G ottfrid A rnolds K irchen- und K etzer- H istorie Dritter und Vierdter Theil. G ottfrid A rnolds F ortsetzung und E rlaͤuterung Oder D ritter und V ierdter T heil der unpartheyischen K irchen- und K etzer- H istorie/ Bestehend J n Beschreibung der noch uͤbrigen S treitig- keiten im XVII den Jahrhundert. Mit Koͤnigl. Polnischen Churfl. Saͤchsischen und Chur- fuͤrstl. Brandenburgischen PRIVILEGIIS . F ranckfurt am M ayn bey Thomas Fritsch . Jm Jahr 1700 . V orrede uͤber den D ritten und V ierdten T heil der K ir- chen- und K etzer- H istorie. G eehrter L eser/ 1 M An hat mit gegenwaͤrtiger Continuation der ohnlaͤngst ausgefertigten Kirchen-Geschichte nicht laͤnger verziehen wollen/ nachdem diesel- be nicht allein im Beschluß des gedachten Buchs versprochen/ sondern auch von sehr vie- len Personen allenthalben verlanget und ge- fordert worden. Welches denn theils die Beschleunigung die- ser Edition desto mehr veranlasset/ theils auch die Hoffnung ferner erwecket hat/ es werde diese letztere Arbeit so wol als die erste von rechtschaffenen und verstaͤndigen Gemuͤthern zu ih- rem und dem gemeinen Besten/ absonderlich aber zu Steuer der so lange und gewaltig unterdruͤckten Wahrheit angewen- det werden. 2 Es ist allerdings billich/ daß ein redlicher Mann sich von Hertzen erfreue/ wenn er mercket/ daß die Goͤttliche Wahrheit mehrern Beyfall unter den Leuten findet/ als etwa sonst und zu andern Zeiten geschehen seyn moͤchte. Noch vielmehr ist man verbunden/ solche Liebe und Begierde zur Wahrheit auf alle muͤgliche und Gott-gefaͤllige Art zu unterhalten/ zu befoͤr- dern und zu vermehren. Wann dann in diesen ietzigen Zei- ten die Anzahl derer/ die etwas gruͤndliches und Goͤttliches su- chen und annehmen/ ungleich groͤsser ist und taͤglich wird/ als )( 3 in Vorrede. in vorigen Jahren; dieselbe aber von denen falschen Lehrern theils mit List/ theils mit Macht an zulaͤnglicher Erkaͤntnis und Zunahme derselben fast uͤberall gehindert wird/ also daß die wenigsten von dem Geheimnis der Boßheit oder auch der Gott- seligkeit muͤndlich berichtet werden koͤnnen: So ist annoch durch Gottes Providenz die schrifftliche Anweisung uͤbrig/ welche auch viel weiter als die muͤndliche und an solche Orte zugleich reichet/ dahin sonst nicht leicht ein Zeuge der Wahrheit kom- men kan. 3 Aus diesem Absehen ist nun auch nach GOttes Willen der Erstre und Andere Theil dieser Kirchen-Geschichte publici- ret worden: denen die beyden gegenwaͤrtigen nunmehro aus eben solchem Zweck folgen. Die anderen Ursachen oder Umb- staͤnde des gantzen Wercks wird der Leser in denen Vorreden uͤber die beyden ersten Theile nacheinander angefuͤhret finden: also daß allhier nichts weiter mehr zu erinnern noͤthig scheinet. Wie denn auch die Ursachen/ warum man nicht die Historie vom 1688sten biß auff dieses itzige Jahr fortgesetzet/ im Beschluß dieses hier folgenden Dritten Theils zu ersehen sind. 4 Meine Haupt-Absicht ist bey diesen und allen andern Schrifften/ dem Friede nachzujagen/ und deßwegen allem An- laß zum streiten und Schul-Gezaͤncke/ so viel an mir ist/ durch GOttes Gnade zuvor zu kommen. Daß ich demnach viel weniger geneigt und gesonnen bin/ mich in die ietzigen Strei- tigkeiten im geringsten zu mengen/ oder einige Parthey zu ver- theidigen. Angesehen dieses alleine GOtt selbst thun kan und muß/ als welcher auch die menschlichen Fehler/ welche bey eini- gen sonst gutscheinenden Hauffen zu finden/ selber entdecken und abthun wolle! Und ob wohl einige streit-suͤchtige Leute mich auch unter eine gewisse Parthey oder Secte mit ziehen/ und mei- ne Arbeit/ als ob sie auff Verfechtung dieses oder jenes Hauf- fens hauptsaͤchlich angesehen waͤre/ beschuldigen und verdaͤchtig machen wollen: So bekenne ich doch frey dasjenige/ was GOTT selber weiß/ daß es in mir also stehe/ ja er selbst durch seinen Heil. Geist in CHristo JEsu gewircket hat. Nemlich/ daß sich mein Gewissen so gar nicht in einiger Secte menschli- cher Lehr-Art oder Meinung/ sie scheine so gut als sie wolle/ befriedigen koͤnne/ daß ich vielmehr immerzu den großen Scha- den und Ungrund des sectirischen Unwesens erkannt und da- her Vorrede. her einen Ekel davor bekommen/ und biß dato behalten. Hin- gegen/ daß ich allein in dem HErrn JEsu CHristo und dessen eigener lauterer Lehre alles miteinander suche/ finde und genies- se/ so ferne er sich in seinem Worte offenbahret/ und noch immer als das wahrhafftige Licht einen jeden Menschen gerne erleuch- tet: Welches denn auch die bruͤderliche Liebe zu allen seinen wahren Gliedern/ und die gemeine zu allen Menschen gruͤndet und unterhaͤlt. 5 Dieser theure Grund/ nehmlich die unpartheyische Liebe und Friedens-Begierde gegen iederman hat mich auch gedrun- gen/ mich aller zancksuͤchtigen Urtheile/ Ausspruͤche und Lehr- Saͤtze zu enthalten/ und bloß das Amt eines redlichen Histori- ci zu mainteni ren/ durch eine unpartheyische Relation und dabey gesetzte Zeugnisse der Wahrheit/ oder wenigstens durch beygefuͤgten Anlaß/ der den Leser bewegen moͤchte/ der Sache weiter nachzusinnen. Es waͤre mir wol ein leichtes gewesen/ mit Saͤtzen/ Gegen-Saͤtzen und Schul-Fragen heraus zu fahren und auch die paradox esten Dinge zu verfechten: Alleine/ was haͤtten diese anders gebohren/ als Zanck/ und folglich Haß/ Laͤ- sterung und eitel boͤse Ding? Dahero mir niemand uͤbel spre- chen kan/ daß ich das erste Wort auff dem Titel-Blat immer vor Augen gehabt/ nehmlich/ daß ich eine unpartheyische H istorie schreiben/ und also selber gegen alle indifferent seyn muͤsse; ob ich wol weder mir noch andern Freyheit geben darff/ in dem Grunde des Glaubens auffs ungewisse zu lauffen. 6 Die Zeit und der Raum haben im uͤbrigen nicht ver- goͤnnen wollen/ bey Excerpi rung der Stellen aus den ange- fuͤhrten Scribent en allzu weitlaͤufftig zu seyn/ sondern mit der Summa der Materi en meistentheils dem Leser an die Hand zu gehen/ und zu weiterem Nachschlagen Anlaß zu geben. Jm- mittelst sind doch einige rare und bedenckliche Buͤcher/ daruͤber in der Kirchen etwa Streit entstanden/ in dem Vierdten Theil excerpi ret und recensi ret worden/ welches/ wo nicht allen/ doch den meisten und verstaͤndigsten lieb seyn wird. Solte sich in- dessen iemand bey dieser Arbeit in oͤffentlichen Schrifften durch das leider! gewoͤhnliche Laͤstern und Verketzern mißvergnuͤgt bezeigen wollen: der hat erstlich wol zu uͤberlegen/ ob er die Sache nach Wuͤrden ausfuͤhren/ oder nicht vielmehr noch wei- tere Vorrede. tere gruͤndliche und unlaͤugbare Zeugniße so wol wider die fal- sche/ als von der wahren Kirche heraus locken und abdringen moͤchte. 7 Zwar werde ich meines Theils mich nicht in die geringste Streitigkeit einlassen/ noch meine Zeit mit einigen solchen Ne- ben-Dingen mehr zubringen; nachdem mich der HERR zu einer weit andern Ritterschafft maͤchtiglich beruffen und bestaͤ- tiget hat/ also/ daß foͤrderhin das gesamte Historische und bloß- buchstaͤbliche Wesen meines Theils nicht mehr seyn mag. Es moͤchte auch diese aͤussere und sehr schwache Art zu dienen und zu streiten wol am laͤngsten gedauret und gegolten haben: in Ansehung/ daß GOTT wircklich in so gar vielen Gemuͤthern gewaltig arbeitet/ sie auf eine zulaͤnglichere und gantz unuͤber- windliche Weise auszuruͤsten/ daß sie gegen aͤussere und innere Feinde bestehen koͤnnen. Jedennoch wird es auch nicht erman- geln an solchen/ die da sich zu denen Unwissenden/ Jrrenden/ Verfuͤhrten oder auch Verfuͤhrern herunter lassen/ und entwe- der denen Boßhafftigen das Maul stopffen/ und die Widerspre- cher uͤberzeugen/ oder den Schwachen den rechten Weg zeigen sollen. 8 GOTT aber ruͤste einen ieden aus zu dem wohlgefaͤl- ligsten Werck/ ihm zufoͤrderst sich selbst darzulegen zu einem an- genehmen Opffer/ und durch Leiden Gehorsam zu lernen im ste- tigen Kampff und Sieg wider alle Feinde/ und denn auch des- sen heiligen Willen in allen zu thun in seinen Tagen zur Ehre und Herrlichkeit seines Namens! D ritter T heil D er unpartheyischen K irchen- und K etzer- H istorie. Das I. Capitel. Von Ægidio Guthmann/ Paulo Lautensack/ denen Marpurgischen Weigelian ern und Bartholomæo Sclei. § 1. Jahr MDC. biß MDCC. D Em im beschluß der Kirchen- und Ketzer-Historie gesche- henen versprechen zu folge sollen nunmehro diejenigen streitigkeiten/ welche aus dem 17. Seculo noch zu be- schreiben uͤbrig sind/ allhier nach der ordnung ausgefuͤhret werden. Wir wollen aber/ so viel muͤglich seyn wird/ diesel- ben theils nach den umstaͤnden der zeit/ theils nach der materi e selbst ordnen und betrachten. Demnach kommen uns hier zu erst vor augen diejenigen personen/ welche noch um das ende des 16. und den anfang des 17. Seculi bekant worden sind. Guth- manns Le- ben 2. Unter diesen mag nun hier zu erst stehen Ægidius Guthmann/ welcher vermuthlich aus Schwaben buͤrtig und um das Jahr 1575. zu Augspurg und weiter hin vielen bekant und be- liebt gewesen/ auch sein buch damals geschrie- ben haben soll/ wie der auctor der vorrede und Sperber im Echo Fraternit. R.C.p. 12. schrei- ben. Dieses buch wird in der neuen edition al- und Schriff- ten. so tituli rt: Offenbarung Goͤttlicher Ma- jestaͤt/ darinnen angezeigt wird/ wie GOTT der HErꝛ sich anfaͤnglich al- len seinen geschoͤpffen mit worten und wercken geoffenbaret/ und wie er alle sei- ne wercke/ derselben art/ krafft/ eigen- schafft und wirckuug in kurtze schrifft artlich verfasset/ und solches alles dem ersten menschen/ den er selbst nach sei- nem bild erschaffen/ uͤberreichet: hiebe- vor vor 60. jahren edi rt/ Amsterdam und Deren edition. Franckfurt 1675 in 4to. Diese neue editi- on hat Heinrich Amersbach Prediger zu Hal- berstadt procurir et/ weil die ersten exemplaria sehr rar und theuer gewesen. Dahero die mi- nisteria zu Luͤbeck/ Hamburg und Luͤneburg in ihrer Lehr- und schutz-schrifft wider den Guthmañischen offenbahrungs-patꝛon in der vorrede p. 25. sich sehr beklaget/ daß der editor ein Lutherischer Prediger in ei- nem nahmhafften Lutherischen ministe- rio waͤre. D. Gerhard hat allem Ansehen nach den auctorem der ersten edition nicht ge- wust/ dahero er nur bloß das buch selber allegi- r et/ und dessen einstimmung mit Weigelio zei- get/ in disputat. degloria DEl disput. 2. p. F. 1. welches auch D. Himmelius gethan/ der ohne dem Gerhardum fast durchgehends ausschrei- bet/ in Colleg. Anti-Enthus. Disput. 1. p. 16. Jahr MDC. biß MDCC. 3. Was aber nun die Gelehrten von diesem Buche gehalten haben/ davon findet man un- terschiedliche ausspruͤche. Der unter den Lu- Urtheile von ihm/ theranern sehr beliebte und bekante D. Johann Valentinus Andreæ hat Guthmannen unter die homines insolitæ eruditionis oder Leute von ungemeiner gelehrsamkeit gerech- net/ welche kaum den namen nach be- kant waͤren; in Mythologia Christ. Manip. III. n. 23. p. 137. Der Auctor des Buchs Echo Fraternitatis bekennet am angezogenen oꝛte von ihm/ daß er ihn vor einen hocherleuchte- und Lob- spruͤche. ten Mann und mit der weißheit GOt- tes begabet halte/ auch von GOtt und den geschoͤpfen sehr subtil, geistreich und tieffsinnig handele. Item, daß derselbe auctor GOtt seinen Schoͤpffer und des- sen so vielfaͤltige herꝛliche geschoͤpffe in- nen und auswendig/ so zu sagen/ gar ei- gentlich muͤsse erkant und gekant ha- ben. Der auctor der dedication, an Chur- fuͤrst Fridrich den V. Pfaltzgrafen/ Landgraff Moritzen zu Hessen/ und Graff Ernsten von Hollstein hat davon also geurtheilet: Den ge- lehrten ist dieses opus ein wegweiser weit hoͤherem nach zutꝛachten: den kuͤnst- lern oͤffnet es die augen zur rechten Christlichen philosophie zu gelangen/ und von der heidnischen und falschen sich ab- zuwenden/ das mangelhaffte zu erken- nen/ das uͤberfluͤßige und unnuͤtze ab- zuschneiden/ und alles allein in dem ei- nigen centro, daraus es geflossen/ zu su- chenund zu finden. Es deutet auff die rechte Mittel nicht allein specificam me- dicinam, die gestirn-kunst/ gestalt-kunst (signaturam rerum) die bau-kunst/ kuͤndig- keit vieler und aller sprachen/ gesang- kunst nach inhalt des Wortes GOt- tes/ und denexempeln unserer lieben vor- elternohne mangel wiederum in ubung zu bringen: sondern es tractir et auch/ wie man zu der universal-tinctur und uͤber das zu den hohen gaben des H. Geistes/ alle geschoͤpffe neben der herꝛlichen Majestaͤt GOttes zu erkennen/ vermit- telst Christlicher vorbereitung gelan- gen moͤge. 4. Der auctor des kurtzen Bedenckens/ wel- Des aus- gebers re- commen- dation. ches vor der neuen edition stehet/ schreibet gleichfals davon also: Obwol einige puncte’ A. K. H. Dritter Theil. A in die- Th. III. C. I. Von Ægidio Guthmann/ Paulo Lautensack/ Jahr MDC. biß MDCC. „in diesem buch so mit denen gemeinen confes- „sion en nicht allerdings uͤbereinstimmen/ so ist „doch I. dieser haupt-punct und grund richtig „und uͤberaus koͤstlich/ daß Auctor mit diesem „werck fuͤrnemlich sucht/ das hochheilige wort „GOttes bester massen zu commendir en/ daß „wir von den veꝛfuͤhrꝛischē irꝛwischen den Heidẽ „und unsers natuͤrlichen viehischen alten Men- „schens zu dem wahren Goͤttlichen licht gefuͤh- „ret werden/ da sich eigentlich in uns spiegelt „des HErꝛn klarheit mit auffgedecktem ange- „sicht ꝛc. Menschen lehren und satzungen haben „zwar sonst vor den augen der fleischlichen einen „schoͤnen schein/ gleich den geschmuͤckten tod- „ten-graͤbern/ so auswendig schoͤn/ inwendig „voller todtenbein und alles unflats sind. „Aber hie wird uns was bessers angewiesen/ „nemlich das unvergaͤngliche samenkoͤrnlein „des fromm- und seligmachenden Evangelii; „denn in GOttes wort liegt das geheimniß des „gantzen Reichs GOttes und der neuen crea- „tur als eine krafft GOttes verborgen/ nicht „anders als in einem samen ein gantzer baum „mit wurtzel/ stamm/ aͤsten/ zweigen/ blaͤttern/ „fruͤchten verborgen liegt. II. Jst auctoris „guter und auffrichtiger zweck aus GOTTes „wort zu zeigen (die blinden/ faulen/ verzag- „ten Christen auffzumuntern) was ein Christ „fuͤr eine herꝛliche creatur GOttes/ wie er ein „rechter wunder-mensch in CHristo/ mehr/ „maͤchtiger/ reiner/ schoͤner ꝛc. als alle creatu- „ren im himmel und auff erden/ ein herꝛ uͤber „alles/ ein gott/ licht und heiland der welt/ ein „himmels-koͤnig schon auff erden/ ein siegsfuͤrst „uͤber tod/ teuffel und hoͤlle; und alles das im „geist und glauben. Jst also das gantze buch „eine erklaͤrung des II. cap. an die Hebraͤer/ da „dergleichen/ was glaube sey und wircke/ ge- „stalt denn gewiß/ daß GOtt noch eben so ge- „neigt waͤre/ durch uns heutiges tages gleich- „fals solche wercke zu thun/ wenn wir nur in sol- „cher gelassenheit uns GOtt opfferten/ wie die „H. Patriarchen/ Propheten/ Apostel ge- „than ꝛc. Das ist ein verfluchter mensch (sagt „ Taulerus ) der wider GOtt solche luͤgen reden „darff/ und spricht GOtt gebe einem mehr als „dem andern/ GOtt ist kein anseher der perso- „nen/ sondern giebt allen gleich/ wie den Pro- „pheten und Aposteln/ also uns allen. Daß „ich aber jetzo nicht so hoch erleuchtet als Elias, „Paulus oder sonst ein Apostel/ da hat GOtt „keine ursach an/ sondern ich/ daß ich mir nicht „gaͤntzlich absterbe ꝛc. Moͤchte ich diese stunde „durch gelassenheit im geist und natur in und „auswendig mir selbst absterben/ ich empfaͤnde „in einer stunde so viel als der hoͤchste Apostel. „Die gaben GOTTes muͤssen nicht nach dem „Geber/ sondern nach den nehmer gemessen „werden. Receptivum non recipit per mo- „dum imprimentis, sed per modum suæ recepti- „vitatis, quæ est in recipiente: bißher I auleri „worte. Zugeschweigen was sonst von unsern „ Theologis ex Zachar. XII. 8. auff diese zeiten „N. T. gezogen wird/ daß der schwache unter „uns soll seyn wie David/ und das hauß Da- „vid (ein starcker) wie GOttes hauß und die „H. Engel. „ III. Finden sich einige puncte/ darinnen „der auctor sonderliche meinungen hat/ die auff vorigen zweck des worts oder glaubens„ Jahr MDC biß MDCC. und dessen uͤbung nicht eben practice gehen/“ oder dazu nicht so hoͤchst noͤthig/ die werden“ denen schrifftmeistern (wenn sie ja als meister“ etwas zu streiten haben wollen) zu disputir en“ heimgestellt. Christen nehmen das samen-“ koͤrnlein mit einfaͤltigem tauben-hertzen im“ glauben mit freuden an/ dancken GOtt/ die-“ nen ihrem naͤchsten nach vermoͤgen aus GOtt/“ huͤten sich dabey mit klugen schlangen-augen“ einfaͤltiglich/ daß sie nicht alsobald laͤstern/“ was sie mit ihrem in alten gewohnheiten und“ menschensatzungen vertiefftem adamsgeist“ nicht alsofort fassen koͤnnen; nehmen unter-“ dessen wie die bienlein den suͤssen honigsafft/“ tragen ein/ bauen ꝛc. was und wie sie koͤnnen/“ lassen den welthummeln das ihrige.‟ 5. Viel andere solche judicia sind nicht noͤ- Dieses buch wird sehr hoch geschaͤtzet und ge- kausst. thig weiter anzufuͤhren/ dahin auch gehoͤꝛet/ daß dieses buch ehemals von hohen und niedrigen so wol im manuscripto als gedruckt sehr theuer und mit vielem gelde offt erkaufft worden. Der Hertzog von Wuͤrtenberg soll es vor diesenum etlich tausend guͤlden erkaufft haben und ab- schreiben lassen/ auch in seine Bibliothec als ei- nen geheimen schatz verwahret. Siehe Colber- gen im Platon. Christenth. P. I. c. 6. P. 289. der gedachte auctor des Echo schrieb gleichfals/ es solte denen reichen dieses buch mit viel 1000. cronen zubezahlen nicht zu theuer seyn. Die drey gedachten ministeria klagen am angezoge- nen orte auch/ daß es so hoch geschaͤtzet/ und haͤuffig erkaufft werde. Und Breckling ge- dencket auch/ in Anti Calovio. p. C. 7. 8. daß in Holland wol ein exemplar bißweilen vor 100. thaler bezahlet worden. Welcher dann dar- neben Guthmannen als einen trefflichen philosophum, magum, und naturkuͤndi- ger ruͤhmet/ und daß mehr Goͤttliche wahrheit in ihm zu finden sey/ als in al- len schriften der gemeinen Theologorum. Was nun aber die judicia der andern parthey Von an- dern ver- worffen. betrifft/ so ist das offtgedachte buch der dreyen ministeriorum mehr als zubekannt/ worinnen sie selbiges/ oder vielmehr der concipiente D. Pomarius Superintendens zu Luͤbeck/ als kaͤtze- risch verwerffen und verdammen. Der gedach- te Breckling erwehnet auch an gemeltem ort/ daß die Leiptziger Theologi selbiges ebenfalls confiscir et/ und dem editori Amersbachen die und consi- sci rt. exemplaria weggenommen haͤtten/ dahero es nachmals wiederum so theuer worden/ daß mans wol mit 30 thalern bezahlen muͤssen. Er erinnert auch dabey/ ein jeder liebhaber der verborgenen weißheit und wahrheit GOttes moͤchte selbst urtheilen/ ob des guten Mannes buch so veꝛkehꝛt/ fanat isch und gottloß sey/ als D. Calov. und Poma- rius es ausrufften. Item, ob in Calovii oder Guthmanns buͤchern bessere gruͤnde al- ler Goͤttlichen und natuͤrlichen weiß- heit zu finden/ und ob diese oder jene uns mehr und naͤher auff GOttes wort an- weisen/ und dessen wunder offenbahren ꝛc. D. Nicolaus Hunnius hat in der betrach- tung der neuen Paracels. und Weigel. Theol. p. 9 an diesem buche sonderlich getadelt/ daß es lauter Reformir ten Potentaten dedicir et wor- den/ auch an einem Calvinischenorte (nemlich zu Ha- denen Marpurgischen Weigelian ern und Bartholomæo Sclei. Jahr MDC. biß MDCC. zu Hanau) anno 1615. erstlich gedruckt sey. Klaget dabey/ daß ihn auch der auctor des buchs von der magia commendir et habe/ neben diesen drey ministeriis aber hat auch einer/ Io- hannes Fabricius eine wiederlegung geschrieben wieder dieses buch/ zu geschweigen was andere Theologi davon hin und wieder nach ihrer art gedacht haben. Siehe Gerhardum l. c. Dann- hauer. Tom. 1. Theol. Consc. p. 22. Jo. Meisner. de Proph. Sect. IV. n. 2. Calovium und andere. 6. Nachdem aber die gewoͤhnlichen gruͤnde dererjenigen Scribent en/ welche wider derglei- chen leute/ die sich der Goͤttlichen offenbarung geruͤhmet/ bekant gnug/ auch allhier zu wiederholen allzuweitlaͤufftig sind: Will ich nur aus Guthmanns buche einige stellen an- fuͤhren/ woraus der leser selbsten einen unpar- theyischen schluß fassen mag. Erstlich koͤnnen zur probe die summaria einiger capitel dienen/ als da sind des ersten capitels im ersten buch/ welche also lauten uͤber die ersten worte der Bi- Jnhalt des 1. cap. aus dem I. Buch. bel: Jm anfang war das Wort. Num. I. Was dieser anfang sey und wie er soll verstan- den werden. 2. Was vor diesem anfang gewesen sey. 3. Welche dinge in diesem anfang begriffen seyn. 4. Ob die Heiligen GOttes einen anfang ha- ben/ oder ob sie von ewigkeit gewesen. 5. Ob die Engel/ Ertz-Engel ꝛc. auff dißmal im anfang der schoͤpffung oder aber davor ih- ren anfang genommen. 6. Ob nicht alle dinge/ die einen anfang haben auch ein ende nehmen werden. 7. Wie viel 1000 jahr/ monat/ tag/ stunden/ minuten/ von diesem anfang biß auff diese stunde/ verflossen. 8. Jn wie vielerley wege dieser anfang gethei- let sey. 9. Warum dieser anfang und weswegen er gemacht worden. 10. Was GOtt der HErꝛ durch diesen anfang zuverstehen habe geben wollen. 11. Wie weit sich dieser anfang erstrecket. 12. Wie der ort genant werde/ da dieser an- fang angegangen ist. 13. Wem und wann dieser anfang geoffenba- ret worden. 14. Ob nicht dieser anfang in einem heimli- chen buch verzeichnet sey. 15. Ob auch etliche unsichtige dinge in diesen anfang verfasset. 16. Ob alle gute dinge/ aber nichts boͤses in diesem anfang begriffen. 17. Ob nicht dieser anfang heilig und wunder- barlich gewesen. 18. Was fuͤr grosse geheimniße unter diesem wort anfang verborgen seyn. Item, des 1. cap. aus dem II. Buch. 7. Also auch werden im ersten capitel des an- dern buchs folgende fragen nach einander ent- schieden: 1. Daß GOtt der HErꝛ allein und sonst niemand alle dinge durch sein wort ge- schaffen/ und noch heut zu tage alle dinge be- schafft. 2. GOtt der HErꝛ schafft reine hertzen. 3. Wie und mit was worten GOtt der HErꝛ alle dinge geschaffen. 4. Wer bey solcher schoͤpffung gewesen. 5. Aus was ursachen solche schoͤpffung gesche- hen. 6. Ob ein mensch die Stimme des worts in Jahr MDC. biß MDCC. der schoͤpffung ohne schaden mit ohren haͤtte fassen moͤgen. 7. Was fuͤr geheimniße im wort Schaffen ver- borgen liegen. 8. Ob GOtt der HErꝛ die Engel und Heiligen geschaffen. Und auff solche weise hat er nun die gantze histo- rie der schoͤpffung aus denen ersten capiteln Ge- neseos in diesem buch erklaͤret/ und daraus alle Goͤttliche und natuͤrliche weißheit deducir et/ was aber insonderheit die principia seiner lehre betrifft/ so haben die erwehnte 3 Ministeria aus ihm folgende saͤtze von der ohnmittelbaren er- leuchtung angefuͤhret und verworffen: die worte Guth- manns lehre von der er- leuch- tung. Pauli 2 Cor. III. 6. der buchstabe toͤdtet/ aber der Geist macht lebendig/ waͤren von dem todten buchstaben der schrifft zu verstehē. Der schwartze buchstabe der schrifft sey als eine versperrete truhe des geistlichen heimlichen verstandes/ und der verborgenen geheimniße GOttes/ als des darinnen bewahrten koͤstlichen schatzes; die buchstaͤbliche auslegung der schrifft sey der tod/ die geistliche aber das leben. Der H. Geist zuͤnde in dem menschen zu erst einen solchen licht- glantz an/ daß er alsdenn die geheimnis- se verstehe/ die unter den schwartzen buchstaben verborgen liegen ꝛc. Siehe p. 501. Punctum VII. Und des wegen nennen sie ihn einen Weigelian er und Schwenckfelder. Wir koͤnnen aber seinen eigenen sinn aus seinen worten am besten vernehmen/ da er im 6 buch am 6. cap. p. 203. seine grosse freude bezeuget Von der Heiligen Schrifft. uͤber der von Luthero verteutschten Bibel/ auch die Reformatores gar sehr ruͤhmet. Und hier- auff giebt er seinen sinn von dem rechten ge- brauch und nutzen der schrifft also zu verstehen/ woraus zu sehen seyn moͤchte/ daß er die Schrifft nicht verachtet/ sondern allerdings hoch gehalten; welche worte aber/ weil sie seine widerleger mit fleiß uͤbergangen haben/ ich hie- her setzen will: dannenher die H. Bibeln ei- nen lichten hellen glantz empfangen ha- ben/ und einensolchen lichten schein von sich geben/ daß dar auff sehr viel leute sich widerum bekehret/ die H. Bibel mit fleiß durchlesen/ und denrichtigen ver- stand daraus genommen/ auch die schwere spruͤche mit andern Biblischen schrifften ausgelegt/ und die schaͤndli- chen irthuͤmer ausgerottet: darum last uns das auffgegangene licht lieben/ be- schuͤtzen/ beschirmen/ und biß an unser ende dabey beharren. Dergleichen oͤrter mehr bey ihm zu finden sind. 8. Was er aber auff seiten des menschen zum Von nothwen- digkeit des wa- chens und betens. rechten gebrauch und verstand der schrifft/ und zur wahren erleuchtung/ noͤthig halte/ zeiget er unter andern in diesen worten an: Du weist/ daß dich GOtt der HErꝛ hat gelehret beten/ suchen und anklopffen/ da du das- selbige nicht thun/ sondern die Haͤnde in busen schieben woltest/ so muͤstestu auch um deiner traͤgheit und ungottseligkeit willen nicht allein dieses koͤstlichen scha- tzes/ sondern auch noch viel mehr noth- wendigere sachen entrathen und man- geln. Derohalben so bitte auch um gna- A. K. H. Dritter Theil. A 2 de und Th. III. C. I. Von Ægidio Guthmann/ Paulo Lautensack/ Jahr MDC. biß MDCC. de und eroͤffnung der geheimniße/ und laß dir auff dißmal gnuͤgen/ daß dir ge- zeiget ist/ wo du diß suchen solst in IV. buch c. 17. p. 62. und im I. buch c. 18. p. 12. Unter diesem wort Anfang so mit den Goͤttlichen buchstaben JEHOVAH verzeichnet/ sind die hoͤchste geheimnis- se aller wunder wercke/ die in dieser welt geschehen seyn/ und geschehen moͤchten/ begriffen/ da ein mensch dermassen aus- gesoͤhnet/ und in GOttes huld waͤr/ daß ihm seine augen eroͤffnet wuͤrden/ daß der diß wort wuͤrdiglich koͤnte gebrau- chen/ seine geheimniße verstehen/ und in das werck richten/ der wuͤrde alle die wunderwercke so wol als Moses/ die Partiarchen/ Propheten und Apostel gewuͤrcket haben/ und noch viel groͤssere dinge thun koͤnnen und moͤgen. Anders wo setzet er ebenfals im II. theil c. 32. p. 227. daß das sehen am ersten durch den licht- glantz geschehen muͤsse/ und alsdenn muͤsse die kunst oder wissenschafft aus Und Got- tes noͤthi- gen bey- stand. GOttes wort erfolgen. Von sich selb- sten bekennet er auch/ daß er dieses buch aus dem klaren befehl GOttes geschrieben habe im IV. buch c. 17. p. 62. und uͤberhaupt weiset er den leser allein zu GOTT selber und auff den schluͤssel Davids/ hat auch deswegen ofte vieles verschwiegen/ mit der angehengten ursache/ damit ein begieriges gemuͤthe selber sich durch die Goͤttliche weißheit fuͤhren und lehren liesse. Siehe V. B. c. 104. p. 190. VI. B. c. 6. p. 193. IV. c. 17. V. c. 57. X. c. 17. XI. c. 88. XV. c. 20. \&c. 9. Dieses ist sonderlich der haupt-punct/ worinnen die Theologi ihn getadelt haben/ welchen sie auch als seinen grund-irthum ange- ben/ darauff sein gantzes buch bestehe/ (lehr- und schutz-schrifft. p. II. c. 3. p. 551. und p. I. p. 400.) Hiernaͤchst haben sie auch andere puncte aus ihm gezogen/ welches sie aber nur irrigene- Seine andere verworffe- ne lehren. ben-puncte nennen. Zum exempel sie tadeln an ihm/ daß er gesetzet/ alle geschoͤpffe GOt- tes haͤtten eine sinnlichkeit oder ein le- ben in sich/ GOtt schaffe noch heut zu tage neue dinge/ die zuvor nie gewesen/ GOtt habe keinen mitgehuͤlffen oder mitwircker/ er wircke nicht durch die an- dere oder dritte ursache/ GOttes wille sey nichts anders gewesen denn lauter Engel/ die Engel waͤren und thaͤten nichts anders denn allein GOttes wil- len/ die stern-kugeln waͤren gewisse woh- nungen der dienstbaren Geister/ es waͤ- ren gewisse ordnungen und Choͤre der heiligen geister GOttes/ als die Cheru- bim/ Seraphim/ Thronen/ Herꝛschaff- ten/ Fuͤrstenthuͤmer/ Gewalten/ Kraͤff- ten/ Ertz-Engel/ deren immer eine hoͤ- Von mei- dung der suͤnde. her als die andere: Siehe l.c. p. 560. Jtem sie verwerffen/ p. 569. daß er gesetzet: ein be- kehrter mensch muͤsse den gaͤntzlichen vorsatz fassen nimmermehr zu suͤndigen/ und solle auch im werck selber nicht mehr suͤndigen/ ja wenn er ein kind GOttes sey/ so suͤndige er auch gar nicht mehr. Dahero halten sie vor irrig/ wann er geschrie- ben: Selig ist der Mensch/ der solches von GOtt dem HErꝛn erlanget/ daß er noch Jahr MDC. biß MDCC. in dieser zeit in den dritten himmel und gar ins Paradieß entzuckt wird/ er wird fuͤrder hin nimmermehr suͤndigen. Jtem/ was die rechte kinder GOttes seyn/ die- selbigen suͤndigen nicht/ denn sie bleiben bey GOtt/ alda keine suͤnde ist/ aber die suͤnden sind wercke des Teuffels/ und wer dieselben thut/ der ist auch des Teuf- fels. 10. Diese und dergleichen expressiones mag freilich niemand/ den sein gewissen uͤberzeugt/ und verdammet/ daß er die suͤnde weder uͤberwunden habe/ noch ferner zu uͤberwinden willens sey/ vor wahrhafftig erkennen/ und wenn gleich Johannes noch so offt und deutlich bezeiget haͤtte/ daß es wahr sey und keine luͤgen. Eben wie man auch vor irrig ausgegeben/ wann Guthmañ geschrieben: Von der vollkom- menheit. Es werde ein suͤndiger mensch von dem glantz des Goͤttlichen ansehens erleuch- tet und gereiniget/ da die suͤnde in ihm durch den wahren glantz des gesichts GOttes ausgebrandt und endlich ver- zehret werden Vid. Baierus Collat. Doctr. Quaker. Cap. XI. th. 1. p. R. 4. Jngleichen: der mensch koͤnne alle seine wercke gut und vollkommen machen/ sich von allen suͤnden reinigen/ GOtt den HErrn aus grund seines hertzens aus gantzer seele und gemuͤth/ und aus allen seinen kraͤf- ten lieb haben/ und seinen naͤchsten als sich selbst/ seine lehr und gebot halten. GOtt der Herr begehre von einem men- schē nichts unmuͤgliches/ auch nicht/ daß man dem menschen solte etwas unmuͤg- liches anmuthen/ fuͤrtragen/ oder fuͤr- schreiben/ sondern alle seine lehre/ joch buͤrde sey suͤß/ lieblich und sanfftmuͤtig/ die der mensch leichtlich erschwingen/ ertragen/ und zu ende bringen koͤnne. Welches alles von denen orthodoxis vor gott- loß/ Juͤdisch und Socinian isch angegeben wird. Siehe die lehr- und schutzschr. p. 571. Gleich- wie sie ihm auch vor unrecht ausdeuten/ daß er die kraͤffte des glaubens/ wie sie sich uͤber die na- tur durch GOttes allmacht erweisen koͤnten/ sehr offt beschrieben hat. 11. Also fuͤhren sie diese seine worte als irrig Von der krafft des glaubens/ an: Ginge diß mit dem Teuffel zu/ wenn jemand auff dem meer mit blossen fuͤssen wandelt/ so muͤste auch CHristus der Herꝛ in krafft des teuffels auff dem meer umgangen seyn/ denn dem glauben ist nichts unmuͤglich. Also auch und eben und denen wundern. in diesem glauben mag ein mensch der lufft brauchen/ daß er seine gantze wor- te nicht allein hundert/ sondern etliche tausend meil weges zu seinem freund trage/ und von dannen wiederum ant- wort bringe. — Es will an dir und dei- nem unglauben nicht gelegen seyn/ und werden sich die kinder des lichts in diesen und viel andern mehr wunderbarlichen faͤllen der lufft rechter art nach zuge- brauchen wissen/ daran sich die gantze welt verwundern wird. Part. 2. p. 34. daraus folget/ daß ihr unglaubige Hei- den und nichts anders seyd. p. 35. da wuͤrde denen Marpurgischen Weigelian ern und Bartholomæo Sclei. Jahr MDC. biß MDCC. wuͤrde man allererst sehen/ daß ihr aus Heiden wahre Christen waͤret wor- den/ und in der Christ glaubigen kirchen wohnet/ und beweiset euren glauben mit seinen fruͤchten/ ihr wuͤrdet mit neu- en zungen reden. — Wer es anders haͤlt der ist unglaubig/ und ist kein Christ/ son- dern ein Heid und abgeschnittenes glied von der Gnade GOttes/ der nicht glau- bet der verheissung CHristi/ so durch den glauben verheissen ist worden/ denselben solte man von der gemeine GOttes aus- schaffen/ biß so lange er sich bekehret und glaubig wuͤrde. p. 85. Wenn der mensch nicht sein selbst/ sondern Gottes werck in einem festen Christlichen glauben brau- chen koͤnte/ so wuͤrde er wũder uͤber wun- der stiften und anrichten. Deñ denglau- bigen ist nichts unmuͤgliches/ dieselben koͤnten so grosse und noch groͤssere wer- cke thun/ weder der HErꝛ selber gethan hat — berge versetzen. p. 86. So gar viel und groß ist es an einem rechtschaf- fenen glauben gelegen. Durch den glau- ben koͤnten wir das wort GOttes brau- chen/ und dadurch wunderbarliche din- hestifften/ und koͤnten das meer vonein- ander theilen/ mit truckenen fuͤssen hin- durch gehen/ den Tuͤrcken darin ertraͤn- cken. — Was wuͤrden wir wol allein mit diesem worte Werde ausrichten? wuͤrden wir nicht alle kranckheiten ge- Auch in natuͤrli- chen din- gen. sund machen? wuͤrden wir nicht schoͤ- nes wetter koͤnnen machen? wuͤrden wir nicht alle unsere feinde zu felde da- durch erlegen? wuͤrden wir nicht aus zinn/ eisen/ kupffer/ quecksilber/ bley gutes gold im augenblick koͤnnen ma- chen? Wer wolt er wehren? Denn GOtt der HErꝛ laͤst sein kraͤfftiges wort seine glaubigen brauchen/ daß sie dadurch wunderzeichen thun/ die krancken ge- sund machen/ die teuffel und schlangen vertreiben. p. 87. Wer die weißheit von GOtt dem HErꝛn hat/ derselbe weiß die krafft und wuͤrckung des worts Gottes/ und kan durch diß wort Werde aus allen metallen gold machen/ und andere wunder wuͤrcken/ er mag das ei- sen/ die steine/ das holtz und andere har- te metallen mit blossen haͤnden ohn al- les feuer wie ein wachs bohren/ und dar- aus bilder und andere wunderbarliche dinge machen/ und seine gestalt geben/ wie ers haben will/ das alles vermag er durch seinen glauben. Wo sind aber un- sere glaͤubige/ die sich ihres glaubens und Christlichkeit ruͤhmen? Wo brau- chen sie daß wort GOttes durch ihren glauben? Wenn macht der Hoheprie- ster mit dem Wort: Es werde! gold oder silber/ daß man dadurch kriegsleute be- stellen/ und die Heiden aus den Christli- chen koͤnigreichen schlagen koͤnte. Sie- he die Lehr- und Schutz-Schrifft l. c. p. 577. u. f. 12. Wie nun diese und dergleichen lehren de- nen orthodoxis nicht gefallen haben/ so hat ih- nen vielweniger anstehen koͤnnen/ was er von ihrer lehre und leben hin und wieder eroͤffnet Jahr MDC. biß MDCC. Sein be- kaͤntniß von den Predi- gern/ hat. Als zum exempel/ wenn er geschrieben: Jn dieser Eitelkeit sind auch zum theil die Prediger/ die sich allerley pracht/ hoffart und wollust der Welt geluͤsten lassen/ auch solches mehr als ihr studir en angelegen seyn lassen/ und auch an sonn- und festtagen ohne alle vorbereitung und anruffung des H. Geistes auff die Cantzel treten/ und ein eitles leeres ge- schrey machen/ darinne kein geistlicher verstand ist. Jm VI. B. c. 6. p. 205, item p. 232. Es ist keine groͤssere schaar unter der Sonnen/ die GOtt dem HErꝛn in seinem heiligthum/ gaben und gnaden/ mehr laͤstern/ und von solchen hohen herꝛlichkeiten weniger halten/ als die eben sind/ die am geistlichsten wollen an- gesehenseyn. Und p. 449. Weil die men- und dem kirchen. dienst. schen aus den bet-haͤusern eine moͤrder- grube machen/ und den Teuffel selbst hinein bringen/ so wohnet er auch in den bet- haͤusern. Die kirchendiener sind die ersten/ die solches thun/ ꝛc. Wie auch P. II. p. 59. Wo sind unsere vorsteher? wo ist ihr glantz innerlich und aͤusserlich/ sind nicht ihre angesichte aͤusserlich ver- dunckelt/ und ihre hertzen befinstert mit ihrem suͤndlichen leben/ darinnen sie ste- cken und verderben. Weil sie GOtt den HErꝛn fliehen/ so moͤgen sie weder in- nerlich noch aͤusserlich erleuchtet wer- den/ und koͤnnen der gemeine GOttes gar nicht vorstehen/ denn sie nichts Goͤttliches weder hoͤren noch sehen moͤ- gen. Ob aber wol der auctor viele solche kla- gen insonderheit auff die Paͤbstischen Priester applicir et hat/ so haben doch die gedachte 3. ministeria in der schutzschrifft p. 507. gemercket/ daß er solche generalia principia zum grunde se- tze/ wodurch auch die Lutherischen mit impli- cir et und angeruͤhret wuͤrden. Womit also angedeutet worden/ daß das gewissen bey sol- chen allgemeinen Klagen schon selbst die appli- cation mache/ gesetzt/ daß auch ein auctor an sol- che leute weder gedacht/ noch wuͤrcklich geschrie- ben gehabt. Wiewol Ammersbach in denen anmerckungen hin und wieder auch die appli- cation mehr als zu deutlich hiebey gemachet hat: Siehe P. I. p. 336. P. II. p. 17. und sonst. 13. Eben also hat er auch von der gemeinen Von der Heidni- schen phi- losophi e/ philosophie und schul-weißheit geurtheilet/ wenn er unter andern geschrieben: Die philo- sophie ist doch unter allen das schaͤdlich- ste gifft/ das zwischen himmel und er- den gefunden mag werden. Denn wie ihrs brauchet/ so ist es nur eine heidni- sche narrerey/ unsinnigkeit/ und ver- fuͤhrung/ die GOtt der HErꝛ hasset/ und sie samt euch vertilgen wird. Part. II. Lib. XVI. c. 7. p. 177. Es wird auch von ihm Colbergen l. c. p. 289. er- und dem gemeinen studir en. zehlet/ daß er selbsten in den so genanten freyen kuͤnsten unterwiesen/ aber auff den Universitæ- t en die eitelkeit derselben gemercket/ und dage- gen auff seinen reisen befunden/ daß bey unge- lehrten leuten diese und noch viel bessere wissen- schafften anzutreffen seyen. Er habe auch zum drittenmal fast alle Universitæt en in der welt be- suchet/ aber uͤberall gehoͤret/ daß sie nicht The- A 3 osophi- Th. III. C. I. Von Ægidio Guthmann/ Paulo Lautensack/ Jahr MDC. biß MDCC. osophi sche sondern heidnische teuffelische buͤ- cher erklaͤrten. Von diesen heidnischen buͤchern hater sonderlich sehr viel erinnert/ und unter an- dern folgendes: Was sind nun die heidni- Wie auch den Heyd- nischen Autoribus zu schulen. sche schreiber und ihre buͤcher als grobe eitelkeit. Denn eben wie ihre heidni- sche lehr-jungen/ so Christen get aufft seyn/ ihre buͤcher aus ihren eigenen kraͤff- ten ohne angesuchte Gnade des H. Gei- stesschreiben/ und viel papier damit un- nuͤtzlich anwenden: also sind auch ihre heidnische buͤcher ohne verstand des H. Geistes zusammen aus ihren eigenen koͤpffen gedichtet und gesponnen/ auch zusammen gezogen und beschrieben wor- den/ den sie mit ihren geschmuͤckten an- zuͤgen und gezierten worten einen sol- chen deckmantel anzogen/ daß sie mit ihrer Sophisterey schier die gantze welt betrogen/ und auff ihre seite gebracht. Wo bleibt denn der H. Geist? Ja es hat die Heidenschafft in den Christlichen schulen dermassen uͤber hand genommen und die lehrmeister wenig oder gar- nichts vonden Biblischen schrifften des A. und N. Testaments zu sagen wißen. So doch GOtt der HErr befohlen/ die furcht GOttes einzupraͤgen/ im VI. B. c. 6. p. 205. Item p. 105. Die Heidnische buͤ- cher werden in unsern hohen und niedern schulen heutiges tages gantz unchrist- lich verfuͤhrisch fuͤrgelesen/ also daß man gaͤntzlich dafuͤr haͤlt/ es koͤnne keiner ein lehrer in H. Schrifft und andern kuͤn- sten werden/ er muͤße denn zuvor die Heydnische sophisterey gantz und gar eingefressen haben/ welches vor GOtt dem HErrn ein grosser greuel/ GOttes- laͤsterung/ und den Christen ein ewiger schand-mackel ist/ daß sie nicht wollen gedencken/ wie die Altvaͤter/ Patriar- chen/ Propheten/ Koͤnige/ die Weisen/ die Apostel und andere Christen solcher Sophisterey in Heidnischen buͤchern gar nicht gebrauchen/ noch dessen geachtet haben/ denn sie haben den rechten/ wah- ren ewigen Kunstmeister gehabt/ der ih- nen kunst/ verstand und weißheit gege- ben/ der ihnen das licht der erkantniß in ihren hertzen angezuͤndet. Siehe auch p. 208. u. f. 222. 271. 301. 358. 401. 14. Und dieses waͤre von gedachtem seriben- t en gesaget/ in welchem ein liebhaber der weiß- heit finden wird/ was er bey vielen andern/ son- derlich bey denen Academi schen lehrern vergeb- lich suchen moͤchte. Diesem koͤnnen wir allhier beyfuͤgen einen andern mann/ der ebenfalls wie Guthmann noch im 16. seculo gelebet/ aber erst- Lauten- sacks leben und schrifften. lich im 17. recht bekant worden/ nemlich Paulum Lautensack einen Mahler und Organisten in Nuͤrnberg. Diesen hat der obenangezogene D. Andreæ nebenst jenen auch unter die leute/ so von ungemeiner wissenschafft gewesen/ gesetzet. Vid Myth. l.c. Ob er gleich die dunckelheit sei- ner schrifften dabey gestehet/ seine schrifften aber sind theils im vorigen seculo, theils im anfang des 17. herauskom̃en. Schon A. 1545. ist ein tra- ctat von ihm publicir et wordē/ dessen titul und Vortrag und inhalt derselben. inhalt folgender ist: Eine anzeigung vom eꝛsten bild uñ seinem buch: wie sich Gott der einige zu erkennen gebe. Auslegung der dritten materien/ inhalt als namen Jahr MDC. biß MDCC. und himmlischer personen mit zeugniß ihrer buͤcher: wie alles mit CHristo muß gecreutziget werden/ alsdenn wird geoffenbaret die herrligkeit GOttes in JEsu CHristo. Anzeigung von GOtt/ worauff das buch stehet. Anfang des buchs der offenbarung JEsu CHristi in- halt. Die andere farbe (als blau) in dem ersten halben regenbogen/ darin- nen sich der Vater als im Sohn laͤst ab- mahlen. Die dritte farb (als roth) in dem ersten halben regenbogen/ darin- nen sich der Sohn GOttes im himmel ist offenbaren. Die vierte farbe (als gruͤn) des ersten halben regenbogen/ darinne sich die dritte person der Heil. Geist ist abmahlen. Der andere halbe regenbogen mit seinen vier farben. Die andere farb des halben regenbogen blau im andeꝛntheil/ daꝛiñen sich die peꝛ- son des Vaters im Sohn ist abmahlen. Die dritte farbe des andern halben re- genbogen als roht/ darinnen sich der Sohn GOttes als in seinem wort ist of- fenbaren. Die vierte farb des regenbo- gen als gruͤn/ des letztern/ darinnen sich der H. Geist ist offenbaren als ein be- schliesser aller dinge. Der zwoͤlf sterne in- halt auff der cron der Jungfrau Mariaͤ. Offenbarung des titels Christi geheim- niß beym Evangelisten/ die vereini- gung des anfangs und des endes verglei- chung. Die offenbarung JEsu CHri- sti nach der menschheit/ wie allhie ange- zeigt ist. Offenbarung der zwoͤlff stern geister bey ihnenhaben/ wie gezeigt. An- zeigung der andern materien von der dreyheit. Auslegung der dritten ma- terien inhalt/ als namen und himmli- sche personen mit zeugniß ihrer buͤcher. Wie alles mit Christo muß gecreutziget/ alsdenn wird offenbar die herꝛligkeit GOttes in JEsu CHristo. Die aͤusser- liche schrifft am verschlossenen buch des lebens. Die erste farbe des ersten hal- benregenbogen/ buchstab/ geist. Die an- dere farbe (als blau) im ersten halben re- genbogen/ dariñen sich der Vater als im Sohn ist abmahlen. Die dritte farbe (als roth. Die vierte farbe (gruͤn.) Des worts inhalt ist offenbar/ erstlich die gelbe far- be. Die anderefarbe blau. Worauf die 12. Act. des glaubens gegruͤndet sind. Offen- bar das heilige himlische Jerusalem von GOtt erbauet. Wie sich GOtt und das wort in CHristo erwiesen dreyfaltig und seyn. Endlicher beschluß aller din- gein dem einigen Gott deꝛ gantzen welt. 15. Noch zuvor anno 1538. ist dieses buͤch- lein heraus kommen: Eine anzeigung mit schrifft/ was in der Fr. Gundelfingerin behausung vor gemaͤhlde angestellet ist. Jn diesen hat er sonderlich die offenbarung Jo- Ausle- gung der Offenba- rung Jo- dannis. hannis geheimnißweise ausgelegt und appli- ci rt/ wovon er in der vorrede p. 3. 4. dieses mel- det: Dieweil die welt des einigen haupt- buchs offenbarung weder wissen noch hoͤꝛen will/ mit samt seinen geheimnissen darinnen verleibet/ so solches ihr wird ange- denen Marpurgischen Weigelian ern und Bartholomæo Selei. Jahr MDC. biß MDCC. angezeigt/ daruͤber sie den Kopff schuͤt- telt/ als gehe sie das buch gar nicht an/ sondern sie haben zuvor schon alles ein gut wissen desjenigen/ was von GOtt zu wissen sey/ daraus auch offenbar wird/ was fehl und mangel sie noch ha- be an der offenbarung JEsu CHristi/ darin er uns nicht unbillig verheist noch eins zu kommen (nach dem geist) unsere ge- wissen zu versichern/ ehe denn das ge- richte komme/ auff daß wir unstraͤfflich erfunden werden auff dem juͤngsten ta- ge. Drum auch alle Gelehrten so hart sind angelauffen/ das buch verachten/ dieweil ihnen der Geist darinnen ver- borgen ist/ daß es wahr ist/ was CHri- stus verschleust/ das muß verschlossen bleiben/ und was er sey eroͤffnen/ das muß geoffenbaret werden/ wie denn sol- ches werck GOtt mit zeichen und wun- derwercken am himmel hat angezeigt/ wie solches in einem andern buͤchlein wird vermerckt/ das zeugniß von oben aus der Schrifft/ deßgleichen der titel CHristi und anders ihre jahrzahl mit sich bringen/ zu welcher zeit das buch offenbar soll eroͤfnet werden/ nemlich in der letztenzeit/ wenn der siebende Engel posaunen wird/ sollen solche geheimnis- se GOttes geoͤffnet werden/ wie er sol- ches seinen Knechten und Propheten hat verkuͤndiget. Offenba- rung JE- su CHristi von Wei- gelio edi rt 16. Diese seine schrifften zusammen hat her- nach Valentinus Weigelius mit einer sonder- baren auslegung erlaͤutert/ welche Anno 1619. zu Franckfurt am Mayn heraus gekommen mit dem titul: Offenbarung JEsu CHri- sti/ das ist/ ein beweiß nach dem titul uͤber das creutz CHristi/ und die 3. Al- phabeth als hebraͤisch/ griechisch und la- teinisch/ wie etliche wunderbare figu- ren. Welcher gestalt der einige GOtt auff unterschiedene art und weise/ und endlich ohne einige figur wahrhafftig und vollkom̃lich in deꝛ person Jesu Chri- sti sich geoffenbaret habe. Durch den gottseligen Paulum Lautensack Mahleꝛn und Organisten weiland in Nuͤrnberg. Uber welche um voͤlligen verstands wil- len die auslegung M. Val. Weigelii her- zugesetzet worden. Darinnen zufinden wie der mensch mit GOtt/ himmel und erden durchs wort/ welches am ende der welt fleisch worden/ in einem thon gehe/ und des teuffels diffonantz verhuͤtet wer- de. Franckfurt am Mayn. Und eben dieser Weigelius hat ihn erst recht bekannt gemacht (deßwegen wir ihn auch in dieses se- culum verspart) und hat ihn nicht allein in die- ser edition, sondern auch anderswo gar sehr ge- ruͤhmet/ und unter andern geschrieben: Wir und sehr geruͤhmt. werden nicht eher zu verkuͤrtzen zu ver- schwaͤꝛmenuñ zu verjagen aufhoͤren/ biß wir die H. Biblia gruͤndlich verstehen/ nicht nach der schale derworte/ sondern nach dem kern: das ist/ biß wir Theolo- giam Theophrasti Paracelsi und Pauli Lau- tensacks verstehen/ welche kein ander wort fuͤrgeben/ als nur die H. Schrifft nach dem kern/ und nicht nach der aͤus- sern rinde. Jst gar nichts neues bey ih- Jahr MDC. biß MDCC. nen zu finden/ bleibet die aͤlteste Philoso- phi e/ und daher die wahrhafftigste. Sie erklaͤren die beyden lichter der natur und gnaden/ nur durch die Schrifft ohn alle gloß von menschen: Jm Gnothi Seavton p. 36. 17. Aus dieser Recommendation ist von selbst zu sehen/ was die Schul- Theologi vom Lautensacke geurtheilt haben. Zumal er auch selber das gemeine elend beklaget/ und unter andern in der vorrede uͤber die offenbahrung JEsu CHristi: Es ist diese stimme allent- Klage uͤber das verderb- niß/ halben erschollen: Hie ist des HErꝛn tempel/ wir haben Mosen und die Pro- pheten/ wir sind von unserm vater Ab- raham/ wir stehen in der linea und sucessi one Petri \&c. Wiewol aber nicht eben so viel scheltens wieder ihn als wol wieder andere zu finden ist: So hat doch auch kein einiges wie- driges urtheil ihm die vereinigung und selig- keitin GOtt benehmen koͤnnen/ welche er unter andern mit diesen worten im H. theil p. 269. sehr wol austrucket: O liebende liebliche und be- kaͤntniß von GOt- tes liebe und verei- nigung. liebe/ liebe der liebe/ wie bist du ein solch suͤsses joch. O du dreyfacher einiger GOtt/ du einige liebe/ dulauter liebe/ du brennende liebe/ du flammende liebe/ du verzehrende liebe! Gib doch den H. Geist in unsere hertzen/ und entzuͤnde und mache uns inbruͤnstig in der liebe ge- geneinander/ so werde ich mit dir/ du im- merwaͤhrende unauff hoͤrende liebe/ dich im̃er in ewigkeit liebende liebe/ als meine taube/ mein hertz/ meine hoffnung/ mein leben/ mein trost und staͤrcke/ mei- ne suͤsse/ meine liebe/ meine freundin/ mein freund/ und alles/ und mein alles/ dein alles und mir alles ꝛc. 18. Und weil dieser Mann von Weigelio Andere Weigeli- an er. als mit ihm einstimmig angezogen worden/ so will ich allhier die historia zweyer anderer an- fahren/ welche unter denen Reformirt en als Weigelian er verdammet worden. Selbige waren zwey Præceptores im Pædagogio zu Marpurg/ namens Georg Zimmerman und zu Mar- purg. Philipp Heinrich Homagius, mit welchen Anno 1619. und 1620. folgendes vorgegangen/ wie es ein Marpurgischeꝛ Profesior D. Johann Crocius nach seinem gutduͤncken beschrieben hatt. Jm Anti-Weigelio dedicat. Sie haͤtten nemlich Jhr be- kaͤntniß von den beydni- schen au- toribus. so wol Schuͤler als Student en dahin verfuh- ret/ daß sie einen laͤrmen anrichten wollen/ und den anfang von denen Heidnischen auctor en in der schulen gemachet/ welche sie in schulen vor unzulaͤßig und verfuͤhrisch gehalten. Hingegen haͤtten sie Weigelii buͤcher nicht allein selbst gele- sen/ sondern auch andere recommendi rt. Sie waͤren darauf vors Consistorium citi rt worden da sich der eine einen narren GOttes in sei- nem reich geneñet haͤtte/ welches vermuthlich auff einige veranlassung mag geschehen seyn/ da man sie etwa nach gewohnheit vor narren gescholten. Als sie darauff arresti rt worden/ Gefaͤng- niß. haͤtten sie im̃er zu den fenstern heraus zu schrei- en angefangen/ deswegen man sie auffs schloß gefangen gesetzet. Unterdessen haͤtten sich vie- le ihrer angenommen/ und waͤre besorgt wor- den/ daß sie gar viel anhaͤnger haͤtten/ so gar/ daß Th. III. C. I. Von Ægidio Guthmann/ Paulo Lautensack/ Jahr MDC. biß MDCC. daß man auch den Fuͤrsten beredet/ als wenn der Process ungerecht/ und die Universitæt dabey nicht einig waͤre. Es waͤre darauff in einer commission (da D. Crocius als ihr aͤrgster feind Rector der Universitæt gewesen/ oder wie er selbst redet/ das scepter gefuͤh- ret ) wieder sie inqui rirt worden. Da sich Und ande- re Aussa- gen/ denn der eine einen unuͤberwindlichen zeugen der wahrheit/ einen offenba- rer des Antichrists unter XI. andern/ ei- nen Anti-Ischarioth und dergleichen genennet hat/ einen unmittelbaren beruff vorgegeben/ und gesagt/ es haͤtte Anno 1619. GOtt mit ihm geredet. Er haͤtte Paracelsum und Weige- lium als die aller accurat esten/ erleuchte- sten und besten Theologos geruͤhmet/ welche einem hertzen den schluͤssel der wahren erkantniß geben/ welchen die buchstaͤblichen und unerfahrnen Phari- seer weggenommen haͤtten. Die Theo- von den Theolo- gen. logos haͤtte er nur Philosoph ische Theolo- gos, und Theolog ische Philosophos geheis- sen/ item Aristotelico-Paulinos, Herma- phrodit en/ oder Zwitter- theolog en/ die das erkaͤntniß des Vaters und des Sohnes wegnehmen/ einen unbekandten GOtt predigten/ und dergleichen. Die cantzeln haͤt- te er Antichristische rostra genennet die com- mentarios lauter luͤgen/ und die oͤffentlichen predigten verachtet. Von dem Seculo Spiritus S. 19. Er haͤtte ferner viel von dem seculo Spi- ritus S. geredet/ und es eine perle genennet/ die nicht fuͤr die saͤue muͤste geworffen werden. Die schul-fragen haͤtte er vor unnoͤthig gehalten/ zum exempel: An λόγ ante incarnationem verum fuerit ὑΦιςάμενον? An unio naturarum sit Jhre ver- folgung. facta salvis proprietatibus? \&c. Endlich haͤtte Zimmermann sich gestellet/ als revocir te er/ und waͤre wieder zu gnaden angenommen wor- den. Es haͤtte ihn aber hernach gereuet/ daß er wiederruffen/ und sich nach Holland zu denen Wiedertaͤuffern gewendet. Von dannen waͤre er nachmals weiter gezogen und in einer be- ruͤhmten Hansee-Stadt gestorben. Homagi- us aber waͤre von Marpurg verwiesen worden/ und nach Giesen kommen/ allwo er Præceptor am Pædagogio worden. Erhaͤtte aber auch da nicht lange bleiben koͤnnen/ daß man ihn wieder weggejaget: Darauff er zu Cassel anno 1626. oͤffentlich zur staupe geschlagen und des landes verwiesen worden. Die ursach dieses proces- ses verschweiget Crocius: Es hat sie aber ne- benst andern noch merckwuͤrdigen umstaͤnden eine Hollsteinische Poetin in folgenden versen beschrieben hinterlassen. Philipp Heinrich Homagius, Und Georgius Zimmermann/ Zeigten die reine Wahrheit an/ Zu Marpurg auff der hohen schulen/ Den Titul- tragern/ Babels-bulen/ Und Letter-weisen wolgelehrten/ Jhr red sie mit der Schrifft bewaͤhrten. Wolten auch damit so fortfahren/ Und der welt thorheit offenbaren: Aber sie wurden abgeweiset/ Mit angst- und thraͤnen-brod gespeiset: Und beyd in carcerem gefuͤhrt/ So unbarmhertzig da tracti rt/ Daß der Zimmermann revoci rt. Die straff wurd taͤglich immer strenger/ Jahr MDC. biß MDCC. Er konte sie nicht leiden laͤnger/ Und solche plagen mehr ertragen/ Bat gnad/ und blieb so ungeschlagen/ Wurd doch zum lande ausgejagt/ Hat seinen fall sehr offt beklagt/ Ja auch mit thraͤnen bey dem essen/ Da er an meinem tisch gesessen. Aber Homagius mit krafft Von GOtt begnadet/ blieb standhafft/ Und wolt nicht von der wahrheit weichen/ Ließ sich am pranger blutig streichen. Sagt zum Landgrafen unverholen/ Und dem volck/ wie ihm war befohlen/ Daß der/ der ihn ließ streichen aus/ Selbst weichen solt von land und hauß. Er macht dem Fuͤrsten deutlich kund/ Die kuͤnfftig straff mit hand und mund/ Da er ihn sah am fenster stehn/ Diese kurtzweil mit anzusehn: Jndem er solt vom pranger gehn/ Rieff er gar laut mit hellen worten/ Daß es ihr Fuͤrstlich Gnaden horten: Du Landgraff hast mich lassen streichen/ Du solst auch selbst zum land ausweichen/ Richt dich darnach/ du wirst nicht bleiben/ Denn man wird dich wiedrum vertreiben; Wenn du draus bist/ will icheingehn/ Und mich frey lassen wieder sehn. Das alles ist auch so geschehn. Die den brey hatten angeruͤhrt/ Und ihren Herꝛn ins spiel gefuͤhrt/ Sind mit ihr meignen fett geschmiert: Worden darnach selbst exulant en Musten ausgehn von den bekanten/ Jn fremden landen als vagant en Herum spatziren/ Iaborir en/ Auctorit aͤt und gut verlieren/ Und in ihrem peregrinir en/ Schmertzlich parlir n und lamentir en. Also kan GOtt das werck regieren! Er lohnet beydes boͤß und gut/ Gleich wie man seinen freunden thut: Giebt immer gern das ein ums ander. Het loon na’t dœn, sagt der Hollander. Dergleichen mehr hat man vernommen; Darum verjaget nicht die frommen/ Sonst werden boͤse wiederkommen/ Und euch so angst und bange machen/ Daß euch vergehn wird euer lachen. Selig ist der zu jeder frist/ Dem ander schad ein warnung ist. Anna Owena Hoyerin geistl. gedichten p. 242. seqq. Confer. Joh. Hen. Ottius Annal. Anabapt. p. 243. Colberg. Platon. Chri- stenth. P. I. p. 259. Gruͤndl. beweiß/ daß Paracels. Weig. \&c. mit grosser heucheley umgehen p. 259. 20. Daß wir aber wiederum auff diejenigen personen kommen/ welche zwar die meiste zeit noch im 16. seculo gelebet/ aber dennoch erst im 17. sonderlich bekant worden: so findet sich un- ter diesen auch einer namens Bartholomæus Batthol. Sclei schrifften. Sclei, welcher von geburt ein Pole und seinem stande nach ein Doctor, vermuthlich der medi- cin, gewesen. Dieser hat um das Jahr 1596. unterschiedliche schrifften auffgesetzet/ welche erstlich anno 1686. in Holland in 8vo heraus gekommen/ unter diesem titul: D. Bartholo- mæi Sclei Theosophi sche schrifften: oder ei- ne allgemeine und geheime/ jedoch ein- faͤltige denen Marpurgischen Weigelian ern und Bartholomæo Sclei. Jahr MDC. biß MDCC faͤltige und teutsche Theologia; anwei- send/ wie ein jeder mensch/ durch das ge- heimniß JEsu CHristi in uns/ zu dem wahren und lebendigen glauben und er- kaͤntniß des dreyeinigen GOttes/ seiner selbst und aller creaturen wesendlich gelangen/ und also das reich GOttes in der seelen wie der finden/ eroͤffnen/ und im rechten gebrauch aller dinge/ em- pfindlich geniessen solle: gegruͤndet und angewissen in dem dreyfachen Goͤttli- chen Offenbarungs-buche/ als der H. Schrifft/ der grossen und kleinen welt. Dessen zweck und absehen. Der inhalt und die absicht solcher schrifften ist theils aus diesemtitul zu sehen/ theils auch aus der vorgesetzten anrede/ da der 15. und 16. para- graphus also lautet: Sie werden euch sehr hochwichtige dinge mit grossem ernst seelen-erbaulich vortragen/ einschaͤrf- fen und anweisen/ wie man nemlich al- le creaturen und wercke GOttes und seines geistes/ durch das geheimniß JE- su CHristi in uns/ soll lernen recht erken- nen/ zerlegen und auffschliessen/ auch/ nach dem Goͤttlichen befehl/ zu GOt- tes offenbarung/ ehre und herrligkeit/ zu des naͤchsten reiner liebe und unser al- ler seligkeit wol anwenden und gebrau- chen solle! Jhr werdet mit entsetzen er- fahren/ wann/ wo und wie der unbe- greiffliche GOtt durch die dreyeinige offenbarung seines ewigen wortes/ lichts und geistes so wol in uns selbsten als ausser uns in allen creaturen mit uns rede und handele/ nach der weise/ wie wir uns gegen seine allgegenwaͤrtige heil. Majest aͤt tragen/ in gehorsam/ furcht und liebe/ oder in ungehorsam/ miß- brauch und verachtung seiner gaben: Deñ wer nicht mit ihm in seiner heil. ge- genwart in CHristo JEsu wandelt/ der wandelt wider ihn/ und wird an statt seines segens/ erkaͤntniß und liebe: mit unsegen/ blindheit und ungnade angese- hen und gestraffet; Wie uns dessen un- seretaͤgliche erfahrung uͤberzeugenkan/ naͤchst diesem werdet ihr in unpartheyi- scher uͤberlegung und wiederkaͤuung des grundes und fundaments/ daraus dieser auctor geschrieben/ und dahin er anwei- set/ bemercken die unfehlbare gewißheit von der wahren Christen- Religion, und deren glaubigen gemeinschafft; im- gleichen was und wo ihre lehr-schul und kirche sey/ und wie man darzu kom- men muͤsse! Jn summa/ ihr werdet ver- nehmen/ was der einige hochgelobte GOtt sey/ nach der offenbarung seines wesens und dreyfachen bildes in allen seinen geschoͤpffen und creaturen in zeit und ewigkeit. Materien und in- halt. 21. Die materi en dieses buches sind in fol- gende theile eingerichtet. Der erste handelt in dreyen buͤchern vom dreyfachen lebens- buch des lebendigen GOttes; nemlich wo man das wahre erkantniß GOttes suchen/ und wor aus man es lernen solle/ nemlich aus den dreyen lebendigen buͤ- chern des lebendigen GOttes/ und nicht aus der menschen todten buͤchern. Der Jahr MDC. biß MDCC. andere von dem helleuchtenden auff- gang des hochmaͤchtigen lichtes GOt- tes; oder gruͤndlicher bericht aus heil. schrifft/ was das lebendige erkaͤntniß GOttes sey: Nemlich daß wir allein GOtt/ und nicht die menschen/ den ab- gott/ hoͤren sollen; das ist/ daß wir GOtt allein/ und die in seinem namen kommen und von ihm gesandt sind/ hoͤren sollen/ und nicht die abgesandten der welt oder des teuffels. Und der dritte theil eine be- trachtung von des Adams Fall und des- sen herstellung. Oder gruͤndlicher be- richt/ was uns das lebendige wesendli- che erkaͤntniß GOttes nuͤtze sey/ nemlich daß der mensch in GOtt recht lebe/ und das Abendmahl CHristitaͤglich aus ihm niessen koͤnne. Hieran ist gefuͤget eine all- gemeine buß-rede und eine klage uͤber die unbußfertige welt/ und endlich eine ge- heime betrachtung des Vater Unsers/ welche schon anno 1639. durch Abraham von Franckenberg auch publicir et wordē. Daran zu letzt 16. geistliche betrachtungen von ho- hen und gemeinen glaubens lehren ange- gefuͤget sind. Was sonst den haupt-grund sei- Sein grund auff CHristum allein. ner lehre anbelangt/ gehet derselbe durchge- hends dahin/ daß er auff CHristi vereinigung und das neue leben in ihm durchgehends drin- get/ und darauff alle uͤbrige stuͤcke des Chri- stenthums gruͤndet. Zur probe dieses seines ausdrucks koͤnnen folgende worte aus dem drit- ten buch §. 30. u. f. dienen: So wir nun die liebe in uns haben muͤssen/ und CHri- stus ist die liebe GOttes/ so muͤssen wir je CHristum in wendig in unserm hertzen in uns/ und nicht ausser uns haben/ denn die liebe ist alleine CHristus und alles/ wenn wir das glaubten und thaͤten/ so waͤren wir selige leute. Denn wie Adam mit seinem schaden nicht ausser/ sondern in uns ist: So muß auch CHristus mit seiner artzeney leben/ friede/ freude/ licht/ liebe/ reich/ huͤlffe und krafft in uns seyn. Luc. XVII. Gal. II. Col. I. Rom. V. VI. III XIV. 2. Cor. XIII. Wissen wir Und zwar in der see- len. nun/ daß CHristus in uns/ wie er dann in allen menschen ist/ und anklopfft und wir ihn auffnehmen/ anbeten/ und an- ruffen/ quia invocare est in cor vocare, so sind wir in der gemeine GOttes/ und al- ler seiner heiligen/ und so will CHristus in und bey unsbleiben/ wohnen/ und das Abendmahl mit uns halten/ uñ wir mit ihm/ nach der Schrifft/ Apoc. III. Joh. I. VI. XIV. XV. Hebr. XII. XIII. Eph. II. III. IV. 1. Joh. II. III. IV. So wir aber un- sern naͤchsten nicht recht lieben/ we- he uns/ daß wirs nicht thun; denn es wird uns gehen/ wie Anania und seinem weibe der Sapphira Actor. V. Daraus fol- get nun unwidersprechlich/ daß unsder auswendige CHristus nach dem fleisch gar nichts nuͤtze ist mit alle seinemthun und leiden/ wo wir nicht den inwendi- gen CHristum in uns haben/ der uns recht ermundert in der liebe GOttes/ und zu geistlichen und neuen Creaturen machet. Denn der glaube erfordert ein A. K. H. Dritter Theil. B gantzes Th. III. C. I. Von Ægidio Guthmann/ Paulo Lautensack/ Jahr MDC. biß MDCC gantzes hertz. 2. Cor. V. Joh. III. IV. V. VI. XV. Col. I. Und eben dieses ist der eini- ge punct/ den die Weltweisen nicht wis- sen; Nemlich von dem inwendigen Chri- sto/ der stosset sie vor den kopff/ denn sie koͤnnen ihn nicht in ihr gehirne bringen/ darum aͤrgern sie sich an ihm/ verwerf- fen und verhoͤnen ihn nicht allein/ son- dern schaͤnden und laͤstern ihn auch als die aͤrgste ketzerey und schwermerey. So doch am allermeisten daran gelegen ist/ denn eben das/ ist das rechte auge oder die geburt GOttes/ davon Christus re- det/ damit er in uns siehet/ ohne die sind wir mit sehenden augen blind/ und ver- moͤgen die seligkeit nicht zu erlangen. Joh. I. III. IV. V. VI. VII. IIX. IX. Aber un- sere hochgelehrten und weltweisen leute koͤnnen zwar von der neuen geburt viel reden/ aber im grunde der warheit wis- sen sie nicht/ was sie ist; denn sie meinen/ es sey um diese geburt nur ein aͤusserli- cher wahn/ und also ein schlecht und lie- derlich ding/ das mit blossen worten er- langet und verrichtet wird/ lassen ihnen also traumen/ gleich als stuͤnde es in ei- nem blossen mund-geschwaͤtz; aber nein/ meine liebe Herrn/ es ist gar weit gefeh- Von der wiederge- burt/ let. 1. Cor. I. 2. 4. Diese geburt GOttes ist nicht so ein geringes/ als ihr vermei- net/ und gehet nicht aus dem menschen/ wie ihr fuͤrgebet/ sondern sie kommt gar hoch von oben herab aus GOtt dem H. und deren inwendi- ger krafft. Geiste/ und ist/ wie Paulus saget/ eine gabe GOttes/ darum kan sie mit nich- ten in auswendigen worten liegen/ son- dern im innern grunde des hertzens/ denn sie kehret den gantzen menschen um/ und verneuert ihn. Joh. I. III. V. 2. Cor. V. Eph. II. III. IV. Wer nun das weiß/ wie es zu- gehet/ diese geburt in ihme hat/ der ist ein seliger mann/ wie CHristus sagt zu seinen Juͤngern: Selig sind die augen/ die da sehen/ das ihr sehet/ und die Ohren die da hoͤren/ das ihr hoͤret ꝛc. da werden nicht die aͤussern augen gemeinet/ son- Vereini- gung mit CHristo/ dern die innern. Denn es haben ihrer gar viel CHristum mit leiblichen augen gesehen/ aͤusserlich/ denen er gar nichts nuͤtz gewesen/ die doch in ihren suͤnden gestorben/ welches nicht geschehen waͤ- re/ so sie ihn mit den innern augen gese- hen haͤtten/ das ist/ im glauben/ in der liebe; denn das heisset allein CHristum in CHristo sehen; darum ist das gewiß/ daß allein die liebe und die barmhertzig- keit GOttes der wahre CHristus sey/ der alles in allem in uns wircket/ ist und thut. Matth. XIII. Luc. X. Dieser leidet und der- selben fruchte. auch in uns/ duldet und vertraͤget alles/ und ist zu allem verzeihen gar willig; und wer ist je gedultig unter allen men- schen denn allein CHristus? der auch fuͤr seine feinde den schmaͤhlichsten tod am creutze gelitten hat/ und alles fuͤr sie gebeten. Apoc. II. III. XIII. Col. I. 2. Cor. I. Dieser Christus/ diese liebe GOttes/ diese sonne der gerechtigkeit/ ist auch in unserem hertzen eingeschrieben/ aber gar heimlich und verborgen/ und sehr wun- derbarlich/ durch den finger GOttes/ Jahr MDC. biß MDCC wie das gesetz im A. T. auswendig in die taffeln/ damit sich niemand zu beklagen habe. Rom. II. 2. Cor. III. Ezech. XXXVI. Wer diese allerhoͤchste geheimnuͤsse GOttes findet/ der hat die edlen perlen gefunden/ und den hoͤchsten schatz/ die kein mensch anders dann allein in ihme selbst finden kan. Denn was in der Na- tur und A. T. auswendig ist/ das muͤssen wir im N. T. in uns wahrnehmen/ da es im geist und wahrheit erfuͤllet wird. Col. I. Joh. I. III. IV. V. VI. Math. XIII. 1. Cor. III. VI. 2. Cor. XIII. Diesen HErꝛn/ diesen Erloͤser/ diesen Troͤster in uns muͤssen wir wissen/ erken- nen und anruffen/ so wir wollen selig wer- den und zu GOtt kommen. Denn so wir den/ der die liebe GOttes in uns ist/ er- kennen/ wissen und haben/ so haben wir CHristum in uns/ an dem der Vater ei- nen wolgefallen hat. Das ist der hoͤch- ste schatz im himmel und aufferden. Rom. V. VIII. X. Math. VI. XVII. Darauff folget/ wenn wir durch den Gerech- tigkeit. glauben gerechtfertiget sind/ so haben wir friede mit GOttdurch JEsum CHri- stum. Rom. V. Eph. I. Wenn wir denken- nen/ der der glaube ist in uns/ so haben wir schon den frieden erlangt/ und doch so ferne als wir auch in ihme bleiben; denn hie gilt es auffsehens/ wie uns Paulus treulich warnet. Wer sich laͤsset duͤncken/ er stehe/ mag wol zusehen/ daß er nicht falle. 1. Cor. X. Gal. VI. Wenn wir nun also steiff und feste an der barmhertzigkeit GOttes hangen und anhalten/ dann fuͤrchten wir uns nicht mehr fuͤr GOtt/ als fuͤr einem strengen richter/ sondern ehren und ruffen ihn an/ als unsern lieben vater/ und sprechen/ ab- ba lieber Vater! dein wille geschehe. Es gehe uns wie es wolle/ so sey dein heil. na- me allein hoch gelobet und gebenedeyet in ewigkeit/ amen. Rom. VIII. Um diesen troͤster heisset uns CHristus so fleißig bit- ten/ suchen und anklopffen/ mit ange- hengter zusage/ wer da suchet/ daß er fin- de. Luc. XI. Joh. XIV. 16. Denn so ein neuer mensch in uns auff- Gemein- schafft der leiden. stehen soll/ so muß zuvor der alte Adam untergehen/ sterben/ verwesen und gar ausgerottet werden/ welches denn nicht so schlecht zugehet/ als mancher wehnen will; Darum so gehet da allererst der zanck und hader an/ davon Job saget/ des menschen leben ist ein streit auff der erden. Job. VII. und waͤhret mit uns biß in die gruben/ wie David hievon auch sagt: Auch zuͤchtigen mich meine nieren des nachts. Ps. XVI. Wer sich hierinnen rit- terlich uͤbet/ an alle seinem thun und le- ben zweiffelnde/ als an einem boͤsen fau- len baum/ alle seine Gerechtigkeit fuͤr koth und dreck achtet/ daß er nur CHri- stum gewinne und in ihm erfunden wer- de/ Phil. III. und spricht mit Paulo Rom. VI. Jch weiß/ daß in mir/ das ist/ in meinem fleische/ denen Marpurgischen Weigelian ern und Bartholomæo Sclei. Jahr MDC. biß MDCC fleische/ wohnet nichts guts/ und der- halben sich allein waget und gruͤndet auff das theure verdienst/ leiden und sterben CHristi des Sohns GOttes und auff sei- ne gerechtigkeit/ nicht habende seine ei- gene gerechtigkeit/ die aus dem gesetz ist/ sondern die durch den glauben an CHri- stum kommt/ nemlich die gerechtig keit/ die aus GOtt ist/ in dem glauben zu er- kennen ihn ꝛc. Phil. III. der ist dieser/ den die Schrifft/ der Sohn GOttes/ alle Prophe- ten und Apostel/ ja GOtt im himmel selbst fuͤr gerecht schaͤtzet und ausruffet. 22. Nebenst diesem seinem vortrag aber/ wor- innen er durchgehends auff die praxin eines Christlichen lebens gehet/ hat er die gegen-saͤtze anderer hin und wieder verworffen/ sonderlich aber denen damals in Polen bekanten Socini- an ern ernstlich widersprochen/ auch insgemein uͤber das gemeine elend unter allen partheyen ge- klaget. Wie er zum exempel im andern theil Von der Prediger verderb- niß. p. 282. setzet: GOttes wort kan niemand als GOtt selbst reden/ wenn die Priester aus menschen solches ohne Gottes geist nachaffen/ und wie die papageyen nach- klappen/ das ist nur ein affenspiel und Pfaffenwerck. Es sucht nur ein jeder seine secte und kirchenhauffen groß zu machen/ damit sie nur ihren sack voll be- kommen/ und gnug zu fressen haben. Also wird die groͤste schacherey/ simoni e und marquetender ey heute mit GOttes wort/ sacramenten/ beicht sitzen/ absolu- tion sprechen/ kirchhaͤusern/ stuͤhlen/ vor- bitten/ leich- und hochzeit-predigten ꝛc. getrieben. Und heist doch von allen die- sen: So spricht der mensch der luͤgner; dagegen GOtt sagt: Was verkuͤndigest du meine rechte ꝛc. du meinest doch nur Jahr MDC. biß MDCC in allen dingen dich selbst/ und suchest in allen deinen predigten das deinige/ was menschlich/ uñ nicht was Goͤttlich ist ꝛc. Dergleichen klagen uͤber alle stuͤcke der gemei- nen religionen uͤberall bey ihm haͤuffig zu finden sind. Wobey er im gegentheil sehr offte ja durchgehends von den menschen auff GOtt al- lein weiset/ und gleich nach dem titul diese erin- nerung gesetzet hat: Dieses buch verwirfft alle irrdische menschen-buͤcher/ und be- gehret/ nachdem es einmal 2. oder 3. uͤberlesen worden/ und recht verstanden ist/ auch selbst verworffen zu werden/ auff daß GOtt allein die ehre bleibe. Es. XLIIX. 17. Ps. CXVI. Rom. III. Und im an- dern theil p. 122. Wisse gruͤndlich/ daß ich dich mit dieser meiner geringen einfaͤlti- gen rede nicht von dem haupt-brunnen oder von dem rechten wege/ noch von der H. Schrifft auff die commenta der Vaͤter oder auch menschen-glossen will gewie- sen haben/ vielweniger auff meine oder eines andern menschen buͤcher: sondern in die einige wahre Bibel/ zu CHristo/ zu GOtt dem H. Geist/ in dich selbst/ in das lebendige buch GOttes ꝛc. Es gedencket aber Breckling in seinem Anti-Calovio p. G. 8. daß D. Arcularius zu Franckfurt dieses buch in einer schrifft/ GOttes zeugniß auff erden genant/ zu wiederlegen versprochen/ welches aber mir nicht zu handen gekommen/ dahero auch hier weiter nichts zu gedencken ist. Oh- ne daß ein anderer dieses mannes lehre von dem inwendigen wort in allen menschen eben auch nach seinen hypothesibus verworffen hat. Vid. H. Wideburgius de Lumine salutif. omnibus hominibus congenito §. 10. Das II. Capitel. Von D. Henrico Cunrado, Julio Sperbern/ und Matthæo Weier. §. 1. U M das ende des 16. Seculi und den an- fang des 17. wurde mit seinen schriff- D. Cunra- di leben. ten bekant Henricus Cunrad, der sich in seinen schrifften beyder artzeney Doctorem und der Goͤttlichen weißheit liebhaber nen- net; von andern aber wird er auch unter die Leip- ziger Professores gezehlet/ wie ich in einem alten manuscripto Chimico finde. Er erzehlet sonst von sich selbst in der vorrede seiner bekantniß/ daß er sehr jung in die alchimiam gerathen waͤ- re/ und schon ins 23. jahr (und also um das jahr 1575. mit der alchimie theoreticè und pra- cticè umgegangen.) Er haͤtte aber hernach/ davor er GOtt dancket/ den geist und gabe des unterscheids in dieser kunst von GOtt durch be- ten und arbeiten gnaͤdiglich bekommen/ daß er das boͤse und die luͤgen zu verwerffen/ hingegen das gute und die wahrheit zu behalten gelernet. Dazumal aber/ nemlich anno 1598. hat er in Hamburg gewohnet/ wie am ende selbigen buchs p. 439. gedacht wird. Schriff- ten. 2. Seine schrifften aber sind folgende: Erst- lich ein buch in 8. mit dem titul: Vom Hylea li schen/ das ist Primateriali schen/ Catholi- schen oder allgemeinen Chaos, der natur gemessenen Alchimiæ und Alchimist en wiederholte verneuerte und wolver- mehrte natur-gemaͤß Alchimi sch und rechtlehrende Philolophi sche Confessio oder bekaͤntnis. Magdeburg 1598. Her- nach eines in folio: Amphitheatrum apientiæ æternæ solius veræ Christiano-Cabalisticum, nec non Physico-Chimicumter triunum Ca- tholicum; Hanoviæ 1609. Von welchem letz- teren er in der bekaͤntnis gedencket p. 423. daß es auch zuvor anno 1602. teutsch heraus ge- kommen/ und von ihm mit anwendung gros- ser unkosten/ reisen/ zeit und muͤhe geschrieben sey. Der editor des lateinischen exemplar s Erasmus Wolfarth erwehnet auch in der vorre- de/ daß der auctor fruͤhzeitig verstorben (nem- lich im 42. jahr seines alters) und das werck selbsten unvollkommen hinterlassen. Es ist aber an diesem Amphitheatro eine auslegung der Spruͤchwoͤrter Salomonis angehencket/ welche er auch auffs neue uͤbersetzet/ und nach seinen hypothesibus von den unterschiedenen stuffen der weißheit erklaͤret hat. Uber diese seine schrifften gedencket sonst ein ungenanter noch eines manualis, wie auch eines tractatus Physico-Medici, der im manuscripto vorhan- den seyn soll. A. K. H. Dritter Theil. B 2 Vid. Th. III. C. II. Von D. Henrico Cunrado, Jahr MDC. biß MDCC Vid. E. P. J. H. Append. ad Georgii Er- nesti Aurelii Regeri Bericht auff einige fra- gen p. 137. 3. Was aber die Gelehrten selbiger zeit/ und zwar die verstaͤndigsten/ von diesem mañ gehal- ten/ findet sich hin und wiederum in ihren schꝛiff- Dessen lob. ten. Joh. Valentinus Andreæ gedencket seiner unter denen maͤnnern/ welche von sonderbarer weißheit gewesen/ ob man sie gleich nicht alle- zeit verstanden habe/ in Mythologia Christ. Manip. III. n. 23. p. 137. Erfuͤhret ihn auch ein als einen/ der von den unwissenden wegen seiner unbekanten weißheitverachtet woꝛden/ im Menippo num. 85. p. 208. Johann Arnd zie- het gleich im anfang seines sendschreibens vom geheimnis der menschwerdung seine confession an/ und ruͤhmet ihn/ p. 5. daß er die ge- heimnisse herꝛlich erklaͤret habe. Und fast in der mitten p. 19. schreibet er: Aus D Cunrads buche/ genant Schauplatz der ewigen weißheit/ habe ich gelernet GOtt und die rechte weißheit aus der schrifft der grossen und kleinen welt zu erkennen. Ja der damalige Secretarius im Chursaͤchsischen Ober- Consistorio zu Dres- den Johannes Seussius hat dieses mannes sachen mit folgenden versen geruͤhmet und gut geheis- sen/ ungeacht Cunrad hin und wieder uͤber die verderbte Clerisey und Universitæt en geklaget/ wie solche noch vor dem Amphitheatro zu finden sind: Immundum potius mundum exuat, exuat et se, Indupeditrices \& fugiat nebulas, Orchestramque tui subeat, Conrade, Theatri, Ætheris igniculo progrediente bono. Quas patulo invidiæ pandis stomachante The- atro, Conrade, ingenui progenies genii. Jngleichen hat ein Saͤchsischer schul- rector M. Andreas Riccius zu dieses Conradi bildnis von dessen schrifften diesen lob-spruch gesetzet: Culpesne libros hujus, tibi dico, Sophista, Numinis instinctu sacri nam ritè peregit. Womit er also die gemeinen Sophisti schen oder falsch Philosophi schen und Theologi schen ur- theile uͤber diese buͤcher ablehnē wollen/ uñ zwar aus dem grunde/ weil sie durch GOttes an- trieb geschrieben worden. Woraus man zu- gleich abnehmen kan/ daß dazumal/ wie allezeit/ auch mitten in Sachsen/ und bey den Consisto- riis, kirchen und schulen/ sich noch im̃er leute ge- funden/ welche das gemeine elend/ und zugleich etwas noͤthigers und heilsamers als auff denen cantzeln und cathedern zu hoͤren gewesen/ erkant haben. 4. Nach der zeit haben nicht weniger andere scribent en wol von ihm geurtheilet/ da sie ihn unter die Theosophos gerechnet/ Vid. Breklin- gius in Christo Mystico p. 12. und sonsten also von ihm geschrieben: Heinrich Khurath/ ein hochansehnlicher zierath seines Leip- tziges/ und ein mensch fuͤrwahr weit selt- nerer hoͤherer verstaͤndniß/ als man von ihm glaubet. Er ward um die aller- tieffsten sachen durchzuforschen mit grosser begierde von Goͤttlichen feuer entflammet/ durchlaß der uraͤltisten und alten als weltweisen buͤcher/ auff vielen reisen hat er mit allen uͤberwie- gung gehalten/ ja vermercket endlich/ Jahr MDC. biß MDCC wie GOtt selbst in der H. Schrifft/ na- tur und ihm selbst redet und antwoꝛtete. Als nun ihm derjenige/ der es allein kan/ JEsus CHristus die Vaters-weißheit/ das allgemeine buch in der drey-zahl auffgethan/ so erbauete er den Schau- platz der allein wahren weißheit nach Christlicher cabalisti scher Goͤttlicher ma- gi scher/ wie anch physi sch - chimi scher dreyeinig allgemeiner lehr-art/ einrech- tes wunderbuch. Kuhlmannus U. B. B. Cap. XI. p. 72. Anderer solcher urtheile zuge- schweigen. Was aber nun die materi en selbst anbelanget/ so findet man zufoͤrderst in seinen schrifften/ daß er zum grund alles seines vor- trags das Goͤttliche wort/ wie es von eben dem- selben geist/ der es eingegeben/ denen menschen erklaͤret/ und zu nutze gemachet wird/ nebenst eiffrigem gebet uñ gehorsam des glaubens lege/ auch dieses alles zun natuͤrlichen wissenschaff- ten erfordere. 5. Seine worte lauten untern andern hievon also in der vorrede uͤber seine Confession: Al- Sein grund der Geist Gottes. lein der GOtt weißlich gelehrte und von dem licht der natur erleuchtete/ auch sich selbst recht erkennende mensch kan GOTT -weißlich natur-gemaͤß und Christlich von allen schliessen/ sonst nie- mand. GOTT bekehre alle verkehr- te Hertzen/ so zu bekehren seyn/ und gebe ihnen zu erkennen/ auch anzunehmen/ das licht der wahrheit in der H. Bibli- schen Schrifft/ im grossen welt-buch der natur und in sich selbst. Jngleichen setzet er folgenden wunsch und gebet zu seinem vorha- ben im 10. cap. p. 438. O du geist der weiß- Gebet darum. heit Gottes/ wohne auch foꝛthin die zeit meines lebens bey mir/ und sey allezeit mein geheimer/ gemeiner und freundli- licher præceptor, unterweiser und rathge- ber im oratorio und laboratorio, und sonst in allem meinem thun und lassen/ also daß von GOtt dem HErrn durch deinen rath lehre/ unterweisung/ leitung und fuͤhrung in allem ich habe/ wol wollen/ wol erkennen/ wol kennen und wol seyn Amen. Dabey er setzet: Hic sit tibi Spiritus familiaris, oder dieser geist soll mit dir fami- liar seyn. Dieser und dergleichen bekaͤntnisse halber haben ihn einige ohne zweiffel von denen schulgelehrten einen Enthusiast en geheissen/ da- Enthusi- asinus. von er sich in der gedachten vorrede also erklaͤret hat: 6. Hoͤre du laͤstermaul/ sprichstu/ ich bin ein Enthusiast, dieweil ich von visioni- bus und gesichten/ und sonderlichen/ je- doch gut geistlichen offenbarungen sa- ge: so spreche ich mit warheit/ du seyest ein naͤrrischer fantast/ der noch nicht wisse/ oder aus unbesonnenheit ihn nicht bedencke/ was das woͤrtlein eigentlich heist/ will geschweigen was Enthusiast recht sey. (Dabeyziehet er an Exod. XXXI. 2. Jac. I. 5. 1. Cor. XII. 4. 1. Thess. V. 19.) Woher seynd vom anfang der welt her biß auff diese unsere zeit so viel vortreff- liche ingenia in quovis scibili funden/ als fuͤrnemlich aus GOttes sonderbarer ein- geistung/ Julio Sperbern/ und Matthæo Weier. Jahr MDC. biß MDCC geistung/ innerlicher vocation, unter- weisung und antreibung. Dencket nur/ hierinnen uͤberall findet man noch heu- tiges tages exempla, auch unter denen/ die nichts sonders aus papiernen buͤ- chern studir et/ ja die weder schreiben noch lesen koͤnnen. Pfui dich/ der du Enthusiasmum unchristlich verspottest/ und nur allein nach dem mißbrauch mißbraͤuchlich davon redest. Du sol- test Gott bitten daß er dich zu einem gu- ten Ente machte. Hoͤre Paulum 1. Cor. XII. 4. Und ferner im andern capitel p. 43. und Offenba- rungen GOttes/ 46. hat er von denen Goͤttlichen offenbarungen und andern wirckungen dieses gerade heraus bekant: Mehr haben diese hohe gaben der wahren weißheit durch visiones (wa- chend und auch schlaffend) und andere wun- derbare Christlich- cabali sch und Goͤtt- lich- magi sch zu werck gestalte gute Ge- spraͤche mit dem wundeꝛbaren Gott und desselben guten geistern von GOtt dem wundeꝛbaren und guten Gottes Engeln aus wundeꝛbaꝛen Goͤttlichẽ uñ gut geist- lichen responsionibus empfangen. Hievon weiß die leichtfeꝛtige/ gottlose/ sicheꝛe uñ unreine welt/ die dem teuffel (ob sie es schon nicht wort habenund gestehē will/ so ists doch im grund der warheit nicht anders) mehr macht und ehre denn GOtt zuschreibet/ gar nichts/ ist auch leider bey vielen/ so zwi- schen dem rechten gebrauch und miß- brauch unterscheid halten solten/ altum silentium. — GOttes unendliche macht oder gutthaͤtiger wille/ sondern unver- kuͤrtzt und ohne mangel/ auch noch heu- tiges tages etwa (sonderlich in hohen ver- borgenen zu GOttes ehren/ dem menschlichen geschlecht zu gut/ dem teuffel aber zu hohn und spott reichenden sachen) durch sonderbare/ beydes geistlich und leiblich/ innerlich und aͤusserlich gute erscheinungen/ ge- sichte und antworten aus gnaden zu of- fenbaren/ wemer will/ sonderlich so man im geist und wachen ihn darum anruffet. Joh. IV. 24. Luc. XI. 13. Ps. CXLV. 18. 19. Und dessen noͤthiger weißheit. 7. Jn dem Amphitheatro hat er in der an- dern figur diese worte zur erklaͤrung gesetzet (denn das gantze buch ist voller kupffer-stiche) Porta Amphitheatri sapientiæ æternæ angusta Jehovæ consecrata, ideoq; ad eam per scalam su- am mysticam tractu DEI patris tam immediato merè enthusiastico, quam variè mediato fit ascensus, solisque his divinitus afflatis datur copia introgrediendi. Und in der auslegung der Spruͤchwoͤrter p. 171. setzet er: Ein un- gelehrt mann richtet keine ketzerey an/ die boͤß gelehrten sind die verkehrten. Nemo unquam Davidicus fuit, qui non audi- verit Dominum loquentem in se Ps. XXCV. 9. Nemovere Christianus, qui non gustaverit in se unctionem Spiritus sapientiæ sancti. Und eben daselbst am Ende hat er seinen begriff von der gemeinschafft mit den H. Engeln in diesem Von ge- mein- schafft der Engel. gebet ausgedrucket: O HErr laß meinen Engel deinen guten und feuerflammen- den diener mir zur rechten und zur lin- cken/ vor und hinter mir/ uͤber und unter und um mich seyn/ daß er die boͤsen gei- ster vertreibe. 8. Wie er nun mit einstimmung sovieler an- Jahr MDC. biß MDCC Von der gemeinen Philoso- phia. derer verstaͤndigen die rechte Goͤttliche weißheit æstimir et/ und nach seinem begriff excolir et hat: Also hat er von der gemeinen schul-weißheit un- ter andern also geschrieben: Die Philosophi finden bey Aristotele ihrem Abgott davon nichts/ (nemlich von der geheimen verborge- nen weißheit) werdens auch nach dessel- benkalten Philosophia vor unmoͤglich hal- ten. Jn der bekaͤntnuͤß cap. IV. p. 100. wie auch in dem Amphitheatro p. 41. Und weil er gleich zu selbigen zeiten gelebet/ da die meisten Protestant ischen Theologi sich durch greuliches Zanck- sucht der Theolo- gen. gezaͤncke vor jedermann prostituirt en; hat er sol- ches elend bißweilen auch beklagt und bestrafft. Als wenn er in der Confession cap. 8. p. 290. gesetzet: Jn diesen letzten zancksuchtigen zeiten koͤnnen ihrer viel sich nicht drein richten/ welchen Pfaffen zu glauben sey. Und p. 293. Etliche wollen denen geist- lich genanten sonst fast schuld geben/ als richteten sie alles ungluͤck in der welt an/ und waͤren diejenigen/ davon man im sprichwort sagt: die gelehrten die ver- kehrten. Und am rande: Jsts doch eine schande und zu erbarmen/ daß man die realia fahren laͤsset/ und dem wort-gezaͤn- cke also sehr nachhaͤnget/ wie leider! heu- tiges tages bey denen/ so sich Christen ruͤhmen/ warlich gar unchristlich ge- schiehet: Aber was richtet der teuffel nicht an/ wenn man nicht achtgiebet? treue lehrer haben sich des nicht anzuneh- men. 9. Jnsonderheit aber und vornemlich hat er Von der wahren und fal- schen Chi- mi e. Profession von der rechten Chimi e als ein Me- dicus gemacht/ und weil dieselbe durch die ge- meine betruͤgerey der falschen Alchimist en sehr verdaͤchtig und verhasst worden/ hat er wieder dieselben gar sehr geeiffert/ und sie von der wahren wissenschafft genau unterschieden. Ge- stalt er in der Confession das 10. cap. eigentlich wieder die betruͤger/ zauberer und falschen Chi- micos geschriebē/ welche er Arg- Chimist en nen- Und dem lapide Phi- losopho- rum. net/ und durchgehends von denen erfordert/ wel- che den lapidem finden wolten/ daß sie wahrhaf- tig aus GOtt gebohren/ und also vorher gruͤnd- lich bekehret seyn muͤsten. p. 392. und 404. item 431. und 437. Zuletzt hat er p. 440. einen eige- nen anhang hievon gemacht unter dem titul: Treuhertzige warnungs-vermahnung ei- nes getreuen liebhabers der wahrheit/ an alle wahre liebhaber der natur-gemaͤssen Alchimiæ transmutatoriæ, daß wegen der buͤbischen handgriffe der betruͤgerischen Argimisten gute auffacht vonnoͤthen. Jn welchem anhang er 46. arten und inventiones der falschen Alchimisten nacheinander gar artig und treulich entdecket hat. Mit diesem und Sein des- wegen er- littener wider- spruch/ dergleichen seinem vornehmen aber hat er son- derlich bey denen schulgelehrten/ so wol Theo- log en als Medicis, viel feindschafft und uͤbele nachreden verdienet/ daruͤber er hin und wieder und sonderlich in der vorrede uͤber die Confessi- on klaget. Jngleichen in der letzten figur des Amphitheatri, da er schreibet: Der feind al- Und ver- folgung. ler wahrheit haͤtte ihn mit hoffaͤrtigen/ ehrendiebischen/ schandluͤgnerꝛschen Poe- ten hoher und particular schul fuͤchsen/ und B 3 pennals- Th. III. C. II. Von D. Henrico Cunrado, Jahr MDC. biß MDCC pennals-herren geplaget. Und p. 178. schreibet er: Was derer naͤrrischen leute un- verstand nicht gemaͤß sey/ muͤsse ketzerey und unrecht seyn. Und endlich p. 220. „Der satan haͤtte ihm allerhand hindernuͤsse „eingeworffen/ daß man ihn einer affectirt en „neuerung und singularit aͤt beschuldige/ daß „ihn die profanè philosophantes calumnir et/ „nnd wegen der geheimen wissenschafften fast „ infam gemachet/ daß er den neid der falschen „bruͤder in seiner facult aͤt leiden muͤssen ꝛc. 10. Eben um selbige zeit hat der in der hie- Sperbers leben. storie derer Rosen-Creutzer erwehnte Julius Sperber gelebet/ der anno 1616. bereits gestor- ben seyn soll/ wie der ausgeber seiner schrifften in der vorrede uͤber den tractat von ungewoͤhn- lichen seltzamen dingen meldet. Diesen hat der gedachte Andreæ an erwehntem orte gleich- fals geruͤhmet/ wie auch der Leiptziger Mathe- maticus Paulus Nagelius im 4. Capitel seines prognostici, von dem wir bald auch hoͤren wer- den. Was aber die schrifften dieses auctoris, der ein Fuͤrstl. Anhaͤltischer Rath zu Dessau ge- wesen belanget/ sind dieselben folgende/ wie sie meist nach seinem tod erst heraus gekommen. Schriff- ten. Schon anno 1616. ist zu Dantzig das buch Echo fraternitatis Roseæ Crucis heraus gekom- men/ von welchem in selbiger historie bereits ge- setzet ist. Nach der zeit hat Benedictus Bhan- sen in Holland anno 1660. und 61. unterschied- liche sachen aus manuscriptis publici rt/ deren titul und inhalt folgender ist: Ein geheimer tractatus von den 3. seculis oder hauptzei- ten von anfang biß zum ende der welt/ darinnen absonderlich aus dem worte GOttes klaͤrlich dargethan wird/ daß noch eine guͤldene/ als die dritte und letzte zeit/ hinterstellig sey/ und was deroselben zustand seyn werde. Die summa dieser schrifft ist folgende. Jm ersten Theil. Und deren inhalt von den drey hauptzei- ten. 1. Daß ein einiger GOtt/ Schoͤpffer und an- fang aller dinge sey. 2. Drey Hypostases oder personen in der Gott- heit. 3. Dreyerley aͤmter deroselben personen. 4. Dreyerley secula oder zeiten nach denselben dreyen personen. 5. Von den wunderwercken deren dreyen zeiten nach einander/ wie dieselben im anfang und auch am ende einer jeden zeit geschehen/ als offenbare und gewisse zeugniße der veraͤnde- rung. 6. Drey heilige maͤnner und Propheten/ so diesen dreyen zeiten vorgesetzet. 7. Dreyerley adjunct en derer ermeldten 3. Pro- pheten. 8. Dreyerley welt/ so nach einander folgen. 9. Dreyerley werck GOttes/ so GOtt dem menschen nach solchen dreyen zeiten erweiset. 10. Dreyerley testamenta oder buͤnde. 11. Dreyerley sacramenta oder bundes-zeichen. 12. Dreyerley mahlzeichen der errettung an den außerwehlten. 13. Dreyerley theologia oder religion. 14. Dreyerley intellectus oder verstand der H. Schrifft. 15. Dreyerley buͤcher der Heil. Schrifft. 16. Dreyerley allgemeine gebote GOttes. Jahr MDC. biß MDCC 17. Dreyerley Evangelia von den H. Engeln verkuͤndiget. 18. Dreyerley offenbarungen GOttes. 19. Dreyerley allgemeine erscheinungen der Engel. 20. Dreyerley opffer. 21. Dreyerley himmel-brod. 22. Dreyerley Laͤmmer. 23. Dreyerley wunderliche und uͤbernatuͤrli- che menschen-geburten. 24. Dreyerley versam̃lung der auserwehlten. 25. Dreyerley lobgesaͤnge/ der H. Engel. 26. Dreyerley lobgesaͤnge der heiligen Kirchen GOttes. 27. Dreyerley staͤdte Jerusalem. 28. Dreyerley geschencke/ so Koͤnige gen Je- rusalem bringen. 29. Dreyerley tempel zu Jerusalem. 30. Dreyerley laden des bundes. 31. Dreyerley regiments-arten. 32. Dreyerley regiment oder herꝛschafften. 33. Dreyerley rechte oder politische satzungen. 34. Dreyerley medicina oder artzney kunst. 35. Dreyerley philosophia. 36. Dreyerley magia oder wissenschafft der wahren weißheit. 37. Dreyerley versuchungen des satans/ da- durch derselbe das gantze menschliche ge- schlecht haͤtte in verderben stuͤrtzen wollen. 38. Dreyerley finsternissen. 39. Dreyerley gleichlautende ankuͤndigung des endes der zeiten. Jm andern Theil. 1. Von zweyerley zukunfft CHristi. 2. Von der andern zukunfft CHristi. 3. Vom stande der niedrigkeit und der herꝛlig- keit CHristi. 4. Vom unterschied der beiden zukuͤnfften und staͤnden CHristi. 5. Von den zeichen und vorboten/ so vor des HErꝛn tage kommen und vorhergehen wer- den. 6. Von 3. personen/ die noch vor des HErrn tage kommen werden. 7. Von der zeit/ tag und stunde/ wenn des HErꝛn tag kommen soll. 8. Von dem tag des HErꝛn. 9. Von tausend jahren/ derer in der offenba- rung Johannis meldung geschiehet. 10. Von der aufferstehung der todten. 11. Vom juͤngsten gericht insgemein. 12. Wer der richter seyn werde. 13. Wer diejenigen seyn/ die da sollen gerich- tet werden. 14. Wie und auff welche weise der richter rich- ten werde. 15. Daß der richter durchs feuer richten werde. Jm dritten Theil. 1. Daß das alte vergehen und alles widerum werde verneuret werden. 2. Vom neuen himmel und erde. 3. Vom neuen Jerusalem. 4. Beweiß aus der H. Schrifft vom neuen Jerusalem 5. Von erbauung/ form und gestalt des neu- en Jerusalems. 6. Vom neuen namen des neuen Jerusalems. 7. Vom Julio Sperbern/ und Matthæo Weier. Jahr MDC. biß MDCC 7. Vom neuen tempel des neuen Jerusalems. 8. Vom liecht das im neuen Jerusalem schei- nen und leuchten werde. 9. Von den buͤrgern und inwohnern des neuen Jerusalems. 10. Von den neuen leibern der ausserwehlten. 11. Von der neuen theologia oder religion. 12. Von dem neuen verstand der H. Schrifft. 13. Vom neuen buch der H. Schrifft. 14. Vom neuen bunde GOttes mit seinen aus- erwehlten. 15. Vom neuen sacrament des neuen bundes. 16. Von dem neuen opffer. 17. Von der neuen art des regiments. 18. Von dem zustand des neuen regiments ins- gemein/ auch wer der koͤnig desselben regi- ments sey. 19. Von einem neuen recht und neuen satzun- gen. 20. Von einer neuen Medicina. 21. Von einer neuen Philosophia. 22. Von einer neuen Magia. 23. Von dem zustand der dritten und letzten zeit insgemein. 24. Daß ein einiger GOtt werde erkant und angeruffen werden. 25. Daß eine einige religion und versammlung der auserwehlten seyn werde. 26. Daß ein einig regiment seyn werde. 27. Daß GOtt endlich und zum beschluß alles in allem/ und das ende aller dinge seyn werde. II. Der andere tractat, so anno 62. zu Amster- dam heraus gekommen/ handelt von vieler- ley wunderbarlichen/ zum theil vormals unerhoͤrten/ oder auch ungewoͤhnlichen seltzamen dingen/ so sich vor dem ende und nach dem anfang einer jeden neuen hauptzeit und vornemlich von anno 1500. biß 1600. geschehen und vorgelauf- fen; samt einer summari schen anzeigung von einer noch zukuͤnfftigen letzten und Jnhalt des Myste- rii magni. guͤldenen zeit. Der dritte heisset: Myste- rium magnum, oder das allergroͤste ge- heimniß von GOtt/ von seinem Sohn/ und von der seele des menschen. Wor- innen folgende puncte abgehandelt werden. Cap. 1. Summarischer inhalt und entwerf- fung dieses gantzen tractat s von GOtt/ seinem Sohne/ und der seele des menschen. 2. Ob man GOtt in diesem leben sehen oder kennen koͤnne. 3. Was GOtt sey. 4. Daß GOtt im feuer sey/ und gemeiniglich in feueriger gestalt erscheine. 5. Von der natur und eigenschafft des feuers insgemein. 6. Was GOtt der HErꝛ vor ein feuer sey? 7. Daß auch der alleroberste himmel/ und also GOttes thron und wohnung feurig sey. 8. Wie auch durch das elementische feuer uns die dreyeinigkeit GOttes etlicher massen vor- gebildet wird. 9. Von dem lichte/ dessen natur und eigen- schafft. 10. Daß das feuer/ welches GOtt ist/ ein uͤberaus helles und klares licht sey. 11. Daß GOtt/ weil er ein licht ist/ der sonnen/ als einem astrali schen lichte/ etlicher massen vergliechen werde. 12. Wie und worinnen sich die Goͤttliche drey- Jahr MDC. biß MDCC einigkeit als ein unsichtliches licht mit dem sichtbaren vergleiche. 13. Daß GOtt in eitel licht wohne. 14. Daß der Sohn GOttes von seinem Va- ter/ als ein licht vom licht erzeuget sey. 15. Was es vor ein licht sey/ welches der Sohn GOttes hat. 16. Daß dasselbe licht des Sohnes GOttes sey die Goͤttliche seele oder der geist CHristi. 17. Daß CHristus in die welt anders nicht als ein licht vom Vater gesandt sey. 18. Daß dasselbe licht in CHristo das leben sey/ von welchem alle menschen ihr leben ha- ben. 19. Daß die seele des ersten menschen Adams aus dem Goͤttlichen Wesen/ und also von CHristi seele oder licht herkomme. 20. Daß die seele oder geist des menschen ein feuriges licht sey. 21. Daß durch das elementische feuer die seele des menschen natuͤrlicher weise etlicher mas- sen koͤnne abgebildet und vergliechen werden. 22. Daß die seele des menschen im hertzen ihren sitz und wohnstatt habe. 23. Daß die seele des menschen durch den bey- schlaff mannes und weibes propagi rt und fortgepflantzet werde. 24. Vom unterscheid zwischen der seele oder geist CHristi und anderer menschen seele. 25. Vom unterscheid zwischen der seele Adams und CHristi. 26. Vom tode und absterben der menschen. 27. Daß die flamme der menschlichen seele ins menschen tode verlesche und ausgehe. 28. Von dem zustande der menschlichen seele nach deroselben abschied aus dem coͤrper biß zum juͤngsten tag. 29. Von unserer erbschafft/ die wir von GOtt unserm vater zu gewarten haben. 30. Daß CHristus der Sohn GOttes ein un- ausleschliches licht und ewiges leben sey. 31. Daß die abgestorbene menschen von Gott durch CHristum wiederum aufferwecket und lebendig gemacht werden. 32. Daß CHristus am juͤngsten tag allein die- jenigen werde selig machen/ die noch allhier in diesem leben seinen geist empfangen/ und dessen theilhafftig werden. 33. Daß CHristus in seiner andern zukunfft als ein sichtiges licht kommen und erscheinen werde. 34. Daß CHristus der Sohn GOttes als das ewige licht und Leben mit seiner helleuchten- den seele die seelen der abgestorbenen auser- wehlten/ gleichsam wiederum von neuem an- zuͤnden/ und flammend machen werde. 35. Daß die seelen der auserwehlten im kuͤnff- tigen leben gar sehr hell glaͤntzen und leuchten werden. 36. Vom andern ewigen tod/ dem allein die verdamten unterworffen. 37. Daß der verdamten ihre seelen-funcken an oder in ihnen vollend gar ausleschen/ und sie in ewiger finsterniß seyn werden. 38. Ob denn auch solche finsterniß die auser- wehlten betreffen werde. 39. Daß des menschen fleisch und blut nicht koͤnnen ins himmelreich kommen. 40. Daß Th. III. C. II. Von D. Henrico Cunrado, Jahr MDC. biß MDCC 40. Daß der sichtige greifliche und zerstoͤrliche leib des menschen auff dieser welt gaͤntzlich und gantz absterbe. 41. Von der aufferstehung der todten. 42. Von der universal neuen oder wiederge- burth insgemein. 43. Wodurch und auff was weise/ und durch wen diese neue geburt geschehen werde? 44. Daß die Auserwehlten neue leiber bekom- men werden. 45. Was der same sey/ von welchem GOtt ei- nem jeglichen seinen eigenen neuen leib geben wird. 46. Von wasmateria die neuen leiber der aus- erwehlten seyn werden. 47. Was vor aͤusserliche gestalt oder ansehen dieselben neuen leiber haben werden? 48. Was vor herꝛlicher und wunderbarer eigen- schafft sonsten die neuen leiber der auseꝛwehl- ten seyn werden. 49. Von der speise und tranck derselben neuen Leiber/ und wie dieselben zum ewigen leben conserviret und erhalten werden. 50. Daß aller auserwehlten leiber ein einiger leib seyn werden. 51. Daß die auserwehlten mit Christo und GOtt ewiglich vereiniget seyn werden. 52. Daß die auserwehlten in jenem leben Gott- von angesicht zu angesicht sehen/ anschauen und recht vollkoͤmmlich erkennen werden. 53. Summarischer beschluß und wiederho- lung alles dessen/ so in diesem gantzen tractatu angezogen worden. 12. Sonsten hat Colberg aus einem manu- scripto einen auszug in seinē Platoni schen Chri- stenthum P. I. c. 2. p. 122. u. f. gesetzet. Da- hero aus diesem nichts weiter hieher zusetzen noͤ- thig seyn wird/ weil selbiges buch ohne dem be- Sperbers cabalisti- sche gebe- te. kant gnug ist. Jm uͤbrigen ist auch anno 1675. zu Amsterdam ein buͤchlein von Sperbern her- aus kommen/ voller Cabalisticarum Precatio num aus der Schrifft und Psalmen/ welches auch sonst teutsch gedruckt ist. Anno 1674. ist zu Isagoge. Hamburg publicir et worden Isagoge in ve- ram triunius DEI \& naturæ cognitionem concinnata à Julio Sperbero, anno Domini 1608. nunc vero primum publici juris facta: in qua multa quoque præclara de materia lapi- dis philosophici ejusque usu mirabilissimo con- tinentur. Wider welchen zwar einer im folgen- den jahr in dem Leiptziger catalogo eine Herma- thenam heraus zugeben versprochen unter dem namen Misarti Rhetachillei: Es ist aber selbt- ge schrifft meines wissens nicht zum vorschein gekommen/ vermuthlich weil der widerleger et- wa zu schwach befunden worden. Wie denn auch sonsten niemand bekant ist/ der sich an Sperbers schrifften ex professo gemachet haͤtte/ ohne was hie und da eintzeln wider ihn vorge- bracht worden/ da man aber gemeiniglich die wiederlegung etwa mit dem Titul eines Ethusi asten oder Weigelian ers zu absolvi ren gemeinet. Abraham von Franckenberg gedencket noch in seinen brieffen eines MSti von Sperbern: von den wundern der dreyenzeiten und anderer; item, de incarnatione Filii DEI; item, de ani- ma hominis; und eines grossen schoͤnen volumi- nis, opus magicum genant/ welches beym Fuͤr- sten von der Lignitz gewesen/ und ihm nebenst andern MStis genommen worden sey. 13. Endlich setze ich diesen noch einen scri- Jahr MDC. biß MDCC bent en bey/ nemlich Matthæum Weihern von Wesel/ der zwar auch im 16. seculo gele- bet/ und schon anno 1560. im 39. jahr seines al- ters zu Wesel verstorben/ aber in Teutschland erst im 17. seculo in schrifften bekant worden. Es hat aber dieser mann sich auch eigentlich zu Weihers leben. keiner sonderbaren secte gehalten/ ob er wol ge- meiniglich unter die Wiedertaͤuffer gerechnet wird/ wider welche er aber selbst oͤffentlich ge- schrieben gehabt. Schon anno 1579. ist in Schriff- ten. Hollaͤndischer sprache ein buͤchlein von ihm be- kant worden: Gruͤndliche unterrichtung von vielen hochwichtigen articul n/ wel- ches hernach auch hochteutsch in Franckfurt bey Johann Weissen/ und etlich mal in Holland/ als anno 1658. zu Amsterdam und sonsten auff- gelegt ist. Jn selbiger edition stehet in der vorrede p. 4. und 5. dieses von dem auctore: Der selige Matthæus Weiher ist gewiß ein hocherleuchteter und heimlicher freund GOttes gewesen/ der die theologi e aus dem buche seines leidens durch innerli- che schmertzen in der schule GOttes ge- lernet und studir et hat. Und diß war sein bester rath/ ein jeder solte sich selbst suchen/ da er sich gesucht und gefunden haͤtte/ und da sie allein zu uͤberkommen und zu kriegen seyn/ nemlich bey GOtt dem springenden brunnen aller weiß- heit und guͤte. Und solte sich keiner/ der nicht betrogen seyn wolte/ aus fremden unflaͤtigen cisternen oder wasser-gruben laben lassen. 14. Von denen schrifften selbsten ist dieses Veran- lassung dieses buͤchleins. noch anzumercken/ daß der mann selbige nicht selber bey lebzeiten geschrieben/ sondern sie erst nach seinem tode von andern gesammlet und publicir et worden/ und zwar aus folgender ver- anlassung. Es war in seiner famili e ein junger mensch/ Johann Spe genant/ der seine reden und vermahnungen fleißig anmerckte/ und dañ vor sich auffschrieb/ woraus hernach und denen gesammleten send-briefen dieses buͤchlein ent- standen. Die summa desselben/ wie es zwey theile in sich haͤlt/ nemlich die briefe und die muͤndliche spruͤche/ ist folgende: 1. Der erste send-brieff. Durch was mit- Jnhalt der send- briefe. tel man zur klarheit Goͤttlicher gnade kom̃e. 2. Von der allerlistigsten klugheit der mensch- lichen natur. 3. Eine vorbereitung zu dem eingang der ver- heissungen GOttes. 4. Wie wir mit rechter inwendiger armut dem HErꝛn naͤher kom̃en/ denn mit angemastem reichthum. 5. Wozu die Schrifft gegeben sey/ und wie man das gewissen auffs hoͤchste begnuͤgen muͤsse: item, vom unterscheid zwischen der menschlichen gerechtigkeit/ und der gerech- tigkeit/ die vor GOtt gilt. 6. Eine Christliche vermahnung von viel un- terschiedlichen puncten/ allen Christen sehr dienstlich und vertraͤglich. 7. Welches da sey der ordentliche weg zu Chri- sto zu kommen/ sehr dienstlich vor die jugend. 8. Wie ein mensch/ der des HErꝛn weg begie- rig ist/ sich taͤglich uͤben soll. 9. Wie man zu dem besten theil/ das GOtt selbst ist/ durch viel leiden kommen muͤsse. 10. Ein Julio Sperbern/ und Matthæo Weier. Jahr MDC. biß MDCC 10. Ein kurtzer bericht/ wie ein eiffriger an- fangender mensch/ durch staͤtig leiden und streiten gefuͤhret werden muͤsse/ und was vor fruͤchte aus dem leiden gebohren werden. 11. Vermahnung/ wie sich die jugend von der welt abkehren/ und den HErꝛn in stillem we- sen suchen muͤsse. 12. Wie man alle dinge mit gelassenheit von des HErꝛn hand empfangen soll. 13. Eine vermahnnng/ wie alles/ was ausser GOtt ist/ sich zu dem ewigen tod und verder- ben staͤrckt. Item, wie man GOttes gericht staͤts vor augen halten soll. 14. Ein kurtzer bericht ordentlich zu der neuen geburt zu kommen/ und woraus die neue cre- atur ihren ursprung ꝛc. 15. Wie man die jugend in ihrer schwachheit tragen soll. 16. Eine schoͤne vermahnung an seinen ohm/ darinnen er seine hertzliche sorgfaͤltigkeit/ wel- che er vor ihn traͤgt/ zu erkennen giebt. 17. Eine heilsame vermahnung/ worinnen das zunehmen der Gottseligen gelegen sey/ mit ei- nem beschluß von Esau und Jacob. 18. Eine schoͤne vermahnung/ wie man die ju- gend aufferziehen soll: mit einem klaren un- terscheid/ wie fern die Philosophi e von den Christen unterschieden sey. 19. Ein schoͤner unterscheid zwischen hohem ver- nuͤnfftigem eiffer und reinem Christlichem eiffer. 20. Bekaͤntniß auff die disputation gehalten zu Franckfurt/ zwischen Johanne Calvino und Justo Velsio, von des menschen vermoͤ- gen oder freyem willen. 21. Unterscheid zwischen der buß und wieder- geburt betreffend das buͤchlein bey Dietrich Philipsen von der neuen geburt im druck ausgegeben. 22. Eine gruͤndliche unterweisung/ worinnen der verlauff von dem hauß der liebe fuͤrnem- lich gelegen sey. 23. Ferner bericht auff die meinung vom H. Nachtmahl. 24. Ein kurtzer bericht/ wie daß der grund von dem hauß der liebe auͤff fleischlicher freyheit stehet. 25. Von der lehre Platonis. 26. Von der aufferstehung/ ein geistliches be- dencken. 27. Von der aufferstehung des fleisches eine treue vermahnung. 28. Eine schoͤne vermahnung/ sehr foͤrderlich zum absterben und untergang der natur. 29. Wie ein rein gemuͤth seines naͤchsten gebre- chen mit aller gedult unbeweglich tragen muß. 30. Wie aus dem verstorbenen samen ein herꝛ- lich gewaͤchs in Goͤttlicher fruchtbarkeit her- fuͤrkommt. 31. Von wahrer entbloͤssung und verlassenheit in allem leiden. 32. Von abgang und tod aller creatuͤrligkeit und was daraus geboren wird. 33. Wie sich die natur in vielem disputir en heimlich unwissend vergreifft/ und den nech- sten verdammt/ item wie man allen verstand der schrifft im leiden selbst gewahr werden muß. 34. Von gewisser bangigkeit/ welche durch ver- folgung dem ort zustunde/ dahin er ziehen Jahr MDC. biß MDCC wolte. 35. Antwort an seine bruͤder von wegen einer abgestorbenen person und seinem zustand/ mit einer andaͤchtigen vermahnung. Jn den 8. folgenden kleinen briefen wird zum theil erzehlt die grosse noth/ darein er kurtz vor seinem abscheiden von dem HErꝛn ist gefuͤh- ret worden. An seine schwester 9. tag vor seinem tod. 15. Der inhalt des ersten theils oder buchs der muͤndlichen spruͤche in 37. ca- pitel verfasset. 1. Was der mensch seinem stand nach vor ein Jnhalt der spruͤ- che im 1. theil. judicium in H. Schrifft habe. 2. Eine schoͤne vermahnung/ daß man sich nicht allein eines aͤusserlichen scheinenden wan- dels/ sondern auch eines recht gottseligen le- bens befleißigen solle. 3. Eine schoͤne und sehr nothwendige frage/ ob nemlich ein mensch/ nachdem er von suͤnden gereiniget und neu gebohren/ auch bewegun- gen der sunden habe. 4. Eine schoͤne beschreibung der eigenschafften eines von suͤnden gereinigten menschen/ und daß GOtt keine unwillige diener habe. 5. Eine troͤstliche vermahnung/ daß uns GOtt/ wo wir nicht weiter koͤnnen/ und fest bey ihm anhalten/ beystehen/ und zu unser seelen heil und seligkeit behuͤlfflich seyn wolle. 6. Eine feine erinnerung/ daß alles dasjenige was zu des menschen seligmachung vonnoͤ- then/ allein GOtt wircke/ und alle auch des menschen beste wercke hierzu nichts koͤnnen noch vermoͤgen. 7. Eine schoͤne lehre/ wie der mensch seine suͤn- de zu boden halten/ und aus dem hextzen und gemuͤth ausrotten solle. 8. Eine feine warnung/ daß man sich an dem wolstand der welt-kinder und gottlosen nicht aͤrgern/ sondern auff sich selbsten sehen und andere ungeurtheiltlassen solle. 9. Eine hertzliche anmahnung/ daß wir alles GOtt zuschreiben/ und keinen menschen un- sers leidens halben hassen oder neiden sollen. 10. Eine nuͤtzliche lehre/ daß die GOtt uͤberlas- sene menschen von demselben einig und allein gefuͤhret/ und von allem zugang zu dem aͤr- gern auffgehalten werden. 11. Eine troͤstliche erinnerung/ daß die anfech- tung zu erkaͤntnis der sunden sehr dienstlich/ und derohalben creutz und leiden nicht zu flie- hen sey. 12. Ein heilsamer unterricht/ daß der mensch mit GOttes huͤlffe sich der suͤnden enthalten/ und das gesetz seinen zuchtmeister solle seyn lassen. 13. Eine troͤstliche erinnerung/ daß GOtt mit einem blick zu rechtem verstand der schrifft mehr wircke/ als alle lehr und schreiben/ so ei- ner an den andern mag abgehen lassen. 14. Woher der verstand derjenigen/ so sich der ersten klarheit mißbraucht haben/ kom̃e und seinen ursprung habe. 15. Daß der mensch nach einem unstraͤfflichen und unschuldigen leben stehen/ und in dem uͤbrigen GOtt solle walten lassen/ eine schoͤ- ne vermahnung. 16. Daß man seine wort nicht vergebens aus- A. K. H. Dritter Theil. C sprechen/ Th. III. C. II. Von D. Henrico Cunrado, Jahr MDC. biß MDCC sprechen/ sondern dieselbe nach eines jeden stand und verstand fuͤhren und ausreden sol- le. 17. Eine schoͤne erinnerung/ daß der Christen stand der allerleidenste stand sey/ und darum ein jeder nach dem exempel Christi sanfftmuͤ- tiglich in demselben stehen solle. 18. Daß alles/ auch das niederste nur ein schat- ten und bild des wahren dinges und rechten wesens sey. 19. Eine ernstliche warnung/ daß man die suͤn- de/ so man aͤusserlich in dem schein gelassen/ auch im hertzen uͤbergeben und lassen solle. 20. Eine schoͤne erinnerung/ daß ein natuͤrli- cher mensch die suͤnde nicht ausrotten koͤnne/ sondern auff die Goͤttliche verheissung aus gnaden warten und hoffen muͤsse. 21. Wahreꝛ und gruͤndlicher unteꝛschied derer so die unselige/ und deꝛeꝛ so die selige hoͤlle haben. 22. Daß ein recht in sich selbst stehender mensch nicht ursach habe seinen naͤchsten zu urthei- len. 23. Ein schoͤnes gleichniß/ wie es mit einem in der angst schwebenden menschen bꝛschaffen/ und worauff er nach alle seinem vermoͤgen fussen und sich geben solle. 24. Daß die offenbarung und entdeckung der suͤnden die bekehrung zu GOtt gebehre und verursache/ samt einem schoͤnen gleich- niß. 25. Von der|niedrigkeit CHristi/ und wie der mensch zu solcher niedrigkeit kommen und ge- langen moͤge/ neben einem schoͤnen unter- richt/ wre die recht geistliche armen seyen. 26. Von der knecht- und kindlichen furcht GOttes/ wann sie pflegen zn entstehen/ und welche bleibe oder nicht bleibe. 27. Daß alles dasjenige/ was sich mit dem Leib CHristi bewegt/ ein glied desselben seye/ samt einem schoͤnen unterschied zwischen de- nen/ so GOtt in der natur kennen/ und denen die GOtt in GOtt kennen/ haben und ge- brauchen. 28. Von der verlierung des menschen und was fruͤcht er davon empfange. 29. 30. Bewegung des von suͤnden gereinig- ten menschens/ woher die ihren ursprung|neh- men. 31. 32. Von der eigenschafft und natur des neugebornen menschen. 33. Eine schoͤne erinnerung/ daß alles in der H. Schrifft in den leib Christi verstanden und bekennet werden muͤsse. 34. Daß der glaube das aller verlassenste ding/ und ein demuͤthiger suͤnder besser als ein auff- geblasener gerechter sey. 35. Eine feine vermahnung/ daß der mensch in hoheit die niedrigkeit bewahren und allezeit auff seine kleine und nichtigkeit sehen solle. 36. Daß der mensch in verlierung seiner seelen geuͤbet/ von keinem außkommen ewiglich wissen kan. 37. Wie ein frommer und Gottseliger mensch in allen dingen GOtt gelassen stehe und alles von der hand des HErꝛn empfange. 16. Jnhalt des andern Theils muͤndli- cher spruͤche verfasset in 17. Capiteln. Jm II . theil. 1. Was GOtt durch die verstoͤrung des tem- pels zu Jerusalem will andeuten und verstan- den haben/ auch was eigentlich des menschen Jahr MDC. biß MDCC vollkommenheit sey. 2. Eine schoͤne vermahnung/ daß die verbor- genheit GOttes weder kan noch soll ausge- sprochen werden/ und was dem fleisch das schrecklichste ding sey/ samt einem schoͤnen gleichniß vom Glauben. 3. Eine nuͤtzliche erinnerung/ daß alle creatur/ so recht gebraucht wird/ wider in ihren ur- sprung/ das ist/ in GOtt komme und was der allerleidsamste stand sey. 4. Eine nothwendige wissenschafft/ daß alles an der barmhertzigkeit GOttes gelegen/ und alle bemuͤhung des menschen nichts sey. 5. Was da sey der rechte erbe des Reichs GOt- tes/ und worinnen die Heiden vorzeiten stun- den/ auch von des menschen/ gelassenheit. 6. Von der natur und eigenschafft eines von GOtt uͤberzeugten menschen/ und daß alles/ was ohne erfahrung/ eitelsey. 7. Daß das allerschwerste und groͤste leiden dennoch eine lautere barmhertzigkeit GOt- tes und keine straffe der suͤnden sey. 8. Was die ceremonien seyn/ und daß ohne CHristi menschwerdung kein heil und selig- keit auff erden haͤtte seyn konnen. 9. Daß der mensche dem willen GOttes uͤber- geben/ alles mit gedult und ohne wehlen er- trage. 10. Von der unvermoͤgligkeit des menschen in erfuͤllung und gnugthuung des gesetzes/ auch daß alles vor dem Herꝛn fallen und zu nicht werden muͤsse. 11. Daß der neugebohrne mensch an nichts als an GOtt halten und sich ihm gantz gelas- sen gebe. 12. Eine herꝛliche trostschrifft/ daß der tod und das leiden der H. Maͤrtyrer eine ehr und herꝛ- ligkeit des leidens und aufferstehung CHri- sti sey. 13. Daß ein mensch/ so einmal den suͤnden abge- storben/ ewiglich in solchem tod und abster- ben verbleiben muͤsse. 14. Eine schoͤne erinnerung des in der prob ste- henden glaubens/ auch was da sey des flei- sches tod und das ende zur neuen geburth zu- gelangen. 15. Eine schoͤne vermahnung von dem stand des natuͤrlichen menschen/ und wie es alles in ordnung gehalten werden muß. 16. Wie schwer es den menschen ankomme/ dem nothleidenden naͤchsten beyzuspringen/ und wie man mit desselben schwach- und ge- brechlichkeit gedult tragen muß. 17. Eine schoͤne lehr/ wie man zu dem wahren frieden GOttes kommen soll. Item von der natur der menschen/ dadurch GOtt seine frommen uͤbet. 17. Jnhalt des dritten theils muͤnd- licher spruͤche verfasset in 36. capittel. 1. Eine trostreiche erinnerung/ was da sey der Jm III . theil. gerechten wege. Item, wie GOtt alles in dem menschen ohne einiges des menschen zu- thun wuͤrcken muͤsse. 2. Wie daß der mensch ohne verwesen nicht zu GOtt kommen kan/ und was da ist ein blick Goͤttlicher erleuchtung. 3. Daß ein gottseliger mensch alles dem HErꝛn zuschreibe/ was ihm wiederfahren mag/ es sey boͤß oder zut. 4. Eine Julio Sperbern/ und Matthæo Weier. Jahr MDC. biß MDCC 4. Eine schoͤne erinnerung von der unvermoͤg- ligkeit des natuͤrlichen menschen/ und wie derselbe das Reich GOttes nicht moͤge erer- ben. 5. Eine trostreiche vermahnung/ was da ist die herꝛliche auferstehung und die frucht deꝛ geist- lichen absterb- und verwesung in dem men- schen. 6. Eine trostreiche erinnerung/ daß alles dasje- nige/ was CHristus mit lehr und leben aus- truckt/ arbeitendlicher weise nimmermehr zu erfuͤllen sey. 7. Was da sey die eigenschafft eines rechtglaͤu- bigen menschen/ der sich dem creutz und un- tergang ergeben hat. 8. Eine schoͤne lehre/ wie der mensch unter die gnade GOttes kommen/ und sich seiner gu- ten uͤbung vor andern nicht ruͤhmen soll. 9. Ein schoͤner unterscheid zwischen einem le- bendigen und geistlich todten menschen. 10. Kurtzer unterricht was da sey die nuͤtzliche regel fortzukommen samt einem schoͤnen gleichnuͤß von dem gewissen. 11. Trostreiche erinnerung/ daß GOtt unsere natur/ doch mit ausbleibung der suͤnden/ an- genommen babe. 12. Nuͤtzliche anweisung wie man zu geistlichen uͤbungen kommen soll. Item von der ursache/ warum der mensch ungefuͤrdert bleibt. 13. Von der unvermoͤgligkeit eines im tod lie- genden menschen. Nebst einem schoͤnen gleichnuͤß eines lustsuͤchtigen weltkindes. 14. Was da sey die eigenschafft der gemeinen und ungeschaffenen seligkeit. 15. Was da sey die schrecklichste noth und pein der verdam̃ten/ und wer recht arm moͤge ge- nennet werden. 16. Eine troͤstliche erinnerung/ daß der mensch immer hoͤher und hoͤher ins leiden muͤsse ge- bracht werden. 18. Was da sey der naͤchste/ mit welchem wir uns zuvor versoͤhnen muͤssen/ ehe GOtt unse- re gaben annehmen will. 19. Eine feine vermahnung/ daß man sich des duͤrfftigen naͤchsten annehmen/ und keiner freyheit uͤber denselben sich gebrauchen solle. 20. Von der nutzbarkeit der wiederstrebung der natur/ und wie ein mensch in GOtt recht moͤge gefoͤrdert werden. 21. Wie schwer und sauer es einem menschen faͤllt/ seine zunge von vergeblichen warten zu zaͤumen und abzuhalten. 22. Wie nothwendig es sey dem leidē und creutz allhie unterworffen seyn/ ohne welches nie- mand zu GOtt kommen noch gelangen kan. 24. Von dem allernaͤchsten weg/ dadurch man auff das fuͤglichste fortkommen und zu GOtt befoͤrdert werden kan. 25. Worinne des menschen foͤrderung und fortkommen bestehe/ und wie sich ein mensch vor sich selbst und gegen seinen naͤchsten ver- halten soll. 27. Von der fruchtbarkeit des leidens/ und wie gut es sey des HErꝛn warten. 28. Wie der mensch sich befoͤrdern und dem wil- len des allmaͤchtigen unterwuͤrffig machen soll. 29. Ein schoͤner unterschied/ wie die suͤnde von etlichen aus furcht der straffe/ von etlichen aber aus liebe gegen GOtt vermieden und Jahr MDC. biß MDCC unterlassen werde. 30. Hertzliche vermahnung/ wie einer den an- dern mit gedult vertragen/ und wie man den suͤnden alle nahrung und anlaß abschneiden muͤsse. 31. Ein unterricht zum Gebet/ wie man vor dem Herꝛn in seinem gebet erscheinen muͤße/ wenn es Erhoͤrung bekommen soll. 33. Ein wahrer unterschied zwischen der zeit/ so im creutz und jammer/ und hergegen in lust und kurtzweil zugebracht und vollstrecket wird/ samt einem kurtzen unterricht/ wie wir vor GOtt wandeln sollen. 34. Von der nuͤtzlichsten zeit des menschen/ und wie alle auserwehlten durch ein langwieri- ges leiden zu GOtt dem HErren gefuͤhret werden. 35. Eine feine erinner ung/ daß alle dinge ver- aͤnderlich und wie viel dazu gehoͤre/ ehe man mit dem HErꝛn wesendlich vereiniget werde. 36. Von der letzten vermahnung M. W. und desselben abschied aus dieser truͤbseligen zeit. 18. Einem Gottbegierigen gemuͤthe kan die- ser inhalt schon einigen vorschmack von demje- nigen zeigen/ was in denen schrifften selbsten vor wichtige und noͤthige materi en enthalten seyn. Zur weitern probe aber sind noch ein paar stellen aus ihm herzusetzen/ daraus man des mannes erkaͤntniß und bescheidenes urtheil von denen dazumal im schwang gehenden lehren und strei- tigkeiten ersehen mag. Der erste ort betrifft Weihers urtheil vom frey- en willen die gehaltene disputation Calvini von des men- schen kraͤfften| oder freyem willen. Der andere die materi e von der neuen geburt/ wie sie recht in ihrem vollkommenen wesen und grad muͤsse er- kant und gelehret werden. Jn jenem stehet im 20. brieff p. 97. u. f. dieses: Meine meinung„ wider Cal- vinum. ist von beyden ( Velsio und Calvino ) daß“ Velsius sich darinne verlaufft/ daß er den“ menschlichen kraͤfften und vermoͤgen zu viel zu-“ schreibet/ denn die krafft und vermoͤgen des“ menschen wird von dem Herꝛn verurtheilt und“ verdammt/ ehe man der Goͤttlichen geburt“ empfaͤnglich ist/ damit es GOttes und nicht“ des menschen geburt sey/ ewig/ unsterblich/“ wie derselbe ist/ davon sie komt. Nun ver-“ laufft sich im gegentheil Calvinus, dieweil er“ ausschliest mit gemeinem absagen alles men-“ schen vermoͤgens/ welches ich ihm gestehe/ daß“ es recht sey/ allein daß die erkaͤntniß/ die in ihm“ liegt/ und damit er noch gefasset ist/ selbst noch“ in der vernunfft und menschlichem vermoͤgen“ liegt/ nur daß der HErꝛ seinem Hertzen das“ licht des Evangelii dargeboten/ und sein ver-“ stand sich dazu begeben hat: Aber dieses ist“ nun nicht eins mit demselbē licht: deñ das licht“ nimmt niemanden an/ als der an der vernunfft“ und vermoͤgen des menschen am creutz mit“ CHristo gestorben ist/ und wird alsdann/“ weil daß er mit dem tod Christi gemeinschafft“ hat/ mit demselben geist CHristi auch auffge-“ weckt/ also der geist CHristi alsdenn das le-“ ben in ihm ist/ und ist und bleibt seiner ver-“ nunfft und vermoͤgen gestorben/ und lebt nun“ nicht denn allein aus der krafft GOttes/ und“ bleibet allem seinem vermoͤgen und eigenen Ge-“ rechtigkeit abgesagt vor Gott/ und wird Got-“ tes gerechtigkeit in ihm auffgerichtet/ davon“ kein natuͤrlicher mensch weiß/ oder auch zu-“ A. K. H. Dritter Theil. C 2 kommen Th. III. C. II. Von D. Henrico Cunrado, ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC „kommen kan. Dieweil dann das urtheil „ Calvini sich so fern nicht streckt/ und er an der „vernunfft und vermoͤgen noch keinen tod gelit- „ten hat/ so bringt er das urtheil uͤber ihn selb- „sten/ dieweil ihn durch das licht des Evange- „lii zu seinem eigenen nutz und auffenthalt im „leben das jene haͤlt/ daß Rom. IIX. durch „das Evangelium der tod zu seyn gepredigt und „bewiesen wird. Denn das Evangelium „GOttes gehet erst im schwange/ nach der „aufferstehung CHristi/ und wird CHristus „dann erst ein Sohn GOttes in uns bekant. „Sonst ist unser bekantniß noch vest auff die „person CHristi nach dem fleisch/ damit wir „beweisen/ daß wir selbst noch fleischlich seyn/ „wiewol nicht gleich der groben welt/ sondern „als gute nachfolger CHristi/ die alles verlas- „sen haben. Aber wir muͤssen zu gleichem tod „CHristi eingepflantzet werden. Noch ist „mein bekennen/ daß kein mensch aus vermoͤgen „der natur/ die er von Adam emp fangen hat/ „GOttes ewige barmhertzigkeit uͤberkommen „kan. Gleichwol den ernst und arbeit/ darin- „nen diese bekuͤmmerte menschheit stehet/ ehe „sie die gnade CHristi erreichen kan/ kenne ich „vor recht/ als unter das Gesetz gebunden; aber „die gerechtigkeit/ die er drinnen bekommt/ ist „diejenige noch nicht/ die fuͤr GOtt gilt/ son- „dern wird erst nach dem gesetz durch Christum „in uns auffgerichtet: So muß denn der „mensch erst unter der strengigkeit des gesetzes „arbeiten zu seiner hoͤchsten vollkommenheit/ „und vermoͤgen seiner hoͤchsten unschuld/ da- „durch er denn erst GOttes gerichte fuͤhlet/ dar- „innen er nicht bestehen kan/ und faͤllt in den „tod/ und wird dann durch CHristum in das „leben des geistes auffgenommen. Nun die „gemeine bekantniß der gerechtigkeit GOttes „wird also genommen von der laͤster-kirchen/ „daß GOTT lauter seligkeit auffrichte durch „CHristum ohne zuthun der wercke. Wel- „ches ich zwar gestehe. Aber weil sie keine ge- „rechtigkeit in dem gesetz uͤberkommen mit „wercke/ ernst und strengigkeit/ so koͤnnen sie „davon keinen abstand thun/ noch ihr ziel/ das „sie dadurch nicht gefunden haben/ um CHri- „sti willen lassen. Denn sie stehen von demje- „nigen ab/ das sie nicht haben/ und unterdes „verlieren sie/ das sie nicht gefunden haben. „So ist dasjenige/ das sie sagen/ recht/ aber an „ihnen nicht recht/ nach ausweisen der gantzen „Schrifft/ da die warheit an ihr fehlet. Doch „weise ich sie nicht von der gnade in ihrem theil „und maß der gaben (dieweil sie sich CHristi „nach ihrem vermoͤgen befleißigen/ und von „ihm durch viel mittel der Schrifft gehoͤret ha- „ben) wenn sie treu in demjenigen seyn/ das „sie auffs hoͤchste bekennen: wer das nicht thut/ „bringet sein eigen urtheil mit sich. Von der neuen ge- burt und derselben unter- scheid von der busse. 19. Der andere ort ist dieser: „Diese erkant- „niß (nemlich Dieterich Philipsen) von der „neuen geburt/ bekenne ich wol eines theils fuͤr „recht/ so sie nicht hoͤher gesetzet wird/ denn sie „an ihr ist/ nemlich fuͤr ein fromm/ bußfertig „leben/ das zu fuͤhꝛen nach zeugniß der Schrifft. „Aber daß man ein bußfertig leben fuͤr eine neue „creatur halten solte/ da das gewissen oder con- „scien tz noch unter der last der suͤnden liegt/ ist „unrecht: Denn da ist noch kein tod geschehen „und liegt die suͤnde noch so maͤchtig in der gan- tzen menschheit/ daß sie die seele auch in han-„ Jahr MDC. biß MDCC gigkeit bringt durch beschuldigung/ uñ ist der-“ halben noch unter dem gesetz/ dieweil wir der“ suͤnde in unserm gewissen uͤberzeugt werden“ durch das gesetz. Und wie wol man die beschul-“ digung uñ last der suͤnde/ so uns in dem gewis-“ sen quaͤlet/ mit verheissung aus der schrifft“ wieder stillet und sich selbsten troͤstet/ so muß“ man dennoch bekennen/ daß wir noch in dem“ alten menschen stehen/ und desselben tod noch“ nicht erreicht haben: Denn die neue creatur“ nicht unter der suͤnde stehet/ derhalben auch“ keine beschuldigung durch das gesetz daran“ kommen kan in dem gewissen/ und leben gaͤntz-“ lich der gnaden/ und duͤrffen das gemuͤth nicht“ mit einigem auswendigem trost durch reden“ oder lesen der schrifft unterhalten/ oder durch“ loßsprechung der suͤnden aus gezeugnissen der“ Schrifft sich versichern/ denn ihr leben in dem“ geist stehet/ und stehen unter dem gesetz GOt-“ tes in der gnaden. Derhalben das gewissen“ in der reinigung in guten frieden stehet/ und“ bleibt durch den H. Geist versiegelt: Da in“ denjenigen/ so noch unter dem gewissen stehen/“ das gesetz der suͤnden ihre krafft noch hat/ auch“ noch stetig das gewissen der uͤbertretung hal-“ ben angeklagt und angetastet wird/ also daß“ darin offenbar wird/ daß sie dem gesetz noch“ nicht gestorben sind/ dieweil die beschuldigung“ aus dem gesetz ihre krafft noch hat/ dieweil wir“ wieder unser gewissen thun durch uͤbertretung“ des gesetzes/ wiewol wir nicht bekennen wol-“ len/ daß wir unter dem gesetz stehen/ oder un-“ ter der beschuldigung des gesetzes (da gleich-“ wol keine beschuldigung seyn kan/ denn durch“ die krafft des gesetzes/ daruͤber das gesetz/“ noch herꝛschet) dennoch durch das gewissen/“ das uns der suͤnden beschuldigung offenbar“ wird. So fern wir denn in der reinigung“ stuͤnden durch das blut CHristi an den inwen-“ digen menschen/ so koͤnte das gesetz mit seiner“ krafft/ so es durch die suͤnde in dem gewissen“ hat/ uns an der seelꝛn nicht antasten/ dadurch“ wir gedrungen werden/ uns selbsten aus der“ schrifft trost zu suchen/ und uns mit GOtt zu“ versoͤhnen durch zusagung der gnaden/ welche“ dem neu gebornē im grunde eingewurtzelt liegt“ nach rechter art/ also/ daß sie das mittel nicht“ ausser ihnen suchen duͤrffen/ dardurch die an-“ dere zeugniß geben/ daß sie nicht in der wahr-“ heit und wesen dasjenige haben/ deß sie sich be-“ ruͤhmen/ und aus beweiß der schrifft als ei-“ gen versichern. Denn der alte mensch (der“ allezeit mit gewalt in dem menschen regieret“ mit uͤbertrettung/ das man straucheln nen-“ net/ und gering achtet/ und dennoch vor dem“ ansehen des HErꝛn in dem neuen menschen“ ohne verdammniß in den tod nicht gelitten“ werden mag) giebt widerwertig zeugniß da-“ von/ daß wir noch in dem leben des alten men-“ schen verfasset seyn/ und nicht in dem tode: die-“ weil in uns keine suͤnde ohne lust und willen“ ausgefuͤhret werden kan. Also ist offenbar/“ daß wir noch im leben des alten menschen be-“ griffen stehen/ und das leben des neuen noch“ nicht erreicht haben. Denn der tod des natuͤꝛli-“ chen in seinem lebē nicht ausgefuͤhret wird mit“ willen seines eigenen wollens/ und arbeit in sei-“ ner eigenen gerechtigkeit und strengigkeit/ son-“ dern wider sein begehren und willen unter dem“ „gehor- Th. III. C. III. Von dem auctore des Hertzens-spiegels ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC „gehorsam Gottes am creutz/ durch die vergies- „sung des bluts CHristi unsers HErꝛn/ in wel- „che gemeinschafft wir in gleichem tode nach „der inwendigen menschheit angenommen „werden/ dardurch unser natuͤrlich leben/ so „wir in dem fleisch hatten/ an dem creutz ausge- „zogen/ mit CHristo begraben/ und wieder „in ein uͤbernatuͤrlich leben erwecket wird/ also „daß die krafft des gesetzes/ so in den gliedern „des natuͤrlichen leibes noch ungestorben sich enthaͤlt/ an seel und gemuͤth/ ja durch die gan-„ Jahr MDC. biß MDCC tze menschheit in ihrem recht und krafft ausge-“ arbeitet ist an dem leben des menschen/ dieweil“ der mensch nicht erweckt ist um dasselbige le-“ ben/ daruͤber des gesetzes gebieten in beschuldi-“ gung des todes seine beherꝛschung hatte/ son-“ dern hat ihr vollkommen gericht an den men-“ schen ausgefuͤhrt durch den tod/ und ist derhal-“ ben der mensch desselben gesetzes loß und frey“ worden durch den tod. Das III. Capitel. Von dem Auctore des Hertzens-spiegels und denen schrifften Hiels. §. 1. E S sind in diesem 17. seculo unter an- dern unbenanten mysti schen scribent en auch diese beyde mit bekant worden/ und zwar der letztere auch schon zum theil im 16. seculo, jener aber um den anfang des 17. Die- sen wollen wir biß zuletzt versparen/ weil von demselben etwas mehrers zu sagen seyn wird. Von jenem ist die gedachte schrifft bekant/ so letzlich in Amsterdam und Dantzig heraus ge- kommen/ unter folgendem titul: Helleuch- Hertzens- spiegel. tender Hertzensspiegel/ worinnen ver- mittelst einer dreyfachen vorstellung kuͤrtzlich/ klaͤrlich/ gruͤndlich/ also daß es auch derunwissenste mensch sehen/ fas- sen und mercken kan/ I. das erkantniß/ II. die uͤbung/ III. das geheimniß der wahren gottseligkeit; das ist: die gan- tze that/ krafft und hertzens- theologia, oder das innerliche rechtschaffene Gott- gefaͤllige Christenthum; sonderlich der voͤllige Process von des menschen fall biß zur endlichen wiedervereinigung dessel- ben mit GOtt/ als dem endzweck aller lehre/ mit zur sache hochdienlichen kupf- fer- figur en/ deutlichen worten/ klaren schrifftzeugnissen und geistreichen Lie- dern bewiesen und demonstrir et wird: samt einem kurtzen gefasten doch voll- staͤndigen gebetbuͤchlein/ oder an- dachtsspiegel/ alles nach der tieffen/ grund- und krafft-lehre des hocherleuch- teten Johannis Tauleri verfasset und ein- gerichtet. Dessen au- tor Paul Kaim. 2. Der auctor dieses buchs wird darinnen in dem special-titul nur mit denen buchstaben P. K. angedeutet. Von andern aber entde- cket/ daß er Paul Kaim geheissen/ der zu Lignitz in der Schlesien gewohnet/ und ein gelehrter mann/ auch wie andere melden/ Zolleinnehmer zu Lignitz gewesen/ und naͤchst diesem ein buͤch- lein Oculus æternitatis in 12mo geschrieben/ welches zwar andere dem Abraham von Fran- Wer die- ser gewe- sen. ckenberg zueignen. Er ist schon anno 1633. da- selbst verstorben/ wie der auctor der treuhertzi- gen nachricht wider Christoph Heinrich Loebers Quackergreuel p. 7. wie auch in eben desselben einfaͤltigen anmerckungen Mit wem er corre- spondi rt. hieruͤber gewiesen hat. Dieser Kaim ist bereits anno 1620. mit Jacob Boͤhmen bekant gewe- sen/ welcher auch briefe mit ihm gewechselt/ da- von noch zwey in Boͤhmens sendbriefen N. 8. und II. p. 25. und 59. zu finden sind. Es gedencket auch daselbft Boͤhme p. 29. daß er Kaims buͤch- lein gelesen/ und darinnen dessen grossen fleiß und arbeit in zusammentragung der Biblischen spruͤche befunden/ wie auch dessen grossen ernst die materie von der letzten zeit/ von der auffer- stehung/ dem 1000. jaͤhrigen Sabbath/ zerstoͤ- rung Babels/ erbauung Sions und derglei- chen vorzustellen. Dabey er ihn aber von dem allzukuͤmmerlichen und muͤhseligen nachfor- schen im buchstaben ab- und auff den geist wei- set ꝛc. Es mag auch vermuthlich dieser mann Was er sonst ge- schrieben. urheber von demjenigen buche seyn/ welches an no 1646. auch nur unter diesen buchstaben P. K. herausgekommen: Bekaͤntniß eines un- partheyischen Christen wegen des einig seligmachenden glaubens unter allen Religion en und Voͤlckern auff erden/ dar- innen sonderlich gezeiget wird/ wie GOtt die person nicht ansehe/ sondern aus allerley volck GOtt fuͤrchtende und rechtthuende ihm ange- nehm seyn. 3. Betreffend dieses auctoris principia und Sein vor- trag von der er- leuchtung. absichten/ so gehet er hauptsaͤchlich auff die in- wendige erleuchtung und krafft des H. Geistes/ wie dieselbe auch mit der H. Schrifft verknuͤpf- fet und kraͤfftig sey/ davon er durchgehend die auserlesenste zeugnisse beybringet. Ob er nun wol gedachter massen in die 20. jahr vor dem ursprung der Quacker bereits verstorbē/ hat ihn doch der gedachte Superintenden s zu Orlamuͤn- de aus unbedachtem eifer ausdruͤcklich unter die Quaker gesetzet/ wie aus dem gedachten buche Beschul- digung der Quacke- rey. zu sehen/ als woriñen er diese schrift nicht allein ein Quaker-buch genennet und sonst dem teuf- fel gantz und gar zugeschrieben/ sondern auch ohne bedencken widex die historische wahrheit geschrieben: Der eigentliche meister die- ses buchs sey einer aus der zahl derer/ die in Englischer sprach Quaker genennet werden. Von welcher und andern Proben des offenbaren elendes solcher scribent en in der angezogenen treuhertzigen nachricht (die zu Amsterdam anno 1683. gedruckt worden) und in andern schrifften ein mehrers erinnert wird/ damit aber solche leser/ welche derglei- chen wichtige materi en/ so des menschen war- hafftige seligkeit betreffen/ reifflicher und in lau- terer furcht GOttes uͤberlegen/ hievon aus des auctoris eigenem ausdꝛuck sicheꝛeꝛ nachꝛicht sich erholen koͤnnen/ will ich die summam seines vor- trags aus der vorrede einruͤcken/ die p. A. 2. u. f. stehet. 4. GOtt/ der da will/ daß allen men- Bekaͤut- niß von dem licht/ das alle menschen erleuchtet. schen moͤge geholffen werden/ und sie zur erkaͤntnis der wahrheit gebracht werden/ hat deswegen einem jeden/ der in diese welt kommen/ ein gewisses maß seines ewigen unerschaffenen lichts/ C 3 wortes Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzensspiegels Jahr MDC. biß MDCC wortes und geistes mitgetheilt: wel- ches licht dann uns niemaln unangezei- get laͤsset den schaͤdlichen und gefaͤhr- lichen irꝛweg/ darein wir uns vergan- gen/ und vergehen koͤnnen/ dafern wir nur auff dasselbe wollen achtung geben. Welches wort uns auch niemals uner- innert und unbezeuget laͤst die hohe nothwendigkeit/ uns aus diesem ver- derblichen und verdammlichen wege zu- ruͤck zu begeben/ wenn wir selbiges an- ders nur hoͤren/ und ihm gehorchen wol- len; Welcher geist sich auch niemals un- bereitet noch unwillig befindet/ uns aus demselben in alle wahrheit zu leiten und fuͤhrē/ weñ wir anderst nur selbigem von hertzen folge leisteten. Denn diß ist das licht/ das da erleuchtet alle menschē/ die in diese welt kommen: Es ist das wort Und von der krafft des Heil. Geistes. der wahrheit/ das in uns gepflantzet/ und maͤchtig ist unsere seelen selig zu machen/ nach welchem wir auch weder in hoͤhe noch in die tieffe/ weiter in die weite noch in die hoͤhe lauffen oder fah- ren duͤrffen/ sondern es ist nur naͤher als wir uns selber seyn/ nemlich in dem ver- borgenen unsers hertzens/ und in dem in- nersten unserer seelen. Es ist der geist der gnaden/ und der kindschafft/ mit welchem versiegelt seyn alle/ die diesem wort und licht glauben/ und in auffrich- tigkeit gehorsam leisten: Summa/ es ist selbst der weg/ die wahrheit/ das leben/ der helle morgenstern/ ja die sonne der gerechtigkeit/ oder mit einem worte CHristus (in uns) in welchem auch die fuͤll der Gottheit wohnet/ der da war/ der da ist/ der da kommt/ hochgelobet samt dem Vater/ und H. Geist in ewig- keit Amen. Diß licht/ diß wort/ dieser geist ist (sag ich) als eine heilsame gna- de von GOtt allen menschen mitgethei- let/ und hat als ein CHristus GOttes seinen sitz und residentz in dem gewissen derselben/ so gar/ daß der mensch bey sol- chem/ dafern er in gedult und sanfft- muth darauff mercket und achtung gibt/ auch in denen aller zweiffelhafftig- sten dingen/ als bey einem Goͤttlichen uͤbernatuͤrlichen licht und recht/ eines aller unfehlbarlichsten ausschlags sich versehen darff/ also daß wir uns dem- nach wenig nach den verfuͤhrischen irꝛ- wischen und finstern laternen ausser uns umzusehen ursach haͤtten. Allein weil wir hievon nach der allenthalben em- por schwebenden erb- religion s uͤblichen lehr-art wenig nachricht haben/ son- dern immerzu die perle/ den ackerschatz/ und das Reich GOttes ausser uns su- chen/ da es doch CHristus in uns will ge- suchet haben/ wes wegen auch so viel aͤusserliche ceremoni en sind erdacht wor- den/ so ists kein wunder/ daß es also ge- het/ wie es leider stehet/ und daß die blinde wtle mit ihren blinden kindern/ samt ihren blinden leitern und fuͤhrern/ allbereit biß an die grube des verder- bens gerathen ist/ und auff dem sprung stehet/ ja daß jeweiter wir unsern selbst- erwehlten vaͤtern nachfolgen/ jemehr Jahr MDC. biß MDCC wir des lichts des lebens uns unwuͤrdig/ nimmermebr aber theilhafftig machen/ sondern dabey jemehr und mehr den zorn GOttes auff den tag des zorns uͤber uns haͤuffen/ der auch allbereit also angan- gen/ und sich entzuͤndet/ daß er wol/ wenn er nicht anderst als mit unsern buß-thraͤnen soll geleschet werden/ biß auch in die unterstehoͤlle brennen wird. Weil wir denn bloß auff das aͤusserli- che in lehren und hoͤren von jugend auff angefuͤhret sind/ und uns das innerliche lehren und hoͤren wenig bekannt/ ja von denen/ denen der bauch ihr GOtt ist/ nur verlaͤstert und verketzert wird; so unterlaͤsset gleichwol die liebe GOttes unterdessen nicht/ durch dero getreue diener und zeugen/ als solche/ welche in wahren gehorsam/ zu seinem heiligen licht/ wort und geist erfunden sind/ noch staͤtig die welt/ solcher ihrer thorheit und irꝛthums/ auch auff allerley aͤusser- liche weise zu uͤberweisen/ und sich samt ihren kindern/ von dem breiten we- ge ihres verderbens und verdamnuͤß zu- ruͤck zu ruffen/ und das/ was zu ihrem heil/ frieden und erkaͤntnuͤß dienet/ ihr auff mancherley manier vorzustellen. Gleich du denn/ freundlicher leser/ in diesem gegenwaͤrtigen hertzens-spiegel durch anmuͤthige weitreichende sinn-ge- maͤhlde/ andaͤchtige betrachtungen/ maͤchtige schrifft-zeugnissen/ taͤgliche er- innerungen/ nuͤtzliche vermahnungen/ guͤldene regeln/ unwiedersprechliche schluß-reden/ bewegliche reitzungen/ liebliche lieder/ und hertzinnige gebete/ auff suͤsse und saure weise/ doch alles auffs einfaͤltigste und kuͤrtzeste/ wirst intenti rt befinden/ nicht etwan dich da- durch in mehrere weitlaͤufftigkeit/ son- dern von derselben/ und von allen stin- ckenden cisternen (die doch keiner begieri- gen seelen den durst leschen koͤnnen) ab/ zu dem mittel-punct deines gemuͤths/ als zu dem bruͤnnlein des Lebendigen und Sehenden/ zu leiten/ zu versammlen/ al- les/ wie gedacht/ nach der einfaͤltigst- und kuͤndlichsten weise. 5. Auff diesen grund ist diese gantze schrifft Jnhalt des Her- tzensspie- gels. gebauet/ deren inhalt gleich im anfang folgen- der massen gesetzet wird. Die erste vorstellung. begreifft in sich die wahrhafftige er- kaͤntnuͤß der gottseligkeit und ist in 14. betrachtungen verfasset/ nemlich 1. Was Adams hertz vor dem fall gewesen. 2. Was Adams hertz worden nach dem fall. 3. Von der gnade GOttes und wiedergeburt. 4. Vom nutz des leidens Christi. 5. Von der versuchung des hertzens. 6. Von der innerlichen absolution, binde- oder loͤse schluͤssel. 7. Von der wuͤrdigen und unwuͤrdigen genies- sung im H. Abendmahl. 8. Von der innerlichen tauffe. 9. Von dem einsprechen GOttes/ nach der innerlichen tauffe des Heiligen Geistes. 10. Von und denen schrifften Hiels. Jahr MDC. biß MDCC 10. Von der wiederverbergung GOttes. 11. Vom hertzlichen gebet. 12. Von des hertzens gelassenheit. 13. Vom guten willen. 14. Von endlicher offenbarung und vereini- gung GOttes oder kroͤnung der glaubigen seelen. 6. Die zweyte voͤrstellung begreifft in sich eine kurtzbuͤndige anleitung zur heiligen und gerechten uͤbung der gottselig- keit/ bestehend 1. Jn einer nothwendigen vorbetrachtung von eineꝛ einigen guͤldenen haupt-regul zuꝛ uͤbung der gottseligkeit. 2. Jn einigen hoͤchstnoͤthigen erinnerungen. 3. Jn unwiedersprechlichen schluß-reden der wahrheit. Und denn 4. Jn taͤglichen lebens-regeln und schoͤnen an- daͤchtigen liedern. Die dritte vorstellung handelt von dem geheimnuͤß der gottseligkeit und denen mahlzeichen des lammes/ mit wel- chen alle und jede neue und wiedergeborne Got- tesmenschen/ oder wahre Christen/ so da sind die rechte und echte gemeine der heiligen/ bezeichnet/ und als gedultige laͤmmer GOttes von denen tobenden teuffels-boͤcken der unchristlichen ver- wirrten Babels-gemeinschafft/ und den mahl- zeichen des thieres/ oder geheimnuͤß der boßheit abgesondert und erkannt werden moͤgen. Bericht von einem streit P. C. mit D. Wal- thern. 7. Man findet sonst in D Michaelis Wal- theri Miseellaneis eine weitlaͤufftige nachricht von einem streit desselben mit einem ihm unter- gebenen Pastore, namens P. C. (welches etli- che vor Paul Kaym auslegen/ wie darinnen auch Quæst. 34. des hertzen-spiegels als ei- nes wercks von diesem mann gedacht wird) der streit aber ist fast uͤber eben solchen puncten gewesen/ welcher wegen der mann als ein Wei- gelian er angegeben worden. Und weil es eine dergleichen person betrifft/ kan die sache im IV. theil fuͤglich mit stehen/ wie sie zwar der gedach- te Superintendens nach seinem intereffe selber beschrieben hat/ die sonsten/ wann der beklagte davon nachricht hinteꝛlassen haͤtte/ ohne zweiffel anders klingen wuͤrde. Der leser wolle sie hernach unter denen anderen erlaͤuterungen der Ketzer-Historie suchen und beurtheilen. Hiels hi- histo rie. 8. Der andere auctor, dessen allhier erweh- nung geschehen/ wird nur in den tituln seiner schrifften mit dem Hebraͤischen namen Hiel bezeichnet. Wer aber derselbige gewesen/ hat weder er selbsten eroͤffnet/ noch durch andere entdecken lassen. Doch findet sich so viel nach- richt/ daß es ein einfaͤltiger ungelehrter hand- wercksmann gewesen/ der/ als er in der nach- rede des ackerschatzes selbst bekennet/ mehr nicht/ als seine muttersprache reden/ und zur noth ein wenig schreiben koͤnnen/ wie der auctor der vorrede uͤber den dritten theil seiner sendbrief- fe pag. 2. meldet/ der zwar sonsten von andern umstaͤnden gute nachricht gehabt/ gleichwol aber lieber alles verschweigen wollen/ als denen blinden oder anstoß-suchenden sich zu versuͤn- digen anlaß geben wollen. Wer der autor die- ser schriff- ten gewe- sen. 9. Sonsten ist gewiß/ daß er Henrich Jan son geheissen/ und um das jahr 1550. gelebet/ und zwar in denen Niederlanden/ noch vor dem blutigen religionskrieg daselbst/ von welchem er als ein bothe und zeuge Gottes viel Jahr MDC. biß MDCC nachdenckliches zuvor verkuͤndiget gehabt. Jm achten sendbrieff des dritten theils p. 69. schrei- bet er von sich an einen ordensmann: Er sey nach der creatur nunmehr eine alte per- son/ und habe keine gewisse staͤtte/ da er bestaͤndig bliebe/ sondern halte sich bald hie/ bald da bey einem guten freunde auf/ vor der welt sey er verlohren/ vor GOTT aber gefunden. Wie er auch im ewigen Testament in der vorrede pag. 3. schrei- bet/ daß die zeit seines creatuͤrlichen lebens bey nahe verlauffen sey/ und sein leib zu seinem un- tergang sich neige. Jm achten sendbrieff des III. theils pag. 70. erzehlet er/ daß er- schon vor funfftzig jahren GOTT zu er- kennen gesucht/ und sey viel enge wege durchgegangen in seufftzen/ ringen und klaͤgli- chem flehen zu GOTT/ habe sich auch im ge- horsam unter die Christlichen ceremonien und dienste begeben/ darinn er auch eine zeitlang be- friediget worden/ und seinen unterhalt darin- nen gehabt/ damit er nicht in die weltliche boß- heit verfiele. Dabey bekennet er auch/ daß die- ses fuͤr einen irdischen menschen und auch fuͤr ihn ein guter anfang gewesen/ um zu GOTT zu kommen/ in einem bildlichen figuͤrlichen we- sen. Aber zur klarheit des himmlischen wesens in GOTT zu kommen/ habe er seine inwen- dige seele zu dem allerheiligsten dienst des Gei- stes in Christo begeben/ nach Ps. 85. v. 9. Rom. XV. 18. 10. Diese seine geistliche fuͤhrung erzehlet Eigene er- zehlung von seinen fuͤhrun- gen. er noch weiter im grundstuͤck cap. XXXVI. p. 106. Nach allen stuffen/ davon ich das vor- nemste hieher setzen willꝛ Jch bekenne an- faͤnglich vor GOTT und allen lieb- habern der wahrheit/ meinen irdischen blinden lauff im weltlichen heydnischen wesen/ darinnen ich in meiner jungen un- erkaͤntnis mit unruhen des lebens ge- wandelt habe. Und in dem blinden lauff hoͤrte ich erstlich/ daß die wirckliche ein- sprach und ruffung GOttes in meiner seele zu unterschiedenen zeiten mit be- schuldigung geschehe: welches ich von den liebhabern der wahrheit zum theil bekannt mache: und darbeneben/ wenn meine seele sich von dem blinden irdi- schen wege zu dem wesendlichen GOtt im lichte des lebens bekehret habe. Und das alles zu einer anweisung vor die nachkommen/ die mit GOTT und sei- nem heiligen wesentlichen leben/ das mir von GOTT durch seine gnade gegoͤn- net ist/ ihre gemeinschafft zu haben be- gehren. Und daß sie durch diese beschrei- bung ihren blinden lauff/ deme sie auch unterworffen sind/ desto besser moͤchten lernen kennen/ um sich durch Gottes be- ruffung zu dem wesentlichen lichte im einwesigen leben Christi zu bekehren. Se- het und mercket wol auf! So habe ich denn anfaͤnglich (wie gemeldt) in meiner jugend/ dem weltlichen wesen/ in einer ei- teln/ schrecklichen/ besorglichen leichtfer- tigkeit/ in unerkaͤntnis Gottes und des teuffels/ in den irdischen luͤsten (als ein ge- fangener in denselben luͤsten) mit unverstand gefolgt/ und eine zeitlang gehandelt. Und Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzens-spiegels Jahr MDC. biß MDCC Und in diesem besorglichen/ eiteln/ ir- dischen leben: darinnen meine seele alle- zeit unruhig war/ wurde ich allererst des einsprechenden geistes und des ruffs GOttes gewahr: Und das durch das Gesetz der gerechtigkeit/ das meine seele in ihrem eiteln leben beschuldigte: doch nicht wesentlich in klarheit aus dem himmel. O nein: sondern in dunckelheit/ bildlicher weise; von fernen aus den ir- dischen wolcken/ die zwischen himmel und erden hangen. Noch dennoch trie- be mich derselbe bildliche einsprecher aus den wolcken aus demselben wilden heyd- nischen verwuͤsten wesen um etwas bes- sers zu suchen: anfaͤnglich doch nicht wei- ter/ dann in der menschlichen opinioni- schen oder vermeintlichen gerechtigkeit des fleisches/ die noch fast gantz im irdi- schen wesen begriffen stunde: also/ daß ich noch von dem himmischen wesentli- chen Geist GOttes nichts wuste. 11. Und nachdem ich in der irdischen opinioni schen oder vermeintlichen ge- rechtigkeit eine zeitlang geloffen und ge- arbeitet hatte/ und nun meinte/ daß der einsprechende geist gestillt/ und ihm gnug gethan waͤre/ da kam derselbe einspre- chende geist wieder in meine seele/ und beschuldigte mich in derselben ir- dischen gerechtigkeit: wie er mich zu- vor in der heydnischen verwuͤstheit be- schuldiget hatte/ und sprach zu mei- ner seelen: Diese gerechtigkeit machet dich noch nicht selig: Denn du bleibest doch nichts desto weniger in deinem ir- dischen/ boͤsen/ eigensuchenden wesen. Dieser einsprechende geist aber war auch noch nicht aus der wesentlichen klarheit des himmlischen wesens gebo- ren/ um in mir das wesentliche licht GOttes zu bezeugen. Und das geschach darum/ weil meine augen noch unrein waren/ und die himmlische sonne noch nicht vertragen mochten. Uñ weil ich die klarheit der gerechtigkeit Gottes nicht sahe/ und aber von dem ein- sprechenden geiste in meiner irdischen ge- rechtigkeitbeschuldiget wurde/ so versuch- te ichs nach meinē bildlich/ begreiffenden erwehlen wieder auf ein ander weise/ bey verschiedenen Voͤlckern/ und dachte an- faͤnglich: Jch will so lange unter allen Voͤlckern suchē/ biß sich Gottes gerechtig- keit und die ruhe meiner seelen finden wer- de: Damit ich den einsprechenden geist in seinem ruffen und beschuldigung oder an- klage zufrieden stellen moͤge. Und war auch in der veraͤnderung emsig. Denn ich habe allezeit das wesen gehabt/ daß ich in deme/ was ich fuͤr das liebste annah- me/ fleißig ware/ um die krafft darvon zuerkennen. 12. Allein/ nach dem ich auch hierinne meinen fleiß mit lauffen und rennen ge- than hatte/ so machte sich der einspre- chende geist in meiner seele wieder auff/ und sagte zu mir: Du must auch hierinne noch veraͤnderung suchen/ und in deinem irdischen erwehlen stille stehen. Denn ich Jahr MDC. biß MDCC werde dich allhier in deiner irrdischen gerechtigkeit nicht mit frieden lassen. Denn mein freyes wesen ist hier nicht/ es sind noch alles irdische eigen-erwehlende bilde/ denen du hier dienest. Als ich das hoͤrte/ und auch befande/ daß es wahr war/ da uͤberfiel meine seele grosse traurigkeit. Also daß sie gedach- te: wo soll ich GOtt denn (endlich) su- chen und finden? und wenn soll ich von den unsichern muͤhen ruhen/ und GOt- tes einsprechenden geist zu frieden stel- len/ oder gnug thun? damit ich von GOttes gerechtigkeit so nicht zur ver- dammniß meiner seelen beschuldiget werde. Und als ich in dieser traurigkeit sonder trost“ war/ auch unter den menschen-kindern kei-“ nen trost mehr zusuchen wuste/ so sprach mich“ ein vermummter kluger vernunfft-geist an/ der“ sich geistlicher weise sehr herꝛlich in mir erzei-“ gete. Und sagte zu meiner seele: Jch will“ dir die gerechtigkeit zubringen/ darinnen du“ GOtt finden und gnug thun magst/ um in“ ruhe zu leben. Dann ich komme von GOtt“ (sprach er) und bin aus ihme geboren.„ 13. Welcher geist meine seele im ankom-“ men erfreuete/ weil sie gedachte/ es waͤre“ GOtt/ oder kaͤme von GOtt; Zumaln ich“ viel vernuͤnfftliche geheimnuͤsse aus demselben“ geiste hoͤrete/ die ich in meinem einfaͤltigen we-“ sen nicht gehoͤret hatte. Dahero ich mich“ demselben geiste vernuͤnfftlicher weise ergabe/“ um von ihme lehr und unterricht zu empfan-“ gen. Und seine lehren waren mir/ im ankom-“ men nach der vernunfft/ sehr suͤß und ange-“ nehm/ also daß ich gaͤntzlich meinete den ein-“ sprechenden geist darmit zu stillen und gnug“ zu thun. Dann alle meine vorige bildliche“ gerechtigkeiten wurden durch diesen ver-“ mummten klugen vernunfft-geist uͤbertroffen/“ wie mich duͤnckte: Und machte mich nach der“ vernunfft viel subtiler in allen irꝛdischen din-“ gen/ denn ich vorhin gewesen war. Und be-“ zeugte vermessentlich voꝛ mir/ daß es alles Got-“ tes gerechtigkeit waͤre/ was ich unter seinem“ gebieth thaͤte. Und was ich unter seinem ge-“ bieth nicht thate/ das war ihm nicht ange-“ nehm/ obs auch noch so gut war. Und hier-“ durch lernete ich mit der zeit seine irꝛdische ei-“ genschafften erkennen. Und dannoch bliebe“ mir diese vermeinte gerechtigkeit lange zeit bey“ in der vernunfft/ und hielte meine seele in einer“ gleißnerischen bedeckten eigenschafft des flei-“ sches gefangen: Und vertaͤubte also meine oh-“ ren mit derselben eigenschafft des fleisches/ daß“ ich den wahren freyen einsprechenden geist“ GOttes in langer zeit nicht mehr konte hoͤren.“ Und meinte zum theil/ es stehe sehr wol um mei-“ ne seele. Und das kam daher/ daß meine seele“ ihr vertrauen auff den irꝛdischen vernunfft-“ geist gesetzt hatte/ weil sie meinte/ daß er von“ GOtt aus dem himmel kaͤme.„ 14. Als nun meine seele zum theil ihre ruhe“ in diese vernuͤnfftliche klugheit gesetzet hatte/“ so kam der einsprechende geist gesetzlich zu mei-“ ner seele/ und foderte GOttes gerechtigkeit/“ wesentlich im geiste von ihr. Welches ein“ grosser schrecken in meiner seele war! weil der“ „irꝛdi- und denen schrifften Hiels. Jahr MDC. biß MDCC „irꝛdische vernunfft-geist mir gesagt hatte/ daß „ich GOttes gerechtigkeit unter seinem gebiet „allbereit erfuͤllet und gnug gethan haͤtte/ auch „gnug thun solte. Und weilen ich den einspre- „cher in mir eine zeitlang nicht gehoͤrt hatte/ „meinte ich auch/ daß es wahr waͤre/ was der „vernunfft-geist mir gesagt hatte. Als aber „der einsprechende geist GOttes gerechtigkeit „von mir wesentlich im geiste begehrte/ und un- „ter der verlaͤugnung meine eigenschafft vor au- „gen stellte/ da fiel meine seele in ohnmacht/ und „konte nicht stehen bleiben/ noch auch ein wort „sprechen/ weil GOttes gerechtigkeit nicht we- „sentlich; durch die verlaͤugnung ihr selbsten/ „bey ihr war. „Diese ohnmacht bliebe meiner seelen lange „zeit bey/ weil ich befand/ daß meine seele noch „so ferne von GOttes wesentlicher gerechtig- „keit im geiste war: und daß ich GOtt in sei- „nem heiligen wesen noch so contrar oder wie- „drig im leben war/ und nicht wuste/ wie ich „zu GOttes wesentlicher gerechtigkeit im geiste/ „und zur ruhe meiner seelen kommen solte. „15. Und muste in der ohnmacht mein selb- „sten meine seele mit trauren und thraͤnen mei- „nes hertzens troͤsten/ weil sie sahe und empfan- „de/ daß sie biß auff diese stunde in dem irꝛdi- „schen wieder-wesen GOttes gelebt hatte. „Welches leben ihr ein tod seyn solte nach er- „heischung der verlaͤugnung CHristi/ und des „Gottseligen lebens. Und an dieser staͤtte sahe „meine seele die verdammniß der hoͤllen. Und „war gantz in ohnmacht ihr selbsten/ dieweil sie „keinen trost weder von GOtt/ noch von men- „schen/ noch auch von ihrer vernunfft/ von „dero sie sich zuvor liesse troͤsten/ fande/ und „also bey ihr gedachte: Jst dann nun in zeit „der noth kein Goͤttlicher trost fuͤr mich weder „im himmel noch auff der erden uͤbergeblieben/ „so muß ich in der hoͤllen (das ist/ in der ewi- „gen pein) begraben werden. „Und diese pein/ die ich um meiner eigenen „irꝛdischen gerechtigkeit in meiner seele muste „leyden/ war mir viel tausendmal peinlicher/ „dann mir die pein war/ da ich aus der heidni- „schen verwuͤstheit mit dem luste meines lebens „scheiden muste. Zumahln die heidnische ver- „wuͤstheit viel ehe zuverlassen ist/ dann die hei- „ligkeit im fleische. „Und als meine seele in dieser grossen pein „der traurigkeit und trostlosigkeit darnieder „lag/ so kam der einsprechende geist wieder „zu mir/ und sprach meine betruͤbteseele in ih- „rer pein an/ und sagte zu ihr: Lebst du oder „bist du todt? „16. Da sagte meine seele: Alle freude/ „die ich in meinem vernuͤnfftlich-irꝛdi- „schen leben; in der wuͤsten heiden- „schafft/ und in meiner eigenen irꝛdi- „schen gerechtigkeit/ zuhaben pflegte/ „ist in mir todt: Und ich sehe nun keine „freude des lebens vor meinen augen. „Da sagte der einsprecher zu meiner seele: „ hast du dann ein leben gehabt? „Darauff meine seele sagte: O Herꝛ! ich „darff nicht sprechen; dieweil ich nicht „weiß/ ob ich auch gelebt habe: Aber „dentod fuͤhle ich wol. Davonich nun „wol reden und zeugen mag. Worauff der einsprechende geist GOttes„ Jahr MDC. biß MDCC. sagte: was fuͤr ein tod ists doch/ dendu“ fuͤhlest? Jsts der tod/ daß du deinen“ irꝛdischen begierden in ihrem eignen“ leben nicht gnug thun kanst? oder ists“ der tod/ durch die verlaͤugnung dein“ selbst/ in deinem eignen leben/ oder“ ists der tod in GOttes leben?„ Darauff meine seele antwortete: Jch fuͤh-“ le den tod des GOttseligen lebens sehr“ wol/ der mir durch die verdammniß“ wol bekant gemacht wird. Und der“ tod in meinem eignen leben hat mich“ auch ergriffen: und peiniget mich“ gnugsam/ also daß meine seele nicht“ ruhen kan. Und der tod im Goͤttlichen“ leben ist auch kraͤfftig in meiner seelen.„ Darauff sagte der einsprechende gnaͤdige“ geist GOttes/ daraus CHristus geboren ist:“ Das ist gut/ daß du das fuͤhlest/ denn“ das koͤmmet dir aus der wahrheit/ weil“ du noch nie gelebt hast. Dann dein le-“ ben das du gelebt hast/ das hast du dir“ selber/ durch deine irꝛdische vernunfft/“ aus der wuͤsten Heydenschafft/ und“ darnach zu einer vermummten heilig-“ keit im fleische/ aus dem tode/ in deinen“ irꝛdischen luͤsten angenommen. Dar-“ um ists allezeit mit dem tode bekleidet.“ Also daß ihm der tod allezeit nachfol-“ gen muß.„ 17. Da sagte meine seele: Muß ich“ dann im tode zur hoͤllen fahren/ so“ wolte ich wol/ daß ich niemals zu ei-“ nem menschen geboren waͤre.„ Da sagte der einsprechende geist: Das er-“ wehlende irꝛdische leben/ das dem to-“ de allezeit unterworffen ist/ muß sei-“ nen lohn allezeit vom tode empfan-“ gen. Und dieselbe seele/ die das irꝛdi-“ sche leben in eigenschafft angenommen“ hat/ muß auch vom tode gepeiniget“ werden. Und die pein muß so groß und“ noch groͤsser seyn denn das irꝛdische le-“ ben in seinen luͤsten gewesen ist. Dann“ der Gottselige tod muß das irꝛdische“ verdammliche leben uͤberwinden/ und“ wieder in dem tode/ daraus er ange-“ nommen ist/ zu sich nehmen.„ Da sagte meine seele: Muß ich denn im“ tode bleiben?„ Darauff antwortete der einsprechende geist:“ Ja/ so viel lebens/ als du in deiner irꝛ-“ dischen erwehlenden gerechtigkeit/ in“ den luͤsten nach dem fleische gelebt hast/“ so viel todes must du in dem tode leiden/“ Obs auch schon waͤre/ daß du dir den-“ selben tod aus blindheit zu einem leben“ annaͤhmest/ und er wehletest/ so muß es“ doch vor GOtt ein tod erkant und em-“ pfunden werden. Und was vor GOtt“ eintod ist/ das muß vor dir auch ein tod“ werden.„ Da sprach meine seele: O tod! ist dann“ kein GOtt des lebens fuͤr mich/ in wel-“ chen ich hoffen moͤge? so muß ich im“ tode bleiben.„ Darauff sagte der einsprechende geist: Es“ ist kein GOtt des lebens fuͤr dich/ um in„ A. K. H. Dritter Theil. D „dei- Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzensspiegels Jahr MDC. biß MDCC „deinen irꝛdischen luͤsten der eigenschafft „zu leben. Wilst du aber in GOtt le- „ben/ |so suche das leben/ durch den tod „der verlaͤugnung alles fleisches/ in der „freyen einwesigkeit GOttes/ die das „vollkommne leben ist: Und so du des- „selben begehrst theilhafftig zu werden/ „so must du dich selbst in deinem erweh- „lenden leben (das du ausser GOtt in „deiner eigenschafft/ wider die freye „gerechtigkeit GOTTes angenommen „hast) verlaͤugnen/ und mein leben „durch den tod in dir suchen. Welches „du noch nie gethan hast. Dann du „hast dich/ in deiner erwehlenden ge- „rechtigkeit mit allem deinem lauffen „und rennen noch niemals zu dem unge- „eigneten GOtt in seinem wesen bekeh- „ret/ um in ihm zu leben/ und seine „gerechtigkeit zu erfuͤllen. „18. Als meine seele das aus der Gerechtig- „GOttes hoͤrete/ erschrack sie und sagte: O „gerechter GOtt ich darff zu dir nicht „kommen/ weil du so gerecht bist: Und „ich so ungerecht bin: Darumich dein an- „gesicht nicht vertragen kan. „Und als meine seele im schrecken und furcht „des todeslag/ und nichts dann tod und ver- „dammniß fuͤhlete/ da kam der Christliche gnaͤ- „dige/ einsprechende geist sehr troͤstlich und lieb- „lich zu meiner seele/ und sprach: Sey nicht „so sehr erschrocken! ich komme mit gna- „den zu dir meine guͤte dir zu verkuͤn- „digen/ und nicht meine gerechtigkeit/ „auff daß du vor erst eine hoffnung des „glaubensin deiner todten betruͤbten seele „moͤgst empfangen: Um durch mein le- „ben von dem verdammlichen tode erloͤst „zu werden. Und so du die hoffnung im „Christlichen glauben annimmst/ so „wird sie in dir fruchtbar werden/ und die „Goͤttliche krafft in dir gebaͤren/ um aus „dem tode ins leben zukommen: Und un- „ter der gehorsamen verlaͤugnung dein „selbst (das ist: Aus der eigenschafft nach „dem fleische biß in die freyheit GOttes „im geiste:) und in dieser freyheit GOt- „tes wirst du das leben in GOtt begin- „nen zusehen/ und auch fuͤhlen. „Und als meine seele das hoͤrte und fuͤhlte/ „bekam sie erst einen lust und liebe zur guͤte „GOttes/ um sich selbsten/ durch die krafft der „hoffnung und des glaubens/ zu verlaͤugnen in „ihrer eigenschafft/ und gedachte: O GOtt/ „ist noch gnade fuͤr mich/ um aus demto- „de ins leben zu kommen/ so bringe und „ergebe ich alle die liebe und lust/ die ich je- „mals in meiner eigenschafft zu fleisch „und blut gehabt habe/ in dein heilig „freyes wesen. „19. Und durch die liebe und lust zu GOtt/ „verließ ich/ mit der zeit/ alle die eigenbildliche „erwehlende heiligkeiten/ denen ich fuͤr goͤtter „in meiner eigenschafft gedienet. Und uͤber „feld (ausser mir) in blindheit nachgeloffen „war. Und sprach: O gnaͤdiger GOtt/ „ich lege mich zu deinen fuͤssen nieder/ und „will mit meinen ohꝛen des heꝛtzens allein „nach deiner stimme des geistes hoͤren/ „was die in meiner seele reden wird/ um „darnach/ o HErr/ in deiner gerechtig- „keit gehorsamlich zu leben: Und nicht mehr meiner vernuͤnfftigen bildlichen„ Jahr MDC. biß MDCC irrdischen gerechtigkeit zu dienen/ um“ darinnen nach meinem luste zu leben.„ Und als ich mich also erniedrigte oder ver-“ demuͤthigte unter die gehorsamkeit des Goͤtt-“ lichen wesens/ da schloß die Gottheit ihren“ himmel auff/ und machte meine seele ihres“ heiligen wesens/ in der zeit der jugend (kind-“ heit) theilhafftig: und nahm alle die irꝛdische“ luͤste meines lebens zu sich/ und brachte sie in“ ihr himmlisch wesen: Und ließ mich allda ihr“ unendlich vollkommen ewig wesen sehen darin-“ nen ich mich selber mit allen meinen getheilthei-“ ten verlohre. Und wuste in langer zeit nicht/“ wo ich waͤre: Gleich als ob ich aus einer pein-“ lichen kranckheit/ in einem suͤssen schlaffe gele-“ gen waͤre.„ 19. Als ich nun wieder zu mir selber kam/“ sahe ich rund umher nach meiner getheil-“ ten gesellschafft (nemlich meinen getheil-“ ten sinnen und verscheidnen irdischen“ luͤsten/ ) die ich vorhin bey mir zuhaben pfle-“ gen: Und ich sahe niemanden/ dann GOttes“ ewig-vollkommenes wesen allein/ das mei-“ ne seele hegriffen hatte.„ Sehet! da dachte ich: wo sind alle meine“ vorige luͤste und begierde bliebene Und so“ bald ich darauf gedachte/ fande ich sie bey“ mir im heiligen wesen GOttes/ GOtt dan-“ cken und loben.„ Und von der zeit an wurde die lehre Chri-“ sti und die Goͤttliche einsprache in meiner see-“ len wesentlich bekraͤfftiget/ um zu thun das je-“ nige/ das er durch den geist seines wesens zu„ Rom. 6. mir sagte. Nemlich/ gleich wie du vormals“ deine glieder zum dienste des fleisches eigen-“ thum begeben hast: also begib sie nun zum“ dienste des heiligen freyen wesens GOttes“ welches mir eine lust zu hoͤren war.„ Darum ich von der zeit an/ durch GOt-“ tes gnade/ im wesen Christi mag sagen:“ Daß gleichwie ich vorher alle meine sinne/“ luͤsten und begierden zu meiner eigenschafft“ im fleische/ so wol in vermeinter heiligkeit/“ als anderer gestalt begeben/ und zum irdi-“ schen wesen gebraucht hatte/ ich hernach al-“ len meinen lust und willen zum dienste des“ heiligen vollkommenen wesens GOttes be-“ geben/ um dasselbe im leben Christi zu bezeu-“ gen. Dann ich befunde alsbald wircklich/“ daß GOttes gnade (der Christus GOt-“ tes) meine seele aus dem vertheilten tode auf-“ name/ und in sein einwesig vollkommen we-“ sen brachte: und das im leben seiner gnade.„ 20. Und in diesem wesentlichen leben hiel-“ te der einsprechende geist sein urtheil (sonder“ meine seele mehr zu verdammen) in mir in-“ nen/ und sprach/ nicht mehr in der getheilt-“ heit oder in verborgenheit zu meiner see-“ le/ sondern sein wesentliches anschauen “ war mir gegenwaͤrtig im lichte des lebens.„ Nachdem nun das wesentliche vollkom-“ mene leben Christi in meiner seelen eine zeit“ der tage alt worden war/ und in der maͤnn-“ lichkeit Christi betagt wurde/ und das irdi-“ sche leben in meiner seelen uͤberwandt und“ austriebe/ so ist dasselbe Christliche leben froͤh-“ lich gewesen/ und hat seine sproͤßlinge oder“ zweige zur fruchtbarkeit muͤssen hervor brin-“ gen: und das im himmel und auf erden/“ so weit das leben GOttes seine krafft hatte.„ Und und denen schrifften Hiels. Jahr MDC. biß MDCC „Und durch die fruchtbarkeit ist dasselbe „wesentliche leben/ aus seinen einwesigen kraͤff- „ten/ goͤttlich und menschlich/ von der Gottheit „geruffen/ aufgefodert/ und vom wesen GOt- „tes getrieben worden/ und ein lebendig zeug- „nis von der einwesigkeit GOttes/ vor alle „getheilte toͤdtliche sinnen und gedancken zu „geben: und das zur seeligkeit der menschen/ „und zur ausbreitung seines heiligen wesens. „21. Und nach dem meine seele sich; durch „durch den ruff und einsprache GOttes/ wil- „liglich/ in aller gehorsamkeit/ unter den ein- „wesigen geist Christi uͤbergeben hatte/ also/ „daß sie anders nichts begehrte zu leben/ dann „der einwesigkeit in der Gottheit Christi/ so „hat derselbe einwesige geist meine seele zu sich „in sein heilig wesen auffgenommen aus allen „irꝛdischen getheiltheiten: also daß sie in „ GOTT nichts sahe dann geist und wesen. „Welcher geist und wesen/ himmel und erden „begriff und regierte. Und dargegen sahe sie „auch/ wie das menschliche wesen/ in seiner „blinden irꝛdischen vertheiltheit/ von demselben „wesen Gottes verfallen war: Und nicht wuste „(inmassen droben gemeldt ist) daß ein wesend- „licher GOtt waͤre/ der himmel und erde durch „sein wesen regierte. „Und durch diß gesichte wurde meine seele „unter der wesentlichen gehorsamkeit CHristi „mitleydig uͤber das gefallene menschliche we- „sen. Und rieff mit weinen meines hertzens „zu dem grossen einwesigen GOtt/ und „sprach: O HErꝛ und GOtt! mache „doch deinen einwesigen geist vor den „blinden vertheilten menschen (es sey dañ „durch was mittel es sey/) ein wenig be- „kant: auff daß sie vor erst sehen moͤgen/ „daß sie so vertheilt wider deine einwesi- „ge GOttheit/ ins irꝛdische eigensinnige „wesen verfallen sind/ auff daß sie da- „durch einen greuel an ihnen selbsten „moͤchten bekommen/ um sich von ihrer „verdorbenen eigenschafft zu bekehren. 22. „Als ich nun in diesem gebet war/ da „ruͤhrte der einwesige geist mein hertz und zunge „an/ um sprech- oder muͤndliche zeugniß von ih- „me in der wesentlichen GOttheit zugeben. Und „das nicht als mein eigen vernuͤnfftlich wort. „O nein: sondern als sein wesentlich wort. Wie Es. 45. „er spricht: Das wort der gerechtigkeit kom̃t „aus meinem munde/ und darinn soll es auch „ewig bleiben. „Und als ich nun begonnte gegen einige von „dem wesentlichen worte zureden: daß man „GOtt im geiste muͤsse dienen und suchen; die- „weil er (gebenedeyet) ein wesentlicher geist „ist: Dawar das eine so fremde sprache vor die „bildliche vertheilte menschen/ daß sie spra- „chen: sie haͤtten ihr lebenlang solches nicht ge- „hoͤret. Also daß ich froh war/ daß ich eine „zeitlang still schwiege/ von dem wesentlichen „geistlichen GOtte/ gegen sie zu reden. Jn- „massen vormals auch geschahe/ da man vom „namen CHristi nicht mochte hoͤren reden. „Noch dannoch sprach ich (wie mich dauchte) „mit denjenigen/ die ich meinte/ daß sie etwas „empfindnuͤsses von GOTTes geiste hatten. „Wie die Apostel auch erst zu den Juden rede- „ten/ die sie meinten/ daß sie CHristum solten „kennen. Nach dem ich nun mit den reden schweigen„ Jahr MDC. biß MDCC muste/ so nam der einwesige geist mein hertz/“ seel und leib zu sich/ und gab mir die feder in die“ wirckliche Hand/ daß ich von seiner einwesig-“ keit schrifftliche zeugnisse/ Goͤttlich und“ menschlich/ solte geben soviel die zeit mit“ brachte: Und dieselbe zeugnisse den liebhabern“ der wahrheit zu uͤbergeben/ um dadurch das-“ selbe einwesige leben in ihrer seele bekant zuma-“ chen/ so viel als die dienstliche zeit vermochte:“ und das auff hoffnung/ daß der wesentliche“ GOtt durch die erkaͤntniß in vieler menschen“ hertzen moͤchte bekant werden.„ 23. Als meine seele den trieb/ krafft und be-“ fehl des einwesigen geistes Christi empfande/“ ist sie mit demselben geiste fleißig in seinem“ dienste gewesen/ um die wircklichen kraͤffte des“ wesentlichen GOttes zubeschreiben/ so viel die“ dienstliche zeit vermocht/ und der verstand be-“ greiffen konte.„ Und nachdem wir dieselbe schrifftē durch den“ einwesigen geist hervor gebracht hatten/ so ha-“ ben wir sie den liebhabern der wahrheit/ die“ uns darzu bequem zuseyn duͤncketen/ uͤberge-“ ben. Doch nicht als unser zeugniß nach der“ menschheit (wie gesagt) sondern als GOt-“ tes zeugniß/ durch seinen einwesigen geist her-“ vor gebracht. Wie es denn auch wahrhaff-“ tig ist.„ Und als wir sie denselben liebhabern uͤber-“ gaben/ haben wir sie durch denselben einwesi-“ gen geist einigen dienstlich erklaͤret/ so viel wir“ nemlich sahen/ daß sie die klarheit begreiffen“ und ertragen mochten. Also daß uns nie-“ mand vorkommen ist/ der dieselben schrifften“ mit verstand koͤnnen widerlegen oder entgegen|“ stehen. Sondern konten durch die empfin-“ dung wol verstehen/ daß sie durch das licht“ CHristi bezeuget und beschrieben waren. Und“ das komt daher/ daß sie der einwesige geist“ selbst in den hertzen der menschen ver-“ theidiget/ bekant machet und verant-“ wortet.„ Nun so viel ihrer moͤchten gefunden wer-“ den/ die ihre seele dem einwesigen geiste Chri-“ sti uͤbergeben/ die werden denselben schrifften/“ durch die krafft des einwesigen Geistes/ zur“ dienstbarkeit eines andern vorstehen/ und“ durch den befehl Gottes den liebhabern der“ wahrheit mittheilen: Und das in freyheit/ son-“ der etwas anders darmit zu suchen/ dann“ die ehre und tugend GOttes und die seelig-“ keit der menschen.„ Dann wir bekennen vor GOTT und al-“ len liebhabern der wahrheit; daß wir mit“ denselben schrifften und zeugnissen/ nach“ menschlichereigenschafft/ niemands geld noch“ gut/ noch ehre oder hoheit von menschen/ oder“ herrschafft uͤber iemanden zu fuͤhren/ gesucht“ oder begehrt haben: sondern sie sind allein“ hervor gebracht und angedient/ um den ein-“ faͤltigen menschen dasselbe einwesige leben“ GOttes/ in den hertzen (und nicht draussen)“ anzuweisen. Und das wesendlich/ und nicht“ bildlich oder persoͤnlich/ unter menschlichen“ opinion en. Wie dann (GOTT bessere es)“ so lange zur vertheiltheit geschehen ist.„ 24. Und darmit beweisen wir vor GOtt“ und allen liebhabern der wahrheit/ daß wir“ A. K. H. Dritter Theil. D 2 durch Th. III. C. III. Von dem auctore des Hertzensspiegels Jahr MDC. biß MDCC „durch den einwesigen geist GOttes dasselbe „zeugniß bedienen: und nicht unsere eigne opi- „nion. Jch sage mit der wahrheit JEsu Chri- „sti/ daß wir nicht dencken oder meynen/ daß „wir durch unsere vernunfft/ einigen dienst Got- „tes solten koͤnnen bedienen. O nein. Das „ist unsers vermoͤgens nicht. Sondern der ein- „wesige geist JEsu CHristi bedienet sich selbst „aus seinem freyen ungeeigneten wesen in den „gehorsamen seelen. „Dieses nehme ein jeglicher leser wol zu her- „tzen; Und nehme sie zur dienstbarkeit/ um zum „wesen GOttes zukommen/ von GOttes we- „gen zu einem behuͤlff an: Und dancke GOtt „fuͤr seine gnade. Und lasse GOttes gnaͤdi- „ge wercke ungeeignet/ um nicht mit der ver- „nunfft in eigenschafft daruͤber zuherꝛschen. „Und dann wird unsere seele ruhe in GOtt fin- „den/ und friede mit den menschen haben/ „weil wir keine eigenschafft begehren. Dann „aus eigenschafft kommt aller zanck und ver- „theiltheit. „Und ob wir wol keine eigenschafft haben/ so „besitzen und gebrauchen wir dannoch alle din- „ge in der voͤlle des lebens/ so viel als das leben „zu seinem unterhalt begehret oder ihm nuͤtzlich „ist. Und ist reich uͤber alle begierden und ei- „genschafften des fleisches. „Und wer in seiner eigenschafft will bleiben/ „der wird nimmermehr gnug haben: Und muß „ein armer gefangener unter seinen begierden „bleiben; Und ob er himmel und erden zu sei- „ner eigenschafft haͤtte. „25. Darum wird nun in diesem letzten „theil der zeit die herꝛliche freyheit CHristi/ uͤber „alle schaͤtze des eigenthums gepriesen und gelo- „bet werden: Jch mag wol darvon zeugen/ „dann ich habe es mit that und wahrheit erfah- „ren. „Jch sage: Alle leben/ die in der eigenschafft „begriffen stehen/ die leben nicht in der vollkom- „menen ruhe des freyen Christlichen ungeeigne- „ten lebens. Dann der tod ist unter dem eig- „nen leben vermengt. Es sey dann das leben „unter dem zwange des gesetzes/ oder es sey „das leben unter der begierlichkeit des fleisches/ „so ist doch der tod herꝛ daruͤber. „Und weil das leben CHristi so herꝛlich in „seiner freyheit ist/ darum ists uns so lieb und „werth in unsern hertzen; Daß wirs uͤber alle „schaͤtze dieser welt erwehlt haben. Und durch „die liebe/ die wir darzu haben/ hat es eine „wesentliche wohnstaͤtte in unserer menschheit „gemacht/ und hat sich selbsten mit unserer „menschheit (dem inwendigsten gemuͤthe/ „geist oder wesen des hertzens. Acker-schatz „1. th. cap. 32. v. 2.) zu einem wesen und gei- „ste vereiniget. Wordurch wir mit dem ein- „wesigen leben/ und das einwesige leben mit „uns/ zusammen in einem wesen/ ein dienst- „bar zeugniß vor allen liebhabern der wahrheit „bezeugen/ und einwesig hervor bringen. „Wormit wir allen eigensinnigen menschen zu- „erkennen geben/ daß sie einen abstand von ih- „ren eignen vertheilten opinion en oder mei- „nungen sollen thun/ oder daß sie darinnen zu „grunde gehen werden. „Und so sie die wahrhafftige warnung/ die „der einwesige geist nun selbst thut/ nicht „wahrnehmen/ und die zeit ungeacht vor- bey gehen lassen; und gleichwol in ihrer ei-„ Jahr MDC. biß MDCC genschafft zu bleiben vermeinen/ so ist GOtt“ und sein einwesiger geist an allem ihrem elen-“ de und verdammniß unschuldig.„ 26. Dann GOtt thut nun allen/ die diese“ zeugnisse/ welche sein einwesiger geist selbst“ hervorbringet/ empfangen/ gnug/ daß sie zu“ ihrer seligkeit des lebens eingehen koͤnnen.“ Erkennen sie es in der gegenwaͤrtigen zeit“ nicht/ so werden sie es nachmals erkennen zu“ ihrer seligkeit oder verdam̃niß.„ Und so viel unsern beruff von GOtt zur“ dienstbarkeit angehet/ werden wir auch ent-“ schuldigt von allen elenden und verdammnuͤs-“ sen/ die allen eigensinnigen opinioni schen“ menschen/ die auff das werck GOttes nicht“ achten/ uͤberm haupte hangen. Dann wir“ haben unsere zeit zur dienstbarkeit nicht ver-“ saͤumt/ noch in unachtsamkeit verwahrlost/“ seynd auch dem einwesigen geiste nicht wie-“ derspenstig noch ungehorsam gewesen/ als er“ uns zu seinem dienste beruffen.„ Dieweil dann der dienst meiner creatur“ (als droben gemeldt) fast zum ende gekom-“ men ist/ so will ich/ (so viel meine creatuͤrli-“ che bedienung angehet/ so wol mit schreiben“ als anderer gestalt/) denselben dienst dem“ einwesigen geiste/ von welchem ich ihn em-“ pfangen habe/ wieder uͤbergeben. Dann er“ muß allezeit in ihme bleiben; oder solte kein“ dienst GOttes zu der menschen seligkeit“ seyn: (wie man das an allen vernuͤnfftlichen“ diensten wol befindet:) und ich hoffe auch/“ daß GOtt/ durch seine einwesige krafft/ seelen“ und creaturen erwecken und gebaͤren solle/ die“ an meiner statt/ die Goͤttliche dienstbarkeit“ wieder annehmen werden. Dann das hauß“ GOttes mag ohne diener nicht seyn.„ 27. Jch sage: Das wesen GOttes mag“ oder kan ohne ausfluͤsse nicht seyn. Dann“ die sonne kan ohne schein nicht seyn. Aber wol“ deme/ dem sie auff seinen acker scheinet: dann“ seine fruͤchte werden gebenedeyet werden.„ Und diese diener/ die das wesen GOttes/ in“ dem bildlichem menschen bedienen sollen/ koͤn-“ nen wir nach der creatur nicht erwehlen/ oder“ creatuͤrlich mit dem finger zeigen/ wie die ce-“ remoni sche diener thun. O nein. Sondern“ die diener des heiligen wesens CHristi lassen“ wir den wesentlichen geist CHristi selbst er-“ wehlen/ und in seiner arbeit treiben.„ Darum lasset uns den hauß-vater bitten/„ Matth. 9. daß er arbeiter in seinen weinberg wolle sen-“ den. Dann die erndte ist groß/ und der arbei-“ ter sind wenig.„ Das ist: Daß vielerley Goͤttliche/ einwe-“ sige/ himmlische gaben erschienen sind: Und“ daß dargegen auch mancherley vertheilte sin-“ nen und gedancken im hertzen deren mit dem“ wesen GOttes noch unvereinigten mensch-“ heit seyn: aber wenig Goͤttliche sinnen und“ gedancken die das einwesige leben bedienen“ zur fruchtbarkeit seines heiligen wesens. Und“ das kommt daher/ daß die vertheilte sinne“ und luͤste zu des fleisches eigenthum/ die ein-“ wesigkeit GOttes nicht moͤgen vertragen oder“ leiden/ weil sie in ihrem wilden/ vertheilten/“ eigensinnigen wesen bleiben wollen.„ 28. Und so weit gehet Hiels eigene erzehlung von und denen schrifften Hiels. Jahr MDC. biß MDCC. Warum Hiel seinen namen verschwie- gen. von seinem ersten zustand/ welcher zu allerhand nachricht nicht undienlich seyn mag. Die ursachen aber/ warum so wol von dem auctore selbst/ als denen ausgebern dessen name verschwiegen worden/ hat er bereits sel- berin der einleitung zum Acker- schatz I. C. §. 5. also eroͤffnet: Weil GOtt unsere seele aus den bildlichen dingen in sein einig ewiges wesen uͤbergesetzet/ und mit dem- selben zu einem CHristo vereiniget hat/ und wir in dieser gefaͤhrlichen zeit befin- den/ daß um das erwehlen der persoͤnli- chen dinge solcher zwist und parthey- schafft entstehet: so haben wir vor diß- mal unsern persoͤnlichen namen in die- sem zeugniß nicht gesetzet; unsern we- sentlichen namen (das einwesige leben) aber haben wir deutlich erklaͤret/ und den leser darauff angewiesen. Und zwar meist darum/ daß sich der leser mit dem creatuͤrlichen namen nicht moͤchte lassen gefangen nehmen zu einem erkie- senden creatuͤrlichen zufalle oder laster: und dadurch das inwendige werck Got- tes in sich nicht etwan vergessen/ wie sol- ches eine zeitlang unter den kindern der menschen geschehen ist. Denn nicht un- bekant ist/ was wesen zur vertheiltheit der menschen kinder mit dem persoͤnli- chen namen angerichtet haben. Vors erste hat sich der ausgeber/ wenn er vom fleisch und blut/ wie er auch war/ geprie- sen wurde/ erhoben/ oder wenn er gelaͤ- stert worden/ erbittert. Wenn der au- ctor die wesentliche gabe in seiner seele so kraͤfftig empfangen hatte/ daß ihm lo- ben und laͤstern gleich viel gewesen/ so hat er gleichwol fuͤr den leser (weil er den irꝛdischen partheyischen geist in den unerleuchtē menschen erkennet) in dieser vertheilten zeit sorge tragen muͤssen/ daß er sich aus dem creatuͤrlichen namen inwendig nicht verblendete/ oder auswendig eini- gen anhang von fleisch und blute zu ei- nem auffruhr machte: Denn der un- wiedergeborne oder ins wesen GOttes noch nicht uͤbeꝛgesetzte leseꝛmacht in sei- ner irꝛdischen erkiesung aus dem crea- tuͤrlichen namen zu einer zeit einen gott/ und zur andern zeit einen teuffel/ und das alles zu verblendung seines in- wendigen wesens. Darum ists gut/ daß man den unverstaͤndigen kindern das messer aus den haͤnden lege/ biß sie es mit der zeit ihres alters recht zu ihrer erhaltung gebrauchen koͤnnen ꝛc. Denn daß wir dieser zeit unsern creatuͤrlichen namen mit der feder nicht bezeugen/ ge- schiehet dem leser zur ruhe seines ge- muͤths aus liebe. Verhoffend/ daß er inwendig desto besser auff die wesent- lichkeit GOttes acht haben solle/ seine seele ins einwesige leben der Goͤttlichen natur einzugeben. Denn das ist es/ wel- ches ewig bey den menschen bleibet. Warum er sich den namen Hi- cl gegeben. 29. Daß er sich aber unter dem Ebraͤischen namen Hiel nur zu erkennen geben wollen/ wel- ches so viel heist als GOttes leben/ hat der uͤber- setzer im vorbericht uͤber den ersten theil der send- briefe p. A. 3. also erklaͤret: Es bedeute des au- Jahr MDC. biß MDCC. ctoris aus dem tod wieder erwecktes leben der Goͤttlichen natur. Wie etwan Paulus von sich bezeuget/ er duͤrffe nichts reden/ es rede es denn CHristus in ihm. Daß also diese schriff- ten nicht aus der vernunfft geflossen/ und dahe- ro schwerlich oder gar nicht verstanden werden koͤnten/ als nur von denen/ die der geist GOt- tes gelehret/ und die die wahrheit derselben in sich empfunden/ wie abermal im anfang der kurtzen unterweisung aus einem alten manu- scripto gesetzet wird. Jn dem gedachten vor- bericht §. 5. wird auch hievon gesetzet/ daß einer von den gelehrtesten/ beruͤhmtesten und auch froͤm̃sten maͤnnern/ so zu ende des 16. und im an- fang des 17. seculi gelebet (welcher nur mit den buchstaben B. A. M. angezeiget wird) von diesem auctore oͤffentlich bezeuget habe/ daß er Christianæ veritatis viventis testis gewesen/ cui nomen ipsa Christi virtꝰ \& veritas Hiel indidit. 30. Die schrifften selbst belangend sind sel- bige guten theils schon um das jahr 1580. und weiter hin in den Niederlanden gedruckt und be- kant gewesen/ absonderlich aber der Acker- schatz und andere wol in die dreymal/ so wol in Niederteutscher als Frantzoͤsischer sprache/ und auch in der beruͤhmten Plantini schen Druckerey zu Leyden in 8vo und 4to ausgangen/ woraus man sehen kan/ daß um selbige zeiten dergleichen schrifften haͤuffig abgegangen und gebraucht worden. Die Biblischen figuren sind auch anno 1582. in Niederlaͤndischer sprache gleich wie die andern gedruckt worden. Von selbi- ger zeit an sind sie meist wieder liegen blieben/ biß sie nach hundert jahren anno 1687. fast alle mit einander zu Amsterdam von neuem in 8vo Hochteutsch publici rt/ dazu nachmals anno 1690. der dritte theil der Sendbriefe eben da- selbst gedruckt worden. Jch will die titul de- rer tractat en zur nachricht nach einander hieher setzen: Eine kurtze und lehrhaffte unter- weisung durch Hiel, worinnen er zu er- kennen giebt/ was denenjenigen annoch ermangle/ die seine zeugnisse lesen und fuͤr gut urtheilen. Da dann gewaltig angewiesen wird/ wie aller Goͤttlichen zeugnisse einiger endzweck sey/ daß alle des menschen seelenkraͤffte in liebe zu GOtt brennen moͤgen: wie dagegen der irꝛdische mensch/ die daraus geschoͤpffte erkantniß in die vernunfft fasse/ zu einer falschen freyheit des fleisches: wie man staͤts auff die Goͤttliche wirckung in sei- ner seelen acht haben und mit ernst ver- huͤten solle/ daß solche durchs speculir en der vernunfft nicht zerstoͤret/ und durch eingefuͤhrte creatuͤrliche bildlichkeit die empfaͤngniß des geistes GOttes ver- hindert werde. Jngleichem auch/ wie durch die fruͤchte so wol des geistlichen als buchstab- oder figuͤrlichen dienstes/ beyde dienste von einander zu unterschei- den: was der uͤberbliebene Goͤttliche same sey: was fuͤr zeiten zu gewarten: auch was unter menschen gestalt fuͤr geister werden generi rt werden/ (oder vielmehr schon generi rt sind) wie sie gegen einander sich bezeigen werden: und was fuͤr elend/ angst und noth uͤber die irꝛdi- sche eigenschafft ergehen muͤsse/ ehe die D 3 figur Th. III. C. III. Von dem Auctore des Hertzensspiegels Jahr MDC. biß MDCC. figur ins wesen gehen koͤnne. Zu samt vielerley andern lehrhafften auffschlies- sungen nach dem wahren wesen. Ein ewig test ament: das die seele zur uͤbergebung ihr selbst/ mit dem wesen GOttes machet/ mit der ewigen gott- heit/ im einwesigen leben gemeinschafft zu haben. Den liebhabern der warheit; zu einem vorbilde des lebens/ in ihrem hertzen bezeugt. Alles durch Hiel, das einwesige leben GOttes. Geistliche lieder/ so wol in traurig- keit/ als in freude/ in GOTT muth zu schoͤpffen und andaͤchtiglich zu singen. Mit angehengter ermahnung/ worin- nen und auch zu welcher zeit der mensch sich betruͤben und erfreuen solle: und daß er sich nach dem singen zur wirckung GOTTes begeben solle. Denen auch beygefuͤgt lehrhaffte spruͤche/ raͤthe oder warnungen und gebote/ und wie man fruchtbarlich beten solle/ mit zwi- schen lauffender erklaͤrung auff eine fra- ge/ alles durch Hiel, das einwesige leben GOttes. Von der verborgenen ewigkeit CHri- sti: wie er allzeit von anbeginn der welt/ in seinem Goͤttlichen wesen bey GOtt dem Vater und bey allen heiligen GOt- tes/ so wol in dem gesetz und Propheten/ als in der hoffnung und glauben/ ge- west ist: und die himmlische seligkeit; Jn mancherley wirckungen/ uͤber das menschliche wesen; bedient hat. Den liebhabern der wahrheit; zu einem vor- bilde des lebens/ in ihren hertzen be- zeugt; alles durch Hiel/ das einwesige leben GOttes. Erklaͤrung der offenbarung Johan- nis aus dem Visioni schen gesichte/ in das wahre wesen JEsu CHristi. Biblische fragen/ oder kurtze und deutliche vorstellung aller denckwuͤrdi- gen Historien und geschichten/ des A. und N. Testaments: mit beygefuͤgten kurtzen geheimen und wesentlichen er- klaͤrungen derselben: wordurch der mensch auffs einfaͤltigste aus den aͤusser- lichen bildern aus und hinein in seine see- le ins wesen eingefuͤhret/ ihm auch klaͤr- lich gezeigt wird/ wie er an solchen figu- ren/ bildern und buchstaben nicht be- hangen bleiben/ sondern dieselben zu dem von GOtt abzielenden endzwecke recht gebrauchen/ und also des/ durch sie vorgebildeten wesens zur erneuerung seiner seelen theilhafftig werden solle. Eine geistliche reise eines juͤnglings nach dem lande des friedens/ allda innen wesentlich in GOtt zu leben: der auff der reise in dreyerley disput en kam. Zu- samt einigen spruͤchen/ die das alter (der mannheit Christi) dem juͤnglinge (in Chri- sto) zum unterricht giebt und ihn an- weiset/ wie er aus der jugend zum alter auffwachsen solle. Welche spruͤche sich endlich veraͤndern in ein geistlich gespraͤ- che zwischen dem alter und juͤnglinge/ sehr nuͤtzlich/ denen annoch angehangen ein reihe-tantz/ woran die eitle heidni- Jahr MDC. biß MDCC. sche luͤste mit ihren gottlosen/ verwuͤ- sten/ unbaͤndigen sinnen und gedancken/ so wol in verwuͤstheit/ als auch im schei- ne der heiligkeit/ aus allen ecken der er- den/ sich versammlen/ und hand an hand daran tantzen/ reihen und springen biß in die hoͤlle hinein. Das grundstuͤck/ welches gruͤndlich im hertzen der menschheit erklaͤret zwey widerwaͤrtige wesen/ nemlich: die wah- re Christliche lehre im geiste/ und die fal- sche lehre des irꝛdischen wesens: worin- nen so wol die inwendige wesentliche wirckung GOttes/ als auch die falsche wirckung des irrdischen wesens/ zusamt dem triebe und geschaͤffte des satans/ in einer sich in GOttes gehorsam ergeben- den seele/ klaͤrlich offenbaret und bekant gemacht wird. Und zwar dem armen menschen in diesem greulichen verder- ben zu gute: ob er dadurch aus seiner blindheit erloͤst/ die wirckung GOttes in seiner seelen erkennen/ wahrnehmen/ und solche von der wirckung der irrdi- schen vernunfft und des satans unter- scheiden lernen: dargegen den wahren Gottesdienft im geiste zur erneuerung des lebens erlangen/ und eines wesent- lichen trostes in seiner seele theilhafftig werden moͤge. Nebenst umstaͤndlicher anzeige und vermeldung/ wider schrei- ber dieses buͤchleins/ aus der verwuͤsten heidenschafft durch den einsprechenden geist getrieben/ und von GOtt beruf- fen worden/ zeugniß von ihm zu geben. Erster theil der Christlichen gehei- men episteln oder send-briefen/ so ehe- mals durch den ausfluß des geistes im einwesigen leben aus einem eiffrigen hertzen in nieder-teutscher sprache un- ter dem verborgenen namen Hiel an die liebhaber der wahrheit heraus gegeben worden/ zu einer sicheren und wesendli- chen antwort auff ihr begehren. Wo- rinnen der mensch auffs treulichste an- gewiesen wird/ wie er durch die verlaug- nung sein selbst aus dem sinne des flei- sches: auch aller unruhe und streit aus- und durch erneuerung des lebens in den geist zu fried und ruhe mit GOtt und menschen eingehen soll/ und das alles zur foͤrderung und dienste derjenigen/ die einen hertzlichen lust zum wahren wesen GOttes in JEsu CHristo haben: An- jetzo nebst andern desselben schrifften/ denen auff den duͤrren bergen des verfal- lenen Christenthums umher irrenden armen/ und nach gruͤner und gesunder weyde hungrenden schafen zu liebe ins hochteutsche uͤbergesetzet. Zweyter Theil der send-brieffe/ oder des Epistel-buchs: in sich haltende vie- lerley tiefgegruͤndete verborgenheiten oder geheimnisse und lehren/ nach der in- wendigkeit der seelen/ durch den aus- fluß von dem geiste des einwesigen le- bens/ so wol aus einem eifer des her- tzens/ als auffbegehren einiger liebha- ber der wahrheit/ zu einer sichern und wesent- und denen schrifften Hiels. Jahr MDC. biß MDCC. wesentlichen antwort auff ihre begier- den/ welche auch zu foͤrderung und dienst derer/ so einen lust haben zu dem wahren wesen GOttes in Christo JEsu an tag gegeben sind. Dritter Theil der Christlich-gehei- men Episteln oder send-brieffen so ehe- mals durch den ausfluß des geistes im einwesigen leben/ aus einem Gott faͤ- hig eifrigen hertzen in niederteutscher sprache unter dem verborgenen namen Hiel/ an die liebhaber der wahrheit heꝛausgegeben woꝛden/ zu einer wesend- lichen und sichren antwort auff ihr be- gehren: Und das zu foͤrderung und dienst derjenigen/ die eine hertzliche lust zum wahren wesen GOttes in Jesu CHristo in sich haben/ fuͤhlen und empfinden. Denen zu ende noch angehenget unter- schiedliche briefe/ worinnen aus lebendi- ger erfahrung und wesentlicher befin- dung einfaͤltiglich gezeiget wird/ wie wir alle mit Christo unserm Heylande zu gleichem mit-leiden/ mit-sterben und mit-begraben werden ꝛc. gepflantzet/ werden muͤssen/ ehe wir mit ihm wieder voͤllig aufferstehen/ mit ihm leben und himmlisch gesinnet seyn koͤnnen. Das buch der zeugnisse des verborge- nen Ackerschatzes: worinnen als einem hellen spiegel klar vor augen gestellet werden die verborgene wunderthaten GOTTes/ im inwendigsten grun- de der menschen hertzen begriffen/ worauff alle heiligen GOTTES mit bedeckten stimmen/ oder dun- ckeln gleich nissen/ figuren und bil- den biß in die klarheit des wesentlichen Jahr MDC. biß MDCC. lichts anweisung thun. Jnsonderheit ist darinnen offenbart und erklaͤrt: 1. Was die mystische und geistliche schoͤpf- fung der unterschiedlichen wirckungen GOttes im menschen/ aus der finsterniß ins licht/ und biß zum vollkomenen we- sen. 2. Wie die irꝛdische geister dem er- leuchten wesen JEsu CHristi im men- schen entgegen stehen/ und in seel und leibe das verderben wircken. Wie die luͤgen so wol in ihrer boßheit als in ver- meinter heiligkeit des fleisches/ das ge- wissen zur unempfindligkeit/ und daß es keine schuld erkennen mag/ bringe; und was zwischen dem sprechen und wesend- lichen worte fuͤr ein unterschied. 3. Was der wahre Geist in seiner erweh- lung eigner gerechtigkeit/ dargegē auch der wesentliche geist und lehre CHristi eigendlich sey: und 4. Wie der mensch sich aus allen irrdischen bilden in himm- lische bild/ das die seele mit GOtt zu ei- nem wesen und geiste vereinigt/ um- wenden und bekehren solle. Deme folgt dann zum 5. ein gruͤndlicher Unter- richt/ wie der mensch/ wenn das gesetz der gerechtigkeit GOttes wider die suͤnde in ihme sich offenbaret/ den glauben er- greiffen soll/ zu samt einer mystischen erklaͤrung des Vaterunsers/ Englischen grusses und lobgesanges Simeonis aus den bilden ins wahre wesen u. s. w. Den ausfuͤhrlichen inhalt dieser etwas seltsamen und bedencklichen schrifften wollen wir unten im IV. theil etwas genauer ersehen/ weil er hier zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Das IV. Capitel. Von Esaia Stiefeln und Ezechiel Meth. §. 1. D Iese den gemeinen umstaͤnden nach be- schriebene historie wird hier etwas ge- nauer und wahrhafftiger zu entdecken seyn/ nach dem die wieder solche leute ergan- gene acten mir zu handen kommen sind. Das meiste von dem ersten ausbruch des Esaiæ Stiefels hat Herr Christian Thomas be- reits in seiner Historie der Weisheit und Thorheit im III. monat pag. 150. u. f. aus denen Langensaltzischen actis extrahi rt/ aus welchen und denen voͤlligen actis selber/ wie auch aus denen Erfurtischen und sonst andern gedruckten documen ten hier das noͤthigste an- gemercket werden soll. 2. Betreffend erstlich des Stiefels person/ hat sein erster anklaͤger M. Mel- chior Thilesius, Superintenden s zu Langen- saltze/ in seinem ersten bericht an das Consisto- rium zu Leipzig dieses von ihm geschrieben: Er Stiefels person und aͤus- serliche le- bensart. waͤre hiebevor/ dem aͤusserlichen schein und ihrem der prediger beduͤncken nach/ ihr gehorsames pfarrkind gewesen/ sich auch im gehoͤr Goͤttliches worts und ge- brauch des hochwuͤrdigen Abendmahls Christlich erzeiget. Und auf dieses bekaͤnt- nis seiner gegener hat sich Stiefel hernach selbst bezogen in einem schreiben an den Rath zu Erfurt/ welches er in seinen gruͤndlichen Verlauff pag. 367. gesetzet: Daß er seines Wird von seinen feinden unstraͤff- lich er- kant. gefuͤhrten Christlichen wandels mit al- len den seinigen nicht allein in seiner gu- ten freunde eydlichem ausspruch/ sondern dern auch in seiner feinde urtheil erkun- digung einzuholen bitte/ weil auch diese ihm nichts anders/ als alles gutes mit wahrheit nachsagen muͤsten. Jn seiner Apologie wieder Webern schreibet er auch: Das waͤre diesen und allen andern luͤg- nern ein bestaͤndig Christenthum/ daß sich in mir ein solcher Christus erzeigte/ welcher mit ihnen in hoffart/ haß/ neid/ geitz/ geld- und welt-lust nach allen neuen zeitungen der welt/ auch in fleisch- licher augenluͤstiger begierlichkeit ohne unterlaß erfunden wuͤrde: Das waͤren pfarrkinder vor diesen Superintenden ten. pag. 11. 3. Aus diesen und dergleichen umstaͤnden Ober an sich selbst doßhaff- tig gewe- sen. ist vor allen dingen anzumercken/ daß sein ge- muͤthe an sich selbst nicht so freventlich-boß- hafftig gewesen seyn muͤsse/ daß er aus lauter gottlosigkeit von sich ausgegeben/ er waͤre CHristus/ sondern daß seine unwissenheit und confu- Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. confusion der Goͤttlichen wahrheiten ihn meist dazu gebracht/ auch das harte tractament wie- der ihn noch mehr darinne bestaͤrcket/ wie wir nun nach einander sehen wollen. Der ursprung aber des grossen hasses wieder ihn mag folgen- der gewesen seyn/ wie es der gedachte bericht des Sein streit mit dem Rath zu Saltza. Superintendent en anweiset. Stiefel war ein handelsmann/ und gerieth uͤber dem wein- schanck mit dem Rath zu Langensaltze in streit/ welcher ihm denselben verbieten wolte. Jener aber erhielte beym Churfuͤrsten deswegen ein privilegium; da deñ leicht zu eꝛachten/ daß es oh- ne gꝛosse jalousi e des gantzen Raths und der ihm verwandtē prediger nicht abgangē. Er hat auch ihnen hernach selbst vorgehalten/ daß sie zuvor ihn weder dieses weinschancks noch seiner mei- nungen wegen erinnert/ in einer replica de dato d. 14. oct. 1605. da seine worte also lauten: Und be- kaͤntniß von der Prediger verhalten dabey. Ach ihr Herꝛn des H. Predigamts/ was gehet euch doch der weinschanck an/ den freylich Stiefel zur selbigen zeit/ wie er ihme zur selbigen zeit traumen lassen/ getrieben. Kontet ihr damals als see- len sorger und diener der stadt Saltza in GOttes wort (denen so wol der stadt bestes zu suchen gebuͤhret haͤtt/ als an- dern leuten; Denn wie der Prophet Je- remia durch den geist GOttes spricht zu den gefangenen Jsraeliten: Suchet der stadt Babylon ihr bestes/ denn wenn es ihr wol gehet/ so gehet es euch auch wol) nicht zu mir kommen/ mich war- nen und sagen: Jch thaͤte nicht recht/ daß ich solches vornehme. Ja ihr wa- ret wol bey mir zum weine/ aber ich hoͤr- te keinen/ der von GOttes ehre oder der stadt bestem gesagt oder gepredigt haͤt- te; von allerley uͤppigkeit aber schwatz- tet und disputirt et ihr/ das muß ich euch zeugniß geben. Des Super- intenden- ten erste klage wi- der ihn. 4. Nach dieser begebenheit nun brach das Ministerium in klagen wieder ihn aus/ daß der Superintendens am 15. april 1605. dem Leiptzi- ger Consistorio folgendes zuschrieb: Uber sol- chem wesen (nemlich uͤber dem streit wegen des weinschenckens) mißlinget es dah in/ daß er (wie meine und anderer leute gedan- cken halten/ und der ausgang giebt) uͤber Muͤntzerische und wiedertaͤufferische buͤcher oder Charten kom̃et/ oder muͤste ihn sonst der wiedertaͤufferische geist im- mediate zu solchem vorhaben angetrie- ben haben/ beginnet sich vom gehoͤr Goͤttliches worts und gebrauch des hoch wuͤrdigen Abendmahls abzuhal- ten/ daheim hinter dem ofen zu bleiben/ mit vorwenden/ er lese in seiner Bibel/ meditir te und schriebe zu hauße in religi- on s- und glaubens sachen mehr und bes- sers/ denn ihm in der kirchen und predig- ten gesagt werden moͤchte/ thut sich auch zu zeiten bey seinen freunden und verwandten/ sonderlich gegen seinen schwager Ehrn M. Ludovico Rechten- bach/ meinen colleg en/ dessen leibliche schwester den Stiefel zur ehe hat/ mit seltzamen und wunderlichen disputationi- bus und fragen herfuͤr/ redet von an- dern leuten/ sonderlich von amts-perso- nen/ geistliches und weltliches standes/ nicht das beste/ sondern das aͤrgste/ ver- Jahr MDC diß MDCC. schonet auch dabey unser seiner vorge- setzten seelsorger nicht/ solcher gestalt/ sie waͤren in lehr und leben selbst straͤff- lich/ und nicht wie sie seyn solten. Uber dieses hat er alle seine kindeꝛ/ knaben und maͤgdlein/ aus der schulen genommen/ und nun eine ziemliche zeit fast uͤber ein halb jahr bey sich zu hause behalten. 5. Es erzehlet aber der Superintendens da- selbst ferner/ daß er ihn damals vor sich gefo- dert/ da ihm denn vorgekommen/ als haͤtte der Schwenckfeldische Enthusiasti sche schwermer- geist Stiefeln gantz eingenommen/ weil er un- ter andern gesaget: Er waͤre kein suͤnder/ son- Stiefels ausbruch von CHri- sti person. dern CHristus der Sohn GOttes waͤre in ihm nicht nur nach der krafft/ sondern nach dem we- sen. Hierauff haͤtte er ihm einen monath frist gegeben/ und da er ihn wieder vor sich gefodert/ haͤtte Stiefel mit ungestuͤmm zu ihm gesagt: Er sehe jetzo aus Stiefels augen mit sei- nen augen CHristum den Sohn GOttes/ er hoͤrete jetzo mit Stiefels munde mit seinen ohren reden CHristum den Sohn GOttes selbst. Da denn der Superinten- dens weiter referir et: Er sey dem teuffel in Der Pre- diger ant- wort. geringsten nicht zu fusse gefallen/ son- dern habe unter andern gesaget: So lan- ge und offte du diß sagest/ bistu nicht Chri- stus/ vor welchen du dich gotteslaͤster- lich außgiebst/ sondern der teuffel selbst/ auch Stiefeln als einen teufel sich packen/ und von ihm gehen heissen/ mit vermel- dung/ solcher gestalt wolle er jetzo das letz- temal privatim mit ihm geredet haben. Dieses solte der andere gradus admonitionis Und gra- dus admo- nitionis. seyn/ ob er aber dem sinn und befehl CHristi ge- maͤß gewesen/ laͤst sich leicht erkennen. Es hat aber Stiefel darauff in einem schreiben an den andern Prediger Henning Dedekind sich hoͤch- lich beschweret/ daß er vor einen teuffel ge- scholten worden/ uñ seine gedachte meinung/ daß CHristus in ihm alles rede und thue/ weit- laͤufftig wiederholet/ auch sich also unterschrie- ben: JEsus CHristus GOttes und Ma- rien Sohn/ das lebendige wort des Va- ters im himmel/ voll seines H. Geistes/ in meinem heiligen fleisch und blut zu seiner rechten im himmel/ und in allen meinen gliedmassen in allen auserwehlten/ beruf- fenen und glaubigen/ und auch in dieser meiner lieben braut/ voll deꝛheiligkeit un- sers Vaters/ in eins/ unzertrennlich in alle ewigkeit/ Amen. 6. Die Prediger haben ihn darauff den 8. april vor sich citir et/ da sie denn unter andern gedencken/ daß er erkennet/ und gesaget habe: Er koͤnne nicht sprechen/ er sey CHristus Stiefels fernere er- klaͤrung. wesentlich/ sondern CHristus sey sein we- sen in ihm. Die Prediger predigten zwar das wort GOttes in denen kirchen; er aber fuͤnde die fruͤchte nicht/ und haͤtte niemals bey sich befunden/ daß der ge- brauch des Abendmahls etwas bey ihm gefruchtet ꝛc. Beym abschiede habe der Su- perintendens gewuͤnschet/ GOtt moͤchte ihn erleuchten/ dem aber jener geantwortet: Er er- kennete keinen irrthum oder schwarm. Dessen ungeacht aber hat der Superintendens in dem und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. in dem bericht an das Consistorium geruͤhmet/ Er habe Stieffeln mit dem schwerd des geistes in allen punct en getroffen und ge- schlagen ꝛc. Gleich nach selbiger action aber hat Stieffels eheweib einen jungen sohn gebo- Und ver- halten bey der tauffe seines kin- des. ren/ und weil er zuvor gesaget/ er wolte in be- dencken nehmen/ ob er sein kind tauffen liesse/ hat das ministerium das kind durch die Rathsdiener aus seinem hause abholen/ und tauffen lassen/ da er gleich mittags-ruhe gehal- ten. Stieffel hat die tauff nicht vor guͤltig er- kant/ sondern an statt des in der tauffe gegebe- nen namens Johannes/ dasselbe Serubabel ge- heissen. Citation nach Leip- tzig. 7. Auff des Superintendent ens bericht aber wird vermoͤge eines Churfuͤrstlichen befehls Stieffel ins Consistorium nach Leiptzig beschie- dē/ woselbst ihm diese folgende puncte vorgelegt Und be- fragung auff 6. puncte. worden. Er solte sich rund und richtig er- klaͤren/ ob er noch sage und halte 1. Von Christo und dem H. Geiste/ daß er CHri- stus sey/ und wer sich ihm widersetze/ der laͤstere den H. Geist? 2. Von der suͤnde/ daß die glaͤubigen nicht suͤndigen/ und er sey kein suͤnder/ duͤrffe auch um verge- bung der suͤnden nicht bitten/ und brauchte die fuͤnffte bitte des vater un- sers nur vor seine kinder und andere leu- te/ und Lutheri auslegung der fuͤnfften bitte sey unrecht/ daß er sagt: denn wir taͤglich viel suͤndigen/ und nichts denn eitel straff verdienen/ Stieffel koͤnne dasselbe auff sich nicht ziehen. 3. Von der absolution, daß er dero nicht beduͤrffe/ begehre auch sie nicht zu suchen. 4. Von dem predig-amt/ er beduͤrffe nicht zur kirche zu gehen/ und predigt zu hoͤren/ sey durch den H. Geist ohne das gnug- sam und vollkommen gelehrt und er- leuchtet. 5. Vom H. Abendmahl/ daß er nicht koͤnne gewiß seyn/ daß die krafft und allmacht GOttes allda sey/ oder daß die Ministri die krafft haͤtten/ das Sacrament zu heiligen uñ zu consecrir en. Sie liessen deñ in ihrem wandel sehē/ daß die kraft GOttes in ihnen sey. Hie soll er sein bekaͤntnis simplicit er setzen. Was das H. Abendmal sey/ und worzu es die- ne/ und ob er sich forthin auch darzu hal- ten wolte? 6. Von der Tauffe/ daß die kinder der Tauffe nicht beduͤrffen/ dieselbige auch in ihnen nicht kraͤfftig sey/ und die Tauffe an seinem kinde voll- bracht/ sey keine rechte Tauffe/ weil kein geist noch krafft darinnen sey/ und daß er sein kind nicht mit dem namen/ den es in der Tauffe empfangen/ nennen wolle/ sondern mit einem fremden. 8. Die antwort Stieffels findet sich bey den act en mit folgenden worten/ woraus zugleich seine meinungen von obgesetzten puncten zu er- Seine antwort hierauff. 1. ob und wie er CHristus sey. kennen seyn: Hierauff antwortet Elias Stieffel und bekennet mit dieser eige- nen hand/ daß er mit dem H. Apostel Paulo CHristum nach dem fleisch nicht kenne. 2. Cor. V. vielweniger daß er sol- te CHristus nach dem fleisch oder der H. Geist seyn/ ja zum allerwenigsten/ daß er solte gesagthaben/ und sich haben hoͤ- ren lassen/ wer sich ihme/ seinem fleisch Jahr MDC. biß MDCC. und blut wiedersetzte/ der laͤsterte den H. Geist. Nach dem wort leben und geist aber bekennet und bejahet Esaias Stieffel mit dieser seiner eigenen hand/ daß er ein rechter Christ und gesalbter des HErꝛn sey/ in welchem CHristus der Sohn/ das lebendige wort des Vaters voll H. Geistes/ das leben/ wollen und vollbringen in ihm sey/ so auch jemand CHristum den Sohn das lebendige wort GOttes/ oder den H. Geist/ das ewige leben aus GOtt dem Vater in CHristo in ihm oder in einem andern rechten Christen und gesalbten des HErꝛn laͤ- stert oder widerstrebet/ der verachtet nach den worten des HErꝛn CHristi Christum und den geist GOttes in Chri- sto/ und nicht fleisch und blut. 9. Darum bekeñet er zum andern von der 2. ob die glaͤubigen suͤnde thun. suͤnden/ daß freylich die rechtglaͤubigen nicht suͤndigen/ denn ein rechtglaͤubiger Christ und gesalbter des HErrn weiß und erkennet/ daß er von sich selbst nicht lebe/ sondern daß CHristus in ihme das leben/ wircken/ wollen und vollbringen sey. Wo nun CHristus und GOtt der Vater mit seinem H. Geiste in CHristo das leben wircken/ wollen und vollbrin- gen ist/ da ist keine suͤnde/ sondern lau- ter gerechtigkeit/ leben und seligkeit/ wie denn auch Abraham GOtt gleicher gestalt geglaͤubet hat/ und diß ist ihm zur gerechtigkeit gerechnet. Weil nun CHristus in ihme Esaias Stiefeln wie in einem rechtglaͤubigen Christen und gesalbten des HErrn das leben/ wir- cken/ wollen und vollbringen ist/ ja weil CHristus der same das lebendige wort GOttes voll H. Geistes in ihm kraͤfftig/ lebendig und thaͤtig bleibet/ ist er kein suͤnder/ darff derentwegen/ weil CHri- stus alles in allem in ihm ist/ auch um vergebung der suͤnden nicht bitten/ noch die fuͤnffte bitte des Vater unsers vor sich brauchen/ sondern freylich vor seine kinder/ und vor die/ so er siehet suͤndi- gen/ und GOTT den HErrn erzuͤrnen. Denn des gerechten gebet vermag viel wenn es ernstlich ist. Jst die ausle- gung der fuͤnfften bitte Lutheri auff die rechtglaͤubigen Christen gedeutet/ so ist sie freylich nicht recht/ und will Stiefel als ein rechtglaͤubiger Christ solche aus- legung nimmermehr auff sich ziehen/ daß er wolte oder solte so gottloß seyn/ und taͤglich viel suͤndigen und nichts denn eitel straffe verdienen. 10. Darauf bekennet er auch zum drit- 3. ob er der absolution beduͤrffe. ten/ daß er freylich als ein rechtglaͤubi- ger Christ und gesalbter des Herrn/ in welchem Christus das leben/ wircken/ wollen und vollbringen ist/ der absolution nicht beduͤrffe/ noch dieselbige zu suchen begehre/ so lange und dieweil CHristus seine gerechtigkeit/ leben und seligkeit in ihm wohnet und wircket. Auffs vier- te bejahet und bekennet Esaias Stiefel/ als ein rechtglaubiger Christ und gesalb- ter des HErrn/ welchen CHristus der A. K. H. Dritter Theil. E Sohn/ Th. III. C. IV. Von Esaia Stieffeln Jahr MDC. biß MDCC. 4. des kir- chenge- hens oder predigt- hoͤrens. Sohn/ das wor t des lebendigen GOt- tes/ voll H. Geistes recht frey gemacht/ daß er nicht noth halben zur kirchen ge- hen/ oder predig zu hoͤren beduͤrffe/ denn er die krafft des heiligen spruchs reich- lich in seinem Hertzen in CHristo JEsu taͤglich und augenblicklich findet Es. LIV, Jer. XXXI. Sie werden alle von GOtt gelehret seyn. Er erkennet und be- kennet auch freylich/ daß er aus lauter gnaden Gottes des Vaters durch den H. Geist in Christo JEsu vollkommen erleuchtet und gelehret wird. 5. des Abend- mahls. 10. Zum fuͤnfften bejahet und beken- net Esaias Stieffel als ein rechtglaͤu- biger Christ und gesalbter des HErrn vom H. Abendmahl/ daß er freylich nicht koͤnne gewiß seyn/ daß die krafft und all- macht GOttes dasey/ oder die Ministri die krafft haͤtten das Sacrament zu hei- ligen und zu consecri ren/ eben darum weil sie die Ministri fest darauff bestehen/ sa- gen und bekeñen/ daß sie nach der ausle- gung Lutheri uͤbeꝛ deꝛ funftẽ bitte taͤglich viel suͤndigen/ und nichts deñ eitel stꝛaffe veꝛdienen. Weꝛ nun taͤglich viel suͤndiget und nichts denn eitel straffe verdienet/ der ist nicht Gottes/ sondern der kirchen diener/ und die weißheit GOttes woh- net nicht in einem leibe der suͤnden un- ter worffen/ vielweniger die krafft und allmacht GOttes das Abendmahl zu heiligen. So lange auch ein Pfarrer/ er sey wer er wolle/ deꝛ meinung und des be- kaͤntniß bleibet/ daß er taͤglich viel suͤn- diget und nichts denn eitel straffe ver- dienet/ der ist zu solchem heiligen wercke untuͤchtig. Denn es stehet geschrieben: Jhr solt heilig seyn/ denn ich bin heilig Lev. XI. Was aber mein Esaias Stief- fels/ als eines rechtglaͤubigen Christen und gesalbten des HErrn einfaͤltiges und richtiges bekaͤntniß sey vom heili- gen Abendmahl und wozu es diene/ kan ich es richtiger und klaͤrer hieher nicht schreiben/ oder setzen/ als es die heiligen Evangelisten Matthaͤus/ Marcus/ Lucas/ und der heilige Apostel Paulus aus dem munde des HErꝛn auffgeschrie- ben haben: Darzu bekenne ich mich. Ob ich mich fortan zum heiligen Abend- mahl halten wolle/ sage und antworte ich/ ja hertzlich gern/ wenn nur die Pfar- rer das taͤglich viel suͤndigen und nichts denn eitel straffe verdienen/ nachlassen/ und heilig leben und mit dem heiligen Propheten Micha voll krafft/ voll gei- stes/ voll gerechtigkeit und voll staͤrcke des HErrn seyn/ in CHristo JEsu un- serm HErrn. 6. von der Tauffe. 11. Von der Tauffe/ daß ich Esaias Stieffel ein rechtglaubiger Christ und gesalbter des HErꝛn solte gesagt haben/ die kinder beduͤrfften der heiligen kraͤffti- gen Tauffe nicht/ kan nimmermehr auff mich erwiesen werden. Daß aber die Tauffe der Pfarrern/ so taͤglich viel suͤndi- gen und nichts denn eitel straffe verdie- nen/ an andern und meinem kinde voll- bracht/ keine rechte Tauffe sey/ weil kein geist noch krafft darinnen ist/ ist die schuld Jahr MDC. biß MDCC. nicht der tauffe/ sondern den dienern. Denn es unmuͤglich ist/ daß man taͤglich viel suͤndigen/ und nichts denn eitel straf- fe verdienen/ und zu gleich auch GOtt und seinen heiligen geboten recht und wol dienen kan. Den namen meines kindes belangend/ daß ich es nicht mit demselbi- gen/ den es in der tauffe empfangen/ nen- nen wolle/ sondern mit einem fremden/ sa- ge und bekenne ich Esaias Stieffel/ als ein rechtglaͤubiger Christ/ und gesalbter des HErrn/ daß ich dieses meines kindes namen aus dem H. Propheten Zacharia/ aus GOttes wort genommen/ und mei- nem lieben himmlischen Vater eine ge- luͤbde gethan/ so er mir von meinem weibe zu diesem mal einen sohn geben wuͤꝛ- de/ so solte er Zorobabel heissen. Weil es denn von anfang der welt allen heiligen eheleuten von GOtt dem HErrn ist frey zugelassen worden/ daß sie ihre kinder (und nicht andere leute) mit guten heiligen namen haben nennen moͤgen/ als habe ich meinen lieben himmlischen Vater in CHristo JEsu angeruffen und gebeten/ er wolle ihm diesen Zorobabel (so von ver- worrenen auff unsere teutsche sprache lautet und heist) wie ein pittschafftring an seine allerheiligste hand in grossen gnaden lassen befohlen seyn/ zu seines al- lerheiligsten namens ewigem ruhm/ lob/ ehr und preiß/ amen. Diese verantwortung ist in originali ins consistorium zu Leiptzig eingeantwortet worden den 25. junii, anno 1605. Esaias Stiefel ein rechtglaͤubiger Christ und gesalbter des HErrn/ meine eigne hand und untergetrucktes siegel. 12. Nach dieser seiner erklaͤrung gab das Stiefel wird vom Consisto- rio di- mitti rt. Consistorium den 28. Junii dem Rath seinet- wegen befehl/ daß ob wol er wegen seiner irr- thuͤmer weiter vernommen werden muͤste/ gleichwol weil er mit seinem weib und kin- dern in Leipzig nicht laͤnger zehren koͤnte/ ihm wieder nach hause zu reisen erlaubet worden/ doch aber dabey auferleget/ daß er auf erfor- dern sich allezeit wieder einstellen/ immittelst sich dort friedlich halten/ und nicht weiter aͤr- gernis geben solte/ welches er auch verspro- chen. Wuͤrde er sich nun gehorsam erzeigen/ so haͤtte es seinen weg: wo nicht/ so solte ihn der Rath in verhafft nehmen/ und es berichten. Den 28. Julii darauf berichtete der Rath/ daß Wird weiter verklagt. Stieffel und sein weib sich noch nicht gebessert/ sondern unter der kirche aufs feld gingen/ die kinder nicht zur kirchen und schulen hielten/ in ihrem hause zwar grosse heiligkeit mit singen und beten vorgaͤben/ aber nicht die kirchen-gesaͤn- ge/ sondern schwermerische lieder saͤn- gen/ \&c. Entschuldiget sich zugleich/ daß Stieffel wegen vieler ursachen noch nicht in hafft genommen worden. 13. Das Consistorium befiehlt hierauf den Gefangen gesetzt. 4. Augusti bey straffe hundert goldguͤlden/ Stieffeln in hafft zu nehmē/ welches auch als- bald den 9. Augusti geschehen/ wie der bericht lautet. und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. lautet. Und hieruͤber klaget Stieffel im gruͤnd- lichen Verlauff/ daß er schnell gefaͤnglich ein- gezogen/ und in drey unterschiedlichen custo- di en ein jahr und zehen tage lang gehalten worden/ pag. 222. Wie aber mit ihm hiebey gehandelt worden/ berichtet der Superintendens selber an das Consistorium am 14. Augusti: Und uͤbel tracti rt. Daß nemlich das gefaͤngnis etwas hart und zur gesundheit undienlich seyn wol- len/ also/ daß er in ziemliche leibes-schwach- heit daruͤber gerathen/ und den Superintenden- ten bitten lassen/ ihn zu besuchen/ auch besserung versprochen/ und den Rath um ein leidlicher Wechselt mit den Predigern viel schrifften. gefaͤngnis geflehet. Das Ministerium haͤtte eine refutations- schrifft wieder seine Leipziger resolution aufgesetzet/ welche Stieffel vor guͤltig und GOttes wort gemaͤß erkennen sol- te. Ob nun wol Stieffel sich anfaͤnglich mit einer zweydeutigen erklaͤrung auswickeln wol- len/ hat doch das Ministerium nicht darinnen beruhet/ sondern einen voͤlligen und klaren wie- derruff seiner irrthuͤmer gefordert. Er hat aber darauf am 3. Septembr. eine weitlaͤufftige anto wort eingegeben/ darinnen er des Ministerii refutation aus der H. Schrifft wiederlegen/ seine meinung aber nach wie vor behaupten wollen. 14. Dieses hat vollends die prediger recht eifrig gemachet/ daß sie ihn hernach viel haͤr- ter tracti ret/ und den 14. Sept. bey dem Consi- storio angehalten um endliche und gebuͤhrli- che abschaffung dieses aͤrgerlichen wesens/ und um ernstliches einsehen. Da denn nach einigen gewechselten schrifften das Ministerium beym Rath sich beschweret/ Stiefel haͤtte sie mit etlich funffzig luͤgen beleidiget/ auch gebe- ten/ daß sie der Rath in schutz nehmen/ und Stiefels weib und kindern nicht zu ihm zu gehen verstatten moͤchte. Und weil in der schrifft des Ministerii unter andern gestanden hatte: Antwor- tet auff ih- ren vor- wurff. Es moͤchte einen wol wunder nehmen/ was das vor eine ploͤtzliche Metamorpho- sis und geschwinde veraͤnderung sey/ daß in so kurtzer zeit aus Stiefeln ein wein- kaͤuffer und oͤffentlicher weinschencke/ ein solcher himmlischer Prophet/ ein so trefflicher und sonderlicher Theologus und hocherleuchteter mann worden sey/ der alle Christen in aller welt unterrich- ten und lehren will. — — Das koͤmmt nun daher: Auf solchen Universitaͤten/ da er gewesen/ und Theologiam studi ret/ crei- ret man solche Doctores, und in solchen cloͤstern/ da er diese zwey jahr daher hin- term ofen profess gethan/ gibt man sol- che kappen/ \&c. So antwortet er dar- auf also: Jch wills euch bald und kurtz sagen/ das hat GOTT gethan/ durch sei- nen lieben Sohn/ sein lebendiges wort/ welches ich auch von GOttes gnade in meinem munde und haͤnden fuͤhre/ da- durch ich dieses alles geschrieben/ duͤrfft nicht fragen/ daß es GOtt dem HErrn ein groß wunder und seltzam ist. Euch/ hoͤr ich wol/ ist es seltsam. Wer machte den offenbarlichen zoͤllner und suͤnder Matthæum zum Evangelisten und Apo- stel? Christus das wort des lebendigen GOttes/ welchen er hernach in seinem munde und hertzen fuͤhrte. Wer machte aus armen fischern grosse Evangelisten Jahr MDC. biß MDCC. und Apostel? Christus der Sohn des le- bendigen GOttes. 15. Wie aber diese seine schrifft beantwor- tet sey/ hat der Herꝛ Thomasius an gedachtem ort p. 176. aus des Ministerii schrifft gezei- get/ da zum exempel in denen annotatis des wi- derlegers unter andern stehet: Er gibt uns Wird von ihnen wi- derlegt/ und wie? hoͤmscher weise nur den titul des Predig- amts/ item er verwirfft die principia dia- lectica und philosophica gaͤntzlich/ die doch Paulus selbst gekont/ und nach den fun- damentis artis disputi ret/ auch die schrifften der Philosophorum angefuͤhrt/ wie denn auch der HErr CHristus offt selbst diale- cticè disputi ret. Jtem: Jst der name Zoro- babel ein heiliger hochgelehrter name; wolan/ so muß man seinen herrn Sohn Zorobabel hochgelobet anbeten. O nein wir wollen unverworren damit seyn. Des HErrn name ist heilig und heer. Ps. III. Sonderlich leget der refutator seinen grossen unmuth uͤber Stiefels bekaͤntniß an tag/ und will sich und seine Collegen, daß sie bey ihm zum weine gegangen/ also entschuldigen: Siehe aber/ wie gehorsam bistu der von Und vor- nehmlich daß sie zum wei- ne gewe- sen. GOtt vorgesetzten Obrigkeit! Sie laͤs- set jaͤhrlich in oͤffentlicher versammlung der Buͤrgerschafft ausruffen/ du sollest die von GOtt durch die Obrigkeit ver- ordnete Praͤdicanten mit worten und wercken nicht beleidigen/ wie fein gehor- chestu hierinn? daß du mit so vielen laͤ- sterlichen und beschwerlichen auflagen wieder sietobest. Denn es hat ja/ so lan- ge Christen gewesen seyn/ keiner/ der auch ein CHrist waͤre/ so unchristlich wider das Christliche Priesterthum verfahren. Lieber aber/ sage uns/ von welchen uͤppi- gen dingen einer oder der andere disputi rt habe? welches ist das Thema gewesen? wer hat uns disputando das oppositum ge- halten? haben wir auch die Syllogismos mit kandeln solvir et? haben wir aber auff ehrengelagen oder sonst Christlicher freundschafft bey dir (so vielleicht dieser gestalt einer oder der andere irgend einmal bey dir gewesen) die gaben GOttes anders denn mit dancksagung genommen? 1. Tim. IV. so melde es an. Warum solten wir denn nun so hoch verlaͤstert werden uͤber dem/ dafuͤr wir gedancket? 1. Cor. X. 16. Wie er nun mit diesem schreiben/ als leicht zugedencken/ die Prediger hefftig erzuͤr- net/ also haben sie am 18. Nov. nachmals beym Consistorio hefftig uͤber ihn geklagt/ son- derlich aber die sache damit gefaͤhrlich vorstel- len wollen/ daß sie Stiefels wunsch/ seine ver- antwortung moͤchte in aller welt an den tag kommen/ als rebelli sch angegeben/ als wenn Der Pre- diger an- klage und vorschlag. er einen oͤffentlichen anhang uñ schreck- liche zerruͤttung auff gut Muͤntzerisch suche. Dabey sie vorgeschlagen/ wie man am besten seiner loß werden koͤnte/ wenn er an einen andern ort/ da er unbekant/ gebracht wuͤr- de/ das Consistorium verordnete hier auff nichts weiter/ als daß er in einem verwahrten ort/ da nicht jedermann zu ihm kommen koͤnte/ in ver- hafftung behalten werden moͤge. Er hat auch A. K. H. Dritter Theil. E 2 bald Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. bald am 3. decembr. schrifftlich sich erklaͤret/ daß er thun wolle/ was sie begehrten/ und nicht wider GOtt und sein wort lieffe. Dabey er auch gedencket/ wie man mit ihm bißher verfahrẽ haͤt- Sein har- tes ge- faͤngniß. te. Daß er erstlich 4. tage in einem fin- stern stinckenden loch/ hernach 13 wo- chen an einer kette mit zweyen waͤch- tern/ und nun 4. wochen an einer neuen kette mit zwey verriegelten thuͤren si- tzen muͤssen. Die Prediger aber haben ihn un- geacht dieses erbietens doch noch vor einen hals- starrigen ketzer erklaͤret/ dahero auff anhalten des Raths/ von Dreßden aus/ am 30. dec. ver- ordnet worden/ daß Stieffel an einen sonderli- chen ort mit 2. waͤchtern allein gesetzet/ und sonst niemand zu ihm gelassen werden solte. §. 17. Dergestalt ist er bis in den julium ge- Erfolgte erklaͤrung. lassen worden/ da er am 14. hujus den Super- intendent en zu sich entbieten lassen/ und/ wie in den actis stehet/ sich mit sonderlicher ernster reue und bußfertiger erkaͤntniß und bekaͤntniß seines irꝛthums bezeiget/ auch erboten oͤffent- liche abbitte zu thun/ und einen wiederruff/ so der Superintendens noch selbiges tages auffge- setzet/ eigenhaͤndig unterschrieben/ wie er schon vom Herꝛn Thomasio p. 185. angefuͤhret ist. Revocati- on und be- freyung. Diesem nach ist er vermoͤge eines Churfuͤrstli- chen befehls der verhafft erlassen worden/ jedoch gegen eine schrifftliche caution, darinnen er an eides statt bey seinen wahren worten und Christ- lichem glauben cavir et/ alles treulich zu halten/ und der gemeine durch den Prediger abzubitten. Der Superintendens hat am 27. augusti den verlauff ins Consistorium berichtet/ und wie es mit seiner oͤffentlichen abbitte gehalten werden Abzug nach Erf- furth. solte/ um verordnung gebeten. Aber Stiefel hat sie der muͤhe uͤberhoben/ indem er alsbald nach Erffurth gereiset/ und auch seine familie bald nachgeholt/ welches der Superintendens den 18. septemb. nach Dreßden berichtet. 18. Dieses ist nun der bekante vorwurff/ den man uͤberall bey dieser historie findet/ daß nem- Stiefel wird eines meineids beschul- digt. lich Stiefel hiemit einen meineid begangen/ und wider Goͤttliche und natuͤrliche rechte ge- handelt habe. Auff was art aber er sich selbst dißfals entschuldigen wollen/ mag ein Christ- licher leser aus dieser seiner erklaͤrung selbst er- messen/ welche aus seinen manual-act en p. 191. excerpir et ist: Ps. CXVI. Omnis homo men- Sucht sich zu purgi en. dax. Was die folgende worte und schrifft unter Esaias Stiefels hand und namen ohne Christo und nicht im Herrn/ wie auch Paulus 1. Cor. XI. schreibet/ ge- schrieben und hieher verzeichnet/ anlan- gen thut/ ist dieselbe von dem Herrn Su- perintendent en zu Saltza aus seinem her- tzen gedichtet/ vom Cappelan aber des- selbigen orts/ Jeremias Kalmberg ge- nant/ abgeschrieben. Solche vorher- geschriebene worte und gedichte des Herrn Superintend. zu Saltza/ sind von Esaias Stiefeln der thorheit und luͤgen nicht ohne sonderlichen GOttes willen nach geschrieben worden. Welchen ih- ren oͤffentlichen/ eigenen und nachge- schriebenen luͤgen die 4. Herren des Mini- sterii zu Saltza mehr glauben geben/ denn der ewigen warheit/ die im namen JEsu CHristi auch unter dieser hand ih- nen vielfaͤltig sind fuͤr die augen gestel- let worden. Jn welchem luͤgenhaffti- Jahr MDC. biß MDCC. gen Stifels namen (in heiligen Goͤttlichen sachen) auff folgendes schreiben sie ihn bey der hohen und niedrigen obrigkeit frey und ledig gemacht/ und dem homi- ni mendacii allerhand vielfaͤltige gebet wider GOtt und sein liebes wort/ den- selbigen zu gehorsamen und folgen zu thun/ ernstlich aufferlegt/ und in bey seyn wol etlicher Obrigkeit scharff und ge- waltig bey eides-pflicht vorgehalten/ und abgemahlt/ welchen auch Stiefel (gleich Adam Gen. II. im Paradieß) ge- horsamlich nachzuleben verheissen/ und gleich den Kindern Jsrael. Exod. XIX. mit vernemlichem jawort folge zu thun zugesaget/ CHristo JEsu aber dem Sohn und wort des leben digen GOttes in seinem heiligen fleisch und blute/ in welches namen alle vorgehende sachen sind aufgezeichnet woꝛden/ dem ist 1. Tim. I. kein gesetz gegeben/ dem hat weder Kaͤy- ser noch Koͤnig/ weder Churfuͤrst noch Fuͤrsten/ weder Graff noch Edelmann noch einiger mensch auff erden zubefeh- len und zu gebieten. Solte aber der 4. Herren des Ministerii ihr unglaube GOttes glauben auff heben? das sey fer- ne. Darum auch CHristus ferner seines Vaters willen in diesen und allen an- dern seinen gliedmassen ohne einiges menschen verhinderung als ein Herr al- ler Herren und Koͤnig aller Koͤnige heilig zu seines Vaters ehre verrichten und verbringen wird/ ja/ amen! 19. Es hat sich aber Stiefel nach diesen haͤn- Lebet bey Erffurth auffm lan- de. deln nicht so wol in der stadt Erffurt als in ei- nem nahe gelegenen uñ dem Erffurtischen Rath zugehoͤrigem dorffe/ Gispersleben genant/ auff- gehalten/ und wie der Superintendens im be- richt nach Dreßden meldet/ den Stadtobristen daselbst D. Wilhelm Fachen zum Patron ge- habt/ der ihn auch oͤffters zu gaste gebeten ha- ben soll. Und weil er nach einigen jahren/ da ihm zuvor niemand etwas gesagt/ uͤber Ezechiel Methens haͤndeln wiederum in die inquisition gekommen/ will ich erstlich den verlauff dieser haͤndel um besserer ordnung willen hier einruͤ- cken/ und so dann Stiefels uͤbrige sachen auch vollends absolvir en/ und zwar meistentheils aus denen in dieser sache ergangenen actis, wor- aus zur zeit noch niemand etwas publicir et hat. 20. Jm jahr 1613. am 7. sept. schrieb das Die Pre- diger kla- gen uͤber Methen und die seinigen. Ministerium zu Langensaltze an den Rath da- selbst von etlichen freunden des gedachten Stiefels/ Nicolao Gregotit sch/ Barbara Stie- felin (dieses Stiefels leiblicher schwester) und ihrem sohn Ezechiel Meth/ folgendes: Jst auch am tage/ welcher gestalt sich allhier ein neu schisma begiebt/ in dem diese sich nicht allein beharrlich von oͤffentlichen kirchenversammlungen/ wie auch vom gebrauch der H. Sacramenten oͤffent- lich absondern/ sondern auch beydes uns und das gantze Ministerium dieser lande beschmitzen/ als waͤren dabey weder die reine lehre/ noch CHristi und GOttes diener zu finden. Dabey sie es nicht bewenden lassen/ sondern auch ih- re schwer- und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. re schwermerey so wol in der Stadt als auff dem lande auszubreiten sich unter- stehen. Weil nun dem also/ als getroͤ- sten wir uns zu E. E. A. inmassen wir denn hiemit drum bitten/ sie werden sich der reinen lehre GOttes/ desselben Mi- nisterii, wie auch unseꝛtꝛeulich annehmen und auff wege dencken. Dabey bitten Bitten Commissi- on aus/ die Prediger um drey Commissari en aus dem Rath/ neben welchen sie diese drey neue schwer- merische Soͤnderlinge verhoͤren woltẽ. Darauf folget eine relation der Prediger von dieser ver- hoͤr/ so am 15. sept. geschehen/ und zwar erst- und verhoͤ- ren 1. Grego- tit schen. lich von Gregotit schen/ von welchem die ersten 11. punct e also referir et werden. „21. Da ihm fuͤrgehalten/ wie er sich son- „derlicher offenbarungen ruͤhmete/ hat er un- „ter den reden des Herrn Superintenden ten „deutlich gesagt/ Ja GOTT lob! hat fer- „ner in seiner antwort gesagt: Er wolte „gern zu uns in die kirche gehen/ wenn „wir Gottes wort predigten/ und Chri- Welcher wider sie hefftig re- det. „sti diener waͤren. Da er nun weiter gefra- „get: ob wir dann nicht Christi diener waͤ- „ren? hat er sich zur meinung nein erklaͤret/ „und da es ihn der Herr Superintendens hat „beweisen heissen/ hat er gesagt: Ja/ gebt mir „nur die Bibel her. — Da hat er das er- „ste capitel Johannis aufgeschlagen/ und mit „hefftigen worten urgi ret/ ihm dasselbige zu er- „klaͤren. Und ob ihm wol darauf geantwor- „tet/ das haͤtten wir offt in der kirchen erklaͤ- „ret/ so hat er doch mit ungestuͤm angehalten/ „mit vorwendung/ er haͤtte es nicht gehoͤret. „ Resp. die schuld waͤre sein/ daß er dazu nicht „kommen. Darauf hats der Herr Superinten- „dens fuͤrgenom̃en/ und gelesen/ darauf dann „erklaͤret/ daß Johannes von dem wesentlichen Und von CHristi mensch- werdung in uns. „wort Gottes rede/ es sey fleisch worden/ Gott „sey mensch worden/ und habe unter uns ge- „wohnet. Da er das woͤrtlein unter uns als „falsch verti ret angefochten/ vermeinend die „ essentialem inhabitationem Christi zu erstrei- „ten/ und was man diesem verduͤsterten men- „schen gesagt/ hat alles bey ihm nicht gelten „wollen/ sondern auf das ἑν ϰ̓μἰν gedrungē/ dar- „auff hat der Herꝛ Superintend. angefangen de „quatuor modis præsentiæ Dei, und erstlich er- „zehlet præsentiam essentialem Ps. CXXXIX. „Jer. XXIII. diese sey nicht eine ursach unserer se- „ligkeit/ denn sie sey ignis consumens: sonst „muͤsten fromme und gottlose/ ochsen/ kuͤhe ꝛc. „selig werden. Damit Gregotit sch ad absur- „dum \& impossibile dermassen redigi rt wor- „den/ daß er nichts zu antworten gewust/ der „als ein fechter solche sachen nicht verstanden. „2. præsentiam personalem, quæ soli CHristo „tribuitur Col. II. 3. præsentiam sacramenta- „lem. 4. singularem \& gratiosam, quæ in piis „per fidem habitat. Joh. XIV. Aber dieser erklaͤ- „rung ungeachet ist der Gregotit sch auff dem ὲν ήμίν bestanden/ da stuͤnde es/ und wohnet in Von dem unkraͤffti- gen predi- gen. „uns. Hierauff ist er wieder auff die vorige „laͤsterung kommen/ daß wir nicht CHristi die- „ner waͤren/ und solches aus diesen ursachen/ „1. wir predigten nicht GOttes wort/ „da er denn captiosè verbum essentiale verstan- „den. 2. weil bey unserm wort keine krafft „waͤre; darauff ihm geantwortet worden/ dis- „cernendo inter verbum essentiale \& vocale, \& inter ipsum quod per se potens Rom. I. \& in-„ Jahr MDC. biß MDCC. ter auditorum contumaciam, quibus verbum“ vitæ fiat odor mortis ad mortem 2. Cor. I. “ Darauff Gregotit sch/ daß wir nicht CHristi“ diener waͤren vors 3. erweisen wollen/ weil“ wir unserm bekaͤntniß nach suͤndigten/“ wer aber suͤnde thue/ der sey vom teufel/“ so koͤnne ja CHristus und Belial nicht“ uͤbereinstimmen ꝛc. Darauff geantwor-“ tet 1. per concessionem, wir seyn ja zwar suͤn-“ der/ aber nicht anders als Paulus Rom. VII. “ und Joh. I. 2. per distinctionem peccatorum“ regnantium \& adhærentium ex Rom. VI. “ 7. 8. Auff die frage/ ob er denn nicht ein suͤn-„ Von der vollkom- menheit. der sey? ist der fechter fast unbestaͤndig gewe-“ sen/ bald nein gesagt/ bald fuͤrgegeben/ er sey“ zwar noch nicht vollkommen/ er strebe“ aber darnach. Und da man ihm mit dem“ Vater unser begegnete/ hat er gesagt/ das“ Vater unser haͤtte CHristus fuͤr seine“ Juͤnger gestellt/ da sie aber waͤren voll-“ kommen worden/ haͤtten sie es nicht“ mehr bedurfft. Ferner ist von unserer ge-“ rechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ gehandelt wor-“ den. Da vom Herꝛn Superintend. eine aus-“ fuͤhrliche erklaͤrung gethan worden de justitia“ Christi per fidem nobis imputata: item, de“ justitia inchoata, quam explicationem per-“ versus ille pugil Gregotianus pervertit atque“ sinisterrimè intellexit. Da man Gregotit sch“ um den glauben gefraget/ was er sey? hat er ge-„ Vom glauben. antwortet CHristus sey der glaube/ und“ solches zu erweisen vermeinet Gal. IV. 23, 25.“ da ihm denn ein anders gewiesen/ was der“ glaube sey Ebr. XI. Da er gefraget/ wodurch“ er heilig und gerecht wuͤrde? Resp. durch“ CHristum. Quæst. wie er CHristum erlan-“ ge? Resp. durch den glauben. Quæst. “ woher er den glauben haͤtte? Resp. durch“ das lebendige wort GOttes. Quæst. “ Ob denn nicht Paulus dem gehoͤr des gepre-„ Gehoͤr des worts. digten wortes zuschreibe/ daß dadurch der“ glaube herkomme? Resp. Erkoͤnte daheim“ eben das lesen/ das wir predigten. “ Darauff aber das dictum Pauli Rom. X. Fi-“ des ex auditu neben andern spruͤchen sehr ur-“ gi rt worden. Hat er auch duͤrffen sagen:„ Und der heiligen Schrifft. Verflucht ist/ der ein ander buch hat“ und lieset dann die Bibel. 22. Hernach referi rt das Ministerium von 11. Me- then. Ezechiel Methen/ daß er sie erstlich bey der ver- hoͤr also gegruͤsset: Die Herrn seyen gegruͤs- set in dem namen des lebendigen und kꝛaͤff- tigen worts JEsu CHristi in mir/ meines getreuen vorfechters wieder alle hoͤllische und Beliali sche waffen und luͤste. Da man ihm aber den gruß zu wiederholen befohlen/ hat ers gethan/ und der Superintendens hat ihm ge- antwortet: Jst dieser gruß gut gemeint/ so nehmen wir ihn an. Jst er aber nicht gut gemeint/ so fahre er wieder euch. Resp. Meth. So komme unser friede wieder zu uns/ weil ihr euch desselben selbst un- wuͤrdig achtet. Und als der Superintendens ferner gefraget/ warum er nicht zu dem naͤchsten vorbescheid gekommen/ hat er geantwortet/ GOtt haͤtte es nicht haben wollen ꝛc. Die uͤbrigen fragen und antworten kommen fast mit den vorigen uͤberein: Seine mutter hat eben- E 3 fals Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. III. Stie- felin. fals sich also erklaͤrt/ und unter andern als man sie gefragt/ Wie sie doch immer mehr in den schwarm gerathen; geantwortet/ sie danck- te GOtt/ daß sie in den schwarm gera- then waͤre/ sie waͤre zum rechten glauben kommen. 23. Dieses alles hat der Superint. am 18. sept. ins Consistorium nach Leiptzig berichtet/ worauff diese 3. personen am 23. octob. zu Leiptzig erscheinen muͤssen/ da indessen die Pre- Diese per- sonen wer- den zu Leiptzig verhoͤrt. diger nicht allein eine warnung von den Kan- tzeln ihrentwegen abgelesen/ sondern auch nach den Predigten vor sie gebeten. Nach geschehe- ner verhoͤr zu Leiptzig sind sie wiederum nach Saltza dimittir et worden/ doch daß man ihnen aufferleget niemand weiter zu aͤrgern. Es hat aber bald den 9. dec. darauff der Rath dem Consistorio berichtet/ wie zwar Meth nicht in seine vorige custodie gewiesen/ sondern neben den eltern im hause arresti rt worden/ gleichwol Und ferner nebenst an- dern ver- flagt. „aber noch mehrere verfuͤhret haͤtte/ als einen „knaben von 15. jahren Johann Caspar „Meth/ einen andern von 14. jahren Micha- „el Hertzbergern/ und dessen vater einen schrei- „der Joachim Hertzberg. Dieser letztere „habe auch folgendes von sich gesagt: Er „habe CHristum bey sich im hertzen/ was „er ihn denn duͤrffe auff dem altar in der „kirchen holen/ und er haͤtte ihn durch „den H. Geist empfangen in der ersten sal- „bung. Jst gefragt worden: wenn und „durch was mittel denn solches gesche- „hen? Resp. durch CHristum und seine „Apostel und Propheten/ welche noch „diese stunde lebten und mit ihm redeten. „Er wird auch beschuldiget/ daß er gesagt ha- „ben soll/ es wuͤrde allhier mit dem kir- „chenwesen und sonst bald auswerden/ „hat es aber vor uns nicht wollen gestehen/ ꝛc. „ item sagt er/ weil der tempel GOttes in „ihm sey/ duͤrffe er nicht in die kirche ge- „hen: wenn aber eine heilige Christliche „kirche werde kommen/ wolle er alsdenn „sich auch dazu halten. Von der Tauffe „fragt er selbst/ ob denn CHristus jemanden „anher zu Saltza gesendet habe/ der taͤuf- „fen solte? und daß er seinen anwesenden sohn „Michael vor 14. jahren haͤtte tauffen lassen/ „haͤtte er damals auch gethan wie andere blin- „de/ wenn auch hinfort GOtt ihm mehr „kinder bescheren wuͤrde/ wuͤrde er auch „die Tauffe mit bescheren. 24. Der Rath gedencket ferner/ daß man bey diesen leuten haussuchung thun/ und ihre sehrifften alle wegnehmen lassen/ in welchen schrifften sie unter andern folgende titul von Methens titul. Methen gefunden: Ezechiel Christus, GOt- tes neuer erstgebohrner Sohn der herr- lichkeit/ ein selig beruffener ewiger Gast/ Koͤnig und Priester auf erden/ durch den als sein lebendiges wort GOTT alle dinge erschaffen. Item: Ezechiel Christus, der treue zeuge GOttes des Vaters/ ein wort des lebens im H. Geist in ihm/ und erstgebohrner von den todten aus der braut Christi/ und ein Fuͤrst der Koͤnige auf erden/ so aus der braut des Lammes in alle welt eingesetzet. Und weiter: Eze- chiel Christus, Mulieris, Sponsæ agni eircum- amictæ sole, \& sub cujus pedibus luna, \& in cujus capite corona stellarum duodecim: Fi- Jahr MDC. biß MDCC. lius masculus futurus pascere omnes gentes in virga ferrea: raptus ad Deum \& ad thronum ejus. Und abermals: Ezechiel Christus ven- tus exurgens de mari, ciens omnes fluctus e- jus, spectantibus filiis DEI ex Sponsa agni, evadens in hominem cum millibus cœliicon- vertens vultum iræ horrendæ pœnæque justis- simæ ebrium ad cogitamenta, opera \& facta mundi ejusque incolarum, impia, injusta, va- na, blasphemantia, Dominumque dominato- rem irritantia usque \& usque: \& ecce tremunt sub pedibus ejus à Domino, quæ subjecta o- mnia: \& quoties vox ejus ex ore editur, incen- duntur omnes prævaricatores, qui ignitum ex ore suo legis sanctissimæ sonum audiunt: pul- verulentique \& in nihilum redduntur, sicuti devastatur terra fugax, cum corripitur incen- dio: ET CÆTERA. Und wiederum: Eze- chiel Christus, Filius DEI juvenis ex Sponsa agni, coronas imponens capitibus eorum \& palmas in manus tradens, qui eum in mundo professi sunt. 4. Esdr. 2. Und dann: Ezechiel Christus, Filius DEI Jesus cum comitibus suis apparens jucundare relictos in annis qua- dringentis 4. Esdr. 7. 25. Nach diesem eingelauffenen bericht wer- Sie wer- den alle nach Dreßden cit rt. den diese 3. personen auff den 16. febr. 1614. nach Dreßden ins Ober- consistorium citir et/ und weil inzwischen der Rath und Superinten- den s auch Stiefeln und die obgedachten perso- nen zu Saltza/ so von Methen verfuͤhret seyn solten/ gleichfals beym Churfuͤrsten angegeben gehabt/ anch die beklagten insgesamt beschul- diget/ als wenn sie auff lauter rebellion abziel- ten/ und schon uͤber 200. personen in Langen- saltza auff ihrer seite haͤtten: So wird von Dreßden aus befohlen/ dieselben auch mit dort- hin zu schicken. Der Superintendens hat in den actis hiebey annotir et/ daß er an D. Hoën den Oberhoffprediger und Johann Seussium den Consistorial-Secretarium à parte geschrie- ben/ worinnen er ohne zweiffel die inquisit en nicht zum besten wird recommendir et haben. 26. Und hiebey geben die acta, das auch Wie auch Stiefel. Stiefel mit ins spiel kommen/ und zwar auff angeben der Langensaltzischen Prediger. Denn diese hatten im bericht an den Churfuͤrsten un- ter andern erwehnet/ daß Stiefel das haupt dieser faction waͤre/ und sich im Erffurtischen gebiet ungehindert auffhielte. Dieses hatte Dessen aussage vor dem Rath zu Erffurth. so bald der Erffurtische senior Modestinus Weydmann dem Rath zu Erffurt hinterbracht/ und ihn dahin bewogen/ daß Stiefel auff arti- ckel abgehoͤret werden muͤssen. Selbige lau- ten aus der beylage des Erffurtischen schreibens an den Superint. Thilesium de dato 19. febr. 1614. von wort zu wort also: 1. Soll er sich selbst CHristum machen/„ Ob er sich CHristum nenne. sich CHristus schreiben/ ja CHristus JE-“ sus/ und die krafft GOttes/ und ihm solche“ attributa, die CHristo allein gebuͤhren/ zumes-“ sen. 1. Gestehet nicht/ daß er sich zu CHristo“ mache oder schreibe/ sondern schreibe sich Esai-“ as Stiefel/ CHristi/ oder CHristus in ihm/“ er attribui re ihm auch keine krafft GOttes“ nicht/ und bleibe ehre und titul dem HErꝛn“ CHristo allein/ aber dergleichen messe er“ CHristo zu/ der in ihm und allen glaͤubigen“ „hertzen und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. „hertzen wohne/ und ihme nicht. Erinnert „auch darneben/ das/ was er zu Leiptzig beschul- „diget worden/ und er beantwortet/ wolle er in „schrifften auch eingeben/ wie auch die acta. 2. „Hergegen unsere in GOttes wort ge- Die reli- gion/ kir- chen und Prediger verwerffe/ „gruͤndete Religion, GOttesdienst/ kirchen- „ceremonien/ kirchen-ordnung/ das Predig- „amt und beruff der Prediger/ die H. Tauffe/ „ absolution und Nachtmal auffs aller abscheu- „lichste verlaͤstern/ verurtheilen/ verdammen/ „es sey in Paͤbstischen/ Lutherischen/ Calvini- „schen oder Wiedertaͤufferischen kirchen. 2. „Das Predigamt/ kirchen-ceremonien/ die H. „Tauffe und dergleichen verlaͤstere und verdam- „me er nicht/ denn so er das thaͤte/ so waͤre das „heiligthum verlaͤstert/ sondern geschehe ihm „auch unrecht/ daß er die diener GOttes ver- „nichten solte/ und solche heilige vocation der „H. Prediger: Item, sagt er/ unsere Prediger „halte er vor heilig/ wenn sie heilig lebten. „3. Soll er alle Christliche obrigkeiten vom Wie auch die Obrig- keit/ „hoͤchsten an biß zum niedrigsten mit schaͤndli- „chen namen titulir en: sie vernichten/ bedrau- „en/ und so viel an ihme/ aus ihren landen/ stadt „und aͤmtern/ haͤusern und schloͤssern auszuja- „gen/ zuerwuͤrgen/ von der erden abzuschaffen/ „derselben lande/ leut und schloͤsser zu pluͤn- „dern vorgeben/ und sich unterstehen duͤrffen. „3. Gestehet nicht/ daß er die Christliche obrig- „keit mit schaͤndlichen namen titul i r en soll/ „dann sie GOttes ordnung sey/ nach der lehre „ Pauli, das uͤbrige sey eine ungebuhrliche be- „schuldigung/ und habe es zu Leiptzig verant- „wortet. 4. „Jnsonderheit auch die Chur Sachsen Und Chur Sachsen. „gantz laͤsterlich antaste/ dieselbe des Luther- „thums stifft uñ vornehmste landschafft/ sitz und „haupt unter dem haupt des reichs des Roͤm. „Kaͤysers nenne. 4. Saget/ das wuͤrde man „nimmermehr auff ihn bringen koͤnnen. 5. „Des Reichs Marschalck Joab und „Jerobeam vergleiche/ so ein haubt und „schwerdfuͤhrer sey des gantz untuͤchtigen Chri- „stenthums wider den Herꝛn und seinen gesalb- „ten. 5. Diß sagt er/ wuͤrden sie Esaiam „Stiefeln nicht uͤberweisen koͤnnen. 6. „Und solle Jerobeam des Reichs Mar- „schalck uñ angreiffer des Volcks Gottes durch „das schwerd des geistes/ dadurch sie ihren geist „verstehen/ das lebendige wort GOttes (dessen „ehr und namen sie ihnen selbst zumessen) steꝛben „und getoͤdtet werden. 6. Das gebe er nicht aus; „was aber GOtt beschlossen habe in seiner all- „macht/ das bleibe wol. item: der Churfuͤrst „zu Sachsen/ wenn er sich Christlich halte/ so „waͤre er eine Christliche Obrigkeit/ denn bey „Gott sey kein ansehen der person/ wer sich auch „Christlich halte/ der sey ein Christ in seinem „stande. Jtem: durch den geist verstehe er nicht „seinen/ sondern GOttes geist in Christo/ durch „das lebendige wort verstehe er CHristum JE- „sum/ dessen ehr und name bleibe ihm allein und „allen glaͤubigen hertzen. 7. „Ob wahr/ daß seines glaubens genos- Ob er an- dere ver- fuͤhre. „sen zu Saltza ihn gleichsam vor ihren himm- „lischen Propheten/ ja vor ihre himmlische neu- „gebaͤhrende Goͤttliche Mutter darumachten „und halten/ schreiben und nennen/ weil er „dieser abscheulichen lehre anfaͤnger/ und sie „dieselbe von ihm gelernet haben. 7. Sagt Stiefel/ es sey diß alles faͤlschlich angezogen/„ Jahr MDC. biß MDCC. und gebuͤhre die geburt und kind zugebaͤhren“ dem lieben GOtt alleine/ der gaͤbe Gottes kin-“ der zu werden/ und haͤtten seine glaubens ge-“ nossen solches von ihm nicht/ sondern von“ GOtt gelernet/ und haͤtten diese die schrifft“ selbst gelesen/ auch uͤber 2. oder 3. mal nicht“ bey ihm gewesen; so haͤtten sie sich zur eh-“ re GOTTes unterredet/ und haͤtten keines“ Christen in ungutem gedacht/ habe Meth von“ seinen schrifften geschrieben/ so habe er der sa-“ chen zuviel gethan/ und wisse er von keinen“ Esaiaͤ Stifels schrifften/ die jemals ein mensch“ gesehen/ oder unter seinem namen ausgan-“ gen/ vielweniger halte er sie fuͤr seine heilige“ schrifft/ was aber CHristus in ihme geschrie-“ ben habe/ darauff beruffe er sich/ und sey“ Goͤttliche wahrheit/ denn es sey kein betrug“ in seinem munde gefunden woꝛden; item: Esai-“ as Stiefel sey todt/ und was er nun thue/“ das thue CHristus durch ihn oder in ihm.„ 8. Ob er ihm denn solche titul auch selbst„ Seine schrifften allein ruͤh- me. zueigne/ und sonderlich von seinen schrifften“ ausgebe/ daß sie heilige/ voll lebendiger war-“ heit/ gute goͤttliche Schrifft/ lauter bestaͤndi-“ ge/ ewigbleibende/ Goͤttliche/ kraͤfftige wort/“ um welcher warheit gewalt willen er hertzlich“ gern sterben und leben wolle/ seyen. 8. Be-“ rufft sich deswegen auff die schrifften/ die noch“ vorhanden waͤren.„ 9. Ob er gestehe/ daß die zu Saltza/ als“ weiland Magister Methens witwe/ Barba-“ ra/ ihr sohn Ezechiel/ und derselben jetziger“ mann Nicol Kragowitz dergleichen lehre von“ ihm gelernet habe. 9. Sagt nein/ von Esaia“ Stiefeln haͤtten sie nichts/ haͤtten sie aber“ was gelernet/ so haͤtten sie es von CHristo“ in ihm gelernet.„ 10. Ob er itzt gemeldten Ezechiel Methen“ die Goͤttliche natur aus GOTT in Chri-„ Sich und die seinen CHristum nenne/ sto durch ihn Stiefeln erstgebohrnen lieben“ sohn und himmlischen erben genennet: Item “ Ezechiel Christum tituli rt. 10. Jm namen“ des HERRN JESU habe er ihm in“ Christo also geschrieben/ ist was Goͤttliches“ in ihm/ das ist alles von GOTT .„ 11. Item von demselben geruͤhmet/ daß er“ mit dem geist und krafft geruͤstet allen gott-„ Und Me- then den Eliam/ losen priestern und pfaffen mit ihren fleisch-“ lichen zuhoͤrern/ ihr uͤbertreten/ und allen welt-“ lichen suͤndigen Fuͤrsten und Potentaten mit“ ihren gottlosen unterthanen ihre suͤnde unter“ augen zeigen und anmelden duͤrffe. 11. Es“ habe Meth ihm geschrieben/ daß er der drit-“ te Helias sey/ darauf waͤre dieses/ wie articu-“ li rt/ von ihm geschrieben worden. Sonsten“ halte er Methen nach der offenbarung Got-“ tes vor den dritten Propheten/ werde nun“ GOTT/ was er ihm offenbaret/ in ihm ver-“ richten/ und sichs also ausweisen/ sey er billich“ dafuͤr zu halten/ geschehe es aber nicht/ so sey“ es falsch.„ 12. Ob er mehrgedachten Meth fuͤr Got-„ Oder den Sohn GOttes. tes neu erstgebohrnen Sohn der herrlichkeit/“ einen seelig beruffenen ewigen Gast/ Koͤnig/“ und Priester auf erden/ ja einen Fuͤrsten der“ Koͤnige auf erden/ aus der braut des lammes“ (dafuͤr er Stiefel sich ausgeben solle) in aller“ welt eingesetzet halte/ qui futurus sit pascere“ omnes gentes in virga ferrea, qui convertat “ vultum Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. „ vultum suum iræ horrendæ, pœnæ justissimæ „ebrium, cujus pedibus tremunt omnia. 12. „Wann was Goͤttliches in ihm und Goͤttliche „wercke von ihm verbracht werden/ so halte „er ihn dafuͤr/ sonsten nicht/ ob er es nun ha- „be/ das werde das werck ausweisen. Item „das andere habe er von Methen nicht geschrie- „ben/ sey aber GOttes werck in ihm/ so wer- „de sichs ausweisen. 13. „Ob er sich vollkommen/ unsterblich/ „mit Christo gantz eins/ und ein ebenbild ma- „che und ruͤhme/ und sich daher allen Patriar- „chen/ Propheten/ Aposteln insgemein und in- „sonderheit/ ja dem Henoch und Heliæ weit „vorziehe. 13. Das alles sey auf Christum Je- „sum in ihm und allen glaͤubigen hertzen ge- „deutet/ der sey allein vollkommen/ unsterblich/ „das ebenbild des Vaters/ und groͤsser/ denn „alle Patriarchen und Propheten. Was ihr vorhaben sey. „14. Was sein und seiner glaubensgenossen „durch diese der obrigkeit verachtung und be- „deutete ausrottung vorhaben und intent sey. „14. Was CHristus dergleichen in ihm oder „anderen wuͤrcken werde/ das sey ihm unbe- „wust/ und bleibe GOtt dem allmaͤchtigen „sein werck/ und nicht den menschen/ sey auch „nicht der meinung/ daß solches solle gesche- „hen. Item GOtt stehe allein zu die Koͤnige „ein- und abzusetzen/ und nicht den menschen/ „-wie auch mittel darzu zu gebrauchen nach sei- „ner Goͤttlichen allmacht und providen tz/ solte „aber ihm oder andern eine offenbarung ge- „schehen/ so muͤste es gepruͤfet werden/ ob sie „von GOtt waͤre oder nicht. 15. „Ob er und seine glaubensgenossen zu „Saltza/ Gisperschleben oder andern orten „mehr anhangs habe? 15. Er wisse von kei- „nem in der gantzen welt nicht. Warum er den wie- derruff ge- brochen. 16. „Wie er zu Saltza seinen abschied ge- „nommen/ ob er nicht seine verfuͤhrische lehre „verschweren/ und daselbst zu raͤumen zusagen „muͤssen? 16. Sagt/ Esaias Stiefel habe „sich verschworen/ aber CHristus in ihm nicht/ „und haͤtten sie wollen mit einem todten und „nicht mit einem lebendigen zu thun haben. „ item, wie er seinen vater geerbet/ haͤtte er ei- „nen schrifftlichen abschied vom Rath zu Sal- „tza bekommen/ den haͤtte er noch bey sich/ und „sey oͤffentlich hinweg gezogen/ haͤtte ihm nie- „mand etwas gesagt/ so sey er auch seit dem/ „daß er geerbet/ offters allda gewesen/ waͤre „niemals von jemanden im geringsten verhin- „dert worden. 17. „Mit was gelegenheit und aus was „verguͤnstigung er sich zu Gispersch leben nie- „dergelassen. 17. Es waͤre mit verguͤnstigung „unserer Herren geschehen/ als Herr D. Wil- „helms/ D. Griebens/ und Ehren Valten „Graumbergs/ so wol auch/ daß er draussen „zu Gisperschleben kauffen sollen/ massen „Caspar Stiele/ so damals voigtschuͤtze gewe- „sen/ ihm nachweisung/ weil er damals des „orts keine gelegenheit gewust/ thun muͤssen. Ob er of- fenbarun- gen habe. „18 Ob er sich heimlicher offenbarungen „und traͤume ruͤhme und dieselben auszulegen „und zudeuten unterstehe. 18. Wisse von kei- „nen offenbarungen oder traͤumen/ noch diesel- „be auszulegen/ wenn ihm aber dergleichen „vorkommet/ was er durch CHristum darin „ergruͤnden koͤnne/ das den schrifften der Apo- steln oder Propheten gemaͤß sey/ davon halte„ Jahr MDC. biß MDCC. er was/ aber sonst nicht.„ 27. Wieder diese aussage hat das Ministe- rium zu Saltza einen langen gegen-bericht ein- geschicket/ der aber seiner weitlaͤufftigkeit wegen nicht abcopyret worden. Und damit wir/ was Stiefel wird in Erffurt gefangen gesetzt/ mit Stiefeln hiebey noch vorgangen/ vollends mitnehmen/ so hat der Rath zu Erffurt Stie- feln am andern Martii 1614. gefangen gesetzet/ und zwar/ wie er berichtet/ auff des Langensal- tzischen Ministerii und Raths zuschreiben/ in welchem verhaffter biß auff Churfuͤrstliche ab- forderung verwahret werden solte. Und geben es die folgenden umstaͤnde/ daß er darauff nach Dreßden gebracht worden/ von dañen man an den Schoͤsser zu Saltza am 27. april. geschriebë/ er solte sich unvermerckt erkundigen/ wie Und um 500. Rthl. gestrafft. hoch sich Stiefels vermoͤgen erstrecke/ und ob er etwas eigenes in Churfuͤrstli- chen landen besitze. Welches zu dem ende geschehen/ daß man Stiefeln das seinige unter dem namen einer straffe oder busse wegnehmen wollen. Gestalt hernach der Superintendens zu Saltza am 30. april 1615. an das Ober- consistorium geschrieben/ man moͤchte die Stiefeln zuerkante und schon entrichtete straffe der 500. thaler entweder zu einer Bibliothec oder zu einer neuen kirche anwenden. Und uͤber solche art seiner bestraffung und dadurch gesuchten bekehrung hat Stiefel selbst hernach oͤffentlich im gruͤndlichen verlauff geklaget p. 202. Meine Christliche person ist nun Daruͤber er sich be- klaget. in das 20. jahr wegen meines heiligen le- bendigen namens JEsu CHristi in und an mir/ vom kleinsten subtilsten anfang an biß auff die gegenwaͤrtige stunde und zeit von allen unglaubigē vielfaͤltig ver- folget/ verlaͤsteꝛt/ verhoͤnet/ geschmaͤhet/ gefangen gesetzet/ aller menschē bequem- ligkeit entaͤussert/ weibes/ kinder und aller guͤter beraubung uñ entwendung/ beneben vieler zugezogener/ unbillicher/ unverschuldeter beschwerung/ mit und neben den meinen erdultet: und dem- nach das unschuldige toͤdten und wuͤr- gen der welt in und an allen unglaͤubi- gen/ wie gerne sie auch gewolt/ an mei- ner Christlichen person nicht angehen wolte. 28. Es findet sich auch in den act en eine regi- stratur, da der rath am 27. martii 1615. unter- schiedliche personen/ die in Stiefels hauß an- getroffen worden/ abgehoͤrt/ worinnen aber nichts zu sehen ist/ das Stiefeln gravir en koͤn- nen. Wir gehen aber nun zuruͤck und sehen/ was mit Ezechiel Methen und andern in Dreß- den und anders wo passir et ist. Nach dem die- Die mei- sten wie- derruffen zu Dreß- den. se leute in Dreßden vor dem Ober- consistorio sich gestellet/ ist es mit ihnen dahin gekommen/ daß die angegebenen verfuͤhrten personē/ Hans Caspar Meth und die 2. Hertzberge/ wiederruf- fen/ auch deswegen wieder nach Saltza den 12. Maii 1614. gelassen worden. Den 17. dar- auf haben sich auch die uͤbrigen als Gregotit sch/ Meth und seine Mutter gleichfals bequemet/ und hernach zu Saltza in der kirche oͤffentlich wiederruffen/ wie es ihnen der Superintendens vorgesagt. Durch was mittel aber sie hierzu gebracht worden/ ist aus denen umstaͤnden zu erkennen. Man hat sie in Dreßden alsbald gefan- und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. gefangen gesetzet/ und zwar an solche oͤrter dar- inne sie viel ausstehen muͤssen. Wie denn un- ter andern der Secretarius Seussius vom 9. april Noch haͤr- ter ge- faͤngniß. 1614. an den Superint. schreibet/ daß Stie- fel abermal besserung verspreche/ seinem sohn aber Eleasar waͤren beyde schenckel erfrohren/ daß man ihn zum balbierer thun muͤssen. Die andern sind auff die fe- stungen Koͤnigsstein und Hohenstein verstecket worden/ wie Schadæusin continuatione Slei- danil. 3. P. 4. p. 184. Meteranus l. 31. p. 2. und Antonius Wecke in der Dreßdnischen Chronica p. 319. berichten. 29. Es haben auch die Prediger und andere so wol in worten als wercken ihre hefftigkeit wieder diese leute bey der inquisition und sonst offenbarlich gnug sehen lassen; zum exem- pel/ wenn in einer schrifft wieder Methen 12. Die art ihrer wi- derleger. teuffelische traͤume und einbildungen ge- genant/ num. XI. p. b. 2. stehet: Man wuͤrde es erfahren (ob diese leute unsterblich waͤ- ren) wenn man diese traͤume 40. tage und 40. nacht hunger und durst leiden liesse/ oder in anderer gestalt straffte. Jngleichen wenn daselbst Meth also beschrie- ben wird: Michael der großnarr des teu- fels/ aus der untersten hoͤllen/ auch Jo- achim Unchrist/ und Nicklas Großaff/ mit vier teuffeln und drachen seynd beym lucifer eingekehrt. Der großfuͤrst der teuffel/ beelzebub/ dessen name ertz- luͤgner/ im buch der lebendigen ausge- loschen. Jn dem Chursaͤchsischen mandat de dato 20. febr. 1614. welches auch im selbigen jahr gedruckt worden/ wird ebenfals gedacht: Und ande- re umstaͤn- de. Es waͤre solche verordnung mit diesem schwermeꝛ und seinem anhang gemacht/ welches jenen wenig vortraͤglich/ dar- gegen den Saͤchsischen landen und leu- ten zur ruhe und verhuͤtung ferners un- gluͤcks und aͤrgerniß ersprießlich seyn werden. Und zuletzt: Man solte nach den verdaͤchtigen personen mit zuzie- hung des Ministerii greiffen/ sie wegen ih- res glaubens befragen/ und nach befin- dung und beschaffung die gewoͤhnlichen gradus admonitionum fuͤr die hand neh- Methens hoffaͤrtig- keit. men. Wiewol auch nicht zu leugnen ist/ daß diese leute/ und sonderlich Meth in ihren wor- ten und wercken auch zuweilen wenig beschei- denheit und sanfftmuth erwiesen/ woferne dem bericht deren Prediger in allem zu trauen stehet/ als welche unter andern klagen/ daß er alsbald bey der ersten verhoͤr/ als der Superintendens seine predigten rechtfertigen wollen/ geantwor- tet: leug/ daß dich GOttes element! und da man dieses notir et/ habe er diese worte wie- derholet/ und noch dazu alle plagen und straffen GOttes/ und auch das hoͤllische feuer heissen hinschreiben. Er haͤtte auch/ als ein Diaco- nus ihn zur ehrerbietung ermahnet/ ihn mit lau- ter dutzen einen satan/ teuffelskind und Belial s geburt geheissen. u. s. w. 30. Und diese umstaͤnde/ nemlich das un- christliche verhalten beyder partheyen gegen einander geben deutlich zuerkennen/ daß der- gleichen actiones beyderseits keinen bestand ha- Retracta- tion seines wieder- ruffs. ben moͤgen. Gestalt so gleich nach geschehe- ner revocation der Superint. und Rath zu Sal- tza am 10. junii nach Dreßden berichtet und klagt/ daß noch am selbigem tage/ da die revo- Jahr MDC. biß MDCC. cation geschehen/ Meth nicht wieder in die kir- che kommen/ sondern alsbald hinweg/ und vermutlich zu Stiefeln gereiset waͤre. Und ferner findet sich ein bericht von anno 1615. d. 30. april/ daß diese leute noch alle in ihrem schwarm tieffer als jemals zuvor staͤcken/ und daß Meth unlaͤngst zu Weissenfels seinen schwarm auffs hefftigste verfochten haͤtte. Man findet aber nicht/ ob deswegen weiter et- was wider ihn vorgenommen worden. Denn daß er zuletzt an einen einsamen ort gefuͤhret/ Falsche berichte von diesen leuten. und daselbst im gefaͤngniß gestorben seyn soll/ wie bey Andrea Carolo, in Memorab. Eccles. L. 2. c. 18. p. 354. stehet/ ist der warheit nicht ge- maͤß/ weil man sein erstes gefaͤngniß zu Dreß- den damit confundir et. Gleich wie auch son- sten sehr viel falsche berichte von diesen leuten zu finden sind. Zum exempel/ wenn Nicolaus Baringius/ in der warnung fuͤr den neuen propheten c. 9. p. 53. vorgiebt/ einer unter ih- nen haͤtte sich Nicolaum Groß-gott genen- net/ welcher auctor vermuthlich den namen Gregotit sch damit confundir et hat. Ob sie sich auch Purian er geneñet/ wie in den gedachten 12. teuffelischen traͤumen auff dem titul stehet/ und Johannes Hintnem in dem Spiegel des ehrgeitzes widerdie Rosencreutzer p. d. 2. versicheꝛn will/ zweiffeln andere scribent ē billich. 31. Jch will aber allhier noch diejenigen lehr-puncte hersetzen/ welche Methen insge- mein zugeschrieben werden/ ob ich wol in denen actis seine eigene erklaͤrung hievon nicht so ge- nau finde: Erstlich ist gewiß/ daß er Stiefeln in seinen meinungen gefolget/ und uͤber diß Methens lehre. noch mehr hinzugethan habe. Wie denn Stiefel sich gemeiniglich seine mutter in CHristo genennet/ und gar vertrauete briefe mit ihm gewechselt hat/ daraus ich zur probe Einstim- mung mit Stiefeln. nur 2. aus den act en hersetzen will/ deren der ei- ne den 25. junii, der andere d. 16. septemb. 1613. datir et ist: Zum Eingang in den schoͤnen him̃li- schen garten/ in welchem heil. eingan- Dessen brieffe’an Methen. ge die fruchtbare mutter aller Goͤttl. tu- genden dir unter die heiligen augen dei- nes Hertzens stoͤst/ entbiete und uͤber- sende ich dir hiemit den kraͤfftigen bey- stand und huͤlffe GOttes auffdeine rei- se durch den unsichern wald der boͤsen welt. Beneben der huͤlffe GOTTes hastu auch hiemit von mir auff diese ge- faͤhrliche/ jedoch selbige reise in glauben wahrhafftig zu empfahen die schoͤne la- terne das wort des HErrn/ Ps. 119. in allen heiligen Patriarchen/ Propheten/ Aposteln/ und Evangelisten/ dadurch du alle feinde zu erkennen/ welche du doch alle mit dem geistlichen schwerd zerhauen wirst; die vorerwehnte schreckliche feinde im eingange des un- sichern waldes werden seyn 1. der Satanas. 2. die suͤnde. 3. der todt. 4. das adamiti- sche fleisch und blut 5. die welt. — Jetzt nicht mehr/ als der gnade GOttes durch Christum in mir/ beneben der vielgelieb- ten deiner lieben Mutter/ und Schwa- ger Nicolao/ von welchen mir Micha- el Stemplin gestern und heute zur ehre GOttes bona nova bracht/ gantz freund- A. K. H. Dritter Theil. F lich Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. lich gegruͤsset. Pabst-Lutherische kirmß wird von der blinden welt dem naͤchsten Sontag uͤber 14. Tage mit fressen und sauffen und allen uͤppigkeiten gehalten. Der ander ist in Methens gefaͤngniß gesandt: O du mein heiliges gliedmaß. Ob ich wol mit den thraͤnen meines hertzens deine unschuld Christi JEsu in dir selbst beweine: So freue ich mich doch der uͤberschwenglichen freude und herrlig- keit/ so dir dem fleisch und beine JEsu Christi mit der seelen nach diesem un- schuldigen leiden begegnen und uͤber- schwenglich wiederfahren wird. Methens beygemes- sene lehr- puncte. 32. Die haupt-puncte aber/ welche Methen ins gemein zugeschrieben/ und fast von allen Historicis wiederholet werden/ sind diese/ wie sie an das gedruckte Churfuͤrstliche mandat mit angehenget sind. Zwoͤlff articul/ welche Ezechiel Meth von Langensaltze mit seiner ge- sellschafft oder abhoͤꝛenden/ als seine Mutter Barbara/ Nicol Gregotit schen/ und Joachim Christ samt zweyen Kna- ben oͤffentlich gelehret/ bekennet bey- des schrifftlich als muͤndlich vertheidi- gen wollen. 1. Daß Ezechiel Meth/ der groß-fuͤrst Michael sonst GOttes wort genant/ heisse. 2. Daß nicht mehr als ein wort GOt- tes/ nemlich das selbstaͤndige ewige le- bendige wort CHristus JEsus sey und bleibe/ und ausser diesen das geschriebe- ne und gepredigte wort vor nichts zu achten. 3. Daß ihm ihre lehre durch him̃lische offenbarung und sonderbare traͤume von GOtt dem heiligen geist remitti ret und eingegeben. 4. Daß sie das gesetz GOttes vaͤter- lich erfuͤllen und demselben gnug thun koͤnnen. 5. Daß das Predigamt von GOtt nicht sey/ dieweil es suͤnder verrichteu. 6. Die Tauffe/ wie sie in der Lutheri- schen kirchen administrir et werde/ sey ein zauberisches werck/ sintemal solches al- les durch den geist GOttes geschehen muͤste. 7. Daß ihre kinder/ weil sie von ihnen als ohne suͤnde gebohren/ von natur hei- lig/ und dahero keine tauffe beduͤrffen. 8. Daß unser Abendmahl nicht das rechte sey/ sondern ein zaͤuberisch das a- ber waͤre das rechte/ darvon stehet: Sie- he/ ich stehe fuͤr der thuͤr/ und klopffe an/ so iemand meine stimme wird hoͤren/ und die thuͤr aufthun/ zu dem werd ich ein- gehen/ und das abendmahl mit ihm hal- ten/ und er mit mir. 9. Daß die Christliche kirche allhier auf erden ohne suͤnden/ ohne tadel/ ohne runtzel/ und ohne flecken seyn muͤsse/ son- sten waͤre es keine kirche/ auch Esaias Christus/ sonst Stiefel genannt/ wohnet zu Erfurt/ derselbe sey der braut Christi einiges vorbild. 10. Daß der HErr Christus persoͤnlich und wesentlich in ihnen wohne/ und daß Jahr MDC. biß MDCC. er der grosse Fuͤrst/ das fleisch/ so Chri- stus aus seiner mutter leibe/ an sich ge- nommen/ und am stamme des creutzes gelitten/ schon an seinem leibe/ und da- rum trage/ auch daß alles/ was sie thun/ vornehmen und verrichten/ der HERR Christus in ihnen thue/ und daß sie da- hero ohne alle suͤnde seyn. 11. Daß er krafft solcher persoͤnlichen beywohnung unsterblich sey. 12. Daß keine auferstehung der tod- ten/ auch kein ewiges leben sey/ denn sie allbereit einmal der welt gestorben ge- wesen/ und die freude des ewigen lebens/ welche Christus verheissen/ an ihrem le- ben gewiß und vollkoͤmmlich empfin- den. 33. Jnsonderheit haben wir oben aus dem bericht der prediger gesehen/ wovor er sich selbsten ausgegeben/ welches hier zu wiederho- len unnoͤthig ist. Daß er aber nebenst den Von of- fenbarun- gen. andern sich auf sonderliche offenbarungen be- ruffen/ ist aus denen acten und oben daraus excerpir ten schrifften und registratu ren zu er- sehen/ kan auch ferner aus folgender erzehlung des Saltzischen Superintend. u. Raths de dato 29. Decembr. 1613. ersehen werdē: So weisen“ auch seine (Methens) andere schreibē gnugsam“ aus/ daß diese leute alle ihren schwarm auf“ ihre traͤume/ gesichte und einbildungen gruͤn-“ den. Denn bisweilen schreibet er: Und des „ und ge- sichten. HERRN wort geschahe zu mir/ und“ sprach/ \&c. Bald setzet er: Jm schlaff hoͤrt“ ich GOTT den Vater zu mir reden “ uñ sagē \&c. Wiederum bald hernach schreibet“ er: Den 30. Novembris/ so der vorlaͤuf-“ fer ist des ersten tages des monats De-“ cemb. A. 1613. in der neunten abendstunde“ gab sich mir gar unversehens oͤffentlich“ im gesichte/ wachend/ durch Christum“ zu erkennen die heilige Jungfrau/ den“ 5. tag dieses monats Novembris hievor“ gemeldet/ die umfieng mich aus dem Pro-“ pheten Malachia, und kuͤsset mich we-“ gen meines in mir wohnenden braͤuti-“ gams des wortes des lebens mit leben-“ digen kuͤssen/ in allem/ wie vor und mehr/“ \& cætera, quæ ibi sequuntur plura. Er schrei-“ bet auch weiter/ daß den 6. December (ist“ naͤchst vergangener Montag) um die dritte“ nachmittags-stunde/ uͤber dem aufschreiben“ der andern traͤume seyn zu ihm diese worte ge-“ redet worden: Wolltest du deine braut“ nicht annehmen? 34. Stiefel selbst setzet in einem brieff am 21. sept. 1613. an seine schwester Barbara Gregotit- schē folgēdes. Jch habe nach diesem schrei- Stiefels worte hiervon. ben durch CHristum das wort GOttes in mir unsern lieben vatern im himmel und auff erden gebeten um troͤstung/ staͤrckung und erloͤsung/ aus euren un- schuldigen CHristileyden: hat mir mein ewiger einwohnender HErr JEsus das wort des lebens in puncto in meinem hertzen geantwortet/ gib dich zu frieden/ ich will sie wolschuͤtzen/ staͤrcken/ erhal- ten/ und zu rechter zeit erloͤsen/ und ge- wiß erretten/ das sey euch allen zu kràff- tigem trost geschrieben. Was sie ferner von und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. von der vollkommenheit gehalten/ ist oben schon aus dem angezogenē bericht zu sehen. Jm Chur-Saͤchsischen mandat wird von Methen gesetzet; Er habe weiter geschwermet/ daß die Metheus lehre von der voll- kommen- heit.| rechte braut Christi ein vorbild sey/ der heiligen reinen unbeflecktē Christlichen kirchen/ daß sie| in allen stuͤcken| der rei- nigkeit und heiligkeit des Sohnes Got- tes gātz gleich/ dahero auch sich der voll- kom̃enheit uͤbeꝛ Petꝛum/ Paulũ/ Henoch/ Johannem den Tauffer und alle heili- gen zu ruͤhmen befuͤget sey/ und gehen diese braut CHristi die spruͤche nicht an: Der gerechte faͤllt des tages siebenmal/ sie be- duͤrffe auch nicht/ daß sie das Vater un- ser bete (wie er denn selbst es auch nicht be- duͤrffe) sintemal sie ohne das alles habe/ was im Vater unser gebeten werde. Wobey abzunehmen ist/ wie diese leute unter- wiesen/ und widerleget worden/ da man solche worte vor Biblische Spruͤche angegeben/ die darinnen nimmermehr zu finden/ dergleichen dieser vom siebenfachen fall des gerechten ist. Erfuͤllung des gese- tzes. Jn den angeregten 12. teufflischen traͤu- men wird Methens vierter articul von der er- fuͤllung des gesetzes also widerleget: Dieser mensch soll noch geboren werden/ ist auch sonsten ohne beystand GOttes des H. Geistes unmuͤglich GOtt gefallen: Nun seynd aber alle menschen luͤgner und mangeln des ruhms/ den sie fuͤr GOtt haben sollen/ werden demnach nicht erst aus Langen-Saltza entsprin- gen/ die solches thun koͤnnen. Welche gruͤnde/ wie weit sie reichen/ ein wahrer Christ leicht sehen kan. Von dem zustand des Lu- ther- thums. 35. Was aber die Prediger am meisten auffgereitzet hat/ ist dieser leute aussage von dem zustand der Lutheraner gewesen/ wie in dem ge- dachten mandat folgendes hievon gelesen wird. Dagegener (Meth) unsere kirchen und gemeine eine blinde gottlose welt/ die fleischlichen untuͤchtigen luͤgen-kinder Jsrael/ die gottlose Jesebel/ vom fleisch- lichen sunden-meer umflossen/ und gantz unverschaͤmte satans insul und woh- nung. Die tochter Ethebaals/ so das zei- chen und brandmal ihres hoͤllischen va- ters des satans/ in ihm untuͤchtigen/ von ihrem geerbten seel/ hertz/ fleisch und bein traͤgt// und mit andern derglei- chen laͤsterlichen namen genennet/ al- les darum/ weil wir glauben und beken- nen/ daß wir nicht gantz in dieser menschlichen schwachheit ohne suͤnden/ und gebrechen seyn. Absonderlich aber wird eben daselbst geklaget/ daß er der Luthe- rischen Tauffe und Abendmal zaͤuberisch genennet/ wie auch die Beicht und das Pre- Von den Predi- gern. digamt. Jn der ersten registratur des Sal- tzischen Miniiterii wird ebenfals gedacht/ wie Meth bey der verhoͤr dabey geblieben/ sie die Prediger waͤrë keine diener Christi/ weil sie keine Apostel waͤren. Er haͤtte auch mit fresseꝛn und sauffeꝛn/ hureꝛn und ehe- brechern um sich geworffen. Jn der angezo- genen Dreßdnischen Chronica wird auch refe- rir et/ daß als der Præsident diese leute gefragt: Ob sie ihre ketzerey mit einem zeichen und wunder bestaͤtigen koͤnten/ haͤtte sie schimpflich geantwortet: Daß die ehebre- Jahr MDC. biß MDCC. cherische art vom HErrn CHristo auch ein wunder begehrt/ so ihr aber nicht wiederfahren koͤnnen. 36. Ein mehrers von diesen pnncten wollen Schriff- ten wider Methen. wir bald bey Stiefels historie vollends sehen/ dergleichen auch in denen hievon gedruckten schrifften zufinden ist/ als da sind das angezoge- ge mandat nebst den 12. Articuln, welches un- ter den titul neue zeitung anno 1614. gedruckt worden. Jtem: die schrifft von 2. bogen teuf- felische traͤume und einbildunge/ oder speculationes genant/ ist zu Leiptzig und heꝛnach zu Freyberg gedruckt worden/ und dessen auctor sich Theophilum Hæresimachum S. S. Theol. Studiosum geneñet; ferner: Hanß Dieterichs von Wiedebach Judicium uͤber 12. articul, Leiptzig 1614. Andreæ Merkii nothwendige schutz-schrifft gegen Meths unlaͤngst wideꝛ ihn gefuͤhrte beschwerungen. Hal- le 1621. in 8vo, Anonymi Historia de Ezechi- el Meth, Erfurti 1640. in 4to. Abraham von Franckenberg von irꝛthum der secten E- zechiel Meths. Franckfurt 1676. in 8vo. Und dieses waͤre die historie von Methen/ auff wel- che so fort Stiefels uͤbrige haͤndel erfolgen sollē. 37. Oben ist schon aus den acten so viel an- gefuͤhret/ daß man daraus sehen kan/ wie die Stiefels fernerer zustand. Prediger zu Langensaltza dë Seniorem zu Erffurt M. Weidmannen und duꝛch diesen den Rath zu Erffurt aufgebracht/ daß Stiefel uͤbeꝛ Methens sache in inquisition und zu Dreßden in verhafft gekommen. Als er aber sich auff seine gewoͤhn- liche art wiederum loß gewickelt/ und die ge- dachten 500. Reichsthl. dem Ober- consistorio vor seine kaͤtzerey auszahlen muͤssen: mag er allen umstaͤnden nach die folgenden jahre dar- auff im Erfurtischen gebiet ruhig gesessen ha- ben. Weil er aber immittelst in selbiger gegend mit unterschiedlichen/ und unter andern mit der regierenden Graͤfin von Gleichen zu Ohrdruf be- kannt/ und derselben Hauß-Verwalter in Er- furt worden/ auch also dem ministerio daselbst/ weil er zuvor auff dem Lande gewohnet/ naͤher in die augen kommen/ ist der streit mit ihm aufs neue und viel hefftiger als zuvor angegangen. 38. Er selbst hat den anfang in einem send- Und haͤn- del in Erf- furt. schreiben an gedachte Graͤfin/ so im gruͤndlichē Verlauff p. 298. stehet/ also erzehlet: Er haͤtte Anno 1623, den 22. Augusti dem Herrn Se- niori auf Begehren seiner gedruckten| Tractaͤt- lein eins selbst einhaͤndigen muͤssen/ der sein be- dencken daruͤber frcywillig zu eroͤffnen anerbo- ten. Uber verhoffen aber haͤtte er bald auf der Sonder- lich mit dem Seni- ore. cantzel wieder ihn geprediget/ daruͤber er von Stiefeln zu rede gesetzet/ und ihm dessen un- schuld erwiesen worden. Kurtz darnach haͤtte der Rath Stiefeln vor das Ministerium und des Raths Commissari en citi rt/ da ihn der Senior aus dem gedruckten Tractaͤtlein/ wie auch aus drey brieffen an einen kaufmanns- diener Marcum Antonium Adler vieler Got- teslaͤsterungen und irrthuͤmer beschuldiget. Da- gegen er Stiefel sich nach moͤglichkeit verant- wortet/ wie er die puncte in diesem gruͤndli- chen verlauff pag. 310. bis 348. weitlaͤuffeig erzehlet/ und eben daselbst pag. 356. u. f. sein schreiben an den Rath vom 3. Augusti mit an- gehaͤnget hat/ wie auch pag. 377. eines an den Seniorem selbst/ in welchen allen er gar glimpff- A. K. H. Dritter Theil. F 2 lich Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. lich und demuͤtig sich erwiesen/ wie es der au- genschein weiset. 39. Jnmittelst/ da die Sache weiter rucht- Und mit D. We- bern. bar worden/ ist sonderlich nebenst dem Erfur- tischen Ministerio auch ein Superintendens und Graͤflicher Gleichischer Hoffprediger D. Jo- hann Weber an Stiefeln gerathen/ weil er gesehen/ daß die Graͤfin mit diesem als einem Ketzer correspondir te. Die veranlassung und andere umstaͤnde kan der leser aus D. Webers schreiben an D. Balthasar Meisnerum verneh- men/ welches ich/ wie ers Lateinisch mit seiner eigenen hand geschrieben/ hieher setzen will/ de dato 6. Decembr. 1623. Dessen klage und relation hievon. Jch habe auff der visitation der Herr- schafft Gleichen viel/ ja sehr viel zu schaf- fen gehabt mit Esaia Stiefeln und etli- chen seinen anhaͤngern/ darunteꝛ Ezechiel Meth ist/ der sich den Ertz-fuͤrstē Michael neñet. Deñ diese haben unsere Graͤfin/ wel- che ohndem zu neuen uñ fanati schen dingen geneigt ist/ heimlich zu verfuͤhren ange- fangen. Aber man hoͤre die art und wei- se. Dieser Meth/ der zum viertenmal ein Apostata worden/ suchte von mir un- terweisung/ und kam mit seinem stief-va- ter zu mir. Diese hat mein gnaͤdiger herr ein viertel jahr lang unterhalten/ und sie stellten sich/ als wenn sie |taͤglich proficir- ten. Bald hernach/ da der Graff starb/ succedir te ihm sein einiger bruder Johann Ludwig. Von dessen Gemahlin wurde Meth erfordert/ und als Chymicus ange- nommen. Stiefel aber wird zum hauß- verwalter der Graͤfin in Erffurt gema- chet. Diese beyde schelme/ da sie der Graͤfin sinn mercken/ fangen an ihre vori- ge dinge hervor zusuchen/ und tragen ihre meinung mit scheinbaren worten vor. Die Graͤfiin lobet/ und billiget alles. Je- doch verstellen sie sich gar verschlagen und conformir en sich nach unserer kirche. Jch gehe deßwegen zur Graͤfin und war- ne sie/ sich vor diesen beyden zu huͤten. Sie aber leugnet/ daß sie das geringste von ih- rer lehre mit ihr geredet haͤtten. Allein der verdacht nahm taͤglich zu. Dahero ich amts halber ernst brauchen muste. Denn ich trohete/ daß ich Methen mit dem bann straffen wolte/ wenn er sich nicht durch eine schrifft purgir te. Und das ge- schahe. Denn er gab eine kaltsinnige und hinterlistige schrifft aus/ worinnen er sich gegen Herrn Merckens anklagen gantz nicht entschuldiget. Weil ich nun also wachsam war/ hatte ich keinen zu- gang mehr. Jch schrieb aber bald dar- auff an die Graͤfin/ und ermahnete sie. Wir wechselten also etliche wochen briefe mit einander/ da sie denn hefftig auff mich loß zog. Jch aber ließ mich nichts bewe- gen/ sondern zeigete ihr mit gelindigkeit den weg. Sie wolte ihn aber nicht ge- hen/ und wolte ihre schreiben zu Erffurt drucken lassen/ ließ aber meine antwor- ten aussen. Deßwegen nun/ weil sie offen- bare irrthuͤmer vertheidigte/ habe ich sie vom beichtstuhl und Abendmahl ausge- schlossen und schliesse sie noch aus. End- lich treffe ich Stiefels buͤchlein an/ das zu Jahr MDC. biß MDCC. Dantzig ohne seinen namen herausge- kommen. Dieses wiederlege ich kuͤrtz- lich/ und sende es etlichen verfuͤhrten zu Erffurt. Als diese die irrthuͤmer und GOtteslaͤsterungen erkennen/ klagen sie Stiefeln vor dem Rath an. Auffbefra- gen bekennt er sich vor den auctorem frech gnug/ und sagt es seye nichts wieder die Augsp. Confession und Formulam Concor- diæ darinn. Weil er aber sich seiner haut fuͤrchtete/ machte er sich heimlich davon. Darauff hat mein Graff nach meiner er- innerung Methen mit allen den seinigen vom hoffe verjagt/ nihil ventrem conjugis curans. Also ist dieses Stiefelische nest (nidus ocreanus) zerstoͤrt worden. 40. So weit D. Webers eigenhaͤndiger Mehrere umstaͤnde. brieff zu dessen erlaͤuterung noch eines und an- deres beyzufuͤgen ist. Eben dieser Superin- tendens gedencket in der vorrede uͤber die censu- ram Stiefelianismi P. A. 3. daß die Graff- schafft Gleichen in boͤsen kaͤtzer-verdacht bracht worden/ weil Stiefel seine buͤcher in selbige kirchen- inspection eingeschoben. Seingnaͤdiger Graff aber waͤre dieser lehr und solchen leuten von hertzen feind/ und koͤnte ihren namen ohne grossen unwillen fast nicht hoͤren noch nennen. Diese von D. Webern erwehnte briefe aber sind anno 1624. unteꝛ diesem titul in 12mo heraus gekom- men: Christliche verantwortungs, schrei- Der Graͤ- fin von Gleichen schrifft vor Stie- feln. ben der Hoch-wolgebornen Graͤfin und Frauen/ Frauen Erdehmut Julianen/ gebornen Graͤfin von Hohnstein/ Lora und Clettenberg ꝛc. Graͤfinzu Gleichen/ Spiegelberg und Pyrmond/ Frauen zu Donau ꝛc. auff die faͤlschliche/ laͤsterliche beschuldigung D. Johann Webers/ Jhr Gr. Gn. Hoff- und stadt Pfarrers in Ohr- druff: so ermelter Weber hochtrabend an Jhr Gr. Gn. schrifftlich einzugeben sich geluͤsten lassen. Aus welchen allhier/ weil diese sachen ohn dem unbekannt sind/ eines und das andere anzumercken seyn wird. 41. Jnsgemein vertheidiget die Graͤfin in allen diesen schreiben Stiefeln und Methen be- staͤndig/ und insonderheit beschwert sie sich im andern brieff p. 19. daß D. Weber ihrem Und be- schwerun- gen wider D. We- bern. Ehe-herrn mit solchen unwahrhafftigen dingen unter augen gegangen/ dadurch er gesucht ihn gegen sie zu verbittern/ und eheleute zusam̃en zu hetzen/ welches ihm aber GOtt lob gefehlet. ꝛc. Und p. 20. daß er heimlich uͤber sie und andere fromme leuterath hielte/ auch auff der cantzel wie- der sie als Wiedertaͤufferische/ Osiandri- sche/ Weigelianische/ Rosencreutzeri- sche/ Theophrasti sche und andere verdam̃- liche kaͤtzer laͤstere/ Item. p. 225. schrei- bet sie also an ihn: GOtt hat uns in einig- keit unsers Hl. Herrn/ mit ihme selbst uͤber euch zur Christlichen Obrigkeit gesetzet/ haͤtte euch auch nach 8 erinerung Christi gebuͤhren wollen/ bey uns mit Goͤttlicher freundlichkeit zu erfragen ehe und zuvor ihr uns und andere fromme unschuldige leute bey unserm Hl. Herrn faͤlschlich und unschuldig verlaͤumder/ auch bey andern leuten und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. leuten ausgetragen/ und uns irriger ke- tzerischen Religion beschuldiget haͤttet. Weil ihr aber solches heimlich gethan/ moͤget ihr uns nicht verdencken/ daß wir diese unsere unschuld wieder euch in oͤffentlichen druck zu rettung unserer per- son und Goͤttlicher ehren in uns/ ausge- hen lassen/ und erstes tages unter die pres- se gehen. Wie auch protestati- ones ge- gen ihn. 42. Einige schreiben von dieser Graͤfin hat Herꝛ D. Johann Andreas Schmied zu Helmstaͤdt unlaͤngst in seiner dissertation de muliere heterodoxa. §. 31. p. 45. aus einigen manuscriptis angefuͤhret/ welche aber mit de- nen gedruckten gantz einstimmen. Jn einem darunter schreibet die Graͤfin also: Herr D. Webeꝛ hat sich nicht zubekuͤmmern/ was Stiefel in unsern geschaͤfften zu Ohr- druff zu verrichten/ die falsche lehre ist der wahrheit nicht gemaͤß. Ezechiel Methen Chꝛistlichen wandels und glau- bens wegen wollen wir dißfals nicht ei- fern/ sondern ihres glaubens grund Chri- stum JEsum/ den er in ihnen verlaͤstert/ wie auch in allen glaͤubigen/ vielmehr ehren/ und denselben um sein schmach- schreiben wider sie mit Christlicher be- scheidenheit ihre eigene Person zu be- schuͤtzen zur verantwortung uͤberrei- chen/ und seiner und aller wideꝛwaͤꝛtigen beschuldigung wegen sich von keinem rechten gliedmaß der kirchen vom klein- sten biß zum groͤsten nicht allein in ihrer Herrschafft/ sondern auch in der gantzen Christenheit trennen und absondern. So solt ihr auch gewiß davor halten/ daß wir gar keinen wolgefallen an ei- ner bittern verwarnung wider fromme leute haben/ in und an welchen wir biß hero nichts als Goͤttliche treu und auff- richtigkeit befunden. Wir seyn auch hinfort wegen ihrer treuen und Christli- chen dienste bey ihnen in gnaden zuste- hen und ihrer unbilligen beschuldigung wegen bey unserm Herrn und vorgesetz- ten haubte sie mit GOttes huͤlffe und lebendiger krafft seines heiligen worts in uns zuvertretten/ und zu verbitten ferner von hertzen erboͤtig und willig. Auff diese und dergleichen erklaͤrung der Graͤfin hat D. Weber nicht eher geruhet/ biß er diese leute alle fortgeschafft/ wie er in gedachtem schreiben ruͤhmet. 43. Seinen sinn und gefuͤhrte conduite hier- bey kan man ferner aus gar vielen umstaͤnden noch weiter abnehmen. Jn der gedachten vor- rede uͤber die censuram hat er p. A. 4. Stiefeln Webers verhalten und sinn dabey. und die andern der sande wider den Heil. Geist beschuldiget und vor unbekehrlich ge- halten/ welches er auch im 10. Capitel p. 282. widerholet. Jn einem andern eigenhaͤndigen brieff an D. Meisnern von dieser sache will er austruͤcklich behaubten/ Stiefel muͤste durch den Hencker hingerichtet werden/ welches doch die Wittenbergischen Theologi, die sonst den Kaͤtzern auch nicht viel schencken/ vor unrecht Blutduͤr- stigkeit und Spa- nisches urtheil. hielten. Seine eigene worte aus dem origi- nal sind folgende: was der Herr D. von Stiefel schreibet/ daß er zweiffele ob er am leben zu straffen sey/ bin ich einer an- dern meinung. Jch protestire aber vor Jahr MDC. biß MDCC. GOtt/ daß ichs nicht aus haß oder rach- gier schreibe: Jch frage nicht/ ob Stie- fel als ein ketzer schlecht hin umzubrin- gen sey: denn das ist unstreitig/ daß es nicht vergoͤnnet sey. Jch frage auch nicht/ obs wegen vieler meineide gesche- hen muͤsse: Das moͤgen die Jurist en aus- machen. Sondern dieses macht mir scrupel, ob Stiefel/ der der gotteslaͤste- rung uͤber wiesen/ mit leibes straffe zu be- legen sey? dazu sage ich ja. Zum an- dern ob einer ein Gotteslaͤsterer sey/ wenn er sich Goͤttlich e Maje staͤt unmit- telbar zumist/ nicht allein mit vorsatz/ sondern auch mit fleiß es auszubreiten. Daß nun Stiefel auf solche art ein Got- teslaͤsterer sey/ zweiffele ich nicht/ son- dern bins gewiß ꝛc. welches er deñ aus Stie- fels worten beweisen will. Darauff er schleust: Jch bin der meinung/ daß ein solcher Gottes laͤsterer am leben muͤsse gestraf- fet werden. Die ursachen sind: 1. Weil keine ursache ist/ warum der lex de Vorge- schuͤtzte ursachen. blasphemis occidendis auffgehaben sey/ nach der regul in der Logica: S i id inest, quod mi- nus est \&c. 2. Blasphemiæ crimen aut moraliter perti- net ad legem Mosis aut judicialiter: non hoc, ergo illud. 3. NB. Die Pharisaͤer wolten CHri- stum umbringen/ weil er sich zu GOTT machte. Dieser ihre ursache war in thesi nicht falsch/ sondern von CHristo selbst zu- gegeben. Sie irreten nur in hypothesi. Darff ich also wol à pari ratiocmir en: einen blasphe- mum proprie dictum muß man umbringen: Ergo auch Stiefeln. 4. NB. Ab Exemplis. Denn ich wolte nicht gerne die lebens-straffen Serveti, Georgii und anderer Gottes-laͤsterer verwerffen. Denn man hat wieder sie bedaͤchtlich und vorsetzlich procedi rt ( maturo \& deliberæto judicio; ) daß aber die unserigẽ Calvini urtheil mißbilligen/ ist nur secundum quid wahr. Daß man einwirfft: Man muͤße die Papisten mit solchen exempeln nicht waffnen wider unser blut: so distingui re ich zwischen einem hæretico simplici \& blas- phemo. 5. Endlich kan man einem Gotteslaͤsterer nicht besser begegnen/ als daß man ihn aus dem wege raͤumt. 44. Diese dinge waren alle so grob/ daß ihm Der Wit- tenberger antwort hierauff. auch die Wittenbergische Facult aͤt selbsten wi- dersprach/ in deren eigenen antwort hierauff dieses argument opponir et wurde: Wenn ein jeder/ der ihm Goͤttliche Majestaͤt zuschreibet/“ oder dieselbe GOtt abspricht/ am leben zu“ straffen ist/ so folgt/ daß auch der Pabst/ die“ Jesuiten/ Calvinisten/ Photinianer und an-„ Und be- scheidenes urtheil von Stie- feln. dere also gestrafft werden/ Atqui; ergo. Sie“ schreiben auch von Stiefeln folgendes: 1. Er eigne sich nicht selbst unmit- telbar Goͤttliche Majestaͤt zu/ denn er mache immer zwischen sich und CHri- sto einen unterscheid. 2. Er irre mehr in worten und redens- arten als in sensu? denn in dem er die hoͤchste vereinigung CHristi und seiner F 3 glaͤubi- Th. III. C. IV. Von Esaia Stieffeln Jahr MDC. biß MDCC. glaͤubigen ausdrucken wolle/ gerathe er in eine ἀϰυϱολογίαν. 3. Er habe keinen vorsatz GOtt zu laͤstern. Webers replica. 45. Bey dieser klaren antwort beruhete D. Webeꝛ noch nicht/ sondeꝛn replicir te wiedeꝛum/ aber eben auff solche elende art. D. Meißner aber hat ihm noch einmal geantwortet/ und sonderlich auff das argument von Phariseern die instan tz gegeben. Waͤren doch die Pha- riseer selbst Gotteslaͤstere gewesen/ und gleichwol nicht am leben gestrafft worden. Zu- letzt/ da Weber in seiner antwort nicht weiter kommen koͤnnen/ schreibet er an Meisnerum: Mitto hominem vadere sicut vadit, jam sextam simulat revocationem \& sunt qui colloquium cum ipso ineundum meditentur velirrito co- natu, vel cum opprobrio Pauli, qui scribit 2. Tim. II. 11. hinc argumentor: Qui cum ἀυ οκα ακ ίτῳ colloquuntur, illi Paulo in os contradicunt \&c. Dieses alles finde ich in D. Webers eigenhaͤndigen schrifften/ welche de- nen/ so daran zweiffeln/ zu mehrerer gewißheit vorgeleget werden koͤnnen. Wiewol keiner/ dem der sinn solcher leut nur ein wenig bekannt ist/ zweiffeln wird/ daß dergleichen tieffes elend bey ihnen zu finden sey. 46. Was aber D. Weber von der fernern handlung mit Stiefeln erwehnet/ das ist anno Stiefels gefangen- schafft. 1624. zu Erffurt mit ihm vorgegangen/ allwo er besage der obigen umstaͤnde gefangen gesetzet/ und von dem Ministerio auff anregen des Lan- gensaltzischen/ Gleichischen und anderer Mini- steriorum sehr hart gehalten worden/ wie wir gleich jetzo vernehmen wollen. Man hat ihn zufoͤrderst in einem langwierigen und beschwer- lichen verhafft gehalten und damit zum wieder- ruff zwingen wollen. Weil er aber bereits et- lichmal zuvor/ und zwar nach der Prediger vor- schrifft wiederruffen gehabt/ davon oben ge- meldet worden/ hat man ihm zuletzt destoweni- ger getrauet/ und auff seine vielfaͤltige erklaͤrun- gen ihn nicht loß gelassen. Dazu kam noch/ daß ihm hin und wieder einige andere beyfielen/ welches die Prediger furchtsam und ihn ver- Und an- haͤnger schlossen zu halten resolvi rt machte. Unter sei- nen anhaͤngern werden in den act en/ und zwar im bericht des Erffurtischen Raths 18. perso- nen mit namen benennet/ und darunter ein Stu- diosus, Nicolaus Schlegel/ die man auff ein- von Edel- leuten/ Stud osis und an- dern. mal in seinem hause angetroffen. Unter denen briefen/ die man gefunden/ sind unterschiedli- che sehr vertraulich an ihn geschrieben/ auch von Edelleuten/ als einem von Ruͤxleben/ einem von Marenholtz/ item, von einem buͤrger aus Eiß- leben Michael Stempelin und andern mehr. Stiefel selbst machet ihrer noch mehr namhaff- tig in seinem brieff an den Rath im gruͤndlichen verlauff p. 371. Ein Prediger zu Erffurt M. Wallenberg/ klagte damals in einem eigenhaͤn- digen schreiben an D. Meisnern: Die leute glauben diesen fanaticis vielmehr/ als meinen predigten und vermahnungen/ und so gar auch die allergelehrtesten. Diese und dergleichen ursachen mochten Stie- fels gegener bewegen/ ihn in der enge zu halten. Wiewol ihn endlich doch der Rath wiederum loßgelassen/ nachdem er sich muͤndlich und schrifftlich erklaͤren/ und ver reversir en muͤssen/ besage des jetztfolgenden berichts. Er hat nach der zeit fast noch in die 10. jahr gelebet/ wiewol/ Jahr MDC. biß MDCC. weil er doch noch immer auff seinem sinn geblie- ben/ fast in staͤtigem arrest, darinnen er auch anno 1638. verstorben/ wie Henricus Oræus im dritten Tomo des Theatri Europ. p 720. be- richtet. 47. Jn denen Actis originalibus, so Anno Sein tra- ctam ent im ge- faͤngniß. 1624. und 25. bey Stiefels verhafft in Erfurt mit ihm ergangen/ sind unter andern sehr viel bewegliche s upplicationes von seinem weib und kindern an den Rath daselbst zu finden/ wor- aus erhellet/ daß der mann auf der Prediger gutachten sehr hart tracti ret worden, Jn ei- nem bittschreiben seines eheweibes Magdale- naͤ Sriefelin de dato d. 30. Junii 1624. wird gedacht/ daß er bereits 13. wochen im gefaͤng- nis sitzen muͤssen/ und zwar/ daß niemand von den seinigen weder zu ihm gehen/ noch ihm handreichung thun duͤrffen: Dahero sie bit- tet/ daß zum wenigsten sie/ oder eines von des- sen kindern/ oder auch sein schwager ihn besu- chen duͤrffte. Daß aber dieses nicht allein hierauf nicht vergoͤnnet/ sondern er auch hier- auf noch fast uͤber jahr und tag also (ungeacht er wiederruffen gehabt) gefangen gehalten worden/ ist so wol aus den andern acten und geschichten/ als aus dergleichen bittschreiben Und kranckheit. zu ersehen. Jn einem de dato 3. Januarii 1625. klagen sein weib und kinder/ daß Stiefel an einem fieber in die 14. wochen darnieder gele- gen/ und ungeacht eines geschehenen wieder- ruffs noch nicht zu den seinigen seine nahrung fortzutreiben loßgelassen worden. Eben dieses wiederholen sie in andern/ als de dato 23. Fe- bruarii, 17. Januarii, 13. April, und so fort/ mit beygefuͤgter wichtiger ursache/ weil sonst der mann bey seinem quartan- fieber im ge- faͤngnis wegen ermangelnder noͤthiger wartung/ in dem niemand zu ihm gelas- sen wuͤrde/ wie auch der artzney-mittel und noͤthiger leibes- motion jaͤmmerlich verderben und umkommen muͤste. Von ihm selbst sind gleichfalls viel eigenhaͤndige schreiben an den Rath vorhanden/ worinnen er sehr bescheidentlich uͤber das harte tracta- ment klaget/ sich auf seine gethane revocation beruffet/ und die Prediger um resolution bit- tet/ ob und wie sie mit seiner erklaͤrung zu frie- den waͤren. Dergleichen suppliquen von ihm de datis 2. Maji, 12. Maji, 10. Augusti, 28. Au- gust. 1625. von seiner eigenen hand und siegel zugegen sind. Es weiset aber noch eine sup- plique seines weibes vom 9. Nov. selbigen jah- res/ daß er noch ferner also gefaͤnglich gehal- ten worden/ bis zu dem jenigen ausgang/ wel- chen wir zu letzt beschreiben wollen. 48. Allhier ist nur aus gedachten original- acten dieses noch anzumercken/ und zwar aus Sein letz- ter wie- derruff/ seiner eigenhaͤndigen schrifft an Valentinum Laͤmmerhirten/ einen buͤrger in Erfurt/ vom 16. April. 1625. daß er nicht allein seine vorige meinungen alle wiederruffen/ und seine ausge- gangene schrifften zu unterdrucken begehret; Sondern auch sich zur Augspurgischen Con- fession und den uͤbrigen Symbolischen Buͤ- chern derer Lutheraner oͤffentlich bekant. Wie denn dieses von seiner gehegten haupt-mei- nung seine erklaͤrung in selbiger schrifft ist. Wie denn nicht allein der alte mensch und erklaͤ- rung. und in suͤnde gefallene alte Adam/ son- dern und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. dern auch der neue in und auf den heili- gen namen Christi getauffte Christliche neue mensch nimmermehr durch solche irrige vergebene wesentliche vereinigung GOttes mit uns menschen dahin kom- men/ und in ewigkeit gelangen kan/ daß er wesentlicher GOTT der Vater/ Chri- stus/ und Heilige Geist wuͤrde/ und dafuͤr Gottes-laͤsterlich anzubeten/ dafuͤr zu ehren und zu halten waͤre/ und ob ich gleich zum nichtigen behuff das exempel des lieben Davids und anderer Pro- pheten darbieten wolte/ Er sich nicht allein nach einer person im 16/ sondern auch im 22. und andern Psalmen/ vorher die selbstaͤndige heilige person Christum JESUM selbst oͤffentlich nach klarer andeutung des buchstabens in Heiliger Schrifft dargeboten und ausgegeben. — Aus welchen hier angedeureten zweyen oͤrtern und zeugnis der Heiligen Schrifft klar zu erkennen/ daß David der heilige Prophet nicht von seiner/ son- dern von des HErrn Christi person ei- gentlich redet und geredet hat. Darum auch die heiligen lehren und worte aller heiligen Propheten diese irrige in Heili- ger Schrifft ungegruͤndete/ und durch- aus darinnen nicht zu finden wesentli- che vereinigung GOttes mit uns men- schen/ dadurch wir zum heiligen wesent- lichen GOTT werden koͤnten/ oder sol- ten/ nimmermehr erweisen und darthun koͤnnen. Commissi- on daruͤ- ber. 49. Hierauf hat der Rath eine Commis- sion verordnet/ und zwar solche drey predigern/ nemlich M. Zachariæ Hogelio, M. Valentino Wallenbergern/ und M. Sebastiano Schroͤd- tern aufgetragen. Diese solten ihn/ wie in des Raths rescript stehet/ bekehren/ seine irr- thuͤmer aus seinen schrifften heraus zie- hen/ und gegen die Augspurgische Con- fession halten/ auch selbige daraus wie- derlegen/ worinne ihnen sonderlich D. We- bers und Piscatoris schrifften zu huͤlffe recom- mendi ret werden. Zugleich hat der Rath den Predigern (ohne zweiffel das hefftige schelten auf den cantzeln zu hindern) auferleget/ daß sie weder auf die cantzeln/ noch zum druck etwas von dieser sache bringen solten/ sondern den artickel aus der Erfurtischen policey dißfalls respecti ren. 50. Nun hat sich zwar Stiefel bey dieser Der Pre- diger ein- wenden und forde- rung. Commission, wie schon gedacht/ erklaͤret/ also/ daß der Rath mit ihm allen umstaͤnden nach wol zu frieden/ und ihn so fort frey zu lassen willig gewesen. Allein das Ministerium hat hiebey nicht beruhen wollen/ sondern eingewen- det/ Stiefel haͤtte zum theil nicht in al- lem klaͤrlich gnug/ und zu vermeidung alles argwohns geantwortet/ zum theil nicht in allem richtig allegi ret und appli- ci ret/ bisweilen auch solche reden gefuͤh- ret/ dadurch dem ansehen nach seine irr- thuͤmer nicht vermindert/ sondern ver- mehret wuͤrden. Dahero haben die Predi- ger weiter gefordert/ daß er seine von den Pre- digern vorgelegte dogmata selbst nochmals er- waͤgen/ und sich darauf ordentlich und richtig erklaͤren solte/ damit sie an seinem consensu mit der Lutherischen confession nicht mehr Jahr MDC. biß MDCC. zweiffeln duͤrfften. 51. Hierzu haben sie eine weitlaͤufftige er- zehlung seiner meinungen aus dessen schrifften aufgesetzet/ welche gleichfalls noch in originali bey handen ist mit dem titel: Abyssus Satano-Styfeliana. Das ist/ greuliche und abscheuliche Ke- Wieder- legungs- schrifft. tzereyen durch Esatam Stiefeln aus der tieffe des Satans und abgrunde al- ler neuen und alten Ertz-Ketzer und Schwaͤrmer unter dem schein/ als sey er Christus/ herfuͤr gesuchet/ zu wieder dem artickel Christliches Glaubens/ Heiliger Schrifft/ Augspurgischer Confession, und Form. Conc. ausgebreitet. Aus dieser schrifft/ weil sie die summa seiner lehre nach der ord- nung in sich haͤlt/ und noch nicht publici ret worden/ koͤnten wir hier noch einige punct en mit auszeichnen/ woferne zeit und raum es zu- gaͤbe. 52. Sein haupt-irthum von der vereinigung mit CHristo ist aus vielen bißher angezogenen document en uͤberfluͤßig zu erkennen/ wie er aber auch dißfals sich erklaͤret habe/ hat auch schon Colberg im Paltonischen Christenthum P. I. Seine ei- gene er- klaͤrung von Chri- sti ein- wohnung. c. 5. p. 227. aus diesen worten seiner geschriebe- nen Apologie angemercket: daß der Satan faͤlschlich unter die menschen aus spargi- ret/ Stiefel/ Meth/ Gregotit sch ũd andeꝛe ihres gleichen/ dieselben ruͤhmten sich vor CHristum und seine braut im alten Adamitischen Stande/ sondern sie sa- gen/ daß der heilige glaube CHristi des einigen gerechten in Esaia in sein heilig fleisch und blut gangen/ neu geboren/ und aus grosser liebe zu seiner braut und vorbilde der heiligen groͤssen gemeine Gottes veꝛordnet und angenom̃en. Man findet auch durchgehẽds in seinē schrifftẽ/ daß er auf eine wesendliche gerechtigkeit/ vereinigung/ heiligung und vollendung gedrungen. Wie deñ die Erfurthischen Prediger im gedachten abysso von ihm folgende worte anziehen: Ein recht- Gerech- tigkeit. glaͤubiger Christ weiß von keiner faͤlsch- lichen gerechtigkeit in deꝛ seelen/ als von seiner selbst eigenen/ Goͤttlichen/ war- haftigen gerechtigkeit. Aus der Apolo- gie wider D. Webern p. 202. welche worte die Prediger verstuͤmmelt anfuͤhren/ und was zu er- gaͤntzung seines sinnes gehoͤret/ vermuthlich mit fleiß auslassen/ welches besorglich in vielen an- dern wo nicht in allen stuͤcken zu des beklagten mehrerer gravir ung geschehen seyn mag/ wie aus der collation erhellen kan/ derowegen ich auch diese uͤbel formirt e schrifft nicht beyse- tzen moͤgen. 53. Eben daselbst p. 194. schreibet Stiefel: Es ( D. Weber) traͤumet ihn durch des sa- Von zu- rechnuug derselben. tans luͤgen/ inspiration und teuffelischen betrug eine nichtige/ unwesentliche/ falsche/ mit Christlichen/ Goͤttlichen/ heiligen wercken unvereinigte uner- weißliche/ gantz luͤgenhafftige imputa- tion und zurechnung. Und p. 377. eine nichtige unwesendliche gerechtigkeit/ weißheit/ wahrheit und er loͤsuͤng der see- len/ darinne in ihn und in allen unglaͤu- bigen weder GOtt/ wort noch leben/ sondern eitel suͤnde/ laster und schande zu fin- Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. zufinden/ so auch aus ihm und seines gleichen anhange haͤuffig heraus eiteꝛn/ schwaͤren/ und in der welt ihren stanck und unflat vor Gott in allen glaͤubigen sehen/ und leibhaftig von sich erscheinen lassen: Dagegen nennet er die wahre gerech- tigkeit/ daß sie das wesen Christi. Item daß CHristus in allen heiligen lebendige/ wesendliche/ wirckliche/ kraͤfftige und ewige gerechtigkeit sey. Jm 4. tractat. p. 19. und im 5. p. 10. und von der zurechnung des glaubens schreibet er in der Apologie wider Pi- Und den glauben. scatorem p. 492. Wer nach zeugniß der H. Schrifft: Jhr seyd der Tempel des le- bendigen GOttes; nicht den lebendigen Gott mit der fuͤlle seines heiligen Goͤtt- lichen wesens/ CHristum JEsum leib- hafftig/ persoͤnlich/ wircklich und kraͤf- tig im wahren wesendlichen glauben in und an sich befindet/ dem kan nimmer- mehr mit wahrheit die wesendliche ge- rechtigkeit zugerechnet werden/ sondern der zorn GOttes bleibet uͤber und in Beweiß aus der Formul. Concord. ihm. Und eben also hat sich auch die gedachte Graͤfin in obenangezogenen briefen erklaͤret/ auch p. 109. dazu die worte aus der Formula Concordiæ angezogen/ und zwar aus dem summari schen begriff der streitigen arti- ckel unter demtitul von der gerechtigkeit des glaubens fol. 281. welche also lauten: Es muß die disputation von der wesendlichen einwohnung der gerechtigkeit GOttes recht erklaͤret werden. Denn obwol durch denglauben in den außerwehlten/ so durch CHristum gerecht worden/ und mit GOtt versuͤhnet sind/ Gott Vater/ Sohn und H. Geist/ der die ewige und wesendliche gerechtigkeit ist/ wohnet (denn alle Christen sind Tempel GOttes des Vaters/ Sohnes und H. Geistes/ welcher sie auch treibet recht zuthun) so doch solche ein- wohnung GOttes nicht die gerechtig- keit des glaubens/ davon S. Paulus handelt/ und sie justitiam DEI, das ist/ die gerechtigkeit GOttes nennet/ um wel- cher willen wir vor GOtt recht gespro- chen werden/ sondern sie folgt auff die vorgehende gerechtigkeit des glaubens/ welche anderst nichts ists/ denn die ver- gebung der suͤnden/ und gnaͤdige anneh- mung der armen suͤnder/ allein um Chri- stus gehorsams und verdiensts willen. 54. Eben also hat er seinen sinn von der wie- Von der wiederge- burt. dergeburt ausgetrucket/ daß nemlich die wir wiedergeboren wesendliche kinder GOt- tes seyn/ die da haben Goͤttlich fleisch und blut. Jm buch wieder Piscatorem p. 220. Jngleichen daß CHristus sey der sa- me der wiedergeburt als der verheissene wesendliche weibes-same/ aus wel- chem Goͤttlichen samen dem wort des vaters die Christen und kinder GOttes herkaͤmen/ in der Apologie wieder Webern p. 145. und im dritten tract aͤtlein p. 125. Die art und weise druͤckt er eben also aus: Der H. Geist heiliget uns durch und durch/ und tingir et unser fleisch in carnem \& ossa CHri- sti, im dritten tract aͤtlein p. 2. Dahero ein neu- geborner Christe ein ewig bestaͤndiger GOtt-mensch sey/ in der Apologie wider Webern p. 169. und was dergleichen expressio- Jahr MDC. biß MDCC. nes hievon haͤuffig bey ihm vorkommen. Wie denn ohne dem ein verstaͤndiger leser aus besag- tem haupt-punct von selbst ermessen kan/ daß Stiefel alle uͤbrige puncte des Christenthums hierauff gegruͤndet/ und dahin gezogen. Deß- wegen und weil auch diese historie etwas weit- laͤufftig worden/ ich nichts mehr davon melden will/ und nur noch Stiefels hinterlassene schriff- ten beneñen/ woferne sie etwa jemanden selbst zu handen kommen moͤchten. Die vornemsten sind die offtgedachten 10. Christliche und Stiefels schrifften. Gottselige tract aͤtlein/ so anno 1622. in 12mo. zu Dantzig heraus kommen. 55. Ferner die kuͤrtzliche antwort auff D. Johann Webers/ Hoff- und Stadt Pfar- rers zu Ohrdruff/ in der loͤblichen Graff- und Herrschafft Gleichen ausgesprengte Lateinische disputation, wider die heilige Goͤttliche wesentliche heiligung der glaͤubigen: durch den lebendigen na- men des HErꝛn JEsu aus Esaiaͤ Stie- fels Christlicher person in druck geben 1624. Und wider eben diesen: Apologia und rettungs-schrifft des heiligen na- mens JEsu in Syhon, aller heiligen fleisch und blut/ seinem gantzen leibe und mit ihm selbst ewig vertraueten und ver- einigten weibe durch JEsum CHristum/ das haupt des Herrn in Syhon selbst/ zum hoͤchsten lobe seines dreyeinigen/ aller- heiligsten/ hochgelobten namens GOt- tes und ewigen lebens CHristi JEsu in allen auserwehlten frommen Christen: unter dem namen meiner verlaͤsterung Esaiaͤ Stiefels hervorbracht: und dann zu wider den ausgescheumeten luͤgen und laͤsteꝛungen des schaͤndlichen satans und moͤrdlichen tyrannischen teuffels/ in D. Joh. Webers ausgesprengten buch Brevis Censura Stifelianismi intituli rt zu be- finden/ in druck gegeben und ausgehen lassen. 1624. Und endlich: Verantwor- tung des buͤchleins/ deß titel: Etliche Christliche und gottselige tract aͤtlein ꝛc. Wieder die Schrifftgelehrte/ Pharisaͤ- ische/ Hohepriesterliche warnung in der Apost. Gesch. am 4. Capit. v. 5. 17. \& 18. Johann. Piscatoris Professoris zu Herborn. 56. Er beziehet sich auch offte auff seine schrifft wider Johannem Plaustrarium die mir aber nicht zu gesichte kommen. Jnglei- chen gedencket er in einem schreiben an Methen/ so bey den Langensaltzischen act en mitstehet/ ei- nes gedruckten buͤchleins vom ersten anfang und ursprung seines H. Christenthums/ so zu Franckfurt am Mayn heraus gekommen sey. Und daselbst nennet er auch viel geschrie- bene sachen als unteꝛ andern die auslegungen uͤber die Propheten Joël, Micha, Zepha- nia und die Offenbarung Johannis. item, die buͤchlein: Himmlische kohlen von dreyerley Adam/ baum Jacobs und dergleichen. Wer hauptsaͤchlich wider ihn ge- Und die buͤcher wider ihn. schrieben habe/ ist bereits gemeldet/ nemlich Weber und Piscator, wie auch der oben ange- zogene M. Merkius, und dann D. Nicolaus Hunnius. Jngleichen Abraham von Fran- ckenberg im buͤchlein an Stiefeln; Franck- und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. Franckfurt 1676. und endlich Jacob Boͤh- me. 57. Was aber endlich nach der Goͤttl. warheit von denen erzehlten expression en und haͤndeln dieser leute unpartheyisch zu halten sey/ will ich Urtheile uͤber dessen lehre der Wit- tenbergi- schen Theolo- gen/ lieber mit anderer verstaͤndigen ihren worten beybringen. Und zwar erstlich ist das sehr be- scheidene urtheil/ das im namen der Witten- bergischen Theologi schen Facult aͤt D. Baltha- sar Meißner gefaͤllet/ und oben angefuͤhret ist/ sehr wol zu mercken/ weil solche moderate und unpartheyische responsa, (dergleichen doch von D. Meißnern mehr vorhanden sind) in die- und ande- rer Scri- bent en. sen sachen sehr rar zu seyn pflegen. Mit diesem aber stimmet meistens des Herꝛn Thomasu aus- schlag ein/ den er bey dieser sachen gegeben/ welchen ich aus gedachtem buche p. 193. u. f. hier beyfuͤgen werde/ jedoch daß ich die ange- hengten observationes uͤber die fau ꝛen/ so von Stiefels richtern begangen worden/ so lange aussetze. 58. Er schreibet aber also: Es weiset der augenschein/ daß er gantz handgreiff lich viam purgationis und viam unionis (nach der Theologia Mystica ) untereinander ge- worffen/ und daß er durch dieses primum falsum in den gefaͤhrlichen und hoͤchst- schaͤdlichen irrthum immer von einer staffel auff die andere gerathen. Man siehet aus allen umstaͤnden/ daß Stiefel ein burgerlich erbar leben gefuͤhret/ und wird ihm in denen gantzen actis kein gro- bes laster schuld gegeben. Bey dieser bewandnis nun ist es sehr wahrschein- lich/ daß Stiefel das rohe leben/ wel- ches bey allen dreyen staͤnden unter den Thꝛisten haͤuffig im schwange gehet/ an- gemercket/ und da er von der erneurung des innern menschen was gelesen haben mag/ mehr auff andere als sich selbst achtung gegeben/ und in wahrer de- muth undliebe sich untersuchet/ vielwe- niger natur und gnade in sich zu unter- scheiden bemuͤhet gewesen/ sondern als- bald zugefahren/ und da er die groben laster/ die er bey andern offenbar gespuͤ- ret/ bey sich nicht angetroffen/ gleich gemeinet/ CHristus habe sich schon mit seiner seele wircklich vereiniget/ daruͤ- ber er denn bald in einen andern irrthum gerathen/ daß er dafuͤr gehalten/ CHRISTUS sey wesentlich nicht nur in seiner seele/ sondern auch in seinem fleisch. Und ob wol ein wahrer Christ durch das leiden recht gelaͤutert wird/ auch dieses die beste probe ist/ wie weit man in seinem Christenthum kom- men/ wenn man bey instehendem leiden auff sich achtung giebt/ und sich pruͤfet/ ob man in demselben die gedult CHristi an sich habe/ auch Stiefel/ da er ins ge- faͤngnis gestecket worden/ und solches gar nicht vertragen koͤnnen/ gar leichte haͤtte spuͤren sollen/ daß er zu der verei- nigung mit CHristo noch nicht gelanget sey/ und daß noch wenig der geist der sanfftmuth CHristi in ihm wohne: So hatte doch das einmal gefaste vorur- theil bey ihmschon allzugrosse wurtzeln gefasset/ daß er nicht empfunden/ daß sein geist in der ruhe CHristi nicht waͤre/ Jahr MDC. biß MDCC. sondern sich durch aͤusserliche widerwaͤr- tigkeit in eine/ einem Christen unan- staͤndige unruhe setzte. Wannenhero es kein wunder/ daß er auff diesem ab- wege immer weiter und weiter verfuͤh- ret worden/ auff heuchlerische weise sich aus dem gefaͤngnis zu entledigen ge- trachtet/ eine ungeschickte distinction zwischen CHristo und seinem fleische er- sonnen/ diese beyde einander entgegen gesetzet/ und doch vorgegeben/ als wenn das wesen CHristi in ihm und seinem flei- sche waͤre/ und endlich gar in das aller- groͤste elend gerathen/ daß er vermit- telst dieser kahlen entschuldigung sein gewissen eingeschlaͤffert/ einen m e ineid begangen/ und denselben auff mehr als heidnische weise mit entsetzung aller wahren Christen zu entschuldigen ge- trachtet. Weswegen alle und jede/ die sich aus der bestialit aͤt her auszureissen/ und auff den Weg des Christenthums zu treten bemuͤhet sind/ ein beyspiel an diesem des Stiefels exempel zu nehmen/ und mit desto groͤsserer behutsamkeit auff ihre selbst-pruͤfung achtung zu ge- ben haben. 59. Hiezu wird hoffentlich vergoͤnnet seyn aus Jacob Boͤhmens bedencken uͤber Esaiaͤ Stiefels buͤchlein nur einige worte noch beyzu- fuͤgen/ wie selbige unter dessen Apologi en zufin- den. Allda setzet er §. 84. p. 20. von Stie- fels meinung und worten dieses: Wenn der auctor von sich selbst sagt: Jch das le- bendige wort GOttes sage oder thue diß und das in diesem meinem heiligen fleisch und beine/ so wird der theure name GOt- tes gemißbraucht. Dann wann der geist des menschen ist zum propheten und munde GOttes erkohren/ so sprach er nur: so spricht der HErr. Wie denn alle Pro- pheten also geredet haben. Er thuts nicht aus ihm selber aus seinem fleisch uñ blut/ sondern der HErr offenbaret seinen willen durch ihn/ er ist nur ein werckzeug dazu. Er ist nicht im fleisch und blut der HErꝛ/ sondeꝛn im leben CHristi ein frucht- bares demuͤthiges zweiglein/ das selber nichts will noch thut ꝛc. Und ferner: p. 29. §. 146. Der auctor schreibet aus der braut CHristigar recht vom geist CHristi/ aus dem neuen menschen: Aber den alten sterblichen/ vom geiste dieser verderbten und verfluchten welt soll er vom neuen unterscheiden/ und nicht das sterbliche verderbte fleisch und bein fuͤr CHristi fleisch achten. Auch nicht CHristi fleisch in den 4. elementen und im geiste der aͤus- sern welt suchen/ sondern in derselben wurtzel/ alsim heiligenelement ein prin- cipium tieffer als diese welt ist/ nicht abwe- sende vom aͤusseren leibe. Auch nicht den alten in den neuen transmutir et/ sondern wie das gold im groben steine aus dem stein waͤchst ꝛc. Und §. 151. wenn der auctor schreibt: Es falle der alte mensch in der busse gantz hin weg/ und ersterbe gar im tode CHristi/ so irret er/ denn A. K. H. Dritter Theil. G CHri- Th. III. C. IV. Von Esaia Stiefeln Jahr MDC. biß MDCC. CHristus ist nicht um des alten men- schens willen kommen/ ist auch nicht im alten befleckten fleische mensch worden/ sondeꝛn in der bildniß essen tz/ daß ein neuer mensch soll aus dem alten geboren wer- den/ und der im alten wohne/ aber nicht im dritten principio in dieser aͤussern welt/ sondern im andern/ im himmel/ in GOtt und GOtt in ihm. Unterdessen ur- theilet Boͤhme von ihm/ daß er ihn vor einen wiedergebornen Christen erkenne/ und daß er wol moͤge ein frommer neugebor- ner und in CHristo mit seiner neuen ge- burt und neuem menschen heilig seyn we- gen CHristi einwohnung: Wie denn die wesendliche einwohnung der schrifft durchaus gemaͤß sey/ als er solches auch hoch bewaͤhre/ und habe er in dasselbe wieder ihn keine einrede. Er rede auch gar recht von der gantz fleischlichen Chri- stenheit/ welche nicht mehr als nur den namen im munde fuͤhrte/ da das hertz und gemuͤth nur ein spoͤtter des namens Christi vor Gott erkannt werde/ ꝛc. Siehe 1. c. p. 5. 7. 22. 24. und 31. und eben daselbst die gantze Apologie von dieser sache. Jch schliesse aber hier diese historie/ wenn ich nur zu dem obigen Wittenbergischen judi- cio noch ein anders von einem Academi- schen Theologo werde gesetzet haben/ nemlich von Johanne Hornbeckio, der Stiefeln auch entschuldiget/ und schreibet: Er waͤre vie- leicht duꝛch seine speculationes betꝛogen/ uñ habe vielmehr nur harte und ungereimte worte gebraucht/ als kaͤtzereyen. L. VI. summæ controvers. p. 462. Zu wuͤnschen waͤre es/ daß dergleichen billiche und der Christlichen liebe und bescheidenheit gantz gemaͤsse ausspruͤ- che bey Paradox en meinungen von denen or- thodox en allezeit geschehen waͤren/ so wuͤrde nicht manche schwereverantwortung/ sondern auch unzehliche anders unruhe/ blutvergies- sen/ schaden und gefahr allenthalben unterblie- ben seyn. Doch vieleicht ist die zeit vorhan- den/ darinne keine andere als dergleichen Christ- liche und friedfertige consilia statt finden moͤchten. 60. Bey dieser materie wollen wir noch ei- nige exempel hinzu fuͤgen/ von solchen personen aus dem siebenzehenden Seculo, die etwa aus einem irrigen wahn sich ebenfalls vor eine Goͤttliche person gehalten und ausgegeben/ und weil die Clerisey entweder aus unver- stand und ungeschicklichkeit/ oder auch aus un- gestuͤmmigkeit und blutgierigkeit sie des todes schuldig gehalten/ deswegen oͤffentlich ums le- ben gebracht worden/ an statt/ daß man sie mit sanfftmuth wieder zu recht bringen/ oder ihre veraͤnderung mit gedult haͤtte sollen erwar- Andere exempel derer/ die sich vor Goͤttlich ausgege- ben. ten. Jm Theatro Europæo T. III. p. 632. u. f. Item bey Christophoro Hartknochen im andern buch der Preußischen Kirchenhistorie am 9. cap. pag. 585. wie auch bey Johann Ludwig Gottfrieden in der Historischen Chronicka/ und bey andern mehr wird folgen- Zu Koͤ- nigsberg. de tragœdie erzehlet. Es fand sich zu Koͤnigs- berg ein mann Anno 1636. buͤrtig aus der ge- gend bey Elbingen/ eines Priesters unehelicher sohn/ der in seiner jugend wol studieret/ und sonderlich die sprachen wol verstund und re- den konte. Wie er auch allezeit ein Griechisch Jahr MDC. biß MDCC. und Lateinisch N. Testament bey sich fuͤhrte/ und in der Bibel so belesen war/ daß er auch die versicul anzuziehen wuste. Dieser machte/ wo er hinkam/ ein aufsehen/ weil er sehr elend und veraͤchtlich aufzog/ und zu Koͤnigsberg|vorgab: Daß er fuͤr drey jahren nahe bey Thoren seinen grossen tag der erleuchtung ge- habt/ da ihm sieben Engel bey einem hoͤltzernen Crucifix am wege stehend die Offenbarung vom himmel gebracht/ er solte die person GOttes des Vaters auf erden leiblich repræsenti ren/ und alles boͤse aus der welt thun/ auch die obrig- keit mit eisern ruthen staͤupen. 61. Deswegen fuͤhrete er ein groß breit sie- gel/ und gab sich folgenden titul: Wir Jo- hann Albrecht Adelgreiff/ Syrdoß/ Ama- da/ Canamata/ Kikis/ Schmalkilimun- dis/ Elioris Uber-Ertz-Hohepriester/ Kay- ser/ des H. Goͤttlichen Keichs Koͤnig/ der gantzen welt Friede-Fuͤrst/ Richter der lebendigen und der todten/ GOtt und Vater/ in welches herrlichkeit Christus kommen soll zum juͤngsten gericht/ Herr aller Herren/ und Koͤnig aller Koͤnige. Die punct e seines vorgebens hat man/ wie Hartknoch meldet/ dem gemeinen mann nicht in die haͤnde kommen lassen/ mit dem vor- wand/ es waͤren Gotteslaͤsterungen und ande- re sachen darinnen. Weil man aber gleichwol die abgeschmackte/ und eben so wol aͤrgerli- che dinge mit fleiß publici ret/ so solte man fast vermuthen/ dieser mensch haͤtte etwan solche dinge vorgebracht/ die das Mysterium iniqui- tatis in politischen oder kirchlichen sachen zu sehr entdecket. Jndessen ist doch seltsam/ daß man von ihm als gewiß erzehlet: Er haͤtte die Sonne an unterschiedlichen orten sichtbarlich heissen in die runde lauffen/ auch die sterne hin und wieder sich em- por heben/ welches auch auf sein wort wircklich geschehen waͤre/ wie es viele leute gesehen. Deswegen hat man ihn als einen zauberer verdammt/ und zugleich beschul- diget/ wie er gestanden haͤtte/ er waͤre in Sie- benbuͤrgen um ehebruchs willen ausgestaͤupet worden. 62. Die Prediger haben nach ihrer art ihn bekehren wollen/ aber ohne efsect, und soll er ihnen geantwortet haben: Er beduͤrffte keiner seeligkeit/ der Sohn Gottes/ der Heilige Geist/ die Engel und teuffel muͤsten ihm unterthan seyn. Nachdem er nun auf die tortur gebracht (welche ohne zweiffel auch zur bekehrung helf- fen sollen/ wie Hartknoch pag. 584. ausdruͤck- lich setzet/ daß auch die tortur nichts zur bekehrung wircken moͤgen/ ) hat man ihn endlich verurtheilet/ daß ihm die zunge aus dem halß gerissen/ der kopff abgehauen/ und der leib verbrant werden solte. Der proceß wird also beschrieben: Ersagte/ er wisse gewiß/ daß sein leib am dritten tage aus der aschen wie- derum lebendig werden solte/ und hat bitter- lich angefangen zu weinen: Als ihn aber Geor- gius Colbius gefragt/ warum er weine? hat er geantwortet: uͤber aller menschen suͤnde und boßheit/ auch deßwegen/ daß sich die welt un- terstehen duͤrffte ihn zutoͤdten. Worauff als ihm hinwider geantwortet/ er solte uͤber seine sunde und Ezechiel Methen. Jahr MDC. biß MDCC. suͤnde weinen/ und um die seligkeit bekuͤmmert seyn/ antwortet er abermal/ er haͤtte keine ur- sache an die seligkeit zu dencken/ da er andern die seligkeit mittheilen koͤnte. Jn seiner suppli- cation an die Churfuͤrstin hat er erschreckliche worte gebraucht. Das Churfuͤrstliche Frau- en-Zimmer hat ihn auch aus dem gefaͤngniß bringen lassen/ und mit ihm geredet/ aber ihn zu keiner bekaͤntniß bringen koͤnnen. Den Freytag als den ordentlichen gerichts tag hat man ihn uͤbergangen/ und biß folgenden sonn- abend zur bekehrung frist gegoͤnnet/ da denn viel Studenten und insonderheit geistliche per- sonen zu ihm gelassen/ ob sie ihn noch bekehren koͤnten/ aber alles umsonst und vergebens. 63. Er hat die Prediger mit garstigen un- verschaͤmten worten von sich gewiesen/ und ist auff seinem verstockten sinne verharret/ und da hero ist er am Sonnabend den 11. October um 9. Uhr des morgends fuͤrs gericht gefuͤhret/ all- wo ihm sein urtheil gefaͤllet/ und er vom Hospi- tal-Prediger und Polnischen Caplan biß zum galgen begleitet worden. Jm ausfuͤhren uͤber den schloß-platz/ da die Fuͤrstliche Personen/ die Ober-Raͤthe und Hoffgerichts-Raͤthe stun- den/ wurd er noch zur bekehrung angemahnet/ ist auch befragt worden/ ob er noch was an die Regenten zu reden haͤtte/ da bedanckte er sich der leidlichen gefaͤngniß und guten tractamenten. Schrie hernach uͤber laut: wehe/ wehe! uͤber Preussen-land und uͤber die verstockte winckel-prediger/ sonderlich uͤber die/ welche ihn jetzt allhier fuͤr seinem en- de so plagten. Da hat ihm aber ein Prediger geantwortet: Wehe uͤber dich/ du unbußfertiger suͤnder. Hierauff ist er mit auff den ruͤcken gebundenen haͤnden zwischen einer unzaͤhligen menge volcks/ des roß-garten langs nach der erden sehend/ denen Priestern nichts antwortend/ sondeꝛn auf die reinesten oͤr- ter/ als schonete er die schuhe/ nach der gerichts- staͤtte gewandert. Nun war dem Scharffrich- ter eingebunden/ daß er ihn auff allerhand art um sich zu bekehren schrecken solte; Deßwegen fuͤhrte er diesen Gotteslaͤsterer an eine saͤule des galgens/ daselbsten krampfen/ beil/ messer und stricke vorhanden waren/ sagte: siehe/ da will ich dich anbinden/ deine zunge zum nacken heraus reisen; zuckte sein schwerd/ sagend/ daß er ihn den koff abschlagen wolte; wiese ihm die zube- reitung des feuers/ und sagte: hie will ich dich verbrennen/ darum bekenne/ daß du nicht Gott/ sondern ein armer suͤnder bist/ und bekehre dich/ denn es ist hohe zeit. Aber dieser boͤsewicht lach- te nur dazu. 64. Weil denn nichts helffen wolte/ riß ihm endlich der Scharfrichter seinen rock und’hem- de auff/ und entbloͤssete ihn/ das waͤhrte noch ei- ne viertel stunde/ daß die Prediger an ihm ar- beiteten: aber es war nach wie vor alles verge- bens. Hierauff befahl der richter/ man solte ihm sein recht thun. Da ward ihm der kopf abgeschlagen/ der leib zur stunde auff den holtz- hauffen geworffen angezuͤndet und verbrant. Es war den 15. Octobr. der vierte tag vergan- gen/ und wolte sich noch kein Syrdos zur auffer- stehung finden. Es haben sich viel fromme Christen um diesen menschen hoch betruͤbt. Seine schrifften wurden durch oͤffentliche Pa- tenta bey leibes-straffe verbotten/ weil darinnen unerhoͤrte Gottes-laͤsterungen enthalten waren. Jahr MDC. biß MDCC. Jst also wunder/ daß sich hernach einige leute gefunden/ die da oͤffentlich schreiben duͤrffen/ als waͤre diesem boͤsewicht und Gottes-laͤsterer zu viel geschehen. Nicolaus Baringius in der warnung fuͤr den neuen Propheten hat auch dieses als ein Goͤttlich gerichte uͤber diesen menschen angefuͤhret/ daß er so voller laͤuse ge- wesen/ daß er sich derselbẽ nicht erwehren koͤñen/ Cap. IX. p. 59. Von diesem verkehrtẽ proceß hat hernach Christian Hohburg im spiegel der mißbraͤuche Cap. XXVI. p. 517. oͤffentlich geurtheilet/ man haͤtte unrecht mit diesem armen menschen gehandelt: welches denn genauer untersuchet werden moͤchte von denen/ welche die act en perlustri ren koͤnten. Jch fin- de sonst in denen geschriebenen Episteln des be- ruͤhmten A. von Franckenberg folgendes Ju- dicium von dieser person und sache: Es ist in dem unreinen worte (einer schrifft oder Confession des Adelgreiffs) ein starckes wort des Vaters zu diesem volck/ wel- ches die schrifft eben so ungeschickt auff sich/ als dieser Adelgreiff auff seine aͤus- sere und suͤndliche person gezogen hat. — Sowenig als sie eine solche freche an- massung und ein zu viel ausgelassenes freyes unreines leben an Adelgreiffen lei- den koͤnnen/ sondern es mit dem schwerd gestraffet; also wenig wird Gott ihren freveln mißbrauch der H. Schrifft lei- den. Wenn man die decke der person und die unreinigkeit des fleisches hin- wegthut/ und hindurch schauet; so ist diese schrifft/ welche mit seinem tod be- siegelt ist/ eine starcke und offenbare an- kuͤndigung des reichs des vaters/ da der Sohn dem Vater das Reich uͤber ant- worten wird. —— Was aber Adelgreiff dar von schreibet/ ist alles dunckel/ und verwickelt/ und im lichte viel anders/ reiner und heiliger. —— Man hat das zeichen im licht nicht hoͤren wollen/ jetzo redet Gott im finstern mit ihnen/ u. s. w. — Anlangend aber den Adelgreiff sel- ber/ so hat ihm wol erstlich ein blick ge- schienen/ ist aber hernach in der eigen- heit gefangen/ und hat darinne grosse sachen/ aber gar nicht rein ausgebildet/ und hat selber nicht gewust/ was es ist. 65. Noch viel bedencklicher ist das blut-ur- Eines an- dern zu Pariß. theil/ welches die Clerisey zu Pariß anno 1663. wieder einen mann aus der Normandie na- mens Morin gesprochen/ und exequir et/ wie solches Brewerus in Continuatione Histor. Univers. Brachelii p. 134 wiewol gar kurtz er- zehlt: Man hat nemlich diesen menschen im Monat Martio daselbst lebendig verbrant/ und zwar um folgender ursachen willen. 1. Haͤtte er vom Koͤnig gefordert/ er solte das regiment der Clerisey auffheben/ und alle kirchen-sachen ihm uͤbergeben. 2. Haͤtte er sich vor des menschen sohn aus- gegeben/ und gesagt CHristus waͤre ihm einverleibet/ und er waͤre in die welt kommen/ das seculum des H. Geistes auffzurich- ten. 3. Er haͤtte dreyerley reiche nach einan- der statui rt: Das reich des gesetzes unter dem vater biß auff CHristi menschwerdung/ A. K. H. Dritter Theil. G 2 das Th. III. C. V. Von Paulo Nagelio Jahr MDC. biß MDCC. das reich der gnaden von dar an biß auff anno 1630. und von dar das reich des H. Geistes/ darinne der H. Geist ohne mittel und sacramenten nun handeln wolte. Wor- aus man schon sehen kan/ warum er denen Pfaffen nicht leidlich gewesen/ daß sie dieses grausame urtheil uͤber ihn gesprochen. Wie sie denn auch 6. seiner anhaͤnger theils auff die galeen/ theils zum ewigen Gefaͤngnis verdam- met haben. Und solcher gestalt hat sich die Clerisey im̃er solcher leute entschuͤttet/ die etwa nach einiger empfindung Goͤttlicher krafft in dem ausdruck und der beschreibung der Goͤttli- chen vereinigung geirret haben/ wovon diese exempel so wol aus dem Protestanti schen als Papistischem hauffen gnug seyn koͤnnen. Wie auch noch eines in Engel- land. 66. Jn Engelland ist auch anno 1611. einer mit namen Eduard Wrigtmann bekannt wor- den/ der sich selbst CHristum und den H. Geist soll genennet/ und alle Schrifftoͤrter/ die Jahr MDC. biß MDCC. von CHristo und dem H. Geist reden/ auff sich gedeutet haben. Da er nun auff die gemeinen remonstrationes dennoch hierauff bestanden/ ist er mit dem grossen bann belegt und durch den hencker hingerichtet worden/ wie Ottius in Annalibus Anabapt. p. 205. aus Prinnio be- richtet. Mit solcher gewaltsamen manier ist Und zwey- er zu Hal- le. fast auch von den Predigern zu Halle im Jahr 1625. verfahren worden/ als daselbst 2. tischer/ Martin und Johann Hirnmaul/ aus unuͤber- zeugtem gemuͤthe von der wesendlichen vereini- gung mit CHristo sagten/ ihre glieder waͤ- ren CHristi wesendliche glieder. Dahe- ro weil sie sich vom Ministerio nicht wollen wei- sen lassen/ (wie Gottfried Olearius in be- schreibung Halle p. 36. schreibet) oder weil sie vielmehr nicht recht gruͤndlich und in bewei- sung des geistes und der krafft unterwiesen wor- den/ hat man sie aus der stadt verwiesen. Das V. Capitel. Von Paulo Nagelio und Paulo Felgenhauern. §. 1. W Ir gehen nun weiter zu den andern so genannten Enthusia sten/ die um den anfang des siebenzehenden secu- li noch beschryen worden/ darunter diese bey- de itzt benannte wol fast die bekantesten sind. Nagelii le- ben. Was den ersten betrifft/ ist derselbe Professor zu Leipzig gewesen/ wie man insgemein berich- tet/ der auch bey den gelehrten/ und seinen geg- nern selbsten das lob hat/ daß er ein guter Mathematicus gewesen/ und mit schrifften be- ruͤhmt worden. ( Vid. Hieron. Kromayerus in Polymath, Theol. pag. 597. \& ex eo Caro- lus Memorab. Eccles. L. 3. c. 4. p. 513.) Seine schrifften/ womit er sich selbst die groͤste feind- schafft und uͤbeln urtheile zugezogen/ sind fol- gende: Erstlich schrieb er Anno 1619. ein Pro- gnosticum an die drey Staͤdte in Preus- sen/ Dantzig/ Koͤnigsberg und Marien- burg. Drauff kam Anno 1620. sein Prodro- mus Astronomiæ Apocalypticæ zu Dantzig heraus/ woruͤber alsbald viel Wiederspruch und schrifften. entstund. Und diesem folgten nachfolgende schrifften: de quatuor mundi temporibus, in einer zeit/ zwey und einer halben zeit be- griffen. Anno 1621. Prognosticon Astrolo- gicum. Halle 1620. Letztes Freuden-Ge- schrey wieder Philippum Arnoldum 1622. in 4to. Vaͤter-buͤchlein 1621. Philosophia nova 1624. Anderer theil derselben unter dem ti- tul Tabula Aurea, darinnen auch de triplici auro Salomonis und von der zahl des Thiers gehandelt wird. 2. Was aber dieses mannes vortrag und intention in solchen schrifften gewesen/ kan hier aus ihm selbsten nach nothdurfft angezeiget werden. Uberhaupt hat ihn ein ungenannter in folgender schrifft defendi ret/ deren titul ist: Defension. Nagelius Orthodoxus, oppositus Anti-Nage- gelio M. Philippi Arnoldi Archi-Sacerdotis Tilset in Borussia, durch zween zeugen der uͤbertheuren wahrheit also beschrie- ben/ und fuͤrgestellet: Geben aus der Neustadt/ da das Urim und Thumim aufgangen. Er selbsten Nagelius hat zu seiner zeit die tieffe verderbnis in allen staͤn- den und unter allen partheyen gesehen/ und so wol daruͤber oͤffentlich geklaget/ als auch die instehenden straffen zuvor angezeigt/ wie sie auch im Teutschen krieg mehr als zu gewiß erfolget sind. Jn seinem gedachten Progno- stico hat er Anno 1619. also geschrieben/ wie es daraus in dem andern Prognostico A- strologo Harmonico, so durch Theophilum Obadiam Wahrmuth Anno 1627. heraus gegeben worden/ im 6. capitel wiederholet wird. 3. Jch meine unter den abscheulichen Zeugnisse von den boͤsen Pre- digern. namen der scorpionen/ schlangen/ levia- than, Babylonischen huren/ drachen und drachenschwantzes niemand anders/ denn allein die jenigen falschen Prophe- ten/ miedlinge/ gedingte bauchdiener/ und goͤtzen-knechte/ die kein licht oder recht in ihrem hertzen/ noch den H. Geist in ihnen haben/ und sich allein auff ihre kunst/ macht und vernunfft verlassen/ so in allen staͤnden durch und durch zu befinden. Nemlich die/ so sich auff ihre hohe spitzfindige philosophi sche rationes verlassen/ und mit der schnoͤden animali- schen disputi r- kunst/ wie zu vorhero ver- meldet alles erforschen und ergruͤnden wollen. Von welchen der Apostel Pau- lus redet/ daß ihrer viel des rechten we- ges gefehlet/ die sich auff solche falsche disputi r- kunst verlassen/ inmassen Luthe- rus, und vor ihm der hocherleuchtete Taulerus benebens Thom. à Kempis samt andern/ wieder solche Logicos und Meta- physicos rationales, aliàs zaͤnckische disputi r- bruͤder/ weiter ausfuͤhrlicher schreiben. Wer nun mit dem H. Geist begabt ist/ der bedarff keines disputiren s oder wort- Jhr dispu- tir en und sectir isch wesen. gezaͤnck es/ dadurch nur die wahrheit verdunckelt und des rechten weges ge- fehlet wird. Und uͤber das/ was hilfft es/ daß man hat von aussen das wort GOt- und Paulo Felgenhauern. Jahr MDC. biß MDCC. GOttes beschrieben/ und nimmt es nicht ins hertz hinein/ daß es inuns le- bendig werde/ daß man ein tempel und wohnung des H. Geistes sey/ und heilig lebe/ wie die kinder GOttes? was nuͤtzt oder hilfft es auch/ daß man viel schrey- et und ruͤhmet: hic templum Domini; oder hic verbum DEI; Allhier bey uns ist des HErꝛn tempel/ bey uns ist des HErrn wort/ und man lebet doch dem heiligen wort GOttes stracks è diametro zuwie- der? Seind wir nun nicht fast alle ent- fremdet von dem heiligen leben/ das aus GOtt ist? Thun wir nicht durch dispu- tir en und distinguir en/ dem teuffel sein suͤnden-reich staͤrcken und unterhalten? Was aber GOtt der HErr im A. Testa- ment durch die Propheten so offt uͤber Jerusalem/ daß darinn viel wilder thie- re/ bestien und animali sche menschen vor- handen/ geklagt/ dasselbe wird auch vielmehr zu unserer zeit befunden/ denn es fast nie aͤrger als jetzo gewesen. Dero- wegen wird auch nothwendig diesem letzten ungehorsamen volck wiederfah- ren/ was vorlaͤngst wieder Jerusalem durch die Propheten geweissaget ist/ daß er sie mit allerley straffen plagen uñ vertilgen wolle/ biß sie sich wieder zum HErrn ihrem GOttbekehren/ und von allem gottlosen wesen abstehen werden. 4. Dergleichen beschreibungen und klagen des allgemeinen elends finden sich hin und wie- der in Nagelii buͤchern. Und weil er/ als ein ge- lehrter/ sonderlich den zustand der schulen beob- Von den schulen. achtet/ hat er von denselben auch erinnert/ daß sie von rechts wegen die weißheit gantz auff andere art als bißhero suchen muͤsten/ nemlich bey GOtt allein und bey dessen weißheit/ die aller kuͤnste meister sey. Jn seinem Calendario uͤber das jahr 1621. hat er einen gesang ange- henget/ darinn am ende dieses stehet: Von menschen-schuln euch lencket/ So hindern diese freud/ Schrecklich sie euch verfuͤhren Jn finsterniß groß und dick/ Nur luͤgen sie studir en/ Drum weicht von ihn’n zuruͤck. Und in der auslegung des cometen anno 1618. p. B. 4. hat er diese verse gesetzet: Denn nur CHristus der HErꝛ allein/ Weiß kuͤnfftig dinge im hertzen rein/ Seinm heiligen glaubigen geschlecht/ Geweissaget durch seine knecht. Es ist doch aller menschen kunst Darzu ihr weißheit auch umsonst: Wer sich nicht staͤts mit ernst befleisst/ Daß in ihm lebe GOttes geist/ Der mag fuͤrwahr von kuͤnfftigen dingen/ Gar nichts gewisses herfurbringen/ Nur luͤgen und betruͤgerey Wird seyn sein kunst/ sag ich ohn scheu/ Drum wolt ihr gwis ding prædici rn/ Und nicht die leut damit verfuhrn/ So hoͤrt GOtt in seins geistes schul/ So in euch ist sein sitz und stul ꝛc. 5. Jn specie schreibet er von der gemeinen Von der schul- the- ologia. Theologie im 5. capitel seines Prognostici uͤbeꝛ das jahr 1621. Eure Theologia ist nichts denn ein blosser buchstabe/ nur theoria, das ist/ keine praxis. Jm 3. capitel nennet Jahr MDC. biß MDCC. er die logicam und disputi r-kunst den staffel der er scorpionen aus Apoc. IX. und die ge- meine astronomi e eine spuriam astronomiam, Logica, Astrono- mia, Metaphy- sica. wie auch die metaphysicam. Hingegen drin- get er auff die Goͤttliche erleuchtung/ und krafft bey allen wissenschafften/ und sonderlich bey der erkaͤntnis des wahren heils. Jn ge- dachtem Calendario setzet er beym soñtag Exau- di: Nota bene, das amt des H. Geistes ist/ daß er uns troͤstet/ alles erinnert was Von der krafft des H. Gei- stes. Christus geredet/ in alle wahrheit lei- tet/ uñ uns verkuͤndiget was kuͤnftig ist. Ergo hat die schule des H. Geistes und die weissagungen mit nichten auffgehoͤret. Und beym Pfingsttag: hier betrachtet die schule des H. Geistes/ darinnen alle my- steria, und die magnalia DEI gelernet werden. Diese heilige schule bestehet noch heutiges tages/ und wird von tag zu tag zunehmen/ und werden große ge- waltige dinge darinn offenbar werden/ die zeit wirds geben. Hierinne haben ihm nun gleich dazumal viele widersprochen/ son- Entstan- dener wi- derspruch. derlich M. Justus Groscurdt Superintendens zu Goͤttingen in der Schola Enthusiastica, der es vor eine boͤse consequen tz haͤlt p. 49. wenn man schliessen wolte: der H. Geist wird euch alles lehren/ ergo wird er euch auch die veram astronomiam, physicam, medici- nam lehren/ und neñt es eine fallaciam à dicto secundum quid ad dictum simpliciter, daß nemlich Christus von allen nur secundum quid geredet haͤtte. Dabey nent er ihn einẽ tollẽ Na- gel/ der gerne alle schulen/ kirchen und predigt-stuͤhle abgeschaffet/ oder doch zugenagelt/ und versperret habẽ wolte. 6. Nachdem aber unser auctor besagter mas- sen das elend der so genanten Christenheit gese- hen/ ist er zugleich auff die gedancken gefuͤhret worden/ ob denn nicht kuͤnfftig ein bes- serer zustand zu erwarten seyn moͤchte? Nagels meinung von bessern zeiten. Dahero hat er die Prophetischen buͤcher in der H. Schrifft und sonderlich die |offenbarung Johannis sehr emsig untersucht/ und zwar nach denen principiis, die er selbsten also entdecket in der auslegung des Cometens p. B. 4. Wenn dis deutnng der gestirne auff die prophe- zeyung und wort GOttes fundir et ist/ so mag sie wol observi ret werden: Jsts aber nur eine subtil e Astrologia ohne Got- Von der wahren weissa- gung. tes wort/ so ist nicht viel darauff zuhal- ten/ denn es ist nur der Egypter und Ba- bylonier kunst/ so von GOtt dem HErrn allzeit verworffen worden. Darum wird erfordert/ daß man die zeiten recht probire und pruͤfe/ darin man lebet/ und da gehoͤret dazu/ daß man die Apocalypfin und die gantze H. Schrifft wolstudiere/ aber nicht in der menschen/ sondern in GOttes und seines H. Geistes schul: in der schulen/ darin studiret und geler- net die H. Patriarchen und Altvaͤter; alle heilige maͤnner GOttes/ Moses/ Samuel/ Daniel/ Esdra, David/ Salo- mo; alle heilige Propheten/ Apostel und Evangelisten/ und die Magi Orientales, so wol unser Johannes Apocalypticus, auch zu unserer zeit alle heilige maͤnner/ Got- tes freunde/ die da grosse dinge in dieser G 3 schulen Th. III. C. V. Von Paulo Nagelio Jahr MDC. biß MDCC. schulen GOttes gesehen/ studirt und gelernet haben/ denn der H. Geist/ sagt die wahrheit/ wird euch alles lehren/ in alle warheit fuͤhren/ alles erinnern was ich euch gesagt habe/ und auch ver- kuͤndigen/ was kuͤnfftig ist. Jhr be- duͤrffet nicht/ daß ihr von jemand ge- lehret werdet/ sondern die salbung wird euch alles lehren. Von den zeichen des dien- mels. 7. Und noch weiter in selbiger schrifft p. D. 1. Die ursache daß sie die schrifft des himmels nicht lesen koͤnnen/ ist viel und manchfaltig/ als/ weil sie nicht erken- nen das thieꝛ und die Babylonische huꝛe/ mit ihrem verguͤldeten kelch/ und nie- mal in die schule des H. Geistes kommen. Zum andern/ weil sie die drey tage nicht allein nicht rechnen und uͤbeꝛlegen koͤnnen/ sondern auch allerdings nicht zugeben und admittir en wollen. Zum dritten/ weil sie die schrifft des himmels niemals recht lesen lernen/ oder Astronomiam veram studir et/ denn ich ha- be zuvor gemeldet/ daß man muͤsse alle dinge am himmel lesen koͤnnen/ so wol als in der Biebel. Zum vierten/ weil sie keine zahl/ inson- derheit des thiers und menschens/ uͤber- legen und rechnen koͤnnen. Zum fuͤnfften/ weil sie nichts wissen von der grossen tribulation, und CHristo dem HErrn kein reich auff erden vergoͤn- nen wollen/ contra manifestissima S. scri- pturæ testimonia und wider Apocalypsin. Zum sechsten/ weil sie sich befuͤrchten/ die wahrheit wider den Antichrist an tag zulegen. Endlich und zum siebenden/ weil sie von keiner andern deñ der Egyptischen/ Chaldeischen und Babylonischen Astro- nomia wissen ꝛc. 8. Nach diesen Principiis hat er nun zufoͤr- derst seinen Prodromum Astronomiæ Apoca- lypticæ eingerichtet/ worinnen er die bewegun- gen des natuͤrlichen himmels mit dem zustand des so genanten kirchen-himmels zusammen haͤlt/ und daraus die instehenden veraͤnderun- gen und fata nach einander deducir en will. Begange- ne fehler hierinnen. Nachdem er aber bey der gedachten verglei- chung des sichtbaren himmels und dessen con- stellation mit dem zustand der kirchen unter- schiedliche unerweißliche dinge vorgebracht/ z. e. da er aus denen asterismis und bekanten figu- ren des gestirns/ wie sie noch meist von denen Heiden erdacht worden/ allerhand Prognostica von kuͤnfftigen dingen herholen will/ in der aus- legung des cometen p. D. 2. u. f. so haben ihn seine gegener daruͤber am meisten verworffen. Nichtweniger haben sie ihm als einen irꝛthum vorgeworffen/ daß er gewisse zeit und jahre der zukunfft CHristi bestimmet/ welches doch her- nach nicht eingetroffen waͤre. ( vid. Kromaye- rus l. c. Georgius Rostius im dreyfachen the- ologi schen Spiegel p. 207. ꝛc. ) Wenn man aber des auctoris worte genauer ansiehet/ so hat er insgemein auff die bevorstehenden grossen veraͤnderungen und gerichte uͤber die falsche kirche gesehen/ wie selbige sonderlich in Teutsch- land mehr als zu empfindlich und nachdruͤcklich gleich nach selbiger zeit ausgebrochen/ und ge- Jahr MDC. biß MDCC. wiß gnug eingetroffen. Wir wollen allhier seine eigene worte aus dem Prognostico Astro- logo-Harmonico vernehmen/ allwo er in der vorrede erstlich klaget/ daß die zeugen der wahrheit damals verachtet und verkaͤtzert/ vor falsche propheten/ irrgeister/ cabali- st en/ verfuͤhrer und schwermer und der- gleichen ausgeruffen/ auch alle die/ so ihnen und der wahrheit beygefallen/ verfolget/ verhas- set und verlaͤstert worden. Jngleichen daß nun die Pharaonische finsternis und Egyptische verstockung je laͤnger je mehr uͤberhand genommen. 9. Jn dem ersten capitel aber stehet aus dem Seine warnung vor dem kuͤnfftigen zorn. anno 1619. publicirt en Prognostico folgende warnung: Es wird nunmehr angezeigt/ wie die 120. jahr/ der letzten welt zur bus- se gegeben/ jetzt voruͤber/ und zu ende ge- lauffen/ und daß die schreckliche suͤnd- flut nun herein brechen werde/ denn der HErr sitzet eine suͤndflut anzurichten/ und alle gottlose fleischliche maul-chri- sten und suͤnder zu vertilgen. Derowe- gen von dieser stund an/ wer begehret salvir et zu werden/ mag ernste reue und busse thun. Er muß sich aber waschen uñ baden mit zaͤhren wahrhafftiger reue/ den alten sundlichen fleischlichen rock von stund an ausziehen/ damit er mit den 5. klugen jungfrauen komme zur hochzeit des Lammes/ und nicht ausge- mustert werde. O thut busse/ spricht er/ in der aschen und saͤcken alle/ ihr men- schen auff erden. Denn der HErr hat dem wuͤrge-engel das schwerd in die hand gegeben/ daß er haue/ schneide und nicht schone: O wie blincket es! O wenn alle baͤume ruthen waͤren/ die boͤsen kin- der damit zu steupen/ so moͤchte es noch eine gnade seyn. Aber nein/ das schwerd ist schon gewetzet uñ geschaͤrffet/ uñ dem wuͤrge-engel uͤbergeben: O wie glintzet es/ er hauet drein und schonet nicht: Es werden auch noch uͤber das die sieben schalen des grimmigen zorns GOTTes ausgegossen/ alles suͤndliche wesen zu verderben; das heist/ die fenster des him- mels sind auffgethan/ allerley plagen herab zu schuͤtten. Darum ihr men- schen-kinder hinein/ hinein/ aus dem fleisch in den geist/ als in den kasten Noaͤ/ da moͤget ihr noch erhalten werden/ was draussen bleibet/ muß sterben. 10. Wie genau nun diese warnungen einge- Und wie man ihm davor be- gegnet. troffen/ haben so viel tausend menschen in Teutschland/ und sonderlich in Sachsen/ in die 30. jahr lang damals erfahren. Unterdes- sen und obgleich einige menschliche gebrechen hierinne mit untergelauffen/ mag doch ein ver- staͤndiger leser selbsten ermessen/ ob man dieses auctoris treuhertzige intention nicht vielmehr ansehen/ als ihn so gleich mit spott und schmaͤh- worten abweisen und betruͤben sollen. Jn et- lichen eigenhaͤndigen briefen D. Daniel Crameri finde ich unter andern/ daß Nagelius schon anno 1619 vor die Theologi sche Facult aͤt zu Wit- tenberg citir et worden. Wie man ihm aber dabey begegnet habe/ ist aus einem andeꝛn schꝛei- ben dieses Crameri an D. Meisnern zu sehen/ da er und Paulo Felgenhauern. Jahr MDC. biß MDCC. da er im eben selbigen jahr setzet: Theses con- tra Nagelium tuæ monstrant in homine adeo ἀπα δευσίαν dominari. Er ist ein Fantast in der haut/ —— und istbillich/ daß man Spott- und schmach- reden wi- der ihn. solchem gesellen den daumen auff dem auge halte. Wie denn Nagelius selber hin und wieder uͤber solche unguͤtige procedur en der Theolog en klaget. Der gedachte Justus Gros- curdt neñet ihn in seinem Angelo Apocalyptico p. 13. einen Fantasten und teuffels-narren/ und giebt ihm die Manichæi sche/ Marcioni- ti sche/ Flaciani sche/ Novatiani sche/ Donatisti- sche/ Ariani sche ketzereyen schuld/ und schreibet: Es verriethen seinen geist seine Luciferiani sche und diaboli sche reden/ die er wieder Lutherum und andere Lehrer und Prediger ausschuͤtte. Georgius Rostius hat ihn nicht weniger in sei- nen schrifften nach art derer ketzermacher tra- cti rt/ davon dessen Prognosticon Theologi- cum oder Theologi sche weissagung vom juͤngsten tag/ ( anno 1621. gedruckt) item seine Theologi sche weissagung von der kir- chen - Reformation ( anno 1625.) und an- dere schrifften zeugen. M. Valentinus Grieß- mann setzet im getreuen Eckard p. 118. zu Nagelii Philosophia Nova den spruch aus Prov. XXVII. 22. und meinet/ damit sey schon das gantze werck wiederlegt. Oeffentli- che schriff- ten. 11. Sonsten aber haben in gantzen schriff- ten Nagelio wiedersprochen/ nebenst dem ge- dachten Rostio, Philippus Arnoldi im Anti- Nagelio, oder/ daß nach dieser welt zustand nicht ein certum seculum, darinnen die hei- ligen mit CHristo tausend jahr in freuden herrschen sollen/ zu hoffen sey. Jngleichen Alexander Buzinger in der antwort auff das schand-buch Nagels/ und lange hernach Kromayerus im Corollario seineꝛ Polymathiæ Theolog. Ohne was noch der gedachte Rosti- us in seinem helden-buch vom rosen-gar- ten hiewieder anfuͤhret. (Conf. Kœnigius in Bibliotheca p. 565.) Baringius in seiner war- nung. p. 127. gedencket noch eines andern ge- lehrten mannes/ der Nagelio beygepflichtet ha- Nagels freunde. be/ M. Nicolai Hartprechts Pfarrers zu Ho- hen- und Thal-Ebra/ wie auch eines ungenan- ten unter dem namen J. C. C. H. Meditatoris Jesu Crucis, der anno 1620. zu Hamburg Clango- rem Buccinæ Propheticæ de novissimis tempo- ribus publicir et/ und zwar/ wie dabey stehet/ ex ædibus D. Petri à Sprekelsen, welche schrifft auch Grießmann im getreuen Eckard p. 120. anfuͤhret. 12. So viel sey dißmal von Nagelio ge- sagt/ von welchem wir uns zu Felgenhauern wenden/ der auch schon um selbige zeit und Felgen- hauers le- ben. noch mehr hernach bekant worden. Dieser mann war ein gebohrner Boͤhme/ eines Pfar- rers sohn aus Putschwiz/ unter der herrschafft eines Freyherrn/ wie er selbsten gedencket in der Dedication seines Zeit-Spiegels/ die er noch in Boͤhmen zu Liebetitz Anno 1620. dati ret hat. So viel man aber aus seinen schrifften ferner abnehmen kan/ hat ihn sein vater in sei- ner jugend studieren lassen/ wie er im Spiegel der Weisheit und Wahrheit pag. 121. also be- Studi a . richtet: Jch bin auch unter Babel gewe- sen/ habe auch auf Hohen Schulen stu- dieret/ und war nach der zeit ein Luthe- raner: Als ich aber erkante nach Goͤtt- licher erkaͤntnis/ daß es fleischlich/ Jahr MDC. biß MDCC. menschlich und animali sch war/ und nicht nach Christo/ bin ich davon ausgegan- gen/ und habe nicht angesehen noch mei- ne Eltern/ noch meine freunde/ noch be- kanten/ auch nicht geachtet beruffen zu werden/ oder geehrt/ oder hoch erhaben/ sondern mag wol verachtet und ver- schmaͤhet/ und als ein Ketzer verworffen werden/ dessen ich aber zwar nicht werth bin/ als um der wahrheit willen etwas/ viel und alles zu leiden. Er mag darauf/ als die Protestant en aus Boͤhmen vertrieben worden/ auch haben weichen muͤssen/ daß er hin und wieder in Teutschland und endlich im Bremischen sich aufgehalten/ allwo er nach- mahls/ wie auch im Hanoverischen/ von den Predigern als ein Ketzer gefangen gesetzet worden/ wie in seiner Schola Passionis zu sehen/ da er auch sein weib und kinder namhafftig machet. 13. Die schrifften aber/ wodurch er meist bekant und von denen Orthodoxis verworffen worden/ sind folgende: Speculum temporis, Zeit-Spiegel/ darin- Schriff- ten. nen neben vermahnung aller wird vor augen gestellet/ was fuͤr eine zeit itzt sey unter aller- ley Staͤnden/ besonders unter den meisten geistlich-genanten und gelehrten. Hierinnen ist auch eine kurze/ doch deutliche erweisung des ge- heimnis der drey letzten| Gemeinen/ in der Of- fenbarung Johannis/ beneben einer kurtzen unterredung mit der sechsten Gemeine Phila- delphia, den genannten T. R. C. und andern gelehrten von denen zeichen dieser letzten zeit/ auch verantwortet sich der auctor, warum er in der Chronologia gesetzet/ daß ihm GOtt die zeit des endes offenbaret hab/ neben vierzehen anweisungen und orten in der Schrifft/ wo solche geheimnisse in ihren ge- wissen numeris und deutlichen zahlen zu be- finden/ durch GOttes gnade und antrieb des Geistes GOttes geschrieben in 4t☉. Chronologia oder rechnung von den jahren der welt 1619. in 4to. Apologeticus contra invectivas æruginosas Rostii, oder kurtze verantwortung auf das Helden-buch 1622. in 4to. Dis-Examen, vel Examen Examinis, oder bescheidene Antwort auf das Rostische Exa- men Vexamen 1623. in 4to. Christianus Christianorum oder einfaͤltig Christenthum in sieben fragen vorgestellet 1627. 29. und 30. in 4to. Prodromus Evangelii æterni, seu Chilias sancta: Vortrab des ewigen Evangelii/ in wel- chem aus heiliger Goͤttlicher Schrifft hellkla- rem und unwidersprechlichem zeugniß erwiesen werden die heiligen tausend jahr des sabbaths und ruhe des volcks GOttes/ im Reich CHri- sti/ neben einer allgemeinen bekehrung aller Ju- den/ und der zehen verlohrnen staͤmme Jsrael. Samt einer treuhertzigen vermahnung/ wie man sich doch weißlich und recht in diese zeit allerdings schicken soll. Wider den satan/ und alle diejenigen/ welche insgemein sagen: daß die tausend jahr in der Apocalypsi vergangen seyen. Zu ehren dem theuren zeugniß JEsu Christi/ und bestaͤtigung seines Reichs/ zu trost und Th. III. C. V. Von Paulo Nagelio Jahr MDC. biß MDCC. und freude der gantzen natur/ den armen Juͤ- den/ Jsraeliten/ allen creaturen und menschen auff erden in der gnade GOttes bezeuget durch den kleinen gewuͤrdigten diener der Gemeine GOttes im geist zu Philadelphia, welcher das neue Jerusalem verheissen/ in 4to. Aurora Sapientiæ, Morgenroͤthe der weiß- heit. 1628. in 12mo. Der vorhoff am tempel des HErꝛn/ auffge- than in seinem geheimniß/ welches ist der mensch/ wie er sich als ein tempel GOttes und seines Geistes selbst recht nach der geistlichen weißheit erkennen soll/ gutes und boͤses/ geist und buchstaben/ CHristum und den Wieder- christ/ unterscheiden/ von der verwirꝛten sectiri- schen allgemeinen Babel/ ihren Goͤtzen/ goͤtzen- dienern und goͤtzenhaͤusern ausgehen und den tempel GOttes in seinem geheimniß erkennen lernen soll. Nach dem sinn der weißheit des Geistes und dessen darreichung/ zu betrachten dargestellt in 12. capiteln/ samt einem zu end angehengten einfaͤltigen kinder-tempel. 1630. in 12mo. Das heilige am tempel des HErꝛn/ auffge- than in seinem geheimniß/ was es sey/ wo es sey und wer da heilig sey/ und wie auch der mensch heilig und unstraͤfflich seyn soll in der liebe/ das heilige in sich selbsten am inwendigen men- schen des gemuͤths im gewissen erkennen/ was die rechte weißheit/ wissen und gewissen sey/ wie man es in achtnehmen/ und in gewissens- sachen sich allerdings schicken/ und Gott in Christo durch den H. Geist mit gutem gewissen dienen soll. Zu betrachten dargestellt in 12. Capiteln. 1631. in 12mo. Das allerheiligste am tempel des Herrn/ auf- gethan in seinem geheimniß als ein offenes buͤchlein/ nach der offenbarung der tieffen Got- tes entdeckt fuͤr den augen alles fleisches/ also daß der allerheiligste GOtt in seinem einigen Ein/ drey zeugen und sieben geistern allerdings hell und klar auch nach der rechten vernunfft an der gantzen natur/ allen geschoͤpffen und sonder- lich am menschen selbst kan erkant werden; zum gewissen verstande und vollkommenen erkaͤnt- niß des grossen geheimniß GOttes des Vaters und CHristi zubetrachten dargestellt in 12. Ca- piteln/ nach dem sinne des geistes der weissa- gung im zeugniß JEsu CHristi. 1631. in 12mo. Spiegel der weißheit und wahrheit/ allen menschen in der gantzë welt fuͤrgestellt/ als Chri- sten/ Juͤden/ Tuͤrcken und Heiden/ darinnen sie sich ersehen koͤnnen/ wie sie alle samt/ keine parthey noch secte ausgenommen/ im unglau- ben/ blindheit und irꝛthum stecken/ und wie sie auch alle gar leicht durch das Goͤttliche licht durch ein Christlich leben/ und durch die wahre liebe des geistes gegen GOtt und menschen zu einerley erkaͤntniß/ glauben und religion kom- men koͤnnen und auch kommen werden/ und daß endlich also auch gewißlich noch ein Hir- te und eine Herde werden wird/ 1632. in 12mo. Sendbrieff an die hirten und an die schafe unter allerley secten/ in dreyerley fragen: 1. Ob einer auch ein Christ seyn koͤnne/ und selig werden/ wann er nicht Catholisch/ Lutherisch/ Calvinisch/ Photiniani sch/ Wiedertaͤufferisch und dergleichen ein sectir er ist. 2. Ob auch diese/ welche von einer sectiri schen Religion zur andern uͤbertreten/ nach der sectir er meinung Jahr MDC. biß MDCC. verdammet seyn. 3. Obs auch recht sey/ daß man die gewissen forsche und beherꝛsche/ und ob man die gewissen frey soll lassen. Allen unpar- theyischen/ so keinerley sect e zugethan seyn/ auch allen frommen Christen unter allerley sect en/ und auch denen/ so etwa zu diesen zeiten zur Catholischen sect e beygebracht seyn/ wie auch ins gemein allen bedraͤngten/ geaͤngsteten/ und zaghafften gewissen zu gewissem trost und gruͤndlicher nachricht/ allen sectiri schen hirten aber zum zeugniß ihrer falschen lehre/ boͤsen le- bens und todten liebe gegen GOtt und den naͤchsten durch die gabe der weissagung bezeu- get. 1632. in 12mo. Monarchen-spiegel von dreyerley Reich. 1. vom Reich des teuffels/ des thiers und der ty- rannen in dieser welt. 2. Vom Reich CHri- sti und seiner heiligen in der zukuͤnfftigen welt. 3. Vom Reich GOttes und seiner glaͤubigen in dieser welt. 1633. in 12mo. Apologia Christiana im punct e von der per- son CHristi. 1634. Informatorium Catecheticum oder unterwei- sung des glaubens zur seligkeit/ nebenst einer kinder-Postill/ 1644. und 1652. Harmonia sapientiæ, einigkeit der weißheit/ 1649. Sphæra sapientiæ in ostio aperto, circkel der weißheit/ 1650. Theanthropologia, eine rede von der wahren menschheit/ 1650. Eine rede oder schrifft vom Abendmal/ 1650. Tauff-spiegel von der tauffe und ihrem ge- heimniß/ 1651. in 12mo. Mysterium magnum vom grossen geheim- niß Christi und seiner Gemeine/ 1651. in 12mo. Perspicillum bellicum, kriegs- perspectiv, 1652. in 12mo. Lucerna sapientiæ an die Photinian er/ 1654. in 12mo. Phares, das ist scheidung/ gerichtete pruͤfung des glaubens und unglaubens an die von La- odicæa in allen menschlichen sect en/ in 12mo. Postillion oder neuer calender und progno- sticon astrologico-propheticum, gestellet auff die gantze welt uñ alle creaturẽꝛc. 1657. in 12mo. Ecclesia catholica, das ist/ information und gewißheit von der wahren Catholischen/ Christlichen kirchen und rechtem glauben/ 1656. in 12mo. Probatorium Theologicum, darinn die lehr aller menschen- sect en/ die an der person unsers HErꝛn JEsu CHristi eine creatur statuir en/ vorgestellet wird/ 1656. in 12mo. Refutatio paralogismorum Socinianorum, gruͤndliche wiederlegung der betruͤglichen reden und schrifften der Photinian er/ 1656. in 12mo. Palma fidei \& veritatis in cruce Christiad fa- lutem, allen denen zum trost/ die um des rechten glaubens willen an GOtt und seinen Sohn verfolgt werden von denen/ die die besten Chri- sten seyn wollen/ 1656. in 12mo. Schola Passionis, 1658. in 12mo. Novum lumen fidei \& religioni s welches der wahre seligmachende glaube und die rechte reli- gion sey/ 1659. in 12mo. Neues Theologi sches licht uͤber die Confes- sion und glaubensbekaͤntniß Pauli Felgenhau- ers/ in 12mo. Nova und Paulo Felgenhauern. Jahr MDC. biß MDCC. Nova Cosmographia \& dimensio circuli, 1660. in 12mo. Nebenst diesen werden in dem Postillion noch viel andere Manuscripta genennet/ wel- che mir aber nicht zu gesichte gekommen. 14. Anlangend aber den vortrag dieses mannes/ so ist fast aus allen tituln seiner buͤ- cher zu sehen/ daß er sich zu keiner parthey be- kannt oder halten wollen/ wie seine obenangezo- gene erklaͤrung lautet/ wie auch folgende worte Felgen- hauers worte von der gewis- sens-frey- heit. aus dem Spiegel der Weisheit p. 106. Unter Papisten/ Lutheranern und Calvinisten gehen/ so wir nach menschlicher weise reden/ die letzten zwar den andern in et- was vor/ wiewol sie alle drey an dem thier und seinem geheimnis zugleich schuld haben/ und demnach keine besser ist als die andere. Wie auch diese aus dem Und den sect en. sendbrieff an die Hirten pag. 64. Jch bin auch ein Sectir er gewesen/ ein stoltzer auf- geblasener Phariseer/ und meinete/ nie- mand waͤre mir gut gnug. GOTT er- barme es/ daß ich so gesuͤndigt habe. —— Jch habe biß auf diesen tag mit keiner einigen Sect e mich gemein gemacht/ habe aber auch keine neue Secte gestiff- tet/ wie etwa ein Sectir er mich bezuͤchti- gen moͤchte. Und deswegen schreibet man ihm nach/ er habe einen Syncretismum zwi- schen Juden und Christen stifften wollen/ weil er auch an den beruͤhmten Rabbi zu Amster- dam Menaffe Benlsrael geschrieben/ an welchen sein Bonum Nuntium Israeli de tribus signis adventus Messiæ dedici ret ist. 15. Man hat ihn auch ferner vor einen Enthusia sten gehalten/ darauf er aber in der verantwortung wieder Rostii Helden-buch Von der Heil. Schrifft. pag. 3. u. f. also antwortet: Jch habe die zeit meines lebens weder eine vision noch of- fenbarung gehabt/ sondern allein der einzigen B ibel mich gebraucht/ wie ein ieder aus meinem Zeit-Spiegel sehen kan. Wenn ich aber von der offenba- rung ie solte schreiben und sagen/ so ver- stehe ichs anders nicht/ als wie es Paulus Und der erleuch- tung. versteht Gal. I. 12, Eph. I. 17. Jst nun Pau- lus kein Enthusia st oder Wiedertaͤuffer/ so bin ich auch keiner. Und ferner: Jch bin auch kein himmlischer Prophet nach des spoͤtters luͤgen/ sondern ich erweise aus dem geist/ durch welchen ich rede und schreibe/ auch meine vocation und be- ruff von GOTT/ daß ich immediatè von GOTT empfangen die wahrheit/ eben wie Lutherus, und durch die offenbarung JEsu Christi/ wie Paulus und die Apo- steln durch den Heiligen Geist. Sind nun sie den spoͤttern keine himmlische Propheten/ wie komme dann ich dazu? Jch ruͤhme mich billig meines HErrn JEsu Christi und des Geistes seiner weisheit und offenbarung/ denn ich bin nicht werth der geringsten barmhertzig- keit GOttes. 16. Die vornehmsten punct e aber/ darin- nen man wieder ihn gestritten/ sind nebenst der lehre von dem kuͤnfftigen reich Christi die jenigen/ welche insgemein vor Enthusiasti sch gehalten werden. Von Christo hat er wieder die Socinian er gar ernstlich geschrieben/ und Jahr MDC. biß MDCC. sich einen feind ihrer heillosen lehre bekant in der refutation Paralogismorum. Woselbst er auch pag. 9. schreibet: Er habe gesehen/ daß Vom So- ciniani- sino. alle/ die wieder die Socinian er oͤffentlich ge- schrieben/ in allen drey Sect en saͤmtlich muͤssen verlohren geben/ und den Socinian ern gar nicht antworten koͤnnen. Allein in dieser materi e von der person Christi hat er diese seine eigene mei- nung haͤuffigbehaupten wollë/ daß der mensch Von der mensch- heit CHri- sti. Christus Jesus keine creatur sey/ wie son- derlich in seinem neuen Licht des wahren Glaubens pag. 13. u. f. pag. 64. u. f. Item im neuen Theologi schen Licht pag. 28. zu se- hen. Jn seinem glaubens-bekaͤntnis lautet seine antwort hievon also: Vom Sohn GOttes Jesu Christo glaube und bekenne ich/ daß JEsus CHristus GOttes Sohn sey und ist. 1. Joh. 1. 7. cap. IV. 15. V. 5. und gar nicht eine creatur: Denn der Sohn GOt- tes ist ja keine creatur/ ob er wol ist der an- fang der creatur GOttes/ Apoe. III. 14. und der erstgeborne aller creaturen/ Col I. 15. so ist er darum nicht auch selbst eine creatur/ vielmehr ist durch ihn alles ge- schaffen/ was im himmel und aufferden ist v. 16. auch die welt/ Heb. I. 2. Die erde und der himmel/ v. 10. es ist alles durch ihn und um seinet willen geschaffen cap. II. 10. und er ist vor allen. Col. I. 17. der erste und der letzte Apoc. XXII. 13. So denn nun JEsus CHristus GOttes Sohn ist/ und der Schoͤpffer aller dinge/ so kan er je nicht auch selbst eine creatur seyn/ sonst muͤste er auch sein selbst schoͤpffer seyn. So ist nun diß mein glaube und bekaͤnt- niß zur seligkeit: Jch glaube an GOtt und seinen Sohn/ und nicht an eine crea- tur. Durch diesen glauben nun uͤberwinde ich die gantze welt/ 1. Joh. V. 5. welche ne- ben GOtt und seinem Sohn auch an eine creatur glaubet/ und ich habe das zeugniß GOttes/ welches groͤsser ist als das zeug- niß der menschen/ v. 9. 10. 11. (conf. p. 162. seqq.) 17. Aus dieser meinung aber hat er ferner geglaubet/ daß das fleisch CHristi vom him- mel sey/ aus 1. Cor. XV. 47. 48. davon er also schreibet: Jch glaube/ daß CHristus sey und ist ein himmlischer mensch und der HErr aus dem himmel/ nach den hellen klaren worten GOttes/ und von dem irdischen menschen Adam also weit un- terschieden/ als der himmel von der er- den/ und als GOtt von der creatur/ weil er nicht auch seelisch ist/ sondern ein le- bendig machender geist/ 1. Cor. XV. 45. und GOtt/ 1. Tim. VI. 13. und daß zween Adam seyn/ einer eine lebendige seele und eine creatur/ der andere der lebendig machende geist und Gott deꝛ schoͤpffer ꝛc. Seine andere expressiones von der wiederge- burth und den uͤbrigen materi en sind in dem ge- dachten bekaͤntniß kuͤrtzlich beysammen zufin- den. 18. Von dem wesen und gebrauch des Vom Abend- ma h l/ dem innern und aͤus- sern. Abendmahls stehen im vorhofe des tempels p. 210. diese gedancken: Soll ich denn auch nicht mehr zu ihrem Abendmahl gehen? A. K. H. Dritter Theil. H Jch Th. III. C. V. Von Paulo Nagelio Jahr MDC. biß MDCC. Jch muß bey mir selber pruͤfen in mei- nem gewissen/ wie starck oder wie schwach ich noch bin/ im geist/ damit ich mir selbst/ weil ich noch schwach bin/ kein gewissen nicht mache uͤber diesem/ und also suͤndige: oder so ich starck bin/ den HErꝛn nicht versuche/ als waͤre ich staͤrcker als er/ und koͤnte wol goͤtzen-opf- er essen/ oder zugleich der sectirer tisch/ und auch des HErrn tisches theilhaff- tig seyn. Bin ich nun noch schwach/ und vermeine/ ich koͤnne mich noch nicht also absondern und vom Abendmahl aus- sen bleiben/ so mag ich wolzusehen/ daß ich dem HErrn das Abendmahl halte/ und nicht den menschen: es ist aber der greuel der verwuͤstung an der heiligen staͤte in ihren kirchen/ hertzen und gemei- nen: darum waͤre es besser/ sich frem- der suͤnden nicht theilhafftig machen/ sondern davon bleiben aus ihren kam- mern/ und das Abendmahl des HErrn in sich selbst halten/ biß daß ichs mit zweyen/ dreyen oder mehrern/ so im na- men CHristi/ und nicht in eines andern namen/ der da Catholisch/ Lutherisch/ Reformirt/ oder anders heisset/ versam- let sey/ halten kan/ nach der weise/ wie es der HErr selbst hat eingesetzet/ davon im Christiano. Es ist abeꝛ gut/ daß ich 1. leꝛ- ne/ was Abendmahl sey/ 2. wie ichs wuͤr- dig halten/ und 3. mit wem ich essen soll. Wer seynd diejenigen/ welche recht zum Abentmahl gehen? das seynd diese/ welche zu erst mit CHristo das Abendmahl inwendig halten haben/ in und nach der neuen geburt. Darum hal- ten wir dafuͤr/ daß dreyerley Abendmahl sey/ als/ das Abendmahl des essens und trinckens vom fleisch und blut CHristi/ in seinem samen/ und das ist die wieder- geburt in ihrem wesen aus Christi fleisch und gebeine/ und wenn der alte mensch in kindlichem umkehꝛen geschlachtet ist: davon im Christiano und kinder-catechi- smo. 2. Das Abendmahl des taͤglichen opffers/ da wir den alten menschen taͤg- lich annoch creutzigen/ toͤdten und be- graben/ auff daß der neue wieder auff- stehe/ und also GOtt zum Abendmahl ladet/ in CHristo durch den H. Geist/ welches heist den tod CHristi verkuͤndi- gen/ und mit ihm das Abendmahl hal- ten. 3. Das Abendmahl des gedaͤcht- niß im brod und wein/ in aͤusserliche wei- se/ am tisch des HErrn. Welches unter diesen dreyen ist nun das noͤthigste und fuͤrnemste? Das erste ist das fuͤrnehmste/ denn so wir nicht wiedergeboren seyn/ noch CHristi fleisch und blut warhafftig gessen und getruncken/ und in uns haben/ so koͤn- nen wir nicht ins Reich GOttes einge- hen/ noch das leben in uns haben; das andere ist das noͤtigste/ denn so wir das nicht halten/ so verlieren wir endlich das erste wieder/ und essen und trincken uns alsdenn im dritten selbst das gericht/ weꝛden schuldig an dem leib und blut des HErrn/ darum daß wir denselben nicht Jahr MDC. biß MDCC. unterscheiden/ welcher nicht in suͤnde/ sondern in gerechtigkeit geopffert ist: derowegen darff niemand von den opf- fern essen ohne die da heilig/ rein und entsuͤndiget seyn/ ja die da selbst opffern/ damit umgehen/ und in derselben ge- meinschafft seyn. 19. Und wie er dieses stuͤck des kirchendien- stes in seinem misbrauch angesehen hat/ also er- hellet auch aus allen tituln seiner buͤcher/ daß er den gantzen uͤbrigen zustand der kirchen vor ver- derbt und desperat gehalten hat. Dahero er Von Ba- hel/ was es sey. uͤberhaubt die so genanten Religion en babel nennet im kinder-tempel p. 208. Weil nicht allein ein hauffe den andern/ sondern auch die leute in einer Religion einander anfeindeten/ und auch die Priester selbst/ da ein jeder fuͤr den besten und groͤsten angesehen seyn wolle/ und alle in flei- sches-lust/ augen-lust und hoffaͤrtigem leben dahin giengen/ von welcher Babe man ausgehen muͤsse. Fridericus Seilerus ziehet im verstellten Wiedertaͤuffer P. I. c. 3. p. 84. diese worte ans Felgenhauern an: Ach das sey ferne/ daß wir die Predigten und H. Sacramenta verachten solten/ was moͤchten wir doch liebers sehen/ als daß wir eine solche gemeine haͤtten/ bey der wir mit freuden hinzugehen moͤchten. Wozu Seilerus dieses judicium setzet. Auff solche weise wird Felgenhauer und seine rotte von allen gemeinen sein lebenlang ausgeschlossen seyn und bleiben muͤssen. Wornach er auch allem ansehen nach wenig wird gefraget haben. 20. Vornemlich aber hater von beschaffen- Von dem verderbniß der Predi- ger. heit derer Prediger sehr viel geschrieben/ und gleich anfangs im zeit-spiegel p. D. 1. O hilff lieber GOtt/ wo bleiben jetzt solche re- guln Pauli, wenn mancher kaum in die Bibel geguckt hat/ so will er schon ein Pfarrer werden/ wann er nur eine Postille hat/ so ist er schon Priester. Heutiges tages bedarff ein Prediger 3. P. wenn er hat eine Postille/ Pfarr-rock und Bibel/ so ist er ein rechter Pfarrherr/ der H. Geist mag hinden nachgehen —— die andern staͤnde beruffen sich alle auff den Geistli- chen/ und sagen: Die Geistlichen sollen uns mit guten exempeln vorgehen/ aber wie sollen die schafe anders seyn als der hirte? Ach es ist leider allzuwahr/ sollen die schaͤfftein gesunde weide haben/ wenn sie die hirten selbst verschaͤnden und laͤ- stern? Summa, es koͤmmt das uͤbel des volcks alles durch die hirten her/ denn ob sie schon predigen/ so halten sie es selbst nicht. Darum wird es doch nicht besser werden/ biß erfuͤllet wird das wort des HErrn/ Es. XXX. 1. Ezech. XXXVII. 19. Zeph. III. 9. Und im Dis-Examine p. 20. setzet er diese reimen: Ach GOtt/ laß dichs erbarmen/ Wie gehts jetzt deinen armen/ Die Pfaffen alles verwuͤsten/ Vermeinen doch dich zu kuͤssen/ Die suͤnde koͤnnen sie nicht buͤssen/ Du wirsts zu raͤchen wissen. Dein wort/ das geistlich kuͤssen/ Han und Paulo Felgenhauern. Jahr MDC. biß MDCC. Han sie uns gantz zerrissen/ Und machen von der wolle Der schaf ihren wanst volle/ Verkauffen um das gelde Den himmel und auch die hoͤlle/ Und geitzen wie der teuffel/ Schinden dein armes haͤuffel. Gantz finster sind ihre lehren/ Mit luͤgen sie sich nehren/ Dein wort sie gar nicht ehren/ Thun sich in woͤlff verkehren/ Das wollstu Christ erhoͤren/ Und uns dein reich bescheren. Seine ge- gener in schrifften. 21. Dieser und dergleichen dinge wegen hat man ihn nicht allein mit worten angegriffen/ wie bereits des Rostii seiner schrifften wider Felgenhauern gedacht ist/ und er selbsten im Probatorio Theologico p. 43. unter seine wie- dersprecher zehlt Wilhelmum Heinium und und wirck- liche ver- folgung. Matthæum Kregelium; sondern er ist auch hernach hauptsaͤchlich von dem Superintenden- ten M. Johann Ruͤdeckern realit er wider- legt worden: Davon er selbst in seiner Passi- ons-schule p. 146. schreibet: den 17. Sept. (1657) bin ich unversehens uͤberfallen vom Superintendenten zu Suͤlingen und dem Burgemeister/ erstlich examini rt/ hernach mir die buͤcher genommen/ ich verarrestirt/ gefangen nach Syka ge- fuͤhrt/ auff befehl von Zelle und Hano- ver. Die ursachen setzet er daselbst hinzu/ man haͤtte ihn verleumdet/ als solte er selbst kin- der getaufft/ das Abendmahl ausge- theilt/ vielleute verfuͤhrt und eine neue gemeine angerichtet haben; welches er Gefaͤng- niß. aber alles leugnet. Jn diesem gefaͤngnis hat er die obengedachte Confession geschrieben auff dem amt-hause Syka in der Graffschafft Jahr MDC. biß MDCC. Hoya. Jngleichem einige briefe an sein weib und kinder/ die in der Paßions-schule p. 91. u. f. stehen. Jn dem schreiben an seine frau Mar- Und sein verhalten dabey. garetham setzet er unter andern: weil ich euch um CHristi willen hassen und verlassen muß/ ja auch mein eigen leben/ Luc. XVII. 33. also muͤst und wollet ihr auch thun/ sonst seyd ihr euers HErrn JEsu nicht werth/ weil denn auch die probe und be- waͤhrung der wahren Christen an uns kommen ist/ so wollen wir uns dem auch darstellen zum feuer und schwerd/ zum blut und tod/ daß uns gar nichts uͤber- all scheiden soll von der liebe GOTTes. Und p. 96. gedencket er/ daß er als ein uͤbelthaͤter ohne einige vorangezeigte ursache ploͤtzlich und gantz unversehens weggeschaffet worden. Lobet dabey die treue und reine liebe seines weibes/ mit welcheꝛ er 26. jahr in armuth und elend von der zeit seines Boͤhmischen exilii gelebet haͤtte. 22. Jm brieffe an seinen aͤltesten sohn Jsrael p. 110. und 138. erwehnet er/ daß dieser auch mit ihm gefangen sitze/ uñ noch 4. andere soͤhne/ nen- net auch 4. wittwen/ und andere seine freunde/ welche bey ihm zu Bederkesa bey Bremen ge- wohnet haͤtten/ allwo er selbst auch 17. jahr gelebet. hernach p. 136. klagt er uͤber den Super- intendent en/ daß er ihn bey seiner gefangen- schafft nur immer verhoͤnet und verspottet haͤt- te. Noch zuvor in den paralogismis p. 10. er- zehlet er/ wie er auch von den Reformirten mit weib und kindern um der wahrheit willen ver- trieben und auffs neue ein exulante worden. Von denen folgenden umstaͤnden und dieses mannes absterben finde ich dißmal nichts wei- ter zu berichten. Das VI. Capitel. Von Cornhert en/ Coolhaes en/ Herberts, Stevarto, Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederlaͤndern. §. 1. E He wir in der historie derer andern so genanten ketzer in Teutschland weiter gehen/ wollen wir noch zuvor einige personen aufffuͤhren/ welche unter denen Refor- mirten/ und sonderlich in denen Niederlanden/ mit denen ordentlichen Theologis streit bekom- men haben. Darunter findet sich zu erst ein Hollaͤnder namens Dirck Volckertsz Corn- herts oder teutsch Dieterich Volckhart Cornhertz/ von welchen etwas ausfuͤhrlicher zu sagen ist/ weil seine schrifften bey uns wenig Cornhert s leben. oder nicht bekant sind. Sein leben wird im anfang des ersten Tomi seiner Operum also be- schrieben. Er ist geboren zu Amsterdam anno 1522/ in seiner jugend ein Hoffmeister bey ei- nemherꝛn von Brederode gewesen/ und hat sich hernach zu Harlem niedergelassen/ da er das Studi a . kupfferstechen und aͤtzen gelernet. Er hat aber auch/ weil er einen trefflich geschickten kopff ge- habt in aller hand schrifften und sachen die weiß- heit gesuchet/ zu welchem ende er auch erst im 30. jahr seiues alters die Lateinische sprache ge- lernet/ damit er die Patres und andere buͤcher verstehen koͤnte. Dabey hat er sich in sehr vie- len andern kuͤnsten und wissenschafften perfe. ctioni rt/ und ist seines sonderbaren verstandes wegen so bekant und beliebtworden/ daß er an- no 1561. Notarius und anno 62. Secretarius bey Aemter. der stadt Harlem worden/ da er denn bey den damaligen troubl en in Holland sehr offte an den Printzen von Oranien geschicket worden/ und vor die freyheit des landes treulich gearbei- tet hat. 2. Hieruͤber ist er von den feinden der Hol- Streit uͤber der freyheit. laͤndischen fꝛey heit von Harlem gefaͤnglich nach dem Haag gefuͤhret und daselbst mit gefahr sei- nes Lebens lange gehalten worden. Nach dem er sich aber wol verantwortet gehabt/ ist er wie- der loß gekommen/ doch weil man ihm weiter nachgestellet hat/ gedrungen worden/ sich aus dem lande zu machen/ da er denn ins Clevische gezogen/ und sich und die seinigen mit kupfer- stechen ernehret. Nachdem aber anno 1572. die Hollaͤnder sich von der Spanischen tyranney entlediget/ ist er wiederum zuruͤck kommen/ und bey den Herꝛn Staaten Secretarius worden. Al- lein weil er seiner auffrichtigkeit nach dem muth- willen des Grafen von Lume und seiner solda- ten sich wiedersetzte/ muste er sich abermal vor ihrer gewalt nach Emden retirir en/ von dar er doch bald wieder nach Harlem kam/ und sich A. K. H. Dritter Theil. H 2 des Th. III. C. VI. Von Cornhert en/ Coolhaes en/ Herbert s Stevarto, Jahr MDC. biß MDCC. des landes freyheit uͤberall treulich annahm. Womit er denn/ und weil er auch die freyheit der gewissen wider die herꝛschafft der Reformir- Und uͤber dem ge- wissens- zwang. t en Prediger daselbst behauptete/ viel feind- schafft auff sich lud/ und mit einigen hefftigen eifferern/ wie der auctor seiner lebens-beschrei- bung redet/ in streit gerieth daruͤber er auch mit einwilligung Printz Wilhelms von Oranien und der Staden zu Leyden in die Academia und zum Haag in dem hofe zweymal mit denen Prædicant en oͤffentlich und gantz allein dispu- tir et hat. Und damit er seine sache desto besser entfuͤhren konte/ zog er gar mit seiner famili e nach dem Haag/ gab unterschtedliche schrifften so wol an die Staaten als die Prediger und an den synodum zu Goude ein/ worinnen er theils viel irꝛthuͤmer in dem Heidelbergischen Cate- chismo anzeigte/ theils/ wie der auctor p. 4. schreibet/ die politiquen den Papistischen/ Lu- therischen und Calvinischen Clerisey entdeckte/ und sondeꝛlich die confusion des geistlichen und weltlichen regiments. Erlittene verfol- gung des- wegen. 3. Deswegen wurde er nun auff den can- tzeln und sonsten sehr blamir et und gescholten/ und bey sehr vielen verhasst gemacht. Wie- wol er dabey sich sehr klug/ standhafftig und auffrichtig aufffuͤhrte. Die Prediger brach- tens dahin/ daß seine schrifft wieder den Hei- delbergischen catechismum confiscir et wurde/ wie auch seine andeꝛn schrifften/ darinnen er son- derlich denen reformirt en wegen des absoluti decreti und der erb-suͤnde widersprochen hatte. Es geschahe aber/ daß Jacobo Arminio damals Predigern in Amsterdam von dem Consistorio auffgetragen wurde/ Cornherts schrifften zu widerlegen. Welcher denn durch dieselbe so uͤberzeuget wurde/ daß er hernach mit eben den gruͤnden Cornherts wieder die Reformirt en ausbrach. Dieser aber fuhr indessen fort die freyheit der gewissen und die freyheit zu weissa- gen/ oder zu lehren wider die Clerisey zu be- haupten/ ungeachtet die Prædicant en hefftig dawider stritten. Er hat seine zeit hernach guten theils mit schreiben zugebracht/ und ist endlich anno 1590. verstorben im 68. jahr seines alters/ uñ ist zu Goude, allwo er zuletzt gewohnet/ begra- ben worden. Sein Epitaphium ist folgendes: Nu rust diens lust, en vreught was deught, en’t waer hoe swaer ’took viel. Noch sticht siin dicht gheschriif. maer’t liif, hier bleeft God heeft de ziel. Urtheile von Corn- hert en. 4. So viel aber nun die naͤhern umstaͤnde von diesem mann betrifft/ wollen wir zufoͤrderst die judicia einiger scribent en von ihm anmer- cken/ welche dann nachdem etwan diese passio- ni rt gewesen/ auch unterschiedlich von ihm ge- fallen. Der beruͤhmte Gisbertus Voëtius, der sonst nicht mit ihm zu frieden ist/ lobet sie doch in seiner Politia Ecclesiastica, daß er Lipsium in seinen schrifften also in die enge getrieben/ daß er sich von denen Papistischen und Heidnisch- Machiavelli schen betruͤgereyen nicht entschul- digen koͤnnen L. IV. p. l. cap. 3. p. 433. Seyle- rus im Anabaptist. larvato p. I. cap. V. p. 98. schreibet: Er sey ein mann zwar von et- was geistes gewesen/ aber auch ein ertz- haͤsser und feind des Predigamts. Der auctor seines lebenslauffs schreibet p. 5. daß die Jahr MDC. biß MDCC. haͤrtesten critici unter den Reformierten eben mit ihren verlaͤumdungen ihn nur gelobet/ und seine bekaͤntnisse eben damit als lehren des H. Geistes/ die mit der schrifft uͤberein kaͤmen/ er- klaͤrt haͤtten. Dabey er auch eine schrifft anzie- het/ Remonstrants contra discours tot scherm van de afgesonderte remonstrantsche vergaa- deringen anno 1621. p. 21. Jngleichen alle- gir et er aus Isaaci Pontani Historia de statu \& rebus urbis Amstelod. L. XI. c. 28. der Corn- hert en als einen gelehrten und beruͤhm- Lobspruͤ- che von ihm. ten mann daselbst gelobet/ sonderlich daß er die Griechische und Lateinische sprache gruͤndlich verstanden/ und viel auctores sehr accurat uͤbersetzet habe. Jn- gleichen daß er heꝛnach in 8 Theologi e de- nen Theolog en viel zu schaffen gemacht/ und daß alle frommen aus seinen schriff- ten sehen koͤnten/ wie er allerdings der gottseligkeit und wahrheit nachgespuͤ- ret/ und ihm dieses zu hertzen gegangen waͤre. 5. Lipsius hat auch anfaͤnglich dessen Ethi- cam in einem brieff anno 1587. gar sehr geruͤh- met/ auch noch anno 91. betauert/ daß er et- was hefftiger wieder Cornhert en geschrieben. Hugo Grotius urtheilet gleichfals von ihm in einem schreiben anno 1629. daß er Cornhert s arbeit zum hoͤchsten æstimir e/ weil er die sachen wieder die Clerisey gruͤndlich ver- standen/ und die leute von dem zaͤncki- schen disputir en auff die praxin der Christ- lichen Religion gewiesen. Dahero sei- ne schrifften wegen seines klugen ver- standes sehr nuͤtzlich waͤren. Johannes Angelius Werdenhagen gedencket auch seiner in dem Appendice Psychologiæ p. 549. als eines mannes von einem hoch verstaͤndigen geiste in Goͤttlichen dingen/ der nicht nur herrliche buͤcher von der wahren lie- be CHristi und einem Goͤttlichen leben geschrieben/ sondern auch Lipsio und an- dern wegen des gewissen-zwangs sich muthig entgegen gesetzet/ und ihnen nebst den andern eiteln liebhabern der Heidnischen buͤcher und redens-arten bewiesen/ was sie in die Christenheit vor greuel eingefuͤhrt unter dem schein eines heuchlerischen geschwaͤtzes. Sei- ne schrifften waͤren auch sehr werth zu- lesen/ wuͤrden aber auff allerhand art unterdruckt. Welches judicium auch Ot- tius in Annalibus Anabaptist. p. 247. wiederho- let hat. 6. Was hier von unterdruckung seiner schrifften stehet/ davon hat sich auch Hornbe- ckius ziemlich herausgelassen/ wenn er in der summa controversiarum Lib. VI. p. 469. setzet: Es duͤrffte Cornhert s buͤcher niemand so Seine schrifften. hoch achten/ daß er sie kauffen oder lesen wolte/ weil er nur das geld/ die zeit/ und fleiß vergeblich anwenden wuͤrde. Es sind abe seineꝛ opera erstlich eintzeln/ hernach alle zusammen in Amsterdam in Hollaͤndischer sprache anno 1630. in 3. grossen foliant en her- ausgekommen/ davon ich nur zur probe die tractat en im ersten und andern Tomo hier nach ihren titul n benennen will. Jm er- Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederlaͤndern. Jahr MDC. biß MDCC. Jm ersten Theil: Tractat von Gott aus lauter Schrifft worten. Von CHristo. Von dem H. Geist. Vom glauben. Von der wahrheit. Von der hoffnung. Von der busse. Von der liebe. Hertz-spiegel Goͤttlicher Schrifften. Probier-stein der neuen lehrer. Unterscheid zwischen wahrer und falscher lehre. Von der wahrheit/ ob man sie duͤrffe wissen. Ob die wahrheit frey mache. Ursachen und mittel von des menschen selig- keit und verdammniß. Von der Unwissenheit der menschen/ wie sie unschuldig oder schuldig sey. Daß das unverstaͤndige beharren der einige grund und ursache alles irꝛthums sey. Von dem unterscheid zwischen vermessenem urtheilen und bescheidenem untersuchen. Von der gebrechligkeit des natuͤrlichen flei- sches im menschen. Ob die seele oder der wille suͤndige. Von veraͤnderung des boͤsen willens in den guten bey dem menschen. Ob ein boͤser mit willen boͤß sey oder nicht. Daß der nicht gut werden koͤnne/ der boͤß bleiben will. Daß das absterben von dem boͤsen leicht fal- le oder nachlasse (das ist/ daß man leicht von dem absterben des alten menschen koͤnne ruͤck- faͤllig werden.) Leiter Jacobs oder stuffen der tugend. Von der wiedergeburth/ wie sie geschehe. Wie noͤthig es sey/ daß ein jeder mensch wis- se/ ob er glaubig sey oder nicht/ und von dem unterschied zwischen dem wahren und falschen glauben. Untersuchung/ zu verstehen/ ob man todt oder lebendig sey. Kurtzer bericht von warnehmung der gedan- cken. Eine taffel von der glaͤubigen gerecht-wer- dung in CHristo JEsu. Unterweisung von dem rechten gebet aus Goͤttlicher Schrifft. Von wahrer unterthaͤnigkeit der Christen. Daß GOttes gebote leicht und wol zu ver- stehen seyn. Daß des teuffels gesetz schwer und eine last sey. Wahrhafftiger ablaß von suͤnden. Sitten-kunst oder eine kunst wol zuleben. Consistorium, handelnd von der Admini- stration des Nachtmals/ daß sie noch nicht ge- schehen koͤnne. Gespraͤch mit der wasserlaͤndischen gemeine. Kurtze beschreibung von truͤbsal und traurig- keit. Probe von guter ruhe des gemuͤths. Von der aussendung oder dem beruff. Ob ein Christ das Obrigkeitliche amt bedie- nen moͤge. Von dem baum des lebens. Wahrer ablaß von suͤnden zwischen JEsu und der Samariterin. Paradoxa von der staͤrcke des leibes. Eroͤffnung des grundes der wasserlaͤndischen Jahr MDC. biß MDCC. kirchen/ und von ihrem bann. Unterschiedene gespraͤche oder der andere theil des gartens. Gefang oder klage uͤber dem mißbrauch des Abendmahls. Urtheile von der gemeinen lehre des landes. Ein gespraͤch eines Edelmanns/ eines grauen Moͤnchs und eines Lutheraners von dem ange- fangenen gewissens-zwang in Holland. Daß man gegen seine suͤndliche luͤste zu strei- ten haben moͤge/ und nichts desto minder ein wahrhafftiger Christ seyn koͤnne. Eine Tragi-comœdia von den 10. jung- frauen. Schule der tugenden. Bedencken/ ob die Roͤmische kirche besser sey als die Reformirte. Anderer und kurtzer beweiß von dieser mate- ri e. Lieder-buch verbessert und vermehrt. XV. gedichte von des menschen innerlicher und aͤusserlicher nothdurfft. Was vor handthierung nuͤtzlich sey den kin- dern zu lehren. Von den neuen ze itungen. Und zuletzt Einige schrifften/ den Hollaͤndischen Staat betreffend. Jm andern theil. Synodus in zwey theilen. Process von hinrichtung der ketzer/ in 2. thei- len. Wurtzel der Niederlaͤndischen kriege. Remonstran tz vom leiden. Justification vom leiden. Beschreibung vom gewissen. Pruͤfung des Heydelbergischen Catechismi. Jrꝛthuͤmer des Catechisini. Von kauffleuten. Himmlisches werck. Von der erb-suͤnde/ erb-schuld/ erb-straf- fe. Eine untersuchung von fremder suͤnde/ schul- de und straffe. Von zulassung und befehl GOttes. Augen-wasser. Reise-gespraͤche. Nachdencken uͤber das 4te capitel an die Roͤmer. 7. Jn diesen und andern seinen wercken hat er sich durchgehends auf die klaren worte Hei- liger Schrifft beruffen/ und im dritten theil sei- ner Operum in dem Gespraͤch von verminde- rung der Sect en folgende gedancken und an- schlaͤge vorgebracht. Eine Christliche Sein sinn von der H. Schrifft. Obrigkeit solte dahin sehen/ daß allein die Heilige Schrifft/ als welche von al- len irrthuͤmern/ unreinigkeiten und aus- schweiffungen frey sey/ beybehalten/ hin- gegen die menschlichen schrifften/ glos- sen und lehren derselben nachgesetzet und abgethan wuͤrden. Dahero so lan- ge die Gemeinen in der lehre nicht einig waͤren/ die Obrigkeit zu bitten sey/ daß sie unterdessen allen Predigern auferleg- te/ dem volck nichts anders zu sagen/ zu lehren/ und vorzulesen/ als die klaren worte der Schrifft ohne einigen zusatz oder veraͤnderung/ wie es im Alten und Neuen Testament zu geschehen pflegen; H 3 auf Th. III. C. VI. Von Cornhert en/ Coolhaes en/ Herbert s/ Stevarto, Jahr MDC. biß MDCC. auf diese weise wuͤrden die Sect en ver- schwinden. Auch solte man dem volcke auferlegen/ daß sie alle auslegungen der Schrifft abschafften/ und allein die Bi- bel behielten/ und fleißig handelten. 8. Und aus dieser fleißigen untersuchung Goͤttliches worts mag er auch so wol den wahren grund der Christlichen religion als den zustand derer Gemeinen in allen partheyen ziemlich erkannt haben; wovon er hin und wieder gar deutlich und aufrichtig geschrieben Bekaͤnkniß von der Reformir- ten kir- chen. hat. Hornbeckius beschweret sich am gedach- ten ort pag. 469. uͤber ihn/ daß er die Refor- mir te Kirche nicht vor richtig erkennen wol- len. Und zwar aus dem ersten theil seiner O- perum pag. 484. u. f. Daselbsten beweiset er auch ferner/ daß die Papistische Kirche besser sey als die Reformir te, welches er auch ferner pag. 486. erlaͤutert/ daß er nemlich darunter die Genffische oder Calvinische Gemeinen mit gemeinet habe/ weil diese in dem punct von der Gnaden-Wahl/ Rechtfertigung/ Beruf- fung/ und derer Ketzer hinrichtung das volck Und der- selbem elenden zustand. irrig lehreten. Wobey er denn sonderlich Cal- vini und Bezæ elende Gruͤnde entdecket/ da sie so wol die stifftung als das wesen und die kennzeichen der Kirchen in aͤusserlichen dingen gesuchet/ als da Beza den Goͤttlichen beruff Lutheri und Zvvinglii daraus beweisen wol- len/ weil jener ein Doctor, dieser ein Pastor gewesen. Item da Calvinus in seinen Institu- tionibus die kennzeichen der wahren Kirche in reiner lehre und rechtem gebrauch der Sacra- men ten gesetzet. Uberhaupt aber gehet er dar- auf/ daß die unsichtbare Kirche dennoch auch vor Lutheri zeiten in der gantzen welt/ und al- so nicht allein in Lutheri oder Calvini neu- aufgerichteten Gemeinen zu suchen gewesen. Von de- nen par- theyen oder secten. 9. Jm dritten theil seiner Operum hat er auch in einem eigenen buͤchlein/ Abbildung einer unpartheyischen Kirchen genannt/ sehr nachdruͤcklich erwiesen/ daß einer wol ein wahrer Christ seyn koͤnne/ wenn er sich gleich nicht zu einer sichtbaren Kirchen halte. Jngleichen daß es zwar schwer sey/ ausserhalb einer sichtbaren Gemeine zu leben/ biß GOtt die Kirche wiederum reinigte/ daß es aber gleichwol auch noͤthig sey um der schwachen willen/ die ohne eine aͤusserliche form noch nicht seyn koͤnnen/ und dahero sich leichtlich an eine Scct e haͤngen moͤchten/ einige Gemeine zu sam̃- len. Unterdessen ob wol die gantze Kirche al- so verfallen sey/ sey doch noch kein offenbarer befehl da/ sie wieder zu reformi ren. Seine ei- gene worte sind allzu weitlaͤufftig/ daß ich nur seinen sinn kuͤrtzlich ausdruͤcken koͤnnen. Aus diesem grunde aber hat er auch behauptet/ daß das Abendmahl bey solchem zustand der Ge- meinen noch nicht recht gehandelt werden Vom Abend- mahl/ ob es zu gebrau- chen. koͤnne. Jm ersten theil seiner wercke pag. 354. u. f. stehet em gantzer Tractat hievon unter dem titul Consistorium, da er in der Vorrede also schreibet: Wir prangen sonderlich vor andern mit dem rechten Gebrauch des Nachtmahls/ und schaͤmen uns doch nicht/ daß wir desselben krafft oͤffentlich verlaͤugnen/ nemlich Friede/ Eintracht und Liebe. Zu Anweisung dergleichen aͤrgerlichen gebrechen/ zu verminderung solcher feindseligen zwistigkeiten/ die dar- Jahr MDC. biß MDCC. aus entstehen/ und zu vermehrung der seligen Liebe/ kraͤfftigen Eintracht/ und Christlichen Friedens habe ich hier et- was aufgesetzet/ dem Leser zu dienst. 10. Jn dem Tract at selber fuͤhret er einen Prediger und sich redend ein/ und spricht: Er gehe weder bey den Papisten/ noch Reformir-„ Und war- um es auffzu- schieben. ten/ noch Lutheranern zum Abendmahl/ und“ zwar nicht aus verachtung/ welches Gott wis-“ se/ sondern weil er erstlich nicht gewiß wisse/“ welche von allen sichtbaren die wahre Kir-“ che sey/ und daher auch/ bey welcher der rech-“ te gebrauch des Abendmahls stehe. Zum an-“ dern/ weil es eine suͤndliche vermessenheit waͤ-“ re/ sich so blindlings zum Nachtmahl zu be-“ geben/ und dadurch sich einer Gemeine theil-“ hafftig zu machen/ zumal eine iede den ge-“ brauch der Sacramen ten vor das vornehmste“ kennzeichen setzt. Zum dritten/ weil das wah-“ re kennzeichen der Kirchen/ nemlich die Liebe/“ Joh. XIII. 35. bey allen diesen Kirchen nicht“ zu finden/ indem sie alle die jenigen/ welche sie“ vor irrig halten/ mit haß und thranney von“ sich treiben/ ja an statt/ daß man ihre gaben“ geniessen solte/ sie in unweisem eiffer noch in“ der zeit der gnaden des lebens beraubten. Da“ doch solche Lehrer selbst nicht wolten/ daß sie“ von andern in unverstand also tracti ret wuͤr-“ den. Weil nun unter allen Sect en gleichwol“ noch aufrichtige/ unschuldige Laͤmmer Christi“ zu finden/ welche die sectiri schen namen/ der“ Papisten/ Reformirten/ Calvinisten/ Wie-“ dertaͤuffer nicht trennen/ noch von der allge-“ meinen wahren Kirchen absondern koͤnten/“ hingegen auch unter allen diesen Sect en so viel“ falsche Christen lebten; so koͤnte ihn nie-“ mand verdencken/ daß er bey keiner sichtba-“ ren Gemeine des Abendmahls sich gebrau-“ che/ weil eine die andere als antichristisch/ sa-“ tanisch und gottloß verdam̃e und ausstiesse.“ Worauf er ferner sehr herrlich und gruͤnd-“ lich so wol von dem streit uͤber dem Nacht-“ mahl zwischen Lutheranern und Reformir-“ ten/ als von dessen rechtem gebrauch und viel“ andern dergleichen materi en handelt/ pag. “ 358. u. f.„ 11. Aus diesem kan man nun ferner leicht gedencken/ was er von dem zustand der Cleri- sey/ auch unter den Protestan ten/ bekant habe. Seine Anklaͤger beschweren sich/ daß er die Zeugniß von der Clerisey. grossen maͤnner/ Calvinum, Bezam, Danæ- um, Saraviam und andere Lehrer unver- schaͤmt getadelt ( vid. Hornbeckius l. c. pag. 468.) daß er unter allen Prediger-feinden und Tadlern der vornehmste billig zu neñen sey. ( Voëtius l. c. l. 2. Tr. l. c. l. p. 219) Er hat aber in dem Tractat Probierstein der wahren Lehrer und sonst uͤberall so wol die rechten kennzeichen und pflichten/ als auch das elend der gemeinen Prediger sehr deutlich vor augen gelegt/ und zwar zu dem ende/ wie er alsbald im titul pag. 45. setzet: Damit die einfaͤltigen hertzen in diesem verwirrten labyr inth gegenwaͤrtiger Sect en/ die da- ruͤber irrig und zerstreuet worden/ sich nicht verleiten uñ verfuͤhren liessen. Jnson- Von ihrer hersch- sucht und infallibili- taͤt. derheit aber hat er die angemaste unbetrieg- lichkeit/ herrschafft uͤber die Gewissen/ und ty- ranney der Clerisey freymuͤthig entdecket/ auch damit Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederlaͤndern. Jahr MDC. biß MDCC. damit/ wie leicht zu erachten grosse feindschafft verdienet. Wie denn in der vorrede uͤber seine opera gedacht wird/ daß er diejenigen mu- thig angegriffen/ die sich zu meistern uͤ- ber eines andern glaubẽ machen wollen/ und die kirche CHristi an ihre meinun- gen/ sect en und versammlungen binden/ und diejenigen/ so etwa in einigen din- gen irren/ zur stund als ketzer und un- glaubige verdammen und ausruffen. Jmgleichen diejenigen/ welche die gan- tze gottseligkeit in aͤusserlichen kirchen- gebraͤuchen und ceremoni en stellen. 12. Dieses hat er nun mehr als zu nach- druͤcklich in seinen schrifften gethan/ und ab- sonderlich in dem gespraͤch von dem ange- fangenen gewissens-zwang in Holland. To. I. Oper. p. 469. u. f. so er anno 1579. ge- Gewis- sens- zwang un- ter den Reformir- ten. schrieben/ woraus man sehen kan/ daß die Re- formirten/ so bald sie etwa wo die oberhand be- kommen/ ofte eben so arg als die von ihnen aus- getriebene Papisten wieder die gewissen tyran- nisirt haben/ welches anderswo mit mehrern exempeln bestaͤtiget wird. Jn diesem gespraͤch aber fuͤhret er sich mit einem andern redend ein: darf ich die wahrheit sagen/ so sage ich/ daß die Staaten von Holland den ge- wissens-zwang anheben/ und zwar an mir selbst. Verbieten sie mir nicht bey bann und gefaͤngniß/ daß ich die Delphi- schen Prædicant en weder in schrifften noch sonst ihrer irrthuͤmer uͤberzeugen darff? —— Da doch unser gewissen nicht auff unsere meinungen/ sondern auf Got- tes wortgebauet seyn soll/ wenn es rich- tig ist. Es ist mir ja in der Schrifft be- fohlen/ meinen bruder/ den ich irren sehe/ zu bestraffen und zu bekehren/ wenn ich vermag. Hierinne ist mein gewissen auff die H. Schrifft gegruͤndet/ die Obrigkeit aber hat keinen befehl in H. Schrifft/ jemand daruͤber zu straffen/ was ihm GOtt befohlen hat. Jac. V. 19. 20, Prov. XXIV. 11. Und da ihm der andere ent- gegen setzt/ die Obrigkeit muͤsse dicjenigen alle straffen/ die den aͤusserlichen kirchen-frieden stoͤr- ten/ so antwortet er: Es giebt aber auch falschen frieden/ welchen zu verstoͤren es heilig und nuͤtzlich ist/ welchen alle Propheten allezeit verstoͤret haben/ 1. Paral. XVIII. 17. 18. Esa. XXXIIX. 17. Jer. XLIV. 18. und CHristus selbst/ Matth. X. 34. 35. — Uber diß saget mir/ sind die Prædicant en menschen oder Goͤtter? Soll man/ wie die Catholikẽ von ihrem Pabst/ halten/ daß eure Prediger nicht irren moͤgen? Jrren sie aber/ so muͤssen sie sichs auch lieb seyn lassen/ wenn sie ihrer irꝛthuͤmer erloͤst und davon befreyet weꝛ- den. Warum nehmen sie aber meine vermahnung so gar boͤßlich und feindse- lig auf/ und ziehen die Herren von Staa- ten selber dazu? Und wie er daselbst diese materi e weitlaͤuftig ausfuͤhret/ wie auch die frage vom tractament der irrigen/ wozu er son- derlich wieder Calvinum seine eigene worte an- fuͤhret Cäp. V. instructionis adversus liberti- nos: Nulla est alia in evellendis impiis sectis \& hæresibus apta ratio, quam si puræ DEI veritati locus detur. 13. Noch ausfuͤhrlicher hat er diese sache Jahr MDC. biß MDCC. von freyheit der gewissen in dem andern Tomo im ersten und andern Tractat sehr weißlich er- wiesen/ deren summe auff dem titul in diesen artigen Hollaͤndischen versen begriffen ist. Vertoont de kloeckeydt, de middelen, de weghen, Waer door d’ ouden listeliick hebben ver- kreghen, Ende Jonghen bejaghen met diligentie De Heerschappye over’t Volcx conscientie. De groote schiin-deught, daer met d’ Ouden hebben bekloeckt Ender Jonghen onriipheydt nu botteliicken Zoeckt Der conscientien toom, om des kokens voordeel, Tor bedwang vand’ overheydts betooverde oordeel. Jn der vorrede an die Gottfuͤrchtigen/ unpar- theyischen und verstaͤndigen kirchen-diener in den Niederlanden setzet er abermal gantz frey- muͤthig: Gleichwie ich glaube/ daß un- Tyranney und boß- heit. ter den euren so wol gemeinen leuten als lehrern seyn/ die mit gantzem hertzen GOttes ehre uͤber alle dinge und der menschen seligkeit als ihre eigene vor au- gen haben: Also glaube ich/ daß ihrer eben so wenig unter euch seyn/ als man wenig gold ohne schaum findet. So fuͤhren auch nicht allezeit/ sonderlich in diesen alleraͤrgsten zeiten/ die besten das Regiment. Die boͤsen haben bey den grossen unter einem frommen schein cre- dit und ansehen: Dahero muͤssen alle fromme liebhaber der wahrheit viel angst/ noth und gefahr ausstehen. Die- weil sie um der verfuͤhrten menschen nu- tzens willen solcher heuchler mißhand- lungen bestraffen/ ihr grosses ansehen verringern/ und ihre weltliche ruhe stoͤ- ren/ so folget nichts anders als tod- feindschafft und calumni en/ und dieses habe ich auch an mir erfahren. 14. Jn dem tractat selber aber hat er fol- gende materi en sehr artig ausgefuͤhrt: Ob die Vom ur- theil und richter in glaubens- sachen. sichtbare kirche in glaubens sachenirren koͤnne oder nicht/ was von dem beweiß mit dem alterthum/ gewohnheiten und tradition enzu halten sey/ von einse- tzungen und ceremoni en ausser der schrifft/ ob man den schrifften der er vaͤ- ter glauben soll. Was die concilia und die gemeinen meinungen beweisen oder nicht. Jngleichen von dem beweiß aus exempeln der kirchen-historie/ und aus den Heidnischen schrifften von denen die jederman urtheilen/ aber selbst kein ur- theil leiden wollen. Bey wem das ur- theil von der lehre stehe. Ferner im an- dern tractat: Ob das urtheilen von ketze- reyen der kirchlichen oder weltlichen Obꝛigkeit zukomme. Von der freyheit der gewissen so wol im glauben als le- ben/ und ob man allein das exercitium der wahren Religion und sonst keines zulas- sen wolle nach dem urtheil der weltli- Vom tra- ctament der ketzer. chen Obrigkeit. Von denen welche die lehre tadeln oder den aͤusserlichen kir- chen- Th. III. C. VI. Von Cornhert en/ Coolhaes en/ Herbert s/ Stevarto, Jahr MDC. biß MDCC. chen-frieden durch wiederspruch stoͤh- ren und von derselben straffe. Von de- nen die anders als die kirche lehren/ und ob man dieselben mit dem tod straffen solle. Ob man gegen die/ so anders lehren/ disputir en solle oder nicht. Von dem buͤcherschreiben/ ausgeben/ drucken und verkauffen/ haben und lesen. Vom urtheil uͤber andere/ die man noch nicht gehoͤrt. Ob es schrifftmaͤssig sey daß die Lehrer zu beschuͤtzung ihrer lehre die Obrigkeit zu huͤlffruffen. Von dem schelten wieder die barmhertzigkeit/ und lob der strengigkeit/ und anstifften zum blutvergiessen in glaubens-sachen. Ob es recht sey/ daß die Lehrer der welt- lichen Obrigkeit weiß machen/ als wenn sie schuldig sey/ einige menschen in glau- bens-sachen umzubringen. 15. Diese mattri e von peinlichen gerichten wider die ketzer hat er in dem folgenden tractat selbiges theils wider Justum Lipsium sehr weit- laͤufftig von p. 44. biß 174. deduci rt/ und zwar so wol aus Goͤttlichen als menschlichen rechten/ zeugnissen und gruͤnden/ so/ daß seine feinde selbst bekennen muͤssen/ er habe Lipsium voͤllig eingetrieben/ wie wir oben aus Voëtio gehoͤret. Weil das buch gar zu weitlaͤufftig ist/ und der inhalt selbsten viel bogen ausmachen wuͤrde/ muß ich es dismal vorbey gehen. Wiewol es wehrt ist/ daß es auch in andern Nation en kund werde. Dieses ist ein vor allemal zu mercken/ daß die sache der gewissens-freyheit sein haupt- zweck in allen schrifften gewesen/ und zwar nicht allein/ daß er die unbefugte herꝛschafft der fal- schen lehrer verworffen/ sondern auch unter de- nen die etwas bessers erkant haͤtten/ solche frey- Von frey- heit der glaͤubigen. heit vor noͤthig erachtet hat. Zu welchem ende er auch bey dem vorschlag/ wenn einige sich bey dem verderb aller sect en zusammen halten wol- tẽ/ ausdruͤcklich bedinget/ daß es alles in solcher freyheit geschehen muͤsse/ da niemand sich an- massete und ausgaͤbe/ als waͤre er von GOtt ge- sandt entweder zu lehren/ oder die sacramenta zu handeln/ sondern daß dieses alles frey/ und um der schwachen willen ohne zwang und noth blie- be. Und dahero findet man in seinem dritten Tomo in dem buͤchlein wieder Danæum, Smeg- ma genant/ allezeit diese worte zum beschluß: Was braucht der eines bandes/ der frey leben kan? Wat behoeft hy bant, die onge- banden leven kan. Und solcher bekaͤntnis wegen/ welche den grund der Clericali schen herꝛschafft uͤbern hauffen geworffen/ hat man sich uͤber ihn beschweret/ daß er ein rechter Libertin er gewe- Liberti- nismus. sen/ und den kern vom Libertinismo den leuten eingepraͤget habe/ wie Hornbeckius l. c. p. 471. klaget. item, daß er gehoffet/ es wuͤrden noch vor dem juͤngsten tag maͤnner auffstehen/ die den Aposteln gleich seyn wuͤrden/ und eine rechte kirche CHristi sammlen. Vid. Seylerus l. c. 16. Es ist aber dieses sonderlich an dem mann loͤblich gewesen/ daß er gleichwol vor sich selbst keine neue sect e angefangen/ sondern eben solchen sectiri schen spaltungen spinnenfeind ge- wesen. Deswegen man auch im dritten tomo Von de- nen sect en. einen gantzen tractat von verminderung der sect en findet. Es haben auch die Reformir- ten prediger und darunter Hornbeckius l. c. selbst diesen seinen sinn nicht tadeln koͤnnen/ daß Jahr MDC. biß MDCC. er die sect en durch das wahre Christenthum ver- einigen/ und sie alle zur H. Schrifft alleinifuͤh- ren wollen: nur daß sie vor unertraͤglich halten/ wenn er ihre kirche auch unter die sect en gerechnet/ und eine so gut als die ande- re gehalten/ das ordentliche Ministerium samt dessen auctorit aͤt und gewalt bestuͤꝛ- met und mit fuͤssen getreten haͤtte. Und eben davon schreibet auch der vorredner uͤber seine opera p. 8. Seine miß goͤnstige haͤtten ihn meist deßwegen angefeindet/ weil er sich in keine aͤusserliche kirche begeben/ auch selbst keine eige- ne auffgerichtet; davon er auch sehr offte selbst gesagt haͤtte: Es waͤren ja mehr als zu viel kirchen/ und waͤre noͤthiger sie ein- zureissen als neue zu bauen; und denn- noch waͤre keine wahre oder allgemeine freye kirche/ sondern lauter sectiri sche/ und ihre meisten stiffter und kirch-mei- ster waͤren ungesunde bauleute. Man haͤtte ihm auch daruͤber noch gesagt/ als wenn er die leute ohne aͤusserliche kirche gantz wild machen wolte/ welches aber falsch gewesen. 17. Jn diesem und dergleichen seinem vor- Wieder- spruch ge- gen ihn. haben haben ihm nun viel interessir te wieder- sprochen/ sonderlich die Prediger zu Delft in ei- nem tractat: Examen inauditi medii nuper edi- ti à Theodoro Volckert ad minuendas sectas \& partium studia. Delphis 1582. Jngleichen her- nach Lambertus Danæus, damals Professor zu Leyden/ wie Voëtius l. c. p. 219. gedencket. Es haben ihn auch seine wiedersacher mit allerhand ketzer-namen verhast und verdaͤchtig machen wollen/ wie er selbst in einem schreiben an die Commissarios T. II. p. 236. klaget/ daß sie ihn einen Pelagian er gescholten. Und p. 581. klagt Schmaͤh- worte und calumni- en. er uͤber gar viel calumni en/ die die Prediger wieder ihn ausgesprenget/ als wenn es das volck von der kirche ab und zum Atheismo fuͤh- ren wolte; item, daß er die Reformirte kirche deßwegen vor gebrechlich hielte/ damit er selbst eine auffrichten koͤnte; daß er auch bloß aus haß wieder den verstorbenen Calvinum alles ge- schrieben/ und denen Papisten damit einen ge- fallen thun/ wollen ꝛc. Dergleichen aufflagen man wieder ihn haͤuffig findet beym Oomio p. I. Theolog. pract. p. 606. Voëtio in Catechi- smo Remonstrantium p. 599. und in Politia Ecclesiast. l. c. allwo er ihn semi-paganum, se- mi-idiotam, semi-libertinum, und dergleichen tituli rt/ ungeacht so wol Voëtius selber als Pontanus und andere gelehrte dieses mannes gaben auffrichtig bekannt gehabt. Er hat Inquisiti- on und verja- gung. wuͤrcklich der Clerisey feindschafft erfahren muͤssen/ da diese nicht geruhet/ biß die Staaten und der Rath zu Delft anno 1577. 78. und 83. eine inquisition wider ihn angestellt/ und er aus der stadt Delft verjaget worden/ davon sei- ne Apologi e/ Haemscherm genant/ handelt. Vid. T. III. op. p. 144. 147. v. 434. conf. Voëtius l. c. L. IV. c. 1. p. 454. und p. 386. 416. Was er sonsten von seinen feinden wegen seiner auffrich- tigkeit und treue erlitten/ ist oben in seinem le- bens-lauff beruͤhret worden. 18. Jn gedachter vorrede uͤber Cornhert s Opera werden unterschiedliche andere personen genennet/ welche fast eben dergleichen um sel- bige zeit in Holland von der wahrheit gezeu- get/ Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederlaͤndern. Jahr MDC. biß MDCC. get/ nemlich Caspar Coolhaes, Herman, Her- berts, Cornelius Wiggers, welche gemeiniglich unter die halbe Libertin er oder freye geister ge- Coolhaes leben/ zehlet werden. Von dem ersten gedencket Sey- lerus in der Wiedertaͤufferischen Historie p. 99. daß er erstlich ein Moͤnch/ hernach Prediger in Leyden gewesen/ und um das jahr 1598. C orn hert en in der lehre durch aus nach gefolget sey. Er habe auch seine ketzerey damit sonderlich an Und be- schuldi- gungen. tag gegeben/ daß er Sebastian Franckens ver- antwortung ins Niederteutsch uͤbersetzet/ und zu Amsterdam drucken lassen/ womit er denn an- gezeigt/ wie hoch er diesen Enthusiast en hielte/ Vëtius in Politia P. II. L. 2. Tract. I. cap. I. p. 271. setzet ihn auch unter die Fautores der Eu- thusiast ischen und Libertini schen meinungen/ weil er nebens Franckens buͤchlein auch viel andere von solcher materia publici rt haͤtte. Er waͤre aber wegen seiner schaͤndlichen lehre end- lich von seinem dienst abgesetzet/ und darauff in bann gethan worden/ und weil er dawieder et- was geschrieben/ haͤtte der Hollaͤndische Syno- dus eine Historiam Apologeticam zu Dordrecht anno 1582. drucken lassen. Streit mit den Predi- gern. 19. Johannes Utenbogardus im dritten theil seiner kirchlichen historie p. 205. meldet uͤber diß nachfolgendes von ihm/ und zwar nach der wahrheit und den rechten umstaͤnden: Colhaes haͤtte anno 1579. mit seinen Collegen Petro Cornelis einen streit bekommen/ da er das urtheil des Consistorii und die plura vota nicht agnoscir en wollen. Er haͤtte auch seinen col- legen beschuldiget/ daß er auff die wahre in- nerliche Religion nichts achtete. Der Magi- strat zu Leyden haͤtte auch erkant/ daß Petrus Cornelis der Clerisey gar zu viel zueignete/ und haͤtte ihn deßwegen abgesetzet/ hernach aber auch Colhae sen suspendi rt/ biß zu austrag der sache. Es haͤtte auch der Rath zu Leyden da- eine schrifft publicirt, worinnen er geklaget/ und den Consisto- riis. daß das Consistorium alle Jura ecclesiastica zu sich risse/ und sich die macht gefangen zusetzen/ und geld-straffen auff zulegen/ auch die ketzer zu straffen anmaste/ wel- ches alles einer Spanischen inquisition aͤhnlich waͤre/ und fast niemand sicher seynliesse. Hierauff waͤre auch von Colha e - sen beschlossen worden und ihm aufferlegt/ daß er sich dem Synodo unterwerffen solte. Er sey dahero anno 1581. auf den Synodum zu Middelburg citiret worden/ habe aber densel- ben nicht als Richter agnosci ren wollen/ weil sie seine wider-part waͤren/ und sich inzwischen zur bekaͤntniß und verantwortung seiner lehre Verdam- mung und dann wi- der ihn. bereit erwiesen. Der Synodus habe seine buͤ- cher vor schaͤdlich und wider die kirche laͤsterlich erklaͤret/ und ihm befohlen/ alles abzubitten/ und sich dem Synodo zu unterwerffen. Er aber habe protesti rt und an einen synodum nationa- lem, wie auch an den Printzen und Staaten ap- pellirt, und indessen in neuen publicirt en schrif- ten uͤber die ungerechtigkeit und partheyligkeit des synodi geklagt; darauff haͤtte er fuͤr einer commission zum Haag erscheinẽ muͤssen/ allwo eꝛ sich denn vor schuldig erkant/ und seine buͤcher retracti rt/ als von welchë man aͤrgerniß genom- men. Man waͤre aber damit noch nicht zufrie- den gewesen/ sondern haͤtte beschlossen/ weil er groß aͤrgerniß gegeben/ so koͤnte ihn die kir- che zu Leyden verdammen/ wie sie wolte/ weil er sich vor schuldig und mit der kirche nicht ein- Jahr MDC. biß MDCC. stimmig bekant haͤtte; hierauf erzehlet er p. 214 wie der synodus zu Harlem ihn anno 1582. in bann gethan/ und wie er sich dennoch in schrif- ten dagegen defendir et habe. 20. Gedachter scribente mercket ferner p. Seine lehre. 215. an/ daß man in denen historien dieses mannes irꝛthuͤmer nicht beschrieben finde/ man koͤnne aber daraus schliessen/ daß er mit den Re- monstrant en einerley bekant haben muͤsse/ weil die Contra-Remonstrant en jenẽ vorgeworffen/ ihre meinungen waͤren schon an Colhaes en von einem synodo verdammet worden. Dahero auch Wilhelmus Baudartius seine historie oder memorien der denckwuͤrdigsten kirchen- und welt-geschichten von Niederland von diesem mañ angefangen habe/ uñ folgends geschriebë: Er haͤtte den kirchen-frieden gestoͤrt/ waͤre aus dem Pabsthum/ und haͤtte dem gemeinen volck viel gravamina wider die prediger weiß gemacht/ waͤre auch nach inhalt der Hollaͤndischen Confession und des Heydelbergischen Catechismi ver- worffen und abgesetzet worden. Uten- bogard citiret daselbst noch ein buͤchlein von ihm/ so zu Goude anno 1609. gedruckt. Nach- dencken uͤber die disputation von der Goͤtt- lichen prædestination und dergleichen mehr/ worin er die allgemeine liebe und barmhertzig- keit GOttes wider Calvini absolutum decre- tum sehr wol bewiesen habe. 21. Diesem setzet Voëtius am gedachten ort Hetbetti leben. Hermannum Herberts bey/ der auch erstlich ein Moͤnch gewesen. Hernach in Ober-teutsch- land Prediger worden/ von dar nach Dordrecht und von Dordrecht nach Goude beruffen. Der gedachte Utenbogard erzehlet p. 282. folgendes vom ihm. Er habe von anno 1586. an wider Strett und ver- werffung vom syno- do. die Hollaͤndische kirche uñ den Haagischen Syn- odum gestritten/ und ob gleich die disput en ei- ne weile beygelegt worden/ waͤren sie doch her- nach/ wiederum angegangen/ weil einer wider Herbert s buch geschriebẽ/ dahero dieser eine aus fuͤhrlichere declaration herausgegeben/ daruͤber unterschiedliche schrifften nach einandeꝛ gewech- selt worden. Endlich haͤtte ein particular-syn. odus zu Dordrecht anno 1596. Herberts buch verdammt/ und ihm den wiederruff aufferlegt. Er haͤtte sich aber daruͤber beschwert/ weil das urtheil bloß auff das angeben seiner feinde ge- sprochen waͤre. Man haͤtte ihm ferner anno 92. einen gewissen termin zur revocation anbe- raumet/ und widrigen falls ihn hart zu straffen gedrohet. Allein er haͤtte frey geantwortet. Die stoltzen setzen sich auff den stul GOt- Zengniß wider die Consisto- ria. tes ihn zu richten/ ob sie gleich denbind- und loͤse-schluͤssel von CHristo nicht em- pfangen haͤtten. Man haͤtte ihn hierauff noch dreymal erinnert/ er aber haͤtte an Fran- ciscum Lansbergium damals geschrieben/ wie er in allem mit der Reformirten kirche uͤberein- stim̃te/ ausgenommen die prædestination, und daß er die synodos einer Paͤbstlichen herrschafft beschuldige. Die Staaten habẽ hiebey vor rath- sam geachtet/ daß die Synodales etwas gelinder procedir en moͤchten/ und einigen andern com- mission gegeben/ mit Herbert en unterhandlung zu pflegen. Diese waͤre dem auctori (Uten- bogard en) und Lansbergio auffgetragen wor- A. K. H. Dritter Theil. J den/ Th. III. C. VI. Von Cornhert en/ Coolhaes en/ Herbert s/ Stevarto, Jahr MDC. biß MDCC. den/ gegen welche er sich sehr wol erklaͤret/ und da gleich die synodales auch die verdammung der gegensaͤtze von ihm gefodert/ waͤre doch alles endlich guͤtlich beygeleget worden/ anno Andere be- schuldi- gungen und schrifften. 1593. Hingegen aber will nun Voëtius l. c. versi- chern/ wiewol ohne den geringsten beweiß/ als wenn Hebert s in seinen schrifften/ David Joris und anderer Enthusiast en meinungen vorge- bracht haͤtte/ und beziehet sich auff einen com- mentarium historicum der Staaten von Hol- land/ der anno 1592. gedruckt worden. Er nennet daselbsten noch Herboldum Tombergi- um, der aus Oberteutschland auch dorthin ge- kommen und Hebert s colleg e worden waͤre/ der auch Sebastian Franckens buch in einer edition als erleuchtet und Gottesgelehrt gelo- bet/ und damit sich selbiger irꝛthuͤmer theilhaff- tig gemachet haͤtte. Wie sie denn auch beyde von Voëtio beschuldiget werden/ als haͤtten sie gelehret/ ein jeder koͤnne in seiner religion GOtt gefallen und selig werden. Polit. Eccles. p. 596. conf. ejusdem Catechis. Remonst. p. 264. Bibliothec. Theol. p. 553. it. Oomius l. c. p. 607. Dargegen versichert Petrus Poiret in seiner Epistel ad Auctorem Bibliothecæ Univers. §. 6. p. 500. daß Herberti schrifften recht guͤlden waͤren/ und daß die remonstrant en alles/ was sie zuerst gutes gehabt/ von ihm genommen. Wie wol die heutigen von diesem wunder mann und von ihrem eigenen ersten ursprung wenig wuͤsten und seine Goͤttliche schrifften und princi- pia verlassen oder gar bestritten haͤtten. Wer diese buͤcher hat oder in die haͤnde bekom̃t/ kan selbst nach sehen/ welche parthey recht habe: mir ist davon nichts vor augë kom̃en/ ohne was mir aus dessen verclaring over sekere articulen p. 26. com̃unicirt wordẽ: daer vom Heidelbergi- schen Catechismo dieses bekeñet: Jhr sprecht/ ihr haltet den Catechismum nicht vor eine menschliche oder menschen-lehre ꝛc. Antwort: ihr muͤsset ja gleichwol be- kennen/ daß es menschen gewesen seyn/ die da irren und fehlen konten/ welche denselben zusam̃en getragen haben. Die- ses beweister aus Petri Datheni bekaͤntniß/ wel- cher vor seinem tod geschrieben haͤtte: ich habe mir vorgenom̃en/ nicht mehr zu lehren; denn ich gestehe/ daß ich lange gnug blind und ein leiter der blinden gewesen sey. Daraus schliest er/ die Reformirten halten von ihren Lehrern mehr als sie von sich selbst hielten. 22. Weiter hin hat es unterschiedliche sol- che personen unter den Reformirten gegeben/ welche der Clerisey nach ihren principiis un- Stevarti zeugniß/ ertraͤglich gewesen. Samuel Maresius gedencket von einem Prediger/ Adamo Stevarto zu Sedan in Champagne, der die reformir te Kirche da- selbst verwirret/ dem Consistorio ungehorsam gewesen/ und sich sonst sehr hartnaͤckig und und streit. unbescheiden bezeiget/ dahero er Anno 1630. als ein Schismaticus in bann gethan worden. Und ob er wol an andere Richter appelli ret haͤtte/ auch dieselben von dem Fuͤrsten erlan- get/ so waͤre er doch vier jahr darauf noch ein- mal excommunici ret worden. Vid. ejus Fœde- rat. Belg. ad Pastores Ecclesiast. Alloquium. Fast eben um selbige zeit bekamen die Hollaͤn- dischen Prediger zu Leyden mit einem mann daselbsten/ namens Eusebio Meisnero, von Ba- Jahr MDC. biß MDCC. sel/ zu thun/ der sonst seiner Profession nach ein Corrector in der Druckerey war. Von diesem berichtet man/ daß er darauf gedrungen/ man Meisneri vortrag von der Schrifft und denen offenba- rungen. muͤste die Schrifft gantz allein lesen ohne aus- legung/ und daß er zugleich allerhand Imagi- narias visiones vorgegeben/ Hornbeckius citi- ret aus dessen brieff an Rivetum folgende wor- te: Auf wessen befehl und auctori taͤt hal- ten wir wol unsern wahren dienst mit unserm predigen? Meinet ihr/ daß es nicht auf Goͤttlichen befehl oder GOt- tes namen geschehe/ so muß man allein die Schrifft ohne auslegung lesen/ als welche gaͤntzlich/ unstreitig und lauter GOttes wort ist. Jn der ersten Kirche wurde Christus auf allerhand weise ver- kuͤndiget/ seit der zeit aber geschiehets nur zum schem/ und nicht in der wahr- heit/ wenn es auch gleich nach dem buch- staben der wahrheit geschiehet. Und da- hero ist auch gewiß gnug/ daß nach der ersten Apostolischen Kirchen biß auf die- sen tag keine wahre sichtbare Kirche sey noch gewesen sey/ ob wol unter allen ver- meinten hauffen etliche seyn oder seyn koͤnnen/ welche zu wahren Gliedern Christi lebendig gemacht werden. L. VI. Summ. Controv. pag. 465. 23. Was sonst auch um selbe zeit ein Pro- Stevarti schulzanck. fessor Philosophiæ zu Leyden Simon Stevar- tus wider die andern Lehrer daselbst vor einen streit gehabt/ gehoͤret eben nicht in die Kir- chen-historie/ zumal es meistens scholasti sche grillen und andere wunderliche meinungen betroffen/ auch meist auf mißgunst und calu- mni en hinaus gelauffen/ wie davon die Schrifft zeuget/ deren titul ist: Specimen tum inscitiæ tum malitiæ detectæ in calumniis \& mendaciis partim Stevartii furibundi, partim Revii iracundi per Philavtium Eleutherium Atheniensem. Dicæopoli 1648. in 4to, Ma- resius gedencket am angefuͤhrten orte: Er ha- be seine meinungen so hefftig verfochten/ daß er auch alle/ die ihm widersprochen/ Athei sten genennet/ und der Ketzereyen beschuldiget. Un- ter seinen meinungen aber waren unter andern folgende: Nullam dari insitam DEI notitiam: Pecca- tum originale non esse habitum vitiosum na- tura nobis congenitum ac debitum in natura lapsa vi generationis ordinariæ, sed tantum ex pacto. Multipræsenriam non soli DEO convenire. Naturam creatam virtute divina pluribus subsistentiis creatis terminari posse\&c. Die grillen sind des wiederholens nicht werth/ die er meist aus der Aristoteli schen Philoso- phi e gefangen/ wie der gedachte Eleutherius in Specimine pag. 5. u. f. erwiesen hat. 24. Ein anderer streit erhub sich dazumal Hirnii vor- haben mit den hosti- en. in Roterdam mit einem Lutherischen Prediger daselbst M. Hieronymo Hirnio, der in der da- sigen Lutherischen Kirche an statt der oblat en im Abendmahl/ wie die Reformirten/ gar ein brod brauchen und brechen wolte/ dawider sich aber die andern Augspurgischen Confes- sion s-verwandten in Holland setzten. Nichts desto weniger aber bekam er bey den gemeinen leuten beyfall/ und fing also an das Abend- mahl zu halten. Der Synodus verbot es ihm/ und Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederlaͤndern. Jahr MDC. biß MDCC. und da er sich nicht dran kehrte/ wurde er sus- pendi ret/ bis einige Hochteutsche Theologi dazu gezogen wurden/ welche die alten Sa- tzungen hierinnen nach ihrer Gewohnheit be- haupteten. vid. Consil. Witteb. P. II. pag. 150. seqq. 25. Der offt angezogene Voëtius gedencket auch eines mannes/ der in den Niederlanden Torrentii meinun- gen. unruhe verursachet habe mit nahmen Torren- tius, welcher sonst ein Mahler gewesen/ und vorgegeben/ die hoͤlle sey nichts anders als wenn man in der welt ungluͤcklich sey/ der him- mel aber/ wenn man hier koͤnne wolund lustig leben. Der Rath zu Harlem haͤtte wieder ihn inquiri rt/ weil er aber alles geleugnet/ haͤtte er gantzer 20. jahr muͤssen gefangen sitzen/ und da man ihn hernach loß gelassen/ waͤre er nach En- geland gezogen/ von dar er anno 49. wieder- gekom̃en und gestorben. vid. Voët. Disputat. selectæ T. I. Dissertat. de Atheis, p. 223. \& exeo Theophilus Spizelius in scrutinio Athei- smi p. 42 Johannes Müller Atheis. devict. p. 29. 26. Unter die Niederteutschen Enthusiast en und Fanaticos hat Hornbeckius l. c. p. 423. und aus ihm Carolus in Memorab. Eccles. T. I. Weitsii. p. 841. Johannem Weitsium gezehlet/ weil die- ser um das jahr 1634. zu Franckfurt allerhand schriften unter seltzamen titul n heraus gegeben/ als: Offenbarung des himmlischen baums/ himmlisches Electuarium, Catho- lisches consilium und medicament und derglei- chen/ dabey er anmercket/ daß solche leute un- ter hohen titul n nur etwas sonderliches suchen/ und die leute bezaubern wolten. Dantziger streit mit Jacob Adam, 27. Sonsten ist auch zu Dantzig um den an- fang dieses seculi grosse unruhe uͤber einen Pre- diger daselbst namens Jacob Adam entstan- den/ der zuvor in der Pfaltz unter den Refor- mirt en gepredigt/ hernach zu S. Elisabeth in Dantzig Pfarrer worden/ anno 1603. wie Christophorus Hartknoch in der Preußi- schen kirchen-historie L. III. c. 5. p. 575. berichtet. Diese befoͤrderung vertroß alsbald die Lutherischen Prediger daselbst/ daß sie her- nach von ihm oͤffentlich schrieben/ er waͤre wie eine eule auffgestellet worden/ Calvini- sche voͤgel damit zu fangen. Er hat aber/ nach Hartknochii bericht/ die damals gewoͤhn- liche Notul, so meistens wider die Reformirt en gestellet gewesen/ also unterschrieben: Ut verbo DEI, doctrinæ Prophetarum \& Apostolorum \& Augustanæ Confessioni, ita huic notulæ sub- Uber dem Calvini- smo. scribo, worinnen er allem ansehen nach die an- dern zu hintergehen/ und seine secte fortzupflan- tzen gesuchet/ wie er denn alsbald in den pre- digten die meinung Calvini von der gnaden- wahl ausgebreitet/ die privat- beicht abge- schaffet/ und nur eine gemeine vermahnung ge- halten/ bey dem Abendmahl gemein speise- brod gebraucht/ viel almossen gesammlet/ und ausgetheilet/ den andern Predigern aber ihren geitz auffgeruͤcket/ und dergleichen dinge mehr vorgenommen/ die zur spaltung anlaß gegeben. Die Lutheraner aber habë sich ihm bald wieder- setzet/ und hat ihm ein Politicus ein privat-col- loquium angeboten/ welches aber/ weil der Rath dazumal den Reformirt en meistentheils geneigt gewesen/ von demselben untersagt wor- den. Jndessen haben auch etliche andere Pre- diger sonderlich Coletus und Waltherus oͤffent- lich wieder ihn geschrieben/ nachdem er den Jahr MDC. biß MDCC. Heydelbergischen Catechismum und hernach anno 1610. einige frag-stuͤcken/ und weiter ei- nige erklaͤrung vom Abendmahl herausgege- ben. Daruͤber sind in folgenden jahren viel streit-schrifften gewechselt worden/ und hat das gantze Lutherische Ministerium anno 1615. zu Rostock ein examen oder probe wieder Ada- mum publici rt/ worauff es nach und nach da- selbst etwas stille worden/ weil die meisten Re- formirt en so wol im Rath als Ministerio nach- einander abgestorben. Die vornehmsten be- schwerungen Adami wieder die Lutherischen Prediger waren diese: Sie machten auff den“ Cantzeln wieder ihn einen so grossen lermen/“ da sie doch lieber jedermañ seine buͤcheꝛ pꝛuͤfen/“ und hernach urtheilen lassen solten/ oder auch“ ein colloquium anstellen. Sie haͤtten auch“ ausgesprenget/ als haͤtte sich der teuffel“ in eine katze verstecket/ und unter seiner pre- digt in seiner Kirchen die leute geplagt. Wel- ches aber eine natuͤrliche katze anno 1604. den 18. Januarii gewesen/ die in die kirche aus dem hospital gekommen/ und den leuten etwa auff den halß gesprungen/ daruͤber sie geschrieen und ein lermen worden. 28. Jch muß aber hie noch eines mannes ge- dencken/ der unter denen Reformirt en und zwar nicht vor-sondern wieder sie einige streitigkeiten erreget: Dieser war Adamus Boreel, geboren Boreels streit/ in Seeland anno 1603. und in der erudition sonderlich in der Hebreischen sprach ziemlich ge- uͤbet/ der erst anno 1667. verstorben: Seine wie- dersacher beschwerẽ sich uͤber ihn/ daß er viel irr- und leh- ren. thuͤmer aus Puccio, Sebastian Francken und andern gelernet/ auch daher ums jahr 1645. in Amsterdam eine eigene gemeine sammlen und auffrichten wollen. Davon Hornbeckius l. c. p. 463. u. f. Voëtius in Polit Eccl. L. II. Tr. I. c. l. p. 219. Seylerus l. c. p. 100. Gernlerus Comment. in lib. 2. Samuel. p. 605. gar viel melden. Einige setzen ihn unter die Socinian er/ weil er eines und das andere aus Socini Episteln genommen. Wie denn Sandius in der Biblio- Schriff- ten. theca Anti-Trinitariorum p. 144. ihn dahin ziehet/ und folgende schrifften von ihm herrech- net. De veritate historiæ Evangelicæ, welches D. Henricus Morus in explanatione magni My- sterii pietatis l. 7. c. 11. u. f. excerpir et und er- laͤutert. Concatenatio aurea Christiana seu cognitio DEI ac Domini nostri Jesu Christi. 1677. in 4to. und Hollaͤndisch. De kennisse Godts ende onses Heeren Jesu Christi. Amsterdam, 1677. in 4to. Onderhandelingenoopende den Brœderly- cken Godtsdienstaangevangen in presentie der urienden, in Amsterdam den 8. Septemb. 1674. Tractatus de fraterna religione inchoata in præsentia amicorum, Amstelodami die 8. Sept. anno 1664. MS. Andere Manuscripta von ihm soll der Men- nistische Prediger zu Amsterdam Galenus Abra- hami bey sich haben/ wie Sandius berichtet/ und aus diesem Benthem im Hollaͤnd. Kirchen- staat/ der das meiste aus Sandio in der Socinia- ner historie genommen. Conf. Witte Diar. Biogr. anno 1667. 29. Der meiste widerspruch aber ist von sei- A. K. H. Dritter Theil. J 2 ner Th. III. C. VI. Von Cornhert en/ Coolhaes en/ Herbert s/ Stevarto, Jahr MDC. biß MDCC. ner schrifft hergekommen/ die er tituli rt hat: Ad legem \& testimonium. Denn dawider ha- ben alsbald geschrieben Samuel Maresius, in Seine wi- dersacher/ Dissertatione Theol. de usu \& honore sacri Mi- nisterii. Und Hornbeckius, in Apologia pro Ecclesia Christiana non Apostatica. Boreel setzte zwar diesem ein propempticum pacis ec- clesiasticæ entgegen/ dem auch Hornbeckius in der summa controversiarum l. c. weitlaͤufftig antwortete: Es blieb aber doch bey dem blossen wort-streit/ weil auch die allergeringstrn wolge- meinten rathschlaͤge von denen/ die das anse- hen haben wollen/ allezeit unterdruckt/ verke- tzert und vernichtet worden sind. Und sein vortrag von der H. Schrifft und dersel- ben ge- drauch/ 30. Damit aber doch die summa von Bo- reels vortrag nicht uͤbergangen werde/ so wol- len wir aus seiner gedachten schrifft die selbe hie- her setzen. Erstlich gruͤndt er sich einig und al- lein auff die H. Schrifft/ und will haben/ daß das geschriebene wort GOttes/ wie es da liegt/ ohne einige menschliche auslegung oder das ge- hoͤr dieses geschriebenen worts das einige und gnugsame mittel den glauben anzuzuͤnden sey/ wie er im 46. und 50. erotemate oder fragstuͤcke ausfuͤhret. Davon er auch hernach im 107. punct setzet: Es sey der Goͤttlichen einsetzung Den sym- boli schen buͤchern/ catechi- smis und derglei- chen. befehl und willen gemaͤß/ daß an statt des catechismi der confession en oder symboli- schen buͤcher/ als welche nicht gaͤntzlich in sich selbst und ungezweiffelt warhafftig und unbe- truͤglich waͤren/ das geschriebene wort GOttes selbst allein gebrauchet wuͤrde/ und zwar im namen GOttes selbst. Naͤchst dem so hat er von dem zustand derer kirchen die- ses gesetzet: Jn erotemate 128. p. 57. Es fragt Vom zu- stand der kirchen/ sich: Ob GOtt in der H. Schrifft ange- ordnet/ befohlen oder als wolgefaͤllig zugelassen/ daß eine abtruͤnnige kirche bey Goͤttlicher toleran tz und mißfaͤllig- keit/ da er die maͤngel seines abtruͤnni- gen volcks zur zeit noch duldet/ gleich- wol gewisse Gemeinen auffrichten/ sammlenund regieren duͤrffe/ nicht zwar im namen GOttes/ oder daß sie GOttes und ihrem verderb- niß. gesandschafft hierinnen verrichte/ son- dern/ wie gesagt/ weil GOtt solche din- ge noch uͤbersiehet/ und weil die glieder solcher kirchen einigen beruff haben/ der dergleichen Christen gemein ist. Und ferner in der 120. frage setzet er ausdruͤcklich/ daß die jetzigen Gemeinen von der ersten wahren kirchen CHristi abgefallen/ und also nicht Apostolisch/ sondern Aposta- ti sch seyn. 31. Jnsonderheit setzet er von denen Lehrern Von den lehrern und ihrer lehrart/ solcher verfallenen Gemeinen in der 154. frage/ daß ihrentwegen der stand der kirchen unvoll- kommen sey/ weil ihre diener kein muͤndli- ches ungezweiffelt/ und in sich selbst ge- wisses und lauteres warhafftiges wort GOttes haͤtten/ das sie im namen Got- tes bey ihrem oͤffentlichen kirchen- dienst vorbraͤchten. Daß sie auch ihren Gottesdienst freventlich und eigenwil- lig anstelleten/ weil sie nichts destowe- niger ihre predigten/ ob sie gleich nicht gaͤntzlich in sich selbst ungezweiffelt und wahr waͤren/ dennoch als wenn sie so be- schaffen waͤren/ im namen GOttes an statt des wahren worts vortruͤgen. Wie er auch in der 22. frage setzet: Es fragt sich/ ob Jahr MDC. biß MDCC. die jenigen/ welche ohne ausdruͤcklichen befehl/ einsetzung oder wolgefallen GOttes in der H. Schrifft nichts desto- Jhrem be- ruff und grund. weniger im namen GOTTes diejenige rechte und gehoͤrige verkuͤndigung des Evangelii/ so erstlich mit dem unbe- truͤglichen warhafftigen worte GOt- tes angefangen und eingesetzet worden/ continuir en/ das ist/ anstatt und auff be- fehl GOttes/ oder als GOttes abge- sandten entweder wissentlich oder un- wissentlich ein an sich selbst nicht unbe- truͤgliches durchgehends wahres wort GOttes verkuͤndigen. Daß diese eben damit das Evangelium recht und allein nach dem willen GOttes bedienen/ oder nur wie es ihnen selbst gefaͤllet und gut deucht. 32. Ja in der 148. frage setzet er ohne beden- Von ih- ren hand- lungen/ ordnun- gen und satzungen. cken aus den vorhergehenden principiis, weil nemlich die Prediger nur in eigenem wil- len alles thaͤten/ das sie sich gaͤntzlich zu enthalten schuldig waͤren alles catechisi- rens und aller symooli schen buͤcher/ wel- che sie als gaͤntzlich und ungezweiffelt wahr im namen GOTTes auffgesetzet und gebraucht haͤtten: von handlung der Sacramenten im namen GOttes/ von hochmuth und verachtung anderer Gemeinen gegen sich/ wie auch von der- selben ausstossung und verbannung: von beruffung/ ordinir ung und aussen- dung derkirchen-diener im namen Got- tes/ von inquisition in glaubens-sachen/ vom kirchen-regiment und der kirchen- zucht/ wie sie selbige als im namen Got- tes handeln: von liturgi en/ consistorial- process en/ class en/ synod en/ kirchen- statut en odeꝛ oꝛdnungen/ wieselbige an statt Got- tes gehandelt/ publicir et/ und aufferleget werden: von zuziehung des so genan- ten Brachii secularis die ketzer und schisma- ticos abzustraffen: von oͤffentlicher ein- segnung des volcks im namen GOttes. vom oͤffentlichen gebet vor das gantze volck/ welches |sie als bothschaffter an CHristus statt zu GOtt thun: von ein- fuͤhrung der gesaͤnge/ die als ein stuͤck des oͤffentlichen GOttes-dienstes gebrau- chet werden solten: von den formular en bey Tauff und Abendmahl: von ordini- rung der Prediger/ der aͤltesten und Diaco- nen: von foꝛmuln deꝛ trauung/ excom̃unica- tion und wieder auffnehmung in die ge- meine: von absetzung der kirchen-diener/ troͤstung der krancken: von anordnung oͤffentlicher fast- und bußtage/ feste/ kirchen-gebraͤuche und ceremonien/ welches alles von den Predigern als im namen GOTTes geschmiedet werde. Weiter von dolmetschung und ausle- gung der buͤcher/ predigten/ systemati- bus, locis communibus, thesibus und derglei- chen/ die man im namen GOttes dem volck fuͤꝛlege: von aufꝛichtung und regie- rung der schulen und universit aͤten: vom Doctor- und Magister machen: von be- ruffung/ wahl/ confirmation und ordina- tion der Professorum theologiæ: von censur der Eusebio Meisnero, Torrentio, Weitsio, Boreel und andern Niederlaͤndern. Jahr MDC. biß MDCC. der buͤcher/ von zulassung oder verbot derselben: von verordnung oͤffentlicher leser/ saͤnger/ oder troͤster: von verbie- tung der conversation mit andern Chri- sten: von verhinderung der gemeinen erbauung unter einander: von foͤrde- rung eines oͤffentlichen glaubens-be- kaͤntniß: von vorschreibung/ wie man die irrenden und unwissenden bekehren solle/ ja von allen andern handlungen/ welche in den kirchen-aͤmtern entweder ohne vorhergehende gehoͤrige vocation und sendung/ oder unter Goͤttlicher ge- dult und conniven tz ohne genaue unter- suchung und direction der schrifft aus blosser kirchlicher auctoritæt im namen der kirchen-glieder und aus dem recht des gemeinen beruffs verrichtet werden. 33. Dieses hat nun freilich die Clerisey da- zumal hefftig geschmertzet/ wie man aus denen obangezogenen schrifften siehet. Sonderlich konte Hornbeckius an gedachtem orte seinen unmuth nicht bergen/ daß Boreel die Reformir- te kirche und alle andere sect en nicht nur vor Von ver- lassung solcher kir- chen. ketzerisch oder irrig/ sondern gar vor apostati sch oder abfaͤllig ausgegeben. Zumal Boreel aus denen jetzt angefuͤhrten saͤtzen weiter folgerte/ daß man dergleichen verfallene gemeinen noth- Jahr MDC. biß MDCC. wendig verlassen muͤsse. Denn also hat er in der 158. frage geschrieben: Wenn nun sol- che in sich selbst verurtheilten nichts de- sto weniger weder ihren vorigen kir- chen-dienst verlassen/ noch einen solchen anfangen/ der nur zu dem stand der con- niven tz gehoͤret: So ist die frage/ ob ein Christen-mensch von solchen hauffen sich alsdeñ aller dings absondern muͤsse/ und dergleichen hauffen nicht mehr vor GOttes gemeine erkennen/ sondern vor einen hauffen der boßhafftigen/ unter welche die seele eines GOttesfuͤrchti- gen menschen/ der alleine dem gaͤntzlich wahren lauteren und einigen worte GOttes folget/ nicht eingehen oder sich einlassen duͤrffe. Was aber nun ein solcher/ der dergleichen Gemeinen verlassen/ vor sich selbst vor einë Got- tesdienst anfangen solle/ hat er in der 170. und folgenden frage eroͤrtert/ und sonderlich gewie- sen/ daß ein solcher an statt des oͤffentlichen sei- nen privat- dienst recht abwarten muͤsse/ und daß man alsdann auch wol einen gemeinen oder oͤffentlichen anrichten koͤnne. Das VII. Capitel. Von Isaaco Peirerio und denen Præ-Adamit en/ wie auch denen Illuminatis. §. 1. D Ieweil diese streit-sache ebenfals auch in denen Niederlanden meistentheils ausgebrochen/ wollen wir sie kurtz all- hier anhaͤngen/ wiewol mit den allerwenigsten umstaͤnden/ weil diese controvers ohne dem fast Alte Præ- Adamit en. in allen systematibus gelesen wird. Naͤchst de- nen aͤlteren auctoribus aber dieser meinung/ wel- che Hottingerus in der Historia Orientali L. l. c. 8. p. 16. erzehlet/ ist Isaacus Peirerius sonderlich dadurch bekant worden/ der auch einen andern namens Johannem Meffresozotium hierinne Peirerii le- ben. einstimmig gefunden. Dieser mann war ein gebohrner Frantzose und lebte unter den Refor- mirt en/ wurde hernach wiederum Papi- stisch/ und retractir te diese und andere seine mei- nungen aus furcht vor der Pfaffen tyranney. Er hat aber anno 1655. ohne benennung seines namens und des orts ein tractæt lein herausge- Schrifft davon. geben/ unter diesem titul: Præadamitæ seu Exercitatio super versibus 12. 13. 14. Capitis quinti Epistolæ D. Pauli ad Romanos, quibus inducuntur Primi homines ante Adamum con- Und syste- ma. diti, in 12mo. Und dann eben damals ein sy- stema Theologicum ex Præadamitarum hypo- thesi; in 12mo. 2. Diese schrifften machten dazumal viel auffsehens/ also daß die Theologi klagten/ sie Der Theo- log en kla- gen daruͤ- ber. waͤren in kurtzer zeit schon dreymal wie- der auffgelegt/ und durch die gantze Christenheit zerstreuet worden/ ja reis- send weggegangen/ und welches sonder- lich zu bedauren/ sehr theuer gekaufft worden. Vid. Joh. Henr. Ursinus in Novo Prometheo p. 9. Das Systema Peirerii ver- dammten sie sonderlich als einen rechten zu- sammenfluß aller ketzereyen/ wie Samuel Maresius in der refutation selbiger vorrede p. 5. schreibet. Was aber den haupt-punct von de- Peirerii vortrag von seiner meinung. nen Præadamit en betrifft/ wird selbiger in fol- gende summam zusammen gezogen: Das menschliche geschlecht werde in Juͤden und“ Heiden eingetheilt: Die Heiden waͤren von“ den Juͤden/ ihrem geschlecht und ursprung“ nach/ gantz unterschieden: Denn jene waͤren“ im anfang der welt erschaffen/ an eben dem“ tag/ da die thiere erschaffen worden/ die Juͤ-“ den aber haͤtte GOtt in Adam hernach erst“ gebildet. Jenes wuͤrde im ersten capitel Ge-“ neseos, dieses im andern beschrieben. Die“ Juͤden waͤren absonderlich von allen andern“ geschoͤpffen entsprungen/ die Heiden aber waͤ-“ ren mit den andern Creaturen zugleich aus der“ erden erschaffen/ und zwar viel secula vor den“ Juͤden. Daher man das jahr der erschaffung“ der welt nicht erst von Adam/ sondern viel se-“ cula zuvor noch anrechnen muͤsse. Dieses kan man noch genauer verstehen/ wenn man die summam seiner Exercitation ansiehet/ welche man nach denen capiteln folgende ist/ wie er sie selbst gemacht. 3. Cap. 1. Verba Apostoli: Imputatio- Und in- halt der- selben. nem peccaticœpisse à transgressione legis DEI, quam Adamus violavit, desiisse in Christo. Antithesis inter Adamum \& Christum. 2. De Lege DEI data Adamo. Item deva- riis legibus humanis \& divinis, quæ fuerunt an- te legem DEI datam Mosi. 3. De quatuor hominum statibus: sub na- tura: sub lege: sub gratia: sub gloria. Tem- pus legis statuendum esse ab Adamo, non à Mose. J 3 4. Pecca- Th. III. C. VII. Von Isaaco Peirerio und denen Præ-Adamit en/ Jahr MDC. biß MDCC. 4. Peccatum fuisse imputatum ab Adamo usque ad Mosem. 5. Probatur idem, quod superiori capite probatum est. 6. Infantes peccavisse ad transgressionis Adami similitudinem. Et de variis similitu- dinis acceptionibus. 7. Infantes peccavisse ad transgressionis Adami similitudinem secundum superiores omnes acceptiones similitudinis. 8. Anxietas interpretum in explicatione horum versuum; statuere primos homines cre- atos ante Adamum, neque officere doctrinæ Christianæ, neque historiæ Geneseos: imo utramque elucidare; congruere omnino cum historiis \& monumentis Gentium. 9. Textus Apostoli. Analysis versus 12. de imputatione peccati, \& deregno mortis. 10. Analysis versus 13. Legem hic intelli- gendam, datam Adamo. Asseritur vulgata lectio. 11. Analysis versus 14 de regno mortis ab Adamo usque ad Mosem. Mosem hic sumi pro lege data Mosi. 12. Duo tempora notari ab Apostolo. Unum à lege. Alterum ante legem, sive quod idem est, unum ab Adamo; Alterum ante Adamum. 13. Creati homines ante Adamum non pec- caverant ad similitudinem transgressionis Ada- mi. Legendum hic peccaverant, non peccave- runt. 14. Peccatum dari materiale \& formale, non imputatum, \& imputatum; similitudinem transgressionis Adami positam in imputatione, non actu transgressionis ejus. 15. Quæ sit vera similitudo transgressionis Adami per Oseam Prophetam. 16. Neminem potuisse unquam peccare actualiter, sicut Adam peccavit. Jnfantes ve- riùs peccavisse ad similitudinem transgressionis Adami quam adultos. Legem Mosaicam ex- pressam ad similitudinem legis Adamicæ. Legem Adamicam hoc loco intelligendam. 17. Peccata facta ante legem, neque impu- tata, neque ad similitudinem transgressionis Adami. Peccata facta post legem imputata, \& facta ad similitudinem transgressionis Ada- mi. De peccato mortuo \& vivis hominibus ante legem \& Adamum. 18. Introducitur vivus homo absque lege vel ante legem \& Adamum, loquens secundum mentem D. Pauli. 19. Peccatum Adami fuisse retro imputa- tum primis hominibus ante Adamum conditis: \& damnationem mortis ex illo peccato retro regnavisse in illos. Qua de causa illud fieri debuerit. 20. Peccata præcedentia, de quibus locutus est D. Paulus cap. 3 hujus epistolæ, eadem es- se quæ facta ante legem \& Adamum; quia le- gem \& Adamum præcesserunt. 21. Quomodo censeri possit, peccatum Adami fuisse retro imputatum primis homini- bus ante Adamum conditis: nec non damna- tionem mortis ex illo peccato, retro regnavisse in illos. 22. Analysis continua horum versuum Apostoli. 23. Adamum dici primum hominem, qua Jahr MDC. biß MDCC. ratione Christus secundus homo est. 24. Adamum dici primum hominem. qua ratione primus homo peccator est. Imputa- tionem peceati Adamici non fluxisse ex Adami traduce. 25. Explicatur D. Paulus Act. XVII. Ex uno sangvine, non esse, ex uno Adamo. 4. Aus dieser summa siehet man/ daß er seine hypothesin hauptsaͤchlich aus Rom. V. 12. 13. 14. herfuͤhren wollen/ nach welcher er auch sel- biges capitel nacheinander erklaͤret und appli- cir et hat. Wiewol er am ende der exercitation Seine de- dingung hiebey. p. 70. dieses alles nicht vor eine gewisse meinung oder bestaͤndige assertion, sondern nur als eine auffgeworffenefrage und problema angegeben. Jndessen hat er gleichwol nach dieser hypothesi das gautze systema der Theologie eingerichtet/ und abermal den haupt-grund in gedachtem loco Pauli gesetzet p. l. L. I. c. I. und behaupten Andere hypothe- ses. wollen/ daß allda nicht von dem gesetz Mosis/ sondern Adams geredet werde/ wobey er in fol- gendē capiteln im puncte von deꝛ erb-sunde/ dem ebenbild GOttes/ und andern materi en gantz von den andern Theologis abgehet. Jm an- dern buch handelt er hauptsaͤchlich von dem un- terscheid der Juden und Heiden/ und von dem vorzug jener vor diesen: worauff er im dritten buch den unterschiedenen ursprung beyderley voͤlcker aus der schoͤpffungs-histoꝛien behaupten will. Da er denn ferner in den folgenden zwey buͤchern allerhand neben-fragen nach dieser hy- pothesi eroͤrtert/ und zuletzt vornemlich von zu- rechnung des falles Adams auff dessen nach- kommen eben in solchem sinn handelt. Am en- Sonder- lich von der from- men Hei- den selig- keit. de des fuͤnfften buchs im 9. capitel p. 314. u. f. bekennet er/ daß die Heiden/ die entweder nach seiner meinung noch vor Adam ge- lebet/ oder auch hernach vor und nach CHristi zeiten von CHristo nichts nach dem aͤusserlichen buchstaben gewust/ gleichwol wenn sie fromm/ sanfftmuͤ- thig und von einem guten hertzen gewe- sen/ CHristi geist gehabt/ und also seine gewesen/ welcher denn in ihren geheim- sten gedancken das ewigeleben in ihnen gewuͤrcket habe. Welches er daselbsten aus unterschiedenen schrifft-orten weiter aus- fuͤhret. 5. Gleichwie er nun von denen armen Hti- Von der Juden be- kehrung und ver- sammlung zu Christo. den solche hoffnung bezeuget/ also hat er noch vielmehr den Juͤden eine zukuͤnfftige huͤlffe ge- wuͤnschet und ominir et/ da er an dem ersten theil des Systematis nach folgende kurtze schrifft an alle Synagog en der Juͤden durch die gantze welt angehenget: Du heiliges und ausserwehltes volck! Jhr kinder Adams/ der war ein sohn GOttes/ und also auch ihr kinder GOtses; Es wuͤnschet euch/ ich weiß nicht wer/ viel heil/ und o! daß er einer aus euch waͤre! Es sind grosse din- ge/ die ich von euch in diesem tractat ge- sagt habe/ da ich von eurem wol geredet. Noch vielmehr werde ich kuͤnfftig von euch sagen/ wenn ich von eurer herwie- derbringung handeln werde. Jch weiß gewiß/ daß sie geschehen werde/ und wenn GOtt durch geheime gedancken etwas bey uns thut/ so hoffe und ver- traue ich/ daß sie in kurtzem kommen soll. GOtt wie auch denen Illuminatis. Jahr MDC. biß MDCC. GOtt wird die dunckele wolcke weg- nehmeit/ die so wol unsere als eure der Christen und Juͤden augen verblendet. Jhr Juͤden werdet sehen euren andern propheten JEsum/ eben den unsrigen/ den eure vaͤter durchstochen haben/ daß er zu uns und euch in den wolcken koͤmmt. Und wir Christen werden hin- wiederum sehen unsern andern Apostel/ euren erloͤser/ der aus Sion koͤmmt/ und eure und unsere suͤnden tilget. Denn der H. Paulus hat deutlich gesagt Rom. IX. Gantz Jsrael wird selig werden. Wie geschrieben stehet/ es wird kom- men der erloͤser aus Sion/ der wird til- gen die uͤbertretungen Jacob. Wel- cher aber eure suͤnden tilgen wird/ wird auch unsere tilgen. Darum wenn nach Pauli worten euer erloͤser kommen wird/ so ist er noch nicht gekommen sondern zukuͤnfftig. Er ist zwar freylich den Heiden gekommen/ als ein erloͤser der Heiden/ unser JEsus. Aber der denen Heiden kommen ist/ der Heiland JEsus im fleisch/ eben derselbe wird auch kom- men als ein CHristus oder Meßias im geist ein erloͤser der Juͤden. Das geheimniß JEsu unsers HErrn/ der den Heyden im fleisch kommen ist/ ist euch Juͤden unbekant gewesen/ und euren vaͤtern verborgen/ ja auch der gan- tzen welt verschwiegen von anbegin der welt/ Rom. XVI. Jhr hoffetet auff den/ der das reich Jsrael wieder auffrichten solte. Aber JEsus im fleisch zerstoͤrete das reich Jsrael/ damit er an dessen statt die Heiden einsetzte. Ein geheim- niß/ das euch und den zeiten unbekant gewesen. Darum habt ihr weder an JEsum geglaͤubet/ noch an ihn glauben koͤnnen/ Joh. XII. GOtt hatte eine be- kehrung und heiligung auff eine andere zeit verschoben. Er hatte aber eure her- tzen verhaͤrtet/ da er sie durch seinen geist nicht erweichet/ und zur erkaͤntnis dieses geheimniß geneiget; Welches eine krafft und tugend GOttes ist zur seligkeit einem jeden glaubenden. Die krafft und macht aber war allein aus Gott/ und nicht aus menschen/ und also auch nicht aus euch/ die ihr menschen und nicht Goͤtter seyd. Nemlich das ware es/ das JEsus selb- sten/ als er von euren vaͤteꝛn gecreutziget wurde/ wol wuste/ daß sie ihn nemlich nicht kenneten/ und aus unwissenheit suͤndigten/ dahero auch den Vater von hertzen vor sie bat: Vater vergib ihnen/ denn sie wissen nicht was sie thun. Ja auch dieser JEsus/ der von euch gecreu- tziget worden/ wird sich euch vom him- mel zeigen. Und derjenige/ welcher euer reich zerstoͤret hat/ als er im fleisch ge- kommen/ wird euch euer reich wieder auffrichten/ wenn er im geist kommen wird. Da werdet ihr erstaunet stehen uͤber so grossem wunder/ aber erschrecket nur nicht. Es wird euch besser und herꝛ- licher seyn als euren vaͤtern/ die ihren bruder/ den sie verkaufft hatten/ nicht kanten/ von dem sie doch nahrung und Jahr MDC. biß MDCC. leben empfingen. Dieser JEsus der eu- er CHrist und Meßias ist/ wird von freyen stuͤcken zu euch treten/ und wie Joseph zu seinen bruͤdern sagen ꝛc. — Es wird aber GOtt nicht allein euch euer reich auffrichten durch den geist JEsu und seines CHristi eures Meßiaͤ/ sondern es wird auch aus euren gebeinen und bruͤdern euer raͤcher/ und koͤnig auff kommen/ wenn er noch nicht auff- kommen ist; der in der krafft GOttes und dem geist CHristieure feinde zertre- ten wird/ und euch mit starcker hand und ausgerecktem arm in euer vateꝛland und in das heilige land einsetzen/ daß ihr dasselbige in ewigkeit allein und sicher bewohnen sollet. Dieses ist euch unge- zweiffelt versprochen/ wie ichs in diesem systemate gezeiget/ und noch zeigen will. Es springet mir das hertz/ so offt ich an diesen euren koͤnig dencke/ den schoͤnsten unter den menschen-kindern/ schoͤn/ wie die tugend selber schoͤn ist ꝛc. Aber ich werde in meine andacht in den himmel selbst entzuckt/ wenn ich ge- dencke an eure wiederkunfft und an eure herwiederbringung/ wie dieselbe/ der Heiden fuͤlle seyn werde. Auch an un- sern beruff/ der in JEsuangefangen ist/ als er im fleisch kam/ und nun vollendet werden soll in eurem CHristo und Mes- sia/ wen er im geist kommen wird. Zur selbigen zeit wird/ wie euer Prophet sprach/ derselbe geist/ der aus GOtt ist/ voͤllig ausgegossen werden uͤber alles fleisch. Zur selbigen zeit werden den HErrn alle Heiden loben mit seinem volck/ ja zur selben zeit werden die him- mel Gottes herrligkeit erzehlen/ die erde wird ihm lobsingen ꝛc. Zuletztschleust er mit diesen worten: Dieses habe ich zum wenigsten mit euch ge- mein/ daß ich als ein Pilgrim lebe/ wel- ches sich zum nachdencken und schreiben nicht wol schicket. Lebe ich aber nach eurem leben/ so werde ich auch eines to- des sterben/ und werde sterben des todes der gerechten/ welcher euer ist. Euch aber muͤsse GOtt segnen. Le- bet wol in euer hoffnung/ die eure staͤr- cke ist. Durate, \& vosmet rebus servate secundis. 5. Aus diesen seinen expression en ist we- Peirerii wieder- ruff. nigstens so viel zu sehen/ daß dieser mann nicht eben aus blossem muthwillen/ neugierigkeit o- der gottlosem verkehrtem und atheisti schem sinn seine paradox e meinungen an den tag ge- leget/ sondern wie eꝛ sich gedachter massen selbst erklaͤret gehabt/ als Problemata, die er auch hernach/ wiewol aus furcht/ wiederruffen/ wie seine schrifft weiset: Rationes, cur sectam Cal- vini \& librum de Præadamitis ejuraverit. Fran- cofurti 1658. zum wenigsten moͤchte wol eine andere art ihn zu widerlegen und zu uͤberzeu- gen gefunden worden seyn/ als in denen mei- sten wider ihn publicir ten wol zu sehen/ die mei- stentheils hin und wieder mit unchristlichem gespoͤtte/ schelten/ argwohn und zunamen an- gefuͤl- Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. gefuͤllet sind. Die vornehmsten auctores aber wider ihn sind folgende: Eusebius Romanus, in Animadversionibus. Paris. 1656. 12. Antonius Hulsius, in Non-Ente Præad, Leidæ. eod. 8. Maresius, in Refutatione fabulæ. Gröning. 1657. 4. Johannes Pithæus, in Animadversionibus. Leidæ. 56. 12. Dannhauerus, in Præadamita Uth. fabu- la. Argent. 56. 8. Micrælius, in Præadamita. Stetin. 56. 4. Joh. Henr. Ursinus, in Novo Prometheo. Francof. 56. 12. Schel wigius, und andere. 6. Zu diesen streitigkeiten/ deren auctor aus der Roͤmischen Kirche hergekommen/ mag ich wol noch mit wenigen einer andern art leute aus dem Pabstthum mit gedencken/ welche um das jahr 1623. oder/ wie andere wollen/ schon Illumina- ti in Spa- nien. Anno 1575. oder auch 1579. in Spanien/ son- derlich in Andalusia und bey Sevili en bekannt worden und zwar unter dem namen der Illu- minatorum, oder auf Spanisch Alombrates. Da man denn gleich aus dem namen der Er- leuchteten (welcher zwar auch schon denen alten Qvieti sten im vorigen seculo gegeben worden/ wie beym Joh. Cyparissiota Tomo XXI. Biblioth. PP. Lugd. pag. 479. zu sehen). schliessen mag/ warum diese leute bey der Roͤ- mischen Clerisey verhast gewesen/ weil sie nem- lich durch die staͤte gemeinschafft und in- nerliches stilles Gebet zu GOTT da- hin zu kommen getrachtet/ daß sie we- der Sacramente noch sonst aͤusserliche dinge mehr noͤthig haͤtten; sondern in Jahr MDC. biß MDCC. allem gnugsame Erleuchtung von Gott selbst erwarteten und genoͤssen bey sol- cher Goͤttlichen vereinigung/ wie sie von den Autoribus beschrieben werden. ( Vid. Louys Moretus Grand. Diction. Historique h. 1. ) Es soll aber die menge solcher leute nach und nach so groß seyn worden/ und zwar auch von vornehmen/ daß bisweilen ihrer zehentausend gezehlet worden. Man hat zwar durch die Spanische Inquisition aufs grausamste wider sie verfahren/ so daß auch (wie man vorgibt/ ob wol ohne reflexion auf die zeit-rechnun- gen) Ignatius Lojola, als dieser Ketzerey ver- daͤchtig/ aus Spanien weichen muͤssen: Es sind aber ihrer immer mehr und mehr wor- den/ und hat man sie zuletzt mit guͤte und an- dern leidlichen mitteln zu stillen gesuchet. Weil nun viele sich wieder zum Pabstthum bekant/ andere aber aus dem Lande gezogen/ so ist es endlich mit diesen leuten stille worden. Wie- wol mich ein aus Spanien gefluͤchteter Moͤnch versichern wollen/ daß sie heimlich durch gantz Spanien noch zerstreuet/ und seithero durch des D. Molinos lehre mercklich bestaͤrcket wor- den waͤren. vid. Heideggerus Hist. Papal. Period. VII. p. 352. Elend ist es aber hiebey/ daß die Pro- testanti schen/ sonderlich die Lutherischen Histo- rici, denen Papisten die greulichen calumni en wider solche arme bedraͤngte leute nachgeschrie- ben/ und sich eben solcher suͤnden theilhafftig gemacht/ ungeacht sie wol gewust/ wie es ehe- mals ihren vorfahren unter dem Pabstthum eben also ergangen. vid. Micrælius Hist. Eccl. L III. pag. 507. Rango neue Qvackereyen in der Qvietisterey pag. 119. \&c. Das IIX. Capitel. Von Helmontio, Brovvne und Campanella, wie auch einigen andern Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. §. 1. J Ndem wir bey Untersuchung der je- nigen personen/ wider welche die Cle- risey unter denen grossen partheyen als irrige verfahren hat/ finden wir noch eini- ge in denen Niederlanden und andern provin- tzen/ die um den anfang dieses seculi so wol unter denen Theologis als denen Gelehrten insgemein viel aufsehens gemachet. Darun- ter ist nun mehr als zu bekannt Johannes Bapti- Helmontii leben. sta von Helmont, ein mann von edlem und viel vermoͤgendem geschlechte/ und so wol in der Theologie, als sonderlich in der Philosophie und Medicin durch dieses gantze seculum be- ruͤhmt. Er ist schon im vorigen jahrhundert anno 1577. zu Bruͤssel auff die welt kommen/ und in seiner jugend zum studieren gehalten worden/ wiewol ihm sein vater sehr fruͤhzeitig/ nemlich anno 1580. verstorben. Sein unge- Studia. mein-faͤhiges ingenium hat sich bey zeiten her- vor gethan/ daß er schon im 17. jahr seines al- ters den Cursum Philosophicum nach der ge- meinen academi schen art absolvi rt gehabt/ wie er selbst von sich berichtet in der einleitung deß Ortus Medicinæ §. 1. u. f. Er hat aber meist zu Lœven studiert gehabt/ und das gemeine elend so wol der schulen als kirchen bey zeiten er- kennen lernen/ welches hier aus seiner eigenen erzehlung wiederholet werden mag/ weil man die andern umstaͤnde seines lebens-lauffs sowol in andern schrifften/ als sonsten bey dem be- kannten Henningo Witte in memoriis medico- rum p. 125. findet. 2. Es lautet aber seine eigene relation hie- von also/ am gedachten ort: Jch verwun- Eigene bekaͤntniß derte mich uͤber eine art der thorheit bey denen Professoribus auff der Universitæt, von dem Academi- schen we- sen/ wie auch in der gantzen welt/ und uͤber die einfalt und leichtglaͤubigkeit junger leute. Dabey fing ich an bey mir selbst zu uͤberlegen/ damit ich zum wenigsten nach meinem urtheil erkennen moͤchte/ wie fern ich doch wol ein Philosophus waͤ- re/ ob ich die wahrheit und weißheit er- langet haͤtte/ oder nicht. Da erfuhr ich/ daß ich nur durch den buchstaben auff- geblehet war/ und gleichsam vom ver- bottenen baum gegessen hatte/ da ich mich nackend und bloß befand/ und nichts gelernet hatte als zancken und Von der falschen weißheit. disputir en. Da wurde ich mir erst selber bekannt/ daß ich gar nichts wuste/ son- dern wie auch einigen andern Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. dern nur wuste/ was nichts/ oder nichts wuͤrdig war ꝛc. Und nachdem er daselbst die eitelkeit der gemeinē schul-kuͤnste durchgegangē/ eꝛzehlet er/ wie er ferner uͤber die moralia gerathē/ Von der moralc. und darinne etwas vor seine hungrige seele zu „finden gemeinet. Er schreibet aber davon/ „daß er zwar den Senecam und Epictetum fleis- „sig gelesen/ die ihm auch sehr wolgefallen haͤt- „ten/ also daß er gemeinet/ er haͤtte nun den „rechten kern der weißheit in der morale „gefunden. Wie er sich denn eingebildet/ die- „ses waͤre eben die weißheit/ um welcher willen „ Pythagoras seinen schuͤlern so viel jahr still- „schweigen aufferlegt haͤtte/ und wegen dieses „vortrefflichen judicii einen so |grossen gehor- „sam gefordert. 3. „Endlich aber haͤtte er auch befunden|/ „daß/ wenn man etwas weniges ausnehme/ „ein Capuciner nichts anders als ein Christli- „cher Stoicus waͤre. Es haͤtte ihm zwar das „verlangen nach der ewigkeit wol gefallen/ aber „seine schwache leibes- constitution haͤtte eine „so strenge lebens-art nicht ausstehen koͤnnen. „Deßwegen haͤtte er den Hertzog des lebens „offte gebeten/ daß er die lautere wahrheit „recht einsehen koͤnte/ und unmittelbar „lieb haben. Hierinne haͤtte ihm Thomas à „Kempis und Taulerus sein verlangen sehr ver- „mehrt/ weil er aber noch immer auff eine sto- „i sche arth in seinem Christenthum zu wachsen „vermeinet/ haͤtte er sich nur vergeblich abge- Von der eitelkeit des wis- sens. „muͤhet/ und selbst geplaget. Es haͤtte ihn „auch darauff getraͤumet/ als wenn er eine gtos- „se leere wasser-blase worden waͤre/ welche von „der erden biß an den Himmel gereichet/ dar- „uͤber oben ein sarg gehangen/ darunter aber ein „tieffer und finsterer abgrund gewesen. Hier- „uͤber waͤre er so sehr erschrocken/ daß er sich „selbst und alle andere dinge vergessen gehabt. „Da er nun wieder zu sich selber kommen/ haͤtte Von der einigen weißheit in CHri- sto. er auff einmal verstehen lernen; daß wir al- lein in CHristo JEsu weben und seyn/ daß niemand den namen JESU zu seiner seligkeit nennen koͤnne ohne eine sonderbare gnade GOttes/ daß man un- auffhoͤrlich beten muͤsse/ damit man nicht in versuchung eingefuͤhret werde. Von den eigenen kraͤfften. 4. „Hier waͤre ihm eine solche erkaͤntniß ge- „schencket worden/ daß ohne eine sonder- „bare gnade GOttes auff den menschen „bey allem seinem thun nichts als suͤnde „warte/ und als er dieses gesehen und em- „pfindlich erkant/ haͤtte er sich uͤber seine vorige „blindheit verwundert und gemercket/ daß eine „ Stoi sche lebens-art ihn als eine lere blase zwi- „schen der furcht des todes und dem abgrund „der hoͤllen auffgehalten haͤtte. Er haͤtte er- „kant/ daß er bey selbiger befleißigung unter „dem schein der demuth am aller hoch muͤthig- „sten worden/ indem er sich auff seinen freyen „willen verlassen/ die Goͤttliche Gnade hindan „gesetzet und gemeinet/ es stuͤnde bey ihm was er Von der Stoi schen philoso- phi e. „thun wolte/ woraus er geschlossen/ daß de- „nen Heiden zwar solche laͤsterung vor gut zu „halten sey/ einem Christen aber nicht anstehe/ „und daß die Stoi sche philosophie deßwegen Von den gemeinen schulen und buͤ- chern. „verwerfflich sey. Bey dieser seiner erkaͤntniß „habe er nun alsbald alle spitzfindige meinun- „gen der buͤcher verlassen/ samt allen vergebli- „chen pralereyen der schulen/ und gewiß geglau- bet/ daß alle gute gabe von oben herab von„ Jahr MDC. biß MDCC. dem Vater der lichter komme/ und also auch“ die wahre geheime medicin der adeptorum. “ Er waͤre zwar durch unterschiedliche Laͤnder“ gereiset/ haͤtte aber uͤberall und bey allen einer-“ ley faulheit und blindheit gefunden. Wer“ darunter etwan curieu ser gewesen waͤre/ die“ haͤtte er zwar befunden/ daß sie in ihrem vorsatz“ bestaͤndiger und vorsichtiger gewesen/ sie“ waͤren aber dennoch eben so blind/ oder noch“ blinder als die andern ihm vorgekommen.“ Daꝛaus haͤtte eꝛ bey sich geschlossen/ daß die ge-„ Von der gemeinen medicin. meine medicin eine rechte betruͤgereyseyn muͤ-“ ste/ die von den Griechen eingefuhret waͤre/ biß“ die Goͤttliche ihm etwas bessers gewiesen. Es“ haͤtte ihn alle zuvor angewandte arbeit gereu-“ et/ daß er sich daruͤber so geaͤngstet gehabt. Jn“ den vielen buͤchern aber haͤtte er vollends gar“ keinen trost gefunden/ auch keine kunst/ son-“ dern leere versprechungen und viel mißbraͤuche“ und irꝛthuͤmer.‟ 5. Dergestalt erzehlet Helmontius den pro- cess, wie er zu seiner erkaͤntnis nach und nach ge- langet sey. Da man siehet/ daß es ihm frey- lich die rechte Goͤttliche weißheit und wahrheit zu erlangen ein rechter ernst gewesen/ und wie ihn die einsicht in das allgemeine verderbnis der gemeinen gelehrsamkeit und auch der medicin etwas bessers und gewissers zu suchen gedrun- gen gehabt. Er erzehlet auch anderswo gar Von dem anfang seines schrei- dens. auffrichtig/ wie er seine buͤcher zu schreiben an- gefangen/ wenn er in der vorrede uͤber den tra- ctat de Lythiasi also schreibet: Endlich stund ich zwischen schamhafftigkeie und schre- cken uͤber diesem wichtigen werck zweif- felhafftig und legte die feder sehr offt wieder weg. Jch bat den HErrn aber- mal ernstlich/ daß er einen erwehlen moͤchte/ der wuͤrdiger als ich waͤre. Dar- um erzuͤrnete der HErꝛ billich uͤber mich boͤsen und unnuͤtzen knecht/ und ver- hengete/ daß ich vom satan gesichtet wuͤrde. Denn derjenige orden der gei- ster/ dessen Zenith das hauß der kraͤfften und Nadir die uͤbrigen orden sind/ finge an mich umsonst zu verfolgen mit greu- lichen anlaͤuffen. Da erkannte ich bald/ daß mich die hand des HErrn geruͤhre t haͤtte. Deßwegen schrieb ich bey der vollen verfolgung das buch/ dessen titul ist Ortus Medicinæ oder Initia Phyticæ inau- dita. Jn diesen hab ich die gewoͤhnli- chen irrthuͤmer der schulen in ihren artz- neyen entdecket. Jch habe neue prin- cipia der kranckheiten angegeben/ wie auch bißher unerhoͤrte Theoremata, und erwiesen/ wie man die Heidnischen thor- heiten der Universitæt verlassen/ und sich hinfuͤro an die wahrheit gewoͤhnen soll Hier hab ich in meiner seelen einen rech- ten sabbat gefunden/ dergleichen ich niemals in meinen guten tagen gehabt: So gar/ daß es mir verdaͤchtig war/ daß so grosse stuͤrme mir die ruhe meiner see- len/ oder auch den leiblichen schlaff gar nicht stoͤrten. Worinne ich deine guͤte/ oGOtt mein beschirmer/ nicht gnugsam loben kan/ welche nicht zugelassen daß meine seele im geringsten unter so gar A. K. H. Dritter Theil. K gros- Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. grossen aͤngsten/ die um mich her waren/ von dem voͤlligen gruß des friedens ent- zogen worden: Jndem ich mich nur im- mer dieses besorgte/ daß ich unnuͤtzer knecht mit dem geringen talent nicht gar begraben wuͤrde. Wer nun dieses mir vor eine ruhmredigkeit ausleget/ der mag es meinetwegenthun/ wenn er nur ihm selbst nicht schadet. Denn ich will mich freuen um meines naͤchsten und der nachkommen nutzens willen al- le schmach davon zu tragen/ und will meines wunsches geniessen. Man mag mir nun eine verwegenheit oder sonst et- was vorwerffen. Seine schrifften. 6. Was aber seine schrifften betrifft/ sind die- selbe erstlich eintzeln nach einander herausge- kom̃en/ als da sind sein tractat de Magnetica Cu- ratione vulnerum, anno 1624. das supplemen- tum de spadanis fontibus 1626. Doctrina fe- brium 1642. Die Opuscula inaudita de Lythi- asi, de febribus, tumoribus Galeni \& de peste anno 1644. Deliramenta catharri \&c. Her- nach aber sind sie meist zusammen Lateinisch an- no 1648. zu Amsterdam/ und anno 1651. zu Venedig gedruckt worden/ und noch vermehr- ter von seinem sohn selbst anno 1652. zu Am- Und deren editiones. sterdam/ wie auch ferner zu Londen anno 1655. mit diesem titul: Ortus Medicinæ, id est, initia Physicæ inaudita, progressus novus in morborum ultionem ad vitam longam, auctore Johann Baptista van Helmont, Toparcha in Merode, Royenborch, Orschot, Pellines \&c. Edente auctoris filio Francisco Mercurio van Helmont, cum ejus præfatione ex Belgico trans- lata. Editio nova cum que locupletiori rerum \& verborum indice, præ illa Venetiis nuper ex- cusa multam partem adauctior reddita \& exor- natior. Nachmals sind eben diese opeta in folio anno 1667. zu Leyden und noch weiter anders wo in die viermal auffgelegt worden/ zu- letzt in Hochteutscher sprache in folio ohne be- nennung des Editoris und des orts. Unter- schiedliche urtheile von ihm. 7. Die unterschiedlichen und offt wieder ein- andeꝛ lauffenden judicia von diesem manne sind hin und wieder/ und sonderlich bey denen Me- dicis, haͤuffig anzutreffen/ auch so ferne anzu- sehen/ und zu pruͤfen/ als etwa ein scribent e der Goͤttlichen wahrheit und weißheit mit ernst beygepflichtet hat/ oder nicht. Wer nicht in der Heidnischen und seiner eigenen natuͤrlichen blindheit und thorheit gaͤntzlich ersoffen/ oder durch die falsch beruͤhmte kunst derer schulge- lehrten bezaubert gewesen/ hat auch diesen mann so wol als andereseines gleichen in seinen gaben aufrichtig erkañt/ und wo er auch einige mensch- liche fehler bey ihm mit angemercket/ gleich- wol mit denen welt- und vernunffts-geistern Lobspruͤ- che. nicht alsbald gespottet/ gelaͤstert/ oder alles zu- sammen verworffen. Unter den Medicis ist sonderlich das judicium Johannis Pharamundi Rhumelii bekañt/ der anno 1662. in der Medici- na Spagyrica Helmontium vor ein grosses licht in der Medicin gehalten uñ weitlaͤuftig recom mendir et hat. So hat auch so gar ein Fran- tzoͤsischer Jesuit e Renatus Rapinus (unge- acht Helmontius der Jesuit en nicht zum besten gedencket) gleichwol von ihm in seinen Re- flexions sur la Philosophie Ancienne \& Mo- derne (Paris. 1676. in 12.) p. 54. und 56. dieses be- kannt/ daß er nebenst Galilæo Bacone Verula- r io, Boyle und Cartesio unter den heutigen Philosophis viel auffsehens gemachet/ und in Jahr MDC. biß MDCC. der natur ein grosses gethan habe. Aus dem gleichfals beruͤhmten Philosopho Johanne Ca- ramuel à Lobkowi tz fuͤhꝛet Kœnigius in seineꝛ Bi- bliotheca p. 382. gleichfals ein sehr ruͤhmliches zeugniß von Helmontio an; daß er ihn nem- lich gekañt/ und sehr gottsfuͤrchtig gelehrt und beruͤhmt gefunden. Er sey aber ein geschworner feind Aristotelis und Galeni gewesen/ und haben die leute in 2. oder 3. tagen schnell curi ꝛt/ daß sie entwedeꝛ genesen odeꝛ es sich zum tode geschickt/ daher er nur zu den despera- ten patienten geruffen/ die von andern verlassen worden. Ein sonst gar orthodox er Lutheri- scher Pfarrer Caspar Eyner nennet ihn einen grossen mann/ der in seiner Professione Medico-Philos. schwerlich seines gleichen ha- be/ und moͤchte gern eines Academi schen The- ologi erklaͤrung uͤber einen locum aus ihm hoͤ- ren in Quietismo S. p. 347. und 350. Und welche auch noch in einigen dingen mit ihm nicht uͤber einstimmen wollen/ die haben dennoch vieles aus ihm angezogen und appro- bir et/ das sonst wieder die gemeinen principia laufft/ wie unter andern bey dem auctore der annotationum uͤber des Thomæ Browne Reli- gionem Medici hin und wider zu sehen ist. 8. Bey denen verkehrten eifferern/ Aristote- Widrige urtheile von ihm. li schen Theolog en und Galeni schen Medicis aber hat er destoweniger applausum und gehoͤr gefunden/ je untuͤchtiger solche gemuͤther sind/ die Goͤttliche warheit und weißheit zu erkennen oder zu æstimir en. Sie zehlen ihn unter die Paracelsisti schen distillir -koͤpffe/ die sich in die Theologi e wider ihren beruff haͤtten einmi- schen wollen/ wie bey Wilhelm Christophoro Heimio im band des innerlichen und aͤus- serlichen Gottesdienstes/ und aus ihm bey Colbergen im Platoni schen Christenthum P. I. c. 4. p. 197. zu sehen. Sie wissen auch sel- ber nicht/ mit was vor einem ketzer-namē sie ihn belegen sollen/ weil er sich zu keiner eigentlichen sect e bekant. Gleichwol geben sie ihn bald vor Verketze- rung. einen Socinian er an/ bald vor einen Paracelsi- sten; straffen sich aber selbst alsbald luͤgen/ in- dem sie bekennen/ daß er Paracelsum vielfaͤltig durchziehe/ und sonderlich in der materi e vom lapide Philosophorum verwerffe/ wie bey ge- dachtem Colbergen l. c. und P. II. p. 200. zu se- hen ist. Wir wollen aber lieber die vornehm- sten puncte/ worinnen die schul-lehrer mit ihm nicht zu frieden sind/ selbst kuͤrtzlich aus seinen und andern schrifften durchgehen/ und einem geuͤbten und bescheidenen leser das urtheil selb- sten uͤberlassen. 9. Zufoͤrderst ist schon aus seinen oben an- gezogenen worten zu sehen/ daß er die Goͤttli- che krafft/ wirckung und erleuchtung in glaͤu- bigen seelen nicht mit den verkehrten Welt- gelehrten verworffen/ sondern vielmehr als den einigen grund/ wie er in der Schrifft sel- ber ligt/ erkant und gebraucht habe. Deswe- Helmontii vortrag von der vernunfft. gen er aus eigener erfahrung von diesem weg folgendes oͤffentlich bekant/ in dem Tractat Venatio Scientiarum §. 1. u. f. Man haͤlt die vernunfft insgemein vor das leben der seelen/ oder vor das leben unsers le- bens. Jch aber glaͤube/ daß der allmaͤch- tige GOTT allein sey der weg/ die wahrheit/ das leben und licht der leben- digen und aller dinge; dieses aber ist ja nicht wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. nicht die vernunfft. Und daß also unser gemuͤthe intellectualis oder verstaͤndlich seyn solte/ nicht aber rationalis oder ver- nuͤnfftlich/ wenn es GOTTes ebenbild Dem ver- stand/ genau ausdruͤcken soll. Dieses Parado- xum muß ich erlaͤutern/ damit man al- les/ was nur zu wissen ist/ sonderlich vor die Adeptos, untersuchen koͤnne. Nach meinem wunsch faͤnget alle liebe zur weisheit von der erkaͤntnis sein selbst an/ und gehet auch darinn fort/ sie mag nun Dem grund al- ler weiß- heit/ nem- lich der er- kaͤntniß sein selbst. physica oder moralis seyn. Darum will ich nun den verstand und die erkaͤntnis un- ser selbst/ die so tieff ist/ vortragen/ so viel ich in meiner schwachheit erreichen kan. Denn dieses ist die ungezweiffelte mei- nung der schulen/ daß GOTT dem men- schen nichts koͤstlichers geschencket ha- be als die vernunfft/ durch welche wir allein von den besti en unterschieden/ hin- gegen den Engeln etwas aͤhnlich seyn/ also habe auch ich von jugend auf ge- glaubet/ weil man mich so beredet hat. Aber nach dem mein erkaͤntnis gewach- sen/ und ich meine seele einmal recht be- schauet habe/ bin ich gar anders sinnes worden. Denn ich bekenne/ daß ich lieber im verborgenen weise seyn will/ als einen schein davon haben/ und daß ich begie- riger gewesen bin zu lernen/ als zu leh- ren bemuͤhet. Von ver- fuͤhrung durch die vernunfft. 10. Gleichwol hab ich etwas leh- ren muͤssen/ damit ich das empfan- gene pfund nicht vergrabe. So ist mir demnach die vernunfft einsmals gezei- get worden in einem Gesichte in gestalt eines dicken und dunckeln nebels da sie sich vorstellete als eine ernehrerin/ fuͤh- rerin und beschuͤtzerin des gemuͤths/ die von GOTT also geordnet waͤre/ auch zu erlangung alles rechtschaffenen gu- ten. Ja sie bezeugete/ daß sie das steuer- ruder des lebens-lauffes/ der vornehm- ste theil des gemuͤths/ und eine erfinde- rin aller wissenschafften waͤre. Denn die seele hat bey dem ersten anschauen die vernunfft mit grossen Freuden aufge- nommen/ und mit jubilieren/ gluͤck- wuͤnschen/ und wohlgefallen verlan- get/ daß dieselbe bey ihr ruhen moͤchte. Damit es aber sich durch allzugrosse leichtglaͤubigkeit nicht versehe/ fiel es die vernunfft mit seinen eigenen waffen an/ Deren ein- wuͤrffen und hoͤ- hen. und sprach: Wenn nun du/ vernunfft/ zu meinem dienst bestimmet bist/ so muß ich nicht dir/ sondern du must mir fol- gen: Zumal/ da du nichts sagest/ noch durch gewisse schluͤsse beweisest/ daß ich dir es nicht zuvor eingepflantzet haͤtte. Wie prætendi rest du denn nun als eine Juͤngerin uͤber die Meister- und als eine Tochter uͤber die Mutter die herrschafft. Dieses argument, das aus meiner arrogan tz kam/ hat mir gewiesen/ daß der seelen nichts naͤher sey/ als der hochmuth: Wel- che erhebung/ wie sie aus dem ungehor- sam entspringt/ sie gleichwol mit dem mantel der tugend bedecket/ damit sie nicht durch leichtglaͤubigkeit abgefuͤh- ret wuͤrde. 11. Die vernunfft aber gab diese ant- wort/ wiewol nicht gerade heraus/ son- Jahr MDC. biß MDCC. dern nur/ daß sie dem gemuͤth eine furcht einjagen moͤchte/ und also dasselbe durch tieffsinniges scrupuli ren zu seinem wil- Verwerf- fung und gefangen- nehmung. len haͤtte. Denn sie sprach: Die seele ha- be keine gluͤckseligkeit zu hoffen/ ohne die vernunfft. Die menschen wuͤrden verderben muͤssen unter den reitzungen der sinnen/ wo die laster nicht durch die vernunfft im zaum gehalten wuͤrden. Es antwortete aber das forschende gemuͤth: Weg mit dir! es ist nichts von diesem aus dir oder durch dich hergekommen: sondern ich empfange diese erkaͤntnis aus dem glauben/ und die ausuͤbung aus der gnade. Vielmehr befiehlt der glau- be/ daß wir dich um seinet willen ver- lassen. Denn deine betruͤgerey hat auch wol bey sehr gereinigten maͤnnern viel hundert ritzen und wunden (spaltungen und trennung) verursachet. Eine iede zer- schneidung aber fuͤhret ihre sophisti sche vernuͤnfftliche Schluͤsse mit sich. Denn die vernunfft bringet allerseits an statt des glaubens nur eine meinung mit sich/ der glaube aber ruͤhret aus der gnade her/ nicht aber aus der hinterlistigen vernunfft. Du (vernunfft) betriegest auch wol die kluͤgsten/ wenn sie sich auf dich verlassen/ und fuͤhrest sie mit dir in den abgrund alles elendes. Schließlich hat mein gemuͤthe durch den glauben be- trachtet/ daß nur eine eintzige form und ein wesen der wahrheit sey/ und daß al- ler verstand nur mit wahrhafftigen din- gen zu thun habe. Dahero hat mein ge- muͤthe bey der untersuchung beschloffen/ den verstand an statt der vernunfft hoch zu achten/ und folglich habe ich angefangen zu besorgen/ daß nicht die vernunfft/ welche so viel hundert tausend menschen unter dem schein der Gottse- ligkeit/ der Wahrheit und des Gottes- dienstes/ und unter der vielfaͤltigkeit des irrthums hinderlistig betrieget/ als eine heuchlerische schmeichlerin und listige verfuͤhrerin mich auch verleiten moͤchte. 12. Dannenhero argwohnete mein gemuͤth/ daß die vernunfft allerhand uͤ- berredungen erdachte ihr zu folgen/ und mich zu betriegen/ so offt sie von dem ge- muͤthe zum richter oder beysitzer erweh- let wuͤrde. Jmgleichen daß die vernunfft sich gar zu einer schmeichlerin oder scla- vin der luͤsten und begierden hingebe/ auch bey denen allerfroͤmmsten/ und daß sie mehr meinungen/ verwegenheit und thorheit als weisheit und wahrheit mit sich braͤchte/ denn sie koͤnte leicht hin- und wieder-wancken/ und bald auf die- ses/ bald auf jenes extremum fallen/ auch uͤberall gruͤnde erfinden/ erdichten/ und unterlegen/ wie es etwa die begierden mit sich braͤchten. Ja bisweilen handele sie durch schluͤsse/ und falle gar aus ih- rem vernuͤnfftlichen theil heraus/ bleibs also ungewiß und indifferen t/ und in ih- rer unwissenheit unbestaͤndig/ da sie A. K. H. Dritter Theil. K 2 doch Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. doch diesem allem abhelffen wollen. Es hat auch die vernunfft immer die seelen betrogen/ die ihrem fuͤrgeben allzusehr getrauet/ und sich demselben zu eigen er- geben gehabt. Andern hat sie gar durch ihre ungereimte ungestuͤmme verwirre- te und vergebliche bekuͤmmernisse das leben abgeschnitten. 13. Wie er nun also das falsche Principium der vernunfft von der wahren weißheit removi- r et hat/ also hat er hingegen aus eigner erfah- rung vor das rathsamste befunden nach CHri- sti lehre erstlich recht arm am geist zu werden/ und so dann die Goͤttlichen einfluͤsse und wir- Von ar- muth des geistes und demuth/ ckungen zu empfangen. Dahero schreibt er eben im selbigen tractat §. 9. von sich selbst: Jch habe auff einrathen eines heiligen mannes auffgehoͤrt etwas aͤngstlich zu wuͤnschen/ suchen und zu erforschen/ ha- be mich aller curiosit aͤt und begierde zu wissen entbloͤsset/ und mich zur ruhe und Einfalt und lau- terkeit. armuth des geistes begeben/ daß ich mich in den allerliebreichsten willen GOttes eingesencket/ als wenn ich nichts seyn/ nichts wuͤnschen/ nichts wircken/ und gar nichts verlangen noch verstehen wolte. Unterdessen da ich also 2. mo- nat lang in dieser absagung aller wissen- schafften und blossen armuth zuge- bracht/ ist mirs einmal wieder begeg- net/ daß ich verstaͤndlich etwas erkennen kunte. Von CHristo. 14. Daß er aber JEsum CHristum allein als den ursprung aller weißheit/ gerechtigkeit und heiligkeit erkant habe/ geben seine eigene worte ebenfals deutlich/ die wir theils schon an- gezogen haben/ da er erzehlet/ wie er nach lan- gem forschen uñ suchen endlich verstanden haͤt- te/ daß wir allein in CHristo leben/ we- ben und seyn. Erschreibet auch davon in dem Tractat Potestas Medicaminum §. 1. u. f. An- fechtung lehret verstand/ gleichwie ein allzuheff- tiger truck denselben ersticket. Ob ich wol in meinen allerhefftigsten truͤbsalen den Hiob und Paulum fleißig brauchte: So hat mir doch der HErr JEsus durch die exempel seiner angst noch viel maͤch- tiger und also geholffen/ daß er meine muͤhseligkeit nicht allein minderte/ son- dern auch wircklich auff sich nahm. Und dessen einwoh- nung und krafft. Sein nahme muͤsse mir allezeit vor mei- nen augen herꝛlich seyn. Denn ich habe erfahren/ daß die exempel der Heiligen zwaꝛ eine uͤbeꝛzeugung geben/ aber nicht vor sich selbst einige gnade beylegen. Denn mein gemuͤthe war bey der groͤsten angst offt bekuͤmmert/ daß ich mich auff eine menschliche art und gleichsam durch eine traͤge unempfindlichkeit troͤ- stete. Und daß ich vielmehr als ein ver- messener Stoicus mich erwieß/ als daß ich meine truͤbsalen mit einem jubiliren dem allerguͤtigsten JEsu lauterlich auffopfferte/ und mich in ihm sammlete. Denn ich war bey derjenigen ruhe mei- ner seelenbesorget/ die von der unschuld herkam/ daß sie nicht aus verachtung und vermessenheit herkommen moͤchte/ uñ daß also meine truͤbsalen ohne frucht waͤren ꝛc. 15. Jn dem tractat Ignotus hospes morbus Jahr MDC. biß MDCC. §. 5. stehen diese seine worte: O JEsu mein licht/ mein leben/ mein ruhm/ du helffer in meiner schwachheit und verderbten Sein lob- bekaͤntniß hievon. unarth/ der du in deinen sachen einen leichten ausgang erfindest/ dem auch al- les leicht ist/ was bey dem menschen wol unmuͤglich scheinet. Du hast mich in alle meine truͤbsalen eingefuͤhret: Jch bringe sie dir wieder dar/ und alle unter- truckung der gerechtigkeit. Du hast mich dennoch allezeit mit deiner un- uͤberwindlichen rechte gestaͤrcket: Kei- che mir deine hand/ damit wenn du mich ja nicht aus dem tieffen abgrund mei- ner truͤbsalen erloͤsen wilst/ du mich nur durch deine staͤrcke erhaltest/ daß ich nicht suͤndige/ und daß diejenigen/ die mich ohne ursach hassen/ bekehret wer- den; auch daß die/ so deine macht anbe- ten/ erkennen/ daß du allein GOtt bist/ ein helffer der unterdruckten/ und eine gewisse Hoffnung derer/ die auff dich trauen. Laß sie mit reue angethan werden/ und bey dir gnade finden/ damit ich elender das lob deiner herrlichkeit noch in dieser zeit besingen koͤnne. Aus diesen und vielen andern seinen so einfaͤl- tigen und glaͤubigen bekaͤntnissen kan denen/ welche CHristum wahrhafftig erkant/ und/ daß in ihm die wahrheit sey/ gelernet haben/ der grund von dieses mannes lehre gnugsam klar seyn. Wel- ches denn zum wenigsten bey einem gottsfuͤꝛch- tigen gemuͤthe so viel schaffen mag/ daß es auch/ im fall etwas menschliches mit untergelauffen waͤre/ dennoch auff des auctoris einfaͤltige in- tention reflectir et/ und also ihn seinem richter stehen laͤsset. 16. Nach dem nun dieses voraus erinnert Von dem Goͤttli- chen ehen- bild und dessen ver- lust. werden muͤssen/ will ich seine uͤbrigen erklaͤrun- gen von denen theologischen materi en kuͤrtzlich hinzusetzen/ nach dem sonderlich bekant ist/ daß ers denen Theologis in dem punct vom eben- bilde GOttes nicht recht machen koͤnnen. Sei- ne eigene worte lauten hievon/ und von dem fall des menschen folgender massen/ im tractat de imagine DEI §. 1. Der allmaͤchtige Gott hat aus seiner unermeßlichen und freywilligen liebe und guͤte den men- schen dazu absonderlich geliebet und er- wecket/ damit er sein bildniß auffs in- nigste und genaueste ausdrucken moͤch- te. Deßwegen hat er nun dieses sein ebenbild mit einer solchen zierde sei- ner majestaͤt geschmuͤcket/ und ist ihm in einem so guͤtigen anschauen sei- ner liebe zuvor gekommen/ daß er nach seinem wolgefallen die Evam erschaf- fen/ und sie verordnet/ daß sie eine mut- ter aller menschen waͤre. (denn Adam nennte erst nach dem fall sein weib Heva/ dar- um daß sie eine mutter aller lebendigen waͤre.) Diese solte ihre kinder empfangen nicht aus einer fleischlichen vereinigung/ wie das vieh/ noch aus der lust des flei- sches/ oder dem willen eines mannes/ son- dern aus GOtt/ oder aus uͤberschattung des H. Geistes allein/ eben auff solche arth/ wie die jenige menschheit empfan- gen wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. gen und geboren worden/ in und durch welche alle/ die da selig werden wollen/ wiedergeboren werden muͤssen: das ist/ die mutter solte eine jungfrau bleiben/ und wuͤrde ohne schmertzen geboren ha- ben/ und Eva war uͤber den mann ge- setzet. 17. Jn dem tractat von dem eingang des gemuͤths in seine natur schreibet er ferner hievon also: Adam war in possession der unsterb- ligkeit/ und konte nicht sterben/ wenn er nicht gewolt haͤtte/ weil der tod ihm ein freyes zufaͤlliges ding war. Weil aber Adams leib den baum des lebens noͤthig hatte/ so war er in ansehung des leibes nicht schlechter dinges unsterb- lich/ und bedurffte dahero nahrung; er haͤtte aber unsterblich seyn koͤnnen durch die unverdiente guͤte des schoͤpffers/ gleichwol aber war der mensch unsterb- lich/ so feꝛne dessen unsterbliches gemuͤth alle verrichtungen des leibes unmittel bar that/ und ein unsterbliches leben von sich gab. Ja es war alle vielheit der kraͤf- ten in der einheit des gemuͤths verschlun- gen. Wie denn auch heutiges tages das gemuͤte ohnmaͤchtig wird durch die lāg- wierigkeit und abwechselung der eiteln dinge. Denn diesem mangelt ein gleich- niß/ wodurch sie das gemuͤth unmittel- bar beruͤhren/ und durchdringen koͤn- nen. Damit nun das gemuͤth sich ei- nen zutritt und eingang in den men- schen machen koͤnte/ so muste es erstlich von der vorigen unmittelbaren verrich- tung solcher dinge im leibe ablassen und muste eine andere seele/ nemlich eine sterbliche und die im samen waͤre/ als mit dem leibe verbunden/ eingehen. Diese aber ist dem gemuͤte gantz ungleich und wird von dem vater der lichter durch die lebens-lufft nach dem lauf der natur ge- geben/ vergehet auch wiederum/ wenn der mensch stirbet. Vom essen des verbo- tenen baums. 18. Ferner wird aus folgendem offen- bar/ daß der tod in dem essen der fruͤcht gelegen gewesen/ das ist die ursach/ die den tod in der siñlichen seelen natuͤrlich hervor gebracht/ (welchen der mensch sonst nicht gehabt haͤtte) durch den samen/ und zwar nach art der thiere/ und daß dem- nach das gemuͤte das Regiment des lei- bes verlassen habe. Weil es sich vor der daher entstandenen vieh ischen unrei- nigkeit gescheuet/ und entsetzet. Denn in dem augenblick/ da der mensch in sich selbsten den samen zu fortpflantzung sei- nes geschlechtes entworffen/ hat er eben damit den ursprung der sterlichen seelen verursachet/ darinnen das gemuͤ- te gleichsam eingewickelt und bedecket waͤre/ damit sie den gantzen dienst des leibes auff sich nehme. Denn der schoͤpf- fer hatte sich schon in der natur ver bun- den denen samen der creaturen/ daß so offt die samen der sinnlichen dinge zum zweck ihrer ver mehrung kaͤmen/ so wol- te er selbsten als ein vater solcher lichter in solche samengehoͤriger massen mit ein fliessen. Hierauff setzet er auch seine gedan- cken von der erb-lust und dem darinne stecken- Jahr MDC. biß MDCC. den verderbniß: Dieweil die schwaͤchung der Heva immerfort biß auf das ende der welt in fortpflantzung derer nachkom- men continuiren wird; so nennet man Von der erblust. unter andern suͤnden dieses billig die ur- spruͤngliche oder erb-suͤnde/ nemlich die suͤnde der verachteten vaͤterlichen ver- mahnung und natuͤꝛlichen uͤbertretung/ welche durch die fleischliche und fast vie- hische zeugung eine unꝛeinigkeit woꝛden ist; daheꝛo deꝛ mensch/ deꝛ aus dem willen deꝛ begierde des fleisches gesaͤet ist/ noth- wendig den tod in dem fleisch der suͤn- den allezeit erndtet. Die erkaͤntniß aber des guten und boͤsen/ welche GOtt in dem ersten verbott eingesetzet hatte/ hielte sich die lust des fleisches/ das ist/ die heimliche veꝛbotene veꝛmischung/ die dem stand der unschuld gerad entgegen war/ welcher stand nicht in einer so vie- hischen dummheit bestund. 19. So viel setzet der auctor von dem fall des Von der herwieder- bringung des men- schen. menschen; nun wollen wir auch seine gedancken von dessen herwiederbringung hoͤren/ da er sich also heraus laͤst. Jn dem tractat de vita æterna. das Evangelium verheisset denen men- schen nicht allein/ daß der sohn GOttes um der menschen heils willen mensch worden und gelitten: sondern auch/ daß diese zwey geheimnisse nun einem jeden koͤnnen zugeeignet werden/ weil sie son- sten wie vergeblich waͤren. Jch habe aber diese application also betrachtet: Durch die suͤnde hat der mensch nicht weniger GOTTes absicht als dessen schluß und befehl gebrochen/ dahero die menschliche natur in ihrer wurtzel ver- derbet ist. Weil eine andere und fast Erloͤsung und til- gung der suͤnde. viehische fortpflantzung erfolget/ die des ewigen lebens in sich selbst unfaͤhig ist. Des wegen muste nun das Evan- gelium die abthuung der erb-suͤnde mit einschliessen/ wie auch aller anderen suͤnden/ die aus der verderbniß herflies- sen. Da nun der mensch hinfuͤro nicht mehr aus GOtt/ sondern aus dem ge- bluͤt der geschlechte/ aus dem willen des fleisches und des mannes nur natuͤrlich geboren werden solte: gleichwol aber sein leib aus seiner eigenen macht nicht zur vorigen wuͤrde wiederkommen/ viel- weniger gar auff hoͤren koͤnte: damit er wiederum aufs neue und zwar anders zu seyn anfinge. Des wegen ist uns nun eine herrliche bothschafft verkuͤndiget worden/ daß eine Tauffe gegebensey zur vergebung der suͤnden/ dadurch der mensch aus wasser und dem H. Geist al- so wiedergeboren wuͤrde/ damit seine soͤhne als durch eine neue geburt aufs neue gezeuget/ und der unbefleckten menschheit ihrer erloͤsers CHristi/ die durch den H. Geist gebildet worden/ theilhafftig wuͤrde. Welche neue ge- burth denn die seele in den vorigen stand der unschuld wiedeꝛbꝛinget/ und zugleich die suͤnde gantz weg nim̃t/ und also glau- ben wir/ daß es sich in der that verhalte. K 3 20. Diese Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. 20. Diese dinge sind denen sehr wiedrig und fremde vorkommen/ welche den gemeinen ehe- stand an sich selbst vor heilig/ und die darin- nen herschende luͤste deren fleischlich gesinnten vor gut und gesegnet ausgeben/ und also nicht als eine frucht der erb-suͤnde erkennen wollen. Noch vielmehr aber haben sie an Helmontio, wie an allen andeꝛn/ veꝛworffen/ daß er aus gros- ser betruͤbniß und mitleiden das gemeine ver- derbniß in allen staͤnden entdecket und beklaget. Von der Prediger verderb und athe- ismo. Sonderlich daß er im tractat de imagine DEI diejenigen Prediger mit unter die Atheist en ge- rechnet/ welche zwar einen GOtt und dessen allwissenheit glauben/ doch aber sich einbilden/ man koͤnne ihn mit einem schlechten gebetgen abweissen und bewegen. Diese/ spricht er/ machen den groͤsten hauffen unter den Christen aus/ die sich vor die vollkom- mensten ausgeben/ und sich aller dinge unterfangen/ meinende/ die Religion sey nur darzu/ das volck zu baͤndigen/ durch die furcht des gesetzes/ durch ihre ver- pflichtung/ und durch die straffe der hoͤl- le. Denn solche legen andern die schwer- sten lasten auff/ die sie selbst nicht mit ei- nem finger anruͤhren: Sie nehmen den leuten das geld/ verkauffen ihnen den himmel/ wenn sie sterben wollen/ mengen sich uͤberall in weltliche haͤndel/ und ge- ben vor/ die Religion koͤnne ohne staat nicht bestehen; diesen moͤchte ich wuͤn- schen/ daß sie nur einen augenblick schme- cken moͤchten/ was da sey/ recht im grun- de etwas verstehen/ damit sie der seelen unsterbligkeit gleichsam greifflich em- pfinden moͤchten. Darum bezeuge ich bil- lig/ daß diejenigen/ welche allezeit studie- ren/ und der wahrheit nachforschen/ den- noch niemals zu derselben erkaͤntniß kom- men. Weil sie durch den buchstaben auff- geblasen keine liebe haben/ und einen heimlichen atheismum bey sich hegen. 21. Nachdem auch dieser auctor bereits in oben angezogenen orten das tieffste elend derer schulen von jugend auff eingesehen/ hat er frey- lich nicht anders als dasselbige entdecken/ und oͤffentlich bekennen moͤgen. Sein eigener aus- Von den schulen und deren elend/ druck hievon ist unter andern folgender: Jch habe alsbald gesehen/ daß man auff der Universitæt niemand zum Examine zuliesse/ wo er nicht mit einem langē rock behenget oder verlarvet waͤre/ gleich als wenn das kleid alsbald die gelehrsamkeit machte: Und dafing ich an zu eꝛkennen/ daß die Pro- feffores von langen zeiten her die jungen leute nur vor narren hielten. Darauff untersuchte ich mich selbsten/ und fand/ Wie auch der gemei- nen ge- lehrsam- keit. daß ich nichs wuste. Jn der Physica hoff- te ich etwas zu lernen aus dem Globo, dazu ich auch das Astrolabium, den annulum und theoricas planetarum brauchte/ ich that auch die Logisticen und Algebram zur lust dazu. Ferner nahm ich die Elementa Eucli- dis, weil noch die wahrheit darinne war/ es kam mir auch des Cornelii Gemmæ Ars Cyclognomica als eine andere Methaphysica in die haͤnde. Und weil diese den Nicola- um Copernicum sonderlich recommendirt e/ machte ich mir selbigen auch bekannt. Da lernete ich ein hauffen Excentricitates und eine andere umdrehung des himmels/ Jahr MDC. biß MDCC. und solche sachen/ die der zeit nicht werth waren. Da begunte mir auch die Astrono- mi e veraͤchtlich zu werden/ weil sie wenig gewißheit und wahrheit versprach/ und hingegen viel eitele dinge. Da ich nun den cursum absolvi rt/ und gleichwol nichts gruͤndliches noch wahres gelernet hatte/ Von dem Magister machen. schlug ich den Magister-titul aus/ und wolte nicht leiden/ daß die Professores einen pi- ckelhering aus mir machten/ mich zum Magist er der 7. freyen kuͤnste erklaͤrten/ der ich noch nicht einmal ein schuͤler war. 22. Als ich nun so die wahrheit such- te/ nicht aber den schein/ so machte ich mich von den schulen weg. Man ver- sprach mir die beste Præbend e/ wenn ich Theologiam studir en wolte. Aber es schreckte mich S. Bernhardus ab/ daß ich nicht die sunden des volcks fressen moch- te. Jch bat aber den HErrn JEsum/ daß er mich dahin fuͤhrte/ wo ich ihm am besten gefiele ꝛc. Dabey er zugleich er- zehlet/ wie er die Jesuit en zu Lœv en gehoͤret/ und nichts als leer stroh und erbaͤrmlich zusam- mengestoppelt zeug gefunden haͤtte. Jm tra- ctat Ignotus hospes morbus §. 6. schreibet er ebenfals aus erfahrung hievon: Es ist die- ses die kranckheit unserer zeiten/ daß durch GOttes verborgene gerichte die heucheley deren Obern durch ihren be- trug credit bekoͤmt/ und unter dem schein der Gottseligkeit ihre boßheit vortraͤgt. Jn diesem verwirrtem und elendem zu- stande habe ich auff GOttes befehl an- gefangen das elend der menschen/ und die irrthuͤmer derer aͤrtzte/ die mir vor meinem gemuͤth offenbar waren/ anzu- mercken. Damit gleich wie die heuche- ley mich und alle meine guͤter im grund verderbet hat/ also ich auch zugleich und vornemlich erkennete/ daß der vater der luͤgen in die heidnischen schulen den becher der unwissenheit/ und den gifft durch die gewinnsucht eingefuͤhret habe ꝛc. 23. Was er aber in specie von der medicin Von der Mediein. und derselben zustand geurtheilet habe/ ist aus allen seinen schriffren durchgehends zu sehen/ und also hier zu weitlaͤufftig anzufuͤhren. Sei- ne intention hiebey hat er in der vorrede uͤber Ignotum hospitem morbum §. 1. u. f. also kurtz zusammen gefasset: Jch habe nach Goͤtt- lichem wolgefallen entdecken wollen/ daß bißhero die ursachen der kranckhei- ten/ die erkaͤntnis ihres wesens und die mittel/ vor der welt/ und meist in den schulen verborgen gewesen. Es hat mich zwar geschmertzet/ daß diese blind- heit der vorigen und jetzigen zeiten wahr sey/ und daß sie durch mich unnuͤ- tzen alten mann entdecket werden soll. Auch hat mich von hertzen verdrossen/ daß die Medici so wol um ihr eigen/ als des naͤchsten leben so sorgloß/ und nur auff den gewinn erpicht gewesen/ wo nicht dieses GOttes schickung waͤre/ daß so lange die schulen denen heidni- schen lehren anhiengen/ sie auch in die- ser fin- wie auch einigen andern Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. ser finsternis sitzen blieben: biß endlich in der fuͤlle der zeit jemand die beschaf- fenheit der kranckheitẽ seinem naͤchsten eroͤffnete/ und zwar vor dem angesicht derer Doctorum, damit also die heidni- schen irrthuͤmer in ihrem ursprung ver- trieben wuͤrden/ und die wahrheit hin- fuͤhro allein leuchte/ auch alle/ die nicht muthwillig die augen zuschloͤssen/ sich besserten. Jch trage freylich oer gan- tzen welt und den nachkommen eine neue und wunderbare sache vor. Und ach! daß ich nur allein alle schmach des- wegen auff mich nehmen koͤnte/ und dar- uͤber des naͤchsten leben oder gesundheit nichts litte. Denn ich haͤtte gerne ge- schwiegen/ und dieses mein pfund ver- graben/ wo ich nicht wuste/ daß es al- lein zu des naͤchsten leben mir gegeben waͤre. 24. Was er hier zuletzt von seiner schmach und verfolgung gedencket/ hat er anderswo ausfuͤhrlicher/ wiewol in grosser bescheidenheit und sanfftmuth/ angezeigt. Als da er im tra- ctat Potestas medicaminum §. 4. schreibt: Es Von sei- ner ver- folgung. giebt heuchler/ welche durch den schein der Gottseligkeit die Obrigkeit und ihre unterthanen betruͤgen/ und endlich durch derselben macht alles unterdru- cken was ihnen nicht beyfaͤllet. Lieber GOtt! was hab ich da nicht erfahren/ und was koͤnte ich davon nicht erzehlen? Allein ich habe dir die sache selbst uͤber- geben/ und bitte dich aus liebe/ daß du ihrer schonest/ und sie meinetwegen nicht verwerffest. Denn ich nehme al- les von deiner hand auff/ sie aber wissen nicht wassie thun. Und im tractat de Li- thiasi c. VIII. §. 3. Um die urtheile uͤber mich bekuͤmmere ich mich wenig/ habe auch niemals auff der welt cen- sur en reflectir et. Denn ich liebe sie in GOtt alle gleich/ niemanden aber deß- wegen absonderlich/ weil er mir etwan flattir et. Denn ich weiß/ daß ich GOtt zum schutz habe/ welcher keinen verlaͤs- set/ der ihn anruffet. Zwar sind gantze platzregen von stricken der truͤbsalen auff mich gefallen/ ich bin aber doch stehen blieben/ weil sie meine seele gar nicht betroffen. Sie sind niedergefal- len/ und ich habe sie veraͤchtlich zertre- ten/ und sie sind wie mist zu nichts wor- den/ ihre urheber haben sich muͤssen schaͤ- men/ und ach daß ihnen GOtt verzeihen moͤchte! Jch weiß auch/ daß GOtt den saamen mit seinem himmlischen thau befeuchten wird/ welchen er gepflantzet und wachsen lassen will. Er hat mich auch nicht lassen bekuͤmmert seyn um den applausum der welt/ um die beystim- mung der Universitæt en/ oder um das lob des gemeinen mannes. Absterben. 25. Nachdem aber dieser mann anno 1644. den 30. Decembris aus der welt geschieden/ und Dessen sohns Frane. Mere. Hel- montii lob. zwar also/ daß er seine todes-stunde zuvor ge- wust/ wie sein letztes schreiben beym Frehero Theatr. Vir. lllustr. p. 1374. ausweiset; hat sich nicht weniger dessen sohn Franciscus Mer- curius van Helmont durch schrifften bekañt ge- macht. Wie er annoch bey sehr hohem alter Jahr MDC. biß MDCC. und in grosser Renommee in Holland lebet. Dieser hat nicht nur in publication derer schriff- ten seines vaters/ sondern auch durch seine eige- ne sonderbare gaben bey den meisten verstaͤndi- gen grossen applausum gefunden. Wie denn noch unter andern anno 1694. ein Doctor Me- dic. Paulus Buchius nach dessen principiis zu Amsterdam einen tractat vom Goͤttlichen we- sen und desselben eigenschafften publici rt. Und der bekannte auctor der Historiæ Quakerismi Gerhardus Crœsius L. III. p. 282. beschreibet ihn als einen edlen und in wissenschafften vortreff lichen mann/ von dem viele davor hielten/ daß er den lapidem philosophicum haͤtte/ weiler gleichwol wenig verdiente/ und doch wol lebte. Unter dessen schrifften sind am Schriff- ten. meisten bekannt/ naͤchst dem was er bey seines vatern operibus gethan/ die anmerckungen uͤber den menschen und dessen kranckheiten/ auff ge- wisse und unfehlbare gruͤnde so wol der natuͤrli- chen ursachen/ als der erfahrung befestiget/ La- teinisch und Hollaͤndisch. Amsterdam. 1692. in 12. Und eben daselbst anno 97. in 8. Quædam præmeditatæ \& consideratæ cogitationes super quatuor priora capita libri primi Moysis, Ge- nesis nominati. 26. Jn diesen und andern seinen schrifften/ Meinung von der seelen re- volution. sonderlich aber in einem ausfuͤhrlichen Tractat, hat er hauptsaͤchlich die meinung von revolu- tion der seelen proponi ret in vielen Problema- tibus (wie selbige erst zu Londen und hernach anderswo wieder aufgeleget sind) auch selbige hypothesin zum grund vieler andern saͤtze ge- leget. Wiewol der gedachte Crœsius faͤlsch- lich angiebet/ als wenn er erst in Engelland im Gespraͤch von einer Graͤfin selbige gelernet; dagegen der Auctor der Dilucidationum be- zeuget/ daß Helmont diese meinung schon vor sechs und dreyßig und mehr jahren geheget und vorgetragen. pag. 121. Die summam a- ber selbiger meinung hat gedachter Scribent e also ausgedruckt: Die seelen sind in einer andern welt/ ehe sie mit den leibern ver- einiget werden. Nachdem sie aber in die leiber gekommen/ hat eine iede einen tag der Goͤttlichen heimfuͤhrung/ zu dem en- de/ damit sie sich durch eine vollkomme- ne heiligung zur ewigen herrlichkeit vor- bereiten moͤgen. Wenn sie aber die Goͤtt- liche gedult mißbr auchen/ so werden sie zu der langen und schrecklichen straffe verdammet/ welche GOTT am ende dieser welt bereitet hat. Diese zeit der tausend jahre ist nicht stetswaͤhrend o- der unzertheilet/ sondern in zwoͤlff revo- lutiones der seelen eingetheilet/ da sie in eben denselben leib unterschiedlich mal gehen muͤssen/ ausgenommen etliche Hei- ligen/ die im ersten und andern Periodo schon gereiniget worden. Jndem aber die seelen ausser den leibern wallen/ neh- men sie in der Gottseligkeit nicht zu; da- rum/ wenn sie gerecht sind/ so ist ihnen wohl/ wo nicht/ uͤbel. Die jenigen seelen/ welche vor Christi tod aus dem leben geschieden sind/ und noch nicht selig worden/ wo sie wieder in die leiber ge- hen/ koͤnnen sie alsdenn durch das Evan- gelium Christi wieder selig werden. Von dem Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. dem tod Christi an bis an das ende der welt/ werden die jenigen seelen/ welche das Evangelium nicht gehoͤret haben/ zu einer zeit und an einem ort wieder in die leiber kommen/ und alsdenn das Ev- angelium hoͤren/ und selig werden/ wenn sie glaͤuben. Wenn aber die Heiligen wieder auf die erden kommen werden/ wird die erste auferstehung geschehen/ und werden die Heiligen zugleich tausend jahre leben ohne einige suͤnde/ so wie A- dam im stande der unschuld. Und von Andere schrifften. dieser letzteren materi e hat der auctor, wie man insgemein berichtet/ das bekante buͤchlein Se- der Olam oder Ordo Seculorum geschrieben/ ingleichen das teutsche Tractaͤtlein unter dem namen Peganii: Eigentliche Erklaͤrung uͤber die gesichter der Offenbarung S. Johannis/ voll unterschiedlicher neuer Christlicher meinungen/ darinnen das wahre und falsche Christenthum kuͤrtz- lich doch eigentlich/ abgemahlt/ und eines ieden zeit ziemlich genau ausgerechnet/ auch auf mathemati sche art gar gruͤnd- lich bewiesen/ und anbey die zeit des all- gemeinen juͤngsten tages mit vorgestel- let wird. 1670. Andere Medici, 27. Unter denen medicis haben auch naͤchst diesem viel andere/ die geheime philosophie her- metis Trismegisti und hernach Paracelsi im 17. seculo wieder hervorgesuchet/ und sind deßwegē von denen andern gleichsam als medicini sche ketzer angesehē worden. Aus dem 16. seculo sind ihrer viel bey Paracelsi historie genennet/ denen Querceta- nus, hernach gefolget sind Josephus Quercetanus ein sehr beruͤhmter und beliebter medicus, von wel- chem Schrœderi Quercetanus Redivivus zube- Horstius, Sendivo- gius. sehen ist. Georgius Horstius, Michaël Sen- divogius, ein Polnischer medicus, den Johann Angel. Werdenhagen in der Psychologia p. 550. gar sehr ruͤhmet/ und dessen leben Hen- ningus Witte in memoriis Philosophorum p. 615. und im Diario Biographico anno 1646. beschreibet. Weil aber diese leute eben nicht von den Theologis verworffen worden/ will ich davor noch eines andern Medici alhier geden- cken/ von dem sich oͤffentliche gravamina bey je- nen finden. 28. Selbiger ist ein Englischer medicus, Brovvne. Dessen schrifften. Thomas Browne, Stadt- Physicus in Norwick, dessen opera, wie sie insgemein in die medicin lauffen/ noch zuletzt mit einander in folio anno 1686. zu Londen heraus gekommen/ und das schoͤne werck Pseudodoxia Epidemica, oder von den gemeinen irrthuͤmern/ noch zuvor anno 1680. vom Baron Christian Knorr von Rosenroth Teutsch uͤbersetzet/ und zu Nuͤrnberg publici rt worden. Was aber all- hier zu unserer kirchen-historie gehoͤrt/ ist das Religio Medici. sehr bekante buch/ religio medici genant/ wel- ches so wol in gedachten operibus, als sonst à part wol uͤber 8. mal auffgeleget worden/ theils in Engelland/ theils in Franckreich und Teutschland. Wie denn auch der beruͤhmte Kenelmus Digby schon anno 1642. eigene not en daruͤber gemacht/ und hernach bey der Straß- burgischen edition anno 1652. ein anderer/ der sich nur mit dem ersten buchstaben L. N. M. E. M. angezeiget/ welchen 1. aber Placcius in seinen Scriptor. Annon. p. 26. anzeiget/ daß es ein Meckelnburgischer von Adelgewesen Levin Jahr. MDC. biß MDCC. Nicolaus von Moltken. 29. Was aber den inhalt dieses buchs/ und die daruͤber publicir te Judicia belanget/ sind Urtheile bievon. Beschul- digungen des Scepti- cisini. dieselben gar unterschiedlich und wiedrig gefal- len. Einige von den Theologen haben ihn vor einen Scepticum angegeben/ von deren grund wir bald hoͤren wollen; ( vid. Micrælius de Præ- adamitis in præfat. Pfeifferus in invitatione ad lectiones Atheisticas. ) Jn der neuen Franck- furtischen edition anno 1692. haben ihm die Syncreti- smi, Editores gar einen Syncretismum universalem und crassiorem schuld gegeben/ daß er nemlich meine/ ein jeder koͤnne in seiner religion selig wer- den. Aber noch viel crassius habē einige von ihm geurtheilt/ welche ihn gar vor einē Atheist en un- und des Atheismi. bedaͤchtig gescholten/ wie in denen bekanten schriften D. Joh. Muͤllers Exam. Atheis. cap. VI. §. 34. und D. Tobiæ Wagners mit verwunde- rung zusehen. Der gantze grund/ worauff man diese greuliche anklage gesetzet/ sollë des Auctoris worte seyn/ da er geschrieben: Es waͤren in der“ Schrifft/ sonderlich in Simsons historie/ eini-“ ge sachen/ welche denen fabeln und Romain en“ nicht unaͤhnlich schienen. Dieses hat man“ ihm als eine laͤsterung und verspottung der Schrifft ausgeleget/ ungeacht er gar bedaͤchtig und mit ausdruͤcklicher limitation geschrieben/ wenn nemlich rohe und unerleuchtete gemuͤther solche dinge lesen. Daß er al- so die Schrifft in den augen erleuchteter seelen auch in allen ihren historien dennoch vor gut er- kant/ und so wenig dieser worte wegen ein Athe- iste zu nennen/ als andere/ die etwa das Evan- gelium einen geruch des todes zum tode oder die geheimnisse eine Goͤttlichethorheit nennen. 30. Welche aber hingegen ein bescheidenes urtheil von dem auctore gefaͤllet/ die haben ger- ne gestanden/ daß in diesem buch sehr viel treffli- che erinnerungen zu finden/ ob sie gleich einige andere puncte nicht so vor bekant annehmen: ( Vid. Act. Erudit. Lips. Suppl. T. I. p. 286. Andreas Carolus Memorab. Ecclesiast. T. II. p. 55.) Die Editores des tractat s, sonderlich Lob von audern. die Frantzosen haben selbigen gar sehr recom- mendi rt in der Parisischen edition: Dessen ur- sache ohne zweiffel gewesen/ weil der auctor von einigen stuͤcken der Paͤbstischen religion ziem- lich favorabel raisonnir et hat. Daher sie ihn auch fast in allen puncten retten und vertheidi- gen/ ungeacht sie bekennen/ daß er allerdings der Reformirten religion beygethan gewesen. Vornemlich aber verwundern sie sich uͤber seine cordat e und auffrichtige bekaͤntnisse/ damit er von vielen wichtigen puncten sich herausgelas- sen: Welches denn auch unstreitig ein redliches gemuͤthe angezeiget/ zumal er auch seine geheg- te irꝛthuͤ ner nicht verschwiegen/ sondern gar bescheidentlich erkant hat: Der auctor derer annotationum schreibet in der præfation von ihm/ daß viel kluge und vornehme leute ihn“ nicht allein vor einen frommen mann gehal-“ ten/ sondern auch diese schrifft erkant/ daß sie“ sehr dienlich sey das gemuͤth zur wahren gott-“ selig keit zu bringen/ von der heucheley und“ dem blinden religions-eiffer abzuziehen/ zu“ der wahren liebe und eintracht zuerwecken/“ und den atheismum zu beschaͤmen/ und zu wi-“ derlegen. Deswegen er auch aus der vorrede der wie auch einigen andern Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. der Parisischen edition schleust: Browne waͤre nicht mit denen irꝛthuͤmern behafft/ welche ihm etliche zancksuͤchtige leute auffhefften wolten. 31. Wir wollen aber zur probe aus diesem buche selbst etwas anfuͤhren/ und zwar ohne partheyligkeit. Gleich im anfang in der ersten section des ersten theils eroͤffnet er seine religion Seine re- ligion. also: Jch darff mir wol den ehrwuͤrdi- gen namen eines Christen mit recht zu- eignen/ nicht zwar daß ich etwanur dem tauffstein oder der unterweisung oder dem land/ darinn ich geboren bin/ die- sen titul zuschreibe/ als ob ich dasjenige was ich von meinen eltern im unver- stand gelernet/ her nach durch die auff- erziehung in mir bekraͤfftigen lassen/ da- her ich die vaͤterliche religion also ange- nommen haͤtte/ weil sie insgemein ge- billiget wird: sondern weil ich in mei- nem reiffen alter bey zunehmenden ver- stand nach untersuchung aller und jeder puncte durch den anfang der gnade und die gesetze des verstandes uͤberredet wor- den mich zu dieser religion allein zubege- ben. Und noch weiter in der andern section p. 4. Weil der Christen-name sich weit er- strecket/ und man gleichsam eine gantze Geographi e der religionen haben muß/ in dem die laͤnder nicht nur nach ihren gese- tzen und graͤntzen/ sondern auch nach ih- rer lehre und glaubens-regeln unter- schieden sind: so muß ich genauer gehen/ und bekenne mich dahero zu der Refor- mirten religion/ an welcher mir/ den na- men ausgenommen/ nichts unanstaͤndig ist. Jch bekenne denjenigen glauben/ welchen CHristus der heiland gelehret/ die Apostel ausgebreitet/ die Vaͤter mit ihrer auctorit aͤt/ und die Maͤrtyrer mit ihrem tod bestaͤtiget haben. Wieer denn auch in der 5. section p. 30. sich mit der Engli- schen kirche einig zu seyn bekennet/ und in der 6. seinen unwillen gegen alle spaltungen und secti- r erey ausfuͤhrlich darleget. Jn dessen ist dieses durchgehends sein sinn/ daß man nach der all- gemeinen liebe auch gegen andere/ ja alle men- schen/ sich denen principiis des Christenthums gemaͤß/ und also friedlich/ bescheiden/ sanfftmuͤ- thig und mitleidig bezeigen muͤsse. Dahero er das sectiri sche aͤrgerliche gezaͤncke gar ernst- lich detestir et/ und in angezogenen worten den sectiri schen namen der Refoꝛmirten mißbilliget/ auch in der 5. section p. 30. also schreibet: Bekaͤnt- niß von den spal- tungen und sect en. 32. Was zu denen haupt-articuln vor adiaphora gesetzet werden/ dieselben pflege ich nach meinem judicio und meiner privat- andacht entweder anzunehmen/ oder auch zu verwerffen: da ich weder glau- ben mag/ was Lutherus gesaget/ noch auch das verwerffen/ was etwa Calvinus Contro- versi en. gemißbilliget. Es mißfaͤllt mir auch nicht in allem das Tridentini sche Concili- um. Und den Dortrechtischen synodum kan ich auch nicht durchgehends billigen. Endlich ist mir die kirche an statt eines textes darinnen/ wo die Schrifft nichts bestimmet; wo sie aber redet/ eine ausle- gung. Wo sie beyde schweigen/ da kan mir weder Rom noch Genev religions-re- guln vorschreiben/ und nehmeich sie aus meinem verstand. Der Annotator hat bey Jahr MDC. biß MDCC. diesem loco p. 32. den auctorem sehr wol corri- gi rt und erinnert/ daß eine particular- kirche in glaubens-sachen nicht der text seyn koͤnne/ oder das principium, darnach man sich richten muͤs- se. Wie dieser auch hin und wider gegen die zancksucht der Theolog en von der noͤthigen eintracht und verbindung derer Christen unter- einander viel gutes beybringt/ siehe p. 9. 20. u. f. 33. Browne selbst hat weiter von denen theo- logi schen und philosophi schen controversi en also geurtheilt/ nachdem er allerhand exempel von curieus en fragen und wort-kriegen ange- fuͤhret sect. XX. p. 130. Es ist in der Theo- Seine worte von den con- troversi en. logi e und Philosophi e eine grosse menge der streit-fragen/ welche etliche/ die man vor sonderlich gelehrt haͤlt/ auf die bahn brin- gen/ und ventilir en. Jch aber wolte auch nicht einmal die muͤßigen stunden/ ge- schweige ernstliche studia dar auff wenden: Sie sind alle werth/ daß man sie in Pan- tagruelis Bibliothec verweise/ oder mit des Tartareti garstigem buch in einen band binde. Und in der folgenden section p. 135. Diese aꝛt subtilitæt en achte ich allen denen unanstaͤndig/ welche sonst mit so grossen geheimnissen zu thun haben. Es wer- den auch noch andere dinge oͤffters vor gericht gezogen/ die doch den glauben we- der schwer noch unmoͤglich machen. Da- bey er wiederum exempel solcher fragen aus der Schrifft erzehlet/ daruͤber sich die schul- Theo- logi so sehr den kopff zerbrechen. Ferner klaget er in der 24. section uͤber die grossen spaltungen der Christenheit/ und daß die verheissung CHri- sti noch lange nicht erfuͤllet sey/ daer ge- sagt/ es solte ein hirte/ und eine herde wer- den. Es waͤren fast 4. grosse theile der welt (nemlich das Heidenthum/ Tuͤrckenthum/ Juͤdenthum und Christenthum) woraus die Christen fast den kleinesten theil noch inne haͤt- ten/ da ihrer auch noch wenig aus jenen zu die- sen treten/ bekennet auch dabey seine unwissen- heit/ daß ihm dieselbige zeit so wol als des juͤng- sten tages unbekannt waͤre/ da ein hirte und ein herde werden solte. Aus welchen und derglei- chen seinen bekaͤntnissen zum wenigsten erhellet/ daß der auctor der wahren liebe nicht entgegen gewesen/ woraus er auch gleich anfangs p. 2. bekannt hat: Der eiffer hat mich derjeni- Von der allgemei- nen liebe. gen allgemeinen liebe/ die wir allen men- schen schuldig sind/ nicht so gaꝛ veꝛgessend gemacht/ daß ich nicht vielmehr gegen die Tuͤrcken und unglaubigen/ geschwei- ge denn gegen die Juͤden/ ein mitleiden be- weisen solte/ und bin ich mit diesem seli- gen beynamen vergnuͤgt/ auch gegen die- jenigen gar nicht unwillig/ welche so ei- nen herrlichentitul (nemlich eines Christen) ausschlagen. 34. Nach diesem grunde schreibet er auch von denen Heiden in der 53. section also: Jch Von der frommen Heiden se- ligkeit. dencke offt an das ende derer Philosoph en und frommen Helden/ die vor CHristi menschwerdung gestorben sind. Es ist gleichwol unrecht/ solche seelen in die hoͤlle zu stuͤrtzen/ da sie uns in ihrem le- ben noch wol muster und exempel der tu- gend und Gottesfurcht hinterlassen. A. K. H. Dritter Theil. L Weil Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. Weil aber die untersten oͤrter in so vie- lerley religionen oder behaͤltnisse einge- theilt seyn/ so waͤre es wol billig/ daß man vor diese auch einen Limbum oder gewissen ort ftatuirte. Was wollen wir sagen/ wenn wir die Poetische gedichte wahr befinden/ und die erdichteten Fu- rien in gewisse boͤse geister verwandelt sehen werden? Worauff er endlich/ nachdem er gewiesen/ daß man solche arme leute nicht Durch CHristum allein. verdammen solle/ schleust: Es sey offenbar/ und werde endlich allen nothwendig of- fenbar werden/ daß ausser CHristo durchaus keine seligkeit sey/ welche war- heit auch wol die groͤsten exempel der tu- genden einmal bekraͤfftigen wuͤrden/ und die erfahrung lehren/ daß auff erden kein werck so gantz vollkommen sey/ daß es den himmel mit recht verdiene. Eben aus dieser genommenen freyheit/ hat er auch von einigen puncten/ die bey den Roͤmisch-Ca- tholischen im schwange gehen/ solcher gestalt geurtheilet/ daß die Parisienser in ihrer edition sich gar vergnuͤgt daruͤber bezeiget/ wenn er in der 3. section des ersten theils p. 7. setzet. Von etli- chen Paͤb- stischen ge- braͤuchen. 35. Wenn wir die schelt- und schmaͤh- worte auslassen/ wodurch die Reformir- ten von denen Roͤmischen aus haß und widerwillen getrennet sind/ so haben ja beyde partheyen einen glauben/ ein syste- ma der noͤthigen principi en mit einander gemein. Dahero mache ich mir gar kein gewissen/ mit ihnen (denen Roͤmisch- gesinnten) zu conversir en/ und in ihre kir- chen zugehen ꝛc. — Das weyh-wasser und die Crucifixe/ davor man sich ins gemein so sehr suͤrchtet/ koͤnnen uns ja nach meinem begriff die religion weder auffzwingen noch auch benehmen. Jch bekenne/ daß ich zum aberglauben/ wie ihn der tadelhaffte eiffer nennet/ etwas inclinire. Denn in meinem leben und conversation bin ich ernsthafftig/ in den moribus traurig und etwas moros: Beym GOttesdienst aber gefaͤllet mir eine an- staͤndige positur des knie beugens/ hut ab- nehmens und haͤnde auff hebens mit al- len andern geberden/ die die innerliche GOTT seligkeit entweder ausdrucken oder auch vermehren. Jch wolte mir lieber einen arm abnehmen lassen/ als daß ich solte eine kirche ruiniren/ oder eines Maͤrtyrers grab einreissen. Wenn ich ein creutz oder crucifix sehe/ so kan ich wol mich des hut abziehens enthal- ten/ jedoch nicht also/ daß mir nicht das andencken meines Heylandes beyfallen solte. Jch kan die muͤhwaltung derer walfahrten nicht gantz verlachen/ noch auch den erbaͤrmlichen zustand deꝛ Moͤn- che verachten: Denn obs gleich unter diesen etwas veꝛkehꝛtzugehet/ so ist doch auch etwas von der Gottseligkeit bey ihnen. Die glocke/ wenn man zum AveMa- ria laͤutet/ hoͤre ich niemals/ daß ich nicht mein hertz zu Gott erheben solte. Kan mir auch nicht einbilden/ daß weil diese etwa in einem umstand geirret/ ich alles mit einander verschweigen und verach- ten solte. Denn ich habe ihren dienst und dessen irrthum durch mein recht- Jahr MDC. biß MDCC. maͤßiges gebet zu verbessern gesucht. Bey oͤffentlichen Procession en habe ich bißweilen gar sehr geweinet/ da andere aus muthwillen und unwissenheit wol neben mir lachten. 36. Endlich setzet er eben daselbst seine mei- Von an- dern par- theyen der Christen- heit. nung von den uͤbrigen theilen der Christen heit: Es gibt auch wol unter denen Griechi- schen/ Roͤmischen und Africanischen kir- chen einige gebraͤuche und ceremoni en/ welche von denen/ die einen recht ver- staͤndigen eiffer haben/ auch recht und Christlich gebrauchet werden koͤnten/ welche wir doch verwerffen/ nicht als wenn sie an sich selbst boͤse waͤren/ son- dern weil die leute die wahrheit gleich- sam nur von der seite ansehen/ wegen ih- rer leichtsinnigenund unbestaͤndigen ge- muͤther nicht den rechten engen steg zu behalten wissen/ und dahero auff aller- hand extrema gerathen/ daß sie durch sol- che reitzungen in aberglauben fallen. Dieses waͤre dieses mannes eigener ausdruck Freyheit des gewis- sens. von dem zustand derer Religion en/ dabey er zu- gleich von sich selbsten hin und wider an tag legt/ wie er sich in der Theologi e nicht allezeit an die gemeinen meinungē und expressiones ge- bunden/ sondern in der mysti schen Theologi e und denen Goͤttlichen und natuͤrlichen geheim- nissen sonderbare krafft/ weißheit und vergnuͤ- gung gefunden habe/ wie sonderlich in der 11. und folgenden sectionen zu sehen. Allwo er denn gedencket/ daß er nebenst andern eigen- schafften GOttes vornemlich dessen weißheit bewundert/ und darinnen die groͤste erquickung und seligkeit gefunden/ deßwegen er sich auch vor andern gluͤckselig preiset. Was sonsten vor sonderbare und eigene meinungen so wol in die- ser Religione Medici, als in der gedachten Pseu- dodoxia anzumercken waͤren/ koͤnnen aus diesen buͤchern selbsten/ weil sie uͤberall zu bekommen/ leichtlich nachgesehen werdē. | Hier fuͤge ich noch einen beruͤhmten scribent en kuͤrtzlich bey/ der ebenfals einiger paradox en meinungen halber (die er so wol in der Philosophi e als Theolo- gi e gehabt) unter die Atheist en gerechnet wor- den/ nemlich Thomam Campanellam, von welchem nur das vornehmste soll gedacht wer- den. 37. Es war dieser mañ seiner geburt nach ein Campa- nellæ le- ben. Edelmann aus dem Turini schen gebiet/ und der profession nach ein Dominicaner-Moͤnch/ lebte erstlich in Jtalien und unter denen Spa- niern/ zog hierauff um das jahr 1634. in Franck- reich und nach Pariß/ alda er nicht so grausam/ wie bey den Spaniern (besage des unten fol- genden berichtes) sondern sehr wol tractir et wurde; also/ daß er wegen seiner ungemeinen gelehrsamkeit und klugheit sehr viel Patronen/ sonderlich aber den Cardinal Antonium ihm gewogen fand/ davon im Theatro Europæo T. III. p. 393, zu lesen ist. Er hat auch nicht weniger bey andern Nation en grossen applau- sum und beyfall gefunden/ so/ daß man noch un- ter den Gelehꝛten gar guͤtige judicia von ihm fin- det/ ungeacht einige unverstaͤndige leute/ de- ren interesle er mit seinen schrifften etwa entge- gen gewesen/ anders von ihm urtheilen wollen. Jch finde in einem eigenhaͤndigen brieff des beruͤhm- wie auch einigen andern Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. beruͤhmten Politici Christophori Forstneri an eben diesen Campanellum von anno 1627. fol- gende worte/ woraus man| dieses klugen man- Lob und hochach- tung. Forstneri brieff an denselben. nes estime von Campanella ersehen mag. Vir maxime, libertatem (quanquam te eti- am in carcere, quod soli sapienti contingit, quam maxime liberum fuisse nonignoro) tibi ex animo gratulor. DEO \& posteritati nunc debes, ut quod antea commodè non poteras, nunc seculum divini ingenii tui monumentis erudire pergas. Debes hoc, quod dixi, DEO, cujus, cum ingenium tuum contemplamur, magnitudinem admiramur. Debes posterita- ti, nobisque, quibus erudiendo benefacere hu- manitatis lex est: Debes fortunæ, quæ te seculi miraculum atque heroëm potius ac dæmonem quam hominem credit. Anderer zeugnisse. 38. Es hat auch schon anno 1618. Johan- nes Valentinus Andreæ in der Mythologia Christiana p. 10. Campanellam als einen vor- trefflichen kuͤnstler geruͤhmet/ und von ihm er- zehlet/ daͤß er dem Koͤnig in Spanien Philip- po II. eine wunderbare und sinnreiche ma- chin e gemachet/ darinne der sonnen lauff accurat repræsentir et gewesen. Morhofius in Polyhist. L. I. c. 11. p. 98. bekennet von dessen schrifften/ daß wenn man sie genauer ein- sehe/ man materi e zu den allertieffsten betrachtungen darinnen finde. Und ob er wol nicht alles schlechthin billigen koͤnne/ so finde man doch solche me- ditationes in denselben/ die gewiß- lich das vortrefflichste ingenium anzeig- ten. Er erzehlet dabey einige materi en seines buchs/ daß es handele de mundis, de seculis, de ordinibus mentalibus, de sigillis \& ideis, de vita divinitus comparanda, de actionibus mun- dorum secundum seriem \& collationem illo- rum, de gradibus potestatum \& possibilium, de amore, sapientia \& potestate, omnium rerum affectionibus, de maximo \& minimo, de passio- nibus rerum ratione materiæ \& formæ , demu- tationibus earum \& transformationibus, de propensionibus corporum vel ad systematis unionem, vel ad certos situs in corpore. De configurationibus rerum \& infinitis aliis. An- derer dergleichen judiciorum von diesem manne vor jetzo zugeschweigen. Beschul- digung des Athe- ismi. 39. Es ist aber derselbige eben damit in die uͤble nachrede gekommen/ als wenn er ein A- theist e waͤre/ indem er die Atheist en wiederle- gen wollen/ nemlich in seinem Atheismo trium- phato, Paris. 1636. Darinnen haben ihm un- Anlaß dazu. terschiedliche beygemessen/ als wenn er die ar- gumenta derer Atheist en ziemlich scheinbar/ hingegen die widerlegungen nicht so ernstlich und nachdruͤcklich vorgetragen haͤtte. Wegen dieses boͤsen argwohns haben ihn nun die o- bengedachte Athei sten- und Ketzer-macher/ D. Muͤller im Atheismo pag. 63. und D. Wagner pag. 19. oͤffentlich einen Athei sten gescholten/ wie auch Reiserus de Atheismo pag. 261. Pfeifferus l. c. Ja D. Johann A- dam Osiander hat ohne bedencken geschrie- ben: Campanella haͤtte mehr gemeinschafft mit dem Teuffel als mit GOTT ge- habt. de Notitia DEI contra Atheos Exerc. XV. Thes. 19. Anderer solcher auflagen zu ge- schweigen/ die sich wol nicht vor menschen/ ge- schweige denn vor GOTT/ verantworten lassen. Wir wollen aber dagegen die beschei- Jahr MDC. biß MDCC. denere judicia anderer auch unter den Theolo- gis vernehmen/ insonderheit des beruͤhmten Theophili Spizelii aus der Epistola de A- theismo eradicando pag. 42. u. f. Anderer moderar es urtheil und ent- schuldi- gung. 40. Dieser mercket zufoͤrderst Campanellæ intentionem, welche derselbe in der Vorrede uͤber den Atheismum trumphalem eroͤffnet: Er habe sich vorgenommen/ die bekeh- rung derer Heiden zu befoͤrdern/ daß er beweise/ die religion sey uͤberhaupt nicht nach der kunst derer spitzfindigen koͤpffe oder auch derer unwissenden/ sondern nach der natur von GOTT eingepflan- tzet/ von den Philosophis und voͤlckern approbi ret/ denen Propheten offenbaret/ und hernach von GOTT uͤbernatuͤrli- cher weise bekant gemacht/ auch durch wahrhafftige gaben/ wunderwercke/ weissagungen und heiliges leben erklaͤ- ret worden. Hierauf fuͤhret Spizelius Rei- seri urtheil an/ der erstlich bekant habe: Man wuͤrde nicht irren/ wenn man diesem buch die ehre eines triumphs uͤber den Atheismum zuschriebe/ dabey er Voëtii an- merckung gedencket/ wie auch Grotii beysor- ge/ daß Campanella vielleicht dem Atheismo etwas nahe traͤte. Spizelius aber gibt p. 44. gleichwol diesen ausschlag: Jch wolte nicht gerne von dem sinn und vorhaben Cam- panellæ freventlich urtheilen/ oder ihn wie Vaninum des Atheismi beschuldigen/ ab- sonderlich weil ich aus seinem buch gar nicht schliessen koͤnnen/ daß er mit wis- sen und willen etwas dergleichen inten- di ret habe. Und hierinnen stimmet ihm auch der obengedachte Auctor deren Annotatio- num uͤber die Religionem Medici bey/ wel- cher ihn unter die Auctores/ als Mornæum, Grotium, Savonarolam \&c. mit rechnet/ wel- che die wahrheit der Christlichen Religion hauptsaͤchlich bestaͤttiget haben. pag. 127. Jn- gleichen noch zuletzt Weberus in Eintheilung der Athei sterey pag. 54. 41. Die veranlassung aber solcher anklage wieder Campanellam mag nach Spizelii muth- massung diese gewesen seyn/ weil er bald im an- fang der vorrede des atheismi trium phati fol- gende worte gesetzet: Zu dem ende habe ich Campa- nellæ in- tention und me- thode. die person der Atheist en angenommen/ aber nur wie sie in der blossen natur be- stehet/ damit sie die gewißheit des glau- bens/ welchen ich bekenne/ nicht vor ei- ne hartnaͤckigkeit halten moͤchten/ und also auch in ihrer opinion verstockt blie- ben. — Deswegen hab ich kein argu- ment, das von ihnen oder auch sonsten ih- re meinung zu bestaͤtigen erdacht wor- den/ ausgelassen/ ob sie gleich auch bis- weilen spoͤttisch schienen. Jmmittelst ist Spizelius nicht mit ihm zu frieden/ daß er zum beweiß der religion im andern capitel p. 4. fol- gendes als einen grund geleget/ wiewol er gleichwol bekennet/ daß diese worte noch zu ent- schuldigen waͤren. Sie lauten aber also: Es- Worte von der Dreyei- nigkeit. se tres Primalitates seu| Præeminentias, poten- tiam, sapientiam \& amorem, per illa autem tria Ens primum essentiari, secunda verò entia horum participio ac in tantum esse, existere \& vivere in suo quoque gradu, in quantum perse- verant in eis potestatis, sapientiæ \& amoris ra- A. K. H. Dritter Theil. L 2 dii ac Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. dii ac participationes, cuique pro rata sua. Dum autem non amplius potestas aut sapien- tia aut amor conservans adsunt à conservante DEO, amittere illud. Nullum enim absque tribus his primalitatibus servari potest: ldque operatio docet omnium, ad quam omnium es- se habet analogiam. Es giebts aber der augen- schein/ daß Campanella hierinne denen Athe- ist en in der materi e von der Dreyeinigkeit allen anstoß und ausflucht benehmen wollen/ und dahero die sache durch ei nige gewoͤhnlichere ex- pressiones mit einigen mysticis vorgestellet/ nemlich GOtt den Vater durch die macht/ den Sohn durch die weißheit/ den H. Geist durch die liebe: Und daß die uͤbrigen dinge alle nur so fern seyn und leben koͤnten/ als sie von der Goͤttlichen macht/ weißheit und liebe/ ein jedes in seinem theil und grad einige strahlen oder mittheilung in sich behielten. 42. Unterdessen bekennet gleichwol Spizeli- Sein Be- weiß von der Gott- heit. us auffrichtig p. 50. daß Campanella sein vor- nehmstes argument/ wodurch man zu dem hoͤch- sten Goͤttlichen wesen oder ad primam rationem divinam gefuͤhret werden koͤnne/ von der allge- meinen und natuͤrlichen religion hernehme/ die er per inductionem erweise/ in dem so wol aus der menschlichen ordnung und regiment/ als aus der allen creaturen eingepflantzten em- pfindligkeit/ sonderlich bey den pflantzen und thieren eine hoͤchste weißheit hervor leuchte/ von welcher aller dinge erkaͤntnis herkomme. Zu diesen setze er noch andere beweiß-gruͤn- de/ die mit nichten zu ver achten waͤren. Damit man aber auch dieses mannes sinn/ in- tention und schreib-art selbst etwas genauer kennen lerne/ will ich aus seinen eigenen schriff- ten eines und das andere merckwuͤrdige/ wiewol nur aus dem Atheismo triumphato auszeich- nen/ zumal dieselben in Teutschland sehr selt- sam/ und auch sonst fast uͤberall durch dessen feinde untertrucket worden. Schriff- ten und deren edi- tiones. 43. Seine opera sind zusammen in acht To- mis zu Pariß anno 1638. in folio Lateinisch heraus gekommen. Eintzeln aber sind sie noch zuvor nach und nach publici rt worden; als der Prodromus Philosophiæ instaurandæ i. e. Dissertationis de natura rerum compendi- um, secundum vera principia, Francofurti 1617. in 4to. Realis Philosophiæ Epilogisticæ Partes IV, h. e. de rerum natura, hominum moribus, Po- litica (cui civitas solis juncta est) \& Oeco- nomica cum Annotationibus Tobiæ Adami: Accedunt Quæstionum partes totidem ejus- dem Campanellæ contra omnes sectas veteres novasque, ad naturalem \& Christianam Philo- sophiam hisce libris contentam confirman- dam. Francof. 1623. 4. Apologia pro Galilæo. ibid. 1622. De Prædictionibus Astrologicis libri VII. ibid. 1630. Philosophiæ naturalis partes V. sc. Gram- matica, Dialectica, Rhetorica, Poëtica \& Hi- storica. Paris. 1638. De sensu rerum \& magia libri IV. in quibus mundum esse vivam DEI statuam omnesque illius partes partiumque particulas sensu dona- tas esse probatur, \& arcanorum naturalium ra- tiones aperiuntur, ad Cardinalem Richelium. Paris 1637. in 4. \& Francof. 1640. Eccloga in portentosam nativitatem Del- Jahr MDC. biß MDCC. phini Galliæ, Paris. 1639. Discursus de Monarchia Hispanica, quo- modo universalis esse possit. Amstelod. 1640. in 8vo. Syntagma de libris propriis \& recta ratione studendi. Paris. 1642. in 8vo. Und sehr viel andere/ welche in der gedachten edition feiner operum alle beysammen zufinden sind. Man hat auch hin und wieder einige manuscripta von ihm auffgehoben/ dergleichen sind Discor- so della ragioni che il Rè Cattolico hà sopra il nuovo Emiffero: Item: Aforismi und la Mo- narchia di Spigna, die zu Franckfurth am Mayn in des Herꝛn zum Jungen Bibliotheque zu finden. 44. Aus dem oben erwehnten Atheismo tri- umphato will ich nun dem versprechen nach et- was hieher setzen/ die historie dieses mannes und seiner lehre nach nothdurfft zu erlaͤutern. Uberhaubt hat er von sich die veranlassung sei- ne sachen auffzuzeichnen und zu publicir en also entdeckt C. l. p. 5. Als ich sahe/ daß die ei- Seine worte von dem an- fang seiner erkantnis. gene einbildung oder auch guter freun- de/ Præceptorum oder der gemeinen secte meinungen so einen grossen schaden in der welt thun/ in dem man sich durch die leichtglaubigkeit aus boͤser anfuͤhrung daran gewoͤhnet; ich aber befand/ daß ich von GOtt mit einem scharffsinni- gen verstand der menschen sinn einzuse- hen/ wie auch mit einer hurtigen und getreuen gedaͤchtniß begabt war/ hab ich bey mir beschlossen dasjenige durch zusuchen/ was doch die menschenglau- ben. Und darauff im andern Capitel p. 7. Hernach habeich alle profession en/ kuͤn- ste und lehren der menschen durchgegan- gen und examini ret. Was eꝛ aber zur regul sei- ner lehren gehabt habe/ ist hin und wieder in sei- nen schrifften zu sehen/ da er sich durchgehends auff die H. Schrifft beruffet/ ausser welchem ihn auch die Catholiken nicht wuͤrden haben passi- ren lassen. Hiernaͤchst hat er so gar nicht ent- weder GOtt und dessen wirckung oder die un- sichtbaren geister geleugnet/ daß eꝛ vielmehꝛ aus eigner erfahrung bekant/ der mensch muͤsse sich von einem hoͤhern und himmlischen principio leiten und regieren lassen/ wenn er wolle gleich gluͤckselig selig seyn. Dahero schreibter ohne bedencken: Wenn mir etwas boͤses bevor- Von sei- ner fuͤh- rung. stehet/ so pflege ich entweder wachend oder schlaffend eine stimme zu hoͤren die gantz deutlich zu mir sagt: Campanella, Campanella! bißweilen hoͤre ich auch an- deꝛe woꝛte dabey/ und ob ich gleich genau achtung gebe/ so kan ich doch nicht mer- cken wer es sey. Und gewiß/ wo es kein Engel ist/ so muß es zum wenigsten ein Dæmon oder ein geist seyn/ wie etwan dem Socrati einer beygestanden/ oder auch der affect dessen/ der mir etwas boͤ- ses bereitet. Welche feine worte Osiander am gedachten ort anfuͤhret/ und daraus schlies- sen will/ Campanella haͤtte mit dem boͤsen geist gemeinschafft gehabt. 45. Wer die Schrifft/ so wol auch die krafft Gottes/ recht verstehet/ wird hievon ein ander urtheil zu faͤllen wissen; gleich wie auch von die- ser sei- wie auch einigen andern Medicjs, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. ser seiner folgenden erklaͤrung/ die er im ge- dachten buch cap. X. pag. 121. von der krafft und wirckung Christi unter denen Heiden Von dem erkantnis Christi unter den Heiden. vortraͤgt/ wenn er schreibet: Socrates, in dem er nicht allein gelehret/ sondern auch mit seinem eigenen exempel erwiesen hat/ daß man das unrecht gedultig leiden/ und von GOTT die belohnung erwarten solle// hat hierinnen Christo gefolget/ der ihm zwar im fleisch unbekant gewesen/ aber in dem allgemeinen wesen des gu- ten/ welches nach der wahrheit allein in Christo ist/ von ihm erkant worden ist. Daher der heilige Justinus in der andern Apologia sagt/ die Griechen waͤren von den Geistern angetrieben worden Socra- tem umzubringen/ weil er die falschen Goͤtter verlaͤugnet/ und hingegen den wahren GOTT verehret haͤtte/ nach- dem ihn Thristus selber angetrieben/ wi- der die falschen Goͤtter zu lehren; und al- so spricht auch Hieronymus von andern Philosophis, welche die wahrheit von gantzem Hertzen gesucht haben/ es be- zeugens auch andere Vaͤter. Sintemal Christus niemanden vor der menschwer- dung entstanden hat/ auch noch keinem einigen menschen entstehet/ in dem was zur seligkeit noͤtig ist/ wenn sie nicht dem lichte ungehorsam und rebelli sch sind/ wie auch Thomas |Aquina beweiset 1. 2. Qu. 98. \& 2. 2. Qu. 124. \& 2. Sen. Dist. 25. 2. 46. Wie er nun also den wahren grund aller weisheit und seligkeit in Christo gesetzet/ also hat er hingegen den gemeinen aberglauben/ menschen-satzungen/ die falsch-beruͤhmte kunst/ und die uͤbrigen mißbraͤuche so wohl der ge- meinen lehrer als der andern leute erkant/ und zugleich entdecket. Von dem falschen grund des wahn- und aberglaubens schreibet er gleich Von dem aberglan- ben/ im anfang des Atheismi triumphati p. 2. fol- gender massen: Jch habe befunden/ daß ge- meiniglich die leute in der welt das jeni- ge glauben/ was ihnen von den gesetzen/ darunter sie gebohren werden/ vorgele- get wird/ und daß sie sich sonst weiter und der sectiri- schen eigen liebe. um nichts bekuͤmmern. Dieweil sie die gruͤnde des gegentheils nicht erwegen/ auch nicht die streitigkeiten unter de- nen voͤlckern/ viel weniger sehen/ daß alle Sect en der weltweisen eine iede ihre meinung zu behaupten suchen/ mit aller- hand ursachen und proben/ indem sich ei- ne der andern hartnaͤckigt widersetzet/ also daß eine iede meinet/ sie habe die war- heit vor sich; sie sehen auch nicht/ daß ein iedes gesetze sich vermessentlich ruͤhmet/ wie es zum beweiß seiner meinungen wun- derwercke/ beweißthuͤmer/ weissagungen/ Maͤrtyrer und einstim̃ungen der wahr- heit habe/ und daß gleichwol eben so viel anklaͤger als beklagte seyn. Und dennoch untersuchen sie nicht/ auf welches ur- theil man sich verlassen muͤsse. 47. Die so genanten Catholischen leh- ren alle einmuͤthiglich/ daß die uͤbrigen voͤlcker von falschen Propheten/ tyranni- schen Regenten oder betrieglichen Aus- legern der Schrifft verfuͤhret worden. Eben dieses sagen die andern leute von den Catholischen/ und ein jeglicher glau- Jahr MDC. biß MDCC. be wird von den andern zugleich ver- worffen. Wer dieses nicht erkennet/ der glaubet alles/ was ihm inseiner religion und secte vorgeleget wird: er mag nun unter den Tuͤrcken oder Juden/ Heiden oder sonst wo gebohren seyn. Darum ist es ein grosses gluͤck (das ist/ eine verborgene wolthat Gottes) vor solche Art leute/ (denn das gemeine Volck ist dur chgehends so gesinnet) wenn einer unter dem wahren wort oder gesetz gebohren ist. Denn weil sie keine freyheit haben/ so forschen sie nicht weiter/ und ist es ein groß elend nach Gottes geheimem gericht vor einen solchen/ wenn er unter einem verkehrten gesetz gebohren ist/ darinn er nichts wei- ter nachsuchendarf/ und also verhaͤrtet. 48. Die andere art ist/ welche die wahrheit deßwegen nicht suchen/ weil Von dem falschen religions- eiffer. si e einen profit haben/ wenn sie ihrer an- gebornen religion nur glauben/ indem sie dariñen entweder Regent en oder Priester oder sonst reiche leute seynd/ die bey der Religion nutzen und lust suchen/ und da- durch also verblendet werden/ daß der irrthum ihnen recht angenehm ist. Die- sem nach suchen sie nur solche argumenta hervor/ damit sie beweisen koͤnten/ das gesetz oder der glaube seyrecht/ dariñe sie leben: Den gegensatz untersuchen sie entwender wenig oder gar nicht/ son- dern schliessen aus dem exempel/ er sey auch falsch. Gewißlich bey solchen ist die vernunfft eine tochter des wil- lens/ welcher den gewiñ allem verstande vorziehet/ wider alles recht und billig- keit der natur. Denn der wille folget gleichsam als ein fluß aus dem verstand als aus seinem principio im himmel und erden. Dahero geschicht es/ daß solche leute flugs ihre meinung und glauben veraͤndern/ wenn sich etwan das gluͤck odeꝛꝛegiment aͤndeꝛt/ wie jetzund oft bey denen Teutschen geschiehet weil/ so bald der nutzen als die mutter und der grund ihres glaubens wegfaͤllet/ auch dessen uꝛsache selbst eitel befundē wird/ uñ folg- lich der glaube/ der darauf gebauet war. Eitele ab- sichten bey der reli- gion. 49. Die dritte art hab ich bey vielen leuten gefunden/ welche die gruͤnde de- rer gegensaͤtze wider ihren glauben nicht untersuchen/ und zwar aus furcht vor denen/ die solche mit dem schwerd und weltlichen gerichten verfechten. Darum bleiben sie gerne auff solchen gruͤnden stehen/ die nicht wider/ sondern vor sie seyn/ weil sie in diesen ihr vergnuͤ- gen/ und die befreyung vom ungemach finden/ in jenen aber schaden und gele- genheit zumleiden. Solche leute/ die sich ihres vortheils wegen befuͤr chten/ verlieren auch gesetz und glauben/ wenn sie die furcht verlieren; Denn wenn die ursache solches grundes weg faͤllet/ faͤl- let der grund selber weg. Wenn aber solche leute verstand haben/ so uͤberle- gen sie es hernach in der freyheit besser. Jn dieser art sind wol die meisten/ wie es die erfahrung unter denen Teutschen/ L 3 Frantzo- Th. III. C. IIX. Von Helmontio, Browne und Campanella, Jahr MDC. biß MDCC. Frantzosen/ Polen/ Holl- und Engel- laͤndern lehret. 50. Andere aber halten davor/ es sey gar keine Religion nach der natur/ son- dern nur nach der kunst/ so wol im regie- ren/ als im conversir en/ und sey es nur ei- ne erfindung listiger und kluger leute ꝛc. Welche meinungẽ der Athei sten/ Machiavelli- sten/ Libertin er und (wie er sie nennet) Cal- vinisten/ er daselbst weiter ausfuͤhret/ und kla- get/ daß sie meist an hoͤfen und unter den Politicis im schwange gingen. Dabey er fol- gendes gar weißlich erinnert: Solche leute koͤnnen die warheit fast niemals erlan- gen/ wo sie GOtt nicht gewaltig an- greifft/ weil sie sich selbst vor die aller- kluͤgsten halten/ und sich einbilden/ es sey eine thorheit etwas anders suchen/ und komme einfaͤltigen Tropffen zu/ die keine manieꝛ zu leben wuͤsten/ oder auch solchen listigen koͤpffen/ die eine neue religion auf- richten wolten/ und dar auff ihre herꝛ- schafft und gewalt gruͤnden. Welche greuel er denn daselbst nach einander weitlaͤuff- tiger entdecket. 51. Er hat aber sonderlich hin und wieder das elend der Clerisey gruͤndlich gewiesen/ und unter andern in eben selbigem buche C. l. p. 5. ge- Von der Clerisey. setzet: Die Phariseer/ Schrifftgelehrten/ Heuchler/ und Sophisten sind so gar ge- wohnet sich vor heilig und weise auszuge- ben/ und ob sie wol weder weißheit noch heiligkeit haben/ so halten sie sich dennoch deswegen vor fromm und klug/ weil sie etwan 4. sophismata auswendig gelernet und etwan ein buͤchlein/ das sie loben/ oder ein oder zwey fragen: Jngleichen/ weil sie etwan GOtt mit ein hauffen buͤ- cken/ knien oder entbloͤssung des haubts bezahlen wollen/ und ein gebet herbrum- men/ das sie selbst nicht verstehen/ noch daran dencken. Diese bilden sich ein/ wie sehr sie Gott dienen/ indem sie ihnen selbst vor GOtt dienen. Gleichwol wissen ih- re Obere gar wol/ daß sie sich Gottzu nu- tze machen/ eben in dem sie sich aufffuͤhren als waͤren sie GOTT nuͤtze. Und cap. II. p. 17. fuͤhret er einen politicum ein/ der seine scrupel also vortraͤgt: Jch sehe auch ihrer viel welche die religion mit dem marter- thum und den wunderwercken der ersten stiffter beweisen/ gleich wolaber selbsten keine wunder thun koͤnnen/ vielweniger zur marter willig seyn/ sondern rechte feinde des ereutzes. Sie suchen das irꝛdi- sche/ eben indem sie uns das himmlische anpreisen/ und zwar in allen secten. Die Priester sind wie die Zigeuner/ die einen weisen den himmel anzusehen/ da sie in- dessen die beutel ausleeren. Sie sind wie Braminen/ Morobuti/ und Bongi, oder wie Diogenes, der in das essen speyete/ da- mit ers allein fressen duͤrffte. Also kom- men uns die politischen Clerici vor/ wie voꝛ diesen dem Catoni die Flamines, und dem Diogeni die Hierophantæ: die zwar wider die wollust/ reichthum und ehre predigen/ unterdessen aber sich dieses selbst anmas- sen/ zur zeit der verfolgung aber davon lauffen/ und die schafe in stiche lassen/ gleichwol aber vor heilige wollen ang ese- Jahr MDC. biß MDCC. hen seyn. 52. Man findet aber in seinen schrifften fast von allen arten der verderbniß sehr nachdenckli- che und tieffsinnige erinnerungen/ allermeist aber von dem elend der gemeinen gelehrsamkeit/ und schulweißheit/ nur eines orts zugeden- cken/ so bekennet er im gedachten buch p. 4. rund heraus/ er habe zu seiner zeit kaum 4. rechte wei- se leute gefunden/ die der wahren philosophie kundig gewesen; denn/ schreibet er/ ich habe Von den falschen Philoso. phis. diejenigen niemals vor Philosophos gehal- ten/ welche deswegen studire n/ daß sie um ein wenig geld oder ehre wiederum in schulen oder in gerichten ihre lehre verkauffen koͤnten. Denn solche ge- sellen sind wahrhafftig nur Sophist en/ die gerne vor weise angesehen seyn wol- ten/ und doch voiler zancksucht/ geld- und ehrgeitz/ ja so sehr niedergedruckt sind/ daß sie die wahrheit nicht ver- stehen koͤnnen; ja auch diejenigen koͤn- nen vom ehrgeitz/ und also auch von der unwissenheit nicht loßgesprochen werden/ welche deßwegen studir en/ da- mit sie buͤcher schreiben koͤnnen. Darum hab ich Socratem uͤber alle andere Philoso- phos geruͤhmet/ und andere seines glei- chen/ (deren er in allen historien nicht uͤber 25. gefunden zu haben vorher bekennet.) 53. Und aus diesem ist leicht zu erachten/ was er von der Aristoteli schen Philosophie und Theologie geurtheilet habe/ davon man eben dasselbst p. 7. folgendes findet: Als ich Von Ari- stotelis greueln. Aristotelis philosophie untersuchte/ die heutiges tages bey vielen herrschet/ fand ich dieselbe in vielen stuͤcken sophi- sti sch (gleichwie auch Augustinus/ Ambrosi- us und andere erinnert haben) und der Goͤtt- lichen macht/ weißheit und guͤte wider- sprechend. Was er nicht weiß/ daß kan er doch listig verstellen/ als die bewe- gung des himmels/ die seele/ Gottselbst/ und die ewigkeit der welt. Hingegen verlieret er selber die erkaͤntniß dessel- ben/ was er doch weiß; (welches er mit exempeln beweiset) er stielet und schreibet andern ihre meinungen und worte aus/ und verkaufft sie vor das seinige. Er erzehlet anderer ihre worte aus neid verleumderischer weise/ wie Thomas Aqui- nas aus Gellio, Eustachio, Simplicio und Augustino erwiesen hat. Er pfluͤcket aus allerhand buͤchern ein eigenes zu- sammen/ siehet auch nicht/ wie eines dem andern immer widerspricht ꝛc. —— Daraus ich erfahren habe/ wie die war- heit selten bey viel worten stehen koͤnne/ wodurch man sie behaupten will. Jm- gleichen daß viele Aristotelem der Bibel selbst vorziehen/ und viel tausend fanta- stische glossen anfuͤhren/ die contradicti- ones zu conciliir en/ wider welche Augusti- nus lib. 1. in Genes. c. XIIX. XIX. und Tho- mas in opusculo IX. \& super Psalm. XLIX. ei- fern/ als wider geistliche diebe und ehe- brecher. Auch habe ich gesehen/ daß die sect en auff einer gaucklerischen leicht- glaubigkeit gegen ihre Præceptores beste- hen/ und auff einer hartnaͤckigkeit bey spitzsin- wie auch einigen anderen Medicis, die von den Theolog en verworffen worden. Jahr MDC. biß MDCC. spitzfuͤndigen wortē/ die zu behauptung derer meinungen erfunden sind. Da sie gleichwol dem worte GOTTes nicht glauben/ sondern sich lieber auff laͤppi- sche meinungen und aberglauben der menschen verlassen/ die doch keine weiß- heit zum grunde haben. Die Platonicos habe ich ein klein wenig besser befunden/ weil sie nicht so arrogant gewesen/ und et- was hoͤhers gemercket haben. 54. Woferne ich aber nur einigen auszug aus seinen tieffen meditationibus uͤber alle theile der wahren weißheit machen wolte/ wuͤrde der raum viel zu enge seyn/ zumahl sein vortrag durchgehends so nervos und gruͤndlich abge- fasset ist/ daß keine oder wenig worte vergeblich gesetzet sind. Er hat in den gedachten schrifften fast alle disciplin en und wissenschafften durch- gegangen und emendi rt/ zugeschweigen/ was er in der Theologi e erinnert/ da er meistens ϰαθ̕ ἀν ωπον wider die gemeinen lehren derer schul- theolog en aus ihren eigenen Principiis und zeugnissen disputi rt. Welcher gestalt er sich auch bey der erkanten gegenwaͤrtigen allgemei- nen verderbnis mit der hoffnung einer kunffti- gen besserung uñ der wahrhaftigen offenbarung GOttes und CHristi getroͤstet habe/ ist aus seinen schrifften in dem Nube Testium D. Jo- hann Wilhelm Petersen L. III. p. 63, zu se- hen. So wenig nun als die Theologi und Seinlob bey den Politicis. Philosphi mit ihm zu frieden gewesen/ haben auch die Politici gar viel an ihm getadelt. Zwar haben dieselben/ und darunter Herman- nus Conringius in der vorrede uͤber die edition des Machiavelli Campanellam deswegen sehr geruͤhmet/ daß er die principia des Machiavelli gewaltig umgestossen/ deswegen ihn auch Conring ingenio \& judicio acerrimum tituli rt; Und Schurtzfleischius setzet in einem Collegio Manuscripto: Nescio, utrum quis doctior hoc fuerit, dabey er ihm doch allzugrosse subtilit aͤt beymisset. Allein er hat doch hin und wieder solche principia von der menschlichen societ aͤt/ gleichheit und gemeinschafft beygebracht/ die denen heidnischen welt-klugen unmoͤglich an- stehen koͤnnen. Vortrag von der gleichheit und ge- mein- schafft der guͤter. 55. Zum exempel in gedachtem tractat cap. X. p. 3. schreibet er also: Wenn niemand schaͤtze sammlete/ so waͤren wiꝛ alle reich/ und das gemeine wesen haͤtte vor alle guͤter gnug; weil aber die menschliche guͤter unter wenige maͤchtige und rei- che getheilet seyn/ so druͤcket die armuth alle die uͤbrigen/ da werden denn die ar- men gemeiniglich leichtsinnig/ aufruͤh- risch/ hinterlistig/ meineydig/ diebe und schmeichler/ die reichen werden stoltz/ geitzig/ veꝛschwenderisch/ schwelgerisch/ faul/ unzuͤchtig/ schmaͤhsuͤchtig und ty- rannisch. Daher ist das gemeine wesen voller elend und alles uͤbels. Wenn wir aber alle nach Christi rath in der ge- meinschafft lebten/ und die Obrigkeit alle bedienungen/ arbeiten und kuͤnste einem jeden nach seiner natuͤr lichen ge- schickligkeit außtheilte/ oder auch die guͤter alle dem regiment zukaͤmen/ dar- auß man gleiche eintheilung nach ver- dienst machte/ damit die kinder derer wolverdienten leute/ wenn sie uͤbel leb- Jahr MDC. biß MDCC. ten/ die vaͤterlichen guͤter nicht also ver- schluͤngen/ und das gemeine wesen mit ihren exempeln/ worten und wercken verderbten; alsdenn wuͤrden wir wol leben/ und den reichthum nicht lieber haben als Gott/ auch dieses leben auff ein besseres applici ren. Und wenn gleich noch suͤnden waͤren/ wie die Apostel be- kennen/ so wuͤrden sie doch das gemeine wesen nicht verderben/ noch die liebe zu Gott. Eben daselbst p. 116. klaget er auch/ daß man nach Aristotelis lehre die gemeinschafft der guͤter vor eine ketze- rey hielte; nur weil Augustinus solche leute unter die ketzer gesetzet/ und das Coneilium zu Costnitz Johann Hussen verdammet haͤtte/ daß er gesagt/ die Pfaffen solten nichts eigenes besi- tzen. Dagegen sagt er/ achte ich die ge- meinschafft des wegen vor schwer/ weil es an der liebe mangelt; die liebe aber wird mehr in der gemeinschafft als in der eigenheit vermehret ꝛc. Von den ehren-stel- len und dem vor- zug. 56. Auff gleichen schlag discuri rt er auch daselbst von der gleichheit p. 112. als Chri- stus befahl/ daß deꝛ groͤssere soll seyn wie der diener/ und daß wir nicht wie die Heiden herrschen/ sondern als bruͤder einander dienen sollen; wolte er alle hoffarth auff heben/ und alle materie der straff-gerechtigkeit. Denn diese findet nicht statt/ wo die liebe herrschet als ein hauß-vater in der familie. Mangelt aber diese/ so ist das straffen noͤthig. Hin- gegen bringet die liebe das regierende gesetz und diejenige gerechtigkeit mit sich/ so die verrichtungen/ arbeit/ guͤ- ter/ huͤlffe und dienste unteꝛeinander aus- theilet/ dadurch alle glieder mit einan- der leiden/ und sich freuen/ und einander dienen. Gleichwie es vor diesem unter der Clerisey gewesen/ und annoch unter vielen orden der heiligen famili en CHri- sti. Wiewol auch die straffgerechtig- keit uͤberall im schwange gehet/ indem einer des andern suͤnden nicht traͤget/ und diese auch offt allzugroß/ und uner- traͤglich seyn/ weil sie die liebe auffhe- ben als den grund der heiligen Republic. 57. Wenn wir nun diese bisher angefuͤhrte Seine verfol- gung. erklaͤrungen Campanellæ ansehen/ mag man leichturtheilen/ was er bey der welt/ und sonder- lich bey der Clerisey mit seinen schrifften verdie- net haben muͤsse/ nemlich nichts als feindschafft und verfolgung. Gestalt et auch bereits um Ausge- standene inquisiti- on. das jahr 1610. zu Neapoli von denen Spaniern gefangen/ und in die inquisition gezogen wor- den. Einige wollen vorgeben/ es sey des wegen geschehē/ weil er veꝛschiedene geheime staats- ma- xim en entdecket haͤtte: andere aber setzen noch diese ursache hinzu/ die auch wahrscheinlicher ist/ weil er den Aristotelem so sehr herunter ge- macht/ und damit die Schul-lehrer erzuͤrnet haͤtte. Wie grausam aber seine feinde ihn da- Und grau- same mar- ter. mals tractir et/ hat er selbst in seinen quæstioni- bus moralibus p. 8. folgender gestalt beschrie- ben/ da er beweiset/ kein mensch koͤnne beleidi- get werden/ wo er nicht in das boͤse willige: Dieses habe ich erfahren/ da ich 40. stun- den lang an einem strick hangen muste/ daran Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen, Jahr MDC. biß MDCC. daran mir die arme hinter warts gedre- het und gebunden/ auch andere stricke biß auff die knochen zusammen ger aͤdelt waren; und ich auff einem spitzigen holtze sitzen muste/ also/ daß wenn ich mich mit denen verdrehten armen an- halten wolte/ die schultern/ arm/ brust und der hals schrecklich litten/ wenn ich mich aber niederließ/ so durchstach mich das spitzige holtz/ daß ich mich sehr ver- blutete. Endlich hielten sie mich noch 40. stunden vor todt/ und hoͤreten auff mich zu peinigen/ die meisten von denen umstehenden fluchten und machten mir die schmertzen groͤsser/ indem sie an dem strick schuͤttelten/ andere lobten heim- lich meine standhafftigkeit. Dieses aber habe ich dabey erfahren/ daß es bey Jahr MDC. biß MDCC. uns stehe/ beleidiget zu werden oder nicht. Denn ich wiche ihnen nicht im geringsten/ und sie konten kein wort aus mir bringen. Gleichwol haͤtte mich Aristoteles damals ungluͤckselig genen- net/ und wenn ich ihm gefolget/ und dem tod entgangen waͤre/ so waͤre ich uͤber- wunden und ein sclave der furcht/ auch des lebens unwuͤrdig gewesen. Unter dieser tyranney und gefangenschafft hat er gan- tzer 25. jahr ausgehalten/ biß er endlich anno 1634. vom Pabst Urbano IIX. loßgebeten und freygelassen worden. Da er denn so gleich aus Jtalien nach Franckreich gangen/ und zu Pariß in des Cardinals Richelieu Pallast ge- lebet/ allwo er anno 1639. verstorben. Das IX. Capitel. Von Johann Angelio Werdenhagen, Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tschesch. §. 1. W Ir wenden uns in unserer erzehlung wieder nach Teutschland/ alda wir noch in den ersten jahren des XVII. seculi verschiedene scribent en antreffen/ welche von denen Lutherischen Predigern/ gleichwie die obigen von denen Reformirten und Roͤ- misch-Catholischen verdaͤchtig und irrig gehal- Werden- bagens le- ben. ten worden. Darunter sind nun auch diese 3. personen/ deren beschreibung bereits in der hi- storie Jacob Boͤhmens versprochen ist. Der erste passir et auch unter denen gelehrten vor ei- nen erfahrnen und geuͤbten mann: Gestalt er auch um das jahr 1617. und weiter hin zu Helmstaͤdt Professor gewesen/ nachmals in Magdeburg Stadt Secretarius oder Syndicus worden/ von dar ihn GOtt weggefuͤhret/ daß er/ wie es die umstaͤnde geben/ meist in Holland gelebet/ und sich noch anno 1631. zu Leiden des Ertzbischoffs zu Magdeburg geheimden Rath geschrieben. Daß er also dem erschrecklichen ungluͤck/ welches bald darauff die stadt Mag- deburg betroffen/ entgangen/ wovon in der hi- storie des Teutschen kriegs im ersten capitel des 17. buchs seine eigene sehr nach denckliche worte angefuͤhret sind. Andere nennen ihn auch ei- nen Fuͤrstl. Luͤneburgischen Rath/ weil er diese stelle auch ehemals bekleidet gehabt. Schriff- ten. 2. Er ist aber gar zeitlich durch schrifften be- kant worden/ und zwar so wol in Juristi schen und Politi schen als in geistlichen materi en. Aus jenen ist das grosse buch de Urbibus Han- seaticis mehr als zu beruͤhmt und beliebt/ wie auch sein Breviarium in Libros Johannis Bo- dini de Republica (Amstelod. 1645. 12.) Darinnen zwar fast die helffte mit Theologi- schen sachen angefuͤllet ist. Wie er denn auch ein Corollarium Theologico-Politicum de ve- ro modo educationis in Republica Christiana aus Statio und Buschero, wie auch Erasmi De- duction vom kriege/ mit angehenget hat. Er hat ferner unter seinem eigenen namen zu Mag- deburg 1618. drucken lassen 8. Lateinische Ora- tiones mit dem titul: Joh. Angelii Werdenha- gen Verus Christianismus, fundamenta Reli- gionis nostræ continens, octo Orationibus se- cularibus, in Academia Julia habitis, explica- tus. Cum Annus Jubilæus Lutheranus \& Ju- leîus celebraretur. Und hernach anno 1632. zu Amsterdam Psychologiam veram I. B. T. ( i. e. Jacob Boͤhmens Teutonici ) 40. quæ- stionibus explicatam \& Rerumpubl. vero regi- mini ac earum Majestatico Juri applicatam, in 4to. 3. Unter erdichtetem namen aber sind von Andere Teutsche tract aͤt- lein/ ihm zum vorschein kommen/ erstlich eben im selben jahr die offene hertzens-pforte zu dem wahren reich CHristi/ so etlichmal in 24. auffgelegt ist/ und zwar unter dem namen Angeli Mariani, unteꝛ welchemauch zu finden ist ein buͤchlein in 24. kunst recht zu beten/ wie ein jeder alles bey GOtt/ warum man bittet/ erlange/ und gewisse erhoͤrung unzweiffelig erhalte. Auff diese kleine Und be- schwerun- gen hieruͤ- ber. schrifften sind etliche so erbittert worden/ daß sie selbige ohne bedacht vor Atheistisch und des feuers wuͤrdig geachtet/ wie bey D. Tobia Wagnern im Examine Elenchtico Atheismi p. 74. und D. Muͤllern im Atheismo devicto p. 39. zu sehen/ welcher letztere auch die ursache solches neidischen grimmes gnugsam entdecket/ indem er klagt/ daß diese wercklein so gar von vielen begierig angenommen und hochgeschaͤtzet worden. Die summa aber desselben fasset Colberg im Platon. Christen- thum P. I. C. V. p. 255. also zusammen: Es Von der Heiden heil. werde der innere glaube hefftig getrie- ben/ dadurch so wol Juͤden/ Tuͤrcken/ und Heiden/ als Christen selig werden/ ob sie gleich CHristum aͤusserlich nicht kennen. Wenn fie ihn nur im hertzen haben. Ob aber dieses nun Atheistisch oder des feuers werth sey/ ist wol einem gemuͤth/ das den unterscheid des innern und aͤussern erfahren hat/ leicht zu urtheilen. Naͤchst dem hat/ Werdenhag en unter dem namen Chiloberti Jo- næ anno 1622. in 8vo edi rt Zwey nuͤtzliche und jetziger zeit bey diesem leider sehr be- truͤbten und bedraͤngten zustande des Christenthums hoͤchstnoͤthige errinne- rungs- tract aͤtlein; eins vom unnuͤtzen Von den Domhei ren. verwirꝛten ungeistlichen welt-stande der Domherren und heidnischen Phari- seer/ Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tschesch. Jahr MDC. biß MDCC. seer/ was es so wol mit jener hoch traben- den uͤppigkeit/ als dieser unchristlichen vermessenen disputi r-sucht vor eine be- schaffenheit habe: Das andere: Ein ver- teutscheꝛ beweiß/ wie es mit oꝛdentlicheꝛ wahleines Bischoffs oder Praͤlaten vor alten jahren von der Apostel zeit hero gehalten/ und wie es wieder zum rech- ten stande zu bringen. Urtheil hievon. 4. Von dieser letzteren Schrifft haben die Wittenbergischen Theologi in ihren Consiliis P. II. pag. 187. sehr hart geurtheilet/ und ihm schuld gegeben/ als haͤtte er das gantze Luthe- rische Ministerium und die Universi taͤten ge- laͤstert. Es hat aber D. Christianus Thomasi- us in seinen Scholiis uͤber dem Monzambano cap. II. p. 148. aus der Schrifft selbsten das gegentheil gewiesen/ und zugleich geantwortet/ daß Werdenhagen von der Formula Con- cordiæ, und D. Jacob. Andreæ (weil er zu Helm- staͤdt gewesen) nicht ehrerbietig gnug geschrie- ben/ und damit den zorn verdienet. Er mei- net auch dabey/ man koͤnte den Auctorem nicht besser recommendi ten/ als wenn man vor diese oder andere dessen Schrifften die Witten- bergische Censur drucken ließ/ um welcher wil- len alle die jenigen ihn noch mehr æstimi ren wuͤrden/ denen die froͤmmigkeit des Auctoris und der sinn seiner gegener nur etwas bekant waͤre. Dazu ich denn hier weiter nichts setze/ sondern nur anmercke/ daß unter andern auch Abraham von Franckenberg in seinem Weg der alten Weisen p. 37. diesen mann einen frommen Juristen und Politicum genen- net/ und ihn unter die zeugen der wahrheit wider die falsch-beruͤhmte kunst der Schul-Lehrer/ als Lutherum, Castellionem, Joh. Val. Andreæ, D. Meyfard en und andere gerechnet. 5. Damit man aber diesen mann etwas ge- nauer kennen moͤge/ wollen wir unserer ge- wohnheit nach die vornehmsten punct e seiner bekaͤntnis und lehre mit seinen eigenen worten Werden- bagens lehre von Luthero, ausdrucken: Da findet sich nun zufoͤrderst/ daß er sich durchgehends fast auf allen blaͤt- tern seiner Schrifften nechst der H. Schrifft auf Lutherum beruffet/ und denselben haupt- saͤchlich ruͤhmet und recommendir t. Jn der Dedication seiner Orationum pag. 13. beken- net er: Lutherus sey nechst der Bibel sem trost und fuͤhrer gewesen/ den er als ei- nen gewissen wegweiser zu Christo und seinem wort gefunden habe. Jn der er- und der reformati- on, sten Oration pag. 27. ruͤhmet er dessen Refor- marion gar sehr ernstlich/ anderer fast unzeh- licher orte zu geschweigen. Eben daselbst p. 21. gehet er auch aufrichtig heraus/ was er von der Heiligen Schrifft halte in diesen worten: und der H. Schrifft. Gleich wie geistliche dinge weit uͤber menschliche worte steigen/ also ists aller- dings recht/ daß man darinnen nichts ohne den ausdruck des Heiligen Geistes vorbringe; also lehret uns der Apostel/ daß wir geistliche dinge mit geistlichen zusammen halten/ und das wort GOt- tes/ als ausspruͤche GOttes reden. Und ach! daß andere es vor unrecht hielten/ heilige dinge ohne die Biblischen worte abzufassen/ so haͤtte die Babylonische sprache im Christenthum nicht so uͤber- hand genommen. Die Heilige Schrifft Jahr MDC. biß MDCC. ist vor sich selbst reich gnug/ daß es nicht noͤthig ist etwas dazu zu setzen. Jn der fuͤnfften Oration pag. 345. klagt er aus Luthe- ro gar schmertzlich uͤber die grosse verachtung Klage uͤber der- selben ver- achtung. der Heiligen Schrifft unter den Lutheranern: Die arme Heilige Schrifft lieget gantz verachtet/ ob sie uns wol Christum mit allen seinen wolthaten und das ewige leben darbeut/ man meint/ sie sey gar leicht zu verstehen/ und niemand will etwas zeit drauf wenden. Ja ich habe ihrer viel unter den Christen gesehen/ die da meinen/ die zeit wuͤrde nicht uͤbler an- gewendet/ als an die Heilige Schrifft. Und wenn noch einige darinnen studie- ren/ so thun sie es nicht zur Ehte des Hei- ligen Geistes und des Heilandes/ sondern vielmehr sich dadurch einen namen oder sonst einen vortheil zu machen. 6. Den grund aber und gantzen begriff der Bekaͤntniß von CHri- sto. Christlichen lehre hat er allein und ausdruͤcklich in CHristo JEsu gesuchet/ wie seine worte in der Synopsi in Rempublicam Bodini Quæst. IV. p. 7. lauten: Das centrum, mittel/ der weg und einige zweck aller wahrheit ist CHristus Jehovah in allen creaturen zeit- lichen und ewigen. Was nun aus die- sem centro nicht herfliest/ oder auff sol- chen zweck nicht recht gerichtet/ das weichet auch von seinen mitteln uͤber all aus/ und kan in keiner guͤndlichen harmo- ni e der wahrheit bestehen. Was nicht nach CHristo dem wort des vaters schmecket/ und inwendig allein und ein- tzig davon herkoͤmmt/ das hat keinen grund der wahrheit/ sondern bleibet mit seiner falschheit vermischet/ kan al- so auch vor GOttes angesicht nicht be- stehen. Man mag da noch so viel distin- ctiones er dencken/ und mit dem mantel des unteꝛscheids hin und wieder behengē wollen/ so wird man sich nur selbst be- truͤgen und verfuͤhren. Denn was nur in der welt lebet und ist/ das muß aller- dings in einer richtigen unter werffung mit CHristo einstimmen/ sonst wird es alsbald seine falschheit darein fuͤhren/ und fest setzen. Worauff er den weg zu CHristo/ nemlich durch die wahre neue geburt und veraͤnderung des menschen nach einander anweiset. 7. Bey dieser seiner erkaͤntniß und eiffrigen liebe zu Chꝛisto|muste eꝛ freilich im gegentheil die erschreckliche tieffe des verderbens so wol seiner selbst nach der natur erkennen/ als auch wie die- selbe sich bey allen noch unwiedergebornen heuchlern und gottlosen aͤusserte. Und daher sind nun seine schrifften voller klagen uͤber das gemeine elend/ absonderlich des Lutherthums/ zufoͤrderst betauret er ernstlich die eingerissene sicherheit/ heucheley und offenbare boßheit dereꝛ/ die sich doch rechtglaͤubige nennten/ wenn er schreibet Orat. I. p. 53. Wie tieff schmer- Klagen von dem verderb- niß der Christen. tzet aber meinem hertzen/ daß ich sehe/ wie die Christen vor allen andern men- schen/ die CHristo zweymal ihr leben schuldig waͤren/ der es ihnen geschencket und auch wieder erworben/ und die bil- A. K. H. Dritter Theil. M lig Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen, Jahr MDC. biß MDCC. lig mehr ihres heilandes als ihrer selbst seyn solten/ gleichwol so gar GOttes wort und die himmlische wahrheit ver- gessen/ und so sehr der welt dienen/ daß sie fast alle die hertzen vor ihrem Baal mehr als vor dem HErꝛn beugen. Denn wer meinet nicht/ daß er seinem abgott auffs fleißigste dienen muͤsse/ dadurch er sich macht/ reichthum/ ehre/ gunst/ gnade und ruhm zu erwerben meinet. Wer verfuͤhret und reitzet nicht sich selbst anstatt der wahren liebe GOttes und des naͤchsten durch die eiteln luͤste der welt und seines fleisches zum ver der- ben? Gewiß ich verwundere mich/ wie einer der nur seinen luͤsten dienet/ und seiner seelen heil nicht achtet/ gleich- wol sich vor CHristi diener ausgeben/ und einen Christen nennen darff. Denn wir haben ja keinen frieden mit unserm GOtt/ wo wir nicht in CHristo und der liebe des Goͤttlichen worts leben/ und die wege des HErꝛn im glauben bewah- Sonder- lich des Luther- thums. ren. Anderswo in der vorrede uͤber die 7. oration p. 451. u. f. beweiset er ausfuͤhrlich/ daß der wahre- und schein-glaube derer falschen Lutheraner der aller gefaͤhrlichste irrthum bey allem aͤusserlichen schein- und heuchelwesen sey. Und uͤberhaupt klagt er von dem zustand des Lutherthums Orat. I. p. 37. Unsere religi- on ist so gar biß zum hoͤchsten grad des elendes gediehen/ daß alles zu grunde gehet/ und dasjenige nacheinander wircklich erfuͤllet wird/ was Lutherus Teutschland geweissaget hat. T. II. Germ. p 69. T. V. p. 183. T. VIII. p. 314. Von dem zustand der Predi- ger. 8. Unter denen stuͤcken und ursachen des all- gemeinen verderbnisses hat er nebenst allen an- dern verstaͤndigen die verderbte Clerisey voran- „gesetzet/ und zufoͤrderst in der Synopsi L. VI. „Quæst. XVI. p. 689. erwiesen/ daß ein die- „ner des wortes nicht anders GOttes werck- „zeug seyn koͤnne/ als wenn er in CHristo le- „bendig und vom neuen geboren sey und also „aus dem geist GOttesrede. Wer ihm aber „ausser dem etwas zuschreibe/ der repræsenti re „den Antichrist. Jn gedachter vorrede p. 446. bricht er in folgende bittere klage aus: Man wuͤrde denen ihre blindheit noch zu gute halten/ die nach dem schnoͤden urtheil der welt vor arme gehalten werden: Alleine daß auch diejenigen/ die uͤber den schaffstall gesetzet sind/ und in der kirchen uͤber all den vorzug haben/ auch mit keinem andern titul als einer vor- trefflichen weißheit beehret seyn wol- len/ so gar ihrem amt zuwider leben/ daß sie weder die natur noch eigenschaf- ten des Christenthums aus der schrifft jemals gelernet/ das ist gar eine ab- scheuliche sache. — Aber wenn sich je- mand um den glauben bekuͤmmert/ und den genauen befehl des wortes GOt- tes in einfalt und bruͤnstigkeit des gei- stes eifrig treibet/ der wird entweder verlachet/ oder zum lohn fuͤr seine piet aͤt ein Esel geheissen. Da weist man ihm mit seinem wort GOTTes die thuͤre/ wenn er es nicht mit formal en larven ei- nes ungeheuren syllogismi bemaͤnteln/ und ein hauffen consequentias machen Jahr MDC. biß MDCC. kan. Damit will man auch die bauren und Heiden selbst bekehren ꝛc. Und mit die- sen und dergleichen rechtmaͤßigen klagen hat er ihm die groͤste feindschafft zugezogen/ und in dem angezogenen Wittenbergischen Responso leiden muͤssen/ daß man ihn vor einen Laͤsterer des Magdeburgischen Ministerii, der kirchen/ Universit aͤten und dergleichen genennet/ auch zu kirchlichen und andern straffen verdammet. Wiewol der gerechte GOtt selber das urtheil vor aller welt umgekehret und seine feinde ne- benst denen meisten Lutherischen kirchen und schulen in dem folgenden Teutschen kriege em- pfindlich gnug gestraffet/ und mit der that ihrer greuel uͤberzeuget hat. 9. Er selbst hat sich an solche elende urtheile nicht gekehret/ sondern immer fortgefahren von der wahrheit zu zeugen/ gestalt er in specie die falsch beruͤhmte kunst derer Schul- Theolog en und Gelehrten sehr weißlich entlarvet/ wenn er zum exempel schreibet L. IV. Synopseos Quæst. IX. p. 574. Quid igitur de glossatoribus statu- Von der falschen Theolo- gi e. endum erit, qui vitæ christianæ actiones in arti- culatas conjecerunt formulas disputabiles? Imo et ethnicismi execrabilis phrasibus ac terminis conspurcatum, aut juxta suas opiniones exor- natum reddiderunt? Vita Christiano in imi- tando \& sequendo Christum, suique abnegati- one consistit, non in sophisticationibus ratioci- nativis habitualisticis. Christus ait Matth. XVI. 24. 25. 26. 27. Ecce o mortales, hic Christus non disputationis mentionem facit, qua forma quis disputaverit speculationes suas, \& quibus articulis sectam suam conceperit, ut inde sit judicii sui sententiam sumpturus? Sed omnes homines \& singulos ita judicaturus est, ut unicuique omnium sit secundum facta sua re- compensationem redditurus: Væ igitur illis, qui non fideliter in vestigiis Christi ambula- runt, nec in ejus vinea suas operas in sanctitate fidei \& nova creatura cordis erga DEum ac pro- ximum juxta dilectionis præceptum perfece- runt; sed potius à reali pietate \& probitate vitæ homines ad opinabiles disputationes speculati- onum inanium, à scopo actionum vero ad habi- tuales logomachias seduxerunt. Quid curat Christus nostrum scire, qui cordis integritatem in sui imitatione sancta requirit? Hoc enim fa- ciendum erat, quod in verbi sui præceptis man- darat. Filiorum est fidelium, parentum jussa capessere \& cum reverentia exequi: Parentis est, jubere \& liberorum jussui obedientiam præstare debitam. Multa mandat parens fi Vom ge- wissens- zwang. dus, an propterea filius id disputet parenti, si quid sit, quod ejus captum exsuperet? Quid prodest mandatum parenti, si filius saltem in disputatione id adversaret sibi, \& speculatione sua; nunquam autem in essectum deduceret? Qua fronte perversitatem filii adspiceret pa- rens? Indulgere quidem valet pœnitentiam fi- lio; sed non impune relinquet illi tantum pro- tervitatis facinus. Nihilominus Christus ne- minem cogit; nec ipsos Pharisæos imperio aliquo \& vi fortiori ad credendum sibi protru- dere voluit; Sed miraculis dicta \& monita con- firmavit sua, liberum interim relinquens illis \& cuique, qui credere ejus verbo vellet \& offi- cio; cum credenti vere omnia sunt possibilia, etiam Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tschesch. Jahr MDC. biß MDCC. etiam ut miracula edat. Math. XVII. 20. Luc. XVII. 6. Quapropter nemo ad fidem cogen- dus venit, neque ad articulos disputabiliter pro opinione humana confictos, cum semper quid mundani secum offerant, \& propriæ glo- riæ aut potentiæ DEum secum inclusum fove- ant. Spiritus ubi vult, spirat, ait Christus ipse Joh. 3. Von der rechten barbarey. 10. Auff solche art redet er auch offte von der Sophisti schen Theologi e/ als in der voꝛrede uͤbeꝛ die 7. oration p. 447. da er die worte Erasmi aus seiner Moria anfuͤhret/ und in der 8. orati- on p. 545. allwo er aus Luthero auch sehr nach- denckliche reden hievon gebrauchet/ und dann in dem Epilogo, woselbst er auff den einwurff/ daß bey verlassung der schul-gelehrsamkeit eine barbarey zu besorgen sey/ gar artig antwortet: Der sey vielmehr ein rechter Barbar/ der seine terminos mitten aus dem Hei- denthum/ ja aus dem steinigten Arabia herhole/ und damit das wort GOttes wider dessen befehl/ beurtheile/ und al- so den glauben entheilige. Wie er auch ferner von der streit- und disputi r-sucht der fal- schen Theolog en erinnert/ daß sie alle einen abscheulichen Pabst im hertzen truͤgen/ und dennoch nur wider den zu Rom dis- putirt en. Klaget dabey/ daß die zeiten offen- barlich vorhanden waͤren/ von denen Paulus 2. Tim. IV. 3. 4. geweissaget haͤtte. 11. Jn dem Breviario I. 4. Quæst. 16. p. 589. beantwortet er diese frage: welches der rech- te feind der kirchen und wahren religion Von dem ketzerma- chen. sey? folgender massen: Uti errorum pleni sunt multi Theologi; ita quoque heic admo- dum vehementes in suis inveniuntur opinioni- bus, quas non sine pervicacitate summa defen- dere sæpius conantur. Unde tam perversa au- ditur passim condemnatio temeraria, ut ipsos nil pudoris capiat: sic mutuosse inter se com- miniscuntur hæreticos damnabiles \& execra- biles, ipsi non raro execrabilissimi in suis per- versitatibus. Sic alii duplices faciunt hostes Ecclesiæ, externos \& internos. Externos vo- Iunt Judæos \& Mahumetistas: Internos, Jesu- itas \& Anabaptistas. Itaque hinc etiam dupli- cem faciunt Ecclesiæ defensionem, qua obliga- tus teneatur Magistratus, ut non tantum vis, fraudes \& turbæ ab ea arceantur; sed multo ma- gis internis obviam eat hostibus, aliàs suum of- ficium neglexisse cum clamant. Sic tubæ se- ditionum clangunt; interim non respiciunt ad Christum ignorantes semetipsos. Hostis enim Ecclesiæ propriè est Anti-Christus 1. Joh. II. Und dem rechten Antichrist. 18. 22. 43. \& 2. Joh. I. 7. Christus \& Anti- Christus mutuo sibi opponuntur contradicto- rie. At quis est ille Anti-Christus? Nonne qui Christum negat? ut ait Johannes. Quis igitur non erit Anti-Christus? Etenim omnes, qui Spiritũ mundi sequuntur, non sunt Christi, sed filii mundi, qui vivunt in carne \& secundum carnem ambulant, ut ait D. Paulus, quare omnes qui non vivunt in Regno DEI, qui non sunt renati, sed explere appetitum diaboli cupi- unt, in avaritia, in superbia, in odio, in invi- dia, in mendacio, in calumniis, \& in quovis genere malitiarum, \& in ira; illi verè sunt ho- stes Ecclesiæ, \& Anti-Christum in Babylone sua \& amore meretricis Babylonicæ repræsen- tant; necnon hæreticorum sunt antesignani Jahr MDC. biß MDCC. ipsi; quia illi Christum denuo secum cruci affi- gunt, \& se ejus salvationi subducunt, patrem- que mendaciorum sequuntur; Joh. VIII. Imo ipse Christus suas satis detegit hostes, Matth. XII. 30. quando dicit; qui non est mecum, contra me est. Et qui non colligit mecum, dispergit. Id est, qui non vivit in Christo, \& sancto ejus imitamine, Anti-christum se statim ipso prodir facto, quem quisque tamen tam sto- lide cupit persequi in aliis, se ipsum maxime convellens, \& condemnans. Pessimi omnium autem sunt hostes, qui Christum sub specie Christi persequuntur \& se in angelos lucis transformant, Matth. 24. Marc. 13. Luc. 21. \&c. Hi enim peccatum in Spiritum S. semper com- mittunt. Math. XII. 32. 33. 12. Und eben also hat er auch von der gem i- Von der Heidni- schen Phi- losophi e. nen Philosophie durchgehends nach dem|sinn Lutheri selbsten geschrieben/ dessen worte er uͤberall anfuͤhret/ und das unbeschreibliche ver- derbniß der vernunfft/ und ihrer tochter der fal- schen Heidnischen weißheit beklaget. Wie unter andern aus denen orationibus, die er auff der Helmstaͤdtischen Universit aͤt oͤffentlich ge- halten/ wie auch aus der Synopsi p. 35. 37. 139. biß 143. und anders wo zu sehen/ da er insonderheit auch aus Luthero, Aristote- lem einen eingefleischten teuffel/ item Nar- ristotelem nennet/ aus dessen Kirchen-Postill uͤber den 2. Advent und das fest der H. drey Koͤ- nige. Am allermeisten aber ist der anfang der Psychologiæ p. 482. biß zu ende sehr merck wuͤr- dig/ welchen er bey gelegenheit des in der histo- rie beschriebenen streits von der Philosophie aus bewaͤhrtē Auctorib verfeꝛtiget/ namentlich aus Agrippa, Luthero uñ andern dergleichen unver- weꝛfflichen Scribent en. Gleichwie er auch sonsten Von der Heidni- schen au- toribus. insgemein/ von denē Heidnischen Auctorib’ die in den schulten tracti ret werden/ seine gedancken also eroͤffnet in Synopsi p. 20. Annon igitur competat Christianis, ut ab Ethnicis suam ad- discant sapientiam? Non certe ea ratione hoc nos decet, id velut usus modernus expetit, cum non tantum nobis indignum sit: sed etiam cor- ruptiones \& seductiones meras nobis \& remo- ras ea in omni pietatis cursu vitæ procreet. Etenim quomodo illi nobis veritatis semitas monstrent, qui ipsi nec vitam nec modum ad veram sapientiam noscunt, sed semper in anxi- is suis dubitationibus hæsitant \& fluctuant per- petim, medicinam \& solatium sibi ibi quæren- tes, ubi nec finem nec fundum inveniant. Imo potissimum etiam hoc est, quod ipse Jehovah nos mandato suo expresso ad verbum suum non tantum allegatos voluerit; sed quoque mone- at, ne misceamur cum Ethnicis. Si opificium hujus artificis nos ritè putamus, ceu conscien- tiæ nostræ æternum inscriptum hoc hæret, omnino nos oportet jussa nostri capessere Do- mini, quæ ἀμε ἀ οτα plane, \& immutabilia perpetim manent. 13. Hiernaͤchst hat er auch den zustand des Vom weltlichen regiment. gemeinen wesens sowol bey Obrigkeiten als Un- terthanen treulich an tag geleget/ und sehr heil- same vorschlaͤge zur besserung bey getragen/ und dieses desto weitlaͤufftiger und gruͤndlicher/ je naͤher es seine profession dißfals gewesen. Hie von sind alle seine Juristi schen und Politischen A. K. H. Dritter Theil. M 2 buͤcher Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen, Jahr MDC. biß MDCC. buͤcher voll/ darinnen er die maͤngel der regie- rung auch bey denen Protestant en anmercket/ wie sie fast ohne zahl wider alle gruͤnde der Christlichen lehre zu streiten pflegen. Zum exempel/ er hat in dem buch de Republica p. 153. 346. 588. 832. u. f. 870. ꝛc. mit unwie- dersprechlichen beweißthuͤmern und zeugnissen dargethan/ daß ein wahrer Christe unmoͤglich Vom krieg fuͤh- ren. „krieg fuͤhren/ noch bedienen koͤnne. Er er- „weiset/ daß auch die so genanten religions-krie- „geschlechter dinges wider die religion streiten/ „und daß GOtt und CHristus keine fleischli- „che waffen zu seiner defension fordere/ sondern „vielmehr den noͤtigsten streit wider seine eige- „ne verderbniß/ wozu die geistlichen waffen der „Ritterschafft allein noͤthig waͤren. Die ver- „nunfft koͤnne hier mit allen ihren Syllogismis „nichts bestimmen/ GOtt hingegen lehre uns „nicht todtschlagen/ sondern lieben. Der krieg „sey auch nicht dem natuͤrlichen recht gemaͤß/ „weil er die natur umkehre und verderbe/ viel- „weniger dem gesetz CHristi Math. IIX. 22. „IX. 9. Luc. XIIX. 22. Joh. XV. 12. XIII. „34. wozu er die ausspruͤche der ersten Christen „setzet/ wie solches nebenst den uͤbrigen sehr heil- „samen erinnerungen an angezogenen oͤrtern „weitlaͤufftig zu lesen ist. Ausle- gung uͤber Boͤhmen. 14. Solche und dergleichen bekaͤntnisse wa- ren nun schon capable diesen mann bey der von ihm beschaͤmten Clerisey zum ketzer zu machen/ wiewol seine feinde sich nicht eben getrauet ihn platt hin vor einen solchen zu erklaͤren. Am meisten hat es Boͤhmens feinde verdrossen/ daß er in der angezogenen Psychologia Jacob Boͤhmens 40. fragen von der seelen Latei- nisch uͤbersetzet/ und mit seinen anmerckungen herausgegeben/ welche auch hernach anno 1650. zu Amsterdam in 12 mo. Teutsch gedru- cket worden. Jn dieser hat er p. 63. 75. 365. 548. 604. und anders wo Boͤhmens gaben und vortrag gar sehr geruͤhmet/ gleichwie er auch in der Synopsi hin und wieder dessen worte anzie- het/ nebenst des Theophrasti Paracelsi und ande- rer/ die er ohne beysorge des gewoͤhnlichen ver- kaͤtzerns auffrichtig in ihrer gabe zu schaͤtzen ge- wust. Und deswegen beschweret sich unter an- dern D. Johann Adam Osiander in der Theologia Acroamatica Exerc. XXII. Thes. „13. daß Werdenhagen Boͤhmen allzuhoch „halte/ und ihm einen ausserordentlichen be- „ruff zuschreibe. Erlittene verfolgun- gen. 15. Was er aber von solchen unbesonnenen eifferern vor ungemach erleiden muͤssen/ hat er bißweilen selbsten in seinen schrifften zufaͤlliger weise erwehnet. Als da er von den Helmstaͤd- tern und Magdeburgern in der Synopsi p. 195. und 578. geschrieben/ daß ertheils von diesen wegen des Muͤntz-wesens in Magdeburg/ theils von jenen/ und zwar von den Theologis und Philosophis wegen der Philosophi e auffs aͤus- serste verfolgt worden. Die weisen dieser welt/ schreibet er/ haͤtten sich alle zusam- men geschworen ihn umzubringen/ und der wahren Gottseligkeit sich auffs heff- tigste entgegen gesetzet/ so daß sie auch den geist GOttes selbsten auffs greu- lichste gelaͤstert. Anders wo p. 535. betauret er/ daß der ehrgeitz und die πολυϖραγμοσύνη der Clerisey/ da die Prediger den einen fuß auff der cantzel/ den andern auff dem rath-hauß haben wollen/ keine geringe ursache an der Magde- Jahr MDC. biß MDCC. burgischen zerstoͤrung gewesen/ und folglich auch an seiner vorhergehenden verfolgung. Gestalt er um der wahrheit und auffrichtigkeit willen so wol in Helmstaͤdt als Magdeburg nicht lange gelitten/ sondern auff antretben de- rer Theolog en und das urtheil ihrer respons en die freyheit zu suchen gedrungen worden. Die- ses kan der angezogene ort aus den Consiliis Wittebergensibus zur gnuͤge darthun/ worinne auch p. 187. eines Helmstaͤdtischen Studiosi ge- dacht wird/ M. Petri Probsts/ der mit|Werden- hagen in gleichem verdammnis gewesen. Es ist aber so wol aus der Dedication seiner Psy- chologiæ als aus andern umstaͤnden zu sehen/ daß viele unter hohen und niedrigen der wahr- heit/ die er behauptet/ beygefallen/ da in jener viele Cantzler/ geheimde und andere Raͤthe Stadt- Syndici und Burgemeister unter Wer- denhagens freunde/ colleg en und goͤnner ge- rechnet werden. 16. Der andere im titul benamte Auctor Francken- bergs le- ben. ist Abraham von Franckenberg/ ein Schlesischer Edelmann und Herr zu Ludwigsdorff/ der be- reits zu zeiten Jacob Boͤhmens gelebet/ und eben auch wie Werdenhagen sich seiner An- fuͤhrung in dessen Schrifften bedienet. Jn sei- nen Sendschreiben/ so noch im Manuicripto vorhanden/ erzehlet er daß er Anno 1617. (nach“ dem er sich in der gelehrsamkeit/ und sonder-“ lich in der Eloquenz, bereits sehr hervor ge-“ than gehabt/ aber einsmals in einer Paren-“ tation durch GOttes schickung stecken blie-“ ben) in seiner ersten anfechtung/ wegen viel-“ heit der spaltungen und mancherley meinun-“ gen im Glauben durch staͤtiges wachen und“ beten um die wahre Religion nebenst andern“ wunderbaren wirckungen in sich selbst/ und in“ einen stillen Sabbath gezogen worden/ und“ in selbigem Principio unaussprechliche wor-“ te der krafft/ und ein licht uͤber alle lichter“ gehoͤret und gesehen. Da ihm denn endlich“ gezeiget worden/ daß dieses die wahrhafftige“ lehre und seligmachende glaube waͤre/ wel-“ che da zeigeten/ daß Adam in uns sterben/“ und Christus leben muͤsse; Worauf er“ sich sehr gestaͤrcket/ und diese lehre in Paulo, “ und Teutschen Theologis, Taulero, Kempis,“ Weigelio, Joh. Arndt/ Schwenckfelden/“ und andern befestiget befunden habe. Da er“ denn nachmals durch viel versuchungen von“ innen und aussen/ durch Widerspruch der“ fleisch- und irrdisch-gesinneten scharff und“ lange gepruͤfet worden.“ Er hat sonsten in den ersten jahren auf seinem vaͤterlichen Guth Ludwigsdorff/ vier Meilen von Breßlau im Fuͤrstenthum Oels/ gelebet/ und zwar in der groͤsten stille und einsamkeit/ da er seinem bru- der die zeitliche Administration uͤbergeben/ und sich aller weltlichen sorgen entschlagen gehabt; wiewol er bey der grossen Pest Anno 1634. gantz allein daselbst die inficir ten personen im gantzen flecken gewartet und eigenhaͤndig curi rt/ begra- ben/ und sonst versorget/ ohne den geringsten zu- fall und schaden. Nachmals haben ihm die Prediger selbiger gegend hart zugesetzet/ als er nicht mehr bey ihnen beichten wollen/ und erfahren/ daß/ da er das letzte mal zum Abend- mahl gegangen/ ihm der wein im mund zu lauter wasser worden sey, Dieser und der da- maligen Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tschesch. Jahr MDC. biß MDCC. maligen kriegs- troub len wegen hat er sich end- lich nach Dantzig ums jahr 1645. wegen nah- rungs-mangels und anderer umstaͤnde bege- ben/ und ist bey dem beruͤhmten Mathematico Joh. Hevelio daselbst lange zeit an tisch gan- gen/ welchen er als seinen grossen freund ruͤh- met. Wobey er denn viel ungemach und mangel erduldet/ aber dieses alles lieber uͤber sich gehen lassen/ als daß er an Hoͤfen in gros- sen aͤmtern/ und folgends in grossen suͤnden le- ben wollen/ welche ihm beym Fuͤrsten zu Oel- sen und dem Churfuͤrsten von Brandenburg offt angelegenelich aufgedrungen werden wol- len. Jndessen hat er mit sehr vielen beruͤhmt- und klugen Leuten correspondi rt/ und un- ter andern noch mit Athanasio Kirchero zu Rom/ dem Herrn von Schweinitz/ Claudio Salmasio und andern. Zu letzt ist er ums jahr 1650. wieder nach Ludwigsdorff in Schlesien gezogen/ und hat bey seinem juͤngern Bruder daselbst biß an sein ende gelebt/ welches Anno 1652. erfolget ist. Seine Schrifften sind fol- gende nach einander: Schriff- ten. Via veterum sapientum, oder Weg der al- ten Weisen/ in zwey buͤchern/ das erste von der Furcht des HErrn und ihren Fruͤchten; das andere von der Weisheit GOttes und ih- ren kraͤfften. Amsterdam 1675. in 8vo. Mir nach! oder eine ernstliche und treuher- tzige vermahnung an alle Christliche gemeinē zu heiligem und gottseligem wandel in dem fuͤrbil- de und der nachfolge Jesu CHristi. ibid. 1675 in 8 vo. Raphael oder Medicina DEI mit vielen fi- gur en/ s. Artzt-Engel in 4 to. Nosce te ipsum. oder gruͤndliche durchsu- chung und eigentliche nachforschung/ wie der mensch in scharffer anotomi scher betrachtung seiner selbst als das edelste und nach dem eben- bild GOttes erschaffene geschoͤpff sich selbst er- kennen lernen solle und muͤsse/ und wie er sich in dreyerley stand wol zu pruͤfen habe. Franckfurt. 1675. in 8 vo. Getreue warnung von dem betrug der mensch- lichen vernunfft in geistlichen sachen zu mei- den/ Col. l. 21. 22. 23. Lateinisch zu Koͤnigsberg 1646. Hollaͤndisch zu Rotterdam 1674. Hoch- teutsch zu Neuhauß 1684. Sphæra Mystica mit Tabell en Lateinisch in 12 mo. Oculus Sidereus, Teutsch in 4 to. Kleine hauß-schule oder kinder-tempel in 8 vo. Zwoͤlff Jordans-steine 12. anstoͤßiger lehr- punct en in 24 to. Evangelium exulantium in 12 mo. Vom ort der seelen nach dem tod in 12 mo. Vom schaden Josephs in 12 mo. Josephus Redivivus in 12mo. Geheimniß der boßheit und vom greuel der verwuͤstung in 12 mo. Trias Mysticas. Speculum Apocalypticum, Metaphysicum \& Epistola Chrono-Metrica, Lateinisch in 12 mo. Kraͤmer-korb mit 7. beschlossenen laden 1646. in 12 mo. Von den zweyen annoch lebendigen zeugen in 12 mo. Notæ Mysticæ in 8vo. Vom wahren und falschen Christenthum/ in Jahr MDC. biß MDCC. 8 vo. Theologia Mystica Hugonis de Palma, in 8vo. Colloquium Thoruniense. in 12mo. De non gerendo gladio materiali, in 12mo. Rationes deceptionis humanæ, in 12mo. Und endlich Send-schreiben von dem rechten kirchen-ge- hen/ darinnen aus wahrem grund und verstand der H. Schrifft/ wie auch nach der fuͤrnemsten alten und neuen Theolog en zeugnissen kuͤrtzlich dargethan und erwiesen wird/ wie weit und wie weit nicht das kirchen-gehen einem GOtt-suchenden menschen nuͤtzlich sey. Amsterdam, 1687. in 8 vo. Jn einigen seinen schrifften nennet er sich Amadeum von Friedleben den Auffgerichteten genannt/ in andern macht er sich gar nicht nahmhaftig/ ohne zweiffel das gewoͤhnliche laͤ- sternzu verhuͤten. Sonsten hat dieser mann auch einen grossen vorrath von andern raren schrifften/ geheimnissen und dergleichen materi- en/ die er geliebet/ zusammen gebracht gehabt/ welche abeꝛ alle der bekannte Schlesische Doctor Johann Schefler hernach soll verbrannt haben/ vermuthlich weil sie mit seiner secti rerey nicht uͤbereingestimmet. 17. Die materi en seiner schrifften gehen so Beschul- digungen wider ihn. wol/ als die andern alle/ welche von den heuch- lern verworffen worden/ auff die wiederauff- richtung des wahren Christenthums/ dabey er auch kein bedencken getragen/ sich der sache des von vielen so sehr verschmaͤheten Jacob Boͤh- mens anzunehmen/ ungeacht ihn sein vorneh- mer stand und andere reitzungen leicht davon abhalten koͤnnen. Jn Boͤhmens historie ist schon erzehlet worden/ wie er mit diesem sehr ge- nau bekant gewesen und dessen lebenslauff nach seinem tod auffgesetzet. Deswegen er ein eife- riger Boͤhmiste heissen muß/ vid Colberg cap. VIII. p. 326. Sagittarius Introd. in Histor. Eccl. p. 902. Von andern hat er mit seinen redlichen bekaͤntnissen nicht weniger allerhand ungleiche beschuldigungen leiden muͤssen/ wie er etliche in dem send-schreiben von dem kirchen- gehen p. 56. erzehlet/ als daß er Weigelii und Johann Arndten schrifften hoch hielte/ sich damit sehr macerir te/ daß er unge- braͤuchliche Phrases und keine Theses oder gewisse schul-saͤtze gebrauchte/ die Pre- diger censir te/ und damit das Ministerium angriffe. Auff welche und dergleichen an- klagen er daselbst und hin und wieder in seinen schrifften antwortet. Gleich wie er uͤberhaubt in dem Weg der alten weisen p. 68. eine laͤsterer also abweiset: Seyn die laͤsterer gewar- net dem geist der laͤsterung in ihnen nicht weiter raum zugeben/ oder diese einfalt zuver achten: denn wir schreiben denkindern/ und nicht den maͤnneꝛn/ den glaͤubigen/ und nicht den kluͤglingen ꝛc. 18. Das principium seiner lehre setzet er uͤ- Seine lehre von der Heil. Schrifft/ berall auff die H. Schrifft und die erleuchtung des H. Geistes. Jenes weisen alle seine buͤcher/ und sonderlich Via Sapientum, darinnen er fast lauter Schrifft-worte gebrauchet: Dieses zeu- gen unter andern folgende worte auß gedach- Der er- leuchtung tem send-schreiben p. 49. da er die offenbahrung des Geistes Gottes also beweiset: Es ist zu M 3 fragen Th. III. C. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen, Jahr MDC. biß MDCC. fragen 1. ob die wenigen Revelationen o- der offenbahrungen im N. Testament auch zum Alten gehoͤren? gehoͤren sie dazu/ wie der HErr ihm eingebildet/ so muß die erleuchtung der Apostel/ item der Propheten und Prophetinnnen im N. Testament/ so wohl die herrliche of- fenbahrung JEsu CHristi im Geiste ꝛc. auch dazu gehoͤren/ und wuͤrde der geist und das gesetze des Sohnes im N. Te- stament/ von dem geiste und gesetze des A. Testaments gar nicht unterschieden/ sondern eins in das ander gemischet/ austag nacht/ und aus nachttag gema- chet/ wie denn die heutigen Schrifftge- lehrtensolches zum theil meisterlich ge- lernet. Gehoͤren sie aber nicht dazu/ so sollen sie auch nach der art des N. Testa- ments gehalten und zugelassen werden; denn es stehet nicht bey uns selbige zu verwerffen oder auszumustern/ wie ih- rer viel sich solches unterfangen/ so we- nig als bey uns stehet selbige zugeben/ oder selber zu machen. Und weil sie GOtt in dem neuen lichte JEsu/ seines geliebten Sohnes/ wollen offenbaren/ warumb wolten oder solten wir sie zu dem Alten und zuruͤcke fuͤhren/ so doch eine andere zeit ist der offenbarung des Sohnes/ eine andere des Vaters/ ja auch eine andere des Geistes in ihr en umstaͤn- den und werckzeugen nach ordnung des Alten und Neuen/ und des letzteren oder ewigen Testaments/ davon man moͤch- te Julii Sperberi schrifften von dreyen Se- culis, und Philippi Zigleri tractaͤtlein sub tit. Anti-Arnoldus \& Anti-Nagelius schrift- maͤssig angefuͤhrt lesen ꝛc. Ja weil sich CHristus selber im ge- heimnis seiner liebhabenden Juͤngern/ und in seinen gliedern offenbaren will/ soll und muß/ wie die Schrifften Pauli/ so wohl die worte CHristi selber Matth. XI. 27. Joh. XIV. 21. 1. Cor. I. 7. II. 10. 17. VI. 30. 2. Cor. III. 18. IV. 10. XII. 1. 7. Gall. I. 12. 16. 22. Eph. I. 17. III. 3. Phil. III. 15. \&c. zeugen/ und das gantze buch der Offenbarung JEsu CHristi gnugsam erklaͤret/ ꝛc. So kan und darff ich/ ja niemand diesen grund aus eigener ange- master meisterschafft verwerffen und ausmustern. 19. Aus diesen/ wie auch aus denen ange- zeigten titul n seiner buͤcher mag des auctoris grund und sinn schon ziemlich erkant werden/ deswegen ich mich enthalte andere puncte dar- aus beyzubringen. Die umstaͤnde seines lebens Sein epi- taphium. koͤnnen aus diesem seinem Epitaphio zum theil ersehen werden. R. O. S. Hic ego Abraham Frankenberg, cui DEus Pater: Ecclesia Mater: Christus frater: Crux Soror: Uxor Conscientia: Liberi studia: Amicus Spiritus S. Famulus angelus: Domus terra: cœlum patria: Cognatus proximus: Professio Christianismus: Jahr MDC. biß MDCC. Nomen Palingenio: Symbolum, Acquiesco. Hoc ago. Natus 1593. Mortuus 1652. C. O. S. 20. Von dem dritten Johann Theodoro Tsche- schens le- ben. Tschesch ist auch nur mit wenigen zugedencken/ daß er ein Schlesischer Edelmann und bey dem Hertzog von Brieg fast eben um selbige zeit ein ansehnlicher Rath gewesen/ auch mit dem da- maligen Hoff- Diacono Augustino Fuhrmann der gottlosigkeit vieler Prediger im lande nach- druͤcklich widerstanden. Er soll nach mals eine reise in Palæstinam vorgenommen haben/ aber auf derselben zu Ragusa wieder umgekehret/ und endlich in Preussen verstorben seyn/ wie Frideri- cus Lucæ in seinen Schlesischen denck wuͤr- digkeiten p. 509. berichtet. Jn seinen eige- nen briefen finde ich zwar dieses nicht/ wol aber/ daß er nach seinem Exilio aus Schlesien erstlich zu Amsterdam gelebet/ und einige in linguis in- formi rt ums jahr 1645. hernach zu Hamburg in gleicher duͤrfftigkeit/ und endlich zu Elbin- gen in Preussen/ allwo er gedachter massen to- des verfahren. Seine lehre ist mit des gedach- Schriff- ten. ten Franckenbergs seiner im grunde eins/ zumal er auch/ zur vertheidigung und erlaͤuterung der schrifften Jacob Boͤhmens/ Henrici Prunnii ei- nes Medici schrifft heraus gegeben und recom- mendirt unter dem titul: Einleitung in den edlen Lilien-zweig des grundes und er- kaͤntnis der schrifften des hocherleuchte- ten Jacob Boͤhmens. Amsterdam 1684. in 8 vo. 21. Er selbst hat auch ein klein buͤchlein in 24 mo unter dem namen Pfingst-erstlinge oder vorbereitung zun Pfingsten/ item, von den 7. seulen Christlicher lehre/ von gesundmachung des aͤussern und innern menschens geschrieben/ vornemlich aber einen bericht von der einigen wahren religion/ der noch zuletzt in Wesel 1690. in 8 vo anslicht kommen/ wovon ich den inhalt kuͤrtzlich referi- r en will. 1. Daß keine menschen-religion in allem Und in- halt der- selben. recht habe. 2. Daß unser wissen nur stuͤckwerck/ und die eintzige religion in GOttes wort verfast voll- kommen sey. 3. Daß selbige religion die eintzige wahre und seligmachende sey. 4. Daß GOtt durch die gantze H. Schrifft und von anfang in allen seinen wercken darauff dringet. 5. Dieses ist die wahre Catholische allge- meine religion/ darinnen wir allein selig werden koͤnnen/ welches alle gestehen muͤssen: aber un- terschiedlich darauff bauen. 6. Dieses ist die rechte grund-religion/ wie sie CHristus seine Propheten und Apostel selber gelehret. Wie nun die menschen-religi- onen darauff gebauet/ stehet wol zu pruͤfen/ bey eineꝛ jeglichen ist noch etwas von derselben/ aber in der weise und dem zusatz ist der abfall und schaden. So viel nun ein jeder von hertzen hier- auff/ und also auff CHristum | wird gebauet haben/ dessen wird er bey GOtt zugeniessen ha- ben/ doch daß heu/ stoppel und holtz verbrenne. 7. CHri Abraham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tschesch. Jahr MDC. biß MDCC. 7. CHristus wird diese hertzens-religion/ und nicht der sect en von uns fodern. 8. Doch er wird auch rechenschafft fodern/ wie ein jeder in menschen-religion nach seinem gewissen GOtt gedienet/ als nach dem gerin- gen pfunde. 9. Das hoͤchste pfund ist GOtt unter allen menschen/ und Christus unter Christen. 10. Jn welchem die menschen unter allerley religionen noch koͤnnen selig werden/ auch die ihm bewusten getreue Heiden und Juden/ al- so ist es mit den Christen noch vielmehr. 11. GOtt siehet vornemlich auff das hertz/ und wie viel er einem jeglichen anvertrauet hat. 12. Wie diese religion von Salomon und Christo kurtz zusammen gefasset sey/ in einer hauptsumma/ als die eintzige/ so da allein noͤ- thig ist/ und dahin wiꝛ allezeit zielen/ lauffen und ringen sollen; diesen schatz im acker in CHristo verborgen an uns zubringen/ solten wir uns selbst und alles daruͤber verlauffen/ und verlie- ren. Das kleinod ist so koͤstlich/ und der lohn so groß/ daß man billich alles darum thun und leiden solte. 13. Daß diese die eintzige reine und lautere sey/ davon zwar alle etwas haben/ aber dabey ihr eigenes eingemenget. Je naͤher nun eine zu dieser komt/ je besser sie ist. 14. Hier wird es klar gezeiget/ auff welcher religion man sicherlich bauen koͤnne: auff Got- tes und CHristi worten/ oder auff diese oder jene menschen- sect e. Was nun hierbey zuthun? 15. Warum keine der jetzigen menschen-re- ligionen recht habe/ und dennoch etliche unter ihnen selig werden koͤnnen? 16. So weit eine religion oder lehre auff CHristum und seiner nachfolge/ nicht aber auf menschen lehren oder sect en weiset/ so weit ist sie rechtund gut. Alle treue Lehrer sollen Chri- stum/ und nicht sich selbst noch die sect en predi- gen/ noch uns von CHristo zu den sect en hin- fuͤhren. Und solche die zu CHristo fuͤhren/ und in welchen CHristus lehret und lebet/ die sind billig zu hoͤren von uns. 17. CHristus ruffet uns von der welt zu sich und zu seinem Vater/ und nicht anders wohin. 18. Daß sich niemand sicherlich auff einige menschen-religion gruͤnden koͤnne/ weil es auch von GOtt verboten ist/ der alle die verfluchet/ die sich auf menschen verlassen/ oder das thieri- sche bild im menschen fuͤr CHristi bild anbeten; wie das wort GOttes die sich erste wahrheit ist/ so soll man es auch einfaͤltig glauben und er- greiffen/ und alle lehre und Lehrer darnach pruͤ- fen. 19. Wie man von allen dingen ein unbe- truͤglich Urtheil fassen soll und kan nach Gottes wort. 20. Weil nur eine einige wahre und allge- meine religion ist/ solte man sich nicht also um menschen-namen und ansehen hassen und Jahr MDC. biß MDCC. trennen. 21. Weil in Christo einigkeit ist und alles zu einem leib und geist unter einem haupt verei- niget wird/ dagegen aus Babel alle zertreñung hervor komt. 22. Welche zertrennung zeuget/ daß solche nicht die gaͤntzliche und rechte religion CHristi sey. Woher der haß/ zanck/ mord und religions- kriege in der welt herkommen. 23. Darum es niemand zu verdencken/ der von solchem Babel-wesen ausgehet/ uñ sich von der menschen lehren zu Christo und seiner lehre wendet. Doch bey den andern nichts/ was nur der lehre Christi gemaͤß ist/ verwirfft. 24. Was wir in Christo und dem glauben seines wortes fuͤr gewisse behaltung und trost haben? Und wie es denen falschen Lehrern und secten gehen wird/ die den zuhoͤrern solchen trost und kuͤnfftige hoffnung der besserung ab- schneiden. 25. Vielweniger einige religion so gar ver- dammet/ weil noch immer etwas Christi und Gottes dabey seyn wird. Ein krancker mensch ist auch ein mensch; also ein schwacher Christ/ oder bruder: wie uns Christus in unser schwach- heit vertraͤget/ also sollen wir unserm naͤchsten auch thun. 26. Wir muͤssen uns uͤber unsern schwachen bruder nicht uͤberheben. 27. Wir muͤssen uns nicht selber rechtferti- gen widereinander/ dennoch einer den andern treulich vermahnen und straffen/ und solches alles mit bescheidenheit/ so weit uns Gott vor- gehet/ und mit gedult. 28. Daß Gott hin und wieder zur auff rich- tung dieser wahren allgemeinen religion in den hertzen der menschen grund geleget/ viel religio- nen haben es gesuchet/ aber nicht erreichet den rechten weg dazu. 29. Die neue geburt von oben kan es allein erreichen. 30. Daß Gott noch immerdar leute unter allen religionen gehabt/ die sich auf diesen grund verlassen/ und darinn bestanden sind wider al- ler hoͤllen pforten/ welche auch zuletzt am herꝛ- lichsten herfuͤrbrechen/ gruͤnen und bestehen werden. 31. Doch wird es hart dahergehen/ und ei- ne schmertzliche geburt seyn/ um der welt gegen- stand und des drachens zorn und wuͤten zu uͤber- winden; dagegen die kinder GOttes mit dem heiligen creutz besiegelt seyn. 32. CHristus ist das haupt und der stiffter dieser religion. Sein Wort der stab. Sein Geist das scepter. GOtt wohnet darinnen/ darum wird sie wol bleiben. Die aber den menschen-lehren nachlauffen/ werden groß her- tzeleid haben; der andern schatz/ lohn und erb- theil ist GOtt selbsten/ Amen. Das X. Capitel. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. §. 1. U Mselbige zeiten nemlich um und|nach dem anfang des 17. seculi sind auch folgende personen theils in schrifften theils durch andere umstaͤnde bekañt/ und weil sie nicht nach allen gemeinen weisen und mei- nungen geredet und gehandelt/ von vielen un- verstaͤndigen verworffen worden. Davon war einer Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Jahr MDC. biß MDCC. einer um das jahr 1620. Johann Bannier ein schneider zu Stargard bey Dantzig/ der ein buͤchlein drucken lassen/ und selbiges spiegel Banniers leben und schrifften. oder abriß des greuels der verwuͤstung genannt. Dieser titul weiset alsbald von selbsten/ daß das buch bey der Clerisey unmoͤg- lich beyfall oder gehoͤr gefunden/ zumalder au- ctor nur ein so genannter Leye/ und also vor un- tuͤchtig zu schreiben/ und die warheit zu verkuͤn- digen gehalten woꝛden. Deßwegen die Predigeꝛ auch alsbald responsa von Universitæt en/ son- deꝛlich von Wittenbeꝛg/ einholten/ von denen sie gewoͤhnlicher massen nach wunsch secundir et wurden/ dahero D. Johann Corvinus Pastor an der Pfarꝛ-kirchen in Dantzig so gleich ann. 1622. zwey solche theologi sche bedenck ē uͤber dieses fanati sche buͤchlein mit einer vorrede zu alten Stetin herausgab. Daselbst hat sich Corvi- nus beklaget/ daß dieser schneider nebenst an- dern auch einen Prediger zu Stargard/ M. Gottschalck Buͤnting/ verfuͤhret/ und dahin ge- bracht/ daß er diesen Bannier vor seinen Lehrer gehalten/ und ihm seine sachen nach geschrieben. Die andern aber verdrosse dieses alles so hefftig/ daß sie nicht ruheten/ bis Bannier mit samt die- sem Prediger aus der statt getrieben wurde. 2. Der vortrag dieses Banniers ist im ge- dachtē Spiegel wie auch in einem andern buͤch- lein/ Echo genannt/ und dann auch in M. Buͤn- tings Defension der glaubens-wahrheit enthalten. Weil selbige aber jetzo nicht zur Vor- nehmste lehren von CHristo in uns. hand sind/ will ich die vornemsten punct e aus Colbergs Platoni schem Christenthum heꝛsetzen. p. 1. c. V. p. 232. 1. Der neue mensch sey CHristus selbst/ CHristus werde in uns getaufft ( D. 4. a. ) das neue leben nenne die schrifft CHristum den gesalbten/ ( F. 3. a. ) der neugeborne mensch/ der CHristo nachfolget/ heisse CHristus. ( F. 4. a. ) 2. Daß durch CHristum der weg zur selig- keit bißher nicht sey offenbaret/ ( B. 2. b. D. 1. a. ) ja CHristus habe sich biß daher der welt nicht geoffenbaret/ auch da er auff erden gelehrt und gepredigt/ sondern jetzo werde er sich erst durch den letzten Eliam (Joh. Arend) offenbaren/ den weg derseligkeit immediate lehren/ und von dem letzten Johanne oder Elia mit fingern erst gewiesen werden/ jetzo werde er erst den himmel in aller menschen hertzen einnehmen. ( E. 3. 6.) 3. Jmgleichen sey durch die Apostel der weg zur seligkeit nicht offenbaret. 4. Der angefangene neue gehorsam wird fuͤr die wahre vollkommne gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gelten solte/ (C. 1. b. C. 4. a.) com- mendir et. 5. Verwirfft fidem relativam justificantem, und will an statt desselben glauben nennen das neue leben. 6. An statt des geschriebenen und gepredig- ten wortes GOttes setzet er seinen greuel der Enthusiastischen iñerlichen ohnmittelbaren er- leuchtung der seelen und einsprechung GOttes in derselben. 7. Den gefallenen menschen/ und seine natur neñet er den teuffel selbst/ der alte mensch/ natuͤrlich licht/ sund/ teuffel/ sind alles gleich und eins. ( C. 3. a. ) will die verderbung allein auff den irꝛdischen leib gezogen haben. 8. Darum sey CHristus kommen/ uns von dem verfluchten leimen-hauß und erden-leib Jahr MDC. biß MDCC. ( C. 1. b. C. 2. a. ) zu erloͤsen und unsere seel/ welche wir von GOtt haben/ mit seinem heili- gen unverweßlichen jungfraͤulichen fleisch wie- der zu kleiden. 9. Das reich GOttes sey vorhin auch im unwiedergebornen menschen/ ( D. 2. a. ) al- lein daß sie dessen nicht ehe gewahr werden/ biß die erleuchtung komme. Der mensch muͤsse die natur durch CHristum in ihm uͤberwinden/ so habe er alsdenn auch in ihm den teuffel uͤber- wunden. ( C. 3. a. ) 10. Kommt er auffs Aureum seculum, in- dem lauter gerechte seyn werden/ da sie auch al- le von GOtt immediatè muͤssen gelehret seyn. 3. Diese und dergleichen sachen muͤssen frey- Urtheile daruͤber. lich Schwenckfeldisch/ Weigeliani sch und En- thusiasti sch heissen/ zumal in gedachten schriff- ten Paracelsus und Weigelius recommendir et worden. Deßwegen auch die Theologi zu Giessen und Tuͤbingen hauptsaͤchlich darauff gefusset/ und diese leute unter solchem namen verdammet haben/ die Wittenberger aber sie vor Rosencreutzer erklaͤret/ wie in ihren Consi- liis P. I. p. 876. zu sehen: Der grund aber von solcher beschuldigung kan aus der historie der Rosencreutzer schon ersehen werden. So mu- ste es auch denen elenden leuten fantastisch und schwermerisch heissen/ wenn Bannier nach Seine lehre von der geistli- chen ge- burt CHri- sti. den ausdruͤcklichen worten Pauli, von der ge- stalt/ die CHristus in uns gewinnen muß/ in seinem Lutherischen Spiegel den gesang/ Gelobet seystu JEsu CHrist/ also applicir- te: Gelobet seystu JEsu CHrist/ Der in uns mensch gebohren ist/ Durchs wort des lebens/ das ist wahr/ Deß freuet sich der Christen schaar. Des ew gen Vatters einigs kind Man in dem innern hertzen findt/ Mit seinem heilgen fleisch und blut/ Speist und traͤnckt uns das ew ge gut. ꝛc. Denn weil diese und alle andere geheimnisse des Herꝛn nur bey denen seyn/ die ihn fuͤrchten/ so koͤnnen freylich diejenigen das allerhoͤchste ge- heimnis der offenbarung JEsu CHristi weder erkennen noch wircklich erfahren und geniessen/ welche auch nicht einmal durch eine natuͤrliche und knechtische furcht vor GOtt von der laͤste- rung wider CHristum abgehalten werden koͤn- nen. 4. Und da nun gedachte personen durch solche Banniers enthaup- tung unter den Luthe- ranern. gleichsam untheologische Responsa einmal ver- hast uñ zu exulan ten gemacht worden/ hat man sie fast nirgends gelitten/ so/ daß sie sich eine zeitlang kuͤmmerlich zu Dantzig aufhalten koͤn- nen/ allwo sie nach D. Corvini klage in der an- gezogenen Vorrede ihre Winckel-Vermah- nungen gehalten. Von dar ist Johann Bannier nach Schweden gangen/ und hat daselbst zweiffelsfrey bey einem und dem an- dern beyfall gefunden; welches deñ die Clerisey/ die daruͤber beschaͤmet uñ in ihren greueln ent- decket worden/ dermassen uͤbel empfunden/ daß sie Banniern so fort ins gefaͤngnis geworffen/ und durch den Hencker oͤffentlich enthaupten lassen. Der vorwand aber solcher Spanischen Inquisition soll gewesen seyn: Er haͤtte damit wider die fundamental- gesetze des Reichs ge- handelt/ Gottfried Friedeborn/ Giffiheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. Jahr MDC. biß MDCC. handelt/ daß er seinen Schwarm ausgebreitet: Welche gesetze deñ ehemals die Clerisey selber nach gefallen dazu erfunden gehabt/ damit sie in ihren pfruͤnden uñ angemaster unbetrieglichkeit vor solchen Schwermern ungestoͤrt bleiben moͤchte. Colberg/ der am gedachten ort diese tragœdi e erzehlet/ nennet diesen mann wegen seines von den Lutherischen erlittenen todes einen Teuffels-Martyrer und seine bekaͤnt- niß eine Schneider-Theologie/ welche leichtfertigkeit ja wol auch ein nur natuͤrlich kluger im grunde erkennen kan. Jm uͤbrigen gedencket der Herr Ziegler im Schauplatz der Zeit p. 549. eines Joh. Banniers/ der vom Koͤnig Gustavo Adolpho ein gesicht gehabt/ welches auch eingetroffen/ ob es aber dieser ge- wesen/ weiß ich nicht. Zieglers actiones. 5. Fast auf gleiche art ist es einem andern/ namen Philipp Ziegler ergangen/ der im Theatro Europæo Tom. III. pag. 720. Magister, von andern aber Legum Candidatus genennet wird. Er war sonst buͤrtig von Wuͤrtzburg/ und soll die vornehmsten Reichsstaͤdte durch- gezogen/ und uͤberall verkuͤndiget haben/ daß das Reich Christi nahe waͤre/ deswegen erauch sehr offte als ein Aufwiegler eingezogen und ge- strafft worden. Jnsonderheit hat er An. 1620. zu Franckfurt am Maͤyn viel aussehens gemacht/ oͤffentlich von dem instehenden schweren krieg (der hernach mehr als zu gewiß erfolget) ge- weissaget/ das Christenthum einer Reforma- Eiffer und erlittenes ungemach. tion benoͤtiget bekant/ und seinen eiffer vor dessen ausfuͤhrung sehen assen. Es mag aber dieser eiffer nicht nach der gruͤndlichen erkaͤnt- nis beschaffen gewesen seyn/ weñ anders zu glau- ben ist/ was im Theatro Europæo vorgegeben wird. Nemlich er habe ein Wappen an dem hause Braunfelß herab gerissen/ sich einen Koͤ- nig und Loͤwen vom Stamm Juda genant/ der nach dem andern Psalm die Koͤnige mit Fernere haͤndel. einem eisern Scepter zerschlagen wuͤrde/ und ein Reich Christi aufrichten/ zur bekehrung der Christen/ und vereinigung mit den Heiden und Juͤden/ in aller dreyer blut baden. Jnglei- gleichen daß er vorgegeben/ es wuͤrde ein Ju- dicium sanguinis gehalten werden/ darinnen er der Principal seyn wolte/ \&c. 6. Aus welcher relation leichtlich zu sehen/ daß man seine Worte nicht recht verstan- den/ oder er auch selbsten sich nicht deutlich gnug erklaͤret/ und wie es im hitzigen eiffer zu geschehen pfleget/ seine sachen confus vorgetra- gen. Er soll nach der zeit bey dem Daͤnischen krieg in Hollstein und Daͤnnemarck kommen seyn/ von dar hernach weiter unter die Schwe- den/ und endlich in Engelland/ da man denn nachgehends nichts weiter von ihm verneh- men koͤnnen. Sonst aber wird sehr offte Phi- lipp Zieglers Anti-Arnoldus und Anti-Na- Schrifft von dem seculo Spi- ritus S. gelius citi rt/ d. i. wie der titul lautet: Gruͤndli- cher beweiß/ daß ein tertium seculum oder Te- stamentum Spiritus S. sey. So An. 1622. her- aus kommen in 4to. in zwoͤlff Bogen beste- hend. Und Nicolaus Baringius gedencket des- sen in der warnung fuͤr den neuen Pro- pheten Cap. XII. pag. 76. daß Ziegler sich darinnen auf den Spruch Amos III. 7. und Habac. II, 3. beruffen/ auch dabey sehr geruͤh- met/ was er zu Bern in der Schweitz/ zu Franck- furt/ Prag und andern orten schon ausgerich- Jahr MDC. bis MDCC. tet haͤtte. Abraham von Franckenberg schrei- bet in seinem Sendbrieff vom Kirchen-gehen pag. 50. daß dieser Ziegler die sache von der Offenbarung des Heiligen Geistes/ und von dem letzten oder ewigen Testament/ in seinem Anti-Arnoldo schrifftmaͤßig ausgefuͤhret ha- be. Anderer Auctorum zu geschweigen. 7. Gottfried Friedeborn/ buͤrtig aus Stetin/ Friede- borns le- ben/ wird von Friederich Brecklingen/ ein Ev- angelischer Prediger zu Sames in Hollstein ge- nennet/ und unter die zeugen der wahrheit ge- zehlet/ in Friderico Resurgente pag. 13. weil er den Exorcismum unterlassen/ und den Cantz- lar Kielmann bestrafft/ deswegen er auch lan- ge gefangen gesessen/ und endlich vertrieben worden/ und zu Luͤbeck gestorben. Colberg a- ber I. c. pag. 232. beschreibet ihn/ daß er bey Ste- tin in einem Staͤdtgen Politz gebohren/ und eines Predigers daselbst/ namens Christian Friedeborns Sohn gewesen/ der auch vermuth- lich die Stetinische Chronika geschrieben/ wel- cher Becmannus in Memor. Francof. p. 184. gedencket. Die Orthodoxi aber haben sich uͤber ihn beschweret/ daß er gantzer sechs jahr lang dem Consistorio zu Stetin mit seinen Wei- geliani schen Schwermereyen viel zu thun ge- macht/ und ob er wol Anno 1643. widerruffen/ haͤtte er doch hernach von neuem angefangen/ und waͤre auf seinen irrthuͤmern bestanden. Col- berg hat an gedachtem orte einen auszug aus desselben Manuscriptis publici rt/ wie ihn ein Theologus aufgeschrieben/ derselbe lautet also: (dabey zwar ein Verstaͤndiger wol mercken kan/ daß solche saͤtze nach dem sinn der Ketzermacher eingerichtet seyn.) I. Von der schoͤpffung. 1. Es sey eine und lehre. ewige finsterniß/ und die finsterniß sey von der natur abgesondert/ und soll auch so bleiben: Sie sey von ewigkeit her wuͤ- ste und leer gewesen/ und habe einen ewi- gen grimm und zorn wider den willen GOttes von ewigkeit/ auch eine ewige boßheit/ doch muͤsse sie dem gehorsam des unendlichē geistes gehorsam seyn/ und sey von der creatur abgesondert/ und unbe- greifflich/ zittere und bebe fuͤr dem fall der ungehorsamen kinder/ die sie ewiglich ver- schlingen soll; denn es thue ihr im hertzen wehe/ daß sie den ungehorsam ewiglich tragen muͤsse/ daran sie keine schuld habe. Aber sie muͤsse dem allmaͤchtigen GOtt gehorsam leisten/ und zwischen GOtt und ihr (der hoͤlle/ sonst finsterniß) sey der himmel und erde zur schiedn auer ge- setzet. 2. GOtt habe erstlich Reginam Sophiam einen allgemeinen geist der welt geschaffen/ und sie dem sohn GOttes ver- maͤhlet/ da himmel und erde solte erschaf- fen werden. Diese Regina Sophia ist die er- schaffene weißheit/ und ist ein wesentli- cher geist und bild der unerschaffenen weißheit. Sie ist das wort GOttes/ so unter den menschen geprediget wird. Von diesem erschaffenen allgemeinen geist werden alle dinge auch die Engel/ gebo- ren/ die seelen aber der menschen kom- men nicht vom licht der erschaffenen/ son- dern der unerschaffenen welt. A. K. H. Dritter Theil. N II. Von Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Jahr MDC. biß MDCC. II. Von der seele des menschen. 1. Da GOtt sprach ( faciamus hominem ) da ist also fort die seele Adams entstanden/ und nicht geschaffen/ sondern geboren/ drum werden wir genant wieder geborne. Sie ist aber geboren aus demlicht der erschaf- fenen weißheit. So ist nun Adam nicht eine erschaffene/ sondern unerschaffene weißheit angeboren/ doch ist er nicht CHristus selbst. 2. Die seele ist ein band des geistes mit dem leibe/ sie bleibet nach dem abscheid von dem leibe an dem ort/ da die 4. elementen ihre wohnung haben. III. Von GOtt. 1. Das licht/ daraus spiritus mundi acutus gehet/ ist nicht das wesen GOttes selbst/ und ist doch unend- lich. 2. Das verborgene der hertzen der menschen ist Friedbornio nicht verborgen: seine gedancken sind GOttes gedan- cken: Errichtet die gedancken der hertzen und betrachtet sie. IV. Von CHristo. 1. Die erschaffene weißheit ist das wort GOttes/ so unter den menschen geprediget wird/ dieser geist hat ein lebendig-machendes wort bey sich/ so von glaͤubigen ausgehet/ und uͤbertrifft sapientiam Angelorum. 2. Adam ist GOTT gleich worden an majestaͤt und herrligkeit/ auch nach dem fall. 3. Die GOttheit wohnet bey den glaͤubigen leibhafftig/ wie sie bey CHristo wohnet/ Coll. II. 9. GOtt wird Friedebornen zu seiner rechten erheben/ ja er ist schon zu GOttes stuhlerhoben; die vaͤter/ die mit CHristo aufferstanden sind/ sitzen auch zur rechten GOttes. 5. Ein glaubiger mensch werde vergoͤttert/ gleich wie die menschliche natur vergoͤttert ist. Erken- net dietieffe GOttes 1. Cor. II. 10. 6. Die gantze creatur soll bey CHristo bleiben/ denn sie ist dazu erschaffen/ daß sie soll ewig stehen und nicht vergehen. V. Vom ebenbild GOttes. Adam ist wesendlich das ebenbild GOttes/ und er ist im anfang der creatur geboren durch die liebe des vaters/ und das ebenbild Gottes ist kein accidens, sondern substantia. VI. Von der gnaden wahl. 1. GOtt hat alle menschen in CHristo erwaͤhlet/ denn Electio ist/ daß alle menschen sollen selig werden. 2. Die gnade der erweh- lung und verstossung stehet in dem/ weil die menschen bey sich erwehlen/ anfaͤng- lich eine reine oder unreme liebe. 3. Wer nach dem geist von den eltern gezeuget und geboren wird/ den erwehlet GOtt zu seinem reich. VII. Von der erb-suͤnde. 1. Die seele Adams ist nach dem fall nicht verdam- met worden/ denn sie hat die verheissung behalten/ daß sie von ewigkeit erwehlet worden. 2. Wir tragen an uns eine Goͤttliche und menschliche natur. 3. Jn der natur ist gepflantzet eine reine liebe wegen des natuͤꝛlichen lichts im menschē/ doch kan es nicht zu GOtt ohne durch CHristum und die Sacramenta. 4. Des mannes geist wirckt auch ausseꝛ dem leibe in des weibes leib/ denn er gebieret bey sich selbst einen lebendigen selbstaͤndigen Jahr MDC. biß MDCC. geist/ duꝛch die eꝛschaffene weißheit/ uñ die liebe bey ihm gebieret wesendlich durch unterredung/ und der geist des menschen bestehet wesendlich in der ehelichen liebe/ ehe er in mutter-leib gehet durch wir- ckung des geistes; darum hat Friedeborn seinen vater und die hochzeit-gaͤste ge- kant/ ehe er in mutter-leib gegangen ist/ denn durch die wort seines vaters ist die mutter theilhafftig worden des geistes ihres mannes. 5. Der mensch habe ein geistliches natuͤrliches wesen/ ehe er in mutterleib gehet. 6. Beym menschen ist ein lebendig machender geist aus GOtt/ darum ist er auch Imago DEI. VII. Von der rechtfertigung und wie- dergeburt. Der grund des Christenthums ist 1. Eine reine liebe zun eltern. 2. Daß er sich verlasse auffs gebet. 3. Die aus unreiner boͤser lust-seuche gezeuget sind koͤnnen in ihrem alter durch geist und wasser nicht wieder geboren werden. 8. Um selbige zeit ist auch Ludwig Friedrich Gifftheils leben Gifftheil bekant worden/ seiner ankunfft nach ein Schwabe/ eines Abts aus Wuͤrtenberg sohn/ welcher von anno 1618. uͤber 40. jahr lang so wol muͤndlich als schrifftlich wider die so genannte Orthodoxos gestritten/ und damit verdient gehabt/ daß er unter die Ertz- Enthu- siast en und schwermer seiner zeiten gesetzet wor- den. Wie ihn denn auch seine freunde/ als„ und lehre. Breckling/ Kuhlmann und dergleichen son-“ derlich geruͤhmet/ daß er eine lebendige Bibel“ und ein zeuge der wahrheit GOttes gewesen/“ deꝛ allen Potentaten in Europa den Goͤttlichen“ willen angekundiget habe/ wie bey Quirino “ Kuhlmann im neu begeisterten Boͤh-“ men/ und bey Brecklingen im Anti-Calovio, wie auch bey andern zu sehen ist. Der letztere Eiffer wi- der die Cle- risey. erzehlet daselbst p. F. 7. daß Gifftheil sich ehe- mals erboten habe/ so wol am Schwedischen als Chursaͤchsischen hoff mit ihren Priestern oͤffentlich fuͤr GOtt auffzutreten/ und zu rechten uͤber der grossen noth der ar- men verfuͤhrten schafe/ und uͤber dem vielfaͤltig vergossenem blute der blinden leute/ und daferner sie nicht uͤberzeugen koͤnte/ daß sie falsche hirten und die vor- nehmste schuld an diesem allem waͤren/ so wolte er sein leben lassen. Aber da waͤre kein Hoherpriester zu haus gewesen/ der gegen ihn aufftretten duͤrffen. Unterdessen muͤsse er ein fanaticus und Quacker heissen. Er ist gestor- ben Anno 1661. zu Amster dam und von vielen zum grabe begleitet worden/ wie denn eben die- ser Scriben te in seinem Christo Judice pag. 91. Giftheils Epitaphium auffgezeichnet/ welches also lautet: Dem theuren/ seligen in Gott verstor- Epitaphi- um. benen und in aller widerwaͤrtigkeit un- uͤber windlichsten Koͤnig/ Fuͤrsten/ Prie- ster und Kriegs-Mann Gottes Ludwig Friedrich Giftheil. Gleich wie auch ein Hessischer uñ Chur-Brandenburgischer Rath/ Johann Paul Ludwig/ ihn in einer getruckten schrifft defendi rt hat/ unter dem titul: Eu- ropaͤischer Herold. 9. Hingegen haben andere ihn unter die maͤnner der fuͤnfften Monarchie/ welche in En- gelland Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. Jahr MDC. biß MDCC. gelland bekant worden/ gerechnet/ weil er um das Jahr 1650. von Amsterdam aus/ an den Koͤnig Carolum I. und an die Grossen des reichs unterschiedliche ermahnungs-schreiben abge- schicket/ wie in dem Tractat Neue Schwarm- geister-brut genant p. 30. und bey andern zu lesen ist/ die aber ihrer gewonheit nach/ denen gemeinen urtheilen zu folgen pflegen. Von sei- nen schrifften sind die folgenden zur hand/ ob ich ihrer wol vor diesem mehr gesehen/ davon nur die titul benennen will/ mit einigen daraus ge- zogenen passagen: Schriff- ten/ 1. Von wegen des zauberischen Refor- mir- wesens/ sonderlich wegen der Spa- nischen Inquisition an denselben Ambassa- deur uͤbeꝛsandt/ auch alle andere Babylo- und klagen uͤber dem gemeinen elend. nier angehende/ da er p. 2. also schreibet: Am- sterdam ist eine grosse stadt und volck- reich/ aber ob Gott 10. solche maͤnner solte finden/ wie Abraham den Pa- triarch und Ertz-vatter aller glaubigen in Sodoma und Gomorrha zu seyn ge- meinet hat/ die von geldsucht/ pracht/ hoffart uñ eigennuͤtzigem wesen/ kꝛum̃en raͤncken/ falschen oder boͤsenstuͤcken/ un- gerechtem vorhabë oder gottlosen rath- schlaͤgen abgeschieden/ die alle ihre hoff- nung/ zuversicht und vertrauen auf ihn setzen/ am ersten nach seinem reich uñ ge- rechtigkeit trachten/ dem frevel und uͤ- bermuth/ darinnen sie sich untereinan- der uͤben/ zu wider seyn/ widersprechen/ und ihre seele zu retten/ von demselben ausgehen/ das zeitliche an eine seite se- tzen/ und um ihrer seelen seeligkeit wil- len/ nicht dannoch zur Ruhe seyn solten/ das ist Gott wol bekant/ der schwerlich (als zu besorgen steht) einen finden solte/ der nach dem inwendigen grund seines hertzens recht thue/ und nach Gott fra- ge/ in seiner seel und gewissen bedencke/ was Gott der oberste richter aller welt/ wegen erloͤsung seines volcks eine zeit- lang her/ unter den sichern schlaffenden heuchlern vor glaube gefunden/ als die allerhand unruhe und auffruhr haben helffen erwecken/ ihren nechsten huͤlffloß stecken/ und mit leib und seel verderben lassen/ das soll mit ewiger schmach und schande an ihnen/ insonderheit den fre- vel-regenten offenbar werden/ welche das einkommen des landes/ das vermoͤ- gen der unterthanen darinnen/ wider alle ernste vermahnung und treue mei- nung schlecht jederzeit nach ihrem teufl. wolgefallen verquist haben/ das mord- feuer nun hier und da anstecken helffen. — Uber 30. jahr lang haben die spoͤt- ter GOtt durch einen schlechten mann drauffen stehen/ und immerfort verge- bens anklopffen lassen/ und haben dar- uͤber noch einen jammer uͤber den an- dern angerichtet/ worzu denn die frevel- regenten das einkommen des landes und vermoͤgen der unterthanen wider Gott und alle uͤberzeugungen des gewissens verquistet/ auff daß sie nur ihr eitel welt-wesen moͤchten bestehend erhal- ten/ worinnen sie sich denn auch durch die gnade GOttes/ unsers HErrn und Heilandes JEsu CHristi/ oder die krafft Jahr MDC. biß MDCC. des H. Geistes in ihren hertzen so wenig haben straffen und zuͤchtigen lassen. Hebr. X. 12. Jer. XXVIII. 50. Apoc. III. 12. 16. Am. V. 6. Jac. V. Rom. I. Luc. XVII. Eph. IV. Tit. I. II. Gen. VI. 3. Ehe ich aber die uͤbrigen schrifften benenne/ Andere schrifften. faͤllet mir noch bey/ daß zwar dergleichen kurtze schrifften von Giftheilen hin und wieder auß- gestreuet worden/ die meisten aber noch unge- druckt seyn/ und von Brecklingen annoch bey- behalten werden/ wie er in seinem Friderico Re- surgente p. 7. gedencket. Woselbst er auch schreibet/ daß Giftheil nicht allein mit seinen zeugnissen in Teutschland/ sondern auch in J- talien/ Moscau und der Tuͤrckey selbst bekant worden. Er hat auch daselbst aus Giftheils schrifften gewisse bezeugungen an alle Europaͤi- sche Potentaten einen jeden insonderheit pu- blici rt/ und zwar gleich im anfang auch an die schrifftgelehrten/ welche uͤber das andere volck herscheten/ so dann an den Roͤmischen Kaͤyser/ die Churfuͤrsten zu Sachsen und Brandenburg und die uͤbrigen Nationen. 11. Dasjenige/ was er an die gedachten Zeugnisse an Sach- sen und Brauden- burg. Churfuͤrsten geschrieben/ lautet also: Dem Churfuͤrsten von Sachsen und Bran- denbuꝛg/ daß die eꝛde und weltkꝛeiß/ dazu das regiment und gerichtamt allhier auff erden/ gar nicht der menschen/ son- dern GOttes sey/ deshalben sie ihres reichs und Churfl. amts anders/ als biß- hero geschehen/ in acht nehmen/ und das- selbe gar nicht also/ wie es dem Kaͤy- ser und dem teuffel in seinen Jesuiten und Bauch-priestern gefaͤllig/ sondern wie es um der grossen noth und truͤbsal willen des menschlichen geschlechts nothwendig/ und sie es fuͤr GOtt schul- dig sind/ fuͤhren sollen. Und daß GOtt die heucheley/ welche sie wider ihn/ seine glaͤubigen und ausserwehlten mit dem Kaͤyser und der Babylonischen huren anrichten und halten/ zuforderst an ih- ren falschen Lehrern und Propheten su- chen/ raͤchen und richten werde/ als wel- che das gantze menschliche geschlecht durch ihren betrug/ heucheley und luͤgen in alles verderben und untergang/ ja gar in den ewigen tod bringen und verfuͤh- ret haben/ deßhalben sie denn nicht nur ein/ zwey/ drey oder viermal/ sondern schon viel jahr her/ fuͤr GOttes zorn und dem feurigenpful der ewigen verdamm- niß sich wol fuͤrzusehen/ ernstlich ermah- net/ und nicht allein schrifftlich/ son- dern auch muͤndlich gewarnet seyn/ und dasselbe durch starcke und nach GOttes wort wol gegruͤndete schreiben/ schriff- ten/ stimmen und posaunen/ als deren/ nach andeutung der alten Propheten/ zeugniß der H. Schrifft und geist der weissagung/ schon gar viel an den tag kommen/ und deßhalben an sie gelanget sind. 12. Und ferner an die beyden Lutherischen An Den- nemarck. Koͤnige in Daͤnnemarck und Schweden: Dem Koͤnig in Daͤnnemarck: Welchen ich durch viel und manchfaltige schrei- ben muͤndlich und schrifftlich ermahnet A. K. H. Dritter Theil. N 2 und Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Jahr MDC. biß MDCC. und zu gemuͤth gefuͤhret/ zu betrachten oder gedencken/ was er bißher fuͤr kriege angefangen/ wie und warum er dieselbe gefuͤhret/ ob er dabey die ehre GOttes und die allgemeine zeitliche und ewige wolfahrt des armen menschlichen ge- schlechts/ oder aber nur seine eigene ehre und nutzen gesuchet: und dabey einge- denck seyn solle/ was er bißher vor un- schuldig blut vergossen/ und fuͤr seuffzen der armen auff sich geladen: und daß wo er sich der armen und olenden nicht nach erforderung der nohtdurfft so an- nehmen werde/ als wie es der warheit und der gerechtigkeit nach recht ist/ und er dem ungefaͤrbten glauben nach/ fuͤr GOtt schuldig ist/ daß seiner vorigen suͤnde und missethat/ welche er mit ver- heerung und zerstoͤrung der armen schaffe und unterthanen vollbracht/ bey GOtt dem obristen Richter noch nicht und Schwe- den. vergessen sey. Dem Koͤnige in Schwe- den oder mitternaͤchtischen voͤlckern/ daß ihnen ihr eigen rachsinniges mord- und raub-wesen mit eisern griffeln und spitzigen diamanten bey GOtt in dem himmel angeschrieben/ und auff die taf- fel ihres hertzens eingegraben sey/ weil sie dabey niemalen Gottes ehre/ noch die allgemeine zeitliche und ewige wohl- fahrt des menschlichen geschlechts ge- suchet: ihre mitglieder/ als welche auff keine andere weise/ als dem gericht und gerechtigkeit Gottes nach/ von dem Babylonischen joch haͤtten eꝛrettet weꝛ- den sollen/ mit leib und seele neben sich zu grunde gehen/ und verderben lassen/ und das gantze Roͤmische Reich durch ihre tyranney vollends zu einer lautern mordgruben gemacht. Und daß sie das- selbe/ was sie dem Roͤm. Reich wegen ih- res tobens und wuͤtens/ welches sie wi- der Gottes urtheil/ recht und gericht hinaus zufuͤhren angefangen/ mit ge- walt hinweg genommen/ andern laͤn- dern abgedrungen und von den armen leuten erschunden/ von ihren eignen haͤusern und guͤtern/ gold und silber wie- der erstatten werden muͤssen. Seine haͤndel zu Tuͤbingen. 13. Was die art seines vortrags betrifft/ so hater selbst offt von sich zu sagen pflegen: brau- chet GOtt einen andern in liebe zum sanfften werckzeug/ der dancke ihm: ach wie gerne ließ ich mich auch also brau- chen! wie Breckling versichert in Christo Ju- dice cap. 11. §. 11. 12. p. 32. Und es ist wahr/ der ausdruck solcher schrifften zeiget ein sehr feuriges und scharffes temperäment bey diesem manne an/ gleich wie seine actiones eben auch mit viel hefftigem eiffer verknuͤpffet gewesen/ die Scribent en versichern/ daß dieser eben derjenige mann gewesen/ der Anno 1634. zu Tuͤbingen unter D. Osiandri predigt auff die cantzel ge- lauffen/ und ihm mit entbloͤstem schwerd gedro- het/ und gesagt: Warum lehrest du nicht Gottes wort? daruͤber er auch gefangen ge- setzet/ doch aber hernach wieder loß gelassen worden/ ( vid. Theatr. Europ. T. III. pag. 300. Und ab- sterben. Baringius I. c. c. x. p. 17.) Es ist aber dieser mann (wie gedacht) zu Amsterdam Anno 1661. ver- storben/ und hat seine sachen dem gedachten Jahr MDC. biß MDCC. Breckling uͤberlassen/ welcher von sich schreibet/ daß| er von Gifftheilen als ein kind| aufgenom- men und gehalten worden. Daß ich aber an- noch die gedachten schrifften von diesem Gifft- Ubrige schrifften. heil erzehle/ sind selbige mir in folgender ord- nung zu gesichte kommen. Und zwar erstlich die jenigen/ welche er in Engelland publici rt ge- habt/ mit diesen titeln: The Manifest, presented to the Parliament in Scotland, in regard of the present troubles in England; according to the eternali Righteousnesse of God, the Soveraign Jud- ge: And that theymay take heed of causing a new Desolation of the Poorc, by inter- medling with the judgement of Good, Ps. 10. Jtem: ein Patent in Englischer Sprache von dem Zustand Engelands um das Jahr 1646. u. f. Ferner eine andere Schrifft in Englisch/ die zu Teutsch also tituli rt ist: Neue verkuͤndigung aus Orient, oder vom Aufgang des Ber- ges Sion/ der wehrten Stadi GOTTes; Nemlich daß der Berg/ da des HERRN Haus ist/ in dieser itzigen und letzten Zeit mit dem Untergang des secti schen wesens der Babel/ Apoc. 16. gewiß hoͤher denn alle Berge/ und uͤber alle Berge erhaben wer- den soll/ Luc. 3. — — Dieser obschweben- den Noth und Kriegs-entpoͤrungen halb/ Matth. 24. als durch welche der Satan mit toben und wuͤten nun gantz und gar loß/ zufoͤrderst an die Einwohner in Engelland/ und an desselbigen Koͤnigreichs Gewaltige/ Regenten oder Amtleute gelanget/ Sapient. 6. Londen 1643. Hernach in Hollaͤndischer Sprache die folgenden: 1. Copye eens Schryvens, t geen, weegens d’ ordeelen en Gerichten Gods, aen den Ko- ning in Hispanien, Vranikigk en aen alle Italiaensche Vorsten; is afgeverdigt; naer- dien zy, buiten Christo het licht des Ge- loofs in de Babilonische grouwelen hoeu- ren, en derhalven gestelik dronken zyn ge- worden. Apoc. 17. 18. Anno 1646. 2. Aen de Hooghmogende Heeren Staten Ge- nerael, als ook aen haere Majesteyt de Co- ninck in Engelant en syn Parlament. Naer Godts recht oordeel ende ghericht, Apoc. 17. 18. \&c. Anno 1647. 3. Godes Ryck ende Gericht betreffende, Dan. 2. 7. wegen de euwige Verlossinge IS- RAELS, offte grondelyke he Reddinghe des menschelyken geslachts. Jesa. 828. 30. 45. Rom. 9. 11. Zeph. 3. 1. Thess. 5. 4. Het tegenwoordighe Parlement die onru- stighe Oproerders in Englandt voor al, ende die Weereltlyke Overigheden in den Nederlanden aengaende, \&c. 5. Den Satan heff nu de gantsche Werelt in, door de Spotters, die den kampf des geloofs ver- geten, 2. Thess. 2. Epist. Jud. van welke geene en doet, wat Godt wil. Ps. 1. 14. 25. 64. \&c. 6. Ach! oft ghy kont oft warm waert, \&c. 7. Oirconde, van t’ geene Godt ten Vorsten Spangien ende Vranikigk laet vertovo- nen, \&c. 8. Van Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. Jahr MDC. biß MDCC. 8. Van weghen het toovenaersche Refor- meer-Wesen bysonder van wegen de Spaensche Jnquisitie, \&c. 9. Godes Vordeel ende Gericht, van we- gen de Inwoonders der grootte en sterke Stadt Babel, \&c. Ferner in Lateinischer Sprache: 1. Inscriptum ad Supremos Exercituum Du- ces, Tribunos \& milites Christianorum, qui haberi volunt Evangelici, uti \& Imperato- ris \& reliquorum Catholicorum, qui Hie- rosolymam obsederunt. Anno 1645. 2. Ad Reges Hisp. \& Gall. omnesque Princi- pes, Equites \& Status, qui extra Christum, fidei Lumen abominationi Babylonicæ sese prostituentes, ideò calice ejusdem inebriati sunt. Anno 1646. 3. Demonstratio Abominationum, primam suam originem à Meretrice Babylonica, san- gvine S. Martyrum, Prophetarum \& Apo- stolorum ebriâ habentium, Regibus Hi- spaniarum \& Galliarum, inprimis \& Polo- niæ destinata. Endlich hat er viele/ und zwar die meisten in Hochteutsch mit folgenden Uberschrifften heraus gegeben; Als etliche in forma patente: 1. GOttes wort/ so wegen der uͤber grossen noth und truͤbsal des armen menschlichen ge- schlechtes Matth. 24. an die regenten oder amt- leute der Cron Schweden/ derselben Generalen/ bevorab an den Feldmarschall Paner gelanget/ als welcher GOtt seine ehre und rach nehmen/ desselben urtheil und gericht wider den Kaͤyser oder die/ so unter der grossen Babel seyn u. s. f. darinnen er den Schweden ihre greuel auff- decket. 2. Von wegen des juͤngsten gerichts GOt- tes um der grossen noth und truͤbsal willen/ des armen menschlichen geschlechts/ Luc. 21. Matth. 24. Marc. 13. Dan. 12. an der Cron Schweden und des Roͤm. Kaͤysers Generalen/ Obersten und kriegs-leute zugelangen. 3. GOttes krafft/ befehl und bottschafft/ an des Roͤm. Kaͤysers und der Cron Schweden General/ Oberste und kriegs-leute. 4. Dieser obschwebenden noth und kriegs- empoͤrungen halb an der Cron Schweden und des Roͤm. Kaͤysers General/ welche in einem streit versammlet sind. Apoc. 16. 5. Um der grossen noth und truͤbsal willen des armen menschlichen geschlechts Dan. 12. an der Cron Schweden unddes Roͤm. Kaͤys. General. 6. Nach dem Adam und Eva den bund uͤbertreten/ in tod gefallen und vom teuffel ge- fangen worden u. s. w. Ferner noch mehrere in 4to. darinnen er sich allezeit unterschrieben: Ein kriegs-fuͤrst des HErrn/ des obersten raͤchers und richters. Item: Ein knecht des HErren/ ein fuͤrst des Herꝛn nach der weise Davids ꝛc. 1. Krafft und wahrheit des lebendigen wor- tes GOttes. anno 1645. 2. GOttes reich und gericht betreffend/ Dan. 2. 7. wegen der ewigen erloͤsung Jsraelis/ oder gruͤndliche errettung des menschlichen ge- schlechts. Jes. 8. 28. 30. 45. Rom. 9. 11. Zephan. 3. 1. Thess. 5. 1645. 3. Ein starcker donner oder posaune/ als Jahr MDC. biß MDCC. durch welche den voͤlckern dieser jetzigen welt/ insonderheit durch ihre Legat en zu Muͤnster und Osnabruͤck angezeiget worden/ welcher ge- stalt das auswendige verderben in Babel/ Ap. 16. 17. 18. dadurch die leute eine zeithero im finstern schon so weit zu grunde gegangen/ nach dem inwendigen tieffverborgenen und of- fenbaren greuel Dan. 9. 11. in der luͤgenhaffti- gen krafft und wuͤrckung des Satans bestehe. anno 1646. 4. Von wegen des unwesens in dem Roͤm. Reich/ am vordersten an den Kaͤyser zugelan- gen/ alle andere Potentaten in Europa sowol betreffend/ als welche ihr amt nach dem gewis- sen wol in acht nehmen/ und nicht ausser der gerechtigkeit oder wider GOtt herschen/ richten und regieren sollen. 1646. 5. Allen menschen insgemein/ und einen je- den insonderheit/ zum leben oder tode betreffend. 1648. 6. GOttes stimm/ in welcher der Herꝛ Zeba- oth das Teutschland dieses obschwebenden zeit- lich- und ewigen verderbens halben/ nach der krafft und wahrheit seines alten wortes also an- bruͤllen laͤst ꝛc. Amsterdam. anno 1652. 7. GOttes wort Jer. 23. 30. wider die ein- wohner in Babel/ so sich nach der luͤgenhafften krafft und wirckung des Satans inwendig in ihnen unterwinden/ die ewige erloͤsung Jsrae- lis mit dem allgemeinen zeitlichen und ewigen verderben des menschlichen geschlechts zu nichte zumachen. 1655. 8. Die schaͤndliche regierung des Adlers. 9. Des teuffels feldmarschall/ den General Cromwel in Engelland/ mit seinem gantzen hoͤl- lischen heer betreffend. 10. Eine starcke posaune/ welche den Hei- den das geꝛicht veꝛkuͤndiget/ so da toben/ und die erde zu verderben zornig werden: Jnsonderheit diejenige betreffend/ welche unter dem schein wegen erhaltung des worts GOttes krieg und entboͤhrungen erreget. 1658. 11. Die ungehorsame und verlogene kinder Jes. 40. des unglaubens/ der nacht und finster- niß/ in Engelland betreffend Eph. 2. 4. 5. 1. Thes. 5. so GOttes wort eben also in ihnen haben/ wie vorzeiten die Juden/ da ihr armer Koͤnig kam/ dahero sie nur ihr eitles weltwesen erhal- ten wollen. 1660. Endlich sind ohne benennung der jahre her- aus kommen. 1. Erkantniß/ welcher gestalt der tag des HErrn wie ein feuer in dem ofen angehen/ herfuͤr oder herein brechen wird/ wi- der das boßhafftige wesen/ gewalt oder unge- rechtigkeit der frevel-regenten — Des unwe- sens halber in dem Roͤm. Reich/ am fordersten an beyde weltliche haͤupter des Churfuͤrsten- thums Sachsen und Brandenburg gelanget. 2. Erkaͤntniß der grossen Ertz-huren und ih- rer Buhlen/ davon der geist GOttes zeuget. 3. Die mitternaͤchtische voͤlcker/ als Schwe- den und Dennemarck betreffend/ so ihren naͤch- sten im Teutschen landen zwar hulfflos stecken lassen/ und mit leib und seel verderben/ Dan. 12. Luc. 18. Sich nun aber nach des neidigen Ka- ins art gantz grimmiger blutduͤrstiger weise selbst untereinander wuͤrgen und vertilgen/ und sich also andern Heiden und Tuͤrcken/ den wil- den Barbarischen voͤlckern/ zu einem abscheuli- N 3 chen Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Jahr MDC. biß MDCC. chen aͤrgerniß dem teuffel in ihrem wuͤten und toben gar unterworffen. 4. Die voͤlcker dieser vierten Monarchie/ zu- forderst aber die Schweden oder aus mitter- nacht in das Teutschland hineingefallne voͤlcker betreffend. 5. Die hoͤlle hat und behaͤltihre seele oder ra- chen uͤber alle spoͤtter und gottlose veraͤchter weit offen. — Dieser obschwebenden noth und kriegs-empoͤrungen halb von wegen aller andern Regenten im hauß Ahab/ an den Chur- suͤrsten von Brandenburg gelanget. 6. Das hauß Ahab mit samt den Babylo- niern/ deß hoͤllischen drachen geschlecht betref- fend. 7. Schreiben an den Churfuͤrsten zu Bran- denburg und an E. Rath zu Saltzwedel wegen einer grossen Gottslaͤsterung eines falschen Propheten und reissenden seelen-wolffs ꝛc. 8. Copia zweyer schreiben/ welche der kriegs- fuͤrst des HErꝛn Zebaoth des obschwebenden unwesens halb in dem Roͤm. Reich vor etlichen jahren schon an den Churfuͤrsten von Sachsen gelangen lassen/ von wegen desselbigen bundes/ welchen derselbe wider GOtt und seine glaͤubi- ge mit dem Kaͤyser eingegangen und gemacht hat. 9. Mandat oder befehl/ so GOttes urtheil/ gericht und kriegs-regiment betrifft/ wegen des tobens der gottlosen Heiden oder falschen Chri- sten/ so die erdezu verderben zornig worden ꝛc. 10. Copia eines schreibens/ so von wegen aller hohen schulen/ schrifften und welt-gelehr- ten 1. Joh. 4. 2. Tim. 4. in dem gantzen Teutschen land/ zufoͤrderst an die hohe Obrigkeit des hauses Sachsen ꝛc. sowol auch an andere Fuͤr- sten und richter zu gelangen abgangen/ Mich. 7. als welche durch auffloͤsung des bandes der lie- be GOttes voneinander getrennet/ Hos. 10. im irꝛthum oder gewissens-finsterniß wandeln/ 2. Pet. 2. Eph. 4. 2. Cor. 4. und geistlich schon todt sind. Jesa. 26. Apoc. 12. 20. 22. Dieses werden die meisten scripta von Gifft- heilen seyn/ von welchem ich mich nun zu den folgenden personen/ so hieher gehoͤren/ wende. 14. Unter die verdaͤchtigen leute wird auch mit gerechnet eine frau aus Hollstein/ Anna Owena Hoyerin genant/ welche aus einem vornehmen geschlecht entsprossen gewesen/ (wie Burchardus in den anmerckungen uͤber A. Bourignon præf. p. C. 7. schreibt) und auch um den anfang des Teutschen krieges und weiter hin gelebet/ und mit denen Predigern im Hollsteinischen gar viel zu thun gehabt. Jhre schrifften sind zu Amsterdam anno 1650. anslicht kommen/ be- stehende aus Teutschen reimen/ und zwar unter diesen titul n nacheinander: Der Hoy- trin schrifften/ 1. Geistlich gespraͤch zwischen mutter und kind vom wahren Christenthum. 2. Einfaͤltige wahrheit. 3. Schreiben an die Herꝛn Titul- traͤger von hohen sehulen. 4. Schreiben an Peer/ Niels soͤhne tho Wester- wyk. 5. Das buch Ruth in Teutsche reime gestellet. 6. Zueignungs-schrifft. 7. Trost im trauren. 8. Von der fuͤrsehung GOttes. 9. CHristi guͤldene cron. 10. A. O. H. guter rath an alle alte wittwen. 11. Kurtz bedencken von der alten weiber hey- Jahr MDC. biß MDCC. rath. 12. Bedencken von Schwenckfelds buch vom wort GOttes. 13. Teutsche wahrheit. 14. Posaunenschall. 15. Schreiben an die gemeine im land Holl- stein. 16. De Daͤnische Doͤrp-pape/ oder Dorff- pfaffe. 17. Schreiben an die gemeine in Engelland. 18. Lob-liedlein/ zu ehren dem Koͤnigreich Schweden. 19. Freuden-liedlein auff die ankunfft J. K. M. in Stockholm. 20. Zwey geistliche gesaͤnge. 21. Liedlein von den geld-liebenden welt-freun- den. 22. Geistlich gesang. 23. Neu-jahrs-wunsch. 15. So viel man aus diesen sehen kan/ hat und leben. sie schon um das jahr 1627. zu schreiben ange- fangen/ und sich wegen vieler verfolgungen hin und wieder auffhalten muͤssen. Sie ist auch zuletzt anno 1644. auff recommendation der Hertzogin von Hollstein an die Koͤnigin Chri- stina nach Schweden kommen im 64. jahr ih- res alters/ wie sie p. 280. gedencket/ da sie zu- gleich klaget/ sie habe viel jahr lang arm und elend als eine wittwe in der fremde sitzen muͤssen. Jhre gegner haben auch nach ihrem tode gar uͤbel von ihr geurtheilet/ und ihr unter andern nach gesaget/ sie haͤtte aus einem Weigeliani schē geist kein lebendiges thier toͤdten wollen/ und lauter todte stinckende fische gekaufft und geges- sen/ wie bey Colbergen 1. c. p. 245. zu sehen. Auch heist sie daselbst eine schwaͤrmerin/ weil sie die Rosencreutzer/ den David Georg/ Schwenckfelden/ die Chiliast en und Weigeli- an er gelobet. Von Schwenckfelden stehet p. 156. ein gantzes carm en uͤber dessen buch vom worte Gottes/ worinne sich auch ihren begriff von dieser materi e also von sich schreibet: Aber GOttes wort/ JEsus CHrist/ Bekaͤntniß von der er- lenchtung. Jst geist und leben/ redt inwendig/ Machet allein das hertz verstaͤndig/ Aendert der menschen sinn und muth/ Reicht weiter dann der buchstab thut. Das aͤusser nur die ohren ruͤhrt/ Daß inner wort zum geist einfuͤhrt/ Bringt mit ihm lebens-krafft und safft/ Ohn diß das aͤusser wenig schafft; Drum soll man nach dem innern trachten/ Das aͤusser aber nicht verachten/ Sondern zum zeugnis nehmen an/ Weil es uns dazu dienen kan/ Und ist darum gebracht ans licht/ Daß es uns sey zum unterricht/ Uns troͤst/ lehr und vermahn mit fleiß/ Zufuͤhr/ und auff das inner weiß: Kan sonst nichts mehr/ ist viel zu schlecht; Der geist ist Herꝛ/ der buchstab knecht. So ich des worts krafft soll geniessen Muß der Herꝛ selbst mein hertz auffschliessen; Gleichwie der Purpur-kraͤmerinnen/ Als wir in Actis lesen koͤnnen. Umsonst ist/ was man hoͤrt und list/ So nicht das wort inwendig ist. Paulus pflantzt/ Apollo begeust/ Vom HErren das gedeyen fleust/ Das Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. Jahr MDC. biß MDCC. Das inner kan seine wirckung haben Ohn ausser mittel und buchstaben: Aber ohn krafft des innern lichts/ Wircken die aͤuffern mittel nichts. So uns soll nutz seyn hoͤren und lesen/ Muß wircken diß das wahre wesen. Das wort/ das uns die schrifft erklaͤrt/ Die salbung/ die uns alles lehrt/ Jst die wahrheit/ die niemand treugt/ Ein mund ohn falschheit/ der nicht leugt/ Der schluͤssel Davids/ der auffschleust/ Der brunn/ daraus die weißheit fleust/ Ein licht/ so das hertz illusti rt. Der weg/ so uns zum vater fuͤhrt. Jm anfang war diß lebens-wort/ War bey GOtt/ war GOtt; lebt hinfort Bey GOtt/ und GOtt in ewigkeit. Und diß wort ward fleisch in der zeit/ Jst zu uns in die welt gekommen/ Ward von der welt nicht angenommen/ Jn der finsterniß scheint diß licht/ Die finsterniß begreifft es nicht. Durch diß wort ist die welt gemacht/ Und was man sicht/ ans licht gebracht: All wachsende ding kommen fort/ Noch taͤglich durch diß kraͤfftig wort. Diß wort ist der balsamin allen/ Jn thieren/ kraͤutern und metallen. Alles wird durch dis wort bewegt/ Jn diesem wort sich alles regt/ 16. Eben hievon redet sie auch in dem buͤch- lein/ einfaͤltige wahrheit genant/ wenn sie p. 59. uͤber die heuchlerische und falsch-evangelische Lehrer klagt. Daß aber wir recht zum gebrauch Seins lebens moͤgen kommen auch/ Neu creaturen werden; Und nach seiner vollkommenheit Streben sollen in dieser zeit/ Toͤdten Adam aufferden/ Und forschen fleißig nach dem geist/ Auff welchen der schrifft buchstab weist/ Davon will keiner wissen/ Sie haltens fuͤr unnoͤthig ding Daß man die zeit damit zubring/ Und darinn sey geflissen! Die wesentliche gegenwart CHristi in uns ist viel zu hart/ Moͤgens nicht hoͤren nennen: Das kommt daher/ sie sind ohn licht/ Wissen seins fleisches ursprung nicht/ Wollen ihn auch nicht kennen. Von der gemeinen heucheley der falsch- Evangeli- schen. 17. Man siehet hieraus schon so viel/ wie sie die lehre CHristi mit der gewoͤhnlichen falsch- evangelischen unter denen meisten Lutheranern zusammen gehalten/ und daraus das tiefe elend der gemeinen heucheley erkant haben. Sie fuhret eben daselbst p. 56. einen heuchlerischen Prediger redend ein/ wie er die zuhoͤrer auff die blosse historiam CHristi weiset/ und dessen wol- thaten allen und jeden ohne unterscheid appli- cir et/ auch die Tauffe und das Abendmahl nach dem opere operato zur voͤlligen rechtfertigung und erloͤsung mit hindansetzung der neuen ge- burt und der wahrhafftigen gemeinschafft/ mit CHristo kraͤfftig anpreiset. Dabey auff die aͤusserlichen uͤbungē des blossen kirchengehens/ predigthoͤrens/ und dergleichen allein weiset. Sie limitir et aber daselbst solche klage/ und bekennet/ daß noch etliche unter denen Predi- Jahr MDC. biß MDCC. ger nwaͤren/ die auch etwas guts mit lehr- ten/ und ziemlich erbar lebten/ ob sie gleich beymamte ihren gewinn suchten. Allein von dem groͤsten hauffen/ und zwar von dessen fal- schen gelehrsamkeit schreibt sie eben daselbst p. Verkehr- te Ge- lehrte. 50. also: Die Glaͤrten sind (wie Luther sagt) Die verkehrten/ GOtt seys geklagt/ Nennen sich evangelisch/ Und fuͤhren einen feinen schein/ Die groͤsten aber in gemein Sind gut Aristotelisch. Das heilig Evangelium Jst ihnen viel zu schlecht und thum; Jngleichen die Propheten Und Moses reden gar zu schlecht/ Nicht Academisch/ wie man pflegt Universi- täten. Auff Universitæt en. Da/ spricht man/ ist geschickligkeit Von dannen kommen kluge leut/ Die der welt koͤnnen dienen/ Durch die man grosse ding verricht/ Sie sind die baͤume/ die man sicht Jn allen garten gruͤnen Sie meinen/ schweren drauff ein eydt/ Bey ihnen sey allein weißheit/ Und nirgend sonst zu finden Kein groͤsser klugheit wird begehrt/ So gar ist ihr verstand verkehrt/ GOtt erbarm sich der blinden. Wie laͤst sich das unwissend volck Von ihnen durch ein dunckel wolck So fuͤhren ab zur seiten. 18. Von den fruͤchten dieser beschriebenen fleischlichen weißheit setzet sie im geistlichen ge- spraͤch p. 34. Wie selbige sich in der unwissen- Von der blindheit der Lehrer. heit und verwerffung aller Goͤttlichen wahrheit aͤussern: Wie offt bist wol zur kirchen gangen? Sag/ was hast du fuͤr nutz empfangen? Welcher Pfaff sagt vom innern wort? Hast von der salbung auch gehoͤrt? Von der Tauff mit dem geist und feur? Wie ist doch diese lehr so theur? Keiner thut uns davon bericht/ Man hoͤrts in ihren kirchen nicht/ Jhr keiner uns den Mosen lehrt/ Und die Propheten recht erklaͤrt: Wer macht dir auch das buch bekannt/ So offenbarung wird genannt? Wer ist von allen/ ders auslegt/ Und die geheimniß deutet recht? Wer kennet doch den geist der schrifft? Wer ist der seinen sinn recht trifft? Darinn die hoͤchste weißheit steckt/ Das alles bleibt fuͤr uns verdeckt Keiner zum innern grund uns fuͤhrt/ Und das gemuͤth recht contenti rt/ Nenn mir von allen Pfaffen einen Ders thut/ ich weiß/ du findest keinen K. Mutter/ ich muß fuͤrwahr bekennen/ Jch weiß euch keinen hie zu nennen/ Hoͤr diß von ihnen nicht erklaͤren/ Sie laͤstern vielmehr/ die so lehren/ Verfluchen/ ketzern und verjagen/ Moͤgen davon nicht hoͤren sagen. Das schelten auch nicht lassen kan Der poͤbel und gemeine mann/ Nennet verfuͤhrer und Phantasten, Ja Th. III. C. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Jahr MDC. biß MDCC. Ja traͤumer und Enthusiasten, Alle die von der salbung lehren. 19. Von der hiemit verknuͤpfften heucheley sind dieses p. 44. ihre worte: Heuche- ley. Die Pfaffen auff der Fuͤrsten haͤuser Und in der stadt sind etwas weiser/ Haben den fuchs noch baß verstecket: Weil ihr zuhoͤrer insgemein Witziger denn die bauren seyn/ Wissen sie sich darein zu schicken: Fein gravi taͤtisch sie ihre person Agiren, und auch ihr Sermon Mit Griechisch und Lateinisch spicken. Sie bleibn bey den historien nicht So schlecht/ wie auff dem dorff geschicht/ Koͤnnen mehr ding einfuͤhren/ Die glaubens-puncte baß umruͤhren Scharff pro und contra disputi ren/ Und auch die ketzer condemni ren/ Haben ihr thun mit kunst geziert/ Ausbuͤndig Logicam studie rt/ Darum sind sie in ehren Auff hochzeiten und gastereyen ꝛc. Predig- ten. Und p. 63. von den Predigten: Sie wissen an tag zugeben/ Daß sie gelernet recht die kunst/ Dadurch man kan erhalten gunst/ Erlangen geld darneben; Zu dem end erstreckt sich ihr seemann/ Das heist alsdann gepredigt schon/ Die lehr ist gut gewesen. Ey/ spricht man dann/ Wie zierlich kann Dieser mann alles bringen an/ Wie wol ist er belesen? Damit gehn sie zur kirchen aus/ Folgen dem pfaffen ins trinck-hauß/ Den leib auch zu versorgen. So ist versorget die gemein/ Christo der weg bereitet fein/ So staͤrcket man die muͤden. Hat nur der pfaff den Beutel voll/ Von seinen schaffen milch und woll/ So ist er schon zufrieden: Bekuͤmmert wenig sich darum/ Ob die zuhoͤrer werden fromm/ Wenn sie ihm nur vertrauen/ Und glauben alles/ was er spricht/ Schlecht hin/ und forschen weiter nicht/ Das heist die kirche bauen. 20. Wegen dieser hier erwehnten unbetruͤg- Angema- ster unbe- truͤglich- keit. ligkeit/ so die Clerisey ihr selbsten beylege/ schrei- bet sie p. 52. ausfuͤhrlicher also: Mir sind bekant beyde frau und mann/ Die ich/ wanns seyn soll/ nennen kan/ Bey welchen vielmehr klarheit Jn der erkaͤntniß JEsu CHrist/ GOtt sey gelobt! zu finden ist/ Ja groͤsser geist und wahrheit/ Als bey dem der sie lehren soll: Und ob sies wissen besser wol/ Muͤssen sie dennoch schweigen. Und hoͤren zu in der gemein/ Da der Pfaff hat das wort allein/ Als wenn es waͤr sein eigen. Will nicht/ daß jemand einred fuͤhr/ Vielweniger ihn reformir, Es darff ihr keiner fragen. Er allein redet was er will/ All andre muͤssen schweigen still/ Niemand darff ihm einsagen. Jahr MDC. biß MDCC. Spꝛicht eꝛ schon/ daß das kꝛumm sey schlecht/ Das schwartze weiß/ es muß seyn recht/ Er bildets ein den Bauren/ Die nur auff ihren Priester sehn/ Vom recht und krumm nicht viel verstehn/ Jst diß nicht zu betauren! Hat es ein solch gelegenheit Gehabt zu der Apostel zeit? Hat Paulus so gelehret? ꝛc. 21. Und endlich klaget sie im schreiben an die Grausam- keit. Hollsteiner p. 234. von der grausamkeit sol- cher leute also: Der teuffel aller boßheit voll Jst in den Pfaffen rasend toll/ Und macht sie tobend/ wie die Heiden/ Daß sie friedliebend leut nicht leiden; Der friedsam fuͤrst darff sie nicht schuͤtzen/ Die doch seynd seines landes spitzen. Sie lassen nicht ab zu supplicir en/ Der Fuͤrst soll wie sie wollen regieren. Jst er denn nicht dazu geneigt/ So wird die straff ihm angezeigt/ Und muß er sich bald von den schwaͤtzern Auffs greulichste lassen mit verketzern; Das machet allen leuten bang/ Haͤlt Herꝛn und Fuͤrsten auch im zwang. Denn es erschricket jedermann Fuͤr Pfaffen-zorn und ihrem bann. Und meinet/ GOtt werd die nicht lassen Gedeyen/ die die Pfaffen hassen. Woher brennts feuer im Roͤmischen Reich/ Wist ihrs/ sagt mirs/ ich frage euch/ Hats nicht gethan der Pfaffen teuffel? Ja freilich/ daran ist kein zweiffel/ Er hat so lang das spiel regiert/ Die Herꝛn zusammen in streit gefuͤhrt/ Daß so viel staͤdt sind ruinirt. Jhre gedancken von der kuͤnfftigen herꝛligkeit und offenbarung CHristi sind bey ihr hin und wieder/ und sonderlich in dem andern liede p. 290. u. f. zufinden. Gleichwie auch das geist- liche gespraͤch vom wahren Christenthum viel merckwuͤrdige erinnerungen in sich haͤlt. Un- ter denen oben erwehnten so genanten ketzern ge- dencket sie auch etlich mal zweyer personen/ Von Te- ting und Lohmann. mit namen Teting und Lohmann/ von welchen allhier noch etwas mehreꝛs zu sagen ist. Am 134. blatt erzehletsie/ daß diese beyde durch anstifften der Prediger zu Husum und Schleßwig von dem Fuͤrsten sehr verfolget worden; im 71. blat schreibt sie: Heran ihr Pfaffen/ alle heran! Last euch zur schulen fuͤhren Vom Herꝛn Teting und Lohmann Lernet weißheit studieren/ Und gebt euch unter GOttes gewalt Jn ihrer lehr bey zeiten/ Sonst wird sich euer ansehn bald Verlieren bey den leuten. Was aber nun Nicolaum Tetingen betrifft/ Tetings und Loh- manns streit. so ist derselbe nebenst dem Hardwich Lohmann einem Stadtschreiber zu Husum um das jahr 1624. mit denen Predigern daselbst in streit ge- rathen/ auch daruͤber/ wie er selbsten in seinem bekaͤntniß klaget/ seiner guͤter berau- bet/ und aus der stadt zu weichen genoͤthigt worden. Den Proceß/ wie selbiger gemeini- glich in solchen sachen von der execution ange- fangen Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. Jahr MDC. biß MDCC. fangen wird/ beschreibet er in Prodromo Apo- logetico im anfang also: Jch weiß ja fuͤr meine person gewiß/ daß ich weder vor noch nach dem Colloquio von ihnen noch Die um- staͤnde des- selben. jemanden guͤtlich bin vermahnet; son- dern daß anfaͤnglich ich und Hardwig Lohmann von Habacuc Meyern/ wie stadt- und landkuͤndig/ fuͤr der gantzen gemeine ohne einige vorhergehende guͤtliche vermahnung nur auff lauter argwohn ausgescholten und geschmaͤ- het/ vielweniger uns auff unsere ihnen zugestellte Confession und neben-schrei- ben begehrter massen geantwortet/ und ein besseres gewiesen worden: Biß eine lange zeit hernach der Amtmann und Burgemeister das vermeinte Colloquium angestellet haben: Jsts nicht wahr/ ihr lieben Flensburger/ daß nachdem wir ihm dem Pastori die Confession zugesandt/ er nicht allein dieselbe selbst an den tag und unter die leute gebracht/ sondern auch darauff noch heftiger ohne einige vorhergehende freundliche vermahnũg/ unterredung oder Refutation der Confel- sion mit schetten/ laͤstern und schmaͤhen fortgefahren/ zu handthaͤtigkeit/ auff- ruhr und leibes-straffen wider uns die Obrigkeit und gemeine angereitzet? 23. Er entdecket hierauff die proceduren der Verfol- gungen. Prediger unwarheit: Er (der Pastor ) hat ge- prediget/ daß man vor zeiten unter den Christen solche leute ausgesteiniget/ ver- jaget/ und verbrennet/ ja uns oͤffentlich mehr als gnug gleichsam beym namen genennet/ indem er/ da wir verreist gewe- sen/ oͤffentlich gepredigt/ die fremden und leichtfertigen voͤgel waͤren nun aus ihren nestern ausgeflogen. Jsts nicht ferneꝛ wahr/ ihr lieben Flensburger/ daß solches eine lange zeit/ ehe wir auff dem koͤniglichen hause zum Colloquio voci ret/ geschehen? Worauff er erzehlet/ daß bey dem Colloqui- um. angestellten Colloquio als der Amtmann bey- derseits die affect en auszulassen ermahnet/ der Pastor Meyer zu dem Probst Friederich Dam gesaget/ er solte nun mit ihnen reden/ dieser aber habe es wieder auff den Pastor geschoben/ und waͤren selbst mit einander in solchen zanck und hader gerathen/ auch in geberden und wor- ten so greulich sich prostituir et/ daß man oͤffent- lich gesehë/ welches geistes kinder sie waͤren. Da auch hernach der Probst Tetingen gefragt/ ob er denn gelehrte leute verwerffen wolte? sey die- ser von jenem ein toͤlpel gescholten wor- den/ weil er sich erklaͤret/ er koͤnne weder einem Doctor noch Magister seine seligkeit anveꝛtꝛauē. 24. Auff diese und dergleichen umstaͤnde ist endlich erfolgt/ daß der Hertzog von Hollstein anno 1624. den 27. September in einem oͤffent- lichen Mandat diesen Teting und Lohmann aus seinen landen getrieben/ wie die 3. Ministe- ria in der abgenoͤthigten schutz-schrifft p. 12. setzen; Teting selbst aber erzehlet am ge- dachten ort/ daß nach dem Colloquio die Pre- diger durch die 2. Burgemeister sich erbie- ten lassen/ sie wolten nicht mehr auff sie schelten/ wenn sie nur wiederum zur kirchen gehen/ und was etwa wegen des puncts de incarnatione Christi nach gelegenheit des texts contraverti- ret wuͤrde/ gut geschehen lassen wolten. Es Jahr MDC. biß MDCC. waͤre aber den Burgemeistern geantwortet worden: Sie (Teting und Lohmann) haͤt- ten sich schonlaͤngst zuvor um vieler ur- sach willen auff dem land allein und in der stille zu wohnen/ und derowegen sich aus der stadt zubegeben entschlossen. Daß sie also von der Obrigkeit selbsten in der stadt zubleiben gebeten/ und nicht/ wie ihre feinde sich ruͤhmeten/ verwiesen worden. 25. Es hat aber sonderlich Teting folgende Schrifften in dieser sache public i rt. Tetings schrifften. Bekaͤntniß von dem modo der mensch- werdung und einwohnung CHristi in al- len wahren Christen 1625. in 4to. Prodromus Apologeticus auff des Mini- sterii zu Flenßburg ausgegangenes buͤch- lein/ welches Abgetrungene Relation des mit denen von Flenßburg entwichenë En- thusiast en gehaltenen Colloquii uñ gruͤnd- liche Refutation ge intituli rt worden. 1627. Wahrhafftiger bericht/ aus was ur- sachen Hardwig Lohmann und Nicolaus Teting/ sonsten Kuntz genannt/ so wol auch andere mehr von den Priestern zu Husum/ Flensburg und andern orten im lande hin und wieder auff den predigt- stuͤhlen ausgeketzert/ gelaͤstert und ver- dammet worden. Abgetrungene kurtze/ jedoch gruͤndli- che und mit H. Schrifft und Lutheri \&c. und anderer Avthentisirt er Lutherischer Theolog en schrifften mehr wolbewaͤhr- te beantwortung Nic. Tetings auff des predigamts (dreyfachen Ministerii zu Luͤ- beck/ Hamburg und Luͤneburg) buch von den neuen Propheten. 1636. in 12mo. 26. Auff dieses letztere hat Johann Muͤller Gegen- schrifft. zu Hamburg eine vertheidigung des war- hafftigen berichts publici rt/ weil Teting aus Hollstein sich nach Hamburg gewendet/ und allda in der Medicin practici rt gehabt. Was aber ihre bekaͤntniß gewesen/ ist schon aus denen beygelegten zunamen zu mercken/ davon Teting in Prodromo dieses erinnert: Das wort Enthusiasta ist uns deßwegen Enthusi- asmus. nicht so laͤsterlich und verdrießlich anzu- hoͤren gewesen/ als sie denn es geꝛne dazu gesetzet haben wollen. Denn auch das wort Enthusiasmus an sich selbst nicht so veraͤchtlich ist/ wie denen gnugsam be- kant/ die der Griechischen sprache kuͤn- dig sind. Absonderlich ist der streit uͤber der meinung von CHristi menschwerdung herge- kommen/ davon der Auctor am gedachten ort also schreibet: Jch erkenne und befinde Von Chri- sti mensch- heit. auch nicht in H. Schrifft/ daß CHristi fleisch von unserm fleisch/ und bein von unserm bein sey/ sondern wol das gegen- theil/ Ephes. V. daß die glaͤubigen allein fleisch von seinem fleisch/ und bein von seinem bein haben/ und duꝛch die wiedeꝛ- geburt es erlangen. Item, daß das we- sen/ daraus CHristi fleisch worden/ al- lein vom H. Geist empfangen/ und also von der Jungfrauen Marien geboren worden/ nach dem glaubens- articul em- pfangen vom H. Geist ꝛc. Item nach dem zeugniß des Engels Matth. I. das in ihr geboren (das war ja sein fleisch) das ist A. K. H. Dritter Theil. O vom Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/ Jahr MDC. biß MDCC. vom H. Geist. Item Joh. VI. daß das brod vom himmel kommen ist die rechte speise und das brod/ das ich euch geben werde/ ist mein fleisch ꝛc. Item 1. Cor. XV. der erste mensch ist von der erden/ und irr- disch/ und der andere mensch (ist ja Chri- sti fleisch) ist vom himmel ꝛc. Andere puncte. 27. Die uͤbrigen puncte haben sie mit denen andern Enthusiast en gemein gehabt/ wie es die 3. Ministeria am gedachten ort also zusammen fassen: Sie haͤtten gelehret von wesend- licher leibhafftiger einwohnung des HErrn CHristi mit seinem leib und blut im H. Abendmahl/ vom innerlichen und aͤusserlichen menschen/ vom lehren und predigen ohne oͤffentlichen beruff/ von der inwendigen lehre und salbung des H. Geistes/ von dem inwendigen gehoͤr Goͤttliches worts/ von erwartung der inwendigen offenbarung des Reichs GOttes in sich selbst/ von der gelassen- heit/ und abziehung aller sinne und ge- dancken von allen creaturen/ auch von der verleugnung/ vergessung/ hassung und lassung seiner selbst. Sie haͤtten auch vor unchristlich gehalten/ mit sei- nem naͤchsten fuͤr gericht zu gehen/ eide zu schweren/ zinß zu nehmen/ krieg zu fuͤhren ꝛc. Und endlich daß sie von den pre- digten und sacramenten schimpfflich gelehret/ und die leute mit einbildung einer bevorste- henden guͤldenen zeit von wartung ihres beruffs abgefuͤhret. Wie dieses alles daselbst p. 13. 14. 15. und auch aus D. Johann Huͤlse- manns Calixtini schem gewissens-wurm c. VIII. p. 1118. wiederholet wird. 28. Von dieser materi e, nemlich von ab- sonderung der Glaͤubigen und der vereinigung Christi mit der seelen ist auch mit denen Lu- therischen Predigern um das Jahr 1635. in streit gerathen Pantel Trapp/ ein Buͤrger- meister zu Havelberg in der Marck Branden- burg/ und ein guter Freund von Gifftheilen/ zu welchem er durch Grammendorffen gebracht worden/ und ihm mit seinen guͤtern gedienet. Diesen Grammendorff hat er erst selbst von den vermeinten Enthusia sten bekehren wollen/ ist aber von ihm geruͤhret worden/ daß er bereits Anno 1637. in Holland in 4to eine eigene Schrifft drucken lassen/ deren titel folgender ist: Eine Christliche bestaͤndige und gruͤnd- liche erklaͤrung auf die schweren beschul- digungen/ so heute ohn unterscheid/ so wol uͤber die rechtschaffene wahre Glie- der Christi/ als auch uͤber meine nichtige person also gefuͤhret werden/ als verach- tete ich (wie dessen die Weigelianer/ En- thusia sten/ Phantasten/ neuen Propheten Jahr MDC. biß MDCC. insgemein/ und ein ieder insonderheit unter diesen Namen mit beschuldiget wird/) die H. Schrifft/ die heiligen Sacra- menta/ das wahre Apostolische Predig- amt/ den stand der Obrigkeit/ und alle andere staͤnde/ und wartete nur auf son- derbare Raptus. Allen Christlichen Her- tzen zur nachricht aufgesetzet/ nebenst einem kurtzen Extract des seligen Joh. Arnds Christenthum. Matth. V. 11. Naͤchst dieser Schrifft hat er auch eine von der Nini- vitischen Busse geschrieben/ und etliche ande- re/ die mir nicht vorgekommen. So viel die art seines vortrags betrifft/ so ist dieselbe gantz gelinde/ bescheiden und mitlei- dig/ ob er wol uͤber den gemeinen verfall schmertz- liche und sehr gruͤndliche klagen fuͤhret/ und da- bey mit grossein nachdruck den wahren grund des inwendigen Gottes-dienstes und Christen- stenthums bezeuget. Er beweiset auch die sachen durchgehends mit der Schrifft und Johann Arnds beystimmung/ und vornehmlich auf den wahren dienst Gottes im Geist und die vereini- gung mit JEsu Christo zur wahren herwie- derbringung des verlohrnen ebenbildes: wo- bey er zugleich immer den falschen wahn der Heuchel-Lehrer und Mund-Christen bestrafft und widerleget. 29. Weil aber die obige Schrifft selbst hier zu wiederholen allzu weitlaͤufftig faͤllt/ will ich nur den anfang undsummarischen vortrag all- hier beyfuͤgen/ wie er ihn selbst pag. B. 1. kurtz zusammen gefasset hat: Christus allein ists/ und sonsten weder wort/ namen/ weg/ wahrheit und leben in den menschen/ dadurch sie koͤnnen o- der muͤssen seelig werden. Darum wer von diesem in den menschen gelegten grund zur rechten oder lincken abwei- chet/ und einem andern nacheilet/ der ist verduͤstert/ und weiß nicht/ wohin er ge- het. Denn er hat das licht/ so ihm eine leuchte seyn soll und muß/ auf allen sei- nen wegen und in allem seinem thun nicht in sich scheinend/ und also weiß er nicht in der krafft von diesem licht/ so da alle menschen erleuchtet zum ewi- gen leben/ zu reden/ predigen und zeu- gen. Dieses ist die summa und der zweck gedach- ter Schrifft/ welchen der Leser noch besser aus dem Extract erkennen mag/ wie er unten im IV. theil etwa zu finden seyn wird. Hier muß ich um der kuͤrtze willen zu den geschichten ei- len. Das XI. Capitel. Von Peter Moritzen zu Halle/ Kozak, Regero, und andern Adeptis. §. 1. D Ieweil wir in beschreibung solcher per- sonen begriffen sind/ die wegen ein und anderer lehr-puncte/ und sonderlich wegen verlassung deren gewoͤhnlichen uͤbungen in den kirchhaͤusern von den Predigern ausge- stossen worden/ muͤssen wir auch annoch einige exempel beybringen/ ehe wir noch diejenigen Prediger selbsten vornehmen/ die das gemeine verderbniß erkant und verlassen haben. Unter jenen privat- personen finden sich uͤber die oben im 8. Cap. erzehlten noch einige/ die der Medicin obgelegen/ darunter sich auch Petrus Mauri- tius zu Halle gerechnet gehabt. Dieses war seiner Kozak, Regero und andern Adeptis. Jahr MDC. biß MDCC. Moritzens leben. seiner profession nach erstlich ein gemeiner saltz- wuͤrcker/ mochte aber nach und nach uͤber sol- ehe buͤcher kommen/ daraus er einige erkaͤntniß vom thaͤtigē Christenthum/ und von den pflich- ten der Lehrer und zuhoͤrer erlangte. Jn seinem kurtzen bericht gedencket er p. 3. daß der Pastor in der Moritz-kirche M. Andreas Christoph Anfang des streits. Schubart von ihm gesaget/ er waͤre von Jo- hann Arndten verfuͤhret und unglaubig worden. Dieser Prediger hat ihm auch nach- mals vor dem Rath vorgehalten/ daß er Para- celsi juͤnger waͤre/ und zugleich gefraget: ob er auch daraus ein Narr werden wolte? p. 55. Bey diesen umstaͤnden geschahe es nun/ daß sich dieser Peter Moritz eine zeitlang der kirche und des Abendmahls enthielte/ auch son- sten vermuthlich gegen andere leute seine mei- nung entdeckte: Worauff denn folgender streit wider ihn nach einander erfolgte. Jch will aber denselben so/ wie ich ihn in dieses mannes her- aus gegebenen schrifften finde/ kuͤrtzlich hieher setzen/ weil auff seiten des Ministerii kein naͤhe- rer oder gegen-bericht von dieser sa cheher aus gekommen/ daraus die historie deutlicher und gruͤndlicher koͤnte untersucht werden. Ausge- gangene schrifft hievon. 2. Die publicir te schrifft aber hiervon nennet Peter Moritz einen kurtzen bericht von dem was in einer verantwortung zwischen dem Ministerio zu Halle und Petro Mauri- tio Medico vorgefallen/ allen liebhabern der wahrheit zu fernerm nach dencken ans licht gegeben von obgemeltem Au- ctore, im jahr 1676. in 12mo. Hierinne be- Und be- richt von dem an- fang. richtet er anfaͤnglich/ wie gedachter Pastor, unter dessen Pfarr er gehoͤret/ auff der cantzel im jahr 1669. nebst seinen Colleg en ihn/ wie ers nennet/ verlaͤstert/ und seinen ehrlichen na- men verkleinert haͤtte/ darauf vor sich und seine Colleg en citir en lassen/ und zwar nach der pre- digt/ da das volck haͤuffig stehen blieben/ und den handel mit ansehen wollen. Weil aber Peter Moritz dieses gemercket/ haͤtte er sich diß- malentschuldigt/ und einige unangenehme eꝛin- M. Schu- darts for- derung. nerungen hinzu gethan. Nach etlichen tagen entbietet ihm M. Schubart den 10. Junii durch den kuͤster: Weil er fast in 3. viertheil jahren nicht zur beicht und Abendmahl gekommen/ so waͤre schon auff dem Rathhause beschlossen/ was sie mit ihm thun wolten/ wo er nicht den 11. (als gleich den andern tag) zur beicht/ und den 12. zum Sacrament des Altars sich ein- finden wuͤrde. Auff welche Citation Mo- ritz folgendes geantwortet/ wie er p. 3. und 4. se- Moritzens Antwort. tzet: Da sagte ich und fragte: Ob man denn die unglaubigen (wie man die haͤlt/ die sich nicht zu der Lutherischen sect e bekennen/ noch bekennen wollen) mit kopff-arm- und bein-abhauen vermeinte glaͤubig und se- lig zu machen? oder wolte sie damit auff den rechten weg weisen und bekehren? Ja nimmermehr/ sage ich zu dem kuͤster; Es muß und muͤste auff eine andere art oder weise gethan werden/ sonst zeuge- ten sie/ daß sie woͤlffe und satans- Apostel waͤren. Dieweil GOtt nicht ein gezwungenes/ sondern ein freywil- liges opffer gefiele. Und ich sagte fer- ner zu ihm/ ich waͤre nicht der/ dafuͤr sie mich ansaͤhen/ (verstehe ein solcher/ der sich von GOtt zum teuffel begeben haͤtte/ oder aber Jahr MDC. biß MDCC. von Johann Arndten verfuͤhret und unglau- big worden/ ꝛc.) und so ich ja unbekehret waͤre/ und sie wolten und wuͤrden es nicht besser machen/ als so/ so wuͤrden sie auff diese weise mich noch einen an- dern nim̃ermehr glaubig |und bekehret/ sondern vielmehr verkehrter machen/ gleichwie sie selbsten waͤren ꝛc. Und so sie denn so gern mit mir wolten zu schaffen haben/ so wolte ich ihnen erscheinen auff dem Rathhause/ oder wo sie selber wol- ten/ ꝛc. Es wuͤrde ihnen aber nicht wol bekommen/ dieweil sie unrecht ankaͤmen und ankommen wuͤrden bey dem/ wel- chem geoffenbaret/ was GOtt und na- tur/ der wuͤrde auch worte finden sich zu verantworten nach GOttes willen/ sie solten nur ankommen/ wenn sie wolten/ ich waͤre schon bereit/ und solte offenbar werden/ was gut oder boͤse waͤr bey uns/ ohne menschen-ruhm; item, was wahr- heit oder luͤgen ꝛc. Und solte geschehen durch die gnade GOttes in mir/ daß sie wol solten wuͤnschen/ daß sie mit mir nichts haͤtten zu thun gehabt. 3. Auff diese Resolution wurde Moritz den Citation vor das Ministeri- um. 13. Junii vor das gantze Ministerium auff die Superintentur citir et/ allwo er deñ auch erschei- net/ und bey dem eintrit sie nach einem gruß al- so anredet p. 6. Da stehet das vermeinte teuffelskind und gottloser mensch/ den ihr also nennet/ welcher nun nach eurem begehren erschienen ist/ und vernehmen will/ was euer begehren ist/ und stehet hier ohne furcht und schrecken oder za- gen. Die Prediger fragen ihn darauff/ war- um er so lange nicht zur beicht und Abendmahl gekommen/ wie es Christen zustuͤnde? Und M Frage we- gen des beicht- und Abend- mahl ge- hens. Schubart lieset aus der vorrede Lutheri uͤber den kleinen Catechisinum die wꝛote: Wer das jahr nicht viermal zum wenigsten zur beicht und Sacrament des Altars kaͤme/ der waͤre ein teuffels-kind. Moritz antwor- tet hierauff: Lutherus noch sie thaͤten damit Moritzens Verant- wortung/ nicht evangelisch/ sondern weltlich/ fleischlich und teuffelisch/ und koͤnten ei- ne solche lehre nicht aus der lehre Christi und seiner Apostel erweisen/ und also waͤre sie verflucht/ dieweil sie nicht von GOte waͤre/ und ein ander Evangelium lehrete/ welches wider das wahre Evan- gelium: M. Schubart antwortet hier auff/ ob er sie auch zu uͤberwinden gedaͤchte/ wie die Me- dicos? 4. Da deñ bey erfolgter fernerer unterredung die fragen vorgekommen von GOttes wort/ vom predig-amt und dergleichen/ und Moritz seinem bericht nach p. 8. u. f. so geantwortet/ daß es ihnen allerdings nicht schmecken wollen/ weil er ihnen vorgehalten/ was der wahre dienst GOttes/ was seine diener/ das predig-amt und dergleichen sey. Absonderlich/ wie es nicht und be- kaͤntniß von den gemeinen lehrern. gnug/ sich einen Christen oder diener GOttes nennen/ und das jahr vier mal aufs wenigste zur menschlichen beichte/ Absolution, Sacrament und in die stei- nerne kirchen alle acht tage einmal ge- hen/ ꝛc. sondern man muͤste zusehen/ daß A. K. H. Dritter Theil. O 2 man Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/ Jahr MDC. biß MDCC. man den alten Adam durch und in dem wahren seligmachenden glaubentoͤdte- te/ sich selbst verleugnete/ und sein eigen leben um CHristi willen nach GOttes verhaͤngnis hindan setzte mit allem/ was man habe/ auch sich aus demuth gering schaͤtzte vor GOtt und vor der welt/ wo man aber in hochmuth und verachtung des nechsten stuͤnde/ und meinete/ es koͤn- te der/ so nicht auf hohen menschen-schu- len oder Universi taͤten gewesen/ und allda seine weißheit oder kuͤnste und den glau- ben oder H. Geist gelernet und geholet/ oder erkaufft haͤtte/ nichts wissen/ we- der von GOtt/ seinen geheimnissen und geschriebenem wort/ und also fest bey die- ser seiner meinung bliebe/ da koͤnte man kein diener GOttes in CHristo JEsu seyn noch bleiben/ auch kein wahreꝛ Chri- ste/ ꝛc. Solche waͤren nur welt- und geld-diener/ und also von der welt ge- sandt/ und nicht von GOtt. Andere streitfra- gen. 5. Nach diesen seinen worten antwortet ihm der Superintendens D. Olearius: Mit euren schelmen-possen/ was habt ihr fuͤr? p. 9. Woruͤber ein weitlaͤuftig disput entstehet/ so wohl auch uͤber andern screit-fragen/ dabey offt sehr unanstaͤndige expressiones auf seiten des Ministerii mit unterlauffen. z. e. Da der Superintendens, oder/ wie ihn Moritz nennet/ der Hohe-priester p. 12. im consessu auffstehet/ gegen Moritzen einen tieffen Reveren tz machet/ und auff dessen Remonstration, wie sich die prediger von rechts wegen verhalten solten/ also antwortete: Ey gnaͤdiger Fuͤrst und Herr/ Ew. Fuͤrstl. Gn. sagen doch was wir thun und lassen sollen/ so wollen wirs alsobald thun/ ꝛc. Uber diesen und der- gleichen reden wird Moritz im̃er muthiger und hefftiger/ zumal/ da ihm auch von denen an- dern predigern allerhand seltzame einwuͤrffe ge- machet werden. Als wenn p. 18. ein Doctor Theologiæ, Bertram, auff Moritzens erinne- rung/ daß die prediger die welt verleugnen muͤ- Und selt- same em- wuͤrffe. sten/ versetzet: Stehet doch auch nicht in der Bibel/ daß ihr weite hosen solt tra- gen und ihr thuts doch ꝛc. dabey der Auctor dieses Judicium setzet: Man sehe doch/ was fuͤr eine schoͤne comparation diese ist! Mit den hosen wolte er GOttes wort und ihre gottlose dinge verantworten/ die ich ihnen gezeiget hatte. Dieser Doctor hatte die tabacks-pfeiffe mit gutem bier lieber/ als CHristum mit seinem leben und lehre. Und mit solchen discurs en ist die- se unterredung fast durchgehends angefuͤllet/ welche allhier zu wiederholengar zu weitlaͤuff- tig/ auch vieleicht unangenehm seyn moͤchte. 6. Der Auctor gedencket zuletzt p. 46. daß nach diesem verhoͤr er vorden Rath citir et wor- den/ da denn die Prediger von ihm an den Rath Der Pre- diger er- bieten. folgendes geschrieben: Er haͤtte sein glau- bens bekaͤntniß gegen sie also abgelegt/ daß sie damit zu frieden waͤren und seyn koͤnten. Er solte sich nur in frieden all- hier halten/ und sie/ die geistlichen/ das ihre lassen waꝛten/ und eꝛsolte des seinen auch warten/ es solte ihm niemand nichts thun. Es waͤre ja besser/ man saͤs- se und lebte in frieden/ er solte sich um ih- Jahr MDC. biß MDCC. re sachen nichts ferner bekuͤmmern/ und sie ihre dinge lassen verantworten. Moritz antwortet hierauff/ er wolte es thun/ und haͤtte sie auch wol zuvor mit frieden gelassen/ wenn sie nur dergleichen gethan und ins kuͤnfftige thun wuͤrden. Am 49. blat erzehlet er ferner/ wie dieser vom rath gemachter fꝛiede nicht lange gewaͤhꝛet haͤtte/ indem alsbald den 20. Junii M. Schubart auffs neue auff der cantzel zu schelten angefangen/ und weiter hin an einem buß-tage/ da er haͤtte liebe/ friede und barmhertzigkeit lehren sollen/ haß/ feindschafft und unbarmhertzigkeit gelehret. Hieruͤber wird Moritz den 26. Junii wiederum auffs Rathhauß citi rt/ da die 3. obersten Prediger Olearius, Bertram und Schubart als klaͤger zu- gegen gewesen/ und ihn auffs neue verklagt. Was aber hierbey und in folgender zeit vorge- gangen/ fuͤhret er in dieser schrifft nicht aus/ sondern verspricht im beschluß eine fortsetzung dieses berichts/ wie man zu Dreßden mit ihm und den seinigen (als seine worte lau- ten p. 56.) erschrecklich und barbarisch gehandelt/ wider Gottes und der natur recht/ nach Spanischer inquisition. Es ist aber meines wissens derselbige bericht nicht ans licht kommen/ auch nicht was zu Halle ferner mit ihm passir et. 7. Aus denen daselbst ergangenen geschrie- Moritzens gefaͤngniß/ benen act en/ so mir ohngefehr zu handen kom- men/ ersehe ich uͤberhaupt so viel/ daß er uͤber seinem gedachten bekaͤntnis nachmals vom Rath auff der Prediger angeben gefangen gese- tzet/ und bey sehr hartem tractament in eine lang- wierige kranckheit gefallen/ endlich aus der stadt Verja- gung/ und haͤn- del zu Dreßden. und dem Magdeburgischen gebiet verwiesen/ und darauff mit den seinigen zu Dreßden gleich- fals von dem Ministerio angeklaget/ und in verhafft genommen worden. Und ob er wol daselbst den Churfuͤrstl. geheimden Raths- Præ- Patroni daselbst. sident en Henrich Friesen wegen einiger chymi scher wissenschafften zum Patron gehabt/ wie er ihm auch sein compendium hernach dedi- cir et/ und darinne die ihm erzeigte gunst und woltharen oͤffentlich geruͤhmet; so haben ihn doch die Prediger nicht dulden wollen/ sondern nach aufferlegter schimpfflichen straffe und ge- schehenen scharffen inquisition durch den Ober- amtmann daselbst fortjagen lassen. Er ist hier- Ubriger lebens- lauff. auff nach Holland gegangen/ hat daselbsten an- no 1676. und 77. die gedachten schrifften dru- cken lassen/ und nach gewonheit selbiges landes ruhig gelebet/ und von der Chymi e und Medi- cin Profession gemacht. Ob und wenn er aber eigentlich verstorben/ habe biß dato nicht erfah- ren koͤnnen. Damit aber der leser nur etwas von denen voꝛnehmsten puncten seines streits wi- der das Ministerium wissen/ und unpartheyisch uͤberlegen moͤge/ will ich allhier einige passag en aus dessen gedachtem kurtzen bericht auszeichne/ und zur erlaͤuterung dieser gantzen sache die ge- dachten Original-acta treulich und unverfaͤlscht unten mit anhaͤngen. 8. Vornemlich ist sein eiffer wider die Predi- ger/ deren lehr und leben er nicht vorrecht erken- nen wollen/ ausgebrochen/ wovon denn seine schrifften duꝛchgehends zeugen/ uñ unter andern folgende worte im kurtzen bericht von ihrer Lehr- art p. 66. Es predigen heutiges tages fast alle Kozak, Regero, und andern Adeptis. Jahr MDC. biß MDCC. alle Universit aͤts-gelehrte/ Vernunffts- apostel in eigenliebe/ ehr/ und nutzen das Evangelium nur halb und verkehrt/ auch dazu ein mehrers weder das CHri- Seine worte von der Predi- ger lehr- art. stus/ Paulus, Petrus noch kein einiger wah- rer Juͤnger und Apostel/ von GOtt ge- lehrt/ gethan hat/ darum sind sie ver- flucht. Die heutigen bauch- und eigen- nutzes-diener lehren nur/ wie sie ihren bauch moͤgen dick erhalten/ und bey ih- rer weltlichen ehr und ansehen in heuch- lerischer freundschafft bleiben/ fliehen das creutz CHristi/ Matth. VII. 13. 14. Und p. 67. Diesen engen weg will fast nie- mand gehen/ heutiges tages bey allen fleischlichen sectiri schenhauffen/ und zu- mal bey den Lutherischen am meisten/ welche keine Christen mit wort und that leiden koͤnnen/ sondern verfolgen und morden sie/ aus ursachen/ daß sie den bauch und Bel-gott nicht beyfallen wol- len. Solche bauch- und Bel-dieneꝛ wollen nicht mit CHristo leiden/ noch seinem buͤde aͤhnlich/ verschmaͤhet und verfolgt werden. Also koͤnnen sie auch nicht wis- sen/ was CHristus und seine lehre war- hafftig ist/ sie haben seine offenbarung in sich nicht vernommen/ und fliehen sol- che auch aͤrger als der satan. Von der simoni e und geitz. 9. Jnsonderheit hat er uͤber die Simonie und geldbegierde sehr geklagt/ weil selbige ihm und andern bey den gewoͤhnlichen kirchen-handlun- gen am meisten in die augen gefallen. Drum schreibeter p. 16. wie er in gedachtem colloquio zu den Predigern geredet habe: Nun solt ihr mir sagen und beweisen/ wo die Psaf- fen-beichte und der H. Beichtpfennig/ wie ihn Lutherus nennet/ in der Heil. Schrifft gelehret und geboten werde oder sey? Dazu wo es stehet/ daß man kein ge- bet vor die gemeine soll umsonst thun/ auch nicht um 6. pfenninge/ sondern fuͤr einen guten groschen/ weꝛes haben wolte/ desgleichen ein gewisses stuͤck geld anzah- len fuͤr braut und braͤutigam von der cantzel zu lesen und zu copulir en/ fuͤr kin- der tauffen/ fuͤr begraͤbniß/ warum auff dem todesbette der letzte zehr pfennig mit gegeben werde/ denen die geld haben/ den andern aber nicht/ die kein geld haben? daꝛzu treibt man eine gꝛosse schinderey uñ abgoͤtterey mit den glocken/ die todten zu begraben/ und es ist alles bey den falschen Christen nur dahin angesehen/ sonderlich bey den falschen Aposteln oder dienern GOttes/ wie sie sich nennen/ daß sie den menschen ins gemein den beutel auslee- ren/ sie schonen auch derer nicht/ die vor denthuͤren ihr brod suchen muͤssen: Sie sauffen auch der armen leuten schweiß und blut in sich/ wie wasser/ mit dem/ daß die armen leute/ denen ein kind unzeitig geboren wird/ solches mit glocken und ce- remonien muͤssen nach Heidnischer manir zur erden bestellen lassen/ welches viel geld kostet/ und wenn mancher armer mensch keinen dreyer paar geld hat/ so muß er borgen/ versetzen oder verkauffen/ und den falschen Aposteln ein gewiß stuͤck geld geben/ ꝛc. Und p. 21. wer bey euch das gantze glocken-spiel hat nach seinem Jahr MDC. biß MDCC. tod/ und euch alle mit samt den Heidni- schen schul-meistern und schuͤlern hat/ welches wesen viel geld kostet/ der ist se- lig gepriesen/ zumal wenn er eine leich- oder luͤgen-predigt thun laͤsset/ wie selbt- ger sey ein trefflicher kaͤmpffer gewesen/ etwan in dem welt- und teuffelischen kꝛieg/ so wird ihm der text S. Panli zugeleget: Jch habe einen guten kampff gekaͤmpfft. 10. Von der beicht und vom beicht-gelde hat Beicht- und beicht- geld. er eben dasselbst p. 10. im Colloquio gesagt: Sie nehmen geld vor die vermeinte sun- den-vergebung an GOttes statt/ welches der Pabst gesetzet und geboten/ und mit nichten das Evangelium. — Wo sie nicht wuͤrden den neuen ablaßkr am ab- schaffen/ welches der breite weg und pfor- te zur ewigen verdammniß waͤre/ so wuͤr- de kein mensch mehr dadurch zu CHri- sto und ewigen seligkeit gebracht/ sondern von CHRISTO und der ewi- gen seligkeit/ wie auch von dem glauben/ liebe uñ furcht Gottes und liebe des naͤch- sten je laͤnger jemehr abgefuͤhret werden. Denn sie die blinden menschen wuͤrden da- durch so sicher gemacht/ daß sie mein- ten/ so sie das jahr 4. mal zur ablaß-kram- buden/ und zu dem aus menschlicher Weisheit gekuͤnstelten Morgen- oder Mittags-Mahl gingen/ so waͤre es al- le gnug/ \&c. Hievon aber hat er ferner eine weitlaͤufftige Apologi e dazumal uͤbergeben/ die er auch an dem kurtzen Bericht p. 57. u. f. angehaͤnget/ unter dem titul: Apologia Chri- stiana aus Lutheri Schrifften/ von der Pfaffen-beicht/ absolution und Beicht- pfennig zusammen getragen/ darinnen zu sehen und zu lesen seyn wird/ wie das falsche Lutherthum bey dem wahren Christenthum stehe/ bey denen zu Halle/ und sonderlich auch zu Dreßden. Jn der Vorrede an den Leser p. 60 schreibet er: Erst- Simoni e und kraͤ- merey. lich muͤssen die Leute die stuͤhle kauffen/ dar auf sie sitzen in ihren Goͤtzen-haͤusern. 2. Wenn die sterben denen die stuͤhle sind/ so muͤssen ihre Erben solche von neuem kauffen. 3. Muͤssen sie den Bauch-pfaf- fen opffern in den Bauch und Beicht- stuͤhlen. 4. Wollen die Zuhoͤrer ein Ge- bet vor und nach der Predigt uͤber die krancken und gesunden thun lassen/ wel- ches die gantze Gemeine thun muß/ so muͤssen sie fuͤr ein iedes Gebet einen gu- ten Groschen schicken/ sechs pfennig neh- men sie nicht/ sie koͤnnen es auch nicht dafuͤr thun/ denn sie buͤssen ein. 11. Ferner pag. 62. Denen Leuten/ die nicht sich zum Sacrament der fleisch- lich gesinnten Luther aner und zur beich- te das jahr viermal einfinden/ und brin- gen das kuͤchen- oder bauch-geld/ oder zoll nicht mit/ fuͤr die vernunfft- absolu- tion oder Ablaß/ denen verkuͤmmern die Bauchdiener ihren verdienten lohn/ wel- ches M. Schubart den Saltzborn-knech- ten gethan hat bey ihrer Obrigkeit den Saltz-Graͤfen. Wollen gemelte Arbeits- O 3 leute Th. III. C. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/ Jahr MDC. biß MDCC. leute nicht hungers sterben/ so muͤssen sie auch ums bauchs willen zur Beicht und Sacrament gehen. Und dieses fuͤhret er in der Apologi e selbst aus Lutheri eigenen wor- ten weitlaͤufftig aus/ sonderlich p. 73. und 82. u. f. Jn dem Kupffer-titul des berichts sel- ber stellet er die heuchlerischen Beicht-kinder unter den thoͤrichten Jungfrauen vor/ aus Matth. XXV. den Prediger aber unter dem Oel-Kraͤmer/ der vor gut Geld Oel ver- kauffe/ womit er vermuthlich auf einen gewis- sen Lateinischen namen gezielet hat. 12. Neben diesen punct en sind auch ande- re von einigen aͤusserlichen ceremoni en mit fuͤrgefallen/ als da ihm M. Schubart pag. 19. fuͤrgehalten: Warum er keine Kraͤntze auf seines kindes sarg machen lassen/ und sol- ches verachtet. Absonderlich aber ist auch die- ser Moritz auf das Academi sche Wesen nicht wol zu sprechen gewesen/ wovon er p. 26. sich Von den Universi- taͤten und Gelehr- ten. also heraus gelassen: Euer vermeintes stu- die ren auf den menschlichen hohen schu- len/ und das titul-erkauffen ist alles heidnisch/ und wider JEsum Christum/ der es seinen Juͤngern hart verboten hat. — Jhr solt wissen/ daß es den weltlichen/ als den Juristen/ wol vergoͤn- net/ daß sie sich zu Doctores nach heid- nischer art crei ren lassen/ denn das Jus Naturæ befoͤrdert sie dazu/ und ist eine na- tuͤrliche kunst. — — Aber die lehre und das lernen der Goͤttlichen kunst und weisheit wird erlanget nicht von und durch den Sternen-geist/ sondern durch GOttes Geist/ als die Salbung/ die da alles lehret \&c. — — GOTT will allein darinnen die Ehre haben und behalten/ der will D⁩ctores der Heiligen Schrifft machen in seiner hohen schule/ wie er auf Pfingsten zu Jerusalem thaͤt. Und wen GOtt gelehrt macht/ der ist ein Schrifft- gelehrter zum Himmelreich gelehrt. Und in dieser schule wird der Mensch in vier wochen gelehrter in der Wahrheit ohne viel geld und kopffbrechen/ als sonst oh- ne die lehre GOTTES und seine schule in viel jahren auff allen hohen men- schen-schulen. Darum ists eine weltliche/ fleischliche und teufflische thorheit/ wor- uͤber sich der teuffel freuet/ daß er so stattli- che discipul hat/ und der creir et sie auch zu Magiste rn und Doctor en/ so sie sich wol ver- halten/ daß sie eifrig in seinem dienst seyn/ nemlich die wahrheit GOttes in CHristo JEsu und den lieben seinen zuvertreiben/ und zu unteꝛdrucken; die muͤssen mit einem dreyhoͤꝛnigten hute und narren-kappe be- kleidet werden/ und das zeichen des thiers an ihre stirne und hand bekommen/ und wer solches nicht hat/ der muß gehalten werden als einer/ der nicht von GOtt ge- lehret und gesandt sey. Solches ist Chri- sto selbst geschechen. Von der Teutschen Bibel. 13. Jn eben selbigem discurs p. 30. ist er auch mit den Predigern uͤber der Teutschen Bibel Lutheri in streit kommen/ in dem jene auf Moritzens ermahnung/ daß sie fleißig in der Bibel studi eren solten/ gesaget/ man koͤnte sich mit der Bibel allein nicht behelffen/ und sonder- lich mit der Teutschen/ weil diese nicht richtig/ Jahr MDC. biß MDCC. dahero muͤste auch die Ebreische/ Griechische und Lateinische dabey seyn. Darauff denn die- ser versetzet: Sie haͤtten gnug an dem leben Christi/ und das uͤbrige wuͤrde Gottes salbung samt den dunckeln oͤrtern auffschliessen. Wenn aber die Teutsche Bibel nicht richtig waͤre/ so verfuͤhrten sie ja ihre zuhoͤrer/ und ob sie wol auch die Ebreische und Griechische haͤtten/ so wuͤrden sie doch neben ihren zuhoͤrern nicht froͤmmer. Uber dem namen Lutherisch und Von ben sect en und namen. der sectiri schen absonderung ist er ebenfalls in disput gerathen/ und hat dahero Lutheri eige- ne protestation wider alle partheyische und sectiri sche namen aus dem II. Wittenbergi- schen theil p. 4. angefuͤhret/ und applici rt in der Apologie p. 65. und 68. Was er sonsten aus der Mystischen theologie vorgetragen/ davon ist sein eigen buͤchlein in 12mo. anno 1677. ge- druckt zu lesen/ aus dessen titul der inhalt und zweck zu sehen ist: Ein compendium von Moritzens andere schrifften. der empfaͤngniß und geburt des ersten und andeꝛn Adams/ dabey was deꝛbaum des lebens und erkaͤntniß boͤses und gu- tes sey gewesen/ und noch anjetzo sey/ ne- benst einer schoͤnen figur/ wie der baum des erkaͤntniß gutes und boͤses mit der schlangen gewesen ist/ und noch sey. Jn diesen und andern seinen schrifften menget er al- lerhand principia Chimica mit unter/ davon er sonderliche profession machen wollen/ auch deswegen sich selbsten Theosophiæ \& Medici- næ Practicum in der unterschrifft der gedachten Dedication geschrieben/ in denen schrifften aber an die Prediger gemeiniglich Mysti schen sal- operarium; uͤber welchen affectir ten tituln ihn die Prediger ausgelachet haben/ auch hat Breckling es ihm vor uͤbel gehalten/ daß er sich in Holland D. Christian Moritz genen- net/ in der erinnerung und warnung an al- le menschen vom rechten ausgang aus Babel p. 7. Wie sich denn freylich allerhand schwachheit und verderbniß bey solchen gemuͤ- thern mit hervor thut/ die in einem so hefftigen wiederstand und streit gegen das verderbniß andereꝛ stehen/ und offt ihres eigenen elends da- bey vergessen. 14. Neben diesem ist noch ein anderer Medi- cus, der um selbige zeit auch in schrifften und disput en mit einigen Predigern bekant wordē/ zu setzen/ nemlich Johannes Sophronius Kozack. Kozaks le- ben/ Derselbe war seiner geburt nach von Homazo- witz aus Boͤhmen/ ein Academi scher Doctor der Medicin, und 45. jaͤhriger Practicus zu Bre- men/ schrieb sich in seinen buͤchern von Prachien. Er hat aber so wol in Physicis und Medicis, als Schriff- ten. in Theosophicis verschiedenes geschrieben/ namentlich 4. tractat e de principiis rerum naturalium, de generatione \& transplantatio- num modis morborumque causis. Einen Tractat desole ejusque in corpore hu- mano resolutionibus salutaribus. Ein buch de Hæmorrhagia. Anatomiam vitalis Microcosmi. 6. buͤcher von dem wesen und leben der geschoͤpffe GOttes. Wozu das 7. gehoͤ- ret/ Sabbathum Domini genant/ oder eine Christliche bekaͤntniß von der ruhe des Herꝛn und von dem zust and aller creatu- ren Kozak, Regero, und andern Adeptis. Jahr MDC. biß MDCC. ren dieser welt nach ihrem ableben/ anno 1644. in 8vo. Spiegel der ewigkeit oder kundschaff- ter des himmels/ und von der abgestor- benen lebens von nun an zustand bericht. Groͤningen. 1686. in 8vo. 15. Naͤchst diesen sind auch unterschiedliche Streit-schrifften wider den Bremischen Super- intendent en Michael Havemannum herausge- kommen/ sonderlich eine unter dem titul: Ale- xipharmacum pestis Havemannianæ. Weil aber dieselben anjetzo nicht zur hand sind/ kan Jnhalt derselben. ich davon weiter nichts melden. Und wird zur nachricht hier gnug seyn/ die summam der gedachten 7. buͤcher kuͤrtzlich zu zeigen/ weil er selbst davon in dem sabbatho cap. I. p. 11. schrei- bet/ daß er darinnen alle wercke GOttes und der creaturen erklaͤret habe. Jn den ersten 6. buͤchern handelt er vom we- sen und leben der geschoͤpffe GOttes/ welche nach des Schoͤpffers befehl von dem geist des HErꝛn aus der finstern und oͤden gestalt des wassers und der erden in das licht/ das ist/ in die sichtbaren und leiblichen gestalten dieser welt sind gese- tzet worden/ und von der zeit an biß zu der welt ende durch vielfaͤltige veraͤnde- rung in demselben wesen erhalten und vermehret werden. Jn dem siebenden schreibet er nun von der geschoͤpffe gelegen- heit oder wesen/ so sie bekommen nach diesem leben/ oder wenn sie ihre leibliche gestalt ablegen/ sterben und verderben. Der inhalt derer capiteln daselbst ist folgender: 1. Von dem Sabbath. 2. Von dem tod/ sterben und verderben aller creaturen. 3. Von dem zustand der leiber/ nach dem sie ih- re gestalt abgeleget haben. 4. Von des himmels und aller irꝛdischen coͤr- per verderben und untergang. 5. Vom dem zustand des menschen nach die- sem leben. 6. Von dem zustand des Menschen-geistes nach diesem leben. 7. Von der aufferstehung des fleisches. 8. Von der beschaffenheit der kuͤnfftigen welt. 9. Von der ewigkeit. 10. Von dem unterscheid derer/ die hernach se- lig oder verdammt werden in dieser welt. 11. Von dem zustand der heiligen in dem him- mel. 12. Von dem zustand der verdammten in dem abgrunde. 16. Jn diesen gehet er gemeiniglich von de- nen gemeinen meinungen der Schul-gelehrten ab/ indem er sondeꝛlich die eꝛkaͤntniß Gottes und der natur immer mit einander verknuͤpffet/ und also/ wiewol sehr bescheidentlich/ den Schul- theologis, sonderlich den Refoꝛmirten/ wie auch denen Aristoteli schen Philosophis sehr offte widerspricht. Zur probe seines sinnes/ will ich nur den inhalt des 5. und 6. capitels seines sab- ba thi hersetzen/ welches von dem zustand des Vortrag vom zu- stand des menschen nach dem tod. menschen nach diesem leben handelt. Der menschliche leib/ sprichter/ ist ein aus den aller subtilsten stuͤcklein metalli scher/ mi- nerali scher/ meteori scher und thiere leiber durch den willen des fleischlichē gesetzes von unterschiedlichen gliedern auffge- richtetes sichtbar gebaͤu; dieser leib stir- Jahr MDC. biß MDCC. bet auff zweyerley weise/ entweder wenn der geist von ihm scheidet/ oder weñ nach des geistes abschied er von den aͤusserli- chen ursachen verzehret wird uñ verwe- set/ der geist des menschen ist ein irrdi- sches/ und doch unsichbares wesen/ wel- ches nach dem gesetz des fuͤrsten dieser welt seines willens wercke zu verrichten begehꝛet in und duꝛch den leib. Das leben des menschen ist zweyerley/ eines nach dem willen GOttes/ das andere nach dem willen des fleischlichen gesetzes. Der tod des geistes ist auch zweyerley/ 1. wenner in die vergessenheit oder unwis- senheit des willens GOttes geraͤth. 2. wenn er vom gebrauch des leibes abge- fodert wird. Der tod ist nicht eine ab- sonderung des geistes vom leibe nach ei- ner gewissen distan tz/ sondern nur eine verhinderung des willens im irrdischen geist/ daß er nicht mehr durch den leib kan erfuͤllet werden. Der geist ruhet zwar nach der scheidung von allen leiblichen wercken/ nicht aber von de- nen/ nach welchener allhier verlanget/ und von denen er durch das fleisch ist ge- hindert worden ꝛc. Dieser mann ist in Bre- Sein uͤbriges leben und absterben. men/ ungeacht des gedachtaͤstreits mit den Pre- digern/ bis an sein ende verblieben/ und zwar/ wie man berichtet/ bey grosser zuneigung hoher und niedriger/ weil er als ein freundlicher und gutwilliger mann mit seinen artzeneyen gerne je- dermann gedienet. Er ist im 83. jahr seines al- ters anno 1685. den 30. Januarii gestorben/ wie Henningus Witte im Diario bey selbigem jahr anmercket. 17. Uber diß hat noch ein Medicus in Am- sterdam um selbige zeit gelebet/ namens Georg Regeri buch. Ernst Aurelius Reger, von dem anno 1683. zu Hamburg in 8vo. herausgekommen gruͤndli- cher bericht auf einige fragen/ bekraͤffti- get durch 3. uͤbereinstimmende zeugen/ als der H. Schrifft/ dem buch der natur und dem buch der menschheit. Dieses buch beschuldiget Colberg p. I. c. V. p. 257. daß darinnen die Weigeliani sche lehre fleißig getrieben werde. Wofern er aber selbiges ꝛecht angesehen und gelesenhaͤtte/ wuͤꝛde Urtheil davon. er vornemlich Boͤhmens grund darinnen erse- hen haben. Der Auctor selbst protestir et als- bald in der vorrede/ es duͤrffe keiner/ der Und seine warnung hiewider. nicht busse zu thun willens sey/ sondern nurbey seiner sect e als ein Gotteslaͤste- rer die helle wahrheit zu unterdrucken suche/ dieses buch lesen/ die nasenweisen buchstaben-wechsler solten es liegen las- sen/ weil es nur fuͤr einfaͤltige sey/ wel- che ihr leben nicht lieb haben/ und GOtt von gantzem hertzen suchen/ und JEsum CHristum bekennen und lieben. 18. Jn dem tractat selber traͤgt er frag weise Vortrag von dem verstand der Heil. Schrifft. viel ungemeine dinge vor/ und leget p. 28. auch seinen grund also dar: Das verstehen der H. Schrifft im grund koͤmmt nicht von aus- sen/ Genes. XL. 8. und den wahren ver- stand kan kein mensch dem andern ge- ben/ als der/ aus dem die schrifft geflos- sen/ und der sie auffschreiben lasse/ 2. Cor. III. 6. Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ Jahr MDC. biß MDCC. III. 6. 2. Petr. I. 20. 21. Dan. II. 28. Darum so viel du von diesem geist der wahrheit hast/ so viel hast du auch wahrhafftiges verstandes in der schrifft. Denn die wahrheit im menschen zeuget/ daß die Schrifft wahrheit sey/ allem wie du sie dir zu nutz magst machen/ das geschicht also/ nemlich daß du die Schrifft nicht ausser dir/ sondern in dir suchest/ so wirst du mit keinem menschen streit haben/ uñ wird streit uñ uͤberwindung auch nuꝛ al- lein in dir liegen. Dann wirst du in dir selbst finden gutes und boͤses/ Cain und Abel/ Jacob und Esau/ Christum und He- rodem \&c. Und auff solche art fuhret er andere dergleichen Theologi sche fragen aus: Zum Von der suͤnde. exempel/ im anfang p. 5. Daß die sunde al- les das sey/ was anders will/ als was GOtt in seiner liebe will. p. 11. und 12. Gemein- schafft mit CHristo. daß man CHristi erloͤsung auch in der gemeinschafft seiner leiden allein theil- haftig werden koͤnne/ aus Rom. VI. Matth. X. 39. Luc. XIV. 26. 27. und 33. Rom. XII. 2. item p. 16. Von dem rechten Goͤttli- chen gebrauch der creaturen in der liebe GOttes uͤber alles und der freyheit von allen creaturen: Von der rechten bekeh- rung durch die kraͤfftige stimme GOttes in der seelen. Sap. XVIII. 19. Ps. CXIX. 62. Ps. XVII. 7. 1. Cor. II. 4. 2. Cor. X. 5. \&c. An- derer dergleichen materi en zugeschweigen/ dar- unter auch viele beweiß-gruͤnde wider die Soci- nianer und Atheist en/ sonderlich aber viel Prin- cipia Chymica und Medica nach Hermetis und Paracelsi sinn zu finden sind. Eines un- geuannten Adepti MSta. 19. An dieses buch ist p. 121. u. f. ein regi- ster vieler Manuscriptorum angehenget/ wel- che einem ungenanten auctori E. P. J. H zuge- schrieben werden/ der ein neulichster und er- leuchteter Magus, Cabalist und Philosophus daselbst tituli rt wird. Von diesen will ich einige bey dieser historie mit benennen/ welche folgende sind. Confession oder glaubensbekaͤntniß vom dreyeinigen GOtt/ als dem unvergaͤnglichen licht in seiner Einheit und Dreyheit aus dem licht der gnaden und natur erklaͤret/ und aus den tieffen ausgewickelt/ nach dessen bild in seel/ leib und geist offenbaꝛgestellet/ zum zeugniß uͤbeꝛ alle gottlose spoͤtter und veraͤchter Goͤttlicher ge- heimnisse/ menschlichen und natuͤrlichen secre- ten/ ꝛc. Hydrolitus Sophicus, s. Philosophia aqua- Jahr MDC. biß MDCC. rum sapientum. Das grosse geheimniß der Babylonischen huren/ das vom anfang verborgene wunder samt ihrem thier/ mit dem drachen-geist und maul/ mit eines lammes stimme unter dem schaf-peltz/ mit lammeshoͤrnern verdeckt/ mit ih- rem Character/ mahlzeichen und anbetern/ auffgedecket und entbloͤsset. Auffdeckung des grundes der verborgenen und versiegelten/ beydes derewigen natuͤrlichen und uͤbernatuͤrlichen. Der rechte dritte anfang der mineral-metal- li schen wurtzel/ der saltz-mutter aller dinge/ nem- lich von dem Philosophi schen saltz der natur und kunst/ samt præparation des steines der Weisen. Eine kurtze und warhaffte erklaͤrung beyder lichter/ uͤbernatuͤrlich und natuͤrlich/ auch bey- der abbildung in der kunst vor augen gestellet/ vor die angenehme kinder der lilien und rosen des hereinbrechenden seculi gratiæ. Memorial -buͤchlein der geistlichen Goͤttli- chen gaben der einfliessungen/ welche der Geist des HErꝛn wircket in dem kleinod der seelen und geistes der menschheit/ in der Goͤttlichen bildnis in dem Reiche GOttes/ das inwendig in uns ist. Magia der wunder der zeit und ewigkeit/ das geheimniß der verborgenen weißheit GOttes/ fuͤr die kinder der lilien gestellt. Occulta Philos☉phia, cœlum sapientum \& vexatio stultorum, de metallis sophorum miracula. Cabala \& Philosophia naturæ \& artis. Geomantia Metallica. Ernstliche schrifft an die falschen arbeiter der kunst Hermetis. Magi sche prophezeyungen uͤber dem unter- gang des falschen Jsraels im neuen bund in Eu- ropa, \&c. Mysterium iniquitatis, das geheimniß der boßheit und schalckheit der Gelehrten und ge- studirt en schandhuren auff dem thiere in Apo- calypsi reitend. Liber clavis artis, thesaurus mundi, de lapi- de Philosophorum manualis Practica, und der- gleichen sehr viel andere dinge mehr. Neben welchen auch sonsten ein geschriebe- ner Tractat von diesem Auctore an Ulrich Pfef- fern aus Jzehoa in Hollstein vorhanden ist/ von natur der elementen/ wie sie in der kunst des lapidis Philosophorum erscheine. Das XII. Capitel. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ Hermann Neuwald/ und Henrich Nicolai. §. 1. N Unmehro wirds zeit seyn/ daß wiꝛ auch dem versprechen zu folge diejenigen Prediger unter denen Protestant en mit nehmen/ welche ebenfals nicht nach dem ge- meinen wahn und lauff sich gerichtet/ und des- wegen allerhand anklagen und urtheile leiden muͤssen. Hier wollen wir abermal/ so viel muͤg- lich/ nach den umstaͤnden der zeit verfahren/ da uns denn bald nach dem anfang des 17. seculi M. Hermannus Rathmann auffstoͤst. Dieser war ein Luͤbecker anno 1585. geboren/ auff de- Rath- manns le- ben. nen schulen zu Luͤbeck/ Ratzenburg/ und Mag- deburgerzogen/ hernach auff denen Universit aͤ- ten Leipzig und Rostock in den Academi schen wissenschafften unterrichtet/ ferner zu Coͤllen am Rhein von einem vornehmen manne eine zeitlang geheget/ und von der Philosophi schen Facul taͤt daselbst gratis zum Magister gemachet worden. Von dannen hat er sich/ da man ihm wegen der religion zugesetzet gehabt/ nach Franckfurth/ und endlich anno 1612. nach Dantzig Hermann Neuwald/ und Henrich Nicolai. Jahr MDC. biß MDCC. Dantzig begeben/ allwo er erstlich Diaconus zu S. Johannis/ hernach an der Pfarrkirchen/ und zuletzt Pastor an der Catharinen kirchen wor- den ist. Wovon seine leichpredigt/ die ihm M. Michaël Blankius anno 1628. gehalten/ (Leiptzig 1629) mit mehrern berichtet/ wie auch Christophorus Hartknoch im 3. buch der Preußischen kirchen-historie c. VIII. p. 8 12. 2. Er hat aber in diesem seinem amte einen sehr grossen streit mit etlichen von seinen Colle- gen, und hernach mit vielen Theologis bekom- men/ dessen anlaß und anfang sich also verhaͤlt. Es will zwar D. Ægidius Strauch in seiner Anfang des streits mit ihm. Historia Ecclesiast. manuscripta sec. XVII. p. 462. den ursprung dieser sache von Andreæ Osiandri streitigkeit herfuhren/ weil Rathman- nus anno 1624. sein buch wider D. Dietericum dem D. Lucæ Osiandro dedici ret habe/ der alte Andreas Osiander aber eben auch die innerliche krafft des wortes nicht in dem geschriebenen worte gesuchet/ sondern dasjenige dem selbstaͤn- digen wort CHristo zugeeignet/ was die Or- thodox en dem buchstaben zuschreiben. Dem sey aber wie ihm wolle/ so koͤnnen wir hier am fuͤglichsten denen genauen umstaͤnden/ die Hart- knochius angiebet/ nachfolgen/ die sich also ver- halten. 3. Sobald D. Johann Corvinus, sonst Rabe Von D. Corvini zanck uͤber Arndts schrifften/ genant/ anno 1618. Pfarrer zu S. Marien und zugleich Doctor worden/ hat eꝛ nebst seinen con sort en mit M. Rathmannen/ Statio, Dilgero, Blankio, Stolsio und Richtern uͤber Arndts schrifften zustreiten angefangen/ und diesen theuren Lehrer als einen ertz-ketzer verflucht und verdammet/ wie bey Arnds historie gezeiget worden. Bald darauff hat er mit M. Rath- mannen insonderheit einen zanck angefangen/ nachdem er in predigten die Reformirten be- schuldiget/ als ob sie lehrten/ daß der Chri- sten kinder ohne erb-sunde geboren wuͤr- den: Woruͤber ihm denn Rathmann auff des- Und Rath- manns predigten. sen begehren das gegentheil remonstrir et/ die- ses verdreust Corvinum so sehr/ daß er alsbald auff Rathmannen loßfaͤllet/ und ihm beschul- diget/ als haͤtte er geprediget/ man koͤnte noch hier in vollkommener heiligkeit der En- gel einhergehen/ Item, daß er CHristum das buch des lebens genennet/ und endlich daß er den spruch aus Apoc. VII. 14. auff ein Gottseliges leben gezogen. Das erste leugnete Rathmann alsbald/ und berieff sich auff das zeugniß der zuhoͤrer/ das andre gestund und be- wieß er aus Ezech. III. 3. und der antiqui taͤt. Jm dritten punct erklaͤrete er sich/ daß er den spruch von der Christen gerechtigkeit offt oͤffentlich er- klaͤret haͤtte. Unterdessen machet Corvinus dem allen ungeacht ihn bey dem volck verhast und verdaͤchtig. 4. Bald darauff faͤnget Corvinus an wider Arnds buͤcher erschrecklich zu fulminir en/ schal- te ihn und seine vertheidiger vor ketzer/ Rosen- creutzer/ und verhetzte seine zuhoͤrer wider sie/ wie Hartknoch ausdruͤcklich p. 800. setzet. Rathmann hingegen vertheidiget Arndten ne- benst denen obengenanten/ und sonderlich in der frage von dem gepredigten worte GOttes/ Dessen vortrag vom wort GOttes. da erzugleich ausfuͤhret/ was das bey dem Pro- pheten heisse/ des HErrn wort geschahe zu mir. Nemlich daß es aus dem innern le- bendigen wort geschehen/ welches wunder- bar in ihren hertzen gewuͤrckt haͤtte. Jm wor- Jahr MDC. biß MDCC. te GOttes sey im rechten gebrauch die aͤusserliche schale nichts anders als die rede/ die worte und die stimme/ darun- ter waͤre aber die innerliche krafft/ die uns selig macht. Das innerliche kaͤme im rechten gebrauch nicht ohne das aͤusser- liche/ nemlich ohne aͤusserliche rede/ wor- te und stimme/ und waͤre doch nicht die aͤusserliche rede/ worte und stimme die innerliche krafft. Demnach muͤste man also das gepredigte wort hoͤren/ daß wirs beyder aͤusserlichen stimme/ rede/ wort/ buchstaben nicht bleiben liessen/ sondern ein wenig tieffer graben in die- sen acker/ damit wir das perlein/ die in- nerliche krafft ergreiffen/ und denn haͤt- ten wir recht das wort GOttes em- pfangen; wenn wir aber bey der aͤusserli- chen rede/ stimme und wort blieben/ wuͤr- den wir dadurch nicht selig werden. 5. Hieruͤber faͤngt Corvinus abermal ein Corvini urtheil wi- der Arnd- ten. hefftig dispüt an/ schreibet an viel Universitæ- ten/ und sonderlich nach Koͤnigsberg/ daß Dantzig schon gantz voll Schwenckfel- der und Rosencreutzer waͤre. Rath- mann bittet solche nahmhafft zu machen/ kan es aber nicht erhalten: Corvinus schilt unterdes- sen oͤffentlich auf Arndten/ und spricht austruͤck- lich: Der teuffel wuͤrde dem Arndten den lohn geben. Worauff der Rath durch ge- wisse Commissarios den streit ein wenig stillet/ und verbeut/ Arndtens nicht mehr oͤffentlich zu gedencken. Corvinus aber erklaͤrt sich/ er wol- te wider Arndten schreiben/ worauff M. Dil- gerus anno 20. seine vertheidigung vor Arnd- ten auff des Burgemeisters befehl drucken laͤs- set: Hingegen haben auch die Wittenberger M. Johannis Waltheri schrifft wider Arndten damals nicht wollen publicir en lassen/ vid. Hartknoch p. 802. 6. Der rechte anfang des Rathmannischen Hefftig- keit gegen Rathman- nen. streits aber ist anno 1621. gemacht worden/ da ihn Corvinus aus dem edirt en buͤchlein vom gnadenreiche CHristi einen Calvinist en/ Chiliast en/ und Schwenckfelder genannt. Corvinus heisset das buch auff der cantzel als- bald eine lose charteque, darinne viel ketzereyen waͤren/ schicket auch bald 11. fragen an viel Universitæt en/ und schreibet/ es waͤren 7. Pre- diger in Dantzig Rosencreutzer worden p. 807. Unterdessen suchet nicht allein Rathmann/ daß man erstlich den statum quæstionis recht formi- r en/ und so dann den ausspruch einer Universi- Und be- gangenes unrecht. t aͤt erwarten moͤchte/ sondern die Wittenbergi- schen Theologi selbst antworten Corvino, er sol- te die sache nicht unter die leute bringen/ biß Rathmann gehoͤret und uͤber dem buche confe- rir et worden. Nichts destoweniger hat Cor- vini anhang noch vor dieser eꝛhaltenen antwort ausgeschrieben/ Rathmann waͤre greulicher ketzereyen beschuldiget worden. Der Rath Academi- sche censu- ren. schicket die schrifften und acta nach Koͤnigsberg/ Rostock/ Jena und Wittenberg. Diese ant- worten meist wider Rathmannen/ Rostock aber gar nichts/ wie auch Helmstaͤdt. Rath- mann beschweret sich uͤber diese censur en/ daß sie sein buͤchlein unrichtig tractir et/ wiederwer- tige meinungen fuͤhreten/ auch falsche leh- ren einschieben/ und andere unbillig verke- A. K. H. Dritter Theil. P tzern Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ Jahr MDC. biß MDCC. tzern wollen. Corvinus schreibethierauff oͤffent- lich wider ihn/ und Rathmann verantwortet sich dagegen. Die Censur en kommen auch in- dessen Anno 1628. zu Jena in Druck/ in wel- chem Jahr der Rath in Dantzig den streit zu unterbrechen gesucht/ und Rathmannen in die alte Stadt versetzet. Seine feinde aber ruhen nicht/ sondern urgi ren auch die Rostockischen Theologos, ihre Ceusur uͤber Arndten und Rathmannen zu geben/ welche denn vor diese beyde gesprochen. Jndessen werden zwar von Corvini seiten einige vorschlaͤge zum Vertrag gemachet/ und darunter sonderlich bedinget/ daß niemand mit Arnds gefaͤhrlichen und schaͤdlichen meinungen es halten muͤsse/ die er in seinen N.B. losen Charte- quen vom wahren Christenthum/ und in andern seinen gleißnerischen Buͤchern vortrage. Dieser streit hat alsofort gewaͤhret/ biß Anno 28. durch Rathmanns tod ein ende daran worden. Rath- manns sinn und intention, 7. Nach dieser kurtzen vorstellung wollen wir nun insonderheit einige genauere umstaͤn- de beybringen/ und zwar so wol aus gedruck- ten buͤchern/ als aus unterschiedlichen eigen- haͤndigen brieffen so wol Rathmanns als an- derer Theologen. Erstlich kan einem verstaͤn- digen uͤberhaupt Rathmanns intention aus folgenden schreiben kund werden/ welche er an D. Balthasar Meisnern abgehen lassen. An- no 1618. vom 28. Augusti schreibet er: Jch habe bißher etliche jahr den Tertullianum und Cyprianum gelesen/ das gelesene in gewisse Classes eingetragen/ damit ich ih- re glaubens-bekaͤntnis und Christliches leben erkennen moͤchte. Diese Theosophi- am der Patrum uͤbersende ich der Theolo- gischen Facultaͤt zur Censur \&c. Anno 1620. schreibet er ferner: Jch kan nicht verhal- vom Chri- stenthum. ten/ daß uͤber denbuͤchern Hn. Joh. Arnds vom wahren Christenthum/ die von un- serm geehrtesten Mitbruder Herrn D. Gerharden recommendi ret werden/ ein grosser streit entstanden sey/ weil etliche aus unserm Ministerio ihn als einen Wei- gelia ner/ Rosencreutzer/ Enthusia sten/ Schwenckfelder/ Papisten/ Osiandri sten/ und weiß nicht was/ anklagen/ andere aber dieses laͤugnen/ und es vor eine grosse Injurie wider diesen ehrwuͤrdigen alten ausdeuten. Und nachdem er von den umstaͤnden dieses streits geschrieben/ setzet er dieses hinzu/ woraus man seinen ernst im wah- ren Christenthum sehen kan ꝛ Jch erkenne/ daß ich diese Schrifften mit grossem nu- tzen gelesen/ und nichts mehr wuͤnsche/ als daß nur mehr solche Schrifften in unserer Sprachezur erbauung der Glaͤu- bigen gesehen wuͤrden. Denn es ist ja leider dahin kommen/ daß der meiste hauffe der Christen nur glaube/ glaube schreyet/ aber kaum hoͤren will/ was vor kennzeichen des wahren Glaubens und des neuen Menschen seyn. Durch wel- ches uͤbel der geistliche leib als durch ei- nen krebs gefressen wird/ so daß wol ein jeder/ dem das heil der Kirchen an- gelegen ist/ wuͤnschete/ daß mehr solche Schrifften/ die zur Gottseligkeit anfuͤh- ren/ ans licht kaͤmen den Nechsten zu er- bauen. Wenn nun GOTT auf den U- Jahr MDC. biß MDCC. niversitaͤten und andern orten rechtschaf- fene Maͤnner erwecket/ die da GOttes werck nach vermoͤgen befoͤdern/ so solte man ihnen vor ihre nuͤtzliche arbeit dan- cken/ nicht aber mit schelten und zancken begegnen. Wie aber dieses bey so ver- derbten zeiten/ darinnen zwar viel mei- nungen/ aber keine Gottesfurcht zu fin- den/ gar haͤuffig geschiehet/ also wird es billig von denen verworffen/ welchen ei- ne bescheidene art mit dem Naͤchsten zu handeln gefaͤllet. 8. Die Schrifften dieses Mannes selbst/ Seine schrifften. woraus wir bald seinen vortrag sehen wollen/ sind folgende nach einander: JEsu Christi des Koͤnigs aller Koͤnige/ und HErrn aller Herren Gnaden-Reich. Dantzig 1621. in 4tn. Christliche erinnerungen/ wessen in der fra- ge/ was die Heilige Schrifft sey und wircke/ wie etliche Theologen ihre erklaͤrung daruͤber gegeben/ der wahrheit Liebhaber sich in der furcht GOttes zu bedencken haben: auf daß demselbigen/ welcher wuͤrdig zu nehmen das Buch/ und aufzuthun seine Siegel/ alle krafft/ reichthum/ weisheit/ ehre und preiß zugeschrie- ben werde. Luͤneburg 1627. Der vaͤter bestaͤndige lehre/ welche GOttes gnaden wirckung und erleuchtung als eine kraͤfftige ursache/ dardurch so wol die heilige Schrifft eroͤffnet/ als des menschen hertz und wille dasselbe/ was die schrifft zur seligkeit vor- haͤlt/ zu wollen/ erwegen/ betrachten/ und an- zunehmen tuͤchtig gtmachet wird/ mit zeugnis- sen der Propheten und Apostel beweiset und er- kennet. ibid. 1624. Abgenoͤthigte antwort/ D. Joh. Corvini un- christlichem schreiben/ womit er M. Herm. Rath- manni ausgegangene buͤchlein/ wie auch from- me hertzen/ die seiner boßheit widersprechen/ duͤrstiglich angreifft/ entgegen gesetzet. Wolgegruͤndetes bedencken/ was von D. Joh. Dieterichs seinen Schwarm-fragen/ dar- innen er vom Schwenkfeldianismo handelt/ und dessen andere beschuldiget/ zu halten sey. Wo- bey auch die frage eroͤrtert wird/ ob ohne vorher- gehende erleuchtung des H. Geistes die heilige Schrifft moͤge verstanden werden. Luͤneburg 1623. in 8vo. Theosophia ex Tertulliano \& Cypriano. Witteb. 1619. in 4to. Von der frage/ was die H. Schrifft wircke/ aus D. Luthers buͤchern zusammen getragen. Leiptzig 1627. in 4to. 9. Von diesen seinen schrifften insgemein Ob ihn sei- ne anklaͤ- ger ver- standen. beschweren sich seine anklaͤger selbsten/ daß sie ihn nicht recht verstehen koͤnten. Wie denn Rathmann aus einem brieff D. Balduini von Wittenberg an M. Johann Jacob Cramerum meldet/ daß dieser geschrieben: Rathmann waͤre eine schluͤpfferige schlange/ also daß er nicht leicht koͤnne gefangen wer- den/ in der abgenoͤthigten antwort p. D. 3. D. Ægidrus Strauch bekennet auch am ange- zogenen orte: Rathmann haͤtte im vor- tꝛag seineꝛmeinung sehr listig verfahꝛen/ daß man das gifft nicht leichtlich mer- cken kan/ weil er offt von der schrifft sehr ehrer- Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. Jahr MDC. biß MDCC. ehrerbietig redet. D. Thummius klaget auch von ihm im Brevi Consideratione trium Quæstionum Quæst. II. p. 81. Es sey muͤh- samer Rathmannen recht zu verstehen als ihn zu widerlegen. Nichts destoweni- ger aber hat man ihn ohne bedencken vor einen ketzer erklaͤret/ und zwar uͤber diesen seinen fol- genden worten/ die ich aus seinen eigenen schriff- Seine ei- gene worte von den streit-pun- cten/ Von deꝛ H. Schrifft/ ihrem ur- sprung. ten treulich hersetzen will. Jm Gnadenreich schreibet er p. A. 1. u. f. also: Erstlich ist gewiß/ daß die schrifft nicht sey das ewige wort des va- ters/ von welchem geschrieben stehet Joh. I. „Jm anfang war das wort ꝛc. Denn diß wort „ist ewig/ die H. Schrifft aber ist in der zeit pro- „mulgir et und offenbaret. Welches weitlaͤuff- „tiger zu beweisen nicht noͤthig/ weil niemand „verhoffentlich daruͤber wird disputir en. War- „um aber dieses erstlich/ als gewiß gesetzet wird/ „soll hernacher der schluß geben. „10. II. Die H. Schrifft in ihrer meinung „und verstande ist nicht aus dem licht der natur „erfunden/ welches licht nach dem falluͤberblie- „ben; ursach: Denn das licht der natur/ ob es „gleich ein medium ist alle kuͤnste zu erfinden/ „und zu erdencken (wie denn alle artes und „wissen schafft aus der vernunfft und tieffstnni- „gem nachdencken ihren ursprung haben/ aus- „genommen daß nach etlicher meinung mit den „Patriarchen ein sonderliches fuͤrgelauffen/ die „auff eine hoͤhere weise zur naturkuͤndigung „und erfahrung sollen gelanget seyn) so bleibt „es doch/ daͤß das licht der vernunfft in dem „menschen dahin nicht kan gereichen/ auszusa- „gen/ und wahrhafftig zu beschreiben/ wie die „welt erschaffen/ was GOtt in seinem wesen/ „wie CHristus das menschliche geschlecht erloͤ- „set habe/ daß eine aufferstehung der todten „sey ꝛc. Denn diese hohe geheimnisse theils uͤber „das licht der natur gehen/ und demselbigen zu „hoch gesetzet sind/ theils auch wider das licht „der natur lauffen/ und dahero von den allerver- „staͤndigsten und weisesten meistern verleugnet „worden/ nach ausweisung ihrer hinterlasse- „nen schrifften/ welche der H. Schrifft wider- „sprechen. Da nun solche hohe geheimnisse „in der H. Schrifft verzeichnet ftehen/ so ist ja „daraus zu schliessen/ daß die schrifft aus dem „licht der natur nicht geflossen sey. Es heist „hier aus Es. XXIX. 11. 1. Cor. II. 14. V. 20. „ II. 5. „11. III. Die H. Schrifft ihrem verstand „und meinung nach ist geflossen und herkom- „men aus dem licht der gnaden/ mit welchem „Moses und die andern Propheten im Alten/ „und im Neuen Testament die Apostel sind von „obē herab begabet wordē, Exod. II. 2. 16. IV. „11. Es. I. 1. II. 1. Jer. V. 4. Deñ Gott hats in ihre seele gegeben gesichts weise; das/ was ihnen von natur verborgen/ haben sie in Gott gesehen aus gnaden. It. Jer. V. 4. denn Gott hat ein gewisses unfehlbares wort in die seele seiner lieben freunde der Pro- pheten gesprochen/ nach welchem wort sie geweissaget haben/ Mich. III. 8. Joh. XVI. 13. Act. I. 8. II. 28. 2. Pet. I. 21. Weil nun Von dem licht des H. Geistes in der See len. GOtt ihre gemuͤther mit dem licht der warheit erleuchtet und eingenommen/ als ist aus diesem licht die Schrifft der Propheten und Apostel geflossen und in die Bibel gebracht/ 2. Tim. — Exod. XVI. Jahr MDC. biß MDCC. 16. Es. XXXIV. 16. Rom. XV. 18. 12. IV. Solch licht aber der gnaden ist nicht in dem menschen/ so bald er sein menschliches leben anfaͤnget/ wie Seba- stianus Francke geirret/ welchen Schwenk- feldius T. 1. Epistolar. Epist. XXIII. wider- legt mit dem spruch Genes. VIII. 21. da- von auch stehet Jer. XVII. 9. Ezech. XI. 19. Matth. XVI. 17. Ephes. V. 8. 14. Zwar die- ses kan nicht geleugnet werden/ daß das ewige wort vom anfang der geburth in des menschen seele sey/ denn Actor. XVII. stehet geschrieben/ in ihm leben/ weben und seyn wiꝛ/ und Ebr I. 3. Gott tꝛage alles mit seinem kraͤfftigen wort. Und dieses wort ist in allen creaturen/ daß sie erhal- ten werden/ und in ihrem pond re, numero und mensura bestehen koͤnnen/ nach der allmaͤchtigen vorsorge GOttes. Aber es folget nicht alsbald/ daß alle menschen in ihnen haben das licht der gnaden/ weil das ewige wort in ihnen ist: Denn das ewige wort ist auch in allen creatu- ren/ und haben doch nicht alle creatu- ren das licht der gnaden zur bekchrung/ sondern dieses ist eine freywillige gabe/ die GOtt der HErr denen giebt/ wel- chen ers von ewigkeit her als ein lieber vater in der bekehrung zugeben bestim- met hat. Darum auch Paulus so hertz- lich flehet/ daß der vater der herrligkeit erleuchtete augen gebe ꝛc. Denn so we- nig ein blinder in ihm hat die macht zu sehen die farben/ so wenig hat der mensch in ihm das licht der erleuchtung von natur/ so lange er todt ist/ Ephes. II. 1. IV. 18. 13. V. Weil nun die H. Schrifft aus der erleuchtung des H. Geistes geflossen/ und also aͤusserlich auffs papier gebracht/ so hat man nun hieraus leicht zuschliessen/ was die H. Schrifft sey/ nemlich: Sie ist ein Goͤttli- Beschrei- bung der Heiligen Schrifft. ches aͤusserlich wort oder zeugniß des H. willens/ und der thaten GOttes/ die von dem H. Geist durch eine hohe er- leuchtung in den hertzen der H. Prophe- ten und postel offenbaret worden/ daß wir durch solches aͤusserliche zeugniß in krafft des H. Geistes zu GOtt bekehret/ und selig werden. diese beschreibung erklaͤret er darauf stuͤck weise p. A. 4. und zwar mit solchen expres- sio nen daruͤber nachmals der meiste streit ent- standen. 1. Beweist er/ die schrifft sey Goͤttlich/ aus 1. Cor. II. 12. 2. Tim. III. 17. 2. Sie sey ein aͤusserliches wort oder zeug- niß/ weil es ja ausser den Propheten und Apo- steln in die buchstaben verfasset/ daß also das in- nerliche wort die Apostel in ihrem gemuͤth be- halten haben/ das aͤusserliche aber als das zeug- niß uns gelassen/ wie etwa Exod. XXXI. 18. stehe/ und Deut. XXXI. 24. Act. X. 43. Da- bey er den unterscheid des aͤusserlichen und in- nerlichen worts anmercket/ welchem kein recht- schaffener GOTTes-gelehrter widersprechen werde. 3. Von der wirckung der schrifft fuͤhret er 2. Tim. III. 16. und Phil. III. 1. an/ wie auch p. B. — dieses gleichniß: Eine hand/ die am wege A. K. H. Dritter Theil. P 2 auffge- Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ Jahr MDC biß MDCC. auffgerichtet/ die wircket ja so viel/ daß man wisse/ wo manhingehen solle: Also weil die H. Schrifft ein weg weiser zum ewigen leben ist/ so ist ja ein wirck endes merckmal den rechten weg zum leben zu wandeln. Und von ihren aͤus- serlichem zeugniß. Item: Die H. Schrifft ist ein bild und Contrafactur, darinnen uns GOttes we- sen und willen objective zuerkennen gege- ben wird. Darauff schleust er: 14. Soll aber dasselbige/ was die schrifft zeuget/ wahrhafftig erkant und ins hertz auffgenommen/ darin- ne bejahet/ und erfullet werden/ so muß die H. Schrifft durch die Schrifft oder bey diesen zeugen leuchten. Dieses stellet er in einem gleichniß vor/ von der farbe oder einem bild/ welches den menschen zum er- kaͤntniß der gestalt einer person bringen koͤnne/ dazu aber der soñenschein noͤthig sey/ es zu sehen. Also solle in der Schrifft der rechte wahre weg zum leben erkannt werden/ so muͤsse der H. Geist im hertzen und in der Schrifft ein licht herfuͤr leuchten lassen. Denn ohne diese er- leuchtung werde die Schrifft nicht erkannt zum leben/ daß nemlich/ was sie aͤusserlich zeuget/ auch in der seele des menschen innerlich moͤge er- funden werden. Dieses/ daß die Schrifft nicht allein objective, sondeꝛn auch effective das hertz des menschen fasse und bekehre und zu GOttfuͤhre/ und zwar nicht ehe/ als wenn die erleuchtung des H. Geistes dabey sey/ beweiset er aus Ps. XXXVI. 10. CXIX. 18. 36. Luc. XXIV. 45. Act. XVI. 14. c. XIIX. 31. Erfuͤh- ret auch die oͤrter aus Bernhardi sermone ad tra- tres in monte, Hilarii L. V. de Trinit. Gregorii in Moralibus, Leonis sermone in Pentecost. Di- dymi \&c. an/ wie auch Lutheri uͤber die Epistel am Pfingsttag. Wozu er die spruͤche Jer. XXXI. 33. Hebr. IIX. 10. X. 16. 2. Cor. III. 5. setzet. 15. Endlich setzet er p. B. 3. Die erkaͤnt- Von wir- ckung der Schrifft. niß/ bekehrung/ heiligung und seligma- chung sey nicht bloß auf dieschrifft/ so fer- ne sie in buchstaben verfasset/ zu deuten/ weil sie auff solche weise auch von dem teuffel und gottlosen erkannt werde/ sondern auff den/ der durch und in der Schrifft lehre. Denn was uns bekeh- re/ zu GOtt fuͤhre/ heilige/ beselige/ das muͤsse in die seele kommen und auffgenom- men werden. Die Schrifft aber bleibe in ihren taffeln/ da die erleuchtung und der Geist sich in den seelen ereigne. Er erinnert darauff/ daß der arme Schwenckfeldius von nothwendigkeit der schrifft seine meinung nicht recht habe an tag geben koͤnnen. Und schleust zuletzt: Obwol die Schrifft zum Goͤttlichen erkaͤntniß noͤthig sey/ weil das ewige wort bey und in der Schrifft den menschen bekehre und zu GOtt fuͤh- re/ so gehe doch die erleuchtung durch das ewige wort und den H. Geist fuͤrher. Luc. XXIV. 27. Ps. XXXVI. 10. dazu er Luthe- rum uͤber das Evangelium Trinitatis anziehet. 16. Diese seine meinung hat er in der Christ- Ob sie die krafft Got- tes selbst sey. lichen erinnerung p. 11. und ferner wiederholet und vertheidiget/ sonderlich aus Luthero dar- auff gedrungen: Die Schrifft sey zwar in ihrem wesen ein zeichen und zeugniß der allmaͤchtigen krafft/ wesens und lebens Jahr MDC. biß MDCC. GOttes/ aber sie sey nicht die allmaͤchti- ge krafft/ leben und geist selbst/ sie sage es auch nicht/ sondern daß das leben in GOtt sey und in CHristo/ Joh XIV. 16. X. 10. I. 3. 1. Joh. V. 11. Wundert sich dabey p. 12. und 13. daß sein wiedersprecher D. Bœhm sage/ die H. Schrifft sey dasselbige schon 2500. jahr zuvor gewesen/ ehe sie in ge- Seiner widersa- cher ge- gensaͤtze. wisse bedeutende worte verfasset worden. Item: sie sey wesendlich in se, perse, forma- liter, in quarto modo proprii das leben/ und der H. Geist sey allezeit mit dem buchsta- ben verbunden/ also daß er vom buchsta- ben und aͤusserlichem zeugniß nim̃er koͤn- ne getrennet werden. Und dieses ist nun derer Orthodox en/ das obige aber Rathmanns vortrag gewesen/ wie ihn auch Blanckius in dem anhang gedachter leich-predigt kuͤrtzlich zusam- men gezogen/ seine gegner aber offt merck- lich verkehrt gehabt/ wie aus unparthey- ischer Collation erhellen moͤchte. 17. Und weil er besagter massen auff die wuͤr- ckung des H. Geistes vornemlich gedrungen/ und in seinen schrifften von der erleuchtung/ von dem Goͤttlichen lichte/ von CHristi krafft in der seelen und dergleichen/ deutlicher als viel andere so genannte Theologi geschrie- ben/ so haben ihn die Wittenberger nach- mals nebenst andern einen Schwenckfel- der/ Weigelian er und Osiandristen ge- Verletze- rung des- wegen. nenn et; Corvinus hat ihn auch mit Sebasti- an Francken/ David Joris und den Wie- dertaͤuffern verglichen/ wie er selbst in der abgenoͤthigten antwort p. B. 3. klaget und be- zeugt/ daß er weder David Georgen/ noch eini- gen Wiedertaͤuffer gelesen. Von Schwenck- felden aber bekennet er daselbst: nicht alles/ Seine be- kaͤntniß von Schwenck felden. was bey ihm gefunden werde/ sey Schwenckfeldisch/ weil es auch wolbey andern ansehnlichen Lehrern stuͤnde. Jm bedencken wieder D. Dieterichen hat er p. 77. u. f. seine lehre mit Schwenckfeld zusam- men gehalten und den unterscheid gewiesen. Die redens-art: Jch will hoͤren/ was der Herr in mir redet/ weiset er auch aus Luthero und D. Gerharden/ wie auch aus dem XXXV. Psalm: Sprich du zu meiner seelen; item, Ps. LX. 8. 2. Cor. XIII. 3. Rom. IIX. \&c Nichts desto weniger aber habēihn damals einige The- ologi im̃er einen Schwenckfelder und Enthusia- sten geheissen/ und noch vielmehr hernach/ wie unter andern bey Hülsemanno in vindiciis scri- pturæ p. 433. Calovio in System. T. l. p. 696. seqq. Quenstedio und dergleichen zu schen ist. 18. Es mag aber wolden Schul-Theologen am meisten entgegen gewesen seyn/ was er un- ter andern auch von ihren sachen bekant im gnaden-reich p. B. 4. Weil das ewige wort und der H. Geist muͤssen das hertz Von der falschen Theolo- gi e. erleuchten/ wo die schrifft soll recht er- kant werden/ so ist hieraus zuschliessen/ daß zwar durch des Aristotelis sein hand- werck/ welches die vernunfft-kunst ist/ die schrifft mit schrifft kan be- waͤhrt/ und eingefuͤhret werden/ daß man auffsolche weise eine stattliche kunst habe mit der schrifft zu handthieren: aber es bleibe doch nur dem der es weiß/ ohne erleuchtung GOTT es/ allein eine wort- kunst/ Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. Jahr MDC. biß MDCC. kunst/ inmassen die wahre Theologia ein lebendiges kraͤfftiges erkaͤntniß ist aus dem licht der gnaden/ welches das ewige wort giebt in des menschen hertze/ durch den finger GOttes eingeschrieben/ auff daß der mensch aus GOtt geboren und erneuert werde. Wo man nun durchs gebet nicht darnach ringet/ daß wir ein lebendiger brieff seyn moͤgen/ 2. Cor. III. 3. da gilt die klage Pomeranisuper 1. Sam. IV. der also redet: Es sind etliche aus uns/ die aus dem wort GoTTes machen allein ein wort menschlicher kunst/ oder sie verste- hens nicht das ist/ sie sind nicht glaͤubig im hertzen/ und wissen nicht/ daß das Evangelium nicht buchstab ist/ sondern geist/ nicht lehr/ sondern leben. Et paulo post: Sie vertrauen in die Arche (wie das volck Jsrael 1. Sam. IV. ) das wider die Philister wolte streiten/ und hoffete die victori und sieg/ weil sie die arche truͤgen und mit sich genommen haͤtten/ das ist: Sie trauen in aͤussere dinge/ und haben keinen geist im hertzen. Und in diesem verstande sagt Lutherus im buch an den Teutschen Adel: Sey du nur gewiß/ ei- nen Doctorem der H. Schrifft wird dir niemand machen denn allein der H. Geist vom himmel/ wie CHristus sagt Joh. VI. 45. Sie muͤssen alle von GOtt gelehret seyn. Von de- nen Uni- versit aͤten und ihren Responsis. 19. Seine meinung von denen Academi en siehet man auch aus seinen protestationibus wider jener ihre censur en. Daher schrieb D. Conrad Dietrich anno 1623. an D. Meisnern: Jch hoͤre/ daß Rathmann ein buch ge- schrieben habe: Probe der Wittenberger Censur, darinnen die Herren wol sollen ge- hechelt werden. Und D. Boͤhm anno 21. an eben denselben: Jch habe leider sorg/ daß Rathmannus durch die Censur en mehr anlaß gewinnen werde/ die Herren Theo- logos in Academiis je mehr und mehr zu exa- gitir en. D. Gerhard ingleichen anno 22. Rathmann hat hieher geschrieben und faͤngt also an; Jch hoͤre/ daß der Satan auch bey euch angeklopffet und fast eingelassen worden sey: Es solten billich Theologi und Colleg en die sache be- Klagen von dem elend der Prediger und ihrer unwissen- heit. hutsamer tractir en. Von den Predigern aber und ihrem zustande schreibet er in der vaͤ- ter bestaͤndigen lehre in der Dedication al- so: Der dritte hauffe ist derer/ welche das ansehen bey jedermann haben wollen/ gleich als eifferten sie um Gott und sein wort/ und haben doch kein wahres er- kaͤntnis im hertzen/ sondern ihr verstand ist verfinstert/ folgen dem grossen hauf- fen/ glauben auff menschen/ bereden/ laͤ- stern/ da sie nichts von wissen/ was sie aber natuͤrlich erkennen/ darinn ver der- ben sie/ wie die unvernuͤnfftigen thiere/ Jud. v. 10. und verfolgen die wahrheit auffs aͤusserste/ weil das licht der gerech- tigkeit ihnen nicht geschienen/ noch die sonne auffgegangen ist/ Sap. V. 6. Sie ha- ben kein oͤl in ihren lampen/ Matth. XXV. 4. Urim und Thumim, licht und recht ist nicht in dem amtschildlein ihꝛes heꝛtzēs/ Exod. XXIIX. 30. in welcher zahl das ge- meine volck gehoͤret. Matth. XXVII. 20. Jahr MDC. biß MDCC. das sich von den Hohenpriesteꝛn und El- testen uͤberreden ließ/ das crucifige, creu- tzige ihn/ uͤber Christum auszuruffen/ und hatten doch keine ursache noch wahr- hafftigen grund/ dadurch sie den Hohenpriestern/ Schrifftgelehrten und Eltesten beyfall zu geben/ genoͤthi- get waͤren. Solcher gesellen funden sich sehr viel zu Athen unter den Epicurern uñ Stoikern/ welche die lehre S. Pauli ver- wurffen/ ehe sie dieselbige recht erkannt/ und sprachen/ was will dieser loͤtteꝛbube sagen? Es siehet/ als wolte er neue Goͤtter verkuͤndigen/ er bringt etwas neues fuͤr unsere ohren/ Act. XVII. 18. 19. 20. Uber haubt hat er auch nicht weniger Von dem gemeinen verderd. das allgemeine duꝛch gehende veꝛderbniß oͤffent- lich beklaget/ unter andern in der vorrede uͤber das gñaden-reich p. 2. wodurch er freylich sich die heuchler und sichere welt-leute zu feinden ge- macht: Der traurige und erbaͤrmliche zustand wird unter den Christen in den vornehmsten reichen und policeyen/ lei- der GOttes! gehoͤret und fuͤr augen gese- hen/ in dem um der regierung willen viel 1000. menschen erschlagen/ und land und leute verdorben werden. Und hat fast das ansehen/ als wolten die menschen kinder einer den andern zur welt hin aus jagen. Jn welcher zerruͤttung und all- gemeinem jammer/ damit die arme Christenheit beleget ist/ als mein hertz auch geaͤngstiget ward; — ist einig und allein aus dem geistlichen koͤnig- reich CHristi in meinem hertzen/ wider so heftig verworrenes wesen/ lebendiger trost auffgangen und entstanden. Ob er nun wol also viel feinde bekommen/ so haben sich doch viele noch|redliche gemuͤther gefunden/ welche Rathmannen nicht so gleich unbeson- nen verdammet/ sondern in den meisten pun- ct en ihn entschuldiget/ uñ ihm das wort geredet. Er selbst versichert in der abgenoͤthigten ant- Rath- manns freunde. wort p. D. 3. daß D. Gerhard sein buͤchlein zu- erst nicht verdammet/ sondern ausdruͤcklich an ihn geschrieben: Jch betaure/ daß auch euerer schrifft/ die gewißlich sehr gottse- lig und gelehrt ist/ der schandfleck einer ketzerey angehenget wird. Und von D. Calixto zu Helmstaͤdt/ daß er Corvini attenta- ta und verkehrungen nicht billigen wolle/ daher dieser ihn vor einen Calvinisten ausrieffe/ und D. Struvius und Walther ihre censur alleine wider Rathmañen gegeben. Lic. Andreas Hoy- er haͤtte aus Rathmanns predigten und schꝛiften auch Corvini luͤgen eꝛsehen/ und glaub- te ihm nicht mehr. D. Andreæ wuͤrde auch von Corvino ein Schwenckfelder genennet/ weil er Arndten gelobet. So haͤtten uͤber diß viel Su- perintendent en/ Hoffprediger und andere in brieffen Rathmanns sache ausdruͤcklich gebilli- get/ welcher eigene worte er an gedachtem ort producir et. 21. Jn einem volumine eigenhaͤndiger D. Ger- hards worte h von. briefe von unterschiedlichē Theolog en finde ich hievon nicht weniger gewisseurkunden. D. Ger- hard schrieb anno 1626. an D. Meisnern also: D. Tarnovius der aͤltere hat geschrieben/ ich solte allhier wider Rathmannen nichts P 3 publi- Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ Jahr MDC. biß MDCC. publicir en lassen/ wo nicht/ so waͤre schon ein grosses buch aus meinen schrifften colligi rt/ daraus zu sehen sey/ daß ich biß- her das gegentheil gelehrt. Gleich als wenn meine schrifften eine regul der kirche waͤren/ und ich nicht den schild Augustini haͤtte: Nondum motis certaminibus securius locuti sunt. Es scheinet/ als wenn dieser Tarnovius mit Rathmannen conspirire te. D. Wal- thers. D. Walther schrieb Anno 24. an eben densel- ben: Von Rathmanns gefaͤhrlichen Neuerungen hat Strubius kluͤglich sich vorgesehen/ daß von unser Unwersitaͤt kein Decisum gefordert wuͤrde. Deprehen- dimus enim nostrum Calvino mixtum (Calix- tum) omnia quæ in quæstione de verbo DEI agitantur, ex Rathmanni parte simpliciter ap- probare, nec admodum dissentientem trahere Berkelmannum. — — Dolendum est ad la- tus nobis esse, qui innumera ferme errorum portenta in pectore fovent, Calvinianis, Pon- tificiis \& Schwenkfeldianis classicum canunt, \& peftilentissimos hæreticos singularissimis suis opinionibus in Orthodoxos armant. D. D. Hoͤpff- ners. Henricus Hôpfnerus zu Leipzig schrieb auch an D. Meisner Anno 1622. Rathmanni librum nondum perlegi, scripsi tamen ad Blankium, me judicio illorum, qui censuissent tractatum illum (quod putabam à vobis factum) calcu- lum reverenter submittere, \& de Orthodoxia Rathmanni nihil dubitare. Nunc literæ D. Corvini docent, nulli Theologorum examini librum illum fuisse subjectum. Videtur ta- men ille (D. Corvinus) tribunitiis conatibus \& non sine arrogantia rem agere. Aus welchem letzterem man siehet/ wie sich in solchen strei- tigkeiten immer einer nach dem andern gerich- tet/ und das jenige/ was er wol vor sich selbst in seinem gewissen als wahrhafftig erkant/ nach anderer ausspruch hernach verworffen. Gerhards bekaͤntniß. 22. Der gedachte D. Gerhard hat nicht allein zu erst/ wie gemeldet/ Rathmanns buch vor Gottselig und gelehrt gehalten/ sondern auch ausdruͤcklich noch Anno 1622. an D. Balthasar Meisnern geschrieben: Meine Col- legia scheinen etwas zuscharff von Rath- manns Schrifft zu urtheilen. Jch sehe/ daß er incommodè redet/ und zwar also/ daß es leicht auf einen fremden verstand mit gewalt gezogen werden kan. Weil aber des Auctoris Orthodoxi e bekant ist/ so muͤsse man Rathmannen rathen/ daß er in der andern Edition etliche redens- arten ausliesse/ oder erklaͤrte. D. Corvinus soll seinen affec ten ziemlich/ wo nicht gar zu sehr/ nachhaͤngen/ wann das nicht waͤre/ so haͤtte er vielleicht mit Rath- mannen und seinen uͤbrigen Colleg en die- sen streit nimmermehr angefangen Nach der zeit aber/ als vieler andern Universitaͤten widrige Censu ren erfolgten/ hat er denselben auch beygefallen: Wiewol er noch Anno 1622. von dem Jenischen Responso, welches D. Ma- jor im namen der Facul taͤt gemacht/ dieses Beschaf- fenheit der Responso- rum. schrieb: Major hat ein Responsum aufge- setzet/ aber es ist mehr Oratori sch/ als Lo- gi sch oder Theologi sch. Wegere ich mich nun der Unterschrifft/ so kom̃e ich in ver- dacht/ als hielte ichs mit Rathmannen/ unterschreibe ich aber/ so lade ich mir Jahr MDC. biß MDCC. die arbeit auf den halß/ die man zur De- fension des Responsi wird thun muͤssen. Diese aber wird nicht gering seyn/ denn er streitet in vielen wider Rathmannen/ das dieser doch niemals gesagt hat/ in noch mehrern aber/ was gar fuͤglich und wol kan erklaͤret werden/ und in den al- lermeisten/ was von dem statu quæstionis weit entfernet ist. Jch habe ihn zwar treulich und aufrichtig erinnert/ weil er aber Senior des Collegii ist/ so leidet er kei- ne erinnerung/ und sorget/ es moͤchte sei- ner auctori taͤt etwas abgehen/ wenn er eine freundliche ermahnung zuliesse. Wor- aus auch uͤberhaupt zu sehen ist/ wie es gemei- niglich mit denen Theologischen Responsis auf Universitaͤten zu gehen pflege. 23. Es hat aber auch insonderheit Rath- Movii ein- stimmung mit Rath- mannen. manno Caspar Movius beygefallen/ in dessen eigenhaͤndigem brieff de Anno 1627. ich fol- gendes finde: Rathmanni sache nehme ich mich nicht an/ nur daß ich gar sehr be- taure/ daß er eben auf diese art bestrit- ten wird/ durch welche der alte Lutheri- sche Glaube gar umgestossen werden mag. Und deswegen haben auch die Jeni- streit mit Mislenta. schen Theologi in ihrem Responso uͤber dem streit mit D. Mislenta also geurtheilet: Rath- manni patrocinium in te suscepisse videris, si non manifestum, certe tacitum, quod Notæ ostendunt; bey Hartknochen l. c. Lib. II. cap. VIII. pag. 551. Hingegen haben die Ro- stockischen Theologi so wohl Rathmanns Buͤcher/ als Movii Confession im Grund fuͤr richtig erkant/ gleich wie auch die Witten- berger eben diese Confession gebilliget haben. Mislentæ urtheil. ibid. p. 812. D. Mislenta hat zwar mit Movio in andern puncten hefftig gestritten/ von dieser Rathmannnischen sache aber schrieb er anno 1624. an D. Meisnern also: Die materi e des streits ist mehr scholasti sch und subtil, als nuͤtzlich/ wiewol auch gefaͤhrlich gnug/ wenn sie nicht geschicklich decidi ꝛet wiꝛd- Denn auff der einen seite kan man leicht zu den Schwenckfeldern und Enthusia- st en fallen/ auff der andern entstehen die verwirꝛtesten difficul taͤten/ wenn/ man auff dem von GOTT verordneten ge- brauch der schrifft bestehen will/ und zwar wie sie ein blosses werckzeug ist. 24. Damit manaber den sinn und zweck derer/ die Rathmannen wiedersprochen haben/ etwas umstaͤndlicher sehen moͤge/ so ist vornehmlich von dem urheber und anstiffter dieser haͤndel D. Corvino uͤber das oben erwehnte aus Hart- D. Corvini uͤbels ver- halten. knochs historie ferner anzumercken p. 811. daß er zwar nachdem ihn sein gewissen mag gedrungen haben/ einige conditiones vorge- schlagen/ mit welchen Dilgerus aus gnaden wiederum zum bruder Corvini solte auff- und angenommen werden/ wie Hartknoch daselbst redet. Allein die Hauptbedingungen waren/ man solte Arndts alfantzereyen/ ketze- reyen und lose chartequ en verwerffen. Hingegen sich zu der Doctorum lehre beken- nen ꝛc. Welches denn gnugsam weiset/ daß dieser mann orthodox gnug gewesen. Rath- mannus bringt in seiner abgenoͤthigten antwort sehr Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. Jahr MDC. biß MDCC. Und laͤster- liche re- den. sehr viel bedenckliche klagen wider ihn ein/ als p. „A. 3. daß er die Epistel Jacobi oͤffentlich „unter die Apocrypha gezehlet/ p. A. 4. daß „er oͤffentlich gepredigt/ welche die nach- „folge CHristi trieben/ giengen mit dem „teuffel um. Item, daß er uͤber die worte „ Matth. XIX. 12. von den verschnittenen „so schandbar geprediget/ daß viele gewuͤnschet/ „sie haͤtten ihn nicht gehoͤret/ und ein grosses ge- „spoͤtte unter den leuten daraus entstanden. p. „C. 1. daß uͤber seinen laͤsterungen wider Arnd- „ten unterschiedliche papistisch worden. p. C. 3. „Er habe von Arndts buͤchern gesagt/ der teuf- fel wuͤrde dem Arndt den lohn geben. Item: Er begehrte dahin nach diesem le- ben nicht zu kommen/ da der Arndt im Schmaͤh- sucht. Sterben hingefahren. Jhn Rathmannen haͤtteer eine cloacam des boͤsen geistes genen- net/ den Rath zu Dantzig aber Scharffsche- rer tituli rt/ weil sie M. Walthers schrifft wider Ehrgeitz. Arndten nicht drucken lassen wollen. Wie er auch uͤber seine Obrigkeit den rang prætendi rt/ und sich vermessen: Er wolte ihm seine stel- le nicht nehmen lassen/ sondern dabey leib und leben zusetzen. Er haͤtte sich auch wegen eines burgers dem teuffel mit leib und seel verflucht/ er wolte nicht zu Dantzig blei- Grau- samkeit. ben/ wenn ihn der Rath nicht straffe/ weil die buͤrger die Calvinisten defendi rt gehabt. Einen andern/ der in der Lutherischen religion scrup el gehabt und in seinem hause unterricht begehret/ haͤtte eꝛ einen Holuncken geheissen/ ihm schlaͤ- ge angeboten/ und zum hause hinaus ge- stossen/ welches der mann vor dem Rath gekla- get/ und Catholisch worden. p. C. 1. Verbitte- rung wi- der Rath- mannen. 25. Eben dieser Corvinus hat anno 1622. an D. Meisnern in einem brieff folgendes ge- schrieben/ wie es hier aus seiner eigenen hand ausgezeichnet worden: Es hat der boͤse feind diesen Menschen (Rathmannen) einmal gesattelt/ er wird ihn auch wol reiten/ wie eꝛ denn schonthut nach allem seinem willen. — Jch wolte wol wuͤn- schen/ daß ihr (die Theologi zu Witten- berg) in etlichen fragen ihm schaͤrffer auff die haut gegangen waͤret. Was er schreibet/ das meinet er auch/ ob er wol nicht vor irrig darinn will angesehen seyn. Jhr habt dieses ohne zweiffel aus guter absicht gethan/ daß ihr ihn in etlichen so gar gelinde tracti ret. Haͤttet ihr seine predigten gehoͤret/ womit er diese kirche 3. jahrlang geplaget/ ihr wuͤrdet ihn ohne zweiffel anders em- pfangen haben. Das Ministerium zu D. Boͤh- mens ver- halten. Ulm hat ihn pro dignitate tracti rt. D. Johañ Boͤhme/ der auch/ wie wir bald hoͤren werden/ Rathmanno widersprochen/ hat sein gemuͤth und absehen auch in brieffen an tag gegeben/ als da er anno 24. schreibet: Jch hoͤre daß M. Rathmañ mir antworten werde. Jch will mich aber mit dem stoltzen und zaͤnckischen mann nicht mehr einlassen/ sondern einen und den andern Studiosum substituir en/ die den menschen nach ver- dienst tractir en sollen/ denn also muß man den hoffaͤrtigen geist immer mehr exagi- tir en und irritir en. Es sind aber bey diesen widersachern Rathmanni auch sehr viele calu- mni en und falsche anklagen zu finden gewesen/ dergleichen auch Hartknoch p. 802. u. f. haͤuf- Jahr MDC. biß MDCC. Schriff- ten wider Rathman- nen. fig angemercket hat. Die schrifften/ so wider ihn herausgekommen/ sind folgende. Wie sie bereits zum theil schon gedacht worden. Nach D. Corvino hat D. Conrad Dieterich zu Ulm wider Rathmannen eine disputation von der schwermerey publici ꝛt/ darauff jener das oben- gedachte bedencken geschrieben. Die Respon- sa derer meisten Facult aͤten sind anno 1627. zu Jena mit einander ans licht kommen/ Johannes Jacobus Cramerus hat ein Classicum Pœniten- tiæ oder Librum Apologeticum wider ihn edi rt; Georgius Rostius eine Formulam Pacificatori- am oder friedens-mittel und kurtze eroͤrte- rung der streitigen religions-puncte/ Rostock 1627. in 4to; Die Chursaͤchsischen Theologi wiederholte lehre von der Heil. Schrifft wider die Rathmannische schwermerey. Leiptzig 1629. 26. Dieser streit hat sich aber bald mit Rath- manns tod geendiget/ nach welchem auff des Raths anstalt gewisse artickel von dieser mate- ri e auffgesetzet/ und Rathmanns lehre verworf- fen worden/ wie beym Hartknoch l. c. p. 213. u. f. zu sehen. Welcher denn auch von einigen an- dern gedencket/ die Rathmannen beygefallen/ sonderlich des in der historie beschriebenen M. Martini Statii, dessen streit Calovius beygeleget habe. Jm andern buch am 8. capittel p. 578. Weidaͤ haͤndel/ erzehlet er von Michael Weyda einem Orga- nist en zu Koͤnigsberg/ welcher erstlich von eini- gen verdaͤchtig gemachet worden/ weil er an statt des andern musicirens gerne Teutsche lieder ein- fuͤhren wollen. Hernach noch mehr/ als er in Dantzig anno 1628. seinen Discursum Musi- und buch/ cum herausgegeben/ darinn er von der Goͤtt- lichen unsichtbaren und der irrdischen sichtbaren harmoni e gehandelt. Die ursa- chen dieses seines schreibens hat er also angezei- get: Weil keine liebe/ und treue zu fin- und klo- gen. den/ und die harmoni e der Christenheit in lauter uneinigkeit/ zanck/ mord und der- gleichen verwandelt worden/ die kirche durch viel sect en verwuͤstet. Die Predi- digeꝛ daselbst/ sondeꝛlich D. Mislenta, wolten ihn als einen Weigelian er und Rathmannisten so fort abgesetzet haben/ und gaben ihm folgende punc te schuld: Er haͤtte geschrieben: 1. Daß Der Pre- diger be- schuldi- gungen wider ihn. die Heyden die Dreyfaltigkeit voll- koͤmmlich erkannt/ er habe auch diese mit Geometri schen figur en abgebildet. 2. Ein mensch koͤnne in diesem leben voll- kommen seyn/ und nicht mehr suͤndigen. 3. CHristus/ die himmlische weißheit/ und der geist sey eins/ und der mensch koͤnne die tieffe der Gottheit ergruͤnden. 4. Die disputant en waͤren vom teuffel. 5. Man solle sich nicht von menschen- namen nennen; als von Luthero Luthera- n er. 27. Ob nun wol Weyda sich verantwortet/ Verban- nung und ausstos- sung. und uͤber verdrehung seiner worte geklagt/ ist er doch von den Predigern als ein satans-kind und verdammter in bann gethan/ und dem teuffeluͤbergeben worden/ auch zuletzt auff deren anhalten abgesetzet/ worauff er bey den Refor- mirt en im schlosse 20. jahr lang ein Organist gewesen/ und noch anno 1651. einen wahr- Seine verant- wortung. hafftigen bericht und verantwortung auff die ehrenruͤhrige/ unchristliche/ un- versoͤhn- Th. III. C. XII. Von M. Hermann Rathmann/ Michael Weida/ Jahr MDC. bis MDCC. versoͤhnliche gottlose luͤgen- scarteque D. Mislenta drucken lassen/ worrinnen er diese haͤndel ausfuͤhrlich beschrieben. Die groͤste feindschafft hat ihm verursachet/ daß M. Rath- mann in Dantzig sein beichtvater gewesen/ und mit ihm correspondir et. Der denn unter an- dern an diesen Weyda geschrieben: Er haͤtte mit unvernuͤnfftigen Loͤwen/ Geyern/ Raben und wilden Saͤuen zu zan- cken und sich durchzubeissen. Die- sen brieff hatten seine feinde auffgefangen/ und daruͤber das spiel noch aͤrger gemacht. Unterdessen haben ihn die Reformirten bey sich ruhig und ungehindert behalten/ auch bey sei- nem dienst biß an sein ende gelassen. Gedachter Auctor meldet daselbst p. 580. noch von einem Diacono in Koͤnigsberg/ M. Hermann Neu- Neuwalds meinung. wald/ der mit Weigelio die wesendliche ver- wandlung der Heiligen in das wesen CHristi geglaubet/ nemlich also/ daß CHri- stus und seine glaubige nicht 2. sondern ein wesen seyn solten. Hiewieder haͤtten sich die Theologi, sonderlich D. Calovius eiffe- rig gesetzt/ biß er revocirt, wovon dieser im X. Tomo seines systematis Quæst. II. p. 540, mit mehrem handelt. 28. Wir koͤnnen hier noch einen Dantziger Prediger alsbald mit erwehnen/ uͤber dem es H. Nicolai leben. auch viel streits gesetzet/ nemlich Henricum Ni- colai, von geburth einen Dantziger/ der in sei- ner jugend so wol auff Universit aͤten als im Reich und Holland sich sehr bekant gemacht/ uñ sondeꝛlich bey D. Jacob. Martini zu Wittenbeꝛg/ D Gerharden zu Jena/ D. Tarnovio und Qui- storpio zu Rostock seiner geschickligkeit wegē in denen gewoͤhnlichen Academi schen Studiis gar sehr beliebt gewesen. Erist anno 1630. an das Gymnasium zu Dantzig zur Professione Philo- sophiæ beruffen wordē/ und ob ihm wol erstlich vom Landgraf Georgen zu Hessen/ da er in Mar- purg studir et/ hernach auch vom Churfuͤrst Ge- org Wilhelmen zu Brandenburg das Docto- rat in der Theologie umsonst angeboten wor- den/ hat er selbiges doch aus geschlagen/ wie in seinem lebens-lauff bey seiner leich-predigt und bey Henningo Witten in Memoriis Philoso- phorum p. 379. wie auch bey Hartknochen L. 3. der Preus. kirchen-historie c. X. p. 836 zu se- hen. Er ist hernach zur professione Theologiæ und Philosophiæ auff das Gymnasium in El- bingen beruffen worden/ auch so fort nach eini- ger zeit vom Churfuͤrsten zu Brandenburg zum Kirchenrath angenommen/ in welchen functio- n en er biß anno 1660. gestanden/ da er die Pro- fession freywillig uͤbergeben/ und wiederum nach Dantzig gezogen/ auch daselbsten bald hierauff verstorben. 39. So viel nun den wider ihn erregten streit belanget/ ist derselbige bereits anno 1645. bey veranlassung des Thornischen Colloquii Friedens- vorschlaͤ- ge. angegangen/ nach dem Nicolai ein Irenicum damals heraus gegeben/ worinnen er viel vor- schlaͤge zur vereinigung der Lutheraner/ Re- formirten/ Papisten und Socinian er gethan/ damit man allerseits wiederum zum alten Apostolischen Glauben und der alten fischer-einfalt kommen moͤchte. Naͤchst dem hat er auch hierzu von einem noͤthigen Col- loquio seine gedan cken eroͤffnet. Hierinne hat der mann zwar ein gutes absehen gehabt/ gleich wol aber sich vieler Academi schen mei- Jahr MDC. biß MDCC. nungen und streitigkeiten noch nicht aͤussern koͤnnen/ und dahero nur zu mehrerm disput an- laß gegeben. Der letzt gedachte Historicus hat dessen vortrag also zusammen gefasset p. 837. Von den mitteln der veꝛgleichung/ saget er; daß man fuͤr halbgelehrte wolgelehrte/ fuͤr Derselben summa. halsstarrigesanffemuͤthige/ fur ehrgeitzi- ge demuͤthige Theologos zu diesem zweck brauchen solte/ insonderheit aber/ daß sie nicht ihren sect en/ als der Paͤbstler/ Lu- theraner/ Calvinisten und Photinianer geschworen/ sondern frey seyn von allem eide/ ja auch/ die da mit einem sondeꝛbaren eide dazu verpflichtet seyn/ daß sie eintzig die wahrheit aus der H. Schrifft suchen wolten. Hernach sagt er/ daß man in allen“ artickeln sehen soll/ was ad substantiam rei„ oder zur sache selbst gehoͤre/ und schlechter“ dings noͤthig sey zur seligkeit/ so daß ein“ mensch/ wenner solches nicht glaubet/ durch-“ aus nicht koͤnne selig werden. Weiter solle“ man alle æquivocationes und homonymias“ vocum \& phrasium beobachten/ in welchen“ oͤffters der streit zwischen den partheyen beste-“ het; zum exempel/ das wort meritum in dem“ artickel von der rechtfertigung ist zweyerley/“ so daß es nicht allezeit einen rechten verdienst“ bedeutet/ sondern auch eine jede erlangung ei-“ ner sachen. Uber das soll man bey den wor-“ ten derschrifft bleiben/ und keine neue redens-“ arten einfuͤhren. Zum exempel/ man solle“ nicht sagen: die guten wercke sind nicht“ noͤthig zur seligkeit; sondern mit Paulo„ aus Ebr. XII. ohne die heiligung wird nie-“ mand den Herrnsehen. Item Die Schrifft“ sagt nicht/ die gerechtigkeit Christi wird“ uns zugerechnet/ oder wir werden ge-“ recht imputative, sondern die Schrifft sagt/“ Abraham hat geglaubt/ und das ist ihm“ zur gerechtigkeit zugerechnet/ und dabey“ soll mans bleiben lassen. 30. Ferner schreibet Henricus Nicolai, daß ei-“ ne parthey offt ihrem gegentheil etwas zumu-“ thet und auffbuͤrden will/ daran es nicht ein-“ mal gedacht; als wenn mancher von den Re-“ formirt en schreibet/ daß sie GOtt fuͤr eine ur-“ sache der suͤnden halten/ welches sie doch von“ sich abwaͤltzen/ und sich damit excusir en/ daß“ sie es verstehen von den gerichten GOttes/ als“ welcher die sunde durch suͤnde straffet. Item,„ es werde den Paͤbstlern zugeschrieben/ als sol-“ ten sie lehren/ daß man an seiner seligkeit“ zweiffeln muͤste/ da doch die Paͤbstler dawider“ einwenden/ daß sie nur die verwegenheit der“ Christen dadurch zaͤhmen/ und zuruͤck halten“ wolten. Item, eben diesen Paͤbstlern werde“ zugeschrieben/ als glaubten sie/ daß die sacra-“ menten ohne glauben und gottesfurcht wuͤr-“ cken nur ex opere operato, da es sich doch an-“ ders verhaͤlt. Dazu schreibet Henricus Ni-“ colai, daß man zusehen solle/ ob man den“ grund des glaubens halte/ ob gleich ein einfaͤl-“ tiger Christ von den special-determinationi-“ bus nichts weiß. Exempel-weise etwas ein-“ zufuhren; Wir glauben vergebung der suͤn-“ den/ und daß CHristus uns zur gerechtigkeit“ und heiligkeit worden/ und das ist der grund“ des glaubens: Ob das aber durch eine zurech-“ nung oder durch eine eingiessung der gerechtig-“ keit/ Hermann Neuwald und Henrich Nicolai. Jahr MDC. biß MDCC. „keit/ oder auch auff keine von diesen jetztge- „dachten arten geschehe/ das verstehe ein einfaͤl- „tiger Christ nicht/ deswegen soll man sich an „den grund des glaubens halten. It. der grund „des hochwuͤrdigen Nachtmahls ist/ daß das „brod eine gemeinschafft des leibes CHristi sey „in dem gebrauch: Ob das aber geschehe/ durch „eine veꝛwandelung des brods in den leib CHri- „sti/ oder durch eine vereinigung mit dem leibe/ „dasselbe/ als welches nicht zum grunde gehoͤ- „rig/ sey zu denen Scholasti schen streitigkeiten „zu verweisen/ dazu solle man sehen/ daß man „nicht unnuͤtze und allzusehr verwirrete fragen „auff die bahn bringe. Nebst dem solle man „auch das beschneiden/ was zum glauben in „nachfolgenden zeiten hinzugethan worden/ „als des Pabsts Oecumenicus Episcopatus „oder allgemeines Bisthum/ krafft dessen ihm „alle Christen in der gantzen welt unterworffen „sind/ das fege-feuer/ die indulgenti en/ die an- „ruffung der Heiligen/ der einsame stand der „Priester/ das Muͤnch-wesen/ das ver- „dienst der wercke/ die meß/ die gnugthu- „ung und was dergleichen dinge mehr sind. „Weiter soll man sehen/ ob man nicht das/ „was hart geredet ist/ besser und gelinder aus- „legen koͤnne/ als wenn gesagt wird/ daß „GOtt die suͤnde wolle/ und zu derselben den „menschen antreibe. Zuletzt schreibet er/ man „solle den verstand der schrifft suchen/ und die „menschliche art/ dieselbe vorzutragen/ gar bey „seite thun/ dazu auch alle Vaͤter/ Concilia, und „ Symbola der schrifft nachsetzen. Man solle „alles nach dem Symbolo Apostolico richten/ „und nur das annehmen/ was in den dreyen „ersten seculis nach CHristi geburt in der kir- „chen angenommen und gelehret worden/ das „uͤbrige soll man in die schulen verweisen. Jn- „sonderheit aber ist das merckwuͤrdig/ was „ Henricus Nicolai von der person CHristi „schreibet: nemlich er spricht/ das sey ein glau- „bens-artickel/ daß CHristus der eingeborne „GOttes sohn sey; daß er aber mit dem Vater „ein gleich ewiger GOtt und eines Wesens mit „ihm sey/ das sey eine special-determination, „die nicht ein jeder weiß noch verstehet/ und es „kommen hier unterschiedene sachen vor/ die „man in der sterblichkeit nicht ergruͤnden kan/ „und deßwegen biß auff eine andere Academi- „am verlegen muß. Der Pre- diger ge- gensatz. 31. Hieruͤber haben die Prediger zu Dan- tzig dem Rath eine Censur uͤbergeben/ worinne sie zwar den zweck und auch einige vorgeschla- gene mittel des Auctoris vor gut erkennen muͤs- sen/ die applicationes aber und exempel verworf- fen/ als Socinian isch und gefaͤhrlich. Abson- derlich haben sie ihm sehr uͤbel gedeutet/ daß er auch die Lutheraner unter den namen der sect en Nicolai antwort/ gesetzet. Nicolai schreibt hiewider eine Defen- sion, welche auch auswaͤrtig gedruckt wird/ da denn zwischen ihm und D. Johann Botsack/ wie auch D. Calovio die feindschafft oͤffentlich ausgebrochen. Auch ist anno 1649. der ge- suchte vergleich zwischen denen partheyen ver- geblich gewesen/ und hat Nicolai anno 51. seine dimission erhalten/ oder wie Calovius in vindi- und er- solgter streit. ciis considerationis Arminianismi im anfang berichtet/ seines ungehorsams wegen den dienst quittir en muͤssen; nachdem er aber zu Elbingen unterschiedliche schriften heraus gegebë/ hat ihn D. Calovius eines syncretismi beschuldiget/ Jahr MDC. biß MDCC. Gesuchter vergleich. dagegen jener seinen Quadrigatum Expensum geschrieben. Endlich hat Nicolai sich accom- modir en wollen/ und anno 1658. zu Dantzig bey dem Ministerio um ein Colloquium ange- halten. Dieses aber wurde ihm abgeschlagen/ und hingegen 7. puncte uͤberreichet/ darinn er beschuldiget wurde: 1. Daß er die kirche ver- unruhiget. 2. Von der H. Schrifft/ deren eigentlichem verstand/ den Catholischen glaubens-bekaͤntnissen und Libris Symboli- cis abgefallen. 3. Die Gottheit CHristige- leugnet. 4. Des H. Geistes Gottheit und Persoͤnlichkeit in zweiffel gezogen 5. Schaͤdliche mittel zur vereinigung vorge- schlagen. 6. Arminiani sche/ Sociniani sche und andere ketzerische einwuͤrffe gebraucht ꝛc. Dieses leugnet Nicolai meistentheils/ und wird nach einigen Repliqu en/ nach wie vor/ vor irrig erklaͤret/ da ihm Calovius am ende der Vin- diciarum 68. irꝛthuͤmer/ andere nur 42. schuld gegeben. 32. Seine schrifften sind vornemlich nechst Schriff- ten. dem Irenico, das Irenicum defensum, die Exer- citationes de non Iiquendo. Item: De medio religioso, der Habitus Theologiæ, Methodus Trinitatis, die Miscella Theologica und der Quadrigatus Expensus. Wider ihn aber sind so wol D. Bodsacks Notæ und Responsiones Apologeticæ als D. Calovii Judicium Theolo- gicum bekant de quatuor Quæstionibus pra- cticis. Wie auch die Vindiciæ Arminianismi cum syllabo errorum Nicolaitanotum, Witten- bergæ 1658. Dieser mann hat von den Predi- Verfol- gungen. gern daselbst viel leiden muͤssen/ sonderlich von Calovio, der sein naͤchster nachbar und auch Colleg e gewesen/ wie Hartknoch p. 839. berich- tet. Sie haben ihn auch alsbald in bann ge- than/ und vom Abendmahl ausgeschlossen: Auch den Koͤniglichen Schwedischen Gouver- neur in Preussen Hertzog Adolph Johannem dahin beredet/ daß er des Nicolai Quadrigatum confiscir et/ und durch den Henckeꝛ verbrennen zu lassen gedrohet/ wie Calovius selbst in den Vin- diciis p. H. ruͤhmet. Endlich da Nicolai anno Letzter vertrag und wie- derruff. 60. in einetoͤdliche kranckheit faͤllet/ suchet er bey den Predigern versoͤhnung/ und klaget gegen sie/ daß ihm viel wider seine meinung angedich- tet worden. Dabey jene nach seinem tod be- richtet haben/ daß er seine irꝛthuͤmer selbst ver- worffen/ ob er wol immer dazu gesetzet/ man deute in seinen schriften auffs aͤrgste/ was man in andern duldete. Sie haͤtten ihm aber die bißhero streitigen puncte nach einander vorgehalten/ darauff er sich/ wiewol mit vielen einwuͤrffen/ erklaͤret/ und da man ferner in ihn gedrungen/ eine gewisse formul zu unterschrei- ben/ darinner sich zur unveraͤnderten Augspur- gischen Confession bekennen solte/ habe ers auch gethan/ seine suͤnden sehr bereuet/ und das Absterben/ Abendmal empfangen. Mit welchem process gleichwol die andern Prediger noch nicht zu fꝛie- den seyn wollen/ sondeꝛn eingewandt/ man haͤt- und waͤh- render haß der an- dern. te dem Nicolai noch haͤrter auff die wolle greiffen sollen. Ja sie haben seinen leich-text aus dem Prediger IV. 4. nicht zulassen wollen/ mit vorgeben/ er haͤtte sie damit gemeint/ daß sie ihn gemeidet gehabt/ wie Hart- knoch p. 848. aus Dilgeri leich-predigt wie- derholet. A. K. H. Dritter Theil. Q Das Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. Das XIII. Capitel. Jahr MDC. biß MDCC. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Conrado Potinio, Joa- chimo Betkio, Christian Hohburgen und Seidenbechern. §. 1. U Nter denen Lutherischen Predigern/ welche mit dem gemeinen hauffen nicht in allem eingestimmet/ kommen wir nun auf die jenigen/ die nicht so wol uͤber Schul-fragen und Wort-kriegen/ als uͤber der Praxi mit den andern in streit gerathen. Und zwar stoͤst uns anfaͤnglich ein Schlesischer Fuhr- manns le- ben. Prediger/ nahmens Augustinus Fuhrmann/ auf/ welcher bald nach dem anfang des sie- benzehenden seculi, Pfarrer zu Tscheplowitz und der Fuͤrstlichen Schloß-kirchen zu Brieg Diaconus gewesen/ von diesem schreibet Fride- ricus Lucæ in seinen Schlesischen Denck- „wuͤrdigkeiten pag. 509. daß er um das jahr „1634. wegen seiner sonderbaren Lehre und „Redens-arten verdaͤchtig worden/ als ob er „den Weigelium, wo nicht gar Boͤhmen „im hertzen truͤge. Mit ihm waͤre auch ein „Fuͤrstlicher Rath Johann Theodor von „Tschech sehr einig und in gleichem verdacht „gewesen/ und wuͤrden beyder ihre Schrifften „ vom Weigelianïschen sauerteig je laͤn- „ger ie mehr beschmitzet. Gleichwol waͤre er in seinem amte geblieben und zu Brieg gestor- ben. Die Schrifften aber dieses Mannes sind/ so viel mir bekant worden/ folgende: Brust-bild der Liebe JEsu/ vorgestel- Schriff- ten. let an dem Juͤnger/ der an der brust JE- su lag/ erklaͤrt durch einen Prediger/ Au- gustin Fuhrmann/ Amsterdam 1679. und geschrieben Anno 1629. Hierinnen handelt das erste Capitel von der ein Juͤnger Chri- sti zu werden luͤstrenden Seele. Das andere von dem anklopffen des HErrn Jesu. Das dritte von dem Saal/ der dem HErrn JEsu bereitet. Das vierte von dem eingang JEsu in die Seele. Das fuͤnffte von dem Liebes-mahl JEsu in der Seelen. Der naͤheste und kuͤrtzeste/ iedoch wahr- hafftige weg aus dem fleisch und aͤussern in den Geist und innern Menschen/ und aus dem Geist/ durch Christum in Gott zu kommen/ fuͤr die einfaͤltigen und an- fahenden auf eine kindliche weise aufge- setzet. Amsterdam und Franckfurt 1679. in 8vo. Siebenfacher Seelen-kampff der aus ihr selbst aus und in GOTT einpilgri- mirenden Seelen. ibid. Der Seelen Friedens-ruhe/ wie die Seele in ihre Friedens-ruhe soll wieder einkehren/ daß sie in Freuden ruhen moͤ- ge in Ewigkeit. ibid. Rettung der alten wahren Christli- chen Catholischen Religion samt vorge- drucktem Send-schreiben an die Herren Politicos im Pabstthum ausgesandt von Theophilo Trabuthio, Amsterdam 1679. und 1689. 2. Aus der obengedachten erzehlung ist we- gen der Lehre dieses Mannes schon so viel zu erkeñen/ daß er mit seinen bekaͤntnissen von dem wahren und falschen Gottes-dienst den na- men eines Weigelianers und Boͤhmisten muͤsse verdienet haben. Gestalt er auch unge- scheuet von sich geschrieben in der Rettung p. 13. da er auf die Frage: Was ein Christe Lehren von der salbung. und die ihm beygelegte Salbung sey? aus Act. X. 38. 1. Joh. II. 27. Cantic. I. 2. antwor- tet; wie auch ferner von der art dieser Sal- bung also schreibet: Jnsgemein sind alle wahre Christen schon Gesalbte GOttes vor GOTT in Christo. Hebr. X. 14 Jn- sonderheit ader empfaͤhet der Mensch diese Salbung also: Der Heilige Geist salbet die Menschen mit seiner Act. I. 8. und des wortes krafft/ Act, X. 38. lehret sie 1. Joh. II. 27. und bereitet sie durch den Glauben/ Joh. XV. 9. solche Menschen/ das ist/ seine tempel und wohnungen zu werden uñ zu seyn/ 1. Cor. III. die er mit dem namen Christi salben kan. Alsdenn salbet er sie mit dem namen Christi/ daß sie/ wie Christus/ nicht allein nach seinem na- men geheissen werden/ sondern aus das/ was er genennet war/ selbst mit der that werden/ Psal. II. 2. 6. Psal. CX. 4. 1. Cor. II. 9. Apoc. V. 10. Jer. XXIII. 6. Dan. IX. 24. Matth. III. 17. 2. Cor. V. 21. Joh. I. 12. \&c. Worauf er schleust: Gebe uns nun der name Chri- Von den sectiri- schen na- men. sti nicht mehr freude/ wuͤrde und trost im hertzen/ denn alle Religions-namen. Er fuͤhret ferner hier aus pag. 16. Es waͤre denen Catholischen/ Lutherischen und Reformirten allerseits zu wuͤnschen/ daß sie einerley sinn und einerley meinung/ friede und einigkeit haͤtten/ damit sie solcher namens unterscheide nicht be- duͤrfften. Aber ein wahrer Christe hat zum zeugnis und unterscheid nicht einen Religions-namen/ sondern ein Gott- seliges Christliches leben/ Tit. II. 12. Was hilfft es/ daß man mit dem namen unter- schieden/ und hingegen im suͤndlichen le- ben einander unter allen Religionen gleich ist. Uber diß bedencke man nur/ ob solche menschen-namen auch zur ehre GOttes und Christlicher liebe gereichen. Mit nichten/ sondern der boͤse feind haͤt- te kaum ein besser mittel finden koͤnnen/ dadurch neid/ streit und feindschafft zwi- schen den Christen anzurichten/ als eben durch die menschen-namen/ da man um der namen willen einander anfeindet und neidet/ richtet und verdammet. Und die- ses fuͤhret er ferner p. 18. u. f. aus/ und beant- wortet die einwuͤrffe/ zum exempel/ daß man al- so weder kalt noch warm waͤre/ da er weiset/ daß diejenigen sectirer also seyn 1. Corinth. III. 3. 4. Jud. v. 19. 1. Cor. I. 11. u. f. 3. Auch hat er daselbst sonderlich die greu- lichen irthuͤmer der falsch Evangelischen ent- Von dem falschen Evange- lie. decket/ als p. 21. daß CHristus und das Evangelium vor fleischliche und un- bußfertige menschen gehoͤre/ da es doch nur den armen und zerknirschten hertzen verheis- sen sey Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. sen sey Matth. XI. 5. Ps. LI. 19. Gal. V. 21. Jac. II. 18. welches er aus der natur der busse ausfuͤhret/ wie auch aus denen boͤsen fruͤchten des fleisches bey dem heuchel-glauben/ Gal. III. 1. 3. Joh. III. 3. weiter hin p. 35. benennet er die dritte hinderniß des wahren Christenthums Von an- dern hin- dernissen des Chri- sten- thums. unter den Protestan ten/ nemlich die Unter- lassung der toͤdtung des alten menschen und aufferstehung des neuen. Die 4. hinderniß nennet er p. 60. Die unerk aͤntniß von den gnadenreich CHristi und von der neuen geburth. Die 5. die Unacht- samkeit im wandel/ ob man im geist oder im fleisch lebe. Die 6. p. 102. die Ent- schuldigungen mit der schwachheit/ des- wegen man GOtt im geist und wahr- heit nicht dienen koͤnne. Und endlich p. 132. daß man das wahre Christenthum in gewissen lehr-saͤtzen und artickuln su- che/ und im particular- erkaͤntniß von mancherley religions-streiten/ da doch ein mensch/ der durch die neue geburt zum rechten erkaͤntniß und uͤbung kom- me/ nicht erst uͤber den articuln streiten duͤrffe/ sondern eben damit wahre er- kaͤntniß aller noͤthigen dinge erlanget habe. 4. Und diese kurtze anzeige kan zur noth- durfft weisen/ wie weit etwan auch dieser mann von det insgemein uͤblichen Orthodoxie oder meinungs-theologie entfernet gewesen oder nicht. Jch setze aber diesem noch einen an die seite/ der auch zu zeiten des Teutschen kriegs mit einigen bedencklichen dingen ausgebrochen/ Adolph Heldens leben/ dessen namen ist Adolph Held. Derselbige war um das jahr 1630. Pastor zu S. Nicolai in Stade/ und wurde von den andern Predigern alda nebenst seinem Colleg en Johann Kitzlern/ Pfarrer zu S. Pancratii angeklaget/ als haͤtte er die kirche verwirret. Das verbrechen/ dessen man ihn beschuldigte/ solte seyn/ daß er einen neuen Catechismum eingefuͤhret/ in welchem er dem Calvinismo die bahn brechen wollen. Denn er haͤtte Lutheri fragen darinne an einigen or- ten veraͤndert/ und nach dem Heidelbergischen verfol- gungen/ Catechismo verfahren wollen. Hieruͤber fin- gen nun seine Colleg en/ sonderlich M. Have- mann/ ein groß dispüt an|/ holten zu Wit- tenberg Censur en wider ihn ein/ und brachten den Rath dahin/ daß er aus der gemeine aus- geschlossen/ und von dem Ministerio γνησίως Lutherano abgesetzet wurde/ wie in den Con- siliis Wittenbergensibus p. l. p. 786. u. f. zu se- hen/ worinnen die Auctores gewaltig auff ihn loß ziehen. Wir wollen aber/ ehe wir seinen vortrag selber ansehen/ desselben vornemste schrifften benennen/ woraus jener ersehen wer- denmag. Diese sind aber folgende: Schriff- ten. I. Kinder-lehre nach dem Catechi- smo Lutheri, durch Adolph. Held Stadensem, Pastorem zu S. Nicolai, und Johannem Kisler, Paftorem zu S. Pancratii 1634. in 12mo. II. Der algemeine friede JEsu in dem grossen geheimniß von seinem gemeinen und sonderbaren Abendmahl/ darinne das wort/ das CHristus davon gegeben/ in seinem sinn erklaͤret/ und damit von allen so wol fremden/ als auch falschen auslegungen allerhand lehrer gereini- get/ und entfreyet wird/ durch Adolph Held Stadensem, des HErꝛn JEsu diener Jahr MDC. biß MDCC. und zeugen seines allgemeinen friedens. Zachar. IIX. 9. Amsterdam. 1642. in 12mo. III. Prædicatio æterni Evangelii: das ist/ die verkuͤndigung eines ewigen Evange- lii von der verneuerung des Reichs Christi in der andern zeit des neuen bun- des/ welche GOtt seinem volck auff die- selbe zeit verheissen hat. Apoc. XIV. 6. 7. teste Adolpho Held, mit einer nothwendi- gen nuͤtzlichen erklaͤrung dieses Evange- lii, fuͤr die einfaͤltigen in frag und ant- wort verfasset/ gedruckt anno 1660. IV. Pruͤfung der sache eines Evange- lischen Predigers/ unter dem namen Eliæ Prætorii, mit den Evangelisch-Lutheri- schen Predigern. Roterdam. 1646. 5. Jn diesen seinen schrifften hat er eine und Lehren vom Abend- mahl. andere sonderbare meinungen mit vorgebracht/ vornemlich aber vom Abendmahl/ welches er in dem Catechismo p. 6. und 37. in das gemei- ne und sonderbare eintheilet. Jenes sey Joh. VI. 47. biß 64. beschrieben/ dieses Matth. XXVI. 26. 27. 28. Eben daselbst p. 110. schreibt er: Ein anders ist das Abend- mahl selbst/ ein anders das gedaͤchtnis CHristi/ das Abendmahl und dieses ge- daͤchtnis ist unterschieden als die sache selbst von ihrer allgemeinen endursache. Da er denn hinzufuͤget/ GOtt fordere nach der tauffe und gehoͤr des worts auch die bekaͤntniß seines to des und namens/ und dazu hab er das Abendmal vor die/ so sich selbst gepruͤfet/ eingesetzet. Jn der Pruͤfung C. 8. setzet er uͤber diß/ daß das Abendmal ein opffer-mahl sey. Ferner hat er auch in der verkuͤndigung des ewigen Evangelii unterschiedliche expressiones, damit die andeꝛn nicht zu frieden gewesen. Gleich im anfang §. 2. schreibt er also: Es ist zwar ei- Von der noͤthigen reforma- tion. ne reformir ung der Roͤmischen kirchen er- folget/ aber zu dieser unser zeit klaget der allmaͤchtige GOtt noch viel staͤrcker durch seinen zorn/ damit er den abfall sei- nes volcks von seinem Evangelio ab- wenden/ und desselben ein ende machen wollen/ daß die verfaͤlschung seines Evangelii nicht alle in im Pabsthum ge- blieben/ sondern auch das reformieren- de theil/ welches sich die Evangelischen nennet/ zur lauterkeit desselben in allen stuͤcken nicht gekommen/ sondern auch seine eigene verfaͤlschung seines Evan- gelii unter sein volck gebracht/ und da- durch auff seine weise den rechten H. Gottesdienst verdorben/ und damit ab- goͤtterey getrieben hat. Jm folgenden dritten Paragrapho schreibet er ferner: GOtt verkuͤndiget auch durch diesen zorn viel klaͤglicher und deutlicher/ daß ers bey sol- cher verfaͤlschung seines Evangelii biß an den juͤngsten tag hin nicht verbleiben lassen/ sondern sein reich im lichte seines bekaͤntnisses verneuern/ und damit auch sein Evangelium durch seinen geist laͤu- tern und herꝛlich machen/ und jeder- mann dadurch seine maͤngel an demsel- ben fuͤr augen stellen/ und der gantzen welt die verneuerung seines reichs ver- kuͤndigen lassen wolle. A. K. H. Dritter Theil. Q 2 6. Hier- Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. 6. Hierauff thut er nun noch einige andere propositiones im 5. §. Weil dann auch zu dieser zeit auff diesen gegenwaͤrtigen zorn/ den GOtt uͤber die Christen ausge- schuͤttet (nemlich im Teutschen krieg) sol- ches erfolgen muß/ sohat GOtt jetzo das Vortrag vom ewi- gen Evan- gelio. Evangelium von seinem reich jeder- mann/ der ohren hat zu hoͤren/ lassen ver- kuͤndigen/ in diesen 4. nachfolgenden stuͤcken: 1. Daß er im anfang des neuen bun- „des die welt mit sich durch den tod CHristi ver- „soͤhnen lassen/ und CHristus auch mit seinem „gehorsam eine siebenfache verneuerung seines „reichs unter denen gefallenen menschen verdie- „net hat. 2. Daß er auch zu dieser zeit sein „volck mit GOtt versoͤhnet in dem zorn seines „abfalls durch sein leben/ und demselben friede „gegeben. 3. Daß er zu den erloͤseten aus dem „zorn ein Evangelium gesandt zu ihrer bekeh- „rung/ und demselben auch von den bekehrten „zeugen zugegeben. 4. Daß GOtt diese ver- „neuerung seines reichs so hoch haͤlt/ daß er sie „eineꝛ neuen schoͤpffung himmels und erden veꝛ- „gleichet/ A’poc. XIV. 7. Esa. LXV. 17. Jn „dem tractat setzet er 3. stuͤcke des andern reichs „CHristi. „ I. p. 3. Die vollkommene verkuͤndigung „des todes CHristi/ den unterscheid unter der „vergebung der schuld/ und reinigung unser „suͤnden. Und von anfang des reichs GOttes „in uns und auswendig unter uns nach bey- „den taffeln des gesetzes GOttes. „ II. p. 10. Das wiederverdienst des reichs „GOttes von CHristo seinem sohn in der er- „niedrigung und verleugnung sein selbst/ bey- „des fuͤr sich und die abgefallenen menschen von „GOtt/ und fuͤr seine kinder im licht der voll- „kommenheit seines erkaͤntnisses mit allen ver- „neuerungen desselben/ insonderheit aber der „gegenwaͤrtigen letzten und siebenden verneue- „rung in dieser welt. „ III. p. 18. Von den zukuͤnfften CHristi „zum gerichte und ende des abfalls der kinder „seines alten reichs von dem ewigen Evangelio „von demselben/ und von seinen zukuͤnfften zu „den erloͤseten aus dem zorn ihres endes/ mit „einem ewigen Evangelio von seinem neuen „reich/ sie zuerleuchten/ bekehren/ und zu kin- „dern seines lichts zu machen/ und insonderheit „von seiner zukunfft zum gerichte und ende des „abfalls derunter den Christen entstanden/ und „von seiner zukunfft zu ihnen auff ihre erloͤsung „aus dem zorn mit seinem ewigen Evangelio „von seinem letzten reich. „Und endlich p. 26. von dem neuen namen „und ruhm/ den sich GOtt mit einer jeden er- „neuerung seines reichs gemacht/ und insonder- „heit von seinem neuen namen Amen/ den er „sich jetzo in der andern zeit des neuen bundes „mit der siebenden und letzten verneuerung sei- „nes reichs in dieser welt machet. 7. Uber diese materi en hat er in der gedach- ten pruͤfung noch viel andere auffs tapet ge- bracht/ daruͤber er auch unter die Chiliast en ge- zehlet und ein Weigelian er gescholten worden/ wie bey Colbergen p. l. c. V. p. 336. und Ca- lovio Bibl. Illustr. ad Apoc. XX. p. 1909. zuse- hen. Die vornemsten davon sind folgende: „Daß allerdings eine inwendige offenba- rung und ein innerliches gehoͤr des wortes„ Jahr MDC. biß MDCC. Andere lehren. GOttes noͤthig sey. Daß die besserung des le-“ bens ein wesendlich stuͤck der busse sey. Daß die“ wiedergebornen das gesetz erfuͤllen koͤnnen.“ Daß man CHristo nachfolgen muͤsse/ auch“ wie er uns von GOtt gemachet ist/ oder so fer-“ ne er eine gabeist. Daß ein Prediger unmit-“ telbar von GOtt muͤsse beruffen seyn. Daß“ die Doctor und Magister titul und disputati-“ ones, sectiri sche buͤcher/ das jus civile, die“ beicht und dergleichen in dem heutigen gemei-“ nen gebrauch verwerfflich seyn. Daß alle“ wahre Christen Priester und Lehrer seyn. u. s.“ w. Haubtsaͤchlich aber ist er von seinen fein-„ Von tole- ran tz der Calvini- sten. den im anfang des Calvinismi beschuldiget worden/ und zwar weil er einsmals in einer Predigt ohngefaͤhr also soll geredet haben: Man kan mit gutem gewissen und ohne beleidigung GOttes die Calvinist en nicht so feindselig wiederlegen/ und ihre lehre verwerffen und verdammen/ weil sie in den voꝛnemsten glaubens- articul n es mit uns halten/ welches aus den act en des neulichen Leiptziger Colloquii offenbar ist. Und damit hat er sich freylich die feind- schafft derer zugezogen/ welcher Interesse hie- rinne andere principia erforderte. 8. Es kan auch wol seyn/ daß andere privat- ursachen darzu gekommen/ absonderlich die Sein uͤbriges leben/ mißgunst/ in dem Held in seinem Catechismo in der vorrede gedencket/ daß er bey einnehmung der stadt uͤnter allen Predigern allein von denen Papistischen Officir s erlaubniß erhalten/ un- gehindert fort zupredigen. Und weil der mann/ wie es seine schrifften zeugen/ das allgemeine verderbniß und die augenscheinlichen straffen GOttes ernstlich mag angedeutet haben/ so hat man freylich von der Orthodoxi e anlaß genom- men/ ihn verdaͤchtig und damit zugleich zu wei- tern zeugnissen untuͤchtig zu machen. Es sind aber die Goͤttlichen gerichte um und nach selbi- ger zeit mehr als zu offenbarlich eingebrochen/ da er inzwischen in seinem exilio nach Bremen (allwo er eine zeitlang geblieben seyn soll) und weiter hin nach Holland/ und von dar in Holl- stein nach Altona gezogen/ allwo er auch gestor- und rod. ben/ und gleichwol dem bericht nach in Stade selbst begraben worden ist. Woraus man schliessen will/ er habe sich zuletzt in einem und andern naͤher erklaͤret/ davon aber seine gegener wol etwas als von einem grossen sieg publici- ret haben wuͤrden/ woferne es wuͤrcklich also ge- schehen waͤre. 9. Man findet auch sonsten unter denen/ die uͤber solchen materi en von der Clerisey an- gefochten oder ausgestossen worden/ den na- men M. Conradi Potinii, der eine Schrifft de Potinii sa- chen. instanti tribulatione magna ausgegeben/ auch nach mals von D. Michaël Walthern son- derlich angefochten worden/ nachdem er ei- nen einfaͤltigen und Gottesfuͤrchtigen Schu- macher zu Wittmund/ in Ost-Frießland/ da er Prediger war/ namens Bruno Lamberts/ in einer Schutz-schrifft hefftig defendi rt gehabt. Jenes buch de Tribulatione ruͤhmet Breck- ling im Anti-Calovio pag. G. 5. gar sehr/ weil ich aber selbiges annoch weder gesehen noch gelesen/ kan ich nichts weiter allhier melden/ ohne daß der Mann aus eiffer wider das ver- derbnis gestorben seyn soll. 10. Gehe Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburgen und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. Betkii le- den. 10. Gehe ich demnach zu denen andern oben beschriebenen Personen/ da wir denn vor- nehmlich den beruffenen Joachimum Bet- kium antreffen/ als welcher gleichfalls bereits zur zeit des Teutschen kriegs durch Gifftheilen erwecket und in Schrifften bekant worden. Massen er schon Anno 1670. eine Schrifft/ Excidium Germaniæ, oder Teutschlands Ver- stoͤrung genannt/ heraus gegeben/ worinnen er die bittere wahrheit von der allgemeinen boß- heit derer/ die sich doch Evangelisch genennet/ und von denen gerechten straffen/ vor augen geleget/ auch durch die handgreiffliche erfah- rung in dem damaligen erschrecklichen kriegs- wesen bestaͤttiget/ woraus im siebenzehenden buch der Kirchen-historie im ersten Capitel zur probe etwas zu lesen stehet. Es ist aber dieser Mann Prediger zu Linumb in der Marck Brandenburg nahe bey Berlin gewe- sen/ von welcher Pfarr er nicht weichen wolte/ ob man ihn schon offte nach Berlin voci rt ge- habt. Und nachdem etwan die Leser seiner Schrifften affectioni rt und beschaffen waren/ ist er auch unterschiedlich beurtheilet worden. Die jenigen/ welche er in seinen bekaͤntnissen getroffen/ haben ihn neben Henrico Betkio (den er/ weil er keinen Sohn gehabt/ zum Erben angenommen/ und dessen namen Beets in Betkium verwandelt gehabt) unter die Boͤh- misten gesetzet/ wie aus dem Catalogo des Anti-Böhmii Calviniani zu sehen. Andere Lob/ hingegen ruͤhmen ihn als einen sehr treuen/ aufrichtigen/ Christlichen und der Aug- spurgischen Confession zugethanen Leh- rer/ der den schaden Josephs recht zu hertzen genommen/ und mit gantzem her- tzen sich der einreissenden und herrschen- den boßheit entgegen gesetzet: Wie bey Brecklingen/ der sich seinen geistlichen Sohn nennet l. c. pag. F. 5. gelesen wird. Welcher auch daselbst weiter von ihm schreibet: Nach- dem er endlich gesehen/ wie die Prediger und Academi sche Docto ren/ welche die vornehm- sten seyn solten/ den riß aufzuhalten/ die ersten und vornehmsten ursachen aller suͤnden und plagen uͤber ihr vaterland seyn und bleiben wolten/ und sich eben so wenig als die alten Phariseer davon besserten/ so hat er ihnen in seinem Excidio Germaniæ den gewissen un- tergang mit ihrem falschen Jerusalem ange- kuͤndiget/ und sonnen-klar bewiesen/ daß die heutigen Lehrer und Prediger daran die meiste schuld seyn wuͤrden. Er soll auch im Teut- schen kriege durch seinen unstraͤfflichen wandel und ernstliche vermahnungen sehr viel Solda- ten und rohe Leute zu GOTT bekehret ha- ben/ also daß sie das kriegswesen verlassen/ und gantz andere Leute worden. Schriff- ten. 11. So viel von seinen Schrifften bekant worden/ sind dieselbigen folgende: Das Exci- dium Germaniæ oder Gruͤndlicher und wahrhafftiger Bericht/ wer daran ur- sach/ daß zur zeit des Alten Testaments das Juͤdenthum/ und zur zeit des Neuen Testaments Teutschland zum zehenfa- chen Sodom worden/ und GOTT des- wegen mit schwerd/ krieg/ hunger und pest/ als seines zorns plagen/ dasselbe ver- derbet. Amsterdam 1666. in 12. Anti- Christenthum durch Benedict Ba- Jahr MDC. biß MDCC. husen in Amsterdam Anno 1661. edi rt/ und dem Koͤnig in Daͤnnemarck Friderico III. wie auch Hertzog Christian Albert en zu Hollstein dedici rt. in 12. Goͤttliche Leidens-Gemeinschafft wahrer Glieder Christi mit ihrem Hau- pte. Amsterdam 1660. in 8vo. Canon s. Irenicum aut Fortitudo Pacis o- der treuhertzige Vermahnung an das gantze Christen-volck von dem gegenwaͤrtigen Tuͤr- cken-krieg in 8vo. Mysterium crucis oder schrifftliche eroͤffnunge der geheimnissen und krafft des creutzes Christi nebenst beweisung/ daß dasselbe creutz die enge pforte und schmaler weg sey/ der zum leben fuͤhret/ 8vo. Mensio Christianismi \& Ministerii Germa- niæ in 8vo. Speculum fidei; diese 3. sind zusammen in Amsterdam 1694. in 8vo. wiederauffgelegt. Christianismus ethnicus oder Heidnisch Christenthum item Sacerdotum in 12mo. Seine andern hinderlassenen Manuscripta soll D. Pancovius, der Betkii Enkel gewesen/ zu Berlin verbrandt haben/ aus furcht und bey- sorge/ einiger ungelegenheit: wiewol die mei- sten noch bey seinem leben durch Brecklingen zum druck befoͤrdert worden sind. 12. Was er in diesen seinen schrifften haupt- Seine klaͤ- gen uͤber dem ge- meinen elend/ saͤchlich treibet/ ist so wol die entdeckung und beschaͤmung des falschen Christenthums als auch die praxis der lehre CHristi/ wie selbige der Auctor nach seinem maß und gabe erkant. Sein hauptwerck aber ist fast durchgehends/ den Ursprung des augenscheinlichen verder- bens/ wie selbiger so wol von weltlichen als geistlichen Obern herkomme/ zu zeigen/ zumal in den andern puncten niemand in specie mei- nes wissens einige ihm beygemessene irꝛthuͤmer specificiret hat. Man kan die summa seiner klagen sonderlich aus dem Excidio Germaniæ ersehen/ als welches durch unlaugbare erfah- rung bekraͤfftiget worden/ zumal der Auctor so wol die vorhergehenden und immer conti- nuirend en suͤnden und greuel in allen staͤnden/ als den erfolgten untergang so unzehlicher oͤrter in Teutschland und auch im Lutherthum er- lebet. Jm selbigen buch erzehlet er L. I. c. XXII. p. 147. u. f. Wie GOtt vor dem 30. jaͤhrigen krieg nach einander gewarnet/ so wol durch einige noch treue lehrer/ als D. Andream Musculum, Johann Arndten ꝛc. als den gros-„ und boß- heit der meisten Prediger. sen Cometen anno 1618. hernach wie gleich-“ wol in den Staͤdten und Doͤrffern nichts“ als hoffart/ geitz/ sauffen/ morden/ huren und“ lauter teuffelisches wesen fast in allen haͤusern“ geherꝛschet. Die Hirten und Lehrer/ spricht er/ die es haben steuren sollen/ habens am aller abscheulichsten gemacht/ daß sicherlich zu glauben/ wilde barbari- sche/ ja des Tuͤrckischen Alcoran s Priesteꝛ/ habens nie so greulich gemacht. Und ich sage ohne scheu/ daß das Sodomitische ungoͤttliche wesen der Prediger allein eine gnugsame ursache gewesen/ daß GOtt Teutschland wie Egypten/ Je- rusalem/ Sodom und Gomoꝛrha verder- ben muͤssen. Wobey er zugleich p. 153. nach Q 3 einan- Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. einander erzehlet/ wie die Evangelischen Pre- diger ihre Obrigkeit wider andere auffgehetzet/ den Kaͤyser fuͤr ihren feind auff den cantzeln proclami rt/ wider ihn gebetet/ ihn aus den Litaneyen und gemeinen gebeten gekratzet. 13. Jch will aber den in halt dieses buͤchleins zur probe kuͤrtzlich hieher setzen. Jm ersten buch Jnhalt seines excidii. Handelt er von GOttes wolthaten/ dem Alt- und Neu-Testamentischen volck erwiesen/ und zwar im ersten capitel: vom gnaden bunde/ welchen GOtt mit Abraham durch sein ewi- ges wort oder weißheit gemachet und auffge- richtet. 2. Cap. Wie GOtt in diesem bunde Abra- hams samen mit eingeschlossen. 3. Wie anfaͤnglich Abrahams samen fest an dem bunde und weißheit gehalten/ GOtt oder seiner weißheit und dessen geist gehorsamet innerlich/ nach dessen aͤusserlichen geboten fuͤr dem HErꝛn gewandelt/ gerechtigkeit gewuͤr- cket/ trauben getragen/ und dem HErꝛn ge- fallen. 4. Wie GOtt diesen bund Abrahæ nun- mehro im Neuen Testament durch sein ( Logon incarnatum ) wort im fleisch/ seiner verheis- sung nach/ hinausgefuͤhret/ und denselben sei- nen glaubigen gleichfals frey scheneket/ und in- nerlich in ihnen auffrichtet. 5. Durch die theilhafftigkeit CHristi und seines verdienstes werden die getaufften ein bundes-volck. 6. Durch die gemeinschafft des geheimnis- ses werden die getaufften an CHristo dem weinstock zu reben und oͤlzweigen/ und das Koͤ- nigreich CHristi zum weinberg. 7. Durch die mit-erhoͤhung und mit-verse- tzung ins himmlische werden alle getauffte von der welt und dero reich/ und alles was dazu ge- hoͤret/ abgesondert/ und ins reich des lammes des geereutzigten JEsu versetzet/ welches nicht von dieser welt. 8. Die ersten Apostel haben das Incarnatum Verbum samt dessen gemeinschafft fleißig getꝛie- ben. 9. Wie Jsrael im A. Testament von dem ewigen wort und gnaden-bunde innerlich ab- gefallen/ und dadurch aus kindern GOttes Belials kinder morden. 10. Durch den abfall von der weißheit sind die Jsraeliter zu duͤrren/ kahlen/ unfruchtbaren baͤumen an GOtt; aber am teuffel zu gruͤnen- den dornen/ und wachsenden hecken worden. 11. Durch den abfall sind die Jsraeliter auch zum wilden Sodomitischen weinstock woꝛden/ der nicht hat koͤnnen trauben/ sondern heerlinge tragen. 12. Von den ausgebuhrten und fruͤchten des verwilderten weinstocks und oͤlbaums der abgefallenen Jsraeliter. 13. Von dem aͤusserlichen Gottesdiensie und falscher religion der abgefallenen Sodomi- tischen/ Heydnischen Jsraeliter. 14. Daß auch im Neuen Testament in den letzten zeiten die CHristen von der verborgenen weißheit CHristi in uns also abfallen werden/ und mit den gemeinen eben ein solcher zustand seyn/ wie dieser in Jsrael gewesen. 15. Wie die partheyen werden nach Lucifer/ nach der ersten welt/ und nach den Sodomitern Jahr MDC. biß MDCC. gestaltet seyn. 16. Wie die partheyen oder kirchen-ver- sam̃lungen werden nach der Jsraelitischen kir- chen gestaltet seyn. 17. Wie die gemeinen ferner der Jsraeliti- schen gemeine werden gleich und aͤhnlich seyn. 18. Daß in den letzten gemeinen auch solche lehrer seyn werden/ wie in der Jsraelitischen kir- chen gewesen. 19. Daß auch solche traͤumer darinn seyn werden/ wie in Jsrael gewesen. 20. Wie die lehrer die letzten Sodomiti- schen versammlungen werden in ihrem abfall und boßheit staͤrcken/ welches auch in Jsrael geschehen. 21. Wie die letzten gemeinen werden feinde des lammes seyn/ unter denen allen dennoch GOtt seinen samen haben. 22. Daß jetzo die letzte zeit/ und darinn alle prophezeyungen CHristi/ PauIi, Petri, Judæ, Johannis \&c. erfuͤllet seyn/ insonderheit das Reich Christi eben in solcher iñerlicher uñ aͤusser- licher form und bild stehe/ wie das Jsraelitische. 23. Gewisser schluß/ weil der Neu-Testa- mentische weinberg Judische heerlinge traͤgt/ daß er seines saffts/ natur und wesens fuͤr GOtt seyn muͤsse. 24. Von dem aͤusserlichen Gottesdienst und Religion der abgefallenen/ verwilderten und ausgearteten Christen. Das andere buch. Daß die ordinar- Priester und Lehrer am ab- fall der Jsraeliter von dem wort des HErꝛn/ an ihrer innerlichen verwilderunge und unsaͤgli- chen grossen seelen-elends einig und allein schul- dig gewesen. 1. cap. Wie die ordinar- Priester im A. Te- stament das innere verbum Domini, oder der weißheit ihre lehre samt dem innern gehoͤr gantz haben verleschen lassen/ daß beydes sie und alle Jsraeliten fast nichts mehr davon gewust/ was es sey. 2. Warum GOtt die extraordinar -Pro- pheten zum volck Jsrael gesandt/ wie ihr beruff geschehen/ und was ihr amt an die Jsraeliter gewesen. 3. Wie die ordinar- Priester allein schuldig gewesen an dem innern abfall vom wort und verwilderung/ also seynd sie auch allein schuldig gewesen an allen herausgewachsenen heerlin- gen und fruͤchten/ so Lib. I. c. 12. erzehlet/ inson- derheit an der viehischen tummen unwissenheit der Jsraeliten. 4. Daß die falschen Propheten auch allein ursach gewesen/ daß das arme volck Jsrael in ih- rem abfall/ degeneration, satanischer geburt/ und seelen-verderben verblieben/ und daraus nicht hat koͤnnen errettet werden/ weil sie sie darinn gestaͤrcket/ und mit ihrer suͤnden-verge- bung auffgehalten. 5. Daß die Priester nicht allein den innern grund-schaden nicht erkant/ sondern auch den- selben nicht zu heilen und zu curir en gewust/ und also Jsrael darinn verderben muͤssen. 6. Wie die Priester die Sodomitischen und uͤberheidnischen Jsraeliter fuͤr selige leute ge- halten/ und alle ihre gottlosigkeiten appro- bir et/ und also allein eine ursach gewesen ihres falles und unterganges. 7. Wie Conrado Potinio. Joaeh. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. 7. Wie die Priester das volck nach ihrem lo- sen hertzens-duͤnckel wandeln/ und den bund und das gesetz GOttes uͤbertretten lassen/ und im tempel zu Jerusalem keinen unterscheid ge- halten unter rein und unrein; Daß GOtt deß- wegen aus demselben weichen muͤssen/ und al- so mit ihrer Negligen tz der disciplin eine ursache ihres falls und verderbens gewesen. 8. Wie die Priester mit ihrem gottlosen aͤr- gerlichen leben und wandel die Jsraeliter/ so ohne das schon fuͤr GOtt Sodomiter und Hei- den waren/ geaͤrgert/ sie in ihrer boßheit damit gestaͤrcket/ und auch also eine ursach gewesen/ daß sich niemand von seiner boßheit bekehret/ sondern darin sind untergangen. Das dritte buch. Daß auch im N. Testament die lehrer der ge- meinen in der letzten zeit werden allein ursach seyn des abfalls des volcks vom geheimniß CHristi in uns/ und alle darauff erfolgende plagen. 1. cap. Daß GOtt auch im N. Testament selbst wolle diener ausruͤsten und beruffen/ wie er seine diener/ Priester und Propheten im A. Testament ausgeruͤstet und beruffen. 2. Auff was art CHristus seine Apostel ge- lehret und zu GOttes-Gelehrten gemacht/ auff solche art will er auch die zuhoͤrer/ doch neben der aͤusserlichen predigt deß Evangelii lehren/ und zu GOttes-Gelehrten practicis Christia- nis machen. 3. Zeugnissen etlicher kirchen-lehrer von der nothwendigkeit dieses iñern worts und verbor- genen wahrheit Christi in uns/ und dessen inne- rem gehoͤr/ daß ohne dasselbe kein glaube/ kein erkaͤntniß GOttes und CHristi/ kein empfindli- ches wissen der wolthat CHristi und keine wah- re Religion oder Gottesdienst seyn und gesche- hen/ und kaum ein wahrer thaͤtiger Christ seyn koͤnne. 14. Wie das innere wort CHristus in uns sanit seiner salbung/ zeugniß und offenbarung alsobald im anfang der Apostolischen kirchen gefallen/ und daher schrifft-natur- und buch- stab-gelehrte Prediger entstanden/ und durch nachaffen der Apostel das volck verfuͤhret/ und also ein neues Phariseerthum angerichtet. 5. Von der weissagung Pauli, wie in den letzten zeiten viel solche schrifft- und menschlich- weise lehrer werden entstehen/ die das neue Js- rael im buchstaben menschlicher kunst und aͤus- serlichem Gottesdienst werden auffhalten/ der wahrheit wiederstehen/ und alle plagen und we- he uͤber denselben fuhren. 6. Daß die Hirten und Lehrer des Teutsch- landes die groͤste schuld/ daß alle prophezey CHristi/ Petri, Pauli, Johannis, Judæ \&c. in dieser letzten zeit erfuͤllet/ der abfall vom innern wort geschehen/ und der weinberg CHristi ver- wildern muͤssen. 7. Von den wilden fruͤchten des abfalls und Sodomitischen weinberges/ insonderheit der barbarischen unwissenheit NB. des meisten volckes/ und auff was gestalt die Lehrer daran schuld und ursach. 8. Wie die Hirten und Prediger ferner ur- sach sind aller unwissenheit des volcks. 9. Daß die Lehrer des Teutschlandes die un- wissenheit und alles ruchlose wesen des volcks auch dadurch verursachet/ daß sie den allgemei- Jahr MDC. biß MDCC. nen Christen-namen/ Priester und Geistlichen/ zu sich gerissen/ und die sitten des Priesterthums haben fallen lassen/ davon im Regalisacerdotio M. Johann Vili tzen Predigers zu Quedlin- burg zu lesen. 10. Daß das volck im abfall und verwilde- rung verbleiben muͤssen/ weil ihnen die rechte suͤnde nicht ist offenbaret/ auch nicht recht cu- rir et worden. 11. Einwurff: Jn Jsrael war grosse ab- goͤtterey/ welches in unserm Christenthum nicht ist/ darum die vergleichung nicht zugelassen. 12. Daß die lehrers chuldig/ daß die Christ- namige voͤlcker in ungoͤttlichem wandel bißhe- ro verblieben/ weil sie ihnen gestattet den tauff- bund zu brechen/ ihre Goͤttliche vocation und beruff zu verlassen/ und die gebote JEsu als Goͤttliche lebens-artickel zu verwerffen. 13. Daß die Lehrer uͤber diesem bunde/ be- ruff und gebote JEsu mit der disciplin halten sollen/ und niemand gestatten/ dawieder zu leben/ und nach seinem willen und hertzens lust zu wandeln. 14. Wie dieser bund/ diese vocation, und die gebote JEsu verworffen/ und nichts mit der disciplin nach CHristi und der Apostel re- gul gestrafft worden. 15. Daß die Lehrer mit ihrem aͤrgerlichen leben schuldig/ daß die Christen in ihrem lauff nach den Fuͤrsten dieser welt blieben. 16. Vom geitz/ hoffart und wollust der Leh- rer. 17. Von der groͤsten schuld der Inspecto- rum, daß Teutschland zum zwiefachen Sodom worden. Das vierde buch. Von den schrecklichen plagen und wehe/ die GOtt uͤber die innerlich apostasi rende und ver- wilderte Jsraelitische kirche kommen lassen. Das fuͤnffte buch. Von der special suͤnde und ursache des er- schrecklichen ruins Jsraelis im Alten/ und Teutschlandes in den letzten zeiten des Neuen Testaments. Das sechste buch. Von dem neuen Evangelio CHristi/ wort und weg/ welches in diesen 60. jahrēin Teutsch- land zu vieler 1000. seelen verderben ist verkuͤn- diget worden/ weils dem wahren creutz-wort und leben Christi entgegen gesetzet wird. 1. Cap. Daß CHristi Evangelium ein Evangelium des cꝛeutzes und der gedult sey/ und nicht mit kriegen und Evangelischen armaden, sondern mit unterliegen und gedult zu verthei- digen/ nach CHristi exempel. 2. Wie der teuffel den Antichrist und die feinde des lammes alsobald neben die Apostel des lamms gesetzet/ welche endlich die oberhand bekommen/ das creutz-evangelium ausgerottet/ und ein neues in CHristi reich eingefuͤhret. 3. Prophezey Lactantii von diesen zeiten. 4. Daß diß neue Evangelium ewiges verder- ben bringe. 5. Daß es der allerhoͤchste irꝛthum sey. 6. Wie man dem lamm wieder nachfolgen und den Mahusim fahren lassen muͤsse. 14. Von diesem Betkio giebt Colberg P. I. c. V. p. 243. vor/ als wenn ihm Christian Hohburg Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. Hohburg einen theil seines Prætoriani schen geistes mitgetheilet haͤtte/ als er eine zeitlang sich bey ihm auffgehalten. Da doch aus al- len umstaͤnden klar ist/ daß Betkius, der schon lange zur zeit des Teutschen krieges im predig- amt gewesen/ das von ihm beschriebene elend derer meisten Prediger selber gesehen und erfah- ren/ auch daheꝛ nach dem augenschein beschriebē uñ beklaget/ uñ nicht erst von einem andeꝛn lernē duͤrffen; wie deñ leider ins gemein die greuel der verwuͤstung so hand greiflich vor augen liegen/ daß dieselben nicht erst von andern oder aus ge- wissen buͤchern ersehen werden duͤrffen/ sondern von einem jeden/ der kein blinder und leiter der blinden ist/ nach der wahrheit und taͤglichen erfahrung leichtlich dargethan werden moͤ- Hohburgs lebens- lauff. gen. Es mag aber hier so gleich Hohburgs historie mit stehen/ und zwar erstlich sein lebens- lauff/ wie er aus der beschreibung seines sohnes Philipp Hohburgs kuͤrtzlich zusammen gezo- gen wird. Er ist im jahr 1607. zu Luͤneburg geboren/ von einem tuchmacher daselbst Georg Hohburg/ in seiner jugend zeitlich zum waysen/ gleich wol aber durch vorsorge eines Predigers daselbst zur schulen gehalten worden/ da er sich mit informi ren und singen so lange durch brin- gen muͤssen/ biß es auff die gewoͤhnliche art mit ihm zeit gewesen auff die Universit aͤt zu ziehen. Weil er aber so gar blutarm gewesen/ muste die- ses unterbleiben/ und er davor eine Præceptora- tur zu Lauenburg bey dem zoll-einnehmer Phl- lipp Pfeiffern bedienen. Angehen- de erleuch- tung. 15. Nach etlichen jahren begiebt er sich nach Koͤnigsberg/ studi rt eine weile da/ und wird darauff zu Lauenburg Cantor, verrichtet auch zugleich die fruͤh- und wochen-predigten. Hier faͤngt er an Arndts buͤcher zu lesen/ gedencket hernach in seiner Predigt einmal Caspar Schwenckfelds/ bey welcher gelegenheit ihm ein frommer mann Schwenckfelds buͤchlein von der himmlischen artzeney zu lesen giebt/ damit er ihn nicht mehr ungepruͤft verdammen moͤchte. Uber diesem buch wird Hohburg dergestalt ge- ruͤhret/ daß er aller weltlichen dinge so gleich ver- gisset/ und so gar auch seiner verlobten braut/ und in staͤtem weinen/ seufftzen/ und andern buß-uͤbungen die zeit zubringt. Hierbey gehen ihm zugleich bey fleißiger forschung der heiligen Schrifft die augen auff/ woher der groͤste miß- brauch in der kirchen entstehe/ weil nemlich des H. Geistes krafft gehindert und ver- worffen werde/ und man an statt dessen das blosse aͤusserliche predigen und kir- chen-wesen allein vor gnugsam halte. Zeugniß ber wahr- h eit. Jndessen wird Hohburg zum Sub-Conrecto- rat nach Ulzen beruffen/ da er auch zugleich mit predigen muß/ um das jahr 1640. Er faͤnget hier an nach seiner erlangten erkaͤntniß die leute auff die krafft GOttes selbst in ihren hertzen zu weisen/ und weil die straffen der grossen sicher- heit und boßheit auch das Lutherthum damals hart angriffen/ machet er ein allgemein gebet/ und thut selbiges allezeit nach der Predigt/ dar- inne sonderlich erinnert wird/ wie sich die mei- sten noch nicht besserten/ und wie man nicht so wol um abwendung der straffen als der suͤnden Verja- gung. zu beten haͤtte/ ꝛc. Welches gebet in dem buͤch- lein vom Teutschen kriege noch stehet. Den Predigern aber ist dieses unleidlich/ die es dahin bringen/ daß Hohburgen solches gebet verbo- ten wird. Allein dieser will es gewissens halber Jahr MDC. biß MDCC. nicht unterlassen/ und wird daruͤber abgesetzet. 16. Er ziehet hierauff mit den seinigen nach Hamburg/ wird allda bey dem Commendant en Informator, und schreibet unterschiedliche buͤ- cher/ sonderlich aber den Spiegel der miß- braͤuche unter dem namen Eliæ Prætorii, und das aͤrgerliche Christenthum unter dem namen Bernhard Baumanns. Von dar ziehet er nach Luͤneburg/ und wird Corrector bey den Sternen in der beruͤhmten Druckerey. Weil er aber durch mehrere schrifften immer bekanter wird/ schreiben unterschiedliche hohe Schriftge- lehrte und Phariseer/ wie sie der auctor nennet/ daß sie ihn abschaffen. Es fuͤgt sich aber gleich/ daß der Hertzog von Wolffenbuͤttel Augustus ihn voci rt/ ihm den text zur prob-predigt selber auffsetzet/ auch der General-Superintendens ne- benst dem gantzen hoff seine gaben æstimir en/ so daß jener zu ihm spricht: Er hat nicht ge- predigt als ein Juncker-prediger/ son- dern als ein alter Practicus. Nach gegebe- Befoͤrde- rung im Wolffen- buͤttli- schen. ner wahl unter dreyen Pfarren erwehlet er die geringste auff einem dorff/ Borne genant. Und ob ihm wol Hertzog Augustus inzwischen eine Superintentur antraͤgt/ schlaͤgt selbige doch Hohburg ernstlich aus/ so daß der Fuͤrst lachend spricht: Der solls haben und will es nicht/ andere woltens gerne und koͤñen nicht ꝛc. 17. Kaum sitzet er etliche jahr daselbst in ru- he/ so schreiben allerhand Theologi an den Fuͤr- sten wider Hohburgen/ er solte ihn abschaffen/ der Hertzog aber communici rt ihm die meisten briefe davon/ doch wird er zuletzt des anlauffs uͤberdruͤßig/ und uͤbergiebt Hohburgen dem Consistorio mit den worten: Wenn ich euch laͤnger fuͤrstehen solte/ so haͤtten wir ei- nen neuen Pfaffen-krieg. Seine gegner Neue an- klagen/ ziehen viel puncte aus seinen schrifften/ und for- dern/ er soll sie wiederruffen. Er aber weigert sich durchaus/ und berufft sich auff die wahrheit und erfahrung. Man setzet ihm auff allerhand art zu/ und sonderlich beschuldigt ihn ein Con- sistorialis, er haͤtte von sich geschrieben: Wie er die gantze Bibel schon in fleisch und blut verwandelt haͤtte/ welches aber Hohburg lateinisch also ausgedrucket gehabt: Er gehe damit um/ daß er die H. Schrifft in suc- cum \& sanguinem conver tire. Endlich setzet und ver- treibung. man ihn ab/ wirfft ihm seinen haußrath und alle sachen auff die gasse hinaus/ und muß er mit hinterlassung vieler vorgeschosse- nen unkosten und ausstehenden schulden/ da er im kriegs-wesen fast jedem einwoh- nergrosse summ en geldes vorgestreckt gehabt/ uͤber hals und kopff aus dem lande ziehen/ und zwar mit 8. kleinen kindern. GOtt erwecket aber einen unbekannten mann in Braun- schweig/ der ihm 200. Ducaten anbeut/ da- von er nur 50. zu seiner nothdurfft nimmt/ und Woh- nung in Quedlin- burg. auf einladen eines Doctoris nach Quedlinburg ziehet/ wird aber von diesem wegen des Spie- gels der mißbraͤuche hernach hart tractir et/ und von den cantzeln hefftig ausgeruffen/ da ihm auch die Prediger ein verstorben kind uͤber 14. tage unbegraben stehen lassen. Weil aber ei- nige obrigkeitliche personen sich seiner anneh- men/ muß ihn die Clerisey mit seiner familie so lange dulten/ biß er von Betkio/ bey dem er eine Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. eine zeitlang sich auffhaͤlt/ und die Apologiam Prætorianam schreibt/ wiederum zuruͤck kommt. 18. Es wird ihm hierauff unversehens anlaß Prædica- tur in Gel- dern/ gegeben in Gelderland an einem ort zu predigen/ da ihn ein gewisser landsasse auff sein schloß zum Prediger annimmt/ doch mit bedingung/ daß er mit dem Consistorio und den streit-artickeln derer Reformirt en nichts zuthun haben/ son- dern nur CHristum und seine nachfolge predi- gen wolle. Dieses waͤhrete wiederum eine kurtze zeit/ biß er selbigen Herꝛn eines verbrechens we- gen erinnerte/ da ihn denn die Reformirt en in einem flecken Latum mit eben solchen conditio- n en zum Prediger bestellet/ auch 16. jahr lang und er- folgte ab- setzung. gedultet. Zuletzt aber verbieten sie ihm nichts mehr zu schreiben/ und weil er dennoch hernach den unbekannten CHristum heraus gibt/ suspendir en sie ihn/ er aber dancket so gleich frey- willig ab/ lebet eine zeitlang in Amsterdam sehr kuͤmmerlich/ und wird von seinem sohn mit hand-arbeit ernehret/ bey einbrechendem Fꝛantzoͤsischem kꝛieg ziehet er mit den sei- nigen nach Hamburg/ und wird von de- Leben un- ter den Mennisten und tod. nen Mennist en/ in welcher zeit er auch mit dem Labadie und der Antoniette Burignon bekannt wird/ auch etliche buͤcher von dieser ins Hoch- teutsche uͤbersetzet/ wiewol er sich mit diesen per- sonen nicht wol vereinigen koͤnnen. Nach ei- niger zeit ziehet er mit seinem sohn nach Ham- burg/ wird allda unter den Mennist en auff ihr vielfaͤltiges anhalten ihr Prediger/ und stirbet endlich zu Altona anno 1675. den 24. Octobr. da er denn auff der Reformirt en kirchhoffe be- graben wird. Sein er- stes lob bey den Theo- log en. 19. Dieser mann ist im anfang wegen etli- cher seiner schrifften von vielen Theologis gar werth gehalten/ und gelobet worden. D. Tobi- as Wagner schreibet im Examine Elenchtico Atheismi c. XXXII. (aus welchem es die 3. Mi- D. Wag- nern. nisteria in der schutz-schrifft p. 593. und An- dreas Carolus in Memorab. T. l. p. 1065. wie- derholet:) Er habe Hohburgs buͤchlein vom Teutschen krieg sehr fleißig und an- daͤchtig gelesen/ und in den meisten dem Auctori beygepflichtet/ indem er darin- nen denmißbrauch der kirchen-uͤbungen unter den Predigern ernstlich taxi re/ nicht anders/ als ob er eine auslegung uͤber das lied geschrieben: GOtt hat das Evangelium gegeben/ daß wir wer- den fromm. Nur daß er dem Evange- lio bißweilen zuzuschreiben schiene/ was er der betruͤgerey vieler Prediger bey- messen sollen. Es ruͤhmet auch dabey D. Wagner das angehengte gebet/ worinne die suͤnden gar sehr auffrichtig bekennet wuͤrden/ deßwegen er aber abgesetzet worden sey. Dazu setzet D. Wagner/ er verwundere sich/ daß der Auctor hernach unter Eliæ Prætorii na- men so hefftig geschrieben/ welches er Sauberto. detesti re. Der beruͤhmte/ Johannes Saubertus zu Nuͤrnberg hat auch anno 1646. folgende schrifft edir et: Wolgemeint bedencken/ wie diebuͤchlein Christian Hohburgs sub tit. 1. Verwirrter Teutscher krieg/ 2. Teutsch-Evangelisches Judenthum/ und dann die schrifft Bernhardi Bau- mañs/ von dem Teutsch-Evangelischen aͤrgerlichen Christenthum ꝛc. recht zuer- klaͤren/ und ohne anstoß zulesen. Jn ei- Jahr MDC. biß MDCC. nem send-schreiben an einen guten freund/ und dann in einer gehaltenen Weihnachtpredigt eroͤffnet. 20. Hierinne lobet Saubertus ihn; 1. Daß er seinen namen redlich fuͤrgesetzet. 2. Billiget er seine klagen/ weil solche nicht neu/ sondern durch die erfahrung/ wie auch durch beystimung Gerhardi, An- dreæ Meyfardi, Sleuderi und anderer be- staͤtiget wuͤrden. Nur bedinget er da- bey/ daß alles seiner gethanen protestati- on gemaͤß verstanden wuͤrde/ weil an et- lichen orten harte/ weitgreiffende wor- te gefallen. 3. Approbiret Saubertu auch Hohburgs vorgeschlagene mittel zur verbesse- rung/ und will die kirchen-zucht zufoͤrderst beobachtet wissen. 4. Haͤlt er des Auctoris worte vor das beste/ daß er keiner einigen religion irrthuͤmer billige ꝛc. Und end- lich will er dem Auctori seine protestation p. 1413. aus bescheidenheit nicht disput irlich ma- chen/ gestehet dabey/ daß man der Lutheri- schen kirche mit solchen schweren klagen nicht unrecht thue/ und wer es vermei- nen wolle/ deꝛ veꝛfuͤhꝛe sich selbst/ und die wahrheit sey nicht in ihm. Unterdessen ist Saubertus nicht zu frieden/ daß Hohburg die Juden/ Wiedertaͤuffer und dergleichen gegen die Lutherischen streitend eingefuͤhret/ als wenn sie besser waͤren als diese/ welches das Ministeri- um Tripolitanum l. c. sonderlich exaggerirt. Unter denen Reformirten hat gleichfals Hornbeckius L. VI. summ. controvers. p. 537. Hornbe- kio. gestanden/ der Auctor (Prætorius) scheine nicht boßhafftig zu seyn oder aus leicht- fertigkeit also zuschreiben/ sondern nur aus unbesonnenheit. Ottius in Annal. Und ande- ren. Anabaptist. p. 301. bekennet: Prætorius sey zwar durch etlicher Prediger aͤrgernisse mit recht auffgereitzet worden/ habe aber allzuhefftig auf das amt selber gescholten. 20. Es sind aber diese gedachten schrifften Hohburgs schrifften. diejenigen/ wodurch Hohburg am meisten be- kant/ und verhasset worden. Des Spie- gels gedencket er selbsten/ wiewol verdeckter weiß in seiner Postilla Mystica p. 407. und ha- ben es bißhero gar viele andere entdecket. ( vid. Joh. Deckherrus de scriptis adespotis p. 114. Ministerium Tripol. l.c. Joh. Muͤller Atheis. devict. p. 30. \& plures ) Das Teutsch-Evan- Unter fremden namen. gelische aͤrgerliche Christenthum unter dem namen Michael Baumanns eines Predi- gers in Preussen ist auch schon anno 1645. in 8. gedruckt/ neben welchem er auch unter dem er- dichteten namen Andreaͤ Saͤuberlichs heimi- scher pruͤfungs-vortrab wider Heimii vin- culum Gratiæ, und dann unter dem namen Christiani de Mondalto die erklaͤrung uͤber das lied: Nun komm der Heyden Heiland geschrie- ben/ wie Deckerr. l.c. berichtet/ welcher Auctor denn auch von Hohburgen also auffrichtig schreibet: Der mann scheinet von einer tieffen einsicht und auffrichtigen an- dacht in der Theologie zu seyn/ hat auch ein untadeliches wie wol unruhiges le- ben gefuͤhret/ und ist im frieden verstor- ben. Weil aber zu allem ungluͤck seine schrifften vor ketzerisch gehalten wor- den/ so sind seine sachen etwas seltsam. A. K. H. Dritter Theil. R 21. Seine Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. 21. Seine uͤbrige schrifften werden bey Henningo Witten ad ann. 1675. Collbergen p. 241. den dreyen Ministeriis p. 591. biß 95. und im lebenslauff selber also erzehlet. 1. Hertzwecker (welches sein erstes buch/ Unter ei- genem. darein aber von andern viel eingeschoben wor- den/ wie er in der Apologia Prætor. p. 282. |an- zeiget.) 2. Praxis Davidica uͤber den 25. 27. 51. und 71. Ps. 3. Praxis Arndiana oder hertzens-seuff- tzer uͤber Arnds wahres Christenthum. 4. Medulla Thauleri. 5. Von ursachen des Teutschen kriegs. 6. Teutsch-Evangelisches Juden- thum. 7. Die andere Praxis Davidica uͤber den 86. 73. 63. und 32 Ps. 8. Fuͤrstlicher Jugend-Spiegel (diese sind meist zu Luͤneburg bey den Sternen her- ausgekommen.) 9. Herold. 10. Hertzens-Theologie mit kupffer- stuͤcken. 11. Emblemata Sacra mit kupffern. 12. Meditation uͤber den gesang: Nun kommt der Heiden Heiland. 13. Eine andere uͤber den gesang: Herꝛ CHrist der einig GOttes sohn. 14. Tractat von der wiedergeburth. 15. Unbekanter Christus. 16. Vaterlands Præservativ. 17. Theologia Mystica. Und endlich 18. Postilla Mystica oder Verborgener Hertzens-Safft aller Sonn- und Fest- tags-Evangelien in Andachten und Seelen-Gespraͤchen das Hertz in der Krafft GOttes zu heiligen/ zu reinigen/ zu staͤrcken/ und mit dem Hertzen GOt- tes zu vereinigen. Amsterdam 1665. in folio. Seine wiedersa- cher gegen die praxin Arndia- nam. 22. Uber diesen seinen Schrifften ist hin und wieder viel widerspruch entstanden/ absonder- lich aber uͤber denen erstgedachten Prætorio und Baumann/ wie auch uͤber der Postill/ und so gar auch uͤber der Praxi Arndiana, wi- der welche die drey Ministeria am ende der Schutz, schrifft eine Warnung versprochen/ und hernach im Andern theil edi rt haben. Von der Postill klagen eben diese Auctores pag. 595. u. f. daß sie sehr viel irrthuͤmer in sich habe/ und Colberg pag. 239. daß sie viel unbetrogene mit ihren glatten Worten und vielen Gebet- Die Po- still. lein verfuͤhret. Jnsonderheit haben die Theo- logi zu Helmstaͤdt Anno 1676. wider dieselbe ein Responsum an Johann Conrad Schnei- dern/ dem Prediger zu Halberstadt gemachet/ welches Anno 77. von diesem publici rt wor- den/ darinnen sie endlich pag. 33. schliessen: Es Anklagen wider ihn als einen ketzer waͤren in der Postilla Mystica unterschied- liche falsche Lehren/ und die Leute viel- mehr davor zu warnen/ daß sie dem gleis- senden Fuͤrgeben nicht zu viel traue- ten/ \&c. Es hat aber alsbald M. Henrich Amersbach/ auch Pastor zu Halberstadt/ hie- wider eine kurtze Eroͤrterung publici ret/ und sind daruͤber nach und nach unterschiedliche Schrifften gewechselt worden/ wie bey Amers- bachs historie etwa vorkommen werden. Was Jahr MDC. biß MDCC. sonst aber die art solcher widerlegung gegen Hohburgen betrifft/ ist dieselbe nicht allezeit der Evangelischen Lehre gemaͤß zu befinden. 23. Die drey Ministeria haben ihn pag, 610. ausdruͤcklich einen Atheisten gescholten/ und Athe- isten. und dennoch alsbald selbst dazu gesetzet/ er sey ein universal-Syncreti ste/ frage nach keinen Confession s-buͤchern/ oder Reli- gion s - Disputa ten/ sondern nehme sie al- le mit einander von hertzen gern in sei- ne geistliche Glaubens-Bruͤderschafft auf und an/ \&c. Jn der Pruͤfung des Geistes Eliæ Prætorii beschuldigen sie ihn/ er wolle haben/ daß die Lutherischen mit schwerd und blut-vergiessen hingerich- tet/ und ein neues Reich angefangen wuͤrde/ darinnen die neuen Propheten als Koͤnige herrschen wolten/ \&c. wie es Schneider l. c. pag. 9. wiederholet. Uberhaupt hat man ihn einen Weigelianer/ Schwenck- felder/ Enthusiasten/ Wiedertaͤuffer ge- nennet/ wie in der gedachten Schutz-Schrifft p. 612/ 19. u. f. zu sehen/ wie auch bey Schnei- dern pag. 4. und 6. Welcher gestalt aber die Lutherischen Prediger hin und wieder sich ge- gen Hohburgen mit verfolgen/ absetzen und dergleichen verhalten/ ist in seinem Lebenslauff beruͤhret. Jn der Vorrede der Pruͤfung ruͤh- Verbot seiner buͤ- cher. men die drey Ministeria, daß/ weil der boͤse geist in diesen buͤchern mit laͤsterung/ aufruhr und aͤrgernis sich rege/ waͤren solche in Daͤnnemarck/ Sachsen/ Luͤne- burg/ Schweden/ Liefland und andern orten mit Confiscation und oͤffentlichem verbot bey zeit gewehret. Ja an einem vornehmen ort haͤtte man die Apologi- am Prætorianam mit feuer verbrant/ wel- cher eyffer hoch zu loben sey/ weil die Obrigkeit schuldig sey/ die Lehrer bey ihrem ehrlichen namen und amts- aucto- ri taͤt zu beschuͤtzen/ \&c. Welches abermal Schneider pag. 11. wiederholt. 24. Worinne aber Hohburgs ketzereyen ei- Die ihm beygemes- sene leh- ren. gentlich bestanden haben/ hat unter andern gedachter Auctor pag. 11. also zusammen ge- fasset: Er lehre als der aͤrgste Wieder- taͤuffer/ Enthusiast und Weigelianer ir- rig von dem Worte GOttes/ von inner- licher Offenbarung/ von zurechnung des verdienstes Christi/ von Christi Mensch- heit/ vom tausendjaͤhrigen Reich Christi/ von der Wiedergeburt und von den hei- ligen Sacramenten/ vom Predig-Amt/ der Philosophi e/ Gradibus Academicis, Rechts- Process en/ Beicht-hoͤren/ Loͤß- und Binde-Schluͤssel/ der Obrigkeit/ \&c. Jnsonderheit hat ihm das Ministerium Tri- politanum sehr vor uͤbel gehalten/ daß er die Theologiam Mysticam so hoch recom- mendi ret/ wie aus der Vorrede der Po- still und sonst hin und wieder zu sehen. Nicht weniger/ daß er auff die inwendige Von der erleuch- tung. krafft und erleuchtung des H. Geistes ge- drungen/ und selbige von sich auch bekant/ als da er in der vorrede geschrieben: Der HErꝛ JEsus habe dieses alles durch seinen H. Geist in ihm gewircket/ und er haͤtte es ohne einiges ander mittel oder huͤlffe von ihm alles empfangen/ daß er ohne aller Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. aller buͤcher gehuͤlffe und bloß durch des heiligen guten geistes eingebung des HErrn JEsu eingebungen aus dem Evangelischen text selbst heraus gedru- cket: Ja sie waͤren ihm uͤber seine gedan- cken ohne einige vorhergehende Conce- pt en durch seines guten geistes antrieb in die feder geflossen ꝛc. Dabey er wider die hoffaͤꝛtigen Phariseischen geisteꝛ protestir et/ die sich mit den haͤuffigen allegat en der schrifft auffbruͤsten/ und denen dieses in die nasen stin- cken wuͤrde; welches sich auch gnugsam ausge- wiesen. Und von solchen expression en sind sei- ne schrifften durchgehends voll/ womit er auch den namen eines Enthusiast en verdient gehabt. 25. Jn dem Helmstaͤdtischen Responso werden p. 15. aus dem andern theil seiner Postill Und offen- barung CHristi. p. 33. diese worte angezogen: Wer mich lie- bet/ dem will ich mich offenbaren/ sagt CHristus selber. Nicht will ich ihm die schrifften Mosis und der Propheten al- lein/ sondern/ das viel mehꝛ ist/ mich selbst offenbaren/ also/ daß wie es in den schrifften ist offenbaret nach dem buch- staben aͤusserlich/ es also in seinem her- tzen durch meinen geist soll offenbaret werden innerlich. Unterdessen will ich nicht vergnuͤgt seyn mit den schrifften Moses und der Propheten/ sondern ich will auch dich uñ deinen geist zu/ darbey und neben diesen schrifften haben. Die schrifften weisen mir es/ du giebst mir es: die schrifften weisen mirs in die au- gen/ ohren und sinne/ du bringest es ins hertz: die schrifften sind todt ohne dich/ wenn du mit deinem geiste schweigest ꝛc. Dazu noch andere loca aus p. 51. 52. 138. ꝛc. hie- von angefuͤhret werden. Ferner hat man ihn fal- scher lehre von der rechtfeꝛtigung beschuldiget/ weil er die gemeine heucheley und aͤusserliche zu- gerechnete gerechtigkeit ohne die innere krafft vor unzulaͤnglich erkant/ da er zumexempel ge- schrieben in dem Spiegel der Mißbraͤuche c. Von der wahren rechtferti- gung/ XII. p. 186. Noch eins ist/ damit ihr lie- be Herren gedencket das alte wesen des alten Adams zu bedecken/ auch gar zu- daͤmpffen. Wiewol es euch nur um das bedecken/ betuͤnchen und bekleistern zu thun ist/ nemlich eure aͤusserliche Impu- tation und zurechnung des verdienstes CHristi/ welche von euch so fleischlich ge- lehret und getrieben wird/ daß es wun- der/ wie der ewige gedultige GOtt sol- chem also lange zusehen mag. Hiemit aber wird die schrifftmaͤßige Imputation ke ines weges geleugnet/ sondern nur eu- erfleischlicher mißbrauch dieser lehre ge- tadelt. 26. Und im 25. capitel p. 203. Wie man der gerechtigkeit CHristi spotte/ das bezeuget der klaͤgliche augenschein. Es wird ja diese gerechtigkeit JEsu CHristi zu einem aͤussern imputir- und schmier-werck gemacht/ in dem alle hochmuͤthige geld- und welt-hertzen uͤber alle ihre beharrliche suͤnden-greuel Und der falschen zurech- nung. dieselbe gerechtigkeit CHristi gleichwie ein pflaster uͤberher schmieren/ und ihren alten Adam fein warm damit zudecken. Gerad als wenn die hohe heilige gerech- Jahr MDC. biß MDCC. tigkeit CHristi eben dazu verordnet/ und gemacht waͤre/ daß sie ein schand-deckel und pflaster uͤber alle stinckende suͤnden- wunden der unbußfertigen welt-kinder seyn solte ꝛc. Welches er daselbst weiter aus- fuͤhret. Jn der Apologia Prætoriana aber C. III. p. 186. hater sich hievon deutlicher erklaͤret/ und unter andern gesetzet: Jch straffe den schrecklichē mißbrauch/ so mit dieser leh- re/ weñ sie so fleischlich gefuͤhret wird/ in der Christenheit ist eingefuͤhret. —— Die lehre aber an ihr selber von der zu- rechnung des verdienstes CHristi tadele ich nicht/ und lieber/ wie solte ich dazu kommen/ daß ich eine solche lehre/ die dem buchstaben nach in H. Schrifft so wol gegruͤndet ist/ verwerffen solte? Jch sage ja ausdruͤcklich in meinem Spiegel p. 222. Es ist nichts kraͤfftigers/ lebendigers und innigers als eben die rechte und wahrhaffte imputativa, welche David, Paulus und andere wahre zeugen JEsu CHristi gelehret haben ꝛc. Dabey er von denen 3. Ministeriis schleust: Lieber mensch/ was gedenckest du doch? kan auch noch ein fuͤncklein nur natuͤrlicher erbar- keit und redlichkeit in diesen leuten seyn/ die sich nicht scheuen so oͤffentliche luͤgen in die welt zu schreiben? Wie aber dieser seiner protestation und klage ungeacht diese be- schuldigungen dennoch hernach von denen Helmstaͤdtern/ Wittenbergeꝛn/ Schneidern uñ andern wiederholet worden/ ist mit verwunde- rung aus denen oͤffentlichen schrifften zu sehen. Jndessen hat auch Hohburgs sohn anno 1679. wider Schneide rn eine verantwortung hie- rinne publici rt/ daran von einem so genannten Johanne Heinrico Antipandisio eine rettung der Hohburgischen lehre und zurechnung des verdienstes CHristi angehenget ist. 27. Uber dieß haben die Helmstaͤdter im Re- sponso p. 19. Hohburgen b eygemessen/ als ob Von des innerli- chen tauf- se. er die aͤusserliche tauffe von der innerlichen ab- sondere/ und diese vor jene setze/ und zwar aus folgenden worten in der Postill p. 161. p. II. Wer da glaubet und getaufft wird/ oder/ nach dem griechischen text/ getaufft ist am innern menschen/ und da in der Gei- stes-tauffe den glauben empfangen/ also daß er wahrhafftig glaͤubet/ und daß er solches inniglich und im hertzen wahr- hafftig glaube/ mit dem aͤussern zeichen der Wasser-Tauffe solches bezeuget: Ja weꝛ da einfaͤltig glaubet was fein Gott uñ Vater ihm geschencket/ und was GOttes Sohn aus liebe ihm verdienet/ und dar- auff vom H. Geist getaufft wird/ oder getaufft ist nach dem rechten text mit sei- nem gnaden-wasser/ ja mit seinem feuer: Wer mit dieser Feuer- und Wasser-Tauffe des Geistes getauffet wird/ oder getaufft ist/ sich also laͤsset von GOttes Geist am innern menschen tauffen/ und am aͤus- sern menschen vom diener zu einem zei- chen/ daß er wahrhafftig glaͤube/ daß ihn also Gott Vater in seinem sohn Christo an seinem inwendigen menschen mit seinem H. Geist dem inwendigen feuer seiner lie- be getauffet habe/ der soll selig werden. A. K. H. Dritter Theil. R 2 Und Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. Und auff solche art schreibet er auch von denen andern aͤusserlichen uͤbungen/ darinne man ge- meiniglich das haubt-werck des Christenthums zu setzen pflegen/ indem er immer das inwendi- ge bey dem aͤusserlichen als hoͤchst noͤthig erfor- dert/ und dieses ohne jenes vor unnuͤtze erken- net. Deßwegen ihm auch folgende worte von der beicht als Donatist isch und Enthussäft isch von denen Helmstaͤdtern ausgedeutet/ werden/ aus der Postill p. II. p. 50. Von der beicht. 28. Ach seele/ es ist nicht so ein leichtes ding/ wie ihm fleisch und blut einbilden darff/ daß ein jeglicher/ der nur von men- schen beruffen und gesandt/ mit dem welt-geist ist angeblasen/ in menschli- chen kuͤnsten und schulen gelehrt/ und die Worte von CHristo empfangen ohne dem Geist CHristi/ daß ein solcher sich darff hinsetzen in einen winckel und um geld andern sunde vergeben/ da er offt sel- ber keine vergebung seiner wissendlichen suͤnden jemals ernstlich und hertzlich ge- suchet/ weniger erlanget. Wie soll mir der nun suͤnde vergeben/ der selber ein sclave der suͤnden ist und bleibet? wie soll mir deꝛ helffen/ der ihm selber nicht helffen kan noch will? O seele/ was fuͤr blindheit wird hier getrieben/ und was fuͤr greuli- che heucheley verursachet? Ach mein JEsu/ erleuchte|doch die blinden armen menschen/ daß sie/ so sie wollen vergebung ihrer suͤnden wuͤrcklich haben/ selbige erst bey dir hertzlich suchen/ ihrem bruder erst vergeben/ mit ihm abtrag machen/ und hernach nach gelegenheit ihres zustandes sich eines rechten von ihm beruffenen ge- sandten angegeisteten dieners des geistes und seines dienstes gebrauchen/ in frey- heit/ daß er ihnen solches aͤusseꝛlich ankuͤn- dige/ was du in und durch deinen geist innerlich schon gewircket hast in ihm. Dergestalt hat er von allen actionen der ver- derbten Clerisey/ senderlich in dem spiegel und aͤꝛgerlichen Christenthum weitlaͤufftig geschrie- ben. Dahero auch diejenigen/ welche in ih- rem gewissen sich getroffen funden/ am meisten daruͤber geklaget/ andere aber/ ob sie gleich auch Prediger gewesen/ die wahrheit hierinnen er- kant haben/ wie oben aus Sauberto gedacht/ und bey Amersbachen und andern zu sehen ist. 29. Nochweniger hat denen Schul-theologen gefallen/ was Hohburg von ihren symbolischen buͤchern/ disputationen, controversien, articuln und foꝛmuln bekant/ wovon die 3. Ministeria p. 605. u. f. feine worte nacheinander anfuͤhren/ Von den religions- streitigkei- ten/ sonderlich aus der Postill P. I. p. 33. 54. 122. 144. 317. 343. 395. und 462. wie auch aus der vorrede/ worinnen er denn durchgehends darauff dringet/ daß denen streitigkeiten am besten durch die mystische oder geheime Theo- logie abgeholffen/ und die disputationes mit ihren greueln in liebe und einigkeit zum wenig- und der toleran tz. sten in eine bruͤderliche toleran tz verwandelt werden koͤnten. Sintemal es unmoͤglich sey/ daß ein hertz/ welches sich selbst erkennet/ und von GOtt erleuchtet sein eigen verderbniß em- pfindet/ seinen naͤchsten um einiger meinungen willen richten oder mit ihm zancken solte. Nicht weniger haben ihm seine gegner vor uͤbel ge- halten/ daß er bald bey den Lutheranern/ bald Jahr MDC. biß MDCC. bey den Reformirten und Wiedertaͤuffern ge- prediget. Dagegen aber erinnert sein sohn im lebenslauff p. 18. GOtt habe es also wun- derlich gefuͤget/ daß er in allen beyden Ministerien so wol Lutherischem als Re- formiꝛtem viel jahꝛ gepꝛediget/ ohne daß er ihre streit-Artickel beschweren/ oder auff einige weise billigen duͤrffen/ wer- de also ihm hierinn zu viel gethan/ wenn man ihm zum spott nachsage/ als sey er von einem zum andern gelauffen. Denn sein grund und hertz sey gegen Gott und seinen naͤchsten allezeit gut gewesen/ und sey er nicht von einem ort zum an- dern gelauffen/ sondern gejaget worden. 30. Er selber hat seinen grund hierinnen un- ter andern also dargeleget im Irenico cap. IV. p. 212. Die Christen haben ihnen aͤusser- Von dem ketzer-ma- chen. liche glaubens-bilder gegossen/ die ei- nigkeit im geist und das band des frie- dens damit zurissen/ factiones und rot- ten in gewissen confessionen, ceremonien und Satzungen gestifftet/ und eine jed- wede parthey gleichsam dabey ausge- ruffen: Hie CHristus/ hie ist die rechte religion und glaube. Dieselbe muß man mit leib/ ehre/ gut und blut/ mit schwerd und gewapneter hand vertheidigen. Die andern confessions- verwandte sind ketzeꝛ/ und haben kein theil an der gemein- schafft der kirchen-bruͤderschafft und Reich GOttes. Bey der andern parthey hat es wieder also wider die andern ge- heissen/ und sich uͤber solches faction s-bild dermassen unter einander ermordet/ daß die zahl der getoͤdteten unwiedergebor- nen/ elenden menschen nicht mag gezeh- let koͤnnen werden. p. 215. Eine solche tragœdie hat der teuffel auch bißher eine lange zeit gespielet/ da CHristi und sei- ner Apostel gesetze und tradition en fast gar weg geworffen gewesen/ und man uns eingebildet/ wen wir nur den praͤch- tigen namen Lutherisch/ Augsp. confessi- on s-verwandten/ Evangelisch fuͤhrten/ auch confessiones und formulas auffs pa- pier geschrieben haͤtten/ so waͤren wir gute CHristen/ und haͤtten den rechten glauben und religion. 31. Endlich hat es auch die Academicos und darunter die Helmstaͤdter sehr verdrossen/ Von der Schul- theologi e/ daßer (wie sie p. 23. schreiben) auff die eru- dition und welt-weißheit staͤts schimpf- lich laͤsteꝛe/ hoͤhne und stuͤmpfiere/ wo von sie aus der Postill P. II. p. 43. diese worte an- ziehen: Liebe seele/ siehe/ was die juͤnger sagen/ daß JEsus die schrifft ihnen ge- oͤffnet; denn wenn JEsus mit uns re- det/ so oͤffnet er die schrifft/ so lange JE- sus schreibet/ bleibet uns die schrifft wol uneroͤffnet/ ein versiegelt buch. — —— Also muͤssen wir auch solchen schluͤssel/ die schrifften Mosis und die Propheten zu eroͤffnen bey niemand an- ders als bey ihm suchen. Also werden denn die Heidnischen kuͤnste mit ihren vernunfft- instrument en viel zu schwach seyn/ die schrifft zu eroͤffnen. So wird Aristoteles mit seiner Logica, Metaphysica den Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburgen und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. den rechten schluͤssel den verstand zu er- oͤffnen nicht haben. So werden die elendiglich verfuͤhret werden/ welche diese instrumenta suchen und lieben/ und Und Phi- losophi e. gebrauchen die schrifft zu eroͤffnen. So werden die auch die liebe jugend betruͤ- ben und verfuͤhren/ welche dieselbe zu diesen Heidnischen kuͤnsten anweisen/ durch dero mittel die schꝛifft zu eroͤffnen. O blindheit/ o greuliche verfuͤhrung! —— Jch hoffe/ daß der rechte wahre David diesen Goliath der Heidnischen Philosophie und scholaster ey endlich mit seinen schluͤsseln in geist und krafft uͤber- winden werde. Und aus p. 28. Mein Hertzen-JEsu/ bistu nicht hier im irrdi- schen sichtbaren gute/ geld/ ehre/ reich- thñ/ pꝛacht/ dieseꝛ welt kunst/ gelehꝛtheit titul- und gradsucht? Ey mein JEsu/ bi- stu nicht hier bey solchem welt uñ fleisch- wesen? Ach was suchen denn die blinden menschen so vergeblich? der geitzige Ju- das/ 8 stoltze Phariseer bey allem seinem Luciferischen stoltzen wissen/ hoch- gradu- irt em titul-suͤchtigem wesen sagt und ruf- fet: Hier ist Christus. Und p. 29. O ihr thorë/ wie suchet ihr doch nichts uͤberall als nur welt/ geld/ gut/ ehre/ ansehen. Kaͤme CHristus zu unsern gelehrten verkehr- ten/ in ihre schulen und ihre studir-stu- ben/ in ihre kirchen/ und solte sehen/ wie sie studir en/ lehren und predigen meisten- theils/ daß sie ihre ehre/ ansehen/ geld und gut dieser welt mit den ihrigen haͤt- ten/ was wuͤrde er anders sagen/ als: O ihr thoren/ o ihr blinden/ was suchet ihr ꝛc. Auff welche und dergleichen expressi- ones gedachte censores p. 26. aussprechen/ daß die Philosophia auch eine stimme GOttes/ dadurch uns GOtt selber an- rede/ und die ausspruͤche und reguln der Philosophie seyn Gottes ausspruͤche und reguln. Und p. 27. sie sey GOttes wahr- heit/ und wer sie verachte/ der versundi- ge sich an GOtt selbst: Und p. 28. wer ohne dieselbe mit ungewaschenen haͤn- den die schrifft erklaͤre/ der richte ver- wirrung und unfug/ auch wol garketze- reyen an. 32. So viel sey auch von diesen geschichten gesaget/ zu welchen nun noch einige andere bey- gefuͤget werden koͤnnen/ und zwar vornemlich von dem auch bekanten Georg Lorentz Sei- Seidenbe- chers hi- storie. denbecher/ welcher ehmals Paftor in Unter- Neuborn nicht weit von Jena unter Gothi- scher herꝛschafft gewesen/ und anfaͤnglich gar werth und beliebt gehalten worden. Nachdem er aber auff die materi e von dem Reiche CHri- sti und dessen sonderbare umstaͤnde gerathen/ und davon einem andern Prediger und seinem verwandten Johann Nicolao Rebhan etwas eroͤffnet/ auch seine davon auffgesetzte schrifft ihm zu pruͤfen uͤbergeben/ ist er alsbald daruͤ- ber bey seinen falschen bruͤdern in verfolgung gerathen/ wie Petrus Serarius in der vorrede uͤber dessen Chiliasmum Sanctum berichtet. Denn es geschahe bald darauff/ daß dieser Reb- han selbige schrifft einem andern Pfarrer com- munici rte/ dieser aber dem Consistorio part da- von gab/ welches denn die sache auff die Uni- versi taͤt Jena verschickte. Hier untersuchte Jahr MDC. biß MDCC. man dieses (wie Serarius schreibet) nicht nach dem worte GOttes/ sondern nach der Auͤgsp. Confeßion/ und verdam̃te Seidenbe- Verfol- gung. chern als einen ketzer/ wolte ihn auch zum wie- derruff bey straffe der remotion zwingen. Er protesti rete zwar dawieder/ und verlangte zu wissen/ was der schrifft oder gesunden vernunfft hierinne zuwider waͤre/ erhielte aber keine ande- re antwort/ als der 17. articul der Augsp. Con- feßion waͤre dagegen. Seine zuhoͤrer suppli- cirt en auch einmuͤthig vor ihn/ und bezeugten/ daß er nichts neues gelehret/ sondern allezeit friedlich und Gottselig unter ihnen gewandelt haͤtte. 33. Ungeacht er nun auch von dieser materi e Absetzung. niemals etwas oͤffentlich gedacht gehabt/ wird er doch wuͤrcklich vom amte gesetzet/ bleibet aber am selbigen orte wohnend/ und lebet in der stil- le. Seine feinde mag das gewissen unterdes- sen druͤcken/ daß sie ihn wiederum an sich zu lo- cken suchen/ und allerhand mittel vorschlagen. Er aber hat in der stille in seinem Christenthum so gewachsen/ daß er sich in kein oͤffentlich amt mehr begeben will. Kurtz hernach wird er schwerlich kranck/ da man ihm/ weil er seine mei- nung nicht wiederruffen will/ das Abendmahl versagt/ auch deßwegen kaum auff einiger freunde vorbitte eine stelle auff dem kirch-hoff vergoͤnnet. Vor seinem tod hat er unversehens zu M. Rebhanen/ als dieser gleich bey ihm ge- wesen/ gesagt: Du must mit/ bruder/ du must mit? Wie denn auch dieser wuͤrcklich bald hernach bettlaͤgerig worden/ und verstor- ben/ nachdem er aus gewissens-angst offt aus- geruffen: Seidenbecher hat wahr ge- schrieben/ Breckling hat wahr geschrie- ben! Er soll auch nach demtod in feuriger ge- stallt gar vielen erschienen seyn/ welches so gar auch der Prediger auff der cantzel gestanden/ und mit allerhand vorwand entschuldigen wol- len. Von diesem Seidenbecher ist anno 1660. Schriff- ten. zu Amsterdam ein buͤchlein in 12mo gedruckt worden: Chiliasmus sanctus, qui est Sabbati- smus populo DEI relictus, das ist/ was von den 1000. jahren Apoc. XX. eigentlich und nach GOttes wort zu halten sey. vom Wahrmundo Freyburgen Eliopolitano aliàs Seidenbecher. Wie auch anno 1664. eben daselbst das Problema Theologicum de Regno sanctorum in terris millenario per Pe- trum Serarium. 34. Daß aber dieser scribent e bey dem vor- trag von der zukuͤnfftigen bessern zeit auch das gegenwaͤrtige elend gruͤndlich erkannt habe/ sie- het man aus gedachten schrifften: Welches auch vermuthlich seine verfolger destomehr be- wogen/ ihn mit diesen seinen zeugnissen zu unter- drucken. Nur etwas aus dem Teutschen tra- Seine kla- gen von der Cleri- sey mono- polio, ctat zu gedencken/ so schreibet er §. 20. p. 75: Es sind noch heutiges tages diejenigen nichts anders als Antichristische diener/ welche vorgeben/ es gebuͤhre einem Lay- en/ der zumal nicht studieret habe/ keines weges/ daß er sich in einer gemeine mit Theologi schen schrifften herfuͤrthue/ und andere lehren wolle: Meinen kurtz um/ infallibili- taͤt. das Lehr-Amt sey an diejenigen gebun- den/ welche (wie Lutherus redet) lange roͤcke und kappen tragen/ zumal wenn R 3 sie von Th. III. C. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Jahr MDC. biß MDCC. Predig- ten. sie von hohen schulen kommen/ und ha- ben allda ein wenig Latein gelernet/ und wissen/ wie sie den einfaͤltigen ein Sermon gen thun sollen/ welches sie vor- hin aus ihren concept en nach rechter schulfuͤchsen mani r auswendig gelernet/ und wie sie reden/ memorir et haben. Und im 32. §. p. 83. Man bedencke/ wie noch heutiges tages allerhand suͤnde und schande/ boßheit/ gewalt/ krieg und blut- Blutduͤr- st igkeit. vergiessen von solchen falschen Prophe- ten ministerialiter, das ist/ duꝛch ihre bedie- nung herkomme/ oder doch von ihnen in ihren kirchen mit hindansetzung des bin- de-schluͤssels gelitten/ und bald directe bald indirectè s. consecutivè gut geheissen werden. Man sinne ein wenig nach/ ob nicht das leidige kriegs-wesen der Chri- sten unter sich selbst eben um des willen heutiges tages in der welt desto grimmi- ger und grausamer daher gehe/ weil es die falschen Propheten gut heissen/ und in den gewissen ihrer Herrn und Haͤu- pter/ als die hiezu verordnete conscien tz- raͤthe und beicht-vaͤter/ als kriegs-rech- te in CHristi reich legitimir en/ und also oͤffentlich insgemein mit einander leh- ren/ krieg fuͤhren sey der lehre CHristi und seiner Apostel/ wie auch der Patrum, nicht zu wieder. Beicht si- tzen. 35. Ferner von der gewoͤhnlichen verdam- mung der frommen und loßzehluug der gottlo- sen: Man betrachte/ wie ins gemein bey allen sect en der Paͤbstler und Evangeli- schen in ihren gebraͤuchlichen beicht- stuͤhlen den kleinen und grossen bald uͤberall/ ohne rechtschaffene pruͤfung und absonderung des reinen von dem un- reinen/ auff vorhergethane recitation ei- ner gewissen zum oͤfftern unverstande- nen beichtformul die suͤnden vel quasi er- lassen/ und darauff der gebrauch des Abendmahls/ das heiligthum den hun- Unterdru- ckung der zeugen der warheit. den/ gegeben werde. Man bedencke fer- ner/ wie es solche falsche Pꝛophetē bißher zu unterschiedenen malen denjenigen ge- macht/ welche ihnen offters gerne zur ei- gentlichen erkaͤntniß der wahrheit und anrichtung besserer disciplin in kirchen und schulen helffen wollen/ von ihnen aber entweder nicht gehoͤret/ sondern veracht/ verlacht und verworffen/ oder auch wol gar verfolgt und in bann ge- than/ wo nicht getoͤdtet worden. Des- sen man an Johann Arndts/ D. Joh. Va- lent. Andreæ, D. Meyfardi, Acontii, Duræi, Betkii, Statii, Hohburgs und anderer mehr exempeln augenscheinlichen be- weiß hat. Welche und dergleichen andere zeugen der wahrheit er hin und wieder weit- laͤufftig anfuͤhret/ auch p. 367. u. f. sehr artig weiset/ wie die alten heuchlerischen Juden eben solche einwuͤrffe wider die Propheten da- mals gemachet/ als noch immer wider alle zeu- gen GOttes und so genannten neue Prophe- ten gehoͤret werden. 36. Endlich schreibet er aus eigner erfah- rung/ von der durch die Universitaͤten veruͤbten tyranney/ gewissens-zwang und dergleichen greueln als §. 275. pag. 396. Es hat gewiß- lich der wahrheit-suchende Leser unter Jahr MDC. biß MDCC. Von fal- schen The- olog en/ andern ein gewisses anzeichen/ daß bey der heutigen gemeinen Theologi e/ welche unsere Vulgares Doctotes auf Universitaͤten und sonstentreiben/ die Charte nicht so gar richtig sey. Dieweil bey ihnen alle die jenigen buͤcher/ so von hohen geheim- nissen reden/ als Daniel, Ezechiel, Apoca- lypsis, Esra im vierten Buch/ so weit hin- dan gesetzet/ und die jenigen vor neue Propheten und Schwermer gehalten werden/ welche sich darauf beruffen. Aus Schulfuͤch sereyen und vergeblichen Lo- gomachi en macht man heutiges Tages bey den Sectir ern die groͤsten Geheimnis- se/ und die rechten Geheimnisse der Schrifft sind vergessen. Das macht die heidnische Philosophi e/ welche auf Univer- sitaͤten am meisten getrieben/ und Chri- stus mit seinem Reich/ ja das gantze wah- re Christenthum/ so in praxi bestehet/ hin- dann gesetzet und verlachet wird. Aristo- teles obcæcat ingenia mundi. Und pag. 438. Es wird nicht vergebens gelesen/ daß Jhren sy- stemati- bus und symbolis, das verfuͤhrische Weib der Gottlosen Lehren/ oder die Babylonische Hure im Schaͤffel sitzet/ mit welchem nach Lutheri eigener Glosse die Gewissen mit aller- hand Gesetzen und Rechten/ ja auch mit besondern und vielfaͤltigen Articuln/ Confeßionen/ Formuln/ unnoͤtigen Sym- bolis, Thesibus, Doctrinæ Corporibus gleich- sam abgemessen und geschaͤfflet werden. Christus aber hat einen greuel an sol- chen falschen (manchmals zweyerley und noch mehr einander zuwider lauffenden) mas- sen/ ellen und gewichten; mit welchen unsere heutige Kraͤmer in Tempeln und Schulen ihre erdichtete und geschmier- te Lehr-puncten um geldes willen aus- theilen/ lehren und bewahren. §. 37. Und letzlich pag. 454. Es ist heuti- gestages an manchen orten bey den Ev- angelischen der groͤsten blindheit eine/ und ein recht stuͤck des noch hinterblie- benen Pabstthums (in welchem ex scrinio Responsis und censu- ren. pectoris Papalis sive è cathedra summi Pon- tificis alle Controversi en in geistlichen sachen pflegen eroͤrtert zu werden) daß wenn durch GOttes gnade einem geistlichen Eiffe- rer und Bekenner der wahrheit der heu- tige greuel der Verwuͤstung entdecket/ und er dawider zu zeugen im Geist ge- trieben wird/ so laͤst man gemeiniglich wider ihn/ weil man sonst nicht fort- kommen kan/ gesamte Censur en oder Ur- theile von unterschiedenen Collegiis und Ministeriis einholen/ welche als unpar- theyische Richter die sache entscheiden sollen. Da es doch nach heutiger Welt und ihrer Religion-mani r anders nicht lauten kan/ als wie das Sprichwort sa- get: Ein Esel krauet den andern. Jst eben/ als wenn Christus und seiner Apostel Lehre haͤtte sollen von den Pha- riseern und Schrifftgelehrten zu ihrer zeit censi ret werden/ was wuͤrden doch vor unpartheyische Censu ren gefallen seyn? Noch aͤrger ists/ wenn die sache an eine Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern. Jahr MDC. biß MDCC. an eine beruffene Academi e allein gesandt wird/ bey welcher ein paar/ gleich drey o- der vier zusammen geschworne Rabbin en anzutreffen sind die sollen ihre meinung tanquam ex tripode sive Apollinis Oraculo von sich schreiben. Was nun vor ein judicium da geschmidet/ und der ansu- chenden Buͤrgerschafft in Christo mit hoher andacht zugesendet wird/ dabey bleibt man \&c. Aus diesem und dergleichen Jahr MDC. biß MDCC. siehet man/ daß Seidenbecher dergleichen Pro- ceß nicht allein um des Chiliasmi willen er- fahren/ sondern auch anderer punct e wegen. Wie ihn denn die Jenischen Theologi in der Censura Stengeriana pag. 253. auch darinnen vor irrig erklaͤret haben/ daß er die Heiden nicht von der Seligkeit voͤllig ausschliessen wol- len. Das XIV. Capitel. Von Johann Melchior Stengern und Henrico Amersbachen. §. 1. Stengers leben/ D Iese beyde Prediger unter den Luthera- nern haben auch wie die vorigen von de- nen andern viel widerspruch erfahren/ und zwar nach unterschiedlicher veranlassung und umstaͤnden. Jener (welchen ich diesem/ ob er wol juͤnger gewesen/ anderer umstaͤnde hal- ben/ vorsetze) war seiner ankunfft nach aus Erffurt eines Senioris daselbst sohn/ in seiner jugend auff der Jenischen/ Leiptziger/ Witten- berger/ Straßburger/ und Erffurter Universi- t aͤten ziemlich exerci rt/ und endlich anno 1666. in Erffurt zum Diaconat bey der Prediger-kir- che beruffen. Anfaͤnglich hielte man ihn vor Orthodox, so daß sein scharffer widersacher Daniel Hartnaccius in Continuat. Histor. Micræl. p. 1078. selbst gestehet/ daß gantz Erf- furt 3. jahr lang zu Stengers erster schrifft stille geschwiegen. Er selbsten erzehlet in seinem demuͤtigsten wiederruff p. 9. daß sein buͤch- lein oder fragen vom wahren Christenthum/ von dem Seniore Ministerii censir et/ und fuͤr und erste orthodo- xia. Orthodox erklaͤret/ auch D. Johann Musæo nach Jena geschicket worden/ welcher alles gut seyn lassen/ biß Stengers feinde lermen ge- macht. Absonderlich aber hernach auch das Ministerium zu Franckfurt am Mayn in einem oͤffentlichen Responso ihn von allen ketzereyen absolvi rt/ und wider die andern ausfuͤhrlich ge- schuͤtzet/ wie im gedachten buch P. V. p. 1. u. f. zu sehen/ dabey er zwar unterschiedliches noch erinnert. Anfang des streits. 2. Es waͤhret aber nicht lange/ so gehet an no 1669. da die gedachten fragen herauskom- men/ derstreit wider ihn an. Stengers Colle- ga und Pastor an der Predigerkirche M. Hertz beginnet nach andern privat streitigkeiten/ (die Stengers bericht nach aus fleischlichen affect en/ als mißgunst/ hochmuth/ geitz und dergleichen hergeruͤhret) dieses buͤchlein als irrig auszu- tragen/ selbiges ein Eulenspiegels- und Marcolphus- buch zu nennen/ und bey dem Rath und andern in Erffurt als hoͤchstgefaͤhr- lich anzugeben. Stenger aber giebet anno 1670. ein buch/ Einschaͤrffung genant/ heraus/ darinnen er einige puncte weiter ausfuͤhret. Dieses machet seinen Pastor en noch unwilliger/ daß er an die Wittenberger schreibet und ihn als einen ketzer angiebet/ auch ihn auff dem Rathhaus oͤffentlich einen ketzer schilt/ wie im gedachten wiederruff p. 27. u. f. zu lesen. Ehe wir aber den fortgang dieses streits beschreiben/ wollen wir erst Stengers schrifften/ daruͤber je- Schriff- ten. ner entstanden/ benennen. 3. Die erste schrifft war Ein buch vor die/ so ihr Christenthum wollen lernen besser und gruͤndlicher verstehen/ und den rechten weg zur selig- keit von andern falschen irꝛwegen genau unterscheiden/ da denn die falsche heut zu tage uͤberaus gemeine busse wird viel- faͤltiger maͤngel gantz klaͤrlich uͤberfuͤh- ret/ und der eingebildete trost des un- fruchtbaren Larven-glaubens der Heu- chel-Christen benommen/ zugleich auch der guten wercke hoͤchste nothwendig- keit (doch der Evangelischen lehre vom allein seligmachenden glauben nichts vergeben) etwas schaͤrffer getrieben wird. Erffurt 1669. in 4to. Einschaͤrffung zweyer nuͤtzlicher zum wahren Christenthum gehoͤriger lehr- puncten/ die rechtschaffenen Christen im lauff der Gottseligkeit zu staͤrcken/ die Wahn-Christen aber zu warnen/ und aus dem schlaff der sicherheit zu we- cken. Erffurt 1670. in 4to. Hernach hater nach entstandenem streit fol- gendes geschrieben. Antwort auff das laͤster-buch Daniel Hartnacs 1670. in 4to. Palinodia Stengeriana, das ist demuͤthi- ger wiederruff aller derer schrecklichen ketzerhafften lehren/ in denen Joh. Melch. Stenger sich zeithero leider sehr ver- tiefft gehabt; gedrucket zu Wittenberg anno 71. Apologia und antwort auff derer Je- nischen Theologen unge gruͤndeten be- richt. Franckfurth an der Oder 1672. Historiæ Ecclesiasticæ α̕ποσπασμἁδιον, anno 1681. 4. Die materie des streits ist guten theils uͤber Stengers vorhaben die leute zur wahren busse zu bringen hergekommen/ da er die schwe- rigkeit der elben und die unumgaͤngliche noth- wendigkeit nebenst andern puncten sehr eifrig getrieben. Wie er denn hin und wieder von sich selbst bekennet/ daß er alsbald nach antretung seines amtes einen ernstlichen vorsatz gehabt die buß-lehre recht zu treiben. Er hat aber selbst die summam seines vortragsin der Einschaͤrf- fung p. 1. in diese 2. saͤtze eingeschlossen: 1. Wer an seinem letzten ende nicht Seine lehrfaͤtze von der busse. auch hat das gute zeugniß eines in die- ser welt heilig und CHristi gebotenge- maͤß gefuͤhrten wandels/ der stirbt un- selig und komt (von dem was gewoͤhnlich und ordentlicher weise zu reden geschicht) nicht ins Reich GOttes. 2. Die grosse busse wird von wahren kindern GOttes so offt nicht wiederho- let/ als Th. III. C. XIV. Von Johann Melchior Stengern Jahr MDC. biß MDCC. let/ als manche sich einbilden: sondern entweder beduͤrffen die wahren zum ewigen leben verordneten kinder GOt- tes derselben grossen busse nie/ oder doch ja nicht zum andern mal/ geschwei- ge zum dritten/ zehenden oder hundeꝛten mal. Dieses waren die haupt-puncte/ wor- uͤber man ihn ein hauffen ketzereyen schuld gege- ben/ wozu noch eine und andere sonderliche expressiones mit gerechnet worden/ welche ihn noch mehr zu gravir en schienen. Als da das Franckfurtische responsum in der censura Sten- geriana p. 105. dieses eine harte rede zu seyn Von Got- tes barm- hertzig- keit. bekennet: GOtt erbarmet sich nicht al- ler menschen/ sondern nur etlicher/ die sich auch recht in seine vorgeschriebene ordnung schicken. Item: Er will nicht allen und jeden suͤndern gnaͤdig seyn. Da man siehet/ daß der Auctor dem mißbrauch der gnade GOttes steuren/ und die leute durch sol- chen vortrag schuͤchtern und furchtsam machen wollen/ wie es im ersten ausbrechenden eiffer zu gehen pfleget/ da die voͤllige krafft des wahren Evangelii und die rechte theilung des worts noch nicht im grunde recht erkant wird. Je- doch hat ihn das Franckfurtische responsum auch in dieser sache von dem Calvinismo absol- vi rt/ weil er anders wo diesem ernstlich wider- spreche. Was er auch sonsten/ von dem ge- setz CHristi/ dessen moͤglicher haltung und erfuͤllung und andern dahin gehoͤrigen fragen gelehret habe/ ist aus seinem ausfuͤhrli- chen tractat vom unterschied des gesetzes CHristi und Mosis/ den er in seine Palino- diam miteingeruͤcket/ weitlaͤufftig zu sehen. 5. Uber dieses alles sind seine censores noch vieler anderen dinge wegen mit ihm nicht zufrie- den gewest. Als/ da sie ihn des Weigeliani- smi und Quakerismi verdaͤchtig gehalten/ weil Von der offenba- rung Got- tes in der seelen. er von sich geschrieben: Die glaubigen hoͤ- ren am Sabbath dem H. Geist/ dem in- nerlichen Lehrer/ zu/ der in ihrer seelen wohnet. GOttes vaͤterlich liebeszei- chen hab ich bißher gnug gespuͤrt/ auch in meiner seelen taͤglich mit GOtt gere- det/ und da seine troͤstliche antwort ge- hoͤret in seinem heiligthum; vid. censura Stenger. p. 101. Und von dieseꝛ materie hat er ein gantzes buͤchlein geschrieben/ unter dem titul: das grosse geheimniß innerlicher versie- gelung durch den geist der kindschafft. Berlin 1674. 12mo. Am allermeisten hat er darinnen ungnaͤdige richter gehabt/ daß er als- bald in seiner ersten schrifft in der vorrede uͤber die laster derer Prediger/ sonderlich ihre unbuß- fertigkeit und schwelgerey/ wie auch uͤber die ehꝛ- und geldsuͤchtigkeit deꝛ Theologen geklaget/ welches er aber nachgehends noch vielmehr ge- than. Hartnaccius fasset seine ketzereyen diß- fals l. c. also zusammen: Die Lutherischen Von den Lutheri- schen Leh- rern/ Lehrer haͤtten bißher die lehre von wah- rer GOttseligkeit/ busse und bekehrung nicht gewust/ auch dem volck weder muͤndlich noch schrifftlich gnugsam voꝛ- getragen. Hingegen haͤtten sie mit ihꝛen predigten viele zur heucheley und sicher- heit gefuͤhret. Wir wollen aber etliche ex- pressiones hie von aus ihm vernehmē/ damit der leser sehen koͤñe/ ob ihm recht geschehē oder nicht. 6. Jn der verantwortung auff die 3. Wittenbergische censur en p. 12. schreibet er: Jahr MDC. biß MDCC. Und ihrer heucheley und sicher- heit/ Diejenigen/ so dem frommen Arndt/ in- dem ers eben mit den heuchlern und eigen- willigen Christen zuthun gehabt/ in sein woꝛt gleichsam gefallen/ seingut voꝛhaben gehindert/ werden schlechten danck bey Gott haben/ ꝛc. Mit blutigen zaͤhren ist es zu beweinen/ daß es so uͤbel zugehet unter Gelehꝛten/ Predigeꝛn/ Professor en uñ Seel- Hinde- rung des Christen- thums/ sorgern/ daß nemlich wenn einer oder der andere ist/ der seinem GOtt treulich die- nen will/ und ungeacht aller gefahr/ dar- ein er moͤchte gerathen/ will das hohe werck/ die bekehrung und gewinnung der seelen/ vermittelst Goͤttlichen segens und ordnung ihm angelegen seyn lassen/ thut seinen besten fleiß/ traͤgt die buß-lehre vor/ nachdem er gaben des geistes hat/ versehret auff keinerley weise den grund der Religion/ nur daß er nicht von wort zu wort es nachbetet/ wie ers ingemein bey andern findet/ das volck auch attent und bewegt wird: alsdenn andere sich lassen den teuffelischen neid reiten/ und da sie sich solten uͤber dem wachs- thum des Reichs GOttts freuen/ so hin- dern sie es/ machen sich uͤber des eiffrigen Lehrers arbeit her/ tadeln und meistern/ ja verketzern und uͤben ihren muthwillen. Daruͤber muß das werck des Herrn ins ste- cken gerathen/ das volck wird geaͤrgert/ die gottlosen werden verhaͤrtet. Unter- dessen ist bey solchen tadlern kein eisser/ gleichmaͤßig seelen zugewinnen/ ja sie selbst sind und bleiben unbekehrt/ dienen mehr ihnen selbst als GOtt/ weyden sich und die ihren/ machens bunt mit bey den gelagen/ sind lustige Politici, die zwar auff der cantzel oder catheder von GOt- tes wort reden/ aber in taͤglicher conversa- tion hoͤret man nichts davon/ da ist kein exemplari scher wandel/ das sind die irꝛ- disch gesinnte Phil. III. 7. Und eben daselbst p. 20. Es giebtsolche Falschen eiffer wi- der das thaͤtige Christen- thum. ungeschickte Theolog en/ die nicht anders thun/ als lebten sie unter lauter werckhei- ligen/ da sie es doch vielmehr solten Jacobo nachthun. Denn ist denn etwa unter uns Lutherischen ein solch volck/ das seiner eigenen wercke gerechtigkeit zu sehr auff- zurichten trachte/ lassen sie etwa einen strengen heiligen wandel sehen? Sie miß- bꝛauchen ja ohne das deß sola fides, und ver- gessen der werckegar daruͤber. — Unsere zeit erfordert Jacobos, Arndios, die mehr wider den wercklosen glauben reden/ als wider das vertrauen auff wercke. So richten aber manche unserer heutigen Theolog en ihre meiste sorge und fleiß da- hin/ nur daß sie steuern der werckheilig- keit. Das macht/ bey ihnen ist auch der fides mehr als zu sola, das ist/ an ihnen sie- het man keine wercke/ keinen heiligen wandel/ so treiben sie auch lieber das sola sides, und wo einer kommt/ der von der gu- ten wercke nothwendigkeit was schaͤrffer will reden/ uͤber den fahren sie her mit cen- sur en/ meinen denn/ sie haben sich trefflich um die kirche verdient. Und in der vor- rede und Henrico Amersbachen. Jahr MDC. biß MDCC. rede seiner einschaͤrffung: Jch mag wol sa- gen/ daß etliche Prediger an statt des or- dentlichen wegs zur seligkeit haben das volck gewiesen auff einen ausser ordentli- chen/ das meine ich also: Es haben man- che das volck so gelehret: Jhr lieben leute muͤst allesamt busse thun/ und darnach fromm leben/ und die gebote halten; wenn denn einer gefragt: Wenn sie nun nicht fromm leben/ was denn zu thun? So waͤre die antwort: Sie muͤssens bereuen/ GOTT abbitten und wieder busse thun/ glauben und noch fromm werden. Wird nun ferner ge- fragt: Eure zuhoͤrer kommen nun zum sterben/ und haben bißher noch nicht fromm gelebt/ was nun raths? Ey/ waͤ- re denn die antwort/ sie muͤssen noch- mals busse thun und glauben/ so werden Von den Professo- ren/ sie dennoch selig. Solcher gestalt hat er hin und wieder die maͤngel der Prediger be- schrieben/ gleichwie er auch angezeiget/ wie es gemeiniglich auf Universit aͤten von denen Pro- fessoribus getrieben werde; daruͤber sich die Je- nenser im gruͤndlichen bericht in der vorrede und ihren Responsis, p. C. 4. beschweren. Jngleichen wie es mit den responsis hergehe/ da gemeiniglich einer oder etliche im namen aller colleg en decidi ren/ ob sie wol nicht alle einstimmen/ in der vorrede uͤber die Palinodiam p. C. 1. Von den Libris sym- bolicis erklaͤret er sich in dem Hartnaccismo Qu. Symboli- schen buͤ- chern. 7. p. FF. Lasset die Symbolischen buͤcher und die formulam conc. dem buch GOttes weichen. Gelehrter leute buͤcher koͤn- nen wol ihre auctorit aͤt behalten/ aber der schrifft allein muß man das lautere Goͤttliche zueignen. Es ist zubekla- gen/ daß dieser mißbrauch in unsere kir- chen eingerissen ist/ da man die symbo- li sche buͤcher hoͤher haͤlt als die Bibel/ der muß eher und schrecklicher leiden/ der wieder die symboli schen buͤcher an- stoͤst/ als der wider die Goͤttlichen aus- spruͤche. Hartnac der bißhero wider die Bibel selbst geraset/ ist von keinem Aca- demico bestrafft worden. Aber mit was vor hefftigkeit hat nicht Deutschmann D. Hildebrands institutiones angegriffen/ weil sie ein wenig von den symboli schen buͤchern abzugehen schienen. 8. Hier ist nun abermal leicht zugedencken/ daß diejenigen/ so hierinne interessi rt gewesen/ Stengers gegener/ Hartnac- cius. freilich nicht geschwiegen; der erste/ so oͤffentlich wider Stengern geschrieben/ war der gedachte Hartnaccius, der anno 1670. eine so genante gruͤndliche widerlegung der groben uñ ge- faͤhrlichen Novatia nischen/ Calvinischen Dessen schrifften hierinn. Socinischen/ Arminianischen/ Wieder- taͤufferischen und Quakerischen irrthuͤ- mer heraus gab/ und zwar mit vorgesetzten lobe- vers en von D. Hieron. Kronmeyern und Lic. Joh. Bened. Carpzoven. Hierinne foder- te der Auctor in der vorrede/ daß jener mit ihm nur mit lauter syllogismis in sigura \& modo disputi ren solte. Weil ihm aber diese waf- fen zu kurtz vorkamen/ so ersuchte er den Churfuͤrsten von Maintz in der dedication, dieser ketzerey kraͤfftiglich zu wehren/ weil sie auch dem catholischen glauben zum hef- tigsten entgegen waͤre. Ferner als Stenger hierauff seine antwort publici rt/ setzte dieser un- ter dem namen eines Philosophi Stengeri- Jahr MDC. biß MDCC. smum condemnatum entgegē/ oder Stengeri- sche verurtheilte und verdammte lehre/ da er in der vorrede klagt: Stenger haͤtte nicht nach dtr oratori e gepredigt/ deꝛ poͤbel haͤtte ihn hoch gehalten/ als ob ein ande- rer Elias oder neuer Lutherus entstan- den/ seine buß predigten waͤren von Stu- denten liebes-eifꝛig nachgeschꝛieben und sein ansehen immer groͤsser worden; mit welchen und dergleichen erzehlungen der ur- sprung solcher verketzerung allzudeutlich verra- then war. Ferner ist nach Stengers absetzung Wieauch vieler Fa- cul taͤten und Mini- steriorum censur en. in Erffurt heraus kommen/ censura Stengeri- ana, oder deꝛ Wittenbeꝛgischen/ Leiptziger und Franckfurther bedencken. Wie denn auch Hartnac noch zuvor in dem Stenge- rismo p. 1. u. f. biß 92. die Leiptziger/ Gießischen Regenspurgischen/ Augspurgischen/ Ulmi- schen/ Hamburgischen/ Luͤneburgischen/ und Coburgischen responsa wider Stengern pro- duci ret. Auff Stengers Palinodiam kam hernach anno 72. der Jenensium gruͤndlicher bericht von dessen irriger lehre ans licht; und weiter Hartnaccii Stengerismus enervatus, oder Stengerisches GOtt- und grundlo- ses Christenthum. 9. Unter diesen leuten ist sonderlich Hartnac- Stengers vorwuͤrffe gegen Hartna- cken. cius von Stengern uͤbel empfangen worden/ gestalt man in dessen schrifften hin uñ wieder fin- det/ daß er ihm bald die groͤbste Ignoran tz schuld gegeben/ und unter andern in der Palinodia p. 33. erzehlet/ Hartnaks feindschafft waͤ- re meist daher gekommen/ weil Stenger als Schul- inspector seine Vitia Grammaticalia ihm vorgehalten. Ferner p. 60. referir et er/ wie Hartnac sich in Erffurt in ein kloster salvir en/ und hernach gar aus der stadt weichen muͤssen/ weil er eine wittwe um 286. Rthl. betrogen ge- habt/ welches denn in dem Hartnaccismo p. B. 2. wiederholet wird/ auch noch dazu gese- tzet/ wie er von der Universi taͤt zu Franckfurt an der Oder eben auch seiner uͤbelthaten wegen entweichen muͤssen. Von diesem kam auch ei- ne sonderbare schrifft anno 1671. zu Erffurt her- aus/ unter dem titul: Kundschafft/ so der Rath zu Erffurt dem in seiner bestal- lung gewesenen/ aber aus des Chur- fuͤrstl. Maͤyntzischen stadt-gerichts ar- rest entgangenen Daniel Hartnaccio durch veranlassung der vorrede seines so ge- nanten Stengerismi condemnati nachzu- schicken nicht umgehen koͤnnen. Hier- inne berichtet der Rath p. A. 2. wie die Uni- versi taͤt zu Franckfurt de dato d. 19. Sept. 1670. nach Erffurt geschrieben/ daß Hartnac/ weil er ein weib geschwaͤngert/ heimlich davon gehen muͤssen. Ferner daß er sich Magistrum genen- net/ und doch nirgends|dazu gemachet worden. Und p. B. 1. wird nacheinander erzehlt/ was vor luͤgen/ heucheley/ diebstahl und hurerey er begangen/ im namen eines Leiptziger Advo- cat en falsche briefe gemacht/ und in die 300. Rthl. entwendet/ darauff aus dem arrest ge- gangen/ und man sein weib gefangen setzen muͤs- sen/ ꝛc. Hartnack hat zwar anno 72. zu Zeitz eine klag- und Defension s-schrifft wider den Rath drucken lassen. Ob er aber den lesern zu seiner voͤlligen exculpation gnuͤge gethan/ ist vorlaͤngst von andern eroͤrtert worden. Sein A. K. H. Dritter Theil. S haß Th. III. C. XIV. Von Johann Melchior Stengern Jahr MDC. biß MDCC. haß wider Stengern hat hernach immer conti- nuir et/ so daß er diesen auch noch anno 1686. in der Continuatione Historiæ Laurenbergii p. 758. und in Micrælio Continuato l. c. nur im- mer Stenkerum nennet/ und sonst nach gewohn- heit durch ziehet. 10. Bey den uͤbrigen widersachern Sten- gers/ wie auch bey dem gemeinen hauffen insge- mein/ mag sich dem bericht nach der groͤste haß wider ihn daher entsponnen haben/ weil sie in ihrem gewissen sich von bißher unterlassener wahren bekehrung und derselben nothwendig- keit uͤberzeugt gefunden. Der auctor gedencket hin und wieder/ wie er in seinen Predigten und sonst die gemeinen suͤnden ernstlich bestrafft/ als Ursachen des streits wider Stengeꝛn/ da er in der kurtzen erzehlung p. 32. schreibet: Jnsgemein wolte ihnen die schaͤrffe meiner lehre nicht gefallen/ und daß ich den lebens-weg so schmal machte. Bey manchem war der leidige neid/ bey manchem hatte ichs verderbt mit mei- nem freyen. Mancher war in predig- ten wegen seines geitzes getroffen wor- den/ manche um ihres Sabbath schaͤn- dens und schwelgens willen/ son- derlich daß ich neulich gar zu einem ins haus gangen/ und ihn zu einem maͤs- Und daher entstande- ne fruͤchte. sigen leben vermahnet. Er weiset auch mit vielen exempeln/ was die Theologi mit ihren ur- theilen wider ihn vor sicherheit und aͤrgernis an- gerichtet. Die saͤuffer haͤtten bey ihrem gesund- heit trincken geschrien: Jetzund wandern wir auff dem breiten weg/ darnach an unserm ende wollen wir einen maͤch- tigen sprung thun auff den schma- len. Item, wenn sie sonst allerhand greuel getrieben/ haͤtten sie zu sagen pflegen: Daß dich! da gehoͤrt die grosse busse drauff. Ein anderer haͤtte die worte Gal. V. Offenbar sind die wercke des fleisches/ einen al- ten sperlings-gesang geheissen. (siehe die kurtze erzehlung p. 39. 40. und 42.) 11. Ob aber dergleichen dinge nicht von de- nen die das ansehen gehabt/ hergeruͤhret/ ist aus denen Responsis wider Stengern ziemlich abzu- Der Wit- tenberger elende ur- theile von der sache. nehmen. Die Wittenberger schreiben in ihrer Censur Num. IV. ausdruͤcklich von Sonthom s guͤldenem kleinod (welches doch Dillherꝛ edirt und hoch gepriesen hatte) und Dykii Nosce teipsum/ weil es Reformirt e gewesen: Jst denn nun kein GOtt in Jsrael/ daß man hingehen muͤsse den teuffel zu fragen? Dabey Stenger in der verantwor- tung p. 11. unter andern antwortet: Wolte GOtt/ meine unzeitige Censores laͤsens selbst und lerneten sich darnach richten! Sintemal ich bey ihnen grossen unver- stand spuͤre/ und kaum ein fuͤncklein zur liebe der wahren gottseligkeit. Ferner setzen sie Num. XXXII. Ein bußfertiger Christ kan und soll zwar sich vornehmen keine muthwillige suͤnde zu begehen/ aber wie kans seyn/ daß ers voͤllig leiste in dieser unvollkommenheit? Darauff Stenger antwortet: Das ist eben aller lo- sen heuchler und Maulchristen ihre excü- se. Wann ein vollsaͤuffer zur beicht kommt/ so trauet er doch nicht zu sagen/ daß er auch nicht sich ferner werde voll- sauffen. Wie kans seyn? Wir sind al- le arme suͤnder! Und die Professores sind selbst der meinung/ daß die auserwehl- Jahr MDC. biß MDCC. ten insgemein immer wieder nach dem fleisch wandeln. So wird man nun so lehren muͤssen: Die/ welche GOtt se- lig machet/ haben in der welt nicht auff- gehoͤrt nach dem fleisch zu wandeln. GOtt/ du wirst solche verkehrte lehrer auch suspendir en und removir en von dei- nem angesicht! Und ferner p. 56. da er mehr solche aͤrgernisse erzehlt hat/ sonderlich derer Paͤbstler/ die aus diesem streit geschlossen/ die Lutheraner litten keine froͤmmigkeit/ setzet er da- zu: Sehet Wittenberger/ solch schreck- lich aͤrgerniß habt ihr angerichtet/ und auff eure seelen habt ihr geladen alle das blut ꝛc. wie er auch daselbst diese worte der Wittenberger aus Num. 65. anfuͤhret: Der muß Stengern ein Hananias seyn und ein falcher Prophet/ der da lehret/ GOtt mache auch selig die/ so da kein gutes ge- than haben/ wenn sie nur endlich glau- ben: Demnach muͤste auch Paulus ein Hananias seyn. 12. Auff solche und dergleichen ausspruͤche Stengers remotion. ist nun Stenger so bald 1670. von seinem amte erstlich suspendi rt/ und hernach gar abgesetzet worden/ uͤber welche procedur en er in der ge- dachten kurtzen erzehlung uñ sonst umstaͤndlich klaget. Er meldet auch zugleich/ warum es dem Des Raths verhalten hiebey. Rath bey der sache zu thun gewesen/ indem er (Stenger) die vorgelegte Revocation s-for- mul nicht unterschreiben wollen/ als worauff der Syndicus oͤffentlich gesprochen: Des Raths Respect muß erhalten werden/ es muß gehen/ nachdem wir den Proces for- mi rt haben! p. 48. Und bey diesem vorsatz sey viel gewaltthaͤtigkeit mit untergelauffen/ da der Rath durch Patenta der gemeine bey leibs-und lebens-straffe verboten diese actiones nicht zu tadeln p. 5. Und da Sten- gers pfarꝛ-kinder vor ihn nur einmal supplici- r et/ sind etliche als Rebell en arresti rt und der concipiente mit geld-straffe beleget worden. Und was dergleichen dinge mehr vorgelauffen. Wiewol inzwischen Stenger auch nicht in ab- rede gewesen/ daß er gleichfals die gehoͤrige sanfftmuth und bescheidenheit nicht allezeit ob- servi rt ( p. 70. und sonst) welches freylich bey der wiederpart nichts gutes/ sondern noch mehr aͤrgerniß und verbitterung gewuͤrcket. 13. Er ist aber nach seiner absetzung erstlich von Stenger wird an- derweit b e- foͤrdert. Hertzog Rudolph Augusto zu Braunschweig gar gnaͤdig beruffen worden/ da er denn auf seiner reise zu Hanover/ Zelle/ Hamburg/ Luͤ- beck/ Rostock/ und sonderlich an dem letzten orte beyfall gefunden/ wie er in dem Hartnac- cismo L. I. c. 2. pag. C. 4. erzehlet. Ferner hat ihn der Churfuͤrst von Brandenburg in seinen Landen zu Berlin zum Prediger voci rt/ nach- mahls zum Inspectore in Storckow an der Laußnitzer Graͤntze/ und endlich ist er zu Witt- stock Pastor worden. Was er daselbsten in den letzten Jahren mit D. Johann Friedrich Meyern vor streit gehabt/ und wie untheolo- gisch es beyderseits zugegangen/ da einer dem andern die Streit-schrifften durch Henckers- knechte ins Haus geschicket/ ist aus selbigen unseligen Denckmahlen im oͤffentlichen Druck bekant/ undhier zu wiederholen so unwuͤrdig als unnoͤthig; zu wuͤnschen ist/ daß alle die/ so noch in streitigkeiten verwickelt sind/ erst wider sich sel- und Henrico Amersbachen. Jahr MDC. biß MDCC. sich selber ernstlich zu kaͤmpffen anfingen/ so wuͤrden sie wenigstens ohne aͤrgerniß und schaden gegen andere verfahren/ und in Christo JEsu allezeit sieg haben. 14. Von der andern person/ nehmlich M. Henr. Amersbach/ Pastore an der Kirchen zu S. Petri und Pauli in Halberstadt/ ist nur etwas weniges zu beruͤhren/ und zwar/ damit wir stracks die uͤber ihm vorgefallene streitigkeiten kuͤrtzlich sehen/ erstlich die jenigen Schrifften/ woruͤber sie entstanden. Nemlich es hat A- mersbach um das Jahr 1660. und weiter hin unterschiedliches heraus gegeben/ woruͤber er von den Universitaͤten und andern Gelehrten viel widerspruch erfahren. Dergleichen sind: Amers- bachs schrifften. Neuer Abgott/ alter Teuffel/ oder flie- gender Brieff/ nach welchem heutiges tages/ wie vor zeiten/ bey dem Juͤdischen Volcke/ alle Diebe und Meineydige loß- gesprochen werden/ darauf die rohen Welt-kinder gantz frey und ohne scheu in Suͤnden beharren. Halberstadt 1665. in 4to. Raben-Stimme Cras, Cras, von auf- schiebung der Busse. in 4to. Fortpflantzung der JEsus-liebenden Gesellschafft/ zu Erbauung des wahren Christenthums. Item: Ausbreitung der- selben. in 4to. Cacus Heraclis, der fromme Wucherer/ 1665. in 8vo. Altar-Tafel. in 4to. Babylon Scholastico-Mystica. in 4to. Mosis- Stuhl/ auf welchem die Phari- seer und Schrifftgelehrten sitzen/ die nach ihrer eingebildeten hohen Weisheit fuͤr andern Orthodoxi und rechtglaͤubige Lehrer seyn wollen/ und doch unter sol- chem schein und titul die reine und heil- same Lehre der Apostel fuͤr eine irrige und Schwermer-Lehre zur ungebuͤhr ausschreyen. 1671. in 4to. Beschreibung der geistlosen Geistli- chen/ Justi Klaͤgers. Editio secunda, in 8vo. Kern- und Krafft-Lehre Tauleri 1676. in 4to. Die erschreckliche Geschicht von Fran- cisco Spira. Qvedlinburg 1675. in 4to. Memorial an die auf dem Regenspur- gischen Reichs-Tag versamlete Staͤn- de. in 4tn. Eroͤrterung der Helmstaͤdtischen Cen- s ur uͤber Hohburgs Postillam Mysticam. 1677. in 4to. Memorial an die Theologi sche Facul taͤt zu Helmstaͤdt. in 4to. Erste Antwort auf Petri Pauli Pandisii Bestraffung 1678. in 4to. Bereitschafft zur Verantwortung/ der gesamten Christenheit/ absonderlich dem gantzen Heiligen Roͤmischen Reich fuͤr- gestellet. 1677. in 4to. Vorrede uͤber Fabricii heiligen/ klugen und gelehrten Teuffel. Justiniani Ver- mahnung/ Editio Secunda. in8vo. Und denn endlich Die Vorrede und Anmerckungen uͤber Ægydii Gutmanns Offenbarung/ davon oben im ersten Capitel schon gemeldet. 15. Uber diesen Schrifften/ darinnen der Jahr MDC. bis MDCC. Wider- spruch hieruͤber von den Witten- bergern. Auctor seiner art nach sehr daͤrb und gerade zu schreibet/ haben diejenigen/ welche er dariñen angegriffen/ ihn eben auch zu unterdrucken ge- sucht/ und nach der gewoͤhnlichen man ir unter- schiedlicher Ketzereyen beschuldiget. Man sie- het olches nicht alleine in der Wittenbergischen Censur wider den fliegenden brieff/ allwo ihm pag. M. 1. u. f. vor irrig ausgelegt wird/ daß er die Leichen-predigten als zeichen des priesterlichen Geitzes und Schmeichel- wesens verworffen. Daß er die spaͤte bus- se verwerffe/ auch erfordere/ daß GOTT allezeit unsers hertzens trost und theil seyn muͤsse/ welches doch in dieser Sterblich- keit unmoͤglich sey. p. M. 3. Daß er den weg der seligkeit allein durch verleugnung sein selbst beschreibe/ zu dem glauben den neuen ge- horsam als ein wesendlich stuͤck erfodere/ und den Großgebauer fuͤr sich anfuͤhre/ welcher doch ein Novatian er/ Donat ist und Wiedertaͤuffer sey p. N. Sondern es haben ihn auch and re folgender puncte beschuldiget/ und darunter der so genante Pandisius in seinem gegen- me- morial p. B. 2. 1. Daß er die fantasey Ange- schuldig- te ketzerey- en. und fabel von einem weltlichen Reich heiliger und frommer leute vor der aufferstehung der todten statuiret. 2. Daß er mit Hohburgen zweyerley tauff/ eine innerliche und aͤusserliche/ gesetzet 3. Mit demselben die zugerechnete ge- rechtigkeit Christi ein imputi r-uñ schmieꝛ- werck genennet. 4. Von nothwendig- keit eines von CHristo selbst beruffenen recht angegeisteten dieners geschrieben/ wenn man wirckliche vergebung der suͤnden bey GOtt vermittelst des Pre- digers erlangen wolle. 5. Daß er die Gutmannischen visionen und offenba- rungen recommendi ret. 6. Daß er ge- schrieben/ Gutmann/ Boͤhme/ Hoburg/ Seidenbecher/ Breckling und er selbst waͤren von GOtt: Die Theologi aber/ welche ihnen widerspraͤchen/ waͤren nicht von GOTT/ sondern aus und mit der welt. 7. Daß er die Philosophie ver- worffen. 8. Die Heidnischen Auctores aus den schulen aussteubern wollen. 9. Die Universit aͤten und Professores verach- tet und beschimpfet. 10. Sich und sei- nes gleichen Deodidactos, Theosophos, an- gegeistete/ außerwehlte Heils-Engel ti- tuli rt/ auch sonsten neue Lehren von der vergoͤtterung glaͤubiger Christen/ von der wesentlichen vereinigung mit Chri- sto und dergleichen auff die bahn ge- bracht habe. ꝛc. 17. Das hauptwerck aber seines vortrags Von den Lutheri- schen Pre- digern und Theolo- gen. ist gewesen das gemeine elend unter denen Lu- theranern zu entdecken/ worinnen er denn aus eiffer nicht selten ziemlich excedi rt gehabt. Seine gegner/ und darunter Georg Conrad Dielefeld in der Amersbachischen Zehn-zahl p. 3. u. f. beklagen sich/ daß er die Lutherischen Theologos und Professores Unlutherische Phariseer und Schrifftgelehrten/ Ertz- Antichristen/ Heuchler/ Narren/ ver- blendete leute geheissen/ die Lutherische kir- che eine Lutherische secte/ Babel und Schandbalg/ Ertz-Synagoge des teuf- A. K. H. Dritter Theil. S 2 fels Th. III. C. XIV. Von Johann Melchior Stengern Jahr MDC. biß MDCC. fels. Und damit ist denn sein gegenpart auch auffgereitzet worden nach dem gemeinen lauff der welt wiederum zu schelten. Die 3. Mini- steria werffen ihm in der schutz-schrifft p. 132. Schelt worte wi- der ihn. nicht allein grosse luͤgen/ sondeꝛn auch flegel- stuͤcke vor/ der gedachte Dielefeld menget durchgehends schimpf- und spott-reden mit un- ter/ p. 3. heisset er ihn einen von narrheit an- gegeisteten mann und Theosophum. p. 12. einen unserer zeit betruͤglichen Heinrich Muͤntzer/ einen Patron aller Schwer- mer/ und Fuhrmann aller schwermerey- en. p. 15. einen von so vielen Facult aͤten ver- dammten schwermer. Er spottet daselb- sten mit Goͤttlichen dingen/ da er p. 7. schreibet: Amersbach wolle wie Labadie eine kirche GOttes-gelehrter/ angegeisteter und erlaͤuterter Christen-leute stifften/ in welcher auch 2. oder 3. Bauer-maͤgde mit GOttes wort wieder viel 100. Doctores streiten koͤnten. Welche und dergleichen dinge er p. 28. mit dem exempel Lutheri ent- schuldiget/ der die schwermer auch mit keiner andern schreib-art tract i ret habe. 17. Doch hat Amersbach auch offte ernst- lich von dem gemeinen verderbniß geschrieben/ und auch im fliegenden brieff in der vorrede Amers- bachs pro- testation. p. A. 2. bedaͤchtlich protestir et: Man muͤsse einen unterscheid machen unter dem pre- dig-amt selbst und dessen mißbrauch/ odeꝛ unter rechtschaffenen geist-eifrigen getreuen Predigern/ und unter schand- fleckē/ den satans-engeln/ die diß heilige wichtige amt nicht gebuͤhrender massen nach CHristi/ Pauli, Lutheri exempel/ wort/ sinn/ geist und eiffer verwalten/ und deßwegen nicht werth sind/ daß sie Predigeꝛ seyn und heissen. Und mit dieseꝛ be- dingung redet er in Moses stuhl. §. 56. also: Von den Lutheri- schen leh- rern/ Und auff solche art und weise findet man auch heutiges tages unter unsern so ge- nanten Lutheranern/ absonderlich auff den hohen schulen viel solcher Lehreꝛ/ die da als Phariseer/ und Schrifftgelehr- ten nur dem titul nach auff Mosis stuhl sitzen/ sie ruͤhmen sich des stuhls Lutheri, da sie doch in der that und wahrheit eben so wenig Lutheri nachfolger seyn/ so wenig vor zeiten die Phariseer und Schrifftgelehrten rechtschaffene nach- folger Mosis/ oder so wenig bißher die Roͤmischen Paͤbste rechtschaffene stuhl- erben Petri gewesen. Gleichwie aber CHristus dorten/ da er von den Pharisaͤ- ern und Schrifftgelehrten auff Mosis Auff Lu- theri stul. stuhl predigte/ den stuhl Mosis selbst/ das ist/ die lehre Mosis nicht schalt noch straffte/ ja auch mit denen worten/ Pha- riseer und Schrifftgelehrten/ meinte er nicht die gantze Juͤdische kirche/ sondern nur die heuchler/ die blinden/ narren ꝛc. die Mosis lehre verkehrten/ wie ers hernach selbst erklaͤret. Also bedinge ich hiemit zuvor bester massen/ da ich von unsern Lutherischen Phariseern und Schrifftgelehrten auff dem stuhl Mo- sis/ auff den Unive r sitæt en/ rede/ daß ich dadurch den stuhl Lutheri, oder seine leh- re selbst nicht verwerffe/ sondern diß ist die meinung/ daß man den stuhl Mosis/ CHristi/ Pauli, Lutheri und derselben leh- Jahr MDC. biß MDCC. re nicht recht braucht; Und dann/ daß ich hiemit nicht alle und jede Doctores und Professores auff allen und jeglichen Universitæt en meine und verstehe/ son- dern nur diejenigen/ die als heuchler/ verblendete leute/ narren/ blinde ꝛc. dem stuhl Mosis sich nicht gemaͤß be- zeigen/ wie dieselben biß anhero theils in andern schrifften von uns beschrie- ben/ theils jetzo hiemit und kuͤnfftig/ wills GOtt/ anderweit sollen beschrie- ben werden. Habe derowegen einmal fuͤr allemal solche Protestation hieher se- tzen wollen/ daß man nicht ursach zu laͤ- stern habe/ als wenn lehre und stand selbst gemeinet sey. 18. Und in dieser schrifft hat er sonderlich Von ihrer autorit aͤt. aus vielen locis der Lutherischen Theolog en ge- zeiget/ wie ungerecht und gottloß/ auch wider eigene Principia, bey dem gewoͤhnlichen ketzer- machen gehandelt werde/ und wie sich sonder- lich die Universitæt en eigenmaͤchtig zu richtern in glaubens-sachen auffgeworffen/ auch die Prediger fast durchgehends sich einer Paͤbstli- chen unbetruͤglichkeit angemasset/ wozu sie die worte Math. XXIII. Auff Mosis stul sitzen die Phariseer/ immer anzuziehen pflegten. Jnsonderheit setzet er p. B. 2. von der durch die Academi schen titul angemasten Auctori- t aͤt folgendes: Lieber/ was kan man doch solchen leuten fuͤr Auctorit aͤt beymessen/ Doctor- titel. die da/ wie heutiges tagesgeschicht/ ih- re aͤmter und titul durch so seltsame mit- tel erlangen? Was macht heutiges ta- ges unsere Phariseer zu Doctor en/ Magi- ste rn/ Superintendent en/ Hoffprediger/ Professor en? Geld/ heucheln und der- gleichen. Wer geld hat/ kan Doctor, Magister werden. Hernach kommt dazu eine heyrath/ oder wenn man Heꝛren und Fuͤrsten fein freundlich und lieblich pre- diget/ da ist alles zuerlangen. Wenns damit ausgerichtet waͤre/ so koͤnten wir auch durch solche mittel einen titul und vermeinte auctorit aͤt erlangen. Was meinet ihr nun/ ihr thoͤrichten Phariseer/ daß wir solche narren seyn/ und auff eine erkauffte und erheuchelte auctorit aͤt unse- re seligkeit bauen/ und auff eure satzun- gen/ wie auff GOttes wort selber schwe- ren sollen? Jst das nicht ein recht Anti- christisch Phariseisch werck/ wie die Juͤ- den muͤssen glauben/ was ihre Rabbinen sagen/ und wie man im Pabsthum nicht darff sagen: Papa, quid facis \&c. Die andere oͤrter/ darinne seine oben angefuͤhrte bekaͤntnisse von dem zustand der Lutherischen kirchen und schulen ausfuͤhrlich zu lesen sind/ ist eben hier an- zufuͤhren nicht noͤthig/ zumal auch niemand daran zweiffeln wird/ daß er so wol als andere seines gleichen hievon mehr als zu Teutsch ge- schrieben. 19. Unterdessen hat ihn doch sein hefftigster Ob er ein ketzer ge- wesen. wiedersacher Dielefeld nicht vor einen eigentli- chen ketzer erklaͤren wollen/ sondern nur einen Fanaticum und schwermer geheissen/ wie aus der Zehnzahl p. 25. zu sehen. Und Col- berg hat ihn auch nur vor einen verdaͤch- tigen und Henrico Amersbachen. Jahr MDC. biß MDCC. tigen Lehrer gehalten im Platon. Chri- stenth. p. s. p. 239. Dem ungeacht aber haben die Wittenberger im gedachten Responso p. M. 3. geurtheilt/ daß er die lehre von der spaͤten bus- se aus den alten ketzereyen geborget habe. Was aber sonsten dem Auctori vorgeworffen worden/ mag wer da will aus folgenden seinen gegnern Seine wiedersa- cher. selbst sehen. Gestalt nebenst denen oben er- wehnten 3. Ministeriis auch einige Prediger zu Halberstadt/ und darunter vornemlich der Dom-prediger Joh. Conr. Schneider sich Amersbachs vorhaben widersetzet/ auch zu dem ende von Helmstaͤdt/ Rinteln und Marpurg Responsa wider ihn eingeholet. Der gedachte Dielefeld Prediger in Nordhausen hat nebenst der Amersbachischen zehnzahl oder exiguo Ecclesiæ reformatorum manipulo auch einige andere schrifften wider ihn gemacht. Bal- thasar Rebhan ein Pfarrer zu Reichenbach hat wider ihn den Entdeckten Amersbach geschrieben/ welchen aber dieser einen ertzlaͤsterer nennet. Ein anderer unter dem namen Petri Pauli Pandisii hat erstlich eine heimsuchung/ und hernach ein gegen- memorial, und endlich eine wolverdiente doch gelinde bestraf- fung entgegen gesetzet. Noch ein anderer un- ter dem namen Innocentii Caleni eine kurtze und summari sche offenbarung der schwer- merey M. Amersbachs; und noch einer nenn- te sich Prætorium, welche meist von den Helm- staͤdtischen Theolog en dazu vermocht gewesen. Dielefelds importuni- taͤt und affect en. 20. Jm uͤbrigen hat sonderlich Dielefeld (als Amersbach in seinem Mosis-stul §. 12. gedacht/ es waͤren ihrer etwan 10. die eine bes- serung der kirchen suchten/ und sich zu einem Concilio erboͤten) sich sehr bekummert/ wer Jahr MDC. biß MDCC. doch diejenigen seyn moͤchten/ die mit Amers- bachen hierinnen einstimmten. Deswegen er auch sonderlich D. Spenern durch schreiben em- sig zugesetzet/ und ob sich wol derselbe dißfals entschuldiget/ und dieses streits nicht theilhaff- tig machen wollen/ hat er doch bald hernach von diesem Dielefeld in der bekanten Theosophia Horbio-Speneriana viele harte beschuldigun- gen leiden muͤssen. Daher Caspar Sagittarius in der Introd. Histor. Ecclesiast. p. 921. an- mercket/ daß Spenerus deßwegen Dielefelds zorn erfahren muͤssen/ weil er ihn erinnert/ man solte mit Amersbachen guͤtiger handeln/ als etwa ge- schehen. Und weil der Churfuͤrst von Bran- denburg Amersbachen wider seine feinde und anklaͤger beschuͤtzet/ und ihm in ausbreitung seiner schrifften befoͤrderlich gewesen/ wie er selbst im Mosis-stul p. C. 1. ruͤhmet. So haben sie ihn nicht voͤllig heben noch ausstossen Ausgang des streits. koͤnnen/ sondern biß an seinen tod noch viel jahre lang im Ministerio leiden muͤssen; wiewol auch dieses hierzu viel mag beygetragen haben/ daß er/ als die erste hitze des eiffers ein wenig ver- raucht gewesen/ nach und nach geruhet und stil- le geschwiegen/ vornemlich aber daß er in der Praxi selbst bey seinem amte mit wircklicher ent- haltung von denen ihm bekanten mißbraͤuchen keine hand angeleget/ sondern alles nach gemei- nem gebrauch mit gemachet/ welches denn seine gegner wol leiden moͤgen. Und also hat auch dieser streit ohne sonderbaren nutzen/ nachdem er nicht in gehoͤriger weißheit/ sanfftmuth und standhafftigkeit gefuͤhret worden/ seine end- schafft erreicht. Das XV. Capitel. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/ Christophoro Andrea Raselio, Friedrich Brecklingen/ Justiniano Block/ Fabricio Richtern/ Grammen- dorff/ Barthut/ und vielen andern dergleichen Personen. §. 1. W Ir finden derer personen um selbige zeiten noch mehr/ die mit denen an- dern Lutherischen Predigern in streit gerathen/ und sonderlich uͤber der Praxi des Taubens lebens- lauff. lehr-amts allerhand erfahren muͤssen. Von dem ersten berichtet das Ministerium zu Luͤbeck in der probe der neuen schwermerey p. 207. daß er als ein guter Lutheraner bey der Lutherischen gemeine zu Arnhem in den Niederlanden zum Prediger bestellet wor- den/ aber bald angefangen die Augspurgische Confession und Lutherische kirchen-ord- nung als einen Abgott und die leute fuͤr Abgoͤt- ter auszuruffen/ und die Lutherische gemeine stinckend machen wollen. Er selbst Taube nennet sich von Jsselburg aus dem Clevischen/ und erzehlet in seiner Confessione Christiana p. 1. folgendes von seiner veraͤnderung und abse- Verfol- gung zu Arnhem. tzung. „Nachdem ich anno 1666. am neuen „jahrstage von der genanten Lutherischen ge- „meine zu Arnhem auff ihre beharꝛliche unbuß- „fertigkeit/ widerstreb- und laͤsterung wider das „theure wort GOttes/ dadurch sie mich nicht „anders als einen falschen Lehrer und Prophe- „ten/ Quaͤker und Phantasten in ihren hertzen „gehalten und oͤffentlich ausgeruffen/ mir mein geringes salarium vorenthalten/ mit be-“ gehren/ ich solte nach Amsterdam ziehen/ und“ da die Augspurgische confession und Amster-“ damische kirchen-ordnung auffs neue unter-“ schreiben und mich daran verbinden: Mir“ weiter mitten in der CHristwochen/ 2. Fran-“ tzoͤische Soldaten in meine studirstube und“ schlaff kammer einquartirt/ die mich daraus“ vertrieben; Weiter die Elterlinge mit der ge-“ meine sich verbunden/ das Abendmahl nicht“ von mir zu empfangen/ das sie auch gethan/“ ausgenommen 6. geringe und arme frauen“ und 2. gesellen. Darauff endlich nach verrich-“ teter fest-arbeit mir meinen dienst nach dem 3.“ artickel ihrer kirchen-ordnung (weil ich nicht“ wolte ihren willen thun und predigen/ wie sie“ es haben wolten) wircklich auffgesagt/ nach“ gehaltener oͤffentlichen abdanckungspredigt“ weg geschieden und zu meinem bruder nach“ Jsselburg gereiset bin. 2. Ferner haͤnget er diese umstaͤnde mit an:„ Citation ins Consi- storium nach Am- sterdam. Es hat das Lutherische consistorium zu Am-“ sterdam bald darauff am 11. Jan. mir zu Js-“ selburg eine citation einhaͤndigen lassen/ dar-“ inn sie als fremdlinge zu Jerusalem/ die nicht“ wuͤsten/ was in vorigen tagen zu Amsterdam“ gesehehen waͤre/ dessen allen sie doch anfaͤn-“ S 3 ger und Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/ Jahr MDC. biß MDCC. „ger und vollender waren/ schreiben/ wie sie „vernommen haͤtten von dem streit zwischen „mir und der gemeine/ der eine zeitlang gewaͤh- „ret haͤtte/ und wolten denselben gerne ( scil. post „festum ) beylegen/ und citir en mich deßwegen „mit gar freundlichen worten/ darunter doch „lauter ottergifft verborgen lag/ wie es hernach „die erfahrung selbst bezeuget/ fuͤr sich nebst et- lichen von der gemeine. Er gedencket darauf/ wie er nicht erschienen wegen des winter-wet- ters/ und davor schrifftlich geantwortet p. 3. Und weiter hin p. 48. 49. erzehlet er folgendes: Haͤndel in Luͤbeck. „Nachdem ich nun biß nach Hamburg kam/ uñ „daselbst mit etlichen Christē bekant wurde/ uñ „von dar nach Luͤbeck reisen wolte/ wurde ich „durch einen freund von Hamburg an einen „frommen buͤrger in Luͤbeck/ mit namen Hans „Fischer/ recommendir et/ zu welchem ich den 20. „ Julii. kam/ welchem GOtt durch einen Christ- „lichen discurs sein hertz zu mir neigte/ daß er „mir suchte wohlthat zu erweisen und mich noͤ- „thigte in sein hauß einzukehren/ und des segens „Gottes mit zu geniessen/ des ich zwar anfangs „mich weigerte/ weil ich nicht gern jemand be- „schwerlich bin/ und daher bey meinem vater „Conr. Tauben eingekehret war/ demselben „aus liebe in seiner geist- und leiblichen armuth „mit dem geist- und leiblichen segen/ den mir „GOtt verliehen/ zu dienen/ und ihm in seiner „duͤrfftigkeit beyzuspringen/ und nach vermoͤ- „gen auszuhelffen/ dennoch ließ ich mir end- „lich gefallen bey Hans Fischern zubleiben. Zusam- menkuͤnff- te daselbst/ 3. „Bey demselben versammleten sich am „24. Junii etliche Christliche hertzen von man- „nes- und mehrentheils weibes-personen/ die „ihren Christlichen eiffer/ die wahrheit und den „rechten weg CHristum zu erkennen/ offenbar- „ten/ und durch ein Christlich gespraͤch mit mir „bekant wurden/ die sich weiter beklagten/ wie „sie vor 1½. jahren gewohnet gewesen unter sich „bißweilen eine Christliche versammlung zu „halten/ darinn sie sich unter einander einer „den andern mit Gottes wort pflegten auff zu- „wecken zur busse/ und im glauben und Chri- „stenthum sich zu staͤrcken/ darinn sie aber her- und er- folgter wi- derstand. „nach von ihren Predigern verhindert/ und von „dem gottlosen poͤbel voꝛ Quaͤckeꝛ waͤren ausge- „ꝛuffen woꝛdẽ/ daß sie daheꝛo aus furcht vor dem „ ministerio und dem gemeinen poͤbel solche ihꝛe „nuͤtzliche versam̃lung haͤtten wieder verlassen „muͤßẽ/ daruͤber sie sich in ihrem gewissen hoͤchst „beschwert befunden/ und begehrten von mir „guten rath/ wie sie sich hierinnen Christlich „verhalten solten. Darauf mir denn GOTT „gab/ ihnen aus dem Neuen Testament guten Derselben vertheidi- gung. „grund anzuzeigen/ wie solche privat- ver- „samlungen in den rechten Apostolischen „wegen der ersten Apostolischen Kir- „chen in GOttes Wort zugelassen/ loͤb- „lich und ruͤhmlich/ auch nuͤtzlich und „erbaulich waͤren/ die kein Christlicher „Lehrer mit gutem gewissen verstoͤren/ „hindern oder verbieten koͤnne/ sondern „nach seinem Amt im gewissen verbun- „den waͤre/ dieselbe aͤusserstes vermoͤ- „gens zu foͤrdern und aufzurichten/ „ Matth. XVIII. Eph. V. Col. III. 1. Thess. „V. \&c. Taubens folgende 4. Nachmals referi rt er pag. 89. daß die Prediger am 16. Septembr. durch ihr Schel- ten auf den Cantzeln den trunckenen Poͤbel Jahr MDC. biß MDCC. und die Jungen wider ihn und die andern Leu- te rege gemacht/ daß sie mit fluchen/ laͤsterli- chem singen und schelten vor dem hause ge- wuͤtet/ welches von denen Obern auch nicht begeben- heiten und tractament in Luͤbeck/ Jsselburg verwehret worden. Nach der zeit ist Taube seinem bericht nach p. 112. u. f. in seinem Va- terland Jsselburg fast eben so tracti ret wor- den/ indem ihm der Rath daselbst zu predigen verboten/ dem ungeacht aber er dennoch oͤf- fentlich angefangen zu beten/ und darauf zu predigen. Es waͤren aber so gleich/ nach dem er zu reden begunt/ der gantze Rath und auch die meisten Buͤrger aus der Kirche gangen. Allein weil er gleichwol immer fortgeprediget/ haͤtte einer auf des Raths befehl angefangen die Orgel zu schlagen/ und ihn stillezuschwei- gen gezwungen/ wie pag. 117. u. f. stehet. Er ist darauf nach Harlingen gezogen/ und wie er und Har- lingen./ pag. 165. meldet/ hat er aus denen Lutheri- schen daselbst die armen und elenden/ die sich zu ihm gesamlet/ wie auch aus andern Sect en in seinem hause unterrichtet. Die Reformir- ten Prediger aber haben diese versam̃lung auch bald zerstoͤret/ und des Raths diener bey ihm haussuchung thun lassen/ die zuhoͤrer aufge- zeichnet/ und geld-straffe von ihnen gefordert. Und so weit gehet Taubens eigener Bericht von seiner sache. 5. Was aber seine Gegener so wol in Am- Seine antwort zu Luͤbeck/ sterdam als Luͤbeck wider ihn vor klagen ge- fuͤhret/ ist theils aus oben beruͤhrtem schon be- kant/ theils aus des Luͤbeckischen Ministerii Relation zu sehen/ welches in der gedachten Probe p. 3. ihm diese zwey Fragen vorgelegt zu haben erzehlet: I. Warum er seine Gemeine zu Arnheim verlassen? Worauf er geant- wortet: Weil er von dem tausendjaͤhri- gen Reich etwas geredet/ haͤtten ihn die Lutheraner abgeschaffet. II. Wie er da- zu kaͤme/ daß er hier eine eigene Gemei- ne anrichtete? Darauf er sich erklaͤret/ daß es zu thun frey stuͤnde/ \&c. Die andern gravamina haben meist die person der Predi- ger und den zustand der Lutherischen Kirchen betroffen. Gestalt Taube selbst seine dem Am- an das Amsterda- mische Consisto- rium. sterdamischen Consistorio uͤberschickte Antwort im gedachten Buch pag. 3. u. f. also wiederho- let hat: I. Welches Consistorium seine Macht und Gewalt nicht von Christo hat/ son- Von des- selben ge- walt und verhalten. dern sich aus eigner angemaster Gewalt und Herrschafft uͤber Christum und seine glaͤubige Diener erhebet/ das ist nicht von GOTT/ und hat per consequens nicht macht den geringsten Diener Chri- sti vor sich zu citi ren. II. Welches Consistorium sich mit seiner Gewalt nicht gruͤndet noch verlaͤst auf Christum/ und seinen gewaltigen arm/ sondern trotzet auf die gewalt des Thie- res/ oder fleischlichen und weltlichen arms/ und suchet dabey wider Christi glieder huͤlffe und schutz. III. Seine gewalt brauchet wider Chri- stum/ und seinen geistlichen Leib seine glieder und bekenner/ sie damit zu ver- folgen und zu verbannen/ \&c. IV. Sich nicht nach dem klaren wor- te GOt- Christophoro Andrea Raselio, Friedrich Brecklingen/ \&c. Jahr MDC. biß MDCC. te GOttes/ dem exempel Christi/ seiner Apostel und der ersten Kirchen/ als der allerweisesten und richtigsten Kirchen- ordnung richtet/ sondern selbst erwehl- te ordnungen schnur-stracks dawider streitende machet/ sich damit in seinem angemasten Regiment zu schuͤtzen. V. Dengottlosen recht spricht/ und den gerechten verdammet. VI. Einer gottlosen widerspenstigen gemeine in ihren verkehrten wegen und wercken beypflichtet/ mit ihr wieder treue lehrer heimlich oder oͤffentlich colludir et/ und sie dawieder staͤrcket ꝛc. VII. Nicht allein mit dem klaren wor- te GOttes/ sondern auch der handgreiff- lichen erfahrung von solchen greueln und mißbraͤuchen uͤberzeuget/ dennoch diesel- be nicht erkennet/ noch abthut/ sondern ihr recht vertheidiget und wider besser wissen und gewissen darinne fortfaͤhret/ das ist nicht von GOtt ꝛc. 6. Eben dergleichen dinge hat er auch den Luͤbeckischen Predigern vorgehalten/ wie sie sich daruͤber in der probe p. 246. und anderswo be- Taubens worte von der Augsp. Confess. schweren. Da sie denn auch p. 212. von einem aus ihrem mittel gedencken/ der gegen Tauben sein hertz offenbaret gehabt/ daß er einen und andernmangel gerne gebessert saͤhe/ worin- nen er aber bey dem blossen wuͤnschen und kla- gen verblieben. Jn einem send-schreiben finde ich auch/ daß anfaͤnglich viel Prediger zu Luͤ- beck selbst mit in die versammlungen gangen/ und solche approbi rt: Biß daß die frage vorge- fallen/ ob man denn auch nicht so leben muͤste/ wie hier gesagt wuͤrde/ da waͤre die trennung an- gangen. Von denen Symboli schen buͤchern und in specie von der Augspurgischen Confes- sion finden sich sonst in Taubens Confessione Christiana p. 25. diese worte: Die Augspur- gische Confession ist nur eine tradition und menschen-satzung/ die ich nach GOttes wortpruͤfe/ und das gute daraus behalte/ bleibe aber in meinem gewissen davon un- gefangen/ und ungebunden/ und wer mein oder eines glaubigen Christen gewis- sen daran binden will/ der handelt wider GOttes wort/ hebet das Evangelium auff/ verleugnet CHristum/ und schmaͤ- het den geist der gnaden. Denn wo der ist/ da ist freyheit/ 2. Cor III. Wie ihr dassel- be wider der Papisten traditiones eiffrig gnug treibet/ und sie daruͤber richtet/ daß sie dieselben GOttes wort gleich hal- ten. Verdammet ihr auch denn nicht selbst darinnen/ darinn ihr sie richtet. Rom. II. Und p. 19. Es heissen Gemeinen/ der Augspurgischen Confession zugethan/ dadoch wenige darunter seyn/ die den ti- tul der Confession, noch weniger den inhalt wissen/ am allerwenigsten die den glau- ben nach seinem leben/ kraft und wirckung im hertzen haben/ den Lutherus mit dem munde bekennet. O fremde kinder Lu- theri, welcher geistlose lehre ist kein nu- tze ꝛc. Ps. CXLIV. Und dergleichen expressio- nes sind in diesem buͤchlein mehr zu finden/ wel- Seine schrifften. ches anno 1668. unter dem titul zum vorschein kommen: Christliche glaubens-bekaͤnt- niß eines einfaͤltigen Christen und unpar- Jahr MDC. biß MDCC. theyischen lehrers/ als eine Apologie entge- gen gesetzt den unmenschlichen luͤgen und verleumdungen der falsch genanten Lu- therischen Prediger zu Amsterdam/ Luͤ- beck/ Cleve/ West-Frießland/ und ihren ad- hærentẽ in andern sect en/ staͤnden und staͤd- ten/ samt einer relation der wunderlichen procedur en/ so vorgemeldte Prediger mit ihren Confistorialibus wider ihn getrieben. 7. Diesem haben die Luͤbeckischen Prediger Auffent- halt bey den Men- nisten. in ihrer probe eine entdeckung entgegen gesetzet von p. 205. biß zu ende. Er aber Taube ist/ nachdem er aus Luͤbeck weichen muͤssen/ von dar nach Altona gekommen/ und hat den Men- nisten daselbst eine zeitlang geprediget. Weil er aber zu ihrer parthey sich nicht gaͤntzlich wen- den wollen/ haben sie sich ihm bald entzogen. Jnzwischen als er sich verheyrathet/ und in aͤus- Revocati- on bey den Luthera- nern. serlichen mangel gerathen/ hat er angefangen den Lutheranern wiederum gute worte zu geben/ also/ daß er in einer oͤffentlichen Predigt revo- cir et/ und auch eine schrifft/ Hertzens-grund genannt/ davon drucken lassen. Wiewol ihm diese dennoch auch hernach nicht weiter getrau- et/ sondern huͤlffloß sitzen lassen/ in welchem elend er auch zeitlich verstorben/ wie ich in einem eigenen send-schreiben hievon finde. Die 3. Ministeria haben nachmals seiner Revocation sich sonderlich geruͤhmet/ und dabey erwehnet/ daß selbige anno 1675. zu Altona geschehen. Siehe die lehr- und schutz-schrifft p. 21. und daraus Calovium in Anti-Bœhmio p. ult. 8. Mit diesem Jacob Tauben ist eben da- mals zu Luͤbeck ein Studiosus bekannt worden/ nachmals Thomas Tanto, der erstlich nebenst Joh. Georg Gifteln sich zu Zwoll bey Brecklin- gen auffgehalten/ hernach noch vor Tauben die gedachten versammlungen angestellet/ auch zu seiner defension eine schrifft heraus gegeben mit dem titul: Oeffentliches bekaͤntniß Thom æ Tanto schrifft von zu- sammen- kuͤnfften. etlicher personen in Luͤbeck und aller derjenigen/ die in reinigkeit des Apostol. glaubens/ wenn sie nach gelegenheit der zeit selb ander oder dritt oder mehr im namen JEsu CHristi versammlet das H. Abendmahl auff vollmacht CHristi/ der gegenwaͤrtig ist/ mit ein- ander halten/ und doch dabey die aͤusser- liche gemeinschafft des worts und sacra- menten in den groͤssern versammlungen mit allen glaͤubigen ohne gewissens- zwang zu erhalten geneige sind. Und wider diesen haben die Luͤbeckischen Prediger Deren wiederle- gung. hauptsaͤchlich ihre probe der neuen schwer- merey abgefasset/ und anno 1669 edi rt/ da der Superintend. D. Meno Hanneckenius die feder gefuͤhret/ wie D. Pfeiffer in der vorrede der neu- ern edition berichtet. Die meiste absicht des Des Tanto vortrag von der freyheit der ver- sammlun- gen/ und beweiß. Tanto gehet dahin/ daß er die freyheit der Christen in handlung des worts und des Abendmahls behaubten wollen. Von denk ersten setzet er p. 20. die gruͤnde: Weil sich die glaͤubigen mit einander unterreden und er-“ bauen muͤsten/ dazu aber in den kirchen keine“ gelegenheit waͤre. Weil auch Paulus bey den“ Corinthern es also verordnet 1. Cor XIV. 29.“ und Lutherus selbst in der kirchen-Postill am“ Stephans-tag schreibe; Essolte in einer„ rechten Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/ Jahr MDC. biß MDCC. „rechten Predigt zugehen/ wie in einer „ Collation. 9. „Den andern punct von geniesung des Haltung des Abend- mahls da- dey/ und desselben gruͤnde. „Abendmahls fuͤhret er p. 33. u. f. also aus/ „daß er saget: Sie haͤtten GOtt um sei- „nen sohn angeruffen/ und um dessen „leib und blut/ welchen sie denn unter „dem brod und wein genommen. 2. Weil „CHristus im N. Testament sich nicht an ort „und personen binde/ sondern auch unter „zweyen und dreyen sey. 3. Weil GOtt auch „den H. Geist gebe denen/ die ihn darum bitten/ „und CHristus unter ihnen sey/ so werde er ih- „nen auch sein fleisch und blut geben/ und nicht/ „wie im Pabstthum/ an gewisse personen oder „orte sich binden lassen. 4. Weil er sage/ sol- „ches thut zu meinem gedaͤchtniß/ welche wor- „te den nuͤberall gelten muͤsten. 5. Weil das „Osterlam̃ auch in haͤusern gegessen worden. „Zu welchen ursachen er nach beantwortung „der gemeinen einwuͤrffe auch p. 135. aus Hie- „ronymi Mencelii erklaͤrung des Catechismi und D. Andr. Musculi buch von verachtung des Abendmahls anfuͤhret/ daß das Nacht- mahl zum taͤglichen gebrauch eingesetzet sey/ wie Gegensatz der Predi- ger/ und dessen be- weiß. es auch die Patres bekraͤfftigten. Die gegensaͤ- tze derer Prediger sind hier zu weitlaͤufftig zu wiederholen. Jhren haupt-grund setzen sie p. 143. diesen: Wenn es CHristus haͤtte ha- ben wollen/ daß seine Christen taͤglich das Abendmahl halten solten/ so wuͤrde ers mit klaren worten befohlen haben/ daß mans nicht nur offt/ sondern taͤglich brauchen solte. Item p. 146. fragen sie: Wie viel diener wuͤrden da seyn muͤssen/ die es austheilten/ weil alles ordentlich zugehen soll? So sind auch fromme Christen nicht alle tage ge- schickt/ einem mag dieses/ einem an- dern ein anders vorfallen. Die leibes- constitution ist auch nicht allezeit also be- schaffen/ daß man sich allewege zum Tanto ver- jagung und tod. Abendmahl geschickt befinde. Und uͤber diesen und dergleichen dingen hat Tanto eben auch die stadt raͤumen muͤssen/ und ist nach Hamburg gezogen/ auch allda bald hernach verstorben. Raselii le- ben und schrifften. 10. Unter eben diese classe setzen auch die 3. minifteria in der vorrede der schutz-schrifft p. 6. Christophorum Andreæ Raselium, buͤrtig von Regenspurg/ und nennen ihn einen sonderli- chen vor andern/ und p. 125. einen Wei- gelianischen heerfuͤhrer. Er ist aber ein Prediger in Jmmenkoͤppel gewesen/ und schon um das jahr 1645. durch ein ungewoͤhnliches schreiben von Stade aus an den Rath zu Luͤ- beck wideꝛ die dasigen Prediger bekant worden/ wie auch noch zuvor durch unterschiedliche ge- druckte buͤcher. Namentlich: Treuhertzige Buß-Posaune/ angebla- sen uͤber eine denckwuͤrdige anno 1623. ge- schehene pꝛophezeyhung vom jetzig- und zukuͤnfftigen zustand des Teutschlan- des/ Kaͤyserthums und anderer staͤnde/ auch des Koͤnigs in Schweden ꝛc. aus H. Schrifft/ Lutheri, Melanchthonis, Nicolai, Aꝛndt/ Conradi Potinii weissagungen/ und der taͤglichen erfahrung erklaͤrt 1632. Neue Jahrs-Posaune und erweckung Jahr MDC. biß MDCC. zur neuen geburth an etliche unachtsa- me Prediger und zuhoͤrer/ daß sie doch aus so vielen in vergangenen jahren er- littenen schweren land-straffen ꝛc. an- fangen wollen/ rechtschaffen aus dem alten Antichristischen Babel auszuge- hen/ welche uͤbrige greuel sonst ihnen noch so fest am hertzen kleben/ ꝛc. 1632. Der guͤldene schluͤssel Davids zum hause GOttes und erkaͤntniß dessen ge- heimnissen vom Vater/ Sohn und H. Geist ꝛc. Hertz blutige-thraͤnen/ und geaͤng- steter seelen seufftzer eines bußfertigen CHristen/ in jetzigen land-plagen/ uͤber dem jetzigen grundlosen verkehrten we- sen des falschen und recht Babyloni- schen Christenthums/ in allen staͤnden/ unter allerley religions secten aus H. Schrifft also kurtz in reimen verfasset/ daß es ein jedeꝛtaͤglich fuͤr augen haben/ und bey seinem gebet mit hertzlicher an- dacht/ und in naͤchst kuͤnfftiger noch groͤsserer truͤbsal zu heilsamer fuͤrsichtig- keit gebrauchen kan/ so er will/ im thon/ Vater unser im himmelreich zu singen. Und ist hierinnen des gantzen Christen- thums heilsame uͤbung begriffen. Samt angehaͤngtem schoͤnem lied von der ewigkeit zubetrachten. 11. Die vornemsten puncte seines vor- Sein vor- trag von der er- leuchtung. trags hat Calovius in dem Anti-Bœhmio p. 123. u. f. angewiesen/ nemlich daß er von dem innerlichen und dem geist im schluͤssel Davids also geschrieben habe: Der mensch bestehet in 3. wesendlichen stuͤcken/ leib/ seel und geist; wer solches nicht verstehet/ daß 3. theil im menschen seyn/ und daß der geist eigentlich das hauß sey/ darinnen der glaube und GOttes wort wohnet/ der kan den glauben und GOttes wort mit nutzen nicht predigen/ und einpflan- tzen/ da er niemals gefuͤhlet/ aus was vor grund es alles soll herfliessen/ und wohin es eigentlich soll gerichtet seyn/ nemlich auff den inwendi- gen geist und menschen/ da sol- ches alles eigentlich hafften und woh- nen soll. Jm gegentheil klaget er nun in der Neuenjahrs-Posaune §. 37. u. f. Daß alles predigen/ studir en/ GOttes wort hoͤren/ lesen/ beten/ sacrament gebrauchen/ kirchen- und beicht gehen/ almosen ge- ben/ und andere GOttesdienste mei- stentheils auff den aͤusserlichen men- schen gerichtet/ und damit des innersten grundes des menschen verfehlet wuͤrde. Vornemlich schreibet er von dem Lutherthum/ wie es die 3. ministeria c. III. p. 430. anfuͤhren: Wir seyn nach Herꝛn Lutheri tod so gar Von dem Luther- thum/ zu unchristen nach seiner weissagung worden/ daß Joh. Arndt und andere uns erst wiederum das wahre Christenthum haben weisen und lehren muͤssen. Und von dē Predigern schreibt er im schluͤssel Davids und dessen Prodi- gern. §. 131. Wir sind nuꝛ ohne geist und krafft/ viel worte machen die Plauder-prediger und Christophoro Andrea Raselio, Friedrich Brecklingen/ \&c. Jahr MDC. biß MDCC. und Maul-Prediger/ wir richten un- sere lehren nur auff die grobe Adamische vernunfft/ erhaltung des groben fleisch- lich gesinneten/ nicht aber auff den in- wendigen menschen. Item: in der Neu- en Jahrs-Posaune §. 54. Lutheri vermeinte Successores pralen und prangen auff den cantzeln mit grossen krausen/ mit dick ausgebrochenen blauen halß-kragen/ mit sammeten/ seidenen roͤcken/ gleich als Edelleute in ihren weichen kleidern in der koͤnige haͤusern/ und predigt man- cher heuchler aus dem Propheten Jona/ wie man soll nach dem exempel der Ni- niviten busse thun/ saͤcke anziehen/ und gehet unterdessen er und sein weib stoͤltzer gekleidet zur kirchen/ als keine edele. Von ihrer Theolo- gi e. 12. Auff das verderbte schul-wesen hat er ebenfals geeiffert/ und unter andern von der Theologi e in der Buß-Posaune p. 46. ge- schrieben; Jn Lutherischen kirchen sey nichts denn disputir en/ und streiten uͤber den glaubens-artickeln/ die Gottselig- keit aber werde wenig getrieben. Und von denen gradibus in der Neujahrs-Posaune p. 78. Man soll seinen grossen Herrn Doctorem (Dooren) eingebildeten frey- geist und Licentiat en und Magisterculum und alle seine ehre und thorheit fuͤr Von den hohen per- sonen. GOtt deponir en. So hat man ihm auch als gefaͤhrlich ausgedeutet/ daß er an obrigkeit- lichen personen den hochmuth und kleider- pracht bestraffet/ wie auch grosser Herꝛen und Fuͤrsten ehebruch/ hurerey und dergleichen/ wie bey Calovio p. 24. und 25. zu sehen ist. Und die- ser dinge wegen haben ihn nicht allein die ge- dachten Prediger unter die Weigelian er/ wie Seine verfolgun- gen. auch in der warnung vor den neuen Pro- pheten sehr offte/ und mit ihnen Baringius in seiner warnung p. 87. unter die neuen Pro- pheten gezehlet/ sondern er ist auch allen um- staͤnden nach wuͤrcklich abgesetzet worden/ und hat sich nach der zeit im ertz-stifft Bremen zu Schwarne auffgehalten. Die gedachten 3. Ministeria erzehlen in der vorrede p. 6. daß er Vorgege- bene revo- cation. nach vielfaͤltiger mit Evangelischen Theolog en gepflogener handlung anno 1653. seine irrthuͤ- mer erkennet und wiederruffen/ welche Revo- cation in der pruͤfung des geistes Prætorii in der vorrede stehet. Naͤhere umstaͤnde und gewißheit hievon ist dißmal nicht vorhanden. Ohne zweiffel aber ist es ein anderer/ wider wel- chen anno 1660. und 61. zu Speyer einer mit namen Johann Conrad Schragmuͤller diese schrifften publicir te: 1. Weigelius Redivivus, detectus \& evictus, das ist/ wahrhafftiger beweiß/ daß Christopho- rus Rosælius ein rechter Weigelian er und schwer- mer sey. 2. Weigelianus Convictus, unhintertreib- licher beweiß/ daß Christoph. Rosælius der gifftigen Catechismus-schule Auctor, und also ein rechter Weigelian er sey. 3. Rosælius έαυ ὸν διαϰϱινȣ́μεν . Breck- lings hi- storie/ 13. Es laͤufft aber in dieselbe zeiten auch die historie des gnugsam bekannten Friedrichs Brecklings/ uͤber welchem nicht weniger un- ter den Lutheranern viel unruhe entstanden. Sein vater ist so wol als er auch ein Lutherischeꝛ Prediger gewesen namens M. Johann Breck- lingius, dessen Paradisus reseratus, wie auch Jahr MDC. biß MDCC. buß-psalmen nicht eben unbekannt sind. Dieser Friedericus aber hat schon um das jahr 1647. und weiter hin die meisten Universitæt en in Teutschland besucht gehabt/ und nachmals seinem eigenen bericht nach sonderlich Lutheri schrifften lieb gewonnen/ und hier naͤchst Joh. Val. Andreæ buͤcher woraus er den verfall des Lutherthums kennen lernen. Er hat aber nach der zeit/ als er von seiner reise wieder nach Holl- stein in sein vaterland gekommen/ auff ersuchen anderer Prediger zu Flenßburg ein jahr lang anno 1657. geprediget/ nachdem sein feind D. Klotz der Probst daselbst bey der Schweden ein- fall davon fliehen muͤssen. Nach diesem ist er zu Zwoll Prediger worden/ aber nicht lange daselbst gestanden/ sondern so wol in seinem va- terland als anderswo viel wiederwaͤrtigkeit er- fahren muͤssen. und schrifften. 14. Er ist auch sehr zeitlich in schrifften be- kannt worden/ und zwar meistentheils in sol- chen/ welche denen meisten Predigern uͤbel ge- fallen. Die bekanntesten davon sind folgende: Triumphus Veritatis in 12mo. Christliches Send-schreiben an den Koͤnig in Dennemarck in 12mo. Speculum s. Lydius Lapis Pastorum in 12mo. Speculum repurgatum in 8vo. Nosce teipsum, cognosce Christum, in 8vo. Ewiges Evangelium in 12mo. Ankuͤndigung des Gerichts in 12mo. Anatomia Mundi in 12mo. Excidium Germaniæ, Daniæ \&c. in 12mo. Christus redivivus in 12mo. Christus triumphans in 12mo. Ruffende stimme von mitternacht in 8vo. Mysterium magnum, Christus in nobis in 8vo. Tribunal Conscientiæ in 12mo. Biblia Pauperum in 12mo. Unterthaͤnige Supplication an den Koͤnig in Dennemarck. in 12mo. Mysterium Iniquitatis. in 12mo. Catechismus der einfaͤltigen in 12mo. Regina pecunia, Mundi Politica, \& Antichri- sti Theologia in 12mo. Mysterium Babylonis in 12mo. Christus Judex in 8vo. Libera Religio, in 8vo. Libertas Ecclesræ vindicata. in 12mo. Majestas \& Potentia Christranorum cum capi- te Christo. in 12mo. Compendium Apocalypseos reseratæ. in 8vo. Revelatio absconditorum \& futurorum. in 8vo. Leo rugiens per Prophetas redivivos. in 8vo. Paulus redivivus S. Separatismus verus in 8vo. David redivivus. in 8vo. Fridericus Resurgens in 8vo. Christus Mysticus. in 8vo. Mysterium paupertatis detectum. in 8vo. Abominatio desolationis in loco sancto, in 8vo. Summa dicendorum. in 8vo. Ausgang aus Babel/ und eingang zu GOtt durch CHristum im geist. in 8vo. Krieg und sieg des ewigen wortes GOttes in 8vo. Warnung von dem ausgang aus dem Welt- Babel und aus dem subtil en Babel-reich der Flatter-geister. in 8vo. Consummatio præcisa ad inundationem justi- tiæ. in 8vo. A. K. H. Dritter Theil. T Verbum Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/ Jahr MDC. biß MDCC. Verbum abbreviatum. in 8vo. Pseudo-Sophia mundi cum falsis doctoribus. in 8vo. GOttes ehr und lehr wider aller menschen thun und luͤgen in 8vo. Biblia rediviva cum suis testibus. in 8vo. Anti-Calovius s. Calovius cum asseclis suis prostratus, \& Jacobus Bœhmiuscum aliiste- stibus veritatis defensus. Und endlich/ Biblia s. Verbum diaboli, welches anno 1666. ohne seinen namen/ wie viele an- dere/ heraus gekommen. Beschuldi- gungen wider ihn. 15. Dieser letzteren schrifft wegen/ weil sie sehr satyri sch und scharff gestellet/ hat Breck- lingen D. Hohann Muͤller in der vorrede uͤber den Atheismum devictum einen Atheist en gescholten/ und das buch selber eine teufflische Satyram geheissen/ indem dieselbe unterschrie- ben waͤre von Lucifer Abaddon Beelzebub/ wor- aus es D. Wagner im Atheismo speculativo p. 74. Wie auch Colberg P. I. C. V. p. 250. Sein vor- nehmster vortrag/ wiederholen. Und aus diesen wenigen um- staͤnden ist schon so viel abzunehmen/ was Brecklings vortrag fast in die 40. jahrlang so wol an die Obrigkeit als Prediger gewesen/ nemlich daß alle und jede sect en und darinnen alle staͤnde im grund verderbet/ und dahero ei- ner rechtschaffenen besserung benoͤthiget waͤren: Hievon sind alle seine schrifften voll/ aus welchen ich viel anzufuͤhren hier unnoͤthig achte/ theils weil dieselben noch ziemlich bekant und vorhan- den sind/ theils weil dergleichen materi en biß- hero zum uͤberfluß sind vorgetragen worden. Unterdessen hat er sehr offte/ und unter andern auch in dem Libro Librorum, Confessione Chri- stianorum §. 25. p. 34. wider unguͤtige urtheile und prote- station. also protestir et: Wir reden und schreiben nirgends wider die frommen/ noch wi- der den rechten von GOtt verordneten brauch aller dinge: sondern wir zeugen und schreiben wider die gottlosen in al- len sect en uñ staͤnden fuͤr die uͤbrige from- men darinnen/ und verwerffen allent- halben den mißbrauch aller dinge mit CHristo und seinen Propheten. Bekaͤnt- niß/ 16. Und eben in diesem buch/ wie auch in allen andern gruͤndet er sich allein auff die Heilige Schrifft/ und hat dar- innen p. 19. u. f. sein oͤffentlich glaubens be- kaͤntniß abgeleget/ worinnen er wider alles se- ctirische wesen protesti ret/ und auch mit denen bey den orthodoxen verhasten partheyen derer Quaker/ Socinianer und dergleichen nichts zu Und gege- ne schaffen habenwill. Nichts destoweniger sind ihm die bißher offt beruͤhrten puncte nebenst andern als irrig und ketzerisch vorgeworffen worden/ wie sonderlich in Gottfried Artus seiner schrifft wider Brecklingen und in Daniel Lutheri buch/ so er gegen ihn geschrieben/ zu sehen/ auch bey Colbergen l. c. p. 248. alwo er setzet/ der Paracelsistische/ Weigeliani- sche schmaͤh- und laͤster-geist waͤre in ihn gefahren/ und ihm darauff ein hauffen lehr-puncte beyleget; gleichwie andere/ und dar- unter Mehlführeius de Chiliasmo, ihn vor ei- nen Chiliast en schelten. Er selbst aber hat sich daran nicht gekehret/ sondern mit schreiben biß auff diese letzte jahre immer fortgefahren/ nach dem er nach seiner entsetzung vom predig- amt in Holland in der freyheit gelebet/ allwo er Jahr MDC. biß MDCC. noch biß jtzo in dem Haag in hohem alter sich befindet. 17. Mit ihm ist gedachter massen auch Joh. Gichtels historie/ Georg Gichtel bey denen streitigkeiten in Zwoll bekant und implici ret worden/ wie auch mit Jacob Tauben und Thomas Tanto/ wie das Luͤbecker ministerium in der vorrede p. 8. geden- cket. Daher ihn auch Breckling unter die zeugen der wahrheit rechnet im Anti-Calovio p. F. 3. Er ist aber zuvor in der Kaͤyserlichen Kammer zu Speyer bedient gewesen/ und anno 1664. auff einer reise zu gedachtem Breck- und ver- folgungen; lingen kommen/ allwo er eines und das ande- re von dem zustand der kirchen uñ seiner eigenen seelen zu erkennen angefangen. Als er von dannen wiederum zuruͤckgereiset/ ist er in Nuͤrn- berg mit denen Pedigern in brief-wechsel gera- then/ und weil er von ihren dingen nicht nach ihrem wunsch raisonnir en wollen/ einige wo- chen arresti rt worden. Bald darauff/ als er auch die Prediger in seiner vater-stadt Regen- spurg angegriffen/ haben sie ihn gleichfals et- liche Monat arresti rt/ und da er nicht wieder- ruffen/ sondern seine sache aus der schrifft be- haupten wollen/ ist er aller seiner guͤter berau- bet/ und aus der Stadt gebannet worden/ da- zu sonderlich der damalige Superintendens Ursinus das meiste geholffen. Nachge- hends hat er sich wiederum in die Niederlan- de gewendet/ und als eben damals Breckling mit dem Consistorio zu Amsterdam zu streiten hatte/ wurde er uͤber dessen vertheidigung vom Consistorio zweymal gefangen genom̃en/ uñ in Zwoll oͤffentlich an den pranger gestellet/ auch verbannet. Bey gelegenheit selbiges streits ist er denen Predigern in Luͤbeck auch bekant worden/ weil er einen brieff dorthin an sie geschrieben/ davor sie ihn einen Schwermer und Chilia- sten heissen. Er hat aber hievon ehemals an je- manden also geschrieben: Jch habe gehoͤret/ Seine er- klaͤrung hievon. daß mein name auch deswegen in dispu- tationen herhalten muß/ ich achte es aber nicht: Es kan mir niemand CHristum aus dem hertzen reissen/ und erfrcue ich mich vielmehr der leiden CHristi. Man kan Gott lob von uns nichts boͤses sagẽ/ denn unser leben ist in Gott verborgen/ welches weder Calov noch ein anderer kennet oder tadeln kan. Jch wuͤnsche/ daß GOtt viele neben uns erwecken moͤchte/ welche im glauben an JEsum wandeln/ ihre lampen schmuͤcken/ und unserm Braͤutigam entgegen gehen moͤchten. Jch bin freylich mit CHri- sti creutz gezeichnet/ 4. mal gefangen gelegen/ 2. mal gebannet/ viel schmach erlitten/ und in hefftigen veꝛzweiffelun- gen geuͤbet worden/ zugeschweigen/ daß ich in CHristi armut treten und scharffe versuchungen außstehen muͤssen/ dar- aus mir doch mein JEsus gnaͤdig ge- holffen. 18. Eben dieser mañ erzehlet auch in einem„ Des Ba- rons von Weltz hi- storie. andern sendschreiben von denen action en/ die“ um selbige zeit unter denen Lutheranern zu Re-“ genspurg und sonsten vorgegangen. Es haͤt-“ ten nemlich die meisten Superintendent en/“ Professores und dergleichen anno 1664. einen“ Baron Christophoro Andrea Raselio, Friedrich Brecklingen/ Jahr MDC. biß MDCC. „Baron Justinian. Ernestum von Weltz in brie- „fen angemahnet/ bey dem Roͤm. Reich prote- „stirend en theils um rechtschaffene reformation „und besserung anzuhalten/ denen denn auch die „ Politici beygestimmet gehabt. Der Gothische „Abgesandte haͤtte aber alsbald ominiret, daß „wenn es zur sache selbst kommen wuͤrde/ man „die hand zuruͤck ziehen moͤchte/ welches auch durchgehends geschehen. Bey selbigen vor- schlaͤgen aber hat der gedachte Baron unter dem namen Justiniani diejenigen schrifften publici rt/ welche bereits im II. theil der kirchen- historie in dem capitel von bekehrung der Hei- den benennet sind. Er selbst hat zu letzt seinen zweck zur bekehrung der Heiden bestaͤndig ver- folgt/ und sich nach West-Jndien begeben/ Versuch wegen ei- ner Ge- sellschafft. da er endlich verstorben. Jnsonderheit hat er eben anfangs eine vermahnung publici rt we- gen einer sonderbaren gesellschafft durch wel- che die Evangelische religion moͤchte ausgebrei- tet werden/ wie er abeꝛ von der Clerisey/ und son- derlich von dem Superintenden ten zu Regen- spurg empfangen worden/ ist eben daselbst schon gezeiget. Henricus Amersbach hat bald darauff anno 1666. eine fernere fortpflan- tzung der JEsus liebenden gesellschafft ans licht gestellet/ darinne er §. 7. u. f. von die- sem Ungarischen Baron und dessen vorhaben weitleufftige erwehnung gethan/ von seinem ge- „gener abeꝛ geurtheilet/ daß er ein schlechteꝛ The- „ologus in Theoria \& Praxi gewesen/ und den „frommen Justinianum sehr laͤsterlich angegrif- „fen/ die person auch nur einen Traͤumer und „Fantasten genennet/ die sache aber schlecht tractiret \&c. Die ursache aber/ warum man auch diesem vorhaben so hefftig zuwider gewe- sen/ ist theils der neid/ theils die furcht vor ei- ner reformation, theils auch das gewoͤhnliche ketzer-machen und verdammen gewesen. Un- Andere schrifften. terdessen hat dieser Freyherꝛ anno 1663. zu Ulm ein buͤchlein drucken lassen von dem Einsied- ler-leben/ wie es nach GOttes wort und der heiligen Einsiedler leben an zustel- len sey: worinnen er ebenfals uͤber das aͤusserste verderben der so genanten Christenheit gekla- get. Andere vorschlaͤge deswegen. 19. Dergleichen Gesellschafft ist mit eben solcher absicht auf die verbesserung des Chri- stenthums nachgehends um das Jahr 1676. von etlichen andern versuchet worden/ darun- ter der bekante Schwartzburgische Cantzler A- hasverus Fritsch der vornehmste Urheber gewe- sen/ wie Georg Conrad Dielefeld in seiner Zehn-zahl pag. 21. anmercket. Jn selbigem Jahr sind auch zwoͤlff Regeln von dieser Socie taͤt publici rt worden unter dem namen der Fruchtbringenden Jesus-Gesellschafft. Es ist aber auch/ wie es mit solchen mensch- lichen anstalten gehet/ bald wiederum mit diesem vorhaben ins stecken gerathen/ nachdem die verkehrten Eifferer daruͤber zu murren und alles verdaͤchtig zu machen angefangen/ so daß viele/ auch von vornehmen Personen/ sich vor dem gewoͤhnlichen verketzern gefuͤrchtet/ und nicht weiter davon hoͤren wollen. Eben wie lange zuvor um das Jahr 1631. in Nieder- Sachsen eine solche Gesellschafft aufs Tapet kam/ darinnen allerhand gutgemeinte anstal- ten und vorschlaͤge gemachet/ und die absich- ten sonderlich auf die besserung der Kirchen gerichtet wurden/ wie es alles in den Witten- Jahr MDC. biß MDCC. bergischen Consiliis Part. III. pag. 117. u. f. weitlaͤufftig zu lesen ist. Allwo man auch aus allen umstaͤnden leichtlich abnehmen mag/ wessen sich die Theologi daselbst bey dieser sa- che besorget/ und selbige dahero durch aller- hand unmoͤgliche conditiones schwuͤrig und nicht practicabel zumachen gesuchet. 20. Aber wiederum auf die jenigen perso- Blocks schrifften wider die Lutheri- schen Pre- diger. nen zu kommen/ die sich mitten unter der Cle- risey wider dieselbige und ihr verderbnis her- vor gethan/ so gehoͤren noch hieher unterschied- liche neuere Scriben ten. Dergleichen ist einer M. Johann Block/ ein Hildesheimer und ge- wesener Archi-Diaconus zu Coͤßlin in Pom- mern/ welcher um das Jahr 1681. abgesetzet worden/ und zwar/ wie er schreibet/ um der eh- re GOttes willen/ und weil er mit denen an- dern Predigern in ihr liederliches wesen nicht einstimmen/ noch dem Sup rintenden ten D. Schwartzen folgen wollen. Wie er denn im fuͤnfften theil seines untergehenden Luther- thums pag. 65. klaget/ daß er von Anno 1665. mit ihnen zu thun gehabt/ und daß sein Su- perintendens von ihm gesaget: Er will al- les in der Kirchen gar zu accurat haben/ gleich als waͤre in nostra imperfectissima imperfectione etwas perfect es oder accurat es zu finden. Er hat sich aber/ wie er eben daselbst erzehlet/ nach seiner absetzung theils in Holl- stein/ theils in der Moscau aufgehalten/ und Anno 1686. zu Hamburg diese Schrifft in 4to publici rt: M. Johannis Block von Hildes- heim/ achtzehenjaͤhrigen Archi-Diaconi an der Pfarr-Kirchen S. Marien zu Coͤßlin in Hinter-Pommern/ und fuͤnff- jaͤhrigen Exulis propter gloriam Christi Un- tergehendes Lutherthum in ihren mei- sten Predigern/ wegen der durch Lauf- fen und Freundschafft/ durch Kauffen und Patronschafft/ durch Einfreyen und Schwaͤgerschafft aͤrgerlich angenom- menen Prediger; in vier Stuͤcken/ 1. mit der heutigen Prediger beruffung/ 2. des beruffs gruͤndlichen widerlegung/ 3. dem eingriff Goͤttlicher ordnung/ 4 der un- christlichen Amts-verwaltung behau- ptet. Allen Lutherischen Kirchen in Teutschland/ und derselben Predigern mit zierlich durchdringender krafft fuͤr augen gestellet. Hernach Anno 87. hat er den andern theil publici ret mit der Uberschrifft: Cleri Censura communis, der ungeschliffe- nen Prediger geschliffener Spiegel; und ferner den dritten theil/ den er der Lutheri- schen Priester Zeit und Ewigkeit nennet; wie auch endlich den vierten das wuͤrtende Raub-Schiff der Lutherischen Predi- ger. Dieses gantze Buch ist voller gravami- num und hauffen aufflagen wider die Lutheri- schen Ministeria, nach allen ihren action en/ lastern und mißbraͤuchen: Daraus aber/ weil das Buch noch neue ist/ hier nichts wiederho- let werden wird. Er selbst ist/ nach dem er zu Schleßwig auch verfolget und mit Solda- ten uͤberfallen worden/ zu Copenhagen von D. Lassenio geschuͤtzet und aufgenommen wor- den/ von dar er mit den Daͤnischen Huͤlffs- voͤlckern in Ungarn gangen/ und daselbst ver- storben. A. K. H. Dritter Theil. T 2 21. Noch Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/ Jahr MDC. biß MDCC. Fabricii buͤcher. 21. Noch zuvor ist ein anderer Prediger zu Swelm/ Zwoll und Sultzbach/ namens Jo- hann Jacob Fabricius, in Schrifften bekant worden/ die meistentheils wider den grossen abfall der so genanten Christenheit gehen/ als da sind (1) von den ursachen aller Elen- den/ (2) Auslegung uͤber Matth. 5. 6. 7. (3) Das vielgeplagte und doch verstockte Egypten/ das ist/ das itzige abtruͤnnige Maul-Christenthum/ welches nunmehr zu einem Heidenthum/ Babel/ Sodom und Egypten worden. Amsterdam in 8vo. (4) Von der Wieder-geburt oder hertz- gruͤndlichen Busse/ den Frommen zu fer- nerer pruͤfung/ den Heuchlern zur war- nung/ ibid. Der Auctor nennet sich hierin- nen einen Diener am Wort JESU/ und eiffert durchgehends wider die gemeine Heu- cheley und Boßheit/ hat auch/ einige beyhuͤlf- fe in seinem vorhaben zu erlangen/ das erste Buch dem Chur-Fuͤrsten zu Brandenburg Friedrich Wilhelmen dedici ret/ aber sonder zweiffel ohne effect. Wie er denn ferner von seinem Amte gesetzt/ und Anno 1673. zu Am- sterdam gestorben/ wovon sein Discipul D. Holterhoff dessen Lebenslauff publici ret hat. Er soll sonst ein sehr gelehrter Mann gewesen seyn/ sonderlich im Ebreischen und Mathesi. Et- liche Schrifften von ihm werden vorkommen unter dem namen Justi Klaͤgers. Dittel- bachs. 22. Ferner hat Anno 1679. ein Prediger in Ost-Frießland Petrus Dittelbach das be- kante Fuͤrstliche Briegische Bedencken und Ausschreiben/ so ehemahls durch Abraham von Franckenberg publici ret gewesen/ in die Nieder-Teutsche Sprache versetzet/ welches darauf Anno 1679. wiederum zu Amsterdam Hoch-Teutsch edi ret worden; vor dieser edi- tion hat der Auctor eine ansprache an alle Leh- rer gesetzet/ darinnen er seine wehmuͤthige ge- dancken von dem tieffen elend offenbaret/ auch nach einander erzehlet/ wie er sein anligen und vorhaben zu besserung seiner Gemeine dem Consistorio zu Embden offte vorgetragen/ a- ber nichts erlangen koͤnnen/ sondern von Spoͤt- tern mit dem namen der Neulinge oder No- vatorum abgewiesen worden. Dieser Mann ist nach der zeit gleichfalls von seinem amte gekom̃en/ und nach dem er auch die Labadi sten und andere Sect en durchsuchet/ und sich mit keiner vereinigen koͤnnen/ lebet er noch in Am- sterdam als ein privatus, nachdem er die oͤf- fentlichen Aemter bey so verderbten zeiten vor unertraͤglich halten muͤssen. Das gedachte Briegische Ausschreiben ist auch unter an- dern Anno 1690. in 12. zu Leipzig wieder aufgelegt/ und haͤlt viele bedenckliche erinne- rungen so wol an Lehrer als andere in sich. Jn- dessen hat auch der gedachte Auctor noch An- no 1697. und 98. verschiedene Schrifften von seinem streit mit dem Consistorio zu Amster- dam und dem Synodo zu Alkmar heraus ge- geben/ davon er die eine nennet: Clavum er- rantem, oder den verdreheten Schluͤssel; die andere die unterdruckte Unschuld/ u. s. f. 23. Es hat auch schon anno 1666. einer unter dem namen Bekenner der wahrheit Christliche gedancken herausgegeben uͤber etliche merckwuͤrdige spruͤche/ den heuti- gen schein- und heuchel-Christen zur Jahr MDC. biß MDCC. nachricht: Wovon der erste theil zu Nuͤrn- berg/ die andern lange hernach ohne benennung des orts in 12mo. auffgeleget sind. Der Au- ctor heist Wolffgang Dominicus Beer, ein Stu- Beers. diosus aus Nuͤrnberg/ und zeiget in der vorrede sein vorhaben an/ daß ihn nemlich das heutige sichere unchristliche suͤnden-leben bewogen/ entschuldigets auch/ wo bißweilen etwas hart geredet sey/ daß die harten heꝛtzen der welt-Chri- sten es gar wol brauchten. Der inhalt gehet meist auff die gedachte materie, und zwar mit einer sehr anmuͤthigen und scharffsinnigen schreib-art/ so daß sie fast D. Heinrich Muͤllers sachen hierinnen uͤbertrifft. Er hat uͤber seinen schrifften viel gelitten/ sich hernach in Holland auffgehalten/ und ist zuletzt in Hamburg 1670. gestorben. 24. So war auch anno 1681. in Thuͤrin- gen viel auffsehens wegen eines Predigers zu Bicheln im Amte Weissensee/ mit namen Mar- Richters haͤndel. tin Richter. Von diesem manne wurde da- mals aus Jena de dato den 5. Octobr. geschrie- ben: Er waͤre ein mann etwa von 40. jahren/“ in seinem leben fromm/ gottsfuͤrchtig/“ ehrlich und andaͤchtig/ und haͤtte auff das„ Prophe- zeyungen. jahr 1688. den juͤngsten tag prophezeyet/ inglei-“ chen daß innerhalb 4. jahren keine Lutherische“ cantzel mehr in Teutschland seyn solte. Wo-“ bey er auch allerhand von dem Koͤnig in“ Franckreich und dessen namen Ludovicus, dar-“ innen die zahl 666. enthalten waͤre/ ausge-“ sagt/ anderer solcher dinge zugeschweigen. Er“ hat aber auch nebenst diesen zukuͤnfftigen din-“ gen mit grossem nachdruck busse geprediget/ und ist das volck weit und breit zugelauffen ihn zuhoͤren. Deßwegen man ihn auch/ weil er Verja- gung und schrifften. nicht revocir en wollen/ abgesetzet/ und fortge- jagt/ nach der in den Consistoriis uͤblichẽ Praxi, wovon D. Olearii schrifft/ die vor einigen jah- ren wieder auffgelegt worden/ bekannt gnug ist. Von diesem mann ist anno 1686. in Am- sterdam ein buͤchlein/ Vorschmack des Gile- adischen artztes/ und seiner Gileadischen heilsalben/ edir et worden/ so in unterschiedli- chen fragen bestehet. Dergleichen sind: 1. Ob die sectiri sche zertrennungs-namen Lu- therisch/ Calvinisch ꝛc. nicht der H. Schrifft gantz und gar zuwieder/ und dahero mit gutem gewissen nicht zuge- brauchen seyn? 2. Ob der mensch in der wahren busse so bald den neuen menschen anziehe? 3. Ob nicht das Antichristische Ba- bel mitten unter Lutheranern zu finden? 4. Ob die aͤusserliche wasser-Tauffe ein bad der wiedergeburt sey/ oder nur ein zeichen der innerlichen Tauffe? 5. Ob die kinder-Tauffe in H. Schrifft gegruͤndet sey? 6. Ob nicht alles disputir en in geistli- chen dingen uͤber ungegruͤndeten mei- nungen schaͤdlich und verdammlich? 7. Ob die aͤusserliche geniessung des Abendmahls zu gewisser zeit zur selig- keit noͤthig sey? 25. Uber diese und dergleichen personen sind Andere zeugen der wahrheit. ihrer hin und wieder noch mehrere bekannt wor- den/ welche bey einem oder dem andern streit- punct oder auch bekaͤntniß von dem gemeinen elend Christoph oro Andrea Raselio, Friderich Brecklingen/ \&c. Jahr MDC. biß MDCC. elend angefeindet/ und vertrieben worden/ ob sie gleich nicht eben in Schrifften damit herausge- gangen. Dergleichen sind unter andern Jo- hann Caspar Charias, Prediger in Campen/ Hermannus Jungius, Prediger zu Moncken- dam, Petrus von Angeln/ auch ein Prediger/ Ludovicus Brunnquell/ Johann Jacob Zimmermann/ (dessen unter dem namen Ambrosii Sehmanns im II. theil der historie gedachtist) Nicolaus Chronius ein zeuge der wahrheit in Daͤnnenmarck/ Erasmus Hoff- mann/ ein Theologus Mysticus, Pantel Trapp Burgermeister zu Havelberg/ (von welchem oben im 10. cap. §. 28. u. f. gedacht ist) Franciscus Zobel/ Henrich Bessel/ Johann Friedrich Muͤnster/ Johannes Sorger Schulmeister in Hamburg/ Adamus Cæsar. Wendelinus Sibelist, Abraham Schuͤler/ Johannes Samuel Saltz- mann/ Andreas Engelhardt/ Mathias Pau- li, Jacob von Aken/ Georg Preuning/ Dieterich Oldenbruch/ Ernestus Hesychi- us, Peter Winzig/ Johannes Junius, Da- niel Suͤdermann/ Hans Oelschlag/ Pe- ter Teichel/ Peter Tau/ Christian Bulle, (von welchem ich ehemals eine schrifft wider die Stralsundische Prediger in 8vo. gelesen) Jo- hann Lodenstein/ Ambrosius Rhodius, Loth Fischer/ Dranckmeister/ Doͤren/ Dreussel/ Zweigius und viel andere mehr/ de- nen ich nur noch etliche/ so durch schrifften be- kannt worden/ beyfuͤgen will. Gram- mendorffs schrifften. 26. Lorentz Grammendorff gewesener Cam̃er-Gerichts- Advocat zu Berlin hat gegen die Lutherischen Predigeꝛ daselbst ehemahls eine ernstliche wehklage uͤber die hirten der her de GOttes geschrieben/ welche noch anno 1691. in 8vo. wie auch anno 1693. in 4to. her- ausgekom̃en. Auch ist daselbst zugleich mit an- gehenget desselben Apologia wegen des Ab- goͤttischen heuchel-und luͤgen-wercks der falschen Propheten/ Miedlinge und Bauchdiener/ so dem zeugniß GOTTES nach der krafft und wahr- heit seines lebendigen worts wieder- stehen/ und ihren Baal oder zauberisch Babelwesen vertheidigt haben wollen/ davon anfaͤnglich alles aus wendige un- wesen und verderben in der welt nach der luͤgenhafften krafft und wirckung des satans in ihm entsprungen/ auswendig aber seinen fortgang haben und behal- ten muß. Jn dieser verantwortet er sich aus- fuͤhrlich wegen der anklagen/ daß er nicht zur beicht gienge/ und schreibet unter andern p. 39. Damit moͤchten die anklaͤger immer zu hause bleiben/ und niemand mit ihrer vermeinten gewalt an sich zwingen. Er stehet in seiner geistlichen freyheit und laͤst ihm sein gewissen von niemand bin- den. Andere solche gegen-saͤtze hier nicht zu ge- dencken. Jch vernehme sonst von ihm/ daß er Gifftheilen sehr hoch gehalten/ und ihn nebenst seinem bruder und eheweib treulich bey- gestanden habe. Mit seinen schrifften aber hat er den Lutherischen Predigern so gar nicht ange- standen/ daß sie seinen leichnam nicht auff ihren kirch hoff begraben lassen. Nichts destoweni- ger hat sich der Churfuͤrst von Brandenburg sei- ner angenommen/ und ihn nebenst seiner frauen Jahr MDC. biß MDCC. auff den Reformirten kirch hoff begraben lassen. 27. Christoph Barthut Churbrande- burgischer Burggraff im amte Labiau hat in Barthuts buͤcher. den letzten jahren zu Amsterdam verschiedene schrifften von solchen sachen in die welt geschi- cket/ als da sind: Rechter unverfaͤlschter Catechismus Lutheri, oder behauptung/ daß die jetzigen Lehrer und zuhoͤrer welche wider Lu. theri willen sich noch Lutherisch nennen/ nicht Lutheri nachfolger seyn/ daher er ursach genommen sich von ihnen abzu- sondern. Amsterdam 1688. in 8vo. Notification der jetzt obhandenen zeit/ und hoͤchstnoth wendigen ursachen/ samt einer Christlichen anleitung des Luther- und Calvinthums. Confession oder glaubens-bekaͤntnis/ welche er anno 1684. als er von den Luthe- ranern mit dem Quacker-namen be- schmitzet ward/ dem Reformirten Mini- fterio zu Coͤlln an der Spree uͤberreichen lassen. ibid. Wiederlegte Augspurgische Confession de anno 1530. und daß Lutherus nach der Lutherischen ihrem vorgeben nicht sey der Engel mit dem ewigen Evange- lio Apoc. XIV. sondern der vierte Engel mit der plag-schale Apoc. XVI. 8. durch welche verieitung fast alle menschen im Lutherthum dieselbe verheissene ewige Evangelisten verworffen/ und durch ih- re Confession ein umgekehrtes Pabsthum auff gerichtet haben. Amsterdam 1691. in 8vo.. Unmaßgeblicher vorschlag zur verei- nigung der Evangelischen Protestant en ibid 1689. Und dergleichen mehr. 28. Jn diesen seinen schrifften erzehlet er theils seinen streit mit denen Predigern/ theils seine dabey gefuͤhrte absichten/ und dann eine und andere gefassete meinung von diesen und je- nen geistlichen dingen. Von dem ersten schrei- bet er unter andern in dem Catechismo in der dedication an Churfuͤrst Friedrich den III. Dieses zu schreiben haben mich als einen Beschwe- rungen wider die Prediger. weltling/ die da auch geistliche Priester seyn sollen/ die Lutheraner durch ihre verfolgung veranlasset/ da sie mich hie- duꝛch zu CHristo getrieben/ von welchem ich in der zwoͤlff jaͤhrigen creutzes-schu- le dieses alles erlernet ꝛc. Item §. 7. Jch habe mich schon von anno 1677. her von den Lutheranern abgesondert und ein- tzig und allein CHristo meinem Heiland in dem engen schmalen creutzweg in der wiedergeburt nach gefolget. Dahero die im Lutheꝛthum mich maͤchtig veꝛlaͤsteꝛt/ verquaͤckert/ und verketzert/ und zwar daher/ weil ich in diesen zeiten mich bey ihnen nicht zum Abendmahl eingefun- den/ davon mich und die meinigen bis- hero unter andern das aus dem Pabst- thum von neuem eingefuͤhrte beichten wider Lutheri lehre und die Oblaten ab- gehalten. Anderswo/ als in der Notification c. II. p. 7. C. III. p. 9. wie auch in der Confessi- on p. 3. u. f. hat er die ungerechten procedur en T 3 derer Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. derer Prediger/ wie auch anderer kirchē-regenten ausfuͤhrlich erzehlet/ insonderheit aber/ wie er das meiste daruͤber leiden muͤssen/ weil er auch unter den Reformirten so wol als unter den Lu- theranern einen unterscheid gemachet/ und mit denen frommen und auffrichtigen aus allen par- theyen ohne bedencken gemeinschafft gehalten. Michaëlis schrifften. 29. Von denen bißhero gleichfals ausge- gangenen schrifften des bekanten Michaëlis, ei- nes zu unteꝛschiedenë malen abgedanckten Pfaꝛ- rers/ ist auch nur so viel zugedencken/ daß selbige gegen den gemeinen zustand des Lutherthums haͤuptsaͤchlich gerichtet seyn/ als da sind: Der wiederlebende Lutherus, der kirchen-ca- lender oder Prognosticon der gegenwaͤrti- gen Christenheit/ und dergleichen. Davon noch die meisten nicht publici rt sind. Er hat sonst schon anno 1675. zum ersten mal im Con- sistorio zu Wittenberg seine Pfarre niederge- Jahr MDC. biß MDCC. legt/ 2. jahr darnach sich wieder durch die Ole- arios hinein ziehen lassen/ aber anno 82. wieder weichen muͤssen/ und von dar an lebet er noch im Exilio zu Altona/ allwo er noch anno 1699. seinen gantzen lebenslauffs drucken lassen/ un- ter dem titel: Wagen und wege des gros- sen GOttes mit seinen wunderlichen Heiligen. Es ist aber zeit/ daß wir uns zu denen uͤbrigen personen wenden/ die sich annoch in denen letzten jahren von denen grossen par- theyen abgesondert/ und damit den ketzer-na- men gleichfals verdient haben. Darunter denn auch vornemlich die beruͤhmte Nieder- laͤndische Jungfrau Antoinette Bourignon zu rechnen ist/ von deren leben/ lehr und schriff- ten folgendes ohne partheyligkeit soll angemer- cket werden. Das XVI. Capitel. Von der Antoinette Bourignon und etlichen andern Weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. §. 1. Der An- toinette le- benslauff. S Oviel das leben der Antoinette be- trifft/ ist selbiges ausfuͤhrlich in einem eigenen buche/ und zwar zuerst Fran- tzoͤsisch/ hernach auch anno 1684. Hochteutsch zu Amsterdam aus gegeben worden. Jn die- sem buche ist erstlich eine schutz-rede vor diesel- be enthalten biß auff p. 239. hernach eine erzeh- lung/ so sie selbst von ihrem iñerlichen leben auff gesetzet/ wie auch dar auff ihr eigener bericht von ihrem aͤusserlichenleben/ und dann letzt- lich eines ungenanten Auctoris (welcher Pe- trus Poiret gewesen) fortsetzung und ausfuͤh- rung von dieser jungfrauen lebenuñ abster- Jhre ge- burt und aufferzie- hung. ben. Jn diesen schrifften wird weitlaͤufftig er- zehlet/ wie dieselbe anno 1616. zu Ryssel in Flandern von einem Kauffmann Johann Bourignon und Margaretha Beckwart erzeu- get und aufferzogen worden/ siehe das aͤusser- liche leben p. 138. u. f. Sie selbsten ver- sichert daselbst/ daß sie von ihrer zartesten kindheit an sehr ernsthafftig gewesen/ auch bald nach Christen zu fragen angefangen/ nach dem sie vom Christenthum unterrichtet worden. Jngleichen daß sie uͤber solchen ihren fragē ver- spottet worden/ als sie das leben CHristi dem gemeinen leben/ welches sie unter den ihrigen ge- sehen/ entgegen gesetzet/ und behaubten wollen/ daß weder ihre eltern noch die andern rechte Christen waͤren. 2. Sie erwehnet weiter p. 141. u. f. wie sie Erster zug zu GOtt. durch ihre aͤlteste schwester zu den eitelkeiten die- ser welt verfuͤhret worden/ daruͤber und weil ihr vater sie bereits einem Kauffmann zur ehe versprochen/ ihr in ihrem hertzen also zugeredet worden: wilstu mich eines andern wegen verlassen? wirstu wol einen liebsten sin- den/ der vollkommener und besser sey denn ich? Hieruͤber sey sie dermassen geruͤh- ret worden/ daß sie in dem jungfrauen-stand zu bleiben entschlossen/ und/ weil sie unter denen Roͤmisch-Catholischen erzogen/ in ein kloster zugehen/ ihr vater aber verbeut es ihr/ und die Carmeliter-Moͤnche schlagen es ihr ab/ weil sie ihr vater enterben will. Sie faͤnget darauff an/ nach dem sie auch in den Cloͤstern keine Christen findet/ sich in ihre kammer allein zu verbergen/ gehet fleißig zur kirchen und Abend- mahl/ fastet/ betet/ wachet und casteyet sich. Unter waͤhrendem beten und weinen hoͤret sie immer in sich selbst/ da sie GOtt staͤts fragt/ was sie thun solle: Jn der wuͤste/ in der Ausgang aus ihres vaters hauß. wuͤste! weil nun ihr vater ohne dem auff das jahr 1636. ihre hochzeit bestimmet/ gehet sie am Oster-tage fruͤh aus dem hause biß etliche meilen von ihrer vater-stadt/ da sie in ein Dorff Bassek genant koͤmt/ alwo sie von Reu- tern zwar angesprenget/ aber doch wieder erloͤ- set wird. Sie koͤmt darauff zu dem Pfarrer selbiges Dorffs/ findet ihn in einem sehr stren- gen Christlichen leben. Jhre eltern forschen sie zwar daselbst aus/ vermoͤgen sie aber nicht Zuruͤck- kunfft/ zuruͤck zu ziehen/ biß sie ihr auff des Ertz-Bi- schoffs von Camerich zureden voͤllige freyheit ihres gewissens versprochen/ weil aber ihr vater dieses nicht haͤlt/ auch sonsten ihr allerhand hindernisse/ verfolgungen/ und ander unge- mach begegnet/ trachtet sie wiederum loß zu werden/ und wechselt daruͤber viel schreiben mit ihrem Beicht-vater/ welche hernach unter dem tit ul: beruffung GOttes/ und verweige- rung des menschens/ gedruckt worden. 3. Also gehet sie anno 1639. abermal aus und aber- malige flucht. ihres vaters hauß und nach Bergen/ stellet dem Ertz-Bischoff daselbst/ wie auch dem De- chant den abfall der Christen und die nothwen- digkeit eines andern lebens vor/ und erhaͤlt Einsames lebea. dadurch/ daß sie nebenst etlichen andern jung- frauen in einem Dorffe Blatton ein Evangeli- sches leben fuͤhren darff. Sie muß aber bald Verfol- gung von den Pfaf- fen. von der Clerisey/ und sonderlich den Jesuiten/ grossen widerstand erfahren/ welche auch eine von diesen Jungfrauen zwingen eine schrifft uͤber das Hohe Lied zu verbrennen/ mit der ur- sach: Es kaͤme den Frauen nicht zu die H. Schrifft auszulegen. Diese Pfaffen lassen auch dem Ertz-bischoff nicht eher ruhe/ biß er die gegebene freyheit widerrufft/ zumal sie oͤffentlich bekant/ daß alles boͤse von den kirchen-bedienten herkomme. Sie muß darauff aus und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. aus selbiger gegend weg und zu einer Graͤfin ziehen/ von daꝛ/ weil sie alszusehꝛ zerstreuet wird/ sie sich wieder nach Ryssel begiebet/ und den tod ihrer mutter abwartet/ nach welchem sie bey Erfolgte veraͤnde- rungē und lebens-ar- ten/ ihrem vater eine zeitlang bleibet/ und darauff wiederum ein einsames leben antrit. Sie laͤst sich nach einigen jahren anno 1653. bereden/ die auffsicht eines kinder-hauses zu Ryssel an- zunehmen/ welche sie biß ins jahr 1662. ver- waltet/ als in welchem jahre sie wegen vieler ver- folgungen in Braband weichen muß. Jn diesem Lande aber hat sie 4. jahr zugebracht/ und sich sonderlich zu Gent und zu Mecheln auf- gehalten/ alwo sie/ wie auch zu Ryssel/ mit vie- len Gottbegierigen seelen bekant wird. 4. Hierauff koͤmt sie anno 1667. in Holland und nach Amsterdam/ wird daselbst gleichfals so wol durch schrifften als durch vielfaͤltigen zuspruch von allerhand leuten/ nation en und re- ligionen sehr bekant/ aber auch hefftig verfolgt/ wie wir bald vernehmen wollen. Und nach- dem einer von ihren besten freunden Christian de Cort die in sul Nordstrand im Hollstemischen erkauffet/ und fuͤr sich und andere freunde zum auffenthalt bestim̃et/ reiset sie anno 1671. nach Hollstein/ wird aber auff anregē der Prediger in Toͤnningen/ Schleßwig/ Husum/ und Flenß- burg sehr hart tracti ret/ ihrer Druckerey/ buͤ- cheꝛ und anderer sachen beraubet/ und ob sie wol von dem Heꝛtzog auff eine zeitlang in schutz genommen wird/ muß sie doch endlich ihren feinden weichen/ und koͤm̃t anno 76. nach Hamburg/ haͤlt sich alda eine weile in der stille auff/ und schreibet verschiedene buͤcher. Jm fol- genden jahr begiebt sie sich in Ost-frießland zu einem Freyherꝛn/ wird aber gleichfals zu Lutz- burg sehr ungerecht tracti ret/ in dem man sie um diejenigen gelder/ welche sie dem Herꝛn sel- biges orts ausgeliehen/ durch allerhand practi- quen zu bringen suchet/ und zu dem ende seltza- me klagen von Hamburg aus auff die bahn bringet. Und weil man dahin trachtet/ sie wircklich in verhafft zu bringen/ muß sie sich heimlich anno 1680. von Luͤtzburg weg nach Holland zu begeben. Weil sie aber lange zeit Und ab- sterben. bettlaͤgerig gewesen/ erkrancket sie auf dem wege so sehr/ daß sie in West-frießland selbigen jahrs d. 30. Octobr. an einem fieber dieses leben ge- segnet. Und dieses waͤre der kurtze begriff aus dem gedachten lebenslauff dieser Jungfrau. 5. Nachdem sie aber in andern laͤndern son- derlich durch ihre schrifften bekannt worden/ muß ich selbige zufoͤꝛderst specificir en/ und zwar wie sie in einem registeꝛ/ so der Herꝛ Poiret ge- machet/ stehen. Jhre schrifften. 1. Das leben der Jungfrau Antoinette Bourignon. Jn welchem enthalten ist 1. Ei- ne schutz-schrifft wegen ihrer person/ und we- gen ihrer lehre. 2. Jhr innerliches leben/ durch sie selbst beschrieben. 3. Jhr aͤusserliches leben/ durch sie selbst beschrieben. 4. Jhr gantzes le- ben biß an ihren tod/ beschrieben durch eine per- son von ihrer kund schafft/ zusam̃en auf 58. bogē. 2. Der beruff GOttes/ und die weigerung der menschen. Dieses ist das erste von ihren wercken/ in gestalt einiger brieffe geschrieben an ihren Pastor und beicht-vater/ wodruch sie den- selben zur wahren bekehrung ermahnet/ und sich GOtt gantz zu widmen/ um erfuͤllet zu seyn von denen gnaden/ wovon GOtt in diesen letzten zeiten die vollziehung anbietet. Sie laͤsset all- Jahr MDC. biß MDCC. da sehen die art von ihrer eigenē bekehrung/ von ihrem beruffe/ und von ihrer unterhaltung mit denen fuͤrnehmungen GOttes. Bestehet in 11. bogen. 3. Das licht scheinend in Finsternissen. Ge- theilet in vier stuͤcke/ in gestalt von briefen. Das erste zeiget die beschaffenheit/ welche man haben muß/ um das licht des H. Geistes zu em- pfangen/ und begreiffet eine verwunderungs- werthe auslegung des 24. cap. des H. Matthaͤ- us. Das zweyte begreiffet/ nach der auslegung des 25. cap. des H. Matthaͤus/ eine auslegung von vielen Christlichen tugenden/ und die be- weg-ursachen die welt zu verlassen/ und sich GOtt zu ergeben. Das dritte und vierte stuͤck seynd voll von heylsamen lehren/ und von wichtigen und noͤthigen unterweisungen so wol wegen der beschauung als wegē der wuͤrcklichen Ausuͤbung/ u. s. w. Bestehet in 59. bogen. 4. Das grab der falschen Theologiæ, aus- gerottet durch die wahrhaffte/ kommende vom Heiligen Geist. Begreiffet vier theile/ wovon der erste zeiget die verwirrung/ die unwissenheit/ die verdorbenheit/ die unem- pfindlichkeit/ und die irrthuͤmer im grunde der Lehrer/ und selbst der heutigen Christen. Der zweyte zeiget ihre vermessenheit/ neid/ hoffart/ eigensinnigkeit und hartneckigkeit. Das drit- te zeiget/ daß ihre Theorie und wuͤrckliche aus- uͤbungen nichtes seynd als ein Phariseisches wesen/ ohne Goͤttlichen glauben. Und das vierte zeiget/ daß der teuffel eine grosse macht uͤber die menschen habe/ uͤber die boͤse/ ja uͤber die beste selbst/ die er duꝛch jene abkehret von GOtte zu folgen/ sie einfuͤhret um zu dem uͤbel der an- deren mit zu wuͤrcken/ und machet/ daß sie zu ruͤcke kehren/ nach dem sie schon die welt hatten verlassen. Bestehet in 63. bogen. 5. Die erkennete unschuld/ und geoffenbar- te wahrheit. Eine schutz-schrifft der verthaͤdi- gung wegen des verhaltens/ und der verrich- tungen von Mons. de Cort. Jn welcher man siehet durch lebendige beyspiele das fremde ver- fahren der Prediger und Geistlichen/ (wel- che man fuͤr die beste hielte) gegen ihre ober- und mit-bruͤder/ die sich von der verdorbenheit wollen zuruͤcke ziehen/ und sich GOtte widmen. Bestehet in 17. bogen. (nur im Frantzoͤsischen.) 6. Eine warnung wieder die sect e der Qua- cker. Jst eine schutz-schrifft entgegen gesetzet einem buͤchlein von dieser sect e/ gegen sie ge- schrieben; womit sie vollkommen zernichtet die gruͤnde/ und die absonderliche irrthuͤmer dieser sect e/ und allda eroͤffnet/ und feste stellet die gruͤnde von der| auctorit aͤt/ und macht von aller- hand Oberen in dem politischem/ kirchlichem/ und haͤußlichem stande. Die schuldigkeit der unterthanen; die gruͤnde/ die mittel/ und die zeichen der wahren Christlichen Religion/ oder von dem stande eines wahren Christen/ und ei- ner wiedergebornen person. Bestehet in 27. Bogen. 7. Ein Tractat von der wahren krafft-tu- gend in zweyen theilen. Jn dem ersten setzet sie gruͤnde von der lernung eines Christlichen le- bens/ von der nachfolgung von JEsus CHri- stus/ von der wahren tugend/ und von dem streite/ dessen man sich unterfangen muß gegen die anlaͤuffe des teuffels/ dessen sie alle Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. alle die kunst-stuͤcke offenbaret. Der zweite auff was weise man die vollkommenste tugend muͤsse erwerben durch einen weg von leiden/ durch enthaltung/ durch entsatzung/ durch ver- laͤugnung/ und durch veranlassung aller weltli- chen dinge/ aller begierde/ eigenen verstandes/ und eigenen willens. Bestehet in 20. bogen. 8. Das licht der welt/ in dreyen theilen voll von wunderbahren wahrheiten/ wovon die fuͤrnehmsten seynd: 1. Daß die Christliche kir- che sey abgefallen/ und durchgehends in gemein geworden ist die grosse hure der Offenbahrung Joh. 2. Daß GOtt dieselbe wird ausrotten durch seine plagen/ der pest/ des krieges/ und des hungers/ welche schon begonnen haben. 3. Daß er wieder ruffen wird/ und bekehren die Juden. 4. Daß CHristus kommen wird/ um in herꝛlichkeit auff der erde zu regieren. 5. Und daß um in die gnade GOttes wiedrum zu kom- men/ und in die erneurung seiner kirche/ kein anderer weg sey/ als wiederum zu gehen in die unterthaͤnigkeit/ und die ergebung an GOtt. Dieses werck ist eines der allerwunderbahresten von ihren schrifften. Bestehet in 65. bogen. 9. Die hoheschul der Gottesgelehrten/ in dreyen theilen. Allda gehandelt wird von der gnade/ von der Prædestination, von der freyheit des menschen/ allwo zusammen wiederleget seyn die irrthuͤmer der Jansenisten und der Molmi- sten/ als auch die verdorbene Morale der Ca- suisten. Es ist auch allhie folgends gehandelt von dem armen-stande/ so wol der kirchen/ als der Prediger/ und Geistlichen von allen Chri- sten; von der art zu erkennen den stand der see- len/ und die geister; von der wiedergeburt/ von dem aͤusserlichen leben und verhaltung/ und von ihren mißbraͤuchen/ wie auch von denen des aͤusserlichen GOttesdienstes/ und der ge- braͤuche; von der gefahr der verdammung/ in welcher die meiste fromme seynd; von den ver- borgenen und unbekandten suͤnden/ und von der wiederkehrung zu der gelassenheit GOttes. Bestehet in 33. bogen. 10. Das Zeugniß der wahrheit. Verthaͤti- gungs-schrifft/ entgegen gesetzet zweyen buͤch- lein gewisser personen von der Reformirten Re- ligion. Allda/ nachdem sie hat den ursprung des hasses/ welchen gegen sie die Geistliche un- rechtfertig trugen/ gewiesen/ zeiget/ daß sie kein anders ziehl habe/ als die menschen zu JE- sus CHristus zu fuͤhren; Daß die Christen uͤbel gethan/ daß sie sich in sect en zertheilet ha- ben/ selbst unter dem vorwand einer Reforma- tion/ welche man nicht wol aus gefuͤhret hat/ so wol in vielen guten dingen hinwegzuthun/ als in so vielen/ die wenig gut seynd/ hinein zu brin- gen/ so wol in der Theori e als in der wuͤrcklichen ausuͤbung. Sie entwickelt allda verborgene geheimnissen/ betreffend die herꝛliche erschaf- fung des menschen/ die heꝛfuͤrbringung des wei- bes/ die geburt von JEsus CHristus/ die noth- wendigkeit/ die leichtheit und die lieblichkeit der gebote GOttes. Wobey gefuͤget ist eine zusammenfassung abgelegter zeugnisse/ die zum theile offentlich/ und beeidiget/ so wol der Got- tesgelehrten/ als auch allerley personen/ welche diese jungfrau von ihrer jugend an gekennet ha- ben/ um solche entgegen zu setzen denen laͤsterun- gen/ welche ihre feinde gegen sie ausgegossen ha- ben und an den tag gebracht/ zu dem ende/ um in ihrer person verhasset zu machen die Goͤttli- Jahr MDC. biß MDCC. che wahrheiten/ welche sie verkuͤndiget. Be- stehet in 92. bogen. 11. Probier-stein. Verthaͤdigungs-schrifft/ entgegen gesetzet einem buͤchlein eines Lutheri- schen verlaͤumders/ welcher/ um daß sie moͤchte verfolget und getilget werden/ ihr muthwillig die ketzereyen der Socinignerey auffleget. Sie weiset allda/ wie weit ihre verfolger entfernet von Christen zu seyn/ indem sie die wahre liebe nicht haben/ so wol in ihrer lehre/ als ihrem wandel. Sie zeiget allda die unmaͤßigkeit ih- rer unrechtfertigkeiten/ und ihres wuͤthens ge- gen sie/ und tilget/ und machet nichtig die ketze- reyen/ so man ihr auffbuͤrdet. Leget aus die gnugthuung/ und die verdienste von JEsus CHristus/ die heilsame nutzbarkeit ihrer lehre/ das ziel von dem Evangelio/ das fuͤrnehmen GOttes durch sie/ den itzigen armen stand der menschen fuͤr GOtt/ die art um diesen zu ent- gehen/ und in das ewige leben zu gelangen. Bestehet in 50. bogen. 12. Die blindheit der itzigen menschen. Ver- thaͤdigungs-schrifft entgegen gesetzet denen laͤ- sterungen einiger Mennonisten oder Wieder- tauffer/ in welcher man neben der widerlegung ihr irꝛthuͤmer und laͤsterungen/ siehet das merck- zeichen von der veꝛdoꝛbenen natur/ was den aͤus- serlichen wandel betrifft/ und den vorwand/ wo- mit sie sich will bedecken/ und wie man sich ver- halten muß bey denen/ die da den schein geben das reich GOttes zu suchen/ und durch nichts suchen als ihr eigene bequemligkeit. Bestehet in 30. bogen (noch nicht aus) 13. Der entdeckte Widerchrist: Jn dreyen theilen. Da sie in dem ersten zeuget/ was der Widerchrist sey/ und daß er durch gehends und uͤberal herꝛsche/ selbst durch das mittel aller hei- lichen dinge so wohl/ als durch die allerboͤseste/ welche sind seine verbundene/ welche auch wie heilige anscheinë wollen. Jn dem zweitem zeiget sie/ wie er uͤber alles herꝛsche durch falsche scharf- sinnigkeiten/ disputi ren/ glossen/ welche die aus- schweiffende vernunfft uͤber die Goͤttlichen din- ge anstellet/ und hierunter das boͤse verbirget/ und beschoͤnet. Jn dem dritten/ wie er in allen sect en herꝛsche/ was die auch fuͤr verschiedene meinungen haben/ so wol in allem stand/ und in aller beschaffenheit. Bestehet in 30. bogen. 14. Der neue himmel und die neue erde. All- wo erklaͤhret ist/ in welchem stande von herꝛlig- keit der mensche und alle geschoͤpffe seynd er- schaffen gewesen; wie und in was elend sie da- von abgefallen seynd; wie sie fortfahren/ und sich selbst in diesem ungluͤcke beforderen/ und durch welche mittel sie muͤssen in der beschaffen- heit kommen/ welche GOtt von ihnen erfodert/ und sie wiederum in ihre vorige herꝛligkeit zu stellen/ und die gantze welt zu erneueren. Be- stehet in 19. bogen. 15. Das heilige perspectiv, dadurch sie zei- get/ daß die menschen und selbst die Christen/ und in absonderheit die Caꝛtesianische Philoso- phen/ das liecht von GOtt haben verlohren/ welches ist der Goͤttliche glaube/ um sich zulas- sen regieren durch die verdorbene vernunfft/ und durch einen falschen/ und schwachen glantz/ daß man aus der gantzen verkehrten/ bestiali- schen/ und fleischlichen natur/ wie die durch die suͤnde ist geworden/ schoͤpffe/ daß dieses/ das ist/ und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. ist/ welches die gantze Christliche religion hat verdorben/ und auff daß GOtt dieselbe wie- derum auffrichte/ muͤsse man diese falsche anlei- tung der vernunfft verlassen/ und sich GOtt er- geben/ welcher durch ihn selbst in uns wieder- um wird den Goͤttlichen glauben leben ma- chen/ welchen wir da haben er sticket. Bestehet in 11. bogen. 16. Die letzte barmhertzigkeit GOttes. Da sie durch eine von dem glauben erklaͤrete ver- nunfft und von der verdorbenheit gesaubert/ alle verstaͤndige menschen fuͤhret zu der uͤber- weisung der dinge/ welche der glaube offenba- ret/ und denen die vernunfft/ nach dem sie durch eine durch den glauben erleuchtete person regie- ret ist/ uͤber zeugende zeugnisse giebet/ welche uns anreitzen/ die heilsame erkaͤntniß von diesen sel- bigen dingen durch den glauben zu suchen/ welche da seynd/ daß ein GOtt sey/ seine eigen- schafften/ die unsterblichkeit der seelen und das ewige bleibt ihrer wercke. Bestehet in 11. bogen. 17. Die erneuerung des Evangelischen gei- stes. Jn dreyen theilen. Alwo entdecket seynd die gruͤndliche wahrheiten der Christlichen re- ligion/ wie da seynd/ daß alles von GOtte/ die nichtigkeit des menschen/ die herꝛligkeit/ und das ziel seiner erschaffung/ die elende/ in welche er ist gefallen/ die unendliche barmhertzigkeit GOttes/ die fuͤrsprach und die verdienste von JEsus CHristus/ die groͤsse/ und die unglaub- liche allgemeinheit der verdorbenheit unserer natur/ die nothwendigkeit/ und die art dersel- ben abzusagen/ um ein Evangelisches und Christliches leben zu ergreiffen/ und fuͤr GOtte zu bestehen/ weil die plagen waͤhren/ mit wel- chen er die boͤse welt uͤber haͤuffen will/ und allda kommen nach der ausrottung der boͤsen/ ewig mit seinen heiligen zu regieren. Bestehet im 52. bogen. Folgende buͤcher werden kuͤnfftig/ so es GOtt beliebet/ an den tag kommen. 18. Die steine von dem neuen Jerusalem. Jn welchem wercke man siehet/ welche gestalt- nuͤsse/ beschaffenheiten/ und verhaltungen man muͤsse haben/ um ein wahrer Christ zu werden/ und tuͤchtig um einzugehen in dem bau des neu- en Jerusalems/ welches GOtt auff der erde fuͤr dem ende der welt auffrichten wird; und wel- ches die ungestaltnuͤssen seynd/ welche die men- schen unfaͤhig machen/ dazu zugelassen zu seyn: mit auslegung der worte/ und der gleichnisse von JEsus CHristus/ durch welche diese war- heiten bewiesen seynd. Bestehet im 24. bogen. 19. Das zeugniß der wahrheit. Zweyter theil. Verthaͤdigungs-schrifft wider die Lutherische Prediger in Holstein. Allda man siehet/ wie diese Jungfrau sich mit einigen freunden in die- ses land entzogen hat/ und allda Christlich zu leben/ auff ihrem erbsitz in der einsamen Jnsul von Nordstrand/ und daß sie nicht hat erhalten koͤnnen/ allda im friede zu bleiben/ nicht gegen- stehend ihrer rechten/ erweisungen und ausle- gungen ihrer lehre/ so wol an dem hoff/ als bey dem oberhaupte der geistlichen/ und vielen ande- ren. Daß sie diese Lutherische Prediger durch ihre beharꝛliche verfolgungen/ durch die rau- bung und pluͤnderung ihrer guͤter/ die sie ihr ver- ursachet/ und durch die immerwaͤhrende gefahr ihres lebens/ gezwungen haben/ dieses land zu verlassen. Man wird zu diesem wercke fuͤgen Jahr MDC. biß MDCC. den zweyten druck der erkenneten unschuld/ viel vermehrter als der erste. 20. Die verfolgungen des gerechten. Brie- fe/ geschrieben bey gelegen heit von allen aꝛten deꝛ verfolgungen/ die sie aller zeit und an allen orten biß an ihren tod betroffen haben. 21. Der morgen-stern. Allda sie viel selte- ne/ Goͤttliche/ und unbekante lichter entdecket/ betreffend den herꝛlichen stand der Beschaffung/ den suͤndensall/ die wieder auffrichtung und die mittel der seligkeit. Mit einer zusammenfassung einiger ihrer stuͤcke. 22. Die blindheit der itzigen menschen/ zweyter theil. Mit welchem sie antwortet auff viele sachen/ welche die menschen wider ihr ver- halten und ihre lehre durch blindheit und ver- messenheit ihres geistes zu sagen haben. 23. Die beruffung GOttes und die wei- gerung der menschen/ zweyter theil. Begreif- fend einige vermahnungen an allerhand perso- nen/ um sich von dem stande der verdorbenheit abzuziehen/ und der stimme GOttes zu folgen/ der noch an ihre hertzen klopffet/ ohne daß man nichts desto weniger wolle gehorsamen/ durch ei- ne eingewurtzelte verhaͤrtigung, Mit einem tract aͤtlein von dem einsamen leben. 24. Die verwirrung der werckleute von Ba- bel. Allda man siehet/ wie die/ welche Jeru- salem bauen solten/ sich denen Goͤttlichen wahr- heiten widersetzen/ dieweil sie trachten/ daß ein jeder nur sein eigenes Babel von verwirrung baue/ da sie die sprache GOttes nicht wollen/ noch koͤnnen verstehen. 25. Heilsame rathgebungen. An aller- hand personen/ und auff allerley sachen/ auff Goͤttliche Morale/ auff die von Theori e von wircklicher ausuͤbung/ und von gewissen faͤllen/ in zween theilen. Diese seynd alle wercke der sel. Jung- frau Antoinette Bourignon, und derer keine andere mehr seynd zu erwarten. Der meiste theil ihrer wercke ist schon aus dem Original Frantzoͤsischem in Hochteutsch/ und Niederlaͤndisch uͤbergesetzet/ und werden hinfuͤro alle in diesen zwo Sprachen seyn. Die wahre tugend/ der erste theil. Der pro- bier-stein/ und die erneuerung des Evangeli- schen geistes/ der erste theil/ seynd auch Latei- nisch. Alle diese buͤcher werden gefunden in Amster- dam bey Hendric Wetstein. 6. Wenn wir aber die Judicia derer Gelehr- Urtheile der Ge- lehrten von ihr. ten von dieser Jungfrau ansehen/ sind dieselbe nach dem interesse und sinn eines ieden Scri ben ten auch unterschiedlich. Die meisten unter denen so genanten Schul-gelehrten haben sie bekanter massen verworffen/ wie wir unten vernehmen werden. Wie wol auch ihre aͤrgsten Feinde gleichwol bekennen muͤs- sen/ daß sie ihr nichts uͤbles in ihrem leben nach- sagen koͤnnen. Ein Hollsteinischer Prediger Zeugnisse ihrer fein- de. Mag. Burchard schreibet in seinen Anmerckun- gen wider sie in der Vorrede pag. D. 8. Daß man bey ihr nichts gehoͤret als vom stil- len eingezogenen leben/ meidung aller menschlichen ergoͤtzlichkeit/ und entzie- hung aller Gesellschafft; und pag. D. 3. Daß sie von natur zu einem stillen/ ein- A. K. H. Dritter Theil. U gezoge- Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon. Jahr MDC. biß MDCC. gezogenen/ frommen und sittsamen le- ben/ insonderheit aber zur einsamkeit inclini rt gewesen \&c. Berckendall in sei- ner Abbildung p. 64. wiederholet ihre wor- te/ da sie gefodert/ man solle in verdacht halten alles/ was sie von GOttes we- gen sage/ wenn man aber vernehme/ daß ihr leben und wandel nicht alles uͤberein treffe mit JESU Christi seinem/ und daß ihre lehre nicht vollkoͤmmlich gleich sey mit der Heiligen Schrifft: welches er aber daselbst durch andere beschuldigungen zu Und ande- rer scri- bent en; Poiret s/ vernichten suchet. Der beruͤhmte Poiret beken- net von ihr in seiner Lateinischen Epistel wider Burchardum p. 20: Jch habe ihre Schriff- ten mit grossem nutzen meiner seelen ge- lesen/ verwundert/ und behalten/ auch da- vor das auskehricht der Schulen weg- geworffen/ weil ich nichts anders bey ihr gesehen/ als daß ihr einiger zweck sey die verlaͤugnung der verderbten na- tur/ die alleinige liebe GOTTes/ und unsere Ubergebung zu seinem willen. Und ferner in dem anfang seines Buchs de Erudi- tione pag. 436. u. f. fuͤhret er unterschiedliche kluge und beruͤhmte Scriben ten an/ welche dieser Jungfer mit grossem ruhm gedacht ha- ben. Menagii, 7. Ægidius Menagius nenne sie Theologam oder eine Gottes-Gelehrte unter denen be- Schvvam- merdam- mii, ruͤhmten Frauens-personen. D. Schwammer- dammius, ein Medicus und beruͤhmter Anato- micus, habe etliche Monat lang mit ihr con- versi rt/ und einige Schrifften von ihr publi- und etli- cher JCto- rum. ci rt/ auch bekant: Sie wuͤrde vom Geist Gottes gelehret uñ regieret/ er aber haͤtte gegen ihr weder Weisheit noch Tugend an sich. Ein Meister aus Schottland habe in seinem Buch de humanæ ratiocinationis imbe- cillitate, welches Grævius zu Utrecht publici rt/ dieser Antoniæ exempel zum beweiß angefuͤh- ret/ daß auch wol bey Kindern ein star- cker zug zu Goͤttlichen und ewigen din- gen sich finden koͤnne. Auch D. Balth. Be- cker habe geklaget in seiner bezauberten Welt Lib IV. c. 24. p. 224. daß viel gelehrte und sonst verstaͤndige Personen sehr viel von ihr hielten: wiewol er vor sich als ein nasutus und uͤberkluger Mann sie eine Naͤrrin schilt. Jn der neuen edition des Buchs von der Ge- lehrsamkeit hat Christ. Thomasius in seiner Vorrede pag. 34. folgendes von ihr geschrie- ben: Jch bin gnugsam | uͤberzeugt/ daß die Jungfrau Bourignon sehr Gottselig/ und ihr hertz eine wohnung des H. Gei- stes gewesen sey. Jhre Seele ist im grun- de heilig und gesund/ und ihre Buͤcher sind wol werth/ daß sie von frommen ge- lesen werden. Was die begriffe von den Geheimnissen belanget/ hat sie ohne zweiffel so geschrieben/ wie sie uͤberzeu- get worden ist/ und ihre uͤberzeugung haͤlt nichts ungeschicktes noch enthusia- sti sches in sich/ wenn man ihre Schriff- ten ohne passionir tes Vor-urtheil und sectiri sche Unbetruͤglichkeit lieset/ \&c. Was andere Gelehrte von ihr berichtet/ ist aus folgender Relation zu ersehen/ welche aus dem Frantzoͤsischen ins Lateinische versetzet also lau- tet: Versio ex novellis Gallicis Reip. literariæ Anni Jahr MDC. biß MDCC. 85. mensis Aprilis p. 423. \&c. Domina Antonia Bourignon nata est Insu- lis Flandriæ Anno 1616. \& obiit Franekeræ sub finem mensis Octobris Anni 1680. Nullius unquam vita plus quam sua adversi- tatibus exposita fuit, hoc licèt unicè intenderit, ut in fecessu \& solitudine, juxta Christi præce- pta, pariter cum verè eum sequentibus, semper viveret. Memoratu dignum est, quî à teneris huic rei studuerit. Vix quadrimula animadvertere cœ- pit, plurima in mundo occurrere non bene con- stituta, \& quæ aliter sese habere maximè debe- rent, videlicet homines se nescire, mori; me- liusque fore, simundus esset \& vita hujuscemo- di, in qua nihil corru ptioni \& morti obnoxium. Ea illi causa fuit contemnendi, quæ de hujus vitæ sunt genere, quærendique meliora. Quum- que audierat de Paradiso, deque Christo, qui nobis eò ducentem viam monstratum venerit, atque in contemptu bonorum \& deliciarum hujus vitæ, quo vitam intraret æternam, vixerit \& mortuus sit; hæc adeò illi arridebant, ut sci- scitaretur, nùmne reperirentur degentes ex institute Domini Christi. Responsum tulit A. B. Chri- stianos ita vivere; nos verò esse Christianos. Verum credere non potuit, se inter Chriftia- nos degere; quicquid etiam in contrarium ad- duceretur: quòd , ut ajebat, vitam non instituimus, quemadmodum Christus nos docuit, sed longè ali- ter. FEsus CHristus enim , ita dicebat hæc in- fans, paupertati deditus fuit, nos verò aurum \& argentum appetimus diligimusq;; ille se submitte- bat, nos verò quæ alta sunt concupiscimus; ille ad- versitatibus expositus fuit, nos verò quærimus delicias. Nonsunt isti Christiani, quospeto, duo me, amabo, ubi degunt. Illudentes cœteri in causa erant, ut quidem sileret, sed etiam in soli- tudinem \& secessum se reciperet, imploratura DEum O. M. quo proficisceretur eò loci quem habitarent Christiani, Christianaque confieret. Hæmeditationes fortè non videntur esse infan- tis 4. 7. aut 8. annorum: verùm cùm gratia, tum natura quandoque in ipsis infantibus ma- gna \& singularia operantur; quorum exempla obvia sunt \& nota. A. B, deinceps honestis vanitatibus juven- tutis irretita, quòd insultûs Sororis, sese eas vitare ob stupiditatem ingeniiq; tarditatem ob- jectantis, reprimere volebat, tantâ ea ex re, pœ- nitentiâ ducebatur, ut mundum prorsus linque- re animum induceret, quô à DEO vitáque Christiana ampliùs distraheretur nunquam: cujus instituti adeo fuit tenax, ut Eremitæ vestibus induta in desertum annorum 18. aufu- gerit. Cognitæ autem ac in itinere impeditæ in Diœcesi Cameracensi Archi-episcopus se ces- sum permittebat, \& postea ut in agro cum vir- ginibus vitam verè Christianam instituere qui- busdam optantibus, absque voto \& regulis aliis præter Amorem DEI præceptaque Evange- lica degeret, cui rei Jesuitæ adversabantur. Experta porrò tam inter dignitate fulgen- tes, quam alios inferioris sortis, inter Ecclesi- asticos æquè ac Seculares, nemini constitutum hærere firmum vivendi, uti (quemadmodum ipsamet cognosceret) verum CHristi discipu- lum deceret; 4. Annosdomunculâ se inclusit, quò in und etlichen andern weibspersonen/ wie auch Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. quo in perfectione Christiana proficeret, sup- plicationibus vacans \& orationi, quæ res ma- gnam DEI gratiam luminaque singularia ei attraxit. Mortuis verò parentibus cum aliis in constituendo fuit Xenodocheo, cuisubsecu- tis temporis bona, quæ possidebat, scilicet 20. aut 30. domos \& dominatum, donatione inter vivos elargita est. Novem annos hac in domo nutriendis \& educandis 30. aut 50. pauperrimis filiabus occupabatur sola, quas in legibus Spi- rituque Christianismi inftituere allaborabat: quo in munere \& loco omni vitæ tempore lu- bens perstitisset, verum detectura quoddam ma- leficium tot tantisq; premebatur persecutioni- bus, ut aliò eam demigrare oporteret, prout plenius in vita ejuslegi potest. Atque hîc illîc adversus inimicos subsidium quærens, innotuit viris piis ac doctis, Su- periori Patrum Oratorii Mechliniæ, Vicario Archi-episcopi, ac Theologo quondam cele- berrimi Cornelii Iansenii Secretario, qui, men- tem suam de variis subjectis literis exponeret, inducebant. Superiore Oratorii D. de Cort maximè probante, quæ de corruptione Ecclesiæ communicabat, tres ea de re illi scripsit libros, sub nomine, lux mundi , publicatos. Quod, licèt ex primis, vel optimum est ope- rum suorum. Certè ibidem, præsertim parte tertia, leguntur, quæ occupare possint \& obstu- pescere faciant lectorem suum. Vicarius ge- neralis obtinuit, ut partem vitæ suæ ipsamet scripto explanaret. Sed D. Noels, Secretari- us lansenii, nihil fere nisi suum sanctum Augu- stinum disceptationesque suorum cum Jesuitis super gratia DEI \& dogmatibus morum Iaxatis cogitans, insistebat, de his eidem scriberet: Quæ ab A. B. tribus non magnis voluminibus comprehensa sunt tituloque Academia Theologo- rum prodiêre. Adeòevidenter demõstrabat, cùm Jesuitas, tum Jansenistas utroq, errare in puncto gratiæ \& prædestinationis, ut manûs daret. Ini- bique dogmata morum laxa Jesuitarum alio ge- nere armorum alitérque enervat, ac D. Pascal elegantibus suis Epistolis provincialibus; pluri- morumq; abusuũ convictis Christianis, ostendit deniq; eos longissimè à vero Christianismo esse remotos. Quod ad Jansenistas: leguntur, quæ ad historiam eorum pertineant præcipuã. Nempe persecutionibus in Gallia maximè obrutos, sta- tuisse in insulam vicinam Holsatiæ concidere, exhibita à Dn. de Cort occasione, partémque ejus insulæ emisse. Verùm enim verò patet ex eorũ studiis adversus Dn. de Cort \& Dn. Bouri- gnon, (qui præcipuam sibi servaverant partem memoratæ insulæ, aliquot cum amicis, extra mundi turbas Christianam vitam illîc loci age- re constituentibus) patet, inquam, in Janse- nistis illis, eorum doctrinam morum pra- cticam longè differre à speculativa sua: uti vi- dere est cap. 22. vitæ Dominæ Bourignon \& literis ejus datis ad Ducem Holsatiæ, Magistra- tum Amstelodamensem, Dn. Arnaldum, Dn. de Pompone, \& ad Patres Oratorii, quæ repe- riuntur partesecunda Testimonii Veritatis editæ. Est quod mireris, excedente eâ Virgine è Bra- bantia, profectâque in Hollandiam \& hàc in Holsatiam, istos Dominos, Patresque Orato- rii sese Jesuitis \& Lutheranis junxisse, in mole- ftiis tot, tantisque ipsimet creandis, ut Hol- landiam linquere \& in Holsatia de urbe in ur- Jahr MDC. biß MDCC. bem, \& illâc Hamburgum, Hamburgo in Fri- siam Orientalem, quam vocant, aufugere coge- retur, unde diversi generis aliis persecutionibus, vixdum à morbo lethali reconvalescens fugâ excedere adigebatur, exqua febri recidiva cor- repta paulo post, obiit denudata fere omnibus suis eodem loci sitis bonis. Non solùm ob bona his afficiebatur molesti- is, Ecclesiastici Lutherani utique non potuis- sent occupari ea de causa in libris adversus il- lam scribendis: prætendebatur itaque ejus do- ctrina, de quibus paucis. Sunt in doctrina ejus quæ appellat funda- mentalia præcipuaque, sunt accessoria, \& dogma- tum morum ingens copia. Ante omnia sacræveritatem scripturæ, symbolique Apostolici præsupponit \& credit, atque anathemate vult feriendum, quicquidei contrarium. Quo posito sequens est cardo ejus systema- tis. Deum, Ens potens, justum, verax, sapiens, li- bertate pollens \& perfectum, non in semet ipso solùm deliciis affluere. Sed quoque extra se ente, quod sui similitudinem haberet \& imagi- nem, quodque veluti sponsa ejus esset, dese- ctari voluisle. Eum in finem condidisse creaturam pul- chram, bonam, justam, sapientem, liberam, po- tentem, pro lubitu aliis dominantem, DEI operibus, similiter pulchris luminosis absque corruptione \& imperfectione conditis. Hanc creaturam dotatam intel Iectu, volun- tate, libertate \& aliis facultatibus, debuisse Ii- bertatesua quamlibet facultatem applicare suo objecto, intellectum DEO, qui eum lumine impleret \& fide, voluntatem bono infinito, \& sic de cœteris: hominemque fore semper liberum, non quidem ut sua voluntate potuisset excitare in se lumen bonumque in- finitum, sed pro lubitu facultates suas infinitis modis ad Deum convertere, producturum se- metipsum \& delectaturum in iisdem feliciter atque in infinitum. Verùmab eo se avertentem, ut vilioribus ad- hæreret rebus (quod peccatum est) perdidis- se in se lumen \& bonum infinitum; crea- turasque subalternas mutato hoc ordine, disso- lutas esse ac turbatas, in quo consistit pœna peccati. Hominem hanc ob causam lumine privatum \&bono, re ipsa damnatum esse cum posteris suis à nativitate: animâ enim liberorum descendẽte à parentibus per propagationem, id est, pervir- tutem semel creaturis à DEO inditam, quâ sui similes eadem pollentes realitate progene- rent, sequitur, eô, cui parum remansit realita- tis, non nisi deficiens produci. Gratiâ Dei solâ homines ex damnato isto fta- tu eripi posse, atq; Christum Jesum meritis suis eam illis impetrasse; hac nihilominus sub con- ditione; Ut libertatem suam rebus vilioribus averterent, DEOque, propensionibus quibus ad eas feruntur resistentes, cum suis facultati- bus traderent, qui eas illuminet, restituat \& spi- ritu suo regat. Eosque tantum, qui liberrimè manibus DEI se submittent, sibi ipsis abdican- tes, à DEO tenebris suis atque malis omni- A. K. H. Dritter Theil. U 2 bus Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. bus liberatum, inque integrum, ut principio conditi, restitutum, (id quod proprie est sa- lus) cœteros vetò quo redacti sunt in statu pri- mitivæ creationi contrario, cumque eo ineon- venientissimo, relictumiri, qui infernus erit \& gehenna. Notitiam accuratam theoriæ omnium my- steriorum ad salutem non requiri; minùs etiam his præ aliis addictum esse partibus. Omnino autem necesse esse, ablactare animam suam à propensione ad res viles ferente, eamque DEO in statu cessationis, simplicitatis, vacuitatis, sui abdicationis, ipsius regimini offerre: quo facto DEus lumina atque bona, quæ ad salu- tem nostram noverit necessaria, in nobis pro- ducet. Dogmatamorum A. B. exhibent explanati- onem \& practicam applicationem horum principiorum singularem. Pulchra profecto esse \& purissima fateri quisque cogitur. Quos maximè inimicos habuit, nunquam eidem ul- lam desuper movêre litem, ut minus sesuspe- ctos redderent arguendo eam aliis de rebus. Præcipua horum occurrunt in duobus tracta- tibus de solida virtute ac in Adhertationiòus salu- taribus. Cætera omnia uti accessoria refert, unde tamen plurimæ adversitatum eidem ortæ sunt procellæ, quod cum specie novitatis jun- gi possunt. Interim tantum abest hæc credi omnino velle, ut sœpiùs affirmârit, linquentes ea prout sunt, non minùs DEO esse gratos, dummodo aliàs Christianè degant, atque eorum tantum ergò, qui in admiratione \& amore DEI meditantes ejus mirabilia se sentiunt excitari, exposita esse. Agunt inter alia de creatione mundi, primitiva ejus pulcritudine, de forma- tione hominis, ejus lapsu, depravatione crea- turarum, redemptione, naturæ muneribus \& incarnatione JEsu CHristi, Apostasia univer- sali, Anti-Christo, corruptione Ecclesiæ Chri- stianæ, ejus eversione \& restitutione, revocatu Judæorum, apparitione JEsu CHristi glorio- sâ, in terra regnaturi, renovatione mundi, ul- timo judicio, inferno, vita æterna \& cœteris. In ejus tractatibus Lux mundi, Novum cœlum, novaq; terra, Stella matutina, Renovatio Spir itûs Evangelici ejusmodi hîcillîc dispersa leguntur, atq; si reciperentur, vel inde quã plurimos The- ologos explicandis infinitis locis scripturæ abs- que fructu crucẽ sibi fixisse \& malum constaret. Exempla horum proferri nimis foret prolixum. Insimularunt nonnulli A. B. multis rebus, quibusdam personam ipsius concernentibus, eam veluti nimium de semet ipsa in bonam, de aliis in malam partemloqui, nullos in præsen- tiarum agnoscere amplius veros Christianos, se regi Spiritu S. A. B. valde mirabatur ab illis, qui dicuntur Christiani, hoc objici: nam contra- dictorium eidem videbatur, dici Christianum, \& Spiritu Jesu Christi, qui Spiritus est Sanctus, destitutũ esse, sive dici præditum esse Spiritu S. \& nihilominus eo nec regi nec illuminari. Impu- tarunt ei insuper, contemnere se Sacras Scriptu- ras, negare Sacro-Sanctam Trinitatem, Divi- nitatem JEsu Christi, ejus merita, \& satisfacti- onem, \& nescio quas impias opiniones alias. Sed ut verum fatear, è lectione ejus operum \& Apologiæ, vitæ ejus præmissæ, luculenter satis patebit harum criminationum esse innocentissi- Jahr MDC. biß MDCC. mam purissimamque. Fere necesse est ante lecti- onem ejus librorũ evolvere hanc ipsam Apologi- am quòd metuendum sit, cùmè sacris etiam scri- pturis sœpissimè malè intellecta hauriuntur, ne ex operibus filiæ multò magis peregrini sensûs eliciantur; quamvis enim quàm facillimè intel- ligi possint, utpote stylo simplici pathetico atque naturalis eloquentiæ pleno conscripta, (exempli gratiâ videantur literæ 14, 2. partis \& 1. 3. partis libri, cui nomen dedit Sepulcrum Theologiæ falsæ ) attamen præjudicia, quibus tenemur, in causa vulgo sunt, ut alterius men- tem, licet simplicissimam \& quàm clarissimis verbis expositam, malè percipiamus, ideo so- lùm, quod cum cogitatis nostris non conveniat. Wir wollen aber nun alsbald die vornehm- sten punct e selber vorlegen/ woruͤber der groͤste Wider-spruch gegen sie entstanden ist. Eine kurtze summam von ihrem Glauben und Got- tesdienst hat sie selbsten An. 1675. zu Schleß- wig der Obrigkeit und den Predigern uͤberge- ben/ welche ihren meisten buͤchern vorgedruckt ist/ und also lautet: 8. 1. Jch bin eine Christin; und glaͤu- Jhr be- kaͤntniß. be alles/ was ein wahrer Christ glaͤuben soll. 2. Jch bin in der Catholischen Kirche/ im namen des Vaters/ im namen des Sohnes/ im namen des Heiligen Geistes getaufft. 3. Jch glaͤube den zwoͤlff Haupt-stuͤ- cken des Apostolischen Glaubens/ und zweiffele an keinem Haupt-stuͤcke des- selben. 4. Jch glaͤube/ daß der HErr JEsus Christ wahrhafftigher GOTT sey/ wie auch wahrhafftiger Mensch; ja daß er sey der Heiland und Erloͤser der Welt. 5. Jch glaͤube an das Evangelium/ an die heilige Propheten/ und an die gantze Heilige Schrifft/ so wohl den alten als neuen Bund. Jnsonderheit aber hat sie zufoͤrdert sich er- Von de- nen sect en und religi- onen. klaͤret/ daß sie sich zu keiner aͤusserlichen Par- they in der Christenheit halte/ wie davon Burchardus in den Anmerckungen pag. 36. aus ihrem Brieff diese worte anfuͤhret: Jch bin mit der Roͤmischen Kirchen einig in dem/ was sie gutes und wahrhafftiges haben: aber so die Lutheraner auch was gutes haben/ bin ich auch mit ihnen darinnen einig/ und so auch mit den Cal- vinisten und andern. Und als man ihr Wie auch ob sie selbst eine gema- chet. vorgewerffen/ als wenn sie auch eine eigene Sect e zu machen suchte/ hat sie dieses ernstlich geleugnet/ da sie in der warnung wider die Qvaker pag. 153. geschrieben: Jch suche nie- mand an mich zu ziehen/ sondern schicke sie alle zum HErrn JESU/ welcher das rechte Krieges-Haupt ist. —— Jch habe keine lehrlinge versamlet/ auch den vorsatz nicht/ solche zu versamlen/ damit ich neue rotten stifften moͤchte/ weil de- rer schon mehr als zu viel seyn. Und die- ses ist wol zu bejammern/ daß man so viel Spaltungen in der Christenheit sie- het/ da doch unter allen ihren Kindern nur ein Hertz und ein Wille seyn solte: Gleich wie nur ein GOTT/ eine lehre und und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. und eine wahrheit ist/ welche die wahre Kirche machet: Und wenn es in meiner macht stuͤnde/ so wolte ich alle diese zer- theilte meinungen wieder in eine einige bringen/ damit man nicht mehr/ als nur eine einige Kirche haͤtte/ deren Haupt der HERR Christus/ und alle Christen seine Glieder waͤren. Jhr sinn von der H. Schrifft. 9. Was sie nun aber hiernaͤchst von der Heiligen Schrifft gehalten/ hat der Auctor ih- rer Schutz-Rede pag. 70. aus ihren eigenen worten bezeuget. Als aus dem sechszehenden brieff in dem ersten theil des in der finsternis gebohrnen lichts: Jch wuͤnsche/ daß man die worte der Heiligen Schrifft mit de- muͤthigen Hertzen und eifferiger andacht lesen moͤchte/ man wuͤrde gewiß das licht vom himmel empfangen/ die allergroͤsten wunder zu verstehen/ weil seine zeit itzund gekommen ist/ sie auszutheilen. Hievon haben alle Propheten vom anfang der welt geredet/ wie auch die Apostel und Evangelisten/ \&c. Dergleichen erkaͤntnisse daselbst viel aus ihr angefuͤhret werden/ auch zugleich bekant/ daß sie selbst die Schrifft zwar nicht gelesen/ weil sie eben die wahrheit/ die in der Schrifft sey/ aus dem munde Got- tes selbst inwendig vernommen/ jedoch das aͤusserliche wort deswegen nicht verworffen habe. Sie selbst schreibet in dem Wort Got- tes §. 64. pag. 40. also: Wenn schon alle Buͤcher verlohren wuͤrden/ so weiß ich doch zu meiner nachrichtung gnug: Das Licht Gottes hat mir/ wenn ich dessen be- noͤthiget gewesen bin/ niemahls gefeh- let. Seine Anleitung und das Evange- lium sind einerley ding. 10. Und auf dieses inwendige Licht des Geistes dringet sie in ihren Schrifften durch- gehends/ jedoch mit dem ausdruͤcklichen un- terscheid/ den sie in dem Grab der falschen Theologi e im ersten Theil pag. 19. also aus- Von der erleuch- tung. drucket: Der jenige/ so nicht unmittelba- rer weiß von dem Heiligen Geist unter- richtet ist/ wuͤrde sehr uͤbel thun/ wenn er sich des lesens der Heiligen Schrifft nicht bediente/ oder Personen suchte/ aus welchen der Heilige Geist redete. Es Und zwar so wol der mittel-als unmittel- baren. waͤre GOTT versuchet/ wenn man wolte/ daß er alle Menschen unmittel- bar unterrichten solte/ da man sie den- noch an den guͤtern dieser welt so fest hangen und damit geschaͤfftig siehet. Es wuͤrde auch im gegentheil sehr uͤbel ge- than seyn/ is fall sich eine person des le- sens oder anderer aͤusserlichen mittel be- dienen wolte/ wenn sie sich von allen Creaturen abgewendet/ und die Goͤtt- liche Regierung unmittelbar fuͤhrte. Die- ser letzten Fuͤhrung ruͤhmet sie sich durchge- hends/ und beruffet sich auch auf dieselbe bey dem Schreiben ihrer Buͤcher/ wie unter an- dern in dem Licht scheinend im Finster- nis im vierten Theil pag. 4. und 74. und sonst hin und wieder zu sehen ist. Die Einwuͤrf- fe/ so hiewider (als wieder eine Enthusiast erey) zu geschehen pflegen/ hat der gedachte Auctor in der Schutz-Rede im gantzen dritten Theil pag. 192. biß 238. beantwortet/ und gezeiget/ was das wahre Wort GOttes/ und was sei- ne weise sich den Menschen mitzutheilen und Jahr MDC. biß MDCC. zu offenbaren sey. Das dritte mittel auf seiten des Menschen erfordert sie hin und wider die verleugnung sein selbst/ wenn sie im andern Buch des Lichts im Finsternis pag. 15. von sich selbst schreibet: Jch bin nur ein Kind/ Und dem weg dazu/ Der ver- laͤugnung sein selbst. denn ich begehre nichts zu wissen/ ja mich eckelt fuͤr allen menschlichen Wissen- schafften. Dennoch erkenne ich deutlich/ was in der Heiligen Schrifft enthalten ist. Anderswo im Grab der falschen I heo- logi e hat sie diese sache weitlaͤufftiger entde- cket/ sonderlich im andern Buch im 14ten Brieff und sonst. 11. Von der Gottheit hat sie auch offte deut- Von der Dreyei- nigkeit. lich sich erklaͤret/ als in dem licht der welt im ersten theil in der 24. unterredung: Nie- mand ist faͤhig die H. Dreyeinigkeit zu begreiffen/ noch auch wie der Vater den Sohn gebohren. Alles was wir von der Dreyeinigkeit sagen oder erkennen moͤ- gen/ kann irgend zu dienen/ als zu grosser verkleinerung der heiligkeit ihres we- sens/ welches alles das schoͤnste/ guͤtig- ste und vortrefflichste weit uͤbertrifft: Und dahero hat sie der auctor in der schutz-rede q. 91. u. f. dißfals gerettet/ und auch nach den regeln der Spanischen Inquisition prætendir et/ daß man ihre dunckele oͤrter aus denen deutli- chern erklaͤren moͤchte/ welches in den Actis Li- psiensibus anno 86. p. 15. widerholet wird. Den verdacht aber/ als wenn sie die Dreyeinigkeit leugnete/ haben ihre anklaͤger bloß daraus ge- nommen/ weil sie die kunst-woͤrter aus der Schul- theologi e nicht eꝛkennen wollen/ uñ das disputir en als zur wirckung der liebe GOttes in dem menschen untuͤchtig gehalten. Jnglei- chen weil sie die allmacht mit dem Vater/ die wahrheit mit dem Sohn/ und die gü- tigkeit mit dem H. Geist verglichen/ wel- ches die Orthodoxi nicht leiden wollen/ und da- hero geschrieben/ sie verlaͤstere die H. Drey- faltigkeit schaͤndlich. Siehe Colbergen p. 407. welcher gleichwol selbst p. 402. ihre worte aus dem zeugnis der wahrheit anfuͤhret/ da sie sich auff Augustinum und Athanasium beruffen/ als welche die groͤste erkaͤntnis von der H. Dreyeinigkeit gehabt haͤtten. 12. Von CHristo soll sie nach Colbergs an- Von Chri- sto/ klage auch GOtteslaͤsterlich reden/ und nach Burchardi angeben p. 61. die Communicatio- nem idiomatum leugnen. Hingegen fuͤhret Poiret am gedachten ort p. 109. u. f. biß 128. uͤber aus viel klare oͤrter aus ihr an/ die das ge- gentheil deutlich weisen. Zum exempel/ aus dem 14 brieff des andern theils vom licht in der finsterniß: Erwird gewißlich in herrlich- und dessen beyden na- turen. keit wiederkommen/ derselbe GOtt und mensch/ der bey seiner geburt im stalle so veraͤchtlich zur welt kam. Und aus dem licht der welt im dritten theil der 7. un- terredung: Die staͤtige gegenwart des HErrn JEsu CHristi/ der GOtt und mensch ist/ wird die frommen leiten und fuͤhren. Wie sie auch von denen Sociniane rn im ersten brieff des grabs der falschen Theolo- gi e schreibet: Die Socinian er verachten den Von den socinia- nern. HErrn/ JEsum CHristum gantz und gar/ indem sie sagen/ es sey eine abgoͤtte- U 3 rey Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. rey ihn anzubeten. Diese fragten mich/ ob ich auch an einen geschaffenen GOtt/ wie JEsus CHrist sey/ glaub- te? Jch habe ihnen hierauff nicht viel bescheid gegeben/ weil solche so unge- schickte fragen keiner antwort werth waren: Nur sagte ich zu ihnen/ daß sie bey mir nichts zuthun haͤtten/ wenn sie dergleichen reden fuͤhrten; hiemit gien- gen sie wieder weg/ wiewol etliche noch jetzund vorgeben/ daß ich ihren mei- nungen beypflichte/ davor ich GOtt bitte/ daß er mich bewahre. Aus wel- chen ihren eigenen worten diese beschuldi- gung sattsam eroͤrtert werden mag/ zumal wo man nach gedachter vorschrifft der Spani- schen Inquisition ihre andere zweiffelhaffte ex- pressiones hiernach unpartheyisch untersuchet. Von Got- tes eben- bild. 13. Von dem ebenbilde GOttes soll sie den gemeinen beschuldigungen nach gesetzet haben/ daß selbiges in der freyheit des willens bestan- den/ und daß der mensch den freyen willen an- noch habe. Hiezu allegir et Colberg p. 409. das dritte buch des Grabes p. 204. da aber kein wort von dieser sache zu finden ist. Auff welche art deñ die meisten allegationes bey dergleichen inquifition en zu geschehen pflegen. Von der Von der rechtferti- gung. rechtfertigung/ wie auch von der gnugthuung CHristi schreibet ihr Burchardus diese saͤtze zu: CHristus habe nicht in der angenomme- nen menschheit fuͤr unsere suͤnde gnug thun wollen/ sondern daß er im selbigen leibe im leiden und leben uns ein exempel gebe/ wei wir die suͤnde solten buͤssen und GOttes gnade wieder erwerben. Item: Durch CHristi verdienst werde niemand selig u. s. w. Hiezu fuͤhret er einige worte aus ihren schrifften an: Darinne sie auff die krafft und fruͤchte der wahren versoͤhnung und recht- fertigung dringet/ ohne welche der heuchel-und mundglaube keinem suͤnder etwas helffe. Es dhat aber ihr vertheidiger von p. 128. sie sehr weitlaͤufftig diß falls erklaͤret/ welches deßwegen allhier nicht zu wiederholen noͤthig ist/ zu- mal dergleichen materi en bey andern sol- chen personen bereits vorgekommen sind. Sonst hat man an ihr auch dieses als irrig ver- worffen/ daß sie auff das halten der gebote Got- tes getꝛieben/ weñ sie zum exempel schreibet: Jch kan mit wahrheit sagen/ daß ich die ge- Von hal- tung der gebote GOttes. bote Gottes halte durch seine gnade/ uñ daß ich liebeꝛ sterben wolte/ denn das ge- ꝛingste wideꝛ Gottes gebothandeln. Jch habe befunden den sichersten weg zur se- ligkeit zuerlangen in observan tz der gebo- te GOttes. Esist gewiß/ daß niemand selig werden werde/ er habe denn die ge- dbote GOttes gehalten/ wie die worte/ Burchardus p. 33. nebenst andern anfuͤhret. Von der summa des Evangelii sind ihre folgende worte zu mercken. Also schreibet sie in der erneuerung des Evan- gelischen geistes P. I. pag. 176. n. 162. Jch brin- ge allein die wahr heit/ deren mich Gott theilhafftig machet/ anslicht/ und ver- kuͤndige als eine neue zeitung/ daß GOtt noch einmal seinen Evangeli- schen geist auff erden erneuren/ und die seelen von gutem willen/ mit dem geist den JEsus CHristus hatte/ als er auff erden war/ erfuͤllen/ auch die letzten Jahr MDC. biß MDCC. Christen in weit groͤsserer vollkommen- heit leben werden/ als die in der ersten kirchen gethan haben. Dieses solte bil- lig allen lebendigen menschen ange- nehm seyn. Und eben daselbst setzet sie pag. 157. num. 147. Es ist wahr/ daß ich in meinen schrifften von verschiedenen dingenꝛede/ die eben nicht im Evangelio begꝛiffen sind/ jedoch sind es keine sachen/ die ein jedweder glauben muß/ auch ist der glaube derer zur seligkeit nicht nothwendig. Jch beschreibe dieselbe durch uͤberfluß/ den muth derer zuver- staͤrcken/ welche sie verstehen uñ den gu- ten geschmack darinnen finden; wer aber keinen geschmack oder verstand davon hat/ mag sie fahren lassen/ ihr glaube oder unglaube/ in diesen dingen/ giebet oder nimmet mir nichts/ und ich habe alle meine prætension erlanget/ wenn ich nur klaͤrlich angewiesen/ daß niemand danders selig werden soll/ als diejenigen/ so die uͤbung eines Evangelischen lebens annehmen/ gleich wie mir solches Gott offenbaret hat. Jch lasse einem jedwe- dem die freyheit/ dieses nach seinem ge- fallen ins werck zustellen/ wo er will/ und weil Gott niemand zwinget/ so wer- de ich mich auch wol huͤtẽ/ ein solches zu thun. Jn meinen schrifften habe ich zu verschiedenen malen von der schoͤpffung der welt/ von dem herꝛlichen stand/ worinnen Adam geschaffen gewesen/ wie JEsus CHristus aus ihme im stan- de seiner unschuld geboren worden/ und von noch mehr andern Goͤttlichen ge- heimnissen/ so die menschen nie gehoͤret haben/ geredet/ aber dieses alles ist nichts anders/ als eine eintzige wein- traube aus dem garten des ewigen le- bens. Deñ gleichwie die abgesandten deꝛ kinder Jsrael eine traube aus dem Ge- lobten Lande brachten/ desselben uͤber- fluß und koͤstliche fruchtbarkeit da- durch anzudeuten; also habe ich auch von diesen hohen verborgenen geheim- nissen geredet/ so mir GOtt offenbaret/ damit ich ein kleines stuͤcklein von der herrligkeit sehen lassen moͤge/ die Gott denen bereitet hat/ welche die Evange- lische lehre beobachten. Jedoch unter- weise ich diese unbekante wunder nicht als glaubens-articul/ sonder nich erklaͤ- re dieselbe alleine zu verstaͤrckung mei- ner seele und derer jenigen/ so in der that wahre Christen werden wollen. Noch weiter daselbst pag. 182. num. 164. Alle von menschen-haͤnden gemachte gebaͤude und stifftungen werden vergehen/ und nichts anders uͤberbleiben als der wah- re grund unserer seligkeit/ nemlich: Daß der mensch alleine geschaffen sey GOtt zu lieben/ und Daß er nicht selig werden kan/ wenn er ausser dieser liebe stirbet/ uñ noch ferner. Daß die suͤnde den menschen ohne ei- nige vergebung ( in Gallico remission, pro- priè hic einig auff hoͤren) zur verdamm- niß gebracht/ und Daß und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. Daß er darum nimmermehr selig wer- den kan/ es geschehe denn durch die ver- dienste und vorsprach JEsu CHristi. Die niemand anders als seinen juͤn- gern und nachfolgern werden zugeeig- net werden/ und hieraus kan man leichtlich beschliessen. Daß niemand selig werden wird/ als diejenigen/ so den Evangelischen geist wieder annehmen. Endlich Probierstein pag. 3. Jch lehre auch das Evangelium Und so man in allen meinen schrifften etwas findet/ daß dem Evangelio zuwider/ verfluche und verdamme ich dasselbige/ mich erbietende/ solches gebuͤhrend zu ersetzen. Von Adams mann. weiblicher natur. 14. Sonsten rechnen einige auch dieses unter ihre irthuͤmer/ daß sie von Adams zustand vor dem fall folgendes geschrieben/ wie es Bur- chard. p. 20. aus dem zeugniß der wahrheit an- fuͤhꝛet: Nachdem sich Adam von Gott ab- gewandt/ da hat er seinen herꝛlichen leib verlohren/ und da hat Gott aus ihm das weib gemacht. Item. Jn Adam fuͤr dem suͤnden-fall war kein mann noch weib zertheilet/ sondern beyde naturen in ei- nes: Und er haͤtte beyde naturen gezeu- get/ die ihm aͤhnlich waͤren/ nemlich mann und weib zusammen. Welches sie dann auff CHristum also applici rt: Gleich- wie JEsus CHristus ist gezeuget wor- den vor den sunden/ —— Derowegen hat sich GOtt sichtbar und fuͤhlbar wol- len machen durch einen leib/ welchen er getragen vor der sunde in dem augen- blick seiner schoͤpffung. Es ist aber von dieser sache in der historie Jacob Boͤhmens schon gnugsamer bericht geschehen/ gleichwie auch die andern materi en bereits hin und wie- der beruͤhret sind. Von der allgemei- nen ver- derbniß. 15. Das meiste aber/ was einige scribent en als Gravamina wider sie vorgebracht/ gehet da- hin/ daß sie die gantze Christenheit vor gantz verderbet und verwerfflich erklaͤret habe/ wenn sie zum exempel geschrieben im grab der falschen Theol. p. II. p. 55. Jch habe es vom vater verstanden/ daß noch kein wahrer Christ in der welt sey. Und p. 22. Es ist nun keine versammlung in der welt/ da der H. Geist den vorzug habe. Sie sind al- le verderbet/ und da ist kein leib ohne ver- dorbenheit/ und dieses uͤbel ist ohne huͤlff-mittel/ —— welche ich keines we- ges erwarte/ sondern vielmehr eine all- gemeine verwuͤstung/ weil das uͤbel all- gemein ist/ ankommen sehe. Jch mei- nes erachtens glaube/ daß das urtheil von GOtteswegen gefaͤllet sey. Solte man sich nun viel muͤhe anthun und ar- beiten/ diese kirchen zu unterstuͤtzen/ oder zu erneuren/ solches wuͤrde zeit-ver- lust seyn: Es waͤre besser GOtt zu bit- ten/ daß er sie verwuͤsten moͤchte/ die- weil sie nicht heilig sind/ und er eine so- thane bauen wolte/ die mit menschen- haͤnden nicht gemacht waͤre/ wir aber unterdessen unsere seelen bereiteten zu steinen an demselben gebaͤude zu dienen. Mehr solche oͤrter hat Burckhardus p. 5. u. f. Berckendall p. 4. u. f. Ouw, wie auch andere Jahr MDC. biß MDCC. angefuͤhret/ wiewol meist abgebrochen und verstuͤmmelt/ und mit vielen schwuͤrigkeiten/ dagegen Poiret in der schutz-rede p. 32. u. f. aus- fuͤhrlich geschrieben/ und dergleichen anklaͤger denen Juͤden aus Marth. XII. 24. vergliechen. 16. Es ist aber hieraus schon ferner zu schlie- Von der Clerisey. sen/ was sie von denen/ die unter solchen ge- meinen Lehrer seyn/ geurtheilet habe. Massen auch gantze buͤcher/ als der probier-stein/ das grab der falschen Theologi e zeugniß der wahrheit und dergleichen davon voll sind/ wie auch das gantze 8. capitel in der ho- hen schule der Gottesgelehrten p. 147. u. f. zu geschweigen/ was in ihrer lebens-beschrei- bung hin und wieder erzehlet wird/ wie sie theils die falschen Lehrer nach und nach aus ihren fruͤchten erkennen lernen/ theils bey allerhand gelegenheiten beschrieben und entdecket/ wobey es denn auch denen Papistischen mit gegolten/ als von welchensie anfaͤnglich aus unwissenheit und aberglauben gar grosse Opinion geheget/ bald aber aus ihrem verhalten ihres elendes gleichfals uͤberzeuget worden. Siehe das aus- gefuͤhrte leben p. 269. Gleich wie sie auch das Moͤnch-wesen und andern vermeinten Gottes- dienst im Pabstthum sehr weißlich/ gruͤndlich und bescheidentlich oͤffters anatomir et hat/ und unter andern in der hohen schule der Got- tes gelehrten c. VII. §. 5. u. f. p. 132. 17. Eben also findet sich in ihrem ausge- Von dem kirchen- dienst/ fuͤhrten Leben cap. XIX. pag. 423. ein gespraͤch zwischen ihr und dem Geist GOttes von dem gemeinen Gottesdienst/ welches also lautet: Was sind so viel absonderliche Predig- ten/ Reden und Ermahnung? Antwort: Lauter gepraͤnge und eigene behaͤglich- keiten. Sind denn so viel geistliche Buͤcher nicht nuͤtzlich zu unserer Seligkeit? Die meisten verhindern nur/ und begreiffen boͤse Lehren. Seynd die geistlichen Anfuͤhrungen nicht noͤthig? Hiedurch fuͤhren die Men- schen die Seelen offtmals von mir ab/ und ziehen sie zu ihrer eigenen liebe oder nutzen. Was ist denn/ daß man so viel unter- schiedliche Kirchen und heilige Vaͤter sucht? Lauter Vorwitzigkeit und Ab- schweiffung vom rechten Weg. Wozu dienen so viel Gebete/ Amts- pflichte und Rosen-kraͤntze? Zur abwen- dung von der andacht. Was ist/ daß man sich so genau an die vielheit der Predigten und Messen bin- det? Eine gantz eitele gewohnheit ohne krafft des Geistes/ \&c. Jn dem ersten theil der Hohen-Schule hat sie sonderlich den fal- schen Gottesdienst in dem gantzen vierten Ca- pitel beschrieben/ dessen innhalt dieser ist: 18. Man versaͤumet bey den Men- und dem falschen Gottes- dienst. schen-satzungen das Gesetz Gottes. Vie- le werffen sich jetzund zu Meistern auf/ ehe sie Lehrlinge werden. Man traͤgt dem Volck an statt der Lehre des HErrn JESU ungeschmackte Fratzen vor. Die heutigen Predigten dienen mehr die Suͤnder zu entschuldigen/ als sie zur bus- se zu fuͤhren. Der Kirchen-zierath/ wie auch Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. auch das gekuͤnstelte singen und spielen hindern die merckliche andacht/ und die Teuffel werden in den Kirchen offt mehr geehret als GOTT / sie besitzen das je- nige/ was heilig heisset/ gantz und gar. Alles/ und sonderlich das predigen/ ge- schiehet aus eiteler gewohnheit. Und nicht anders hat sie von der gemeinen Schul- Theo- logi e geschrieben/ wie auch von dem gewoͤhn- Von dem religions- streit. lichen Religions-streit/ da es im neuen Him- mel und Erde im ersten Theil §. 156. p. 196. heisset: Die Roͤmischen halten alle die je- nigen vor Ketzer/ welche sich ihnen nicht unterwerffen wollen. Die Reformir ten und andere Religion en thun es auch; jed- weder wil die rechte Religion und wahre Kirche haben/ ob wohl niemand dieselbe haben kan als die/ welche in der gemein- schafft der Heiligen sind. Die Seelen/ welche die liebe haben/ sie seyen aus der welt geschieden/ oder noch in derselben lebend/ machen die einige wahre Kirche. Unterdessen verdammen sich alle diese verdorbene Kirchen einander mit un- recht. Ein irrthum verdammet da den andern/ Matth. VII. 3, 4. Hieraus siehet man/ daß sie das wort GOTT es keines weges in sich haben/ noch dasselbe an- dern predigen: weil so wol ihr leben als predigen die guͤtigkeit/ wahrheit/ und gerechtigkeit GOttes nicht haben. Von der gelehrsam- keit/ 19. Dahin gehet auch ihr bekaͤntnis von der Gelehrsamkeit insgemein/ als in eben sel- bigem Buch pag. 8. Jch finde noch mehr ungelehrte personen geschickt die wahr- heit anzunehmen/ als unter den Gelehr- ten/ welche scheinen zu seyn wie Jannes und Jambres; weil ihre studia ihnen eine gewisse art von hoffart in ihre Hertzen gepflantzet haben/ dadurch sie verhindert werden/ das licht des Heiligen Geistes zu empfahen. Denn so bald sie zwey o- der drey sprachen gelernet haben/ so mei- nen sie klug und tugendhafft zu seyn/ da sie doch weder das eine noch das ande- re sind. Wie auch in dem Licht im Fin- sternis P. I. pag. 6. Durch lesen und studi- ren verfinstert man nur der Verstand/ und hindert die Seele von der einigen Weisheit/ welche vollkommen erleuch- und denen schulen. tet. Und pag. 37. Das groͤste uͤbel der Welt ist gekommen/ da Schulen ein- gefuͤhret/ und das licht des Geistes aus- geloͤschet worden. Absonderlich aber in dem ersten Brieff im Grab der falschen Theologi e/ da sie das grosse elend derer Schul-lehrer/ und sonderlich der Theolog en/ ausfuͤhrlich aus den klaren worten Christi selbst/ augenscheinlich dargeleget/ wie wir es unten §. 38. sehen wollen. 20. Was sie sonsten auch von dem ehestand/ dessen verbindung und trennung/ heiligkeit und dergleichen geurtheilet habe/ ist sonder- lich aus der warnung wider die Quacker Vom ehe- stand/ p. 115. 120. 141. und anderswo weitlaͤufftig zu sehen/ wie selbiges buch auch Hochteutsch herauß ist. Am 121. blat schreibet sie: Wenn Gott gesehen haͤtte/ daß ihm der mann/ wenn er allein bliebe/ getreu verbleiben wuͤrde/ so wuͤrde er ihm keine frau zuge- sellet haben: Weil er ihn gut und voll- Jahr MDC. biß MDCC. kommen erschaffen. Aber als der mann sich von GOtt abkehren wolte/ sein wol- gefallen zu haben an den geringern ge- schoͤpfen/ denn er/ dem sie GOtt saͤmpt- dessen grund/ lich unterworffen/ selbst war/ da gab ihm GOtt eine frau/ damit er sein wol- gefallen haben koͤnte an einem geschoͤpf- fe/ das ihm gleich sey/ und einen mensch- lichen leib und eine Goͤttliche seele haͤt- te/ ja daß er also durch sie/ und sie durch ihn wechsels weise in Goͤttlichen dingen ewig moͤchte unterhalten werden/ und der mensch sich nicht mehr zu den unter- geschoͤpffen von sich selbst abwendete. Hier sehen wir das ziel des ehestandes/ nemlich daß einer dem andern zu erlan- und schei- dung. gung ihrer ewigen seligkeit behuͤlfflich seyn moͤchte. Daher wenn zween ein- ander zu solchem ziele nicht helffen wol- ten/ waͤre es besser/ daß sie von einander geschieden/ als zusammen gefuͤget leb- ten. 21. Was sonst ihren uͤbrigen vortrag von Von zu- kuͤnfftigen dingen. noͤthiger Reformation der kirchen/ wie auch von der instehenden gruͤndlichen besserung der- selben/ von der herꝛlichkeit CHristi und seines reichs und dergleichen materi en in ihren schriff- ten vorkoͤmmt/ ist schon von andern gnugsam angemercket worden. Siehe D. Petersen L. III. Nub. Test. p. 129. Jch uͤbergehe auch die uͤbrigen neben-puncte/ als da man ihr vor einen irꝛthum angeschrieben: Daß sie den Von han- delschaff- ten. kauff-handel/ wie er insgemein/ auch von Quackern/ Mennisten und andern unter dem schein getrieben wird/ vor unzulaͤßig gehalten in der warnung wider die Ouacker p. 124. Jhre widersacher haben diese und ihre uͤbrige sachen sehr emsig auffgesuchet/ wiewol/ als wir bald hoͤren werden/ mit gar schlechter auff- richtigkeit. Jch will sie nacheinander benennen/ und zur erlaͤuterung dieser historie einen und den andern noͤthigen umstand dazu setzen. 22. Unter den Lutheranern hat sich schon Jhre wie- dersacher; Burchar- dus, anno 1674. in Hollstein M. Georg Heinrich Burchard mit seinen anmerckungen an sie gemacht/ dem aber sie selbst anno 76. den pro- bir-stein entgegen gesetzet/ und zwar zu Am- sterdam drucken lassen. Weil die Hollsteini- schen Prediger die edition verbotten/ und ihr die Druckerey weggenommen. Auch hat einer un- ter dem namen N. H. B. geschrieben eine wi- derlegung der 76. puncte und vermein- ten irꝛthuͤmer/ die Burchard zusammen- gefasset/ wie auch eine unpartheyische probe der durch ihn verkehrten und falsch-angezogenen oͤrter so wol aus H. Schrifft als aus den schrifften der An- toinette. Und dann hat Poiret ohne namen und dessen beschaffen- heit. edir et eine Epistolam de libello Burchardiano adversus Antoniam Bourignon, in qua dicti li- belli idea \& artificia breviter exponuntur, in 8vo. Jn diesen/ wie auch in dem ausgefuͤhrten leben p. 505. und 521. ist augenscheinlich gezei- get/ wie faͤlschlich ihr allerhand irꝛthuͤmer und laͤsterungen angedichtet worden/ da sonderlich p. 521. stehet: Er raffet einen hauffen verzwickter oͤrter/ die er in einem gantz verkehrten sinne beybringet/ aus ihren schrifften zusammen. Daruͤber schmie- det er und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. det er die allerschlim̃sten auslegungen/ welche von einer mehr als schulfuͤchsi- schen boßheit jemals koͤnnen erdichtet werden/ und ziehet dar aus solche folge- rungen/ derer gruͤnde nirgend zu finden als in den dichteleyen seines eigenen kopffes. Unterdessen hat Burchard dennoch eine wiederholte erzehlung dazu gethan/ worauff am ende des probier-steins mit weni- gen geantwortet worden/ weil man selbige nur vor wiederholte maͤhrlein erkant. 23. Ein anderer Hollsteinischer Prediger M. Ouvv. Wolffgang Ouw zu Flenßburg schrieb Apo- calypsin Hæreseos, starb aber gleich darauff/ so/ daß man sein buch als ein werck eines trun- ckenen Bauren/ darinne er mit schelten/ schwe- ren und fluchen auff die Anthoinette loß gefah- ren/ der widerlegung unwerth geachtet/ wie Bercken- dall. Poiret. p. 522. redet. Weil aber unter an- dern sich auch einige von der Reformir ten ge- meine zu Altona zu der Anthoinette, als sie in Hollstein war/ begaben/ wolte ein Prediger daselbst oder kranckentroͤst er/ wie er sich nennet/ Berckendall steuren helffen/ und schrieb an- no 1672. die abbildung der Anthoinette, darinn er p. 94. seine intention, die von der An- thoinette verfuͤhrten zubekehren/ anzeiget. Die- se aber hat darauff anno 73. das zeugniß der wahrheit publici rt/ worinnen der Editor uͤbeꝛ das unrecht der Reformirt en Prediger aus- fuͤhrlich klaget/ und in die 60. oͤffentliche/ gerichtliche/ wie auch privat - zeugnisse darleget von der Anthoinette untadelichem le- ben. Unter denen partheyen hat auch der be- Yvon. kante Labadi ste Peter Yvon wider sie geschrie- ben/ von dessen bewandniß in der Labadi stischen historie gemeldet worden. Unter den Qua- Farly. ckern hat Benjamin Farly anno 1671. eine ent- deckung und offenbarung des geistes dieser An- thoinette auffgesetzet/ dem sie aber in der war- nung begegnet gehabt/ davon auch das ausge- fuͤhrte leben p. 491. zusehen. Nach der zeit ha- Die Lipsi- enses. ben die Lipsienses in ihren actis anno 86. p. 16. u. f. ihre Frantzoͤsischen opera recensi rt/ und weil sie darinnen uͤber ihre gewonheit etwas scharff davon geurtheilet/ hat Poiret bald darauff ein monitum necessarium deswegen ohne seinen namen ans licht gestellet. Der Der Herꝛ von Se- ckendorff. Auctor aber selbiger relation hat so gleich eine defensionem relationis Lipsiensis geschrieben/ von welcher Poiret selbst in dem anhang seines buchs de eruditione p. 420. seine gedancken wie- derum eroͤffnet hat. Am meisten beschweret er sich alda/ daß man ihm nicht nur/ wie in der relatione, mit satyrischen und spitzigen/ son- dern gar mit unflaͤtigen und schaͤndlichen wor- ten begegnet habe. Der Herr Thomasius in der præfation uͤber selbiges buch p. 35. giebt ferner hievon so viel nachricht/ daß er in dem eigenen exemplar desjenigen Auctoris, der im namen der Lipsiensium so wol die relation als defension geschrieben/ diejenigen loca in der Anthoinette schrifften unterstrichen und noti rt gefunden/ welche vor sich selbst ausser der con- nexion betrachtet/ allerdings irrig und uͤbel lauteten/ aber in derselben Christlich und war- hafftig waͤren. Woraus er schleust/ daß diesen mann die liebe zu seiner secte hiezu muͤsse bewo- gen haben. Es hat aber mir noch neulich Herꝛ D. Joh. Andr. Schmidius eroͤffnet/ daß es der bekante Herꝛ von Seckendorff gewesen/ in der Jahr MDC. biß MDCC. dissertation de muliere heterodoxa §. 32. p. 49. 24. Naͤchst diesen umstaͤnden waͤren aus de- nen wider die Anthoinette geschriebenen buͤ- chern noch viel andere denckwuͤrdige anmer- ckungen beyzubringen/ wenn es nicht diese hi- storie zu weitleufftig machte. Jedoch nur ei- Die arten der wie- derlegun- gen/ und sonderlich Bercken- dalls. nige proben von der art solcher widerlegungen darzulegen/ so hat der gedachte Berckendall durchgehends wie die andern gar seltzame und nicht einmal unter erbarn Heiden passiren de ex- pressiones. Jn der vorrede setzet er: Jetzund koͤmt hinterher im nachtropp noch ein altes weib auff demselben thiere ange- ritten/ machet ein geplerr/ daß ihre ge- baͤhrens-zeit sey gekom̃en/ erwehlet sich den Nord-strand/ alda ihr kinder-bet- te zu halten/ und ihren alten Drachen- samen auszuspeyen ꝛc. —— Jch haͤtte sie wol immer hin hutseln lassen/ doch weil sich einige gefunden/ die da lust ha- ben der alten saue milch zu schmecken/ habe ich die feder zur hand nehmen wol- len. —— Leicht kan ich erachten/ daß der teuffel durch sein werckzeug selbi- ges mit allerley verhoͤnung und ver- spottung wird bewerffen. —— Diese meine geringe arbeit wird nicht sonder gute fruͤchte abgehen/ denn vielen wer- den die augen aufgethan werden/ daß sie den greuel des teuffels in diesem wetbe sehen/ ihr gehaͤßig werden ꝛc. Item: p. 65. das weib ist naͤrrisch/ toll und gottloß. Siehe auch p. 86. da er ihr eigenschafften des teuffels und die heucheley zuschreibet/ weil sie an die leute schreibe/ mein Herr/ meine Jungfrau. 25. Ungeacht auch der HErꝛCHristus in sol- chem fall/ da die eltern einen vom Gottesdienst abziehen wollen/ klarsagt: Wer nicht has- set vater/ mutter ꝛc. der ist mein nicht werth: Wer verlaͤsset um meinet willen vater/ mutter ꝛc. deꝛ solls wiedeꝛkriegen: so schreibet dennoch Colberg in den tag hi- Colbergs. nein p. 388. Woher konte der ungehor- sam gegen die eltern/ die damit umgin- gen/ sie einem kauffmann zu verehlichen/ sonsten entspringen als vom teuffel dem ursprung alles boͤsen. Item p. 389. Wer kan hieraus nicht des teuffels betrug abnehmen/ denn GOtt gebeut nicht/ den eltern ungehorsam zu seyn/ und an- derswohin zu lauffen. Wie dieser Auctor Verleum- dungen wider die Antoinet- te. auch p. 390. mit denen Jesuit en darm̃e einstim̃et/ von denen er berichtet/ daß sie der Anthoinette gedancken dem betrug des teuffels zugeschrie- ben haͤtten. Jhre feinde haben ferneꝛ die abscheu- lichsten dinge auff sie erdichtet: Berckendall will p. 55. daraus beweisen/ daß sie sich mit den maͤnnern geschleppet/ weil sie sich in einem brieff an den Labadie eine demuͤthige dienerin und schwester in JEsu CHristo geschrie- ben. Anderswo p. 87. beschuldigt er sie nicht undeutlich der zauberey/ und will es damit beweisen/ weil sie viel zauberer und zauberinnen gekannt haͤtte; und p. 89. setzet er aus blutduͤr- stigem gemuͤthe: GOtt weiß es/ ob sie eine Beschul- digung der zauberey. zauberin sey/ vieleicht wenn meister Hanß sie auff eine probe wuͤrde setzen/ A. K. H. Dritter Theil. X solte Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. bis MDCC. solte sie denn wol besser beichten/ daß man wol was mehrers erfahren wuͤrde. Denn wer wolte sie aus dem verdacht lassen/ wenn er ansiehet/ wie sie sich ꝛuͤhmet/ daß sie alles weiß/ was dem men- schen soll wiederfahren/ ja selbst die ge- dancken. Jn welcher greulichen beschuldi- gung er denn mit ihren aͤrgsten feinden denen Papiften genau uͤbereinstimmet/ als die gleich- fals sie solcher greuel bezuͤchtigten/ und zwar bey einer traurigen begebenheit/ da diejenigen kinder/ uͤber welche sie auffseherin gewesen/ fast alle mit der zauberey behafftet gewesen/ welches die Anthoinette auch zu allererst geoffenbaret/ und von dem Magistrat zu Rissel nach langer inquisition frey gesprochen worden/ wie in dem ausgefuͤhrten leben p. 204. u. f. 366. 373. 386. weitlaͤufftig/ und zu ihrer augenscheinlichen exculpation erzehlet wird. Andere aufflagen/ von ihren geistlichen empfin- dungen. 26. Unter solche thoͤrichte aufflagen gehoͤret auch wol/ was man von ihr ausgesprenget/ als haͤtte sie sich vor das weib aus Apoc. XII. ausgegeben/ wie bey Burchardo p. 35. und bey andern zusehen. Jngleichen da man ihr als einen eiteln ruhm ausgedeutet/ daß sie bezeuget/ sie empfinde in ihrem hertzen gleichsam geburts- schmertzen/ wenn die wahrheit bey einem an- dern zu wuͤrcken anfange: Davon Poiret im ausgefuͤhrten leben p. 396. Dieses schreibet: Es ist wahrhafftig wahr/ und aus der erfahrung selbst allen denen/ die mit ihr umgegangen/ bekannt/ die gottlosen boßhafftigen spoͤtter moͤgen davon sa- gen/ was sie wollen/ daß sie allemal/ wenn jemand aus ihren worten oder schrifften so viel krafft empfangen/ daß er sich entschlossen alles zu verlassen/ und GOtt sich zu ergeben/ sie mochte seyn/ wo sie wolte/ eben dieselben schmer- tzen/ und eben dasselbe weh/ das eine schwangere und kreißende frau zu ha- ben pfleget ꝛc. Andere dergleichen anschuldi- gungen uͤbergehe ich/ und gedencke nur mit we- nigen/ wie man diese so verhaste person realiter Jhre thaͤt- liche ver- folgungen von den Lutheri- schen Pre- digern in Hollstein. zu wiederlegen gesuchet. Daß ich aber allhier derer Catholicken nicht gedencke/ so haben sich die Lutherischen Clerici dißfals denen Jesuit en gantz gleich erwiesen/ indem alle ihr ungemach/ welches sie sonderlich im Hollsteinischen erlit- ten/ eintzig und allein von der Clerisey daselbst angestifftet/ und verursachet worden/ wie sie sich solcher thaten selber oͤffentlich vor der gan- tzen welt geruͤhmet haben. Angesehen ihr be- kantester wiederleger Burchardus in der vorrede uͤber seine anmerckungen p. e. I. sich oͤffentlich ruͤhmet: Die hand des HErrn haͤtte den Hollsteinischen Fuͤrsten geruͤhret/ daß er dieser boͤsen mutter das gesuchte gefaͤhr- liche kinderbett verwehret/ bey zeiten solchem unheil vorgekommen/ die buͤ- cher/ presse und druckerey hinweg ge- schaffet/ und uͤber 50. packen buͤcher gantzer 6. wagen voll wegfuͤhren lassen. Was Berckendal wider sie anzufangen gera- then/ daß man sie nemlich durch den hencker be- kehren solte/ ist schon aus seinen eigenen worten gewiesen/ und als eine probe von der tyranney solcher leute anzumercken. Collberg ruͤhmet p. 392. ebenfals/ daß der fleiß und die vor- sichtigkeit getreuer seelsorger der Antoi- nette schaͤndlichen beginnen nicht allein Jahr MDC. biß MDCC. sich wiedersetzet/ sondern auch bey der hohen Obrigkeit dahin gebracht habe/ daß diese verfuͤhrerin das land (Hollstein) raͤumen muͤssen. 27. Jn dem ausgefuͤhrten leben der Antoi- nette sind von diesen Hollsteinischen troubl en Naͤhere umstaͤnde davon. viel notable umstaͤnde zu finden. Am 504. blat im 25. cap. wird von der edition ihres zeugnisses der wahrheit folgendes gemel- det: Der teuffel ist niemals so sehr in den harnisch gejagt worden/ als dazumal/ da dieses buch aus licht trat. Es war zwar wider die Lutherischen nicht ge- schrieben/ gleichwol zogen es die Luthe- rischen Priester in Hollstein auff sich/ indem sie sich ohne zweiffel derer laster/ die darinnen verdammt waren/ mit schuldig befanden. Man wird aus den begebenheiten wol sehen/ ob diese wuͤte- rey nicht gantz teuffelisch und mehr uͤbermaͤßig gewesen/ als man sich ein- bilden koͤnne/ oder ob sie denen anstaͤn- dig/ welche sich derer kennzeichen anma- sen duͤrffen/ zu denen JEsus CHristus sagt: Jch sende euch wie die schafe. Es sind aber die wuͤrckliche begebenbeiten hiebey folgen- de gewesen. Erstlich wird p. 508. erzehlt/ wie Verbie- tung der Druckerey. die Priester zu Husum und Schleßwig durch ih- re verlaͤumdungen bey hoffe zu wege gebracht/ daß ihr die Druckerey verboten worden/ und man eine inquisition wider sie angestellet/ dar- inne sie aber nichts gefunden/ als daß diese leute fromm waͤren/ und ein gutes/ ge- rechtes/ keusches und erbauliches leben fuͤhrten. Hernach wird p. 510. geklagt/ daß die Prediger an einem Weyhnacht-Fest anno 1673. an statt daß sie frieden predigen Auffwieg- lung des poͤbels. sollen/ denen zuhoͤrern den geist des wuͤ- tens/ hasses und abscheues wider die An- toinette eingeblasen/ und derselben teuf- felische Gotteslaͤsterliche lehre zuge- schrieben/ auch die zuhoͤrer oͤffentlich vermah- net/ sie nirgends zu herbergen/ weil sie aͤr- ger als eine Judin waͤre. Das volck sey hier- auff so erbittert worden/ daß die kinder auff“ der gassen geschrieen und sie gesuchet. Sie habe“ auch nirgends mehr auffenthalt finden koͤn-“ nen/ und habe man zu Flenßburg eine witt-“ we/ bey welcher die Antoinette eine weile ge-“ wesen/ deßwegen ploͤtzlich aus der stadt ver-“ wiesen und mit koth hinausgeworffen.„ 28. Eben daselbst hat man einen boten/ wel- Ubler pro- ceß mit ei- nem boten. cher einen brieff von ihr an die Obrigkeit des ge- dachten process es wegen uͤberbracht/ an haͤnden und fuͤssen gebunden/ in ein grausames loch ge- worffen/ mit wasser und brod gespeiset/ hernach dem Hencker uͤbergeben/ der ihn noch grausamer tractir en muͤssen/ biß die Antoinette eine sum- me geldes zu seiner erloͤsung uͤberschicket. Man hat aber bey seiner verweisung ihre schrifften durch den hencker unter dem galgen/ da der bote zusehen muͤssen/ verbrant/ dabey ein Richter gesagt: o daß man sie nicht selbst mit ihnen verbrant hat! Ja ein Priester zu Friede- richsstadt soll gewuͤnschet haben/ so gluͤcklich zu seyn/ daß er das holtz sie zu verbren- nen anschaffen moͤchte; siehe pag. 513. 514. Ferner wird pag. 516. erzehlet/ wie durch der Predi- und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. Prediger angeben ihre Druckerey zerstoͤret und weggenommen/ und ihre Schrifften auf den gassen herum geworffen und zerrissen wor- den. Wie man auch auf eben dieser Leute ste- Intendir te ewige ge- faͤngniß. tiges anhalten beschlossen/ sie mit Reutern von Husum abzuholen: und auf das Schloß Toͤnningen zu ewigem gefaͤngnis zu bringen. Wie aber durch Gottes schickung ein General, der Herr von der Wyck/ ungefehr die auf der gassen zerstreueten bogen von der Antoinette buͤchern bey seiner Schildwache gefunden/ dar- aus von der wahrheit uberzeugt worden/ und dem Hertzog dieses urtheils wegen beweglich zugeredet/ daß er selbiges wiederruffen. Nach vielen andern umstaͤnden wird auch pag. 546. gedacht/ wie nach ihrer flucht aus Hollstein die Daͤnischen Kriegs-voͤlcker selbiges Land mit gewalt eingenommen/ und denen Predigern sonderlich ihre boßheit auf allerhand art ver- Jhr zu- stand in Hamburg. golten. Was hernach die zu Hamburg wider sie vorgenommen gehabt/ wird im 30. Capitel pag. 578. u. f. erzehlet/ wie nemlich selbige den Rath ihrentwegen angelangt/ die Antoinette als eine gottlose Ketzerin und Laͤsterin aus der Stadt zu schaffen/ daß ferner hierauf die Stadtknechte haußsuchung gethan/ und ge- drohet/ daß man sie/ wenn man sie ertapte/ durch den Buͤttel aus der Stadt wuͤrde ver- bannen lassen. Ein Priester aber habe gesagt/ man wolte sie in ein zuchthauß auf ewig ein- sperren/ darein man die huren zu setzen pflege. 29. An diesen und dergleichen procedu ren und derselben beschreibung wird wol niemand leichtlich zweiffeln/ der etwa weiß oder erfah- ren hat/ wie genau dieselben mit denen Papi- stischen und Spanischen Inquisition en in sol- chen faͤllen uͤbereinzustimmen/ oder auch diese Anderer bescheide- nes ver- halten hierinne. offtmals zu uͤbertreffen pflegen. Gleichwol wird auch in der gedachten historie die beschei- denh it etlicher Maͤnner dißfalls geruͤhmet/ sonderlich pag. 505. des alten General-Su- perintendent ens zu Schleßwig D. Rein- D. Rein- boths. boths/ daß er ein sehr guter und gewis- senhaffter Mann gewesen/ der allzeit sehr freundlich mit der Antoinette umge- gangen/ und nicht zugelassen/ daß jemand von seinen Priestern sein Gifft durch Schriften wider sie ausgegossen/ als wel- ches erst nach seinem tode geschehen. Auch Kielmañs. u. s. f. wird pag. 530. von dem damahligen Cantzler Kielmann geschrieben/ daß er nach durchle- sung ihres Probier-Steins oͤffentlich bekant: Niemand koͤnte dawider etwas vorbrin- gen/ man muͤste entweder nach diesem buche thun/ oder zur hoͤllen fahren. Jn- gleichen: Er waͤre der Priester und ih- rer ungereimtheiten gantz muͤde: Er haͤt- te nie geglaubet/ daß diese Leute so un- vernuͤnfftig und so hartnaͤckig tumm waͤren. Sie waͤren es/ die dieses alles anstiffteten/ und thaͤten nichts/ als daß sie mit ihren alten klagen dem Hertzog und dem Richter hundertmal die ohren voll plauderten/ und keine beweiß-reden an- nehmen wolten. Neben solchen personen a- Jhre sreunde. ber haben sich viel andere gefunden/ welche durch ihren umgang bewogen worden ihrer anfuͤhrung zu folgen. Und hierunter ist son- derlich Christian de Cort bekant/ der ehemals ein Priester unter den Catholicken gewesen/ hernach wegen des Jansenismi seinen feinden Jahr MDC. biß MDCC. weichen muͤssen/ und darauf meistentheils mit dieser Jungfrau conversi ret. Nachdem er a- ber durch seiner feinde anstifften zu Amster- dam lange zeit gefangen gehalten worden/ auch hernach auf der Jnsul Nordstrand von jenen mit gifft hingerichtet/ hat er sie zur Er- bin seiner guͤter eingesetzet/ welche einzunehmen sie auch nach Hollstem gekommen/ aber durch der Priester widerstand an ihrem Rechte ver- hindert worden/ wie davon im ausgefuͤhrten Leben pag. 459. u. f. 531. und anderswo zu le- sen. 30. Unterschiedliche andere personen werden eben daselbst hin und wieder benennet/ als p. 496. drey Hamburger p. 502. einer von Alto- na. item, einer mit namen Johann Tiellens und viel andere/ sonderlich weibes-personen. Nicht Anberer unbestaͤn- digkeit hiebey. wenige sind auch wiederum zuruͤck gegangen/ davon der auctor ihres lebens p. 431. schreibet: Der eine hatte einige geschaͤffte; die muste er nicht verlassen; Der andere war zu diesem oder jenem amt beruffen; das muste er nicht versaͤumen. Noch ein anderer muste sorge tragen zur erhal- tung seines haußgesindes/ geld zu ge- winnen/ aus furcht/ er moͤchte sonst aͤr- ger seyn als ein Heide. Wieder ein ander hatte eine fraue/ welcher er nicht miß- fallen muste: oder/ damit ich alles sa- ge/ die liebe der welt/ und deren dinge/ die in der welt seynd/ welche die augen begehren/ darnach das fleisch verlan- get/ die das hertz liebet/ lebete in ihnen/ und vertilgte allda die liebe des Vaters/ die in ihnen wolte geboren werden duꝛch sein Goͤttliches licht/ welches fast alle mit den empfindlichsten und gantz uͤber- zeugenden trieben GOttes erkannten. Aber keiner aus ihnen allen/ ausgenom- men zween oder drey von ihren letzten freunden/ welche fie kante/ wolte sich darzu schicken/ und die zusage/ die sie ge- than/ GOtte zu folgen/ und alles das andere zu verlassen/ erfuͤllen. Vornem- Poiret s hekaͤntniß von der Antoinet- te. lich aber hat sie der beruͤhmte Petrus Poiret vor allen andern geehret/ und in oͤffentlichen schriff- ten vertheidiget/ wie oben schon etwas davon angefuͤhret ist. Sein urtheil von ihr und ihren schrifften ist in seiner Oeconomia divina weit- laͤufftig enthalten/ auch in Apologetica IV. gegen seine tadler wiederholet; damit sie sehen moͤchten/ daß er sich solches ausspruches noch nie geschaͤmet. 31. Es lautet aber derselbe also: Wenn ich in theologi schen odeꝛ natuͤrlichen dingen etwas rechts weiß/ so bekenne ich/ daß ich solches aus dieser wunderbaren Jungfrau Principiis genommen und her- gefuͤhret. Ohne welche ich noch in der verdammlichen finsterniß verwickelt/ im hertzenblind/ und ein sclave der ver- derbten vernunfft waͤre/ so daß es besser gewesen/ ich waͤre nie geboren. Redli- che gemuͤther/ welche in demuth zu die- sen Goͤttlichen Schrifften kommen/ werden erfahren/ wie lebendig sie die wahre erkaͤntnis GOttes/ seiner macht/ weißheit/ guͤte/ gerechtigkeit/ freyheit A. K. H. Dritter Theil. X 2 und Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß DC C. und der geheimnisse von unseꝛer eꝛloͤsung einschaͤrffen: Wie tieff sie die unermeßli- che verderbnis des menschen| entdecken/ wie ruhig und zu frieden sie das gemuͤth machen uͤber denreligion-streiten/ wie sie alle Controversi en uͤberhaupt abschnei- den/ alle ketzereyen vernichten/ und das hertz so erwecken/ ruͤhren und durchdrin- gen/ auch nicht ruhen lassen/ biß es sich GOtt ergebe/ und mit verwerffung al- ler eitelkeiten dem Goͤttlichen willen auffopffere/ ihm allein nothwendig an- hange/ an keiner parthey oder sect e kle- be/ sondern friedfertig/ demuͤthig und gnuͤgsam sey. Mit einem wort/ Gottse- lige leser werden erfahren/ daß ihnen in diesen schrifften nach allen stuͤcken satis- faction geschehe/ was nur in Theoria oder Praxi von aͤusserlicher und innerlicher le- bens-art gegen GOtt/ gegen sich selbst und gegen andere so wolboͤse als fromme kan gefragt/ odeꝛ veꝛlanget werden: Und dieses alles wird nicht etwan auff eine dunckele weise/ sondern mit einer un- glaublichen und unvergleichlichen ap- plication und leichtigkeit/ daß es auch kleine kinder/ wenn sie einen guten wil- len haben/ in denen sonst hohen und grossen materi en fassen koͤnnen/ auch mit solcher deutlichkeit und ungezweiffelter klarheit/ wie auch mit einem solchen rei- nen zweck/ der allein auff die liebe GOt- tes/ und auff die vernichtung der suͤnden zielet. Also daß ich nicht begreiffen kan/ wie es moͤglich sey/ daß etliche vor GOtt und in ihrem hertzen nicht solten gott- loß seyn/ die dennoch diese Goͤttliche wercke verdammen und verwerffen/ wenn sie anders selbige gelesen haben. Dergleichen lobspruͤche man hin und wiedeꝛbey diesem auctore findet/ so wol in der gedachten Oeconomia, als auch in den buͤchern de erudi- tione, vid. pag. 422, 430, 433, 454. \&c. Wie- wol er daselbst auch/ und hernach in den Obser- vationibus ad Lib. de Educatione p. 131. sich gar weißlich erklaͤrt/ daß er dieser Jungfrau nur so fern beypflichte/ als selbige mit dem Evange- lio einstimme. Foiret s le- bensbe- schrei- bung. 32. Betreffend aber andere umstaͤnde von diesem manne/ gehe ich dieselbe allhier meisten- theils vorbey/ weil von solchen personen/ die annoch am leben sind/ (wie dennder Herꝛ Poi- ret annoch zu Rinßburg nahe bey Leyden in der einsamkeit lebet) zu schreiben/ meines vorha- bens nicht ist. So viel ist aus seiner eigenen relation zu melden/ nicht undienlich/ daß er in seiner jugend wider seinen willen/ bloß seinen el- tern zu gefallen/ Theologiam studi rt/ und den- noch niemals von heꝛtzen den gemeinen meinun- gen und saͤtzen beyflichten koͤnnen/ weßwegen er denn nach und nach in wiederspruch und disput gerathen. Nachmals ist er zwar Prediger in der Pfaltz/ und letztens zu Heidelberg worden; da er aber in Sam. Maresii schrifften gelesen/ daß er den Voëtium bloß daraus verdaͤchtig zu machen gesucht/ weil er irgendwo den Tho- mam à Kempis recommendi rt gehabt/ hat Poiret diesen grund/ einen zum ketzer zu machen/ vor sehr elend erkant/ und so fort eine begierde be- kommen/ den Kempis zu lesen. Darauff fuͤgte sichs nach langer zeit/ daß er zu Franckfurt am Jahr MDC. biß MDCC. Maͤyn dieses buch nebenst der Antoinette Bou- rignon Licht der welt ohgefehr an sich tauscht/ daraus er einen anderen begriff von der wahren Theologi e und ein verlangen die Antoinette zu sprechen/ bey sich gemercket/ zu welcher er nach einigem bꝛiefwechsel eꝛst in Hamburg kom- men ist/ nachdem die Frantzosen anno 1676. ihn aus seinem ort und amt getrieben gehabt/ wel- ches er zuvor offt hertzlich von GOtt gewuͤn- schet und gebeten gehabt/ weil er so wol die schwerigkeit des lehr-amts als auch seine eige- ne schwachheit einsehen lernen. Er ist nach- mals mit gedachter Antoinette von Hamburg bey ihrer verfolgung nach Ost-Frießland/ und von dar eben auch wegen der verfolgung in Holland gezogen. Sonst erzehlet er auch von sich selbst im letztgedachten buche in der Epistola ad Auctorem Bibliothec. Univers p. 449. sei- ne ersten fuͤhrungen. Wie er nemlich so wol„ Studit en. als alle andere gelehrte in der eigenen liebe und“ hoffart geboren und erzogen worden/ bey sei-“ nem studir en an statt einer heiligen lehre/ da-“ durch man erst zur wahren erkaͤntnis seines“ elendes/ und denn zur wahren weißheit gelan-“ gen koͤnte/ die zeit und muͤhe auff eitele thorhei-“ ten gewendet/ gleich wol von denen die das an-“ sehen gehabt/ gelobt und werth gehalten wor-“ den. Dergestalt habe er die gemeine erudi-“ tion als ein pralerhafftes kleid um sich ge-“ hengt gehabt/ und an denen Præceptor en“ und ihren satzungen auffs eifrigste gehangen/“ auch selbige mit aller macht zu defendir en ge-“ suchet. Er habe ferner zwar nicht in allen er-“ sinnlichen wissenschafften/ sprachen/ und cri-“ tiqu en sich zu vertieffen gesucht/ weil ihm die-“ ses alles zu geringe gewesen/ doch habe er im-“ mer nach etwas hoͤhers und wichtigers ge-“ trachtet. Da haͤtte er sich in Metaphysi schen“ uͤbernatuͤrlichen und theologi schen dingen ei-“ nen hauffen Chimær en und unnuͤtze Ide en ge-“ macht/ wodurch er gleichwol seine begierden“ nicht bezwingen noch stillen moͤgen/ in dem er“ seiner verderbten vernunfft als einem goͤtzen“ eifrigst angehangen. Endlich aber haͤtte ihn„ Seine be- kehrung. Gott aus grosser barmhertzigkeit ergriffen/ da“ er uͤber Taulerum, Thomam à Kempis, und“ die Teutsche theologie gerathen/ und daraus“ die nothwendigkeit der erkaͤntniß sein selbst“ und der reinigung unserer seelen ersehen. Es“ haͤtten ihm auch alsobald alle spaltungen/ se-“ ct en und zaͤnckereyen mißgefallen/ so daß er eine“ allgemeine eintracht unter allen gewuͤnschet.“ Zu letzt haͤtte ihn GOtt durch diese Jungfrau“ so gewaltig geruͤhret/ daß er seinen heimlichen“ widerstand wider GOtt und die wahrheit erst“ recht empfunden/ und dadurch zur tieffsten zer-“ knirschung und niedrigkeit seines hertzens/“ auch so fort zur gruͤndlichen erkaͤntniß GOt-“ tes und CHristi gelanget waͤre. Er hat auch“ nach dieser seiner veraͤnderung das predigamt/“ so er unter den Reformirten verwaltet/ nieder-“ gelegt und ein privat- leben erwehlet.„ 33. Bey dieser Relation ist alsbald zu ver- Urtheile der Ge- lehrten von ihm. muthen/ daß die Judicia derer gelehrten von diesem mann unterschiedlich muͤssen gefallen seyn. Jn der Edition des buchs de Eruditio- ne finden sich unterschiedliche nachtruͤckliche Encomia desselben/ so wol von Juristen als Medicis und andern gelehrten/ die ich/ weil das buch und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. das buch nicht seltzam ist/ auch nicht anfuͤhren will. Er selbst gedencket in Apologetica IV. p. 431. zur beschaͤmung seiner wiedersacher etli- cher verstaͤndigen maͤnner/ welche Poiret s schrifften als unvergleichlich/ als eine himmlische gabe und dergleichen gepriesen haͤtten/ dessen er sich doch aus bescheidenheit nicht anmasset. Der Editor dieses buchs ge- gedencket p. 36./ wie diese schrifften in einer Leiptziger disputation oͤffentlich recommendi- r et worden. Und p. 40. ruͤhmet er sonderlich die Oeconomiam divinam, daß darinnen die vorurtheile derer Reformirten/ sonderlich im punct von der gnadenwahl gruͤndlich wiederle- „get worden/ auch daß einige von diesen ihm be- „kant waͤren/ welche entweder durch Poiret s „buͤcher oder unterredungen von den aller- „schweresten anfechtungen befreyet worden. Man kan hievon auch die gedancken uͤber neue buͤcher anno primo p. 238, 243, 324 und 332 nachlesen. Dessen schrifften. 34. Seine schrifften sind guten theils schon benennet/ darunter (naͤchst der Antoinette ih- ren/ die er alle edi rt hat) die vornemste ist die Oeconomia divina in sieben octav -baͤnden Frantzoͤsisch mit dem titul. L’Oeconomie divine ou Systeme Universel \& demontré des œuvres \& des desseins de Dieu envers les hommes ou l’on explique \& prouve d’origine avec une evidençe \& une certitude metaphysique les principes \& les verités de la Nature \& de la Graçe, de la Philosophie \& de la Theologie, de la Raison \& de la Foy, de la Morale naturelle \& de la Religion Chretienne Amstelod. 1687. und 1696. worinne er sonder- lich in 4. und 5. buch seinen sinn von der Reli- gion/ und im 6. vom glauben darleget. Hernach ist auch Frantzoͤsisch heraus kommen: Ireni- cum proborum oder la paix des bonnes ames dans tous les partes du Christianisme sur les matieres de Religion, \& particulierement sur l’Eucharistie. Ou l’on repond aussi à un arti- eledel onsienne des lettres pastorales, opposé aux avis charitables publiez depuis peu, \& que l’on à joints ici, avec quelques autres pieces, qui concernent ce sujet. à Amsterd. 1687. in 12. Und noch zuvor ein Lateinisches werck/ wel- ches er schon in der Pfaltz gemacht/ hernach in Holland vermehrt; Cogitationum rationalium de Deo, anima \& malo libri quatuor. In qui- bus quid de hisce Cartesius ejusque sequaces boni aut secùs senserint, omnisque Philoso- phiæ certiora fundamenta, atque inprimis to- ta Metaphysica verior continentur, necnon Benedicti de Spinoza Atheismus \& errores fundamentales extirpantur, Amstelod. 1685. in 4to. Daran auch in dieser andern edition mit angehenget ist ein Discursus de fide divina \& ra- tione humana, item die Refutatio fundamen- talium propositionum Ethices Spinosæ. Ferner ist anno 1692. zu Amsterdam in 12. und hernach anno 94. zu Halle mit Christiani Thomasii JCti Dissertation heraus gekommen das buch de Eruditione solida, superficiaria \& falsa libris tribus, in quibus ostensa veritatum solidarum via \& origine cognitionum scientia- rumque humanarum, \& in specie Cartesianismi fundamenta, valor, defectus \& errores dete- guntur. Und bey diesen ist auch der tractat de Jahr MDC. biß MDCC. vera Methodo inveniendi verum, wie auch etli- che Apologi en zu finden. Weiter ist von Poiret en das leben der An- toinette und ihre apologie ohne seinem namen geschrieben worden/ so erst Frantzoͤsisch zu Am- sterdam 1683. und dann eben daselbst hoch- teutsch 1654. in 8. gedruckt ist/ wie auch nach- gehends die epistola ad Burchardum Latei- nisch. Auch hat man von ihm 3. sehr schoͤne Frantzoͤsische tract aͤtlein: (1) Theologie du Cœur, allerhand tract aͤtgen in sich haltend: (2) Theologie de l’ amour oder der H. Ca- tharinaͤ von Genua schrifften/ und (3) The- ologie de la croix oder der H. Angelæ à Tulgi- nio leben und schrifften/ wie auch ferner Engel- brechts sachen/ und dann den Kempis Franzoͤ- sisch. Und gedencket er selbst in der Apologia IV. p. 433. daß er den Kempis und die Teut- sche theologie auch Frantzoͤsisch edir et habe. Die schrifft klugheit der gerechten ist aus dem Hamburgischen streit bekanter/ als daß da- von gesaget werden darff. 35. Damit wir aber auch einige anzeige von seinen principiis und lehren thun/ so ist den Ge- lehrten nicht unbekant/ daß er ehemals der al- ler subtil ste und scharffsinnigste Cartesian er ge- wesen/ hernach aber/ als ihn GOtt gedachter massen zu sich gezogen/ hat er sich auch dieser sect e begeben/ und der wahren Goͤttlichen weiß- heit allein gefolget. Deßwegen schreibet Henrich Ludolff Benthem im Hollaͤndi- schen kirchen-staat P. II. c. IV. p. 422. von ihm: Poiret s sinn von den heuti- gen sect en/ Er wolle nicht den namen haben/ daß er eine secte mache/ sondern rathe/ daß alle Christen die Controversi en uͤber glau- bens-sachen an die seite setzen/ und sich nur bemuͤhen GOtt zu lieben/ und sich zu verleugnen. Dahero ziehe er auch niemanden an sich/ und die sich zu ihm hielten/ wuͤrden nicht beredet die religi- on zu veraͤndern. Er erzehlet daselbst ferner/ wie er in seinem hause keine versam̃lung halte“ zum Gottesdienst/ gehe auch nicht ausserm“ hause zur kirchen oder geniessung des Abend-“ mahls/ lasse aber doch einem jeden im hause“ seinen eigenen Gottesdienst abwarten/ oder“ auch/ weil sie nicht so weit in der verleugnung“ und erleuchtung als er gekommen/ zur Papisti-“ schen/ Lutherischen oder Reformirten kirchen“ nach gefallen gehen. Er werde auch wol in“ solchem stande nach gefallen verbleiben/ weil er“ sage/ daß die welt so grundboͤse sey/ daß und oͤffent- lichen aͤm- tern. kein rechtschaffener Christ mit gutem“ gewissen jetzund ein oͤffentliches amt“ bedienen koͤnne. Jndessen diene er dem“ naͤchsten mit seinem talent in seinen schrifften.“ Er selbst hat letztens von sich an einen freund ge- schrieben: Er habe sich in her aus gebung seiner und der Antoinette schrifften lange zeit auffgehalten: von selbiger zeit an aber sich reteri rt/ um uͤber sich selbst in der stille zu wachen/ und seye von nichts mehr entfremdet/ als daß er eine neue sect e machen moͤchte; (wessen er nehmlich beschuldiget worden.) Herꝛ Thomasius schreibet in der gedachten vorrede p. 5. gleichfals: Er ist in der Goͤttlichen und Christlichen weiß- heit tieff gelehrt/ und in seinem leben X 3 ein wah- Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. ein wahrer Christ. Man frage aber nicht von was vor einer sect e er sey/ weil weder die Gottseligkeit noch die weiß- heit um eine sect e bekuͤmmert ist/ son- dern von was vor einer sect e einer sey (Wenn er anders dieselbe geistliche dinge und die gnade GOttes/ wie sie von natuͤrlichen un- terschieden ist/ nicht leugnet) so ist er GOtt angenehm/ und wird mit der Goͤttlichen weißheitbegabet/ wenn er GOtt fuͤrch- tet und auff seinen wegen wandelt. 36. Eben daselbst p. 43. wird aus dem an- Von der Heiligen Schrifft/ dern buch de Eruditione §. 33. Poirets bekaͤnt- niß vom gebrauch und auslegung der H. Schrifft angefuͤhret/ wie nemlich allein hei- lige und Gottselige leute faͤhig seyn die Bibel zu erklaͤren/ gleich wie auch L. III. §. derselben brauch und miß- brauch. 73. u. f. sehr gruͤndlich gewiesen wird/ daß die falsche buchstaͤbliche Theologie zwar sich im̃er auff die schrifft beruffe/ aber von CHristo mit recht zur antwort bekomme aus Joh. V. 37. Nothwen- digkeit. Jhr habt sein wort nicht in euch blei- bend/ wie auch aus Augustino de doctrina Christiana: daß ein mensch/ der glauben/ liebe und hoffnung habe und behalte/ die schrifft nicht beduͤrffe/ als nur zur unterweisung anderer. Da denn auch p. 367, nach einander entdecket wird/ wie die Falschen auslegun- gen. „menschen mit ihren falschen concept en/ Ideen „und glossen die schrifft gantz untuͤchtig ge- „macht und schaͤndlich gemißbraucht/ und daß „es hingegen GOtt gefallen/ die wahrheit „durch andere als bloße schrifft-worte zu eroͤff- „nen/ und diejenigen irꝛthuͤmer zu bestraffen/ „welche unter denen critiqu en und Heidnischen „ Sophist ereyen mit einer larve derer schrifft- „worte scheinbarlich bedecket worden. Da- „her es nicht gnug zu beklagen sey/ daß die leu- „te durch solche literatos oder buchstaͤbler von „ihren pflichten gegen GOtt gaͤntzlich ab/ und „auff heucheley und boßheit verfuͤhret wuͤrden. „Aus welchen und dergleichen klagen gewiß ist/ „daß Poiret die Bibel/ in ihrem rechten Goͤtt- „lichen gebrauch allerdings stehen lasse/ und wieder den mißbrauch und falschen begriff von derselben ernstlich eiffere ( conf. \& Methodus inveniendi verum P. III. p. 178.) Von der noͤthigen krafft GOttes/ 37. Zugleich aber ist auch gewiß/ daß er zur wahren weißheit und seligkeit Goͤttliche krafft und wuͤrckung erfordere. Und dahero nennet er dieses in der vorrede gedachten buches einen haupt-irꝛthum/ wenn man die inwendi- ge wuͤrckung GOttes in den seelen leug- ne/ und alles auff die activit aͤt der ver- derbten vernunfft baue. Welches der brunn alles uͤbels sey/ und dennoch von denen urhebern wegen ihrer blindheit nicht erkannt werde. Von der Method e selbst aber zur wahr- heit zu gelangen schreibet er L. I. §. 38. p. 89. u. und er- leuchtung. f. also: Es ist gewiß/ daß das licht der wahrheit von GOttes wuͤrckung depen- di re/ wodurch die gemuͤther der lehrlin- ge erleuchtet werden muͤssen. Die ur- sache dieser Goͤttlichen wuͤrckung koͤn- nen die worte des lehrers nicht seyn/ son- dern nur eine veranlassung/ und zwar die an dem freyen willen GOttes han- get/ nicht aber eben nothwendig ist: Das ist/ wenn der Lehrer redet/ und der lehrende hoͤret/ so ist GOtt deßwegen nicht gehalten/ durch die veranlassung Jahr MDC. biß MDCC. der gehoͤrten worte sein licht in den ge- muͤthern zu erwecken/ sondern er wird es nach seinem gefallen thun. Es wird ihm aber gefallen/ wenn der Lehrer und lernende selbst ihm angenehm sind/ oder wenn sie sich befleißigen dem Goͤttlichen willen auffrichtig zu gehorchen. Denn GOTT erfuͤllet den willen und das verlangen derer/ die ihn lieben und ehren. Darum wenn der Lehrer GOtt auffrichtig und inbruͤn- stig bittet und ersuchet/ daß er seinen worten die gnadenreiche wuͤrckung sei- nes lichts in den hertzen der zuhoͤrer bey- legen wolle/ wenn auch die zuhoͤrer auff- ꝛichtig sind uñ in demuth und zukehꝛung zu GOtt die gnaͤdige wuͤrckung und krafft seines lichts in sich wuͤnschen und erbitten/ auch solche eigenschafften haben/ die zu erlangung der gruͤndli- chen wahrheit noͤthig sind/ alsdenn thut GOtt als ein liebhaber derer die ihn lieben/ den willen derselben/ weil ihr gemuͤthe wol dazu geschickt ist/ und er- wecket in ihnen sein licht biß weilē ohne veranlassung der worte/ ordentlich aber durch dieselbe. Welche worte sonsten/ wenn GOttes wuͤrckung und eine gute bewandniß der gemuͤther nicht dabey ist/ todte worte sind/ wie Paulus die Schrifft selber nennet 2. Cor. III. 6. 7. in- dem er auch die diener des buchstabens von den dienern des geistes unterschei- det. Und dieses ist der wahre schluͤssel der schrifft/ und des Goͤttlichen sinnes/ nicht aber tausenderley lappereyen aus der Critica, von denen grundsprachen/ von den reguln der auslegung/ welche die Juden im Alten Testam. uͤberfluͤßig haben/ und dennoch den/ der darinne be- schrieben ist/ nicht allein nicht erkannt/ sondern auch gar gecreutziget. Wie denn auch die CHristen den geist der lie- be und GOttes/ welches der zweck des N. Testaments ist/ nicht allein nicht wissen/ sondern auch sich also verhalten/ als wenn sie eben in der Schrifft den geist des hasses/ der zwietracht und des Antichristenthums mit ihren schoͤnen regulis herminevticis gefunden haͤtten. 38. Und diesen grund nemlich von der noth- Vom en- thusiasmo, wendigen erleuchtung GOttes hater auch da- selbst p. 92. u. f. von denen natuͤrlichen wissen- schafften deutlich gezeiget. Wie er auch in der Epistola ad Auctorem Bibliothecæ p. 502. sich bey dieser materi e von allem argwohn und an- schuldigungen des Enthusiasmi gruͤndlich pur- gir et hat/ welchen ihm der bekannte Johannes Clericus gerne beymessen wollen. Er provo- cir t daselbst seine wiedersprecher/ daß sie ihm ei- nen eintzigen benennen solten/ der jemals ac-“ curat er und gewisser allen Enthusiasmum von“ deꝛ Philosophie und allen fanati schen Enthusi-“ asmum von der Theologi e vertrieben habe als“ er. Er habe auch sonderlich in der Oecono- „ dem wah- ren und falschen. mia divina cap. IX. die Theologi e und das Christenthum von dem fanati schē Enthusiasmo dermassen gerettet/ daß er augenscheinlich erwie- sen/ wie diejenigen sich der einwohnung und regierung des Geistes CHristi we- der ruͤh- und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. der ruͤhmen/ noch auch faͤhig seyn koͤn- ten/ welche nicht sich selbst und ihrer verderbten natur mit allen ihren nei- gungen und bewegungen abgestorben waͤren Hingegen koͤnne er mit den heutigen Pelagiane rn durchaus nicht leugnen/ daß man nicht durch die reinigung dahin streben muͤsse/ und daß wahre CHristen nicht wahrhafftig und rechtmaͤßig des Geistes CHristi theilhafftig werden koͤnnen/ oder daß sie keintempel/ huͤtte und hauß GOttes/ CHristi und des H. Geistes seyn/ der in ihnen wohne/ bleibe/ lebe/ regiere und lehre/ also daß sie end- lich erfuͤllet seyn mit aller fuͤlle GOttes. „Wenn man dieses spottweise einen Enthusia- „smum nennen wolle/ so erkenne und bekenne er „CHristum mit diesem schmaͤlichen titul unter „der schmach des creutzes gleichwol vor einen „Koͤnig und iñersten regierer und beherꝛscher de- „rer seelẽ/ schaͤme sich auch nicht die gabe/ gegen- „wart und fuͤhrung seines geistes in sich zu ver- „langen/ und lebendig zu hoffen. Wuͤnsche „auch dabey/ daß solcher Enthusiast en die „erde voll werden moͤchte/ gleich wie der „himmel von solchen angefuͤllet ist. 39. Dieses sey gnug von dem haupt-grund seiner lehre/ von welchem man seine schrifften sonderlich die œconomiam angefuͤllet findet/ in welcher er auch seinen begriff von andern glau- bens-puncten ausfuͤhrlich und in ungemeiner weißheit darleget/ welches hier auszuzeichnen gar zu viel weitleufftigkeit erfordern wuͤrde. Uns soll gnug seyn noch eine und andere erinne- rung von dem gemeinen studier en und lehren hier anzusetzen/ und zwar erstlich von der The- ologie. Da denn anfangs aus der Antoinette, Von der wahren und fal- schen The- ologi e. nach deren schrifften er sich selbst will geschaͤtzet wissen/ ein theil von ihrem ersten brieff aus dem grab der falschen Theologie hier stehen kan/ mit folgenden worten: Jch kan in der heu- tigen theologi e nichts anders sehen als daß sie einen gantz veꝛkehꝛten sinn habe/ und der wahrheit/ welche mir GOtt be- kant gemacht/ widerspreche. Jch habe die schulen nie besuchet/ wenn ich aber unsere theolog en ihre gedancken erklaͤren und ihre meinung eroͤfnen hoͤre/ alsdenn befinde ich sie dergestalt streitig wider GOttes wahrheit/ daß ich ihnen keines weges beyfall geben kan. Es ist zwar wahr/ daß sie der Schrifft gedencken/ und viel schoͤne worte haben/ aber die wuͤrckung und uͤbung ihrer lehꝛe ist nicht wahrhafftig; Denn sie beruͤhmen sich die Evangelische lehre zu haben/ da un- terdessen ihr gantzes leben und thun da- wider streitet. Sie erfinden so viel auslegungen und erklaͤrungen uͤber die schrifft/ daß man in derselben nichts le- bendiges mehr finden kan. Sie schei- net eine blosse historie/ welche man dem volck erzehlen muß/ damit sie dieselbe allein im gedaͤchtniß behalten moͤgen; neben dem sind alle wissenschafften der schulen allein ausgefunden/ worte zu- sammen zu stellen/ wodurch man den menschen zu kleinachtung der Evange- lischen lehre liebkosen/ und ihnen ein ruchloses leben vergoͤnnen moͤchte. Denn so ferne die heutige theologi e die Jahr MDC. biß MDCC. suͤnden nicht verschonete/ so wuͤrde sich niemand in der Christenheit/ der selig werden wolte/ geruhig in dem gegen- waͤrtigen stand und arth des lebens hal- ten koͤnnen. Ein jeder wuͤrde wol sehen/ daß er auff demselben fuß nicht selig werden koͤnte/ aller massen die uͤbung der Christen nunmehr der ersten kirche/ so CHristus eingefuhret hat/ gaͤntzlich zu- wider ist. 40. Weil man aber diese ausleger sehr kraͤftig philosophi ren und disputir en hoͤret/ den wahren sinn der schrifft zu verfaͤl- schen/ so laͤssetsich ein jedweder weiß ma- chen/ daß man ihnen wol glauben geben und folgen koͤnne; denn sie werden bey den menschen fuͤr gelehrte angesehen/ da sie doch fuͤr GOTT unwissend sind. Sie bringen so viel fragen/ so viel casus con- scientiæ, (gewissens-faͤlle) und so viel er- klaͤrungen uͤber den sinn der H. Schrifft/ daß es scheinet/ als sey ihre theologi e zu keinem andern ende ausgefunden/ als al- lerley suͤnden zubekraͤfftigen/ und die see- len unempfindlich zur hoͤllen lauffen zu lassen. Wer kan zweiffeln/ daß dieses nicht vom teuffel erfunden? Denn im fall diese theologi e noͤthig gewesen waͤre/ die Christen ihrer seligkeit mittel da durch zu lernen/ so wuͤrde ohne zweiffel JEsus CHristus collegi en und hohe schulen der GOttes gelehrtheit eingefuͤhret haben/ damit das volck nicht in ihrer unwissen- heit haͤtte verharren moͤgen. Es ist aber weit gefehlet/ sondern er hat zu den wei- sen gesaget: daß sie als kleine kinder wer- den muͤssen/ so erst in die welt kommen und deß wegen nicht studie rt haben koͤn- nen/ was faͤllet denn nun hierauff aus zu- legen? diese warheit ist so klar/ daß man mit einer kindlichen einfalt die lehre des Evangelii annehmen muͤste/ so ferne man in das himmlische koͤnigreich zugelangen gedencket. 41. Worzu solte denn diese neue theo- logi e gut seyn/ da man doch die lehre JE- su CHristi als kleine kinder empfangen muß? Man solte vielmehr sich verein- faͤltigen lernen/ als verschmitzt disputir en; denn alle diese wort-wechselungen werf- fen den wahren sinn der H. Schrifft uͤbern hauffen/ und schliessen die thuͤr des him- mels fuͤr denjenigen zu/ so ihnen folge lei- sten. JEsus CHristus hat uns mit ein- faͤltigen und nackenden worten gelehret/ was wir thun und lassen muͤssen. Wir haben weder auslegungen noch erklaͤrun- gen noͤthig/ um zu verstehen/ was uns JEsus Christus sagt/ wenn er lehret/ daß der/ so nicht alles verlasse/ was er besitzet/ sein Juͤnger nicht seyn koͤnne. Aber das aͤrgste ist/ daß man diese wahr- heit nicht nach den buchstaben veꝛstehen/ und noch vielweniger zur uͤbung lassen kommen will; hierum gehet man zu den Theolog en/ eine andere auslegung als die rechte und wahre daruͤber zu haben/ und diese bemuͤhen sich aͤusserst/ um zu probi- ren/ Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. ren/ daß man mit der that die guͤter dieser welt nicht absagen muͤste/ diesem rath- schluß JEsu CHristi zu folgen/ daß es gnug sey/ dieselbe mit hertz und begierde zu verlassen/ um uns dadurch zu schmei- cheln und weiß zu machen/ daß wiꝛ mit deꝛ zuneigung dieselbe verlassen/ da wir den- noch gar feste dar an bleiben; denn so fer- ne es wahr waͤre/ daß wir die guͤter der welt abgesaget haͤtten/ so wuͤrden wir die gantze zeit unsers lebens nicht anwen- den/ dieselbe zu versammlen/ und zu be- wahren/ gleichwie man die meisten men- schen thun siehet/ die nichts mehr schei- nen in der welt zu thun zu haben/ als sich zu befleißigen/ wie sie geld gewinnen moͤ- gen. Alle ihre muͤhe und arbeit haben kein ander ziel als dieses/ und diese Theo- log en studir en selbst allein darum/ daß sie zu einigem stande oder wuͤrde erhoben werden moͤgen/ dadurch sie geld gewin- nen koͤnnen; lerneten sie aber aus ihren lection en alles zu verlassen/ was man be- sitzet/ gleichwie JEsus CHristus geler- net hat/ so wuͤrden sie sich selbst bestraffen/ und zu erst in der that von alle demjeni- gen/ welches sie besitzen/ abstehen muͤs- sen. Von der ersten wahren theologi e. 42. Und auff solche weise hat auch Poiret selbst diese sache deutlich und mit einer gelehrten zunge vorgestellet/ so wol in seinem Irenico uni- versali, als vornemlich in dem andern buch von der gelehrsamkeit/ daraus nur das vor- nehmste auszuzeichnen ist. Jn dem 40. §. p. „215. weiset er/ daß anfaͤnglich die wahre „Theologie bestanden habe in der unter- „redung mit GOtt durch die aufopferung „aller kraͤffte/ begierden/ verstandes und s. f. „Und dann auff seiten GOttes durch mitthei- „lung seiner krafft/ seines lichts und inwendi- „gen friedens. Nach dem fall hat GOtt den „menschen wiederum zuruͤck geruffen/ alle sei- „ne kraͤffte GOtt zu uͤbergeben/ welches „das groͤste und ewige gebot und der einige „brunn des lebens ist. Hiezu hat er auch etli- „che andere gesetze gestellet/ den menschen von „der abgoͤtterey und lust in aͤusserlichen dingen „abzuziehen/ wodurch das fleisch im zaum ge- „halten/ die vernunfft zu schanden gemachet/ „und der mensch zum gehorsam gebracht wuͤr- „de. Als aber die menschen GOtt hierinne „wiederstrebten/ muste GOtt selbst in der „menschheit erscheinen/ und die Goͤttlichen ge- „setze durch sein exempel wiederum lehren/ „auch die menschen mit aller nothwendigkeit „versehen. Deßwegen CHristus im leben und „tod mit GOtt innigst vereiniget/ in enthal- „tung aber von allen wolluͤsten und in allen „straffen am weitesten von ihm entfernet ge- „schienē/ in lauter einfalt ohne vernunft-schluͤsse „GOtt gehorsam gewesen/ damit die men- „schen durch seine nachfolge wieder zu ihm kaͤ- „men. Er hat auch seine Juͤnger mit aller noͤ- „thigen weißheit und krafft seines geistes ausge- „ruͤstet/ und dadurch zu wahren Theologis „wieder gemachet/ als die von dem Geist CHri- „sti getrieben und gelehret gewesen/ Col. III. 3. „Rom. VIII. 6. Diese haben nichts anders ge- „lehret als/ daß sie alle ihre innerste kraͤff- „te zu der liebe GOttes anwendeten/ das andere creutzigten/ die vernunfft verachte-„ Jahr MDC. biß MDCC. ten/ damit CHristi Geist ihnen zur weißheit“ wuͤrde/ 1. Cor. II. 23. 2. Cor. X. 4. 5. Die-“ se Theologi, wenn sie wol disponirt e/ das ist“ auffrichtige/ einfaͤltige zuhoͤrer fanden/ welche“ sich gantz in GOtt/ in das creutz und in seine“ regierung gleichsam hinein warffen/ bekehrten“ offt mit wenig worten ein/ drey/ biß fuͤnfftau-“ send menschen Act. II. 41. IV. 4.„ 43. Hierauff weiset er im gegentheil p. 221. Von der falschen und ver- kehrten theologi e. u. f. Wie die Theologi e gaͤntzlich degenerir et sey in eine superficiariam oder liederliche und obenhin studterte Theologi e/ und zwar bey fol- gender gelegenheit: Die Heiden spotteten immer der Christen als einfaͤltiger leute Deren ur- sprung un- ter denen Christen. und Idiot en/ dadurch diese versuchet und beweget wurden die menschliche weiß- heit und beredsamkeit oder Philosophi e und Oratoriam auch zu lernen. Dieses ge- Vermen- gung mit der Philo- sophi e und Rhetorica. schahe zwar aus guter meinung/ daß sie nemlich die Heiden damit uͤberzeugen wolten/ aber mit dem groͤsten schaden/ weil das creutz CHristi dadurch ausge- lehret ward/ oder die lehre von creutzi- gung der vernunfft und der luͤste/ 1. Cor. I. 17. Col. II. 8. Hiezuthaten sie hernach auch die Criticam, fielen auff den aͤusserli- chen buchstaben/ auff fragen und wort- kriege aus der Schrifft/ wider Paulileh- re 1. Tim. I. 4. Aus diesen dreyen/ der Phi- losophi e/ Critica und Rhetorica fuͤhret er p. 423. die falsche Theologi e her/ und be- schreibet sie: Theologia superficiaria est no- titia idealis rerum divinarum, scripturarum earumque circumstantiarum unà cum peritia omnia ista ordinatè \& ornatè proferendi. Und dieses fuͤhret er daselbst noch etwas mehr aus. Weiter hin L. III. §. 69. p. 352. u. f. hater von Mei- nungs- oder ver- nunffts- theologi e. der falschen Theologi e noch deutlicher geschrie- ben/ und unterschiedliche arten davon ange- mercket. Nemlich die Theologia opiniosa oder rationalis die vernunffts- Theologi e mache durch huͤlffe der vernunfft schluͤsse/ die sie her- nach auff die schrifft-spruͤche applici re/ und da- mit vorgebe/ sie gruͤnde sich allein auff die Schrifft. Die Theologia sectaria beruffe sich Sect en- theologi e. auch auff die Bibel/ aber nicht so wol/ wie sel- bige in Goͤttlicher auctorit aͤt gegruͤndet/ als mit einem grossen hauffen beystimmiger Lehrer umgeben ist. Diese suche zu land und wasser Juͤnger zu machen/ anderer ihre meinun- gen zu bestuͤrmen/ und zu calumnir en/ zu ver- stuͤmmeln/ und zu verkehren/ auch wo das nicht helffen wolle/ zwang und straffen zu brauchen/ von welchen greueln er allda wei- ter redet. Die Theologia adulatoria oder cu- Kuͤchen- theologi e. linaris (Kuͤchen- Theologi e) sey sonderlich bey den Predigern zu finden/ da sie um ge- winsts willen andern/ und sonderlich grossen Herren/ nach gefallen predigen/ was sie selbst nicht glauben/ und dahero die gewissen von Gottes Geboten entweder offenbarlich oder verdeckt und unter heuchlerischem schein loß machen. Von der Theologia literali und critica handelt er p. 361. biß 369. sehr gruͤnd- Critica theologia. lich/ und weiset/ wie der Geist GOTTes bey solchen verkehrten Critique n gemeiniglich ge- daͤmpffet werde/ wovon er auch in der ange- haͤngten Epistel pag. 478. diesen bedencklichen unterscheid machet/ daß er nemlich die ver- staͤndi- und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. staͤndigen Criticos, die unter dem buch- staben den Geist suchen/ und verehren/ sehr hoch halte und recommendi re/ worunter der beruͤhmte Usserius zu setzen sey/ der des B. Barnabæ Epistel/ die voller allegori schen und mysti schen auslegungen sey/ zu erst edi- ret und hochgehalten habe. Dabey er Be- rari Judicium anfuͤhret/ daß der Teuffel ein erfinder der Criticæ sey/ und Erasmi wor- te aus Cap. II. Militis Christiani, daß dieses die besten Commentarii waͤren/ welche von dem buchstaben am weitesten abgingen. Von den Heidni- schen auto- ribus. 44. Nach eben diesen Principiis hat er auch von den andern stuͤcken der gelehrsamkeit rai- sonni ret/ als da er pag. 257. u.f. den greuel derer heidnischen Auctorum ausfuͤhrlich und unwidersprechlich entdecket/ auch die schein- barsten einwuͤrffe accurat beantwortet/ zu- gleich auch die abscheuliche thorheit solcher Schulgelehrten in der unsinnigen liebe zu dergleichen aͤrgerlichen Auctoribus mit an den Von den wissen- schafften/ tag geleget. Die gemeinen Disciplin en selbst hat er noch viel ausfuͤhrlicher durchgegangen/ und ihre maͤngel nach einander gezeiget/ und zwar ohne beysorge/ entweder die Cartesia ner oder andere Sect en damit zu erzuͤrnen. Von der und an- dern stuͤ- cken der ge- lehrsam- keit. Philosophi e und in specie von der Metaphy- sica sind Lib. II. n. 24. pag. 167. und 171. item Lib. III. pag. 270. u.f. ungemeine erinnerun- gen zu lesen/ von der Physica Lib. II. p. 174. und Lib. III. pag. 276. von der Ethica Lib. II. p. 176. und Lib. III. p. 312. u.f. von der Logi- ca Lib. II. p. 192. von der Grammatica p. 201. von dem ursprung/ brauch und mißbrauch boͤser und guter buͤcher p. 250. vom Jure und Medicina p. 351. Endlich fasset er die mittel der wahrẽ ge- Wie auch der wah- ren weiß- heit. lehrsam-keit oder weißheit p. 501. kuͤrtzlich also zusam̃en: Die wahre Gelehrsamkeit wird durch wenig lesen und desto mehr medi- ti ren/ aber am meisten durch stetiges Ge- bet und uͤberfluͤßige uͤbung in der ein- samkeit und absonderung von dem eiteln wesen und dingen dieser welt erlanget. Ei- nem Schuͤler der weisheit ist gnug/ daß er von der welt wisse/ daß alles/ was darm̃en ist/ sey fleisches-lust/ augenlust/ \&c. Seine ge- gener. 45. Uber diesen und andern zeugnissen hat Poiret alsbald viel widerspruch bekom̃en/ und zwar so wol unter denen Reformirten von de- nen beyden bekanten Scriben ten Johanne Cle- rico und Petro Jurieu, als auch unter denen Lutheranern/ von denen Collectoribus Lipsien- sibus der Actorum Eruditorum. Jngleichen von D. Pfeiffern und D. Meyern/ welcher letz- tere streit (uͤber Poiret s Buͤchlein von der Klugheit der Gerechten oder Auferzie- hung der Jugend ) der hefftigste gewesen/ und in viele aͤrgerliche thaͤtlichkeit ausge- brochen/ wie noch mehr als zu bekant ist. Es hat aber Poiret zu seiner defension gegen D. Meyers Anschuldigungen eine Lateinische Schrifft mit observationbus uͤber die Ham- burger Censu ren in 12mo publici rt/ worinnen einem klugen Leser/ wie in allen dessen Schriff- ten/ gute Satisfaction gegeben wird. Jm uͤbrigen hat er selbst in seinen Schrifften sehr offte wider die falschen aufflagen seiner Gegener protesti rt/ vornehmlich in dem Ap- pendice seiner Apologi e bey dem Buch de E- ruditione. Einen kurtzen begriff aber seiner gantzen Lehre hat er zu dem ende so wol in der Jahr MDC. biß MDCC. Klugheit der Gerechten num. 44. p. 56, und 57. und in den Observationibus Latinis pag. 186. als auch im Buch: la Paix des bonnes ames pag. 278. u. f. gesetzet/ welches letztere ich noch zu sicherer nachricht anhencken will. Seine worte lauten im Teutschen also: Jch bezeuge vor GOTT und allen Menschen/ daß die Jungfrau Bourignon und ihre freunde/ und ich/ niemals ande- re sinne oder vorsatz gehabt/ noch jetzo haben/ noch ins kuͤnfftige durch Gottes gnade haben werden/ als zu glauben und zu leben/ wie den wahren Christen zu- kommt/ mit mund und that alles das je- nige bekennende/ was zum grund des wahren Christenthums gehoͤrt/ und im Apostolischen Symbolo enthalten ist. Nemlich daß wir die Heilige Schrifft beydes Testaments vor Goͤttlich und un- betrieglich halten/ und alles/ was ihr zu wider ist/ verwerffen. Daß wir glauben und anbeten die an- betenswuͤrdige und unbegreiffliche Drey- Eintgkeit/ den Vater/ Sohn oder das Wort/ und den Heiligen Geist/ einen Dreyeinigen GOTT gelobet in ewig- keit: Dessen innere unterscheidungen (man mag sie nun reales, relativas, hypo- staticas, personales oder subsistentiales u.s.w. nennen) so wahrhafftig sind/ als sie dem menschlichen Gemuͤthe gewiß unbegreiff- lich seyn. Daß wir JESUM Christum halten vor den wahren ewigen GOTT und ei- nen wahren Menschen/ vor den Heiland und Erloͤser der welt/ vor den Mittler zwischen GOTT und den Menschen/ welcher durch seine verdienste/ gnug- thuung/ gerechtigkeit/ leben und tod al- len denen eine ursache zur Seligkeit ist/ die ihm nachfolgen oder/ nach des Apo- stels worten/ die ihm gehorchen. Wir schꝛeiben die ehre alles guten der lautern gnade GOttes zu: alles boͤse a- ber allein dem Menschen und Teuffel. Wir setzen das wesen und die vollkom- menheit in der verleugnung unser selbst/ in staͤtigem Gebet/ in der liebe Gottes und des Naͤchsten/ und in der Nachfolge des Heilandes. Wir sehen alle andere betrachtungen als zufaͤllig an um welcher willen es gut ist niemand zu verdammen/ sondern ei- nem jeden freyheit zu geben/ dieselbe an- zunehmen und fahren zu lassen/ wie sie einem jeden dienen moͤgen zu befoͤrde- rung des wesens selbst. Der Schluͤssel zu erlangung der er- kaͤntnis Goͤttlicher dinge ist die Demuth und das Gebet/ nicht aber die muͤhseli- gen Speculation en menschlicher vernunfft. Alle staͤnde/ als der kirchliche/ politi- sche und haͤußliche/ seyn von GOtt ein- gesetzt/ und einem jeden gehoͤret ehrerbie- tung und unterthaͤnigkeit/ welche ihm zukoͤmmt/ und durch Gottes wort einge- setzet ist. Wenn aber von uns das boͤse bestrafft wird/ so betrifft dieses solche staͤnde ei- A. K. H. Dritter Theil. R gentlich Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, Jahr MDC. biß MDCC. gentlich nicht/ noch die Herren/ welche mit selbigem uͤbel nicht behafftet seyn: sondern pur die mißbraͤuche und die boͤse lebens-art der Gottlosen. Wenn in den Schrifften der A. B. und ihrer freunde etwas undeutlich ist/ und besagtem zu wider zu seyn scheinet/ so sind wir bereit es zu erlaͤutern und dahin zu fuͤhren; wo nicht/ und man beweiset/ daß es nicht wol koͤnne gedeutet werden/ so soll es verworffen werden/ damit nicht ein fehler in worten darunter sey. Was aus ihren Schrifften angezogen oder vorgeworffen werden moͤchte/ durch eine consequenz oder folge/ wider oben be- sagtes: da protesti ren wir wider dasselbe nicht weniger/ als wider unziemliche verstuͤmmelungen/ falsche auslegungen/ tuͤckische verleumdungen/ unrechte schluͤs- se/ woruͤber GOTT uns Recht spre- chen wird/ woferne die Menschen nicht billich mit uns handeln. Endlich bezeuge ich wider alle/ wel- che von Mod. A. B. ihren freunden oder mir uͤbel urtheilen wollen/ und doch nicht ihre vornehmste Schrifften/ noch meine Oeconomi e gelesen/ nicht weniger als wider ungerechte und unweise Reichter: und achte/ daß von mir bey jedem mit Recht gefordert werde/ daß die jenigen/ welche falscher beschuldigungen wider uns uͤberzeuget worden/ wie auch die/ so solchen ohne untersuchung geglaubet haben/ hinfuͤro nicht als rechtmaͤßige anklaͤger oder Richter/ sondern jene als betrieger/ diese als verwegene und unbe- sonnene leute angesehen und gehalten werden moͤgen. 46. Numehro will ich nur noch mit wenigen einiger andern frauenspersonen gedencken/ wel- che gleichfals wie die Antoinette durch schriff- ten bekannt/ aber auch deßwegen von der Cleri- sey angefochten worden. Jn den Niederlan- den ist um das jahr 1615. ein buͤchlein bekannt worden mit der auffschrifft: Klachten Sions, oder klagen Sions/ gethan an allerley gemeinen Anneken Hoog- vvandts schrifften/ der Christenheit durch Annecken Hoogwandts, in duodecimo. Jn diesem hat die Auctorin frag- weise sehr viel erinnerungen/ die zur Praxi des Christenthums gehoͤren/ nacheinander vorge- tragen/ auch dabey immer die maͤngel und den verfall unter denen Christen durch alle sect en gar deutlich und einfaͤltig angewiesen. Wie und klagen uͤber die vernunfft. sie denn alsbald in der vorrede p. 9. insgemein klaget: Es gehet noch heutiges tages al- so zu/ was nicht aus buchstaͤblicher ver- nunfft deren hohen schulen geschrieben ist/ davon vermuthet man nicht/ daß die wahrheit oder gaben des H. Geistes dar- innen ausgedruckt seyn/ und wenn auch eine schrifft mit der hand Christi selbst geschrieben waͤre. Wie denn die Phari- seer CHristum nicht kannten/ ob er gleich leibhafftig vor thnen stunde/ darum weil sie ihn mit fleischlichen augen und aus- wendigem gesicht ansahen/ und in ihrem hochmuͤthigen geist die augen der seelen zuschlossen. Jnsonderheit aber fuͤhret sie in dem andern theil oder verfolg derer klagen Sions unter andern diese punct e nacheinan- Jahr MDC. biß MDCC. der aus: Von denen unterschiedlichen wuͤr-“ ckungen der gerechtigkeit in dem menschē/ wo-“ durch er beruffen wird/ und wie man sich mit“ GOtt verbinden muͤsse.„ Wie auch andere puncte ih- res vor- trags. Wie der mensch durch den kelch des leidens“ mit CHristo vereiniget wird/ und von dem“ wahrhafftigen Abendmahl.„ Was die rechte Tauffe sey und von der geist-“ lichen trunckenheit.„ Von dem proceß des creutzes/ von der figur “ und dem Mystischen grund der beschneidung“ und der auswendigen tauffe.„ Wie die menschen durch die auswendige“ zeichen die heilige kirche zu seyn vermeinen/ ob“ sie wol in ihrer blindheit fortfahren. Und wie“ hingegen ein rechter Christ durch den pfad des“ creutzes in demuth zu der cron der ehren muͤsse getrieben werden.„ Wie die Regenten verordnet seyn zur wah-“ renkirchen GOttes zu befoͤrdern/ und wie sie“ durch des teuffels eingeben dieselben verfuͤh-“ ren/ und sie an statt des wesens auff blosse“ figur en weisen.„ Von dem geistlichen bau des heiligthums und den nothwendigen stuͤcken desselben/ wie auch von fortpflantzung und zierath des geistli- chen Libanus. Von dem vergebenen zanck uͤber dermensch- heit CHristi/ und wie er in Maria und in uns allen zu unserm nutz muͤsse verstanden uñ durchs creutz begriffen werden. Wie die gnade bey williger demuͤthiger auff- nehmung des creutzes und dem gehorsam gebo- ren werde. Wie die menschen bey der kinder-tauffe und auswendigem zierath das inwendige dabey ver- gessen. Item, wie das kindlein JEsus in uns muͤsse geboren werden/ und wir seine nach fol- ger in creutz und leiden seyn/ welches die rechte H. Tauffe ist. Auff was art der glaube mit dem GOttes- dienste befestiget werde/ und wie JEsus ausser der wollust des fleisches im creutz und leiden ge- funden werde. Item, daß durch die auswen- dige kirche/ tauffe/ und dergleichen das inwen- dige vergessen worden/ woraus lauter irꝛthum und boͤse dinge entstanden. Daß die Lehrer und Lehrlinge das verlohrne hertzens-buch wieder auffsuchen sollen/ und daraus lernen die wurtzel der ungerechtigkeit durch den kindlichen einfaͤltigen geist auszureu- ten und von Babel erloͤset zu werden. ꝛc. 47. Anno 1657. ist von eben dieser person zu Amsterdam herauskommen ein buch/ genannt Christliche neu-jahrs-gedancken/ wor- innen ebenfals aller hand erinnerungen von dem gemeinen leben der Christen zu finden sind. Ab- sonderlich ist dabey p. 143. ein weitlaͤufftiger an- hang von dem rechten verstand und ge- brauch/ auch grossem mißbrauch des Nachtmahls/ woriñen auch von andern stuͤ- cken des kirchen-dienstes viel gemeine irꝛthuͤmer entdecket werden/ und zwar in gehoͤriger beschei- denheit und sanfftmuth. Jm tractat selber Vom mißbrauch des Abend- mahls. schreibet sie auch p. 33. vom mißbrauch des Abendmahls also: Wenn das wahr waͤre/ daß man also CHristum das lamm GOt- tes mit der hostie muͤndlich essen koͤnte/ so muͤsten und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret. Jahr MDC. biß MDCC. muͤsten sie auch dem lamme gemaͤß leben/ zumal sie (die Prediger) von des lammes art seyn wollen. Aber nun sind und blei- ben sie vielmehr den reissenden woͤlffen gleich. Das lamm GOttes ist nicht bit- ter und beißig/ denn wer es in sich hat/ der ist auch in JEsu CHristo/ dieser ist das gelobte land das Gott verheissen hat/ uns aus Egypten zu fuͤhren/ das ist aus uns selber/ und uns zu bringen in das geistli- che land/ das von milch und honig fleust. Jene aber wollen dieselbe vertilgen/ die von ihren bilden und sacramenten nichts halten/ und machen also einen fremden bund. Denn GOtt hat seinen bund in CHristo wieder mit uns auffgerichtet/ da sein geist ausgegossen/ und sein gesetz ins hertz geschrieben ist: Hier muß nun der alte Adam und der alte mensch sterben in dem leiden CHristi/ und auch wieder in CHristo aufferstehen ꝛc. Und so viel habe ich auch aus diesen schrifften zur probe auszeichnen wollen/ dazu ich nur noch eine andere setze. Tanneken Denys schrifften/ 48. Dieselbe ist auch eine Niederlaͤnderin mit namen Tanneke Denys von welcher folgen- de schrifften nacheinander zum vorschein kom- men. Die Christliche lilien-blum. Amster- dam 1662. Verfolg oder fortsetzung der Christli- chen lilien-blum/ die durch ihr ausstra- lend licht die Gottsuchenden hertzen in der wahren liebe empfangen will. ibid. 63. Beschluß der Christlichen lilien-blum/ die durch ihr ausstralend licht ein recht GOttsuchend leben aus der figur in das wahre wesen fuͤhret. 1664. und erin- nerungen. Jn der vorrede uͤber den ersten theil entdecket sie ihre intention und bißherige fuͤhrungen also: last euch ihr lieben von den falschen ruhe- betten recht auffwecken! denn es ist viel vortheilhafftiger auffgewecket als mit schlagen fortgetrieben werden. Und ich solte viel lieber auch von meinen schlaͤgen schweigen/ aber ich muß sie andie andern ungehorsamen kinder kund machen/ auff daß sie sich auch lernen fuͤrchten/ so wird die furcht wol gehorsam in ihnen wuͤr- cken/ bey welchem gehorsam er uns will zu seinen lieben kindern annehmen. Jch bin noch jung/ so daß meine zeit noch nicht 24. jahr auff dieser betruͤbten welt gewe- sen ist. Darum sehet doch auff meine kindliche unschuld/ und fuͤrchtet die straf- fende hand meines himmlischen vaters. 49. Jhr vortrag aber gehet uͤberhaupt auff die wegraͤumung der gemeinen sicherheit/ und sonderlich der falschen trost-gruͤnde/ dadurch sich die meisten seelen von einem strengen ernst durch die enge pforte einzugehen/ abhaltē lassen. Drum schreibt sie alsbald im ersten cap. p. 7. Es ist euch menschen eine gute vorberei- tung noͤthig/ und dazu koͤnnet ihr auch leicht kommen. Unteꝛsuchet die Schꝛifft/ welche deutlich erklaͤret/ wie ihr euch bereiten muͤsset mit der gemeine der hei- ligen verbunden zu werden/ und seine heilige gebote vollkoͤmmlich zuhalten/ welche denn leicht sind: dieselbe koͤnnet ihꝛ gebꝛauchen zu eurem ewigen heil und Jahr MDC. biß MDCC. erloͤsung. Denn die gebote des HErꝛn im neuen bund sind nicht schwer. — Die seele ergibt sich nach der auswendi- gen gemeinschafft und spricht: Die la- sten des HErrn sind leicht/ und seine ge- bot sind wol zu halten/ ich will mich willig darunter geben. Denn wer sich in dem tod CHristi laͤsset tauffen/ dessen suͤnde wird mit ihm begraben: Darum hoffe ich nun keine last der suͤnden mehr zu tragen/ weil ich mit ihm in ein neues leben versetzet bin/ in dem ich die lehren der Apostel gebrauche/ und in der ge- meine CHristi stehe. Auch werde ich nicht mehr als ein verirret schaff in der irre gehen/ sondern ich werde auff den eckstein CHristum gebauet seyn/ und mag mir dasjenige frey zueignen/ was jene hirten und Lehrer den schaffen Christi zuschreiben. Und ferner im 8. cap. p. 78. setzet sie von den ursachen der gemeinen sicherheit und verfuͤhrung: Nun moͤchte je- Wider die falschen Lehrer/ mand fragen/ wer sind doch diejenigen/ die die falsche ruhe-betten bereiten/ und sich mit dem falschen deckmantel Chꝛisti zu decken/ und also den rechten Christum verspotten? Antwort: es sind diejeni- gen die sich durch den geist dieser welt lehren lassen/ welcher die eigene ver- nunfft ist/ und sich durch die vernunfft eigene wahl machen/ wodurch das neidische thier sie forttreibet in der selbstheit unter dem namen der gesand- ten GOttes. Da ruffen sie denn fre- ventlich aus: Hier ist des HErrn tem- pel/ wodurch denn die andern weltge- sinnten auch in dem geist der welt sie er- wehlen/ und mit denen tempel-ruffern sich zu einem haupt auffwerffen. 50. Jn dem andern theil am dritten Cap. und ihre verfolgun- gen. p. 24. setzet sie folgendes: Das kind des ver- derbens hat sich schon in die staͤtte GOTTes gesetzet/ und ruffet denen wahren kindern zu: Jhr narren/ traͤu- met den gantzen tag/ und lebet in schwerer fantasey/ daraus ihr ein werck des geistes machet. O ihr falschen Ba- bel-wircker/ worauff sind doch eure ge- setze und confessiones gegruͤndet? Sind sie nicht aus den buchstaͤblichen schriff- ten gezogen/ die durch GOttes werck- zeuge nach seinem eingeben ausgedru- cket sind? Ja ihr boͤsen Ruhmredigen/ ihr hat dieselbe wol nach eureꝛ vernunfft und falschem verstand gedeutet/ und die gutsuchenden seelen daran gebunden. Jhr aber gehet frey sicher/ lasset euch mit dem gestohlnen gut vergnuͤgen/ hal- tet euch vor reich und seyd doch arm ꝛc. Und C. VII. p. 65. O ihr sectiri sche Meut- macher/ ihr ruffet noch immer mit einer falschen stimme aus: Wir haben den rechten glauben und Gottesdienst! Be- weiset aber dieses/ so wollen wir euch glauben/ koͤnnet ihr die absterbung des alten menschen durch den geist CHristi beweisen/ so werden wir auch an euch das leben CHristi ausscheinend sehen. A. K. H. Dritter Theil. R 2 Jhr Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. Jhr sollet segnen/ die euch fluchen/ und die euch verleumden/ solt ihr in liebe tra- gen. Aber man siehet es wol an euch/ wenn die wahrheit sich nur blicken laͤs- set/ und jemand sich von euch falschen Lehrern abwenden will/ wie ihr solche nicht allein verspottet/ sondern sie auch vor Heiden haltet/ und im eiffer-geist/ mit allen greueln beleget. Hieraus kan man schon sehen/ wessen dienst- knechte ihr seyd ꝛc. Aus welchen worten man siehet/ wie dieser person bey ihrer erkaͤnt- niß und uͤbung der lehre CHristi von der clerisey Jahr MDC. biß MDCC. begegnet worden: Und hierinne kommt auch mit uͤberein Marpesius Tulp in seinem spiegel von dem abfall des Christenthums. Lei- den 1686. Wir wenden uns aber nunmehro noch zu etlichen weitleufftigern streitigkeiten/ welche in den letztern jahren und zwar noch vor dem gesetzten termin dieser kirchen-historie be- kant worden. Da uns denn zufoͤrderst der Quieti stische streit in der Roͤmischen kirche auf- stoͤst/ und alsobald nach den merckwuͤrdigsten umstaͤnden vorgestellet werden soll. Das XVII. Capitel. Von denen Quietist en. §. 1. Des Quie- tismi ur- sprung/ D Er autor der Bibliothecæ Universalis nennet das 1687. jahr/ (in welchem des Molinos buch heraus gekommen/ wie auch des Petri Poiret l’Oeconomie divine) annum mysticum, wie dieser davon gedencket in Epistola adillum p. 473. Die andern autores haben gleicher gestalt/ so viel fast ihrer von dem so genannten Quietismo geschrieben/ den ur- aus der theologia mystica. sprung desselben von der Theologia mystica her gefuͤhret/ und gemeiniglich diese mit jenem zu- gleich verdaͤchtig und nichtig machen wollen. Es ist aber bereits in dem I. theil der kirchen- und ketzer-historie so wol der ursprung als fortgang und andere fata dieser geheimen Theologia nach nothdurfft und der wahrheit gezeiget worden. Allhier ist von denen letzteren zeiten und dem zu- stand derselben lehr-art darinnen nur etwas weniges zu melden/ damit man die Connexion dieser vorhabenden sache mit jener in etwas be- mercken koͤnne. Zustand der mysti- schen theo- logi e in den letzten se- culis, 2. Bey dem offenbaren verderb der Roͤmi- schen kirche waren die meisten lehrer derselben vor und um Lutheri zeiten durch die scholasti- sche grillen- und hirn- theologi e dermassen eingenommen/ daß sie die andere practicam und mysticam meist verworffen/ oder doch zum we- nigsten vergessen und gleichsam begraben hat- ten. Deßwegen auch der bekannte Papiste Eccius Luthero als einen grossen irꝛthum vor- warff/ daß er Taulerum recommendi rt hatte/ wie noch neulich ein ungenannteꝛ autor in seinem Recueuil de diverses Pieces concernant leQuie- tisme gleich anfangs angemercket. Die ursa- Zu Luthe- n zeiten. che aber bestund auf den Paͤbstlichen staats- ma- xim en der Clerisey/ weil nemlich diese geheime theologi e nicht viel wesens vom aͤusserlichen kir- chen-dienst und der huͤlffe derer Priester machet/ sondern GOtt im geist und wahrheit zu dienen lehret/ dahero jene sich eines abgangs ihrer eh- ren und renten besorgen musten. Dagegen be- flisse sich Lutherꝰ gleich im anfang seiner erleuch- tung solche schrifftē wieder hervor zu suchen/ gab die Teutsche theologi e selbst heraus/ mit einem vortrefflichen lobspruch/ defendir te sie wider die Lateinischen oder schul- theolog en/ und ruͤhmte Taulerum, Bernhardum und dergleichen/ daß sie in der leute haͤnde wiederum kamen. Jhm folgten auch viel andere unter denen Protestan- t en hierinne/ und nahmen hie und daviel aus de- nen Mysticis in ihren Predigten und schrifften/ wie es der augenschein noch weiset/ davon die Acta Erud. Lips. anno LXXXVII. p. 20. et- was anmercken. 3. Unterdessen sind doch auch im Pabstthum Die neue- sten Theo. logi mysti- ci. immer solche leute so wol unter Lehrern als zu- hoͤrern gefunden worden/ welche die Mysti sche theologi e und ihre Scribent en eben auch hoch gehalten/ und daher selbige Principia auff die nach kom̃en im̃er fortgepflantzet. Ja man findet unterschiedliche beruͤhmte buͤcher/ welche in die- sen beyden seculis nacheinander zum vorschein kom̃en/ und von denē lieb habern solcher Gottes- gelehrtheit denen aͤlteren Scribent en gleichge- schaͤtzet/ wo nicht gar vorgezogen werden. Also siehet man bey solchen haͤuffig angezogen neben denen aͤlteren Dionysio Carthusiano, Bona- ventura, Bernhardo Rusbrochen, Thoma de Kempis, die neueren Laur. Justinianum, Joh. Justum Lanspergium, Laur. Scupulum, Hen- ricum Harphium, Hugonem de Palma, den be- ruͤhmten Franciscum de Sales, den Ignatium Lojolam, den Balthasar Alvarez, Franciscum Assisiatem, item Henricum Suso, Augustinum Baker, H. Hugon. und sonderlich den Johannem de Cruce, dessen schrifften Poiret vor wunder- bar und Goͤttlich haͤlt. Auch ist vornemlich Sonder- lich Theresa, die H. Theresa von JEsu eine stiffterin der Car- meliten beruͤhmt/ deren schrifften auch in Teut- scher sprache anno 1686. zu Coͤlln in 4. zusamt ihrem leben herausgekommen. Noch zuletzt sind in Teutschland gemein worden des Johan- nis Evangelistæ eines Guardians zu Lœv en wer- Joh, Evan- gelista, cke/ unter dem titul das reich GOttes in der seele/ odeꝛ wie eine Gottsuchende seele das reich GOttes nach einem geistlichen tod in ihr selbst findẽ und behalten solle. Item: Scheidung der seelen und des gei- stes/ oder innerliches auffsteigen der braut durch die staffeln der keuschen lie- be. Franckfurt 1690 in 12. wie auch des Schle- sischen Jesuiten Johannis Angeli geistliche Joh. Ange- lus, gedichte/ darunter vornemlich der Cheru- binische wandersmann in 12. welcher aus denen vornehmsten mysti schen Theologis die summam der geheimen Gottesgelehrtheit in nervos en und nachdruͤcklichen Epigrammati- bus vortraͤgt. Zugeschweigen was Maximi- lianus Sandæus in seiner Theologia Mystica Sandæus, \&c. und dem clave, wie auch einer mit namen Cres- sus in einem gantzen systemate, item, Nicolaus à JEsu, und Thomas â JEsu nebenst der Maria d’Escobar und andern neuern hiebey gethan ha- ben. 4. Ob Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. 4. Ob nun wol also diese lehr- und lebens- art in der Roͤmischen kirchen gar nicht neu/ viel- weniger von erdeneklichen jahren her in ihrem gebrauch durch oͤffentliche auctorit aͤt verhindert oder unterdrucket worden/ da sie zwar allezeit ih- re heimlichen feinde gehabt: So ist es doch in diesen letzten jahren auch damit so weit gekom- men/ daß dieselbe allerdings unter dem namen einer ketzerey auff anstifften derer Jesuiten oͤf- fentlich verworffen und verdammet worden/ und zwar bey folgender gelegenheit. Michael Molinosii lebens, lauff/ de Molinos oder Molines von geburt ein Spa- nier aus dem Koͤnigreich Arragoni en buͤrtig und von einer ansehnlichen Famili e entsprossen/ hatte sich aus verlangen GOtt und der kirchen zu dienen in einen geistlichē orden gar zeitlich be- geben/ wiewol ohne geniessung der gewoͤhnli- chen Benefici en/ und darinnen einsam und stille gelebet/ wie Franciscus Johannes de sancta Ma- ria der Franciscaner-General in der vorrede uͤber seine Manuduction bezeuget. Ungeacht Lob/ er nun/ nach eben dieses|mannes Relation, in seinem abgeschiedenen leben niemanden gesu- chet oder an sich gezogen/ begaben sich doch viel tausend seelen freywillig zu ihm/ seineꝛ geistlichen gaben zu geniessen/ die ihm deñ Gott zugesandt/ wie dieser mann bekennet. Er wurde aber son- derlich in Jtalien uͤberaus bekant und beliebt/ und insgemein vor einen klugen und verstaͤndi- gen mann gehalten/ auch seines unstraͤfflichen lebens halber von hohen und niedrigen geehret. und schriff- ten. 5. Wie denn sein buch gleich anfangs von denen groͤsten vorstehern der Roͤmischen kirchen nacheinander oͤffentlich recommendir et wurde/ als da waren der Ertz-Bischoff von Rhegio, der Franciscaner-General und Qualificator der allgemeinen Inquisition, der General derer Car- Wie auch derselben censur en und re- commen- dation. meliten/ der General-Inquisitions- Rath/ item der Ertz-Bischoffvon Palermo und viel andere/ deren Censur en in der ersten edition an- no 1675. und in andern vorgedrucket wurden/ denn diese Inquisitores selbst bezeugten/ daß dieses buch des Molinos die reine lehre/ so der lehre der heiligen gemaͤß sey/ begreif- fe/ den leser mit geistlichen regeln in der geheimen Mystischen erkaͤntnis mit verstaͤndlichen worten und redens-arten zu unterweisen vermoͤchte. Das dariñen enthaltene verborgene geheimnis der hoͤchsten betrachtung uͤbertreffe weit alle schul-lehꝛen/ und sey nichts daꝛinnen/ so gesunder lehre zuwider waͤꝛe/ odeꝛ auch den guten sitten/ sondern es sey hoch zu loben/ des druckes werth/ und grosser nutzen davon zu gewarten. Das buch Editiones und versio- nes. selber aber ist anfaͤnglich in Jtaliaͤnischer spra- che unterschiedlichemal zum Rom uñ Venedig/ ja wie der Ertz-Bischoff zu Palermo in seiner Recommendation versichert/ uͤber zwantzig mal in allerhand sprachen herausgekommen/ hernach auch in die Frantzoͤsische/ Hollaͤndische und andere Europaͤische sprachen/ und denn von Mag. August. Hermann Francken in die Latei- nische/ zuletzt auch in die Hochteutsche uͤbersetzet worden/ welche diesen titul hat: Doct. Michaelis de Molinos sacerdotis. Manuductio spiritualis extricans ani- mam, eamque per viam interiorem ad acquirendam contemplationis pet- sectionem ac divitem pacis interioris Jahr MDC. biß MDCC. thesaurum deducens. Hieran ist auch noch mit angehenget sein tra- ctat de communione quotidiana, welcher gleich- fals von dem vornemften Lectore Theologiæ zu Romoͤffentlich approbir et und geruͤhmet wur- de. 6. Sobald dieses buch in den druck kam/ Grosser applausus deswegen. wurde es geschwind durch gantz Spanien und Jtalien ausgestreuet/ uñ wegen seineꝛ anmutig- keit und un affectirt en zierlichkeit von jederman begehret und angenommen. Hatte der Auctor zuvor grosse liebe und hochachtung uͤberall ge- habt/ so vermehrte sich nun sein ansehen desto mehr/ und die vornemsten leute suchten seine freundschafft. Er gerieth in die allerweitlaͤuff- tigste corresponden tz/ weil man von allen orten und enden briefe an ihn schrieb/ und die be- ruͤhmtesten Geistlichen sich seines raths in aller- hand faͤllen bedieneten. Unter seinen Patro- Seine groͤssesten freunde/ nen zu Rom waren die 3. Cardinaͤle Coloredo, Ciceri, und Petruzzi, wie auch noch andere aus diesem Collegio, als Carpegna, Azzolini, Casanata, und sondeꝛlich der Cardinal d’Estrées, der ehemals des beruͤhmten Launoji vertrau- ter freund gewesen/ auch viel mißbraͤuche und irꝛthuͤmer ernstlich angriffen gehabt/ und nun den Molinos um seiner sachen willen desto hoͤ- her hielte. Ja was noch mehr war/ der neue Pabst Innocentius XI. bezeugte auff alle moͤg- liche art und weise oͤffentlich/ wie hoch er diesen mann zu æstimir en wuͤste/ raͤumte ihm auch zu dessen Commodit aͤt einen eigenen pallast ein. Unzehliche Priester bedienten sich der lehr-art und ver- mehrung- seiner par- they. des Molinos, und brachten selbige ihren beicht- kindern bey/ so daß in kurtzer zeit fast an allen or- ten die leute/ und sonderlich die Religios en an statt der andern gewoͤhnlichen satzungen sich auff die geistlichen betrachtungen und das in- nerliche gebet legten/ ausgenommen diejenigen/ welche Jesuitische beicht-vaͤter hatten. Hier- aus folgte ferner/ daß an vielen orten in Jtali- en gewisse zusammenkuͤnffte und societæt en in kirchen- und privat- haͤusern angestellet wur- den/ welche man geistliche conferenz en oder unterredungen nennte/ wie der Cardinal Cibo in seinem ausschreiben/ (davon bald soll gesagt werden) meldet. Die menge derer per- Grosse correspon- den tz. sonen/ so dem Molinos hierinne beygefallen/ mag dermassen zugenommen haben/ daß man bey seiner arresti rung in die 20000. briefe gezeh- let/ die an ihn geschrieben worden/ ja an einem tag allein 20. Rthl. dem postmeister bloß vor briefe gezehlet worden. Siehe auch Burnet s reise durch Jtalien p. II. p. 450. und die conti- nuation p. 30. u. f. 7. Nun ist freylich wol nicht zu zweiffeln/ daß Befchaf- fenheit sei- ner anhaͤn- ger/ viele dem Molinos aus neugterigkeit und ohne auffrichtige absichten moͤgen beygefallen seyn/ auch wol aus andern ursachen/ und sonderlich weil sie gesehen/ daß so viel Grosse hieriñe inter- essir et waren. Allein es bekennen doch auch unpartheyische scribent en/ und unter denselben der Auctor der beschreibung des gegen- waͤrtigen zustandes in Jtalien im ersten brieff p. 32. daß Molinos mit denen sich sonderlich eingelassen habe/ welche sonst hohes und vortreff liches geistes gewe- sen. Jngleichen/ daß sie wol diese auff- und ihre intention. richtige intention gehabt/ die welt ein- R 3 mal Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. mal zu was hoͤhers anzufuͤhren/ und von dem erbaͤrmlichen aberglauben ab- zuziehen/ der bey so vielen heuchlern in der Roͤmischen kirchen/ und absonder- lich in Spanien und Jtalien haͤuffig im schwange gehet. Nicht weniger daß etli- che die devotion des gemeinen volckes von den Moͤnchen und Jesuiten ab- und auff eine andere direction zu wenden ge- achtet. Ja daß andere/ welche die noth- wendigkeit einer reformation unter der Roͤmischen Clerisey wol erkannt/ aber noch vor unmoͤglich gehalten/ durch die- se methode das aͤusserliche schein-wesen in verachtung zu bringen gemeinet/ und dagegen die leute in ihrer andacht und begierde nach GOtt weiter zu bringen. Wie denn auch eben dieser Auctor p. 49. schrei- Und er- folgte ver- aͤnderung. bet/ man habe es so gleich augenschein- lich gemercket/ daß diese leute ihre sitten viel ordentlicher eingerichtet/ sich viel eingezogener und in ihrer innerlichen an- dacht eiffriger bezeuget/ hingegen aber desto weniger eiffer gegen das aͤusserli- che religions-wesen sehen lassen. Sie waͤren nicht mehr so offt in die messe gan- gen/ haͤtten nicht mehr so viel geld da- vor geben wollen/ und die beicht und procession en waͤren fast gar unterblie- ben/ so daß der handel dererjenigen/ die von dieser kraͤmerey gelebet/ sehr herun- ter kommen. Der Je- suiten pra- ctiqu en hiebey. 8. Hier ist nun die rechnung unschwer zu machen/ daß die interessir te Clerisey nicht lange stille gesessen/ darunter sich denn sonderlich die Jacobiten und Jesuiten hervor thaten. Jm gedachten ersten brieff p. 63. will der scribent e versichern/ daß die Jesuiten von Rom aus heimlich nach Pariß an des Koͤniges beicht- vater den Pater la Chaise geschrieben/ und des Molinos sache gefaͤhrlich vorgestellet/ zu dem ende/ damit der Koͤnig dem Pabst unvermerckt einen verweiß geben moͤchte/ warum er in sei- nem eigenen pallast einen ketzer hegte/ da der Koͤ- nig in seinem gantzen reiche die ketzereyen auszu- rotten beschaͤfftiget waͤre. Sie haͤtten nach Des Car- dinals d’ Estrees verhalten/ der hand auch den gedachten Cardinal d’ Estrées auff ihre seite gebracht/ der als ein Fran- tzoͤsischer Minister von hoffe ordres erhalten/ den Molinos auffs aͤusserste zu verfolgen. Es hat- te sich auch derselbe so fort hinter die inquisition zu Rom gestecket/ und viel specialia, die er als ein vertraueter freund des Molinos von ihm ge- wust/ offenbaret/ dadurch nachgehends das grosse ungewitter uͤber ihn zusammen gezogen Wie auch des Pabsts selber/ und der Inqui- sitor en. worden. Wie denn auch dieser Cardinal dem Pabst so fort einen brieff von seinem Koͤnige wider den Molinos ungescheuet eingehaͤndiget/ auch wieder ihn viel beweißthuͤmer seiner ketze- rey beyzubringen versprochen. Der Pabst aber haͤtte die sache bloß auff die Inquisitores gescho- ben/ zu welchen auch der Caꝛdinal gegangen und in des Molinos schrifften allerhand |verdaͤchtige oͤrter angegeben/ deren geheimen verstand er al- lein als sein bester freund zu wissen prætendir et. Von welcher leichtfertigkeit der Auctor p. 69. gar wol raisonnir et: Daß der eiffer fuͤr den glauben und wider die ketzerey zu Rom alle bande der treue und glaubens/ der menschheit und leutseligkeit auffloͤsen. Welches denn auch wol von andern so genann- Jahr MDC. biß MDCC. ten stuͤlen und cathedris gesaget werden mag. Und also ist nicht zu leugnen/ daß die sache wider den Molinos von anfang biß zu ende aus bitte- rem haß/ neid/ und andern schaͤndlichen affect en getrieben und gespielet worden sey. Dahero der beruͤhmte HErꝛvon Seckendorff in dem be- richt und erinnerung vom Pietismo p. E. 3. an- mercket/ daß/ da zu derselbigen zeit fast in allen laͤndern neue namen auff gekom- men/ die zu einerley zweck auff eine ver- besserung gedrungen/ aber auch allent- halben deß wegen uͤbel angesehen verun- namet und verfolget worden/ in der Paͤbstlichen kirchen man von Quietist en unterschiedlich und wider einander lauffend hoͤre/ so daß Christliche und ver- staͤndige besser thaͤten/ wenn sie zu ur- theilen unterliessen/ biß sie rechten grund erfuͤhren/ was solche leute lehr- ten/ und wiesie lebten. 9. Den anfang machten/ wie gesagt/ die Der Jesui- ten buͤcher wider den Molinos, Jesuiten/ in dem sie erstlich den Molinos vor einen ketzer ausrufften/ und zu dem ende/ damit das kind einen namen haͤtte/ seine freunde Qui- eti sten titulirt en. Sie schrieben darauff einige buͤcher wider ihn und seine methode, darunter sonderlich der Jesuite Segnerius am leichtfertig- sten verfuhr in seinem Jtaliaͤnischen buche von einigkeit der arbeit und der ruhe im ge- bet/ welches in den Actis Erudit. anno 87. p. 19. recensi rt ist/ wie auch in dem Tractat Quie- tista s. Illusiones orationis quietis, welchen man zwar ohne namen publicir te/ der erst ge- dachte Frantzoͤsische Auctor aber auch diesem Segnerio zuschreibt. Von diesem Jesuiten und der- selben be- schaffen- heit. urtheilet der Auctor der beschreibung von dem zustand Jtaliens p. 43. daß er die schlim̃sten spruͤnge vorgenommen/ diese methode des Mo- linos auffs heßlichste auszuschreyen/ und gaͤntz- lich zu vernichten/ denn er habe hauptsaͤchlich beweisen wollen/ daß die allerwenigsten derer hohen betrachtungen faͤhig/ und von GOtt daꝛ- zu beruffen waͤren/ und welche es auch waͤren/ die koͤnten sich doch nicht lang in einem so hoch erhabenen zustand erhalten/ deßwegen sie die or- dentlichen mittel nicht verlassen duͤrfften/ ꝛc. Den grund seiner beweiß-gruͤnde kanman aus der angefuͤhrten recension ziemlich erkennen/ wenn er am ende des tract ats bloß mit auctori- taͤt der kirchen/ der concili en/ canonum und Doctorum diesen satz widerleget: Daß derje- nige sich aller sinnlichen dinge enthal- ten muͤsse/ welcher den inwendigen weg wandeln wolle. So hat er auch unter an- dern diese redensart als irrig verworffen: wer GOtt hat/ der hat auch CHristum. Item: Die betrachtung GOttes koͤnne unver- wandt geschehen/ und es gebe eine auff- gebung und einstellung der gemuͤths- kraͤffte. 10. Wie wol nun auf solch geschrey der Jesuitẽ Des Moli- nos ge- faͤngniß. durch die Inquisition des Molinos buch noch- mals nach einem scharffen examine approbi ret wurde/ ruheten doch seine feinde nicht/ biß er an- no 1684. nebenst dem Cardinal Petruzzi vor die Inquisition gefuͤhret ward/ da denn dieser bald loßgesprochen/ jener aber im folgenden jahr im monat Majo in verhafft genommen wurde. Hierauff bliebe es zwar uͤber ein jahr lang etwas stille Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. stille/ biß man anno 87. im Februario unverse- hens uͤber 70. personen/ und darunter viel vor- nehme und ihrer Gottseligkeit und gelehrsam- keit wegen angesehene leute arrestir te. Ja es wurden nach und nach uͤber 200. fuͤr die inqui- sition gefuͤhret/ und der Pabst selber durch einen von den inquisitor en in qualitet als einer privat person examini ret/ und seines glaubens rechen- schafft gefodert. Was dieses alles durch gantz Jtalien vor eine consternation verursachet/ koͤn- nen die Historici nicht gnug beschreiben/ zumal es auch uͤber die ansehnlichsten Herren und stan- des-personen hergieng/ und man unversehens ei- nen Jesuiten/ der des Molinos buch approbi ret gehabt/ nicht mehr sehen/ noch finden konte/ weil ihn die andern der gemeinen sage nach ge- schwinde eingemauert und aus dem weg ge- schaffet hatten. Es muste auch der Cardi- nal Cibo so fort anno 1687. auff verordnung der inquisition folgendes Circular- schreiben durch gantz Jtalien herum schicken/ woraus man gar viel umstaͤnde und intriqu en bey die- ser sache abmerckenkan. Ausschrei- ben an die Jtaliaͤni- schen kir- chen. 11. Hochwuͤrdigster Herr. „Nachdem diese heilige congregation in er- „fahrung gekommen/ daß sich an etlichen or- „ten in Jtalien personen finden/ welche nach „und nach gewisse schulen/ Confraternit aͤten „oder versammlungē/ unter was namen es nur „geschehen moͤge/ entweder in denen kirchen/ „oder in denen capell en/ oder auch in denen pri- „vat- haͤusern unter dem vorwand einer geistli- „chen conferen tz auffrichten/ oder vielleicht schon „aufgericht haben; sie moͤgē nun aus lauter wei- „bes-oder mannes-personen/ oder aus beyderley „geschlecht zusammen bestehen/ in welchen etli- „che geistliche directores und fuͤhꝛer/ so den war- „hafftigen weg des geistes/ auff welchem die „heiligen gewandelt haben/ nicht verstehen/ „und welche vielleicht einen boͤsen vorsatz bey „sich verborgen haben/ unter dem prætext, die „seelen auff ein gebet der ruhe/ wie sie reden/ „oder des reinen innerlichen glaubens/ oder wie „es sonsten mag genennet werden/ zu fuͤhren und „einzuleiten; wie wol es nun im anfange das „ansehen hat/ als ob sie allerdings auff eine vor- „treffliche vollkommenheit gehen; dennoch „bringen sie endlich durch gewisse principia, „welche uͤbel verstanden/ und noch uͤbeler ange- „wendet und ausgeuͤbet werden/ denen einfaͤl- „tigen unterschiedene gefaͤhrliche irꝛthuͤmer „bey/ die endlich auff offenbare ketzereyen und „abscheuliche uͤbelthaten hinaus lauffen und „ausbrechen/ zu grossem unwiederbringlichem „schaden der seelen/ welche aus einem einfaͤltigen „eifer GOtt wol zu dienen/ sich unter die haͤn- „de ihrer directorum begeben/ wie man denn „die gewisse nachricht hat/ daß solches einiger „orten allbereit geschehen ist. Haben demnach „die hochwuͤrdigsten/ meine Herꝛen Colleg en/ die „ General inquisitores fuͤr gut befunden/ durch „gegenwaͤrtigen circular- brieff/ so in gantz Jta- „lien an alle Ordinarios herum geschicket wor- „den/ euch solches zu wissen zu thun. Daß ihr „belieben wollet auff alle deꝛgleichen neue zusam- „menkuͤnffte/ so mit denen andern an denen „Catholischen orthen bißher gebraͤuchlichen „und approbirt en nicht uͤbereinkommen/ ein „wachsames auge zu haben. Und wo ihr „von denenselbigen einige antreffen soltet/ dieselbigen gantz und gar zu unterdrucken/„ Jahr MDC. biß MDCC. und durchaus nicht zu gestatten/ daß sie ins“ kuͤnfftige wider angerichtet werden: wie auch“ mit fleiß darauff bedacht zuseyn/ daß die geistli-“ chen Directores auff dem gebahnten weg der“ Christlichen vollkommenheit einherge-“ hen/ und keinen sonderlichen weg des geistes zu“ wandeln affectiren und vor sich nehmen moͤ-“ gen. Und daß ihr fuͤr allen dingen achtung ge-“ bet/ daß sich keine wegen dieser novit aͤt ver-“ daͤchtige person unterwinde weder mit worten“ noch durch schrifften die Kloster-Jungfern zu“ dirigir en; Damit sich also diese pest nicht in“ die kloͤster einschleiche/ welche die intention die-“ ser geistlichen Braͤute CHristi beflecken moͤch-“ te. Welches alles eurem verstande uͤberlassen“ wird. Doch soll diese provisional- schrifft“ nicht dahin gedeuter werden/ als wenn hier-“ durch der weg verschlossen wuͤrde/ auch nach“ erheischender sache gerichtlich zu verfahren/“ wenn nemlich personen ertappet werden/ wel-“ che mit solchen unverantwortlichen iꝛꝛthuͤmern“ angestecket sind. Unterdessen mag diese sache“ also eingerichtet werden/ daß die Christenheit“ derjenigen irrthuͤmer/ welche zu vermeiden“ seyn/ zu seiner zeit benachrichtiget werde. Lebet“ wohl. den 15. Febr. 1687. 12. Hierinne ist bereits ein guter theil derer harten beschuldigungen wieder die so genante Beschul- digungen wider die Quietist en/ Quieti sten enthalten. Man findet aber noch viel andere proben solcher unerweißlichen ca- lumni en bey den Scribent en: Z. E. da die Jesu- iten diese leute eine auffruͤhrischerotte nen- nen/ welche viel gefaͤhrliche dinge nach sich ziehẽ wuͤrde. Item: Sie machen den leuten weiß/ als waͤre Molinos, weil er ein Spanier war/ von einem Juͤdischen oder Muhameda ni- schen geschlecht geboren/ und wolte nun solche religionen heimlich außreiten und fort- pflantzen/ wie in dem ersten brieff von denen Quietist en p. 49. u. 50. zu lesen ist. Auch hat und offen- bare calu- mni en von unzucht/ man weit und breit nach gewonheit derer ketzer- macher ausgesprenget/ als wenn er seine My- sti sche theologie denen Damen zu Rom bey ab- scheulicher unzucht beygebracht haͤtte/ und sich nur aͤusserlich als einen reinen Engel auffgefuͤh- ret/ wie der Cardinal Sfondrati in seiner Gal- lia vindicata dissert. IV am ende unverschaͤmt vorgiebet. Jn welchen luͤgen ihm denn auch einige Protestan tische Scriben ten ohne beden- cken beypflichten/ und aus Molinos einen Pa- ter Cornelium, aus seinen freunden, aber neue Adamianer machen/ und sich also der Paͤb- stischen laͤsterungen unbesonnener weise an- massen. Siehe Rango neue Quakerey in der Quietist erey C. XI. p. 129. Eben wie Atheismo, auch etliche den Molinos inden tag hinein einen Atheist en/ | Epicur er und dergleichen heissen/ und seine lehre beschuldigen/ als wenn sie thuͤr und thor zur Atheist erey/ sicherheit und geistli- cher hoffart auffsperrete/ wie bey Stock- mannen in seinen ketzereyen p. 359. zu sehen/ und bey dem Rango C.VII. p. 69. der aus eiffer und unverstand ausruffet: O Atheist erey! O Teuffeley! diesen abgrund der boß- heit erzehlen/ heist ihn weiderlegen. Wel- Epicurei- smo. che dinge den ebenfals aus dem brunnen der Papistischen erzehlungen herfliessen/ davon in selbigen jahren die zeitungen woͤchentlich voll waren. Als da man anno 87. vom 7. Octobr. aus Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. aus Pariß schrieb: D. Molinos haͤtte den seinigen eingepflantzet/ daß einer alle leichtfertigkeit und schelmstuͤcke thun moͤge/ sonder dadurch gesuͤndiget zu haben. Wenn man nur GOtt abends und morgens anruffe/ daß er das boͤse nach seinem willen dirigir en moͤchte/ weil es eine wirckung des satans und des flei- sches waͤre/ dem der mensch nicht wider- stehen koͤnne. ꝛc. Quakeri- mo. 13. Weil auch der Qvaker-name denen Ketzer-Meistern unter allen partheyen nun- mehro familiar und am meisten verhast ist/ haben sie denselben auch diesen Qvieti sten beyge eget. Dahero Gerhardus Crœsius Lib. II. Histor. Qvakeris. pag. 349. schreibet/ daß dieses nicht allein in Jtalien geschehen/ sondern daß man auch in Engelland die Qvaker vor freunde der Qvieti sten ausgegeben. Ja man hat ausgesprenget/ als wenn zwey Qvaker zu Rom damals angekommen waͤren/ welche vor den Molinos, als ihren nachfolger eine vorbitte einlegen wollen/ welche luͤgen aber all- Etlicher Luthera- ner urtheil hievon. zugrob und greifflich befunden worden. Dem ungeacht findet man diese dennoch auch bey denen Protestan ten in grossem ernst wiederho- let/ als bey Colbergen pag. 433. Rango pag. 120. welcher letztere auch sein urtheil gar kurtz zusammen fasset p. 100. Die mysti sche Leh- re sey die Taulerische und der Teutschen Theologie Grille/ ein Jacob-Boͤhmisch/ Weigelianisch/ Stieffelisch/ Methisch/ Hohburgisches Qvaker-wesen. Und damit meinet man die sache mehr als zu gruͤndlich ge- hoben zu haben. Dergleichen Proce ß in wi- derlegung der so genanten Qvieti sterey man in denen hievon auch unter denen Protestan- ten publicir ten Schrifften durchgehends fin- det/ ungeachtet man das Præjudicium wider des Molinos Richter vor wichtig erkennen muß/ daß nemlich ihre Vorfahren denen Wal- densern/ Hußiten und Protestan ten auch nicht besser als den Qvieti sten mitgespielet. Gleich- wol heissen diese bey den Lutheranern so wol als bey den Papisten Teuffels-lehrer/ neue Schwenckfelder/ Weigelianer/ Boͤhmi- sten/ und dergleichen/ wie bey Caspar Ep- nern in Qvietismo sacro p. 35. und sonsten bey Rango in seiner Qvaͤkerey/ bey D. Andr. Kuͤhnē im Bedencken von der Mysticorū Qvietismo Contemplativo, bey Johann Guͤnthern in der Disputation de Religione Qvietistarum und andern zu sehen ist. Dagegen der Auctor von dem Recueid de diverses Pieces concernant le Qvietisme, und aus ihm die Lipsienses l.c. Warnung dagegen. pag. 430. sehr wol erinnern/ daß die Prote- stanti schen Theologi sich ihrer uͤbereilten urtheile wider den Molinos kluͤglich ent- halten moͤchten/ damit sie nicht die war- heit/ wie sie durch Calumni en geschaͤndet worden/ und zugleich ihre eigene sache damit in schaden braͤchten. Es hat aber die meisten an diesem ihrem eigenem vortheil ihre gewoͤhnliche art gehindert/ nach welcher sie wieder alles/ was sie nicht alsbald in ihren Theologi schen Lexicis und Systematibus fin- den/ gleich mit plumpen urtheilen zufahren/ und wider GOTT und den Naͤchsten damit schwerlich suͤndigen. 14. Es wird aber nun zeit seyn des Moli- Jahr MDC. biß MDCC. nos Lehre selbst ein wenig anzuschen/ und zwar erstlich aus den jenigen Saͤtzen/ welche ihm von der Inquisition beygemessen worden. Denn Beyge- messene lebrsaͤtze derer Quietist en. ob zwar im gedachten ersten brieff pag. 56. er- innert wird/ daß ein groß theil dieser Artickel nichts als verleumdungen seiner feinde seyn/ deren sie auch nicht gestaͤndig waͤren/ welches auch ein jeder vernuͤnfftiger leicht selbst ermes- sen kan/ so koͤnnen doch die von einem unge- nanten beygesetzte anmerckungen sie etwas erlaͤutern/ und die verkehrungen und verleum- dungen der Inquisitorum darstellen. Sie lau- ten aber nach einander also: 1. Die contemplation oder das gebet der ru-“ he bestehet darinnen/ daß man sich fuͤr GOttes“ gegenwart mit einem obscur en und liebes-vol-“ len glaubens- actu darstellet/ uñ also gantz starꝛ“ und unbeweglich stehen bleibet/ ohne daß einer“ weiter gehen/ einen discurs anstellen und zulas-“ sen/ oder sich einige einbildungen und gedan-“ cken in dem gemuͤthe formir en wolle/ indem es“ der ehrerbietigkeit/ so GOtt zu leisten/ zuwi-“ der laͤufft/ so einen reinen und einfachen glau-“ bens- actum zu wiederholen/ welcher inzwi-“ schen doch von solchem verdienst und krafft ist/“ daß er alle das verdienst aller andern tugenden“ in sich haͤlt/ und auch wol bey weitem uͤbeꝛtrifft.“ Und waͤhret derselbige die gantze lebens-zeit“ eines menschen hindurch/ wenn er nicht durch“ einen andern actum, so diesem zuwider ist/ un-“ terbrochen wuͤrde: Und derowegen ist es nicht“ vonnoͤthen/ denselben zu wiedeꝛholen und mehꝛ-“ mals nachzumachen.„ 2. Man kan durch die Meditation, ohne“ die Contemplation nicht einen schritt zu der“ perfection gelangen oder fortgehen.„ 3. Alle wissenschafft und gelehrsamkeit/“ auch die Theologia selbst ist eine verhinderniß“ in der Contemplation, von welcher die gelehr-“ ten kein urtheil faͤllen koͤnnen/ sondern nur“ diejenigen/ so sich der Meditation und Con-“ templation ergeben haben.„ (Dieser articul ist faͤlschlich vorge-“ stellet. Denn die Quietist en/ gleich wie“ auch die andern Doctores Mystici, ma-“ chen nur eine exception in ansehung der“ duͤrren und tꝛucknen wissenschafft/ wel-“ che mit der innerlichen empfindung“ der Goͤttlichen wahrheiten nicht ver-“ knuͤpffet ist.)„ 4. Es kan keine vollkommene Contempla-“ tion ohne allein uͤber die Gottheit angestellet“ werden. Das gebeimniß der menschwerdung“ des lebens und leidens unseꝛs Heilandes ist kein“ Objectum der Contemplation, sie verhindern“ sie vielmehr: Derowegen so sollen sich die Con-“ templation s-ergebenen weit davon entfernen/“ oder nur veraͤchtlich daran gedencken.„ 5. Die leibliche Pœniten tz und die strenge“ des lebens kommen den personis contemplati-“ vis nicht zu; Ja vielmehr ist es besser/ wenn“ die bekehrung von einem contemplativi schen“ leben/ als von dem stande der purgation und“ der pœniten tzen angefangen wird. Zu dem“ haben sie auch dieselben essectus einer empfind-“ lichen devotion und der wehmuͤtigkeit des her-“ tzens/ als die thraͤnen und die geistlichen troͤ-“ stungen/ zu fliehen und zu veꝛachten/ als sachen/“ welche Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. „welche mit der Contemplation durchaus nicht „bestehen koͤnnen. 6. „Die wahrhafftige Contemplation blei- „bet eintzig und allein bey dem wesen GOttes „stille stehen/ und hat mit denen personen und „eigenschafften nichts zu thun; und ein auff „solche art concipirt er glaubens- actus ist viel „vollkom̃ener und verdienet vielmehr/ als wel- „|cher GOtt nach seinen personen und eigen- „schafften in betrachtung ziehet. „( Wo dieser articul wahrhafftig ist/ „so bekraͤfftiget er die muthmassung von der „ Deister ey.) „7. Jn der Contemplation wird die seele un- „mittelbarer weise mit GOtt vereiniget/ und „dahero werden keine einbildungen/ lde en „oder einigerley arten gemuͤths-bilder erfor- „dert. „8. Alle die Contemplativi stehen in dem „ actu contemplationis so ein grosses leiden „aus/ daß sie auch die erdultungen der heiligen „Maͤrtyrer selbst uͤbertreffen. „(Dieser articul ist gleicher gestalt „falsch repræsentir et worden. Denn die „ Quietist en stehen allein in den gedan- „cken/ daß die seelen vielmehr streit und „kampff in dem statu contemplationis aus- „zustehen haben/ davon die buͤcher der „ Mysticorum voll seyn; und dieses wird „von ihnen die grosse traurigkeit und be- „kuͤmmerniß genannt.) „9. Wenn das opffer der Messe/ oder die fe- „ste der Heiligen/ gehalten werden/ so ist viel „besser/ einen glaubens- actum oder die con- „templation fuͤrzunehmen/ als auff das geheim- „niß dieses Meß-opffers achtung zu geben/ „oder das leben der Heiligen in betrachtung zu „ziehen. „(Die Quietist en verstehen hierdurch „nichts anders/ als daß wenn ein „mensch in einem aͤusser lichen devotion s- „ actu zu der contemplation ist angefuͤhret „worden/ so soll er sein gemuͤth nicht „mehr in der aͤusserlichen devotion auff- „halten.) „10. Die lesung der geistlichen buͤcher/ der „Predigten/ der muͤndlichen gebete/ die anruf- „fungen der Heiligen und andere dergleichen „sachen/ verhindern nur die contemplation oder „das gebet der ruhe/ welches nicht vonnoͤthen „hat/ daß demselbigen einige præparation „vorangeschicket werde. „(Die Quieti sten meinem nur/ daß ei- „ne general-methode nicht gnug sey/ die „leute zu der contemplation anzufuͤhren/ „sondern daß es einer wirckung einer „gantz absondeꝛlichen gnade zugeschꝛie- „ben werden muͤsse.) „11. Das Sacrament der busse/ so fuͤr der „Communion hergehet/ ist nicht fuͤr die gemuͤ- „ther/ so der contemplation zugethan sind/ son- „dern nur fuͤr diejenigen/ so sich nur in einem „aͤusserlichen zustand und der meditation befin- „den. „12. Die meditation siehet GOtt nicht „mit den glaubens-augen/ sondern nur allein „mit dem natuͤrlichen licht/ im geist und in der „wahrheit an: Und daher kan sie bey GOtt „nicht verdienstlich seyn. (Die Quietist en verwerffen allein ei-„ Jahr MDC. biß MDCC. ne trockne und geringschaͤtzige medita-“ tion. )„ 13. Nicht allein die innerlichen gemuͤths-“ bilder/ sondern auch dieselbigen/ so von aus-“ sen pflegen auffgestellet und von den glaubigen“ angebetet zu werden/ als da sind die bildnisse“ CHristi und seiner Heiligen/ sind denen con-“ templation s-ergebenen schaͤdlich/ derowegen“ sollen sie vor denselbigen fliehen/ und sie aus“ dem wege raͤumen/ damit sie deꝛ contemplation “ kein verhinderniß geben moͤgen.„ 14. Welcher sich einmal zu der contem-“ plation gewendet hat/ soll sich niemals wieder“ zuruͤck zu der meditation begeben/ denn das“ wuͤrde nichts anders seyn/ als von einem bes-“ sern ding auff ein schlimmers fallen.„ (Die Quietist en meinen allhier nur“ diejenigen/ die sich wieder zu einer“ schlechten und geringen meditation wen-“ den.)„ 15. Wenn zu der zeit/ da man in der con“ templation begriffen ist/ jemand schaͤndliche“ und unreine gedancken einkaͤmen/ so soll einer“ nicht eben muͤhe anwenden/ dieselbigen zu ver-“ treiben/ noch seine zuflucht zu einigen guten“ gedancken nehmen; sondern sich vergnuͤ-“ gen/ daß einer von denselbigen molestir et und“ belaͤstiget werde.„ (Dieses muß auff keine andere weise“ verstanden werden/ als nach denenre-“ geln aller mysticorum, daß wenn boͤse“ gedancken in den sinn kommen/ das al-“ ler beste mittel sey dieselbigen zu uͤber-“ winden/ sie vielmehr nicht zu achten/“ als sich viel mit ihnen herum zu schla-“ gen.)„ 16. Es ist kein innerlicher actus oder affe-“ ctus, ob er gleich vermoͤge des glaubens for-“ mir et wird/ rein und angenehm fuͤr GOtt/ all-“ dieweil er aus der eigenen liebe entstehet/ zum“ wenigsten ohn unsern fleiß und muͤhwaltung“ von dem H. Geist nicht eingegossen wird; De-“ rohalben so muͤssen diejenigen/ so in der con-“ templation, oder in dem gebet ihrer innerli-“ chen andacht stehen/ in dieser ruhe unverruͤckt“ verbleiben/ und den einfluß des H. Geistes er-“ warten.„ 17. Welche in dem actu der contemplati-“ on, oder in dem gebet der ruhe stehen/ sie moͤ-“ gen religiose oder noch bey ihren eltern seyn/“ oder unter eines andern botmaͤßigkeit leben/“ dieselbigensollen zu der zeit ihren ordens-regeln“ oder dem befehl ihrer obern nicht gehorchen/“ damit die contemplation in ihnen nicht ver-“ stoͤret werde.„ (Die Quietist en leugnen dieses als ei-“ ne wider sie erfundene verleumdung.)„ 18. Die contemplativi sollen die begierde“ zu allen sachen fahren lassen: Sie sollen alle“ von GOtt verliehene gaben und geschencke ver-“ werffen/ sich aller inclination, ja auch zu“ der tugend selbst/ berauben; Und damit sie“ sich desto besser aller sachen entaͤussern/ und in“ und fuͤr ihnen selbst lebenkoͤnnen/ so koͤnnen sie“ auch wol dasselbige thun/ was wider die mo-“ destie und erbarkeit streitet/ wenn es nur nicht“ aus druͤcklich in denen 10. geboten untersaget“ ist.„ A. K. H. Dritter Theil. Z (Alle Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. „( Alle Mystici, und insonderheit Herꝛ „ Philippus Nerius, haben oͤffters recht laͤ- „cherliche sachen vorgenommem/ wel- „ches sie doch fuͤr eine grosse demuth „und mortification gehalten haben. ) „19. Die contemplativi sind gewaltsamen „bewegungen unterworffen/ wodurch sie ihren „freyen willen einbuͤssen/ und verlieren muͤssen; „dergestalt/ daß ob sie wol von aussen in die „groͤste suͤnde fallen/ sie doch innerlich keine „suͤnde begehen/ daher haben sie auch nicht von- „noͤthen wegen ihrer begangenen thaten die „beichte abzulegen. Dieses wird mit dem exem- „pel des Hiobs bekraͤfftiget/ welcher/ ungeach- „tet er den naͤchsten schaͤndlich beleidiget/ und „auff daslaͤsterlichste wider GOtt geredet/ kei- „nes weges gesuͤndiget hat/ weil er zu solchem „allem von des teufels gewaltthaͤtigkeiten ange- „trieben worden. Von diesen gewaltsamen „bewegungen aber zu urtheilen/ kan man sich „der scholasti schen und moral Theologi e nicht „gebrauchen/ sondern es wird hierzu ein uͤberna- „tuͤrlicher geist erfordert/ welcher sich bey den „wenigsten befindet/ und bey denselbigen hat „man nicht das innerliche nach dem aͤusseꝛlichen/ „sondern das aͤusserliche nach dem innerlichen „zu judicir en und zu urtheilen. „( Die Quietist en verwerffen solches „als eine verleumdung/ welche erfunden „worden/ sie unter einem rechtmaͤßigen „vorwand bey der welt verhast zu ma- „chen. ) 15. Andere Scribent en referir en allhier 68. propositiones, welche der Pabst publicir en und dem Molinos zueignen lassen/ von denen frey- licheben dasselbige/ was von den vorigen erin- nert worden/ in acht zu nehmen ist. Es sind aber diese kuͤrtzer als jene abgefasset/ und zwar wiederum also/ daß sie den angegebenen ketzer in vielen stuͤcken gravir en koͤnnen/ jedoch auch nicht so gar corrupt, daß nicht ein geuͤbter Christe uͤberall den wahren grund einsehen sol- te. Und diese lauten von wort zu wort also: 1. „Man muß all seine kraͤffte vernichten und „unterdrucken/ denn das ist das inwendige „leben. 2. „Also bald wircken wollen/ ist so viel als „GOtt/ der alles wircken will/ beleidigen/ man „muß sich aber ihm ergeben/ und denn hernach „wie ein todter leib stehen. 3. „Das wuͤnschen/ um eine sache zu voll- „bringen/ verhindert die vollkommenheit. 4. „Die natuͤrliche wirckung ist wider die „gnade streitig und verhindert die wirckung „GOttes/ und die wahre vollkommenheit; „Denn GOttwill ohne uns in unswircken. 5. „Durch unterlassene wirckung vernichti- „get sich die seele/ und kehret zu ihrem anfang „und ursprung/ welches das Goͤttliche wesen „ist/ woselbst sie veraͤndeꝛt und vergoͤttert wird/ „und GOTT bleibet alsdann in sich selbst/ „weil sie dann nicht mehr zwey vereinigte sa- „chen/ sondern nur eins seyn/ und GOtt in uns „herschet/ und die seele vernichtiget sich durch „wircksamkeit. 6. „Der inwendige weg ist der/ worin man „weder licht noch liebe/ noch uͤbergebung fuͤh- „let/ und man hat nicht noͤthig GOtt zu er- „kennen/ und denn gehet es wohl. 7. Die seele muß weder auff belohnung„ Jahr MDC. biß MDCC. noch straffe/ weder auff himmel noch hoͤlle/“ noch tod noch ewigkeit dencken.„ 8. Man muß nicht begehren zu wissen/ ob“ es der Goͤttliche wille ist/ daß man sich ihm“ uͤbergiebt oder nicht/ auch bedarff man nicht“ seinen eigenen stand noch nichtigkeit kennen/“ sondern sich nur als ein todter halten.„ 9. Die seele muß weder auff sich/ noch auff“ GOtt/ noch auff einige sachen dencken/ und“ in dem in wendigen leben ist alle auffmerckung.„ 10. So man durch eigene gebrechen je-“ mand aͤrgert/ darff man (woferne man den“ willen nicht hat einen andern zu aͤrgern) dar-“ auff keine acht haben; und es ist eine gnade“ GOttes/ wenn man seine eigene gebrechen“ nicht beobachten kan. 11. Man darff auff die zweiffelungen/ so“ auffkommen/ keine achtung haben/ ob sie“ wol oder uͤbel gehandelt werden.„ 12. Es muß derjenige/ so GOtt die macht“ uͤbergeben hat/ nichts/ weder hoͤlle noch him̃el/“ noch auch einige wollkommenheit/ zucht/ hei-“ ligkeit/ noch seligkeit wuͤnschen/ sondern auch“ alle hoffnung dazu wegwerffen.„ 13. Daß man ferner GOtt/ der ohne uns“ nach seinem belieben in uns wircket/ die sorg“ von allen unsern sachen lassen muß.„ 14. Daß man Gott nicht um etwas bitten“ muß/ weil solches unvollkommen/ und ein be-“ gehren ist/ das der Goͤttliche wille sich nach“ dem unsrigen/ und nicht der unsrige nach dem“ Goͤttlichen sich schicken soll/ und daß die worte“ im Evangelio/ bittet/ so werdet ihr nehmen/“ nicht zu der inwendigen seelen/ so keinen wil-“ len haben will/ gesaget werden.„ 15. Daß man/ so man GOtt nicht bittet/“ auch fuͤr nichts zu dancken noͤthig hat/ weil“ er alles nach seinem willen thut.„ 16. Daß man keinen ablaß duͤrffe suchen/“ weil es besser ist/ die Goͤttliche gerechtigkeit“ zu vergnuͤgen/ so aus einer Goͤttlichen liebe“ spriesset/ als zu vermeidung des creutzes gnade“ zu suchen.„ 17. Daß man nach diesem allem die versu-“ chung nicht achten/ sondern derselben nur oh-“ ne bemuͤhung nicht zustimmen/ und der natur“ ihren willen lassen muß.„ 18. So man GOtt nach seinem eigenem“ concept anbetet/ solches nicht nach demgeist“ geschiehet.„ 19. So liebet man GOtt auch nicht/“ wenn man es nach der red-kunst thut.„ 20. Daß/ so GOtt zu der seelen nicht re-“ det/ man worte und gedancken brauchen muß/“ zumal GOtt durch die wirckung der seelen zu“ ihr redet.„ 21. Daß man im gebet zweiffelhafftig glau-“ ben/ ohne aͤusserliche bewegung/ still und mit“ bemerckung der Goͤttlichen eigenschafft seyn“ muß.„ 22. Die erkaͤntniß des glaubens kommt“ nicht durch einer creaturen that/ sondern durch“ eingebung GOttes.„ 23. Die Mystici stellen mit S. Bernhardo vier“ graden/ von lesung/ uͤberdenckung/ gebet/“ und einfliessender beschauung; Man kan aber/“ weil GOtt das vierte in diesem leben nicht zu-“ laͤsset/ nicht ferner als zu dem dritten kommen.„ 24. Alle Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. 24. „Alle unsaubere gedancken gegen GOtt/ „die Heiligen/ den glauben und sacramenta/ „machen/ wenn man ihnen nicht zustimmet/ „weil die seele sich desto mehr an GOtt ergibt/ „den glauben staͤrcker. 25. „Wenn man traͤumet/ betet man/ weil „das gebet eine uͤbergebung ist/ und das gebet „so lange waͤhret als die uͤbergebung. 26. „Das saubernde/ erleuchtende/ und „vereinigende leben/ ist nur ein unnuͤtzes ding/ „und wird nur ein leben/ das inwendige/ ge- „funden. 27. „Der/ so aͤusserliche devotion an heili- „gen orten und tagen thut/ sucht nur sich „selbst/ und nicht GOtt/ und thut uͤbel. 28. „Der sich in geistliche sachen mischet/ „thut wol/ denn er reiniget seine eigene liebe. 29. „Es ist ein gutes zeichen/ wenn die in- „wendige seele durch die redkunst die tugend ver- „achtet. 30. „Alle meinung im geistlichen leben ist „beschmitzt und unrein. 31. „Keine gedancken wuͤrcken die inwendi- „ge tugenden/ so nicht durch die sinnen er- „kannt werden/ man muß die tugend verlieren. 32. „Vor und nach der communion muß „man keine vorbereitung machen/ noch dancksa- „gung abstatten/ so es nicht von GOtt kommt/ „und weil es aus der unabgestorbenen natur „spriesset/ zu nicht machen. „33. Man thut uͤbel/ so man an heiligen „tagen oder an heiligen orten eine devotion „halten will; Denn vor das inwendige leben „sind alle oͤrter und tage gleich gut. „34. GOtt mit worten und der zungen „dancken/ ist so viel/ als solches nicht thun „nach dem inwendigen geist/ welcher GOtt in „seinen wercken nicht verhindern muß/ und be- „finde ich/ daß je mehr er sich uͤbergiebt/ je weni- „ger er das pater noster zu beten noͤthig habe. „35. Sie muͤssen aus eigner wahl keine gu- „te wercke thun/ noch der L. Frauen/ den Heili- „gen/ oder CHristi menschheit/ einige liebe be- „weisen/ weil die/ angesehen es empfindliche ob- „jecta seyn/ auch so sind. „36. Keine creatur noch L. Fraue/ noch Hei- „lige muͤssen in unsern hertzen/ welches GOtt „allein haben will/ sitzen. „37. Jn versuchungen/ wie schwer sie auch „seyn/ muß man keine wercke entgegen stehen- „der tugend thun/ sondern allein bey der uͤberge- „bung bleiben. „38. Das freywilligecreutz/ von ertoͤdtung „seiner selbst ist unnoͤthig/ und muß unterlas- „sen werden. „39. Die heiligste wercke und bußfertigkei- „ten koͤnnen nicht einen flecken der seelen weg- „nehmen. „40. Weil die heilige magd/ so die heilig- „ste unter allen Heiligen gewesen ist/ nie eine ei- „nige aͤusserliche that gethan hat/ so kan man „ohne aͤusserliche wercke wol zur heiligkeit kom- „men. „41. GOtt laͤst zur reinigung der seelen wol „zu/ daß der teuffel durch gewalt den menschen/ „vermittelst seines leibes/ fleischliche und ande- „resuͤndliche thaten/ auch ohne beraubung sei- „nes verstandes begehen machet. „42. Diese gewalt zu fleischlichen wercken kan bißweilen in einer mannes-oder frauens-„ Jahr MDC. biß MDCC. person erweckt/ und so dann von ihnen be-“ gangen werden.„ 43. GOtt hat vor zeiten die Heiligen durch“ die tyrannen gepruͤfet/ und heutiges tages thut“ ers vermittelst der teuffel/ welches/ wenn sie vor-“ erwehnte gewalt verursachet haben/ machen/“ daß die menschen desto mehr sich selbst ver-“ nichtigen/ und sich GOtt uͤbergeben.„ 44. Hiob laͤsterte GOtt/ dennoch sagt“ der text: Er hat nicht gesuͤndiget mit seinem“ munde/ weil es durch des teuffels gewalt ge-“ schahe.„ 45. Paulus litte in seinem leib solche gewalt“ vom teuffel/ daß er schrieb: Das gute/ das“ ich will/ thue ich nicht ꝛc.„ 46. Diese |gewalt ist das kraͤfftigste mittel“ die seele zu vernichtigen und zur wahren veraͤn-“ derung und vereinigung zu bringen/ auch ist“ kein ander pfad/ und dieser weg ist der sicherste“ und leichteste.„ 47. Wenn diese gewalt ankoͤmmt/ muß“ man den satan schaltẽ lassen/ ohne einige kunst“ und krafft zu gebrauchen/ sonder bey seiner“ nichtigkeit bleiben/ und obgleich boͤse thaten“ mit den haͤnden oder noch seltenere dinge ge-“ schehen/ darff man sich deswegen nicht ver-“ unruhigen: sondern alle scrup el/ zweiffel und“ furcht fahren lassen/ zumal die seel mehr er-“ leuchtet gestaͤrcket und verschonet wird/ und“ man die heilige freyheit uͤberkoͤmmt und vor“ allen muß man nicht beichten/ und man thut“ sehr heilig/ so man die |beichte unterlaͤst/ denn“ solcher gestalt uͤberwindet man den teuffel/ und“ samlet einen schatz des friedes.„ 48. Es giebt der teuffel/ wenn er solche ge-“ walt braucht/ ferner zu erkennen/ daß da grosse“ gebrechen in der seelen seyn/ damit man den in-“ wendigen weg nicht gehe: weß wegen das be-“ ste ist/ um ihme die macht zu benehmen/ daß“ man nicht beichtet/ weil es mit nichten suͤnden seyn/ so vergeben werden koͤnnen.„ 49. Hiob besudelte durch gewalt des teuf-“ fels seine haͤnde/ da er unter dessen reine haͤnde“ zu GOtt hatte/ c. XVI. „ 50. David/ Jeremias und viel heilige Pro-“ pheten erlitten durch diese unreine aͤusserliche“ wercke grosse gewalt.„ 51. Jn der H. schrifft befinden sich viel vor-“ bilder der gewalt in ansehung der aͤusserlichen“ suͤndlichen wercke/ als an Simson/ Judith/“ Elisa/ Elia ꝛc.„ 52. Wofern diese unreine gewalt durch ei-“ ne beraubung des gemuͤts kommt/ so kan die“ seele zur selbigen zeit sich mit GOtt vereinigen/“ und vereiniget sich auch jemehr und mehr.„ 53. Um durch untersuchung zu wissen/ ob“ einige that in anderer gewalt ist/ so muß man“ nicht allein die erklaͤrung der seelen gebrauchen/“ daß man nicht darein gewilliget habe/ desglei-“ chen auch ansehen/ daß es seelen seyn/ die das“ inwendige leben befoͤrdern/ sondern auch ein“ thaͤtlicher und hoͤher licht/ als die menschliche“ und theologi sche erkaͤntniß ist/ suchen. Wel-“ ches durch ein innerliches vertrauen gewiß dar-“ thut/ daß eine solche that gewaltig ist/ uñ durch“ diß licht bin ich versichert/ daß es von GOtt“ kom̃e/ weil es mit dem vertrauen/ so von Gott“ nieder kom̃t/ zu sammen gefuͤget ist/ und in mir“ A. K. H. Dritter Theil. Z 2 keinen Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. „keinen schatten des zweiffels zum wiedrigen „nachlaͤsset. 54. „Die geistlichen von dem gewoͤhnlichen „leben werden sich in ihrer todes-stunde betro- „gen/ und mit allem leiden/ um sich in der an- „dern welt zu saͤubern/ versaͤumet finden. 55. „Durch diß inwendige leben kommt man „wol durch vieles leiden zur reinigung und er- „toͤdtung aller passion en/ so daß man fortan „nichts/ nichts/ nichts fuͤhlet/ noch einige unruhe „findet/ als ein todter leichnam/ die seele sich „auch nicht ferner verfuͤhren laͤsset. 56. „Nach vernichtung der eigen-liebe ver- „schwinden die beyden willen der seelen/ und „man veruͤbet auch selbst keine wirckliche suͤnde. 57. „Durch erlangte betrachtung kommt „man in einen stand/ daß man keine toͤdtliche „noch vergebliche ( venialia ) suͤnden thut. 58. „Als denn giebt man auff eigen werck „kein acht mehr/ weil aus der achthabung die „gebrechen entstehen. 59. „Der inwendige weg ist von der beicht/ „beicht-vater/ casu conscientiæ und philoso- „phia abgesondert. 60. „Denen seelen/ so die achthabung vertilgẽ/ „verhindert Gott bißweilen die beicht/ uñ blaͤset „ihnẽ so viel gnade ein/ als sie durchs sacrament „(wozu sie nicht tretten moͤgen) empfangen. 61. „Die seele/ so myst isch getoͤdtet ist/ kan „nichts anders als GOtt begehren/ weil sie kei- „nen willen hat/ und ihr solcher durch GOtt „benommen ist. 62. „Durch das inwendige leben bleibt man „allezeit unbeweglich in einem unmuͤglich un- „ruhigen frieden. 63. „So die sinnen sterben/ und man zu nich- „te koͤmt/ vermoͤge des mysti schen todes/ so „bilden die sinnen die aͤusserlichen sachen nicht „mehr ab/ denn sie koͤnnen den verstand darauff „nicht dencken lassen. „64. Ein Theologus ist unbequemer zur be- „trachtung als ein anderer mensch/ weil sein „glaube so sauber/ und er so niedrig nicht ist/ „und vor sein wolwesen so sehr sorget/ und das „haupt voller gedancken und santasien hat/ wel- „che ihm den weg zum wahren licht versperren. „65. Ein jeder/ auch selbst die Geistlichen/ „muͤssen denen befehlhabern nur aͤusserlich/ Gott „aber inwendig gehorchen. „66. Es ist ungereimt/ daß man die seele nach „dem inwendigen durch Priester will regieren „lassen/ weil weder die H. Schrifft/ concilia, „canones, bullen/ Heiligen/ noch einige Aucto- „res solches sagen: Ecclesia non judicat de oc- „cultis, zu dem mag die seele erwehlen/ wen sie „will/ um zu gehorchen. „67. Deßgleichen auch/ daß man das inwen- „dige fuͤr dem aͤusserlichen gerichte nicht beken- „nen muß. „68. Es ist keine macht in der welt/ welche „aͤusserliche kundschafft von dieser lehre haben „kan: Sondern man muß/ wenn sie etwas „thut solches auch als eine gewalt des satans „achten. 16. Ehe wir aber von diesen dem Molinos beygemessenen puncten noch eines und das andere aus seinen eigenen Schrifften selbst anziehen/ wollen wir nur den Proce ß kuͤrtzlich beschreiben/ der auf diese anklage erfolget. Der Pabst hat zwar mit ihm und seinen freunden viel gelinder hiebey gehandelt/ als dessen fein- Jahr MDC. biß MDCC. de/ die so sehr auf ihn erbittert gewesen// kaum leiden koͤnnen: doch haben diese gleichwol fol- gendes wider ihn effectui rt. Molinos selbst wurde gezwungen/ die obgesetzten Theses oͤf- fentlich zu revoci ren/ welches denn auch Anno 1687. im Septembr. in der Kirche S. Maria so- pra Minerva geschehen/ und zwar auf einem dazu aufgerichteten Theatro bey einem pom- peu sen Aufzug des Roͤmischen Hofs/ wovon dazumal ein grosses Kupfferbild zum zeugnis der Thorheit heraus kam. Er hat zwar bey Des Moli- nos wie- derruff. dem Actu begehret an das Volck etwas zu re- den/ aber zum abermahligen zeichen seiner un- schuld nicht gedurfft. Gestalt er denn auch mit einem sehr freyen und unbeschaͤmten Ge- sichte vor jedermann erschienen/ und als ihn das Volck starr angesehen/ unter andern gesagt: Sie sehen einen Menschen/ welchen man sehr ausgeschryen haͤtte/ der aber busse thaͤte. Unterdessen hatten doch seine feinde etliche von dem Volck angestifftet/ daß sie un- ter verlesung des Process es gewaltig schryen: zum feuer/ zum feuer! Sein ferners urtheil Ewige ge- faͤngniß. war/ daß er zu ewiger gefaͤngnis solte verdam- met seyn/ taͤglich zweymal den Rosen-Crantz/ und einmal das Credo beten/ dreymal in der woche fasten/ viermal des Jahrs beichten/ und so offt/ als es seinem Beicht-Vater beliebte/ communici ren solte. Jn diese seine gefaͤngnis ist er mit grosser zufriedenheit gegangen/ hat es sein Cabinet genennet/ und von dem eiinbeglei- tenden Priester mit diesen worten abschied genommen: Adieu! mein Pater, wir wer- den uns schon am tage des Gerichts wie- der sehen/ und zu der zeit wird es erkant werden/ auf welcher seiten die wahrheit ist/ ob auf eurer oder auf meiner. 17. Viele von seinen freunden sind so wol Tracta- ment der andern Quietist en. zu Rom als an andern orten ebener massen tracti ret worden/ ja wenn einer nur etwas stil- le und einsam gelebet/ hat er alsbald ein Qvie- ti ste heissen muͤssen. Etliche/ die sich nur ein wenig verlauten lassen/ daß dem guten Moli- nos wol unrecht geschehen waͤre/ sind so gleich von Spio nen angeklagt/ und als Ketzer tracti rt worden. Daher D. Burnet in seiner Reise- beschreibung Part. II. pag. 454. erzehlet/ daß gleich zur selben zeit/ da Molinos gefangen ge- setzet/ und einer wegen einer verfaͤnglichen rede auf die galéen geschmiedet/ ein anderer wegen einer Schrifft gehencket worden/ am Pasqvi- no folgende worte zu lesen gewesen: Reden wir/ so muͤssen wir auf die ga- léen: schreiben wir/ so werden wir ge- hencket: sind wir still und ruhig/ so wer- den wir beym heiligẽ Officio verklagt: was Molinos tod. soll man denn thun? Was aber den aus- gang mit dem D. Molinos betrifft/ so hat man bereits im Jahr 1693. zu Rom aus gewissen Staats- maximen ausgesprenget/ als waͤre er im gefaͤngnis gestorben. Es ist aber erst vier Jahr hernach aus Rom mit besserm grunde geschrieben worden/ daß er Anno 1697. gerade am tage der unschuldigen Kindlein in seinem gefaͤngnis verschieden/ und also fast in die ze- hen Jahr lang in demselben/ welches ein klein finster und elend gewoͤlbgen gewesen/ verblie- ben. Da denn in denen oͤffentlichen Gazetten doch dieses beygesetzet war: Was er eigent- lich Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. lich gelehret habe/ will man zwar aus Jahr MDC. biß MDCC. einigen Inquisitional-Acten und ihme zu- geeigneten Schrifften urtheilen/ allein es finden sich noch unterschiedliche/ welche solche vor verdaͤchtig halten: weil die so genante heilige Inquisition alle seine sachen und schrifften mit hoͤchstem fleiß unterdrucket/ und man also nicht weiß/ was seine eigentliche Meinung gewesen. 18. Daß dieses allerdings unlaͤugbar sey/ ist so wol aus bißhero erwehnten umstaͤnden/ als sonderlich aus zusammenhaltung seines eigenen Buches mit denen Inquisition s-Arti- Ursachen solcher procedu- ren. ckeln mit haͤnden zu greiffen. Man findet durchgehends/ daß er die Clerisey am meisten damit erzuͤrnet habe/ weil er die Leute von den aͤusserlichen Ceremoni en und schatten auf das innerliche wahre wesen und werck des Geistes Das inter- esse der Clerisey. gefuͤhret. Und dieses kraͤnckte die jenigen/ wel- che ihre ehre und vortheile aus solchen Mar- qvetentereyen suchen/ desto mehr/ weil sich schon so viel fruͤchte von diesen Principiis eraͤugeten. Wie unter andern von des Grafen Vespasia- ni Gemahlin erzehlet wird/ daß sie/ als ihr Herr des Qvietismi wegen arresti ret worden/ oͤffentlich gedrohet/ sie wolte hinfort vor niemand/ als vor GOTT allein beich- Wegen verlassung der men- schensa- tzungen. ten. Jngleichen daß man bey der Inquisition fast alle Nonnen-kloͤster mit dieser meinung angestecket befunden/ in dem die Nonnen an statt ihrer Pater noster und anderer dinge sich auf ausuͤbung des innerlichen Gebets und Um- gangs mit GOTT geleget. Er selbst Mo- linos hatte vom anfang her aus dem aͤusser- lichen Kirchen-dienste und Ceremoni en wenig wesens gemacht/ viel weniger andern groß re- commendi rt/ durch welches sein exempel er ihrer noch vielmehr von eben solchen dingen abge- zogen gehabt. Was er aber von dem taͤgli- chen Gebrauch des Abendmahls in obenge- dachtem Tractat geschrieben/ darinnen er zu- gleich die nothwendigkeit eines geistlichen fuͤh- rers gezeiget/ auch zugleich des beruͤhmten Ar- noldi buch von der oͤfftern Communion in et- lichen stuͤcken widerleget; meinen etliche/ er ha- be solches gethan denen haͤuffigen laͤsterungen der Jesuiten wider ihn abzuhelffen. Dem aber sey/ wie ihm wolle/ so hat es ihm doch nichts geholffen. 19. Der hauptgrund aber und gantze inhalt seines vortrags war gedachter massen die myst i- sche theolog ie wiewol nicht allezeit nach den ge- meinen principiis, wie sie im̃er im hoͤchsten grad kan getrieben werden/ und zwarnach der selben vornehmsten principio von der inwendigen lehre und fuͤhrung derer seelen von einem grad der erleuchtung und heiligung zum andern. Da- mit aber dieses mannes sinn unverfaͤlscht/ und wie er an sich selbst wahrhafftig gewesen/ er- kant werden moͤge/ wil ich ausseiner manudu- ctione spirituali die vornemsten puncte von wort zu wort uͤbersetzen und auszeichnen/ zu- mal seine anklaͤger in dem vortrag seiner lehre fast durchgehends lauter offenbare falsa began- gen/ und ihm einen seltsamen verstand ange- dichtet haben. Erstlich ist aus seiner vorrede p. 2. u. f. zu mercken/ daßer gleichsam zuvor gesehen/ wie die unerleuchteten und fleischlichen leute (es moͤgen nun Theologi oder andere heis- sen) diese seine schrifft nicht verstehen wuͤrden. Denn er schreibet hievon also: Der seelische„ Jahr MDC. biß MDCC. oder natuͤrliche mensch wird diese dinge alle“ hoͤren und lesen/ aber er wird es nicht begreiffen“ koͤnnen/ wie Paulus sagt 1. Cor. II. 14. ver-“ dammestu nun dieselben/ so verdammestu dich“ selbst zu der anzahl derer weisen/ denen GOtt“ diese weißheit nicht so wol mittheilet als mit“ einfaͤltigen und demuͤtigen/ obwol diese nach“ dem urtheil der leute die allerunwissensten zu“ seyn scheinen. Die geheime weißheit bestehet“ nicht im verstand/ sondern in der erfahrung/“ nicht in invention en/ sondern in bewaͤhrung/“ nicht im lesen/ sondern im annehmen oder fas-“ sen/ und deßwegen ist sie am sichersten und“ kraͤftigsten/ auch am dienlichsten und frucht-“ barsten. Sie koͤm̃t nicht durch die ohren in“ die seele/ noch durch staͤtiges buͤcher-lesen/ son-“ dern durch die guͤtige eingiessung des Geistes“ GOttes/ dessen gnade den einfaͤltigen und“ niedrigen in der allersuͤssesten und innigsten“ vertrauligkeit mitgetheilet. Es giebt gelehr-“ te/ die dergleichen niemals gelesen/ und geist-“ liche/ die es niemals geschmecket: daher ver-“ dammen sie es beyde/ jene aus unwissenheit“ diese aus mangel der erfahrung. Es ist auch“ gewiß/ daß der von diesen verborgenen geheim-“ nissen nicht urtheilen koͤnne/ welcher diese suͤs-“ sigkeit nicht erfahren hat/ ꝛc. Eben daselbst p. 9. bekennet er auch: Er ha- be sich in diesem buch dessen gebraucht/ was GOtt aus seiner unendlichen barmhertzigkeit ihm eingegeben/ und gezeiget/ nicht aber so woldessen/ was er aus speculation und lesung der buͤcher gehabt. Jndem eingange setzet er folgende vier erin- nerungen. Die erste ist: Man gehet auff zweyerley art zu GOtt. I. durch eine gewisse andacht/ meditation und discurs, hernach durch ei- nen lautern glauben und beschauung. ( contemplation ) 1. Die erste art ist bey den anfaͤngern/ und“ ist sinnlich und materiali sch: Die andere ist“ bey denen erwachsenen/ als die da reiner/ entbloͤ-“ ster und innerlicher ist.„ 2. Wenn die seele nur eine fertigkeit von den“ geheimnissen zu reden erlanget hat/ dabey sie“ sich der einbildungs-krafft/ und derer leibli-“ chen bilder gebraucht hat/ daß sie von einer cre-“ atur zur andern/ von einer erkaͤntniß zur andern“ und von diesen zum Schoͤpffer gebracht wor-“ den; so pfleget GOtt dieselbe gleichsam bey“ der hand zu fassen (wo er sienicht gleich im an-“ fang ohne gewisse schluͤsse durch den weg des“ lautern glaubens beruffen und eingefuͤhret“ hat) und machet/ daß die seele alle betrachtun-“ gen und discurse fahrenlaͤsset/ ziehet sie hervor/“ und ziehet sie aus dem sinnlichen und materia-“ li schen stand heraus/ und wircket in ihr/ daß“ sie unter dem einfaͤltigen und dunckeln erkaͤnt-“ nis des glaubens mit den fluͤgeln der liebe sich,“ zu ihrem braͤutigam schwinget/ auch nicht“ mehr noͤthig hat/ daß sie ihn nach uͤberredun-“ gen und unterricht des verstandes lieb habe/“ weil sonst ihre liebe gar sparsam seyn wuͤrde/“ und gutentheils von den creaturen dependir en/“ und nur tropffenweise/ langsam und zu gewis-“ sen zeiten/ gleichsam trieffen wuͤrde.„ Z 3 3. Je Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. 3. „Je weniger sie nun an creaturen hangen „wird/ und auff GOtt allein und seine geheime „unterrichtungen/ vermittelst eines reinen glau- „bens/ sich steuren/ je bestaͤndiger und staͤrcker „wird die liebeseyn. Nachdem nun die seele die „erkaͤntnis erlanget/ welche ihr alle betrachtun- „gen/ und leibliche von creaturen genommene „bilder geben koͤnnen/ und sie nunmehro der „HErꝛ aus diesem stande ausfuͤhret/ der ver- „nunfft-schluͤsse beraubet/ und gleichsam in „Goͤttlicher finsterniß laͤsset/ damit sie auff den „rechten weg und durch einen lautern glauben „fortgehe: so soll sie sich seiner fuͤhrung uͤbeꝛlassen/ „und nicht mehr so sparsam und geringe lieben/ „als die leibliche bilder sie lehren/ sondern da- „vor halten/ daß doch alles nichts sey/ was ihr „die gantze welt und die allerzartesten begriffe/ „in dem allerweisesten verstand beybringen koͤn- „nen; Jngleichem daß die schoͤnheit ihres ge- „liebten jenes an weißheit unendlich uͤbertreffe/ „und daß alle creaturen viel zu grob seyn/ als daß „sie von ihnen koͤnne unterrichtet/ und zur wah- „ren erkaͤntnisihres GOttes gebracht werden. „4. Darum muß sie mit ihrer liebe allem ih- „rem verstand zuvorkommen/ und ihn verlassen. „Sie muß GOtt lieben/ wie er in sich selbst ist/ „nicht wie ihn die einbildung lehret und bildet. „Und wenn sie ihn nicht kan erkennen/ wie er in „sich ist/ so soll sie ihn doch lieben/ ob sie ihn „wol nicht erkennet unter demtunckeln vorhang „des glaubens. Wie etwan ein sohn/ der sei- „nen vater niemals gesehen/ doch denen andern „voͤlligen glauben giebt/ durch welche er zu sei- „ner erkaͤntniß koͤmmt/ und ihn so liebet/ als „haͤtte er ihn einmal gesehen. 5. „Die seele/ welcher der discurs oder die „schluͤsse des verstandes genommen worden/ soll „nicht weiter darnach verlangen/ oder mit ge- „walt eine klaͤrere und sonderbarere erkaͤntniß „suchen/ sondern wenn sie alles trostes berau- „bet/ und der sinnlichen erkaͤntnisse in der ar- „muth des geistes auch alles dessen entnommen „ist/ was ihr natuͤrlicher appetit verlanget: „So soll sie ruhig/ fest und bestaͤndig seyn/ daß „sie den HErꝛn wuͤrcken lasse/ ob sie sich gleich „alleine duͤrre und verfinstert sicht. Denn ob „ihr dieses gleich als ein still-stehen vorkommen „moͤchte/ so ruhet doch nur die sinnliche und „ materiali sche activit aͤt/ nicht aber GOtt/ der „in ihr erst die wahre erkaͤntniß wuͤrcket. 6. „Endlich je hoͤher der geist auffsteiget/ je „mehr wird er vom sinnlichen abgezogen. Es „sind viel seelen/ die zu dieser pforte kommen „sind/ und noch kommen/ aber wenig sind de- „rer/ welche eingegangen sind und noch einge- „hen/ weil sie keinen erfahrnen anfuͤhrer haben/ „oder weil die so ihn gehabt oder noch haben/ „sich nicht in wahrhafftiger und gaͤntzlicher un- „terwerffung uͤberlassen. 7. „Man wird zwar sagen/ daß der wille „nicht lieben/ sondern muͤßig seyn werde/ wenn „der verstand nicht deutlich und klar etwas be- „greiffe: Jndem es ein gewisser satz ist/ daß/ „was man nicht erkennet/ auch nicht geliebet „werden koͤnne. Darauff wird geantwortet/ „daß ob wol der verstand die bilder und betrach- „tungen nicht unterschiedlich durch einen dis- „curs oder innerlichen schluß erkennet/ er doch „durch einen dunckeln allgemeinen und uͤber haubt gefasten glauben es verstehe und erken-„ Jahr MDC. biß MDCC. ne. Ob nun wol diese erkaͤntniß sehr tunckel/“ undeutlich und allgemein ist/ so ist sie doch klaͤ-“ rer und vollkommener als alle sinnliche und“ sonderbare wissenschafft/ die man sich in die-“ sem leben machen kan/ weil alle leibliche und“ sinnliche bilder von GOtt unendlich unter-“ schieden sind.„ 8. Der H. Dionysius spricht ( Theol.“ Mystic. c. I. §. 2.) Wir erkennen GOtt voll-“ kommener/ wenn wir wissen/ was er nicht ist/“ als was er ist. Wir erkennen ihn tieffer/ daß“ er unbegreifflich/ und uͤber allen unsern ver-“ stand sey/ als wenn wir ihn unter einem bild/“ und einer erschaffenen schoͤnheit begreiffen/“ nach unserm groben verstand. Darum wird“ aus jener duncklen und undeutlichen art eine“ groͤssere hochhaltung und liebe entstehen als“ aus andern sinnlichen und unterschiedenen:“ Weil jene art GOtt mehr eigen und von crea-“ turen entzogen ist/ diese aber desto weniger von“ GOtt hat/ jemehr sie von creaturen depen-“ di rt.„ Die andere erinnerung. Was die meditation oder betrachtung und contemplation oder beschauligkeit/ und wie eine von der andern unterschie- den sey. 9. Der H. Damascenus (L. III. de ortho- dox. fid. cap. 24) und andere Heiligen sagen/ daß das gebet sey ein auffsteigen oder er- heben des gemuͤths zu GOtt. GOtt ist hoͤher als alle creaturen/ und die seele kan ihn nicht sehen/ oder mit ihm handeln/ wenn sie nicht uͤber dieselben alle erhoben wird. Dieser freundliche umgang der seelen mit GOtt/ das ist/ das gebet/ wird eingetheilt in die betrachtung und in die beschauligkeit. 10. Wenn der verstand die geheimnisse un- seres heiligen glaubens genau betrachtet/ da- mit er ihre wahrheit erkenne/ indem er von des- sen sonderbaren hauptstuͤcken in sich selbst dis- curri rt/ uñ die umstaͤnde betrachtet/ die affect en in dem willen zu erwecken/ so wird eseigentlich eine betrachtung oder meditation genennet. 11. Wenn die seele nun die wahrheiter-“ kennet (entweder durch eine in der uͤberlegung“ erlangte fertigkeit/ oder weil ihr der Herꝛein“ sonderbares licht verliehen hat) und sie also“ die augen des gemuͤths auff diese wahrheit“ richtet/ dieselbe auch in der stille und ruhe an-“ schauet/ also daß ihr nicht mehr betrachtungen“ oder schluͤsse oder andere beweißthuͤmer noͤ-“ thig seyn/ da durch sie uͤberzeuget wuͤrde/ son-“ dern der wille die wahrheit liebet/ sich daruͤ-“ ber freuet und wundert: So heisset dieses ei-“ gentlich das gebet des glaubens/ das gebet“ der ruhe/ die innerliche sammlung ( recolle-“ ctio ) oder die erlangte beschauligkeit.„ 12. Diese nennet der H. Thomas (2. 2.“ Quæst. 180 Artic. 3. und 4.) mit allen an-“ dern mysti schen Lehrern eine lautere/ suͤsse“ und ruhige anschauung der ewigen“ wahrheit ohne discurs und reflexion. “ Wenn man sich aber freuet oder die wirckun-“ gen GOttes in oder unter den creaturen auch“ in der menschheit CHristi anschauet/ als wel-“ che die allervollkommenste ist/ so ist diese be-“ schauligkeit nicht vollkommen/ wie Thomas-“ sagt/ weil jenes alles nur mittel sind GOtt“ zu er- Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. „zu erkennen/ wie er in sich selbst ist. Und obgleich „die menschheit CHristi das allervollkommen- „ste und heiligste mittel zu GOtt zu gehen/ „und das hoͤchste mittel unserer seligkeit/ ja der „canal ist/ durch welchen wir alles gehoffte gute „empfangen: so ist doch die menschheit nicht „das allerhoͤchste guth/ als welches in dem an- „schauen GOTTES bestehet/ sondern wie „JESUS CHRISTUS mehr durch „die GOttheit/ als durch die menschheit „bestehet/ also beschauet derjenige JEsum Chri- „stum allezeit und dencket von ihm/ welcher von „GOtt dencket/ und auff ihn allezeit sichet/ „weil die GOttheit mit der menschheit allezeit „vereiniget ist/ insonderheit aber ein schauen- „der/ in welchem ein reinerer/ lauterer und ge- „uͤbterer glaube ist. 13. „So bald der endzweck erlanget wird/ hoͤ- „ren die mittel auff/ gleichwie die schiffart auff- „hoͤret/ wenn man in den hafen koͤmmt. Wenn „die seele von betrachtungen muͤde ist/ und zur „ruhe/ friede und stille der beschauligkeit koͤm- „met/ alsdenn muß sie die schluͤsse fahren lassen/ „und sich zur ruhe begeben mit der liebreichsten „auffmercksamkeit uñ einfaͤltigsten anschauung „GOttes/ da sie ihn siehet und liebet/ und alle „einbildungen/ die ihr vorgestellet werden/ suͤßi- „glich wegwirfft; hingegen ihr gemuͤth in dieser „Goͤttlichen gegenwart beruhiget/ das ge- „daͤchtniß zusammen samlet/ und gantz in „GOtt eingiebt/ nur vergnuͤgt ist mit der all- „gemeinen und undeutlichen erkaͤntniß/ wel- „ches sie von GOtt vermittelst des glaubens „erlanget hat/ also daß sie ihren gantzen wil- „len auff dessen liebe wendet/ daꝛinnen alle frucht „gegruͤndet ist. 14. Es spricht der heilige Dionysius (theol. myst. c. 1. §. 1.) Du aber/ lieber Timothee, solst in den geheimen betrachtungen durch genaue uͤbung so wol die siñen als die wirckungen des verstandes/ uñ alles sinnliche und verstaͤndliche verlassen/ auch alles das was da ist/ und was nicht ist/ damit du ohne beweißliche uͤberzeu- gung zur vereinigung mit dem kom̃est/ der uͤber alles wesen und wissen ist/ so vielnemlich vergoͤnnet ist. 15. „So ists nun nuͤtzlich/ alles creatuͤrliche/ „sinnliche/ verstaͤndliche und begierliche zu ver- „lassen/ ja endlich alles dasjenige/ was da ist/ „und was nicht ist/ damit man sich in den lieb- „reichen schoß GOttes werffe. Denn er wird „uns wieder geben/ was wir verlassen haben/ „und uns die munterkeit und krafft vermehren/ „ihn bruͤnstiger zu lieben/ und seine liebe wird „uns in solchem heiligen und seligen stillschwei- „gen erhalten/ welches mehr vermag/ als alles „andere/ wenn mans auch zusammen nimt. 16. Der heilige Thomas spricht: Das ist das geringste/ was der mensch von Gott in diesem leben erkennen kan/ aber das ist viel/ was der wille kan von der liebe haben. 17. „Wenn die seele zu diesem stande „kommt/ so soll sie sich gantz in sich selbst ziehen/ „in ihr reines und tieffes centrum (da das bild „GOttes und ein liebreiches auffmercken/ still- „schweigen uud vergessen aller dinge/ wie auch „die uͤbergebung des willens mit einer vollkom- menen gelassenheit ist.) Und soll auffmer-„ Jahr MDC. biß MDCC. cken/ und mit niemand als GOtt alleine re-“ den/ und zwar also/ als wenn ausser sie beyde“ niemand mehr in der welt waͤre.„ 18. Die Heiligen sagen sehr genau/ daß“ die betrachtung mit arbeit und frucht wircke/“ die beschauung aber ohne arbeit mit ruhe/ stil-“ le/ frieden/ erquickung/ und viel groͤsserer“ frucht. Die betrachtung saͤet/ die beschau-“ ung erndtet. Jene suchet/ diese findet. Jene“ kauet die speise/ diese schmecket sie/ und er-“ naͤhrt sich dadurch.„ 19. Dieses alles hat der mysti sche Bern-“ hardus gesagt uͤber die worte des Heilandes: Suchet/ so werdet ihr finden. Das le- sen traͤgt diespeise vor/ das betrachten bricht sie/ das gebet gewinnt ihr einen geschmack ab/ die beschauligkeit aber ist die suͤßigkeit selber/ die da erfreuet/ und erquicket. Worinne denn bezeuget wird/ was die betꝛachtung und beschauligkeit/ und wie sie unterschieden seyn. Die dritte erinnerung. Von dein unterscheid/ zwischen der er- langten oder activ en/ und zwischen der eingegossenen oder passiv en beschaulig- keit/ und von denen zeichen/ daraus man erkennen kan/ wenn es GOttes wille sey/ daß die seele von der betrachtung zur beschauligkeit sich begebe. 20. Es sind noch zwey arten der beschau-“ ung/ die eine ist unvollkommen/ durch fleisch er-“ langet/ und activ, die andere eingegossen und“ passiv oder leidend. Die active (davon“ bißher gehandelt worden) ist diejenige/ die“ wir durch unsern fleiß erlangen koͤnnen/ jedoch“ mit huͤlffe der gnade GOttes/ indem wir un-“ sere kraͤffte und sinnen zu sammen sam̃len/ und“ uns zu allem dem/ was GOtt haben will/ be-“ reiten. Also sagen Rojas und Arnaja. 21. Diese active beschaulichkeit lobet der“ H. Bernhardus uͤber die worte Ps. 84. Jch“ will hoͤren was der HErꝛ in mir redet. Maria“ hat das beste theil erwehlet/ ob gleich der Mar-“ then ihr demuͤthiger wandel vor GOtt nicht“ weniger galt: gleichwol wird Maria uͤber ihrer“ wahl gelobet/ weil jenes (das beste theil) an“ unserer seiten allerdings muß erwehlet werden/“ dieses aber wenn es aufferlegt wird/ nur ge-“ dultig zu ertragen.„ 22. Desgleichen lehret Thomas diese er- langte beschaulichkeit also: Je naͤher der mensch seine oder eines andern seele mit GOtt vereiniget/ je angenehmer ist GOtt solches opffer. Dahero ist es GOtt gefaͤlliger/ wenn einer seine und der andern seele zur beschauung gewoͤh- net/ als zu vielem thun. 23. Daß aber der heilige mann hier von“ der eingegebenen beschaulichkeit rede/ kan man“ nicht sagen/ weil es in des menschen krafft“ nicht stehet/ sich auff dieselbe zu legen/ son-“ dern nur auff die/ so man selber erlanget.„ 24. Will man gleich sagen/ daß wir uns“ selbsten durch GOttes huͤlffe in die wirckliche“ beschauung gleichsam einfuͤhren koͤnnen; so“ soll dennoch niemand aus eigenem trieb es ver-“ suchen/ daß er von dem stand der betrachtung“ zu diesem ohne rath eines erfahrnen anfuͤhrers“ gehe/ Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. „gehe/ der da genau erkennen muß/ ob die seele „von GOtt zu diesem inwendigen weg beruffen „sey/ oder wenn sie keinen hat/ so soll sie es selb- „sten wissen/ und zwar aus folgenden zeichen. „25. Das erste und vornemste ist/ wenn sie „nicht meditir en oder betrachten kan/ oder da „sie betrachtet/ es dennoch mit grosser unruhe „und arbeit geschiehet/ wenn es zwar nur nicht „aus natuͤrlicher ungeschickligkeit/ oder me- „lancholey/ oder aus einer duͤrre der seelen/ weil „sie sich nicht recht bereitet gehabt/ entstehet. 26. Daß es aber kein solcher mangel/ son- dern ein wahrhafftiger beruff sey/ kan man als- denn daraus schliessen/ wenn wol tage und monathe hingehen/ daß man im gebet keinen gewissen schluß fassen kan. Die heilige mutter Theresia spricht: Der HErꝛ fuͤhret die see- le zur beschauligkeit/ und das gemuͤth bleibet gar ungeschickt/ das heilige lei- den CHristi zu betrachten: Weil betrach- ten nichts anders ist als GOtt suchen/ und wenn die seele ihn einmal gefunden/ und nun gewoh- net ist/ ihn durch den willen zu suchen/ so mag sie sich durch den verstand nicht mehr abmatten. „27. Das andere zeichen ist/ wenn sie zwar „keine empfindliche andacht hat/ und dennoch „die einsamkeit suchet und den umgang meidet. „Das dritte/ wenn ihr das lesen geistlicher buͤcher „verdrießlich ist/ da sie nicht von dieser inwendi- „gen suͤßigkeit reden/ die in ihrem hertzen ist/ ob „sie selbige gleich noch nicht erkennet. Das „vierte/ wenn sie einen festen vorsatz hat imge- „bet zu verharren/ ob sie gleich fuͤhlet/ daß sie „keinen discurs oder gewisse schluß-rede mehr „machen kan. Das fuͤnffte/ wenn sie eine son- „derbare erkaͤntniß ihrer selbst hat/ und sich ih- „rer selbsten hefftig schaͤmet/ also daß sie vor der „suͤnde einen abscheu hat/ und GOtt hoͤher „haͤlt. „28. Die andre art der beschaulichkeit ist „vollkommen und eingegossen/ in welcher/ wie „die H. Theresia spricht/ GOtt zu dem men- „schen redet/ da er dessen verstand hemmet/ die „gedancken unterbricht/ und das wort aus sei- „nem munde hervorbringt/ also daß der mensch/ „wenn er gleich wolte/ dennoch wenig oder „nicht reden kan. Da verstehet er alles ohne „geraͤusch der worte/ der Goͤttliche lehrmeister „unterweiset ihn/ und hemmet seine kraͤffte/ „weil sie alsdenn mehr schaden als nutzen wuͤrden/ wenn sie wuͤrcketen. Sie freu- en sich und wissen doch nicht/ wie sie sich freuen. Die seele brennet vor liebe/ und weiß nicht/ wie sie brenne. Sie weiß wol/ daß sie den geneust/ den sie liebet/ und weiß doch nicht/ wie: Das weiß sie wol/ daß es keinsolcher genuß sey/ dahin der verstand reiche. Der wille fasset ihn und weiß nicht/ wie: sondern weil er nichts fassen kan/ so siehet er/ daß es ein solches gut sey/ welches wir mit aller unserer arbeit doch nicht verdienen koͤn- nen. Es ist die gabe des HErrn him- mels und der erden/ der es endlich giebet/ wie es ist/ auch wem und wie er will. Darinne bestehet seine majestaͤt/ die da alles thut/ und sein werck gehet uͤber un- sere natur. Dieses sind worte der H. mutter in dem weg der vollkommenheit cap. XXV. Daher zu schliessen ist/ daß dieses die eingege- Jahr MDC. biß MDCC. bene beschaulichkeit sey/ welche der HErꝛ aus gnaden giebet/ wem er will. Die vierte erinnerung. Der inhalt dieses buchsgehet auff die ausrottung der wiederspenstigkeit un- sers eigenen willens/ damit man den innerlichen frieden erlange. 29. Der weg zum innerlichen frieden ist sich nach demjenigen richten/ was der Goͤttliche wille verordnet. Hugo Cardinalis spricht: Wir sollen unsern willen in allem dem willen GOttes unterwerffen/ denn dieses ist der friede unsers willens/ daß er in allen dem Goͤttlichen gleichfoͤrmig sey. Wer da verlanget/ daß ihm alles nach wunsch und eigenem gefallen gehe/ der ist noch nicht zur erkaͤntniß dieses wegs gekommen/ und weiß den weg die- ses friedens nicht. Ps. XIII. Dahero fuͤh- ret er ein bitteres und ungeschmacktes leben/ ist immer unruhig und veraͤnder- lich/ und koͤmmt niemals auff den weg des friedens/ als welcher kein anderer ist/ als daß wir uns dem Goͤttlichen wil- len in allem gaͤntzlich uͤberlassen. 30. Diese gleichfoͤrmigkeit ist dasjenige“ sanffte joch/ welches uns in das land des frie-“ dens und in die innerliche lauterkeit fuͤhret;“ Da werden wir die widerspenstigkeit unsers“ willens erkennen/ wie sie die vornehmste ursa-“ cheunserer unruhe ist/ weil wir uns dem aller-“ suͤssesten joch des Goͤttlichen willens nicht un-“ terwerffen/ und dahero solche verwirrungen“ und aͤngsten ausstehen. O ihr seelen! Unter-“ wuͤrffen wir unsern willen dem Goͤttlichen“ und allen dessen satzungen/ was vor eine beruͤh-“ rung wuͤrden wir erfahren/ welch einen liebli-“ chen frieden/ welche innerliche lauterkeit/ was“ vor hohe seligkeit/ und welch ein pfand und“ handschrifft der kuͤnfftigen herꝛlichkeit! Biß hieher gehen die allgemeinen erinne- rungen/ welche des Autoris absehen und vor- haben ziemlich an tag legen. Die gantze Schrifft selber allhier einzuruͤcken/ moͤchte all- zuweitlaͤuffig und uͤberfluͤßig scheinen/ zumahl selbige noch letzlich in Hochteutsch von mir heraus gekommen unter dem titul: Geistli- cher Wegweiser/ zusamt des Autoris Le- benslauff und einem sendschreiben von dessel- ben inwendigem zustand. Soll also hier nur noch die summa derer Capitel angehencket werden/ wie sie nach einander folgen. Des Geistlichen Wegweisers/ den innerlichen frieden zu erlan- gen/ Erstes Buch: Von geistlicher finsternis/ duͤrre und anfechtung/ wodurch GOTT die seele reiniget/ und von der einkehrung der seelen kraͤfften in ihren grund. Erstes Capitel: Auf daß GOTT in der seelen ruhe/ muß sie ihr hertz in aller unru- he/ anfechtung und bedraͤngnis stillen. 2. und 3. Ob schon die seele sich in solchem zustande befindet/ da sie nicht betrachten kan/ so soll sie doch im Gebet beharren/ und sich derowegen nicht aͤngsten noch bekuͤmmern. 4. Es darff auch die seele sich nicht aͤngsten und Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. und bekuͤmmern/ noch das Gebet verlassen/ wenn sie sich in der duͤrre und ohne salbung befindet. 5. Fortsetzung voriges inhalts/ daß zweyer- ley andacht seye/ davon die empfindliche hin- danzusetzen/ und daß die seele nicht muͤßig sey/ ob sie schon nicht mit gedancken umgehe. 6. Die seele soll sich nicht verunruhigen/ wenn sie sich mit finsterniß umgeben siehet; sintemal dieselbe ein mittel ist zu ihrer grossen gluͤckseligkeit. 7. u. 8. Auf daß die seele zu ihrem innerlichen friede kommen moͤge/ muß GOTT sie selbst reinigen/ indem die uͤbung und toͤdtung/ so sie gebrauchet/ hierzu nicht gnug sind. 9. und 10. Die seele soll sich nicht aͤngsten und bekuͤmmern/ noch von dem geistlichen we- ge sich abwenden/ darum daß sie von anfech- tung bestritten wird. 11. und 12. Von der innerlichen einkehrung/ und wie die seelen sich darinnen/ wie auch in dem geistlichen Kriege/ womit sie der Teuffel alsdann zu beunruhigen trachtet/ zu verhalten habe. 13. Wie die seele in der innerlichen einkeh- rung sich zu verhalten habe. 14. u. 15. Wie eine seele/ die sich mit einer voͤlli- gen uͤbergabe/ durch einfaͤltige that des glau- bens in GOTTes gegenwart gestellet hat/ al- lezeit in einer/ ob wohl nicht wuͤrcklichen/ doch derselben im grund gleichenden/ und zu wege gebrachten beschauung wandele. 16. Wie man in die innerliche einkehrung oder einziehung derselben kraͤffte/ im inwendi- gen grunde eingehen koͤnne/ durch die allerhei- ligste menschheit Jesu Christi. 17. Von dem innern und geheimen still- schweigen. Des Geistlichen Wegweisers/ wie die seele den innerlichen frieden erlangen soll/ Zweytes Buch: Von dem geistlichen Vater; von dem gehorsam/ den man ihm schuldig ist/ vom unbesch eidenen oder unbedachtsamen eif- fer: und von der innerlichen und aͤusser- lichen buß. Erstes und anderes Capitel: Das beste mittel die list des feindes zu uͤberwinden ist/ daß man sich einem geistlichen Vater unter- werffe. 3. und 4. Wie der unbedachtsame eyffer/ und die unordentliche liebe gegen den naͤchsten den innern frieden verstoͤren. 5. Wer ein fuͤhrer der seelen seyn will/ die- selbigen in den inneren weg zu leiten/ der muß dazu licht/ erfahrung/ und einen Goͤttlichen be- ruff haben. 6. Ein unterricht vor die Beicht-vaͤter und geistlichen fuͤhrer. 7. Fortsetzung dieses unterrichts; woran etliche Beicht-vaͤtter zu hangen pflegen; und was fuͤr noͤthige gaben zu solchem Beicht-am- te/ wie auch darzu/ daß er die seele in dem in- nerlichen geheimen weg recht fuͤhre/ erfordert werden. 8. Fortsetzung dieses stuͤcks. 9. und 10. Daß der einfaͤltige und fertige gehorsam das einige mittel sey/ in dem geistli- chen wege sicher zu wandeln/ und den innerli- Jahr MDC. biß MDCC. chen friede zu erhalten. 11. und 12. Zu welcher zeit/ und in welchen dingen einer innerlichen seele der gehorsam am meisten von noͤthen sey. 13. und 14. Daß der offtmalige gebrauch des H. Abendmals ein kraͤfftig mittel sey/ alle tugenden/ und insonderheit deñ innerlichen frie- den zu erlangen. 15. Zu welcher zeit man die geist- und leibli- chen bußuͤbungen gebrauchen muͤsse/ und wie schaͤdlich dieselbe seyn/ wenn sie ohne bescheiden- heit/ nur nach unserm eigenen urtheil und gut- duͤncken vorgenommen werden. 16. Was fuͤr ein unterschied sey zwischen der aͤusserlichen und innerlichen busse. 17. uñ 18. Wie sich die seele veꝛhalten soll/ weñ sie zuweiln strauchelt/ und es hie oder da versie- het/ damit sie sich daruͤber nicht verunruhige/ sondern es zu ihrem nutz anwende. Des geistlichen wegweisers Drittes buch. Den innern seelen-friede zu erlangen. Von dem geistlichen marterthum ( martyrio ) oder leiden/ wodurch GOtt die seelen reiniget; Von der eingegossenen oder leydender weise (ohne des menschen zu- thun und willen) mitgetheilten be- schauung; Von der vollkommenen selbst- verlaͤugnung und uͤbergebẽ in den Goͤtt- lichen willen; Von der hertzens-demuth und Goͤttlichen weißheit/ wahren ver- nichtung/ und vom innerlichen friede. 1. und 2. Von dem unterschied des aͤus- sern und innern menschen. 3. Daß der innerliche friede nicht erlanget werde durch empfindliche suͤßigkeit/ noch durch geistlichen trost/ sondern allein durch die ver- leugnung sein selbst. 4. Von zweyerley arten des geistlichen mar- terthums/ wodurch GOtt die seelen/ mit wel- chen er sich vereinigen will/ fuͤhret. 5. Wie nuͤtzlich und noͤthig es sey vor eine innerliche seele/ daß sie dieses erste geistliche mar- terthum gedultig leide. 6. Vom andern geistlichen marterthum/ oder marterstande/ wodurch GOtt die seele/ welche er mit sich veꝛeinigen will/ reiniget. 7. und 8. Daß die innerliche toͤdtung und die gaͤntzliche uͤbergabe nothwendig seyn/ den geistlichen frieden zu erlangen. 9. Daß eine seele/ so sie den innerlichen frie- den erlangen will/ ihr elend erkennen muͤsse. 10. Von der wahren und falschen demuth und von ihren unterschiedlichen wirckungen. 11. Von denen kennzeichen/ oder vielmehr Maxim en und grund- regul n eines einfaͤltigen/ und wahrhafftig-demuͤthigen hertzens. 12. Was die innerliche einsamkeit sey/ wel- che am meisten dienet zur erlangung des geistli- chen friedens. 13. uñ 14. Was da sey diejenige beschauung/ die der seele ohne ihr zuthun mit getheilet wird/ und dabey sie sich leidend haͤlt/ samt dero wun- derbahren wirckungen. 15. Von zweyen mitteln und wegen/ wo- durch die seele sich zur eingegossenen beschauung erhebet/ und von ihren unterschiedlichen staffeln. 16. Von den kennzeichen/ wobey man den A. K. H. Dritter Theil. A a innern Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. innern menschen und einen gereinigten lautern geist erkennen kan. 17. und 18. Von der Goͤttlichen weißheit. 19. Von der wahren vollkommenen ver- nichtung. 20. Daß das Nichts ein kurtzer weg und treffliches mittel sey zur reinigkeit der seelen/ zur vollkommenen beschauung und zum innerlichen frieden zu kommen. 21. Von der hoͤchsten gluͤckseligkeit des in- nerlichen friedens/ und von desselben wunder- bahren wirckungen. 22. Eine liebreiche klage/ daß so wenig seelen seyn/ welche zur vollkommenheit/ zur lieblichen vereinigung mit GOtt und zur Goͤttlichen uͤberformung gelangen. Und dieses waͤre der kurtze inhalt gedachten buches/ wozu dißmal nichts zu setzen ist/ son- dern nur noch ein umstaͤndlicher bericht (als etwan oben stehen mag) von dem leben des Molinos anzufuͤgen/ wie er in gedachter neu- en edition seines wegweisers vorangesetzet ist. Doctor Michaël Molinos ist geboren im jahr 1640. den 21. Decembr. zu Patacina in Arragoni en/ sein vateꝛ war Don Johann Andre- as Molinos Juris utriusque Doctor und Audi- tor totius regni Arragoniæ \& Navarræ. Die mutter war Donna Anna Maria Penduchu, beyde aus Adlichem geschlechte. Wie denn auch seine leibliche bruͤder vornehme aͤmter un- ter den Spaniern bedienet. Er selbst ist mei- sten theils zu Pampelone aufferzogen/ auch hernach daselbst zum erstenmal Priester wor- den. Sonst hat er aber auff der universit aͤt Coimbra studi ret/ allwo er auch Doctor Theo- logiæ worden/ und um das jahr 1669. gewis- ser geschaͤffte halben nach Jtalien gereist ist. Dem bericht nach war er ein mann von holdseligem wandel/ erleuchtetem verstande uñ geheiligtem willen/ er hatte die besten Schul- Lehrer und die Mysti sche schrifften nebenst der H. Bibel fleißig gelesen/ und daraus ein gro- ses erkaͤntniß geschoͤpffet. Zu solchem kam ei- ne wuͤrckliche erfahrung in folgender weise. Er war zwar in keinen geistlichen orden getretten/ denn er hielte alle selbft erwehlte geluͤbd-lei- stung vor eine hinderniß im Christenthum. Je- doch weil vermuthlich seine eletrn oder vor- muͤnder Jhn zum geistlichen stande in der welt gewidmet moͤgen gehabt haben/ ließ er sich zu ei- nem secular- priester der Roͤmischẽ Catholischen kirchen weyhen/ und das amt eines seelsorgers aufflegen. Solches zu fuͤhren drung er sich niemanden auff/ zog oder hielte niemanden an sich/ wie der Franciscaner General de S. Maria von ihm oͤffentlich in der vorrede seines wegwei- sers bezeuget. Die aber von ihm selbst oder viel- mehr durch GOttes schickung in grosser an- zahl zu ihm kamen/ deren einen jeglichen ließ er allemal mit heilsamen rath und unterricht von sich/ doch geschahe seine meiste seelen-fuͤhrung schriftlich und abwesend durch hand-briefflein/ daraus konte nicht fehlen/ er muste eine grosse wirckliche erfahrung und staͤtige vermehrung und uͤbung seiner habenden erkaͤntniß und lichtes erlangen/ zumal in denen irr- wegen/ darein manche arme seele verfaͤllt/ und auch wie ein guter seelenhirte ihnen heilsamlich koͤnne zu recht helffen. Von jenen hindernissen einer armen seelen und auch von dieser vorsich- Jahr MDC. biß MDCC. tigkeit eines seelsogers machte er einsmals ei- nen schrifftlichen entwurff vor einen/ der/ als ers gelesen hatte/ ihn anmahnte/ daß eꝛs moͤchte zum druck geben/ wozu er aber sich nicht bereden ließ. Endlich begehrte es sein beichtvater von ihm/ dem muste ers geben: deruͤbergabs nach uͤberle- sung zum druck/ solcher massen kam anno 1675. dieses buͤchlein/ geistliche handleitung der see- len ꝛc. in Spanien zu erst an den tag/ mit Ap- probation und censur etlicher Inquisition s- Qualisicator en und geistlichen Prælat en/ nach- gehends ist es in Spanien etliche mal wieder auffgelegt worden/ wie auch in Sicili en und Jtalien/ nach dem es aus der Spanischen in verschiedene sprachen und Dialectos war uͤber- setzet worden. Es war anno 1681. und also in weniger als 6. jahren/ schon mehr als 20. mal von neuem gedruckt/ als es der Ertz-Bischoff zu Palermo in Sicili en ließ drucken/ voller freude/ daß GOtt ihm dieses buͤchlein haͤtte lassen zur hand kommen/ und mit auffmunterung/ daß man auch solte in die hand nehmen dieses un- schaͤtzbare/ obschon kleine tract aͤtlein/ wie ers in seiner weitlaͤufftigen vorrede nennet/ un inesti- mabile ancorche breve operalda. Nachgehends ist der druck derselben schrifft noch vielmal mehr wiederholet worden/ nebst einer andern kurtzen schrifft eben desselben Autoris von taͤglicher communion, die man denen darnach hungeri- gen seelen nichtversagen sollte. Es ist nicht leicht auszusprechen oder sich einzubilden/ was vor eine grosse veraͤnderung entstunde. Wer nur einiger massen gutes willens war gewesen/ be- gunte nunmehr gantz still/ ruhig und eingekehrt zu werden/ und rohe menschen wurden sittsam und ohne wort gewonnen von blosser sehung jenes stillen wandels in der furcht. Durch gantz Jtalien spuͤrte man diese veraͤnderung/ aber am meisten hoͤrte man/ daß sie angefochten begunte zu werden/ in denen staͤdten Neapolis und Rom/ darinnen viele von den Herꝛn Geistli- chen selbst diß buͤchlein so lieb und werth hielten/ daß sie darauß das maaß nahmen ihre beichtkinder zu unterrichten. Auch war der Autor selbst nunmehro in Jtalien/ und zwar zu Rom/ und daselbst beliebet von Hohen und niedrigen/ unter andern auch vom Cardi- nal Odeschalchi, der/ als er Pabst ward/ ihm auferlegte/ bey ihm im Paͤbstlichen Pallast zu wohnen. Traun Innocentius Undecimus hoͤr- te ihn gerne/ das erweckte aber lauter Haß und Neid bey denen Hoͤfflingen und unter denen Geistlichen/ sonderlich bey den Jesuiten. Die begunten oͤffentlich zu schreiben wider den Mo- linos und einen andern/ damals auch nur se- cular en Priester/ namens Petrucci, der ein groß buch von geistlichen Brieffen und noͤthi- gen behandlungen in Jtaliaͤnischer Sprache hatte lassen ausgehen/ und der mit dem Moli- nos ein hertz und eine seele war. Diese beyde gleiches irrthums beschuldigte Hertzens-bruͤ- der verantworteten ihre sache wider ihre ver- klaͤger vor Pabst Innocentio Undecimo so wol/ daß sie frey und loßgesprochen/ und ihrer Widersacher schrifften verboten wurden. Diese aber/ so abgewiesen seyende/ ruheten nicht/ doch konten sie etliche Jahr lang nichts ausrich- ten/ biß endlich die verhaͤngte stunde ihrer uͤ- ber Molinos auszuuͤbenden macht kam/ da ließ GOtt Th. III. C. XVII. Von denen Quietist en. Jahr MDC. biß MDCC. GOTT zu/ daß sie ihr muͤthlein kuͤhleten auf folgende weise: Sie nahmen anno 1684. ih- re zuflucht zu dem Koͤnig in Franckreich/ mit vorstellung/ daß zu einer zeit/ da seine Maje- staͤt in dero Koͤnigreich die Ketzerey ausrottete/ der Pabst selbst eine neue im busen hegete/ die schon gantz Jtalien angestecket/ deren urheber Molinos ein Spanier/ ein gefaͤhrlicher Mann; von dem sich der Pabst so haͤtte einnehmen lassen/ daß sie kein gehoͤr koͤnten kriegen. Wo nun seine Allerchristlichste Maje staͤt hie nicht zutrette/ so muͤsse die Christliche Kirche unter- gehen; der Koͤnig ließ sich von ihnen einneh- men/ und schrieb zu seinem in Rom residiren- den Abgesandten/ er solte mit aͤusserster schaͤrf- fe den Molinos verfolgen. Der Abgesandte selbst war dem Molinos nicht unguͤnstig/ doch aber dem befehl seines Herrn und Koͤniges zu folge/ gieng er zum Pabst/ und begehrte/ daß eine Inquisition uͤber Molinos moͤchte ange- stellet werden. Daruͤber wurde der Pabst sehr betruͤbet/ doch um des eyffers willen/ den der grosse Koͤnig mit drohung gegen den Pabst ließ bezeigen/ wiese er den Abgesandten ans General-Inquisition s-Amt. Nun hatten des Molinos widersacher dem Koͤniglichen Abgesandten zu gnug schweren auflagen vor- schub gethan. Mit solchen beschuldigungen meldete sich der Abgesandte an/ vor dem be- sagten Tribunal, mit vorlegung des aͤus- serlichen begehrens des Koͤniges/ daß sie ihr amt thun/ und diese gefaͤhrliche Ketzerey untersuchen und ausrotten solten: Von stund an sandten sie hin ihre diener/ das war im Majo 1685. und liessen Molinos in eines ihrer gefaͤngniß fuͤhren/ und alle seine sachen in bewahrung nehmen/ bestehende meist in brieffen/ die taͤg- lich in grosser menge an ihn geschrieben ka- men. Das schiene eine grosse und eben gleiche gefahr zu seyn uͤber alle seine Corresponden ten; allein sie blieben gantzer zwey Jahr zwischen furcht und hoffnung hangen. Unterdessen wur- de die untersuchung und berathschlagung in geheim fleißig fortgesetzet/ und ein Edict durch gantz Jtalien in alle und jegliche oͤrter gesandt/ darinn die lesung der buͤcher des Petrucci und des Molinos bey schwerer straffe verboten wur- de im namen des General-Inquisition -Amts. Der Pabst ward hiebey ein blosser zuseher/ und wenn jemand vor ihm erwehnte/ daß in Molinos buͤchlein so gefaͤhrliche irrthuͤmer waͤ- ren/ pflegte der Pabst die nicht darinnen koͤn- nen zu finden zu antworten; Als er auch nu- mehro dem Molinos selbst keine huͤlffe und ret- tung vermochte beyzubringen/ suchte er gleich- wol dessen gute freunde/ so viel als moͤglich/ in sicherheit zu stellen. Solcher vier oder fuͤnff/ die theils schon Bischoͤffe/ theils nur gemeine Priester waren/ setzte der Pabst im Septembr. 1686. in den Cardinals-stand/ welcher in der Roͤmischen Kirchen vor die hoͤchste wuͤrde ge- halten/ nechst der Paͤbstlichen/ und deswegen vor unverbruͤchlich und sonderlich geachtet wird. Die Einfuͤhrung erwehnter Personen ging mit muͤhe doch endlich von statten: unter derselben war auch der mehr erwehnte Petrus Matthæus Petrucci, deme der Pabst schon vor- hin das Bischoffthum seines vaterlandes Jesi hatte geschencket/ so ihm aber nachgehends als einem irꝛgeist durch anspruch des Inquisition s- amts wieder genommen worden/ mit befehl Jahr MDC. biß MDCC. binnen Rom zu bleiben/ und weder etwas schrei- ben noch drucken zu lassen. Ein so gelinder spruch geschahe uͤber ihn in ansehung seiner Car- dinals-wuͤrde/ deren ohnverletzlichkeit denen Herꝛn Inquisitoribus selbst angelegen war/ als derer groͤster theil Cardin aͤle sind. Petrucci hiel- te sich/ nachdem sein freund gefangen gelegt war/ sehr still und eingezogen; Dennoch wag- te ers einmahl/ mit des Pabsts erlaubniß/ als ein Jonathan seinen David im gefaͤngniß zu besuchen/ da sie sich etliche stunden lang sa- hen und sprachen welches ihr letztes mal auff dieser welt geblieben. Anno 1687. den 9. Se- ptembris erhub sich zu Rom ploͤßlich ein groß ungewitter der verfolgung derer so genannten Quietist en/ welches wort von dem Lateini schen Quies, welches ruhe heisset/ herkoͤmmet/ und bezeichnet spotts weise solche leute/ die dem von der gemuͤths-ruhe geschrieben habendem Moli- nos nicht abhold seyn. Und du bist auch ein Quietist, war ja jetzt so arg als dort ein Galileer. Der Graff und seine Gemahlin Vespaniani, un- terschiedliche fromm- und gelehrt-genante Priester/ des Cardinals Petrucci Secretarius und vetter/ und mehr andere personen/ gemeine auch vornehme/ an der zahl 70. wurden durch die schergen uñ dieneꝛ des Inquisition -amts aus den haͤusern geholt und in das gefaͤngniß gefuͤhrt/ des andern und folgenden tages wurde damit immer fortgefahren/ und in weniger als 4. wo- chen zeit war die zahl solcher gefangenen uͤber 290. Wobey denẽ Herꝛn Inquisitor en selbst wehe ward/ als sie sahen/ daß bald in keinem gefaͤng- niß raum mehruͤbrig/ und die meisten der schon gefangenẽ so wol zu frieden sich daselbst bezeige- ten/ als waͤren sie daheim. Als nun die Inqui- sitores, was ihnen zu thun waͤre/ bey so bewand- ter sache/ nicht wusten noch bedencken konten/ ergrieffen sie diesen rath; Es waͤre besser/ daß der eintzige Molinos desto haͤrter litte/ und exemplariter vor allen abgestrafft wuͤrde/ denn daß man allen gefangenen den Process formir- te. Wie gesagt/ so gethan: Alle mit einan- der/ erstlich die Grossen/ nachgehends die gemei- nen/ wurden in der stille/ ein jeglicher mit scharf- fem/ doch nur muͤndlichem verweiß/ loß und wie- der heim gelassen. Aber Molinos sein Process wurde mit desto groͤsserm ernst vor die hand ge- nommen. Vierzehen zeugen wurden wider ihn auffgenommen/ deren zwar 6. gezwungen/ 8. aber waren freywillig auffgetreten. Es stim- mete aber ihr zeugniß nicht uͤbere in mit Moli- nos geist und sinn! Denn sie sagten die worte zwar/ die er geredet hatte/ aber nicht die um- staͤnde/ seine absicht/ verstand/ meinung und beschraͤnckung solcher seiner ausgesproche- nen reden. Dennoch aber aus solchen zeug- nissen und aus mehr dergleichen (aus diesem buͤchlein/ und aus briefen heraus gezogenen) wurde das corpus delicti und die gantze be- schuldigung formi ꝛet/ bestehende in 68. proposi- tion en/ die Molinos solte gelehrt haben/ die der Ertz-bischoff von Camerich bey seiner anno 1697. heraus gegebenen Instruction Pastorale anhencken und durch den druck renovir en hat wollen. Solche nennet der Pabst voll von gefaͤhrlichen und schaͤdlichen irꝛthuͤmern. Man muß aber/ wenn man Innocentii undecimi na- men der verdammungs-bulle siehet vor- und A. K. H. Dritter Theil. A a 2 nachste- Th. III. C. XIIX. Von Francisco Josepho Burthi, Jahr MDC. biß MDCC. nachstehen/ nicht meinen/ als ob es schon ei- ne ausgemachte sache muͤste seyn/ daß Moli- nos geirret/ noch allezeit behaupten/ wenn jener ja in ein oder anderm lehr-punct moͤchte gefehlet haben/ so sey er doch gantz gewiß ein ehrlicher und tugendhaffter mann. Mit welchem behaupten sich Innocen- tius selbsten gefahr brachte: Denn als die Inquisitores befahrten/ es wuͤrde Innocentius ihr abgefastes urtheil wieder Molinos zu unter- schreiben schwerlich koͤnnen bewogen werden/ ergriffen sie dieses mittel/ um dem Pabst ein schrecken einzujagen. Sie sandten aus ihrem mittel etliche/ als eine solenne deputation, an ihn/ jedoch nicht als Pabst/ sondern als Bene- dictum Odeschalcki, und liessen ihn uͤber seinem glauben fragen und so weiter. Innocentius, der biß an seinen tod die Paͤbstliche wuͤrde behal- ten hat/ befandt sich daher benoͤthiget/ seinen freund/ wiewol er ihn vor gerecht und unschul- dig hielte/ ihrem willen auff einmal zu uͤberant- worten/ daß er nach formirt er kirchen-busse in eine ewige und enge gefaͤngniß eingesperret wuͤrde. Solch urtheil wurde den 3. Septemb. 1687. vollzogen. Er ward aus seiner bißhe- rigen gefaͤngniß geholet und auff einem offnen wagen nach der kirche Della Minerva gefuͤhret/ in derselbigen ward eine schaubuͤhne auffgerich- tet. Als er auff dieselbe kam/ an den ihm darauff angewiesenen ort/ machte er eine tieffe reveren tz/ und stund da in einem so genannten buß-kleide mit gebundenen haͤnden und darinn haltender brennenden wachs-kertze/ biß alle acta in seinem proceß von etlichen Moͤnchen abwechselungs- weise etliche stunden lang hergelesen wurden. Als solches zu ende war/ that er die ihm auffge- legte kirchen-busse/ und sprach diese worte: Ve- dete un huomo infamato, mà pentito. Sehet/ welch ein mensch/ beschuldiget/ aber leidtragende. Ferner bat er/ ob es ihm er- laubet moͤchte seyn/ seine rede zum volck zu hal- ten/ welche ihm versaget wurde/ womit er auch wol zu frieden ware. Wie denn auch nicht die geringste ungeberde/ oder kleinmuͤhtigkeit an seinem gesichte verspuͤret ward/ sondern er hat/ mit freyen und munteren augen/ als sehr wol ge- muthet/ die leute umher angesehen/ uñ gar lieb- reich und freundlich gedancket denen/ die ihn ge- gruͤsset. Endlich wurde er wieder abgefuͤhret/ Jahr MDC. biß MDCC. und ein Moͤnch saß neben ihme. Als nun et- liche menschen rieffen/ al fuoco, al fuoco; zum feuer/ zum feuer! sagte Molinos zu seinen gefehrten. Es ist ihnen zu gute zu hal- ten/ denn sie haben heute einen feyertag gehabt: Als sie aber nunmehr zur stelle wa- ren/ gab Molinos jenen mit diesen worten ab- schied: Nun seyd GOtt befohlen! Es wird der juͤngste tag offenbar machen/ an wessen/ ob an eurer oder meiner sei- te die wahrheit gewesen. Und damit gieng er in sein kaͤmmerlein/ wie ers nannte/ und man schloß die thuͤr hinter ihm zu. Also le- bete er uͤber 9. jahr in verhafft/ und starb anno 1696. am tag Innocentii infantis den 18. Octob. (nicht aber wie in den gemeinen Ga- zett en vorgegeben worden/ am tage der unschul- digen kinder) nachdem er in die 3. monate durch staͤtiges brechen gantz ausgezehret wor- den/ nicht ohne muthmassung eines beygebrach- ten giffts. Seinen leichnam hat man in dem Dominicaner-closter/ worinnen er im gefaͤng- niß verstorben/ San Pedro Montorio genannt/ begraben/ mit dieser grabschrifft: Qui è il Corpo del DD. Molinos Il gran Herit. Alhier liegt der leib des D. Molinos ei- nes grossen ketzers. Was massen aber mit dieses mannes tod des- sen lehre noch lange nicht untergangen sey/ ist noch immer aus denen oͤffentlichen relation en umstaͤndiglich zu vernehmen/ da sonderlich die Frantzoͤsischen haͤndel/ mit dem gedachten Ertz- Bischoff von Cambray noch nicht gaͤntzlich ge- stillet sind. Und siehet man gnugsam aus de- nen scharffen procedur en/ wider die Quieti sten/ daß sie durch ihre menge der Roͤmischen Clerisey keine geringe sorge und furcht einjagen moͤgen. Jn Spanien soll (dem gewissen bericht nach eines von dar gefluͤchteten Moͤnchen) die In- quisition wider solche leute mit nicht geringem ernst fortgesetzet werden/ wovon aber hier nicht weiter zu melden ist. GOtt bringe uns alle zu seinem wahren frieden in ihm/ auch durch Chri- stum/ so wird man um sect en und rotten sich we- nig bekuͤmmern. Das XIIX. Capitel. Von Francisco Josepho Burrhi, denen Pajonist en/ Gewissenern/ neuen Manichæ ern/ u. s. f. §. 1. F Ast eben dergleichen process als Molinos hat dieser Franciscus Jo- sephus Burrhi oder Borri von dem gedachten tribunal zu Rom/ nemlich dem so genanten heiligen Officio, erlitten/ wie- wol einige jahre vor dem Molinos. Dieser Des Bur- rhi lebens- lauff. Burrhi war ein Edelmann/ oder/ wie man sie da- selbst nennet/ ein Marckgraff von Meyland/ und hatte in seiner jugend ziemlich studir et/ vor- nemlich in der neuen Philosophi e und Chimi e/ auch deßwegen wolgereiset/ weil er gute einkuͤnf- te von seinem Patrimonio hatte. Da er nun von seiner reise wieder nach Meyland kam/ machte er sich mit dieser neuen Philosophi e her- vor/ und conferir te daruͤber mit allerhand ge- lehrten leuten. Wie nun die Clerisey uͤberall Erste In- quisition wider ihn. nichts weniger leiden kan/ als die conferen tzen und versam̃lungen kluger leute/ weil sie aus boͤ- sem gewissen immer besorget/ man handele von ihr und ihren haͤndeln: Also argwohnten die Pfaffen im Meylaͤndischen geschwinde/ Burrhi muͤste ketzereyen auff die bahn bringen/ und ru- heten dahero nicht/ biß er um das jahr 1660. vor die Inquisition gezogen wurde. So scharff man ihn aber examinir te/ konte man doch nichts auff ihn bringen/ und muste ihn wiederum frey lassen. Er trat hierauff wieder- Flucht und reise. um eine reise an/ oder wie andere und die mei- sten melden/ entgieng der ferneren Inquisition heimlich/ und zog einige jahre lang in Teutsch- land und Holland herum/ wurde mit seiner Chimi e denen Pajonist en/ Gewissenern/ neuen Manichæ ern/ u. s. f. Jahr MDC. biß MDCC. Chimi e an vielen hoͤfen/ und sonderlich auch an dem Daͤnischen und Dresdnischen bekant/ und gab nach der Alchimisti schen gewohnheit allerhand ungemeine dinge vor/ soll auch un- terschiedene Grosse/ vornemlich die Koͤnigin Christina/ die damals zu Hamburg gewesen/ wie auch etliche am Daͤnischē hof uñ sonst durch die Chimi e um viel geld gebracht haben. Wie wol ihm auch dabey vieles von seinen feinden zur ungebuͤhr mag nachgesagt werden/ welches unter andern das bekante buͤchlein in 8 vo. aus- weiset: Relatio fidei, actionum \& vitæ Bur- rhianæ, so anno 1670. gedruckt worden. Seine an- dere gefan- genschafft/ 2. Auff dieser seiner reise mochte sich Burrhi hin und wieder verlauten lassen/ was er bey der Inquisition zu Rom vor schlimme haͤndel erfah- ren/ und wie wenig gerechtigkeit und wahrheit daselbst zu finden waͤre. Uber diß mochte ihn die liebe zur Chimi e so eingenommen haben/ daß er einige terminos daraus in theologi schen dis- curs en zu brauchen pflegen/ und damit an Roͤ- misch-Catholischen orthen zu weitern Calu- mni en und anklagen gelegenheit gegeben. Nun hatte man ihn ohne dem schon in seineꝛ abwefen- heit als einen ketzer tractir et/ oͤffentlich verdam- met/ und im bilde auffgehenget und verbrant. Dargegen er aber in Holland mit des Pabsts bilde dergleichen gethan haben solte. ( Vid. Brewerus hist. univ. p. 109. Diar. Europ. T. XIIX. p. 605. T. XXI. p. 272. Happelius in histor. mod. Europ. p. 305. und 311.) Als man aber zu Rom in erfahrung kam/ daß Burrhi sich in Kaͤyserlichen landen auffhielte/ beschwer- te sich die Inquisition bey dem Kaͤyser uͤber ihn/ und brachte es dahin/ daß Burrhi in Maͤhren gefangen genommen/ und nach Wien gefuͤh- und ange- stellte In- quisition. ret wurde. Dieses geschahe anno 1670. den 13. Maji, und wurde er so fort den 15. Junii von Wien aus nach Rom geschicket. Hier suchte man ihn nun besser zu verwahren als vorhin/ und ginge desto schaͤrffer auff ihn loß/ dazu denn/ wie leicht zu erachten/ alle nur ersinnliche anklagen mithelffen und der sache einen schein geben musten. vid. Happel l. c. Beschrei- bung des zustands in Ital. Epist. II. p. 192. 193. D. Andreas Kuͤhn bedencken vom Qui- etismo in præfat. Beschuldi- gungen wider ihn/ 3. Was aber die puncte gewesen/ die man auff ihn zubringen gemeinet/ wird von denen Roͤmisch-gesinnten Scribent en gewoͤhnlicher massen gehaͤßig gnug geschrieben/ und von den andern manchmal unvorsichtig nachgesch wa- tzet. Die Collectores Lipsienses mercken von diesem Manne uͤberhaubt sehr wol an/ daß das gemeine geschrey von ihm offte die und harte calumni en. groͤsten luͤgen ausgebracht habe/ und daß seine feinde unter seinem namen al- lerhand schrifften und briefe heraus ge- geben/ dadurch sie ihn mehr gravir en wollen. vid. ann. 82. p. 40. Einige haben ihn gar vor einen Atheisten gescholten/ ver- moͤge der schaͤndlichen gewonheit/ da die un- verstaͤndigen alles/ was nicht mit ihren vorur- theilen und vaͤterlichen weisen einstimmet/ zur Athei sterey machen wollen. Also fuͤhret Lic. Feller in der continuatione Histor. Univ. Joh. Læti folgende vers e an/ welche einer auff den Burrhi gemachet/ als er in den sauer-brun- nen nach Pyrmont gekommen/ die aber ein sehr verbittertes und schlimmes gemuͤth des Aucto- ris anzeigen/ das denen Roͤmischen inquisitio- Jahr MDC. biß MDCC. n en an grausamkeit nicht viel nachgegeben: Quid Pyrmontanos accedis, perfide, fontes? Hos quoque vis sceleris partici pare tui? Quid tibi cum lympha pura, impurissime, cui cor Præ transalpinis fraudibus omne tumet? Principibus fumos qui vendit, dignior igne Vindice. Nam fumo proxima flamma suo. Si tamen unda placet, Stygias pete, Mulciber, undas, Atque Erebi, nunquam quos ais esse, lacus. Jn dem decret des so genannten H. Officii zu Bekaͤntuiß seiner fein- de von ihm. Rom sind ihm wunderliche und oft gegen einan- deꝛ lauffende dinge beygemessen worden/ daraus es denn die Historici, und sonderlich die Roͤmi- schen/ in die welt geschrieben. Brewerus in Con- tinuat. Hist. Univ. Brachelii setzet p. 108. die- ses von ihm: Er haͤtte seine gaben/ die er von GOtt empfangen/ mißgebraucht/ (womit man denn Goͤttliche gaben an ihm erkennen muͤssen) und zu Meyland sich aus teufflichem ehrgeitz zum haupte ei- ner neuen sect e machen wollen/ aus gott- loser heucheley ein neues geistliches le- ben von sich sehen lassen/ eine erdichtete demuth ausgeuͤbet/ wie auch einen bruͤnstigen eiffer vor Goͤttliche ehre und die bruͤderliche einigkeit. Er haͤtte aber folgendes gelehret: Das Reich GOt- Beyge- messe ne lehren. tes des Allerhoͤchsten sey nahe herbey gekom- „men/ und werde in der welt nureine herde wer- „den. Dieses heer zusammen zu bringen/ wer- „de der Roͤmische Pabst das haupt/ er Burrhi „aber der Capitain seyn/ der auch alsdenn Pro- „Christus oder Vice-Christus heissen werde/ „der Pauli auctorit aͤt haben solte/ und durch „den lapidem Philosophicum gold gnug er- „langen/ es wuͤrde ihm auch der Ertz-engel „Michael beystehen ꝛc. Er habe ferner den seini- „gen verboten etwas hievon zu sagen. Von „Maria habe er gelehret/ daß sie von dem H. „Geist empfangen worden/ der dazu ins fleisch „kommen/ und habe sie des wegen unispiratam „ filiam genennet. Und endlich setzet der Auctor „dazu/ daß er die heimliche beichte auch der ver- „borgenen suͤnden vor unnoͤthig gehalten. 4. Andere hingegen machen die ketzerey noch Andere puncte. seltzamer/ und setzen dieses noch dazu: Wie bey dem Auctore der continuation von D. Bur- net s reise-beschreibung p. 194. stehet; der zwar nichts davon vor wahr haͤlt/ und bezeuget/ wie Burrhi staͤts darwieder protestir et/ daß er nie daran gedacht: Daß die H. Jungfrau Maria eine dem Sohne gleiche Gott- heit sey: Und daß der H. Geist in ihr das fleisch angenommen/ gleichwie das ewige wort in ihrem Sohn waͤre; Daß die 3. personen in der Dreyeinigkeit der erste/ deꝛ andere/ und dritte himmel seyn. Daß der Sohn von aller ewigkeit her mit seinem Vater nicht wol zu frieden/ weil er ihn demselbigen nicht gleich ge- machet haͤtte: Daß die consecrir te hostie so wol den leib der mutter/ als den leib des Sohnes in sich hielte: Und wenn man die stuͤcken von solcher hostie zusammen in den kelch thaͤte/ so wiese solches die vereinigung/ so zwischen der mutter A a 3 und Th. III. C. XIIX. Von Francisco Josepho Burrhi, Jahr MDC. biß MDCC. und dem Sohne anzutreffen sey. Jn der continuatione der Chronologiæ Boxhorn. wird noch dieses hinzugethan p. 172. Erhaͤtte englische offenbahrung vorge- geben/ sich einen defensorem Christi genen- net/ der den Chiliasmum mit gewaffne- ter hand einfuͤhren solte/ von 3. Gott- heiten geredet/ und dergleichen. Noch an- dere haben der sache wiederum eine andere form gegeben/ und nachdem sie selbige etwa schreck- lich und abscheulich gnug zu machen getrach- tet/ auch allerhand ungereimte dinge dazu zu dichten vor erlaubt und verantwortlich gehal- ten. Siehe unter andern das Diarium Europ. l. c. und To. XXII. p. 347. To. XXIII. p. 34. und 249. Frischmann in Bur. Sacr. p. 3. u. f. Ziegler im schau-platz der zeit p. 1167. Fellerus l. c. Auctor continuat. Histor. Jonsto- Lob von anderen. ni \& plures; wiewol immittelst auch einige sich gefunden/ welche den Burrhi auffs hoͤchste her- ausgestrichen und ihn einen Phœnix dieses se- culi, ja das letzte wunderwerck der natur genennet/ einen Reformatorem der natuͤr- lichen dinge/ die sonne der medicin, das licht der Chimi e und s. w. wie Andr. Carolus in seinen Memorab. T. II. L. VII. c. IV. pag. 235. aus einem ungenanten scribent en anfuͤhret. 5. Die verstaͤndigen haben vorlaͤngst an die- Bescheide- ners ur- theil von ihm. sem Burrhi so wol als seines gleichen Alchimi- sten eine uͤbermaͤßige ruhmredigkeit und affe- ctir te allwissenheit angemercket/ dadurch diese leute gemeiniglich einander selbst mit ungemei- nen und uͤbermenschlichen lob-spruͤchen erheben und auffblehen/ und so fort auch diejenigen ga- ben/ die sie noch von GOtt in den geheimnissen der natur erlanget/ entweder verlieren/ oder doch bey den klugen verhasset und spoͤttlich machen. Allen umstaͤnden nach ist kein zweiffel/ daß die- ser Burrhi etwas ungemeines in geheimen wis- senschafften gehabt/ und eben deßwegen/ weil seine erkaͤntniß/ so wol in natuͤrlichen als Goͤtt- lichen dingen/ die graͤntzen der gemeinen mei- nungen uͤberschritten/ von mißgoͤnstigen/ un- wissenden und heuchlern leiden muͤssen. Es ist ihm aber ohne zweiffel nach GOttes weiser vor- sehung noͤthig und nuͤtzlich gewesen/ daß er durch der Clerisey verfolgung verhindert wor- Burthi ewige ge- faͤngniß/ den/ sich nicht zu uͤberheben. Dennals er gedach- ter massen nach Rom gefaͤnglich gebracht wor- den/ hat man ihm so lange zugesetzet/ biß er anno 1672. die ihm beygemessenen lehren revo- cir en und abschweren muͤssen. Nichts desto- weniger ist er eben wie hernach Molinos von der inquisition zum ewigen gefaͤngniß verdammet und tra- ctament darinnen. worden. Hierinne ist er viel jahre lang geses- sen/ biß etwa um das jahr 1686. der Hertzog von Etrées einmal schwerlich daꝛnieder gelegen/ welcher aus sonderbarer confiden tz zu des Bur- rhi wissenschafft in der medicin ihn auff erlaub- niß des Pabsts zu sich kommen und von ihm sich curir en lassen. Und als die cur gluͤcklich abge- lauffen/ hat der Hertzog zur vergeltung es so weit vermittelt/ daß Burrhi nicht mehr in sei- nem schlimmen gefaͤngniß/ sondern auff der En- gelburg arrestirt bleiben duͤrffen. Jn solchem zustand hat er nun von selbiger zeit an ziemlich frey gelebet/ und auch noch einen theil von sei- nem patrimonio genossen/ wiewol es ihm der geitz seiner richter mercklich beschnitten hat/ und von 8000. thalern jaͤhrliches einkommens ihm nicht uͤber 1500. zukommen lassen. Jndessen Jahr MDC. biß MDCC. hat er seine zeit mit der Chimi e zugebracht/ und ist von vielen einheimischen und fremden im- merzu besuchet worden/ wie ihn auch vor wenig jahren ein Teutscher Passagi er daselbst noch ge- sprochen hat. 6. Bißher haben wir einige troubl en in der Roͤmischen kirche besehen: Nun wenden wir uns wieder zu den Protestan ten/ und bemercken/ was unter denselben in den letzten jahren/ so weit nemlich die graͤntzen unserer kirchen-historie gese- tzet sind/ vor streitigkeitẽ vor gegangen. Unter den Gewisse- ner in Sachsen/ Lutheranern war um das jahr 1673. viel redens in Sachsen von einer secte der so genanten Ge- wissener/ welche durch etliche scartequ en/ son- derlich auff denen Universit aͤten Jehna und Alrorff bekant worden. Der vornemste Ur- heber derselben wurde ein Studente benamt/ Matthias von Knutzen odeꝛ Knutz/ buͤrtig ihr ur- sprung/ von Oldensvort aus dem Eiderstaͤdtischen in Hollstein. Dieser soll zu Jehna folgende Teut- sche schrifften ausgestreuet haben. Ein gespraͤch zwischen einem gast- Schriff- ten/ wirth und dreyen ungleicher religion gaͤsten. Ein gespraͤch zwischen einem Feld- Prediger D. Heinrich Bruñer und einem Lateinischen Musterschreiber. Und endlich Eine Lateinische Epistel. Jn dem umschlag der einen schrifft hatte der Auctor gesetzet/ es waͤren bereits in 700. personẽ zu Jehna/ welche dieser lehre so wol unter Buͤrgern als Studenten beypflichteten. Da- bey einem Buchfuͤhrer/ welchem selbige ins hauß geworffen worden/ gedrohet ward/ er solte diese sache in die Advis en setzen/ oder man wolte ihn mit einer wind-buͤchse auff der gasse niederschiessen. Man hat hierauff scharff in- quirir et/ aber niemand/ geschweige eine so gros- se anzahl/ finden koͤnnen/ der sich zu diesen din- gen bekennen wollen. Weil aber die Universi- t aͤt dadurch sehr ins geschrey kam/ ließ D. Johan. Musæus anno 74. die gedachten schrifften ne- benst einer widerlegung drucken/ unter dem Ti- tul: Ableinung der ausgesprengten ver- Wieder- legung. leumdung/ ob waͤre in der Fuͤrstlichen Residentz Jehna eine neue sect e der so ge- nanten Gewissener entstanden. 7. Aus dieser schrifft erhellet gnugsam/ daß sich bey dem erfinder die boßheit und blindheit der verderbten natur oͤffentlich hervorgethan/ in dem er an statt der H. Schrifft/ welche er als„ Meinun- gen. ein fabel-buch verworffen/ zum principio im“ glauben und leben allein die vernunfft und“ das gewissen gesetzet. Dieses aber hat er also“ beschrieben/ daß es so ferne zur vollkommenen“ regul dienen koͤnne/ als es nicht bey einem ein-“ tzeln menschen/ als der wol irren koͤnte/ sondern“ bey vielen leuten zugleich zu betrachten sey/“ und zwar bey solchen/ welche ehrlich lebten/ nie-“ mand beleidigten/ und jedem das seine zu zueig-“ nen lehrten. Hieraus folgte ferner/ daß die-“ ses dem menschen gnug waͤre/ und er weiter“ weder GOttes wort noch Lehrer noch Regen-“ ten brauchte. Es waͤre auch kein teuffel und“ keine hoͤlle/ keine belohnung der frommen oder“ bestraffung der boͤsen zu erwarten/ sondern“ das gewissen sey der himmel denen/ die wol leb-“ ten/ denen Pajonist en/ Gewissenern/ neuen Manichæ ern/ u. s. f. Jahr MDC. biß MDCC. „ten/ den andern sey es die hoͤlle. Zwischen dem „ehstand und der hurerey sey auch kein unter- „schied/ und so weiter/ wie es in gedachter schrift zu finden ist/ dieser und dergleichen saͤtze wegen hat man nun den Auctorem gemeiniglich unter die Atheist en gezehlet/ und mag er vermuthlich eine und die andere mißbraͤuche und gemeine maͤngel in kirchen/ schulen und gerichten attendi rt haben/ daran er sich geaͤrgert/ und auff die elenden gedancken gerathen/ als sey es mit dem wesen der Christlichen religion eben auch so elend bewandt/ von welchem ur- sprung der meisten Atheist en in der historie selbst zur gnuͤge geredet worden; vid. interim Sagitta- riusintrod. in hist. Eccles. p. 879. Joh. Musæ- us l. c. Scherzerus systemat. Theol. p. 621. \&c. Der Pajo- nist en ur- sprung/ 8. Unter denen Reformirten gab es um das jahr 1680. und weiter hin auch viel auffsehens uͤber gewissen personen/ die man hernach die Pajonist en nennete. Von einem Frantzoͤsischen Lehrer Claude Pajon, welcher unter den Hugo- nott en erstlich ein Professor zu Saumur, nach- mals ein Prediger zu Orlean s gewesen. Die- ser hatte bey seinen lebzeiten unterschiedliche schrifften publici rt/ welche wegen ihrer scharff- sinnigkeit und zierligkeit gar sehr beliebet worden/ wie ihn auch sein vornehmster wider- sacher D. Petrus Jurieu im anfang seines Tra- ctats de la nature \& de la grace deswegen ge- ruͤhmet. Jn selbigen buͤchern hatte Pajon von der unmittelbaren gnade in der bekeh- rung des menschen eines und das andere gesetzet/ daß man schlosse/ er leugnete wol dieselbe gantz/ und waͤre mit den Pelagiane rn Fortgang/ dißfalseinig. Es sollen hieruͤber von den Hu- gonott en in Franckreich/ weil sie noch etwas frey handthieren duͤrffen/ unterschiedene Synodi hiewieder gehalten worden seyn. Nach dem aber die troub len daselbst immer mehr uͤberhand ge- nom̃en/ hat er/ wie Jurieu daruͤber klaget/ seine meinungen ungehindert fortpflantzen koͤnnen/ ist auch darinnen verstorben. Nach derzeit ha- ben seine discipul die sache immer weiter getrie- ben/ so daß der gedachte Jurieu anno 1688. seinen Tractat wieder sie geschrieben/ und sie oͤf- fentlich des Pelagianismi und Socinianismi be- schuldiget/ zu foͤrderst haͤlt er davor/ Pajon sey durch die schrifften Episcopii und Curcellæi verfuͤhret worden/ wie auch durch ein buch/ welches einer namens Rohdo de Supposito ge- schrieben/ der deßwegen zu Tolose von den Pa- pisten verbrant worden. Die summam aber der Pajonist ischen meinungen stellet er im an- fang des Tractat s also vor: Lehren. 9. GOtt hat nach seinem willen die erschaffung der welt bestimmet und in der zeit vollbracht/ indem er eine solche machine hervorgebracht/ darinnentheils unvernuͤnfftige theils vernuͤnfftige und freye creaturen seyn solten. Dieser machine hat er eine allgemeine bewe- gung eingedrucket/ welche biß ans en- de der welt tauren solte/ und durch ihre werckzeuge alle particular bewegungen und zufaͤllige ausgaͤnge wircken. Bey so gestalten sachen ist nicht noͤthig ge- wesen/ daß GOtt nach der schoͤpffung weiter hand anlegte/ oder durch neue wirckung/ und einen so genanten con- cursum den creaturen beystuͤnde. Denn Jahr MDC. biß MDCC. aus jener ersten impression hat alles her- nach von sich selbsten also erfolgen muͤs- sen/ wie es GOtt zu vor versehen hatte. Nach der nothwendigen und unauff- loͤßlichen connexion deren ursachen: aus- genommen wenn es GOtt nach seiner unumschraͤnckten freyheit gefallen moͤchte/ bißweilen andersund ausseror- dentlich durch wunderwercke zu wir- Wiederle- gung und unterdru- ckung. cken. Und hieraus ziehet Jurieu viel andere meinungen/ welche eben auff diesen zweck hin- auslauffen/ ob er sie wol aus der Pajonist en schrifften von wort zu wort nicht beweisen kan. Wider diese meinungen aber haben sich/ wie gemeldet/ alsbald unterschiedliche gesetzet/ wiewol ohne sonderlichẽ effect, biß nach gesche- hener verbannung derer Hugenott en aus Franckreich auf einem synodo zu Roterdaman- no 1686. die Walloni sche Prediger alle aus Franckreich gefluͤchtete Lehrer zusam̃en beruffen/ und selbige theils uͤber den meinungen des be- kanten Mosis Amyraldi, welche dem Dord- rechtischen synodo entgegen stuͤnden/ theils des gedachten Pajons solenni ter befragten. Da denn keiner von diesen sich heraus ließ/ daß er es mit dem Pajon hielte: Vielmehꝛ unterschriebē sie alle ein gewisses edict, woriñe sie sich dem Dord- rechtischen synodo verbindlich machen/ und hin- gegē allen Pelagiani schen lehren absagen musten. Nachdem dieses also nach wunsch geschehen/ wurden sie nicht allein toleri rt/ sondern auch hin und wieder befoͤrdert/ wiewol unterschiedli- che nachmals Leydeckerus und andere aller- hand ketzereyen und sonderlich des Socinianismi beschuldiget haben. Seit dem ist es gleich- wol auch von dieser sache wiederum stille wor- den vid. Acta Erudit. anno 1686. pag 597. seq. Friedr. Spanhemius \& ex eo Auctor libri de Bœkzaal van Europe ad ann. 1692. pag. 335. Valent. Ernest. Lœscherus Exercitat. de Claudii Pajoni Doctrina \& fatis, Lips. 1691. 12. Ben- them. Hollaͤnd. kirchen-Staat. P. II. C. II. p. 91. u. f. 10. Gleich wie im ersten theil der Kirchen- Manichæ- er/ ob sie im 17. se- culo gewe- sen. und Ketzer-historie durch unterschiedliche Se- cula gewiesen ist/ daß die jenigen/ welche man absonderlich verhasset machen wollen sehr off- te mit dem namen der Manichaͤer beleget worden; also finden sich auch bey den letzten Seculis dergleichen exempel. Wie ich im sechs- zehenden buch bey der Flaciani schen historie gedacht habe. Jn dem siebenzehenden Seculo finden sich zwar auch hin und wieder solche namen/ damit man einem und dem andern zu schaden und wehe zu thun gemeinet: aber von einer eigenen Manichaͤischen Secte ist eben nichts gewisses oder gruͤndliches zu finden. Gleichwol hat ein Prediger in der Lausnitz/ Martinus Francisci, Diaconus zu Muscau/ An- no 1678. eine weitlaͤufftige Schrifft publi- ci rt unter dem titul: Der verkehrte nun bekehrte Manichaͤer/ worinnen er bloß auf relation eines jungen Menschen/ der mit dem Teuffel einen bund gemacht gehabt/ versichern will/ daß in Holland uͤber 13000. famili en von Manichaͤern lebten/ wiewol ohne freyheit ihrer Religion s-uͤbungen. Hierinne werden solchen Leuten pag. 162. und anderswo fast eben solche dinge beygelegt/ die wir im ersten theil Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann. Jahr MDC. biß MDCC. theil der Kirchen-historie von den alten Ma- nichaͤern gesehen/ doch auch noch viel an- dere suͤnde dazu gesetzet/ als daß sie die gantze Von Lu- theranern bekehrt. „Bibel verwuͤrffen/ und davor des Manetis „ Grund-buch brauchten/ daß sie statuir ten/ „die jenigen/ die von dem guten GOTT er- „schaffen waͤren/ die muͤsten selig werden/ sie „lebten auch wie sie wolten; die aber vom „boͤsen Gott kaͤmen/ muͤsten nothwendig ver- „dammt werden: sie verfluchten und verwuͤrf- „fen die Tauffe und das Abendmahl/ verwuͤrf- „fen den Heiligen Geist/ haͤtten einen Ertz- „Bischoff unter sich/ der aber keinem das pre- digen verbiete u. s. w.‟ Ob aber dergleichen relation ihren grund habe/ daran ist billich zu zweiffeln/ absonderlich da der Auctor des- selben ein verlogener Soldate gewesen/ der sei- Jahr MDC. biß MDCC. ner eignen gestaͤndnis und dem augenschein nach mit dem Satan sich verbunden gehabt. Ohne zweiffel hat man mit solchem actu, da man diesen angegebenen Manichaͤer oͤffentlich getauffet/ und sonderlich daraus einen grossen ruhm macht pag. 184. daß derselbe zu keinem andern als zu einem Lutherischen Geistlichen gegangen/ weil es die Calvinisten in vie- len stuͤcken mit den Manichaͤern hiel- ten/ und die Papistischen Geistlichen einem auch nicht wol rathen koͤnten. Von andern hicher gehoͤrigen umstaͤnden kan die angezoge- ne historie der Manichaͤer im dritten u. f. Buch der Kirchen-historie nachgeschlagen wer- den. Das XIX Capitel. Von Quirino Kuhlmann. §. 1. Kuhl- mauns le- ben. J N den letzten Jahren unserer Histo- rie hat sich eben auch in Holland son- derlich hervor gethan Qvirinus Kuhl- mann/ buͤrtig aus Breßlau/ gebohren Anno 1651. d. 25. Februar. und in der Lutherischen Religion auferzogen/ von seinem Vater Qvi- rino Kuhlmann/ eines buͤrgerlichen stan- des daselbst/ und seiner Mutter Rosina Ludo- vica, einer gebohrnen Haußloͤwin/ wie er selb- sten in seinem Qvinario Lapidum pag. 18. ge- dencket. Wie er auch daselbst weiter pag. 20. erzehlet/ daß er Anno 1664. im dreyzehenden Jahr seines alters seinen ersten zug und trieb gehabt/ und Anno 69. voͤllig von GOTT beruffen und erleuchtet sey. Darauf er Anno 1673. von Jena hinweg und nach Holland gekommen/ Anno 74. zu Leyden Doctor wer- den wollen/ aber ploͤtzlich davon abgehalten/ und die Academi schen studia aus einmahl zu- Veraͤnde- rung. verlassen gedrungen worden. Er gedencket daselbst ferner pag. 25. wie er eben im selbi- gen Jahr die Lutherischen Koͤnige/ Churfuͤr- sten und Herren oͤffentlich angeredet/ und daruͤber zu erst als ein Athei ste/ Ketzer und Enthusia st verdammet worden/ welches er denn von dem neubeg isterten Boͤhmen verste- het. Jn diesem Buch schreibet er in der De- dication folgendes von sich: Studia. „2. Jch bin ein drey und zwantzig jaͤhriger „Juͤngling/ im Lutherthum geboren undaufer- „zogen/ durch viel kranckheiten/ zufaͤlle/ truͤbsalē/ „und allerhand ungluͤck von kindheit auf ziem- „lich geschwaͤchet/ und doch Gott lob nie ab- „geschwaͤchet. Meine Jugend ist im studieren „zugebracht/ habe viel gearbeitet/ gelesen/ ge- „schrieben/ Bibliothe ken besuchet/ die wahre „Weißheit in manch tausend Buͤchern „vergebens gesuchet/ und aus wissen- „schaffts-Liebe wenig zeit gehabt/ mich um „das Welt-wesen viel zu bekummern, — Die „ursachen meiner reise nach Holland war ver- „gangenen jahrs die Studierens-fortsetzung/ „und gedachte ich das Justinianei sche Rechts- „ Corpus so wol Teutsch als Lateinisch in des- „sen eignen Lehr-art/ welche in vielen hun- „dert Jahren von allen Juristen nicht ver- „standen/ herauszugeben/ um den Juristen ih- „re blindheit zu weisen in ihrem eigenen Rechts- Corpus, ehe ich aus dem ewigen Rechts-“ grunde die Rechts-Weißheit ausarbeitete.“ Der Mensch denckts/ GOTT lenckts. Denn“ wie ich in dieser bemuͤßigung muͤhsam war/“ so widerstund mir der HERR gewaltsam-“ lich. Ein eintziges Jahr hatte ich dieser arbeit“ bey mir zugetheilet/ welche in so viel hundert“ Jahren allen Juristen nie auszuarbeiten ver-“ moͤgend gewesen. Je mehr ich aber meinen“ vorsatz fortsetzte/ je mehrern widersatz empfand“ ich/ daß auch die heilige Licht, welt/ mit de-“ ren Licht ich umleuchtet war/ sich in ihrem„ Vorge- habtes Doctorat. Licht schattete/ wenn ich fortfuhr \&c. Die“ haupt-verursachung war so hefftiger abhal-“ tung/ weil allbereits der tag inner wenig“ wochen bestimmet/ da ich mich mit dem Anti-“ christischen Rechts- Doctor-gradu beflecken“ wolte/ der ich von ihren Hohen-Schul-“ Teuffeleyen sonst noch unbefleckt. Und ent-“ stund mein begehren aus keinem Ehr-geitz/“ weil ich schon bey mir beschlosse/ diesen Doctor- “ Thor-Titul in kurtzer zeit wegzuwerffen. Was“ war zu thun? der rath des HErrn war mir ver-“ borgen; unter ihnen muste ich leben/ und wolte“ ich hiermit in der that widerlegen unterschie-“ dener mißguͤnstigen urheile/ daß ich auf ho-“ hes bedencken/ und nicht aus unvermoͤgen“ des verstandes/ auf Hohen Schulen des Got-“ teslaͤsterlichen Disput ierens mich entschlagen“ wolte. Jn solchem widerstehen ergriff ich„ Erfolgte erleuch- tung. betruͤbter die feder den 20. Januarii, und wol-“ te des Boͤhmens wegen ein Schreiben ab-“ senden an D. Muͤllern in Rostock/ um wun-“ ders halben zu vernehmen/ was er zu diesen“ vorgetragenen wichtigsten Religions-puncten“ antworten wuͤrde. Jch ergriff die feder/ und“ mit diesem vorsatz die gantze Licht-welt/ wel-“ che nun stracks begunte noch froͤlicher mich“ anzuspielen. Jch schrieb/ und mein Schrei-“ ben vergroͤsserte sich wider meinen willen/ es“ vergroͤsserte sich auch in mir unter solchem“ Schreiben die Goͤttliche gnade/ in dem die-“ se woche mir eine rechtschaffene grosse Wo-“ che oder Wunder-Woche war. Unter un-“ zehlbaren gesichten begab es sich/ daß mei-“ nen leiblichen augen meine Studier-kam-“ mer gantz weggenommen war/ und ich eine“ geraume zeit viel tausendmal tausend Licht-“ geburthen um mich anschauete.“ 3. Was Th. III. C. XIX. Von Quitino Kuhlmann. 3. Was der auctor allhier von seiner veraͤn- Jahr MDC. biß MDCC. derung setzet/ ist nach derselben zeit geschehen/ als er von anno 1670. zu Jena sonderlich Jura stu- dir et/ allwo er auch etliche Teutsche gedichte in Corre- sponden tz mit Kit- chero, 8 vo. heꝛausgegeben/ und damit bey vielen belie- bet worden. Wie denn D. Sagittarius in der Introduct. p. 902. seiner gedencket. Daß er ein gelehrter und sonderlich in der poly- mathia fleißiger mensch gewesen/ auch deßwegen von Morhofio in seinem Polyhi- store geruͤhmet worden. Nach der zeit hat er sich mit vielen beruͤhmten und gelehrten leuten bekant gemacht/ und darunter vornemlich mit dem beruͤhmten Physico und Mathematico Athanasio Kirchero, dessen briefe an ihn zu Lon- den anno 1681. in 8vo. heraus gekommen. Jn und dessen urtheil von ihm. diesen schreibeter erstlich anno 1678. vom 8. Fe- bruar. von der bekanten arte Lulliana, item, von der arte combinatoria und bezeuget seine grosse freude uͤber Kuhlmanns vortrag/ wie auch uͤber der einstim̃ung ihrer gemuͤther und Ingeniorum, daß sie so gar einerley studia und intention vor- „haͤtten. Er lobet dabey die lynceam perspicuita- „tem oder grosse scharffsichtigkeit des erleuchte- „ten gemuͤths in Kuhlmannen/ welcher die voll- „fuͤhrung derer wissenschafften auffgehoben zu „seyn schienen. Er ermahnet ihn auch/ daß er „die Reformation der artis combinatoriæ fort- „setzen und in eine bessere methode bringen „moͤchte/ weil er aus denen uͤberschickten proben „sich die hoffnung mache/ er werde die sache am „besten in stand bringen koͤnnen. Jn dem an- „dern brieff tituli rt er Kuhlmannen Virum Ex- „cellentissimum \& summe eruditum, item Pan- „sophum, und haͤlt sein vorhaben zwar der na- tur und vernunfft nach vor un muͤglich/ wenn er zum exempel de clave æternitatis \& temporum, de abysso centralis scientiæ schreiben wolle: Doch muthmasset er/ es muͤsse eine solche wissen- schafft von GOtt seyn/ dergleichen etwa Sa- lomo gehabt/ die man Salomonæam oder infu- sam nennen koͤnte. Zuletzt warnet er ihn/ er moͤchte mit solchen wissenschafften nicht zu viel ruͤhmens machen/ weil der spoͤtter heutiges ta- Morhoffs judicium. ges so viel waͤren. Morhofius hat Lib. II. Po- lyhist. c. 5. p. 357. das ingenium und andere ga- ben Kuhlmanns auch geruͤhmet/ auch seine judi- cia von etlichen sachen approbi rt: aber dabey ihn vor ruhmsuͤchtig und verwegen auch/ En- thusiasti sch gehalten/ weil er zu viel in seinem Prodromo versprochen/ welches einem men- schen unmoͤglich sey. Kuhl- manns schrifften. 4. Ehe ich aber die uͤbrigen umstaͤnde von diesem manne erzehle/ wollen wir erstlich seine schrifften benennen/ weil sie doch ausserhalb Holland wenig bekannt sind: Daß erste buch/ wodurch er am meisten in Teutschland beruffen worden/ war Der neubegeisterte Boͤhme begreif- fend 150. weissagungen und mehr als 1000000000. Theosopsi sche fragen allen Theolog en und gelehrten zur beantwor- tung vorgelegt. Hernach sind in folgen- den jahren diese herausgekommen: Prodromus Quinquennii mirabilis. Lugduni Batav. 1674. Diesen hat Morhofius l. c. meist excerpi rt. Kircheriana dearte magna sciendi s. combi- natoria admirabilibus quibusdam inventis sa- pientia infusa Adamæa, Salomonæaque. Lon- dini. 1681. in 8vo. Responsoria de sapientia infusa Adamæa Sa- Jahr MDC. biß MDCC. lomonæaque, ibid. 1681. Heptaglotta Kuhlmanniana Operum suo- rum juvenilium. Quinarius suorum lapidum adversus Golia- thum omnium tribuum, populorum, lingua- rum, invictissimæ Antapologiæ loco pro suis scriptis fronti scriptorum suorum ordinandus. Londini. 1681. Constantinopolitana de conversione Turca- rum, Romæ novæ s. Stampoldæ, scripta die primo Augusti 1678. \& Londini Angliæ sigil- lata publicataque die primo Maji 1681. ad Ma- homethem IV. Imperatorem Turcicum. Ad- junctæ sunt Epistolæ ad Agam Smirnensem, Pa- triarchamque Græcum. Londini. 1682. in 8vo. Mysterium viginti unarum septimanarum, Kotterianarum, quod vera clavisad Danielem, Apocalypsin, omnesque scripturæ numeros Spiritus S. ope apertum. Smirnæ in Natolia mense Octobr. 1678. Londini 1682. Cyrus refrigeratorius Hierosolymitanus de Magnalibus naturæ ultimo ævo reservatis ad Adeptos Magosq orbis terrarum, Genev. 1680. Salomon à Kaͤyserstein Cosmopolita de Mo- narchia Jesu Elitica ultimo ævo reservata ad Politicos orbis terrarum. Londini 1682. Hochtheure besiegelung/ als eꝛvon Pa- riß Amster dam zum drittenmal betre- ten. Pariser-schreiben an Herꝛn Johann Roth/ Frau Danneke von Schwintern, Herrn Franciscus Mercurius von Helmont, Freyherꝛn/ und Jfr. Anthoinette Bou- rignon. Amsterdam. 1686. 8. Allgemeine Londener-schreiben an die Wiclesi sten/ Waldenser Hußiten/ Zwinglianer/ Lutheraner/ Calvinisten Amsterdam. 1686. Zwey erklaͤrte Berlinische kuͤhljubel von der vereinigung des Luther-und Calviner-thums. Amsterdam 1686. Runde erklaͤrung vor den augen Je- hovens an Friedrich Brecklingen. Am- sterd. 1686. Wiederlegte Brecklings-worte ibid. Kuͤhl-psalter oder die fuͤnffzehen-ge- saͤnge/ Amsterdam 1684. und 1685. 12 mo. 5. Jn diesen und andern seinen schrifften hat Sein neu- begeister- ter Boͤh- me/ er zufoͤrderst Jacob Boͤhmens principia recom- mendi rt und erlaͤutert/ wie sonderlich aus dem neu-begeisterten Boͤhmen zu sehen ist. Denn dieses buch hat er D. Henrich Muͤllern dedi- ci rt/ und im ersten capitel seine meinung von Boͤhmen mit dessen sonderbaren lob-spruͤchen an tag geleget/ wie auch im 6. und folgenden und vor- trag dar- innen. capiteln viel haupt- punct e nach einander aus ihm erlaͤutert/ und sonderlich im 12. capitel gesetzet/ daß er Boͤhmens gruͤnde voͤllig gehabt und verstanden/ ehe er noch einen buchstaben von demselben gelesen. Jn dem andern und folgenden capiteln hat er nach einander die Harmoni e gewiesen zwischen Jacob Boͤhmens und D Muͤllers bekaͤntnissen vom verderbniß der kirchen/ davon in Boͤhmens historie mit mehrern zu sehen ist. Gleichwie er auch daselbst hauptsaͤchlich von dem zustand des Luther- thums nach einander geschrieben/ wie sich der- selbe in allen staͤnden/ und sonderlich in kirchen und schulen aͤussere. Und hiermit hat er auch A. K. H. Dritter Theil. B b verdie- Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann. Jahr MDC. biß MDCC. verdienet/ daß er von Calovio und andern Lu- therischen Theologis unter die Ertz- Enthusia- sten/ Bœhmi sten uñ ketzer gerechnet worden. Auch hat man/ weil man seine wissenschafften Vor gege- bener wie- derruff. und gaben æstimi rt/ hin und wieder ausge- sprengt gehabt/ als haͤtte er seine schrifften alle auff einmal revoci rt/ wieder eingeloͤset/ und ver- brant/ woraus die Lutheraner seine bekehrung schliessen wollen. Vid. Minister. tripolit. in der abgenoͤthigten lehr-und schutz-schrifft. p. l. c. l. p. 98. Calovius in Anti-Bœhmio p. 119. Erasmus Francisci im gegen-strahl der morgen-roͤthe p. 722. Colberg Platon. Chri- stenth. p. l. c. VIII. p. 325. Falschheit desselben. 6. Allein daß diese relation keinen grund ge- habt/ werden nicht allein die folgenden umstaͤnde weisen/ sondern es hat auch hernach anno 1688. der obenbeschriebene Caspar Barthut in seiner notification der jetzt obhandenen zeit c. V. pag. 42. folgendes von Kuhlmanns wiedersachern geschrieben: An statt daß die Wittenber- ger/ Leiptziger und Jenischen Universi- tæt en auff die fragen (die Kuhlmann im anfang des neu-begeisterten Boͤhmens ihnen vorgelegt) antworten/ oder aus Babel ausgehen sollen/ hat D. Calov von Wit- tenberg nach der Antichristischen art dasjenige was er als ein fleischlich ge- sinnter mensch nicht verstehen koͤnnen/ so maͤchtig gelaͤstert/ und die gebe des H. Geistes dem teuffel zugeschrieben/ weßwegen er vor GOttes gericht schwere rechenschafft geben muß. Es ist aber so gar ungegruͤndet/ daß Kuhlmann seine sachen wiederruffen oder verdammet haͤtte daß er vielmehr uͤber denselben sich in der Mo- scau erstlich auffs grausamste martern/ und her- nach lebendig verbrennen lassen. Die genau- ern und gewissern umstaͤnde hievon will ich all- hier beysetzen/ weil mir dieselbe von sicherer hand zugekommen/ wiewol auch schon Benthem in dem Hollaͤndischen kirchen staat p. II. pag. 344. einen brieff von dieser sache producir et hat/ und D. Cortholt in der Histo. Eccl. p. 905. schon/ wiewol nur aus dem gemeinen geschrey/ seiner verbrennung gedencket. Seine rei- sen und verrich- tungen. 7. Es hat nemlich dieser Kuhlmann nach seinem abschied aus Holland unterschiedliche grosse reisen gethan/ nach dem er von der Uni- versit aͤt Leyden wegen seiner ihm beygemessener schwermereyen relegi rt worden. Erstlich hat er eine zeitlang in Engelland gelebet/ auch von dar sich nach Pariß begeben/ und wie aus den obigen schrifften zu sehen/ sonderlich aus dem Kuͤhl-Psalter/ anno 1678. nach Constan- tinopel. Zuletzt hat er sich gegen die Nordlaͤn- der gewendet/ uñ ist um das jahr 1689. in Preus- Ankunfft in Moscau/ sen und so fort in Lieffland kommen. Endlich hat er sich gar in die Moscau begeben/ und ist in der Residen tz stadt Moscau sonderlich mit einem Teutschen Kaufmann/ namens Conrad Nor- dermann/ bekant worden/ bey welchem er sich auch aufgehalten. Von diesem kaufmann schrei- bet der Auctor des neuen Moscowitischen Kirchen-Staats C. IV. daß er unter andern diese meinung geheget: Christus muͤste noch einmal als ein grosser Prophet mit vie- len wunderwercken auff diese welt kom- men/ die boͤsen bekehren und mit sich in sein reich ziehen. Er habe auch von diesen und dergleichen sachen in Moscowitischer spra-„ Jahr MDC. biß MDCC. che ein buch geschrieben/ und selbiges einem“ Ministro am Moscowitischen hoff zu lesen“ gegeben. Dieser habe ihn gewarnet/ er solte“ solche dinge bleiben lassen/ oder er wuͤrde ge-“ wiß verbrannt. Nordermann aber habe es“ nichts destoweniger einem Buchtrucker zu“ drucken gegeben/ der es dem Patriarchen ge-“ wiesen/ worauff dieser den kauffmann mit samt„ und erfolg- te verhren- nung. Kuhlmannen gefangen setzen/ und endlich ver-“ brennen lassen. Die naͤhern umstaͤnde aber“ seinestodes sind diese folgende/ darinnen auch“ die veranlassung und ursachen desselben entde-“ cket werden/ wie es von einigen Moscowiti-“ schen kaufleuten dazumal nach Amsterdam ge-“ schrieben worden.“ 8. Kuhlmann hatte einen gefaͤhrlichen an- Anlaß da- zu. schlag der Jesuiter/ den sie wieder den Czaar heimlich gemacht gehabt/ einem Moscowiti- schen Minister entdecket/ darauff etliche Jesu- iten in verhafft genommen/ und nach geschehe- ner inquisition der vornemste raͤdelsfuͤhrer am leben gestraffet worden. Dieses an Kuhlman- nen zu raͤchen stellen sie ihm ein gantzes jahꝛ nach/ biß sie ihn nebenst den andern religions-par- theyen unter dem vorwand der ketzereyen durch den Patriarchen ins gefaͤngniß und zum tod bringen. Man hat ihn aber zuvorher im ge- Grausa- me peini- gung. faͤngniß auff das allergrausamste gepeiniget/ indem sie mit zweyen grossen gluͤenden eisen ihm ein hauffen cꝛeutze auch den ruͤcken gebrant/ und wann die wunden in etwas zu heilen an- gefangen/ ihn wieder auffs neue hervor gezo- gen/ und selbige mit faltz und eßig wieder auff- gerieben. Dergestalt haben sie ihm alles fleisch am ruͤcken und heimlichen orten weg gebrant/ und zwar gantzer drey wochen nach einander. Worauff sie ihn in etwas wieder genesen lassen/ und hernach auff einen grossen platz in der stadt gefuͤhret/ da sie ihn in einem dazu gemachten haͤußlein mit Nordermannen zugleich lebendig verbrant. Jch will aber hievon noch aus ei- nigen schreiben einen extract hie beyfuͤgen/ wel- cher diese grausame action noch umstaͤndlicher vor augen legen wird/ sonderlich aber/ wie die Lutherischen Prediger daselbst nebenst den an- dern nicht wenig an diesem Barbarischen han- del ursach gewesen. Und damit man die an- dern brieffe nicht vor erdichtet halte/ kan man erstlich aus dem/ welchen Benthem l. c. pro- duci rt/ eben dieses anmercken. 9. Jn demselben schreibet einer de dato den Andere umstaͤnde; derer Lu- therischen Prediger haͤndel hie- bey. 20. Novembr. 1691. Kuhlmann waͤre anno “ 89. im Sommer nach Moscau kommen/ und“ weil allda viel Boͤhmisten wohnten/ haͤtte er“ gehoffet/ er wuͤrde auch sicher seyn. Es haͤt-“ te aber alsbald ein Prediger an der Lutheri-“ schen kleinen kirchen M. Johann Meinecke die“ leute auff der cantzel gewarnet/ sie sol-“ ten sich vor schleichern und schwer-“ mern huͤten/ die sich suchten einzu-“ schleichen. Zu diesem waͤre Kuhlmann“ darauff gekommen/ haͤtte ihm von einem“ seiner Patronen einen gruß gebracht/ welchen“ aber der Pfarrer nicht annehmen wollen/“ sondern ihm alle conversation mit sich verbo-“ ten/ auch bedrohet: Er solte die kirche da-“ selbst nicht turbir en/ wo er ihn (den“ Pfarrer) nicht zum feind haben wolte. “ Bald darauff haͤtte Kuhlmann eine weissa-“ gung Th. III. C. XIX. Von Quirino Kuhlmann. Jahr MDC. biß MDCC. „gung publici rt/ und dem kirchen- convent de- „rer Reformirten præsentir en lassen/ auch heim- „|lich allerhand buͤcher ausgestreuet/ darinn er Falsche anklagen. „sich vor den Sohn des Sohnes GOttes aus- „gegeben/ der in die welt geschicket waͤre/ ein „ Chiliasti sches reich auffzurichten. Forn auff „die buͤcher haͤtte er sein eheweib mit sonnen- „strahlen und mit einer crone von 12. sternen „samt dem mond unter den fuͤssen als eine Koͤ- „nigin des neuen Jerusalems abmahlen lassen. Befoͤrde- rung sei- nes todes. „Weil nun Nordermann diese weissagung auch „einem Minister gegeben/ und es also dem „Patriarchen kund worden/ habe dieser die Lu- „therischen und Reformirten Prediger vor sich „gefordert/ und sie wegen des Kuhlmanns be- „fragt. Diese haͤtten ihm ein solch zeug- „niß gegeben/ wie es ein solcher Fanaticus Gefan- geuschafft. „ werth gewesen. Man haͤtte ihn darauff „mit Nordermannen gefangen gesetzet/ und sei- „ne Gotteslaͤsterungen aus seinen buͤchern gezo- „gen/ auch die Pastores gefragt/ ob sie es auch „mit ihm hielten. (Da man denn leicht geden- „cken kan/ daß sie nicht werden ja gesagt haben.) „Diese haͤtten es bestaͤndig geleugnet/ und die „ Fanati schen blasphemi en in die hoͤlle verdam- „met. 10. „ Man haͤtte diese beyde hernach peinlich „gefragt/ da denn Kuhlmann anfaͤnglich mit „feuer vom himmel gedrohet/ aber bald nach „haͤrterer peinigung um verzeihung gebeten/ „und noch einen mahler verrathen/ der in diese Seltsame bekebrung der Boͤh- misten. „lande gezogen. Dieser waͤre hernach im ge- „faͤngniß an gifft gestorben/ jene aber ver- „brannt/ und ihre schrifftenbey leib-und lebens- „straffe verboten worden. Die Bœhmi sten „haͤtten sich nach diesem nicht mehr sehen lassen/ „und schiene es/ als wenn sie nunmehꝛ den „aller heiligsten glauben der Lutheri- „schen kirche besser annehmen. (Nach- „dem man sie nemlich mit feuer und schwerd be- „trohet) So weit gehet der gedachte brieff/ zu welchem ich noch einige andere nachricht aus D. Samuel Schelwig s sectiri scher Pieti sterey p. I. Artic. VIII. pag. 49. fuͤge/ allwo eben dieses Des Luthe- rischen Pfarrers gestaͤnd- niß/ daß er Kuhlman- nen zum tod ge- bracht. M. Meinecken s Lutherischen Pastoris in der Teutschen Slaboda vor Moscau send-brieff an D. Breverum Superintendenten in Riga ange- fuͤhret wird/ darinnen er ausdruͤcklich bekennet/ wie er selbst denen barbarischen Mosco witern zu dieser grausamen sache der urheber gewesen. Denn so lauten seine eigene worte: Er (Kuhl- mann) hat hier schier solche haͤndel an- gefangen/ als anno 1669. Thomas Tanto und Jacob Taube in Luͤbeck anfiengen/ und conventicula gehalten/ uͤber das auch ein tract aͤtgen in 8vo. ein schand-buch/ ein schmaͤh-und laͤster-buch/ darin er wider reine Evangelische Ministeria gelaͤstert/ vielen insinuir en lassen/ davon mir auch eines zu haͤnden kam: So habe ich auch gethan/ was meine seelen-sorge und die wolfarth meiner anvertraueten gemei- ne und anderer Christen erfordert/ wel- ches durch Gottes gnade so weit NB. ge- lungen/ daß nicht allein einige die con- venticula gemeidet/ und einige/ so schon darinnen/ daraus getreten/ sondern daß es auch vor den Herꝛn Patriarch en und folgends vor die Herꝛn Czaar en kommen. 11. Ferner schreibet eben derselbe vom 5. Octobris (war gleich der tag nach Kuhlmanns Jahr MDC. biß MDCC. verbrennung/ an welchem dieser Pfarrer die froͤ- liche post denen andern brachte) 1689. p. II. Ar- tic. IX. pag. 58. an Breverum: Daß er die thorheit dieses anfuͤhrers der Bœhmi sten auff der cantzel gestrafft/ und mit noch groͤsserm leidwesen dennoch sehen muͤs- sen/ daß als Kuhlmann unter dem na- men Ludwigs Ludovici dahin gekom- men/ sich bey 30. Bœhmi sten zu ihm ge- schlagen/ die aber/ als er und Norder- mann den 4. Octobris nach vieler ausge- standenen marter offentlich verbrannt wurde/ sich bald von einander getren- net/ und die fluͤgel sincken lassen. Und weiter pag. 255. schreibet Meinecke: Jch ha- be ihn vorungluͤck gewarnet und ernst- lich vermahnet/ er solte sich hier stille verhalten/ und sich nicht aͤussern: Solte ich etwas vermercken/ wuͤrde ich thun was mein amt und gewissen erforderte/ und mich seinem fanati schen geist NB. mit macht wiedersetzen. Waͤre wol gewe- sen/ wenn er meiner treuhertzigen ver- mahnung gefolgt/ so wuͤrde er der schmaͤh-und schmertzlichen beschimpf- fung/ ingleichen des gewaltsamen to- des; ich aber NB. vieler muͤhe und ver- drießligkeiten/ die ich doch nicht groß geachtet/ uͤberhoben blieben seyn. 12. Dieses mag noch ferner erlaͤutern ein ei- genhaͤndiges schreiben von Kuhlmanns mutter Rosina Kuhlmannin/ geborner Ludwigin/ so sie von ihres sohnes tod anno 1690. den 5. Julii aus Breßlau nach Amsterdamm geschrieben/ darin- nen unter andern folgendes stehet; Melde Noch um- staͤndlicher bericht von Kuhl- manus mutter selbst. mitschwerem hertzen/ daß eine person/ welche damals in Moscau in der stadt Stolitze bey einem halben jahr gewesen/ und auch als dieser harte proceß mit meinem kinde vorgegangen/ solches da- mals seinen eltern allhier in Breßlau be- richtet/ mir alles muͤndlich versich ert habe. Ach leider/ GOtt erbarme es/ daß es wahr gnug ist/ die weil er alles be- richtete/ wie er bey einem kauffmann waͤre eingezogen/ namens Noꝛdeꝛmann/ bey selbem aber nebenst dem kauffmann gefaͤnglich eingezogen/ auch zu harter tortur beyde angehalten. Das verbre- chen waͤre dieses/ weil er viel prophezey- et uͤber Moscau/ welches auch gesche- hen/ als haben sie ihn beschuldiget/ er habe diese wissenschafft vom teuffel und durch zaubereyen erlanget/ vor welches er sich gnugsam verantwortet/ als ha- ben die Jesuiten ihren consens und gut- achten wegen seiner buͤcher und schriff- ten sagen sollen/ welche geantwortet/ daß seine schriften und buͤcheꝛ nicht Mo- scau/ sondern den Pabst und Kaͤyser an- giengen. Die Reformirten haben gleich- Klage uͤber die Lutheri- schen Pre- diger. falls nichts des todes werth befunden/ der Patriarch und Lutheraner Prediger haben instaͤndig gebeten/ der Czaar solte sie aus dem wege raͤumen/ damit nichts neues auffgebracht/ und Moscau ruhig bliebe; es waͤre abeꝛ gute hoffnung gewe- sen/ daß sie wuͤꝛden loß kommen/ und aus ihrem gefaͤngniß erlediget werden. Ach A. K. H. Dritter Cheil. Bb 2 leider Th. III. C. XX. Von denen ausserordentl. dingen dieses 17. seculi insgemein/ Jahr MDC. biß MDCC. leider GOtt erbarme es! als es den dritten Octobr. abends zuvor ihnen an- gesagt worden/ sie solten sich bereit hal- ten/ morgen solten sie erloͤst werden. Als aber zu mittage um 11. uhr sie aus dem ge- faͤngniß gefuͤhret/ und auff einen grossen platz in der stadt als falsche Propheten gebracht/ da ein kleines haͤußlein von leeren pech-tonnen und stroh zubereitet gestanden/ und diese zwey un- schuldige maͤñer zu ihrem tod gefuͤhret/ auch nie- mand/ der ihnen einen trost beygebracht/ vor sich hatten/ auch kein verzug gestattet worden/ ha- ben sie beyde gestanden/ und ihre augen gen himmel gewendet und gebetet/ als sie aber vors haͤußlein kommen/ und keine rettung gesehen/ so hat mein sohn seine haͤnde auffgehoben/ und mit lauter stimme gesprochen: Du grosser Gott bist gerecht/ uñ deine gerichte sind gerecht/ du weist/ daß wir heute unschul- dig sterben! Und waͤren beyde getrost ins haͤußlein gegangen/ und alsbald der flam- men zu verzehren uͤbergeben worden/ es waͤre aber keine stimme mehr gehoͤret worden. Andere an- merckun- gen hiebey. 13. Noch ein anderer hat in seinem schreiben dazu gesetzet/ daß die beyden maͤnner von oben in das haͤußlein hinein gelassen worden/ daher man nichts weiter von ihnen gesehen noch ge- hoͤret. Und waͤre sonderlich dabey nachdencklich gewesen/ daß 4. unterschiedliche religionen oder partheyen wider diese zwey einig gewesen/ nemlich die Griechen/ Papisten/ Calvinisten und Lutheraner. Denn obwol sie nicht alle wircklich deren tod befoͤrdert/ so haͤtten sie doch gefallen dran gehabt/ oder zum wenigsten still geschwiegen. Auch hat ein ungenanter Auctor nachmals in einem tractat von der weißheit GOttes Cap. XXIV. num. 71. aus Kuhl- manns so genantem Kuͤhl-Psalter einige verse angefuͤhret/ darinnen dieser von seinem tod gleichsam zuvor solle geschrieben haben: Kuhl- manns verse von seinem tod. Z. E. aus seinem 56. Kuͤhl-Psalm fuͤhret er den 19/ 20. und 21. vers an/ welche also lauten: Jn siebnen pruͤfungs-feuer Durchkuͤhlt uns GOttes weyher/ Und kuͤhlt uns wieder frisch. Gefahr ist zwar gewachsen Biß zu den siebnen achsen Jahr MDC. biß MDCC. Doch rufft man gleich: Verlisch! Anfechtung ist entwichen/ Verfolgung selbst erblichen/ Creutz fand am creutz sein ziel/ Das leiden muß nun staͤrcken/ Die angst bringt freudig wercken/ Willkommen noth! komm kuͤhl! GOtt Vater komm und laͤuter/ GOtt Sohn sey mein bereiter/ GOtt H. Geist mein reiß! Laß nach den siebnen gluͤen Jm silber-kelche bluͤhen Das lilien rosen-weiß/ Zu deinem lob und preiß. Was nun nach so jaͤmmerlicher hinrichtung Was dar- auff in Moscau erfolget sey. dieser leute weiter in Moscau dißfals vorge- gangen/ kan aus obigen briefen einiger massen verstanden werden/ da sich der Lutherische Pre- diger innig erfreuet/ daß durch solche barba- rische tractamente die so genanten Boͤhmisten sich wiederum gut Lutherisch angestellet. Es versichern auch noch immer briefe aus Moscau/ daß die Clerisey allda die leute mit dem namen der Kuhlmannianer gewaltig in die furcht getrieben/ und sich dieses tituls alsbald wider alle diejenigen gebrauchten/ die sich nur mit dem geringsten ernst GOtt im geist und in der wahrheit zu dienen blicken liessen. Welche me- thode denn denen falschen Lehrern allezeit eigen gewesen sey/ dadurch sie ihre ehren und vorthei- le mit aͤusserlicher gewalt/ straffen uñ peinigung unter dem namen GOttes und derreinen lehre behaubtet haben. Jnzwischen schreibet einer noch weiter hievon/ es sey kein zweiffel/ daß GOTT diesen schmertzlichen feuer-tod uͤber Kuhlmannen aus weisem rath verhaͤnget habe/ um den ausbrechenden hefftigen feuer-eiffer von seiner seelen zu scheiden/ daß ihm also seine feinde selbst zur laͤuterung und reinigung dienen muͤs- sen. Aus denen bißher gedachten umstaͤndē aber uñ der offenbaren erfahrung hat auch noch neu- lichst der bekante Joh. Michael in seinem wagen und wegen des grossen GOttes P. II. Cap. XIV. p. 69. geschrieben: Kuhlmann sey verbrant worden auf anhetzen der schoͤ- nen Lutheraner/ und zwar der Priester. Das XX. Capitel. Von denen ausserordentlichen dingen dieses 17. seculi insgemein/ und sonderlich von denen daruͤber erregten streitigkeiten und meinungen. §. 1. Connexi- on der fol- genden er- zehlungen. U Nd bißhieher erstrecken sich die vor diß- mal gesetzten graͤntzen dieser unserer ke- tzer-geschichte/ also daß wir dieselbe zu uͤberschreiten und auff die allerneuesten begeben- heiten zu gehen dißmal nicht vor dienlich achten/ zumal noch eine ziemliche grosse arbeit so wol in der historie deren ausserordentlichen dinge des 17. seculi, als auch in der noͤthigen erlaͤute- rung deren andern durch die gantze historie vor- getragenen sachen zuruͤck zu legen ist. Die ei- gentliche beschaffenheit des so genanten Pieti sti- schen streits ist theils denen meisten in frischem gedaͤchtniß/ theils in fast unzehlichen schrifften pro und contra uͤberfluͤßig ventilir et worden. Woraus denn ein unpartheyischer leser/ dem es bloß um die lautere wahrheit zu thun ist/ schon selbst so viel ersehen mag/ als ihm zu diesem zweck noͤthig. Was D. Balthasar Beckers sache betrifft/ fehlet es auch in unserer sprache nicht angenauer nachricht: Und da dieser mann (der unlaͤngst in Amsterdam verstorben) frei- lich in handelung der schrifft und der taͤglichen erfahrung allzu præcipitant und frech verfah- ren/ auch damit nicht wenigen weiter auff den Atheismum zu verfallen anlaß gegeben/ meri- tirt dessen vortrag nicht/ daß er eben durch wie- derholung noch mehr ausgebreitet werde. Ge- stalt seine uͤbrige erinnerungen wider die allzu- hoch gesetzte auctorit aͤt der lehrer in der Refor- mirten kirchen/ wider die schlimmen processe gegen viele vermeinte zauberer/ in gleichen wider allerhand gemeinen aberglauben und fa- belhaff- und sonderlich von denen daruͤber erregten streitigkeiten und meinungen. Jahr MDC. biß MDCC. belhafftes geschwaͤtze schon bey andern scriben- ten zur gnuͤge angetroffen werden. 2. Ubergehen wir also dieses alles vor diß- Bedin- gung da- bey. mal/ und folgen unserer einmal gemachten ord- nung/ da wir aus dem 17. seculo annoch die hi- storie derer ausserordentlichen dinge/ und dar- unter vornemlich derer geschehenen weissagun- gen/ gesichter/ offenbahrungen und bekannt ge- wordenen so genannten Propheten darlegen muͤssen. Wobey den zuforderst bedinget wird/ daß man nicht eben so genau entscheiden koͤnne oder wolle/ welche von denen vorkommenden peꝛsonen entweder unter die wahren Goͤttlichen/ oder unter die falschen/ und welche von diesen wiedeꝛum unter die boßhaftig-falschen/ oder aus einfalt und unwissenheit irrenden gehoͤren moͤchten. Einem erleuchteten gemuͤthe wird leichte und vergoͤnnet seyn/ in seinem gewissen von allen selbst den ausschlag zu machen/ wozu gewisse merckmahle und andere umstaͤnde gnug anlaß geben werden. Hier werden wir aber auch gelegenheit haben noch einige streitigkeiten zu- beschreiben/ welche uͤber dergleichen mater ien auch in diesem seculo entstanden sind. Bekaͤnt- nisse derer Theolog en von denen offenba- rungen/ wie auch anderer Gelehrten. 3. Erstlich ist gewiß/ daß sehr viele auch un- ter denen so genannten Orthodox en Lehrern in diesem jahr hundert (so wol als wir im 16. ge- sehen) dergleichen dinge gebilliget/ recommen- dir et/ und vertheidiget haben. Der fortgang selber wird es zeigen/ daß viel Prediger derglei- chen geschichte publicir et/ und approbi rt ge- habt. Naͤchst diesen haben auch andere Theo- logi und verstaͤndige maͤnner in specie derglei- chen Goͤttliche wuͤrckungen nicht geleugnet. Von D. Jacobo Fabricio, General-Superinten- dent in Pommern/ werden wir bald hoͤren. Welcher denn auch verschiedene andere vor sich D. Baldui- ni. allegi rt. D. Friedericus Balduinus bekennet in seinem Commentario uͤber 1. Tim. IV. Er zweiffele nicht/ daß GOtt bißweilen etlichen zukuͤnfftige dinge noch offen- bare/ was den zustand der kirchen und des regiments betrifft/ damit sie es den menschen zu nutz ankuͤndigen. Jnglei- chen in seinen casibus conscientiæ, p. 559. Wenn GOtt selber entweder durch in- nerliche eingebungen/ oder durch er- scheinende gesichter der H. Engeluns er- innert und vor gefahr bewahret/ (wel- ches wir nicht leugnen/ daß es bißwei- len geschehe) so sollen wir diese vaͤterli- che voꝛsorge GOttes mit danckbarem gemuͤthe erkennen/ und dem dienst sei- nes wortes desto gehorsamer seyn. Denn es ist aus der H. Schrifft gewiß/ daß sol- che erinnerer und waͤchter denen von GOTT zugeordnet gewesen/ welche GOtt fuͤrchten und sein wort lieben. D. David Rungius setzet eben auch im Commenta- D. Rungii. rio uͤber das erste buch Mosis p. 1180. Die gabe der prophezeihung ist im N. Testa- ment etwas seltzamer. Jedoch muß man sich nicht einbilden/ als wenn der H. Geist die kirche dieser gabe gaͤntzlich D. Andreæ. beꝛaubet haͤtte. D. Joh. Valent. Andreæ schreibet in seinen Selenianis Augustalibus pag. 425. an Hertzog Augustum zu Wolffenbuͤttel: Es ist zwar nichts gewissers unsere se- ligkeit zu versorgen/ als das wort GOt- tes/ nichts ungewissers aber als die er- Jahr MDC. biß MDCC. scheinungen: Doch hat noch keiner von denen Theologis, die einen gesunden ver- stand haben/ den dienst der Engel zu unserm nutzen/ wenn es GOtt also ge- faͤllet/ auch heutiges tages gaͤntzlich ausgeschlossen. 4. Ægidius Hunnius hat in der dedication D. Hunnii. seines tractat s de Ecclesia zum beweiß wider das Pabstthum unterschiedliche weissagungen der Teutschen Elisabeth, der Mechtildis/ des Joh. Hussens/ Hilteni und anderer mehr angefuh- ret. Aus Johann Heinrici Ursini Goͤttlicher D. Ursini. droh-posaunen oder predigten uͤber den Pro- pheten Amos fuͤhret Johannes Matthæi in der vorrede uͤber die Orthodoxiam Theosophiæ die- se worte an: So gehets/ wenn man am sichersten ist/ denckt an keine gefahr/ unterdessen stehet das ungluͤck vor der thuͤr/ der gaͤntzliche untergang ist vor- handen; Die Gottes diener seyn solten/ warten ihrer feisten pfruͤnden/ und be- kuͤmmern sich nichts um den schaden Josephs; Denn sendet GOtt etwa seine Extraordinarios, und zwar an die orte am ehesten/ da die gefahr am naͤchsten und groͤsten. Johannes Saubertus schreibet in ei- Sauberti. nem brieff an D. Fabricium, wie es dieser in der Probatione visionum pag. 164. berichtet: Jch halte davor/ daß die jenigen der Goͤttli- chen guͤte und allmacht vieles abspre- chen/ welche ohne unterscheid alle heu- tige gesichter verwerffen. Wie er denn auch in seinem Carmine Fabricii defension der gesichter approbir et/ und gelobet hat/ nebenst einem andern Prediger in Nuͤrnberg Cornelio Marci, und einem Erffurtischen Zacharia Ho- Marct. Hogelii. Brelei. gelio. Der vertheidiger Joh. Arnds Melchi- or Brelerus schreibet auch in dem Mysterio ini- quitatis pag. 107. Unsere vernunffts- Theo- logi treiben mit ihrem boͤsen leben die heiligen Geister ferne von sich/ und hal- ten sie also ab/ wie der stanck dietauben: dahero es ihnen nicht allein unglaͤubig/ sondern auch billich ketzerisch vorkomt/ daß die Engel Gottes dem innern Men- schen gantz familiar seyn sollen. Aber was kan der blinde von der farbe urtheilen/ und der Gottlose und unerfahrne von diesem und dergleichen Privilegio derer GOttes-Menschen/ und von den ver- geltungen der Gottseligkeit und Tugen- den. Dahero kehren sich verstaͤndige Leute eben so wenig an die Decreta ihrer naͤrrischen Theologi e/ als wenn etwa die Juͤden Stephanum einen Gotteslaͤsterer oder Festus Paulum einen unsinnigen nennet. Nach der zeit hat unter andern der beruͤhmte Theophilus Spizelius in seinem Fe- Spizelii. lice Literato pag. 974. u. f. unterschiedliche er- innerungen von dieser materi e gethan; gleich- wie auch der sehr kluge Juriste Johannes Schil- Schilteri. terus in der Prudentia Juris Christianorum cap. VIII. pag. 77. beweiset/ daß GOtt auch heutiges tages noch den seinigen zukuͤnfftige dinge offenbare. 5. Uberhaupt hat auch nebenst D. Fabricio Spahrman- ni. anno 1637. Victorinus Spahrmann aus Meis- sen ein kurtzes Bedencken/ was von Visio- nibus, Gesichtern und Englischen Offen- B b 3 barun- Th. III. C. XIX. Von denen ausserordentl. dingen dieses 17. seculi insgemein/ Jahr MDC. biß MDCC. barungen. Item: von den viel faͤltigen wunderwercken und zeichen zu halten/ heraus gegeben; welche Schrifft anno 1675. mit an die Judicia von Prætorii Schatzkam- mer in 8vo aufs neue angedruckt ist. Jn dieser Schrifft antwortet er anfaͤnglich auf den gemeinen einwurff/ daß D. Luther die Of- fenbarungen verworffen haͤtte p. 1. also: Nun Dessen autwort auff Lu- theri ge- gensatz/ und ande- re ein- wuͤrffe. lieben Christen/ D. Luthern kenne ich wol/ aber wer seyd ihr/ daß ihr euch nach Luthern richten/ rechnen und messen wollet? habt ihr seinen Geist und glau- ben/ so verwerffet ihm gleich/ was er ver- wirfft. Habt ihr aber seinen Geist nicht/ so thut gemach/ und thut fuͤrs erste bus- se/ wie euch geheissen wird von Mose und den Propheten/ von heiligen En- geln/ ja von kleinen Kindern/ Thoren und Narren/ und lasset euch rathen und warnen/ und verwerffet die neuen Buß- Ruffer nicht/ die euch neben Mose zur busse vermahnen. Haͤttet ihr den alten Buß-Ruffern als Mosi und den Pro- pheten gefolgt/ und busse gethan/ so duͤrf- tet ihr die neuen nicht hoͤren. Und die neuen waͤren auch nicht/ sie waͤren auch nicht noͤthig/ wenn ihr den Alten gefol- get/ und euch nach GOttes Wort ge- richtet haͤttet. Aber jetzt/ jetzt sind die neuen Buß-Ruffer noͤthig \&c. —— Darum thut busse ihr Menschenkinder/ ihr Prediger und Zuhoͤrer/ ohne alles sper- ren/ zancken und disputi ren \&c. Ferner ant- wortet/ der Auctor pag. A. 3. auf den ein- wurff/ daß solche dinge wol teuffelich seyn koͤnten/ also: Sehet nur zu und zehlet/ wie viel ihr Prediger von den Gottlosen be- kehret habt. Wie viele hoͤren wol Mo- sen und die Propheten/ wie viel folgen? Wenn nur busse gethan wuͤrde/ und die Gottlosen wieder zu GOTT und seinem wort bekehret wuͤrden/ es geschaͤhe durch was mittel es nur wolte/ so solte man GOTT dancken/ und dahin sehen/ daß man die Leure moͤchte zu der bekehrung halten. Da wuͤrde man gewiß voll- auf zu thun haben. Aber weil nun sol- ches leider biß anhero nicht gescheben/ so thut GOTT solche wunderseltsame Extraordinar- wercke/ die Gottlosen zu schrecken/ und wiederum zu seinem heili- gen wort zu bringen. Und kan also wol niemand mit gutem gewissen solche Vi- sioni sten oder andere Buß-Ruffer ver- werffen oder verdammen. Bedin- gung von dem nutzen der offen- barungen. 6. Er setzet weiter diese erinnerung hinzu: Visiones, zeichen und wunder geschehen nicht um der Christen willen. Denn diese begehren und beduͤrffen ihrer auch nicht. An welchem orte aber viel Heuchler und Wider-Christen seyn/ die da Mosen und die Propheten nicht hoͤren/ da ist GOtt so guͤtig/ solche widerspenstige zu recht zu bringen/ und laͤsset dahero manchem ein- faͤltigen Menschen heilige gute Engel erscheinen/ die muͤssen die Gottlosen war- nen vor schaden. Und endlich klaget er pag. ult. Diesem guten heiligen Goͤttlichen Klage uͤber die Predi- ger. wercke widerstehen nun viel Prediger/ und verstocken die andere hertzen mehr/ wehren und hindern die leute nur an der Jahr MDC. biß MDCC. busse/ sie wollen alles allein thun/ und koͤn- nen doch die leute zur busse nicht bringen/ durch ihre Predigt. Sie leben selber Und deren streit wi- der Gottes wercke. nicht in der rechtschaffenen busse/ lehren und predigen andern/ und sind in ih- rem amte selbst verwerfflich/ und an- dern buß-ruffern wehren sie mit macht/ daß sie schweigen/ und von busse nicht re- den sollen/ sie wollen die ehre allein ha- ben ꝛc. —— Darum/ o ihr lieben Herren Theolog en/ welche biß anhero solche ver- stockte hertzen gehabt/ und die Visioni- st en oder buß-ruffer fast alle verwerflich haben machen wollen; da doch unser lie- ber HErr GOtt ist liberrimum agens, ein freywilliges allmaͤchtiges wesen: Pruͤ- fet doch nun wol/ ob diß eine schrifft- maͤßige meinung oder eine teufels-lehre sey ꝛc. Jn der neuern edition sind p. 90. u. f. die vornehmsten ursachen mit angehenget/ warum der teuffel alle Goͤttliche offen- Wie auch deren vor- nehmste ursachen. barungen veraͤchtlich mache. Nemlich 1. Damit die ausrottung CHristi und seines heiligen amts in den seinigen nicht moͤge der welt offenbar werden/ welches aber geschehen muͤste/ so wir sei- ne Apostel und die amts-wercke des H. Geistes gut seyn liessen/ davon die Schrifft zeuget. Joh. XVI. 13. 14. Amos. III. 7. Apoc. I. I. Joël. II. 28. 29. Philipp. II. 15. I. Cor. II. 10. 2. Damit sein reich der finsterniß nicht moͤge kund werden/ dahin sonst alle verkuͤndigungen gehen. 3. Damit die leute in der sicherheit und schein-busse erhalten/ hingegen GOttes wercke alle verlaͤstert werden; wie zu Sodom und Jerusalem. 7. Dieses waͤren nun einige proben von de- Einige streitig- keiten uͤber den offen- barungen/ nen urtheilen bescheidener Scribent en/ welche von dieser materi e anders/ als der gemeine hauf- fe geurtheilet haben. Folget nun die kurtze hi- storie einiger streitigkeiten/ die hiervon unter den Theologis vorgefallen. Als vor und in dem anfang des Teutschen krieges sehr viel schrifften von allerhand offenbarungen/ erscheinungen und weissagungen heraus kamen/ auch daruͤber so manche und meistentheils widrige ur- theile entstunden/ gab der gedachte General- D. Fabricii. Superintendens D. Jacobus Fabricius anno 1642. zu Nuͤrnberg diese schrifft in 4to heraus: Dessen er- ste schrifft. Probatio Visionum, das ist/ Christliches in GOttes wort und bewaͤhrten schrifften reiner Theolog en wolgegruͤndetes be- dencken von gesichten/ deren etliche koͤn- nen Goͤttliche offenbarungen/ etliche aber teuffelische verfuͤhrungen seyn: Muͤssen derowegen nothwendig gepruͤ- fet/ und nach anleitung gewisser kenn- zeichen/ recht unterschieden werden/ da- mit man wisse das gute zu behalten/ das boͤse aber zu verwerffen. Und nachdem ein Prediger zu Luͤbeck M. Jacob Stolterfot Pastor zu St. Maꝛien ein bedencken von ge- sichten und offenbarungen zu diesen letz- ten zeiten! und was von denselbigen zu halten/ heraus gegeben/ auch jenen hefftig dar- iñe angestochen/ schrieb D. Fabricius ferner anno 1646. In- und sonderlich von denen daruͤber erregten streitigkeiten und meinungen. Jahr MDC. biß MDCC. 1646. Invictam Visionum Probationem, oder wolbefestigte wiederle gung der nichti- genschein-gruͤnde/ mit welchen ein streit- und fol- gende buͤ- cher. suchtiger Sophist mein hiebevor gedruck- tes buͤchlein von pruͤfung der gesichter zwar bestuͤrmet/ aber mit nichten uͤber- Stolter- fots ge- genschriff- ten. wunden hat. Undals jener ferner eine Conside- rationem Visionum Apologeticam, item eine wahrheit-und ehren-rettung nebenst an- dern schrifften publicir te: setzte ihm D. Fabricius erstlich anno 47. entgegen die gebuͤhrmaͤßige ablehnung der gantz unverdienten schmach/ welche M. Stolterfot in seiner sehr greulichen schmach-charte unter dem erdichteten titul: Wahrheit-und ehren-rettung wider die invictam Proba- tionem hat freventlich ausgestreuet. Und noch zuvor schrieb Samuel Plasterus eine kur- tze hintertreibung des irꝛthums/ wel- chen M. Jac. Stolterfot ausgestreuet. Alten Stetin 1646. Dessen ab- sicht und grund. 8. Jn der ersten antwort erinnert D. Fabri- cius in der dedication p. A. 3. daß dieses Stol- terfotens hauptgrund und zweck sey: Man solte lieber fuͤr das gepredigte wort und fuͤr die auctorit aͤt des ordentlichen Mini- sterii streiten/ als den Visionibus vorschub thun. Worauff Fabricius also p. A. 4. ant- Fabricii autwort. wortet: Gleich wie man muß GOtt mehr gehorchen als den menschen Actor. IV. also habe ich auch muͤssen zu jederzeit viel mehr bedacht seyn auff befoͤrderung der ehre GOttes als auff beybehal- tung des respect s/ der zur ungebuͤhr von etlichen Predigern wird gesuchet/ fast als die Judischen schrifftgelehrten Joh. XII. 43. Woraus gleich anfangs erhellet/ warum es beyden Partheyen zu thun gewesen/ welches denn noch mehr aus den schrifften derer andern/ die D. Fabricio hierinne wiederspro- Anderer urtheil hie- von. chen/ mit verwunderung zu sehen ist. vid. consil. Wittenberg. P. I. pag. 804. u. f. Tobias Wag- nerus disput. de scriptura sacr. Item in Casual- predigten sect. V. pag. 613. u. f. Calovius T. I. Systemat. p. 347. seqq. \&c. gleichwol haben viele verstaͤndige Fabricii vortrag oͤffentlich und Verthei- digung vor Fabri- cium und beystim- mung Baringii. ohne bedencken gebilliget. Wie denn Lic. Nico- laus Baringius in seiner warnung fuͤr den neuen propheten/ (welcher sonst von der- gleichen sachen gantz nach derer Orthodox en meinung geurtheilethat) dennoch Cap. XIII. p. 80. (edit. Hanover. 1646. in 4.) ausdruͤck- lich schreibet: Es waͤre eine unbesonnen- heit/ wenn man so gar in gemein alle gesichte und offenbarungen GOttes/ che man die geister recht pruͤfft/ ver- werffen wolte/ und so ein solcher gefun- den wuͤrde/ gegen denselben haͤtte recht geschlossen und geschrieben Herr D. Fa- bricius, daß er zu hart judici rte und urthei- lete. Der Christliche leser schlage hie- von nach seinen tractat: Probatio visio- Plasteri, Brokvve- delii, num \&c. Auch hat naͤchst Plastero anno 1650. Johannes Brokwedelius eine considerationem considerationis Stolterfortianæ geschrieben/ wie auch der bekante D. Johannes Micrælius de- monstrationem innocentiæ D. Fabricii adver- sus Magistrum Meierum cum historica con- troversiæ de visionibus extraordinarlis relatio- Mierælii, ne. Und dieser Micrælius hat auch in einem weitlaͤufftigen carmine, so Fabricii Invictæ Jahr MDC. biß MDCC. probationi vorgesetzet ist/ diese sache nicht allein gar artig defendi rt/ sondern auch die verwerf- fung derer Goͤttlichen wercke vor eine ketzerey gehalten/ auch sich dabey auff D. Quistorpii Quistorpii, zu Rostock einstimmung beruffen/ da er unter andern schreibet: Hæresis est: omnes sua somnia fallere semper. Hæresis est: sanctis lumen cœleste negare, Totis ter quinis seclis, quo spiritus intus Fatidicus mentes, aut sensus commovet extus. Hæresis est, rebus præscripta criteria risu Excipere, \& cum lex discernat somnia, eundem Omnia sub censum revocare, nec ulla probare. Sanctior est animus Quistorpî Herois, Ita ille: „Vatidicas mentes cœlesti flamine plenas „Quis non suspiciat? quis numen habentia verba „Respuat? Ast prudens hic cautio segregat aurum „Plumbo: perquirit sacri scrutamine verbi, „Quid spurio verum, quid distent æra lupinis. 9. Wie denn eben daselbst viel andere Pre- diger Fabricio beygestimmet/ welche auch in der ablehnung pag. 94. u. f. anderer Theolog en consens producir et/ als des Schwedischen Bischoffs D. Joh. Matthiæ Oelquist/ des D. Mat- thiæ, Sauberti, Nuͤrnbergischen Predigers Johannis Sauberti, der Fabricii Probationem visionum selbst zum druck befoͤrdert/ und sie eine der kirchen nuͤtz- liche arbeit nennet/ auch dabey D. Andreæ D. Andreæ. Judicium setzet/ welcher selbige schrifft gleich- fals vor prud ent und cordat gehalten/ und gar sehr gebillichet. Dazu noch vielen anderer un- Anderer bescheide- nes ur- theil. genanten Theolog en zeugnisse gefuͤget werden. Ja/ es haben auch diejenigen/ welche Fabricio hierinnen nicht beystimmen wollen/ dennoch ihn hierinnen keines irꝛthums oder ketzerey be- schuldigen koͤnnen/ sondern diesen streit-punct nur als ein Problema, das pro und contra ven- tili rt werden koͤnne/ vorgestellet/ wie unter an- dern bey D. Calovio System. T. I. p. 350. D. Lœ- schero repetitione de visionibus \& revelationi- bus §. 55. und sonst zu sehen/ welche den Aucto- rem gar honorisicè anziehen. Was aber nun Jnhalt des vortrags D. Fabricii. die sache selber betrifft/ so hat er in dem ersten tractat, worauff der gantze streit beruhet/ 5. hauptfragen abgehandelt. 1. Was von den visionibus, die jetzi- ger zeit ausgegeben werden/ zu halten sey? ob sie ohn unterschied zu verwerf- fen oder anzunehmen. 2. Welche die rechten kennzeichen seyn/ dabey die Goͤttlichen offenbarun- gen koͤnnen erkant/ und von den teuffeli- schen verfuͤhrungen unterschieden wer- den? 3. Auff wie mancherley art und weise die Goͤttliche gute und nuͤtzliche offen- barungen zu geschehen pflegen? 4. Welcher gestalt die erleuchteten maͤnner GOttes ihre visa vel audita ora- cula kund zu thun gewohnet seyn? 5. Ob die von GOtt eingegebene visi- ones mit der Apostel zeit sich geendiget/ und gaͤntzlich auffgehoͤret haben: Oder ob etliche derselben hernachmals seyn zu spuͤren gewesen/ und annoch jetziger zeit sich begeben moͤgen. 10. Bey Th. III. C. XIX. Von denen ausserordentl. dingen dieses 17. seculi insgemein/ Jahr MDC. biß MDCC. 10. Bey der ersten frage suͤhret er allerhand erinnerungen von pruͤfung der geister an/ so wol nach den ursachen als personen/ und den inhalt derer gesichter/ und dann auch nach der art und weise/ wie auch denen End-ursachen pag. 15. u. f. warauff er pag. 23. den schluß machet: Von beur- theilung der offen- darungen. Daß wir Christen schuldig seyn/ mit sol- cher bescheidenheit von den visionibus zu urtheilen/ damit wir die boͤsen nicht an- statt der guten lieben/ noch die guten an statt der boͤsen verwerffen. Und pag. 25. Diejenigen thun einen irrigen fehl- tritt welche ohne unterscheid alle und jede personen/ die da sagen/ daß ihnen diese oder jene visiones gezeiget seyn/ schlechter dinge verdammen und verke- tzern/ ehe dann sie etwas ketzerisches/ straffbares und verdammliches befun- den/ vielweniger zu er weisen haben. Bey der andern frage setzet er diese kennzeichen der wahren offenbarungen. Kennzei- chen der wahren ge- stchter. 1. Die uͤbereinstimmung mit allen stuͤcken des Christenthums pag. 26. aus Deut. XIII. 1. seqq. Rom. XII. 6. 2. Die gewisse erfuͤllung derselben pag. 30. da er zugleich allerhand noͤthige be- dingungen beyfuͤget/ sonderlich von dem langen verzug und andern wiedrig scheinenden umstaͤnden aus Ezech. XII. 22. Sirach. XL. 21. 3. Die gabe der wunderwercke pag. 43. 4. Die beschaffenheit der offenbar- ten dinge pag. 44. 5. Die gegen-einanderhaltung der al- ten ungezweiffelten weissagungen pag. 49. 6. Die Gottseligkeit des sehers/ son- derlich die demuth/ gebet/ gnuͤgsam- keit/ gedult und auffrichtigkeit p. 51. u. f. 7. Die innerlichen bewegungen des gemuͤths. pag. 60. 8. Einen innerlichen uͤbernatuͤrlichen geschmack. u. s. w. Art und weise. Die dritte frage von der art und weise solcher offenbarungen/ als durch traͤume/ gesichte/ stim- men/ entzuͤckungen und dergleichen/ pag. 73. biß 106. Die 4. von der art/ wie solche entdecket wer- den/ p. 107. u. f. und endlich die 5te p. 116. da er Daß sie noch heu- tiges ta- ges ge- schehen. also antwortet: Jch sage es rund her aus/ daß die von GOtt eingegebene visiones, gesichter und offenbarungen mit der Apostel zeit nicht allerdings sich geen- diget haben: Sondern daß viele dersel- bigen nach dem toͤdtlichen hintrit der Apostel in allen seculis von zeiten zu zei- ten sind gefunden worden/ und koͤnnen annoch zu dieser eben so wol sich bege- ben/ als sie vor unser lebzeit sich haben zugetragen. Dieses beweiset er Haupt- gruͤnde da- von. 1. Von der staͤts-waͤhrenden ewigkeit der Goͤttlichen guͤte/ allmacht und freyen willens p. 117. 2. Von den wahrhafftigen verheissungen des HErꝛn CHristi Joh. XVI. 13. 1. Cor. XII. 4. u. f. p. 120. 3. Von dem zweck seiner himmelfahrt Ps. LXIIX. 10. Ephes. IV. 10. p. 121. 4. Von den klaren ausspruͤchen der Schrifft. Hos. X. 12. Amos III. 6. 7. Sap. VII. 27. Joel II. 28. Zach. XII. 10. p. 123. 5. Von den exempeln aller zeiten durch alle Jahr MDC. biß MDCC. secula p. 126. biß 160. 6. Von den zeugnissen der Orthodox en The- olog en p. 161. 7. Von der beschaffenheit des neuen Testa- ments. 8. Von der menge derer wunderzeichen. 9. Von beschaffenheit der grossen empoͤrun- gen. 10. Von vermeidung der suͤnden bey verach- tung der weissagung 1. Thess. V. 19. Amos II. 12. 11. Von der ungereimtheit des gegensatzes und derer einwuͤrffe/ welcher schwachheit und elend er p. 172. biß zu ende weiset. 11. Und eben diese gruͤnde hat er in den an- dern schrifften wider Stolterfoten noch augen- scheinlicher ausgefuͤhret/ wie aus zusammenhal- tung selbiger wechsel-schrifften gnugsam zu er- kennen ist/ und sonderlich daß sein gegener nichts als solche vorurtheile und zwar in voller schmaͤh- und zancksucht vorbringet/ dergleichen vor- laͤngst die elenden Juden und Heiden wider CHristum und alle Bothen GOttes vorge- schuͤtzet haben. Nachdem aber dieser streit Anderer streit hier- uͤber wider Comeni- um, kaum ein wenig stille worden/ erhub sich bald uͤber eben dieser materi e ein anderer/ und zwar bey folgender veranlassung: Anno 1657. kamen in Holland die offenbarungen Kotteri, Drabicii, und der Poniatoviæ mit einander heraus unter dem titul: Lux in Tenebris. Ferner wurden dessen buch und editi- ones. eben dieselben anno 59. wiewol sehr abbrevii rt in 4to gedrucket unter dem titul: Historia Reve- lationum Christophori Kotteri, Christinæ Poniatoviæ, Nicolai Drabicii. Et quæ circa illos varie acciderunt, usque ad earundem anno 1657. publicationem, \& post publicationem, in Conspectu DEI \& Ecclesiæ posita fideli testificatione ejus qui (DEO ita disponente) omnium istorum avtoptes collector conserva- tor editorque fuit. Endlich kamen eben die- se sachen anno 1665. in 4to. voͤllig heraus mit dieser uͤberschrifft: Lux è tenebris, novis radiis aucta, hoc est solennissimæ divinærevelationes in usum seculi nostri factæ. Quibus I. de popu- li Christiani extrema corruptione lamentabiles querelæ instituuntur. II. Impœnitentibus ter- ribiles DEI plagæ denunciantur; \& III. quo- modo tandem DEus novam vere Catholicam ecclesiam constituet; per immissas visiones \& angelica divina alloquia, facta 1. Christophoro Kotterio Silesio. 2. Christinæ Poniatoviæ Bo- hemæ. 3. Nicolao Drabicio Moravo. 12. Der ausgeber dieser schrifften ist gewesen der beruͤhmte Lehrer und schulmann unter denen Polnischen Reformirten Lehrern Joh. Amos Comenius, dessen verstand und gelehrsamkeit unter denen gelehrten bekannt gnug ist. Wie ihn denn unter andern Theoph. Spicelius in sei- Comenit lob und gutes zeugniß/ nem feliceliterato p. 1051. unter die gesegneten oder gluͤcklichen gelehrten rechnet/ und weiter von ihm schreibet: Nachdem er seinen na- men durch uͤberaus nuͤtzliche schrifften auch unter Luthera- nern/ und actiones der ewigkeit einverbleibet/ und so beruͤhmet worden/ daß seine buͤ- cher allen facult aͤten beliebt gewesen; hat er/ da er uͤber 70. jahr alt gewesen/ ein vortreffliches und sonderbares exem- pel eines mannes gegeben/ der von der eitelkeit der weltlichen wissenschafften sich und sonderlich von denen daruͤber erregten sireitigkeiten und meinungen. Jahr MDC. biß MDCC. sich zur wahren Gottseligkeit gewen- det/ und der weltsein einiges nothwen- diges/ (sein letztes unum necessarium Amste- lod. 1668.) heraus gegeben. Woraus Spizelius daselbst unterschiedliches wiederholet und ruͤhmet/ wie auch aus ihm Drechslerus in Epistola ad Mechovium pag. 67. u. f. Unter de- Und Re- formirten. nen Reformirten hat ihn ebenfals Gisbertus Vo- ëtius p. l. polit. Eccl. lib. I. To. I. c. 3. q. 179. gar sehr geruͤhmet/ und einen venerandum se nem und Theologum crucis genennet/ auch da- selbst dessen ausspruͤche von der verderbten Cle- risey approbir et. Es koͤnnen auch von dieses mannes merit en seine eigene schrifften so wol in schul-sachen als in Goͤttlichen materi en uͤber- fluͤßig zeugen/ davon unter andern seine edition des johannis Lasitii de disciplina ecclesiastica (Amsterd. 1660. in 8.) zu sehen. Seine ab- sicht bey publicati- on der of- fenbarun- gon/ 13. Was aber dieses mannes intention bey herausgebung dieser prophezeyungen gewesen/ hater selbst in der vorgesetzten Apologia §. 13. pag. 5. also angezeiget: Jch protesti re vor GOtt und seinen Engeln/ ja vor him- mel und erden/ daß dieses buch nicht publici rt werde aus absicht jemand zu schmaͤhen/ und daß es deßwegen nicht vor ein schmaͤh-buch/ sondern einhisto- risches und erinnerungs buch an alle Christen ohne unterscheid zu halten sey. Weil es treulich erzehlet was zu unser zeit gewissen personen wiederfahren sey/ und die entdeckten Goͤttlichen ge- dancken von unsern verwirrungen zu dem ende vor augen legt/ damit wir alle von haß/ verfolgungen/ morden und nie- derliegen untereinander abstehen: Wo wir nicht den befehl des hoͤch sten Koͤ- niges an uns allen wollen wahr werden lassen; wer das schwerdt nimt/ der wird und bedin- gungen hiebey. durch das schwerdt umkommen. Denn was waͤre dieses vor eine grausamkeit/ daß die Christen zwar boͤses thun koͤn- ten/ aber keine abmahnungen von dem boͤsen leiden moͤchten? sonderlich wenn die abmahnungen nicht menschlich/ son- dern Goͤttlich seyn/ auch indenen alten weissagungen unwiedersprechlich ge- gruͤndet/ und nur bey neuen gelegen- heiten wiederholet. Deren inhalt ist/ daß die Christen entweder alles bessern/ oder alle verderben muͤssen. Wer wolte sich freventlich weigern dieses zu hoͤren/ es muͤste denn einer lieber umkommen/ als ermahnung annehmen wollen. Und §. 70. p. 30. Jch warne einen jeden: keine Parthey (wie wir leider nun in sect en zertrennet seyn) darff dencken/ daß ihr die- ses buch dazu nur dienen koͤnne/ daß sie nur daraus andere koͤnne bestraffen/ sondern daß es statt eines spiegels sey/ vielmehr die eigenen als fremde fehler zu erkennen. Letztes de- kaͤntniß von dem ausgang. 14. Nach der zeit aber hat er anno 69. nach entstandenem widerspruch in dem eintzigen nothwendigen wissen p. 461. (der Teut- schen Luͤneburgischen edition ) folgendes von dieser sache auffrichtig bekant: Jch bin nach dem willen GOTTes in einen un- gewoͤhnlichen labyrinth gefuͤhret wor- den/ indem ich die Goͤttlichen offenba- Jahr MDC. biß MDCC. rungen/ so zu unserer zeit geschehen/ un- ter dem titul lux in tenebris aut è tenebris das licht in oder aus der finsterniß her- aus gegeben/ welche sache/ wie sie viel muͤhe und arbeit hat/ also hat sie auch viel furcht/ neid und gefahr nach sich ge- zogen: da bald einiges gespoͤtte wegen der leichtglaubigkeit/ bald einige bedro- hungen wegen des mißtrauens und saͤumniß sich mit eingemischet. Jch habe gesehen/ daß diejenigen/ welche solchen vorsaͤtzlich widersprachen/ zu grunde gangen: Doch auch/ daß dieje- nigen/ die es leicht angenommen/ ver- fuͤhret werden/ und also aͤusserlichem an- sehen nach es nicht leicht seyn werde aus diesem labyrinth zukommen/ oder noch sey. Was soll ich thun? ich weiß nichts anders/ als daß ich die sache Gott gantz befehle. Mir wird mit Jeremiagnug seyn die auffgezeichneten plagen Ba- bels nach Babylon uͤbergeschicket zu ha- ben Jer. Ll. 63. Wo diese weissagungen nicht erfuͤllet sind/ will ich druͤber nicht zuͤrnen/ weil ich sehe/ daß es dem Jonæ nicht wol gelungen Jon. IV. Es haben auch andere von diesem manne und dessen acti- on en hiebey gezeuget/ daß er diese sache bloß aus furcht Gott nicht zu beleidigen publicir et habe/ auch sich dahero lange geweigert und bedacht/ ehe er daran gegangen/ wie sein widersacher selbst Nicolaus Arnoldus aus gewissen send- schreiben anfuͤhret in discurs. Theol. C. II. p. 4. Einige aber haben nur dieses hiebey bedauert/ daß er die auslegungen und applicationes sol- cher revelation en gar zu præcipitant gemacht/ und damit aͤrgerniß gegeben haͤtte. 15. Jn dessen hat dieser gedachte Arnoldus, Arnoldi schrifften wider ihn. Professor Theol. zu Franecker/ der ehemals Comenii discipul gewesen/ sehr hefftige schriff- ten wider ihn von dieser materie publici rt/ nem- lich anno 1660. den discursum Theologicum contra Comenii prætensam lucem in tenebris, und dann das bekante buch tenebras in luce, so vor weniger zeit in Leiptzig wieder auffgeleget worden/ hierin hat er seinen gewesenen Præce- ptorem ziemlich hoͤnisch uñ unhoͤflich tractiret, wie er sonst allen seinen gegenern gethan/ auch aus eiffer manchmals harte reden und beschul- digungen gegen ihn gefuͤhret/ wie es bey solchen streitigkeiten zu gehen pflegt. Comenius aber Comenil vortrag von den offenba- rungen. hat in seinem gedachten letzten buch Lux è tene- bris genant dem ungeacht seine vornemsten ar- gumenta von Goͤttlichen offenbarungen vorge- gebracht/ daraus der historie| wegen nur etwas weniges anzusehen ist/ zumal dieses buch uͤber- aus seltzam und allenthalben supprimi ret wor- den/ so daß in einem gewissen ort in Holland noch etlich 100. exemplaria versteckt liegen. Jn der Præfation uͤber des Kotteri revelatio- nes setzet er §. 5. pag. 5. folgendes: Hier fragt sich/ ob Gott añoch unteꝛ dem neuen bun- de also mit den menschen handele. Daß er ihnen entweder selbst durch seine stimme odeꝛ duꝛch engelund gesichter das zukuͤnf- tige offenbare. Oder ob die offenbarun- gen nach Christo aufgehoͤret. Diejenigen/ so das letztere statui ren/ sagen/ daß Gott zuletzt zu uns geredet habe durch den A. K. H. Dritter Theil. C c Sohn/ Th. III. C. XX. Von denen ausserordentl. dingen dieses 17. seculi insgemein/ Jahr MDC. biß MDCC. Sohn/ und ziehen den Spruch Hebr. I. 1. an/ allein sie erreichen den sinn des Apo- stels nicht/ weil er sich in der gantzen E- Antwort auff die einwuͤrffe uͤber Ebr. J. 1. pistel vorgesetzet hatte/ die hoheit Chri- sti vor Mose/ und des Evangelii vor dem Gesetz zu preisen/ und dahero gleich im anfang den unterscheid beyder Testa- menten zu zeigen. Da er denn die art derer Offenbarungen in diesem uñ jenem von einander absondert/ daß im Alten Testament zwar allerhand Offenbarun- gen geschehen waͤren/ aber nur durch schlechte Menschen und Propheten: Hier aber habe ers durch den Sohn selbst ge- than/ den HErrn aller Menschen/ und aller Creaturen. Ob aber nun der Sohn GOTTes selber allein der Kirchen al- les verkuͤndiget habe/ also daß er nie- mand weiter von seinen Boten substitui- ret/ oder ob er auch andere senden wuͤr- de/ die das zukuͤnfftige verkuͤndigen sol- ten/ davon wird an diesem ort nichts gedacht. Es ist aber aus andern orten gewiß/ daß er solches seiner Macht vor- behalten habs: Ja daß er verheissen ha- be weiter Propheten zu senden/ auch in der that geschicket: Denn er hat verspro- chen den H. Geist zu hinterlassen/ wel- cher unter der Kirchen das zukuͤnfftige verkuͤndigen solte. Joh. XVI. 13. Sein vornehm- ster grund. 56. Hievon setzet er ferner §. 7. pag. 6. Die vornehmsteursache/ warum die gabe der weissagung auf jetzo nicht der Kirche ab- zusprechen sey/ ist diese/ weil eben dieselbi- gen ursachen vorhanden sind/ die vor diesem GOTT bewogen/ der Kirchen mit weissagungen zu huͤlffe zu kommen. Denn es ist ja auch noch noͤthig/ daß die Gottseligen im glauben gestaͤrcket/ in truͤbsalen aufgerichtet/ wider die aͤrger- nisse gewarnet/ die Gottlosen aber in ih- rer blindheit und haͤrtigkeit uͤberzeuget werden. Es ist nicht wahrscheinlich/ daß Gott unsere schwachheit mit seiner huͤlf- fe so gar verlassen habe. Wenn aber je- mand einwirfft: Wir haben das Gesetz und die Propheten/ Christum und die A- postel/ die uns in der Schrifft gnug sa- gen/ so antworte ich: Hatten doch die Alten auch das Gesetz und hernach die Schrifften der ersten Propheten/ und gleichwol pflegte GOtt in sonderbaren faͤllen sonderliche Boten zu senden/ wel- che bey instehender erfuͤllter zeit die vo- rigen weissagungen deutlicher applicir- ten/ oder die Menschen sonst erweckten/ auf die alten weissagungen acht zu ha- ben/ und damit zugleich zur busse reitze- ten/ welches denn denen frommen alle- zeit heilsam gewesen ist. Gewißlich wenn GOTT also unserer schwachheit nicht mehr zu huͤlffe kommen wolte/ wuͤrde unser zustand im Neuen Bunde aͤrger und dunckeler seyn als jener/ welches a- ber wider die natur desselben ist. Jn der Antwort auff den einwurff vom be- trug des teuffels. Dedication des Buchs §. 36. pag. 10. thut er noch dieses hinzu: Welche sagen/ daß solche Offenbarungen alle des Teuffels betruͤ- gereyen seyn/ die scheinen dem Satan ein groͤsser lob der wachsamkeit und vor- sorge beyzulegen als GOTT selber/ in- dem sie statui ren/ der Satan hoͤre nie- Jahr MDC. biß MDCC. mals auf zu betruͤgen/ GOTT aber un- terlasse seine wahrheit zu offenbaren. Wenn aber heutiges tages der Satan das jenige thut was GOTT nicht mehr thut/ wessen Affe ist er denn mehr? solte man denn GOTT absprechen/ was man dem Satan zugestehet? Die ewige Weißheit eignet ihr selbst/ und nicht dem Satan zu/ daß sie auf dem Erdboden spiele/ und ihre lust bey den Menschen- kindern habe/ Proverb. IIX. 31. O ihr Theo- War- nung an die Theo- logen. logi huͤtet euch um GOttes willen die Menschen zu verblenden/ indem ihr das ansehen haben wollet/ als wenn ihr se- hend machtet! Denn ein anders ist die pruͤfung der Geister lehren/ und das volck vor betruͤgerey warnen/ und ein anders GOttes allgemeine vorsehung in diesen dingen laͤugnen. Der Apostel hat nicht zu dem volck des Neuen Bundes gesa- get: Lasset keine weissagungen weiter zu! sondern er hat gesagt: Den Geist daͤmpffet nicht 1. Thess. V. 19. 20. Warum sagt ihr denn anders? 17. Jn der Historia Revelationum hat er die- Sein fer- neres be- kaͤntniß/ se materi e weitlaͤufftig aus gefuͤhret p. 186. u. f. allwo er auch p. 195. u.f. aus Fabricii gedachtem buche einen extract gemachet. Noch mehr aber in seinem eigenen Tractat de Prophetis, darin- nen er in der 37. frage die beystimmung dervor- nehmsten Reformirten Lehrer hiezu anfuͤhret. Mit diesen seinen schrifften aber hat er/ wie es insgemein zu gehen pfleget/ bey denen weltge- lehrten schlechten danck verdienet/ wie sonder- lich aus des Arnoldi buͤchern zu sehen/ doch hat er sich hieran nicht gekehret/ sondern biß an sei- nen tod die gaben GOTTES auch in denen von der welt verworffenen personen auffrichtig bekant; wie unter andern Petrus Poiret in dem leben der Antoinette Bou- rignon Cap. XX. §. 10. pag. 436. von ihm er- und ver- halten ge- gen solche personen. zehlet/ daß er zuletzt diese Jungfrau sehr hoch gehalten/ und nicht wie andere ge- lehrte bey seiner wissenschafft auffge- blasen gewesen/ sondern allezeit ein sehr gutes und demuͤtiges hertz erwiesen/ auch sehr freudig in GOtt verschieden sey. Und dieses waͤren auch im 17. seculo die vornehmsten streitigkeiten von denen weissa- gungen. Ausser denselben haben gar viel ge- lehrte ihre gedancken von solchen materi en zu papier gebracht/ wiewol gemeiniglich nach den Principiis der vernunfft/ oder der gemeinen Schul- theologi e/ davon ich nur einige zu be- nennen will gnug seyn lassen/ als da sind: Chri- stophorus à Castro de verafutut orum cognitio- Andere Scriben- ten von solchen materi en. ne. Benedictus Pererius de Magia \& divina- tione, D. Joh. Meisnerus Tractat. de Prophe- tiis. Nicolaus Hunnius von den neuen Propheten. Antonius van Dale Dissert. II. de divinationibus. Hermannus Witsius in Miscellaneis und andere mehr; zugeschweigen was in denen letzten jahren uͤber denen gnug- sam bekanten begebenheiten vor ein hauffen sol- cher schrifften pro und contra herausgekom- men. Es hat auch noch zuletzt eine Engellaͤn- Jane Lea- de, derin Jane Leade einen nach dencklichen und le- sens-wuͤrdigen discurs von dem unterscheid der falschen und wahren offenbarungen an den tag geleget und sonderlich von denen daruͤber erregten streitigkeiten und meinungen. Jahr MDC. biß MDCC. geleget in dervorrede uͤber dem ersten theil des so genanten Gartenbrunnens (Amsterdam 1697. in 8vo. ) 18. Und weil dieser bericht mit grosser be- scheidenheit und vorsichtigkeit auffgesetzet ist/ mag er wol|allhier leichtlich einen geringen platz einnehmen/ zumal er die obigen Auctores ziem- lich erlaͤutern/ und verschiedene dubia in dieser materie benehmen kan. Jhr discurs lautet von wort zu wort also: „Jch will euch/ jedoch mit eurer erlaubniß/ „den anfang meines weges erzehlen/ in welchen „mich der geist erstlich eingeleitet/ und bißher „darinnen fortgefuͤhret hat. Anfaͤnglich nun „nachdem ich einige jahre in einem guten grade „erleuchteter erkaͤntniß gelebt/ und unter der „sichtbaren lehre der menschen gestanden/ diesel- „be aber kein weiteres licht geben konten/ denn „das sie selbsten von andern entlehnt hatten; „schweiffte ich durch alle solche lehren in der irre „herum/ als ein wanderender geist/ der nirgend „Ruhe finden mochte: jedoch fand ich noch et- „was in mir selbsten/ das sich offenbarte und be- „gierig war eine reinere lufft in sich zu ziehen/ we- „der ich ausser mir anzutreffen vermochte. „Weshalben ich mich mehr in meine eigene „tieffe einkehrte: Alda ich dasjenige antraff/ „was ich anderwerts nicht findenkonte; aus- „genommen bey solchen/ die unter eben dersel- „ben gnaden bedienung mit mir stunden/ deren „mir einige wenige namen bekantwaren. Um „welcher ursach willen ich einem jeglichen/ der „mit dem geist der weißheit und offenbarung „vtrsiegelt zu werden verlangt/ aus meiner eige- „nen erfahrung getreulich rathe/ keiner furcht/ „mißtrauen oder unzeitigen vorurtheil in ihm „raum zugeben/ sondern festiglich zu glauben/ „daß der H. Geist nicht er mangeln werde/ sei- „ne ausfluͤsse/ huͤlffe und handleitungẽ freywil- „ligst mitzutheilē/ dafern einige gefunden wer- „den/ die einen rechtēlust und begierde darnach „haben/ auch bestaͤndig und mit ernste (im ver- „borgenen) darauf warten. Denn ich alle ande- „re erdreiche und weyden/ als eine versengte wuͤ- „sten/ duͤrꝛ und mager fande/ biß ich zu diesem „fruchtbarē Libanon kam; worauff alles als in „einem andern Eden von mancherley lieblich- „und wolriechenden blumen anmuthig bluͤhete. „Welche ich zu erkennen und zugeniessen er- „langte/ da ich mich der lehre und unterweisung „der | heiligen salbung untergab und wiedmete: „Die als die wasser des heiligthums aus zu- „quellen nimmer auffhoͤren wird/ biß sie zu ei- „nem uͤberschwemmenden strome erwachsen; „welches das wahre tauffende wasser des lebens „ist. 19. „Und daß dieses wahrhafftig sey/ werdet „ihr befinden/ wenn ihr euch dieser art und wei- „se GOTTes unmittelbarer lehre und unter- „richts mit ernste zu ergeben trachtet: Da ihr „sie im centro eurer eignen seele sich eroͤffnen fin- „den werdet. Diese lehr-art aber offenbaret „sich in unterschiedlichen gnaden-mittheilun- „gen: Denn bißweilen geschicht solches durch „einsprechen des wesendlichen wortes/ welches „seinen eignen gewissen hall giebt; nach dem „sich nemlich (wenn die seele im verborgen dar- „auff wartet) unterschiedliche gelegenheiten „darzu ereignen. Denn es in wahrheit eine „sehr beklaͤgliche sache seyn wolte/ wenn CHri- stus seine heerde so gantz und gar verlassen/„ Jahr MDC. biß MDCC. und den brunn aller kuͤnfftigen offenbarung“ (die doch in jedwedem alter der zeit wieder er-“ neuert zu werden so nothwendig ist) aller-“ dings versiegelt haben solte. Denn er uns“ vor den mund und ausfluß dieses auffwallen-“ den quells seines geistes niederzulegen/ und das“ neue und frische wasser in uns zu trincken brin-“ get/ wodurch die seele hoͤchlich erqicket wird:“ welche anders/ ehe sie zum ende ihrer lauff-bah-“ ne kaͤme/ leicht krafftloß und ermuͤdet hinsin-“ cken und erliegen moͤchte. Des wegen er un-“ sern weg wircklich mit blumen bestreuet/ die“ nicht allein einen kraͤfftigen geruch von sich“ geben/ sondernauch gar lieblich und anmutig“ anzusehen/ und von allerhand schoͤnen farben“ sind: Jnmassen ihr beobachten und sehen“ koͤnnet/ wenn ihr die gleichnisse und gesicht“ lesen werdet/ die hier offentlich an tag gelegt“ seyn. GOtt koͤmmt manchmal hernieder/“ sich selbsten in dieser bildlichen und verbluͤm-“ ten weise zu offenbaren; Jedoch wesendlicher“ und tieffer uͤber und ohne alle figuren und bild-“ liche vorstellungen/ wo von ich euch einige nach-“ richt geben will: Dieweil ich befehl habe nicht“ zuruͤck zu halten/ noch mich zu entziehen/ den“ gantzen sinn und handel (worein ich einge-“ fuͤhret worden) oͤffentlich darzulegen/ und zu“ erklaͤren; Damit sich alle die jenigen daran er-“ quicken und es ihnen zu nutz machen moͤgen/“ welche als kinder sind/ die von alle andern bruͤ-“ sten entwoͤhnet/ allein an ihrer ewigen mutter“ brust liegen und hangen/ woraus wuͤrcklich al-“ le weißheit und verstand auff verstaͤndliche wei-“ se ausstroͤhmet: Welches das zum wachs-“ thum gedeyliche nutriment ist/ dafern es (wie“ das gebluͤt in die adern zu thun pflegt) wesent-“ lich in die seele einfliest/ und allhier hoͤren“ alle sinnliche bilder auff/ weil alles in ein ver-“ staͤndlich gesicht/ wirckung und empfindlich-“ keit veraͤndert wird.„ 20. Und ob wol in dieses lichts- centrum “ keine sichtbare bilder eingedruckt sind/ oder“ darinn auffgehen; So ists doch der wahre“ grund und wesen alles dessen/ welches im gei-“ ste des gemuͤths in einer innerlichen figur vor-“ gestellet/ und weiter nicht zum wesen gebracht“ wird/ sondern eine unsichtbare idea oder bild“ bleibet: Eben wie es mit GOtt selbst ist/ ehe“ und bevor er die gestallten und figur en der din-“ ge aus dem wesendlichen grunde schaffet und“ bildet. So daß solche so wol zum unter richt“ und erleuchtung/ als zur erneuerung und“ troste/ ja auch zur wesentlichen vereinigung“ des geistes mit GOtt/ so viel als einige andere“ dienen moͤgen. Ja ich weiß/ daß sie ein noch“ sicherer grund und mit- centrum des geistes“ sind; Und daß/ wenn man auch von jenen“ andern bildlichen figur en schon keine nimmer“ erkennen solte/ jedoch sich nur zu diesem centro “ halten wuͤrde/ damit man die reinen stroͤme“ der offenbarungen/ wie sie von solchem einstei-“ gen/ eintrincken moͤchte/ dieselbigen einen zu-“ gang zum voͤlligen leibe und centro der drey-“ heit geben wuͤrden: welcher oder welches alle“ schatten und bilder verschlingt und voͤllig zur“ wesendligkeit einer GOtt-gleichen gestaltung“ ja zu den selbstaͤndigen kraͤfften bringet/ die“ nur aus dem reinen wesen des geistes in der er-“ neuerten natur ihre wuͤrckung thun. Derge-“ A. K. H. Dritter Theil. C c 2 stalt Th. III. C. XX. Von denen ausserordentl. dingen dieses 17 seculi insgemein/ Jahr MDC. biß MDCC. „stallt ist ein Intellectual oder verstaͤndlich ge- „sichte (auff diese art betrachtet) die aller- „naͤchste stuffe zu dem seligmachenden gesichte „oder schauen GOttes bloß und ohne einig an- „der mittel/ ausser der ausgedruckten persoͤn- „ligkeit des HErꝛn JEsu selbst: Da man zum „wesen seines geistes und lichts dermassen vol- „lendet wird/ daß alles/ was ihm selbst nur „immer erkentlich und sichtbar ist/ auch von „uns klaͤrlich im lichte gesehen werden mag/ „und zwar so wol hier in zeit als hernachmals „in ewigkeit. Welches aber ein unbekannt „geheimniß ist: Worvon wir doch hernach/ „wenn wir davon schreiben werden/ ausfuͤhr- „licher handeln wollen. „21. Was aber die andere art der gesichter „anbetrifft/ so ist dieselbe kein neuer dienst. „Denn GOtt sich von alters her zum oͤfftern „auffdergleichen weise geoffenbaret/ und zu er- „kennen gegeben/ zumal die erregung solcher „von uns unterschiedenen bilder eine die her- „tzen und gemuͤther mehr einnehmende einfaͤl- „tige und sehr bequeme weise uns zu lehren und „zu unterrichten ist. Und diese art gehet aus „einem andern centro, wieder diejenige/ so „aus dem verstaͤndlichen centro herruͤhret/ und „noch tieffer ist. Jn dieser central-lini e des „schauens moͤgen einige personen von natur „stehen/ und aus diesem centro, nach der star- „cken impression oder einbildung ihrer gemuͤ- „ther von allerhand figur en eine bildung erwe- „cken. Dafern das gemuͤth solcher leute aber „rein ist/ und inbruͤnstig in himmlische vor- „wuͤrffe imagini rt/ mag es denen selbengemaͤße „erscheinungen erregen: Auch moͤgen darinnen „mancherley speculation en einer schoͤnheit und „herꝛlichkeit erweckt und ausgezogen werden/ „die vorsagen koͤnnen/ was auff eine besondere „weise erfuͤllet werden und geschehen soll. Die- „se art und weise der offenbarung GOttes ist so „wol in vorigen/ als dieser gegen waͤrtigen zeit „gar gemein gewesen: allein es sind stuͤtzen und „kruͤcken fuͤr die schwachen/ damit sie in ihrem „wege uud auffsteigen auff GOttes berg eines „vollkommenen und offenbaren schauens nicht „ermuͤden noch erliegen moͤgen. Von dieser „art des schauens oder der gesichter bin ich zwar „gleichfalls viel besucht worden; dringe aber „fortuͤber dieselben hinauff zu gelangen: ange- „sehen hier kein still stehen/ und der grund/ wor- „aus sich diese offenbaren/ zu mager und zu „seichte ist. Jch bin tieffer und eben dahin ab- „zusteigen getrieben worden/ wo der geist mit „seiner eignen ewigen wesenheit vereinigt seyn „mag; damit er krafft daraus haben moͤge/ zu „machen und zu bilden was er will/ in uns aus „dem selbstaͤndigen wesen/ das aus dem ur- „sprung selbst herruͤhret. „22. Ferner/ gleich wie es nun eine art eines „Goͤttlichen gesichts giebt/ das sich aus dem hei- „ligen und Goͤttlichen gemuͤthe eꝛoͤffnet/ welches „diese erscheinungen oder vorstellungen einzie- „het; also ist auch eine andere gattung eines ge- „sichts/ welche vom einflusse des gestirns und „von der wirckenden krafft der elementen her- „ruͤhret/ die mit dem gemeinen geiste und ge- „muͤthe einer person in vereinigung sind. Und „ob sich schon in einem kein besonder werck der „wiedergeburt erzeigt/ so mag doch wol ein ge- sichte da seyn; wie man an Bileam und an-„ Jahr MDC. biß MDCC. dern siehet: welche diese gaben hatten/ und“ „gleichwol in ihren geistern nicht erneuert noch“ dadurch naͤher zu GOtt gebracht waren. Sol-“ che moͤgen dessen ungeachtet macht habē/ man-“ cherley bilder in ihnen zu erwecken/ welche vor-“ sagen und andeuten moͤgen/ was geschehen soll.“ Denn es ist eine stern- magi e/ welche einige in“ ihnen zu eroͤffnen eine natuͤrliche eigenschafft“ oder faͤhigkeit haben moͤgen: wie sie denn auch“ unterweilen in einem tieffen schlaffe erwacht/“ und sich offenbaret/ durch warnen fuͤr einig zu-“ kuͤnfftig uͤbel und anzeigungen einiges guten/“ so auff die gegenwaͤrtige offenbarung der zeit“ abzielet. Und diß mag seyn; und ist eine ge-“ meine gabe. Wo sie aber in einem heiligen“ gefaͤsse ist/ da ist sie auff eine weit andere und“ hoͤhere weise exalti rt oder erleuchtet/ denn in“ denen/ welche hievon keine probe und beweiß“ geben koͤnnen.“ 23. Hierauß sehen wir nun die unterschiede-“ ne natur eines gesichtes und eines Propheti-“ schen verstandes aus demselben/ auch wie hoch-“ noͤthig wir haben/ bey eines jeden centri oͤff-“ nung zu wachen. Denn die list der schlan-“ gen allzeit gefast und fertig stehet/ sich/ wo sie“ nur immer eindringen kan/ mit einzumischen.“ Zumal sie ein grosser magi scher Fuͤrst ist/ und“ die aͤussern planeten gleichsam seine werckzeuge“ in der natur und complexion eines pur natuͤr-“ lichen menschen sind. Unter allen diesen aber“ ist das verstaͤndliche und Goͤttliche gesichte/ so“ sich aus der tieffen central-tieffen eroͤffnet/ das“ sicherste: jedoch nicht dergestalt zu verstehen/“ daß wir auch in diesem fuͤr allzeit hangen blei-“ ben sollen. Sintemal noch ein ander und tief-“ fer centrum ist/ worinnen die Gottheit von“ allen figuren und bildern entbloͤst/ in ihrem“ eignem einfaͤltigem wesen erkant und gesehen“ wird. Und so wir im geiste hieher verzuͤckt“ und auffgenommen werden/ sehen wir alle die“ mannigfaltige wunder/ die in der liebe wesent-“ lichen eigenschafft selbst hervor gebracht wer-“ den; Wie sie aus GOtt unmittelbar aus ge-“ wuͤrckt/ als die unzehlige heere in ihren leben-“ digen gestalten erscheinen/ und den himmel“ der wohnung GOttes erfuͤllen. Und diese“ art ist das reineste und allerunbetruͤglichste ge-“ sichte und schauen/ darinn unsere geister als in“ ihrem centro, ewig ruhen moͤgen; und aller“ erfreulicher vergnuͤgung/ dero auch die En-“ gel vor dem thron der majestaͤt GOttes/ genie-“ sen. Und solches moͤgen wir erkennen/ so offt“ wir uns aus den leiblichen sinnen auswickeln“ und uͤber dieselben auffschwingen koͤnnen.“ Denn diese gesichts-art ist von derjenigen/“ welche wir Goͤttlich oder verstaͤndlich nennen/“ weit unterschieden: Weil sie den geist/ seel“ und leib wuͤrcklich gantz uͤber sich aufffuͤhret/“ waͤhrender zeit nemlich/ und so lange die ve-“ stungs-oder beschirmungs-flamme des Hei-“ ligen sich uͤber alle sinnen ausbreitet/ und sie“ unten am fusse des berges auffhaͤlt/ mittler“ weile der geist in die tabernakel-glorie der H.“ Dreyheit eingehet.“ 24. in dieser art des gesichts stunde der ge-“ liebte Johannes/ da er gantz im geiste verzuͤckt“ und auffgezogen war/ auch den gantzen man-“ nigfaltigen unterschied des reichs des HErꝛn“ und seine gantze personligkeit sahe. Seit wel-“ cher und sonderlich von denen daruͤber erregten streitigkeiten und meinungen. Jahr MDC. biß MDCC. „cher zeit wir in bißherigẽ seculis von keinem ei- „nigen nachricht haben/ daß sie auff gleiche wei- „se im geiste entzuͤckt und uͤbergefuͤhret gewesen/ „und doch noch im leibe gelebt haͤtten/ daß sie „uns verkuͤndigen koͤnnen/ was sie auff solche „wunderbare weise/ wie er/ gesehen/ und gehoͤret „haͤtten. Die Autor in dieser schrifften aber „muß GOtt zu ehren bekennen/ daß ihr ewas „diesem nicht ungleich offenbar gewest. Sol- „che gnade in liebe theilt uns unser JEsus nun „wircklich wieder mit/ und gibtsich uns durch „diesen weg und mittel des geistes lauterlich „klar und umsonst zu erkennen/ daß wir ihn als „den getreuen und wahrhafftigen erkennen/ „und durch diesen hoͤchsten gesichts-dienst sei- „nen willen und sinn in seiner volligen ausbrei- „tung empfangen/ das ist/ daß wir/ weil wir „annoch im leibe sind/ beydes sehen und hoͤren „moͤgen/ als ob wir schon von dem coͤrper- „lichen leibe auffgeloͤst und ins uͤbersinnliche le- „ben uͤbersetzet waͤren: Damit wir durch die „werckzeugliche eigenschafften deß geistes lau- „terlich erkennen und beschauen koͤnnen/ wie sich „jedes objectum oder gegenwurff in himmli- „schen orten in seiner ordnung in absicht auff „unsere beywohnung in denen umlaͤuffen „durch den geistlichen geist bewege. 25. „Dergestalt nun hab ich aus der tieffsten „tieffe vorgestellt und mitgetheilet/ das/ was „die gegen waͤrtige maaß mein er erkaͤntniß und „erfahrung in diesem mysti schen dienste ist: „welche als der neue und beste wein ist/ der fuͤr „diese letzte zeit auffbehalten worden. Wor- „aus zur gnuͤge gesehen und verstanden werden „mag/ daß CHristus seine verheissungen zu „erfuͤllen nicht vergessen habe/ da er verspro- „chen den Quell seines geistes durch einen im- „merwaͤhrenden ausfluß und verfolg desselben „wieder zu erneuern. Und gleich wie wir sehen „und hoͤren/ daß dessen fruchtbarkeit sich anjetzo „in gemein mehr hervorthut und uͤberfluͤßiger „wird/ auch durch ein neu geschlechte Aposto- „lischer geister/ in der welt eingang und anneh- „mung findet; also prognosticir et und deutet „solches wircklich an/ daß ein neu geistlich reich „und herꝛschafft vorhanden und nahe vor der „thuͤre sey. Welches grund und ursach gnug/ „alle diejenigen/ so unterthanen dieses reichs „zu seyn begehren (wozu allein das lam̃ recht uñ „anspruch hat) auffzumahnen/ daß sie sich „als die ersten fruͤchte vorbereiten und fertig „machen/ damit sie moͤgen geschickt seyn/ diese „neue Jerusalems-Braut auszumachen und „vorzustellen! Derohalben ich euch/ als mei- „ne mit-buͤrger dieser stadt/ die von oben ist/ „wo ihr als exulant en oder gefangene auch „immerhin und wieder verstreuet lebet/ ernstlich „bitte und ermahne/ daß ihr euer inwendig ohr „genau auffmercken lassen und in grosser sorg- „falt und stille auff eurer hut und wache stehen „wollet. Alsdenn moͤget ihr die liebes-ruffe „hoͤren/ so durch das mit reinem oͤle angefuͤllte „horn erthoͤnen/ und euch in die hohe himmli- sche und geistliche waͤyde und schaff-huͤrden„ Jahr MDC. biß MDCC. einziehen und versammlen werden/ da wir“ unsere liebliche zelten auffspannen/ und in den“ reichen Saron ein-und ausgehen moͤgen/“ welcher auffgehet und rings um unsern Koͤni-“ glichen hirten der schafe sich in seiner bluͤte er-“ zeigt: Damit wir also/ als seine schafe und“ laͤmmer/ saͤnfftlich von einem brunn zum an-“ dern geleitet werden/ auch trincken/ und in“ eben der Harmonie und einigkeit/ wie die heili-“ gen in den obern huͤrden; also wir in den un-“ tern mit einander weiden moͤgen.“ 26. Allhier will ich nun mit einer warnung“ an zweyerley gattungen menschen schliessen:“ Die erste soll an diejenigen seyn/ die ungelehrt“ und unwissend in dieser lehr-art und wege der“ offenbarung des geistes sind; daß sie sich nem-“ lich huͤten und enthalten sollen/ uͤber diese din-“ ge/ die noch zur zeit uͤber ihren begriff sind/ ein“ gut richterlich urtheil zu faͤllen. Denn da-“ fern sie sich an der grossen gnade Goͤttlichen“ eingebens und des H. Geistes beystandes“ nicht selbst hindern/ noch deren sich berauben“ wollen; so ist mein rath und warnung gegen“ solche/ daß sie einfaͤltig wie die kinder werden/“ und es auff die leitung und offenbarung des“ H. Geistes wagen/ so sollen sie finden/ daß“ eine andere art eines fruchtbaren lebens in ih-“ nen auffgehen werde/ und sie keine ursach ha-“ ben sollen/ sichs gereuen zulassen/ daß sie diß-“ fals bloß in dem Goͤttlichen willen geruhet“ haben. Die andere warnung soll an diejeni-“ gen/ welche allbereit zu dieser unserer mysti schẽ“ und uͤbersinnlichen weißheit eingeweihet sind/“ und sich mit mir tieffin das grosse meer der ge-“ heimniß-reichen und wunderbaren erkaͤntniß“ eingegeben haben: Diese muß ich fuͤrnemlich“ warnen/ daß sie sich neben mir in tieffster de-“ muth halten/ und dermassen in eine selbstver-“ nichtigung einsencken/ daß wir in ansehung“ unsers creatuͤrlichen wesens gleichsam ein pu-“ res nichts seyn/ damit sich die all-vergoͤttende“ salbung als eine uͤberschwemmende meers-“ fluth erheben und ergiessen moͤge. Wie duͤrf-“ fen uns nimmer einbilden/ daß wir mit demje-“ nigen (so wir allbereit uͤberkommen) schon“ alles erreicht haben/ was von den unermaͤßli-“ chen schaͤtzen offenbaret zu werden annoch hin-“ terstellig ist: Denn allda ein staͤts anwachsen-“ der baum des lebens ist/ welcher alle verhin-“ derung und mannigfaltigkeit der weißheit im-“ mer auffs neu wider hervorbringet; Jmmas-“ sen ihr so wol in diesem gegen waͤrtigen als“ auch in einig-vorhergehenden durch mich ans“ licht gegebenenen buͤchern finden werdet. Ein“ begieriger leser kan diese sachen noch deutlicher und weiter ausgefuͤhret finden in eines En- gelischen Doctoris tractat unter dem titul: das geheimniß der gesichten und offen- barungen/ welcher an desselben Theologiam Mysticam gehenget und in diesem 1698. jahr zu Amsterdam bey Heinrich Wetstein heraus gegeben worden/ in 8vo. C c 3 Das Th. III. C. XXI. Von denen ersten offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. Das XXI. Capitel. Jahr MDC. biß MDCC. Von denen ersten offenbarungen des 17. seculi, biß auff das Jahr 1620. §. 1. Exempel aus dem anfang des 17. se- culi, und zwar erstlich Jac. Usse- tii, B Leich im anfang dieser vorhaben- den historie treffen wir unter der anzahl derer Goͤttlichen Propheten einen sehr beruͤhmten und vortrefflichen angesehenen mann an/ nemlich den bekannten Theologum und Historicum derer Reformirten Jacobum Usserium Ertz-bischoffen zu Armach in Jrꝛ- land/ dessen schrifften voll grosser weißheit/ er- fahrung und Gottesfurcht sind. Von diesem manne hat Melchior Leideckerus in seinen ob servationibus uͤber Hornii Historiam Ecclesia- sticam Artic. I. p. 504. angemercket/ daß er dasjenige grausame bludbad oͤffentlich zuvor verkuͤndiget habe/ welches anno 1641. die Pa- pisten in Jrꝛland in einem grossen auffstand wider die Reformirten angestifftet/ dessen grau- samkeit unter andern Heideggerus erzehlet Hi- stor. Pap. period. VII. pag. 388. Nemlich Us- dessen prophe- zeyung/ serius habe in einer Predigt anno 1601. die tex- tes-worte aus Exech. IV. 6. applici rt: Die Protestanten in Jrrland solten von die- sem jahre an 40. jahr lang die missethat derer tragen/ die sie also bey sich leiden koͤnten: Hernach stuͤnde ihnen von den Papisten eine grosse truͤbsal vor/ und sol- ren sie sich als denn der straffe versehen. und der- selben ge- wisse er- fuͤllung. Dieses sey zu bestimmter zeit richtig und genau eingetroffen/ wie es Leideckerus daselbst als eine sonderbare sache anfuͤhret/ und aus ihm approbir et Andreas Carolus Memorab. Eccl. T. I. L. V. c. XXIII. p. 990. 2. Es ist aber von diesem Usserio in Hol- Andere weissa- gungen von ihm. land eine eigene Schrifft Hollaͤndisch heraus gekommen/ mit dem titul: Seltzame und merckwuͤrdige Prophezeyungen des hochgelehrten und vortrefflichen Jac. Us- serii Ertz-Bischoffs von Armach und Pri- matis von Jrrland/ und Erzehlung/ daß er zuvor gesagt habe 1. die Rebellion von Jrrland viertzig Jahr zuvor. 2. die ver- wirrung und das elend in Engelland in Kirchen und Policey. 3. Den Cod Koͤ- nigs Caroli I. 4. seine eigene armuth und gebrechen. 5. die zwiespalten in Engel- land von der Religion und die letzte grosse verfolgung der Papisten wider die Reformirten. Gravenhag. 1688. in 4to. Hierinne wird aus seiner Lebens-beschreibung/ die D. Bernardus aufgesetzet/ dieses versichert: Daß offte viele sachen in seinen verstand eingedruckt worden von zukuͤnfftigen faͤllen mit so grosser hefftigkeit/ und be- draͤngnis/ daß er sie nicht geheim halten koͤnnen/ sondern sich unvermeidentlich genoͤthiget befunden/ solches bekant zu machen. Bey dem erstgedachten punct von der Predigt versichert der Auctor, Usserius habe ihm zwantzig Jahre vor selbiger niederlage gesagt/ er solte sich darauf geschickt machen/ und habe immer dar- auf bestanden. Von dem andern punct wegen Engelland habe er in seinem buche de Primatu Ecclesiar. Britann. geschrieben: Er sehe eine solche stunde des Gerichts zuvor/ wie |im Jahr 550. durch die Sachsen uͤber Engelland gekommen/ wo man sie nicht durch bekehrung abhalten wuͤrde. Vom dritten punct wegen des Koͤniges habe er selbst Carolo l. offt mit zittern zuvor ge- sagt/ er solte alles guͤtlich beylegen/ der ihm aber nicht gefolget. Von dem fuͤnfften punct stehet dieses aus einem Manuscripto: Die verfolgung wuͤrde noch vielmehr kommen (und zwar uͤber alle Protestan- ten in Europa, so daß die ersten nur ein anfang davon gewesen. Dabey von Usse- Entzuͤ- ckungen und ge- sichter. rii Tochter erzehlet wird/ wie sie ihn offt in seiner Studier-stuben auf den knien entzuckt und weinend gefunden; da er ihr denn/ wenn er wieder zu sich selbst kommen/ gesagt/ er haͤt- te ein erschrecklich ungewitter uͤber der Kirchen gesehen/ sie solte sorgen/ daß sie nicht schlaffend erfunden wuͤrde. Der Auctor seines Lebens-lauffes beschleust end- lich von ihm also: Dieser grosse Prophet war von kindheit an geheiliget/ und hat- te zuweilen ausserordentliche bewegun- gen und triebe/ indem er sein Waͤchter- amt wol in acht nahm und die instehen- den Gerichte zuvor verkuͤndigte. 3. Von einem andern Lehrer unter denen Reformirten D. David Paréo, Primario Pro- D. Parei weissa- gung. fessore Theologiæ zu Heidelberg/ der sonder- lich aus seinem Irenico und andern Schriff- ten wol bekant ist/ versicherte Adrianus Regen- volscius in Histor. Eccles. Slavoniæ Lib. III. p. 376. Hofmannus in Lexico Universali P. II. pag. 99. daß er anno 1618. am ersten April. in einem Gesichte gesehen/ wie die gantze Stadt Heidelberg uͤber und uͤber von einem verborgenen Feuer rauchte/ das Chur- fuͤrstliche Schloß aber lichter lohe bren- nete. Welches er denn in sem Journal auf- geschrieben/ und darauf alsbald anno 1620. wuͤrcklich erlebet/ daß die Spanischen Solda- ten Heidelberg eingenommen/ und aufs grau- samste geschleiffet/ er selbst auch ins Zweybruͤ- ckische weichen muͤssen/ und anno 1622. ge- storben. —— Noch eine andere Weissagung von dem zukuͤnfftigen dreyßgjaͤhrigen Krieg findet sich am 1. Cap. des 17. Buchs in der Kirchen-Hist. §. 37. von Joh. Arndten/ wie auch bey einem andern Lutherischen Lehrer Jo- hanne Sauberto, Pastore zu Nuͤrnberg/ wel- Sauberti prophe- zeyung. cher in seinem Bedencken/ wie Hohburgs Buͤchlein ohne anstoß zu lesen/ im Send- Schreiben erzehlet/ daß er lange vor dem Teutschen krieg uͤber die worte Johannis/ Es ist die axt dem baum schon an die wurtzel gelegt/ oͤffentlich solche straffen zuvor verkuͤndiget/ wie ers daselbst weitlaͤufftig wiederholet/ und dar- auff schleust: Ob und wie diese weissa- gungen innerhalb 20. jahren erfuͤllet worden; daruͤber lasse ich die erfah- rung reden/ melde es allein zu dem ende daß man nicht die einbildung mache/ als wenn niemand bißher dieses sundli- chen wesens anregung gethan und die leu- te gebuͤhrlich gewarnet haͤtte. 4. Der- des 17. seculi, biß auff das jahr 1620. Jahr MDC. biß MDCC. 4. Dergleichen warnungen vor gedachtem Teutschen krieg sind sehr viel/ und noch mehr in demselben herauskommen/ davon ich nur die Andere weissa- gungeu vom Teutschen krieg/ D. Kampffs/ vornemsten zur probe anfuͤhren will. Von dem zustand des Koͤnigreichs Boͤhmen/ wie derselbe anno 1618. und weiter hin elend gnug beschaf- fen gewesen/ kam erstlich in Boͤhmischer/ her- nach in Hochteutscher sprache diese schrifft her- aus: D. Johann Kampffs/ Weyland ge- wesenen Feldpredigers in Boͤhmen/ wunderbare weissagung und prophezei- hung uͤber das Koͤnigreich Bohmen/ und andere benachbarte laͤnder. Da- rinnen er ausdruͤcklich und klaͤrlich be- schreibet/ was das Koͤnigreich Boͤhmen fuͤr krieg und anstoß/ auch in der Religi- on veraͤnderung/ eine zeitlang leiden und ertragen soll/ und doch endlich wie- derum zu ihrem Gottesdienst kommen und gereichen/ von M. Abrahamo Schoͤn- wettern. Hierinnen hat er sonderlich gese- tzet/ wie die fremden voͤlcker die parthey sub utraque, wie man sie nennet/ oder die Boͤhmi- schen bruͤder/ wuͤrden gar zu vertilgen suchen/ und mit ihnen die Reformirten und Lutheraner/ woruͤber groß blut vergiessen folgen werde. Die Pfaffen wuͤrden das arme volck mit inquisitio- n en als ketzerisch plagen/ und sonst uͤbel hau- sen. Dahero wuͤrde der haß wider sie bey dem volck so groß seyn/ daß es dieselben oͤffentlich verspeyen und verabscheuen wuͤrde/ absonder- lich wegen ihrer uͤbermachten hurerey und So- domiterey; anderer umstaͤnde zu geschweigen/ da zuletzt pag. B. 2. von einem zukuͤnfftigen seli- gen zustand der kirchen noch geredet wird/ wel- dessen ausdruck von besse- rung der kirchen. ches er eine neue gnadenreiche zeit und ein neuesleben nennet/ da eine liebe/ ein glaube und ein wille das gantze erdreich fuͤllen wuͤrde/ als eine guͤldene welt/ daß ein hirte und schaf-stall seyn wuͤrde. Da wuͤrde alles wiederkommen auff den ein- faͤltigen Gottesdienst/ leben und wan- del/ und das boͤse wuͤrde biß auff den letz- tenfalschen menschen ausgemustert wer- den/ da werde kein Pabst noch ungerech- ter falscher Pfaffe mehr seyn/ und nie- mand sich um den Kelch CHristi mehr zancken ꝛc. Hußiti- sche weis- sagung. 5. Jm jahr 1621. soll in der Bibliothec zu Prag bey S. Jacob ein silbernes verguͤldetes gehaͤuß in form einer uhr hinter den buͤchern seyn gefunden worden/ worauff allerhand nach- denckliche figur en und worte gegraben gewesen/ wie selbige dazumal in einem kupffer herausge- kommen/ und neulich von dem Auctore der monatlichen unterredungen anno 93. p. 112. auffs neue præsentir et worden sind. Oben auff dem deckel war ein uhrzeiger nur von 6. theilen/ dabey geschrieben war: Me non au- dies, sed videbis, und in den winckeln die 4. Mo- narchi en stunden. Auff der rechten |seite stund geschrieben: Fatum, non pondus me movet. Auff der lincken: Motus meus finietur periodo sexta. Unten am boden: Genio redivivo Hussi- ano revelabar, und am rande herum: Deus prædestinavit, tempus demonstrabit, vigilans, non dormiens me intelliget. Dabey in den 4. winckeln 4. wappen stunden/ das 1. mit einem Adler/ das 2. einem weissen/ 3. einem schwartzen Lewen. Das 4. ein doppelt weiß creutz. For- nen abeꝛ an der haupt-seite diese worte: Viva ma- Jahr MDC. biß MDCC. nus Hussiana me præparavit. Jn dem kaͤstlein lag ein pergamenenes buͤchlein/ worauff in 8. blaͤttern einige geheime sinnbilder gemahlet und geschrieben waren. Und zwar auff dem ersten blatt: Periodus Romani Imperii. Per sex mansiones partita, divina revela- tione annotata homini vilisuppresso. Auff dem andern stund: Mansio. C. M. D. X. V. V. 1620. Dabey ein liegender Loͤwe halb weiß und halb schwartz/ uͤber thm ein schwartzer Loͤwe/ der je- nen mit einem blauen stabestach/ und ein schwar- tzer Adler trat eben demselben auff den kopff/ auff der brust habende das Oesterreichische wappen. Und dergleichen Emblemata waren auf den uͤbrigen blaͤttern. Auf dem letzten a- ber die Jahrzahl 1626. mit den worten: Unus Pastor \& unum ovile. Dieses kaͤstgen hat ein Hußitischer Priester/ der es gefunden/ Hertzog Christian zu Anhalt geschicket/ daruͤber hernach eine auslegung nach dem Interesse der Pfaͤltzi- schen und Hußitischen parthey gemachet wor- den/ also daß man vermuthet/ das gantze werck sey etwa von einem Hußitischen Priester selbst ausgesonnen/ welches hier an seinem orte ge- stellet bleibt/ da man die sache nur schlecht hin referi ren wollen. 6. Anno 1672. hat ein Pfarrer im Ertz- Stifft Magdeburg/ Paul Grebner/ einen Tractat publici rt unter dem titul: Conjectu ren Grebners propheti- en. vom neuen Stern/ worinnen von denen er- folgten Kriegs-haͤndeln von anno 1618. biß 1640. gar viel erinnert wird. Unter andern von Boͤhmens zustand: Boͤhmen hat ler- men mit grosser abweichung und verza- gung aller Koͤnige und Fuͤrsten des Lan- des Europaͤ/ und werden die Verjagten aus Boͤhmen/ Beyern und Burgund wieder eingesetzet. Wie auch hernach von Schweden: Wenn Gustavus Adolphus, der Koͤnig in Schweden/ sich jetzo wol haͤlt/ und den bedraͤngten Christen treulich beystehet/ wird er ihm Land und Leute verbinden/ die seine Erben standhafft besitzen/ und gluͤcklich regieren werden. Und endlich von Sachsen/ Meissen und den benachbarten Laͤndern: Jm Voigtlande und denselben Graͤntzen wird ein grosses Volck durchziehen/ und fast dieselbe gan- tze Erde zu Roß und zu Fusse bedecken/ nicht weit von Gera/ Zwickau/ Marien- und Anneberg wirds blutige Scharmuͤ- tzel geben. Aber von diesem Mann ist schon im XVI. Buch mehr gesaget worden. Auch gedencket D. Jacobus Fabricius in der Proba- tione Vision. p. 157. eines Schlesischen bauers/ Peltzers. namens Andreas Peltzer/ welchem mancher- ley unvermuthete Visiones, das noch gras- si rende greuliche Kriegswesen in Teutsch- land betreffend/ widerfahren/ die auch ve- ritatem comitẽ gehabt haͤtten/ oder durch die erfahrung als warhafftig bestaͤttiget wordē. Es sind auch anno 1619. diese und dergleichen pro- phezeyungen zusammen in 4to heraus gekom̃en/ mit dem titul: Visiones \& Revelationes Va- riorum, woraus aber/ weil sie jetzo nicht zur hand sind/ allhier nichts gemeldet werden kan. Merckwuͤrdig aber ist/ was auch eine arme Frau Th. III. C. XXI. Von denen ersten offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. Frau zu Freyberg kurtz vor Anfang des Teutschen Kriegs von demselben zuvor ge- sagt/ von deren andern wunderbaren zufaͤllen ich die eigenen worte des Freybergischen Su- perintenden tens Andreæ Molleri hersetzen will/ in seiner Beschreibung Freybergs. P. II. pag. 423. u. f. Eines weibes zu Freyberg. 7. „Anno 1620. den 1. Octobr. ist verstor- „ben Anna, Stephan Fleischers/ Baͤnders zu „Freyberg Ehefrau/ und den 4. Octobr. zu S. „Petri mit einer Leichen-Predigt begraben „worden. Von dieser Frau waͤre viel zu schrei- „ben/ denn sich sehr wunderliche sachen mit ihr „zugetragen/ indem sie grosse uͤbernatuͤrliche „Kranckheit ausgestanden/ dabey unterschied- „liche Offenbarungen gehabt/ und viel zuvor „gesagt/ so hernach in der that geschehen/ und „nicht allein diese Stadt/ sondern auch gantz „Teutschland leider betroffen. Sie ist mit „einer Epilepsia und mit abscheul chen con- „vulsionibus (welche aͤrger sind als immer „moͤglich zu beschreiben/ uñ einem natuͤrlichem „Menschen auszustehen) vier wochen lang „befallen/ zu derselben zeit bildete sie ihr ein/ „sie muͤste einen schoͤnen garten sehen/ darin- „nen baͤume/ daraus kinder mit weis- „sen hembdern (die sie Engel nennete) zu „sehen/ es waͤre auch darinnen ein hoher berg „mit grase bewachsen/ denselben muͤste sie mit „grosser muͤhe steigen/ wenn die schweren Pa „roxysmi, werffen uñ aufffahren angingen. Als „sie in solchem getrieb gewesen/ haben sie hin- „ter ihrem wissen ihren Urin genommen/ einem „alten Weibe gegeben/ welche ihn ferner zu „einer Frauen von Adel (die nunmehr gestor- „ben) getragen/ welche unter andern darauf „gesaget/ solte sie von dieser kranckheit gene- „sen/ so muͤste eine verdaͤchtige person/ so bey „ihr aus und einginge/ abgeschaffet/ und ihr „das haus verboten werden/ dadurch sie bey „maͤnniglich in grossen argwohn kommen/ „auch bey ihrem Mann/ der es bey dem da- „maligen Superintenden ten/ M. Michaël Nie- „derstaͤdtern/ angebracht. Ob sie sich nun wol „mit worten/ thraͤnen und aufgehobenen haͤnden „hefftig und unnachlaͤßig entschuldiget/ so ist „doch die sache so weit kommen/ daß auf an- „halten des Mannes der gedachten person „das hauß verboten/ und sie aus dem verdacht „ auch von der geistlichkeit nicht gelassen „worden. Drum als sie sich mit GOtt des „morgens wollen versoͤhnen/ des abends aber „zuvor von ihrem Beicht-vater deßwegen erin- „nert und berichtet worden/ diese sage gienge „von ihr in der gantzen stadt/ so ist es ihr also zu „gemuͤthe gangen/ daß sie zu ihm gesaget/ sie „wolle das Abendmahl nicht ehe gebrau- „chen/ sie haͤtte sich denn zuvor fuͤr der „geistlichkeit verantwortet/ und ihre un- „schuld ausgefuͤhret/ darauff ihr seel-sorger „wieder von ihr gangen/ mit ermahnung/ sol- „ches zu bedencken/ doch (wie sie sagte) haͤtte „er im weggehen des damals nothwendigen „trostes gar vergessen/ ihr auch die absolution „versaget. Jhre an- fechtun- gen und wunder- bare zu- faͤlle. „8. Auff dieses alles sollen starcke anfech- „tungen gefolget/ und ihr der boͤse geist sichtig- „lich erschienen seyn/ und auffgeruͤcket haben/ „sie muͤste doch vor jedermann eine solche seyn/ „und bleiben/ wie sie beschuldiget/ sie haͤtte auch nirgend keinen trost zu gewarten/ jetzt sehe „ Jahr MDC. biß MDCC. sie/ wie sie von den geistlichen getroͤstet“ werde/ er aber wolte ihr davon helffen/ sie“ solte ihm nur nachsprechen/ es solte ihr an der“ seele nicht schaden/ und weil ihre kinder nach“ ihrem tode einen auffruhr wuͤrden erleben/ solte“ sie diesen faden (den er gereichet) um den“ halß oberhalb entzwey reissen/ und auff jedes“ kindes achsel nur einen theil legen/ so wuͤrden“ sie davon kommen. Doch hat sie zu GOtt“ geseufftzet/ und nicht einwilligen wollen/ ist“ auch in solcher angst gewesen/ daß ihr kein trost-“ spruch wollen einfallen/ letztlich ist sie in ihre“ kammer gangen/ auff die erde gekniet/ gewei-“ net und gewehklaget/ da (berichtete sie) waͤre“ etwus in bekanter gestalt der Findel-mutter|“ zu ihr kommen/ ihr zugesprochen/ sie getroͤstet/“ und gefraget/ warum sie da knie und weine/“ und als sie es verhalten wollen/ mit fuͤrwen-“ dung/ sie suche der kinder verlorne pfenninge/ ꝛc.“ hat sie sie ermahnet/ sie wuͤste gar wol/ was ihr“ anliegen waͤre/ sie solte auffstehen/ und hinein“ gehen/ fleißig beten/ und sich nicht also graͤ-“ men/ sie wolte ihr ein schoͤn lied fuͤrsagen/ das“ solte sie ihr nachschreiben und offt beten/ wel-“ ches auch geschehen. Darneben hat diese ge-“ stalt der Findel-mutter begehret/ ihr mann/“ Stephan Fleischer/ solte hinaus kommen und“ binden/ als er sich aber auff bericht seines wei-“ bes hinaus begeben/ haͤtte die rechte Findel-“ mutter gesaget/ sie waͤre zu seinem weibe“ nicht kommen/ haͤtte ihr auch seinetwegen“ nichts befohlen.“ 9. Des morgens hat sie sich zur kirchen fer-“ tig gemacht/ ist doch zuvor das bier zu wischen“ in keller gangen/ da/ sagt | sie/ sey der teuffel zu“ ihr kommen/ und haͤtte die leiter ihr unter den“ fuͤssen weggerissen/ als sie geschwinde zu ihrem“ lied gegriffen/ und lesen wollen/ habe er ihr“ das licht ausgeblasen/ darauff sie bey einer“ halben stunde im keller gelegen/ ehe sie recht“ wieder zu sich selber kommen. Da sie jetzt in“ die kirche gehen wollen/ ist ihr gewesen/ als“ hielte sie einer mit fleiß zuruͤck: Auff der trep-“ pen ist sie gezuͤcket worden/ und doch fortgan-“ gen/ so bald sie aber in die hauß-thuͤr kom-“ men/ ist sie in ihre kranckheit wiederum gefal-“ len/ da/ sagt sie/ habe sie aus des mannes henze-“ banck einen schoͤnen glantz/ der seithero so“ offt erschienen seyn soll/ zum erstenmal gesehen/“ und als man sie hinauff in die stube getragen/“ waͤre er ihr wieder erschienen/ und berichtet/ er“ waͤre zuvor auff befehl GOttes in gestalt der“ Findel-mutter bey ihr gewesen/ und sie getroͤ-“ stet/ sonst/ weil sie von allen menschen verlassen“ worden/ haͤtte sie muͤssen untergehen/ sie solte“ solches dem Superintendent en und ihrem“ Beichtvater anmelden/ sie wuͤrde auch noch“ schwere noth und anfechtungen muͤssen ausste-“ hen von dem boͤsen geiste/ welcher aber von ihr“ weichen solte/ wenn sich ihre widersacher/ als ih-“ re vormunde/ des mannes freunde und andere“ zu ihr finden wuͤrden/ sie erkennen/ und mit“ ihr sich versoͤhnen/ welches auch also erfolgt.“ 10. Jm̃ittelst habẽ sich wunder-dinge mit ihꝛ“ zugetragẽ. Vormittage um 9. uhr/ als der mañ“ den lehrjungen bey ihr allein in der stuben ge-“ lassen/ und derselbe entschlaffen/ ist sie aus der“ zugeschlossenen stube verlohren/ und darauff“ mit des 17. seculi biß auff das jahr 1620. Jahr MDC. biß MDCC. „mit grossen schmertzen gesuchet/ und als ihm „der mann vor angst wollen ein leid thun/ oben „auff der rinnen zwischen ihrem und des nach- „bars hause funden worden/ also daß sie die „beine hinab in garten gehangen/ und das be- „kante gesetzlein gesungen hat: tod/ suͤnde/ „teuffel/ leben und gnad ꝛc. Sie ist auch „sonst des morgens um 3. uhr vorm fenster/ auf „einem steine/ auch zu mittage aufm ofen funden „worden/ und haben ihre convulsiones/ werf- „fen und auffsteigen mit gewalt uͤberhand ge- „nommen; wie denn allezeit/ wenn ihre kranck- „heit wieder kommt/ und auch diß mal nicht oh- „ne thraͤnen und mitleiden anzusehen gewesen „ist/ da sie mit dem kopff bald auff bald nieder „schlaͤgt/ bald an allen gliedmassen zittert/ „bald wie ein wurm sich wunderlich kruͤm- „met/ der leib denn wie eine baucke aufflaͤufft/ „und wenn es am hefftigsten wird/ faͤhet sie an „in die lufft zusteigen/ da man sie nicht wol an- „greiffen/ denn nur mit grosser muͤhe und tuͤ- „chern fassen darff. Sobald die widersacher „die veꝛsoͤhnung bey ihr gesucht/ ist sie in beysein „der beyden Diacon en Caspar Dachselns und „Tobias Walburgens/ die es auch beyde jetzo „vor uns ausgesagt/ urploͤtzlich im bette mit „dem gantzen leibe/ haupt/ und fuͤssen „bey dritthalb ellen hoch auffgehoben „worden/ daß sie nirgends angeruͤhret/ „und also frey geschwebet/ daß es das an- „sehen/ als wolte sie zum fenster hinaus fahren. „Darauff sie gedachter Tobias Walburger „umfangen/ und mit den anwesenden zu Gott „geschrieen und gebetet/ und sie also wiederge- „bracht. 11. „Hierauff haben sich ihre widersacher „mit ihr versoͤhnet/ sie auch nach geschehener „beichte das H. Abendmahl empfangë/ und hat „der boͤse geist von ihr muͤssen weichen/ hatte „auch/ wie sie offt vermeldet/ keine anfechtung „biß auff diesen tag von ihm. Der glantz „aber erscheinet ihr allezeit/ und gar oft/ „doch sonst nicht/ denn wenn sie wieder in ih- „re kranckheit/ convulsiones und werffen kaͤme/ „und troͤste sie ꝛc. Jm anfange ist ihr mann „(der sonst ein einfaͤltiger frommer mann ist) „beredet worden/ als stellete sie sich nur also/ er „solte einen knuͤttel nehmen und die boßheit her- „aus schlagen/ so wuͤrde sie es wol einstellen; „ist darnach mit einem steckemhinein kommen/ „von ihr aber verwarnet worden/ wuͤrde er sie „schlagen/ so wuͤrde es ihm nicht wol gehen. „Doch gleichwol hater auffgehoben/ als wol- „te er sie schlagen/ alsbald ist es ihm in den „arm kommen/ daß er den stecken fallen „lassenꝛc. So hat sie auch anfaͤnglich der „boͤse geist mit den sorgen der nahrung ange- „griffen/ es gehe viel auff mit der apotheken ꝛc. „hat ihr einen beutel mit geld auff den kirchweg „geworffen/ dafuͤr sie von ihrem glantz „soll gewarnet seyn worden/ denselben „nicht auffzuheben. Jhr glantz soll ihr ver- „kuͤndiget haben/ es wuͤrde der teuffel in gestalt „ D. Fleischers Famuli zu ihr kommen/ und ihr „pillen bringen/ die solt sie nicht nehmen/ das „spricht sie/ sey also erfolgt. Als der teuffel „nach gedachter versoͤhnung ihrer widerwaͤrti- „gen von ihr geschieden/ habe er zuletzt ein groß „stuͤck aus ihrer schaube mitgenommen ꝛc. 12. Von zukuͤnfftigen dingen verkuͤn-„ diget sie/ weil die hoffart in kleidung/ wun-„ Jahr MDC. biß MDCC. dersamen trachten/ und abscheulichen farben“ und krausen/ der mißbrauch des getreides zu“ brantewein/ staͤrcke ꝛc. der grosse wucher uͤber“ das armuth in diesen schweren zeiten/ die hure-„ Jhre ver- kuͤndi- gung von instehen- den pla- gen. rey/ trunckenheit und andere suͤnden uͤberhand“ naͤhmen/ waͤre viel ungluͤck verhanden/“ auffruhr/ groß blut-vergiessen/ theu-“ rung; und an vielen orten aͤnderung“ der religion/ wuͤrde auch ein vornehmer Herꝛ“ und andere hohe personen in grosse ungelegen-“ heit kommen/ geschlagen/ auch wol gar ge-“ fangen/ und hingerichtet werden/ wo diß al-“ les durch gebet nicht abgewendet wuͤrde. Und“ solches alles/ sagt sie/ offenbare ihr der“ schoͤne glantz/ der ihr erscheine/ der“ auch befehle/ sie solte es anzeigen/ “ und der sey es auch/ der nach den hefftigen“ convulsionibus ihr die gliedmassen wieder ein-“ richte/ welche einrichtung auch zu diesem letz-“ tenmale am tage geschehen/ und von mir dem“ Superintendent en/ von beyden dieser stadt“ Physicis und vielen andern gesehen und gehoͤ-“ ret worden: Ob sie wol sonst nichts gesehen/“ so ist die lenckung/ bewegung und einrichtung“ der glieder dennoch also geschehen/ als wenn“ ein balbier uͤber ihr waͤre. Des erscheinenden“ glantzes halben habe ich der Superintendens “ mit ihr absonderlich und nothduͤrfftig mich“ unterredet/ und gruͤndlichen bericht begehret/“ so hat sie mir/ wie denn nachmals uns allen/“ diese antwort gegeben.“ 13. Er kaͤme zu ihr wie ein schoͤner„ Umgang mit einem geist. glantz/ und setze sich zu ihr nieder/ wer-“ de kleiner/ und sehe fast wie ein klein“ kindelein/ koͤnne es doch fuͤr grosser“ klarheit nichtrecht erkennen. Erre-“ de mit ihr/ lege seine haͤnde in ihre haͤn-“ de/ er waͤre auch nichts boͤses; denn/ sag-“ te sie/ seine erscheinung waͤre ihr gar“ troͤstlich und freudig/ waͤre auch an-“ faͤnglich wider den boͤsen geist/ als ei-“ ne damals verlassene/ von ihm getroͤ-“ stet worden. Er haͤtte ihr niemals et-“ was wider GOttes wort gesaget und“ offenbaret/ haͤtte sie zum gebet und be-“ staͤndigkeit allemal ermahnet/ und“ befohlen/ die menschen vor suͤnden zu“ warnen; inmassen sie denn gethan hat/ und“ mit beten und singen in ihrer hefftigsten angst/“ schrecklichem wesen und poltern/ in grosser“ gedult und bestaͤndigkeit also angehal-“ ten/ auch die spruͤche der Schrifft/ die ihr“ nur sind angefangen worden/ also hinaus zu“ sagen/ und gar lange gebet und lieder nach ein-“ ander ohne alle hæsitation mit andacht und“ kraͤfftiger stimme zu continuir en gewust/ wie“ denn auch das gesetz/ auch die zeile und wort/“ da sie es gelassen/ wenn sie in ihrem gebet oder“ singen von der schrecklichen kranckheit ist uͤber-“ fallen worden/ daß wir uns darob saͤmtlich“ hoͤchst zu verwundern gehabt. Und weil die“ rede von der erscheinung mehrentheils vor ima-“ gination gehalten worden/ auch ihre muhme“ die waͤrterin ein betagtes weib ihr solches offt“ verwiesen/ als wenn es nichts anders als eine“ einbildung waͤre/ so ist zu diesem letztenmal“ auch der glantz von dieser gemeldeten waͤrte-“ rin ihrer muhmen Sibyllen Michael Nestle-“ rin gesehen worden/ die ich/ der Superinten- “ A. K. H. Dritter Theil. D d dens Th. III. C. XXI. Von denen ersten offenbarungen des 17. seculi, biß ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC. „ dens allein/ und nachmals wir alle ingesamt „abgehoͤret/ die berichtet mich mit etwas er- „schrockenem gemuͤthe/ daß des nachts um 10. „uhr ein heller glantz/ wie die sonne auff- „gehet/ in der stuben erschienen waͤre/ „und habe sich allmaͤhlig auff die banck beym „bette niedergelassen/ doch daß es die krancke „person damals nicht inne worden/ und habe „der glantz ausgesehen fast wie ein klein „kindlein in gar grosser klarheit/ daruͤber „die waͤrterin zur magd gelauffen/ sie auffzu- „wecken/ so sey es wieder verschwunden. End- „lich bezeuget auch viel gedachte Stephan Flei- „scherin/ sie haͤtte damals/ als sie gleichsam „entzuckt gelegen/ einen blick in him- „mel und einen blick in die hoͤlle gethan/ „dort waͤre solche freude und jubiliren gewesen/ „daß es nicht auszusprechen waͤre/ auch waͤre „ihr glantz neben ihr gestanden. Jn der hoͤlle „aber waͤre es gar schrecklich gewesen/ daß sie „wuͤnsche/ GOtt wolle alle ihre freunde und „feinde gnaͤdiglich behuͤten/ GOtt wolle auch „nicht/ daß jemand in das finstere loch solte „kommen. 14. Eben in diesem jahre hat sichs bey der Veltlin er verfolgung/ (die im andern capitel des andern theils unserer kirchen-historie be- schrieben worden) mit einem Waldenser da- selbst/ namens Antonio von Prati begeben/ daß als die Papisten ihn uͤber der bestaͤndigkeit in seiner bekaͤntniß hinrichten wollen/ er ihnen Englische erschei- nung bey einem tod- ten. standhafftig gesagt: Meine seele wird in Abrahams schoß auffgenommen wer- den/ und meine feinde werden nach meinem tod einen Engel GOTT es bey mir sehen. Worauff denn so gleich nach seiner hinrichtung ein engel in einem gantz weissen kleid auff seinem coͤrper stehend erschie- nen/ wie Joh. Philipp. Abelinus To. I. The- atr. Europ. p. 441. und Gottfried Schultze in seiner Chronica ad ann. 1620. pag. 184. berichten. Noch in diesem jahre sind bey dem angehendem Teutschen krieg viel dergleichen dinge bekant worden/ und sonderlich allerhand Hobern- felds pro- phezeyun- gen. Prophezeyungen auff die folgenden jahre nach- einander. Unter andern hat einer/ mit namen Andreas Hobernfeld zu Gravenhag in Holland anno 1622. eine schrifft herausgegeben/ und de- nen Hollaͤndischen Staaten dedici rt mit dem titul: Hierosolyma restituta s. seculum Spiri- tus S. igneum sub præsentis magnæ illius tri- bulationis quaternarii finem magno lumine su- um accepturum initium: quo etiam minæ inte- ritus bestiæ Romanæ \& Mahomedismi ad an- num futurum 1624. exscriptura S. recensentur \& deducuntur. Welche schrifft Joh. Horn- beckius in summ. Controv. L. VI. p. 530 unter die Weigeliani schenrechnet. Wie auch Andre- as Carolus Memorab. Eccl. p. 567. 15. Und weil oben versprochen worden/ der- gleichen schriften und begebenheitē ohne sonder- bare reflexion, ob sie wahrhafftig und Goͤttlich befunden worden/ nacheinander zu erzehlen/ so Flaustrarii schrifften. muͤssen wir allhier auch des bekanten Johannis Plaustrarii gedencken/ woruͤber eben im selbigen 1620. jahr allerhand judicia zum vorschein ge- kom̃en. Dieser mann/ der sonst von Kaͤyserslau- tern buͤrtig gewesen/ hat anno 20. herausgege- ben eine wunder- und figuͤrliche offenba- rung/ das ist 1. vergleichung der welt anfang und ende/ darinne der jetzigen Jahr MDC. biß MDCC. zeit truͤbseliger zustand begriffen. 2. Ver- gleichung desfalls Adams und Evens mit jetzigemletzten fall der menschen. 3. Ver- gleichung der ausfuͤhrung der kinder Jsrael aus Egypten mit der jetzigen aus- fuͤhrung der ausserwehlten glaͤubigen kinder GOttes aus der Babylonischen dienstbarkeit. 4. Von dem endlichen un- tergang und zerstoͤrung der grossen stadt Babylon/ das ist Rom 5. Von dem neuen Koͤnig Friderico Pfaltzgraffen/ ꝛc. Oder bruͤllendem loͤwen aus dem walde im 4. buch Esraͤ Cap. XI. und XII. Hernach anno 1621. schrieb er ein Prognosticon oder weissagung auff diese jetzige zeit/ darin- nen vermeldet/ wie GOtt der allmaͤchti- ge die gantze welt ihrersunden wegen da- heim suchen wolle mit allerley plagen und straffen. Und wie alle reiche dieser welt ruinir et/ verschleiffet und verwuͤstet sollen werden/ daß also gar ein greuel der verwuͤstung seyn wird. Und was alsdenn auf diese verstoͤrung vor eine Herrschafft und Koͤnigreich erfolget. Was man ins kuͤnfftig von anno 1621. 1622. 1623. 1624. biß zu ende des 1625. jahrs zu gewarten habe/ zum trost der frommen und war- nung der gottlosen. An eine Christliche Catholische gemein in Teutschland ge- schrieben von mir unwuͤrdigem/ durch zeugniß des H. Geistes/ Johanne Plau- strario. 16. Jn der ersten schrifft hater allerhand selt- Dessen seltsame einfaͤlle/ same deutungen/ auff den Churfuͤrsten von Pfaltz und dessen fata gemachet/ welchen er p. 27. aus druͤcklich den baum des erkaͤntnisses gutes und boͤses nennet/ und daruͤber wunder- liche erklaͤrungen machet/ welche freylich bey denen Papisten nichts anders als spott verursa- chet haben. Wie er auch durchgehends auff den gaͤntzlichen ruin des Pabsthums dringet/ und denselben p. 47. auff das jahr 1625. pro- gnostici rt/ darinne Churfuͤrst Friedrich Rom gantz und gar ruinir en solte. Dabey er sich aber auff nichts anders gruͤndet/ als auff diese und in- ventione s . invention aus derjahr-zahl/ und deßwegen durch die erfahrung billig zu schanden gemachet worden. FrIDerICVs QVIntVs rVInIrt RoM. Jn der andern schrifft hater auff die im titul ge- setzten jahre grosse unruhe und gefahr prophe- zeyet/ welches ohne dem schon aus denen von etli- chen jahren her entstandenen troub eln zu ermes- sen war. Zuletzt p. 121. setzet er/ es wuͤrde der neue Koͤnig eine herꝛliche Reformation bringen/ und die kirche zu Prag und Con- stantinopel wieder auffrichten. Diese und der- selben wiederle- gung. weissagungen hat Georgius Rostius in seinem dreyfachen Theologi schen spiegel (so zu Rostock 1623. in 4to heraus ge- kommen) Quæst. IV. p. 192. zwar in seinem werth und unwerth beruhen lassen/ doch sie deßwegen vor verdaͤchtig gehalten/ weil sie mehrentheils auff das Chiliastische reich gerichtet waͤren/ dessen anfang er in das 1625. jahr setze. Da er denn etliche umstaͤnde bey diesen prophezeyungen nach einander anfuͤh- ret/ und vor unrichtig erklaͤret/ gleichwie auch diesen Auctorem Valentinus Grießmann im getreu- Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen von anno 1625. biß ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC. getreuen Eckart p. 115. vor einen Rosen- Creutzer gehalten hat. Es hat auch schon an- no 1621. einer in der Schweitz namens Con- rad Holtzhalt eine kurtze widerlegung wider Plaustrarium zu Zuͤrch heraus gegeben/ und Jahr MDC. biß MDCC. die erfahrung hat dessen muthmassungen am allerkraͤfftigsten widerleget. Das XXII. Capitel. Von denen offenbarungen von anno 1625. biß auff das jahr 1630. §. 1. J N dem jahr 1625. finden sich noch viel mehrere und bedencklichere weissagun- gen/ davon nur etwas weniges zu mel- den ist. Johannes Micrælius versichert in der beschreibung Pommerlands im 4. buch p. 166. von einem frommen Prediger in Star- Kirch- hoffs weissa- gungen. gard M. Heidenreich Kirchhoff/ Pastore zum H. Geist daselbst/ der in seineꝛ letzten kranck- heit selbiges jahrs das grosse elend/ welches Pommern treffen wuͤrde/ umstaͤndlich und deutlich zuvor verkuͤndiget habe. So geden- Kregels. cken auch viel Scribent en des Johan Kregels ei- nes Schneider gesellens aus der Pfaltz/ welcher auff GOttes sonderbare anregungen in diesen und folgenden jahren viel nachdenckliche dinge prophezeyet habe; vid. Comenii lux è tenebris Præfat. ad revelat. Poniatoviæ §. 6. p. 4. Christoph. Barthut in Catechismo Lutheri pag. 109. Dieses Kregels offenbarungen sind hernach anno 1664. zu Amsterdam publici rt worden/ worinnen unter andern gedacht wird/ daß sie biß auffs jahr 1628. gewaͤhret haben. Und mit demselben wird auch zugleich benennet ein einfaͤltiger mann und bauer aus einem dorff Gochlau in dem Schlesischen Fuͤrsten- Droͤ- schers. thum Schweidnitz/ namens Martin Droͤ- scher/ welchem auff seinem acker anno 1625. ein Engel erschienen sey/ der von dem ent- branten zorn GOttes wider diesuͤnden der welt und von den zukuͤnfftigen pla- gen mit ihm geredet/ auch nachmals gantzer 2. jahr lang sehr offte zu ihm kommen/ wie Co- menius l. c. berichtet/ welcher auch daselbst von dem gedachten Kregel hinzu setzet/ daß dessen offenbarungen durch eine stimme gesche- hen/ welche sich nahe bey ihm hoͤren lassen/ und als er zuletzt verlanget/ diesen geist mit au- gen zu sehen/ habe sich der Engel ihm sichtbarlich gezeiget/ und darauff abschied genommen. Seine weissagungen aber waͤren fast des Kotteri seinen gleich/ und mit einem rei- nem und nettem stylo abgefasset. 2. Absonderlich aber ist von diesem jahr an und weiter hin mit seinen sonderbaren offenba- Engel- brechts schrifften/ rungen bekant worden Hans Engelbrecht gewesener buͤrger und tuchmacher in Braun- schweig/ von welchem nach und nach allerhand schrifften in Teutschland ausgestreuet worden. Anfaͤnglich hater bereits anno 1622. ein ge- sicht von dem himmel und der hoͤllen ge- habt/ welches darauff anno 25. und hernach wiederum anno 40. gedruckt worden. Anno 1639 ist auch sein bindebrief aus licht kom̃en/ und weiteꝛ eine Copia eines briefes/ welchen er im selbigen jahr an den Seniorem in Ham- burg M. Nicolaum Hartkopff geschrieben gehabt. Ferner anno 1643. sein schreiben an die Gelehrten/ und dann zusammen ohne benennung des jahrs alle seine geschichte/ ge- sichte u. offenbarungen in 4to. Zuletzt sind eben dieselben anno 1697. zu Amsterdam in Hollaͤndischer sprache zusammen in 8vo. her- aus gekommen/ deren inhaltfolgender ist: Jmerstentheil. Ubernatuͤrliche wunderbare historie von und deren inhalt. Hans Engelbrechten pag. 13. Vermeldung von einigen Goͤttlichen ge- schichten pag. 65. Gesicht von den dreyen staͤnden pag. 103. Erklaͤrung desselben pag. 128. Gesicht von dem neuen him̃el und erde/ p. 296. Gesicht von dem berg des heils und dem was- ser dersuͤnden pag. 493. Jm anderntheil. Goͤttliche antwort/ wie man GOtt um et- was fragen solle/ pag. 13. Brieff an den Senior Hartkopff und das Mi- nisterium in Hamburg pag. 53. Christliche rede/ welches die beste Religion sey/ darinne man sicherlich selig werde pag. 96. Wunderreicher binde-brieff p. 143. Zeugnisse von Hans Engelbrechten. p. 200. Und endlich etliche briefe und lieder. 3. Diesen mann haben unterschiedliche ver- staͤndige/ und darunter auch einige Lutherische Prediger/ dazumal sehꝛ weꝛth gehalten/ und ihm gantz favorable zeugnisse gegeben/ wie selbige in der Teutschen edition seines gesichts vom him- mel und hoͤlle p. K. 5. u. f. angehenget sind. Da denn der bekannte Hollsteinische Prediger Paulus Egardus von ihm anno 1624. folgen- des geschrieben: Mit diesem menschen ha- Urtheil Egardi von ihm/ be ich zum grund geredet/ und ihn fleis- sig examini rt/ und erkannt/ daß er ohne allem zweiffel von einem guten geist und GOtt getrieben und gefuͤhret werde. Denn I. siehet er und erkennet/ daß die und gutes zeu g niß. gantze welt im argen liegt/ und finster sey/ straffet die heucheley und scheinhei- ligkeit/ und will den innern menschen haben/ daß/ was ist immunde und ge- berden/ auch soll im hertzen seyn/ weil das wahre Christenthum nicht beste- het in worten/ und aͤusserlichen Ceremo- ni en allein/ sondern im geiste/ in der kꝛaft/ im thaͤtigen uñlebendigen glaubē. 2. Ob er wol soll visiones oder gesich- ter haben/ so weiset und fuͤhret er doch nicht zu denselben/ sondern zu GOttes worte/ dadurch er sie erklaͤret und aus- leget/ laͤsset also GOttes wort eine regel des glaubens und lebensseyn. 3. Er ermahnet mit eiffrigem geiste zu rechter wahrer hertzens-busse/ zur reue des geistes/ und will/ daß man GOtt soll dienen im geiste und wahrheit ohne hoffnung deslohns. 4. Er setzet die seligkeit allein nach der Schrifft in dem glauben und einiget glauben und liebe oder Gottseligkeit/ denn das sey der rechte wahre glaube/ A. K. H. Dritter Theil. D d 2 der Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. der durch die liebe thaͤtigist/ glaube sey nicht ohneliebe/ und liebe seynicht ohne glauben/ liebe sey ein unlangbar zeugniß des glaubens. 5. Er masset ihm kein gutes an/ son- derngibt GOtt alles gute und ehre/ ach- tet sie geringe und unwuͤrdig aller ga- ben GOttes/ und bleibet in der geistli- chen armuth. 6. Er brauchet feine gleichnisse und bilde/ die er nach dem wort GOttes er- klaͤret/ und das uͤbernatuͤrliche und geistliche durch das natuͤrliche und leib- liche ausleget/ so saget S. Joh. Arndt/ daß das ein guter Christ sey/ der das geist- liche in dem leiblichen/ das uͤbernatuͤrli- chein dem natuͤrlichen siehet und erken- net. 7. Hat er auch einen feinen verstand der H. Schrifft/ redet fein von CHristi person/ amt/ geist und geistlichem kampff und streit/ toͤdtung des alten menschen und uͤbung der Gottseligkeit. 8. Suchet und begehret mit grossem eiffer und brunst der menschen seligkeit/ und leget CHristum zum grunde des le- bens/ saget und ruͤhmet viel von der gros- sen liebe GOttes in CHristo und em- pfindung in seinem hertzen. 9. Dieses und anders mehr habe ich mit verwunderung von ihme vernom- men/ darauß ich nicht kan andersschlies- sen/ denn daß er von GOtt sey/ und GOtt nicht allein ordinari, sondern auch extra- ordinari nach seinem gefallen durch ley- en und ungelehrte/ die sichere welt zur buße und bekehrung locke/ wiewol sol- ches wenig wird in acht genommen/ ja wird verlachet/ wie auch dieser mensch saget/ daß er viel hohn und spott und frevel gelitten. Engel- brechts le- benslauff. 4. Andere zeugnisse sind an gedachtem ort mehr zu finden. Jch will aber den anfang der begebenheiten mit diesem Manne aus seiner eigenen erzehlung kuͤrtzlich beschreiben/ wie sie in der Hollaͤndischen ednion pag. 14. u. f. zu „finden ist. Sein Vater war ein Schneider/ „in Braunschweig/ allwo er anno 1599. ge- „bohren worden/ und seine Mutter alsbald „nach der geburt durch den Tod verlohren. Er Grosse traurig- keit. „ist sehr kuͤmmerlich auferzogen/ und von der „zartesten kindheit an mit grosser traurigkeit „heimgesuchet worden/ also daß er GOTT „um seinen Heiligen Geist immerzu hefftig an- „geruffen. Bey seinem Tuchmacher-hand- „werck hat er offt so hefftige angst erlitten/ „daß er bißweilen sich selbst aus verzweiffe- „lung umbringen wollen/ jedoch allezeit von „ GOTT wunderbarlich bewahret worden. „Dabey ist er sehr fleißig in die Kirche gan- „gen/ und hat aus denen Predigten trost ge- „suchet/ aber vergeblich/ wie er pag. 19. schrei- „bet. Jnzwischen hat er sich aller luͤste der ju- „gend und muthwilligen suͤnden enthalten/ „auch bey seinem eiffer zur Gottesfurcht von „andern Leuten viel spott und schmach leiden „muͤssen. Jn diesem zustande ist er biß auf „das Jahr 1622. verblieben/ da er denn an ei- „nem Sonntage in der Kirchen von einer so „grossen traurigkeit uͤberfallen worden/ daß er von selbiger zeit an in langer zeit weder „ Jahr MDC. biß MDCC. speise noch tꝛanck zu sich nehmen koͤnnen/„ ungeachtet man es auf alle ersinnliche art“ mit ihm versuchet. Die angst seines hertzens“ hat sich weiterhin dermassen vermehret/ daß„ Uberna- tuͤrliches langwie- riges fa- sten. er ohne aufhoͤren ein solch geschrey getrieben/“ welches man weit hoͤren koͤnnen. Die ursa-“ che aber desselben hat er benennet/ weil er“ die uͤbergrosse verachtung Gottes und“ seines worts allenthalben sehen muͤste: “ Zugleich aber auch/ weil ihm der Satan alle“ seine suͤnden vorgehalten/ und ihn uͤberreden“ wollen/ daß er nicht selig werden koͤnte.„ 5. Jn dieser grossen angst habe er endlich Todes- noth. gar mit dem Tod zu ringen angefangen/ und in solchen todes-noͤthen zwoͤlff stunden lang gelegen/ nachdem er gantzer acht tage nichts weder gegessen noch getruncken. Sein Leich- nam sey zuletzt so starr worden/ daß ihn die umstehenden neben dem Prediger vor voͤllig erstorben gehalten. Jndessen habe er selbst Entzuͤ- ckung. nichts mehr empfunden/ ohne daß ihm gewe- sen/ als wenn sein leib hinweg getragen wuͤr- de: Seine seele aber sey hiebey wahrhaff- tig aus dem leibe in einem augenblick genommen/ und erstlich vor die hoͤlle/ hernach vor den himmel gebracht wor- den. An beyden orten habe er so viel gesehen/ als kein Mensch unmoͤglich aussprechen koͤn- ne/ das zeichen/ daß er vor der hoͤlle wahrhaff- tig gewesen/ haͤtten die umstehenden hernach selbst anmercken koͤnnen/ nemlich einen un- aussprechlich argen gestanck/ der von seinem leichnam empfunden worden. Vor dem him- mel aber sey ihm nach offenbarung einer un- aussprechlichen herrlichkeit befohlen worden/ denen leuten zu sagen/ daß/ welche wolten selig werden/ die solten an Jesum Chri- stum glauben/ und viel andere solche erin- nerungen mehr. Nach einiger zeit sey er wie- Aufferste- hung. der zu sich selbst kommen/ und von vielen hun- dert leuten in Braunschweig als einer der von todten auferstanden/ besuchet/ und gesehen worden: Er sey auch hierauf so starck und mu- thig am leibe worden/ als er sein lebenlang nie gewesen/ und habe er sonderlich den Predi- ger zu S. Catharinen/ Joachim Jordanen/ zu sich lassen kommen/ welchem er im namen GOttes gesagt: 6. Die Prediger waͤren so boͤse/ weil sie Zeugniß an die Prediger/ nicht GOTTes wort aus reinem her- tzen predigten/ sondern ihre hertzen waͤ- ren voll hoffart/ ehrgeitz und geldgeitz/ sie thaͤten auch selbst nicht/ was sie an- dere leute lehreten/ darum solten sie bus- se thun/ oder Gott wolte sie straffen. Der Prediger habe auch darauf geantwortet: Er hoͤrete/ daß es ein Goͤttlich werck sey/ und keines Menschen/ welches denn die worte und wercke bezeugten. Sie solten auch freylich von Rechts wegen also seyn/ aber sie waͤren schwach fleisch und blut/ und koͤnnten selber nicht alles glauben und darnach thun/ was sie an- dern leuten predigten. Worauff ihm Engelbrecht weiter sein und der andern Predi- ger elend gezeiget/ davor ihm denn jener gedan- cket und gewuͤnschet/ daß sie GOtt alle bekeh- ren moͤchte. Dergleichen erinnerungen habe wie auch an andert. er auch an alle andere gethan/ welche aus neu- gierig- von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. gierigkeit ihn zu sehen zu ihm gekommen. Da man denn auch sonderlich dieses als ein zeichen seiner Goͤttlichen erleuchtung gesehen habe/ weil er zuvor nie in der Bibel gelesen gehabt/ und gleichwol mit grosser krafft aus und nach derselben zu jedermañ geredet/ ja wol gantze taͤge und naͤchte mit discur sen von Goͤttlichen dingen zugebracht/ ungeacht er offte 12. 13. und mehr tage/ auch wol bißweilen in die 3. wochen weder gegessen noch getruncken/ davon wir bald noch einige proben hoͤren wollen. Er erzehlet auch daselbst p. 47. daß er die H. Engel 41. naͤchte nach einander mit seinen leiblichen ohren habe singen hoͤren/ und unaussprechlich musicir en/ andere dergleichen umstaͤnde zu geschweigen. Sein uͤberna- tuͤrliches fasten. 7. Jn dem brieff an den Hamburgischen Se- niorem schreibet er oͤffentlich also: Es wird dem Herꝛn Senior gnugsam bekanntseyn/ wie ich mich vor etlichen wochen zu der mir wiederfahrnen Goͤttlichen offenba- rung und englischen gesichter von GOtt befohlner bestaͤtigung ins zuchthauß habe setzen lassen/ selbige offenbarung uñ gesichter mit einem 3. woͤchigen wun- der-fasten bekraͤfftiget/ wie davon bey- des mit mehrern ohne zweiffel wird be- wust seyn/ und hieraus meine person und vorgeben pruͤfens halber zu verneh- men/ denn solches land-stadt-ja hauß- kuͤndig ist. Nun muß eines von beyden wahr seyn/ entweder ich bin von GOtt nebenst dem H. Apostolische nunstraͤffli- chen Predig-amt (das ich niemals verach- tet/ und wehe mir/ so ich solches thaͤte) zum buß- und trost-prediger mit und durch solche an mir gethane wunder den menschen wahrhafftig gesandt oder nicht. Und ferner im beschluß nach diesem brieff/ an den Leser: Dieweil ein grosser zu- lauff des volcks bey mir ist worden/ deß- wegen weil mich GOtt daruͤber uͤberna- tuͤrlich etliche wochen hatte wieder er- halten/ undich solte noch in etlichenta- gennichts essenund trincken/ welches ich den leuten vorhersagte/ daß mir das ein heiliger Engel gesagt haͤtte/ und war al- so etliche wochen gantz ohnespeise gewe- sen/ und hatte gleichwol solche grosse Goͤttliche krafft/ daß ich konte dentag aus von GOttes wortreden. Daruͤber die leute sich sehr verwunderten/ deßwe- gen sie haͤuffig zu mir kamer/ und mit verwunderung GOttes wort von mir hoͤrten: Welches aber den Priestern verdroß/ und sie deßwegen bey ihrer Koͤ- nigl. Majestaͤt (von Dennenmarck) uͤber mich hatten geklagt/ also daß ich wuͤrde daruͤber einen anhang kriegen/ dar aus denn moͤchte eine ketzereyentstehen. Versol- gung von den Pre- digern/ 8. Von dieser seiner verfolgung/ die er von denen Lutherischen Predigernerlitten/ berichtet er daselbst weiter: Sie haͤtten/ als er zu Gluͤck- „stadt in Hollstein gewesen/ dem Koͤnig so lange „angelegen/ biß er ihn durch soldaten aus der „stadt fuͤhrenlassen. Zu Oldenburg haͤtte ihm „die Clerisey gleichfals allerhand auffdichten „wollen/ deßwegen er verhoͤrt zu werden gesu- „chet/ und da es geschehen/ haͤtten ihn die Prie- „ster selbst vor| unschuldig oͤffentlich erklaͤren muͤssen. Jm anhang hat auch ein ungenann-“ ter in einem schreiben geklaget/ wie Engelbrecht Jahr MDC. biß MDCC. unter die wahnwitzigen leute und dieje- nigen neuen Pꝛopheten gerechnet wuͤꝛde/ wider welche das dreyfache Ministerium zu Moͤllen bey Eulenspiegels grab zu- sam̃en gekommen waͤren/ um wider jene zu schreiben. Es wuͤrde ihm aber aus lauter haß und neid nach gesaget/ damit man ihn bey der Obrigkeit verdaͤch- tig und gar zum tode bringen moͤch- te/ gleich als wenn das dreyfache Mini- sterium die neuen Propheten/ wie sie selbige aus eitel hohn und schmach nenneten/ gantz zu nichte und zu schanden gemacht/ ja zum tod und feuer in die hoͤlle verdammet haͤtten. Eben daselbst schreibt Engelbrecht selber im beschluß/ von dem verhalten der Hamburgi- schen Prediger gegen ihn: Herꝛ Lic. Muͤller sonderlich zu Ham- burg. hat in seiner wohnung zu mir gesagt/ sie haͤtten den geist der pruͤfung nicht. Und daß sie den auch nicht habē/ das beweisen sie mit den boͤsen wercken/ die sie an mir bewiesen haben/ auch in dem/ daß sie auff ein Goͤttlich fuͤrhaben so geschol- ten/ da sie mir doch noch nichts boͤses ha- ben koͤnnen beweisen. — Der boͤse geist treibet sie zu boͤsen weꝛckē/ wie er auch den Senior Hartkopff getrieben/ eben um die zeit/ als er mich wolte mit den schluͤsseln schlagen. Der vorige Senior aber ließ mich in seinem hauß gefangen nehmen/ und zum Herꝛn Buͤrgermeister Blau fuͤh- ren/ daß er mich solte lassen ins zucht- hauß setzen/ da mich aber der selige Bur- gemeister recht hoͤrte/ gab er mich wieder loß/ und sagte/ ich solte thun/ was mir GOtt befohlen haͤtte/ und mich an die Priester nichts kehren/ die mir zuwider waͤren im guten. Mit was greulichen laͤster worten haben sie mich offt ge- pantzerfeget/ wie offt und vielhaben sie mich suchen lassen/ gefangen zu nehmen/ sich aller feindseligkeit gegen mich be- flissen/ und die Obrigkeit gegen mich angefrischet und gehetzet/ nicht allein zu Hamburg/ sondern auch an andern orten mehr/ zu Braunschweig/ Luͤne- burg/ Schleßwig/ Oschersleben. Und von dergleichen procedur en klaget er daselbst/ wie auch hin und wieder/ sehr umstaͤndlich. Welche auch desto mehr zu glauben sind/ wenn man in seinen schrifften die vielfaͤltigen bezeu- gungen wider die verderbte Clerisey betrachtet/ welche allhier zu wiederholen nicht noͤthig sind. Nur daß uͤberhaupt ein gedichte ist/ und mit kei- nem grunde bewiesen werden kan/ was in der vorrede uͤber die pruͤfung des geistes Prætorii von Engelbrechts wiederruf und andern falsch e umstaͤnden ohne bedencken gesetzet stehet: der- gleichẽ handgreiffliche unwahrheiten in unserer ketzer-historie mehr zufinden. Jndessen sind sei- ne bezeugungen wider die Clerisey in der gedach- ten Hollaͤndischen edition pag. 60. u. f. p. 88. u. f. p. 495. und anderswo nazuchlesen. Gleichwie auch die andern materi en seiner gesichter aus dem obgesetzten register derselben schon zu erse- hen sind. Er erzehlet selber in seiner warhaftigen geschichte pag. 66. einige gesichte/ als uͤber die D d 3 stadt Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. stadt Braunschweig/ und von den Predi- digern/ von der H. Tauffe/ von der Braut CHristi/ vom neuen himmel und Juhalt seiner of- fenba- rung. erde/ welche denn in den schrifften selbst nach ein ander zufinden sind. Eins ist hierunter merck- wuͤrdig von seinen weissagungen/ wie selbige handgreifflich erfuͤllet und legiti miret worden. Als er nemlich/ wie im anfang dieses num. ge- dacht ist/ zu Gluͤckstadt auf des Statthalters be- fehl zur stadt ausgefuͤhret worden/ hat er (Engel- brecht) im Prophetischen geist gezeuget: die- ser mann/ so ihn jetzo liesse bey son- nenschein ausfuͤhren/ wuͤrde selbst noch in kurtzem bey nacht heraus muͤssen. Dieses ist auch folgender mas- sen erfolget. Der Stadthalter/ auff welchen er dieses geredet hatte/ war ein Graff/ und hat- te Koͤnig Christiani IV. uneheliche tochter zur gemahlin/ lebte aber in offenbarem ehebruch/ und als es ihm seine Gemahlin einst vorhielte/ gab er ihr eine ohrfeige. Sie aber griff zu ei- ner pistole/ und schoß nach ihm/ da denn der schuß/ weil ihn der diener abwendete/ uͤberhin fuhr. Sie reterir te hierauff sich nach Copen- hagen/ und wirckte scharffen befehl aus/ man solte den Statthalter alsobald arrestir en und dem Koͤnige liefern. Dieses geschahe/ also daß man ihn bey der nacht hinaus schleppete/ und hernach gaͤntzlich degradir te; Woruͤber er halb unsinnig ward/ und hernach auff den Doͤr- fern bey den Bauren brod bettelte/ nur seinen hunger zu stillen. So gerecht und heilig sind GOttes gerichte uͤber spoͤtter und veraͤchter. 9. Zur probe aber von seinen offenbarungen wil ich etwas aus seinem neuen himmel und erde hieher setzen/ da er von sich selbst erzehlet/ Seine er- zehlung von CHri- sti zurede an die be- truͤbten. p. 314. wie er anno 1625. in das Paradieß ent- zuͤcket worden/ auch von dar weiter in die ewige weyde oder wohnung Gottes/ allwo ihm denn unter andern der HErꝛ CHristus einen becher in die hand gegeben/ und folgendes zu ihm gespro- chen habe: Da reise nun wieder hin in die welt/ und schenck einem jeg- lichen ein truͤncklein meines himm- lischen weins/ und welche nun die gnaden-troͤpfflein meines himmlischen weins schmecken/ und haben ein verlan- gen hieher zu kommen auff meine himm- lische hochzeit/ und wollen gern mei- nen himmlischen wein satt und voll auff haben in alle ewigkeiten/ denen sage/ ich will bald kommen/ und wil sie herho- len in meine himmlische hochzeit/ hier sollen sie meinen himmlischen wein satt/ und voll auff haben in alle ewigkeit/ hier sollen sie haben alles was ihr hertz wuͤnschet und begehret/ im̃er und ewig- lich; und die hieher nun ein groß verlan- gen haben/ und haben ein groß creutz in 8 welt/ und muͤssen das wasser der truͤbsal trincken/ denen sage/ daß sie ihr creutz gedultig tragen/ und trincken das was- ser der truͤbsal gedultig/ so lange biß mei- ne zeit und stunde koͤmt/ daß ich ihnen das wasser der truͤbsal in einen freuden- wein verwandele/ die selige stunde sol- len sie auch in gedult erwarten/ und sol- len nicht eher hieher begehren/ biß die stunde kommt/ daß ich sie hieher will haben/ sie sollen nur immer in meinem willen leben/ und in Jahr MDC. biß MDCC. meinem willen lieber begehren angst und creutz zuhaben/ als nach ihrem wil- len/ wieder meinen willen/ davon be- gehren erloͤset zu seyn/ denn in meinem willen haben sie die herrligkeit/ zum anfang in der zeit/ mitten im creutz/ und vollkommen hernach in alle ewigkeit/ ohne creutz; denn in meinem willen ist al- lein die seligkeit zu finden/ in dem creutz so wol als ausserhalb dem creutz; denn wenn sie schonkein creutz in der welt ha- ben/ wenn sie ausserhalb meinem willen leben/ so sind sie doch unselig in der welt; aber wenn sie creutz haben/ nach mei- nem willen/ und sie leben in meinem wil- len mitten im creutz/ so sind sie selig/ aber sie sollen sich selber kein creutz nicht ma- chen/ und dadurch die seligkeit suchen/ das ist mein wille nicht/ sondern das creutz/ das ich ihnen aufflege/ das sollen sie gedultig tragen/ mit willen/ und da nicht widerstreben/ streiten und murren; je gedultigeꝛ sie sich aber in dem creutz er- geben/ und je williger sie es leiden/ je bes- ser es fuͤr ihnen ist/ und je leichter ihnen dadurch das creutz zu tragen wird/ aber je ungerner und unwilliger sie das creutz tragen und leiden/ das ich ihnen auffle- ge/ je schwerer sie sich das creutz dadurch selber machen/ welches mein wille nicht ist/ daß sie sich das creutz selber schwerer machen mit wiederwillen/ und was ich ihnē auflege/ das muͤssen sie doch tragen/ sie wollen oder sie wollen nicht/ tragen sie es nun mit willen/ so thut das creutz ihnen gut/ und wird ihnen immer leich- ter zutragen/ tragen sie es aber mit un- willen/ so thut es ihnen schaden/ und wird ihnen immer schwerer zu tragen; darum sage den menschen in der welt/ daß sie sich huͤten fuͤr wiederwillen im creutz/ und begehren/ all ihr creutz gedul- tig zu tragen/ so wird ihnen das creutz gut thun/ und es wird ihnen nuͤtzlich und selig seyn zeitlich und ewiglich. 10. Von solchen materi en handeln seine of- fenbarungen insgemein/ und gehen nicht etwa auf aͤusserliche weltliche dinge/ sondern meist auf geistliche und himmlische/ aufferweckung aller leute zur busse/ und auff den grund des wahren Christenthums. Wie denn eben auch dahin seine vielfaͤltige gebete zielen. Die man haͤuf- fig in seinen schrifften findet/ woraus ich auch nur eines dem verstaͤndigen leseꝛ zu pꝛuͤfung aus- zeichne/ wie es vor dem brieffan Hartkopffen im andern theil seiner wercke pag. 35. zu finden. O du wahrer Heiliger Geist/ erleuchte Gebet um erleuch- tung. mich doch jetzund noch mehr mit deiner Goͤttlichen weißheit in meinem hertzen. wie du mich bißher nun 17. jahr erleuch- tet/ und zum rechten Goͤttlichen er- kaͤntnis und verstand gebracht/ daß ich nun an meiner seligkeit nicht darff zweiffeln/ daran ich von jugend auff gezweiffelt habe/ biß du mich vor 17. jahren wunderlich davon erloͤset hast/ durch das mittel/ daß du mich wunder- lich erleuchtet/ und dein heilig wort gelehret/ daß ich zu deiner Goͤttlichen weiß- von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. weißheit kommen/ durch welche ich nun pruͤfenkan/ ob CHristus in mir ist/ ob ich auch den sinn CHristi habe/ ob ich im glauben stehe und lebe! der durch die lie- bethaͤtig ist/ der voller liebe/ sanfftmuth und demuth ist/ und kan nun auch durch deine Goͤttliche weißheit in meinem her- tzen pruͤfen die geister/ so mir erscheinen und mit mir reden/ ob sie gut oder boͤse sind. Also bitte ich dich nun/ daß du mich immer mehr und mehr erleuchten wollest/ damit ich mich fortan immer mehr pruͤfen koͤnne. Ob CHristus in mir sey/ ob er in mir und ich in ihm lebe/ ob ich Christi siñ allezeit habe und behalte/ und ihmimmer dar in seiner heiligen leh- re/ leben und liebe nachfolge/ auff daß ich von den geistern nicht betrogen wer- de/ welche mir erscheinen/ und wenn sich derteuffel auch gegen mich in einen en- gel des licht verstellen wolte/ und mich von CHristo/ seiner lehre/ leben und liebe abfuͤhren/ daß ich dasselbe alsobald moͤge mercken und erkennen/ und dem boͤsen geist nicht folgen/ sondern ihm wider- stand thun durch die Goͤttliche krafft. Sein sinn und abse- hen. Aus welchem seinem verlangen und bitten seine einfaͤltige und auffrichtige intention offenbar ist/ wie denn auch ein gar sanffter und demuͤti- ger sinn aus seinen schreiben hervorleuchtet/ dar- innen er sich auch etlichmal unterschrieben hat: einen knecht und kind GOttes des aller- hoͤchsten/ der gern von hertzen in der lie- be JESU CHristi allen menschen in der welt dienen will/ und auch von her- tzen in der liebe CHristidienet/ so viel er kan/ durch die krafft des H. Geist nach seinen gaben/ die ihm der allmaͤchtige grosse GOtt und Vater im himmel aus gnaden gegeben hat. 11. Jn dem folgenden jahre 1627. ist sonder- Kotteri htstorie. lich ein anderer gemeiner handwercksmann am meisten bekant worden/ namens Christoph Kotter/ ein buͤrger und gerber zu Sprottau in der Schlesien/ der dem bericht nach bereits anno 1616. zu solchem wercke beruffen gewesen/ wie Joh. Amos Comenius in der Lateinischen histo- ria von dessen offenbarungen pag. 14. mit folgen- den umstaͤnden berichtet. Nachdem die Pro- testanti schen Prediger anno 1620. alle aus Boͤhmen weichen muͤssen haben etliche aus ih- nen in ihrem exilio in der Lausnitz von diesem Kotter gehoͤret/ der zu Goͤrlitz schon vielen bekant gewesen. Er sey aber damals vom Churfuͤrsten zu Brandenburg nach Berlin beruffen gewest/ und von dem Franckfurtischen General-Super. D. Pelargo auff dessen befehl scharff examini rt worden: da unterdessen Comenius nebenst etli- chen andern dessen offenbarungē abschreiben uñ in die Boͤhmische sprache uͤbersetzen lassen: der gedachte D. Pelargus habe gegen Comenium, als er ihn zu Franckfurt an der Oderbesuchet/ folgendes bekant: Die materie ist zwar so be- Pelargi bekaͤntniß von ihm. schaffen/ daß es nicht wol sicheꝛ ist davon zu reden. Jch hab in meiner grossen Bibli- othec alle Auctores alte und neue nach ge- schlagen/ was doch von der frage wegen der neuen offenbarungen zu halten sey: Aber niemand hat mir meine scrupel be- nehmen koͤnnen. Endlich habe ich GOtt ernstlich angeruffen/ daß er seine Jahr MDC. biß MDCC. kirche nicht wolle betruͤgen lassen. Nach langer erwegung/ da mir GOtt zugesprochen/ weiß ich nichts anders zu sagen/ als daß GOtt seinen Engel gesandt habe/ uns zu verkuͤndigen/ was in der kuͤrtzegeschehen soll. Dieses setzet Comenius pag. 18. und berichtet weiter p. 20. u. f. daß unter denen Predigern allerhand wider- spruch hievon entstanden/ unterdessen aber die- se offenbarungen Koͤnig Friderico uͤbergeben worden. 12. Kotter selber aber waͤre anno 1626. in Kotters gefaͤng- niß/ Boͤhmen gekommen/ und von unterschiedli- chen Vornehmen/ wie auch Predigern gespro- chen worden. Nach seiner ruͤckkunfft haͤtte ihn anno 27. der Kaͤyserliche Fiscal zu Glogau ge- fangen genommen/ seine sachen zu Sprottau visiti ren lassen/ und ihn eines Criminis læsæ Majestatis wider den Keyser angeklagt. Es waͤre auch der Pfarrer daselbst M. Mencelius eben deßwegen auff leib und leben angeklagt worden/ weil er Kotters offenbarungen auff- geschrieben: doch haͤtte man ihn auff anhalten seiner zuhoͤrer in und auff caution wieder loßge- lassen. Kotter waͤre unterdessen in ein tieffes und schlimmes gefaͤngniß geworffen/ alda er uͤber 3. Monath elendiglich sitzen muͤssen/ biß sein anklaͤger unversehens dahin gestorben/ und zwar eben an dem ort/ da er sich verlauten lassen/ daß er Kottern und die andern wollte hencken se- hen. Hierauf hat man diesen oͤffentlich an pran- und lands- verwei- sung. ger gestellet und diese worte auff einẽ zedul dazu gestecket. Dieses ist deꝛ falsche Prophet/ deꝛ geweissaget hat/ das doch nicht gesche- hen ist. Dergestalt ist er aus den Kaͤyserli- chen landen verwiesen worden/ und hat sich in die Lausnitz unter Chursaͤchsische Herꝛschafft be- geben/ allwo er von verschiedenen Edelleuten/ die ihn geliebet/ unterhalten worden/ biß er anno 1647. verstorben. 13. Betreffend die naͤhern umstaͤnde dessen/ Aufang seiner of- fenbarun- gen. was mit ihm vorgegangen/ hat er selbige vor dem Sprottauischen Rath also referir et bey Comenio l. c. cap. I. p. 27. u. f. Anno 1616. ha- be ihm auff einer reise den 11. Junii ein mann im felde begegnet von sonderbarer gestalt/ in einem langen/ schwartzen kleid/ der mit ihm zu reden angefangen/ und nach andern familiar en ge- spraͤchen unversehens und ungewoͤhnlich ihn an- geredet: Hoͤre du/ ich muß dir etwas sa- Erschei- nung ei- nes gei- stes/ gen/ dassolst du der geistlichen und welt- lichen Obrigkeit wiederum hinterbrin- gen: Der zorn GOTT es ist uͤber das menschliche geschlecht entbrannt/ und eilet sie in seinem grim̃ zu straffen/ wo sie nicht umkehren: Vornemlich aber ih- renstoltz/ unreinigkeit und verachtung GOttes und seines worts. Hierauff waͤ- re der mann verschwunden/ und ihm bald bey Goͤrlitz wiederum erschienen/ auch hernach zu Sagan/ da er ein kleid als Purpurfarb ange- habt. Er waͤre darauff zu dem Prediger da- selbst M. Meisnero gegangen/ und haͤtte ihm die sache erzehlt/ der ihm denn gerathen/ er solte beten/ von den sachen stille schweigen/ und sie aus dem sinne schlagen/ denn man haͤtte Mosen und die Propheten. Diesem haͤtte Kotter auch und ferne- reumstaͤn- de. gefolget/ wiewol bey staͤter unruhe seines gewis- sens: biß anno 1619. den 14. April dieser mann Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. mann ihm wiederum erschienen/ und ihm noch- mals das befohlnt zu offenbaren befohlen/ mit vielen bedrohungen/ da er zuletzt gesagt: Jch will eilen mit meinem wort/ daß ichs ausrichte! Als er anno 20. den 1. Augusti diesen mann wiederum gesehen/ haͤtte er sonder- lich von dem damaligen neuen Boͤhmischen Koͤ- nig Friedrich dem Pfaltz-Grafen mit ihm gere- Vom krieg des Pfaltz- grafens/ det/ daß nemlich die Fuͤrsten mit solcher lust zum krieg eileten/ da sie doch viel- mehr sich von allem blutvergiessen ent- halten solten/ deßwegen auch GOtt beschlossenhabe/ sie zu straffen. Und als Kotter gefraget: Ob denn auch dem Koͤnig Friedrich die waffen verboten waͤren? hat er geantwortet: Wen die lust zumkrieg trei- bet/ dem ist er verboten. Ein andermal hat er auch von dem Churfuͤrsten zu Sachsen von Chur- Sachsen. gesagt/ er wuͤrde zwar etwas ausrichten/ aber es sey ihm auch schon ein ziel gese- tzet. Wuͤrde derselbe nicht folgen/ so wuͤrde er erschrecklich bestraffet werden. 14. Jm selbigen jahr ist er auch vom gedach- ten Koͤnig Friderico selbst zu Breßlau verhoͤret worden/ und hat demselben/ was ihm befohlen/ eroͤffnet. Und dergestalt haben die gesichter dieses mannes nacheinander continuir et/ und zwar meist unter allerhand wunderbaren sinn- bildern/ die in gedachter edition des Comenii guten theils in kupffer repræsentir et sind. Die- ser ausgeber hat auch in der vorgesetzen infor- matione ad lectorem pag. 41. angemercket/ wie Kotter lange zuvor (nemlich schon anno 1616.) die hernach erfolgenden straffen von krieg/ pest/ und theurung zu verkuͤndigen befehliget/ auch weilers gantzer 3. jahr lang versch wiegen/ durch aͤusserste armuth gestraffet/ uñ zugleich mit aus- tilgung aus dem buch des lebens bedrohet wor- den/ biß er es endlich dem Rath zu Sprottau geoffenbaret. Die meisten prophezeyungen aber gehen auff die zerstoͤrung Babylons/ und auff die vorhergehenden plagen/ wie auch auff die erloͤsung der wahren kirche CHristi. Unter Jnhalt seiner weissa- gungen. andern wird auch cap. XXXII. pag. 425. eine nachdenckliche warnung vor den falschen Pro- pheten/ nach denen kennzeichen gesetzet/ da un- ter andern die engel zu ihm sagen: Vor allen dingen bitte von GOtt den beystand des H. Geistes/ welchen CHristus allen ver- sprochen hat/ die den vater anruffen. Darnach bitte/ daß dein glaube gestaͤr- cket werde/ und zwar allein auff CHri- sti namen und verheissung. Verachte Von sal- schen Pro- pheten. aber allezeit die falschen Propheten/ die nicht an dem einigen weg CHristo gnug haben/ sondern allerhand wege ausser CHristo suchen. Wenn die welt uͤber der wahrheit zancket und disputi rt/ so behalte du CHristum/ denn er selbst ist die wahrheit. Laß dich aber nicht in die verwirrungen der falschen Prophe- ten einflechten/ die da streiten und wis- sen nicht warum. Denn sie verwerffen das seligmachendewort der gnaden/ und das noch mehr ist/ haͤngensie nur an den todten buchstaben der menschlichen leh- ren/ CHristum aber das leben selbst las- sen sie heraus. Dieses bedencke fleißig/ so wirst du die falschen geister leicht un- terscheiden koͤnnen/ und sie vermoͤgen dir Jahr MDC. biß MDCC. nichts zu schaden. 15. Um eben selbige zeit entstund ein geruͤch- te von einer Boͤhmischen jungfrau/ mit welcher Der Po- niatoviæ historie. auch fonderbare und uͤbernatuͤrliche dinge vor- gingen. Sie hieß mit namen Christina Po- niatovia oder Poniatowizsch eines Boͤhmi- schen Pfarrers tochter/ namens Juliani Ponia- tovii de Duchnik, und war anno 1610. in Preussen geboren/ anno 1615. mit ihren eltern in Boͤhmen kommen/ von dar aber anno 27. mit denselben aus Boͤhmen wiederum vertrie- ben worden. Da sie denn von ihrem vater zu einer Baronessin von Engelburg gethan wor- den/ bey welcher sie auff einem schloß Brann nahe bey dem ursprung der Elbe in Boͤhmen kaum etliche wochen gewesen/ als sie den 12. Nov. des 1627. jahrs in einen wunderbaren zustand gerathen/ und zum ersten mal eine grosse ruthe am himmel gesehen/ daruͤber sie bald in eine schwere kranckheit gefallen/ auch in vieler gegen- wart nach grossen ausgestandenē schmertzen und aͤngsten ausgeruffen: Der braͤutigam/ der braͤutigam! Nach solchen vielfaͤltigen entzuͤ- ckungen hat sie ihre gesichter nacheinander selbst auffgeschrieben/ wie sie in gedachter edition von pag. 7. biß 110. erzehlet werden. 16. Als aber diese offenbarungen biß in das Absterben und auff- erstehung. 1629. jahr bey ihr continui rt/ ist sie darauff abermal in eine schwere kranckheit gefallen/ und den 27. Januarii nach sehr grossen schmer- tzen dem ansehen nach wuͤrcklich verschieden. Alleine da sie bereits auff dem stroh gelegen/ ste- het sie frisch und gesund wieder auff/ und erzeh- let/ was sie unterdessen gesehen. vid. cap. LVI. p. 117. Nach der zeit ist sie von dergleichen din- gen nicht mehr besuchet worden/ und hat sich anno 1632. an einen Prediger Daniel Vette- rum verheyrathet/ mit welchem sie auch 2. kin- der gezeuget/ und anno 1644. verstorben ist/ vid. cap. LXIV. pag. 127. Jhre offenbarungen sind dazumal bald in druck kommen/ und zwar anno 1629. nebenst denen Lausnitzer und Stetini- Edition ihrer ge- sichter. schen unter dem titul: Goͤttliches wunder- buch/ darinnen auffgezeichnet stehen/ 1. himmlische offenbarungen und gesichte einer Gottseligen jungfrau aus Boͤh- men vom zustand der Christlichen kir- chen/ dero erloͤsung/ und dem schreckli- chen untergang ihrer feinde. Es sind auch so gleich verschiedene urtheile davon heraus- Urtheile davon. kommen/ und unter andern hat Baringius in der treuhertzigen warnung fuͤr den neuen Propheten cap. XIII. p. 79. bekennet von und ap- probation derer The- ologen. dieser Christing/ daß ihre gesichter/ de- rer sie 81. gehabt habe/ andaͤchtigen her- tzen gewiß allerhand nachdencken ma- chen. Jngleichem meldet Joh. Micrælius in beschreibung Pommerlands p. 233. und in Syntagm. Hist. Eccl. Lib. III. p. 665. gleiches von ihr/ und haͤlt die sache vor Goͤttlich und wunderbar. D. Jacobus Fabricius schreibet in Probatione Visionum p. 157. diese Christina habe sehr nachdenckliche gesichte der Christlichen kirchen verfolgung und ih- rer erloͤsung/ wie auch von ihrer feinde schrecklichen straffe gesehen. 17. Auch hat unlaͤngst ein ungenanter autor in einer Missive von den heutigen Propheten (Amster- von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. (Amsterdam 1673.) dieses hievon bekant: Man kan bey dieser Christina wahrhaf- tig den finger GOttes mercklich spuͤren/ zumal sie so viel schwere/ ja die wehen ei- ner gebaͤhrenden uͤber treffende pein/ von ihrem 17. jahr an nebst anderm unge- mach mehr ausgestanden; welche auch 3. gantzerjahre gedauert/ und daraus sie wunderbarlich errettet worden. Wie denn auch der satan/ der ihr sichtbarlich erschienen/ auf alle weise getrachtet hat sie zu verfuͤhren/ und sonderlich zur ver- leugnung desjenigen zu bringen/ dar- inne sie schon befestiget gewesen. Und solche ungemeine aͤngsten sind nach Lu- therizeugnis das mittel Goͤttlicher un- terredungen. Jngleichem hat sie noch zu- letzt Christoph Barthut in seinem Catechismo Lutheri Cap. XXVI. pag. 108. unter die Bo- then GOttes nebst Christoff Kottern mitgezeh- Anderer muthmas- sungen. let. Nur etliche wenige Scribent en/ und zwar welche mehr der blossen vernunfft/ und denen ge- meinen vorurtheilen gefolgt/ haben entweder davor gehalten/ daß von dieser Jungfrau selb- sten vieles mit untergemenget worden/ so von ihrer eigenen humeur und willen hergekommen/ wie bey Hermanno Witsio in Miscellaneis sacris zu lesen p. 378. welcher auch daselbst unterschied- licher frommer Christen in Schottland geden- cket/ die eben solche offenbarungen gehabt Conf. Gisbert. Voëtius P. II. disp. Select. p. 1080. Bec- mannus de Prodigiis sanguinis pag. 34. Der Auctor dereꝛ Monatlichen Unteꝛredungen fuͤhret ein Judicium eines damaligen Medici Matthæi Vechneri an/ welcher diese gesichter der Poniatoviæ vor lauter traͤume und phantaseyen gehalten. Vid. Ann. 93. pag. 130. u. f. Allhier wollen wir aus denselben allein etliche zur pro- be auszeichnen/ und (dem verlaß nach) dem leser das urtheil uͤberlassen. 18. Etliche davon sind bereits in gedachten monatlichen unterredungen aus einem manu- scripto in Lateinischer sprache zubefinden/ dazu ich etliche aus Comenii eigner edition Teutsch vertir en will. Jm Cap. I. revelat. III. pag. 7. u. f. stehet dieses: Den 24. Nov. des 1627. jahrs Proben von ihren gesichteꝛn. „wurde ich entzuͤcket/ und kam in eine so enge „klufft/ daß ich nicht auffgerichtet gehen konte/ „sondern nach langem durchdraͤngen uñ durch- „arbeiten in einen sehr anmuthigen garten kam. „Als ich diesen beschauet hatte/ konte ich keinen „ausgang wieder finden/ und muste uͤber eine „mauer steigen/ da ich mich auff eine wolcke er- „heben sahe. Allhier begegnete mir der Alte/ „gab mir seine rechte hand und sprach: folge „mir nach. Und als er mich etliche schritte „fort gefuͤhret hatte/ zeigte er mir ein grosses „buch/ das war offen/ und mit rothen buch- „staben beschriebē. Er wiese mit einem finger auf „einen ort/ den ich lesen solte/ ich konte abeꝛ nicht. „Darauf fuͤhrte er mich von dañen/ uñ ließ mich „alleine/ daruͤber ich betruͤbt ward/ was ich an- „fangē solte. Aber bald darauf kam er wieder nit „mehr in einem weisen/ sondern in einem blauen „ habit, an statt des stabes aber trug er eben die- „selbige blutige ruthe/ welche ich zuvor uͤber „dem schloß-platz gesehen hatte/ und sprach: „ Siehe fleißig drauff/ und mercke was „du sehen wirst. Bald kam einer zu uns „auff einem pferde/ dessen kleid biß auff die erde hing/ und allenthalben voller flammen war/„ Jahr MDC. biß MDCC. gleichwie auch das pferd selber: Dieser rennet“ bey mir mit solchem plitzen vorbey/ daß ich“ seinen glantz nicht vertragen konte. Da“ fragte ich den Alten/ wer dieser waͤre/ und“ er antwortet mir: Jch werde dir es jetzt“ nicht sagen/ denn er wird noch schoͤner wie-“ der kommen. Da ergrieffe er meine hand/“ und fuͤhrte mich wieder zu demselben grossen“ buch/ und zeigte mir mit seiner ruthen eben den-“ selben orth/ den ich doch abermal nicht lesen“ konte. Darauff fuͤhrte er mich in eine ande-“ re wolcke/ ließ mich abermal allem stehen/ und“ als er nach einer viertel stunden wieder kam/“ vermahnte er mich zum gebet und auffmerckē.„ 19. Und siehe/ da kam derselbige vorige Reu- ter auf einem hohen wagen daher gefahren mit zweyen feurigen pferden/ gleich wie auch der wagen feurig war/ er selbst aber glaͤntzte wie die Sonne. Als er zu mir kam/ hielt er stille/ und hieß mich zu sich setzen. Aber weil der wa- gen allzuhoch war/ konte ich nicht/ streckte aber doch meine hand aus: Er ergriff mich dabey/ und fing an mich zu sich zu ziehen/ ließ mich a- ber fahren/ und fuhr voruͤber. Der Alte aber nahm mich bey meinen beyden haͤnden/ und fuͤhrte mich von dannen sechs schritte weit/ befahl mir zu beten/ und acht zu haben. Und alsbald kam ein anderer Alter in einem lan- gen weissen talar, der in der hand einen Kelch trug/ welcher zu mir sagte: Dieser kelch ist voll von dem zorn/ der uͤber die/ so meine auserwehlten plagen/ ausgeschuͤttet wer- den soll. Hieruͤber wunderte ich mich heff- tig/ doch schwieg ich stille. Der Alte aber setzte den Kelch auf einen Tisch/ kam wieder zu uns/ und nahm mich bey einer hand/ der andere Alte bey der andern/ und fuͤhrten mich zu demselben schoͤnen tisch/ hiessen mich daselbst niedersitzen/ und giengen davon. Aber bald kamen sie wieder/ und brachten denselben schoͤ- nen Juͤngling mit sich/ der mit einem schnee- weissen kleid angethan war/ vor welchem ich aufstund/ und ihm ehrerbietig die hand gab. Er satzte sich auch zu mir/ und die Alten gien- gen hinweg/ kamen doch bald wieder/ und brachten mit sich auf einem weissen Tuch eine krone/ die sie erstlich auf den Tisch/ hernach auf das haupt des Juͤnglings und endlich mir auf- setzten/ aber doch bald wieder abnahmen/ daß ich sie in haͤnden halten muste. Und als sie ei- ne weile bey dem tisch gestanden/ rieffen sie je- mand zu sich/ und siehe/ da kam ein Knabe in weissem kleide/ welchem die Alten die kro- ne uͤbergaben/ und zu mir sprachen: Bey die- sem soll die krone bewahret werden; doch daß man sie dir erst zeige. Als aber dieses alles verschwunden war/ erblickte ich von ferne den Braͤutigam/ der mich zu sich rieff/ und ob ich wol aufstehen wolte/ konte ich doch lange nicht/ biß ich endlich zu ihm hingieng/ da er mir die hand bot. Der erste Alte aber fuͤhrte uns beyde zu dem vorgedach- ten Buche/ da der Juͤngling eben aus densel- ben ort wieß/ davon mich der Alte gefraget hatte. Jch sahe ihn abermal lange an/ und bekante meine unwissenheit/ und bat/ daß er mirs anzeigen moͤchte. Darauf antwortete er mir: Jch und du sind gecroͤnet/ siehe allhier stehen unsere namen. Darauf fiel A. K. H. Dritter Theil. E e ich vor Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. ich vor ihm nieder/ und betete ihn an/ und er gab mir seine rechte hand/ und sprach: Gehe vor dißmahl hin/ du wirst her- nach wieder kommen. Da fuͤhrte mich der Alte hinweg/ und befahl mir einer schoͤnen Musie zuzuhoͤren/ welche allenthalben lieblich erschallte/ und ich bat ihn/ daß er mich moͤch- te in den garten fuͤhren \&c. Ein ander geßchte. 20. Die funffzehende Relation pag. 56. u. f. lautet also: Den 18. Januarii 1628. Abends um 6. uhr sahe ich folgendes Gesichte: Es kam der HERR zu mir in einem weissen talar, bot mir seine rechte hand und sprach: Mein friede muͤsse immerdar in deinem hertzen wohnen. Sihe da/ ich kom̃e wieder zu dir. Denn meme lust ist bey den Menschen- kindern. Darum komme/ laß uns in mei- nen garten gehen/ habe acht auf meine liebe/ und laß dein hertz damit erfuͤllen. Denn meine Lippen sind suͤsser denn ho- nig/ und die worte meines Mundes sind lieblicher denn der beste wein. Siehe/ ich wil dir ein mahl in meinem garten an- richten/ und will dich in meiner gnade saͤttigen! Nim doch von den angenehm- sten fruͤchten meines schoͤnen gartens/ und ersaͤttige dich mit denselben/ auf daß du ewig lebest. Laß uns zusammen sitzen und essen! Laß uns freuen und froͤ- lich seyn! du in mir/ und ich in dir. Ge- niesse doch mit mir meine suͤsse frucht/ und trincke den koͤstlichen wein meiner liebe: Denn ich habe meinen Kelch mit wolluͤsten augefuͤllet/ daß er uͤberlaufft. Da gingen wir in garten spatzieren/ hernach setzten wir uns nieder auf das graß. Und siehe/ alsbald erschien vor uns ein sehr schoͤner tisch voller reiffen fruͤchte/ auch ein grosser becher voll suͤssen getraͤnckes. Da aß ich von diesen fruͤchten/ und trunck aus diesem becher/ und der HERR mit mir: Als ich nun satt gegessen und getruncken hatte/ verschwand der tisch fuͤr meinen Augen. Der HERR aber gab mir einen Balsam von einem wunderbaren geruch/ und sprach: Siehe/ ich gebe dir die salbe meiner krafft/ staͤrcke und gegenwart! verwahre diese in deinem hertzen/ denn ich will dich zu vielen dingen brauchen. Du kanst ohne diese salbe meiner krafft nichts thun; in mir aber wirst du alles vermoͤgen. 21. Hierauf erzehlet sie/ wie sie auf befehl des HERRN einen brieff schreiben muͤssen/ und denselben/ weil er sie selbst angegangen/ ins hertz legen muͤssen/ dabey ihr gewißheit und bestaͤndigkeit hierinne versprochen worden. Der HErr habe darauf auf die vier enden der erden gewiesen/ und gesagt: Von mitter- nacht und von morgen werden sich gros- se stroͤme ergiessen/ mit grossen plagen uͤ- ber die/ so nun boͤses thun. Denn es ruͤ- sten sich schon/ die in streit ziehen wollen wider die Babylonische hure/ die da truncken ist vom blut der Heiligen/ und sitzet auf dem grossen thier. Diese sollen sie in meinem namen vertilgen/ und ihr alle macht nehmen/ und ihr ihre guͤter und reichthuͤmer verwuͤsten/ sie selbst a- ber zerreissen/ und mit dem feuer meines zorns verbrennen/ gleich wie auch das Jahr MDC. biß MDCC. grosse thier/ auf welches sich die hure verließ/ und so trotzig handelte. Unter de- nen folgenden begebenheiten ist sonderlich merckwuͤrdig/ was Cap. XXV. pag. 77. u. f. erzehlet wird/ wie ihr nemlich in einem Gesicht Jhr besehl an den General Wallen- stein. befohlen worden/ einen brieff/ welchen ihr der HERR dicti ren wuͤrde/ an den damaligen Kaͤyserl. General und bekanten Tyrannen/ den Fuͤrsten von Wallenstein/ zu schreiben/ ihn mit 3. siegeln zu versiegeln? und selbst nach Gitschin zu bringen/ uñ entweder ihm oder seiner Frauen zu uͤbergeben: Sie hat auch dieses alles wuͤrck- lich den 25. Jan. 1628. gethan/ uñ ist nebenst drey personen/ die ihr im Gesicht gezeiget worden/ nemlich zweyen Baronessi nnen und einem Me- dico, Michaële Libavio, nach Gitschin gerei- set/ da sie unterwegs eine grosse menge Engel um den wagen herum gesehen/ und weil Wallenstein selber nicht zu hause gewesen/ hat sie den brieff seiner Gemahlin uͤbergeben/ ist auch vor ihren und des Frauenzimmers au- gen in threm gemach in entzuͤckung gefallen/ da ihr von dem HERRN befohlen wor- den/ eilends wiederum wegzugehen/ weil dieses hauß seiner gegenwart nicht werth waͤre. 22. Der Ausgeber erzehlet pag. 79. hierbey/ Weissa- gung von dessen un- tergang. daß der Wallensteiner uͤber dieser sache aus spott gesagt: Mein Herr/ der Kaͤyser/ kriegt allerhand brieffe/ von Rom/ Constanti- nopel/ Madrit/ u. s. f. ich aber gar aus dem himmel. Sie aber hat ferner dem 11. Decembr. in einem traum gesehen/ wie Wal-“ lenstein in einem blutigen talar spatzieren gin-“ ge/ und bald auf einer leiter in die wolcken“ steigen wolte/ aber nach zerbrechung derselben“ auf die erden fiele. Da er denn ausgestrecket“ gelegen/ und aus dem munde greuliche flam-“ men gespyen/ aus dem hertzen aber blut/“ pech/ gifft und dergleichen ausgeschuͤttet/ biß“ bey einem schrecklichen gebruͤlle ein pfeil vom“ himmel herab geflogen/ und sein hertz getrof-“ fen. Hierzu habe ein Engel gesagt: Diß ist“ der tag/ davon der Herr gesaget hat/ daß“ er diesem boͤsewicht zum ziel gesetzet sey/ in welchem wo er sich nicht bekehre er umkommen solle ohne alle barmhertzig- keit. Dieses ist hierauff bekannter massen an- no 1634 geschehen/ da er zu Eger jaͤmmerlich hingerichtet worden/ wie im 1. capitel des 17. buchs der Kirchen-historie zu lesen ist. 23. Alldieweil in der lebensbeschreibung dieser Christinæ oben gedacht ist/ daß sie eine zeitlang vor todt gehalten und wiederum lebendig wor- den/ auch dergleichen zuvor in Engelbrechts hi- storie vorgekommen; kan hier noch ein solch exempel fuͤglich eingeruͤcket werden/ welches in der Hollaͤndischen edition der schrifften Engel- brechts P. l. p. 71. also erzehlet wird: Es war zu Ein auder exempel von wie- derauffer- stehung eines tod- ten juͤng- lings. Dordrecht vor einigen jahren ein sehrfrommer“ juͤngling/ mit namen Tresier verstorben/ dessen“ leichnam man in eine kammer an ein fenster ge-“ leget hatte/ wobey von einem am hause stehen-“ den weinstock gleich dazumal/ weil es im herbst“ war/ reiffe trauben hingen. Der juͤngling“ kam indessen wieder zu sich selbst/ griff mit der“ hand nach diesen uͤber ihm hangenden trauben/“ fiel aber aus schwachheit vom brete herunter/“ und machte damit ein gepolter. Die leute“ lieffen von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. „lieffen alsbald zu/ gegen welche er sich denn „nachdruͤcklich beklagte/ daß er in eine solche „betruͤbte welt wieder kommen muͤssen „aus der allervortrefflichsten schoͤnheit „und vergnuͤglichsten himmlischen herꝛ- „ligkeit/ welche kein mensch ausden- „cken |koͤnte. Er wurde darauff von dem Magistrat examini rt/ und lebte noch viel jahre/ daer denen leuten staͤts bezeugte/ wie sie vom boͤ- sen ablassen soltē/ in ansehung des unaussprech- lichen reichthums der herꝛligkeit/ die auff dieje- nige wartete/ welche GOtt allein folgeten. Der Rath zu Dordrecht hat auch dessen Rela- tion von dem/ was er in der zeit seines abschieds gesehen und erfahren/ zum gedaͤchtniß in sein stadt-buch einzeichnen lassen. 24. Wir gehen aber in erzehlung solcher be- gebenheiten fort/ und finden in dem gedachten 1625. jahr noch etliche/ und darunter die visio- nes eines schulmeisters aus der Pfaltz/ von wel- chem anno 1629. diese schrifft herauskam: Ge- Bscherers offenba- rungen/ nus visionis Altenstadianæ, oder wahrhaffter vollkommener bericht/ was anno 1627. und 28. zur Altenstadt bey Wahnstraus in der jungen Pfaltz/ Hertzogen Augusto Pfaltzgraffen beym Rhein zu Sultzbach angehoͤrig/ sich mit einem Evangeli- schen schulmeister und kirchner daselbst namens Lorentz Bscherer begeben uñ zu- getragen. Wie ihm in seinem beruf beym gebet laͤuten in der kirchen zu 14 malen/ und einsmals ausser derselben schnee- weisse knaͤblein oder Engel erschiensn/ was sie mit ihm geredet/ und den jetzi- ger zeit verfolgten und betraͤngten leu- ten zu trost/ den andern aber zur war- nung und busse zu offenbaren befohlen. Auch wie er auf der selben ankuͤndigung gantzer 30. stunden sprachloß gelegen/ und hernach wundeꝛbarlich vor denen/ so ihm nachgetrachtet und gefaͤnglich wegfuͤhren wollen/ sey beschuͤtzet wor- den. Beschrieben durch Joh. Wall- brun/ in die 27. jahꝛdaselbst zu Alten stadt gewesenen Pfarrer/ Exulant en. Hernach wurde anno 1632. diese schrifft publici rt: Uber wunderliche gesichte und englische erscheinungen/ welche vom kuͤnftigē zu- stand des H. R. Reichs und der wahren Evangel. kirchen unterschiedlichen per- sonen an gewissen zeiten in kuꝛtz vergan- genē jahren nacheinander vorgestossen: Jn welcher biß auff p. D. 3. dieses Bscherers ge- sichte erzehlet werdē. Jn der erstgedachten schrifft dessen hi- storie. wird anfaͤnglich von diesem mann erzehlet/ daß er bey der Paͤbstlichen Reformation in der Pfaltz von den Papisten noch bey seinem Schulmei- ster-dienst gelassen worden/ und bey maͤnniglich ein gut zeugnis seiner Gottesfurcht und redlich- keit gehabt. Der anfang seiner Vision en/ sey an- no 1627. den 8. Decembr. geschehen/ da ihm bey dem morgen-laͤuten in der kirch-thuͤre ein schoͤnes knaͤblein begegnet in einem schnee-weis- sen kleide mit einem auffgethan en buche in der hand/ damit es zum Altar zu gegangen/ und hernach verschwunden. Und dergleichen er- scheinungen sind ihm hernach fast taͤglich begeg- net/ darunter folgende vor andern mercklich ist. Den 21. Februarii 1628. erschienen ihm in der kirchen beymlaͤuten zwey knaͤblein/ die ihm bey seinem schrecken also zuredeten: Erschrick Jahr MDC. bis MDCC. nicht/ man muß GOtt mehr gehorchen denn den menschen/ du hast nicht alles gesagt/ du must es noch einmal offenba- Englische erschei- nungen und weis- sagungen von kuͤnff- tigen pla- gen. ren/ damit die leute zur busse vermahnet werden. Sie hauen darauff mit denen in haͤnden habenden ruthen starck vor ihm her/ so daß ein grosser wind davon ge- gangen/ und das eine knaͤblein saget: Also wird GOtt den spoͤttern und veraͤchtern thun. Groß unrecht thun die/ die GOt- tes warnung und wunder werck verbie- ten wollen/ daß man nichts davon sagen soll. Vorhin/ wenn GOtt etwas offen- baret hat/ so habens die Gelehrten am allermeisten dem gemeinen volck ange- zeigt/ und zur busse vermahnt/ aber je- tzund achtens dieselben schier selber nicht. Je gelehrter/ je verkehrter. Dar- auff hat der Engel zum zeugniß denen spoͤttern Verstum- mung. dem Schulmeister gesagt: Er solte 30. stun- den lang sprachloß liegen. Welches auch so gleich erfolget/ daß er gantz matt und sprach- loß sich zu bette legen muͤssen und mit kreiden auff den tisch angezeiget/ was ihm begegnet/ auch die stunde beniemet/ wenn er wieder reden wuͤrde. Nachdemer aber wiederum geredet/ sind dieses seine erste worte gewesen: Das walts der HErꝛ JEsus CHrist. Hei- lig/ heilig/ heilig ist GOtt der HErꝛ Zebaoth! Ach lieben leute dancket und lobet GOtt alle mit mir/ und betet fleis- sig! Dieses haben damals uͤber 200. personen nebenst dem Pfaꝛreꝛ und Amtmañ mit angesehē. 25. Nach diesem warnen ihn zwey Engel den Gefahr und erret- tung. 16. Martii vor der nachstellung seiner feinde/ worauff den 7. Maji die Papistischen soldaten ihn wegen seiner weissagungen gefangen neh- men wollen/ er aber aus ihren haͤnden wegge- gangen/ und von denen beyden knaͤblein in das naͤchste holtz gefuͤhret und salvir et wordē. Nach- dem sie ihn aber seines dienstes entsetzet/ ist er Flucht und an- derwaͤrti- ge befoͤr- derung. noch in eben selbigem jahre bey Nuͤrnberg zu Werth wiederum Schulmeister worden/ und die Visiones haben immer continuir et/ so daß er auch anno 29. auff befehl der engel dieselben drey- en Predigern in Nuͤrnberg/ |und darunter son- derlich dem bekannten Johanni Sauberto entde- cket. Und also haben diese dinge bey ihm con- tinuir et biß auff das jahr 1631. da den 29. Junii ihm zuletzt ein juͤngling noch unterschiedliches vom Koͤnig in Schweden und Churfuͤrsten zu Sachsen offenbaret/ und darauff angezeigt/ daß er weiter nichts sehen wuͤrde/ welches auch also erfolgt. Dieses mannes und seiner erwehn- ten schrifften gedencken auch andere unter denen Visionist en selbiger zeiten/ als Barthut l. c. pag. 109. Und das Theatrum Europ. T. II. pag. 126 mit folgenden worten: Es sind einem Got- Anderer urtheil und er- zehlung. tesfuͤrchtigen Schulmeister des marckt- fleckens Altstadt in der Obern-Pfaltz/ Lorentz Bscherer etlichmal Goͤttliche offenbarungen geschehen/ und unter veꝛschiedenen meꝛck wuͤꝛdigen sachen ihm bey veꝛrichtung seiner beruffs-arbeit den 13. Januarii und 5. Martii anno 28. durch eng- lische erscheinungen kund gethan und angesagt worden/ wie daß eine hohe vor- nehme person sich wegen erhaltung des Evangelii hoch bemuͤhē/ die verfolgung A. K. H. Dritter Theil. Ee 2 ein Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. ein ende habē/ uñ die verfolger gestrafft werden wuͤrden. Ferner ist ihm am 8. Dec. durch die Englische erscheinungen in der lufft vorgewiesen worden ein grosser goldfarber loͤwe/ welcher von mitter- nacht gegen Teutschland gezogen. Ob nun wol das von vielen hohen un niedern in acht genom̃en/ so haben doch mehren- theils leute solches fuͤr ein gedichte und fabel-werck schimpflich verachtet. Der inhalt seiner prophezeigungen gehet meist auff den damaligen zustand der Protestanti schen kirchen/ und die umstaͤnde des Teutschen krie- ges/ absonderlich von der durch die Schweden geschehenen huͤlffe/ wie sondeꝛlich p. D. 1. u. f. zu sehen ist. Der Koͤ- nigin ent- zuͤckun- geu. 26. Jn dem 1628 sten jahr ist sonderlich be- kant worden Beningna Koͤnigs/ eines Predi- gers tochter aus dem Joachimsthal/ von wel- cher in einem anno 30. gedrucktem Tractat, Wunder-Spiegel genant/ p. 5. wie auch in D. Jac. Fabricii wahrhafftigem bericht in der vorrede folgendes erzehlet wird: Sie war als ein waͤise anno 1623. in das Fuͤrstliche Frauen- zimmer zu Stetin auffgenommen/ und wegen ihrer wahren GOttseligkeit und guten wandels gar bekant worden. Anno 1628. aber gerieth sie unversehens in eine ungewoͤhnliche kranckheit/ dabey sie wunderbare paroxismos gehabt/ nach denselben aber gar munter und starck gewesen/ und wenig schmertzē dabey empfunden zuhaben bekant. Nachgehends ist sie am 22. Januarii und weiterhin 9. mal in entzuͤckung gefallen/ und hat dabey allerhand nachdenckliche spruͤche geredet/ welche der gedachte D. Fabricius auff- zeichnen lassen/ und anno 29. zu Rostock ediret: Edition ihrer re- den. Wahrhafftiger uñ sehr nachdencklicher historischer bericht von einem Gottseli- gen jungen maͤgdlein/ namens Benigna Koͤnigs/ im Fuͤrstl. alten Stettinischen Frauenzimmer/ welche bey ihren gehab- ten neun unterschiedlichen entzuckun- gen/ in gegenwart vieler personen und mit gantz lauter stimmen viel Christli- che spruͤche und hohe Schrifft-maͤßige wort/ gleichsam nunmehr der gantzen welt zu sonderlichem trost/ warn- und vermahnung geredet und gefuͤhret hat/ zum preiß der Goͤttlichen wunder werck/ und zu steuer der lieben wahrheit/ wi- der das ausgesprengte falsche geruͤchte dieser sachen/ auff vielfaͤltiges begehren in druck gegeben. Auch ist eben diese histo- rie in dem oben bey der Poniatovia gedachten Goͤttlichen wunder-buch anno 1629. wie- derholet worden. Es hat auch der Auctor des Theatri Europ. T. II. p. 126. folgendes hievon Urtheile der Ge- lebrteu davon. geschrieben: Der Schweden zug und huͤlffe ist durch sonderliche Goͤttliche offenba- rungen etliche jahr zuvor verkuͤndiget worden. Anno 1628. ist eine Jungfrau aus dem Fuͤrstlichen Frauenzimmer zu Stetin verzuckt worden/ und hat aus GOttes eingebungen prophezeyet/ daß die verfolgung des wortes GOttes und Evangelischen wahrheit in Teutsch- land sich bald endigen werde. 27. Nebenst gedachtem D. Fabricio hat auch Lic. Nicolaus Baringius in der warnung fuͤr den neuen Propheten diese dinge widerholet und Jahr MDC. biß MDCC. approbi ret c. XIII. p. 80. wie auch eben die- selben zu Nuͤrnberg nachgehends wiederum auffgelegt worden/ daraus es unter andern Johannes Micrælius in syntagm. Hi- stor. Eccles. L. III. p. 665. Gisbertus Voë- tius l. c. Barthut l. c. Andr. Carolus Me- morabil. Eccl. T. I. L. III. p. 726. und andere wiederholet haben. Sie ist aber nach ihrer 3. monatlichen kranckheit 9. mal nach einander in solche entzuͤckung gefallen/ und hat bey einer jeden sehr bedenckliche und beweg- liche worte geredet/ auch meist die vierthel stunde zuvor benennet/ worinne sie wiederum zu sich selbst kommen wuͤrde. Hier koͤnnen aber nur zur probe diejenigen reden aus D. Fa- bricii edition stehen/ welche sie in der letzten ent- zuͤckung am 27. Januarii von sich hoͤren lassen/ und p. L. 1. u. f. stehen. Ach siehe/ meine seele/ dein Braͤuti- Jhre merck- wuͤrdige reden. gam Christus Jesus will dich schoͤnzieren. Aber du must deine alte kleider zuvor ausziehen: hoͤrstu es wol/ meine seele? das unreine kleid der suͤndenthue hinweg/ und nimm das reine kleid des Heils. Jst dir das nicht rocks gnug? Ach meine seele/ sey froͤlich und wolge- muth/ GOtt/ der alle wunder thut/ der wird dich wol erhalten. Was deucht dich wol/ meine seele/ was waͤre die wol am nuͤtzlichsten zu erwegen? Ach siehe doch/ wie freundlich der HErꝛ ist? Er ist doch sehr barmhertzig und leut- selig. Wo wiltu wol die barmhertzigkeit/ die leutseligkeit und freundligkeit GOttes hinbringen. Was deucht dich wol? Hoͤrestu wol meine seele/ wenn dich GOtt ruffet zur busse/ ach wie freundlich macht ers! ist es nicht wahr/ meine seele? Siehe die leutseligkeit GOTTes/ wo wiltu die wol hinschreiben? was duͤnckt dich doch? Der HErr wolte wol/ daß alle leute se- lig wuͤrden. Wenn sie thaͤten nach seinen geboten/ und nach seinem willen/ ach so wuͤrden sie wol selig/ aber sie thuns nicht. Jst das nicht ein leutseliger Herr? Hoͤre die barmhertzigkeit des HErrn/ wo wiltu woldamit hin? Siehe/ er leget dir ein kleines creutzlein auff/ siehe/ was thut GOtt? Er erhaͤlt dich wieder darin. Das ist seine barm- hertzigkeit. Ach meine seele/ sey frisch/ froͤlich und wolgemuth/ es wird noch alles werden gut/ besser als mans hofsenthut. Siehe das frisch/ das froͤlich/ das wol- gemuth/ wo wiltu das hinbringen? Siehe/ wenn du im creutz bist/ so sey nur frisch auff/ meine seele/ so gedencke nur nicht/ daß es koͤnne schmertzen geben. Es erfrischet fast mehr dein hertz/ als daß es dich betruͤbet. Woruͤber bist du denn wol froͤlich? woran denckestu wol/ daß du dich freuen solt? So denckest du denn/ siehe/ da ist GOtt/ der dir das creutz hat auffgelegt/ siehe/ so bistu all froͤlich wieder in deinem sinn. Wenn von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. Wenn denn das creutz hinweg ist/ so bistu denn wol gemuth/ was denckestu denn? GOtt sey danck! er hat dich erret- tet/ er wird dir auch mehr helffen. Also bist du wol gemuth. Jst es nicht wahr meine seele? Jch sage dir keine luͤgen. Meine seele/ meine seele/ fuͤr dem HErꝛn falle auff die knie/ sag: Jch bin HErr dein geschoͤpff/ du wirst mich ja nicht verstossen/ daß weiß ich wol. Denn GOtt sagt ausdruͤcklich: Wenn du durchs feuer gehest/ soltu nicht brennen/ und die flamme solldich nicht anzuͤnden. Und so du durchs wasser gehest/ wil ich bey dir seyn/ daß dich die stroͤme nicht sol- len ersaͤuffen. Ach siehe/ meine seele/ das ist das feuer der truͤbsal; siehe auch/ wenn dir schon das wasser der angst ginge biß an die seele/ so mustu doch nicht darin ersauffen; denn der HErr hat dich gefast mit den banden der barmhertzigkeit. Wenn er siehet/ daß du ein wenig zutieff hinein ge- kommen bist/ er wischet er dich bald wie- der daraus/ daß du nicht must darin er- sauffen. Siehestu wol/ ich wande mich so sehr/ als ich fuͤhlte/ daß ich wuͤrde kranck wer- den/ ja so sehr wande ich mich: aber ich muste mich doch niederlegen. Siehestu meine seele/ wenn irgend ein ungluͤck heran tritt/ so denckestu/ dusolt einen block dafuͤr legen/ daß es nicht zu dir komme. Es springt aber das ungluͤck uͤber den block. Du must nur gedultig aushalten. Ja/ Patientia, Patientia ist ein seltzames kraut/ es waͤchset nicht in allen garten. Siehe/ ich war zuvor kalt unterm ge- sichte; nun beginnet mir warm zu wer- den. Woher kommt mir das? Es muß ja seyn von dem vielen reden/ das muß mich warm machen. Siehe meine seele/ meine zunge war mir vorhin schwer/ mich verdroß zu reden/ als wenn mir bley dar an hienge. Siehe/ nun kan ich alles reden was ich will/ und was ich in meinem hertzen habe/ solche grosse gnade habe ich von GOtt. Jch will beten und hoffen/ so hab ichs ja wol getroffen. Das meine ich/ meine kranck- heit will ich uͤber winden mit demgebet und mit der hoffung. Der tod wird kommen/ ich lebe nicht. Ach es wird meiner seelen sehr lang hie zu wohnen. Ach wie winselt sie/ wie eine Wittfrau. Siehe/ wenn alle welt voll teufel waͤre/ und wolten mich verschlingen/ so fuͤrch- te ich mich doch nicht so sehr/ es soll ih- nen nicht gelingen. Siehestu wol/ satan/ wenn du mich schon mit so vielen peitschen staͤupetest/ als du hast in deinem tausendkuͤnstler-la- den/ kan ich dich doch mit diesem einigem wort zuruͤcke schlagen. Weistu/ was es fuͤr ein wort ist? das ist dir eine scharffe peitsche. Weistu was? es ist der name JEsus. Siehe satan/ du gifftiger teuffel/ gehe Jahr MDC. biß MDCC. nur weg/ du hast kein theil an mir. Jch ha- be dir in der H. Tauffe abgesagt/ aber meinem Heyland zugesagt. Seine Braut bin ich. Meine seele/ klage nicht in deinem ungluͤck/ als haͤtte dich GOtt verlassen/ GOtt hat dich schon erkant. Solt er dich verlassen? das waͤre wider seine Goͤttliche zusage. Er hat dir verheissen zu helffen. Das wird er dir wol halten. Meine seele/ halte feste/ feste/ feste an GOtt/ und verzage nicht. Jetzo fuͤhlestu nichts von deinen vorigen schmertzen/ sie sind/ GOtt lob! alle wieder weg. Ach siehest du/ wie wunderlich der Herꝛ seine Heiligen fuͤhret. Jch werde ja auch unter seinen Heili- gen seyn/ denn er fuͤhret mich sehr wun- derbarlich in derwelt/ auff der bahn der kranckheit. Siehe/ der weg ist eng: Du must sehr genau zusehen/ daß du nicht abtretest. Es sind viel doͤrner um den weg her. Weist du/ was fuͤr doͤrner? Siehe/ das sind die teuffel/ die sitzen am wege der kranckheit/ und wollen dich zur verzweif- felung reitzen: Ach siehe/ wie sie herum ge- hen. Siehe meine seele/ laß dich solche schwermuth nicht uͤberfallen/ es ist dir nicht zu rathen. Bleib nur bestaͤndig biß ans ende/ GOtt wird dich wol von deiner last erle- digen. Siehe/ wenn du bestaͤndig blei- best/ siehe meine seele/ und traͤgest dein creutz mit gedult/ wie wirst du fuͤnckeln fuͤr GOtt! Weist du wol/ wie dein braͤutigam CHristus JEsus sagen wird? Kommher meine liebe braut/ wird er sagen/ du bist wol beladen gewesen mit ungluͤck/ aber nun solt du freude dafuͤr haben. Siehe/ er wird dich bestreichen uͤber dein haupt/ als wolte er sagen: Es ist mir leid gewesen/ daß ich dich gezuͤchti- get habe. Aber es ist dir ums besten wil- len geschehen. Denn gleich wie ein irrdischer vater sei- nen sohn zuͤchtiget/ und sich sein wieder er- barmet: Also zuchtiget GOtt auch seine liebe kinder: Aber mit grossem erbarmen. GOtt staͤupet dich recht wol/ mit der ruthen der kranckheit. Erkenne es nicht fuͤr zorn/ sondern fuͤr barmhertzigkeit GOttes. Siehe meine freude/ mein hoͤchster trost/ wie labe ich mich in dir/ wie ergoͤ- tze ich mich an dir/ wie froͤlich bin ich in dir! Jch bin froh im HErꝛn/ der mir so gnaͤ- dig und barmhertzig gewesen ist. Jch ging irre in der wuͤsten/ wie ein schaff von der herde verirret ist. Siehe/ in meinem wolleben ging ich in der irre/ ja ich ging recht in der irre. Aber der HErr hat mich wieder zu recht gebracht. Siehe/ wenn der hirte das schof wieder zur herde holet/ so staͤupet ers ein wenig: Ee 3 Also Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. Also GOtt mit der ruthen der kranck- heit holet mich wieder zu seiner herde. Jsts nicht wahr was ich erzehle? Gibs D.N. zu erkennen/ der wird dir die warheit sagen/ er ist ein gelehrter mann/ der wol weiß was gut und boͤse ist. Meine seele/ ich will dich worum fra- gen: Deucht dir/ ob ich solte lebendig bleiben? Mir aber deuchts nicht. Siehe/ du begehrest hier noch was zu leben/ aber thne es nicht/ dir henget die thorheit der weltlichen dinge allzusehr in deinem hertzen. Aber siehe mein geist ist der welt so muͤ- de/ als haͤtte ers mit loͤffeln gefressen/ und bist gar voll davon. Meine seele dencke an CHristum/ das ist dir viel besser/ du weisest doch wol/ daß ich sterben muß. Ach siehe meine seele/ wenn ich mehr wuͤste/ das ich dir erzehlen koͤnte/ damit ich dich froͤlich machen koͤnnte: Hilff mir was erdencken. Mich deucht/ ich kan nicht was erden- cken/ damit ich dich laben koͤnne/ damit ich dich froͤlich machen koͤnte/ ich werde mir die himmels-freude vornehmen muͤs- sen. Hoͤre/ ich will dir sagen: Jm himmel seynd viele/ viele/ viele stuͤhle/ siehe/ wie sie blincken. Siehest du wol/ meine seele/ auffetli- chen stuͤhlen sitzen die heiligen Engel/ die seyn vollkommen vor GOtt/ auffet- lichen sitzets als voͤgelein/ das seyn die seelen der glaͤubigen. Ach siehe/ ich hoffe/ meine seele wird auch schon im himmel einen stuhl haben/ sie wird allbereit dar auff sitzen. Siehe/ wenn der leib/ dem die seele ge- hoͤret/ wird verklaͤrt werden/ so muß die seele wieder in den leib gehen/ so seyn sie denn beyde vollkommen vor GOtt. Ach wie schoͤn ists da? Ach wie lieblich ists da? Ach daß ich da waͤre! Siehe/ mein hertz sehnet sich so sehr nach der himmlischen freude/ daß es auch fast weg ist von eitelm sehnen/ von eitelm seufftzen nach der himmlischen freude. Sie sagen wol/ ich soll nicht seufftzen: Aber wenn ich die allmaͤchtigkeit GOt- tes betrachte/ wie kan ich das ohne seuff- tzen thun? Es ist mir doch unmuͤglich. Wenn ich sage/ mein GOtt ja: weist du/ wie denn die N. pflegt zu sagen! Sie pfleget meiner zu lachen. Ach siehe/ uͤber wol/ uͤber wolgehts den seelen! Ach waͤr ich doch da! Ach siehe/ meine seele henget an dir feste/ feste/ feste/ sie will dich nicht gehen las- sen/ mein GOtt/ du habest sie denn zuvor in den himmel genommen. Ach siehe/ durch meinen glauben/ den ich fuͤr GOtt habe/ wie werde ich doch funckeln vor GOtt/ unter den Engeln! Welch ein lieb Engelchen werde ich doch seyn! Ach mein GOtt/ mein HErr/ laß mein gebet fuͤr dich tuͤgen wie ein rauchopffer. Siehe/ der Abraham wolte Jsaac schlachten/ das hab ich noch am sonntag Jahr MDC. biß MDCC. gelesen: Aber siehe/ ich habe keinen er- ben/ dich will ich GOtt opffern/ meine see- le. Ach siehe meine seele/ ergreiffe GOtt/ bete fleißig/ habe GOtt fuͤr augen/ ja im hertzen hab ihn. Siehe/ wie warm wird mir von der lieb- lichen rede meines mundes. Ach siehest du wol/ meine seele/ wie die sonne den schnee weg wircket. Also wir- cket der H. Geist meine suͤnde hinweg/ daß sie fuͤr GOtt nicht mehr muͤssen erschei- nen/ noch fuͤrgeben werden von dem teuf- fel fuͤr GOtt. Ach GOtt ja/ siehe wol zu meine seele/ erhebe ja deinen HErrn/ und freue dich GOttes deines Heilandes/ denn er hat seine elende/ elende/ elende magd ange- sehen. Er hat wieder den stein von dei- nem hertzen geweltzet/ siehest du wol/ meine seele? Schlaff ja nicht/ wie die thoͤrichten jungfrauen/ sondern habe deine lampen des glaubens staͤts bereit. Siehest du wol/ die teuffel haben spitze nibben/ sie suchen enge loͤcher: Aber da nur ein bienenloch ist/ muß ein grosses werden/ daß du moͤchtest drein fallen. Was seyn es aber fuͤr loͤcher? Sie boh- ren die welt auff/ da must du ihre kuͤnste sehen/ da must du deine gedancken haben/ da faͤllest du gar hinein. Siehe meine seele/ ich will dich was fra- gen. Wie kommts/ daß ich so rede? Der H. Geist fuͤhret meine zunge. Aus meinen kraͤfften kommts nicht her. Wenn sie sagen von den worten/ die ich ge- redet habe/ weiß ich keinen bescheid da- von zu geben. Jch kans nicht begreiffen/ und nach- dencken/ sondern bitte GOtt/ daß er mich erhalte bey seinem worte. GOtt bitts ich/ er wolle mir gedult verleihen/ das ist das groͤste/ das ich bitte. Ach siehe mein GOtt/ siehe/ wie wolist mir doch/ wie wol und uͤber wol ist mir doch jetzund. Wie wehe thaͤt mir vorhin das hertz/ wie stille ists nun. Meines hertzens wehe ist mancherley/ aus meiner noth mich rette: Jch will nicht sagen/ rette/ sondern rettest/ denn du thust es allbereit. Ach siehe doch mein GOtt/ du erhoͤrest mich/ du rettest mich aus allen meinen noͤthen/ wenn ich zu dir ruffen werde/ aus grund meines hertzens. Siehest du wol? Jch mag wol sagen/ du erfreuest die seele deiner knechte: Jch bin nur deine magd/ HErr deine magd bin ich. Hoͤre meine seele/ warum erfreuet dich GOtt/ und warum verlanget dich nach ihme? Jch will dirs erzehlen. Siehe/ er thut dir viel verheissungen/ und sagt dir deine huͤlffe zu. Wenn du denn ein we- nig leiden must/ siehe/ so verlanget dich nach ihme. Wenn du solche verheissun- gen und solchen trost nicht haͤttest/ koͤn- testu von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. test du kein verlangen nach ihm tragen/ das waͤre eine wahre unmoͤgligkeit. Meine seele hanget dem guten an/ und ich werde bleiben im hause der lebendigen/ ja ich werde drinbleiben/ und nicht dr aus kommen/ ja ich bin schon drin mit mei- nem glauben. Hoͤrest du meine seele/ ich will dir was wunderbares erzehlen: Wie das kind im sande spielet/ also spiele ich jetzunder in GOttes wort/ das ist viel ein hoͤher berg denn ein sandberg. Ein kind pflegt zu bauen im sande bald hie/ bald dort: Jch baue auch im wort GOttes/ im himmel und auff erden/ ich thue es zu leide dem teuffel. Jch mag nicht mehr von der welt re- den/ es betruͤbt mich allzusehr/ ich will das ewige gut behalten/ das macht rech- ten muth. Wenn ein irꝛdischer braͤutigam eine braut hat/ saget der eine diß/ der ander das: Er ist dir gram: Er hat dich nicht lieb/ und was der fratzen mehr seyn/ die ich dir nicht mag vorsagen: also kommen die teuffel und sagen: Bist du in deinem creutz gedultig? Ja murre/ trotze/ poche wider GOtt/ er hat dich nicht lieb/ er hat dein vergessen. Ach du narꝛ/ wie bist du so ein scheußlich aaß/ und wilt mir das ein- geben? Ach siehe/ meine seele/ der schweiß/ den ich in dieser welt fuͤr angst gelitten habe/ werden lauter rubine seyn. Nun hoͤre/ Gott wiꝛd dir einen rock an- thun im himmel. Einen weissen rock wird er dir anlegen/ derselbe wird seyn gerechtigkeit/ glaube und hoffnung. Es werden 2. schnuͤre darum si- tzen/ vermenget mit perlen und rubi- nen. Die perlen seynd meine heisse thraͤnen/ fuͤr jammer und kummer ver- gossen. Das werden die perlen seyn: ja runde perlen werden es seyn/ denn das seind die besten. Meinen angst-schweiß vergleich ich den rubinichen/ den hellen rubinchen. Wenn ich nun den rock wer- de anhaben/ und werde haben diekrone der gerechtigkeit: Ach wie werde ich den funckeln und leuchten! Ach wie verlanget mich darnach! Siehe/ die krone und der rock warten auff mich. Hoͤre ich will dir irrdische gedancken fuͤrgeben: Eine irrdische braut/ ob die wol drey oder mehr jahr auf ihre hochzeit warten muß/ so bereitet sie sich doch dar- auff/ und gedencket staͤts/ wie sie ihren braut-schmuck will anlegen. Siehe mei- ne seele/ siehe/ so thustu auch/ du freuest dich nun schon uͤber den schmuck/ den dir CHristus JEsus anlegen wird. Ach wie freue ich mich doch gegen den koͤstlichen schmuck/ den mir CHristus wird anlegen! Ach wie verlanget mich darnach! Siehe/ wenn ich den rock werde anha- ben/ wie wol wird mir denn seyn! Er wird mir nicht so schwer seyn als ein wuͤllen rock: Er wird mich nicht druͤcken/ als Jahr MDC. biß MDCC. die irrdischen kleider zu thun pflegen. Hoͤre/ er wird eingebordet seyn mit ei- nem schoͤnen schnuͤrlein. Weistu/ was vor ein schnuͤrlein das seyn soll? das soll meine gedult seyn/ die ich in meiner kranckheit gehabt habe. Siehe da: Erstlich ziehet mir GOtt den rock an. Darnach wird er mir die krone auffsetzen/ und wird mich denn be- haͤngen mit einer guͤldenen ketten/ das seyn die gaben des H. geistes. Siehestu wol: Er wird mir auch einen grossen Portuglaͤser anhengen? Was ist das fuͤr ein Portugaloͤser! Es ist die liebe CHrisii/ die ist edler dann ein Portugaloͤ- sie henget dar an der ketten/ das ist an des H. Geistes gaben. Die armspangen wil ich vergleichen meinen haͤnden/ daß sie sind gerne zum buche gegangen: das sind auch gaben des H. Geistes anden haͤnden. Siehe/ wenn ich im himmel seyn werde/ so wird mich CHristus hinfuͤhren an einen sonderlichen ort/ und weisen mir da/ wie er gelitten habe: das wird er mir offen- baren/ an seinem leibe wiꝛd er mirs weisen. Siehe/ er wird mir zeigen die krone an seinem haupte. Denn vom haupt will ich anfangen. Seine krone hat er muͤssen tragen/ daß er deine krone damit erwuͤrbe. Nun siehestu/ der Portugaloͤser ist die Barmhertzigkeit GOttes. Darum ließ er sich die krone auffsetzen: Siehestu es wol? Hoͤre/ ich wil dirs sagen/ wie lange es noch wiꝛd waͤhren/ daß ich werde hie seyn: drey viertel stunden. Denn es war noch vor zwoͤlffen/ da es anfing. Siehestu/ meine seele/ du traͤgest den Portugaloͤser an deinem hals/ das ist die barmhertzigkeit GOttes. CHristus traͤgt das Contrafeyt an seinem leibe/ die wun- den/ das macht die liebe. Nun siehe/ was meinestu fuͤr barm- hertzigkeit/ die CHristus erworben hat durch contrafeyt? Die barmhertzigkeit des vaters/ der dich vor ein kind annahm/ da du verstossen warest/ das machte Adam und Eva. Siehe meine seele/ er trug einen purpur-mantel/ der war be- sprenget mit blut, damit hat er dir die- sen himmlischen rock erworben. Gleich- wie sein rock besudelt war mit blut: also ist dein irrdischer rock besudelt mit suͤn- den. Hoͤre/ die lincke hand beginnet mir warm zu werden/ es sind nur noch 3. vier- tel stunden/ die ich hier zu bleiben hab; nimm was schoͤnes fuͤr. Ach hoͤrestu meine seele/ dancke GOtt fuͤr alle wolthat/ die er dir erzeiget. Ach du kanst ihm nicht gnug dancken. Ach du traͤge seele/ wie schlaͤffestu so lang? Ach siehe/ ich freue mich/ daß ich werde zu CHristo kommen/ und den schmuck anle- gen. Ach bald/ bald/ moͤchte es gesche- hen/ bald/ bald koͤmt die zeit. Ach mein GOtt/ wie muß ich am staͤbi- chen Th. III. C. XXII. Von denen offenbarungen Jahr MDC. biß MDCC. chen der Pilgram schafft gehen: Ach wie krumm gehe ich fuͤr grossem leide. Ach siehe zu/ daß du nicht von dem staͤ- bichen abfallest/ es hanget ein grosser trost daran. Ach nimm doch ja von der salbe aus dem salblaͤdichen des H. Geistes/ und sal- be dich damit/ das ist trost und gedult. Siche meine seele/ offt bistu recht elend gewesen und veracht fuͤr der welt. Aber GOtt hat dich sehr wunderlich gefuͤhret. Jch mag wol singen. Ach lieben Chri- sten seyd getrost/ wie thut ihr so verzagen/ weil uns der HErꝛ heimsuchen thut/ last uns von hertzen sagen: Die straff wir wol verdienet han/ solchs muß bekennen jedermann/ niemand darf sich ausschlies- sen. Meine seele erhebe den HErrn/ und mein geist freue sich Gottes meines Hei- landes. Denn er hat seine elende/ elende/ elende/ Magd angesehen. Und wie der Hirsch schreyet nach fri- schē wasser/ so schreyet meine seele/ Gott/ zu dir. Meine seele duͤrstet nach Gott/ nach dem lebendigen GOtt/ bald/ bald/ bald werde ich dahin kommen/ daß ich GOttes angesicht schaue. Laß dir die zeit nicht zu lang wer- den/ es ist nur noch ein viertelstuͤndigen/ GOtt versucht und probirt nur deinen glauben/ ob du auch wollest bestaͤndig bleiben. Der baum gefiel mir so wol/ davon ich vorgestern sagte/ als ich erzehlte vom weissen vogel/ der auf dem baum sitzet. Meine seele siehe zu/ daß du ein blaͤt- gen von dem baum habest/ welches ich vorgestern vom glauben ausgelegt ha- be/ das laß in deinem hertzen bleiben/ Sage ja nicht andern exempel/ und ver- giß dein selbst nicht daruͤber. Hoͤrest du es/ meine seele! Ach bitte fleißig/ daß du das blaͤtt- lein in deinem hertzen bewahrest/ und die allmacht GOTTES daraus erwei- sest. Aus dem Gesetz waͤchset der baum/ aus dem baum das blaͤtlein/ das blaͤtlein ist ein glaubiges hertz. Wer bewahret denn das blaͤtlin fuͤr den voͤgeln/ die um den baum herflie- gen/ daß es nicht von ihnen vertilget werde? Das thut der weisse vogel/ der da si- tzet auf dem baum. Siehe/ er sitzet darum darauf/ daß er dein hertz bewahre fuͤr den feinden/ sie- he/ das sind die Teuffel/ daß sie dir nicht vom baum etwas abbrechen. Siehe/ nun wird mir die andere hand auch wieder warm/ das macht/ es geht zum ende/ und ich von hier hinweg muß. Nun meine seele/ diß viertelstuͤndichen soltu GOTT dancken/ daß er dir solche gnad gegeben hat. Jch dancke dir GOtt Vater/ GOtt Sohn/ und GOtt Heiliger Geist/ der du mich erschaffen/ erloͤset/ und geheiliget Jahr MDC. biß MDCC. hast; gib/ daß mein hertz dem irrdischen nicht anhange/ damit das irrdische das blaͤtlein des glaubens von mir nicht wegreisse. Wir dancken GOTT fuͤr seine ga- ben/ die wir von ihm empfangen haben/ und bitten unsern lieben HErren/ Er wolle uns solcher gaben noch viel mehr bescheren/ und speisen uns mit seinem wort/ und mit den gaben des Heiligen Geistes/ daß wir leben hier und dort/ A- men/ HErr JEsu Christe/ Amen. Das Amen heist ja so viel: HErr ich begehre es/ gib mirs. Meine seele! wenn du das recht begeh- rest/ wirst du es auch wohl bekommen/ wenn du das rechte AMEN darzu sprichst. 28. Jn dem folgenden 1629. Jahr ist fast Cottbusser Maͤgd- leins ent- zuͤckun- gen. dergleichen mit einem Maͤgdlein zu Cottbuß in der Nieder-Laußnitz vorgegangen/ wovon in dem obengedachten Goͤttlichen Wunder- buch dieser bericht stehet: Wahrhafftiger Bericht und Erzehlung deren denck wuͤr- digen Sachen/ Prophezeyungen/ Buß- vermahnungen/ Trost- und Geist-reichen Worten/ so ein Maͤgdlein zu Cottbuß in der Nieder-Laußnitz/ Margaretha Hei- dewetters genant/ anno 29. im Febr. bey ihren gehabten unterschiedlichen Ent- zuͤckungen geredet hat/ welches von vie- len vornehmen Personen und andern mit verwunderung angehoͤret worden. Hierinne wird gleich anfaͤnglich erzehlet/ daß das Maͤgdlein eilff Jahr alt gewesen/ immer stille und fromm gelebet/ eine zeitlang zuvor traurig vor sich dahin gegangen/ heimlich ge- weinet/ aber nichts auf befragen gestehen wol- len. Den 4. Febr. 1629. habe sie uͤber das hertz geklagt/ und dabey gesprochen: Mir grauet hefftig vor der zwoͤlfften stunde. Jn wel- cher stunde sie wie in die schwere Noth gefal- len/ und allerhand nachdenckliche worte ge- redet/ und unter andern folgendes: Ach HErr JESU meine Perle/ mein Braͤutigam/ mein schoͤnster Schatz/ du bist ein Koͤnig uͤber alle weltliche Fuͤrsten/ du kanst dein volck erretten. Ach HErr JEsu erhoͤre doch mich. u. s. w. Diese entzuͤckungen haͤt- ten also mit dergleichen reden continui rt biß auf den 9. Martii, da sie gesaget: Nun wuͤr- de sie das schoͤne volck nicht mehr zu se- hen bekommen/ biß sie ihr himmlischer Braͤutigam gar zu sich nehme. Darauf sie denn den letzten Paroxysmum gehabt/ auch alle ihre aufgeschriebene reden sich fuͤrle- sen lassen/ und dieselben nochmals approbi ret. Nach der zeit sey sie eben so kindisch gewesen/ wie zuvor/ doch daß sie grosse liebe zu GOtt und seinem worte von sich sehen lassen/ auch so gleich/ wo man uͤbel geredet oder gebe- tet/ in einen Angst-schweiß gefallen. Auch habe sie ein grosses sehnen nach dem schoͤnen Manne zu verstehen gegeben/ und nach denschoͤ- nen leuten. 29. Diese sache hat der offtgedachte D. Fa- Urtheile davon. bricius gleichfals unter die Goͤttlichen wercke gerechnet/ und die summam derselbigen weissa- gungen diese benennet: Daß das maͤgdlein in de- von anno 1625. biß auff das jahr 1630. Jahr MDC. biß MDCC. in denen entzuͤckungen grosse bevorste- hende anfechtungen uͤber Teutschland angezeigt/ und wie der HErꝛ JEsus bey der groͤsten noth endlich helffen wuͤrde. Vid. Probat. Vision. p. 57. Baringius hat an eben angezogenem orte dieses hievon geschrieben: Margaretha Heidelwaͤrterin hat in ih- ren entzuͤckungen aus dermassen schoͤne anmutige und liebliche reden von dem HErꝛn JEsu gefuͤhret/ die leute auch mit solchem ernst/ bestaͤndigkeit und eiffer zur busse/ gedult/ gebet und be- staͤndigkeit ermahnet/ daß man es ohne grosse verwunderung/ wenn man abson- derlich das geringe alteꝛsolcheꝛ person be- dencket/ nicht lesen kan. Es hat auch gleich dazumal diese sache wegen ihrer seltsamkeit der Archi-Diaconus zu Cottwuß Andreas Bunt- schonius in einer oͤffentlichen schrifft beschrieben und als Goͤttlich gepriesen. Worauff sie auch von vielen andern wiederholet worden. Siehe das Scriptum: Des mitternaͤchtigen post-reuters paßport p. 55. allwo diese weissagung vom Schwedischen Koͤnig und dem succurs wider die Papisten angezogen wird: Ein Fuͤrst wird sich erheben/ und fuͤr die Lutherische lehr streiten/ und sie vertheidigen und beschuͤtzen; wiewol er wirds nicht thun/ sondern GOtt wird vor und mit ihm streiten. Leipziger warnung. 30. Eben dazumal nemlich anno 1629. den 6. Martii hat sichs zu Leiptzig nicht lange vor de- nen dort herum geschehenen schlachten und belagerungen zugetragen/ daß eines ger- bers sohn bey der nacht in der stadt herum ge- lauffen/ und wehe/ wehe uͤber Leiptzig ge- schrien. Die haͤscher haben ihn deßwegen ge- fangen gesetzet/ und der Rath hat ihn vor einen rasenden gehalten/ und seinen eltern zu verwah- ren gegeben: Welche einbildung der blinden leute den guten menschen noch entschuldiget/ uñ von haͤrterm tractament befreyet hat/ daß er nicht/ wie gemeiniglich geschiehet/ zum Prophe- ten-lohn entweder den tod oder andere verfol- gungen ausstehen duͤrffen. Vid. Tobias Heydenreich in der Leiptziger Chronica ad hunc annum p. 378. Noch in selbigem jahre ist im monat Majo einem Pfarrer im Bran- denburgischen etwas begegnet/ davon in dem schon benennten tractat: Uberwunderliche gesichte und Englische erscheinungen p. D. 3. folgendes stehet: Gruͤndlicher be- Brigelii offenba- rung. richt/ was massen Herꝛn Nicolao Brigelio Fuͤrstlichem Brandenburgischem Evan- gelischem Pfarꝛherꝛn zu Staͤteberg in zweyē unterschiedlichen malen/ nemlich freytags den 29. Maji und 16. Octob. des 1629. jahrsein Engel erschienen. Hier- inne wird referir et/ daß diesem alten Pfarrer auff einem wege ploͤtzlich ein schneeweisses kind mit einem rothen angesicht begegnet/ und laut zugeruffen habe: Fuͤrchte dich nicht/ gehe hinein in Ohnspach zum Pfarrer/ melde ihm an/ oder laß ihm andere anmelden/ wie GOtt der HErꝛ uͤber die Fuͤrstenthuͤ- mer und staͤdte so gewaltig erzoͤrnet sey von wegen der vielfaͤltigen grausamen suͤndē/ schand-uñ lastern/ die bißhero gar ungestrafft sind blieben ꝛc. Darauff das gesichte wiederum verschwunden/ und der Pfar- rer dieses alles am gehoͤrigen ort vermeldet habe- Jahr MDC. biß MDCC. Den folgenden 26. Octob. sey ihm wiederum ein mensch in einem weissen kleide mit einem glaͤntzenden rothen angesicht erschienë/ und habe gesagt: Erschrick nicht/ was dir aus GOt- tes befehl befohlen worden/ das hast du fleißig ausgerichtet/ aber wenig hat sol- che treuhertzige Goͤttliche warnung bey den leuten gefruchtet. Sintemal du nur von den welt-kindern/ auch etlichen hoffaͤrtigen Geistlichen/ die nicht viel auf solche Visiones halten/ hin und wieder ausgelacht worden/ und haben die leute nur gespoͤtte daraus getrieben; GOtt verze ihe ihnen ihre suͤnde! Wobey der Engel ferner die instehenden gewissen plagen be- zeuget/ und zur busse zu vermahnen befohlen/ auch darauff geruffen: O Sachsen-Land/ o Meissen-Land/ o Thuͤringen/ Fran- cken/ Schwaben! Wie hat euch GOtt sein wort bekant gemacht/ und ihr lebet in aller suͤnde/ schande und laster. O ihr leute/ bedencket eure arme seele und seligkeit! Zum Pfarrer habe er ferner gesagt: Bleibe du bey deiner einfalt/ warte deines beruffs fleißig/ dein GOtt wird dich nicht verlassen. O wehe de- nen Geistlichen/ die ihrem amt untꝛeulich vorstehen/ und ihre zuhoͤrer nicht ernst- lich zur busse vermahnen! Wehe denen Geistlichen/ die ihren Pfarꝛ-kindern mit aͤrgerlichen exempeln/ sonderlich mit pracht/ geitz und hoffart vorgehen! 31. An eben diese erzehlung ist p. E. 2. noch Einer jungfrau Lotterin gesichter. eine andere mit angehenget/ so noch in dem 29. jahr vorgegangen. Nemlich es lebte zu Greß- laß/ einem staͤdtgen in Boͤhmen/ 3. meilen von Eger/ eine gottselige Jungfrau/ Sophia Lotterin/ eines Mahlers tochter/ welche allerhand gesich- ter und erscheinungen gehabt/ aber kein wesen davon gemacht/ biß es durch andere dem Pfar- rer daselbst Johann Kretschmar kund worden/ welcher sie denn genau examinr et/ und ihre aus- sage auffgeschrieben. Sie habe aber bezeuget/ daß ihr ein hellglaͤntzender knabe zu erscheinen pflege/ welchen sie auch im finstern sehen koͤñe/ uñ davon sie tag und nacht ein glantz begleitete; die- ser Geist habe zu erst sie also angeredet: Du lie- bes mensch/ du fuͤrchtest dich uñ denckst/ ich bin nichts guts. Nein/ ich bin dein Engel/ der auff dich beschieden. Jch bin allezeit bey dir/ und habe dir offt auffge- holffen/ ꝛc. Du hast fleißig gebetet und gewuͤnschet/ siehe/ GOtt laͤst dir solche gnade wiedeꝛfahren; du be weinest die boͤ- se welt/ daß sie nicht will busse thun/ sie- he/ ich will dir grosse dinge zeigen/ wie es in der welt zugehen wird; du graͤmest dich/ wo du solt heyrath-gut nehmen/ sey zu frieden/ du nimmst keinen mann/ du solst jungfrau sterben/ ꝛc. Nachge- hends hat sie dieser Engelam 19. Septembr. des nachts hinausgefuͤhret/ und ihr offenbaret/ wie selbiges staͤdtlein wuͤrde Papistisch werden/ und nur 3. von den Lutheranern bestaͤndig bleiben. Er hat auch zugleich andere kuͤnfftige dinge ihr entdecket/ nachdem er sie auff einen hohen berg gefuͤhret/ und ihr eine schrecklich grosse Armée gezeiget/ von welcher der Engel gesagt/ daß sie uͤber Boͤhmen kommen wuͤrde. Er ha- be sie auch viel staͤdte sehen lassen/ die alle ver- A. K. H. Dritter Theil. F f wuͤstet/ Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen Jahr MDC. biß MDCC. wuͤstet/ uñ zugleich viel hauffen todter leichname. Und dergleichen gesichter und unterredungen mit dem Engel hat sie unterschiedliche gehabt/ doch dabey niemals die gewisse zeit derer ange- zeigten dinge erfahren. Sie soll auch bekant haben/ daß sie die frommen leute/ welche zu Jahr MDC. biß MDCC. ihr kaͤmen/ in einem glantz sehe/ die boͤsen aber als im finstern stehende; was weiter mit ihr vorgegangen/ wird in gedachter schrifft nicht berichtet. Das XXIII. Capitel. Von denen bekantgewordenen ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. §. 1. F N diesem erstbenanten Jahre 1630. finden sich auch in grosser menge der- gleichen begebenheiten/ und zwar mit solchen umstaͤnden/ die auch von vielen glaub- wuͤrdigen personen und denen Predigern selbst Prophet zu Zwi- ckau. approbi ret worden. M. Tob. Schmid/ Pre- diger zu Zwickau/ schreibet in seiner Zwickaui- schen Chronica P. II. pag. 503. daß anno 1630. daselbst ein fremder unbekanter Mann etliche wochenlang in der Stadt herum gegangen/ offtmals wehe geschryen/ auch mit kreide an et- liche haͤuser nachdenckliche worte geschrieben habe. Darbey er folgendes bedenckliches ur- theil hinzu fuͤget: Er wurde zwar von vie- len fuͤr einen Narren gehalten/ aber das weh kam mehr als uns gut war. Und hat man observi rt/ daß die haͤuser/ an welche er geschrieben/ anno 1633. am mei- sten sind ausgepluͤndert worden. Er setzet auch dazu/ wie dazumal ein kind im Mutter- leibe geweinet/ welches D. Laurentius Andreæ der Superintendens selber offt angehoͤret haͤtte. 2. Ein anderer Lutherischer Prediger M. Mar- cus Buchholtz/ Pastor zu Ditfurth bey Qved- linburg/ hat in eben diesem Jahre folgende Wasserle- bische er- scheinung. Schrifft heraus gegeben: Ausfuͤhrliche Pro- phezeyung/ so zu Wasserleben geschehen ist im Stifft Halberstadt/ eine halbe meile von Werniger oda/ von einem maͤgd- lein/ so uͤber feld hat gehē wollen/ und ihm ein Engel begegnet ist/ was sie soll zu ihrem Pfarrer sagen. Hierinne erzehlet der Pfarrer/ daß diesem Maͤgdlein/ Annen Marien von Braunschweig/ so vorhin im Clo- ster Wolmerstaͤdt bey Magdeburg gelebet/ und von dar nach Hornburg gehen wollen/ unter- wegs ein kleines Maͤnnlein erschienen/ mit gold- gelben fluͤgeln/ welches ihr befohlen umzukehren/ und dem Prediger in Wasserleben zu sagen/ daß er das volck zur busse vermahnen solte. Wozu der Geist noch viel andere dinge ver- kuͤndiget/ sonderlich eine grosse Schlacht im Braunschweigischen/ wie auch von dem Sieg derer Lutheraner. Sie sey hernach/ weil sie das befohlne nicht ausgerichtet/ eine zeitlang stum̃ worden/ und in grosse angst gefallen/ biß sie dem Pfarrrr nachmals alles erzehlet/ weiter a- ber nichts mehr zu sagen gewust. Jm beschluß dieser erzehlung wird gedacht/ daß sie auch viel Personalia und zum theil odiosa mit verkuͤn- diget habe: welches vielleicht die ursache seyn mag/ daß etliche hievon versichern wollen/ es woͤre lauter betruͤgerey mit ihr gewesen. Doch gedencket dieser sache auch Gottfried Schultz in seiner Chronica pag. 226. 3. Noch seltsamer ist/ was im andern To- mo des Theatri Europ. pag. 128. von einem kohlbrenner aus der Steyermarck berichtet Eines kohlbren- ners weis- sagung. wird/ wie derselbe zur zeit des Regenspurger Collegial- tages die bald zukuͤnfftigen dinge ordentlich/ wie sie nach einander geschehen/ un- gescheuet zuvor verkuͤndiget habe/ man habe ihn darauf nach Wien gebracht/ und daselb- sten grausamlich gepeiniget: Er sey aber deñoch auf seinen reden bestaͤndig verblieben/ und habe insonderheit dem Kaͤyser Ferdinando II. wegen seiner verfolgungen viel ungluͤcks prophezeyet. Eben dazumal ist auch in Teutschland bekant worden eine Schrifft: Wunderbare Pro- Sieben- buͤrgischer wahrsa- ger. phezeyungen/ erstlich gedruckt zu Her- manstadt in Siebenbuͤrgen/ worinne al- lerhand dinge von veraͤnderungen der Koͤnig- reiche gar umstaͤndlich prophezeyet wurden/ sonderlich wie Spanien und Franckreich den Pabst uͤberfallen wuͤrden/ und ein jeder einen eigenen Pabst erwehlen/ u. s. w. welches aber die erfahrung bald als verwegene muthmas- sungen bestraffet und zu schanden gemacht hat/ woferne diese dinge nicht allzueilfertig auf die damahlige zeiten allein gezogen wor- den. 4. Jm gedachten andern Tomo des Theatri Hohenlo- hische prophetin. Europ. pag. 379. wird auch von einer weibes- person in der Graffschafft Hohenloh versichert/ daß sie auch die hernachfolgenden dinge zuvor verkuͤndiget/ und man dar auf er- fahren/ daß diese verkuͤndigung nicht luͤgenhafftig gewesen. Eben daselbst ste- Schweri- nischer knabe. het p. 161. von einem knaben von 10. jahren zu Schwerin im Mecklenburgischen/ eines schnei- ders sohn/ welcher verschiedenemal entzuͤcket worden/ dabey folgendes geschehen: Erstlich habe er etliche geistliche gesaͤnge mit gantz lieblicher stim̃e gesungen in einer unaussprechlichen anmutigen harmonie. 2. Die leute kraͤfftig zur busse vermah- net. 3. Vondenen vertriebenen Meck- lenburgischen Hertzogen geweissaget/ daß sie bald wiederum eingesetzet wer- den solten. 4. Das ende derer verfol- gungen zuvorgesagt/ und 5. in aller- hand sprachen/ als Lateinischer/ Grie- chischer und andern denen fragenden gar zierlich geantwortet. Dieses letztere von den fremden sprachen/ wie auch von der weissagung der ankunfft des Koͤnigs aus Schweden/ hat auch Schultze l. c. p. 221. angemercket/ wie auch Matthæus Merian in Topographia Saxon. inferior. p. 217. 5. Noch im selbigen Tomo des Theatrip. Ruͤgerin zu Nuͤrn- berg. 279. lieset man von einer Oesterreichischen dienstmagd/ welche eben in diesem 1630. jahr zu Nuͤrnberg offenbarungen gehabt/ und kuͤnfftige dinge prophezeyet/ sonderlich aber von grossem krieg und blut vergies- sen/ waͤre sonst ein fromm einfaͤltig mensch ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. Jahr MDC. biß MDCC. mensch gewesen/ D. Jacob Fabricius setzet am gedachten ort p. 158. dazu/ sie habe Su- sanna Ruͤgerin geheissen und von hoch wichtigen sachen aus ihren gehabten gesichtern den leuten zu wissen gefuͤget/ dereꝛ etliche er selbst gesprochen/ und aus ihren munde gehoͤret haͤtte/ daß die ge- dachte Susanna mit ihren weissagun- gen keinen blossen geschlagen. Hievon ist dazumal eine schrifft an tag gekom̃en: war- haffter und wolbeglaubter bericht vom Nuͤrnbergischen 19. jaͤhrigen maͤgdlein Susannen Ruͤgerin/ so aus dem lande ob der Ens vertrieben/ darinnen erzehlet wird von der ihꝛ geschehenen eꝛscheinung eines Engels in gestalt eines glaͤntzenden knabens/ und von denen instehenden blutigen schlachten/ von de- nen feldzuͤgen des Koͤnigs in Schweden/ und dem durch ihn geschehenen succurs vor die Lu- therischen. Einige weissagungen hievon wer- den auch in dem allegirt en Pasport des mit- ternaͤchtischen post-reuters p. 58. v. 63. wiederholet. 6. Jn dem anhang aber derer anno 32. edir- t en uͤber wunderlichen gesichte stehet noch p. F. 1. u. f. eine andere ausfuͤhrliche Relation. „Nemlich daß sie nach gehabter ersten vision „(den 9. Nov. 1630.) etliche tage nichts essen „koͤnnen/ sondern vom Engel mit kleinen fin- „gers-langen stuͤcklein eines weissen wolschme- „ckenden brods gespeiset worden/ meistens „aber nicht schlaffen koͤnnen uͤber den schreckli- „chen gesichten der Goͤttlichen straffen/ als blut- „regen/ feuer- und schweffel-regen u. s. f. Sie „habe auch alle ihre gesichte denen Predigern in „Nuͤrnberg erzehlet/ und zugleich in beyseyn vie- „ler den ihr erschienenen geist im namen „JEsu beschworen/ daß er sie nicht be- „thoͤren solte/ sonst wolte sie ihn vor „GOtt am juͤngsten gericht anklagen. „Die Priester daselbst haben sie auch fleißig be- „suchet/ und ihꝛ das Abendmahl unteꝛschiedliche „mal gereichet/ auch nicht/ wie insgemein sonstē „von solchen leuten geschiehet/ wideꝛ sie gelaͤsteꝛt. „Erstlich hat noch eben dieser geschichte Christo- „phorus Barthut im unverfaͤlschten Catechismo Fraͤuleins zu Nuͤrn- berg offen- darungen. Lutheri pag 109. erwehnung gethan. Noch ist zu Nuͤrnberg im selbigen jahre etwas derglei- chen vorgegangen mit einem aus den Kaͤyserl. Erblandēvertriebenen Fraͤulein von 24. jahren/ welches bey einem Oesterreichischen HErꝛn da- selbst gewesen/ wovon Joh. Philipp. Abelinus T. II. Theatr. Europ. pag. 379. dieses referi rt: Sie hatte offenbaꝛungen/ und redete ho- he sachen aus der Schrifft/ troͤstete die betraͤngten/ straffte die verfolger des Evangelii/ redete viel vom ewigen le- ben/ und wenn sie 3. oder 4. stunden also gevedet/ erkaltete sie an allen gliedern/ daß mankeinen pulß an ihr fuͤhlte/ kei- nen athem spuͤrte/ auch kein glied beu- gen konte. Nach einer viertelstund kam sie wieder zu sich/ und wuste von ih- ren entzuͤckungen gar nichts. 7. Umselbige zeit und weiter hin hat sich auch Warners historie/ sonderlich hervorgethan. Johann Warner eines bauren sohn |zu Bockendorff in Meis- sen nahe bey Freyberg/ welcher in seinen dreyen zu erst anno 1638. heraus gegebenen tractaͤtlein p. 6. u. f. von sich selbst erzehlet/ wie er anno Jahr MDC. biß MDCC. 1629. in eine grosse kranckheit gefallen/ dabey er etliche tage nichts gessen noch getruncken/“ und grosse arbeit im haupt und hertzen ausge-“ standen. Wie ihm ferner nach erlangter ge-“ sund heit GOTT in einer donner-stimme ge-„ und ange- gebene zeichen. antwortet/ auch in seiner stuben eine feurige“ seule erschienen/ wie auch eine weise taube/ wel-“ che ihm einen honigsuͤssen othem eingeblasen.“ Ja pag. 23. will er versichern/ daß sich zum zei-“ chen seiner wahrhafftigen prophezeyungen“ einsmals das klare brunnenwasser in wein“ verwandelt/ und dergleichen zeichen mehr/ da-“ bey er sich auff das zeugniß seiner haußgenos-“ sen und anderer beruffet/ absonderlich aber“ auff den erfolgten ausgang p. 22. daß er schon“ anno 29. von der ankunfft des Koͤnigs in“ Schweden geweissaget/ und ferner von dem“ Pragischen frieden/ und dem erfolgten gros-“ sen ungluͤck in Sachsen/ sonderlich dem Kaͤy-“ serlichen einfall/ dabey er sich auff eine schrifft“ beruffet/ welche er dem Freybergischen Super-“ intendent en uͤbergeben/ die auch noch da-“ selbst zu finden waͤre. Jngleichen daß er an-“ no 1632. gewarnet/ man solte die kirchen-ge-“ faͤsse verstecken/ weil die Kaͤyserlich en einfal-“ len wuͤrden/ welches auch geschehen/ und man“ hernach aus zinnernen gefaͤssen communicir en“ muͤssen/ weil die silbernen weggeraubet wor-“ den.„ 8. Von diesem manne schreibet der Auctor Urtheil hievon/ des 4. Tomi vom Theatro Europ. Henricus Oræus pag. 6. 58. Wir haben von diesem mann keinen zweiffel/ daß eꝛ anfangs der empfundenen uͤbeꝛnatuͤꝛlichen passion en/ derer beschreibung vor diesem auch in druck gekommen/ nicht in einer sondern gnade GOttes gestanden seyn solle: Ob aber dieselbe an ihm biß dato continuir et habe/ wollen wir un dudici rt lassen. Jm- und ap- probatio- nes. massen dem Geist GOttes hieruͤber das urtheil allein gebuͤhret. Etliches hat sich nicht so verifici rt/ als man es ver- nommen oder auffgefangen/ davon der Publicante excusi rt/ und sein rettungs- schreiben edi rt de dato Wittingshausen in Hessen anno 1640 d. 29. Julii. Und ferner p. 977. Johann Warner ist vom Piccolo- mini gnaͤdig gehoͤret/ und mit einem Viatico dimittir et. Wir sollen nicht“ urtheilen/ was GOtt etwa durch ihn“ ausrichten wolle/ wie wir denn auch/“ wenn er schon ein narre GOttes waͤre/“ einen Goͤttlichenbefehl von ihm anzu-“ nehmen schuldig seyn werden. Es haben“ auch dazumal und weiter hin unterschiedliche Theologi und Prediger Warners visiones ap- probir et/ und recommendir et. D. Jacob. Fa- bricius setzet in der probatione vision. pag. 158. von Warners und Reichhardts vision en die- ses: Es wird ein fleißiger Leser befin- den/ daß in solchen visionibus keine Fanta- stische grillen/ noch erdichtete fabeln/ vielweniger teuffels-wercke stecken/ wie von etlichen ohne grund ist fuͤrgegeben worden; sondern daß sie durch den Eventum allschon in vielen puncten sind bewaͤhrt worden/ und von tage zu tage je laͤnger je mehr bestaͤtigt worden. Dannenhero daß sie von GOtt sonder- A. K. H. Dritter Theil. F f 2 lich Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen Jahr MDC. biß MDCC. lich kommen zur auffrichtung der ver- folgten/ und um ihrer suͤnden halben hart gezuͤchtigten kirchen/ kein verstaͤn- diger mehr hier an zweiffeln wird (wie HErr Zacharias Hogelius der eiffrige Pre- diger in Erffurt zu S. Augustin in Scripto mihi misso geistreich davon redet) Fabricii exain en und zeug- niß uͤber 9. Und in der gebuͤhrmaͤßigen ablehnung hat er p. 34. selbst erzehlet/ wie dieser Johann Warner anno 1638. von hohen personen zu ihm in sein hauß zu einem examine ge- schicket worden/ da er denn mehr gutes an dem manne befunden habe/ als ihm andere zuvor von ihm nicht haͤtten per- svadir en koͤnnen. Und da er von etlichen ein teuffels knecht und Enthusiast e geheis- sen worden/ haͤtte er unmoͤglich mit sol- chen laͤsterungen einstimmen koͤnnen/ weil die liebe zu GOtt nicht verstatte/ den geist zu daͤmpffen/ 1. Thess. V. 19. und unschuldige leute zu ver dammen. Deß- wegen haͤtte er vielmehr die worte ge- braucht aus Marc. IX. 43. und Actor. XXIII. 9. Als aber hieruͤber von etlichen seiner Collegenin Stettin widerspruch entstehen wollen/ haͤtte D. Nic. Hunnius Superint zu Luͤbeck im namen desselbigen Ministerii ausdruͤcklich geantwortet: Er ( D. Fabricius ) haͤtte hierinne gethan/ was sein amt erfordert/ und koͤnte man seine Orthodoxi e nicht in zweiffel ziehen. Naͤchst dem hat auch ein Prediger zu Erffurt und Ho- gelii. M. Zacharias Hogelius anno 1648. ein buch herausgegeben/ welches er den weisen Gamaliel nennet/ darinnen er unter andern auch p. 280. und sonst hin und wieder diesen Warner gar sehr ruͤhmet/ als einen von GOtt gesand- ten Propheten und Engel/ auch dessen weissagungen vom untergang Babels wieder- holet/ und auff die damaligen zeiten applicir et. Weil aber solche Applicationes allzu præcipi- tant geschchen/ sind andere nicht damit zu frie- den gewesen/ und hat sonderlich nachmals die- sem Hogelio Johann Melchior Stenger seine uͤbereilung vorgeworffen/ und zugleich ei- nes Manuscripti gedacht/ darinne er den War- ner von der gestalt des Engels Gabriel gefragt. ( vid. ejus Hartnaccismus p. B. 3. \& conf. Carolus Memorab. Eccl. p. 888. \& 1157.) Es hat auch dieser Warner selbst bey denen dama- ligen krieges-haͤubtern viel gehoͤr gehabt/ und Warners solgende fata, nachdem er anno 1635. wider den Pragischen frieden geredet und geschrieben/ auch das dar- aus erfolgte grosse ungluͤck uͤber Sachsen zuvor verkuͤndiget/ hat er sich unter die Schwedische Armée begeben/ allwo er in grossem werth ge- halten worden. Wie er denn mit selbiger Ar- mée hin und wieder in Teutschland herumgezo- gen/ und hernach unter dem folgenden Schwe- dischen Koͤnig Carolo Gustavo auch mit in Po- len gewesen/ da er dem Koͤnig unter andern ge- rathen/ er solte nicht wider Dennemarck als sei- nen nachbar und glaubens-genossen/ sondern wider Oesterreich ziehen. Und weil der Koͤnig nicht gefolget/ soll er ihm vermeldet haben: Weil er dem wort des HErꝛn zuwider gethan haͤtte/ so solte er aus dem Daͤni- schen kriege mit dem leben nicht davon kommen. Worauff auch der Koͤnig zu Go- thenburg nach etlichen monathen verstorben. Vid. Kuhlm. im Berlinischen Kuͤhl-jubel Jahr MDC. biß MDCC. p. 18. 10. Die von Warnern publicirt en schriff-“ ten sind folgende:„ 1. Johann Warners beschreibung etli-„ und schrifften. cher Vision en/ welche ihm sind von GOtt we-“ gen des zustandes der Lutherischen kirchen und“ ihrer widerwaͤrtigen innerhalb 9. jahren gezei-“ get worden/ auff Goͤttlichen befehl nunmeh-“ ro jedermaͤnniglich vor augen gestellet. 1638.“ in 4 to. „ Oeffentliche schrifft und weissagung von“ denen theils schon vor augen schwebenden/“ theils instehenden veraͤnderungen des Heiligen“ Roͤm. Reichs 1641. und zum drittenmal ge-“ druckt 1645.„ Schwanen-gesang/ der da in sich begreifft“ vier theile; als 1. Einen nochmaligen bericht“ von dem grossen abgoͤttischen Babylon/ samt“ seinen helffers-helffern/ und denen rech-“ ten glied massen der Evangelischen kirchen/“ welche nach ihren wercken mit Babel huren.“ II. Drey unterschiedliche vermahnungen/“ 1. an das hochloͤbliche Hauß Oesterreich.“ 2. an das Churfuͤrstliche Hauß Sachsen.“ 3. An das Koͤnigreich Schweden samt“ den conjungirt en Teutschen. III. Drey son-“ derliche warnungen/ 1. an die Evangelische“ haupt- Armée; 2. an das Reich Schweden/“ und 3. an die Teutschen Fuͤrsten/ samt denen“ Teutschen/ so dieser Cron bedienet sind. IV. “ Ein zwiefacher bericht/ 1. von der frucht und“ dem heilder Evangelischen Christlichen kir-“ chen/ mit beygefuͤgtem edlenkleinode des feuers“ der H. Schrifft: und dann 2. von dem gros-“ sen zulauff der fremden abgoͤttischen voͤlcker“ zum lichte des Evangelii, beneben einer kurtzen“ doch treuhertzigen Valet- warnung an alle“ Evangelische Koͤnige und Fuͤrsten/ so wol auch“ an die Reichs- und Handels-Staͤdte.„ Weiter/ wahre unschuld in gegenwaͤrti-“ ger seiner ersten defensions- schrifft wieder das“ Sophisti sche laͤster-buch/ so vor wenig jahren“ unter dem namen eines Theologischen beden-“ ckens D. Tob. Wagners uͤber seine von GOtt“ dem HErꝛn gehabte geistliche visiones herfuͤr“ gebrochen/ 1646.„ Antwort auff D. Wagners ehren-rettung“ in 4.„ Defension s-schrifftwider D Mengeringē. 4.„ 11. Jn diesen seinen schrifften beruffter sich allenthalten auff die Bibel/ und schreibet in den Seine be- ziehung auff die Heilige Schrifft. ersten vision en p. 4. Wilstu mich richten/ so richte mich nach der H. Schrifft und aus meinen schrifften/ habe ich etwa das kleinste wider GOtt und die H. Schrifft gesuͤndiget mit meinen schriff- ten/ so will ich auch von GOtt und der H. Schrifft gerichtet seyn. Item p. 68. Weꝛ den geist pꝛuͤfen will/ deꝛ duꝛch mich redet/ der lese die H. Schrifft und meine schrifften. Und endlich p. 84. Darum will es aus dem rechten grund und aus der H. Schrifft erwiesen seyn/ ob ich die wercke des teuffels treibe/ und stehe mit meinen schrifften wider CHristum und sein Evangelium. Woher kan mir nun das er wiesen werden aus GOTTes wort? darum so sehe sich ein jeder wol fuͤr/ wer da laͤstern will/ und huͤte sich/ daß er den H. Geist ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. Jahr MDC. biß MDCC. H. Geist nicht laͤstere. Eben in selbigem tract aͤtlein p. 3. protest iret er/ daß er kein Pꝛophet sey/ sondeꝛn nur eine stimme/ ein ankuͤndiger/ den der HErꝛ gesandt habe/ woraus es auch Tom. IV. Theatr. Europ. p. 640. wiederholet wird. Er bedinget auch daselbst p. 84. daß wenn die leute busse wuͤrden thun/ so wuͤrde nichts von solchen drohungen und Sein eif- fer wider den Pra- gischen frieden. weissagungen erfuͤllet werden. Es ist aber da- zumal im anfang sein haupt-vortrag wider den gemeldten Pragischen frieden gewesen/ wel- chen er p. 24. einen verfluchten bund nennet/ und erzehlet/ daß er anno 1633. den Churfuͤr- sten zu Sachsen selber muͤndlich davor warnen muͤssen/ auch allerhand gehabte visiones hievon erzehlen. Wie er ferner von Lutherischen Pre- digern anno 35. examini ret worden/ denen er die Gottlosigkeit selbiges friedens vorgestellet/ und unter andern dieses wort des HErꝛn zum beschluß gesagt: Verflucht sind alle deine wercke/ so lange du hurest mit Babylon! Hand- lung vor dem Dreßdni- schen Con- sistorio. Und weiter p. 31. wie er anno 1636. den 28. Februar. vor das Consistorium zu Dreßden ci- ti ret/ und mit harten worten bedrohet worden; wo er nicht schweigen wuͤrde/ wolten sie ihm thun/ was er verdienet haͤtte/ welches er auch im Schwanen-gesang pag. 6. wiederho- let/ und dabey klaget/ daß man ihm im Consi- storio mit dem Kaͤyserlichen General Hatzfeld gedrohet. 12. Und uͤber dieser materie hat sich sonder- lich der groͤste widerspruch gegen Warnern er- hoben/ davon D. Fabricius in der gebuͤhr- maͤßlichen Ablehnung p. 11. schreibet/ daß D. Tobias Wagner den gedachten Pragischen frieden in einer lob-predigt heraus gestrichen/ und heꝛnach Warnern des wegen am meisten an- gefallen/ dagegen ihn M. Zacharias Hogelius in seinem Evangelischen Nebucadnezar wol Schriff- ten wider ihn/ D. Wag- ners/ defendiret habe. Und dieser D. Wagner hat anno 1642. ein Theologi sches bedencken wider Warnern heraus gegeben/ wie auch fer- ner anno 48. eine ehren-rettung des beden- ckens/ welche auch unter seinen casual- predig- Der Wit- tenberger/ ten p. 617. u. f. zu finden ist. Gleich wie auch die Wittenberger nach ihrer gewohnheit uñ dama- ligem interesse ein responsum wider Warnern gemacht haben/ welches in ihren Consiliis P. l. pag. 803. stehet. Ohne was D. Arnold Men- gering in Inform. Consc. Evang. Dom. V. Trin. P. II. qu. 2. \& 3. erinnert hat/ dagegen aber Warner sich verantwortet. Von D. Wagner aber schrieb damals D. Joh. Val. An- dreæ anno 1642. den 7. April dieses: Wie es Sau- bertus in einem brieffan D. Fabricium referir te: ( vid. Appendix der ablehnung pag. 95.) Jch habe diesensatz (daß man nicht so gleich alle visiones uñ ausserordentliche wercke Gottes ver- werffen muͤsse) unserm D. Wagnern entge- gen gesetzet/ welcher wider Warnern in einem buche sehr scharff geschrieben hat- te/ und durch meine censur, welche des Fabricii sinn beykoͤm̃et/ zuruͤck getrieben worden. Nebenst diesen ursachen aber/ daß Warners klagen uͤber die Lutheri- sche Cle- isey/ nemlich Warner wieder die Consilia D. Hoën s und der andern Theolog en/ die zum Pragi- schen frieden gerathen/ gezeugt gehabt/ hat er auch damit feindschafft und wiederspruch ver- dienet/ daß er der Lutherischen Clerisey ihr elend offt vorgestellet. Jn dem schwanen-gesang klaget er pag. 17. daß der Churfuͤrst zu Sach-„ Jahr MDC. biß MDCC. sen dazumal keinen treuen Nathan gehabt/ der“ ihm die rechte wahrheit wegen seiner suͤnden“ anzeigte/ und frey her aus sagte: Es ist nicht„ sonderlich die Saͤch- sische. recht/ daß du deinen wercken nach mit Babylon hurest. Und p. 18. daß wenn auch das Churfuͤrstliche hauß durch GOttes Propheten gewarnet/ den- noch bald seine falsche Propheten da ge- wesen/ geistliche und weltliche/ die alles was Goͤttlich und gut gewesen/ zum theil vernichtiget/ zum theil in wind ge- schlagen/ zum theil Goͤttliche zeichen und warnungs-mittel vor teuffelisch oh- ne scheu ausgeruffen. 13. Weiter redet er p. 19. Chur-Sachsen also an: Deine Propheten sind heuchler/ und haben dir deine suͤnden nicht angezeiget/ sondern dich in deiner boßheit gestaͤr- cket/ und immer mehr und mehr darin- nen fortgefuhret. Wie auch pag. 35. da er uͤber die Hohenpriester klaget/ welche die H. Schrifft faͤlschlich anzoͤgen/ das Evan- gelium gantz von sich stiessen/ uñ deßwe- gen das urtheil der schlaffenden hirten erfahren wuͤrden/ ꝛc. Und dieser und anderer seiner klagen wegen beschuldigt ihn D. Wag- ner im bedencken pag. 41. daß er dem ordent- lichen predigamt keinen respect gegeben haͤtte. Ebner massen redeter auch daselbst p. 21. u. f. sehr scharff und ernstlich wieder die Schwe- den: Du heuchelst und leugst deinem uͤber die Schwe- den/ GOtt/ solches alles sind nur blose wor- te bey dir und allen deinen Geistlichen biß hieher/ und ists nicht erfolgt. —— Du soltest GOttes ehreretten/ so schaͤn- dest du dieselbige/ indem daß alle schan- de/ laster und suͤnden im vollen schwange bey den deinen gehen/ und ist nicht groͤs- sere blut-schande gewesen bey der ersten welt/ als bey euch im vollen schwange gehet. — Aber zu solchem ende/ als Barbarische/ Epicurische/ Sodomiti- sche/ Tuͤrckische thaten zu veruͤben/ mit deinen unterhabenden voͤlckern bist du/ Reich Schweden/ mit GOtt/ mit nich- ten auff den Teutschen boden geruffen/ und alles was euer hochseliger Koͤnig gut gemachet/ dasmachet ihr wieder boͤ- se. Und sind solche suͤnden bey euch nicht sinde| mehr ꝛc. 14. Weiter schreibet er p. 31. an die Lutheri- sche haupt- armade, daß der fluch uͤber die- selbe schon 2. jahre gestanden/ und daß sie ihre oͤffentliche hurerey und andere greuliche suͤnden abschaffen solten. Da- bey p. 44. uͤber die Lutherischen Prediger fol- gende klage stehet: Wer war den Prophe- uͤber die falschen Geistli- chen. ten in Alten Testament ammeisten zu- wieder als die ohngeistlichen? Welches sind die zancksuͤchtigsten und ohnglaͤu- bigsten leute gewesen bey der zeit des HErꝛn CHristi/ als die stoltzen/ und auff- geblasenen Phariseer? Welche haben seine lehre/ sein wort am allermeisten veracht/ als die Schrifftgelehrten/ und auch mit luͤgen auff den HErꝛn CHrist nicht nachgelassen/ so lange biß sie ihn an das creutz gebracht haben? Welche ha- ben huͤter vor des grabes thuͤr gestellet/ Ff 3 als Th. III. C. XXIII. Von denen bekant gewordenen Jahr MDC. biß MDCC. als die Schrifftgelehrten? Eben also gehets jetzund. Alles uͤbel kommt von dem hoffaͤrtigen pfaffen-teuffel zu un- serer zeit her/ aller krieg/ morden/ wuͤrgen und blutvergiessen koͤmmt durch die Schrifftgelehrten: Durch diese/ welche den H. Geist meistern in seinem amt und werck/ und verkehren alles/ was Goͤttlich ist/ in teuffelisch durch die/ welche der H. Schrifft erkaͤntniß nicht haben: durch die/ welche ein bessers wis- sen/ und ein anders lehren: durch diese/ welche das gute lehren/ und selbsten mit ihrem leben und wandel verlaͤugnen. Jn summa/ wer koͤnte alles beschreiben/ was vor ungluͤck und uͤbels von solchen Geist- lichen herkomme/ von denen/ die des Hei- ligen Geistes erkaͤntnis nicht recht ha- ben/ und dem Heiligen Geist in sein Amt greiffen/ und verneinen ohne grund der Heiligen Schrifft und bey dem klaren Buchstaben der Goͤttlichen Wahrheit des Heiligen Geistes Allmaͤchtigkeit/ das feuer des Heiligen Geistes/ das licht des Heiligen Geistes/ in dieser letzten zeit? Weissa- gung von dem Lu- therthum. 15. Solcher gestalt hat er durchgehends allen Staͤnden ihren elenden zustand nach ein- ander angezeigt/ auch unter andeꝛn im Schwa- nen-Gesang pag. 51. von dem kuͤnfftigen zu- stand des Lutherthums dieses gesagt: Der Heilige Geist wird die welt noch einmal erleuchten/ viel Heiden und abgoͤttische voͤicker noch zu bekehren/ und denen (Lu- theranern) die jetzund im lichte leben/ aber die wercke der finsternis treiben/ densel- ben zum dreyfachen gericht/ zum drey- f a chen verdammnis. Und ruhet das feuer der Goͤttlichen liebe auf dem was- ser der grundsuppen der boͤsen finstern abgoͤttischen welt. Und wird bey dem ein- brechen der welt sagen/ als wie bey der erschaf- fung: Es werde licht/ und die finsterniß weiche/ und es wird geschehen durch das wort. Endlich schreibet er auch pag. 54. von Beschrei- bung der Lutheri- schen schu- len. dem zustand der Lutherischen Schulen dieses: Auch sage ich hiebeneben allen Consisto- ri en und Hohen Schulen von GOttes wegen/ und zeige euch Goͤttlichen Be- fehl an/ daß sie solten die liebe Jugend in der furcht des HErrn auferziehen/ und ihnen nicht so viel schande/ laster/ suͤnde und leichtfertigkeit verstatten/ (als wie geschiehet) die Rectores, Professores und Schulmeister sollen die jugend bloß/ einig und allein in heiliger und aus hei- liger Goͤttlicher Schrifft unterrichten und unterweisen/ und nicht aus den heid- nischen fabeln und historien (als wie ge- schiehet.) Aber mein volck hat mich ver- lassen/ spricht der HErr/ und unehren mich mit ihrem thun/ das ich nicht ge- boten habe; und sind mir ein eckel in meinen augen worden mit ihren heidni- schen fabelwercken und historien: darin- nen sie die Jugend versaͤumen/ und setzen mein wort hinter sich/ welches ich ihnen geboten und befohlen habe/ daß sie dar- nach leben sollen. Aber nun ist mein zorn ergrimmet uͤber sie/ daß ich sie heim- suche/ und ihre Schulen zerbreche/ und alle ihr thun schwaͤche. Und so sie also in Jahr MDC. biß MDCC. ihrer boßheit werden fortfahren/ und ih- res frevels/ welches mir in meinen augen ein eckel ist/ immer mehr und mehr ma- chen werden; so will ich auf sie fortfah- ren in meinem grimmigen zorn/ und ih- nen vergelten nach ihren heidnischen wercken. 16. Die Gegener dieses Mannes haben hin Einwuͤrf- fe von un- erfuͤllten weissa- gungen. und wieder allerhand einwuͤrffe gemachet/ daß viele seiner prophezeyungen nicht erfuͤllet wor- den waͤren. Darunter sie sonderlich rechnen seine worte aus der beschreibung der Visionen p. 64. und folgenden/ daß ein neuer Koͤnig aus Churfuͤrstlichem Stam̃ kommen wuͤr- de/ der der Christlichen Kirchen ruhe schaffen/ und das Evangelium im gan- tzen Roͤmischen Reich ausbreiten solte. Item p. 65. daß Rom wuͤrde belagert und von einem Donner-strahl angezuͤndet werden/ und dergleichen mehr; welches un- ter andern bey Gottfried Schultzen in sei- ner Chronica pag. 350. 377. ingleichen bey D. Arnoldo Mengeringen am gedachten ort/ wie auch bey D. Wagnern zu sehen ist. Da- gegen aber der Auctor selbst verschiedene exceptiones gemacht/ und sonderlich sich auf des Propheten Jonæ exempel beruffen/ welches hier der weitlaͤufftigkeit wegen nicht wiederho- let/ sondern in seiner Schrifft gegen D. Wag- nern gelesen werden kan. Unter denen aber/ welche Warnern in seinem vortrag beygestim- met gehabt/ benennet er selbst zu unteꝛschiedlichen malen einen/ mit namen Johann Caps/ dessen Seine mitgesel- len. M. Zacharias Hogelius in seinem weisen Gama- liel p. 292. gedencket. Auch erzehlet Warner in seiner beschreibung der Vision en p. 43. von unteꝛschiedlichen personen/ welche die von Waꝛ- nern auffgesetzten weissagungen an gewisse orte uͤberbringen und bekant machen muͤssen/ und zwar/ wie er p. 44. dazu setzet/ nach dem einem von diesen maͤnnern zwey Engel erschienen/ die ihn bestraffet/ daß er die Prediger daruͤber zu rath gefragt. Ferner berichtet er p. 35. daß ihm Reich- hards an- fang zu prophe- zeyen. der HErꝛ anno 1635. in einem lichte gezeiget ha- be einen/ namens Georg Reichhard/ einen Schulmeister zu Seehaufen/ einem Dorff nahe bey Leiptzig. Diesem habe er damals von GOttes wegen aufferlegen muͤssen/ daß er nun- mehr an Warners statt treten/ und dem suͤndi- gen volck in Sachsen GOttes willen weiter an- kuͤndigen solte. Er habe sich zwar anfangs sehr dawider gewehret/ so gar/ daß er/ wie ihm War- ner zuvor gesaget/ schwerlich kranck worden. Endlich aber habe er dem HErꝛn versprochen zu gehorchen/ und sey wieder gesund worden. 17. Dieser mann hat nun in selbigen zeiten/ Seine schrifften. zumal um das jahr 1640. u. f. verschiedene schrifften in dieser sache publici rt/ und ist nach- gehends zu Roͤsa/ einem andern Dorff bey Leip- tzig wiederum Schul-und Kirchen-diener wor- den. Die eine kam anno 1637. heraus uͤber die stadt und land Luͤneburg. Ferner eine anno 1639. mit |dieser auffschrifft: Zwey wahrhafftige Visiones, gesichter und offenbarungen/ welche Georgio Reichharden anjetzo Schul-und Kirchendienern zu Koͤsa/ 3. meil weges von Leiptzig/ durch den geist des HErꝛn sind fuͤr augen gestellet wor- den/ ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. Jahr MDC. biß MDCC. den/ uͤber etliche fuͤrnehme Handel-und An-See-staͤdte/ fuͤrnemlich aber uͤber die stadt Bremen/ Luͤbeck/ Hamburg/ Ro- stock/ Luͤneburg/ Braunschweig/ Mag- deburg und andere nahe angraͤntzende mehr Darinnen gezeiget und gemel- det wird wie truͤbselig es uns menschen- kindern (durch GOttes verhaͤngnis) noch ergehenwird/ woferne nicht recht- schaffene wahre reue und busse (als biß daher leider GOtt! geschehen) erfolgen wird; allen treuen Christlichen wahren religions-und Augspurgischen Confes- sion s-verwandten zur warnung und gu- teꝛnach richtung an tag gegeben. Halle/ 4. weiter in eben selbigem jahre: Eine Goͤttliche offenbarung von der rechten pruͤfung der guten und boͤsengeister/ und dergleichen mehr. Und diese nebenst den uͤbrigen in der zahl 100. sind hernach zusammen heraus gegeben worden. Von diesen offenbarungen hat D. Fa- bricius in der Probatione p. 158. geurtheilet/ Urtheil davon und inhalt/ daß darinne keine phantastische grillen/ vielweniger teuffels-wercke stecken/ son- dern daß sie durch den eventum taͤglich mehr bestaͤrcket wuͤrden. Die materi e die- ser vision en gehet auch auff den damaligen zu- stand derer religions-partheyen/ und ihren ge- fuͤhrten krieg untereinander/ vornemlich aber auff den kuͤnfftigen zustand der kirchen/ und die ausbreitung und offenbarung des ewigen Evan- gelii/ auff den untergang Babylon und die voͤl- lige ausbreitung des Reichs CHristi. von dem ewigen Evange- lio. 18. Davon finden sich viele oͤrter so wol in Warners als Reichharts Vision en; zum exem- pel/ wenn dieser im 5. theil num. 28. p. 59. schrei- bet: Diß hat der Geist des HErꝛn gewiß zu mir geredet/ daß das ewige Evange- lium/ soll in der drittenzeit nach Aposto- lischer einfaͤltiger weise lauter und klar geprediget werden/ und werden die von GOtt er weckte und beruffene maͤnner einen anfang machen bey den Juͤden zur dritten zeit. Von der zerstoͤrung des Pabsthums redet er weitlaͤufftig p. 56. u. f. 62. 86. u. f. 101. 111. 148. und von bekehrung der Juͤden und Heiden in der 64. Vision; und Falsche deutung und appli- cation solcher weissa- gungen. dergleichen expressiones stehen gar viel bey ihm/ welche denn theils von andern auff die aller- naͤchsten jahre gedeutet/ und die zerstoͤrung Roms/ und derer Roͤmisch-Catholischen Po- tentaten alsbald gehoffet worden/ ungeacht der Auctor selber keine gewisse zeit gesetzet// sondern nur muthmaßlich insgemein gere- det/ wie sonderlich aus der 4 0 . Vision p. 79. zu sehen. Und hieran haben sich nun unterschiedliche gestossen/ daß sie Reich- hards aussage vor falsch gehalten. Vid. Ar- noldus Mengering Informator. Con- scient. Evangel. Dominic. XXV. Trinit. p. 110. Baringius l. c. p. 83. Minister. Tri- polit. in der lehr-und schutz-schrifft p. 17. Stolterfot Considerat. Apologet. p. 435. Diese Scribent en mißbillichen Reich- harts vortrag meistens deßwegen/ daß er auff ordentliche Prediger also auffgiesse/ wie Stoltetfot l. c. redet. Und dieses hat er eben mit folgenden und andern worten verdienet/ wenn er zum exempel in der 73. vision von den Ministeriis zu Luͤbeck/ Hamburg und Luͤneburg schreibet/ daß sie zugleich mit denen Chur- Jahr MDC. biß MDCC. saͤchsischen einmal wuͤrden gereiniget und gefeget werden/ und also die hohen/ uͤbermuͤtigen/ auffgeblasenen gestraf- Klagen uͤber die Prediger/ fet und gleichsam retormiret, welche mehr auff menschen-satzungen traueten und ihren eigenen nutz suchten als GOttes amt und ehre. 19. Jngleichen in der ersten vision uͤber die An-see-staͤdte: Etliche Priester selbst sa- und ihre angemaste unbetrieg- lichkeit. gen: Trotz einem/ der unssoll meistern ꝛc. Nun harre nur ein wenig/ es wird wol einer kommen/ der sie meistern wird/ und wenn sie gleich in festen staͤdten sitzen/ sollen sie doch nicht verschonet werden. Ach wie uͤbel wirds den fꝛechen Priesteꝛn noch ergehen/ welche ihre schaͤflein nicht treulich weiden. Und ferner in der vision von pruͤffung der geister: Wenn ein Predi- ger gutes prediget/ und ist selbsten ein grund-bube und machet sich selbst ver- werfflich/ der aͤrgert nicht menschen al- lein/ sondern ist auch aͤrgerlich fuͤr Gott/ und ein greuel fuͤr CHristo; und fuͤrs an- deresuͤndigeter auch wider den H. Geist. —— Es ist nicht gnug/ daß die jetzigen Prediger aufftreten und sagen: Hier sind die propheten/ die solt ihr hoͤren; aber ich sage euch/ ihr menschen-kinder/ daß die Propheten/ die auf sich selbst weisen und sagen: Hier sind wir Propheten/ nicht seynd die rechten/ sondern die falschen Prophe- ten; das ist/ die die Propheten zwaꝛ lesen/ und halten sie selber nicht; denn sie sind gleich den Pharisaͤern/ die den leuten schwere lasten aufflegen/ aber sie ge- dencken dieselbigen selber nicht mit ei- nem finger anzuruͤhren/ darum an ihren fruͤchten solt ihr sie erkennen/ welches die guten und rechtmaͤßigen Propheten seyn; das ist/ welche ihren recht maͤßi- gen beruff haben. Denn der beruff von menschen ist gar gering zu achten/ ohne wirckung GOttes des H. Geistes. Der beruff aber/ der von GOtt koͤmmt/ der weiset sich viel anders aus. Jedoch sind die mittel/ die von GOtt bey den men- schen geordnet seyn/ nicht zuverworffen/ wenn sie nur rechtmaͤßig gebraucht wer- den. Aber die menschen sind verfuͤhret durch des teuffels betꝛug/ und wiꝛd nicht ehe besser bey Priestern und Leviten/ ja auch bey dem gemeinen mann/ es komme denn eine trockene suͤndflut/ und solche straffen/ damit sie vertilget und ausge- rottet werden/ und sie kein volck mehr seyn/ spricht der geist des HErrn. Unge- achtet aber dieser und dergleichen scharffen expression en findet man doch nicht/ daß diesem Reichhart oder denen andern beschrie- benen personen entweder durch harte gefaͤngniß oder sonst ein hartes tractament das maul sey gestopffet worden/ wie zu anderer zeit wol gegen solche leute bißweilen geschehen ist. Vielmehr gebens die historien/ daß nicht wenig verstaͤn- dige/ und auch wol Hohe personen etwas bessers und hoͤheres bey solchen begebenheiten erkant/ als etwa gemeiniglich die Clerisey. Deñ diese hat sich immer als ordentliche Propheten auffge- fuͤhret/ und also die ausserordentlichen um ihres Interesse Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen Jahr MDC. biß MDCC. interesse willen verworffen. Jaes hat sich biß- weilen zugetragen/ daß auch wol hohe personen selbst durch allerhand Goͤttliche traͤume und gesichter gewarnet worden. Exempel hoher per- sonen; Gustavi Adolphi, 20. Wie denn auch in unserm vorhaben den 1631. jahr dem beruͤhmten Koͤnig in Schweden Gustavo Adolpho vor der schlacht/ welche den 7. Sept. bey Leiptzig vorgefallen im traum vor- gekommen ist/ wie er den General Tilly bey den haaren gefasset/ und von ihm in den lincken arm gebissen worden. Welches denn hernach in der schlacht durch den erlittenen verlust der Chur- Saͤchsischen erfuͤllet war/ wovon Johannes Phi- lippus Abelinus in der Continuation der hi- storischen Chroniea p. 412. und Martinus Zei- lerus in den traurigen geschichten p. 194. schrei- ben. So kam auch anno 1627. eine relation einer erscheinung heraus/ welche dem Koͤnig in Christiani IV. Dennemarck Christiano IV. geschehen/ dem der HErꝛ CHristus in einer leidenden gestalt mit einem Rohr in der hand und dornen-kro- ne sitzend gezeiget worden/ daruͤber ein ungenanter eine auslegung gemachet hatte/ unter dem titul: Wolmeinende erklaͤrung dieses bildes/ welches Koͤnigl. Majestaͤt zu Dennenmarck den 8. Decembris fruͤh morgens um 5. uhr abgewichenen 1625. jahrs zu Rodenburg/ da Jhr Koͤnigl. Majestaͤt ihre eigene und deꝛbetꝛaͤngten noth dem Allmaͤchtigen demuͤthiglich vorgetragen/ erschienen. Daß wir aber wiederum in die ordnung der zeiten kommen/ so schrieb in diesem 1631. jahr ein Jtaliaͤner/ Juli- us Cæsar Recupitus, eine historie de Incendio Vesuviano, oder wie der berg Vesuvius dazu- mal durch sein feuer-speyen selbige ge- gend in Jtalien erschrecklich verbrannt Eines Jtaliaͤni- schen Bauers weissa- gung. und verwuͤstet haͤtte. Hierinne versichert er p. 60. daß 2. jahr zuvor ein bauersmann da- selbst/ namens Johannes Camillus, alles dieses ungluͤck zuvor verkuͤndiget haͤtte. Man habe aber denselben einfaͤltigen mann/ der bey seiner einmal gethanen aussage bestaͤndig geblieben/ nur verspottet und verlachet/ biß denen unglaͤu- bigen endlich der glaube in die haͤnde kommen. Eines Schnei- ders bey Leipzig. 21. Noch in diesem jahr ist um die zeit/ da der Convent zu Leiptzig gehalten worden/ nahe dabey zu conitz im stifft Wurtzen ein Exulante, seines handwercks ein schneider/ mit unterschied- lichen erscheinungen ausgebrochẽ/ welche er von einem Engel gehabt habe. Die visiones abeꝛ habẽ nur den damaligen krieg und dessen ausgangbe- troffen/ und sind in dem so genannten paß- port des mitternaͤchtischen postreuters n. 110. p. 61. zu lesen. Jm folgenden 1632. jahr ist Hermañs von der Hude of- fenbarun- gen. uͤber den gesichten eines bauersmanns im Fuͤr- stenthum Luͤneburg/ namens Hermann von der Hude/ viel auffsehens gewesen/ der zu Egeln in deꝛvogtey Soltau gewohnet/ und denen leuten/ sondeꝛlich auch denen Predigern zu Zelle/ von sei- nen gehabten Englischen erscheinungen und offenbarungen kund gethan/ wie denn dieselben auch in diesem und folgendem jahre eintzeln nacheinander/ und zuletzt zusammen in 8 vo. zu Hamburg anno 1682. in druck gekommen/ un- ter dem titul: GOttes offenbarung in dieser letzten zeit. Es hat aber alsbald an- Wezelii schrifft dagegen/ no 33. M. Joh. Wezelius Superint. zu Zelle ei- ne Predigt/ neben einem bedencken wider diese offenbarungen/ herausgegeben/ darinnen er in der vorrede erzehlet/ daß dieser Hermann unge- Jahr MDC. biß MDCC. fordert zu ihm dem Superintendent en gekom-“ men/ seine erscheinung/ die er in Zelle gehabt/“ erzehlet/ welches jener denn auffgezeichnet/ und“ einer andern person communici rt/ daher es“ nachmals gedruckt worden. Darauff sey“ dieser Hermann von dem gantzen Ministerio “ zweymal scharff examini rt worden/ auch hart„ und exa- men. darauff bestanden/ daß ihm wahrhafftig“ etliche geister erschienen/ und er solche“ worte/ wie sie der Pastor zu Solta auff-“ gesetzet/ von ihnen gehoͤrt haͤtte/ wel-“ ches denn die Prediger dahin muͤsten“ gestellet seyn lassen. “ 22. Jm bedenckẽ selber schreibet das Ministeriũ Der Pre- diger ge- staͤndniß hievon/ zu Zelle p. D. 1. u. f. Es habe sich aus dem Ex- amine nichts arglistiges oder bedenckli- ches weder wegen seines glaubens oder lebens oder anderer consideration en hal- ben befunden/ ohne eine curiosit aͤt diß und jenes zu wissen/ und eine neigung zur melancholey. Sonsten scheine er ein guter/ frommer und einfaͤltiger mann zu seyn/ wie ihm auch sein pfaꝛrer zeugniß gebe/ und moͤchten ihm diese gesichte/ wie er gesaget/ wol begegnet seyn. Sie bekennen ferner/ daß der geist/ so ihm erschienen/ anfangs der sache einen feinen schein gegeben/ indem er die leute zur busse und gebet habe ermah- nen wollen: Doch fuͤhren sie folgende be- und ange- fuͤhrte ur- sachen. denckliche dinge daraus an/ weßwegen sie diese offenbarungen nicht vor gut halten wollen: 1. Weil der geist sage: Jn Goͤttlichen sachen fuͤhre man kein zeugniß. 2. Weil er die solda- ten zu fleißigem gebet anmahne/ nicht aber am selbigen ort zur busse oder Got- tesfurcht. 3. Daß er dem Hermann ver- sprochen/ essolte ihm schon gesaget wer- den/ was er reden solte/ welches doch bey dem Examine des Ministerii nicht erfol- get/ und dergleichen einwuͤrffe mehr/ deren wichtigkeit und absicht ein verstaͤndiger Leser er- kennen wird. Darunter auch die beschwe- rung ist/ daß der geist uͤber die Phariseer und Schrifftgelehrten geklagt/ die al- les nach der vernunfft gruͤbeln wolten. Und deßwegen nennet der gedachte Super- intendens diesen einfaͤltigen mann spott- weise einen narrant en/ und will durchaus beweisen/ daß solche erscheinungen von kei- nem guten geist hergeruͤhret. Die mater ie sol- cheꝛ vision en ist aus deꝛ gedachten neuen edition, die aber nicht seltsam ist/ zu sehen/ und gehet meistens auf buß-vermahnungen/ auf den damaligen zustand der Religion/ und des gemeinen wesens/ und dergleichen. Und weil nicht alles dem Buchstaben nach und flugs in selbigen Jahren gaͤntzlich erfuͤllet worden/ so haben unterschiedliche Prediger ihrer gewohn- heit nach die Sache uͤberhaupt verworffen/ wie bey Wezelio l. c. Baringio l. c. p. 82. Stolterfoten Considerat. Apologet. in Præfat. Pfeiffern in Anti-Enthusiasmo Cap. IV. pag. 258. zu se- hen. 23. Noch im selbigen jahr lebte eine Adeliche Annaͤ von Meden weissa- gungen. gottsfuͤrchtige Matron in Curland/ namens An- na von Meden/ von welcher Christoph. Barthut im unverfaͤlschten Catechismo Lutheri p. 109. berichtet/ ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. Jahr MDC. biß MDCC. berichtet/ daß sie von denen uͤber die gantze“ Christenheit schwebenden plagen herrliche sa-“ chen geoffenbaret/ wie auch von der zukuͤnffti-“ gen bekehrung der Juͤden/ Tuͤrcken und aller“ Heiden.“ Wie aber eigentlich ihre bezeugun- gen hievon gelautet/ kan ich dißmal nicht be- richten/ weil mir nichts davon weder gedruckt noch geschrieben zu handen kommen. Gleich wie auch von des Maͤrckischen Edelmanns/ Oppens. Davids von Oppen/ seinen sachen/ dessen dieser Auctor eben das e lbst auch gedencket/ wie er nemlich von GOTT durch etliche wun- derbare Offenbarungen noch hoͤher geadelt worden. D. Fabricius schreibet im gedachten buch pag. 158. nur dieses davon: Die Marck Brandenburg hat es in den naͤchsten Jahren weidlich empfunden/ was der wohl-Edle David von Oppen auf Cos- senblad Erbsaß/ in etlichen entzuͤckun- gen von seinem Vaterland und dessen herbeynahendem unfall eingenommen und folgends verkuͤndiget hat. Jnmas- sen dann dieselbige seine gehabte ent- zuͤckungen ordentlich nach einander be- schrieben/ und zu Franckfurt an der Oder anno 1632. gedruckt seyn. So ist auch nachgehends eines andern Edelmanns aus Einsie- dels. Meissen/ Abrahams von Einsiedel/ seine Vision publici rt worden/ und noch eines an- dern von Salfeld/ welche mir aber gleichfalls nicht zu handen kommen sind. Einer magd zu Koͤnigs- berg. 24. Jm Jahr 1633. wird von Christo- phoro Hartknochen in seiner Preußischen Kirchen-historie Lib. II. cap. IX. pag. 584. fol- gendes erzehlet: Eine Magd aus dem Sehsti- schen Amte buͤrtig/ hat zu Koͤnigsberg/ da sie im Loͤbenicht bey einem Raths-Verwandten gedienet/ sonderliche Offenbarungen vorgege- ben: Nemlich sie brachte vor/ daß sie den 24. Septembr. zwischen 2. und 3. uhr Nachmirtag/ als sie auf ihrer Frauen geheiß/ deroselben bet- te zumachen/ hinauf in die Schlaff-kammer gegangen/ unversehens mit furcht und schrecken uͤberfallen/ und als sie sich umgesehen/ eines Juͤnglings in langen weissen kleidein gewahr worden/ welcher ihr in Polnischer Sprache zu- geruffen: Fuͤrchte dich nicht/ du solt mit mir an einem lieblichen orte/ da man be- tet und singet/ erscheinen. Weil aber die magd sich entschuldigt/ weil sie sich nicht weiß angekleidet/ und auch keine schuhe angehabt/ so hab ihr der Engel geantwortet: Er wolte sie an einen solchen ort bringen/ da sie keine kleider beduͤrffte/ auch keine kaͤlte und frost leiden wuͤrde; darauff hat er sie durch eiserne trallien hinweg gefuͤhret/ und sie also auf einem wagen/ den vier pferde gezo- gen/ in die wolcken geruͤcket/ und fuͤr GOTT den HErrn selbst gestellet. Denselben hat sie an einem gruͤnen lieblichen orte/ dessen schoͤn- heit sie nicht gnugsam ausreden konte/ in ei- nem weissen kleide und einem grauen Bart si- tzend gesehen; Neben ihm haben unzehlich viel Engel gestanden/ auch viel fromme Christen in hellen weissen kleidern an tischen gesessen/ und beydes in Teutscher und Polnischer Sprache gesungen/ derer worte und weise ihr auszuspre- chen unmuͤglich/ unter denen sie doch nur we- nige/ als ihre Frau samt ihren Kindern/ ihren seligen Vater und ihre Mutter/ so noch da- zumal am leben war/ erkant. Daselbst hat Jahr MDC. biß MDCC. GOTT zu ihr gesagt/ als sie sich fuͤr dessen angesicht entsetzet: Fuͤrchte dich nicht; bist du doch mein kind/ und glaubest an Chri- stum JEsum: Du solt bald wieder in jene welt gebracht werden/ zumal/ weil dein Herr und Frau sich deinetwegen sehr bekuͤmmern. Du solt aber deiner Herrschafft anmelden/ daß sie auf allen Cantzeln zu Koͤnigsberg diese ge- schichte verkuͤndigen lassen. Auch solt du s e lbst jederman vor aller hoffart warnen/ insonder- heit vor der kleider-hoffart/ als den krummen flechten/ grossen dratten/ kollern/ auch den schu- hen mit grossen absetzen und brillen/ und der- gleichen hoffaͤrtigen kleidern mehr. 25. Als sie nun 36. stunden also hin weg ge- wesen/ hat sie obgedachter fuͤhrer am 26. Sept. um 3. Uhr morgens bey verschlossenen thuͤren eben durch dasselbe fenster und trallien/ durch welche er sie weg gefuͤhrt/ wiederum in die schlaff-kammer gebracht/ von dannen sie herab in die kuͤche gegangen/ und ferner an der wohn- stube angeklopffet/ aber weil die andere magd daselbst fest geschlaffen/ hat sie im hause in ziemlicher kaͤlte sich behelffen muͤssen/ indessen aber gebetet und gesungen biß gegen 5. uhr/ da- sie abermal angeklopffet/ dadurch die magd er- wachet/ und sie endlich eingelassen. Darauff hat sie gantzer 14. tage darnieder gelegen/ und uͤber hauptweheuñ schwachheit geklaget. Sie ist her- nach auff begehren ihrerfrauen von unterschie- denen Predigern besucht worden/ vor denen sie dazumal/ wie auch hernach/ da sie gesund wor- den/ dieses alles bestaͤndig ausgesagt. Dieses alles wird daher desto glaubwuͤrdiger gemacht/ weil sie droben auff der schlaff-kammer/ als ihr zu aller erst der Engelerschienen/ ihrer mitdiene- rin geruffen/ daß sie auch hinauff kommen sol- te/ welche auch das ruffen gehoͤret/ aber zu ihr nicht hinauff gegangen. Item, weil sie bald darauf von ihrer herꝛschafftin dem gantzen hau- se und in allen winckeln desselben mit solchem fleiß gesucht worden daß wenn es auch eine na- del gewesen waͤre/ so haͤtte man sie finden koͤn- nen. Dadurch ist es auchgeschehen/ daß viele verstaͤndige leute dieser relation glauben gege- ben/ so daß dieselbe auch von dem M. Friderico Stimmero schrifftlich verfasset/ und der nach- welt als ein sonderbares wunder vorgestellet worden. Nichts destoweniger sind doch auch im gegentheil einige gewesen/ die so leicht nicht diesem haben wollen glauben beymessen/ son- dern sich eines betrugs besorgt/ wie sie denn auch in dieser ihrer meinung nicht fehl geschla- gen/ inmassen nicht lange hernach der betrug offenbar worden. 26. Jn denen naͤchst folgenden jahren ha- ben die bißher beschriebenen personen/ sonderlich Warner/ Reichhard und Hude mit ihren pro- phezeyungen immer weiter continui ret/ und sind sonsten ausseꝛ diesen nicht eben so viele mehr/ als zuvor/ auffgetretten. Doch ist sonderlich von denen Scribent en als etwas notables auffge- Eines maͤgd- leins zu Sprem- berg. zeichnet worden/ was zu Spremberg in der Nie- derlausnitz mit einem maͤgdlein anno 1642. vor- gegangen. Hievon stehet im Theatro Europ. To. IV. p. 972. kuͤrtzlich dieses: Es seyda- selbst ein junges maͤgdlein verzuͤcket und verruͤcket worden/ so von zukuͤnfftigen A. K. H. Dritter Theil. G g seltza- Th. III. C. XXIII. Von denen bekantgewordenen Jahr MDC. biß MDCC. seltzamen dingen geweissaget. Jm selbi- gen jahr aber kam ein ausfuͤhrlicher bericht her- auß mit der auffschrifft: Relation und be- richt von einem maͤgdlein zu Spꝛembeꝛg ihres alters 12. jahr/ so zu unterschiedli- chen zeiten in verzuͤckung gelegen/ nach solchem eine grosse verwandelung an ih- remleibe sich befunden/ hernach allerley GOttselige reden/ buß-und straff-ver- mahnungen von sich hoͤren lassen/ al- les mit zugethanem munde innerlich/ je- doch gar vernehmlich/ welches von viel hundert menschen mit grosser verwun- derung taͤglich gesehen und gehoͤret worden. Jngleichen straffet/ sie die uͤbermachte grosse hoffart prophezeyet wegen des jetzigen kriegs-wesens/ nen- net viel leute und oͤrter mit namen/ ver- mahnet ohne unterlaß zur busse/ treibet maͤnniglich zum fleißigen gebet/ saget/ was sie redet/ rede sie nicht/ sondern der Heil. Geist in ihr thue es/ ja sie redet solche worte/ welche jedermann zur hoͤchsten verwunderung bringen. 27. Hierinne wird erzehlet/ daß der Pfarrer daselbst ihre reden alle fleißig auffgeschrieben/ welche denn besagter massen auff die gegenwaͤr- tigen kriegs-haͤndel und auff die bekehrung der leute zielten. Sonderlich ist merckwuͤrdig/ was p. A. 3. stehet/ daß sie bißweilen ein paar stunden lang eine schoͤne predigt zu thun pflege; und noch merckwuͤrdiger/ daß der Pfarrer dazu stille geschwiegen/ und diese predigten gar nachgeschrieben/ auch nicht/ wie insgemein geschiehet/ dergleichen pre- digten verworffen oder garverlaͤstert. Daselbst wird auch versichert/ daß das maͤgdlein alle die- jenige zuvoraus gekennet/ welche aus boßheit ihre reden vor fantaseyen halten wuͤrden/ und daß sie ihren leiblichen vater vor verdammt ge- halten/ wenn er nicht busse thun wuͤrde. Unter andern ihren reden/ die sie bey der entzuͤckung gefuͤhret/ hat sie mit grossem weinen/ haͤnde winden/ und andern bewegungen gesprochen: GOTT Vater thue es nicht! Engel GOttes thue es nicht! denn sie sagen/ sie wollen fromm seyn. Engel GOT- tes thue es nicht! Die stadt wird sich wolbekehren/ laß es nur seyn/ und thue es nicht/ du thuest grossen schaden in der stadt/ eine starcke hand hab ich uͤber dich gemacht/ thue es dißmal nicht/ du Engel Gottes! sie sagen ja/ sie wollen sich bekehren, Hierauff ist sie auff das angesicht gefallen/ bald auff die knie mit auffgehabenen haͤnden/ und hat zuletzt gesagt: Nun ihr leu- te/ ich kan es bey GOtt nicht erbitten/ leidet es nur mit gedult. Herꝛ JEsu/ segne die frommen/ Ach HErꝛ GOtt/ behuͤte die frommen/ und schlage eine wagen- burg um die frommen/ um deines lieben Sohnes willen. Darauff viele andere be- denckliche ermahnungen hinzugethan. Wie sie denn auch mit sehr lieblicher stimme ein un- bekanntes lied von der him̃lischen freude gesun- gen/ im thon: In dulci jubilo. Nach der zeit hat sich fast die gantze burgerschafft und alles volck auff dem marckt versam̃let/ dahin dieses maͤgd- lein sich tragen lassen/ und eine lange zeit gepre- diget/ auch mit denen leuten unterschiedliche lie- der gesungen/ wie am ende derselben Relation Jahr MDC. biß MDCC. versichert wird. 28. Von eben einem solchen zwoͤlffiaͤhrigen kinde stehet im gedachten Theatro T. v. p. 325. Eines knabens in Thuͤ- ringen. folgendes: Es ging anno 1644. mit eines ar- men mañes sohn von 12. jahren zu Bruͤck in Thuͤringen nahe bey Blumberg den 24. Martii etwas sonderliches vor. Die- ser knabe war sehr kraͤtzig und wie aussaͤ- tzig/ so daß ihm die gemeine kirch und haͤuser verboten waren/ und ihn seine eigene eltern verliessen. Er wurde aber am selbigen tage entzuͤckt/ sagte von vielen wunderbaren sachen im himmel und hoͤlle/ sein leib lag alstodt/ die seele aber hoͤrte man in einer kirchen gegen uͤber neben andern stimmen gantz lieb- lich singen/ doch nichts deutlicher/ als: Sanctus, lanctus, sanctus, Deo Gloria und Hal- lelujah. Wenn das singen aus war/ so regte sich der leib wieder/ und die Geist- lichen sassen und schrieben auff/ was er redete. Ein Lieutenant kam mit 20. reutern eine halbe meile davon/ dassag- te der knabe lange zuvor. Bald wurde er auch am leibe gantz heil und schoͤn/ blieb doch allezeit auff der banck und stroh liegen: Die aussage wurde von dem Beamten hinterlegt und auffgeho- ben. Und diese seine aussage ist auch/ wie ge- meiniglich geschiehet/ versteckt und verschwie- gen blieben/ so daß man nichts weiter von dieser sache findet/ als was etwan Martinus Zeile- rus im andern Tomo seiner historischen sendschreiben p. 732. gedencket/ wiewol nur mit solchen umstaͤnden/ die wir itzo schon aus dem Theatro gehoͤret haben. 29. Jn diesem VI. Tomo wird auch p. 230. er- Eines Studiosi zu Dan- tzig. zehlet/ daß anno 1647. im monat Septemb er zu Dantzig ein Studiosus bey der Obrigkeit/ und dem Lutherischen Ministerio sich angegeben/ wie er visiones haͤtte/ und eiffrig ange- trieben wuͤrde/ ihnen viel veraͤnderun- gen anzudeuten. Er habe auch seinen befehl mit uͤbernatuͤrlichem fasten bekraͤfftiget/ und uͤber die stadt Dan- tzig oͤffentlich wehe rufsen wollen/ sey aber dar an verhindert worden. Die- ses hat auch damals die Franckfurtische Re- lation num. 27. pag. 92. bekraͤfftiget/ woraus es Andreas Carolus T. I. Memorab. Eccl. L. V. c. 74. pag. 1154. wiederholet/ der aber diesen menschen vor einen fanaticum, und sein fasten vor erdichtet ausgeben will/ auch ruͤhmet/ daß man ihn an seinem fernern vorhaben gehindert haben. Wie er auch daselbst aus gedachter Jn Schwe- den. Relation eines andern menschen gedencket/ der in Schweden groß ungluͤck prophezeyet/ und so verwegen gewesen waͤre/ daß er auch die angeschlagene Koͤnigliche Patenta abgerissen/ und einen Goͤttlichen befehl vorgeschuͤtzet. Man haͤtte ihn deßwegen ins gefaͤngniß gelegt/ und dahin gebracht/ daß er seine thorheit bekant/ und abgelassen. Drauff haͤtte man ihn von Stockholm nach Luͤbeck geschickt/ und waͤre von jedermann vor einen narren gehalten wor- den. Das Theatr. Europ. meldet fast eben die- se umstaͤnde von diesem menschen p. 295. und nennet ihn M. Presweccium, setzet auch dabey/ er habe gegen die Koͤnigin und andere gar seltza- me reden gefuͤhret/ und noch dazu beweiß aus der schrifft angezogen. 30. Jm ausserordentlichen dingen von anno 1630. biß 1640. Jahr MDC. biß MDCC. 30. Jm folgenden 1648. jahr wird etwas seltzames erzehlet/ so zu Guͤstrau im Mecklen- burgischen geschehen seyn soll. Nemlich es soll Eines kindleins zu Guͤ- strau. daselbst in einer kirchen ein nackendes kindlein gefunden worden seyn/ welches der Pfarrer tauffen wollen/ als er nun bey dem actu die ge- vattern gefragt/ ob das kindlein solte getaufft werden/ habe das kind selbst uͤberlaut geantwor- tet: Nein/ ich bin vom Heil. Geist ge- sandt/ euch zu ermahnen/ daß ihr busse thut. Und darauff sey es ihm augenblicklich Eines schaff hir- tens. unter den haͤnden verschwunden. Wie im an- gezogenen VI. theils p. 632. zu lesen ist. Wo- selbst denn auch von einem schaͤffer bey Ham- burg zu Langenhorn/ namens Hermann Rich- ter/ berichtet wird/ wie deinselben Anno 1648. unversehens 3. weisse schoͤne personen er- schienen/ die zu ihm gesagt: Gehe hinein und lege dich/ denn du solt 3. tag und nacht stumm seyn/ und weder hun- gern noch duͤrsten. Dieses sey auch wirck- lich geschehen/ und nach den 3. tagen habe der schaͤffer wieder geredet/ und geschrien: Wehe/ wehe/ wehe uͤber die gantze Christenheit/ wo sie sich nicht bekehrt. ꝛc. Man habe auch deswegen im Mecklenburgischen einen sonderli- chen bet-tag angestellet. Hans Keils/ 31. Noch in diesem jahr ist bey Tuͤbingen ein wintzer oder weingaͤrtner/ namens Hans Keil von Gerlingen/ bekant worden/ welcher gesaget/ es waͤre ihm auff dem feld ein Engel erschienen/ der ihm befohlen/ die leute zur busse zu vermah- nen/ auch zum zeichen alsbald einen wein-reben blut schwitzen lassen: Nachdem nun ein grosser zulauf zu diesem manne worden/ so gar/ daß offt 2. biß 3000. personen zu ihm gekommen/ wie C. Tobias Wagner in seiner hievon gehalte- nen Propheten-predigt (unter den Casual- dessen hartes tracta- ment. predigten) p. 740. klaget/ haben die Prediger es dahin gebracht/ daß der mann ins gefaͤngnis geworffen/ und die von dieser sache gedruckten Relationes confiscir et worden. Da er nun bey der Inquisition scharff bedrohet worden/ und nicht allezeit (vermuthlich aus furcht) mit ei- nerley worten geantwortet: hat man ihn gar auff dietortur gebracht/ wie D. Joh. Valent. An- dreæ in seinen Epistolis Selenianis pag. 425. D. Wag- ners eiffer dagegen/ hievon schreibet. D. Wagner hat darauff die gedachte Predigt wider ihn oͤffentlich gehalten/ nachdem er von dem obengedachten streit wider Joh. Warnern gegen solche leute am meisten erbittert gewesen/ darinnen er diesen mann als einen leut-land-und kirchen-betruͤger beschreibet/ und zwey argumenta wider ihn an- fuͤhret: 1. Von nichtigkeit eines unmit- telbaren beruffs seit der Apostel zeit biß auff diese stunde. 2. Von eitelkeit und falschheit des eigenen aussagens dieses Propheten. Bey diesen letzten fuͤhret er des- sen folgende worte als falsch und erlogen an: Der HErꝛ habe die gantze Christenheit mit krieg und blutvergiessen/ hunger/ theuerung und pestilentz heimgesucht/ aber kein mensch kehre sich dran. Sein Herꝛ JEsus klage uͤber den schaͤndlichen ehebruch und hurerey/ welcheslaster bey allen menschen so gemein sey/ daß es fuͤr keine suͤnde mehr geachtet werde: ja die gantze Christenheit stecke aller| un- Jahr MDC. biß MDCC. zucht voll/ sie werdenbald aͤrger als das dumme vieh/ ꝛc. Und dergleichen klagen uͤber hoffarth/ schinderey/ wucher/ fluchen/ spielen und dergleichen mehr/ welche D. Wagner da- selbst theils als unnuͤtze und erlogen verwirfft/ theils mit allerhand ausfluͤchten und sophisti- schen verdrehungen verspottet. 32. Allein dieser mann mag vermuthlich der- weil die Clerisey besch aͤ - met wor- den. gleichen zorn damit hauptsaͤchlich verdienet ha- ben/ daß er/ wie Wagner p. 556. schreibet/ |unter andern gesagt: Es klage der HErꝛ JEsus uͤber das Priester amt und den grossen geitz der Geistlichen; wenn sie sollen der gemeine das H. Evangelium auslegen und predigen/ so seyen sie zwar mit dem leibe auff der cantzel aber mit dem sinn im weinkeller oder auff dem kornboden und auf dem acker/ oder bey dem beutel/ das sey ein greuel fuͤr dem Herꝛn. Hier ver- raͤth D. Wagner seinen verdruß mit deutlichen worten/ und neñet diese klage eine real und ver- bal schaͤndung wider das predig amt von diesem schand-propheten: muß aber deñoch dabey gestehen/ daß unter den Ministeriis solche geitzhaͤlse seyen/ welche vor geitz ihrer Bibel vergessen/ ꝛc. Und um dieser und dergleichen zeugnisse willen haben ihn nun die Prediger bey der Obrigkeit angegeben/ daß er endlich als ein betruͤger zur staupen geschlagen/ und des landes verwiesen worden/ wie Melchi- or Sylvester Eckartus in Christ. Mor. p. 77 er- zehlet/ der ihn einen einfaͤltigen menschen nen- net/ qui nec arare nec natare doctus. Nichts Zeugnisse vom blut- zeichen. desto weniger hat der Pfaꝛrer zu Heilbronn M. Conrad Hiemer hievon eine warnungs-pre- digt drucken lassen/ und das oben gedachte blut- zeichen selbst bekant/ da er p. 23. geschrieben: Es bleibet einen weg als denandern dieses gewiß/ und wehe/ daß in dem weinberg daselbst das blutschweissen und trieffen der reben sich zugetꝛagen hat/ der augen- schein ist leiter vorhanden. — Gebuͤh- ret sich demnach in alle wege/ und ist ei- ne hohe nothdurfft/ daß wir das blut- schweissen und blut-regnen als ein son- derbares von GOtt geschicktes zeichen erkennen und zu hertzen nehmen. Es ge- stehet auch D. Wagner selbst p. 760. daß der Pfarrer des orts nebenst denen Fuͤrstli- chen Commissariis wahrhafftig im au- genschein befunden habe/ wie 6. abge- schnittene reben blutig gewesen/ und 280. reben mit blut getropffet haben; gleichwol setzet er dagegen/ GOtt bestaͤtige die luͤgen-predigt falscheꝛ Pꝛopheten mit keinem wunder werck. Und ferner ziehet er p. 763. diese usus heraus: Man solte sol- chen Propheten nicht so auffsitzen/ und sie respectir en/ sondeꝛn dem Pfarrer gehoꝛ- chen/ der krafft seines beruffs auff oͤf- fentlicher cantzel da stehe. p. 765. Item: Die Obrigkeit solte sich vor solchen Pro- pheten als auffruͤhrern huͤten/ und die Prediger desto lieber haben/ denn die Wort-prediger waͤren eben die rechten Prediger/ p. 771. und 772. und was derglei- chen mehr ist. A. K. H. Dritter Theil. G g 2 Das. Th. III. C. XXIV. Von Nicolai Drabicii und anderer weissagungen Jahr MDC. biß MDCC. Das XXIV. Capitel. Jahr MDC. biß MDCC. Von Nicolai Drabicii und anderer weissagungen von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieses seculi. §. 1. E S haben sich zwar dieses erstbenanten mannes offenbarungen etwas eher und bereits anno 1638. angefangen: weil sie aber erst um das jahr 1643. voͤllig sich ereig- net/ auch weiter hin recht auszubrechen begunt/ so mag die gantze historie hier beysammen ste- Drabicii leben. hen. Dieser Nicolaus Drabiz war buͤrtig aus Maͤhren/ und schon anno 1616. ins predigamt allda beruffen/ nachgehends anno 1628. von den Papisten auff Kaͤyser Ferdinandi II. befehl vertrieben/ seiner vaͤterlichen guͤter beraubet und von den Spanischen Soldaten gepluͤn- der/ da er tin Ungern kommen/ sich unter des Fuͤrsten von Siebenbuͤrgen Ragozy gebiet eine weile mit weib und kindern niedergelassen/ und in grosser armuth und elend in die 15. jahre also hingebracht; wie sein eigener bericht lautet in der dedication seiner revelation en/ an den Koͤnig der Koͤnige Jesum Christum. Allhier/ schreibet Anfang seiner of- fenbarun- gen. er daselbst ferner/ hat es GOtt und dem Vater unsers HErꝛn JEsu CHristi durch die krafft GOttes des H. Geistes gefal- len/ mich sein wuͤrmlein/ das er nach sei- nemrath dazu erwehlt gehabt/ vom jahr an 1643. Donnerstags nach Invocavit zu gebrauchen/ daß in den letzten tagen dieser welt den willen GOttes jeder- mann kund thun solte. Comenius schrei- bet in der letzten edition dieser Revelationum p. 7. von ihm/ daß er ein unstraͤfflicher und zugleich freundlicher mann gewesen/ sonderlich von grosser auffrichtigkeit und eiffer vor GOtt/ wie auch von sonderbarer neigung dem naͤchsten zu helffen. Er habe aber nach seiner verjagung den tuchhandel zutreiben angefangen/ daruͤber er in ein freyeres leben gerathen/ so daß ihm die andern exulirend en Prediger auff einem Polni- schen Synodo das predigen verboten/ und mit dem bann getrohet/ worauff er nachgehends gantz eingezogen gelebt. 2. Den anfang aber und die gelegenheit seiner offenbarungen beschreibet Drabicius eben daselbst pag. 8. also: Anno 1638. sey er als er in Maͤhren seine noch habende guͤter aus noth verkauffen wollen/ auf der rei- se in lebens-gefahr unter den Papisten gera- then/ und habe unverrichteter sache wieder zu- Erste ent- zuͤckung. ruͤck kehren muͤssen. Als er nun hieruͤber sehr betruͤbt gewesen/ habe er hefftig zu GOTT geruffen/ und sey des nachts in eine entzuͤckung gefallen/ darinnen er ein grosses krieges-heer von mitternacht/ und noch ein viel groͤsseres von morgen kommend gesehen. Dabey habe er diese stimme gehoͤret: Erschrick nicht/ und sey nicht ungedultig! ich will diese heere herfuͤhren/ daß sie eure verfolger umbrin- gen. Nach der zeit sey ihm nichts dergleichen wiederfahren biß auf das Jahr 1653. da er den 23. Januarii des nachts eine versamlung derer exuli renden Prediger aus Ungarn und Polen gesehen/ und als er erwachet/ und der- gleichen versamlung gewuͤnschet/ habe er als- bald eine stimme gehoͤret/ die gesprochen: Du wuͤnschest in dein Vaterland wieder zu kommen/ wie schickest du dich aber dazu? Du liesest die Heilige Schrifft nicht/ wel- che doch ein licht und anfuͤhrer ist/ ein trost und zuflucht. Darum ermahne ich dich/ daß du die zeit deiner nachlaͤßigkeit auskauffest. Denn gleich wie du meinen Namen vor den einwohnern deines va- terlandes verkuͤndigest/ also solstu ihn auch ferner verkuͤndigen/ wie ich dir ver- heissen habe/ bessere nur dein leben. Als er hierauf zu GOTT gebetet/ und seine ohn- macht beklaget/ habe die stimme ferner geant- wortet: Bey mir ist krafft gnug/ ich will dich staͤrcken. Und weiter: Meine zeit ist schon kommen/ daß ich meine und eure sache/ und die sache meines namens aus- fuͤhre/ euch in euer land bringe/ wie ich euch vorhin gesaget habe/ daß die stunde kommen werde/ die nun kommet. Denn ich habe beyde denen von morgen und von mit ternacht geruffen/ daß sie kom- men und ausrichten/ was ich beschlossen habe/ und straffen das unrecht/ das mei- ne knechte erlitten haben/ welche tag und nacht zu mir schreyen. Denn es ruf- fen auch die jenigen/ die noch in ihrem Vaterland gelassen sind/ hefftig zu mir/ und die eurigen auch. Denn es ist nie- mand/ der sie verbinde oder troͤste in die- sem meinem ausgeschuͤttetẽ zorn. Darum vermahne ich dich/ und deine Bruͤder/ meine Knechte/ die du im traum gesehen hast/ ruffet auch ihr/ und schweiget nicht; denn Pharao hat seine suͤnden schon erfuͤl- let. Aber ihr solt schreyen/ wie jene in Egypten/ und einen sack anziehen/ und im staub sitzen. Verkuͤndiget eine Fasten/ und haltet sie treulich/ wie eure Vorfah- ren/ und nicht zum schein. Denn vor mir ist nicht verborgen/ wie ihr in den vori- gen zeiten gefastet habt. Und hiebey sey ihm auf viel andere fragen geantwortet wor- den/ welches alles daselbst p. 10. und 11. referi- ret wird. 3. Jn denen folgenden Visionen werden Weissa- gungen wider Oester- reich. sonderlich viel drohungen wider das Hauß Oesterreich vorgebracht/ daß es gaͤntzlich aus- gerottet und vertilget werden solte/ weil es die Protestan ten so sehr verfolgt haͤtte/ wovon fast in allen Revelatio nen meldung geschiehet. vid. Revelat. III. n. 5. Revelat. Vl. n. 4. \& 14. |VIII. 2. XXIV. 4. XLI. 4. LXVI. 3. \&c. Die andern materi en gehen auch guten theils auf den un- tergang des Pabstthums/ und auf eine grosse Reformation der Kirchen/ wie in der XI. Re- velation pag. 20. in der XCIX. pag. 96. zu se- Von bes- serung der kirchen/ hen/ allwo auch von Bekehrung der Heiden/ Tuͤrcken und Juden viel geredet wird. Ferner in der CXXX. p. 123. und in der CXXXIIX. pag. 130. da folgendes hievon stehet: Siehe/ Bekeh- rung der Heiden und Ju- den. mein hauß/ das hauß der welt/ ist voller unreinigkeit in allen winckeln der voͤl- cker/ die darinnen wohnen. Sie haben zwar alle ein theil des natuͤrlichen lichts von von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieses seculi. Jahr MDC. biß MDCC. von Adam/ aber sie wissen nichts von meinem andern licht/ welches ich durch meine gespraͤche mit dem Menschen und mit vielen Patriarchen/ und durch die Offenbarung meines Gesetzes angezuͤn- det habe/ sie wollens auch nicht wissen/ weil ihnen die mittel nicht dargereichet sind/ dadurch sie ein volles licht erlange- ten. Und ob wol von 200. jahren her der schall meiner posaune/ und der glantz mei- nes lichts in etlichen winckeln der erden durch gewisse maͤnner bekannt worden ist/ die auch viele nach sich gelassen/ so meinen willen wissen/ was hilfft es aber/ da das Babylonische thier und sein anhang durch den gifft seiner erfin- dungen/ und durch seine abgoͤttische leh- ren alles anstecket und beflecket? Aber ich will nicht laͤnger zugeben/ daß meine vernuͤnfftige creatur/ der mensch/ so un- vernuͤnfftig gehandelt werde; son- dern es soll ausgehen der schall meines wortes/ und die wahre lehre meines Evangelii in alle enden der erden/ durch die maͤnner/ die ich schon habe. Darum will ich/ daß dieselben sich auffmachen/ und mit meinen heilsa- men kleinoden ausgehen in allen lan- den/ zu allen ungehorsamen/ die mir noch nicht unterthan sind. Also soll mein hauß gereiniget werden/ und soll angefuͤllet werden mit gaͤsten von dem marckt und von den landstrassen und gassen/ von denen/ die anden zaͤunen lie- gen/ und voller gestancks und unflats sind/ und von denen/ die durch das todte aaß der menschlichen vernunfft-schluͤsse verfaͤulet sind. Dieses mein werck will ich ausrichten/ wann ich alle heiden wie- der sich selbst reitzen werde; Auff daß al- les uͤbel und alle abgoͤtterey vertilget werde mit einander und gaͤntzlich aus- gerottet sey. Wider die falschen Lehrer. 4. Nicht weniger finden sich viel scharffe zeugnisse wider die falschen lehrer/ als wenn in der CLV. Revelat. p. 219. stehet: Kehret wieder/ ihre Koͤnige der erden/ zu euren sceptern/ daß ihr ohne Herꝛschafftregie- ret uͤber die stoltze geistliche macht/ wel- che nicht geistlich/ sondern weltlich uͤber euch/ die ihr von mir rechtmaͤßig einge- setzet seyd/ herꝛschet/ und euch beraubet. Denn diese falsche Geistliche nahmen eu- re ehre von eurem haupte/ die ich ihnen doch nicht gegeben hatte/ auch selbst nicht gebrauchet/ als ich auff er den war/ ob mir wol alle gewalt im himmel und auff erden zukam. — Daꝛum zuͤndet an das licht meiner lehre/ meines Evan- gelii/ meines gesetzes/ das ich euch gege- ben habe/ beyde uͤber euch und uͤber alle noch uͤbrige unglaubige/ o ihr Christen/ die ihr meinen namen habt/ undtraget. Jch habe schon meinen kelch eingeschen- cket/ daß die die hefen meines zorns trincken sollen/ welche das unschuldige blut der kinder Abels meines dieners/ der da einfalt und wahrheit liebte/ ge- soffen haben. Und in derfolgenden Revelat. p. 220. Kehret wieder/ kehret wieder zu mir/ o ihr voͤlcker der erden/ denn es ist nahe/ daß alles erfuͤllet wird/ was durch Jahr MDC. biß MDCC. meinen oder anderer mund geredet ist. Jch will das unkraut auff meinem acker sammlen/ und die fische in dem wasser dieser welt/ auff daß ich die tische mei- ner hochzeit voll mache. Dieses haben bißher jene verfuͤhrer gehindert/ die da ohne mich uͤber die herde geherꝛschet ha- ben: Deren stimme nicht war eine stim- me eines froͤlichen jubel-geschreyes in Zion/ sondern eine stimme eines stincken- den feuer-blitzes. Dadurch vergiffte- ten sie die schafe/ die da haare wie boͤcke/ und ein gebloͤcke wie ein ochse hatten. Aber ich will das bloͤcken nicht mehr hoͤ- ren von dem abgoͤttischen falschen Got- tesdienst. Denn jene meine schafe mu- sten sterben/ da sie ohne mich dem hir- ten der ewigen herꝛlichkeit waren. Dar- um/ ihr verfluchten moͤrder meiner|war- hafftigen und treuen schaffe/ ihr muͤsset umkommen und ausgerottet werden von der erden! Denn ihr hieltet meine stimme zuruͤck/ davon meine schafe das leben haben/ damit sie diese meine schafe nicht hoͤren solten/ vor welche ich mein le- ben von mir selber gelassen/ ohne ihr ei- gen verdienst. Darum bin ich gegen euch entbrannt mit ewiger liebe/ o ihr voͤl- cker/ daß ich euer verderben hinde- re/ ob ihr wol mich nicht gesucht habt. Denn ihr kanntet mich nicht in der finsterniß eurer eiteln Gottesdienste/ da ihr ohne licht meines gesetzes waret/ und ohne die/ in deren haͤnde ich es gege- ben habe/ daß ich euch versammlete in meinen schaffstall. 5. Jn der CXXXVI. Revelation. pag. 423. Wider den Reli- gions- streit. stehet von dem streit der Protestantischen Lehrer unter einander dieses: Was ist die ursache der uneinigkeit zwischen denen Churfuͤr- sten Sachsen und Pfaltz/ und den Koͤni- gen von Schweden und Dennenmarck/ als der neid/ welchen ihre Prediger erwe- cket/ und vermehret haben. Es fehlet auch nicht daran in Ungern/ darum habe du nichts mit ihnen zu schaffen. O ihr un- seligen menschen-kinder! ihr sollet in mir eines seyn/ und trennet euch doch ohne ursache/ da ihr uͤber worten und uͤber den vorzug zancket/ welchenich doch auff er- den nicht geachtet habe. Jch sehe wol eure gedancken/ und hoͤre eure worte/ und warte/ biß ihr weise werdet/ daß ihr mich habet zu einem haupt und zu einem Hei- ligen gesetzet/ und durch krafft meines geistes einen glauben/ eine Tauffe ꝛc. Am allermeisten aber gehen diese offenbarungen Vom ewigen Evange- lio und allgemei- nem frie- den. auff die letzte verkuͤndigung des ewigen Evan- gelii und den allgemeinen beruff aller Heiden und unglaubigen/ dadurch ein hirte und eine herde werden solle/ davon die 608. revelation p. 472. also lautet: Der HErꝛ habe ihm alle nati- on en der erden gezeiget/ welche vor dem stul CHristi niedergefallen/ und zusammen angebe- tet/ und in der 565. p. 442. wird zu ihm gesagt: Es ist von ewigkeit her bey mir und mei- nem Vater beschlossen/ daß alle voͤlcker in mir eins werden und ich in ihnen/ und daß durch krafft des glaubens/ der hoff- G g 3 nung Th. III. C. XXIV. Von Nicolai Drabicii und anderer weissagungen Jahr MDC. biß MDCC. nung und der liebe/ welche bey den ab- goͤttern gantz verloschen sind. Diese ha- ben in der gemeine an meiner statt ge- herꝛschet/ und so viel hundert jahre re- gieret/ aber sie haben nur den namen der Christen gebraucht/ und doch wercke der Heiden gehabt. Jnhalt der offen- barungen Drabicii. 6. Dieses waͤren etliche proben von diesen offenbarungen deren kurtzen inhalt Comenius in der vorgesetzten Informatione ad Lectorem p. 43. also zusammen setzet: Der Fuͤrst Ragozi in Siebenbuͤrgen und der neue Koͤnig in Schweden/ der aus dem Schwedischen Hauß erwehlet werden solte/ die solten sich denen feinden der gewissens-frey- heit entgegen setzen. Als aber diese sol- ches nicht thaten/ sondern nur sich selber suchten/ kamen sie alle beyde um/ und Drabicius wurde befehliget die Monar- chen groͤsserer voͤlcker herbey zu ruffen. Nemlich den Tuͤrckischen Kaͤyser und die Orientali schen voͤlcker/ die suͤnden der verderbten Christenheit zu straffen/ und die abgoͤtterey abzuthun; die Occidentali- schẽ abeꝛ/ den zustand des Christenthums zu recht zu bringen/ und wiedeꝛ zu bauen/ was lange verwuͤstet gewesen/ und die alten ruin en wieder auffzurichten ꝛc. Eben Sein exam en/ dieser auctor erzehlet im anfang pag. 478. wie Drabiciꝰ nach vielem anderm wiederspruch und scharffen Examinibus auch von denen Predigeꝛn selbiger lande folgender massen auff die probe gesetzet worden/ ob nemlich diese offenbarungen richtig waͤren oder nicht. Als der Fuͤrst Rago- zi, dem in Drabicii offenbarungen grosser sieg und das Ungarische Koͤnigreich verheissen gewe- sen/ gleichwol anno 1660 in einem treffen mit den Tuͤrcken umgekommen/ und die Prediger sich besorgten/ sie wuͤrden alle um Drabicii willē wieder- spruch. leiden muͤssen; suchten sie allen verdacht von sich zu schieben/ und der vornehmste von ihnen Johannes Felinus schrieb ein Lateinisch buch/ un- ter dem Titul: Ignis fatuus Nicolaus Drabici- us, darinnen er diese dinge alle theils vor leere einbildungen theils vor teuffelische betruͤgereyen ausgab. Drabicius aber verkuͤndigte dem au- ctori den tod/ welcher auch anno 1662. erfolgte. Erklaͤ- rung und rechtfer-| tigung. 7. Gleichwol fuhren etliche andere fort ihm zu widersprechen/ deswegen die uͤbrigen Predi- ger sich vereinigten mit einander zu fasten und zu beten/ und ihr anliegen denen andern bruͤdern in Ungern und sonsten kund zu thun/ welche Drabicio einen eid vorlegen solten. Dieses ist auch anno 1663. zu Puchau geschehen/ alwo derselbe vor der gantzen versammlung nach vielen bewegljchen ermahnungen erstlich sich also er- klaͤrt: Jch nehme es auff meine seele/ daß alles was in denen von mir geschriebe- nen offenbarungen stehet/ nicht von mir selber erdacht/ noch auch etwas von dem meinigen hinzu gethan sey; sondern daß es allein der HErꝛ mir zu schreiben befohlen. Jch glaube auch festiglich/ daß die gesegnete allerheiligste Dreyei- nigkeit alles dieses vor das ihrige erken- nen werde/ weil es von der ewigen weißheit selbsten zu schreiben befoh- len worden. Darauff hat er den vor- geschriebenen eid mit grossem eiffer und freu- digkeit abgeleget/ und die wuͤnsche hinzu ge- Jahr |MDC. biß MDCC. than aus Ps. VII. 4. 6. Jer. XIV. 4. 15. Ezech. XIII. 3. 9. Levit. X. 2. 3. Num. V. 20. 21. Nach demselben hat er den 123. Psalm laut ge- sungen/ und darauff ein sehr beweglich gebet gethan/ und auff diesen actum gruͤndet sich der ausgeber Comenius daselbst p. 488. u. f. und beantwortet einen und den andern einwurff. Er setzet auch p. 490. Drabicii letzte confession hinzu/ darinnen dieser sich selbst wider seine fein- de verantwortet/ und hefftig bittet/ daß man den H. Geist GOttes mit laͤstern nicht betruͤ- ben solle/ auch dabey auff den vorwurff/ daß die weissagungen uͤber den Ragozi nicht eingetrof- fen/ n. 20. p. 494. das obige widerholet. Gleich- wie auch der Editor p. 501. noch etliche andere dubia auffloͤset/ sonderlich daß diese offenba- rung so viel vom krieg und einfall derer Tuͤrcken und Tartarn redeten. Wie denn auch nach- gehends ein ungenanter Auctor in einer Hol- laͤndischen Missive von den heutigen Propheten p. 4. Drabicium defendi ret und bekennet/ daß er zwar mit vielen schwachheiten behafftet ge- wesen/ welche aber doch die wahrheit seiner ge- habten offenbarungen nicht zweiffelhafftig ma- chen koͤnten. 8. Wie es aber endlich mit diesem manne abgelauffen/ wird zwar von Comenio nicht er- wehnet/ als welches nach der zeit erst geschehen/ ist aber aus andern urkunden hier kuͤrtzlich zu re- ferir en. Zufoͤrderst kan man leicht selber er- achten/ daß die obgedachten drohungen wieder das Oesteꝛreichische hauß Drabicio fꝛeylich gros- se verfolgungen zugezogen haben. Wie er denn Drabicii gefaͤng- niß/ und hinrich- tung. auch anno 1671. zu Preßburg in Ungern ge- fangen gesetzet/ und am 16. Julii daselbst auff urtheil des Kaͤysers ihm erstlich die hand und denn das haupt abgeschlagen/ auch darauff der coͤrper zusamt dem buch Lux in tenebris unter dem galgen verbrant worden. Aus welchem Process die 3. Ministeria in der lehr-und schutz- schrifft P. l. C. I. p. 97. schliessen/ seine Prophe- zeyungen waͤren nun falsch erfunden worden. Und D. Calovius nennet dieses urtheil derer Papisten ein gerechtes gerichte GOttes/ das solchem fanatico begegnet sey/ in Anti- Bœhmio p. 119. Ob dieser schluß aber nicht auch wider alle bothen GOttes/ die zu allen zeiten von der welt uͤbel belohnet werden/ gehe/ mag man selbst ermessen. Weil mir aber die- ses urtheil/ so im namen des Kaͤysers verfasset/ und hernach an Drabicio exequir et worden/ schrifftlich zu handen gekommen/ wil ich sol- ches dem verstaͤndigen leser zur pruͤfung von wort zu wort hieher setzen. 9. Man laͤst hiemit einem jeglichen wissen/„ Kaͤyserli- ches ur- theil wi- der Drabi- cium. daß nachdem Nic. Drabicius von Stradtniß“ geboren aus Maͤhren/ alle Goͤttliche und“ menschl. rechte nicht haͤlt/ sondeꝛn in den wind“ schlaͤgt/ auch alle Goͤttliche und weltliche gesetze“ verachtet/ mit boͤsem vorsatz und muthwillen“ sich beruͤhmet hat/ daß er von GOtt zu einem“ Propheten beruffen waͤre/ und darum sich an-“ gemasset hat/ nicht allein privat- standes perso-“ nen/ sondeꝛn auch selbstdie Roͤm. Hoheiten und“ Koͤnige des Koͤnigreichs Ungern/ Spanien/“ Apostol. Cathol. Kayserl. und Koͤnigl. Maje-“ staͤten/ des Heil. Roͤm. Reichs Chuꝛ-uñ Fuͤrstẽ/“ mit laͤsterlichem munde zu verspotten/ und also“ das von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieses seculi. Jahr MDC. biß MDCC. „das glori oͤse hauß von Oesterreich uñ das gan- „tze Heil. Roͤmische Reich zu laͤstern. Daruͤber „auch den hochgedachten Roͤmischen Kaͤyser „als einen Pharao, meineidigen Tyrannen/ „aufruͤhrer/ blut-egel hat ausgemacht/ glei- „cher weise auch/ daß unser allergnaͤdigster Kaͤy- „ser/ Koͤnige und Heꝛren nicht aus Goͤttlichem „willen und ordinan tz gekroͤnet/ sondern un- „wuͤrdig erwehlet zu seyn/ vor ein todt thier zu „halten/ sich selbst hat verlauten lassen/ darne- „ben das ruhmwuͤrdigste hauß Oesterreich/ „Ahabi hauß/ ein verfluchtes hauß/ untreu/ „tyrannisch und gifftig geschlecht genennet hat. „Und was noch mehr ist/ sich unterstanden hat „von GOtt selbst (als von welchem er vorgab „solche gotteslaͤsterliche eingebungẽ empfangen „zu haben) unchristlich zu sagen/ zu laͤstern/ „und auff die art GOtt zur ursache zu machen „so vieler sothaniger seiner laͤsterungen und suͤn- „den/ und nichtallein mit worten auszubreiten/ „sondern auch in die gantze welt mit freyheit des „Koͤnigs aller Koͤnige/ wie er sagt/ und mit „verguͤnstigung und zulassen der weltlichen Koͤ- „nige widerum aufflegen zu lassen/ so lange und „so viele gelegenheit zugeben/ daß selbige allen „voͤlckern und zungen unteꝛ dem gantzen himmel „bekant worden/ und sich unterwunden hat/ „selbe zu dem ende zu Amsterdam drucken zu „lassen anno 1665. und dieselbe in Engeliand/ „Holland/ Franckreich/ Ungern/ Polen/ Sie- „benbuͤrgen/ Tuͤrckey auszustreuen/ und diese „alle sind Gotteslaͤsterliche und unerhoͤrte ge- „dichte/ die er selber hat zusammen geraffet/ „und auff oben beschriebene arth durch mittel „des Joh. Am. Comenius drucken lassen. Die- „weil durch vorerzehlte gottlose thaten/ welche „er Nic. Drabicius nicht ohne aͤrgerniß und ge- „fahr vieler Christlichen seelen getrieben hat/ „mit verachtung seines Christenthums/ glau- „bens und schuldiger treue gegen ihre Kaͤyserl. „Majestaͤt und Koͤnigreich Ungern/ zu abfall/ „ rebellion und auffruhr angehetzet/ und daß „ihm solches von unserm HErꝛn JEsu CHri- „sto waͤre eingegeben worden/ mit gotteslaͤster- „lichem munde vor dem Kaͤyserl. hohen richter- „stuhl in person auszusprechen/ nicht allein sich „nicht gescheuet hat/ sondern auch selbst zur be- „festigung dessen sich freventlich verlauten las- „sen/ sein leben uñ seele dabey aufzusetzen/ zu iñer- „lichen und aͤusserlichen Conspiration en gegen „ihre hochgedachte Kaͤys. Maj. und Koͤnig- „reich Ungaꝛn/ als auch der gantzen Christenheit „schaden und gefahꝛ zu einem gaͤntzlichen unter- „gang des gemeinen bestens und Christlichen „glaubens die geschwornen feinde der gantzen „Christenheit/ als Tuͤrcken/ Tartern/ und „Juden auffgemacht/ und also ein auffhetzer al- „ler aufruͤhreꝛ wider ihꝛ Kaͤyseꝛl. Majest. ist. Uber „diß alles hat er auch die Goͤttliche Majestaͤt „gelaͤstert/ dieweil er vorgegeben/ daß GOtt sey „eine ursache aller seiner laͤsteꝛungen und gottlo- „seꝛthaten/ und darum sich auch nicht gefuͤꝛchtet „vor solcher straffe/ die auff alleseine laͤsterungen „und boßheiten folget/ also daß sich ernanter „ Nic. Drabicius an Jhro Kaͤyserl. Majest. und „Gott zum hoͤchsten vergriffen und versuͤndiget „hat/ so ist er denn hiemit in die straffe perpetuæ „infidelitatis erkant und verurtheilet| worden/ „daß nemlich seine person dem scharffrichter „soll uͤberlieffert werden/ welcher ihm auff einem oͤffentlichen platz seine rechte hand (womit er„ Jahr MDC. biß MDCC. obengemelte Gotteslaͤsterliche gottlose list und“ betruͤgereyen zuschreiben unterstanden hat)“ nebenst dem kopff abschlagen soll/ darnach sei-“ ne gotteslaͤsterliche zunge ausreissen und diesel-“ be an den gack hefften/ aber den rumpff/“ haupt und hand zu dem hochgerichte ausfuͤh-“ ren/ und allda mit seinen gotteslaͤsterlichen“ schrifften und buͤchern verbrennen/ und also“ vom leben zum tode bringen/ auff daß seine ge-“ daͤchtniß von der welt mag vertilget werden/“ ihm zu seiner verdienten straffe/ und andern“ zum schrecken und schauspiel/ die dergleichen“ uͤbelthaten begehen moͤchten. So nun ein“ oder der andere unter dieser Juri diction der“ Ungarischen crone moͤchte befunden werdẽ/ die“ solche gotteslaͤsterliche schrifften nicht wolten“ an tag bringen/ welche so wol von Goͤttlichen“ als weltlichen rechten verboten sind/ die sollen“ in gleiche straffe notæ infidelitatis schuldig er-“ klaͤret werden/ und diß alles von rechts und ge-“ rechtigkeit wegen. Anno 1671. den 14. Jul. “ ist diß urtheil gefaͤllet in der gruͤnen kammer“ und den 17. Jul. ausgefuͤhret zu Preßburg in“ Ungarn.“ 10. Wir kommen aber wiederum in die ord- nung unserer historie/ da wir in dem 1650. jah- re eine englische erscheinung antreffen/ welche ein Lutherischer Prediger zu Zwickau. M Tobi- Englische erschei- nung zu Zwickau/ as Schmid auffgezeichnet in seinen Zwickaui- schen annalibus pag. 704. mit folgenden worten: Den 6. Aprilis in der nacht/ als ein soldat fuͤr Hauptmann Krausens wohnung schildwacht gestanden/ hat er gesehen/ wie zwey kleine kind- lein in weissen hembdlein einander bey den haͤn- den die gasse herauff fuͤhreten und weineten: Als er sich nun seiner vielfaͤltigen aussage nach verwundert/ wo diese kinder herkaͤmen/ und was sie macheten/ hat er seine musquet an die wand gelegt/ ist hinzugegangen/ und gefraget was sie wolten/ oder was sie da machten/ dar- auff hat eines geantwortet: Gehe du immer hin/ und thue was dir befohlen ist/ du hast hier nichts zu sehen/ du wirsts bald gnug zu sehen be- kommen; Darauff sind sie um eine ecke hinum kommen/ und haben sich verlohren. Dieses hat der soldat alsbald des andern tages ausge- sagt. 11. Jm folgenden 1651. jahr meldet M. Jo- in Laus- nitz. docus Willichius Pastor zu Loͤbau in der Ober- Lausnitz in seiner schrifftmaͤßigen Engels-probe und derselben Dedication (zu Dreßden 1653. gedruckt) daß dazumal ein bauersmann in sel- biger gegend viel von Englischen gesichtern und prophezeyungen ausgesagt habe/ wel- ches allenthalben bekannt worden: Dem er aber (der Pfarrer) wiedersprochen/ und die leute dafuͤr gewarnet habe. Dessen un- geacht/ habe doch der Engels-Prophet viel leute bethoͤret/ die es dem Pfarrer uͤbel gespro- chen/ daß er demselben nicht beyfallen wollen. Seinẽ gꝛund setzet er daselbst auf die ausspruͤche vornehmer Theologorum, wie re sie nennet/ da- zu er voꝛnemlich des damaligen Chuꝛsaͤchsischen Ober-Hoff-Predigers D. Jacobi Welleri Cen- sur und gutachten voransetzet/ worinnen aber nichts als eine Recommendation der schrifft die- ses Willichii enthalten/ nebenst einer klage/ daß der teussel seinen gauckel-sack mit solchen traum- gesicht- Th. III. C. XXIV. Von Nicolai Drabicii und anderer weissagungen Jahr MDC. biß MDCC. gesicht-und bilder-propheten anjetzo gantz aus- schuͤtte. Jn dem tractat selber aber sind lauter stellen aus Lutherischen Scribent en enthalten/ welche wider solche offenbarungen geschrieben/ von der specie facti aber und denen sonderba- ren umstaͤnden derselben ist kein wort daselbst zu finden/ vielweniger die sache selbst wiederlegt. Meli- schens ge- sichter. 12. Jn dem 1652. jahr hat ein burger zur Polnischen Lissa namens Stephan Melisch, buͤrtig von Prag/ uͤber Polen/ Schweden/ Franckreich und andere orte unterschiedene ge- sichte gehabt/ deren auch Christophorus Bart- hut im unverfaͤlschten Catechismo Lutheri p. 110. gedencket. Und weil mir etwas von die- sen gesichten zu handen kommen/ wil ich selbiges aus dem Manuscripto hieher setzen/ welches er anno 1656. den 19. April gehabt/ wie folget: „Es dauchte mir/ ich wandeꝛte/ und siehe/ ein un- „bekanter mann gesellete sich zu mir/ und wir „giengen mit einander fort/ biß wir in einen „uͤberaus grossen pallast/ den ich nicht zu nen- „nen wuste/ kamen. Und siehe/ der mann fuͤhr- „te mich auff die seite/ und fragte mich/ wo ich „her waͤre/ ich antwortete/ aus Polen. Er „sagte wiederum/ was religion? ich sprach: „Evangelischer Reformirter. Er sprach: sin- „get ihr auch psalmen? Ja/ sagte ich/ das ist „meine hoͤchste freude. Worauff er zu mir „sprach: Stehe bey mir allhier/ nichts boͤses soll „dir wiederfahren/ du solt grosse dinge zu sehen „bekommen/ die geschehen sollen in kurtzem: „Wirstu was nicht verstehen/ so sage mirs/ ich „soll dirs sagen; und bald verwandelte er sich „in andere gestalt als eine geistliche person: Jch „aber stund an seiner seiten/ und sahe alles eigent- „lich. Erstlich ward ein silbener viereckigter „tisch mitten in pallast gesetzet/ inzwischen aber „kam ein grosser Koͤnig/ der ein silbern stuͤck an- „hatte/ und fuͤhrte den Koͤnig zu Schweden/ „auff seiner rechten. Hernach setzte er sich mit „dem ruͤcken gegen mittag/ mit den augen ge- „gen mitternacht/ und der Koͤnig von Schwe- „den gegen ihn uͤber. Zur rechten desselben/ saß „der Churfuͤrst von Heidelberg/ Sachsen und „Brandenburg/ und ihre augen waren wie ge- „gen abend gerichtet. Zwischen diesem Koͤni- „ge und dem Saͤchsischen Churfuͤrsten saß ein „Cardinal auff einem silbernen stul mit einem „bischoffs-stab und langem Priesterlichem klei- „de. Zur lincken saß einer wie Ragozi aufse- „hend/ nebenst etlichen Abgesandten/ und noch „3. maͤchtigen Potentaten. Jndem geschahe „ein groß gethoͤne aus geschuͤtzen/ und darnach „wurden Frantzoͤsische psalmen gesungen. Man „brachte darauf eine Paͤbstliche krone auf einem „silbernen tisch heraus/ und der Cardinal stund „mit bewilligung des Koͤnigs und der Fuͤrsten „auff/ und schlug mit seinem stabe die krone in „stuͤcken/ welche stuͤcke von den andern folgends „zertreten wuꝛden. Zugleich geschahe ein schreck- „liches gethoͤne vom schiessen/ und darauff ein „triumphierendes herꝛliches musicir en/ da kam „eine Koͤnigin und setzte sich neben den Koͤnig in „gleicher kleidung/ hinter welcher jungfrauen „mit grossem schall der Psalmen und Lobgesaͤn- „ge ein herꝛlich geschencke trugen/ welches sie „dem Koͤnig verehrten/ und wurde abermal ein „groß krachen aus geschuͤtze/ da denn eine grosse „menge Ritterschafft erschien/ welche dem Koͤ- „nige kron und schwerd brachten/ und ihm sel- biges uͤbergaben wider das Babylonische„ Jahr MDC. biß MDCC. thier zu streiten. Hier bote dieser Koͤnig dem“ Schwedischen Koͤnig seine rechte hand/ und“ die andeꝛn Fuͤrsten und Potentaten legten auch“ ihre haͤnde dazu/ und kuͤsten sich untereinander/“ sungen auch hernach den XX. Psalmen/ dabey“ noch vielmehr schiessens und musiciren s gehoͤ-“ ret wurde. Sie giengen nachmals alle in einen“ grossen tempel/ allwo derselbe Koͤnig diesem“ Cardinaleinen hut auffsetzte/ und viel Priester“ in weissen seidenen kleidern sassen dabey/ und“ sungen mit viel tausend menschen Psalmen.“ Nachmals wurde allenthalben Reformation “ angestellet/ und der Koͤnig breitete sein kriegs-“ heer und seine herꝛschafft allenthalben aus/“ und es war/ als wenn er ein ewiger Koͤ-“ nig seyn solte/ auch bey seiner regie-“ rung friede/ einigkeit und alles gute/“ wie zu den zeiten Salomonis. 13. Anno 1653. soll ein Schlesischer Edelmañ Eines Edel- manns. bey Schweidnitz/ dessen name nicht ausgedru- cket wird/ viel tage lang sprachloß gelegen/ und gleichsam entzuckt gewesen seyn/ auch nach dem er wieder zu sich selber kommen/ von dem einfall der Tuͤrcken unterschiedliches prophezeyet ha- ben/ wie in Schultzens Chronica p. 671. ge- sagt wird. Auch ist im selbigen jahr ein mann/ Joachim Greulich/ bekant worden/ dessen Greu- lichs. schrifft/ wie sie mir zugekommen/ ich am ende dieser historie anhaͤngen will. Es ist auch um selbige zeit in den Oesterreichischen landẽ sonder- lich einer/ mit namen Stridonius, bekant gewe- Stridonii prognosti- ca. sen/ welcher gar viel von dem kuͤnfftigen zustand selbiger laͤnder zuvor geschrieben/ und weil es meistentheils richtig eingetroffen/ in grossem estim gewesen. Er hat unter andern folgendes von dem Teutschen Kaͤyserthum geschrieben. Ferdinandus IV. fiet Romanorum Rex. Pau- lo post morietur. Ejus frater Leopoldus fiet Romanorum Imperator. Hic in juventute sua magnas infirmitates \& pericula mortalia sustinebit, semper tamen reconvalescet. Turca procul veniet, ut exilis spes pro domo Austria- ca futura sit: sed Deus juvabit, \& Turca con- fundetur. Magnas dissensiones propter suam sponsam ex domo Hispanica habebit, diu pro- trahetur, \& videbitur impossibile: Magno tamen labore \& certò eam accipiet. Initiò magnas adversitates à Gallia habebit, \& erit val- de periculosum: Sed omnes hostes superabit Cæsar \& plures provincias accipiet, quam ma- jores sui habuerunt. Domum Austriacam multiplicabit, sed non cum una conjuge, \& fe- licior fiet quam ullus ex domo Austriaca. 14. Merckwuͤrdig ist auch und unter derglei- Stadi- sche weis- sagung. chen weissagungen wol zurechnen/ was im jahr 1659. zu Stade im Hertzogthum Bremen ob- servir et/ und dazumal in die ordentlichen Franckfurtischen Relationes pag. 79. gesetzet worden. Es ist nemlich im selbigen jahr den 27. April diese stadt durch eine unversehene feu- ers-brunst fast gantz in die asche geleget worden. Da man dann an einem kirchenthurn folgende Lateinische worte angeschrieben gefunden/ dar- inne die jahrzahl selbiger feuers-brunst deutlich enthalten ist: StaDa stetIt stabILIs, stanDo statIone seCVnDa. Anno von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieses seculi. Jahr MDC. biß MDCC. Anno 1660. wurde aus Halle folgendes ge- schrieben: Allhier thut sich ein junger mensch/ eines nadleꝛs sohn/ der sonsten gantz einfaͤltig an- Zu Halle. zusehen war/ hervor/ faͤnget an die H. Schrifft zu erklaͤꝛen/ und prognosticir et eines und das an- dere. Unter andern saget er: Der Koͤnig in Schweden werde das vorgenommene schwere werck nicht heben noch hinausfuͤhren/ derjenige aber/ welcher ihm in der regierung folgete/ wuͤr- de groͤssere dinge thun. 15. Jm 62. jahr hat sich viel seltsames mit ei- n er frauen zu Anspach/ namens Anna Vette- rin/ zugetragen/ welches/ weil ich es ebenfals in manuscripto uͤberkommen/ am ende dieser histo- rie mit angefuͤget werden soll/ nachdem es hier durch die weitlaͤufftigkeit die ordnung unserer historie unterbrechen moͤchte. Denckwuͤrdig ist auch/ was bey dem elenden tod des beruͤhm- Von Hot- tingeri tod. ten Johannis Heinrici Hottingeri anno 1667. vorgegangen. Denn ehe dieser mann auff sei- ner reise zur Profession nach Leyden in Holland mit seiner famili e unversehens ertruncken/ hat er auff dem catheder zu Zuͤrch 8. tage vor seinem tod/ als er profitir en wollen/ diesen verß an die taffel geschrieben befunden. Carmina jam moriens canit exequialia cygnus. Vid. Joh. Henr. Heideggerus in histor. vitæ \& obitus Hottingeri pag. F. 5. Freherus in The- atro Viror. Illustr. pag. 670. Weiter hin kam anno 1672. diese schrifft in Teutscher sprache Ruhhol- tzens. heraus: Michaël Ruhholtzens/ eines land- manns in Westphalen/ nahe bey der stadt Buchholtz/ Prophetische weissagung/ die derselbe zu Bonn dem Ertzbischoff zu Coͤlln/ und dem Bischoff zu Straßburg allerdings vorgesagt/ betreffende groͤ- sten theils den krieg des Koͤnigs in Franckreich. Dieser mann hat vor etli- chen jahren dem Bischoff zu Muͤnster auch vorher gesagt/ den krieg mit Hol- land/ und was dem anhaͤngig. Item, die differen tz wegen Hœchst mit Luͤneburg/ die eroberung Braunschweig und andere ge- schehene dinge. Amsterdam 1672. in 4. Von diesem jahr 1672. setzet auch ein beruͤhm- ter Engelaͤnder Thomas Gale in seinen not i s uͤber Jamblichum de Mysteriis p. 221. folgen- de geschichte: Es wohnete in einem dorff bey Londen an der Temse/ namens Lambeth, ein frommer und unstraͤfflicher mann/ Franciscus Culhams. Culham/ welcher anno 1672. auff eine wunder- bare art seines verstandes beraubet wurde/ und 4. jahr und 5. monat also blieb. Er blieb dabey in die 10. tage ohne speise/ offt aber in die 5. biß 7. tage/ wenn er aber aß/ so schluckte er roh fleisch so begierig ein/ als gekochtes. Jn dem ersten jahr schlieff er gar nicht/ oder hatte doch die augen allezeit offen/ die staͤts nach der decke des gemachs gerichtet waren. Gantzer 4. jah- re lang redete er kein eintziges wort/ nur daß er ein viehisches gelaut von sich gab/ kennete auch weder weib nochkinder. Die Medici und Chi- rurgi versuchten ihr heil an ihm/ offt mit gros- ser peinigung/ die er doch nicht fuͤhlete. End- lich geschah es anno 1675. am Pfingstfest/ daß er/ wie er hernach erzehlet/ meinete/ er erwachte aus einem tieffen schlaff/ der leib und die einge- weide wurden allmaͤhlich rege und warm/ das hertz von der last erleichtert/ er fing endlich an eine stimme zu hoͤren/ die ihn zum gebet er mah- Jahr MDC. biß MDCC. nete/ so wuͤrde er gesund werden. Man brachte ihm eine taffel/ darauff schrieb er: Jch bitte/ man bete vor mich. Er betete hierauff mit 2. Priestern/ und als sie an die worte kamen: Ehre sey dem Vatter ꝛc. brach der krancke selbst mit vielen thꝛaͤnen und geschrey aus in die- se worte: Ehre sey GOtt in der hoͤhe und in andere solche denck-und lob-spruͤche. Zwey tage darauff konnte er gehen/ stehen und seinen leib gebrauchen/ wie zuvor/ wuste aber nicht das geringste von dem/ was ihm in diesen 4. jahren begegnet war/ wolte auch schwerlich da- von reden/ besorgende/ er moͤchte/ wie ers aus- druckte/ den schlaffenden loͤwen wieder auffwe- cken. Dieses bezeuget der Autor hoch und theu- er/ daß es also geschehen sey. 16. Jm Jahr 1681. zur zeit der grassi renden Gesicht eines kna- bens zu Magde- burg. grossen Pest hatte unter andern ein Knaͤblein von 9. Jahren zu Magdeburg wachend ein Ge- sichte/ wie nemlich alles um ihn mit klarheit erfuͤllet war/ und ihm ein Mann erschienen/ der ihn beym namen geruffen und gesagt: Schicke dich/ bete/ ich will wieder kom- men/ und dich in den garten fuͤhren/ da diese schoͤne blumen wachsen. Dabey hat er einen glaͤntzenden korb voll lieblicher blu- men gehabt/ und denselben gezeiget. Der Kna- be hat auch die zeit seines todes genau gewust/ und gesaget/ die zeit waͤre nun da/ daß er in den schoͤnen garten gehen solte. Auch dabey ei- nem andern jungen Menschen sagen lassen: Er meinte zwar/ er wolte dem tod mit einem gu-“ ten trunck entgehen/ es wuͤrde ihn aber nichts“ helffen/ er muͤste mit fort drum moͤchte er sich“ gefast machen/ nach sieben tagen wuͤrde er fol- gen muͤssen/ welches denn auch geschehen.“ Hierauf habe das Kind mit froͤlichem Gesich- te geruffen: Ach sehet/ der glaͤntzende Mann mit seinen schoͤnen blumen ist da! Und sey darauf froͤlich verschieden/ wie Christianus Scriver im fuͤnfften theil des Seelen-schatzes in der andern Predigt pag. 129. versichert. Wel- cher denn auch im vierten theil selbigen Buchs Eines mannes in der Marck. pag. 871. von einem Buͤrger in der Marck er- zehlet/ der nach seinem Gottlosen leben aus verzweifflung sich selbst ermorden wollen/ aber alsbald von ferne ein Knaͤblein in einem hellen weissen habit gesehen/ welches ihn klaͤglich an- geschauet/ und mit einem wischtuͤchlein in sei- ner hand gethan/ als weinte es. Hieruͤber sey je- ner geruͤhret/ und zu beten bewogen/ auch so fort seiner verzweiffelten gedancken loß wor- den. 17. Man koͤnte allhier fast ohne zahl exem- pel beybringen von solchen personen/ welche sonderlich bey schweren anfechtungen oder auch in Todes-noͤthen wunderbare Erschei- nungen/ Gesichte/ Goͤttliche traͤume und der- gleichen gehabt/ deren eine grosse anzahl auch gedachter Scriver so wol in seinem Sieg-und Siechs-Bette als im Seelen-Schatz bey- bringet. Siehe den ersten theil pag. 1004. den vierten pag. 1132. 1400, 1401. den fuͤnfften pag. 126. 132. 135. 136. 137. Und viel an- dere dergleichen Scriben ten/ als Berckmann im boͤsen Stuͤndlein/ Mejerus de Præsa- giis Mortis \&c. aus welchen allhier alles zu wiederholen unnoͤthig ist. Wie ich denn auch von denen folgenden jahren nur etliche weni- A. K. H. Dritter Theil. H h ge noch Th. III. C. XXIV. Von Nicolai Drabicii und anderer weissagungen Jahr MDC. biß MDCC. ge noch specifici ren werde/ damit der raum zu andern materi en uͤbrig bleibe. Anno 1684. begab sich mit einem armen Viehehirten zu Nauen in der Marck Brandeburg/ namens Rekins erschei- nungen. Peter Rekin, daß ihm den 2. Julii, und wie- derum darauf nach sieben wochen ein Engel erschien/ welcher dem Hirten/ der selbst nicht schreiben koͤnnen/ eine feder und rothe sonder- bare dinte gebracht/ ihm die hand gefuͤhret/ und das grausame gerichte Gottes beschrieben/ so uͤber die so genante Christenheit ergehen wuͤrde/ wenn keine bekehrung erfolgte. Diese Schrifft ist nachmals wieder gedruckt befun- den worden/ und hat der Hirte nach solcher gedruckten art wol schreiben lernen. Christoph. Barthut berichtet am obengedachten ort von demselben/ daß er im Geist Ananiæ erweckt gewesen/ und ausgeruffen: wehe mir ar- men in dieser letzten zeit der welt! wehe uͤber mein weib und kinder! wehe uͤber meine verwandten und bekanten! wehe uͤber alle Christglaͤubige menschen! Schreyet und betet mit mir zu GOTT dem Barmhertzigen! Ach ruffet und winselt/ ach seufftzet und betet mit mir zu GOTT / dem friedfertigen/ daß uns GOTT wolle einen ort zeigen/ wo wir bleiben sollen! Was weiter mit diesem Manne vorgegangen/ hat man nicht erfahren. Wunder- geschichte eines Hambur- gischen kauff- manns. 18. Unter die ausserordentlichen begebenheiten gehoͤret auch allerdings mit die jenige Geschich- te/ welche die person/ durch die das wunder geschehen/ schon anno 1672. selbst beschrieben unter dem titul: Friedens-Posaune/ und anno 1691. zu Leipzig wieder aufgeleget wor- den unter dem titul: Kurtzer und gruͤndli- cher bericht von zweyer Kauffleute wun- der-glauben/ wie auch von D. Christiano Kortholten in seiner Thavmaturgia. Scriver. im andern theil des Seelen-Schatzes/ p. 236. Happelio in seinen Relationibus Curiosis: Nem- lich es war zu Hamburg ein burger und han- delsmann/ namens George Frese/ der um be- kanter wahrheit willen in das buͤrger-gefaͤng- niß gesetzet worden/ und zu ihm ein liederlicher mensch/ der sich aus verzweiffelung selbst um- bringen wolte/ und GOtt grausam laͤsterte/ weil er sich mit einer jungfrau heimlich verbun- den gehabt/ selbige aber verlassen. Nach ei- nigem wort-wechsel ließ sich dieser mensch ver- nehmen/ wenn er nicht sonderbare zeichen und wunder saͤhe/ so koͤnte er nicht glauben/ daß er selig wuͤrde. Dieser Frese aber erzehlet/ wie es weiter ergangen/ folgender massen: Der All- maͤchtige GOtt gab mir einen solchen unbeweglichen glauben und confiden tz/ daß wenn ein grosses feuer zugegen gewesen/ ich waͤre im namen JESU CHristi hinein gesprungen. Weil nun in meiner stuben/ auff der probe genant/ schon eingeheitzet/ da lieff ich zu dem- selben offen/ eine hand voll gluͤende kohlen daraus zu nehmen/ in dem lauf- fen stoß ich mit einem fuß an einen gros- sen eisernen ring/ der hub sich empor/ und lieff toller weise herum/ denselben nahm ich auff/ und stieß ihn in die gluͤ- ende kohlen; nahm eine hand voll gluͤ- ende kohlen heꝛaus/ und zeigte sie diesem im zweiffel stehenden menschen; wel- cher dann erstarrete/ und folgende wor- Jahr MDC. biß MDCC. te von sich hoͤren ließ: JEsus CHristus/ thustu so viel um eine eintzige seele? ich antwortete ihm: jafreylich thut es der getreue heiland/ darum hat er fuͤr 1666. jahren den himmel verlassen/ ist zu uns armen suͤndern auf erden gekom̃en/ wah- re menschliche natur an sich genommen/ 33. jahr das zeitliche elend gebauet/ und endlich den allerschmaͤhlichsten tod er- litten am stamm des creutzes. Sol- ches alles ist nicht fuͤr die lange weile geschehen/ sondern es ist geschehen/ den gerechten zorn GOTTes damit zustillen/ die suͤnde aller menschen zu til- gen/ und alle menschen aus demrachen des hoͤllischen moͤrders zu err etten. Nun stehet in H. Schrifft: Wer glaubet und getaufft wird/ der wird selig werden. Nun mercket folgende worte: Wer nicht glaubet/ der wird verdammet wer- den. Lasset diese donner-worte den hoͤl- lischen luͤgen-geist aus eurem heꝛtzen her- ausschlagen/ so koͤnnt ihr ohnfchlbarzur seligkeit gelangen. Hierauff wurde der arme mensch gantz stille/ stunde in tieffer verwunderung. Endlich aber begunte er den kopff wiederum zuschuͤt- teln/ ich fragte ihn/ ob er noch einigen zweiffel an GOttes gnade haͤtte/ da er denn nur tieff seufftzete. Unterdessen wurde der eiserne ring gluͤend heiß/ da lieff ich zum andernmal zum feuer/ nahmungescheuet den gluͤenden ring im namen JEsu heraus/ davon ich doch nicht die allergerinste hitze empfand/ welches viel personen gesehen. 19. Anno 1677. sind uͤber dieser sache noch- mals unterschiedliche personen ordentlich abge- hoͤret worden/ welche alles umstaͤndlich bekraͤf- tiget/ wie in der letzten edition p. 60. u. f. zu le- sen. Der gedachte Theologus zu Kiel D. Kortholt hat diesen ring hernach mit sich nach Kiel genommen/ und auff die Bibliothec zum gedaͤchtniß geleget/ auch den erwehnten tractat davon geschrieben. Daselbst ist auch beygefuͤget ein ausfuͤhrlicher bericht von ei- nem mañ in Husum, einer stadt in Hollstein/ na- mens Johañ Thamssen/ mit folgenden um- Thams- sens wun- derglaube in heilung der kran- cken. staͤnden/ welche auch von dem Consistorio da- selbst anno 1681. bekraͤfftiget worden/ so dem- selben zugleich ein gutes zeugniß seiner sonder- baren froͤmmigkeit gegeben. Es hielte sich die- ser mann zu Husum incognito auff/ und wur- de zu erst von einer krancken wittwe angespro- chen/ er moͤchte ihr doch von einem ztaͤgigen fieber helffen. Darauff versprach er ihr vor sie zu beten/ doch daß sie es niemanden sagen solte/ und in wenig tagen verließ sie das fieber. Die frau sagte es einem andern krancken mann/ wel- cher gleiche huͤlffe verlangte/ und von Thamssen genau examinir et wurde/ ob er seine suͤnde wahr- hafftig bereuete/ und sich bessern wolte/ ob er von hertzen an CHristum glaubte/ daß er ihn von suͤnden reinigen wolte/ und daß er maͤch- tig sey ihn von der kranckheit zu erloͤsen. Als der krancke mit ja geantwortet/ wuͤnschte ihm Thamssen in dem namen JEsu CHristi/ daß er durch seine allmaͤchtige krafft aus gnaden zu seinem preiß genesen moͤchte. Dieser wurde den dritten von anno 1640. biß auff die letzten jahre dieses seculi. Jahr MDC. biß MDCC. dritten tag gesund/ und also ergieng es mit sehr vielen andern krancken/ blinden/ taubẽ/ lahmen/ stummen/ unsinnigen/ wassersuͤchtigen u. d. wel- che daselbst nacheinander specifici rt werden/ dabey dieser mann die leute allezeit von sich auff GOtt wiese/ dem er sie die ehre allein zu geben ernstlich ermahnete. Jn einer woche haben sich bey denen Predigern 74. personen angegeben/ welche vor ihre genesung oͤffentlich zu dancken begehret. Die Prediger haben ihn zwar we- der daran hindern/ noch sonst einiger ungebuͤhr beschuldigen koͤnnen: Doch weil der zulauff zu groß worden/ haben sie ihn zuletzt dahin bere- det/ daß er solche cur en auff eine zeitlang eingestellet. Und damit ist es auch nach und nach von dieser sache wieder stille worden. Weissa- gungen ei- nes maͤgd- leins in Franck- reich. 20. Jm jahr 1688. wurde aus Pariß un- terschiedliches geschrieben von einer armen hir- tin Isabella Vincent zu Saou in Dauphine, wel- che im schlaff prophezeyet haͤtte/ auch zuweilen gar geprediget/ und allerhand psalmen gesun- gen. Dieses haͤtten die meisten anfaͤnglich nur verspottet/ doch waͤre es nachgehends durch der- gleichen umstaͤnde seltsam und wunderbar ge- macht/ daß man andere gedancken von ihr zu fuͤhren begunt. Nemlich sie habe im schlaff sehr gut Frantzoͤsisch geredet/ da sie doch sonsten Jahr MDC. biß MDCC. wachend ihre angebohrne bauer-sprache rede. Wenn sie einmal entschlaffen/ und also zu reden angefangen/ habe man sie nicht wieder auffwe- cken/ noch im reden verstoͤren koͤnnen/ und habe sie nicht eher auffgehoͤret/ biß sie ihre buß-ver- mahnungen und auffmunderung zur standhaff- tigkeit im glauben geendiget. Wenn sie erwa- chet/ habe sie von allen denselben nichts gewust. Der zweck ihrer reden sey auff den zustand der kirchen gegangen/ und habe sie die erloͤsung der- selben prophezeyet/ auch bezeuget/ daß der geist GOttes aus ihrem mund rede. Weil nun diese sache die damalige veꝛfolgung dereꝛ Hugenotten mit betraff/ wurde sie von dem Frantzoͤsischen Gouverneur durch die gerichts-diener von der schafweyde weggeholet/ und in ein gefaͤngniß geworffen/ auch darinne sehr uͤbel tracti rt/ wo- durch man vernehmen wolte/ ob ein betrug dar- hinter waͤre. Endlich da man nichts derglei- chen finden koͤnnen/ hat man sie nach Grenoble gebracht/ allwo sie im Hospital eine zeitlang bleiben muͤssen/ und nach ihrer weise zu predi- gen fortgefahren/ auch mit denen Gelehrten offte disputir et hat. Dergleichen seltsame dinge sind vor und in der Hugonotischen verfolgung in Franckreich haͤuffig vorgegangen. Das XXV. Capitel. Von Johann Rothen und Laurentio Andreæ Ulstadio. §. 1. A Llhier muß ich auch noch kuͤrtzlich er- wehnen/ was sich von ann. 1673. an biß auff 1691. in Holland mit dem be- Rothens historie/ kannten Johann Rothen zugetragen/ da- von hin und wieder bey dergleichen materi en unter den Gelehrten viel schreibens gewesen. Es war derselbe ein vornehmer kaufmañ in Am- sterdam von grossen capitali en/ und aus einem Adelichen stamme/ wie er selbst in der schrifft/ das lager GOttes p. 20. berichtet/ und fer- ner erzehlet/ daß er von jugend auff die einsam- keit geliebet/ und schon anno 1652. in Gravenhag von GOtt in einem schrecklichen wetter also an- geredet worden: Jch nehme dich an zu mei- nem knecht/ um der welt meine urtheile vorzutragen. Siehe seine prophetien und Revelation en pag. 5. und 6. Hierauff hat er/ wie er daselbst schreibet/ in denen Niederlaͤndischen staͤdten nicht allein muͤndlich dergleichen dinge hin und wieder angekuͤndiget/ sondern auch gar viel schrifften in Hollaͤndischer sprache dru- cken lassen/ davon ich hier die vornemsten benen- nen will. Schriff- ten/ 2. Prophetien und offenbarungen GOttes/ angehende die Christen-welt in dieser zeit. Ein neuer himmel und erde/ das neue Jerusalem/ der Koͤnig Melchisedech. Das panier oder standarte GOttes. Spiegel vor alle menschen/ sonderlich vor die Lehrer in dieser zeit. Das lager des grossen Gottes/ auffge- richtet in Norden gegen Babel zu aus- rottung aller gottlosen menschen. Posaune GOttes/ oder die stimme von dem freund des braͤutigams. Einige brieffe von hoher wichtigkeit wegen Niederlandes. Eine schrifft gegen alle/ die mit einem geist des zweiffels und der mißdeutung wegen meiner person und schriften einge- nommen sind. Item, Antwort gegen alle beschuldiger und laͤsterer. Censur von etlichen briefen an den Ma- gistrat zu Enkhus en und Amsterdam. Und denn in forma patente eine schrifft mit diesen worten: CHristus der Koͤnig der herꝛlichkeit kommt in seinreich/ Halle- luja/ Amen! Und noch eine/ worinne die so ge- nanten helden Gottes sich zu der standar- te des HErrn zu versam̃len auffgemahnet werden. 3. Diesen mann hat in seinem vortrag an- beyfall von an- deren/ fangs sonderlich geruͤhmet der oben beschriebe- ne Quirinus Kuhlmann/ wovon in seinem Neubegeisterten Boͤhmen das gantze 13. und folgende Capittel voll sind/ wie auch seine Pariser schreiben p. 14. u. f. auch hat anno 1673. ein anderer/ namens Christian de Beecs, Rothen defendir et in einer Missive von den vor- nehmsten heutigen Propheten/ und Christoph Barthut machet sehrviele personen namhafftig/ welche demselben dazumal beygefallen/ im un- verfaͤlschten Catechismo Cap. XXVI. p. 119. Der hauptzweck aber seines vortrags ist bereits sein vor- trag/ aus seinen benanten schrifften zu erkennen/ nem- lich daß alle gottlosen mit gewalt solten vertil-“ get/ und hingegen durch eben dieselbe das reich“ CHristi auff erden alsbald auffgerichtet wer-“ den. Hiezu hat er in seinen schrifften vornem-“ lich diejenigen/ welche ihm folgen wuͤrden/“ auffgemahnet/ auch allerhand specialia benie-„ und desse n bewan d - niß. met/ als die standarte/ welche solche helden“ GOttes haben solten/ und dergleichen mehr/“ A. K. H. Dritter Theil. H h 2 wie Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen Jahr MDC. biß MDCC. „wie es zu ergehen pfleget/ wo das gemuͤth von der allein noͤthigen auffrichtung des inwendigen reiches JEsu CHristi auff aͤusserliche sichtbare dinge faͤllt. 4. Zu leugnen ist es nicht/ daß der mann vieles von dem gemeinen elend/ so auch unter ei- nem guten schein meistens die oberhand in der welt hat/ genau erkant/ und daruͤber bey hin- dansetzung der noch noͤthigern erkaͤntniß seiner selbst und der Christlichen wachsamkeit im eiffer entbrant/ auch so fort in dergleichen dinge aus- gebrochen. Jch will von dem ersten nur etwas aus seinen schrifften zur probe anfuͤhren. Jm spiegel vor alle menschen stehet in der vorrede p. Klagen uͤber das gemeine elend/ 3. dieses: Die welt liegt in einem tieffen schlaffdes unglaubens/ und der rebelli- on wider GOtt/ und will sich allezeit selbst rechtfertigen in ihren faulen wer- cken. Haß und neid hat die oberhand genommen/ und die betruͤgerey und heu- cheley regieret sonderlich in den Geistli- chen/ welche unter einem schein vorge- ben/ GOttes ehre zu suchen/ und doch ihre eigene ausrichten/ versorgen ihr ei- gen hauß/ und verwuͤsten das hauß GOt- tes. Sie lieben sich selbst und hassen al- le diejenigen/ welche ihre missethat ent- decken. Dieser geist derer kirchlichen regieret die welt/ und wir sind unter die- ser sclaverey. Der HErr erloͤse sein volck von diesem pack. Die Politischen sind durch diese kirchliche bezaubert/ und so gehet alles verlohren/ die unterthanen gehorchen den verkehrten worten ihrer vorgaͤnger/ so siehet man eine gemeine verwuͤstung von allen zusammen. 5. Und im tractat selbst hat er sehr weitlaͤuff- tig hievon geschrieben/ absonderlich p. 116. u. f. dessen titul ist: Egypten dieser zeit. Jn- sonderheit aber hat er von dem elend der beyden obeꝛn staͤnde sehꝛ frey nach einandeꝛ geschrieben/ uͤber die Clerisey. als eben daselbst pag. 10. Ein jeglicher Lehrer und vorgaͤnger des volcks muß dem Heiligen Geist haben und tuͤchtig seyn auch andere die wege GOttes zu lehren. Es muͤssen geheiligte maͤnner und frauen seyn/ eine geheiligte gemei- ne und kirche CHristi zu machen/ dieses muͤssen GOttes gelehrte menschen seyn. Und p. 13. wie schwer muß ein kind Got- tes leiden/ und wie bitterlich wird es verfolgt durch die verfolger/ sonderlich die durch die laͤsterende feder und zunge der Lehrer verfolgt/ und geschleudert werden/ wovon unsere zeit voll ist. Ein Prediger unter den Christen ist ein stoltzer bitterer mann/ und ein verfolger aller wahren werckzeu- ge GOTTes/ so muß man sich genau vor ihrer list bewahren. —— Jn dem heutigen Christenthum ist viel streit und uneinigkeit/ meist alles verursachet durch die Prediger unter ihnen/ doch zu ihrem urtheil. Doch was vortheil ma- chet die welt/ die so weit von solchen Predigern bezaubert ist/ daß sie ihr wort vor GOttes wort haͤlt/ ob sie es schon mit dem ihrigen besudeln und verunrei- nigen; indem sie ihr eigen wort vor Got- tes wort ausgeben/ und einen so schwe- Jahr MDC. biß MDCC. ren fluch auf sich laden. Ferner pag. 17. allwo er auf die frage: Ob man an eine gewif- se Kirche und an die satzungen und ceremo- ni en der Schrifftgelehrten gebunden sey/ also antwortet: Was nicht geboten ist von GOTT / das verbindet auch keinen Christen/ als welcher GOtte in seiner seelen dienet/ und Christum im glauben fasset/ den er als eine Kirche in sich selbst aufrichtet/ auch sich mit allen geheilig- ten in einigkeit des glaubens verbindet/ durch die gemeinschafft des Geistes/ und also zu GOtt selbst und zu seinem Sohn gehet/ wo er nur seine Kirche findet. Die aͤusserliche Kirche/ wie sie nun ist/ ist nur ein ceremoniali scher Gottesdienst/ und eine Menschen-Satzung/ die nichts Goͤttliches in sich hat/ als welche allein ein schatten ist ohne leib/ ausgegangen von dem Leben Christi. Es ist keine Christliche/ sondern eine Anti-Christi- sche Kirche/ deren fall vor der thuͤr ist. Sie ist ein Babel worden/ daraus ich gehen muß. 6. Noch weiter pag. 22. Die heutigen Prediger sind meistentheils durch ver- kehrte wege/ kuppeleyen/ spendiren und andere lose stuͤcke ins amt eingebrochen/ so/ daß sie nicht durch die rechte thuͤre eingegangen/ sondern anderswo hinein gestiegen/ und also vor keine Hirten/ son- dern Miedlinge zu halten sind/ de- nen die ehre als Hirten/ Eltesten und Bischoffen nicht zukommt/ ob sie wohl mit grossem eiffer alle ehre und respect von jedermann erwarten/ in meinung/ man muͤsse ihnen in keinen dingen zuwi- der seyn/ als souverai nen Herren ihrer Zu- hoͤrer. Eben so frey schreibet er auch von eini- gen Regenten/ uñ sonderlich von den Herren in Engelland und den Niederlanden/ wodurch er auch derselbẽ scharffes tractament sich zugezogen. Zum exempel/ er schreibet in einem brieff an den Printz von Urani en de dato den 24. Martii 1674. Herr Printz. Noch dißmal muß ich eu- Von etli- chen Re- genten. re suͤnden und greuel vor augen stellen. Jhr lasset euch von Menschen anbeten als einen Abgott/ und stehet nach hoheit. Sehet! es koͤmmt die rache und das ur- theil GOTTes/ welches euch treffen wird \&c. Uber diesen und dergleichen expres- sio nen hat ihn gedachter Printz bey den Staa- ten hart angeklagt/ welche dann Rothen/ der damals ausserhalb Landes verreiset gewesen/ bannisiret. Dieser aber hat wider solches ban- nisement in einem Schreiben anno 1674. den 24. Augusti protesti ret/ und sich zugleich erklaͤ- ret/ er wolte dennoch in Holland mitten un- ter seinen feinden wandeln/ und den ausgang erwarten. Hierauf ist er anno 1676. um Weyh- Gefan- genschaft/ nachten wuͤrcklich in Gravenhaag gefangen gesetzet worden/ da denn seine feinde ihn unter- schiedlich mahl ums leben zu bringen gesuchet/ sonderlich durch schwere klagen und beschul- digungen wider ihn. 7. Jedennoch ist er allezeit wunderbarlich tracta- ment und befreyung. erhalten/ auch im arrest sehr wohl tracti ret worden/ so/ daß man ihm auch feder und dinten zum schreiben gelassen/ und in allem wol und Laurentio Andreæ Ulstadio. Jahr MDC. biß MDCC. wol versorget. Waͤre er unter den haͤnden an- derer verkehrten eifferer gewesen/ solte wohl nach der gewohnheit der blutduͤrstigen Cleri- sey keine marter zu groß vor ihn gewesen seyn. Endlich ist er anno 1691. gaͤntzlich auf freyen fuß gestellet/ hat sein landgut in Hol- land verkaufft/ und ist mit seiner Famili e nach Friederichs-Stadt in Hollstein-Gottorff ge- zogen/ allwo er noch am leben seyn soll. Er mag auch ohne zweiffel den allzuhefftigen aus- bruch und die unterlassung der noͤtigen sanfft- muth und anderer guten eigenschafften ernstlich erkant haben/ auch von seinen publicir ten weissagungen eine und die andere naͤhere er- laͤuterung an die hand gegeben. Wie- wol er auch bereits in seinen schrifften selbst schon etwas hiervon dargelegt/ wie er die ge- dachte ausrottung der boͤsen verstuͤnde. Als da er in dem neuen Himmel und neuen erde p. 28. Seine er- klaͤrung und be- dingung. ausdruͤcklich geschrieben: Es ist eine grosse schwachheit/ durch menschliche macht und waffen das reich GOttes befoͤrdern wollen/ und also das reich CHristi fort- pflantzen. Das werck GOttes ist aus einem geistlichen grunde/ und also auch sein fortgang und beschluß. Die hohei- ten der erden muͤssen durch die hoheiten der himmel uͤberwunden werden. Die zeitlichen dinge sind dem ewigen unter- worffen/ und die irꝛdischen dem himm- lischen; die zeit/ worinne wir leben/ thut uns grosse verheissung von einer kraͤffti- gen hand GOttes vor sein werck/ und man hat keine zeitliche noch irꝛdische huͤlffe noͤthig/ die GOttlosigkeiten und den frevel der erden zu zerbrechen. Der HErr/ der alles zermalmet/ hat es durch sich selbst/ und sein armhat keines men- schen macht oder armvon noͤthen. Wenn der HErꝛ alles thut durch eine wunder- bare starcke hand/ so hat der mensch ruhe in GOtt. Streit wider die Labadi- ßen/ 8. Es ist auch hier noch mit wenigen zuge- dencken/ daß dieser mann auch anno 1674. mit denen Labadi sten in streit gerathen/ als derselbe wider ihren kuꝛtzen unterricht von ihrem zustand und lebens-art eine schrifft publici rt. Jn selbi- ger hat er zwar erstlich die anstalten der Labadi- sten in dem Provisional urtheil wegen der schrifft der Labadi sten/ kurtze unterrich- tung genant/ p. 3. als schriftmaͤßig erkant/ wie auch/ daß sie denen noch ungeuͤbten uñ schwachẽ nuͤtzlich und noͤthig waͤrẽ. Alleine da die Labadi- sten ihre satzungen insgemein/ wie es zu gehen pfleget/ als hoͤchst noͤthig und allgemein angebẽ und erin- nerungen wider sie. wollen/ hat er folgendes hiebey erinnert: Die Aposteln haben vollkommenere gruͤnde gelegt und regeln gemacht als die lehrer unter dem gesetz. Jn dieser letzten zeit aber wird Gott geistlichere gruͤnde und regeln legen/ als je vor diesem/ in dem er durch seinen allerheiligsten Geist uns gꝛuͤnde uñ regeln legen wiꝛd mit wenigeꝛ huͤlffe von menschen/ und ohne solche gemachte regeln/ so uns etwan diese oder jene vorgeschrieben. Wiꝛ werden sie aber in unsere hertzen und seelen gegra- ben finden/ und also ist man ein frey ge- lassener des HErrn/ und wenn der H. Geistuns bestaͤndig unterrichtet/ so ha- ben wir einen sichern lehrmeister. Und Jahr MDC. biß MDCC. weiter p. 4. Man koͤnte zwar die praxin kirchen anzurichten brauchen/ aber kein so gewisses geformtes wesen noch bande und menschen-satzungen die seelen zu be- schweren/ daß die meister uͤber dieselben herꝛscheten/ die gemuͤther und hertzen der menschen gefangen naͤhmen/ und sol- che Joch-Christen machten/ die sie wol- beladen koͤnten als esel und dienst- knechte/ und daß man also eine veꝛborge- ne herꝛschafft ausuͤbete/ welche die ein- faͤltigen menschen leicht eingingen und andaͤchtig annaͤhmen/ in dem vertrau- en/ ihre fuͤhrer (die Labadi stische Lehrer) wuͤrden sie wol und treulich leiten. 9. Diese blindheit ist sehr groß und schmeckt nach aberglauben und abgoͤt- terey/ muß aber entdecket werden/ damit das gifft nicht weiter krieche. Die zeit und der lauff des Evangelii lehret uns klar/ daß die regierung und das reich des H. Geistes nun in krafft auffgerichtet/ wird/ so daß man wenig lehrmeister ha- ben soll. — Weil aber diese Labadisti sche Prediger diesen weg noch nicht gelernet haben/ so koͤnnen sie ihn auch andern nicht recht lehren; und dahero kommts denn/ daß sie ihre eigene lehre mit der lehre des H.Geistes vermengen/ und thun ein unvollkommen werck/ und suchen mehr sich selbst/ und handeln nicht rein gnug vor GOtt/ zum schaden ihrer lehr- linge/ welche groͤssere schritte in ihrem Christenthum thun koͤnten in der frey- heit/ wenn sie vollkommenere meister haͤtten/ die selbst unmittelbar von GOtt gelehret waͤren/ und deren unterrich- tung nicht mit so viel menschen-satzun- gen vermenget/ und derer regel und re- gierung nicht mit so grossem interesse be- flecket waͤre. Der H. Geist lehret die freyheit in GOtt. Wir muͤssen Koͤnige und Priester GOttes werden/ und selbst lehren/ predigen und regieren/ und ei- nen hirten und fuͤhr er in uns haben/ nem- lich den H. Geist den wahren hirten der seelen/ wobey diese zwey Prediger mied- linge sind/ und waͤꝛe zu wuͤnschen/ daß sie nicht gar betruͤger erfunden wuͤrden. Wozu sollen mir regeln und gesetze nu- tzen/ als mich zu binden/ da ich doch frey seyn muß in GOtt/ und allein an die leitung des H. Geistes des HErꝛn JEsu gebunden seyn/ ohne diese gesetze uñ regeln. Solteich deꝛfuͤhꝛung des Gei- stes GOttes nicht vertrauen/ und mich deß wegenan gesetze und regeln binden? 10. Die einige regel ist GOtt lieb ha- ben; dieses lehret mich der H. Geist be- staͤndig in allem meinem handel und wandel. Hat jemand diese fuͤhrung und zeugniß nicht/ der gehoͤret nicht zum Reich des H. Geistes/ und sein Christen- thum ist kindisch/ und von wenig krafft. Alle solche Christen werden sich sehr versaͤumet finden/ wenn der braͤutigam koͤmmt/ die ihr oͤhl bey menschen geholet haben/ und nicht bey dem Geist GOt- tes. Noch weiter faͤhret er fort pag. 6. Wer H h 3 siehet Th. III. C. XXV. Von Johann Rothen Jahr MDC. biß MDCC. siehet nicht mit was vor einem herꝛ- schenden geist diese zwey Prediger be- haftet sind/ uñ wie sie andere an ihre mei- nungen und buͤcher binden wollen/ und meinen/ sie koͤnnen einem jeden gnuͤge thun/ gleich als ob der geist derer Apo- stel auff ihnen ruhete/ dadurch sie moͤch- ten uͤber eines jeden zustand richten/ und aussprechen/ und zwar alles nach ihrem gutduͤncken/ und eine schule von juͤngern auffꝛichten/ daruͤber sie fein zu herꝛschen haben moͤchten. Wenn man mit einem rechtschaffenen auge darauff siehet/ so leuchtet dieses alles aus ihren satzungen hervor. Ob sie es wol an etlichen orten in etwas uͤberschmieren mit einem wort von der freyheit/ damit es ihre einfaͤlti- ge weiber und junge schuͤler nicht mer- cken sollen/ und also ihr credit nicht ver- lohrengehe. Sie wollen/ daß man ihre kirche vor eine mutter annehmen soll/ und daß keine wahre kirche ausser ihnen sey/ daß man ihren gruͤnden folgen muͤs- se/ u. s. w. Man muß bey ihnen geloben die armuth zu belieben/ und lieber alles zu leiden/ als sich der bruͤderschafft zu entbrechen. Diese sind zwar pflichten eines Christen/ die er bey sich selbst practi- cir en muß/ aber die freyheit des Evange- lii laͤst mir nicht zu/ mich so ferne an menschen zu verbinden. Jch nehme mir wol das vollkommene vor in meinem hertzen/ aber ich soll darum kein geluͤbde thun an diese oder jene versammlung/ und mich ihren censur en unterthaͤnig ma- chen. Diß gebe einer creatur allzu grosse macht uͤber mich/ gleich als wenn ich versichert waͤre/ dieselbe kirche koͤnnte nicht irren. Wie denn warlich die La- badisti sche den iꝛrthuͤmern unterworffen ist/ und solche geluͤbde und bande doch andern aufflegt/ das doch dem geist des HErꝛn zukoͤmmt/ welchen ich bestaͤn- dig bitte/ daß er mich vollkommen ma- che/ und ihm allein folgen lehre/ und in seiner fuͤhrung/ unterweisung und regie- rung gebunden bleiben moͤge. 11. So viel sey dißmal zu einiger nachricht auch von diesem manne angezeiget. Nun ist noch ein anderer uͤbrig/ welcher in Schweden von an- no 1683. und weiter hin auch viel auffsehens Ulstadii historie. gemacht/ namens Laurentius Andreæ Ulstadius. Von diesem wil ich nichts als die eigene beschꝛei- bung hieheꝛsetzen/ welche ein Schwede/ der selbst alles mit augen angesehen/ auffgesetzet/ und mir schrifftlich communicir et hat. Selbige lautet von wort zu wort also: Von Laurentio Andrea Ulstadio ist fol- gendes zu berichten. Daß er Schul- collega und daneben nach des landes weise ein geweiheter Prediger/ doch ohne gemeine und pfarr-kinder gewesen/ in ei- ner stadt Uhlo genant in Finland/ 80. meilen von Abo und 20. meilen von Lappland. Dessen er- ste bewe- gung. Daß GOtt ihn/ auff einem kranckbette/ durch schweren gemuͤths-kampff/ erregung sei- nes gewissens und entdeckung seiner vorigen suͤnde der jugend wunderbarlich bekehret: Wel- che gewissens-last der Pfarrer fuͤr teuffels-versu- chung ausdeutete/ aber er dabey fand| keine ru- Jahr MDC. biß MDCC. he/ ehe als er muste die suͤnde bekennen/ und da ihm solches gewegert/ ist er durchs fenster hin- aus gesprungen und zum Pfarrer im blossen hemde gelauffen/ und da die magd fuͤr ihm die thuͤr zusperrete/ rieff er doch durch das schluͤssel- loch alles/ was auff seinem gewissen war/ dar- auf er ruhe und friede nicht allein bekam/ sondern auch unter dem wege nach hause ist uͤber ihn eine grosse erquickungs-krafft als ein erlabender wind kommen/ ꝛc. Darauf verzog er ein gantzjahr in seinem am- te/ wartete es ab mit andern kraͤfften und treue als zuvor/ predigte auch bey gelegenheit und an- sprach den armen leuten und ausgehungerten seelen mit besserem gefallen und nachdruck! und vermahnte die Prediger zur busse und be- kehrung mit worten und briefen/ darinnen er ih- nen ihre fehler fein ausgedrucket hatte/ doch nicht ohne ihre entruͤstung/ so daß der brieff an das Consistorium in Abo geschicket ward. Anno 1683. bey dem Synodo nahm er abschied mit des Bischoffs consens von der schule/ und um osterzeit im Aprili, fuhr er in der zeit/ da es an dem ort am allerschlimmesten und gefaͤhrlich ist zu reisen/ nach Abo/ ersuchte im Consistorio kirchen-busse zu thun/ welches ihm gaͤntzlich ab- geschlagen ward; er aber verpflichtete sich GOtt mit unablaͤßigem gebete/ und hielt verharrent- lich in gantze zwey jahre an/ biß daß er uͤber alles vermuthen erhielt sein begehren/ und that seiner suͤnden bekaͤntniß 1685. oͤffentlich in der kir- chen. Weiter fuhr er fort GOtt mit gleichem ernst Fortgang und uͤbungen. zu dienen mit vielem fasten/ gebet/ bibel-lesen/ heiligen betrachtungen und uͤbungen unermuͤ- det mit ungemeinem fleiß/ wachen und munter- keit/ auch mit vielem leiden inn-und auswendig/ anfechtung-und versuchungen/ so lange bis daß er sich GOttes verborgener fuͤhrung in sei- nem gewissen mit auffopfferung seines willens und aller kraͤfften zu seinem wircken gantz uͤber- ließ/ welche er als ein leidender ließ in sich fort- gehen/ nicht ohne kampff und ringen/ die dem Allsehenden am besten bekant und heimgestellet sind. Daer nun in solchen verborgenen wegen Elende| gestalt. GOttes stund/ verspuͤrete man dieses an ihm/ daß er seine zerrissene kleider/ welche begunten von dem leibe allmaͤhlich zu fallen/ nicht wolte ablegen und andere neue annehmen/ ungeacht sich funden/ die ihm andere kleider/ entweder fei- nere oder geringere/ geben wolten und anzuneh- men sehr noͤthigten/ da sie ins gemein alle in der stadt sahen einen so grossen jammer und aͤusser- lich abscheuliche ungestalt an ihm/ daß inner zwey jahren seine kleider allmaͤhlich ihm von dem leibe fielen/ so lange/ biß alles zum lumpen mitzwirn angehaͤfftet und mit faden gebunden auff dem leibehieng (und schlauderte) so daß zuletzt seine natuͤrliche glieder musten mit haͤn- den bedeckt werden/ daꝛzu auch sein grosser haar- wachs/ der in 5. locken zusammen gebacket/ seine gestalt haͤßlich machte: Wer ihn also ansahe/ wie er einheꝛ gieng mit diesen zerrissenen lumpen/ mit einem alten verblichenen und in falten rund um das haupt gefallenen hut/ da er vor sich sahe das licht durch eine falte als durch ein loch/ mit den herumhaͤngenden langen haar- zottẽ/ mit halbẽ struͤmpffen ohne schuhe/ sich for- ne bedeckend mit dem hemde/ das hinterwerts bloß und Laurentio Andreæ Ulstadio. Jahr MDC. biß MDCC. bloß war/ er muste sich an solcher erbaͤrm li che r gestalt/ darinnen er uͤber ein halb jahr gieng/ theils entsetzen/ theils hertzinniglich bewogen werden. Jn dieser und uͤbrigen zeiten allen gieng er unsaͤumig in die kirche in die taͤg- liche betstunden/ wochen-predigten/ und des Sontags von 8. uhr biß 3. und 4. uhr nach- mittag/ und doch bey dem harten nordischen winter und kaͤlte befand er an seinem leibe nicht den geringsten schaden. Ausbruch seiner be- kaͤntniß/ Anno 1688. Dom. 6. Trin. da geprediget wird: Wo eure gerechtigkeit nicht uͤberfluͤßiger ist als der Schrifftgelehrten und der Phariseer ꝛc. kam er in der Thum-kirche/ welche von den alten Papistischen gebaͤuden sehr groß mit grossem gange/ hervor und stellete sich vor die cantzel/ po- chete an/ da der Prediger schon angefangen hat- te/ und hieß ihn schweigen/ fing so an aus seinem zedul/ den er aufgesetzt hatte/ uͤberlaut herzulesen: und der- selben summa. — 1. Daß die Lutherische lehre sey eine verdammliche lehre. — 2. Daß die Pre- diger nicht haben den H. Geist: So lan- ge war der Prediger stille/ und hieß stracks dar- auff/ man solte ihn ausfuͤhren/ er aber dachte ferner aus dem papier auffzusagen: von dem ursprung des verfalles und verderbens der kirchen/ wie der allbereit von der er- sten kirchen-vaͤter zeiten angefangen/ die er fuͤr so heilige nicht befand und er- kante/ als man bißhero sie ausgeruffen hatte; von dem itzigen veꝛdorbenen Chri- stenthum in allen sect en/ parteyen und religionen/ welche zusammen ein Babel und lauter geistliches Heidenthum machten; wie GOtt im sinn habe die re- ligionen zukuͤnfftig erst recht zu reformi- ren/ welches nie vollkommlich durch Lutherum geschehen/ da denn wenig die wahre probe von der lautern wahr- heit nach geist und krafft zur seligkeit wuͤrden aushalten: daß GOtt nach sei- ner verheissung sein vormals geliebtes und nun verstossenes volck wird auff- nehmen/ viele Heiden bekehren/ und aus beyden mit samt den verborgenen und zerstreueten Zions-kindern sich eine rechte sichtbare allgemeine kirche und gemeinschafft der heiligen auffrichten; daß GOtt unterdessen und allezeit in al- ler welt/ unter allen sect en und religions- spaltungẽ/ seine verborgene kinder/ glau- bige und wahre anbeter/ die im geist und wahrheit solche gewesen/ gehabt/ und noch eine unsichtbare kirche auff erden hat/ nicht aber im Lutherthum allein eingeschꝛaͤnckt/ vielwenigeꝛ daß es allein die sichtbare reine Apostolische und Evangelische kirche/ wie sie es haben wollen/ machte; zuletzt/ wie sie solten busse thun/ die Priester und Lehrer erst und vornehmlich/ und die zuhoͤrer/ und sich nicht verlassen auff ihre lehr-saͤtze/ vielweniger auf ihre aͤusserliche kirchen- uͤbungen/ beichte/ vergebung der suͤnden und Abendmahl gehen/ da sie doch nicht anders damit als sich unter einander Lehrer und zuhoͤrer verfuͤhrten/ schmei- chelten/ und verstockten/ daß sie die war- heit durch ungerechtigkeit auffhielten/ daß sie nicht koͤnten zur erkaͤntniß ihres Jahr MDC. biß MDCC. verderbens kommen und busse thun/ daß ihnen moͤchte geholffen werden. Da er ihnen dieses und andere dinge mehr vorzubrin- gen/ gehindert ward/ indem 2. kerls/ jeglicher an einer seiten/ ihn anfasten auszuleiten/ so geschahe es/ daß seine lumpen ihm so bald von Erfolgtes unge- mach. seinem leibe unvermuthet so rein abfallen/ daß er bloß blieb stehend fuͤr ihren augen/ und kein faden von oben biß unten auff sich behielt/ und in solcher gestalt ward er ausgeleitet bloß und o hne bedeckung/ welche er mit haͤnden nicht thun konte/ deren arme die beyde kerle hielten/ d abey rief er stracks in der kiꝛche unter seiner aus- fuͤhrung mit lauter stim̃e zu dreymalen: So soll noch der Prediger schande entdeckt wer- den/ wie ich itzund bloß ausgefuͤhret werde! Die besagten kaͤrl leiteten ihn biß aus der kirche/ da sie ihn liessen/ und er gieng frey in frieden zu hause/ sein stuben-gesell aber/ der ihn auffgenommen hatte/ ein Studiosus und fei- n e r mensch/ der auch durch ihn zum rechtschaf- fe n en wesen in CHristo gefuͤhret war/ O. Ulhe- gias genant/ folgte stracks aus der kirche und mahte die stube auff/ da Ulstadius von stund an n a hm gantze kleideꝛ/ die eꝛsich anzog/ und ließ die locken stracks abscheren von Ulhegio, dem unter dem scheren eingefallen: so wird auch GOtt der gottlosen heuchel-und bauch- prediger gewalt einmal kuͤrtzen/ und sie ausrotten aus dem lande der lebendi- gen. Des folgenden Montags darauff ward Verhoͤr und inqui- sition. Ulstadius vor den Stadt-Rath gefordert uñ in verhafft behalten/ das factum hoch exaggeri rt/ so wol dar/ als in andern welt-und geistlichen instanti en/ und genau inquiri rt nach mehrern confitent en. Der zuvor genante Ulhegius war im anfang allein/ darnach ward Pe- trus Schaͤfer Henrichson/ buͤrtig in Abo/ auch kundt/ daß er die beyden leute fuͤr rechtschaffen hielte/ die GOtt von hertzen suchten und fuͤrchte- ten/ und von Ulstadii facto, daß eine Goͤttli- che hand darunter waͤre/ waͤre auch einig mit ihnen in der erkaͤntniß der Goͤttlichen wahr- heit/ die GOtt ihnen geoͤffnet und geschencket hatte. Daruͤber ward eine inquisition dem Consistorio Academico anbefohlen/ welche auff die beyden Studios en angestellet ward den 20. Nov. 1689. Und dieweil sie so schrifftl. als muͤndlich viele wahꝛheiten in der lehꝛe und leben/ in dem theuren worte GOttes gegruͤndet/ und gantz einstimmig mit der ersten Christen lauter- keit/ freymuͤthig und bestaͤndig bekannten/ Schaͤfeꝛauch seinen Magister- namen/ brief und Privilegi en mit einem scripto fuͤr der Babylo- nischen huren lohn und gifftgetraͤnck aus ihrem guͤldenen kelch declarir te/ und es alles mit dem versiegelten mahlzeichen des thiers vor die fuͤsse warff und zuruͤcke gab/ anzeigende den greuel der academi en und seelen-verfuͤhrung der hohen schulen durch ihr Heidnisch zeug in allen facul- tæt en und disciplin en/ ward ein urtheil inner 14. tagen uͤber sie gesprochen/ und ihnen/ als ketzern/ Religions-Sacraments-Kirchen-des H. Pre- digtamts und dessen gliedeꝛ/ Academi en-und etz- licher aus dero mittel laͤsterern und verleumdern/ ehre/ leib und leben abgesprochen/ und sie ins gefaͤngniß geworffen. Darzu meist die Prie- ster Th. III. C. XXVI. Von Joachim Greulichs Jahr MDC. biß MDCC. ster/ urheber und wercktreiber waren. Ulstadi- us aber ward behalten unter weltlichem gewalt und gericht/ da man erfuhr/ daß sie sich nicht uͤbereilet e mit ihrem ausspruch/ wie jene gethan hatten/ besonderlich nach dem sie erfuhren aus der geurtheileten klage-schrifften/ wie die Consi- storiales und Prediger in einer unerkannten sa- che/ auff einen hauffen von ihnen erdichtete und denen andern zugemassete meinung wieder Koͤ- nigl. ordre und gesetze mit passionirt em urtheil/ als selbst anklaͤger zugleich und richter/ zugepla- Ver- dammung zum ge- faͤngniß und zucht- hauß/ tzet hatten. Nach zweyjaͤhrigem gefaͤngniß empfieng auch Ulstadius ein urtheil/ von dem Koͤnig/ durch sein Hofgericht in Abo/ und wurde condemni rt zum gefaͤngniß uñ arbeit auf einem zuchthauß in Stockholm auf lebenlang/ welches auch auff ihn/ ungeacht einem ordinirt en Predi- diger/ b e werckstellet war/ und ward ihm eine gros- se kette an den fuß geschmiedet/ damit er ein schwer muͤhl-rad trat ein halb jahr/ so daße. kranck ward daruͤber/ daß nachmals die arbeit ym enthoben ward/ und bringet sein leben in Jahr MDC. biß MDCC. dem haffte zu/ und ist noch/ wie man nicht an- ders weiß/ in Stockholm auff dem zuchthause bey leben/ in sehr miserabl em zustande dem leibe nach/ aber in seiner seelen hat er himmel und freude/ die er/ von der ersten stunde seiner bekaͤnt- niß/ da er seine lumpen loß war/ suͤßkraͤfftiglich unverruckt empfunden/ indem er nun frey in sei- Bestaͤn- digkeit dabey. nem geiste siehet/ was GOtt mit ihm damal unter seiner schweren drohenden hand stehendem gewolt/ welches vor und biß zu dem letzten aus- bruch ihm verborgen war. Es fodern die ober- und untergewaltige von ihm/ daß er soll das werck mißbilligen/ und seine bekaͤntnisse wieder- ruffen/ und wo nicht mehr/ daß es nur schwach- heit waͤre/ so wolten sie ihn loß lassen/ aber er bleibet fest darauff/ daß die Goͤttliche hand das werck gefuͤhret habe/ dafuͤr er sich noch diese stunde mehr fuͤrchtet als fuͤr aller welt plag und tortur en. Amen! Das XXVI. Capitel. Von Joachim Greulichs gesichtern und offenbarungen. §. 1. J Ch habe oben im 24. capitel versprochen dieses mannes sachen bey dieser historie noch anzuhaͤngen/ welches ich denn all- hier thue/ und zwaraus seinem eigenem verzeich- niß ohne die geringste veraͤnderung: Dahero ein verstaͤndiger leser so wol einen einfaͤltigen un- affectirt en stylum, als auch andere und solche expressiones finden wird/ daraus man sehen mag/ daß dergleichen nicht etwa von einem andern ausgesonnen und erdichtet worden. Die auffschrifft der Relation, wie er sie selber ge- macht/ ist folgende: So schrieb anno 1653. am H. Pfingst- tage im namen der Heiligen Drey- faltigkeit/ ich Joachim Greulich/ und bekenne mit GOTT und dem Vater/ den Sohn/ und den Heiligen Geist/ wie folget: Demnach der allmaͤchtige GOTT nach seinem Goͤttlichem rath und willen mich den 21. Maji dieses Jahres mit Leibes-schwach- heit heimgesuchet und angegriffen hat; als ist mir erschienen an dem Heiligen Pfingsttage in der Mitternacht-stunde/ wie ich in meinem bett gelegen bin/ ein heller schein/ als ein wet- terleuchten/ darauf kam der Engel GOTTes fuͤr meine fenster auf einem wagen/ daran wa- ren zwey Schimmel/ die sprangen hinten und vorne auf/ der wagen aber stund still fuͤr dem fenster/ der Engel GOttes stieg ab/ und kam fuͤr mein bette in einem schoͤnen rothen ge- wand/ und nahm mich bey der huͤfften/ und setzte mich in den wagen/ da fuhr ich hinter sich und der Engel fuͤr sich/ da fuhren wir uͤ- ber die mauren hinuͤber/ und er brachte mich in einen schoͤnen garten/ da kan ich nicht aus- sprechen/ was fuͤr schoͤnes und liebliches wesen ich gesehen/ und was fuͤr einen schoͤnen ge- schmack ich empfangen/ auch dessen ich mich noch in meinem hertzen zu troͤsten habe. Wie das alles vollendet war/ so hat mich der Engel GOTTes in ein ander ort gebracht/ da kan ich nicht aussprechen/ was fuͤr freud und musi- ci ren ich gehoͤret habe/ da sahe ich meiner mutter schwester mitten in dem garten/ in einem schoͤ- nen sessel sitzen/ und ihre beyden toͤchter neben ihr/ es war alles geistlich an ihnen/ sie sahen mich an/ und ich sahe sie auch an/ und da ich solche freude sahe und empfangen hatte/ da dachte ich/ HErr JESU/ wie komme ich wie- derum heim/ da bin ich in einem augenblick wieder in meinem bette gelegen. Solches beken- ne ich Joachim Greulich/ und rede es mit der wahrheit. |An dem andern heiligen Pfingst- tag/ als ich in mein bett gegangen bin/ da ha- be ich nicht schlaffen koͤnnen/ so bin ich gele- gen/ habe fleißig gebetet/ alle schoͤne spruͤch- lein/ die ich in meinem hertzen hatte/ und war es um die mitternacht-stunde/ ich sahe auch in der stube hin und her/ wie ich mich umgesehen hatte/ sahe ich abermahl einen schoͤnen vogel si- tzen/ er sahe mich an/ und ich sahe ihn auch an/ und betrachtete ihn sehr wohl/ was fuͤr schoͤne gestalt er an ihm hatte/ er hatte augen wie zwey grosse perlen/ er hatte einen kurtzen di- cken schnabel/ wie gantz alabaster/ er war ge- ziert von federn/ desgleichen ich mein tage nie gesehen habe/ wie ich ihn wohl betrachtet hatte/ dachte ich/ ich wolt ihn gerne fangen/ da griff ich allgemach mit der hand aus meinem bette nach ihm/ aber er flog von mir hinweg mit grossem geraͤusch zu dem gitter hinaus/ welches ich mit gutem verstand selbst nach ihm zugemacht habe/ da doch niemand weiß/ wie das gitter geoͤffnet worden/ welches doch zuvor zu gewesen ist/ \&c. An dem dritten heiligen Pfingsttage aber/ da hat mich GOTT mit grosser schwachheit heimgesuchet/ da habe ich gebeten meinen lie- ben vater/ er solle mir meinen beichtvater ho- len/ ich wolle mich mit GOTT versoͤhnen; da hat mir mein vater meinen beichtvater ge- holet/ es hat mich gedaucht/ meine zunge wol- le mir zu schwer werden/ so habe ich mich mit GOTT dem allmaͤchtigen versoͤhnet/ und ha- be den wahren leib und das wahre blut Chri- sti empfangen/ in derselbigen nacht in der mit- ternacht-stunde habe ich nicht schlaffen koͤn- nen/ gesichtern und offenbarungen. Jahr MDC. biß MDCC. nen/ da kam der Engel GOttes wieder fuͤr mein bette/ und gab wieder einen schein als ein wetterleuchten/ und war bekleidet mit ei- nem weissen kleide/ und hatte einen schein um sein haupt/ und in der rechten hand einen sce- pter/ und in der lincken hand einen Reichs-apf- fel mit einem creutze/ und sprach zu miꝛ: Wuͤnsch dir einen guten abend/ Joachim/ ich bin zu dir gesand als ein dienstbarer geist GOTTes/ du heist Joachim/ das ist dein rechter tauffnah- me/ und leget seine rechte hand auf meine rech- te hand/ und tuͤpffet mir auf meine nasen/ und er nahm den creutzapffel/ und that das creutz auf/ und that zwey guͤldene schellen heraus/ und machte mit den schellen zwey creutz uͤber meine augen/ und legte mirs auf die augen/ und ich hatte diese schellen ein Vater unser lang auf meinen augen/ und sie waren eißkalt/ auch so hell und klar/ daß ich den Engel Gottes dadurch sehen koͤnnen/ und der Engel Gottes sprach zu mir: Du hast heute das allerheiligste empfangē/ den wahren leib und das wahre blut JEsu Christi/ das der gantzen welt suͤnde erloͤset hat/ und ich soll festiglich glauben/ soll an GOTTes barmhertzigkeit nicht verzagen/ so wohl als ich empfangen habe den wahren leib und das wahre blut unsers HERRN JESU Christi/ so wol ist das lamm Got- tes droben im himmel/ und sprach: Du wirst noch mit hoͤhern gaben begabet werden von GOTT. Den vierdten Pfingsttag in der mitter- nacht-stund kunde ich wieder nicht schlaffen/ da kam der Engel GOTTes wieder fuͤr mein bette in einem gantz guͤldenen gewand/ und hatte eine gantz guͤldene cron auf seinem haupt/ und eine harffen in seiner rechten hand/ und ein guͤldenes buch in seiner lincken hand/ und musicir te mit viel schwebenden Engeln um das fenster herum: HErr GOTT/ wir loben dich/ HErr GOtt/ wir dancken dir/ \&c. da hat es so lange gewaͤhret/ biß zu diesen worten: Heilig ist unser GOtt/ der HErre Zebaoth/ \&c. Darnach schieden sie von mir/ wiewol ich sie in luͤfften noch lang hoͤrete musici ren. An dem fuͤnfften tag in der mitternacht- stund kunte ich nicht schlaffen/ da kam der En- gel GOttes wieder zu mir fuͤr mein bett/ ge- wapnet im harnisch/ und hatte in seiner rechten hand ein gantzes blutiges schwerdt einer gan- tzen mannes-hand breit/ und von einer ziem- lichen laͤnge/ und in der lincken hand hat er einen helm gefuͤhret; und der Engel GOttes sprach zu mir: Mit diesem schwerdt wird Gott die welt straffen um der suͤnde willen; daß wir so Gottloß leben koͤnnen wenden/ werdē wir gnug haben; und wie er diese wort hat ausgeredt/ so wandte er das schwerdt herum/ und ließ mich es auf der andern seiten auch sehen/ da war es eben so blutig. Nach diesen allen haͤlt er ein truͤhelein unter seinem arm mit einem erhabenen deckel/ das war von gantzem gold/ da nahm er es herfuͤr/ thaͤts auf/ und nahm aus demselbẽ etwas heraus/ das war rund und weiß/ und hielte mirs fuͤr meinē mund/ das war gantz suͤß; da sprach der Engel des HErꝛn zu mir/ das ist das manna- brod/ das GOtt den kindern Jsrael hat gegeben vom himmel/ aber sie habens verlacht und ver- spottet/ und haben einen eckel daran gehabt; also gehets auff der welt auch daher/ daß man das liebe brod auch bey uns unwerth haͤlt/ daß Jahr MDC. biß MDCC. uns GOtt mit hunger werde straffen/ daß keiner bey dem andern fuͤr hunger werde bleiben koͤñen. Darnach schied der Engel GOttes von mir. Am 6. tag zu fruͤhe ums Chorlaͤuten/ so sahe ich den tod leibhafftig hinter meiner thuͤr/ es war ein sehr langer mann/ gantz nackend/ in der lincken flachen hand hatte er die uhr/ und in der rech- ten hand eine sensen/ den arm mit der sensen lies er hencken auf die erden; ungefehr auff eine halbe stunde ließ er sich sehen. Am Petri Paulitag die nacht zuvor kam der Engel des HErꝛn wieder zu mir fuͤr mein bette in einem gantz gruͤnen ge- wandt/ gliesse wie ein atlas/ der stund nicht/ son- dern er schwebte auff eine gantze stunde; da fieng der Engel des HErꝛn an zu reden und sprach: Ach wehe/ ach wehe/ ach wehe/ du schoͤnes Je- rusalem/ wie wird es dir ergehen! GOtt hat dir eineruthen gebunden/ Gott helffe dirs uͤberwin- den. Jch will dir anzeigen wie es Jerusalem ergangen ist/ daß sie ihrentempel so verunreini- get haben/ daher sie GOtt gestꝛafft mit kriegs- volck/ ja so verirret uñ verheeret ist sie wordẽ/ daß kein stein auff dem andern blieben ist: also wird auch Gott diese stadt straffen um der hoffart und um der hurerey willen/ daß die Obrigkeit so gar nicht straffet/ sondern nehmen das geld; aber ihr silber und gold wird sie nicht erretten am ta- ge des zorns: Da wird GOtt die stadt um straffen. Weiter sagte er zu mir: Wie der lehrer ihr predigen und ihr schreyen so gar nicht hilfft; also wird GOtt sein angesicht gar von uns abwenden/ da er doch so ein gnaͤdiges au- ge auff diese stadt hat gehabt. Hingegen wird uns GOtt auch nicht erhoͤren/ wann die straffe angehen wird/ weil wir ihn mit unsern suͤnden so erzuͤrnet. Also soll ich seinen befehl aus- richten/ wie GOtt in dem Alten Testament den Altvaͤtern befohlen/ Mosen und Abraham/ wie auch Jonam/ da GOtt sagte: er solte in die grosse stadt Ninive gehen/ und solt sie unterwei- sen ihrer suͤnde halben/ aber Jonas thaͤts nicht/ und war ungehorsam; da straffte ihn GOtt al- so/ daßer durch den wallfisch verschlungen wur- de; doch betete Jonas in dem bauch des wallfi- sches so fleißig/ daß GOtt sein gebet durch die wolcken erhoͤret hat: also soll ichs auch nicht ver- schweigen/ soll es offenbaren/ wie ers begehret; es kom̃ fuͤr Obrigkeit oder fuͤr gelehrte/ so seye der geist GOttes bey und in mir/ alle Engel im him- mel freuen sich uͤber meinem abschied/ wann ich von dieser welt soll abscheiden. Freytags/ 15. Julii in der nacht vor 3. tagen/ da hab ich nicht schlaffen koͤnnen/ da kam mir fuͤr ein dicker nebel/ und aus dem nebelkam her- fuͤr eine hand mit einem schwerde/ der nebel aber vergienge bald wieder; nach diesem kam ein En- gel gantz geharnischt/ der sprach zu mir: fuͤrchte dich nicht! und er hatte in einer jeglichen hand Cron und Scepter/ uñ sprach: Dieses werden 2. Koͤnigreiche bedeuten in den Niederlaͤndischen Laͤndern/ aber es ist ihnen noch verborgen. Der eine in den Niederlaͤndischen Laͤndern wird uns sehr zusetzen/ daß er alles in unserm Teutschland wird verderben und verheeren/ um des worts GOttes willen; aber es wird GOtt wieder einen erwecken/ einen Herold aus Schweden/ der ihm widerstand thut/ aber unser wort GOttes wird ewiglich bleiben. Das Lamm GOttes hat ge- redt; und der Engel GOttes sprach zu mir: A. K. H. Dritter Theil. J i GOtt Th. III. C. XXVI. Von Joachim Greulichs Jahr MDC. biß MDCC. GOtt wird dir ein zeichen geben; darauff bra- chen 2. krieges-heer in meine kammer hinein/ auf einem jeden hauffen ein trompeteꝛ da sprach der Engel GOttes zu dem krieges-volck: Jetzund richtet aus den befehl GOttes; da fiengen sie auff einander an zu schiessen/ da das alles ein en- de hatte/ begegneten sie einander mit blossen schwerdtern/ und hieben auff einander/ daß mir angst und bang wurde; da sprach der Engel GOttes zu mir: Da siehestu den jam̃er/ der uͤber das Teutschland gehen wird/ daß des kindes in mutterleibe nicht soll verschonet werden/ so wer- de uns GOtt auch straffen mit pestilentz und hungers-noth/ daß der untere so wol als der obere sterben muß. Darnach hub der Engel die Cronen auff/ eine gegen mitternacht und eine gegen niedergang/ da blies der Engel GOttes in die gegen niedergang/ da ward es kohlschwartz; da sprach der Engel GOttes zu mir/ das Koͤ- nigreich wird gantz ausgerottet und vertilget werden/ ich will dir anzeigen/ daß ich der Wuͤrg- engel bin/ der viel 1000. menschen erwuͤrget hat/ um ihrer suͤnde willen; also schied der Engel von mir. Sontags den 17. Julii zu nachts auff der grossen uhr um 1. da ward ich wieder verzuckt/ da erschienen mir 24. Engel/ die brachten mich in einen schoͤnen ort/ sie setzten mich in einen schoͤ- nen sessel/ und gaben mir einen schoͤnen gruͤnen zweig in meine hand/ und empfingen mich gantz freundlich als einen pilgrim und wandersmañ/ der bald aus dieser welt wird abscheiden/ sie musicirt en mir allerley schoͤne spruͤche mit harpf- fen/ lauten und geigen/ und sie wiesen miꝛ meinen bruder/ der empfing mich mit seinen armen gantz freundlich/ und sprach zu mir: wo bleibestu so lange/ du auserwehltes kind? Montags den 18. Jul. um 1. uhr auff der gros- sen uhr zu nacht/ da waꝛd ich wiedeꝛum verzuckt/ da brachten mich 60. Engel in harnisch und mit blossen schwerdern wieder fuͤr eine stadt gegen auffgang der sonnen/ sie fuͤhrten mich auff ei- nen platz/ da sahe ich/ daß diese stadt erstiegen wurde mit einem grossen krieges-heer bey 5000. mann/ sie nahmen die kinder/ und bunden sie an die banckstollen/ und schnitten ihnen die kien- backen heraus/ und stachen ihnen die augen aus/ und haueten ihnen die haͤnde ab/ da ward das niedermachen und das wuͤrgen bey vater und mutter/ schwester und bruder/ und was sich ver- schlossen/ trieben sie zusammen und zuͤndeten die stadt an/ und da alles vollendet war/ trat ein Engel zu mir hinein/ da die 60. Engel stunden/ in einem weissen gewand/ der hatte in seiner lin- cken hand einen kelch darauf stehen/ der sprach zu mir/ alle die in dieser stadt seynd erwuͤrget wor- den/ die sind bespraͤnget mit dem blute JEsu CHristi; so habe ich meinen lieben GOtt so fleis- sig gebeten/ er solle mir ein zeichen geben/ dieweil es so viel unglaubige leute auf dieser welt giebet; so hat mir GOtt ein zeichen geben/ da ward es an den montag zu nacht um 3. auff der grossen uhr/ da nahm ich ein licht und gieng in meine kuͤchen/ da gab mir Gott das zeichen/ daß ich em- pfangen habe einen blutigen streich uͤber meine lincke hand; es dauchte mich/ als wann man mir mit einem finger uͤber die hand fuhr/ ich sahe aber niemanden; dieses sahe ich nicht allein/ sondern ich kan es bezeugen mit personen/ die es gesehen. Den 22. Julii in der nacht um 3. uhr auf der Jahr MDC. biß MDCC. grossen uhr erschiene mir wiederum der Engel Gottes in einem weissen gewand/ in seiner rech- ten hand hatte er einen krug voll wassers/ und in seiner lincken hand hatte er eine kohlpfañen/ und aus der kohlpfañen gingen strahl-feuer heraus; und der Engel GOttes sprach zu mir/ es werde in dieser stadt ein unvermuthetes feuer aus kom- men/ daß der menschen haͤnde nicht werden ret- ten koͤnnen/ aber von diesen leuten/ die retten wollen/ werden viele todt bleiben/ denn sich 2. winde erheben werden/ die das wasser/ das man zufuͤhren wird/ wieder zuruͤck treiben und heraus reissen werden. Darnach sprach der Engel/ da hab ich wasser in dem krug/ das will ich hinein giessen in die pfannen/ da ist es an statt des was- sers gewesen/ als wenn man bech hinein ge- gossen haͤtte; also auch das feuer nicht wird zu leschen seyn/ wo nicht GOtt der allmaͤchtige durch ein fleißiges gebet der armen sich wieder- um erbitten laͤst. Den 23. Julii, in der mitternacht-stunden/ Der Tuͤr- cke soll durch Po- len in Teutsch- land kom- men. da ward ich wieder verzuckt/ da kam der Engel GOttes zu mir/ und bracht mich auff eine gros- se heyden in das Polner land/ da sahe ich 2. grosse heere als Taꝛtaꝛn und Cossacken/ und sahe auff eine halbe stunde zu/ biß sich die voͤlcker zu- sam̃en fuͤhrten/ nach diesem stritten sie wider die Pohlen 2. stunden; ich sahe ihnen zu/ und die Pohlen verlohren den sieg/ und der Engel Got- tes sprach zu mir 2. mal: Verflucht bistu von GOtt/ Polner-land/ und durch dieses land soll der Tuͤrck in Teutschland kommen. Ady den 8. Aug. um die mittag stunde zeigete mir der Engel GOttes/ ich solle in den himmel sehen/ da sahe ich einen mann/ der hatte in seiner rechten hand ein gantz blutiges schwerd/ und in seiner lincken eine gebundene ruthen/ und der himmel war wie ein blut; und der Engel GOt- tes sprach: Siehe nur dein haupt an/ wie es so blutig ist/ und auch deine haͤnde/ wie sie so schoͤn gleissen/ darnach schied der Engel GOt- tes von mir. Ady den 10. Aug. zu nachts um 3. uhr da stecket mir der Engel GOttes 3. creutz auff/ an dem eꝛsten waꝛen pfitzschenpfeil/ boͤgen und saͤbel; an dem andern creutz waren pistolen/ degen/ stuͤ- cke und schlacht-schwerdter; an dem 3. creutz stund ein truͤhlein mit pestilentz und ein becher von allerley kranckheiten/ da GOtt die welt wird mit heimsuchen. Ady den 12. Aug. am freytag zu mitter- nacht da sprach der Engel GOttes: Siehe hin- auff in den himmel; da sahe ich 900000. mann von auffgang der sonnen auffziehen/ und sie schrien: Wo sind die Christenhund/ wo sind die Christen- hund. bluthund! und sie fuͤhrten 60. pagage wagen; so fragte ich den Engel GOttes/ was das fuͤr ei- ne beschaffenheit mit den wagen haͤtte/ die diese voͤlcker mit fuͤhreten/ da sagte er: daß sie die Christen-koͤpffe in dem Teutschland darauff fuͤhren werden; so habe ich diese voͤlcker von mitternacht an biß um eins zu tag ziehen sehen; daß uns also mit dem erbfeind GOtt in dem Teutschland werde straffen. Ady den 14. Aug. in der mitternacht-stund/ da sagte mir der Engel GOttes/ ich solle in den himmel sehen; da ward der himmel wie ein rothes blut/ uñ in dem blut gieng auf eine schoͤne lilie/ und ein blutiges schwerdt dar neben/ und neben gesichtern und offenbarungen. Jahr MDC. biß MDCC. Straß- burg. neben der lilien stund geschrieben mit guͤldenen buchstaben: Du schoͤne stadt Strasburg/ du wirst viel sieg erlangen; und auff der andern seiten stund wieder geschrieben mit guͤldenen buchstaben: Koͤnigl. Majestaͤt in Franckreich ihr schutzherr/ daß sie einen grossen krieg mitein- ander anfangen werden/ ihrer muͤntz und ehr- geitzigkeit wegen. Darnach sagte mir der Engel GOttes wie- der: Siehe hin auf in den him̃el/ es wird der Carl Gustav kommen/ der wird grausam wuͤten und toben/ und er wird in seiner rechten pfatzen ein blanckes schwerd haben; und der Engel Denne- marck. GOttes sprach zu mir: Siehe nur/ wo er sein angesicht hinwendet; da wendete er es gegen den niedergang/ und in seinem grossen wuͤten und toben ließ er sein schwerd fallen/ da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird/ da sprach der Engel GOttes zu mir: Die Schweden werden viel sieg verlieren wider die- sen Koͤnig gegen Niedergang/ dieweil dieser loͤw sein schwerd hat fallen lassen; aber die Schweden sollen eine weg wiedeꝛ empoꝛ kom̃en. Adieu den 14. Aug. in der mitternacht-stun- de/ da kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe in den himmel; und der him- mel ward wie ein blut/ und an dem himmel stund ein grosser beer; da fragte ich den Engel GOttes/ da sagte er/ ich sollte wol auff ihn se- hen/ und er werde sich selber zerreissen/ aber kein buchstabe stund bey ihm; und es geschahe daß er sich zerreissete; da sprach der Engel GOttes zu mir: Dieses land/ das den beeren fuͤhret/ wird selbst auffruͤhrisch und rebellisch werden/ daß sie selbst einander wiederstehen und niederschiessen werden/ sonsten werden sie keinen krieg haben. Aber wieder in dieser stunde/ da sagt mir der Engel GOttes: Siehe wieder in den him̃el wie er so blutig ist; da sahe ich dariñe eine schoͤne jung- fꝛau/ die hatte in ihreꝛ rechten hand einen rauten- crantz und weinete jaͤmmerlich/ und neben ihr stund mit guͤldenen buch staben geschrieben: Du Magde- burg. schoͤne stadt Magdeburg/ und uͤber ihrem haupt stund ein blutiges schwerd; da fragte ich den En- gel GOttes/ was das bedeuten wird/ da sagte; er mir/ daß sie wieder mit krieg soll heimgesuchet werden. Adieu den 16. Augusti in der mitternacht- stund/ da kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe hinauff in den himmel/ wie er so blutig ist; und der himmel ward wie ein blut/ da sahe ich darinne eine grosse stadt mit krieges-volck belaͤgert/ und sie ward endlich er- stiegen/ und ober der stadt stunde mit guͤldenen Franck- furt. buchstaben geschrieben/ du schoͤne stadt Franck- furt; aber sie wehreten sich grimmiglich darin- ne/ das weibes-volck mit heissem wasser und pflasteꝛsteinen/ die burgeꝛ mit bech-ringen/ wurf- fen sie auff das kriegesvolck herunter; also wird es dieser stadt ergehen. Also sagte mir der Engel GOttes wieder/ ich soll in den himmel sehen/ und er ward wie ein blut; da sahe ich darinnen 400. seeschiffe/ und ne- ben den schiffen stunde mit guͤldenen buchsta- Amster- dam. ben geschrieben: Du schoͤne stadt Amster dam/ du wirst viel sieg wieder deine feinde haben; aber an ihren fahnen stunden die buchstaben/ wie sie ihre schiffe nenneten/ und in diesen 400. schiffen waren 5. creutz/ die bedeuten 5. staͤdte/ Luͤbeck/ Hamburg/ Dantzig/ Amsterdam/ England/ Jahr MDC. biß MDCC. diese werden mit der seuche heimgesuchet wer- den; zuforderst Engeland/ daß sie ihren Koͤ- nig so unschuldig hingerichtet haben/ also wird GOtt diese 5. staͤdte straffen. Adieu den 17. Augusti in der mitternacht- stunde kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe hinauff in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinnen 2. schluͤssel/ und auf jedem schluͤssel einen todtenkopf/ uñ uͤber dem todtenkopff ein creutz/ und neben den schluͤs- seln stund geschrieben mit guͤldenen buchstaben: Regen- spurg. Du schoͤne stadt Regenspurg/ die edelste im Roͤm. Reich/ da sprach der Engel GOttes zu mir/ daß in der stadt Regenspurg der cometstern auffgangen sey/ der die gantze welt durchlauffen ist/ wo menschen gewesen sind. Darnach sagte der Engel GOttes wieder zu mir: Siehe wieder in den him̃el/ wie er so blutig ist; da sahe ich einen Greiffen dariñe/ der fuͤhrete ein blinckendes schwerd; da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird; da sagte er mir/ daß dieser Fuͤrst/ der ihn fuͤhrete/ der habe ei- nen heimlichen neid und gꝛoll/ abeꝛ er ruhe noch/ und wann er ausbruͤchig wird/ so werde ein schreckliches blutbaad daraus entstehen. Adieu den 18. dito, kam der Engel GOttes wieder zu mir um die mitternacht-stunde und sprach zu mir: Siehe in den him̃el/ wie er so blu- tig ist; da sahe ich darinne ein blutiges schwerd/ uñ neben dem schwerd stund mit guͤldenen buch- staben geschrieben: Du schoͤne stadt Erfurt; Erffurt. und auff der andern seiten stund wieder mit gul- denen buchstaben geschrieben: Grosse feuers- bruͤnsten/ die in dieser stadt auskommen weꝛden; uͤber dem schwerdt aber stund geschrieben/ groß auffruhr/ rebellerey wird sich da bege- ben/ sonsten keinen krieg weiß ich ihnen anzuzei- gen; dann dieses schwerd ist ihnen selbst in ihre hand gegeben. Nach diesem kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe hinauff in den him- mel; da ward er gantz blutig/ da sahe ich dariñen eine weintrauben/ die verwandelte sich gantz in blut/ und ein schwerd/ das war auch blutig/ wel- ches dabey stund/ und neben dem schwerd stund geschrieben: Du schoͤne stadt Augspurg; da Aug- spurg. fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird; da sprach er zu mir/ sie muͤste wieder an die spitzen/ daß sie hart mit kriegsvolck werde be- traͤnget werden. Adieu den 19. Aug. in der mitternachtstun- de kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinne einen blutigen saͤbel und ei- nen bogen mit pfitzschpfeilen/ und darneben stunde geschrieben mit guͤldenen buchstaben: Du schoͤne stadt Leipzig; und auff der andern Leipzig. seiten mit guͤldenē buchstaben: Du schoͤne land- Schle- sing. schafft Schlesing/ daß sie von Polen seinem feind uͤberzogen wird werden/ also werde sie GOtt straffen. Darnach sprach der Engel GOttes wieder zu mir/ ich soll in den himmel sehen/ wie er so blutig sey; da sahe ich darinnen ein einhorn/ neben dem einhorn stund mit gros- sen buchstaben geschrieben: Grosse victoria in Teutsch- land. Teutschland; da fragte ich den Engel Gottes/ was es bedeuten wird; da sagte er mir/ daß die- ser/ der das einhorn schlagen thut/ fuͤr andern Fuͤrsten soll hoͤher geachtet werden; deßgleichen A. K. H. Dritter Theil. J i 2 nie Th. III. C. XXVI. Von Joachim Greulichs Jahr MDC. biß MDCC. nie keiner auffgestanden ist/ sein name stund aber nicht dabey/ wie er heissen soll. Ady den 20. Augusti am samstage zu nachts um 4. auff der grossen uhr zeiget mir der Engel GOttes/ ich soll wieder in den himmel sehen/ da sahe ich darinnen Christen und Tuͤrcken/ die stritten mit einander/ das war jaͤmmerlich an- zusehen/ wie sie mit den Christen umgingen; uñ da die schlacht ein ende hatte/ schnittē die Tuͤꝛ- cken den Chꝛisten ihꝛe koͤpffe ab/ und schrieen/ das wollen wir unserm gnaͤdigsten Kaͤyser zu einer grossen freude mitbringen/ daß wir die Christen so erwuͤrget haben: also/ sagt mir der Engel GOttes/ siehest du/ wie der erbfeind hausset. Darnach sagte der Engel GOttes wieder zu mir: siehe in den himmel; da sahe ich darinnen einen schoͤnen teppich/ und stunden ihrer zween darauf mit maͤnteln angethan/ und neben ihnen stund mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Jhre Fuͤrstl. Duꝛchl. Jhre diener stunden auch dabey/ trompeter und heerpaucker waren auch all- da/ und ober den 2. Fuͤrsten ihren haͤuptern 2. blutige schwerdter/ und ober den schwerd- tern 2. reisefertige pferde; da fragte ich den Engel GOTTES was das bedeuten wird; da sagt er mir/ daß diese 2. Fuͤrsten lediges standes sind/ und sie alle beyde heurathen vor- haben/ aber bey dem einen fuͤrsten entstund eine solche feindschafft/ daß der eine Fuͤrst dem an- dern seine heyrath wolte abspannen/ welches nun ein schreckliches blutbad verursachen wird/ aber sie sind der zeit einig mit einander/ aber dieses kan ich noch nicht wissen/ wie sie mit namen heissen. Ady den 21. Aug. kam der Engel GOttes zu mir in der mitternachtstunde und sprach: Sie- he in den himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinnen einen grossen vogel/ der fuͤhrte 2. schwerdter/ und ober ihm stund ein blutiges schwerdt/ und ein creutz dabey/ da fragte ich den Engel GOttes was das bedeutete/ und was das fuͤr ein vogelsey/ denn ich kennete ihn nicht; da sagte er mir/ es waͤre ein sperber/ dieser Fuͤrst/ der den sperber fuͤhrete/ wird seinen krieg wol muͤssen bleibēlassen/ und seyn schwerdt wie- der in die scheide stecken muͤssen/ daß ein solches grausames sterben wird einfallen/ daß er selber darunter des todes verbleichen wird; das sagte der Engel GOttes zu mir/ und hernach schied er von mir. Uber eine weile kam der Engel GOttes wieder zu mir/ und sagte: Siehe hin- auff in den himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinne ein blutiges schwerdt/ und neben dem schwerdt stund mit guͤldenen buchstaben: Branden- burg. Jhr Churfuͤrstliche Gnaden von Branden- burg; da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird; da sagte er mir/ er siehet ehe vor/ wie es mit dem Teutschen frieden zugehen wird/ aber sein schwerd ziehet er nicht eher aus/ biß es uͤber sein land gehet/ darnach wird er sich zum kriegeruͤsten. Ady den 24 Aug. zu nacht um 3. uhr da kam der Engel GOttes zu mir und sprach: siehe wie- der auff in den| himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinnen einen schoͤnen adler/ und er fuͤhrte in seiner rechten klauen ein scepter und reichs-apfel/ und in seiner lincken klauen ein blu- tiges schwerdt/ das ist das Kaͤyserliche Recht/ Roͤm. Kaͤyser. und auff des adlers seinem kopf eine guͤldene cro- ne/ das fuͤhret Kaͤyser. Majestaͤt/ und uͤber seinem kopf stunde geschꝛieben mit guͤldenen buchstaben: Jahr MDC. biß MDCC. Jhr Kaͤyserl. Majestaͤt/ der 13. Teutsche Kaͤyser/ und neben dem adleꝛ stund ein blutiges schwerdt und ein creutz oben darauff; da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird; da sagte er zu mir/ daß dieser krieg in Teutschland nicht lange waͤhren wird/ daß ein sterben darein fallen wird/ daß die soldaten wegsterben wer- den von ihren pferden/ wie die muͤcken/ daß man keinen krieg wird fuͤhren koͤnnen/ so habe ich auch nicht gesehen an dem adler/ daß etwas waͤ- re gefallen an ihm/ sondern seine krone ist gantz schoͤn auf seinem haupte blieben/ und auch in seiner rechten klauen den scepter und reichs- apfel alles feste behalten/ und auch in der lincken sein Kaͤyserlich recht als ein blanckes schwerdt steiff gehalten hat/ so habe ich mich auch fleißig nach des adlers fluͤgeln umgesehen/ habe ver- meinet/ sie moͤchten etwa wancken/ aber er hielt es feste; da kan ich nicht sagen/ daß im himmel etwas von dem adler gefallen waͤre/ sondern er ist gantz feste gestanden/ hat sich auch nicht ver- dunckelt noch in blut verwandelt/ das rede ich bey der wahrheit. Nach diesen allen kam der Engel GOttes wider zu mir/ und sprach zu mir: Siehe wiedeꝛ in den himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich dariñen einen schoͤnen schwanen/ aber keine schrifft stund bey ihm/ auch kein schwerd/ kein creutz auch nicht; aber er verwandelte sich in blut/ da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird/ da sagte er zu mir/ alles ungluͤck bedeutet es/ dann mit schwerd und krieg soll die- ser Fuͤrst/ deꝛ den schwanen fuͤhret/ hart geaͤngsti- get werden/ und auch seine unterthanen werden wunderbarliche kranckheiten bekommen/ daß sie aussehen werden wie der bittere tod/ und wird ihnen essen und trincken wolschmecken/ daß auch kein Doctor diese wunderbarliche kranckheit wird curir en koͤnnen/ daß auch dieser Fuͤrst selbst nicht wissen wird/ wo er in seinem land ist/ fuͤr kranckheit und grossem krieg/ die uͤber ihn kom- men werden/ also/ daß auch dieser schwan sei- nen hals sehr hart ausgestꝛecket uͤber diesem jam- mer und elend. Wie das alles vollendet/ kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe wie- der in den himmel/ da sahe ich darinnen einen grossen weiten creiß und einen stern dariñen/ und der creiß lieff herum wie ein rad an einem wagen/ und in dem lauffen des creises gieng der stern wieder heraus/ und in dem runden creiß gieng auff eine schoͤne stadt und ober der stadt stund ein Lamm/ das unsere HHn. fuͤhren/ und ober dem lamm stund geschrieben mit guͤldenen buch- staben: Du schoͤne stadt Nuͤrnberg/ und Nuͤrn- berg. ober der schrifft stund ein creutz/ und uͤber dem creutz stund geschrieben mit guͤldenē buchstaben: grosse feuersbrunsten und ein sterben dabey/ und sahe auffgehen in der stadt die 3. kirchen St. Sebald/ St. Lorentz/ St. Jacob. Ady den 25. August. in der nacht um 4. auff der grossen uhr kam der Engel GOttes wieder zu mir/ und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinnen blutige se- bel/ pfitzsch-pfeile und bogen/ und stund daneben mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Ach wehe/ du schoͤnes Ungerland/ du wirst den erb- Unger- land. feind den Tuͤrcken fuhlen muͤssen/ und stund mit guͤldenen buchstaben geschrieben auf der an- deꝛn seiten: Du schoͤne stadt Raab/ da fragte ich Raab. den gesichtern und offenbarungen. Jahr MDC. biß MDCC. den Engel GOttes/ was das bedeuten wird/ da sagte er zu mir/ daß zu Constantinopel bey dem Tuͤrckischen Kaͤyser gerathschlaget wuͤrde uͤber die schoͤne stadt Raab/ und der Engel GOttes sagte zu mir/ daß die Tuͤrcken mit 400000. mann sie belaͤgern wuͤrden/ eine lange zeit/ daß endlich die Christen die Tuͤrcken anfangs gewal- tig schlagen werden/ aber es wird nichts helffen/ daß endlich dazu wird kommen/ daß alles in luͤff- ten wird weggesprenget werden/ aber nach gele- gener zeit und nach GOttes willen sollen es die Christen wieder bekommen. Darnach sprach der Engel GOttes wieder zu mir/ ich solle gen himmel sehen/ wie er so blutig sey. Da sahe ich darinnen blutige sebel/ pfitzschpfeile und boͤgen und ein creutz oben darauff/ und neben den boͤ- gen stund mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Venedig. Du schoͤne stadt Venedig/ du wiꝛst haꝛt von den Tuͤrcken betraͤnget werden/ daß du nicht viel sieg haben wirst/ und auch ein grosses sterben dane- ben/ daß man die stadt Venedig nimmer kennen wird/ fuͤr dem grausamen Tuͤrcken-krieg/ der erst bey dir recht angehen wird. Darnach sprach der Engel GOttes wieder zu mir: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinne einen grossen stern und ein blutiges schwerdt oben darauf/ und der stern verfinsteꝛte sich halb/ wie eine finsteꝛniß/ und that grausame spruͤnge in dem himmel; und der En- gel GOttes sagte zu mir/ siehe wol auff den stern/ er wird endlich gar zerspringen/ und es ge- schahe/ daß er zersprang; also dieser Fuͤrst/ der den stern fuͤhret/ dem wird sein land verderbet/ und er zugleich weggefuͤhret werden vom krieges- volck/ daß man nicht wissen wird/ wo sein land gestanden ist. Ady den 16. August. zu nacht um 4. uhr auff der grossen/ sagte der Engel GOttes zu mir: Siehe wieder in den him̃el/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinne ein blutiges schwerdt/ und neben dem schwerdt stund geschrieben mit guͤl- Schwe- den. denen buchstaben: Koͤnigreich Schweden/ auff der andern seite stunde geschrieben/ Grosse aufruhr in Schweden/ uñ ober dem schwerd stund wieder geschrieben: grosse wasserflut/ nicht vom himmel; da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird mit dem wasser/ da sag- te er zu mir/ daß in Schweden die wasser schreck- lich zusammenreissen werden/ daß wir es auch werden erfahren in Teutschland/ von wegen daß kein schiff auff dem meere wird fahren/ und man auch in Schweden nichts wird bringen koͤnnen/ von wegen des grausamen wassers/ und auch von wegen des schwerds/ das am himmel gestanden ist. Das bedeut den Schwedischen unterthanen/ daß sie selbst auffruͤhrisch werden/ und das schwerd selbft in ihre haͤnde gegeben werden; sonsten weiß ich keinen krieg/ denn gros- se wasser und auffruhr in Schweden. Nach diesem sagte der Engel GOttes wieder zu mir/ ich soll in den himmel sehen/ wie er so blutig sey/ da sahe ich darinne ein blutiges schwerd und ein creutz darauff/ und neben dem schwerd stund mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Du schoͤne Praag. stadt Praag/ daß sie soll wieder belaͤgert werden mit Teutschen voͤlckern; da sagt mir der Engel GOttes/ daß hoher personen ihre augen mit grimm auff diese stadt Praag loß gehen; nun weiß ich aber nicht/ wie deren namen heissen/ die es belaͤgern werden. Darnach sprach der En- gel wieder |zu mir/ ich soll in den himmel sehen/ Jahr MDC. biß MDCC. wie er so blutig ist; da sahe ich darinne ein blu- tiges schwerd/ und neben dem schwerd stund ge- schrieben mit guͤldenen buchstaben: Du schoͤne stadt Weissenburg; und ich fragte den Engel/ Weissen- burg. was das bedeuten wird; da sagte er zu mir/ daß sie wieder jaͤmmerlich mit Teutschen kriegen sol- len heimgesuchet werden/ denn sie dencken nim- mer daran/ was sie ausgestanden haben/ also wird sie GOtt zweyfaltig mit der kriegsruthe hauen/ daß sie davon erschrecken werden/ wo sie nicht busse thun. Ady den 28. Aug. zu nacht um 4. auff der grossen uhr/ kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinnen ein blutiges schwerd/ und neben dem schwerd stund geschrie- ben mit guͤldenen buchstaben: Du schoͤnes Weischland/ und auff der andern seiten stund Welsch- land. wieder mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Grosses gluͤck und grosse victoria, das Welsch- land haben wird/ aber ich weiß ihren feind nicht/ der mit ihnen kriegen wird. Und nach diesem sprach der Engel GOttes wieder zu mir/ ich sol- te in den himmel sehen/ wie er so blutig sey/ da sa- he ich darinnen ein blutiges schwerd/ und ein kreyß oben darauff/ und auff der rechten seiten neben dem schwerd stund geschrieben mit guͤlde- nen buchstaben: Jhr Koͤnigl. Majestaͤt in Franckreich/ uñ auf der lincken stund abermal Franck- reich. mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Schoͤnes Franckreich/ es wird jaͤmmerlich mit dir zuge- hen/ da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird/ da sagte er zu mir/ siehe wol an den himmel/ wie des Koͤniges in Franckreich sein name sich daran verdunckelt/ und er hat sich gantz verlohren/ das bedeut/ daß ersoll mit den seinen verjagt und verder- bet werden/ und es wird ein sterben auch da- zu kommen. Darnach sagte der Engel wieder zu mir: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinne ein blutiges schwerd/ und neben den schwerd stund mit guͤldenen buchsta- ben geschrieben/ Jhr Koͤnigl. Majestaͤt in Den- Denne- marck. nemarck/ und auff der andern seiten stund wieder mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Grosse freude in Dennemarck/ sieg und victoria, das ihr Koͤnig verrichten wird; da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wird; da sagte er zu mir/ daß dieser krieg in Dennemarck auff dem wasser geschehen wird/ aber den gegen- feind weiß ich nicht. Koͤnig in Dennemarck hat den sieg/ das am himmel gestanden ist. Ady den 29. Aug. um 4. uhr zu nachts kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe wieder in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinnen pfitzschpfeile/ boͤgen uñ blu- tige saͤbel/ und ein creutz auch dabey/ und ne- ben dem saͤbel stund geschrieben mit guͤldenen buchstaben: Du schoͤne stadt Wien/ du wirst Wien. schrecklich von den Tuͤrcken betraͤnget werden; und uͤber den pfitzschpfeilen/ boͤgen uñ blutigem saͤbel stund ein schoͤner adler/ und ich fragte den Engel GOttes/ was der adler bedeuten wird; da sagte er mir/ der Engel GOttes/ nach erobe- rung der stadt Raab werden sich die Tuͤrcken fuͤr Wien machen/ daß gleichsam Kaͤyserliche Majestaͤt von seiner Residen tz-stelle weichen wird muͤssen/ jedoch werde unsere Kaͤyserl. Ma- J i 3 jestaͤt Th. III. C. XXVI. Von Joachim Greulichs Jahr MDC. biß MDCC. jestaͤt den Tuͤrcken gewaltig schlagen/ und die Tuͤrcken mit schand und spott wieder vor Wien werden abziehen muͤssen; keinen Teutschen krieg kan ich der stadt Wien anzeigen/ auch keine straffe/ als sterben und den Tuͤrcken. Uber eine kleine weile kam der Engel GOttes und sprach: Siehe in den him̃el/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinne ein blutiges schwerdt/ und neben dem schwerdt stunde mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Jhr Churfuͤrst. Durchl. Coͤlln. von Coͤllen/ daß er hart von dem Teutschen krieg wird geplaget werden/ und er auch kein sieg noch gluͤck haben/ und daß seyn land hefftig von kriegsvolck zerstoͤret wird werden/ das bedeut ihme das schwerd/ so am himmel gestanden ist. Uber eine weile kam der Engel GOttes wie- der zu mir und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich dariñen ein blu- tiges schwerdt/ und neben dem schwerdt stunde mit guͤldenen buchstaben geschrieben/ du schoͤne Breysach. Stadt Breysach; da fragte ich den Engel Got- tes/ was das bedeuten wird; da sagte er zu mir: Du hast gesehen/ daß des Koͤnigs in Franckreich sein name in Teutschland am himmel sich ver- lohren hat/ also sihe auf den namen/ der im him- mel stehet/ dieß ist die schoͤne stadt Bꝛeysach/ die stund im him̃el/ und hat sich auch verlohren und verdunckelt; da fragte ich den Engel GOttes/ was das bedeuten wiꝛd/ da sagte eꝛ/ daß die schoͤ- ne stadt Breysach von den Teutschen gar zer- schleifft wuͤrde werden. Adieu den 11. Aug. zu nachts um 5. uhr da kommt der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinne einen grausamen stuhl ge- setzt/ und auff dem stuhl saß ein Kaͤyser in einem Tuͤrckischen gewand/ das war schoͤn anzuse- hen gewest/ und ob er seinem stuhl stund eine blutige fahne/ und uͤber dem stuhl mit guͤlde- nen buchstaben geschrieben/ das ist der Tuͤr- Tuͤrck. ckische Kaͤyser/ der wird ins Teutschland kommen; da sahe ich/ daß fuͤr den Tuͤrckischen Kaͤyser seine Raͤthe gefodert wurden/ und die Basl en kamen auch mit/ da musten sie dem Tuͤrckischen Kaͤyser beysamt der blutigen fah- nen kniend ein eid ablegen; da sagt der Engel Gottes zu miꝛ: Da sie hestu den Tuͤꝛckischen Kaͤy- ser/ da muͤssen seine Raͤthe ihm schwehren uͤber das Teutschland/ daß sie bey ihrer treue und Tuͤrckischem glauben bey ihm leben und sterben wollen; das GOtt uͤber die Christen verhaͤnget/ und dem Tuͤrcken so viel macht gibt/ daß er in unser Teutschland kommen wird/ da habe ich von dem allmaͤchtigen GOtt so viel krafft/ daß ich die straffe im himmel gesehen habe. Uber eine weile kam der Engel GOttes wie- der zu mir und sprach: Sihe in den himmel/ wie er so blutig ist/ und ich sahe darinne einen grau- samen stuhl gesetzt; und auf dem stuhl saß einer in einer guͤldenen erone/ und er hatte in seineꝛ rechten hand Scepter und Reichs-apfel/ und uͤber seinem stuhl (der grausam schoͤn war an- zusehen) stund mit guͤldenen buchstaben ge- Franck- reich. schrieben: Koͤnigl. Majestaͤt in Franck- reich/ und uͤber der schrifft stund eine blutige fahne; und der Engel GOttes sagte zu mir: Siehe juͤngling/ da kommen des Koͤnigs in Franckreich seine Raͤthe/ die aͤltisten so wol als die juͤngsten/ daß beysamt der blutigen fahnen kniend fuͤr dem Koͤnig in Franckreich sie muͤssen Jahr MDC. biß MDCC. einen eid ablegen/ daß sie bey ihrer treu und glauben bey ihme leben und sterben wollen/ und auch gegen ihres Koͤnigs feinde seyn; und wie das verrichtet war/ saß der Koͤnig noch auf sei- nem stuhl/ und der Engel Gottes sprach zu mir: Siehe juͤngling/ wie des Koͤnigs seine crone/ scepter und Reichs-apfel al- les verrostet/ und es anfangs alles schoͤne ge- glissen hat/ nun aber siehestu/ daß er mit allem Koͤniglichen Ornat von seinem stuhl herunter gestossen wird. Uber eine weile kam der Engel Gottes wie- der zu mir/ und sprach: Siehe/ wie der himmel so blutig ist; da sahe ich darinnen einen grau- samen stuhl gesetzt/ und auf dem stuhl saß ei- ner/ der war bekleidet mit Teutscher Nation, er hatte auch eine guͤldene crone auf dem haupt/ auch scepter und reichs-apffel fuͤhrte er in sei- ner rechten hand und uͤber seinem haupt stund mit guͤldenen buchstaben geschrieben: das ist Koͤnigliche Majestaͤt in Polen; und uͤber Polen. der schrifft stund eine blutige fahne/ und uͤber der fahne stund wieder mit guͤldenen buchsta- ben geschrieben zweymahl: verflucht/ ver- flucht von GOTT bistu Koͤnig in Po- len/ und auch dein gantzes land mit; und der Engel GOttes sagte zu mir: Juͤngling/ ich sage dir/ siehe wohl darauf. Da ka- men des Koͤnigs in Polen seine Raͤthe/ da ka- men die Kriegesfuͤhrer/ die fielen fuͤr dem Koͤ- nig in Polen nieder auf ihre knie/ und legten kniend dem Koͤnig in Polen ein Eyd ab bey- samt den blutigen fahnen/ und wie das ver- richtet ward/ saß der Koͤnig noch auf seinem stuhl/ und der Engel GOttes sagte zu mir: Siehe wohl auf den Koͤnig in Polen; da sa- he ich/ daß er von seinem Koͤniglichen stuhl ge- stossen; und ich sahe wohl darauf/ aber der fluch von GOTT stund noch uͤber ihm mit guͤldenen buchstaben geschrieben im himmel/ daß ich Juͤngling dem Koͤnig in Polen seinen untergang andeuten soll/ denn ich habe im himmel gesehen die schrifft mit guͤldenen buch- staben/ daß gestanden ist zweymal: Verflucht von GOTT / als ist zu vermuthen/ daß der Tuͤrck ins Teutschland kommen wird/ durch Polen heraus. Uber eine weile kam der Engel GOTTes wieder zu mir und sprach: Siehe den him- mel/ wie er so blutig ist; da sahe ich darinnen einen grausamen stuhl gesetzt/ und auf dem stuhl saß ein weibesbild/ und der stuhl war grausam schoͤn anzusehen/ und uͤber ihrem haupt stund eine blutige fahne/ und uͤber der fahne stund mit guͤldenen buchstaben geschrieben: Das ist die Koͤnigin in Schweden/ diß Koͤnigin in Schw- den. stund auf der rechten seite geschrieben/ und auf der lincken seiten stund wieder mit guͤldenen buchstaben geschrieben/ daß die Schweden in Teutschland nicht viel sieg haben/ aber aus des Engels mund habe ich so viel verstanden/ daß die Schweden wieder empor kommen werden; und der Engel GOttes sagte zu mir: Juͤng- ling/ ich sage dir/ siehe in den himmel; da ka- men der Koͤnigin in Schweden ihre Raͤthe/ die aͤltesten/ und auch die/ die der Koͤnigin ihren krieg fuͤhren; da sahe ich/ daß sie bey der Koͤ- nigin kniend ein eyd ablegten/ daß sie bey ihrer treu und glauben ihren krieg fuͤhren/ und bey ihr gesichtern und offenbarungen. Jahr MDC. biß MDCC. ihr leben und sterben wollen; und der Engel GOttes sagte zu mir: Juͤngling/ ich sage dir/ siehe/ das ist die rechte Koͤnigin in Schweden; das hab ich im himmel gesehen. Uber eine weile kam der Engel GOttes wie- der zu mir und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist/ da sahe ich darinne einen stul ge- setzt/ und darauff saß einer in einer schoͤnen klei- dung/ und hatte auff seinem haupte eine gantz guͤldene Crone/ auch Scepter und Reichs-apf- fel fuͤhrete er in seiner rechten hand/ und ober sei- nem haupt stund mit guͤldenen buchstaben ge- Koͤnig vom nie- dergang. schrieben/ das ist der Koͤnig vom Nieder- gang/ und er wird in Teutschlande viel sieg thun/ und auch eine blutige fahne stund ober der schrifft/ und endlich kamen auch dazu/ seine Raͤthe/ die aͤltisten/ und auch die ins feld ziehen wider ihres Koͤniges feinde/ da knieten sie fuͤr dem Koͤnig nieder/ und legten ihm kniend einen eid ab beysamt der blutigen fahnen/ daß sie bey ihrer treu und glauben bey ihrem Koͤnig/ und gegen ihres Koͤniges feinde leben und ster- ben wolten/ das haben schwehren muͤssen die aͤl- tisten so wol als die juͤngsten; des habe ich von dem allmaͤchtigen Gott so viel krafft/ daß ich die straffe im himmel gesehen habe. Uber eine weile kam der Engel GOttes wie- der zu mir und sprach: Siehe in den himmel/ wie er so blutig ist; da sahe ich 4. grosse seulen/ und auff einer jeden seulen einen todten-kopff/ und stacken 4. schwartze fahnen auff einer jeden seulen; und ich fragte den Engel GOttes/ was das bedeuten wird; da sagte er zu mir/ dusiehest keine schrifft dabey stehen/ und nachdem sagte der Engel GOttes zu mir: Juͤngling/ siehe wol darauff auff die 4. seulen/ dann sie werden jaͤh- ling einfallen uͤber einander/ und weꝛden sich ver- lieren; undes geschahe/ daß ich sie einfallen sahe/ und verlohren sich jaͤhling/ das ich im himmel nimmer gesehen hab; und der Engel GOttes sagte zu mir: Juͤngling/ du hast gesehen 4. saͤulen daß sie gefallen sind/ nun aber werden sie hohen personen in Teutschland den tod bedeuten/ daß man sie in Teutschland sehr betauren wird/ aber kein name ist mir benennet worden. Also hab ich das werck GOttes mit dem H. Geist ausgericht. Nun aber muß ich wieder er- warten/ wanns meines Vaters wille ist/ so ich suͤndiger mensch anders wuͤrdig bin mehrers an- zudeuten. Nun habe ich die 9. zeichen in der veꝛzuͤckung gesungen/ uñ auch himmlische lieder/ die auff 800. lauffen/ daß ich sie alle in der verzuͤ- ckung gesungen habe/ denn der H. Geist der hat mir meine zunge gefuͤhret/ das also manchen suͤnder erwecket hat/ welche schoͤn und himmlisch gewesen/ und auch darbey angedeut/ wie GOtt die welt straffen wird. Jch Joachim Gꝛeulich habe das vom H. Geist ausgerichtet/ einem je- den zur straffe von GOtt/ das wir suͤndige menschen verdienen gegen unserm himmlischen Vater. Nun habe ich muͤssen seinen befehl ausrichten/ und auch dabey himmlische lieder singen/ neben dem lieben wort GOttes/ das ist der weg zum ewigen licht/ daß uns das liebe wort GOttes frucht bringet zum ewigen leben. GOtt helffe/ daß wir alle darnach streben/ Amen! Das walt GOtt der Vater/ und der Sohn und der H. Geist! jetzt habe 3. tag und nacht kein woꝛt geredt/ nun aber habe ich Gottes weꝛck aus- Jahr MDC. biß MDCC. gerichtet mit stꝛaffen/ auch daß ich gesungen habe viel himmlische lieder/ auch darneben/ ohne/ vom himmlischen kan ich nichts sagen; denn ich habs im himmel vom Geist des HErꝛn/ das ist der H. Geist/ der hat mir meine zunge gefuͤhret/ denn ich waͤre zu geringe gewesen/ so werden auch die leute/ die mich gehoͤret haben/ nicht sagen koͤñen/ daß ich in diesen himmlischen liedern wider GOttes wort/ wider die Obrigkeit oder wider die Geistlichen etwas gedacht habe. Wer nun aber verspottet und verachtet diß werck Gottes/ der thut mirs nicht/ sondern GOtt greifft er an/ es wird uns vorhin die straffe eher kom- men/ dann daß wirs meinen. Jch glaube an meinen allmaͤchtigen Vater/ der mich erschaffen hat/ und seinen einigen Sohn/ der mich erloͤset mit seinem leiden und sterben/ und auch an den H. Geist/ der uns geheiliget/ darauff will ich le- ben und sterben. Nun aber hat mir GOtt weißheit und den H. Geist mit seiner wuͤrckung gegeben/ daß ich weiß/ daß der Vater him̃el und erden erschaffen/ und auch sonne/ mond und sterne/ das sind GOttes geschoͤpff/ die muͤssen GOttes befehl ausrichten; also habe ich vom Vater so viel weißheit uñ verstand durch den H. Geist; demnach will ich auch sein himmlisch auf das papier setzen/ welches ich nicht ersonnen/ der H. Geist aber bezeuget in mir in allem GOt- tes werck/ und laͤst sich solcher gestalt nicht un- tertrucken/ es reden gleich die falschen zungen was sie wollen/ GOtt sitzt im gericht/ der HErr hat mich erwehlet. Ady den 11. Sept. kam der Engel GOttes wieder zu mir zu nachts um 3. auff der grossen uhr/ in einem schoͤnen weissen gewand fuͤr mein bette in meine kammer/ und der Engel GOttes fing an zu reden und spꝛach zu mir: Du juͤngling hast GOttes befehl ausgerichtet/ und ist auch GOttes werck auffgeschrieben; und der Engel sprach: Juͤngling/ fuͤꝛchte dich nicht/ ich bin auff GOttes befehl zu dir gesandt mit wagen und pferden/ uñ der Engel Gottes nahm mich bey der hand/ und setzte mich in den himmlischen wa- gen/ da 2. schoͤne pferde daran waren/ da fuͤhrte mich der Engel GOttes auff diesem himmli- schen wagen in eine schoͤne stadt/ und zeiget mir allda schreckliche eißschilde/ die ich in dieser stadt gesehen habe/ und ich fragte den Engel GOt- tes/ wo ich dann waͤre/ so gab mir der Engel Gottes zur antwort: Juͤngling/ wo du jetzt bist/ da ich dich auff diesem heiligen wagen hab hin- gefuͤhret/ liegt 6000. meil weges hinter Schwe- den; und der Engel sagte: Juͤngling diese eiß- schild/ die du da siehest/ zerschmeltzen von der sonnen hitze nicht/ und der Engel GOttes deu- tet mirs aus/ und sprach: Juͤngling/ ich sage dir/ wenn der tag 16. stunden lang ist/ und wenn die liebe sonne auffgehet/ so bescheinet es diese weite stadt nur 4. stunden/ wann die 4. stunde veꝛloffen/ gehet die liebe sonne wieder weg; wann aber der tag 12. stunden lang ist/ und die sonne auffgehet/ so bescheinets die stadt nur 2. stun- den/ wann die 2. stunden verlauffen/ gehet die liebe sonne wieder weg; wann die liebe sonne auff mittag gehet/ so haben sie es nur ein augen- blick in dieser stadt/ daß man sie nur pruͤfft. Aber der Engel GOttes sagte mir/ daß die vieh- laͤnder uͤber diese weite stadt sitzen/ aber mir ist es mit namen nicht beneñet worden/ sondern nur Th. III. C. XXVI. Von Joachim Greulichs Jahr MDC. biß MDCC. nur die wunderwerck hat mir der Engel GOt- tes geoffenbaret mit der lieben sonne; wie es sich allda verhaͤlt/ das hat mir der Engel GOttes gezeiget/ das rede ich bey meiner wahrheit. Darnach fuͤhrte mich der Engel GOttes auff diesem himmlischem wagen wieder von dieser weiten stadt hinweg/ und der Engel GOttes redet in mir und sprach: Juͤngling/ ich will dich in einen Koͤniglichen hoff bringen/ daß du dem- selben Koͤnig die straffe/ die GOtt an den him- mel gestellt/ solst ausrichten; und ehe wir an die- sen Koͤniglichen hoff kamen/ da sagte der Engel GOttes zu mir: Juͤngling/ ich sage dir/ du bist ein suͤndigeꝛ mensch/ ich bin abeꝛ ein unsichtbareꝛ geist/ nun aber wird dich GOtt schon auch um- geben/ daß man dich nicht siehet/ so wol als mich; und wir kamen in eine kammer an den orth und in die stadt/ da des Koͤnigs in Pohlen sein palast ist/ uñ es war eine grosse wacht allda/ und die thuͤre ging von ihr selbsten auff; da fuͤhrte mich der Engel GOttes hinein/ und brachte mich zum ersten in ein schoͤnes zim- mer/ da sahe ich mich in diesem schoͤnen zimmer um/ da wieß mir der Engel GOttes die Pohlni- schen Koͤnig nach einander/ wie sie gangen sind/ auffs zierlichste abgemahlet/ darnach wieß mir der Engel GOttes in diesem schoͤnen zim- mer einen trefflichen ofen/ auff zierlichste mit gold-arbeit angestrichen; darnach fuͤhrete mich der Engel GOttes wieder weiter/ und bracht mich durch 8. thuͤren/ die waren starck vermacht/ und die thuͤren gingen von ihnen selbst auff/ und wie mich der Engel GOttes durch 8. thuͤren brachte/ da sahe ich ein schoͤnes bett/ und um die- ses bett stunden 25. wackere maͤnner; da fuͤhrte mich der Engel GOttes fuͤr das bett hin/ und der Engel GOttes schiebete den fuͤrhang von diesem bette weg/ und dieser fuͤrhang war mit silber und gold gewuͤrcket; und der Engel GOt- tes sprach zu mir: Juͤngling erschrick nicht/ du bist ins Koͤnigs in Polen seiner schlaffkammer/ und du stehest vor seinem bette; und der Engel GOttes wieß mir an dem Koͤnig in Polen ein guͤldenes crucifix, das der Koͤnigan seinem hals traͤgt/ ist 80000. cronen werth; und der Engel Gottes zeigete mir des Koͤnigs seine beyde haͤn- de/ wie ich vor seinem bettstund/ an der lincken hand an dem hertz-finger wieß mir der Engel GOttes einen trefflichen ring/ und der Engel GOttes sprach zu mir: Juͤngling/ siehest du diesen ring an des Koͤnigs hertz-finger/ der be- deut ein demuͤthiges hertz/ dieweil es ein Dia- mant ist/ und auch treu und lieb gegen seine un- terthanen; und an der rechten hand zeigete mir der Engel GOttes an dem Koͤnig in Polen ei- nen trefflichen ring/ und der Engel GOttes sprach: Juͤngling/ siehest du diesen ring an des Koͤnigs in Polen seiner rechten hand neben dem kleinen finger stecken/ ist ein rubin/ und auch/ juͤngling/ sein gemahl-ring/ und ich fragte den Engel GOttes/ warum man kein angesicht an dem Koͤnig und an der Koͤnigin sehe/ da gab der Engel GOttes mir zur antwort: Juͤngling/ sie fuͤrchten sich so schrecklich/ dieweil sie GOtt mit der pestilentz-ruthen so hart heimgesuchet; darum verhuͤllen sie ihr angesicht (nemlich der Koͤnig und Koͤnigin in Polen;) und ich kan auch bey meiner warheit sagen/ daß ich kein an- gesicht an ihnen beyden gesehen habe; indem verschwund der Engel GOttes von mir/ wie ich noch vor des Koͤnigs in Polen seinem bett Jahr MDC. biß MDCC. stund/ und mir war angst und bang: Endlich kam der Engel GOttes wieder zu mir und sprach: Juͤngling/ fuͤrchte dich nicht. Denn in Polen wird der Koͤnig/ da du fuͤr seinem bett ste- hest/ heut in dieser nacht einen geistlichen traum haben/ wie er fein sich soll angreiffen: Juͤngling/ du hast den befehl ausgerichtet/ aber zeit und stunde ist dir verborgen/ wann der hoͤchste GOtt mit seiner straffe kommen wird uͤber die welt/ aber GOtt wird dich segnen an leib und seel/ das ist der lohn/ den dir GOtt gibt auff dieser welt/ es schickt diꝛ/ juͤngling/ erst Gott von seinem H. himmel wagen und pferd/ und einen himm- lischen diener auch mit; und zum letzten/ wie mich der Engel GOttes wolt aus diesem schoͤnen ge- mach fuͤhren/ als aus des Koͤnigs in Polen sei- ner schlaffkammer/ da sagt der Engel GOttes zu mir: Juͤngling/ diese/ die da um das bette wachen/ wo der Koͤnig und die Koͤnigin schlaf- fen liegen/ sind des Koͤnigs in Polen seine Hatschierer; das hat mir der Engel GOttes ge- sagt/ und ich habe es auch gesehen. Darnach fuͤhrte mich der Engel GOttes wieder an ein ander ort/ in ein trefflich zimmer/ da thaͤt mir der Engel GOttes auff treffliche schaͤtze/ die ließ mich der Engel GOttes sehen/ edelgestein/ koͤst- liche perlen/ gewaltige pocalen/ koͤstliche gehaͤn- ge von gold und silber/ weiter gold und geld/ das ich gesehen hab/ und der Engel GOttes sprach zu mir. Juͤngling/ das ist des Koͤnigs in Po- len seine schatzkammer/ da ich dich hab hinein ge- fuͤhret. Darnach fuͤhrte mich der Engel GOt- tes wieder in ein ander ort/ da ließ mich der En- gel GOttes sehen gewaltige geschuͤtz/ und wieß mir der Engel GOttes viel faͤßlein/ diese faͤß- lein/ stunden bey den stuͤcken/ und der Engel GOttes sprach zu mir: Juͤngling in diesen faͤß- lein/ die da stehen/ wie du es fuͤr augen siehest/ und es waren ziemlich viel dieser faͤßlein/ ist 1600. tonnen pulver; und der Engel GOttes sprach zu mir: Juͤngling/ das ist des Koͤnigs in Polen sein zeughauß/ da ich dich hab hinein ge- fuͤhret. Darnach fuͤhrte mich der Engel GOTTes wieder an ein ander ort/ und der Engel GOt- tes fuͤhrte mich eine lange stiegen hinauf/ und es war ein weitlaͤufftiges finsteres ding/ gleich- sam ein boden/ so groß ist es gewesen; und der Engel Gottes wieß mir auf diesem finsteren bo- den lauter pulver/ und auch die schaufel/ da man diß pulver mit umwand/ und spricht zu mir der Engel GOTTes: Juͤngling/ das pulver/ das ich dir gewiesen habe/ ist nicht gebrauchet worden/ sondern vielmehr haben die verstorbe- nen Polnischen Koͤnige diß pulver zum schatz aufgehoben; das habe ich gesehen/ daß eine grausame last gewesen ist. Darnach fuͤhrte mich der Engel GOttes wieder an einen ort/ gleichsam in einen stall/ da wieß mir der En- gel GOTTes gewaltig schoͤne pferde; es wa- ren 30. solcher pferde/ die ich gesehen habe/ und der Engel GOttes sprach zu mir: Juͤngling/ das sind des Koͤnigs in Polen seine leibpfer- de; und der Engel GOttes fuͤhrte mich in die- sem stall herum/ und endlich wieß mir der En- gel GOttes bettstaͤtten und lager/ auch men- schen darinnen/ die ich gesehen habe in diesen bettstaͤtten; und der Engel GOttes sprach zu mir: gesichten und offenbarungen. Jahr MDC. biß MDCC. mir: Juͤngling/ zu diesen leibpferden sind zehen stallknechte darzu/ daß man ihrer wartet/ und hat ein jeder stallknecht alle wochen zwey Rthl. zu lohn von dem Koͤnig in Polen/ und ich habe nicht anders vermeinet/ denn sie wuͤrf- fen alles uͤbern hauffen/ so gesprungen/ gelebt und getobt haben diese pferde/ und habe also gesehen/ wie der Koͤnig in Polen hof haͤlt. Darnach fuͤhrte mich der Engel Gottes wieder an ein ander ort/ gleichsam in ein groß weitlaͤuff- tig gemach/ und der Engel Gottes zeigte mir in in diesem schoͤnen gemach allerley krieges- zeug/ was man zum krieg brauchet/ und auch wieß mir der Engel Gottes dreyßig geschirr/ die diesen leibpferden gehoͤrten/ die sind gewaltig schoͤn| anzusehen gewest/ als wann der Koͤnig in Polen einzeucht an einem ort/ so schmuͤckt man diese leibpferde mit diesen geschirren/ wie du es Juͤngling vor augen sihest; das rede ich mit der wahrheit/ daß ich solches gesehen ha- be. Adj den 12. Septembr. zu nacht um halb 4. auf der grossen uhr/ kam der Engel GOt- tes wieder zu mir fuͤr mein bette in einem schoͤ- nen weissen gewand/ und der Engel GOttes fieng mit mir an zu reden/ und spricht: Wuͤnsch dir einen guten abend/ auf befehl des Vaters im him̃el bin ich zu dir gesendet/ mit wagen und pferd; und der Engel Gottes brachte mich in einem augenblick in diesen him̃lischen wagen/ der so schnell in der hoͤhe der lufft gangen ist/ daß gleich wie sonst ein strom oder eine wellen etwas hinduꝛch reist/ alles gegen diesem him̃lischen wa- gen zu langsam gewesen ist/ darauf ich mit dem Engel Gottes gefahren bin/ daß also wagen uñ pfeꝛde wie schreckliche feuers flammen anzusehen gewest sind; und der Engel GOttes fuͤhret mich einen weiten weg in der hoͤhe der lufft herum/ uñ endlich bracht mich der Engel Gottes in einen trefflichen pallast; und der Engel Gottes that mir da etwas auf/ ich solt hinaus sehen/ es wer- de der Tuͤrckische Kaͤyser einziehen; und ich sahe als feuer-flammen waren angezuͤndet/ wie der Tuͤrckische Kaͤyser hof haͤlt/ und ich fragte den Engel GOttes/ wo denn der Tuͤrckische Kaͤyser sey? da gab mir| der Engel Gottes zur antwort: Juͤngling/ der Tuͤrckische Kaͤyser ist in seinē schoͤ- nen lustgarten; und endlich sahe ich den Tuͤr- ckischen Kaͤyser aufs praͤchtigste einziehen; vor- her kamen ihrer viel geritten mit pferden/ wie diese vorbey waren/ kamen ihrer viel geritten/ die trugen gewaltige pocalen in ihrē haͤnden/ uñ ihre pferde waren aufs zierlichste mit edelgesteinen geschmuͤckt/ und hatten gewaltige bund auf ihren haͤuptern/ und ritten auf des Tuͤrckischen Kaͤysers seinen pallast zu; und der Engel Gottes sprach zu mir: Juͤngling/ das sind des Tuͤrckischē Kaͤysers seine Bassa, die du siehest daher reiten aufs praͤchtigste gezieret. Nach diesen kamen 20. Tuͤrckische Trompeter mit gantz guͤldenen trompeten/ und waren daran gemacht an diese guͤldene trompeten/ trollen von gold/ und edelgestein darein gesetzt/ und drey Heerpau- cker waren auch mit trollen an diesen heerpau- cken/ und edelgesteine in diese trollen versetzt/ und sind diese heerpaucken gantz von silber geweste. Nach den Heerpauckern sind wieder geritten kommen vornehme leute/ und zwey hundert pferd mit edelgesteinen und goldsamt silber aufs koͤstlichste geschmuͤckt/ und ihrer al- lemahl sechs auf einer zeil neben einander. Wie diese fuͤruͤber waren/ kamen 25. geritten Jahr MDC. biß MDCC. aufs praͤchtigste geschmuͤckt; und der En- gel GOTTes sagte zu mir: Juͤngling/ diese fuͤnff und zwantzig/ die du siehest reiten/ sitzen bey dem Tuͤrckischen Kaͤyser persoͤnlich zu rath; und der Engel GOttes sagte zu mir: Juͤng- ling/ siehe zu/ jetzt kommt der Tuͤrckische Kaͤy- ser geritten; und ich sahe auf der erden eine treffliche tapet liegen/ darauf der Tuͤrckische Kaͤyser geritten/ und daß des Tuͤrckischen Kaͤy- sers pferd nur tritt vor tritt gangen ist/ und vor hoͤfflichkeit nicht gewust/ wie es die fuͤsse setzen sollt; und ich fragte den Engel Gottes/ was der Tuͤrckische Kaͤyser fuͤr ein pferd ritte; da gab mir der Engel GOTTes zur ant- wort: Juͤngling/ des Tuͤrckischen Kaͤysers sein pferd ist ein braun/ so hat mirs der En- gel GOTTES benannt; es hat des Tuͤrckischen Kaͤysers sein pferd gantz guͤlde- ne spangen gehabt/ und einen trefflichen sattel mit silber und gold auff beiden seiten gestickt/ und seynd auch edelgestein daꝛein versetzt gewest; und uͤber des Tuͤrckischen Kaͤysers sein pferd war ein trefflich teppich gebreitet/ mit gold und sil- ber auffs zierlichste geschmuͤcket/ und trefflich edelgesteine in diesen teppich zwischen dem sil- ber und gold versetzt; darnach sahe ich des Tuͤr- ckischen Kaͤysers sein pferd/ forn am kopff mit ei- nem treflichen feder-pusch/ und dieser feder-pusch war gestickt mit koͤstlichen perlen und trefflichen edelsteinen; darnach habe ich an des Tuͤrckischen Kaͤysers seinem pferd gesehen silberne huffeisen; auch sahe ich neben dem Tuͤrckischen Kaͤyser seine laquey en/ die lieffen neben ihm/ und sie waren trefflich gekleidet/ und dieser laquey en waren ziemlich viel. Nach dem Tuͤrckischen Kaͤyser brachte man 50. ledige pferde/ die waren auffs praͤchtigste mit edelsteinen behangen/ und hat- ten von klarem gold spangen/ und musten 2. knechte auff beyden seiten an einem pferde fuͤh- ren/ so muthig sind diese pferde gewesen; und wie der Tuͤrckische Kaͤyser in seinen palast ein- ritte/ da brachte mich der Engel von diesem hin- weg/ wo ich hinaus gesehen hab/ und bracht mich herunter; da sahe ich/ daß man den Tuͤr- ckischen Kaͤyser von seinem pferd herab hub; und man brachte einen trefflichen sessel/ darein setzte sich der Tuͤrck. Kaͤyser; da trug man den Tuͤrck. Kaͤyser auf diesem tꝛeflichen sessel auf einen schoͤ- nen saal/ und dieser saal war gebreitet mit schoͤ- nen Tuͤrck teppichen/ und man that dem Tuͤrck. Kaͤyser eine grausame ehre an; sie fielen vor ihm nieder und kuͤsseten ihm haͤnde und fuͤsse/ und in- dem tꝛug man den Tuͤrck. Kaͤyseꝛ auf diesem sessel vom saal wieder hinweg; und ich fragte den En- gel GOttes/ wo man den Tuͤrck. Kaͤyser jetzt hin- trage? da gab mir der Engel GOttes zur ant- wort: Juͤngling/ man traͤgt den Tuͤrck. Kaͤyser zum taffelmahl; und der Engel GOttes brachte mich auch von diesem saal hinweg/ und fuͤhrete mich in ein schoͤnes gemach; da ließ mich der En- gel GOttes sehen gewaltige schaͤtze/ die ich nicht beschreiben kan/ was fuͤr gut mir der Engel GOttes gewiesen hat; und da mich der Engel GOttes wolte aus diesem schoͤnen ge- mach fuͤhrē/ sprach er zu mir: Juͤngling/ jetzt hast du des Tuͤrck. Kaͤysers seinen schatz gesehen; nun aber/ juͤngling/ will ich dich fuͤr den Tuͤrck. Kaͤy- ser fuͤhren/ und du solt dem Tuͤrck. Kaͤyser an der seite stehen/ und nach dem tafelmahl wird A. K. H. Dritter Theil. K k ein Th. III. C. XXVI. Von Joachim Greulichs Jahr MDC. biß MDCC. ein rath gehalten werden; und der Engel GOt- tes sprach zu mir: Juͤngling/ die Tuͤrck. reden wirstu nicht verstehen/ was die im rath beschlies- sen mit Tuͤrckischen worten; und der Engel Got- tes sprach zu mir: Juͤngling/ ich will dir aber alles sagen/ was auff Tuͤrckisch geredt wird/ auch was der Tuͤrck. Kaͤyser redet; und der En- gel GOttes brachte mich zum Tuͤrck. Kaͤyser hinan/ und ich stund neben dem Tuͤrck. Kaͤyser/ und es war eine tafel bereitet mit Tuͤrck teppi- chen/ und stunden auff dieser tafel gantz silberne schuͤsseln/ und waren diese schuͤsseln mit gold an- gestrichen/ und lagen in diesen silbernē und guͤl- denen schuͤsseln gewaltige citronen/ grosse treff- liche pomerantzen; und der Engel GOttes wieß mir diese 25. die vor dem Tuͤrck. Kaͤyser ge- ritten sind/ diese sassen auch an der Tuͤrck. taffel persoͤnlich; und endlich kams zu rath/ und der Tuͤrck. Kaͤyser fing an zu reden mit diesen/ die bey ihm an der taffel sassen/ mit seinen Raͤthen; und ich fragte den Engel GOttes/ was der Tuͤrck. Kaͤyser mit seinen Raͤthen geredet habe? da gab mir der Engel GOttes zur antwort: Juͤngling/ er hat seinen Raͤthen befohlē/ die da sitzen/ sie sollen ihm herlesen aus dem register alle seine laͤnder/ klein und groß/ die in diesem register auffgeschrieben sind; und endlich las des Tuͤrck. Kaͤysers seiner Raͤthe einer aus dem register dem Kaͤyser diese laͤnder vor; ich aber habe nichts verstanden aus dem lesen/ es waͤhrte eine lange zeit; und da das lesen ein ende hatte/ fing der Tuͤrck. Kaͤyser auffs zornigste an zu reden zu sei- nen Raͤthen; und ich fragte den Engel GOt- tes/ was der Tuͤrck. Kaͤyser zu seinen Raͤthen ge- redet haͤtte? da gab mir der Engel GOttes zur antwort: Juͤngling/ der Tuͤrck. Kaͤyser hat ge- sagt zu seinen Raͤthen: Ziehet hin in etliche die- ser laͤnder; wenn ihr nicht alles verrichten koͤn- net/ will ich boten ausschicken in alle meine laͤn- der/ was mir unterworffen ist; und wan ihr an- ziehet in meine laͤnder/ so sehet euch wol fuͤr/ wel- ches land oder welche stadt starck ist von man- nes-personen; und wo es starck ist/ da nehmet von selbigem land 500. mann heraus; wann ihr weiter kommt/ da es noch geringer besetzet und schwach an mannes-personen ist/ so neh- met 10. wackere maͤñer heraus. Das hat mir der Engel GOttes gesagt/ wie es da auff dem pa- pier stehet. Uber das hat der Tuͤrck. Kaͤyser sei- nen Raͤthen in einem pocal einen trunck zuge- bracht/ wie der rath beschlossen war. Und der En- gel GOttes sprach zu mir: Juͤngling/ wann der Tuͤrck. Kaͤyser nur ¼. seines landes auffbie- ten laͤst/ so kan er an mañes-personen 2700000. mañ zusam̃en bringen/ wil geschweigen/ wañ er liesse seinem gantzen lande auffbieten. Und der Engel GOttes sprach zu mir: Juͤngling/ der Tuͤrck. Kaͤyser wird volck zusammen fuͤhren/ dessen menge nicht wird zuzehlen seyn/ die das Teutschland werden uͤberziehen; aber der En- gel GOttes gab mir eine hertzbetruͤbte antwort/ und sprach: Juͤngling/ zwischen hier und 6. jahren/ mit verhaͤngniß GOttes/ werdet ihr viel Tuͤrcken in Teutschland haben. Ady den 13. Junii zu nachts um 6. uhr auff der grossen uhr/ da lag ich in meiner kammer in meinem bett/ und kunte nicht schlaffen; da hoͤ- rete ich ein braussen eines gewaltigen windes/ und wie dieser wind vergangen war/ kam ein groß wetteꝛleuchten/ und eꝛleuchtete meine gantze kammer; darnach kam der himmel-wagen in Jahr MDC. biß MDCC. meine kammer/ und vor meinem bett stund dieser him̃el-wagen stille/ und es waren treffliche 6. pferde an diesem him̃el-wagen; und dieser/ der in diesem him̃elwagē saß/ hat eine gantz guͤldene crone auf seinem haupt gehabt/ und seine beyde fluͤgel warē ausgebreitet/ daß sie den gantzen sitz umfingē/ uñ sein angesicht leuchtete als die helle soñe/ und seine fuͤsse stundē auf einem trefflichen schein/ uñ er hat ein schoͤnes weisses gewand an- gehabt/ und dieser himmel-wagen war trefflich anzusehen/ und dieser fing an zu reden mit mir/ und sprach: Juͤngling/ fuͤrchte dich nicht/ von GOtt bin ich gesandt zu dir/ den befehl hab ich von GOtt/ dich/ juͤngling/ auff diesem himmli- schen wagen hinauff zu fuͤhren in das ewigele- ben; und zum andern sprach er zu mir: Juͤng- ling/ mercke auff was ich reden thue/ und diese reden/ die ich dir juͤngling sagen will/ die sind die worte des Allerhoͤchsten/ die von GOtt dem Allmaͤchtigen mir befohlen worden dir anzudeu- ten/ und ich bin der allernaͤchste diener an der H. Dreyfaltigkeit/ und will dir also solches nach GOttes befehl offenbaren/ was mir GOtt be- fohlen. Zum ersten/ juͤngling/ sage ich dir: Der allmaͤchtige GOtt hat sich in das verborgene gewandt/ uñ ist schrecklich zornig uͤber die gantze welt; und zum andern/ was euch GOtt fuͤr straf- fen auff der welt zuschicket/ als krieg/ theurung/ pestilentz/ und grosse feuersnoͤthen/ und mancherley plagen und straffen/ da euch GOtt mit aͤngstigen wird/ ist alles viel zu gering/ son- dern GOtt wird kommen/ und wird die welt steinigen vom himmel herunter mit schrecklichen steinen; dann ehe sie herunter fallen auff die er- den/ werden sie in der hoͤhe klingen/ als wie die schellen/ vor grausamer menge/ daß die menschen sehr erschrecken werden/ und wird seyn/ als wol- ten die himmel zerbrechen. So/ juͤngling/ wird GOtt die schlaffenden hertzen erwecken/ die in grossen suͤnden schlaffen auff der welt. Und er fuͤhrete mich in diesem himmel-wagen/ und er sprach zu mir: Daß ich dich habe darein gese- tzet/ gehen aus den 4. raͤdern 4. lebendige winde; und er fuͤhrete mich in die hoͤhe des himmels/ uñ er breitete seine beyde haͤnde aus/ da thaͤt sich der himmel auff; da fuͤhrete er mich zu allen aus- erwehlten kindern GOttes in himmel hinein; da kam ich zu meinen freunden und bekannten/ und hoͤrte ich nichts denn lauter musicir en/ ju- biliren/ freud uͤber alle freud/ und ich habe von meinem allmaͤchtigen Gott so viel krafft in mir/ daß ich den vorgeschmack zum ewigen leben empfangen/ und auch mein lieber GOtt mich so freundlich mit seinen vaͤterlichen augen angese- hen hat/ daß ich es mit meinen suͤnden gegen ihn nicht verdienet; da schickt mir mein lieber GOtt von seinem H. himmel herunterseine H. Engelein bey tag und bey nacht/ die mir mein leib und seele mit himmlischen freuden er- goͤtzen. Ach! ich dancke dir/ du H. Dreyfaltig- keit/ daß du mit so himmlischen gaben mich suͤndigen menschen begabest/ und mir schickest deine himmlische diener/ die allezeit bey mir ver- bleiben/ daß ich gleichsam hab die ewige freud auffdieser welt/ biß ich einmal werde dahin kom- men/ und voͤllig schauen/ was fuͤr freude da zu sehen und zu hoͤren ist; der HErꝛ JEsus CHri- stus helffe uns allen! Amen. Ady den 20. April, zu abend nach dem gar- aus/ gesichten und offenbarungen. Jahr MDC. biß MDCC. aus/ da ward ich wieder verzuckt/ daerschienen mir eine grosse anzahl Engel in meiner stuben/ und sie waren alle geharnischt und fuͤhreten in ihren haͤnden blutigesaͤbel; nach diesen kam ein grosses wetterleuchten in meine stuben hinein/ darauff bald kam ein himmlischer wagen zu mir hinein/ dieser himmel-wagen stund fuͤr mir stille/ und waren 6. pferde an diesem himmel- wagen/ und waren roß und wagen wie lauter feuerflammen anzusehen/ und dieser/ der in dem himmlischen wagen saß/ der war gantz gehar- nischt/ und sein angesicht war hell und klar/ und um sein haupt hat er einen trefflichen schein ge- habt/ und er hatte vier fluͤgel ausgebreitet/ die ich gesehen hab/ und dieser/ der in dem himmli- schen wagen saß/ der fuͤhrte einen schrecklichen langen blutigen sebel/ und er fieng mit mir an zu reden/ und sprach zu mir: Du menschen-kind/ fuͤrchte dich nicht/ dein himmlischer Vater im himmel schickt mich zu dir mit wagen und pfer- den/ nun aber sey getrost und harre auff GOtt/ und was ich ietzund mit dir/ ach du menschen- kind/ reden werde/ so mercke wol auff meine stim- me. Zum ersten sprach er zu mir dreymal auff einander; Ach wehe/ ach wehe/ ach wehe der lieben Christenheit auff erden! denn der allmaͤch- tige Vater schreyet rach und wehe uͤber die Chri- stenheit auff der erden/ und der hoͤchste GOtt ist schrecklich zornig; denn er wird seinen feuer- brennenden zorn uͤber uns ausschuͤtten/ und sein grausamer grimm der wird uns toͤdten: Dann ihr Christen haltet seine gebot/ als des allmaͤch- tigen/ die er euch gegeben hat/ so unheilig/ und sein wort haltet ihr Christen so veraͤchtlich/ dar- um kommt der fluch von dem hoͤchsten GOtt uͤber die gantze Christenheit. Und zum andern sprach er zu mir: Du menschenkind/ da hat mir deꝛ allmaͤchtige Gott ein zeichen mit gegeben/ als einen blutigen sebel/ und hat mir/ du menschen- kind/ der allmaͤchtige Vater im himmel dabey angedeutet/ daß er will seine Christenheit mit sebeln verfolgen und straffen/ weil sie dem hoͤch- sten nicht wollen gehorchen/ und auch zum 3. sprach er zu mir: Du menschenkind/ das blut der Christenheit wird GOtt nicht jammern/ das der erbfeind in Teutschland vergiessen wird/ und auch wird GOtt nicht zugeben/ daß der Christen ihre leichnam sollen begraben werden/ sondern eine speise der unvernuͤnfftigen thiere auff erden werden/ daß der Hoͤchste so schrecklich zornig ist. Und zum 4. sprach er zu mir: Du menschen-kind/ der allmaͤchtige Vater hat mir befohlen/ ich soll dich in diesen himmlischen wa- gen setzen/ und soll dich fuͤhren in die hoͤhe der lufft; denn der allmaͤchtige GOtt hat mit seiner rechten hand zweyen grossen Krieges-heeren auff- Jahr MDC. biß MDCC. geboten/ daß sie sollen in der lufft streiten/ als Christen und Tuͤrcken/ und dabey wird dir/ du menschen-kind/ GOtt der Allmaͤchtige ein schreckliches blutzeichen an himmel stellen/ un- ter waͤrendem streiten/ da wirstu sehen/ wie der HErꝛ so zornig ist. Und er fuͤhrte mich in die hoͤ- he der lufft/ da sahe ich diese 2. Krieges-heere/ als Christen und Tuͤrcken/ in der lufft/ die stun- den gegen einander alle zu pferde/ und das volck war wolgeruͤst/ die Tuͤrcken mit trefflichen boͤ- gen und mit auffgelegten pfeilen/ und auch mit ihren grossen sebeln waren fertig/ auch mit ge- waltigen paucken und trompeten bliesen sie; bey den Christen war auch deßgleichen alles wol ge- ruͤst/ mit roͤhren und auch mit schwerdtern/ trompeten blasen und paucken/ und auff beyden seiten war das volck lustig gemacht; und dar- nach giengen beyde heere zusammen/ und gien- gen auff beyden seiten hart gegen einander/ mit hauen/ schiessen und stechen/ da endlich die Christen den sieg verlohren haben; und diese schlacht hat 2 \frac {2}{2} . stunde gewaͤhret/ uñ hat mir der allmaͤchtige GOtt das blut-zeichen an himmel gestellet/ daß ichs gesehen habe/ auch so lange gestanden ist/ biß das blutvergiessen ein ende hatte; und ich fragte diesen/ der in dem himm- lischen wagen saß/ was das bedeutete? da sprach er zu mir: Du menschen-kind/ dieses blut-zei- chen/ das dir GOtt an himmel gestellt hat/ das ist der mond/ der ab- und zunimmet/ der hat sich in blut verwandelt/ das ihm GOtt auch dazu gebotē hat/ zu diesen blutschlachten; also werden diese beyde heere bedeuten 2. staͤdte/ die werden in kurtzer zeit von Tuͤrcken bemaͤchtiget werden/ da die Christen den sieg nicht erlangen werden/ daß er bald/ der Tuͤrcke/ herein schleichen wird in das Teutschland; denn der allmaͤchtige GOtt hat mir es/ du menschen-kind/ befohlen in dem himmel/ ich solle dir es andeuten/ und ich bin ein Cherubim/ du menschen-kind/ der dir solches hat angedeutet. Und so weit gehen dieses mannes sachen/ wie ich sie auffgeschrieben gefunden; Dem leser bleibt die freyheit/ selbige zu pruͤfen und in ge- hoͤriger bescheidenheit zu beurtheilen. Gleich- wie auch diese folgende oben gleichfals erwaͤhn- te weissagungen zu dem ende voͤllig hieher gesetzet werden/ so/ als sie ein ungenannter mit einer vor- rede zum druck bereitet gehabt/ der aber bißhero nicht erfolget. Die aus dem stylo und denen sachen selbst offenbare einfalt kan so wol allen scrupel von betrug benehmen/ als die anstoͤßig- scheinen den expression en entschuldigen. Das XXVII. Capitel. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. §. 1. D Er titul selbiger erzehlung ist folgender: Beschreibung eines schon vor dreißig jahren erweckten/ bißher aber anderer orten verdeckten und unbekannten propheti- schen weibes/ namens Anna Vetterin/ des schloß-waͤchters zu Onoldsbach eheweib: Aus ihrer eigenen handschrifft und muͤndlichen erzeh- lung getreulich zusammen getragen. Den geist daͤmpffet nicht/ die weissa- gung verachtet nicht/ pruͤfet alles/ und das gute behaltet/ 1. Thess. V. v. 19. seqq. Hat es von der Reformation Lutheri an jemals ein wunderliches ansehen mit uns ge- habt/ im geistlichen und leiblichen/ so ist und geschicht es gewiß zu gegenwaͤrtiger unserer zeit. Wer ist so blind/ der es nicht sehe? wo kommt man hin/ daß man nicht heimlich und A. K. H. Dritter Theil. K k 2 oͤffent- Th. III. C. XXVII. Von denen gesichtern Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. oͤffentlich daruͤber seuffzen hoͤre? alle staͤnde sind mit einem hoͤllischen sauerteig durchsaͤu- ret/ es scheinet/ die hand GOTTes seye zur rache ausgerecket/ damit er die welt nicht un- gewarnet straffe/ wie er ehemals vor der suͤnd- fluth den Noah predigen/ und vor der zerstoͤ- rung Jerusalem einen einfaͤltigen mann lang vorher das weh ausruffē lassen/ als hat er schon lang her unterschiedliche personen erwecket/ welche die welt vor ihren straffen und letzten urtheilen gewarnet. Unter andern hat er im Fuͤr- stenthum Onoldsbach und umliegenden orten ein einfaͤltiges geringes weib gleichsam aus dem staube hervor gezogen/ um eben die jenige zeit/ da in den Niederlanden und im Holsteinischen die bekante Antoinette Boutignon zu schrei- ben anfing/ nemlich ann. 1662. hat sie mit der ga- be kuͤnfftige dinge vorzusagen ausgeruͤstet/ und allerhand wunderwuͤrdige gesichte sehen lassen/ wovon dem Christlichen unpartheyischen leser unterschiedliches hier mitgetheilet wird/ zur bedachtsamen uͤberlegung. Zuvor aber ist fast noͤthig/ etliche einwuͤrffe/ nicht der ruchlosen/ sondern der jenigen/ die noch einen schein der Gottseligkeit haben/ und sich mit dem buchsta- ben der Schrifft schleppen/ oder mit vielen vorurtheilen verblendet sind/ zu beantworten: 1. Wollen sie von denen Propheten im Neuen Testament nichts hoͤren/ nicht nur von denen/ die ein neues Evangelium predigen/ denn da glaubt ein Christ auch einem Engel vom him- mel nicht/ sondern auch von denen/ welche die alte gerechtigkeit treiben/ bey der unordent- lichen welt auf das Gesetz dringen/ und dazu/ welches gar zu Enthusiast isch fuͤrkommt/ mit himmlischen gesichtern und Goͤttlichen traͤu- men kuͤnfftige sachen vorzusagen erleuchtet sind. Von dieser materi e ist merckwuͤrdig das XXI. Cap. der Apostel Geschichte/ da lesen wir/ daß die Juͤnger der Apostel und geistli- chen Bruͤder zu Tyro einen prophetischen Geist hatten/ und dem Apostel Paulo durch den Geist sagten: Er solle nicht hinaufgen Jeru- salem ziehen. v. 4. Jm v. 9. folget/ Philippus, der Evangelist zu Cæsari en/ habe vier Toͤchter ge- habt/ die waren Jungfrauen und weissagten: Gleich im 10. v. koͤmmt ein Prophet aus Ju- dæa, mit namen Agabus, zu Paulo und seiner gesellschafft/ der nahm den guͤrtel Paulo, und band seine haͤnde und fuͤsse/ und sprach: Das saget der Heilige Geist/ den mann/ dessen die- ser guͤrtel ist/ werden die Juͤden also binden zu Jerusalem/ und uͤberantworten in der Heyden haͤnde. Aus diesem siehet man klaͤrlich/ (1) daß mit dem Alten Testament die gabe kuͤnfftige dinge zuvor zu sagen und Goͤttliche Gesichte zu haben nicht aufgehoͤret. Denn hier haben wir dreyerley partheyen/ die Christen zu Tyro/ die Toͤchter Philippi, welcher weissagung oh- ne zweiffel auch nichts anders gewesen/ als daß sie ihrem gast/ dem Paulo, zuvor sagten/ wie es ihm zu Jerusalem gehen wuͤrde/ welches die zu Tyro und Agabus vor und nach ihnen thaten/ und des Evangelisten Lucas sein zweck ist/ die geschichte mit Pauli reise hier zu erzeh- len/ wohin diß weissagen der vier Jungfrauen zu ziehen ist. (2) Daß bey GOTT h erinnen kein ansehen der person oder des geschlechts/ so wenig als im A. Testament/ da so bald eine Debora als ein Esaias ist; im Neuen Testa- ment weissaget Agabus, und die Bruͤder zu Jahr MDC. biß MDCC. Tyro/ es weissagen auch die vier Toͤchter Phi- lippi. (3) Daß GOTT auch noch die wei- se behaͤlt/ als im Alten Testament; nemlich daß die weissagung nicht allezeit mit blossen worten/ sondern oͤffters mit nachdencklichen gebaͤrden geschehe. Damit nicht nur das ge- hoͤr/ sondern auch das gesicht die weissagung dem gedaͤchtnis eindruͤcke/ damit man es nicht so bald vergessen moͤchte; da muste Jeremias zum Toͤpffer gehen/ und sehen/ wie ihm der topff unter der hand mißrieth/ cap. 18. bald gar einen krug nehmen/ und ihn vor dem volck zerbrechen/ c. 19. bald ein joch am hals tragen/ c. 27. im gefaͤngniß einen acker kauffen/ c. 32. und im 13. cap. muß er einen guͤrtel kauffen/ ihn umguͤrten/ hernach am wasser Phrath in eine steinritze verstecken/ und viel andere seltzame tha- ten anderer Propheten mehr; also auch hier Agabus im N. Testament nim̃t den guͤrtel Pau- li und bindet ihn damit. (4) Was thaten die damaligen Christen und Paulus? verwarffen sie die weissagungen dieser dreyerley personen? hielten sie den Agabum vor einen wahnsiñigen/ daß er so wunderlich mit Paulo und seinem guͤr- tel umgieng? nein; Paulus selbst/ der doch gleich bey seiner bekehrung ein so herꝛlich gesich- te hatte/ und hernachmals biß in den dritten himmel verzuͤckt wurde/ blehet sich deßwegen nicht/ noch uͤberhebt sich seiner gabe/ daß er die- ses weissagen verachtet haͤtte; auch die/ so bey ihnen waren/ geben diesem prophezeyen bey- fall/ und bitten Paulum/ er soll nicht hinreisen/ und da er seine entschliessung sagte/ daß er be- reit seye/ wie Agabus sagte/ sich binden zu las- sen/ schweigen sie und sprechen dieses einige noch: Des Herꝛn wille geschehe! uñ das tha- tē sie schon/ da eben dieser Agabus Act. 11. 28. eine theurung verkuͤndigte/ daß sie seine weissagung glaubten/ und ihren Mit-Christen/ welche diese Theure betreffen solte/ gleich eine beysteuer zu ge- ben sich entschlossen. Weil es nun im N. Testa- ment Propheten gehabt/ warum solte es nicht dergleichen auch zu unsern zeiten haben koͤnnen? hat dieselbige gabe im wachsthum der gepflantzten kirche auffgehoͤret? Nein/ wir fin- den/ daß GOtt immer einige personen durch alle secula damit ausgeruͤstet/ und daß allen gros- sen veraͤnderungen dergleichen prophezeyung vorhergegangen. Weniger Propheten hat es ge- geben/ weil sich auch weniger gefunden/ welche sich dieseꝛ gabe wuͤꝛdig gemacht; doch hat es im̃eꝛ einen odeꝛ etliche gegebē: niemand ist mehr wider dergleichen weissagung/ als welche mit Ahab immer gerne was gutes hoͤren; niemand versetzt diesen Propheten mehrere backenstreiche/ als die falsche Propheten/ welche nicht leiden wollen/ daß in einem schlechten Micha der geist GOttes seyn solle; wann es muͤglich waͤre/ daß dieser edle balsam in dergleichen unreine gefaͤsse solte gegossen werden/ wie solte die welt so voller Pro- pheten-buͤcher seyn/ da wuͤrde man an allen orten vom weissagen hoͤren; aber weil es GOtt gefaͤl- let die weisen dieser welt zu narren zu machen/ so erwehlet er was thoͤricht ist fuͤr der welt; der- gleichen er an diesem weib gethan. Wenn es endlich so weit koͤmmt/ daß etliche zugeben; es koͤnnen hier und da noch einige prophezeyen im N. Testament gefunden werden/ so wollen sie doch diese gabe nur in die manns personen sper- ren/ Th. III. C. XXVII. Von denen gesichtern Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. ren/ und sprechen sie dem weiblichen geschlecht gantz uñ gaꝛ ab/ da doch in diesem stuͤcke im geist CHristi weder mann oder weib/ sondern alles eins/ Gal. 3. 28. machen daher aus Pauli Epi- steln diesen II. einwurff: Die weiber sollen schweigen in der gemeine. Wir wollen be- de ort genau besehen/ ob diß auch auff dieses und andere dergleichen weiber koͤnne gezogen wer- den: So spricht nun Paulus 1. Cor. 10. 34. Eure weiber lasset schweigen in der ge- meine. Hier siehet man/ daß dieser spruch nur auff die Corinthischen weiber selbiger zeit/ und auff damalige kirchen-gebraͤuche zielet; was waren dieß fuͤr weiber? (1) Welche selber noch brauchten/ daß sie unterrichtet wuͤrden; dann so setzt Paulus dazu: Wollen sie etwas leꝛnen/ so last sie zu haus ihre maͤnner fragen. Das wort GOttes hatte noch nicht so reichlich unter den Corinthiern gewohnet/ daß auch ihre weiber/ welche doch immer im haußwesen zu thun hat- ten/ dasselbige haͤtten lehren und predigen koͤn- nen/ sondern es war erst zu ihnen kommen/ wie Paulus dazu setzt/ und noch nicht von ihnen auskommen; darum weil die maͤnner noch kaum recht unteꝛrichtet waren/ welche mehꝛ zeit dazu hatten/ solten die weiber/ die noch we- niger wusten/ in der gemeine schweigen/ und nicht andere zu lehren sich unteꝛstehen. (2) Rich- teten sie daher an unoꝛdnung in der gemeine; deñ es war nicht so damals/ daß nur einer auff der cantzel allein das lehramt hatte/ sondern wann einer in der gemeine auff gehoͤret/ fing der andere an; da wolten dann diese noch unwissende wei- ber auch darunter fragen und reden/ wodurch andere verhindert/ und also unordnung ange- richtet wurde; daher setzt Paulus dazu: GOTT ist nicht ein GOTT der unord- nung. Lasset alles ordentlich zugehen. (3) Verbietet Paulus das reden solcher weiber/ welche sich gleichsam dadurch uͤber die maͤnner uͤbeꝛheben wollen; darum sagt eꝛ/ sie sollen schwei- gen und vielmehr unterthan seyn/ uñ sich von ih- ren maͤnnern besser unterrichten lassen. Darnach schꝛeibt Paulus 1. Tim. 2. 12. Einem weibe ge- statte ich nicht/ daß sie lehre. Da schliesset man richtig aus den voꝛhergehenden uñ nachfol- gendē oꝛtē/ daß es ebendergleichē beschaffenheit/ als mit der Corinthischē/ gehabt. (1.) Sie mustē selbeꝛ noch lernen; so stehet voꝛheꝛ: Ein weib/ nem- lich in der damalig neu auffgerichteten gemeine/ lerne in der stille; denn er muste sie erst beten ler- nen/ zur zucht in kleidern vermahnē/ die ordnung der schoͤpffung erst weisen/ wie Adam zuerst ge- schaffen/ hernach Eva aus ihm gebildet; wie konte er dergleichen weibern gestatten/ daß sie lehreten? (2.) War es ihm auch um die ord- nung zu thun/ darum will er die stille von ihnen haben; denn wo diese ist/ da ist die ordnung. Jn der vorigen Corinthischen vermahnung heist er diese stille den frieden; Gottsey ein GOtt des frie- dens/ welchen er der unordnung entgegen setzt. (3.) Vermahnet er diese weiber/ wie jene/ zur unterthaͤnigkeit/ daß sie nicht des mannes herꝛ seyn sollen. Was endlich in beyden angefuͤhrten orten zu mercken/ ist/ daß er von weibes-personen redet/ welche im ehestand lebten/ und also sorg- ten/ was die welt/ das hauß/ und dem mann an- gehoͤret/ welcher stand wol an der seeligkeit ver- hindert/ wie Paulus hier dazu setzt; daß sie denn- noch koͤnnen darinnen selig werden/ so sie blei- ben im glauben/ und in der liebe/ und in der heiligung samt der zucht/ auch durch diesen Jahr MDC. biß MDCC. stand die bruͤderliche erbauung nicht aufgehobē wird; wie er sie hierbey Gottseligkeit durch gute wercke zu beweiesen auffmuntert/ und jene gegen diese Corinthische weiber weit vollkommenere Prisca mit ihrem Aquila wol wird viel erbauet haben/ und noch viel heut zu tag also erbauet werden/ jedennoch wird man finden/ daß die gabe eines Prophetischen geistes diejenige wei- besbilder vor allen genossen/ welche jungfrauen oder witben waren: Diesem klaren veꝛstand nach koͤnnen diese spruͤche auff dieses weib nicht gezo- gen werden; dann/ (1.) hat sie so wol als Pau- lus des geistes erstlinge/ gibt auch wegen ihrer erleuchtung die wort Joel. 2. zur antwort: Jch will meinen geist ausgiessen uͤber alles fleisch ꝛc. Denn im 30. jahre ihres alters anno 1662. ist sie von GOtt erleuchtet/ und der H. Geist gleich einem flammenden feuer/ so ihren leib durch- drang/ uͤber sie ausgegossen worden/ wodurch sie in allen geistlichen sachen augenblicklich sattsam unterrichtet gewesen/ auch so gar/ daß/ da sie vor- her keine feder zu halten wuste/ alsbald ihre ge- sichte und befehle von Gott an das volck leserlich auffzeichnen koͤnnen: Wie denn der damalige Pfarꝛherꝛ zu Onoldsbach auff der cantzel diesen punct denen obern und der gemeine zu uͤberle- gen gab; ob es nicht ein zeichen der geschehenen eꝛleuchtung/ daß sie damals in eineꝛ nacht schrei- ben lernen/ welches sie vorher/ wie allen bewust/ nicht kunte/ anjetzt/ da sie die schrifft gelesen/ kan sie auch gruͤndliche nachricht aus derselben geben. Wenn man ihr also vorerwehnte spruͤche Pauli vorhaͤlt/ so antwortet sie/ Paulus sey zu seinen gemeinden/ und sie zu der ihrigen beruffen/ seine reguln gingen sie nicht an/ sondern sie schriebe vielmehr selbstē in eben dem Geist Pauli allem unordentlichem wesen gebuͤhrende reguln vor. (2.) Faͤngt also keine unordnung in der gemeine an/ sondern diejenige fangen sie an/ welche den geist in ihr daͤmpffen und in ihrer schulweißheit allein hoch seyn wollen/ ob sie gleich nicht allein auff oͤffentlichen gassen/ wenn an denen maꝛckt-taͤgen das volck versammlet/ ih- nen von dem Reich GOttes und dem juͤngsten- tag vorpredigt/ und zu einem ordentlichen leben auffmuntert/ sondern auch anfangs/ wann es am letzten gesetz des liedes war/ freudig/ ohne vorher gemachtes concept, auff die cantzel ging/ und das volck etliche stunden lang wuͤrde geleh- ret haben/ wenn es ihr waͤre verstattet worden. Die alten Propheten predigtē auch auf der gas- sen und unter den thoren des tempels/ wie Jere- mias; die damalige Priester machten denen Pro- pheten das predigen nicht disputir lich/ wie die- se heutigen/ das wort in der gemeine zu haben/ allein zu sich gerissen. Sie solten mit CHristo sagen: Wer nicht wider uns ist/ der ist fuͤr uns/ wehret es nicht; solten mit Paulo den Aga- bum immer prophezeyen lassen/ und froh seyn/ wenn viel waͤren/ die nach der gabe des weissa- gens strebten/ noch freudiger/ wenn etliche sie schon haͤtten. (3.) Von ihrem beruff an/ die etli- che 30. jahr hero/ wartet sie zwar ihres haͤuß- lichen wesens in so viel/ als die hoͤchste noth- durfft erfordert/ lebt aber/ ob gleich ihr mann noch am leben/ diese gantze zeit uͤber als eine wittbe. Wenn die fleischliche welt/ oder andere gute einfaͤltige/ ihr dieses als einen sonderbaren gewissens- punct verheben/ so weiset sie diesel- bigen in die schrifft zu dem Prophetē Hosea/ dem K k 3 befahl Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. befahl Gott gar/ er solle ein huren-weib nehmen; nun sey das ihrige eben auff dessen befehl gesche- hen/ der da macht habe zu thun was er wolle/ und schiene vor denen unverstaͤndigen wunder- bar; es werde freylich vielen damals sehrfremde fuͤꝛkom̃en seyn/ als dieseꝛ Pꝛophet ein uͤbel beꝛuͤch- tes weib nahm; daß sie sich ihres mannes ent- halte/ seye noch nicht so seltzam als jenes. Ob es endlich ihren schrifften so gehe/ wie ihren worten bißher/ daß ohne pruͤfung gleich alles verlacht und verworffen werde/ setzt man billich die wort Ezech. hinzu c. 3. 27. Wers hoͤrt/ der hoͤre es; wers laͤst/ der lasse es; denn es ist ein ungehor- sam hauß. Sie muß wie Ezech. das wort des HErꝛn sagen/ sie hoͤrens oder lassens c. 2. und im letzten cap. der Offenb. Joh. Weꝛ boͤse ist/ der sey immerhin boͤse; wer unrein ist/ der sey im- merhin unrein; wer aber auch fromm und heilig ist/ der sey immerhin fromm und heilig. Es werden die rechtschaffene Christen durch der- gleichen leute gewarnet/ sich vor der zerstoͤrung in ihr Pella zu begeben/ und vor der suͤndfluth den kasten zu suchen/ ꝛc. Ein brieff von ihr an die stadt Nuͤrn- berg: Meine schwester Nuͤrnberg/ sey von mir gegruͤsset. Du schoͤne dame/ und breiter rosen-krantz/ dein geruch ist starck und kraͤfftig/ du beruͤhmte und großgewachsene schoͤne jungfrau/ gelobet sey der leib/ der dich getragen hat/ und die bruͤste die dich gesaͤuget haben. Dein geruch und ruhm ist weit und breit bekannt/ der HErꝛ hat dir einen grossen schatz von gold und silber gege- ben/ du hast viel edele kleinod und edelgestein und gute perlen bey dir/ du bist gezieret mit sammet und seiden. Jn einem guͤldenen sessel sitzest du/ schoͤn und rosenfarb ist dein ange- sicht/ lieblich ist deine gestalt; du schoͤne da- me/ unter deinen schwestern bistu die schoͤnste und reicheste/ du bist groß gewachsen wie ein cederbaum/ deine fruͤchte sind reiff und zei- tig worden; weil du bist groß gewachsen/ so wird man dich anreden um dich zu freyen. Es ist nicht gut/ daß der mensch allein sey/ ich will ihm eine gehuͤlffin machen/ die um ihn sey; zwey buhlen hastu/ und der dritte kommt auch bereits; Tuͤrck und Pabst ( a ) sind deine zwey huren-buhlen/ dir nachzustellen. Siehe dich wol um/ und laß den schwartzen drachen nicht zu dir/ den Frantzosen/ der eine ruthe und geissel GOttes ist/ ja ein schmied-hammer und stoß- vogel ist der Frantzoß worden/ in willens ( b ) den ochsen/ der auff der breiten heide stehet/ und hat graß und brod gegessen/ zu verfolgen/ weil der ochs sein haupt verlohren/ und bloß steht/ kan nicht mehr gehen/ denn er hats gesicht nicht mehr/ das haupt ist hin/ und die augen zu- gleich im haupt sind weg/ seit anno 1662. her. ( c ) Das Lutherische volck ist der ochse/ der itzt ohne haupt steht/ der ist CHristus JEsus ge- wesen/ unser haupt und fuͤhrer/ unser beystand und siegesfuͤrst/ aber seit 62. her ist CHristus mit seinem him̃lischen Vateꝛ in seine geꝛichte getꝛetē/ dieweil die welt truncken worden ist/ in aller boßheit/ suͤnden/ schanden und lastern/ und ist noch ein klein haͤufflein bey der Christlichen lehr bißher verblieben/ das ist der Luther/ der das rechte Evangelium noch hat/ doch seyn sie auch ein abtruͤnniges und ehebrecherisch volck wor- den/ von dem HErꝛn gelauffen der huꝛerey nach/ Jahr MDC. biß MDCC. haben GOttes gebot und rechte verlassen/ lauf- fen ihrem huren-buhlen nach/ welcher der Pabst ist/ so spricht der HErꝛ HErꝛ/ er wolle uns mit dem Papst straffen; weil euch dann offen- bar/ daß der Papst GOttes geissel und ruthe ist/ die er braucht zur rache und straffe uͤber seine rechtglaͤubigen kinder/ die Lutheraner/ welche jetzt von Gottes geboten und rechten gewichen/ ein abtruͤñiges und ehebrecherisches volck wor- den/ die Lutheraner sind im glauben todt und in suͤnden vollgesoffen; hierbey last euch meine warnung angenehm seyn/ die- weil ihr alle meine freunde und schwestern seyd; denn der HErrist auch eyer lieber buhle/ und buhlet jetzt um den ochsen/ den Luther/ den abtruͤnnigen und ehebrecherischen mann und seine kinder/ die alle voll der ehebrecherey und hurerey seind/ wandeln nach ihren eignē luͤsten/ wie ihnen die ohren selbsten jucken; offenbar sind alle wercke des fleisches/ als da ist greuliche hoffart und ehebruch bey alten und jungen/ der verdammte ehrgeitz und verfluchte stoltz/ das unbeschreibliche fluchen und gotteslaͤstern/ auch aller menschen hals| und mund ist voll der luͤgen und meineidigkeit/ keine wahrheit ist mehr zu finden noch zu hoͤren/ bey den voꝛgesetzten und geringen zugleich; was man mit den augen sie- het und mit den haͤnden begreiffet/ das darff man kaum glauben; ( d ) dieberey/ zau- berey/ entheiligung des sabbaths/ sauffen/ spie- len/ GOttes gabenschaͤndlich mißbrauchen ist das volck voll worden/ auch GOttes heiligen namen zu schaͤndlichem fluchen und gotteslaͤste- rung zu fuͤhren/ und der teufel muß alle wort be- staͤttigen und besudeln/ sonst wollen sie nicht mehr einander glauben; ist doch nichts als lau- ter betrug/ rauberey und dieberey/ geitz und schinderey. Was ist aber elender und so hoch zu betrauren/ als daß so viel neugeborne kinder er- wuͤrget werden an der mutter geburt durch die verteuffelten und verfluchten ammen-frauen/ die denen kindern in der geburt die koͤpffe eintru- cken/ die glieder abtrucken/ darnach sprechen sie/ es hats GOtt gethan; und die leute seyn so nach laͤßig/ und gedencken der am̃en-frauen ih- rer verteuffelten tuͤcke nicht/ schlagens alles in den wind/ und hat die stadt grosse schulden auff sich/ daß eine grosse moͤrderey hier und da ge- schicht; GOtt wolle euch alle erleuchten/ daß ihr thut was recht ist/ nach dem gesetz Mosis und kehret euch zu GOttes geboten und rechten/ so wird euch euer huren-buhle nicht ergreiffen/ der Frantzos/ noch sein anhang. So spricht der HErꝛ HErꝛ/ bekehret euch/ bekehret euch; wolt ihr euch nicht bekehren/ so werden euere decke wuͤrme seyn/ und euer lager schlangen/ und der tod wird nicht von euch weichen. Nun spricht der HErꝛ HErꝛ/ er wolle seinen bund mit uns auffrichten mit ewiger lehr; so last euch/ ihr ge- liebten/ meinen buhlen-brief gefallen und ange- nehm seyn; CHristus JEsus/ Gottes sohn/ hat mich zu euch gesandt/ um eurer uͤbertretung willen/ und daß ihr euren huren-buhlen nach- laufft wie ein tummes vieh/ das keinen verstand hat; ich heisse an mich; an mich sollt ihr euch jetzt halten/ und zu mir kommen mich zu fragen/ was euch der Herꝛ jetzt sagen laͤst; denn ich bin 6. mal fuͤr euch in den him̃el verzuckt worden/ und habe herꝛliche gaben fuͤr euch empfangen/ und habe Th. III. C. XXVII. Von denen gesichtern Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. habe auch den juͤnstentag 6. mal gesehen/ und 5. mal die hoͤlle/ ( e ) und bin 3. mal ( g ) un- ter die erde gefuͤhret worden. Jch will aber auff diesen bogen pappir nichts schreiben von den ge- heimnissen/ als nur was noͤthig ist/ ich bin der hoffnung/ wir wollen muͤndlich miteinander reden. ( f ) Auff uns ist kommen das ende der welt/ ich bin das A und das O/ der anfang und das ende/ des Testaments abbund und ei- nes andern anfang; das ist jetzt am nothwen- digsten/ das volck zum gesetz Mosis zu treiben; so spricht der HErꝛ HErꝛ: Aus Zion soll das gesetz ausgehen. Zu erleuterung dieses briefs ist zu mercken/ daß sie nicht so wol in ihrem namen/ als unter dem bild der gantzen kirche und des neuen Zions/ das Gott auf erden aufrichten wolle/ rede; daher nen- net sie sich/ an statt Anna/ An mich/ daß wer nicht dieseꝛ kirche einverleibet/ uñ gleichsam wie- dergeboren zu werden/ dieser mutter einverleibt werde/ koͤnne in das reich GOttes nicht kom- men ꝛc. welches in vielen andern reden von ihr allezeit muß in acht genommen werden/ daß sie zu gleich auch von GOtt ausgeruͤst/ als vor diesem im A. Testament die Propheten und Se- her/ antwort zu geben/ und in fuͤrfallenden noͤ- then der stadt und landes GOttes willen anzu- zeigen/ uͤber das mit dem geist des gebets be- gabt/ grosses uͤbel weg- oder so viel wol auch her zu beten. ( a ) Sie war im gesicht zu Nuͤrnberg/ und sahe daselbst ordens-personen mit rosen-kraͤntzen/ welche nach der Carthaͤuser closter fragten. ( b ) Acht und zwantzig jahr vor diesem Frantzoͤ- sischen krieg hat sie schon von der heissen schmidaͤsse gesagt/ daß der Frantzos uͤber den hartē Lutherischen amboß als ein haꝛter ham- mer kom̃en werde; man moͤge fried/ stillstand und bund machen wie man wolle/ so sey es aus mit dem Luther/ welcher jetzt sammt sei- nem volck als ein rind ohne haupt auff der heyde ihr erschienē/ dabey das Pabsthum als ein grosseꝛ rother drach den rachen auffpeꝛrete ihn zu verschlingen/ sie aber seiner sich noch annahm und bey den hals anfaste; sie sahe pfaffen mit wuͤrffeln unter dem hut spielen auff einem tisch vor ihr/ und sagte/ daß sie seit- her 62. heimlich einen bund haben/ die Luthe- raner zu vertilgen/ stellen sich doch/ als weñ es ihnē wegen des kriegs leid waͤre; weñ man ei- nen fest- und bußtag unter den Lutherischen anstellete/ koͤnte man alle ihre tuͤcklein zu schanden machen; wenn man sich nicht bekeh- re/ so sey es aus; wozu noch unterschiedliche offenbarungen kom̃en; unter andern sahe sie einen Lutherischen Pfarherꝛn im geist des Lu- thers auff der schweis-banck sitzen/ fuͤr dem gieng sie fuͤruͤber/ er aber war sehr alt und fast blind/ und sagte: ach da geht diß weib! sie fragte ihn/ ob er sie deñ sehe? und er antworte- te/ ja/ eꝛ habe noch einen kleinen schein. So sey das Lutherthum veraltet und abkraͤfftig/ sey ihm bange/ als einem schwitzenden/ und saͤhe die wahrheit noch ein klein wenig/ sie folgen deꝛselbē aber doch nicht/ obsie gleich uͤbeꝛzeugt werden ihrer suͤnden/ thun doch nur mit dem mund busse. Darnach zeigte ihr Gott einē Lu- therischē Prediger in einem altē stock stehend/ der hub seine haͤnde auff/ und bat GOtt um vergebung der suͤnden; nichts destoweniger sa- Jahr MDC. biß MDCC. he sie ihn samt dem stock zu grunde gehen. Als ihr die verfolgung der Lutherischen Predi- ger in Ungarn erzehlt wurde/ sagte sie/ sie ha- be sie anno 63. auff der cantzel gesehen gehend mit einem aug/ daß sie auff dem andern blind gewesen; nennet sie also drey feinde/ welche das Lutherthum voͤllig zu ruinir en suchen: (1) der Pabst und alles was seiner art/ (2) der Tuͤꝛck/ welcher um gantz Teutschland/ uñ also auch um die Lutheꝛische uñ die stadt Nuͤrnbeꝛg mitbuhlte/ von dem sie A. 1662. diß gesicht hat- te: Es lagen in ihres kindes wiegen grosse eyer/ die waren verbruͤtet/ und flogen voͤgel daraus/ welche zu lauter menschen und Tuͤr- cken wurden; damals sey der krieg der Tuͤr- cken ausgebruͤtet worden. (3) Der Fran- tzoß/ von welchem sie lang voꝛher gesagt/ auch die stadt Straßbuꝛg/ als eine hoffaͤrtige frau/ in Straßburger habit/ welchen sie nie gesehē/ doch ausfuͤhrlich beschrieben/ vor sich sahe/ und ihr verkuͤndigte/ es wuͤrde sie ihr huren- buhle ergreiffen/ welches auch hernach erfol- get. Sie beschuldigte Anspach/ es sey schul- dig mit daran/ daß Straßburg uͤber gangen/ weil es ihr nicht zu wissen gethan worden; wann man es zu Nuͤrnberg nicht kund mache/ gehe es ihr eben so. Anno 1663. im Martio sahe sie eine grosse fluth von Franckreich her fliessen/ und schrie darauff zu ihren kindern/ und zu allen from̃en/ deren sie sich eine mutter nennet: Steiget in euren haͤusern auff die hoͤ- he/ daß ihr nicht eꝛsauft; nach dem wasser sahe sie drey grosse voͤgel/ der eine hatte zwey koͤpf- fe/ kamen eben daher/ da das wasser herkam/ welches grosses kriegesvolck bedeutet; als sie die voͤgel sahe/ schrie ihr geist in ihr zum oͤff- tern: HErꝛ JEsus! wodurch sie GOtt in die ruthe fiel; des Koͤniges in Franckreich zei- chen und namen habe sie schon in der hoͤlle ge- sehen. ( c ) Anno 1662. Sey gleichsam ein abermah- liger voͤlliger suͤnden-fall wieder geschehen/ aber durch ihre vorbitte wieder gnade einge- wendet worden; sie vergliche sich zum oͤfftern dem weib in der offenbarung/ redete viel von einer geistlichen geburt eines knaͤbleins/ in welchem gleichsam alle seclen/ so noch geret- tet werden/ aus dieser welt-neige abgebildet und gefasset sind; welches knaͤblein zu GOtt entzuͤckt worden/ das ist/ die die letzte gnade annehmen/ sind in das buch des lebens wie- der eingeschrieben worden/ da vorher alles ausgetilget war; die welt war damals gerich- tet/ daher sahe sie damals die menschen zu tausenden am geꝛicht hangen/ als ausgespeite von der gnade. Item, sie sahe sie als truncke- ne im wirthshauß/ einer lag und schnarchte/ der andere hielt den kopff/ der dritte dau- melte von einer seiten zur andern/ hatten ins- gesamt keinen guten fleck an ihren kleidern/ sondern sassen halb entbloͤst da. Der wirth so sie bißher gespeist/ CHristus/ hatte das kerbholtz/ das voͤllige gesetz/ in der hand/ das hielt er vor/ da trat sie/ odeꝛ deꝛ H. Geist in ihr/ in das mittel und bat um erbarmung/ da wurden die schulden auff sie geleget/ sie muste in ketten 27. wochen zu Anspach angeschlos- sen liegen/ und tag und nacht um gnade seuff- tzen und bitten; wie CHristus ein versoͤhner bey Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. bey dem Vater/ so seye es der Geist GOttes in ihr bey CHristo/ und daß drey staffeln in den himmel waͤren/ die erste GOtt der Va- ter/ im A. Testament/ die andere GOtt der Sohn im N. Testament/ die dritte GOtt der H. Geist beym jetzigen neuen bund in ihr/ als einem vorbild der kirche der letzten zeit. ( d ) Jm gesicht sahe sie/ als wenn sie geld nach Nuͤrnberg geschicket und einen scharmutzel be- kommen/ der aber halb leer gewesen. Den betrug der kraͤmer anzudeuten; item, sie sa- he die Nuͤrnberger strasse voll handels-leute sitzen/ welche alle eitrige fliessende koͤpffe hat- ten. ( e ) Das erstemal sahe sie die hoͤlle/ und die teuf- fel jagten die Catholischen Pfaffen haͤuffig hinein/ welche der hoͤlle willig zu lieffen; theils fasten sie vornen/ theils bey dem strick/ theils bey dem arm an. Das andere mal sahe sie in der hoͤlle die gewissenlosen beam- ten auff grossen roͤsten liegen/ waren dick und gemaͤstet/ feuerroth/ ohne leiblich feuer/ die schrien zu ihr: O ruͤhre mich nicht an/ ruͤhre mich nicht an. Das drittemal sahe sie die verdammten in saͤrgen liegen/ welche voll loͤ- cher waren/ wo durch wuͤrme eines kindes und klaffter lang krochen/ hatten hinten und vor- nen maͤuler/ und duꝛchnagten die leiber der unseligen. Das vierte mal erschien ihr die hoͤlle unter des Fuͤrsten lusthaus; welches sie erklaͤrte/ es sey unter des Fuͤrsten lusthaus er- schienen/ weil der teuffel ein fuͤrst dieser welt/ und daregieret als in seinem hauß; unter dem lusthaus aber/ weil der teuffel durch die luͤste die menschen in sein reich zoͤge; das feuer schlug aus dem lusthaus heraus/ und sie mu- ste an einer eingeschlossenen mauer um das lusthaus herum so frey an der wand kriechen/ das ist/ selber alles pruͤfen/ und rief dabey aus: O ihr lieben kinder/ fallt nicht! Jnerzehlung dieses gesichts/ setzte sie dazu/ es haͤttẽ alle gut- gesinnte menschen eine warnung/ wie gefaͤhr- lich man in diesem leben wandern muͤsse/ wie leicht es sey in des satans reich zu fallen. Das fuͤnffte mal sahe sie zu Kefferbach/ einem Doͤrfflein/ einen neu umgekehrten acker/ und da sie auff den acker gieng/ fieng der erdboden unten an zu wancken/ es war alles unten hohl/ und hoͤrte und sahe kinsterenden und brennen- den schweffel darinnen/ stunde daher sehr ge- faͤhrlich und in furchten; diß legte sie also aus: diese welt als des satans reich haͤtte aussen ein feines ansehē/ als ein neugepfluͤgter acker/ von dem man schliesset/ er habe schoͤne fruͤchte ge- tragen/ und wuͤrde es noch tragen; nichts de- stoweniger sey unten das hoͤllen-reich verbor- gen/ und stuͤnden die menschen sehr gefaͤhrlich verschlungen zu werden ꝛc. ( f ) Sie kam auch persoͤnlich zu zeiten des Dill- herꝛn/ damaligen Predigers zu St. Sebald/ auff Nuͤrnberg/ welcher/ wie sie sagte/ we- gen der mißbraͤuche itziger zeit ihr beyfall gebe und zu ihr sagte/ wenn sie es dahin braͤchte/ daß das boͤse abgeschafft wuͤrde/ so waͤre sie werth in guͤldenen kutschen gefuͤhret zu wer- den; er und die Stadt Nuͤrnberg koͤnten sich dieser Reformation nicht unterfangē; sie solte zu denen Churfuͤrsten gehen. Sie gieng auch einmal auff das Nuͤrnbergische Rathhaus/ woselbst man ihr/ da sie von ihrem beruf rede- Jahr MDC. biß MDCC. te/ einen ½. fl. geld anbote/ abeꝛ sie nahm keines; wie sie denn niemals/ ob sie gleich sehr arm/ ei- nig almosen begehret/ oder auch das ange- botene von jedermann annimmt. Jn dem Dominicaner kloster fieng sie einmal in der kirche dem volck an zu predigen/ worauff sie ein geistlicher in die sacristey foderte/ und die stunde und zeit ihrer geburt/ auch anders der- gleichen von ihr forschete/ woraus sie schlosse/ er habe ihꝛ ihꝛen planeten stellen wollen! Nach der kirche/ da das volck in stattlichen kleidern daher prangte/ hub sie an den stoltz oͤffentlich zu straffen; worauff sie bald mit etlichen schergen zur stadt hinaus geschaffet wurde. ( g ) Auff befragen wie es dann unter der erden aussehe/ weil sie hinab gefuͤhret worden/ sag- te sie mehr nicht/ als daß es lauter finsterniß und grosse angst und quaal sey/ ꝛc. I. Ein brieff an das Anspachische Consi- storium. Meinenfreundlichen gruß und zu tausendmal alles liebes und gutes/ denen Herren Doctor en und Geistlichen Herren/ die hie beysam- men seyn/ in dem namen JEsus CHristus. Der HErꝛ sey mit euch im gericht allezeit! Jch Anna/ heist mein nam/ kan mich nicht laͤnger enthalten euch zu berichten/ daß mich GOtt zu einer wittfrauen gemacht/ seit anno 1662. her/ und muß in diesem kuͤm̃eꝛlichen stand leben/ und ein fußlump seyn aller menschen/ vor ihren augen/ daß ich vor weinen nicht schreiben kan; so hat mir GOtt diese stadt gegeben zu ei- nem eheschatz ( a ) und ehemann/ zu freyen um sie; denn sie ist auch ein wittmann/ wie ich eine wittfrau; wo aber mann und frau zu witben und waͤisen gemacht werden/ da ist es zu erbar- men/ das haußhalten gehet zu grunde; der leibli- che mann ist mir zu einem abtruͤnnigen und ehe- brecherischen volck worden/ ( b ) und bildet euch Lutheraner ab/ die ihr von dem HErꝛn gelauffen der hurerey nach/ seine gesetze und rechte verlas- sen. Jch bin zu euch gesandt als euer rechter eheschatz und ehgemahl/ daß ich um euch solte hier freyen/ und ihr um mich/ auf daß euer huꝛen- buhle/ der schwartze drach/ das Papstthum/ euch nicht moͤge ergreiffen und euch verschlingen mit vollem maul/ welches ich vom jahr 62. her gnug verkuͤndiget; der Papst und Tuͤrck seyn 2. wehe- staͤbe/ die der HErꝛ in seiner hand hat zu straffen die uͤbertretung des abtruͤnnigen und ehebreche- rischen volcks; aber der HErꝛ spricht zu mir/ man werde einen feyer- und festtag durch das gantze land ausruffen/ alle gefangenen sollen er- loͤset werden; bißher habt ihr mir wiederstan- den/ in allem was ich von GOtt empfangen/ das ihr thun/ und lassen sollt/ was ich gesagt/ daß ihꝛ woꝛdē seyd/ nemlich daß ihꝛ euch sollt zum gesetz Mosis kehren/ uñ zu der altē gerechtigkeit/ davon ihr gewichen seyd; aber ihr widerstrebt Gott und der H. Dreyfaltigkeit/ und ruffet mich als einenthoren und narren in der stadt aus/ als wenn ich sinn- oder witzloß worden waͤre; und ob ich euch gleich alles gutes von dem himmel bringe/ so ist keine erhoͤrung noch bekehrung bey euch; so macht euch her zu mir/ ich heisse jetzt An mich/ an mich sollt ihr euch halten/ und ins werck stellen/ Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. stellen/ was euch GOtt befohlen hat; daß Gottes wort und zeugniß werde angenommen/ dem HErꝛn ein fest geheiliget/ und ich unter euch zu ehren in die kirche gefuͤhret werde/ wie ei- ne leibliche braut/ also ich geistlicher weise mit meinem schmuck und kleid/ edelgestein und gold/ das ich fuͤr euch von GOtt empfangen; ihr habt mich zu schanden gemacht/ so will ich von euch wieder zu ehren gefuͤhret werden; die schand und spott/ die ihr mir seit 62. her angehengt/ die sollt ihr bald von mir abnehmen/ wo nicht/ so wird GOtt uͤber euch ein schrecklich gericht ergehen lassen/ der mund des HErꝛn hats uͤber euch geredet. Ach und wehe/ jammer und hertzeleid werdet ihr erfahren muͤssen; denn des HErꝛn hand hat gewalt uͤber euch/ gutes und boͤses zu belohnen. Jch begehre nichts als die stadt zu einem ehrlichen mann/ daß seine behau- sung und wohnung in dem himmel seyn sollt/ da ewiges seliges leben von ewigkeit zu ewig- keit. Helfft des HErꝛn werck befoͤrdern/ auff daß der Papst euch mit auffgesperꝛtem maul nicht moͤge verschlingen/ und der ( c ) Luther begraben wird. Mich veꝛlanget hertzlich nach der stadt/ als meinem mañ; hier habt ihr meinen buhlen-brief/ um euch zu freyen/ dieweil ihr auch ein witt- mann seyd/ vnd gar viel unerzogene kinder habt/ machet hochzeit mit mir/ und last euer schnau- ben und drohen bleiben gegen mir/ auff daß ihr licht bey euch in der stadt habt; gewiß/ gewiß/ ( d ) wird euere boßheit euren Fuͤrsten wieder auffres- sen/ meinen hertzlieben sohn/ wie ihr mir schon 2. Fuͤrsten und Fuͤrstinnen habt aufgeraͤumet und auffgefressen mit eurer boßheit und bitterm gal- lengifft. Citò, citò, eilet und schreibet nur meinem Fuͤr- sten/ meinem hertzlieben sohn/ daß er heim komme in sein land/ und die stadt selbsten regie- re und fuͤhre; verflucht sey der/ der meine wort verachtet; wehe dir/ daß du den HErrn nicht erkennen willt! der Hoͤchstehat dich schon offt in die hoͤlle stuͤrtzen wollen/ aber ich habe fuͤr dich gebeten/ daß du mit mir leben solltest. Aber das band meines taubenhauses will mir zu kurtz werden/ daß die tauben nicht mehr zu dick ausfliegen/ durch die wolcken gen himmel/ wie sie seit 62. jahr her geflogen seyn; der brun- nen ist mir zu schwer zu schoͤpffen; eine schreck- liche schwere last zu tragen/ hat mir Gott um euer missethat willen aufgelegt/ meine kraͤff- ten vergehen mir/ und meine jahr nehmen ein ende; wollt ihr euch noch nicht meiner anneh- men/ und meiner warten/ wie man einer kind- betterin und eines krancken pfleget zu warten; wo aber nicht/ so will ich heuer zwo sensen in einem baurenhauß nehmen/ und das getraid abmaͤhen/ wie eine wiesen/ und will meinen ze- henden zu mir nehmen/ dieweil ihr mich so gar nicht achtet/ und in der schweren last mich an den groben speisen nagen und kiefen last; da werden eurer viel klagen/ wie ihr mich weinen und klagen last/ und nicht einer fragt mich/ was ist dir Anna/ was ist dein begehren? und seyd den stummen hunden gleich worden/ die weder hoͤren noch verstehen koͤnnen. Der HERR zeigete mir einen hirschen in dem wald/ und ich reckte dem hirschen ein stuͤcklein brod fuͤr/ da laufft mir der hirsch um des brods willen nach biß an das hauß hinein/ da bracht ich ihn in den stall/ da er bleiben soll; so hoͤrt mich jetzt um des hirschen willen/ was ihr dabey zu lernen habt; waͤret ihr ein wildes waldthier/ Jahr MDC. biß MDCC. ein springendes tummes vieh/ so haͤtte ich euch in dieser zeit mit meinem korb voller brod koͤn- nen heimlich machen/ daß ich euch zu mir in meinen stall bracht haͤtte/ zum Gesetz Mosis und der alten gerechtigkeit/ wie es Gott ha- ben will; aber ihr seyd nicht den wilden thieren gleich/ die da scheu und furchtsam sind; aber den voͤgeln unter dem himmel seyd ihr gleich: ihr esset mein brod/ aber meine wercke und worte wollet ihr nicht wissen/ noch euch zum Gesetz wenden/ ihr boͤsen fleischmuͤcken/ ihr hornissen/ und boͤse scorpionen/ ihr vergifftes ottergezuͤchte/ die ihr den gerechten GOTT wollt meistern und einreden; das werck setzt sich wider den toͤpffer/ der es zugerichtet hat/ was wollt ihr vorschreiben/ was er zu jeder zeit thun oder lassen solle; GOTT thut euch nicht unrecht/ ihr seyd todt im glauben/ alle eure wercke des glaubens sind verdorben und kein nuͤtze mehr. Jch sahe ihrer zwey mahlen in einer muͤhle/ die eine wurde selig/ die andere muste zur hoͤllen fahren; zwey sahe ich auf dem felde beysammen/ der eine wurde selig/ der andere muste zur hoͤlle fahren/ und wurde verdammt; die Christen seyn alle truncken in der boßheit und ersoffen/ alles fleisch ist heu/ und verdorbene weinreben. Offenbar ist das kind des fleisches/ das A. und O. macht nur ein kranckes hertz. Hier ist der schluͤssel zu sper- ren und aufzuschliessen; wen da hungert/ der komme/ hier ist das brod und staͤrcke zum e- wigen leben; wen da duͤrstet/ der komme zum brunnen des lebendigen Wassers/ das da von oben herab koͤmmt/ daß eure seelen erfrischet werden/ und mit GOTT verbunden. Einen neuen bund wird GOTT mit euch aufrich- ten/ mit ewiger lehre/ spricht der HERR HERR / und das soll der neue bund seyn/ daß ich euch zu befehlen habe: Das alte hat ein ende/ das blut ist ausgetruncken/ und wird schaͤndlich mißbraucht/ geflucht/ und geschaͤn- det/ darum will GOTT auf eine andere weise seinen gnadenbund machen. Der HErr JE- sus Christus kam zu mir herab auf einem weis- sen pferde/ in der gestalt eines koͤstlichen artz- tes/ und stellete einen guͤldenen tisch vor mich/ und der artzt sprach zu mir/ er wolle einen theriack und methridat machen/ und er nahm ein kaͤnnlein mit wein/ und goß es in ein glaß hinein/ da wars als ein gest in der hoͤhe; und er grif in dasselbe/ und that eine hostie heraus/ und gab mirs in die hand/ und sprach zu mir/ das ist nicht das blut JEsu CHristi. Da hoͤret ihr/ daß euch JEsus Christus auf eine andere art will heylen/ verbinden/ curir en/ und artze- neyen/ wenn ihr erkennet habt eure suͤnde und missethat/ die ihr wider sein gesetz und gebot gethan habt. Hiermit solt ihr wissen/ und fest glauben/ daß sich JEsus Christus zu euch herab laͤst/ in eines koͤstlichen artztes gestalt/ euch zu heylen/ zu fristen/ zu erqvicken und zu verbinden/ einen gnadenbund mit euch hier zu machen/ und euch etwas anders stifften zu vergebung der suͤnden/ weil ihr alle in den suͤn- den ersoffen/ und das blut JESU Christi schaͤndlich mißbraucht mit fluchen und schwe- ren/ die heilige Tauffe auch also gelaͤstert und mit fuͤssen getreten wird; das ist ein abschied von GOtt an euch. Jn dem 1662 sten jahre hat der HERR schiedung laͤuten lassen/ daß A. K. H. Dritter Theil. L l er sich Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. er sich bey diesem Testament jetzt von der welt scheidet/ bey diesem bund aber einen neuen wieder anfaͤnget; so spricht der HErr HErr/ ich will meinen bund mit euch aufrichten mit ewiger lehr/ ich will mich mit euch verbinden in der liebe/ ich will mich mit euch vertrauen in gerechtigkeit; ehe muͤsten alle berge fallẽ/ und die him̃els kraͤffte zerbrechen/ ehe ich solte Jsrael hin- weꝛffen/ so sie meine woꝛt und zeugniß weꝛden an- nehmen/ die ich der HErꝛ euch anvertraue. So spricht der HErꝛ HErꝛ: meine gefangene will ich erloͤsen/ und meine gebundene will ich ledig machen; wer in die gefaͤngniß fuͤhret/ muß in die gefaͤngniß geworffen werden; wer mit dem schwerdt toͤdtet/ soll mit dem schwerdt getoͤdtet werden. So spricht der HErꝛ HErꝛ: siehe/ ich habe dir ein gewisses zeichen gegeben/ meine wort laß dir gewiß seyn. Ein anderer brieff an Anspach. II . Du stummes und boßhafftiges Anspach/ ma- ehe hochzeit mit deiner braut/ und lebe in der rechten gebuͤhrlichen ehe; du solt ja einmal ausgehuret haben/ und mit mir die geistliche hochzeit anstellen/ GOtt zu lob und ehren/ wie dein braͤutigam von dir erfodert. So spricht der HErꝛ HErꝛ/ man werde einen feyer- und festtag durch das gantze land ausruffen/ alle gefangene sollen erloͤst werden; es will sich nicht gebuͤhren/ daß die bꝛaut solle regieren/ ehe man hochzeit mit ihr machet/ daß es ehrlich zugeht/ und die gaͤste sich mit der braut und braͤutigam freuen koͤn- nen. Du stadt Zion bist mein mann/ miꝛ zur ehe befohlen/ ich bin dein lieber buhle/ und gehe dir 30. jahr nach/ und du wilt nicht nuͤchtern wer- den/ von deiner ( a ) trunckenheit/ daß ich dich bey der hand fuͤhꝛete/ wie man ein kind leitet und fuͤhret/ biß es lauffen kan. Drey staͤbe hat der Herꝛ Jesus in seiner hand/ 2. wehstaͤbe/ uñ einen sanfftstab. Tuͤrck und Pabst sind die zwey weh- staͤbe/ die sind GOttes ruthen und brennendes feuer/ damit zu straffen die erden; ein schmid- ham̃er und stoßvogel ist der Frantzoß/ uͤber das harte eisen gerichtet/ wegen der uͤbertrettung des jetzigen volcks des Luthers. Jch bin dir ein sanfftstab kommen/ dir gnade und heyl zu zei- gen/ die gefangenen zu loͤsen/ die ausgestosse- nen angenehm zu machen; warum wilt du dann mich nicht hoͤren und annehmen/ und lauffest deinem huren-bulen im̃er nach/ der doch vor GOtt ein greuel ist/ mit allem seinem thun und lassen. Du tolle kuh und thummes vieh/ du schickest in Franckreich hinein nach ihrer tracht/ nach ihrer sprach/ nach ihrer mode. Es muß nur alles Frantzoͤsisch seyn. Ey wie hat dir dein HErꝛ JEsus CHristus die neue mode heraus geschickt mit geschoß/ pulver und bley/ schwerdter und spieß/ feuer und brand/ wuͤrgen und schleiffen; jetzt siehest du/ wie der schwartze drach dein huren-buhle mit dir umgehet/ wie er dich zu schanden macht/ wie er dir deine scham auff deckt/ daß du must fliehen vor dem grimm deines huren-buhlens/ des Frantzosen/ der des Sohns GOttes grimm und ruthe ist; so hat der Sohn GOttes zu mir geredet/ GOtt wolle uns mit dem Pabst straffen; nun hoͤre du stadt Zion/ Onoldsbach/ du vollgesoffener mann/ du hurenwinckel/ du tolle kuh und heerde schwein/ die du wuͤtest und tobest wider mich deinen JE- sum CHristum/ sage an was ich dir habe leids Jahr MDC. biß MDCC. gethan/ deine schuld und suͤnden/ deine uͤbertre- tung und verachtung scheiden mich und dich von einander/ werde nuͤchtern und stehe auff von deinem schlaf/ uñ erkenne mich/ uñ wie gut es der HErꝛ mit dir jetzt meinet; bin denn ich nicht dein lieber buhle/ und buhle 30. jahr um dich/ daß du sollt eine ehrliche hochzeit mit mir anstellen/ auff daß ich mich mit dir moͤchte auffschuͤrtzen/ dann die stuͤhl hab ich im him̃el setzen sehen; und ich satzte mich drauff/ wollt ihr mit mir im him- mel sitzen bey dem braͤutigam/ so lehret und pre- diget jetzt vor der braut/ daß sie her zu mir kom- me/ auff daß ich sie erloͤse von dem gericht und wasche eure kleider weiß; die braut ist der braͤu- tigam; freyet um die braut/ so fuͤhret sie euch zum braͤutigam; aber ohne mich koͤnnt ihr den braͤu- tigam jetzt nicht mehr haben; ich bin das A und O/ der anfang und das ende; so spricht der HErꝛ HErꝛ: siehe/ ich habe dir ein gewisses zeug- niß gegeben/ meine worte laß dir gewiß seyn/ derer sollt du dich troͤsten und meinen namen sollt du preisen; das sagt der anfaͤnger und vollender/ der hat den schluͤssel Davids/ der auff- thut und niemand zuschleust/ der zuschleust und niemand auffthut; hie ist der geist/ die braut CHristi/ der schluͤssel zum ewigen leben/ wer an mich glaͤubet/ der wird selig ꝛc. III . Ein anderer. Willtu dann/ du stumme tochter Zion/ noch nicht ruffen deinen gemeinen/ und deine Lehrer schꝛeyen lassen den gefangenen/ die in dem tieffen ( a ) wasser der suͤnden gefangen und gebunden seyn/ in ketten geschlossen und in eisernen fes- seln liegen/ und die sich deiner von hertzen hoch freuen wolten/ der du den schluͤssel hast zum reich GOttes/ und erbarmest dich uͤber niemand; warum lassen dir denn deine am̃en-weiber deine junge so lange nicht/ die da ruffen und schreyen: lieber vater und mutter/ hier bin ich ein zartes kind/ weiß gantz nicht/ wer mein vater und mut- ter ist/ leite mich zum frischen wasser-brunnen/ der von oben herab fleust/ auff daß ein licht in dir werd angezuͤndet/ das ewig nicht geloͤschet wird/ und die im finsternis wandeln/ von dei- nem licht angezuͤndet werden zum ewigen leben; O wie groß wird dein lohn im himmel seyn! du wirst dem HErꝛn weiden die Heiden/ ja du wirst ein ( b ) Koͤnigreich werden von dem HErꝛn/ und alles gnug haben; ja die schwerdter und spies/ die bogen und geschoß/ stuͤcke und feldge- schrey wird deꝛ HErꝛ von dir hinweg thun; ja der HErꝛ wird deiner feinde feind werden/ und dei- ner widerwaͤrtigen widerwaͤrtiger seyn/ so du mir wirst folgen/ und thun meinen befehl von dem HErꝛn HErꝛn; aber kein blinder weist dem andern den weg/ sie fallen alle beyde in die gruben; so siehe nun auff dich selbsten/ und was du zu thun hast fuͤr dich selber; du must dich sel- ber zum HErꝛn und zu seinen geboten und rechten kehren/ davon du gewichen bist/ und wandelst nach des fleisches lust/ wie dichs geluͤ- stet; bißher 30. jahr lang hastu deinen HErꝛn JEsum CHristum an den schnellgalgen auff der schloßbꝛuͤcken gehaͤnget/ und veꝛspottet/ gehoͤnet/ gelaͤstert/ mich einen thoren und narren geheis- sen/ biß daher noch heut zu tag; darum hat mir mein Braͤutigam beygestanden/ und hat dir alle Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. alle straffen und trauerfaͤlle uͤber das schloß angesagt/ uͤber so schoͤne Fuͤrsten und Fuͤrstinnen/ Printzen und Printzeßinnen/ auch vor Tuͤrcken und Pabst lang zuvor gewarnet/ und angesagt; aber du bist voller boßheit/ geitz/ stoltz/ hoffart/ ehrgeitz/ voller zauberey und die- berey/ ehebruch und hurerey/ fluchen/ gottes- laͤsterung/ und wilt dich noch nicht lassen ziehen/ aber schaue du nur bald auff? wañ du den Printzen wilt lang haben. Komm her zu mir/ frage um rath/ suche huͤlffe/ ehe der zeicher wieder einen Printzen trifft/ und die schwartzen trauer-tuͤcher wieder fuͤr das angesicht gehengt werden; es ist kein feyren noch ruhe da/ bis ihr euch bekehret/ oder die Fuͤrsten-zweige alle getoͤd- tet werden/ daß das land geoͤffnet wird; denn es ist eine wuͤsten worden/ in welchem kein recht mehr zu hoͤren ist; zwey grosse steine liegen in dem schloß-graben/ in dem schleim und koth der suͤn- den/ die muͤssen heraus gezogen werden/ und in die kirche gefuͤhret; wo es aber nicht bald ge- schiehet/ so muͤssen die andern auch hernach. Jch will 4. grosse schaͤden anzeigen/ die dem land/ und in denen staͤdtlein grossen schaden thun/ und der 5. ist greulich: will ein Fuͤrst regieren so muß er ein Loͤwen-hertz fassen/ und GOtt von hertzen lieben/ ihn fuͤrchten/ ihm dienen/ ihm anhangen/ daß er ihm beystehet in solchen sa- chen/ und seiner heuchler und fuchsschwaͤntzer rede gantz nicht achten noch hoͤrē/ wie mirs mein HErꝛ JEsus gezeiget hat/ so geb ichs euch in eu- re gewalt und haͤnde. Der erste schade ist/ daß die hebammen so viel ungetauffte kindlein um- bringen; ich bin zu ihrer dreyen kommen/ daß sie den kindlein die koͤpffe eingebrochen haben/ das geht in der Stadt und gantzem Lãd im schwang/ und der HErꝛ hat mirs gezeiget/ daß ichs anzei- gen soll; denn er will die moͤrderey gantz nicht bey uns gestattet haben/ noch durch die finger sehen; denn dis ist eine moͤrderey und todtschlag. Wenn ein kind todt ist/ und stirbt so bald nach der geburt/ so soll man einen bader oder balbier holen lassen/ und an dem kind greiffen/ und spuͤ- ren/ so wird ers wol finden/ wie ihm geschehen ist; ich habs drey mal gefunden/ und muß es an- zeigen/ dann des HErꝛn augen sehen auff die lieben kindlein; wer ihnen schaden thut/ der soll getoͤdtet werden. Zum andern/ ist das der schade/ daß so viel kinder in ihrer zarten jugend/ und auch durch ihre mutter zur zauberey ver- fuͤhret werden; daß man das hexengeschmeiß solte ausrotten/ verbrennen und ja nicht schonen/ es moͤgen arme oder reiche seyn/ ho- hen oder niedern standes; das unkraut solte man ausrotten/ und der lieben jugend scho- nen/ die noch weiter moͤchte verderbt werden; menschen und vieh werden durch die zau- berey verkruͤmmt/ erlahmt/ daß sie muͤssen offt des todes seyn/ das ist ein grosser schade; wie ich selbsten von einer gehoͤret habe/ daß sie ihr tag viel menschen und vieh umgebracht; all- hier ist es geschehen: sie sprach zu mir/ man wol- le ihr in der stadt 6. Rthlr. geben/ wann sie das weib umbringe/ die von GOtt prophezeye/ und wuste nicht/ daß ich dieselbe war/ die sie toͤdten solte. Zum dritten/ ist ein grosser schade in dem lande die nichts nuͤtzige Juden: wie mirs der HErꝛ HErꝛ zeiget und offenbaret/ daß wir sieallhier zu unserer kirchē halten und treiben sollen/ daß sie Christen werden mit uns; und wann sie nicht wolten/ solle man sie zur stadt und Jahr MDC. biß MDCC. land hinaus treiben; sie stehlen unsern vorge- setztē ihr hertz mit heucheln und schmeicheln/ daß sie huͤlff und schutz bey ihnen haben/ da sie doch Christum Jesum noch heut zu tag schaͤnden und schmaͤhen/ und heissen ihn den gehenckten dieb/ die Maria die hure/ und unsere Herꝛn und Herꝛ- schafften die boͤsewichter/ die raͤuber/ die schin- der/ die Hammon, und anders mehr/ das ich jetzt nicht schreiben will; beten alle tag/ daß GOtt bald soll unsere Christen ausstossen/ und sie einsetzen. Kurtz: sie solten Christen werden/ oder zum lande hinaus ziehen; sie sind den wasser-egeln gleich/ die das blut aus den beinen saugen. Nun bitte ich um schutz bey der Obrig- keit/ daß miꝛ kein solcher dieb nichts thun darff/ so will ich sie recht angreiffen auff der gassen; sie sind erbittert auff mich/ daß ich ihre tuͤcklein of- fenbar mache; sie fressen das beste in der stadt und land/ und arbeiten nichts/ als vom blut der Chri- sten nehren sie sich. Die boͤsen wuͤrmer muß man von den Christen ausrotten/ wie mirs JEsus CHristus gezeiget hat; denn sie sind dem land gantz schaͤdlich/ und laͤstern uns Christen uͤber die massen sehr in ihren schulē. Hinaus/ hinaus/ mit den boͤsen kaͤffern und geschmeiß-muͤcken. Zum vierten/ haben die baurẽ noch einē feind/ den muß ich auch anzeigen/ so wol als die Ju- den; das gewild in dem land frist das liebe ge- treyd von den aͤckern hinweg/ kraut und ruͤben/ wiesen und aͤcker werden verwuͤhlet und umge- kehret; des tages muß der bauer hart arbeiten/ des nachts muß er in der kaͤlt das gewild huͤten/ oder es verderbt ihm alles; und das ist dem land ein grosser schad/ und wird nur zur fleisches-lust geheget und geschuͤtzet/ daß man nur hochmuth darmit treibet/ und sich die Fuͤrsten damit ver- suͤndigen; das recht der unterthanen solte man ihnen wieder lassen/ daß sie das gewild schiessen doͤrfften/ das ist ihr recht und gerechtigkeit. So spricht der HErꝛ HErꝛ/ dieß volck heist mich ei- nen narren/ hat doch meine gebot und rechte ver- lassen; ihr sollt meinen namen nicht mehr schaͤn- den/ denn ich bin heilig; ihr laͤstert CHristum an mir. Zum fuͤnfften/ ist dieß des Herrn be- befehl/ daß man den amtleuten/ den richtern/ kastnern/ voͤgten/ zoͤllnern/ verwaltern/ ( d ) wer sie seyn moͤgẽ/ edele und unedle/ alle die in des Pꝛin- tzen diensten seyn/ einem jeden in sein hauß einen diebsbrieff schreibe/ und ihnen ins hauß schicke/ daß sie von ihren diebsgriffen ablassen und ab- stehen/ wie ein jeder wird wol wissen nach dem siebenden gebot/ daß er dem Fuͤrsten gantz un- getreu gewesen; in allem was ihnen in ihrem dienst befohlen/ und dem Fuͤrstē zu liefern/ haben sie ihre heimliche grifflein und diebesstuͤcklein/ daß sie nicht geben dem Fuͤrsten/ was ihm gehoͤ- ret/ und verbannen sich mit ungerechtem gut/ verblenden dem Fuͤrsten die augen/ treiben alle ungerechtigkeit/ ( f ) nehmen geschencke und geld von den ungerechten/ stehen den gottlosen bey/ helffen den Juͤden/ stossen und trucken die armen Christen zu boden/ daß nichts ist als weh- geschrey bey den geringen witben und waisen/ die haben keinē schutz noch trost mehr zu hoffen/ alle barmhertzigkeit ist erstorben und dahin ge- fahꝛen; jene haben gꝛosse fette baͤuche uñ waͤnste/ liegen in der hoͤlle wie die mastkaͤlber; und ob sie noch hier an dem leben seyn/ so hab ich sie doch schon in der hoͤlle sehen liegen mit grossem A. K. H. Dritter Theil. L l 2 geschrey. Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. geschrey. Jch bitte den Herꝛn D. Haͤndel/ daß diese sachen moͤgen foꝛtgeschicket weꝛden/ damit diese stuͤck/ deren fuͤnffe sind/ moͤgen ins werck gestellet werden/ nehmet euch doch meiner an/ auff daß der befehl moͤge ausgehen/ was zu thun und zulassen ist; denn CHristus gebeut es euch/ ich bin eine magd meines HErꝛn. Endlich macht mich dem Printzen bekant/ auff daß er moͤge seine mutter hoͤren/ und ich ihme einen schoͤnen candirt en ( e ) zuckerstrauß in die haͤn- de geben moͤge; wir haben wol achtung zu geben auff den Fuͤrsten/ und nicht so schlaͤfferig dahin zu fahren. Es ist der tod schon wieder gedrohet/ GOTT wolle es zum besten wenden! was hab ich fuͤr eine freude an einem todten coͤrper/ wenn er todt ist/ kan er GOtt nicht loben. Zum I. brieff an Anspach. ( a ) Anderswo schreibt sie also: Es kam JE- sus Christus auf einem grossen wasser zu mir in einem schiff/ und stellet mir die zwey staͤdte fuͤr das gesicht/ Onoldsbach und Weissenburg; die zwey staͤdte liegen in dem grossen wasser/ und ist dickfinster bey ih- nen; und der HErr JEsus spricht zu mir/ Gehe hin/ und nimm die zwey staͤdte ein/ darnach wirds besser mit dir werden/ fuͤrch- te dich nicht/ es geschicht dir nichts/ spricht der Sohn GOttes. Und ich gedachte/ wie soll denn ich die zwey staͤdte einnehmen? Solte ich denn kriegen und streiten? bin ich doch ein weib; da muste ich auf den Pre- dig-stuhl gehen/ wurde aber daruͤber in ket- ten geschlossen. Es zeigete mir der HERR auch einsmal an/ ich solle gen Weissenburg gehen/ und dariñen predigen; da stunde ich von meinem bett auf und betet: Ach HErr/ wiltu mich denn zu dieser stadt auch schi- cken/ und siehest und hoͤrest/ daß mich ja kei- ner hoͤren will/ weder Anspach noch Weis- senburg. Da kam des HERRN wort zu mir und sprach: Siehe/ ich habe dir ein gewisses zeugnis gegeben/ meine worte laß du dir gewiß seyn/ derer soltu dich troͤsten/ und meinen namen preisen; da gehe ich nach Weissenburg/ so lassen sie mich nicht in die stadt hinein/ und muß den gantzen tag vor dem thor sitzen/ und des nachts in einer bauren-scheuren liegen. Jch ginge darauf in eine Catholische stadt: und pre- digte darinnen/ da wurde ich greulich darinnen geschlagen/ daß mir das blut vom kopff auf die erden floß/ daß ich sehr weine- te/ und zu GOTT betet/ warum er mich zu einem schmied-amboß gemacht/ daß ich staͤts muͤste geschlagen und gestossen werden; da kam des HERRN wort zu mir und sprach: Bleibe bey deinen zwey haͤusern? Sie sahe im gesicht die Bibel/ und eine leiter/ auf welcher sie viel kinder hin- auf fuͤhrete/ in der kirche aber einen hauffen todtenbeine/ welchen sie predigen solte; bey der Bibel lagen zwey staͤdte abgebildet/ und auf dem Pappier darunter geschrieben: Das ist die alte Gerechtigkeit. Die leiter sey sie/ und die todtenbeine die heuti- gen Christen/ die zwey staͤdte Weissenburg und Onoldsbach oder Anspach. Diese zwey staͤdte vergliche sie einem fleischtopff/ da- von das untere noch etwas mehr saltz haͤt- te/ nemlich Weissenburg/ das obere aber Jahr MDC. biß MDCC. Onoldsbach grausam zu stincken anhuͤbe. ( b ) Dieweil sie von der zeit ihres beruffs an/ dem mann nicht mehr beygewohnet/ hat er unterdessen andere verbotene gaͤnge gesu- chet/ welches sie in abwesenheit allezeit im geist ansehen muͤssen/ auch deswegen nach hauß gegangen/ es oͤffters zu verhindern/ und deswegen etliche mahl uͤbel von ihm tracti rt worden; daher nennt sie ihn ein vor- bild der Lutheraner/ als eines thebrecheri- schen volcks/ das dem Pabst wieder nach- lauffe/ welche sie bey Gott zu versoͤhnen suche; aber sie wollen/ schreibt sie/ mir nicht glau- ben/ daß sie mir mit huͤlff und rath einen vorschub thaͤten/ so kan ich GOTTes be- fehl nicht vollkoͤmmlich ausrichten/ und muß viel gute buß lassen anstehen/ daß JE- sus Christus boͤß uͤber mich worden ist/ und spricht der HERR HERR : Du Hu- re/ warum thustu nicht busse? da bin ich in der ehebrecher bette geworffen/ das ist des ehebrecherischen und abtruͤnnigen volcks suͤnde/ wie die Offenbarung Joh. cap. 2. be- zeugt. So muß ich selbst aus JESUS mund eine hure gescholten seyn um meines abtruͤnnigen volcks willen/ daß ich tag und nacht solte fuͤr GOTT stehen in buß und schweren seuffzen; aber ich bin keines hun- des werth bey ihnen geachtet/ darum werde ich gehindert/ und das ist meine groͤste klag. Abermahl spricht der HERR HERR: Du Sauhirtin/ warum thustu nicht busse? Das volck ist den heerden der schweinen verglichen/ die den tummen schweinen und vieh gleich leben/ und ich zur hirtin und waͤchterin uͤber sie gesetzet bin/ ich bin mein tag keine Sauhirtin gewesen/ aber 30. jahr her muß ich eine Sauhirtin seyn deren/ die sich in den suͤnden weltzen/ wie die schwein in dem koth/ die doch wollen die besten Christen seyn; also sind heimlicher und oͤffentlicher ehebruch und greuliche hurerey bey den vorgesetzten und alten greissen der Susanna/ die sitzen im gericht zu scheu der menschen/ aber voll hurerey und ehebruch/ mit geitz und rauben der armen/ mit wit- ben und waͤisen verstossen/ mit stoltz und grossem pracht/ falsch schweren/ luͤgen/ mein- eydigkeit/ GOTTes heiligen namen uneh- ren/ fluchen/ die heilige tauffe mit fuͤssen tretten/ wenn etwas bestaͤttiget und in ei- nem brieff bekraͤfftiget soll werden/ so muß der Teuffel und seine helffers-helffer den siegel auf den brieff machen/ sonst findets keinen glauben noch statt mehr. Wenn man mir nicht hilfft/ so laͤst das suͤndi- ge saͤuleben nicht ab; denn sie warten alle auf den juͤngsten tag und gericht Gottes/ aber das wird ihnen keine freude bringen. dann sie sind alle nackend im glauben/ ha- ben kein hochzeitlich kleid an/ und muͤssen alle verstummen fuͤr ihrem Koͤnig JEsus Christus und obs gleich alle getauffte Chri- sten sind/ so ist es doch bloß ein aͤusserlicher schein/ und blosse Ceremonie. So spricht der HErꝛ HErꝛ von seinem hohē thron: Warum toben und wuͤten die Heiden so/ und fuͤhren so ein vergeblich geschwaͤtz? Heiden/ Heiden heist sie der HErꝛ/ und keine Christen/ dieweil sie ih- Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. sie ihren Koͤnig und Heiland so greulich ver- fluchen/ und seinen heiligen namen so vergeb- lich fuͤhren und falsch schweren und sein theu- res blut so mit fuͤssen tꝛetten/ mit ihꝛen saͤuruͤs- seln und ochsenmaͤulern machen sie in der kir- chen und in den wirthshaͤusern ein langes ge- bleck/ ihre zunge ist eine klingende schelle/ mit dem mund nahen sie sich zu GOtt/ aber das hertz ist ferne von ihm/ offenbar sind alle wercke des fleisches/ der liebe JEsus CHri- stus ist in ihren hertzen todt und gantz erstor- ben; wer will mit mir in meines HErꝛn schiff tretten/ und uͤber hohe und tieffe thal fahren/ daß wir den erstorbenen JEsum Christum wider lebendig machen/ auff daß erfuͤllet wird die Offenbarung Johannis: Siehe/ ich bin todt und wieder lebendig worden. Bey diesem Testament des Evangeliums ist mein HErꝛ JEsus todt/ aber seine worte und zeugnuß/ die er mir an das volck gibt/ machen JE- sus CHristus und die glaͤubige menschen wieder lebendig. So spricht der HErr HErr/ sie muͤssen von neuem geboren werden; der mund des grossen GOttes hats gesagt/ das neue wort/ das jetzt vom himmel fleust/ das gebiert neue menschen zum ewigen leben; denn es ist die krafft GOttes selig zu machen alle/ die es im glauben fassen koͤnnen und be- greiffen. So spricht der HErr HErr/ bekehret euch/ bekehret ench; wollt ihr euch nicht bekeh- ren/ spricht der HErr HErr/ so werden eure decke wuͤrme seyn und euer lager schlangen/ und der tod wird nicht von euch weichen. ( c ) Auf einem brieflein von ihr fanden sich diese worte geschrieben: Aber mal zeigt mir der Herr 2. feinde an des Luthers; 2. haben sich geruͤstet und verbunden/ in willens sich wider den Lu- ther zu machen/ und der Luther ist nur allein/ der kan vor den 2. nicht bestehen/ und seine feinde gewoñen den sieg wider ihn; und ich sa- he/ daß sie ein schreckliches geꝛaͤusch uñ gefecht mit einander hatten; ich aber wache uͤber dich du armer Luther/ daß ich dirs anzeige; ach daß die nacht einmal dahin waͤre/ und das finster und tunckel uͤber dem abtruͤnnigen volck. O Zion gebaͤhre/ Zion gebaͤhre/ deine kinder solt du gebaͤhren/ und des Hoͤchsten werck nicht so hindern; derentwegen hat GOtt den heiligen ehestand eingesetzt/ daß mann und weib sollen beyeinander wohnen/ und aus dem rechten ehebett dem hertzen kin- der zeugen; folge du mir/ so bist du selig ꝛc. ( d ) Diß war Marggraff Christian Albrecht/ von dem lautet eine schrifft von ihr also: Den 12. Martii 1684. habe ich in meines Herrn geist gesehen den Printzen/ daß er todtkranck liegt/ und will ihm die seele ausfahren/ und seine Geistliche sitzen alle um ihn herum/ und koͤnnen ihm nicht mehr helffen; uñ ich kuͤssete ihn und schrey zu GOtt um sein leben/ so viel Kraͤfften/ als ich in meinem leben hatte; hiermit schlug die uhr abermal eins in dem schloß. Ja der hammer wird die klocke tref- fen/ weil er ist auff sie gerichtet; Printz/ Printz/ der bald den glockenklang bekommen sollt/ daß er regieren sollt/ kurtz/ kurtz wird sein le- ben seyn/ und wenig seiner tag und jahr/ der tod ist ihm gar nahe/ darum daß das werck GOttes nicht fortgetrieben wird/ wie die andere 2. Fuͤrsten auch verachtet haben; der Jahr MDC. biß MDCC. brunnen ist voll/ er muß uͤbergehen/ macht mir raum und platz an allen orten und enden daß ich/ die mutter der Printzen/ zu meinem sohn kommen kan/ ich kan ihn noch von dem tod erretten/ sonst auff dieser erden niemand/ so ichs thun will; aber ich bin bereit gutes zu erzeigen. Es ist auch geschehen/ daß dieser Printz/ als er von der reise bald nach hause wolte/ bald gestorben/ und todt gen Onolds- bach gefuͤhret worden; seinem Herrn Vater aber/ Herrn Johann Friederich/ hat sie auch sein ende prophezeyet/ oder vorher gesaget; dann als er die kinder-blattern bekam/ und man sie fragen ließ/ ob dann dieser HErꝛ auch sterben solte? antwortete sie/ es seye schon so gewiß/ als wenn er im sarge liege; dem Groß- Herꝛ-Vater/ Herꝛn Albrecht Ernst/ unter des- sen regierung sie angefangen zu predigen und zu schreiben/ hat sie 8. bogen ihrer schrifften in die kutsche gelangt/ mit diesen worten/ wie sie schreibt: Er soll mit seinem saͤuischen und abtruͤnnigen volck sich zu JEsus Christus be- kehren/ und ihre worte und zeugniß anneh- men/ und in alle welt ausschreiben/ dazu es GOtt gesandt; so war er aber/ faͤhret sie fort/ so hurtig/ und schmisse mir das papier zur kut- sche heraus; und ich schrie zu ihm: Wer GOt- tes wort verwirfft/ der muͤsse wieder verworf- fen werden. Da war der Herꝛ erzuͤrnet/ und in derselbigen nacht thaͤt sich der himmel weit auf/ und fochte alles mit schweꝛdteꝛn und spiessen gegen einander; des andern tages kam ich wieder unter das thor/ und sagte es an/ wie GOtt erzuͤrnet sey/ daß sie mir nicht glauben wolten; und ein junger Pfaff sprach zu mir/ man solte mich zu todt steinigen/ oder ins feuer oder ins wasser werffen/ daß ich sollt sagen/ daß GOtt solte zu mir vom him̃el re- den. Da zeigete mir der Herr an/ daß ich sollte hinweg gehë/ und nicht mehr uͤber die stadt zu GOtt beten/ weil er den Fuͤꝛsten toͤdten wolle. Jn derselbigen woche hat er ihn getoͤdtet. Wie sie nun von dieser zweyen Herꝛn Marg- graffen todes-fall vorher geschrieben und geprediget/ also hat sie es abson- derlich auch von gedachtem Printzen Christi- an Albrecht gethan/ unter andern auch mit diesen worten: Kommet/ kommet zu mir/ und ziehet mich verstossene und verachtete magd herfuͤr/ ehe die schloß-uhr eins ausschlaͤget/ daß kranck/ kranck liegt die schoͤne rose/ die hochgeborne tulipan/ das junge blut/ der jun- ge Koͤnig/ der starcke held/ der des Hoͤchsten volck solte weyden mit der ruthe des HErꝛn wort und zeugniß/ das ich von GOtt em- pfangen hab/ und vom himmel bringe; kom- met her zu GOTTES zeugniß/ neh- mets an/ wie ichs von GOTT empfan- gen hab/ daß der Allerhoͤchste GOTT nicht mehr mit todes-pfeilen die schoͤ- nen Fuͤrsten so jung und zart muͤsse hinweg reissen/ und seinen zorn und grim̃ nicht mehr ausschuͤtten uͤber uns; wir sind zuvor allen Fuͤrstenthuͤmern ein schauspiel worden eurer verstockten hertzen halber/ ꝛc. II. ( a ) Mein mann/ schreibet sie/ war bey dem Fuͤrsten Albrecht Ernst schloß-waͤchter/ L l 3 die Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. die stunden auff seinem schloß thurm auszu- schreyen/ und der Printz war einig mit seinem Vater dem alten Fuͤrsten/ und ich sahe (im gesicht) daß sich mein mann hatte vollge- soffen und getaumelt hin und her; da spricht der junge Printz zu dem alten Fuͤrsten/ wir wollen sie abschaffen/ sie bleiben nicht bey uns; und ich sprach zu ihnen/ ich wolle bey ihnen verbleiben; da sprachen die 2. Fuͤrsten/ sie ha- ben mich nicht gedinget; da muste ich um des vollen mannes willen aus dem himmel ge- schafft seyn/ und zwar unschuldig/ die- weil er mein mann war; ich wolte den mann bey dem arm fuͤhren/ daß er stet und ver- nuͤnfftig aus dem schloß gehē solt/ aber er wol- te sich nicht fuͤhren lassen/ und musten alle bey- de aus dem schloß geschafft seyn; da gedach- te ich/ ich weiß wol was ich thun will/ ich will ein schreiben machen/ eine supplication, und wills dem Fuͤrsten geben/ daß er wieder angenommen wird/ und er an seinen dienst kommt; da machet mir der mann grosse sorg und jammer/ biß ich ihn wieder zu gnaden brachte um seiner trunckenheit willen. Hch will die deutung ein wenig beruͤhren/ denn meine haͤnde zittern sehr; der alte Fuͤrst bedeu- tet GOtt den Vater/ der junge Fuͤrst bedeu- tet des Vaters Sohn/ JEsus CHristus/ und der mann ist bey dem Evangelium bey dem Vater und Sohn in gnaden gewest/ das Evangelische volck und die Lehrer sind waͤch- ter mit ihm gewest/ haben gewacht bey der lehre/ biß daß das gantze volck in suͤnden truncken worden/ biß alle laster sind gemein worden/ und die Lehrer auch blind worden/ und hat sich die lehre veraltet/ wie ein mann sich veraltet; darum hat der Sohn GOttes zu seinem Vatter gesagt/ wir wollen sie ab- schaffen/ sie bleiben nicht bey uns; also bald wurden sie/ als der mann/ von GOtt dem Vater und dem Sohn ausgestossen aus dem himmelreich/ und musten verlohren seyn/ und lagen dem teufel der grossen sau ge- fangen/ und ist die erloͤsung wieder zur ge- faͤngniß gerathen/ das leben zum tod/ die gnade wieder zur ungnade/ das licht zur fin- sterniß/ der segen zumfluch/ und scheiden un- sere suͤnden GOtt und menschen von einan- der/ und hangt der menschen hertz nicht an GOtt/ sondern an aller fleisches lust/ das of- fenbar ist der mensch der suͤnden und das kind des verderbens. Mein letztes kind ist ge- taufft worden/ aber es war des mannes sa- men im grund verderbet; gleich wie der mann in den suͤnden ist toll und vollgesoffen/ also ist auch seyn same nicht selig gewest/ GOtt der Vateꝛ und deꝛ Sohn hat das geꝛicht jetzt/ und speyen die CHristen aus/ darum daß sie sich haben in der welt vollgesoffen/ und alles zum guten ist erstorben/ und zum boͤsen wieder aufferstanden. III. ( a ) Von diesen gefangenen schreibt sie also: Den 6. Octob. sahe ich des nachts in meinem bette/ und fragte JEsus CHristus/ warum daß er uns die Fuͤrsten so toͤdte und sterbë lasse/ daß das land gleich einer wittfrau seyn muͤs- se/ die keinen mann hat/ daß es jedermanns raub seyn muͤsse und fußlumpen/ dessen wehe- geschrey niemand hoͤren will? Er soll mirs Jahr MDC. biß MDCC. anzeigē/ da hoͤrte ich in die kiꝛchen laͤuten/ und gedachte/ ich will nicht in die kirche gehen/ sind sie mir doch alle feind darinnen. Jch gieng unter das schlosthor hinaus/ da war ein grosses wasser/ und lagen 3. fremde maͤn- ner in dem wasser/ und hatten eisserne ketten an dem leib liegen/ und konten nicht auffste- hen noch sich regen; und ich sagte zu ihnen/ warum man sie nicht loß lasse/ daß sie in die kirche gehen koͤnten? da sprachen die maͤñer zu mir/ nein/ man lasse sie nicht loß; sie huben zwaꝛ ihre haͤupteꝛ auf/ als wañ sie laͤuten hoͤꝛ- ten/ aber kunten nicht auffstehen. Da spricht mein Herꝛ zu den 3. maͤnnern: O der tyran- nen! O der tyrannen! O der unbarmher- tzigkeit! da hebe ich den maͤnnern an zu ver- kuͤndigen das reich GOttes und den juͤng- sten tag; da hastu deine schuld vom himmel herab offenbar was du thust/ und arbeitest/ daß du die gefangenen nicht wilt loß lassen und zu dir in deine kirche fuͤhren/ und an al- len voͤlckern barmhertzigkeit erzeigen/ wie dir befohlen ist. So spricht der HErꝛ HErꝛ zu mir: Moses/ Moses/ schreib in die gemei- ne/ was du gesehen hast und geschehen soll: du boßhafftige Zion/ du erbitterte und geringe ottergifft/ erbarmest dich uͤber niemand/ die gefangene machstu nicht loß/ die gebun- denen machstu nicht ledig/ die verstossene laͤs- sestu nicht zu gnaden kommen/ die weinenden troͤstest du nicht/ und die betruͤbten laͤssestu ohne trost von dir gehen/ die zum him̃el wol- len/ laͤssestu in eisernen ketten geschlossen/ daß sie nicht kommen koͤnnen/ JEsum CHristum zu hoͤren/ was er jetzt vom himmel laͤst offen- baren denen menschen/ da doch aller welt sol- ten zugeschrieben werden solche hohe sachen und geheimniß des Allerhoͤchsten; der Koͤni- ge und Fuͤrsten rath und hertzen solte man verborgen halten/ aber GOttes wort und befehl solte man verkuͤndigen. ( b ) Sie sagte/ Gott habe zu Anspach einen Koͤ- nig erwecken wollen/ dem er seine rechte und zeugniß habe wollen offenbaren; es kam auch im gesicht ein mañ zu ihr mit einer meßruthe/ und maß von Anspach biß Weissenburg und Wedelsheim/ einem Dorff/ welches sie ihre wuͤste nannte; darnach sahe sie ein neu schoͤnes herꝛlich erbautes hauß/ anzuzeigen/ daß Gott seines namens gedaͤchtniß daselbst stifften wolle. ( c ) Das ist der jetzt regierende Herꝛ Georg Friederich Marggraff zu Branden- burg. ( d ) Es starb ein Ober-einnehmer zu Anspach/ und brannte sein haus ab/ da wurde sie im ge- sicht in seine amtstube gefuͤhret/ und sahe da- selbst viel haͤufflein hobelspaͤn/ welches sie al- so auslegte; es wurden diesem Ober-einneh- mer die summen aus den aͤmtern des gantzen Fuͤꝛstenthums geliefeꝛt/ da nahm er ungetꝛeu- er weiß von jeglicher summa etwas/ welches man der summa nicht viel anmerckte; gleich wie man ein bꝛet hobelt/ da die duͤꝛrē spaͤne da- von fallen/ daß man es dem bret nicht sonder- lich ansicht; es machten aber diese haͤuflein zu- sammen einen grossen hauffen. Auch da man sagte/ man habe ihn nach dem tode sehen um- gehen/ Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. gehen/ sprach sie gleichfalls/ es seyen die ho- belspaͤne schuld daran. Den stadtvoigt zu Onoldsbach sahe sie in einem blutigen bette liegen; item, daß er ein Leviathan genennet wuͤrde; schreibet auch in einem brieff weiter also: Jch habe befehl an euch regierende Herꝛschafften/ Hoffraͤthe/ und Cantzeley- herren; ich sahe die hoͤlle/ und grosse fette maͤn- ner in der hoͤlle liegen und braten/ der stadt- voigt ist schon in der hoͤlle/ und braͤtet wie ein schlacht-kalb; und wenn er sich nicht will be- kehren und das recht unter die menschen aus- theilen/ wie im gesetz Moises geschrieben/ Er nach der alten gerechtigkeit richtet und spricht/ so wird er seine seele nicht aus der hoͤl- le erretten/ wenn er schon alle tage zum Abend- mahl gieng uñ beichtete dem Prieste:/ und gaͤ- be alle sein gut den armen/ und bauete kirchen und schulen; Er theile denn dem volck das recht aus/ wie ich ihm ansage/ daß nemlich das volck das gewildwiedeꝛ schiessen daꝛf/ weꝛ kan und mag; denn es thut dem land grossen schadē/ und ist eine schweꝛe last den leutë. Daꝛ- nach/ daß die jahrmaͤrckte an den sonntaͤgen abgethan werden/ daß nicht mehr roß und mann in des HErꝛn tage ihre last fuͤhren/ tra- gen/ und muͤd werden; Endlich daß man die Juden zur kirchen treibe/ daß sie sich tauf- fen lassen/ mit uns in den bund tretten/ vom wuchern abstehen/ das feld bauen und hand- wercker treiben/ oder mit ihnen zur stadt und land hinaus; kurtz/ die Christen sind unterge- druckt/ und haben kein erbarmen mehr bey der Christlichen Obrigkeit; es gilt nichts als rauben/ schlachten/ wuͤrgen; man druckt das land so hart/ daß sie nur alles/ was sie ha- ben muͤssen/ den Juͤden verkauffen/ und sie mit leerer hand davon gehen; man hetzet sie wie die wilden thiere im wald uͤber hals und kopf. Zweymal zeigete mir der HErꝛ das land als eine schaͤndliche wuͤsten; alles was GOtt liebt und erfordert/ ist ausgerottet und er- storben/ dahin geflogen wie ein koͤstlicher schatz aus dem land/ das recht ist begraben/ die liebe zu kalten reiff worden/ keine frucht des glaubens geht mehr im schwange/ die Juͤ- den creutzigen CHristum noch heut zu tag; vielmehr thun es die Christen auch/ mit ihrem fluchen und gotteslaͤstern wider ihren JE- sum CHristum. Anderswo schreibet sie al- so: Hier auff dem Rathhaus sitzt ein treffli- cher schoͤner junger mann/ und hat grosse ge- walt uͤber das volck zu commandir en/ aber er ist auch unbekehret; wo er sich nicht bekehret/ und theilet das recht unter das volck aus/ wie es im gesetz Mosis geschrieben steht/ und fuͤꝛch- tet GOtt in seinem heiligen amt/ so wird seine seele ewig und im̃er ewig verloren seyn; dafuͤr wolle er sich soꝛglich bewahren/ und im gehor- sam des Herꝛn gesetz uñ der alten gerechtigkeit einhergehen; das ist der stadtvoigt/ der grosse herꝛliche mann/ dem des HErꝛn volck vertrau- et ist/ und ist nicht ein geringes um einen rich- ter uͤber das volck; denn der HErꝛ will bey ih- nen seyn im gericht/ zu hoͤren uñ auszusprechē wer recht oder unrecht hat/ dem armen wie dem reichen/ dem hohen wie dem niedrigen/ keine geschenck noch schmier noch gabē anzu- nehmen/ daß seine augen nicht blind werden/ wie der ander gethan hat/ auff daß er ein gut zeugniß davon trage von der gemeine; Jahr MDC. biß MDCC. das wird ihm viel besser seyn/ als die welt vol- ler gold und silber und aller pracht/ stoltz und weltliche ehre/ das solt er fuͤr koth und mist achten; bey JEsus CHristus gilt kein ansehen der person/ noch annehmen des geschenckes. So spricht der HErꝛ HErꝛ: Zion/ du must durch das recht erloͤst werden/ allhier in Zi- on muß der erste stein zum hause des HErꝛn seyn/ und denselbigen stein solt ihr itzt aus dem schlam̃ herausziehen/ 2. grosse stein liegen in dem schloß-graben/ im schlam̃/ das sind 2. Fuͤrsten/ ꝛc. Sie hatte eine vision von ihrem sohn/ der bey einem jaͤger gelernet/ als ob er auff dem thurm stuͤnde/ und haͤtte einen schoͤnen guͤl- denen stern mit perlen und edelgestein in der hand/ es fiel ihm aber bald der stern aus der hand/ daß er daruͤber laut schreyen muste. Es wurde aber bald darauff ein jaͤger-dienst ledig/ da hielte er darum an/ und bekam ihn/ das bedeutete der stern; als es aber theuer im land wuꝛde/ und er viel kindeꝛ bekam/ schoß er ein einig stuͤck wild/ und aß es mit den seinigē/ das wurde offenbar und er daruͤber hart ge- fangen gesetzet/ stunde auch darauff/ ihn in Morea den Venetianern zuzuschicken; das wars/ daß ihm der stern aus der hand fiel; darauff schrieb sie diesen nach folgenden brieff an den landrichter zu Anspach/ welcher zur materie dieses dritten brieffs an Anspach die- net. Hoch Edeler/ gestrenger/ gnaͤdiger Herꝛlandrichter. Es scheinet schier bey ihr Gnaden/ als waͤre er ein visitir er uͤber meines Herꝛn des Printzen guͤter und land/ der mein erst geborner sohn ist in Christo/ und bemuͤhe sich hoch uͤber meinen einfaͤltigen sohn/ daß er ihn gefangen gesetzt/ meinen funcken auszu- loͤschen im land; daß er seine pflicht uͤbertre- ten/ das hat die grosse armuth gethan und ihr macht ihn vogelfrey/ den armen tropffen/ der es vielleicht uͤbersehē aus unbedacht. Euer Gnaden solte kein solches ungerechtes blut- geld nehmen fuͤr meinē sohn/ wie ich gehoͤret/ daß sie ihn den Venetianern sollen verkaufft haben/ daß er sein vaterland nicht mehr sehen soll. Wer meinen sohn verkaufft/ der muß mich verkauffen um 20. silberlinge; ich bin gesandt zu den armen suͤndern/ und nicht den from̃en; last des Herꝛn wort bey euch jetzt gelten zu der zeit; so spricht deꝛ HErꝛ/ HErꝛ; so stellet es jetzt ins werck allhier und folget mir/ daß ihr keines Propheten sohn aus dem lande verkauffet; er ist eines gerechten weibes sohn/ wie dann der HErꝛ JEsus CHristus den 21. Januarii des 1692. jahres mit hellen worten herunter schreyt: Jst dann kein Prophet mehr da? Jst dann kein Prophet mehr da? spricht der HErꝛ HErꝛ; und er goß zwey was- ser-guͤsse herunter/ und fuhr wieder in die hoͤ- he in den himmel/ und eine grosse finsterniß stehet uͤber der stadt; so sehet nur zu/ mein geist ist betruͤbt biß in den tod. Jch habe in dem vergangenen jahr 3. mal die stadt erbeten/ daß euch GOtt hat 2. mal mit feuer verderben wollen/ und einmal mit pest. Jch habe GOttes gerechten zorn abgewandt/ und ihr wollet mir meinen einfaͤltigen sohn also ver- folgen; wañ wiꝛ wollen rechten mit einandeꝛ/ so ist mein sohn gerecht/ ihr aber weit unge- rechter Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. rechteꝛe Richter. So spricht deꝛ Herꝛ Herꝛ/ das volck heist mich einen naꝛrē/ und hat doch mei- ne gebot und rechte verlassen; hier hoͤrt ihr oh- ren/ und mercket auffs recht/ das fuͤr GOTT gilt; euer recht/ das ihr hie habt und haltet/ ist fuͤr GOtt kein nutz jetzt mehr; im gantzen land solt ihr denen menschen ihre rechte wieder lassen/ uñ das volck das gewild wiedeꝛ schiessen lassen/ wie es im gesetz geschꝛie- ben steht; hat es doch GOtt dem menschen zur speise gegeben/ daß niemand daran arbeitet/ noch muͤhe damit hat; GOtt hat es befohlen/ daß es alle menschen zur speise geniessen soltē/ und wers widerspricht/ der sey verflucht vor seinem GOtt. So spꝛicht deꝛ HErꝛ HErꝛ/ aus Zion soll das gesetz ausgehen; bistu die toch- ter Zion/ so ziehe an den rock der gerechtig- keit und heiligkeit/ die fuͤr GOtt gilt; nach Mose gesetz-taffel solt ihr das volck allezeit richten/ wie es GOtt haben will/ und eure menschen-satzungē hinweg thun/ sie sind kein nuͤtze. Jst aber jemand hier/ der es hertzlich gut meint mit unserem Fuͤrsten/ der fuͤge sich her zu mir/ ich will ihm einen grossen dieb of- fenbaren/ der schon viel jahr und tag den Fuͤr- sten bestohlen und beraubet hat/ und ich weis/ wo er sich auffhaͤlt und steckt/ und hat seine tuͤckerey in die gewohnheit und schliche ge- bracht/ daß er sicher ist und ohne furcht; es darff ihn niemand anzeigen/ denn er hat ei- nen grossen fetten leib/ und gehet praͤchtig mit seinem weib und kindern daher; denn er hat eine gute weyde/ aber ich habe jetzt kuͤrtz- lich seinen fetten leib schon in der hoͤlle liegen sehen und braten wie die mast-kaͤlber und schlacht-schaffe. O marter! O pein! und sie haben zu mir geschrien/ O ruͤhre mich nicht an/ O ruͤhre mich nicht an; jetzt aber will ich euch den grossen dieb zeigen/ wer der ist/ und den diebs-brieff solt ihr in ihre haͤuser schi- cken/ daß er ablaͤst von seiner rauberey und dieberey; und der grosse dieb wohnet in den schoͤnsten erbauten haͤusern/ die in dem staͤdt- lein sind; dieser diebe ist das land voll/ und haben alle miteinander einen gang/ eine sitten/ sind eintraͤchtig/ haben einen sinn zu stehlen dem Fuͤrsten das seinige; alle die beamten in dem gantzen land/ die der Fuͤrst hat/ Amtmaͤñer/ Verwalter/ Castner/ Richter/ Voͤgte/ Schultheissen/ Stadt- voͤgte/ wer nur ein amt hat/ der lauft mit dem grossen dieb/ und wenn einer ergriffen wird/ helffen sie ihm alle durch die winckel/ und laͤst keiner den andern fallē; in allem/ was deꝛ Fuͤrst fuͤr gefaͤlle hat/ habē sie die hobelspaͤne davon/ haben heimliche loͤcher hie im gantzen land. Hiemit soll der Herꝛ Landrichter den brief ab- schreiben lassen und in den druck ausgehen lassen/ uñ einem jedem ins hauß schicken/ daß sie abstehē und kein schmaͤhliches gericht uͤber sie ergehen darf; wollen sie aber nicht ablassen/ von ihrem diebstahl/ so will ich unschuldig seyn an ihrem blut; der Geist des HErꝛn hats geredet. Sie fuͤhren stoltzes leben mit ih- rem gesinde/ und das beste im land fressen sie auff/ lassen sich in den kutschen fuͤhren/ wie der Fuͤrst/ und haben grosse fette baͤuche/ star- cke haͤlse/ grosse wolffskoͤpffe/ ꝛc. ( e ) An Marggraff Georg Friederich/ als jetzt regierenden Herꝛn/ schrieb sie wegen dieses zu- ckerstrauses also: Jch Anna Vetterin/ Jahr MDC. biß MDCC. schloßwaͤchterin in Anspach/ habe einē traum von GOtt gehabt/ den muß ich dem Printzen schreiben/ weils auff ihn steht/ und des Hoͤch- sten augen auff das schloß ohne unterlaß se- hen/ und offen stehen; der Printz ist hoch in gnaden bey GOtt/ wenn er mir glaubt und thut des HErꝛn werck/ wie ihm GOtt befeh- len laͤst. Mir traumete/ daß ich in einer ziñern schuͤssel einen schoͤnen gebundenen zucker- straus dem Printzen auff die Cantzeley hin- truͤge/ und ich brach ein staͤudlein davon ab/ und gabs ihm in seine hand/ und er aß es in seinen mund/ und ich hub an den leuten zu pꝛe- digen vom Reich GOttes und dem juͤngsten tag; uñ da eꝛs gegessen hatte/ spꝛach deꝛ Pꝛintz/ ich sollt ihm noch mehr geben/ so gab ich ihm den gantzen straus/ und er aß es in seinen mund; da erwachte ich võ traum. Der straus hinge so voll schoͤner kandirter zucker-beere/ die waren groß wie Crystallen/ auch den Crystallē gantz gleich/ aber von dem hellesten schoͤnsten weissen kandierten zucker an den straus gebunden/ die haben ihrer suͤßigkeit halben dem Printzen so wol geschmaͤckt/ gleichwie alle jugend den zucker gern isset. Erklaͤrt endlich/ daß es bedeute den kampff/ den sie in ihrem beruff gehabt/ und die beere waren ihre lehre und befehl/ so sie von GOtt empfangen/ an das volck/ ꝛc. ( f ) Sie hatte ein erb in Dantzig zufordern/ das etliche 1000. Rthl. antraff/ machte sich deß- wegen einsmal auff dahin zu reisen/ bekam aber unter weges befehl wieder nach hauß zu gehen/ es sey dem Anspach schwerdt und feu- er fuͤr der thuͤr; es war eben der Frantzoͤsische lermen gemachet: weil sie nun das erbe in der ferne nicht holen kunte/ so suchte sie eines in der naͤhe zu erlangen/ welches ihr vetter un- rechtmaͤßiger weiß besaß/ namens Lorber; es brachte es aber dieser Lorber bey denen un- gerechten richtern dahin/ daß ein Rath und zwey Secretari en ihm verhalffen/ daß sie dar- um betrogen wurde; worauff sie den Lorber im gesicht sahe/ als wenn er blind waͤre/ ging auch auff das dorff zu ihm/ und zeigte es ihm an; als er aber behaꝛrete/ ihr nicht das gering- ste zu geben/ wurde er blind/ und blieb so etli- che jahr/ biß er starb; einer aber von denen Se- cretari en/ namens Rosa/ starb auch bald/ und sie sahe ihn im gesicht kohlschwartz von einer stube auff der Cantzeley zu der andern gehen; der andere/ namens Eiselin/ starb auch bald darauff/ sie bekam nach diesem allem wieder befehl/ ihr ehegut zu fordern ꝛc. Jhr lebenslauff/ den sie auff begehren eigenhaͤndig auffgeschrieben und sonst muͤndlich zum oͤfteꝛn erzehlet. Es moͤchte jemand fragen/ wie ich so hoch von GOtt geliebt bin worden/ und was mein junger lebens-lauff gewesen: Jch bin geboren zu Katzenhoͤchstaͤdt/ einem dorff in Francken; mein vateꝛ waꝛ ein schmidt/ uñ ich das vieꝛte kind mei- ner mutter; da nun der General Tilly ins land kam/ und durch das kriegeswesen ein grausamer hunger im land wurde/ schlugen sich allerhand maͤnner zusammen/ hatten diebskappen uͤber den kopff gezogen/ pluͤnderten und raubten; die raͤuber kamen auch uͤber meinen vater/ schlugen Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. schlugen und bunden ihn mit stricken/ und woll- ten ihm geld abnoͤthigen; weil er aber nichts hatte/ gab einer von den raͤubern selbst 2. Thl. fuͤr meinen vater denen andern raͤubern/ die sei- ne gesellen gewesen/ auff daß er ihn nur bey dem leben behielte; diß geschah zu Bubenheim an der Altmuͤhl im Onoldsbacherland/ eine meile ausserhalb Weissenburg; weil nun mein vater so sehr gemartert und erschreckt war/ fuͤhrte ihn meine mutter nach Weissenburg und laͤst ihm da zu ader; der bader aber ließ ihm so viel blut heraus/ daß er schwach ward und am dritten tag starb zu Weissenburg. Meine mutter hatte nun 4. kleine kinder/ und war kein bissen brod zu bekommen; da verkauffte sie von des va- ters schmidezeug/ und machte ihr geld/ reisete nach Eichstaͤdt/ und kauffte brod/ und trugs nach Weissenburg zu verkauffen/ und ge- wann daran so viel/ daß sie 4. kinder erhalten kunt. Da sie sich einsmahls wieder auf diese reise schicken wolte/ und uns kindern zuvor ei- nen brey zu essen geben wolte/ setzte sie mein bruͤderlein auf den heerd neben das feuer/ weil es das kleineste kind; und ich stunde vor dem heerd/ die hitze aber mochte dem kind zu starck werden; es stunde auf/ und hielt sich an den pfannenstiel/ und die pfanne fiel mir mit der siedenden milch auf meinen lincken arm/ und verbrandte mich schrecklich; wie ich das zeichen noch habe/ heut zu tage am hals und am hertz trage/ und bekam mit verwunderung ei- nen kurtzen arm davon; daher ich mich des naͤhens beflissen von jugend auf/ weil ich kei- ner schweren arbeit vorstehen kunte. Es wur- de auch der mutter ihr geld im Eichstaͤtter- wald alles abgenommen/ da muste sie wegen grosser armuth mit vier kleinē kindern ins elend hinaus/ und zog bey die dreyßig meilen weg in das Laͤnd l ob der Enß/ blieb auch drey jahr mit uns in der fremde/ woselbst mir auch das bruͤderlein starb/ welches der Pfaff nicht in den kirchhoff wolte legen lassen; aber mein hauswirth erbat es/ daß man es in den Got- tesacker begrub zu Guͤntzkirchen an der Straß. Nach dem nun die Catholischen sahen/ daß ihr Land voller Schwaben anlieffe/ haben sie ih- ren unterthanen verboten/ keinen Schwaben mehr zu behalten/ er werde denn Catholisch/ bey fuͤnff guͤlden straffe; da zog meine mutter wieder heraus ins Land. Es war aber die theurung noch immer da/ riß auch eine pest an unterschiedlichen orten ein/ daher sich meine mutter mit uns kuͤmmerlich behalff; sie fing endlich wieder etwas an/ daß sie geld ge- winnen moͤchte uns zu erhalten; sie kauffte den leuten die betten ab/ auf welchen jemand gestoꝛben war/ welche die leute um ein gerin- ges weggaben/ ja gar uͤber die stadtmauren wurffen; diese betten trug sie viel meilen hin- weg/ und verkauffte sie. Endlich verheyrathe- te sich meine mutter wieder mit einem becken zu Wedelsheim/ einem dorff bey Weissenburg; diß dorff wurde hernach von den Schweden gepluͤndert/ und kamen meine eltern um alles; ich war aus furcht neben vielen andern in den kirchhof gesperret; als es aber schiene/ es wol- ten die Soldaten da einbrechen/ und ein jeder flohe/ kroch ich durch ein enges loch durch die mauer hinaus/ und zwar gantz nackend/ wegen enge des lochs/ und ließ mir meine kleider nachwerffen; allein ich war kaum ein wenig weg/ so ersahe mich ein Reuter/ und jagte mich Jahr MDC. biß MDCC. lange herum/ und nahm mir mein kleid/ so ich uͤ- ber dem arm trug. Die uͤbrige zeit/ nach dem ich zu Weissenburg vorher das naͤhen gelernet/ brachte ich zu Onoldsbach zu biß in das zwan- tzigste jahr meines alters; ich war ein froͤliches und freyes maͤgdlein/ und den leuten lieb/ such- te ruhm in der naͤhekunst bey den menschen/ war frisch wie ein junger hirsch/ gerne um spiel- leute/ liebte ehrliche taͤntze/ und behielte dariñen vor andern maͤgden den preiß; ein jeder wolte mit der Weissenburgerin tantzen. Es ist mir aus dem himmel kund worden/ daß es GOt- tes wille gewest/ daß ich habe hieher kommen muͤssen/ und habe mich mit einem maͤurer ver- heyrathet; und wie ich hernach gehoͤret/ haben wohl zehen andere auf meinen mann gewar- tet/ da er ist mein liebster worden; Er solte mich wieder fahren lassen/ allein ich habe ihm verbleiben muͤssen/ und habe eine ehrliche hoch- zeit gehalten/ mit lustigkeit/ und habe mit dem stuͤrmischen und fluchenden mann zehen jahr gehauset/ und immer mit ihm ums ewige ge- stritten; habe keine furcht GOTTes bey ihm spuͤren koͤnnen/ daß er nach dem himmel ge- trachtet haͤtte; war ein irrdischer weltmann/ und ich wolte immer nach dem himmel trach- ten/ und dachte/ er solte seyn wie ich; aber er wolte mir nicht folgen/ und wurde mir mein leben recht sauer mit ihm. Je laͤnger ich mit ihm hauste/ je saͤurer er mirs machte/ biß die zehen jahr herum kamen/ in welcher zeit ich mit ihm erzeugt sieben kinder/ drey knaben und vier toͤchter; und sind noch bey dem leben zwey soͤhne und zwey toͤchter/ so lang Gott will. Jm 30sten jahr meines alters wurde ich kranck/ fuͤnff wochen lang/ und muste gantz an meinem fleisch absterben; wobey ich anfaͤnglich ver- dacht hatte auf eine nachbarm/ welche der zau- berey verdaͤchtig war/ und oͤffters sagte/ daß sie die leute krumm und lahm machen koͤnte/ mich auch offt wegen meines fleißigen kirchen- gehens verspottet uñ gefragt/ ob denn noch et- liche bilder in der kirchen waͤren/ denen ich die koͤpffe noch nicht abgebissen; allein es aͤusserte sich bald/ was die ursach meines abschwin- dens am leibe war; ich solte nemlich ein gantz anderer mensch werden/ leiblich und geistlich er- neuert. Jn dieser meiner kranckheit kam mein mañ einsten sehr fruͤh aus dem schloß/ und leg- te sich zu mir/ und zwang mich seines willens zu seyn/ und ich wurde zu einer tochter schwan- ger wider meinen willen und begierde/ denn ich war schwach und kranck. Diese tochter hat- te keine seligkeit bey GOTT/ so gar war des vaters saamen in den suͤnden verderbt/ daß daher offenbar ist der mensch der suͤnden und das kind des verderbens. Sie wurde zwar getaufft/ aber nicht geschrie- ben in das buch des lebens. Da ich zehn tag mit diesem kind schwanger gieng/ wurde ich in den himmel verzuckt/ und sahe unbeschreibliche freude. O freude! O herꝛligkeit! O ewigkeit! O schoͤnheit! Und der sohn GOttes war ein feuriges und brennen des lam̃/ und sassen um das lam̃ herum viel Priester mit guͤldenen kro- nen auff den haͤuptern/ und hatten weisse kleider an; keine zunge kan es aussprechen/ kein sinn fas- sen/ kein ohr hat es gehoͤret. O daß ich aller welt zungen haͤtte/ GOtt damit zu loben und seine ewigkeit zu preisen; und da ich solche herꝛligkeit A. K. H. Dritter Theil. M m sahe/ Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. sahe/ so sahe ich den juͤngsten tag auch; der juͤng- ste tag ist schroͤcklich/ lauter helles feuer; behuͤte GOtt die auserwehlten vor GOttes schroͤckli- chem gericht/ das ist der zorn Gottes/ der ist nicht auszuschreiben. Endlich sahe ich auch den pre- digstuhl in der obern kirche zu Onoldsbach/ und ein grosses volck/ daß ich ihnen predigen solt; als- bald kam ein breñend feuer aus dem him̃el uͤber mich/ und durchflam̃te mich/ und uͤberwaͤltigte mich/ und ich wurde des H. Geistes voll/ mein mund wurde voll feuer und himmels preiß/ lo- bete JEsum CHristum und seinen heiligen na- men; und da ich zu mir selber kam/ da muste ich diese geschicht schreiben/ da ich vorher keinen buchstaben schreiben kunte; denn in der jugend muste ich im elend herum ziehen/ kam in keine schul; ein wenig vor meinem ehestand lernete ich fast verstohlner weise von meines mannes bruder ein wenig lesen/ und laß weiter nichts als die Evangelia und den Psalter/ uͤber welchem lesen ich offtmals weinen muste; das war das erste gesicht und offenbarung/ so ich gehabt; dieß verschwiege ich ¾. jahr lang/ biß ich zu dem kind ins kindbett kam; da ich aus dem kind bett gieng/ und 2. mal in die kirche gieng/ wañ ich nach hau- se kam/ hatte das kind alle zweymal das fraisch oder schwere kranckheit/ daß ich wegē des kindes nicht mehr in die kirch gehen durffte. Endlich muste ich aus antrieb des H. Geistes zu den 3. Pfarrern gehen/ und ihnen anzeigen/ was ich vor ¾. jahren im him̃el gesehen; so bald ich wie- der unteꝛ meine fenster ins hauß gieng/ da weissa- gete der H. Geist in mir/ und offenbarte sich bey mir/ und den andern tag auch wieder; da kam des HErꝛn wort zu mir aus dem himmel: So spricht der HEꝛꝛ HErꝛ/ GOtt wolle ein grosses thun/ aber jetzt haͤtte ich ein schweres fuͤr mir; und zeigete mir an/ daß ich muͤste eine eiserne kette tragen an meinem lincken arm; einer gros- sen sau halben auff dem rathhause wuͤrde man mir sie anlegen/ aber ich wuͤrde die grosse sau von der hohen stiege stuͤrtzen/ daß sie muͤste her- ab fallen samt ihren jungen; da wurde mir angst und bang/ uñ gieng zu den Pfarrern/ und zeigete es wieder an; uñ da ich heim kam/ da solte ich des andern tages auff den predigtstuhl gehen; und ich wolte lange nicht/ und gedachte/ was die leu- te sagen wuͤꝛden/ predigte doch sonsten kein weib nicht; dawar der HErꝛ zornig und schlug mich mit einem grossen stein auff meinen kopf/ ich sol- te auf den predigt-stuhl gehen; da wolte ich doch nicht/ und waꝛ dem HErrn ungehorsam; da kam JEsus CHristus auff dem grossen wasser zu mir in einem schiff/ und stellte mir die 2. staͤdte fuͤr das gesicht/ Onoldsbach und Weissenburg; diese 2. staͤdte liegen in dem tiessen wasser/ und ist stockfinster bey ihnen; und der Herꝛ Jesus sprach zu mir/ gehe hin/ und nim̃ diese 2. staͤdte ein/ so wirds besser mit dir werden/ spricht der sohn GOttes; fuͤrchte dich nicht/ es geschieht dir nichts; ich muste also doch auff den predig-stuhl gehen/ in der stadtkirchen/ aber der kirchendie- ner fuͤhrte mich wieder heꝛunter; da weinte ich sehr und sprach/ er solte mich mit frieden lassen/ es sey mir von GOtt befohlen/ daß ich predi- gen muͤsse; er aber sprach zu mir/ wenns gleich von GOtt befohlen waͤre/ ich solte in meinen kirchen-stuhl gehen. Jch war kaum nach hause kom̃en/ da kamen die Herren von rathhause ge- gangen/ deꝛ Stadtvogt und Stadtschreibeꝛ/ der Burgermeister uñ stadtknecht/ bringẽ eine eiser- ne kette mit sich/ machē ein loch durch die wand/ Jahr MDC. biß MDCC. ziehen die ketten duꝛch/ und legen sie mir an mein linckes bein/ und fragen mich alles aus/ wie mir geschehen sey; da sagte ich ihnen alles/ und sie sprachen zu mir: GOtt helffe/ daß es moͤge aus- schlagen zu Gottes lob/ ruhm und ewigem preiß! und giengen von mir; da lag ich an der ketten/ und kunte meinem kleinen kind nichts thun/ daß ich seiner wartete/ und bat/ man solte mich in meine andere stube hinablegen/ daß ich meines kindes dabey warten koͤnte; da gab mein mann einen grossen viereckich- ten eichenen klotz her/ daß man den kloben dar- ein schlagen koͤnte/ und legten mir ihn an die bein; da muste ich den stock uͤberall mit mir her- um tragen in dem hause/ was ich zu thun hatte uͤberall; teliche wochen trug ich den grossen schweren stock so mit mir herum/ biß ich nicht mehr daheim bleiben kunte; da trug ich den stock an der ketten mit der hand und angeschlos- senem bein unter das thor; da schlossen sie mich ab/ trugen den stock heim/ und schlossen mich an den bettstollen an/ daß ich nicht mehꝛ gehen kunt; thaͤten mir eine kachel aus dem ofen heraus/ daß ich meinem kind seinen brey in der stube kochen koͤnte; da fing mein leiden groß an/ wie GOtt zu mir geredet/ er wolle ein grosses thun/ aber ich haͤtte jetzt ein schweres fuͤr mir; wie mich nun der HErr zu leyden bereitet/ und zur schweren last bestellet/ wie ich gezwungen bin worden zum ge- horsam/ des hoͤchsten willen zu thun/ ist wunder- sam zu hoͤren und zu glauben. Mein anders ge- sicht/ das ich hatte/ als ich angeschlossen war/ war dieses: Jch sahe die Pfarrer hinter meinem tisch sitzen/ ich aber hatte ein stuͤck balsam in der hand wie eine grosse citrone/ schoͤngelb/ wie eine citrone ist/ uñ ich strich den Pfarrern den balsam auff die haͤnde/ da ward mein hauß deß liebli- chen geruchs gantz voll und roch schoͤn/ uͤber alle balsam der Apotecker; da ich aber so fuͤr dem tisch stund/ kam etwas hinter mich als ein stuhl/ als etwas/ da ich daꝛauf sitzen sollt; uñ ich spꝛach/ auf was sitze ich? Da antwortete die einkaͤufferin im schloß: Auff mir; alsbald hatte mich ein grosser schwartzer zottichter hund mitten an mei- nem leib in seinem rachen/ mich zu verschlingen und fressen; da schreyete mein geist: Herꝛ JEsus/ HErr JEsus/ HErr JEsus! und ich kam wie- der zu mir selbst/ und weiß/ daß ich in des satans rachen gesteckt bin; die einkaufferin war der grosse schwartze hund/ der teuffel war die grosse sau/ wie ichs den Pfarrern 20. wochen zuvor ver- kuͤndiget hatte/ daß ich um dieser sau willen die ketten tragen muͤste/ aber ich wuͤrde sie stuͤrtzen von der hohen stiege samt ihren juͤngern; die hat die menschen fuͤr GOtt verklagt/ daß sie gesuͤndi- get haben/ und lagen dem teuffel wieder gefangen; aber ich muste in seinem rachen verschlungen werden/ damit ich wuͤste/ wovon ich die menschen erloͤsen solt; wie hart ist es mir ergangen/ da ich der grossen sau bin in ihren ketten 27. wochen gelegen/ in gros- sem geschrey uñ schwerer last/ biß ich sie gestuͤrtzt/ daß sie die menschen nicht mehr verklagen darff; ich bin ein wolriechender balsam/ alle Lehrer und Prediger solten jetzt zu mir kommen/ auf daß ich ihnen von meinem koͤstlichen balsam gebe; der Geist des HErrn ist bey mir/ suͤnde zu vergeben ist mein beruff/ die gebundenen zu oͤffnen/ die gefangenen zu loͤsen/ die verstossenen angenehm zu ma- Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. zu machen; freuet euch meiner alle; die bißher ge- aͤngstet worden sind von den feinden/ den fal- schen Lehrern des Pabstthums/ ich will eure er- loͤsung seyn; so spricht der HErr HErr/ alle ge- fangene seelen sollen erloͤset werden. Jch bin hier die wahrheit zu bekennen. Drittens sahe ich im gesichte/ wie mein mann als schloßwaͤchter bey dem Fuͤrsten Albrecht Ernst auff dem thurn stund auszuschreyen/ und der Printz war einig mit seinem vater; und ich sahe/ daß sich mein mann vollgesoffen und taumelte; da sprach der Printz zu dem alten Fuͤrsten/ wir wollen sie ab- schaffen/ sie bleiben nicht bey uns; ich aber sprach ich wolle bey ihnen bleiben; da antworteten sie/ sie haͤtten mich nicht gedinget/ sondern den mann; muste ich also samt dem vollen mann fort aus dem schloß; ich machte endlich eine sup- plication, auff daß der mann wieder angenom- men wuͤrde und an seinen dienst kaͤme/ und machte mir der mañ grosse sorgen und jammer/ biß ich ihn wieder zu gnaden brachte/ um seiner trunckenheit willen; also bin ich um des Luthe- rischen abtꝛuͤnnigen volcks willen/ welches mein mañ abbildet/ samt ihnē vom Vater und Sohn aus dem himmel gestossen gewesen/ und muste 27. wochen in des teuffels ketten liegen/ und bitten und flehen/ biß ich sie wieder zu gnaden brachte. Uber eben dieses hatte ich auch dieses gesicht: Jch hoͤrete in der stadt die armesuͤn- ders glocken leuten/ der marckt war voller men- schen/ und man fuͤhrte den armen suͤnder die stadt herab mit blossem haupt/ und will den stab uͤber ihn brechen/ daß er gerichtet werde; da kam ich/ und der arme suͤnder erbarmete mich/ und ich fiel auff meine knie und sprach: Ach HErꝛ/ erbarme dich des armen suͤnders/ vergieb ihm seine suͤnden/ und nim̃ ihn wieder zu gna- den an. Ach du HERR JESUS CHristus/ in das elend sind wir wieder gera- then/ wir haben uns in das groͤste verderben gestuͤrtzt; wie unsere stamm-eltern auch ge- than haben/ da du sie in den Paradiß-garten gesetzt/ wo sie eine grosse herꝛlichkeit gehabt haͤt- ten; aber die schlang hat Eva betrogen/ daß sie von dem verbotenen baum gessen/ und sind in die groͤste ungnade gefallen/ und ist dein zorn noch nicht ausgeloͤschet; wir muͤssen noch alle des zeitlichen todes sterben; wiewol du aber/ hertzlieber JEsus/ zur fuͤlle deiner zeit bist auff die welt geboren wie ein anderer mensch/ und barmhertzigkeit den armen suͤndern erzeiget hast/ und hast dir eine kirche und lob bereit auff erden/ uñ den menschen deine zukunfft verkuͤndigen las- sen/ und ein end der welt/ und hast zu wachen befohlen/ daß man sich solte fuͤrsehen fuͤr den woͤlffen/ die in schaafskleidern kommen werden/ inwendig aber reissende woͤlffe sind; nun ist die gantze Christenheit voller woͤlfe und falscher Leh- rer worden durch einblasen der schlange des teuf- fels; daßdas blinde Pabstthum zu einem schwaꝛ- tzen verdammten drachen worden/ das der teuf- fel alles uͤberzogen und verfuͤhret/ in seste fessel verstrickt und verknuͤpfft/ daß sie sich nicht mehr heꝛaus koͤñen wickeln/ und muͤssen ins ewige hoͤl- lische feuer geworffen werden/ da heulen und zaͤhnklappern seyn wird; wehe/ wehe dem schwartzen drachen/ der die lehre verderbet/ luͤgen fuͤr die wahrheit eingefuͤhrt/ den tod fuͤr das le- ben/ die finsterniß fuͤr das licht; und du/ gerech- ter GOtt/ hast dir noch ein kleines haͤufflein uͤbrig behalten/ einen ochsen/ der auff der schoͤnen weyde heute gegraset hat/ den du in deinem schutz Jahr MDC. biß MDCC. erhalten hast biß hieher/ aber der ochs sich nicht unschuldig zehlen kan/ die Evangelischen Chri- sten sind auch im grund allerley lastern ergeben; darum hastu sie aus dem him̃elreich geschafft/ uñ haͤltest dein gericht uͤber uns/ und wir sind in den suͤnden gefangen/ und ausgespeyt aus deinem Goͤttlichen mund; wie aber du gerechter GOtt mich deine magd hast neugeboren/ und mich ge- heiliget/ erfuͤllet mit dem geist deines worts und zeugniß/ fuͤꝛ die Evangelischen Christen zu ruffen und |zu beten tag und nacht; dieweil du zwey wehstaͤbe in deinē haͤnden hast/ Tuͤrck uñ Pabst/ und mich als einen sanfft-stab brauchest/ zu trost dem ochsen/ der auff der weyde gegangen ist/ des Luthers volck/ so bete ich zu dir; O du aller- liebster JEsus/ vergib uns unsere schwere suͤnden und uͤbertretung/ sey uns gnaͤdig/ erbarme dich uͤber die schaͤfflein deiner heerde; denn die schlan- ge hat uns abermal betrogen und von deinen geboten und rechten abgefuͤhret; wir erkennen und bekennen/ daß wir uns fuͤr dir versuͤndiget haben/ und sind gottloß und abtruͤnnig worden/ und sind gelauffen von der erloͤsung zur gefaͤng- niß/ von dem licht in die finsterniß/ vom le- ben zumtod/ von der gnade zur ungnade/ vom guten zum boͤsen; unsere unerkannte suͤnden sind immer fuͤr deinen augen; wir scheuen und schaͤmen unsere augen zu dir/ O gerechter Gott/ auffzuheben/ denn du bist heilig/ daß du das boͤ- se nicht sehen kanst; Ach HErr JEsus/ geh hin zu deinem himmlischen vatter/ und versoͤhne uns noch laͤnger bey ihm/ wie du biß daher gethan hast/ und nim̃ uns wieder zu gnaden an; schreibe uns wiedeꝛum in das buch des lebens/ daꝛaus du uns getilget; deñ wir sind deiner haͤnde werck/ du hast uns gemacht/ und nicht wir selbst; gedencke/ daß wir erd und staub sind; in der hoͤlle danckt man dir nicht/ so sagt auch der staub dein lob nicht. Ach HErꝛ JEsus/ erbarme dich doch wie- der uͤber uns; es glaubets doch niemand/ daß du so sehr zuͤrnest/ und wer fuͤrchtet sich fuͤr deiner ungnade uͤber uns? HErꝛ/ deine magd weinet/ deine magd flohet/ deine magd seufftzet/ deine magd betet; tag und nacht trage ich sorge fuͤr die/ so du mir gegeben hast; denn sie sind alle in den grossen schuld-thurn geworffen; du gerechter richter Christus Jesus/ das kerbholtz hastu gantz vollgeschnitten von unsern suͤndē/ da ist keine be- zahlung/ keine rechnung noch ersetzung der gros- sen schuld; denn das volck ist toll und voll wor- den/ in ihrer hurerey. So/ und auff dergleichen art betete ich fuͤr das volck; denn ich sahe im ge- sicht einen wirth in seine stube hinein treten/ der hatte ein keꝛbholtz/ das waꝛ gantz voll angeschnit- ten/ und um den tisch und banck sassen und la- gen lauter vollgesoffene maͤnner/ ein theil schlieffen/ ein theil wachten/ und der wirth fo- derte die zech an sie; und ob sie sich gleich entschul- digten/ sie haͤtten nichts/ trang er doch auf die be- zahlung/ oder sie solten ins gefaͤngniß gewoꝛffen werden; und die maͤnner hatten weder hut noch roͤcke noch schuhe an ihren fuͤssen; da erbarmeten mich die armëleute/ und bat den wirth/ ich wolle fuͤr sie bezahlen/ er solte nur gedult mit ihnen haben; da gab er sich zu frieden. Der wirth ist JEsus CHristus/ die gaͤste das Lutherische volck/ meine fuͤrbitt jetzt beschriebenes gebet! Endlich sahe ich die stadt als ein grosses schwan- geres weib/ deren zeit herbeykommen/ daß sie ge- baͤren solt/ und ihre ammenweiber sassen alle A. K. H. Dritter Theil. M m 2 um Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. um sie herum/ und sie kunten das kind nicht mit ihr gebaͤren/ und musten mutteꝛ und kind sterben und ewig verderben lassen; da gedacht ich/ ich darff diß weib nicht so verderben lassen samt dem kind/ und machte mich zu dem weib und gebar mit ihr ein knaͤblein/ das brachte ich zu GOtt; ich muste so grosse schmertzen leiden/ als das weib in der geburt/ mit grossem geschrey; GOtt sey gebenedeyet und hochgepreiset/ der mir hat uͤberwinden helffen/ es hat mein blut mit gekostet; es ist diese geburt nichts anders als des Sohns GOttes leiden und sterben/ da ich sei- nem bild muß gleich werden/ sein spott und ge- richt/ marter und pein/ ist wieder an mir voͤllig vollbracht worden; Anspach ist wuͤtend uͤber mir worden/ sie wissen nicht/ was sie thun/ sie sind truncken/ ich fand sie so im wirthshauß der welt. Dieß knaͤblein aber sind alle seelen der menschen in der gantzen stadt zusammen verbun- den/ in eines kindes gestalt mir vorgestellt/ das hat oben aus dem hertzen muͤssen geboren wer- den/ und nicht wie ein leibliches kind durch un- ten aus der mutter brechen; diß hat eben aus dem hertzen kommen muͤssen/ und hat die saure arbeit mir das blut aus der rechtē seiten gepreßt/ und ein Engel/ so im gesicht bey mir war/ der sprach/ als ich daruͤber erschrack/ es muͤste also seyn/ es wuͤrde bald besser werden. Meine toch- ter/ so ich als ein verlohrnes kind mit meinem mann gezeuget/ von seinem samen/ und das knaͤblein aus dem schwangern weib ist eins; da bin ich 27. wochen fuͤr sie in ketten und banden gelegen/ biß ich sie beyde zu GOtt gebracht/ und damit ich fuͤr die andern seelen der menschen/ so das knaͤblein abgebildet/ desto eifriger betete/ muste mein eignes kind in das buch des lebens so lange nicht geschrieben seyn/ biß ich uͤber- wunden und versoͤhnet; da kamen 2. Engel vom himmel herab/ schrieben an meines kindes wiegen; und da ich sie fragte was sie da mach- ten/ antwoꝛteten sie/ sie thaͤten was sie wolten; da wurde meine tochter und das knaͤblein wieder in das buch des lebens geschrieben; diese beyde sind nun des Testaments und abbundes anfang und ende; da ich das knaͤblein geboren hatte/ ist der drach/ der teuffel/ zornig uͤber mich worden/ und schoß ein grosses wasser aus den wolcken nach mir/ und wolte mich ersaͤuffen/ aber die erde thaͤt sich auff und verschlange den wasser- strom; da stieg ich in den graben/ welcher dieß wasser verschlung/ und schaute/ wie tieff er war; und er reichte mir biß an die mitte des leibes/ da muste ich fliehen fuͤr dem drachen/ und wur- den mir/ da ich zum fenster hinaus sahe/ viel fe- dern und gantze fluͤgel darunter gezeigt/ und stunden etliche maͤnner von Wedelsheim dabey/ die sprachen/ komme zu uns; da nahm ich ein messer und schnitt die eiserne ketten entzwey/ und flohe wahrhafftig dahin gen Wedelsheim/ 5. meilen von Anspach; wenn ich nicht aus dem weib das kind geboren haͤtte/ so wuͤrde jetzt kein mensch mehr selig; die vo- rige erloͤsung hat ein ende/ dann das kind alle menschen und die seelen aller menschen zu gleich/ so viel 1000. in einem einigen/ zusammen ver- bunden/ ein knaͤblein. Freue dich du tochter Zion/ Anspach/ die du dein kind geboren/ und keinen schmertzen empfunden; ich trete hier die kelter alleine/ und ist niemand mit mir gewesen; so wenig ein kind ohne blut sonsten kan geboren werden/ so wenig auch diese getstliche ge- burt; nun ist das kind genennet uñ heist die toch- ter Zion; so spricht der HErꝛ HErꝛ/ gehe hin und Jahr MDC. biß MDCC. sage der tochter Zion/ siehe/ dein Koͤnig koͤm̃t zu dir; in mir koͤmmt er schon zu dir/ ich kehre bey dir ein und habe lust zu dir/ wiewol du ein trunckener mann bist und in suͤnden toll und voll; ich habe deinem wirth/ der dich gastieret anno 1662. das kerbholtz lassen abschneiden/ da du soltest bezahlen das gantze gesetz/ und in den ewigen kercker soltest geworffen werden. Du elender mann/ du stadt Zion/ ich erbarmete mich uͤber dich/ und da du soltest verlohren werden/ nahm ich mich deiner heꝛtzlich an/ hub an zu seuf- tzen und zu weinen/ uñ deine suͤnde zu bekeñen fuͤr deinem richter JEsus CHristus/ daß er solte hin gehen zu seinem Vater/ und uns wieder zu gna- den annehmen und die suͤnde vergeben. Jch habe dich/ du elendes Zion/ du in suͤnd gefallner armeꝛ mann/ wieder erloͤset von dem schwartzen hund/ dem teuffel/ ich bin fuͤr dich in seinen rachen ge- steckt mit seel und leib/ auff daß ich wuͤste/ wo- von ich dich erloͤst hab/ ich habe alle deine schul- den muͤssen auff mich nehmen/ biß du frey wordē bist; ich halff dir wieder zu recht/ und gebar aus dir/ du tochter Zion/ dein kind/ und leide alle dei- ne schmertzen/ und wasche deine kleider weiß/ wie wolle/ und stuͤrtze die grosse sau von der ho- hen stiegen/ die dich verklagt/ weil du bist in der schuld gesteckt. Freue dich meiner/ ich habe sie gestuͤrtzt/ sie hat muͤssen fallen; und das kind/ das sind alle seelen der menschen/ die in den him- mel verzuckt worden/ ist bey GOTT dem Vater und dem Sohn geschrieben in das buch des lebens/ daruͤber ich fuͤr dem drachen fliehen muste an meinen ort/ da ich solt er- nehrt werden. Lobsinget/ lobsinget dem gros- sen Koͤnig in seinem thron in seiner heiligen hoͤhe. Ach daß es doch solte aller welt eroͤffnet werden; und aller welt zungen JESUM Christum preisen solten. O glori! O glori! O herrlichkeit. O ewigkeit! O unbeschreibli- che freuden werden die seelen haben in dem schloß des himmels/ da GOTT der Vater der Fuͤrst ist/ und sein Sohn JEsus Chri- stus ein Koͤnig ewig/ und immer ewig/ deß herrschafft ewig kein ende hat! O/ meine seele erhebt den HErrn/ und mein geist freuet sich in dem lebendigen GOTT; wo sind meine gespielen/ wo sind die betruͤbten wittben und reinen keuschen unbefleckten Jungfrauen? O wie sind sie so duͤnne gesaͤet! Last sie zu mir kom- men/ daß ich ihnen den Braͤutigam zeige/ wo er sich haͤlt und wohnung sucht/ in dem gar- ten bricht er die rosen ab/ und steckt neue faͤch- ser in dem garten ein. Sein wort last fliessen und ausgebreitet werden. Hie ist der grosse Koͤnig/ kommet und sehet mich/ aͤrgert euch a- ber nicht an mir/ daß ich so schwartz bin/ denn die sonne hat mich so verbrandt; ich bin eine hindin/ so durch die landdiebe zu boden gehetzet ist/ allen menschen bin ich ein schauspiel wor- den; Sie blecken die zaͤhne uͤber mich und schreyen: Du narr/ du narr! So spricht der HERR HERR von seiner heiligen Hoͤ- he/ diß volck heist mich einen narren/ und hat doch meine gebot und rechte verlassen/ spricht der grosse Koͤnig. Jch will meine gebote gehal- ten haben/ und meines gesetzes wercke gethan/ die dornenhecken und duͤrren baͤume gehoͤren ins feuer; wo der glaube keine gute fruͤchte hat/ so ist der mensch lebendig todt; die hunde muͤssen draussen bleiben/ ausgespeyet in die finsternis/ da ewig heulen und zaͤhnklappern seyn Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. seyn wird. Noch eines sehet an/ das ich mit jammer habe muͤssen innen werden/ da ich noch an meinem creutz in den ketten lag. Es war im schloß eine hochzeit/ und mein mann muste daselbst aufwarten den gaͤsten/ da brachte er mir gutes essen heim/ ich solt es essen; und da ich gessen hatte/ muste ich des mannes willen seyn/ er uͤberwaͤltigte mich/ ich kunte nicht ent- lauffen an den ketten; auf dasselbige mal wur- de ich aus dem himmel verstossen/ daß ich des mannes willen gehorsamet; ich wuste nicht/ daß ich keinen mann mehr erkennen durffte. O hertzeleid/ das ich zwey tage und zwey naͤch- te erlitten/ da ich von GOTT verstossen war! Es kamen im gesicht die Herren vom Rath- hauß zu mir/ und legten mir einen schraubstock an meine finger/ und schraubten zu/ und sag- ten: Warum ich mich zu dem mann gelegt? ich solte es nicht mehr thun; und ich schrye uͤber- laut/ daß ich es nicht gewust/ daß ich keinen mann mehr erkennen duͤrffte; und sie zwan- gen mir meine haͤnde und finger/ wie einer uͤ- belthaͤterin/ da ließ ich nicht ab/ zwey tage und zwey naͤchte zu beten und schreyen/ weinen und heulen/ biß ich bin wieder aufgenommen wor- den bey dem Vater und Sohn. Jn der andern nacht sahe ich die Engel GOTTes wieder/ die sagten/ sie waͤren eben kommen mir zu helffen. Ach wer meine schrifften liest und behertziget/ der wird finden/ daß ich eine grosse Creutz- schwester worden bin/ daß ich zu einem reinen und unbefleckten opffer bin fuͤr die menschen gegeben/ den gefangenen zur erloͤ- sung und zum heil; und wann ich mich nicht wolte heilig und rein halten/ so wuͤrde ich selbst aus dem himmel verstossen. Bald nach die- sem jam̃er erweckte GOTT die natur in mir/ und ich wurde zur ehlichen lieb mit dem mann begierig; und mir erschien der mann/ als wenn ich mit ihm schertzte; und ich sahe in meinen garten hinaus/ und sahe einen schoͤnen jungen baum aufwachsen/ der hat mich hoch erfreut; das ist die deutung/ daß ich in derselben nacht bin von meinem leibes-saamen schwanger worden/ und solte das kind aufwachsen in der furcht des HERRN , wie ein schoͤner jun- ger baum in einem garten aufwaͤchst/ der al- len menschen gefaͤllt; und das ist geschehen. Wie ich von des mannes saamen eine tochter gebar/ die hatte keine seligkeit im himmel ge- habt samt dem knaͤblein aus dem schwangern weib/ die war des Testaments ende/ und ab- bund; als ich aber eine tochter gebohren von dem sammen meines leibes/ die solt in der furcht GOTTes aufwachsen wie ein junger baum/ die ist in der mutter heilig uñ selig/ und bedeu- tet einen muttersaamen. Mein saame ist heilig und selig/ aber des mannes saamen waͤre ver- lohren/ wann ich ihnen nicht geholffen/ und sie versoͤhnt; mein saame ist ein heiliger saame/ die Gottes gebot solten halten/ und haben das zeug- nis JEsus Christus; Es ist dieser stadt heil wiederfahren/ und hat einen frey-offe- nen wasserbrunnen/ ich habe des wassers 27. wochen aus dem brunnen der tieffe ge- schoͤpfft/ und die weissen tauben lassen ausflie- gen durch die wolcken zu GOtt. Anspach ist meine erste geburt/ jetzt unter den Heiden/ eine jungfrau/ die zum erstē am reyhen oder am tantz steht/ die wird von dem braͤutigam JEsus Christus beruffen zu seinem dienst und Goͤttli- chen wercken/ daß er von hie aus allen Heiden will ruffen lassen/ und die brennenden fackeln sol- Jahr MDC. biß MDCC. ten ausfahren in alle laͤnder/ den Heyden zuruf- fen mit oͤl und brennenden hertzen/ mit furcht und zittern/ und nicht ruhē/ biß allen Heyden ge- ruffen wird zum ewigen leben/ so weit die welt gehet; der HErr hat mir geruffen und gespro- chen: Moses schreib an die gemeine; ein ander- mal rieff der HErr HErr: Moses/ Moses fuͤhre das volck aus Egypten; abermal spricht der Herꝛ: Maria/ Maria/ schreib in die gemeine was du gesehen und gehoͤret; ein andermal: Maria/ Maria/ fuͤhre das volck aus Egypten; wer will deñ mein beystand und huͤlffe seyn? werist meine schwester Martha/ die mir huͤlffe leistet? JEsus CHristus hat mich auch fuͤnffmal den Abra- ham geheissen: Nun dann mich mein hertz al- lerliebster braͤutigam so hoch begnadet/ und mir der altvaͤter namen gegeben/ so zweiffelt mir nicht/ die weltweisen und klugen werden aus dem himmel fallen/ als die aͤpffel von den baͤu- men/ wenn sie reiff und zeitig sind; und bin ich gesetzt zu einem fall und aufeꝛstehung ihrer vieler. Bald nach der geburt des knaͤbleins kam der Sohn GOttes zu mir fuͤr mein fenster und sprach/ ich sollt ihm ein wasser geben; da ich ihm nun wasseꝛ zum fenster hinaus gab/ verwan- delte er es in wein/ und ich tranck davon; da merckte ich/ daß das wasser wein woꝛden/ und ich gabs ihm wieder zum fenster hinaus/ da mach- te er das geschirꝛ wieder gantz voll/ und ich tranck wieder davon; da war der wein noch besser/ und was ich heraus tranck/ das war gleich wieder gantz voll; da erkannte ich/ daß es der Sohn GOTTes war; und wurden mir meine augen geoͤffnet/ und sprach zu ihm: O Herr JEsus/ diß zeichen hast du mir gegeben; da sprach der Sohn Gottes: Jch will dir noch mehr zeichen ge- ben/ verschweige es nicht; da sprach ich: HErr/ weil du mir diß zeichen gegeben/ so will ichs dem Stadtpfarrer hintragē/ vielleicht glaubt er mir desto eher. Und ich redete weiter mit ihm und sprach: HErr/ was soll ich anheben mit dem volck? sie wollen mir nicht glauben/ daß du mich zu ihnen gesandt; da sprach der HErr/ sie ver- folgen mich wol/ sie verfolgen mich gnug; ich sprach: HErr/ wo gehest du hin/ wobey soll ich dich erkennen/ daß ich nicht verfuͤhret werden/ der satan kan sich in allerley gestalt verstellen; als- bald war er bey mir in der stube/ und stund vor mir; und ich sahe ihn an/ und er stund in eines bauꝛen gestalt/ mit einem hohen hut/ grobē rock/ niedrigen schuhen an seinen fuͤssen/ freundlicher rede/ holdseliges gesichts; mein geist hat sich hoch uͤber ihn erfreuet; da verschwand er wieder vor mir/ und sahe ihn nicht mehr. Hingegen sahe ich auch einen blauen geharnischten drachen mit schaͤndlichē augen in dem schloßgꝛaben ligen/ uñ die schloßbruͤcke wolte sincken in diß tieffe wasser. da ich mein knaͤblein schier geboren hatte; da sahe ich die teuffel aus der stadt fahren mit gros- sem gestanck von denen menschen aus der stadt; O wie sind die teufel so graͤuliche heßliche geisteꝛ! sie sind so boͤß und grimmig/ wenn sie vertrieben werden von den menschen; wo ein heyl gegeben wird zur vergebung der suͤnde/ so haben sie keinen platz mehr zu bleiben/ sie lassen einen greulichen gestanck hinter ihnen/ und sind aus- geschossen wie ein braussender und saussender wind/ dafuͤr will ich getreulich gewarnet haben; wo sie ihr nest und wohnung haben/ daß sie es mit bessemen gekehret finden/ die hertzen/ wo A. K. H. Dritter Theil. Mm 3 man Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. man hurerey und unzucht treibet/ da staͤrckt er die natur-kraͤfften/ daß sie nicht koͤnnen satt wer- den; oder die sich in das fluchen ergeben/ oder in zorn und grimm/ in hoffarth und stoltz/ in ehr- sucht/ geitz/ dieberey/ zanckerey/ in der falschen betrogenen lehre und was den glauben in dem hertzen toͤdtet/ daß sie wider GOttes gebot straͤfflich suͤndigen/ da sind die verborgenen gei- ster/ die unsichtbar sind/ und staͤrcken die men- schen/ blasen ihnen ins hertz/ machen die men- schen lustbar und begierig zu uͤben alles was der seelen schaͤdlich ist; uñ ist kein mensch befreyet/ so heilig als er seyn mag auff erden/ daß ihn die schlange nicht steche; ich bin ein neuer mensch/ aus GOtt gebohren/ und ging auff einem wege neben holtz/ da sahe ich eine grosse dicke otter in einem kothhauffen stecken/ die fuhr mit ihrem kopf langs heraus/ und sahe sich weit her um; da sie niemand siehet daher gehen/ so kroch sie wie- der hinein in den kothhauffen; und ich ging fuͤr dem wald vorbey/ und die schlange reckte ihren halß heraus; und ich gedachte/ ey du kanst mir nichts thun/ da schoß die schlange auff mich heꝛuͤber an meinen halß/ und bisse mich haꝛt/ und ich schrie/ HERR JEsus/ HERR JEsus/ HERR JEsus! O es war ein harter schlangenbiß/ nun weiß ich gewiß/ daß kein hei- liger mensch auff erden zu finden/ der befreyet sey vor des teuffels listigkeit/ daß ihn die schlan- ge nicht steche. Es kan sich der teuffel in allerley gestalt verstellen; ich habe ihn gesehen/ (1) in einer schwartzen hundes-gestalt/ (2) in wolffs-gestalt/ (3) als einen schwartzen raubvogel/ (4) als ein pfeꝛd/ (5) als ein weib gestaltet/ (6) als eine maus/ (7) als eine schlange/ so last euch doch nicht beduͤncken/ daß ihr engelrein seyd; es ist ein betrug/ daß er euch nur sicher damit macht/ und fuͤhret euch doch von einer boͤsen lust in die andere/ uñ wirfft euch hin und her/ wie der wind das blat treibt; und wenn GOtt euch keine gnade vom himmel gebe/ als einen gnaden-bund/ so wuͤrde kein mensch selig; aber so spricht der HErꝛ/ HErꝛ: GOtt wolle seinen bund mit uns auffrichten mit ewiger lehre/ so kommt dann gnade aus dem hohen himmels-thron aus barmhertzigkeit und grosser inbruͤnstiger liebe des Sohns JEsus CHristus. Jch bin 27. wochen zwischen euch und des hoͤchsten zorn gelegen/ ihr seyd schon an dem gericht gehangen/ ich habe euch davon ab- genommen und bin dem schwartzen hund im ra- chen gesteckt/ biß ich euch versoͤhnt. Das fromme gerechte weib muste den ausgestossenen hin uñ weg weꝛffen/ dem ausgespeytē/ vollgesof- fenen/ abtruͤnnigen mann wieder zu huͤlffe kom- men/ so muste die fromme fuͤr gottlose/ die hei- lige fuͤr die unheilige/ sich dahin geben; ich bin keusch und gottsfuͤrchtig/ die stadt aber in der hurerey ersoffen; der mann will sich den ebenen weg nicht fuͤhren lassen zum himmel/ sondern fiel bald heruͤber/ bald hinuͤber/ darum ward er aus dem him̃el verstossen/ und der tod hatte ge- walt bekommen/ und lagen alle der grossen sau gefangen; aber ich habe sie gestuͤrtzt/ daß sie sind frey worden/ und sie ist mir unter meine fuͤsse ge- geben; wir wissen/ daß kein groͤsser schmertz ist/ als der weiber schmertz im kinder-gebaͤren. Die tochter Zion/ das hauß Anspach war schwan- ger/ und kunte ihr knaͤblein nicht gebaͤren mit ih- ren wehmuͤttern den Pfarrern/ sondern mutter und kind haͤtte ewig sterben und verderben muͤs- sen im ewigen tod/ alle ihre kinder muͤsten Jahr MDC. biß MDCC. verlohren seyn; und da ich ihr verderben sahe/ er- barmete ich mich uͤber das schwangere weib/ die tochter Zion/ Onoldsbach/ und machete mich zum weib/ und lud auff mich alle ihre schmertzen/ so daß ihre pein meine pein/ ihr geschrey mein geschrey/ ihr wehe mein wehe worden/ und ge- bar ihr kind anno 1662. Das hat mir das blut aus meiner seite geprest. Es kamen in meiner ge- burt Engel zu mir und troͤsteten mich/ einer fuͤhrte mich aus meinem hause auff das feld zu einem wasser/ und ich sagte zu ihm/ wie komm ich da hinuͤber? da trug er mich hinuͤber und ver- schwand vor mir; da wurde ich gewahr/ daß es ein Engel gewesen/ ich kannte ihn zuvor nicht. Item ich hoͤrte ein groß getuͤmmel auff dem rath- haus/ als wenn die menschen alle wuͤtend und unsinnig waͤren; und ich fragte/ was diß fuͤr ein getuͤmmel waͤre? da sagten die menschen zu mir/ sie creutzigen den Sohn GOttes; ich erschrack und fragte/ wo sie ihn hingelegt/ ich wolle ihn suchen; da sprachen sie zu mir/ sie haben nur sein bildniß. Solcher offenbarungen habe ich viel in meiner geburt gehabt/ wie sie JEsum Christum an mir wieder creutzigē/ und ich das vorige bild- niß in creutz uñ leiden/ in spott und hohn/ in aller verachtung sey worden/ biß ich die grosse sau gestuͤrtzt/ den teuffel/ der hatte auch sein bildniß an einem weib in dem schloß/ so einkaͤufferin war/ die hat mich wollen verhindern und ab- schrecken an meinem gebet; wann ich auff mei- nen knien lag und zu GOtt seufftzte/ ist sie des nachts in einer katzen-gestalt schnell vor mein fenster geflogen und mich erschreckt in meinem gebet; aber ich habe sie gekannt/ daß sie die gros- se sau ist/ und habe vom gebet nicht abgelassen/ biß der zorn Gottes wieder gestillet worden. Jch ging an einem freytag aus meinem bett des morgens fruͤhe in die stube hinein/ da sahe ich/ daß 3. weiber hinter dem tisch sassen/ die einkauf- ferin im schloß/ uñ des Fuͤrstē seine hofbeckin uñ seine steckenknechtin; uñ ich gedachte/ was sie da machten/ da sprach die groͤste sau/ die einkauffe- rin/ ey wir wollen ihr auch was geben/ da sie doch nichts auff dem tisch gehabt; denen andern zweyen waren nur die augen verblendet/ sie hat- ten nichts wedeꝛ zu essen noch zu trincken; die gꝛos- se sau die einkaͤufferin ist eine Koͤnigin unter den teuffeln/ die den rechten marckt fuͤr sich gehabt/ die ihre tuͤcklein und zaubereykunst hat wol trei- ben und uͤben koͤnnen/ viel menschen und vieh verzaubert und ums leben gebracht/ und viel krum̃ und lahm gemacht/ wie sie mir selber ge- standen/ es sind ihr auch 6. Thlr. in der stadt versprochen worden/ wann sie das weib um- bringe/ daß von Gott prohezeye; sie sagte mirs/ und wuste nicht/ daß ich es war; doch muß sie noch ein beruͤhmtes/ kuͤnstliches weib seyn/ ei- ne hebamme und gaul-aͤrtztin; ich hab sie selbsten gebraucht/ und nicht gewust/ daß sie so ein teuf- fel/ biß ich von GOtt neu geboren worden/ und mich GOtt erleuchtet/ daß er angefangen mir verborgene geheimnisse zu entdecken. O wie viel menschen hat sie verfuͤhrt zuꝛ zauberey und in des satans netz gezogen. Jch sahe einsmal in der kirchen 2. weiber unter der predigt/ die ei- ne hat die Garaußin geheissen/ war eine Raths- herren-frau/ die zog ein braunes kruͤglein unter dem maͤntelein herfuͤr/ und bracht es ihrer ge- spielin zu/ daß sie trincken sollt; und ich sagte zu ihnen/ das sey schoͤne/ wann man in der kirchen sauffe/ Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. sauffe/ und nicht auff die predigt mercke; und ich zeigte ihnen den weg zum thor hinaus und dem galgen zu. Ein andermal saß ich in der kirchen/ und eine schusterin saß neben mir/ da ich nach hauß kam/ zu nacht/ sahe ich ein gesicht/ daß ei- ne katz neben mir in der kirchen saß; so habe ich nun GOTTes| befehl/ daß jetzt die zeit der ernde ist/ da man das boͤse und unnuͤtze un- kraut solte ausgaͤten und ausbrennen/ dem teuf- fel geben/ was sein hexen-geschmeis ist worden/ die GOtt verleugnen/ und den schein haben/ als waͤrens Christen/ aber im hertzen und losen wer- cken und worten sind sie GOttes feinde/ und verfuͤhren noch immer kinder zum teuffel; greiffe jetzt dazu wer gewalt hat/ und brennet aus die katzen/ die hunde/ die woͤlffe/ die hebammen/ die so viel kinder in der geburt umbringen. Jch sahe ferner im gesicht/ als ob ich an meiner hoch- zeit mit meinen gaͤsten auff das tantzhaus gien- ge/ und ein fremder mann kam zu meiner hoch- zeit auff das tantzhaus/ und sprach auff dem tantzhauß uͤberlaut/ wo ist die/ die so wol tan- tzen kan? und ich gedachte/ ich weiß wol/ daß ichs bin/ wenn er mich nur saͤhe vor den leuten/ und naͤhme keine andere; da er sich aber unter den hochzeit-gaͤsten umgeschauet/ da griff er nach mir und tantzte mit mir einen reyhen/ und verschwand vor unser aller augen; da weiß ich gewiß/ daß JEsus CHristus an meinem hoch- zeit-tag schon zu mir kommen/ und auff mich ge- gesehen/ sich aus liebe und verbuͤndniß zu mir ge- macht vor allen hochzeit-gaͤsten/ nach derjenigen gefragt/ die so wol tantzen kan; denn in meinen jungen jahren ich unter den andern maͤgden die- sen ruhm gehabt; und da ich 10. jahr in der ehe gelebt hab/ da kam mein rechter himmels schatz und braͤutigam/ und verband sich mit mir/ und schencket mir seine hochzeit-gaͤste/ dieweil sie al- le vollgesoffen/ und koͤnnen nicht nuͤchtern wer- den bey der lehre. Es kam auch einsmal des HErꝛn wort zu mir und sprach: Gott wolle uns mit dem Pabst straffen; da gedachte ich/ was muͤssen denn diese vor eine lehre haben/ weil sie ei- ne geysel und ruthe GOttes seyn? und gieng aus zu ihnen in ihre kirchen und wallfahrten/ und sahe/ daß sie die abgestorbenen Heiligen anbete- ten/ und straffte sie/ und sagte/ daß sie ein grosser schwartzer drache seyen/ den die hoͤllen-teuffel auf erden fuͤhren; da ich also sie um ihrer abgoͤtterey willen straffte/ zerschlugen sie mich jaͤmmerlich/ daß mir das blut uͤbern kopff floß. Jch sahe im gesicht eine grosse sonne an dem him̃el rumpeln wie ein rad auff dem pflaster; also habe ich lang herum lauffen muͤssen wie ein rollender wagen/ und predigen/ daß GOtt mit dem Pabst straffen wolle. Jch gieng aus zu den Papistē/ uñ kam fuͤr den Bischof zu Eichstaͤtt/ der freuete sich meiner/ und waꝛ freundlich/ er wieß mich abeꝛ zum Pater Speer/ der fragte mich/ wo ich her waͤre? und als ich sagte/ von Onoldsbach/ hieß er mich gleich eine Lutherische; ich aber antwortete/ ich bin we- der Lutherisch/ noch Paͤbstisch; es sind nicht zweyerley Evangelia; sitzt der Pabst auff Pe- trus stuhl/ sagte ich/ warum hat er die alte Heydenschafft wieder auffkommen lassen/ daß man die bilder anbetet? Jm wirthshauß schrieb ich mit der kreide den gantzen tisch voll/ und trug die Bibel unter dem arm/ da ich zu denē Pa- pisten gieng; aber es kam ein mañ in diß wirths- haus/ der schlug mich erbaͤrmlich/ und nahm mir die Bibel/ und wurde aus dem haus gestos- sen; es nahm mich aber ein ander weib heimlich Jahr MDC. biß MDCC. auf; zu Beerengrieß ließ man mich durch den buͤttel ausfuͤhrē/ zu Ollingē schlug mich der buͤt- tel mit blossem degen uͤber den ruͤcken/ zu Duͤn- ckelspiel wurde ich gar in das gefaͤngniß gelegt/ ohnweit Anspach ist ein ort/ da sie ein bild ver- ehren und den heiligen Salvator heissen/ dem opffern sie/ und weil es hohl liegt/ kriechen die leute drunter hin/ und sagen/ es helffe fuͤr das lenden-weh/ da sahe ich auch viel Lutherische/ welchen ich ihre fehler scharff verwieß; als ich mich endlich zu den pfaffen kehrte und ihre ab- goͤtterey straffte/ kam ein mann mit einem pruͤ- gel und schlug mich grausam; ein andersmal/ da ich auff der strassen den Marien dienst einen goͤtzen-dienst hiesse/ kam ein tagloͤhneꝛ hinter mir her/ uñ wolte mir mit einem beil den kopf zeꝛspal- ten; ein becker aber/ der eben diese strasse gieng und mich kante/ rieff ihm zu und wehrte ihm ab und sprach: thaͤten wir nur/ was uns dieses weib sagt. Es laurte auch zu einer andern zeit ein jaͤ- ger auff mich und wolte mich um eben dieser ursach willen todt schiessen; aber ich wurde ge- warnet/ und entgieng ihm. Jn einer andern Ca- tholischen stadt/ Orenbau/ predigte ich/ wurde aber wieder geschlagen/ daß mir das blut vom kopf floß; fuͤnfmal wurde ich also blutig geschla- gen/ da weinte ich sehr/ und betete zu GOtt/ daß er mich zu einem schmiedamboß gemacht/ der stets nur geschlagen und gestossen wird/ mein haupt und haar war wie rothes tuch mit blut be- netzet/ und mein ruͤcken als ein blau gefaͤrbtes tuch/ dessen sind noch zeugen gnug im lande; ich habe es doch so groß nicht geachtet/ deñ ich habe GOttes Sohns leiden und marter tieff in mei- nem hertzen betrachtet/ und alles gedultig erlit- ten. Da die Brandenburgische reuter das erste- mal in dieses land kamen/ bekam mich einer/ und wolte mich zur unzucht noͤthigen/ und ich schrie um huͤlff und wehrete mich/ da nahm er einen stecken und schlug mir meinen ruͤcken gantz blau/ hernach nahm er seinen degen und hauete mir in den kopff eine tieffe wunde/ und stach mich duꝛch meinen rechten aꝛm/ daß miꝛ der arm noch heut zu tag schwach und ohne kraͤfften ist; zu leiden bin ich gemacht/ es kan nicht anders seyn; die hindin im 22. Ps. bin ich geboren/ es muß gestritten seyn; da sahe ich nun und ver- stunde das wort des HErrn/ das zu mir ge- schach/ GOTT wolle uns mit dem Pabst straffen/ uns/ die wir dem Evangelio noch etwas anhiengen/ das Lutherische volck/ das als ein ochs auf der weyde steht/ und hat sein haupt verlohren/ daß war JEsus Christus; und ich sahe/ daß der schwartze drach des Pabst- thums den ochsen verschlingen wolte/ und ich nahm ihn noch bey dem halß/ und fuͤhrte ihn ein wenig/ weil er das haupt verlohren/ und nicht weiß/ |wo er hingehet; wollen sie sich nun auch von mir nicht fuͤhren lassen/ so werden sie gewiß empfinden/ was es heist/ mit dem Pabst gestrafft werden; so offt ein Catholischer Pfaff nach Anspach kam im durchreisen oder andern verrichtungen/ und ich ihn nicht gese- hen/ noch etwas bavon gewust/ so ergrimmte doch der Geist GOttes zu nachts in mir und schrye: O ihr woͤlffe! O ihr woͤlffe! Jch sahe einsmahl im gesicht/ daß zu Regenspurg zwey weibes-personen aus einem Closter giengen/ in moͤnchen-habit. Kurtz darauf kam es zu Regenspurg aus/ daß es also geschehen/ und M m 4 zwey Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. zwey schwangere weibes-personen heraus ge- gangen; solche und andere stuͤcklein treiben sie/ absonderlich/ wie sie die Lutherischen verschlin- gen moͤgen. Jch sahe die Pfaffen um einen tisch stehen/ und hatten einen hut mitten auf dem tisch/ und spielten mit wuͤrffeln immer unter den hut hinunter; sie haben einen heim- lichen bund seither 62. uns zu vertilgen; hal- ten es immer mit einander/ stellen sich/ als wenn es ihnen wegen des krieges (so sie selbst unter einander haben) leid waͤre; wenn man einen festtag unter den Lutherischen anstellte/ und thaͤte/ was ich von GOTT ansage/ man koͤnte alle ihre tuͤcke zu schanden machen; so aber mag man fried und bund machen/ wie man will/ wenn man sich nicht bekehrt/ so ists aus mit dem Luther. Jch war einsmahl im gesicht in einem Catholischen staͤdtlein/ Hehren genant/ da kehrte ich in einem Luthe- rischen wirthshaus ein/ da kam ein weib aus dem Catholischen staͤdtlein/ und sagte zu mir: Es ist ein mann bey mir/ der sagte/ wir Ca- tholischen haͤtten unrecht; freylich/ sagte ich/ habt ihr unrecht/ und gieng mit ihr hin; da sahe ich/ daß es ein alter Prophet war/ der schrye uͤber ihre Abgoͤtterey. Nachdem ich nun von GOTT um gegenwaͤrtiger nacht willen/ in welcher das Lutherische volck lebet/ zu einer waͤchterin von GOtt beruffen und bestaͤttiget war/ als hatte ich viele gesichte und streit mit denen andern/ so sich fuͤr waͤchter der heer- de ausgaben zu Onoldsbach; da war nun erst- lich ein Stadt-pfarrer/ der hieß Meelfuͤhrer/ der sagte anfangs oͤffentlich auf der Cantzel von mir/ er gebe es hohen und niedrigen zu be- dencken/ ob es nicht ein gutes zeichen/ daß der Heilige Geist meine feder fuͤhre/ indem man wuͤste/ daß ich vorher nicht schreiben koͤnnen/ aber in einer nacht eine leßliche schrifft schrei- ben gelernt. Er bezeugete auch wegen meiner bande gegen das volck einig mitleiden/ bey dem Fuͤrsten aber hat er doch die wahrheit nicht von mir gesagt; daher erschien er mir zu nachts/ als tantzte er mit mir/ und kuͤßte mich unter den mund/ aber hinten zwickte er mich. Jch sahe ihn auch ein andermal als einen gemaͤ- sten haasen unter dem tisch; er naͤhme sich des weinbergs des HERRN so wenig an als ein haase/ sondern fuͤrchte sich fuͤr einem rau- schenden blat/ sey vergnuͤgt/ weñ er nur seinen bauch maͤsten koͤnne. Endlich erschlen er mir/ als ob er auf dem Predigstuhl predigte/ und gieng mit einem grossen fall zu grunde; da gieng ich hin und zeigete ihm diß alles an/ und sagte/ daß GOTT sein leben und sein amt von ihm nehmen werde/ und sein amt mir geben/ worauf er bald gestorben. Nach diesem Meelfuͤhrer kam einer an seine statt/ der hieß Hammerschmidt/ von dem hatte ich/ ehe ich ihn sahe/ in abwesenheit diß gesicht: Es erschien mir der Meelfuͤhrer in den sarg gelegt/ als ob man seine leichbegaͤngnis hielte in der kirche; ich sahe ihn aber wieder aus dem sarg aufstehen/ und die schuͤler/ so dabey stunden/ fielen mich an/ und kratzten mich ins gesicht. Da wuste ich/ daß Meelfuͤhrer todt/ und der/ so nach ihm kommen wuͤrde/ eben diesen ver- solgungs-geist wider mich haͤtte; ich muste auch bald zu ihm gehen und sagen/ daß er in des HEern haus eine unnuͤtze haushalterin sey/ und das haus so voll spinnweben worden; daher sey das amt auch von ihm genommen/ und mir gegeben; worauf er bald gestorben. Jahr MDC. biß MDCC. Darauf wurde einer Stadt-pfarrer/ der hieß Litt/ der stellte sich anfangs sehr freundlich ge- gen mich/ daß ich grosse hoffnung zu ihm hat- te; hernach erschien er mir doch auch im ge- sicht/ als ob er mir den ruͤcken kehrte; derwe- gen ich ihm eben das ankuͤnden muste/ was ich denen andern zweyen vor ihm gethan; er starb auch bald darauf/ wie die andern. Nun bin ich auch bey dem jetzigen/ namens Haͤu- ber/ gewesen/ er soll mir behuͤlfflich seyn/ daß das wort GOTTes ausfliessen koͤnne; sie sol- len mir eine kirche oder hauß eingeben/ darin- nen ich predigen kan; denn die erndte ist schon gantz weiß/ ach wie steht der schoͤnste weitzen da/ und sind doch keine arbeiter vorhanden; auch bey dem hiesigen General-Superinten- den ten war ich deswegen offte; ich war eins- mahl im gesicht vor seiner stube/ da stund ein fremder botte fuͤr der stuben/ und sagte/ ich sol- te an die thuͤr gehen/ und hoͤren; da hoͤrte ich den D. Haͤndel grausam fluchen in der stube; der botte war da/ anzuzeigen/ daß sie von mir in alle laͤnder schreiben solten; aber diß fluchen zeigete an/ daß sie selber aͤrgerlich/ und es nicht thun wollen. Da auch dieses Superin- tenden ten Toͤchter vor andern grosse hoffart trieben/ sagte ichs ihm/ daß er seinem eigenem Hause nicht wohl vorstuͤnde/ er solle es abschaffen/ und im leben und lehre der gemeine mit denen seinigen ein exempel und vorbild seyn/ predigte auch sonsten oͤffent- lich starck wider die Frantzoͤsischen fontang en; da sahe ich einsmal zu nacht/ als wenn ich in des Superintendent en hauß waͤre/ und saͤhe die toͤchteretwas heimliches hausen und mausen; als ich zu fruͤh ausgehen wolte; fand ich die be- deutung/ es hattē mir diese toͤchter eine foutange von stroh und gefaͤrbtem papier an die haußthuͤr gehaͤngt; Also werde ich von niemand mehr ge- hindert/ als von diesen Pfaꝛrern die mit mir wa- chen solten/ da machen sie vielmehr auch durch oͤffentliches predigen wieder die offenbarungen und entzuͤckungen das volck von mir abwen- dig. Da einsmals einer/ namens Faber/ von entzuͤckungen redete und sie verwarff/ gieng ich hin und betete; da erschienen viel kuͤchlein/ so sich zu mir samleten/ aber dieser Faber als ein fuchs sprang unter sie und zerstreuete sie mir; da fing ich ihn/ und ob er mich gleich bisse/ bracht ich ihn doch unter die fuͤsse/ daß er das maul in den staub steckete/ und schweigen muste. Zu dem tru- cken sie alles von mir unter/ verhetzen die Fuͤrsten gegen mich/ die mir meinen unterhalt geben sol- len/ und auch halffen/ daß mein wort ausge- breitet wuͤrde; daher hab ich aus der Fuͤrstlichen kuͤche brennende fackeln sehen ausfahren/ an- zudeuten/ daß ich aus selbigen soll gespeist/ und in aller welt soll bekant werden; daher nimmt geistlich und weltlich mir dieliebe/ so ich zu dem volck trage. Jch habe befehl von GOtt zu pre- digen/ und nichts leibliches und weltliches mehr zu thun/ weil sie mir unterhalt geben sol- ten; aber da muß ich hartes brod essen und waf- fer trincken/ und leide es noch/ daß ich verfolget werde; wie mich denn einsmals einer erschreck- lich etliche mal ins gesicht geschlagen/ daß ich zu nachts sahe/ als wenn ich meinen voͤlligen zaͤhn-kieffer in den haͤnden truͤge/ zu zeigen/ wenn ich ein mensch als wie ein anderer mensch gewe- sen/ und nicht meine gewisse zeit haͤtte/ es mir damals mein leben gegoltē haͤtte; daich anfangs sagte Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. sagte ich muͤste predigen/ duͤrffte nichts leibli- ches mehr thun/ suchte mein mann allerley rath. Sie schickten einsmal zu einem mann/ und lies- sen in den crystall sehen/ der sagte/ die Doctor en und der Fuͤrst koͤnten mir helffen/ da muste der teuffel die wahrheit sagen/ dann diese konten mir helffen/ dieser durch leiblichen unterhalt/ und jene mit diesem durch ausbreitung meiner lehre/ da war mir geholffen; die Fuͤrstin von Oettingen that mir auch viel gutes/ und schickte mir immer etwas; so offt man meinet wegen zu dem hexenmeister ging/ ob ich es nicht wuste/ merckte ich es doch alle nacht; einsmals brach- ten sie einen bader/ der solte mich curir en/ und ich fragte ihn/ ob er den H. Geist aus mir trei- ben wolte? hoͤrte auch dieselbige nacht im ge- sicht sagen/ sie muͤssen von neuem geboren werden/ dann sie erschienen mir; wie sie wolten/ ich solte wie vorhin auff den marckt gehen/ so sprach GOtt/ sie muͤssen von neuem geboren werden/ daher durffte ich damals nichts zeitliches mehr thun; da ich einsmal wusch/ wurde ich aus den himmel verstossen/ und muste ablassen/ und immer schreiben und reden; wie ich dann alles vorher verkuͤndiget/ absonderlich vor diesem Frantzoͤsischen krieg/ von welchem ich 28. jahr vorher als von einer heissen schmied- aͤsse prophezeyet/ daß der Frantz o s werde der schmiedhammer seyn uͤber das harte eisen des volcks; sage auch dabey dieß/ daß ich auch des Frantzosen namen und zeichen schon in der hoͤlle gesehn; auch anno 1662. sahe ich grosse eyer in meines kindes wiegen liegē/ die waren gebruͤtet/ und flogen lauter voͤgel heraus/ die wurden zu menschen mit schwerdtern und zu Tuͤrcken/ den Tuͤrcken-krieg anzudeuten. Anno 1662. war es sehr theuer hie herum/ da wurde mir im gesicht ein korb mit brod gegeben auszutheilen/ und ich sahe die leuth mit loͤcherichten saͤcken/ und bat GOtt fuͤr sie/ da wurde eine grosse wolfeyle zeit; da die ernde damals angieng/ sahe ich die boͤsen geister unter dem him̄el mit ruthen/ die richteten einen regen an/ daß an etlichen orten grosser schad geschach/ ich bat aber wiederum/ denn ich kan alles ungluͤck weg- und allen segen herbitten; dazu habe ich den geist des gebets empfangen/ und bitte wie Abraham fuͤr Sodom. Da ich zu Wedelsheim in meiner wuͤsten war/ uñ das tan- tzen daselbst denen leuten nicht wehren kunte/ so bat ich Gott/ er wolle sie stꝛaffen; aber ich bereuete es bald/ dann der satan fuhr von Anspach aus seinem stuhl aus/ in gestalt der einkaufferin da- selbst/ welche eine koͤnigin des teuffels/ und stuͤrtzte dieselbige nacht die gantz gemeine in suͤn- de/ welche ich deñ wieder auff mich nehmen mu- ste; damals sahe ich der apostel am himmel eilfe/ und ich war an des zwoͤlfften statt/ mit sturm- hauben. Jch solte nicht mehr beten/ GOtt sol- te sie straffen/ sondern vielmehr GOtt wolle die straffe wegnehmen/ das volck ist truncken und in suͤnden vollgesoffen/ wie es vor augen/ daher habe ich 27. wochen in des teuffels ketten liegen muͤssen/ biß ich es wieder bey dem Vater und dem Sohn versoͤhnet/ daß der ausgeschaffte mann wieder in das buch des lebens geschrieben worden/ und das schon lange zeit her/ auch vor mir taumelten sie schon; dahero hatte ich einen traum/ als wenn meine mutter mit einen gewis- sen mann hurte/ und ich traff sie an/ und sie er- schracken beede und fragten/ ob ich es anzeigen wolte? da sagte ich/ ja; aber ich hatte keine zeugen anzudeuten/ daß das land schon zu mei- Jahr MDC. biß MDCC. ner mutter zeiten zu huren angefangen; da ichs jetzo wil anzeigen/ werden sieboͤs/ ich aber habe keinen zeugē/ der mir beystuͤnde. So last nun euer tꝛotzen und pochen bleiben/ und seit nicht so sicheꝛ/ fahrt nicht so hoch her mit eurē Jesus Christus/ daß ihr stoltziret/ sein blut mache euch noch rein von euren suͤnden/ und er hab euch erloͤst. Hoͤret des HErꝛn wort eures Erloͤsers: So spricht der HErꝛ HErꝛ/ man werde einen feyer- und festtag durch das gantz land ausruffen/ alle gefangene sollen erloͤst werden; hiemit habt ihr die antwort von eurem richter JEsus CHristus/ und schauet euch ins hertz/ wie ihr 100000. pfund eurem HErꝛn schuldig worden seyd; jetzt werden die menschen ausgespeyt und vors gericht gefodert/ und ich muß die last tragen schon 30. jahr her. O wie kranck! o wie schwach bin ich fuͤr euch/ uñ der volle und tolle mañ will nicht nuͤchtern werden/ kein recht noch gerechtigkeit ist hier zu hoͤren/ die vorgesetzten leben in dem sauß/ der geitz hat sie al- le erfuͤllet/ ein jedweder geitzt auff seinen hauffen/ ihrer hurerey und ehebruch ist kein ende/ alle haͤlse sind voller luͤgen und falsch schweren; we- he der moͤrderischen stadt/ wehe der tyrannischen stadt/ wehe ihres geitz und raubens/ wehe ihres stoltz und hoffarts! wenn sie mir nicht glauben und sich bekehren wollen. Wenn diß zeugniß nicht wird angenommen/ spricht der HErr HErr/ so werden verfuͤhret alle Heiden; Heiden sind sie zu sauffen/ zu schwelgen/ zur stinckenden ehrsucht/ zu huren und ehebrechen/ zu geitzen und rauben/ zu stehlen dem Fuͤrsten das seine/ un- ter dem verdeckten schalckshut wird die gantze re- gierung gefuͤhrt/ daß kein Fuͤrst zur erkaͤntniß der menschen recht und gerechtigkeit uñ zur wahr- heit kommen kan/ es lieget alles wieder gefan- gen dem teuffel/ ruͤhmet euch keiner erloͤsung; Zion/ du tochter/ meine liebe/ meine freude/ mei- ne auserwehlte/ du warst 1662. aus dem him- mel gestossen deiner hurerey halben/ ich habe dich wieder angenehm gemacht/ die grosse sau ge- stuͤrtzt/ die dich verklagt; dulagst im tieffen wasser der suͤnden/ ich hab dich heraus gerissen/ gewa- schen und gebadet; ich sahe dich fuͤr JEsus CHristus/ daß du an dem galgen hingest als todt/ ich erbarmete mich uͤber dich und nahm dich vom gericht/ ich ließ mich 27. wochen in des hoͤllischen henckers ketten schlagen/ und schrie tag und nacht zu JEsus CHristus/ biß ich dich versoͤhnet/ ich bin CHristus bild worden/ alle verachtung muß ich leyden/ der fluch gehet uͤber mich sowol als uͤber JEsus CHristus/ daß ich dich vom ewigen fluch wieder angenehm ma- chete/ ich wuꝛde schrecklich durch des satans engel geschlagen/ gestossen/ verspeyet/ mit fuͤssen ge- tretten/ gelaͤstert/ verachtet; in ihrer boßheit ha- ben sie meinen mann verhetzet/ er solt so und so mit mir umgehen/ wenn ich mehr was sagte/ offenbarte oder schriebe; es sey alles nicht wahr/ CHristus habe vor sie sein blut vergossen/ wei- ter brauche es nichts mehr; und der tolle uñ volle mann hat allen laͤster-worten gefolget/ mit gros- sem ungestuͤmmen zorn und grimm mich zu bo- den gerissen/ geschlagen/ verflucht/ gespottet/ gehoͤnet/ mit fuͤssen getretten; da war niemand/ der sich erbarmet oder mein schutz war; ich habe allein den grimm des Sohns GOttes stillen muͤssen/ biß ich das knaͤblein geboren und die sau gestuͤrtzet; GOtt sey gebenedeyet und hoch ge- preist/ der mir hat geholffen/ daß ich das schwere so ich Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. so ich vor mir gehabt/ hab uͤberwinden koͤnnen/ und ein heyl der stadt bin worden. So komme her/ du trunckener mann/ du voller mann/ erken- ne deinen getreuen ehegatten/ dein liebes weib/ dein barmhertziges weib/ das du einmal von dei- ner truncken h eit nuͤchtern werdest/ und dich durch mich bey der hand fuͤhren lassest; was ich dir sage und schreibe/ das glaube in deinem her- tzen/ und behalt es fest; ich bin das licht der stadt/ wer sich durch mich leiten laͤst/ der ist in dem licht und aus der finsterniß entflogen; so spricht der HErꝛ HErꝛ/ der alles endet und zu boden wirfft/ der einen schatz nach dem andern herfuͤr gibt/ der aller welt Koͤnig ist/ und seine kraͤffte sich jetzt bewegen/ und die strahlen herab fahren wie wasserstroͤme/ der auffthut der stum- men mund/ und macht lebendig durch seines gei- stes mund; der spricht zu mir/ aus Zion gehet auff der glantz des HErrn/ spricht der erste und der letzte/ der anfaͤnger und vollender. Du Zion zeuch dein brautkleid an/ schmuͤcke dich herꝛlich/ und gehe mit deꝛ braut dem braͤutigam entgegen/ nim den koͤstlichen balsam und empfinde die krafft davon/ der ist suͤß wie honig und lauter wie Crystallen/ kein falsch ist nicht dabey; aber huͤ- tet euch fuͤr den boͤsen fleischmuͤcken/ daß ihr nicht in die finsterniß geworffen werdet/ da heulen und zedergeschrey ist/ ewig und immer ewig; welcher reben an mir bleibet/ dem weinstock/ der wird gute frucht bringen/ daß sich die Heiligen Engel hoch freuen werden; die braut ist der braͤu- tigam; ich bin ein glantz des HErꝛn/ und gehe hier auff in Zion/ so muß es ja finster um euch seyn; erkennet die gnade GOttes/ die euch gege- ben ist. Anno 1663. den 16. Octobris sahe ich Anna eine ruthe in dem himmel stehen/ hernach zwey/ dann 3. und 4. endlich sahe ich den himmel voller ruthen/ daß ich sie nicht mehr zehlen kunte; und ich und meine freunde huben an zu weinen uͤber den zorn GOttes/ daß er allerley ruthen an den himmel stellet/ damit zu straffen die boßhaftigen menschen/ so sie nicht wollen busse thun. Den 20. Octobris sahe ich Anna abermal eine plage und grosses weh: Es kamen des nachts in eine stadt auff erden lange schwartze boͤse thiere/ ha- ben haͤlß wie die stoͤrche/ lange schwaͤntze und 3. stachel daran/ wie scorpion en; haben unter den baͤuchen wieder ein seltzames thier/ so groß als ei- ne junge katz/ die baͤuch kehrē sie von untē zusam- men; diese thiere sind lauter gifft/ niemand darff sie anruͤhren/ sie kriechen in die haͤuser/ wo sie ein loch findē/ und lauffen nach den menschen in die haͤuser hinnein; die von ihnen gestochen wer- den/ begehren zu sterben/ und werden den tod su- chen/ und nicht finden; wo GOtt diese plage schickt/ die moͤgen wol von ihren wohnungen fliehen. Ach ihr Evangelisches volck/ last doch euch meine treue warnung befohlen seyn! Wañ eine plage ausgeht/ so muß man warnen/ und das uͤbel straffen/ auff daß wir unter den wehen doch erhalten werden; ich bitte staͤts fuͤr euch zu GOtt/ und schreye/ bete/ und flehe tag und nacht in meinem bett/ es fliessen meine heis- se bus-thraͤnen uͤber die backen herab/ euerer uͤbertrettung halber/ und ist mein hertz wie ein ausgerauchter kohlhafen/ das schwerd schneidet mir durch marck und bein/ daß ich der menschen spott muß seyn; denn sie lieben die finsterniß mehr/ denn das licht. Kommet ihr/ meine Fuͤrsten/ seyd bauleute an des Hoͤchsten hause/ nehmet die steine und kalck/ fuͤhrets zur Jahr MDC. biß MDCC. obern kirche/ daß der bau auffgehe zur bestaͤndi- gen lehre/ mein wort und zeugnis ist der grund des glaubens. So spricht der HErr/ HErr: GOtt wolle seinen bund mit uns auffrichten mit ewiger lehre; stellet das hauß gegen der son- nen auffgang. Da es nacht und finster bey uns war/ da die ausstossung ist geschehen anno 1662. da war es stock finster uͤber uns/ da schien kein licht mehr/ da war nichts als zorn und grimm/ auch das ewige gericht uͤber uns/ da muste das alte gebaͤu anfangen zu sincken und zu fallen; aber ein mann GOttes kam/ und hatte eine meßruthen in der hand/ und messete von An- spach biß auff Weissenburg an meine wuͤsten gen Wedelsheim; da sahe ich ein schoͤn neuge- bautes hauß des HErrn/ und waren die fenster und die thuͤren alle nach der sonnen auffgang ge- stellet; so wirds wol fest/ steiff und bestaͤndig bleiben/ und die sonne wird sie erleuchten/ und der Hoͤchste wird darinnen wohnen/ und seine Engelein werden sie schuͤtzen: ey/ ey/ wenn doch nur bauleute sich herzu faͤnden und griffen des Hoͤchsten werck an/ dieweil ich noch auff der welt bin/ daß mein name erkennet wuͤrde; die braut ist der braͤutigam/ der geht aus seiner kam̃er/ uñ die braut aus ihrem gemach; eine geist- liche hochzeit verlanget mich bey euch zu hal- ten/ auff daß ihr eurem hurenbuhler nicht laͤnger nachlaufft/ biß er euch ergreifft/ und schrecklich mit euch umgeht/ der eure seelen in die ewige schande fuͤhret; freyet um die braut/ so fuͤhret sie euch zum Braͤutigam/ die braut fuͤhret zum himmelreich/ zum schoͤnen neuen himmel; der alte himmel muste herab fahren samt den wol- cken/ wie ich an dem Bartholomæus- tag zwi- schen ein und zwey uhr gesehen GOtt den All- maͤchtigen in grosser unbeschreiblicher herꝛlich- keit und feuriger gestalt. O grosses wunderwerck des Hoͤchsten! Und der himmel und die wolcken theileten sich von einander stuͤckweiß und nahe- ten sich zu der erden herab; da muste ich es den leuten anzeigen/ daß sie kommen solten und die grosse wunder-geschicht anschauen; aber ich kunte die leute lange nicht herzubringen; und da etliche kamen und sahen die wunder-geschicht an/ verwunderten sie sich hoch daruͤber. Da fuhr der alte himmel und die wolcken mit einan- der herab in eines knaͤbleins gestalt/ das war gantz nackend/ und hatte eine haut wie ein tod- ter mensch/ deꝛ schon uͤberlauffen ist/ daß eꝛ faulen wil/ wie eine asche siehet/ so siehet seine haut auch. Die leute giengen hin und betasteten den him- mel/ und sahen was es vor eine materie/ ob er hart oder weich; und es war wie ein gefrorner schnee. Des Engels aber freuete ich mich und sprach/ wo er daher kaͤme? da sprach er/ er sey auch mit dem himmel herab gefahren; und ich fragte ihn/ ob er brod wolte/ da sagte er/ ja/ er wolle brod; und ich sagte den leuten/ sie solten dem knaͤblein ja nichts thun/ es sey ein Engel GOttes; seine gestalt war wie ein drey- oder vierjaͤhriges knaͤblein; da lagen viel alte kleider von fremden her in meinem hausse/ roͤcke/ ho- sen/ mutzen/ stieffel und schuhe/ daß die leute dar- aus hungers gestorben seyn/ und haben ihre kleider abgeleget/ in ihren jungen jahren in dem krieg muͤssen erhungern; da hub ich meine augen in die hoͤhe/ und sahe einen hellen schoͤ- nen klaren himmel/ der war gantz neu/ wie die schoͤne sonne/ wenn sie auffgeht; und der alte hat sich Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. sich herunter gelassen auff die erden; und da ich den neuen himmel gnug gesehen hatte/ so geht eine schoͤne Jungfrau heraus in einem hellen goldschim̃erenden koͤstlichen kleid/ die stund an dem neuē him̃el und schauete herab/ und laͤchelte mit ihꝛem schoͤnen/ freundlichē/ holdseligen/ lieb- reichen mund; ihr haar laͤst sie hinten hinab flie- gen/ ein schoͤnes lichtgelbes haar; ihr haupt ist bloß/ wie es den reinen Jungfrauen gehoͤret/ daß sie ihre haͤupter sollen bloß tragen/ und ihre haare fliegen lassen; und ihr hals und 2. bruͤste sind gantz nackend/ 2. schoͤne volle weisse bruste hat sie/ wie es einer keuschen und reinen Jung- frauen gebuͤhret. Ach schoͤn und herꝛlich/ groß und praͤchtig ist die braut JEsus CHristus von ihrem Braͤutigam geschmuͤcket/ geehret/ geliebet/ ihr ein gantz neuer himmel gegeben zu ihren hochzeit-gaͤstē; und sie laͤchelt im̃er her- ab zu ihren glaͤubigen auff erden/ ist immer gut/ barmhertzig/ gnaͤdig/ sanffmuͤthig/ liebreich; hat schoͤne bruͤste/ daß sie ihre kinder viel 1000. jahr saͤugen kan/ daß sie schoͤn und starck auff erden werden koͤnnen/ so sie werden im glauben an ihr verbleiben/ und die gebot des Hoͤchsten hal- ten/ die GOtt durch Mosen gegeben hat; das ist die braut CHristi/ das bin ich; ich habe mei- ne herꝛlichkeit schon gesehen/ die mir mein JE- sus CHristus wird anziehen/ in dem neuen himmel/ wenn ich das meinige hab ausgestan- den auff erden/ ich bin eine reine schoͤne Jung- frau bey meinem JEsus CHristus/ ob es gleich fuͤr den menschen scheinet/ als seye ich noch ein weib/ weil ich dem mann 10. jahr unterworffen gewesen; denn da meine zeit da war/ daß ich ha- be muͤssen absterben und ein neuer mensch wer- den/ da zog ich meine geistliche jungfrauschafft an/ und bin vor GOtt eine jungfrau hier auff erden und in dem neuen himmel; seit 1662. her bin ich eine reine keusche jungfrau/ hab kei- nen mann mehr erkennet/ JEsus CHristus ist mein mann und braͤutigam worden/ hat sich mit mir in lieb und leid verbunden; und ob ich gleich ein schweres vor mir gehabt/ da ich das knaͤblein geboren/ wie die Offenbahrung Johannis meldet/ rieff mir doch mein hoͤchster schatz auff zweymal fuͤnffmal zu/ und hieß mich Abraham/ daß er mich wolle segnen/ und voͤlcker geben/ und heist mich aus meinem weltlichen haus ge- hen; er rieff mir fuͤnffmal/ Moses/ fuͤhr das volck aus Egypten; eine keusche jungfrau muß die Heiden aus Egypten fuͤhren/ und nicht eine geschaͤndete oder eine pfutzen-saͤufferin/ die sich hat hin und her schleppen und hudeln lassen/ und sich wie ein schwein in dem koth ge- weltzet; einen mann hab ich muͤssen erkennen/ auf daß ich mich in der fuͤlle der zeit ihrer erharmete/ und huͤlffe ih- nen/ und versoͤhnete sie wiedeꝛ bey dem Sohn Gottes. Da anno 1662 der voͤllige suͤndenfall wieder geschehen da ich das sechstemal in den himmel verzuckt worden/ habe ich Gott den Vater und den Sohn beysammen gesehen/ und ich war auch bey ihnen in ihrer herꝛlichkeit/ die ich nicht auszusprechen weiß; und sie gaben mir die guͤldenen ge- setztaffeln/ worauff die 10. gebot mit guͤldenen buchsta- ben geschrieben waren; und ich zeigete meiner tochter kind die gesetztaffeln/ und die herꝛlichkeit GOttes; aber das maͤgdlein kunt es nicht ansehen/ und wich zu- ruͤcke: ach daß ich doch nicht so krafftloß waͤre/ ich haͤtte viel von dieser geschicht zu schreiben; aber ich wils dem getreuen Leser befehlen Seit sechs wo- chen bin ich schon mit schwachheiten beladen/ und muß das lautere wasser trincken/ und kan zu keiner staͤrcke mehr gelangen; wann ich meinem mann einen trunck bier abtrincke/ so ist kein gꝛosser fluch auf erdē/ den er nicht uͤber mich ausflucht; mit beissen thraͤnen muß ichs begiessen/ ich betruͤdtes und veꝛfluchtes mensch/ das ich worden bin um meines Gottes worts und zeugniß willen. Was ist schoͤners auf erden/ als gold? nungibt miꝛ der Vater und der Sohn die guͤldenen gesetz-taffeln/ daß ihr euch ja nichts liebers solt seyn oder werden lassen/ als was GOtt dem Vater und dem Sohn so lieb und werth ist. Diese gesetz-taffel gehet von der herꝛlichkeit Jahr MDC. biß MDCC. des Vaters und des Sohns aus dem Himmels-para- dieß jetzt herfur/ und wird euch gegeben/ ein glantz des Allerhoͤchsten/ ein weg zum himmel/ eine gewisse stꝛasse/ die zum himmel fuͤhrt; sie ist ein licht/ auff der welt zu fuͤhren/ daß man gewiß tretten kan. Ach du schoͤner himmels-steg und Jacobs-leiter! die Gottheit ist zu lieben und zu ehren von gantzem hertzen/ von gantzer see- len/ von gantzem gemuth; dieser weg ist durch Mosen gezeigt zum leben/ fuͤrchte und liebe GOtt uͤber alle dinge dein lebelang/ und liebe deinen naͤchsten als dich selbst; was du wilt/ daß dir die leute thun sollen/ das thue ihnen auch; thue den armen guts wo du kanst/ auff daß dein licht moͤge leuchten auff erden unter den menschen/ ohne heucheley und scheinheiligkeit. Was ist der baum nutz in dem garten/ den der gaͤrtner gepflan- tzet/ wañ er keine gute fruͤchte bringet? er muß abgehau- en und ins feuer geworffen werdē; ein baum ohne frucht hindert die andern baͤume/ den muß man ausreuten aus GOttes garten/ und unter GOTTES kindern. Ein doͤser mensch ist gleich einer fischreuß/ mit schlan- gen angefullet/ wer es heraus zeucht/ der wird gesto- chen; so solte man das boͤse unkraut ausrauffen und ausgaͤten/ daß die lieben jungen zweige ohne austos auf- wachsen/ daß ihnen niemand eine aͤrgerniß gibt. Ach meine augen sehen auff die zarte jugend/ ich habe mei- ne lust an ihnen; aber GOtt sey es geklagt/ meine mut- ter hat offt gesagt/ daß in ihrer jugend kein mensch et- was vom kinder-fraisch gewust/ wie jetzt die natur der menschen so hart in den sunden im grund verderbt/ daß offenbar ist der mensch der sunden und das kind des verderbens; wie dann ich anch eine tochter von dem mann habe gebaͤren muͤssen/ die keine seligkeit mehr in dem himmel gehabt/ wie ich zum anfang meiner schrei- ben schon geschrieben hab; aber ich hab sie ihr bey GOtt wieder erlangt. Die gantze natur der menschen ist der boͤsen lust und reitzung des satans zu aller leichtfertig- keit ergeben/ und niemand ist/ der seinem erhitzten her- tzen wehren thaͤte/ und seiner gifftigen zunge steuerte; denn die zungen der menschen sind vergiftete schwerdter/ sie schneiden stechen und erwurgen ihre arme seelen/ und dringen sie zum tod/ und machen ihnen zum feind GOtt und die H. Dreyfaltigkeit/ durch fluchen und schweren verknuͤpffen/ verstricken und verbannen sie ih- re armen seelen/ daß sie zu keiner rechten reu und buß mehr kommen koͤnnen/ daß sie ihre suͤnden beweineten; ich aber muß es gnug beweinen/ denn man macht das volck gar zu sicher; dieweil JEsus CHristus so viel guts auff der welt erzeiget hat/ so verlassen sie sich dar- auff/ und suͤrchten keine noth noch tod der seelen mehr/ da ist alles fleisch in die sicherheit gerathen/ daß sie wutend und tobend seyn wie die wuͤtenden hunde/ wenn es nicht nach ihrem willen geschwind geht; so ist alt und jung im grund verderbt/ und durch den teuffel ver- fuhret; wenn ich euch die eyterende wunden und seincken- de blut-beulen nicht anzeige/ so wisset ihr nichts da- von. Damit ich euch abeꝛ/ meine tausend lieben freunde/ wieder von der schoͤnen jungfran etwas schreibe/ wel- ches wenn es Paͤbstler leseten und hoͤreten/ sie schnell zu- fahren wuͤrden und sagen/ es sey die mutter GOttes; ach nein/ weit gefehlt/ die mutter GOTTes weiß gar nichts von uns auff erden; wer sie ist auff erden gewesen/ das bin ich auch; die Maria hat JE- SUS CHRISTUS getragen/ ich trage ihn in dem H. Geist; sie ist die mutter GOttes gewesen/ ich bin jetzt eine geliebte braut/ doch auff erden nicht eines hundes werth geachtet/ und bin kommen zu einem fall und aufferstehung vieler in Jsrael. Nun ist diß mein eingang in des HErꝛn erbtheil/ das er mir gegeben/ und komme ich nicht als ein moͤrder in der nacht ohne beruff meines HErꝛn JEsus CHristus; da er mich hieß in sein erbtheil eingehen/ fuhret er mich zuvor in den himmel anno 1662, und ließ mich seine grosse herꝛ- lichkeit sehen/ und seiner Apostel ewiges amt und dienst bey dem brennenden lam̃ GOttes; sie sassen um JEsus CHristus herum in guͤldenen cronen und weissen Chorhembdern/ und sind ewig und immer ewig in un- beschreiblicher grosser freude/ die ich nicht beschreiben kan. O groß ist ihr lohn/ daß sie hier auff erden gelitten und gestritten haben um des lieben worts GOttes wil- len/ deß bin ich ihr zeuge; recht und wahrhafftig ha- ben sie geprediget/ und sind lichter der Heiden worden/ und ein tod den Juden. Es fuͤhrte mich GOttes hand noch weiter/ er gab mir seinen H. Geist/ und stellete mir die grosse obere kirche vors angesicht/ daß ich ihnen pre- digen Th. III. C. XXVII. Von denen gesichten Annaͤ Vetterin. Jahr MDC. biß MDCC. digen sollt; ich wolte aber gantz nicht/ und scheuete mich der gefahr und der leut spott/ weil sonsten kein weib predigt; so schlug mich der HErꝛ mit einem gros- sen stein auff das haupt/ daß ich fort solte und predigen/ daß ichs anzeigte den Lehrern und Pfarrern; und habe seither/ wie ich schon gemeldet/ viel spott uñ verachtung erlitten biß auff den Bartholomaͤus tag 1663. da sahe ich in dem neuen him̃el meine gestalt/ als eine schoͤne jung- frau/ laͤchlend/ gleichwie ich auff erden mit allen men- schen wolte gerne gut und freundlich seyn/ wenn sie sich nur auch wolten mit freundlichen worten zu mir nahen und getreulich mit mir handeln und umgehen; freund- lichkeit ist allezeit bey mir gefunden/ und guter bescheid/ der nuͤtzlich ist. Du seyst gleich wer du bist/ groß oder klein/ mein wort laß dir gewiß seyn/ so wirst du dich nicht stossen an einen stein; ich bin das licht und scheine in der stadt/ die finsterniß euch bedecket hat; ihr waͤret gantz und gar verlohren/ wenn ich nicht haͤtt ein kind geboren; ein Fuͤrst in Anspach zum kind erfordert wird; wer mich verachtet/ hat grosse buͤrd; ein Koͤnig David erfordert wird; der HErꝛ will haben einen treuen knecht/ der haͤlt und fuͤrcht seine recht; was Moses ge- schrieben/ wird jetzt wieder vom himmel gegeben/ daß alle menschen sollen darnach leben. Jch bin ein licht in dieser stadt/ 2. Fuͤrsten und 2. Printzen mir der HErꝛ getoͤdtet hat/ weil sie nicht achten GOttes Geist/ mit dem ich 30 jahr her war ausgereist. So sprach der HErꝛ HErꝛ/ das volck heist mich einen nar- ren/ und hat doch meine gebot und rechte verlassen; da bilden sie ihnen ein/ wenn sie nur glauben und wissen/ daß JEsus CHristus geboren und gecreutziget ist und gestorben/ am dritten tage wiedeꝛ aufferstanden und gen him̃el gefahren/ so habe es keine noth mehr an der seelen/ sie moͤgen leben wie sie wollen/ und wird dem gesetz viel zu wenig gehorsam geleistet; alle gebot werden uͤber- treten/ es lebt alles nach seiner lust und begierde/ und sind dem gesetz feind worden; was man sagt und lehrt nach dem gesetz/ das ist ein feind und bittere galle dem hertzen/ und ein hart leben ihrer seelen; alles fleisch hat seinen weg verderbt fuͤr GOtt; die suͤndfluth habe ich ge- sehen wie zur zeit Noa/ daher muß ich so viel ruthen am himmel immer sehen; der alte him̃el zeigt nichts mehr an/ als straff; ich muß das buch des lebens schreiben/ wie mir mein JEsus CHristus befohlen hat; ich bin das A und das O/ der anfang und das ende/ das neue buch ist der menschen ihre seligkeit; wer mir glaubet der wird selig; wer mir nicht glaubt/ was ich schreibe und sage/ der wird verlohren; das sagt die braut und der geist/ und der braͤutigam: ich kom- me mit honig und lauterer milch/ die schwachen zu staͤrcken/ die krafftlosen zu erquicken/ hier finden die tod- ten das leben/ und die gefangenen die erloͤsung; suchet mich/ meine lieben kuͤchlein/ ich sitze und huͤte euch wie eine gluckhenne vor dem stoßvogel/ daß er euch nicht er- hasche/ und eure seele wuͤrge/ der schwartze drach des Pabsithums; sie speꝛren auf den rachen weit/ und wollen uns verschlingen; JEsus CHristus wachet in seinem geist in der braut CHristi uͤber euch alle. Kommt ihr Evangelischen Fuͤrsten her zu mir/ und hoͤret mich/ was der braͤutigam seiner geistlichen braut an euch befohlen hat/ auff daß er meine weisse tauben uͤber euch fligen lasse/ und ihr mein sohn seyd; das zeughauß will ich uͤber euch ausschuͤtten mit schmertzen und gros- ser liebe; die zu mir kommen/ haben erloͤsung bey dem grossen Koͤnig JEsus CHristus; denn GOttes gericht und zorn ist jetzt streng aber zur mittlerin bin ich ge- sandt/ daß ich meine schaͤfflein vom hoͤllischen wolff er- loͤsen soll; bin ich denn nicht/ die schoͤnste unter den wei- bern/ in den weingarten kommen trauben zu brechen und gute aͤpffel zu blatten/ ehe der kalte winter koͤmmt/ daß der reiff und kalte schnee alles verderbe; ich bin nicht eingegangen in meinen garten als ein miedling oder dieb in der nacht/ Jesus Christus hat zu mir geredt am anfang meines leidens; ich habe allezeit die wahrheit geredet/ aber mir ist nichts geglandet worden; ich habe dabey die groͤste suͤnder in seyn muͤssen/ und mich einen thoren und narren muͤssen heissen lassen; mein weingar- ten hat blut gekostet; die falschen richter haben mir ge- than/ was sie CHristus gethan/ machen ein fabel-we- sen aus mir; die weingaͤrtner sind alle toll und des un- glaubens voll/ wollen die braut CHristi ausstossen aus ihres braͤutigams garten; aber gewiß und wahr werden sie aus dem reich GOTTES ausgestossen werden/ wie die moͤrder und diebe; denn das alte muß vergehen/ und das neue licht herfuͤrbrechen; die des nachts wandeln/ die stossen sich jetzt; aber die des tages Jahr MDC. biß MDCC. wandeln/ die stossen sich nicht/ denn sie haben das licht bey sich. Jch bin das licht der menschen/ wer sich von mir laͤst weisen/ der ist aus der finsterniß entrunnen/ und wird auch ein licht der menschen werden/ und mir meine schafe weyden und in den rechten schaffstall fuͤh- ren/ da kein dieb nicht hinkommen kan; wer durch mich eingehet/ in den schafstall/ der wird weyde finden die fuͤl- le; was des braͤutigams ist/ ist der braut gegeben; war- um das? spricht eure seele; antwort/ CHristus hat euch seine zukunfft verkuͤndiget/ jetzt stellet ers ins werck. So spricht der HErꝛ HErꝛ: gehe hin nnd sage der tochter Zion/ siehe dein Koͤnig koͤmmt zu dir. Jst Anspach die tochter Zion genennet worden/ eine tochter des ewigen Koͤniges? ey ja/ du hocherhabene stadt solt nicht mehr in dem tieffen thal liegen/ sondern ein hoch- erhabener berg seyn; dein grosser Koͤnig will dich erhoͤ- hen/ und eine hoheschule in dir auffrichten/ seinen herꝛlichen namen da stifften/ da er will gepreiset wer- den/ als ein Koͤnig/ der da will hochzeit machen mit sei- ner braut; hier ist der ort/ da die brautfuͤhrer sich mit der braut vereinigen solten; aber ich sehe nichts als tod- tenbeiner. Jch sahe den marck voll/ ich sahe die kirche und den altar voll. Das solt ihr wissen/ daß jetzt die zeit da ist/ daß die todten auffstehen/ die alte haut und die alten kleider ablegen. So spricht der HErꝛ HErꝛ: Sie muͤssen von neuem geboren werden. Und abermal: Bekehret euch/ bekehret euch; wolt ihr euch nichtbekehren/ so werden eure decke wuͤrme seyn und euer lager schlangen/ uñ der todt wird nicht von euch weichẽ. Welcher Lehrer das wasser/ das aus dem tieffen brun- nen meines hertzens geschoͤpfft ist/ und in euch gegossen wird/ weiter fortleitet/ der wird selig. Hie ist das buch des lebens; weꝛ da glaͤubet/ was ich sage/ der wird selig. Ach ihr lieben/ bietet mir eure haͤnde/ daß es doch in alle laͤuder geschrieben werde; der Fuͤrsten und Koͤnige heim- lichkeit soll man verbergen/ aber GOttes wort soll man verkuͤndigen unter den menschen kindern; denen wird die schoͤne cron des hoͤchsten auffgesetzt werden: gleich- wie mich mein JEsus geliebet hat/ so werden meine ar- beiter geliebet und geehret werden. Die erndte ist groß/ und kein schnidter hat es noch angegriffen zu schnei- den in meineꝛ erndte; wer seine cron will tragen/ der zeu- ge von dem licht/ das da scheinet in der finsterniß; wer mir nachfolget/ der ist in mir ein licht/ und wird denen ein licht seyn/ die in finsterniß wandeln; wer viel zur gerechtigkeit fuͤhret/ und den glauben an mich beken- net und meine zeugniß annimmt/ der ist des braͤuti- gams und der braut vorlaͤuffer/ der wird den weg berei- ten zur hochzeit deß lam̃s und der braut. So spricht der braͤutigam zu der braut: Jch will meinen Engel senden/ der vor dir foll hergehen/ uñ dir den weg bereiten; fuͤrch- te dich nicht/ ich bin bey dir biß an der welt ende. Jch bekam befehl diß schreiben fortzuschicken/ der hoͤchste GOtt will damit und dabey seine glaͤubige fuͤhren bey deꝛ hand; wie eine mutteꝛ ihre kinder leitet uñ fuhret den ebenen weg/ so will GOtt die seinigen jetzt fuͤhren/ und leiten. Freuet euch ihr kinder GOttes/ huͤpffet nnd sprin- get in meinen worten/ denn sie sind euer leben ewig und immer ewig. So spricht der HErꝛ HErꝛ/ GOtt wolle seinen bund mit uns auffrichten mit ewiger lehre; hiemit schreibt der Vater und der Braͤutigam und der geist/ die braut zu ruffen/ allen voͤlckern in der welt/ zum ewigen leben. Von allen voͤlckern will mir der HErꝛ saa- men geben; denn ich bin eine mutter vieler kinder/ und ein weib vieler maͤnner/ eine jungfrau des braͤutigams und des lam̃s GOttes. Kommet meine lieben/ kommet ihr gesegneten des Hoͤchsten/ saumet euch nicht/ dann es ist finster auf der gantzen erden; alles fleisch hat seinen weg verderdt. Seyd zur suͤndfluth bereitet/ mein kasten ist schon auff dem grossen wasser/ aber der Hoͤchste wird mir ihn helffen fuͤhren/ baß Tuͤrck und Pabst mich mit den meinigen nicht ersaͤuffen. GOtt sey mit der men- schen haͤnd/ wo ich mein schreiben jetzt hinsend/ ihre federn las du GOtt fliessen/ uͤber berg und tieffe thal; ob gleich die strahlen schiessen/ last es euch nicht ver- driessen; die Engel werden euch behuͤten/ durch GOt- tes gnade und guͤte; bereitet des HErrn weg; das schifflein wird GOtt erhalten/ last nur den HErꝛn wal- ten/ er wird euch getreulich suͤhren/ ihr werdet kraͤff- tig spuͤhren/ daß sein gnad bey euch sey. Und so weit gehen auch die sachen und schrifften dieses weibes/ in welchen der gantze vortrag und dessen einfaͤl- tige art selbst jedermañ versichern mag/ daß nichts er- dichtetes oder untergeschobenes dabey zu finden sey. Womit denn auch dieser Dritte Theil beschlossen wird. B ottfrid A rnolds E rlaͤuterter und fortgesetzter unpartheyischer K irchen- und K etzer- H istorie V ierter T heil/ Bestehend J n allerhand noͤthigen Document en / Tractat en und Zeugnissen/ Act en und Geschichten von vielen Religions- Streitigkeiten. V orrede. E S ist bey eingang in diese erlaͤuterung und fortsetzung der kir- ch n- und ketzer-historie nicht eben viel nothwendiges vorher zu erinnern: Sondern die gleich im anfang allhier gesetzten zeugnisse glaubwuͤrdiger Scribent en moͤgen an statt einer ausfuͤhrlichen einleitung in dieses buch dienen. Angesehen dieselbe nebenst denen allgemeinen anmerckungen von den ketzer-geschichten in der historie selist schon zur gnuͤge zeigen koͤnnen/ daß nicht ohne ursache an der wahrheit vieler ankla- gen wider diesen oder jenen ketzer gezweiffelt/ und also die sache fernerweit zu un- tersuchen noͤthig und nuͤtzlich geachtet werde. Nachdem man aber hinter den grund einer beschuldigung nicht fuͤglicher und gewisser kommen mag/ als wo man des beklagten eigene bekaͤntnisse/ erklaͤrungen und andere solche documenta vor- legt und genau durchforschet: so ist ebenfalls in dieser sache vor dienlich erach- ter worden/ eine und die andere schrifft von bekanten personen/ die man insgemein als ketzer beschrieben/ vor augen zu legen/ jedoch aber das urtheil von denselben nicht selbst zu faͤllen/ sondern andern in Goͤttlichen wahrheiten gegruͤndeten und erfahrnen Lesern bescheidentlich zu uͤberlassen. Wobey denn zufoͤrderst oͤffentlich und in optima forma protesti ret wird/ daß alle falsche/ ungerechte/ gottlose oder sonst verkehrte absichten/ mißbraͤuche/ consequenti en oder folgen hier durchaus und ernstlich removi rt und verwoꝛffen weꝛden/ vielweniger das geringste zum eintrag und schaden der ewigen Goͤttlichen wahrheit geschehen sey; sondern daß naͤchst Goͤttlicher fuͤhrung und weißheit vornemlich folgende wichtige ursachen und gruͤnde dieses vorhaben zulaͤßig und unstraͤfflich gemachet. Nehmlich (1) weil uͤberhaupt bey allen und jeden Lehrern/ auch denen gemeinen Schul- theolog en und Polemicis gebraͤuchlich/ und auch (wenn man die nothwendigkeit des disputiren s und widerlegens ansehen wolte) noͤthig ist/ daß bey denen fragen von der lehre dieses oder jenes ketzers man allzeit seine eigne worte/ woferne man selbige noch haben kan/ beyfuͤget/ und daraus jene erkennet und beurtheilet; ohne daß man da- bey im geringsten besorgete/ es moͤchten andere daraus geaͤrgert oder verfuͤhret werden. Zweytens/ weil auch wol gantze schrifften und buͤcher derer ketzer unter den schrifften derer Historicorum, Theologen, Juristen und anderer anzutreffen sind/ ebenfalls ohne die geringste beysorge einiges daraus der wahrheit entstehen- den schadens; wie die exempel alter und neuer Scribent en am tage/ und in der kir- chen-historie selbst unter denen allegat en haͤuffig zufinden sind. Drittens/ weil eben aus solchen gantzen schrifften derer ketzer nach ihrer voͤllt- gen structur, connexion, weitlaͤufftigeren erklaͤrungen/ bedingungen/ ausnah- men und dergleichen/ ihr gantzer aneinanderhangender sinn und ausdruck genau uñ sicherlich mag heraus genommen/ und betrachtet werden: Dahingegen gemei- niglich aus abgebrochenen/ verstuͤmmelten/ und offt mitten aus dem text und der connexion heraus gerissenen worten und saͤtzen auch ein verkehrter wiedriger und und von den Auctoren niemals intendirter verstand genommen/ und als irrig ver- dammet wird/ wie aus so vielen streit-schrifften/ und systematibus derer ketzer- macherklar am tag ist. Viertens/ weil eben solche schrifften derer beruͤchtigten personen noch hin und wieder unter der andern ihren zu befinden/ und man also von anfang her kein be- dencken gehabt/ selbige zu publicir en/ und zwar in den gemeinsten sprachen/ ob wol die meisten solcher schrifften auch untergangen und unter druckt worden sind. Funfftens/ weil sich sonst diejenigen/ von welchen solche leute verdammet wor- den/ des hierinne begangenen unrechts und falsi sehr verdaͤchtig machen wuͤrden/ daferne sie nicht leiden noch zugeben wolten/ daß zum wenigsten eine und andere eigene erklaͤrung und bekaͤntniß einiger so genanten ketzer auch frey von andern/ uñ A. K. H. Vierter Theil. A 2 nicht Vorrede. nicht allein von denen/ so sich des ausspruchs in glaubens sachen allein anmassen/ gelesen und untersuchet werden moͤchte. Sechstens/ weil vermoͤge des gemeinen rechts und Priesterthums wahrer Chri- sten nach den ausdruͤcklichen schrifft-worten die erkaͤntniß und pruͤfung der gei- ster/ und mithin das urtheil uͤber lehr und leben derer andern nicht denen Doctori- bus, Gelehrten/ Academicis, und so genanten Theolog en oder Predigern allein/ sondern der gantzen wahren gemeine Christi zukommt/ denen auch zu dem ende sol- che dinge allerdings nothwendig in ihrer sprache gemein und bekant gemacht wer- den solten/ wo anders sich jene nicht einer herꝛschafft und tyranney uͤber des HErꝛn erbtheil/ gewissens-zwangs/ monopolii und dergleichen wider-christlicher greu- el handgreifflich schuldig machen wolten. Siebendens/ weil auch bereits von anfang des verfalls her/ und sonderlich unter dem Pabstthum/ wie auch hernach und unter andern partheyen die meisten ketzer- macher ungescheut alle schrifften ihrer gegener unterdruckt/ verboten/ verbrant/ confiscirt und nach moͤglichkeit unsichtbar gemachet haben: Alles zwar unter dem vorwand/ die verfuͤhrung zu verhuͤten/ offte aber in der that zu dem ende/ da- mit niemanden offenbar wuͤrde/ welche parthey recht oder unrecht gehabt/ und ob etwa die verworffene nicht wasbessers/ gruͤndlichers und heilsamers vor- gebracht/ als in der gemeinen orthodoxi e zufinden. Womit denn offenbarlich die schwachheit/ ohnmacht und blindheit manches solchen geistlichen tyrannen ver- rathen/ und kund geworden: Zumal ja die Goͤttliche wahrheit an ihr selber von den luͤgen keinen schaden hat/ und vor sich selbst maͤchtig gnug ist/ ohne aͤus- serliche gewalt und unterdruckung den luͤgen und irꝛthuͤmern zu steuern. Achtens/ weil ja mitten unter denen sogenanten rechtglaͤubigen die aller gottlo- sesten laͤsterlichsten schandbuͤcher/ Romans/ und dergleichen/ wie auch die schriff- ten derer wiedrigen partheyen in den gemeinsten sprachen oͤffentlich ausgegeben werden. Dahero noch vielmehr verantwortlich und zulaͤßig ist/ zur erlaͤuterung der alten und neuen geschichte eine und andere schrifft zu publicir en. Neuntens/ weil solche schrifften/ auch nach dem gestaͤndniß der orthodox en selbst/ nicht durchgehends verwerffliche/ sondern offt sehr nuͤtzliche und heilsame sachen in sich halten: welcher wegen auch dieselben von den groͤsten eifferern nicht gantz verworffen und vernichtet/ sondern annoch beybehalten und gemein gema- chet worden. Zehendens/ weil auch vielen curios en und forschenden gemuͤthern damit ein ge- falle zu geschehen pflegt/ wenn aus grossen Bibliothequ en und andern urkunden al- lerhand rare gantz unterdruckte buͤcher/ manuscript en/ sendschreiben uñ dergleichen edirt werden/ worinne unser seculum sonderlich geschaͤfftig und gluͤcklich gewesen. Endlich/ weil dieses vorhaben insgemein zur erlaͤuterung und auffnahme der gantzen kirchen-geschichte/ und insonderheit zu mehrerer erklaͤrung der publicirt en kirchen- und ketzer-historie mithin auch zur vergewisserung manches weiter nach- forschenden lesers dienen wird/ auch zu dem ende von vielen verlanget worden ist. Jm uͤbrigen ist die dolmetschung/ wo sie noͤthig gewesen/ moͤglichst aus de- rer Auctorum eigener sprache geschehen/ und zwar treulich und ohne alle ver- drehung und corruption, deßwegen auch uͤberall der Auctor, woraus ein jedes genommen/ wie auch die edition beygesetzet/ damit/ wer daran zweiffelt/ den fontem selber zu rathe ziehen koͤnte. Ein von GOTT erleuchteter und geheiligter leser wird NB. alles pruͤfen und das gute behalten! Denn zu dem ende haben je und allezeit auch die allereiffrigsten leute dergleichen vor verdaͤchtig gehaltene schrifften dennoch herausgegeben; wovon mir bey- faͤllt/ was ein Catholick dißfalls erinnert hat. Nemlich es schreibet Josephus Maria Svaresius Bischoff zu Vaison in Franckreich in der vorrede uͤber Nili Gno- mas Tomo XXVII. Biblioth. Patrum Maximæ p. 182. Es ist bey lesung solcher schrifften/ die alsirrig verdammt worden sind/ eben keine gefahr zu befuͤrchten/ daß sie jemand verkehren werden; massen ja auch des Tertulliani buͤcher von der flucht in verfolgung/ von der ermah- nung zur keuschheit/ von der eintzeln ehe/ von der schamhafftigkeit und vom Fasten wieder die Seelischē/ wider die kirche selbst geschrieben sind/ und zwar da er schon ein ketzer war/ wie der H. Hieronymus Lib. de Script. Eccl. erinnert; und nichts desto weniger werden sie deßwegen gelesen. Wie denn Vorrede. denn auch Origenis buͤcher selbst von den Principi en durch Hierony- mum ins Latein versetzet sind/ ob sie gleich voll solcher irꝛthuͤmer seynd/ die von der kirche verdammet worden. Ja deß Didymi buch vom H. Geist/ welches eben dieser Hieronymus Lateinisch verdolmetscht/ stehet unter dessen schrifften/ und Augustinus hat auch schon darunter die auslegun- gen uͤber alle Episteln gefunden/ daß sie von Pelagio gemachet gewesen. Es ist auch gewiß/ daß im IX. Tomo die brieff unter dem namen Demetria- dis und das symbolum an Damasum/ wie auch viel anderes mehr Pelagiani sch/ und eines listigen ertzketzers brut seyn: Nichts desto we- niger sind sie fortgepflantzt und publici rt worden. Also laͤsset der hauß- vater das unkraut biß auff die ernde unter dem weitzen wachsen/ also liegen allezeit bey hohen orten auch gefaͤhrliche und jaͤhe wege/ unter den balsam- straͤuchlein stecken ottern/ ja aus gifft wird Mithridat/ aus schaͤdlichen schlangen Theriack gemacht. Und kein buch ist so boͤß/ daraus man nicht etwas gutes und heilsames nehmen koͤnte. Dieses schreibet ein Papiste/ welchem ich nur einen einigen Lutheraner beyfuͤ- ge/ der das lesen der ketzerischen buͤcher in gewissen stuͤcken billichet/ nemlich D. Joh. Försterum, in seinem Consilio de studio Theologico, wie selbiges Hülseman- ni Methodo Concion. p. 398. angehencket ist. Deme auch viel andere beystim- men/ als D. Joh. Schmidius in Asylo p. 501. Dannhauerus im wolverdienten schul-recht p. 213. D. B. Carpzovius in Exam. Consider. Masen. p. 195. H. Varenius in der rettung Joh. Arnds p. 91. und aus den Reformirten Rivetus Comm. in Psalm. p. 89. \&c: Derer und vieler anderer augesehener Scribent en zeugnisse und worte ich der kuͤrtze wegen uͤbergehe/ zumalen die sache an sich selbst unter allen partheyen der so genannten Christenheit laͤngst vor bekannt angenommen und ausgemacht ist. Jedoch muß ich auch zu mehrer bekraͤfftigung beyfuͤgen/ was die alten Lehrer hievon geschrieben uñ wuͤrcklich practicir et haben/ welche ebenfalls deꝛgleichen bil- lichen. Cyrillus Hierosoly mit anus bekennet von sich selbst/ daß er die buͤcher derer Manicheer zu lesen pflegen/ seinen zuhoͤrern zum besten: Catechesi VI. fol. 63. Auch hat schon im 4. secul. das IV. Concilium zu Carthago im 16. Canone ausdruͤck- lich verordnet/ daß ein Bischoff zwar die Heidnischen buͤcher nicht lesen sol- te/ wol aber der ketzer schrifften nach bewandniß der zeit und der noth- wendigkeit. Ja noch zuvor hat sich im III. seculo etwas merckwuͤrdiges in diesem punct begeben mit dem Bischoff zu Alexandria, Dionysio, wie Eusebius erzehlet Lib. I. Hist. Eccl. c. 7. aus dem es viel andere wiederholen. Nemlich als dieser Bischoff einsmals von einem Aeltisten uͤbel angelassen worden/ daß er die ke- tzer-buͤcher so fleißig lese/ da er doch vielleicht nur gifft daraus ziehen moͤchte; habe Dionysius ein himmlisches gesichte gehabt/ darinn er in seinem vor- haben bestaͤrcket worden. Denn es sey dabey eine stimme gehoͤret worden/ wel- che ihm ausdruͤcklich diesen befehl gegeben: Liß alles/ was dir zu haͤnden kommt. Denn du bist schon tuͤchtig/ alles zu pruͤfen und zu untersuchen/ und bey dieser gelegenheit bist du erstlich zu dem glauben CHristi getrieben worden. Worauff dieser mann also von sich selbst schreibet: Dieses gesichte habe ich angenommen/ als welches mit dem wort des Apostels uͤbereinkam/ der zu den starcken allen spricht: Seyd kluge wechseler! (1. Thess. V. 21.) daß also diese sache durchgehends von alten und neuen Lehrern bestaͤtiget wird/ zumal das gegentheil erst unter der veꝛfallenen kirche/ und am meisten mit der Paͤbstlichen herꝛschafft zugleich auffgekommen ist/ davon die vielfaͤltigen Indices librorum prohibitorum und die inquisitiones zeugen koͤnnen. Es wird auch nicht undienlich seyn/ voneben dieser materie etliche alte beruͤhmte eifferer selbst zu hoͤren/ und unter andern die entschuldigung Hieronymi/ eines sehr eiffersuͤchtigen Lehrers/ her zusetzen/ welche er wider seine tadeler gebrauchet in dem brieff ad Minerium \& Alexandrum, und also lautet: Woferne jemand mur- A 3 ret/ Vorrede. ret/ daß ich die erklaͤrungen dererjenigen lese/ mit deren lehre ich doch nicht zufrieden bin: der wisse/ daß ich die worte des Apostels gerne hoͤre: Pruͤfet alles/ und das gute behaltet; wie auch des Heylands/ der da sagt: Seyd bewaͤhrte wechsler/ damit/ wenn eine muͤntze nicht richtig ist/ und das rechte gepraͤge nicht hat/ sie verworffen werde; welche aber CHristi antlitz in einem klaren lichte zeiget/ dieselbe in unser hertz eingelegt werde. Jch be- kenne so wol in meiner jugend als in diesem alter/ daß Eusebius und Ori- genes sehr gelehrte leute seyn/ welches ich auch von Theodoro, Aratio und Apollinario sagen kan; und gleichwol haben sie alle uns in ihren aus- legungen der schrifft ihr andencken hinterlassen. Jn der erde suchet man gold/ und aus den fluͤssen bringet man glaͤntzenden sand heraus/ und der „fluß Pactolus ist reicher von schlamm/ als wasser. Warum schelten mich „denn meine freunde/ und die dicken fetten schweine gruntzen wider mich/ „da ich schweige? Mein vorhaben ist/ die alten zu lesen/ alles zu pruͤfen/ „das gute zu behalten/ und vom glauben der allgemeinen kirche nicht abzu- „weichen. Noch merckwuͤrdiger ist/ was Socrates lib. VI. hist. Eccl. c. 12. von Theophilo Alexandrino, einem ungestuͤmmen und heftigen feind aller ketzer/ uñ sonderlich des Origenis (welchen er etliche 100. jahre nach dessen tod erst verdammen helffen) meldet: Er habe zwar Origenis schrifften als ketzerisch oͤffentlich auff einem synodo verworffen/ auch in seinen buͤchern widerlegt; gleichwol aber sie selbst immerzu fleißig gelesen. Als er nun daruͤber von seinen anhaͤngern befragetworden/ habe er geantwortet: Origenis buͤcher sind einer wiese gleich/ welche mit allerhand blumen gezieret ist. Dahero/ wenn ich etwas gutes drinnen finde/ so neh- me ichs daraus; scheint mir aber etwas dornicht zu seyn/ so gehe ichs vor- bey. Und so viel sey auch von dieser sache zu ablehnung alles schaͤdlichen anstosses vor- aus erinnert/ welches bey gewissenhafftigen personen den gehoͤrigen beyfall finden und seinen zweck erreichen wird. Was aber die blinden und leiter der blinden be- trifft/ laͤsset man dieselbe gantz gerne und billich ihrem richter stehen/ als pflantzen/ die ohne dem aus gerottet werden/ und also weder etwas zu pruͤfen/ noch das gu- te zu behalten tuͤchtig sind. Ein eigensinniger auffgebleheter Sectirer mag sich wol selbst am meisten quaͤlen/ in dem er die angemassete unbetruͤglichkeit seines hauf- fens und derer anfuͤhrer zubehaupten alles versuchet und anwendet: GOtt aber und CHristo nicht weiter die ehre des gehorsams uͤberlaͤsst/ als es seinem Pha- riseischen hochmuth und prætendirt en vorzug vor andern partheyen anstehet. Jch schliesse uunmehro diese arbeit mit einem sothanigen gemuͤthe/ welches ein gewisses zeugniß in sich selbst traͤgt/ daß alles/ was hier zu finden seyn moͤchte/ aus auffrichtigem und wahrheit beflissenem vorhaben publicirt wordensey. Mein wunsch ist auch ferner/ daß GOtt mehrere und geschicktere leute erwecken wolle/ welche dieses noͤthige werck zu steuer der wahrheit weiter continuir en/ das von mir versehene oder ausgelassene verbessern und ersetzen/ auch mit mehrern subsidi en und kraͤfften ausgeruͤstet seyn moͤgen. Wie ich denn gewiß versichert bin/ es werde diese art die Goͤttliche wahrheit vorzutragen kuͤnfftighin mehr gesegnet seyn/ als alle menschliche eingeschraͤnckte und auff vaͤterliche satzungen oder eigene ver- nunfft und heucheley gegruͤndete lehren/ streit-sachen und dergleichen. Ein jeder sehe zu/ wie er kluͤglich handeln/ das allerbeste und uoͤthigste suchen/ und das andere alles diesem nach setzen moͤge! Fortse- F ortsetzung derer A ntworten/ A uff die im I. T heil vorgesetzte A llgemeine F ragen V on denen ketzereyen. V orerinnerung. E S sind zwar die gedachten anmerckungen von denen ketzer-ge- schichten theils an sich selbst so wol gegruͤndet/ theils durch die bey- stim̃ung so vieler unverwerfflicher Scribent en dermassen bekraͤff- tiget/ daß es wol uͤberfluͤßig scheinen moͤchte/ etwas hinzu zuthun. Weil aber dennoch diese nachstehende bekaͤntnisse und rechtmaͤßi- ge klagen aus der offenbaren praxi und taͤglicheꝛ erfahꝛung genom- men/ auch wegen vieler special en umstaͤnde merckwuͤrdig sind; so moͤgen sie hier im eingang einen kleinen raum einnehmen. Die ordnung derer m a teri en hat nicht wol koͤnnen in acht genommen werden/ weil man nach der art dieses letzten theils lieber die gantzen loca derer actorum in ihrer connexion vor augen legen/ als sie stuͤckweise hie und da einruͤcken wollen. Man kan doch nach anleitung der vorigen erinnerung schon mercken/ wo dieser und jener Autor hinziele/ absonderlich da die staͤtige praxis unter denen blinden ketzermachern leider! mehr als zuviel solche anmerckungen an die hand geben mag/ und zwar auch wol solchen personen/ die kaum ein wenig nach dem licht der natur erkennen/ was billich und gerecht sey. Angesehen die meisten eifferer unter denen hauffen/ die vor anderen maͤchtig sind und herꝛ spielen koͤnnen/ auch so gar die ge- setze der natur hintansetzen/ und in ihren thoͤrichten haͤndeln sich meist vor aller welt prostituir en. Wir wollen nun vernehmen/ was kluge oder doch redliche scri- bent en hiervon vor unsern zeiten geurtheilet haben. Fortgesetzte A llgemeine A nmerckungen Von denen ketzer-geschichten. Num. I. D Aß die reine lehre CHRI- STI niemals bey dem grossen hauffen der man- cherley sect en und Religio- nen zu finden sey/ sondern nur bey wenigen unbekan- ten und vor der welt verach- teten und verkaͤtzerten einfaͤltigen Laien/ hat un- ter andern um das jahr 1570. ein Chur-Bran- denburgischeꝛ Leib- Medicus Franciscus Hil- desheim in einer artigen Lateinischen Tragœ- di e vorgestellet/ unter dem titel: Religio Tra- gœdia: deren inhalt/ wie er ihn selbst p. 97. ( edit. Halæ Sax. 1614.) setzet/ er in diesen ver- sen eingeschlossen hat: Visura mores Relligio mortalium, Demissa cœlo vidua secum seculi Lugens ruinam in fine mundi, ubi jacent Confusa, versa, elusa, mutata omnia: Diu vagata tandem in argutum incidit Sophistam, ab hoc delusa, mundi mittitur In regiam: quam Moriella ut conspicit, Prim um salutat, mox bonam male excipit, Et seditiosam fœminam falso vocat: Matrona supplex tantulum sibi locum Dari rogat: Mundi vocantur filiæ: Avaritia \& voluptas: Matre præside Regina, abillis concilium ingens cogitur: Incerta diu est, ancepsque consultatio. Post velitationem acrem deciditur, Matrona morosa regiâ mundi exeat, Et in sacellum migret, ibi laboribus Mystarum alatur, illic aras incolat, Et templa frequentet, ac relinquat seculo Pompas suas: Accedit ergo fœmina Catholicum, tiara \& induitur sacra, Aurora picta veste, corona gemmea Ornatur: Inde fortè prodiens, manu Pistologi scenam in recentem abducitur, Nudatur \& fit hostibus Iudibrium, Mundo cachinnus, exul, expes, prodiga Salutis, indigens opis, nocens malis Et Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen Etinnocens bonis vocata: hinc exiens Stola resumta candida revertitur, Mox nuda interim palla cruenta cingitur: Deplorat hæc Catholicus secum \& gemens Exoptat ista antiqua mundi tempora: Tandem pererrans Relligio tem pla omnia, Fœdata cuncta turpiter tristis videns, Vestem resumens pristinam, fidam domum. Ubi tuta habitet, ubi moretur, quæritat, Si forte animula misella, nudula, egens DEO Tandem vagam excipiat, reponat exulem In cordis ædem, ut hic quiescat tutius, Quam mundi in aulis, inter \& falsarios: Donec dies fatalis illa favens bonis, Irata malis, ruente descendat polo. Die meinung gehet uͤberhaupt dahin/ daß der wahre Gottesdienst oder die reine religion (denn dieses beydes ist einerley) in der welt durchaus nicht gelitten noch behalten werden/ sondern so gieich ausgejagt und verworffen! Daß also folglich die reine lehre viel weniger bey einem grossen sichtbaren hauffen oder sect e zu finden sey/ als welche alle sich der welt gleich stelleten; sondern daß die Gottseligkeit so gar verachtet und aus der welt verdraͤnget sey/ daß sie waͤre in einem winckel in der stille bey ei- nigen geringen auswuͤrfflingen herberge und gehoͤr finde. Hingegen sehe man/ wenn man nur ein wenig die kirche durchgehe/ uͤberall nichts als greuel und verderbniß: und sey es da- hero am sichersten/ GOtt im geist unter allerley volck dienen und gehorchen. Num. II. Der edle und auffrichtige Graff Picus von Mirandula urtheilet von dem gewoͤhnlichen ver- ketzern in der Apologi e seiner 13. Quæstionum p. 52. also: und zwar nach dem damaligen elen- den zustand der kirchen: Jch sage/ daß wenn einer eine irrige meinung von sol- chen glaubens-sachen hat/ die von der kirche noch nicht entschieden seyn/ wenn nur sein wille nicht beflecket ist/ sondern er einen festen vorsatz hat allezeit dieses zu glauben/ was mit der H. Schrifft und der kirche uͤbereinstimmet: derselbe thut keine todt-suͤnde/ ist auch kein ke- tzer eigentlich zu nennen. Woraus wei- ter folget/ daß zu einer zeit einige mei- nungen hegen suͤnde sey/ welches zur an- dern zeit nicht ist/ dieweil einer etwas ohne halsstarrigkeit zu einer zeit glau- ben kan/ was er zur andern zeit nicht oh- ne halsstarrigkeit glaubte/ nach dem es die kirche entschieden/ oder die heilige Schrifft klaͤrer ausgedrucket hat. Von dem gegensatz des geglaubte/ bezeuget die einstimmung aller lehrer/ die da sa- gen/ daß nicht schlechter dinges ein irꝛ- thum des verstandes den menschen zu ei- nem ketzer macht/ sondern NB. es muß eine boßheit und verkehrung im willen seyn. Daher sagte Augustinus: Jch kan irren/ kan aber dennoch kein ketzer seyn. Dieses wird durch den schluß der allge- meinen kirchen bekraͤfftiget/ welche viel canonisi rt hat/ welche doch biß an tod in irrigen meinungen/ vom glauben ver- harret sind/ und hernach durch die kirche als ketzerisch verworffen worden/ wel- che meinungen man nicht lieset/ daß sie von ihnen waͤren wiederruffen worden. Dergleichen sind gewesen Papias, Bischoff zu Jerusalem/ Victorinus Pictaviensis, Ire- næus Lugdunensis, Beatus Cyprianus und viel andere/ welche wir wissen/ daß sie im glauben geirret/ und ihre meinungen als ketzerisch verdammet worden/ und dennoch werden sie unter die heiligen ge- zehlt. Aus welchem folgt/ daß noth- wendig zu sagen sey/ daß entweder auch die/ welche in solchen meinungen im glauben gestorben/ deñoch nicht in einer todsuͤnde gestoꝛben: Oder die kirche habe geirret/ in dem sie sie canonisi rt. Wenn sie aber sagen/ wie auch einer von denen welche mich anfechten/ gesagt hat/ und auff meinen ein wurff antworten/ daß sie vielleicht nicht waͤren mit recht canoni- si rt worden/ so bin ich denn nicht vor/ sondern sie wider denschluß der allgemei- nen kirche. Aber aus dieser Proposition schließ ich auff die sache des Origenis, ob ich gleich zugebe/ daß Origenes viele und mancherley irrige meinungen im glau- ben gehabt; Jedoch/ wenn in seinem willen keine befleckung gewesen ist/ so kan es kein be we iß seyn/ daß seine seele sey verdammet worden. Daß dahero also geschlossen werde; Ob schon ein grosser irꝛthum von allen sachen des glaubens in eines verstande ist/ wenn nur in seinem willen keine befleckung ist/ so hindert es seine seligkeit nicht: Oder ob er wol klein/ oder von einer jeden sache ist/ hin- dert sie/ oder einer hindert sie/ oder ei- nes hindert sie nicht. So er/ ob er gleich groß/ nicht hindert/ so hat auch dasjeni- ge/ worinn Origenes in vielem geirret/ uñ in den vornehmsten/ woferne sein wil- le recht beschaffen/ und auf keinerley art beflecket/ seine seligkeit nicht gehindert. Und also ist es nicht gnug/ daß diejeni- gen/ welche seine verdammung bewei- sen wollen/ seine irꝛthuͤmer zeigen/ und seine beharrung in denselben/ sondern sie muͤssen die verharrung mit einer hais- starrigkeit/ oder unachtsamkeit/ oder andern boßheit des willens zeigen. So ein irꝛthum/ er mag so geringe seyn als er will gnug ist/ so hat der irꝛthum von der wiedertauffe der ketzer die seligkeit Cy- priani verhindern muͤssen/ und der Chilia- st en ketzerey hat verursachen muͤssen/ daß Papias nicht ist selig woꝛden/ welcheꝛ doch der anfaͤnger selbiger ketzerey/ und mit derselben gestorben ist. Und also sind etliche unrecht von der kirchen canonisi rt worden/ so ein irꝛthum die seligkeit hin- dert/ ein anderer nicht/ und wo wird denn irgends diese distinction gefunden/ daß sie von der kirchen gemacht sey. Num. III. Der in der Remonstranti schen historie be- schriebene Jacobus Acontius hat in seinen Strata- gematibus Satanæ schon anno 1565. da dieses buch zu Basel erstlich gedrucket/ worden/ diese sache sehr weißlich ausgefuͤhret/ woraus die vornehmsten puncte hier zu stehen nicht unwuͤr- dig von denen ketzer-geschichten. dig seyn werden. Er weiset anfaͤnglich/ mit „was vor list der satan die uneinigkeit in die kir- „che bringe/ und sect en anrichte/ die sich unter- „einander biß auff den tod anfeinden. Er kla- „get ferner uͤber der menschen nachlaͤßigkeit in „lesung der H. Schrifft/ und untersuchung der „wahrheit/ woraus die grosse dum̃heit und un- „wissenheit/ falsche meinungen und irꝛthuͤmer „erfolgten/ daß die lehrer/ so bald nur jemand „ein wenig uͤber ihre gesetzte schranckē ausschrei- „te/ flugs lermen machten/ und uͤber unleidliche „neuerungen alles mit schreyen/ laͤstern und „schelten anfuͤlleten. Da doch/ wenn man al- „les/ was einen schein der neuerung hat/ ver- „werffen solte/ die kirche nimmermehr wuͤrde „von irꝛthuͤmern gereiniget werden. Er berufft „sich hiebey auff etliche/ unter den Reformirten/ „welche/ wenn einiger mißverstand vorgienge/ „nicht in ihren urtheilen sich uͤbereilten/ sondern „ein wenig behutsam giengen/ biß man die re- „den angehoͤrt und wol erwogen/ zumal man „ja auch in dem/ was einmal vor gantz gewiß „und sicher angenommen/ wol kan betrogen „seyn/ und selbstirren. Und ob jemand schon „sagte/ dieses oder jenes waͤre eine alte ketzerey „und vor diesem gnug wiederlegt/ so muͤsse man „doch auff solches sagen nicht viel achten/ son- „dern dencken/ daß die sache zuvor vielleicht „nicht wol verthaͤdigt seyn moͤchte/ oder daß „der teuffel zu selbiger zeit eben auch wol ein ver- „fuͤhrer und verwirrer seyn koͤnnen. „Ferner erinnert er auch/ daß wenn von et- „was gestritten wird/ man fleißig untersuche/ „ob selbiges auch einen nutzen bringe/ zu dem „zweck der Christlichen religion/ welcher da sey; „ daß man glaube/ Jesus sey Christus der „Sohn GOttes/ und daß man durch den „glauben das leben haben soll in seinem „namen Joh. XX. Wo sie nun nicht dazu dien- „ten/ so waͤren sie uñuͤtz/ und bestuͤnden nur in ei- „teln speculation en/ gleich wie alle die lehr-pun- „cten/ welche in dem von GOtt angewiesenen „werck keinen nutzen haͤtten. Wenn aber etwas „in streit gezogen werde/ so muͤsse man mit dem/ „welchen man vor irrig hielte/ in aller freundlig- „keit handeln/ ihn seine worte selbst lassen aus- „legen/ auch nicht leichtlich unwissenheit/ be- „trug/ unverschamheit und dergleichen schuld „geben/ oder etwas sagen oder thun/ das ihn „moͤchte kraͤncken/ und mehr abwendig und „verbittert machen: Sondern vielmehr dem „zug der liebe folgen/ welche hier allein herꝛschen „solle/ und anweise/ daß man alles zum besten „kehren muͤsse. Weiter hin/ da er seinen sinn von den grund-artickeln entdecket/ welcher an gedachtem ort gezeiget worden/ discurrir et er weitlaͤufftig wider die blut-urtheile gegen „die ketzer/ und beweist: daß zwar eine obrig- „keit moͤge und solle auch von dem was gestrit- „ten werde/ erkaͤntniß einholen/ aber durchaus „nicht richter seyn uͤber einen/ der sich dem wor- „te GOttes unterwerffe/ vielweniger gewalt „wider ihn brauchen/ am allerwenigsten auff „das urtheil eines andern. Er vermahnet hier- „auff die lehrer/ daß sie die lehre in gehoͤriger rei- „nigkeit halten ohne viel disputir ens: Die zu- „hoͤrer aber/ daß sie wol unterscheiden zwischen „GOttes wort und zwischen den glossen und „auslegungen. Daß sie auch die gegenwaͤr- „tige lehre mit der vorhergehenden offte zu- sammen halten/ nicht mit der/ welche im an-“ fang der Reformation erst eingefuͤhret wor-“ den/ sondern mit der allerersten Apostolischen.“ Hiebey wuͤnschet er auch/ daß diejenige frey-“ heit zu weissagen wiederum moͤchte eingefuh-“ ret werden/ die I. Cor. XIV. beschrieben ist.“ Die Synodos oder Concilia, und folglich die“ Consistoria haͤlt er vor kein bequem mittel die“ spaltungen auffzuheben/ so daß man ihnen“ schlecht hin folgen muͤste. Denn spricht er/“ ist ein Synodus in CHristi namen recht zusam-“ men kommen/ so will ich ihm glauben. Aber“ woher soll ich das wissen? Darum daß sie es“ so sagen? Das kan der allerliederlichste bube“ auch sagen. Dahero kan man niemand zwin-“ gen/ mit solchen urtheilen zu frieden zu seyn.“ Er vermahnet ferner die kirchen vorste-“ her/ daß sie in ihren Censur en mit liebe ohne“ stoͤrrigkeit/ trutz und herrsucht verfahren/“ nicht wie jener/ der an seine thuͤr geschrieben“ gehabt: Niemand komme hierein/ der“ nicht von mir lernen will! Welcher sich“ eingebildet hatte/ er haͤtte den baum des er-“ kaͤntnisses gantz alleine auffgegessen.‟ Num. IV. Von denen Symboli schen Buͤchern schreibet gedachter Acontius ferner daselbst: Daß zwar“ bekaͤntnisse an sich selbst nicht zu verwerffen/“ wann sie nur die vornehmsten Hauptstuͤcke des“ Christenthums vortruͤgen/ aber jemand zu“ dringen/ und einander daran zu binden/ sey“ nicht gut/ viel weniger sey es Christlich/ daß“ man jemand mit vielen fragen presse uñ zwin-“ ge/ seine meinung von diesen uñ jenen zu offen-“ baren/ welches eine tyranney sey/ die man un-“ ter dem namen der guten Kirchen-ordnun-“ gen bedecke. Wo man auch die angefan-“ gene besserung nicht alsbald wieder wolle“ vernichten/ so duͤrffe man ja keine Gesetze“ machen/ die Gewissen immer mehr zu ver-“ stricken. Endlich schleust er mit diesen ernst-“ lichen worten: Wehe euch/ die ihr um ei- teler ehre willen/ und damit ihr scheinet gelehrt zu seyn/ oder aus grosser curiosi- taͤt nimmermehr aufhoͤret/ zwistigkei- ten/ disputi ren und spaltungen auszu- streuen! Wehe euch/ die ihr eurem haß/ neid und groll den zaum lasset/ und euch selbst bey ehren zu behalten/ den zanck nicht allein nicht hemmet- und stillet/ sondern auch die Gemuͤther je mehr und mehr entruͤstet/ und alle die streitigkei- ten unsterblich machet! Wehe euch/ die ihr entweder aus verkehrtem oder auch leichtsinnigem gemuͤth solche wichtige dinge nicht ehrerbietig handelt/ noch zuvor wol erweget/ was ihr thut/ und also alles mit anstoß und aͤrgernissen erfuͤllet! Wehe euch/ die ihr auf nichts anders sehet/ als daß ihr bey den Men- schen als Goͤtter geachtet werdet/ eure Bruͤder verachtet/ betruͤbet/ drucket/ uͤ- ber ihre Gewissen herrschet/ und also das reich des Teuffels weiter verbollwercket und verpallisadiret. Weh/ sage ich/ weh! weh! was greuliche Straffen hangen euch uͤber eurem Haupt auf jenem Tag! Jch rede diese dinge nicht allein zu den Roͤmischen Paͤbsten/ Cardinaͤlen und an- dern dergleichen; sondern ich spreche die A. K. H. Vierter Theil. B an/ Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen an/ von welchen ich hoffe/ daß sie noch ohren haben zu hoͤren. Welche zwar Christum bekennen/ aber mit aus der- massen losen stricken von dem Satan angefallen werden/ daß er sie zu seinem vornehmen mißbrauche/ da sie sichs am wenigsten versehen. Ach daß sich denn ein jeder vorsehe/ und sorgfaͤltig wache! Das Pabstthum ist nicht zu allererst in Rom gebohren/ sondern koͤmmt von un- sern ersten Eltern her. Niemand ist un- ter uns/ der nicht sein Pabstthum im bu- sen trage/ welches denn bey der ersten gelegenheit zum vorschein kommt/ wo man sich selbsten nicht mit grosser weis- heit untersuchet/ ja ihm selbsten recht ge- walt anthut. Wer ohren hat/ der mags verstehen / \&c. Num. V. Von der freyheit derer Gewissen in Reli- gion s-sachen hat auch der bekante Reformir - te Lehrer Johannes à Lasco in der Præfation uͤber das Buch von den Sacramenten der Kirchen folgende bekaͤntnis hinterlassen: Wir muͤssen unsere eintracht nicht so verste- hen/ daß es schiene/ daß wir andere nach uns von allem zugang die reinigkeit der Lehr mehr und mehr an den tag zu brin- gen/ ausschliessen wolten. Wir sehen in der that/ daß viel dinge nun viel besser gelehret werden als zuvor/ und daß viel alte redens-arten/ die zuvor lange in der Kirche gebraucht gewesen/ nur veraͤn- dert sind. Ohne zweiffel wird der Heili- ge Geist andern nach uns in der Gemei- ne Christi beystehen/ gleich wie er uns und unsern Voreltern beygestanden hat. Und wie wir sehen/ daß alle dinge sich zu mehrer vollkommenheit ausstrecken: So weiß ich fuͤrwahr nicht/ ob es uns zu- komme/ daß wir die stuffen und den wachsthum seiner gaben in unsere for- meln und redens-arten einschliessen wolten/ als in gewisse pallisaden oder stacketen: Gleich als ob der Heilige Geist nicht duͤrffte blasen wo er wolte/ und durch welche er will. Jch gebe kei- nen raum neue Lehre auszusaͤen/ son- dern ich rede nur vor die freyheit/ den grund/ welcher einmahl geleget ist/ zu er- klaͤren und auszuzieren/ auch zu zeigen/ daß der Heilige Geist taͤglich nicht auf- hoͤret/ mehr an den tag zu bringen. Num. VI. Noch einer namens Antonius Corranus, der erstlich von den Papisten sehr verfolget worden/ hernach unter den Reformir ten ein Prediger gewesen/ hat Anno 1567. an die Lu- therischen Prediger zu Antwerpen folgendes „abgehen lassen: Er klaget erstlich/ daß der „stuhl der wahrheit in einen stuhl des zancks „und zwietrachts verkehret worden: daß man „auch nichts anders predigen solte/ denn das „wort GOttes zur erkaͤntnis Christi und die „Einigkeit und bruͤderliche Liebe zu stifften/ zu- „gleich auch die absterbung des alten Adams „und unserer boͤsen begierden/ an statt/ daß man „den stuhl brauchte zu laͤsterungen/ beschimpf- „fungen/ injuri en und solchen reden/ die nichts als haß uñ neid gegen einander/ und zwietracht“ in der Lehre anrichteten. Wenn dieses/ schrei-“ bet er/ bey einigen unverschaͤmten Moͤnchen/“ als Instrumen ten des Antichrists und dem“ Pabst geschehe/ so moͤchte mans vertragen/“ weil man wuͤste/ daß solche Propheten Ba-“ laams Schuͤler seyn/ welche ihre zungen ver-“ koppeln dem Volck GOTTes zu fluchen.“ Aber euch (Lutherische Prediger) betref- fend/ Geliebte Bruͤder/ betruͤbet mich ein wort/ das aus eurem Mund gegan- gen ist/ sehr hoch/ daß ich fuͤrchte/ Christi Kirche werde dadurch geaͤrgert werden. Das mittel in denen Religion s-Fragen einig zu werden/ ist allein/ daß man ein- ander friedlich von den mißverstaͤnd- nissen vermahne/ mit einander lieblich handele/ welches viel besser ist/ als wenn man einander mit gantzen Schocken Schreib-Federn bestreitet. Lutherus, Melanchthon und andere waren ja Diener GOttes/ welche sorgfaͤltig arbeiteten den mißbraͤuchen zu wehren/ und die wahrheit des Evangelii zu offenbaren. Aber sie waren eben so wol keine Goͤt- ter/ sondern menschen/ die irren kunten. Waͤre unsere Undanckbarkeit nicht hin- derlich/ so wuͤrde GOTT noch mehr Werckzeuge erwecken/ das licht seiner wahrheit zu vermehren. Es ist wol wahr/“ daß die vorhergehenden Lehrer auch wol beis-“ sende worte/ und schnuͤpffliche reden gebrau-“ chet/ welche denen verkuͤndigern des Evange-“ lii des friedens nicht anstehen: Aber das war“ noch einiger massen zu vertragen wegen der“ elenden zeit/ darein sie gekommen waren ꝛc.“ Aber muͤssen wir denn nun/ da GOtt so viel“ strahlen seiner klarheit gesendet hat/ noch an“ dem licht hangen/ das von einem blitz her-“ koͤmmt? Man muß aus unsern Lehrern kei-“ ne abgoͤtter machen. Sind die Corinther“ deswegen/ weil sie partheyen machten/ von“ Paulo dem auserkohrnen werckzeug bestraf-“ fet worden? Wie soll denn GOtt uns nicht“ straffen/ daß wir als katzen und hunde einan-“ der anfallen/ und das band der liebe zerreissen/“ um uͤber einer menschlichen meinung zu hal-“ ten.“ Als der HErr JEsus seinen Juͤn- gern ein kennzeichen geben wolte/ dar- an man sie solte kennen/ so begehrte er nicht/ daß man der Augspurgischen Con- fession, oder der bekaͤntniß Martini oder Johannis folgen solte/ sondern er gab die liebe zu einem kennzeichen ꝛc. Wer war doch der Auctor der Augspurgischen Confession, auff welche man sich berufft/ als waͤre es das fuͤnffte Evangelium/ und wer hat dem Auctori solche macht gegeben/ ein urtheil und ausspruch der verdammniß abzufassen wider alle die- jenigen/ welche seine auslegungen uͤber einige schrifft-stellen nicht annehmen wollen? Welcher verstaͤndige mensch/ der solches hoͤret/ solte sich nicht fuͤrch- ten/ daß er zwar der tyranney des Pabst- thums entweichen koͤnnte/ aber alsbald wiederum in dergleichen elend fallen muͤste. Jch duͤrffte wol dem Auctori einer Confession des Apostels worte sagen: Mein bruder/ mein freund/ wer seyd ihr/ daß von denen ketzer-geschichten. daß ihr einen fremden knecht richtet? Wer hat euch die macht gegeben/ seyd ihr sein erloͤser/ sein richter? Jst er in eu- rem namen getaufft? Habt ihr keinen meister? Faͤllet er/ so wird ihm sein mei- ster wol wider auffhelffen/ er hat die „macht dazu. Die Pfaͤltzischen kirchen/ „die Heßischen Theologi, der Hertzog von „Wuͤrtenberg/ Peucerus, Eberus und andere „nehmen wol die Augspurgische Confession „an/ und gleichwol kommen sie nicht in ihrer „auslegung mit einander uͤber ein. — Dar- „um an statt/ daß ich mit euch disputi re/ bitte „ich GOtt/ daß er uns die gnade gebe/ uns sei- „nes lichts theilhafftig zu machen/ welches al- „le finsterniß der unwissenheit und boßheit ver- „treibet. Lasset uns solche arten des disputi- „rens verlassen/ da wir auff unsern auslegun- „gen hartnaͤckig bestehen bleiben. Lasset uns „die erbauung der gemeine CHristi suchen/ „und nicht unsere eigene ehre. Lasset uns fleis- „sig seyn/ die menschen durch unsere predigten „zu CHristo unsern obristen Lehrer zu fuͤhren/ „und nicht/ daß sie der Augspurgischen Con- „fession oder dem Catechismo Martini, oder „der auslegung Johannis oder Petri folgen „sollen. — Und ach! daß wirs wuͤsten/ wie „viel uns noch gebreche/ Lehrer des Evangelii „zu seyn? Die bekaͤntniß unserer unwissenheit „solte uns vielmehr antreiben/ dasselbige noch „zu lernen/ als daß wir uns zu Inquisitor en „und richtern machen/ und zwar uͤber eines an- „dern glauben/ und die zeit mit schwatzen verder- „ben/ und das papier mit fragen anfuͤllen/ die „keine erbauung bringen. So weit der gedach- „te brieff dieses mannes/ welcher um selbige „zeit alsbald Teutsch herausgekommen ist/ „und dann auch Frantzoͤsisch. Num. VII. Ahasv. Fritschius in Parænes. de cavenda con- vitiandi libidine. §. 3. seqq. beklaget die sache al- so: Wir haben bißher nicht nur der Jurist en/ Medicorum und Philosophorum schrifften/ sondern auch etlicher Theologorum schrifften/ in welchen doch von den allerwichtigsten/ und die ewige wolfarth der seelen anzielenden sachen gehandelt wird/ mit laͤsterlichen auffziehungen/ schaͤndlichen hoͤhnereyen/ und garstigen durch- hechelungen angefuͤllet gesehen/ und dieselbe mit andern nicht ohne seufftzen/ schmertzen und unwillen gelesen. Man kan aber wahrneh- men/ wie etliche ingenia, welche von natur spoͤt- tisch und hinderlistig sind/ und nichts sagen oder schreiben ohne bitterkeit/ und weder die zunge noch die feder in zaum halten koͤnnen. Etliche verwundern sich nur uͤber ihre eigne und einheimische sachen/ alles fremde aber achten sie gering und vor nichts. Man findet solche ei- gensinnige und an ihren meinungen klebende leute/ welche so empfindlich sind/ daß sie auch nicht den geringsten widerspruch leiden wollen/ oder koͤnnen. Wenn etwa einer oder der an- dere von ihren meinungen/ obwol mit gnugsa- mer bescheidenheit/ abtrit/ so werden sie alsobald unwillig und zornig/ schreiben widerlegungs- schrifften oder programmata, die voll bitterer und stachlichter redens-arten wieder ihren ge- gentheil sind/ oder sie spreyen auch wol auff oͤf- fentlichem Cathedeꝛ schmaͤhungen und laͤsteꝛun- gen wider denselben aus/ gleich als wenn sie von GOtt unmittelbar mit der gabe der infal- libilitæt ausgeruͤstet waͤren. Etliche junge leute lassen sichs sauer werden grosser maͤnner und ihrer Lehrer schrifften zuwiderlegen/ um sich damit sehen zulassen/ und einen eiteln ruhm zu erhaschen/ in dem sie sich faͤlschlich einbilden/ sie wuͤrden hoͤher geachtet/ wenn sie mit ihnen zu streiten sich unterstuͤnden. Andere sind so frech im reden/ und so kuͤhne im schreiben/ daß sie offenbarlich allen krieg draͤuen/ die ihren mei- nungen widersprechen wuͤrden/ und sagen/ sie haͤtten auch heu auff den hoͤrnern; Ja sie fodern alle zum streit auff/ wer sie auch nur seyn moͤ- gen. Ach aber! wie ist doch alles so eitel. Et- liche pflegen in den vorreden ihrer buͤcher oͤffentlich und solenniter zubezeugen und zu protestir en/ wie sie ohne einiger person beleidi- gung und aus einer reinen liebe zur warheit schrieben. Ja man schonet auch derer nicht/ welche sich erbieten besser lassen zu unterrichten/ welche um eine bescheidene beurtheilung bit- ten/ und alles/ was sie irrig oder unbedachtsam gesagt haͤtten/ alles ungesagt seyn wollen lassen; Und welche sich fleißig in acht nehmen/ daß ja kein unbescheiden wort wider die/ von welchen sie dissentirt en/ in ihre feder fliesse/ nichts desto- weniger koͤnnen sie vor denen spoͤttern und laͤste- rern kaum sicher seyn. Es sollen aber alle/ welche mit verfertigung und heraus gebung ihrer buͤ- cher der kirchen oder dem gemeinen wesen die- nen wollen/ der menschlichen schwachheit ein- gedenck seyn/ und von dergleichen schaͤdlichen und einem Christen gantz unanstaͤndigen schmaͤhsucht/ anderer schrifften durchzuziehen/ auszuhoͤnen/ zu verlachen und zu bestraffen/ weit entfernet seyn. Gewiß/ erbare und verstaͤn- dige leute haben einen abscheu vor allem unnuͤ- tzem gezaͤncke/ und bitteren anzuͤglichen reden. Die waꝛheit kan veꝛtheidiget werden/ welche die einfalt liebt/ mit einfaͤltigen bescheidenen wortē/ ohne alle bitterkeit/ ohne laͤsterungen und scharf- stachlichtes ausdruͤcken. Hat einer eine irꝛige lehre in seinen schrifften/ so vertheidige man der sachen warheit/ man verdamme den irꝛthum/ aber ohne verletzung des gesetzes der liebe/ und beschimpffung des naͤchsten. Denn es steht ja gar nicht fein/ die person des irrenden mit schaͤndlichen tituln und schmaͤhungen gleich- sam zu zerbeissen und zerreissen/ und denjeni- gen/ welcher etwa diese oder jene eigene meinung hat/ als einen narren/ unverstaͤndigen/ esel und dergleichen auszuschreyen. Warlich/ werda glaubt/ wie es denn ein jeder glauben soll/ daß alles von GOtt sey: GOtt sey der eintzige geber aller guͤter/ aller weißheit und wissenschafft: Daß die gaben unterschieden seyn/ und/ wie der Apostel sagt/ daß der mensch sie nach seinem maß und Goͤttli- chem wolgefallen aus lauter gnade empfangen habe/ der wird von dieser allerschaͤndlichsten sa- che sich enthalten. Denn was ruͤhmest du dich denn o mensch! als wenn du es nicht empfan- gen haͤttest? Sage doch vielmehr dem aller- guͤtigsten GOtt danck/ wenn du einer sachen wahrheit besser/ vollkommener/ genauer und tieffer einsehen und erkennen kanst/ als ein an- derer/ welcher nicht einen so scharffen verstand und tieffe gelehrsamkeit hat/ oder welcher nicht gnugsam von der sache unterrichtet ist. Du A. K. H. Vierter Theil. B 2 wirst Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen wirst vieleicht sagen: Plato ist mein freund/ Aristoteles ist mein freund/ aber die waꝛheit lie- be ich am meisten: Ja/ also solls auch seyn. Aber kan denn die wahrheit nicht anders vertheidi- get werden/ als mit verspottung/ hoͤnischen auslachung/ beschimpffung und verachtung der irrenden? Freylich sollen wir allezeit der wahrheit anhangen/ aber nicht minder auch der Christlichen liebe/ welche man dem naͤch- sten schuldig ist. Es kan oͤffters mehr mit wahr- heit gesagt werden/ daß man zwar Platoni, aber doch seiner eignen meinung/ zumal wenn sie neu und sonderbar ist/ mit groͤsserer liebe zu- gethan sey. Gewiß die schmaͤhsucht und spoͤt- terey entstehet nicht aus der liebe zur wahrheit/ sondern aus einer angemasten infallibilitæt, und einbildung sonderlicher wissenschafft. Das wissen blehet auff/ sagt der Apostel/ aber die liebe bessert. Wahrhafftig es ist nicht eine ge- ringe/ sondern sehr schwere suͤnde/ und streitet schnurstracks wider die Christliche liebe/ mit worten oder schrifften des irrenden naͤchsten ehr- lichen namen zu schaͤnden/ und wie man insge- mein sagt/ personalia mit unter die realia ausser noth zu mischen. Num. IIX. D. Meyfardus hat aus der historie des vori- gen seculi von der zancksucht derer Lutherischen Theolog en folgendes sehr frey bekannt. Jn der Christlichen erinnerung von hohen schulen c. XII. p. 98. Endlich da die Evan- gelische kirchen in Polen sich vertragen/ und die Reformirt en in Teutschland bey ihren oͤffentli- chen bekaͤntnissen blieben/ der seltzamen mei- nung des Calvini, Bezæ, Zanchii sich nicht an- genommen/ hat doch kein stillstand folgen wol- len. Aber scribent en seyn hervor getreten mit ungeheuren Charten/ die nicht zu erzehlen/ aus gewissen ursachen. Ja die zaͤnckereyen ha- ben manchem so wol geschmecket/ daß sie daruͤber grosse Comment en ausgebruͤ- tet/ voll der groͤsten bachantereyen. Wer ursacher gewesen an dem/ daß die heilsame einigkeit noch nicht erfolget/ weiß GOtt am besten: Das darff ich hoch betheuren/ alle die Theolog en/ die nach dem tod der beyden maͤnner GOttes/ Lutheri und Melanchthonis das werck verhindert/ seyn entweder in dem mittel ihrer tage gestorben/ oder in ihren kindern und kindes-kindern schrecklicher weise gestraffet worden. Es kostet keine sonderbare und uͤbernommene muͤhe/ die historien zu suchen/ und wie es diesem oder je- nem ergangen zu erfahren. Ebener massen darf ich betheuren; Allen denen Theolog en/ die uͤber das vergossene Christen-blut in Franckreich und Niederlanden gefrolo- cket/ die arme bekenner fuͤr des teuffels maͤrtyrer ausgeschrieen/ ist es zum uͤbel- sten gelungen. Es ist mit heissen thraͤnen zu beklagen/ daß auch junge lappen / die nichts wenigers verstehen/ seyn nicht das geringste in der pforte des todes gewesen/ in keiner noth/ in keiner anfechtung/ in keiner gefahr gehafftet/ koͤnnen nur ziemlich syllogismiren, declamiren und plappern/ unterwinden sich mit fast toller kuͤhnheit von diesen hohen und wichtigen din- gen viel zu waschen. u. s. w. — So bald aber der krieg zwischen den Evangelischen kirchen uͤberall ausgebrochen/ ist die Academi sche ju- gend gegen einander verhetzet/ und eine maͤch- tige thuͤre zu vieler unordnung eroͤffnet worden. Sie huben an mit schmaͤhgedichten ihren ge- gentheil anzufallen/ jene von der formula con- cordiæ zu kluͤgeln/ diese von dem Pfaͤltzischen Catechismus zu meistern. Sie huben an auff den pulten der universit aͤten nicht mit gruͤnden der Propheten und Apo- steln allein zu disputi ren/ sondern auch mit ehrenruͤhrigen worten/ scharffen be- zuͤchtigungen/ und boßhafftigen ver- leumdungen zu laͤstern/ vor den augen ihrer Præceptor en/ welche ob diesem sich eꝛfreueten. Sie huben an auff den can- tzeln in den tempeln nicht aus dem grun- de der Propheten und Aposteln zu pre- digen/ sondern auch mit ehrenruͤhrigen worten/ scharffen bezuͤchtigungen und boßhafftigen verleumdungen vor den augen und ohren der Christlichen gemei- nen/ welche ob diesem sich bethoͤreten/ zu laͤstern. Es beduͤnckete manchem/ erhaͤtte eine suͤnde gethan/ wo er nicht grimmiglich wider die wi- derparten gewuͤtet/ und dieselbigen tapfer durch die hechel gezogen. Bey diesem hatte es kein bewenden: die Aca- demi sche jugend ließ sich von ihren Lehrern uͤberschwatzen/ und fing an bald wider diesen/ bald wider jenen zuschreiben/ und solches mit spitziger feder: Zu dem geriethen die streit-sachen in die trinck-stuben/ und wurden die schweren fragen mit poltern und schelten erwogen/ mit fluchen uñ schlagen geurtheilet/ zuletzt mit wun- den und striemen entschieden. Wo sie jemand bey Universit aͤten wusten/ der etwas sittlicher ginge/ sich bescheidentlicher hielte/ der muste geschwind verdaͤchtig seyn/ bald darauff ein tuͤckmeusiger kopff heissen/ zu nacht in hoͤnischen liedern besungen/ und in narrentheidungen tri- buli rt/ und zuletzt in seiner wohnung bestuͤrmet und geaͤngstet werden. Die Professores selber aͤrgerten sich un- teꝛ einandeꝛ/ der konte diesem nicht recht schliessen/ dieser konte jenem nicht recht setzen/ der konte weder disem noch jenem sich recht erklaͤren. Manchem stillem Do- ctori geschahe deswegen grosse unbilligkeit von den Student en/ die colleg en wusten darein zu lachen. Jch mag nicht mehr gedencken an das verwirrete Babylon und an den schaͤndlichen frevel. — Wer nur oben hin et- was in streit-sachen gelesen/ getraͤumet und ihm eingebildet/ sobald solcher die nase begossen/ speyete er mit hauffen aus seinen geiffer wider die beruͤhmtesten maͤnner. Endlich kam hiezu/ daß die Theolo gen sich wagten Melanchthonem nicht allein zu ta- deln/ sondern auch in die tieffste hoͤlle gar zu verdammen/ wolten sein bildnis nicht anbli- cken/ und muste solches aus den Auditori en weichen (dieses hat Hutterus gethan) und son- sten sich vergraben/ und der studirenden Ju- gend nicht mehr unter die augen kommen. Daruͤber flogen herfuͤr von vielen winckeln grimmige Mordblaͤtter/ und scheueten sich vor- nehme Doctores gar nicht mehr/ mit seltzamen tituln ihre buͤcher zu schmuͤcken/ und allerley laͤcherliche haͤndel/ fantaseyen/ fabeln und bar- bareyen darein zu verstecken. Es flo- von denen ketzer-geschichten. Es flogen herfuͤr gerauffte und nackete Falcken und Wunder-thiere/ und kaͤmpff- ten von der Person Christi. War denn diese kuͤhnheit nicht zu erbarmen? zu verfluchen war diese kuͤhnheit. Heisset dieses GOttes wort ehren/ den Sohn GOTTes fuͤrchten? All- hier bitte ich/ ein jeder wolte fleißig betrach- ten/ ob dieses unwesen ursache zu dem kuͤnffti- gen Teuffels-werck gegeben/ ob die jugend hie- mit dazu veranlasset/ gepreisete Maͤnner zu beschmitzen/ wider dieselben zu gruntzen/ und letzlich sich selbsten anzufallen. Zumal/ weil Doctores auf Universi taͤten offt ihren Gegen- theil schaͤndlicher thaten im leben und wandel bezuͤchtiget/ welche er veruͤbet haben solte / und wenn die luͤgen gar zu mercklich ihre falschen zungen verriethe/ mit dem solte entschuldi- get. Eben daselbst cap. XV. pag. 123. redet er die Professores also an: Jhr Heuchler/ koͤn- net ihr nicht errathen/ was geschehen sol- te? Jhr habt die Evangelische Kirche gegen sich selbst verbittert/ und die Aca- demische Jugend aufgewecket. Jhr habt ihnen exempel gewiesen zu schmaͤhen/ laͤ- stern/ verwunden/ toben und wuͤten. Jhr habt ihnen die muster gemacht/ nach welchen sie kuͤhnlich schaͤndiren duͤrffen/ in Gedichten/ Brieffen/ Reden / Disputa- tion en/ Schrifften/ Predigten/ Rath- schlaͤgen. Jhr habt die Academische Jugend abgerichtet/ die Bilder vorge- mahlt/ die Formen gegossen: Sie ist fer- tig zu hoͤren/ zu vernichten/ auszulachen und zu verspotten. Jhr Heuchler/ des Himmels gestalt koͤnt ihr urtheilen/ koͤn- net ihr auch nicht die zeichen dieser eurer zeit urtheilen? Num. IX. D. Arnoldus Mengering eyffert hieruͤber eben auch im Scrutinio Conscient. Cap. XII. quæst. 3. also: Frage dich/ ob du deines Nechsten worte und art zu reden und schreiben durchgezogen/ exagiti rt/ ausgelacht/ gehoffmeistert/ verdaͤch- tig und veraͤchtlich machen wollen? Hoc sæ- penumero contingit in Academiis inter lite- ratas, da muͤssen des Naͤchsten Theses, Phrases, Orationes, und Disputiones zum hefftigsten und aͤrgsten aus scali ret/ scholi ret und durchgezogen werden/ und pflegt man aliorum dedecore \& infamia propri- am famam zu suchen. Aber solte das auch suͤnde seyn? Lieber/ bist du geschickter/ und gelehrter denn ein ander/ laß dirs bekommen; Kanst du fuͤglicher und kluͤger reden und schreiben/ und auf gut Scaligeri sch de subtilitäte disputir en/ lieber/ warum woltest du deinen mit- studiosum, collegam \&c. welcher de sim- plici \& plano seine meditationes und theses an- stellt und formir et/ deßwegen exagitir en und schimpffieren? da muß bißweilen um eines woͤrtleins willen der naͤchste zerzauset/ bacchan- tir et/ und ausgeeselt werden/ daß schande und suͤnde ist. Solte denn auch wol solches mit gutem gewissen geschehen koͤnnen? Oder ha- ben die Herrn Studiosi kein gewissen zu regulir en und verantworten? Et in eo quidem nec Viris Theologis \& Philosophis optimis maximis parcitur. Num. X. Diese jetzt gedachte klage D. Mengerings kan hieꝛ so gleich mit einem domestiqu en und bekan- ten exempel erlaͤutert werden/ indem einer auff D. Calovii absterben anno 1686. folgende ver- se gemacht/ wie auch sie Henning ꝰ Witte im Di- ario Biograph. in præf. p. b. 4. wiederholet hat: Stossius heu moritur, pariter Calovius unà, Ambo senes, ambo Lumina quisque suis. Ille Reformatis cultus quasi Numen , \& alter Saxoniæ columen Relligionis erat. Non potuere sacros vivi componere motûs, Hinc dirimit litem Mors \& utrumque citat. Servat uterq; diem, nunc secomitantur ad astraͤ, Conveniuntque polo, qui nequiere solo. Wem D. Calovii leben und verhalten/ und sonderlich der hefftige grimm wider die Refor- mirt en/ und also auch den gewesenen Chur- Brandenb. Oberhoffprediger Stossium, bekannt ist/ wird dieses leicht errathen koͤnnen. Die abgoͤttischen titel aber solcher Theolo- g en/ als Goͤtter/ seulen der religion/ lich- ter und dergleichen/ sind auch nicht seltsam. Jn einem Carmine Polycarpi Leyseri auff des jungen M. Abrah. Calovii Magisterium stehet unter andern von dem alten Calovio dieses: Mirarique Tuum, quostante Ecclesia stabit, Qui cœlo \& superis verba locutus erit. Num. XI. Aber wiederum zur sache zu kommen/ so ha- ben einige Lutherische Lehrer selbsten den gewis- sens-zwang gemißbilliget und mit vielen gu- ten gruͤnden wiedersprochen. Also beweiset D. Balthasar Meisnerus in seiner Philosophia sobria p. III. sect. II. Quæst. VI. Daß die ketzer gar mit keiner leibes-straffe zu belegen seyn/ mit folgenden Argumenten: 1. A suavi ratione, qua in scripturis doce- tur, Ecclesiam Christi regi oportere. Vel à va- ticiniis Propheticis de propagatione Evange- lii mansueta absque cæde \& sanguine futura. 2. A doctrina \& praxi Salvatoris. 3. A doctrina \& praxi Apostolorum. 4. A fidei natura, quæ est res plene libera, non necessi t atis, sed voluntatis. 5. Ab Ecclesiæ natura, quæ describitur in sacris literis à singulari mansuetudine. 6. Ab Antichristi natura \& ingenio, cujus proprium est usque ad sanguinem sævire in dis- sentientes. 7. A culpæ \& pœnæ proportione. 8. Ab incommodis; nam illæ cruentæ per- secutiones (1) impediunt multorum conver- sionem \& externam salutem, (2) dant ansam effusioni sanguinis innocentis, (3) excitant seditiones, bella, \& varias cædes, (4) vera martyria faciunt suspecta. 9. A Judæorum tolerantia. 10. A praxi primitivæ Ecclesiæ, consensu Patrum \& Conciliorum nec non quorundam Pontificiorum testimonio. Num. XII. Ferner erweiset D. Andreas Keslerus in sei- nem Methodo convertendi Hæreticos p. I. c. XII. Wie die aͤusserliche zwangs-mittel in re- ligions- und gewissens-sachen in der schrifft durchaus nicht gegruͤndet seyn/ und zwar aus folgenden ursachen. 1. Weil darinnen kein befehl/ noch B 3 2. Exem- Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen 2. Exempel der rechtglaͤubigen zu finden/ sondern 3. GOtt hat uns vielmehr geistliche mittel zur bekchrung der ketzer an die hand gegeben/ nemlich die H. Schrifft. 4. Weil ursachen vorhanden/ warum man einen Menschen nicht zum glauben zwingen soll; denn (1) laͤst sich der verstand des Men- schen nicht mir aͤusserlicher gewalt zwingen/ daß er glaͤube als wahr/ was er nicht wahr weiß. (2) Das regiment uͤber die gewissen ge- hoͤret GOTT allein/ und nicht den Men- schen. (3) Durch aͤusserliche zwang-mittel werden die gemuͤther der menschen nur abge- schreckt. (4) Wird auch ursach gegeben zu auf- stand und ungluͤck/ und also das gemeine we- sen in unruhe gesetzet. (5) Kommen dazu die zeugnisse der alten Kirchen-lehrer. (6) Finden sich auch bescheidene Papisten/ welche diesen Proce ß verwerffen. (7) Bezeugen die Histo- rien vom anfang der welt biß hieher/ daß alle- zeit kluge Potentaten auch Lehrer der Kirchen den Leuten ihr gewissen haben frey gelassen/ und niemand zum glauben gezwungen/ hinge- gen aber wuͤtrige Menschen/ Tyrannen und blutduͤrstige Leute die aͤusserliche zwangs-mit- tel haben zur hand genommen. Es ist ein Proce ß nicht von dem Geist der sanfftmuth herruͤhrend/ sondern Heiden und Tuͤrcken ge- braͤuchlich. Endlich macht solcher Proce ß nur Schein- und Heuchel-Christen/ und wircket keine wahre bekehrung der Ketzer an und fuͤr sich selbst. Der aͤusserliche zwang bewegt wol den Menschen/ daß er aus furcht der straffe und pein oͤffentlich was bekenn et/ aber nicht/ daß er demselben von grund seines hertzens zugethan sey: darum findet sichs offt gar bald/ wie die Leute bekehret worden sind/ wenn man ihnen mit zwang einen fremden glauben auf- gedrungen hat/ nemlich/ daß wenn sie wieder lufft bekommen/ sie ihren vorigen glauben/ der bißher im hertzen verborgen gelegen/ wiederum oͤffentlich bekennet haben. Also koͤmmt daher/ 1. daß man der Lehre/ dazu man gezwungen/ im hertzen desto feinder wird. 2. daß sie/ die gezwungen werden/ ein feindseliges Gemuͤth gegen ihre Verfolger tragen. 3. daß sie wider ihr gewissen anders reden/ als sie im hertzen glauben. 4. daß sie auch wol bißweilen zu erledigung ihrer gebundenen gewissen die mittel zur hand nehmen/ welche friede und ru- he des Vaterlandes aufheben/ und wenn sich das blat etwa wendet/ mit gleicher grausam- keit ihre verfolger wieder verfolgen. Num. XIII. Anno 1677. hat einer unter dem namen Hadriani ab Andria ein Tract aͤtlein vom Re- ligion s-zanck und streit in 12. drucken lassen/ darinnen er in der Vorrede bezeuget/ daß er in eben solchem elend gestecket habe/ und also aus erfahrung desto gruͤndlicher schreiben koͤnne. Wie er denn von dem gewoͤhnlichen Ketzer- machen und Theologi schen Gezaͤncke p. A. 8. u. f. dieses urtheilet: Wenn ein Studiosus auf die Hohe Schulen kommt/ da muß er fuͤr allen dingen disputi ren und zancken ler- nen/ gibt sich in ein Collegium, da mag er denn frey zancken/ dadurch denn Chri- stus/ welcher in ihnen soll wieder geboh- ren werden/ wird verdunckelt/ da zancket man sich wol à verbis ad verbera; wenn er denn nun endlich auf die Cantzel gestel- let wird/ so giessen sie die zancksucht in ihre zuhoͤrer aus/ verhetzen die zuhoͤrer/ eine parthey gegen die andere/ daß sie ein- ander richten und verdammen. Endlich wird auch die Obrigkeit dazu gezogen/ daher krieg und bult vergiessen/ land und leute zerstoͤrung erfolgt/ wie leider itzund viel jahr her am tag ist/ denn odium est primus gradus ad homicidium; Also ist nun/ GOTT erbarme es/ das wahre Christenthum/ der Berg Zion/ darauf bruͤderliche lieb und treu/ wolthun/ seg- nen/ gutes wuͤnschen und wollen/ auch gegen die Feinde gruͤnen und bluͤhen sol- le/ in den Babylonischen thurn verwan- delt. Darauf man einander beisset und frisset/ mordet und brennet/ wuͤtet und tobet/ gleich den grimmigen thieren/ da man pro maxima haͤlt/ man solle dem Feind immer so wehe thun als man koͤn- ne. Wenn man aber in den Hohen Schulen der Jugend Christum recht ken- nen lernete/ welcher ist die liebe/ sanfft- muth/ demuth/ \&c. wie derselbe soll und muͤsse in uns neugebohren werden/ so waͤ- re ja gar kein zanck und streit in der Chri- stenheit. Man zanckt in der Christenheit um den Buchstaben/ welcher sich drehen und lencken laͤsset/ wie ein jeder will/ denn er ist auf einen sand gebauet/ darum hat er keinen grund/ ist auch nicht standfeste/ sondern weichet immer tieffer/ laͤsset sich in infinitum disputiren: aber der Geist im Buchstaben/ als der kern in der schale verborgen/ weichet nicht/ denn er ist auf einen unbeweglichen Fels gebauet/ und gegruͤndet/ welcher nicht weichet; Nam verbum Domini manet in æternum. Denn der buchstabe/ wie er mit dinten auf pa- pier geschrieben ist/ oder in die lufft aus dem munde ausgesprochen wird/ ist die aͤusserliche Form oder Conterfait des da- rinnen verborgenen Geistes/ es ist die Schale/ darinnen der Geist/ die krafft des wortes verborgen ligt. Diese Schale muß man im hertzen zerbrechen und aufdeis- sen damit der geist/ die krafft des buchsta- bens in uns offenbar werde/ deñ der buch- stabe toͤdtet/ aber der geist macht leben- dig. Der buchstabe ist gleich wie die decke Mosis/ derselbe wird weggethan/ wenn sich der mensch zum HErꝛn bekehret. Der buchstabe ist das verschlossene buch Ap. V. das der Alte auff dem stul hatte/ welches niemand konte auffschliessen/ weder im himmelnoch auff erden/ denn das Lamm CHristus in uns/ welches erwuͤrget ist. Da Joseph seinen bruͤ- dern zehr-geld gab/ wiederum in ihr va- terland zu reisen/ sagt er ihnen/ zancket nicht auff dem wege. Also auch CHri- stus unser himmlischer Joseph giebt uns sein wort zum zehrpfenning/ auff unser pilgramstrassen wider in unser himmli- sches vaterland zu reisen/ gebuͤhret uns auch/ daß wir nicht zancken sollen/ son- dern einander lieben/ wie er uns geliebet hat. von denen ketzer-geschichten. hat. Wenn man alle zancksuͤchtige re- ligionen und par theyen solte oder moͤch- te allzusam̃en in eine parthey bringen/ wie koͤnte man dieselbe die Christliche kirche/ oder wahres Christenthum nen- nen/ weil sie sich alle untereinander zan- cken/ eine die andere laͤstert/ und fuͤr falsch ausschreyet. Dieser religions- zanck ist die Babylonische hure/ dadurch der thierische mensch wird verstanden/ welcher vom geist GOttes nichts ver- stehet/ auff welchem der drache der teuf- fel reitet/ welcher das thier regiert/ dem der drache der teuffel seinen stul und grosse macht giebt/ woraus der sonnen- klar ist/ daß der religions-zanck des teuf- fels spott- und gauckel-spiel ist. Die eine parthey schilt die andere fuͤr Antichri- stisch. Sie habe allein CHristum/ die wahre religion. Jch sage aber mit wahrheit Joh. 3. Wer aus CHristo nicht neu geboren ist/ er sey auch Luthe- risch/ Calvinisch/ Paͤbstisch oder Tuͤr- ckisch/ ein Juͤde oder Heide/ derselbe ist ein Antichrist. Der teuffel ist aus hof- fart aus einem Engel ein teuffel wor- den; Adam aus dem ebenbilde GOttes ein thier/ auch |eben aus hoffart: also muͤssen wir uns nun gleich den grimmi- gen thieren einander fressen und beissen/ zerreissen und morden/ weil wir in CHri- sto in bruͤderlicher liebe nicht neu geboh- ren werden. Es ist die rechte Babel/ die verwirrung der sprachen/ die sie selbst nicht verstehen/ da man um die mensch- liche selbst erdichtete buchstabliche mei- nungen untereinander zancket/ da doch das reich GOttes in keiner meinung be- stehet/ sondern in der krafft; man will sich mit solchem zancken erweisen/ daß man viel wisse/ sehr um die religion eif- fere/ viel gelesen habe/ aber das wissen blehet auff/ die liebe aber bauet. Jn der H. Schrifft ist gar keine meinung angedeutet/ oder begriffen/ sondern wir erdichten dieselbe/ indem wir das schlechte einfaͤltige wort GOttes/ wel- ches durch viel truͤbsal in uns soll neu ge- boren werden/ verlassen und verachten/ und dasselbige in menschliche mancher- ley sprachen verwirꝛen und verwandeln/ denn das creutz zur wiedergeburt ist uns eine thorheit und schwer. Man disputi- ret nun lange zeit hero de unione personali, de communicatione idiomatum, de libero ar- bitrio, de prædestinatione, und dergleichen/ welcher aber in GOtt neu gebohren ist/ der zancket nicht hierinnen/ denn es ist al- les in ihm selber/ denn er haͤnget CHri- sto an/ er ist ein geist mit ihm/ er ist in CHristo und CHristus in ihme/ darum beweiset er auch in seinem leben und wandel fruͤchte des glaubens als com- municationis idiomata, also zweiffelt und disputir et derselbe auch nicht von an- dern artickeln/ denn es ist alles in ihm. NB. CHristus ist sein licht/ seine weiß- heit/ und der geist GOttes/ der in ihm wohnet/ fuͤhret ihn in alle wahrheit. Uns als Christen soll gebuͤhren/ wie uns auch CHristus lehret/ wieder unsere ei- gene angeborne feinde/ als hoffart/ geitz neid/ zorn/ zu streiten/ und dieselbe in uns abzuschaffen/ in Christi fußstapffen zutreten/ ihm in bruͤderlicher liebe auch gegen die feinde in demuth/ sanfftmuth/ und gedult/ nachzufolgen/ und zu wan- deln; aber so lernen wir das ABC zu- ruͤck/ streiten/ richten/ verdammen/ ver- folgen unsere aͤusserliche bruͤder und schwestern/ unsern naͤchsten/ den wir als uns selber lieben/ segnen/ wol thun und wuͤnschen solten. Wenn wir in Christo neu geboren waͤren/ und haͤtten in uns selbst friede/ so waͤre ja kein blutvergies- sen/ ja es waͤre der friede/ darum wir so viel jahr hero gebeten haben/ schon da/ aber weil wir in uns selbst keinen frieden haben/ sondern widerstreben dem all- maͤchtigen Gott mit haß/ neid/ und zorn/ wie kan denn GOtt den frieden geben? Num. XIV. Daß die sogenannten ketzer unter dem ver- fall gemeiniglich zeugen der wahrheit/ die ketzermacher aber meist falsche Prophe- ten gewesen/ hat Flacius in der vorrede des Ca- talogi testium veritatis also erwiesen. p. m. 4. Es geschiehet gemeiniglich/ daß/ wenn von GOtt selbst erweckte Lehrer die wahre lehre/ und sonderlich das Evangelium verkuͤndigen/ die widri- gen irrthuͤmer aber widerlegen/ es schei- net/ als wenn sie gar eine neue lehre/ die zuvor nie erhoͤrt worden/ fuͤrbraͤchten/ die alte uñ gewoͤhnliche abeꝛumstiessen/ daher sie mit grossem beyfall der zuhoͤrer verworffen und verdammet werden. Ursache ist/ weil das Evangelium Chri- sti alsein geheimniß der welt verborgen ist/ und weil die wahrheit offt sehr hart gedruckt wird/ daß die wenigsten ihr/ wol aber die meisten der luͤgen folgen. Oder auch/ weil sie nicht/ wie die falschē religionen viel pralens und schein ma- chet/ und in alleꝛ menschen augen faͤllet. Also haben zu der Propheten zeiten die abgoͤttischen geruͤhmet/ sie wolten und muͤsten zu Bethel und anderswo opffern/ allwo die H. Vaͤter Abraham/ Jsaac/ Jacob und andere geopffertha- ben/ und nicht zu Jerusalem allein. Sie haben auch wider eben selbige von Gott gesandte Maͤñer gestritten/ die religion bestuͤnde vornemlich in menge deꝛ opf- fer/ und den ceremoni en/ nicht in der lau- teren Gottseligkeit des Hertzens/ viel- weniger in wahrer erkaͤntniß des Mes- siaͤ. Es schiene auch demgantzen volck eine neuerung und Gotteslaͤsterung zu seyn/ wenn die Prophetensagten: Gott wuͤrde dieses volck vertilgen/ samt der stadt und dem tempel. Item: GOTT wuͤrde die Juden veꝛwerffen und die Hei- den davor annehmen. Also ruͤhmten auch die Phariseer zu zeiten CHRISTI und der Apostel von ihrem lehrer Mose/ von den alten satzungen und geboten ihrer vaͤter/ setz- ten auch das hauptwerck der selig- keit im staͤten opffern/ fleißiger be- obach- Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen obachtung der ceremoni en/ und in einiger sorgfalt vor ein erbar leben und aͤusser- liche zucht: Dieses nennten sie die aͤlteste religion/ uñ funden uͤberall beyfall. Hin- gegen weil CHristus die auffsaͤtze der Vaͤter verwarff/ die ceremoni en und opf- fer nicht groß achtete/ und die gantze Gottseligkeit in wahrer bekehrung des hertzens zu GOTT/ in gruͤndlicher er- kaͤntniß unser er kranckheit und des Mes- siaͤ setzte; Hiesse man ihn einen neuling laͤsterer und Gottlosen und wolte ihn endlich nicht mehr mit beweißgruͤnden/ sondern mit steinen refutir en. Num. XV. Wie unbillich sich die Clerisey unter dem namen der kirche die freyheit genommen/ ketzer zu machen/ und hingegen andere/ so ihr ange- standen/ als reine lehrer zu erheben/ fasset ein Protestan te unter dem Jan. Apirocac. also zu- sammen in der taffel vom unterschied der religi- on/ Parte I. cap. VII. p. 824. Wer ist doch der/ so die Vaͤter in die zahl der Heiligen und Orthodox en auffgenommen? Jst es nicht die H. Mutter die kirche? Ohne zweiffel. So ist dañ nun billich/ daß sie die hand uͤber ihnen halte/ dieweil es bey ihnē gestanden/ sie alle fuͤr ketzer zu verdammen/ dagegen die an- dern so sie verdam̃t hat/ an ihre statt zu nehmen: Nun hat sie aberjene die gnade eꝛwiesen/ und sie fuͤꝛ Catholische Lehꝛeꝛ/ und ihre kinder angenom- men/ diese aber als ketzer verdammt: Jst es denn nun nicht billig/ daß jene ihr huldigen/ und sie fuͤr ihre frau und meisterin erkennen? Denn man muß ihm nicht einbilden/ daß es darum geschehen/ dieweil jene dem wort GOt- tes/ so in der H. Schrifft verfast ist/ gleich foͤr- mig geschrieben/ die andern aber das widerspiel gethan haͤttē: Sonsten man daher zu schliessen/ daß sie dem beschriebenen wort unterworffen gewesen/ als der eintzigen regel der wahrheit: sondern darum ist es geschehen/ daß es ihr also gefallen hat motu proprio \& ex plenitudine potestatis, aus eigner bewegniß und vollkom- mener gewalt. So ist es dann billich/ daß sie sich buͤcken/ und den hut fuͤr dem Paͤbstli- chen-Stul und der H. Mutter der kirchen ab- ziehen. Denn siehe/ das ist das urtheil/ so sie selbst in den decret en gefaͤllet hat: Can. si Ro- manorum. dist. 19. Alles was die andern Lehrer geschrieben und gemacht haben/ das wird angenommen oder verworffen nach gefallen und gutduͤncken des Apo- stolischen Roͤmischen stuls. Denn der Pabst ist ein meister und Herr uͤber alles/ was man schreiben oder lehren kan. Ob dieses nicht auch hernach bey denen mei- sten Protestanti schen Lehrern eingetroffen/ mag die erfahrung an einem jeden ort bey ver- staͤndigen selbst richter sey. Num. XVI. Aus der erfahrung hat auch vor wenig jah- ren ein ungenanter scribent e (unter dem na- men Philalethæ ) folgende klage gefuͤhret in den nothwendigen und wolgemeinten erinne- rungen p. 143. welches man auch mit der taͤgli- chen praxi zu conferir en hat: Es ist uͤberall zu sehen/ wie leicht und lieder- lich die menschen mit der verderblichen kaͤtzer- macherey handeln/ und darinnen unaussprech- lich irren/ daß sie menschen von einem guten le- ben/ und die etwan in unbehoͤrlichkeit die an- dern wegen ihres wandels und sonsten/ sonder- lich in Gottesdienstigen/ und auch wol buͤrgerli- chen und gemeinen sachen anweisen/ und nicht nach derselben angenommenen und gewohnten wesen/ sondern mehrers nach der warheit wan- deln wollen/ unter dem vorwand falscher und irriger lehre verketzern und verdammen/ in dem solche kaͤtzer-macher theils ob etwas neues/ theils aus einem allzugeschwinden vorurtheil/ oder zu ihren vorfahren/ es seyn gleich eltern oder Lehrer/ oder auch zu sich selbst/ ihrer gros- sen macht und ansehens in der welt/ ihrer eige- nen durch viel muͤhe und kosten erlangten wis- senschafften/ gemaͤchlicher lebens art und guter tage und dergleichen verblendetwerden/ daß sie entweder die wahrheit oder eigentliche bewand- niß des lebens und deꝛ lehre solcher leute nicht ein mal wuͤrdig achten zu untersuchen/ oder sol- ches nicht behoͤrlich thun/ oder aber wol gar aus einem unverstaͤndigen und unwissenden eif- fer/ gleich wie Paulus der gemeine GOttes ge- than/ verfolgen/ und es nur gleich weg und oben hin ansehen oder auch wol gar aus einer schaͤndlichen und schaͤdlichen boßheit solchen guten wandel oder gute lehre oder beydes ver- achten/ verkleinern/ verdrehen/ und das werck gantz anders/ als es ist/ und offtmals luͤgen- hafft vorstellen/ und dadurch/ welches noch aͤr- ger/ andere ehrliche und verstaͤndige leute/ die solchenketzermachern wegen ihres ihnen vermei- nentlich obliegenden amts und ansehens trau- en/ jaͤmmerlich verleiten. Daß nun in dem Pabstthum dergleichen vorgangen und noch vorgehe/ wiꝛd keiner unter den Lutherischen oder andern/ welchen die Religions geschichten be- kannt/ leugnen; Und ob es auch nicht in einem oder dem andern unter den anfaͤnglichen Chri- sten/ und etwan zur zeit des Irenæi und herna- cher/ und noch heut zu tage/ und auch hier/ so da- her gehe/ weil alles sehr menschlich und wenig geistliche/ wie sie Paulus 1. Cor. II. 15. beschrei- bet/ vorhanden/ ist schwerlich zuglauben/ daß es ein verstaͤndiger nicht glauben solte. So waͤr es ja viel besser und Christlicher/ auch dem ge- bote CHristi: Was ihr wollet u. s. f. viel ge- maͤsser/ daß diese/ in welchen noch eine wahr- heit liebende ader ist/ |dieser augenscheinlichen unwissenheit halber entweder solches nun so viel hundert jahre hero hoͤchst-verderbliche ke- tzer-handwerck nicht erlernen/ noch sich in solche zunfft begeben/ gleichwie die verachteste Qua- cker mit solchem zeug nichts zu thun habē/ oder dasselbe verachten oder verpfuyen/ als sich in ei- ner solchen uͤbeln gesellschafft laͤnger auff halten moͤchten. Denn was fuͤr eine schwerigkeit sey um einen Hæreticum zubeschreiben und mit worten abzumahlen/ hat Augustinus, der sich doch sehr mit den jetzt so genanten ketzern be- muͤhet gehabt/ wol gesehen und dannenhero gesagt: Quid faciat Hæreticum, regulari qua- dam definitione comprehendi, sicut ego existi- mo, aut omnino non potest, aut difficillimè potest. Das ist/ das was einen Hæreti- cum, oder auff gut Papistisch-Lutherisch/ ei- nen ketzer machet/ kan/ wie ich dafuͤr hal- te/ in einer behoͤrlichen beschreibung entwe- von denen ketzer-geschichten. entweder gantz und gar nicht/ oder schwerlich begreiffen werden. Da nun dieser alte und vortreffliche Lehrer hierinnen nicht koͤnnen zu recht kommen/ was gewißheit und nutz ist denn von denen unterschiedlichen heutigen ketzer-beschreibern unter denen Papi- stischen und Lutherischen und andern zu ver- muthen/ die nicht allein in diesen ihren schriff- ten einander selbst zuketzern/ sondern auch wegen anderer in ermangelung der erfahren- heit/ lebens-mittel/ buͤcher/ verstands und be- hoͤrigen urtheils ein erbaͤrmliches zusammen ge- stoppeltes/ und bey vielen ein boͤß und luͤgen- hafftes papagaͤyen-werck machen/ woruͤber sie denn auch offters elendiglich durch die hechel ge- zogen werden/ doch ist es manchem gnug/ weñ er nur in seinem kirch-spiel/ wie sie reden/ seinen zuhoͤrern/ welches oͤffters nur ein staͤdtgen oder dorff voll einfaͤltiger und unwissender buͤrger oder bauren ist/ so etwas neues und seltzames von unbekanten leuten und lehren/ die sie selb- sten nicht gesehen noch verstehen/ vorbringen/ und es so/ wie es ihm selbst auff das abscheulich- ste behaget/ vorstellen/ und denn auch wieder- um selbsten auff gleiche weise darnieder schmeis- sen und also mit ihm selbst fechten koͤnnen/ denn hat man sich als einen tapffern rittersmañ erwiesen. Allein ob dadurch ein Christlich le- ben erwecket/ und die armen menschen gebessert und zum erkaͤntnis GOttes und JEsu CHri- sti/ woran doch allein die seligkeit hanget/ ge- bracht werden/ moͤgen die zusehen und verant- worten/ die solche unbehoͤrliche dinge thun. Hauptsaͤchlich und im grund erscheinet auch die richtigkeit der ketzermacherey aus ihren pro- cess en oder verfahrungen und manieren/ so sie gebrauchen/ denn keine von allen 3. R. R. re- ligionen koͤnnen einen solchen sichtbaren rich- ter/ noch auch einen Actorem oder beschuldiger ausfinden/ um die andere/ wie auch ihnen ge- schicht/ zu verketzern/ daß solche von dem be- schuldigten theile nicht koͤnten verworffen wer- den. Also daß gaͤntzlich das Forum compe- tens d. i. das behoͤrliche gericht hierzu noth- wendig unter ihnen ermangeln muß. Und so es unter ihnen ermangelt/ solte denn eine eintzi- ge dieser 3. religionen gegen andere besser zu seyn nur koͤnnen gedacht/ zugeschweigen/ gehal- ten werden? Nichts destoweniger wird bey al- len 3. die ketzermachung trefflich getrieben/ aber wie? Bey denen Papisten/ allwo von den groͤssesten und maͤchtigsten weltherren unter ihnen denen so genanten und geachteten geist- lichen/ nemlich und eigentlich dem Pabst/ die- ses recht eigenthuͤmlich zugestanden wird/ welcher Inquisitores hæreticæ pravitatis d. i. untersucher oder ausforscher der ketzeri- schenunartigkeit nebst andern beysitzern und bedienten verordnet/ wenn nun jemand/ es sey aus was ursache es wolle/ recht oder unrecht/ in verdacht kommt/ der muß mit oder ohne ge- waltthaͤtigkeit fuͤr solchem gericht erscheinen/ und offtmals sein eigner beschuldiger werden/ da doch die gemeine rechte sagen: Nemo tene- tur propriam turpitudinem allegare. d. i. Nie- mand ist gehalten seine eigene schande anzuweisen. Wird er nun/ wie es ins ge- mein geschicht/ einketzer erklaͤret/ so ist ihm der tod gewiß gnug. Aber das thun diese seine leute nicht/ sie seyn Geistliche/ sie vergiessen kein blut/ sie waschen mit Pilato die haͤnde/ sondern sie uͤbergeben ihn nur der weltlichen Obrigkeit/ die muͤssen ihre nachrichter seyn/ als- dann ist es schon ein ausgemachtes werck/ zum scheiderhauffen zu/ zum feuer zu/ ohn eintzige gnade/ wovon die am 15. bl. erwehnte Marty- rer-buͤcher und Limburgs hist. de inquis. weit- laͤufftiger und eigentlicher handeln. Und die- ses geschicht von denen auff dem Muͤnst. und Oßnabr. friedens- tractat en genennten Catho- lischen. Bey denen aber daselbst genennten Evangelischen/ und unter denen den Lutheri- schen/ gehet es dem schein nach etwas gelinder daher/ weil ihren so bloß genennten Geistlichen eine so grosse macht zwar eben nicht zugestan- den/ jedoch von ihnen selbst/ so viel sie immer koͤnnen und vermoͤgen/ eigenthaͤtig genommen und gebrauchet wird/ und damit kommt es mehrentheils erstlich auff die cantzeln oder pre- digstuͤhle/ da wissen sie wol/ daß sie auch der gruͤndlichsten und billichsten wiedersprache nicht zu gewarten haben/ sie sagen gleich/ was sie wollen/ es sey wahr oder unwahr/ helffe nur alles/ was da helffen kan. Nachdem nun der meiste theil der zuhoͤꝛer von solchē leuten alles auff guten credit und glauben annehmen/ oder um nicht verdaͤchtig zu werden/ annehmen und bey leibe nicht dagegen mucken muͤssen/ so folgt bißweilen auch die feder und oͤffters noch scheinbarer drauff/ als dann ist die sache gantz klar/ und ist brav gesagt und gethan. Hier- naͤchst kommt das blind gemachte volck und schreyet das crucifige! crucifige! weg mit diesen leuten/ es seyn nur unruhmacher/ u. d. g. Da muß die Obrigkeit dran/ sie betruͤben kein wasser nicht/ die Obrigkeit ist so dann eine saͤugamme und beschuͤtzerin der kirchen/ sie ist denn gut gnug ihren willen und begehren/ als ihre diener/ auszufuͤhren/ da gehet es denn: Er ist in der religion verdaͤchtig/ ein ketzer / er muß von seinem dienst/ von seinem amt/ aus der stadt/ aus dem lande hinaus. Gleich wie sie aber in der toͤdtung des leibes etwas behut- samer als die Papisten/ so seyn sie hingegen in beraubung und schaͤndung eines ehrlichen namens und andern beschimpffungen desto hefftiger/ welches doch ein buͤrgerlicher tod/ und also wenig besser ist/ als von den Papisten betrieben wird/ weil fama \& vita pari passu ambulant. d. i. das leben und einehrlicher name halten gleichen fuß. Jst aber die Obrigkeit verstaͤndiger/ und will die sache selbst untersuchen/ da heist es: waͤre dieser nicht ein Enthusiast/ Chiliast/ Schwenckfelder/ Weygelianer/ Pietist/ und mit einem wort/ das alle diese eckel-namen in sich verschlungen haͤlt: ein Quacker / wir wuͤrden nicht von ihm reden/ noch ihn anzeigen. Wird aber solchen falsch scheinenden angebeꝛn/ wie billich/ nicht getrauet/ sondern man will das werck etwas genauer ansehen/ alsdenn gehet das ge- schrey recht an: wird dieser oder jener nicht weggeschafft/ so bistu kein freund des Muͤnster- uñ Oßnabꝛuͤggischen friedenschlusses. So ist es denn gethan/ und ihr wille muß geschehen. Daß dieses dergestalt von Lutherischen/ so wol un- ter ihnen selbsten/ als auch gegen andere ge- schehe/ koͤnnen unter vielen die geschichte in der vortrefflichen stadt Hamburg ein unverwerff- liches gezeugniß abgeben. A. K. H. Vierter Theil. C Num. Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen Num. XVII. Noch ein neuer Auctor in Engelland Doct. Joh. Pordage hat in seiner Sophia oder entde- ckung der weißheit (so nach seinem tode anno 1699. in Amsterdam Hochteutsch heraus ge- kommen) dieses hievon erinnert im XXI. cap. p. 159. Von der zeit an/ da CHristus am creutz er- toͤdtet worden/ die Apostel gestorben und der abfall eingekommen/ ist nie keine wahre Christ- liche sichtbare versammlete kirche auff erden ge- wesen/ hat auch nicht seyn koͤnnen. Es hat kein wahrer Christlicher sichtbarer stand oder kirche des Evangelii seyn koͤnnen/ sondern An- tichristische kirchen. Es haben keine wahre kirchen-diener noch ein wahrer kirchen-dienst seyn koͤnnen/ noch auch ein wahrer GOttes- dienst/ noch wahre anbeter ꝛc. Wie haben sie (die Antichristische kirchen uñ aͤussere scheinfor- men der Gottseligkeit.) Babel mit ihrē verwirꝛ- ten meinungen/ uñ hitzigen feuꝛigen disputatio- nen mit einandeꝛ uñ wideꝛ einandeꝛ ins feuer uñ bꝛand gesetzt/ da des einen schweꝛd wideꝛden an- dern/ seinen naͤchstē/ gegangen. Da sie einander mit bitteren schelt- und laͤster-worten verfolget/ einander von ihrer gemeinschafft ausgeschlos- sen und in bann gethan/ einer den andern fuͤr falsch ausgeschrien und eine kirche die andere verflucht und verdammet hat. Und warum? als nur bloß um eitler worte und meinungen willen/ und daß jeder fuͤr seine auffgerichte form und bild und fuͤr seine kirche ge dispu tirt/ und jedwede parthey gestritten hat und geglau- bet haben wollen/ daß ihre form die wahre kir- che CHristi auff erden sey/ welcher die verhei- sungen des ewigen lebens zugehoͤrten/ und jede parthey ausgeruffen und geschrien: Wir sind CHristi wahre kirche auff erden/ und alle die andern sind falsche Antichristi- sche kirchen. Wir haben die rechte schluͤssel auszuschliessen und einzulas- sen/ wir haben die rechte thuͤr und thor/ durch welches ihr eingehen muͤsset: wir haben die wahre Evangelische Gottes- dienste uñ Priester! Da sie doch in wahrheit alle Antichristische kirchen und luͤgner sind/ und hieriñ insonderheit als betruͤger werden erfundē weꝛden/ an diesem meinem (der Goͤttlichen weiß- heit) zerstoͤrungstag uͤber Babel und an dem ta- ge/ da ich alles herwiederbringen werde/ weñ ich komme/ die wahre kirche Christi wieder auffzu- richten/ die als aus dem staube/ ruin und asche der aͤusseren schein-kirchen wieder neu erschaffe- ne kirche aufferstehen soll. Num. XIIX. Dieser gedachte scribent e faͤhret gleich dar- auff p. 160. fort/ auch von denenjenigen sect en insonderheit frey zu urtheilen/ welche vor an- dern groͤsseren partheyen/ deren elend jedermañ und auch den natuͤrlich-verstaͤndigen men- schen in die augen faͤllet/ mehr scheinbahres ha- ben/ woruͤber sie sich selbst vor andern erheben und alles untadelich achten/ auch die uͤbrigen dahero verachten. Seine worte sind insonderheit von den Qua- ckern folgende: Allhier (nemlich am tage des gerichts der Goͤttlichen weißheit) wird auch die kirche der Quacker eine Anti- christische kirche/ eine von menschen auffgerichtete kirche befunden/ und ihre form/ und das thor/ durch wel- che sie personen in ihre kirche zulassen/ verstoͤret/ und sie luͤgner erfunden wer- den: daß sie gesagt/ sie seyn die wahre kirche CHristi/ und haben den alleini- nigen weg zur seligkeit/ und ihre leh- re sey das rechte mittel/ und ihre form die wahre thuͤr in CHristi wahre kirche. Jch (weißheit) sage und bezeu- ge dir/ daß sie eben sowol/ als die andern kirchen/ welche sie verachten/ eine Anti- christische kirche sind/ und in die- sen ihren lehren werden luͤgner erfun- den werden/ da sie sagen/ daß sie von suͤn- den und selbheit frey seyn/ und doch nicht sind: daß sie vorgeben/ sie seyn vollkommen/ da sie doch noch unvoll- kommen sind: Daß sie zeugen/ sie seyn zum berg Sion und zum neuen Jerusa- lem kommen/ ehe der berg Sion und das neue Jerusalem in sie hinab gestiegen ist. Denn daß sie diese wahrheiten von sich zeugen und behaubten/ ehe ich sie zu neuen creaturen gemacht habe/ eben dasjenige ists/ wodurch sie an meinem annahenden tage des gerichts uͤber sie luͤgner erfunden werden sollen. Anderswo findet man dieses von eben diesen Quackern und allen/ so den schein und namen der piet aͤt vorwenden p. 143. Jn der offenbarung (der weißheit) muß auch der Quacker versam̃lungs-art und ihre in wahrheit nur aͤusserliche kirche in dem tage zerstoͤret werden. Denn mein (der weißheit) dienst machet vor- bereitung zum berge Sion und zur kirche oder gemeine der erstgebornen/ und zur allgemeinen versammlung der H. Gei- ster/ daß sie in den neuen himmeln und erden im menschen durchs werck meiner haͤnde auffgerichtet werden/ darum soll und muß am tage meiner zerstoͤrung/ al- les/ was durch den menschen und vom menschen auffgerichtet ist/ abgebrochen und zerstoͤret werden. Und so auch noch NB. eine andere uͤber die Quacker auff- stehen solte/ eine aͤussere form der NB. Gottseligkeit (oder piet aͤt) in dieser welt auffzubauen/ wornach sich der aͤus- sere mensch conformir en und richten moͤchte/ soll/ wiꝛd und muß sie duꝛch mich dennoch zerstoͤret werden. Denn weil der greuel und verwuͤstung drinnen ist/ wiekanes ein werck meiner haͤnde seyn/ weil es von menschen gebauet und durch die creatur auffgebauet ist/ u. s. w. Num. XIX. Und weil ich einmal auff diese judicia von denen scheinbarsten und fuͤr andern sich heilig duͤnckenden partheyen kommen bin/ so moͤgen noch einige andere mit diesem vorherstehenden einstimmige urtheile hier gelesen werden/ wie sie in der beruͤhmten Engelaͤnderin Jane Leade schrifften zu finden sind/ da denn in denen 6. Mystischen tract aͤtlein p. 250. zu denen in En- geland lebenden partheyen folgendes stehet/ als ein der Autor in vorgestelltes gesichte von den 7. kirch-gemeinen in Engeland. Erstlich kam die aͤlteste/ so der Bischoͤffli- che dienst war/ mit seiner National - kirch und unter von denen ketzer-geschichten. unter seiner disciplin stehenden gliedern/ die zwar fuͤr des Herꝛn gesalbte erkant seyn wolten; aber nicht angenommen/ sondern abgewiesen und aus geschlossen wurden. Die andern wa- ren von einer etwas feinern gattung/ mit na- men die Preßbyterianische parthey; wel- che ebenmaͤßig als die ersten ausgeschlossen wurden. Denn sie nicht eingehen/ noch ihr creditiv oder gewalt-brieff/ daß sie zu Predigern ausgesandt waͤren/ besiegelt haben oder auff- weisen konten. Fuͤrs dritte kam hinauff eine art/ die sich des Apostolischen diensts und noch reinen gebrauchs der Goͤttlichen verordnungen auff eine abgesonderte weise anmaßten/ Inde- pendenten (oder Congregationalist en / und besondere versammlungen haltende gemeinen) genant: Diese wurden gleichfals verworffen und abgewiesen. Hierauff und zum vierten trat eine andere gattung/ so der vorgehenden nachaͤffete/ von selbst hinan/ und zwar eine solche herde/ die gantz gewaschen/ und im glau- ben der wasser-tauffe ineinander vergliedert und verbunden war/ unter dem namen der Widertaͤuffer bekant: Welche ebenmaͤßig vorbey gehen musten. Ferner und zum fuͤnff- ten erschien eine versammlete gesellschafft/ welche auff der aͤussern huͤlffe und auf dem aus- wendigen gefasten sinn und meinung stunden/ und bloß nach der herꝛligkeit des Reichs Chri- sti und nach seiner monarchi schen obermacht auff der erden in einer sichtbaren art und weise aussahen und umgaffeten/ und nicht in sich selbst einkehreten/ noch das reich des H. Geistes/ das nothwendig vorhergehen und die himmli- sche gemeinde zum wesen bringen und anord- nen muß/ rechtschaffen ins auge fasten/ und sol- che ward die kirch-gemeinde der fuͤnfften Monarchie genant: aber auch diese wurden verworffen. Weiter und zum sechsten sahe ich eine gemeinde/ ( der Quacker ) so groͤsser denn einige der vorhergehenden war/ hinauff- treten/ und zwar mit grosser kuͤhnheit/ weil sie ihnē vermessentlich einbildeten/ daß sie zur voll- kommenheit hinangekommen waͤren/ und da- her sich selbsten auff eine gantz sichtbare weise von allen denen uͤbrigen unterschieden und sag- ten: Nun ist gewißlich der gesalbte des HErꝛn vor ihm; aber eine stimme sprach/ auch diese sinds nicht; denn der HErꝛsiehet nicht/ wie ein mensch siehet: Es soll vorhin kein formaler tem- pel in der ewig waͤhrenden kirche stehend seyn/ sondern aus dem stamme Davids soll noch eine jungfraͤuliche kirche/ die keinen mann erkant hat/ in diese erde (als zur offenbar- und fort- pflantzung derselben) eingeboren werden. Ferner stehet in dem Himmlischen Bott- schaffter eines allgemeinen Friedens pag. 28. u. f. an die Roͤmische/ Lutherische und Re- formirte partheyen nachfolgende erinnerung: Es gehet dieser ruff zu erst zu euch von der Roͤmischen Kirche / die ihr euer alter und die nachfolge des Apostolischen Brunnquells vorschuͤtzet/ und warnet und raͤth euch/ auch wol zu pruͤfen/ ob ihr diesen euren titul und namen durch eure practic und gleichfoͤrmig- keit des Lebens mit der Apostolischen Kirche auch bewaͤhren koͤnt. Denn ihr solt wissen/ daß aus dem munde des grossen Apostels un- serer bekaͤntnis/ Christi JESU / ein feurig Gesetz/ ja ein Geist des ausbrennens und ge- richts ausgegangen sey/ beydes eure wege/ wer- cke und Gottes-dienste zu pruͤfen. So daß ihr erwarten muͤsset/ daß alles/ was zu leicht wird gefunden werden/ und dem guͤldenen korne die wage nicht halten kan/ auch was uͤberfluͤßig und unrein ist/ von der maͤchtigen hitze GOttes eyffers verzehret werden wird: dannenhero ein ruff an euch ergehet/ daß ihr zu eurem ersten und anfaͤnglichen stande wie- derkehren/ oder denselben wieder zu erlangen trachten solt. Solchem nach will dem jenigen hauptsaͤchlich und insonderheit gebuͤhren/ wel- cher sich auf den stuhl und macht der Regi- rung uͤber diese Kirche/ als das Stadthalte- rische Haupt eingesetzet hat/ sich wol zu exa- mini ren und zu pruͤfen/ ob er die wahre Mission, oder das rechte Creditiv und vollmacht seiner Gesandschafft habe? so allein aus der krafft des Geistes JESU in ihm erkant werden kan; in welches hand der guͤldene Schluͤssel ist/ der das reich der Philadelphi schen heerde zu oͤffnen vermag. Auf solche weise mag er ein wahrer Hirte der Schaafe und ein Bischoff und Aufseher solcher werden/ welche die jung- fraͤuliche Kirche ausmachen moͤgen. Denn das soll euch von Alpha und Omega kund ge- than seyn/ daß titel/ worte und aͤusserliche ce- remoniali sche Gottes-dienste durchs feurige Gerichte nicht gehen werden: Darum bekeh- ret euch/ bekehret euch/ und staͤrcket das/ was am innern und geistlichen Leben unter euch ster- ben will; und trachtet eure erste Liebe wieder zu erlangen daß ihr das rechte werck und kenn- zeichen der Philadel phi schen Braut tragen moͤ- get. Nehmet dieses als eine wahre Both- schafft und Ruff von dem jenigen an/ der al- les in allem ist. An euch aber von der Lutherischen Kir- che und den uͤbrigen der Reformirten Kir- che/ ist das Wort des Raths und der Weis- heit/ daß ihr euch nicht sollet duͤncken las- sen/ es sey gnug/ daß ihr im Anfange einer Reformation einiger massen durch die nacht der finsterniß und unwissenheit durchgebro- chen seyd. Sintemal ihr euch nicht selbsten beschraͤncken/ und an dem ersten anbruch des tages und morgen-demmerung binden muͤs- set; angesehen die wahre oͤl-lampe immer heller brennen will/ biß sie zu der einigkeit der liebe hinan kommt/ die keine trenn-noch scheidung zulaͤst; und biß alles das herbe und strengefeuer des dienstes Eliæ (in welcher eure erste Reformation ausgieng/ den weg zu ei- nem nach ihr kommenden groͤssern und hoͤhern dienste zu bereiten) im folgenden dienste der liebe verschlungen werde. Solchem nach nun will euch insonderheit/ den haͤuptern und hirten/ denen die heerde CHristi anbefohlen ist/ gebuͤhren/ euer auge zuruͤck auff die reinigkeit/ liebe und eifer eurer kindheit oder ersten fortgan- ges eurer kirchen/ gehen zu lassen; und eure lam- pen damit zu vergleichen und pruͤfen zu lassen/ ob sie im licht und kꝛafft deꝛ thaͤtlichen heiligkeit zugenommen/ oder ob sie nicht vielmehr abge- nommen und dunckler gebrandt haben: und wie weit dasjenige/ was im geist und leben eroͤf- net gewesen/ wider im tod und aͤussern ceremo- niali schen schein versunckē sey! Zu welchem ende A. K. H. Vierter Theil. C 2 ein Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen ein jeder unteꝛ euch in sich selbsten gehen oder ein- kehren/ und euren quell des heils anruffen muß/ daß eꝛ wiedeꝛ ausquelle und euch als einē frucht- bahren Libanon mache/ damit der Koͤnig der liebe und des friedens in und unter euch woh- nen/ und euch mit dem Philadelphi schen spie- gel/ so das flammende hertz und liebe der einig- keit ist/ versiegeln und bekraͤfftigen moͤge. Ver- achtet noch verwerffet diese bottschafft/ und ruff GOttes an die Lutherische und Reformir- te kirchschafft nicht/ denn sie von demjenigen kommt/ welcher im brennenden busche der liebe wohnet; Wohin er euch/ die ihr von den Reformirten oder Protestirend en kirchen seyd/ alle zukommen und aus dem kelche der Goͤttli- chen eingeistung als dem weine zu trinckē einlaͤ- det/ welcher euch zu dienern des geistes machet/ damit ihr als abgesandten der versuͤhnung aus- gehen moͤget/ welches eure crone/ freude und glori e seyn wird. Dergestalt nun seyd ihr/ bey- des hirten und volck aller kirchen/ erinnert und auffgeruffen/ euch in euch selbsten zu examinir en und zu pruͤfen/ ob ihr das rechte mahlzeichen/ der kirche und braut CHristi traget: Denn der Koͤnigliche braͤutigam erwartet nunmehr ei- nen solchen hohen grad der Reformation sol- cher einfoͤrmigkeit/ der alle buchstaͤbliche und todte aͤusserliche ceremoniali sche Gottesdienste uͤbertrifft/ angesehen solche die probe des Goͤttl. und brennenden steins der liebe nicht halten wollen. Dannenhero so ihr eine hoffnung und verlangen nach seiner andern erscheinung und reiche habet/ das sich in seiner macht und glori e allhier in und auff der erden ausbreiten soll/ so seyd wacker und wachet im innern hoffe eines reinen und vollkommenen hertzens und ge- muͤths/ eroͤfnet euer ohr/ die stim̃e euꝛes Koͤnigli- chen hirtens der schaafe zu hoͤren/ welcher euch aufffordert/ eine einige vollkommene heerde zu machen; da er unter euch ein- und ausgehen/ und euch zu dem lebendigen brunnen und fri- schen weiden fuͤhren moͤge/ daß keine duͤrre noch hunger mehr erkant werden/ und das wesentli- che wort aus der wurtzel- essen tz eurer eigenen seelen auffgehen moͤge/ wodurch ihr im dienste des H. Geistes versiegelt und vom Alpha und Omega moͤget bezeichnet werden: dem alle kirchen als eine zugefuͤget/ und mit der ewigen Crone/ gekroͤnet werden sollen/ deme zu lob/ preiß/ ehr/ und glori e/ der da war und ist und zukuͤnfftig ist! Amen. Bißhieher gehet die gemeldete bezeugung von denen heutigen kirch-gemeinen der gantzen so genannten Christenheit. Nun mag nicht wenigen lesern vermuthlich ein gefallen gesche- hen/ wenn ich noch etliche dergleichen ausspruͤ- che hievon anhaͤnge/ so ich in einem neueren manuscripto eines ungenannten Autoris ge- funden/ dessen titel dieser ist: Nachdenckliche erinnerungen von der gemeinschafft des reichs GOttes und von seinen wunder-gerichten H.B.K. Aus dieser schrifft will ich nur diejenigen hauptstellen excerpit en/ wodurch diese vorha- bende materi e in etwas erklaͤret werden moͤchte. Also schreibet der Auctor daselbst: Num. 9. Lasset euch zuͤchtigen/ ihr/ die ihr die erde richtet/ so werdet ihr des rechten wegs nicht verfehlen. Denn von euch will GOtt den bau der seelen und der kraͤffte des lan- des fordern. Hoͤret auff euch und euren ver- fuͤhrtem gewissen die Bauch-propheten aus- zukauffen/ und anzuschencken. Eilet/ reisset eure seelen loß/ daß ihr nicht des wahren bildes CHristi verfehlet und thiere werdet nach seel und leib/ weil in das neue Jerusalem nichts eingehen soll/ als was im buch des lebens einge- schrieben ist. Das gerichte GOttes lasset euch allen zur nachfolge dienen/ ja zur vorbereitung des wegs zur ewigkeit. Niemand wird durch zuschliessung der augen und des hertzens entge- hen; Darum kommt dem sohn freywillig ent- gegen/ und ergreiffet seine zucht mit beyden haͤn- den/ so weꝛdet ihr unschaͤtzbaren frieden uñ reich- thum finden. Haltet euch fest an Christo/ von al- lem andern reisset eure hertzen ab. Denn alles andere aussenwerck soll zerschuͤttert werden in den abgrund der ewigen vertilgung. Siehe/ die rede des HErꝛn kommt schnell! §. 10. Herunter in den abgrund/ du thieri- sche welt/ zerschmeltzet vor dem angesicht des HErꝛn/ ihr thierische reiche/ religionen/ Aca- demi en/ aͤmter/ gesetze/ und s. f. Setzet euch herunter/ ihr falsche Catholische/ ihr falsch- Evangelische! Euere crone ist weg/ euer opffer verworffen! Eure wercke und namen sind ewig zu schanden worden. Der HErr hat die pfeile des verzehrenden gerichts und wercks uͤber die Heiden ausgelassen/ welche vom gesetz CHristi nur angebrant/ nicht aber bekehret worden. Jesai. 64. 2. Fahret hinunter mit euren un- gerechten wercken in den fall Babylons/ ihr Priester und Tyrannen allenthalben! Denn mit allen euren goͤtzen-opffern habt ihr keine ge- rechtigkeit bey euch koͤnnen wohnen machen. Præbend en/ Legend en und allerley meinungen in ceremoni en habt ihr koͤnnen auffnehmen/ aber die gerechtigkeit und barmhertzigkeit hat der satan nie lassen regieren bißher. Euer ge- daͤchtniß und werck wird aus dem land der le- bendigen veꝛtilget werden ewiglich/ uñ dem vo- rigen Heidenthum nachfahren in den abgrund! §. 11. Werde offenbar und licht/ du wah- res Christenthum/ als ein neuer name/ als ein land der lebendigen! Siehe/ dein Koͤnig ist verklaͤret in gerechtigkeit. Er hat das meer der Roͤmischen Heiden durch das zweyschneidi- ge schwerd seines Evangelii von einander geris- sen. Ein theil stehet abgerissen gegen mitter- nacht/ das andere gegen mittag/ alles gegen einander in blut und fluch/ und todtgeschlagen durch ein blutig sacrament eines eintzigen tod- ten/ und durch eine feurige rede eines menschen- sohns. Und das erloͤsete volck gehet hindurch zur erquickung/ und laͤsset den tod verschlungen in dem sieg immerdar. Der drachen-grimm der ungeistlichen geistlichkeit muß zwischen ho- hen wasser-bergen niedersincken in vergeblicher nachjagung der ehrenkron. Wo ist die krafft eines bruder-moͤrderischen buchstabens und Nadabischen rauch-opffers? Wo ist eine macht uͤber die plage und uͤber die wunde der welt-erregungen/ ihr hirten des todes/ die ihr samt euren kirchen- und land-feinden aus ei- nem kelch getruncken/ und des Davidischen siegs und frieden-schlusses bißher alle verfehlet habt. Zerknirscht eure zaͤhne in der empfindung des eisernen scepters von dem geschlechte Da- vids aus Sion her. Siehe! JEsus ist in seinem und von denen ketzer-geschichten. und seines CHristi-leibes geist und Gottheit! Was pochet ihr falschen Christen/ ihr falschen Goͤtter? CHristus ist nicht euer GOtt! Er ist auch nicht euer HErꝛ! Stechet ihr doch ihn/ creutziget ihr ihn doch! Er ist euch ein zeichen der wiedersprechung/ welches er mit geschaf- fen hat in seinen zeugen-wolcken/ daß ihr daruͤber heulen sollet/ ihr koͤpffe des landes der ungerechtigkeit! CHristus ist ein GOtt in Sion/ er ist eins mit seinem vater und dem geist seiner miterben. Er will in ihnen des Sa- tans herꝛligkeit nicht verkuͤndiget noch er- kuͤndiget wissen. Darum spricht er durch seinen Antipas oder widersprechenden uhꝛ- alten ketzer-zeugen gegen die/ die nicht sind/ die sie seyn sollen: Jch bins nicht/ ich erkenne euch nicht vor meine Jehudin und lob-bekenner. Denn ihr Pergami sche Juden-Synagogen werdet auch mich in der fuͤlle der zeiten durch die grosse Babylonische conspiration und Apo- stasie creutzigen und toͤdten in meinen zeugen. Denn die gottlosen bruder-moͤrdrischen lob-be- kenner und anbeter GOttes sind wie laͤsterer/ Ps. 109. 7. Ps. 50. 16. u. s. w. Darum will die herꝛligkeit des sohnes GOTTes von den boͤsen geistern nicht bekant seyn/ sondern schickt sich nebenst seinem gantzen kirchen-leibe einen vor sich verborgenen namen zuhaben/ und dessen falsche Prophetische bekenner mit dem zweyschneidigen widersprechungs- und verleug- nungs-schwerd widereinander im kriegs-feuer zu zerhauen/ so brennen soll biß in den see des feuers und schweffels. 12. Darum sehet euch vor/ alle/ die ihr Got- tes gedencket! Sehet zu/ wo ihr wohnet! huͤ- tet euch vor den Nicolait en oder Nico -Layen/ d.i. des wuͤtenden poͤbels empoͤren und bezwin- gen/ sehet/ wie der feurige Drache auff den see- und erd-poͤbeln und Cleriseyen und den meisten mit verfuͤhrten geitzigen und uͤppigen Regenten schnaubet und draͤuet! Aber sehet auch/ wie die pfeile des plitzes von der rede GOttes aus Sion uͤber seine plaͤtze fallen/ und seinen frieden stoͤren! Sehet/ wie er das licht und den donner der erfuͤllenden-siegreichen Prophetien scheuet und fliehet! — Fliehet mit Adlers-fluͤgeln in die wuͤsten aus den religionen und regimenten/ so von diesen zeichen getroffen werden zum vor- bild des ewigen zorns! fliehet durch die bekaͤnt- niß der gerechtigkeit in einer neuen bekehrung/ die ihr eure seelen vor dem wuͤrg-engel des zorns GOttes retten wollt. Und selig seyd ihr/ die ihr von euren eigenen zunfftgenossen ausgestossen seyd und werdet: Denn dadurch wird euer name zum heil gerettet. Alle ihr richtige hertzen! ver- leugnet nicht in der stunde eurer errettung aus der versuchung. Freuet euch uͤber die in weiß- heit manchfaltige gaben und ausgaͤnge eurer mitkaͤmpffer uͤber alle enden der erden! verleug- net eurealte vernunffts-schluͤsse und religions- zwaͤnge; denn Gottes friede und ordnung und seiner gerichte billichkeit und das wahre urtheil uͤber alle welt- und kirchen- revolution en wird erstlich mit demkommenden reich den knechten GOttes kund und eigen werden. Da muß alle bißherige vernunfft fallen. Lasset uns schwach und ruhig seyn/ den fleischlichen mit- teln nach/ abeꝛ staꝛck und munteꝛ im schweꝛd des geistes und schild des glaubens/ und lauff der froͤlichen bottschafft des friedens. 13. Darum alle menschen/ die ihr noch von den plagen uͤbrig/ und noch nicht zu thieren ver- urtheilt seyd von dem H. Geist/ ergreifft das heil Jsrael/ und fuͤrchtet die nicht/ so weder helffen noch schaden koͤnnen. — Rettet euere seelen aus den jetzigen religions- und kriegs-feu- ern/ die ihr das wahre Evangelium und Catho- licum seliglich besitzen wollet. Sehet ihr nicht/ ihr verfuͤhrten seelen der Evangelischen/ der Waldenser/ der uͤbrigen verstaͤndigen Catho- lischen/ daß die Hirten und Regenten des to- des euch mit ihrer Lehre verfuͤhren? Und wehe euch/ ihr falsche Evangelische kriegs-Re- genten/ so wol als denen widerwaͤrtigen/ ihr habt den namen/ daß ihr lebet/ aber ihr seyd todt/ samt eurer Pferde-schwaͤntze anhang/ den falschen Propheten/ die den unflath eurer ab- goͤtterey/ und hurerey/ und todschlaͤge/ und die- bereyen/ und zaubereyen/ credentzen/ und nicht eiffern uͤber den schaden Josephs! Sehet ihr nicht/ ihr tolle welt-juͤnglinge/ daß euere religions- und Clerisey-huren euch zu dem hause der hoͤllen locken/ und wie Ochsen zur schlachtbanck liefern/ und euch traͤncken mit dem wein des grim̃s und bissen des todes/ welches alles samt dem verkehrten geist in euch faͤhret/ indem ihr in eurem angeerbten Heidni- schen geitz und trotz nicht unterscheidet den leib und blut CHristi. 15. Zustreuet euch/ und gebaͤhret mit angst nichts/ ihr Heiden der Nicolai ten/ ihr bittern wermuth-wasser vom abfaͤlligē stern-geist/ wel- cher tod und fluch und streit mit den concili en/ und krichen-legenden und luͤgen uͤber alle reiche und staͤmme der erden erneuert/ und also die erb-suͤnden und uhralten schaden des Juden- und Heidenthums fortgesetzt hat in eine drit- te allgemeine verkehrung/ welches ist das fal- sche Christenthum mit seinen staͤnden und se- ct en/ auch denen Taͤuffern/ Mennisten/ Qua- ckern uñ andern rotten. Darum treffen auch die plagen alle Laͤnder. Das hastu deinen Hirten und Seelsorgern zu dancken/ ô Babylonisches Jerusalem/ die haben dir deine mauren/ kir- chen und thuͤrne zu herbergen des ewigen todes gemacht; sehet ihr tolle Layen und in der welt er- soffene Regenten: solcher Nico- Layen und Cle- riseyen waret ihr werth/ uñ sie waren euer werth. 16. Lassets nun einmal gnug seyn mit allem aͤusserem wissen/ sprachen/ beredsamkeit/ guͤ- tern/ aͤmtern/ stuffen/ u. s. w. Lasset nun ein- mal euch und die eurigen der Sabbathen GOttes geniessen. Hat jemand freywillige und von der natur eingesenckte lustund tuͤchtig- keit zu dieser oder jener sprache oder profession, so ists gnug/ wo aber nicht/ so ists auch gnug! Es ist ja gnug/ daß GOtt einen und den andern mit grosser leibes- und seelen-gefahr durch solch feuer und wasser gefuͤhret hat: GOtt bedarff weniger werckzeuge in dem aͤusseren/ und wañs ist/ so sind sie nur diener des innern. Darum ist der trieb aller kinder und grossen vergebens/ wo sie nicht in GOtt ruhen. Und wenn eine seele von kindheit auff in GOtt zu ruhen kom̃t/ soll man sie auch mit allem aͤussern nicht be- schweren. Es werden sich ohne dem gnug nachsucher im aͤussern finden/ welche GOTT uͤberzeugen wird/ daß alles ihr werck vergebens ist/ wo sie es nicht zum dienst der Koͤnigin an- wenden/ welches ist die weißheit Sions. C 3 Siege Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen Siege du gerechtigkeit der bekaͤntnisse und des blutes Huß/ und aller vorigen mitgehen- den und nachfolgenden Maͤrtyrer wider die Eifferer des Thier-Bildes/ und halte deine Feinde in stetigen rebellions-druͤsen/ buͤrger- lichen kriegen und anzuͤndungen! Siege du ausbreitung des worts GOTTes und der pruͤfung aller Schrifften/ wider alles Gebot und Verbot/ und ergeuß dich wie ein gros- ses welt-meer/ und laß alle dagegen tobende Cleriseyen in einen ewigen Sacrament- und Artickel-streit geschlagen und gezeichnet blei- ben/ wie ein blutiges todten-meer/ und wie ei- nen abgrund. Siege/ o Reformation und Js- rael und Priesterthum/ so mit dem anfang und fortgang der Reformation von den seeli- schen Reformatoren durch ihre neue Paͤbstische und Anti-Christisehe Kirchen-banne getoͤd- tet oder weggetrieben/ oder gebunden worden bist/ wie zu Genff/ Zuͤrch/ Heidelberg/ und Poh- len/ zu Dordrecht/ Charenton, Mannheim/ Hamburg/ Erffurt/ \&c. und zwar in weni- gen exuli renden und Fluͤchtlingen Christi/ so auch unter Ketzern zu Ketzern gemachet worden. 1. Aus solcher vollstaͤndiger Ebreer/ d.i. Pil- gramen und Exulan ten weise und strasse muͤs- se der Saame Abraham/ und die fuͤlle Js- raels und das Koͤnigreich Davids/ und die wohnunge der gefaͤngnis Babel/ und die weis- heit Daniels/ ja endlich die erscheinung der unverletzten Geineine der Erstgebohrnen fort- gesetzt und ausgefuͤhret werden. Hingegen alle widersprechende und fluchende Conspira- tiones und Symbola samt ihren anhaͤngen und gebieten muͤssen ihre tage in rauch und unge- witter/ und plagen/ und unruh/ und allen boͤ- sen anschlaͤgen ihres allgemeinen Reforma- tions-Zweck zubringen/ damit die geplagte und seuffzende Creatur die ursache der verbitterten Kirchen-stroͤme und der blutig-gemachten Welt-stroͤme/ samt der straffbaren verderb- heit aller Staͤnde denen falschen Hirten zu ih- rer ewigen schande und schaden zuschreiben/ uñ die verkehrten wahren Hirten sehnlich wider fordern/ und alsdenn mit denselben erst wah- re friedenreiche und seligmachende Erqvi- ckungs-zeiten erleben muͤssen; Auf daß also kund werde/ wie der falschen Hirten ihr gebet und vorbitte/ wenn die plagen und feinde bey Gott unkraͤfftig/ hingegen der verborgene Levi und uͤberall verfolgte Elias allein als ein En- gel des allgewaltigen Gottes mit dem rauch- werck der Heiligen ewig bestaͤttiget sey/ denen welt- und kirchen-plagen und Revolutio- nen einspruch zu thun. So siege denn/ und falle nicht aus der be- kaͤntnis und gerechtigkeit aller wahren Elias- stimmen wider aller Baals und aller Heiden abfaͤlle/ wider welche zum zeugnis und gedenck- zeichen nur etliche exempels-weise hervor zu bringen sind/ als andere gleich-wuͤrdige fest- haltende Ausfuͤhrer des Thyatiri sehen zeug- nisses mit einschliessende/ dabey man nicht auf die manchfaͤltige auswuͤrffe vom rauch der neben-erweckten Dispu ten und Meineidigen/ sondern auf die Wercke und auf den Haupt- zweck und gegenstand eines jeden wider Baby- lon zu sehen. Namentlich sind hieher zu zehlen Episcopi- us als ein Elias-Thon wider die Hollaͤndische Baals und ihre Heiden/ Jacob Boͤhme wider die Teutsche/ und sonderlich Saͤchsische/ Bet- kius wider die Brandenburgische/ Kotterus wider die Schlesische/ Boͤhmische und alle Je- suitische Baals und ihre Heiden/ Drabi tz wi- der die Ungarische und Oesterreichische/ Engel- brecht wider die Braunschweigische/ Holstei- nische/ Hamburgische. Elias Prætorius wider alle falsch-Evangelische/ und sonderlich Luͤneburgische/ Hamburgische und angraͤntzen- de/ Baxter wider die Englische Baals und Hei- den/ Curcellæus wider die Frantzoͤsische/ Cha- rentoni sche/ Englische und Hollaͤndische/ u. s. w. samt vielen 1000000 gleichen thonen/ und blitzen und donner-stimmen vom berg Sion zum ewigen zeugniß uͤber die vergehende nicht- Christen-welt/ so zu einem grossen Babylon und Chaos samt andern Juͤden und Heiden zer- faͤllt/ aus welchem der Geist GOttes alles neu wieder schaffen wird/ nachdem er durch die Eliische Cherubinischen feuer-wagen aller wie- derspenstigen geister und Heiden wercke und namen wird ewig vertilget/ und sie wie einen ausgebranten camin des finstern abgrunds wird nieder gesencket haben in ewigkeit. Siege forthin je laͤnger je mehr/ du unendli- cher friede des neuen Davidischen Koͤnigreichs durch einigkeit aller rechtschaffenen Engel und menschen in allen voͤlckern und zungen vom oc- cident biß orient, von mitternacht biß mittag/ und waͤge deine feinde gegen einander ab/ nach dem lohn ihrer wercke/ in einer wage der gerech- tigkeit/ daß sie/ wie elementē dieserwelt/ gegē ein- ander in der plagen-wage geschwungē werden/ und niemals ihren/ sondern der kinder GOttes zweck erfuͤllen/ es sey kirch- oder welt-stand/ kriegs- oder friedens-geschoͤpffe/ Catholisch odeꝛ Uncatholisch/ Gꝛiechisch oder Ungriechisch/ Tyrannen- oder poͤbel-staat/ Gelehrte oder Ungelehrte/ Lateiner oder Unlateiner. Siege/ endlich/ du allerhoͤchste gerechtigkeit GOttes/ daß alles ausser deinem Jerusalem und Sion in die suͤnde zusammen geschlossen bleibe/ ja daß alles boͤse sein maas vollende/ biß zum verderb Babylons unter der letzten fchande/ und also das lauliche gute/ so den geist der freywilligkeit zur ersten aufferstehung nicht annimmt/ durchs feuer gelaͤutert werde. Jhr aber/ menschenkinder/ ergreiffet eure vor- theile/ die ihr habt in CHristo bey seiner Apo- stolischen nachfolge. Aber/ die sich dem trieb der alten natur und ihrer eignen begierden uͤber- lassen/ die verlieren eben dadurch ihre freywil- ligkeit/ und das vermoͤgen in und mit CHristo das beste zu suchen/ davor GOtt jedermañ be- wahre! Num. XX. Die gemeinsten einwuͤrffe derer/ so den gewis- sens-zwang und das muthwillige ketzer-ma- chen verfechten/ hat ein kluger Hollaͤnder/ na- mens Dieryck Volkertsz Coornherts in einem weitlaͤufftigen buch wider Justum Lipsium un- ter dem titel: Proces vant’ Ketter-dooden wiederlegt. Und weil dessen Opera in Hollaͤn- discher sprache sehr rar sind/ diß gantze buch aber allzuweitlaͤufftig faͤllt: so will ich nur den anhang desselben allhier ins Hochteutsche ver- setzt anfuͤgen/ wie selbiger im II. theil seiner schriff- von denen ketzer-geschichten. schrifften foliô. C. u. f. stehet/ und eine wieder- legung ist des tractat s Jacobi Pamelii de Reli- gionibus diversis non admittendis, ad Ordines Belgii Relatio, Antverp. 1589. Aus diesem se- tzet er allezeit den kurtzen inhalt seines satzes/ und antwortet/ darauff/ wie folget: Kurtzer inhalt des ersten haubtstuͤcks: Daß eine religion das band der ein- tracht sey/ durch zwietracht aber die rei- che verwuͤstet werden. Gleichwie man auch nicht zween herren gefaͤllig dienen koͤnne. Antwort: Sorgt man so vor des reiches CHristi ver- wuͤstung/ so hat man gar ein klein vertrauen auff sein wort/ als die rechte und grundfeste seiner kirchen/ daꝛwiedeꝛ der hoͤllē pforten nichts vermoͤgen. Das ist unglaube. Darwider hat man wollen aus dem welt-reiche stand hal- ten und des landes angenommene religion mit verfolgung der wahren beschirmen/ die doch meist bluͤhet durch der Christen blut/ als eine ro- se unter den dornen. Das ist eine thoͤrichte weißheit u. eine rechte thorheit vor dem Koͤnige des himmelreichs. Denn dieser verbeut/ mit dem eisernen- und gebeut mit dem schwerd der wahrheit sein reich zu beschirmen und dasselbe zu vermehren. Diß vermag und thut es auch. Dargegen suͤndiget in beyden stuͤcken dieser bee- der Concili en decret. Denn sie lehren der wahrheit mißtrauen und sich auff den mensch- lichen arm zu verlassen/ der vermag der wahr- heit nicht widerstand zu thun. Das ist ein ver- kehrter rath. Doch moͤchts einen schein haben/ so nicht die falsche die wahre religion allzeit ver- folget haͤtte! Selbe aber hat allezeit die wahre Propheten/ CHristum/ seine Apostel und rech- te Maͤrtyrer verfolgt/ nie aber diese die falsche/ als nur mit ihres Koͤnigs waffen/ nemlich der blossen wahrheit/ mit verbannen aus der kirche und vor heyden zuhalten. Das ist weder toͤd- ten noch verjagen. Das 2. haubtstuͤcks. Darum/ daß durch zusammen kuͤnffte ( Conventicula ) und boͤse gespraͤche der gottlosen die unschuldigen verfuͤhret werden. Also verfuͤhrte derteuffel die er- sten zween menschē/ welches und nichts anders daselbst gesagt wird/ mit vielen andeꝛn exempeln/ allzusammen aus dem A. Testament. Antwort. Sothanige gottlosen eꝛkennet man entweder nicht vor gottlose/ oder man erkennet sie davor. Wider die ersten sind die gesetze zur warnung; den andern aber verbietet die natur selbst zu glauben/ denn niemand will betrogen seyn. Wider der schlangen betrug gab GOtt ein warnendes gebot/ thaͤt aber keinen gewaltsa- men wiederstand: Und also mit allen andern. Wolt ihr nun kluͤger und besser seyn denn GOtt? Dieser beherrschet den freyen menschen mit freyen geboten/ nicht aber mit gewaltsa- men zwang/ wie man pferde und maͤuler baͤndi- get/ sondern belohnet die/ so ihm williglich ge- horsamen/ und bestraffet die muthwilligen uͤbertreter/ lasset die wahrheit solche verfuͤhrer uͤberwinden/ an statt/ da man sie offenbar und zuschanden machet; sie werden niemanden/ denn der betrogen seyn will/ verfuͤhren. Man schone ihres lebens/ schaͤnde hingegen ihre na- men und halte sie vor Heiden. Wer wird als dann einem solchen glauben? Diß ist un- sers Koͤnigs CHristi guͤtiges neues gesetze; Das verlasset ihr/ und begebet euch unter sei- nes dieners Mosis ausgedientes strenges ge- setz. Das ist Ebioniti sch gehandelt und nicht Christlich. Wo befielet euch CHristus ketzer/ verfuͤhrer oderfalsche Propheten zu verjagen/ verfolgen oder zu toͤdten? Nirgends. Aber er befielet durchgehends/ daß wir uns dafuͤr huͤten sollen/ sie fliehen und ihnen nicht glau- ben. Ouͤble rath- und gesetz-geber! Des 3. hauptstuͤcks. Daß die goͤtzen-diener und gottlosen allezeit GOttes Diener und die from- men verfolgen und toͤdten. Antwort. Das ist die wahrheit/ die beschaͤmet eure un- wahrheit/ und das merckt ihr nicht. Jst das weißheit? Welche kirchen in Europa sind doch aͤrger denn eure selbst eigene als goͤtzen-diener verdaͤchtig? Jhr erzehlet die verfolger der frommen von dem ersten bruder-moͤrder Cain an/ von dem gewaltigen jaͤger Nimrod/ den gottlosen So- domiten/ von Jsmael/ Esau/ Laban und dem greulichen Tyrannen Pharao/ von den Koͤ- nigen Jsraels/ Jesabel u. s. f. biß zu den Pha- riseern und Juͤdischen Propheten-moͤrdern. Sehet ihr nicht/ daß ihr eure selbst eigene mord- grube so eigentlich mit der Maͤrtyrer blut ab- schildert/ daß keine von alle den andern kirchen (wiewol die zu Genff euren fußstapffen begin- net nachzufolgen) so gar eigentlich den von euch vorerzehlten Tyrannen und grausamen verfolgern gleich ist/ als eure Roͤmische kirch selbst? Das ist ja wol keine kleine blindheit. Des 4. hauptstuͤcks. Deßwegen wird der goͤtzen-diener ver- sam̃lung gantz recht von Gott verboten/ den uͤbertretern straff gedrohet und auch wuͤrcklich aufferlegt. Antwort. Unsers guͤtigen Koͤnigs gebote sind ihnen hier zu gelinde/ darum lauffen sie (als die solche hinteꝛ den ruͤcken werffen) zu Mosis blutigen gesetzen/ dieselbe sagen/ (es ist wahr) daß man die goͤtzen-diener toͤdten solle. Aber also hal- ten sie nicht unsers HErrn CHristi gesetze. Die vermahnen uns vor dem goͤtzen-dienst zufliehen und uns vor abgoͤttern zu huͤten (1. Cor. X. 14. 1. Joh. V. 21.) und sprechen den Goͤtzen-die- nern den himmel ab/ 1. Cor. VI. 9. nirgends aber leibliche straffe/ bann oder tod zu. Weiter/ sie verbieten auch (das noch mehr ist) der goͤtzen-diener gesellschafft nicht. 1. Cor. V. sondern lassen auch zu mit ihnen zu essen und zu trincken. 1. Cor. X. 27. Aber soll denn nicht CHristus/ sondern Moses noch/ nun unser ge- setzgeber seyn? Nach wessen urtheil soll man die goͤtzen-diener meiden/ verfolgen/ und toͤdten? Soll die Roͤmische kirche die rechte seyn? Den ersten stein werffen? Den splitter aus des an- dern auge ziehen? Da sie doch selbst die groͤste goͤtzen-diener sind/ und alle andere verdam̃ten/ die das abgoͤttische zeichen nicht an ihrer stirn tragen. Das ist doppelte ungerechtigkeit. Des Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen Des 5. hauptstuͤcks. Daß diejenigen gestrafft worden/ die in ihrem reiche abgoͤtterey auff einiger- ley weise zugelassen. Antwort. Das sey also. Fuͤrchtet ihr leute euch denn nun nicht/ gestrafft zu werden samt euren Fuͤr- sten/ die ihr selber durch all eurer Herren laͤnder die abgoͤtterey nicht allein selbst thut/ sondern auch (das noch mehr ist) dem volcke lehret und bey leibes-straffe dazu zwinget. Lernt selbst in des HErren furcht die erschrecklichen straffen scheuen/ die euch uber dem kopffe schwe- ben. Denn kommt sie gleich langsam/ so kommt sie doch den uͤbertretern gewiß gnug und viel zu schnell. Aber was gehen Mosis gesetz uns an? Was hat er in CHristi seines HEr- ren reiche zu gebieten? Was gehen auch alle diese sachē die ketzerey an? Davon redet nur euer buch und das Alte Testament/ das Neue hinge- gen (aus welchem ihr doch durchgehends redet) saget nicht ein wort davon. Jmmer ist nur der name ketzer auff dem plan/ und ist daselbst nicht einmal genennet. Jst denn abgoͤtterey und ketzer- oder sectir erey bey euch ein ding? Des 6. hauptstuͤcks. Daß die sectir erey eben ein solch ur- theil hat als die abgoͤtterey. Die alten kirchen-vaͤter inerklaͤrung der schrifft/ ja auch die Apostel/ nennen die lehren der teuffel ketzerey. Antwort. Also wird die falsche lehre nicht genannt im gesetze/ aus welchem ihr das verfolgen/ verjagen und morden der ketzer vorhin erzehlet. Diß sind eure/ nicht Mosis gesetze. Die sollen auch in Mosis aͤusserlichem reiche niemal gelten/ vielweniger in CHristi geistlichem reiche/ dar- inn findet man den namen sect e oder ketzer/ wo- mit ihr gesetz und straffe vergessen ist. Verges- set Mosis strenge gesetze/ aber nicht unsers Koͤ- niges guͤtige gesetze/ wo ihr anders mit euren vielen haͤndeln wider eure mitknechte kein streng gerichte von dem gnaͤdigen HErren uͤber euch ziehen wollet. Des 7. hauptstuͤcks. Daß darum auch in der Bibel die ke- tzer-gemeinschafft verboten wird. Antwort. Wie koͤñet ihr hieꝛ wieder voꝛkom̃en mit dem- jenigen/ wovor ihr nun selbst am meisten gehal- ten werdet? Jch meine mit euren Propheten/ mit Rebellen/ Samaritanen/ Goͤtzen-dienern Antichristen/ Phariseern/ Sadduceern: Item, mit verfuͤhrern/ schandflecken/ hunden/ uͤbel- thaͤtern/ feinden des creutzes/ mit denen die an- dere creutzigen und nicht bleiben in CHristi worten/ mit unnuͤtzen schwaͤtzern/ die diejenige so recht lehren/ immer verfolgen als hauptke- tzer: Oder ist euer vornehmen zu beweisen/ daß man mit euch menschen selbst keine gemein- schafft haben muͤsse? Da solte leicht jedermann meist zustimmen. Denn vor sothanige greuli- che gesellschafften wird jedermann euch selbst meistens erkennen. Wolan/ man meide euch menschen mit andern eures gleichen/ so noch einige sind/ das solt ihr lieber leiden/ denn deßwegen von andern/ die euer maͤchtig sind/ verjagt/ verfolgt und ermordet zu werden. Da wuͤrdet ihr wol wissen das blat umzukehren und zu sagen/ daß Moses nichts zu gebieten ha- be in dem reiche CHristi/ welcher dieses solchen leuten nirgends befiehelt zuthun/ sondern allein mit wahrheit zuuͤberzeugen/ zubeschaͤmen/ vor Heiden zuhalten/ zu leiden und zu meiden. Die- ses hat man noch nie von den euren gehoͤrt/ daß man euch nirgends mit dem maaß misset/ da ihr mit messet und andern damit ausgemessen habt. Was vor einen vorwand hat es doch/ daß ihr mit andern handelt wider das gesetz der natur und des himmlischen Koͤniges CHristi? Er wird nicht immerfort leiden/ sondern am juͤngsten tage so gestreng als wahrhafftig rich- ten. Des 8. Hauptstuͤcks. Daß auch vermittelst der Canonum und der Vaͤter schrifften die gemein- schafft der ketzer verboten ist. Antwort. Das sind der Evangelisten und Aposteln schrifften nicht; diese haben den aͤrtzten der see- len oder den gehuͤlffen nicht verboten gemein- schafft zu haben mit den krancken. Die Apo- stel sind vor den ketzern nicht geflohen/ sondern haben sie zur besserung vermahnet/ oder ihnen mit wahrheit widerstanden. Waren die Sadduceer keine ketzer? Der HErꝛ hat ihnen doch geantwortet/ und sie in ih- rem eignem strick gefangen und vor dem volck beschaͤmet. Soll man mit den ketzern nichts zuthun haben? Was ist CHristi Juͤngern noͤ- thig mund und weißheit/ der ihre widersacher nicht widerstehen moͤgē? Zur vermeidung/ nicht zum verdeꝛben bringet eure (nicht Christi) gesetze herfuͤr/ sonderlich eines aus Paulo/ sich vor den ketzern zuhuͤten. Warum rathet ihr nun darwider/ auch immer wider die gesetze der Roͤ- mischen kirche selbst/ daran ihr gewiesen? Die- selbe sagen/ daß man an den ketzern einen greuel haben/ mit ihnen keine gemein- schafft halten/ ferne von sich abweisen/ abscheiden und sie vor fremde halten solle. Sie sagen nicht ein wort vom verfolgen/ viel weni- ger vom toͤdten. Laͤsset denn euer gesetz zu/ daß jemand wider eure (geschweige CHristi) ge- setze wissentlich handele? Des 9. Hauptstuͤcks. Das vorige wird mit den exempel der alten historien beweist. Antwort. Sind denn exempel beweißthuͤmer? Exem- pel ausser der Schrifft/ die ausser dem gesetz und in der H. Schrifft nicht gepriesen sind? Die- jenigen wurden aus der Juden-Schule verstos- sen/ die mit JEsu und seinen Juͤngern gemein- schafft hatten. Sagt ihr/ daß exempel gewis- se schluͤsse machen/ so werden viel eurem lichte glauben. Aber was haͤtten doch eure exempel anders in sich/ als was kurtz vorher geschrieben ist/ auch nicht mit ihnen zu reden/ umzugehen noch zu baden? auff was vor straffe? verfolgt und getoͤdtet zu werden? nicht einen buchstaben davon/ sondern um der straffe aus der kirchen verstossen zu werden. Machts mit ihnen so/ sie werden sich darinn hoͤchlich erfreuen und froͤ- lich um CHristi namen leiden. Solches hat man ja zu unsern zeiten nicht selten gesehen/ da sie von euch gelitten haben/ denn (mit gunst) man von denen ketzer-geschichten. man weiß/ daß die schafe von den woͤlffen/ aber nicht die woͤlffe von den schafen leiden. Deß 10. Hauptstuͤcks. Daß auch die Heiden keine verneue- rung der alten religion wolten zulassen. Antwort. Jst das euer recht ernster/ bestaͤndiger be- weiß? Die Heiden/ so falsche GOttes-dienste hatten/ litten in einem Lande nicht zwey religi- onen/ darum gebuͤhret uns Romanisten/ die der Heiden/ und nicht CHristi nachfolger sind/ auch nicht zwey religionen zu dulden. Leidet ihr das/ daß ihr Heiden und nicht CHristen seyd/ so solte man nicht uͤbel von euch schliessen. Doch euer geschwaͤtz ist unwahrheit/ nicht al- lein von den Heiden in voriger zeit/ sondern auch nun zu unsrer zeit. Denn der grosse Tuͤr- cke/ der allzuwol kan uͤber uns herꝛschen/ leidet auch Christen und Juden. Aus unwahr- haffter vorstellung ziehet man keinen warhaften schluß. Aber warum soll man nicht mehr deñ eine religion im land leiden? Aus furcht vor Christi/ odeꝛ des Kaͤysers/ odeꝛ Pabsts oder anderer welt- lichen Fuͤrsten Reichs verringerung? Wider CHristi reich vermoͤgen auch die hoͤllen-pforten nichts. So hindert noch vermindert keine wahre religion/ sondern sie ehret und vermehret alle weltliche reiche der Fuͤrsten/ die sich nicht mit gewalt wider die wahrheit setzen. Aber sind auch die andern religionen falsch/ die zugelassen wollen seyn. Was koͤnt ihr da- fuͤr/ habt ihr die wahre/ doch ohne einige furcht? Jst GOtt mit euch/ wer mag wider euch seyn/ wider CHristum und die seinen/ welcher rede bestehet in leiden und meiden/ nicht andere zu bestreiten? Diß sucht ihr/ aber nicht das leiden. Das muͤhselige streiten in der welt moͤchtet ihr gerne meiden/ so wol hier in der welt ruhe zu ha- ben/ als hernach mit CHristo sich freuen. Hier/ nemlich in dieser welt nicht CHristi fried zu ha- ben/ ist Lipsius mit euch gaͤntzlich eins/ denn der haͤlt mit euch das alte vor aͤrger; als waͤre das neue auch besser/ und viel besser vor das gemei- ne beste. Wessen denn? des himmlischen Koͤniges? Nein/ sondern der irꝛdischen koͤnige bestes/ das achtet man am meisten/ das suchet man am meisten/ das hat auch die meisten an- haͤnger. Solches solte wol mit euch bey den und allen euren gesellen auch der teuffel selbst vor besser halten/ seinen tyrannischen sitz fried- lich inne zubehalten in den alten Heidnischen abgoͤttischen goͤtzen-diensten/ ja nicht aber zu verneuren in den wahren GOttes-dienst Chri- sti. Und das hielten die Atheniensische goͤtzen- diener auch vor besser erst wider Socratem, dar- nach wieder Paulum. Und das finden auch vor sich besser die leichtfertigen fledermaͤuse/ denn daß sie vor der sonnen ankunfft aus ihrer blinden ruhe muͤsten aus ihꝛen loͤcheꝛn wandeꝛn. Des 11. hauptstuͤcks. Durch diese furcht entstunden auch der Christen erste verfolgungen/ weil ihre verfolger meineten/ daß unterschied- liche Gottes-dienste nicht muͤsten zuge- lassen werden ohne des gemeinen bestens aufruhr und grossen schaden? Antwort: Das ist aber wol wahrheit. Wer waren aber die Verfolger? die Bischoͤffe und Pha- riseer/ sagt ihr: also/ wer die Verfolgte? Chri- stus selber ( Joh. XI. ) und seine Apostel (Ap. Gesch. IV. VI. XVII. XIIX. XIX. ) welche (wie auch Christus) beschuldiget wurden/ als Ver- stoͤrer des gemeinen bestens. Das sagt ihr fein selbst/ und das mit wahrheit. Wem folgt ihr nun hierinnen mit dem euren nach? Den verfolgenden Bischoͤffen und Phariseern/ oder dem verfolgten Christo mit seinen Aposteln? Mit nichten diesen letzten/ sondern den erstbe- nanten. O Christ-moͤrderische/ O Apostel- mordende Bischoͤffe und Phariseer! Hier rufft recht der Gukuk seinen eignen namen aus/ und so meldet ihr fein selbst oͤffentlich/ daß ihr Cai- phass e und Phariseer seyd. Meinet ihr auch/ daß der alte Fuchs mit seinen rothen Fuͤchsen/ den blutigen Cardinaͤlen/ euch ein Bisthum solle schencken/ darum daß ihr Bileam gleich thut/ und die wahrheit sagt? Wer sind nun die Pilati in diesem blutspiel? Die Kaͤy- ser/ so wol Heidnische als Christliche genante/ die fuͤrchten sich eben wie Pilatus durch ein- geben eurer abgoͤttischen und Phariseischen Pfaffen vor aufruhr der wahren Christen; wiewol diese unschuldig/ auch keine aufruͤhrer/ sondern den weltlichen Gesetzen gehorsam sind. Dergleichen unnoͤthige furcht habt ihr Leute auch/ die ihr mit den alten Phariseern auch eure ehre/ stand und staat fuͤrchtet zu verlieh- ren/ dessen sich eure Fuͤrsten auch mit befuͤrch- ten von den unschuldigen Christen oder un- schuldigen betriegern/ die ihr so furchtsam uͤbel tracti ret mit brennen und abschneiden/ daß euch die furcht der verachtung/ schadens und verder- bens hier und anderweit uͤberall trifft/ und gantz Europa beginnet mit lauter furcht zu drohen. Jn diesem gantzen Hauptstuͤck finde ich nichts zu straffen (denn es ist lauter wahrheit) als daß ihr gar wol habet moͤgen hinzu setzen alle sondere vermahnungen an die weltlichen Oberherren: O ihr Kaͤyser/ Koͤnige und Fuͤr- sten/ (hier habt ihr gar Lipsium zu einem Ge- sellen bekommen als der sich selbst mit seinem Rath bloß gegeben hat) die ihr eure Reiche verlanget zu vermehren und geruhig zu besi- tzen/ folgt ihr hierin eurem Pilato nach/ wie diese den Juͤdischen Bischoͤffen und Phariseern/ und die neue den alten Bischoͤffen und Phari- seern nachfolgen/ die liessen Christo nichts zu/ weil er andere/ und nicht die Mosaische cere- moni en und neue aufsaͤtze an statt der alten einbrachte; noch auch Christi Juͤngern/ die ei- nen andern und unbekanten Gott/ nemlich Chri- stum/ aber nicht Mosen predigten. Solches haben auch/ nebst Pilato/ aus furcht vor veraͤn- derung der Reiche/ viele vernuͤnfftige Heidnische uñ alle gottsfuͤrchtige Christliche genante Kaͤy- ser nicht geduldet/ sondern verfolgten mit feuer und schwerdt solche verneurer und verstoͤrer der Reiche. Solches vermahnet/ ruffet und leh- ret/ es sey zu rechter zeit oder zur unzeit/ mit mir alle ihr gelehrte Mit-diener des Heiligen Roͤmischen und Catholischen Reichs/ und du hochgelehrter Justus Lipsius auch mit/ ob schon einer oder dr andere recht klugscheinende un- sere vorgeschriebene weise oder unterweisung unrecht verstehen und wenig achten/ ja verach- ten moͤchte. Der groͤste sich klug-duͤnckende hauffe wirds hoch achten/ ja vor Goͤttliche weisheit halten/ und um ihrer Reiche nutzens willen so wol weißlich als begierlich folgen. A. K. H. Vierter Theil. D Diese Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen Diese und dergleichen art Vermahnungen mehr gebrechen in diesem Hauptstuͤck/ welche/ so sie dazu kommen waͤren/ solten sie dasselbe so vollkommen/ als es lauter wahrheit ist/ ge, macht und desto mehr fruchtbarkeit in sich ge- habt haben. Des 12. hauptstuͤcks. Daß auch die Heidnische Kaͤyser die Sect en zuliessen damit die Christliche Re- ligion desto eher solte zerstreuet wer a den? Antwort: Eure erzehlung aus der zweiffelhafften Hi- storie/ durchspickt mit Griechischen eitelkeiten/ braucht keine widerlegung/ waͤre auch gleich die erzehlung wahrhafftig/ denn es ist wider euch selbst. Was gilt Cypriam rede hier/ wel- ches wol wahrheit/ aber eure unwahre meinung stoͤsset sie warlich gantz um. Da beweist ihr eure eigene unweisheit auch mit eures vor- nehmens unwahrheit. Denn daß nun seit dem Jahre 1522. biß zu dieser zeit die Schwei- tzer und Genffer eure verfolgungen mit feuer und schwerd angefangen nachzufolgen/ ist je- dermann kund/ und daß die Roͤmisch-Catholi- sche Kirche allein die Leute waͤren/ die alle an- dere Religionen oder Sect en also verfolgten/ und doch von keinem andern durch einigen Fuͤrsten verfolget werden. Was folget nun ei- gentlich aus der wahrheit des Cypriani wor- ten vor euch/ wie ihr meinet/ aber in der warheit wider euch hier von euch selbst angefuͤhret? Diß wird man desto besser sehen/ so man seine rechte meinung einsiehet. Diese ist nun: Daß der teuffel alle diejenigen verfolge/ so ihm und den seinigen mit wahrheit wiederstehen und feinde der luͤgen sind; Aber nicht seine freunde/ die mit ihm der wahrheit wiederstehen und unter seinem gebiete sind. Seine freunde und un- tersassen verfolgt er nicht/ sondern mit und durch sie verfolgt er seine feinde/ nemlich die freunde der wahrheit. Diese/ wie hieraus fol get/ waren alle die/ so in voriger zeit lange ver- folgt sind von den Romanisten/ sie aber von kei- ner andern kirche oder gemeine. Mag man nicht hieraus urtheilen/ welche von allen des teuffels untersassen und freunde und der wahr- heit feinde/ auch welche dagegen des teuffels feinde und der wahrheit freunde waͤren. Ja fuͤrwahr/ man kans wol/ indem ihr leute euer thun gar recht vergleichet mit den Heidnischen Kaͤysern. Denn diese meineten aus unerkaͤnt- niß der wahrheit CHristi unuͤberwindliche macht/ nemlich seine kirche/ die doch auff den felß gegruͤndet/ mit ihrer naͤrrischen vernunfft umzustossen/ welches doch unmuͤglich ist. Und ihr/ die ihr CHristum und seine wahre kirche nicht besser/ denn die Heiden kennet/ seyd sorg- faͤltig/ daß ihr euch mit toͤdten der ketzervermeh- ren/ die Christen vermindern und die kirche CHristi umstossen moͤchtet. O wancklende grund-saͤulen der kirche CHristi! O Egypti- sches rohr/ das zerbricht unter der hand des/ der sich darauff lehnet und ihn durchsticht! Des 13. hauptstuͤcks. Daß um derselben ursache willen/ die die Heiden antrieb/ auch die ketzerische und abtruͤnnige Kaͤyser die sect en zulies- sen/ nemlich damit die Catholische solte zu nichte werden. Antwort. Diß ist ein gleicher beweiß mit der vorherge- henden stelle/ daraus mit- und um derselben ur- sache willen unlaͤugbar erscheinet/ daß die Roͤ- mische kirche/ als welche uͤber alle andere die diener CHristi und die wahrheit in denenselben verfolgt/ des Antichrists diener und der wahr- heit feinde sind/ und weder CHristum/ noch seine wahrheitnoch seine kirche in der wahrheit erkennen und vorhero schon mit unzweiffelhaff- tem beweiß gesagt ist. Des 14. hauptstuͤcks. Daß dargegen die Christlichen Kaͤy- ser die abgoͤtterey haben ausgeschaffet. Antwort. Ob sie macht gehabt die abgoͤtterey aus der unterthanen hertzen zu schaffen/ ist nicht glaub- lich/ aber wol aus den tempeln; Diß vermag wol der Obrigkeit ihr schwerd/ aber jenes nicht/ als welches allein in krafft und macht der wahr- heit stehet. Daß ihr aber diß lobet an den al- ten Kaͤysern und laͤstert an den Evangelischen Fuͤrsten/ ist an euch nicht zu loben/ vielweniger/ daß ihr durch bilder-auffrichten und mit der lehre/ daß die bilder zu ehren seyn/ die abgoͤt- terey selbst verursachet. Das ist kalt und warm aus einem munde geblasen/ und eben dasselbe werck bald loben/ bald wieder schelten. Des 15. hauptstuͤcks. Daß Constantinus und sein sohn/ auch Valentinianus, und vor ihm Aurelianus, wie wol damals noch als ein Heide/ den se- ct en ihre freyheit benommen. Antwort. Das sey so. Andere Kaͤyser liessen noch ei- nem jeden zu nach seinem glauben in freyheit zu leben. Die nun wider eure meinung hierinn handeln/ laͤstert ihr/ die andere lobet ihr. Aber wer ist der richter/ der das urtheil hierinn hat gegeben? Die Roͤmische kirche/ so damals sehr heilig gewesen/ die war auch anklaͤger/ da sie doch beydes nicht seyn kan. Man muß dieser Kaͤyser action en auch nicht urtheilen nach der Roͤmischen kirchen/ sondern nach der wage der H. Schrifft. Thut man das/ so wird gewiß- lich ein ander urtheil heraus kommen. Biß diese stunde ist diß noch immer unlaͤugbar/ daß meistens die Kayser allesamt mit solchem ihrem zwang zu ihrem glauben (dazu solche mittel reichten) nicht nach CHristi JEsu gesetzen/ sondern platt darwieder thaten. Hatte die Roͤmische kiꝛche macht dem Kaͤyseꝛ solches ꝛecht- maͤßig zu rathen und einzugeben? Sind denn alle exempel/ die nicht schrifftmaͤßig/ ja vielmehr wieder die H. Schrifft sind/ eben gesetze densel- ben nachzufolgen? Sehet doch eure schoͤne be- weißthuͤmer! Des 16. hauptstuͤcks. Daß Gratianus, auch Valentinianus II. und Theodosius der grosse als Kaͤyser die ketzer mit placat en gezwungen. Antwort. Das ist/ alle gesetze/ die einige Kaͤyser/ die ke- tzer betreffend/ gemacht haben/ sind Christlich und muͤssen alle Fuͤrsten denselben nachfolgen. Die vornehmste 3. Kaͤyser haben gesetze ge- macht/ damit sie die ketzer gezwungen/ darum ist man schuldig alle ihre gesetze zu thun und zu halten und die kaͤtzer damit zu bezwingen. Vor- her wer- von denen ketzer-geschichten. her werden verschiedene gesetze und befehle er- zehlet/ die von den 3. vornehmsten Kaͤysern sol- len gemach seyn/ und damit solte nun die uͤber- schrifft dieses hauptstucks gnugsam bewiesen seyn. Lieber sagt doch/ sind sie denn samt al- ler anderer Kaͤyser gesetze und placat en/ die ketzer betreffende/ die ihnen kirchen verstatten/ ja die Roͤmische kirche vor ketzerisch verdam- men und vertreiben/ allesamt vor Christlich zu- halten/ und vor alle Fuͤrsten/ selbigen nachzufol- gen. Das moͤchtet ihr lieber nicht sagen. Warum denn? Solche Kaͤyser sind selbst ketzer gewesen/ oder waren in diesem stuͤck von den ketzern verfuͤhrt. Sagt ihr ja; Nach wel- ches urtheil? der Roͤmischen kirchen? Weil nemlich solche Kaͤyser und genante ketzer das ur- theil selbst gestellet haͤtten an die Roͤmische kir- che/ als an ihre Parthey: Wo lieset man das? Solte das ein redlich urtheil seyn/ da der an- klaͤger selbst richter ist? Das wird kein mensch/ der nur noch reden oder verstehen kan/ nimmer- mehr glauben koͤnnen/ er muͤste denn glauben/ daß das urtheil Caiphæ und der Phariseer ein auffrichtig urtheil uͤber das unschuldige Lamm GOttes gewesen sey. Matth. XXVI. 66. Aber wie soll mans ein redlich urtheil nennen/ da man ohn einiges urtheil nach CHristi gesetz jemand in diesem stuͤck vor einen ketzer urtheilet? Da man verbietet zu thun/ was CHristus gebietet zu thun. Hier muß vor allen dingen bewiesen seyn/ daß solches CHristi gesetze sey. CHri- stus/ nicht aber der Kaͤyser oder Koͤnig/ ist herꝛscher uͤber die seele/ dieselbe ist CHristi/ und nicht der weltlichen Fuͤrsten ihr reich. Oder gebieten die Kaͤyser niemals et- was wider CHristi gesetze? Muß man ihren gesetzen in allem gehorsam seyn? Wenn soll denn die zeit seyn solchen Fuͤrsten zu antworten: Man muß GOtt mehr gehorchen denn euch? (Ap. Gesch. V. ) oder sind alle Maͤrtyrer/ auch die Roͤmische/ die wider der Kaͤyser placat e gehan- delt haben und getoͤdtet sind/ keine Maͤrtyrer/ sondern Rebellen? Was vor beweiß bringt man hier anders herfuͤr/ als/ die Roͤmische Ca- tholische sagens selber. Hier hoͤr ich schreyen: Die kirche GOttes kan nicht irren. Dar- um irren sie alle und sind rechte ketzer/ die anders lehren/ denn die kirche GOttes. Last mich doch antworten auff diß mein hoͤren-sagen: Der Juden kirche war GOTTES kirche. Dis wird niemand/ der der H. Schrifft glau- bet/ leugnen koͤnnen. Das ist ja geirret/ wenn man wahre Propheten und Sendboten Gottes verfolgt und toͤdtet. Das hat die Judische kiꝛ- che mehr denn einmal gethan. ( l. Koͤn. XIX. 14. Matth. XXV. 12. 23. 31. 32. 35.) Leugnet nun/ habt ihr macht/ die blutigen irrthuͤmer der kirchen GOttes. Aber irrte die Judische kirche nicht/ da sie CHristum selber/ den Hertzog und ursacher des lebens/ zum tode brachte? Lasset nun der Roͤmischen kirche immer nach all ihren willen zu/ daß sie allein die wahre kirche sey; die Judische kirche war es gantz allein zu CHristi zeiten/ wo nicht/ so wuͤrde sich der Herꝛ daselbst nicht habē beschneiden lassen. Hat nun diese so moͤrderisch und greulich irren moͤ- gen an dem haupte selbst/ warum denn eure kir- che nicht an desselben gliedern? Ja euch sey noch mehr zugelassen/ daß nicht die gantze kir- che/ sondern einige derselben glieder irren moͤ- gen. Was fuͤr glieder? alle die andern/ aber nicht die Haͤupter/ Pabst/ Cardinaͤle/ Bischoͤffe und Vorsteher. Sagt ihr das? Euere eigene kir- chen-historien/ eure zwietraͤchtige/ zaͤnckische und feindseelige/ ja ketzerische Paͤbste/ Cardinaͤ- le/ Bischoͤffe/ streitige Concilia und laͤsterliche Decreta sollen euch oͤffentlich luͤgenstraffen und beschaͤmen/ wo anders noch scham vor euerer stirn ist. Was ist denn nun hier in diesem hauptstuͤck bewiesen? Daß die Roͤmische kir- che/ welche selbst offtmals geirret und noch irren mag/ oder (wie andere sagen) nun vollends gantz verirret ist/ als die sich selbst zum richter gesetzet hat/ andere/ so von ihrer sect e nicht sind/ vor ketzer verurtheilet gehabt/ und die durch alle Kaͤyser (so ihnen anhiengen) mit placat en mißhandelt und verfolgt haben/ nach der Paͤb- ste/ nicht aber nach CHristi urtheil. Das ist beweiß ohne beweiß/ platt wideꝛ der H. Schrifft beweiß. Des 17. hauptstuͤcks. Daß die sohne/ Arcadius und Honorius mit Constantino des Theodosu schwager/ als Kaͤysern/ desselben fußstapffen nach- gefolget sind. Antwort. Hierauff ist keine andere antwort noͤthig/ denn die naͤchst vorhergehende auff das vorige hauptstuͤck/ weil es nichts anders denn von eben derselben materi e ist. Des 18. hauptstuͤcks. Daß derselben soͤhne/ nemlich Theodo- sius und Valentinianus der III. dergleichen gesetze haben ausgehen lassen. Antwort. Eben dieselbe gehoͤrt hierauff auch/ wie auff das 16. hauptstuͤck/ als welches eben dasselbe zugleich mit in sich haͤlt. Des 19. hauptstuͤcks. Der innhalt ist von eben der art/ und darum keiner andern antwort wuͤrdig. Des 20. hauptstuͤcks. Daß auslaͤndische Fuͤrsten gleicher weise in ihrem gebiete die ketzer verfolgt haben. Antwort. Gewiß/ thoͤricht gnug ists/ daß es nachge- than wird/ es sey nach oder wider CHristi ge- setz. Was bey einigen Fuͤrsten gethan worden ist/ das mag bleiben. Was Tyrannen oder ketzerische Fuͤrsten thun/ muß mans denn eben so gesetzlicher weise nachthun? Daß sie es nach dem gesetz gethan haben/ muß zugleich bewiesen seyn. Hier wird nun erzehlet (doch durch die partheyen selbst/ die nicht allezeit den groͤsten glauben in ihrer eignen sache verdienen gegen ihre wiedersacher) wie einige Fuͤrsten gehandelt haͤtten mit etlichen formal en verhaͤrteten ketzern. Und weil dasselbe hierinn zu dieses schreibers vorgenommenem beweiß gantz nichts hilfft/ ist mir unnoͤthig nur ein eintzig wort drauff zu sa- gen/ als das: Was wolt ihr damit sagen? Daß die kirche CHristi uͤberall schuldig sey nachzufolgen/ was einige Kaͤyser gethan. Des 21. hauptstuͤcks. Daß der vaͤtter sinn auch eintraͤchtig- lich halte/ wie man den kaͤtzern keine freyheit zulassen muͤsse. A. K. H. Vierter Theil. D 2 Ant- Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen Antwort. Daß der Vaͤter sinn solches eintraͤchtiglich halte/ mag gantz nicht/ sondern leicht das ge- gentheil bewiesen werden/ daß die Vaͤter nicht weniger in diesen als in vielen andern stuͤcken uneins sind/ nicht allein ein jeder insonderheit wider den andern/ sondern auch meist jeder wi- der sich selbst/ und vornemlich der beruͤhmteste unter allen S. Augustinus. Das ist ein unterfan- gen ohne wahrheit/ und macht gar keinen gu- ten credit. Hiermit aber meinet dieser Pame- lius gnugsam bewiesen zu haben/ daß der vor- erzehlten Kaͤyser ihre gesetze nach art des gesetzes gemacht gewesen sind. Und daß nun der vor- besagten Vaͤter sinn zubeweisen recht sey/ bestaͤ- tiget er damit/ daß er mit der H. Schrifft zum vorschein kommet. Das solte nun das rechte mittel seyn/ als welches allein glaubwuͤr- dig ist/ daß alle die andern vorhergehenden be- sten beweißthuͤmer/ so aus menschen vernunfft/ opinionen und gutduͤncken herkommen/ nicht noͤthig und wahr gewest/ noch auch der Vaͤter sinn nicht/ als nur CHristi und seiner Aposteln sinn scheinet gewesen zu seyn. Also setzet er CHristi eingesetzten weg vor an/ daß man die verbanneten zu halten habe vor Heiden und Zoͤllner/ dazu setzet er CHristi und Pauli worte Matth. XVI. 1. Tim. I. 2. Tim. III. und Tit. III. das ist CHristi gesetz/ das ist auffrichtig und nuͤtzlich das aͤrgerniß von der kirchen auff- zuheben und zur besserung des ketzers. Diese ketzer-straffe CHristi und Pauli/ sagt ihr/ sey ge- handelt worden von den Aposteln an in der kir- che/ auch in allen concili en gebraucht worden/ und pflege noch biß jetzo in der Roͤmischen kir- che zu dauren. Das ist die zweyte unwahrheit noch im anfang dieses hauptstuͤcks. Denn das ist nicht wahr/ ich nehms nur von dem Costnitzer concilio an: Warum ward Johann Huß verbrandt? weiter/ warum hat die Roͤ- mische kirche binnen unserer kurtzen zeit so manch tausend menschen lassen verbrennen und koͤpffen unter dem namen/ ketzer? was vor glauben/ lieber leser/ verdienen die schreiber/ die sich nicht scheuen so offenbare luͤgen zu schreiben? befiehlt CHristus und Paulus in dem vorbesagten ge- setz die ketzer zu toͤdten? Nein/ sondern nur aus der kirche zu bannen und vor heyden zuhalten. So brecht ihr ja CHristi gesetz/ das heist nicht halten. Oder habt ihr macht CHristi gesetz zu veraͤndern nach eurem gutduͤncken. Zeiget diese eure macht/ so wird man glauben muͤssen/ daß CHristi gesetz eine nase sey von wachs oder leimen/ die ihr moͤget beugen und kruͤmmen nach eurem belieben/ und dabey auch glauben muͤssen/ daß eure Roͤmische/ nicht CHristi ge- setze/ der Christen gesetze seyn darnach zule- ben/ als die ihr aus CHristi gesetzen durch ver- aͤnderung derselben nach eurem gutduͤncken eu- re Paͤbstliche ges e tze machet/ so daß wir nicht mehr Christen/ sondern mit recht Papisten muͤsten genennet werden. Darnach bringt ihr Mosis gesetz vor/ von den falschen Propheten/ als welche vorhersa- gende kamen und sprachen: kommt/ lasset uns gehen und fremden goͤttern/ die ihr nicht ken- net/ folgen und dienen. 5. B. Mos. XIII. auch dergleichen verbot Cap. XVII. Hier ist euch alsobald Christi gesetz zu linde/ das ver- last ihr und laufft zu Mosis strengem gesetz das nicht von einem ketzer/ sondern von einem falschen Propheten redet/ damit ihr oͤffentlich euren verkehrten geist zu erkennen gebt/ und lieber Mosis als CHristi diener seyd. Jst denn Moses euer Herꝛ und gesetzgeber/ warum nen- net ihr euch Christen und nicht Juden? Jst aber CHristus euer Herꝛ/ warum folgt ihr nicht CHristi/ sondern Mosis gesetz? Aber wie last ihr zu/ daß ein ketzer und ein solcher falscher Prophet ein ding sey? wo wolt ihr uns nun sol- che falsche Prophetē weisen? oder wolt ihr straf- fen/ was nicht im wesen ist? oder duͤnckt euch gut mit den Apothekern zu nehmen quid pro quo? oder ists euch alles eins/ wenn ihr einen als des todes schuldig nach dem gesetze oder un- schuldig urtheilet/ daß ihr nur moͤget euren blut-durst loͤschen? Doch ist von dem Mo- saischen proceß uͤberfluͤßig gehandelt in dem zweyten pꝛoceß von dem ketzer-toͤdten/ da kan deꝛ leser/ so er ein mehrers begehret/ lesen. Von Mose kommt er auff Tertullianum, der (wie Augustinus von ihm zeuget de hære- sibus ad Quod vult-Deum num. 66.) nach sei- nem eignem urtheil muͤst ein ketzer seyn bey der Roͤmischen kirchen/ und nach ihrem urtheil getoͤdtet werden. Haben denn bey den Ca- tholischen die ketzer selber/ wenn sie nur fein scharff sind/ solchen glauben/ daß sie mit der ketzer worten pochen zubeweisen/ wie man schuldig sey/ auff den rechten weg die ketzer zu bringen/ nicht mit anlockungen/ sondern mit zwang? daß man die ketzer mit haͤrtigkeit/ nicht aber mit friedfertigkeit muͤsse uͤberwinden. Der- selbe Tertullianus schreibt gleichfalls (wie der anmercker uͤber die heutische friedens- tractaten erzehlet. Th. IV. vers. —) daß es kein werck der religion sey/ die religion zu zwingen/ als welche williglich und nicht mit gewalt muͤsse angenommen seyn. So eins ist er mit sich selbst. Und dieß sollen nun feste beweißthuͤmer seyn in so gros- ser sache/ es sey denn/ daß man auch lobe und vor auffrichtig halte den rath Caiphaͤ/ nach sei- ner falschen theiding den sohn GOttes toͤdten zulassen. Darnach holt er herfuͤr das Arimi- nenser concilium, das von dem Kaͤyser verlang- te bey ihrer vorvaͤter satzungen zu bleiben. Es erhellet aber noch nicht/ daß der menschen sa- tzungen allesammt Goͤttlich seyn. Dis erhellet aber an CHristi satzungen. Warum wollen sie nicht leiden/ daß andere nach Christi einse- tzungen leben/ die allesamt Goͤttlich sind/ die aͤlter und besser sind denn alle menschen-satzun- gen. So sie der Vaͤter eigen sind/ wird Christo damit nichts gedienet seyn. Oder hat die Roͤmische kirche macht und recht/ andern das/ was recht ist und sie begehren/ zu entziehen/ und selbst das/ was sie unrecht verlanget/ zugenies- sen. Wer merckt nicht/ daß solch ihr thun un- recht gegen GOtt und gegen das gesetz der na- tur selbst sey? Hier war das guͤtige gesetz CHristi/ von dem bann/ ihnen wieder zu gelinde/ das schuͤtten sie vom halse/ lauffen von CHristo zu Mose und desselben streng ē gesetzē/ und loben deß Pinehas und Eliaͤblutige bestraffung uͤber die goͤtzen-die- ner und hurer wider Mosis gesetz. Hoͤrt diß noch von denen ketzer-geschichten. noch nicht auff? Jst CHristi gesetze uns nicht von GOtt zuhalten befohlen/ da er aus dem himmel sagte: diesen soltihr hoͤren! So ver- achtet man CHristum unsern Koͤnig/ ja GOtt selber. Verdienet diejenige kirche ihr auch ge- horsam zu werden/ die da selbst GOTT und CHristo ungehorsam ist? Jst dann uns befoh- len mit den Juden Mosis gesetze zugehoꝛsamen/ da wir Christen andere von CHristo empfan- gen haben? CHristus befiehlet zu locken/ Mo- ses zu zwingen/ und CHristus verbeut die ketzer zu bannen/ Moses aber die goͤtzen-diener (er redet von keinem ketzer) zu toͤdten. Nun be- gnuͤget euch leuten aber nicht mit Christi straffe uͤber die ketzer/ nemlich dem bann von ihm be- fohlen/ und mißbraucht Mosis blut-straffe bey ihm/ nicht uͤber die ketzer/ sondern andere uͤbel- thaͤter geboten/ die nemlich wieder die goͤtzen- diener gegeben. Befugt das Christen oder Juͤden? Jst Moses euer Herꝛ und gesetz-geber/ so dienet ihm: ists aber CHristus/ wie ihr sagt/ warum verwerffet ihr denn seine gesetze? Aber wozu braucht ihr Macharii exempel von seiner Mosaischen todes-straffe/ und nicht von CHristi straffe mit dem bann anders/ denn daß euch Mosis gesetz angenehmer ist demselben zu gehorsamen denn CHristi gesetz? Lasset denn eure worte euren thaten gleich seyn/ handelt mit wahrheit/ nennet euch selber Mosianer/ nicht Christen. Waren die Donatist en/ Sabellier, Circumcellier, Arianer und andere/ die eure vorvaͤter von den Kaͤysern wolten gestrafft ha- ben/ nicht nur ketzer/ sondern auch handthaͤtige moͤrder und uͤbelthaͤter/ warum liesset ihr sie die Fuͤrsten nicht straffen/ als solche uͤbelthaͤter/ mit dem tode nach euren weltlichen gesetzen? Wa- ren sie aber keine uͤbelthaͤteꝛ/ sondeꝛn allein ketzer/ oder irrige/ was hatten sich die Fuͤrsten damit zu bemuͤhen? Warum straffte sie die kirche selbst nicht nach CHristi gesetz mit dem bann? Aber damit waren sie nicht begnuͤgt/ und eꝛwiesen sich nicht als CHristi kirche/ sondern als die Mo- saische Synagoge. Mit der Synagogen stimme rieffen sie zu Pilati nachfolgern: Wir haben ein gesetz/ daß wir niemand duͤrffen toͤd- ten/ denn alleiniglich bannen/ toͤdtet ihr die ke- tzer. Der Kaͤyser gebot und leibes-straffe soll mehr krafft haben denn der Synagog en/ denn Gregorii oder Athanasii worte. ( fol. 86.) O „ihr Fuͤrsten/ indem ihr die ketzer nicht straffet/ „verurtheilet ihr die Kirchen-lehrer. Zwin- „get sie hinein zugehen/ und zwar nicht mit wor- „ten und freundlichem noͤthigen nach CHristi „und seiner Apostel weise/ die keine weltliche „Obrigkeit waren; sondern mit strengem to- „de auff unsere Phariseische weise/ ja auff Mo- „sis weise/ der auch obrigkeit war/ ihr habt das schwerd/ ihr koͤnnets; wir aber haben nur worte/ was vermoͤgen die! So sprachen die von der Roͤmischē kirchen die Kaͤyseꝛ an/ schreibet der Canonicus. Solcher Mosaischer handel im reiche CHristi schien ihm nicht wol gnug zu seyn zu seinem vortheil die ketzer zu bezwingen und zu toͤdten. Da kehret er sich wieder von Mose zu CHristo und pochet CHristi zwang zu be- weisen mit Sauli bekehrung und mit dem zug des vaters (89.) Saulus war ein verirrter/ aber kein ketzer/ er war wol zu beugen und nicht hartnaͤckig/ er ward eine kurtze zeit mit blind- heit gestrafft/ auff daß er ewiglich sehen solte: Er ward mit worten unterwiesen/ daß er koͤnte genesen/ und sein irrthum ward mit wahrheit getoͤdtet/ aber nicht sein leib mit dem schwerd. Seyd ihr nun CHristi/ und nicht Mosis lehr- linge/ so folget hierinn CHristi guͤtigkeit/ und nicht Mosis blutgierigkeit nach/ denn er ist euch nicht zum fuͤrbilde gestellet/ sondern CHristus. Da ich nun auff des Vaters zug hoffe/ so sehe ich/ wie eure unwahre opinion moͤge stand hal- ten/ die luͤgen eurer feinde abzulehnen. Diese machen den willen des menschen eigen/ ihr aber haltet ihn vor frey. Wer frey ist/ den lockt man; der aber eigen ist/ den zwingt man. Nun wolt ihr wieder die wahrheit und eure eigene lehre zwingen. Was fuͤr huͤlffe moͤget ihr doch an- ders suchen wider die wahrheit/ denn die luͤgen? So verwirfft man nun auch Augustini wor- te/ die durchgehends mehr denn CHristi worte euer schild sind. Welche? Diese uͤber eben die worte CHristi bey ihm geschrieben ( Expos. in Joh. tract. 26. de cap. 6.) Was wollen wir“ hier sagen/ lieben bruͤder? Werden wir gezo-“ gen zu CHristo/ so glauben wir wider un-“ sern willen/ so wird da gewalt gebraucht?“ so wird der wille nicht erweckt? Es kan wol“ jemand unwillig in die kirche gehen/ unwillig“ zum Altar kommen/ unwillig das Sacra-“ ment empfahen/ aber glauben mag“ niemand als mit willen (willig.) Waͤ-“ re es so/ daß man mit dem leibe glaubte/“ es solte auch in den unwilligen geschehen. u. s.“ f. Und doch: Dencket nicht/ daß ihr ohne“ willen werdet gezogen. Das gemuͤth wird“ durch liebe gezogen. Und stracks darnach er-“ klaͤrt er dasselbe mit einem exempel und gleich-“ nisse/ sagende: Simon Barjona, fleisch und blut“ hat es dir nicht offenbaꝛet/ sondeꝛn mein vater/“ der im himmel ist. Die offenbarung ist selbst“ der zug. Zeiget ihr einem schaaf einen gruͤ-“ nen zweig/ so ziehet ihrs. Werden einem“ kinde kleinode gezeiget/ so wird es gezogen.“ Jst euch leuten denn so viel dran gelegen/ daß ihr an CHristi statt so gern uͤber die seelen gebie- tet und eure weltliche macht/ gewalt und ge- maͤchligkeit behaltet/ daß ihr wider die gebote CHristi und wider eure eigne lehre vom freyen willen/ so eine von den hauptsachen derselben ist/ nun mit eurer feinde luͤgen hafften lehre vom eig- nen willen euch zubehelffen suchet/ und bezeugt/ wie an euch wahr sey das gemeine spruͤchwort: Hilff GOtt/ oder hilff teuffel/ welcher die meiste macht von beyden hat. Und weil ihr dem N. Testament nicht trauet/ aus welchem ihr das zwingen Pauli und den zug GOttes gewohnet seyd wider eure feinde gantz anders zu deuten/ weicht ihr wieder zuruͤck in das alte/ mit der Allegori e von Sara/ wel- che ihre magd Hagar zwang/ euren schoͤn-ge- zierten zwang uͤber die seelen zubeweisen. Das gibt man euch nun zu/ last endlich die Allegori e einen festen beweißthum seyn. Aber alsdann muͤst ihr erst beweisen/ daß den ketzern/ als Agar/ von GOtt befohlen ist eurer kirchen/ die ihr vor erst muͤsset beweisen die rechte Sara zu seyn/ als ihrer frauen zugehorsamen. Fer- ner muß von euch auch erst bewiesen seyn/ daß Abraham (CHristus) eurer kirchen mann sey/ und euch diese Agar/ oder ketzer/ in eure macht gestellet habe/ sie nach eurem willen zu D 3 zwin- Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen wingen/ auch endlich gar zu toͤdten nach dem eibe. Befielet euch das der HErr JEsus ir- gends wo? Nirgends/ sondern verbietet euch das unkraut auszurotten Matth. XIII. Und befiehlet hingegen wol den bann/ d. i. aus dem hause oder kirche GOttes zu verstossen. Das koͤnt ihr nicht thun/ aber wol die H. schrifft alt und neu mißbrauchen/ nur an Christi stattuͤber die seelen zuherrschen. Wolt ihr noch ferner mit allegori en beweisen/ warum bringt ihr nicht Pauli, das ist/ eine schriftmaͤßige allegori e herfuͤr von Jsmael und Jsaac? die bedeuten die zwey Testamente/ und stellen den fleischlichen und geistlichen Menschen vor nach der erklaͤrung des Apostels selbst Gal. IV. oder dienet euch Leuten diese allegori e nicht/ darum/ weil sie von dem Geist der Wahrheit bezeuget/ platt wider euer vornehmen ist/ und euch bezeichnet/ daß ihr dienstbare Knechte seyd/ und keine Soͤhne der Freyen/ fleischliche/ und keine geist- liche/ und der geistlichen verfolger mit Jsmael/ mit den Phariseern und mit den Juden/ aber keine verfolgte mit Jsaac/ mit Christo und mit den Christen. Diese wolt ihr als rechte fleischliche und gewaltige Jsmaeliten gewalt- samlich zwingen zu euren fleischlichen opinio- nen/ als Rosse uñ Maͤuler/ aber nicht mit freund- lichē anlocken/ durch unterweisung der wahrheit zu der geistlichen erkaͤntnis/ als redliche uñ freye Menschen. Hierzu nun seyd ihr nicht faul die Schrifft zu verkehren/ platt wider die Lehre und Leben JESU Christi. Wo hat er irgends einen menschē mit aͤusser licher gewalt zu sich ge- zwungen? Als er/ nach dem er viele seiner Juͤn- ger sahe ihn verlassen/ denen zwoͤlffen freye will- kuͤhr gab/ gleicher weise von ihm zu scheiden/ fragte er: Wollt ihr auch weggehen? Joh. VI. 66. 67. Solte das gezwungen seyn? Also hat Christus niemanden/ als Roß und Maͤuler/ mit weltlicher Macht zwingen wollen zu ihm zu kommen/ oder bey ihm zu bleiben/ welches man ja nirgends von dem HErrn lieset/ der dennoch selbst der rechte HERR ist/ und sonst weder Kaͤyser noch Pabst uͤber die See- len der Menschen. So lieset man auch durch- gehends/ wie freundlich er zu sich locket/ nicht die gesunden/ sondern die krancken/ verirreten/ ja hartnaͤckig und ketzerische Menschen. Kommt (spricht JEsus) her zu mir alle/ die ihr belastet und beladen seyd/ ich will euch erquicken. Matth. XI. Item: Jerusalem/ Jerusalem/ wie offt hab ich euch versamlen wollen/ wie eine Henne ihre Kuͤchlein/ aber ihr habt nicht ge- wollt. Matth. XXIII. 37. mit mancherley grossen/ und andern dergleichen lieblichen noͤ- thigungen/ aber nicht mit einem gewaltigen nothzwang. Der Leser urtheile nun/ ob hier die Roͤmische Kirche mit ihren Minori ten/ Jesui- ten und allen ihren andern kindern/ die uͤber den verirreten Menschen nichts denn blut schreyen/ nichts denn vom brennen und abschneiden ruf- fen/ mehr gleichheit habe mit dem barmhertzi- gen/ anlockenden und guͤtigen JESU / oder mit dem strengen/ drohenden und blutigen Mose. Hier wirfft dieser das schwerd Christi/ die allvermoͤgende wahrheit/ schon wieder aus der hand/ in dem er nach Mosis rachschwerd greifft/ uñ will die Roͤmische grausamkeit schoͤn machen mit diesen worten: Moͤgen (sagt die-“ er Pamelius ) die Heiligen und Frommen nie-“ manden verfolgen/ sondern allein verfolgung“ leiden/ wessen stimme meinen sie dann ge-“ wesen seyn in Psal. XIIX. 38. Jch will meine“ feinde verfolgen/ ich will sie ergreiffen/ und“ nicht umkehren/ biß ich vergehe/ (oder/ sie ver-“ gehen) Antwort: Man lese Augustinum, den“ ersten von den vier Pfeilern eurer Kirche/ wel-“ cher an selbem ort ( in Psal. XIIX. enarrat. ) diß“ vor Davids stimme haͤlt/ sagende: Jch will“ meine fleischliche affect en verfolgen/ und von“ ihnen nicht gegriffen werden/ sondern sie er-“ greiffen/ biß daß sie zu nichte werden.“ Diß ist der Heiligen heilige verfolgung wider ihres heil- osen hertzens begierden/ diß sind die rechtẽ freun- de/ die ihre aͤusserliche feinde lieb haben Matth. V. ) und diß ist die art der liebhabenden Kinder Gottes/ die das boͤse mit gutem uͤberwinden/ ( Rom. XII. ) nicht die neidischē Phariseer. Die- se art der liebe bewiese David selbst an seinem feinde Saul/ der ihn verfolgte und einsperrete. 1. Koͤn. XXVI. 7. — 10. XXIII. XXIV. 6. — 8. Sprecht ihr: Derselbe Augustinus sagt uͤber dieselbe worte Davids das/ was ihr aus ihm erzehlet/ so muß ich antworten/ daß ihr dabey/ und bey viel dergleichen streitigkei- ten/ so man bey ihm und auch den andern Vaͤ- tern findet/ moͤget mercken/ daß sie Menschen sind/ die eben auch geirret haben/ auch offte ein- ander widersprechen/ und man nirgends gewiß trauen darff. Sie zancken sich selbst wol/ darum sie uns oͤffters von ihren Schrifften ab/ und auf die Schrifft weisen/ als welche allein gewiß/ und unzweiffelhafft ein zeuge der wahrheit ist. Wer (sagt ferner dieser Canonicus ) der Kaͤy-“ ser Gesetzen/ die vor die wahrheit gegeben“ werden/ nicht will gehorsamen/ der verdienet“ grosse straffe. Antwort: Das ist nun von der“ schrifft wieder zu der vernunfft zuruͤck gelauf-“ fen.“ Wer der Menschen-gesetze/ die etwas wider Gott gebieten/ gehorsam ist/ der verschul- det noch mehr straffe. Oder haben alle Mar- tyrer mit recht grosse straffe verschuldet/ daß sie der tyrannischen Kayser gesetze/ so wider Gott waren/ nicht woltẽ gehorsamen? Oder sind keine Kaͤyser/ die etwas wider Gott gebieten? Sum- ma/ entweder es sind der Kaͤyser oder Gottes ge- bote. Sagt ihr Gottes/ so sinds nicht der Ketzer gebote GOTTes geboten muß jederman ge- horchen. (Pred. Sal. XII. 13.) Aber sind es der Kaͤyser gebote/ so sinds nicht Gottes/ son- dern der Menschen gebote/ damit wird GOtt nicht gedienet noch gehorsamet. Weiter sucht er huͤlffe bey einem Heidnischen Poeten/ und sagt aus dem Terentio: Jhr koͤnt nicht“ recht thun/ als wenn ihr mit straffen gezwun-“ gen seyd.“ Antwort: Ohne willen thut man nichts/ das recht ist/ und was man aus zwang thut/ das thut man nicht mit willen. So thut niemand etwas/ das recht ist/ aus zwang. Zwang ist vergebens. Die Schrifft saget“ Spr. Sal. XXIII. 13. daß man mit schla-“ gen solle zwingen/ nicht allein einen unnuͤtzen“ knecht/ sondern auch den Sohn.“ Antwort: Zu gehoͤrigem dienst und erbaren sitten soll ein jeder guter Haus-vater seine knechte oder kinder/ die unwillig sind/ zwingen. Aber nir- gends befiehlet Christus jemanden seiner unter- sassen/ knechte/ kinder/ weib oder naͤchsten/ diß oder das zu glauben zu zwingen. Denn der glau- be ist eine gabe/ nicht ein zwang/ Gottes/ keines Men- von denen ketzer-geschichten. menschen gabe. Diese kan kein mensch dem andern geben noch nehmen/ an-noch abzwin- „gen. David konte keinen frieden haben/ denn „durch seines sohns Absolons tod/ der krieg ge- „gen ihn fuͤhrte/ und vertroͤstete seine traurigkeit „mit des bekriegten friede. Also vertroͤstet sich „die Catholische mutter in verderbung einiger „widerspenstigen kinder mit der erloͤsung so vie- ler voͤlcker. Antwort: Wenn der wall ein ende hat/ haͤlt man sich an das meeꝛ graß. Dieseꝛ weil er siehet/ daß ihm der wall der schrifft entgehet/ begiñet er sich an das trifftige meergraß der Al- legori en zu halten/ und zwar ohne noth/ wegen einiger ungeschickligkeit/ die man in dem texte mag warnehmen. Wird eurekirche von ihren kindern mit gewalt angefochten/ so sind alle Fuͤrsten schuldig/ sie|mit gewalt zu beschirmen/ was wolt ihr denn mehr? Aber bestreiten denn Martin Luther/ Zwingel/ Calvinus, Beza, Menno \&c. und andere/ ihre erste mutter die Catholische kirche mit luͤgen/ nicht aber mit ge- walt/ so widerstehet ihnen mit wahrheit/ und nicht mit gewalt. Hat sie aber die wahrheit nicht/ wie kan sie denn die wahre kirche seyn? Wenn ihrer zwey in einem baufaͤlligen hause „wohneten/ und wir wuͤsten es/ daß selbiges „wolte uͤber einen hauffen stuͤrtzen/ wir warne- „ten sie auch/ und sie woltens nicht glauben/ „sondern drinnen bleiben/ solte man uns nicht „mit recht unbarmhertzig nennen/ in dem wir „sie wider ihren willen koͤnten heraus ziehen/ „es aber doch unterliessen. Hier komt er von der Allegori e auff die gleichnisse/ das ist/ von ei- nem gleichniß auffs andere. Beyde dienen dazu/ daß sie einerley meinung erklaͤren/ aber nicht das geringste beweisen. Man mag ja wol jemands leib wider seinen willen aus dem hause ziehen oder tragen; aber kein mensch mag den andern wider seinen willen zwingen zu glauben/ daß die kirche/ darinn er ist/ und meinet oder weiß/ daß sie die rechte/ falsch sey/ ohne welches zu glauben er nicht mit willen mag herausgehen. Solte das ein gleichniß seyn/ das zum beweiß des zwangs in glau- bens-sachen dienete? Man mag wol je- „manden (schreibt der Canonicus ferner) „zwingen zu einem Bischoffs amte/ welches ei- „ne gute sache ist; warum nicht einen verderbli- „chen irꝛthum zuverlassen/ das auch eine gute sache ist? fol. 94. Man uͤberzeuge erstlich die verirꝛten mit wahrheit/ daß ihre lehre ein ver- derblicher irthum sey. Wie euer volck gemei- niglich meinet/ daß des Bischoffs amt ein herꝛlicher/ lustiger und delicate r/ aber auch ein muͤhseliger/ lastbarer und sorgfaͤltiger stand ist; so wird man finden/ daß der verirꝛte so williglich seinen irꝛthum verlasse/ als man eure Theologant en findet die Bistuͤmer anzuneh- men; Denn da findet man derer viel mehr/ die darnach jagen/ aber wenig/ denen man das Bistum muß anzwingen. Weiter fortfahrende in solchem seinem wahn- witz und beweißlosem beweiß schreibt er also: „Einige verwundern sich/ daß die Christliche „ Potentat en bewegt worden wider der kirchen „verfluchte auffruͤhrer/ ketzer/ stoͤrenfried u. d. g. wie wollen sie GOtt rechenschafft geben von ihrem reich? Antwort. Was ihnen nicht an- befohlen ist/ das wird nicht von ihnen gefo- dert werden/ und davon sind sie auch nicht schuldig GOtt rechnung zugeben. Moses soll der Richter nicht seyn/ sondern JEsus CHristus/ der hat ihnen nirgends befohlen ei- nen menschen zum glauben zuzwingen/ noch sein reich/ welches geistlich ist/ mit ihrem weltlichen schwerd zu beschirmen/ denn er thut solches mit dem geistlichen schwerd seines mun- des selber/ d. i. mit seiner allmaͤchtigen warheit. Deßwegen duͤrffen sich die Fuͤrsten nicht besor- gen davon rechnung zuthun/ als welches ihnen nicht/ wol aber von ihrer weltlichen Herꝛschafft/ die ihre ist/ befohlen. Denn man hat sich wol mit recht zu verwundern/ daß nun alle die- se Phariseische anhetzer die Fuͤrsten zum brennen und abschneiden um glaubens sachen auffwie- geln/ ohne eigne wahrnehmung/ geschwei- ge erwaͤgung des verbots ihrer eignen alten un- verfaͤlschten regel von der geistligkeit: Daß kei- ne geistliche person um keiner welt-“ lichen sache/ noch auch um des glaubens“ oder ketzerey willen jemanden solte helf-“ fen zum tode bringen/ weder durch sich“ selbst/ noch durch andere u. s. w. Besiehe oben“ im 1. Process. p. 88. n. 82. Derjenig irꝛthum dem man nicht widerstehet/ wird dadurch vor gut oder wahr gehalten. f. 96. Der irꝛthum/ wel- chem man boßhafftig widerstehet/ wird in den veriꝛreten verhaͤrtet und vor recht gehalten. Diß hat uns die eꝛfahrung in diesen zeiten mehꝛ denn zu viel gelehrt; indem die wahrheit auff kei-“ nerley weise beschirmet wird/ so wird sie unter-“ gedruckt. fol. 96. Wer die wahrheit ohne war-“ heit suchet zubeschirmen/ unterdruckt sie/ so viel an ihm ist/ mit luͤgen. Aber wer die wahrheit mit gewalt will beschiꝛmen/ und hat sie nicht/ kennet sie auch nicht/ der beschirmet sie nicht/ sondern die luͤgen/ welcher selbe dadurch als luͤgen verdaͤchtig machet. Das verdorbene glied muß man mit dem|eisen abschneiden/ auf“ daß der leib nicht verderbet werde. Antwort:“ Wenn man mit der wahrheit die luͤgen des“ ketzers toͤdtet/ so bleibet der leib des ketzers leben- dig/ und die seele geneset. Aber toͤdtet man mit dem schwerde den ketzer/ so toͤdtet man nicht den ketzer/ sondern des ketzers leib und seele zugleich. Welche wider den Kaͤyser mißhandeln/“ die muͤssen vertrieben werden. Solte man“ denn die ketzer/ die wider GOtt mißhan-“ deln/ nicht ausschliessen? Antwort. Der Kaͤyser und GOTT haben ein jeder seine ge- setze. Nach solchen/ und nicht anders/ muͤs- sen die uͤbelthaͤter gegen jedweden von beyden gestrafft werden. Straffet man die uͤbelthaͤter wider den Kaͤyser mit dem bann aus seinem reiche/ nemlich aus seinen landen; so straffe man die missethaͤter mit dem bann aus GOttes reiche/ nemlich aus der kirche oder ge- meine GOttes. Dis gebeut der Koͤnig CHri- stus/ aber nicht das brennen und abschneiden. Dis lehret CHristus nicht/ aber ihr mit all eu- ren gleich-gesinnten/ auch mit Just. Lipsio leh- ret es. Des 22. hauptstuͤcks. Das meist alle gesetze der Kaͤyser auff begehren der kirche sind ausgegeben. Die gesetze wieder die ketzer sind nicht al- len bey den altvaͤtern bewilliget/ son- dern es sind derer auch viel auff d er k ir- chen ansuchung gemacht. u. s. w. Und solches zur nachfolge des Aposte ls Pauli , welcher Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen welcher wider die Juden sich berieff erst- lich an den Landvoigt/ und darnach an den Kaͤyser. fol. 96. Der Apostel verfolgte die Juden nicht/ son- dern die Juden ihn. Er ersuchte die Obrig- keit nicht den Juden gewalt zu thun/ sondern durch der Obrigkeit macht vor der Juden ge- waltthaͤtigkeit beschirmet zu werden. Was fuͤr eine gleichheit hat nun Pauli sein thun nach dem gesetze mit eurem thun wider das gesetz CHristi zu schaffen? Folget hierinnen Pauli weißheit/ und nicht der Juden blutgierigkeit. „Dieser Pamelius schreibt/ daß der Kaͤyser „ Gallienus, da er von den Christen sey ersucht „worden/ geboten habe/ daß niemand denen „CHristen solte beschwerlich seyn. Das ist den Christen erlaubt/ aber nicht die ansuchung wegen der irrenden/ welche niemanden plagen/ nemlich mit verfolgung/ feindschafft oder tod. Weiter faͤhret er fort zubeweisen nicht aus den wahren Evangelischen/ sondern aus den fal- schen Griechischen buͤchern/ daß die Kaͤyser un- terschiedliche verfolgungen gethan haben gegen die wiedersacher der Roͤmischen kirchen. Was war der beweiß noͤthig? Siehet man das nicht in der that vor augen/ daß diese/ indem sie ihrer vorvaͤter fußstapffen nachfolgen/ nichts hoͤhers beschleunigen an Kaͤysern und Koͤnigen als ihrer vorvaͤter maaß zuerfuͤllen/ da sie ver- folgten und toͤdteten/ welche nicht in alle ihre irꝛthuͤmer mit einstimmeten? Wer thut nicht williglich sein bestes/ daß er das verderbe/ was er hasset? Wer hasset nicht denjenigen/ der ihn durch die wahrheit vor dem volckhassete? ( Joh. III. 19. 20.) loͤblicher waͤre es ihnen gewesen/ daß sie in diesem stuͤck nachgefolget waͤren desje- nigen guͤtigkeit/ welcher auch die todes-schul- dige ehebrecherin ( Joh. IIX. 4. 7. 11.) nicht wolte verdammen/ als diejenige menge/ welche das guͤtige und unschuldige lamm zum tode verdammte und desselben tod durch die Obrig- keit beschleunigte. Das Phariseische geschlech- te ist so begierig nach der menschen verderben/ daß es auch Achans exempel dazu anfuͤhret und trohet gantz unverschaͤmt damit den Fuͤrsten gleiche straffe/ (105.) so sie denjenigen nicht straffen/ den sie hassen/ weil er die wahrheit sagt/ oder welcher/ ob er gleich nichts gegen der Obrigkeit gesetze gethan/ etwan worinnen irret. Sind denn diejenigen alle? die die wahrheit leh- ren/ oder alle irꝛende im glauben auffruͤhrer der kirchen/ wie Achan war? ( Jos. VII. ) Das ist zu plump nach blut gejaget. Nachdem er nun schrifftmaͤßigen beweiß zu seiner eignen unweißheit beweiß in dieser sache gemißbrauchet hatte/ nimmt er noch einen: Ein weiser Koͤnig (spricht er/ Spr. Sal. XX. 26.) ist ein zerstoͤrer der gottlosen. Wuͤrden nicht die unweisen Koͤnige/ so sie eurem ungoͤtt- lichem rath folgeten/ wol recht gottlose zerstoͤ- rer und ausrotter der gottseligen seyn? Kennen sie die spreu vor dem weitzen. Gebet ihr leute den Koͤnigen das urtheil von der ketzerey so? Hat GOtt ihnen befohlen die spreu oder un- kraut von der erden auszurotten? Matth. XIII. Das ist Theologi sch/ nicht schoͤn/ sondern sehr schaͤndlich die H. Schrifft mißhandelt. Und nicht anders/ als ob die Roͤmische kirche/ wel- che s elbs t thut wider das exempel des lammes/ das gegen seinen schaͤreꝛ odeꝛ todtschlaͤgeꝛ seinen mund nicht auffthaͤt/ ein nachfolglich exempel zu seyn gebuͤhrte/ da man huͤlffe sucht bey den weltlichen Fuͤrsten andere nach ihrem begehren zu verfolgen/ und stellt da ein Paͤbstlich Con- cilium und erneurung der vorigen zwang- pla- cat en gegen andere an/ welche sie als ketzer zu seyn urtheileten. Fol. 106. Thaͤt CHristus/ oder seine Apostel irgends so? Wo lieset man/ daß sie irgends die Obrigkeitliche macht ha- ben ersuchet ihre verfolger zuverfolgen? Da wa- ren (spricht er) zu der zeit keine Christliche Kaͤy-“ ser noch Fuͤrsten/ die ihnen hierinnen haͤtten willfahren koͤnnen. fol. 110. Das sey so. War damals kein GOtt/ der auff die verfolger Chri- sti auff sein ansuchen/ nemlich seine gehaͤßige feinde/ haͤtte koͤnnen feueꝛ lassen vom him̃el fal- len? (2. B. Koͤnig. 1. 10. Luc. 9. 54.) der seine verfolger durch ein eintziges wort-spre- chen koͤnte ruͤcklings auff die erden schlagen? ( Joh. XIIX. 5.) und ihn mit 12. legion Engeln beschirmet haben? ( Matth. XXVI. 53.) der die schloͤsser der kercker haͤtte oͤffnen koͤñen? (Ap. gesch. V. 22.) und ihrer widersprecher boßhaff- tige augen auff ihr gebot/ ja glaubige gebote/ zugeschlossen haben. (Ap. gesch. XIII. 11.) Solte dieser GOtt nicht eben so wol Christi/ seines lie- ben sohns und desselben juͤnger verfolger ha- ben wollen und koͤñen verfolgen/ so sie auch den rachgeist begehret/ der in keinem kinde des him̃- lischen vaters seyn kan/ und durch denselben den gerechten GOtt um die vertilgung ihrer verfol- ger angesucht haͤtten/ wie die weltlichen Fuͤrsten wollen und vermoͤgen die widerwaͤrtigen der Roͤmischen kirchen zuverfolgen/ deren verfolg- und vertilgung sie bey denen weltlichen Fuͤrsten suchen. Nicht einen solchen rath/ sondern viel einen gelindern geist bezeigte Augustinus sel- ber hierwieder in ihm zu seyn/ da er vor die boßhafftige Jsraelitische und verfolgende Donatist en an Maximinum, den Cartha- ginensischen Landvoigt/ also schrieb ( Epist. „127.) Haltet es bey euch/ ehrwuͤrdige „und liebe soͤhne/ kein geringes zu seyn/ daß „wir euch bitten/ damit sie nicht getoͤd- tet werden/ vor welche wir den Herrn bitten/ daß sie moͤgen bekehret werden/ sonderlich“ weil uns nicht gebuͤhret von unserm unauff-“ hoͤrlichem vornehmen/ nemlich das boͤse mit“ gutem zu uͤberwinden/ abzuweichen. Diß“ mag eure vorsichtigkeit auch bedencken/ daß“ niemand anders als die kirchliche leute sorge“ tragen euch von kirchen-sachen zu verstaͤndi-“ gen. Darum so ihr sollet meinen die men-“ schen um ihre uͤbelthaten zu toͤdten/ so wuͤꝛde es“ uns durch unser bekaͤntniß abschrecken icht-|“ was dergleichen mehr vor eure Raͤthe zu kom-“ men lassen/ vornemlich so sie solches vorneh-“ men und durch muthwilligen stoltz fort wuͤten“ solten uns zu vertilgen/ und uns also noͤthig-“ ten euch nicht mehr zu verstaͤndigen/ sondern“ zu erwehlen/ daß wir uns lieber von ihnen“ wolten toͤdten lassen/ als sie vor eurem Rath“ angeben/ damit sie getoͤdtet wuͤrden. Letzlich“ will er diß sein lang zusammen gestoppeltes“ hauptstuͤck endigen/ welcheser mit gantz unge- reimten exempeln zu dieser sache aus Heiliger Schrifft/ und zwar nichtmal aus CHristi neu- em/ sondern aus Mosis veraltetem und ausge- dientem von denen ketzer-geschichten. dientem gesetzbuche angefangen/ nemlich mit Davids vermahnung an die Koͤnige ( Ps. II. ) Dem HErren zu dienen mit furcht/ um dieselbe anzuspornen/ die uͤbertretungen wider GOtt mit strengigkeit zu belegen. Welche vermah- nung an die Koͤnige eben so eigentlich dienet die ketzer gestrenge zustraffen mit verfolgen/ ver- jagen/ verbrennen/ koͤpffen und toͤdten/ als j. Lipsii ernstliche vermahnung (im vorigen proceß) bequemlich dienet zur nachfolge des Ciceronis mit brennen und abschneiden/ und des Lactantii schrifft/ mit hoͤchster macht die re- ligion zu beschirmen; Worinnen nicht weni- ger des Lipsii vorherige/ als dieses Pamelii un- weise haͤrtigkeit und untreue verkehrtheit hier in anziehung der zeugnisse aus der schrifft/ der Vaͤ- ter oder Heiden/ gleichsam mit der hand mag ge- tastet werden. Wie reimen sich hieher Pame- lii anweisung zu den exempeln der Mosaischen Koͤnige/ welche solches nach Mosis gesetz thun musten an den groben goͤtzen-dienern/ deren tempel und abgoͤtter/ auch derselben Hayne sie abbrachen? Was vor gemeinschafft hat darum solches hier in unsers Koͤniges CHristi/ gesetze/ da man nicht steinerne tempel oder goͤtzen ab- bricht/ sondern verirꝛte schafe/ unrecht gesinnte ketzer/ ja auch meistens lebendige tempel uñ glie- deꝛ Christi mit solcheꝛ gꝛeulichen strengigkeit veꝛ- folgt uñ toͤdtet. Diß war den Mosaischen Koͤni- gen geboten den offenbaren goͤtzen-dienern also mitzufahren. Wer will aber beweisen/ daß unser guͤtiger Koͤnig JEsus/ irgends wo einen ketzer zu verfolgen/ oder zu toͤdten befahlen habe? Das kan noch vermag niemand/ sondern das wol/ daß sie die kirche soll halten vor Heiden. Dis ist nun diesem Pamelio und Lipsio mit den ihrigen viel zu gelinde straffe von dem guͤtigen Koͤnige/ dessen joch achten sie zu leicht/ uñ spornẽ die Koͤnige an das liebes-joch CHristi und den himmlischen Koͤnig selbst mit den gottlosen Juͤ- dischen Koͤnigen und neidischen Phariseern zu verwerffen/ ( Ps. II. ) Damit sie den Nacken der Koͤnige dem schweren und unertraͤglichem joch Mosis wieder unterwerffen moͤgen. Sol- ches rathen sie/ nicht aber mit CHristi schwerd der wahrheit die ketzereyen zu toͤdten und den ke- tzern das leben zulassen/ sondern mit Mosis strengem schwerde die ketzerey/ da es doch nir- gends geboten/ an statt der oͤffentlichen goͤtzen- diener mit den verirꝛten ketzern (so es anders ketzer sind) durch brennen und abschneiden/ mit ausschliessen von der zeit der gnaden/ leib und seele zugleich zu vernichten/ zu veꝛderben und zu toͤdten. Des 23. haubtstuͤcks. Daß die Kaͤyseꝛ/ als sie anfiengē zu con- nivir en/ scharffbestrafft oder zum wenig- sten angemahnt worden sind von den H. Bischoͤfen/ ja auch von S. Athanasio selbst/ wiewol andere von ihm anders halten. Diese meinung/ den sect en keine freyheit zuzulassen/ wird befestiget durch exem- peleiniger H. Bischoͤffe/ welche/ als sie sahen/ daß der Kaͤyser hertzen geneigt worden/ durch verschiedene friedens- tra- ctat en und bestraffungen solches abrie- then. Antwort: Daß ein ketzer den andern ungern neben sich kan leiden/ weiß man gar wol. Daß die ketzer auch vieler Kaͤyser macht listiglich mißbraucht haben/ lieset man auch wol; Daß auch einige Roͤmische Bischoͤffe den Kaͤysern gerathen ha- ben keine religions-freyheit zuzulassen/ lobet man wol. Aber wobey soll man wissen/ daß sie recht dran gethan haben und ihren exempeln hierinnen nachzufolgen sey. Diß soltet ihr thun/ so ihrs bey dem HErrn CHristo/ oder bey seinen juͤngern befohlen zu seyn/ findet/ daß man der Obrigkeit macht ersuchen solle alle an- dere religionen/ als die seine/ aus dem lande zu verjagen/ und uͤber diß dann auch noch/ daß die Roͤmisch-Catholische religion allein die wahre/ und alle andere falsch seyen. Wer soll hierinn der richter seyn? Die Roͤmische kirche? Wer der anklaͤger? Die Romanisten? Wer der verwehrer? Die Roͤmische? Wer die zeugen? Die Roͤmische? Lehren diß euere decreta? Die zeugen aber hievon also II. par. decret. Causa. IV. quæst. IV. Niemand vermesse sich jemals“ beydes richter und zeuge zu seyn. Denn in“ allen urtheilen muͤssen allezeit nothwendig 4.“ personen seyn/ nemlich ein erkohrner richter/“ bequemer anklaͤger/ fuͤgliche beschirmer und“ rechtmaͤßige zeugen. Denn dem richter ge-“ buͤhret zu gebrauchen gleichheit/ den zeugen“ wahrheit/ den anklaͤgern vorstellung die sache“ zu vergroͤssern/ und den beschirmern/ untersu-“ chung die sache zu verkleinern. Sodanige ur-“ theil muͤste man hier auch gehalten seyn richtig nach dem gesetz hervor zu bringen. Das thut ihr aberhier nicht/ das hat man auch zu unsern zei- ten zu Trente nicht gesehen/ sondern wol das gegentheil. Denn der Pabst selbst war allda richter und die seinigen zeugen/ auch zugleich anklaͤger uͤber und wieder den abwesenden ver- wehrer/ welche unverhoͤrt als ketzer verurtheilt sind. Solte das ein recht urtheil seyn? Wo ists befohlen den exempeln nachzufolgen? Wo ists befohlen die andern mit gewalt aus dem lande zujagen? Nirgendswo im Evangelio. Des 24. hauptstuͤcks. Daß keine vorstellung bey uns etwas thue/ ob schon einige Catholische Kaͤy- ser durch verfuͤhrung und durch furcht oder allzuviel nachgeben den Secten freyheit zuliessen/ welches sie hernach ge- reuet. Antwort: So liederlich als die erzehlungen der Kirchen- historien bißhero erscheinen zu seyn/ so liederlich sind dieses Pamelii wahnsinnige beweißthuͤmer von zwey oder drey Kaͤysern. Denn diese sind be- schrieben von der parthey selber. Daß aber die historien mit unwahrheiten gantz voll ange- fuͤllet/ auch voll traͤume und naͤrrische ausbu- tzungen sind/ kan ein jeder/ der da will/ gnug aus meinem Synodo sehen/ und aus dem klei- nen lichtlein mercken die grosse menge der un- wahrheiten. Aber gesetzt/ daß diß sein Geschwaͤtz wahr sey/ was soll denn hier bewiesen seyn? was folgt hieraus? daß es ihnen allesamt ge- reuet. Jst das ein guter Schluß? So muß man auch diß schliessen: Einige Kaͤyser/ waren Ketzer/ das koͤnt ihr nicht leugnen; Ergò, so waren alle Kaͤyser Ketzer. Soltet ihr solchen schluß zulassen? Moͤget ihr widersprechen? Se- het doch/ was doch alle eure vorige vorgebrach- te exempel zu eures vornehmens beweiß befoͤr- dern sollen wegen eurer folge der Ketzer/ nichts A. K. H. Vierter Theil. E anders/ Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen anders/ denn diß: die Ketzer haben diß und das gethan: Ergò, so sollẽ die Christen der gleichen auch thun/ deñ alles/ was die ketzerische Kaͤyser thun/ ist recht gethan/ darum muß mans ihnen alles nachthun. Wenn man all eurem geschwaͤtze solte glauben geben/ so muͤste das jenige daraus geschlossen werden/ dazu ihr nicht wuͤrdet bey- stimmen wollen. Jst das nicht ein thoͤrichter beweiß? Und mit solcher eitelkeit fuͤllet man die buͤcher an. Des 25. hauptstuͤcks. Daß auch den Heiligen Gregorio Na- zianzeno in Orient, und Augustino in Africa und dem Pabst Johann. dem I. dieses Na- mens/ zu letzt ihre gelindigkeit gegen die Ketzer gereuet hat. Antwort: Hier bestehet er mit dem beweiß seiner vor- stellung/ eben wie er hievorn mit dem beweiß von einigen Ketzern bey ihm bestanden ist. Die zulassung mehrerer Religio nen von den Kaͤy- sern/ nach innhalt ihrer vorigen zweiffelhafftig geschriebenen Kirchen-historien kan er nicht leugnen/ derohalben fliehet er zu solchem schlupffloch/ als wenn hernach den Kaͤysern ih- re zulassung gereuet haͤtte. Und solches bestaͤttiget er hier mit seinen drey Heiligen. Sind es denn lauter Heiligen/ die von unhei- ligen Menschen heilig geurtheilet werden? o- der ist zwischen dem Goͤttlichen und mensch- lichen urtheil kein unterscheid? Wie bestehet doch Pamelius hier dieser seiner drey vorerzehl- ten Heiligen unweißheit zu beweisen. Denn das ist keine weißheit etwas gethan haben/ das einen doch hernach gereuet: Solches aber sagt er selbst/ daß es von ihnē geschehen sey. Sie waͤ- ren erstlich nicht so weise menschen/ als sie ver- meinten zu seyn/ da sie gerathen haͤtten/ mit den Ketzern gelinde umzugehen. Wo seyd ihr ver- sichert/ daß sie nachmahls/ als sie solch ihr vo- riges thun gereuet/ weiser waren? Das folget nothwendig/ daß ein jeder Mensch/ je laͤnger er lebet/ je aͤlter er wird. Aber es folgt auch nicht nothwendig/ daß/ je aͤlter man wird/ je weiser man worden ist. Entweder sie hatten zu erst den Geist der weißheit nicht/ da sie das jeni- ge/ was sie thaten/ gereuete; was zeigt ihr vor eine gewißheit/ daß sie darnach den Geist der weisheit gehabt? Erstlich folgen sie der sanfft- muth des sanfftmuͤthigen Lammes GOttes nach/ und seinem befehl/ daß wir die sanfft- muth von ihm solten lernen. Matth. XI. 29. Diese verwarffen sie nachmals/ und folgten nach (so ihr wahrheit schreibet) der strengigkeit Mosis/ und verwandelten sich also aus gelin- den schaafen Christi in harte Mosaische Pha- riseer. Solte man daraus vermuthen/ daß sie in ihrem alterthum waͤren weiser worden? Chri- sti sanfftmuth hat niemanden mit gewalt zu ihm zu kommen gezwungen/ noch auch bey ihm zu bleiben: Wollt ihr auch weggehen/ (sprach er Joh. VI. ) Sein befehl ist/ daß man sie soll vor Heiden halten/ nicht aber/ daß man sie soll belaͤstigen ihre Gottes-dienste zu thun/ welche anders/ denn die seinen gesinnt sind. Mit worten und vermahnungen befihlet er zu handeln/ nicht mit Obrigkeitlicher macht zu zwingen. Solches erzehlet dieser Pamelius selbst/ daß es Augustinus zu erst gethan habe mit diesen worten Augustini: Erst war“ mein sinn/ daß man niemanden zu der einig-“ keit Christi zu zwingen befugt waͤre/ daß mans“ mit dem worte muͤsse handeln/ mit disputir- “ lichem streite und mit reden gewinnen/ da-“ mit wir die jenigen nicht moͤchten zu heuch-“ lerischen Catholischen haben/ die wir erst vor“ offenbare Ketzer erkanten/ u. s. w. f. 130.“ Ge- setzt nun/ daß der zwang/ zu welchem er hernach mitgerathen/ die Ketzer verursachte/ sich aus zwang zu seiner Kirche zu begeben; wo ist er versichert/ daß sie keine heuchlerische Catholi- ken waren? oder sind diese besser denn offen- bare Ketzer? Ja so viel als heimliche feinde/ die man vor freunde haͤlt/ in einer Stadt bes- ser seyn/ denn offenbare feinde ausser der mau- ren; die frucht seines thuns ist kund worden. Er will seine Religion allein haben/ nun ist keine Religion mehr/ denn der Chri- sten name. Derowegen ist die Experienz Au- gustini unsicher und besorglich/ und der sol- te man nachfolgen wider den ausdruͤckli- chen befehl Christi/ unserm gutduͤncken fol- gen/ und des HERRN gebot verachten/ CHristi glieder verfolgen und toͤdten/ aus un- serer guten meinung/ daß wir GOtt damit ei- nen angenehmen dienst thun solten? Joh. XVI. 2. Solte das nun weißheit seyn/ weiser seyn wol- len/ dann unser HErꝛ und Meister/ die Goͤttli- che weißheit selber? Die Fuͤrsten/ welche dann thoͤricht seyn wollen/ moͤgen hierinn solchen wahnheiligen nachfolgen und Augustinum weiser halten denn CHristum. Dieser hat ge- sagt/ daß sie solten friede haben in ihm/ nicht in der welt/ nein/ da sollen sie truͤbsal haben ( XVI. 33.) Diese wollen sie nicht leiden/ son- dern machen/ daß sie andere durch der Obrig- keit macht leiden sollen/ auff daß sie hier nicht mit CHristo streiten/ sondern hienieden/ als ob sie in einem irrdischen himmel waͤren/ sich freuen. Jst denn CHristus nicht kommen das schwerd zu senden auff erden/ den sohn zu erre- gen wider den vater/ die tochter wider die mut- ter/ die schnur wider die schwieger/ ja daß auch des menschen eigne haußgenossen seine seinde seyn sollen/ Matth. X. 34. 36. Wovon solte der streit wol anders seyn/ denn um der sache willen von CHristo und von der wahrheit/ welche er selbst ist? Joh. XIV. 6. Diese wird von der welt uñ vornemlich von den scheinheiligen gehasset. So euch die welt has- set/ so wisset/ daß sie mich vor euch gehasset hat/ sagt CHristus Joh. XV. 18. Hieraus entste- het der streit zwischen den haußgenossen/ so daß auch ein bruder den andern zum tode uͤberlief- fert/ ja der vater das kind/ und die kinder wi- der die eltern aufftreten und sie toͤdten. Matth. X. 21. Aber diesen frieden begehren die schein- heiligen nicht/ denn sie suchen geliebt und ge- ehret/ aber nicht geunehret und geschmaͤhet zu werden von allen menschen um CHristi namen willen. Matth. X. 22. Solche juͤnger wollen auch weiser denn der weise Lehrer seyn. Sie ver- folgen durch die Obrigkeitliche macht andere/ aber sie wollen nicht verfolgt werden von einer stadt zur andern. Matth. X. 13. Jst das keine weißheit? Wer kan dem Moͤnch/ beym Platina gedacht/ nun unrecht geben/ in|seiner predigt vor dem Pabst selbst/ (welchen er mit mehr denn Kaͤyserlichem pracht zum sermon kommen sahe) weil von denen ketzer-geschichten. weil er merckte auff CHristi und seiner Juͤnger weltliche thorheit/ der da arm/ veracht und ver- folgt worden ist/ und der Paͤbste weltliche weißheit/ die in reichthum/ wolluͤsten und hoͤchsten ehren leben und andere verfolgen/ da er in keine andere worte in seiner Predigt konte ausbrechen/ denn in diese: Pfuy Petre/ pfuy Paule. Der Pabst Paulus III. selbst/ als er auff dem saal spatziren gieng/ und zwischen einigen umstehenden Cardin aͤlen auff die zwey steinerne bilder Petri und Pauli sahe/ und/ (als zu vermuthen ist) ihren staat mit seinem verglich/ brach er/ mit der hand auff die 2. bilder zeigend/ in diese worte aus: Diese 2. narren sind ursacher unserer wolfahrt. Wie die alten sungen/ so pfiffen die jungen. Also auch die 3. vorerwehnte heiligen/ welche lieber der welt gemaͤchlichen/ herrlichen und praͤchtigen/ als CHristi elenden/ verachteten und verhasten frieden erkieseten; War es denn solchen heiligen nachfolgern nun auch keine thorheit/ Christi thorheit und nicht solcher wei- sen heiligen weißheit nachzufolgen? Jsts nicht besser/ wie die weisen Phariseer es zu machen/ daß sie andere aus der Synagog e verstossen/ ja aus dem lande/ ja gar aus ihrem leben verban- nen/ denn mit CHristo und seinen nachfolgern von andern verbannet/ verfolgt und getoͤdtet werden? Des 26. hauptstuͤcks. Deßwegen/ so je zu weilen die Aria- ner einige versammlungen gehalten ha- ben ausser denstaͤdten/ so ist solches nicht mit wissen der Kaͤyser/ viel weniger der Paͤbste und Bischoͤffe zulassung ge- schehen/ sondern viel mehr durch der ke- tzer hartnaͤckigkeit/ die die gesetze verach- teten. Antwort. Daß eure luͤgen-historien der kirchen oͤffent- liche exercitia oder uͤbungen unterschiedlicher religionen durch verschiedener Kaͤyser zulas- sung in sich halten/ kan man nicht leugnen/ wie auch diß/ daß die ketzer (wie die Roͤmisch- Catholische sie nennen) solches genossen und ihre religion und versammlungen oͤffentlich ge- halten haben in- und ausser den staͤdten an ver- schiedenen zeiten und oͤrtern. Haben denn nicht ketzerische Kaͤyser (die ihr hier nicht aus- sondert) solches den Arianern zugelassen? Auch nicht/ als sie Athanasium und ande- re Roͤmisch-Catholische vertrieben? Das ist zu grob gesponnen. So ist auch der Catholi- schen Kaͤyser gebot wider die wahrheit luͤgen- hafft/ ja noch mehr wider sein eigen schreiben in diesen zwey naͤchst vorhergehenden hauptstuͤ- cken. Denn in dem ersten dieser zweyen schreibt er selbst/ daß einige Catholische Kaͤyser den Ari- anern uͤbungen ihrer religion zugelassen/ wel- ches ihnen hernachmals gereuet; und in den letz- ten/ 25ten/ daß es seine 3. heiligen zugelassen ha- ben durch ihre gelindigkeit gegen die ketzer: noch mehr/ daß den Arianern ihre kirchen wurden wiedergegeben/ welches hernachmals ihnen/ wie er saget/ gereuet. Wie mochte es ihnen gereuen/ so sie es nicht zugelassen haͤtten? Hat- ten sie es aber zugelassen/ wie kan denn der Ca- nonicus mit wahrheit wider sein eigen geschwaͤ- tze sagen/ daß sie es nicht haben zugelassen. Wer nur kan/ der bemaͤntele doch diese tumme plum- pe und grobe unwahrheit. Des 27. hauptstuͤcks. Daß auch die ketzer selbst keine ver- schiedene religionen in ihren gebieten haben zulassen wollen. Dann als Atha- nasius an den Kaͤyser Constantium, und die- ser an jenen begehrte/ daß die Arianer zu Alexandri en solten zugelassen werden/ er in gleichen den Catholischen zu Antiochia eine kirche solte zulassen/ hat der Kaͤy- ser solches nicht zulassen wollen/ oder (wie Nicephorus saget) so woltens die haͤupter der Arianer nicht zulassen. Antwort. Jst diß nicht ein schoͤner kraͤfftiger beweiß/ er stehet in seiner krafft auffs allerschoͤnste da? al- les/ was die ketzer nicht wollen zulassen/ da thun sie wol dran/ und darff von niemanden/ auch von wahren Christen nicht zugelassen werden. Die Arianer/ welches ketzer/ ja haupt- ketzer sind/ wolten keine andere religion denn die ihrige/ da sie macht hatten/ zulassen/ auch den Christen nicht: Deßwegen duͤrffen auch die Catholischen keine andere religionen/ und waͤrens auch Christen/ zulassen/ wo sie macht haben. Und gewiß/ esscheinet recht wol/ daß die Catholischen diese lection nicht uͤbel von den Arianern/ ihren Schulmeistern/ gelernet habē/ und auch garwol in acht nehmen. Aber ob sie damit werden prangen koͤnnen vor dem einigen rechten Schulmeister JEsu CHristo/ sollen sie (deucht mich) wol einst zu spaͤte vernehmen/ wenn ein jeder seine lection vor ihm wird aufsa- gen muͤssen. Des 28. hauptstuͤcks. Daß viel gutes kommen sey aus den gesetzen der Kaͤyser wider die ketzer. Antwort. Hier erzehlet dieser Canonicus aus seiner unglaubwuͤrdigen kirchen-historie/ daß durch der Kaͤyser zwang viele aus furcht wider zu der Roͤmischen kirche sich gekehret. Das sey so. Aber daß eine liebliche unterweisung zur wahr- heit das rechte mittel ist wahre Christen/ und dargegen der verhaste zwang verstellte heuchler odeꝛ Gottlose zu machen/ ist gleicher weise wahr- hafftig. Welches zwang-mittel auch wol schei- net die ursache gewest zu seyn/ daß die offenba- re feinde von aussen/ nachdem sie veraͤndert wa- ren aus furcht/ im verborgenen und inwendig feinde der Roͤmisch-Catholischen gemeine alldar/ dieselbe gantz aus Africa verstossen ha- ben. Das war die schoͤne frucht des zwangs/ nemlich/ daß man dasverlieret/ was man al- lein will haben. Aber man stelle das alte luͤgen- buch mit seinen exempeln derselben zeit/ auch die da sigen verschiedenē reden des schreibers dabey/ so kan man hiebevor in Lipsii Process p. 137. lauter andere fruͤchte des gewissen-zwangs sehen aus dem wahren buch des unternehmens/ so wir selbst mit augen gesehen haben/ uñ noch taͤglich mit bitterer traurigkeit und verderbung land und leute fuͤhlen muͤssen. Welches so wahr ist/ daß es niemand leugnen mag/ es sey denn/ daß er sich sinnenloß beweisen wolte. Dieselben sind nun greulich blutvergiessen/ zwietracht/ auffruhr/ krieg/ verderbung land und leute/ und das was man mit dem zwang an der einen sei- ten meinte auszurotten/ hat man an der andern befestiget/ nemlich uͤberfluͤßige auff kunfft der A. K. H. Vierter Theil. E 2 sect en Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen sect en/ mit gruͤndlicher vernichtigung der Roͤ- misch-Catholischen religion und grosser ver- ringerung so viel oͤrter; ( Num. 89.) besehe den ort/ lieber leser/ und luͤgenstraffe mich/ ists nicht also? Des 29. hauptstuͤcks. Aber daß hingegen alles ungluͤcks grundsuppe ist auffgeruͤhret durch die zulassung der sect en. Antwort. Die gantze lange erzehlung ist offenbarlich lauter unwahrheit im Kaͤyserlichen reiche. Denn da es Carolus V. nicht wolte zulassen/ brachte er erst gantz Teutschland in auffruhr/ zwietracht/ krieg und verderben. Aber hingegen da derselbe Kaͤyser 2. verschiedene religionen zu- ließ und desselben bruder Ferdinandus, sein sohn und sohns sohn den religions fꝛiedē tꝛeulich hielten/ ward das reich befꝛiediget/ daß man nun laͤnger denn 40. jahr von keiner erfolgten auff- ruhr vernom̃en hat/ sondern es gebrauchē so wol die geistlichen als Evangelische leute ihre reli- gion/ gut und freyheiten in vollkommener frey- heit/ ruhe und friede. Dargegen ist in Franck- reich ein langwieriger moͤrdlicher krieg und ver- heerung des landes entstanden/ weil die Koͤ- nige solcher hoͤllebraͤnde rath unweißlich gefol- get haben. Man glaube nun der partheyischen und auff die eine sect e gedichtetē Griechischē kir- chen-historie/ oder demjenigen/ was wir selbst gesehen/ und noch vor unsern augen sehen. Die Catholischen scheinē gantz wol hieriñ den Heid- nischen Tyrannen nachzufolgen/ daß wenn all- gemeine land-plagen uͤber die Heiden kamen um ihrer eignen boßheit willen/ selbige gewoh- net waren alle solche schuld auff die Christen zulegen/ recht als wenn die Goͤtter sie strafften/ daß sie der Christen laͤsterungen ihrer abgoͤtter nicht strafften/ und solche neben sich litten. Eben so legen die Catholischen alles verderben der lande und leute auff die Evangelischen/ die ih- ren Gottesdienst schelten und laͤstern/ samt der Catholischen Fuͤrsten faulheit im ketzer-toͤdten; Recht/ als ob der HErꝛ das greuliche blutver- giessen an den Christen uñ unschuldigen verirꝛtē menschen nach dem gesetz GOttes (1. B. Mos. IX. 6. Wer menschen-blut vergeust/ des blut soll auch vergossen werden) selber nicht vor allen andern ihren suͤnden von GOtt straffwuͤr- dig achtete. Und folgen hierinn meisterlich nach der abgoͤttischen Juͤden hartnaͤckigkeit/ welche/ da ihnen durch den Propheten Jere- miam mit einer schweren straffe gedrohet ward/ also antworteten cap. XLIV. 6. Nach dem wor- te/ das du uns im namen des HErren sa- gest/ wollen wir nicht gehorchen/ sondern wir wollen thun nach alle dem worte/ das aus unserm munde gehet/ und wollen den Koͤnigen des himmels raͤuchern und ihnen brandopffer opffern/ wie wir und unsere vaͤter/ unsere Koͤnige und Fuͤrsten gethan haben in den Staͤdten Juda und auff den strassen zu Jerusa- lem/ da hatten wir brods gnug/ und gieng uns wol/ und sahen kein ungluͤck. Aber dagegen von der zeit an/ da wir haben abgelassen den Koͤnigen des himmels zu raͤuchern und tranck- opffer zu opffern/ haben wir allen kummer ge- litten und sind durchs schwerd und hunger um- kommen. Lieber/ wer diß mit andacht betrach- tet/ der wird ihm gewiß vorstellen muͤssen/ recht als ob die Roͤmische kirche mit desselben gliedmassen zu den Evangelischē/ die ihre abgoͤt- terey und blutvergiessen bestraffen und des HErꝛn straffe vor augen halten/ also antwor- tete: Nach dem wort des Evangelii/ das ihr uns in dem namen des HErꝛn saget/ wollen wir nicht gehorchen/ sondern wir wollen thun nach alle den worten/ so aus unserm munde ge- hen/ nemlich nach unsern vaͤterlichen satzungen/ heiligen ceremonien und gebraͤuchen und unbe- trieglichen tradition en. Die Koͤnigin des him- mels mit allen heiligen wollen wir anbeten und ehren mit opffern der heiligen messen vor leben- dige und todte/ mit dem rauchwerck vieler schoͤ- nen gebete vor ihren bildern mit brennenden kertzen so haͤuffig und starck/ daß sie schwartz weder vom rauch/ so wol in den tempeln als an allen ecken der strassen/ wo nur haͤußlein unserer lieben Frauen und der Heiligen stehen. Denn da wir das eintraͤchtig thaten/ hatten wir brods gnug in wolluͤstiger gemaͤchligkeit/ vermittelst des genuß der seelmessen/ oblaten/ bruͤderschafftē/ walfahrten/ opffern/ und hatten so eine frucht- bare ernde unerarbeitetē reichthums/ daß es uns gieng in allen dingen nach unsers hertzens wunsch/ ohne einigen mangel zuhaben. Was kan dem mangeln/ der einen gluͤcksbeu- tel hat/ der nimmermehr leer wird/ sondern alle- zeit/ so viel man auch draus nimmt/ von selbst wieder voll wird? darum sahen wir kein ungluͤck; darum sagt auch Salomon recht/ daß/ gleichwie die weißheit beschirmet/ also auch das geld/ (Pred. VII. 13.) und alle dinge sind dem gelde gehorsam; da waren wir durch den unendlichen reichthum nicht allein vor allem ungluͤck beschirmet/ sondern auch vor allem/ das ihm gehorsam ist/ so daß wir nicht allein uͤber voͤlcker/ sondern auch uͤber Koͤnige und fuͤrsten geboten/ ja auch uͤber die Kaͤyser selbst/ die wir mit fuͤssen traten wie es uns nur beliebte. Aber seit dem/ daß durch euer vermahnen/ du Luther/ du Zwingel/ du Oecolampad. mit an- dern euren gesellen mehr/ o falsche Propheten/ einige meiner haupt-untersassen/ als Koͤnige/ Fuͤrsten und Hertzoge/ ihr habt abfaͤllig ge- macht/ so daß der Koͤnigin des himmels mit allen heiligen/ von mir selbst gemacht/ nicht mehr als wievorhin gedienet/ geehret/ angebetet und geopffert wird/ hat mein gluͤcksbeutel ange- fangen sehr welck zuwerden; Sint dem/ sag ich/ der merckliche abbruch meiner unzehlichen und kuͤtzlichen einkommen kam/ darum begin- nen wir mangel/ hunger und kum̃er/ schande und schmach/ ja auch an vielen orten verfolgung zu leiden. Haben wir dann unrecht/ uns uͤber euch zubeklagen/ als ursachern aller dieser pla- gen? Wer nun diese samt andern dranklebenden dingen mehr mit reiffern ernst einsiehet/ sollt er auch wol der Roͤmischen kirchen unrecht geben koͤnnen/ auch diesem Canonico odeꝛ J. Lipsio von ihrent wegen/ daß sie sich vor veraͤnderungē/ neu- erungen und religions-zulassung fuͤrchten/ wel- che sie als die grund-ursachē alles boͤsen erkeñen. Des 30. hauptstuͤcks. Und daß die Goͤttliche straffe getrof- fen hatte nicht allein den Fuͤrsten/ der die sect en zugelassen/ sondern auch das gemeine beste/ worinnen die freyheit ge- litten wurde. Antwort. War denn dieser Canonicus so kundig in dem zweiffelhafften buche der kirchen-historie/ in den Paͤbstli- von denen ketzer-geschichten. Paͤbstlichen Decret en und der vaͤter schrifften/ die alle aus menschen sind vorkommen und al- lesamt in vielen stuͤcken fehlen/ auch dabey so gantz unerfahren in den Goͤttlichen schrifften/ so aus dem geist GOttes herkommen/ der wahr- hafftig ist in allen stuͤcken und nirgends fehlen mag/ daß ihm noch verborgen war der inhalt des buches Hiobs/ da GOtt auch zuweilen die al- lerheiligsten menschen wol straffet mit der pro- be des allerschwersten aͤusserlichen spotts: Hin- gegen aber aus den andern Goͤttlichen buͤchern (dergleichen nur aus 73. Ps. allein) daß es den gottlosen je zuweilen so wol gehet/ daß sich die heiligen Gottes sehr daruͤber graͤmen? Solches gehoͤrte wol ins Alte Testament/ welches doch hier auff erden den auffrichtigen alle seligkeit verspricht/ aber den gottlosen alle schand und spott drohet; Dargegen in dem Neuen Testa- ment den glaubigen nichts als widerwaͤrtigkeit und der gottlosen eigenwille und wollust in die- sre welt vorher gesagt ist. (2. Tim. III. 12. Luc. XXIV. 28. Apost. gesch. XIV. 22. 1. Petr. IV. 14. 17. \&c. ) Solte nun ein Schrifftgelehrter sol- ches als einen starcken beweißthum herfuͤrbrin- gen: Uber den und den Fuͤrsten/ diß oder das Land ist eine zeitliche widerwaͤrtigkeit kommen/ dar- aus ist offenbahr/ daß dieser oder der Fuͤrst ir- gend inne gar groͤblich gegen GOtt gesuͤndiget habe/ weil er ihn oder das land hefftig darum straffet. Mit sodanigen ungewissen beweiß- thuͤmern und noch dazu von ungewissen bege- benheiten meinet dieser Schrifftgelehrte zu be- weisen/ daß GOtt hier|allezeit mit zeitlichen plagen den Fuͤrsten und das land straffe/ bey welchem unterschiedliche religionen zugelassen werden. Jn welchen betrieglichen beweißthuͤ- mern erauch zu einem mitgenossen hat J. Lipsi- am, welcher auch den Fuͤrsten und laͤndern/ die mehr denn eine religion zulassen/ mit der feind- schafft GOTTes drohet. Aber denjenigen/ welche die vaͤterliche satzungen/ die alten ge- braͤuche und menschliche erfindungen allein in allen stuͤcken erhalten und nach des landes reli- gion den Goͤttern dienen und sie ehren/ der Goͤt- ter gunst und auch die vermehrung des Reichs und der laͤnder wolfahrt verspricht. Wer diese gelehrte maͤnner nicht (wie er- wiesen ist) nach CHristi gebott (das man von diesen vorbeschriebenen zulassungen nicht fin- det) sondern nach der erfahrung ansaͤhe/ solte wol fest dafuͤrhalten/ daß es auffs allerstaͤrckste wider ihr vortheil streiten und ihren wahn zu schanden machen solte. Wenn ich denn mit wahrheit/ aus wahren begebenheiten unserer/ nicht der fabulö sen alten zeiten/ auch also sagen moͤchte: Alle Fuͤrsten und laͤnder/ die nicht wol- len die freyheiten der religionen zulassen/ son- dern mit gewalt trotzen die alte lands-religion zuerhalten/ die werden selbst in ihrer person ge- strafft/ und uͤber diß auch ihre laͤnder mit greu- licher verderbniß; das erhellet an Kaͤyser Caro- lo, der mit beraubung seiner sinnen; an Hen- rico der Frantzosen Koͤnige und an den 2. Koͤ- nigen/ seinen soͤhnen/ welche alle 3. mit einem boͤsen und schnellen tod von GOtt sind gestrafft worden/ wie auch die Niederlande und Franck- reich mit jaͤm̃erlichem und gruͤndlichem verder- ben. Jngleichen die Fuͤrsten und laͤnder/ die aus einem Paͤbstlichen eiffer ausser und wider CHristi befehl nichts mehr zulassen wolten/ denn die Paͤbstliche oder menschliche landes angenommene und alte wahn-religion/ und da- gegen die wahre religion mit hoͤchster gewalt durch brennen und abschneiden/ mit morden und wuͤrgen unschuldig blut einer unzehlichen menge unterthanē vergiessende/ haben dadurch beschleuniget/ daß es mit ihnen aus ist. Num. XXI. Was endlich das Kaͤyserliche Cammer- gerichte selbst nebenst vielen andern verstaͤndi- gen Regenten von dem gewoͤhnlichen verketzern und verfolgen der Clerisey wider gute leute ur- theile/ ist auch aus einem unlaͤngst gegebenen Mandato zu ersehen/ so zu Franckfurt am Maͤyn in druck kommen/ und von wort zu wort also lautet: Mandatum Cassatorium \& inhibitorium transgressionum tolerantiæ \& juris Augustanæ Confessioni dati, simulac Restitutorium \& ad sacram cœnam admissorium sine clausula. Jn sachen Lorentz Sebolds/ contra Caͤmmerer und Rath der stadt Regenspurg \& Consort en. Wir Leopold/ von GOttes gnaden erwehl- ter Roͤmischer Kaͤyser/ zu allen zeiten Mehrer des Reichs/ in Germanien/ zu Hungarn/ Boͤheimb/ Dalmatien/ Croatien/ und Sclavonien Koͤnig/ Ertz-Hertzog zu Oester- reich/ Hertzog zu Burgund/ Steyer/ Kaͤrnd- ten/ Crain/ und Wuͤrtenberg/ Graff zu Hab- spurg/ Tyrol und Goͤrtz ꝛc. ꝛc. entbieten denen ehrsamen/ unsern und des Reichs lieben getreuen N. N. Caͤmmerern und Rath der stadt Regenspurg/ desgleichen N. N. Grafen und Assesso rn des hanße-gerichts/ wie auch Magistro Johann Georg Wonnæ, Super- intendent en/ und N. N. gesamten Ministeria- len Augustanæ Confessionis, nicht weniger N. N. meistern des Nadlerhandwercks daselbsten/ so dann Hans Georg Puchlern/ Burgern und Nadlern zu Franckfurt/ unser gnad und alles guts. Ehrsame/ liebe getreue. Unserm Kaͤyserl. Cam̃er-gerichte hat unser und des Reichs auch lieber getreuer Lorentz Sebold/ Burger und na- delmeister bey euch unterthaͤnigst supplicir end vorgebracht: Ob er wol in euer stadt unter euch Caͤmmerern und Rath als seiner lieben Obrig- keit/ von Christlichen eltern Augspurgischer Confession, die sich allda auffgehalten haͤtten/ ehelichen sey geboren/ und von jugend auff im Catechismo dieser Confession unterwiesen wor- den/ nach dessen inhalt er jederzeit mit mund und hertzen sich zu solcher kirchen bekennet habe/ und noch bekenne/ auch biß an seinen tod da- bey zu verharren gedencke/ derowegen krafft in constitutionibꝰ \& sanctionibus Imperii nostri pragmaticis, inque perpetuum valituris befe- stigter religions-freyheit/ so lang er dergestalt bekennet/ von einem solchen ort/ welcher der Augspurgischen Confession zugethan/ des glaubens halben nicht koͤnnen noch sollen aus- gewiesen werden/ um so viel weniger/ weil/ oh- ne eintzigen ruhm zu melden/ er auch in aͤusserli- chen und buͤrgerlichen sachen gegen euch die O- brigkeit und sonst maͤnniglichen gebuͤhrend sich verhalten/ die schuldigkeit allerseits abgestattet/ und niemand schaͤd-oder aͤꝛgeꝛlich zuseyn sich be- flissen/ also seiner glaubens-bekaͤntniß in gutem wandel und wercken nachzuleben sich moͤglichst E 3 bestrebet Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen bestrebet haͤtte; So seye doch mit ihme suppli- cant en gantz beschwerlich geschehen/ daß er/ wie in mitkommender beylage N. I. umstaͤnd- lich gemeldet/ durch gelegenheit eines von ihme gehabten und gelobten buchs des Jacob Boͤh- men/ der weg zu CHristo genennet/ seines glau- bens wegen Obrigkeitlich besprochen worden/ und haͤtte aus daher geschoͤpfftem wiedrigem verdacht von euch dem mitbeklagten Ministerio Aug. Confess. zu Regenspurg obligir et werden wollen/ ermeldten Jacob Boͤhmen und dessen buͤcher (die er doch entweder gar nicht zu ver- stehen/ oder in passibus, die er verstehe/ nur nach GOttes wort und der Augspurgischen Confession anzunehmen bezeuget haͤtte) aller- dings zu verdammen und zu verwerffen/ auch ei- ne von euch dem Ministerio in satz und gegen- satz gebrachte Confession von 18. Articul n hier- bey sub N. II. davon er viele/ sonderlich in den gegensaͤtzen nicht verstanden/ mit schrifft- licheꝛ bekaͤntniß zu den saͤtzen und gleich maͤßigeꝛ verwerffung der gegensaͤtze zu unterschreiben/ woruͤber geraumte zeit seye zugebracht/ und er solches zu vollziehen endlich durch theils guͤtli- chē zuspruch/ theils angetrohete verweisung von der stadt/ so viel als gezwungen worden. Wel- che unterschrifft aber nach genom̃enem reiffem bedacht und empfangener mehrer nachricht von befreyung der Christen/ von ansehen der men- schen in glaubens-sachen/ er Sebold sich wie- der gereuen lassen/ und euch die Obrigkeit in schrifften gebeten/ nachdem er bericht er- langt/ daß bey den Augspurgischen Confes- sion s-verwandten eine Christliche glau- bensbekaͤntniß vorzuschreiben/ niemanden/ als der gantzen kirchen/ und allen dreyen staͤnden derselbigen zugehoͤre; so moͤchte ihm Sebolden erlaubet werden/ seinen vorigen worten einen wiederspruch zu thun/ und die von ihme damals so viel als erzwungene unter- schrifft zuruͤck zu nehmen/ er wolte sich aber dennoch zu der H. Schrifft geoffenbarten Goͤtt- lichen worts/ zu den libris symbolicis euer reli- gion/ und insonderheit zu der Augspurgischen Confession bestermassen bekannt haben/ womit auch ihr das mitbeklagte Ministerium euch haͤttet begnuͤgen/ und ihn wiederum zu dem Abendmahl des HErꝛn kommen lassen koͤnnen und sollen. Gleichwie aber ihr/ das jetztgedach- te Ministerium/ was also mit ihm Sebolden fuͤrgelauffen/ einseitig/ und so viel euch davon beliebt/ nieder geschrieben haͤttet/ welches ohn einigen seinen mitbewust und nachsicht auff Academi en verschickt worden seye: Also habt ihr Caͤmmerer und Rath darum/ weil Sebold gedachte eures Ministerii in vim Confes- sionis publicæ auffgebuͤrdete Articul vor kei- ne Symbolische glaubens-regul annehmen/ noch die gethane unterschrifft behalten wollen/ ihme beruͤhrten seinen wiederspruch solcher zu voriger subscription gegen alle von ihm gehab- te meinung und gedancken/ als GOtt wisse/ vor eine straͤffliche stylisi rung mißgedeutet/ und aus solcher harten bewegniß in eurem sub N. III. beygelegtem Decret geschlossen/ daß er Sebold ohne einige zu verhoffen habende wei- tere Dilation aus der stadt Regenspurg und de- ren burgfrieden sich begeben/ und bey vermei- dung empfindlicher straffe ohne eure vorgehende erlaubniß darinnen nicht mehr betreten lassen solle. Da zwar er Supplicant auff solche un- verhoffte begebniß dem glimpflichsten rath gefolget/ und besage mitkom̃ender beylage N. 4. den 23. Septembris 1691. euch seine zustaͤndige nothdurfft weiter vorgebracht/ und um wieder- einnehmung in die stadt zu gemeinschafft der kir- chen/ zu weib/ kinder und nahrung gebeten: Es seye aber den 24. ejusd. darauff/ wie Se- bold mit seinem begehren abgewiesen/ unguͤtig decretir et/ und diese sache so ungluͤcklich wor- den/ daß kein bedienter bey euch kein Memorial mehr von ihme annehmen/ und sein eheweib selbsten aus beygebrachter furcht/ daß ihr und ihren kindern sonst/ gleich wie ihme/ geschehen werde/ nicht mehr anhalten duͤrffen/ und haͤttet ihr die mitbeklagte meister des nadler-hand- wercks aus gewinnsucht und neid unbillig ge- trieben/ daß besagtem seinem weib der gesell aus Sebolds verlassener werckstadt hinweggenom- men/ und im Decreto vom 8. Decemb. 1691. hiebey sub N. 5. anmaßlich befohlen/ auch handtreu bey eidsstatt daruͤber von ihr gefodert worden/ daß sein eheweib die wahren nur bey euch den Regenspurgischen meistern kauffen/ keine aber von ihrem mann oder andern auswer- tigen in die stadt bey grosser straffe bringen wol- le/ unter der irrigen ursache/ weil ihr ehemann ausgeschafft/ und also dessen werckstatt eures unbilligen und unstatthafften vermeidens unredlich seye. Als nun vermittelst unsers den 6. Aprilis, 1692. ausgegangenen Kaͤyserlichen schreibens/ um bericht solche des Sebolds kla- ge euch Caͤmmerern und Rath communicir et/ und eure umstaͤndliche nachricht von der sache erfordert/ und da ihr dieselbe eingeschickt und klagender Sebold mit seiner verantwortung und gegenbericht vernommen/ und bey unserem Kaͤyserlichen Cammer-Gerichte darauff/ cau- sa accurate cognita \& ponderata decretir et wor- den/ daß er seiner in dem gegenbericht selbst ge- thaner erklaͤrung gemaͤß zu wuͤrcklicher eidslei- stung auff die alleinige Augspurgische Confes- sion, so dann alles/ was selbiger zu wieder von ihme etwan geredet oder geschrieben/ zu wieder- ruffen/ auch euerer kirchen-ordnung gemaͤß/ und dem Ministerio alle geziemende submission zu bezeugen/ sich anerbieten moͤge/ und falls er da- mit dennoch enthoͤret werden wolte/ was recht ist/ ferner ergehen solte: So hab er zwar diß unser vor- Decret alles seines innhalts ge- horsamst beobachtet/ und den 10. Martii 1693. das an unserm hoͤchsten gericht approbirt es Memoriale sub N. 6. an euch uͤberlieffern lassen/ da es sich eine gute zeit mit euerer Resolution verzogen/ und unser ihme gegebener und noch geltender Original Kaͤyserlicher salvus condu- ctus zwar abgefordert/ aber nicht restitui- r et/ endlich den 8. Maji in die stadt zu kom- men zwar erlaubet/ aber zu der eidlichen be- kaͤntniß auff den buchstaͤblichen verstand der Augsp. confession nicht admitti ret/ sondern den 27. Junii 1693. fuͤr euer consistorium ge- fordert und bedeutet worden/ daß er/ Sebold/ zu viel gedachter Confession eures Ministerii sich bekennen muͤsse/ die nicht neu/ sondern aus den Symboli schen buͤchern Augustanæ Confessi- onis genommen waͤre/ davon ihr/ das mitbe- klagte Ministerium, ihn unterweisen wuͤrdet/ worauff er zwar eure Ministeriales anzuhoͤren sich erklaͤrt/ aber zugleich bezeuget/ daß er dar- um die von denen ketzer-geschichten. um die neue Confession nicht wie ein Symbo- lum unteꝛschreiben koͤnne/ womit euer Consisto- rium unter vielem verweise und obtestation ihn erlassen/ der Director desselbigen aber zu drey- en Ministerialen, namens Wuͤlberger/ Nuͤrn- berger/ und Ernst zugehen befehlicht/ und da- durch von dem euch an unserm Kaͤyserlichen Cammergericht vorgeschriebenen Reichs- con- stitution s maͤßigen Tramite leiten/ und zu euer/ des Ministerii neu aufgestalter Confession obli- gir en/ und zeigen lassen wollen/ wie solche Confession der Augspurgischen und euer For- mulæ Conc. gantz gemaͤß/ welches aber nicht der status controversiæ, noch gegenwaͤrtig im streit/ sondern vornemlich/ daß er sie als kein symbolum unterschreiben koͤnne/ entschuldiget worden sey. Da aber ihr/ die mit beklagte Ministeriales in solcher den 10. Julii gedach- ten jahrs mit ihme Sebolden angefangener handelung euch wiederum auff solche examina und fragen ausgelassen haͤttet/ welche zu vori- ger unnoͤthiger und in Cæsareo nostro Decreto nicht undeutlich inhibirter weitleufftigkeit wie- der gediehen seyen/ uñ euch anlaß gegeben habē/ diesen un studirt en handwercksmañ ferner mit unbegruͤndetem eifer zu gravir en/ worauff ihr Caͤmmerer und Rath das Decretum sub Nota VII. gegeben/ er dagegen aber sich in N. VIII. auff unsers Kaͤyserlichen Cammergerichts vor- gedachten erkaͤntniß beruffen/ und ihn nicht daruͤber zutreiben gebeten/ deme ihr aber N. IX. \& XII. allerdings haͤttet zuwidergethan und den euch klar und gemessentlich vorgeschriebe- nen weg/ wie ihr dieses betrangten mannes hertzlichen ernst zur bekaͤntniß auff den buchsta- ben der alleinigen Augspurgischen Confession pruͤffen sollet/ nemlich durch annehmung des von ihme angebotenen uñ bey mehr ermeldtem unserm Kaͤyserlichen Cammergericht gnug be- funden eids/ eigenmaͤchtig veraͤndert/ und eu- re der mitbeklagten und auff ihn gantz ereiferten Ministerialen/ neue und uͤbermaͤßige examina substituir en/ auch nicht an deme von ihme ob- lato juramento angenommenen buchstablichen verstand der Augspurgischen Confession euch vergnuͤgen/ sondern ihn zu eueren der offtge- dachten Ministerial en muͤndlich oder schrifft- lich vorgebenden rechten und eigendlichen sen- sum dieses eures symboli, den er doch euch nicht bestreite/ verbinden/ auch die euch dem Mini- sterio geziemende submission dahin extendir en wollen/ daß er darum eurer neu gestelltē Confes- sion subscribir en muͤste/ da er doch sothane sub. mission nicht anderst/ als nach maaßgebung der Augspurgischen Confession, und des aus demselben vorgebrachten sub N. X. auch hier bey- gehenden passus schuldig/ und zu leisten durch offterwehntes decret angewiesen worden seye. Bey welcher bewandniß/ und da man so sehr von unsers Kaͤyserlichen Cammergerichts De- creto abgangen/ und ihme Sebolden/ mit ho- hen examinibus zugesetzet worden/ und ihr die Ministeriales/ ihn wegen derselben mit neuen unguͤtigen und unbegruͤndeten verdaͤchten bele- gen wollen/ haͤtte er bey euch Caͤmmerern und Rath seine vorige schrifftliche offert en erklaͤ- rungen und bitten per novum memoriale sub N. XI. wiederholet/ und zugleich um Commu- nication der wider ihn gefuͤhrten beschwerden euer/ des Ministerii zu seiner noͤtigen verant- wortung sehr gebeten/ aber solches seye von euch Caͤmmerern und Rath gantz nicht attendi rt/ sondern ihme von neuen in Decreto N. XII. aus- geboten worden/ und da er sich auff unsern Kaͤy- seꝛl. salvum conductum verlassen/ uñ geglaubt/ daß mã unsere und des H. Reichs sicherheit be- fohlener massen an ihm fest und unverbruͤchlich halten muͤste/ sey er doch mit demselbē durch sol- daten/ und zwar auff deinen des Caͤm̃erers von Berg/ muͤndlichen befehl verwichenen Palm- abend styl. vet. aus der stadt gefuͤhret wordē/ da ihr dann in einer an unser Kaͤyserl. Cammer-ge- richt zu vermeinter entschuldigung solcher euere? Procedur en und uͤbernehmung gesandter Facti specie (welche doch klagender Sebold mei- stens schon zuvor in einem gegenbericht gnug- sam widerleget habe) euch nicht entzogen haͤt- tet/ mehr gedachtes unser Kaͤyserl. vor- decret dergestalt zu perstringir en/ daß ihr den darinn approbirt en eid fuͤr einen hoͤchstgefaͤhrlichen modum: ob jemand der Augspurgischen Confession wahrhafftig zugethan seye oder nicht? zu pruͤfen ausgegeben/ gerade ob man die frage: Wer im Roͤm. Reich pro Cive Aug. Conf. muͤste gehalten und gelitten wer- den? auff euer des mitbeklagten Ministerii be- dencken alleinig ankommen lassen/ und solches nicht vielmehr ex Sanctionibus Imperii nostri Pragmaticis und dem so theur erworbenen reli- gions-frieden (welchen wir und unsere Her- ren vorfahren an dem Kaͤyserthum bey Admi- nistration durchgehender Justi tz zu beobachten unserem hoͤchsten gerichte hoch befohlen und zu eid gebunden haben) eroͤrtern muͤsse. Endli- chen haͤttet auch ihr/ die mit-beklagten mehriste meister des Regenspurgischen nadler-hand- wercks den grad der feindschafft und gewinn- sucht so weit gesetzet/ daß ihr nicht gnug gehabt/ klagenden euren mitmeister Seboldē diese gan- tze zeit uͤber an seiner nahrung gehemmet/ und dessen unschuldiges weib und kinder von denen besten emolumentis des handwercks mit hin- dertreibung eines zu vorigen Raths decret s verdrungen zu haben/ sondern ihr habt auch be- nebens die mit beklagten/ Hans Georg Puͤch- ler zu Franckfurt/ den Burger und nadelmeister zu jetztgedachtem Franckfurt Elias Christoph Fick/ welcher Sebolden/ biß unser Kaͤyserlich schreiben um bericht insinuir et/ der bericht ein- geschickt/ mit gegenbericht beantwortet/ und daruͤber an unserm Kaͤyserlichen Cammerge- richt decretir et worden/ in seiner werckstatt ge- litten/ und als einen Christlichen Exulant en be- herberget/ mit ungescheueter vermessenheit wi- der die heilsame Reichs- Constitutiones vor ohnredlich deshalben zu setzen und auszuschrey- en/ und an seiner nahrung und arbeit/ die er vor einige in jetzigem Reichs-krieg begriffene patrioti sche volcker verfertiget/ mit vertreibung des gesellen beschwerlich zu verhindern gesucht. Wenn aber die im H. Roͤmischen Reich sta- bilirt e religions-freyheit der Augspurgischen Confession s-verwandten ausser allem zweiffel/ und insonderheit denjenigen Reichsbuͤrgern und unterthanen/ die solche Confessionin litera, wie sie lautet/ annehmen/ gewiß zukomme; die Declarationes, Extensiones und ordnun- gen hingegen/ so die Obrigkeit oder Ministeria daruͤber machen/ noch lange|nicht von der ver- bindlich- Th. IV. Fortgesetzte allgemeine anmerckungen bindlichkeit erklaͤret seyen/ daß/ wer sich zu dem- selben uͤber den buchstaben der Augspurgischen Confession nicht bekennen wolte/ und daher al- ler Benefici en und gutthaten des religion-frie- dens unfaͤhig werden muͤste. Wenn es auch mit euerer des mitbeklagten Ministerii neuge- stellten Confession (da sie schon/ wie Sebold hier nicht streiten wolte/ den Augspurgischen Symboli schen buchern durchaus conform waͤ- re) also gethan seye/ daß er dieselbe dennoch nicht mit der verbindlichkeit/ wie eure Augspur- gische Confession selbst zu subscribir en habe/ auch weil er die in euren neuen Articul n verfa- ste hoheund sehr schwere sachen mit seiner ein- falt nicht voͤllig begreiffen koͤnne. Wenn die- selbe bey euch in allen saͤtzen schon wahꝛ und rich- tig/ in den gegen-saͤtzen aber unwahr und ver- werfflich zu seyn nachgegeben werden solte/ ein solches jedoch ohne deren gnugsamen begriff in Thesi zu bekennen/ und Antithesi zu verwerffen/ vor GOtt suͤndlich seyn wuͤrde/ und dann ihr ihme Sebolden als einer un studirt en Burger- lichen person nicht weiter zuzumuthen gehabt/ als von seinem catechismo einfaͤltige red und antwort zu gebē/ oder hoͤchstens zum buchstabli- chen verstand Augspurgischer Confession sich zu bekennen! Daß er sich aber von euch dem mitbeklagten Ministerio weiter fuͤhren lassen/ von dingen/ die seiner einfalt zu hoch seynd/ zu antworten/ welches ihme also schwer gnug fal- len muͤssen/ aus dem Ministerio selbst bey- zumessen seye/ und noch lange keine be- fuͤgnis gebe/ daß man ihn daruͤber aus der stadt von gemeinschafft der kirchen/ von weib/ kindern und nahrung weisen moͤgen. Wenn desgleichen von euch Caͤmmerern und Rath/ daß ihr Sebolden mit der offerir- ten eidlichen bekaͤntnis zu der alleinigen Aug- spurgischen Confession nicht kommen lassen/ sondern euch/ dem mitbeklagten Ministerio, connivi ret/ daß ihr eure neuverfaste Confession Sebolden zu subscribi ren fuͤr ein Symbolum abermal aufbuͤrden/ auch ihn mit uͤbermaͤßi- gen Examinibus supra modum seines begriffs versuchen duͤrffen/ und weil er unserm Vor- Decret gemaͤß solches geweigert/ und in gedach- ten Examinibus nicht nach den Schul- termi- nis geantwortet/ noch den Jacob Boͤhmen richten und verdammen wollen/ ihn nochmals de facto vertrieben/ und aus der Stadt mit Soldaten geleiten lassen/ wider Unser aus- druͤckliches gnaͤdigst Vor- Decret, ertheilten und noch geltenden Kayserlichen salvum con- ductum, auch gegen alle billigkeit und recht ge- than worden seye. Wann endlich das jenige/ was ihr/ die obbenahmte Meister zu Regen- spurg/ und du Hans Georg Puͤchler/ der Nad- ler zu Franckfurt/ unternommen/ wider die of- fenbare Reichs- Constitutiones, sonderlich a- ber den juͤngeren Reichs-Schluß de Anno 1654. lauffe/ allworinnen das schelten und trei- ben der unschuldigen handwercks-leute starck verboten/ ihr der mitbeklagte Hans Groͤff und Hansgericht zu Regenspurg aber den gedachtē Nadler zu solchen ungerechtigkeiten bißhero nachgesehen/ auch mit fertig- und versendung der handwercksbrieffe vorschub gethan habt; Solchem nach vielgedachten Supplican ten Sebold/ jedoch mit unveraͤnderter steter bey- behaltung alles euch Caͤmmerern und Rath/ als Obrigkeit/ und euch/ dem Ministerio von ihm zutragenden Respects, unterthaͤnigst ge- beten/ daß er zufoͤrderst mit schrifftlicher Pro- fession zu der alleinigen Augspurgischen Con- fession nunmehr bey diesem Unserm hoͤch- sten Gericht zugelassen/ und weil desselben Jurisdiction wegen eurer/ der Caͤmmerer und des Raths bekanter Immedie taͤt wider euch/ und ex Continentia Causæ \& Personarum gegen euch Groͤffen und Assessor n des Hansgerichts/ wie auch dich den Superintenden ten/ und euch die Ministeriales der Augspurgischen Confes- sion, desgleichen wider euch die mehriste Na- del-Meister zu Regenspurg/ mit ausnahm des- sen/ der in obgeklagte facta nicht gewilliget hat/ sodann wider dich Johann Georg Puͤchler zu Franckfurt/ zumahlen und vermoͤge des Reli- gion s-friedens und aller denselben bekraͤffti- gender auch sonst obangezogener Reichs-gese- tzen/ ohnzweiffentlich begruͤndet seye/ ihm diß Unser Kaͤyserliches Mandatum Cassatorium \& Jnhibitorium Transgressionum, Tolerantiæ \& Juris Augustanæ Confessioni dati, simul ac Restitutorium \& ad sacram Cœnam admisso- rium S. C. ertheilet werden moͤchte/ auch in- staͤndig anruffind erlangt/ daß nach euren/ den Caͤmmerer und Raths/ gnugsam vernomme- nen zweyen berichten/ und des supplici ren- den klaͤgers erwogenen gegenberichten seine bey Unserem Kaͤyserlichen Cammer-Gerichte angebotene schrifftliche Profession zu eurem Augspurgischen Symbolo zugelassen/ und auf dieselbe auch sein dabey in eventum gethanes freywilliges erbieten und erklaͤrung sub N.XV. hiemit kommend/ das gebetene Mandat heut dato nachfolgender gestalt erkant worden. Hierum so gebieten wir euch samt und son- ders von Roͤm. Kaͤyserl. Majestaͤt Macht/ und bey Poen zehen Marck loͤtiges goldes/ halb in Unsere Kaͤyserliche Cammer/ und zum an- dern halben theil ihm klaͤgern ohnnachlaͤßig zu bezahlen/ hiermit ernstlich und wollen/ daß ihr den naͤchsten nach verkuͤndigung dieses alle biß daherige Transgressiones und uͤbertretungen des Religion s-friedens und aller anderer den- selben befestigender Pragmati scher Constitutio- n en und Reichs-gesetzen/ worinnen der Aug- spurgischen Confession und denen/ die sich zu dem buchstaͤblichen verstand derselben beken- nen/ die toleranz, freyheit/ und andere Jura verliehen worden/ und welche ihr respectivà mit aller obgeklagten zunoͤtigung/ Decret en/ Execution en/ auch schelten und treiben am kla- genden Sebold/ seinem weib und kindern/ auch am gewesenen Wirth zu Franckfurt be- gangen/ cassi ret/ annulli ret und wider aufhe- bet/ ins kuͤnfftige gegen sie samt und sonders denen/ und aller andern solcher beschwerungen euch gaͤntzlich enthaltet/ was ihnen deßhalben entzogen worden/ restituir et uñ wieder erstattet/ in die stadt/ zu weib/ kindern und nahrung ihn kommen und bleiben/ wie auch zu gemeinschafft eurer kirchen und dem Abendmahl des HErꝛn ohnwetgerlich gelangen lasset/ deme also gehor- samlich nachkommet/ als lieb euch seyn mag/ obangeregte pœn zu vermeiden. Daran ge- schicht unsere ernstliche meinung. Wir heischen und laden dabeneben euch von beruͤhrter unser Kaͤyserlichen macht/ auch ge- richt und rechts wegen hiemit auff den 30. tag/ den naͤch- von denen ketzer-geschichten. den naͤchsten nach beschehener insinuation die- ses/ deren wie euch zehen vor den ersten/ zehen voꝛ den andern/ zehen voꝛ den dritten/ letzten und endlichen rechts-tag setzen/ und benennen per- emtorie, oder ob derselbe nicht ein gerichts-tag seyn wuͤrde/ den naͤchsten darnach/ durch eure gevollmaͤchtigte anwaͤlde an diesem unsern Kaͤyserlichen Cammer-Gericht zu erscheinen/ glaubliche anzeig und beweiß zu thun/ daß die- sem unserm Kaͤyserlichen gebot alles seines inn- halts gehorsamlich gelebt seye/ oder wo nicht/ alsdann zu sehen und zu hoͤren/ euch in vorge- melte pœn gefallen seyn/ mit urthel und recht- sprechen erkennen und erklaͤren/ oder aber er- hebliche ursachen und einreden/ ob ihr einige haͤttet/ warum solche erklaͤrung nicht geschehen solte/ rechtlich vorzubringen/ und entscheids daruͤber zu gewarten. Wann ihr kommet/ und erscheinet alsdann also oder nicht/ so wird doch nichts desto weniger auff des gegentheils oder seines anwalts anruffen und erfordern hierin in rechten mit gemelter erkaͤntniß/ erklaͤrung und anderem gegen euch verhandelt und procedir et/ wie sich das/ seiner ordnung nach gebuͤhret. Darnach ihr euch zu richten. Geben in unserer und des H. Reichs stadt Wetzlar/ den 17. monats Septemb. nach CHristi unsers lieben HErꝛn geburt im 1694. unserer Reiche des Roͤmischen im 37. des Hun- garischen im 40. und des Boͤheimischen im 39. jahr. Admandatum Domini Electi Imperatoris proprium. Johann Adam Wecckart D. Kaͤyserlichen Cammer-ge- richts Cantzeley-Verwal- ter. (L.S.) Jacobus Michael, Lic. Judicii Ca- meræ Imperialis Protonotar. D es IV. T heils E rste SECTION, B egreiffend einige uͤberbliebene schrifften von denen wichtigsten alten Religions-streitigkeiten. Num. I. D Ie im II. buch der kirchen-hiftorie am 4. Cap. §. | 16. u. f. vorgestellete lehre der Valentinian er wird noch etwas ge- nauer aus folgendem fragmento zu ersehenseyn/ welches bey den meistē edition en des Clementis Alexandrini, und noch bey der letzteren (1688) pag. 789. u. f. pur Griechisch ohne version mit angehencket zu befinden ist/ von mir treulich uͤbersetzet werden soll. Der titul ist folgender: Ein kurtzer auszug aus Teodoti schrifften und der so genanten leh- re vom auffgang/ nach denen zei- ten (oder Æonibus) Valentini. Die schrifft selber lautet zu Teutsch von wort zu wort also: 1. CHristus spricht: Vater/ ich befehle meinen geist in deine haͤnde. Der Hei- land hat das fleisch angezogen und ist hernieder kommen/ welches die weißheit als den geistli- chen samen dem worte hervorgebracht hatte. dahero er in seinem leiden die weißheit dem va- ter uͤbergibt/ auff daß er sie von dem vater em- pfange/ und darinne (im leiden) nicht gehalten wuͤrde von denen/ die sie ihm rauben konten. Eben also uͤbergibt er auch allen geistlichen sa- men als die auserwehlten/ nemlich durch diese besagte worte; wir sagen aber von dem auser- wehlten samen/ und von dem funcken/ der von dem wort lebendig gemachet worden/ und von dem augapffel/ von dem senff- koͤrnlein und dem sauerteig/ welche dasjenige/ was getheilet zu seyn schiene/ zu einem glauben eins machet. 2. Die Valentinian er aber sagen/ daß der auserwehlten Jungfrau (Marien) im schla- fe von dem worte ein maͤnnlicher same eingege- ben worden/ da der seelische leib gebildet wor- den sey/ welches ein ausfluß des Englischen gewesen/ damit es kein mangelhafftes wesen (υͤςέϱϰμα) waͤre. Und dieses hat durchsaͤuert/ was da schiene getheilt zu seyn/ in dem es die seele und das fleisch vereiniget/ welche auch von der weißheit in der eintheilung darzu gebracht worden. Der schlaff aber in Adam war eine vergessenheit der seelen die er zusammen hielte/ damit sie nicht auffgeloͤset wuͤrde/ wie das geist- liche/ welches der Heiland der seelen eingegeben hat. Der same war ein ausfluß des man- nes und des Englischen. Dahero spricht der Heiland: werde du und deine seele erloͤset. 3. Als nun der Heiland kam/ hat er die see- le aus dem schlaff erwecket/ und den funcken auffgeblasen. Denn die worte des Herrn sind krafft. Darum sprach er: Es leuchte eu- er licht vor den leuten. Und als er nach der aufferstehung den geist denen Aposteln ein- bliesse/ so hat er die erde wie asche hinweg ge- blasen. Der Herr hat auch den funcken auff- geblasen und lebendig gemacht/ da er in seiner grossen niedertraͤchtigkeit nicht als ein Engel/ sondeꝛn als ein mensch gesehen ward. Und als er A. K. H. Vierter Theil. F denen Th. IV. Sect. I. Num. I. Ein kurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der denen Aposteln auff dem berg in herr- lichkeit erschien/ Matth. XVII. hat ers nicht um seinselbst willen gethan/ daß er sich also zeig- te/ sondern um der gemeine willen/ welche da ist das auserwehlte geschlecht/ auff daß er ihren wachsthum erfuͤhre nach dem ausgang aus dem fleisch. Denner war ja selber das obere licht/ und ist es noch. Dasjenige licht/ welches im fleisch erschien/ und das allhier gesehen worden/ ist nicht geringer als das obere/ ist auch nicht abgesondert noch dem obern nach gesetzet/ daß es immer von einem ort zum andern wieche/ also daß einer es empfienge/ der andere verliere: son- dern es war allenthalben/ so wol bey dem Va- ter/ als daselbst. (auff dem berg) Denn es war die krafft des Vaters selbst. 4. Allein es muste auch auff andere weise das wort des Heilandes erfuͤllet werden/ wel- ches er sagte: Es sind etliche von denen/ die allhier stehen/ welche den tod gar nicht schmecken werden/ biß sie des men- schen sohn in herrligkeit sehen. Luc. IX. 27. Da haben sie nun gesehen und sind ent- schlaffen/ sowol Petrus/ als Jacobus und Johannes/ wie sind sie aber nicht erstaunet/ als sie dieses helle gesicht gesehen? sie fielen auff die erde/ als sie die stimme hoͤrten? weil die ohren immer unglaubiger als die augen sind/ und eine stimme die ungewoͤhnlich ist/ mehr erschrecket. Johannes aber der Taͤuffer/ der diese stimme auch hoͤrte/ erschrack nicht/ weil er sie im geist hoͤrte und daran gefallen hatte. So ferne aber einer ein mensch ist/ so erschrickt er bey solchem hoͤren; Darum spricht der Heiland auch zu ihnen: Saget niemanden was ihr gesehen habt. Ob sie auch gleich nicht mit fleischlichen augen das licht gesehen haͤtten: denn es war solchem licht nichts aͤhnlich oder ei- gen: so hat doch der wille des Heilandes das fleisch maͤchtig gemacht/ daß es schauen koͤn- te. Sonsten aber hat auch die |seele/ was sie gesehen/ dem mit ihr gemeinschafft habenden fleisch mitgetheilet/ mit ihm vermenget zu seyn: die worte aber; Sagts niemanden/ gehen darauff/ daß sie nicht bedaͤchten was der HErꝛ waͤre/ und ihre haͤnde an ihn zulegen unterlies- sen/ und die verordnung des heils unvollendet blieben/ auch der tod sich des HErren enthielte/ in meinung/ er wuͤrde einen unverletzlichen vergebens versuchen. Und also ist diese stim- me noch zu den auserwehlten geschehen/ die mit ihm auff dem berge waren: Deßwegen sich die andern verwunderten/ als das geglaubete bezeuget ward. Dahero auch diese stimme nicht geachtet wurde von denen/ die noch an der lehre derer Gesetzlehrer hiengen. 5. Die worte: Jm anfang war das wort/ und das wort war bey GOtt/ und Gott war das wort/ erklaͤren die Valentinianer al- so: Den anfang nennen sie den Eingebornen/ welcher auch GOtt genennet werde/ gleichwie er auch in den folgenden dagegen ihn ausdruͤck- lich GOtt nennet: Der Eingeborne Sohn/ der in des Vaters schoos/ der hat es verkuͤndiget. Durch das wort aber/ das im anfang war/ welches in dem Eingebornen/ in dem gemuͤth (Νω̃) und in der warheit sey/ verstehet er CHristum/ als das wort und das le- ben: Dahero er auch ihn gleicher weise nennet denjenigen/ welcher in GOtt dem gemuͤth (Νω̃) ist. Was in eben diesem wort war/ das war das verbundene oder zusammengefuͤgte le- ben. (ζωϰ̀ ζύ υγ) Darum spricht auch der HErr: Jch bin das leben. Da nun der Vater unerkant war/ wolte er von den zeiten oder Æon en und ewigkeiten nacheinander er- kant werden/ und hat den Eingebornen hervor- gebracht/ durch das andencken seiner selbst (ἐνϑυμήσεως) als da er sich selbst erkant hat/ der geist der erkaͤntniß/ (ἐνώσεως) welche in|der erkaͤntniß war. So ist nun derjenige/ wel- cher von der erkaͤntniß/ das ist/ dem andencken des Vaters hervorgekommen/ erkaͤntnis/ das ist/ ein Sohn worden. Denn der Vater |ist durch den Sohn erkant worden: Der Geist der liebe aber ist mit dem Geist der erkaͤntniß ver- menget/ wie der Vater mit dem Sohn/ und das andencken mit der wahrheit. Von der wahrheit kommt er hervor/ wie die erkaͤntniß von dem andencken. 6. Und zwar verkuͤndiget der eingeborne Sohn/ der in des Vaters schoos bleibet/ de- nen ewigkeiten oder Æon en dieses andencken durch die erkaͤntniß/ als der auch von dem schoos hervorgebracht ist. Der aber daselbst gesehen wird? wird nicht mehr der ein- geborne/ sondern nur als der eingeborne vom Apostel genennt: Eine herꝛligkeit als des eingebornen. Denn ob er gleich einer und eben derselbe ist/ so ist er doch in der Schoͤpf- fung der erstgeborne JEsus/ in der fuͤlle aber der eingeborne. Eben derselbe aber ist einem jeden also/ wie er von ihm begriffen werden kan/ und derjenige/ der da herab gekommen ist/ wird von dem/ der da bleibet/ nicht getrennet: Denn der Apostel spricht: Der hinauff gefahren ist/ ist eben derselbe/ der hinunter gefah- renist. 7. Sie nennen aber den werckmeister (δϰ- μιȣργὸν) das ebenbild des eingebornen/ dar- um weil die wercke des ebenbildes auch einerley sind; dahero auch der HErꝛ/ wenn er das bild der geistlichen aufferstehung darstellete/ die todten/ die er auffweckete/ nicht am flei- sche unverweßlich machte/ sondern so/ daß sie wider sterben koͤnten. Wir aber (nemlich die orthodoxi ) sagen/ daß das wort/ das selbst GOtt ist/ in Gott sey/ welcher auch in dem schoos des vaters zu seyn beschrieben wird/ un- abgesondert/ unzertrennlich/ ein einiger GOtt. Alles ist durch ihn gemacht/ nach derer stetigen wirckung des worts/ das ihm gleich ist/ so wol das geistliche als das sinnliche und sichtbare. Diesen schoß des vaters hat der Heiland er- klaͤret/ und Esaias: Und ich will ihre wer- cke in ihren schos vergelten/ in ihren sinn/ der in ihrer seelen ist/ von welchem zu erst der erst geborne aller creatur gewirket wird. Der Eingeborne aber in eben demselben wesen/ nach dessen ungetrennter krafft der Heiland wircket/ derselbe ist das licht der gemeine/ welche zuvor in finsterniß und unwissenheit war. Und die finsterniß hat ihn nicht begriffen: die abtruͤnnigen und die uͤbrigen unter den men- schen haben ihn nicht erkant. Und der tod hat ihn nicht gehalten. 8. Der glaube ist nicht einerley/ sondern un- terschiedlich. Darum spricht der Heiland: dir geschehe nach deinem glauben. Dahero auch gesagt wird/ daß zwar die beruffenen bey der erscheinung des Widerchrists sollen verfuͤh- ret werden; unmoͤglich aber die auserwehlten. Denn so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. Denn er spricht: So es moͤglich waͤre/ auch meine auserwehlten. Widerum wenn er spricht: gehet hinaus aus dem hau- se meines vaters! so spricht er es zu den be- ruffenen. Wiederum redet er vom beruff zu dem/ der aus der fremde kam und seine guͤter durchbracht hatte/ welchem er ein gemaͤstet kalb schlachtete. Und da der Koͤnig zu dem hoch- zeit mal die leute von den strassen ruffete. So sind nun alle gleich beruffen; Denn er regnet uͤber gerechte und ungerechte/ und laͤsset seine sonn uͤber alle scheinen. Es werden aber daraus gewehlet/ welche mehr glauben haben/ zu wel- chen er sagt: Meinen vater hat niemand gesehen/ ohne nur der sohn. Und: Jhr seyd das licht der welt. Und: Heiliger va- ter/ heilige sie in deinem namen. 9. Es sind aber weder die geistlichen noch sinnlichen dinge/ weder die zu ersterschaffenen Ertzengel/ auch nichter selbst/ ohne gestalt und gewisse bildung und form/ sondern er hat sei- ne eigene gestalt und einen leib/ der der vortreff- lichkeit aller geister aͤhnlich ist: Gleich wie auch die ersterschaffnen eine gleichheit haben mit der vortrefflichkeit seiner heiligen. Denn sie haben allerdings zwar etwas gezeugtes/ aber doch nichts unwesentliches und keine gleiche ge- staltniß und leib mit denen leibern dieser welt. Denn hier sind maͤnnlein und weiblein/ und zwar diese abermal unterschiedlich. Dort aber hat der Eingeborne und eigentlich verstaͤn- dige (ίδίως νυεϱόϛ) seine eigene bildung und eignes wesen im hoͤchsten grad/ und geneust lauterlich und als ein herꝛ stets die gewalt des vaters. Die erschaffenen aber/ ob sie auch an der zahl unterschieden sind/ sind einjedes an sich selbst eingeschraͤncket und umschrieben: die gleich heit aber der wercke zeiget die einigkeit/ gleichheit und aͤhnlichkeit an. Denn es wird ihnen weder weniger noch mehr als sieben dar- gereichet: auch wird ihnen kein wachsthum zugelassen von anfang/ weil sie das vollkom̃ene schon zugleich mit der ersten schoͤpffung von Gott empfangen gehabt durch den Sohn. Und zwar wird dieser ein unzugaͤnglich licht ge- nant/ als der ein- und erstgeborne/ was kein au- ge gesehen und kein ohr gehoͤret/ und auff kei- nes menschen hertz gestiegen ist; wird auch kei- ner dergleichen seyn/ er sey gleich ein ersterschaf- fener/ oder ein mensch. 10. Diese aber sehen allezeit das angesicht des Vaters: Das angesicht aber des Vaters ist der Sohn/ durch welchen der Vater offenba- ret wird. Was nun siehet oder gesehen wird/ das kan weder ohne gestalt noch ohne leib seyn. Sie sehen aber nicht mit einem sinnlichen auge/ sondern mit einem geistlichen/ wie ihnen der Vater gegeben hat. Wenn demnach der HErꝛ spricht: Verachtet nicht einen von diesen kleinen. Warlich/ ich sage euch. Jhre Engel sehen allezeit das angesicht des Vaters/ so sind es gleichsam als anreitzungen/ wie die auserwehlten seyn werden/ die einen vollkommenen wachsthum erlanget haben. Seelig aber sind die reinen am hertzen/ dieweil sie GOTT sehen werden. Wie solte aber einer/ der keine gestalt hat/ ein angesicht haben? So hat nun der Apostel himmlische wolgestalte und geistliche leibe ge- sehen. Wie haͤtte er sonst ihre verschiedene namen aussprechen koͤnnen/ wenn sie nicht nach ihren gestalten beschrieben gewesen waͤren an bildung und am leibe? Eine andere herrlichkeit haben die himmlischen/ eine andere die irꝛdi- schen. Eine andere die engel/ andere die ertz- engel: Gleichsam als wenn man eine verglei- chung der irrdischen coͤrper und der sterne mach- te: die geistlichen aber und ungeformten in vergleichung des Sohnes setzte. 11. Also ist auch der sohn/ wenn er mit dem Vater verglichen wird. Und es hat zwar ein jedes gestliches seine eigene krafft und eigene ordnung: nachdem sie zugleich gemachet sind und die erstgeschaffenen ihre vollkommenheit erlanget haben/ einen gemeinen und unzertheil- ten dienst. So sehen nun die ersterschaffenen so wol den sohn als sich selbst/ und was unter ihnẽ ist/ gleichwie auch die ertzengel die ersteꝛschaffenē sehen. Der sohn hingegen ist der anfang der vaͤ- terlichen beschaulichkeit/ und heisset das ange- sicht des vaters: Die engel zwar/ sind ein ver- staͤndliches (νοȣϱὸν) feuer und verstaͤndliche geister/ so in ihrem wesen gereiniget sind. Das verstaͤndliche licht aber ist der groͤste wachsthum von dem verstaͤndlichen feuer/ vollkommen in der reinigung. Petrus spricht: Jnwelches geluͤstet die engel zu schauen. Der sohn aber ist noch viel reiner/ ein unzugaͤnglich licht/ und GOttes krafft/ und wir sind/ wie der Apo- stel sagt/ mit einem theuren untadlichen und unbefleckten blut erloͤst. Dessen klei- der leuchteten als ein licht/ das angesicht aber/ wie die sonne/ in welche man nicht leichtlich se- hen kan. 12. Diß ist das himmel-brod/ und die geist- liche speise/ so das leben gibt/ so wol nach dem genuß als dem erkaͤntniß. Das licht der menschen/ nemlich der gemeine; Diejenigen/ so das himmel-brod assen/ sind gestorben; Wer aber das wahrhafftige brod des Geists isset/ wird nicht sterben. Das lebende brod/ das vom Vater gegeben ist/ ist der Sohn denen/ die ihn essen wollen. Er spricht: Das brod/ das ich geben werde/ ist mein fleisch. Entweder das brod/ damit das fleisch durch danck sagung ernehret wird/ oder vielmehr das fleisch ist sein leib/ welches ist die gemeine/ das himmel-brod eine gesegnete versammlung. Vielleicht aber/ nachdem die auserwehlten gleichsam aus eben demselben wesen nach deren sache selbst gemachet sind/ und gleichsam eben dasselbe ende erreichet haben/ werden auch die geister ohne leib genennet/ (πνεύματἀώμα α) nicht als haͤtten sie keinen leib/ dann sie ha- ben ja eine gestalt/ sondern weil sie in verglei- chung derer seeligen geistlichen leiber nur ein schatte sind/ werden sie ohne leib genennet. 13. Auch sind die engel leiber/ darum wer- den sie gesehen/ und die seele ist auch ein leib. (Siehe hievon den vorbericht uͤber Macarii verteutschte homilien) darum spricht der Apostel: Es wird zwar gesaͤet ein seeli- scher leib/ aber erwecket ein geistlicher leib. Wie empfinden sonst die gepeinigten seelen mit/ wenn sie keine leiber sind? Drum sprichter: Fuͤrchtet euch vor dem tod/ der leib und seele in die hoͤlle werffen kan. Denn das sichtbare wird nicht durchs feuer ge- reiniget/ sondern in der erden auffgeloͤset. Her- A. K. H. Vierter Theil. F 2 gegen Th. IV. Sect. I. Num. I. Ein kurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der gegen sichet man an Latzaro und dem reichen/ daß die seele leibliche glieder habe. Gleichwie wir aber das bild des irꝛdischen getra- gen haben/ also werden wir auch tragen das bild des himmlischen und geistli- chen/ wenn wir nach dem wachsthum voll- kommen worden sind. Er nennet es abermal ein bild/ weil es geistliche leiber gibt. Und abermal; Wir sehen noch durch einen spiegel in einem raͤtzel/ alsdenn aber ein angesicht zu dem andern. Deñ hier fangen wir an zu erkennen/ so wird nun eine gestalt in der gestalt gesehen/ und ein angesicht in dem andern/ und die kennzeichen werden an den gestalten und wesen erkannt. 14. Auch ward die taube als ein leib gese- hen/ welches etliche den H. Geist neñen/ die Basi- lidian er aber nennen sie den diener (σιάϰονον) die Valentinian er den geist des andenckens (ἐνϑυμή- σεως)des Vaters/ die zukunfft/ welche uͤber das fleisch des worts geschehen sey Matth. III. JE- sus und die gemeine und die weißheit ist eine ge- waltige vermengung der leiber ins gesamt nach der Valentinian er meinung. 15. Der beyschlaff der menschen bringet aus beyderley saamen ein kind hervor: Der leib/ wenn er in die erde wieder auffgeloͤst wird/ wird mit der erde vermenget/ und das wasser mit dem wein. Die besseren und unterschiedenen lei- ber aber haben eine leichte vermengung: Da wird nun ein geist mit dem andern vermischet: Wiewol ich meine/ es geschehe durch die zuna- hung und nicht durch die vermengung. Solte nun nicht die Goͤttliche krafft/ die die seele durch- dringet/ dieselbe heiligen nach dem vollkomme- nen wachsthum? Denn GOtt als ein geist blaͤset/ wo er will. Denn die krafft durch- dringet nicht nach dem wesen/ sondern nach der krafft und staͤrcke. Es ist aber ein geist dem an- dern nahe/ wie der geist der seelen. 16. Als der Heiland hernieder kam/ sahen ihn die engel/ daheꝛ haben sie auch eine gute bott- schafft von ihm gebracht. Er ist aber auch von Abraham und den uͤbrigen gerechten/ die in der ruhe waren/ gesehen worden zur rechten GOt- tes. Denn er spricht: Abraham huͤpffte voꝛ fꝛeuden/ daß eꝛden tag den meinigen sahe/ nemlich die zukunfft im fleisch. Daher der HErꝛ in seiner aufferstehung den gerechten in der ruhe das Evangelium predigte/ und sie versetzte und verwandelte/ und sie werden alle unter seinem schatten leben. Denn der schat- ten der herꝛlichkeit unsers Heilands/ die er vom Vater hat/ ist seine zukunfft daselbst. Der schatten aber des lichts ist keine finsterniß/ son- dern eine erleuchtung. 17. Und das wort war fleisch/ da er nicht nur nach seiner zukunfft Mensch ward/ sondern da auch eben dasselbe wort (οͤὲν ταυτϰτι λόγο ) im anfang nach der beschreibung/ und nicht nach dem wesen der Sohn war. Und wieder- um: es war fleisch/ indem es durch die Propheten wirckete. Der Heiland wird aber ein kind eben desselben worts genennet. Dar- um war das wort im anfang/ und das wort war bey GOTT. Was in ihm ge- bohren ist/ das ist leben. Das leben aber ist der HERR. Und Paulus spricht: Ziehe an den neuen Menschen/ der nach Gott geschaffen ist. Nemlich glaube in ihn/ in das wort/ welches von GOTT/ nach GOTT/ in GOTT gemachet ist. Die worte aber: nach GOTT geschaffen/ zeigen an das ende des wachsthums/ dahin der Mensch ge- langen soll/ gleich wie die worte: Er ist ab- gewichen von dem zweck/ dazu er erschaffen war. 18. Und noch deutlicher stehet anderswo: welcher ist das ebenbild des unsichtba- ren GOttes. Worauf er schleust: Der erst- gebohrne aller Creatur. Denn er ist ein Bild des unsichtbaren GOTTes/ das wort des jenigen worts/ das in der gleichheit ist: der erstgeborne aller Creatur/ da er (ἀϖαθω̃ς) ohne leidenschafften gezeuget ist/ ein Schoͤpf- fer und hoͤchster werckmeistet (γενεσια̍ϱχϰς) der gantzen Schoͤpffung und der wesen- heit. Denn in ihm hat der Vater alles ge- macht. Daher auch gesagt wird/ daß er Knechts-gestalt angenommen/ nicht al- lein fleisch nach seiner zukunfft/ sondern auch das wesen aus dem niedrigen: Das wesen a- ber ist knechtisch/ weil es leidsam (παθϰτη) und die kraͤfftigen wirckung und der vornehmsten ursache unterworffen ist. 19. Denn die worte: vor dem Morgen- stern hab ich dich gezeuget/ vernehmen wir also: vor dem erstgeschaffenem worte Gottes/ und vor der Sonne und dem Mond/ und vor aller Creatur war dein Name. Die worte a- ber: Er machte sie nach seinem Bilde/ ein Maͤnnlein und Fraͤulein machte er sie/ zie- hen die Valentinian er auf den besten gegen- wurff oder materia (ϖϱοβολὴν) der Weißheit: von welcher nach dem maͤnnlichen die wahl/ nach dem weiblichen der beruff sey. Das maͤnnliche aber nennen sie das Englische/ das weibliche aber sich selbst/ den unterschiedlichen Geist. Also gieng es auch mit Adam/ das maͤnnliche bliebe zwar bey ihm/ aller weiblicher saame aber ward von ihm Eva geboren/ von welcher die weiber sind/ wie von ihm die maͤn- ner. So sind nur die maͤnnlichen mit dem wort zusammen verkuuͤpfft/ das weibliche aber derer/ die da ausgeartet sind/ wird mit dem Englischen vereiniget/ und gehet in die fuͤlle ein. 2. Deßwegen wird gesagt/ daß das weib in den mann versetzet werde/ und die Kirche hienieden zu den Engeln. Und wenn der Apo- stel sagt: Was machen/ die da vor den todten getauffet werden? so sagt er: die Engel haben vor uns getauffet/ deren theil wir sind. Wir aber sind die todten/ die wir in sol- cher verbindung getaufft sind: die lebendigen hingegen sind die maͤnner/ welche solche ver- bindung nicht empfangen haben. Wenn die todten nicht auferstehen/ warum wer- den wir auch getaufft? Drum werden wir wieder erwecket/ daß wir als den Engeln gleich in das maͤnnliche wieder versetzet werden/ die glieder an ihre glieder zur vereinigung. Die je- nigen aber/ welche vor den todten getauffet werden/ sind die Engel/ welche vor uns getauf- fet werden. Damit wir auch den namen ha- ben/ und nicht abgehalten werden/ und verhin- dert in die fuͤlle einzugehen durch das creutz. 21. Deßwegen sagen sie auch bey der hand- aufflegung zuletzt: zu der Englischen erloͤsung/ das ist/ welche auch die Engel haben. Damit der ge- so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. der getauffte die erloͤsung erlangete in seinenm namen/ in welchen auch sein Engel zuvor ge- tauffet gewesen. Die Engel aber haben im anfang getauffet in der erloͤsung des namens/ welcher uͤber JESUM in der Taube herab kam/ und ihn erloͤsete. Er hat auch JESU die erloͤsung erbeten/ damit er nicht von dem sinn gehalten wuͤrde/ in welchen er gesetzet war/ da der mangel dazu kam durch die weiß- heit/ wie Theodotus sagt. 22. Den Troͤster und Ermahner nennen die Valentinia ner JESUM / weil er kom- men ist voll von den ewigkeiten/ (ἀιώνων) als der aus dem gantzen hervor kam: Denn da Chri- stus die Weißheit/ so ihn hervor bracht hatte/ ließ/ und wieder in die fuͤlle hernach eingien- ge/ biß er von der draussen gelassenen weiß- heit die huͤlffe/ und aus dem wolgefallen der ewigkeiten oder æno nen wird Jesus als ein Troͤ- ster hervor gebracht der dazu gekommenen ewig- keit. Paulus aber ist in dem vorbild der auf- erstehung eine Bottschafft gewesen; denn er bald nach dem leiden des HERRN ist drauf ausgesandt worden zu predigen. Da- hero er auch des HERRN geburt und lei- den verkuͤndiget hat um der besten willen/ weil sie/ da sie ihn erkennen moͤgen/ ihn an diesem ort gefuͤrchtet haben. 23. Und er ist nach dem geistlichen aus dem H. Geist und der Jungfrau/ wie die rechten engel wissen. Denn ein jeder machte den HErꝛn eigentlich bekant/ und die engel dieser kleinen auserwehlten/ welche in eben diesem er- be und vollkommenheit seyn werden/ sehen das angesicht des Vaters nicht auff gleiche weise. Vielleicht ist aber das angesicht auch der Sohn: und kan seyn/ daß/ so viel von dem Vater begreifflich ist/ sie von dem Sohn un- terrichtet dasselbe beschauen/ das uͤbrige aber vom Vater ist unerkaͤntlich. 24. Die Valentinianer sagen/ daß der Geist/ welchen einer von den Propheten sonderlich zum dienst gehabt/ uͤber alle glieder der gemeine ausgegossen sey. Daher geschehen auch die zeichen des geistes durch die gemeine/ als ge- sundmachung und weissagungen. Sie wissen aber nicht/ daß der Troͤster nun staͤts mit der ge- meine wircket/ eben dasselbe wesen und wircken hat/ wie der/ so im Alten Testament wirckete. 25. Den engel beschreiben die Valentinianer das wort/ das die verkuͤndigung von dem hat/ der da ist. Sie sagen auch/ daß die Æones (oder ewigkeiten) mit dem wort gleichen na- men haben. Die Apostel/ sprechen sie/ sind denen 12. thieren oder himmel-zeichen vergli- chen; denn wie von jenen die geburt regieret wird/ also von den Aposteln die wiedergeburt. Das sichtbare von JEsu wird gesehen. Die weißheit und die gemeine war von unterschiede- nen samen/ welche er durch das fleisch bekleidet hat/ wie Theodotus saget. Der unsichtbare name aber ist der Eingeborne. 26. Dahero/ wenn er spricht: Jch bin die thuͤre/ so saget er so viel: Jhr werdet biß an die staͤdte kommen/ da ich bin/ so viel euer von unterschiedenen samen sind. Wenn aber er selbst eingehet/ so gehet auch der same mit ein in die fuͤlle/ daß er durch die thuͤr gesammlet und eingeleitet wird. Wenn der Priester in das inwendige des andern vorhangs eingieng/ so legte er das brustschildlein ab/ bey dem rauch- altar. Er aber (CHristus) ist in der stille eingegangen/ da er den namen in seinem hertzen eingegraben gehabt. Damit er anzeigte die ablegung gleichsam des schildleins/ welches von reinem gold war/ durch die reinigung als des leibes/ nemlich die ablegung der seelen: in welcher der glantz der Gottseligkeit eingegra- ben war/ durch welchen der name denen Fuͤrsten- thuͤmern und gewalten kund wurde. Es wird aber dieser leib/ das leichte brustschild abgelegt/ das ausser dem andern vorhang war in der in- nern welt: welches ist der andere vorhang des alten bey dem rauch-altar/ bey denen Engeln/ welche als die diener die gebete darbringen. 27. Eine nackete seele aber ist in der krafft des/ der es mit weiß/ als ein leib der krafft worden/ uͤberzugehen in das geistliche/ weil sie wircklich verstaͤndig und hochpriesterlich worden ist/ als weñ sie/ so zu sagen/ von dem wort gleichsam be- seelet bliebe/ gl:ich wie die Ertzengel derer Engel Ertzpriester sind/ und dieser wiederum die erstge- schaffenen. Wo waͤre aber noch bey einer sol- chen seelen/ die da rein worden ist/ eine regel der schrifft oder der lehre/ da sie auch so gar gewuͤr- diget wird/ GOtt von angesicht zu angesicht zu schauen? Drum uͤbersteiget sie die englische leh- re und den namen/ der in der schrifft gelehret wird/ und koͤmmt uͤber die erkaͤntniß und den begriff der worte/ ist auch nicht mehr eine braut/ sondern schon ein wort geworden/ und hauset bey dem braͤutigam mit den erstberuffenen und erstgeschaffenen/ die zwar freunde sind nach der liebe/ aber soͤhne nach der lehre und dem gehor- sam/ und bruͤder nach der gemeinen geburt. Al- so daß das brustschild in seiner ordnung das lernen zur erkaͤntniß mit sich brachte/ das ande- re brustschild der krafft aber schaffet/ daß ein mensch GOtt in sich traͤgt/ wenn er vom HEr- ren kraͤfftiglich regieret wird/ und gleichsam dessen leib wird. 28. Die worte: GOtt vergilt biß ins dritte und vierte geschlecht den ungehor- samen/ legen die Basilidian er nach denen einkeh- rungen in die leiber aus. (ε̕νσωματω̍σεις) Die Valentinian er aber verstehen hierunter die 3. linckē oͤrter/ durch das vierte geschlecht aber ihre samen. Die andern worte: Er thut barm- hertzigkeit in 1000. glied/ von den rechten. Sie sagen: Die ewige stille (Ϲιγϰ̀) war eine mutter aller hervorgebrachten dinge/ und schwieg von dem mundssprechlichē der es aber gefasset hat/ der hat dieses unbegreifflich genen- net. Darnach vergessen sie der herꝛligkeit Got- tes/ und sprechen von ihm gottloser weise/ Gott leide. Denn Theodotus spricht: was der va- ter mit gelitten hat/ weil er der natur ermangel- te. Und ob er wol nicht kan gefasset wer- den/ hat er sich doch faßlich gemacht/ damit die ewige stille dieses ergriffe/ welches denn eine lei- denschafft ist. Denn das mitleiden ist ein lei- den eines um des andern leidens willen. Und da das leiden geschahe/ hat alles mit gelitten zur herwiderbringung des leidenden. 29. Wenn aber auch schon an dem/ so her- ab kommen ist/ die gantze Natur wolgefallen gehabt/ denn in ihm war die gantze fuͤlle leib- hafftig: Dieser aber gelitten hat/ nemlich so haben auch die samen in ihm mit gelitten/ durch welche alles leidend erfunden wird. Allein es F 3 hat auch Th. IV. Sect. I. Num. I. Einkurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der hat auch durch die uͤberredung der zwoͤlfften zeit oder Æonis alles mit gelitten und ist gezuͤch- tiget worden/ wie sie sagen. Denn damals habē sie erkant/ daß sie durch die gnade des Va- ters sind ein ungenenter name/ eine gestalt und erkaͤntniß. Die zeit (oder Æon ) aber hat es noch uͤber die erkaͤntniß fassen wollen/ und ist in unerkaͤntniß und ungestalt gerathen. Dahero auch die eitelkeit des wissens ge- wuͤrcket hat/ welche ist der schatte des namens/ welcher name ist der Sohn/ die gestalt der zeiten ( Æon en) dieser/ als ein name zum theil der zeiten/ ist ausser der sorge des namens. Da nun die einigkeit in der fuͤlle ist/ hat eine jede zeit ihre eigne fuͤlle/ die zusammenbindung. (ζυ ν- γίαν) welche nun aus der zusammenbindung herkommen/ das sind fuͤllen (ϖληϱω̍μα α) wel- che aber von dem einen/ das sind ebenbilder. 30. Dahero auch Theodotus CHristum/ der aus dem sinn der weißheit hervorkommen/ das bild der fuͤlle genennet hat. Dieser aber/ als er die mutter verlassen/ und zur fuͤlle hinan- gelanget/ hat nicht allein alles andere/ sondern auch den troͤster erlanget. Und zwar ist Christus zum Sohn gesetzet worden/ als der zu den fuͤl- len auserwehlt/ und der erstgeborne der wer- cke daselbst gewesen. So ist nun dieses wort ein abgang von unsern/ da er den Heiland den erstgebornen nennet. Und er ist gleichsam un- sere wurtzel und haupte: Die gemeine aber sind Christi fruͤchte/ wie sie sagen/ welche das unbe- wohnte (ἀνοίϰειον) geflohen (oder nichts eigenes besitzen) indem der siñ welcher aus dem muͤtter- lichen geboren ist/ in die fuͤlle versetzet worden. 31. Die mutter hat weiter den Regenten des diensts (οίϰονομίας) oder der austheilung vor- hergefuͤhret/ zum vorbild dessen/ der sie flohe/ und nach ihrem begehren besser war/ welcher war ein vorbild des Vaters aller dinge. Deß wegen wird sie auch besser/ als die aus der lei- denschafft der begierde bestehet. Sie ist aber verunreiniget worden/ da sie seinen ernst gese- hen/ wie jene sagen. Es werden auch die rech- ten kraͤffte/ welche zur rechten hand von ihr zu erst sind hervorgebracht wordrn/ von der gegen- wart des lichts nicht gestaltet. Die lin- cken kraͤffte aber sind dem ort uͤberlassen worden/ gestalt zu gewinnen. 32. Nachdem nun die mutter mit dem sohn und denen saamen in die fuͤlle eingehet/ so wird der ort die macht der mutter und die ordnung verlassen/ welche nun die mutter hat. JEsus unser licht/ wie der Apostel saget/ hat sich selbst ausgeleeret/ das ist/ ausser den graͤn- tzen gesetzt. Nach Theodoti meinung weil er ein Abgesandter war/ hat er die engel des un- terschiedenen saamens aus der fuͤlle mit sich her- aus gefuͤhret: Und er zwar selbst hat die erloͤ- sung/ weil er aus der fuͤlle hervor kam/ gehabt/ die engel aber hat er in die rechte einrichtung des saamens eingefuͤhret. 33. Denn wie sie um das stuͤckwerck bitten und flehen/ und da sie um unsert willen gehalten werden/ desto mehr eilen einzugehen und uns vergebung erbitten/ damit wir mit ihnen einge- hen moͤgen/ weil sie unser noͤthig haben/ daß sie eingehen/ zumal es ihnen ohne uns nicht zuge- lassen wird. Denn auch die mutter selbst ist oh- ne uns nicht eingegangen/ wie sie sagen. Da- her bitten sie vor uns eben also. Denn nach ihrer meinung sind die engel auch also verordnet worden/ als die von einem ausgegangen sind. 34. Dieweil wir aber zertheilet waren/ ist JEsus getauffet worden/ biß daß er uns mit ih- nen vereinigte in der fuͤlle/ damit wir viele eins wuͤrden/ und alle mit dem einigen/ das durch uns zertheilet worden/ wieder vermenget wuͤr- den. Die gerechten zwar/ welche aus Adam kommen sind/ und durch die geschaffenen dinge den weg gebahnt haben/ sind von dem ort ge- halten woꝛden/ nach der Valentinian er meinung. Die andeꝛn aber sind in der finsterniß erschaffen/ und haben zur lincken eine mitempfindung des feuers. Es gehet ein feuriger strom heraus unter dem thron des orts/ und fleust in das lee- re theil des erschaffenen/ welches ist die hoͤlle von der schoͤpffung des fliessenden feuers/ die nicht erfuͤllet wird. Und der ort selbst ist feurig: Darum hat er einen fuͤrhang/ damit nicht die wercke von dem anschauen verzehret werden. 35. Alleine aber der Ertzengel gehet zu ihm hinein/ nach dessen bilde auch der Hoheprie- ster einmal in das allerheiligste eingehet. Da- hero auch JEsus auff anhalten in dem ort mit- gesessen ist/ damit die wercke bleiben/ und nicht vor ihm auffstehen/ und damit er den ort gelin- de mache/ und dem saamen einen durchgang in die fuͤlle zubereite. 36. Die mutter/ welche CHristum gantz hervorgebracht hat/ uñ von ihm verlassen ist/ hat weiter nichts gantzes mehr vorgebracht/ sondern was ihr muͤglich gewesen/ dargereicht. Also daß sie/ was an dem ort und in den erbtheilen engelisch ist/ hervorbringt/ und bey ihr selbst anhaͤlt die auserwehlten englischen/ so von dem mann noch zuvor herfuͤrbracht sind. Denn die zur rechten sind vor dem suchen des lichts/ von der mutter vorgebracht: Die saamen aber der gemeine nach dem suchen des lichts/ als von dem mann die englischen/ derer saamen hervor kommen sind. 37. Er saget auch/ daß die unterschiedenen saamen weder als leidenschafften/ welche wenn sie auffgeloͤset seyn/ auch die saamen auff- geloͤset werden/ noch als ein geschoͤpff hervor- kommen seyn/ sondern als kinder. Denn mit dem geschoͤpffe waͤren auch die saamen voll- kommen gemacht worden. Dahero haben sie auch eine gleichheit mit dem licht/ welches zu erst hervorgegangen/ nemlich JEsu/ welcher als CHristus die ewigkeiten ( Æon en) gesu- chet habe/ in welchen auch die saamen nach der krafft mit bereitet sind/ die zu ihm in die fuͤlle kommen gewesen. 38. Deßwegen wird die gemeine im gleich- niß auserwehlt genennt. Drum/ sagen sie/ sind wir von ewigkeit mit erwehlet und offen- baret. Weßwegen der Heiland sagt: Es leuchte euer licht/ da er auff das scheinende und gestellte licht deutet/ von dem der Apostel sagt: Welches erleuchtet einen jeden menschen/ der in die welt kommet/ der von unterschiedenen saamen ist. Denn als der mensch erleuchtet worden/ da ist er in die welt oder in den schmuck (ϰόσμον) kommen/ d. i. er hat sich selbst geschmuͤcket/ indem er der schoͤpf- fer von ihm die verfinsterenden und vermischten affect en geschieden/ und den Adam also/ daß er ihn nach seinem vorsatz zum ende der schoͤpffung gebracht hat. 39. Das so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. 39. Das creutz ist ein zeichen der graͤntze in der fuͤlle: Denn es scheidet die glaubigen von den unglaubigen/ gleich wie jenes die welt von der fuͤlle. Deßwegen fuͤhret auch JEsus die samen durch diß zeichen in die fuͤlle ein/ indem ers auff den schultern traͤgt. Denn die schul- tern des samens wird JEsus genennt/ das haupt aber CHristus. Daher gesagt wird: Wer nicht sein creutz auff sich nimmt/ und mir nachfolget/ der ist nicht mein bruder. Da hat er nun den leib JEsu an sich genommen/ welcher mit der gemeine eines we- sens war. 40. Da sagen sie/ die rechten haͤtten JEsum gesehen/ und CHristum die namen/ auch vor der zukunfft. Aber das zeichen haͤtten sie nicht gesehen. Und in dem der geist alle gewalt gege- ben/ auch die fuͤlle mit gelobet/ werde der Engel des raths ausgesandt/ und zum haupt aller dinge nach dem Vater gemacht. Denn in ihm ist alles erschaffen/ das sichtbare und unsichtbare/ die Thronen/ Herꝛ- schafften/ Koͤnigreiche/ Gottheiten/ Diensten. Deßwegen hat ihn auch GOtt erhoͤhet und ihm einen namen/ der uͤber alle namen ist/ gegeben/ auff daß alle knie sich beugen/ und alle zun- gen bekennen/ daß der HErꝛ der herrlich- keit sey JEsus CHristus der Heiland/ der da hinauff und hinunter gefahren ist u. s. w. 41. Da ihn aber die weißheit sahe/ daß er dem licht/ welches sie verlassen gehabt/ aͤhnlich waͤre/ machte sie es bekannt/ und lieff hinzu/ freute sich und betete ihnan. Da sie aber ferner die Engel/ die maͤnnlichen/ welche mit ihm ausgesandt gewesen/ schauten/ schaͤmte sie sich und hinge eine decke vor. Dieses geheimnisses wegen befielet Paulus den weibern eine de- cke zu tragen auff ihrem haupte um der Engel willen: So bringet nun der Heiland geschwinde die gestaltung mit sich/ die anklage und heilung der affect en/ indem er von dem unge- zeugten vater zeuget/ was in der fuͤlle und was biß an dieselbe sey. Da eꝛ abeꝛ die leidenschaftē wegge- than/ hat er sie ohne solche bereitet/ die leidēschaf- ten aber unteꝛschieden und bewahret/ und auch die der andern ordnung in das wesen eingefuͤhret. 42. Also wird durch die erscheinung des Hei- lands die weißheit gemacht und das aͤussere er- schaffen; denn alles ist durch ihn gemacht und ohne ihn ist nichts gemacht. So hat er nun erstlich aus einem unleiblichen leiden und zufaͤlligem wesen dieselbe in die unleibliche materi e uͤber gebracht und geleget/ hernach also in die vermischungen und leiber. Denn es war nicht muͤglich die leidenschafften uͤber haupt zum wesen zu machen. Und er hat den leibern nach ihrer natur eine geschicklichkeit eingegeben. 43. So ist nun der Heiland der erste allge- meine schoͤpffer. Die weißheit aber als die andere bauet ihr ein hauß/ und hauet drein sieben seulen. Zu aller erst setzet sie das bild GOttes des Vaters/ durch welches er himmel und erde gemachet hat/ d. i. das himmli- sche und irꝛdische/ das lincke und rechte. Dieser als das bild des vaters/ wird ein vater/ und bringet hervor zu erst den seelischen CHristum/ das ebenbild des sohnes; Hernach die Ertzen- gel/ die bilder der ewigkeiten; Denn die Engel/ aus dem seelischen und lichten wesen/ von wel- chen der Prophet saget: Und der geist GOt- tes schwebete auff den wassern/ nach der verbindung derer 2. wesen/ saget er/ schwebe das lautere uͤber ihn/ das materiali sche aber und schwere liege darunter. Das unleibliche aber bildet auch diese im anfang vor/ daß es un- sichtbar scheinet. Denn es war weder dem men- schen/ der noch nicht war/ unsichtbar/ noch — (Hier mangelt etwas im Griechischen.) 44. Der schoͤpffer aber hat das reine von dem materiali schen abgeschieden/ weil er ihrer beyder natur einsahe/ und hat es licht gemacht/ d. i. of- fenbaret und ins licht und bildniß eingefuͤhret. Denn das licht der sonnen und des himmels wuͤrcket viel geringer: Und er machet aus den materiali schen/ und zwar aus der traurigkeitet- was wesendliches/ indem es die geistlichen kraͤffte der boßheit schaffet/ wider welche wiꝛ kaͤmpffen muͤssen. Darum spricht auch der Apostel: Und betruͤbet nicht den H. Geist GOttes/ in welchem ihr versiegelt seyd. Aus der furcht aber sind die thiere/ aus dem zweiffel aber und schrecken die elementen der welt. 45. Jn den 3. elementen aber wird das feuer erhoben und eingestreuet/ und von diesen ange- zuͤndet/ und stirbet uͤber denselben/ weil es kein abgeordnetes vorbild sein selbst hat/ wie die an- dern elementen/ aus welchen die vermischungen geschaffen werden. Weil es aber nicht erkañt hat/ was durch dasselbe wircke/ und gemeinet/ es thue es durch eigene krafft/ indem es von natur gerne wircket: So hat der Apostel gesagt: Sie ist der eitelkeit der welt unterworffen wideꝛ willen/ sondeꝛn um des unteꝛwerf- fenden willen auff Hoffnung/ dieweil er auch selbst frey werden wird/ wenn die saamen GOttes werden gesammlet werden. 46. Es ist aber am meisten ein zeichen des wi- derwillens/ weil er den sabbath segnet/ und die ruhe von der arbeit vertheidiget. Er nahm staub von der erden/ nicht von der duͤrren/ sondern von der vielerley und manchfaltigen materi e/ und machte eine irꝛdische und materiali sche seele daꝛaus/ ohne veꝛstand/ die den thieren gleich waͤ- re: Dieses ist der mensch nach dem bilde. Der andere aber nach der gleichheit/ nem- lich eben desselben Schoͤpffers/ ist derjenige/ welchen er angeblasen und eingesaͤet hat/ da er ihm etwas ihm gleichwesentliches durch die en- gel eingegeben. So fern er aber unsichtbar und ohne leib ist/ hat er sein wesen den othem des lebens benennet. Das gebildete aber ist eine le- bende seele worden/ welches er auch selbst in den Prophetischen schrifften zu seyn bekennet. 47. So ist nun ein mensch in dem andern/ der seelische in dem irꝛdischen nicht stuͤckweise/ sondern gantz in dem gantzen/ durch die unaus- sprechliche macht GOttes. Dahero er im Paradis dem dritten himmel geschaffen wird. Denn dahin kommt kein irꝛdisch fleisch/ sondern es war in der Goͤttlichen seelen gleichsam ein materiali sches fleisch. Das wird angezeigt in den worten: Dieses ist bein von meinen beinen/ nemlich die Goͤttliche seele/ die in je- dem fleisch verborgen und unfruchtbar und oh- ne leidenschafft/ auch staͤrcker ist. Und fleisch aus meinem fleisch/ nemlich die materiali sche seele/ der leib/ welche der Goͤttlichen seele ange- hoͤret. Th. IV. Sect. I. Num. I. Ein kurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der hoͤret. Von diesen zweyen sagt auch der Hei- land/ man solle den fuͤrchten/ der diese seele und diesen seelischen leib in der hoͤlle verderben kan. 48. Dieses fleisch nennet der Heiland den widersacher und Paulus das gesetz/ das da wideꝛstꝛebet dem gesetz meines gemuͤths. Item, der Heiland ermahnet/ daß man toͤdten und zeꝛbꝛechen soll/ als die waffen des starckē/ der der him̃lischen seele widerstreitet/ und daß man mit ihm versoͤhnet soll werden auff dem wege/ daß wir nicht in den kercker fallen/ in gleichem daß man ihm willfaͤhrig seyn soll/ nicht an der staͤrcke der suͤnde nehren und bekraͤfftigen/ son- dern ihn von dar toͤdten durch enthaltung vom boͤsen. Auff daß wann er in der auffloͤsung abge- schieden und ausgeblasen wird/ nicht einiges gut nehme und gewalt habe/ die da bleibe in dem durchgang durchs feuer. Dieses heisset auch das unkraut/ welches mit der seele neben dem guten samen auffwaͤchst. Dieses ist auch der sa- me des teuffels/ als mit ihm gleiches wesens/ und die schlange und der moͤrder/ der dem Koͤnige nachstellet. 49. Es hat aber Adam in geheim in sich ein- gestreut gehabt den geistlichen samen von der weißheit in seine seele. Wie es heist: Es ist verordnet durch die Engel in der hand des Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht eines einigen/ GOtt aber ist einig. Durch die Engel nun/ die maͤnnlichen nemlich/ werden die samen zubereitet/ welche von der weißheit zur geburt ausgestreuet werden/ nach- dem sie gefasset werden. Denn nach etlichen wird der schoͤpffer/ der da von der weißheit heim- lich beweget wird/ vor selbstbewegend gehalten/ deßgleichen auch die menschen. So hat nun die weißheit den ersten samen in Adam hervor- gebracht/ damit das gebeine die verstaͤndige und himmlische seele nicht leer waͤr/ sondern voller geistlicher fruͤchte. Von Adam aber werden 3. naturen gezeuget/ die erste unvernuͤnfftig/ wel- che Cains war/ die andere vernuͤnfftig und ge- recht/ nemlich Abels/ die dritte geistlich/ nem- lich Seths. Und der irꝛdische mensch ist nach dem bild/ der seelische nach der gleichheit GOt- tes/ der geistliche aber seiner eigenen. Von welchen 3. ohne die andern kinder Adams ste- het: Diß ist das buch der schoͤpffung der men- schen. 50. Weil aber Seth geistlich ist/ so ist er we- der ein Ackermann noch ein hirte/ sondern er- bringet zur frucht einen knaben/ als etwas geist- liches/ und zwar einen solchen/ der/ als hoffend/ daß der name des HErrn angeruffen werden soll/ uͤber sich siehet/ dessen Buͤrgerrecht im himmel ist/ den auch die welt nicht fasset. De- nen dreyen unleiblichen dingen von Adam wird das vierte uͤber gezogen/ nemlich das irꝛdische als kleider von fellen. Drum saͤet Adam weder vom geist/ noch vom eingehauchten odem; Deñ beydes ist Goͤttlich/ und zwar wird beydes durch ihn/ nicht von ihm hervorgebracht. Sein Materialisches aber ist kraͤfftig zum saamen und zeugen/ als welches mit dem samen vermen- get ist/ und von der Harmonie dieses lebens nicht abweichen kan. 51. Nach diesen ist nun Adam unser Va- ter. Der erste mensch ist von der erden und irrdisch. Haͤtte er aber aus seiner seelen fort gepflantzet und aus dem geistlichen/ so wol als aus dem materiali schen/ so wuͤrden sie alle zugleich gerecht worden und in allen die lehre seyn. Deßwegen sind viele materiali sche/ nicht aber viel seelischen/ wenig aber geistliche. Das geistliche wird nun nach der natur selig/ das seelische hat seinen freyen willen und hat eine geschickligkeit zum glauben und zur unsterblich- keit/ auch zum unglauben und tod/ nach der ei- genen wahl. Das materiali sche aber verdirbt von natur. 52. Wenn nun die seelischen eingepfropffet werden in den guten oͤlbaum zum glauben und ewigen leben und die eigenschafft des oͤlbau- mes erlangen/ und wenn die Heiden eingehen/ alsdenn wirds also gantz Jsrael. Jsrael aber heist verbluͤhmter weise der geistliche/ der da GOtt schauen wird/ der rechte Sohn des glaͤu- bigen Abrahams/ der aus der freyen/ nicht nach dem fleisch/ der aus der Egyptischen magd ist. Da geschiehet nun aus den 3. geschlechten (1) die gestaltung des geistlichen (2) die versetzung des seelischen aus der knechtschafft zur freyheit. 53. Als nun nach dem reich des todes eine grosse uñ vortreffliche verheissung geschehē war/ und doch nichts destoweniger der tod dienete/ indem alle gewalt uñ Gottheit abgesprochē war: Dahat der grosse kaͤmpffer JEsus CHristus in sich selbst die gemeine mit krafft angenommen/ nemlich das auserwehlte und beruffene/ das geistliche zwar von der gebaͤhrenden/ das selische aus der verordnung des heils/ welches er selig gemacht und hinauff gebracht hat/ was er an- genommen und durch dieselben und was dersel- ben gleich ist. Denn wenn der anbruch heilig ist/ so ists auch der weg/ ist die wurtzel heilig/ so sinds auch die zweige. 54. Da hat er nun erstlich den samen von der gebaͤhrenden angezogen/ nicht daß er da- von umgeben worden/ sondern daß er densel- ben mit krafft umgeben/ welcher durch die er- kaͤntniß bald gestaltet wird. Als er aber an dem ort war/ fand er/ daß JEsus CHristus der verkuͤndigte angezogen war/ welchen die Pro- pheten und das gesetz verkuͤndiget haben/ der ein vorbild des Heilandes waͤre. Es war aber auch dieser selische CHristus/ den er angezogen hatte/ unsichtbar. Es muste aber der/ so in die welt kam/ allhie gesehen/ und gefasset wer- den/ auch wandeln und einen sinnlichen leib ha- ben darunter noch ein anderer waͤre aus der un- sichtbaren seelischen Essen tz/ doch daß eꝛ mit krafft aus der Goͤttlichen zubereitung in diese sinnliche welt kaͤme. 55. Da heists nun: Der H. Geist wird uͤber dich kommen/ nemlich von dem leib des HErꝛn/ die krafft aber des Hoͤchsten wird dich uͤbeꝛschattē/ welches den leib in der jung- frauen gebildet hat. Daß er nun selbst etwas anders war/ als das er empfangen hatte/ ist aus seinen worten klar: Jch bin das leben und die wahrheit. Jch und der vater sind eins. Daß geistliche aber das er angenom- men/ und das seelische ist daraus offenbar: Und das Knaͤblein wuchs und ward starck. Denn das geistliche zeiget das an/ was von der weißheit ist/ das seelische aber den wachs- thum. Durch das aber/ was aus seiner seiten roñe/ eroͤffnete er die ausfluͤsse der leidenschafften/ wie die so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. wie die wesen von den leidenden als frey ge- macht und selig wuͤrden. 56. Und wenn er sagt: Des menschen Sohn muß veꝛwoꝛffen werden/ geschmaͤ- het/ gecreutzigt/ so scheinet es/ als redete er von einem andern/ nehmlich von dem/ der da lei- den koͤnte. Item: Jch will vor euch hin- gehen am dritten tage in Galileam. Deñer gehet vor allen und zeiget an/ wie er auch die unsichtbarliche selig gemachte seele auffzu- wecken und herwider zubringen vorangehe. Er ist aber gestorben/ in dem der geist von ihm ge- wichen/ der auff ihn am Jordan herab fuhr/ der nicht sein eigen worden/ sondern zu ihm geord- net gewesen/ damit der tod wircken koͤnte/ also daß gleichsam der leib gestorben ist/ da das leben doch in ihm gewesen. Denn also haͤtte auch der tod uͤber den Heiland selbst geherꝛschet/ welches ungereimt ist. Sondern der tod ist durch eine list uͤberwunden worden. Denn in dem der leib starb/ und der tod ihn beherꝛschte/ hat der Heiland den strahl seiner krafft von sich gelassen und den tod umgebracht/ den sterbli- chen leib aber hat er erwecket/ nach dem er die leidenschafften von ihm genommen. 57. Dergestalt werden die selischen erwe- cket und selig gemachet: Die glaubigen geist- lichen aber werden uͤbeꝛ diese noch verherꝛlichet/ indem sie die seelen zu hochzeit-kleidern anneh- men. So sitzet nun der seelische CHristus in der rechten des Schoͤpffers. Gleichwie auch David saget: Setze dich zu meiner rech- ten u. s. w. Er sitzet aber biß zur vollendung/ damit sie sehen/ in welchen sie gestochen haben. Sie haben aber das sichtbare gesto- chen/ welches war das fleiseh des seelischen. Denn es heist: es wird ihm kein bein zer- brochen werden. Wie auch die weissagung von Adam das bein verbluͤmter weise die seele nennet. Denn dieses ist die| seele CHristi/ die er bey dem leiden des leibes in die haͤnde des va- ters beygelegte. Das geistliche aber in dem bein wird nicht mehr beygeleget/ sondern er selbst machts selig. 58. So geschiehet nun die ruhe deꝛ geistlichen am achten tage/ nemlich des HERRN tage/ und wird des HERRN ruhe geheissen: von der mutter aber/ welche die seelen zu ihren kleidern haben biß an die vollendung; die andern glaubigen seelen aber von dem Schoͤpffer. Um die zeit der vollendung aber werden auch diese in dem achten tag eingenom̃en. Darauff ergehet das hochzeitmahl/ das allen seligen gemein ist. Biß daß alles gleich gemacht und einander be- kant werde. Hernach legen die geistlichen die seelen ab/ und da die mutter den Braͤutigam be- kommt/ bekommensie auch selbst zu ihren Braͤu- tigamen die Engel/ und gehen ein zur hoch- zeit/ und kommen zur beschauung des geistes/ weil sie geistliche Æones worden/ in die geistliche und ewige verbindungen (νοεϱȣ̀ςϰαί αίωνίȣς υ- γίας) der hochzeit. Der Speisemeister aber des mahls/ der Brautfuͤhrer und des Braͤuti- gams freund stehet vor dem hochzeit hauß/ und hoͤret die stimme des Braͤutigams und freuet sich sehr. Dieses ist die fuͤlle seiner freude uñ ruhe. 59. Der Heiland hat die Apostel es gelehrt/ erstlich verbluͤhmter und geheimer weise/ her- nach in gleichnißen/ endlich oͤffentlich und deut- lich alleine. Der Apostel spricht: da wir im fleisch waren/ und redet/ als wenn er schon ausser dem leibe waͤre. Das fleisch nennet er die schwachheit/ die absonderung von dem him̃- lischen weibe. Item: Wenn der Heiland zu Salome sagt: deꝛ tod weꝛde so lange seyn/ so lange die weiber gebaͤhren: so hat er damit nicht die fortpflantzung verworffen/ wel- che noͤthig ist zur seligkeit der glaubigen. Denn solche fortpflantzung muß seyn/ biß der bestimm- te saamen ausgebracht sey. Sondern er redet von dem himmlischen weibe/ welche leidenschaff- ten die schoͤpffung worden ist/ als die auch die ungestalten essenti en hervorbracht hat. Um welcher willen auch der HErꝛ hernieder kommen ist/ daß er uns von dem leiden befreyete/ und sich selbst darein begaͤbe. 60. Denn so lang wir nur desweibes kinder waren/ als einer schaͤndlichen vermischung/ so waren wir unvollkommen/ kindisch/ unverstaͤn- dig/ schwach und ungestalt/ gleichsam als un- zeitige geburten. Wenn wir aber von dem Heiland gestaltet werden/ so werden wir des braͤutigams uñ seines weibes kindeꝛ. Das fatum oder die schickung ist eine zusammenkunfft vieler und wiedriger kraͤffte: Diese aber sind unsicht- bar und bringen der gestirne regierung mit sich/ und werden von ihnen gefuͤhret. Von diesem streit und krieg solcher kraͤffte erloͤset uns der HErꝛ/ und gibt friede vor solchen machten und von dem befehl der engel/ deren etliche vor etliche wider uns gebieten. 61. Denn etliche streiten mit uns als soldaten und diener GOttes: Andere sind gleichsam moͤr- der. Denn der boͤsewicht hat sein schwerd nicht vom Koͤnig bekommen/ sondern sichs selbst an- gemasset und angeguͤrtet. Um dieser feinde wil- len/ welche leib und seele verfolgen/ und in die knechtschafft stuͤrtzen wollen/ sind die rechten (Engel) nicht maͤchtig/ die uns nachfolgen/ uns zu retten und zu schuͤtzen. Denn sie sind nicht vollkoͤm̃lich vorsichtig/ so wie der gute hirte/ son- dern ein jeder ist dem miedling gleich/ der den wolff siehet kommen und fleucht/ und nicht wil- lig seine seele vor seine schafe gibt. Uberdiß ist auch der mensch/ uͤber dem der streit ist/ ein schwa- ches thier/ und leicht zum boͤsen zu bewegen und von den feinden uͤberwaͤltiget. Dahero auch das boͤse mehr ist als er. 62. Deßwegen ist nun der HErꝛ herab kom- men friede zu machen/ denen vom himmel/ nicht denen von der erden. Wie der Apostel sagt: Friede auff erden und ehre in der hoͤhe! Deßwegen ist ein fremder und neuer stern auff- gangen/ der die alte sternkunst abthaͤte/ da er mit einem neuen und keinem weltlichen licht schiene/ und neue und heilsame wege anwiese. Er selbst der HErꝛ/ der fuͤhrer der menschen ist auff die erde kommen/ die glaͤubigen an CHristum von dem Fato zu versetzen in seine eigene vorsehung. Daß aber ein Fatum sey bey den andern/ weisen die wuͤrckungen/ und ist die Mathesis ein kraͤff- tiger beweiß. Die weisen sahen nicht allein flugs den stern des HErrn/ sondern erkannten auch das wahrhafftige/ daß der Koͤnig geboren waͤre/ und ihr Koͤnig war Gottsfuͤrchtig. Damals waren die Juden allein beruffen von dem Gottesdienst. Denn deßwegen/ da auch der Heiland zu den Gottseligen herab kommen/ ist er zu ihnen erstlich gangen/ die damals das lob von der Gottseligkeit hatten. A. K. H. Vierter Theil. G 63. Gleich- Th. IV. Sect. I. Num. I. Ein kurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der 63. Gleichwie nun die geburt des Heilan- des auch uns aus dem geschicke der sterne herausgerissen/ also hat uns auch die Tauffe des feuers daraus errettet/ und das leiden aus dem leiden/ daß wir ihm in allen nachfolgen sollen. Denn wer auff GOtt getauffet ist/ der ist in Gott eingegangen/ und hat macht bekom- men uͤber scorpionen und schlangen zu wandeln/ d. i. auff den boͤsen geistern. Und den Apo- steln gebeut er: Gehet umher/ und prediget/ und die glaubigen tauffet auffden namen des Vaters und des Sohns und des H. Geistes. Wenn wir nun durch sie wiedergeboren wer- den/ so werden wir allen andern kraͤfften zu maͤchtig. Dahero wird auch die tauffe ein tod und ein ende des alten lebens genennt/ da wir von den boͤsen machten geschieden werden. Das leben aber ist nach CHristo/ daruͤber er allein herꝛschet. Die krafft aber der verwandlung in dem getaufften gehet nicht den leib an. Denn er selbst faͤhret nicht auff/ sondern die seele. 64. Ein knecht GOttes/ sobald er aus der Tauffe kommt/ redet wider die boͤsen geister/ und sie fuͤrchten sich vor dem/ den sie zuvor besas- sen. Darum ist die macht der gestirne (wie sie sagen) biß auff die tauffe gewiß/ aber nach derselben reden die sternseher nicht mehr wahr. Es befreyet aber nicht allein das bad/ sondern auch die erkaͤntniß: Was waren wir? Was sind wir worden? Wo waren wir/ und wo sind wir hinkommen? Wo eilen wir hin? Wovon sind wir erloͤst? Was ist die geburt? was ist die wiedergeburt? 65. So lange nun/ sprechen sie/ der sa- me ungestaltet ist/ ist er eine frucht des weibes/ hernach des mannes/ und wird ein sohn des braͤutigams/ nicht mehr schwach und den sicht- baren und unsichtbaren kraͤfften der welt unter- worffen/ sondern maͤnnlich und ein mann. Wen die mutter zeuget/ der kommt in den tod und in die welt. Wen aber Christus wieder- gebieret/ den versetzt er ins leben/ in die achte zeit. (ὀγδοάδα) Sie sterben zwar der welt/ leben aber GOtte/ damit der tod durch den tod/ und durch die aufferstehung die verwesung auffgeloͤset wer- de. Denn wer durch den Vater/ Sohn und H. Geist versiegelt ist/ der kan von keiner an- dern macht ergriffen werden. 66. Und ein solcher ist durch drey namen aller Dreyheit in der eitelkeit versoͤhnet: er hat das bild des Jrdischen getragen/ und traͤget nun das bild des himmlischen. Das leibliche feuer beruͤhret alle leiber: das reine aber und unleibliche beruͤhret den unleiblichen/ als die Geister/ Engel der boßheit/ und den Teuffel selbst. Also ist das seuer uͤber dem himmel von zweyerley natur/ etliches ist empfindlich sinnlich/ das andere geistlich. Eben so ist auch die Tauffe zweyerley/ die eine sinnlich durch wasser/ welche das empfindliche feuer lescht/ und eine geistlich durch den Geist/ welche das geistliche feuer vertreibt. Der leibliche Geist ist eine nahrung und zehrung des sinnli- schen feuers/ wenn er gering ist/ wenn er aber staͤrcker wird/ so lescht er dasselbe. Der Geist aber/ der uns von oben gegeben/ und ohne leib ist/ herrschet nicht allein uͤber die elemente/ son- dern auch uͤber die kraͤffte und hohen Fuͤr- stenthuͤmer. 67. Auch wird das brod und oͤl durch die krafft des namens geheiliget/ nicht eben das/ wie er sichtbar und genommen ist/ sondern es wird durch eine krafft in eine geistliche krafft uͤbersetzet. Also auch das wasser/ wenn es be- schworen ( exorcisi rt/) und eine Tauffe worden ist/ vertreibet nicht nur das boͤse/ sondern nimt auch eine heiligung an. Weil aber eini- gen offt widerfaͤhret/ daß unreine geister ih- nen folgen/ und bey einen schon versiegelten Menschen kommen; so werden sie ferner nicht heilbar/ weñ furcht mit freude vermenget wird/ damit einer selbst rein davon komme. Darum ist fasten/ beten/ flehen/ knie beugen/ noͤthig/ daß die Seele aus dem rachen der Loͤwen er- loͤset werde. Daher kommen auch als- bald versuchungen/ weil die jenigen/ von denen sie befreyet worden/ zuͤrnen. Und wenns ei- ner zuvor siehet und traͤget/ so verunruhigen sie doch das auswendige. 68. Der HERR selbst wurde bald nach der Tauffe in unsere Seele fortgesetzt/ und zu den thieren in der wuͤsten gebracht. Darauf herrschete er uͤber diese und ihren Fuͤrsten/ als schon ein wahrer Koͤnig/ und ward von den Engeln bedient. Denn der die Engel im fleisch schon beherrschet hatte/ wurde von den En- geln mit lob bedienet. Darum muß man mit den waffen des HERRN geruͤstet seyn/ daß wir leib und seel unverwundet behalten/ die pfeile des Boͤsewichts auszuleschen/ wie der Apostel sagt. 69. Von der vorgezeigten Muͤntze sprach der HERR nicht: Wessen gut ists? son- dern: Weß ist das bild und die uͤber- schrifft? Damit es dem gegeben wuͤrde/ des- sen es ist. Also hat auch ein glaͤubiger zur uͤ- berschrifft durch Christum den namen Gottes/ den Geist aber als das bild. Die thiere wei- sen durch ihre siegel/ wessen sie seyn; Also eine seele/ die das siegel der wahrheit empfangen hat/ traͤgt die mahlzeichen Christi herum. Diß sind die kindlein/ die schon in mutierleibe zu ruhe bracht sind/ und die klugen Jungfrauen/ mit welchen die andern nicht/ wie sie wollen/ in das gute eingehen/ in welches die Engel zu schauen geluͤstet. Folgen noch einige andere fragmenta aus Valentini Schrifften: Als erstlich aus einer homilie beym Clemente Alexan- drino Lib. IV. Stromatum pag. 509. Jhr (Menschen) seyd vom anfang unsterb- lich und kinder des ewigen lebens: und ihr woltet den Tod theilen unter euch/ damit ihr ihn verzehretet und verderbetet/ und also der Tod in und durch euch stuͤrbe. Denn wenn ihr auch die welt auffloͤsetet/ so wuͤrdet ihr doch nicht auffgeloͤset/ denn ihr herrschet uͤber das geschoͤpff und alle verderbnis. Aus einem Brieff ibidem Lib. II. pag. 375. Und also ist der Urheber der Engel uͤber die- sem geschoͤpff gleichsam erschrecket worden/ als er groͤssere dinge ausgesprochen/ als die schoͤpffung gewesen/ um deßwillen/ der unsicht- barer weise in ihn den saamen des wesens von oben eingeaeben und sehr frey geredet hatte; Also ist auch in den geschle chten der Menschen in der so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. in der welt die furcht das werck der Men- schen gewesen denen/ die sie machen/ gleichsam als Bilde und saͤulen/ und aller haͤnde wircken im nemen GOttes. Denn Adam/ der auf den namen Gottes gemachet war/ hat diefurcht des Menschen/ der zuvor war/ verursachet/ als der in demselben gesetzet war; da sind sie erschrocken/ und haben das werck geschwind abgethan. Aus einem andern Brieff ibidem pag. 409. Es ist ein guter/ auf dessen vertrauen die of- fenbarung des Sohnes geschieht; und durch denselben allein kan das hertze rein werden/ daß alle boͤse geister aus dem hertzen ausgetrie- ben werden. Denn die vielen geister/ die drin- nen wohnen/ lassen es nicht rein werden. Ein jeder aber von denselben vollbringet seine ei- gene wercke; indem er die unanstaͤndigen be- gierden auf mancherley weise reitzet. Und das hertz scheinet gleich einer herberge zu seyn/ wel- che offt durchloͤchert/ durchgraben und mit koth angefuͤllet wird/ weil die einkehrenden Leute allda uͤbel leben/ und den ort gar nicht in acht nehmen/ als der einem fremden zuste- het. Also so lange das hertz nicht wohl ver- sorget wird/ ist es unrein/ und eine Wohnung vieler boͤsen geister. Wenn aber der allein gute Vater sie besuchet/ so wird es geheiliget und mit seinem Licht durchleuch- tet/ und also wird der/ der ein solches hertz hat/ selig/ weil es GOtt schaden wird. Noch in einer Epistel ibid. Lib III. p. 451. JEsus erduldete alles/ enthielte sich und wir- ckete also die Gottheit. Er aß und tranck ei- gentlich und gab die speise nicht von sich. So grosse krafft der enthaltung hatte er/ daß auch die speise in ihm nicht verzehret ward/ weil er selbst keine verderbnis in sich hatte. Dahero er- wehlen wir aus liebe zu dem Herrn und um des wolstands willen die enthaltung/ daß wir den tempel des Geistes heiligen. Denn es ist gut um des himmelreichs willen sich selbst von aller lust zu verschneiden/ und das gewissen zu reini- gen von den todten wercken/ zu dienen dem le- bendigen GOtt. Es sind hiernaͤchst die principia derer Valen- tinianer und ihre Æones nacheinander nicht so leicht zu ersehen/ wo sie nicht in einer ordentli- chen tabell e vorgestellet werden. Und weil sel- bige nach Erasmo in seiner edition des Irenæi be- reits Jacobus Pamelius in seinen Notis uͤber Ter- tulliani buch adv. Valentin. verfertiget/ und præsenti rt gehabt/ so will ich sie hieher setzen/ wie sie p. 311. u. f. stehet. Darinne denn die namen und ordnungen aus denen dabey gesetz- ten Patribus nacheinander verzeichnet sind. GENERALIA NOMINA, AD PRODUCTIONEM, CONJUGIA, ET NUMER UM ÆONUM PERTINENTIA , ex c. 7. 8. 12. 23. 30. \& 31. Lib. adv. Valent. Æon, Tertull. Iren. αίὼν Epiph. Sæculum, Int. Epiph. Æones. αίω̃νες Sæcula. Syzygia. συ υγία Conjugatio. Copulatio. Nymphon. νυμΦων Nuptiarum domus. Thalamus. Probole. ω βολὴ Emissio, Tertull. Ogdoas. Octonarius, Tertull. Octonatio, Iren. Tetras. Tert. Iren. όγδόας, Epiph. Quaternarius, Int. Epiph. Quadriga, Tertull. Quaternatio, Iren. Decas. δεϰάς Denarius. Dodecas. δωδεϰάς Duodenarius. Triacontas. τϱι∞ϰον άς Tricenarius. Ectroma. ἒϰτϱωμα Partus abortivus. XXX. Æonum nomina. Ogdoas, seu Quadriga duplex Æonum. c. 7. 1. Bythos, Tert. Iren. βυ̃ϑ Epiph. Profundum, Inter. Epiph. Æon telios. αίὼν τέλει , Sæculum perfectum. Æon perfectus, Iren. Arche. ηͤαͤϱχή Initium, Iren. Principium. Proarche. ϖ αϱχή Iren. Prior principio. Propator. ϖ ϖϰ̍τωϱ, Epiph. Primus. Immensus. Pater. Tert. Pater. ϖατϰ̀ρ Pater. Pater panton. Pater omnium. Proon. ϖ ὼν præexistens. Qui ante fuit. Iren. Autopator, Epiph. αί ϖά ϱ Ipse perse pater. Anarchos. ἂναρχ Carens principio. Riza. Epiph. Radix. A. K. H. Vierter Theil. G 2 Sige. Th. IV. Sect. I. Num. I. Ein kurtzer auszug aus Theodoti schrifften und der 2. Sige. Tert. Iren. Ennœa. Charis. Mater. σιγὴ Epiph. ἒννοια χἀ ς μητήρ Silentium. Interp. Epiph. Intelligentia. Cogitatio. Gratia. Mater. 3. Nus. Monogenes. Protogenes. Tert. Pater, Tert. Iren. Archetonpanton. νȣ̃ς μονογενής ϖρω γενής πα ήϱ ἀϱχὴ τῶν ϖἁντων Mens. Unigenitus. Prior genitus Tert. Pater. Initium omnium. 4. Alethia. ἀλήθεια Veritas. 5. Logos. Iren. λο̍γ Sermo. Tert. Verbum. 6. Zoe. Tertull. Iren. βυ̍ϑι Vita. Tert. 7. Anthropos. Iren. ἂνϑρωπ Homo. 8. Ecclesia, Tert. Iren. ἐϰϰληοία Ecclesia, Tertull. Iren. Decas æon. c. 8. 9. Bythios. Tertull. Iren. βυ̍ϑι , Epiph. Profundus. Epiph. Int. 10. Mixis. μί ις Mixtio. 11. Ageratos. ἀγή Non senescens. 12. Henosis ἕνωσις Unio. 13. Autophyes. αυ̕ Φυής Per se naturalis. 14. Hedone. ἡδονή Voluptas. 15. Akinetos. ἀϰίνη Immobilis. 16. Syncrasis. Tertull. Homosyncrasis. Iren. σ υ ́ γ ϰ σ ι ς Commixtio. ο ͤ μ ο ι ο σ υ ́ γ ϰ ο ι ς Similis mixtio. 17. Monogenes. μονογενής Unigenitus. 18. Macaria. μαϰαρία Fortunata, Tert. Felicitas, Int. Iren. Dodecas Æonum, eodem cap. 8. 19. Paracletus, Tert. Iren. ϖαρἁ, Epiph. Paracletus, Int. Epiph. 20. Pistis. ϖίςις Fides. 21. Patricos. ϖατριϰὸς Paternus. 22. Elpis. ἐλϖίς Spes. 23. Metricos. μηυ τ ριϰὸς Maternus. 24. Agape. ἀγἁπη Caritas. 25. Ainos Ainus, Epiph. αἶνος Laus. ἀ ινȣ̃ς Semper mens. 26. Synesis. Phronesis. Billio. συύεσις Intelligentia. Φϱο̍νηδις, Billio. Prudentia. Bill. 27. Ecclesiasticus. ἐϰϰλησιαςτιϰο̍ς Ecclesiasticus. 28. Macariotes. Beatitudo. 29. Teletus. Philetus. Theletus. , Iren. Perfectus. Amabilis Tertull. Voluntas, Int. Epiph. Voluntarius, Int. Theod. 30. Sophia. Sapientia. Custodis Pleromatis ex Bytho solo producti nomina. cap. 9. \& 10. Horos, Tertull. Iren. , Epiph. Terminus. Interpr. Epiph. Stauros. Crux. Tertull. Lytrotes. Redemptor. Carpistes. Traductor. Metagogeus. Circumductor, Tertull. Horothetes. Finitor, seu Finium designator. Ectromatis, sive abortivi fœtus nomina. c. 9. 14. \& 21. Enthymesis, Tertull. Iren. , Epiph. Animatio, Tertull. Cogitatio, Int. Epiph. Achamoth, Tert. Iren. , Epiph. Achamoth, Int. Epiph. Sophia. Sapientia. Ogdoas. Octonarius. Ge. Terra. Mater. Mater. Pneuma hagion. Spiritus sanctus. Hieru- so genanten lehre vom auffgang/ nach denen zeiten (oder Æonibus) Valentini. Hierusalem. Iren. Hierusalem. Kyrios. Dominus. Novorum ex primo Monogene duorum æonum nomina. c. 11. Christus, Tert. Iren. , Epiph. Christus, Interpr. Epiph. Pneuma hagion. Spiritus sanctus. Æonis exomnibus æonibus concinnatis nomina. c. 12. Jesus, Tert. Iren. Jesus, Interp. Epiph. Soter. Salvator. Christus. Christos. Logos. Verbum. Paracletus. Paracletus. Problema, Iren. Problema. Angelorum ex iisdem productorum nomina, eodem c. 12. Angeli. Tert. Iren. , Epiph. Angeli, Interp. Epiph. Doryphori, Epiph. Satellites. Trinitas generum ex Achamoth nomina. c. 17. \& 18. Hylicum, Iren. , Epiph. Materiale, Tertull. Psychicum. Animale. Pneumaticum. Spiritale. Demiurgi ex Achamoth \& animali substantia nomina. c. 18. 19. \& 20. Demiurgus. Tertull. Iren. , Epiph. Opifex, Int. Epiph. Metropator. Mater et Pater. Apator. Sine patre. Pater. Pater. Basileus. Rex. Hebdomas. Septenarius. Archangelus, Tert. , Tertull. Archangelus, Tertull. Angelus, Iren. Angelus. Int. Epiph. Pantocrator, Epiph. Omnipotens. Ctistes. Creator. Christi Filii Demiurgi nomina. c. 26. \& 27. Christus, Tertull, Iren. , Epiph. Christus, Inter. Epiph. Jesus. Epiph. Jesus. Soter. Salvator. Phos. Lux. Logos. Verbum. Nus. Mens. ARTIUM, QUIBUS SINGULI ÆONES COLLOCATI SUNT , nomina. c. 23. 24. \& 25. Tricenarii aliorumꝙ aliquot æonum sedis nomina. Pleroma, Tertull, Iren. , Epiph. Universitas, Tertull. Plenitudo, Tert. Iren. Complementũ, Int. Epiph. Achamoth locus. Cenoma, Iren. , Epiph. Vacuum, Iren. Tert. Mesotetostopos, Epiph. Locus Regio medietatis. Tabulatum medium secundum Tertull. Demiurgi locus super septemplici cœlo. Sabbatum, Tert. Iren. Solium Demiurgi, Tert. , Epiph. Sabbatum, Int. Epiph. Topos ouranios, Epiph. , Epiph. Subcœlestislocus. Tert. Iren. Diaboli \& hominis locus. Kosmos, Tert. , Epiph. Mundus, Tert. Iren. G3 CREA- Th. IV. Sect. I. Num. II. Ein Fragmentum CREATURARUM à DEMIURGO ET ACHAMOTH CONDITARUM nomina. c. 20. 22. \& 25. Spiritualium. Hebdomas ouranôn Epiph. Cœlorum septemplex scena Tertull. septenarius. Iren. Ourani Epiph. Angeli. , Epiph. Cœli, Tert. Iren. Angeli, Int. Epiph. Paradisus. Angelus. Archãgelus quartus. Tert. Paradisus. Angelus. Diabolus. Tert. Iren. Cosmocrator. , Epiph. Diabolus, Int. Epiph. Mundi Dominus. Mundi tenens, Tert. Dæmonia. Dæmonia. Pneumatica ponerias. Spiritalia nequitiæ, Tert. Iren. Materialium. Hyle, Epiph. , Epiph. Materia, Tert. Iren. Cosmos, Tertull. Mundus. Stoichia, Epiph. Elementa. Pyr. Ignis. Aer. Aer. Hydor. Aqua. Ge. Terra. Animalium. Anthropos, Epiph. , Epiph. Homo, Tertull. Iren. Zoa. Animantia. Trinitatis, sive trium generum hominis nomina. c. 26. \& 29. Choicus, Tert. Epiph. , Epiph. Terreus, Inter. Epiph. Psychicus. Animalis. Pneumaticus. Spiritalis, Tertull. Iren. Alterius Bythi conjugis secundum quosdam nomen. c. 33. Thelesis, Iren. , Epiph. Voluntas, Tert. Ogdoadis alterius secundum quosdam Bytho anterioris nomina. c. 35. Proarche. Tert. Iren. , Epiph. Prior principio, Int. Epiph. Anennoetos. Incogitabilis. Arrhetos. . Inenarrabilis. Arcanus. Aoratos. Invisibilis. Arche. Principium. Acataleptos. Incomprehensibilis. Anonomastos. Innominatus. Agennetos. Ingenitus. Tetradis æonum, quos alii omnium æonum parentes faciunt, nomina. c. 37. Monotes, Tert. Iren. Singularitas, Tert. Henotes. Unitas. Monas. Solitas. Hen. Unio. NUM. II. Ein Fragmentum eines briefes von Manichæo. Er wird allhier nicht ungelegen seyn/ zum III. buch 7. cap. §. 31. u. f. noch ein stuͤck von einem brieff des Manichæi hieher zu setzen/ weil doch aus solcher leute eigenen worten ihr sinn und zweck am gruͤndlichsten eingesehen wird/ und vermoͤge unserer historie so viel unrichtige be- schuldigungen und auslegungen gefunden wer- den. Beym Augustino L. contra Epistolam Ma- nichæi cap. 8. \& seqq. T. VI. op. edit. Lugd. p. 42. seq. Manichæus ein Apostel JEsu CHristi durch die vorsehung GOttes des Va- ters. Diß sind die heilsamen worte aus dem ewigen und lebendigen brunnen. Wer sie hoͤren und glauben wird/ auch halten was sie sagen/ der wird dem tod nicht unterworffen seyn/ sondern auch das ewige eines Brieffes von Manichæo. ewige und herꝛliche leben haben. Denn der ist gewißlich selig zu achten/ wel- cher diese Goͤttliche erkaͤntniß er langet hat/ durch welche er befreyet in dem ewigen leben bleiben wird. Der friede des unsichtbaren GOttes und die erkaͤntnis der wahrheit sey mit den heiligen und liebsten bruͤdern/ wel- che denen himmlischen geboten glauben und dienen. Die rechte des lichts be- wahre euch/ und errette euch von allem anlauff des boͤsen/ und von den stricken dieser welt. Geliebter bruder/ du hast von dem schon gehoͤret/ wovon du mir zu wissen gethan/ nemlich daß du wissen woltest von der geburt Adams und Evaͤ/ ob sie durch das wort geschaffen/ oder aus ei- nem leibe gezeuget sind. Es soll dir nach gebuͤhr beantwortet werden. Die- weil davon in allerhand schrifften und berichten von vielen auff unterschiedli- che artgeschrieben worden ist. Darum ist auch die wahrheit dieser sache/ wie sie an ihr selbst ist/ allen voͤlckern fast un- bekant/ und auch allen/ die lange davon disputir et haben. Denn wenn ihnen ge- geben waͤre/ den ursprung Adams und Evaͤ recht zu erkennen/ wuͤrden sie nie- mals der vergaͤnglichkeit und dem tod unterworffen seyn. Es ist aber noth- wendig zuvor noch mehr zu gedencken/ daß wiꝛ ohn allem zweiffel und wancken zu diesem geheimniß gelangen koͤnnen. Derowegen so vernimm zu erst/ was vor erschaffung der welt gewesen/ und wie der streit vorgegangen sey/ damit du die natur des lichts und deꝛ finsterniß un- terscheiden koͤnnest. Denn diese sind im anfang zwey unterschiedene wesen gewest: Das reich des lichts hatte GOtt der vater innen/ welcher in seinem heiligen ursprung ewig/ in seiner krafft herꝛlich/ in seiner natur selbst wahrhaff- tig/ und in seiner eigenen ewigkeit vol- ler freuden ist/ und allezeit die weißheit und die lebens-empfindungen bey sich haͤlt. Durch welche er auch die 12. thei- le seines lichts fasset/ nemlich die uͤber- fluͤßigen reichthuͤmer seines eigenen reichs. Jn einem jeglichen aber dieser theile sind viel tausend unzehlige und uner meßliche schaͤtze verborgen. Der Vater selbst aber/ der in seinem lob der allerhoͤchste/ und in seiner groͤsse unbe- greifflich ist/ hat die seligen und herꝛli- chen ewigkeiten ( Secula ) bey sich/ da- von man weder die anzahl noch die weit- laͤufftigkeit ergruͤnden kan/ mit wel- chem dieser heilige und glorwuͤrdigste Vater lebet: Da er in seinen herꝛlichen reichen nichts duͤrftiges odeꝛ schwaches eingesetzet hat. Es sind aber seine al- lerherꝛlichste reiche auff eine lichte und selige erde gegruͤndet/ damit sie durch nichts jemals weder beweget noch er- schuͤttert werden koͤnnen. Neben diesem theil selbiger lichten und heiligen erde war auch die erde der finsterniß (oder die finstere welt) von tieffer und unermeßlicher groͤsse/ in wel- cher feurige leiber wohnen/ nemlich die gifftigen geschlechter; dahero kamen unendliche finsternisse mit ihren eige- nen ausgeburten/ die dort heraus ent- sprungen/ und in ihrer natur nicht gnug werden erkant werden. Uber diesen waren unflaͤtige und truͤbe wasser mit ihren einwohnern/ in welchen inwen- dig grausame winde mit| ihren Fuͤrsten und urhebern waren. Wiederum war eine feurige und verderbliche region mit ihren Fuͤrsten und voͤlckern. Jnwen- dig darinnen war gleichfals ein volck voller finsterniß und dampf/ darinne der grausame Fuͤrst und Heerfuͤhrer aller wohnet/ welcher unzehlige Fuͤrsten um- sich herum hatte/ deren aller seele oder gemuͤth und ursprung er selber war/ und dieses waren die 5. naturen der gif- tigen erde. NUM . III. Eines Manichæ ers schrifft an Augu- stinum. Hiernaͤchst findet sich auch im gedachten To- mo des Augustini eine unterredung desselben mit Fortunato einem Manichæi schen Presby- tero, daraus wir nur dessen worte excerpir en und verteutschen wollen/ weil die antwort gar zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Es redet aber die- ser Manichæ er also p. 59. u. f. Es ist auch un- ser bekaͤntniß/ daß GOtt unsterblich sey/ daß er lichte/ unzugaͤnglich/ unbegreif- lich und ohne leidenschafft sey: Daß er in einem ewigen und eigenen licht woh- ne/ daß er nichts verderbliches hervor- bringe/ weder die finsterniß/ noch boͤse geister/ noch den satan/ und das nichts wiedriges in seinem reich gefunden werden koͤñe. Er hat aber einen Heiland gesandt/ der ihm gleich ist/ das wort/ das vom anbegin der welt geboren ist/ als es die welt machete/ welches nach er- schaffung der welt unter die menschen kommen/ und sich wuͤrdige seelen auser- lesen zu seinem heiligen willen/ die durch seine himmlische gebote geheiliget/ auch durch denglauben und die erkaͤnt- niß himmlischer dinge ausgeruͤstet seyn. Durch desselben anfuͤhrung werden eben diese seelen widerum zum Reiche GOttes kommen/ krafft seiner verheis- sung/ da er sagt: Jch bin der weg/ die war- heit und die thuͤre; und: Niemand kan zum Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6. Diesen dingen glauben wir/ weil die see- len anders beschaffen sind/ das ist/ auff keine andere art zum reich GOttes wie- derkehren koͤnnen/ wo sie nicht ihn als die wahrheit/ den weg und die thuͤre ge- funden haben: Wer mich gesehen hat/ der hat auch meinen vater gesehen; und: Wer an- mich glaͤubet/ der wird den tod nicht schmecken in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. sondern wird von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht ins gericht kommen. Diesen dingen glau- ben wir/ und diß ist der grund unsers glaubens/ daß wir aus allen kraͤfften unsers Th. IV. Sect. I. Num. III. Eines Manichæer s unsers gemuͤths seinen geboten gehor- sam seyn/ und einem glauben des oreyei- nigen GOttes nachfolgen/ nemlich des Vaters/ Sohnes und H. Geistes. Wir glauben ferner/ was uns der seli- ge Apostel Paulus lehret Phil. II. 5. so halten wir nun eben das von uns/ was von CHristo/ welcher da er in Goͤttli- cher gestalt war/ ward er doch unter- than biß zum tod/ damit er die gleich- heit unserer seelen anzeigete. Und gleich- wie er an sich die gleichheit des todes ge- wiesen/ und daß er vom Vater mitten aus den todten auffer wecket sey/ eben al- so glauben wir/ daß es mit unsern seelen geschehen werde/ daß wir durch ihn von diesem tod koͤnnen befreyet werden. Welcher tod entweder von GOtt ferne ist/ oder wenn er GOttes eigen ist/ so hoͤret seine barmhertzigkeit auff/ und der name des Erloͤsers/ ja die erloͤsung selbst; denn also hat der Apostel gesagt/ wie wir von unsern seelen halten sollen/ was CHristus uns gezeuget hat. Wenn CHristus im leiden und tod gewesen ist/ so sind wirs auch gewesen: Wenn er nach dem willen des vaters dahinnein gekommen/ so ist es auch von uns wahr. Es wird aber von uns gefragt/ ob die seele von GOtt sey oder nicht/ welches wir bekeñen/ und beweisens auch aus der zukunft des Erloͤsers/ aus seiner heiligen verkuͤndigung/ aus seiner erwehlung/ indem er sich der seelen erbarmet/ und von der seelen gesaget wird/ daß sie nach seinem wolgefallen kommen sey/ damit er sie vom tode erloͤsete/ zur ewigen herꝛ- ligkeit fuͤhrte/ und dem vater wider braͤchte. Was sagstu aber/ Augustine, von der seelen/ ob sie von GOtt sey oder nicht/ du leugnest/ daß die seele aus Got- tes wesen sey/ und keinen leidenschaff- ten unterworffen. Jch habe nicht ge- saget/ daß die seele GOTT gleich sey/ sondern weil du gesaget hast/ die seele sey ein gemaͤchte und nichts ausser GOTT/ so frage ich/ woher denn Gott das wesen der seelen empfunden habe. Und da ihm Augustinus geantwortet/ GOtt als allmaͤch- tig habe sie aus nichts gemacht/ so spricht jener weiter: wenn alles aus GOttes befehl bestehet/ so kommen zwar die creaturen uͤbeꝛ ein/ abeꝛ sie sind doch unteꝛeinandeꝛ ungleich/ und deßwegen ist gewiß/ daß sie nicht ein wesen seyn/ ob sie wol auff eines befehl zu einerley gestalt und zu- sammensetzung dieser welt gelanget seyn. Es ist aus den sachen selber offen- bar/ weil finsterniß und licht/ luͤgen und wahrheit/ tod und leben/ leib und seele einander nichts gleiches haben/ und dergleichen mehr/ was an arthen und namen von einander unterschieden ist; und billig hat unser Herr gesagt: Der baum/ den mein himmlischer vater nicht ge- pflantzet hat/ wird ausgerottet werden/ und ins feuer geworffen/ weil er nicht gute fruͤchte brin- get. Matth. XV. 13. Und daß es auch einge- wurtzelte baͤume gebe. Darum ist es aus der arth derer dinge gewiß/ daß in dieser welt zwey selbstaͤndige wesen seyn/ die aus ihren arthen und namen bestehen: Deren eine ist zeitlich/ die andere ewig/ welche auch dem allmaͤchtigen Vater zugehoͤret. GOtt leidet nichts boͤses/ sondern er kommt ihm zuvor/ und zwar durch seine krafft und vorwissenheit. Man kan nicht leugnen/ daß das boͤse ausser GOtt sey: Da man auch aus den geboten er- weisen kan/ was ohne seinen willen ge- schiehet. Wo keine widrigkeit ist/ da braucht es keines gebots: Und die freye macht zu leben wird nicht ertheilet/ wo nicht ein fall ist nach des Apostels grund/ Ephes. II. 1. u. f. 14. u. f. Wennhier der Apostel nach der seelen gesagt haͤtte/ daß wir kinder des zorns waͤren/ so wuͤrde sie nach seinem ausspruch von GOTT entfernet seyn. Wenn aber nur von dem gesaget wird/ nach welchem der Apostel als Abꝛahams sohn dem gesetz unter worffen war/ so ist gewiß/ daß ers leiblich verstanden habe/ daß wir kindeꝛ des zoꝛns gewesen/ gleich- wie die andern. Von dem wesen der see- len aber zeuget er/ daß sie aus GOtt sey/ und daß die seele mit GOtt nicht anders koͤnne versoͤhnt werden/ als durch ihren meister/ welcher ist CHristus. Denn da die feindschafft dazu kam/ so schiene die seele GOttes unwuͤrdig zu seyn. Al- lein wir bekennen/ daß sie dennoch von dem allmaͤchtigen GOtt gesandt und entsprungen sey/ und zwar seinen willen zu bezeugen. Gleichwie wir auch von dem Heiland Christo glaubē/ daß er vom himmel kommen/ und den willen des Vaters erfuͤllet habe. Welcher wille des Vaters dieser war/ daß er unsere seelen von eben dieser feindschafft erloͤsete/ indem er die feindschafft umbraͤchte. Waͤre diese nicht GOtt zuwider gewe- sen/ so hiesse es keine feindschafft/ weil daselbst einigkeit waͤre/ und auch keine toͤdtung/ weil das leben da waͤre. So sage ich nun/ daß zwey selbstaͤndi- ge wesen gewesen/ in dem wesen des lichts war GOtt/ wie gesagt ist/ der un- sterbliche/ es ist aber auch eine widrige natur oder finsterniß gewesen/ nemlich die/ welche auch durch die krafft GOt- tes noch heutiges tages uͤberwunden wird/ und zu meiner her wiederbringung ist CHristus der Heiland ausgesandt/ wie der Apostel sagt. Jhr saget/ daß CHristus nach dem fleisch aus dem samen Davids gebo- ren sey/ weil von ihm gesagt wird/ er sey aus der Jungfrau geboren/ und er als der Sohn GOttes gepriesen wird. Denn es kan nicht anders seyn/ als daß/ was vom Geist geboren ist/ geist sey/ und was vom fleisch geboren ist/ auch als fleisch erkant werde. Darwider der ausspruch des Evangelii selbst streitet/ wenn ge- sagt wird: Fleisch und blut werden das Reich GOttes nicht besitzen/ noch das verweßliche das unverweßliche. Hier- schrifft an Augustinum. Hierauff wiederholet er seine meinung also p. 62. u. f. Daß der allmaͤchtige GOTT nichts boͤses aus sich hervorbringe/ und daß al- les was sein ist/ auch unverweßlich blei- bet/ als welches aus einem unverletz- lichen brunnen entsprungen und gebo- ren ist: daß hingegen das uͤbrige wider- wertige was in der welt ist/ nicht aus GOTT herkomme/ noch ihm als dem Oberherrn in dieser welt gehorchet ha- be/ das haben wir geglaubet/ wie nem- lich das boͤse von GOtt fremde sey. Von denen selbstaͤndigen wesen hab ich gesagt/ daß GOTT nur ein urheber des guten/ aber ein raͤcher des boͤsen sey/ weil das boͤse nicht aus ihm ist. Darum glaube ich billig/ daß auch GOtt das boͤse straffe/ weil es nicht aus ihm ist. Denn wenn es aus ihm waͤre/ so wuͤrde er entweder freyheit zu suͤndigen geben/ und wenn man sagt/ GOTT habe den freyen willen verliehen/ so wuͤrde er schon in meine suͤnde mit einwilligen/ weil er daran ursach waͤre: oder er wuͤr- de nicht gewust haben/ daß ich suͤndi- gen wuͤrde/ da er mich nicht so/ wie es ihm angestanden/ erschaffen haͤtte. Die- ses habe ich nun vorgetragen/ und fra- ge nun/ ob GOtt das uͤbel eingesetzet habe/ oder nicht? Und ob er auch das ende des uͤbels bestimmet habe. Denn es ist aus denen dingen offenbar/ und das Evangelium lehret auch/ daß was von ihm als dem schoͤpffer gemachet ist/ so fern es von ihm geschaffen und gebo- ren ist/ unverderblich sey. — Jch habe aber von denen Substanti en selbst geredet/ nicht von der suͤnde/ die in uns ist. Denn wenn dieses keinen ursprung haͤtte/ daß wir boͤses zu thun gedencken/ so wuͤrden wir zu keiner suͤnde getrieben. Weil wir aber wider willen suͤndigen/ und von jenem widꝛigen und feindseligen we- sen darzu getrieben werden/ so folgen wir der erkaͤntnis der sache nach. Durch diese erkaͤntnis wird die seele erinnert/ und in ihr voriges andencken gesetzet/ und siehet/ woher sie ihren ursprung ha- be. Jn welch einem uͤbel sie stecke/ durch was vor gutes sie dasjenige wie- derum bessere/ was sie wider willen ge- suͤndiget hat/ durch die aͤnderung ihrer suͤnden in der gnade eines gottseligen le- bens/ damit sie mit GOtt wiederum ver- soͤhnet zu weꝛden wuͤꝛdig sey nach anfuͤh- rung unsers Heilandes/ welcher uns das gute zu thun/ und das boͤse zu meiden lehret. Denn es ist uns vorgelegt/ daß der mensch nicht von einer andeꝛn widri- gen natur/ sondern freywillig entweder der gerechtigkeit oder der suͤnde diene: Weiler sonst ohne suͤnde waͤre/ noch der- selben dienete/ wenn kein widriges ge- schlechte vorhanden waͤre/ und die seele allein im leibe also lebte/ welche von GOtt nach eurer meinung einen freyen willen hat. So sagen wir nun/ daß die seele von ei- ner widrigen natur zur suͤnde getrieben werde: Davon ihr doch nur diese wur- tzel zulassen wollet/ daß in uns das boͤse sey/ da doch offenbar ist/ wie auch ausser unsern leibern dennoch alles boͤse in der welt sey. Denn der Apostel hat die be- gierde die wurtzel des boͤsen genennet. 1. Tim. VI. 10. nicht aber dasjenige boͤse/ welches ihr die wurtzel alles uͤbels nen- net. Es wird aber unter der begierde nicht einerley verstanden/ als wenn diese nur die wurtzel alles uͤbels waͤ- re/ die in unsern leibern ist: Da doch gewiß ist/ daß das uͤbel in uns von sei- nem boͤsen urheber sey/ und daß diese be- gierde nur ein kleines theil sey/ nicht aber die wurtzel selber desjenigen uͤbels/ das sich uͤber all befindet. Diese wurtzel hat unser HErꝛ den boͤsen baum genennet/ welcher niemals gute fruͤchte bringet/ den auch sein himmlischer vater nicht gepflantzet hat. Matth. VII. 17. XV. 13. und billig ausgerottet/ und ins feuer ge- worffen werden muß. Denn daß ihr sa- get/ die suͤnde muͤsse der widrigen natur zugerechnet werden/ so ist dieses eben die natur des boͤsen: Und daß dieses die suͤnde der seelen sey/ wenn sie nach der er- mahnung unsers Heilandes/ und seiner heilsamen lehre/ sich von dem widerwaͤr- tigen und feindseligen ursprung abson- dere/ und zu reinern dingen anschicke/ sonst koͤnne sie nicht wieder zu ihrem we- sen kommen. Denn es stehet geschrie- ben: Wenn ich nicht kommen waͤre Joh. XV. 2. Dahero ist offenbar/ daß die busse gar recht nach der zukunfft des Heilandes gegeben sey/ und nach dieser erst die er- kaͤntnis der dinge/ dadurch die seele/ als in einem Goͤttlichen brunnen abgewa- schen von dem unflat und den sunden/ so wol der welt als des leibes/ worinnen die seele sich befindet/ nun wiedeꝛum dem reiche GOttes/ von welchem sie ausge- gangen war/ dargestellet werde. Deñ der Apostel hat gesagt/ daß die klugheit des flei- sches Gott feind sey/ dieweil sie dem gesetz Gottes nicht unterthan ist/ und vermag es auch nicht/ Rom. VIII. 6. Aus diesem allem ist nun offenbar/ daß die seele durch dasjenige/ welches dem gesetz nicht unterthan ist/ und nicht freywillig sundige/ denn an diesem ort folget: Das fleisch geluͤstet wi- der den geist/ und den geist wider das fleisch/ daß ihr nicht thut was ihr wollet/ Gal. V. 17. und abermal sagt er: Jch sehe ein ander ge- setz Rom. VII. 23. Wer wird mich erloͤsen von dem leibe dieses todes? ohne die gnade GOt- tes durch JEsum CHristum unsern HErꝛn. Es kan aber uns die suͤnde zugerechnet werden/ ob wir gleich nicht durch unsern willen in diese boͤse natur gerathen seyn/ auff solche art/ wie der HErꝛ auch zu sei- nen Juͤngern gesaget hat. Siehe/ ich sende euch wie schaffe mitten unter die woͤlffe/ Matth. X. 16. Da denn zu wissen ist/ daß der Heiland seine laͤmmer oder juͤnger nicht aus einem feindseligen ge- muͤthe unter die woͤlffe sendet/ wo nicht ein solch widerwaͤrtiges wesen waͤre/ da- durch er in der gleichheit der woͤlffe selbi- A. K. H. Vierter Theil. H ges Th. IV. Sect. I. Num. III. Eines Manichæer s ges ablegte/ als worinn er auch seine Juͤnger gesandt hatte: Damit die seelen zu ihrem eigenen wesen wiedergebracht wuͤrden/ welche vielleicht mitten unter den woͤlffen betrogen werden koͤnten. Dahero ist nun das alter unserer zeiten offenbar/ und unserer jahre/ welche wir bey uns uͤberlegen/ daß nemlich die see- len noch vor erschaffung der welt auff diese art gegē die widrige natur gesandt seyn/ damit sie selbige durch leiden unter- than machten/ und der sieg GOtt gege- ben wuͤrde. Denn eben dieser Apostel hat gesaget/ daß der kampff nicht nur gehe wider fleisch und blut/ sondern auch wider die Fuͤrsten und gewaltigen ꝛc. Eph. VI. 12. Wenn nun also allenthal- ben uͤbels ist/ und boßheit/ so ist freylich das uͤbel nicht allein in unsern leibern/ sondern in der gantzen welt/ wo nur see- len sich auff halten/ die unter diesem him- mel schweben und verwickelt sind. Jst also mein bekaͤntniß dieses/ daß GOtte nichts habe schaden koͤnnen/ und daß uns GOtt hieher verordnet habe. Weil dir aber dieses zuwider ist/ so sage mir/ auff was art die seele hier erschie- nen sey/ welche nun unser GOtt durch seine gebote/ und durch seinen eigenen Sohn durchaus erloͤsen will. Diese ur- sache ist zu forschen/ warum die seele hie- her kommen sey/ und warum sie GOtt davon erloͤsen will. Da sie mitten in dem uͤbel lebet. Es wird von uns ge- fraget/ wenn GOtte das uͤbel nicht schaden kan/ warum die seele hieher ge- sandt worden/ oder wie sie sich mit die- ser welt vermenget habe. Welches aus des Apostels worten offenbar ist/ da er sagt: Sagt auch der thon zu dem der ihn gebildet hat/ warum hastu mich also ge- bildet Rom. IX. 21. wenn man nun daruͤ- ber streiten wolte/ so muͤste man ihn fra- gen/ warum er die seele hieher gesetzet/ da ihn keine noth dazu gedrungen? Wo aber iher eine nothwendigkeit gewesen/ so ist auch wol der wille da/ sie zu erloͤsen. Jhr saget/ als wenn wir GOttdarinne vor grausam hielten/ daß er die seele ge- sandt hat. Und daß GOtt den menschen gemachet habe/ und ihm die seele einge- blasen/ von welcher er ja zuvor gewust hat/ daß sie in ein solches elend kommen wuͤrde/ und durch das boͤse nicht wieder zu ihrem erbtheil gelangen. Dieses sa- get ihr entweder aus unwissenheit/ oder ihr leget der seelen freywillig das gedach- te uͤbel bey. Jch sage aber/ daß die seele gegen die wiedrige natur fortgegangen sey/ welche natur denn GOtt nicht scha- den konte. Jch habe es also imglauben angenommen/ daß CHristus durch GOttes willen zu uns kommen sey. Denn es stehet geschrieben: Jch habe macht meine seele hinzulegen/ und sie zunehmen. Nicht sagt er aber/ daß die seele nach GOttes willen hervor gekommen sey. GOtt kan nichts schaden/ die seele aber stehet in einer wiedrigen natur/ darum damit er dieser wiedrigen natur ein ende machte; und wenn dieses geschehen/ so nimt sie GOtt zu sich. Denn er hat gesa- get: Jch habe macht/ meine seele hinzulegen und wieder zunehmen. Diese macht hat mir der Vater gegeben. Von was vor ei- ner seelen redete denn GOtt/ als welcher in dem Sohn wahr? es ist gewiß/ daß es unsere seelesey/ welche in diesen leibern ist/ daß sie nach seinem willen koͤmt/ und nach seinem willen wieder auffgenom̃en wird. Zu letzt mag hier noch ein brieff Secundini ei- nes Manichæer s stehen/ an eben die- sen Augustinum T. VI. p. 195. Jch dancke der unaussprechlichen und allerheiligsten Majestaͤt/ und derselben erstgebohrnem Sohn/ dem Koͤnig aller lichter JEsu CHristo. Jch dancke de- muͤthigst dem H. Geist/ daß ich gelegen- heit habe/ euch sicher zu sprechen/ geehr- ter Herr. Denn diese sind am allerge- schicktesten/ alles gutes zu geben/ und al- les boͤse abzuwenden/ auch euch zu be- schuͤtzen/ und von allem uͤbel zu erloͤsen: Nicht zwar als wenn nichts waͤre/ ohne nur was von sterblichen menschen ge- than oder gelitten wird/ sondern/ weil es von ihnen bereitet ist/ daß es also ge- schehe. Wehe aber dem/ der hiezu gele- genheit giebet. Denn ihr seyd wuͤrdig von ihm solche gaben zu erlangen/ und daß der Sohn und der Geist die erhalter euereꝛ warheit werden/ ein warhafftiges licht/ welches die rechte der wahrheit in eurem hertzen auffgestecket hat/ damit nicht der dieb komme/ und euren schatz zu nich- te mache. Daß sie auch dieses haus oh- ne fall stehen lassen/ welches ihr nicht auff dem sand des irꝛthums/ sondern auff dem felsen der erkaͤntnis gebauet habt. Daß sie denselben grausamen geist von uns treiben/ welcher dem menschen furcht und unglauben einjaget/ damit er die see- len von dem schmalen weg des Heilandes abwende. Dessen kraͤffte durch die jeni- gen Fuͤrsten geschlagen werden koͤnnen/ wider welche Paulus Eph. VI. 12. seines kampffes gedencket. Und gewißlich/ wer wolte auch waffen tragen/ als wider ei- nen gewaffneten/ und wider den/ der sich auffmachet? denn wie die leiber der men- schen waffen der ungerechtigkeit sind/ al- so sind die heilsamen lehren waffen der gerechtigkeit. Dieses bezeuget Paulus Rom. VI. 18. und auch Manichæus selber. Darum ist es nun kein streit der waffen/ sondern der geister/ welche sie brauchen. Sie streiten aber umb die seelen. Unter diesen stehet mitten die seele/ welcher ih- rer natur von anfang den sieg gegeben habe. Diese wenn sie zugleich mit dem geist gutes wuͤrcket/ wird sie mit ihm das ewige leben haben/ und das jenige Reich besitzen/ wozu uns unser HErr ein ladet. Wenn sie aber anfaͤngt/ sich von dem geist der suͤnden ziehen zu lassen/ und mit ihm einstimmet/ doch hernach wiederum busse thut/ so wird sie einen brunn der vergebung vor diesen unflat haben. Denn schrifft an Augustinum. Denn sie wird durch die vermischung des fleisches verfuͤhret/ und nicht durch ih- ren eigenen willen. Wenn sie aber sich selbst erkant hat/ und als denn in das boͤ- se williget/ und sich nicht wider den feind waffnet/ so hat sie aus freyem willen ge- oͤffnet. Und wo sie sich wiederum schaͤ- met/ wird sie den Vater aller barmher- tzigkeiten willig finden. Denn niemand wird gestrafft/ weil er gesuͤndiget hat/ sondern weil er die suͤnde nicht bereuet. Wenn er aber mit solcher suͤnde ohne ver- gebung weggehet/ so wird er ausgeschlos- sen/ und/ der thoͤrichten Jungfrau gleich/ zur lincken stehen/ aus der hochzeit ge- stossen wegen seiner schwartzen kleider/ dahin wo heulen und zaͤhnklappen ist/ da er mit dem teuffel zu dem feuer seines ursprungs koͤmt. Von diesem schreibet ihr/ ( Augustine ) daß er entweder aus einem Ertz-engel worden sey/ oder gar nichts sey. Allein warum werden denn die Gerechten re- gieren/ warum werden die Apostel und Maͤrtyrer gecroͤnet werden? deswegen weil sie nichts uͤberwunden haben? O wie wird die macht des uͤberwinders ver- nichtet/ wenn der feind vor ohnmaͤchtig erklaͤret wird! darum veraͤndert doch eu- ren sinn/ und wendet euch wieder zur warheit/ davon ihr aus furcht abgewi- chen seyd. Entschuldiget euch nicht mit der unwarheit. Denn ich habe nach mei- ner wenigkeit eure schrifften gelesen/ da- rum ihr auff die warheit erzuͤrnet seyd. Jch habe euch nach langem bedenken zwar als einen redner/ nicht aber als ei- nen Christen befunden/ der sich wider al- les setzet/ nichts aber gewisses vortraͤgt/ da ihr euch doch mehr weise als beredt haͤttet erzeigen sollen. Dieses aber kan ich nicht verschweigen/ daß ihr mir vorge- kommen/ als waͤret ihr niemals ein Mani- chæ er gewesen/ und haͤttet ihre geheim- nisse niemals erkennen koͤnnen/ also daß ihr unter dem nahmen des Manichæi einen demuͤtigen Mithridatem verfolget. Wenn ihr eure beredsamkeit mit der warheit vereinigen wollet/ so waͤre es uns eine sonderbahre zierde gewesen. Thut doch aber nicht wider eure natur/ seyd nicht der speer/ welcher CHristo in die seite ge- stochen wird! denn ihr sehet/ daß er in der gantzen welt/ und in allen seelen gecreu- tziget sey/ welche seele niemals ursach zu zuͤrnen gehabt hat. So lasset denn auch ihr/ die ihr aus derselben seyd/ die eitelen beschuldigungen fahren samt denen uͤber- fluͤssigen streitigkeiten. Jhr habt nie- malsspottgetrieben/ da ihr so lange zeit mit eurem vater mitten in der finsternis gesessen. Nun aber werdet ihr vor sonn und mond ein anklaͤger erfunden. Wer wird denn euer fuͤrsprach seyn vor dem richterstuhl/ wenn ihr durch euer eigen zeugnis uͤber eure worte und wercke uͤber- zeuget werdet? da wird niemand seyn/ der euch in eurer traurigkeit troͤsten koͤn- te. Jst denn im Evangelio ausgeleschet/ daß der breite weg zur verdam̃niß fuͤhre? Jst denn bey Paulo falsch/ daß ein jeder von seinen wercken rechenschafft geben soll? Wer hat euch denn nun so geschwin- de veraͤndert/ wiewol ich eurer heiligkeit dieses nicht sagen darff. Denn ihr wisset selbst wol/ wie boͤse der satan sey/ welcher auch durch seine list also wider die glaͤubi- gen und groͤssesten maͤnnerstreitet/ daß er auch Petrum dahin gebracht/ in einer nacht den Herꝛn dreymal zu verleugnen/ und Thomæ nicht zugelassen seine auffer- stehung zu glauben. Welche wunden aber doch durch die artzeney seiner guͤtig- keit geheilet sind. Jngleichen wie er sich unterstanden habe/ daß er dem Herꝛn/ der guten samen gesaͤet/ unkraut drunter gemenget/ und/ damit er gecreutziget wuͤꝛ- de/ die Schrifftgelehrten und Phariseer angehetzet/ daß sie Barrabam loß baten/ und CHristum creutzigten. Wir aber sind entkommen/ weil wir einem geistli- chen Heiland gefolget. Denn des feindes kuͤnheit wuͤrde also ausgebrochen seyn/ daß wenn unser Herr fleischlich waͤre/ al- le unsere hoffnung umsonst gewesen. Gleichwol hater sich auch nicht durch die schmach des creutzes saͤttigen lassen/ son- dern aus unsinnigkeit verschaffet/ daß er mit dornen gecroͤnet/ mit eßig getraͤn- cket/ mit einem speer durchstochen/ uñ von dem schaͤcher am creutz gelaͤstert wurde. Aber hernach/ nahm seine boßheit so sehr zu/ daß er unter dem nahmen der Apostel allerhand fragen auffbrachte/ und allen aberglaͤubischen den titul eines Catholi- schen beylegte. Jch will nicht sagen/ wie er die juͤnger wider ihre meister auff- gewiegelt/ als Hymenæum und Alexan- drum/ was er zu Antiochia, Smyrna und Iconio gethan. Jch sage nur/ was der je- tzige hauffe vornimt/ von welchem die tu- gend weit entfernet ist. Jedoch will ich ihre heimligkeiten nicht offenbahren/ da- mit die von andern schon beschriebenen laster nicht vermehret werden. Wiewol ein weiser beydes ertraͤget und verlachet/ und nur darnach strebet was ihn gluͤck se- lig machet/ und zum leben gebieret/ doch bitte ich dieses demuͤhtigst/ daß ihr mir vergebet/ wenn ich euch etwan getroffen habe: weil ichs aus verlangen gethan euch von unserer herde nicht abzuziehen. Drum lasset die ehre der menschē fahren/ wo ihr CHristo gefallen wollet. Zeiget unsern zeiten einen Paulum/ der ein lehrer des heydnischen gesetzes war/ und von dem HErꝛn die gnade des Apostel-amts uͤberkam/ alles was ihm gewinn war vor schaden rechnende/ damit er CHristum gewinne. Errettet eure so lichte seele/ weil ihr nicht wisset/ wer euch die stunde rauben werde. Seyd doch keingefehrte des breiten weges/ weil er vor einen Amoriter gehoͤret/ sondern eilet zum en- gen steg/ damit ihr das ewige leben erlan- get. Verschliesset doch nicht CHristum in mutterleibe/ damit ihr nicht wieder- um verschlossen werdet. Hoͤret auff die 2. naturen zu einer zu machen/ weil das A. K. H. Vierter Theil. H 2 gericht Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. gericht des HErrn herannahet. Wehe denen die das suͤsse ins bittere verwan- deln/ und es alsdenn empfangen werden. Wenn ihr aber von dem anfang zweifelt so kan ich in einer unterredung rechen- schafft geben. Doch thue ich euch dieses kund/ daß etliche dinge nicht also erklaͤ- ret wenden koͤnnen/ sie klar zu verstehen: Denn die Goͤttliche weißheit uͤbertrifft den sinn der menschlichen. ꝛc. So weit des Manichæi eigene worte/ welche auch sonst stuͤckweise hin und wieder in den schrifften seiner wiederleger zu finden sind. Als in des Alexandri Lycopolitæ Tractatu contra Manichæos, Tomo XXVII. Biblioth. Patrum, Lugdun. p. 459. seqq. Jn Dionis Alexandri- ni Lib. adv. Manich. ibid. Tom. IV. p. 338. seqq. Jn Serapionis Libro ibid. p. 160. seqq. Item, bey Leone M. Serm. II. in Pentecost. und anderswo mehr. NUM. IV . Von Origenis lehre. Allhier wird nicht unangenehm seyn/ dieses mannes eigene worte und erklaͤrungen von sei- ner lehre aus dessen uͤbrigen schrifften zu verneh- men; wiewol dieselben guten theils Petrus Da- niel Huetius schon in seinen Origenianis Libro II. p. 27. seqq. zusammen getragen hat. Des- sen spur wir einiger massen/ doch in den wenig- sten/ hier nachgehen und folgende haupt-puncte nacheinander ansehen wollen/ zu erlaͤuterung des III. buchs/ im 2. cap. n. 5. u. f. 1. Von der allgemeinen erloͤsung CHristi vor alle creaturen/ Schreibet Hieronymus Epist. LXI. ad Avi- tum c. 4. also. Origenes, nachdem er gesagt/ daß nach der offenbarung Johannis das ewige Evangelium d. i. dasjenige wel- ches in den himmeln seyn wuͤrde/ eben so vor diesem unserem Evangelio vorher- gehe/ wie die predigt CHristi vor dem gesetz; schließt er darauff (welches auch zu dencken gottloß ist) CHristus werde vor die seligkeit der boͤsen geister auch in der lufft und in den oberen regionen leiden. Und ob ers gleich nicht gesagt hat/ so folgt doch daraus: Gleich- wie er vor die menschen mensch worden ist/ sie zu erloͤsen: also werde er vor der teuffel heil ein boͤseꝛ geist werden. ꝛc. Von diesem letzteren mercket Huetius p. 58. an/ daß es ihm faͤlschlich beygemessen werde/ als solte CHristus ein boͤser geist werden: gleich- wie ohne dem Hieronymus diese Consequen tz Origeni muthwillig angedichtet hat. Orosius schreibet im Commonitorio von den Origenist en also: Von des HErren leibe haben sie gelehrt/ daß der Sohn GOt- tes/ ehe er zu uns gekommen/ nicht muͤs- sig gewesen/ sondern denen engeln/ ge- walten und allen oberen die vergebung geprediget/ und indem er die beschaffen- heit der gestalt von denen angenommen die er besuchet/ sey er biß an die sichtbar- keit des fleisches durch dessen anneh- mung gekommen. Und Sulpitius Severus Dial. I. c. 3. gedencket/ man lese in Origenis buͤchern/ daß wie der HErr JEsus zur erloͤsung des menschen im fleisch kommen ist/ und das creutz vor die seligkeit der menschen erlitten/ und den tod um des menschen unsterblichkeit willen geschmecket/ also wuͤrde er in sol- cher ordnung des leidens auch den teuf- fel erloͤsen. Weil dieses seiner guͤte und gnade gemaͤß sey/ daß da er den ver- lohrnen menschen herwieder gebracht/ also er auch den gefallenen engel befrey- ete. Origenes selber beweiset dieses offt aus Ephes. I. 10. und Coloss. l. 20. Homilia X. in Lucam \& Hom. II. in Levit. \& Lib. V. in Epist. ad Rom. da er auch unter die himmlischen dinge die sterne zehlet und die geister/ von welchen jene re- gieret wuͤrden. Jm Comm. in fol. Tom. I. p. 33. schreibet er also: Dieser (CHristus) ist der grosse Hohepriester/ nicht nur vor die menschen/ sondern auch NB. vor alles vernuͤnfftige/ indem er sich selbst zu einem einmal dar- brachten opffer gegeben. Denn er hat ohne GOtt einmal den tod geschmecket/ ( ) welches in etlichen exem- plari en Ebr. II. 9. stehet/ durch GOttes gnade. Er mag nun gleich ohne GOtt den tod geschmecket haben/ so ist er nicht nur vor die menschen gestorben/ sondern auch vor die uͤbrigen verstaͤndigen: Oder er mag durch GOttes gnade den tod ge- schmecket haben/ so ist er vor alle ohne GOtt gestorben. Denn es ist auch unge- reimt/ daß man sage/ er habe den tod vor die menschliche suͤnden geschmecket/ nicht aber auch weiter vor andere/ die ausser den menschen in suͤnden waͤren/ als vor die sterne. Weil auch die sterne nicht rein sind vor GOtt/ wie wir in Hiob lesen c. XXV. 5. Wenn es nicht hyperbolice gesagt ist. Darum ist er ein grosser Hoherprie- ster/ weiler alles in das reich des Vaters herwieder bringet/ ( ) und ver- schaffet/ daß was in einem jeden geschoͤpf- fe mangelt/ erfuͤllet werde/ damit es die Vaͤterliche herrlichkeit erlange. Adde Tom. II. in Joh. p. 58. \& 69. Tom. XIII. in Matth. p. 313. Uñ von der verkuͤndigung des Evangeliian alle Creaturen setzt er im Com̃. ad Rom. Lib. I. Wenn nun CHristus uns nicht ohne dem Evan- gelio erschienen ist/ so scheint zu folgen/ daß er auch den Englischen orden nicht ohne Evangelio erschienen sey/ nemlich mit dem/ welches Johannes das ewige nennt/ wie gesagt ist. Wenn man aber muthmassen kan/ daß auch dergleichen in den uͤbrigen himmlischen orden von ihm geschehen sey/ so ist er ihnen in der form/ in welcher ein jeder ist/ erschienen/ und hat frieden verkuͤndiget. Weil er doch durch das blut seines creutzes be- friediget nicht nur was auff erden/ son- dern auch was in den himmeln ist. Conf. Homil. 8. in Gen. \& Hom. 1. \& 2. in Levit. it. Tom. XV. in Matth. p. 373. Daß aber CHristus kuͤnfftig noch weiter lei- den werde/ laͤugnet er austruͤcklich Lib. V. in Rom. und Lib. II. de Princip. c. 3. Dahero man ihn aus einigen reden unrecht des gegentheils beschuldiget. Eben wie Damascenus Lib. cont. Hær. ihm diese laͤsterung zuschreibet/ als wenn CHri- Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. CHristus mit dem teuffel zugleich von einem Koͤnig wuͤrde beherꝛschet/ endlich gecreutziget werden und den boͤsen geistern falsch predigen. Dergleichen greuliche luͤgen mehr wider Orige- nem zu finden sind. Gleichwol aber hat diesen satz von erloͤ- sung der Engel auch Hieronymus offt behaub- tet Lib. I. Comm. in Ephes. c. I. v. 22. \&c. II. v. 24. it. in c. III. v. 10. wie auch Cyrillus Lib. IX. de Adorat. Augustinus Lib. I. de Consensu Evang. c. 35. und andere/ die Huetius l. c. p. 61. anfuͤhret. 2. Von denen Engeln. Hat er erstlich nebenst vielen andern Patri- bus gesetzet/ daß sie einen subtilen leib haben/ wiewol er sie auch geistliche leiber nennet To. I. in Joh. p. 16. Homil. I. in Gen. Libr. I. de Princip. c. 7. Lib. II. c. 3. Lib. III. c. ult. Lib. IV. c. 2. Welches er anderswo concilii rt/ wie andere Patres auch thun/ davon die vorre- de uͤber den Teutschen Macarium zu sehen. Wei- ter hat er von der Engel natur und der gefalle- nen restitution also geschrieben Lib. III. de Prin- cip. c. 5. Es wird aus vielen ausspruͤchen bewiesen/ daß alle vernuͤnfftige creatu- ren einer natur seyn: Dadurch allein GOttes gerechtigkeit in allen ihren ord- nungen vertheidiget werden kan/ indem eine jede in sich selbst die ursachen hat/ warum sie in den oder jenen lebens-stand gesetzt sey. Und Lib. I. c. 6. schreibt er: Diejenigen (Engel) welche in dem principio blieben sind/ das dem kuͤnfftigen gleich seyn wird/ erlangen etliche nach der ordnung der welt den Englischen orden/ andere der kraͤffte/ andere der Fuͤrstenthuͤmer/ an- dereder gewalten. — Welches alles ih- nen die Goͤttliche fuͤrsehung nach ihrem verdienst und wachsthum/ damit sie zur gemeinschafft Gottes zugenom̃en/ beyge- leget hat. Welche aber von dem stand der ersten seligkeit zwar verruͤcket/ aber doch nicht ohne hoffnung zur genesung ver- aͤndert sind/ die sind denen besagten heili- gen uñ seeligen orden zu regieren unterge- ben/ duꝛch deꝛen huͤlffe/ unteꝛweisung/ und heilsame zucht sie verbessert und wieder zum stand ihrer seeligkeit herwieder ge- bracht werden koͤnnen. Und ich halte nach meinem begriff davor/ daß eben aus solchen dieser orden der menschen eingese- tzet sey/ welcher in der zukuͤnfftigen welt oder in denen kommenden zeiten/ wenn der neue himmel und die neue erde anfan- gen wird/ in diejenige einigkeit wieder wird gesetzet werden/ welche der HErꝛ JEsus verspricht .— Doch ist zu wis- sen/ daß etliche seyn/ die aus dem beschrie- benen einigen principio in solche unwuͤr- digkeit und boßheit verfallen sind/ daß sie solcher unterweisung unwehrt erkannt worden/ damit das menschliche geschlecht durch das fleisch mit huͤlffe der himmli- schen kraͤfften gelehret wird. — Unter- dessen werden sowol in diesen sichtbaren und vergaͤnglichen zeiten/ als in den un- sichtbaren und ewigen diese alle nach ih- rem stand/ art/ weise und merit en also verordnet/ daß etliche in den ersten/ etli- che in den andern/ etliche auch in den al- lerletzten zeiten und durch grossere und schwerere auch langwierige straffen in viel und langen zeiten nacheinander ver- mittelst schaͤrfferer zuͤchtigungen gereini- get/ und erst durch Englische unterwei- sungen herwieder bracht/ hernach auch durch die stuffen der tugenden und also nach und nach gebessert/ biß sie zu dem unsichtbaren und ewigen hinan gelan- gen/ nachdem sie nemlich alle und jede pflichten der himmlischen kraͤffte inson- derheit durch gewisse unterweisung und zucht durchgegangen seyn. Woraus denn zu folgen scheinet/ daß eine jede ver- nuͤnfftige creatur von einem orden in den andern uͤbergehen koͤnne/ und durch eintzele in allen und von allen in eintze- le durchkommen/ indem sie nach ihrem freyen willen allerhand wachsthum oder abnahme aus eigenen bewegungen oder vorhaben leidet. Eben dieses wiederholet er auch Lib. I. de Prin- cip. c. 8. To. XV. in Marth. p. 396. Homil. IV. in Ezech. Homil. XXIII. in Lucam. To. XX. in Joh. p. 307. wie auch Lib. III. de Prin- cip. c. 6. allwo er dieses setzet: Der letzte feind wird auffgehaben (1. Cor. XV. ) nicht daß sein wesen/ welches von GOtr ge- machet ist/ umkomme/ sondern daß sein feindseliger vorsatz und wille/ der nicht von GOtt/ sondern von ihm selbst her- kommen/ untergehe. Und To XIIX. in Joh. p. 254. schliesset er also: Warum thun die menschen bu- se/ und gehen vom unglauben zum glau- ben/ und wir scheuen uns dieses von den Engeln zu sagen? Oder es sage uns jemand die ursache/ warum menschen/ die fleisch und blut haben/ durch CHri- stum zu GOtt in der bekehrung fliehen koͤnnen: Diejenigen aber/ welche ihre erste natur haben/ es nicht thun koͤnnen/ sondern alle unfaͤhig seyn/ an den Erloͤ- ser zu glauben/ auch uͤber seine wunder- thaten sich nicht verwundern. Jch hal- te aber davor/ daß mit diesen Engeln/ die man Fuͤrstenthuͤmer nennet/ etwas vorgangen/ und sie bey CHristi zukunfft wuͤrcklich verbessert worden seyn/ also daß auch einige gantze staͤdte oder voͤlcket CHristo vielnaͤher worden seyn. Daß aber die herwiederbrachte creatur als- denn nicht wieder fallen koͤnne/ beweiset er also: Lib. V. Comm. in Rom. Was aber in den kuͤnftigen welten den freyen willen erhal- ten werde/ damit er nicht widerum in suͤn- de falle/ das lehret uns der Apostel kuͤrtz- lich/ wenn er sagt: die liebe faͤllet niemals. denn deßwegen heist auch die liebe groͤsser als glaube und hoffnung/ weil sie es allein seyn wird/ dadurch man nicht mehr wird suͤndigen koͤnnen. — Item. Dahero wird die liebe/ als die groͤsseste/ alle crea- tur vor dem fall bewahren/ alsdenn/ wenn GOtt wird alles in allen seyn. Alleine daß Origenes dieses alles nicht allein statuiret, sondern viel ansehnliche Lehrer mit ihm/ deduciret Huetius l. c. p. 76. seqq. augen- H 3 schein- Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. cheinlich aus Ambrosio comm. ad Eph. III. 10. Hieronymo comm. in Eph. I. 20. \& 22. Apol. adv. Rufin. lib. I. c. 6. Basilio M. Homil. in Ps. 32. Maximoschol. in Dionys. Hierarch. Cœl. c. 11. Nemesio lib. de nat. Hom. c. 41. Dama- sceno lib. III. Orth. fid. c. 4. Evagrio, Isidoro \&c. wie auch aus den klaren worten Pauli Ephes. III. 8. V. 10. Gleichwie er auch daselbst eine andere mei- nung Origenis vielen Patribus zuschreibet/ p. 80. u. f. daß nemlich die boͤsen geister erst- lich nach dem juͤngsten gerichte gepei- niget werden solten/ aus Matth. IIX. 29. 2. Pet. II. 4. Judæ v. 6. Ferner hat Origenes von den aͤmtern der Engel gesetzet/ daß gewisse Schutz-En- gel einem jeden lande/ volck/ ort u. s. w. vorge- setzt seyn/ aus 5. B. Mos. XXXII. 8. sihe Ho- mil XVI. in Gen. Homil. XI. in Num. Homil. XXIII. in Josu. \& XII. in Lucam \&c. Von dem Schutz-Engel aber eines jeden glaͤubigen redet er Hom. XX. in Num. Hom. XXIII. in Jos. Hom. I in Ezech. Tom. XIII. in Matth. p. 311. Tom. XIV. p. 361. Daß aber auch einem jeden mensch ein boͤser und guter Engel zugeordnet sey/ gestehet er Hom. XXIII. in Josu. lib. I. in Rom. lib. III. de Princ. c. 2. \& Hom. XXXV. in Luc. Den Consens der andern Patrum weiset da- selbst Huetius p. 86. u. f. aus Eusebio, lib IV. Dem. Evang. c. 7. Isidoro Pelus. lib. II. c. p. 85. Chrysostom. hom. ap. Photium Cod. 277. Cassiano Collat. IIX. c. 17. \& lib. XIII. c. 12. Daß er auch die Engel der anruffung nicht unwuͤrdig geachtet/ erhellet aus seinen worten Homil. I. in Ezech. Komme/ Engel/ nimm den auff/ der von dem alten irr- thum durch das wort bekehret ist/ und von der lehre der teuffel/ von der suͤnde: nimm ihn auff und hege ihn als ein gu- ter Artzt/ und unterweise ihn u. s. w. 3. Von dem menschen Lehrt er/ daß die seele vor dem leibe ge- wesen/ als da er im II. B. von den principi en schreibet: Ein gemuͤth (Νȣ̃ς Mens ) als es von seinem stande und wuͤrde abgewi- chen/ ist hernach eine seele genennet oder gemacht worden/ und wenn sie wie- der erneuert wird/ so wird sie wider zu einem gemuͤth. Wenn dieses wahr ist/ so scheint/ daß die abweichung des ge- muͤths nicht bey allen gleich sey/ son- dernbald wenig oder mehr zur seele wer- de/ also daß etliche gemuͤther noch etwas von der ersten krafft behalten/ etliche aber entweder nichts oder sehr wenig davon. Dahero findet man/ daß etliche bald vonkindheit an schaͤrffern verstand haben/ andere aber gantz dumm und un- verstaͤndig sind. Und dies hat er anders wo offte wiederholet/ worinne ihm auch viel Patres meist beygepflichtet/ weil die sache in der kirche anfaͤnglich nicht eben durch gewisse saͤtze bestim- met gewesen/ wie Huetius daselbst p. 97. be- weiset. Ferner hat er den Leib als ein gefaͤngnis der Seele angesehen/ und beschrieben/ ihr selbst aber einen sonderlichen Leib zugeeignet: wie in diesen worten Methodius Lib. de Resurrect. apud Photium schreibt: Origenes hat gesagt/ die Seele sey allein der Mensch/ gleich wie auch Plato. Woraus denn ferner gefolgt/ daß man ihn beschuldiget/ wie er eine oder der Seelen statui rt/ daß sie nemlich aus einem Leibe in den an- dern gebracht werden. Dagegen aber er im I. Buch von Princip. c. ult. ausdruͤcklich laͤug- net; daß die Seelen so gar von sich selbst“ abgehen solten/ daß sie ihrer vernuͤnfftigen na-“ tur und wuͤrde vergaͤssen/ und auch in den“ stand der unvernuͤnfftigen thiere herun-“ ter kaͤmen.“ Wie er auch Pythagoræ darinnen widersprochen hat Lib. IV. \& V. con- tra Celsum, und Basilidi Lib. V. in Epist. ad Rom. Woraus Huetius pag. 103. Origenis unschuld dißfalls beweiset/ ob er wol zugibt/ daß er davor gehalten/ die Seelen kaͤmen von den himmlischen in menschliche/ von den menschlichen in teuffelische coͤrper. 4. Vom zustand des Menschen nach dem fall Hat man ihn erstlich des Pelagianismi be- schuldiget/ daß er nemlich dem freyen willen allzuviel zuschreibe/ der huͤlffe aber der Goͤtt- lichen gnade zu wenig/ weil er nehmlich de- nen Mentibus oder Gemuͤthern in ihrer Schoͤpffung den freyen willen zugeschrie- ben. Also setzet er Lib. II. de Princip. c. 3. Es scheinet moͤglich zu seyn/ daß die unvernuͤnff-“ tigen naturen/ von denen die krafft des freyen“ willens niemals weggenommen wird/ wieder-“ um einigen bewegungen unterworffen seyn“ koͤnten/ durch des HErrn zulassung/ damit/“ wenn sie stets in unbeweglichem Stande“ waͤren/ sie nicht etwan meineten/ als wenn“ sie aus ihrer eigenen/ und nicht aus GOT-“ tes krafft in diesem zweck der Seligkeit ge-“ standen waͤren.“ Dergleichen er auch Lib. III. c. 1. und 3. se- tzet/ wie auch von dem freyen willen der boͤsen Geister selbst/ Homil. XIII. in Num. Jm 2. Cap. des III. B. de Princip. setzt er ferner von der krafft des freyen willens wider“ das boͤse folgendes: So ist nun offenbar/ daß“ wie der menschliche vorsatz allein vor sich in“ den dingen unvollkommen ist das gute zu“ vollbringen/ denn er wird durch Goͤttliche“ huͤlffe zu allem vollkommenen gefuͤhret: also“ auch hingegen empfangen wir in den wider-“ waͤrtigen dingen einigen anfang und gleich-“ sam saamen der suͤnden von denen dingen/“ welche wir natuͤrlicher weise brauchen. Und“ ferner: Es wiederfaͤhrt unserm hertzen nichts“ anders aus dem guten oder boͤsen/ das ihm“ eingegeben wird/ als allein eine bewegung“ und reitzung/ die uns zum guten oder boͤsen“ erweckt. Es ist uns aber moͤglich/ wenn die“ krafft in einem uns zum boͤsen zu reitzen be-“ ginnt/ daß wir die boͤsen eingebungen weg-“ werffen/ denen reitzungen widerstehen/ und“ gar nichts suͤndliches begehen koͤnnen. Wie-“ derum ists auch moͤglich/ daß wenn uns die“ Goͤttliche krafft zum guten reitzet/ wir nicht fol“ gen/ indem wir uns in beyden die macht des“ freyen willens vorbehalten.“ Er hat auch die Seele genau vom Geist des Menschen unterschieden wissen wollen/ 1. Thess. V. 23. 2. Cor. VII. 1. 1. Cor. V. 5. Eph. IV. 20. Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. IV. 20. u. f. Ebr. IV. 12. mit vielen andern Pa- tribus, als da er schreibet: Wenn gesagt wird: Das fleisch geluͤstet wider den Geist/ und den Geist wider das fleisch/ so wird zweiffels ohne die Seele in die mit- te gesetzt/ welche entweder dem verlan- gen des Geistes folge/ oder sich zu den luͤsten des fleisches neige. Welches er denn aus vielen schrifftorten beweiset/ daß der Geist in die Engel/ ja Christus selber in eine Seele fuͤhre und warne/ und endlich schleusst: Die- ses gehet nicht gewaltsamlich zu/ daß die Seele aus noth sich zu einem theil unter beyden neigete/ sonst koͤnte man ihr weder lob noch schuld beymessen/ und verdiente die erwehlung des guten kei- nen lohn/ noch die neigung zum boͤsen einige straffe; sondern sie behaͤlt in al- lem ihren freyen willen/ daß sie sich neige/ wohin sie will; wie geschrieben steht: Siehe/ ich habe dir vor dein ange- sicht geleget leben und tod/ feuer und wasser. 5. Von den wercken derer Juͤden und Heiden setzet er dieses Lib. II. in Rom. Es kan seyn/ daß einige von denen/ die un- ter dem Gesetz sind/ ob sie gleich nicht das ewige leben haben/ weil sie glauben/ und doch nicht dem wahren einigen Gott und seinem Sohn JESU Christo glau- ben/ doch der ruhm ihrer wercke/ der friede und die ehre nicht vergehen/ weil sie aus einbildung Christo nicht glau- ben/ doch aber gutes wircken/ gerechtig- keit bewahren/ barmhertzigkeit lieben/ keuschheit und enthaltung/ wie auch bescheidenheit und sanfftmuth in acht nehmen und alle gute wercke vollbrin- gen. Ja auch ein Grieche oder Heide/ der das Gesetz nicht hat/ sondern ihm selbst ein Gesetz ist/ indem er das werck des Gesetzes in seinem hertzen zeigt/ und auf natuͤrliche weise unbewegt ist/ wie wir etliche unter den Heiden sehen/ wenn er gerechtigkeit/ keuschheit/ klugheit/ maͤs- sigkeit und bescheidenheit bewahret; der- selbe/ ob er gleich fremde von dem ewi- gen leben zu seyn scheinet/ weil er Chri- sto nicht glaubet/ und nicht ins Himmel- reich eingehen koͤnne/ weil er nicht wie- dergebohren ist aus Wasser und Geist; so scheinets doch aus den worten des A- postels ( Rom. II. 7.) daß er den ruhm und die ehre und den frieden seiner guten wercke nicht verlieren koͤnne. Dieses ver- theidiget Huetius etlicher massen aus andern Patribus, als Augustino de Lit. \& Spir. c. 27. Fulgentio de Incarn. \& Grat. Christi cap. 26. Hieronymo Comm. in Jesai. 24, 5. \& Ezech. 29. 17. \& Gal. III. 2. Jndessen bekennet er ger- ne/ daß Origenes wider die krafft der Goͤttli- chen gnade zum guten allzuhart geredet ha- be. Es unterscheidet aber Origenes offte den na- tuͤrlichen glauben und die tugenden von den Goͤttlichen/ und erklaͤret jene ohne diese vor un- tuͤchtig: als Tract. XXXIII. in Matth. Dem/ der da glauben hat aus sich selbst/ wird auch die gnade des glaubeus gegeben/ welche kommt durch den geist des glau- bens/ daß er uͤberfluͤßig habe: und was einer haben wird aus der natuͤrlichen schoͤpffung/ das empfaͤngt er auch aus gnaden GOttes/ wenn ers uͤbet/ daß er uͤberfluß habe/ und fester sey in dem/ was er hat. — Darum wenn wir verlangen/ daß uns eine vollkommenere krafft gege- ben werde/ uñ in uns uͤberfluͤßig sey/ was unter menschen vollkommen ist/ so muͤs- sen wirs durch fleiß auff alle weise erlan- gen/ und wenn wirs erlanget ha- ben/ muͤssen wir erkennen/ daß es vor nichts gerechnet werde ohne die gnade GOTTes und uns dahero demuͤthigen unter die gewaltige hand GOttes/ und ohne zorn und zweiffel beten/ auffheben- de reine haͤnde/ damit uns die vollkom- menheitalles guten/ das in uns ist/ von GOtt gegeben werde/ und er uns voll- kommen und angenehm vor Gott mache/ als kinder GOttes. Jn diesen und anderen ausdruͤcken entschul- diget ihn Huetius p. 116. vornemlich damit/ weil Rufinus seine schrifften meist verfaͤlscht und auff die Semipelagiani sche meinung gezogen habe. fuͤhret auch darbey p. 117. etliche schoͤne loca aus Origenis Griechischen Buͤchern an/ darin- ne er von der gnade sehr herꝛlich redet. Als lib. I. c. 8. Die natur des H. Geistes/ die da heilig ist/ fasset keine befleckung/ denn sie ist wesentlich und natuͤrlich hei- lig. Wenn aber eine andere natur hei- lig ist/ so hat sie es aus dieser annehmung odeꝛ eingebung des H. Geistes/ daß sie hei- lig werde; nicht hat sie es aus der natur/ sondern es kommt zu ihr/ deßwegen auch dieses beygelegte wiederum wegfallen kan. Dergleichen auch lib. III. c. 2. it. To. IV. in Psalm. To. XI. in Matth. p. 210. Tract. 35. in Matth. zu finden ist. 6. Von der vollkommenheit Lieset man dieses lib. V. ad Rom. Wenn die seele zu solcher vollkommenheit ge- langet ist/ daß sie aus gantzem hertzen/ von gantzer seelen und aus gantzen kraͤff- ten GOtt liebet/ und ihren naͤchsten als sich selbst: Wo wird da die suͤnde noch statt haben? Und ferner schleuster aus Rom. IIX. Wer will uns scheiden: Hier aus ist klaͤr- lich zu sehen/ daß/ wenn dieses alles/ was der Apostel erzehlet/ uns nicht scheiden mag von der liebe GOttes/ und wenn ei- ner zu diesem gipffel der liebe gelanget ist/ daß viel weniger der freye wille uns von seiner liebe nicht scheiden kan. Item. Tom. XII. in Matth. XVI. p. 286. Man muß sagen: daß nicht allein der Heiland kein aͤrgerniß nehmen kan/ son- dern auch derjenige/ so in der liebe voll- kommen ist. Aber so viel an dem ist/ der solche (aͤrgerniß) redet oder thut/ der ist auch dem aͤrgerlich/ der sonst nicht wuͤrde geaͤrgert werden. Und p. 373. sa- get er von den kindlein/ die JEsus gesegnet hat Marc. XVI. 13. Es gehe eine krafft JEsu in sie/ nach dem er ihnen die haͤnde auff- gelegt/ und kan kein boͤses mehr zu ihnen nahen. ( ) Und p. 385. Wer nun durch die reden CHristi bewogen ist/ daß er vollkommen werde Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. werde/ und den reichthum mit armuth verwechselt/ dem wird alsobald geholffen werden/ eben wie die Apostel CHristi/ daß er in CHristo weise/ starck/ verstaͤn- dig und ledig von allen affect en ( - ) sey. Wer aber sich also verant- wortet/ wird nicht noͤthig haben zu den- cken/ daß dieses eben an dem tage gesche- hen muͤsse/ wenn er seine guͤter verkauffet hat und den armen gegeben: sondern die Goͤttliche vorsorge wird ihn viel- leicht von selbigem tage an dahin zu fuͤh- ren anheben/ nemlich zu dieser loͤblichen freyheit von affect en ( ) und zu aller tugend. Hernach wird er als ein wachsender Jsaac (1. B. Mos. XXVI. 13.) durch die in CHristo ihm beygeleg- te huͤlffe groͤsser werden biß er in aller tu- gend zugenommen/ alle boßheit aus sei- ner seelen verschwunden/ und sich gar sehr groß sehe. 7. Von haltung der gebote Erkennet er zwar bißweilen des menschen schwachheit; schreibet aber doch unter andern also/ Hom. IX. in Josu. Sollte der nicht unter die weiber gerechnet werden/ der da sagte: Jch kan nicht halten/ was geschrieben ist: alles verkauffen was ich habe und den armen geben u. s. f. — Wer dasagt/ ich kan nicht erfuͤllen/ was gebo- ten wird/ der scheinet wol ein weib zu seyn/ die nichts maͤnnliches koͤnnen. 8. Von der rechtfertigung/ heiligung und vollendung Jst dieses sein austruck lib. IV. in Ep. ad Rom. Der anfang der rechtfertigung vor GOtt ist der glaube/ welcher an den glaubet/ der da gerecht machet: und dieser glaube/ wenn er gerechtfertiget ist/ ist im heꝛtzen als eine wurtzel/ nach dem sie regen empfangen hat/ damit/ wenn er durch das gebot GOttes gepfleget wor- den/ die aͤste empor wachsen/ welche die fruͤchte der wercke bringen. Darum waͤchst die wurtzel der gerechtigkeit nicht aus den wercken/ sondern die fruͤchte der wercke aus der wurtzel der gerechtigkeit. Item in Rom. IV. 18. Jch achte/ daß der er- ste anfang des heils und der grund sel- ber sey der glaube: Der wachsthum aber und die vermehrung des gebaͤues ist die hoffnung; die vollendung aber und der gipffel des gantzen wercks ist die liebe. 9. Von der aufferstehung Des leibes sind diese seine worte/ Lib. III. . c. 3. Der Apostel siehet auff die allge- meine erste ursache der leiblichen materi e/ welcher materi e gebrauch die seelen allezeit haben/ sie moͤ- gen stehen in welcher beschaffenheit sie wollen/ jetzo zwar in der fleischlichen/ hernach aber in viel reinerer und subtil erer/ welche geistlich heisset. Drum spricht er: Dieses verweßliche muß an- ziehen die verwesung. Und in der Catena in Psalmos bey Corderio in Ps. 119. v. 25. Jetzund ist zwar die see- le an dieses leibliche gebunden/ und fleisch worden: in der aufferstehung aber wird das fleisch an die seele gebun- den werden/ und eine seele seyn. Welche dem HErrn anhaͤnget/ in der allgemei- nen aufferstehung ein geist wird/ und wird der geistliche leib. Wiewol auch Pamphilus in seiner Apolo gie diesen locum aus Comm. in Ps. 15. vorbringet: Es mag sich stossen wer da will/ so sag ich doch getrost/ daß wie CHristus der eꝛstgeboꝛne aus den todten ist/ also hat er auch zu erst das fleisch in den him̃el erho- ben. Wozu Huetius noch Lib. III. de Princ. c. 6. setzet: Wir/ die wir des fleisches aufferstehung glauben/ wissen/ daß nur seine veraͤnderung nach dem tod geschehen sey/ gewiß ists aber/ daß sein wesen bleibe/ und daß es nach dem willen seines Schoͤpffers zur rechten zeit wiederum zum leben erneuert werde/ und daß wieder eine verwande- lung mit ihm vorgehe/ daß das fleisch/ welches erstlich von der erden und irꝛdisch/ hernach nach dem tod auffgeloͤset und wieder zur asche und er- de worden war/ wiederum aus der erden auffer- wecket werden/ und nach diesem gleichsam das verdienst der inwohnenden seele fordern/ und in der herꝛlichkeit eines geistlichen leibes zunehmen solle. Anderswo hat er gleichfals nur von subti- lern und geistlichen leibern bey der aufferstehung geredet; als Lib. II. c. 10. \& 11. de Princ. Da er hin- gegen eben daselbst von gantz wesentlich andern leibern redet/ und Lib. V. cont. Cels. aus 1. Cor. XV. 42. u. f. Allein Lib. II. de Resurrect. schreibet er aus- druͤcklich mit diesem unterscheid von boͤsen und frommen: Gewißlich wie sich ein jeder in diesemleben wird vorbereitet haben/ also wird er auch aufferstehen. Wer in die- ser welt selig gelebet hat/ dessen leib wird in der aufferstehung von Goͤttlichem glantz scheinen/ und ihm wird eine anstaͤn- dige wohnung in den seligen oͤrtern zu- geeignet werden. Wer aber die zeit/ die ihm im leben vergoͤnnet worden/ in boß- heit zugebracht hat/ dem wirdein solcher leib gegeben werden/ der in den straffen gnug seyn und ausdauren koͤnne. Und dieses wiederholet er Lib. II. de princ. 3. \& 10. Lib. III. c. 6. Jnsonderheit saget er von den Gottseligen To. XIII. in Matth. p. 327. Die Heiligen/ die in dieser huͤtten sind/ seufftzen und sind beschweret (2. Cor. V. 41.) von dem leibe der niedrigkeit/ und bestreben sich dahin/ daß sie wuͤrdig werden/ in dem ge- heimniß der aufferstehung erfunden zu werden/ wenn GOtt den leib der nie- drigkeit verwandeln wird/ nicht zwar al- ler/ sondern derer/ die von CHristo als Juͤnger rechtschaffen gelernet gehabt/ damit er dem leib der klarheit CHristi aͤhnlich werde/ Phil. III. 21. Noch naͤher gehet er aber To. XVII. in Matth. p. 494. in diesen worten: Wenn nun diejenigen nur das (ewige) leben erlan- gen werden/ welche in der jetzigen welt wol gelebet haben/ und also in der selig- keit zu seyn gewuͤrdiget werden/ auch kei- ner alsdenn der aufferstehung aus den todten gewuͤrdiget wird/ der nicht hier gekaͤmpffet hat; so ist offenbar/ daß was hier wegen der fortpflantzung noͤ- thig war/ dortnicht seyn werde. Wiewol Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. Wiewol er Lib. I. c. 6. de princ. also beschei- dentlich sich von dieser gantzen sache erklaͤret: GOtt weiß allein/ uñ welcheseine freunde durch CHristum und den H. Geist sind/ wie die sache genau beschaffen seyn werde. 10. Von der reinigung und krafft der seelen Meinet er erstlich/ daß ein jeder mensch durchs feuer bewaͤhret werden muͤsse/ aus 1. Cor. III. 13. Als Homil. III. in Ps. 36. Gewiß ists/ daß das feuer auff uns wartet/ das den suͤndern bereitet ist/ und wir werden zu dem feuer kommen/ in welchem eines jeden werck/ wie es sey/ das feuer bewaͤh- ren wird. Und wie ich meine/ so muͤs- sen wir wol alle zu diesem feuer kom- men. Und ob einer gleich Petrus oder Pau- lus waͤr/ so kommt er doch dazu. Aber solche hoͤren die worte: Und so du durchs feuer gehest/ solst du nicht bren- nen. Wenn aber einer ein suͤnder ist/ wie ich/ der wird zwar zu diesem feuer kom- men/ wie Petrus oder Paulus, aber nicht/ wie diese/ durchgehen. Dieses findet man auch Lib. V. cont. Cels. und Homil. VI. in Exod. und Hom. XXV. in Num. da er bescheidentlich setzet: Dieses alles ist mysti sch und unaus- sprechlich. Denn wer kan sagen/ was Petro/ Paulo und ihres gleichen vor reini- gungen zubereitet werden? Von denen bleibstaͤdten aber der seelen nach solchen reinigungen saget er in Philocalia c. 1. und Lib. IV. de Princ. c. 2. wie es auch Hiero- nymus Epist. 59. ad Avitum c. 4. wiederholet: Gleichwie die/ so nach dem gemeinen tod sterben/ nach dem/ was sie hier gethan/ verordnet werden/ nachdem sie wuͤrdig verurtheilet werden entweder in die hoͤl- le/ oder in den schoos Abrahaͤ/ und in an- dere verschiedene oͤrter nach beschaffen- heit ihrer suͤnden: Also kommen auch die/ so daselbst (so zu reden) sterben/ in diese hoͤlle/ da sie werth geachtet werden der unterschiedenen wohnung dieses orts/ der um die erde ist/ sie seyen nun besser oder schlimmer. Oder wie das letztere Rufinus gibt: Denn bey denen oberen inwohnern heissen die seelen derer/ die hier sterben/ die untersten. Deßwegen auch die hoͤlle in der schrifft die unterste hoͤlle heisset. Von diesem feuer aber meinet er/ daß es die seelen reiniget Lib. II. de princ. c. 2. Unser artzt will die kranckheiten unserer seelen curir en/ welche sie durch unterschiedliche suͤnden und uͤbelthaten an sich genom- men; Ja er will auch denen die straffe des feuers aufferlegen/ welche die gesund- heit der seelen verlohren haben. „Jm VII. buch wider Celsum setzet er ausdꝛuͤck- „lich: Daß die unschuldigen und reinen „seelen gleich nach ihrem abschied aus den „leibern in die reineren wohnungen des „himmels kommen: Diesuͤndhafften aber „flatterten um diese erde hin und her/ et- „liche muͤsten bey den graͤbern bleiben/ an- „dere erschienen als gespenster. Wiewol „er dieses anders wo To. 28. in Joh. p. 347. „vor ungereimt haͤlt/ daß eine seele bey einem „todten sitzen solle. Von der aͤusseren finsterniß aber Matth. XXII. 13. setzet er Tract. XXXIII. in Matth. dieses: Wo keine erleuchtung ist/ und vielleicht auch keine leibliche/ da ist auch kein anblick GOttes/ sondern solche suͤn- der werden/ als solches anschauens GOt- tes unwuͤrdig/ in die aͤussere finsterniß ver- dammet: Vielleicht so lange/ biß sie zur erkaͤntnißkommen/ daß sie bekehret und wuͤrdig werden/ von dannen heraus zu kommen. Von diesem pruͤfungs- und reinigungs-feu- er aber haben auch andere Patres viel geschrie- ben: als Lactantius Lib. VII. Instit. c. 21. Er will die gerechten/ wenn er sie richten wird/ auch durchs feuer pruͤffen/ da denn die/ deren suͤnden mehr oder schwerer ge- wesen/ durchs feuer gelaͤutert und ver- brannt werden sollen. Welche aber eine vollkommene gerechtigkeit und reisse tu- gend bedecken wird/ die werden dieses feuer nicht fuͤhlen. Ambrosius serm. in Ps. 36. Die kindlein werden mit feuer gerei- niget werden/ durchs feuer Ezechiels und Daniels. — Wir werden errettet werden durch den glauben/ jedoch so als durchs feuer. Wir werden gebrant/ ob wol nicht verbrant werden. Hilarius Con. 2. in Matth. Die in dem H. Geist getaufft sind/ haben noch uͤbrig/ daß sie durchs feuer des gerichts vollendet werden. Ad- de Hier. Comm. in Ps. 118. v. 20. Ambros. in Ps. 118. Hieronymum Libr III. in Amos VII. 4. 11. Von der seeligkeit Setzet er Lib. II. de princ. c. 12. Die Heiligen werden das brod des lebens es- sen/ das durch die nahrung der wahrheit und weißheit die seele nehre/ das gemuͤth erleuchte und es mit dem kelch der Goͤtt- lichen weißheit traͤncke. — mit wel- chen speisen der weißheit wenn das ge- muͤth sich nehret/ so wird der mensch biß zu einem vollkommenen mann/ wie er vom anfang war/ ernehret zum bilde und gleichheit GOttes. Und Lib. III. c. 6. spricht er: daß der hoͤchste zweckder verstaͤndigen creatur das hoͤchste gutsey/ GOtt gleich werdē/ so viel moͤglich sey/ uñ aus dieser gleich-“ heit/ weñ die creatur immer zunehme/ werde sie“ eins mit GOtt/ nach Joh. XVII. 24. 25. Und“ also werde endlich GOtt alles in allen werden.“ Woraus Hieronymus Epist. 99. ad Avitum“ c. 3. ferner folgert:“ GOtt wird alles in allen seyn/ daß die gantze leibliche na- tur in dieses wesen verwandelt werde/ das besser ist/ als alles/ nemlich in das Goͤttliche/ uͤber welches keines besser ist. Von dem wachsthum und stuffen der seelen benennet er aus Joh. XIV. 2. verschiedene oͤrter derselben/ als den schoos Abrahaͤ/ das Paradis/ oder so sonst GOtt noch ande- re stellen und bleibstaͤdte weiß/ durch welche eine GOttglaͤubende seele durch- gehet/ und biß an den fluß kommt/ der die stadt GOttes erfreuet/ daß sie endlich das erbtheil/ so den vaͤtern verheissen/ empfange: Homil. 26. in Num. Und Ho- mil. 27. Wenn die seele nach der auffer- stehung gen himmel faͤhret/ so kommt sie A. K. H. Vierter Theil. J nicht Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. nicht in einem huy und ploͤtzlich zum hoͤchsten grad/ sondern wird durch viele mansion en und bleibstaͤdte gefuͤhrt/ in welchen sie von grad zu grad erleuchtet und allezeit an glantz vermehret wird/ durch das licht der weißheit/ biß sie zu dem Vater der lichter selber kommt. Und Tract. XXX. in Matth. da er von vie- len himmeln redet: Ein jeglicher himmel hat einen anfang uñ vollendung oder ziel seiner unterweisung. Als nach dem hoͤch- sten wandel aufferden kommt der mensch wiederum in den wandel eines himmels/ und wird vollkommen/ so viel da noͤthig ist. Darauff kommt er in den andern wandel des andern himmels/ und wird da weiter vollendet. Dann komt der dritte wandel des 3. himmels u. s. w. Und also gibt es viele wandel vieler und unter- schiedener himmel/ von welchen endlich der HErr seine auserwehlten sammlet. Von dem vollen grad der seligkeit stehet Ho- mil. 7. in Levit. aus Ebr. XI. 39. 40. Sie (die heiligen) haben ihre freude noch nicht empfangen/ auch nicht die Apostel/ sondern sie warten/ biß ich auch ihrer freu- de theilhafftig werde. Deñ die abscheiden- den heiligen erlangen nicht alsbald die belohnung ihrer verdiensten/ sondern er- warten auch uns/ wie wol faule und ver- ziehende. Denn sie haben keine vollkom- mene freude/ so langesie uͤber unsern feh- lern und suͤnden trauren. 12. Vom Paradis Sind dieses seine worte lib. II. de Princ. c. 12. Jch achte/ daß die heiligen/ weñ sie aus diesem leben scheiden/ in einem ort blei- ben auff der erden/ welchen die schrifft das Paradiß nennt/ als in einem ort ihrer unterweisung. Und Homil. 26. in Levit. Wenn die seele die finsterniß dieser welt verlaͤst/ und die blindheit dieser leiblichen natur/ so wird sie zu einer andern welt ge- bracht/ welches entweder Abrahams schoos heist/ wie in Lazari historie/ oder das Paradis/ wie vom glaͤubigen Schaͤ- cher stehet. Und Homil. I. in Cant: Wer „aber wuͤrdig seyn wird/ mit CHRISTO „wieder zukommen und zu seyn/ und im „geringen treu erfunden/ also uͤber viele gesetzet „werden wird; der wird die suͤßigkeit des HEr- „ren schmecken und fassen/ da er an einen ort ge- „fuͤhret seyn wird/ welcher nach der art und „menge solcher speisen heisset der ort der wol- „lust: deßwegen er auch in Eden liegt/ welches „lust bedeutet. 13. Von der allgemeinen herwieder- bringung. Stehet Homil. VII. in Levit. aus 1. Cor. XV. wenn CHristus sein werck wird vol- lendet haben und seine gantze creatur zur hoͤhesten vollkommenheit gebracht: als- denn wird er dem Vateꝛunteꝛthan heissen/ in denen/ die er ihm unterworffen hat/ und in welchen er des Vaters werck vol- lendet/ damit GOTT sey alles in allen. — Alsdenn wird CHristus den wein mit trincken/ wenn ihm alles wird unter- than/ und alle selig gemacht/ und der tod der suͤnden abgethan seyn/ daß er nicht mehr noͤthig habe vor die suͤnde zu opf- fern. Item Catenâ in Ezech. V. 13. Und mein zorn wird vollendet werden: die- ses zeigt/ daß GOttes zorn sein ende habe zugleich mit vollendung der welt. Uñ Hom. IV. in Ezech. Ein solcher ist der gerechte: er hat die welt vor der suͤndfluthgesehen d. i. vor der“ vollendung: in der suͤndfluth/ in der verderbniß“ und dem untergang der suͤnder/ welcher am ge-“ richtstage geschehen soll; und er wird auch“ die welt sehen in der aufferstehung aller suͤnder.“ Und dieses beweist er Lib. I. de Princ. c. 6 aus Ps. CX. 1. 2. 1. Cor. XV. 24. 25. Ps. LXII. 2. Joh. XVII. 21. u. f. Eph. IV. 13. Zeph. III. 9. Daher wieder holeters Homil. XIV. in Luc. Wir koͤnnen mercken/ daß uns nach der zeit eine wahre reinigung begegnen wer- de. Jch meine/ daß wir auch nach der aufferstehung ein geheimniß beduͤrffen/ das uns reinige und wasche; denn keiner wird ohne flecken aufferstehen koͤnnen/ uñ ist keine seele wolzu finden/ die alsbald von allen gebrechen frey sey. Jnsonder- heit sagt er von dem Satan aus 1. Cor. XV. 26. lib. III. de Princ. c. 6. Deßwegen auch der letz- te feind/ der teuffel/ welcher der tod heist/ aufgehaben wird/ damit nichts elendes mehr sey/ weil der tod nicht mehr ist/ noch etwas widriges/ weil kein feind mehr ist. Der letzte feind wird also ab- gethan/ nicht daß sein wesen verge- he/ als welches ja von GOTT ge- machet ist/ sondern daß der feindselige wille und vorsatz/ welcher nicht von GOTT / sondern von ihm selber ent- standen/ untergehe. Jtem Lib. I. de Princip. cap. 6. welcher ort oben im andern punct angefuͤhrt worden. Sonst beweiset er dieses alles aus Esai. XXIV. 22. Joh. X. 16. Matth. XIIX. 13. Rom. XI. 25. 26. 1. Cor. III. 12. Rom. XI. 32. Michæ VII. 9. Es. XII. 1. Hoseæ XIV. 5. Ps. XXX. 20. Einige wollen sa- gen/ diese loca waͤren in Origenis Schriff- ten von einem Ketzer Ampulliano eingescho- ben worden/ als welcher statui ret haͤtte/ daß alle boͤse/ mit samt den Teuffeln und Geistern/ so lange in der hoͤlle geschmel- tzet wuͤrden/ biß sie rein und unbefleckt gemacht uñ lauter heraus gehen koͤnten. Auctor Prædestinat. hær. 43. Huetius entschuldi- get Originem auch damit pag. 158. weil an- dere Patres ebenfalls seltsam von solchen din- gen geredet/ als da Justinus Dial. cum Tryph. Irenæus Lib. II. c. 64. und Arnobius gesetzt/ die Seelen koͤnten untergehen und verderben/ und Gregorius Nazianzenus Orat. 39. setze/ die See- len wuͤrden eine schwere und langsame Feuertauffe leiden muͤssen/ welche sich nicht bekehrten. Und in der 40. Oration zweiffle er gar/ ob die straffen auch ewig oder durch Got- tes guͤte verkuͤrtzet seyn wuͤrden/ auf welchen sich auch die Origeni sten beym Simeone Meta- phrast. in Vita Cyriaci c. 10. beruffen haben. Gregorius Nyssenus sey mit Origene gantz eins/ daß die Seelen und Teuffel selbst ihr boͤses endlich ablegen/ und Christum bekennen wuͤrden/ ja daß GOTT nicht alles in allen seyn wuͤrde/ wo nicht alles boͤse voͤllig abgethan waͤre/ in Disput. de Anima \& Resurrect. Item: Orat. Catech. c. 8. 26. \& 35. Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. 25. \& 35. wiewol einige solche loca als von den Origeni sten eingeschoben verworffen. Hieronymus gestehet zum weuigsten offte ein ende der straffen/ ols Lib. I. de Pelag. cap. 6. und sonst. 14. Von der Ewigkeit und denen Jst dieses Origenis anmerckung Homil. 6. in Exod. wenn gesagt wird: Jn die ewigkeit/ so zeiges zwar eine lange zeit/ aber doch noch ein ende an: und wenn noch von ei- ner andern ewigkeit stehet/ so wird zwar ein laͤnger hinaus geschobenes/ aber doch einiges ende gesetzet: Wenn aber ewig- keiten der ewigkeiten genennet werden/ so ist doch noch wol einiges ende zu verste- hen/ ob es uns gleich unbekant und doch von GOTT verordnet ist. Und Lib. II. de Princip. cap. 3. Die Schrifft saget: Jn die ewigkeit und noch weiter/ wodurch sie zweiffels ohne noch etwas mehrers will verstanden wissen. Siehe auch/ ob die worte des Heilandes: Jch will/ daß wo ich bin/ auch sie seyn: Item: Wie ich und du eins sind/ u. s. w. mehr seyn moͤchten/ als ewigkeit und ewigkeiten/ vielleicht auch mehr/ als die ewigkeiten der ewigkeiten: nemlich wenn einmahl alles nicht mehr in der ewigkeit seyn wird/ sondern alles und in allen Gott selbst. 15. Von der gewalt derer Lehrer Hat er folgendes gesetzet/ wodurch er sich selbst manchen haß und eiffer zugezogen/ Tom. XII. in Matth. p. 279. Wider den/ der da un- recht richtet/ uñ nicht nach dem wort Got- tes auf der erden bindet/ noch nach dessen sinn auf der erden loͤset/ sind die pforten der hoͤllen maͤchtiger: wider welchen sie aber nicht maͤchtig sind/ der richtet recht. — Weil aber die jenigen/ so sich die stelle eines Bischoffs ( Superintenden ten ) zueignē diesen Spruch ( Matth. XVI. ) aber wie Petrus brauchen/ und lehren/ sie haͤt- ten die schluͤssel des himmelreichs von dem Heiland empfangen/ und also sey das/ was sie auf erden binden/ d. i. ver- dammen/ im himmel gebunden/ und was sie loͤsen/ auch im himmel geloͤset: so muß man sagen/ daß sie zwar recht reden/ wenn sie auch das werck haben/ um wel- ches willen zu Petro gesaget ist: Du bist Petrus/ das ist/ wenn sie solche sind/ daß auf sie die Gemeine von Christo gebauet wird/ und dieses mit recht bey ihnen ein- trifft: “Wenn einer aber von den Ban- „den seiner suͤnden selbst gebunden ist/ „(Sprichw. V. 22.) so ist sein binden und „loͤsen vergebens. 16. Vom ehestande Schreibet er ins gemein Comm. in Jerem. Homil. XI. p. 115. Alles was aus fleischli- cher vermischung und wollust herkommt/ das muß durch die reinigung gehen/ und die reinigung selbst ist unter die sttaffen gemenget. Und Tomo — in Matth. p. 498. Um der fleischlichen wollust willen kan man unmoͤglich zum gebet geschickt seyn: weil die/ so solcher Veneri schen dinge pfle- gen/ in befleckung und unreinigkeit le- ben. Item Homil. 6. in Num. Rechtmaͤßige ehen sind zwar ohne suͤnde/ aber doch ist der H. Geist zu der zeit/ wenn eheliche wercke getrieben werden/ nicht gegen- waͤrtig/ ob es auch ein Prophet zu seyn schiene/ der sie triebe. Und von der andern ehe/ Homil. XVII. in Luc. Die zweyte/ dritte und vierte ehe wird uns aus dem reich GOttes ausschliessen. — Einer/ der 2. weiber gehabt/ wird von der gemeine derer erstgebornen und unbe- fleckten/ die keinen flecken noch runtzel hat/ ausgeschlossen/ nicht daß er ins ewi- ge feuer gehe/ sondern daß er kein theil am reich GOttes habe. — Denn ich achte/ daß einer der nur einmal geheyra- thet hat/ und eine jungfrau/ und einer/ der in der keuschheit verblieben ist/ zur ge- meine GOttes gehoͤre: Wer aber zwey- mal geheyrathet/ ob er gleich einen gu- ten wandel fuͤhrt/ und andere tugenden an sich hat/ der gehoͤret doch nicht zu der- jenigen gemeine/ welche keinen flecken noch runtzel hat/ u. s. f. Add. Homil. 19. in Jerem. Tom. XX. in Joh. p. 295. So viel sey gnug von den vornehmsten strei- tigen puncten aus Origene angefuhret/ welches der offterwehnte Huetius weiter deduci rt/ und ihn durchgehends nach moͤglichkeit entschuldi- get/ auch sonderlich im III. Cap. des II. buchs p. 185. u. f. sehr weitlaͤufftig von dem verhastē ketzer- namen befreyet/ davon in der kirchen-historie selbst das noͤthigste vorgebracht worden. Er gedencket auch daselbst p. 230. des Pici Miran- dulæ, als des gelehrtesten vertheidigers dieses Origenis, welcheꝛ diesen satz unter andern oͤffent- lich behauptet gehabt: Es ist glaubwuͤrdiger/ daß Origenes se- lig/ als daß er verdammt sey. Diesen satz hat er in seiner Apologi e durch ein gantz capitel Quæst. VII. p. 48. Opp. behau- ptet/ worinn ihn bald Joh. Nauclerus im Chro- nico und Joh. Trithemius in Catal. Script. Eccl. v. Orig. nachgefolget/ die seiner mit gros- sen lobspruͤchen gedencken/ ohne daß von der Roͤmischen kirche das geringste dagegen eriñert worden waͤre. Vielmehr haben die beruͤhm- testen Roͤmische scribent en sehr favorabel und milde von dessen schrifften geurtheilet/ wie die folgenden worte Aloysii Lipomanni bezeugen/ so in Heriberti Rosweydi Prolegomenis ad Vi- tas Patrum p. 51. zu lesen sind/ nachdem der Autor die leichtfertigkeit dereꝛ so genannten Or- thodox en als Theophili Epiphan ii \&c. bemer- cket/ welche andere unter dem namen Origenis unschuldig verketzerten. Die heilige mutteꝛ die kirche hat es mit Origenis buͤchern gemachet/ wie mit Cas- siani und dergleichen. Denn die buͤ- cher von denen Principi en und etliche wenige andere hat sie verworffen. Die uͤbrige aber sehen und hoͤren wir/ daß sie ohne anstoß gelesen werden ja wir scheu- enuns nicht/ dieselben wider die ketzer selbst anzufuͤhren/ welches noch mehr zu verwundern ist. A. K. H. Vierter Theil. J 2 NUM. Th. IV. Sect. I. Num. V. VI. Von Origenis verdammung/ und lehre wegen ꝛc. NUM . V. Von Origenis verdammung. Ob Origenes allerdings vor einen ketzer zu halten und alle seine sachen zu verdammen/ son- derlich aber des Pelagianismi verdaͤchtig zu hal- ten sey/ hat ein neuer Roͤmisch-Catholischer Scribent e/ Bruno Neusserus, also eroͤrtert/ im Prodromo Velitari contra Henrici de Noris Hi- storiam Pelagian. P. II. c. 2. p. 72. „Daß Origenes sey verdammet worden von „den Roͤmischen Paͤbsten Anastasio und Vigi- „lio, und von den Synodis zu Alexandria, „Constantinopel/ Cypern Meyland/ ja auch „von dem fuͤnfften allgemeinen Synodo, es moͤ- „gen nun nur alleine seine irꝛthuͤmer/ oder auch „seine person selbst verdammt worden seyn/ „welches doch bißher viele geleugnet haben; „denn sonst wuͤrde er ja nicht einmal in der kir- „che genennet werden/ da er doch auffden can- „tzeln von den Predigern/ und im chorvon den „Saͤngern gelobet wird; Denn jene scheuen „sich nicht seine spruͤche zu citir en; und diese sei- „ne homili en zu singen/ welches/ wie etliche sa- „gen/ die kirche gewiß nicht wuͤrde geschehen „lassen/ so er vor einen verdammten offenbaren „ketzer zu halten waͤre; Aber von dieser frage „will ich nicht disputir en; Er mag verdammt „seyn/ wie du wirst haben wollen/ so wol nach „seinen irrthuͤmern/ als auch nach seiner per- „son von dem fuͤnfften Synodo, entweder nach „der verdammung der dreyen Capitulorum „(wie der gelehrte Marca nach Evagrium hat) „oder noch zuvor/ wie du sagest/ und es geler- „net hast aus der Randglosse/ welche von dem „ Auctore der neuen edition der conciliorum p. „490. gesetzet ist zu dem spruch: nonsolius The- „odori Cappadocis, verum etiam Johannis „Episcopi Nyssæ, \& Basilii novæ Justinopole- „os, qui simul dixerant, Collat. 5. Origenem ab „hac synodo jam damnatum fuisse, quanquam „Vigilius, Pelagius uterque, Gregorius M. „quintam synodum quantum ad tria duntaxat „capitula approbarint, ut patet ex eorum lite- „ris. Mag also/ sage ich/ Origenes verdammt „worden seyn/ so wol von den synodis als von „den Paͤbsten/ so wird doch niemals gesagt/ „daß er wegen derjenigen irꝛthuͤmer sey ver- „dammt worden/ welche die kirche andem Pe- „lagio verflucht hat; Er mag wegen vieler an- „dern irꝛthuͤmer/ fabeln/ narrenpossen/ GOt- „teslaͤsterungen verdammt worden seyn/ mei- „net halben/ davon hastu keinen vortheil; „Aber darauff zielestu/ das bejahestu/ und daran „ist dir gelegen/ daß er wegen des Pelagianismi „sey verdammt worden/ du beweisest es aber „mit gar schwachen gruͤnden/ und daher solte „deine so sehr gepriesene historie/ und beruͤhmte „ dissertation nicht an so ungewisse und zweiffel- „hafftige gruͤnde seyn gebauet worden; denn „daß Origenes etwa denen Ariane rn und Ma- „nichæ ern gelegenheit gegeben habe/ einige irꝛ- „thuͤmer zu erdencken/ das gebe ich freywillig zu/ „du beweisest aber nirgends/ daß die Pelagiani- „sche irꝛthuͤmer von ihm waͤren bejahet worden; „wie ich es leicht darthun will. Cap. I. hist. „pag. 2. seqq. setzestu diese worte: Theophilus „Alexandrinus Origenem Hydram omnium „Hærese ω n vocat, Hieronymus vero Pelagia- „norum Amasium, erroris Pelagiani principem „truncum, cujus Pelagii doctrina ramusculus est, du citir est keinen andern; denn den J usti-“ nianum laß ich weg/ welchem kein catholischer“ einen ort unter den Patribus verstatten wird/“ und wolte GOtt/ es waͤren nicht etliche/ die“ ihn unter die ketzer und verfolger der kirchen“ und Roͤmischen Paͤbste setzten: daß aber auch“ bey diesen beyden mit recht koͤnne excipi ret“ werden/ wirstu nicht leugnen: Es ist ja allen“ bekand/ daß sie beyde dem Origeni so feind ge-“ wesen/ daß sie vieles wieder ihn geschrieben und“ gethan/ welches ihnen hernach gereuet/ da sie“ die sache besser und friedlicher erwogen; Es“ kan gewiß nicht gelobet werden/ was Theo“ philus wider Chrysostomum vorgenommen“ und Hieronymus geschrieben hat/ nur deßwe-“ gen/ weil sie meinten/ Chrysostomus hielte es“ mit Origene und seinen anhaͤngern/ doch die-“ ses haben wir schon Part. I. untersucht/ und“ zwar mit eben dem recht/ vermoͤge welches du“ leugnest hist. p. 26. daß Ruffinus ein ketzer ge-“ wesen sey/ ob ihn wol Hieronymus unter die“ ketzer zehlet/ weil er sonst weder S. Paulino “ noch Piniano und Melaniæ, noch auch dem Au-“ gustino selbst so angenehm wuͤrde gewesen“ seyn/ und also glaubestu dem Hieronymo “ nicht/ welcher dieses sagt/ weil er nehmlich je-“ nes feind war/ denn die verwerffung ei-“ nes feindes ist rechtmaͤßig; mit was vor“ recht du nun leugnest/ daß Ruffinus ein ketzer“ gewesen/ ungeacht es Hieronymus bezeuget/“ mit eben demselben verneine ich/ daß Origenes “ des Pelagiani irꝛthuͤmern sey zugethan gewe-“ sen/ massen das zeugniß Hieronymi von Ori-“ gene nicht mehr gilt/ als das von Ruffino, ent-“ weder es schadet beyden oder keinem/ weil er“ einen gleichen haß wieder alle beyde gehabt/“ und die verwerffung ist entweder vor alle bey-“ de oder gar vor keinen rechtmaͤßig zuhalten.„ NUM. VI . Von Origenis lehre wegen der allge- meinen herwiederbringung. Von Origenis lehre wegen endlicher erloͤ- sung der boͤsen geister setzet gedachter Henricus de Noris folgendes: L I. histor. Pelag. c. I. p. 2. Origenes hat insonderheit gelehret/ daß die“ Engel nicht aus Goͤttlicher gnade in eine hoͤ-“ here Hierarchie waͤren gesetzet worden/ son-“ dern nach dem sie von GOtt alle waͤren gleich“ geschaffen worden/ haͤtten diese vor andern“ aus eigenem verdienst edlere gabe/ und vortref-“ lichern ort bekommen. Also redet er l. 2.“ Periarchon cap. 9. Verùm quando rationa-“ biles ipsæ creaturæ, sicut frequenter ostendi-“ mus, \& suo loco iterum ostendemus, arbi-“ trii facultate donatæ sunt, libertas unum-“ quemque voluntatis suæ vel ad profectum“ per imitationem DEI provocavit, velad“ defectum per negligentiam traxit. Daher“ hat er auch kein bedencken getragen zu sagen/“ daß auch die teuffel koͤnten wieder bekehꝛet weꝛ-“ den. Wenn er spricht: Et est altissimus iste“ ordo rationalis creaturæ, quæ se ita præceps“ nequitiæ dedit, ut revocari nolit magis, quam“ non possit, dum scelerum rabies jam libido est“ \& delectat. lib 1. cap. 8. allwo er abermals“ mit mehrern darthut/ daß die Engel unter-“ schiedene aͤmter verdienet haͤtten/ ein jeder“ nach seinem verdienst und bemuͤhung. NUM Th. IV. Sect. I. Num. VII. von Orig. Pelagianism. N. IIX. Tertulliani vermahn. \&c. NUM. VII. Von Origenis Pelagianismo. Bemercket Henricus de Noris in Dissert. Hist. de Synodo V. Cap. XII. p. 59. daß Pelagius sich niemals auff Origenem beruffen habe/ da er doch sonst andere/ als Lactantium, Hilarium, Ambrosium, Hieronymum \&c. vor sich uñ seine meinung anfuͤhre/ (beym Augustino Lib. de Nat. \& Grat. c. 61.) Jndessen nennet auch Theophilus Raynaudus in Apologia pro Vale- riano Comeliensi Cap. IX. diesen ausdruck Origenis aus Lib. VII. adv. Cels. Catholicis- simam: Postquam obtulerimus nos, quæ ex nobis sunt, venimus ad hoc, ut consequamur ea quæ ex DEO sunt. Cum enim fidem no- stram \& affectum obtulerimus ei, tunc \& ipse largitur nobis diversa dona Spiritus, de quibus Apostolus: Omnia autem ex DEO sunt. Wovon aber oben Origenis andere stellen ange- fuͤhret/ und zugleich die gruͤnde seiner entschul- digung hierinn gezeiget sind. NUM. IIX. Daß der beruͤhmte kirchen-lehrer Tertullia- nus von denen Orthodoxis endlich auch zum ke- tzer gemachet worden/ ist aus dem III. buch 4. C. §. 54. der historie bekannt/ zusamt denen an- gefuͤhrten ursachen. Man kan aber seine gruͤn- de/ was die enthaltung und den ehestand (den er ausdruͤcklich eine hurerey nennt) betrifft/ aus folgendem buch deExhortatione Castitatis erse- hen/ welches hier seiner kuͤrtze wegen wol eini- ge blaͤtter einnehmen/ und zum muster der andern dienen mag/ weil es von denen andern als ke- tzerisch angegeben worden: So lautet es nun in Teutscher sprache also: Tertulliani vermahnung zur keusch- heit an einen wittber. Das 1. Cap. Jch zweiffele nicht/ mein bruder/ daß/ nachdem du dein eheweib im frieden vor dir hergeschickt/ du dich zur beruhigung deines gemuͤths werdest gewendet haben/ und dahero auff einen aus- gang zur einsamkeit denckest/ und dahin deine anschlaͤge richtest. Denn wiewol zwar auch ein jeder dergleichen mit seinem glauben abꝛeden und dessen kraͤffte untersuchen solte: Jedoch weil bey jenem zustand des fleisches nothdurfft die gedancken erwecket im gewissen zu forschen/ welches aber dem glauben widerstehet: So ist auch von aussen des glaubens guter ꝛath noͤthig/ als ein fuͤrsprecher wider der fleisches nothdurfft. Diese nothdurfft aber kan wol eingeschraͤncket werden/ wenn man mehr auff GOttes willen/ als dessen zulassung siehet. Niemand bekommt deßwegenerlaubnis/ weilers so in den tag hin- ein wagt/ sondern nur/ wenn er dessen willen folgt. Der wille GOttes ist eine heili- gung 1. Thess. IV. Denn er will/ daß wir/ als sein bildnis/ auch ihm gleich werden/ daß wir heilig seyn/ gleichwie er heilig ist. Dieses gut/ nemlich die heiligung/ theilet er in viel arten ein/ damit wir in einiger uns finden lassen. Die erste art ist die Jungfrauschafft von der geburt an. Die andere ist die Jungfrauschafft von dem wasserbad an/ da man entweder im ehe- stand durch gewisse abrede sich rein haͤlt/ oder in dem wittberstand aus freyem willen beharret. Der dritte grad ist die eintzelne ehe/ wenn man nach einer auffgehabenen ehe fernerweit dem geschlechte gantz absagt. Die erste gluͤckselig- keit ist die erste Jungfrauschafft/ wenn man das- jenige gantz und gar nicht kennet/ wovon man hernach gerne loß waͤre; die andere art der Jungfrauschafft ist/ die krafft verachten/ die man gar wol kennet. Die letzte art/ da man nicht weiter heyrathet/ wenn die erste ehe durch den tod getrennet ist/ hat auch ausser den andern tugenden das lob der bescheidenheit. Denn dieses ist ja loͤblich/ daß man das benommene nicht wieder verlangt/ und zwar wenns vom HErrn genommen ist/ ohne dessen willen kein blat vom baum faͤllt/ noch ein sperling auff die erden/ der etwa eines pfennings werth ist. Matth. X. Und wie bescheiden lauten doch die- se reden: Der HErr hats gegeben/ der HErr hats genommen/ wie es ihm ge- fallen hat/ so ists geschehen. Job. I. Das 2. Cap. Darum wenn wir die ehe wiederholen/ die uns kaum benommen ist/ so wiederstreben wir ohne zweiffel Gottes willen/ weil wir dasjenige wiederum haben wollen/ was er doch nicht will. Denn wenn es sein wille gewesen waͤre/ so haͤtte ers uns wol nicht benommen. Es waͤre denn/ daß wir auch darinn GOttes willen suchen/ als wenn er nun wiederuͤber uns beschliessen wolte/ was er schon vorhin gewolt hat. Es ist aber kein guter und gruͤndlicher glaube/ wenn man alles das auff GOttes willen schiebet/ und also jedermann schmeichelt und sagt/ es geschehe nichts ohne seinen befehl. Daß wir nicht er- kennen/ wie allerdings in uns selber etwas stecke. Dergestalt koͤnte man allesuͤnden entschuldigen/ wenn man behaupten wolte/ es geschehe nichts von uns ohne seinen willen. Und also wuͤrde ge- wißlich die gantze zucht/ auch GOttes selbst/ wegfallen/ wenn er auch dasjenige/ was er nicht will/ aus seinem willen hervorbringt/ oder wenn gar nichts ist/ das GOtt nicht will. Aber wie kan er denn also etwas verbieten/ darauff er auch die ewige straffe geleget hat? Gewißlich er will das nicht/ was er verbeut und wordurch er beleidiget wird. Gleichwie er das/ was er will/ gebeut und annimmt/ und ewiglich beloh- net. Darum weil wir beydes aus seinen gebo- ten gelernet haben/ was er will und nicht will/ so haben wir nun den willen/ eines von beyden zu erwehlen/ wie geschrieben stehet: Siehe/ ich habe vor dich boͤses und gutes gele- get. Sirach XV. Denn du hast vom baum der erkaͤntnis gutes und boͤses gekostet. Und dahero duͤrffen wir nicht das/ was unserem wil- len frey stehet/ auff GOttes willen schieben/ weil er auch gerne wolte/ daß wir nur gutes wolten/ indem er selbst nichts boͤses will. Das 3. Cap. Nachdem er von GOttes willen und des menschen gehorsam viel disputi rt ge- habt/ applici rt ers endlich auff die mate- ri e also. Dieses sey vorausgesetzt/ daß ich nun nach des Apostels worten 1. Cor. VII. 6. weiter fortgehe. Da ich denn sonderlich nicht als gottloß scheinen werde/ wenn ich lerne/ was er von der enthaltung bekennet/ wie sie mehr zu bekennen sey. Nun hat er alle diese zulassung nicht nach menschlichem/ d. i. seinem sinn/ son- J 3 dern Th. IV. Sect. I. Num. IIX. Tertulliani vermahnung dern nach Goͤttlicher vorschrifft eingefuͤhret. Denn da er auch von den wittben und unverhey- ratheten schleust/ daß sie heyrathen/ wenn sie sich nicht enthalten koͤnnen/ weil besser sey freyen denn brunst leiden: so wendet er sich zu einer andern art/ und spricht: Denen verehlich- ten aber sage nicht ich/ sondern der HErꝛ. Also weiset er auff den HErꝛn ausser seiner eigenen person/ und daß er das oben besag- te nicht in des HErꝛn person/ sondern in seiner eigenen gesagt habe: nemlich: Es ist besser freyen/ denn brunst leiden. Welche wor- te zwar die unverheyratheten oder wittber ange- hen; Doch moͤchten die/ so sich die freyheit zu heyrathen nehmen/ bedencken/ was er vor ein gut zeige/ welches besser ist/ als die straffe/ die nicht gut scheinen kan/ ohne wenn sie mit dem groͤsten uͤbel verglichen wird/ daß es also besser ist freyen/ weil es noch boͤser ist/ brunst leiden. Gut ists/ wenn es vor sich selbst also heist/ ohne vergleichung eines andern/ ich will nicht sagen eines boͤsen/ sondern auch eines guten/ daß wenn es gleich einem andern guten verglichen/ und von einem andern abgebildet wird/ dennoch es unter dem namen des guten bleibe. Wenn es aber aus vergleichung mit dem boͤsen beschrie- ben werden soll/ so ist es (das freyen) nicht so wol gut/ als eine art eines geringeren uͤbels/ wel- ches von dem groͤsseren gering gemacht und un- ter dem namen des guten mit einschleicht. So du aber die vergleichungs-rede wegthust und sprichst: Es ist besser freyen als brennen/ so frage ich/ ob du dir wol zu sagen getrauest: Es ist besser freyen; daß du nicht dasje- nige nennest/ welches besser sey. Darum ist das auch gewißlich nicht guk/ was nichtbesser ist/ nachdem du die vergleichung weggenom- men/ welche dasjenige vor gut angibt/ was sie vor dem andern besser zu seyn erkennet. Drum muß man diese worte/ es ist besser u. s. w. also verstehen/ wie etwa es besser ist mit 1. als mit 2. augen sehen. Wenn man aber von der verglei- chung abgehet/ so wirds nicht besser seyn/ ein auge gar nicht haben/ als auch ein gutes. Da- hero soll niemand aus diesem spruch anlaß neh- men/ welcher eigentlich die unverheyratheten und wittber angehet/ die noch von keiner verbin- dung wissen. Wiewol ich zeigen koͤnte/ daß auch solche die bedingung des vergoͤnneten in acht nehmen muͤssen. Das 4. Cap. Ubrigens wissen wir/ daß der Apostel von der andern ehe gesagt hat: Bist du von dem weibe geloͤset/ suche kein weib: Doch wenn du auch freyest/ suͤndigest du nicht. 1. Cor. VII. Allein er redet auch dieses aus sei- nem bedencken/ nicht nach GOttes befehl. Es ist aber zwischen menschen-rath und GOttes be- fehl ein grosser unterscheid. Nun spricht er: Jch habe keinen befehl GOttes/ sondern ich rathe nur ꝛc. Weil denn wederim Evan- gelio noch in Pauli Episteln nach GOttes befehl die trennung des ehestands zugelassen wird: So ist zu schliessen/ daß nur eine ehe vergoͤnnet sey. Denn was nicht vom HErꝛn zugelassen ist/ daß muß man vor verboten erkennen. Zugeschwei- gen/ daß eben dieser zusatz des raths/ gleichsam als waͤre er zu weit gegangen/ alsbald einge- schrencket und wiederruffen wird/ wenner dazu setzt: Jedoch werden solche truͤbsal des fleisches haben/ und ihrer also verschonen will/ auch die zeit sehr eingeschraͤncket er- kennt/ daß auch die eheliche als unehliche leben solten/ in dem er die sorgen der verehelichten be- trachtet. Denn indem er damit lehret/ warum es nicht gut sey zu freyen/ so wiederraͤth er das/ was er oben zugelassen hatte. Und zwar in der ersten ehe/ wie viel mehr in der andern? Wenn er uns aber nach seinem exempel vermahnet/ so weiset er ja klar/ wie er uns haben wolle/ nemlich als enthaltende/ und zugleich/ wie er uns nicht haben wolle. Was er nun nicht will/ daß laͤst er weder freywillig noch nach der wahrheit zu. Denn wenn es sein wille waͤre/ so wuͤrde ers nicht nur vergoͤnnen/ sondern recht befehlen. Aber siehe/ er spricht abermal/ ein weib koͤnne nach ih- res mannes tod wol freyen/ nur im HErrn. Aber/ spricht er/ sie wird seliger seyn/ so sie also bleibet/ nach meinem rath/ ich achte aber/ ich habe auch den Geist GOttes. Da sehen wir 2. rathschlaͤge/ da er das freyen vergoͤnnet/ und hernach die enthaltung vom freyen befielet. Da sprichst du: Welchem rath sollen wir folgen? Siehe es an und liß! Wenn ers vergoͤnnt/ so ziehet er eines verstaͤndigen rath an/ wenn er die enthaltung befielt/ so nennt ers den rath des H. Geistes. Folge demnach der vermahnung/ welche GOtt selbst bekꝛaͤftiget. Den Geist GOttes zwar haben auch die glau- bigen/ aber nicht alle glaubige sind Apostel. Warum setzt er denn/ da er schon einen glaubi- gen genennt/ hernach dazu: Er habe den Geist GOttes/ das doch niemand von einem glaubigen in zweiffel zieht? Darum nemlich/ daß er den vorzug des Apostels annehme; denn eigentlich haben die Apostel den H. Geist/ wel- che die krafft der wunder und die zunge der zei- chen in den weꝛcken deꝛ weissagung voͤllig haben/ nicht stuͤckweise/ wie die andern. Also hat er den H. Geist zu desto groͤsserem ansehen gebraucht/ weil er mehr gehorsam darinnen erfordert/ daß es also nicht des H. Geistes rath/ sondern nach seiner Majestaͤt ein befehl ist. Das 5. Cap. Nun will ich zu dem befehl ein mal zu freyen schreiten. Der ursprung des menschlichen ge- schlechts selbst beweiset ihn/ in dem er zeiget/ was GOtt von anfang eingesetzet habe/ damit es den nachkommen zum vorbilde erzehlet wuͤrde. 1. B. Mos. II. Denn als er den menschen gema- chet/ und ihm eine noͤthige gehuͤlffin gegeben; so waren zwar viel ribben in Adam/ und uner- muͤdete haͤnde in GOtt/ aber nicht viel weiber vor GOtt/ sondern der mensch GOttes Adam/ und das weib GOttes Eva/ haben nur eine Ehe unter sich gehabt. Die frau des menschen GOttes ist nach dem grund seiner schoͤpffung und dem ersten willen GOttes eingt setzet wor- den. Es werden zwey in ein fleisch seyn/ nicht 3. oder 4. sonsten waͤrs nicht mehr ein fleisch/ noch 2. in ein fleisch. Alsdenn aber wer- den sie es seyn/ wenn zweyer verbindung und ver- mischung in der Einheit einmal vorgehet. Wenn es aber noch einmal oder oͤffters geschi- het/ so ists nicht mehr eins/ und werden nicht 2. in ein fleisch seyn/ sondern ein fleisch in viele. Wenn es aber der Apostel auff Christum und die Gemeine deutet/ Ephes. V. nach der geistlichen vermaͤhlung CHristi und der gemeine/ ein CHristus und eine Gemeine; so ist zu wissen/ daß uns die eintzelne ehe doppelt bestaͤtiget wor- den/ so zur keuschheit an einen wittber. den/ so wol nach des geschlechts grund/ als nach CHristi bestaͤtigung: wir werden beiderseits nach einem Ehestand geachtet/ fleischlich in Adam/ geistlich in CHristo: eine vorschrifft der eintzeln ehe gehet die zwey geburten an: wer aus der eintzeln ehe schreitet/ der schrei- tet aus beyden aus. Das 6. Cap. Das oͤfftere heyrathen hat sich mit einem ver- fluchten mann angefangen. Lamech hat zu erst zwey weiber genommen/ und drey in ein fleisch gebracht. 1. B. Mos. IV. Man moͤchte aber sagen: haben doch auch die gesegneten Pa- triarchen nicht allein mehr weiber/ sondern auch mehr kebsweiber gehabt: drum duͤrffen wirs wol auch thun. Ja du duͤrfftest wol/ wenn noch einige vorbilder eines kuͤnfftigen geheimnis- ses uͤbrig waͤren/ die du mit deiner ehe vorbilden koͤntest/ oder wenn auch ietzo noch die worte statt haben: Wachset und mehret euch 1. B. Mos. I. das ist/ wenn noch nie eine andere stim- me daruͤber kommen ist/ nehmlich/ daß die zeit nun sehr enge eingeschraͤnket sey/ und daß es uͤbrig sey/ daß/ die da weiber ha- ben/ seyn/ als haͤtten sie keine 1. Cor. VII. Denn gewißlich in dem er die enthaltung auff- erlegt/ und die fleischliche vermischung daͤmpfet/ so schaffet er damit dieses ab: Wachset und mehret euch! Jch achte aber/ daß beydes von GOtt geordnet und befohlen sey/ welcher damals zwar im anfang das geschlecht vermeh- ren/ und dazu der ehe ihren zuͤgel lassen wolte/ biß die erde erfuͤllet und zu einer neuen zucht ma- teri e hervor bracht waͤre. Nunmehr aber hat er zugleich mit den letzten zeiten eingeschraͤncket und wiederruffen/ was er zugelassen und ver- goͤñt hatte/ nicht ohne grund der fortpflantzung im anfang und der zuruͤckhaltung amende. Al- lezeit ist der anfang weit und das ende enge. Man pflantzt deswegen einen wald/ und laͤst ihn wachsen/ daß man ihn endlich behaue. Je- nes war eine alte ordnung/ die auch im neuen Evangelio abgethan wird/ in welchem die axt dem baum auch an die wurtzel gelegt ist. Der- gestalt ist auch das gebot abkommen: Auge um auge/ zahn um zahn/ nachdem das an- dere geboren ist: Niemund vergelte boͤses mit boͤsen. Matth V. 2. B. Mos. XII. Nun meine ich ja/ daß auch menschliche ordnungen denen alten vorgehen. Das 7. Cap. Warum wollen wir aber nicht aus den alten Exempeln vielmehr die erkennen/ welche den nachkommen eine gute disciplin geben/ und die form des alterthums erneuren? Denn siehe/ ich sehe/ daß im alten gesetz die freyheit offt zu heyra- then beschnitten. Jm 3. B. Mos. XXI. ist ge- boten: Meine Priester sollen nicht viel- mal heyrathen. Da man denn sagen kan/ auch das sey schon vielmal/ was nicht einmal ist; was nicht eins ist/ ist viel/ deñ nach eins folgt die viele zahl. Eins aber ist alles/ was einmal ist. Aber es wurde CHristo allein die erfuͤl- lung des gesetzes hierinne/ wie in andern/ bey- behalten. Dahero wirds bey uns voͤlliger und genauer vorgeschrieben/ daß man nur ein- mal heyrathen solle/ wer ein Priester seyn wolle. 1. Tim. III. so gar/ daß ich auch weiß/ wie etli- che zweymal verheyrathete abgesetzet worden. Sprichstu: So ists doch andern vergoͤnnt/ weil die/ so nicht duͤrffen/ ausgenommen sind. Allein wir werden unverstaͤndig seyn/ wo wir meinen/ das sey den Layen vergoͤnnt/ was den Priestern nicht vergoͤnnt ist. Sind deñ wir Layē nicht auch Priester? Es stehet geschrieben: Er hat uns zum Koͤnigreich und zu Prie- stern GOtt und seinem Vater gemacht. Offenb. Joh. 1. Den unterscheid zwischen dem lehrstand und dem volck hat die kirche angefan- gen/ und diese ehre ist durch des lehrstands sitz von GOtt geheiliget/ wo nur ein sitz des lehr- stands ist/ da opffert und tauffet der Priester/ der daselbst allein ist. Ja auch wo nur dreye sind/ da ist schon eine gemeine/ ob es gleich layen seyn. Denn ein jeder lebet aus seinem glauben: Und bey GOtt ist kein ansehen der personen/ Matth. XIIX. Weil nicht die hoͤrer des gesetzes/ sondern die thaͤter ge- rechtfeꝛtiget werden sollen/ wie der Apostel sagt Rom. II. Hast du nun das rechtdes Priesteꝛ- thums in dir selber/ wie du es denn haben must/ so muß das Priester-recht auch die Priester-zucht haben. Du tauffest oder opfferst als einer/ der zweymal gefreyet hat/ wie vielmehr solte ers ei- nem Laͤyen sagen/ was zum heil dienet vor den Priester zu thun. Aber du sprichst: Man muß aus der noth eine tugend machen. Keine noth kan entschuldigen/ die nicht koͤnte noth seyn. Ja daß die/ so zweymal heyrathen/ alle geschol- ten werden/ auch die/ welche aus noth etwas un- zulaͤßiges thun/ will ich sagen/ daß GOtt uns alle also geschickt haben wolle/ damit wir uͤber- all seine befehl zu vollbringen verbunden waͤren. Wenn nun die Laͤyen das nicht halten/ wodurch sie zu Aeltesten erwehlet werden/ wie werden die koͤnnen Aeltisten seyn/ welche aus den Laͤyen er- waͤhlet werden? Darum muͤssen wir auch einen Laͤyen von der andern ehe abhalten/ weil kein an- derer ein Aeltister seyn kan/ als ein Laͤye/ der ein- mal verheyrathet ist. Das 8. Cap. Wenn alles/ was nur vergoͤnnet ist/ stracks gut ist/ so darff man auch wol zum zweytenmal heyrathen. Aber der Apostel ruffte: Alles ist vergoͤnnt/ aber nicht alles zum heil. 1. Cor. VI. Jch bitte dich aber/ kan wol etwas gut heissen/ das nicht nuͤtzlich ist? Jst das vergoͤnnt/ was auch nicht heilsam ist/ so ist auch vergoͤnnt/ was nicht gut ist. Was solst du aber lieber wollen/ was deßwegen gut ist/ weil es vergoͤnnt ist/ oder deßwegen/ weil es nutzet? Jch sehe ei- nen grossen unterscheid zwischen der erlaubniß uñ dem heil. Vom guten behaͤltest du nicht recht/ weil das gute nicht erst darff vergoͤnnet werden: das aber wird nur zugelassen/ woran man zwei- felt/ daß es gut sey/ und auch wol nicht kan zu- gelassen werden/ wenn es nicht eine wichtigere ursache vorher hat. Denn wegen der gefahr der unkeuschheit ist die andere heyrath zu- gelassen/ nachdem man sonst nicht pruͤffen koͤn- te/ wer dem willen GOttes oder wer seinem ei- genen folgte/ woferne es nicht eine verguͤnsti- gung einer nicht guten sache waͤre: Man koͤnte auch sonst nicht sehen/ wer den gegenwaͤrtigen vortheil suchen/ oder gelegenheit zur freyheit daraus nehmen wolte/ wer dem willen GOTTes oder wer seiner lust folgte. Die freyheit ist gemeiniglich eine versuchung vor die maͤßigkeit/ weil diese durch versuchung gepruͤfet wird/ die versuchung aber durch die freyheit Th. IV. Sect. I. Num. IIX. Tertulliani vermahnung freyheit wuͤrcket. Also geschichts/ daß alles vergoͤnnt ist/ aber nicht alles frommet/ indem einer versuchet wird/ dem man etwas zulaͤsset/ und der uͤberwunden wird/ indem er in der zu- lassung versuchet wird. Es haͤtten ja auch die Apostel freyen duͤrffen und weiber herum fuͤh- ren/ auch von den Evangeliis leben. 1. Cor. IX. Aber Paulus, der dessen nicht zur gelegenheit ge- braucht hat/ fuͤhret uns auff sein exempel/ und lehrt damit/ wie darinn eine pruͤfung stehe/ worinnen man durch freyheit probi rt werde. Das 9. Cap. Solte man nun nicht sagen/ daß die andere ehe gleichsam eine art der hurerey sey? Denn Paulus sagt: Die ehemaͤnner sorgten/ wie sie den weibern gefielen/ welches er nicht von den sitten/ sondern vom schmuck und putz und aller befleißigung der schoͤnheit die lust da- durch zu reitzen saget; Nachdem die fleischliche lust dieses an sich hat/ durch die gestalt und putz zu gefallen/ welches auch die ursache der hurerey ist. Wie meinst du wol/ daß die ehe der hure- rey aͤhnlich sey? weil ich eben das darinnen fin- de/ was der hurerey zukommt. Jndessen sagt der HErꝛ selber: Wer ein weib ansiehet/ ihr zu begehren/ der hat sie schon geschaͤndet in seinem hertzen. Matth. V. Hat aber der wol weniger gethan/ der sie ansiehet/ sie zu freyen? Welches er ja nicht thun wuͤrde/ wenn er nicht sie zu freyen lust haͤtte. Es waͤre denn/ daß man ein weib nehmen koͤnte/ welches man zwar nicht saͤhe/ doch lust zu ihr haͤtte/ wenn mansie naͤhme. Ge- wißlich ein mann/ der keine lust hat/ ist weit von von der eiffersucht. Alle weibersind eiffersuͤch- tig nach den maͤnnern/ so lange sie fremde/ und nicht verheyrathet sind/ es sey denn/ daß sie mit einem die ehe brechen. Der unterscheid der ehe und der hurerey scheint nur vom gesetz herzukommen. Denn sonst ist die sache bey mann und weib eben das/ denn sowol die ehe als hurerey ist eine vermischung des fleisches. Da ist nun der streit hie von/ wessen lust uns der hurerey gleich gemachet hat. Sprichst du aber: Damit hebest du auch die erste ehe auff. Ja freylich mit recht/ weil auch diese eben daraus bestehet/ was hurerey ist. Und darum ist es dem menschen das beste/ kein weib zu beruͤhren/ 1. Cor. VII. Weil sie durch die verwandschafft mit der hurerey ei- nem nur lieb ist. Aber weil dieses auch von der ersten Ehe kan gesagt werden/ die enthal- tung zu vertheidigen/ wie vielmehr wird es gelten/ die andere Ehe auszuschlagen? Sey demnach danckbar/ wenn dir GOTT einmal zu heyrathen erlaubet gehabt: Denn so wirst du danckbar seyn/ wenn du nicht weist/ daß ers dir abermal vergoͤnnet. Du wirst aber die erlaubnis wol nicht brauchen/ weil du auch die maͤßigkeit nicht brauchest. Die maͤßigkeit hat den namen vom maaß. Du hast vielleicht noch nicht gnug/ daß du von dem hoͤchstē grad ver unverlobt Jungfrauschafft auf den andern grad durchs freyen gefallē bist/ sondern du faͤllst auch wol auf den dritten/ uñ kanst noch auf kuͤnfftige grade getrieben werden/ weil du in dem andern stand nicht enthaltend gewesen bist. Denn Paulus hat die mehrern heyrathen nicht ver- bieten wollen/ weil er die verguͤnstigung der andern wiederruffen. Man koͤnte vielmehr al- le tage freyen/ und im freyen von dem juͤng- sten tage ergriffen werden/ wie Sodom und Gomorra/ da das Weh erfuͤllet ward uͤber die Schwangern und Saͤugern/ das ist/ uͤber die Eheleute der unmaͤßigkeit. Matth. XXIV. 1. B. Mos. XIX. Denn vom freyen kommt schwanger-seyn und saͤugen. Und wenn wird denn das freyen ein ende ha- ben? Jch halte/ wenn das beyschlaffen auf- hoͤren wird. Das 10. Cap. Man verlaͤugne doch einmal die fleisch- lichen fruͤchte/ daß man endlich geistli- che ernde! Nimm diese gelegenheit an/ ob sie wol nicht eben die allerbeste ist; doch hast du niemand mehr/ dem du die pflicht leistest. O wie gluͤckselig bist du! du hast einen Schulde- ner verlohren/ der eben diesen schaden oder vielmehr nutzen empfindet. Denn durch die enthaltung wirstu wuchern/ daß du einen gros- sen vorrath an noͤthiger verschonung im fleisch sam̃lest. Denn last uns unser gewissen selber bedencken/ wie ein Mensch sich gar anders be- findet/ wenn sein weib stirbt. Betet er zum HERRN/ so ist er dem himmel gantz nahe. Lieset er die Schrifft/ so ist sein gantzes gemuͤth dabey. Singet er Psalmen/ so ist er froͤlich. Drum hat der Apostel das Gebet der Rei- nigung anbefohlen/ aus ursache dessen/ was er auf eine zeitlang zugelassen hatte: daß man nemlich allzeit das jenige uͤben muͤste/ was allezeit heilsam ist. Jst nun dem Menschen das Gebet/ taͤglich ja augenblicklich noͤ- tig/ so ists auch die enthaltung/ die zum Ge- bet noͤthig ist. Das Gebet koͤmmt vom Ge- wissen her. Jst das gewissen beschaͤmt/ so wird auch das Gebet beschaͤmt. Der Geist fuͤhret das Gebet zu GOTT. Jst der Geist bey sich selbst der suͤnde schuldig/ so ist das Gewissen be- schaͤmt/ uñ wie wird er beten koͤnnen vor dem Altar Gottes? Denn so lautets im Alten Te- stament: Wie werden heilig seyn/ weil auch GOTT heilig ist/ 3. B. Mos. XI. Und wiederum: Mit den Heiligen wirstu geheiliget werden/ mit einem unschuldi- gen wirstu unschuldig seyn/ und mit dem auserwehlten auserwehlt/ Ps. VII. Denn wir sollen also in der zucht des HErrn einher gehen/ daß wir GOTT wuͤrdige frucht bringen/ nicht nach des fleisches lust. Denn al- so sagt der Apostel: Nach dem fleisch wei- se seyn ist der tod/ nach dem Geist aber weise seyn ist das ewige leben in Christo JESU unserm HErrn. Rom. IIX. Wenn diese daͤmpffung auch den Heiligen Geist bey der ersten Ehe vertreibet/ da das fleisch gebrau- chet wird: wie vielmehr bey der andern Ehe! Das 11. Cap. Denn diese schande ist doppelt/ weil bey der andern Ehe zwey Weiber um einen Mann sind/ die eine im Geist/ die andere im fleisch. Denn du kanst ja die erste nicht hassen/ wel- cher du auch eine lautere liebe vorbehaͤltest. Und nun fordere wiederum von GOTT die/ vor welcher Seele du GOTT bittest/ vor welche du jaͤhrlich opffer bringest. So wirstu denn vor GOtt mit so viel weibern stehen/ so viel du ihrer im gemuͤth gedenckest/ und wirst vor zwey opffern/ und ihrer zwey nennen durch den Priester/ welcher wegen des alten Gesetzes von zur keuschheit an einen wittber. von der Jungfrauschafft mit Jungfrauen/ und solchen/ die nie einen mann gehabt/ umgeben ist. Solte wohl dein opffer frey und unbe- strafft aufsteigen koͤnnen? und kanstu wol un- ter andern verlangen eines guten hertzens dir und deinem weibe keuschheit erbitten? Das 12. Cap. Jch weiß gar wol/ mit was vor entschuldi- gungen man die unersaͤttliche lust des fleisches bemaͤntelt; dahin gehoͤret des leibes noͤthige huͤlffe/ die haushaltung/ die einnahmen und ausgaben/ die bewahrung der schluͤssel/ die austheilung der hauß-arbeit/ die anschaffung der nahrung und die hauß-sorgen. Allein viel- leicht gehets allein in den haͤusern der verehe- lichten recht zu. Die famili en aber der unehe- lichen/ verschnittenen/ soldaten und reisenden sind ohne weiber wol gar verdorben. Seind wir denn nicht auch soldaten/ und zwar unter desto groͤsserer zucht/ je groͤsser unser Feldherr ist? Sind wir denn nicht auch Pilgrim in dieser welt? warum solte aber ein Christe so beschaffen seyn/ daß er nicht ohne ein weib le- ben koͤnte? Wenn aber zu den hausgeschaͤff- ten eine gehuͤlffin ja noth thut/ so habe eine geistliche gehuͤlffin: nimm eine von den witt- ben zu dir/ die vom glauben schoͤn/ mit armuth begabt und am alter kaͤntlich ist. Eine solche gehuͤlffin wird gute hochzeit machen; und wenn du ihrer auch mehr haͤttest/ so ist es doch GOTT angenehm. Aber vielleicht dencken die Christen aufs kuͤnfftige/ die doch nicht ein- mahl einen morgenden tag haben. Solte ein knecht GOttes erben verlangen/ der sich selbst von der welt enterbet hat? wie will denn einer die ehe verdoppeln/ wenn er von der vorigen keine kinder hat? darum wollen sie diese desto laͤnger brauchen/ da doch der Apostel selbst zum HErrn eilet in den verfolgungen/ der der bestaͤndigste war in der marter/ der willig- ste in mittheilung der guͤter/ maͤßig in derselben annehmung. Endlich wollē sie vielleicht damit/ daß sie dem kinde ihrē wucher hinterlassen/ dem gemeinen besten helffen/ daß es nicht an reichen leuten mangele/ weil sie keine kinder haben/ daß die gesetze/ rechte und handlungen nicht untergehen/ die tempel nicht wuͤste stehen/ und niemand mangele/ der da schreye: Weg mit den Christen zu den bestien! Denn das wollen die/ so da kinder suchen/ gerne haben. Diese vornehmste ursache/ nemlich die unge- legenheit mit den kindern sey allein gnug den wittberstand zu rathen. Denn die leute werden durch die Rechte gedrungen kinder zu zeugen/ weil sonst ein jeder verstaͤndiger nie- mals gerne kinder verlanget haͤtte. Was wil- tu denn thun/ wenn du keine kinder haben wilst/ und dein weib schwanger waͤre/ wiltu es wol heimlich umbringen? Jch achte/ wir duͤrffen weder ein empfangenes noch gebohrnes kind toͤdten. Wiltu aber zur zeit ihrer schwanger- schafft ein mittel von GOTT erbitten/ und um das jenige so eifferig beten/ das in deiner macht war/ und du doch ausgeschlagen hast? vielleicht aber moͤchtest du eine unfruchtbare nehmen wollen/ oder auch ein verlebtes weib/ welches denn vom HERRN mehr gesche- hen kan/ wenn einer seinen eigenen willen an statt Goͤttliches eiffers reitzte. Das 13. Cap. Hierinne fuͤhret er viel exempel der Heiden an/ die entweder nur einmal zu heyrathen pflegen/ oder gezwungen wor- den/ oder auch gar nicht geheyrathet/ und schleusst darauf das buch also: Jch wolte unter den Christen noch viel- mehr gewisse exempel finden/ und zwar desto wichtigere/ je mehr es auf sich hat in keusch- heit zu leben/ als um ihrentwillen zu sterben/ das ist/ daß die seele mit diesem gut vermen- get/ als vom leben abgesondert werde. Wie viele werden nun in der kirchen zum dienst ver- ordnet/ welche lieber mit GOTT sich ver- maͤhlen haben wollen/ ihrem fleisch die ehre gethan/ und sich als toͤchter der schamhafftig- keit aufgeopffert/ daß sie die boͤse lust in sich selbst getoͤdtet/ und alles das/ was nicht ins Paradiß hat kommen duͤrffen. Daraus man schliessen muß/ daß/ wer ins Paradiß wieder- um kommen will/ endlich von der sache ablas- sen muͤsse/ wodurch das Paradiß verschlossen ward: Gnade sey mit dem/ der dieses mer- cket! NB. Pamelius mercket in seiner Edition pag. 665. hiebey an/ daß Hieronymus eben so/ wie hier Tertullianus die worte Pauli 1. Cor. VII. auslege und applici re/ auch nicht anders wi- der die ehe und fleisches-luͤste rede/ als jener/ Lib. 1. adv. Jovinianum, absonderlich da er auch das freyen ein geringer uͤbel nennet/ u. s. w. Womit ihn denn dieser Catholique zu- gleich von der beschuldigung einer ketzerey ta- citè entschuldiget. NUM. IX . Ein uͤberbliebenes schreiben eines Donatist en. So/ wie wir allhie einige uͤberbliebene schrif- ten und Fragmenta unterschiedlicher so genan- ten ketzer beygefuͤget haben/ wollen wir auch zur erlaͤuterung des IV. Buchs 8. Cap. §. 48. u. f. von denen Donatist en selbst etwas hieher setzen/ wie es unter den buͤchern ihrer widersacher/ son- derlich des Augustini, noch anzutreffen ist. Bey diesem stehet unter andern im siebenden Tomo der Lyoni schen edition p. 217. u. f. folgende Epistel eines Donatisti schen Bischoffs/ Gau- dentii, die also lautet: Wir haben eure schrifften erhalten durch diejenigen/ welche nach ihrer le- bens-art und gewohnheiten gewißlich jedermann lieb seyn. Darinnen habt ihr so viel geschrieben/ daß ihr uns weder gaͤntzlich unschuldig/ noch auch schul- dig halten koͤnnet. Haltet ihr uns nun vor boͤse/ so muͤsset ihr diese verdammli- che gesellschafft meiden. Wenn ihr uns aber vor unschuldig haltet/ welches ihr auch selber gesagt habt/ so freuen wir uns/ die verfolger in dem glauben CHristizu erdulten. Wir bleiben aber in dieser Gemeine/ in welcher der name GOttes und seines CHristi/ wie ihr sel- ber schreibet/ allezeit in der wahrheit ge- A. K. H. Vierter Theil. K ziemet- Th. IV. Sect. I. Num. X. Ein anderer brieff Gaudentii. nennet worden ist/ entweder lebendig/ so lange es GOtt gefaͤllt/ oder wir wollen in dem Heerlager des HErꝛn unser leben endigen/ wie es der Famili e GOttes ge- ziemet: nemlich unter der bedingung/ daß es alsdenn so ergehen koͤnne/ wenn man gewalt brauchen wuͤrde. Denn sonst ist niemand so unsinnig/ der ohne einigem zwang zum tode eilte. Jch bezeuge aber bey GOtt und bey allen sei- nen geheimnissen daß ich diejenigen/ die bey uns sind/ auffs ernstlichste vermah- net habe/ daß werda ausgehen wolte es nur oͤffentlich und getrost bekennete. Denn wir koͤnnen ja niemand wider sei- nen willen zuruͤck halten/ weil wir ge- lernet haben/ daß keiner zum Goͤttli- chen glauben gezwungen weꝛden muͤsse. Wir wuͤnschen euch indessen gesundheit und gute regierung/ und daß ihr auff- hoͤret die Christen zu beunruhigen. NUM . X. Ein anderer brieff. Der andere brieff eben dieses Gaudentii an einen Politicum stehet eben daselbst p. 218. Weil ich neulich in eil etwas kurtz ge- antwortet habe/ muß ich nun auff eure schrifft aus dem worte GOttes ant- worten. Der HErꝛ hat gesagt: du solst den unschuldigen und gerechten nicht toͤdten/ und den schuldigen gar nicht rechtfertigen/ Exod. XXV. Also ist es im gerichte Gottes gewiß/ daß die ei- nerley suͤnde und schuld auff sich haben/ welche einen schuldigen loßsprechen/ und einen unschuldigen umbringen. Wenn nun der von euch benante Gabinus vor der gemeinschafft schuldig/ oder die andern untreu gewesen sind/ so hat man nach dem worte GOttes diejenigen/ so darantheil gehabt/ nicht loßsprechen koͤnnen. Wenn sie aber als unschul- dige und heilige auffgenommen sind/ warum toͤdtet ihr die unschuldigen/ die doch in dem glauben bleiben/ daraus ihr alle als heilige annehmet? denn von dem heiligen Emerito von Cæsari en ist an statt des wahren ein boͤses geschrey zu euch kommen. Wenn es auch wahr waͤre/ so hoͤre man des Apostels worte: wenn etliche vondem glauben abfielen/ solte ihr unglaube GOttes glauben auf- heben? Rom. III. Jhr wollet mich zur flucht uͤberreden/ als waͤre es nach dem gesetz: Allein man muß den hoͤren/ der das gesetz thut/ weil der Apostel Paulus sagt: nicht die hoͤrer des gesetzes sind bey GOtt gerecht/ sondern die thaͤter des gesetzes werden gerechtfertiget werden. Rom. II. Ja hoͤret auch den HErꝛn sagen: ein guter hirte laͤsset sein leben fuͤr die schaffe/ ein miedling aber fleucht Joh. X. Uber diß was solten wol vor oͤrterbey diesem verfolgungs-sturm seyn/ welche die Priester sicher koͤnten erhalten/ da der HErꝛ gesaget hat: wenn sie euch in einer stadt verfolgen/ so fliehet in die andere. Die Apostel konten damals sicher fliehen/ weil der Kaͤyser niemand ihrentwegen in die acht erklaͤret hatte. Jetzund aber sind die/ welche die Chri- sten auffgenommen/ durch die landes- verweisung abgeschrecket und fuͤrchten sich so fuͤrder gefahr/ daß sie sie nicht al- lein nicht auffnehmen/ sondern auch nur zu sehen scheuen/ ob sie sie gleich heimlich werth halten. Der allmaͤchti- ge GOtt hat den menschen in seinem freyen willen gelassen/ als der GOtt gleich war/ welchen er durch CHristum den Werckmeister aller dinge gebildet hatte. Denn es stehet geschrieben: GOtt hat den menschen gemacht und in der hand seines freyen willens gelas- sen. Sir. XV. Warum wird mir nun das durch menschliche gewalt genommen/ was GOtt geschencket hat? Gebet wol achtung/ geehrter Herꝛ/ was vor suͤnde wider GOtt begangen werde/ daß die menschliche verwegenheit das wegnimmt/ was er doch gegeben/ und noch darzu elendiglich ruͤhmet/ als wenn es um GOttes willen geschehe. Es ist wol eine grosse schmach GOttes/ wenn sie noch von menschen verfochten wird. Was solte der von GOtt viel halten/ der ihn mit eigener gewalt- thaͤtigkeit verfechten will/ gleich als weñ er seine schmach nicht selber raͤchen koͤnte? Allein diese schweren verfolgun- gen/ machen uns unsern glauben am wichtigsten/ welchen der HErꝛ CHri- stus seinen Aposteln hinterlassen hat. Erspricht: Selig werdet ihr seyn/ wenn euch die menschen verfolgen werden und schmaͤhen/ und alles boͤses wider euch sagen um des menschen Sohnes willen: Freuet euch und huͤpffet/ weil euer lohn im himmel groß ist; denn al- so haben ihre vaͤter auch die Propheten vor euch verfolget. Wenn dieses nur denen Aposteln gesaget waͤre/ und der glaube nur biß auff sie seine belohnung gehabt/ was nutzte er denen/ die hernach glauben wuͤrden? Dahero ists offenbar/ daß es allen gesaget sey. Hernach sa- get der Apostel Paulus: Welche in CHristo heiliglich leben wollen/ die muͤssen verfolgung leiden. Dieses aber hat der HErꝛ im Evangelio gesagt. Es wird die stunde kommen/ daß wer euch toͤdtet/ meine/ er bringe GOtt ein schlachtopffeꝛ: Aber das weꝛden sie thun/ weil sie weder mich noch den Vater er- kant haben/ 2. Tim. III Joh. XVI. Aber sie geben sich aus vor besitzer eines krieg- bringendenfriedens/ und einer blutigen einigkeit. Da moͤgen sie den HErrn hoͤren/ der da saget: Meinen frieden gebe ich euch/ nicht wie die welt giebet/ Joh. XIV. denn der welt-friede wird un- ter den voͤlckern durch waffen und aus- gang des krieges gestifftet; des HErrn CHristi friede aber ist durch eine heilsa- me lindigkeit ruhig/ und ladet die frey- willigen ein/ zwinget sie aber nicht wider willen. Wir freuen uns uͤber den Th. IV. Sect. I. Num. XI. Eines Donatist en schrifft an die Orthodox en. den haß der welt/ wir liegen in ihren drangsalen nicht unter/ sondern sind froͤlich. Diese welt kan die knechte CHristi nicht lieben/ weil sie CHristum selbst nicht geliebet hat/ da der HErr selber sagt: So euch die welt hasset/ so wisset/ daß sie mich zu erst gehasset hat/ Joh XV. Ja auch wenn die verfolgung auffhoͤret/ davon die anzahl der maͤrty- rer erfuͤllet wird/ wie Johannes sagt: Jch sahe die seelen der erschlagenen un- ter dem altar/ Apoc. VI. Jst dieses nicht eine verfolgung/ welche so viel tausend unschuldige maͤrtyrer zum tod gebracht hat? Denn die Christen waren nach dem Evangelio imgeist willig/ aber am fleische schwach/ und haben ihre seelen durch einen erfun- denen kurtzen weg von der befleckung derer feuer-oͤfenerrettet/ nach dem exem- pel des aͤltesten Razia, 1. Mac. IV. und zwar nicht aus vergeblicher furcht: denn wer in ihre haͤnde gerieth/ der kam nicht da- von. Aber sie moͤgenthun/ so viel sie wol- len/ ge wiß ists/ daß wer wieder GOtt ist/ GOtt nicht angehoͤret. Aber weil eurer vorsichtigkeit nicht gebuͤhrete exe- cutor zu seyn/ so vernehmen sie mit weni- gen: Ein anders ist/ wie ich meine/ die rechte wahrheit/ ein anders das bild derselben: Denn die wahr- heit ist auff ihre festigkeit gegruͤn- det/ ein bild aber ist/ was die menschliche verwegenheit auch wol zum schimpff nachmachet/ wiewol der betrug nie- mals der wahrheit præjudicir en kan. Jch rede von denen goͤtzendienern/ die keine wahrheit haben: Jch halte auch den vor einen heiden/ der sich etwas machet/ daß ers verehre. Dahero kund und of- fenbar ist/ daß Gabinus und seines glei- chen entweder aus schrecken oder aus staͤtigen verfolgungen/ von ihrer natuͤr- lichen freyheit abgekommen/ und sich selbst solche erwehlet haben/ die sie eh- ren/ zu deren verehrung sie auch wider willen gezwungen werden. Der all- maͤchtige GOtt hat denen Propheten dem volck Jsrael zu predigen befohlen/ nicht aber den Koͤnigen. Der Heyland hat/ denglauben mit zu theilen/ nicht sol- daten/ sondern fischer geschicket; GOtt hat niemals auff die huͤlffe der weltlichen waffen gewartet/ als wel- cher allein die lebendigen uñ todten auf- richten kan. Aber das wissen die nicht/ die sich nur umfremde dinge bekuͤm̃ern/ die auch nicht einmal GOtt hoͤren/ wenn er sagt: Du solst nicht begehren deines naͤchsten gut; Noch wenn Sa- lomo durch den H. Geist saget: Als denn werden die gerechten in grosser bestaͤn- digkeit stehen/ wider die/ so sie geaͤng- stet haben/ und die ihre arbeit weg ge- nommen haben. Wenn sie es sehen/ werden sie durch ein grausames schre- cken verwirret werden/ und sich verwun- dern uͤber der unverhofften seligkeit ꝛc. Sap. V. Jch wuͤnsche indessen/ daß ihr die wahrheit erkennet/ euer gemuͤth be- saͤnfftiget/ und euch von unterdruckung der unschuldigen enthaltet. NUM. XI . Eines Donatist en schrifft an die Or- thodox en. Eben daselbst p. 232. findet sich eine schrifft Fulgentii, eines Donatist en/ welche also lautet: Unser HErr und Heyland JEsus CHristus ein Lehrer und bewahrer einer eintzigen tauffe/ ruffet/ daß er immerwaͤhrenden tranck habe/ da- mit kein irꝛthum die durstigen seelen zu duͤrren pfuͤtzen verfuͤhren moͤchte/ und hat in seinem Evangelio also gezeuget: Wer da duͤrstet/ der komme und trincke; wer an mich glaubet/ wie Esaias sagt/ von deß leibe werden stroͤme des lebendigen wassers fliessen. Und damit man nicht sagen moͤchte/ daß man uͤberal trincken koͤnte/ so unterscheideter die kraͤffte derer wasser selbsten/ in dem er den ursprung des abfalls der Samariter selber bey dem eigenen brunn ver- dammet hat. Wer da trincket von diesem wasser/ den wird wiederum duͤrsten/ ꝛc. Dahe- ro laͤsset der geist der gemeine nimmermehr das- jenige zusammen vereinigen/ was der mund GOttes verworffen hat/ in dem das gesetz war- net: Zwey wieder zwey/ und eins wieder eins. Und der HErꝛ im Evangelio: Als denn werden zweene auff dem felde seyn/ einer wird angenom- men/ der andere verlassen werden; zwey auff der muͤhlen ꝛc. Sir. XXXII. Math. XXIV. Da siehet man/ daß zweyerley arten der tauffe seyn/ und zwey belohnungen/ in dem eins die hitze des tod- ten hertzens ausbrennet/ und die staͤtigen brun- quellen durch einen trinckenden durst gleichsam ausleeret; die andere aber/ welche das ewige leben bestimmet/ und bey den ausgehauenen brunnen eine staͤtige duͤrre weiset/ wie Jeremias sagt: Mich haben sie verlassen/ und ausgegrabene brunnen gegraben/ ꝛc. C. II. und abermal: Alle die dich verlassen/ werden zuschanden werden. C. XVII. Wenn aber/ wie ihr saget/ der glau- be auff beyderley tauffen bestehet/ warum hat denn der HErr das wahre und falsche was- seꝛ unterschieden/ wenn er beym Esaia am XXXIII. sagt: Wer hat euch verkuͤndiget/ daß das feuer brennet? Wer hat euch den ewi- gen ort gezeiget? deꝛ in gerechtigkeit wandelt/ und den rechten weg verkuͤndiget/ boͤses und unge- rechtigkeit hasset/ und die haͤnde vom geschenck enthaͤlt/ und sein ohr beschweret/ daß er nicht hoͤret das blutgerichte/ und seine augen zuhaͤlt/ daß sie kein uͤbels sehen/ der wird in hoher hoff- nung wohnen/ ihm wird ein starckes brod gege- ben/ und sein wasser wird treu seyn. Von die- ser treu hat der HErꝛ die untreu entschieden/ und bey Esaia also gesaget/ c. XV. Warum sind die maͤchtig/ die mich schmaͤhen? meine wunde ist groß worden/ wie will ich sie heilen? Sie ist mir worden wie ein verlogenes wasser/ das kei- ne treue haͤlt. Auch sagt Ezechiel also: Und sie werden sehen/ daß viele seyn werden/ die das wasser des alten teiches abgewendet/ und nicht auff den gesehen haben/ der ihn von an- fang gemachet hat. Es ist eine unerhoͤrte thor- heit der unglaubigen/ daß man weder Goͤttli- chen worten glaubet/ noch die einfaͤltige lehre des Apostels mit seinem mund nicht halten will. Dort saget GOtt/ er habe nur eine Tauffe/ hier bekraͤfftiget der Apostel/ daß er allen nur von ei- A. K. H. Vierter Theil. K 2 net Th. IV. Sect. I. Num. XII. Eine schrifft von der vollkommenheit. ner gesaget habe/ welches auch GOtt durch Salomon billiget: Meine schwester ist ein ver- schlossener garten/ ein versiegelter brunnen/ Cantic. IV. Hingegen hat der Apostel gesagt: Ein GOtt/ ein glaube/ eine tauffe. So fol- get der knecht in allem dem HErꝛn/ der juͤnger gehet in keinem von dem meister ab: Wem fol- get ihr nun/ wen haltet ihr vor den urheber dieser suͤnde? Oder wenn ihr das geheimniß der tauffe mit einer vermengung derer gottlosen verknuͤpf- fet zu seyn haltet/ so hoͤret doch die Propheten/ welchen es recht ausgetheilet sey/ wie Salomo sagt: Der brunn des lebens ist in den haͤnden des gerechten; und David spricht: Das oͤl des suͤnders salbe mein haupt nicht. Ps. CXL. Da denn die offenbare bekaͤntniß der unglaubigen gewiesen wird/ welche von einem boͤsen Priester durch sein feindseliges unternehmen beflecket wird/ dessen opffer als ein oͤl durch das Goͤttli- che wort verworffen wird. Er spricht: Ein gottloser/ der mir opffert/ ist wie einer/ der einen hund schlachtet. Esa. LXVI. Der Prophet offenbaret ferner seine truͤben wasser im geist und spricht: Du hast deine rosse auffs meer gestellet/ die die vielen wasser truͤbe machen/ ꝛc. Habac. III. Wenn nun die gemeine sich nur eines eintzigen brunnensruͤhmet/ so haben freylich diejenigen/ welche in der verfolgung CHristum verleug- net haben/ nur eine gruben/ welche sich uͤber der menge ihrer wasser erhebet/ und von ihrer tauf- fe truncken wird/ und mit den Koͤnigen huret/ wie Johannes sagt: Komm/ ich will dir zeigen das gericht der grossen huren/ die auff vielen wassern sitzet/ Apoc. XVII. Jch bitte/ was sind die vielen wasser anders als die vielen tauffen der huren/ in der grube derer traditorum oder abtruͤnnigen/ welche dem muthwillen der Koͤ- nige zu gefallen ist/ und nach den verfolgungen von ihnen den becher trincket und trunckē wird/ und selbigen den voͤlckern einschencket/ die sie in ihrer unsinnigkeit als trunckene fuͤhret. Dersel- ben gemeinschafft hat Salomo verboten: Ent- halte dich vom fremden wasser/ und trinck nicht von eines andern brunnen/ ꝛc. Proverb. V. Johannes der Apostel sagt gleichfalls von den vielen wassern/ cap. XVII. So ist nun offen- bar/ daß bey denen abtruͤnnigen viel wasser seyn/ da so vielerley Secten/ so vielerley Ke- tzereyen/ ꝛc. Man hoͤre Salomonem sagen: Die sterbenden fliegen verderben die edle salbe. Und ihr abtruͤnnige vergleichet den Heiligen Geist mit den unremen voͤgeln/ als wenn die Gott- losen zu einem fremden tisch alle zufallen duͤrff- ten/ und die liebliche salbe mit ihrem unreinen anruͤhren verderben. Es lehret aber hier Da- vid/ und giebet uns eine regul unsers glau- bens/ daß das oͤl des suͤnders weder heil brin- ge/ noch das haupt beruͤhren duͤrffe. Ps. CXL. Darum muß man durch fleißige pruͤfung eine person des suͤnders aufsuchen/ wenn der HErr es nicht von einem boͤsen Priester gesaget hat/ wie es die Gottlosen haben wollen. Desglei- chen hat der HERR durch den Propheten Haggai heilsamlich gewiesen/ daß das unreine anruͤhren allerdings unrein mache/ und daß kein befleckter koͤnne rein werden/ wenn er et- was heiliges freventlich anruͤhre. Frage die Priester/ spricht der HErr/ wenn ein mensch heilig fleisch in sein kleid buͤnde. Hag. II. Nie- mals hat ein raͤuber seinen raub ans licht ge- bracht; allezeit haben die nachtdiebe das licht/ das allen frommen angenehm ist/ gescheuet. Nur allein diese abtruͤnnige lassen sich durch keine drohungen GOTTes bewegen/ und der Gottlose bruͤstet sich in einem fremden zier- rath/ wie der/ welchen der HERR durch Ze- phaniam ruffet/ wiewohl man ihn nicht hoͤret: Es wird geschehen am tage des opffers des HERRN / so will ich mich an den Fuͤrsten raͤchen/ und an allen/ die ein fremd kleid tra- gen. Denn wie sehr will doch die boßheit ihre irrthuͤmer mit fremdem gut behaupten; wie suchet doch die falsch Catholische kirche ihre luͤgen zu bedecken; sie gehet auf krummen we- gen einher/ und der HERR begegnet und widerspricht ihr durch Jeremiam: Verlasset euch nicht auf falsche worte; denn sie wer- den euch nichts helffen/ wenn sie sagen/ hie ist des HERRN tempel. Und im fuͤnfften buch Mosis: Huͤte dich/ daß du nicht opffer bringest an jedem ort/ den du siehest/ sondern an dem ort/ den der HERR erwehlet. Die- ses kan ja keine Tauffe heissen/ welche durch die menge der wasser zerstreuet ist/ und durch die boßheit von dem brunnen der Gemeinen abgesondert worden/ die das unfruchtbare was- ser ausgetrocknet/ weder Engel noch Prophe- ten gesehen/ der sie heilen koͤnte/ wie von E- lisa stehet 4. Reg. II. Darum weil wir eure Tauffe nicht billigen/ so nehmen wir auch die eurigen anders an. Denn das sey ferne/ daß wir sie gehen lassen/ weil |der HERR gesa- get: Noͤthige sie herein zu kommen. Die Hei- ligen aber/ der ihr gedencket/ haben die befehle der weltlichen Richter nicht verdienet/ sondern die eurigen habens gethan. Darum seyd ihr Schismatici, die ihr aus furcht der verfolgung den Goͤtzen geraͤuchert/ und die Christlichen buͤcher den Heyden uͤbergeben habt. NUM. XII . Eine schrifft von der vollkommenheit. Man findet noch unter des Augustini schrifften wider die Pelagian er im 7. Tomo der Lyoni schen edition de anno 1664. eine schrifft des Pelagianer s Cœlestii, die er Defini- tiones genennet/ worinne sonderlich von der vollkom̃enheit derer glaubigen viel vorgebracht wird/ welches wir/ ihren sinn (der im V. Buch §. 85. u. f. erklaͤret ist) desto genauer zu erkennen/ verteutscht hieher setzen wollen. vid. p. 525. seqq. Die Definitiones lauten nach einander also: 1. Vor allen dingen muß man denjeni- gen fragen/ welcher leugnet/ daß ein mensch ohne suͤnden seyn koͤnne/ was doch alle suͤnde sey/ was man meiden kan/ oder was man nicht meiden kan? Jst sie etwas/ so man nicht meiden kan/ so ists keine suͤnde; ist sie etwas/ das man meiden kan/ so kan ja der mensch oh- ne suͤnde seyn/ weil er sie meiden kan: Denn es kan auff keinerley art oder ge- rechtigkeit dasjenige nur suͤnde genen- net werden/ was man durchaus nicht meiden kan. 2. Es fragt sich/ ob die suͤnde etwas freywilliges oder etwas nothwendiges sey? Jst sie nothwendig/ so ists keine suͤnde; ist sie freywillig/ so kan man sie meiden. 3. Die Th. IV. Sect. I. Num. XII. Eine schrifft von der vollkommenheit. 3. Die suͤnde ist entweder natuͤrlich oder nur ein zufaͤlliges ding. Jst sie na- tuͤrlich/ so ists keine suͤnde; ist sie aber zufaͤllig/ so kan sie wegkommen/ und was weichen kan/ das kan man auch meiden; was man aber meiden kan/ oh- ne dem kan ein mensch ja wol seyn. 4. Die suͤnde ist entweder eine hand- lung oder eine sache: Waͤre es eine sache/ so muͤste sie einen urheber haben/ der denn kein anderer als GOtt seyn koͤnte; weil aber dieses gottloß zu sagen ist/ so muß man bekennen/ daß sie ein actus oder handlung/ und nicht eine sache sey; Jst sie aber eine handlung/ wie sie es denn wahrhafftig ist/ so kan man sie auch wol lassen. 5. Es fragt sich/ ob deñ deꝛ mensch ohne suͤnde seyn soll? und weil ers ohne zweif- fel seyn soll/ so kan er auch. Wenn er aber nicht kan/ so ist ers auch nicht schuldig. Und wenn deꝛ mensch nicht darff ohne suͤnde seyn/ so muß er hingegen mit suͤn- de seyn/ und folglich wird es dennoch kei- ne suͤndeseyn/ weil er solche haben muß. Wenn aber auch dieses ungereimt ist/ so muß man bekennen/ daß der mensch ohne suͤnde seyn muͤste/ und ist gewiß/ daß er nichts anders schuldig sey/ als ihm moͤg- lich ist. 6. Es fragt sich/ ob dem menschen be- fohlen ist ohne suͤnde zu seyn: Denn ent- weder er kan nicht/ so ists ihm nicht be- fohlen; oder weils ihm befohlē ist/ so kan er. Denn warum wuͤrde es ihm sonst be- fohlen/ was ihm doch durchaus nicht moͤglich waͤre? 7. Wenn GOtt will/ daß der mensch ohne sunde sey/ so kan er auch ohne allen zweifel; denn wer wolte so thoͤricht seyn/ daß er auch nur zweiffelte/ daß das jenige geschehenkoͤnte/ was Gott gewiß wolle. 8. Es fragt sich/ wie GOtt den men- schen haben wolle; mit suͤnde oder ohne suͤnde? Ohne zweiffel willer ihn ohne suͤndehaben. Was waͤre aber dieses vor eine laͤsterung/ wenn man sagen wolte/ der mensch koͤnne mit suͤnde seyn/ welches doch GOtt nicht wolle; und wenn man hingegen leugnete/ daß er ohne suͤnde seyn koͤnne/ welches doch GOtt haben wolle. Als wenn nemlich GOtt je- mand geschaffen habe/ daß er nothwen- dig dasjenige waͤre/ was er doch nicht haben wolle; und dasjenige nicht/ was eꝛdoch wolte; und daß er mehr wieder als nach seinem willen geschaffen waͤre. 9. Weiter fragt sichs: wodurch wird der mensch suͤndig? durch die noth- wendigkeit der natur/ oder durch seinen freyen willen? Jst jenes/ so hat er keine schuld; ist dieses/ so fragt sichs weiter/ von wem er diesen freyen willen habe? ohne zweiffel von GOtt. Was aber GOtt gegeben hat/ das ist unstreitig gut. Wie kan es aber als gut erwiesen werden/ wann es mehr zum boͤsen als zum guten geneiget ist? Denn wenn der mensch dadurch zwar suͤndig seyn kan/ und doch nicht ohne suͤnde seyn kan/ so ist es mehr zum boͤsen als zum guten geneigt. 10. Darum hat GOtt den menschen gut erschaffen/ und ihm noch dazu be- fohlen/ daß er gut seyn solte. Wie gott- loß ist es aber zu bekennen/ daß der mensch boͤse sey/ wozu er doch weder gemacht/ noch befehliget ist! Warum solten wir denn leugnen/ daß er gut sey/ wozu er doch geschaffen und auch be- fehliget ist. 11. Jn wie vielerley arten bestehet wol die suͤnde? ohne zweyffel in zwey- en/ wenn man entweder das verbotene thut/ oder das gebotene unterlaͤst. So kan nun so wol alles das/ was verboten ist/ vermeidet werden/ als das gebotene ausgerichtet; denn sonst wuͤrde vergeb- lich entweder geboten oder verboten/ was man nicht vermeiden oder erfuͤllen koͤnte. Und warum will man leugnen/ daß der mensch ohne suͤnde seyn koͤnne. Daman doch bekennen muß/ daß er al- les/ was befohlen wird/ thun; und was ihm verboten wird/ meiden kan. 12. Wie kan deꝛ mensch nicht ohne suͤnde seyn; nach seinem willen/ oder nach sei- ner natur? Jsts dieses/ so ists keine suͤnde; ists jenes/ so kan der wille leicht |durch den willen veraͤndert werden. 13. Wenn der mensch nicht ohne suͤnde seyn kā/ so ists entweder seine schuld/ oder eines andern: istsseine eigene/ was ist das vor eine schuld/ wenn er dasjenige nicht ist/ was er auch nicht einmal seyn kan? 14. Wenn die natur des menschen gut ist/ welches niemand als Marcion oder Manichæus leugnen wird/ wie kan sie gut seyn/ wenn ihr nicht muͤglich ist des boͤsen gut zu seyn. Denn alle suͤnde ist ja boͤse. 15. GOtt ist ja gerecht/ und rechnet doch dem menschen alle suͤnde zu; weil sonst nichts sunde ist/ es wird denn da- vor gerechnet. Wenn nun eine suͤnde ist/ die nicht kan gemeidet werden/ wie kan GOtt noch gerecht heissen/ da man glaubet/ er rechne einem eine un- vermeidliche sache zu. Endlich fuͤhret Cœlestius daselbst die spruͤche an/ worinne dem menschen be- fohlen wird ohne suͤnde zu seyn; als aus Deut. XVIII. Du solst vollkommen seyn vor dem HErrn deinem GOtt. Item: Es wird kein unvollkommener seyn un- ter den kindern Jsrael. Item: Matth. VI. Seyd vollkommen/ wie euer Vater im him̃el. 2. Cor. XIII. Seyd vollkom̃en. Col. I. Wir stellen dar einen jeden menschen vollkommen in CHristo. Phil. II. Auff daß ihr seyd untadelich und einfaͤltig als die unbefleckten kinder GOttes. Eph. I. Auff daß wir waͤren hellig und unbefleckt vor ihm. ꝛc. Es findet sich hiernaͤchst in Lutheri vorrede uͤber die vitas Patrum ( edit. German. p. A. 3.) dieses bekaͤntniß desselben von denen Pelagia- nern: Es moͤgen wolunter dem hauffen der Pelagianer und Origenis discipel n etli- che noch gute Christen gewesen seyn. Und wird also eine confusion und ver- K 3 men- Th. IV. Sect. I. Num. XIII. Von Sigism. offenb. Num. XIV. \&c. Num. XV. \&c. mengung/ daß man nicht eigentlich weiß/ was man von einem jeden inson- derheit halten soll. NB. Dieser aus- spruch ist uͤberhaubt sehr wol zu bemercken/ und von mehrern dergleichen leuten zu gebrauchen. NUM. XIII . Von Kaͤyser Sigismundi offenbarung. Dem im XIV. buch 1. C. §. 6. beschriebe- nen Kaͤyser Sigismundo soll anno 1403. nach- folgende offenbarung wiederfahren seyn/ wie davon Flacius in catalogo test. verit. lib. XIX. p. 865. aus einem alten anno 1484. zu Augspurg gedruckten exemplar Wolffius in seinen memo- rab. Goldastus und andere melden. Die eigene worte des Kaͤysers hievon lauten also: Wir nehmen es auff unsere seele/ und setzen es in die wahrheit/ und sprechen bey der marter JEsu CHristi/ was wir offenba- ren/ das ist uns fuͤr kommen. Jn dem jahr 1403. nach CHristi geburt in Hun- garn zu Preßburg an dem Auffahrts-ta- ge/ so der tag-stern herdringt/ kam eine stimme und sprach: Sigismund, stehe auff/ bekenne GOtt/ bereite einen weg der Goͤttlichen ordnung: denn alles ge- schriebene recht hat gebrechen an der ge- rechtigkeit; du magst es nicht vollbrin- gen. Du bist wol ein weg-bereiter des/ der nach dir kommen sol/ der ist ein Prie- ster/ durch den wird GOtt viel wircken. Er wird genant Friederich von Land- nau (oder wie Wolffius und andere schreiben Langenaugius ) Er wird des reichs zei- chen auffsetzen/ und wird sein zeichen fuͤhren neben dem reich zu der lincken sei- ten. Er wird fuͤhren ein creutz/ das wird mittenseyn. Es mag niemand wieder ihn. Er bringet die ordnung GOttes zur krafft: Jhm werden Herren und Staͤdte gehorsamen! und alsdenn wird das unrecht gecasteyet: ( tunc omne suc- cumbet iniqvum ) GOtt hat ihn versuchet in manchem weg mit mancherley kum- mer: Er ist alle wege erfunden worden in gedultigkeit. GOtt ist sein opffer gemeinsam/ darum ihn GOtt ansehen will/ und durch ihn die herꝛlichkeit Gottes der welt oͤffnen/ denn die welt ist voll ungerechtigkeit. Wie nun hierauf Sigismundus einen andern staat und rech- te ordnung/ die dem heiligen Christen- staat zugehoͤret/ durch huͤlffe der Paͤbste und Concili en anrichten wolte nach Got- tes meinung und willen; da befand er recht/ wie die haͤupter aller Goͤttlichen ordnung unwuͤrdig und widerspaͤnnig waren. Troͤstete sich aber damit/ daß GOtt es wol aͤndern kan/ wenn die rechte zeit kommt. Weil es nicht mag vollendet werden/ ohne die krafft/ die GOtt durch den ehe genanten Priester gesetzet und geordnet hat. Darum wenn die zeit kommt/ daß ihr vermerckt oͤff- nung und verkuͤndigung/ so schlage je- dermann zu oder hand an. Lasset uns freunde werden an dem rechten. Wolte GOtt (wuͤnschet er ihm selber) daß wir den tag erleben solten/ wir wolten uns auch lassen finden als einen getreuen Christen/ und mit dem Priester in den tod treten/ als auch alle Christen thun sollen. Diesem Priester soll das reich und des reichs bauern dienen und vereiniget werden/ als es GOtt vereinet und ha- ben will. Es ist kommen auff erden CHristus JEsus in elend und armuth. Er will uns vielleicht durch die armen rechtfertigen/ wir sollen GOtt geben lob und ehre. NUM. XIV . Jm XIV. buch 3. C. §. 12. ist der bekannten Catharinæ Senensis gedacht worden. Von die- ser hat Flacius im Catalogo Testium verit. lib. XIIX. p. 793. aus Antonini P. III. Hist. diese prophezeyung auffgezeichnet/ die sie nemlich zu einem gesagt/ der sie also gefraget gehabt: Was denn nach diesem grossen elend der kirche GOttes begegnen wuͤr- de? Durch diese truͤbsalen und noͤthen wird“ GOtt seine heilige Gemeine reinigen/ und den“ geist seiner auserwehlten erwecken/ und dar-“ auff wird eine solche besserung der heiligen kir-“ che GOttes erfolgen/ und eine erneuerung der“ heiligen hirten/ daß mein geist uͤber dem blos-“ sen andencken im HErrn sich freuet. Und wie“ ich euch sonst offt gesaget habe: Die braut/“ die nun haͤßlich und gantz elend ist/ wird als-“ denn mit koͤstlichem geschmeide gezieret seyn/“ und alle glaͤubigen werden sich freuen/ daß sie“ mit solchem treuem hirten geschmuͤcket worden;“ ja auch die unglaͤubigen voͤlcker werden“ durch solchen guten geruch CHristi gelocket“ werden/ und zum allgemeinen schaffstall wie-“ derkehren/ und zu dem wahren hirten und“ auffseher ihrer seelen sich wenden. Darum“ saget GOtt danck/ daß er nach diesem unge-“ witter eine grosse stille seiner gemeine geben“ wird.„ Der Autor ziehet zwar diese weissagung auff die erfolgte Reformation: Ob aber dieses alles dariñen voͤllig erfuͤllet/ oder vielmehr noch ferner zu erwarten sey/ kan die Harmoni e der historien gnugsam ausweisen. Jndessen hat Flacius, ein sonst eifferiger feind derer so genannten neu- en Propheten/ diese weissagung auffzuzeichnen/ und als avthentic zu wiedeꝛholen wuͤrdig geach- tet. NUM. XV . Von der Teutschen Theologi e. Nach dem die im XV. buch 3. cap. §. 4. be- schriebene Teutsche theologie von vielen/ die sich Lutherisch nennen/ (der Reformirten zu ge- schweigen) als ketzerisch und schwermerisch verworffen/ oder zum wenigsten verdaͤchtig gemachet wird; so kan hierbey Lutheri ei- gene vorrede und bekaͤntniß wol zu besserer nach- richt allhier stehen/ die in seiner ersten edition, Leiptzig 1518. in 4to. nach seinem damaligen begriff also lautet: Man liest/ das St. Pau- lus geringer und veraͤchtlicher person/ doch gewaltige und tapffere briefe schrieb/ und er selbst von sich ruͤhmet/ daß seine rede nicht mit erschmuͤckten und verbluͤmten worten gezieret/ doch voller reichthums aller kunst der weiß- heit erfunden. Auch so man GOttes wunder Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutschen Theologi e. wunder ansicht/ ist klar/ daß allzeit zu seinen worten nicht erwehlet seyn praͤchtige und scheinbaare Prediger/ sondern als geschrieben steht: Ex ore infantium durch den mund der unbeꝛedten und saͤulinge hastu auffs beste verkuͤn- diget dein lob. Item: Die weißheit GOttes macht die zungen der unbered- ten auff das allerberedteste. Wiederum strafft er die hochduͤnckenden men- schen/ die sich an denselbigen einfaͤlti- tigen stossen und aͤrgern. Consilium inopis \&c. Jhr habt verunehret den gu- ten rath und lehre/ darum daß sie euch durch arme und unansehnliche menschen gegeben seyn ꝛc. Das sage ich darum/ daß ich verwarnet haben will einen jeg- lichen/ der dieß buͤchlein liest/ daß er seinen schaden nicht verwircke/ und sich aͤrgere in dem schlechten Teutsch/ oder ungefraͤnseten ungekraͤntzeten woꝛ- ten; denn diß edle buͤchlein/ als arm und ungeschmuͤckt es ist in worten und menschlicher weißheit/ also und viel- mehr reicher und uͤberkoͤstlich ist es in kunst und Goͤttlicher weißheit. Und daß ich nach meinem alten narrenruͤh- me/ ist mir naͤchst der Biblien und S. Augustin nicht vorkommen ein buch/ daraus ich mehr erlernet hab und weiß/ was GOTT/ CHristus/ mensch und alle dinge sind. Und befinde nun aller- erst/ daß wahr sey/ daß etliche hochge- lehrten von uns Wittebergischen The- olog en schimpfflich reden/ als wolten wir neu ding vornehmen/ gleich als waͤren nicht vorhin und anderswo auch leute gewesen. Ja freylich seyn sie ge- wesen. Aber GOttes zorn durch un- sere suͤnde verwircket hat uns nicht las- sen wuͤrdig seyn dieselben zu sehen oder hoͤren. Dennam tag ist/ daß in den U- niversit aͤten eine lange zeit solches nicht gehandelt/ und dahin bꝛacht ist/ daß das heilige wort GOttes nicht allein unter der banck gelegen/ sondern von staub und motten nahend verweset. Lese dieß buͤchlein wer da will/ und sage denn/ wie die Theologie bey uns neu oder alt sey/ denn dieses buch ist ja nicht neu. Wer- den aber vielleicht/ wie vormals/ sagen/ Wir seyn Teutsche Theolog en; das las- sen wir so seyn. Jch dancke GOtt/ daß ich in Teutscher zungen meinen GOtt also hoͤre und finde/ als ich und sie mit mir allhier nicht funden haben/ weder in Lateinischer/ Griechischer noch Hebrei- scher zungē. Gott gebe/ daß diß buͤchlein mehr antag komme/ so werden wir fin- den/ daß die Teutschen Theolog en ohne zweiffel die besten Theolog en seyn. Amen. Da nun hier Lutherus die Teutsche einfaͤl- tige und wahre Theologie so ernstlich und wol recommendiret; ists freylich kein wunder/ daß hingegen die Phariseer und schulgelehrten zu erhaltung ihrer Lateinischen/ Aristoteli sch- Scholasti schen Theologie, die nicht das ge- ringste von krafft oder leben einer armen seelen geben kan/ jene verkaͤtzern und verwerffen/ wel- ches so gar aus unbedachtsamem eiffer und fre- vel zugeschehen pfleget/ daß auch die Luthera- ner selbsten Lutherum hierinnen verworffen/ und sein diesem buͤchlein ertheiltes zeugniß vor irrig erklaͤret haben. Nichts destoweniger findet sich in gedachter edition folgender lobspruͤch/ ohne zweiffel von Luthero selbst beygefuͤget/ welchen ich samt dem inhalt dieses vortreflichen buͤchleins noch hieher setzen will. Dieß buͤch- lein hat der allmaͤchtge ewige GOtt ausgesprochen durch einen weisen/ ver- staͤndigen/ wahrhafftigen/ gerechten menschen/ seinen fꝛeund/ der da vorzeiten ge- wesen ist ein Teutscher Herꝛ/ ein Priester und ein Custos in der Teutschen Herren hauß zu Franck- furth/ und lehret manchen lieblichen un- terschied Goͤttlicher wahrheit/ und be- sonders/ wie und womit man erkennen moͤge die wahrhafftigen/ gerechten GOttes freunde/ und auch die ungerech- ten/ falschen/ freyen geistlichen/ die der heiligen kirchen gar schaͤdlich sind. Das 1. Capittel was das vollkommene sey/ und die theil/ und wie man hinlegt die theil/ so das vollkommene koͤmmt. Das 2. Was da suͤnde sey/ und wie man sich keines guten an soll nehmen/ wenn es allein dem wahren gut zugehoͤrt. Das 3. Wie des menschen fall und abkehr muß gebessert werden/ als Adams fall. Das 4. Wie der mensch durch das anneh- men/ daß er sich etwas gutes annimmt zu seyn/ falle/ und greiffe GOtt in seine ehre. Das 5. wie man das verstehen soll/ daß man weißloß/ willeloß/ liebeloß und begierdeloß/ und bekennloß/ und desgleichen werden soll. Das 6. Wie man das beste und das edleste allerliebst haben soll/ allein darum/ daß es das beste ist. Das 7. Von zweyen geistlichen augen/ mit denen der mensch sicht in die ewigkeit/ und in die zeit/ und wie eins von dem andern gehindert wird. Das 8. Wie die seele des menschen/ die weil sie in dem leib ist/ mag empfangen einen vor- schmack ewiger seligkeit. Daß 9. Wie dem menschen nuͤtzer und bes- ser sey/ daß er wahrnehme/ was GOtt mit ihm wuͤrcken wolle/ oder wozu ihm GOtt nutzen wolle/ denn ob er wuͤste/ was GOtt mit allen creaturen jegewircket hat/ oder immer wircken will; und wie die seligkeit allein liege an GOtt/ und an seinen wercken/ und nicht an andern cre- aturen. Das 10. Wie die vollkommenen menschen anders nichts begehren/ denn daß sie der ewigen guͤte moͤchten seyn als dem menschen seine hand ist/ und wie sie verlohren haben furcht der hoͤllen und begehrung des himmelreichs. Das 11. Wie der gerechte mensch in der zeit in die hoͤlle wird gesetzet/ und mag darinne nicht getroͤst werden; und wie er aus der hoͤlle wird genommen/ und wird in das himmelreich gesetzet/ und mag darinne nicht betruͤbt wer- den. Das 12. Was rechter wahrer innerlicher friede sey/ den CHristus seinen juͤngern zuletzt gelassen hat. Wie der mensch den bilden etwa zu fruͤh urlaub giebt. Vondreyen jahren/ die den menschen fuͤhren zur vollkommenheit. Das Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutschen Theologi e. Das 13. Wie alle menschen in Adam sind ge- storben/ und in Christo wieder lebendig worden/ und vom wahren gehorsam und ungehorsam. Das 14. Was da sey der alte mensch/ und auch was da sey der neue mensch. Das 15. Wie man sich des guten nicht an- nehmen soll/ und soll sich des boͤsen schuldig ge- ben/ das man gethan hat. Das 16. Wie das leben CHristi sey das edelste und beste leben/ das je wird/ und immer werden mag/ und das rohe/ lose/ falsche freye le- ben das allerboͤseste leben. Das 17. Wie man zu dem wahren licht und zu CHristus leben nicht kommen mag mit viel fragen oder lesen/ oder mit hoher na- tuͤrlicher kunst und vernunfft/ sondern mit einem verzeihen sein selbst/ und aller dinge. Das 18. Sintemal das leben CHristi aller natur und selbstheit das allerbitterste ist/ dar- um will die natur es nicht an sich |nehmen/ und nimmt an sich das ruchlose falsche leben/ wie es ihr das allerbequemlichste und lustigste ist. Das 19. Wie ein freund GOttes von aus- sen williglich vollbringt mit den wercken die din- ge/ die da sollen und muͤssen seyn/ und mit den uͤbrigen bekuͤmmert er sich nicht. Das 20. Wie der geitz-goͤtze etwan einen menschen besitzt und sein gewaltig ist/ und auch der boͤse geist. Das 21. Wer GOtt leiden soll und gehor- sam will seyn/ der muß alle dinge leiden/ das ist/ GOtt/ sich selber und alle creatur/ und muß in allem gehorsam seyn leidender weise/ und auch etwan in thuen der weise. Das 22. Vier dinge gehoͤren dazu/ daß der mensch empfaͤnglich werde Goͤttlicher wahrheit/ und besessen werde mit dem H. Geist. Das 23. Von zweyen boͤsen fruͤchten/ die da wachsen aus dem samen des boͤsen geistes/ und sind zwo schwestern/ die da gern beyeinander wohnen/ die eine heist geistlich reichthum und hoffart. Die andere ungeordnete falsche frey- heit. Das 24. Von armuth des geistes und wah- rer demuͤthigkeit/ und wobey man soll erkennen die gerechten/ geordneten/ wahren freyen/ die die wahrheit gefreyet hat. Das 25. Wie man das verstehen soll/ daß CHristus spricht: Man soll alle dinge lassen und verlassen/ und woran die wahre vereinigung mit Goͤttlichem willen gelegen sey. Das 26. Wie nach der vereinigung mit Goͤttlichem willen der innere mensch unbeweg- lich steht/ und der aͤussere mensch hier und da be- wegt wird. Das 27. Wie der mensch vor seinem tod da- zu nicht kommen mag/ daß er von aussen unlei- dentlich und unbeweglich werd. Das 28. Jn welcher weise man kommen mag uͤber weise ordnung/ gesetz/ und gebot und desgleichen. Das 29. Wie man CHristus leben nicht auff soll schieben/ sondern soll es antreiben/ und damit umgehen biß in den tod. Das 30. Wie GOtt ein wahrhafftig einfaͤl- tig vollkommen gut ist/ und wie er ein licht ist und ein verstaͤndnis/ und aller tugend ist/ und wie man das aller hoͤchste beste gut allerliebst ha- ben soll. Das 31. Wie in einem vergoͤtteten men- schen die liebe lauter und unvermischt ist/ und dieselbe liebe alle creaturen wolle lieben/ und thun will das allerbeste. Das 32. Soll der mensch zu dem besten kommen/ so muß er seinen eigenen willen lassen. Und wer den menschen hilfft zu seinem eigenen willen/ der hilfft ihm zu dem allerboͤsesten. Das 33. Wie in einem vergoͤtteten men- schen wahre gruͤndliche wesendliche demuͤtig- keit sey/ und geistliche armuth. Das 34. Wie nichts anders wider GOtt sey/ denn suͤnd; und was suͤnde sey. Das 35. Wie in GOtt/ als er GOtt ist/ nie kommen mag betruͤbniß/ leid/ mißfallen und desgleichen; es ist aber in einem vergoͤtte- ten menschen. Das 36. Wie man das leben Christi an sich nehmen soll vom lieben/ und nicht um lohn/ und soll es nimmer hin legen oder auff- schieben. Das 37. Wie GOtt ordnung/ weise/ maß und deßgleichen in dem menschen haben will/ wenn er es ohne creatur nicht gehaben mag. Und wie die menschen die ordnung/ die gesetz und die weisen handeln und mit um- gehen. Das 38. Guter unterscheid von dem fal- schen licht/ und seinem eigenen. Das 39. Wie das ein vergoͤtteter mensch heisset und ist/ der da durchleuchtet ist mit dem Goͤttlichen licht/ und entbrant ist mit ewiger Goͤttlicher liebe/ und wie licht und erkaͤntniß nicht tauget ohne liebe. Das 40. Eine frage/ ob man GOtt moͤge bekennen und nicht lieben/ und wie zweyerley licht und liebe ist/ wahre und falsche. Das 41. Wobey man einen wahren ver- goͤtteten menschen erkennen mag und was ihm zugehoͤre/ und was einem falschen licht und ei- nem falschen freyem geist auch zugehoͤre. Das 42. Wie nichts anders wider GOtt sey/ denn eigner wille/ und wer sein bestes sucht als das seine/ der findet es nicht; und wie der mensch von ihm selber nichts gutes weiß oder vermag. Das 43. Wo CHristus leben ist/ da ist auch CHristus/ und wie Christus leben das aller beste und edelste leben sey/ das je war oder werden mag. Das 44. Wie allein gantz gnug und ruhe in GOtt sey/ und in keiner creatur; und wer GOtt gehorsam will seyn/ der muß allen ge- horsam seyn leidender weise; und wer GOTT lieb haben will/ der muß alle dinge lieb haben in ihm. Das 45. Ob man auch suͤnde lieb soll ha- ben/ wenn man alle dinge lieb soll haben. Das 46. Wie man etliche dinge von Goͤtt- licher wahrheit zuvor muß glauben/ ehe man komt zu einem wahren wissen und erkennen. Das 47. Von eigenem willen/ und wie lu- cifer und Adam von GOtt sind gefallen durch den eigenen willen. Wie diese zeit sey ein paradieß und eine vorstadt des himmelreichs/ und ist darinn nicht mehr dann ein baum dem menschen verboten/ daß ist eigner will. Das 48. Warum GOtt den eigenen wil- len geschaffen hab/ wenn er ihm zuwider ist. Das Th. IV. Sect. I. Num. XV. Von der Teutschen Theologi e. Das 49. Wie man die zwey worte verstehen soll/ die CHristus gesprochen hat. Das eine: Niemand kommt zum Vater denn durch mich. Das andere: Niemand kommt zu mir/ der Vater ziehe ihn denn; lehret er durch sieben capi- tel biß an des buchs ende. Der selige Arnd hat in seinen Luͤneburgi- schen editio nen gleichfalls bey seiner sehr schoͤ- nen vorrede in folgendem urtheil denen Schul- lehrern nachdruͤcklich widersprochen: Solcher alten kurtzen buͤchlein/ die zu einem heiligen le- ben fuͤhren/ liegen viel im staub verborgen/ wie Joseph im kercker; Denn warlich vorzeiten auch leute gewest seyn/ die hunger und durst nach Christo gehabt/ mehr denn die jetzige al- te und kalte welt/ und die jenigen/ so dem ed- len und heiligen leben Christi in einfalt/ lau- terkeit des hertzens/ und in reiner lebe nachge- wandelt haben/ sind staͤts die erleuchtesten ge- west. Und gleich wie Joseph/ als er aus sei- nem gefaͤngnis erloͤset ward/ im alten knechti- schen habit einher gieng/ also tritt dieser alte Teutsche Theologus auch herfuͤr in einem grobē Teutschē baurenrock/ das ist/ in einer alten grobē Teutschen Sprache/ in welcher er doch sehr ho- he geistliche dinge lehret/ nemlich Christi edles leben an sich nehmen/ die lehre Christi ins le- ben verwandeln/ wie Christus in uns leben/ und Adam in uns sterben soll: Und wenn ihn unsere jetzigen zarten Teutschen ohren also sol- ten hoͤren reden/ solten sie ihn wohl nicht ken- nen/ und ihn mit seiner sprach und lehr verwerf- fen. Darum um der jetzigen wohlklingenden liebklaffenden welt willen/ die mehr auf die zier- lichkeit der rede siehet/ denn auf den Geist Got- tes/ und auf ein heiliges leben/ habe ich ihm ein wenig seine schwere zunge erleichtert/ auf daß der geistreiche verstand desto besser herfuͤr leuchte. Dieser Joseph aber lehret dich nicht mit des Potiphars weibe bulen/ das ist/ mit dieser welt/ sondern er lehret dich die welt ver- schmaͤhen/ und das hoͤchste Gut suchen. Denn die bey ihrem Christenthum mehr das zeitliche suchen/ denn Christum selbst/ die bulen mit des Potiphars weibe/ welche Joseph bey dem rock ergreifft; er aber ließ diß kleid fahren/ und flohe von ihr. Also meinet jetzo die hoffaͤrti- ge fleischliche und wolluͤstige welt in allen staͤn- den/ der himmlische Joseph Christus JEsus solte weltlicher weise mit ihr bulen. Ein jeder hoffaͤrtiger geld-un weltsuͤchtiger bauchdiener in allen staͤnden greiffet nach ihm/ will ihn haltē/ und spricht: Hie ist Christus: Jch bin der mann/ bey welchem Christus ist. Aber nein/ der himm- lische Joseph laͤsset ihnen sein kleid/ das ist/ den aͤusserlichen buchstaben/ schein/ namen und ti- tul/ Er aber fleucht von ihnen/ und wird von ihnen nicht ergriffen/ es sey denn/ daß sie von hertzen busse thun/ das demuͤtige leben Christi an sich nehmen und darinnen wandeln: Ob dir nun dieses erste buͤchlein dunckel und un- verstaͤndiglich fuͤrkommen wird/ so wird dirs doch das andere erklaͤren/ wirst auch in meinem buͤchlein vom wahren Christenthum und Pa- radieß-Gaͤrtlein hieruͤber nuͤtzliche auslegung finden. Dieses gedachte Buch der Teutschen Theologi e hat auch der Autor des Catalogi Testium Veritatis Lib. XIX. pag. 858. gar sehr geruͤhmet/ und sich auf Lutheri zeugnis bezo- gen/ weil darinnen gar recht gelehret werde von der suͤnde/ vom freyen willen und dem gantzen alten menschen/ wie auch im gegen- theil von der gnade Christi und der wiederge- burt. Flacius setzet daselbst dazu: Der Autor waͤ- re von der wahren und falschen Theolo- gi e mehr und deutlicher erleuchtet gewe- sen/ als er entweder ausdrucken koͤnnen oder wollen/ oder auch gedurfft habe. Michaël Neander schreibet in Erotem. Ling Gr. pag. 312. Kein Christe/ der diß buch (die T. Th) lieset/ kan es ohne erstaunnng thun uͤber dem reichthum der gnaden und des geistes/ welche der HERR mit- ten in der dickesten finsternis so reichlich ausgegossen hat in das hertz eines ver- aͤchtlichen kuͤsters; wie hat er doch die augen so tieff in die Schrifft gesencket/ paucorum exemplo! Andere so genannte Orthodox e Theologi ha- ben ebenfalls den Thomam à Kempis sehr hoch recommendi ret/ als einen allerchrist- lichsten Lehrer/ dessen werck das aller- nuͤtzlichste sey. Vid. Olearius Annot. Bibl. p. 48. Hildebrandus Arte bene mor. p. 9. \&c. Weil nun dieser Autor mit der Teutschen Theologi e auf einen grund der geheimen und unmittelbaren Gottes-gelehrtheit gebauet ist/ so kan man leichtlich erachten/ was von denen laͤsterlichen urtheilen etlicher anderer thie- risch- und irrdisch-gesinnter leute wider solche schrifften zu halten sey. Zum exempel/ wenn D. Mich. Walther in der Teutschen Theologi e grobe irrthuͤmer gesuchet/ und den Autorem deßwegen verach- tet/ weil er nur ein Kuͤster gewesen/ (und NB. kein Doctor Theologiæ in superlativo). Miscellan. Theol. Nic. Hunnius den Wei- gelianismum (in betracht. der Paracels. Theol.) Hornbeck. das fundament des En- thusiasmi und Libertinismi, Colberg. Zwey- deutige irrige Redens-arten und von der aͤhnlichkeit des glaubens abgehende Lehren. (Siehe dessen Platon. Christenth. P. I. pag. 78. 79.) Welcher gestalt aber diese greuliche verwe- gene verdammungs-formuln etlicher blinder Phariseer mit denen vorhin gedachten nuͤch- ternen approbationibus der anderen Lehrer zu concilii ren seyn moͤchten/ stehet zu bedencken. Zum wenigsten wird sich keiner/ der noch ein wenig geistliches geschmacks hat/ hiedurch ab- schrecken/ sondern vielmehr solche herrliche Schrifften desto fleißiger zu lesen bewegen las- sen/ und zwar eben deßwegen/ weil sie von etli- chen blinden eifferern verworffen werden. An- gesehen dieses ins gemein wohl bey einem ge- uͤbten Christen ein feines kennzeichen von der unschuld einer schrifft/ lehre und person blei- bet/ wenn solche von den weisen und klugen dieser welt unter dem namen der ketzerey ver- worffen wird. Nachdem sich nehmlich der- gleichen leute mit verketzerung der besten schriff- ten dermassen prostitui rt gehabt/ daß sie bey wahren Juͤngern Christi vollends allen bey- fall und credit verlohren/ auch ihrem gaͤntzli- chen ruin gar sehr nahe kommen sind. A. K. H. Vierter Theil. L Des Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ so in Sachsen der Religion halben D es IV. T heils A ndere SECTION , Jn sich haltend allerhand Documenta und schrifften/ zu erlaͤuterung der Kirchen- und Ketzer-geschichte/ Von Anno 1500. biß 1600. oder des 16. seculi. NUM . I. H Istorica relatio de Johanne Fride- rico Electore, Mauritio \& Au- gusto, Ducibus Saxoniæ, Luthe- ro \& Philippo. Oder eine alte merckwuͤrdige erzeh- lung derer haͤndel/ so in Sachsen der Religion halben unter denen Chur- fuͤrsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen. Man findet im II. theil bey der historie des Interim s/ derer Crypto -Calvinistē und derglei- chen/ ein Manuscript sehr offt angefuͤhret unter dem titul: Relatio historica de Joh. Frideri- co \& Mauritio, oder auch Ratzenbergers Rela- tio MSta, u. s. w. (wovon doch hier zuletzt Jac. Thomasii observation zu besehen ist/ ob Ra- tzenberger der rechte Autor sey.) Damit nun selbige allegata desto mehr glauben finden moͤ- gen/ kan an diesem orte gar fuͤglich das gantze seriptum treulich fuͤr augen geleget werden/ zu- mal es viel bedenckliche dinge in sich haͤlt/ welche den geschichten selbiger zeiten noch mehr licht ge- ben/ und von Herꝛn Seckendorffen offt gebrau- chet und angezogen ist. Dahero auch anderer ursachen wegen schade waͤre/ wenn es nicht manchem in noͤthigen dingen zur nachricht in oͤffentlichem druck gemein werden solte. Die schrift lautet aus dem Manuscripto von wort zu wort also/ und zwar nach der damaligen schreib- art: Nachdem Hertzog Johann Friederich der aͤl- tere/ Churfuͤrst zu Sachsen/ nach absterbē seiner Herꝛn vettern die lehre des Evangelii mit allem fleiß in seinen landen thaͤt befoͤrdern/ welche der Pabst mit seinen verwandten gerne haͤtte getil- get/ blieb alle ungnade beyde der geistlichen und weltlichen Potentat en/ und fast des gantzen Roͤm. Reichs/ fuͤrnehmlich auff Johann Frie- derichen. Denn wo er der Churfuͤrst zu Sach- sen als ein beschuͤtzer des Luthers waͤre unterge- legt/ so koͤnte man alsdenn des Luthers lehre so viel desto ehe tilgen und ausrotten/ unter den Geistlichen Prælat en in Teutschland war der allerfuͤrnehmste Cardinal Albrecht Ertz-Bi- schoff zu Maintz/ Primas Germaniæ, in hoͤchstem ansehen/ hatte darzu neben seinem bruder dem Churfuͤrst zu Brandenburg/ Marggraff Jo- achim/ und Hertzog Georgen zu Sachsen/ und Hertzog Heinrichen von Braunschweig/ als seinem naͤhesten nachbar/ die beste gelegenheit Hertzog Johann Friederichen auf allen seiten zu umringen und zu uͤbeꝛfallen/ daꝛzu denn Hertzog Heinrich von Braunschweig zum Feld-herꝛn und Kriegs-Fuͤrsten constituir et und erwehlet war. Und ob wol Hertzog Georgs von Sach- sen bruder/ Herꝛ Heinrich/ zu Freyberg sich auch zu der Confession des Evangelii begeben/ so hiel- te ihm doch Hertzog George seinē antheil landes vor/ daß er ihm davon nichts wolte folgen las- sen/ als einem ketzer/ wolte auch lange nicht zu- lassen/ daß er moͤchte ehlich werden/ biß Hertzog Johann Churfuͤrst/ Hertzog Friederichen vater/ mit muͤhe bey Hertzog Georgen erlangt und er- hielt/ daß sich Hertzog Heinrich mit einer Hertzo- gin von Meckelnburg vermaͤhlen und die Berg- stadt Freyberg und das amt Wolckenstein an statt seines antheils einnehmen und besitzen moͤchte. Da nun derselbe Hertzog Heinrich von Sachsen mit seinem gemahl erben bekam/ als Herꝛn Moritzen und Augustum, und gleichwol das amt Freyberg dazumal nicht so vermoͤglich war/ daß H. Heinrich mit seinem gemahl ei- nem jeglichen erben seinen Fuͤrstenstand haͤt- te halten koͤnnen; denn er ließ sich am ordinari einkommen saͤttigen/ und man wuste dazumal noch von keiner steuer oder schatzung: Da nahm H. Johann Friederich aus bruͤderlicher freund- schafft den aͤltesten sohn Hertzog Heinrichs/ Herꝛn Moritzen/ an seinen hoff/ und unterhielt ihn mit grossen unkosten/ als einen Hertzogen von Sachsen/ gar stattlich/ als waͤre er sein eige- ner leiblieher sohn. Und obwol Herꝛ George auch erben hatte/ so war doch der aͤltere sohn Herꝛ Hans dem trunck allzusehr zugethan/ daß er keinen tag nuͤchtern bliebe/ hatte auch mit sei- nem gemahl keine erben; so war der andere sohn/ H. Friederich/ so gar unmuͤndig und kindisch/ daß er zu keinem regiment taugete; damit aber gleichwol H. Heinrich von seinem land nichts moͤchte zukommen/ und damit er gar davon ex- cludir et wuͤrde/ gab Hertzog George seinem un- muͤndigen sohne ein Fraͤulein von Manns- feld zur ehe/ in hofnung aus demselben heyrath von seiner linien einen erben zum lande zu erwe- cken/ auff daß seinem Lutherischen bruder Herꝛn Heinrichen gar nichts zufiele. Aber wie Hertzog Hans zum regiment wegen des trunckes un- tuͤchtig/ daꝛzu mit tode abging/ als waꝛ auch sein bruder H. Friederich zum ehestand untuͤchtig/ und sturben beyde H. Georgen soͤhne vor ih- rem vater ab. Als nun wegen| solchen toͤdtli- chen abgan ges H. Georg sehr traurig ward/ vermeinte er doch seinem bruder H. Heinri- chen den anfall der landschaft zu veꝛwenden/ und handelte mit hoͤchstem ernst und gar stattlich dahin/ daßer sein land/ welches nunmehr von rechts wegen auff seinen bruder Hertzog Heinri- chen von Sachsen erben muste/ dem Koͤnig Fer- dinando zuwenden/ und der cron Boͤheimb ein- leiben wolt; wie denn derselben handlungen noch etliche urkunden zu Leipzig/ doch gar ver- borgen/ verhalten werden. Als nun solches mit hoͤchstem fleiß und ernst gehan- unter denen Churfuͤrsten Joh. Friederichen/ Mauritio und Augusto ergangen. gehandelt und getrieben wird/ und es nunmehr an der zeit und gelegenheit war/ daß Herꝛ Hein- rich von Braunschweig den Churfuͤrsten uͤber- fallen/ und mit seinem krieges-volck anziehen solte/ wie denn seine mitverwandten/ Hertzog Georg/ Cardinal von Maͤyntz/ das Churfuͤr- stenthum schon unter sich ausgetheilet hatten/ was einem jeden nach eroberung desselben zur ausbeute werden solte/ ward Hertzog Georg ei- lends toͤdtlich kranck/ an einem ungewoͤhnlichen zufall/ nemlich daß er nicht natuͤrlicher weise un- ter sich/ sondern uͤber sich durch den mund seinen eigenen mist mit grossem unlust und verdruß sei- ner waͤrter geben hat muͤssen/ also daß er seine seele mit hefftigem gestanck hat von sich lassen und enden muͤssen ꝛc. Solches unversehenen abgangs erschrack Hertzog Heinrich von Braunschweig so hefftig fast/ daß er sich vernehmen ließ/ ihm waͤre viel lie- ber an Hertzog Georgen statt unser HErꝛ GOtt im himmel gestorben; denn durch diesen unver- hofften des H. Georgen tod wurde alsbald der feldzug wider den Chuꝛfuͤrsten/ und die alienatio des Hertzogthums Sachsen/ so viel Hertzog Ge- orgen theil oder landschafft antraff/ beyde zu- gleich auffgehalten und gehindert. Damit nun Hertzog Georgens bruder/ H. Heinrich/ in solchem anfall des Churfuͤrstenthums nicht uͤbereilet/ und vom Koͤnige Ferdinando præve- nir et wuͤrde/ denn der Land-Adel und staͤdte wa- ren alle Hertzog Heinrichen wegen der Lutheri- schen lehre zuwider/ und auff ihn verbittert/ dar- um sie ihres verstorbenen Herꝛn/ H. Georgen/ anschlag|viel lieber haͤtten befuͤrdern helffen; da- selbst nahm sich alsbald der Churfuͤrst/ Hertzog Friedrich/ seines vettern an/ welcher H. Hein- rich genant/ und ließ es ihm abermal seinetwe- gen mit allem fleiß angelegen seyn/ halff ihm mit schweren unkosten und beystand sein anererbtes land von HErꝛn Georgen seinem bruder ein- nehmen und in die possession einbringen wider der Meißner und anderer seiner widerwaͤrtigen willen und hoffnung. Daher Herꝛ Heinrich offtmal soll gesagt haben/ ecce juvenis pauper vixi, nunc senex dives morior. Denn Herꝛ Georgals ein guter haushalter hatte einen gros- sen schatz beydes aus seinen unbeschwerten aͤm- tern und stattlichen bergwercken gesammlet/ davon man einen trefflichen vorrath zum kriege wider den Churfuͤrsten haͤtte haben koͤnnen/ welches nunmehr gantz und gar mit samt dem lande auff Hertzog Heinrich fiel. Weil aber zu- vor gemeldet/ daß derselbige Hertzog Heinrich zu Sachsen dem Evangelio geneigt und zuge- than war/ befließ er sich alsbald die aberglaͤu- bischen und Papistischen mißbraͤuche/ so viel immer muͤglich/ abzuschaffen/ und das Evan- gelium dargegen predigen zu lassen; solche aͤnde- rung war dem Landadel und landschaft gar hef- tig zuwider wegen des heimlichen unwillens/ welchen sie noch von ihrem vorigen Hn. Hertzog Georgen/ wider ihren neuen angehenden Herꝛn/ Hertzog Heinrich von Sachsen/ trugen. Um dieselbige zeit war die Universit aͤt zu Wittenberg etliche jahr daher in grossem beruff und ansehen/ und gingen alle studia beydes in Theologia und andern facult aͤten im besten schwange/ dazu fundir te und begabte Hertzog Friederich die Universit aͤt mit neuen stipendiis. Item: Koͤnig Christianus aus Dennemarck und etliche seestaͤdte nahmen das Evangelium mit freuden an/ also daß D. Pomeranus zur fort- setzung und pflantzung des Evangelii in Den- nemarck eine zeitlang beruffen ward. Item: Koͤ- nig Henricus IIX. aus Engeland fiel auch vom Pabst ab. Also daß Philippus Melanchthon aus D. Roberti Barns, welcher sich zu Wittenberg D. Amarium nennete/ bericht beweget ward/ dem Koͤnige seine locos communes, welche er kuͤrtzlich auffs neue hatte gelesen/ zu dedicir en. Auch ward Phil. Melanchthon, von Franci- sco Koͤnig in Franckreich erfodert/ der religion halber sein bedencken zu vernehmen/ welche reise doch nicht fortgienge/ und alleine bey einem schꝛifftlichen bedencken des Herꝛn Philippi nach- mals bliebe. Nun hatte Philippus neben sei- nen woͤchentlichen und ordinariis lectionibus den brauch/ daß er wegen der fremden und aus- laͤndischen Student en/ als da waren Hungarn/ Polacken/ Boͤhmen/ und Dennemaͤrcker/ die der Teutschen sprache ungeuͤbet waren/ alle sonntage fruͤh vor der pfarr-predigt privatim in seiner stuben eine prælectionem in sacris that/ solche fꝛuͤh-stunde theilete er gewoͤhnlich also aus/ daß er die erste halbe stunde in enarratione vel Genesis, vel Danielis, vel Evangeliorum Dominicalium; die andere halbe stunde in explicatione Catecheseos zubrachte: Dar- innen er gewoͤhnlich die locos sacros vel theolo- gicos secundùm methodum dialecticam gantz artig per quæstiones methodicas pflegete zu weisen und zu tractir en. Da nun unter andern quæstionibus auch de articulo justificationis gehandelt ward/ fiel auch vor diese frage/ an bona opera essent ad salutem seu justificationem neceslaria? Ob nun wol in dieser frage die bona opera nicht wur- den gesetzt tanquam causa efficiens, so wurden sie doch angezogen tanquam causa sine qua non. Solche formula wolte dem Conrado Cor- dato einem Oesterreichischen/ welcher sich we- gen des Evangeliigen Wittenberg gethan/ und den Herꝛn Philippum privatim in sacris hoͤrete/ etliche gedancken machen/ daß aus seinen fragen/ wie diese formula recht zu verstehen waͤre/ diese phrasis auch fuͤr den Herꝛn Lutherum kam/ dem- selben gefiel sie gar nicht in ecclesia also zu ge- brauchen/ und confutirte sie hernach in publicâ disputatione, daß sie bald fiel/ und ward hernach vergessen. Ob nun Philippus hierab sich mit dem wenigsten nicht mercken ließ/ daß solche seine phrasis confutiret ward/ war er doch der- halben heimlich nicht wenig unlustig und un- muthig; denn er gedachte/ Conradus haͤtte ihn aus vorsatz beym Luther verlaͤumden und ei- nen unwillen erwecken wollen/ damit ja Philip- pus gegen dem Luthero nichts gelten solte/ daher er ihn pro Cordato quadratum nennete/ konte gleichwol diesen seinen heimlichen affect und mißfallen auffs artigste und fleißigste bergen. Auch begab sichs um dieselbe zeit/ daß etliche Oberrheinische staͤdte am Rheinstrom und Schwaben wegen der lehre des hochwuͤrdigen Nachtmahls ihre Theologos gen Witten- berg abfertigten/ sich dieses artickels halben mit D. Luthero zu unterreden/ und so viel muͤglich zu vergleichen; wie denn auch Bucerus nach ge- haltenem gespraͤch mit Luthero in oͤffentlicher pfarrpredigt zu Wittenberg in der pfarꝛ-kirchen seine confessionem publicè thaͤte/ uñ thaͤten heꝛ- A. K. H. Vierter Theil. L 2 nach Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ so in Sachsen der Religion halben nach nicht alleine Bucerus und andere Ober- laͤndische Theologi viel schreiben zum Philippo gen Wittenberg; es ließ sonst auch Philippus viel heimliche schrifften an die kirchen-diener zu Zuͤrch ausgehē/ um welche D. Luther gar nichts wuste/ also daß sich Philippꝰ gegē seine geheim- teste freunde uñ discipulos vermercken liesse/ daß ers im artickul de cœna domini nicht aller dinge und durch aus mit Luthero hielt. Doch ließ er seinen affect dermassen in geheim und verborgen bleiben/ damit solches dem Luther nicht kund gethan wuͤrde; aber gleichwol liessen sich die Tigurini, als nemlich Conradus Pellica- nus, Theodorus Bibliand er/ Leo Judæ, Hen- ricus Bullingerus, allesamt einhellig verneh- men/ daß sie in allen sachen dem Herꝛn Philippo koͤnten subscribir en/ und nicht dem Luthero. Ob aber Lutherus des Philippi consensum und verstaͤndniß mit dem Tigurinis gruͤndlich erfahren habe oder nicht/ kan man nicht eigent- lich wissen; aber so viel D. Joachim Mœrlin von diesen haͤndeln weiß/ berichtet er/ daß Lutherus gesagt soll haben/ er wolte gerne wuͤn- schen/ daß Philippus in diesen punct en nichts im maul verborgens bey sich behielte/ und seine meinung deutlich und klar heraus sagte. Ob nun wol Lutherus Philippum sehr hoch und lieb hielt/ jedoch ist es gewißlich wahr/ daß Phi- lippus allewege Lutherum in den gedancken ihm selbst einbildete/ als wolle es Lutherus gantz und gar alleine seyn/ und wolte ihm dem Philip- po nicht gerne zulassen occasionem emergendi vel inclarescendi. Ließ aber diesen seinen affect mit dem wenigsten nicht mercken. Darzu ob gleich Herꝛ Philippus in Teutschland omnium doctissimus \& officiosissimus, weil er gerne je- deꝛmann mit rath und that dienete/ jedoch wenn er etwas vel publicè vel privatim tractir te/ daran noch jemands wolte entweder dubitir en/ oder nicht von stund an pro authentico hat an- genommen/ uͤber denselben ward Philippus von stund an unlustig/ und derwegen/ wo er jemand zu examinir en odeꝛ einzureden hatte/ neñet er ihn von stund an einen bonum cuculum vel asinum nihil intelligentem: War er aber eine ansehn- liche person/ der etwan einen zweiffel/ wie ob- gemeldet/ haͤtte gehabt/ so ließ er solchen un- muth bleiben/ und sich desselben im wenigsten gegen solchen menschen nicht mercken/ doch zeigete er solchen seinen heimlichen affect seinen geheimtesten freunden/ die taͤglich mit ihm um- gingen/ als da waren Vitus Winshemius, Marcellus, Jacobus Milichius, \& pauci alii. und erzeigte doch nichts destoweniger demjeni- gen/ uͤber welchen er ein heimliches mißfallen hatte/ omnia genera officiorum. So begab sich nun fast um dieselbe zeit auch/ daß M. Georg Aemilius als ein privatus discipulus Philippi etlicher punct en halber in sacramento cœnæ do- minicæ ihn den Præceptorem fragte/ darinne er sententiæ Lutheri zu wieder war/ was hierin- nen zu halten waͤre? hierauff antwortete ihm Philippus, Lutherus haͤtte nimis crassè von der sache geschrieben; Da meinstu/ saget er/ daß sich CHristus mit zaͤhnen zerreissen/ und durch den leib wieder wird ausgeben lassen. Da nun gedachter Aemyl i us hierauf anhielt/ daß er ad eximendam omnem dubitationem ex animis posterorum sich bittlich dieses puncts halber mit dem Luthero unterreden und verglei- chen solte/ weil sie noch beyde beym leben und gesund/ darzu im hoͤchsten ansehen bey maͤñig- lichen waͤren; ja sagte Philippus, ihre Hartzlaͤ n - der (denn Aemylius ware Lutheri landes- mann und gefreunder/ von Mannsfeldt buͤrtig) habet so grosse starꝛkoͤpffe/ daß ihr niemand ne- ben euch wolt gelten lassen. Hieꝛaus etlicher mas- sen zu vermuthen/ daß Philippus vielleicht die Scripta Lutheri nicht alle durchaus in negotio cœnæ Dominicæ mag durchlesen haben/ da Lu- therus neben der Papistischen transsubstantia- tion, die Capernaiti sche manducation (welche die Zwinglian er dem Luthero schuld geben) simpliciter verwirfft. Denn nachdem Philippus acutissimi ac per- spicacissimi judicii war/ daß wenn er nur obi- ter etliche wenig blaͤtter eines jeden buchs durch- sahe/ kunte er in dem wenigen ansehen bald des gantzen buches in halt fassen und einbilden/ daß er das gantze Scriptum nicht durffte ablesen; sol- ches mochte ihm mit des Lutheri scriptis auch begegnet seyn/ welche doch dermassen gethan und gestalt seyn/ daß sie nicht obiter tantum vel ex conspectione wollen geurtheilet/ sondern gan tz attentè gelesen seyn. So kunte nun/ wie gesaget/ der Herꝛ Philippus seine affect en gegen den Lutherum auffs fleißigste verdecken/ daß es niemand wissen oder mercken kunte/ deñ/ wie ge- meldt/ allein seine geheimtestē freunde/ M. Mar- cellus, Vitus Winsheim. \& ali i pauci; daß also dieser handel vivente Luthero vertuschet und in der aschen blieb verboragen. Und hatte doch heimlich Philippus diesen wahn/ Lutherus waͤ- re so ehrgeitzig uñ contentiosus, daß er niemand gerne wolte vergoͤnnen einige occasionem neben ihm auffzukommen; wie er sich denn solches etli- chemal gegen Michael Meienburg Burgemei- ster zu Northausen und andere seine vertraute freunde hat hoͤren lassen. Ob nun wol Philippus solche gedancken ihm alzu fest eingebildet/ welche deñ seine assentatores ihm nicht ausredeten/ son- dern mehr erregen helffen; so war doch in der wahrheit diß keines weges des Lutherus mei- nung; denn er den Philippum fuͤrwar aus grund seines hertzens lieb hatte/ und den Studio- sis in hoͤchsten ehren zu halten treulich und ernst- lich befahl. Fast um dieselbe zeit kam auch M. Johannes Agricola von Eißleben gen Witten- berg mit weib und kind/ suchete freundschaft bey der Universit aͤt und Doctor Luthern als seinem landesmann/ welcher ihn auch mit seinem weib und kindern in e ine behausung freundlich auff- nahm/ und unterhielte mit kost und nahrung eine gute zeit/ biß er nach seiner gelegenheit eine gute geraume behausung fuͤr sich und seine fami- liam in ædibus socrus Philippi bekam/ gegen der pfarꝛkirchen uͤber. Diesen Agricolam stach der ehrgeitz wegen seines uͤbrigen witzes/ daß er auch gerne neben dem Luthero und Philippo etwas sonderliches waͤre gewesen/ und weil er noch in des Lutheri brod und wohnung war/ spargir et er heimlich unter etliche Studiosos errorem An- tinomicum, und gab fuͤr/ daß das gesetze simpli- citer nicht in die kirche/ sondern auff das rath- hauß/ und dem nachrichter zugehoͤre. Diesen errorem hatte er zwar laͤngst zuvor zu Eißleben concipi rt/ weil aber dasselbe eine bergstadt/ und bey den geringen leuten seine opinio nicht cum tanto applausu vel admirati- one konte gezieret und angenommen werden/ als auff unter denen Churfuͤrsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen. auff der Universit aͤt bey gelehrten leuten/ befliesse er sich ad purum \&elegans genus dicendi Teren- tianum uñ brauchte allerley sales \& urbanitates, damit sich bey den Studiosis in der Universi- t aͤt zu insinuir en; doch alles hinterlistig und meuchlings/ daß es die leute nicht so balde kon- ten innen werden oder mercken; denn Doctor Luther ihn Magistrum Eißleben auch befodert/ daßer eine publicam lectionem in Sacris be- kam ꝛc. Wie er nun diese seine neue geburt oder dog- ma heimlich in Lutheri behausung und brod heifuͤr hatte bracht/ brach solches endlich aus/ so bald er in seine eigene herberge kam/ und wa- ren dazumal auch Commensales Lutheri M. Vitus Theodorus Nürnbergensis: item M. Hieronymus Weller von Freyberg und Jo- hann Schneidewein von Stolbergk; als nun dieser Antinomicus error fuͤr Lutherum kam/ und damit er nicht in Ecclesiam erwuͤchse/ stellet Lutherus wieder die Eißlebischen themata etliche disputationes; wie dasselbe noch in tomis Luthe ri zu sehen/ und ward dieser handel oͤffentlich im Collegio disputi rt uñ confuti rt/ uñ ob wol hier- auff M. Eisleben eine oͤffentliche retractationem suæ opinionis drucken ließ/ daß nunmehr D. Lu- ther nicht anders gedachte/ als der handel waͤre nun gruͤndlich gestillet/ so tꝛug Eißlebē doch einen heimlichen haß wider den Lutherum von wegen der verlohrnen disputation, stach heimlich bey seinen adhærent en mit gifftigen worten auf Lu- therum hefftig/ daß solcher sein groll wider Lu- therum dermassen ausbrach/ daß der gantze handel endlich fur den Churfuͤrst H. Friederi- chen auch gen hoffe kam; damit nun hieraus kei- ne weiterung erfolgen moͤchte/ nahm sich der Chuifurst der sachen dermassen an/ daß er bene- ben dem Rector der Universit aͤt Wittenberg etliche deputir te personen verordnet/ welche die- sen handel von beyden theilen in verhoͤr neh- men/ und so viel muͤglich nach verhoͤrten part en schlichten und hinlegen solten/ welche vorher bey- des vom Luthero und Eisleben auf einem gelei- steten angesetzten tag mit mund und hand abzu- warten dem Churfuͤrsten und Rectori angelo- bet ward; als nun auff den selben tag beyde theile erschienen/ ihre klage und antwort darauff fuͤr- bringen solten/ zeucht Eisleben morgens beym thor schliessen stilleschweignd contra datam fi- dem Electori \& Rectori hinweg/ laͤst beyde die handlungs-leute und Lutherum veꝛgebens allda warten/ und begibt sich gen Berlin zum Marg- grafen Joachim von Brandenburg/ und klaget abermals hefftig uͤber Lutherum, wie ihm der so viel zu leide und wider gethan habe/ welche reden er/ als ein wolsch waͤtzender mañ mit hoͤff- lichen worten wol kunte zieren; um dieselbe zeit war auch M. Vitus Ammerbach Professor Philosophiæ zu Wittenberg/ ein gelehrter spe- culator und disputator, derselbe hatte beyde in Philosophia und Theologia sonderliche eigene bedencken und scrupulos, die er partim priva- tim und partim in publicis disputationibus mercken ließ/ darinnen er wider Lutherum und Philippum war. Philippus pflegte ihm bißweilen pro sua au- toritate etwan ernstlich zuzureden/ so kunten auch des Philippi assentatores zu zeiten des Ammerbachii meinung mehr auff einen miß- verstand fuͤrbringen beym Philippo/ denn es vielleicht vonnoͤthen oder ihnen befohlen war; hergegen hatte Lutherus allezeit diesen brauch und weise/ so hefftig er sonst war in oͤffentlichen seinen schrifften/ so placitè und sanfftmuͤthig war er gegen jedermann/ vel in privatis collo- quiis vel publicis disputationibus in collegio, also daß er offtmals/ wo schon ein opponent im collegio ein schwaches argument fuͤrbracht/ so assumir ete Lutherus solch liederlich argument al- lezeit selbst/ gab ihm gar eine zierliche formam uñ art/ besser/ denn wie es war fuͤr gebracht wor- den/ und confirmir et dasselbe allezeit mit solchen wichtigen umstaͤnden/ weit herꝛlicher denn es dem opponent en haͤtte koͤnnen einfallen. Her- nach so solvi rte er dasselbe argument wieder mit trefflichen gruͤnden/ also daß maͤnniglich nicht allein wol damit zufrieden war/ sondern gar viel- mehr daraus lernen konte/ denn er selbst gemei- net haͤtte. Wiederum so modestus Philippus in sei- nen publicis scriptis war/ so liederlich/ ließ er sich erzuͤrnen/ vel in privatis vel in publicis disputationibus, daß er manchen opponen ten/ wo er sein argument nicht so zieilich oder foͤrm- lich konte vorbringen/ wie es wol von noͤthen waͤre gewesen/ nicht wolt aushoͤren/ und ihn hieß stille schweigen/ und einem andern raum geben; Also gieng Lutherus mit Vito Ammer- bachio mit weit mehrer gelindigkeit und sanfftmuth um denn Philippus, hielt vielmals privata Colloquia mit ihm/ damit sich Am- merbachius je keines uͤbereilens von Luthero koͤnte beklagen; Weil sich aber gedachter Am- merbachius weder mit dem Luthero noch Phi- lippo konte vergleichē/ begab er sich von Witten- berg gen Jngolstadt/ ließ sich daselbst vom Lu- theranismo absolvi ren/ und ward allda Profes- sor Philosophiæ. Als nun wegen H. Geor- gen tode der krieg wider den Churfuͤrsten etli- cher massen verhindert/ und doch/ wie gemel- det/ H. Georgen verlassene Landschafft und Raͤthe/ die nunmehr auf H. Heinrichen von Sachsen gefallen/ und durch den Churfuͤrsten erhalten war/ damit sie nicht auf Boͤheim kaͤ- me/ noch der Religion des heiligen Evangelii heimlich feind und zuwider waren/ vermerck- ten beydes der Churf. und Landgraf Philippus von Hessen solches gar wohl/ und daß sie wegen der Paͤpstischen Potenta ten nichts gewissers/ denn einen uͤberzug des Evangelii halber haͤtten zu gewarten/ derhalben sie hergegen gedencken musten/ daß wo sie des Evangelii halben solten uͤberzogen werden/ wie sie ihre feinde aufhalten und sich schuͤtzen moͤchten/ und ward deswegen ein Convent gen Schmalkalden angesetzt/ da- hin sich alle die jenigen/ so dem Evangelio zu- gethan/ beyde Fuͤrsten und Staͤdte/ betag- ten/ \&c. Dieweil auch Christianus Koͤnig in Daͤne- marck endlich das Evangelium in seinem Koͤ- nigreich hatte angenommen/ that er sich auch in die Religions-verbuͤndnis vorgemeldter Fuͤrsten und Staͤnde. Derhalben bald ein an- derer Conventus oder Fuͤrstentag zu Braun- schweig gehalten ward. Solches war nun den Paͤpstischen und insonderheit dem H. Hein- richen von Braunschweig als dem constituir- ten Feldherrn aufs hefftigste zu wider/ und trachtete derowegen mit seinen verwandten so L 3 viel Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ so in Sachsen der Religion halben viel desto mehr/ wie sie mit einander den krieg wider die Religions-verwandten so viel desto ehe befoͤrdern und ins werck setzen moͤchten; und damit solches ja viel mehr ansehen und ge- walt durchs gantze Roͤmische Reich haben moͤchte/ reisete Hertzog Heinrich von Braun- schweig wegen der Paͤbstischen Potenta ten in Hispanien zu Kaͤyser Carolo, und brachte viel vermeinte edict und befehl aus/ wider die Re- ligions-verwandten/ damit der Krieg um so viel desto kraͤfftiger moͤchte ins werck gesetzt werden; denn der Kaͤyser Carolus dazumahl in der traurigkeit nicht so hefftig zum kriege eile- te/ als wohl die Paͤbstischen gerne gesehen haͤt- ten/ und darauf drungen. Daher H. Heinrich von Braunschweig selbst etliche mahl gesagt hat/ man muͤste mit des K. Caroli namen als mit einem todten falcken beitzen. Da nun der- halben H. Heinrich von Braunschweig mit allen diesen krieges-rath-schlaͤgen und bluthaͤn- deln/ mit etlich wenig pferden heimlich durchs land zu Hessen reitet/ wird ihme seiner diener einer/ der diese bluthaͤndel allesamt bey sich in der satteltaschen gefuͤhret/ ergriffen uñ gefangen/ und werden also alle krieges-haͤndel der Paͤp- stischen offenbar/ darnach hieraus so viel streit- schrifften H. Heinrich von Braunschweig wider den Churfuͤrsten von Sachsen und Land- grafen in Hessen in oͤffentlichem druck ausgien- gen; so begab sichs auch/ daß fast um dieselbe zeit sich ein jaͤmmerlicher mordbrand hin und wieder erhub/ darinnen viel staͤdte und flecken der Religions-verwandten jaͤmmerlich verder- bet wurden/ und ward solcher mordbrand von vielen leuten H. Heinrichen von Braunschweig oͤffentlich schuld gegeben Ob wohl aus die- sem allem zu spuͤren/ daß bey den Paͤbstischen wegen des Evangelii gar kein friede zu hoffen/ bemuͤhete sich doch gleichwohl K. Carl. daß in dieser zwiespaltigen sachen der Religion ein Christlich Colloquium moͤchte gehalten werdē/ ehe man zum schwerdt grieffe/ damit der laͤngst angestellte krieg und feldzug wider die Reli- gions-verwandten abermayls biß auf andere gelegenheit protrahi ret ward. Nun war um dieselbe zeit Herꝛ Moritz von Sachsen erst neulich nach absterben seines Her- ren vettern/ H. Heinrichs zu Sachsen/ abermals durch huͤlffe und beystand des Churfuͤrsten Herꝛn Friederichen in sein alt ererbtes land ein- gesetzt/ da noch/ wie zuvor gemeldet/ die gantze land- und Ritterschafft dem Paͤbstlichen theil anhing/ und den Evangelischen feind war/ und Herꝛn Georgens verlassene Raͤthe waren auch noch alle verhanden/ die sich saͤmtlich bey ihrem neuen angehenden Herꝛn wol wusten einzulei- ben/ und konten wegen der Religion ihren heimlichen grollen wider den Churfuͤrsten ad tempus noch fein redlich bergen. So war die- ser junge auffbluͤhende Herꝛ/ H. Moritz/ bey seinem vettern dem Churfuͤrsten auffs herꝛlichste unterhalten und erzogen/ kam nun jetzo in eine volle landschafft und treflichen anererbten schatz/ und ging nun auff seinem eigenen zaun ohn alle hinderniß und einrede ꝛc. Jn diesem jungen freudigen Fuͤrsten erregten die Meißner gar bald einen wider willen wider seinen vettern/ den Chuꝛfuͤrsten/ welcher doch ihn uñ seinen vater beym land hatte helffen schuͤtzen/ einsetzen und erhalten/ und ihn dazu in seiner jugend herꝛlich und stattlich erzogen/ also daß er/ Hertzog Moritz/ der vorigen empfangenen treu und wohlthat allersamt vergaß/ und einen krieg wider seinen vettern den Churfuͤrsten fuͤr der stadt Wurtzen eilends anfing/ welcher noch heutiges tages der fladen-krieg/ weil er auff Ostern geschahe/ genennet wird/ und obwol durch GOttes gewalt dieser elende lermen bald gestillet und die Fuͤrsten versoͤhnet worden/ also daß H. Friederich anders nichts wuste/ als er haͤtte nunmehr den treuesten und liebsten vet- tern zum nachbar/ so bliebe doch fuͤr und fuͤr ein verborgener haß und groll in Hertzog Moritzens hertzen stecken/ welchen er auff eine gute zeit mei- sterlich verbergen konte/ und durch seine Meiß- nische Raͤthe immerdar heimlich/ als ein glim- mender zunder/ angezuͤndet und auffgeblasen ward. Von dieser undanckbaren vergessen- heit wollen die Meißner jetzt gar nichts mehr wissen/ und geben fuͤr/ Hertzog Moritz habe etli- cher massen dieses unversehenen fladen-kriegs gute ursach gehabt; und gleich wol/ wo man eine gruͤndliche bestaͤndige ursache dieses krieges be- gehrt zu wissen/ koͤnnen sie gar nichts erhebli- ches in der wahrheit aufbringen/ welches sie doch ohne zweiffel ihrer angebornen hoffaͤrtigen und praͤchtigen ruhmraͤthigkeit/ art und natur nach keines wegs wuͤrden unterlassen/ mit hoͤchstem schein aufzublasen oder aufzumutzen/ wo sie was bestaͤndiges oder gruͤndliches wuͤsten darzu- thun. Bald um dieselbe zeit thaͤt man einen zug wi- der den Tuͤrcken in Hungarn vor Ofen und Pest; allhie haͤtte sichs von rechts wegen gebuͤh- ret/ daß man den Churfuͤrsten zu Sachsen Hertzog Friederichen als einen Ertz-marschalck des Reichs zum Feldherrn gemacht haͤtte/ aber es practicirt e es Cardinal Albrecht von Meintz dahin/ daß an statt des Churfursten zu Sachsen sein vetter Marggraff Joachim von Brandenburg zum Feldherrn erwehlet ward; in solchen feldzug begab sich auch Hertzog Moritz in eigner person/ und hielt sich fuͤrwahr im streit gar maͤnnlich und kuͤhnlich; aber Marggraff Joachim zog wieder ungeschafft von Pest und Ofen ab/ und sturben zum theil viel knechte/ und wurden derselben viel von den Hungern selbst gepluͤndert und erschlagen/ und ward dazumal einem Hungarischen Herꝛn/ Pri- mi Petri genant/ schuld gegeben/ er haͤtte sich in diesem kriege gantz verdaͤchtig gehalten; deß- wegen er auch vom Ferdinando eine zeitlang zur Neustadt gefangen gehalten ward. Als nun Hertzog Moritz wegen seiner freudig keit in die- sem feldzuge ihme einen guten namen und gunst gemacht hatte/ ward anno 1544. ein Reichs-tag zu Speyer angesetzt/ den Kaͤyser Carl nach dem erlittenen schaden von Algorei selbst besuchte; Auff diesem Reichs-tag/ weil der Kaͤyser nunmehr wieder in Teutschland war/ hielten die geistlichen und weltlichen Potenta- t en gar emßig und hefftig an/ damit der laͤngst solicitirte krieg koͤnte einmal zu wercke gerichtet werden; weil aber auch Hertzog Frieder ich von Sachsen und Landgraff Philipp von Hessen in eigener person den Reichs-tag zu Speyer be- suchten/ wurden diese krieges-practicken und bluthaͤndel in solcher geheim getrieben/ daß sie der Churfuͤrst keines weges mercken konte; denn der unter denen Churfuͤrsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen. der Kaͤyser Carl erzeigete sich auffs allergnaͤdig- ste gegen ihm/ erbot sich auch aus sonderlichen gnaden/ wo der Churfuͤrst nach GOttes willen/ als ein schwerer Herꝛ/ mit tode solte von dieser welt abgefodert werden/ so wolte er der Kaͤyser Hertzogs Friederichen nachgelassener junger Herren getreuer pfleger und vormuͤnder seyn/ und waꝛd also der Chuꝛfuͤrst in seinem gemuͤth so sicher gemacht/ daß er sich vom Kaͤyser gar keiner ungnaden oder einiges uͤberzuges wegen der religion besorgt. Aber nichts desto weniger ward auff denselben Reichs-tage durch anstiff- tung des Cardinals von Meintz der junge Herꝛ Hertzog Moritz noch weiter wider den Chur- fuͤrsten verhetzet/ und weil Kaͤyser Carleben da- zumal einen zug wider den Koͤnig Franciscum fuͤr Landeshut fuͤrhatte/ handelt man mit Her- tzog Moritzen/ daß er sich nicht allein in diesem zug/ sondern auch in andern sachen ins Kaͤysers diensten wolte einlassen; denn da er solches thun wuͤrde/ und sich gehorsamlich und diensthafftig und willfrey gegen seine Majestaͤt verhalten/ so wuͤrde er ihme nicht allein diesen zug reichlich vergelten/ sondern er wolle ihn noch auch zu ei- nem Chursuͤrsten von Sachsen machen. Diese handlung ward fuͤrnehmlich durch den Cardi- nal Albrechten und seine Raͤthe/ dazu durch Christoph von Carlwitz/ weiland einem Mein- tzischen/ und nunmehꝛ einem Saͤchsischen Meiß- nischen hoffdiener/ mit hoͤchster geheim in der stille verhandelt/ daß/ wie gemeldet/ der Chur- fuͤrst/ Hertzog Friederich/ nichts anders mercken kunte/ als es waͤre mit seinem vetteꝛn H. Moritz um des feldzugs halber in Franckreich gehan- delt/ aber Hertzog Moritz fuͤhrete alsobald nach diesem verstande die 4. buchstaben in seiner hoff- kleidung V. G. M. A. vielleicht gluͤckt mirs auch; so ward auch um dieselbige zeit Hertzog Augustus, Hertzogs Moritzen bruder/ zu einem Coadjutor zu Meꝛsebuꝛg gemacht/ dadurch denn die zweene bruͤder von Hertzog Friederichen ab- gezogen/ und auch eine heimliche inescatio des jungen Fuͤrsten ward/ und auff der geistlichen seite gebracht; so hatte auch Cardinal Albrecht von Meintz etliche jahr zuvor wegen seiner gros- sen schulden des Roͤmischen Reiches insigel/ welches ihm tanquam Episcopo Moguntino \& Cancellario Imperii vertrauet ward/ dem Granavellen um etliche M. fl. verkaufft/ daß/ was nun mehr fuͤr handlungen durch das recht am Kaͤyserlichen hoffe verrichtet werden sollen/ allesamt durch des Granavellen und seines sohns des Bischoffs von Arras handen gehen musten. Als nun nicht lange nach endschafft dieses reichs-tages des 44. jahrs der Bischoff von Maͤyntz Cardinal Albrecht starb/ begab sich von stund an sein geheimster Rath und Cantz- ler/ D. Tuͤrck/ ein arglistiger blutduͤrstiger feind des Evangelii/ in H. Moritz dienst gen Dreß- den/ dieser Tuͤrck erregete wiederum die alten blutduͤrstigen practick en/ noch von Hertzog Ge- orgen und seinen alten Raͤthen herruͤhrende/ wi- der den Churfuͤrst H. Friederichen/ und halffen ihm getreulich Christoff von Carlowitz/ D. Kommerstadt/ D. Fachs zu Leiptzig/ und was noch einen alten haß und neid wider das Evan- gelium verborgen hatte. Und weil nunmehr ihr junger Herꝛ/ Hertzog Moritz/ wegen seines freu- digen gemuͤths in kriegessachen eine grosse gunst und zusage beym Kaͤyser hatte/ ward sein sinn und hertz je laͤnger je mehr dem Churfuͤrsten zu- wider/ und hatten daruͤber dieselbe Meißner auch eine heimliche conspiration mit des Chur- fuͤrsten geheimen Raͤthen und fuͤrnehmstem Adel gemacht/ doch mit solcher vorsichtigkeit und list/ daß er/ der Churfuͤrst/ eigener person es gar nicht mercken konte; ohne allein sahe es der D. Luther/ wohin sich diese sachen alle zogen/ und mercket diese der Meißner conspiration fuͤr allen andern leuten/ wie sie endlich den Churfuͤrsten vertreten und um land und leute bringen wuͤrden; daher er denn offtmals tieff erseufftzet/ daß sein gnaͤdiger Herꝛ der Churfuͤrst seinen Raͤthen so viel vertrau- ete; denn sie/ des Churfuͤrsten Raͤthe/ haͤtten mit den Meisnern eine hundes-ketten uͤber den Churfuͤrsten gemacht/ wuͤrden auch nicht ehe auffhoͤren/ sie haͤtten ihn denn auff die fleisch- banck geopffert: Er erzehlet auch/ wie der Churfuͤrstl. Vatter/ Herꝛ Johannes/ ihn den Luther auff eine zeit alleine zu Torgau in seinem stuͤblein ans fenster gefodert/ und mit betruͤbtem hertzen gesaget haͤtte: Ach lieber Herꝛ Doctor, mein sohn vertrauet den leuten gar zu viel/ denn er kennet sie noch nicht/ aber er wird sie einmal lernen kennen/ alsdenn ist der schade geschehen. Wie nun diese practick en in vollem schwange giengen/ fiengen abermals die Sacra- mentir er und Caspar Schwenckfeld etwas neu- es an in der Schlesien/ dadurch sie viel leute irre machten/ daß auch ein Edelmann aus der Schlesie/ D. Lutheri schwager/ einer von Bora/ gen Wittenderg kam/ und vom Doctor in diesen iꝛrigē sachen einen gruͤndlichen bericht begehrte/ wie er sich in diese neue der Sacramentir er und Schwenckfelder handlung richten und schicken solte. Aus diesem ward D. Luther bewegt sein letztes und endliches bekaͤntnis vom Abendmahl CHristi in druck zu geben. Da solches fuͤr die Theolog en gen Zuͤrch kam/ thaten sie eine Latei- nische antwort/ darauff sie alle des Evangelii meinung und opiniones auffs neue repetirt en und vertheidigten; derselben gedruckten antwort wurden nun zwey exemplar gen Wittenberg ge- bracht/ derē eines der Churfuͤrst bekam/ und ihme lesen ließ; uñ dieweil D. Luther hiebevor dem gan- tzen handel in seinem letzten und gedruckten be- kaͤntnis gnug hatte gethan/ und gleichwol der Churfuͤrst fuͤr nothwendig erachtet/ daß der Zuͤr- cher Scriptum mit gnugsamer antwort wieder- legetwuͤrde/ ließ er deshalben mit dem Philip- po handeln/ daß er die antwort darauff stellen wolte/ damit D. Luther/ als nunmehr ein alter schwacher mann/ weiterer muͤhe verschonet moͤchte bleiben; dieses schluge Philippus sim- pliciter und schier in einem unmuth ab/ und nahm etliche in verdacht/ man haͤtte diese anmu- thung mit fleiß per Lutherum vom hofe an ihn zu thun angestifftet/ wie er sich denn dessen/ doch in der wahrheit ex falsa suspicione, gegen Mar- cellum und seine heimliche freunde beklagte; uñ fassete Philippus ihme selbst die gedancken/ als wolte Lutherus durch diß argument eine occasi- on und ursach suchen/ ihn in ein ungluͤck zu hof- fe zu bringen/ oder zu trucken/ welches doch bey der hoͤchsten wahrheit des Lutheri meinung nie- mals/ sondern nur ein falscher gedancke war. Denn Lutherus hatte Philippum aus grund seines hertzens lieb/ und lies es nimmer/ den Herꝛn Philippum den Studiosis hoch zu ehren zu re- commendir en/ wo er immer konte. Nicht lange hernach ward D. Luther von den Grafen von Mans- Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ so in Sachsen der Religion halben Mansfeld gen Eisleben erfodert; denn sie ihn durch vielfaͤltiges ersuchen und anhalten gebetē/ daß er die langwierige irrungen und streits-sa- chen/ darinnen sie etliche jahr mit einander un- richtig/ fuͤꝛ die hand nehmen und zu guͤtlicheꝛ ver- gleichung uñ einigkeit wolte richten helffen. Als er aber zur handlung recht greiffen wollē/ befand er alsbald die sachen durch die geld-gierigen Ju- rist en auff beyden seiten in eine solche verworrene weitlaͤufftigkeit und verbitterung verwickelt/ daß wo man hierinne durch Jurist en der sache weiter solte helffen/ weder einige huͤlffe noch rath zu verhoffen waͤre; derwegen er auch D. Melchior Klinge/ als Mansfeldischen Ju- rist en und Procurato rn/ bey der handlung nicht wissen wolte/ und derowegen abschaffen ließ; uñ gabē diese verdrießliche haͤndel oftgemeldtem D. Luthero so viel zu schaffen/ daß er sich veꝛmercken ließ/ wo ihn unser Herr Gott wiederum zu hause wuͤrde helffen/ wolle er ein eigen buch wider die silberne uñ guͤldene Jurist enschreiben/ daß sie die sachen offtmals zu ihrem vortheil und geitz wider alle billichkeit erweiterten und auffzoͤgen. Nun hatte D. Luther hiebevor einen fluß an ei- nem schenckel/ welchen ihme D. Ratzenberger ob continuam Capitis vertiginem eroͤffnet/ wel- ches die Itali fontanellam nennen; so lange nun D. Lutheꝛ denselbē fluß am schenckel offen behielt/ befand er linderung des schwindels und anderer leibes-schwachheit/ die ihm sonst in allem zu han- den kam; als er nun/ wie gemeldet/ zu Eißleben mit dē beschwerlichē Mansfeldischē haͤndeln viel muͤhe und arbeit vergeblich hatte gepfleget/ und alle handlungen umsonst| waren/ kraͤnckete ihn diese weitlaͤufftigkeit so hefftig/ daß er seiner ei- genen gesund heit nicht wahrnehmen/ und mit ermeldtem remedio per lapidem causticum sei- nen fluß offen konte halten; also ward er voller schwermuth in solcheꝛtaͤglicheꝛ muͤhe/ und heilete ihm der fluß am schenckel zu/ daß zu vermuthen/ daß die hefftige Commotiones animi \& regurgi- tatio materiæ peccantis ob consoliditatem von oben und unten/ samt heftigeꝛ gꝛaͤmnis/ ihm den tod saͤmtlich verursacht haben. Den abend zu- vor/ ehe er starb/ war er ziemlich froͤlich mit sei- nen haußgenossen/ und ehe er sich nach dem Nachtmal hatte wollen zu bette legen/ hat er fol- genden verß an die wand mit kreiden geschrie- ben: Pestis eram vivus, moriens ero mors tua, Papa. Philippus meinet die ursach seines todes sey gewesen ein morbus, den die Medici cardiog- mum, Græcè , i. e. dolorem stoma- chi, nennen; aber andere meinen/ die erst ange- zeigte ungelegenheit sey eine ursach seines todes gewesen. Man disputir e nun die causam morbi, wie man wolle/ und sage gleich/ es sey sein annus climactericus gewesen/ so ist doch das zu bekla- gen/ daß er noch die kurtze zeit/ die er ausserhalb der Eislebischen handlung haͤtte daheim zu Wittenberg uͤbrig zu leben gehabt/ an statt der heillosen nichtigen Mannsfeldischen sachen viel hoͤhere und wichtigere auch der kirchen nuͤtzli- chere sachen daheim zu Wittenberg mit besserer ruhe haͤtte verrichten koͤnnen/ denn daß ihm sei- ne Erbherren den von GOtt angesetzten tod noch voller angst und unruhe muͤssen sauer gnug ge- macht haben. Als nun die leiche des D. Lutheri in einem zinnernen sarg auff des Churfuͤrsten befehl gen Wittenberg gebracht ward/ wurde dieselbe ehrlich in der schloß-kirchen daselbst nebst dem predigtstuhl bestattet/ und hielten ihm D. Po- meranus eine leichpredigt/ und Philippus eine orationem funebrem. Kuͤꝛtzlich vor seinem D. Lu- thers nach Eisleben abreisen/ hatten seine hauß- und tischgenossen eine schlagende uhr auff dem schlaffhause verneuren und anrichten lassen/ da begab sichs einmal in der mitternacht/ daß bey derselben schlagenden uhr ein grosser fall gehoͤret ward/ als fiel das steinerne gewicht vom strick herab/ aber morgens waren noch alle sachen gantz und unversehret ꝛc. Wie D. Luther solches hoͤrete/ sprach er zu sei- nen tischgesellen/ sie solten sich nicht dafuͤr ent- setzen/ denn dieser fall bedeutete seine person/ daß er bald sterben wuͤrde; so begehrte er zwar auff dieser unartigen welt nicht laͤnger zu leben/ man solte nur bitten/ daß ihm unser GOtt ein gnaͤ- diges stuͤndlein verleihen wolte/ so wolte eꝛ sich in einen sarg legen und den wuͤrmern einen fri- schen coͤrper zu verzehren geben; die welt waͤre ihm feind/ so waͤre er hingegen der welt uͤber- druͤßig und muͤde. Ob nun wol wegen solcher D. Luthers leich fast jedermann bekuͤmmert und traurig war/ je- doch so offt Philippus alleine bey seinen gehei- men freunden war/ und man de restauratione studiorum Theologicorum und veraͤnderung des zustandes in Academia wegen dieses ploͤtzli- chen des Lutheri abgang sorgfaͤltig war/ kun- te man fein mercken und spuͤren/ wiees dem Phi- lippo heimlich wol thate/ daß man sich hin- fuͤrter nach ihme/ als|dem obristen/ richten muͤ- ste; denn er allewege/ wie gemeldt/ vivo Lu- thero ihm selbst den wahn hatte eingebildet/ Lutherus haͤtte nur seine eigene auctorit aͤt be- foͤrdert/ und darneben niemand es goͤnnen wol- len/ daß er auch moͤchte in ein ansehen kommen; derwegē gefiel Philippo heimlich wol/ daß nun- mehr die fuͤrnehmsten Theologi zu Wittenberg/ als Pomeranus, Creutziger/ Major und alle andere Professores, sich alleine raths bey ihm erholen muͤsten; wie denn er alleine in dispu- tationibus Theologicis an D. Lutheri statt præsidire te/ und was ein jeder Theologus ent- weder in der kirchen predigen oder in der schulen profitir en sollen/ ward einem jeglichen von Phi- lippo vorgeschrieben/ darinnē er sich keine muͤhe und arbeit verdriessen ließ; denn er ein sonder- lich frolocken hatte/ wo er jedermann/ der nur sei- nes raths und huͤlffe begehꝛte/ mit rath und that konte mit huͤlffe erscheinen und gutes beweisen. Allhier kan man nicht eigentlich wissen/ was Hertzog Johann Friederich fuͤr gedancken hat gehabt/ daß er bald nach D. Luthers tode dahin getrachtet/ wie er dem Philippo in Theologia noch einen gehuͤlffen/ nemlich den Herrn Bren- tium, zuwege bringen und zuordnen moͤchte/ es fielen aber nach des Luthers tode bald andere haͤndel fuͤr/ daß solches des Churfuͤrstens vor- nehmen verbliebe/ und er sich in krieg reitzen ließ. Denn als D. Luther im Februario starb/ schickte bald der Kaͤyser Carl um die Ostern Niclasen von Koͤnneritz in einer Legation zu dem Meißnischen und Saͤchsischen Adel/ und ließ vermelden: Nach dem seine Majestaͤt in argwohn/ als wolte Er sich gegen oder wider das Evangelium ruͤsten/ das waͤre seine mei- nung keines weges; nach dem aber sonst viel klage unter denen Churfuͤrsten Joh. Friedrich/ Mauritio und Augusto ergangen. klage fuͤr seine Majestaͤt kaͤme/ wie mit den geistlichen guͤtern uͤbel gehandelt wuͤrde/ in diesem fall wuͤrde er zu billichem einsehen ver- ursachet. Diese bottschafft war dem Saͤchsi- schen und Meißnischen Adel abermahl eine gar plausibilis propositio, welche ohne das der geistlichen guͤter halber/ welche der Chur- fuͤrst zu Sachsen eins theils zu fundi rung der Universitaͤt/ zum theil ad alios pios usus Ecclesiæ gewendet/ vom Churfuͤrsten alieni ret/ und um so viel desto mehr wider ihn verhetzet und bewogen waren. Item, nach dem Koͤnig Christianus aus Daͤ- nemarck der vornehmste in dem verbuͤndnis der Protestiren den Staͤnde war/ und der Kaͤy- ser Carl noch etliche zuspruͤche von wegen des vertriebenen K. Christierns, welchem Kaͤyser Carl s Schwester vermaͤhlet war/ zu ihm hat- te/ ließ der Kaͤyser mit ihm dem Koͤnig Chri- stiano auch mit hoͤchstem fleiß handeln/ damit solche irrung gaͤntzlich beygeleget und auffge- hoben wuͤrde/ auf daß gedachter Koͤnig sich aus dem Schmalkaldischen oder protestiren- den verbuͤndnis thaͤte/ wie denn solches alles mit hoͤchstem fleiß gehandelt/ und also des Koͤ- nigs von Daͤnemarck huͤlffe durch solche mittel den Protestiren den gantz abgestrickt ward. Hier- auf erfolgete bald/ daß beyde der Churfuͤrst von Sachsen und Landgraf von Hessen fuͤrungehor- same Fuͤrsten des Reichs und in die acht erklaͤret wurden/ und nun der krieg fuͤr der thuͤr war/ derowegen ob wohl Johann Friedrich den Koͤ- nig Christianum aus Daͤnemarck um huͤlffe und beystand ersuchte/ und der gehaltenen ver- buͤndnis zu Braunschweig erinnern ließ/ ward ihm doch solche huͤlffe vom Koͤnig aus Daͤ- nemarck gaͤntzlich abgeschlagen. Solches wu- ste D. Melchior Klinge wohl/ daß es dem Churfuͤrsten widerfahren wuͤrde/ verwarnete derhalben zuvor des Churfuͤrsten von Sach- sen gesandten/ sie wuͤrden bey Daͤnemarck nichts erhalten. Ob nun wohl der Churfuͤrst in sol- cher krieges-gefahr keines weges bedacht/ in eigener person sich in einen feldzug wider den Kaͤyser zu begeben/ sondern daheime bey den seinen allen abentheuer zu erwarten und aus- zustehen; so hielt doch Landgraff Philipp bey dem Churfuͤrsten an/ und ließ ihm weder tag noch nacht vom halse/ biß er solches zu thun bewilligte. Da solches dem Landgraffen ward angesagt/ gefaͤllt ihm diese bottschafft so wol/ daß er dem jenigen/ der ihm solches anzeige- te/ ein koͤstliches roß zum bottenbrod verehrte; zu diesem des Churfursten feldzug gaben auch grosse ursach die Wittenbergischen Theo- logi. Denn so bald der Churfuͤrst von Sach- sen und Landgraff von Hessen in die acht und aberacht erklaͤret waren/ stellete D. Georg. Major alsobald dagegen eine andere acht und aberacht der hohen Goͤttlichen Majestaͤt wider den K. Carolum und seinen Bruder Ferdinandum, und ließ die in oͤffentlichen druck ausgehen. Item Philippus Melanchton ließ auffs neue wieder drucken D. Lutheri warnung an seine liebe Teutschen/ dariñen er etliche wenige worte des Luthers veraͤnderte. So schrieb auch Justus Menius ein sonderlich buch von der nothwehre/ welches er dem Herꝛn Philippo gen Wittenberg schickete zu besichtigen/ ehe es gedruckt ward. Solches schrieb Philippus gantz| und gar auffs neue/ und ließ es unter Justi Menii namen auch oͤffentlich drucken/ so suchte man auch hin und wieder etliche scar tecklein auff/ die D. Luther solte geschrieben haben/ als ob er solche noth- wehre wider den Kaͤyser der religion halben haͤtte gerathen; so doch viel andere rathschlaͤge des Luthers noch fuͤrhanden seyn/ da er viel eine andere meinung dem alten Churfuͤrsten Hertzog Hansen fuͤrhaͤlt/ denn wie es von den Wittenbergern angezogen ward; und ward al- so der Churfuͤrst Hertzog Friederich beyde von dem Landgraffen und den Wittenbergischen Theolog en vielleicht bewogen sich in krieg wi- der den Kaͤyser zubegeben. Als er nun vor seinem abreisen aus seinem lande die stadt Wit- tenberg mit krieges-volck besetzte/ und sein land seinem vettern Hertzog Moritzen treulich befeh- len thaͤte/ sagte ihm Hertzog Moritz hierauff alle vetterliche freundschafft und treue nachbar- schafft zu/ und versahe sich kein lebendiger mensch einigerley hinterlist und gefahr zu Her- tzog Moritzen. Jedoch hatte er einen diener angenommen/ mit namen Frantz Kram/ der ließ sich noch in des Churfuͤrsten abreise bey der besatzung Wittenberg in Ambrosii Reu- ters hause gegen seiner bekandten einen verneh- men/ Hertzog Friederich moͤchte seiner schantze wol warnehmen/ denn Hertzog Moritz haͤtte etwas im sinne/ das Hertzog Friederich noch nicht wuͤste. Dieser M. Frantz Kram/ war eines niedrigen schlechten herkom̃ens aus der Schle- sien/ hatte sich neulich an Heꝛtzogs Moꝛitzē dienst gethan/ daß er sein Explorator war/ hatte hie- bevor gute kundschafft mit allen Professoribus zu Wittenberg/ wuste auch alle gelegenheit der stadt und inwohner daselbst/ mochte ihm auch heimlich wohlthun/ daß er von einer schlimmen famulatur von Wittenberg an eines solchen reichen Fuͤrsten dienst kommen war/ verhielt sich derhalben in allem was man ihm befahl/ und dazu sich sonst niemand wolte gebrauchen las- sen/ willig und unverdrossen. Jn der stadt Wittenberg ward zu einem obri- sten gesetzt Erasmus, ein hochmuͤthiger Meißni- scher Edelmañ und ein rechter Studenten-feind/ welcher auch derjenigen einer war/ der von des Churfuͤrsten Hertzogs Friederichen dienern und Raͤthen lange zeit daher mit Hertzog Moritzens dienern und Raͤthen einen guten verstand und buͤndniß hatte/ und sich auch/ so bald der Chur- fuͤrst aus dem lande kam/ in der besatzung gantz verdaͤchtig hielt. Jn solcher angehenden besa- tzung entwich Philippus bald aus Wittenbeꝛg/ und begab sich gen Zerbst in Doctor Wolffgang Fabricii behausung. Da nun/ wie gehoͤret/ der Churfuͤrst Hertzog Friederich durch Landgraff Philippen und sei- ne gelehrten so hefftig zum krieg vermahnet/ und aus dem lande zu ziehen beredt ward/ ließ sichs in selbigem feldzuge gar zeitlich an/ wegen seiner krieges-leute und befehlhaber/ denen er allzuwol vertrauete/ daß er wider den Kaͤyser wenig wuͤrde ausrichten. Denn wie er mit dem gantzen hauffen dem feind stracks unter augen zu ziehen willens/ fuͤhrete ihn sein Obrister Goltacker mit samt dem kriegsvolck durch solche unbekante und un- wegsame oͤrter/ daß er gar nahe durch einen un- versehenen anlauff des wassers mit allen den sei- nigen umkommen/ und uͤbereilet worden waͤre. A. K. H. Vierter Theil. M Jn- Th. IV. Sect. II. Num. I. Von haͤndeln/ so in Sachsen der Religion halben Jndeß nun der Churfuͤrst ausserhalb landes ist/ faͤllt Hertzog Moritz eilend dem Churfuͤrst hinterwaͤrts wider alle angelobte und zugesag- te treue in sein land/ mit einem hauffen etlicher Hussarn/ die ihme der Koͤnig Ferdinandus hat- te zukommen lassen. Damit er aber der sachen einen schein und faͤrblein anstriche/ lies er in oͤf- fentlichem druck ausgehen/ er thaͤte solches dem Churfuͤrst seinem vettern zum besten; damit die Chur von Sachsen nicht unversehens durch Ferdinandum eingenommen/ und er auch seinen anfall oder anwartung also unversehens ver- lieren moͤchte. So thaͤt auch Landgraff Phi- lipp ein oͤffentlich schreiben aus seinem feldlager an Hertzog Moritzen/ und vermahnete ihn/ daß er sich dieses uͤberfalls und einnehmung des Churfuͤrstlichen landes enthalten und gaͤntzlich abtreten wolte/ sonst wuͤrde er gedrungen mit allem seinem vermoͤgen dem Churfuͤrsten wider Hertzog Moritzen beyzustehen. Diesem deß Landgrafens schreiben gab auch maͤnniglich glauben/ und meinete niemand an- ders/ als es waͤre deß Landgraffen rechter ernst. Aber wie beyde Fuͤrsten wider den Kaͤyser fuͤr der stadt Jngolstadt zu feld lagen/ und der Land- graff einesmals ein grausam schiessen abge- hen ließ/ ward doch das geschuͤtze allesamt der- massen seitwerts abgerichtet/ daß es in dem Kaͤy- serlichen lager keinen schaden thun konte; und da solches ein Churfuͤrstlicher hoffdiener D. Matth. R. vermercket/ und davon geredet/ ist er alsbald mit grosser ungedult des Landgrafen und in grossem zorn aus dem lager hinweg geschafft worden. Jm selben grausamen schiessen hat der Kaͤyser Carl selbst schier an des Land- grafen zusage gezweiffelt und gesaget: Ey du lecker/ halt mir/ was du zugesaget oder verspro- chen hast. So hat auch im waͤhrenden lager beyder Fuͤrsten wider den Kaͤyser der Landgraff seinen Abgesandten beym Kaͤyseꝛ gehabt/ und mit hoͤchstem fleiß handeln lassen/ daß er moͤge bey seiner Majestaͤt zu gnaden angenommen wer- den/ so wolte er mit seinem kriegesvolck alle des Kaͤysers wiederwaͤrtige helffen uͤberziehen. Jm lager fuͤr Gengen trug sich ein laͤcherlicher schwang zu; denn als das Churfuͤrstliche krieges- volck wegen versprochener bezahlung einen ler- men oder aufflauff mit grossem geschrey fuͤr des Churfuͤrsten gezelt triebe/ und immer geld/ geld/ geld/ schryen und fluchten/ und aber der Churfuͤrst derhalben Hansen Metzsch seinen Obristen (dem er kuͤrtzlich das geld schon zu- gestellet/ er aber solches verhalten hatte) eben hart anredete/ machte gedachter Hanß Metzsch bald hieraus einē schertz und gelaͤchter: Ach gnaͤ- digster Herꝛ/ sagte er/ die knechte schreyen nicht um geld/ sondern ihre klage ist nur/ kaͤlt/ kaͤlt/ kaͤlt/ denn die armen teuffel frieren. Aber es waren in summa alle sachen dahin ge- spielet/ daß man den Churfuͤrsten unterdrucken wolte; und weil das harte wetter und frost an- gefallen war/ zogen beyde der Churfuͤrst und Landgraff ungeschafft ab. Jm selbigen abzuge/ da der Landgraff von der Stadt Franckfurt/ als der bundes-verwand- ten einer/ ersucht und gefraget ward/ wie alle sa- chen stuͤnden/ und wes man sich zu seiner huͤlffe und beystand haͤtte zu getꝛoͤsten? antwortete er/ es moͤchte ein jeder fuchs seines balges wahrneh- men/ und denselben so wol/ als er immer moͤchte/ bewahren. Als er nun wieder heim kam/ verbot er durch sein gantz Fuͤrstenthum allen seinen un- terthanen bey hoͤchster leibesstraffe/ daß sich kei- ner zum Churfuͤrsten zu Sachsen solt bestellen oder annehmen lassen; mittlerweile in waͤhren- dem feldzuge hielt sich Philippus Melanchthon zu Zerbst in D. Wolffgang Fabricii behausung auf. Als derselbe einesmals besuchet uñ gefraget ward/ wie ihm der ruͤcklinge uͤberfall Hertzogs Moritzen gegen seinen vettern den Churfuͤrsten gefiel/ tadelte er dieselbe untreue auffs hefftigste/ lies auch etliche verse sehen/ darinnen er tanquam in ænigmate ingratitudinem des Hertzogs Mo- ritzen sub imagine cuculinotir et hatte: Ingrato cuculus nutricem devorat ore, \&c. Item ein Epigramma de Absolone pendente in quercu: Degener immerito rapuisti sceptra pa- renti \&c. Erzehlet auch daneben die fuͤrnehmste raͤdleins- fuͤhrer und architectos hujus belli unter Hertzog Moritzens Hoffraͤthen/ als nemlich D. Faxen/ Kommerstaͤdt/ Carlwitzen/ Tuͤrcken/ D. Ossa, Julium Pflug/ Bischoffen zu Naumburg ꝛc. beschloß endlich mit den letzten reimen: Hingegen die sechs an einem strick/ Das waͤr Sachsen und Meissen gluͤck. Da nun der Churfuͤrst mit seinem kriegesvolck wieder zu lande kam/ und jedermann seltzam von Hertzogs Moritz handlung redete/ daß er sich so uͤbel gegen seinen vettern haͤtte gehalten/ be- laͤgerte der Churfuͤrst erst die stadt Leiptzig. Doch weil etliche des Churfuͤrsten Raͤthe ihre weiber in Leiptzig hatten/ wurde es also gespie- let/ daß man Leiptzig mit keinem ernsten sturm (wie Herꝛ Georg von Reckrodt mit seinem volck willig dazu war) angreiffen durffte; denn ein vornehmer Krieges-rath unter des Churfuͤrsten hauptleuten H. U. Ponika ließ sich auff einen bestimmten morgen auff einem weissen geraden roß hin und wieder um die stadt sehen/ dadurch denen in Leiptzig die losung gegeben ward/ daß man hinfuͤro keinen schus uͤberall hinein thun wuͤrde? Also ward der Churfuͤrst von der belage- rung Leipzig abgefuͤhret/ und nahm seinen zug auff Dresden/ also daß Hertzog Moritz zeitlich die flucht gab/ und endlich schier auch sein land haͤtte verloren; aber es wurde mit des Chur- fuͤrsten volck also partieret, daß etliches an die Boͤhmische graͤntze/ etliches an andere oͤrter/ zu errettung etlicher eingenommener staͤdte und flecken/ zertheilet ward/ also daß das volck nicht alle beysammen seyn muͤste. Doch waͤre dem Hertzog Moritzen sein land schier wiederum vom Churfuͤrsten zu Sachsen eingenommen worden; denn er hatte schon Marggraff Albrechten zu Rochlitz erleget und gefangen genommen/ und muste Hertzog Moritz zuruͤcke weichen und der Kaͤyser war dazumal noch nicht willens sich mit seinem kriegsvolck eigener person in Meissen zubegeben; aber Hertzog Moritz hielt durch den Bischoff von Arras so hefftig an um huͤlffe und rettung/ daß er endlich in eigener person mit samt seinem bruder Ferdinando Hertzog Moritzen zu huͤlffe kame. Damit aber der Churfuͤrst desto fuͤgli- cher moͤchte erleget werden/ nach dem sie/ wie gemel- unter denen Churfuͤrst. Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen. gemeldet/ das volck hin und wieder zertheilet hatten/ daß dasselbige nicht beysammen ware/ verhielten ihm seine obristen-kriegsraͤthe alle kundschafft/ wie es umb deß Kaͤysers krieg stund/ und beredeten ihn/ es waͤre uͤberall kein Kaͤyser und kein feind fuͤrhanden/ der ihm et- was abbrechen koͤnte/ und fuͤhreten ihn glei- ches falles auch von der belaͤgerung zuruͤck die Elbe hinabwerts mit solcher gelegenheit/ daß der Kaͤyser mit dem gantzen hauffen ins land kam/ und fuͤhreten ihn mit fleiß an den Elb- strom an einen solchen seichten ort/ daß man den gantzen strom daselbst allenthalben kunte te furten/ welches man sonst unter und ober- halb desselben ortes gar nicht thun kunte ꝛc. Als sie nun den Kaͤyser wol herbey gebracht und dem Churfuͤrsten alle kundschafft verhal- ten und sicher gemacht hatten/ es waͤre kein feind im gantzen lande/ und damit er ja verrathen und dem feind in die haͤnde gelieffert wuͤrde/ verzo- gen sie mit des Churfuͤrsten lager an demselben seichten furt des wassers so lange/ daß sie ihn nicht allein erstlich die predigthoͤren/ sondern auch die mahlzeit mit guter musse haltē liessen/ indessen waren die Spanier und des Kaͤysers volck durch die Elbe/ die reysigen und obristen nahmen vom Churfuͤrsten die flucht auß dem felde/ also daß nur das fußvolck bey ihm bliebe; und ob er wol auch haͤtte koͤnnen auff Witten- berg davon gebracht werden/ so wolte er doch von seinem fußvolck nicht weichen/ und hielt in solchem scharmuͤtzel und streit von seinen kriegs- obristen und hauptleuten nur allein Hertzog Ernst von Braunschweig bey ihme/ ward auch zugleich mit ihme gefangen/ die obristen/ haupt- leute und rittmeister flohen den mehrern theil von ihrem Herrn gen Wittenb. u. wo ein jeder seine sicherung wuste zu suchen? Da nun Hertzog Friederich also durch verlassung seiner obristen gefaͤhret/ und Wittenberg vom Kaͤyser belagert ward/ muste sich die stadt auch bald dem Kaͤy- ser uͤbergeben/ und wie deß gefangenen Chur- fuͤrsten halben im lager eine capitulation auff- gerichtet ward/ muste er alle punctē/ die dariñen begriffen wurden/ eingehen/ alleine wolte er von der erkanten und bekanten warheit nicht abwei- chen/ oder von derselben abstehen/ die ward ihm so viel desto ehe gestattet und frey gelassen/ weil der Kaͤyser noch gantz und gar nicht wolte den namen haben/ als ob er der religion halben einen krieg haͤtte fuͤrgenommen/ so war der Churfuͤrst gesinnet/ daß er ihm ehe den Kopff wolte lassen abschlagen/ dann von der religion abtreten. Weil nun deß Churfuͤrstens gemahl dazumahl in Wittenberg war/ und dem Kaͤyser auch fuͤr ihren gefangenen Herrn einen fußfall thaͤte/ er- laubte er dem Churfuͤrsten/ daß er sich noch fuͤr dem abzuge mit seinem Gemahl und soͤhnen in der stadt moͤchte unterreden/ und zu rechter zeit wieder einstellen/ indem nun der Churfuͤrst in der stadt Wittenberg war/ suchte ihn auch D. Pomeranus anzusprechen/ der wurde auch von stund an zu ihm gelassen/ dann der Chur- fuͤrst meinet/ er wuͤrde etwan einen trostspruch auß dem Goͤttlichem wort in diesem seinem elen- de von ihm hoͤren; aber er hoͤrete keinen andern trost von Pomerano, dann daß er umb seine hin- terstellige besoldung anhielt/ und ward keines trostes oder leyd-klagens gedacht; hierauff ließ ihm der Churfuͤrst die begehrte bezahlung bald entrichten/ und stellete sich wieder zu bestim̃ter zeit ins lager; Es ritt auch der Kaͤyser Carl ei- gener person in Wittenberg/ und als er ihm in der Schloß-kirchen D. Luthers grab hat zeigen lassen/ auch da er sich sonst wegen der Lutheris. kirchen-ceremonien und kirchen-ordnungen mit fleiß hat erkundigē lassen/ hat er im werck er fah- ren/ daß sichs mit denselben viel ordentlicher u. besser verhielte/ dann wie ihm solches durch die feinde deß Evangelii ware fuͤrbracht worden. Da nun wegen dieser niederlage der Herr Philippus sich mit seinem weib und kind gen Braunschweig begab/ folgete ihm auch D. Ge- org Major mit seinem gesinde nach. So war auch D. Chilian Goldstein von Halle dahin gewichen (dann Hertzog Moritz stellete ihm als einem Syndico der stadt Halle nach dem leben) da begab sichs einsmahls/ als D. Chilian den Hn. Philippum in seiner behausung besuchte/ daß sie beyde miteinander von wegen der ursa- chen dieses krieges begunten zu reden; Philip- pus meynete/ dieses krieges erster anfang kaͤme auß den streit-schrifften/ welche der Landgraͤff von Hessen und der Churfuͤrst von Sachsen/ wider den Hertzog von Braunschweig haͤtten außgehen lassen; und weil nun der Churfuͤrst daruͤber erleget waͤre worden/ so wuͤrde hinfort eine exitiosa mutatio Ecclesiæ \& Reipub. fol- gen. Hierauff troͤstet D. Chilian den Herrn Philippum und sagte: Ey Domine Præce- ptor, wir haben bißhero offt in Theologia gehoͤ- ret den locum de cruce toleranda, uñ sind allei- ne in selbem fall theorici gewesen/ aber jetzund wills uns unser HERR GOtt auch lernen practici ren und mit der that versuchen/ damit er uns rechtschaffen probi re/ ob wir ihm wol- len außhalten; Ja/ antwortete Philippus, es ist woldavon zu reden/ sed quis erit tandem fi- nis præsentium calamitatum? Ey/ antwortete D. Chilian, propterea non est nobis desperan- dum, quia Deus etiam ex lapidibus potest susci- tare semen Abrahæ. Weil nun Philippus nicht wol sicher in die see-staͤdte von Braun- schweig ziehen kunte/ ward ervon etlichen seinen guten freunden an den Hartz geladen/ zu denen er sich gutes versahe/ und folgte ihme zugleich auch D. Georg mit seinem gesinde/ dañ sie kuntē auch am Hartze taͤglich bessere kundschafft er- fahren/ wie es im lager und zu Wittenberg zu- stuͤnde/ und hatte Michael Meyenburg bey deß Kaͤys. Secretario, Joh. Oberburger/ gar treffl. gute kundschafft/ beyde dem Hn. Philippo und den andern gelehrten in ihrem anliegen zu dienē. Als nun der Kaͤyser mit seinem lager nach Halle verzog/ ward endlich auch durch unter- handlung Hertzog Moritzen/ der Landgraffe beym Kaͤyser verbeten/ daß er nach gethanem fußfall auf gnade und ungnade wieder moͤchte zu gnaden auffgenommen und der gefaͤngnus gefreyet bleiben; und ob wol solches gar stattlich durch deß Kaͤysers Hoffraͤthe zugesaget ward/ brauchte doch der Bischoff von Arras diesen list/ daß er auß dem wort einig/ ewig machet/ und den verstand einige gefaͤngnis fuͤr ewige ge- faͤngnis deutete/ und der Landgraff also in sol- cher gefaͤngnis durch diesen list zu hafften ge- bracht ward; aber mittlerweile stunden die her- ren Professores und gelehrten in grosser truͤbsal und gefahr ihrer guͤter/ suchten derwegen aller- ley fuͤrderung und vorbitt/ wie sie beyde beym leben erhalten und bey ihrem eygenthum unver- trieben moͤchten bleiben. Jn diesen aͤngsten al- A. K. H. Vierter Theil. M 2 lein Th. IV. Sect. II. Num I. Von handlung/ so in Sachsen der Relig. halben len hatten sie keinen grossen trost noch zuflucht/ dañ nur beym Hn Philippo, der bat schrifftlich bey dem Bischoff von Arras fuͤr seine freunde/ die Professores zu Wittenberg/ damit sie bey ihren guͤtern moͤchten bleiben; dazu entschuldi- get er sie allesamt/ daß sie nie mahls einigen rath oder anleitung zum kriege gethan haͤtten; deß- gleichen that auch Michael Meienburg bey dem Herrn Obernberger mit allem fleiß. Dieser deß Hn. Philippi vorbitte gegen den Bischoff von Arras genossen die Wittenberger Professores allesamt. So hatte auch neben die- sen allen D. Georg Major gute kundschafft bey Hertzog Moritzens hoffraͤthen/ an welche er schrieb/ uñ ihme und den seinen um ein sicher ge- leit bat. Solches ward ihm alsbald unter Her- tzogs Augusti (der noch Coadjutor zu Mersbuꝛg war) subscription und insigel zugeschickt/ neben einer andern missiv e/ darinnen er zum Hertzog Augusto fuͤr einen Hofprediger erfordert ward. Ehe nun Hertzog Friederich noch mit sam̃t dem erhaschten Landgrafen von Halle auß dem lande gefuͤhret ward/ trachtete er nichts desto weniger in seiner gefaͤngnis dahin/ wie noch in dem uͤbri- gen theil seines Fuͤrstenthums/ welches der Kaͤys. seinen soͤhnen auß gnaden gelassen hatte/ wiederum eine hohe schule und studia pietatis moͤchten instauri ret werdē; befahl derwegen sei- nen aͤltesten beyden soͤhnen/ daß sie fuͤr allen din- gen den Hn. Philippum zu sich braͤchten uñ un- terhieltē; solches liessē sie zwar alsbald mit hoͤch- stem fleiß beydes durch muͤndl. und schrifftliche werbung bey ihm handlen/ und ward fuͤr gut und am gelegensten die stadt Jena zu solcher ho- hen schule angesehen. Philippus ließ ihm diese angetragene condition und vocation wol ge- fallen/ und schriebe solches gedachten beyden bruͤdern/ deß Churf. soͤhnen/ zu/ zog auch in dem namen gen Weymar/ sich dieses vorschlages der instauration der hohen schule zu Jena endlichen mit den Fuͤrsten zu vergleichen. Wie man nun in bester handlung ist/ und man die abrede jetzt soll vollziehen und unterschreiben/ bekommt er gleich etliche schreiben von den gelehrten auß Wittenberg/ welche er zuvor beym Bischoff von Arras hatte verbeten/ die halten bey ihm an/ er solte sich wieder zu ihnen gen Wittenberg bege- ben. Ob nun auch brieffe von Hertzog Moritzen seyn dabey gewesen/ kan ich nicht wissen; aber/ wie gesagt/ da er seiner gethanen zu sage nach alle abrede wegen der schule zu Jena jetzund solt vollenden und unterschreiben/ wird er bald um- gewandt/ und zeucht in einem stutz unversehens von Weymar nach Wittenberg/ ungngesehen seiner vorigen zugeschriebenen und mit hand an- gelobten zusage. Als eꝛ nun diese reise von Weymar duꝛch Halle nahm/ beleitetē ihn die kirchendiener daselbst uñ D. Chilian Goldstein (dann er war wieder von Braunschweig zu Halle in sein amt getreten) als ihren lieben Hn. Præceptorn fuͤrs Steinthor auff die Wittenbergische straffe/ in demselben gange erzehlete ihnen Philippus, wie sein ge- muͤth und vorhaben waͤre/ wiederum zu Wittenberg eine Academiam zu erfinden; Et jam quoque tem pus adesse, quo \& ipse libe- rè sententiã suam posset dicere, quod vivo Lu- thero nunquã sibi facere licuisset. Hierauf ant- wortete alsbald D. Chilian Goldstein: Ey Do- mine Præceptor, siquid habuisses à Lutheri do- ctrina diversum, debuisses illud adhuc ipso vi- vo proferre. Nunc siquid diversum ab ipso do- cueris, ex perieris sanè multos, qui tibi contra- dicent. Auff solche deß D. Chilian reden entfaͤr- bete sich Philippus ploͤtzlich unterm angesicht/ wendete sich von ihm und redete kein wort wei- ter mit ihm. Da er nun auf dißmahlgen Wittenberg kam/ und sich D. Georg Major (wie zuvor gemeldet) zum Hertzog Augusto gen Merseburg begeben hatte/ veꝛhielt sich Heꝛtzog Moritz aufs alleꝛgnaͤ- digst gegen die gelehrten zu Wittenberg/ beyde mit anbietung der gnaden/ darzu auch stattli- chen gaben und geschencken; dann er dem D. Po- merano und Philippo alßbald einem jeden eine pumpmuͤtzen (wie mans in Sachsen nennet) voller thaler verehrete/ und alle gnade daneben ansagē ließ/ dadurch bekam er bald einē grossen zufall und gunst bey allen gelehrten zu Wittenb. dann sie vergassen bald hierdurch ihres alten ge- fangenen Herrns gaͤntzlich. Dañ da D. Pomer einsmals im beschluß deß gemeinen gebets auff der cantzel auch fuͤr die weltl. Obrigkeit hieß be- tē/ vermahnete er die zuhoͤrer/ daß sie auch fuͤr ih- ren gnaͤdigsten Herrn den Churf. mit fleiß beten solten; doch meine ich (sagte er) nicht den alten Churf. Hertzog Joh. Friederichen/ sondern den jetzigen unsern gnaͤdigsten Herꝛn/ Hertzog Mori- tzen/ der ist ein rechtschaffener/ guͤtiger und mil- der Fuͤrst/ und hat neulich dem Hn. Philippo und mir einem jeden eine pumpmuͤtzen voller thaler schencken lassen; auch war unter den Wit- tenbergis. gelehrten keiner/ der den alten gefan- genen Churf. in seinem betruͤbnis und elende mit einiger trostschrifft oder briefflein ersuchet/ ohne allein der from̃e D. Hieronymus Schurff/ ein fuͤrtrefflicher Jurist/ den viel leute noch fuͤr einen halben Paͤbstler hielten/ die andern ge- lehrten unterliessens allesampt. Da nun der Churfuͤrst und Landgraf Philipp vom Kaͤys. Carolo auß dem Land gen Augspurg gefuͤhret wurden/ bemuͤhete sich gleichwol der Kaͤys. zum fleissigsten/ wie die streitige religions- sachē duꝛch ein fuͤgliches guͤtliches mittel moͤch- tē biß zu eroͤrterung eines Christl. Concilii, bey- gelegt werden/ dann er der jenigenicht seyn wol- te/ der mit gewalt und schwerdt die religion ge- daͤchte zu unter drucken oder zu tilgen/ wie die Paͤbstis. doch gern gesehen haͤtten und fuͤr und fuͤr bey ihm anhielten (dann so offt er die Paͤb- stische mit guͤtl. bescheid von ihrem blutdursti- gen eylen auffhielte/ klagte der verstorbene Car- dinal von Meintz uͤbern Kaͤyser/ sagende: Er zeigte ihm jetzund abermal eine welsche feygen. Weil nun/ wie gemeldet/ der Kaͤys. den streit der religion gerne durch ein guͤtliches und fuͤg- liches mittel haͤtte hingeleget/ befahl er seinē fuͤr- nehmsten und gelehrtesten Raͤthen eine formu- lam zu stellen/ welche beyde den Paͤbstis. und den Lutheris. in glaubens-sachen anzunehmen waͤre/ biß auf em kuͤnfftiges Concilium. Diese formu- lam stellete/ beneben etlichen Paͤbstis. gelehrten Theolog en M. Joh. Agricola (der sich fuͤr etli- chen jahren auß Wittenberg zum Churf. von Brandenb. gen Berlin begebē hatte) und ward das buch genant das INTERIM, und von dem Kaͤyser allen versam̃leten Reichsstaͤnden pro- poni ret und anzunehmen befohlen; weil aber laut der Goͤttl. schrifft nim̃ermehr einig mittel biß an den juͤngsten tag seyn kan/ Christum und Belial miteinander zu vereinigen/ sondern daß sich wol der teuffel in einen engel deß lichts ver- stellen unter denen Churfuͤrst. Joh. Friedrichen/ Mauritio u. Augusto ergangen. stellen kan/ und gleichwol das gestellte buch In- terim das ansehen hatte/ als wolten die Papi- sten einsmals fromm werden/ und den Lutheris. viel wichtige artickul und puncten in deꝛ religion nachgeben/ so sahen doch die rechtschaffenen be- waͤhrten Theologi bald/ was durch diese Form. Conc. fuͤr schade uñ eingriff dem Evangelio fol- gen wuͤrde; derwegen fieng bald zum ersten an M. Casp. Aquila Prediger zu Salfeldt dawi- der zu schreiben/ muste auch derwegen eine zeit- lang von Salfeldt weichen/ verhielt sich aber heimlich zu Schmalkalden. Nachdem nun Hertzog Moritz etliche viel jahꝛ zuvor dem Kaͤys. zu gehorsamen hatte zugesagt/ ehe er noch den Churf. verjagt/ und die Chur zu Sachsen erlanget hatte/ muste er diß buch des Interims auch annehmen/ und ließ mit seinen Theolog en dahin handeln/ dz sie es dem gemei- nen volck anzunehmen von der cantzel fuͤrhiel- ten. Ob nun wol Philippus auch/ gleichwie etli- che andere Theolog en gethan/ ein bedencken auffs Interim stellete; (dann dieweil der grund desselbigen buchs nicht taugte/ kunte ers auch nicht mit stillschweigen approbi ren) so war doch solch Philippi bedencken so gar gefroren und kaltsinnig gestellet/ daß man bald daraus sehen mochte/ daß eꝛ laudẽ moderationis \& modestiæ davon bringen und den pusten nicht recht auff- stechen wolte; dann weil er schon sein gemuͤthe dem Christoph von Carlwitz in einer Epist. gantz und gar entdecket und dermassen erklaͤret/ daß wo ihm gleich etwas vom Hofe wuͤrde befoh- len/ das ihm nicht allerdings gefallen wuͤrde/ er sich doch nicht darwider setzen wolte/ verhoffete Hertzog Moritz seine dem Kaͤys. gethane zusage destofuͤglicher ins werck zu richten/ weil Philip- pus bey jederman in grossem ansehen war/ und sich die gantze Universi taͤt Wittenberg und fast alle umliegende Pfarrherrn nach ihm richteten; dann alles/ was in dieser jaͤmmerlichen conster- natione animorum \& mutatione politiæ \& Ecclesiæ Philippus fuͤr rathsam ansahe/ das war gerathen und demselben folgete maͤnnig- lich. So war er nun also gesiñet/ daß er in die- sem zustand der religion bey jederman das lob und ansehen haben wolte/ daß er nicht so zaͤn- ckisch und ehrgeitzig waͤre/ als Lutherus; dann wo man nicht gleich alle sachen in dem Regi- ment nach deꝛ schnur haben koͤnte/ so muͤste man um friedens willen/ krieg und empoͤrung zu ver- huͤten/ etwas nachgeben. Als aber solches im lande zu Meissen uñ Sachsen nicht so gesch win- de ins werck kunte gerichtet werden (dann viel gottsfuͤrchtige leute stiessen sich hieran in ihrem gewissen) und gleichwol der Kaͤys. Hertzog Mo- ritzen seiner gethanen zusage erinnerte/ ließ sich Hertzog Moritz durch eine Lateinis. schrifft beym Kaͤys. Carolo entschuldigen/ er koͤnte diesen han- del in seinē Fuͤrstenthum nit also ploͤtzlich/ ohne sonderliche unruhe deß gemeinen mannes ins werck richten/ er wolte aber allen fleiß fuͤrwen- den/ daß solches mit gutem glimpff und willen dem volck zum baͤldesten eingebildet und fuͤrge- tragen wuͤrde. Baͤte derwegen unterthaͤnigst/ Kaͤys. Maj. wolle diese ungelegenheit gnaͤdigst behertzi- gen/ und diesen verzug in keinen ungnaden vermercken. Diese Hertzog Moritzens Lateinische Epistel ward/ wie gemeldet/ dem Kaͤyser Carolo gen Bruͤssel von Dreß- den zugeschicket/ und durch einen Teutschen Cantzeley- schreiber M. Johanni Homelio Memmingensi (als er dem Kaͤyser Carolo zu Bruͤssel seine machinam theoti- carum Planetarum uͤberantwortet/) von wegen etlicher Lateinischer woͤrter zu lesen und zu dollmetschen gezel- get/ welche der Teutsche Secretarius nicht wol verstund. Wie nun von den Hofraͤthen beym Hn. Philippo ange- halten ward/ dem Interim ein faͤrblein anzustreichen/ daß mans mit gutem glimpff dem poͤbel von der cantzel moͤchte beybringen/ fund man bald eine glosse und maͤn- telein/ daß man diese puncten/ welche man dem Kaͤyser zu unterthaͤnigsten gehorsam machen lassen solte/ adia- phora nennete/ und welche man zu erhaltung gutes friedens und aller gnade beym Kaͤyser mit gutem ge- wissen wol eingehen moͤchte/ auch fo koͤnte man hier- durch den gantzen articulum justificationis, welcher biß- her am heffrigsten angefochten waͤre/ per hanc conces- sionem ceremoniarum erhalten. Nachdem aber diese erneuerung in der kirchē bey vie- len frommen Pfarrherꝛn mancherley betruͤbte schwere gedancken erregte/ uñ derwegen der Hr. Philippus mit den andern Theolog en im werck sahe/ daß diese sachen nicht so geschwinde wolten von statten gehen/ als man gerne wolte/ hielt man aus Furstl. Hof-befehl etliche C onventus nacheinander zu Juterbock/ Pega/ Cell und Leipzig/ allein in hunc finem, daß man sine molestia \& strepitu diese novationem ab aula propositam zierlich faͤrben/ \& sine tumultu dem gemeinen mann koͤnte ein- reden. Nun begab sichs einmal/ daß Philippus auff ei- ne zeit zugleich von etlichen Predigern aus dem lande zu Francken und aus den Saͤchsis staͤdten raths gefra- get und ersucht ward/ wie sie sich in diesen handel solten richten. Da rieth Philippus den Fraͤnckischen Pasto- ribus, sie solten ja propter pacem publicam etwas willi- gen/ damit kein lermen wiederum wuͤrde. Aber den Saxonicis Theologis antwortete er: Laudare se ipsorum constantiam, quod abhorrerent ab omni mutatione, \& hortari se, ut gentis hujus avitam constantiam sedulò retineant. Da nun solches bey den frommen das ansehen hatte/ es wuͤrde fein allgemach das gantze Pabsthum stuͤckweise nacheinander in Ecclesiam stillschweigend einschleichen/ und dadurch ein artickul nach dem an- dern unsers Christenthums verlohren werden/ war doch in Wittenberg keiner so behertzt unter den gelehr- ten/ der dem Herrn Philippo haͤtte doͤrffen einreden; dañ wer solches thate/ den nannte Philippus von stund an einen Stoicum, rigidum, ignarum negotiorum Also da M. Gabriel/ Predigern zu Torgau/ diese mutatio und der Chorrock vom Philippo und Pomerano auffge- drungen ward/ er aber wegen seines gewissens etliche wichtige puncten anfieng zu disputi ren/ erzuͤrnete sich alsobald Philippus/ fluchte ihm S. Velten/ uñ ließ ihn in carcerem fuͤhren. Wie diese haͤndel in vollem schwange durcheinander getrieben wurden/ und/ wie gesagt/ sich jederman fuͤr des Philippihohem ansehen und autorit aͤt scheuete/ war auch M. Matthias Flacius Illyricus etliche jahr zu Wittenberg gewesen/ und Professor Hebrææ linguæ worden/ diesem durch- drangen angezeigte verdaͤchtige haͤndel das hertz/ daß sich die Præceptores so grob mercken liessen; und weil er der Papisten und Welschen listige practicken viel baß verstund dann alle gelehrten zu Wittenberg/ die zum theil zu Hofe wol dienen und den Præceptorem nicht er- zuͤrnen wolten/ fieng er unter allen andern gelehrten daselbst zeitlich an/ den Herrn Philippum zu bitten/ fle- hen/ vermahnen und warnen/ er als der fuͤrnehmste post Lutherum wolle den adversariis nicht zu viel ein- raͤumen/ dadurch dem Evangelio ein abbruch geschehe. Dieweil aber Illyricus kein gebohrner Teutscher/ son- dern von Albona aus Illyria unter der Venediger ge- biet/ und zu Wittenb. eine zeitlang sich in armut hatte behelffen und leiden muͤssen/ und derhalben in keinem sonderlichem ansehen unter den andern Professoribus war; item, er hatte seine fundamenta Hebraicæ und Græcæ linguæ und studia dialectices nicht zu Witten- berg und vom Philippo angefangen zu studieren/ ward solche seine treuhertzige vermahnung vom Philippo nicht sonderlich geachtet; hierzu mochten ihn auch wol etliche assentatores verkleinern und unwerth ma- chen/ als wolte der frembdling dem Herrn Præceptori; welcher allein toti Ecclesiæ jetzund rechtschaffen koͤnte vorstehen/ vorgreiffen; dann das ist je wahr/ daß Phi- lippus ein heimliches frolocken daran hatte/ daß nun- mehr post obitum Lutheri, cujus semper catpebat, sich jederman raths bey ihm erholete/ und sich nach ihm richtete; aber diese verachtung/ so Illyrico hie- vor vom Philippo begegnet achtete er alle sam̃t nichts/ und ließsich von seinem vermahnē nichts ab halten oder abschrecken/ biß daß alles flehen vergebens war/ und er M 3 endlich Th. IV. Sect. II. Num. I. Von handlung/ so in Sachsen der Relig-halben endlich den Rectorem \& Senatum Academiæ, derhalbē anfiel u. zur bestaͤndigkeit vermahnete. Solche vielfaͤltige admonitiones und war- nungen/ weil sie sich mit denen consiliis aulicis nicht reimeten/ und derwegen allesampt beym Philippo unfruchtbar abgiengen/ gaben ihm ursach seine warnung und vermahnung/ die er bißher muͤndlich gethan/ in oͤffentlichen druck coram tota Ecclesia lassen außzugehen. Dieses verdroß erst die Wittenberger und Philippum auffs hefftigste/ wurden ihm oͤffent- lich feind und schryen erst allesamt das crucifi- ge uͤber ihn/ er waͤre turbator tranquillitatis publicæ, desertor Academiæ, ingratus erga præceptorem, proditor arcanorum Philippi \&c. Dann das ist nicht ohne/ weil alle seine vermahnungen vergebens waren/ und ihm der schaden/ so auß diesen hof- practi cken in Ecclesi- am einrissen/ wohl fuͤr allen andern zu hertzen gieng/ erfuhr er fast alle tage/ wie die haͤndel un- ter den palliationibus ceremoniarum stolœ Sa- cerdotalis \& adiaphororum durcheinander heimlich getrieben wurden/ und derhalben mu- ste er ein explorator und proditor arcanorum præceptoris bey maͤnniglich außgeruffen und verleumbdet werden. Derwegen er sich von nothwegen rechtschaffen entschuldigen und an- zeigen muste/ welchen man pro desertore vel proditore vel transfuga Ecclesiæ halten solte. Als nun jederman auff den Illyricum verhetzet und verbittert/ und der groͤste applausus auff der Wittenberger seiten ware/ nahm sich Hertzog Johannes Albrecht von Mechelburg dieses handels in rechter treue an/ damit auß diesem zwiespalt keine weitere unruhe in Ecclesia ange- zuͤndet wuͤrde/ versuchte derwegen auff beyden theilen/ daß aller mißverstand auffgehaben/ und die gemuͤther wieder miteinander versuͤhnet wurden; es ward auch auff seine unterhandlung eine zusammenkunfft zu Koßwick 2. meilwegs von Wittenberg beyden theilen ernennet und verwilliget. Da sich nun gemeldtes Hertzogs von Mechelburg Abgesandten zuvor dieser ir- rung halben zu Wittenberg mit dem Philippo freundlich unterreden wollen/ wird Philippus geschwind von seinem eydam M. Caspar Peu- cker beredet/ als suchten die Mechelburger ge- gen den Philippum allerley gefaͤhrliche list/ wie sie ihn umb ehr/ leib/ gut bringen und zu schand und spott machen wolten/ damit Illyricus recht behielte/ und ward also der Herr Philippus durch diese calumniam des Peuckers von der handlung zuruͤckgezogen/ und muste auf Illyri- co aller unglimpff und unrecht bleiben; Allhier erzeigten sich bald die jungen/ hitzigen freudigen Poeten zu Wittenberg mit allerley schmaͤhe-ge- dichten/ darinnen sie nicht allein den Illyricum, sondern auch andere gelehrte leute ausserhalb Wittenberg oͤffentlich laͤsterten/ fuͤrnemlich weil die Wittenberger uͤberweiset warē/ daß sie in den Tomis Lutheri viel puncten verfaͤlschet und veraͤndert haͤtten; doch wann man zu dersel- ben zeit eine gruͤndliche ursach wissen wolte: Quidnam Illyricus peccasset? kunten sie alle- sampt dazumahl keine andere antwort geben/ est ingratus erga Præceptorem, \& turbat tran- quillitatem Academiæ \& Ecclesiarum nostra- rum; item, er hat eine neue dialecticam schrei- ben wollen/ als waͤre deß Domini Præceptoris Dialectica den Studiosis nicht gut gnug. Nun ist vorhin meldung geschehen/ wie D. Major von Northausen zum Hertzog Augusto gen Merseburg zu einem Hof-prediger \& præ- fecto Consistorii daselbst|erfodert/ darin sein schwebendes gemuͤth billich zu bedencken; dann als er zu Northausen etlichen vertrauten freun- den in geheim zeigete seine salvam guardiam und vocation, darinnen er zu einem Hofprediger ad Augustum gen Merseburg gefodert ward/ war- net ihn derselbigen freund einer/ und bat ihn/ daß er ja den Meißnern nicht zuviel vertrauen wolte/ damit sie ihm nicht ein specklein auff die falle buͤnden/ das ihm hernach uͤbel geriethe. Dann sie waͤren gar listig/ auch haͤtte er wol im werck leider gesehen/ wie sie mit dem frommen Churfuͤrsten waͤren umbgangen/ welches alles Lutherus zuvor gesehen hatte/ dessen er sich bil- lich solte erinnern/ und nicht zuviel trauen ꝛc. Hierauf antwortete er/ ey/ meynet ihr dañ/ dz ich mich so leichtlich von ihnen wolle bereden lassen/ muͤste ich doch wol ein schelm oder boͤsewicht seyn/ wo ich so leichtlich meines lieben frommen Herrn vergessen/ uñ mich zu seinen feinden bege- ben wolte ꝛc. Diese reden geschahen zu Nort- hausen in Burgemeister Bresten hause in der Krannichstrassen/ ungefehrlich 54. tage nach Ascensionis Domini, fast um dieselbige zeit/ als/ wie hiebevor vermeldet/ Philippus des Churf. soͤhnen dienst pro instauratione scholæ Jenensis zugeschrieben und gesaget hatte. Also zog auch D. Georg Major bald von Northausen gen Merßburg/ ward daselbst Hertzogs Augusti Hofprediger/ \& Præfectus Consistorii. Bald hernach vermaͤhlete sich Hertzog Augustus mit deß Koͤnigs von Dennemarck Christiani toch- ter/ uñ resigni rete das Bischoffthum dē Weyh- bischoff von Meintz/ Michaeli Sydonio, derselbi- ge war ein rechter hoͤfflicher und gelehrter fuchs/ konte sich bey jederman gar hoͤfflich insinui ren/ zanckete nit wider das Evangelium/ stellete sich auch als ein liebhaber einer rechtschaffenen re- formation in der Christlichen kirchen/ und er- hielte mit seiner freundlichkeit eine grosse gunst bey dem Adel und landschafft; nach dem nun D. Major mit deß Augusti Raͤthen gute kund- schafft gemacht/ und ihn insonderheit von we- gen seiner geschicklichkeit D. Kommerstadt und andere Hofraͤthe sehr nach sich gezogen/ nahme zwar D. Major als ein philargyrus solche wohl- thaten gerne auf/ konte auch duꝛch die vielfaͤltige conversation bey gedachtem D. Kom̃erstadt er- fahren/ was taͤglich zu hofe gehandelt ward/ uñ darneben durch D. Kom̃erstedts vorbitte erlan- gen was er begehrte; dann es war ihm in seiner absenz ab Universitate sein voͤlliglich salariũ von der lectura theologica zu Wittenberg gereichet. Nun ist hievor gemeldet/ was vom hofe mit dē Hn. Philippo wegen der adiapho rē frey gehan- delt worden; gleicher gestalt/ weil D. Major auch ein treffl. gelehrter mañ war/ auch gute gunst zu hofe hatte/ foderte ihn einsmals D. Kom̃erstadt auff seinen sitz gen Kalckbrudt/ allda ward ihme diese propositio: Bona opera esse necessaria ad salutẽ dermassen beschlossen u. approbi ret/ dz er sie darnach oͤffentl. auf deꝛ cantzel proponir te; u. diese propositio war erst den aulicis u. Paͤbstis. so viel desto lieber/ weil sie biß daher allezeit von dem Luthero impugni ret/ nun aber von einem hochgelehrtē Lutheris. Doctor assenti ret wurde. Es kaͤme nun auf welche seiten es waͤre/ so war sie erstlich auf der Paͤbstis. feiten gar auffs aller- angenehmste/ denn sie deß gantzen Pabsthumbs grund- unter denen Churfuͤrsten Joh. Friedrichen/ Mauritio und Augusto ergangen. grundfeste ist; solte sie denn von den Evangeli- schen Lehrern angefochten werden/ so kunte man bald eine glossa finden/ dadurch man sie et- licher massen mochte schmuͤcken/ und kunte also auff beyden theilen recht behalten. Als nun D. Major nach absterben M. Johañ Spangenbergs gen Eislebē zu einem Superin- tendent en gefordert ward/ fing er zwar bald an/ angezeigte propositionem: Bona opera esse ad salutem necessaria, auff der cantzel zu predigen/ uñ verhofte/ weil er Superintendens und obrister Prediger in der gantzen Graffschafft Mansfeld waͤre/ er wolte mit den andern Predigern wol uͤbereinkommen/ und diese propositionem sua autoritate erhalten/ und sie wuͤrden sie ihme nicht vermoͤgen umzustossen. Aber es stiessen sich M. Michael Celius und M. Cyriacus Span- genberger gar bald an solcher lehre/ und wieder- legten diese lehre mit oͤffentlichem druck/ aus H. Goͤttlicher Schrifft. Noch ließ sich D. Major duͤncken/ angezeigte Prediger waͤren ihm viel zu geringe und schlecht/ stehet an/ mit ihnen und andern (die gleiches falls diese propositionem wiederfochten) zu streiten/ und will sich weder durch bitte noch einige vermahnung und uͤber- weisung von seinem fuͤrnehmen abhalten las- sen; stellet derwegen etliche argumenta seiner opinion, und bringets gen Halle dem D. Mel- chior Kling/ und bittet ihn/ daß er ihm diese puncten in ein recht corpus oder apologiam fas- sen und stellen wolte/ weil er als ein gelobter Ju- rist mit dem setzen einen jeden handel pro \& con- tra zu disputir en gar fertig war. Das thaͤt D. Melchior Kling/ als der Manßfeldischen Gra- fen Rath und Advocatus in ihren unrichtigen sachen/ gerne/ so war er auch noch in Hertzogs Moritz bestallung. Da nun der streit je laͤnger je groͤsser ward/ und die Manßfeldischen Prediger diese Lehre nicht kunten einreimen/ und aber D. Major sich nicht wolte weisen lassen/ denn er schalt die an- dern Prediger allesamt grobe ungelehrte ba- chanten/ da schaffet ihn der Graff Albrecht von Eißleben hinweg/ daß D. Major wieder gen Wittenberg zog/ noch wolt er den angefangenē zanck vertheidigen und recht behalten. Solche pertinacia, weil sie so grob war/ mißfiel auch dem Herꝛn Philippo, vermahnete ihn auch à pericu- losa \& inusitata phrasi in Ecclesia abzustehen. Aber ob es D. Major aus ehrgeitz/ daß er nicht wolte unrecht habē/ oder wegen seiner zusage/ die er D. Kom̃erstaͤdt/ als einem hoffrath/ zu Kalck- brutt gethan/ nicht unterlassen wolte/ stehet einem jeden Christen nach seinem besten verstan- de zubedencken. Jn summa/ als D. Major die ne- cessitatem bonorũ operum ad salutem in Eccle- siam mordicus einfuͤhrte und behielt/ kam bald herfuͤr des Victorini Strigelii liberũ arbitrium und synergia. So war auch Justus Menius von dem jungē Hertzog zu Sachsen zu den Meißnern getreten/ und man kunte bald mercken/ obgleich D. Majors pertinacia gar zu greifflich grob war/ wie ihme doch diese disputation de liberoarbi- trio und synergia gar wol zu steuer und zu huͤlf- fe kommen/ welche nunmehr ihren ursprung wiederum genommen hatte von der laͤngst confutirt en per Lutherum causam sine qua non; weil nun Victorinus Strigeliꝰ ein treflicher gelehrter mann war/ und in seinen lectionibus sich gantz artig wuste zu accom̃odir en ad genus dicendi \& docendi Philippicum, und darzu in philosophicis und Græcis autoribus sehr erfah- ren uñ geuͤbet ward/ sahe also bald Illyricus, daß diese philosophica materia de Synergia nichts gutes in ecclesia wuͤrde ausrichten; derwegē legt sichauch Hertzog Friederich der aͤltere sohn des Churfuͤrsten in diesen handel/ und ließ solchen handel in einer oͤffentlichen disputation ver- richten. Victorinꝰ nahm den mehrerntheil seiner argumenten ex locis philosophicis; so wolte sich Illyricus an die philosophiam nicht kehren/ und von der H. Goͤttlichen schrifft nicht fuͤhren lassen/ und begab sich endlich Victorinus von Jena gen Leipzig. Nach dem auch Osi- ander sonst einen neuen schwarm in Preussen hatte angefangen/ und Illyricus auch zum heff- tigsten daꝛwieder gestritten hatte/ sahe man wol an den Wittenbergern/ daß ob sie sich der sachen etlicher massenannahmen; denn Philippus dem Osiandro auch antwoꝛtete/ daß sie nur fuͤrnehm- lich otium \& tranquillitatẽ suchten/ und begehr- ten zu haben eine Ecclesiam sine cruce, und schrien doch immerdar/ se ne latum quidem digitum unquam discessisse â doctrina Lutheri. Da sich nun die Sacramentirer abermals regten/ war in gantz Wittenberg keiner/ der sich wider sie in schrifften einlassen wolte; denn weil solches fuͤrnemlich dem Herꝛn Philippo zu thun gebuͤhret haͤtte/ ruͤhrete er diese sachē mit dem ge- ringsten woͤrtlein nicht an; denn er viel jahr/ und zwar vivente Luthero, grosse freundschafft und einigkeit mit den Tigurinis \& Calvino dermas- sen gehalten/ daß sich Calvinus hernachmals auf den Consensum \& autoritatem Philippi schier hoͤher denn auff seine Theologica argumenta verließ und trutzete; so befliesse sich M. Caspar Peucker/ gener Philippi, allezeit zum hoͤchsten/ daß er alles/ was Philippo gefiel/ tanquam ora- cula Christi erhub; denn hieꝛdurch machte er ihm selbst die groͤste gunst beym Herꝛn Philippo, und kam durch dieses seines schwaͤhers des Phi- lippi foͤrderung in so viel desto hoͤhere autori- t aͤt durch die gantze universit aͤt; so war M. Peu- cker auch sonst gelehrt in Græcis literis, in ma- thematicis \& philosophicis, daran Philippus einen mercklichen gefallē hatte. Weil nun in die- sem streitigen handel des hoch wuͤrdigen Nacht- mahls die Wittenberger gar stille schwiegen/ und allein Illyricus, Westphalus \& Chemniti- us vornemlich ob diesem artickul mit dē Zwing- lianern kaͤmpfften/ erregeten die Wittenberger mit ihrem stillschweigen bey vielen trefflichen leuten/ auch bey hohen Potentaten/ manchen zweiffel. Auch hatten die Zuͤrcher lassen drucken con- sensum Ecclesiæ Genevensis cum Tigurina Ec- clesia, daß auch der Churfuͤrst von Heidelberg Pfaltzgraff Friederich und andere leute mehr hierinnen judicium Philippi zu wissē begehrten; hierauff thaͤt Philippus dem Churfuͤrst zu Hei- delberg seinen schrifftlichen bericht/ wie derselbe noch vorhanden; wiewol Philippus nicht ge- dachte oder gern gesehen/ daß dasselbige schrei- ben solte antag kommen/ sondern allein vertrau- lich in geheim gehalten bleiben/ ꝛc. So schrieben auch dißfals die Schlesier an ihren landesmañ/ Casparum Peucker/ tanquam ad animam Philippi, um einen gruͤndlichen be- richt de cœna Domini. Dieser rieth den Pasto- ribus, die ihn consulirt en/ sie solten nicht viel de substan- Th. IV. Sect. I. Num. I. Von haͤndeln/ so in Sachsen der Religion ꝛc. substantiacœnæ Dominicæ disputir en/ sondern nur usum \& efficaciam gegen dem gemeinen volck fleißig treiben/ ꝛc. Jn solchem der Wittenberger verdaͤchtigem stillschweigen/ das hochwuͤrdige Sacrament be- treffend/ erhub sich auch die disputation und streit zwischen dem Bullingero \& Brentio, nem- lich daß Brentius verursachet ward/ dem Bul- lingero zu antworten auff seine interpretatio- nem dicti Johannis: In domo patris mei man- siones multæ. Darauff denn bald erfolget ein ander buch Brentii, de personali unione divini- tatis \& humanitatis Christi, und letzlich de maje- state \& omni potentia filii DEI. Da nun dieser des Herꝛn Brentii buͤcher hal- ben begehrt ward/ daß die Wittenberger ihm hieꝛiñen beystand thun/ und ihꝛe meinung gleich- fals darthun solten/ erklaͤrten sie sich gar bald/ daß ihnen Brentii schreiben nicht allerdings ge- fiel/ auch waͤre es ihre gelegenheit nicht sich in einen streit dieser sachen wegen einzulassen. Hieraus folgete bald darnach/ daß sie auch localitatem humanitatis Christi in certo quo- dam cœli spatio publicè in schola profitir- ten/ \& falsò statui communicationem idioma- tum realem; wie sich denn Peucker manifestè hat in einem zorn hoͤren lassen/ er hoffirte auf die Communicationem idiomatum realem; so haben sich auch nach diesem Peucker balde ge- richtet D. Crell/ M. Pezelius und der junge D. Caspar. Creutziger/ welche alle nach des Herrn Philippi altem wahn und vermeintem judicio sich duͤncken lassen/ Lutherus habe vom Nachtmahl des HERRN zu grob und unbescheiden geschrieben/ suchten auch her- fuͤr alle argumenta der Zwinglianer/ welche Lu- therus mit grosser muͤhe durch Goͤttliche Schrifft wider Zwinglium, Oecolampadium wohl fuͤr 50. jahren zu grund hatte widerleget; und wolten gleichwol solche Wittenbergische kluͤglinge fuͤr keine Sacramentierer oder Cal- vinisten gehalten seyn. Solches mag vielleicht alles daher kommen/ daß ihnen das artige ge- nus dicendi \& docendi Philippicum allein ge- faͤllt; Lutherum achten sie nicht wuͤrdig zu le- sen; wie denn Peucker solches seriò gegen ei- nem gelehrten Gottesfuͤrchtigen mann aus rechtem ernst und grund seines hertzens gesagt hatte/ das waͤre nicht gut/ und keines weges zu rathen/ daß die Pfarrherren und Studiosi Theologiæ scripta Lutheri lesen solten/ son- dern man solte ihnen scripta Philippi allein proponi ren. So habens nun D. Peucker und die Wittenberger in aula Augusti Electoris da- hin getrieben/ daß man im gantzen Churfuͤr- stenthum zu Sachsen niemand darff anneh- men ad munus docendi in Ecclesia, er schwei- ge denn von der Lehre D. Majoris gar stille/ und stecke Lutheri scripta unter die banck/ und halte allein des Philippi corpus doctrinæ fuͤr die Heilige Schrifft per omnia. Welcher hierinnen bedenckens hat/ der muß von stund an seines dienstes entsetzet und verjaget wer- den; und wie zu Christi unsers Erloͤsers zeiten die Juͤden allein schryen: Templum Domini, Templum Domini; also haben jetziger zeit die Wittenberger keinen andern grund ihrer Theo- logiæ denn Præceptor, Præceptor, Præceptor. Wer aus dem namen nicht ein solch Idolum macht/ wie im Alten Testament die statua des Koͤniges Nebucadnezar war/ der muß verjaget und verfolget werden. GOTT behuͤte alle fromme Christen/ die mit seiner heiligen Tauffe bezeichnet/ und durch sein theures Blut erloͤset sind worden/ daß sie sich allein zu seinem seligmachenden wort hal- ten/ und die kluge menschen-lehre nicht verfuͤh- ren lassen/ amen. Ummendorffii descripserat Benedictus Ele nius anno 1582. Man hat es zu Ummendorff dafuͤr gehalten/ Wilhelmus Reiffenstein von Stollberg solle diese sachen colligi ret haben: Id quod tamen aliter jam compertum habemus. NB. Von diesem scripto hat der selige Jaco- bus Thomasius folgende anmerckungen in seinem exemplar angehencket: Quis ergo autor historicæ hujusrelationis? Suspicabar D. Matthæum Ratzenbergerum fuisse: siquidem cadem propemodum verba quæhic loquuntur p. 18. descripto Justi Menii ex Ratzenbergii hujus chronicis sui temporis manusc. affert Frid. Hortled. Tom. II. von ursach des Teutschen krieges I. II. c. 29. f. 153. ed. Goth. 4. 1645. hæo nempe: Hujus (Georgii Majoris) exemplo schrie- be auch Justus Menius ein besonderes buch von der nothwehr/ und zog darinnen an viele alte exempel aus den Heydnischen historien/ und schickte solche nothwehr gen Wittenberg zu Philippo/ dieselbige zubesichtigen/ und dru- cken zu lassen. Aber Philippus loͤschete dieses des Menii buch gar aus/ und schrieb ein neues/ und ließ es in des Menii namen ausgehen und drucken. Sed obstat quod in hâc historica relatione p. 34. mentio fit interpretationis Bullingeria- næ, ad dictum: in Domo Patris mei \&c. \& li- bri, quem Brentius de personali unione scripsit. Atqui duo hæc scripta anno demum 1561. pro- diisse disco ex Hospiniani hist. Sacrament. P. I. f. 288. quem quidem annum Ratzenberge- rus vivendo non attigit, mortuus 3. Jan. 1559. uti patet ex Andr. Joach. bericht vom abschiede Matthæi Ratzenburgers/ ubi vide titulum, \& p. m. 16. 27. etiam ipsius Ratzenbergeri (licet primore tantum cognominis litera) mentio hic fit p. 20. Quisquis tamen autor fuit hujus scripti, ejusdem omnino cum Ratzenbergero animi fuit in causa religionis, verus Lutheranus scil. \& alienus à consiliis, quibus post obitum Lutheri Philippus ac Wittebergenses nonnihil nego- tium publicæ ac sinceræ confessionis turba- runt. Apud Hortled. d. l. lib. I. c. 13. exhibetur scriptum Ratzenbergeri, nempe Warnung von den unrechten wegen die sach der offenbarung des Antichrists zu fuͤhren; cujus summæ f. 39. etiam hoc adjicitur, wie Lutheri lehr und buͤcher in dem punct (der nothwehre) durch Melan- chthonem, Bugenhagiũ oder Pomeranum, Ge- orgium Majorem, und andere veꝛlassen/ verlaug- net/ verworffen und verfaͤlschet worden. Quam in sententiam excerpsi quædam p. 339. n. 374. quibus hic similia leges p. 18. §. so suchte man auch ꝛc. D. â Seckendorff nihilominus Ra- tzenbergerum Autorem nominat \& taxat; vid. hist. Lutheran. passim, inprimis L. III. p. 581. NUM. Th. IV. Sect. II. Num. II. Ulrichs von Huttten ꝛc. Num. III. Artickel der ꝛc. NUM. II. Ad librum XVI. cap. III. §. 7. Ulrichs von Hutten sache. Von des Hertzogs zu Wuͤrtenberg haͤndeln mit Ulrich von Hutten ist dieses zu wissen/ daß jener seinen gewesenen Hoff-Marschall Hanß von Hutten/ Ludwigs von Hutten sohn/ anno 1515. im Beblingischen holtze ermorden lassen/ und hernach dessen ehefrau/ welcher er anders nicht habhafft werden koͤnnen/ zu sich genom- men/ und mit ihr die ehe gebrochen. Diese greuliche that gestehet des Hertzogs freund/ Lud- wig von Passavant/ in seiner Defension, daß Hutten nemlich im walde toͤdtlich verwundet/ und ableibig liegen blieben; laͤugnet auch da- bey/ daß er gehangen worden/ wie Joh. Agri- cola in seinen Teutschen spruͤchwoͤrtern gesetzet haͤtte. Dieses Huttens vetter Ulricus ab Hut- t en schrieb darauff eine Deplorationem metri- cam super interfectione propinqui sui ad Mar- quardum de Hatstein Canon. Mogunt. affinem suum. Wie auch eine Consolatoriam ad Lu- dovicum Huttenum super interemtione filii cum epistola ad Jacobum Fuchs Eccles. Bam- berg. \& Herbipol. Canonicum. Jngleichen 5. Orationes Invectivas in Ulricum Würteber- gensem, und endlich einen Dialogum wieder den Hertzog/ unter dem titel Phalarismus, und eine Apologiam pro Phalarismo ad Petrum de Aufsas Canonicum ab illo discerpto. Wel- ches alles nebenst einigen Episteln an den Koͤ- nig in Franckreich und etliche von Adel ge- druckt worden auff dem schloß Steckelberg an- no 1519. Er hat auch ferner im selben jahr nebenst dem gantzen geschlecht derer von Hut- ten den Hertzog auffm Reichs-tag angeklagt/ und nachmals/ als dieser auch die stadt Reut- lingen eingenommen/ den Hertzog mit den Schwaͤbischen Bundsgenossen uͤberzogen/ und ihn von land und leuten verjagen helffen/ daß er 15. jahr im exilio herum ziehen muͤssen/ biß sich sonderlich Landgraff Philipp seiner an- genommen. Dazumal aber haben die Hutten den leichnam des ermordeten Hanß von Hut- ten in einem dorffe/ da er unfern von dem ort des mords begraben worden/ ausgraben und in Francken fuͤhren lassen/ welcher denn noch unverweset und gantz kaͤntlich gewesen/ auch noch geblutet haben soll/ wie Ulrich von Hutten schreibt in gedachter oration. Dieser Hutten aber war selbst so wol als der Hertzog und die meisten/ so sich des Evangelii ruͤhmten/ ein wuͤtender unruhiger kopff/ an dem D. Luther gnug zu halten hatte/ daß er nicht mit feuer und schwerd auff die Pfaffen loßgieng. Er soll endlich anno 1523. bey Zuͤrch an den Frantzosen gestorben seyn/ wie Conradus Gesnerus ausdruͤcklich berichtet/ andere nen- nens etwas erbarer morbum acrem. Siehe Camerarium in vita Melanch. p. 99. welcher auch sein grausames freches gemuͤth gern be- kennet. NUM. III. Artickel der rebellischen Bauern. Zu der historie des bauern-kriegs gehoͤren noch die artickel/ welche unter denen geschich- ten Ulrichs von Hutten mit gefunden werden/ und also nach einander lauten; davon etliche gar muthmassen wollen/ als haͤtte er sie selber auff- gesetzet/ weil der Stylus fast mit dem seinigen uͤbereinkomme. Dreißig artickel/ so Juncker Helffe- rich/ Reyter Heintz/ und Karst Hans mit samt ihrem anhang hart und fest zu halten geschworen ha- ben. ( circa anno 1521) 1. Daß sie hinfort die Pfaffen/ wie die je- tzund leben/ nicht geistliche vaͤter/ sondern fleischliche buben nennen wollen. 2. Daß sie alle Muͤnche fuͤr gleißner halten wollen/ und sich zu keiner kutten gutes nimmer- mehr versehen. 3. Daß sie hinfort der obgemeldten Pfaffen bann gleich achten wollen/ als ob sie eine ganß anbließ. 4. Hinfort an keine stifftung/ bruͤderschafft/ walfahrt/ kirchen-ablaß/ oder dergleichen einen pfenning immer zu geben. 5. Den Pabst zu Rom fuͤr einen Antichrist zu halten/ und ihm in allen dingen entgegen zu seyn. 6. Daß sie die Cardinaͤle/ Protonotari en/ Officia l en/ Bischoff/ Auditor und andere zu Rom des teuffels Apostel nennen und halten wollen. 7. Daß sie den hoff zu Rom/ und des Pabsts gesind/ die vorhoͤlle nennen wollen. 8. Daß sie Herꝛ Ulrichs von Hutten helffer seyn wollen wider die curtisanen und ihre anfaͤn- ger. 9. Alle curtisanen gleich den unsinnigen hun- den zu halten/ und zu glauben/ daß ihnen die zu schlagen/ fahen/ wuͤrgen und toͤdten gezieme. 10. Daß sie einen jeden Paͤbstlichen Lega- t en fuͤr einen verraͤther Teutscher Nation, und gemeinen feind unsers vaterlandes halten wol- len. 11. Daß sie einen jeden Geistlichen hinfort/ gleich wie einen andern/ nach seinen weꝛcken hal- ten und urtheilen wollen. 12. Verstopffte ohren zu haben/ so offt die Pfaffen/ wie jetzund/ von ihrer freyheit und wei- he sagen. 13. Schweren sie eine ewige feindschafft den geistlichen rechten/ Paͤbstlichen bullen und brie- fen/ und allen denen/ die sie umfuͤhren/ ausge- ben oder uͤber ihnen halten/ und sie beschirmen. 14. Jhnen fortan kein gewissen druͤber zu machen/ ob sie gnugsamlich verursacht einen Pfaffen oder Clericken schluͤgen oder traͤten. 15. Daß sie hinfort auff freytagen und an- dern fast-tagen entweder gar fasten/ oder aber ohne unterschied fleisch/ fische/ und was ihnen fuͤrkoͤmmt/ wie an andern tagen essen wollen. 16. Einem jeden Bettelmuͤnch/ der ihnen ei- nen kaͤse abfodere/ einen vierpfuͤndigen stein nachzuwerffen. 17. Jn ihrer behausung keinen Muͤnch las- sen/ und ob einer unversehener sache darein kaͤ- me/ ihn auszujagen/ und ihm mit besen biß uͤber die thuͤrschwelle nachzukehren. 18. Auff keinen sendt hinfort zu geben/ und auch ihren nachbauren/ so viel ihnen moͤglich/ nicht gestatten fortan wie biß hieher zu ruͤgen/ sondern wollen sie sich selbst bruͤderlich unterein- ander straffen/ und zum besten unterweisen. A. K. H. Vierter Theil. N 19. Ob Th. IV. Sect. I. Num. IV. Verhalten der Theolog en im krieg. 19. Ob ein Official oder Sendpfaff zu ih- nen kaͤme/ daß sie ihn wollen mit hunden aushe- tzen/ und die kinder lassen mit koth bewerffen. 20. Daß sie allen Pedellen die citation oder bann-briefe zu ihnen bringen/ zum ersten die oh- ren abschneiden/ darnach ob sie wieder kaͤmen/ die augen ausstechen wollen. 21. Daß sie keinen Pfarrer bey ihnen leiden wollen/ er sey denn gnugsam das Evangelium und Christlich gesetz zu predigen/ und darneben eines ehrbaren frommen lebens. 22. Hinfort nicht mehr zu gestatten/ daß ei- ner eine Pfarr habe/ und die nicht selbst versorge. 23. Kein bildnis fortan mehr/ sie seyn von stein/ holtz/ gold/ silber oder wie sie gemacht/ sondern allein GOtt im geist anzubeten und ihm zu dienen. 24. Keinen tag mehr/ denn den einigen sonntag zu feyren/ und sich in dem nichts an der Pfaffen gebot zu kehren. 25. Kein brod/ wein/ saltz/ wasser/ kraut/ wachs oder anders hinfort zu weihen lassen/ son- dern alles/ das sie mit dancksagung geniessen/ fuͤr geweihet/ und gesegnet zu halten. 26. Daß sie den Stationire rn/ wo sie auff der strassen ankommen/ ihre pferde nehmen/ die saͤckel raͤumen/ sie mit truckenen schlaͤgen/ wie viel sie pfund haben/ woluͤberschlagen/ darnach mit dem heiligthum fahren lassen wollen. 27. Ob ihrer einer einem geitzigen ungeistli- chen Pfaffen etwas nehmen/ oder entfremden moͤchte/ das wollen sie so suͤnde achten/ als haͤt- ten sie auff einen wuͤrffel getreten. 28. Schweren sie eine feindschafft allen D. Luthers feinden und abgoͤnnern. 29. Der heimlichen beichte halber/ Doctor Luthern und andere der sach verstaͤndige und unpartheyische anzusuchen/ und ihres Raths darinnen zu pflegen/ unangesehen/ wie es die geitzigen Pfaffen bißher gehalten. 30. Daß sie in allen obgeschriebenen artickeln ihr leib und gut zusammen setzen wollen. Und ruffen GOtt zum zeugen/ daß sie nicht ihre eige- ne sache hierinne/ sondern die Goͤttliche wahr- heit/ Christen-glauben/ und des gemeinen va- terlandes wolfahrt bewegt. Und was sie thun/ geschicht in einer Christlichen/ ehrbaren/ guten meinung. NUM. IV . Verhalten der Theolog en im krieg. Was von dem verhalten derer Theolog en bey denen kriegen im 16. und 17. seculo gedacht worden/ wird so wol durch mehrere zeugnisse und klagen/ als durch offenbare exempel hin und wieder bestaͤtiget. Unter andern finde ich noch in Mathiæ Flacii antwort auff etliche be- schuldigungen D. Majors und D. Pom- mers p. C. 3. Diese folgende klage/ wie sich D. Bugenhagen der Wittenbergische Superinten- dens bey dem krieg Churfuͤrst Moritzens wider Magdeburg auffgefuͤhret habe/ welches die in der historie angefuͤhrte nachricht von der Tor- gauischen predigt confirmiren kan. „Pommer hat vor etlichen monden in einer „predigt gesagt/ die schantz-graͤber/ die vor „Magdeburg beschaͤdiget worden/ sterben wie „Christen/ denn sie seynd ihrer Oberkeit gehor- „sam gewesen. Jst das wahr? warum rieth „er denn vor fuͤnff jahren den Boͤhmen und „Schlesiern in einer oͤffentlichen schrifft/ daß sie ihrem Koͤnig/ da er sie wider den Churfuͤr-“ sten auffforderte/ nicht gehorchen solten?“ Denn eins muß wahr seyn/ er muß bekennen“ daß er entweder zur selben zeit ein auffruͤhrer“ gewesen sey/ weil er Christlichen gehorsam ge-“ gen die Oberkeit wiederrathen hat/ oder daß“ er jetzt ein verfolger sey/ weil er den unchristli-“ chen gehorsam in veꝛfolgung dieser kirche lobet.“ Denn dieser krieg und jener sind ja ein ding/“ es sey denn/ daß gleich wie der beerwolff und“ seine woͤlffe in gute hirten/ also auch GOtt“ und die gantze natur zugleich mit den Adiapho-“ rist en in so kurtzer zeit verwandelt seyn.„ Jngleichen gehoͤret hieher/ so viel D. Bugen- hagens conduite betrifft/ was Nicolaus von Amsdorff von demselben schreibet in der ant- wort auff D. Pommers scheltwort/ gleich nach dem titel: D. Martinus Luther heiliger“ gedaͤchtniß hat offt vor vielen andern glaub-“ wuͤrdigen und auch vor D. Augustin Schurff“ gesagt diese worte: Nach meinem tod wird“ keiner von diesen Theolog en bestaͤndig blei-“ ben. Solches hat D. Augustinus Schurff D. “ Pommern erinnert/ da Wittenberg auffgege-“ ben/ und ihn vermahnet/ daß er bestaͤndig blei-“ ben und gedencken wolt/ was D. Luther ge-“ sagt haͤtte. Aber D. Pommer ist in unwillen“ und zornig von ihm weggelauffen.„ Jn welcher schriffter ferner uͤber die blutduͤr- stigkeit der Wittebergischen Theolog en klaget/ die sie bey den Magdeburgischen haͤndeln wider ihre eigene glaubensgenossen erwiesen/ ob wol Amsdorff nicht weniger seinen sinn dabey an tag legt/ daß beyde theile nichts weniger als das wahre friedfertige Evangelium gehabt. Die worte sind folgende: Auch laͤstert ihr zu Wit-“ tenberg die von Magdeburg/ und sagt mit hoͤ-“ nischem laͤcherlichem angesicht: (mich deucht/“ wie ichs sehe) Magdeburgenses prædando“ volunt defendere Evangelium; daran thut“ man ihnen gewalt und unrecht/ denn sie wissen“ wol/ und sind es durchs Evangelium gnug-“ sam bericht/ daß sie das Evangelium nicht ver-“ theidigen koͤnnen noch sollen. Aber ich hoffe“ auch/ sie werdens um der Maͤrcker und Meis-“ ner willen nicht verleugnen; darum rauben“ sie nicht ums Evangelii willen/ sondern sie zie-“ hen aus um ihrer guͤter willen/ die ihren witt-“ wen/ waisen und buͤrgern von Maͤrckern ge-“ nommen und geraubet worden/ daran die“ Theolog en zu Wittenberg freud und lust ha-“ ben. Und wiewol die zu Magdeburg um frie-“ de flehen und bitten/ so will man ihnen doch“ keinen frieden geben/ sie wolten denn das“ Evangelium verleugnen/ und leibeigen wer-“ den; wie das die unterhaͤndler wol wissen/“ und die vorgeschlagene unchristliche unmoͤg-“ liche artickel wol ausweisen/ davon sie freylich“ nichts wissen/ und doch gleichwol die unschul-“ digen laͤstern und schaͤnden. Die Maͤrcker rau-“ ben und nehmen auf sie/ wuͤrgen uñ morden sie/“ und wenn sie nach fehdes-recht ausziehen/“ und des ihren an den Wittenbergern sich“ wieder erholen wollen/ so sagen die zu Wit-“ tenberg hoͤnisch und laͤcherlich: Magdebur-“ genses prædando volunt Evangelium defen-“ dere. O suavem vocem, sed hæc sunt forsan“ opera charitatis \& Spiritus S. Die Maͤr-“ cker haben einen Tuchscherer zu Magdeburg/“ einen frommen und unschuldigen mann/ der“ sein Th. IV. Sect. II. Num. V. Von Landgraff Philipps leben/ ehestand/ ꝛc. „sein lebelang keiner boͤsen that beruͤchtiget ist/ „etlich hundert guͤlden werth (ich darff nicht „sagen wie viel/ daran er seine nahrung und „wohlfarth hatte mit seinem weib und sieben „kleinen kindern) geraubt und genommen. „Als der Rath ihm nun erlaubet/ daß er sich des „seinen an den Maͤrckern wieder erholen moͤch- „te/ da wolte er den armen leuten keinen scha- „den thun/ noch jemand von seinet wegen zu „thun gestatten/ auch an keinem Christen sich „vergreiffen/ sondern fing den reichen Michael „Juden/ der solt ihn seines schadens ergoͤtzen/ „welcher ohne seinen schaden ihn hundert tau- „send guͤlden zu geben vermocht haͤtte; aber der „Jud ward dem frommen mann wieder ab- „gefangen/ und haben ihm druͤber den kopff „abgehauen. Daß es aber im 17. Seculo dißfals sonder- lich im Teutschen krieg nicht besser hergegan- gen/ und daß die Theologi meisten theils an allem blut vergiessen schuld gewesen/ hat der Auctor der schrifft/ so der Teutschen Pla- net genennet/ und anno 1639 in 4 to. heraus gekommen/ auch uͤberal klaͤrlich anzeiget/ daß er ein guter Lutheraner gewesen/ also be- „klaget p. N. u. f. Jn jetzigem kriege sind bloß „auff das wanckelbare gluͤck der Schwedischen „etliche geistlichen (so vorhin nach gemeinem „spruͤchwort hinterm berge gehalten) herfuͤr ge- „treten/ die bey lebzeiten ihrer Præceptorn nicht „haͤtten muchsen duͤrffen/ und solche principia „auff offener cantzel und sonsten fuͤrgebracht/ „dadurch zwar der gemeine mann verwirret/ „zu auffruhr und anderer ungebuͤhr gereitzet/ „aber anders nichts als ein neu reich zu machen „gesucht wird/ welches aber gewißlich anders „nichts denn auffruhr und unrechte gewalt ist/ „darzu GOtt nicht gluͤck giebet. Und fer- „ner: Dem lautern GOttes gebot zu entgegen „wollen heutiges tages etliche genante Evan- „gelische lehren/ man solte durch aus nicht des „Reichs bestes suchen/ dem man doch mit „theurem eid und pflichten verbunden ist/ „sondern die Roͤmisch-Catholischen/ als des „Antichrists diener/ verfolgen und ausrotten: „GOtt befielet seinem volck/ sie sollen fuͤr das „Reich und den Kaͤyser beten: welches der „geist GOttes durch den H. Apostel Paulum „gegen alle rechtschaffene Christliche lehrer wie- „derholet und spricht: So ermahne ich nun/ „daß man fuͤr allen dingen thue bitte/ gebet ꝛc. „1. Tim. II. 1. Wer waren aber zur zeit der „Babylonischen gefaͤngniß die Koͤnige? Es „waren Abgoͤttische Heiden: Wer war zur „zeit des Apostels Pauli der Kaͤyser? Er war „der unmensch/ blutgierige Tyrann/ mutter- „und schwester-moͤrder Nero, welcher auch „endlich den heiligen Apostel mit dem schwerd „hinrichten ließ: Noch willder geist GOttes „von seinen Christen haben/ sie sollen dennoch „auch fuͤr solche Unchristliche/ Barbarische/ „Gottlose Obrigkeit bitten: Setzet die ursach „hinzu/ und zu was ende es geschehen solle/ „auff daß wir ein geruhiges stilles leben fuͤhren „moͤgen in aller GOttseligkeit und erbarkeit: „Diesem zeugniß des H. Geistes/ daß man unter „einer andern Oberkeit/ die nicht des glaubens „ist/ Gottselig und erbar leben koͤnne/ wol- „len etliche beruͤhmte Lutherische Geistli- „che heutiges tages durchaus nicht glauben; sind also nicht zu bereden/ daß sie fuͤr derglei-“ chen Obrigkeit bitten sollen: Vielmehr leh-“ ren sie/ wer fuͤr sie bete/ ihnē mit der zunge/ feder“ oder sonsten diente/ der diente dem Antichrist/“ der Babylonischē hurē/ und haͤtte sein theil im“ pful zu gewarten/ der mit pech und schweffel“ brennt ewiglich. Sie ruͤhmen sich CHristi“ Juͤnger/ die sein wort fuͤr allen anderen schnur“ stracks in acht nehmen; CHristi unser aller“ Meisters worte sind diese: Gebet dem Kaͤy-“ ser was des Kaͤysers ist; aber die gedachten“ Geistlichen verbieten dem Kaͤyser etwas zu“ geben/ sondern gebieten/ man soll ihm nehmen“ alles was er hat/ ihn mit stumpff und stiel aus-“ rotten/ damit das Antichristische Pabst-“ thum gestuͤrtzet werde. Sie ruͤhmen sich fuͤr“ die beste Augspurgische Confession s-ver-“ wandten; nun lehret dieselbe im 16. Articul“ ausdruͤcklich/ das Evangelium stosse nicht“ um weltlich regiment und Policey; vielmehr“ waͤren die Christen schuldig/ der Obrigkeit“ unterthan/ und ihren geboten gehorsam zu“ seyn in allem/ so ohne suͤnde geschehen mag:“ deme zugegen lehren die mehr genante Geistli-“ che/ man soll die Roͤmische Catholische im“ Reich nicht dulten: Dadurch heben sie/ so“ viel an ihnen/ das weltliche reich und policey“ auff: Man soll den geboten der Obrigkeit“ (derer man sich doch freywillig verglichen und“ mit coͤrperlichen eiden beschworen) nicht ge-“ horsamen: Es moͤchten aber doch dergleichen“ eifferer eingedenck seyn/ wie so gar vielfaͤltig sie“ die Jesuiten in abgrund der hoͤllen verfluchen/“ daß sie lehren solten/ ein rechter Christ sey nicht“ schuldig der Obrigkeit zu gehorsamen/ die“ nicht seines glaubens waͤꝛe/ moͤchte sie vielmehꝛ“ weg thun und vertilgen helffen: Schelten sie“ nun dieses eine teuffelische lehre/ einen auffruͤh-“ rischen Muͤntzerischen irꝛthum/ inhalts der“ Reichs-Abschiede mit allem ernst zu bestraf-“ fen; wie tretten sie denn in eben solche fuß-“ stapffen/ sprechen ein gerechtes urtheil uͤber“ sich selbst/ vergessen was GOtt in ebenmaͤs-“ sigem fall/ wann einer dem andern/ der nicht“ seines glaubens ist/ einen eid schweret/ und“ denselben hernach deswegen nicht zu halten“ vermeinet/ daß der andere der rechten lehre“ nicht zugethan sey/ in seinem heiligen worte“ sich erklaͤret und mit gedoppeltem eid-schweren“ bekraͤfftiget: So spricht der HErꝛ HErꝛ/“ so wahr ich lebe; und noch einmal/ so spricht“ der HErꝛ HErꝛ/ so wahr ich lebe/ so will ich“ meinen eid/ den er verachtet hat/ auff seinen“ kopff bringen/ und solls erfahren/ daß ich gere-“ det habe. Aus welchem denn der schluß zu“ nehmen/ daß solche lehrer GOttes heiligem“ worte widersprechen/ eidliche verbuͤndnisse“ auffheben/ die Augspurgische Confession ver-“ leugnen/ und sich unter die auffruͤhrischen rot-“ ten-geister einmengen.„ NUM. V. Von Landgraff Philipps leben/ ehe- stand/ sinn und religion. 1. Zur erlaͤuterung der historia von dem Schmalkaldischen kriege ist noch von Land- graf Philippen zu Hessen unterschiedliches an- zumercken/ uͤber das jenige/ was bereits in der historie von seinen kriegen/ gefaͤngniß und an- A. K. H. Vierter Theil. N 2 dern Th. IV. Sect. I. Num. V. Von Landgraff Philipps dern umstaͤnden vorgebracht worden. Man siehet nicht allein aus dessen actio nen uͤber- hauptedaß er von sehr hitzigem/ hefftigem/ und unruhigem sinn gewesen; sondern auch aus verschiedenen sonderbaren umstaͤnden. Nur einige zu gedencken/ so hat er sich in dem be- schriebenen Packischen aufstand so gar sehr uͤbereilt gehabt/ daß Lutherus selbst n und Me- lanchthon ihn auf keine weise stillen und be- saͤnfftigen koͤnnen. Wie er sich denn auch in einem schreiben an Hertzog Georgen zu Sach- sen de dato 1528. d. 17. Maji ausdruͤcklich her- aus gelassen: Er haͤtte bey sich beschlossen/ Er wolte die metten nicht verschlaffen/ son- dern vielmehr die jenigen anfallen/ die etwas wieder ihn im sinn haͤtten. Ja er erklaͤrte sich oͤffentlich darauf den 22. Maji in einem Mani- fest, Er wolle den Backen-schlag nicht er- warten/ sondern auf alle wege und weise zuvor kommen; wie Seckendorffius aus Hortleders ursachen des Teutschen krieges ( P. I. l. 2. c. 1. pag. 780.) anfuͤhret ( I II. Lutheranismi p. 95.) Dem Ehurfuͤrsten Johannes selbst war bey der sache uͤbel zu muth/ daß er seinen Printzen selbst zu ihm abschickte/ und hernach noch ei- nen Baron, der den Landgrafen kaum abhal- ten konte/ daß er nicht denen Bischoffen zu Bamberg und Wuͤrtzburg feindlich ins Land gefallen/ und damit ein grosses Kriegs-feuer angezuͤndet haͤtte. 2. Es loͤnnen auch die Seriben ten/ welche des Landgrafens eigene schreiben hierinne ge- lesen/ nicht gnugsam ausdruͤcken/ was vor un- glaͤubliche hefftigkeit und feuer er darinnen von sich spuͤren lassen; so gar/ daß er auch auf Lutherum selber ungehalten worden/ und ihn in verdacht gezogen/ als wenn er den Churfuͤr- sten zuruͤck und bey friedlichen gedancken hiel- te/ wie der Herr Seckendorff abermal ( p. 97.) gedencket. Was hierinne weiter vorgegangen/ ist in der Relation von diesem tumult nach- zusehen. Der Landgraf erschreckte zum wenig- sten seine Nachbarn dermassen/ indem er mit seiner Armée an die graͤntzen ruͤckte/ daß der Churfuͤrst von Maͤyntz und die Bischoͤffe von Wuͤrtzburg und Bamberg zusammen ihm hundert tausend guͤlden wuͤrcklich auszahlten/ nur damit er sie zu frieden ließ. Die Papisten mochten sich an dergleichen action en gar sehr aͤrgern/ als welche nichts weniger als Evan- gelisch oder auch nur natuͤrlich gerecht waͤ- ren. Wie denn bey dem vom Landgrafen auf- gefangenen Braunschweigischen Secretario unter andern dieses an den Mayntzischen Chur- fuͤrsten geschrieben gefunden ward: „Die sache „waͤre schon halb so gut als ausgemacht/ weil „der Landgraf nicht lange mehr leben koͤnte/ „indem er so unruhig waͤre/ daß er auch nicht „schlieff/ und sich mit staͤtigen jagden so muͤr- „be machte/ daß er endlich toll werden wuͤrde/ „( vid Seckendorff. l. 3. p. 204)‟ Eben so gieng es auch mit der Restitution Hertzog Ulrichs von Wuͤrtenberg/ uͤber wel- cher der Landgraf von freyen stuͤcken einen krieg anfieng/ ungeachtet Lutherus und die an- dern er ihm ernstlich widerrathen hatten. Wie Evangelisch es auch hierbey zugegangen/ kan man nebenst denē Historicis auch aus den wor- ten des damaligen Poëten Eobani sehen/ wenn er davon also schreibet: Poscere jam videas votis ducantur in hostem, Hostibus excidium, cædes, cladem que minan- tes, Arma fremunt, jam tela novant fusura cruo- rem Hostilem, insano sic fertur amore juventus Martis in indomitam rabiem, nec in arma co- hortes Hassia sola equitum vocat, invictasque pha- langas, Millia tot peditum, sed ab omni exercitus ora. Und von der schlacht bey Lauffen: Nam quos ille tuus victor non hauserat ensis, Hauserunt sua tela \& proxima flumina Nicri, Nicri, cujus aqua tum sanguinis unda fluebat, Hæc clades docuit te vincere posse, Philip- pe \&c. (P. II. Poëm. p. 35 seqq.) conf. Dresserus Millenar. VI. p. II. p. 553. Slei- danus I. IX. p. 242. Chytræus I. XIV. p. 353. Thuanus I. I. Crusius Annal. Suev. I. XI. p. 625. \&c. 3. Was auch im uͤbrigen der Landgraff zu entzuͤndung des Schmalkaldischen kriegs-feu- ers beygetragen gehabt/ ist aus selbiger historie schon gnug zu sehen. Churfuͤrsts Johann Friedrichs Leib- Medicus D. Matthæus Ratzen- berger gedencket in der historischen Relation unter andern/ daß der Landgraff dem Churfuͤr- sten nicht eher ruhe gelassen/ biß er ihn persoͤn- lich mit ins feld zu ziehen uͤberredet gehabt. Er waͤre auch uͤber dieser post so froh worden/ daß er dem/ der sie gebracht haͤtte so gleich ein schoͤn pferd geschencket. Und eben dieser Auctor, der dießmals zu hoffe alles genau observi rt gehabt/ wil versichern/ daß es dem Landgrafen bey sel- bigem krieg kein ernst gewesen/ indem er im lager voꝛ Jngolstadt die Stuͤcken alle so richten lassen/ daß sie dem Kaͤyser keinen schaden gethan. Er haͤtte auch staͤts seinen abgesandten bey dem Kaͤyser gehabt/ und diejenigen Ministros, so dawieder geredet/ alsbald in ungnaden aus dem lager weggeschaffet. Dieses ist gewiß/ daß es ein sehr verschlagener und geschwinder kopff gewesen/ zugleich aber auch sehr uͤbereilend und præcipitant in seinen actio nen. Scultetus erzehlet in seinen annalibus Evngelii renovati p. II. p. 251. daß als ein Papistischer Pfaffe dem Landgrafen spoͤttisch vorgeworffen/ warumer auff die ermel seiner diener diese buchstaben haͤtte bremen lassen V. D. M. I. Æ. und selbige also ausgelegt: Verbum Domini manet im ermel; haͤtte dieser alsbald retorqui rt: Es bedeuten diese buchstaben so viel: Verbum diabo li ma- net in Episcopis. Aus welchen/ wie auch aus seinen andern action en nnd schrifften sein scharff- sinniger verstand gnugsam zu sehen ist. 4. Was sonst seinen ehestand betrifft/ ist be- kannt gnug/ daß er neben seiner ordentlichen ge- mahlin eine andere dame/ namens Margaretha von der Sale sich beylegen lassen/ die gemahlin aber von sich geschieden/ und zwar auf gut-heis- sen Lutheri und Melanchthonis/ welcher letztere auch nebenst Bucero selbst anno 1540. mit bey selbiger hochzeit zu Rothenburg an der Fulde gewesen. Ob aber wol die Saͤchsischen Theo- logi diese sache als aͤrgerlich/ und denen Papisten zum vorwurf dienend/ heimlich gehalten wissen wolten/ so hielten doch die Heßischen Theologi es eben nicht vor noͤthig. Lutherus wolte haben/ man leben/ ehestand/ sinn und religion. man solte nur die sache auff ihn schieben/ und sa- gen er haͤtte geirꝛet und genarꝛet/ damit der Land- graff nicht so sehr geschimpset wuͤrde. Er schloß auch endlich: Es waͤre gnug/ daß der Landgraff die metze mit gutem gewissen haben koͤnte/ laut seiner beicht/ und der Theolo gen beicht-raths. Der Landgraf selbsten beruffte sich auf Luthe- ri worte uͤber Gen. XVI. darinn er der Patriar- chen vielweiberey nicht vor suͤnde gehalten/ und noch dazu gesetzet haͤtte: Jch koͤnte es noch heute nicht wehren/ aber rathen wolte ichs nicht. Worauf Lutherus zwar seinen ausspruch hernach limieir te; doch aber zuletzt also be- schloß: Er solte diese andere Gemahlin nicht verlassen/ weil er sie unter einem solchem vor- wand der nothwendigkeit genommen haͤtte: Die Sache koͤnte vor GOTT damit wohl gerechtfertiget werden/ aber vor der welt und nach den rechten koͤnte und wolte er es nicht desendi ren. Unterdessen nahmen die Papisten diese dinge zu einem grossen vorwurff so wohl wieder den Landgrafen/ als auch sonderlich wider Lutherum selbst auf/ wie in seinen schrifften haͤuffig zu finden ist. Und als sonder- lich Hertzog Heinrich von Braunschweig in seinen hefftigen schrifften den Landgrafen ei- nen ketzer/ Widertaͤuffer und bigamum hieß: schobe Lutherus die antwort auf den Land- graffen selbst/ und hieng von denen Fuͤrsten insgemein diese erinnerung an/ im siebenden Altenburgischen theil p. 465. Daß ihr Fuͤr- sten zum theil den holtzweg gehet/ da habt ihrs leider dahin gebracht mit eu- rem boͤsen exempel/ daß schier der bauer es nicht mehr will fuͤr suͤnde halten/ und habt uns zu thun gemacht/ daß wir mit aller muͤhe schwerlich den ehestand fuͤr loͤblich und ehrlich erhalten. Dabey er Hertzog Heinrichen zugleich mit vorwirfft/ daß ers wohl noch aͤrger mit einer Concubine gemachet/ die er heimlich auf ein schloß brin- gen lassen/ und ausgesprenget/ als waͤre sie ge- storben/ ihr auch einen Leichen-proceß/ Seel- messen/ und dergleichen angestellet/ und inzwi- schen nach wie vor im ehebruch gelebet habe. Welche schlimme historie mehr als zu viel be- kant ist. ( vid. omnino Seckendorffius L. 3. p. 277. seqq. 5. Jm uͤbrigen daß sich viele sonst gute gemuͤther an diese action gar sehr gestossen gehabt/ siehet man auch aus Kaͤyser Ferdinan- di worten/ die er gegen Graf Guͤnthern von Schwartzburg anno 1562. gebraucht: Es haͤt- te nicht viel gefehlet/ Luther haͤtte ihn auch auf seine meinung gebracht: Aber als er dem Landgrafen von Hessen zwey Gemahlinnen verstattet/ so haͤtte er ihm nicht mehr glauben wollen. ( vid. Chronic. Manuscript. Pauli Jo- vii apud Weberum pag. 77.) Was endlich die- ses Fuͤrstens meinung von der Religion be- trifft/ mag man aus diesen angefuͤhrten um- staͤnden unschwer ermessen/ wie es um sein Christenthum moͤge gestanden haben. Gleich wie aber dazumahl und noch immer die jeni- gen vor rechtglaͤubig und gut Evangelisch ge- priesen worden/ welche sie nur zu einer also ge- nannten parthey aͤusserlich gehalten/ und die- selbe etwa mit worten/ oder auch gar mit waf- fen und bluwergiessen verfechten helffen/ ohne genaue untersuchung/ ob man dem Evangelio Christi in verlaͤugnung sein selbst und der welt wuͤrcklich gehorsam waͤre oder nicht; also gieng es sonderlich dazumal mit grossen Herren/ die etwa der Paͤbstischen sclav erey und thorhei- ten uͤberdruͤßig waren/ und bey der andern parthey mehr freyheit und andere ihnen an- staͤndige sachen funden. Gewiß ists/ daß dieser Landgraf ein feind des Pabstthums gewesen/ und dahero Lutherus in seinen Tisch-Reden Cap. 45. pag. 335. von ihm geruͤhmet: Her- tzog George (sein Schweher) haͤtte ihn zum Erben aller seiner Land und Leute machen wollen/ wenn er von der Religion haͤtte wol- len abweichen. 5. Allein es gebens nicht allein so gar viel urkunden/ sondern auch andere umstaͤnde/ daß er bey ereigneter spaltung zwischen den Luthera- nern und Zwinglianern sich die haͤrtigkeit jener gar sehr mißfallen lassen/ und diesen hingegen immer das wort geredet/ auch beyde partheyen zu vereinigen sich zum hoͤchsten bemuͤhet gehabt. Dahero auch schon anno 1543. Sebastian Franck in seiner Ketzer-Chronicke p. 147. aus- druͤcklich schrieb: Den Landgrafen von Hessen wissen viele nicht zu versteuren/ welcher parthey er sey. Etliche halten ihn vor einen Obmann und Mittler in der sache/ etliche mehr auff Zwinglius denn auff des Luthers seiten/ etliche an- ders. Jn des Dedekenni Consiliis P. I. L. 3. Sect. 5. p. 324. sindet man ein schreiben Me- lanchthonis und Brentii an den Landgrafen de dato 1530. d. 11. Junii, worinnen Zwinglii par- they ihm hefftig verleidet/ und er um GOttes willen gebeten wird/ in der sache vom Satra- ment sich nicht abzuwenden/ auch gewuͤnschet/ daß| ihn Gott vor irꝛthum behuͤtēwolle. Hierauff hat er also geantwortet: Die irrung des Sa- craments ist nicht eine solche irrung/ wie jene (nemlich von der Juͤdischen Beschnei- dung) sondern wir sind allesamt eins/ und glauben und bekennen einen CHri- stum/ und suchen durch denselben selig zu werden. Es halten auch/ die ihr irrend nennet/ GOttes wort in allem wahr/ sondern sie seynd des verstandes in sol- chen worten des Nachtmahls einer an- dern meinung/ denn ihr; darum duͤncket mich/ die weil sie mit euch in allem eins seyn/ auch bekennen CHristum der- massen/ wie ihr bekennet/ auch daß man CHristum im Nachtmahl durch den glauben esse/ welches essen zur seligkeit vonnoͤthen/ und nicht sagen/ daß GOtt der HErꝛ diß oder das vermoͤge/ sondern daß es dem glauben nach/ und der schrift nach/ also wie sie anzeigen/ zu verstehen sey. Dieweil denn CHristus nicht wol anders mag gegessen werden/ denn von glaͤubigen/ und durch den glauben/ dieweil CHRistus einen clarificir ten leib hat/ und denn ein clarisicir ter leib nicht den bauch speiset/ deucht mich/ solche meinung waͤre ohne noͤth/ hof- fe auch noch zu GOTT dem Allmaͤch- tigen/ ihr werdet euch eines bessern be- dencken. Denn ob ihrs schon um der lehre willen nicht thun wollet/ so wer- det ihr doch die andern bedencken/ die in solchen staͤdten sitzen/ und so sie irre- N 3 ten/ Th. IV. Sect. I. Num. VI. Von Landgraff Philipps ten/ doch solches irꝛthums nicht verthei- diger seyn. Darzu daß viel leute noch in solchen landen und staͤdten seyn/ die eu- rer meinung seyn. So nun ein land verdammt/ und in straffe fallen soll/ so muͤste kraut mit kohl gehen. So hoffe ich je/ ihr seyd des geistes kinder/ davon Christus spricht: Des menschen Sohn ist nicht kommen zu verderben/ sondern se- lig zu machen/ da seine Juͤnger wolten das fener lassen vom himmel fallen/ gleichwie Elias. Jhr duͤrfft sieauch in solcher ihrer opinion nicht vertheidigen/ sondern sie tragen und unterweisen/ und anmahnen zu zeiten und unzeiten/ wie Paulus sagt. Das seyd ihr aber schul- dig/ daß ihr sie helffet vertheidigen bey der lehre/ die ihr selbst fuͤr recht hal- tet/ nicht mit dem schwerdt meine ich euch/ eurer person halben/ sondern mit muͤndlicher rede und beystand. Moͤchte auch gerne wissen/ ob Luther die Wal- denser bruͤder genennet hat/ wie der schreiber anzeigt/ die da solcher meinung seyn sollen. 7. Er fuͤhret auch daselbst viel ursachen an/ warum die Zwinglischen von den Luther anern nicht duͤrfftē verfolgt werden: Und zwar vornem- lich/ weil Christus das unkraut auszurotten ver- boten/ und Lutherus selbst solches anfaͤnglich wi- der die Papisten staͤts behauptet/ auch die Zwinglischen noch keines irꝛthums uͤberfuͤh- ret waͤren. Worauff er diese bestmoͤglichst ent- schuldiget/ und die Lutheraner von allem blut- vergiessen und gewaltthaͤtigkeit nachdruͤcklich abmahnet. Wenn man auch diejenigen perso- nen ansiehet/ welche der Landgraff bey der Re- formation anfaͤnglich gebraucht gehabt/ so sind dieselben meistens Schweitzer oder auch Fran- tzosen und Hugenott en gewesen/ wie oben bey selbiger historie zu sehen ist. Die vornehmsten waren Franciscus Lambertus, Benedictus Are- tius, Andreas Hyperius, Johannes Garnerius, Dionysius Melander \&c. welche meist auch von denen Zwinglianern hoch gehalten wurden. Wie denn auch in selbiger Reformation, und ihren neuen kirchen-ordnungen von der Saͤch- sischen ihren gar sehr abgegangen wurde. Auff dem Hambergischen Synodo anno 1526. wur- den nicht allein die expressiones vom Abend- mahl/ von der Tauffe/ person CHristi und der- gleichen also eingerichtet/ daß sich hernach die Reformirt e gantz gerne dazu bekanten: Son- dern man schaffte auch alle und jede bilder aus den kirchen und von den gassen gaͤntzlich ab/ wie auch alle Altaͤre/ und ließ nur die so genanten tische zur Communion uͤbrig/ wie noch heutiges tages in denen Heßischen kirchen zu sehen ist. Was uͤber diß der Landgraff auff dem Marbur- gischen Colloquio voꝛ die Schweitzer dißfals ge- than/ ist gleichfals aus selbiger historie zu neh- men. 8. Jn denen Heßischen wechsel-schrifften/ so anno 1632. zu Cassel uͤber dem Kaͤyserlichen Edict wegen der geistlichen guͤter in folio her- ausgekommen/ werden unter andern urkunden von Philippi Religion gar viel instructiones angefuͤhrt/ worinne er durchgehends die spal- tung der Schweitzerischen und Oberlaͤndischen kirchen auffzuheben getrachtet habe. Da er denn unter andern also geschrieben de anno 1529. p. 7. So waͤre ja zu erbarmen/ weil sie (die gelehrten) in allen stuͤckenunsern Christlichen glauben/ die liebe des naͤch- sten und die seligkeit angehend/ einig seynd/ daß wir uns solten also von ihnen scheiden. Item anno 30. p. 8. Daß die Raͤ- the in seinem namen nicht mit zustim- men solten/ einigen menschen/ der jetzo nicht eben mit dem theil/ so Lutherisch genennet wird/ glaubet/ daß CHristus dergestalt wesendlich im brod waͤre/ zu verbannen/ zu verurtheilen/ zu richten/ oder abzuthun. Es wird auch in diesen wechsel-schrifften nebenst einem Catechitmo, welcher anno 45. zu Marburg heraus gekom- men/ und mit dem Zwinglischen sehr einstim- mig gewesen/ des Landgrafens eigenes Testa- ment angezogen/ worinnen er die concordiam Buceri wegen des Abendmahls de anno 1536. nochmals approbir et/ und denen Printzen be- fohlen gehabt/ diejenigen Prædicant en/ so nach dieseꝛ concordi en lehreten/ nicht zu verjagen noch weiter in sie zu dringen. Auch wird daselbst und in der schrifft/ so anno 1607. vom alten glauben der Hessen heraus gekommen/ die kirchen-ordnung nach einander angefuͤhret/ in welcher unter andern der Exorcismus ausge- lassen/ und wegen des Abendmahls verordnet worden/ daß selbiges in den haͤusern bey denen kranckē/ auch zu gleich von andern personen mit solte genommen werden. ( vid. c. VII. p. 42.) Und was dergleichen daselbst angefuͤhrte Docu- menta mehr seynd/ mit welchen die gegen-ant- wort von Darmstaͤttischer seiten/ so in gedach- ten wechsel-schrifften gleichfals enthalten/ zu conferir en ist/ welche hier viel zu weitlaͤufftig fallen duͤrffte. NUM. VI. Von Landgraff Philipps moderati- on in reltgions-sachen. Hier mag nur zu weiterer entdeckung der son- derbaren moderation, welche dieser Fuͤrst bey dem damaligen religions-gezaͤncke und einge- rissenem kaͤtzermachen zu beschaͤmung vieler an- dern bewiesen gehabt/ sein nachdenckliches schreiben an Hertzog Johann Friederichen noch mit stehen/ wie selbiges zwar bißhero unterdru- cket/ aber neulichst erst aus einem manuscripto produci ret worden ist. Die sache betrifft die in unserer historie offt angefuͤhrte confutation oder wiederlegung/ welche anno 1559. von den Jenischen Theologis, sonderlich Flacio, unter dem namen der Hertzogen von Gotha und Weimar/ Lateinisch und Teutsch heraus ge- geben worden/ worinne die so genanten Schwenckfelder/ Antinomer, Widertaͤuffer/ Sacramentir er/ Osiandrist en/ Majorist en und Adiaphorist en sehr hefftig angegriffen worden. Auff diese puncte hat nun der Landgraff alsbald im selbigen jahr folgendes nach einander ge- antwortet/ welches die historie selbiger par- theyen mercklich erlaͤutern kan. Das schrei- ben lautet von wort zu wort also: Hochgeborner Fuͤrst/ freundlicher lieber“ Vetter/ sohn und bruder. Wir haben Euer L.“ schreiben/ das da gegeben ist auff Grimstein“ den moderation in religions-sachen. „den 24. naͤchstverschienenen monaths Febru- „arii, empfangen/ und darnach das buch der „ confutation und wiederlegung und verdam- „mung etlicher Sect en mit weiterem anhang/ „mit fleiß durchlesen. Weiß GOtt der Herꝛ/ „daß es uns wehe thut/ daß wir sollen befinden „eine solche trennung und spaltung zwischen de- „nen/ die von allen seiten CHristum bekennen/ „und die Augspurgische Confession vor wahr- „hafftig und unserm Christlichen glauben ge- „maͤß halten: haͤtten gerne gewolt/ und wuͤn- „schen noch/ daß alle Augspurgische Confessi- „on s-verwandten/ Fuͤrsten/ staͤnde und staͤdte „samt ihren Theolog en zusammen kaͤmen/ und „mit fleiß die Artickel der spaltung und trennung „vor die hand naͤhmen/ erwegten/ und ermesse- „ten/ warum doch ein theil wieder den andern „waͤre/ und darnach fleiß thaͤten/ wie dieser „streit/ uneinigkeit und spaltung zur guten „freundligkeit und wahren Christlichen ver- „stand dem H. Evangelio und der Apostel „schrifften gemaͤß zur vergleichung gebracht „wuͤrde. Denn leider alle widerwaͤrtige der „religion lachens in die faust/ daß man sich al- „so trennet/ wil geschweigen/ was grosse aͤrger- „niß manchem Christen-mann/ der gerne zu „dieser religion kaͤme/ gegeben werde. Wir „haben gesehen in eurem buch/ was Eure L. in „ihrem land vor Sect en anzeigen/ auch dafuͤr ih- „re unterthanen warnen/ als die der Augspur- „gischen Confession, Apologi en und den „Schmalkaldischen Artickeln nicht gemaͤß leh- „ren solten. „Und daß Eure L. erstlich den Servetum ver- „dammen/ koͤnnen wir nicht anders finden/ „dann daß dieser Servetus dem wahren Christli- „chen glauben und H. Schrifft zu wider geleh- „ret; waͤre aber viel besser/ daß solches durch „gemeinen rath der Confession s-verwandten „geschehen waͤre/ auff daß er desto besser aus- „gestrichen/ seine argumenta gnugsam widerle- „get/ die gemeiniglich von der vernunfft her- „kommen/ damit alle wahrglaͤubigen erkenn- „ten/ daß ihm recht geschehen waͤre/ und es so „viel mehr ansehen haͤtte. „Zum andern haben wir gelesen/ was wider „den Schwenckfeld in dem buch stehet. Wir „haben Schwenckfelds buͤcher auch gelesen/ „und vor etlichen jahren mit ihm selbst geredet/ „und ist nichts weniger; wir befinden/ daß „Schwenckfeld einen unwillen wider die Predi- „ger hat/ welches uns auffs hoͤchste von ihm „mißfaͤllt. Darneben muͤssen wir aber die „wahrheit sagen/ daß Schwenckfeld von der „herꝛlichkeit CHristi in etlichen artickeln fast „wol schreibet/ welches auch zum theil mit den „alten Lehrern der kirchen zustimmet. Er der „Schwenckfeld reget auch wol/ daß etliche un- „verstaͤndige Prediger das aͤusserliche wort zu „gar hoch erheben/ und ihm solche krafft geben/ „daß solches viel dinges vermoͤgen solle ohne „den Geist GOttes/ und GOttes innerliche „treibung und wirckung; oder doch gar selten „von wirckung und treibung GOttes und sei- „nes Geistes anzeigen; welches doch der gott- „selige mañ Luther nie gelehret/ und geschrieben „hat/ sondern gelehret daß man das aͤusserli- „che wort treiben solle/ und GOtt um seinen „geist bitten/ daß er das wort in uns lebendig „machen wolle. Der Schwenckfeld ruͤhret das auch wol an/ daß nicht alle menschen von“ GOtt allein durch das aͤusserliche wort zur er-“ kaͤntnis der wahrheit kommen. Als wie Jo-“ hannes/ Jeremias/ und andere/ welche schon“ in mutterleibe geheiliget find worden. Daß“ GOtt etliche personen beruffe/ und sie recht-“ glaͤubig mache/ nicht allein durchs aͤussere“ wort/ sondern auch durch andere wege.“ Doch so sey die gemeine weise GOttes/ durch“ des muͤndlichen worts predigt die Christen“ zu beruffen/ und zu GOtt zu fuͤhren. Dar-“ wider ist auch Schwenckfeld/ das ein gottloser“ mensch nicht kan die gaben GOttes geben/“ welchem denn Cyprian u s und andere alte Leh-“ rer nicht ungleich reden. Dann Judas der“ verraͤther/ Simon Magus und andere nicht“ den geist GOttes geben konten/ wie es“ Schwenckfeld meinet. So man/ wie in“ primitiva Ecclesia geschehen ist/ auch lange“ zeit hernach/ Schwenckfeld und andere/ die sei-“ ner meinung sind/ liesse vorkommen/ verhoͤre-“ te ihre antwort/ sie solten sich wol weisen las-“ sen. Es klagt der Schwenckfeld gar sehr/“ daß viele seine buͤcher verdammen/ schelten und“ laͤstern/ die sie auch nicht gesehen haben; dar-“ um wolten wir wuͤnschen/ daß alle die/ so man“ wolte vor ketzer ausschreyen/ fuͤr einen Syno-“ dum gefodert/ gnugsam verhoͤret/ und wenn“ sie denn auff unrechter unchristlicher meinung“ verharreten/ alsdann excludir et wuͤrden/ auff“ daß sie nicht sagen duͤrften/ sie waͤren unverhoͤrt“ verdammt.„ Die Antinomer wissen wir warlich nicht“ wer sie seyn. Da sie aber so lehreten/ wie man“ ihnen schuld giebet/ und das gesetz gar wolten“ hinweg thun/ welches uns doch zur busse trei-“ bet/ und die suͤnde zu erkennen giebt/ waͤre un-“ sers ermessens nicht unbillich/ ihnen darinnen“ nicht beyzufallen. Doch ist vonnoͤthen daß“ man sie und ihre antwort auch hoͤre vor einem“ Synodo, der von allen Evangelischen verwand-“ ten versammlet. Denn warlich die fromme“ Christliche vaͤter haben nie liederlich jemand“ verdammt/ haben gnugsam erstlich gehoͤret/“ und die irrende unterwiesen: Wie sie denn“ mit dem grossen ketzer Ario, Macedonio und“ andern gehandelt.„ Zum vierten haben wir gelesen/ was Euer“ Liebden haben lassen ausgehen wider die Wie-“ dertaͤuffer. Es ist nicht weniger/ der Wie-“ dertaͤuffer viele haben eine unchristliche boͤse se-“ ct e: Wie sie das zu Muͤnster und anderswo“ wol bewiesen. Sie sind aber ungleich; et-“ liche sind einfaͤltige fromme leute: ist derowe-“ gen mit denselben mit bescheidenheit zu han-“ deln; die mit der that handeln/ uñ das schwerdt“ angreiffen/ werden billig damit gestraffet;“ Die aber in dem glauben irren/ mit denensel-“ ben soll man bescheidentlich handeln/ nach art“ der liebe mit ihnen reden/ auch allen fleiß ohn“ auffhoͤren bey ihnen thun/ sie auch hoͤren/ uñ so“ sie nicht wollen bey der wahrheit bleiben/ und“ irꝛthum und boͤsen samen unter die Christen“ mengen/ soll man sie dann hinweg weisen/“ und ihre predigt zerstoͤren. Am leben aber zu“ straffen/ wie in etlichen Fuͤrstenthuͤmern und“ laͤndern geschicht/ die nichts mehr gethan/“ dann daß sie im glauben geirret/ und mit der“ that nichts gehandelt/ wird man mit dem“ Evangelio nicht wol verantworten koͤnnen.“ Es sind Th. IV. Sect. II. Num. VI. Von Landgraff Philipps „Es sind auch die Christliche Lehrer Augusti- „nus und Chrysostomus, und andere auffs heff- „tigste dawieder. „Von den Zwinglianern und Sacramen- „tirern/ oder wie man sie nennet/ hoͤren wir un- „gern/ daß die spaltung noch also ist. Wir hof- „fen/ so die Lutherischen/ und die/ so man Sa- „cramentirer nennet/ bey der concordia, die Lu- „therus, Philippus, Bucerus, und andere an- „gerichtet/ geblieben/ und noch bleiben/ solte des „zanckens nicht noth seyn. Wir glauben auch/ „wenn Euer Liebden derer buͤcher auch etliche le- „sen/ sowol als des andern theils/ Euer Liebden „wuͤrden sehen/ daß sie zuweit nicht von einan- „der sind/ so sie von allen theilen wolten der „wahrheit statt geben. Und/ wie wir vorhin „geschrieben/ daß man sie fuͤr schwaͤrmer/ ketzer/ „und Sacramenten-schaͤnder halten wolte/ so „waͤre gut/ daß man einen Christlichen Syno- „dum aller Evangelischen Staͤnden und ihrer „ Theolog en in Teutscher Nation versammlete/ „und sie dahin kommen liesse/ ihre antwort hoͤ- „rete. Denn warlich sie auch vielerley treffli- „che Argumenta haben aus der schrifft/ und son- „derlich aus den alten Lehrern der kirchen/ als „ Augustino, Tertulliano, Cypriano, Fulgen- „tio und andern. Da sich denn wuͤrde befin- „den/ daß sie lehreten wider die wahrheit des „Evangelii und der Episteln Pauli, wie auch „dem gebrauch der ersten kirchen zuwieder/ und „sich davon nicht wolten abweisen lassen/ so „koͤnten sie alsdenn in dem artickel excludi rt „werden. Wir besorgen aber/ daß mit die- „ser Euer Liebden verdammung/ derer die „man Sacramentirer nennet/ denen Papi- „sten die thuͤr auffgethan werde/ viele from- „me Christen zu martern/ zu toͤdten und auffs „grausamste mit ihnen zu handeln/ wie „sie in Niederland/ Franckreich/ Hispania „und Jtalien gethan denen/ die unsers glau- „bens sind und doch die opinion haben/ daß „CHristus wesentlich nicht also im Nachtmahl „mit den zaͤhnen gegessen werde. Wolten de- „nen Theolog en/ die dieses buͤchlein gestellet/ „wol goͤnnen/ daß sie sich hierinnen besser be- „dacht/ und nicht eine solche auslegung gege- „ben haͤtten/ dardurch die thore auffgethan/ „damit viele fromme wahrhafftige Christliche „Lehrer gequaͤlet/ gemartert und getoͤdtet wuͤr- „den. Eure Liebden wolle diese unsere vermah- „nung nicht unfreundlich vermercken; dann wir „nicht allein auff uns sehen sollen/ sondern „auch auff andere Christen/ daß es denen auch „wol gehe; und ob sie vielleicht in einem Arti- „ckel irren/ sie darum nicht auff die fleischbanck „geliefert werden. Es ist in primitiva Ecclesia „eine Sect e gewesen/ die geheissen hat die Nova- „tianer, eine grosse irrunge; die wolten einen/ „der nach empfangener tauffe suͤndiget/ nicht „annehmen/ oder absolvir en/ befahlen ihn „GOtt/ der koͤnte ihm die suͤnde vergeben. Den- „noch waren die frommen alten Christlichen „Lehrer so freundlich/ daß sie sie nicht ausschlos- „sen/ und liessen ihre kirche/ und meideten sie „nicht/ sagten/ dieweil sie im artickel wider die „ Arianer bey ihnen gestanden/ und sonst from- „me leute waͤren/ so seyen sie zu dulten/ ob sie „dann schon in dem artickel irreten. Solten „nun die Sacramentirer/ die doch viel anders „jetzt von dem Sacrament als vor zeiten re- den/ wann sie schon in einem punct irreten/“ da sie doch in allen andern artickeln der Aug-“ spurgischen Confession einig sind/ darum von“ stund an gar ausgeschlossen und verworffen“ werden? Solte man um Christlicher liebe wil-“ len nicht freundlicher mit ihnen verfahren?„ Vom freyen willen haben wir lange zeit Lu-“ theri und Erasmi Roterodami schꝛiften und wi-“ derschrifften gelesen. Und wiewol sie am“ ersten widereinander/ so hat doch Lutherus in“ etlichen Jahren hernach gesehen/ wie der ge-“ meine poͤbel gesinnet. Wir glauben aber/ so“ ein Synodus gehalten/ und einer den andern“ hoͤren wuͤrde/ solten sie sich in diesem artickel“ leicht vergleichen. So viel Osiandri wahn betrifft/ daß er“ CHri stum theilen will/ und sagt/ daß wir“ allein durch die Goͤttliche natur CHristi ge-“ rechtfertiget werden/ und nicht durch die“ menschheit/ ist ein grober irꝛthum. Wir las-“ sen uns aber sagen/ es sollen seine discipuli uns“ nahe kommen/ davon abgestanden/ und wieder“ zu der rechten lehre getretten seyn; wo dem also/“ waͤre es gut; wo nicht/ ist solcher wahn nicht zu“ dultē. Desgleichen des Stancars boͤse meinungē“ sind auch nicht zu dulten. Es waͤre aber viel bes-“ ser/ daß Osiandri anhang gefodert wuͤrde fuͤr ei-“ nen Chꝛistlichen Synodum, wie oben zu den an-“ dern artickeln geschrieben ist/ auch ihre antwort“ gehoͤret/ und sie zur wahrheit gewiesen; und“ so sie denn in dem irꝛthum beharreten/ durch“ den Synodum saͤmtlich excludiret wuͤrden. Was D. Majors opinion betrifft/ waͤre“ wol gut/ daß solche/ und der andern antwort/“ allein in Latein durch die gelehrten in den schu-“ len gehandelt und disputi rt worden/ und“ nicht so gleich fuͤr die Layen ausgegangen.“ Wiewol wir nun Majoris buͤcher nicht“ gelesen/ so befinden wir doch in der wie-“ derlegung/ so in diesem buch ist/ daß wol“ ein mißverstand seyn muͤsse/ und daß sie in“ dem reden ungleich sind/ und in der Sub-“ stan tz und sinn einig. Denn sie von allen“ Theolog en wollen/ daß der glaube nicht leer/“ sondern die liebe/ die hoffnung/ die bekaͤntniß“ und gute wercke bey sich habe; oder daß diese“ daraus folgen solten. Hat doch er der Ma-“ jor in der Epistel an die Rom. X. ein trefflich“ Argument: So man von hertzen glaubet/ wird“ man gerecht/ und so man mit dem munde be-“ kennet/ wird man selig. Und sonderlich/ so man“ lieset die vorhergehende und nachfolgende wor-“ te/ befindet man/ daß es lautet/ wie im Evan-“ gelio stehet: Wer mich bekennet fuͤr den men-“ schen ꝛc. Wir sind aber ohne zweiffel/ so (wie“ gemeldet) ein Christlicheꝛ Synodus gehalten/ sie“ wuͤrdē sich in dem artickel leichtlich vergleichē.„ Den artickel von den Adiaphorist en haben“ wir auch mit fleiß gelesen/ findē aber leider/ daß“ auff beyden seiten die liebe gar kalt: Da sie sich“ doch billig so freundlich einander ermahnen/“ dulten und lieben solten/ wie Paulus und an-“ dere Apostel gethan haben/ und ihre schrifften“ ausweisen. Es soll billig ein theil mit dem“ andern gedult haben/ keiner den andern schaͤn-“ den: Wie denn Paulus trefflich ad Rom. und“ Corinth. und an andern orten anzeiget/ daß“ man der kirchen gebraͤuche und Ceremonien“ halben nicht also zancken solle/ dann/ ein jeg-“ licher falle oder stehe seinem Herꝛn. So sind“ die moderation in religions-sachen. „die Ceremonien mittel-dinge/ darum einer „den andern nicht also verachten und schaͤnden „solle. Wie lange ist bey Lutheri zeiten die ele- „vation des Sacraments nicht gelaͤstert wor- „den? Wir moͤgen auch mit wahrheit sagen/ „daß auff unser und anderer ermahnung Lu- „therus und der Pfarrer Bugenhagius solche „abgestellet. Es soll ein theil mit dem andern „gedult haben/ einander freundlich und bruͤ- „derlich tragen und dulten/ zu hauffe kommen/ „und mit einander Christlich reden und verglei- „chen/ nicht aus pracht/ hochmuth oder etwas „andern guten leimund abschneiden/ oder et- „was anders suchen: Das waͤre Christlich/ „und loͤblich/ und aufferbaulich: Da wuͤrden „alle Nationes sich desto lieber zu dieser Religi- „on begeben. GOtt! Wie ist die liebe noch so „kalt bey denen/ die wir uns Christen nennen. „Es werden/ die/ so ein solch aͤrgerniß anrich- „ten/ fuͤr GOtt darum rede und antwort geben „muͤssen/ und ein schwer urtheil tragen. Der „allmaͤchtige GOtt verleihe gnade durch seinen „H. Geist/ daß sie von allen theilen moͤgen zu „hauffe kommen/ und sich Christlich verglei- „chen/ daß zu guter einigkeit und aufferbauung „Christlichen glaubens der name Christi „groß gemacht/ geehret/ und seine Kirche „erweitert werde/ seinen lieben Christen zu „besserung ihres lebens/ um folgends zu erschei- „nen bey CHristo/ daß da erfuͤllet werde/ was „CHristus sagt: Wo ich bin/ da solt ihr auch „seyn. Dieses haben wir Euer Liebden auff „dasselbige schreiben freundlich antworten wol- „len; Und wo etwas drinnen waͤre/ das Euer „Liebden mißfiele/ wolle mirs Euer Liebden nicht „verdencken. Dann was wir hierinn geschrie- „ben/ thun wir aus gutem gewissen/ und haben „Euer Liebden/ als einem Fuͤrsten/ aus Christli- „cher liebe/ und aus grund des hertzens nicht „verhalten wollen/ sie freundlich zu ermahnen. „Und Euer Liebden freundlich zu dienen/ sind „wir willig. Datum Cassel/ den 7. Martii „anno 1559. NUM. VII. Eben von diesem Libro Confutationum haben die Leipziger und Wittenbergische Theologi anno 1571. in ihrem endlichen be- richt und erklaͤrung folgendes oͤffentlich ge- schrieben: Aber hiermit war Flac i us noch nicht be- gnuͤget/ daß er das Colloquium gehindert und zerstoͤret hatte/ sondern auf daß er alle mittel und wege/ so etwan zu frieden dienlich seyn moͤchten/ abschnitte und verschloͤsse/ und die Durchleuchtige Hochgebohrne Fuͤrsten und Herren/ die Hertzogen zu Sachsen mit einfloͤchte in seine verwirrte opiniones, und durch ihre Fuͤrstliche namen und auctori taͤt dieselbe den leuten ansehnlicher machte/ und leichter einschieben und aufdringen koͤnte/ laͤs- set er dieselben in ein buch verfassen/ welches Liber Consultationum genennet wurde/ darinn auch etliche dieser Kirchen Lehrer verdammet waren/ und bringet so viel zu wege/ daß solches buch nicht allein unter ihrer Fuͤrstlichen Gna- den namen und subscription gedrucket/ son- dern auch den Kirchen aufgedrungen wird/ mit dem harten Mandat, daß man dasselbige/ oder ja ein stuͤck daraus alle Sonntage vor und nach den Predigten von der cantzel fuͤr der Gemeine ablesen solt/ damit es ja jedermann bekannt/ und dieser Kirchen Lehrer und Pre- diger ohn unterlaß und aufhoͤren ihren leuten verdaͤchtig und verdammlich gemacht werden und bleiben. Noch ist er auch mit diesem nicht gesaͤttiget/ daß er solches in Thuͤringen aus- richtet/ sondern nach seinen wunderlichen Wel- schen practiken sucht er wege und gelegenheit/ wie er dasselbe buch auch etlichen dieser Lande Pa- sto ren und zuhoͤrern/ vom Adel und andern/ die er zuvor ihm anhaͤngig gemacht hatte/ beybrin- ge und zuschiebe/ mit neben-vermahnung/ sol- ches als ein reines Christliches buch fleißig zu lesen/ daraus sich fuͤr allen corrupte len und irr- thumen wissen zu huͤten/ derẽ etliche auch in Cor- pore doctrinæ befunden wuͤrden/ darum sie sich fuͤr demselben buch wol solten fuͤrsehen/ und es verdaͤchtig halten/ und da sie ja darinne lesen wolten/ daß sie solches mit grosser fuͤrsichtig- keit und aufachtung thun solten/ damit sie nicht von der reinen Lehre/ die allein in diesem Libro Confutationum gefast und gegruͤndet waͤre/ in die darinn wiederlegte und verdammte irr- thuͤme gerathen woͤchten. Was sonst des Landgrafens sinn wegen der damahligen Theologi schen streitigkeiten betrifft/ hat denselben auch Hottingerus aus vielen Manuscriptis entdecket in Historia Ec- cles. Sec. XVI. P. II. cap. 3. pag. 503. allwo er unter andern einen eigenhaͤndigen brieff an Zwinglium produci ret/ darinne der Landgraf also geschrieben: “Lieber Meister Ulrich/ ich“ habe euer schreiben wohl verstanden/ und es“ ist fuͤrwahr nicht weniger/ Luther und Me-“ lanchthon haben zu viel gethan/ daß sie sol-“ che Trennung anrichten/ und es ist mir je“ und alleweg zuwider gewesen; Jch habs“ auch gnugsam angezeigt/ und gruͤnde aus“ der Schrifft/ und auch aus menschlichen ur-“ sachen dermassen dargethan/ daß man mir“ mit keiner bestaͤndigen antwort die zu wider-“ legen gewust: Es hat aber nicht wollen ge-“ hoͤret seyn/ was ich gesagt/ und gebeten auf“ das hoͤchste hab; welches ich muß GOTT“ befehlen. Jhr duͤrfft aber nicht zweiffeln an“ mir; (ob GOTT will) ich will bey der wahr-“ heit bestaͤndig bleiben/ und darum weder“ Pabst/ Kaͤyser/ oder Luther oder Melan-“ chthon dariñ ansehen; hoffe auch mit der zeit“ die uͤbrigen mißbraͤuche in besserung zubrin-“ gen; Diß wolt ich euch getreuer meinung/“ mein gemuͤth desto besser zu vernehmen/“ unangezeigt nicht lassen. Mein begehr ist/“ schreibt mir die Predigt/ die ihr thatet zu“ Marpurg/ der vorsehung GOttes halber.“ Deßgleichen euren verstand in den worten“ Pauli zu den Corinthern Ep. I. am 11. nem-“ lich: Darmit/ daß er nicht unterscheidet den|“ leib des HErrn/ und machts klar”. NUM. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-schrifft. Was den in der historie offt erwehnten Bi- schoff zu Naumburg Julium Pflug betrifft/ kan man dessen sinn und andere umstaͤnde auch aus diesem seinem folgenden ausschꝛeiben eꝛken- nen/ welches er ohne benennung des jahrs dru- cken lassen/ und darinn er so wol die falsche frey- heit derer falsch-evangelischen/ und das einge- rissene allgemeine verderbniß/ als auch viele mißbraͤuche des Pabstthums bekant und be- A. K. H. Vierter Theil. O klagt Th. IV. Sect. II. Num. IIX. Julii Pflugs erinnerungs-schrifft. klagt hat. Jch will daraus nur die vorrede zur probe hieher setzen/ welche nebenst dem titel folgende ist: Christliche erinnerung und ermah- nung Herꝛn Julii Bischoffens zu Naumburg: An sein volck. Von GOttes gnaden wir Julius, bestaͤtigter zum Bischoffe zur Naumburg/ wuͤnschen allen und jeden unsers stiffts unterthanen und ver- wandten gnade von GOTT / durch JEsum CHristum unsern Heiland. Wohlgeborne/ Ehrnveste/ Gestrenge/ Hochgelahrte/ Ersame/ liebe Getreuen und Besondere. Wie wol wir uns getroͤstet/ die eingefalle- nen schweren laͤuffte solten sich nunmehr bey uns in Teutscher nation gemildert/ und die din- ge allenthalben zu Christlicher besserung/ ruhe und friede geschickt haben/ darum wir es dann bey unserer vorigen gethanen ermahnung zur busse biß daher bewenden lassen. Weil wir aber nicht ohne sonderlichen schmertzen unsers ge- muͤths befinden/ daß die welt von ihrem rohen/ wilden und straͤfflichen leben nicht abstehet/ sondern darauff verharret/ und dadurch GOt- tes straffe noch weiter uͤber sich einfuͤhret/ koͤn- nen wir aus tragendem amte nicht umgehen/ nachfolgende erinnerung/ warnung und ermah- nung an euch ausgehen zulassen; und soll uns daran nicht hindern/ daß ihrer viel bey dem er- regten hochnachtheiligen mißverstande in reli- gions-sachen niemand unlieber deñ eben ihre or- dentliche hirten und geistliche Obrigkeiten hoͤ- ren; denn wir wollen uns zu euch eines bessern versehen/ und der gnaden GOttes troͤsten/ daß diß von uns vorgenommene werck nicht werde ohne frucht abgehen; zufoͤderst/ weil wir im vorhaben seind/ nicht was unsereigen/ sondern was unsers HErꝛn CHristi ist/ zu verrichten/ und in dem unsern getreuen dienst/ GOtt zu lo- be/ euch zum heil/ und unsern befohlnen kirchen zu nothduͤrfftiger erbauung anzuwenden. Und nach dem uns gebuͤhren will/ was in solchen un- sern kirchen kranck ist/ durch GOttes verleihung zu heilen/ was verwundet zu binden/ und was irre geht/ wieder auff den rechten weg zu fuͤh- ren/ wollen wir erstlich nach rechter ordnung die gebrechen und uͤbertretungen/ dadurch man GOtt jetziger zeit erzuͤrnet/ anruͤhren und entde- cken; und soll euch solches destoweniger beschwe- ren/ weil es niemand zu leide oder nachtheil/ sondern allein euch zu gut und nothduͤrfftiger warnung vorgenommen wird. Und auff daß wir uns desto besser verwahren moͤgen/ wollen wir die dinge nicht anders vorbringen und an- ziehen/ denn wie sie sich selbst angeben/ und maͤn- niglich vor augen stellen; denn was der Prophet Oseas zu seiner zeit geklagt: Es ist auff dem erd- reich weder wahrheit noch gerechtigkeit/ schmaͤ- hen/ luͤgen/ tꝛuͤgen hat gar uͤberhand genommen/ und das blut hat das blutgetroffen; Solches se- hen/ befinden und klagen jetzo alle guthertzige und fꝛom̃e Christen bey uns Und laͤst sich an/ als sey die zeit kommen/ in welcher/ wie unser lieber HErꝛ CHristus verkuͤndiget/ die liebe bey vie- len erkaltet/ und die boßheit zunimmet; denn wir erfahren leider taͤglich/ welcher gestalt Gottesfurcht/ und was zuͤchtig/ erbar und tu- gendlich ist/ abnimmet/ und fast erlischet/ und dagegen die viehische trunckenheit/ unzucht des fleisches/ wuchern/ luͤgen und truͤgen/ frevel und muthwill/ gewalt und unrecht/ ungehor- sam und untreu/ neid und haß/ stehlen und rau- ben/ morden und friede-brechen/ schweren und GOtteslaͤstern/ und andere grobe und boß- hafftige laster mehr allenthalben sehr eingeris- sen und gar gemein worden. Und wiewol solches an ihm selber hoch be- schwerlich/ so ist es doch um so viel beschwerli- cher/ weil es die rohe welt nicht allein nicht ab- stellt/ sondern auch CHristum dahin mißbrau- chen will/ daß er dazu uͤber helffen/ und gleich diß ihr schaͤndliches wesen decken und vermaͤn- teln soll. Daher kommt es/ daß die kinder der welt nicht nachlassen/ suͤnden mit suͤnden zu haͤuffen/ und ob sie gleich auff ihrem straͤfflichen leben/ darein sie einmal gerathen/ verharren/ duͤrffen sie sich doch CHristi unsers Heilandes nichts desto weniger beruͤhmen/ machen seinen heiligen namen zu ihrem schand-deckel/ scheuen nicht sein heiliges blut dadurch zu schmaͤhen/ und gleich mit fuͤssen zu treten/ zu was er- schrecklicher GOtteslaͤsterung/ ist leicht abzu- nehmen. Desto weniger ist sich zu verwun- dern/ daß GOtt/ welcher die boßheit hasset/ jetziger zeit uͤber uns erzuͤrnet ist/ und die welt hefftiger strafft/ denn er in vorigen zeiten ge- than; seine geissel nimmet der HErꝛzur hand/ und sucht uns ernstlich heim/ schier mit schwerer theurung/ schier mit der grausamen pestilentz. Hierneben aber hat das schwerd/ welches der erschrecklichsten GOttes straffen eine ist/ in unse- rer nation eine zeit her auch nicht gefeyert/ son- dern graͤßlich gewuͤtet/ viel blut vergossen/ auch etliche feine und ansehnliche laͤnder mit mord/ brennen und pluͤndern jaͤmmerlich verheeret/ und neulicher weile viel weidlicher und theurer maͤnner/ auch hohen standes/ die dem gemei- nen nutz in viel wege haͤtten dienen koͤnnen/ um- bracht. Welches angezuͤndete erschreckliche feuer noch auff diesen tag nicht gar verloschen. Uber das alles ist unverborgen/ welcher massen der grausame Tuͤrcke seinen fuß weiter denn vor- hin je in das loͤbliche und Christliche Koͤnig- reich Hungarn das vergangene jahr gesetzet/ und da ihm nicht stattlicher/ denn wie bißher/ begegnet und wiederstanden solte werden/ haͤt- ten wir nichts gewissers/ denn daß er uns solch Koͤnigreich/ als unsere beste vormauer und Pasteyen/ bald abdringen/ und dann aus gefa- stem blutduͤrstigen grimm an uns setzen/ auch damit nicht auffziehen wuͤrde/ darzu er dieser zeit gar viel besser/ denn wir bey unserm parthey- ischem wesen zur gegenwehr/ gefast ist. Und weil denn auß allen umstaͤnden zu befinden/ daß der Tuͤrcke bey unsern zeiten nicht weniger Got- tes ruthe und geissel ist uͤber die boßhafftige welt/ denn bey zeiten des A. Testam. die Assyrer gewesen/ so moͤgen wir wol mit dem lieben Da- vid euch warnen: Es sey dann/ daß ihr euch be- kehret/ fo hat der HErꝛ sein schwerd geschwun- gen/ seinen bogen gespannet/ und darauff die gefaͤsse des todes gelegt. Wie er denn durch etliche erschreckliche zeichen/ insonderheit aber durch blut regen/ und etliche erdbeben/ auch an- dere mehr nicht ferne von hinnen/ uns selbst neulicher weise gewarnet. Waꝛlich/ warlich/ es ziehen sich alle dinge zu unserm endlichen verderben. GOtt zuͤrnet/ der Th. IV. Sect. III. Num. IX. Magdeburgische streit-haͤndel. der teuffel ist ledig/ so tobet die rohe und wilde welt in der kirchen; da man friede/ einigkeit/ lie- be und Gottseligkeit pflantzen solte/ richtet man zanck/ spaltung und verbitterung an/ und rei- chet aus anleitung des boͤsen feindes dahin/ daß immer ein irrsal aus dem andern erwaͤchst/ und mancher mensch daruͤber jaͤmmerlich verfuhret/ auch die freyheit des fleisches zu allem argen ge- staͤrcket wird. Man unterlaͤst auch nicht/ in den weltlichen regimenten hoch nachtheilige partheyen einzufuͤhren/ gleich und recht an vie- len oͤrtern auffzuheben/ den gemeinen frieden und nutz umzustossen/ zu innerlichen gehaͤßigen kriegen geschwinde anzuhetzen/ auch solche zu er- wecken; dadurch denn unser loͤblich vaterland Teutscher Nation zum spott aller voͤlcker ge- macht/ auch dermassen geschwaͤchet wird/ daß der Tuͤrcke seinen grausamen und tyrannischen willen desto leichter an uns schaffen moͤge. Solches alles solt ihr mit rechtem ernst zu gemuͤ- the fuͤhren/ und ein jeder vor sich seine sache in gutachtung nehmen; denn GOtt zuͤrnet heff- tig/ ist uͤber uns ergrimmet/ und stehet uns unser endlicher verderb vor der thuͤr/ wie aus den er- zehlten und andern umstaͤnden zu vernehmen. Solches soll man um so viel weniger verachten/ weil der HErꝛ denen/ die seinen zorn durch ihre boßheit verdienen/ ein verzehrend feuer ist/ nach inhalt Prophetischer schrifft/ und vor ihm sich niemand verbergen kan; steiget ihr in himmel/ so ist er da; steiget ihr niederwarts in die tieffe des erdreichs/ ist er auch da; und wenn ihr flie- gen koͤntet in der lufft/ wie die voͤgel/ so koͤntet ihr ihm doch nicht entgehen. Nun hoͤret/ wie der HErꝛ durch sich selbst draͤuet: Da ich/ spricht er/ wie ein blitz des donners werde mein schwerdt wetzen/ und das gericht zur hand neh- men/ so will ich vergelten meinen feinden/ und ihnen ihren lohn geben/ ich will traͤncken meine pfeile in ihrem blute/ und mein schwerdt wird auffressen ihr fleisch. Eben unsere missethat/ und nichts anders/ machet solche feindschafft zwischen GOtt und uns/ ja sie fuͤhret uͤber uns GOTTes ernstlichen zorn/ und unterwirfft uns seiner zeitlichen und ewigen straffe; denn neben den erzehlten schrecklichen plagen/ so traͤ- get sich auch zu/ wenn die menschen in ihrer suͤn- de und missethat von dieser welt abscheiden/ daß ihr wurm nicht stirbet/ auch ihr feuer nicht er- loͤscht/ inmassen der Prophet Esaias warnet/ sondern muͤssen im hoͤllischen feuer ewige quaal und pein leiden. Derhalben gehet in euch selber/ und pruͤfet euch wol; da ihr wider GOttes ge- bot und willen gethan/ erkennet eure misse- that/ bereuet sie von hertzen/ und demuͤthiget euch darob; GOttes ernste straffen stehen uns vor; zertheilt euch nicht/ betrieget euch nicht selber/ erdichtet und machet euch nicht friede/ da keiner ist; wo suͤnde/ verstockung und unbußfertigkeit ist/ da ist auch gewißlich GOt- tes zorn/ und folget darauff seine straff/ das fehlet nicht. Und wollen euch solches alles zu eurem besten nicht unangezeigt lassen; denn sol- ches erfordert eure nothdurfft/ so erfordert es auch unser auffgelegt amt; und zu dem/ daß wir euch alle und jede mit Christlicher treu nicht we- niger/ als uns selbst meinen/ so gebuͤhret uns auch als eurem Bischoff solche und derglei- chen warnungen zu thun/ damit euer blut von unsern haͤnden desto weniger gefordert werde. Und ist doch diese unsere warnung dahin nicht gemeint/ daß ihr darab traurigkeit zur verzweif- felung fassen sollet; sondern also meinen wirs/ da ihr von GOtt abgewichen/ daß ihr durch wahre busse herwieder kehret/ von allen euren suͤnden abstehet/ euch vor ihm dem HErꝛn de- muͤthiget/ und meidet die fleischliche und ver- dammliche sicherheit/ und verzweiffelt doch nicht/ sondern habt zuflucht zu der barmhertzig- keit GOttes/ damit ihr gnade erlangen/ und aus aller vorstehender gefahr und noth kommen moͤget; denn seine barmhertzigkeit soll euch nicht weniger/ ja wol mehr troͤsten/ denn euch jetzt sein gerechter zorn erschrecken mag/ angesehen daß solche barmhertzigkeit groͤsser ist/ denn die schaͤrf- fe seines gerichts; dahin sich denn auch seine al- lertroͤstlichste zusage erstreckt: Jch will nicht den tod des suͤnders/ (spricht er) sondern daß er sich bekehre und lebe. Dieser versprochnen gnade GOttes seynd wir um so viel gewisser/ weil er uns seinen eingebohrnen Sohn unsern HErꝛn JEsum Christum zwischen ihm und uns armse- ligen suͤndern zum mittler gegeben und gesetzet/ und mit ihm alles was zu unserm heil vonnoͤ- then geschencket hat; der uns denn in seinem blut den rechten gnadenstuhl auffgerichtet/ der ge- stalt/ wenn uns das ernste gerichte GOttes un- serer suͤnde und missethat halber/ wie billig/ er- schreckt/ und gleich zur verzweiffelung veꝛuꝛsacht/ daß wir von demselbigen zu obberuͤhrtem gna- denstuhl fliehen und uns wenden/ und einen ge- wissen zutritt zu der baꝛmheꝛtzigkeit Gottes/ auch trost und sicherung erlangen moͤgen; denn da stehet CHristus der einige mittler unsers heils/ ruffet uns zu ihm/ und beut uns selber seine gna- de an. Kommet zu mir/ spricht er/ alle/ die ihr betruͤbet und beschweret seyd/ denn ich will euch erquicken. Auff daß wir nun allhier unserm tra- genden amte nachkommen/ und thun was uns gebuͤhꝛet/ wollen wir/ so viel uns GOtt gnade verleihet/ diesen CHristum den Sohn GOttes euch vorstellen mit gruͤndlicher anzeigung/ wie ihr den mit allen seinen herꝛlichen wolthaten und verdiensten moͤget fassen/ empfahen/ und zu eu- rer seligkeit euch nuͤtze machen; vor eins. Zum andern/ wenn ihr ihn einmal empfan- gen/ und seiner wolthaten und verdienste theil- hafftig worden/ wie ihr ihn behalten/ und sei- ner zum theil biß an euer ende geniessen moͤget. Zum dritten wollen wir auch wege anzeigen/ dadurch ihr der vorstehenden zeitlichen straffe GOttes vermittelst seiner gnade entgehen moͤ- get ꝛc. NUM. IX. Magdeburgische streit-haͤndel. Zu erleuterung der Magdeburgischen belaͤ- gerung/ wie auch zu fernerer beschreibung des sinnes und verhaltens Nicolai von Ams- dorff/ wollen wir noch einige umstaͤnde und er- zehlungen auszeichnen/ so wol aus Bartholo- mæi Strelens wahrhafftiger erzehlung des Christlichen bannes/ so anno 1564. her- ausgekommen/ als aus Matthæi Judicis feil- urtheil Nicolai Amsdorff anno cod. Jener hat den damaligen zustand in Magdeburg also beschrieben p. A. 3. u. f. Erstlich war das Consistorium, so des vori- gen jahrs vom erbarn Rath mit verwilligung A. K. H. Vierter Theil. O 2 des Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgische streit-haͤndel. des ausschusses und Ministerii Christlich und wol bestellet/ und geordnet/ wiederum gantz schaͤndlich zerfallen. Und wiewol man offt dar- um angehalten und gebeten/ daß es um vieler/ großwichtiger und nothwendigen ursachen wil- len wiederum bestellet/ und angerichtet wuͤrde/ und also in seinem esse seyn und bleiben moͤch- te/ hat man doch beymerbarn Rath nichts koͤn- nen erheben/ noch erhalten/ und ist also/ wie man sagt/ im dreck oder asche liegen blieben. Darnach ist auch das Ministerium gantz schaͤndlich zertrennet und zertheilet gewesen; denn die fuͤnff falsche verbannete bruͤder hatten sich selbst muthwillig und trotzig ohne alle billi- ge ursachen von ihrem Superintendenten und Ministerio abgesondert/ und hatten sich an den Rath gehenget; die beyden heuchler/ augen-und bauch-knechte/ Herꝛ Bastian und David/ wur- den zu Neutralist en/ Periculist en und wetter- hanen/ trugen den baum auf beyden achseln/ und warteten des gluͤcks/ und aus welchem loch der wind herblasen wuͤrde/ auff daß sie den mantel dahin hengen moͤchten; wenn keine gefahr zu besorgen/ stunden sie uns bey/ wenns aber kap- pen geben solte/ nahmen sie das refugium, und blieben daheim; wolten zwar gerne den namen haben/ wie alle heuchler/ daß sie rechtschaffen waͤren/ aber in der that und wahrheit befand sichs viel anders. Der achtbare HErꝛ D. Ti- lemannus Heshusius unser Superintendens war seines amts entsetzet und dazu eingelegt. Dem Herꝛn Wilhelmo war auch sein dienst vom erbaren Rath auffgesagt/ und in wenig ta- gen die stadt zu raͤumen ernstlich geboten; wir andern waren auch dermassen zertrennet/ und von einander gerissen/ daß wir saͤmtlich unser amt nicht also fuͤhꝛen konten/ wie wir wol sol- ten und vonnoͤthen war. Die Seniores und an- dere sagten nichts sonderlichs dawieder/ daß ein erbarer Rath wider alles recht und billigkeit/ zusage/ bestallung/ ja eigen siegel und briefe dem Herꝛn Superintendenten so gantz unor- dentlich unerkanter sachen die Superintenden tz und amt erlegt und auffgekuͤndiget/ und uns der angelobten und zugesagten schuldigen ehr- erbietung und gehorsams benommen/ und uns davon frey/ ledig und loß sprachen. Jch und Herꝛ Jacobus Bulderberg Capellan zum Heil. Geist protestirt en und baten/ ver- mahneten und fleheten/ man wolte doch or- dentlicher und Christlicher mit solchen hohen und wichtigen sachen umgehen/ und nicht also geschwinde fortfahren/ wie man ange- fangen/ auff daß ein erbarer Rath nicht selbst bey den unterthanen und allen nachkommen schimpff/ schande/ hohn und spott einlegten/ und in unuͤberwindlichen schaden fuͤhren moͤch- ten. Aber was hats geholffen/ wer hat ge- folgt? Nullus \& nemo. Darum so stehet und gehet es auch/ wie man fuͤr augen siehet/ und mit schmertzen erfaͤhret. Uber das/ so stunde es also/ daß schier niemand ohne gefahr dawieder mucken durffte/ was die Tyrannen und verfol- ger fuͤrnahmen und thaten/ und war auch/ wie ich glaubwuͤrdig berichtet/ des dienstages zu- vor/ ehe der Christliche bann von mir erklaͤret/ uͤber mich berathschlagt und auch beschlossen/ daß ich nicht wiederum solte auff die cantzel kommen/ sondern meines amtes entsetzet wer- den/ darum daß ich des Montages nach Mi- chaëlis die letzte vermahnung/ das dic Ecclesiæ- oder buß-predigt zu scharff gemacht/ und ihnen die bittere wahrheit oͤffentlich gesagt/ und sie da- durch noch zur Christlichen busse vermahnet hatte. Und gieng in summa allenthalben im geistlichen regiment also jaͤmmerlich zu/ daß es zu erbarmen/ und war nun an dem/ daß nie- mand mehr durffte auff einen andern sehen/ was der thaͤte/ oder wie er sich hielte/ oder nicht/ sondern stund einem jeden darauff/ daß er sein amt also fuͤhren und verrichten muste/ daß er sein gewissen nicht beschwerete/ und seinen eiden und pflichten/ so er GOtt dem allmaͤchtigen und der gemeine in der ordination gethan/ zu- gesagt und angelobt/ auf seine eigene gefahr und ebentheuer muste nachsetzen/ und also handeln/ wie ers fuͤr GOtt und allen frommen Christen wuͤste zu verantworten. Darnach so stund es auch im weltlichen regiment nicht allzuwol; denn da wolte sich niemand mehr weisen/ ra- then/ vermahnen/ warnen/ straffen/ noch sagen lassen/ sondern jedermañ that was ihm geluͤste- te/ und was er wolte/ und trotz/ daß einer ein wort dazu gesagt haͤtte/ das ihnen zuwider ge- wesen waͤre; und wurden also die Regenten je laͤnger je aͤrger/ und halsstarriger/ begingen eine suͤnde uͤber die andere/ legten die haͤnde an die gesalbtē des Herꝛn/ nahmen etliche gefangen/ et- liche entsetzten sie vom amte uñ dienste/ und bestꝛi- cktten sie dazu in den haͤusern/ etliche entsetzten sie vom amte uñ geboten ihnen ernstlich/ die stadt in wenig tagen zu raͤumē/ unerkanter sachen/ wider alles recht uñ billigkeit/ daß sie alsodem H. Geist einen knebel ins maul legten/ und sie ohn allen scheu und hindeꝛniß ihren muthwillenuͤben/ und ihr boͤses und gottloses fuͤrnehmen ausrichten moͤchten. Und war solches alles oͤffentlich und stadt-und land-ruͤchtig/ und betruͤbte alle from- me Christen in Magdeburg/ und brachte groß aͤrgerniß auch bey allen frommen. Jn des Matthæi Judicis schrifft stehen folgen- de anmerckungs wuͤrdige puncte/ da der Auctor erstlich einen brief von Amsdorffen producir ete/ in welchem dieser beklaget/ daß der Magdebur- gische Rath seine Prediger fast alle auff einmal abgesetzet/ und zwar unschuldiger weise; (wie sie deñ selbige/ und sondeꝛlich D. Heshusiꝰ, auf einem schinder-karren zum thor hinaus fuͤhren lassen) Amsdorffs brieff lautet also: Die sonderliche that derer von Magdeburg/ welche auch ein sonderlich zeichen ist der Gottlosigkeit/ kan ich nicht loben/ denn es stehet geschrieben: Die ersten werden die letzten/ und die letzten werden die ersten seyn. Dabey wirds wohl bleiben. Das aber ist laͤcherlich/ daß sie schreiben/ als solte ich ihnen zu solcher Gottlosen tyranney ursach gegeben haben. Von Illyrico halte ich/ so viel aus seinen schrifften zu sehen ist/ daß er in der Lehre rein und unstraͤfflich sey. Wie koͤnnen sie nun aus solchem zeugnis ihre tyran- ney erweisen. Wenn der Pfarrer zum Heili- gen Geist meinen brieff also deutet/ so thut er seiner art nach/ der ungelehrte und uͤber die maß hoffaͤrtige Mann/ als der nirgend etwas studi ert/ sondern aus der schulen zu Magde- burg zum Predig-amt genommen/ und hat allewege etwas fuͤr andern seyn wollen/ als der nun auch einen eigenen Catechismum machte/ denn Lutheri Catechismus gilt nichts bey ihm/ er kans alles besser. Wo er Gottesfuͤrch- tig Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgische streit-haͤndel. tig waͤre und from̃/ so solte er seine senten tz von meinem zeugnis/ das ich uͤber Illyricum gege- ben/ umkehren/ und also sagen: Wenn er in der Lehrerein ist/ solte er nicht verdammet/ sondern gelobet uñ gefoͤrdert werden; denn unrecht ist/ daß man fromme diener des worts in lehr und leben rein verdammen/ und in die acht thun soll. Meine Seele ist bekuͤmmert biß in den tod/ daß die Stadt/ welche in Christi wort so wol angefangen hatte/ so schaͤndlich fallen soll. Denn sie war allzeit from̃ und milde gegen die diener Christi; wie sie abeꝛ nun zu solcher tyranney gegen| die diener Christi sich also gekehret habe/ kan ich mich nicht gnugsam verwundern. Weil aber das Evangelium von uns wird wegwan- dern/ so muß man seine diener zuvor wegtrei- ben und verdammen. Wenn diese nun weg seyn/ wird herrschen eitelkeit und luͤgen/ daß fuͤr dem tage/ an welchem der HERR kommen wird/ kein glaub auf erden gefunden werde. Hierauf sind abgerichtet alle wercke/ anschlaͤge und bedencken des fuͤrsten dieser welt/ sonder- lich aber Majoris fleiß/ daß er Lutherum un- terdrucke/ und unsere wercke wiederum aufrich- te und restitui re/ daß ja die barmhertzigkeit GOTTes allein nicht herrsche und selig ma- che/ sondern auch gute wercke fuͤr GOTTes gericht uns helffen. Denn hieher ist gemei- net alle Lehr unserer widersacher. Der HErr erbarme sich unser/ regiere und vertheidige seine Kirche/ daß sie nicht vom glauben abfalle. Die gedachten umstaͤnde aber beschreibet der Auctor also nach einander: pag. B. 3. u. f. Der Ausfuͤhrer von Magdeburg uͤbelthat/ daß sie unerhoͤrter und unerkanter sachen ihre Seelsorger/ denen sie gut zeugnis der lehr und leben geben/ ausgeschleppt/ ist am tage/ uñ von jenen bekant/ und ist verdammt im dritten Gebot/ und Galat. V. Die am wort arbeiten/ seyn doppler ehren werth/ Ebr. XIII. Habet frie- de mit ihnen. Item im siebenden: Du solt den Kirchen nicht ihre diener/ und die wahl rauben. Ergò, so werden sie billich von allen Christen verdammt/ und verbannt de facto gehalten/ 1. Cor. V. Will Amsdorff hie eine Glosse ma- chen/ so gilt sie ihm nicht/ denn das factum ist nicht ambiguum, zweiffelhafftig/ noch dispu- tir lich/ sondern stracks wider GOTTes Gebot/ Psalm 105. Tastet meine Gesalbten nicht an/ und thut meinen Propheten oder Pre- digenkein leid. Soll sie ihm aber gelten in fa- cto per se malo, warum hat er sie in facto ambi- guo \& per se bono in einer guten that nicht ge- halten? denn daß ein Prediger briefe schreibt an die aͤltesten in der kirchen/ oder den bann uͤbet/ das ist simplici ter an sich selbst nicht ein boͤses werck/ wo es nicht per accidens durch boͤse zufaͤlle wird verderbet; wie das ist/ daß man GOttes diener/ denen man zeugnis der un- schuld giebt/ einsetzet/ und unerkanter sachen/ da sie sich auff recht erbieten/ so schleunig aus- fuͤhret/ darum solte er darnach geforschet haben. Zum andern/ daß Amsdorffs jetzige Apologia und schutz-schrifft eben so wol auff unwahrhaff- tigem bericht und luͤgen stehe/ kan ein jeder Christ leichtlich mercken/ wenn er meine vorige schrifft und diese antwort des Amsdorff gegen einander haͤlt. Jch will sie aber wieder kurtz nach einan- der setzen/ auff daß man sehe/ wie Amsdorff sich mit luͤgen behilfft/ und derselben keine/ wie sichs haͤtte gebuͤhret/ beweiset/ sondern allein die leu- te will zu gaͤnsen machen/ daß um des willen/ weils Amsdorff in dem luͤgen- com- ment der verfolger also gelesen/ so ist es wahr/ GOtt gebe die ausgefuͤhrten Prediger/ und ge- plagte Christen und die gantze gemeine zu Mag- deburg zeuge und beweise das widerspiel oder nicht/ so hilfft es doch nicht/ Amsdorff hat recht und wahr. Zum ersten sollen sie den Rath in den bann gethan haben sine consensu Eccle- siæ, allein um der waal willen eines Predigers. Wer sagts? Amsdorff. Wer beweisets? Niemand. Das ist aber Bartholomæus, und die rechte kirche zu Magdeburg/ ausgenom- men die boͤcke/ nicht gestaͤndig. Denn sie er- zehlen mehr suͤnde/ als sonderlich die oͤffentliche verfolgung der diener GOttes/ welche klar am tage; und haben consensum Ecclesiæ, ausge- nommen die gliedmassen der verfolger/ und sa- gen/ daß der Rath den kirchen hat ihre freye wahl genommen/ denn sie denen von St. Ul- rich verboten/ den zu wehlen/ den sie achten fuͤr einen rechten Lehrer; wie die zeugen/ so das verbot angehoͤret haben/ auch das beweisen mit dem einziehen der supplicant en/ und daß sie Wilhelmum, Bartholomæum, Tilemannum, Jacobum ohne ihrer kirche freye bewilligung ih- res amtes entsetzet. Denn man ja von Raths/ und nicht von der Kirchen wegen ihnen urlaub angekuͤndiget. Man hat auch hernach von Raths wegen ohne ordentliche freye wahl der kirchen die andern eingedrungen/ und ist Herꝛ Bastian mehr von Raths wegen/ denn aus frey- er wahl und einhelliger stimme Pfarrer worden. Heist das nicht den kirchen ihre freye wahl ge- nommen? Haben sie die vorhin bey Amsdorffs und der folgenden zeiten nicht freyer denn also gehabt? Leugnet solches Am̃sdorff/ so koͤnnen wir ihn uͤberzeugen/ denn wir auch eine ziemli- che zeit allda im amte gewesen/ und die form und weise etlicher/ so angenommen worden/ in den kirchen gesehen und noch beschrieben habẽ. Zum andern sollen die ausgefuͤhrten Prædicant en ha- ben wollen Wigandum eindringen/ wider des Raths und der Kirchen willen. Wer sagts? Amsdorff. Hat ers von ihm selbst oder von andern? Er hats aus des Raths comment und aus der Neminist en schrifft. Jsts darum wahr? was saget das andere theil dazu? sie sagen nein/ und beweisen solches damit/ daß sie der kirchen ihre freye wahl von Wigando gelassen. Zum dritten/ Wilhelmi brieff soll die buͤrger zum ungehorsam und auffruhr gehetzet und bewe- get haben. Wer sagts? Amsdorff: womit beweiset ers? Mit diesen worten: Jst das er- logen Wigande? Jst das ein falscher grund meiner vermahnung/ wie du mich schaͤndlich anleugst? Ja freylich/ Herꝛ Amsdorff/ ist es ein falscher grund. Denn wo stehet es geschrieben/ daß wenn ein kirchen-diener seine kirchen-vaͤter vermahnet/ daß sie ob der freyheit der wahl der kirchen-diener/ so sie von CHristo bekommen/ und nun eine lange zeit im brauch gehabt/ hal- ten sollen/ er solte damit ungehorsam und auff- ruhr anrichten. Amsdorff bringe GOttes wort/ sein ja oder nein sagen hilfft in diesen sachen nichts. Zum vierten soll der Rath die wahl allein auffgeschoben haben. Wer sagts? Amsdorff. Was sagen die andern? sie sagen daß er die wahl gantz verboten/ und beruffen sich auff zeugen. Warum hoͤrt Amsdorff die nicht O 3 will Th. IV. Sect. II. Num. IX. Magdeburgische streit-haͤndel. will er nicht betrogen seyn? Zum fuͤnfften sol- len die ausgefuͤhrten mit ihrem brieff seine ge- rechtigkeit verbieten/ und nehmen wollen/ daß er nicht soll darauff achtung haben/ was fuͤr Pfarrherꝛn und Prediger die kirchen wehlten. Wer sagts? Amsdorff. Wer beweisets? nie- mand. O Amsdorff/ haͤtte ich nicht in der vo- rigen schrifft euch erinnert/ daß solches nicht wahr sey? Warum kommt ihr mit der luͤgen wieder/ und beweiset sie nicht? Wer will euch glauben? denn das andere theil sagt nein dazu. Heist nicht die regul: Actore non pro- bante absolvitur reus, wenn der klaͤger seine klage nicht beweiset/ so soll der richter den beklagten absolvir en und loßsprechen? Wie kom̃ts denn/ daß ihrs wolt umgekehrt haben/ und soll also heissen/ Actore non probante reus damnatur, wenn der klaͤger gleich seine klage nicht bewei- set wider die diener GOttes/ so spricht man doch den kopff und das recht ab? O wie eine schoͤne forma des gerichts! Zum sechsten soll Heshusius den Rath in bann gethan haben von wegen des einziehens der ungehorsamen buͤrger. Tilemannus sagt in seiner schrifft nein dazu/ und unterscheidet zwischen dem bann und sepa- paration. So ist man auch nicht gestaͤndig/ daß die buͤrger dem Rath ungehorsam gewesen/ sie haben supplicirt und gebeten ihre kirchen- vaͤter um einen seelsorger/ und nichts unge- schicktes vorgenommen. Nun hat CHristus solches geboten/ Matth. IX. und in der ersten an- dern und dritten bitte/ daß man soll um treue ar- beiter bitten. Ferner: Nun hat der Rath/ welcher die wahl stracks verboten/ die suppliciren den buͤrger daruͤber eingezogen/ und Wilhelmum fuͤr einen Muͤnsterischen geist gelaͤstert/ daß er vermahnet/ die kirche solte uͤber ihre freye wahl halten/ und nach der wahl/ wie gebraͤuchlich/ dem Rath die confirmation heimstellen/ und hernach zugefahren/ wider der kirchen zu S. Ul- rich/ zu S. Jacob/ zu S. Johannes und zum H. Geist flehen und bitten (denn sie in keinem weg bewilliget/ sondern dawider protestiret ) ihre treue Seelsorger ohn ein ordentlich gericht/ darum die kirchen und der alte Rath gebeten/ unerhoͤrter und unerkanter sachen geraubet und ausgefuͤhret/ fuͤr Gott und allen Christen laͤste- rung und kirchen-rauberey oͤffentlich und aͤrger- lich begangē/ und hat kein vermahnē ihrer Seel- soꝛgeꝛ geholffen. Derowegen so sind sie von Gott und S. Paulo de facto im bañ/ und weñ sie gleich Bartholomæus niemals haͤtte darein erklaͤret. — Aus diesem sehet ihr/ lieber Herꝛ und vater Amsdorff/ daß die fuͤnff puncten/ darauff ihr die arme unschuldige/ und der kirchen GOt- tes sehr nuͤtzliche diener GOttes/ welche um ih- res Goͤttlichen amts willen so greulich/ so ge- schwind/ wider allen ordentlichē Process, darum sie und die rechte kirche zu Magdeburg/ welche nicht mit den veꝛfolgern war/ allewege mit ihnen gebeten/ ausgefuͤhrt und mit luͤgen und laͤstern noch auff diesen tag von ihren verfolgern an al- len orten betruͤbet/ und fast getoͤdtet werden/ fuͤr schwaͤrmer/ rottengeister/ teuffels-schuppen/ auf- ruͤhrer in der gantzen Christenheit ausgeschrie- ben/ gar nicht bestehen/ weder fuͤr GOtt noch fuͤr den Christen/ und derhalben ein schwer ge- richt uͤber euch wird kommen/ wo ihr nicht der sachen besser nachforschet/ und euch mit dem be- leidigten theil versohnet/ und euer unzei- tig und ungegruͤndet urtheil bey zeiten wider- ruffet/ und die verfolger/ welche ihr in ih- ren suͤnden gestaͤrcket/ zur busse vermahnet/ daß so unzehlig viel seelen/ welche uͤber dieser sachen bereits in Gottes zorn und straffe gefuͤhret/ und noch kuͤnfftig mehr werden drein geflochten wer- den/ wieder zu rechte gebracht/ und die armen kirchen und stadt Magdeburg wieder zu ruhe und einigkeit gesetzet werde. Solches seyd ihr schuldig/ und wo ihrs in Gottesfurcht werdet recht angreiffen/ und die sachen zum ordentli- chen gehoͤr und urtheil befoͤrdern/ so werdet ihr sehen und in der that befinden/ |was das fuͤr giff- tige ottern/ und wie groß ihre boßheit sey/ wel- chen ihr bißher ihre luͤgen/ laͤsterung und ver- folgung mit eurem heiligen munde und feder mit schwereꝛ suͤnde und aͤrgerniß habt beschoͤnet/ und gerecht gesprochen. Uber diß hat D. Johann Wigandus und Matthæus Judex in eben selbigem jahre eine schrifft publici rt/ worinnen sie gleichfals uͤber den schlimmen Process der Magdeburger gekla- get. Der titul davon ist: Eine Christliche ermahnung und warnung an der Mag- deburgischen karrenfuͤhrer knechte und helffer. Jhre klage lautet unter andern also: p. A. 2. Dessen haben wir ein mercklich exem- pel an den ausfuͤhrern zu Magdeburg/ welche ih- re treue seelen-hirten unerhoͤrter und unerkañter sachen/ wider alles recht und billigkeit/ bey der nacht ausgefuͤhret/ und ihre unschuldige gehor- same buͤrger beschweret/ auch zum theil verjaget haben. Denn obschon der Rath zu Magde- burg und ihre Pfafferey zu S. Johannes/ und in andern kirchen vor der annehmung des Evan- gelii auch dem heiligen reinen wort GOttes/ und allen rechtschaffenen Predigern und Lehrern und bekennern desselben/ feind waren/ und da- wieder wuͤteten/ die Pfaffen zwar mit laͤstern und verbannen/ der Rath mit Edicten und straffen und verjagen; jedoch waren sie so grim- mig und so greulich nicht/ da sie doch vermeintē/ sie thaͤten GOtt einen dienst daran/ weil sie die lehre des Evangelii fuͤr ketzerisch hielten/ als sie jetzund thun/ nach dem sie die wahrheit erkannt/ und doch die sieben boͤse geister haben lassen bey ihnen wieder einziehen. Denn sie jetzund nicht daran begnuͤgt sind/ daß sie D. Tile- mannum und die andern ihre treue seelen-hir- ten ausgefuͤhret/ und etliche unschuldige buͤr- ger/ welche an die kirch- vaͤter zu S. Ulrich eine bitte um einen treuen seelen-hirten zu verordnen gethan/ aus der stadt verwie- sen/ und der gestalt verbunden/ daß sie nicht sollen macht haben/ sie weder vor dem Geistli- chen noch weltlichen gericht zu verklagen/ son- dern sie sind noch weiter fortgefahren/ und ha- bens in alle welt ausgeschrieben/ und ihre suͤnde wie Sodoma geruͤhmet/ und die Seelenhirten als auffruͤhrer und die aͤrgsten buben mit greif li- chen unwahrheiten beschweret. Haben auch an andere oͤrter/ da die verjagten zur herberge eingezogen/ geschrieben/ und so viel zu wegen gebracht/ daß ihnen die zu vor verheissene herber- ge auffgesagt oder abgeschlagen worden. Ha- ben auch/ wie Balac den Bileam/ Herꝛn Niclas von Amsdorff auffbracht durch ihre luͤgen und unwahrheiten/ den dienern GOttes hohn zu sprechen/ die unschuld und wahrheit zu laͤ- stern Th. IV. Sect. II. Num. X. Von unvollkommenheit der Reformation. stern und ihre boͤse thaten zu vertheidigen. Und da die verfolgten und von ihnen mit greulichen laͤsterungen beschwerten zum zeugniß der wahr- heit und unterricht der leute/ so um die sache nicht wissenschafft hatten/ ihren gegenbericht gethan/ fahren sie ferner zu und verbieten von der cantzel und Rathhause den ihren bey hoͤchster poͤn uñ straffe solche schriften nicht zu haben noch zu lesen; duͤrffen auch wol an andern oͤrtern die/ so solche schriften gedruckt oder befoͤrdert/ verklagē/ und grossen Herren/ denen sie sonsten nichts zu gebieten haben/ anmuthen/ daß sie die/ so ihre sa- chen nicht loben wollen noch koͤnnen/ und der unschuld und wahrheit beypflichten/ in straffe nehmen sollen/ und gleich als ihre buͤttel und hencker unerkanter sachen dieselben hinaus fuͤhren und richten sollen; wie deñ solche der kar- renfuͤhrer von Magdebuꝛg scherganten und buͤt- tel/ ob GOtt will/ sollen namhafftig aller welt zu seiner zeit fuͤrgestellet werden/ wo sie sich nicht bekehren. Weil aber nun nach GOttes gerechtem zorn und urtheil der spruch Christi an den ausfuͤhrern von Magdeburg/ welchen ihnen ihre treue Seelenhirten offtmals in die ohren ge- rieben/ aber sie verachtet/ ist wahr worden/ und die sieben boͤsen geister weidlich um sich greiffen/ und durch sie viel andere einnehmen/ waͤre es wol zeit/ daß man die leute warnete/ daß sie sich fuͤr der gesellschafft derselben tollen unsinnigen verfolger fuͤrsehen. Aber es ist zu besorgen/ es moͤchte solche vermahnung in unguͤte von vielen auffgenommen/ und gedeutet werden. Wie soll man ihm aber thun? es ist gleichwol GOt- tes befehl/ daß man seinen naͤchsten fuͤr schaden warnen soll. Die karrenfuͤhrer zwar sind gnug- sam gewarnet durch D. Tilemanni und anderer schrifften; derowegen wir sie fahren lassen. Aber ihre gehuͤlffen und buͤttel/ welcher etliche geist- liche und weltliche personen sind/ moͤgen viel- leicht die sachen so fern nicht bedacht haben/ ob sie recht oder unrecht daran thun/ daß sie ihnen in solcher verfolgung dienen; denselben wollen wir etliche ursachen kurtz anzeigen/ dabey sie/ so fern sie wollen/ mercken koͤnnen/ daß sie geringe ehre und lohn bey dieser arbeit zu gewarten ha- ben. GOtt gebe uns seinen geist und gnade dazu/ daß unser wohlmeinen nicht ohne frucht abgehe. NUM. X. Von unvollkommenheit der Refor- mation Mag aus einem Hollaͤndischen zuletzt benan- ten Autore dieses stehen: Wie ist es denn er- gangen/ nach dem die Morgen-roͤthe der Re- formation nach der ungestuͤmmen nacht der Anti-Christischen tyranney wieder angefan- gen hat zu schimmern? Hat man nicht mor- gen-daͤmmerung fuͤr den tag selbst/ und den morgen-stern fuͤr die sonne gehalten? Ver- wundern wir nicht annoch die ersten Refor- matores, als Lutherum, Melanchthonem, Zwinglium, Oecolampadium, Martyrem, Bu- cerum, Calvinum, Bezam und die uͤbrigen/ welche wie der morgen-stern in der finsternis der jenigen welt/ in welcher der Anti-Christ uͤber ein boͤses und verkehrtes volck herrschete/ geleuchtet/ so sehr/ und beruhen dergestalt auf ihren ausspruͤchen/ und sterben fast druͤber/ als wenn sie/ wie die sonne/ welche in vollkomme- nem lichte scheinet/ alle finsternis des irrthums und unwissenheit gantz und gar vertrieben/ und das gantze licht der wahrheit und wissen- schafft also haͤtten von sich strahlen lassen/ daß es vor unbillig zu halten waͤre/ wenn man was darzu oder davon thun wolte? Dergleichen reden uns offt zu ohren kommen und uns be- truͤben/ ja sie wuͤrden die Reformatores selbst toͤdtlich kraͤncken/ wenn sie noch bey leben waͤ- ren. Denn wenn sie dieses auch nur im traum zuvor gesehen haͤtten/ wuͤrden sie vor sorg und bekuͤm̃ernis nicht haben bleiben koͤnnen/ indem sie sich befuͤrchten muͤssen/ daß ihre nachkom̃en/ mit der einbildung einer vollkommenheit/ die sie gleichsam von ihnen uͤberkommen haͤtten/ wuͤrden betrogen werden/ und das ziel der wahren vollkommenheit entweder zu spat oder gar niemahls erlangen. Gewiß/ sie wuͤrden aufrichtig bekannt haben/ daß sie noch nicht erhalten/ wornach sie strebten/ und noch biß dato nicht vollkommen waͤren; sondern/ nach dem sie das Paͤbstische Sodoma hinter dem ruͤcken verlassen/ giengen sie mit geschwinden schritten auf das ziel des Reichs und erkaͤnt- nis des Sohnes GOTTes zu mit dem Apo- stel Phil. III. 12. — 14. und applicir ten das jenige auf sich/ wenn er sagt: Unser wissen ist stuͤckwerck/ und unser weissagen ist stuͤckwerck. Wenn aber kommen wird das vollkommen/ so wird das stuͤckwerck aufhoͤren/ 1. Cor. XIII. 9. 10. An welchem ort es/ wenn der Apostel sagt v. 11. Da ich ein kind war/ da redete ich wie ein kind/ \&c. eben so viel ist/ als wenn er spraͤche: Wie es mir gegangen ist/ eben so wird es auch der Christlichen Kirchen gehen. Jch/ da ich ein kind war/ hatte ich mit der kindi- schen unwissenheit und unbedachtsamkeit zu streiten; aber nach dem ich zu dem maͤnnlichen alter gelanget bin/ habe ich wissenschafft und klugheit: Also auch die Christliche Kirche/ wel- che jetzo nur wie ein kind ist/ wie ein kind re- det/ wie ein kind klein ist/ und wie ein kind ur- theilet; wenn sie aber wird zu ihrer maͤnnli- chen reiffe kommen/ so wird sie auch mit maͤnn- licher weißheit uñ erfahrung begabet seyn. Nun meinen wir denn/ daß die Kirche/ welche zur selbigen zeit/ auf welche der Apostel zielet/ die kindheit noch nicht abgelegt hatte/ zur zeit der Reformation schon das alter eines erwachse- nen mannes/ und das maaß der vollkomme- nen statur Christi Eph. IV. 13. erlanget habe? o warlich wir irren/ massen wir auch noch jetzo nicht zu dem ziel unserer schrancken kommen seyn. Der Mystische JEsus nimmt annoch zu an weißheit und statur, Luc. II. 52. Der leib CHristi bekommt noch immer wachsthum zu sein selbst erbauung in der liebe/ Eph. IV. 16. Und weil er immer neue staͤrckung bedarff/ so wird er auch taͤglich mit neuer nahrung geweidet/ wel- che durch alle gelencke der bedienung aus einem glied in das andere geleitet wird/ so daß ein jeg- liches glied nach seiner wuͤrckung in seiner masse derselben theilhafftig wird v. 16. Wer nun der kirche solche nahrung mißgoͤnnet/ und sie ihr nicht gestehet/ der toͤdtet sie und wird schuldig an dem leib des HErꝛn/ 1. Cor. XI. 27. Daher gebuͤhret vor deꝛgleichen nahrhaftigen neuerun- gen keinen eckel zu haben/ noch wie volle seelen den honigseim zu zertreten/ Prov. XXII. 27. Ps. XIX. Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede. XIX. 11. noch das gute verwerffen/ Hos. VIII. 3. sondern rechtschaffen seyn in der liebe/ und wachsen in allen stuͤcken an dem/ der das haupt ist. Eph. IV. 15. und taͤglich mit neuer und star- ckeꝛ speise gestaͤrcket und zur vollkommenheit ge- bracht werden/ das ist/ wachsen/ Hebr. VI. 1. V. 14. und immer die kraͤffte verneuren/ daß wir nach dem exempel Eliæ lauffen/ und nicht muͤde werden/ fortfahren/ und nicht mattwerden. Jes. LX. 31. 1. Reg. XIX. 5.—8. Uns gebuͤhret/ nichts neues/ darum weil es neu ist/ zu verwerf- fen/ oder zu lieben. Stulta hæc invidia est, cui cuncta recentia sor- dent, Invida stultitia, cui nova sola placent. sondern wenn wir alles gepruͤfet haben/ das gu- te behalten/ 1. Thess. V. 21. und die geister pruͤ- fen/ ob sie aus GOtt seyn 1. Joh. IV. 1. damit wir nicht etwa/ wenn sie nicht aus GOtt seyn/ und wir dennoch ihnen nachfolgen und sie lie- ben/ als oder freund eder luͤgen; oder wenn sie aus GOtt seyn/ und wir sie verach- ten und ihnen wiederstreben als , oder die wider GOtt streiten/ erfunden werden. Act. V. 39. Anonymus in demonstratione Allego- riæ historicæ s. Historiæ allegoricæ V. \& N. T. P. I. L. I. §. 7. seqq. p. 5. seqq. (Gröningæ 1690. ita editus) Mit diesen sind hier die worte Grotii zu ver- gleichen/ welche unten bey dem zusatz zu der Ar- minian er historie stehen/ und hier nicht eben zu wiederholen sind. Jngleichen der bedenckliche sermon eines Re- formirten Predigers in Utrecht von der Refor- mation, welchem/ weil er kurtz/ und nicht uͤbeꝛall zu finden ist/ ein kleiner raum allhier vergoͤnnet werden mag. NUM. XI. Jodoci von Lodenstein in Utrecht/ nachdem die Frantzosen die stadt wieder verlassen/ gehaltene rede uͤber Ezech. 37. v. 7. 8. Aus dem Nie- derlaͤndischen uͤbergesetzt. Jn der ersten helfte dieses cap. wird eine histo- rie einer weissagung verhandelt/ von einer zeit/ da das Judische volck/ als kein volck mehr/ son- dern als todt war. Dann der Koͤnig von Ba- bel/ hatte es allbereit fast gantz/ oder zum theil/ uͤberwunden/ und stunde es also an dem/ daß es unter die Babylonische regierung kommen solte. Dieses wurde dem Ezechiel gezeigt in ei- nem gesichte eines weiten felds oder thals/ so voller todtenbeine lag/ die sehr ver- dorret waren. Da sprach der HErꝛ zu ihm: Du menschen-kind/ meinest du auch/ daß diese beine wieder lebendig werden? Und er antwortete; das weistu wol. Ja/ sagte Gott/ kom̃/ weissage von ihnen; und als er von ihnen weissagete/ da kam ein geraͤusch in die bei- ne/ und ein jegliches bein kam zu seinem bein/ auch kam haut und fleisch uͤber sie/ so daß es zu einem leibe wurde. Hierdurch wurde vorge- bildet die erloͤsung des volcks GOttes aus der Babylonischen gefangenschafft/ dann der HErꝛ wolte an diesem volck thun/ als an einem todten/ denselben lebendig zu machen. Hierzu erweckte der HErꝛ einen Cyrum, der das volck hieß und ließ wieder umkehren nach Jerusalem. Aber wir muͤssen wol wissen/ daß die Babylonische gefaͤngniß auch ist ein vorbild des geistli- chen todes des menschen/ und die erloͤsung ein vorbild der erloͤsung durch CHristum/ die derselbe durch sein leiden verdient hat/ und durch die einwohnung seines geistes in unserer seelen ferner ausfuͤhret. Ja/ daß es auch ist ein vorbild der corruption und verderbens/ dar- inn die kirche verfallen solte/ nach der prophezey- ung JEsu und seiner Aposteln; dann sie sag- ten alle/ es wuͤrde ein ab- oder verfall und ein geheimnuͤß der ungerechtigkeit/ oder des ab- weichens von der regel CHristi kommen/ so sich schon zu ihrer zeit regete; aber inden letzten tagen/ nemlich nun/ wuͤrden men- schen seyn/ die von sich selbst halten/ gei- tzig/ ruhmredig/ hoffaͤrtig/ ꝛc. ꝛc. auff- geblasen. Und das nennen wir Babel/ und so wirds durchgehends in der Offenbahrung Jo- hannis genommen/ weil die Babylonische ge- faͤngniß ein vorbild davon war. Doch seynd auch verheissungen eines lebens aus dem tod vorhanden/ und eben wie diese gebeine wieder lebendig wurden/ so sollen wir auch noch zu seiner zeit erloͤset werden. Gēgenwaͤrtig haben wir vor/ zu sprechen von einem staffel zu dieser lebendigmachung/ und zu sehen/ wie weit es damit gekommen/ und wo es geblieben? Nemlich/ wie zwar die ge- beine wieder zu einem leib worden/ aber noch kein geist darein kommen. Zwey stuͤcke seynd in diesem Text: I. Der fortgang und zusam- mensetzung/ die der Prophet diesen todten- beinen/ durch den geist der weissagung/ zuwe- gen brachte. II. Der stillstand/ wo es bey bliebe. Da war kein geist in ihnen/ es wa- ren todte coͤrper. I. Der fortgang. Der Prophet sprach: Und ich weissagete. Was fuͤr worte er ge- braucht/ wird hier nicht gemeldet; Sie wer- den zweiffels-ohn gewesen seyn nach GOttes willen. Einmal/ er sprach zu den todtenbeinen/ und da kam ein geraͤusch in sie/ und ein jegliches bein suchte sein bein/ biß sie zusammen kamen/ und adern/ nerven/ und fleisch drauff kam/ und der HErꝛ sie mit haut uͤberzog. Dieses bedeutete/ daß der HErꝛ dem Juͤdi- schen volck wiederum auff die beine wolte und wuͤrde helffen/ und sie durch Cyrum wieder ma- chen zu einer Republic/ aber darin wuͤrde noch kein leben seyn. Wollen wirs nehmen vor die zeit von Cyro biß auff Nehemiam/ so gilts gleich; dann in den tagen und jahren/ war das volck als todt/ sie wohnten zwar zu Jerusalem/ aber die stadt lag ungebaut. Oder man kan es auch nehmen vor die zeit/ da das volck aus der gefaͤngnuͤß gekommen/ biß auff diezukunfft des Messiæ. Aber last uns sehen auff das gegenbild. (der protestiren den kirch) So weit ist es er- gangen mit der erloͤsung aus dem geistlichen Babel/ durch den herꝛlichen entwurff der er- sten reformatoren. Und das geschahe durch den geist der weissagung und durch den geist sei- nes munds/ und nicht durch krafft noch durch gewalt: Diß werck wurde zwar von vielen an- gefangen/ aber endlich ausgefuͤhrt durch Cal- vinum, Zwinglium und Lutherum. Da kam ein geraͤusch in die gebeine/ die gantze welt war gegen Luther/ biß zuletzt die gestalt eines lei- bes Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede. bes herfuͤr kam/ daß man sagen konte/ siehe/ da ist die reformation. II. Der stillstand. Was begab sich aber? Da blieb es bey. Das Juͤdische volck vor Serubabel war ein leib ohn geist/ sie wurden lang nicht lebendig. Also muß es uns nicht fremd duͤncken/ wann auch unsere kirche lang ohne geist bleibt. Durch die erste reformation ist zwar ein leib worden/ aber kein leben kommen. Es kamen viel bekenner/ aber der geist des lebens in CHri- sto/ der da kommen/ und uns frey machen solte von dem gesetz der suͤnden und des todes/ Rom. 8. v. 2. blieb aus/ ( Amphora cœpit institui — sed urceus exit, sagt unser Author in der vorrede in seiner beschauung Zions ) dann wo fin- det man das leben/ da man sich selbsten abge- storben ist/ und GOtt lebet/ nach Rom. 6. v. 11. Haltet euch dafuͤr/ daß ihr der suͤn- de gestorben seyd/ und lebet GOtt in CHristo JEsu unserm HErrn. Und 2. Cor. 5. v. 15. Wir halten darfuͤr/ daß er darum fuͤr alle gestorben/ auff daß die/ so da leben/ hinfort nicht ihnen selbst leben/ sondern dem/ der fuͤr sie gestorben und auffer standen ist. Aber spricht man/ wir seynd unvollkommene menschen! Das weiß ich wohl/ aber ich habe dennoch auch solche ge- sehen/ die da mit ihrem wandel bewiesen/ daß sie nicht ihnen selbst lebtē. Und insonderheit zieme- te dieses den Reformirten/ die in ihrer ersten frag bekaͤntniß thun/ daß ihr einiger trost darin liegt/ daß sie nicht ihr/ sondern GOttes und CHristi mit leib und seel eigen seyn; aber das leben wird nicht gespuͤrt; es ist ein leib mit haͤnden und fuͤssen/ und mit allen gliedern/ aber kein geist vorhanden. Dieses getraue ich ge- genwaͤrtig zu zeigen/ und wiewohl ich nur we- nig frucht von todten menschen versprechen kan/ so muß ich es gleichwol thun/ dañ unter den tod- ten stecken noch lebendige. GOtt geb/ daß dieses ein mittel sey/ die todte zu uͤberweisen/ daß sie todt seynd. Erstlich will ich weisen/ daß wir gekommen seynd zur gestalt eines leibes; zweytens/ will ich beweisen/ daß kein geist darinnen ist. (1) Durch die reformation ist die gestalt ei- nes leibs entstanden/ nachdem in dem 13. 14. 15. seculo bey der Roͤmischen kirche ein gaͤntzli- cher und allgemeiner tod erschienen. ( A ) Es war mit JEsu/ der unser leben ist/ unter ihnen auß; nicht als ob JEsus unter den Papisten nicht waͤre genant worden/ sondern sie hatten so viele auff-und zusaͤtze/ so viel Heilande/ so vie- le ablaßen/ und so viele andere dinge/ womit JEsus verlohren wurde. Und gleichwol wol- ten sie einen JEsum haben/ darum kam die transsubstantiation und verwandelung des brods in JEsum/ an den tag. ( B ) So hoͤ- rete auch die gute harmoni e und ordnung des leibes des HErꝛn JEsu auff; man ersonne eine andere ordnung der Paͤbsten/ der Praͤlaten und Bischoffen/ ꝛc. wie es noch ist/ woruͤber die gantze welt verwundert stunde; und das ist die praͤchtige ordnung/ die der natuͤrliche mensch so hoch r uͤhmet. ( C ) Es war auch eine ver- dorrung der todten-beinen gekommen/ durch so viel aber glaubische mittel/ als Agnus DEI , crucifixen/ chrysam/ weyhwasser ꝛc. weil kein geist da war. ( D ) Und weil das rechte haupt und leben weg war/ so setzte man ein anderes haupt auff/ nemlich den Pabst. Was geschah aber hierauff? Es kam eine reformation. Da man lehrte/ daß JEsus allein der Seligmacher sey/ nach Act. 4. v. 12. Es ist in keinem andern heil/ und ist auch kein ander name den menschen ge- geben/ dardurch wir sollen selig werden/ als in dem namen JEsu. Darzu kommt noch/ daß man lehrete/ nicht eine transsubstan- tiation, woraus entstuͤnde eine leibliche vereini- gung/ sondern eine geistliche vereinigung zwischen CHRISTO und seinen kindern/ krafft deren er in ihnen/ als in seinem tempel wohnt/ als der wahrhafftige JEsus/ GOtt und mensch/ und sich vermittelst des glaubens mit der seelen vereiniget. Da fingen die ge- beine an sich zusammen zu fuͤgen/ gestalten man sich veꝛnehmen ließ/ es muͤsten keine Paͤbste/ keine Praͤlaten und Bischoffen seyn; Diese gan- tze ordnung muͤste weg/ in der kirchen muͤsten allein Hirten und Lehrer seyn; und also war der leib da/ durch die zusammen gekommene ge- bein. Aber es kamen auch nerven und adern an den leib/ und das ist die gnaden-lehre/ wor- aus alle die fluͤsse der heiligkeit kommen/ dar- durch die schwachen gestaͤrcket/ die traurige ge- troͤstet/ ꝛc. werden. Das war der geoͤffnete born vor das hauß David und vor die buͤrgeꝛ zu Jerusalem gegen die suͤnde/ und gegen die unreinigkeit/ Zach. 13. v. 1. Das war das fette mahl und die mahlzeit von reinem wein/ von fett/ von marck/ von wein/ dar innen kein hefen ist/ Esa. 25. v. 6. Das waren und da flossen die wasser des lebens; aber es ist mit einander nur in der lehr. Und hier stehen wir nun mit dem leibe/ JEsus/ der das haupt ist/ muß einen lebendigen geist in die glieder ausgiessen. (2) Und weil es nur bey der Lehr geblie- ben/ so ist mit einander nichts als buchstaben/ der nicht lebendig machet/ sondern toͤdtet. Da- hero wir in vielen stuͤcken toͤdter seynd/ dann das Pabstthum. Jch will aber vors erste nicht sagen/ daß es im anfang so gewesen/ und daß ich hiermit alle das werck der reformation wol- le vernichtigen; O nein! Man hat wol ge- than/ und es war der œconomi e GOttes ge- maͤß/ daß ein leib entstuͤnde ohne geist. Vors andere/ so will ich auch nicht sagen/ daß die erste Reformatores ohne geist gewesen/ son- dern man muß den einen von dem andern unter- scheiden; dann da waren leute/ die nur suchten durch die Reformation entschlagen zu seyn aller banden/ und diese bekamen den namen der wil- den Geusen; Andere suchten nur die klauen in die Pfaffen-guͤter einzuschlagen/ und sich zu bereichern. Jch will allezeit die guten außge- nommen haben; dann wann man einiger leute schrifften lieset/ als Calvini und anderer/ so soll man duͤrffen schweren/ daß sie den geist gehabt haben. Vors dritte/ so will ich auch nicht sagen/ daß nun gar kein geist in der Reformir- ten kirche sey/ sondern das sage ich/ daß in der kirche/ in dem fleisch-klumpen/ wann man sie so insgemein betrachtet/ und ansiehet/ kein geist zu finden sey; dann man kan mit David spre- chen: Hilff HErꝛ/ die Heiligen haben abgenommen/ und der Glaubigen fin- det man wenig/ Psal. 12. v. 2. Gestalten A. K. H. Vierter Theil. P ( A ) zum Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede. ( A ) zum ersten; so die leute insgemein zu- sammen kommen/ siehet man wol einen Chri- sten/ der sich verlaͤugnet hat? Betrachtet man die haußhaltungen und Famili en/ wo seynd sie/ die GOt/ allein verherꝛlichen? Siehet man die versammlungen/ zusammenkuͤnfften/ und Col- legi en/ selbsten die kirchliche/ an; wird wol da- selbst von JEsus gesprochen? Lebt JEsus wol unter ihnen? Man muß daruͤber erstaunen und fragen; Jst diß das volck/ darunter JEsus woh- net? Man isset/ man trincket/ man trinckt ge- sundheiten/ und so der Prediger dabey/ so macht er mit/ also daß jemand/ der ein wenig leben hat/ schweren muß/ das Reformirte Chri- stenthum seye todt! ( B ) Der zweyte beweiß ist die unempfind- lichkeit/ die offenbar ist. Wie ist der leib be- stellt? Jst wol ein unempfindlicher volck zu se- hen/ als die Reformirte kirche? Das wort Gottes ist scharff/ wie ein zweyschneidig schwerdt/ und durchtringet/ biß daß es scheidet seele und geist/ auch marck und bein/ ꝛc. Hebr. 4. v. 12. Aber welche men- schen werden dardurch bewegt? Man muß sich entsetzen/ daß in den leuten fuͤr ein weißpfenning schadẽ oder profit mehr bewegung entstehē kan/ als von einem Schrifft-text! Die zuͤchtigungen seynd starck hinter uns her gewesen/ und man solte sagen koͤnnen/ daß kaum groͤsserer schade haͤtte geschehen koͤnnen; Dann als die traͤuun- gen nicht wolten helffen/ so hat der HErꝛ den feind gesandt biß in das hertz unsers landes/ ja biß an diesen ort/ und biß in das hertze von Hol- land/ allwo er liesse brennen/ morden/ frauen schaͤnden/ und dergleichen mehr thun; Es ist wahr/ wir seynd dardurch nicht gantz ausge- rottet/ aber eben das ist geschehen/ auff daß wir uns moͤchten bekehren. Und was am wunder- samsten ist/ die kirche ist geblieben in ihrem stand/ sie ist nirgends in gehindert/ und nir- gends in verbessert worden. Nachdem nun der feind 15. biß 16. monaten hier gewesen/ bekame er gleichsam ein patent/ wieder wegzugehen; Da lausterte man/ was doch unsere leute davon profiti rt/ aber es blieb todt und unempfindlich; man hat nicht ein haͤrlein/ nicht ein quintlein abgelassen/ ja man ist aͤrger worden/ dann zu- vor. ( C ) Zum dritten/ der HErꝛ hat uns gege- ben die ohren/ um zu hoͤren/ das ist die erkaͤntniß der wahrheit zu erlangen/ aber damit haben wir nicht gehoͤrt/ Matth. 13. Wir haben die war- heit nicht verstanden/ so/ wie man sie soll verste- hen; den geistlichen sinn der wahrheit fassen wir nicht/ wir seynd todt/ und ist an uns wahr worden/ was da stehet Esa. 6. v. 10. Versto- cke das hertz dieses volcks/ und lasse ihre ohren dick seyn/ daß sie es hoͤren mit ih- ren ohren/ und nicht verstehen mit ihren hertzen. Der HErꝛ hat uns auch augen ge- geben/ um zu sehen das licht der wahrheit; man siehet zwar/ daß keine Transsubstantiation ist/ daß JEsus der Seligmacher ist/ und da meinen die leute/ sie seyen sehend/ aber sie seynd blind; dann ( a ) Siehestu dich selbsten wol? wo seynd die Christen/ die sich selbst kennen in dem licht/ das GOtt ist? Ja gewißlich/ die Papisten ken- nen ihre seele (und innere wege und bewegun- gen) besser als unsere leute/ dieweil sie sich durch die beicht vor dem Priester muͤssen untersuchen und examinir en. ( b ) Kennestu GOtt wol? wann unsere Christen GOttes herꝛlichkeit kenneten/ solten sie ihn nicht fuͤrchten? wo ist nun aber die furcht GOttes? wenn sie GOttes weißheit und guͤte kenneten/ solten sie sich nicht auff ihn verlassen? wann sie GOttes ober-macht kenneten/ solten sie ihm nicht gehorsamen? wann sie GOttes allgnugsamkeit kenneten/ solten sie GOtt nicht lieben/ und die liebe zu den geschoͤpffen fahren lassen? wann sie GOttes allwaltende wirck- samkeit saͤhen und kenneten/ (daß der Vatter bißher wircket/ und CHristus auch/ und alles von ihm und durch ihn ist) solten sie sich nicht ihm und seinem wircken uͤberlassen? ( c ) Man siehet ja auch daraus wol/ daß die leute blind seynd/ weil sie keinen unterscheid wissen zu machen zwischen dem guten und dem boͤsen/ sondern das eine vor das andere/ das irꝛ- dische vor das himmlische/ das sichtbare fuͤr das unsichtbare/ erwehlen. ( D ) Der vierte beweiß der unempfindlich- keit ist/ daß wir einen mund/ und doch keinen mund haben: Der mund ist/ daß uns der HErꝛ das wort gibt mit grossen scharen der Evangelisten/ Psal. 68. v. 12. Item, ich will die frucht der lippen schaffen/ spricht der HErꝛ/ Esa. 57. v. 19. Nun frag ich euch/ wo beweisen wir/ daß wir einen mund ha- ben? sprechen wir wol viel von GOttes wahr- heiten/ bey mahlzeiten und sonsten? Selbst die fuͤrsteher der kirchen/ wann sie zusammen kommen/ haben sie wol geistliche weissagun- gen? und unsere Christen bey ihren zusammen- kuͤnfften erbauliche reden? Jch beruffe mich auff euer zeugniß/ ist nicht ein tieffes stillschwei- gen von GOtt! Ja man schaͤmt sich von GOtt zu sprechen! Daß grosse Herren/ Staͤnde/ Grafen/ Fuͤrsten/ bey ihren congress en solten von JEsu sprechen/ das solte ihnen eine schande seyn. ( E ) Zum fuͤnfften; wir haben haͤnde und wuͤrcken nicht. Die hand ist der glaube. Wie viel ihn annahmen/ denen gab er macht GOttes kinder zu werden/ die anseinen namen glauben/ Joh. 1. v. 12. Der glaub ohne die wercke ist todt/ Jac. 2. v. 26. Und Paulus spricht/ daß der glaube in der liebe thaͤtig sey/ Gal. 5. v. 6. Wo seynd nun aber die wercke? Besucht man die wittwen und wei- sen/ hilfft man armen leuten? Jac. 1. v. 27. Ach leider/ da hat man einen eckel an! waͤre aber glau- be und liebe da/ so wuͤrde man allen eckel/ scha- den/ ungemach/ und alles uͤberwinden. Aber wo geschicht das nun? Wo bleiben auch euere andere wercke alle? Eure gewalt/ die ihr habt/ euer ansehen/ euere gesundheit/ wie legt ihr sie vor dem HErꝛn an? Also haben wir haͤnde/ und greiffen nicht damit. Jhr meint/ ihr er- greifft CHristum/ aber ihr betriegt euch selb- sten/ dann JEsus ist ein lebendigmachender geist! ( F ) Sechstens/ wir haben ein ausgebreitet hertz; und dasselbe ist die lehr von der rechtferti- gung/ die aus gnaden geschiehet/ worgegen sich alle die/ die ausser uns seynd/ setzen. Dieses ist und gibt ein hertz/ das außgebreitet ist/ das trost und vergebung der suͤnden empfindet/ ꝛc. Aber habt ihr JEsum nun auch lieb? Macht es/ daß ihr Th. IV. Sect. II. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede. ihr nun auch lauffet auff GOttes wegen/ dann es heisset: Wann du mein hertz troͤstest/ so lauffe ich den weg deiner gebotten/ Psal. 119. v. 32. Wo bleibt aber das? sehet ihr dann nicht/ daß ihr ein hertz/ und kein hertz habt. Dann wo ist die liebe zu JEsu? doͤrfft ihr wol einen weißpfenning fur ihn geben? und seinethalben die gunst eines menschen entbaͤren? ( G ) Zum siebenden; Es ist kein fuͤhlen und empfindung widriger dingen in unsern Chri- sten. Bringt einen todten menschen in die kaͤlt/ in die lufft/ er wird nichts davon wissen/ aber setzet einen lebendigen dahin/ er wird den frost mercken/ den gestanck riechen/ und eineckel ha- ben an dem/ was seiner natur zuwider ist. Nun spricht der H. Geist/ daß ein lebendiger mensch pruͤfe/ welches da sey der gute/ der wol- gefaͤllige und der vollkommene GOttes wille/ Rom 12. v. 2. daß er pruͤfe was un- ter unterschiedenen dingen das beste sey/ Rom. 2. v. 18. Phil. 1. v. 10. Aber da weiß man nichts von! ( a ) Die suͤnde/ die das verderben der seelen ist/ fuͤhlt man nicht; man bildet sich ein/ daß alle der streit des geistes gehe und sehe auff die ewige verdammnuͤß/ aber dieses ist ein betrug/ dann all unser streit muß gehen und sehen auff den punct von der suͤnde. ( b ) Man gehet so gemeinsam mit allerley menschen um; man wird ein compagnon und geselle eines jeden. Man heurathet wol gar solche/ die GOtt nicht fuͤrchten/ und die einer fremden Religion seynd. Die Obrigkeiten lassen auch die abgoͤtterey un- gehindert paßiren. So sehet ihr ja wol/ daß die menschen todt seynd. ( H ) Zum achten; Man findet ein leben un- ter den menschen/ das dem leben/ so aus GOtt ist/ gerad zuwider laufft. Ein jeder lebet sich und vor sich; etliche leben dem pracht/ das sie- het man an ihren kleidern; andere leben ihrem profitgen. Summa/ es ist eine verkehrte ge- stalt da! ( I ) Zum neunten; So ist der tod auch aus dem erschrecklichen gestanck/ der unter uns ist/ zu erkennen. Das leben ist schon eine geraume zeit weg/ dahero fangen wir an zu stincken durch allerley aͤrgerliche thaten. Welch ein unrath und uͤberfluß/ welch ein sauffen/ prassen/ und stinckende unkeuschheit/ und uͤbel-riechende un- gerechtigkeit ist unter uns? was fuͤr garstige worte und faule reden steigen aus dem offenen grab und munde der gottlosen? Jhr werdet mir zwar sagen: gleichwol gibts noch lebendige un- ter uns! Jch antworte ( a ) Das kan uns nichts helffen/ die wir todtseynd. ( b ) Ja die lebendige/ die mit den todten umgehen/ werden selbst dardurch beynah so todt als die todten. Dann (α) Sie werden da durch so kalt/ als die kal- te todten selbst. Wir seynd so kalt in der liebe GOttes und des naͤchsten/ als wie die/ die mit- ten zwischen todten leichnahmen liegen. (β) Sie werden gehindert in ihrem lauff; uͤberall stossen sie sich an den todten/ die aller or- ten im weg liegen/ das ist an den scandal en und aͤrgernuͤssen. (γ) Sie werden kranck von dem gestanck/ und mit weggerissen durch die im schwang ge- hende aͤrgernuͤssen. Durch alle die eitele leute wird man eitel. Ja sie werden so kranck/ daß/ wann kein geistlich leben erfolgt/ der tod ihnen traͤuet. Sehet/ so stehets unter den Christen! wolt ihr sagen/ es seyen noch unter uns keine todten-gebeine/ gleichwie im Pabstthum/ son- dern es sey noch ein leib. Jch antworte/ wie ein Pfaff einsmals sagte: Last dieses toͤpf- fen so lang zum feuer kommen als das unsere/ es wird gewiß eben so bald muͤrb und faul seyn. Ja wir seynd schon todt/ wir werden wol bald von einander fallen/ dann an der lehr wird es auch bald fehlen! Und wisset ihr nicht/ daß das Antichristenthum auch ist in den sitten? oder meint ihr/ daß solches weniger unter uns ist/ als im Pabst- thum? Ach nein? Es ist wol wahr/ die Leh- rer wollen es beysammen erhalten/ aber es wird umsonst seyn; das gute fleisch wird sich zuletzt separir en (ich spreche nicht von einer unziemenden absonderung) und das uͤbrige wird duͤrꝛ und trucken werden/ und von einan- der fallen. Aber woher kommt dieses doch? Antwort: (1) es ist die œconomie des weisen und heiligen GOttes. Es hat ihm noch nicht beliebt/ geist und leben zu geben. Dieses wird geschehen nach GOttes wohlgefallen. Der Engel fliegt allbereit mitten durch den himmel/ mit dem ewigen Evangelio/ und spricht/ fuͤrchtet GOtt/ und gebet ihm die ehre/ Apoc. 14. v. 6. 7. (2) Es seynd hierzu auch noch andere ursachen vor- handen: I. Daß die fleischliche menschen die reformation uͤbel gefast/ und allein genommen haben vor eine reformation in der lehr/ gleichwie man es noch also versteht; wo von zwar ein leib/ aber kein geist kommt/ da doch eine reformation in den sitten/ und durch den geist/ geschehen muß. Dann wo der geist nicht ist/ verfaͤllt man von dem einen zu dem andern. JEsus muß durch seinen geist die kirche regieren. Dannenhero/ als die kirche den geist verlohren/ und dieselbe von einander fallen wolte/ da setzte man einen Pabst der kir- chen vor/ sie zu regieren/ da kamen Aebte/ Praͤ- laten/ Bischoͤffe ꝛc. Und als die menschen den geist verlohren/ wordurch man seinen beruff geistlich thut/ da ersonne man kloͤster/ um da- selbst einen beruff zu haben/ das hertz himmlisch zu halten. Ja als die menschen den geist ver- lohren/ da wurden sie in dem gebet sehr distra- hi rt und verirꝛt/ darum erdachte und machte man bilder/ und einen mann/ am creutz han- gend/ um den menschen in andacht zu halten. Nun solte durch die reformation eine ersetzung des geistes GOttes geschehen seyn. Man sag- te wohl; Es darff keines Pabsts in der kirch/ sondern allein der Lehrer; man hat nicht noͤ- thig ins kloster zu gehen/ man kan GOtt auch sonst in seinem beruff dienen; man braucht der bilder nicht/ sondern daß man GOtt im geist und in der wahrheit diene. Biß daher lautete es allwol/ und war recht begriffen/ aber damit waren wir noch nicht reformirt; der geist solte gekommen seyn/ und regieren anstatt des Pabsts/ dann alle ordnung ohne geist ist, lauter unordnung. Man sprach/ es ist unnoͤthig zu beichten den menschen/ sondern al- lein GOtt; wann aber der mensch GOttes geist nicht hat/ so thut er auch dieses nicht/ und laͤst eine krust uͤber sein gewissen wachsen; dar- A. K. H. Vierter Theil. P 2 um Th. IV. Sect. I. Num. XI. Jodoci von Lodenstein gehaltene rede. um sage ich/ ein Reformirter Christ ohne geist/ ist ein Atheist. II. Die zweyte ur- sach/ daß es bey dem leib ohne geist geblieben/ ist diese/ daß der teuffel bey gelegenheit/ daß man alles durch den geist wolte und solte thun/ ein ander uͤbel mit der geist- treiberey erwecket. Da kamen die geist- treiber/ ein Johannes von Leyden/ ein Knippertolling und andere/ an den tag; Es lautete alles von einem innerlichen licht/ und von dem funcken/ den man muͤsse anblasen und erwecken/ und demselben folgen/ es moͤch- te mit der Schrifft uͤberein kommen oder nicht! Da nun die Reformirte auch an- fiengen zu sprechen von dem geist/ da musten sie geist-treiber heissen/ da gieng man gegen sie an/ gleich wie es noch geschicht. Ja was sag ich? Die Reformirten sollen geist-treiber seyn/ Roͤm. 8. v. 14. Gal. 5. v. 18. Dann alles was sie thun/ soll durch den geist geschehen. III. Die dritte ursach/ daß kein geist/ sondeꝛn ein stillstand erfolget/ ist/ daß man die buchstabliche erkaͤntniß oder erkantniß der buchstabē/ an statt des geistes annim̃t/ und die davon was wissen zu sprechen fuͤr wahre Christen und glieder/ und fuͤr wahre GOttes-gelehrten und Theologos haͤlt/ die den geist haͤtten: Aber ach leider/ der buchstaben toͤdtet sie/ ob sie schon mey- nen/ daß sie leben; Dann ich schwoͤre euch vor GOtt/ daß diß das geistliche leben nicht ist. Ach es wird meistens den weisen und verstaͤndigen verborgen/ und den geringen kindern offenba- ret/ Matth. 11. v. 25. 26. Glaubt mir/ die buchstaben-erkaͤntniß ist der geist nicht. Die gelehrtesten seynd gemeiniglich die veꝛkehꝛtesten; Darum gebt acht auff euch selbsten/ und be- truͤgt euch nicht/ wie ihrer viel gethan haben. IV. Die vierte ursach/ daß ein stillstand und kein geist erfolget/ ist/ dieweil man angefan- gen leichtsinnig von dem geistlichen leben zu ur- theilen/ und jemand vor einen guten Chri- sten achtet/ wann er kein trunckenbold/ kein hurer/ kein flucher oder schwoͤrer ist. Man haͤlt keinen menschen fuͤr boͤß/ wann er das nicht mit vielen boͤsen thaten erweiset/ und urtheilet viele hundert fuͤr gute Christen/ da man doch nicht ein einiges keñzeichen des lebens mercket. Sehet/ welche eine verkehrte sach ist das! Dieses laufft gantz richtig wider unsere lehr/ welche lehrt/ daß wir alle von natur boͤß und verderbt seyn; Deme nach kan ich ehender das boͤse/ als das gute schliessen/ und von einem menschen/ in dem ich weder| gutes noch boͤses sehe/ urtheilen/ daß er boͤse sey. Doch man muß/ sprichstu/ nach der liebe urtheilen. Aber ich antworte/ daß dieses hier nicht zu paß komme. Das liebes-urtheil kommt als dann zu passe/ wann man ein feindseliges hertz gegen einen andern tragen/ und rachgierig seyn wolte/ aber nicht/ wañ ich jemanden heylen und genesen ma- chen solte/ da wollen die stinckende wunden nicht zugedeckt und beschoͤnt seyn. V. Die fuͤnffte ursach/ daß es bey dem leib geblieben/ ist/ daß die fuͤrsteher selbsten mit der zeit eben so ein verkehrt urtheil gefaͤllet/ und alle solche (da sie nemlich kein oͤffentliches boͤse gesehen/ ob sie auch schonkein gutes gesehen) zu gliedern ge- macht und angenommen. Dañ das war ge- maͤchlich/ und dem interesse nicht zu wider. Sie sehen/ daß die leute gantz weltlich seynd in ihren haͤuseꝛn uñ kleideꝛn; sie sehen/ daß sie geitzig seind/ und gewiñ-suͤchtig; oder/ daß sie boͤse maxim en und principia oder gruͤnde haben; oder daß sie leben in hader und zanck; wuͤrden sie bestrafft/ so wuͤrden sie zornig/ und floͤgen einem ins an- gesicht/ ꝛc. Aber du wirst sagen; dieses sey nur eine vorbeygehende boͤse that/ ob man darum ei- nen menschen verurtheilen solte? Wie nun? Jst welt-und geld-gesinntheit eine vorbeyge- hende that? und so ein mensch zanckt/ welches geschicht/ weil er keine gelegenheit mehr darzu hat/ solte ich darum urtheilen/ daß er gut sey? und so ein mensch in allem die welt zeiget/ solte ich wol urtheilen/ daß das geistliche leben in ihm sey/ und ihm die gnade versiegeln? Damit wer- den die seelen der menschen verdorben. Dann sie gedencken/ wann das wahr waͤre/ daß die welt-gesinntheit eine solche suͤnde waͤre/ als der Prediger sagt/ so wuͤrde er ihnen das Sacra- ment nicht reichen/ es muͤste demnach so arg nicht seyn. Jch weiß wol/ daß man dieses will schmuͤcken und bedecken: Man spricht/ es ge- schehe unter condition und bedingung/ daß man es ihnen reiche. Aber es waͤre viel von dieser bedingung zu sagen. Man gibts ihnen auff diese bedingung/ wann du inwendig bist/ wie du auswendig scheinest; nun aber scheint mir der mensch nicht gut/ dann ich sehe ja kein gutes/ und dergestalt boͤß/ wie soll ichs ihm dann reichen? VI. Die sechste ursach ist/ daß man sich betrogen mit der einbildung ei- genen vermoͤgens; wir haben gemeint/ wir koͤnten etwas/ und dachten nicht/ daß wir todt waͤren in suͤnden und missethaten/ gantz unkraͤff- tig/ uns lebendig zu machen. O wann ihr durch diese predigt dahin gelangetet/ daß ihr saͤ- het/ wie ihr todten-beine waͤret/ so haͤtte ich be- reits viel damit von GOtt erhalten. Wolt ihr nun sagen/ was sollen wir dann thun? Hingehen und verzweiffeln? Nein/ zu dem ende hab ich es nicht gesagt/ sondern ( a ) daß ihr GOtt moͤchtet die ehre geben alles des guten/ das ihr habt/ und noch bekommen werdet. ( b ) Daß ihr euch in demuth nieder- werffet/ und harret/ biß es dem HErꝛn gefaͤllet zu kommen; gleichwie hier/ da war ein leib/ aber der geist muste erwartet werden. Ach wir haben zu viel wesens und wirckens mit unsern eignen kraͤfften/ biß wir uns endlich zu todt ge- wuͤhlet/ und was haben wir dann außgerichtet? Sehet/ wohin uns JEsus weiset in dem Evan- gelio/ ists nicht dahin/ daß der mensch sehe/ daß er nichts vermoͤge? Ach/ daß ihr blind waͤ- ret/ aber nun sagt ihr/ ihr seyd sehend/ Joh. 9. Selig seynd/ die da hungert und duͤrstet/ selig seynd/ die geistlich arm/ oder arm im geist/ seynd/ Matth. 5. Aber nun seynd wir/ als jener Sohn/ der da sagte: Vater/ ich will hingehen/ und wissen nicht/ daß wir todt seynd. Kaͤmen wir nur dahin/ daß wir saͤhen/ wie wir todte seynd! Koͤnte ichs dahin bringen/ daß ihr saͤhet/ wie ihr waͤret arm/ elend/ nacket/ blind und bloß/ und daß wir dann mit einer stimm zusammen rieffen/ als dorten jener blinde/ Luc. 18. v. 38. O JEsu/ du Sohn Davids/ erbarme dich unser! Komm und eyle zu dieser blinden welt/ und gib uns das gesicht; gewiß/ GOtt wuͤrde kommen und uns sehend machen. O daß doch der tag einmal da waͤre/ den GOtt bestimmet hat/ daß Babel Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. Babel fallen soll/ und daß das leben aus den todten kaͤme! J. Lodensteins lied/ von unvollzoge- ner Reformation, so dem VIII. gespraͤch von Zions beschauung/ angehenckt ist. 1. Es lag verstoͤrt des Geistes tempel/ es war verkehrt der lieb exempel/ es galt nur eitel ele- ment/ nur zeichen/ weisen/ buchstab-fabel/ wor- innen das heillose Babel/ das leben JEsu hat verwendt. 2. Da kamen theure Esras- bruͤder/ und baueten am tempel wieder/ ihr sprache war aus Canaan: sie hatten krafft/ (des geistes siegel) sie scheuten nicht des feuers tiegel/ sie hassten lo- sen kalck und wahn. 3. Da schien des satans reich verblichen/ die todte zeichen weggewichen/ daß Zion schien ge- baut zu seyn: man meinte/ wahrheit/ werck und wesen/ am neuen Salems-bau zu lesen/ ohn schatten/ schaume/ schaͤmen/ schein. 4. Allein es stiegen auff harpî en/ die sich fuͤr bau-leut selbst ausschrien/ und dieneten doch nur dem bauch/ sie satzten sich bey dem Altare/ es brachte kranckheit und gefahre/ ihr stanck vom fleisch und knobelauch. 5. Jhr gantzes amt war/ mit buchstaben/ den GOttes-tempel zu begaben; sie brauche- ten der wahrheit wort/ um ihren tand und wand zu faͤrben/ wovon kommt noth und tod und sterben; Drum gieng des geistes bau nicht fort. 6. Da ists nun seiter bey geblieben/ man ist wol gar vom zweck getrieben/ da ist kein JE- sus ebenbild/ kein geist/ kein leben/ licht noch rechte/ kein bruder-lieb/ kein kinder-schlechte; wers hat/ fuͤr einen ketzer gilt. 7. Was war es noͤthig blut zu lassen/ wo man nicht wolt das wesen fassen? Was risse man doch Babel ein/ wann mans auffs neue wolte bauen? Und worte-kunst und duͤnste brauen? Wann Letter-lehren guͤltig seyn? 8. Doch unser Koͤnig wolte weisen/ wie bald das alt er wuͤrd einreissen/ wie durch re-re- formation, davon er einen blick gegeben/ wir haben solten geist und leben/ und allen balsam auff Zion. NUM. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. Nach dem auch von verfaͤlschung der schriff- ten Lutheri, wie selbe durch dessen vermeinte nachfolger zu Wittenberg uñ anderswo gesche- hen/ an denen orten/ die in ihrē kram nicht gedie- net/ etwas gedacht worden; wollen wir hier die vornehmsten loca nur allein aus seiner Kir- chen-Postill hersetzen/ welche nur in der aͤl- tern edition de anno 1526. zu finden/ in den folgenden aber meist boͤßlich ausgelassen sind. Denn ob wohl schon im vorigen seculo Fla- cius und andere dasselbe oͤffentlich erwiesen/ und D. Matthias Ratzenberger eine eigene warnung von den verfaͤlschten schrifften Lu- theri heraus gegeben (welche M. Ammersbach zu Halberstadt wieder publici ret hat) so kan es doch der augenschein desto klaͤrer machen. Die Paginæ treffen ein mit der Edition der Postillen de ann. 1580. in folio. Die loca sind/ wie sie nach einander folgen/ denen ich Luthe- ri eigene klage vorsetzen will: Vorrede und vermahnung an die Drucker: Gnad und Friede. Was soll doch das seyn/ mein lieber Herr Drucker/ daß einer dem andern so oͤffentlich raubet/ stielet das seine/ und unter einander euch verderbet? Seyd ihr nun auch strassenraͤu- ber und diebe worden? oder meinet ihr/ daß GOTT euch segnen und ernaͤhren wird durch solche boͤse tuͤcke und stuͤcke. Jch habe die Po- stillen angefangen von der heiligen drey Koͤnig tag an biß auf Ostern/ so faͤhret zu ein Bube/ der Setzer/ der von unserm schweiß sich ernaͤh- ret/ stieiet mein Handschrifft/ ehe ichs gar ausmache/ und traͤgts hinaus/ und laͤssets draussen im lande drucken/ unsere kost und ar- beit zu verdrucken, Wohlan! GOTT wirds finden? Was du dran gewinnest/ da schmiere die schuhe mit/ du bist ein dieb fuͤr GOTT / schuldig die wiedererstattung. Nun waͤre der schaden dennoch zu leiden/ wenn sie doch mei- ne buͤcher nicht so falsch und schaͤndlich zurich- teten. Nun aber drucken sie dieselbe und eilen also/ daß wenn sie zu mir wieder kommen/ ich meine eigene buͤcher nicht kenne/ da ist etwas aussen/ da ists versetzt/ da verfaͤlscht/ da nicht corrigi rt/ haben auch die kunst gelernt/ daß sie Wittenberg oben auf etliche buͤcher drucken/ die zu Wittenberg nie gemacht noch gewesen sind; das sind ja bubenstuͤck/ den gemeinen mann zu betriegen. Weil wir von GOTTes gnaden im geschrey sind/ daß wir mit allem fleiß und kein unnuͤtzes buch auslassen/ so viel uns muͤglich ist; also treibt sie der geitz und neid unter unserm namen die leute zu betriegen/ und die unsern zu verderben. Es ist je ein ungleich ding/ daß wir arbeiten und kost sollen drauff wenden/ und andere sollen das geniessen/ und wir den schaden haben. So sey nun jedermann gewarnet fuͤr der Postill von den sechs Sonn- tagen/ und lasse sie untergehen/ ich erkenne sie auch nicht fuͤr die meine/ denn im corrigi ren muß ich offt selbst aͤndern/ was ich in meiner handschrifft habe uͤbersehen und unrecht ge- macht/ daß auf meiner handschrifft exemplar nicht zu trauen ist; will sie aber ja jemand ha- ben/ daß er sie doch nach diesem exemplar bes- sere und corrigi re; man kennet ja unsere buch- staben wohl/ darnach man sich richten/ und falsche buͤcher von den rechten scheiden moͤge. Wiewohl ichs meinethalben zu frieden waͤre/ daß ich nimmer kein buch duͤrffte ausgehen lassen/ es kostet mich doch eitel muͤhe und arbeit. Derhalben seyd gewarnet/ liebe Dru- cker/ die ihr so stehlet und raubet; denn ihr wisset/ was S. Paulus sagt zun Thessal. IV. Nie- mand vervortheile seinen naͤchsten im han- del/ denn der HERR ist raͤcher uͤber das alles. Dieser spruch wird euch auch einmal treffen/ auch werdet ihr solcher rauberey nichts reicher/ wie Salomon spricht: Jm hause des Gottlosen ist eitel verschleissen/ aber des Ge- rechten hauß wird gesegnet. Und Esaias: Du raubest/ was gilts/ du wirst wieder geraubet werden. Solt nicht ein Drucker dem andern aus Christlicher liebe ein monden oder zwey zu gut harren/ ehe er ihm nachdruckt? Solls aber je gegeitzet seyn/ und wir Deutschen doch bestien seyn wollen/ so geitzet und tobet immer hin/ P 3 nicht Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. nicht in GOTTes namen/ das gericht wird sich wohl finden. GOTT gebe besserung in der zeit/ Amen. Nun folgen die ausgelassene oder sonst verfaͤlschten Loca in Lutheri Kir- chen-Postill: Evangel. I. Adv. ad fol. 12. a. post verba in 2. oder 3. mund ꝛc. Daß er aber die grosse stadt Jerusalem nen- net ein dorff/ schweigt dazu ihren namen/ ge- schicht darum/ daß der name Jerusalem eine heilige bedeutung habe/ nemlich/ das himmel- reich und die seligkeit ist das geistliche Jerusa- lem/ da CHristus einreitet. Aber die Apostel sind gesandt in die welt unter ihre feinde/ die kei- nen namen haben/ und der HErꝛ troͤstet und staͤrcket hiemit die Apostel und alle Prediger/ daß er die grosse stadt ein dorff nennet/ und spricht dazu/ sie ist wider euch. Als solt er sa- gen wie Matth. X. Siehe da/ ich sende euch/ wie schaffe mitten unter die woͤlffe. Jch sende euch in die welt/ die wider euch ist/ und scheinet ein groß ding seyn; denn da sind Koͤnige/ Fuͤr- sten/ Gelehrten/ reiche/ viel und alles/ was in der welt groß und etwas ist/ das ist wieder euch. Und wie er Matth. X. sagt: Jhr muͤst um mei- nes namens willen allen menschen heßlich seyn. Aber fuͤrchtet euch nicht/ gehet nur hin/ es ist kaum ein dorff/ last euch nicht bewegen alle das grosse ansehen/ predigt nur frisch darwieder; denn es ist nicht muͤglich/ daß der solt predigen die Evangelische wahrheit/ der sich fuͤrchtet fuͤr den grossen Hansen und nicht gering achtet/ al- les was die welt groß achtet. Es ist hie beschlos- sen/ daß diß dorff sey wider die Apostel. Darum sollen sie sich nicht verwundern/ ob die grossen/ hohen/ reichen/ weisen/ heiligen staͤnde ihr wort nicht annehmen. Es muß so seyn/ das dorff muß wider sie seyn/ darum muͤssen die Apostel sie nicht verachten und zu ihnen eintreten. Der HErꝛ will keine schmeichler zu predigern haben. O wie wenig finder man jetzt/ die also hinein gehen in das dorff/ das wider sie ist. Gerne gehen wir in die staͤdte/ die fuͤr uns sind. Der Herꝛ haͤtte hie auch wol koͤnnen sagen: Gehet in die stadt/ die fuͤr euch liegt/ waͤre auch wol und braͤuchlich geredt; Aber er wolt anzeigen das Mysterium des Predigamts/ darum redet er gleich un- braͤuchlich: Gehet in das dorff/ das wider euch ist/ das ist; Prediget denen/ die euch verfolgen und toͤdten werden. Solchen danck solt ihr verdienen/ und nicht suchen/ wie ihr ihnen wol- gefallet; denn das thun heuchler/ nicht Evan- gelier. Ad Fol. 14 a. Evang. I. Adv. post verba Evangelium nicht melden. Aus dem allen sehen wir/ wie eine Christliche Evangelische Predigt/ die den lautern glauben und rechten weg lehret/ soll geruͤst seyn/ sie soll CHristus wort am ersten haben/ denn er den Aposteln befiehlet und spricht: Gehet hin und loͤset sie ab ꝛc. Darnach der Apostel Geschicht und exempel dazu thun/ als die mit CHristus wort und werck stimmen/ das sind der Apostel kleider. Darnach sollen aus dem Alten Testa- ment auch exempel und spruͤche gefuͤhꝛet weꝛden/ das sind des volcks kleider und zweige/ daß also aus beyden Testamenten spruͤche und exempel dem volck eingetrieben werden. Davon sagt CHristus Matth. XIII. Ein gelehrter schreiber im himmelreich ist gleich einem haußvater/ der da forttraͤgt altes und neues ꝛc. Das bedeuten die 2. lippen des mundes/ die 2. spitzen am Bi- schoffs hut/ 2. bendel hinten daran und viel mehr figuren. Aber jetzt ist der keines mehr fuͤr augen/ der teuffel wirfft durch die Papisten schweffel und pech in den weg/ reitet selbst auff dem esel und hat CHristum vertrieben. Dom. II. Adv. Epist. ad pag. 18. a. post ver- ba: Doctores der H. Schrifft machen. Obwol bißher ihr keiner noch eine zeile Ari- stotelis verstanden hat/ und ob ers verstuͤnde/ dennoch nichts mehr drinnen lernet/ als ein kind von 5. jahren/ und die groͤssesten stocknarren wol wissen/ daß Aristoteles ist hundeꝛtmal finste- rer denn die H. Schrifft. Und wilt du wissen/ was er lehret/ ich will dirs kuͤrtzlich sagen: Ein toͤpffer kan aus thon einen topff machen/ das kan der schmid nicht/ er lerne es denn. Wenn etwas hoͤhers im Aristotele ist/ solt du mir kein wort glauben/ und erbiete mich es zu erweisen/ wo ich soll. Das sag ich darum/ daß wir sehen/ wie reichlich CHristus die Papisten bezahlet/ daß sie seine schrifft finster und faͤhrlich schelten und vom plan getrieben haben/ daß sie musten einen todten Heiden lesen/ da keine kunst/ son- dern eitel finsterniß innen ist; und das ich gesagt habe/ das ist das allerbeste im Aristotele, ich ge- schweige/ wo er durchaus gifftig und toͤdtlich ist. Die hohenschulen waͤren werth/ daß man sie alle zu pulver machte. Nichts hoͤllischer und teufflischer ist auff er den kommen von anbeginn der welt/ wird auch nicht kommen. Ibidem ad pag. 19. a. post verba. Lernet dich recht. Wenn du nun einem Apostel fastest oder beichtest in der fasten/ da thustu nicht uͤbel an; wiederum thuts ein anderer nicht/ der thut auch nicht uͤbel dran/ mag fasten und beichten/ wer da will/ und soll hier keiner den andern ur- theilen/ richten/ verachten/ noch einigen zanck in den gedancken anfahen/ sondern ein jegli- cher soll gesinnet seyn wie der andere/ was er thut/ soll er ihm gefallen lassen und gut duͤncken/ dieweil es doch frey ist. Ibid. post verba: Der teuffel haben. Darnach faͤhret zu der Pabst/ wenn er solche einigkeit zertrennet/ dein gewissen gefangen und die freyheit zerstoͤret hat/ nimmt geld/ und gibt dir einen brieff/ das du moͤgest-butter/ fleisch/ eyer ꝛc. essen/ das ist die freyheit/ die CHristus im Evangelio gegeben hat/ und der Pabst sie diꝛ geraubt/ die verkaufft er dir wieder/ der from- me treue hirte. Da aͤrgern sich denn wieder an die andern/ und ist kuͤrtzlich des Pabst regie- ment ein solch fangen und wiederfangen/ aͤr- gern und wieder aͤrgern/ tauschen und mau- schen/ daß man wol siehet/ wie es nicht mehr denn lauter regiment des muthwilligen teuffels ist/ der ein solch gewerre und gemenge der gewis- sen in der welt anrichtet/ das kein mensch gnug- sam begreiffen mag. Ibid b. post verba. GOttes dienst seyn. Und wenn gleich ein Chor-schuͤler alle Chor- schuͤler/ alle Pfaffen ein Pfaff/ alle Moͤnche ein Muͤnch/ alle kirchen eine kirche/ alle glocken eine Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. eine glocke/ und kuͤrtzlich/ wenn alle der naͤrrische GOttes dienst in stifften/ kloͤstern noch hundert 1000. mal groͤsser und mehr waͤre/ was fragt GOtt nach solchem fastnachts-spiel und gau- ckelwerck? Darum klagt GOtt das am meisten von den Juden Michæ II. daß sie sein lob haben gestillt/ so sie doch fast pfiffen/ plerreten und heul- ten/ wie wir thun. Ibid. ad pag. 20. Zu GOttes gnaden. Jch lasse zu/ daß etliche der Heiligen und Mut- ter GOttes dienst recht brauchen/ wie wol das seltz sam ist/ so ist doch das exempel faͤhrlich/ und nicht in die Gemeine fuͤr einen brauch zu bringē. Sondern nach CHristus und aller Apostel Leh- re frisch zu GOtt dem vater allein durch CHri- stum zu nahen/ denn es gar bald geschehen ist um den greulichen fall/ daß man auff die Heili- gen mehr/ denn auff GOtt sich troͤstet und ihren namen und huͤlffe ehe anruffet denn GOtt. Das ist denn gar ein verkehrt und unchristlich ding/ wie ich jetzt besorge/ da die welt voll/ voll/ voll/ abgoͤtterey ist/ und GOtt verhenget/ daß etwa solchen Heiligen-dienern huͤlff und wunderzeichen wiederfahren/ so es doch durch den teuffel geschicht/ denn auch GOtt den teuf- fels-dienern leib und leben/ ja auch gut und ehre durch den teuffel gibt/ wie wir sehen oͤffentlich/ gleich wie ein reicher Fuͤrst durch einen buben einem andern buben ein kleid oder kleinod geben mag/ darum ist weder auff die wunderzeichen/ noch auff das exempel zu bauen/ sondern allein auff die Lehre CHristi oder seiner Apostel in diesen und allen andern faͤllen. Nach der Epistel Dom. IV. Adv. Evang. ad pag. 49. b. Es ist geschrieben im buch Nehem. IV. da sie Jerusalem wieder baueten/ daß sie mit einer hand baueten/ in der andern ein schwerd hatten um der feinde willen/ die den bau hindern wollten; das legt S. Paulus Tit. I. also aus/ daß ein Bischoff/ Pfarꝛherꝛ/ Prediger soll maͤchtig seyn in der H. Schrifft zu lehren/ zu vermahnen/ da zu auch den widersprechern zu wehren/ also daß man GOttes wort brauche in 2. weisen/ als des brods und des schwerds/ zu speisen und zu streiten/ zu fried und kriegs zeiten/ und also mit einer hand die Christenheit bessere/ baue/ lehre/ speisse/ mit der andern dem teuffel/ den ketzern/ der welt wiederstand thue; denn wo nicht wehre ist/ da hat der teuffel die weyde bald verderbt/ welcher er gar feind ist. Drum wollen wir/ so GOtt gnade gibt/ der- massen handeln/ daß wir nicht allein unsere see- len taͤglich drinnen weyden/ sondern auch die- selbe als einē harnisch lehren anthun und damit fechten wieder alle feinde/ auff daß wir mit wey- de und waffen geruͤstet seyn. Festo Nativit. Epist. ad pag. 65. a. post ver- ba. Gegenwaͤrtigkeit beweise. Siehe/ davon sagt David Ps. CXI. Die wercke GOttes sind groß und ersucht/ nach al- lem ihrem willen. Wer sind diese seine wercke? Wir sind sie/ in der tauffe gemacht durch seine gnade/ wir sind grosse wercke/ neue wercke/ neu geboren; denn es ist groß ding/ daß ein mensch so schnell selig wird/ loß von suͤnden/ tod und hoͤlle ewig. Darum spricht er/ sie sind ersucht nach allem ihrem willen und begehren; denn GOtt damit erfunden hat und thut alles was ein mensch begehret. Was begehret aber ein mensch mehr denn selig zu seyn/ von suͤnden/ tod und hoͤlle erloͤst zu seyn? Festo Nativ. Evang. p. 70. a. Wie sie gern wolten. Wie Ps. XLV. sagt: Mein hertz schluckt her- aus ein gutes wort. Als solt er sagen/ ich wolts gern heraus sagen/ so kan ich nicht/ es ist groͤsser/ denn ichs sagen kan; denn mein sagen kaum ein schlucken ist: daher kommt die rede Ps. L. und andereꝛ oꝛten mehr: Meine zunge wird heraus huͤpffen deine gerechtigkeit; das ist/ mit freuden und springen davon reden/ singen und sagen/ und Ps. CXIX. Meine lippen werden dir ein lob heraus scheuren/ gleichwie ein siedend toͤpffen quillet und schaͤumet. Post Nativ. Epist. p. 110. b. Gerechtigkeit und leben ewiglich. Hier waͤren nun zu ermahnen/ die elenden Caini schen heiligen die geistlichen/ ob thnen zu rathen waͤre in ihrem verstand/ wenn sie ihrem orden/ gesetz/ ceremoni en/ gebet/ messe/ klei- der/ speise/ und was denn ihres wesens mehr ist/ auch thaͤten/ wie CHristus das gesetz gethan hat/ so moͤchten sie behalten werden/ nemlich daß sie den Christen-glauben auff einen sondern ort setzten und ihm des hertzens reich eingaͤben/ erkenneten/ daß nicht durch ihren orden/ stand/ oder werck sie fromm oder selig wuͤrden/ sondern allein durch diesen glauben CHristi; Darnach sich thaͤten unter ihr gesetz und werck/ als die freywilligen/ der sie nicht beduͤrfften; denn nur zu des leibes casteyung und dem naͤchsten zu helf- fen. Aber nun sie in der meinung gehen/ als seyen es noͤthige wercke/ die sie thun muͤsten/ wo sie fromm und selig werden sollen/ ists eitel verfuͤhrung uñ suͤnde/ nur zur hoͤlle treibend/ mit grosser marter die ewige marter zu verdienen/ denn sie streben wider den kindlichen freyen glau- ben mit ihren knechtischen gezwungenen wer- cken. Der glaube kan nicht neben ihm leiden die oͤlgoͤtzen der wercke/ er will allein fromm/ se- lig und kinder machen/ darnach alle wercke frey haben/ froͤlich thun und leiden alles/ was GOtt zuschicket und der naͤchste bedarff/ das sind seine wercke und keine andere/ fraget nichts nach viel messen/ bestim̃ten fasten/ sonderlichen kleidern/ erlesenen speisen/ erwehlten staͤtten/ person oder werck/ ja er verwirfft das alles/ wie eine hindernis seiner freyheit. Evang. post Nativ. ad p. 123. a. Sie liesset offenbar. Daß er aber zu Jerusalem solch sagen/ hoͤren und warten beschreibet/ ist die ursach: Jerusa- lem heist ein gesicht des friedens/ und bedeut die hertzen/ die nur nach dem friede sehen/ sind nicht zaͤncker; denn St. Paulus Rom. XII. schreibt/ daß die nicht moͤgen die wahrheit fassen/ die da zaͤnckisch sind. Goͤttliche wahrheit will stil- le hertzen haben/ die da zuhoͤren und lassen sagen. Die aber poltern und tum̃len/ wollen selbst recht haben/ oder zuvor zeichen und ursach wissen/ die fahen sie nimmermehr/ sie sind zu Babylo- nien in dem getuͤmmel/ und nicht zu Jerusalem/ in dem sehen auff den friede/ darum warten noch hoͤren sie auch nicht dieser Hanna sage und die erloͤsung. Festo Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschnng der schrifften Lutheri. Festo Circumcis. ad p. 131. a. Lauter holtz- wege. Und wo nicht Praͤlaten in kloͤstern sind/ die solches lehren/ waͤre viel besser/ daß kein stock noch stein desselben klosters stuͤnde; denn es sind eitel hoͤllen-pforten; waͤre auch besser heraus lauffen und den glauben anderswo lernen/ denn eine stunde drinnen bleiben/ man kan den- noch wol keuschheit halten. O der unzehligen stricke und aͤrgerniß! wie viel edle seelen muͤssen hie so erbaͤrmlich erworgen und ersticken/ denē so leicht zu helffen waͤre. Wehe/ wehe/ wehe/ Paͤbsten/ Bischoͤffen und allen/ denen solcher hauffe befohlen ist zu versehen. Hie mag das wort CHristi herlauten Matth. XXIV. We- he den saugern und nehrern in den tagen. Festo 3. Reg. ad p. 144. Als die fabeln und luͤgen. Zuletzt sind allererst die rechten helden einher getreten/ die haben die augen recht empor geha- ben/ nicht mit solchem kinderwerck umgan- gen sondern angefangen zu forschen/ die gantze welt auff einen hauffen/ wo sie herkomme und wo sie hin wolle/ ob sie angefangen oder von ewigkeit sey und bleibe/ ob auch ein Oberster sey uͤber die welt/ der alle ding regiere. Hie ist das edle licht der natur/ der Heidnische meister/ der ertzmeister aller natuͤrlichen meister/ der jetzt alle hohe schulen regieret uñ lehret an Christus statt/ der hochberuͤhmte Aristoteles, der hat gelehret uñ lehꝛet sie auch noch/ daß ein stein schweꝛ ist und eine feder leicht/ das wasser sey naß/ und das feu- er sey trocken. Item, ein sonder meisterstuͤck/ daß die erde sey oben und der himmel sey unten/ wel- ches beweist er damit/ denn die wurtzel am baum und allen gewaͤchsen stecken in der erden und die zweige gehen gen himmel. Nun ist das oben/ da man die nahrung mit schoͤpfft/ und das un- ten/ da sich die nahrung hingibt; wie wir am menschen sehen/ darum ist der mensch ein ver- kehrter baum/ und also wenn die feder fleugt/ so fleugt sie unter sich/ wenn der stein faͤllt/ so faͤllt er uͤber sich. Weiter da er kommt von den obersten/ beschleust er/ daß die welt von ewigkeit sey so gewesen/ und bleibe also/ und alle seelen sterben mit dem leibe/ und der oberste sitzt uͤber dem himmel und siehet gar nichts/ was ir- gend geschicht/ sondern wie man das blinde gluͤck mahlet/ ruͤttelt er den himmel rum ewig/ alle tage einmal/ da kommt denn ein jeglich ding/ wie es kommt/ und ist seine ursach; solt er alle dinge sehen/ wuͤrde er viel boͤses und unrechts se- hen/ davon wuͤrde er unlustig. Daß er nun seine lust behalte/ soll er nichts sehen/ denn sich selbst/ und also die welt blintzling regieren/ gleich wie die frau das kind wieget in der nacht. Das ist die kunst der hohen schulen/ wer das kan oder lernet/ dem setzet man ein braun pa- reth auff und sagt: Wuͤrdiger HErꝛ Magister Artium \& Philosophiæ. Wer diese kunst nicht kan/ der kan kein Theologus werden/ noch die H. Schrifft verstehen/ ja er muß ein ketzer seyn/ und mag nim̃er zum Christen werden. Sage du mir/ wie sollen wir das volck nennen? Sie sind wedeꝛ magi, noch zaͤubereꝛ noch gauckleꝛ/ sondern rasend/ toll und unsinnig. Darum siehe/ ob uns CHristus nicht redlich bezahlet/ daß wir seiner gnade undanckbar/ das Evangelium veracht haben/ dafuͤr hat er uns lassen solche teuffelsputzen so schmaͤhlich und schaͤndlich wer- den/ daß wir solches nicht allein nicht erkennen/ sondern als grosse weißheit/ mit grosser kost/ muͤ- he und arbeit suchen. Das hat S. Paulus alles verkuͤndiget/ da er sagt: Col. II. Sehet zu/ daß euch niemand be- truͤge durch die natuͤrliche kunst und eiteln be- trug/ das nicht von CHristo ist. Item I. Tim. VI. Behuͤte/ was dir befohlen ist/ und meide die ungei stliche eitele woͤrter und die gesetz der falsch beruͤhmten kunst/ uͤber welche etliche vom glauben gefallen sind. Hie verdammt warlich der Apostel mit ausgedruckten worten/ der ho- hen schulen lehre und daß nichts dagegen mag auffgebracht werden/ dieweil er will/ daß alles/ was nicht von CHristo ist/ zu meiden sey. So muß je jedermañ bekennen/ daß Aristoteles, der oberste meister aller hohen schulen/ nicht allein gar nichts von CHristo lehret/ sondern eitel solch naͤrrisch ding/ wie gesagt; daß wol der Apostel gebeut/ wir sollen die lehre behalten/ die uns zur hut befohlen ist/ und nennet die na- tuͤrliche Aristoteli sche kunst unchristliche eitele woͤrter/ da nichts hinter ist/ dazu ein widersatz ge- gen Christo/ daß doch nur sey eine falsch beruͤhm- te kunst. Wie haͤtte er sie klaͤrlicher koͤñen deuten/ denn daß er sie eine falsch beruͤhmte kunst nen- net. Es ist kein groͤsser ruhm/ denn von Ari- stotelis kunst in der hohen schulen/ und ist doch der ruhm falsch; denn die kunst ist nichts/ nur ein wiedersatz und CHristum zu vertilgen auff- kommen. Darum lieber mensch/ laß natuͤr- liche kunst fahren/ weistu nicht/ was krafft ein jeglicher stern/ stein/ holtz/ thier oder alle crea- turen hat/ darnach die natuͤrliche kunst trach- tet; wenn sie gleich am besten trachtet/ so laß dir begnuͤgen an dem/ das dich die erfah- rung und gemeine weise lehret. Es ligt auch nicht macht dran/ ob du es alles wissest; ist gnug/ daß du weist/ daß feuer heiß/ wasser kalt und feucht ist/ daß im sommer andere ar- beit denn im winter zuthun ist. Wisse/ wie du deinen acker/ viehe/ hauß und kinder uͤber sollt/ das ist dir gnug in natuͤrlicher kunst. Dar- nach dencke/ wie du nur allein Christum erler- nest/ der wird dir zeigen dich selbst/ wer du bist/ was du vermoͤgest. Also wirstu GOtt und dich selbsten erkennen/ welches kein natuͤrlicher meister noch natuͤrliche kunst je erfahren hat/ wie S. Paulus in I. Cor. II. lehret. Evang. 3. Reg. post verba. Lasset die Herodi- schen in ihrer falschen meinung der schrifft sich ruͤhmen. Weitlaͤufftige erklaͤrung des spruchs 2. Tim. III. 1. 2. 3. \&c. so in 9. blaͤttern bestehet/ daraus nur etwas zu sehen. Davon hat S. Paulus gesagt 2. Tim. III. Es werden die letzten zeiten faͤhrlich seyn/ denn es werden menschen kom̃en/ die von sich selbst viel halten/ geitzig/ hochmuͤthig/ hoffaͤrtig/ GOt- tes laͤsterer/ den eltern ungehorsam/ undanck- bar/ ungeistlich/ unbarmhertzig/ stoͤrrig/ ver- leumder/ unkeusch/ unmild/ unachtsam guter werck/ verraͤther/ frevler/ auffgeblasen/ blind/ die da wollust mehr lieben denn GOtt/ haben den schein eines Goͤttlichen lebens/ aber die krafft desselben verleugnen sie/ fuͤr diesen huͤte dich. ꝛc. Jch Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. Jch meine/ S. Paulus hab allhie kein blat fuͤr den mund genommen/ und gleich mit fingern auff unsere Geistliche Herꝛn und Herodes heili- ges gesind gezeiget. Jst doch kein buchstab hie gesetzt/ den nicht jedermann siehet oͤffentlich im geistlichen stande walten. Aber sie haben eine harte stirn/ und meinen/ es sey gar nichts von ihnen gesagt/ lassen sich duͤncken/ man thaͤt ihnen unrecht/ so man das von ihnen verstehen/ wollt. Darum muͤssen wir den rechten text Pauli ein wenig bedencken und eben ansehen/ daß wir den Herodem recht wol erkennen. Er spricht nemlich/ daß solch volck in den letz- ten zeiten kommen soll/ welche jetzt viel jahr ge- lauffen/ und sollen faͤhrlich seyn/ darum/ daß wenig leute selig werden um solcher verfuͤhrer willen/ die den glauben vertilgen/ und die seelen mit menschen-lehren und ihrem eigenen tand er- wuͤrgen. Der Apostel laͤst sich auch nicht verstehen von den gemeinen menschen/ die wir jetzt die weltli- chen oder laͤyen nennen/ sondern seine wort sind klar und dringen auff das platten- (paruqven-) und kappen-volck/ auff das geistliche regiment. Denn unter andern ihren edlen tugenden sagt er frey heraus ihre haupt-tugenden/ daß sie einen schein haben des geistlichen lebens oder Gottes- diensts/ und doch der that entsagen. Wer weiß nicht/ wer dieselbe sind? wo ist geistlich leben/ GOttes-dienst/ heilige staͤnde/ denn bey den stifften und kloͤstern? Zum ersten sind sie philavti, die viel von ihnen selbst halten/ gefallen ihnen selbst wohl/ alles/ was sie thun/ soll wohl und recht gethan seyn; sie wollen allein gen himmel/ und haben allein den rechten weg getroffen. Die ande- re leute gegen ihnen sind arme suͤnder/ in ge- faͤhrlichem stand/ und muͤssen ihnen ab- kauffen fuͤrbitt/ gute wercke und verdienst. Endlich haben sie es dahin gebracht/ daß alle andere Christen die weltlichen heissen/ aber sie die Geistlichen/ daß nicht wohl auszureden ist/ wie sie der titel kuͤtzelt/ und wie sie sich fuͤr andern Staͤnden so gut duͤncken/ daß freylich kein volck auf Erden kommen ist/ deme der na- me philavti eigentlicher geben ist/ denn die- sen. Und der Apostel hat sie recht wohl damit troffen/ \&c. Zum andern sind sie hochmuͤthig/ das fol- get aus dem ersten eigenen wolgefallen/ daß sie sich uͤberheben in ihren hertzen uͤber alle ande- re/ duͤncken sich besser seyn denn jedermann. Das siehet man auch uͤberfluͤßig an den Geistlichen so gar aus der massen/ daß sie un- verschaͤmt selbst sagen und ruͤhmen/ der geistli- che Stand sey besser denn der weltliche/ ob wohl Christen drinnen sind/ so doch der Christ- liche Stand allein gut ist/ der auch kein solch unterscheid leiden mag oder muß versincken. Ja dieser gifftige hochmuth ist der grund/ dar- auf all ihr rtgiment stehet. Denn wie sie nicht besser solten geachtet seyn/ muͤste all ihr wesen und regiment zu nichte werden. Diese zwey greuliche/ tieffe/ grosse laster sind so subtil und gantz geistlich/ daß sie nicht einen blick davon sehen/ ja sie halten solche fuͤr die wahrheit und gruͤndliche gerechtigkeit/ fahren also drauff dahin mit ihrem teufflischen heiligen leben/ lassen sich um solche schreckliche untugend hei- lige/ geistliche/ selige leute nennen und eh- ren. Zum dritten sind sie hoffaͤrtig/ das folget aus dem andern/ aus dem hochmuth. Denn hochmuth laͤst ihm nicht begnuͤgen/ daß er bey ihm selbst sich erhebt/ sondern bricht heraus/ und will auch so hoch fahren/ als hoch er sich achtet/ will oben schweben/ oben ansitzen/ und also fahren aͤusserlich/ wie er sitzt innerlich. Denn hochmuth und hoffart haben diesen un- terscheid/ daß bochmuth im hertzen sitzt/ hof- fart ist das aͤusserliche hochtragende wesen und geberden. Nun waͤre das zu verschmertzen/ wenn nur sie allein fuͤr sich selbst damit zur hoͤllen fuͤhren. Aber nun verfuͤhret das verdammte volck (die Geistlichen) mit sich zur verdammnis alle welt/ die auch von ihnen lernet die guten wer- cke nicht achten/ folget und faͤllet auch nach ihnen aufs stifften und dergleichen teufflischen gute wercke. Also gehet es nun/ daß sie gute faule tage haben/ duͤrffen niemand guts thun/ son- dern lassen ihnen von iedermann geben und guts thun/ daß jetzt jedermann mit ihnen faͤh- ret in geistlichen guten wercken. —— Es sind freylich geistliche gute wercke/ aber nicht von dem Heiligen Geist/ sondern von dem boͤsen Geist aufbracht. —— Zum funffzehenden sind sie verraͤther; Ey S. Paule/ wo wiltu hin? wenn wiltu aufhoͤ- ren? wie beissestu/ wie stichstu/ wie stoͤssestu so greulich auf diesen zarten hauffen mit den weichen ohren? Sind sie nun auch verraͤther und Judas Geschlechte/ der Christum ver- kaufft? womit haben sie das verschuldt? Ein verraͤther nim̃t geld und gunst/ und mit guten worten fuͤhret er seinen HErrn oder Freund in dem tod oder faͤhrligkeit/ gleich wie Judas geld nahm/ und mit freundlichem gruß und kuß den HErrn gab in seiner feinde hand. So thun auch die Geistlichen ohn unterlaß/ neh- men aller welt schaͤtze/ und geben ablaß ( absolu- tion ) — damit das volck von Christo kom̃t in des Teuffels strick/ welches eine grosse erbaͤrm- liche verraͤtherey der seelen ist in aller welt. Zum 17. sind sie auffgeblasen haben ein groß schwuͤlstig hertz. Das soll auch folgen der naͤchst vorigen untugend/ dem duͤrstigen frevel/ wenn sie verraͤtherey und alle boßheit ausge- richt haben auffs allerfrechste/ darauff sich bruͤ- sten/ pausten und sagen: Wer will uns darum straffen? wer wils uns wehren? wer will uns druͤber richten und straffen/ uns soll niemand richten noch straffen. Also wollen sie nicht al- lein freyheit haben alle buͤberey zu thun/ sondern auch trotzen die/ die es ihnen wehren/ wollen und ungericht seyn/ man soll dazu noch schweigen/ und sie Gnaden-junckeꝛ heissen/ sie lassen schaden thun/ wie sie wollen/ an leib/ seel/ gut und ehre aller welt. —— Von diesem laster sagt auch St. Peter 2. Pet. II. daß sie werden ungestrafft seyn wollen und voller auffgeblasener wort/ reden als waͤre ihnen der hals geschwollen; dieser art sind viel gesetz im Paͤbstl rechte/ (kirchen-ordnungen) da sich der Pabst (der geistliche orden) auff- blaͤset wie eine otter/ und trotzt alle welt/ daß man ihm in sein spiel nichts sage/ ihn nicht rich- te/ noch die seinen/ und folgen ihm die geistli- chen/ sind alle trotzig und schwuͤlstig/ wollen A. K. H. Vierter Theil. Q von Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. von jedermann ungerichtet seyn/ draͤuen mit bli- tzen/ donnern/ und 24. hoͤllen/ wie das die er- fahrung erweiset. Denn St. Paulus sagt nichts von ihnen/ das nicht in oͤffentlichem brauch bey ihnen ist/ so thun sie auch nichts/ denn daß sie St. Pauli wort reichlich und uͤber- schwenglich erfuͤllen. Zum 18. sie sind blind/ fahr schoͤn heiliger Apostel/ fahr schoͤn. Es sind die gelehrten und die lichte der welt/ ( lumina mundi ) die macht haben neue artickel des glaubens zu machen/ uñ ohn sie darff niemand die schrifft auslegen. Du woltest gern auffruhr machen/ und die Layen uͤber die geistlichen empoͤren/ da wuͤrde der Got- tes dienst verkehrt und der himmel fallen/ der al- lein auff ihnen stehet/ du soltest still schweigen/ oder allein die Layen schelten/ denn geistliche schelten bringt nichts guts/ macht meuterey im volck und verachtung der geistlichen Obrig- keit/ so bessern sie sich auch nicht dadurch/ wer- den zornig und aͤrger/ solten dich wol in bann thun/ und fuͤr einen ketzer verdammen und ver- brennen. Warum sind sie aber blind? daß sie mit solchem narrenwerck umgehen/ und auff- werffen/ das auch kinder und narren sehen/ wie es nichts ist. Sehen nicht ein fuͤncklein von dem wahrem licht des glaubens und Evangelii/ Egyptische finsternis sind uͤber und in ihnen/ die man greiffen mag mit fingern/ doch sind es eitel tugenden bey ihnen. Es ist auch jetzt die aller- hoͤchste tugend der Bischoͤffe/ daß sie nur groß/ grobe ungelehrte eselskoͤpffe sind/ und eine schan- de achten/ wo sie gelehrt seynd solten. Zum 19. sie lieben die wollust mehr denn GOtt. Da trifft der Apostel das gemeine sprichwort: Die geistlichen haben gute tage. Jst ein wolluͤstig leben auff erden/ so ists ihr le- ben/ denn sie nehren sich ohn arbeit/ von frem- den schweiß und blut/ gehen muͤßig/ essen und trincken das beste/ kleiden sich auch in das beste/ haben die besten lande und haͤuser/ dazu auch die huͤbschesten fraͤulein/ oder sonst eine lust und er- getzlichkeit dafuͤr/ daß man gemeiniglich sagt; das gut gehoͤrt in die geistlichen. Aber das hei- lige creutz/ das CHristus allen den seinen auffge- legt hat/ welches nicht leidet die wollust/ haben sie meisterlich betrogen/ sie habens in silber ge- fast/ an hoͤltzer genagelt/ an die waͤnde ge- schmieret und auff die tuͤcher genehet/ da ists gut zu tragen/ und thut nicht wehe/ ja es verkaufft seine kuͤsse und segen/ und ist ihnen ein nuͤtzlicher diener worden zur wollust. Aber in das hertz mag das liebe creutz nicht kommen/ muß auch mit ihrem leben nichts zu schaf- fen haben; denn ihre freyheit/ turst/ trutz und schwulst haben ihm einen riegel fuͤrgesteckt. Doch tragen sie dem HErꝛn sein creutz ehrlich im silber zu lobe/ und fahren also gen him̃el von mund auff. Wenn nun der HErꝛ wird zu ih- nen sagen: Jch habe mein creutz selber getra- gen/ und nicht geboten/ daß ihr dasselbe tragen solt/ sondern ein jeglicher sein eigen creutz/ uñ mir folgen; so werden sie ihn vielleicht abermal uͤber- kluͤgeln/ und zweyerley creutz erfindẽ/ wie sie zwey- erley werck der barmhertzigkeit erfunden haben und sagen: CHristus creutz sey besser denn ihr ei- genes/ drum haben sie sich zum besten gehalten und ihr creutz ligen lassen/ auffdaß sie seins ja ehrlich truͤgen/ ja auch ehrten und anbeteten fuͤr einen abgott. — Aber sie sind feinde des creu- tzes CHristi/ das ist die summa summarum da- von. Zum zwantzigsten und letzten. Sie haben den schein eines Goͤttlichen lebens/ aber seine macht verleugnen sie. Wie gleich zu gehet der Apostel/ und kommt zuvor einer starcken frage und einrede/ wo jemand wuͤrde sagen/ wie mag das seyn? beten und singen sie doch so viel/ hal- ten taͤglich meß (betstunden und predigten) und halten den Gottesdienst mit grossen zierden und ehren. So leben je die Geistlichen in gehorsam/ armuth/ keuschheit unter ihren heiligen orden und regel. Hierauf/ und alles was man mag auf- bringen/ gibtder Aostel kurtze autwort/ und spricht: Es sey nur eitel schein/ gleissen und far- be/ daꝛunteꝛ solche gꝛeuliche untugenden bedeckt/ geschmuͤckt und gemaͤstet werden/ denn alle ihr ding ist erwehlet und von menschen erfunden und GOtt hat es nicht geboten. — Der HErr Christus selbst Matth. XXIV. da er alle diese un- tugenden unter solchem schein kuͤrtzlich nennen wolt/ hieß ers einen greuel und sprach: Wenn ihr sehē werdet den greuel in der heiligen stadt ꝛc. Denn es ist ein greuel/ dafuͤr billig jedermann grauet/ daß unter solchem kleinem schein so gros- se/ garstige/ stinckende untugenden sich maͤsten und regieren sollen. Er spricht auch gar mercklich/ sie verleugnen die macht oder krafft des Goͤttlichen lebens; wel- ches ist gar vielmehr und haͤrter gesagt/ denn daß sie ohne krafft und that des Goͤttlichen le- bens sind. Es ist verleugnen und wiederstrei- ten. —— Er spricht: Huͤte dich und meide dieselben. Darinnen er uns warnet/ daß wir uns fuͤr dem geistlichen regiment und stand fuͤrsehen/ und giebt urlaub/ ja gebeut heraus zu lauffen/ — Wie auch CHristus lehret Matth. XXIV. Man soll von ihnen fliehen und sie meiden. Weiter mahlet er etliche unter ihnen sonderlich aus und spricht: Aus denselben sind/ die durch die haͤuseꝛ lauffen/ und fuͤhren die weiblein gefan- gen/ so mit suͤnden beladen sind ꝛc. —— Haͤu- ser nennet S. Paulus, das wir jetzt kirche heissen/ denn zu seiner zeit waren keine kirchen; sondern die Christen kamen zusammen in ein hauß/ als jetzt noch moͤchten 10. oder 20. nachbarn zusam- men kom̃en in eines hauß unter ihnen und pre- digten allda und beteten und empfingen das Sacrament. —— Das andere stuͤck ist/ daß eben sie fast allein die beichte regieren/ die hat ih- nen der Pabst auch geben eben aus derselben macht/ da er ihnen das lauffen durch die haͤuser hat ausgeben/ da hat der teuffel sein recht spiel/ da haͤngen sich die weiber an/ sonderlich die star- cke grosse knotten heimlich auff sich haben/ und wie Paulns sagt/ mit suͤnden beladen sind. Denn die naͤrrinnen/ so sie ihr gewissen beisset/ und nicht wissen/ wie sie ihm helffen und rathen sollen/ lauffen sie hin und schuͤttens in die kut- ten (Priester-rock) meinen sie habens troffen/ da sind sie denn gefangen/ da gibt und traͤgt man denn zu/ was man kan und hat. Und die heilige vaͤter treten denn auff und predigen von den suͤnden zu beichten/ sagen viel exem- pel/ wie etliche weiber verdammt/ nach dem tod erschienen und bekannt haben/ daß sie um nachlassen der beicht verdammt seyn/ und luͤgen so Th. IV. Sect. II. Num. XII. Von verfaͤlschung der schrifften Lutheri. so Paͤbstlich einher/ die aller groͤsten luͤgen/ daß die steine zittern und schwitzen moͤchten. Hab acht auff ihr exempel-predigen/ so wirstu innen werden, daß gemeiniglich nur weiber sind gewe- sen/ die umb nachlassen der beicht verdam̃t sind/ und nicht maͤnner/ daß man greiffen mag/ es habe ein ertzbube dieselbe exempel er dacht/ der da gerne der weiber hertz und heimlichkeit erfah- ren haͤtte/ und gesehen/ wie das weiber-volck aus natuͤrlicher kleinmuth natuͤrlich schamhaff- tig ist mehr dann der mann/ hat er gedacht/ ich will ihm recht rathen/ und durch schrecken der beicht ihr hertz erfahren/ und ist ihme durch huͤlf- fe deß Teuffels gegluͤcket. Hat aber darneben viel gewissen verstricket und verdam̃t/ die aus unuͤberwindlicher scham und bloͤdigkeit nicht gebeichtet haben/ und doch wider ihr gewissen damit gesuͤndiget/ dieweil sie geglaubet haben/ es seye noͤthig zu beichten/ und doch nicht ge- than. Dann wie du glaubest/ so richtet dich GOtt/ glaubstu/ daß du etwas zu thun schul- dig bist/ und thusts nicht/ so suͤndigest du. Jch sage mein urtheil/ daß ein solcher bube/ der mit solchen exempeln die gewissen also mit falschem glauben verstricket und verdam̃t/ wuͤrdig waͤ- re/ daß nicht allein sein leib/ sondern auch seine seele von allen Teuffeln in hundert tausend stuͤ- cken zurissen und zu pulver wuͤrde. Was greu- lichen seelen-mord begehen die hoͤllischen verraͤ- ther in aller welt? O weine/ wer da weinen kan/ uͤber solches jaͤmmerliche verderben der ar- menseelen. —— Wenn man aber die richtige freye strasse pre- NB. digte/ und spraͤch also: Lieben weiber/ hat je- mand sunde auff ihr/ mag sie beichten/ ob sie will/ sie beichte aber/ oder sie beichte nicht/ so habe sie festen glauben/ daß ihr Chri- stus die suͤnden vergebe/ und beichte sie demsel- ben heimlich mit gantzer hertzlicher zuversicht auff seine gnade/ die er allen denen verheissen/ die ihr begehren/ und nicht daran zweiffeln/ so sind die suͤnden gewißlich vergeben/ lasse dann auch davon/ und uͤbe sich in guten wercken ge- gen ihren naͤchsten/ die ihr beduͤrffen/ lade arme leute/ wasche ihre fuͤsse und diene ihnen demuͤ- thiglich. Siehe das waͤre eine rechte weise ein suͤndlich gewissen wieder zurechte zu bringen/ das gienge ohne beschwerung mit lust und wil- len zu/ das GOtt wolgefaͤllt. Aber wo das geschehe/ so wuͤrde den seel- moͤrdern und geist aͤngstern der beichtpfen- ning entfallen/ die milch in der kirchen versie- gen und das arme gewissen loß/ nicht mehr ge- fuͤhrt auff ihr unendlich lehren und predigen/ das waͤre dem heiligen geistlichen stand zu na- he/ solt wol hungers darob sterben. —— Sie sagen viel/ man soll der geistlichen scho- nen/ sie nicht schelten noch straffen/ sondern ehren und entschuldigen. Ja/ wenn sie nur fuͤr sich selbst boͤse waͤren/ und allein sich verderbten/ wolte ich auch baß schweigen. Aber ihr regi- ment verderbt alle welt. Wer dazu schweiget und nicht leib und leben daruͤber wagt/ der ist kein rechter Christ/ liebt auch nicht seines naͤch- sten seligkeit als seine eigene. Kuͤnt ich nur die seelen aus ihrem hoͤllen-rachen reissen/ ich wolte sie wol maͤssiger schelten. Sie zuͤnden die stadt an und sprechen: Jch solte nicht feuer schreyen noch leschen. Vermaledeyet sey der (spricht Jeremias) der GOttes werck truͤglich thut/ und verhaͤlt sein schwerdt vom blut. GOTT will/ man soll frisch drein hauen mit seinem schwerdt/ daß das blut hernach gehe. Wer das werck untreulich thut/ der ist vermaledeyet. So wollen sie nur die federn gelesen haben und mit fuchsschwaͤntzen uͤberwedelt seyn. Nicht also lieber mensch. Weiter spricht St. Paulus: Gleichwie Jannes und Jambres Mosi widerstunden/ also widerstehen auch diese der warheit. Das redet er von allen vorigen geistlichen/ wie die der warheit widerstehen/ und nicht leiden wol- len/ daß die leute aus ihrem aͤngstlichen regi- ment zur erkaͤntnis des freyen glaubens kom- men. Das sihet jedermann jetzt wol/ sie fuͤrch- ten/ ihr regiment und tyranney werde vergehen. Also da das volck von Jsrael in Egypten vom Koͤnig Pharao unterdrucket war/ und Moses von GOtt geschickt/ daß er sie erloͤsete/ thaͤte er zuerst zwey wunderzeichen/ zu beweisen/ daß er von GOtt geschickt waͤre. Da thaͤten die zwey zauberer des Koͤnigs Pharao/ Jannes und Jambres/ eben dergleichen wunderzeichen/ hielten damit den Koͤnig auff/ und machten Mosis wunderzeichen zunichte/ daß das volck bleiben muste biß an das dritte wunderzeichen/ da kunten sie nimmer/ da ward erkant/ daß ihr ding nicht recht war/ und Mosis ding recht. Also gehet es NB. allezeit/ die tyrannen (die geistlichen) in GOttes volck haben allezeit den schein/ und fahren als die rechten heiligen in geberden/ damit hindern sie und halten auff die einfaͤltigen/ daß sie nicht koͤnnen loß werden. Denn sie sind schwach im gewissen/ und koͤn- nen nicht frey zwischen dem schein und grund/ zwischen der warheit und dem gleissen urthei- len. Also muß allezeit der arme hauffen durch das scheinen und gleissen gefangen und an der warheit gehindert und auffgehalten werden. Weiter: Es sind menschen von zerruͤtteten sin- nen und zum glauben kein Nutz. Da hastu/ was sie im grunde sind/ ihre meinung und duͤn- ckel ist verruͤckt/ dann sie stehen darauff/ daß solches ihr wesen recht sey/ und seye kein anders/ wissen nichts vom glauben. Der glaub allein macht unverruͤckte sinnen und geistliche Jung- frauen/ das lehret einen rechten duͤnckel und gute meinung/ die darauff stehet/ daß GOt- tes gnade allein unser trost sey. Wer den sinn nicht hat/ der ist ein Christ/ wie eine hure ei- ne jungfrau ist/ ob er gleich aller Heiligen wer- cke thaͤt. Und wo solche verruͤckte meinung ist/ da ist wenig hoffnung/ daß sie immer zum rechten glauben kommen/ sonderlich/ wann sie so ferne kommen/ daß sie darwider fechten/ und zuvor durch die Tauffe darein gesetzt sind/ und sich darnach verruͤcken lassen. Weiter: Aber sie werden die laͤnge nicht bestehen/ ihre unweißheit wird jedermann offenbahr werden. Also wirds dem Pabst und unsern geistlichen auch gehen/ die warheit wird bleiben/ und ihnen zu starck seyn/ ihr gleissen und buͤberey muß offenbahr werden/ da hilfft kein wuͤten noch toben fuͤr/ wann sie gleich vier tausend Tuͤrckischer Kaͤyser auff ihrer seiten haͤtten. Schein und luͤgen koͤnnen endlich nicht bestehen/ es ist nicht muͤg- lich/ ob sie sich gleich eine zeitlang erretten und waͤhren. A. K. H. Vierter Theil. Q 2 Ibid. Th. IV. Sect. II. Num. XIII. Lutheri erster sinn von der kirchen. Ibid. Evang. 3. Reg. Es toben die hohen schulen/ die Teuffels schulen/ und ruͤhmē nicht allein das natuͤrliche licht/ sondern richten es auff/ als daß es gut/ nutz und noͤthig seye die Christliche warheit zu erkennen/ daß je klar wird/ wie die hohen schulen niemand erfunden habe als der Teuffel selbst/ zu vertilgen und zu verdrucken die Christliche warheit/ als dann auch gesche- hen ist und noch geschicht/ leider und lei- der! Evang. I. Epiphan. Aus den hohen schulen hat man Doctores und Prediger gemacht/ das hat sie der Teuf- fel heissen reden. Also ist GOttes wort zu fuͤssen gelegen. Dann wann das herfuͤr koͤm̃t/ so stoͤsset es solche Teuffels-lehren alle zu pul- ver. Evang. S. Stephan. Warlich ich sage euch/ ihr werdet mich von nun an nicht sehen/ biß —— gelobet sey der da komt im namen deß HErrn. Diese wort hat Christus geredet nach dem Palmtag am Dien- stag/ und ist der beschluß und letzte wort seiner Predigt auff erden. Darum ist er noch nicht erfuͤllet/ und muß erfuͤllet werden. Sie ha- ben wol ihn einmal empfangen am Palmtag/ aber damit ist diß nicht erfuͤllet. So ists nun gewiß/ daß die Juden werden noch sagen zu Christo: Gelobet sey/ der da komt im namen des HErrn. Das hat auch Moses verkuͤndi- get Deut. IV. Jn der letzten zeit wirstu wieder kommen zu GOtt deinem HErrn/ und wirst seiner stimm gehorchen ꝛc. Item Hose III. Die kinder Jsrael werden eine lange zeit sitzen ohne Koͤnig/ ohne Fuͤrsten/ ohne Priester/ ohne altar/ ohne Prieste-kleyd und gewand/ und darnach werden die kinder von Jsrael wieder kommen und suchen GOtt ihren HErrn/ und David ihren Koͤnig (das ist Christum) und werden ehren GOtt und seine guͤtigkeit in den letzten tagen. Und Azarias 2. Paralip. XV. Wo ihr GOtt verlasset/ so wird er euch auch verlassen. Es werden viel tage vergehen in Js- rael ohne den wahren GOtt/ ohne Priester/ ohne Lehrer und ohne gesetz/ und wann sie in ih- rer angst wieder kommen und ruffen werden zu GOtt von Jsrael ihrem HErrn/ so werden sie ihn finden. Diese spruͤche moͤgen nicht verstanden wer- den/ dann von den jetzigen Juden. Sie sind ja zuvor noch nie keinmal ohne Fuͤrsten/ ohne Propheten/ ohne Priester/ ohne Lehrer und gesetz gewesen. St. Paulus Rom. XI. stimmt auch her und spricht: Blindheit ist Jsrael eins- theils wieder fahren/ biß daß die fuͤlle der Hey- den eingehe/ und also das gantze Jsrael selig werde. GOtt gebe/ daß die zeit nahe bey sey/ als wir hoffen. Amen. Beschluß nach der außlegung des Evan- gelii am heiligen drey Koͤnig tag. Hie wollen wir eine weile stille halten/ daß nicht werde das buch zu groß und uͤberdruͤssig zu lesen/ wiewol ich hoffe/ es seye in diesen zwoͤlff Episteln und Evangelien ein Christlich leben so reichlich fuͤrgebildet/ daß einem Chri- sten menschen uͤbrig gnug gesagt seye/ was ihm zur seligkeit noͤthig ist. O daß GOtt wolte! mein und aller Lehrer außlegung untergiengen/ und ein jeglicher Christ selbst die blosse schrifft und lauter GOttes wort fuͤr sich nehme. Du siehest aus diesem meinem geschwaͤtz/ wie un- maͤß/ ungleich GOttes wort seynd gegen aller menschen wort/ wie gar kein mensch mag ein einiges GOttes wort gnugsam erreichen und verklaͤren mit allen seinen worten. Es ist ein unendlich wort und will mit stillem geist gefas- set und betrachtet sey/ wie der LXXXIV. Psalm sagt: Jch will hoͤren/ was GOTT selbst in mir redet. Es begꝛeiffts auch sonst nie- mand/ dann ein solch stiller betrachtender geist. Wer dahin koͤñt ohne glossiren und außlegen kommen/ dem waͤren mein und aller menschen glossiren gar kein noth/ ja nur hinderlich. Darum hinein/ hinein/ lieben Christen/ und last mein und aller Lehrer außlegen nur ein ge- ruͤst seyn zum rechten bau/ daß wir das blosse lautere GOttes wort selbst fassen/ schmaͤcken und darbey bleiben/ dann da wohnet GOtt allein in Sion. Amen. So viel sey zur probe der verfaͤlsch- ten schrifften Lutheri dißmal gnug. Es wird aber nicht schaden/ wann wir zu die- sen sehr hartklingenden stellen Lutheri noch die vornehmsten aus seinen schrifften hier einruͤ- cken/ welche von dem gemeinen elend der kir- chen-haͤuser und des darinnen geschehenen dien- stes handeln. Damit also ein jeder unpartheyi- scher leser erkenne/ was von diesen beyden haupt-seulen der verderbten hauffen/ nemlich kirchen und schulen/ nach Luthers sinn zu ur- theilen und zu hoffen sey. Dann wie wir vor- her die hohen schulen beschrieben gefunden/ so folget nun mehro auch NUM. XIII. Lutheri erster sinn von der kir- chen. Es ist auch jetzund noch alles voll der aber- Tom. V. Altenb. f. 519. (b) glaubigen ceremonien/ also daß die Priester und geistliche Regenten deß volcks/ die sie bil- lich haͤtten sollen weniger machen/ dieselbigen fuͤr den andern allen mehren und haͤuffen. Nicht daß die gebete/ gesaͤnge/ orgeln/ kir- chen-schmuck/ bilder/ kleyder/ geberden des lei- bes/ platten und andere dergleichen dinge/ so hin und wieder in denen kirchen zu sehen sind/ an ihnen selber boͤse sind/ sondern daß daraus/ o- der umb derselben willen kein volck GOT- TES volck/ noch jemands ein gliedmaß Christi ist/ sondern ohne dieselbe seyn koͤnne und seye. Ferner aber ist diß gewißlich zu halten/ daß Tom VII. Altenb. f. 513. (a) GOttes wort nicht allein die tempel machet/ sondern auch die kirche und wahren gottes- dienst. Dagegen der tempel machet weder die kirche noch wahren gottesdienst/ vermoͤge die- ses spruchs: An welchem ort ich werde stifften die gedaͤchtnis meines namens/ daselbst will ich zu dir kommen und dich segnen. Hie ist nichts daran gelegen/ es sey der tempel von sil- ber oder boltz/ es sey ein stall wie zu Bethlehem oder Th. IV. Sect. II. Num. XIII. Lutheri erster sinn von der kirchen. oder ein Koͤnigs-hauß zu Jerusalem. Dann diese aͤusserliche dinge sind nichts/ werden auch vom HErrn nicht geachtet/ wie er zu Nathan sagte: Warum hastu mir nicht ein Cedern- hauß gebauet? Also machte Jacob aus dem steine/ den er fuͤr ein kuͤssen gebrauchte/ einen altar/ und nennets ein hauß GOttes/ darum daß sich der HERR da geoffenbahret hatte. Darum so ist der tempel GOttes an einem je- den orte/ da GOtt sich durch sein wort offen- bahret/ der ort sey aus gold oder aus leimen ge- macht; wiewol David das hauß/ welches Salomon nachmahls gebauet/ mit einschleust/ so handelt er doch fuͤrnehmlich von der frucht und nutzbarkeit den tempel auffzubauen/ daß da seyn werden/ die da die kirche lehren/ beten/ opffern/ und heiligen werden. Das ist die freude/ welche wir an diesem orte hoͤren wer- den/ wie sie so herrlich verkuͤndiget wird/ daß sich David freuete/ dieweil er erkennet die un- außsprechliche gabe GOttes/ daß man sein wort hoͤren mag/ wann er sein angesicht offen- bahret/ daß wir wissen moͤgen/ was sein wille gegen uns sey. Wann diese gabe vorhanden ist/ so sind die felle des Mosaischen taberna- ckels/ damit er bedecket war/ viel koͤstlicher dann alles gold und edelgestein seyn mag. Da- gegen/ wann diese gabe nicht da ist/ alsdann ist kein unterscheid zwischen der huͤtten Mosi und andern tempeln der Heyden. Tom. VII. Altenb. f. 515. (b) Es scheinet/ David sage nichts grosses/ so er spricht/ wir wollen in deß HErrn hauß ge- hen. Dann wir gedencken allein an stein/ holtz und gold/ so wir hoͤren deß hausses gedencken. Aber deß HErrn hauß heisset viel ein anders/ nemlich die gabe GOttes worts haben. Und daß der mensch an einem solchen ort ist/ da man GOTT kan gegenwaͤrtig hoͤren/ sehen/ finden/ dieweil da sein wort und der wahre gottesdienst erfunden wird. Darum die beschreibung/ so die Schul-lehrer vom tempel herfuͤr bringen/ falsch ist/ daß ein tempel sey ein hauß/ das von holtz und steinen zur ehre GOttes gemacht ist Dann sie selbst auch nicht verstehen/ was das seye. Dann Salomons tempel nicht darum huͤpsch war/ daß er mit gold und silber gezieret/ sondern seine wahre zierde war/ daß da GOt- tes wort gehoͤret/ daß GOtt da angeruffen/ daß er da gnaͤdig erfunden ward/ ein Heyland/ der friede gab und die suͤnde vergab ꝛc. Das heist den tempel recht anschauen/ nicht wie eine kuhe ein neu thor ansihet/ oder die Larven-Bi- schoͤffe die tempel ansehen/ so sie weyhen. Tom. VII. Altenb f. 637. (a) Weil niemand der suͤnde und der abgoͤtterey entfliehen kan/ wann GOtt nicht einen ort und weise des gottesdienstes anzeigete/ darum ist den gottsfuͤrchtigen in der welt staͤts ein ort angezeiget worden/ von welchem eine zusage ge- schehen ist/ daß GOtt daselbst seyn/ hoͤren und reden will ꝛc. Wir haben jetziger zeit keinen leib- lichen ort/ sondern alles ist in Christo/ auff den allein sollen unsere augen und hertzen gerich- tet seyn; dann er ist allein der/ welchen wir als GOTT ehren sollen/ also/ daß er recht genen- net mag werden/ daß ausserhalb dem menschen JEsum kein GOTT sey. Darum haben alle die/ so ihn mit dem glauben fassen/ einen GOTT; welcher ihn nicht ergreiffet/ der hat keinen GOtt/ kan ihn auch nicht haben. Wir lernen/ wie es eine so grosse gnade seye/ daß man einen ort habe/ da GOttes wort ge- lehret wird; dann daselbst ist die kirche/ und wird daselbst auch erhalten/ das ist das Him- melreich. Den ort/ spricht er/ haben wir/ da der tempel nach der Goͤttlichen zusagung ist er- bauet worden; dann da hoͤren wir das wort/ da redet GOTT mit uns/ da beten wir/ und thun alles was zum gottesdienst gehoͤret; All- hier wird der Teuffel uͤberwunden/ und alle sei- ne behende griffe/ wuͤten und luͤgen/ damit er die kirchen und ihre herrlichkeit verwuͤstet/ und der kirchen schaden zu thun gedencket. So ist nun GOttes hauß oder tempel ein Tom. II. f 585. (b) 586. (a) jeglicher ort oder staͤtte/ zu jede zeit/ und einem jeglichen menschen/ an welcher man GOtt eh- ret und ihm dienet. Dann da/ sagt man/ woh- ne er gewißlich/ da er warhafftig geehret wird/ sonderlich/ wann die Glaubigen an einem ort zusammen kommen/ Gottes wort zu hoͤren und lernen. Derohalben kan man keine staͤtte mehr Gottes hauß oder tempel heissen und ruͤhmen/ dann keine andere/ weder von wegen der groͤs- se/ der kost/ oder des raums/ oder des gebaͤu- des/ noch von wegen der menge des volcks/ son- dern wie ich gesagt habe/ daß man da zusam̃en komme zu beten/ Gott zu dienen/ und sein wort zu hoͤren. Wie der 102. Psalm vers. 20. \& seqq. saget: Also solle die staͤtte umb deß volcks willen/ (welches warhafftig ist das hauß GOttes) GOttes hauß genennet werden/ und das volck nicht umb der staͤtte willen. Es her- schet aber und pranget gar gewaltiglich der mißglaube in solchen tempeln/ dieselbigen auff- zurichten/ zu weyhen/ und zu erhalten/ schier durch die gantze welt/ in welchen man nicht so grosse acht und sorge hat/ wie das volck daselbst gottselig und fromm seye/ und daß ein recht- schaffener gottesdienst da gehe/ und das wort reinlich da geprediget werde/ dann/ wie sie stol- tzieren und hoffaͤrtig sollen seyn/ deß Regi- ments halben/ der reichthuͤmer/ der zierde/ des gepraͤnges/ des koͤstlichen gebaͤudes/ und der- gleichen mehr weltlicher eytelkeit halben. Und daß ich kuͤrtzlich mit diesem Psalm hie sage/ man uͤbet laider allerley gottloß wesen mehr an den oͤrtern/ da man gottesdienst pflegen solte/ dann daß man hinein gienge auff die grosse guͤte Gottes/ und betete allda in der furcht Gottes/ oder daß man lehrete/ wie wir hinein gehen sol- len/ und darinnen anbeten/ so sie doch allein zu solchem brauch sind gebauet und auffgerichtet worden. Darum ists kein wunder daß der donner und blitz oͤffters in die kirchen und tem- pel schmeist/ dann sonst in andere haͤuser der- halben/ daß an keinen andern staͤtten groͤssere und schaͤndlichere mißbraͤuche/ boßheit und be- truͤgerey geschehen/ dann in den kirchen/ oder/ wie man sie nennet/ in den Gotteshaͤusern/ wel- che doch allein den allerreinesten und Goͤttlichen sachen sind zugeeignet. Und ob wol in andern haͤusern auch arges geschicht/ so wird dannoch Gottes name daselbst nicht so hoch gelaͤstert und geunheiliget/ darum daß sie nicht zu sol- chem brauch gebauet sind/ daß man oͤffentlich darinnen lehren soll/ und Gott anruffen/ wie die kirchen; darum geschicht in denen heiligen staͤtten allewege eine zwiefache suͤnde/ wo son- sten nur eine einfaͤchtige geschicht. Was wider Gott ist/ und dem menschen Ibid. fol. 500. (a) schaͤdlich an leib und seele/ hat nicht allein eine Q 3 jegli- Th. IV. Sect. II. Num. XIII. Lutheri erster sinn von der kirchen. jegliche Gemeine/ Rath oder Obrigkeit gewalt abzuthun und zu wehren/ ohne wissen und wil- len des Pabsts und Bischoffs/ ja er ist auch schṵldig bey seiner seelen seligkeit dasselbe zu wehren/ ob es gleich Pabst und Bischoff nicht wolten/ die doch die ersten solten seyn solches zu wehren. Und zuvor solte man die kirchwey- hen gantz außtilgen/ sintemal sie nichts anders sind dann rechte tabernen/ jahrmaͤrckt und spiel- hoͤfe werden/ nur zu GOttes unehre/ und der seelen unseligkeit. Es hilfft nicht/ daß man will außblasen/ es habe einen guten anfang und seye ein gut werck; Hub doch GOtt sein eigen gesetz auff/ das er vom himmel herab ge- geben hatte/ da es in einen mißbrauch verkeh- ret ward/ und kehret noch taͤglich umb was er gesetzet/ zubricht was er gemacht hat/ umb desselben verkehrten mißbrauchs willen/ wie im 18. Psalm stehet von ihm geschrieben: Du verkehrest dich mit den verkehrten. Kirchen- Postill im 1. Theil uͤber die Epistel am Chrisita- ge. Dann keine andere ursach ist kirchen zu bau- en/ so je eine ursach ist/ dann nur/ daß die Chri- sten moͤgen zusammen kommen/ beten/ predigt hoͤren/ und Sacrament empfahen: Und wo dieselbige ursache auffhoͤret/ soll man dieselbi- gen kirchen abbrechen/ wie man allen andern haͤusern thut/ wann sie nimmer nutz sind: Aber jetzt will in aller welt ein jeglicher mensch eine eigene capell oder altar/ oder ja eine Messe stiff- ten/ keiner andern meynung/ dann daß er achtet dadurch selig zu werden/ und den himmel zu kauffen. Es waͤre besser/ daß man alle kirchen uñ stiffte in der welt außwurtzelte und zu pulver verbrennete/ waͤre auch weniger suͤnde/ obs auch jemand aus frevel thaͤte/ dann daß eine ei- nige seele in solchem irrthum verfuͤhret und ver- derbet wuͤrde. Dann GOtt hat nichts von kirchen/ sondern von seelen gebothen/ welche sei- ne rechte eigentliche kirchen sind/ davon St. Paulus/ 1. Cor. 3. sagt: Jhr seyd GOttes tem- pel oder kirchen. Wer aber diese kirche verletzt/ den wird GOtt vertilgen. Jch sage noch/ es waͤre gut umb solches irrthums willen außzu- tilgen/ daß man alle kirchen einmal in aller welt umkehrete/ und in gemeinen haͤusern/ oder un- ter dem him̃el predigte/ betete/ tauffete/ und al- le Christliche pflicht uͤbete. Sintemal auch die angezeigte ursachen kirchen zu bauen/ eine schlechte ursach ist. Christus predigte uͤber drey jahr/ und doch nur drey tage im tempel zu Je- rusalem/ die andere tage predigte er in der Ju- den schulen/ in den wuͤsten/ auff den bergen/ in den schiffen/ uͤber tisch und in den haͤusern. Jo- hannes der taͤuffer kam noch nie in den tempel/ predigte am Jordan/ und an allen orten. Die Apostel predigten am Pfingstag zu Jerusalem auff dem marckte und gassen. Philippus pre- digte dem Eunucho auff dem wagen. St. Paulus predigte zu Philippen am wasser/ im kercker/ und hin und her in den haͤusern/ wie auch Christus ihnen befahle/ Matth. 10. daß sie sol- ten in den haͤusern predigen. Jch meine/ sie sind so gute prediger gewesen/ als jetzt sind. A- ber also soll es gehen/ daß den irrigen predigten und teuffels lehren koͤstliche gewoͤlbte haͤuser ge- halten werden/ aber GOttes wort soll keine herberg in gantz Bethlehem finden/ da es moͤch- te gebohren werden. Am tage Stepha- ni. Aus diesem kan nun jeglicher schliessen/ daß man GOtt nicht dienet mit kirchen-bauen/ und daß alle muͤhe/ so man darauff wendete/ verloh- ren seye/ wann man darmit will Gott gefallen/ und dadurch einen gnaͤdigen Gott erlangen/ wie wir anderswo mehr haben davon gesagt. Das sehet ihr hie fein in dieser historien; dann wann der H. Geist/ der durch Stephanum hier redete/ selbst verwirfft das hauß/ das GOtt zu bauen befohlen hatte/ was wird er uns thun/ die wir kein gebott noch befehl haben kirchen zu bauen? Nun ist jetzt keine kirche/ davon du duͤrffest sa- gen/ diese staͤtte hat GOtt erwehlet und heissen bauen. Wann wir einen solchen vortheil haͤt- ten wie die Juden/ daß GOTT gesaget haͤtte/ baue mir ein hauß/ wann es gleich ein saͤustall waͤre/ so waͤre es koͤstlich/ und daß GOtt darzu saget/ ich will dich segnen/ da stuͤnden wir wol/ und waͤren reichlich begnadet. Es darff nie- mand sagen daß das gebeth in der kirchen besser seye/ dann auff dem felde/ oder an einem andern orte. So vielligt daran/ wann GOtt etwas befihlet zu bauen und zu thun. Hat nun Gott die kirche/ die er selbst geschmuͤcket hat und heissen bauen/ verworffen/ was will er von uns sagen/ wann wir unsere kirchen/ da er nichts von weiß/ so hoch heben/ und meinen/ wir thun Gott einen grossen dienst darmit? Da werden wir stehen wie die narren/ und als waͤ- ren wir auff das maul geschlagen/ wann er sa- gen wird: Du narr/ wer hat dirs befohlen/ daß du mir soltest kirchen bauen/ und altar stifften? Kirchen und tempel muß man haben/ daß wir Am tage der Kirch- weyhe pag. 71. Gottes wort dariñen hoͤren uñ die Sacramen- ten handeln; aber das ist ein naͤrrisch werck/ daß wir meynen/ wir haben Gott ein hauß gebauet/ daß er uns hoͤren wolte eben in dem tempel/ und nicht an andern orten auch. Wir sollen Gott dancken/ daß er uns erhoͤrung zugesaget hat an allen enden. Aber wir wollen den weiten tem- pel Gottes in ein enges ort bringen/ und Gott mit einem kurtzen ende fahen/ den himmel und erden nicht kan begreiffen; wehe dir du schaͤnd- licher unglaube! Aber was ist sich das zu ver- wundern/ daß die weltlichen dinge und was menschen erdacht haben/ also fuͤr der welt schei- nen/ und was rechtschaffen und Christlich ist/ so ungestalt und unangenehme ist in unsern augen/ dieweil die gantze schrifft das bezeuget/ daß die Goͤttliche weißheit der welt eine thor- heit ist/ und Christus mit seinem wort muͤssen ein verworffen und verachtet ding seyn fuͤr der welt? Derohalben sollet ihr nicht richten nach dem aͤusserlichen ansehen der dinge/ sondem rich- tet mit einem rechten warhafftigen gericht. Al- so hat es GOtt gefallen/ daß die muͤssigen und unnuͤtzen Bischoͤffe/ je nichts gutes noch nuͤtzes thaͤten/ und die goͤtzen der welt/ ihre abgoͤtterey behielten/ doch mit dieser bescheidigkeit/ daß sie die geld-maͤrckte theuer gnug verkaufften/ und dem gelde fuͤr allen kirchen-thuͤrē nachstelleten/ auf daß man ja nichts ohne geld von ihnen bekaͤ- me/ daher hat der schweiß des armen voͤlckleins muͤssen kommen. Wo dann nun irgend einer in seinem testamente geld zur kirchen bescheiden hat/ den hat man vom predigstul außgeschrien/ und dem volck in ihr andaͤchtiges gebet befoh- len/ damit sie andere auch hinan braͤchten. Solches geld sollte man dem lebendigen tem- pel GOTTES mitgetheilet haben/ aber sie haben selbst nicht gnug die bauchdiener/ daß Th. IV. Sect. II. Num. XIV. Fernere zeugnisse von der Prediger ꝛc. daß sie davon fressen und sauffen. Zu dem testament/ das den todten tempel angehet/ vermahnet man alle welt/ daß sie des nicht wol- ten vergessen/ daß je stein und holtz seinen schmuck behielten/ uñ je fein gemahlte bilde haͤt- ten. Aber des lebendigen tempels GOttes/ wird nicht mit einem wort gedacht/ da macht niemand den armen ein testament/ die versaͤumen wir und lassen sie noth leyden; denn es ist GOt- tes gebot da/ und GOttes thun/ auch hat es keinen schein fuͤr der welt; was aber menschen erdencken/ das haͤlt und treibt man mit ernst/ da ist man willig zu/ und gibt weil man geben kan. Aber wirkehrens gerad um/ was wir le- bendigen tempeln thun sollen/ das legen wir an die todten tempel. Darum ists kein wunder/ wenn gleich der donner mehr in die kirchen/ denn in die frauenhaͤuser schlaͤgt/ ja selten hoͤret man/ daß der donner in denselbigen haͤusern schaden thut; denn GOtt will gewiß damit an- zeigen/ daß ihm solcher abgoͤttischer dienst treff- lich sehr mißfalle. Hurerey aber und ehebreche- rey sind grobe suͤnden/ daß sie auch eine sau mit der nasen riechen moͤchte; wie greulich aber und erschrecklich diese abgoͤtterey sey/ die also unter dem schein eines rechten GOttesdienstes herge- het/ weiß noch erkennet niemand/ denn der den geist GOttes hat. Tom. IX. f. 610. (a.) Jm N. Testament liegt der sabbath darnie- der nach der groben aͤusserlichen weise; denn diß gebot hat auch zween verstand/ wie die an- dern gebot/ einen aͤusserlichen und innerlichen oder geistlichen. Es ist im neuen Testamente bey denen Christen allezeit heiliger tag/ und sind alle tage frey. Darum spricht CHristus/ des menschen sohn ist ein HErꝛ auch uͤber den sab- bath. Darum Paulus hin und wieder er- mahnet die Christen/ daß sie sich an keinen tag lassen binden/ ihr haltet tage und monden/ und feste und jahr-zeit. Jch fuͤrchte euer/ daß ich nicht vielleicht umsonst an euch gearbeitet habe. Item zun Colossern noch klaͤrlicher: So lasset euch nun niemand gewissen machen uͤber speise und tranck/ oder uͤber eines theils tagen/ nem- lich den feyer-tagen/ oder neuen monden oder sabbater/ welches ist der schatten von dem das zukuͤnfftig war. Tom. III. f. 122. (a) Hier findet sich aber ein aͤrgerniß/ da wir wi- der streiten sollen/ daß wir uns nicht darum fuͤr die kirche nicht halten/ weil uns unsere wi- dersacher so sicher verdammen/ und auff aller- ley weise grausamlich verfolgen/ sondern daß wir diß creutz und verdammniß halten fuͤr un- betruͤgliche zeichen der rechten und wahrhaffti- gen kiꝛche. Wie auch deꝛ 10. Psalm anzeiget/ und Psalm 71. Jhr blut wird theuer geachtet wer- den fuͤr ihm/ und Psalm 116. Der tod seiner heiligen ist werth gehalten fuͤr dem HErꝛn. Hie hoͤrestu/ daß sich Gott derer/ die also getoͤdet wer- den/ nicht darum nicht annimmt/ sondern daß solcher tod koͤstlich und werth/ fuͤr ihm gehalten wird. Darum sind sie gewiß GOttes volck dessen sich GOtt annimmt. NUM. XIV. Fernere zeugnisse von der Prediger zustand im 16. seculo. Von der derer Prediger stehet folgende klage in der antwort und ge- gen-bericht auff D. Crellens leich-pre- digt. p. 37. Welcher geist hat Hunnium gerit-“ ten/ und was hat ihn noth angegangen/ daß“ er im 94. jahre auff dem Regenspurgischen“ Reichs-tage vorgehabt/ diejenige Chur-und“ Fuͤrsten/ welche im gebluͤt einander verwandt/“ und deß heiligen Reichs hoͤchste/ unvermei-“ dentliche nothdurfft/ in vorstehender hoͤchster“ gefaͤhrligkeit/ zu berathschlagen versammlet ge-“ wesen/ von einander zu trennen/ auch deren“ eins theils ihrer uhralt hergebrachten regali- “ en/ dignit aͤt und herꝛligkeit zu privir en/ und“ solche turbas und unruhe anzurichten/ dar-“ durch alle vertrauligkeit auffgehoben/ der“ Tuͤrck ein Herꝛ des landes werden/ und das“ gantze Reich zutruͤmmern und zu boden haͤtte“ gehen moͤgen? Und in der kirchen-historie Uy- tenbogardi P. II. p. 132. stehet hievon also: die bitterkeit der Ubiqueti sten brach so weit aus/ daß einige ihrer Theolog en anno 1594. auff den Reichs-tag zu Regenspurg kamen/ und daselbst allerhand schrifften ausstreueten/ worinne sie den Kaͤyser und die staͤnde uͤberreden wolten/ die Calvinisten waͤren feinde der Augspurgi- schen Confession, Lutheri Catechismi und des Concordi en-buchs/ und dahero muͤsten sie aus dem religions frieden geschlossen werden. Die- ses suchten sie durch 2. Fuͤrsten von ihrer parthey wieder Pfaltzgraff Friederichen zu wege zu bringen/ gleich wie sie es zuvor wieder dessen Groß-vater Friederich III. versucht hatten. Sie richteten aber auch dißmal nichts aus. Und von dem hochmuth und pracht ei-“ niger stehet eben daselbst p. 152. Findet man“ doch wol unter euch pfaffen/ welche unter ih-“ ren hartz-kappen guͤldene ketten/ die finger voll“ ringe/ und in kleidung sich koͤstlicher als man-“ cher Chur-und Fuͤrstlicher Rath tragen: Zu“ geschweigen/ daß euer etliche die Adliche le-“ hen und guͤter an sich bringen/ dieselbigen mit“ ftattlichen hengsten bereiten/ ihre peinliche ge-“ richte und andere herꝛligkeiten gleich weltlichen“ Herren und Potentaten haben/ und halten“ lassen.„ Ein exempel von unbesonnerer hefftig- keit im ketzer-machen und schelten kan folgendes auch seyn: Von dem Koͤnig in Daͤnnemarck Friederich II. wird erzehlt/ daß/ als er anno 1586. von ei- nem Fuͤrsten-tag zu Luͤneburg wiederum zuruͤck/ und durch Hamburg gereiset/ er in der Catha- rinen kirche daselbst eine predigt wollen hoͤren/ deßwegen der Rath zuvor den Prediger Sta- mnichium gewaꝛnet/ daß er kurtz und ohne schel- ten und verdammen predigen solte/ weil der Koͤnig dergleichen ungerne hoͤrte. Dessen unge- achtet aber habe der Prediger aus dem text von falschen Propheten Matth. VII. auff die Calvi- nisten abscheulich loß gezogen/ und sonderlich von dem neulichsten colloquio zu Mompelgard wieder Bezam eꝛschrecklich fulminirt, da auch die Hollaͤndischen Deputirt en es mit anhoͤren muͤs- sen. Dahero diese eine klage bey dem Rath und dem Koͤnig selbst eingaben/ und sich uͤber die un- gestuͤm̃igkeit und unwarheit des Predigers hef- tig beschwerten. Der Koͤnig antwortete hierauff durch den Reichs-cantzler: Es haͤtte ihm diese importunit aͤt des Prædicant ens selbst hoͤchlich mißgefallen/ und wo er solches zuvor gewust/ wuͤrde Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von symboli schen buͤchern. wuͤrde er ihn nicht gehoͤret haben: Er wolte aber vor sich das urtheil uͤber die Lehre bey so verwirꝛ- ten zeiten ihm nicht anmassen. Wie er denn auch hernach uͤber der taffel gegen den Rath sich heraus gelassen: Wenn in seinem Koͤnig- reich ein Prædicant solche unbescheidenheit be- ginge/ wuͤrde er den predigstuhl nicht mehr be- treten duͤrffen. Der Rath aber hat dem Pre- diger die klage derer Niederlaͤnder communi- cirt, worauff er nicht sittsamer/ sondern noch viel hefftiger ausgefahren und gescholten haben soll. vid. Uytenbogardus P. II. hist. Eccl. p. 131. Was von D. Polycarpi Leysers guͤtern in der Kirchenhistorie gedacht worden/ kan aus seinen eigenen predigten in etwas erlaͤutert werden/ da er sonderlich in einer landtags-predigt/ so zu Leipzig 1602. heraus gekommen/ sehr viel von schoͤnen thalern und von den einkuͤnfften der Prediger geredet/ woraus zur probe nur folgen- des hier stehen mag. p. 26. Wo kommen doch „die schoͤnen neuen thaler hin/ die uns GOtt „noch aus den bergwercken bescheret/ und die „von jahren zu jahren geschlagen werden/ und „sich doch also aus dem lande verlieren/ daß „man schwerlich bißweilen etliche wenige wie- „der sehen kan? Da kommen die kraͤmer/ die „uns ihre theure wahren anhengen/ die doch in „wenig zeit lauter hader lumpen werden/ und „nehmen fuͤr dieselben die schoͤnen herꝛlichen „thaler hinweg. Item, da muß es alles um „fremd getraͤnck und stattliche essen ausgegeben „werden. Also/ daß wir es alles an halß hen- „gen/ und durch die gurgel jagen. Es kan nicht „leicht eine Fuͤrstliche oder hohe standes-person „etwas neues haben/ es wils der Edelmann „nachthun. p. 39. Die arme Prediger (ich „rede nicht von denen/ die an etlichen orten statt- „lichen ackerbau haben/ sondern von denen/ so „in den staͤdten ihr trucken geld haben) die koͤn- „nen das ihre nicht steigern. Ja da die leute „vorzeiten mild und freygebig gewesen sind/ und „es bißweilen in staͤdten gute accidentia gegebē/ „damit einer desto besser hat fortkommen koͤn- „nen/ da ist man jetzo entgegen karg und fil- „tzig/ und hat sich ein Prediger desselben wenig „zu erfreuen. So bedencke man nur/ wenn ein „Pfarrer oder Superintendens 150. oder 200. „guͤlden samt etlich wenig scheffel korns (das „doch offtmals schier halbe troͤspen ist) zu ein- „kommen hat/ und ist darneben mit einem tisch „voll kinder von GOtt dem HErꝛn gesegnet/ „und er soll gleichwol auch bißweilen etwas bey „gevatterschafften/ hochzeiten/ und sonst zu eh- „renthun/ auch uͤber das nothwendige buͤcher „zum studieren kauffen/ wie ists doch muͤglich/ „daß er sich darauff erhalten koͤnne? Noch viel „uͤbler steht es um die arme schuldiener/ die muͤs- „sen von fruͤh morgen biß gegen abend in der „schulen bey der unbendigen jugend in staub und „stanck den gantzen tag sich abmatten/ und ha- „ben doch ja gar einen geringen sold/ so gering/ „daß kein Juncker/ der nur einen oder zween „soͤhne hat/ einen Pædagogum so geringlich „haͤlt/ daß sie kuͤmmerlich den tisch davon ha- „ben koͤnnen. Und ist da recht bey ihnen esels- „arbeit/ und zeysichens lohn. Wo nun nicht „diesem mangel geholffen wird/ so ist nicht zu „vermuthen/ daß es um das kirchen-wesen einen „guten bestand haben werde. Denn geden- „cke ihm ein jeder selbst nach/ wenn so geringer sold gegeben wird/ und es mercken solches die-“ jenige/ die GOtt mit einem guten ingenio be-“ gabet hat/ so begeben sie sich nicht auff das“ studium Theologiæ, ein jeder gedencket/ was“ soll ich Theologiam studieren/ wenn ichs hoch“ darinnen bringe/ so wuͤrd ich etwa ein Super-“ intendens, und habe doch nicht mehr ein jahr“ als 200. guͤlden besoldung/ dabey kan ich nicht“ viel erobern/ so lerne ich gleich so ehe was an-“ ders/ daß ich mich auch ehrlich erhalten koͤnne/“ hat mir doch GOtt eben sowol ein gut ingeni-“ um gegeben/ als einem andern. Und das ists/“ das Lutherus zu seiner zeit gesagt hat/ man“ werde das Evangelium aus Teutschland aus-“ hungern. Ach was wuͤrde er wol jetzo sagen/“ wenn er noch lebte/ und den gegenwaͤrtigen“ zustand behertzigte? NUM. XV. Von symboli schen buͤchern. Ob und wie ferne denen symbolischen buͤchern in auslegung und application der Schrifft/ und folglich in denen Glau- bens-puncten zu trauen sey/ hat ein Theologus noch neulich mit folgenden exem- peln kuͤrtzlich ausgefuͤhret: weil sich einige oͤr- ter finden/ die nicht nach der wahrheit in de- nen symbolischen buͤchern eingerichtet seyn/ so muß man mit Augustino sagen: Pereat error cum hominum memoria; es muͤssen sich auch die Vaͤter der Augspurgischen Confession, die zu ihrer zeit sich ausgesprochen haben/ wie weit sie eine erkaͤntnis von der H. Schrifft haͤt- ten/ nach der regel des Apostels/ die Geister der Propheten sind den Propheten unterthan/ sich von den nachfolgenden zeiten/ und von denen/ die in den nachfolgenden zeiten ein groͤsseres licht haben/ unterweisen lassen/ und nicht so stoltz seyn/ und nichts mehr von andern wol- len gewust haben/ als was sie wissen/ und was in der und der Confession nur enthalten/ und verstanden ist/ von einem andern præcisè for- dern/ daß er so weit es nur vorstehen solle; das ist der klare Papistische Geist/ und eine grosse enormi taͤt/ daß man wolle normam pro nor- mato machen/ und normatum pro norma/ und die Schrifft nach den libris symbolicis er- klaͤren/ und nicht die libros symbolicos nach der Schrifft/ wodurch man in der wahrheit nichts anders thut/ als daß man so viel von der auctori taͤt der Heiligen Schrifft abziehet/ so viel man bey so gestalten sachen die libros symbolicos erhebt. Es waͤre etwas/ wenn man mit einer Goͤttlichen demonstration dar- thun koͤnte/ daß unsere libri symbolici den rechten sinn des Heiligen Geistes in dem und dem spruch allezeit getroffen haͤtten/ und daß alle dinge/ minima, maxima, mit der Heiligen Schrifft in omnibus clausulis uͤberein kaͤmen/ so koͤnte man wohl reciprocè sagen/ wie es die libri symbolici erklaͤren/ also ist der sinn der Heiligen Schrifft/ uñ wie der Heiligen Schrifft sinn ist/ also erklaͤren es die libri symbolici; denn so waͤre die meinung in beyden einig und Goͤttlich/ und so koͤnte man mit allem recht auf das Quia dringen/ muͤste aber dabey doch die meisterschafft und die ober-herrschafft der Heiligen Schrifft lassen/ indem das jeni- ge/ welches die libri symbolici nach goͤttlichem sinn ausgesprochen/ nicht darum recht und an- zuneh- Th. IV. Sect. II. Num. XV. Von symboli schen buͤchern. zunehmen waͤre/ weil sie es sagen/ sondern dar- um allein zu bekennen und anzunehmen sey/ weil es in der Heiligen Schrifft stehet/ als daraus sie diese und jene thesin und erklaͤ- rung hergenommen haben. Nun aber finden sich einige oͤrter/ die nicht in solchen buͤchern nach dem sinn des Heiligen Geistes/ sondern wider den sinn des Heiligen Geistes erklaͤret sind/ darum muß man solche erklaͤrung nicht annehmen/ sondern sie verbessern/ man muß von ihrer meinung in diesem stuͤck abgehen/ und nicht darinne verbleiben; wie denn die Pa- tres Augustani so redlich gewesen/ und sich und ihre schrifft der censur der Heiligen Schrifft unterworffen haben; gegen welche moderation etliche stoͤrrige und zaͤnckische Theologi heuti- ges tages sich bezeigen/ und weiß nicht/ was sie aus den libris symbolicis machen wollen. Jch will jetzo nur ein und ander exempel an- fuͤhren/ worinnen die libri symbolici den sinn des Heiligen Geistes nicht getroffen: Jn der Apologia Augustanæ Confessionis stehen die- se worte: Præterea contumelia afficiunt Chri- stum (adversarii,) cum dicunt, homines per monasticam vitam mereri æternam, welche thesis richtig/ und in der Heiligen Schrifft ge- gruͤndet ist: Ferner ist das jenige/ was hinzu gesetzet ist/ recht und wahrhafftig/ wenn es heist: Deus ne suæ quidem legi hunc honorem tri- buit, quod mereatur vitam æternam. Denn so ein gesetz gegeben waͤre/ das da koͤnte leben- dig und selig machen/ und also auch das ewi- ge leben verdienen und erwerben/ so kaͤme war- lich die Gerechtigkeit durch das Gesetz/ wozu doch GOTT das Gesetz nicht gemacht hat. Aber was nachfolget/ ist nicht in der Heiligen Schrifft gegruͤndet/ da man aus dem 20. Ca- pitel des Propheten Ezechielis beweisen will/ daß das Gesetz des allerheiligsten GOTTes nicht gut sey/ wie davon die worte lauten: Sicut clarè dicit apud Ezechielem Cap. 20. Ego dedi eis præcepta non bona, \& judicia, in quibus non vivent, in welchen worten ausdruͤcklich gegen den Apostel Paulum Rom. VII. 12. gelehret wird/ daß das gesetz GOttes nicht gut sey/ da er doch aus- druͤcklich das gegentheil lehret und spricht: Das gesetz ist heilig/ und das gebot ist heilig/ recht und gut. Ja es wird auch mit solcher Thesi (da man von dem gesetz GOttes aussa- get/ daß der mensch/ der es thut/ darinnen nicht leben werde) so wol Mosi/ als auch dem Eze- chiel/ oder vielmehr GOtt in dem Ezechiel/ in- gleichem dem Apostel Paulo ins angesicht wi- dersprochen/ der da saget in der Epistel an die Gal. II. 12. Das gesetz ist nicht des glaubens/ sondern der mensch/ der es thut/ wird dadurch leben. Moses redet dieses also aus Deut. XXXII. 46. 47. Nehmet zu hertzen alle worte/ die ich euch heute bezeuge/ daß ihr euren kindern befehlet/ daß sie halten und thun alle worte die- ses gesetzes; denn es ist nicht ein vergeblich wort an euch/ sondern es ist euer leben/ und solch wort wird euer leben verlaͤngern. GOtt aber spricht es noch deutlicher aus beym Pro- pheten Ezechiel am XX. eben in demselbigen capitel/ welches die Apologia A. Conf. anzeigt/ da es heisset v. 11. Jch gab ihnen mein gebot/ und lehrete sie meine rechte/ duꝛch welche lebet der mensch/ der sie haͤlt. Und v. 13. Aber das hauß Jsrael war mir ungehorsam und lebten nicht nach meinen geboten/ und verachteten meine rechte/ durch welche der mensch lebet/ der sie haͤlt. Und abermal v. 18. 19. 21. Jch sprach zu ihren kindern in der wuͤsten. Jhr solt nach euer vaͤter geboten nicht leben/ und ihre rechte nicht halten/ und an ihren goͤtzen euch nicht verunreinigen. Denn ich bin der HErꝛ euer GOtt; nach meinen geboten solt ihr leben/ und meine rechte solt ihr halten und darnach thun. Aber die kinder waren mir ungehorsam lebten nach meinen geboten nicht/ hielten auch meine rechte nicht/ daß sie darnach thaͤten/ durch welche der mensch lebet/ der sie haͤlt. Jn diesen worten machet der grosse GOtt einen klaren un- terschied zwischen seinen geboten/ und ihrem ge- setz/ und saget/ er haͤtte den Jsraeliten verboten/ sie solten nicht nach ihrer vaͤter geboten leben/ und ihre rechte nicht halten/ noch sich an ihren goͤttern verunreinigen/ sondern seine gebote hal- ten/ und darnach thun/ und darinnen leben. Weil sie es aber nicht gethan haben/ was hat denn GOtt nach seiner gerechtigkeit gethan? das lehret er in dem 24. 25. und 26. versicul: Darum daß sie meine gebote nicht gehalten/ und meine rechte verachtet/ und meine sabbath entheiliget hatten/ und nach den goͤtzen ihrer vaͤ- ter sahen/ darum uͤbergab ich sie in die lehre/ so nicht gut ist/ und in rechte/ darinnen sie kein le- ben konten haben/ und verwarff sie mit ihrem opffer/ da sie alle erstgeburt mit feuer verbrann- ten/ damit ich sie verstoͤret/ und sie lernen mu- sten/ daß ich der HErꝛ sey. Woraus man sie- het/ daß GOtt in diesem 20. capitel/ welches die Apologia A. Confess. citir et/ nicht von seinem heiligem gesetz saget/ daß es nicht gut sey/ und daß man nicht darinnen leben koͤnne/ sondern von demselbigen gesetz/ welches ihre vaͤter/ die den goͤtzen nachfolgten/ auffgerichtet hatten/ und in welches GOtt nach seiner rechten gerech- tigkeit sie uͤbergeben hatte/ daß sie nach solchem gesetz alle ihre erste geburt/ die sie sonst fuͤr an- dern kindern lieb haben/ mit feuer verbrannt und den goͤtzen geopffert haben. Das war die lehre/ die nicht gut war; das waren die rechte/ darinnen sie kein leben haben konten/ wie solches der H. Irenæus eben so wol recht eingesehen. Und ferner: Der andere ort/ welchen ich jetzo aus den Li- bris Symbolicis beybringe/ und der wider den sinn des H. Geistes angefuͤhrt ist/ findet sich in den Articulis Smalcaldicis Artic. IV. de Papa- tu, da der Pabst der engel seyn soll/ der in dem X. capitel der heiligen offenbarung v. 10. seqq. be- schrieben ist/ davon es p. m. 296. also heisset: Prostant omnes Papæ bullæ \& libri, in quibus rugit ut Leo, ut Angelus Apoc. X. significat, welches denn auch in der Randgloß Lutheri bey dem 1. versicul des 10. capitels gesetzet ist/ mit nachfolgenden worten: Das ist der Roͤmische Pabst im geistlichen wesen. D. Neumann Professor Theologiæ in Wittenberg hat dieses wol gesehen/ daß der vorgedachte Apocalypti- sche engel nicht den Pabst bedeuten koͤnne/ hat es derowegen auff CHristum (wiewol es nur der Engel CHristi ist/ gleichwie der Engel/ der beym Daniel am XII. schweret/ und von eben dieser sache und zeit verkuͤndiget/) gedeutet/ und also ausgeleget: Ita Angelus ille fortis, DEI A. K. H. Vierter Theil. R filius, Th. IV. Sect. II. Num. XVI. Von der Formula Concordiæ. filius, qui leonina \& tremente voce promulga- bat verbum, cœlo venisse perhibetur, Apoc. X. 1. 2. 3. wie er solches schreibet in seiner dis- putation de Regno Chiliastarum dudum præ- terlapso §. XIX. Pag. 37. Nun ist es sehr wie- dersinnig gegen den Apocalypti schen text/ den Pabst fuͤr den heiligen Engel zu halten/ der vom himmel herab gefahren/ und solche herꝛlichkeit gehabt/ und die grosse verkuͤndigung gethan hat/ daß in den tagen der stimme des siebenden Engels/ wenn er posaunen wird/ solle vollendet werden das geheimniß GOttes/ wie er hat ver- kuͤndiget seinen knechten und Propheten/ Apoc. X. 7. Wer haͤtte jemals dem Pabst groͤssere ehre anlegen koͤnnen/ als eben allhie die Symbo- li schen buͤcher thun? Wenn ich aber nun diesen buͤchern subscribir en soll mit dem Quia, und da- mit bekennen muß/ daß sie allerdings mit dem sinn des H. Geistes uͤbereinkommen/ und ich auch krafft solches Quia, und krafft des eides/ den man in solchem sinn gethan hat/ den spruch nach der Schmalkaldischen artickeln er klaͤrung auszulegen habe/ so muß ich solchen von dem Pabst erklaͤren/ und habe damit der Paͤbstli- chen kirchen und dem Pabst selbst eine grosse eh- re gethan/ und ein solches lob beygeseget/ als sie es nicht besser wuͤnschen moͤgen. Vid. D. J. W. Petersen im Geist Diotrephes p. 26. v. 29. NUM. XVI. Von der Formula Concordiæ. Es hat auch der Auctor des grundforschen- den gespraͤchs oder Dialogi Catholico-Luthe- rani aus D. Georg Heinrich Heberleins eines Tuͤbingischen Theologi wiederlegung des so genannten Ambrosii Sehmanns und dessen dreyzehendem capitel aus der Formu- la concordiæ 5. loca annoti rt/ welche der Auctor sich selbsten wieder dieselbe objicir et/ und zu rechtfertigen gesuchet. Wobey aber dieser Au- ctor unterschiedliche nachfolgende erinnerun- gen hievon p. 17. u. f. gesetzet hat. I. Aus der Formula conc. conc. I. art. 12. Es halte dieses Symboli sche buch fuͤr einen Schwenckfeldischen irrigen artickel/ wenn man lehre/ daß das keine rechte Christliche gemeine waͤre/ da kein oͤffentlicher ausschluß oder or- dentlicher Process des bannes gehalten werde; p. 453. da doch die Formula concordiæ und an- dere Theologi es selbsten anderswo gestehen/ daß wo eine Christliche kirche sey/ auch das schluͤssel-amt nach der ordnung CHristi muͤsse offenbahrlich gehalten werden/ und sey das kei- ne Apostolische/ sondern Apostatische kirche/ wo es am rechten gebrauch der kirchen-schluͤssel er- mangele/ teste Georgio Nigrino in seinem schluͤssel-buͤchlein/ welchen er selbsten allegi rt. Der Auctor will zwar diesen fehler justificir en mit deme/ daß er wider die Schwenckfeldianer gerichtet sey/ welche eine solche Christliche ge- meine nach der zeit in der Christenheit zu seyn laͤugneten/ da der aͤusserliche ordentliche ge- brauch des bannes nach ihrer einbildung gehal- ten werde. Aber als ich erachte/ so ist das eben/ als ob ich setzen wolte wider die Papisten/ das halten wir fuͤr einen irrigen artickul der Papi- sten/ wenn man lehre/ das sey kein wahrer le- bendiger glaube/ wo keine gute wercke von aus- sen ausfliessen. Da doch D. Luther in der vor- rede uͤber die Epistel an die Roͤmer klar meldet/ daß man von dem glauben die gute wercke so wenig scheiden koͤnne/ als die hitze vom feuer; Jch aber wolte diesen irrigen satz damit ent- schuldigen/ daß er wider obbemeldte irꝛlehren gesetzet waͤre/ welche den glauben und gute wer- cke in der justification zusammen setzen. Denn es redet ja die Formula concordiæ oder ihr verfasser hier selbsten/ und nicht die Schwenck- feldianer/ sondern jene opponir en sich diesen; Dahero klar/ daß sie nicht von einer irꝛlehrigen gemeinde/ sondern wie die worte selbst lauten/ von einer Christlichen/ und auch nicht von der Schwenckfelder prætendirt em ausser-ordentli- chem und unmittelbaꝛem/ sondeꝛn von einem or- dentlichem/ das ist/ nach CHristi ordnung ein- gerichtetem Process des bannes reden. II. Objicirt sich p. 459. der Auctor selbst | aus der Formula concordiæ, und zwar aus der Apo- logia August. conf. von den kloster-geluͤbden fol. 130. auch einem spruch/ welchen die Theo- logi aus Ezech. XX. allegir en von GOttes eigenem gesetze/ und solches gesetz austruͤcklich in oppositione gegen der menschen gesetzen ver- stehen/ nemlich allhier wider die Papistischen menschen-satzungen und kloster-geluͤbde/ wie dorten der Prophet wider der Juden menschen- lehre von dem verbrennen der liebsten kinder durch opffern/ teste glossa interlineari Lutheri. Denn so lauten die worte der Apologiæ: dar- uͤber so laͤstern und schmaͤhen sie CHristum/ daß sie sagen/ man koͤnne durch kloster-leben das ewige leben verdienen. GOtt thut seinem ei- genem gesetz nicht die ehr/ daß mā durch die wer- cke des gesetzes solte das ewige leben verdienen koͤnnen/ wie er NB. klar (und nicht nur ad homi- nem ) sagt Ezech. XX. Jch gab ihnen das gesetz/ durch welches sie das leben nicht haben koͤnnen. Der Auctor allegirt diese worte der Apologiæ nur gestuͤmmelt/ und laͤsset den nothwendigen vorsatz aus/ als ob er den fehler/ welchen er zwar wol mercke/ muͤglichst zu verbergen suche/ und specificiret auch (ob es gleich in der Apologia selbst nicht stehet) den versicul, als ob es der 25. versicul sey; allein es kan dieser versic. in der Apo- logia nicht wol gemeinet werdẽ/ dieweil derselbe vers nicht vō Gottes eigenẽ gesetz/ wie solches der menschen lehre entgegen gesetzet ist/ und auch hier der menschen satzungen entgegen gesetzet wird/ redet/ sondern klar und deutlich von der menschen lehr. Wolte man aber die wort auff den 11. 13. oder 21. vers des Ezechieliani schen 20. capitels verstanden habẽ/ allda Gott von sei- nem eigenem gesetz redet/ so ist die allegation schnur stracks wider dẽ text/ mit welchem sie hier nichts bewiesen/ vielmehr zum widerspiel gele- genheit gegeben haͤtten; und kan also die Apolo- gia in diesem stuͤck auff keinerley weise justificirt werden/ man mag dannoch den grund-text neh- men/ oder die vulgatam ad hominem, wie es der Autor entschuldigen will. Denn die vulgata Latina opponirt den 25. vers, doch nicht den menschen-satzungen/ sondern verstehet in sol- chem versicul die menschen-lehre/ in welche GOtt die Juden aus gerechtem gericht dahin gegeben/ wie bey S. Paulo die selbst kluge Hei- den in schaͤndliche luͤste/ Rom. I. 24. 25. 26. da die Formula concordiæ von GOttes eigenem gesetz/ wie es den menschen-satzungen opponirt ift/ redet und verstanden seyn wil. Denn es bleibt Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Von der Formula Concordiæ. bleibt doch wahr/ daß der 25. vers von men- schen-lehre/ der 11. 13. 21. aber von GOttes ei- genem gesetz rede/ und einander opponirt seyen/ und also dieselbe Theologi entweder mit der auslegung/ oder mit der allegation wahrhafftig einen fehler begangen haben/ und folglich we- der der Auctor noch ein anderer Theologus es justificir en koͤnne. Wie denn die Apologia loc. cit. noch weiter sich erklaͤret/ wie sie diesen spruch nicht von menschen-lehre/ sondern vom Goͤttli- chen eigenen gesetz verstehe/ und daraus die- sen schluß machet: So wir dann auch nicht durch wercke des Goͤttlichen gesetzes vergebung der suͤnden/ oder das ewige leben verdienen/ son- dern muͤssen die barmhertzigkeit suchen/ welche in Christo verheissen ist/ so verdienen wir es viel- weniger durch kloster-leben und moͤncherey/ das eitel menschen-satzungen sind/ und solle die ehre vielweniger den bettelischen satzungen gegeben werden ꝛc. Jst also nothwendig die Allegation oder Interpretation des spruches einmal falsch. III. Objicirt der Auctor aus part. 3. n. 8. die ausdruͤckliche worte/ so die Theolo- gi daselbsten lehren; daß kein Prophet weder Elias noch Elisæus ausser oder ohne die zehẽ gebot den geist gekriegt haben. Welches der Evangelischen lehre schnur stracks zuwider/ ja die Formula concordiæ sich selbsten/ in deme f. 289. a. vom dritten gebrauch des gesetzes Got- tes klar stehet: Der H. Geist werde nicht durch das gesetz/ sondern durch die predigt des Evan- gelii gegeben und empfangen/ Gal. 3. Welches zwar der Auctor damit justificir en will/ daß es wieder die Enthusiast en/ oder wider diejenige geister geschrieben sey/ die sich ruͤhmen/ ohne und vor dem wort den geist zu haben/ und dar- nach die schrifft oder muͤndliche wort richten/ deuten und daͤhnen ihres gefallens. So blei- bet doch die redens-art impropria, uneigent- lich/ da doch aber um der widersacher willen man distinctè haͤtte reden sollen/ daß man nun sagen will/ sie verstehen dadurch gleichwol das geschriebene wort GOTTes nach dem Evan- gelio. oder aber doch/ daß der H. Geist durch das aͤusserliche wort/ nemlich durchs gesetz und Evangelium/ dort zwar durch schrecken und bu- se wuͤrcken/ hier aber durch glauben wuͤrcken zu uns komme; dieses ist nicht gnug. Denn wo sie das letztere/ nemlich das Evangelium/ haͤt- ten wollen bedeuten/ so haͤtten sie nicht die 10. gebot allein muͤssen setzen/ durch welche der geist GOttes aͤngstiget und schrecket/ sondern es haͤt- te das vornehmste theil/ nemlich das Evangeli- um/ nothwendig mit benamset werden sollen; denn durch die 10. gebot das Evangelium be- greiffen wollen/ waͤre so viel als GOttes drohen und straffen fuͤr troͤsten und erquicken verstehen wollẽ. So wir abeꝛ das gesetz durch die 10. gebot selbsten wolten verstanden haben/ haͤtten sie der Evangelischẽ lehre wideꝛsprochẽ/ oder wo sie das Evangelium meinten/ so muͤste der satz mit einer zum wenigsten locutione tropica entschuldiget werden/ da die 10. gebot oder gesetz fuͤr das ver- bum scriptum, und zwar Evangelicum, (deñ das legale bringt doch den H. Geist nicht) muͤste genommen werden. Aber wenn man perlo- cutionem oppositam der sache abhelffen kan/ so koͤnten wir ja alle ketzerey auch entschuldigen. Zu dem will man die amtsbruͤder angehalten haben/ daß sie der Formulæ Concordiæ NB. auch secundùm verba \& phrases, nach derre- dens-art/ subscribir en sollen/ als einer gewis- sen richtschnur fuͤr die lehrende/ nach welcher sie die Goͤttliche lehre erklaͤren und nach solcher re- dens-art sich richten muͤssen; und sey ja die Formula concordiæ gegeben/ damit maͤnniglich eine declaration haͤtte/ in quo sensu die verfasser und bekenner der Evangelischen wahrheit die Goͤttliche lehre angenommen. Jn welchem stuͤck fuͤrwahr keine locutio tropica/ und dar- zu in oppositione, im gegen-satz/ statt haben kan/ sondern propria, so man secundùm verba \& phrases absolutè und illimitatè subscribir en sol- le; Und so waͤret ihr dann gehalten propriè und absolutè zu sagen/ daß die Propheten durch die 10. gebote propriè genommen (denn ihr solt ja absolutè und illimitatè auch die re- dens-aꝛt als eine gewisse ꝛicht-schnuꝛ und eigent- liche erklaͤrung des verstands am wort subscri- bir en) durch das verbum legale den H. Geist empfangen haben; oder muͤsset ihr dieses ab- surdum begehen/ und sagen/ daß unsere vaͤter Altes Testaments durch die 10. gebote/ das ist/ durch aufflegen des gesetzlichen jochs auff ihre haͤlse/ das ist/ peroppositionem, durch die gna- de unsers HErꝛn JEsu CHristi waͤren selig worden/ welches sind/ Actor XV. Ob wol ich im uͤbrigen nicht zweiffele/ daß sie synec- dochicè durch die 10. gebote hier das aͤusserli- che wort contra Enthusiastas verstanden/ und also tropicè geredet haben; So kan ich aber damit gleichwol nicht zeigen/ in quo sensu die Herren Augustani Theologi die Goͤttliche lehr- wahrheit verstanden haben/ und waͤre nur die- seredens-art ja keine declarir ende richt-schnur/ nach welcher man sich zu richten haͤtte. IV. Objicirt sich der Auctor aus der Formu- la concordiæ, und zwar aus der Apologia von der liebe und erfullung des gesetzes pag. 47. a. den falsch allegirt en spruch Job. IX. 28. Jch entsetze mich fuͤr allen meinen wercken. Da doch derselbige spruch so wol im grund text als in der Teutschen Biebel und glossa interlineali Lutheri, nicht von den actionibus mentis, von den wercken des gemuͤths/ sondern de passio- nibus corporis den leibes schmertzen redet; und also contra justiciam operum unrecht allegirt wird. Es will zwar der Auctor diesen spruch mit der vulgata justificir en/ als ob ad hominem geredet waͤre. Allein es mag wol fuͤr eine aus liebe herfliessende entschuldigung des fehlers passir en/ aber fuͤr keine rechtfertigung desselben/ welche er sonsten seinem gegener/ der darzu nichtsungeschicktes gehandelt/ auch waͤre schul- dig gewesen. Es darff keiner irrung darzu/ um die wahrheit zu defendir en. Jch sehe auch nicht/ daß selbige Theologi den Papisten eben so gut gewesen/ daß da sie den Hebraͤi- schen und Teutschen text gehabt/ sie eben den Papisten zu dienste ad hominem solten geredet haben/ sonsten sie in der Formula concordiæ die Paͤbstische Theologos in der vorrede uͤber die articul Christlicher lehre/ so auffs concilium zu Mantua haben sollen uͤberantwortet werden/ keine licht-fluͤchtige und tag-scheuende schel- men wuͤꝛden gescholten/ noch vielwenigeꝛ in dem streitigen articul von der erbsuͤnde geschrieben haben NB. daß man wort-gezaͤncke zuverhuͤten/ die æquivocationes vocabulorum fleißig mei- den solle; geschweige selbsten die spruͤche H. Schrifft verkehrt allegir en/ oder sie haͤtten sich deutlich uñ expreßè erklaͤrt/ daß sie nur ad homi- A. K. H. Vierter Theil. R 2 nem Th. IV. Sect. II. Num. XVII. Von veraͤnderung der Augsp. Confession. nem so reden wolten; welches ja hie nicht ge- schehen/ und doch noͤthig gewesen waͤre. Denn so weit himmel und erde von einander ist/ so weit ist auch actio animi und passio corporis von einander. Und hat auch selbsten euer Herꝛ D. Gerhard unserm Bellarmino, da er diesen spruch fuͤrbracht die deutliche erklaͤrung gethan/ daß er von den leibes-schmertzen lehre- te/ warum hat deñ dieser Theologus nicht auch/ sonderlich um den respect der Formulæ concor- diæ zu unterhalten/ diesen modum loquendi per conniventiam gleichsam be- halten/ und nicht so offenbarlich der Formulæ concordiæ widersprochen? Hat aber die For- mula concordiæ recht/ so haͤtte D. Luther die Bibel unrecht vertirt, und auch D. Gerhard nicht recht. Betreffend die V. Objection/ so zwar von schlechter importan tz/ daß nach der Formula concordiæ und zwar der Apolog. Aug. Confes. p. 56. a. und b. 30. man von dem Koͤniglichen amt nichts bessers schreiben oder predigen koͤn- ne/ als Aristoteles \&c. Jst unnoͤthig groß zu urgir en/ ob es wol wahr/ daß es der wahrheit nicht gemaͤß/ in deme nicht allein D. Luther selb- sten eben von dem buch Aristotelis Ethicorum genandt/ meldet: daß es aͤrger sey dann kein buch/ stracks der gnade GOttes und Christli- cher tugend entgegen/ das doch auch der be- sten eines gerechnet. Vid D. Luthers tractaͤtlein an den Christlichen Adel Teutscher nation; son- dern es auch allen Propheten und Aposteln/ und reinen Evangelischen Lehrern præjudici ret/ welche doch allein den Koͤnigen und Obrigkei- ten/ wie sie ihr amt im Christlichen glauben und zur ewigen seligkeit heilsamlich fuͤhren solten/ lehren und anweisen koͤnnen/ nicht aber der blinde Heyde. NUM. XVII. Von veraͤnderung der Augspurgi- schen Confession. Von veraͤnderung und offtmaligen verdre- hung der Augsprugischen Confession mercket M. Hermann Rathmannus in der abgenoͤthig- ten antwort wider D. Corvinum im punct von der erleuchtung folgendes an p. B. 1. Der ar- tickel lautet im exemplar anno 1530. in 4to ge- druckt also: Solchen glauben zu erlangen hat GOtt das predigamt eingesetzet/ Evangelium und Sacramenta gegeben/ dadurch er als durch mittel den H. Geist gibt/ welcher den glauben wuͤrcket/ wo und wie er will/ in denen/ so das Evangelium hoͤren. Anno 1531. in 4to und 8vo. sind die wort etwas geaͤndert/ denn an statt dieser worte (dadurch er/ GOtt/ als durch mittel den H. Heist gibt/ welcher den glauben wuͤrcket) stehet also geschrieben: Dadurch als durch mittel der H. Geist wuͤrcket/ und die her- tzen troͤstet/ und glauben gibt/ wo und wenn er will/ in denen so das Evangelium hoͤren ꝛc. Anno 1580. in der formula concordiæ wer- den diese worte abermal in etwas versetzet der- gestalt: Dadurch (nemlich durchs Evangeli- um und Sacrament.) Er/ GOtt/ als durch mittel den H. Geist gibt/ welcher den glauben/ wo und wenn er will/ in denen/ so das Evange- lium hoͤren/ wuͤrcket. Die durch Melanchthonem geschehene veraͤnderung entschuldigten die Theolo- gi zu Leipzig und Wittenberg in ihrem endlichem bericht und erklaͤrung anno 1571. mit diesen worten: Sie (die Flaci- an er) haben keinen scheu gehabt auch die exem- plaria und abdruck der Augspurgischen Con- fession verdaͤchtig zu machen. Denn sie ange- fangen haben/ zweiffelhafftig und den leuten un- gewiß zu machen/ welches die rechte und wahr- hafftige Augspurgische Confession sey/ dieweil in etlichen wiederdruͤcken gar wenig worte zu er- klaͤrung der senten tz sind darein gesetzet/ welches von Eccio erstlich ist geruͤget/ und Philippo fuͤr- geworffen worden im Colloquio zu Worms im 1540. jahr/ da ihm Philippus mit dieser ant- wort begegnet ist/ daß in den neuen exemplari- en eben die vorige lehre begriffen/ und aber et- was lichter und verstaͤndlicher geredet waͤre/ die- weil ihre der Papisten gesuchte Sophisterey die unseren gelehret und gedrungen haͤtte/ von eben den irrigen sachen und puncten etwas fuͤr- sichtiger und unterschiedlicher zu reden/ waͤre derhalben die lehre in der Confession nicht geaͤn- dert/ ob gleich etliche worte an statt anderer ge- setzet waͤren/ mit welcher antwort Eccius, der da- zumal der fuͤrnehmste unter den Gelehrten war/ die unsere kirchen-lehre anfochten/ also gestillet und abgewiesen ist/ daß er nachmals in demsel- ben und folgenden zu Regenspurg gehaltenem Colloquio der ungleichheit der exemplari en nicht mehr gedacht hat. Und moͤchten doch diese Reformirer des HErꝛn Lutheri hierinnen verschonet haben/ den sie in dieser ausgiessung ihres haͤsses wider Philippum/ etlicher massen auch beschuldigen/ dieweil offenbar/ und ihnen selbst wissentlich/ daß solche in etlich wenig wor- ten gebesserte Confession noch vor dem 40. jahr/ und also nicht allein noch bey leben des HErꝛn Lutheri/ sondern auch mit seinem vorwissen/ rath/ vermahnung und bewilligung/ ist ausgan- gen/ wie sie jetzund ist/ und hernach nie geaͤndert worden. Aber damit lassen sich die Flacia- n er nicht abweisen oder saͤttigen/ der ursach hal- ben/ daß sie wuͤnschen und gerne sehen/ die Aug- spurgische Confession waͤre gar hinweg/ und verlohren/ auff daß ihre neue gegossene leh- re moͤchte in den kirchen fortkommen und platz behalten; wie denn auch etliche un- ter ihnen dieselbige Confession haben duͤrf- fen einen Cothurnum nennen/ als die ei- nes jeden meinung und lehre daraus zu ver- theidigen gerecht und dienlich waͤre/ u. s. w. NUM. XIIX. Noch einige exempel von weissagun- genim 16. seculo. Zu der anzahl derer im 16. buch specificirt en weissagungen und anderer ausserordentlichen dinge sind noch einige andere hinzuzuthun/ mit welchen eben dergleichen im 16. seculo vorge- gangen. Von dem beruͤhmten Churfuͤrsten zu Brandenburg Joachimo II. welcher 1571. veꝛstorben versichert Martinus Zeilerus im ersten theil seiner sendschreiben in der 13. Epistel p. 66. daß deꝛselbe gemeiniglich durch einen heimlichen trieb von wichtigen sachen/ sonderlich vom ab- sterben derer Fuͤrsten und seiner Hoffgenossen/ er- innert worden/ auch solches alles vorher gewust/ ehe man ihn dessen berichtet. Und dieses alles bezeu- Th. IV. Sect. II. Num. XIIX. Noch einige exempel von weissagungen ꝛc. bezeuget auch der Brandenburgische Historicus Johannes Cernitius in seinem buch de decem Electoribus Brandeburgicis p. 64. und 76. wie denn auch die Historici insgemein sehr feine proben von dieses Chuꝛfuͤrsten redlichem und frommem gemuͤthe zu erzehlen wissen. Massen er auch zu erst in seinen landen die Lutherische religion eingefuͤhret/ und bey entstandenen strei- tigkeiten derer Protestant en und Papisten sich immer zu bemuͤhet/ dieselbe beyzulegen/ wovon Seckendorffius L. III. Histor. Lutheranismi p. 266. und p. 363. zu sehen. Es ist auch bey dieser materi e noch nicht in specie gedacht worden des beruͤhmten Frantzoͤsi- schen wahrsagers Michaëlis Nostradami, wel- cher auch im 16. seculo um das jahr 1555. flo- rir et hat/ und ein Doctor und Professor Medi- cinæ zu Montpellier in Languedoc gewesen! Dieser ist nicht allein in Astrologicis gantz son- derlich erfahren gewesen/ sondern hat auch im gedachten jahr ein gantzes buch voller weissagun- gen geschrieben/ die nachmals gantz richtig ein- getroffen. Sein leben/ studia und andere um- staͤnde hat ein Parisischer Medicus Petrus Pe- titus in L. I I. de Sybilla cap. IX. beschrieben/ welches er alles aus einer Frantzoͤsischen Apolo gi e: Eclairissement des veritables Quatraiens de Maistre Nostradamy, Docteur \& Professeur en Medicine genommen/ wie Morhoffius in Polyhistore L. I. c. X. p. 95. anmercket. Die- se weissagungen des Nostradami sind auch anno 1668. zu Amsterdam auffs neue in 12. wieder herausgekommen/ daraus die Gelehrten hin und wieder mit verwunderung anmercken; wie genau und umstaͤndlich dieser mann so viele lang nach seinem tod (der anno 1566 geschehen) erfolgte begeben heiten ausgedrucket und speci- ficir et habe. Zum exempel/ er hatdenjenigen Muͤnch benennet/ der Henricum III. Koͤnig in Franckreich umbringen wuͤrde/ item den scharff- richter/ der unteꝛ Ludovico XIII. den Heꝛtzog von Momerancy enthaͤupten solte; auch findet man von der beyden beruͤhmten Cardinaͤle Richelieu und Mazarini action en gar deutliche prophezey- ungen bey ihm/ von bestuͤrmung der Jnsel Mal- ta durch die Tuͤrcken von Henrici IV. erhebung/ zur Cron Franckreich/ ingleichem von des Koͤni- ges in Engelland Caroli I. gewaltsamer hinrich- tung von der grossen feuersbrunst zu Londen/ die anno 1666. fast die gantze stadt verzehret/ und dergleichen mehr. Vid. Hoffmann. Lexic. Univ. P. II. p. 35. Felle us Notisad Hornii Orb. Im- per. p. 334. Bucherus Corv. Myst. Lib. IV. c. 11. Weberus Ant. Discurr. b. 726. Kœnigius Biblioth. p. 580. \&c. Uber diesen ungewoͤhnlichen dingen haben sich nun viel gelehrte nach ihrer gewohnheit ge- waltig zu disputi rt/ ob und wie doch derglei- chen moͤglich waͤre. Jch will aber hier nur den klugen und bescheidenen discurs des ge- dachten Morhoffii hersetzen/ der am angefuͤhr- ten orte also raisonnir et: Die jenigen dinge/ welche er in seinen Tetrastichis geweissa- get hat/ koͤnnen kaum durch einige wahrsager-kunst erforschet werden und scheinen so beschaffen zu seyn/ daß sie ei- niges anblasen oder eingeben eines ge- wissen geistes erfordern. Die Gelehr- ten haben viel uͤber diesem mann dispu- ti rt. Etliche haben ihn vor einen be- truͤger/ etliche vor einen zauberer ge- halten. Einige haben gemeinet/ daß sie bey ihm einige prophetische krafft gefunden. Julius Cæsar Scaliger hat in sei- nen Hipponacteis scharff wider ihn ge- schrieben/ da er doch zuvor sein guter freund gewesen: die ursachen weiß man eben nicht. Denn die warheit seiner prophezeyungen hat ihm bey grossen Herren viel credit gemacht/ und dieselbe scheinet so groß und gewiß zu seyn/ daß ich glaube/ es habe es auch der teuffel selbst nicht zuvor sagen koͤnnen. Haͤt- te dieser aus natuͤrlichen zeichen der- gleichen wissen koͤnnen/ warum solte es dieser Nostradamus nicht vielmehr ver- mocht haben? denn es bekennen alle/ daß dieser ein Gottseliger und frommer mann gewesen sey. Es bezeuget auch der Herr de la Croix du Maine in seiner Bi- bliotheca Gallica, daß ein nicht ungemei- ner Poete Johannes Auratus des Nostrada- mi Prognostica mit gewissen anmerckun- gen erlaͤutert habe/ und zwar mit sol- cher treue/ als wenn er von dem genio des Nostradami waͤre angeblasen worden. —— Petitus erzehlet allerhand dinge/ die er zuvor verkuͤndiget hat/ welche allein von dem menschlichen willen dependi- r en/ und also auch allein der Goͤttlichen eingebung zuzuschreiben sind. Er er- zehlet auch/ daß die gewinnsuchtigen Buchdrucker vieles in seinem namen ausgestreuet/ wodurch man gelegen- heit genommen ihn schwartz zu machen/ weil selbige dinge nicht eingetroffen. Er selbsten hat solche vorelterngehabt/ welche alle der Astrologi e und dem wahr- sagen ergeben gewesen. Er hat aber bekannt/ daß er sich der Astrologi e nur dazu bediente/ als ein mittel/ die impe- tus oder bewegungen zum weissagen zu erwecken/ als welche ihn bey den Astrolo- gi schen revelationibus zu uͤberfallen pfleg- ten. Er hat aber viel andere medicini- sche dinge geschrieben/ und vieles in die Frantzoͤsische sprache uͤbersetzet. Von der medicin hat er geurtheilet/ daß sie oh- ne die erkaͤntniß der Astrologi e wenig tauge. Der ungenannte Frantzoͤsische Auctor erzehlet eine seltsame histori/ von ihm: Als er einmal bey einem Edelmann Vlorinvilla war/ kommen ihnen beyden im spatziren gehen zwey junge faͤrckel ent- gegen/ davon das eine weiß/ das andere schwartz ist. Der Edelmann fragete No- stradamum vor die lange weile/ was die- sen beyden wiederfahren wuͤrde: Dieser antwortete: Das schwartze werden wir essen/ das weisse wird ein wolff verzeh- ren. Der Edelmann will diese weissa- gung vernichten/ und befielt/ man solte das weisse zumessen zurichten. Der koch thut es/ aber in dem er zurichtet/ kommt ein junger wolff/ der im hause aufferzo- gen wird/ und frist von dem faͤrckel. Da- hero der koch an statt dessen das schwar- tze nimmt/ und zurichtet. Also hat doch der ausgang des Nostradami wahr- R 3 sagung Th. IV. Sect. II. Num. XIIX. Noch einige exempel sagung bestaͤtiget. Dieser Auctor tractir et in der vorrede vornemlich von den warhaftigē Te- trastichis des Auctoris, von ihꝛem inhalt/ anfang uñ ende/ denen eingeschlichenen irꝛthuͤmern/ dem wahꝛen schluͤssel uñ veꝛstand deꝛselben. Das mei- ste aber von diesen weissagungen soll noch nicht publicir et seyn/ sondern in dem Koͤniglichen Ar- chiv geheim gehalten werden/ vermuthlich weil solche dinge darinne stehen/ die dem staats- interesse entgegen seyn. Der Auctor will dabey versichern/ daß unter tausenden seiner Tetra- stichorum kein einiges seye/ darinne nicht 2. oder 3. weissagungen enthalten waͤren/ sowol in sachen/ die in Orient, als in Occident passir en wuͤrden/ durch alle Koͤnigreiche und Nation en. Er citir et dabey das andere Tetrastichon der 13. Centurie, darinnen er von einem grossen werck der Philosoph en handele/ und von einem grossen Theologo weissage/ welchen er das wort GOttes nenne/ der dasselbe werck vollfuͤhren wuͤrde. —— Auch ist dieses merckwuͤrdig/ wel- ches hier nicht zu uͤbergehen ist: Borrichius hat in seiner 4. dissertation de Poëtis ungefehr anno 1681. aus diesem Nostradamo zwo weissagun- gen producir et/ davon die eine in diesen letzten jahren erfuͤllet ist. Die erste lautet also: En grande cito, qui n’a pain qu’a dimy, Encor un couple sainct Bartholemy. Die andere: Beaucoup, beaucoup avant telles menées, Ceux d’ orient par la vertu Lunaire. L’an mil sept cens, feront grands emmenées Subjugons presque le coing Aquilonaire. Er hat auch in der Epistel an Koͤnig Henri- cum II. viel prophezeyet und grosse revolutio- n en derer Reiche biß auff das jahr der welt 7000. darinnen ein allgemeiner friede in den kirchen und in allen reichen seyn wuͤrde. Jngleichen viel von der ausbreitung des Frantzoͤsischen Reichs und dessen siegen im Orient; Derglei- chen auch Postellus in seinem buch devera con- figuratione signorum cœlestium schreibet/ dar- innen er Franckreich die Monarchi e der gantzen welt verspricht. Es werden auch viel derglei- chen prophezeyungen von zukuͤnfftigen dingen in Teutschland heimlich auffgehaben/ davon aber allhier nicht eben zu sagen ist. Bey dieser weissagung des Nostradami, und Postelli von ausbreitung und erhebung des Frantzoͤsischen reichs erinnere ich mich was auch Drabicius in seinen revelation en hievon unter- schiedliche mal gedencket. Nemlich es wuͤrde ein Frantzoͤsischer Koͤnig kuͤnfftig nicht allein Kaͤyser/ sondern auch der hoͤchste Monarch in Europa werden. Vid Revelat. CCCCIX. CCCCXIIX, DXXCI. Er wuͤrde auch die abgoͤttischen pfaffen und goͤtzen-diener ausrot- ten/ Revelat. CCCCXXXIIX. und zugleich die freyheit des gewissens auff dem gantzen erdbo- den feste setzen/ Revelat DXLVI. und DL. An- derer dergleichen merckmalen von solchen wich- tigen und weit aussehendē dingen jetzund nicht zu gedencken. So viel von Michaëlis Nostradimi sachen. Bruder Claus weissagung. Jch weiß nicht/ wie es versehen worden/ daß unter den exempeln deren wahrhafftigen Propheten des 16. seculi in der historie gar nichts von diesem beruͤhmten mann/ (der zwar noch im 15. seculo gelebet) berichtet ist. Dem begierigen leser wird hier nicht entgegen seyn/ daß ich nur einigen prægustum von dessen historie gebe/ weiln dißmal die noͤthigen docu- menta hiezu nicht alle bey der hand sind/ wie sie sonst beym Joh. Trithemio in chron. ad ann. 1480. Stumpffio in der Schweitzer-Chronicke lib. VII. cap. 4. und aus ihm bey Joh. Wolf- fio in lection. memorab. To. I. ad annum MCDXXC. p. 898. und andern zu finden seyn mag. So viel dienet nur indessen zur nachricht/ daß er anfaͤnglich als ein so genanter laye im ehe- stand gelebet/ auch 5. soͤhne und 5. toͤchter erzeu- get: nachmals aber hat er sich (ohne zweiffel auff GOTTes befehl) in die wuͤsten (in dem Schweitzerischen district Unterwalden) bege- ben/ woselbst er sich mit enthaltung nach und nach also geuͤbet/ in dem er 2. 3. 4. biß 8. tage nichts gegessen noch getruncken/ biß er endlich 21. jahr ohne speiß und tranck gelebet/ auch bey grossem zulauff des volcks geprediget. Man hat noch ein buͤchlein/ so er soll geschrieben ha- ben/ von der abgeschiedenheit/ welches tief- fe einsicht und erfahrung in der geheimen Got- tes-gelehrtheit anzeiget. Lutherus hat sein le- ben so wol als seine gehabte gesichte vor Goͤtt- lich und werth gehalten/ daß sie mehren bekannt wuͤrden. Dahero als ihm Paulus Speratus Clausens gesichte vom Pabst schickte: machte er eine auslegung daruͤbeꝛ/ und recommendi ꝛte den Auctorem als einen zeugen CHristi/ wie im IV. Altenburgischen theil p. 412. zu sehen. Aus welchem ich die schrifft/ weil sie kurtz ist/ nebenst denen daselbst verteutschten brieffen Caroli Bo- villi und Nicolai Horii hievon hersetzen will. Kurtze vorrede D. Martin Luthers/ auf brudeꝛ Clausens in der Schweitz gesichte. Martinus Lutherus dem wuͤrdigen Herꝛn D. Paulo Sperato Prediger zu Koͤ- nigsberg in Preussen/ Gnade und friede in Christo. Wir haben das gesichte bruder Clausens in der Schweitz/ von euch anher gesandt/ empfangen: Und wie wol ich dasselbe vor etlichen jahren auch in Carolo Bovilo gesehen und gelesen; so hat michs doch dazumal nichts bewegt/ als den/ der mit dem Pabst nichts zuschaffen hatte. Aber jetzt gehet mir der anblick zu hertzen; denn ich bin durch streiche witzig worden/ den sachen nachzudencken. Fuͤrwahr CHristus gibt dem Pabst viel zeichen; aber sie haben eine eherne stirne/ und eisern nacken gewonnen/ daß sie sich an die allesamt nicht kehren/ auff daß sie ohne alle gnade verderben und untergehen. Jhr habt freylich das buͤchlein/ so zu Nuͤrn- berg ausgangen/ mit den figur en wol gesehen/ darinnen des Pabstthums ja nicht vergessen ist. Es ist mit dem Ende-Christ auf die hefen kommen/ und Christus will seyn ein ende machen; deß sey GOTT gelobt in ewig- keit! Amen. Demnach schicken wir euch den bruder Clausen wieder/ daß ihr ihn zu den andern samlet/ die auch Mitzeugen sind Christi/ wider den Ende-Christ. GOttes gnade sey mit euch/ Amen. Dem von weissagungen im 16. seculo. Dem Ehrsamen und Weisen Thoma Saghem wuͤnschet Paulus Speratus seinen gruß. Wiewohl hinfort niemand den betrug der Roͤmischen Bestien (welcher uns gnugsam offenbar worden ist) so vielmal herwieder an- zuzeigen fuͤr nutz achten wird; sondern der zeit/ darinn aus verdienst unser undanckbarkeit so viel neuer und schaͤdlicher uͤbel eins nach dem andern aufkommen/ welchen wir aller- ding in der krafft Christi meinen widerstand zu thun seyn. Doch was schadets/ wie du aufs hoͤhest vermeinest/ weil wir jetzt zu unser zeit dafuͤr gehalten werden/ als wolten wir allein klug seyn/ daß man auch etlicher alten vor jah- ren zeugnis von dieser sache herfuͤr ans licht bringe/ auf daß durch ihre vorgehende meinung unsere/ die hernach gefolget hat/ bey denen schwa- chen gleich als bestaͤttiget werde. Denn die starck sind/ weder neues noch altes/ ohne das wort GOTTes loben oder schelten/ sondern glauben allein dem wort ohn und wider alles. Jst derohalben nach der Apocalypsi/ welches wir durch deine huͤlffe aus Littauen erlan- get haben/ auch ausgangen das gesichte bru- der Claußen in der Schweitz/ darauf wir nechst ohngefaͤhr geriethen/ alsbald wir das buch (was Carolus Bovillus geschrieben) hatten aufgethan/ da wir bey Brismann waren/ wel- cher sich von hinnen in Liefland auf den weg schicket/ dahin er/ als du weist/ durch zween brieffe von Riga/ von jedermaͤnniglichen mit grosser begierde/ ihr kuͤnfftiger Prediger erwehlet/ und erfordert worden/ den aber wir hie (welches ich mit allen Gottseligen bezeuge) mit grossem hertzeleid verlohren haben. Geha- be dich wohl/ lieber Saghem/ gedencke auch deines Speraten gegen GOtt in deinem Ge- bet. Geben auf dem Schloß der stadt Koͤ- nigsberg in Preussen des 4. tags Januarii An- no 28. Carolus Bovillus entbeut Nicolao Horio, erwehltem Bischoff zu Rems in Franckreich seinen gruß. Du schreibest mir/ mein lieber Herr/ du haͤl- test es dafuͤr/ daß von fuͤnffhundert jahren her nichts geschehen sey/ das diesem gleichen moͤ- ge/ welches dir meine schrifft erzehlet hat/ nem- lich von den zwey Rittern Christi/ und was ich ein theil gesehen/ ein theil gehoͤret habe. Jch will dir weiter eroͤffnen von einem andern Heiligen und wunderbaren Einsiedel zu un- ser zeit/ der nun bey zwantzig jahren im friede gestorben ist. Sein name heist Claus von Felsen. Er war ein geborner Teutscher aus Schweitzer-land; Schweitzer aber sind Ober- laͤndische leute/ so man jtzt in gemein nennet die Schweitzer/ liegen in dem gebuͤrge. Daselbst reisete ich durch/ im jahr unsers heyls/ da man zehlet 1503. und als ich hoͤrete von den tugen- den des verstorbenen Einsiedels/ empfieng ich bald eine begierde/ solch nun ungewoͤhnlich ding zu erfahren. Zog also von stund an nach seiner wildnis. Daselbst ward ich alsdeñ beher- berget bey seinem aͤltesten Sohn/ welcher mir seines Vaters kleid weiset. Darnach am an- dern tage begaben wir uns zu desselbigen sei- nes Vaters zellen/ darinnen der Vater/ weil er gelebet/ zwey und zwantzig jahr verharret hatte/ biß er starb/ ohne alle natuͤrliche speise und tranck/ damit er uns sterbliche menschen gelehret hat/ wie wahr und heilig dieser Goͤtt- liche spruch ist: Der mensch wird nicht vom brod allein leben/ sondern von einem jeglichen wort/ das durch den mund GOTTes gehet. Es haben auch der Schweitzer Obrigkeit/ bey- de geistlich und weltlich/ offtmahls die stras- sen und wege zu seiner wildnis belaͤgert/ zu er- fahren/ ob ihm doch jemand heimlich zu es- sen braͤchte; aber sie haben es erfunden/ als es auch wahr war/ daß derselbige mensch nun etwas hoͤhers worden/ denn ein mensch/ etlicher massen menschliche natur uͤbertraff/ und gleich denen Engeln in dieser welt/ da er noch mit dem fleisch bekleidet war/ nicht unterworffen menschlicher nothdurfft. Nun aber will ich erzehlen ein gesicht/ wel- ches ihm in einer nacht/ da die sterne leuchteten/ und er in seinem gebete und andacht stunde/ am himmel erschienen ist. Er sahe ein haupt einer menschlichen ge- stalt/ sein angesicht erschrecklich voller zorns/ und bedrohung. Das haupt trug auf eine dreyfache oder Paͤbstliche Krone/ und gerichts oben uͤber eine kugel/ darein ein kreutz gesteckt zu seyn erschienen. Der bart hieng ihm unter sich/ und war auch dreyfach. Sechs schwerdter ohne hefft sahe man aus seinem angesicht gehen/ doch widersin- nisch Das eine schwerdt gieng vom mittel der staͤrcke uͤbersich auf/ und setzet seine breiten theile an die stirne/ mit der spitz aber borete dasselbe in das kreutze/ oder in die kugel zu oberst der kronen. Zwey andere schwerdter giengen heraus von den augen/ behielten aber ihre spitzen an den augen/ allein das breitere theil gieng hervor/ aber zwey andere schwerdter giengen heraus von beyden nasenloͤchern/ blieben doch mit der breite an den nasenloͤchern. Das sechste schwerdt hatte seine breite un- ten/ ließ aber seine spitze in den mund ge- hen; und die sechs schwerdter wurden alle gleich/ eins wie das ander/ gesehen. Solches gesicht hat ihm der Einsiedler in seine zelle mahlen lassen/ das habe ich gesehen/ und ins gemuͤth gefasset/ und also bey mir auch ins gedaͤchtnis gemahlet. Dieweil ich nun nicht weiß/ was das bedeu- tet hat/ wiewol solches mit seinem schrecklichen angesicht mir bald zu verstehen gab/ daß nicht leichte donnerschlaͤge uͤber die welt kommen wuͤrden/ so achte ich doch/ du werdest vielleicht wol abnehmen/ was GOtt hiemit gemeinẽt hat/ und werdest mich wieder hierinnen mit deiner schrifft troͤsten/ damit ich so eines grossen dinges von dir gewissen verstand empfahen moͤge. So es aber dir auch zu viel seyn wuͤrde/ dar- um daß es so ein neu und schwer ding ist/ so schreib mir/ wie du kanst/ herwieder/ damit ich dir meine meinung von solchen gesichten schrifft- lich eroͤffnen moͤge. Gehabt dich wol. Geben aus unser Sancuria am abend des heiligen Laurentii, anno 1508. Nicolaus Horius entbeut Carolo Bovillo seinen gruß. Es ist mir dein schreiben gar angenehm und lieblich gewesen/ so mir dein ehrsamer und guter freund Th. IV. Sect. II. Num. XIIX. Noch einige exempel freund hat zugebracht. Denn hiemit hastu dei- ne grosse liebe gegen mich bewiesen! wo ich schon irgend daran gezweiffelt haͤtte/ moͤgtestu fuͤrwar dasselbe haben abgelegt. Daß du mich aber bittest/ ich soll dir ausle- gen das gesichte eines sonderlichen Einsiedels/ welcher nachdem er hat in der wuͤsten 22. jahr ein gar heiliges leben gefuͤhret/ in den erleuchteten himmel gefahren sey/ verheiß ich dir nicht/ daß ichs thun moͤge/ also/ daß ich dir den besten und wahrhafftigsten sinn eroͤffne und herfuͤr bringe. Denn das kan niemand zuwege bringen/ oh- ne allein derselbe groͤste geist verleihe das zuvor mit solcher grossen gabe. Doch will ich dir kuͤrtz- lich meine meinung offenbaren: daß ichs dafuͤr halte/ man muß das bild also deuten/ welches deꝛ selige mann in ungeheurer nacht in der wuͤsten/ da er betete/ gesehen hat/ also/ daß durch das menschliche haupt/ mit dreyfachigteꝛ oder Paͤbst- licher crone gecroͤnet/ etwa ein hoͤchster geistli- cher Fuͤrst bedeutet werde. Daß aber dieses haupts angesicht nicht al- lein roth war/ sondern auch draͤuung und grim- migen zorn bedeutet hat/ ist gnugsam damit an- gezeiget die kuͤnfftige grausamkeit desselben. Was fragstu mehr? Wiltu/ daß ich auch das andere erklaͤre? Hoͤre/ das schwerdt/ welches breiter theil an der stirn stunde/ und seine spitze auffgerichtet an das heilige creutz/ bedeutet/ daß derselbe geistliche Fuͤrst wuͤrde ein Wiederchrist seyn. Das schwerdt aber/ das nicht alleine ruͤh- ret das eine auge/ sondern auch verblendet/ be- deutet die finsterniß des geitzes/ damit er solt ver- blendet werden. Das andere schwerdt/ welches das andere auge stach/ und alsdenn auch mit seineꝛ spitze ver- blendet/ zeigt an seine grosse unkeuschheit und geiligkeit. Ferner/ die zweyer schwerdter spitze/ welcher breiter theil stecken in den naßloͤchern/ und ver- stopffen dieselbigen/ beweisen/ daß derselbe ein solcheꝛ mensch wird seyn/ der keine lust an himm- lischen wolriechenden sachen wird empfahen und haben moͤgen. Denn ihm wird seine un- menschliche grausamkeit/ so durch die schwerd- ter bedeutet/ wieder hierinn bringen hinderniß. Das letzte schwerdt/ welches die | lippen an ein ander stieß/ und gleich zusammen nehete mit sei- ner spitzen/ daß trift und bemerckt ihn allermeist/ und bedeutet/ daß er so ein fauler schelm werden solt/ der seinem volck das wort GOttes selbst nicht predigen wuͤrde. Das haben aber bedeut die hefft der schwerd- ter/ die davon genommen waren/ daß zuglei- cher weise/ wenn einer wahrhafftig solch und so viel schwerdter/ die keine heffte haͤtten/ wolt aus seines bruders angesicht ruͤcken/ muͤste sich darin verschneiden/ also thaͤt auch den Juncker niemand straffen. Wer sich des unterstehet/ muß von solchem schrecklichem und greulichem wuͤterich gepeinigt werden. Es war auch sein bart dreyfachig/ lang und hart/ daraus mag man ein solch vermuthen nehmen/ daß er eine kuͤnfftige ursach wird seyn alles uͤbels/ darin sich etwa alles volck besudeln wuͤrde. Denn ob er gleich wol darzu verbunden war/ daß er jedermann straffen solte; hat ers doch zu- gelassen/ daß man offt GOttes gesetz uͤbertret- ten hat. Diß ist meine meinung/ die du zu wissen be- gehret hast/ welches ich auch dir zuschicken wol- te/ aus liebe und freundschafft/ so ich gegen dir trage. Gehab dich wol. Gegeben zu Rems in der stadt den 28. Augusti anno 1508. DOCT. MART. LUTHER. Dieses gesicht bedeutet/ wie das Papstthum fuͤr aller welt solle offenbaret werden/ was es fuͤr ein ding sey/ denn bey dem angesicht kennet man alles. Erstlich ist es roth und zorniger gestalt/ denn es ist ein tyrannisch und moͤrderisch/ blutiges regiment/ beyde uͤber leib und seele/ das mit al- lem draͤuen und zwang regieret. Zum andern gehen drey schwerdtspitzen her- aus/ eine von der stirn uͤber sich/ und zwey zu beyden seiten der nasen aus und untersich: wie- derum 3. schwerdtspitzen gehen hinein/ eine von unten auff zum maul ein/ und zwey bey den au- gen ein/ 3. gegen 3. ꝛc. Die erste schwerdtspitze ist die menschen-lehre/ so aus menschen-kopff und gehirn kommt/ und erdicht ist/ als die lehre vom geistlichen leben und guten wercken/ welche gehet uͤber sich/ und ficht wider CHristus lehre und den glauben in der Christenheit/ und verstoͤret das wort des kreutzes. Die andere spitze zur rechten seiten der nasen ist das geistliche recht/ damit er die geistlichen sachen richtet und regiert/ und ist ein zornig strenge gesetz. Denn die nase bedeutet zorn in der Schrifft/ Psalm. 74. Die dritte zur lincken seiten ist ein weltlich re- giment. Da er auch zeitlich in regieret. Jst auch zornig und alle beyde aus seiner nase kom- mend/ das ist/ daß sie selbst mit draͤuen und zorn in die welt getrieben sind/ ohne GOttes befehl/ gleich wie das erste aus der stirn kommt/ das ist/ aus menschlicher weißheit. Die andern 3. spitzen/ haben keinen anfang noch ursprung/ fahren gleich als aus der lufft in sein angesicht; das ist der geist/ der ihm das Evangelium oͤffentlich in das angesicht stoͤst/ also/ daß er es sich nicht kan erwehren/ ob er wol darum zuͤrnet und sauer siehet. Die erste spitze von unten auff in sein maul ist das wort GOttes/ das ihn luͤgen strafft in seiner menschen-lehr und richtet wieder auff den glau- ben wieder seine heucheley. Die spitze zum rechten auge ein/ ist das wort/ so alle seine klugen und weisen blind und zu schanden machet in ihrem geistlichem recht. Denn das Evangelium verdammt solches regi- ment und geistliche pracht aller dinge. Die dritte spitze ins lincke auge ist das- selbige wort/ so da verdammt/ und strafft seine weltweisen/ und weltlich regiment: Denn nach dem Evangelio ist solches nicht recht/ und denen Aposteln von CHristo verbothen. Daß er aber keinen leib hat/ bedeut/ daß es die Christen und die kirche mit dem Pabst nicht haͤlt/ erkennet ihn auch nicht fuͤr ihr haupt/ wie- wol sie sich unter ihm leyden muß. Der dreytheiligte bart sind die/ so ihm in den dreyen staͤnden anhangen/ nemlich/ die werck- heiligen/ als Muͤnche/ Pfaffen/ Nonnen; die Juristen/ Theologen/ Magistri; die Gewalti- gen/ Th. IV. Sect. II. Num. XIX. Exempel mehrerer Neutralist en ꝛc. gen/ als Koͤnige/ Fuͤrsten/ Herren/ ein jeglich theil hat seine haare/ und macht seinen hauffen um sein kien her. Aber sie gehoͤren auch nicht in die Christliche kirchen/ sie hangen an ih- rem haupt allein/ und ruͤhren keinen hals noch leib. Die schwerdspitzen ohne schaͤrffe bedeut/ daß solch wesen soll geschehen mit spruͤchen aus der Schrifft genommen: Denn der Pabst fuͤhrt fuͤr sich spruͤche/ so fuͤhret man sie auch wieder auff ihn/ und fast dieselbigen spruͤche/ in der- selben form und wort/ wie er sie fuͤhret; gleich- wie diese spitzen fast alle gleich sind/ ohn daß man sie umkehret/ von seinem falschen verstand/ und beweiset damit/ daß er blind und unrecht sey in allen den stuͤcken. Denn er zwackt heraus und bricht die schrifft entzwey/ und zustuͤmpelt sie/ wie ein schwerdt zubrochen wird/ seinen verstand zu bestaͤtigen: So kehret man solche struͤmpffe und stuͤcke um/ und stoͤst sie wieder zu ihm ein/ daß er keins der drey stuͤcke behaͤlt. NUM. XIX. Exempel mehrer Neutralist en aus dem 16. seculo. Unter die unpartheyischen maͤnner des 16. seculi ist auch Andreas Dudithius mit- zuzehlen/ ein sehr verstaͤndiger und auffrich- tiger mann. Dieser war erstlich Bischoff zu Fuͤnffkirchen in Ungarn/ und hatte dem Tridentini schen Concilio im namen der Ungrischen Clerisey beygewohnet. Nachdem er aber sein verlangen nach der kirchen Reforma- tion daselbst haͤuffig an tag gelegt/ und doch keine hoffnung dazu uͤbrig sahe: danckte er von seinem Bisthum freywillig ab/ und zog nach Polen/ allda er mit den Reformirten zu con versir en anfing. Er observir te aber auch unter diesen viel/ daran er sich aͤrgerte/ und wolte sich dahero nicht so gleich zu ihrer parthey bekennen. Seine Dubia aber eroͤffnete er in verschiedenen handschreiben um das jahr 1569. da er unter andern an Bezam und Wolffium also schrieb/ wie selbiges anno 1595. unter dem titul ge- druckt worden: Epistola Andreæ Dudithii S. C. M. Consiliarii, ad Theodorum Bezam, in qua disputatur: an Ecclesiæ nomen soli reformatæ conveniat? Er sehe unter den Reformir- ten grosse uneinigkeit/ ja toͤdtlichen haß um der lehre willen/ so daß es schiene/ sie waͤren nicht die wahre kirche/ weil ei- ner den andern so schrecklich verbannete/ und aus der gemeinschafft ausschloͤsse. Es waͤre auch unter ihnen eine grosse Licen tz im leben. Sie haͤtten uͤber diß keine ursache mehr uͤber die Paͤbstliche tyranney zu klagen/ und zu sagen/ daß der glaube nicht gezwungen seyn muͤsse/ und daß man die gewissen muͤste frey las- sen. Dieweil sie Servetum verbrannt/ Gentilem enthauptet/ Ochinum mit weib und kind mitten im winter in seinem hoͤchsten alter um der religion willen vertrieben haͤtten ꝛc. Ob aber wol die bey- den ihm hierauff weitlaͤufftig antworteten/ und sonderlich das Pabstthum/ und den Sociniani- smum zu verleiden suchten/ so schriebe er doch hierauff nachfolgendes: Eure artzeney hat mir nichts geholf- fen. Jch stecke noch in eben demselben zweiffel. —— Jhr fordert/ daß ich mich soll zu euch begeben/ und saget hochmuͤ- thig/ daß niemand in der wahren kirche sey/ der einen andern glauben als ihr ha- be. Andere schreyen mit vollem halß dagegen/ daß ich mich vor euch huͤten solle/ und wissen auch viel herzusagen/ warum ich nicht glauben duͤrffe/ daß ihr CHristi und seiner Apostel rechte Juͤnger seyd ꝛc. Sie weisen ziemlich nachdruͤcklich/ daß die kirche nicht allein bey euch sey/ und daß ihr diejenigen/ welche mit euch nicht uͤberein-“ stimmen/ nicht allein aus eurer gemeinschafft“ schliesset/ sondern auch ums leben bringet.“ Man lieset von den Zuhoͤrern der Apostel/ daß“ sie wuͤrdige fruͤchte dem Evangelio gebracht:“ Aber sie verbrannten niemand/ toͤdteten auch“ niemand freventlich/ sie jagten niemand aus“ dem lande um etwa einer andern meinung wil-“ len. Sie liessen das volck nicht zu waffen“ greiffen um der religion willen mit krieg und“ schwerdt zu verderben. Sehet ihr nicht/ wie“ sehr die boßheit zugenommen habe/ seither das“ Evangelische licht auffgegangen/ daß ihr mei-“ net allein in euerer kirche zu leuchten? wie viel“ sind plaͤtze durch die blutstuͤrtzungen mit leich-“ namen bedecket worden? wie die trefflichsten“ maͤnner in dem regiment verfuͤhret sind? was“ vor lohn denen moͤrdern zugesaget worden?“ wie sie durch die hoffnung des ewigen lebens“ dazu genoͤthiget sind? Jst nicht das schoͤnste“ land von Europa mit auffruhr angefuͤllet?“ sagt ihr/ daß diese dinge eure leute nicht ange-“ hen? Es sind so viele/ die dieses mit guten“ gruͤnden beweisen koͤnnen/ denen euer thun/“ rathschlagen und predigen nicht unbekant“ ist. Gewißlich/ es sind die eurigen/ denn“ sie sagen/ daß sie das thun zur fortpflan-|“ tzung des Evangelii und der reinen religion.“ Jhr bittet vor sie/ und haltet sie vor maͤrtyrer/“ die so sterben. Hat euch euer meister Christus“ diese waffen gegeben/ den Christlichen glau-“ ben damit zu vertheidigen. —— Dieses be-“ ruͤhre ich nur kuͤrtzlich/ damit ihr sehet/“ daß ich nicht ohne ursache anstehe/ mich zu“ euerer gemeine zu begeben. Jhr sagt: forschet“ in der Schrifft. Jst wol geredt. Aber ihr“ drehet die Schrifft nach eurer/ andere nach“ ihrer meinung. Jndessen bleibe ich im zweiffel/“ wer soll hier Richter seyn.„ Hierauf koͤmmt er in selbigem brief nach al-“ lerhand erinnerungen auff die haͤndel der Hu-“ genotten in Franckreich/ und schreibet: Jch“ weiß wol/ daß ihr diese dinge damit entschul-“ diget: Daß nicht ihr/ sondern euere zuhoͤrer“ alles in feuer uñ blut stellen/ daß nicht ihr/ son-“ dern die Obrigkeit die ketzer toͤdte und peinige.“ Aber sagt mir: Lehrt ihr denn nicht dieses/ daß“ es ruͤhmlich und selig sey/ die religion und frey“ heit der gewissen mit waffen zu verfechten?“ Lehret ihr nicht/ daß man den dem hencker uͤber-“ lieffern muͤsse/ der euere lehre verstoͤhret/ und“ sich allein an die Schrifft will gebunden wis-“ sen? keines von beyden koͤnt ihr leugnen.“ Von dem letzten haben wir euer buch/ von“ welchem ich wol sagen mag/ daß es so voll“ lieb und Christlicher sanfftmuth sey/ als ich“ verstand und beredsamkeit drinnen finde.“ Meine meinung ist/ daß wenn man lerm blaͤ-“ set zu krieg/ auffruhrund mord/ wenn man die“ A. K. H. Vierter Theil. S Obrig- Th. IV. Sect. II. Num. XIX. Exempel mehrerer Neutralist en ꝛc. „Obrigkeit mit feuer/ galgen und schwerd ge- „gen die dissentirende waffnet/ solches nicht „mit der lehre CHristi uͤbereinkomme. Also „sehe ich noch die rechte kirche nicht. Jhr schel- „det tapffer auff Stancarum und andere ketzer; „aber was sagt ihr doch von ihnen und ihren „gemeinen/ das sie nicht auch von den eurigen „sagen? Jndessen bleibe ich zweiffelhafft/ und „wer soll hier richter seyn? —— Lehren wol „ Zwinglius und Oecolampadius eben das „vom Abendmal als Calvinus und ihr? Jhr „wisset/ was Calvinus von ein spiel hat gehabt „mit denen von Bern/ kurtz nach dem die Genf- „fische kirche die meisterschafft unter euch bekom- „men. Die von Heydelberg sollen mich nicht „luͤgen straffen/ wenn ich sage/ daß ihr auch „mit einander uneins seyd: welche auch spre- „chen/ daß ihr den zanck unter ihnen habt ange- „stifftet/ und nicht eher ruhen werdet/ biß ihr „die bluͤhende Universit aͤt werdet zerstreuet und „vernichtet haben. Denn ihr habt euch uͤberal „so viel raus genommen/ daß es scheint/ als „wollt ihr uͤber alle kirchen dommir en. Jhr „habt das Pabstthum ausgetrieben/ damit ihr „in dessen stelle treten koͤnnet. Jhr ruͤhmet/ „daß eure confession von vielen voͤlckern ange- „nommen sey. Wir wissen/ wie sie sich haben „unterschrieben/ und auff was arth ihr sie habt „wissen dazu zu bringen ꝛc. —— Die auff- „bauung auff eure glaubens-gruͤnde gehet un- „ter den Reformirten mit grossem zwiespalt zu/ „ja mit schlagen und schmeissen gegen einandeꝛ/ „da einer des andern sein werck verwirfft. Ja „man verbreñt diejenigen in euren kirchē/ welche „etwas lehrē/ das man in eurer kirchen nicht hoͤ- „ret. Streitet das nicht wider eure lehre von der „ prædestination? Jhr sagt/ dz ihr die ketzer nicht „strafft/ sondern die Obrigkeit. Mich deucht/ ich „hoͤre diese stimme: Wir duͤrffen niemand „toͤdten. Das sagen die Papisten auch. Aber „was sagen die Rechtsgelehrten? Was jemand „durch einen andern thut/ das ist eben so viel/ „als thaͤte ers selbst. Weiß man denn nicht/ „durch wessen antrieb und anstifften Servetus „verbrant ist worden? ꝛc. Hieraus schleust er „endlich/ daß man in betrachtung aller dieser „dinge nothwendig anstehen muͤsse/ bey welchen „unter den Evangelischen die rechte wahre kir- „che sey: oder sie muͤsten mit einander einig- „keit halten/ und sagen/ daß unter ihnen gantz „kein streit/ von der summa und grund der „Christlichen religion sey. Jn des Hottingeri Historia Ecclesiastica T. IX. P. V. cap. 3. pag. 522. findet sich noch ein solcher Neutrali ste in Oswaldi Myconii brieff an Rudolphum Gvaltherum, nemlich ein De- canus von Padua, welchen er zwar nicht nen- net. Der brieff lautet im Teutschen also: Jch habe mit wenigen an Bullingerum von dem Paduani schen Decano geschrieben/ daß er sich moͤchte vor demselben in acht nehmen: Denn er hat eine reise nach Bern/ Lucern/ und Zuͤrch vor. Jch habe heute einen brieff an einen zu Basel gelesen/ in welchem er also geschrieben hat: Du bist mit verstand und scharffsinnig- keit begabt/ daß du gar in vielen Lehr-puncten dich weder an Lutherum, Zwinglium noch an- dere Secten bindest; sondern allein Jesu Chri- sto mit gantzem hertzen dienest/ insonderheit/ da die Lutherische und Zwinglische Lehre nicht von dir entstanden ist \&c. Welches ich deßwegen hieher schreibe/ daß man desto klaͤrer moͤge re- kennen/ wie dieser betruͤger dafuͤr halte/ daß ausser ihm und etlichen wenigen/ niemand bloß auf den eintzigen Christum/ sondern auf ei- nen menschen sehe/ und sich nach demselben richte. Es ist ein schaͤndlicher hochmuth ihm selber so viel zueignen/ daß man alle menschen von der gnade aus-und sich allein einschleust. Allein wie kan einer anders/ der sich eigener offenbarungen so hochmuͤthig beruͤhmet/ wie dieser Decanus thut? Er hat zu mir gesagt: Eine solche Lehre sey niemals gewesen. Daher habe er sich die Schweitzer als ein freyes volck erwehlet/ als von welchen er nicht zweiffele/ daß sie ohne furcht die wahrheit wuͤrden an- nehmen/ und er hoffe/ daß er gefunden habe/ wo die wahrheit wuͤrde eine staͤtte finden. Eben daselbst Sec. XVI. P. II. c. 3. p. 474. findet sich eine Epistel von dem beruͤhmten Juristen zu Freyburg an Zwinglium, worin- ne jener sich so weit heraus laͤst/ daß er zwar das Pabstthum in den meisten dingen ver- wirfft/ und Lutheri meinungen in vielen stuͤ- cken billiget und lobet/ dennoch aber auch viel maͤngel an denen Reformatoribus anmercket. Er schreibet daselbst unter andern also: Am Lu- thero ist viel zu loben und zu vertheidigen;“ doch stoͤst er auch in einigen dingen an. Er“ hat gar recht gelehret/ daß man alle gute wer-“ cke GOTT zuschreiben/ dem eigenen willen“ aber nichts beymessen solle. —— Und will ich“ des mannes sache hierinne gerne beystehen/“ so viel der HErr gnade geben wird. “Von“ dem ablaß und vergebung der suͤnden weiß“ ich wohl/ was ich glaube/ ich darffs nur“ nicht sagen. —— Was Lutherus von“ der busse und vom glauben geschrieben/ das“ halt ich alles vor sehr heilsam. Denn unser“ gantzes leben muß dahin gerichtet seyn/ daß“ das boͤse stets ab/ und das gute zunehme/“ und wir staͤts im kampff wider den feind ge-“ ruͤstet seyn/ das creutz tragen/ den leib betaͤu-“ ben/ und taͤglich besser werden/ welches die“ rechte verrichtung der Christen ist. —— Hier-“ inne folge und lobe ich Lutherum. Es lauf-“ fen aber auch viel maͤngel bey den Lutheri-“ schen Lehrern mit unter/ daruͤber ich betruͤbt“ bin. Denn daß gesagt wird/ wenn einer gu-“ tes thue/ so suͤndige er/ ist eine schlimme mei-“ nung/ wenn sie nicht wol verstanden wird. —“ Jch sehe aber/ daß die Wittenberger diesen“ satz in sensu composito verstehen von einem/“ der gutes thue/ und eben darinne suͤndige/“ welches ich nicht verstehe. Denn es scheinet“ mir gar zu abgeschmackt/ und sich selbst wi-“ dersprechend zu seyn. Es waͤre besser/ daß“ sie solche captios e saͤtze/ darinnen man sophi-“ stisi eren kan/ bleiben liessen/ und die wahre leh-“ re der weißheit trieben. Carlstadt ein sonst ge-“ lehrter und aufrichtiger mann setzet in seinen“ Conclusionibus von dem wortverstand auch“ etwas seltsames \&c. —— Die Wittenberger suchen Eccium herunter zu machen/ auch dariñe wo er recht hat/ und wiederlegen sich nuretwas“ weniger. Wie sicher ist es doch demuͤtig zu seyn/“ und nicht hoch hinaus wollen/ auch nicht hals-“ starrig entgegen fechten? daß man lieber“ weiche/ wo man gleich HErꝛ werden koͤnte/“ als mit schaden nach dem sieg trachte. Uber“ wen ruhet wol der geist des HErꝛn als uͤber ei-“ nem demuͤthigen und friedfertigen? Wolte“ GOtt/ es faͤnde sich ein frommer mann/ der Lu- “ therum Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere observat. von Theoph. Paracelsi lehre. „ therum hierinnen beredete/ daß er nicht so aus- „schweiffte/ sondern in der bescheidenheit blie- „be/ die er selber uͤberall so sehr lobet. Damit „er also keine schlacken unter das gold menge- „te/ so wolten wir ihn Eliam, und wenn sonst „noch was groͤssers ist/ nennen. Sonst hat Erasmus diesen mann sehr hoch gehalten/ dessen lob-spruͤche Hottingerus an gedachtem ort mit anfuͤhret/ wie auch des be- ruͤhmten Budæi. Alciatus hat ihn gleichfals germanæ solidæque doctrinæ juris-consultum genennet T. III. op. p. 402. Sein cordates ge- muͤth ist aus dem angefuͤhrten brieff und seinen andern schrifften insgemein zu sehen/ ob er wol/ weil er mitten im Pabstthum noch gelebet/ an der Auctorit aͤt des Pabsts und des Juris Ca- nonici noch ziemlich gehenget hat. Weiter hin ist ein mann in Franckfurth am Mayn bekannt worden/ mit namen Adam Reusner/ der anno 1563. verstorben. Die- ser hat vor sich in der stille gelebet/ und unter andern das gemeine lied gemachet: Jn dich hab ich gehoffet HErr ꝛc. sonst aber hat er den Psalter nach dem grund-text teutsch uͤbersetzet/ welcher noch letztens anno 1683. in Franckfurt in 12mo heraus gekommen. Aus dieser Version siehet man eꝛstlich/ daß er sich an die gemeine lob- spruͤche der dolmetschung Lutheri nicht gekeh- ret/ sondern dieselbe allenthalben corrigir et/ und fast nichts von Lutheri worten behalten. Naͤchst dem so finden sich in denen beygesetz- ten Glossen und Biblischen spruͤchen solche aus- druͤcke und gruͤnde/ welche zwar an sich selbst ewig wahr und theuer sind/ aber bey denen/ so sich insgemein Orthodox ruͤhmen/ unmoͤg- lich glauben finden koͤnnen/ sondern Enthusia- ste rey und ketzerey heissen muͤssen/ so lange sie dem H. Geist nicht raum geben. Dahero allerdings gewiß ist |/ daß die- ser mann sich an keine parthey eben gekehret/ oder ihre schluͤsse und saͤtze gut geheissen/ sondern CHristum zum einigen meister behalten/ und dabey in der liebe und frieden blieben/ so daß dennoch gantze kirch-gemeinen sein lied als gut und untadelich nachsingen. Einige anmerckungen/ die zu der historie von Sebastiano Castellione gehoͤren/ und dessen lie- be zur gewissens-freyheit anzeigen/ sind in dem punct von der Reformirten gewissens-zwang beygefuͤget/ woraus sie hieher referir et werden koͤnnen. NUM. XX. Weitere observationes von Theophra- sti Paracelsi lehre. 1. Uber die in der historie angefuͤhrten stellen aus Theophrasto Paracelso koͤnnen annoch fol- gende zu naͤheꝛer kundschaft von seinem sinn und vorhaben dienen/ woraus seine andern dun- ckele/ und bey ungeuͤbten verdaͤchtige expressio- nes fuͤglich erlaͤutert werden koͤnnen. So schreibet er denn von dem lichte GOttes als dem ursprung aller weißheit also im buch von heim- ligkeiten der schoͤpffung aller dinge unter seinen Chirurgi schen schrifften p. 102. Es ist nicht wol muͤglich/ etwas recht zu verstehen/ hie in diesem finstern thal der thraͤnen/ biß auff die zeit der gnaden/ auff die fuͤr- sichtigkeit GOttes des Allmaͤchtigen/ die uns kommen ist/ das wahrhafftige licht JEsus CHristus/ welches einen je- glichen menschen erleuchtet/ so in diese welt kommt/ in welchem menschen GOtt der Allmaͤchtige die grosse heim- lichkeit aller heimlichkeiten/ in uns sei- nennatuͤrlichen und begꝛeiff lichen crea- tuͤren gantz und allermeist verborgen geschaffen hat. Darum ist uns Christen- menschen alles wol muͤglich/ alle Goͤtt- liche heimlichkeiten zu verstehen/ so fern wir unsere sinnligkeit darzu wollen schicken/ und GOtt um seine gnade bit- ten/ denn so ist er gutwillig und bereit uns zu geben. Denn er uns dazu ge- schaffen hat/ daß wir seine ehre und glori sollen vermehren/ und zu aller zeit ihn bitten und anruffen/ um solche seine gnade und weißheit. Denn alle weiß- heit kommet von GOtt-und ist bey ihm kein ende/ denn er ist die hoͤchste und tief- feste aller kuͤnsten und heimlichkeiten/ als denn die alten Heidnischen meister und Philosoph en in ihren hertzen be- kennt/ das sie in ihren schrifften offen- baret haben/ wie sie hie den menschli- chen creaturen mittheilen/ solche kunst/ und weißheit von ihm kund begehren/ ein jeglicher nach seiner sinnlichheit und verstaͤndniß/ darum GOtt der Allmaͤch- tige Vater sein Goͤttlich angesicht alle- zeit auff uns arme unwuͤrdige suͤndi- ge creaturen/ auch allen enden baͤrmher- tziglich zuneiget/ und ansiehet/ denn er allein die gedancken der hertzen erken- net/ und alle dinge weiß; darum O all- maͤchtiger GOtt/ dancke ich dir in dei- ner heiligen Trinitaͤt/ denn du barmher- tzigkeit und wahrheit den menschen be- weisest/ denn durch deine creaturen dei- ner großmaͤchtigkeit sehe ich deine ge- walt/ in der schoͤnheit bekenne ich deine weißheit/ und in der fruchtbarkeit be- kenne ich deine Gottheit/ also verbrin- gestu deine werck. —— Welcher in die- ser kunst der inwendigen verborgenen heimlichkeiten meister begehrt zu seyn/ der setze alle sein vertrauen und meinung in den namen des HErꝛn. Denn er den lohn des studirens also gewiß und sicher empfangen wird/ das wissen der heim- lichkeiten mit der huͤlff der gnaͤden GOttes/ und nachsinnlichkeit seines verstaͤndnis/ welche er fuͤge und zwinge durch keine versaumung/ sondern daß er die endung des fundaments von dem gebaͤu ausgrabe/ welches fundament des gebaͤues des Baumgarten aller weißheit und wissenheit die meister des studirens erklaͤrt/ welches schoͤner und koͤstlicher ist denn alles silber und gold/ perlen und edelgestein/ das auff dem erdreich ist. 2. Und in Philosophia Sagaci L. IV. c. 2. p. 475. Auff solches ist zu mercken/ so GOtt seine hand abzeucht/ so ist es nichts anders/ denn daß er den H. Geist vom menschen nimmt/ und laͤst ihn mit seiner eigenen vernunfft seines gefal- lens handeln in der vernunfft. Da der A. K. H. Vierter Theil. S 2 H. Geist Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere observationes H. Geist nicht ist/ da ist der freye wille: Denn wo der H. Geist ist/ da mussen al- le dinge nach dem Heil. Geist gehen. Und ist auch ein freyer wille in dem: Die den H. Geist haben/ haben die Goͤttliche weißheit: Jetzt liebet ihr dieselbige weißheit/ daß er mit freyem willen aus des Heil. Geistes lehre nicht kommt/ und ist aber ein gefaster freyer wille zum guten/ und die wahl im guten zu haben/ und nicht im argen. Dem nun der Heil. Geist gar entzogen ist/ als den ver- dammten/ dieselben haben auch freyen willen/ aber im argen/ zu thun was sie wollen/ morden/ stehlen/ betruͤgen ꝛc. Aber der rechte freye wille ist der/ der da in der probe stehet/ in der versu- chung durch eigene vernunfft/ ohne dem H. Geist. 3. Von der GOttheit und wahren dreyei- nigkeit erklaͤret er sich also in secreto magico de lapide Philosophorum p. 672. Von Ewig- keit her ist GOtt/ und die andere per- son der GOttheit ist von Ewigkeit ge- boren/ aus dem Vater/ und aus ihnen beyden gehet aus von Ewigkeit die drit- te person der geist GOttes/ alle drey gleicher gewalt/ in einem Goͤttlichen unzertrennlichen wesen/ durch welchen alle dinge erschaffen und erhalten wer- den. 4. Von Christo und dessen erloͤsungs-werck setzet er eben daselbst p. 676. dieses: damit aber die seele auch wiederum gereiniget wer- de/ und sich als denn der gereinigte leib mit deꝛgereinigten seelen wiederum ver- einigte/ hat GOtt dem Adam verheis- sen/ daß aus des weibes samen einer geboren werden solt/ der werde der schlangen/ dem Lucifer/ ihrem verfuͤh- rer/ den kopff zuknirschen/ ihre seele von ihm erloͤsen/ und wieder reinigen. Als ist die andere person der GOttheit der Sohn GOttes/ das wort des Vaters/ unser Mittler und Erloͤser unserer ver- dammten seelen worden/ der da von dem Vateꝛ veꝛheissen/ aus unaussprechlichem geheimniß her abgestiegen von dem him- mel/ und durch den H. Geist in der reinen keuschen/ von GOtt vorhin dazu verord- neten und auserwehlten Jungfrauen Maria empfangen/ alda sich GOTT mit der menschheit vereiniget/ und ein wahrer GOTT und mensch auff diese welt geboren worden/ der war der ver- heissene Messias und schlangentreter/ welcher unsere schuld bezahlen wolt/ so durch mannigfaͤltig grosses leiden und schmertzen sich endlich amstamm des heiligen creutzes fuͤr unsere suͤnd seinem himmlischen vater auffgeopffert/ und sein unschuldig blut willig vor alle natur vergossen/ und dardurch allen verdamm- ten seelen/ die da allbereit in der vor- hoͤll sassen/ und der verheissung glaub- ten; auch alle andere seelen/ so nach dem blutigen opffer an den Erloͤser glaub- ten/ und seine wort hielten/ durch sein blut abgewaschen/ und gereiniget/ in das Paradeiß gefuͤhret/ durch seine auf- erstehung und himmelfahrt auch uns wiederum aufferstehend gemacht/ den himmel wiederum geoͤffnet/ und die menschliche natur mit der Gottheit ver- einiget/ an dem stuhl GOttes erhalten und clarifici rt/ und uns samt ihm in him- mel gefuͤhret hat. Also ist die verfluch- te menschliche seel durch das blut JEsu CHristi von dem ewigen tod und fluch wiederum erlediget/ von aller unrei- nigkeit purgirt, und in ihre unschuld wie- derum eingesetzet und mit dem himmli- schen Vater wiederum versoͤhnet wor- den. 5. Vom rechten und falschen glauben oder a- berglaubē erklaͤrt er sich in lib. de superstition. \& ceremon. p. 249. Jn S. Jacob soll niemand glauben/ noch in S. Peter; der nun aber in sie glaubet/ der mag sich selbst gesund und lahm glauben. Das ist aber nicht der rechte glaube/ der glaub soll allein in einen Gott seyn. Darum ist das gebot ge- geben/ glauben in einen Gott und in sei- nen eingebornen Sohn Jesum Christum/ darmit ist alles aus. Die weil nun der glaube zeichnet und sonst nichts/ und der glaube ist in GOtt/ so zeichnet auch nur GOTT. Jetzt folgt/ daß ich in keinen andern glauben soll/ denn in GOtt. Das ist das gebot/ mit dem ge- bot wir fuͤrkommen dem andern aber- glauben allen. Ibid. Nun kommt der glaube aus GOtt/ und soll in GOTT bleiben/ das ist/ wiedergehen in den/ aus dem er kommt; wo nicht/ das ist falsch ꝛc. Ibidem p. 251. CHristus hat gesagt: Bete nicht oͤffentlich/ sondern gehe in dein schlaffkaͤmmerlein: Aus was ursach? So du oͤffentlich betest/ was wird daraus? Nichts als allein ein anfang und ursach der Abgoͤtterey: darum hats Christus verboten. Denn betest du oͤffentlich/ so siehets derge- meine mann/ und faͤllt dir nach/ und du bewegst ihn/ daß er auch also thut/ wie du/ und faͤllt in den glauben/ er solls thun/ das ist/ viel plappern wie du: Jetzt bistu sein GOtt/ und er folgt dir/ und CHristo nicht/ der ihn hieß verbor- gen beten. Solches alles/ was wir thun sollen/ soll heimlich seyn und verborgen: denn wir sollen durch uns selbst niemand bewegen/ allein in CHristo/ und in sei- nem leiden/ dahin soll ein jeglicher ein- faͤltiger gelehret werden: Wo anders/ so ist er ein aberglaͤubiger/ der nicht glaubt nach dem gebot und lehr CHri- sti/ sondern seyn glaube fuͤhrt nach den menschen. 6. Von der wiedergeburth sind dieses seine gedancken: Wie in der welt der anfang aller dinge gut gewesen ist/ und GOtt gefaͤllig: So hat die zeit die gute art zerbrochen/ und ist gespalten worden in gut von Theophrasti Paracelsi lehre. gut und boͤß/ aus gutem boͤse: Diese art/ wie in der welt/ also auch im himmel/ ohn widersprechlich zu verstehen ist/ in dem/ daß am ersten die Engel seynd wor- den/ wunderbarlich/ schoͤn und wol. Nun aber ein theil hat sich versuͤndet/ der andere nicht. So nun aber GOtt sein reich nicht will mit befleckten verwah- ren/ sondeꝛn mit denen/ die da waꝛten auf den hauß-vater; aus dem folget nun/ daß die andern seynd ausgestossen wor- den/ vom Reich GOttes/ und die rei- nen behalten: darum fuͤrohin Goͤttli- che providentia also ihr reich besetzt/ daß der mensch vor erst/ ehe daß er kommt in das Reich GOTTes/ probiret wird/ wie das gold im feuer: Und uͤber alle probe/ so muß er das fleisch der erden verlassen/ und anlegen ein neu fleisch der neuen geburth/ nemlich empfahen von dem H. Geist/ ohne welches fleisch kein mensch gen himmel mag: Und das darum/ daß die Goͤttliche fuͤrsichtigkeit gedaucht hat/ keinem seiner creaturen zu vertrauen/ allein sie seye dann vom himmel/ und aus dem himmel neu ge- boren. Also auch mit den Engeln wol zu verstehen ist/ daß diejenigen/ so nicht inferna lisch worden seind/ wol probirt von GOtt worden seynd/ und nach der voll- kommenen examination bestanden/ und al- so fuͤrhin confirmirt in das Reich GOt- tes: Alsdenn allein die confirmirt en menschen der neuen geburt das Reich GOttes besitzen/ die andern die Tarta- rische hoͤlle. 7. Uber diß hat er auch an andern oͤrtern die wahre Philosophie von der gemeinen und fal- schen immer unterschieden/ als wenn er gesagt in fragmentis libri Philosophiæ de animabus mortuorum p. 272. Dann nicht allein das licht des menschen hie gebraucht soll werden/ sondern auch das licht der schrifft/ und der grund der Philosoph ie auff dasselbige zu setzen: Dann ursach/ was ist die Philosoph ie/ die nicht aus der Schrifft ihren fuß nimmt? Nichts ꝛc. Libr. Philosophiæ de superstitionibus \& cere- moniis p. 251. Aber mir als einem Philo- sopho, der da seine Philosoph ie gruͤndet auff den eckstein CHristum/ gebuͤhrt zu reden/ und zu entdecken/ damit das nicht in zweiffel stuͤnde/ das nicht in zweiffel stehen soll/ sondern in gutem ge- wissen sey/ woraus ein jeglich ding ent- springe und seinen anfang nehme. Idem in Philosophia occulta p. 286. Darum so sollen wir alle diesen vermeinten grund verlassen/ und allein unser hertz und ver- trauen setzen auff den rechten felsen. Das ist/ was mit der Schrifft bestehen mag/ und was aus dem licht der natur/ und brunnen der wahꝛheit entspꝛinget uñ herfleust. Und wollen hie beschreiben und fuͤr uns nehmen die heimlichen verbor- genen ding/ mit schlechten und kurtzen worten/ die vor mir weder Henricus Corne- lius Agrippa, noch Petrꝰ de Abano, oder auch Trithemius veꝛstanden noch beschꝛiebẽ ha- ben. Und wolle sich hie an diesem meinem schreiben und philosophir en niemand aͤr- gern/ sondern alle wort wol probir en und erwegen: Alsdenn wird er befin- den und sehen/ aus wem ich rede/ ob ich aus dem teuffel oder aus dem licht der natur solches wisse und erfahren hab ꝛc. Fragment. I. Philosophiæ de animabus mor- tuorum p. 273. Einer weiß viel/ und aus dem wissen werden viel dinge offenbar: Aber alles durch die barmhertzigkeit CHristi ꝛc. In secreto magico von dreyen ge- benedeyeten magi schen steinen p. 671. Ob wol von den gar alten Philosophis durch langwierige muͤh und nachforschung der guͤldene philosophi sche stein offtmals gefunden/ auch dadurch bißweilen hoͤ- here erkaͤntnis/ daß nemlich etwas ho- hes/ so die natur erhalte/ seyn muͤsse/ wie denn solche ihre meinung von der natur auch vielfaͤltig und wunderlich beschrie- ben worden. Dieweil sie aber das hoͤch- ste centrum, daraus alle circkel gefuͤhrt und gefunden werden muͤssen/ nicht er- kennt/ sondern all ihr schreiben und werck zweifelhaftig/ ex circulationibus ele- mentorum eꝛforschet und fundi rt gewesen/ und das centrum, vielweniger das zierli- che Trigonum, so im circkel entspringt/ nicht beruͤhrt/ und aber/ GOtt lob/ her- nach vielen Christlichen Philosophis, und maͤnnern GOttes/ Mosi/ Esdræ, Salomo- ni, Divo Hermeti, Morieno und andern mehr/ auch uns Christen das einige cen- trum und ursprung aller dinge in Trigono centri, oder Trinitate divinæ veritatis sich selbst offenbaret und zu erkennen gege- ben hat/ so finden wir aus dem mittel- puncten viel einen hoͤhern und schoͤnern mit der schrifft concordirend en grund von der wahren Philosoph ie/ was sie sey/ und worauff sie fundi rt/ daraus nicht allein der Philosophi sche stein/ sondern auch noch zween Magi sche steine/ vegetabilis vel Animalis, ausgefuͤhrt und probi ꝛt worden. Derhalben sollen ihre heidnische scripta, so den grund oder richtscheid der natur nichts vermoͤgen/ fuͤr nichts geachtet/ sondern Vulcano befohlen werden/ und dagegen das hoͤchste buch sapientia, wel- ches von dem einigen geist GOttes aus- gehet/ aus dem centro der natur gesucht werden: Jn selbigem ist der grund der wahrheit und erkaͤntnis aller ding: das muß allein mit einem demuͤthigen gebet von GOtt erlanget werden/ wie uns CHristus selbst lehret: Quærite primùm Regnum DEI; und der H. Apostel Jacob: Mangelt jemand an weißheit/ so suche eꝛ sie bey GOTT/ der da ist der brunn aller weißheit ꝛc. 8. Von den wahren und falschen Medicis hat er ebenfals gar gruͤndlich geurtheilet/ und sonderlich behauptet/ daß kein rechter Medicus ohne die erleuchtung und regierung GOttes seye/ er moͤge gleich sonst noch so ein alter Aca- demicus seyn; denn also schreibet er ( in Defen- S 3 sione Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere observationes sione prima pag. 54. ) Also will ich mich defendir et haben/ daß ich billig eine neue medicin nach der jetzigen monarchia herfuͤr bringe und an tag thue. Und ob gleich wol gesagt wuͤrde/ wer lehret dich das zu thun? frag ich dich/ wer lehret das heu- tige laub und graß wachsen? Denn der- selbige hat gesagt/ kommet zu mir und lernet von mir/ denn ich bin mild/ und ei- nes demuͤthigen hertzens. Aus dem fleust der grund der wahrheit/ was nicht aus dem geht/ das ist verfuhrung. Der teuffel ist mille-artifex, in dem viel fal- scher signa und prodigia stecken/ der nicht feyret/ wie ein brummender loͤw uns nachstreicht/ auff daß er uns samt ihme luͤgner behalt. —— Jn Defens. 2. Die- weil fasten und beten die boͤsen geister austreibt/ achte ich/ dem artzt sey es son- derlich empfohlen/ am ersten zu suchen das reich GOttes/ demnach werde ihm geben was ihm noth sey. Jm andern buch der grossen Wund-artzeney im dritten Tractat p. 109. Das ist eine grosse verfuͤhrung in der artzeney/ daß ein artzt nicht mehr schuldig zu wissen vermeint zu seyn/ als allein sey er ein Doctor/ daß gnug sey an dem/ das in den hohen schulen gelernet wird: So doch dasselbige nichts ist/ als allein ein unbewaͤhrter grund/ der nicht am end ist noch im licht der natur be- waͤhret und vergleicht: Und die andern/ so Wund-artzte sind/ allein vermeinen ihre kunst gnugsam zu haben/ so sie braun/ blau/ gruͤn und weisse salben in meßinen buͤchslein machen koͤnnen. Der ein rechter artzt will seyn/ und den kran- cken nutzbar/ der muß mehr wissen/ ler- nen und koͤnnen/ denn die alle wissen und koͤnnen/ von denen sie geleꝛnet haben/ und weit hinuͤber/ daß ihre lernung und ho- he schulen zu Juͤngern gegen ihnen wer- den. Dieweil das nicht geschicht/ die- weil ist es gar verlohren und umsonst. Soll das beschehen/ so muͤssen sie die un- terweisung haben/ daß ihr bereiten und kochen in der artzeney die apothecken schaͤnde/ so gar soll er eine andere art wissen und koͤnnen/ also daß gegen der- selbigen die apothecken eine sudlerey ge- heissen werde. Also auch so viel mehr lernen/ als der Avicenna, und derselbige gegen seiner artzney sich nicht schuͤtzen moͤge. So es dahin kommt/ so wird es wol stehen in der artzeney/ und die kran- cken werden gesund gemacht/ die sonst verderbt/ geschaͤdigt oder erwuͤrget wuͤr- den. Es moͤchten vielleicht etliche mei- nen/ dahin mag es nicht kommen/ daß aus den apotheckensudlerey werde/ und ans den Sophisten schuͤtzen: Derselbige soll allein das betrachten/ daß die kunst keinen feind hat/ als allein den/ der sie vermeint zu wissen; denn die sich selbst also uͤberreden und vermeinen/ das sind die/ aus denen die verderbung geht und entspringt/ und lieben mehr die finsternis denn das licht/ mehr die ver- derbung denn gesundmachung: Wo sie solches nicht in ihrem hertzen haͤtten/ so wuͤrden sie lernen und ein bessers suchen/ und nichts verachten/ was kunst oder dergleichen betreffe/ alles mit fleiß le- sen/ urtheilen und lieben. 9. Was in uͤbrigen auch die beschuldigun- gen betrifft/ zum exempel/ als waͤre er ein zau- berer gewesen und mit dem teuffel seine dinge ausgerichtet/ kan offenbarlich aus seinen ei- genen schrifften wiederlegt werden. Gestalter uͤberaus offte und ernstlich wider die zauberey/ beschwerungen/ schwartzkuͤnstler/ nigroman- ticos und dergleichen schreibet; ja er vermahnet auch die Obrigkeit solche greuel ernstlich zu straf- fen. Vid. Philos. occulta de conjurationibus p. 286. \& 287. Jngleichen beschreibet er auch derboͤsen geister boßheit und abfall und warnet sehr offte vor ihrer verfuͤhrung und gemein- schafft/ weil sie den menschen ins verder- ben und verdam̃niß fuͤhrten. Vid. Fragment. lib. Philosophiæ de dæmoniacis \& obsessis p. 261. Sectetum magicum de lapide Philoso- phorum, p. 672. 673. Fragmentum I. Philo- sophiæ de sagis \& earum operibus p. 253. und 259. item de sanguine ultra mortem p. 266. de characteribus p. 278. 10. Belangend aber die in seinen operibus befindlichen characteres magicos und andere sonst ungewoͤhnliche expressiones, hat ihn ein ungenannter Auctor in der deutlichen entde- ckung/ was von Paracelso zu halten sey/ also entschuldiget: Theophrastus hat etliche secreta naturæ zum theil durch characteres, zum theil sonst mit subtil en/ gehei- men worten beschrieben/ daß nicht jedermann gegeben/ solche hohe weiß- heit/ so darinnen verborgen steckt/ zu begreiffen; sols aber darum aus dem teuffel geredt und geschrieben seyn? Das sey ferne/ und aus den zu vor angezoge- nen exempeln ist gnugsam zuersehen/ daß Theophrastus wolle fleißige/ GOttes- fuͤrchtige schuͤler haben/ die mit einem andaͤchtigen/ unnachlaͤßigen gebete bey GOtt um weißheit und verstand anhalten/ wie er denn selbst das schoͤne gebet zu GOtt dem H. Geist gemacht hatt. 11. Anlangend die ihm beygemessene trun- ckenheit und liederliches leben/ reimet sich sel- biges theils mit so vielen in der historie ange- fuͤhrten zeugnissen nicht/ theils mit denen wun- derbaren ihm von GOtt verliehenen gaben/ ungemeinen curen und andern bedencklichen umstaͤnden seines lebens. Was er selbsten von dergleichen lastern gehalten/ und wie er hinge- gen ein gottseliges heiliges leben angeprie- sen/ kan man unter andern aus diesem seinem folgendem bekaͤntniß ersehen in der Philoso- phia occulta, wie der mensch besessen und eingenommen wird | vom boͤsen geiste/ pag. 295. Trunckenheit ist ein ursprung und brunn alles uͤbels und aller laster/ die alle aus eingebung des teuffels durch sol- che trunckenboltze geschehen. Darum seyd maͤßig mit essen und trincken/ be- schwe- von Theophrasti Paracelsi lehre. schweret eure hertzen nicht/ denn der teuffel ist allezeit gegenwaͤrtig/ wie- wolunsichtbar/ denn er ist ein geist: So kan er auch die kunst/ daß er allenthal- ben seyn kan auff dem gantzen umkreyß der erden: Denn er ist ein erfuͤller und verbringer des uͤbels/ so auff dem gan- tzen erdboden bey allen menschen ge- schiehet/ und laustert auff die menschen/ wie eine katze auff die maͤuse. Darum alsbald ihr euch anfuͤllet mit wein/ und truncken weꝛdet/ so faͤhret er in euch/ bringt euch in suͤnden/ und uͤbet alle la- ster und uͤbel in euch/ fuͤhret euch amseil herum/ als ein hencker den uͤbelthaͤter/ biß er mit ihm ein end machet/ und hin- richtet. Also thut er auch/ biß er ihn leiblich besitzet/ einnimmt/ oder sonst gar in verzweiffelung bringt: Darum sehet zu ihr Epicurei, Bacchi und lands- knecht/ die gute volle bruͤder seynd/ und tag und nacht beydem wein sitzen/ sich nicht wollen lassen straffen/ sondern sich ausreden mit ihrem spruͤchwort/ wie sie sagen: Ein kriegsmann und ein schwein sollen allezeit voll seyn: Denn sie wissen nicht/ wenn sie sterben muͤssen/ oder wenn mans absticht. —— Habt ei- nen guten auffrichtigen redlichen wan- del/ seyd munter/ nicht kleinmuͤthig/ habt nicht boͤse gedancken oder fanta- sey/ bildet euch den teuffel nicht ein/ lasset die imagination in diesem nicht raum noch platz haben bey euch. Denn also sind sehr viel besessen worden vom teuffel/ daran ihre eigensinnige boͤse ge- dancken und ihre imagination schuldig ist gewesen. Darum verlasset solches/ und betet dafuͤr/ habt GOTT fuͤr augen/ denselben bildet euch ein. So moͤget ihr ihm gleichen/ und GOttes kinder werden/ und er wird euch seinen geist zu- senden/ mit demselbigen wird er euch besitzen und regieren/ und seine wunder- werck und allmacht durch euch erzeigen und wuͤrcken/ wie durch Paulum und al- le Apostel ist beschehen/ welche alle auff diese weiß mit dem Heil. Geist GOttes sind besessen worden. Derhalben fol- get diesem nach/ und schlaget auch den teuffel und alle boͤse sinn und gedancken aus: Denn dadurch moͤgen wir uns selbst bereden/ und eben so wol den teuffel an und in uns ziehen/ und mit ihm leib- lich besessen werden/ und in verzweiffe- lung kommen/ daß wir unsletzlich selbst um das leben bringen/ und ein end neh- men/ wie Judas/ Achitophel, und ande- re dergleichen mehr. 12. Endlich wird nicht schaden koͤnnen/ sei- nen ausdruck und entdeckten sinn von der wah- ren weißheit zu vernehmen/ wie er im II. theil der operum p. 318. u. f. also lautet aus dem buch: Vom grund der weißheit: Nichts ist aus uns/ wir sind nicht unser selbst/ sondern GOttes sind wir/ darum so muͤssen wir aus ihm probir en was in uns ist: Sein ist es/ nicht unser/ er hat uns den leib gemachet und geben das leben und die weis heit darzu. Aus dem kommt nun alles ding. Auff solches muͤssen wir weiter wissen/ warum der mensch da sey/ warum er die seele habe/ was ihm GOtt vermeint zu thun/ was er thun soll. Aus dem erfindet sich/ was der mensch ist/ und warum er da ist. Nun erfindet sich/ warum er lebt und war- um er geboren ist: Aus dem wird nun verstan- den der mensch in seiner weißheit/ das ist/ daß vor allen dingen ausserhalb dem menschen soll verstanden werden der Vater der weißheit/ wer derselbige sey/ und wie er sey/ und was er sey: Dasselbe ist auch das kind/ das ist der mensch. Denn aus dem menschen moͤgen wir nicht verstehen/ warum er auff erden ist/ war- um er beschaffen ist/ oder was er ist. Aber aus dem beschaffer/ schoͤpffer ꝛc. daraus moͤgen wir nehmen/ warum der mensch beschaffen ist/ und was seine art ist auff der welt: Dieselbige art nimmt sich aus dem Vater der weißheit. Der nun den Vater erkennt/ der erkennet auch den Sohn. Dann der Sohn erbet den Vater; nicht an dem ort im gut/ dann der Vater der weißheit ist nicht ein Vater des guths/ sondern allein der weißheit. Darum ist die weißheit gnugsam bey allen menschen. Dann sie haben alle die weißheit/ und keiner mag sprechen/ er habe mehr dann der ander/ oder weniger dann der ander. Denn als wenig ein mensch ein glied- maß von GOtt weniger geschaffen hat dann der ander/ also wenig ist er auch der weißheit be- raubt: dann wie der Kaͤyser/ also der bauer; wie CHristus/ also der mensch. Darum so wisset/ so als der leib ist ein ding in allen/ und niemand ist im selbigen arm oder reich/ sondern gleich/ da keiner kan sprechen/ er sey im leibe mehrer glieder dann der ander: Also von der weißheit mag auch keiner sprechen/ daß er sey der weiß- heit beraubt/ und einfaͤltig elendiglich begabt/ des verstandes beraubt/ der vernunfft beraubt/ der witz beraubt; alles nichts. Sondern das ist alles wolda. Das ist aber/ daß wirs groß vergessen/ und nicht achten und trachten/ das uns zu der weißheit bringt und ermahnet. Der da schlaͤfft/ der weiß nichts/ denn er ermah- net sich nirgend an. Der also doll lebt/ saufft/ faulentzt/ der ermahnet sich an das nicht/ das in ihme ist/ sondern durch seine faulheit versau- met er die arbeit seiner weißheit. Jst es nicht also/ so eine gemeine zusammen kommt/ so kan niemand nichts/ und alle men- schen seynd einfaͤltig/ biß an einen/ der gibt den rath und wegweisung: und so er das den bauren hat fuͤrgelegt/ so sagen sie alle/ ja bey GOtt/ er ist recht daran/ und ist also/ wie er sagt. So nun dieser rath und anweisung nicht also wol in dir waͤr gelegen/ als in ihme/ wie koͤntest du ihm kundschafft geben/ daß er recht daꝛan waͤ- re? Du bezeugest/ daß er recht daran ist/ mit dir selbst. Darum hast du dieselbe witz in dir auch/ als wol als derselbige/ du aber hast gefehlt/ und dich nicht gemahnet daꝛan/ und also spꝛichst du/ ich habe nicht so weit gedacht: Jetzt bistu ein zeuge dein selbst/ daß du geschlaffen hast in dem erbe/ das du hast. Dann alle haben ein erb/ keiner mehr noch weniger/ einer vergraͤbts und laͤsts liegen/ uñ gehet oben hin/ deꝛ andeꝛe gewin- net damit/ einer viel der ander mehr ꝛc. und also nach- Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere observationes nachdem wir das erb anlegen/ uͤben und brau- chen/ darnach haben wir viel oder wenig/ und habens doch alle/ und ist in uns. Nun ist der grund dieses fuͤrnehmens/ was die weißheit des menschen sey: Die mag nun aus dem nicht genommen werden/ dann so er schlaͤfft/ wer kan mit ihm reden/ wer kan aus ihm lernen? Nun der allerwackerste mensch schlaͤfft also/ daß von keinem menschen nichts zu lernen ist/ was in ihm sey oder ist/ daß man moͤchte eine lehr nehmen aus ihm. Wer kan aus einem stummen die lehr nehmen/ was in ihm ist? Niemand; also aus dem menschen auch. Aber aus dem vater desselbigen/ da wird es gelernt. Dann da ist ein unterscheid zwischen vater und dem sohne/ daß der vater zu der lehr leichter und nuͤtzer ist dann der sohn/ und daß der vater offenbar ist/ und der sohn nicht/ und aus dem vater werden des sohns wesen/ leben/ art/ und eigenschafft/ amt ꝛc. erkennt. Nun ist der mensch ein sohn und hat die weißheit; aber nicht von ihme/ sondern vom Vater der weißheit; aus demselben gehet die weißheit. Der nun die weißheit lernen will des menschen/ der lernts aus dem Sohn nicht. Sondern er muß sie aus dem Vater lernen/ dann der Vater ist offenbar in der weißheit/ und legts und zeigts oͤffentlich am tag. Nun auff daß wir weiter das fuͤrnehmen se- hen vom Vater der weißheit/ auff daß der Sohn mit seiner weißheit verstanden werde/ dann es muß einmal offenbahr werden/ was die weißheit des menschen sey in allen dingen/ dann was sein kopff thut und wuͤrckt/ muß sein vater haben; wer der sey/ das ist nothwendig zu wissen. Dann worinn der Vater den Sohn machet/ daꝛinnen muß man die weißheit erkeñen; und was der Vater ist/ ist auch der Sohn/ und die person oder form hindert nichts darinn. Dann von der Weißheit rede ich/ nicht von der person. So wir nun wissen/ was wir sind/ warum wir sind zu kindern gesetzt so wissen wir/ was unser erbe ist/ das dann bey allen gantz ist/ und nichts zubrochen. Denn als wenig das leben im menschen mag gestuͤckelt werden/ oder jemand mehr oder weniger gege- ben werden/ denn dem andern/ sondern muß allen gleich gegeben seyn; Also wie das leben/ sollet ihr auch wissen von der Weißheit/ daß der mehreste als der wenigste/ der wenigste als der mehreste ein ding ist in der austheilung/ also daß kein weg noch maß mag gleicher seyn/ dann diese austheilung. Eine jegliche weißheit ist dem menschen noth zu erben/ als es dann sein erbtheil ist. Denn so groß und so edel ist der mensch/ daß er Got- tes bildnis traͤgt/ und ein erbe ist des reichs GOttes. Nun ist der mensch beschaffen also/ daß GOTT den Teuffel/ den Satan/ den Beelzebub zu einem feinde hat. Denn die wahrheit mag nicht seyn ohne feinde/ sie muß ihren feind haben. Nun ist GOTT die hoͤch- ste Wahrheit/ der Teuffel die hoͤchste luͤgen; der Teuffel ficht GOTT nicht/ kan ihme nicht widerstehen/ er beruͤhrt ihn nicht/ er kom̃t auch nicht in seine stadt; der mensch aber ist geschaffen an statt GOTTes auf erden/ den- selben mag der Teuffel anruͤhren und neiden/ dann er kommt fuͤr GOTTes angesicht nicht/ aber wohl der mensche; Als nun der mensch GOtt an dem ort vertreten muß/ und GOtt preisen und loben/ und sein werck thun; so ist noth/ daß er GOTTes weisheit habe/ dieweil er erbe seines reiches ist/ und aus dem menschen soll die zahl genommen werden der erfuͤllung des himmels so viel/ als viel der Teuffel ab- verstossen sind worden im himmel in ab- grund der hoͤllen. Diese zahl muß erfuͤllet wer- den/ und alsdenn auf solche erfuͤllung so wird himmel und erden nicht mehr seyn/ und der himmel wird es alles seyn. Und wie in einem saal tantzen/ weinen/ lachen/ schreyen/ gesund- heit/ kranckheit/ tod/ \&c. seyn moͤgen; Also werden auch die weiten seyn des letzten reichs/ So nun der mensch soll die stadt erfuͤllen/ und soll darein kommen/ und soll den theil Gottes auf erden erfuͤllen wider den Teuffel/ von des- wegen der mensch erschaffen ist worden/ und gefuͤhrt in das Paradeiß. Und wiewol er gebro- chē das gebot/ nicht aus ehrlosigkeit/ sondern aus zwange/ auf daß aus dem Paradeiß der mensch komme in die welt an die statt GOttes/ und daß ihn nicht GOTT/ sondern der Teuffel| ur- sacht hinaus/ so hat die schlange Evam betro- gen. Aus dem folget uns nun allein ein eben- bild/ daß wir im hertzen des verfuͤhrersnicht sollen vergessen/ sondern des Teuffels erb- feind ersterben und bleiben in ewigkeit; und so uns Christus nicht erloͤset haͤtte/ wer waͤre/ der je selig worden/ und also sind wir auch unsert- halben geursachte feinde des teuffels; der das vergist/ der ist unselig/ liebet den erbfeind an statt GOTTes/ in des nahmen wir hier sind auf erden. Darum so gebuͤhrt sich; dieweil aus solchem grossem grund die weißheit des menschen kommt/ zu erfahren dieselbige|/ wie sie sey in uns; und daß wir nicht hier sind auf erden/ darum daß wir uns solten lie- ben/ und das betrachten/ das der Teuffel im himmel betrachtet hatte; dann ursach/ der Teuffel betrachtet seine hoffart und glori \&c. also so wir auf erden solches auch betrachten/ so moͤgen wir nicht erlangen das/ da wir hin verordnet seynd. Zu wissen hiernechst/ daß gleich dem men- schen/ wie dem Teuffel im himmel/ geben ist der gewalt/ der Teuffel mocht hoffaͤrtig oder nicht seyn; Er ward hoffaͤrtig/ darum ward er verstossen; also mag der mensch auch seyn/ hoffaͤrtig oder nicht/ in diesem ist er dem Teuf- fel gleich/ wie er war/ da er ein Engel war; und wie es ihme ergangen ist/ also auch diesen menschen wirds ergehen/ die also sind/ wie er. Dann wir solten wol Engel werden und nicht Teuffel/ darum sind wir geschassen/ und in die welt gebohren. Die ursache ist die/ daß GOTT einmahl im himmel vom Teuffel angelanget ist wor- den/ und er wolte GOTT gleich seyn/ darum verstieß er ihn. Nun weiter aber/ den men- schen hat er in die welt erschaffen/ und in die welt gebohren/ und sie ihme geschaffen/ und hat ihn nicht wollen im himmel haben/ son- dern in der welt/ vom himmel gescheiden; und von Theophrasti Paracelsi lehre. uñ aber was ihme noͤthig seye/ wie einem engel/ dasselbe hat er ihme auff die welt gegeben/ also daß er ein leiblicher engel. Suͤndiget er und ist hoffaͤrtig/ so wird er nicht vom himmel gestos- sen/ sondern von der welt; dann aus dem him- mel stoͤsset GOtt niemand mehr/ dann einmal und kein mahl mehr: einmal ist er gebohren und nimmermehr/ einmal gestorben/ und nimmer- mehr/ alles auff eine zahl/ ein urtheil/ ein ja/ ein nein. Darum so hat er/ damit sein him- mel erfuͤllet wuͤrde/ die welt geschaffen/ und den menschen nicht in himmel/ sondern in die welt/ auff daß nichts im himmel arges weiter entstuͤnde/ und daß das perlein aus der zahl der menschen außgeklaubet wuͤrde. Darum hat er ihme ein besonderes reich erschaffen/ und ihn in selbigem gantz gemacht/ nicht grob/ nicht un- geschickt/ nicht unverstaͤndig: sondern die weiß- heit hat er dem menschen gegeben/ klar/ rein/ pur. Und wie ein mensch grob ist an gliedmas- sen und ein anderer subtil an gliedmassen/ welches unter denen zweyen ist zu loben oder zu schelten? Keines: dann sie haben beyde ma- gen/ hertz/ roth blut/ rothes fleisch/ weisse bein/ marck/ haar: Also im verstand ist die Potentz/ aber nicht die klugheit/ die klugheit ist ein fremd thierisch und viehisches ding/ darum man nicht nach dem wohlstand urtheilen solt/ sondern alle menschen in ehren haben. Dann bey allen ists/ was in dir ist/ in einem jeglichen liegt/ was in dir liegt. Wie einem armen gleich so wohl waͤchst das seine im garten als dem reichen: Alsoauch im menschen liegen alle handwercker/ alle kuͤnste/ aber nicht alle offenbahr/ in dem das/ und vom andern allen nichts mehr; in dem ein anders und weiter auch nichts mehr; und sind doch alle in ihme/ und hat sie alle; das auffwe- cken/ das da geschicht/ dasselbige bringts her- fuͤr/ so weit auffgewecket wird. Lernen von menschen ist kein lernen/ es ist vorhin im men- schen/ allein ists zu erwecken uñ ermahnen. Dañ als wenig du magst ein holtz lernen dantzen ma- chen/ einen hund reden: also wenig magstu ei- nen schuͤler lernen aus dir/ dann es ist im hund nicht/ im holtz nicht/ das im schuͤler ist. Dar- um ist ein kind ein ambiguum, darnach du es wuͤrckest/ darnach hast du es. Erweckest du es mit einem schuster/ so ist er ein schuster; erweckest du es mit einem steinmetzen/ so ist er ein stein- metz; erweckest du es mit einem gelehrten/ so wird er gelehrt. Darum wird es also/ daß al- le dinge in ihme sind/ welches du erweckest in ihme/ das gehet herfuͤr/ die andern bleiben schlaffen. Waͤren sie nicht mit dem fleisch und blut gebohren/ nimmermehr wuͤrdest du es in sie bringen/ das du kanst. Darum du mit ihnen ein schuͤler bist/ du weckest die schuͤler/ und sie dich auff: das ist/ ein anderer mag dich lehren und auch erwecken in einem andern/ das bey dir schlaͤfft/ gleich so wohl als bey den schuͤlern und kindern. 13. Von dem sitz der weißheit/ dem menschlichen gemuͤth/ setzet er p. 309. Es ist ein solch groß ding umb des menschen ge- muͤth/ also daß es niemand moͤglich ist außzu- sprechen: und wie GOtt selbst/ und prima ma- teria, und der himmel/ diese drey/ ewig und un- zergaͤnglich sind: also ist auch das gemuͤth des menschen. Darum wird der mensch selig durch und mit seinem gemuͤth/ das ist/ er lebt ewig/ und stirbt nimmermehr/ als wenig als Enoch und Elias/ die auch ihr gemuͤth recht erkennt haben. Und wann wir menschen unser ge- muͤth recht erkenneten/ so waͤre uns nichts un- muͤglich auff erden. Wie aber dasselbige recht zu erkennen seye/ wann es in seiner exaltation ist/ so wisse/ daß das gemuͤth in ihm selbst ist versun- cken und ertruncken/ das ist/ der mensch ist mit sehenden augen blind/ mit hoͤrenden ohren hoͤr- loß/ mit seiner nasen schmaͤcket er nichts/ mit seinen haͤnden betastet uñ greiffet er nichts/ sein leib empfindet nichts. Das ist nun also zu- verstehen: Er siehet wohl/ weiß aber nicht was er siehet: Er hoͤret wohlreden/ verste- het aber nichts; hat wohl den thon und hall eines jeden dinges/ weiß aber nicht/ was es ist/ verstehet es nicht. Also; Er schmaͤcket wohl/ weiß aber nicht was er schmaͤcket. Er greifft wohl/ weiß aber nicht was er greifft; dann er hat sich allein an dem ding/ so ihm in seinem gemuͤth liegt/ ersehen und vergafft/ wie ein affe in einem spiegel/ oder wie ein kind an einem schoͤnen kragen/ oder wie ein narr an einem gemaͤhlde. Dann ein mensch/ der in solchen tieffen gedancken ist/ und in sei- nem gemuͤth also ertruncken/ der ist gleich/ als haͤtte er seine fuͤnff sinnen verlohren/ und fuͤr der welt vor den groͤsten stock-narren gehal- ten wird; ist aber bey GOTT der allerweise- ste mensch/ dem er seine heimlichkeit wissen laͤst/ und in das verborgene hinein sehen laͤst/ mehr dann alle welt-weise. Darum sollt ihr auch wissen/ daß die perfe- cte imagination, die von den astris kommt/ entspringet in dem gemuͤth/ in dem alle a- stra verborgen liegen: Und das gemuͤth/ der glaube und die imagination, sind drey ding zu rechnen; dann die namen sind unterschiedlich/ haben aber gleiche krafft und staͤrcke/ dann es kommt eins aus dem andern. Und kan ich die nicht anders vergleichen/ dann der Trinitati DEI. Dann durch das gemuͤth kommen wir zu GOTT/ durch den glauben zu CHri- sto/ durch die imagination empfahen wir den Heiligen Geist: Darum auch diesen dreyen/ wie der Trinitati DEI, nichts unmoͤg- lich ist. So wir nun also auff erden mit unserm ge- muͤth zu GOTT kommen/ durch den glauben zu Christo/ und durch die imagination den Heiligen Geist empfahen: so werden wir gleich denen Aposteln/ wir fuͤrchten weder den tod noch gefaͤngnis/ weder marter noch pein/ ar- beit/ armuth/ hunger noch anders derglei- chen. Jtem/ wir koͤnnen den teuffel außtrei- ben/ krancken gesund machen/ todte lebendig machen/ berge versetzen/ wie dann wir de Dei Trinitate schreiben. Ein exempel haben wir an der speculation: Dann wir sehen einen/ der da speculirt/ und hat deren dingen einen verstand/ darinn er speculirt: Laͤst er nun nicht darvon ab/ und ihme ernstlich angelegen seyn/ so erfindet er in solcher speculation die practi ck. Dann keiner kan zu der practi ck kommen anderst/ als allein durch die theo- ri ck und speculation, es muß erstlich nur al- les er speculi rt seyn. Dann auch alle hand- wercke und kuͤnste haben ihren ursprung aus der speculation und aus der theori ck. Und das ist hie auch zu wissen/ daß allemahl bey A. K. H. Vierter Theil. T der Th. IV. Sect. II. Num. XX. Weitere Observationes der nacht/ wann alle leibliche dinge ruhen/ heimlich und still sind/ am besten und nuͤtzlich- stenzu speculi ren/ mediti ren/ imagini ren ist/ auch an heimlichen/ besondern/ und darzu gelegenen orten/ also daß keiner von leuten be- schrien/ erschrecket/ oder verhindert kan werden: darzu auch mit nuͤchternem leibe. 14. Ferner schreibet er in dem fragmento de fundamento sapientiæ p. 392. u. f. von der weißheit offenbahrung und wuͤrckung in der aͤussern welt; als von offenbah- rung und findung aller kuͤnsten: Am ersten ist die artzeney bey den Propheten gewesen/ und sind Propheten geheissen wor- den/ darum daß sie mehr haben gewust/ dann das gemeine volck/ und das gemeine volck nicht verstanden hat. Naturales præsagatores hat man alle Propheten geheissen. Die natur/ die alle dinge lernet/ und was sie nicht kan/ das erwirbt sie vom Heiligen Geiste der sie lernet: und der Heilige Geist und die na- tur sind eins/ das ist/ taͤglich ist die natur ein licht auß dem Heiligen Geist/ und lernet von ihm/ und also kommt es in den menschen/ gleich als schlaͤfflingen. Dieweil nun das licht der natur ein schuͤler ist deß Heiligen Geistes/ so bitter der schuͤler seinen meister/ lehret mich das/ so lehret er ihm das: Also kommt es in den schuͤler/ so es nun im schuͤler ist/ so wird der schuͤler zweyfach/ das ist/ er redet mit ihm selbst/ und gibt ihm selber antwort. Ein zweyfacher schuͤler ist/ die person und der traum: deßgleichen die person deß Sa- tans/ und die person deß versuchten: Die person der geister/ die person der raͤth: und allemal ist ein licht der natur/ und das licht der natur antwortet seiner person/ das ist/ ihme selbst. Dann wie ein schulmeister seinen fleis- sigen schuͤlern nichts verhaͤlt/ sondern er lernet ihnen was ihm anliegt: Noch viel mehr der Heilige Geist das licht der natur in denen din- gen das ihme abgehet gegen seiner person: dann das wahre licht der natur und die person theilen sich nicht. Nun ist weiter das licht der natur ein licht/ das angezuͤndet ist auß dem Heiligen Geiste/ und leschet nicht ab/ dann es ist wohl angezuͤn- det. Zu gleicher weise ists im menschen; wie das leben/ also waͤchst es mit ihm auff/ und wird also gebohren. Nun begehret das licht je laͤnger je mehr zu scheinen/ und je laͤnger je groͤsser: Wie das leben begehret durch die artzeney je mehr/ je laͤnger zu leben/ und ohne auffhoͤren zu leben: Also ist auch im lichte der natur eine hitzige begierdung deß anzuͤn- dens. Wie redet der artzt mit seinem leben? Er spricht zu thm: Jß das/ trinck das/ so lebest du und stirbest nicht. Also redet der Heilige Geist mit dem licht der natur/ das habe/ das thue/ das ꝛc. so brennest du und wirst gelehret. Nun lehret der Heilige Geist allein das/ das er begehret. Darum spricht man; die natur hat ihre gesundheit begehret/ und er aß/ und genaß: Also treibt die natur sol- ches ein. Nun aber/ daß wir kommen auff die außthei- lung und fuͤrgenommene materiam, ist das unser fuͤrnehmen/ fuͤrzuhalten den schulmeister aller weißheit/ und aller kunst/ und alles unsers wissens/ wer der seye der uns alle dinge giebet/ dann wir haben nichts in uns/ dann als wie ihr sehet/ daß der leib der kranckheit und dem tod unterworffen ist/ und mancherley kranckheit und elenden gebrechen und hinde- rung: Also auch unsere vernunfft mit solchen gebrechen in viel wege beladen/ das ist/ in kranckheit/ die ihr zufaͤllet/ also daß wir auch nicht moͤgen mit gesundem hirn auff das ende kommen/ da wir hin begehren; wie uns die kranckheit abwendig machet von unserm fuͤrnehmen durch unser abnehmen der staͤrcke: also faͤllt auch eine schwachheit der vernunfft/ in dem sie gebrochen wird in ihrem fuͤrnehmen. Daraus kommt nun/ daß einer weiter ergruͤn- det/ mehr erfaͤhret/ dann der andere/ nach- dem eine jegliche kranckheit liegt in seiner ver- nunfft. Dieweil nun der leib mit seiner kranckheit be- laden ist/ also wird er maniacus oder unsinnig/ er wird toll ꝛc. so wisset auch in dem/ daß diß dassel- bige billige urtheil/ den menschẽ soll man an ket- tẽ legen/ dann er ist nicht selbst rechtfertig in der vernunfft. Nun liegt die vernunfft auch also kranck/ und wird dermassen auch irrig/ und wird mit kranck heit beladen; als dann noth ist/ daß man wisse von den leibes-kranckheitẽ/ also noth ist auch die kranckheit der vernunfft zu kennen; und wie ich fuͤrgenommen habe zu schreiben den grund eines artztes in den leibes-kranckheiten daß ersollte dieselbigen erkennen: also weiter ists mir billich/ daß ich auch weiter beschreibe von den kranckheiten der vernunfft/ woraus sie werden/ das ist/ aus was grund dieselben zuver- stehen seynd. Also habt ihr nun gehoͤret von dem leibe/ wie obstehet/ daß derselbige ligt in beyden sphaͤren: Und wie himmel und erden sein vater seye/ und wie der mensch aus dein vater densohn soll er- kennen/ und wie alle ding im menschen der welt sind/ und alle dinge der welt deß menschen: das- selbige stehet nun in massen/ wie ichs angezeiget habe. Weiter allhie so wisset/ daß hie stehet ein solches von den kranckheiten der vernunfft/ daß aller verstand der thieren in der erden und lufft im menschen ist/ darzu auch der engel verstand von wegen der seele. Das mercket wol und eben/ alle listigkeit und weißheit/ art/ vernunfft/ fuͤrsichtigkeit ꝛc. so in allen thieren der welt/ was in der him̃els- sphæ- ra begriffen ist/ dieselbigen seynd alle im men- schen. Darum ist einer fuͤchsisch/ der andere woͤlffisch/ der dritte papageyisch/ und wie viel ihr sind/ so sind es alles viehis. vernunft bey deꝛ weiß- heit ꝛc. uñ nichts/ das den menschẽ beruͤhret/ son- dern dieweil der mensch auch ein viehe ist/ so ist er alle viehe/ das ist/ aller viehe vernunfft ist auch im menschen. Darum an dem ort urtheilet der- massen/ daß ihr am ersten die viehische vernunfft zu erfahren erkennet/ die will ich durch einen sondern tractat nachfolgends erklaͤren/ darnach die englische vernunfft sonderlich in seinem tra- ctat. Einer der da will von kuͤnsten schreiben/ von der weißheit des lichts der natur/ und was dem menschen darin betreffend ist/ der soll am ersten fuͤrlegen seiner weißheit kunst und lichts lehrmeister/ aus dem ers hat/ auff daß die/ so von ihm angezuͤndet werden/ wissen/ was er redet/ und was er ihn gelernet hat. Dann von Theophrasti Paracelsi lehre. Dann irrig ist die lehre/ so ein jeglicher gibt/ in ihrem ursprung gebohren und man- cherley herkommens/ mancherley auch lehr- meister/ und mancherley schulmeister/ man- cherley schuͤler auch: Der nimmt fuͤr sich diß/ der eine das/ der ergibt sich in das licht/ der in die viehische vernunfft/ der in die irrsal. Nun ist vonnoͤthen zu wissen in allen dingen/ was ursprung nemlich es seye. Man findet/ die da schreiben mecha nisch/ und fuͤhret sie auß/ mehr dann aus dreyen urspruͤngen. Man findet die da schreiben facultæ tisch/ und fuͤhret sie mehr als auß sie- ben und fuͤnfftzig urspruͤngen. Man findet die da schreiben in verbo DEI, und ihr sind mehr dann zehen urspruͤnge/ und also in an- dern dingen. Viel schreiben/ und keiner der seiner federn regiment weiß/ oder zu wissen acht habe: Daß ist das groß der narrheit/ daß ei- ner lehret/ weiß nicht von wem ers hat: Und das soll er wissen: dann er ist seiner geschrifft kein richter/ kein urtheiler/ und ist nicht sein/ sie ist eines andern. Darum soll er wissen/ was sie seye/ und als- dann urtheilen. Dann irrig und falsch ist ei- ner/ der da nicht weiß seines schreibens ur- sprung. Nun aber daß ihr wisset von dem ursprung/ der seynd mancherley/ aber wie dieselbigen sind/ wisset hierin den anfang/ und ist also. Einmahl muß das vestiglich in uns seyn/ daß der leib nicht unser ist/ sondern GOttes/ nicht uns sondern GOtt gemacht/ nicht uns zu nutz/ sondern GOttes. So nun der leib dermassen ist/ so muß er auch haben all sein wesen von Gott/ das ist/ von dem er ist/ und was er also hat/ das ist also desselbigen leben/ kranckheit/ weißheit/ gesichte/ gehoͤr/ verstand. So nun desselbigen/ der den leib gemacht hat/ alle dinge sind/ so muͤssen wir nun wissen/ was uns dersel- bige gibt/ und muͤssen wissen auch/ warum er uns das gibt/ das er uns gibt/ das ist: Daß ein mensch soll vollkommen seyn als sein leben/ das ist/ vollkommen/ er sey huͤpsch oder ungeschaf- fen/ wie er wolle/ so lebt er gantz/ und das leben ist nicht gebrochen. Also weiter seine weißheit/ seine kunst muß also auch seyn gantz und nichts gebrochen an ihm. Nun gibt der mensch das alles gantz/ und nicht gebrochen: Dann ursachen/ darum hat er den menschen geschaffen/ daß er soll wider den teuffel seyn/ und ihm nichts lassen abgewin- nen/ wie einer ein schwerdt hat wider seine feind/ also sind wir gefangen in der hand GOttes: und wie ein fisch in dem wasser/ also wir in die feindschafft. Darum soll der mensch wissen/ wer er sey? und was er sey/ warum er sey? auff daß er trachte/ auß Gott all seine macht zu neh- men/ darvon ich weiter schreibe. Damit ich komme in die aͤussere Anatomi, der weißheit ursprung/ so wisse erstlich/ daß die weißheit nichts anders ist/ dann ein einige ewige freud. Wer will die weißheit beschreiben in seiner Anatomia, als allein der sie weiß/ vermag sie zu wissen. Der mensch weiß auß dem/ daß er die weißheit selbst ist/ dieweil sie in ihm ist/ die- weil weiß er sie zu beschreiben. Wie ist nun die Anatomi der weißheit? Also ist sie/ daß sie an ihr selbst nicht zu urtheilen ist/ als wenig als Gott/ dieweil sie aber dem toͤdtl- geben ist/ so folget aus dem/ daß sie den toͤdtli- chen zu anatomi ren ist: und wo das toͤdtliche nicht waͤre/ wer wolte reden oder wissen von der weißheit? dieweil sie aber in das toͤdtliche ge- fallen ist/ so ist zu reden von ihr/ und sie ist ge- bohren/ und ist gliedisch geworden/ und ist au- genscheinlich worden/ die vorhin unsichtbar ware. Alle kuͤnsten ꝛc. sind in der weißheit/ nun ist die kunst nicht vonnoͤthen gewesen vor der crea- tur. Aber da die creatur ist worden/ da haben die kuͤnsten muͤssen sichtbarlich werden/ von we- gen der creatur. Nun ist die kunst/ die weißheit und sapientia ein ding/ das ist/ es ist offenbahr worden die weißheit Gottes; so der mensch nicht waͤre geschaffen/ wer wuͤste von der weißheit Gottes/ auch von andern dingen Gottes? Nie- mand/ auch die engel im himmel habens nicht gewust/ aber in der beschaffung da ist an tag kommen die weißheit Gottes/ und seine gewalt/ seine macht/ und wer Gott ist und was sein we- sen ist. Nun folget hernach/ daß der Vater der weiß- heit im Sohne genommen wird/ umb indem der Vater selbst ist außgehend nun alle weißheit und kuͤnste: Dann die creatur hat | Gott in ihrer zahl/ aus dem folget nun/ daß sie offen- bahr solle werden. Die kunst und weißheit muß durch den Sohn geschehen/ und der Sohn be- haͤlt die art seines Vaters/ und lernet nicht al- lein sie beyde lernen/ und der Lehrer ist der Hei- lige Geist. Der mensch ist gefangen mit einer viehischen art/ aber Gott nicht; Also hat er zwo weiß- heiten/ eine viehische und englische/ eine bleibt die andere nicht. Also ist die weißheit der Vater/ in der alle kuͤnste sind und alle aus ihme gehend. Der Vater vermag alle dinge durch seine weißheit und kunst. Also nun sollen wir auch alle dinge vermoͤgen/ nichts soll uns widerste- hen/ weder Magia, incantationes, superstitio- nes, Nigromantia, Chiromantia, Physiogno- mia, dann diese dinge alle sind aus Gott/ und sind seine kunst: koͤnnen wir es nicht/ so sind wir an dem ort nicht erwecket und schlaffen noch. Nun aus dem schlaffen entspringen nun die leh- ren und schuhwercker-kunst. Das ist darvon ich rede/ vom Vater der Astronomiæ, der ist gantz und vollkommen; also sollen wir auch seyn. Dann er ist gantz/ und unsere weißheit ist seine weißheit/ und aus seiner weißheit sollen wir thuͤr und thor auffthun/ auß seiner weißheit schuh machen/ die nicht brechen/ haͤuser die nicht faulen und die wuͤrm nicht fressen. Wo wir aber das nicht thun/ so bauen wir im schlaff. Also hierauff wisset nun/ so wir den Vater der weißheit erkennen/ also in dem/ daß er gantz ist/ vollkommen und ohne bresten/ in allen kuͤn- sten. So soll auch der Sohn also seyn/ der an seiner statt sitzt/ und soll der artzt warhafftig seyn in seiner kunst/ und gantz. Dann sie seynd GOttes/ der Jurist/ der Theologus, der A- stronomus, der Philosophus, der Alchimist ꝛc. Also alle dinge. Nicht ein Jota, nicht ein Apex wird in den dingen abgehen/ daß nicht alles gantz wird werden/ als des Vaters allein. A. K. H. Vierter Theil. T 2 Und Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theoph. Paracelsi Secretum Magicum. Und glauben wirs/ so werden wirs haben/ dann durch den glauben werden wir darnach stellen. Glauben wirs nicht/ so stellen wir nicht dar- nach/ also wird nichts daraus/ und koͤnnen nichts dann luͤgen und triegen/ das sind unsere kuͤnste. So wir aber unserm Vater glau- ben/ und halten/ daß er die weißheit seye/ und nichts darff als allein erwecken vom schlaff/ sol- len wir es allein auffwecken: als zugleich einer der da schlaͤfft/ der ist als todt/ wiewol alles in ihm lieget/ leben und weißheit/ das auffwecken gibt ihms/ als das offenbahr wird: also in sol- chem schlaff werden wir gebohren/ und darin wachsen wir auff/ darinnen sollen wir auffge- wecket werden/ so gruͤnet aus uns weißheit und kunst/ als das feld vom Sommer und die berg nach dem Winter. Weiter zu wissen von der englischẽ vernunfft in uns. Der mensch hat eine seele/ nun ist die seele anderst/ anderst der leib/ der leib stehet in viehischer vernunfft und trifft den leib an. Nun wisset ihr/ daß die thier geitzig/ neydig/ moͤrd- lich ꝛc. auff einander sind/ und ist nicht englisch sondern viehisch. Also/ welcher mensch dieser art ist/ der ist viehisch und nicht englisch. Das ist englisch/ in den dingen/ der mensch soll den leib in seiner vernunfft nicht brauchen/ dañ allein was ihn antrifft zu wissen seine noth. Weiter ist die seele in ihm/ die bleibt ewig/ die hat das viehe nicht/ dieselbe soll der mensch fuͤr sich nehmen/ und dieselbe wird nicht kranck/ die viehische wird allein kranck/ und die englische nicht/ dann zwo weißheiten hat ein jeglicher mensch/ englisch und viehisch; sein will stehet wohin er will. Nun will ich weiter von der viehischen anzei- gen/ als von wem sie kommen. Es ist eine vernunfft in den dingen allen/ die die voͤgel ha- ben/ kuͤhe und der mensch. Also ist es auch in denen planeten/ gestirn/ lufft/ erden/ wasser/ darum kommt aus denen die viehische natur und lieb zu viehe und zu der creatur. Dann hund und mensch/ kuͤhe und mensch fuͤgen sich zusammen/ gleich und gleiches in der natur: Dañ da seynd sie ein viehe/ und ist ein ding/ wie ein mensch in der seele ein ding ist mit den en- geln/ und werden wie die engel: Also im leibe werden wir und sind wie das viehe/ und darum leben wir wie das viehe/ ein jeglicher das seine/ das ihme vergleicht wird. Diese viehische ver- nunfft ist wohl zu erkennen/ zu verstehen: dann sie haben Apoplexiam, etliche menschen auch/ sie haben Caducum, etliche menschen auch/ sie haben Colicam, etliche menschen auch ꝛc. und also fort und fort findet ihr in den dingen allen viehe und menschen zusammen/ mit allen gebre- sten der kranckheiten/ auch des essens/ des trin- ckens/ und dergleichen in der vernunfft. Dar- um ist unser fuͤrnehmen die viehische vernunfft wol zu entdecken. Die englische vernunfft kommt in Adam ge- gossen und langt in der geburt an uns. Also wisset auch vom viehischen verstand deren/ die nicht viehisch sind/ als vom himmel/ lufft/ er- den/ feuer und wasser/ was in selben verstand seye und vernunfft; das ist eine vernunfft in der erden/ daß sie ihre baͤume/ laub und graß gibt. Nun aber wie kommt der viehische verstand in uns der vier Elementen? Also: Jm himmel ist die vernunfft und der viehische verstand: Das ist/ des viehischen verstandes leben/ fuͤh- rung/ nahrung ꝛc. ist im himmel und kommt auß dem himmel/ und wird darinnen erhalten wie der leib von der erden. So ihr nun den uhrsprung englischer und viehischer vernunfft verstanden habet/ aus wem es der mensch hat/ und was er hat/ das ist/ wie sie ist in ihm/ und aͤusserlich durch einen spiegel moͤget sehen/ wie sie im menschen liegen und sind: so gebuͤhret sichs nun weiter von den- selben zu schreiben/ wie sie sich eroͤffnen im men- schen. So nun der mensch solche englische/ und vie- hische vernunfft hat/ so wisse/ daß sie mit ihme auffwachsen/ eine jegliche mit ihrem wesen und art. Aber doch unwissend im mensch en/ biß zur erweckung. Nun aber/ welche sich selbst erwe- cken/ will ich melden/ das ist/ wie die kuͤnsten an uns langen/ und wie wir sie lernen/ und in was weg. Nun ist dieselbe krafft also im gestirn/ wie die hitz in den kohlen: sie sind thiere und sind die o- bern thiere/ und zu gleicher weise wie auff erden die woͤlffe und haasen lauffen/ also auch im him- mel. Nun haben sie gewalt uͤber den viehischen verstand/ wie der Heilige Geist uͤber der seelen verstand. Dann jedweder theil hat seinen be- sondern verstand/ seinen besondern GOtt und geber/ also das viehe hat seinen viehischen Gott/ id est sirmamentum. Die seele den ewigen GOtt/ id est Spiritum Sanctum. Also aus diesen zween wegen sollet ihr verstehen mein schreiben/ vom ursprung des viehischen ver- standes und vom ursprung des seligen verstan- des. Dann es muß der viehische verstand gleich so viel einfuͤhrer haben/ als die seele/ darum him- mel und der H. Geist. Nun haben sie beyde einen irrer/ den teuf- fel und den unfleiß/ das ist/ unerfahrenheit/ das ist grobheit. Der Teuffel betreffet die seele/ der unfleiß betreffet den viehi- schen verstand: ein jeglicher bedarff seiner selbst gute erfahrenheit in den beyden din- gen. Biß hieher gehet Paracelsi eigene erklaͤ- rung von der wahren weißheit und denen oben beruͤhrten puncten. Jch muß aber fast im zweiffel stehen/ ob einem begierigen und grund-forschenden leser/ der des mannes schrifften nicht selber hat oder bekommen kan/ mit diesen wenigen excerptis ein voͤlliges gnuͤ- gen geschehen seye. Deßwegen ich lieber zu einem specimine der Paracelsi schen schrifften einen gantzen Tractat aus seinen operibus aus- ziehen will/ damit man etwa nach belieben den voͤlligen fluß oder die gantze connexion seiner schrifften ein wenig erkennen moͤge. Die- ser stehet im Il. Tomo seiner operum. NUM. XXI. Theophrasti Paracelsi SECRETUM MAGICUM. Ob wohl von den gar alten Philosophis, durch langwuͤrige muͤhe und nachforschung/ der guͤldene philosophische stein offtmals gefun- den/ auch dadurch bißweilen hoͤher erkaͤntnis/ daß Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theoph. Paracelsi Secretum Magicum. daß nemlich etwas hohes/ so |die natur erhalte/ seyn muͤsse/ wie dann solche ihre meynung von der natur auch vielfaͤltig und wunderbahrlich beschrieben worden. Dieweil sie aber das hoͤchste centrum/ daraus alle circul gefuͤhret und gefunden werden muͤssen/ nicht erkannt ha- ben/ sondern alle ihre schreiben und wercken zweiffelhafftig fundi ret gewesen/ und das cen- trum, viel weniger das zierliche Trigonum, so im circul entspringet/ nicht beruͤhret/ und aber GOttlob hernach vielen Christlichen Philoso- phis und maͤnnern GOttes/ Mosi/ Esdra/ Sa- lomoni, Divo Hermeti, Morieno, und andern mehr/ auch uns Christen das einige centrum und ursprung aller dinge/ in Trigono centri, o- der Trinitate divinæ veritatis, sich selbst offen- bahret und zu erkennen gegeben hat/ so finden wir aus dem mittelpuncten viel einen hoͤhern und schoͤnern mit der schrifft concordi renden grund/ von der wahren Philosophie/ was sie/ und worauf sie fundi ret seye/ daraus auch nicht allein deꝛ Philosophis. sondern noch zween magi- sche stein außgefuͤhret uñ probieret werden. De- rohalben sollet ihr Heydnische schrifften/ so den grund oder richtscheid der natur nicht vermoͤ- gen/ zu nichts geachtet/ sondern dem Vulcano befohlen werden/ und dagegen das hoͤchste buch Sapientia, welches von dem einigen Geist GOttes außgehet/ als dem centro der natur gesuchet werden: Jm selbigen ist der grund/ die warheit und erkaͤntnis aller dinge: das muß allein mit einem demuͤthigen gebeth von GOtt erlanget werden/ wie Christus uns selbst lehret: Quærite primum regnum Dei, und der H. A- postel Jacobus: Mangelt jemand an weiß- heit/ so suche er sie bey GOTT; dann da ist der brunn aller weißheit. Dieses buch zeiget uns erstlichen das groß buch der grossen natur/ wel- ches warhafftig nicht mit dinten/ sondern mit dem finger GOttes beschrieben und intimi ret ist/ aus diesem buch soll ein jeder die natur for- schen/ dann darinnen ist sie nicht buchstaͤblich; wie aber das grosse buch zu verstehen seye/ leh- ret uns das grosse buch Sapientiæ, das uns auff unser bitten von dem Geist Gottes eingegossen wird. Dieweil wir nun an der natur erstlich befin- den/ daß ein jedes ding aus seinem anfang soll und muß erkannt werden/ was es seye/ so muͤssen wir am ersten den grund der ersten Schoͤpffung aller dinge suchen/ und umb verstaͤndnis GOttes den Heiligen Geist an- ruffen/ damit wir daraus das wahre we- sen und eygenschafft gemeldter drey magi scher steine finden moͤgen/ derowegen so will ich am ersten die Schoͤpffung/ so viel mir die heilige Schrifft und prophezeyung zeiget/ nach dem verstande/ der mir gegeben ist/ beschreiben/ und dann auff diesen grund die drey magi schen steine setzen und bauen. TETRAGRAMMATON. Von ewigkeit her ware GOTT/ und die andere person der Gottheit ist von ewigkeit gebohren/ aus dem Vater/ und aus ihnen beyden gehet aus von ewigkeit die dritte per- sohn/ der Geist GOttes/ alle drey gleicher gewalt/ in einem Goͤttlichen unzertrennlichen wesen/ durch welchen alle dinge erschaffen und erbalten werden. Als nnn die hoͤchste Dreyfaltigkeit GOttes in dem Goͤttlichen weisen rath beschlossen/ die welt/ die engel/ menschen/ und in summa die gantze natur zu erschaffen/ so hat GOTT der Vater durch das wort/ als die zweyte person/ die dinge erschaffen/ nicht in sein letztes wesen/ sondern allein primam materiam confusam, das ist/ die matricem, darinnen alle natur der gan- tzen welt beysammen vermischet ware. Dar- um es dann von denen Philosophis, und in H. Schrifft abyssus und terra: Item ein ding/ darinnen alle dinge verborgen liegen/ genandt worden/ und die prima materia ware das wasser/ darauff der Geist GOttes geschwebet hat. Jn dieser matrice/ darinnen die welt erschaf- fen ist/ seynd beysammen vermischet gewesen/ a- nima quatuor elementorum, purum \& impu- rum, aurum \& argentum, licht und finsternis/ in und auß dieser matrice, welche mit dem licht GOttes umgeben ward/ seynd himmel und er- den/ lufft und wasser/ allein durch das woͤrtlein fiat erschaffen/ und durch den Geist GOttes/ so auff der matrice geschwebet/ in sechs tagen alle dinge mit vester/ weisester ordnung in sein letztes wesen gescheiden und separiret/ licht und finster- nis von einander geschieden worden/ und also die allerklahreste substantien, so in den ersten tribus principiis mercurii, sulphuris \& salis gewesen/ zu dem element solis gesandt und fir- mamentum genandt/ das ist/ die veste: weil es das faß und geschirr seyn solte/ welches die an- dern drey elemente tragen sollte/ dann vom wort und in dem wort kom̃t die eigenschafft/ ja mit dem wort/ welches auch die hoͤllen-porten/ ihn und sein bund nicht uͤberwinden koͤnnen. Also auch mit dem woͤrtlein firmamentum, kommt die eigenschafft/ daß uͤber allen begreiff- lichen verstand/ der himmel/ welcher ein duͤnner leichter chaos ist/ gleich einem rauch/ die andern sichtbahre corpora elementorum tragen und beysammen vest unverruͤcket halten muß/ das groͤbste/ so in der prima materia von den tribus principiis primis gewesen ist/ ist hernach in das elementum terræ gescheiden worden. Also auch von dem lufft zu verstehen/ wohin die prima materia zu demselben bequem gewe- sen/ in dieselbige gescheiden. Also seynd am er- sten nur die corpora elementorum also mit der frucht/ daran sich der mensch ernehren sollte/ be- schaffen: hernach seynd die corpora elementor. weiter gescheiden und separi ret worden. Also ist auß dem allerklahresten wesen elementi solis herfuͤr gebracht die Sonne/ hernach der Mond und alle andere sterne gleich als baͤume und fruͤchte deß himmels/ darinnen sich der mensch nehren sollte. Also ist auch die erden/ erstlich ein gleiches temperir tes wesen ohne frucht gewe- sen/ aber hernach gesondert/ also daß vielerley gewaͤchs dem menschen zu der nahrung herfuͤr kommen seyen/ also auch von den andern zweyen elementen zu verstehen/ und gab einem jeden ge- waͤchs seinen eigenen samen und natuͤrliche lieb- liche fruchtbarkeit/ das ist/ alle corpora der ele- menten seynd erstlich lebloß erschaffen/ aber durch den Geist Gottes ist ihnen die natur/ das ist/ der lebliche unsichtbahre geist oder quinta essentia, welche die corpora elementorum erhal- ten/ und uͤber sie herrschen solle/ eingegossen worden. T 3 Da Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theoph. Paracelsi Secretum Magicum. Da nun alle ding wol separi ret und in ewig- keit also zu stehẽ erschaffen/ hat Gott leichtlichen den menschen in seiner mutter oder matrice, das ist/ in der grossen welt/ im acker Damascona, aus- serhalb dem paradeyß/ auß dem limbo terræ, welcher das subtileste wesen/ uñ limbus deꝛ gan- tzẽ machinæ mundi ware/ darum eꝛ auch micro- cosmus, h. e. parvus mundus genandt wird/ sei- nem ebenbilde nach/ die zahl der gefallenen engel zu erfuͤllen/ erschaffen/ und ihn Adam genant/ weil der limbus ein rother erdschollẽ/ noch in H. Schrifft Adam genant/ dann das wort Adam heist nicht ein mensch/ sondern roth/ darum daß er von rothem leimẽ der erden gemacht worden. Dieser leib aber ware nicht lebloß/ und nicht der mensch selbst: sondeꝛn nuꝛ das corpus, in welches der mensch gepflantzet werden solte/ dann der mensch ist nach dem ebenbild formi ret/ darum ist die seel der mensch/ uñ der leib die behausung/ darin der mensch ewig wohnẽ/ und von ewigkeit von ihr nicht abgesondert werden solte/ welche seele als ein unsichtbares Goͤttliches feuer aus Gott selbst/ dem leblosen leib Adam/ aus un- gruͤndlicher lieb eingegossen worden/ als uͤber alle engel erschaffen worden/ aus ursach/ daß wann er je fiel/ daß er darum in seinem fall wider Gott nicht verharrete/ und ewig/ gleich dem Lu- cifer, verstossen werden moͤchte; sondern daß er durch diß fuͤncklein Goͤttlicher liebe in derseelẽ/ gleich als durch einen magneten gegen Gott/ zu der reue/ dadurch er noch gnad erlangen moͤcht/ gezogen und gereitzet werden koͤnte; dann so der Lucifer in sich gehabt haͤtte diese Goͤttl. liebe o- der feuriges fuͤncklein der seel/ haͤtte er auch reue habẽ/ und dadurch vielleicht gnad erlangen moͤ- gẽ/ daß er nicht ewig haͤtte verstossẽ seyn duͤrffen. Dann Gott erbarmet sich nur des/ u. sonderlich am meisten des jenigen/ so ihm am nechsten ver- wandt ist/ alßdann diß feuresten aus Gott auß- gegangener geister/ oder menschl. seel/ desselben bild deß allerhoͤchsten ist/ daß aber die materia oder limbus rubei, daraus der menschl. coͤrper formi ret worden/ nicht eine schlechte rothe erde/ wie etliche nur dem buchstaben nach verstehen wollen/ gewesen/ sondern aus dem herrlichsten composito, u. subtilissimo extracto totius ma- chinæ mundi, ex centro omniũ quatuor circu- lorũ, dieser coͤrper formi ret seye/ kan aus der na- tur gnugsam bewiesen wardẽ/ fuͤrnehmlich aber aus dem/ weil Gott den menschen nach seinem e- benbild/ aus einem Goͤttl. feurigen/ reinestẽ/ un- sichtbahren heil. Spiritu, welcher aus nichts er- schaffen/ sondern stracks auß Gott durch den a- thẽ außgangẽ/ gemacht/ dañ alßbald er in seiner Goͤttl. bildnis nachge formi ret uñ gebildet/ hat er denselbigen rothẽ leimen/ den geist deß lebens in das angesicht einge blasen/ und der mensch ist wordẽ zu einer lebendigen seele: welche menschl. seele nach Gott das hoͤchste ist/ im him̃el und auf erden. So ist derhalben nit zu zweiffeln/ dz Gott der brunn aller gnaden und barmhertzigkeit/ sol- cher edelsten menschl. geschoͤpff seine behausung oder corpus, auch aus demedelsten reinẽ ewigen com posito erschaffen habe: und nit aus einẽ ge- meinen rothen erdlein/ wie viele dem buchstaben nach erzwingẽ wollen. Man moͤchte es mir aber vorwerffen und sagen/ es sey nicht ohne/ daß der menschl. coͤrper unter andeꝛn geschoͤpffẽ die herꝛ- lichste substantz seye; dennoch abeꝛseye eꝛ erstlich nur ein gemeines erdlein gewesen/ und Gott seye muͤglich gewesen einẽ herrlichen leib aus der ge- ringen erden zu erschaffen/ weil er doch die gantze welt aus nichts gemacht habe. Darauff antworte ich also/ von wegẽ der all- maͤchtigkeit Gottes muß ich gestehen daß Gott wol moͤglich gewesen waͤre aus einer gemeinen erde einẽ herrlichẽ leib zu erschaffen; dieweil aber Gott alle ding/ in summa/ die gantze natur nach der allerweisesten ordnung/ u. nit confusè, wider die ordnung der natur erschaffẽ/ u. noch derglei- chẽ die natur in rechter ordnung erhaͤlt/ u. durch dieselbe biß ans ende der welt/ nach der natur u. nit wider die natur/ schoͤpffer und mehrer ist/ ist zum wenigsten vermoͤglich/ daß eꝛ in erschaffung des menschẽ/ oder seines coͤrpeꝛs etwas wider die natur gehandelt/ u. den edlẽ leib aus dem groͤbstẽ element der erdẽ gemacht habe; Jch gebe wol zu/ dz die form u. ansehen der materia limbi einer er- den gleich gesehẽ hat/ aber darum nit eine gemei- ne erdẽ/ sondern/ das subtileste wesen/ der gantzẽ machinæ mundi, ist zusam̃en gebracht wordẽ in ein corpus, welches dem erdreich gleich sahe; dañ die erden ist eine mutteꝛ aller element/ darum soll sie vor den andern allen geschwaͤngert werden; So folget hernach daraus nothwendig/ daß ih- re geburt microcosmus, das ist/ eine neue oder kleine welt genennet wird/ wie solches ein Phi- losophus practicalis beweiset. Terra est mater elementor. de terra procedunt, \& ad terram revertuntur omnia. Item post separationem \& imprægnationem ascendet in cœlum, \& revertetur in ter- ram suam, \& habebit vim superiorum \& inferiorum \&c. Tab. Smaragd. Herm. Jn sum̃a/ Gott hat alle ding nach rechter ord- nung in die natur erschaffen/ u. nichts wider die natur/ außgenom̃en die primam materiam; dar- aus hernach alles erschaffen ist/ dieselbige ist aus nichts gemacht/ darum sie auch abyssus genant/ das ist/ die matrix mundi: oder das feuer/ seel: ꝛc. daraus hernacher alles erschaffen ist/ dieselbige ist aus nichts erschaffen oder gemacht. Da Gott nun aus dieser materia, oder dem wasser/ darauf der Geist Gottes geschwebet hat/ etwas wider die natur hat sch affen wollẽ/ so hat er nit 6. tage gebraucht/ u. eins nach dem andern nach juster ordnung der natur geschrieben/ son- dern haͤtte wol koͤnnen ausserhalb des wassers in uno momento alle ereaturen erschaffen/ aber Gott wolte nit geister/ sondern natuͤrl. creaturẽ machen/ darum nahme er erstlich den kasten fuͤr sich/ darinnen der schatz der gantzen natur in einẽ klumpẽ vermischet ward u. lage: das war das e- wigefeuer/ dessen anfang noch ende nit ist/ der ist durch den obschwebenden Geist Gottes gantz weißlich von einander geschiedẽ/ das grobe vom subtilen/ das licht von der finsternis/ u. ein jedes an seinen ort gantz weißlich verordnet/ als da es biß zum ende in seiner rechtẽ ordentlichen natuͤr- lichen wirckung verbleiben/ und alles in dem menschen zu gut und seinem schoͤpffer zur glorie sein officium naturale verrichten muß. Als nun Adam gantz schoͤn/ herrlich u. ewig/ mit dem hoͤchsten gemuͤth der seelen gezieret/ er- schaffen/ hat er ihme auch von anfang/ ehe dann das erdreich ware/ einẽschoͤnen lust-garten/ das paradeyß in Eden/ gegen morgen/ gepflantzet/ u. hat den menschen aus der welt genom̃en/ und in das paradeyß gestellet/ und nit in him̃el/ damit/ so der mensch je fiele/ daß kein unfriede im him- mel entstuͤnde; dann Gott wolte nicht/ daß nach verstossung Lucifers ein unfried im himmel ent- stehẽ solte. Einen hat Gott aus dem himmel ver- stossen/ Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi Secretum Magicum. stossen/ und keinen mehr/ dann er stieß den men- schen nicht auß dem him̃el/ sondern auß dem pa- radeyß wieder in die welt/ von der er gemacht ist. Dieweil nun GOtt am siebenden tage alle dinge wol gescheiden/ und von allen seinen ge- schoͤpffen ruhete/ und weiter nichts erschuff/ son- dern die erschaffene natur selbst wirckẽ ließ/ und der Adam die zahl der verstossen en engel wieder ersetzẽ sollte/ so gab Gott dem Adam die mensch- liche natur und samen/ in welcher natur er end- lich einen limbum hat angestellet/ uñ ihme dazu eine matricem, darinnen er den samen verhoffen sollte/ aus seinem eigenẽ coͤrper erschaffen; Gott haͤtte auch der materia limbi noch gnugsam ge- habt/ daß er die Evam daraus formi ren koͤñen/ aber damit Adam sein weib defto eher oder groͤs- ser liebete/ und ihr anhangen sollte/ hat er sie aus seinem eigenen leibe erschaffen/ daß sie beyde in liebe und einigkeit gegen einander/ als ein Ma- gnet und eysen concordir ten/ uñ keines das an- dere/ von wegen seines eigenen leibes/ verlassen koͤnte. Weil nun GOtt keinen menschen mehr schaffet/ sondern dasselbige officium dem Adam samt allem werckzeug zugestellet/ so muß er sol- ches ampt auch nach der ordnung der natur ver- richten/ und wann er einen menschen generi ren will/ so muß er nehmẽ deß limbi sperma: uñ den- selbigen werffen in microcosmum uñ matricem, damit der same dariñen durch dẽ Geist Gottes/ so in der mutter schwebet/ in seine letzte materiã produci ret/ und wie einem menschen gebuͤhret/ formi rt werde. Und gleichwie Gott auß seinem sessel gaͤntzlichen nit kom̃en/ sondern allein durch seine hand/ das ist/ durch seine allmacht den lim- bum terræ genom̃en/ uñ daraus den menschẽ in seiner matrice formi ret (welcher die grosse welt war) und doch in seiner matrice nicht gelassen/ sondern aus der matrice genom̃en uñ in das pa- radeyß gestellet: Also komt auch der mañ Adam/ wañ er den menschen formi rẽ oder schaffen will/ nit gaͤntzlich in die matricem, sondern/ so weit es seineꝛ macht wegẽ des samens zustehet; uñ gleich wie in der ersten erschoͤpffung der Geist Gottes auf dẽ wasser geschwebet/ und alle dinge geschei- den und formi ret: also wird er auch getragen in die matricem microcosmi, das ist/ das him̃lische blut/ derlebendmachende feurige geist/ derselbe formi rt oder versetzt in der frauẽ den limbũ oder samẽ in sein letztes wesen/ und vollkom̃enen men- schen: welcher aber nicht in seiner matrice micro- cosmi bleibet/ sondeꝛn hinaus genom̃en/ uñ in die grosse welt gestellet wird. Hie kan ich nit unter- lassen/ etwas den jenigen/ so da vermeinẽ/ ein je- der same werde allein in der mutter durch die na- tuͤrl. vesicam außgefuͤhrt/ einzureden/ dann sol- ches mag in der natur keinen bestand haben: dañ es befindet sich auß der ersten schoͤpffung/ dz erst- lich alle ding in ihrer substantz tod gewesen/ aber von wegen der vereinigung und vermehrung ei- nem jedem geschoͤpff/ nach seiner art und eigen- schaft/ ein leiblicher geist/ dadurch die wachsung geschehen soll/ eingegossen worden. Und weil deꝛ mensch das ebenbild Gottes und seines gleichen auch generi ren soll/ so ist ihm auch in seiner ma- trice seines gleichen spiritus, d. i. Geist Gottes/ der aus Gott komt uñ wieder zu Gott gehet/ ein- gegossen wordẽ/ daß eꝛ/ und nit allein die schlech- ten wahren/ wiewol sie wegen des lebens (wie die an der grossen welt auch nothwendig) den menschẽ in der mutter formi re uñ bilde/ welcher geist in deꝛ mutteꝛ microcosmi schwebet/ uñ kein anders geschoͤpff nit hat: darum sollen billich die weiber zu keiner unbilligẽ unzucht nit gebraucht werden/ von wegen deß Geistes Gottes/ so in der mutter schwebet/ und weil dieser formi rer und geist deß menschl. samens sonst die creatuꝛ allein deß microcosmi hat/ so sind alle andere bildniß/ so dem menschen gleich sehen/ und doch nicht in dem rechten microcosmo gebohrẽ werden/ oder sein lauter menstruũ haben/ ob sie wol dem leibe nach menschen seyn/ doch gaͤntzlichen ohne seele sind: weil dann etliche riesen gewesen seyn/ die da wol aus maͤnnlichẽ samen/ aber in einer fremden mutter gebohren worden; dann wann eine frem- de thierische matrix, den menschlichen samen mit lust empfaͤngt/ so wird ein menschlicher leib dar- aus/ gemeiniglich ein fremd zeichen habend; Als ist die erschoͤpffung him̃els und der erden nichts gewesen/ als die prima materia, massa confusa, die wahre matrix der grossen welt/ und ware um- geben mit dem licht Gottes/ die welt/ so aus die- ser matrice deß menschẽ/ das ist/ deꝛ kleinen welt/ und mit dem ewigen umgeben/ das ist/ mit der prima materia, oder wasser uͤber die veste: Diese frau ist hernacher die kleineste welt/ uñ ist matrix aller folgenden menschen/ die umgeben mit der grossen welt/ und in eigener hand. Da nun der mensch in hoͤchster gerechtigkeit uñ unschuld mit leib und seel ewig vor Gott lebet/ und mit hoher weißheit uñ verstand/ und dem allerhoͤchstẽ klei- nod der seelen von Gott/ uͤber alle andere creatu- ren/ natuͤrl. und geistl. geliebet ward/ und zu einẽ oberherrn uͤber die gantze natur gesetzet worden/ ausserhalb deß baums der erkaͤntnis gutes und boͤses/ bey ewiger straffe denselbẽ zu meyden/ hat der Lucifer, als ein ewiger feind Gottes/ unter den seinen solche grosse ehre und gluͤck dem men- schen mißgegoͤnnet/ als ein mille artifex auff al- lerley mittel gedacht/ wie er GOtt zuwider/ den menschen von der liebe Gottes abwende/ und in grosse ungnade und ewige verderbnis bringen moͤchte/ aber kein besser mittel finden koͤnnen/ dann daß er sie in ungehorsam und in ewige hof- fart (welche ihn auch selbst aus dem him̃el ad in- feros verstossen hat) braͤchte/ dorffte sich aber in seiner eigenen geistl. substantz so bloß erstlichen nicht erzeigẽ/ aus forcht/ daß man ihn erkennen/ und nicht glauben geben moͤchte: suchte derowe- gẽ ein natuͤrl. mittel- instrument/ welches gantz listig ware/ dadurch er sein fuͤrhaben verrichten koͤnte/ damit der mensch vermeynen solte/ das natuͤrl. mittel gebe ihm dann statt/ und so viel destomehr im andern glauben gebe/ u. er ihn also letztlich betruͤgen moͤchte: Und als er sahe/ daß die schlange schoͤner und listiger ware/ weder alle andere thier/ und unter dem verbottenen baum ihre wohnung hatte/ ist der Lucifer aus verwil- ligung der schlangen in ihr geschloffen/ und aus deren zu der Eva/ und nicht zu dem Adam gere- det/ und durch listige und betruͤgliche wort zum biß deß apffels gebracht/ ob sie ihme gleichwol widerparth hielte. Dieweil sie aber solches nicht thaͤte/ wie ihr im grund bewust ware/ und das woͤrtlein Vielleicht fein dubitativè darzu gesagt/ vielleicht werdet ihr des todes sterben/ so nahme der teuffel ferner ursach zu seiner list und betrug/ und sagte bald darauff/ wie sie allezeit grosse herrlichkeit und gewalt haben/ und sie den goͤttern gleich werden solten; also glaubte sie der schlangen/ als dem verstaͤndigsten thier/ vermei- nete/ sie koͤnte nicht luͤgẽ: weil es nun die verstaͤn- dige schlange redet/ ließ ihrs die grosse hoffart/ daß Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi Secretum Magicum. daß sie GOTT gleich seyn moͤchte/ und nie- mands unterthan seyn doͤrffte/ wohlgefallen/ und also aus eigener hoffart/ darem sie vom teuffel durch die schlange betruͤglicher weiß ge- fuͤhret ward/ uͤbertratt sie das gebott GOt- tes und aß von dem apffel: so bald sie nun von dem apffel gegessen/ hatte sie dardurch von stund an erkaͤnntnis des boͤsen bekom- men/ die gnade GOTTES verlohren/ und in der liebe GOTTES angefangen zu schwancken; hat also hernach auch betrug- licher weiß durch falschheit und boͤses gemuͤ- the den Adam/ ihren eigenen mann/ verfuͤhret/ und zu dem biß des apffels/ und brechung GOTTES gebotts/ uͤberredet: Und gleichwie Eva betrogen ward/ daß sie vermeyn- te/ die schlange/ als das verstaͤndigste thier/ redete zu ihr/ und ihr derowegen folgete; Al- so ward Adam hinwiederum von der Eva auch betrogen/ daß er vermeynte/ sie waͤre noch in dem vorigen verstand und liebe zu GOTT und ihme/ als dem sie nichts boͤses rathen wuͤr- de/ dann er noch nichts boͤses kannte oder wu- ste. Es gedeyete ihm aber sehr uͤbel/ und sahe nachmahls wohl/ daß sie die erste Eva nicht/ sondern die durch den teuffel vergiffte Eva ihme das gerathen haͤtte. Da nun Adam GOttes gebott gebrochen hatte/ und aus hoffart in ungnade gefallen ware/ hatte er alsobald alle gnade GOT- TES und die unsterblichkeit verlohren/ und sich des ewigen todes und gefaͤhrnis theilhaff- tig gemacht/ und ist die Goͤttliche grosse weiß- heit und liebe seiner augen verdunckelt worden/ und hat nicht allein er/ sondern auch die gantze machina mundi, die ewig-und unsterblichkeit verlohren/ und den sterblichen ewigen fluch er- langet/ wiewohl solches gaͤntzlichen wider die natur ware; dieweil aber GOtt/ die warheit selbst/ diß alles zu einer straff zu geschehen/ ge- schworen/ muste es also geschehen/ nicht aus na- tuͤrlicher ordnung/ sondern wegen des worts; und damit Adam nicht etwa seine hand auß- streckete/ uñ aͤsse vom baum deß lebens/ dadurch er ewiglich haͤtte moͤgen leben/ so stieß ihn GOtt aus dem Paradieß wieder in die welt/ von der er gemacht ward/ und leget fuͤr das Pa- radeiß den Cherubin/ und zwar mit feurigen glaͤntzenden schwerdtern zu bewahren den weg zum baum des lebens/ damit nichts beflecktes darein gienge/ es seye dann vorhin wohl gereini- get/ durch die zween Cherubin/ und feuri- ge schwerdter/ das ist/ durch glaube und hoff- nung und brennende liebe/ gegen GOTT dem Allerhoͤchsten/ welche mit schoͤnen feuerflam- men/ das ist/ mit Christlichen wercken gezieret seyn muͤssen/ und vorhin wohl probieret: als- dann ist mir aus lauter gnaden die frucht vom baum des lebens im Paradeyß/ das ist/ das theure blut JESU Christi/ damit der baum des heiligen creutzes gezieret/ fruchtbarlichen zu geniessen/ und dardurch alsodann wie- derum mit CHRISTO ins himmlische Paradeyß (darinn Adam und Eva erft- lich gewest) zu kommen vergoͤnnet; der weg aber darzu zu gelangen/ ist dermassen verwirret und verdunckelt/ daß nicht moͤg- lich/ von wegen der hoͤhe und anderer unge- legenheit halber darzu zu kommen; Jtem/ daß etliche meynen/ weil es nicht zu finden seye/ es muͤste durch den Suͤndfluß verstoͤret seyn/ darauff sage ich zu beyden/ nein: spreche erstlich/ daß das Paradeyß noch in seinem alten wesen seye/ und nicht zerstoͤret; solches wird be- wiesen aus heiliger Schrifft/ daß Christus viel hundert jahr nach dem Suͤndfluß am stamm des heiligen creutzes zum Schaͤcher sag- te/ heute wirstu bey mir seyn im Paradeyß; da konte nicht vom himmlischen Paradeyß geredet werden/ dann Christus ist der erste mensch im himmel gewesen/ durch welchen der himmel den nach koͤmmlingen ist geoͤffnet worden: Chri- stus fuhre aber nach vielen tagen gen himmel/ konte derowegen nicht ein himmlisch/ sondern irrdisches Paradeyß verstanden werden. Uber diß ein anders/ Christus fuhre zur hoͤllen/ erloͤse- te dielieben altvaͤter: Nun hat er dieselben/ wie die schrifft sagt/ erst in seiner himmelfahrt mit sich gefuͤhret: Et secum duxit captum ca- ptivitate captivos, und hat das gefaͤngnis mit sich gefangen gefuͤhret; wo sind sie nun die zeit uͤber biß zur auffahrt gewesen? Jm himmel nicht/ in der hoͤlle/ vorhoͤlle/ noch auf erden nicht: derowegen werden sie in dem irrdischen Para- deyß biß zur auffahrt muͤssen geharret haben; daraus nun beweißlich/ daß das Paradeyß tempore passionis Christi noch vorhanden ge- wesen. Wann aber jetzt einer sagen wolte; es koͤnte nach der auffahrt wohl zerstoͤret worden seyn/ daß es jetzt nicht mehr vorhanden waͤre: Darauff frage ich: wo seynd dañ jetzt Enoch uñ Elias/ welche noch nicht gestorben seynd/ und dannoch in der welt nicht seynd/ und nichts de- stoweniger wieder kommen sollen auff erden/ dem Antichrist zu widersprechen; wie dann auch etliche Kirchenlehrer ebenmaͤssig vom Johanne Evangelista meynen. Erstlich koͤnnen sie nicht leugnen/ daß sie leib und seele noch bey einander haben und nicht gestorben seynd. Sie werden aber entgegen werffen und sprechen: Es stehet geschrieben/ sie seynd mit leib und seele gen himmel gefahren/ und vermeynen nicht/ daß sie an einem andern ort seynd. Darauff antwor- te ich also: daß das woͤrtlein himmel/ allhier nicht dem blossen buchstaben nach zu verstehen seye/ und nicht das himmlische Paradeyß/ son- dern das irrdische verstanden werden muß/ aus ursachen/ daß nichts beflecktes in das reich Got- tes eingehen kan noch wird/ es seyen dann see- len/ die durch das blut Christi wohl gereiniget: dieweil aber der leib sich durch den zeitlichen tod/ und durch die separation animæ und spi- ritus reinigen muß/ wie einem jeglichen mensch- lichen leib auffgeleget ist, so mag nicht zugege- ben werden/ daß sie im himmlischen/ sondern im irrdischen Paradeyß seyn muͤssen/ biß auff die bestimmte zeit/ daß sie herwieder kehren sollen; und weil sie wieder kom̃en sollen/ koͤnten sie auch im himmel nicht seyn; dann aus den zweyen ex- tremis, dem him̃el und deꝛ hoͤllen/ kom̃t niemand wieder/ aber wohl aus den locis intermediis, das ist/ dem irrdischen Paradeyß/ und dem Pur- gatorio infernali. Daraus folget/ daß das irr- dische Paradeyß noch heutiges tages im alten wesen seye; an welchem ort aber dasselbe seye/ darff sich niemands unterstehen solches in dieser welt zu finden; dann es sagt die H. Schrifft/ wie im Esdra zu finden: Du hast den Adam in das Para- Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum. Paradieß gesetzt/ welcher lustgarten der ist/ den deine rechte gepflantzet hat/ ehe das erdreich ward: Item Genes. 2. stehet also geschrieben: Und GOtt der HErꝛ hat gepflantzet in Eden ge- gen dem morgen/ am Paradeiß/ einen lustigen garten von anfang/ und hat den menschen dar- ein gesetzet; aus diesen worten ist klar/ daß Gott in der schoͤpffung das Paradeiß vor erschaffung der erden und von anfang gepflantzet hatte/ nicht im anfang/ wie himmel und erden/ son- dern vor anfang. Jst es nun vor der erden ge- wesen/ so kan es nicht auff erden seyn/ wird de- rohalben ein anderer ort/ ein mittel/ zwischen uns/ erden und himmel/ und ein schoͤnes land/ darum es auch ein lustgarten genannt wird/ seyn muͤssen; Item, da das Paradieß auff un- ser erden seyn solte/ warum macht denn GOtt ausdruͤcklich einen unterscheid zwischen dem Paradieß/ und uns auff erden/ in seiner sub- stantz/ in der er lag/ und GOTT trieb den Adam aus dem Paradieß/ und ließ ihn auff er- den/ davon er kommen ist/ auff daß er dieselbi- ge bauete. Jst nun das Paradieß von gemeiner erden abgesondert/ und ein anderer ort/ der substantz wegen/ so darff sich niemand unterstehen/ das irꝛdisch Paradies zu finden/ sonderlich weil es auch noch ewig ist/ und nicht verflucht/ denn die erde/ davon der mensch gemacht/ ist ver- flucht worden. Weil wir aber nun verflucht/ und wegen der suͤnden unrein und sterblich seyn/ so werden uns unsere augen verdunckelt/ daß wir weder die himmlische freude/ noch die hoͤllische pein/ noch auch das irꝛdische Paradieß sehen oder empfinden/ viel weniger/ die frucht von dem baum des lebens geniessen koͤnnten/ es geschehe denn durch verwilligung der huͤter des Para- dieses/ das ist der Cherubin und des ewig- glaͤntzenden schwerdes/ das ist/ wir seyn dann zuvor wol geruͤst/ mit wahrem glauben und hoffnung auff CHristum/ und daran mit der brennenden liebe/ mit feuerflammen oder mit guten wercken geschmuͤckt: Alsdann koͤnnen wir auch in diesem leben geistlicher weiß in un- fern gemuͤthern wol sehen/ und entscheiden/ wie gewaltig das Reich der auserwaͤhlten/ wie er- schrecklich und elend das reich der vermaledey- ten/ und wie schoͤn und lustig das irꝛdische Pa- radieß/ und wie suͤß und lieblich die frucht vom baum des lebens sey. Wann wir aber in unsern suͤnden verdunckelt in der finsternuͤß wohnen/ und wandeln ohne das wahre licht/ welches einen jeden menschen erleuchtet/ und nicht wieder aus GOtt gebo- ren werden/ sondern in unsern sterblichen suͤn- den fortfahren/ so moͤgen wir gar schwer die zerstoͤrliche/ zeitliche/ verfluchte ding sehen und erkennen/ und darum noch viel weniger die schoͤ- nen lustbaren/ ewigen oͤrter/ darinn die ausser- wehlten GOttes ihre wohnung haben: Dar- um unteꝛstehe sich niemand an gemeldte vestung des Paradieses zu sehen/ zu geschweigen den orth gaͤntzlichen zu finden und von den fruͤchten des ewigen lebens zuessen; Sondern vielmehr bemuͤhe er sich erstlich/ solche wohnung von GOtt aus gnaden zu erlangen/ alsdann wird er das Paradieß bald finden. Es ist doch vermeldt/ wie Adam unser leibli- cher vater/ so erschrecklich die grosse gnade GOt- tes und Goͤttliche weißheit durch ungehorsam aus hoffarth verlohren/ und dargegen den kern aller boßheit im apffel gegessen/ dadurch die Goͤttliche weißheit und liebe vor ihme verfin- stert worden/ und hingegen den fluch des ewi- gen todes erlanget. Nun haͤtte Adam und seine kinder in die- sem fluch auch ewig bleiben muͤssen: Dieweil aber Adam ein kleines fuͤncklein Goͤttlicher lie- be in ihm verborgen gehabt/ ist er dadurch gleichsam magneti scher art bald nach dem fluch zur erkaͤntniß seiner sunden/ und zu kindlicher furcht und reue gegen Gott angereitzet worden/ wodurch er dann bey GOTT/ dem brunn der gnaden/ barmhertzigkeit wieder erlangete; Also daß sich GOTT des reuigen menschen/ von wegen seines ebenbilds/ der edlen seelen/ erbar- met/ und erstlich die schlang/ als das mittel des falls verflucht/ daß sie auff ihrem bauch ge- hen und erden essen muͤsse; darnach dann legt er auch Adam und Eva auff/ daß sie erden wuͤrden/ von welcher sie genom̃en waren/ und im schweiß thres angesichts ihr brod essen/ und mit schmer- tzen ihre kinder gebaͤhren solten/ auch die erden ihrenthalben verflucht seyn/ und endlichen des bittern und zeitlichen todes sterben/ und wieder in ihre mutter die erden gebracht werden muͤs- sen/ dadurch sie ihre befleckte leibeꝛ wieder bessern und reinigen sollen. Damit aber die seel auch wiederum gereiniget werde/ und sich alsdann der gereinigte leib mit der gereinigten seele wie- derum vereinigte/ hat GOtt dem Adam ver- heissen/ daß aus des weibes saamen einer gebo- ren werden solte/ der werde der schlangen dem Lucifer ihrem verfuͤhrer den kopff zerknirschen/ ihre seel von ihme erloͤsen/ und wieder reinigen. Also ist die andere person der Gottheit der Sohn GOttes/ das wort des Vaters/ unser Mittler und Erloͤser unser verdammten seelen worden/ der da von dem Vater verheissen/ und aus unaussprechlicher geheimnuͤß herab gestie- gen von dem himmel/ und durch den H. Geist in der reinen/ keuschen/ von GOtt vorhin dazu verordneten und ausserwehlten jungfrauen Maria empfangen/ allda sich GOtt mit der menschheit vereiniget/ und ein wahrer GOtt und mensch auff diese welt geboren worden/ der war derverheissene Messias/ und schlangen- treter/ welcher unsere schuld bezahlen wolt/ so durch manchfaltig grosses leiden und schmer- tzen sich endlich am stamm des Heil. Creutzes fuͤr unser suͤnde seinem himmlischen Vater auff- geopffert und sein unschuldiges blut willig fuͤr alle natur vergossen/ und dadurch alle ver- dammte seelen/ die da allbereits in der vorhoͤlle sassen/ und die verheissung glaubeten/ auch alle andere seelen/ so nach dem blutigen opffer an den Erloͤser glaubeten/ und seine wort hielten/ durch sein blut abgewaschen und gereiniget/ in das Paradieß gefuͤhret/ durch sein aufferste- hung und himmelfahrt/ auch uns wiederum aufferstehend gemacht/ den himmel wiederum geoͤffnet/ und die menschliche natur mit der Gottheit vereiniget/ an dem stuhl GOTTes erhalten und clarificie rt/ und uns samt ihm in himmel gefuͤhret hat. Also ist die verfluchte menschliche seel durch das blut JEsu Christi von dem ewigen tod und A. K. H. Vierter Theil. U fluch Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum. fluch wiederum erlediget; von aller unreinigkeit purgi ret/ und in ihre unschuld wiederum ein- gesetzet/ und mit dem himmlischen Vater wie- derum versoͤhnet worden. Dieweil aber der leib durch den geist auch sterblich worden/ und des fluchs noch nicht entlediget/ darum damit die wiederge- heiligte seel nicht ewig in dem befleckten un- reinen leib wohnen duͤrffte/ oder von ihme ab- gesondert seyn muͤste; so braucht GOTT das mittel/ daß der menschen eigene Element in corpore limbi untereinander selbst wider die natur einen streit anfangen/ und durch ihre Astra incendi ret/ einander selbst zerstoͤren muͤs- sen/ also/ daß die seel/ die in keinem zerbroche- nen leib wohnen kan/ sich in dem corpore limbi wieder scheiden koͤnne; die seele/ weil sieallbereit erloͤset und gereiniget ist/ in purgatorio san- guinis Christi; wann sie sich nicht wieder be- sudelt hat/ wird aufgenommen in das himm- lisehe Paradieß/ die befleckten auch an ihren ort. Und gleich wie die seele ihr purgatorium in sanguine Christi hat/ also hat der leib sein purgatorium in limbo terræ; darum muß er in seine primam materiam, das ist/ in den limbum terræ, daraus er anfaͤnglich gemacht ist/ durch die putrefaction reduci ret werden/ welche ma- teria hernach in die novissimo durch das ewi- ge feuer gereiniget/ wider in sein erstes fleischli- ches/ begreiffliches/ Christliches und ewiges Corpus, wie er der Sohn GOTTes nach der auferstehung der menschheit gehabt/ ge- bracht werden wird/ wie Paulus sagt: Semi- natur corpus animale, surgit corpus spirituale. Alsdenn wird die gereinigte/ erloͤste/ ewige seele sich freuen seines auch gereinigten/ clari- ficir ten und in pristinum statum gebrachten leibes/ und sich mit ihme wieder vereinigen/ und durch die anschauung GOTTes clarifici ret/ in das neue himmlische Jerusalem eingehen/ und sich da mit GOTT in ewigkeit erfreuen/ solches aber wird allein von den auserwehlten verstanden; denn welcher in das reich Gottes eingehen will/ der muß zuvor mit dem leib in sei- ne mutter gehen/ und darinnen ersterben/ als- dann erlanget er dadurch erst ein ewiges le- ben; die seel/ die ausgangen/ will sie nicht e- wig todt| seyn/ so muß sie wieder in ihre mut- ter in GOtt eingehen/ und sich alleine zu ihm wenden/ und mit ihme sterben; alsdann erlan- get er dadurch ein ewiges leben; das ist sieg- hafft/ allerley weltliche und teuffelische anstoͤß uͤberwinden; alsdann wird sie durch Christi blut gereiniget/ und wiedrum endlich ledig ge- macht/ wie Christus selbst sagt: Wer mit mir leben will/ der muß auch mit mir sterben/ auf daß er durch das ewige feuer am juͤngsten tage gereiniget/ wiederum ewig leben koͤnne. Gleich wie nun der mensch die unsterb- lichkeit wieder erlanget/ samt der ewigkeit durch das mittel/ daß er wieder in seiner mutter leib gehet/ und sich dadurch renovi rt und regene- ri rt/ des fluchs entlediget; also muß auch die gantze machina mundi, oder der grossen welt/ damit sie die verewigung erlange/ wiederum in ihre mutter/ daraus sie gemacht ist/ gehen/ darinnen ersterben/ und wiederum in ihre pri- mam materiam, massam confusam, und abys- sum, terram, wiederum reduci ret/ und dadurch wiederum regeneri ret/ und ewig gemachet werden/ als da alles natuͤrliche arcanum ein ende hat/ und unser natuͤrlicher schatz dem all- maͤchtigen GOTT/ als dem ursprung und brunn aller schaͤtze wiederum heimgestellet/ und die himmlische sonne zu leuchten anfangen wird. Dieweil nun die schoͤpffung der gantzen natur ihr fall ist/ und deswegen gefolgt der fluch/ und letzlich auch ihre erloͤsung/ und regenera- tion, so viel uns durch die H. Schrifft von dem Hoͤchsten, Moyse und Esdra offenbaret/ und zur nothdurfft erkennet/ oder erlernet wlrd; sol befinden wir erstlich daraus/ daß GOtt al- le ding von wegen des menschen ewig erschaf- fen/ und dawider auch von wegen des men- schen der zerstoͤrlichkeit unterworffen hat/ nicht aus der natur/ sondern wegen des worts/ so der allmaͤchtige GOTT der natur zu einer straffe geschworen/ und auferlegt. Dieweil nun GOTT den menschen so hoch geliebt/ daß er ihme die hoͤchsten zwey mittel/ dadurch die seel und der leib wiederum in den ewigen spirituali schen reinen Dotem kommen und reduci rt werden/ gegeben/ so hat er auch des geringen nicht vergessen wollen/ das ist/ des zeitlichen muͤhseligen lebens/ welches der mensch zur straff mit stetem kampff und streit in dem zerstoͤrlichen leib/ jetzt mit der/ denn bald mit einer andern kranckheit und muͤhseligkeit zubringen muß; sondern auch alle andere natuͤrliche coͤrper unterworffen/ uñ die- selben bestaͤndig und vollkommen zu machen/ doch ein jedes in seiner natur vergoͤnnen wol- len; denn aus metall bestaͤndig metall/ und keine menschen gemacht werdẽ koͤnnen/ sondern ver- bessert ein iedes in seiner eigenen natur uñ dar- um kan er mit allen naturen vereiniget wer- den/ weil die gantze vollkommene natur und es- sentz der gantzen grossen welt dariñen verborgen liegt/ und da das sterben/ und ein gewisser ter- min dem menschen von wegen der suͤnd nicht aufgelegt waͤre/ so waͤre es moͤglichen und na- tuͤrlich/ perlignum vitæ das corpus microcosmi in ewiger gesundheit zu erhalten/ aber die na- tur muß dem wort und gesetz GOttes billich weichen. Derohalben diese hohe artzeney in dem menschen hoͤher ihre wirckung nicht er- zeigt/ als allein alle kranckheitẽ/ dazu der mensch selbst ursach giebt/ dadurch er seinen bestim̃ten termin selbst kuͤrtzt/ gaͤntzlich in grund zu cu- ri ren/ und ferner das corpus in hoͤchster ge- sundheit biß auf sein bestimmtes ende erhaͤlt/ und machet nicht allein den menschen gesund und reich/ sondern wie aus Heiliger Schrifft an vielen orten zu beweisen/ wann er in wah- rer Gottes-furcht gebraucht wird/ so theilet er dem menschen noch hoͤhere gaben mit: Nem- lich daß er durch solchen hohen schatz Quintæ essentiæ, daraus him̃el uñ erden erschaffen/ Gott gleich wie in einem spiegel anschauet/ und sei- ne allmacht und ewige weisheit dadurch gaͤntz- lich erkennen/ und dadurch der gantzen natur him̃lischer beygaben/ verstand und vernunfft/ er- kaͤnntnis bekom̃en kan; darum ist ein solches e- wiges feuer/ dadurch den menschen ihr verstand und weißheit entzuͤndet wird. Wann dann dieser hohe schatz in aller schrifft mehrentheils ein feuer genennet wird/ und ein herrlich ex- empel Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum. empel seiner tugend wird uns im andern buch Moysi fuͤrgestellet/ da Aaron der bruder Moysi dem volck Jsrael im abwesen Moysi ein guͤlden kalb zum Abgott auffrichtet/ Moyses hernach solches fand/ ward er so hart uͤber das volck erzuͤrnet/ weil sie einen fremden GOtt anbe- teten/ daß er auch die ersten taffeln/ darinnen grosse geheimnuͤß waren/ zu stuͤcken geworffen/ in betrachtung/ daß sie solcher nicht wurdig waren. Was that aber Moyses? weil er sahe/ daß das volck vom lucifer gar verstockt/ und mit sehenden augen gar blind war/ daß sie die gutthaten GOTTes nicht erkennen moch- ten/ und wol fuͤrchtete/ GOTT wuͤrde sie dar- um nicht ungestrafft lassen/ derowegen suchte er ein mittel/ wie er sie nicht destoweniger von der straff zur erkaͤntnuͤß der sunden/ und der all- maͤchtigkeit GOTTES im himmel bringen moͤchte/ ließ ihme derowegen bringen das guͤl- dene kalb/ und verbrennets mit feuer/ zermal- mets zu pulver/ steubts in das feuer/ und gabe es den kindern Jsrael zu trincken/ dardurch dann das volck wieder zur erkaͤntnuͤß kam des allmaͤchtigen GOTTes im himmel/ und keine fremde goͤtter mehr anbeteten. Also findet man auch im vierten buch Esdræ, daß das feuer ver- stand und weisheit mittheilet: Als da Gott dem Esdra wolt offenbaren die geheimnuͤsse/ was ge- schehen waͤre/ und noch im kuͤnfftigen geschehen wuͤrde. Da braucht GOtt eꝛstlich das mittel des feuers/ wie Esdra selbst bekennet und saget: Und er gab mir ein becher voll feuers/ und seine gestalt sah als ein feuer/ und ich tranck es/ da wuchs in mir weißheit: und GOTT hat ge- geben den fuͤnfften verstand/ und mein geist war in der gedaͤchtnuͤß behalten/ und mein mund ist auffgethan/ und weiter nicht zuge- than/ und da viertzig nacht um waren/ da seynd verfertiget gewesen 204. buͤcher/ 70. al- lein fuͤr die weisesten/ und die waren wuͤrdig zu lesen/ auff buchsbaum geschrieben. Dieweil es dann ein solch hoher schatz/ der mit weißheit/ verstand/ reichthum und hoͤchster gesundheit gezieret ist/ so sollen wir bil- lig mit der huͤlffe GOttes demselben nachfor- schen; wollen derowegen aus folgender Theo- rica, die practicam oder propositum practicæ in præparatione lapidis benedicti fuͤr die hand nehmen zu beschreiben. Nachdem wir sehen/ daß die zerstoͤrliche unvollkom̃ene metall aus et- was/ so ewiges gebaͤhrendes sulphur und geistli- che tinctur ist/ geboren worden seyn/ und aber sie solches wiederum verlohren und der lufft auff- opffern muͤssen/ von wegen ihres brennenden/ stinckenden unreinen luciferi schen feuers/ so sie ftimulo menstruali Mercurium ererbet/ welcher durch ein schlechtes accidentali sch astrum ent- zuͤndet/ sein eigen corpus verbrannt/ und also leib und seel von einander scheiden: So muß derwegen ein mittel gesucht werden/ welches ihre schuld bezahlt/ und ihre corpora samt der seelischen tinctur/ von ihrer angeerbten muͤt- terlichen unreinigkeit purgi rt/ clarisicir et/ und alsdann sich in das ewig wesen erhebe und fuͤh- re. Solches mittel aber kan unter ihnen selbst nicht gefunden werden/ weil sie alle selbst un- rein/ und keines sich selbst von dem flucherloͤ- sen kan. Dieweil sie aber noch ein kleines fuͤncklein des ewigen unsichtbaren feuers/ der hohen Quinta Essentia von dem Vater ererbet/ noch bey sich haben/ so erbarmet sich der Vater ihrer/ von wegen der seelischen ihme verwandten tinctu- r en/ und gibt seinen eigenen sohn/ ihnen zum Er- loͤser fuͤr sie dar: Dieser Vater samt seinem sohn und spiritus, das ist/ samt dem sulphur, und sie ligt in seinem himmel/ das ist der koͤrper der solis ligt in allen verderbten metallen verschlos- sen/ und weil dann der guͤldene himmel durch nichts unreines kan auffgeschlossen werden/ viel- weniger kan sein guͤldener sohn in ein beflecktes unreittes corpus eingehen: Nun aber muß er sich mit einem metallischen coͤrper weiblichs ge- schlechts vereinigen/ so fern er die metallen er- loͤsen will. Derwegen weil die gemein metal- lisch mutter Mercurii vonwegen ihres falls un- rein/ so bereitet der großvater aller metallen die sol, sulphur, ihme durch die natuͤrliche be- wegung und circulation der element/ ein rei- nes mercuriali sch wasser/ welches von der na- tur gantz schoͤn und rein/ von aller unsauberkeit gesondert/ sublimatione \& circulatione pro- pria naturali subtili rt/ und von macula men- struali, wie die gemeine metallisch mutter mer- curii vulgt bey sich liberi rt und entbunden ist/ auch ihr der lebendmachende fruchtbare geist der metallen eingegossen/ als ist die prima ma- teria Philosophor. in diesem salischen wasser oder schoͤn gereinigten fontanam, muß der guͤldene himmel/ das guͤldene buch/ darinnen der Vater/ Sohn und Geist/ das ist sal, sul- phur und Mercurius, verschlossen liegen/ weil er nicht mehr mit seinem irꝛdischen himmel umgeben ist/ sondern sich von ihme herab ge- lassen hat; Dieser Koͤnig ob er gleich vonwe- gen der gleichheit der element ewig und unsterb- lich; dennoch weil er anderer metallen unrei- nigkeit abwaschen soll/ so vergeust er sein blut willig fuͤr sie: Derohalben mustu seinen me- tallischen vom Mercurio angenommenen leib wiederum toͤdten/ das ist/ du must ihn in seiner mercuri schen mutter wieder solvir en in seinem ordentlichen wasserbad/ oder von wegen seiner hohen essentz/ dieweil er die wahre Philosoph ie solis \& salis secundæ seu mediæ personæ inti- matæ solis selbst ist/ so ist er in seineꝛ kraft und tu- gend so maͤchtig/ daß eꝛ seinẽ angenom̃enerꝛ mer- curiali schen leib nicht lang laͤsset/ sondeꝛn gleich- wie er der seelen ihre erquickung aus ihrer mut- ter/ das ist aus dem geist Gottes von oben herab mitgetheilet/ sie nehret/ erquicket/ und erhaͤlt/ biß zu dem laͤngsten sieg/ wie CHristus selbst sagt/ der mensch lebet nicht allein vom brod/ sondern von einem jeden wort/ das durch den mund Gottes gehet; also gibt er auch der behau- sung der seel/ das ist/ dem menschlichen coͤrper reichlich uͤberfluͤßige nahrung/ dadurch er sich alle tag renovir en und erhalten kan; dann der leib/ den wir aus unserm natuͤrlichen Vater der gerechtigkeit haben/ waͤr in ewigkeit bald verzeh- ret und tod/ wann wir ihn mit dem leib der barmhertzigkeit/ welchen wir von den nutri- ment en erlangen/ und in unsern leib transmit- ti rt wird/ nicht taͤglich ersetzen/ doch ist unter allem naͤhrenden das brod/ darum wir taͤglich bitten/ das furnemste/ und je naͤher dem brod/ je besser die gesundheit. Damit uns aber GOtt probi rt und seine mildreiche gnade erzeigte/ gibt er uns nicht al- lein das brod darum wir bitten/ sondern auch A. K. H. Vierter Theil. U 2 viel Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum. viel anders uͤberfluͤßig mehr/ nicht daß wirs also mit uͤberfluß brauchen sollen/ sondern daß er dadurch erkennen wolle/ wie steiff und fest wir an seinen geboten halten wollen/ dañ die seel hat dem natuͤrlichen leib versprochen nicht mehr zu beladen/ denn was seine nothdurfft sey/ nach bre- chung des gebots/ nota parva ex adultera, daß der geistliche leib aus anreitzung des boͤsẽ geistes/ so er von dem biß des apfels bekom̃en/ nicht halt/ was er ihm versprochen hat. Dadurch aus sol- chem uͤberfluß/ und dann auch aus den influen- tiis der 4. element/ die alle in centro microcosmi ihre wuͤrckung vollbringen konten/ viel und mancherley kranckheit/ aus dem Vater der barmhertzigkeit/ das ist dem natuͤrlichen nutri- ment, der 4. element/ in dem microcosmo ent- stehen/ also auch wie im brod/ das ist der Va- ter/ der leib der barmhertzigkeit/ der geile und uͤberfluß gebrauchet wird/ so weit sie auch ebe- ner massen in der gabe der gerechtigkeit/ das ist in der pflantzung oder saͤung des menschen saa- men mißbraucht: Dann in die mutter des wei- bes gehoͤret der menschliche saamen/ und mit maͤchtiger ordnung/ was ausserhalb dem ist/ das gehet aus boͤsen und gewalt zum besten. Also wird in beyden theilen im leib der barm- hertzigkeit und der gerechtigkeit/ aus boͤsem anreitzendem geist die unmaß ordnung ge- braucht/ daraus hernach kranckheit und der- gleichen folgen/ so verschwind dann darin/ denn die Fontana schleust den himmel geschwind auff/ und solvi rt ihn: Sobald der himmel/ das ist/ das grobe corpus des solis auffgeschlos- sen/ so findet der spiritus Mercurii solches quasi tertia persona solis biß in Mercurius Philoso- phicus, in der Fontana seine eigene natur/ das ist der spiritus Mercurii solis, ein domicilium personæ secundæ solis, id est, quintæ essentiæ feuriges seu Mercurii, so fuͤhret er denselben heimlicher/ verborgener/ schmeichlischer/ unsicht- barer weiß/ mit sich hinein/ in den Mercurium Philosophorum die Fontan en/ in die reine und nicht befleckte mutter der metallen/ allda ge- schicht in einem augenblick die convention und vereinigung der hoͤchsten quintæ essentiæ in dem mercuriali schen begreifflichen leib/ durch mittel der seelen des mercuriali schen leibes. Und damit Mercurius oder die mutter allein den mediatorem solis, allein das wesen solis empfa- he/ und nicht fremdes oder zerstoͤrliches: Wie denn auch der himmel und ihr obere corpus so- lus eingehe/ so schleust sie den himmel auff/ und zeigt ihm allein seine Gottheit/ das ist die hoͤch- ste quinta essentia auß/ und faͤllt das ander su- perfluum der himmel solis, der da elementali sch ist in der Fontana zuwieder. Darum must du diese Fontana sauber pfuͤtzen/ und ausschoͤpffen/ biß auff die fœces superfluas, und allein mit dem reinen theil dein werck vollbringen/ also daß du nicht mitnehmest| den gantzẽ rothen loͤwen/ son- dern allein sein rosenfarbes blut/ und nicht den gantzen weissen Adler/ sondern allein das weisse gluth des Adleꝛs/ nicht den gemeinẽ Mercurium, sondern Philosophicum, nicht die unreine frau/ sondern die schoͤne saubere Mariã/ unsere Mine- ram. Also hast du beysam̃en zwo mercuriali sche substan tz/ und ein wurtzel der spiritus Mercurii solis, und spirit? Philosophorũ, das seynd die 2. mercuriali sche substantz/ uñ die einige wurtzel ist quinta essentia seu anima solis, welche ein va- ter und origo prima aller metallen ist. Darum sie billig radix prima genennt wird. Also must du die 2. naturen/ die sulphuri sch und mercuri- ali sch/ seelisch und geistlisch/ in ihrem eigenen mercuriali schen coͤrper/ welche zwifach/ aber doch von einem ursprung seyn/ mit einander gantz magisch verheyrathen/ und in ihrem na- tuͤrlichen wasserbad subtil erwaͤrmen/ wieder vereinigen/ dann sie eins werden/ wie sie auch vor à prima radice gewesen seyn/ und sie- he/ daß du nicht eylest/ und dem Koͤnig das bad nicht zu heiß machest/ er moͤchte sonst darinnen ersticken/ und nichts geboren werden; Jn diesem bad laß ihn sitzen/ und wol erschwitzen/ biß er gantz schoͤn und sauber gewaschen/ und der waͤr- me wol gewohnet ist/ alsdann laß ihn mit or- dentlicher mehrung des feuers/ ja so lang biß daß er leibliche natur an sich genommen/ alsdañ ist der Koͤnig der metallen geboren/ und von der mutter ein metallischer/ doch spirituali schen reinen leib angenom̃en/ welcher nicht verschlos- sen/ sondern offen ist/ welchen wir nicht haͤtten/ so wir dem gesetz und der bitt anhingen/ denn das taͤglich brod ist die nothdurfft/ darum wir bitten/ machen kein kranckheit/ aber der uͤberfluß wol/ daraus kranckheiten und der tod folgen. Siehe nun aber/ wie barmhertzig und guͤtig GOtt ist/ gleichwie er die seel/ wenn sie aus ih- rer nahrung dem wort GOttes schreitet und suͤndiget/ dadurch sie kranck und toͤdtlichen ver- wundt wird/ mit guten gewissen artzeneyen ver- sehen hat/ das ist/ mit dem Sacrament sapien- tiæ, so offt der suͤnder seufftzet/ daß seine seele ge- heiliget werde/ und vergebung der suͤnden erlan- gen: Also siehet GOTT auch die uͤbertre- tung/ und nicht-haltung seines selbst gegebenen recept s und ordnung/ den leib betreffend/ nicht so offt an/ erbarmet sich seiner/ weil er die behau- sung ist/ und erschafft ihm den artzt und die artz- ney aus des leibes mutter/ das ist/ aus ihrer mut- ter/ das ist/ aus GOtt. Diese artzeney hat nun den gewalt und macht alle kranckheit zu heilen/ und den natuͤrlichen leib in gleichheit der ele- ment biß auff den bestimmten termin gesund zu erhalten. Und da dem menschen wegen der sun- de nicht ein gewisser termin seines lebens bestimmt waͤre/ oder der tod nicht zu einer straff auffgelegt waͤre/ so waͤre es moͤglich den leib in ewiger gesund heit zuerhalten/ solches aber nicht durch gemeine particulari sche artzeneyen/ son- dern es muß das rechte universal verhanden seyn/ denn wie vorhin bewiesen/ so ist der mensch Microcosmus: Darum muß ihn auch die gan- tze grosse welt erhalten/ ernehren/ und curir en. Wird nun fructus terræ Microcosmi kranck/ und kan ihr selbst nicht helffen/ so muͤssen ihr fructus terræ der grossen welt/ und eben derglei- chen species zu huͤlffe kommen/ und mit ihrer artz- ney ersetzet werden/ und allezeit muß solches sei- nes gleichen helffen. Dieweil nun der species morborum Microco- smi so viel seyn als der zahl der elementari schen fruͤchten/ welcher denn viel tausenderley seyn: Dadurch auch dem allerverstaͤndigsten natur- kuͤndiger nicht wol moͤglich ist/ die speciem morbi zu erkennen/ daß er hernach den nervum curæ dazu gebrauchen konte/ dadurch denn viel menschen also huͤlffloß und vor dem bestimmten termin ihren leib darunter auffopffern muͤssen; So hat GOtt aus barmhertzigkeit dem men- schen etliche secreta naturæ universalis offenba- ret/ etliche die da in sich verborgen naturam toti- us cœli, etliche totius aëris, etliche aquæ, und et- liche Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum. liche totius terræ, dadurch sie denn leichtlich die/ kranckheit finden moͤgen/ und curir en. Uber das alles aber hat GOtt dem menschen noch ein hoͤhers universal mitgetheilet/ dariñ nicht al- lein eines elements/ sondern aller elementen tu- gend und quinta essentia machinæ mundi, ver- borgen liegt/ also/ daß nichts hoͤhers in der na- tur dem menschlichen leib mag zu gutem erfun- den werden/ und ist auch dem menschlichen leib nichts verwandters oder mehrers weder dassel- big; denn wenn er dasselbig einnimmt/ so nim̃t er ein die quintam essentiam und die gantze regene- rir te neue welt/ welche die alte zerstoͤrliche welt/ das ist den menschen aus ihreꝛ regeneration wie- der renovi rt/ das zerbrochene restauriret, das uͤberfluͤßige verzehrt/ das mangelhaffte ergaͤntzet/ und den gantzen microcosmum in das recht temperamentum bringt/ und darinnen er- haͤlt/ biß zum bestimmten ziel des todes/ der we- gen der sũnden auffgesetzt ist/ und nicht allein den menschen/ sondern alle ihm verwandte coͤr- per/ curiret und heilet er von der kranckheit/ und aussatz/ und bringts in ihr recht tempera- mentum. Also alle vollkommene metall curirt er/ und transmutirt sie in den aller bestaͤndig- sten leib des solis. Solche gemeldte artzeney ist in sole so hoch/ von wegen der temperatur der tinctur, das zum coͤrper des solis verschlossen/ also/ daß nicht moͤg- lich ist ohne mittel/ welches den coͤꝛpeꝛ odeꝛ casten der tinctur zu vorher verstoͤre/ dieselbige heraus zu nehmẽ/ daß sie zu nutz koͤñen gebraucht werdẽ. Die hohe artzeney oder tinctur, so im coͤrper des orts verschlossen liegt/ kan billig der GOttheit/ so im himmel uns menschen nach dem fall versperꝛt war/ verglichen werden. Denn gleichwie GOtt der anfang selbst ist/ und keines dinges bedarff/ sondern alle andere dinge sein bedoͤrffen: Also ist auch die Philosophi sche sol das ist/ die tinctur, oder quinta essentia des solis, der anfang und vater aller metallen/ und bedarff ihr keins/ aber sie alle beduͤrffen seiner/ aus ursachen/ denn gleich wie der mensch erstlich gantz schon und herꝛlich ist erschaffen gewesen/ aber duꝛch den fall verdunckelt und steꝛblich woꝛ- den/ und deswegen auch alle ihre kinder sterblich werden/ und derhalben eines erloͤsers wol be- doͤrfft: also sind auch alle metall von ihrem ersten anfang her/ durch ihren vater/ dasist/ die tinctur, so in sole verschlossen ist/ gantzschoͤn und unzer- stoͤrlich erschaffen worden: Adde exemplum aus dem Ritter-krieg. Es zeuget ein Koͤnig mit einer Koͤnigin etli- che kinder/ etliche aber waren schoͤn und etliche waren ungestalt/ und es ist die ursach: Dieweil ihre mutter die Koͤnigin fremder liebe pflag/ das ist/ daß sie in ihꝛem eꝛsten stand nicht blieben/ son- dern durch die bewegung der element sich verun- reiniget hat/ so sind deꝛohalben ihre leiber der zer- brechligkeit unterworffen worden/ doch eins mehr als das andere. Nach dem sie aber die mutter hart verunreiniget/ und seine element in ein ungleich gegeben haben/ dadurch koͤnten sie durch ein schlecht accidentali sch wasser entzuͤn- det/ ihren eigenen leib verbrennen/ also daß der luciferi sch unrein fremde/ von der mutter ange- nommene sulphur sein corpus anzuͤndet/ ver- brennt/ und demnach sein seel/ so ihm von dem vater deꝛ Philosophi e sohn in der erstẽ bewegung eingegossen woꝛden/ von einander separi ret/ und der lufft auffgeopffert/ und gleichwie sich Gott uͤber den gefallenen menschen erbarmet/ und da- mit das Goͤttliche/ die seel nemlichen/ nicht ewig in dem corrumpirten leibe wohnen uñ seyn doͤrf- te/ und ewig voneinander abgesondert/ oder mit einander verlohren seyn muͤssen/ sondern staͤts bey einander seyn und wohnen moͤchten/ dero- wegen ihme seinem sohn/ als die mittel-person der GOttheit verheissen/ daß er ihme wolle aus- erwoͤhlen und bereiten ein reines unbeflecktes weib/ und ihn daselbst durch den H. Geist/ als die dritte person der Gottheit/ senden den Sohn GOttes/ welcher sich mit den weiblichen samen der menschheit vereiniget/ und hernach ein wah- rer GOtt und mensch geboren werden sollt/ welcher sich fuͤr den suͤndigen menschen auffopf- fern/ und durch den tod sie vom ewigen tod wie- derum erloͤsen/ und mit sich in das himmlische reich erheben wird. Also ist auch hie mit den metallen zu verste- hen/ daß nicht das ewig unsterblich ꝛc. der tinctur, so sie inwendig unsichtbar auch etwas bemackelt haben/ nicht ewig in dem unreinen lei- be wohnen/ oder wenn sie durch das occidenta- li sche feuer zerstoͤrt/ nicht zerstoͤrt/ nicht ewig von einander abgesondeꝛt seyn doͤrftẽ/ so erbarmt sich der vateꝛ der metallen der Philosophi e sohn uͤbeꝛ sein gefallen kind/ hat ihn aus dem samen des weibes/ das ist/ Mercurii, durch die circulation der elementen eine reine unbefleckte mutter/ den wahren Philosophi schen Mercurium/ der billich der Jungfrauen Maria verglichen wird/ nicht Evaͤ/ sondeꝛn Maꝛiaͤ/ der die guͤldene kꝛon von deꝛ Trinit aͤt aufgesetzt worden/ in visceribus terræ sublimirt, subtilirt und in ein rein Mercuria- li sch feuer bereitet hat/ ihr auch die mittel-seel der gantzen natur; welcher der Philosophi e sohn so noch verwandt ist/ als der geist der frauen in matrice der menschlichen seel mitgetheilt/ diese reine unbefleckte Jungfrau oder Mercurius, und nicht der gemein/ schleust den andern Metall en den himmel der GOttheit auff/ damit sie den glantz der Philosophey sohn empfinden moͤgen/ deñ das gold seine hohe essentz/ uñ der sohn ewig in seinen himmlischen leib verschlossen hat/ und keinem ertz mittheilt von seiner essentz/ wo nicht diese reine unbefleckte Jungfrau vorhandẽ waͤre. Gleichwie nun Maria uͤbernatuͤrlicher/ un- sichtbarlicher weiß durch den H. Geist em- pfangen hat den Sohn GOttes/ vom Vatter verheissen: Also hat unsere reine Jungfrau der Philosophi sche Mercurius wunderbarlicher weiß/ durch den H. Geist/ das ist/ allhie durch den Spiritum Mercurii, so in sole ist/ oder daß der Sulphur/ als der mittler und licht des Va- ters/ die hohe quinta Essentia aller ding wieder neu geboren; wie aber solche empfaͤngniß zu- gangen/ merck also: So Maria nicht gantz rein von suͤnden gewesen waͤꝛe/ und die seele samt dem geist GOTTes/ der einer jeden frauen/ wie in der schoͤpffung gemeldt/ in der Mutter schwe- bend/ nicht gehabt/ haͤtte sie den Sohn GOt- tes nicht empfangen moͤgen/ denn durch die see- le erkant sie Gott/ und glaubet Gott/ und durch den geist GOttes ward sie in der Mutter/ aus verwilligung der reinen seelen/ uͤberschattet/ und dadurch der Sohn GOttes in ihren keuschen leib unsichtbar/ magi sch aus verwilligung der seelen durch den geist GOttes gefuͤhrt/ alda sie Gott-und menschheit mit einander vereinigt. Also auch wann unser Mercurius oder Phi- U 3 loso- Th. IV. Sect. II. Num. XXI. Theophrasti Paracelsi secretum Magicum. losophi sche Jungfrau nicht zuvor gnugsam vereinigt und subtil von dem Stimulo menstru- ali purgirt waͤre/ und die mittel-seel aller metallen nicht in ihm haͤtte/ so moͤchte er das we- sen/ die tinctur oder den Sulphurem solis nicht empfangẽ: Dieweil eꝛ abeꝛ solche mittel-seel/ das ist/ den spiritum matricis mulierum zu verglei- chen bey sich hat/ so reiniget sich der spiritus Mer- curii in solem quasi tertiam personam Trini- tatis, mit seines gleichen ihme noch verwandten essentz dem spiritu Mercurii so in unserm Mercurio oder Maria Philosophorum verbor- gen. Weil den spiritus Mercurii ein Domicilium ist der hohen Quintæ essentiæ quasi Mediatoris, das ist der Sulphur, so fuͤhrt der spiritus Mercu- rii solis, wenn er mit dem spiritu Mercurii no- stri vereiniget ist/ heimlicher weiß mit sich in unser Mariam hinein den Mediatorem \& Mer- curium solis, die himmlische sonn: jetzt in ei- nem augenblick geschicht die conceptio und in- corporatio des aller hoͤchsten wesens/ und ver- einiget sich die hohe Quinta essentia des solis durch einschmeichelung mit dem reinen schoͤnen leib des Mercurii, als der mutter aller metallen. Und nachdem sie solches eine zeitlang in ihrem natuͤrlichen bauch getragen/ gebiehret sie uns endlich den Heiland aller metallen/ der da von dem hoͤchsten wesen in deꝛ reinen mutteꝛ empfan- gen/ und ausser halb dem element/ da er uns offen und nicht verschlossen/ ist geboren dieser Koͤnig; ob er gleich wegen der element temperatur ewig und unsterblich ist/ dieweil er aber der ande- ren metallen schuld bezahlen und ihre unreinig- keit von ihnen waschen will/ so opffert er sich wil- liglich fuͤr seine feinde auff/ vergeust sein blut/ und erloͤset sie durch seinẽ unschuldigen blutigen todt/ das ist/ er gehet wieder in seine mutter/ in seinen Mercurium, der scheidet alle seine glie- der von einander/ vergeust sein blut und toͤdtet ihn/ das ist/ er solvirt ihn wieder/ und setzt ihn auch wiederum zusammen durch sein eigen all- macht/ alsdann die vereinigte GOTT-und menschheit/ so da gelitten/ und wieder aufgestan- den ist/ wiedeꝛ gen him̃el gefahrẽ/ zu seinem him̃- lischen vater/ der ihn gesandt hat/ wieder gehet/ und sich mit ihm vereiniget/ und als dann sei- nen glaubigen sendet den geist/ dadurch er sie deñ auch endlich in das him̃lische ꝛeich eꝛhebt/ uñ sie der ewigen freud theilhaftig gemacht werden. So wird auch allhie die vereinigte und wieder neu geborne natur/ der hohen fuͤnfften weißheit des golds und Mercuriali sche essentz/ wieder- um vereiniget mit seinem vater/ im guͤldenen himmel/ von dem sie ausgangen ist/ das ist/ dem coͤrper des golds/ da ist alsdann der Koͤnig in der natur geboren/ gestorben/ und wiederum sieghafftig erstanden/ und in sein himmlisch reich erhebt/ und mit seinem vater vereiniget/ all- da er ewig regirt/ nim̃ermehr stirbt/ und alle ar- me kꝛancke metalle/ weñ sie sich zu ihme bekehꝛen/ und zu ihme wenden/ an seel und leib curi rt/ und in das schoͤne guͤldene reich zu ihme fuͤhret. Thut er nun solches jetzunder in den gar zer- stoͤrlichen leibern der metallen/ und macht da- durch ihre leiber ewig und bestaͤndig: wie viel- mehr wird er im menschlichen leibe thun/ und denselbigen zu seiner art auch ewig und bestaͤn- dig machen. Denn der menschliche leib mi- crocosmi ist diesem guͤldenen Koͤnig in seiner na- tur und eigenschafft/ am naͤchsten verwandt/ ausgenommen die | form/ so viel die augen be- trifft/ und nicht allein den menschlichen coͤrper in seiner grobheit bleiben laͤst/ sondern in kurtzer zeit/ durch ordentliche vermehrung des feuers/ nimt er seinen Mercuriali schen/ jedoch wieder regierenden/ und clarificirt en leib/ wieder an sich/ vereinigt sich mit ihm und macht ihn lebendig aufferstehen. Alsdann must du ihn wieder vereinigen mit seinem vater im himmel/ damit die Trinitaͤt zu einem jegli- chen wesen/ mit Mercuriali scher substantz und essentz vereinigt beysammeen regiert und andere mit sich in den guͤldenen himmel fuͤhren koͤnte/ das ist/ du must solchen lapidem, der in sich hat und begreifft secundam \& tertiam personam solis, samt dem Mercuriali schen leib und seel/ wiederum setzen in den guͤldenen himmel/ das ist/ zu dem leib des solis verbrennen und clarificir en/ ihn gleich machen/ und mit seinem vater/ das ist mit dem ☉ in ☉ wieder vereinigen/ also/ daß Trinitas solis, Sal, sulphur und Mercuri- us, wieder zusammen am guͤldenen himmel/ und weil die persona media den angenommenen Mercuriali schen metallischen leib mit sich hin- einfuͤhret/ und mit der Trinitas solis verei- niget und dadurch clarificir et hat/ so kan dadurch den schwachen Mercuriali schen lei- bern leichtlich geholffen werden/ daß sie alle- samt in den guͤldenen himmel/ wenn sie sich zu ihm wenden koͤnten/ erholt werden. Denn Trinitas solis, ein Philosophi scher stein/ kan dasjenige/ so sie angenommen/ nemlich den Mer- curiali schen seelischen leib nimmer verlassen/ sondern kommt ihm allezeit zu huͤlff. Wenn aber solcher stein zu des menschen leib gebraucht werden soll/ soll er erstlich in einem wasser/ oder subtilem spiritu, damit er den gantzen leib durch- gehen koͤnne/ solviret, und in gar kleiner do- fis mit dancksagung gebraucht werden. Gleichwie nun vom stein des goldes/ darin- nen der schatz der gantzen natur liegt/ gesagt worden/ also wird aus erzehlter schoͤpffung ver- standen/ daß ein ebenmaͤßiger magi scher stein in Lymbo microcosmi zu finden sey; denn es je al- le naturen und essenti en wie der guͤldene stein in sich hat/ allein ausgenommen/ was die unter- schiede/ wie in der creation, unnoͤthig zu wie- derholen/ angezeigt/ weil dann jede creatur durch den tod wieder in seine primam materi- am reduci rt wird/ so ist dennoch moͤglich eine neue edlere geburt herfuͤr zu bringen/ und weil Microcosmus ex omnibus quatuor elementis in rechter gleichheit erschaffen/ ob er durch den fluch distemperi rt und zur sterblichkeit ge- macht/ so folget daraus/ daß seine materia re- ducta \& verè solma, auch in alle 4. elementa in gleichem gewicht der tugend und ihre essenti- as in sich haben mus; und weil auch ein jedes ding seines gleichen generi rt/ so folget daraus/ daß aus diesem Limbo composito oder materia eine neue welt geboren werde: und wie ein jedes ding in der neuen geburt hernach sein wesen also in seinem ersten leben hat/ denn durch den tod wird der fluch genommen; Also aus diesem grund kan nicht allein der microcosmus, son- dern auch aller element frucht/ wieder in das neu nuͤtzlich leben gefuͤhret werden/ daß es hernacher seine tugend mehr und besser erzeigen kan/ als da es Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. da es noch mit dem fluch behafft ware. Siehe nun ein kraut/ beer oder rosen an/ weil sie noch am ersten leben seyn/ so sind sie vor den augen wol schoͤn/ wegen des geruchs; aber also rauhe koͤnnen sie gar schlechte wirckung erzeigen; wenn du sie aber nimmst und sie also solvir est/ das ist/ zerstoͤrest und toͤdtest/ in ihrer eigenen natur das reine vom unreinen durch die element. cir- culation separir est/ und die element wieder zu- sammensetzest/ und die neue geburt herfuͤr brin- gest/ so siehstu alsdenn/ wie gewaltig sie in ihrer wirckung im menschlichen coͤrper sich erweisen/ welches sie im ersten leben nicht vermocht haͤtten! Also magstu/ wie einem Medico gebuͤhret/ aller- ley artzeney coͤrper præparir en/ und ihre tinctu- ras und arcana fuhren in die neue geburt/ und nicht die alte oder erste gebrauchen/ und admi- nistrir en/ und den processum in præparatione wol in acht nehmen; denn putrefactio der fuͤr- nehmste grad ist/ darinnen alle lebendige ding verfaulen und sterben/ und alle todte ding dar- innen wieder lebendig werden; wie uns denn das weitzen-koͤrnlein/ von CHristo selbst ver- meldt/ andeutung gibt/ es werde dann in die erde geworffen/ daß es erfaule und sterbe/ sonst giebt es keine frucht. Finis. NUM XXII. Von der Magia. Demnach bey der historie des gedachten Pa- racelsi, wie auch der Rosencreutzer/ und anderer dergleichen schrifften die materi e von der magia sehr offt vorkommt/ dieses aber gemeiniglich auff die verdammliche zauberkunst ohne unter- scheid gedeutet zu werden pfleget; so moͤgen auch hier einige beschreibungen und anmerckun- gen hievon suͤglich statt haben/ und zwar aus einem solchen buche/ welches um den anfang des 17. seculi herausgekommen unter dem titul: Magia Veterum oder ein buch von den al- lerhoͤchsten secret en und heimlichkeiten der magiæ, welche dem menschen gebuͤh- ren zu wissen/ und sich ohne suͤnde deren gottselig gebrauchen mag/ ohne erzuͤr- nung GOttes durch Christliche und ge- buͤhrliche mittel und Goͤttlichen bey- stand in kurtzer zeit zu lernen und zu be- greiffen. Durch D. T. P. E. M. T. P. 1612. „Jn diesem stehen nachfolgende erinncrun- gen nacheinander. Erstlich p. 2. Aphoris. I. “ Der ist und heist ein Magus, dem aus Goͤttli-“ cher gnade die essenti en und wesen nicht in leib-“ licher oder greifflicher gestalt/ sondern allein“ wesentlicher art/ doch augenscheinlich und of-“ fenbarlich dienen/ zu erkaͤntnis des geschoͤpffs“ der welt und jeder natur/ so darinnen begriffen“ ist/ sie seynd gleich sichtbar oder unsichtbar/“ in empfindlichen oder unempfindlichen/ in“ vernuͤnfftigen oder unvernuͤnfftigen dingen:“ Diese beschreibung des magi trifft weit/ be-“ greifft viel in sich/ und ist allgemein/ daraus“ nun zu schliessen/ daß Magia eine weißheit sey/“ welche die verborgene wesen/ eigenschafften“ der creaturen/ und ihre naturen kennet/ und sich“ derselben zu nutz kan und weiß zu gebrauchen;“ solche kunst aber und diese weißheit ist zwiefach/“ einer brauchts zu gutem/ ein ander zu boͤsem/“ darum ist einer weise und klug zum guten/ ein“ ander zu| boͤsem und argem; den guten haben“ wir jetzt beschrieben/ den argen wollen wir im“ naͤchsten Aphorismo auch zu erkennen geben.“ Wir wollen aber zuvor scientiam boni \& mali, “ das ist/ die wissenheit boͤses und guten unter-“ scheiden/ welche magia gut und welche boͤse sey/“ dieweil ja auch der erste mensch diese beyde zu“ wissen im Paradieß zu seinem schaden und ver-“ derben begehret/ wie Moses in der schrifft/ auch“ Hermes bezeugen.‟. A. 1. Scientia boni dividitur in 2. Theosophiam, quæ duplex est 3. Notitia verbi DEI . 4. Notitia regiminis DEI per Spiritus. 5. Anthroposophiam, quæ itidem duplex est, 6. Scientia rerum naturalium. 7. Prudentia rerum humanarum. Diese sieben wort werden also verstanden. Scientia boni ist die wissenheit des guten in al- lem thun und lassen im gantzen leben/ und son- derlich in der magia, diese wird hie getheilet in zweene theile/ nemlich in Theosophiam und An- throposophiam. Theosophia ist die Goͤttliche weißheit/ das ist die magia, durch welche der mensch GOtt den Allmaͤchtigen in seinem willen erkennet/ von ihm weiß zu achten und zu reden/ in der wissen- heit des guten/ und nicht im argen; und solche Theosophia wird wiederum getheilet/ in zween theil/ nemlich in notitiam verbi DEI \& notiti- am DEI per Spiritus. Notitia verbi DEI ist die erkaͤntnis des worts GOttes/ das ist guter und gerechter ver- stand Biblischer schrifften ohne arglistige aus- legung oder verkehrung der wort GOttes; und diesen theil der Gottlichen weißheit verstehet al- lein derjenige/ der da weiß/ wie er sein leben nicht nach dem willen der welt noch des teuffels/ sondern nach dem wort GOttes angericht und verordnet hat; denn ders nicht thut/ der hat GOtt nicht verstanden/ wiewol er meint/ er ver- stehe es wol. Notitia regiminis DEI per Spiritus, ist die erkaͤntnis der regierung GOttes durch die Engel/ welcher weiß/ daß der Allinaͤchtige die welt regiere durch die Geister oder Engel/ wel- che die H. Schrifft waͤchter nennet/ und der da weiß den dienst der Engel/ und verstehet/ wie die geister den menschen zum guten erschaffen und verordnet/ ihnen zu dienen; der auch derselbigen geister gute verstaͤndniß hat/ und in was wege sie mit uns handeln/ der ist ein guter Theoso- phus, und das ist der rechte anfang zur magia, ohne welchen er im nachfolgenden nichts kan verstehen. Anthroposophia ist die menschliche weißheit nicht auff argen oder eigenen nutz abgericht/ son- dern weist auff gemeinen nutz und jedermann zu gutem; und diese ist getheilet in scientiam re- rum naturalium, und in providentiam huma- narum rerum. Scientia rerum naturalium ist die wissen- schafft natuͤrlicher dinge und der natur/ das ist/ wenn einer kan die natuͤrlichen gewaͤchs und al- ler elementen frucht ihm selbst oder andern zu nutz gebrauchen ohne maͤnnigliches schaden/ der ist ein guter Anthroposophus, und zur magia wol geschickt. Pruden- Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. Prudentia rerum humanarum, ist die fuͤrsich- tigkeit menschlicher dingen/ das ist/ welcher verstand und klugheit hat in allen guten kuͤn- sten/ zu auffbauung und erhaltung gemeines nutzes ohne jemandes verletzung. Das ist nun das wissen des guten/ welchem die rechten Magi nachkommen/ und ihre kunst nicht mißbraucht/ sondern in der GOttesfurcht wol angewendet habẽ/ als Enoch mit seiner ver- wandlung/ mit seiner Lehr und langem leben/ der grosse Prophet Moses mit seiner erkaͤntniß/ der Patriarch Joseph mit seinem wahrsagen und traͤum-auslegen/ Samson| mit seiner staͤrcke/ David mit seinem sieg und sonderlichen GOttesfurcht/ Salomon mit seiner groͤsten weißheit/ Daniel mit seinen gesichten und En- geln und dergleichen unzehlich viel/ gleich so wol bey den Heyden/ als unter dem volck GOt- tes/ hie nicht noth zu erzehlen. Ferner redet der Auctor von der falschen „ magie also: Aphor. II. Ein Cacomagus oder „ teuffels-zauberer ist der/ dem aus GOttes „verhengniß die boͤsen geister dienen zum zeitli- „chen und ewigen verderben und schaden/ die „menschen zu blenden/ zu bethoͤren/ und von Gott abzuwenden/ ein solcher Magus ist gewe-“ sen jener Simon/ der aller-aͤrgste Magus, “ dessen meldung geschiehet Actor. VIII. und“ sonderlich im elemente/ welchen der H. Pe-“ trus auff die erden herab gestuͤrtzet hat/ da er“ sich als ein GOtt von den unreinen geistern in“ die lufft erheben und tragen| ließ/ und viel an-“ dere dergleichen wunderwerck mit verwande-“ lung deꝛ gestalten/ uñ andeꝛn seltsamen dingen/“ die er vor dem Kaͤyser und allem volck thaͤt/ wie“ auch andere zauberer seines gleichen; in wel-“ chen orden gehoͤren auch alle die/ so durch die“ gesetz der zweyer taffeln Mosis/ von wegen ih-“ rer uͤbelthaten und schaͤdlichen zauberey ge-“ richtet/ geurtheilet und angezeiget seyn/ welche“ damit sie desto besser unterscheiden und ver-“ standen moͤgen werden/ wollen wir ihre“ austheilung auch in eine figur setzen/ in welcher“ sich ein jeder ersehen mag/ wie weit sie sich von“ den ersten scheiden/ und daß aus beyden erkant“ werde/ was der Magus annehmen und was er“ auch fliehen soll/ wohin er sich bearbeiten und“ wie fern er sich bemuͤhen soll/ den rechten ge-“ buͤhrlichen termin und endschafft des lebens zu“ erlangen; und das ist die figur: „ 1. Scientia mali dividitur in 2. Cacosophiam, quæ duplex est 3. Contemptus verbi DEI . 4. Ignorantia regiminis DEI per Angelos. 5. Cacodæmoniam, quæetiam duplex est 6. Veneficium. 7. Maleficæ Artes. Die werden Teutsch also ausgelegt. Scientia mali, das ist die wissenheit des boͤsen/ ist die weißheit des menschen/ welche sich zur ar- gen und boͤsen list lencket/ und beym einfaͤltigen verstand nicht bleiben will/ die wird getheilt in andere zwey theil/ nemlich in cacosophiam \& in cacodæmoniam. Cacosophia ist der verkehrte und unlautere verstand und witz mit argem list zu aller boßheit geneigt/ welche verfluchte weißheit/ die viel- mehr eine thorheit waͤre zu nennen/ wiederum getheilet wird/ in contemptum verbi DEI \& ignorantiam regiminis per Spiritus Angelicos. Contemptus verbi DEI ist die verachtung des worts GOttes/ nemlich wenn der mensch sich nicht nach den Biblischen schrifften will weisen oder fuͤhren lassen/ sondern richtet sein leben an nach der welt lauff und nach des teuf- fels willen/ bleibt seines eigenen gefallens/ lusts und muths/ welches die groͤste abgoͤtterey ist. Ignorantia regiminis DEI per Angelos, ist die unwissenheit derregierung und guberni- r ung GOTTes/ durch die Englischen geister/ nemlich wenn der mensch nicht weiß oder nicht glaubt/ daß GOtt jedem land/ jeder herꝛschafft/ jedem thun und lassen in allen element en gewis- se- Engel verordnet hat/ zu regieren/ zu fuͤhren/ zu erhalten oder zu verstoͤren/ wie auch dem men- schen selbst; aus welcher unwissenheit er als- denn die hut und custodiam deꝛ Engel verachtet/ verschmaͤhet/ und sonsten fuͤr nichts achtet/ und also mit dem teuffel gesellschaft macht/ unter die- ser ignorantia ist auch begriffen die abgoͤtterey/ und das thun oder die uͤbung aller Gottlosigkeit. Cacodæmonia oder zauberey ist die gantze teuffelische kunst/ alle seine stuͤck und werck/ und diese ist auch in zween theil getheilt/ nemlich in Veneficium, und maleficas artes. Veneficium ist die kunst und weißheit derer gifft und anderer zauberwerck mit natuͤrlichen dingen/ nemlich wenn der mensch die gewaͤchse und andere fruͤcht aller element en zu allem scha- den und argen gebraucht wieder GOtt und den naͤchsten. Maleficæ artes, das ist solcher verstand und klugheit/ welche in allen boͤsen kuͤnsten zum scha- den und verderben des menschlichen geschlechts erfunden/ so der mensch dieselbigen gebraucht zur schmach und laͤsterung GOttes zum schaden und verletzung des menschen. Weiter hin setzet er p. 7. Aphor III. die be- reitung/ dadurch sich ein jeder der ein guter Magus seyn wil/ zu seiner kunst richten und schicken soll. Erstlich ist vonnoͤthen/ daß der so ein Ma-“ gus begehrt zu seyn/ tag und nacht fruͤh und“ spat/ nach muͤglichem fleiß/ staͤts gedencke/ sin-|“ ne und trachte/ (wie auch Cornelius Aggrippa “ in seiner Occulta Philosophia befohlen/) wie“ er zu wahrer erkaͤntniß GOttes komme/ wel-“ ches einjeder mensch gar wol thun kan und soll/“ beydes durch betrachtung des unvergaͤnglichen“ worts GOttes/ nemlich der H. Schrifft/ so“ von anfang der welt her in der Bibel durch“ guͤtigkeit GOttes dem menschen geoffenbaret“ ist/ darnach auch durch die Scalam der Creati-“ on und derer Creatorum, das ist durch die“ grad und staffel der geschoͤpffen/ wie die regie-“ rung derselben vom minsten dinge biß auffs“ hoͤchste haupt gelange und reiche ꝛc. Zu dem“ auch durch die wunderbarlichen wirckungen“ und kraͤfften/ welche die sichtbaren und unsicht-“ baren creaturen Gottes erzeigen/ und offenbar-“ lich beweisen/ daß er allein Herꝛ sey/ und daß“ nach seinem willen alle dinge seyn und bleiben.„ Zum andern daß er (wie auch sonsten ein“ jeder mensch thun soll) in sich selbst gehe/ uñ gu-“ ten fleiß anwende/ sich selbst wol erkenne/ was“ er sey/ und seine Microcosmi sche macht wol er-“ wege/ seinen him̃el und erden/ das ist/ geist und“ leib/ Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „leib wol von einander entscheide/ nemlich daß er „wisse/ was sterblich an ihm sey/ uñ welcher theil „unsterblich; daß er auch jederzeit gute achtung „hab/ was denen beyden theilen/ jedem insonder- „heit eigenthuͤmlich und zugehoͤrig/ hergegen „auch was diesem oder jenem zu wieder und ver- „hinderlich sey; als zum exempel der tag ist dem „leib annehmlich/ und lieb/ hergegen dem geist „die nacht/ welche dem leib hefftig zuwider ist/ „wie de somno corporum \& spirituum geschrie- „ben ist; also auch viel essen und wein trincken „thut dem irꝛdischen theil gar wol/ welches der „himmlische sehr scheuet; und unzehlich viel der- „gleichen mercke er/ damit er æqualiter zu beyden „theilen rechtmaͤßig brauche/ und keinen zu fast „beschweꝛe: Ein gꝛoß weꝛck Gottes ist deꝛ mensch „und eine gantze welt/ wer sich nun selbst recht „erkent/ der ist groß beydes bey Gott uñ der welt. „Zum dritten ist vonnoͤthen/ wenn er sich „nun wol erkennt und recht haͤlt zu beyden thei- „len/ daß er lerne mit dem einen theil (der in „ihm unsterblich ist) nemlich mit der seele „samt dem geist dem ewigen Gott zu dienen/ ihn „zu lieben und zu fuͤrchten/ ihn auch also im „geist und in der wahrheit (wie CHristus auch „das Samaritische weiblein Joh. IV. unter- „richtet) anzubeten/ und in allen wercken also „geistlicher weise anzuruffen. Denn GOtt ist „ein geist/ wie im selben capitel geschrieben ste- „het/ darum will er nun auch solche anbeter ha- „ben/ die ihn im geist und in der wahrheit anbe- „ten: mit dem sterblichen theil aber/ das ist/ „gleich so wol mit dem himmlischen oder syderi- „schen/ als mit dem irꝛdischen leib soll er auch „thun was GOtt gefaͤllig ist/ nemlich daß er „nach dem gebot seinem nebenmenschen in bruͤ- „derlicher liebe nuͤtzlich sey/ und mit guten wer- „cken dienstlich erscheine. „Und dann erinnert er auch/ p. 95. Aphor. „29. Der einige und rechte weg zu allen „geheimnissen und secret en ist/ daß du „dieselbigen (damit du vielleicht durch list „und trug der geister nicht in abgoͤtterey gera- „thest) bey GOtt dem Allmaͤchtigen (der al- „les guten ein ursacher ist) suchest und holest/ „nemlich durch daß emsige gebet. Die andere „lehre ist/ daß du wol merckest/ und in eine ge- „wohnheit bringest/ was dir CHristus im „Evangelio gesagt hat: Suchet am ersten „das reich GOttes/ und seine gerechtigkeit/ so „wird euch das andere alles zufallen/ Matth. „VI. Welches du allhie also verstehen soltest/ daß „du alle tage vor allen deinen wercken nach dem „himmel trachten sollest/ wie du darein kom- „men wollest durch CHristum und durch sein „heiliges leiden/ dessen du dich mit guten wer- „cken theilhafftig machest/ und das ist GOttes „gerechtigkeit/ ohne alle gleißnerey deinen wan- „del zu fuͤhren/ damit du mehr auff das geistli- „che/ denn auff das leibliche gedenckest. „Die dritte lehre ist/ daß du gute achtung ha- „best/ was du vor deinem engel dich unterwin- „dest fuͤrzunehmen/ damit du nicht mit unge- „waschenen haͤnden/ das ist/ mit vollem bauch „mit den reinen geistern zu conversir en/ mit ih- „nen zu reden oder zu handeln/ dich freventli- „cher weise unterstuͤndest/ sondern dieweil du „im suchen der secret en bist/ so halt staͤts/ als „sest dir muͤglich ist/ jene lehre CHristi/ da er „sagt Luc. XXI. Huͤtet euch/ daß euere hertzen nicht beschweret werden mit fressen und sauffen“ und mit sorgen der nahrung dieses lebens/ ꝛc.“ Welche wort der H. Paulus Rom. XIII. “ also erklaͤret: Lasset uns ablegen die wercke“ der finsternis/ und anlegen die waffen des“ lichts/ lasset uns erbarlich wandeln/ als am“ tage/ nicht in fressen und sauffen/ und in schlem-“ mereyen/ oder in der trunckenheit/ nicht in“ schlaffkammern noch in ungeschaͤmiger un-“ zucht/ nicht in zanck und hader/ nicht in neid“ noch im eiffer/ sondern ziehet an den HErꝛn“ JEsum CHristum/ und wartet des leibes/“ nicht also daß er geil werde/ sondern wandelt“ im geist/ Gal. V. und vollbringet nicht die be-“ gierdẽ des fleisches ꝛc. Enthaltet euch von allen“ fleischlichen luͤsten/ welche wider die seele strei-“ ten/ 1. Pet. II. und andere dergleichen spruͤche.“ Laß dir wol angelegen seyn/ daß du in solcher“ zeit nicht viel zu gastereyen ꝛc. gehest/ sondern“ deinem thun und fuͤrnehmen fleißig wartest.“ Denn wie kan ein solcher staͤts auff GOtt ge-“ dencken/ dessen reiner spiritus im wolleben er-“ stickt ist? und niemand kan zweyen Herren die-“ nen; so kanstu den Engeln und dem bauch mit“ einander nicht folgen: wie kan ein leib/ der“ voller speiß und tranck ist/ recht reinlich ima-“ ginir en/ oder das fuͤrgenom̃ene werck wol ein-“ bilden koͤnnen? auch ein solcher satter leib ei-“ nen guten traum entscheiden? verdunckelt“ nicht die uͤbrige speiß und tranck die reinen gei-“ ster und spiritus des haupts/ darinn die sinn“ liegen? welcher weinsaͤuffer hat jemals sein ge-“ muth in der magie in die exaltation bringen“ koͤnnen? Jsts nicht dem also/ so er was gutes“ hat gewust und fuͤrgenommen zu vollbringen/“ das hat er durch den wein vergessen oder ver-“ saumseliget? derwegen allein diejenigen hier-“ zu tauglich sich machen/ welche sich mit es-“ sen und trincken maͤßig halten/ und die lehre“ CHristi fleißig erwegen/ und in keinem weg“ uͤbertreten.„ Zum vierten mercke auch diese regel/ welche“ dir der Koͤnigliche Prophet David Ps. 36.“ fuͤrschreibt/ da er spricht: Eroͤffne und befiel“ dem HErrn deine wege/ so wird|ers selbst ma-“ chen; und dessen zu einer gewissen vertroͤstung“ ruminire daneben wol/ was GOtt bey dem“ Esaia sagt cap. XLIIX. Jch bin der HErr dein“ GOtt/ der dich lehret/ was dir nutz ist/ der“ dich auch leitet in dem weg/ den du wandelst.„ Fuͤrs funffte wisse/ daß dir GOtt willig ist“ alle deine begierde zu erfuͤllen/ so du ihn anderst“ mit recht ersuchest; und damit du dessen auch“ gewiß seyst/ so habe insonderheit wol acht auff“ jenen Goͤttlichen spruch/ so er selbst durch den“ Koͤnig David Ps. XXXI. gesagt: Jch will“ dir verstand geben/ und will dich lehren in dem“ weg/ den du gehen solst/ mit meinem aug will“ ich dich regieren und fuͤhren/ und dasselbe nicht“ von dir abwenden: Dabey du auch getroͤst“ wirst/ daß du dich der geister halben nicht solst“ kuͤmmern/ sie sollen dich endlich um des Herrn“ augs willen in kein ungluͤck fuͤhren.„ Zum sechsten/ so du vielleicht zweiffelst/“ wenn GOtt seinen Engel zu dir zu senden ver-“ zeucht/ so wisse/ daß er dich reitzen will/ hefftiger“ im gebet zu verharren/ darum solstu nicht ab-“ lassen/ sondern den Allmaͤchtigen seiner viel-“ faͤltigen verheissung erinnern/ und offtmals“ ermahnen/ voraus der troͤstlichen zusagung“ A. K. H. Vierter Theil. X Christi Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „Christi/ die er in dem Evangelio seinen Christ- „glaͤubigen Luc. XI. gethan/ da er unter andern „sprach: Jhr/ die ihr boͤse seyd/ wisset gute gaben „eurẽ kindern zu geben/ wie viel mehr mein Va- „ter im himmel wird den H. Geist geben allen de- „nen/ die ihn darum bitten. „Zum siebenden/ so laß dir auch nicht wenig „angelegen seyn offt zu betrachten/ was dir „Christus im Evangelio Johannis sagt/ c. „VIII. und XIV. So ihr thun wolt den willen „meines Vaters im himmel/ so seyd ihr wahr- „hafftig meine Juͤnger/ und wir wollen zu euch „kommen und wohnung bey euch machen. „Diese sieben puncten/ aus der Schrifft „hieher gezogen/ so du sie von dem buchstaben in „den Geist/ von todten worten in einen effectum „und lebendige wirckung/ das ist/ in die practik „wirst bringen/ so magstu endlich nicht irren/ „noch in Abgoͤtterey/ oder andern unfall gera- „then/ sondern du wirst dein begehren zu rechter „zeit erlangen/ auch von deinem fuͤrgesetzten ziel „und ende nicht fallen/ GOTT wird dich auch „selbst durch seinen Heiligen Geist lehren/ und „in nutzbaren dingen in der wahrheit unterrich- „ten/ nicht allein im traum/ sondern auch wa- „chend in der contemplation, im lesen/ in gedan- „cken und sinnen/ so wohl im wircken/ als in i- „magination, \&c. Er wird dir auch seine hei- „lige liebe Engel zu dienen geben und zuord- „nen/ welche deine gehuͤlffen/ lehrer und fuͤh- „rer seyn werden/ nicht allein zu deinem fuͤr- „genommenen secret/ sondern auch in allen „geheimnissen dieser welt; zu dem/ so du in ob- „gemeldter practik bleibest und verharrest/ so „wird er auch nicht allein den Geistern/ son- „dern endlich auch aller creatur gebieten/ daß „sie dir gehorchen/ dir unterthaͤnig und dienst- „bar sind/ also/ daß du mit gutem gewissen und „mit den heiligen Aposteln sagen kanst/ dir „seyen gehorsam die Geister/ Luc. X. Letzt- „lich/ welches das allergroͤste und fuͤrnehmste „ist/ wirstu gewiß seyn/ daß dein name im him- „mel geschrieben ist. „Jm beschluß fasset er seine meinung sol- „cher gestalt kurtz zusammen: p. 148. Gleich „wie ein einiger GOTT ist/ von dem alles „guts herfleust; also ist auch nur eine suͤnde/ „nemlich der ungehorsam wider den willen „GOTTes und seine Gebot/ daher denn al- „les boͤses kommt; also ist die furcht des HErrn „der anfang der weißheit/ und des nuͤtzlichen „gebrauchs der Magiæ. Denn die furcht des „ HERRN folgt nach dem gehorsam und „dem willen GOTTes/ dieser Gottesfurcht „aber folgt alsdenn die gegenwaͤrtigkeit Got- „tes und des Heiligen Geistes/ darzu auch die „dienstbarkeit der heiligen Engel und alle gute „ding aus den unerschoͤpfflichen schaͤtzen Got- „tes/ denn wie im 144. Psalm geschrieben ste- „het/ so ist der HERR nahe bey allen de- „nen/ die ihn in der wahrheit anruffen/ den „willen deren/ die ihn fuͤrchten/ wird er voll- „bringen/ und ihr Gebet erhoͤren/ sie auch dazu „selig machen. Aber die schaͤdliche und ver- „dammte Magia kommt daher/ wenn wir die „furcht GOTTes aus unsern hertzen verlie- „ren/ und die suͤnde uͤber uns herrschen lassen/ „alsdenn ist bald vorhanden der Gott dieser „welt/ und der Fuͤrst der finsternis/ der einen „solchen menschen mit seinem Gottlosen hei- ligthum unterweiset/ und weihet zum dienst“ seines hoͤllischen reichs/ je nachdem er denjenigẽ“ zu einẽ der aͤmpter seines reichs ihm dienstlich“ und nuͤtzlich befindt; alsdenn wie eine spin-“ ne eine fliege uͤberfaͤllt/ die in ihrem netz be-“ henget ist; also auch der Teuffel verstrickt set-“ ne gefangene wildbret mit den stricken boͤser“ luͤste und begierden/ biß er einen solchen end-“ lich gar aussaugt/ und abdoͤrret zur materi “ und brennholtz des ewigen und hoͤllischen“ feuers. Er thut aber solchen leuten eine zeit-“ lang guts/ bringt sie zu ehren/ und erhebt sie“ hoch/ damit sie hernach desto schwerlicher“ und greulicher wiederum herunter fallen/ und“ also gestuͤrtzet werden: Derhalben/ guͤnstiger“ lieber Leser/ erhebe nun die augen deines ge-“ muͤths jetzunder/ so du diß buch mit fleiß nun“ etliche mahl uͤberlesen/ und in die practik dei-“ nes verstandes gebracht hast; erhebe deine“ augen/ sage ich/ und siehe dich um in aller-“ ley historien der Goͤttlichen und heydnischen“ schrifften; Siehe und betrachte auch sonst in“ der welt/ uñ habe acht nach meiner vorgeschrie-“ benen unterrichtung auf alles das/ was taͤglich“ geschicht uñ sich zutraͤgt/ so wirstu gewahr wer-“ den/ daß alles voller Magorum ist/ mehr boͤß“ denn gut/ nach der beyderley wissenschafft des“ guten und boͤsen/ wie in den ersten zweyen“ Aphorismis angezeige: ist.‟ So weit gedach- ter Autor der Magiæ Veterum. Von der Magia. Wir wollen nun von dieser materi noch ein und andere beschreibung aus dem vornehm- sten Auctore solcher sachen selbst auszeichnen/ nemlich dem im 16. buch beschriebenen Theo- phrasto Paracelso, dessen eigene worte hievon folgende sind/ und zwar erstlich/ da er die hi- storie und ursprung der wahren Magiæ nebenst ihrer beschreibung und dem unterscheid von der falschen Magia also entdecket in der Aurora Philosophorum im Appendice seiner Chirur- gi schen schrifften/ cap. 1. 2. und 3. p. 78. u. f. Es haben jederzeit die Chaldaͤer/ Hebreer/ Perser“ und Egypter neben der Theologi je uñ unter-“ richtung in Goͤttlichen sachen/ auch die frey-“ en natuͤrlichen kuͤnste ihren Vorstehern/ O-“ bristen und Hohenpriestern/ als die hoͤchste“ Philosophey und weißheit/ zu erlernen vorge-“ legt. Eben also geschah es auch zu Mosis“ zeiten/ da zu Priestern erwehlet worden seynd“ so wol Medici und Artzeney-erfahrne/ als Ma-“ gi und Natur-kuͤndiger/ diese/ als die so da“ urtheilen moͤchten uͤber die gesundheit-son-“ derlich in erkaͤntnis des aussatzes/ jene in vor-“ schreibung der artzeney zu erhaltung menschli-“ cher wohlfahrt. So ware auch Moses selb-“ sten durch fleißige fuͤrsorge und vorschub der“ tochter Pharaonis in der Egyptier schul in“ allerhand guten kuͤnsten institui ret und un-“ terrichtet/ dermassen/ daß er ausbuͤndig wuͤr-“ de in weißheit/ wie Act. VI. 22 zu ersehen ist.“ Ebener gestalt hatte auch Daniel von kind-“ heit auf die kunst und lehren der Chaldeer“ gesehen/ indem er neben seinen dreyen Gesellen“ 3. jahrlang in den Chaldeischen schrifften und“ sprachen unterrichtet war. Wie denn solches“ seine weissagung und auslegung der worte“ Mene Mene, Tekel phares Dan. V. 26. bezeu-“ get/ so geschchen 3429. jahr nach erschaffung“ der welt. Welche wort durch Propherischen“ Geist Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „Geist und Cabalisti sche kunst haben verstan- „den und erklaͤrt werden muͤssen. Jst derowe- „gen solche Cabalisti sche kunst und weißheit „durch muͤndliche unterrichtung und lehrung „des Vaters auf den Sohn bey Mosen und „den Propheten sehr gemein und uͤblich gewe- „sen. Es haben aber nicht allein die kinder Js- „rael/ sondern auch die alten Weisen aus die- „ser natuͤrlichen tieffsinnigen geheimen kunst „ GOTT den HErrn recht erkennen lernen/ „und darum auch desto besser und steiffer in „seinen geboten und gesetzen zu wandeln un- „terstanden. So findet man auch in den buͤ- „chern Samuelis/ daß die Baalisten nicht „mit dem Teuffel gemeinschafft/ noch dem ge- „folgt haben; sondern daß sie aus verhaͤngnis „GOttes wahrhafftiger Gesicht und Erschei- „nungen theilhafftig worden waren/ wie wir „denn in dem buch von den himmlischen din- „gen weitern bericht geben wollen. „Jst also eine solche herrliche gabe allein den „Priestern und Gottseligen leuten/ so in den „Geboten Gottes treulicher gewandelt haben/ „gegeben/ und von GOTT vergoͤnnet wor- „den. Es war auch ein brauch bey den Per- „sen/ daß keiner zu einem Koͤnig erwehlet/ oder „zu solcher digni taͤt erhaben wuͤrde/ er waͤre „denn ein solcher hochweiser gelehrter „Mann beydes mit namen und that/ welches „auch daraus probi ret wird/ daß sie ihre Koͤ- „nige Sophos, das ist/ die Weisen genennet „haben. Eben solche waren auch die drey Wei- „sen aus Morgenland/ so Christum JEsum „vom aufgang der Sonnen ersuchten/ und „natur-kuͤndige Priester genennet waren. So „haben die Egyptier/ nach dem sie von den „Chaldeern und Persen solche Magiam und „ Philosophiam erkundiget/ auch gewolt/ daß „ihre Priester und Vorsteher solche weißheit „mit fleiß erforschen und erlernen solten. Da „sie dann einen solchen nutz geschoͤpffet/ daß „sie in allen benachbarten Laͤndern zu einer „veraͤnderung gerathen. Deren ursach halben „ Hermes recht und wohl Trismegistus der al- „lergroͤste/ maͤchtigste und weiseste genennet „worden. Dieweil er ein Koͤnig/ Priester/ Pro- „phet/ weiser und kluger Herr gewesen ist in „allen natuͤrlichen sachen/ wie nach ihm auch „ Zoroaster. „Eben daselbst schreibet Paracelsus pag. 79. „Cap. II. Demnach nun der sohn Noe nach „der suͤndfluth um das jahr der erschaffung „der welt ungefaͤhrlich 1680. im sieben und „zw antzigsten jahr nach der suͤndfluth/ den „dritten theil der welt besessen/ ist diese kunst „mit gewalt gleichsam in Chaldeen und Per- „sien herfuͤr gebrochen/ und nachgehends auch „in Egypten ausgebreitet worden. Als nun „solches die Abgoͤttischen und aberglaͤubischen „Griechen gerochen/ sind etliche unter ihnen/ „so die fuͤrnemsten und verstaͤndigsten waren/ „in Chaldeam und Egypten gezogen/ damit sie „aus der Schulen solche weißheit schoͤpffen „und erlernen moͤchten. Weil ihn aber die „Lehr Goͤttlichen worts aus der heiligen Bi „bel und dem Gesetz Mosis nicht schmeckte/ „auf ihre vernunfft und eigenen verstand sich „verliessen/ geschickter und kluͤger seyn wolten/ „als Gott selbst/ sind sie vom fundament und „grundveste aller natuͤrlichen geheimen und ver- „borgenen kuͤnste abgewiechen/ und in ihr eigen duͤnckel gerathen; wie aus ihren buͤchern sol-“ ches zu finden/ da sie also veraͤchtlich/ fabulo, “ sisch und spoͤttisch von der Lehr Mosis schrei-“ ben und halten. Es war aber bey den Egy-“ ptiern der brauch/ daß sie dergleichẽ fuͤrtreffliche“ Lehren der weißheit/ nicht schlecht/ rund und“ klar/ sondern figurlicher und raͤtterischer weiß/“ mit verdunckelten worten und fremden ein-“ gefuͤhrten historien vorbrachten. Welche nach-“ gehends der fuͤrtreffliche Poët Homerus wun-“ der-kuͤnstlich in seinen Versen verbluͤmt be-“ schrieben hat. Ferner kam hinzu Pythagoras, “ so viel aus dem Gesetz Mosis und Alten Te-“ stament mit einmischte/ deßgleichen Hippo-“ crates, Thales Milesius, Anaxagoras, Demo-“ critus und andere mehr/ so hierinn sich geuͤ-“ bet/ und ihren verstand auch haben sehen las-“ sen/ ob schon deren keiner der rechten wah-“ ren Astrologi, Geometri, Arithmetic und“ Medicin, das ist/ der Stern-kunst/ Erd-kunst/“ Zahl-kunst und Artzney-kunst faͤhig gewe-“ sen/ noch deren eigentlichen wahren bericht“ gehabt. Denn ihr eigener hochmuth und“ præsumtion sie verhindert/ und in irrthum ge-“ stuͤrtzet hat. Denn als sie etwas weniges“ von den Chaldeern und Egyptiern begriffen/“ sind sie stoltz und aufgeblasen worden/ haben“ ihrem verstand viel mehr und hoͤhers ver-“ traut/ als in ihrer natur war/ und ange-“ fangen/ die sache mit viel subti len falsch erdich-“ teten erfindungen zu schaͤrffen/ und eine eige-“ ne aus ihrem hirn subtil gesponnene Philo-“ sophey zu schreiben unterstanden/ so nicht al-“ lein bey ihnen uͤberhand genommen/ sondern.“ auch nachgehends von ihnen zu den Lateinern“ ausgebreitet worden ist/ welches nicht weni-“ ger als die Griechen/ demnach sie deren ein“ wenig bericht erlangt/ ihren verstand auch“ wollen sehen lassen/ und mit ihrem zusatz helf-“ fen mehren/ zieren und bessern. Von solchen“ ist nun angeregte vermeinte Philosophey in“ gantz Europam ausgebreitet worden/ fast al-“ le Academi en und Hohe schulen durchloffen/“ deren zu gefallen solche aufgerichtet/ und die“ Jugend in deren unterwiesen worden/ auch“ noch heutiges tages also hartnaͤckig dariñen“ institui ret wird/ daß sie Mosis und der Pro-“ pheten vergessende/ solcher gleichsam als Gott“ selbsten anhangen/ defendi ren und biß aufs“ blut tui ren/ nicht allein in Teutschland/ son-“ dern auch fast bey allen andern Natio nen; so“ auch einer etwas der recht wahren in Gottes“ wort gegruͤndeten Philosophey gemaͤß vor-“ bringt/ so der ihrigen zuwider ist/ muß er nicht“ allein veracht/ verspott und verlacht/ sondern“ auch wohl gar verfolgt werden; bleibet al-“ so bey dem alten Sprichwort: mundus vult“ decipi, die welt will betrogen seyn. Also ge-“ schehe ihnen nach ihrem willen.„ Und ferner p. 80. c. 4. die rechte wahre ma-“ gia ist eine solche kunst und geschicklichkeit/ dar-“ durch man zu der erkaͤntniß der elementen/ deren“ zusammen versetzten coͤrper/ frucht/ eigenschafft/“ krafft und verborgene wirckungen gelangt/ die“ cabala aber aus dem inhalt ihres hohen hei mli-“ chen verstandes weiset den rechten weg und straß“ dem menschen zu GOtt dem HErꝛn zugelan-“ gen/ wie man mit ihm handeln/ und was man“ aus seinem wort offenbaren/ und verkuͤndigen“ solle. Denn die cabala (so ein geheimesheiliges“ gespraͤch mit Gott ist) ist voll der himmlischen“ A. K. H. Vierter Theil. X 2 geheimnis- Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „geheimnissen/ gleich wie die magia und weißheit „der natuͤrlichen. Dieweil solche lehret/ wie man „aus den natuͤrlichen dingen die gegenwaͤrtigen „und kuͤnftigen sachen prognosticir en und weis- „sagen soll. Denn der wirckung berichtet in er- „kaͤntniß aller creaturen/ so wol himmlischer als „irꝛdischer coͤrper: so wol innerlicher als aͤusserli- „cher/ was nemlich in einem jeden ding fuͤr kraͤff- „te und heimliche wirckungen verborgen liegen/ „wozu sie von anfang destinir et und verordnet/ „und mit was eigenschafften sie endlich begabet „sind. Solche und deꝛgleichen sind die band/ daꝛ- „durch die himmlische mit den irꝛdischen dingen „verknuͤpffet und verbunden sind/ wie solches „aus der operation und wirckung dero augen- „scheinlich und greifflich bißweilen gespuͤret „werden mag. Solche verbindung oder einflies- „sung der himmlischen kraͤffte in die andern irꝛ- „dischen elementali schen coͤrper wurde von den „ magis und weisen Gamahea, das ist/ verloͤbnis „und matrimonium der him̃lischen kraͤffte und „eigenschafften mit den untern irꝛdischen kraͤff- „ten/ gleichsam dem mann und dem weib/ ge- „nennet. Dannenhero nun die fuͤrtrefflichste „vermischungen aller himmlischen und irꝛdi- „schen coͤrper/ der sonnen nemlich und planeten/ „ item Vegetabilium, Mineralium, und Anima- „lium, das ist/ der kraͤuter/ thier und metallen „entstehen. Es hat gleichwol der teuffel mit al- „lem fleiß und ernst unterstanden solch licht zu „ obscurir en und zu verdunckeln: Jst ihm „gleich wol nicht gar mißrathen/ demnach fast „gantz Griechenland er dessen beraubet/ und an „statt desselben/ menschliche speculationes, „phantasien/ und gotteslaͤsterung wider Gott „den Allmaͤchtigen und seinen eingebornen „Sohn bey den Heiden eingefuͤhret hat. Denn „die rechte wahre magia ihren ursprung aus „dem Goͤttlichen Ternario und Trinit aͤt Got- „tes herfuͤhret. Weil GOtt der Allmaͤchtige „alle creaturen und geschoͤpff mit diesem Terna- „rio und dreyfaltigen zahl bezeichnet/ und mit „seinem Goͤttlichen finger ihnen diese hochver- „borgene und geheime Trinit aͤt eingegraben „hat/ dergestalt daß nichts unter allen natuͤrli- „chen dingen in der gantzen welt gefunden noch „beygebracht werden mag/ das der geheimnis „dieser Goͤttlichen Dreyheit entrathe und in „mangel stuͤnde/ oder auch nicht sichtbarlicher „weise gleichsam vor augen gestellet werden „moͤge. Dann das geschoͤpff und derschoͤpf- „fer gleichsam weiset und zu erkennen giebt/ wie „der H. Apostel Paulus Rom. I. 20. bezeuget. „Der bund nun dieses Goͤttlichen Ternarii, so „durch die gantze substantz aller wesentlichen „dinge ausgetheilt/ ist unauffloͤßlich/ durch wel- „chen wir auch die geheimnisse der gantzen natur „aus den 4. elementen schoͤpffen. Deñ der Terna- „rius oder dreyfache zahl mit dem magi schen „ Quaternario, das ist/ vierfache zahl/ den voll- „koͤmmlichen Septenarium, das ist/ die siebende „zahl/ mit vielen geheimnissen begabt/ hervor- „bringet. Und demnach der Quaternarius in „dem Ternario beruhet/ so entstehet das licht „der welt in dem Horizonte der ewigkeit/ und „stellet uns vor das gantze band mit GOtt un- „serm himmlischen Vater. Dem kommen „ferner zu alle kraͤffte und wirckungen aller crea- „turen/ und deren gebrauch in ihren geheimnis- „sen/ zeichen/ Character en uod figuren vorbe- „zeichnet/ dermassen/ daß auch kaum das ge- ringste puͤnctlein in solchem verborgen bleibet/ das nicht durch fleißige examinir ung geoffen-“ baret werden mag. Denn so der Quaterna-“ rius und Ternarius in den Ternarium auffstei-“ gen/ so geschicht ein eingang deren in die Uni-“ t aͤt. Jn welchem alle heimliche und verbor-“ gene weißheit aller dinge/ so GOtt der All-“ maͤchtige/ so wol in seinem wort/ als den ge-“ schoͤpffen/ seiner haͤnde werck geoffenbaret hat/“ bestehet/ damit die leute eine wahre erkaͤntnis“ haͤtten derer dinge/ welche an einem andern ort“ weitlaͤufftig erklaͤrt werden.„ Die beschreibung der magiæ setzet Para- celsus. In Philosoph. Occult. p. 298. Magica ist an ihr selbst die verborgenste kunst und groͤste weißheit uͤbernatuͤrlicher dinge auff erden: Und was menschlicher ver- nunfft unmoͤglich zu erfahren/ und zu ergruͤnden/ das mag durch die kunst Ma- gica erfahren und ergruͤndet werden. Denn sie ist eine grosse verborgene weißheit/ so“ die vernunfft eine oͤffentliche grosse thorheit“ ist. Darum waͤre auch gut und hoch vonnoͤ-“ then/ daß die Theologi auch wuͤsten etwas“ davon zu sagen/ und auch erfuͤhren/ was Magi-“ ca waͤre/ und nicht so unbillicher weise unge-“ gruͤndet eine zauberey nennten. Denn magi-“ ca waͤre ihnen sehr dienstlich/ dieweil sie der“ schrifft Doctores und meister seyn wollen/ wie“ sie sich selbst uͤbeꝛreden/ wie wol ich nicht meine/“ daß sie in magica sollen laborir en/ oder sich et-“ was darinn gebrauchen: sondern daß sie dar-“ inn eine gute erfahrung haͤtten/ und ihre effect “ und tugend wuͤsten von wegen der hohen gros-“ sen Mysterien/ die in der H. Schrifft sind ver-“ borgen/ und durch die Apostel/ Propheten/“ und durch CHristum selbst geredet worden/“ welches wir mit unserer vernunfft weder verste-“ hen/ noch ergruͤnden moͤgen. Denn welcher“ Theologus (der nicht auch hat Magiam ver-“ standen) hat einen teuffel ausgetrieben/ oder“ sonst einen geist vertrieben/ oder zu ihm ge-“ bracht? oder das noch vielweniger und gerin-“ ger/ daß er einen krancken haͤtte gesund ge-“ macht/ oder sonst eine huͤlffe gethan/ allein“ durch seinen glauben? Jch geschweige/ daß er“ damit einen grossen berg versetzet/ und gar ins“ meer geworffen hat. Daraus folgt/ daß sie“ diesen glauben/ darvon CHristus sagt/ selbst“ weder wenig noch viel verstehen/ uñ fuͤhren ihn“ doch taͤglich im maul um/ lehren und lernen“ viel davon/ und wissen ihn selbst doch nicht zu“ probir en/ und damit ein zeichen zu thun/ auff“ daß man sagen moͤchte/ sie verstuͤnden den“ glauben/ und wissen denselbigen zu gebrauchen“ und zu bewaͤhren. Und wenn ein anderer“ kommt/ der ein zeichen dardurch thut/ es sey“ gleich gut oder boͤß/ heissen sie ihn einen zaube-“ rer/ dieweil es uͤber ihre vernunfft und mensch-“ liche weißheit ist/ und wissen die Magiam und“ zauberey nicht zu unterscheiden. Dann Magia “ ist ein behende reine kunst/ nicht mit ceremo-“ niis oder conjurationibus befleckt/ und besu-“ delt/ wie denn Nigromantia. Denn in ihr“ werden weder Ceremoniæ, Conjurationes,“ Consecrationes, Benedicta noch Maledicta “ gebraucht oder fuͤrgenommen/ sondern allein“ der glaub/ darvon CHristus sagt/ der die ber-“ ge versetzet/ und in das meer wirfft: der auch“ allen geistern und ascenden ten zu gebieten hat/“ sie meiftern und bezwingen kan/ derselbige“ wird Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „wird darinnen fuͤrgenommen. Aber da ist „auffsehens hoch vonnoͤthen/ daß er nicht zu ei- „nem aberglauben oder mißbrauch werde/ dem „menschen zum verderben und schaden: denn „also wird ein zauberer daraus/ und alsdenn „nicht unbillig zauberey genennet/ von maͤnni- „glichen/ wie denn alle hexen thun/ die sich in „diese kunst eingepflichtet/ sich darinnen ge- „braucht/ und umgeben wie eine sau imkoth. „Also ists durch sie zu zauberey worden und nicht „unbillig noch unrecht ists/ daß man sie und al- „le zauberer mit dem feuer hinrichtet. Denn sie „sind die schaͤdlichsten leute/ und die boͤsesten „feind/ so wir hier auff erden haben/ so sie je- „mand uͤbel wollen. Vor einem gegenwaͤrti- „gen leiblichen feind/ der einem andern nach- „folgt mit boͤsen waffen/ geschoß oder werffzeug „kan man sich noch etwas huͤten/ und auch auff „ihn wieder fuͤrsehen/ auch auff ihn sich ruͤsten „mit pantzer/ harnisch/ waffen und geschoß/ „oder gar eben daheim im hauß bleiben/ und „niemand zu ihm hinein lassen/ dann der ihm „wol darzu gefaͤllt. Aber vor diesen ist sich nicht „also zu præservir en/ es hilfft fuͤr sie kein pan- „tzer/ kein harnisch/ kein thuͤr noch schloß/ sie „tringen als durch/ es stehet ihnen alles offen: „Uñ ob einer schon ineisin oder staͤhlin kistẽ waͤre „eingeschlossen/ so waͤre er vor ihnen nicht sicher. „Darum wiewol sie selbst mit ihrem eigenen „leib keinen schaden thun/ aber die geister und „ ascendent en koͤnnen sie einem uͤber den halß „schicken/ durch ihren vermeinten glauben/ „und einen abwesenden auch uͤber hundert meil „verletzen und beschaͤdigen an seinem leib/ oder „wie sie dann wollen/ schlagen/ stechen/ oder gar „toͤdten. Wiewol man aͤusserlich keine ver- „wundung des leibes sihet oder empfindet/ denn „sie moͤgẽ das fleisch oder den auswendigẽ men- „schen nicht verwunden oder verletzen/ sondern „allein den inwendigen menschen/ den geist des „lebens. Darum mag auch kein pantzer oder „harnisch/ wie gut er ist/ dawieder huͤlffe thun/ „sondern es muß ein ander harnisch dawieder „angezogen werden durch den glauben: Das „ist ein pfaͤdt/ oder das innere leinene gewand so „dasselbige gebsch angezogen wird/ nachdem „es vielmalen rechts getragen ist/ das thut hier „wieder mehr huͤlffe dann alle harnisch/ pantzer/ „elendshaͤut/ englische hauben/ oder nasse kittel. Von der Magia. Endlich wollen wir auch sehen/ was der be- kannte Jacob Boͤhme von dieser sache hinter- lassen habe/ und zwar nur aus etwa 2. oder 3. stellen seiner schrifften/ da er in Mysterio magno C. LXIIX. p. 668. u. f. also schreibet: Der Ma- gus naturalis hat nur gewalt in der natur/ nur „in dem/ was die natur in ihrer wuͤrckung bil- „det; Er kan nicht in das eingreiffen/ und dar- „innen rathen/ was das wort GOttes modelt „und bildet: Aber der Prophet hat gewalt dar- „iñen zu deuten: Deñ er ist ein Goͤttlicher Magus „wie Joseph. Bey den Egyptern war die ma- „gi sche kunst gemeine: Als sie aber in einen miß- „brauch und zauberey gebracht ward/ ward sie „ausgerottet/ wiewol sie bey den Heiden ver- „blieb biß auff das reich CHristi/ biß die Goͤtt- „liche Magia auffging/ so ging die natuͤrliche „bey den Christen unter/ welches im anfang „wol gut war/ daß sie nicht unterginge/ denn „der Heidnische glaube verlosch damit/ und „wurden die magi schen bilder der natur/ welche sie vor Goͤtter ehreten/ damit aus der men-“ schen hertzen gereutet. Als aber der Christen“ glaub gemein ward/ so kamen andere Magi “ auff/ als die sect en in der Christenheit/ welche“ sich an statt der Heidnischen goͤtzenbilder fuͤr“ Goͤtter einsetzeten und trieben groͤssern betrug“ als die Heiden mit ihren magi schen bildern;“ deñ die Heiden sahen auff den grund der natur/“ vermoͤgenheit und wuͤrckung: Diese aber setz-“ ten sich uͤber den grund der natur bloß in einen“ historischen glauben/ daß man glauben solte/“ was sie dichteten. Wie denn auch heute solcher“ Magorum die Titul-Christenheit voll ist/ da“ kein natuͤrlicher verstand/ weder von GOtt“ noch der natur mehr bey ihnen ist/ sondern nur“ ein leeres geschwaͤtz von einem uͤbernatuͤrlichen“ magi schen grunde/ darinnen sie sich haben zu“ abgoͤttern und goͤtzen eingesetzet/ und verste-“ hen doch weder die Goͤttliche noch natuͤrliche“ Magiam, daß also die welt durch sie stock blind“ ist worden; Daraus der zanck und streit im“ glauben ist entstanden/ daß man viel vom“ glauben saget/ und eines hin das andere her-“ zeucht/ und machet ein hauffen meinungen/“ welche allesamt aͤrger sind/ als die Heidnischen“ bilder/ welche doch in der natur ihren grund“ hatten: Diese bilder aber haben weder in der“ natur/ noch im uͤbernatuͤrlichen Goͤttlichen“ glauben keinen grund/ sondern seynd stumme“ goͤtzen/ und ihre diener sind baals-diener. Und wie es hoch noth und gut war/ daß bey“ den Christen die Magia naturalis fiel/ da der“ glaube von CHristo offenbar ward/ also thut“ es jetzo vielmehr vonnoͤthen/ daß die Magia“ naturalis wieder offenbahr werde/ auff daß“ doch der Titul- Christenheit ihre selbst gemach-“ te goͤtzen durch die natur offenbar und erkannt“ werden/ daß man in der natur erkenne das aus-“ gesprochene geformte wort GOttes/ sowol“ die neue wiedergeburt/ und auch den fall und“ verderbung/ damit der streit/ und die gemach-“ te uͤbernatuͤrliche goͤtzen moͤchten untergehen/“ daß man doch an der natur lerne die schrifft ver-“ stehen/ weil man ja dem Geist GOttes in der“ Goͤttlichen Magia des wahren glaubens nicht“ trauen will/ sondern setzet nur den grund auff“ den thurn zu Babel/ in die zanckerey und ge-“ machte goͤtzen-meinungen/ als in menschen-“ satzungen. Nicht sageich/ daß man die Heid-“ nische Magiam soll wieder suchen und prædi-“ cir en/ und die Heidnischen goͤtzen wieder an-“ nehmẽ/ sondern daß es noth thut/ daß man ler-“ ne den grund der natur forschen/ als das ge-“ formte wort GOttes nach liebe und zorn/ mit“ seinem wieder-aussprechen/ daß man nicht“ also blind am wesen aller wesen sey. Denn“ die vaͤter des ersten glaubens sind nicht also“ blind am reiche der natur gewesen/ sondern“ haben an der natur erkannt/ daß ein verbor-“ gener GOtt sey/ welcher sich durchs wort sei-“ nes aushauchens und einformens mit der ge-“ schaffenen welt hat sichtbar gemacht/ und ha-“ ben am geschoͤpff GOttes wort erkannt/ wel-“ ches jetzt vielmehr noth thut/ auff daß die mei-“ nungs-goͤtzen moͤchten ans licht kommen/“ und erkannt werden/ daß man doch sehe/ was“ der glaube sey/ wie er nicht nur eine meinung“ und wahn sey/ sondern ein Goͤttlich wesen/“ welches wesen in dem sichtbaren menschen den“ aͤussern augen verborgen ist/ wie der unsicht-“ bare GOtt in dem sichtbaren wesen dieser welt“ X 3 verbor- Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „verborgen ist. Und ferner schreibet er von den „geheimnuͤssen in der schoͤpffung/ wie sie denen „glaͤubigen noch immer offen stehen/ folgender „massen im XI. cap. p. 61. u. f. Das auge GOt- „tes ist in Mose und in den kindern der Heili- „gen gewesen/ sie haben im Geiste GOttes ge- „sehen und geredet/ und haben gleichwol nicht „das schauen der geistlichen geburth gehabt/ als „nur zu zeiten/ wenn GOtt hat wollen wun- „der wuͤrcken/ als beym Mose/ als er die wun- „der in Egypten thaͤte/ da stund ihm Magia di- „vina offen/ auff art und weise/ wie in der schoͤpf- „fung. Und das ist auch eben der fall Lucifers „gewesen/ daß er wolte ein GOtt der natur „seyn/ und in der veꝛwandelung leben. Und dieses „ist auch eben der Heiden abgoͤtterey gewesen/ „in deme sie die Magi sche geburt verstunden/ „fielen sie von dem einigen GOtt auff die Ma- „gi sche geburt der natur/ und erwehlten ihnen „aus den kraͤfften der natur abgoͤtter. Um dessen „willen ist die schoͤpffung also dunckel geblieben/ „und hat GOtt seine kinder/ in denen das wah- „re licht geschienen/ mit truͤbsal verdeckt/ daß sie „ihnen nicht sind selber offenbar worden. Alldie- „weil Adam auch nach deꝛselben lust Magiam zu „erkennen und zupruͤffen immaginirte, und „wolte seyn als GOTT/ so ließ es ihm doch „GOtt zu/ daß er sein himmlisches bild mit der „eitelkeit der natur fuͤllte und gantz finster und „irꝛdisch machte/ wie Lucifer auch thaͤt mit dem „ centro der natur/ da er aus einem Engel einen „teuffel machte. So will ich denn den leser „dieses gewarnet haben: daß er die Magiam recht „bꝛauche/ als in einem rechtē glauben uñ demuth „gegen Gott; und Turbam magnam nicht beruͤh- „re auff Magi sche art/ es gelange denn zu Gottes „ehre/ und menschlichem heil zu gute. Denn wir „koͤñen mit wahrheit sagen: daß das verbum fiat „noch heute im schaffen sey: ob es wol nicht steꝛnē „und erde schafft/ so wuͤrcket es doch noch in der- „selben eigenschafft/ formet und coagulirt; „der natur ist alles moͤglich/ gleichwie ihr im „anfange ist moͤglich gewesen/ steine und erde zu „gebaͤhren/ so wol sternen und 4. elemente/ und „solche aus einem einigen grunde ausgefuͤhret „hat; Also ists noch heute/ durch die starcke be- „gierde (welche der Magi sche grund ist) mag „alles vollbracht werden/ so man die natur in „ihrer ordnung zu einem wercke braucht. Alle „wesen stehen in den 7. eigenschafften: Wer „nun das wesen erkennt/ der kan es durch den- „selben geist derselben essentz/ daraus es ein we- „sen worden ist/ in eine andere form transmu- „tiren. auch in ein ander wesen einfuͤhren/ und „also aus einem guten ein boͤses/ und aus ei- „nem boͤsen ein gutes machen. Alle dinge zu ver- „aͤndern/ muß durch die gleichheit als duꝛch sein „eigenes geschehen: deñ das fremde ist sein feind/ „gleichwie die menschheit muß durch die gleich- „heit in seiner verlohrnē heiligkeit deꝛ Goͤttl. we- „sen heitwieder durch Goͤttliche wesenheit in der „gleichheit neugeborē werdē. Und wie der falsche „ Magus den menschen durch die incantation mit „der gleichheit beschaͤdiget/ und ihm boͤses in sein „boͤses (als in der gleichheit) durch die begierde „einfuͤhret: Und wie der rechte heilige glaub oder „Goͤttliche begierd auch in die gleichheit einge- „het/ und den menschen dafuͤr beschiꝛmet/ daß die „falsche begierde nicht hafftet. Also stehet al- „les in der gleichheit/ ein jedes ding mag in sei- „ne gleichheit eingefuͤhret werden: Und so es in seine gleichheit kommt/ so freuet es sich in“ seiner gleichheit/ es sey boͤses oder gut/ und“ hebet an zu qualisicir en: Wie man das am“ boͤsen und guten siehet. Jch setze ein exempel:“ Es nehme einer ein klein bißlein gifft ein/ so“ wird sich das gifft im leibe/ welches zu vor ge-“ ruhet/ alsobald mit grosser begierde anneh-“ men/ und sich darinnen staͤrcken und anfahen“ zu qualisicir en/ und das wiedrige als das gu-“ te verderben und zerstoͤren. Und was nun“ das boͤse in seiner eigenschafft thun kan/ das“ kan auch das gute in seiner eigenschafft thun;“ wenn das vom grimm erloͤset wird/ so mags“ seine gleichheit auch in die rechte wahre freude“ einfuͤhren. Endlich im gruͤndlichen bericht vom Goͤttli-“ chen und irꝛdischen Mysterio im 8. Text. p. 101. “ Also sehen wir jetzt den ursprung zweyer reli-“ gionen/ daraus Babel eine Abgoͤttin ist er-“ bohren/ und das an den Heiden und Juden.“ Denn in beyden ist Babel/ und seynd zwey ge-“ schlecht in einem: Eines/ welches aus seiner“ vernunfft (als aus dem natur-leben und gei-“ ste) fuͤr sich gehet/ und suchet sich selber zu er-“ hoͤhen/ das machet ihm einen weg in seinem“ wesen/ denn sein wille geht aus seiner eigenen“ sucht/ und suchet seine magiam, als eine grosse“ zahl zu seinem regiment/ eine vielheit/ und ge-“ het schlechts aus sich/ vor sich hin; sein wille“ bleibet in seiner vielheit/ und ist seiner vielheit“ GOtt und fuͤhrer. Und ob ihm der freye wil-“ le GOttes entgegen tritt und straffet/ so heu-“ chelt der abgott doch nur dem freyen willen/“ als dem geiste GOttes mit dem munde/ und“ ehret seinen eigenen willen in der zahl der viel-“ heit: Denn derselbe wille ist aus seinem schatz“ und aus seiner Magia erboren/ er begreiffet“ nicht den freyen willen GOttes/ und darum“ ist er aus fleisch und blut aus seiner eigenen“ natur geboren/ und ist ein kind dieser welt/ und“ haͤlt seinen schatz vor seine liebe; also ist er jetzt“ ein heuchler/ und eine verwirrete Babel: Denn“ die zahl der vielheit/ als seine eigene Magia ver-“ wirren ihn/ daß er einer zahl ausgehet in viel;“ jetzt ist die vielheit eine verwirrete Babel/ und“ sein heuchlischer mund/ damit er dem geiste der“ einigkeit gute worte giebt/ und viel gelobet/ ein“ Antichrist und luͤgner: Dañ anders redet er/ uñ“ anders thut er/ sein heꝛtz ist eine sucht/ und seines“ hertzens geist hat sich in die sucht eingewendet.“ Also ist der Magus der vielheit jetzt ein stol-“ tzer/ hoffaͤrtiger/ geitziger/ boßhafftiger/ fres-“ fer und ein geist aus der gebehrenden vielheit/“ und ist ein falscher Abgoͤtter: er hanget nicht“ dem freyen willen der natur an/ der da die“ macht der wunder in seiner gewalt hat/ und“ hat keinen verstand in dem Goͤttlichen Myste-“ rio: Denn er hanget demselben geiste nicht“ mit seinem willen an/ sonst so sein wille in die“ freyheit gewendet waͤre/ so eroͤffnete der geist“ GOttes sein Magi sch Mysterium, und stuͤn-“ den seine wunder und wercke mit seinem willen“ in GOtt. So aber sie nun aus sich ausgehen/“ so suchet der anfang das ende/ und das“ mittel ist die Turba. Denn es stehet nicht im“ freyen willen GOttes/ sondern es waͤchset aus“ sich selber/ und erhoͤhet sich als ein stoltzer baum.“ Und so dann GOtt nur einig im willen ist/“ und in der ewigen begierde/ als in der ewigen“ Magia einig ist/ daß sich die sucht der ewigen“ Magiæ also nun in den ewigen willen ergiebt/“ und Th. IV. Sect. II. Num. XXII. Von der Magia. „und darinnen sein leben schoͤpffet/ so ist der wil- „le/ der aus der geburt urstaͤndet/ als eine ab- „truͤnnige/ eine meineidige hure; denn er ist eine „gebaͤhrerin der falschheit/ und haͤnget nicht an „dem freyen willen. Und verstehen wir allhier „eine trennung von GOtt: Als Lucifer dieses „alles eine ursach ist/ der die Magiam der natur „hat falschsuͤchtig gemacht/ und werden also in „diesem zwey ewige leben erboren/ als eines in „GOttes willen/ und das andere ins teuffels „und grimmes willen/ und das ist Babel mit „dem Antichrist auff erden. Alles was aus „GOttes willen ausgehet in seinen eigenen wil- „len/ das gebaͤhret in Babel/ das sehet ihr an „Juͤden und Heiden/ so wol an allen voͤlckern. „Die Heiden blieben in ihrer eigenen Magia ste- „hen; welche aber aus der sucht der verderbung „ausgingen ins licht der natur/ weil sie GOtt „nicht kanten/ und lebten in reinigkeit/ dieselbe „Heiden/ die waren des freyen willens kinder/ „und in denen hat der geist der freyheit grosse „wunder in ihrem Mysterio eroͤffnet/ als es an „ihreꝛ hinterlassenen weißheit zu ersehen ist. Die „andern aber/ so nur in ihrem eigenem Magi- „schem geist-willen aus fleisch und blut lebten/ „denen ersoffe ihr wille in der Turba, und die „ Turba quall in ihrem willen auff/ und gab ih- „nen einen geist nach den essenti en der geitzigkeit „und grimmigkeit/ die suchten nur die zahl der „vielheit/ als herꝛschafften und Koͤnigreiche. „Und wenn die Turba nicht fuͤr gewalt fort kon- „te/ so ergrimmete sie und finge krieg und streit „an/ und daher urstaͤndet der krieg/ aus hof- „fart und geitz der vielheit/ und gehoͤret mit sei- „ner zahlins Mysterium des grimmes. Deß- „gleichen waren auch die Juden/ GOtt offen- „barte sich ihnen/ aber sie hingen auch zweyen „willen an/ als ein theil dem gebot mit ihrem „willen/ in GOttes willen gerichtet/ als die ertz- „vaͤter und alle fromme Hoffer Jsraelis; Die „andern thaͤten mit den haͤnden das werck des „gesetzes/ und hingen mit ihrem willen an ihrer „vergiffteten Magia, als am geitze/ und suchten „nur ihre zahl der vielheit: Jhr mund war ein „Jude/ und das hertz eine Babelische hure/ ein „heuchler und Antichrist mit guten worten und „falschem geitzigem hertzen. Und also ist in der „Christenheit und bey allen voͤlckern die Ba- „belische hure mit dem Antichrist eingesessen/ „da in einem volck zugleich zwey reiche wohnen/ „und lassen sich im innern geist nicht mischen/ „daß sie eines wuͤrden/ gleich wie thon und ei- „sen sich nicht mischet: sie vermischen sich wol „nach dem leibe/ aber ihre geister sind zwey ge- „schlechte/ wie der Prophet Daniel sagt. Dar- „um wer den Antichrist will kennen/ der suche „ihn nur also/ er findet den in allen haͤusern. Aber „der aͤrgste ist die gecroͤnte hure: und ihre pa- „ten/ welche sie aus der tauffe der hurerey heben/ „seynd die schreyer/ die aus dem einigen willen „GOttes in viel willen fuͤhren/ daß sie nur „die zahl der vielheit erben/ und irꝛdische baͤuche „maͤsten moͤgen. Und die andere part des frey- „en willens Gottes gehet mit ihrem Magi schen „willen aus/ aus sich selber in die freyheit/ als in „den einigen ungreifflichen willen GOttes/ die „stehen ruͤcklings in der Magi schen figur ge- „wandt. Jhr leben suchet brod/ und gehet fuͤr „sich/ und ihr wille ist nicht im brod/ sondern „gehet aus sich aus der sucht in GOtt. Und die leben mit dem willen in GOtt/ in einer“ zahl; die seynd der ewigen rechten Magiæ “ kinder. Denn GOttes geist wohnet in ih-“ rem willen/ und eroͤffnet ihnen die ewige wun-“ der GOttes/ und ihr lebens geist die wunder“ dieser welt. Und diese seynd von Babel und“ dem Antichrist frey/ und wenn sie ihm gleich in“ dem schoß saͤssen. Denn die rechte bildniß“ GOttes stehet in dem willen-geist/ der aus“ dem seelen-geiste geboren wird. So denn“ also zwo Magiæ in einander seynd/ so sind“ auch zweene Magi, die sie fuͤhren/ als zween gei-“ ster. Einer ist GOttes geist/ und der andere“ ist der vermunfft-geist/ darein sich der teuffel“ flicht; und in GOttes geist die liebe der einig-“ keit. Und kan sich der mensch nicht besser pro-“ bir en/ als daß er mit ernst mercke/ wozu ihn“ seine begierde und lust treibet/ denselben hat er“ zu einem fuͤhrer/ und desselben kind ist er auch.“ So hat er doch jetzt macht/ daß er denselben“ willen breche und aͤndere/ denn er ist Magi sch/“ und hat die gewalt. Aber es muß ernst seyn:“ denn er muß den sternen-geist zaͤhmen/ der in“ ihm herschet; dazu gehoͤret ein nuͤchtern stilles“ leben mit staͤter einwerffung in GOttes willen.“ Denn den sternen-quaal zu bendigen thuts kei-“ ne weißheit noch kunst/ sondern maͤßigkeit“ des lebens mit staͤter ausgehung aus den ein-“ fluͤssen: Die elementa schmeissen ihm immer“ die sternen-sucht in willen/ darum ists nicht so“ ein leicht ding ein kind GOttes zu werden/ es“ gehoͤret grosse arbeit mit viel muͤhe und leiden“ darzu. Und darff sich doch der Antichrist ein“ kind GOttes nennen; Aber CHristus sagt:“ Sie werden nicht alle ins himmelreich kom-“ men/ die da sagen/ HErꝛ HErꝛ/ haben wir“ nicht in deinem namen teuffel ausgetrieben“ und thaten gethan? Aber er sagt ihnen: Ge-“ het hin von miꝛ ihr stinckenden boͤcke/ ich kenne“ euch nicht. Jhr habets aus der falschen Ma-“ gia gethan/ und seyd nie in meinem geist und“ willen erkant worden. Jhr seyd in eurer geistli-“ chen figur boͤcke/ tyrannen/ geitzhaͤlse/ hoffaͤrti-“ ge/ wolluͤstige: ihr habt meinen namen auffeu-“ rer zungen |gefuͤhrt/ aber euer hertz der wollust“ des fleisches sucht auffgeopffert/ und seyd in der“ Turba geborē. Jhr muͤsset durchs feuer bewaͤh-“ ret werdē/ so kom̃t jedem reich seine frucht heim.‟ Hiebey mag auch fuͤglich der ort aus Luthe- ro steben/ da er gleichfalls seine meinung gar weißlich von der Magia entdecket; in der kir- chen-postill am tag der H. 3. Koͤnige p. 190. Die der Evangelist hie nennet Magos, heissen wir auff Teutsch weissager/ nicht wie die Propheten weissagen/ sondern wie man nennet die weisen maͤnner und weisen frauen/ die den leuten allerley ding sagen koͤnnen/ viel heimlicher kunst wissen/ und ebentheuer treiben. Und ihre kunst heist Magia, und gehet zuwei- len durch schwartze kunst/ und durch teuffels geschaͤffte zu/ doch nicht aller- dings wie die hexen und zauberinnen thun. Denn Magus ahmet nach den rech- ten Propheten/ aber doch nicht aus GOttes geist/ darum treffen sie zuwei- len gleich zu/ denn ihr ding ist nicht lau- ter teuffels-ding/ wie der hexen/ sondern gemenget mit natuͤrlicher vernunfft und teuffelsbeystand. Dessel- Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds absterben. Desselbigen gleichen arch ihre wun- derthat/ ist auch nicht lauter teuffels- gespenst/ wie der hexen ding/ sondern gemenget mit natuͤrlichen wercken/ und ahmet ein magus immer nach der rechten natuͤrlichen kunst. Denn es ist viel heimlicher wuͤrckung in der natur/ wer dieselbige weiß anzubringen/ der thut gleich wunder-ding/ fuͤꝛ denē/ die es nicht wissen/ gleichwie die Alchimisten aus kupffer gold machen. Dieser heimlicher erkaͤntnuͤß der natur hat Salomo durch den Geist Gottes viel gewust/ uñ braucht ihr zumal fein 3. Reg. 3. da er die zwey weiber urtheilet uͤber dem lebendigen und todten kind/ und fand/ welche die rechte mutter war/ aus dem allertieff- sten grund der natur. Item, also brau- chete Jacob Genes. 30. derselbigen kunst/ da er machet durch die bunden stecken/ daß eitel bunde schaff geboren wurden. Diese kunst ist eine freye und rechte na- tuͤrliche kunst/ daher kommen ist alles/ was die aͤrtzte und ihres gleichen von den kraͤfften der kraͤuter/ fruͤchte/ ertz/ stein und dergleichen wissen/ beschreiben und brauchen. Auch wird sie in der schrifft offt angezogen/ daß sie braucht gleichnuͤß der thiere/ stein/ baͤum und kraͤuter ꝛc. Ja/ derselbigen kunst haben sich gebraucht fast sehr die Persen/ Ara- bier und dieselbigen Morgenlaͤnder/ ha- ben drinnen studi rt/ und ist eine ehrliche kunst gewesen/ hat auch weise leute ge- macht. Aber darnach sind drein gefal- len die saͤue und grobe koͤpff/ wie in allen kuͤnsten und lehren geschiehet/ haben zu weit aus der strassen gefahren/ und dieselbige edle kunst vermischt mit gau- ckeln und zaubern. NUM. XXIII. Von Schwenckfelds absterben. Es ist zwar Schwenckfelds leben in dem XVI. buche nach allen umstaͤnden aus glaubwuͤrdi- gen urkunden zur gnuͤge vorgestellet. Weil aber inzwischen eine merckwuͤrdige schrifft von dessen absterben heraus gekommen/ welche diesen theil der Ketzer-historie ziemlich illustrir en kan: so will nicht ermangeln/ dieselbe/ weil sie ohne dem kurtz ist/ von wort zu wort allhier beyzutra- gen/ und so dann noch einige wichtige stellen aus des mannes schrifften zu excerpir en/ welche die streitigen puncte und seinen eigentlichen siñ da- von noch deutlicher machen moͤgen. Die gedachte schrifft lautet also: Abschied Caspar Schwenckfelds. Es sollen sich alle liebe freunde/ die die Christliche wahrheit lieben/ die widerwaͤrtige rede nichts irren lassen/ daß ihm etliche uͤbel nachreden/ als haͤtte er nicht ein gut ende ge- nommen/ welche ihm gewalt und unrecht thun/ welches ihnen selbst zum hoͤchsten schaden wird gelangen: Denn der H. mann GOttes ist troͤst- lich und mit freuden in die ewige ruhe GOttes eingegangē/ auch zeit und tag zuvoꝛgesaget/ weñ er verscheiden wuͤrde/ welches auch also gesche- hen/ wie alle dasselbe wissen/ so bey seinem troͤst- lichen abschiede gewesen/ und es bezeugen koͤñen. Er hat auch/ so zu rechnen/ keine grosse schmertzē/ noch sonderbare kranckheit gehabt: Denn der Herꝛ Christus/ den er im̃er lieb gehabt in seinem leben/ und sein vertrauen und hoffnung auff ihn allein/ und auff keine creatur (wie wir auch billig alle solten thun/ so da begehren selig zu werden) gesetzet hat/ ihn im schlaffe gantz sanfft und lieblich abscheiden lassen. Er hat auch vor seinem ende alle seine lehren also bestaͤttiget/ daß er gesagt hat/ er wisse nicht ein puͤnctlein darinn zu aͤndern: sondern was er geschrieben/ dassel- be habe er mit gutem gezeugniß seines gewissens durch den Heil. Geist geschrieben/ und daß die lehre nicht sein/ sondern des HErꝛn Christi und seines geistes lehre sey/ die auch allen mitbeken- nern vorstehen und vorgehen solte/ und erst nach seinem tod und abschiede wuͤrde auffgehen/ mehr denn in seinem leben/ weil ihn seine wie- derwaͤrtigen also haben beschryen. Er hat auch weiter vermeldet/ daß er aus GOttes gnade vergewissert sey in seinem hertzen/ daß sein name eingeschrieben sey in dem buch des lebens/ wie er denn auch eine stimme gehoͤret hat/ ehe dann er verschieden: Auff/ auff in den himmel; wel- che stimme er auch zuvor gehoͤret hat/ da er aus seinem vatterland ist geritten/ die da gesagt: Auff/ auff aus dem feuer/ dieselbe stimme hat er auff seinem lager wieder gehoͤret: Auff/ auff in den himmel; dahin er auch ohne zweiffel durch die Engel GOttes mit jubel und freuden ist begleitet worden; Welches die wol an ihm gemercket/ die bey seinem ende gewesen seyn: Denn eine kleine weile vor seinem abschiede/ richtete er sich zum halben theile seinesleibes auf/ frolockete mit den haͤnden/ und laͤchelte so inni- glich und hertzlich/ ruffte einem seiner freunde/ der bey ihm stund/ mit namen/ also daß die umstaͤnder anders nicht glaubten/ als der HErꝛ CHristus sey ihm erschienen/ und habe also seine seele auffgenommen in die ewige ruhe und seligkeit/ denn gleich verschied er/ und gab seinen geist auff; Wie er sich denn auch vielmal mehr in die haͤnde des HErꝛn hat befohlen/ auch seinen leib. Und was herꝛlicher gebete und erinnerungen er in seinem lager gethan hat/ das- selbige mag nicht alles beschrieben werden; So hat er auch alles/ was er hier gelassen hat/ der- massen also verstaͤndiget/ und Christlich ver- ordnet/ daß kein zanck/ widerwillen noch klage niemand darwider hat/ und ist also im friede GOttes verschieden. Also habt ihr ein summarium seines seeligen abschiedes/ mit der zeit/ wenns GOtt gefaͤllet/ mag was weiter davon an tag kommen. Wer nun anders davon redet/ als hier vermeldet ist/ der thut ihm unrecht/ und wirds mit grund der wahrheit nicht beybringen koͤnnen/ das moͤget ihr taͤglich allen wieder waͤrtigen antworten. Der HErꝛ CHristus sey gelobet in allen seinen wercken/ der verleih uns armen auch einen sol- chen troͤstlichen abschied und ende. Die sum- ma von des edlen und Gottseligen mannes ab- schied hat mir der fromme und ehrenveste Ja- cob Held mit eigener hand zugeschrieben/ der auch neben andern vom adel und erben/ manns- und weibspersonen bey seinem seligen und troͤst- lichen abschied gewesen/ derer namen mir wol bekannt/ aber um der tyrannen und wider waͤr- tigen willen noch unbenamet bleiben/ biß GOtt besser zeit geben wird. Das gebe GOtt der HErꝛ mit gnaden/ amen. End- Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds absterben. Endschafft und auff loͤsung des man- nes GOttes. Caspar Schwenck- felds von Oßing. Apoc. 14. Selig sind die todten/ die im HErꝛn sterben von nun an/ denn sie ruhen im HErꝛn von ih- rer arbeit/ denn ihre wercke folgen ihnen nach. Unser lieber HErꝛ JEsus CHristus troͤste heute mit seinem H. Geist alle betruͤbte hertzen/ und gebe uns seinen ewigen frieden/ den die welt nicht geben kan/ Amen! Edler/ Vester/ guͤnstiger Juncker/ nachdem ihr an mich begehret/ daß ich euch von unsers in Gott geliebtē mannes Herꝛn Caspar Schwenck- felds seel. kranckheit und abschiede aus diesem jammerthal was soll auffzeichnē; so will ich euch auff euer bitte willfahren/ und von allem/ was mir und andern/ die damals um ihn gewesē/ und es wahrhafftig gesehen und gehoͤret haben/ be- wust ist/ hiemit gruͤndlich bericht geben. So viel seine kranckheit belanget/ so wisset erstlich/ wie sie sich mit einen flusse/ auff die brust fallend/ an- gefangen; daher/ wenn er gessen/ und die waͤr- me von der speise empfangen/ er einen unschlech- ten dicken speichel und schleim ausgeworffen/ welches ihm doch anfaͤnglich die lust zum essen nicht benommen: Allein/ daß er eine zeitlang schwerlich hat trincken koͤnnen/ des lufft-roͤhr- leins halben/ das sich in der kaͤhle etwan ver- schlossen; darum er auch offte gesaget/ es wer- de solches und anders mehr ein zeichen seines en- des seyn/ und daß er nicht viel mehr von dem ge- waͤchs des weinstocks trincken werde/ sondern bald sterben/ und das neue bey seinem lieben HErꝛn CHristo/ den er hier erkant und bekant/ im himmel und allen Heiligen und Engeln GOttes/ ohn wehe und schmertzen trincken und geniessen in wonne und freude. So wisset ihr auch/ wie er diesen sommer einen hefftigen duꝛch- gang bekommen/ davon er lange schwach ge- wesen/ ihm aber wieder vergangen/ daß er auch wieder angefangen hat am leibe zuzunehmen/ und mit lust und hunger seine nothdurfft essen und trincken moͤgen: wie wol ihm das trincken immer etwas schwer ankommen/ und der fluß vom haupte seinen gang behalten: doch ohne sondere schmertzen auswerffen moͤgen/ daher ihm aber sein haupt schwer und schwach wor- den/ daß er nicht mehr wie zuvor/ nach einan- der hat koͤnnen reden/ schreiben/ meditir en/ noch am morgen so fruͤh auffstehen/ noch des abends so lange hievorne bleiben/ wie sein brauch ge- west: Doch hat er sein beten/ lesen und andere geistliche haͤndel nicht unterlassen; und da er schon endlich ins bette schwachheit halber ge- must/ hat er doch die haͤndel des HErꝛn Christi noch im̃er mit grossem ernste verrichtet/ ohne sei- nes leibes einige verschonung. Nach seinē fruͤh- und abend-gebete hat er eine zeithero/ wider sei- ne vorige gewohnheit/ zum HErrn CHristo gebetet/ und gesaget: HErꝛ JEsu CHriste/ kan ich dir weiter in deinen sachen dienen/ und etwas fruchtbarliches ausrichten/ so staͤrcke mir meinen alten schwachen leib/ und richte mich wieder auff vom siechbette/ wie du dem lieben Ezechia gethan/ und ihm sein leben 15. jahr verlaͤngert/ der du alles kanst/ und ist dir nichts unmoͤglich: ist aber meine zeit kommen/ und ich dir hier ausgedienet/ dein wille geschehe/ so nim̃ mich in dein ewiges Reich/ Amen! Etliche ta- ge/ ehe er sich gar geleget/ da er nach essens zeit die haͤnde wolte waschen/ und darauff die nase aus- geschnaupet/ mit solchem gebetlein/ daß ihn der HErꝛ JEsus CHristus mit dem wasser der gna- den wolte waschen/ und von allen anhangenden unreinigkeiten des fleisches vollends saͤubern; da seyn ihm etliche bluts troͤpfflein aus der nasen gefallen/ daß er sich verwundert/ und gesagt/ daß/ sieder sein gehoͤr ihm verfallen/ da er von der Fuͤrsten hoffe kommē/ bey 40. jahꝛ her sey ihm wissend kein troͤpfflein bluts zur nasen heꝛausge- kommen/ solches werde etwas bedeuten: Doch sey es was es wolle/ so bat er den Herrn mit dem Koͤnig David/ daß er ihn von allen seinen suͤn- den und schulden erloͤsen/ und mit dem blute des N. Testaments zum ewigen leben besprengen wolte. Da haben die haupt-adern ihre kraͤffte anheben zu verlieren/ zu sincken und zu brechen; der fluß hat sich auch im̃er jemehr gemehret/ von welches wuste und kalten feuchtigkeit sich auch die weisse braͤune im halse hinter dem zaͤpfflein erzeiget/ der doch mit der huͤlffe GOttes treulich von seinem artzte gewehret worden. Unter die- sem aber hat er wieder den artzt gesagt/ er haͤtte fuͤr und fuͤꝛ wol geschlaffen/ auch seine natuͤꝛliche sedes, wie es seyn solte/ gehabt/ samt dem harn/ der weiß und lauter gegangen/ darinn man aber wol gesehen/ wie die natuͤrliche kraͤffte aus dem haupte geschwunden/ und sich das gehirne ver- liehre: aber am leibe und gantzem eyngeweide blieb er immer ziemlich gesund/ vollkommen und starck/ hatte noch alle wege einen guten puls/ wie auch ein gesundes starckes hertze/ daß sich auch weder ungewoͤhnlicher frost/ noch uͤber- natuͤrliche hitze bey ihm erzeigte/ weder etwa zu- vor in seinen andern kranckheiten geschehen/ sondern er hat biß an sein ende eine natuͤrliche gleiche waͤrme behalten/ ausgenommen haͤnd und fuͤsse seynd ihm zeitlich duͤrre worden/ auch etwan kalt/ auch nochbey gesundem leibe. Das gehirn und das gesicht ist ihm am letzten schwach worden/ und dahin gegangen/ darunter er auch etwan gesaget: Es muß also das gantze hauß brechen/ und immer ein stuͤck nach dem andern hinfallen/ biß es gar zur erden komme/ und ein neues an seine statt im himmel/ das unverruͤck- lich ist/ erbauet/ und am juͤngsten tage im Rei- che CHristi auffgerichtet werde. Den 7. Nov. hat er angefangen in seinem gemach zu bleiben/ und sich mehrentheils des bettes inzuhalten/ da er denn viel troͤstliche reden und mancherley heil- same lehren gethan/ auch alle wege zu GOtt und dem HErrn CHristo gebettet; neben andern sagte er: Will mich auch der HErꝛ JEsus CHri- stus auffrichten/ und laͤnger das leben fristen/ das er wol thun kan/ will ich ihm/ vermittelst Goͤttlicher gnaden/ nach meinem armen vermoͤ- gen treulich dienen/ und von meinen geschriebe- nen buͤchlein/ so noch nicht hervor kommen seyn/ immer eines nach dem andern in druck befoͤrdern in meinem leben/ so viel mir anderst unter dem grossen widerstand der gelehrten durch GOttes verhaͤngniß moͤglich ist: Jst aber mein stuͤndlein da/ da bin ich wol zu frieden/ wie es Gott mit mir machen will; ich fuͤrchte mich gar nichts fuͤrm to- de/ so meine zeit hier ist; warum solt ich mich auch fuͤrchten/ oder ungern sterben/ so ich doch durch den tod in das ewige leben zu meinem HErrn CHristo werde dringen/ und in meinem hertzen versichert bin/ daß mein name bey GOtt in das A. K. H. Vierter Theil. Y buch Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds absterben. buch des lebens angeschrieben ist/ daraus mich alle meine feinde und wieder waͤrtigen/ das weiß ich/ GOtt lob! nicht werden bringen koͤnnen/ wie sie mich auch und mein altes herkommen zu- namen/ laͤstern/ schmaͤhen/ hassen/ und verstaͤn- cken/ aber: Selig seyd ihr/ so euch die menschen schmaͤhen/ hassen/ und absondern/ schelten euch/ und verwerffen euern namen als einen boß- hafftigen um des menschen sohns willen/ und re- den allerley uͤbels wieder euch/ so sie daran luͤ- gen/ freuet euch alsdenn und frolocket/ denn euer lohn ist groß im himmel. Den 26. Novembris besuchten ihn N. N. mit denen er viel conferirte, ihnen auch viel heilsame lehren gethan/ und wie sie sich in allem/ als Christen gebuͤhret/ verhal- ten solten/ hat er sie ernstlich vermahnet. Den 4. Decembris sagte er zu denen/ die bey ihm wa- ren: Jch habe heute gewachet/ da hat etwas an mein bette drey puͤffe gethan/ und gesaget: Auff/ auff in himmel/ auff/ auff! das mir durch die ohren gieng/ und mein haupt erschalle- te/ eben wie in der Schlesien/ da ich heraus solte ziehen vor dreißig jahren/ als derglei- chen eine stimme zu mir geschah/ alwo ich des morgens noch in dem bette lag/ kam und sagte: Auff/ auff/ aus dem feuer: Also ist mir jetzund auch geschehen/ und darauff hat der geist des HErꝛn zu mir gesaget/ ich solte ge- trost seyn/ meine erloͤsung nahete sich. Und darauff hat er/ neben andern gebetet zu dem HErꝛn CHristo/ und also gesprochen: HErꝛ JEsu CHriste/ so du mich denn jetzund in dein reich forderst/ so befehle ich dir deine sache und meinen geist in deine haͤnde/ wie ich mich dir befohlen habe vor 30. jahren/ da ich auff deine anmahnung aus meinem vaterlande gezogen bin. Den 5. Decembris nahm die schwach- heit des haupts/ und der schwindsuͤchtige fluß aus dem gehirn fast zu/ und er gesegnete al- so alle umstaͤnder im hause und ermahnete sie/ in angefangener lehre zu verharꝛen/ und bestaͤn- dig zu bleiben/ dancketeihnen auch aller treu und wolthat/ und sagte: Wenn er wuͤste/ daß er je- manden beleidiget haͤtte/ wolte er ihn um ver- zeihung bitten; Darauff sagte er: es wird alle tage aͤrger/ biß ich gar behange/ und der leib in die erde/ die seele aber ins reich CHristi unter den altar zu ihrer ruhe komme. Den 6. Decem- bris um die zehnde uhr vor mittage/ that er auff eine halbe stunde einen schlaff/ und sagte dar- auff: Wie habe ich einen so sanfften schlaff ge- than/ und wol geruhet/ der HErꝛ JEsus gebe mir die ewige ruhe! Um die 11. uhr hat er von einem caphan ein bruͤhlein gegessen und ein halb viertel caphan-wasser darauff getruncken/ dar- nach im Latein die erste verse im Te Deum lau- damus gesprochen/ die im Teutschen also lau- ten: OGOtt/ wir loben dich/ bekennen dich einen HErꝛn/ der gantze erdboden preiset dich/ allmaͤchtiger/ ewiger Vater/ das thun auch alle Engel und alle kraͤffte/ die Cherubim und Seraphim singen dir mit unauffhoͤrlicher stimm: Heilig/ heilig/ heilig bist du/ HErꝛ GOtt Zebaoth! Um die 3. uhr nach mittage sagte er: Nun heim/ heim/ ins rechte vaterland/ da wir ewig ruhen/ und bey CHristo/ der uns geliebet hat/ ewig leben werden. Um die 4. uhr betete er mit solchen worten: HErꝛ JEsu CHriste/ du Koͤnig der gnaden/ machs mit mir nach deinem willen/ ich habe lange gnug gele- bet; und bald darnach sagte er: Jch begehre meines lauffs ein ende/ und hoffe auff die stun- de meines abschiedes aus dieser argen welt; und in derselben stunde kam N. N. N. zu ihm/ den- selben abend redete er viel/ und mit jeder- man insonderheit/ hieß uns darnach schlaffen gehen/ und daß nur eine oder zwey personen bey ihm bleiben solten/ er wolte auch ruhen/ es gehe darnach zum leben oder zum sterben/ sprach dar- auff sein gewoͤhnliches gebetlein: HErꝛ JEsu CHriste selige uns/ wenn wir wachen; bewahre uns/ wenn wir schlaffen/ daß wir in dir wachen und ruhen im friede/ amen! Den 7. Dec. redete er von allerley sachen/ und gab einen gruͤndli- chen bescheid seines letzten willens vor N. N. Darnach redete er viel von den sachen des Herꝛn CHristi/ und nahm uns darnach alle nach einander bey der hand/ und gesegnete uns und sprach einem jeglichen insonderheit troͤstlich zu/ und ermahnete auch N. wie er in der gnade GOttes wol haͤtte angefangen/ also solte er auch fortfahren/ das wuͤrde GOtt dem HErrn loͤblich und ihm seelig seyn. Jn der folgenden nacht/ wie er uns alle zu ihm beruffen/ da hub er eine lange schoͤne rede an/ mit deutlichen wor- ten/ deren summari schen inhalt ich auch hier kuͤrtzlich/ wie wir dißmals alles auffgezeichnet/ berichten will. Amersten sagte er viel von GOt- tes gnade und barmhertzigkeit uͤber ihn/ die er ihm an seel und leib biß daher haͤtte erzeiget/ dar- um er ewig lob und danck solle haben; und fuͤr- nemlich preisete er den HErꝛn JEsum CHri- stum/ der ihn mit seinem theurē blut aus der hoͤl- len rachen erloͤset/ und vom finsterniß zum licht gebracht/ vom irꝛthum zur wahrheit gefoͤrdert/ und von der welt uͤppigkeitzum reich der himmel durch den geist seiner gnaden beruffen. Zum an- dern meldete er/ was das bekaͤntniß seines glau- bens belanget/ von welchem man gnugsam in seinen buͤchern findet rechenschafft: Zum 1. er glaͤube in einen GOtt und drey personen/ Va- ter/ Sohn und H. Geist/ halte und bekenne die 12. artickel des Christlichen glaubens/ er glau- be auch allem/ was im A. und N. Testament geschrieben/ daß es den auserwehlten nuͤtzlich sey zur seligkeit/ und zum ewigen leben dienstlich durch den glauben. 2. So glaube er auch die al- ten symbola, und die alten approbirt en Lehren der kirchen/ so viel sie dem glauben aͤhnlich/ und mit der H. Schrifft zustimmen. Zum 3. von seinem amt/ beruff und lehre/ und schreiben/ ob er sich wol nie des hohen Apostel-amptes/ noch des reichthums der Apostel geruͤhmet/ so wenig er je vor einen Apostel habe wollen gehalten wer- den/ auch kein gemachter Doctor auff der hohen schule von menschen zu lehren besoldet gewe- sen: So habe er doch zu dem/ was er bißher in den haͤndeln CHristi/ nach dem wenigen/ das ihm GOtt verliehen/ in der niedrigkeit gethan/ gelehret/ geschrieben/ von GOtt und dem HErꝛn CHristo beruffs und befehls gnug/ dessen ihm der H. Geist in seinem hertzen und gewis- sen gut zeugniß gebe/ daß er nemlich GOtt und seinen HErꝛn JEsum CHristum/ der ihn er- griffen/ und sich ihm gruͤndlich geoffenbaret/ als ein Christ/ vermittelst seiner gnade solte preisen/ von ihm und seinem erkaͤntniß zeugen/ auch allen menschen den naͤchsten weg ins heilig- thum GOttes/ zu ihm selbst/ ohne alle mittel weisen/ und in seinem namen zu aller gottselig- keit/ und einem Christlichen bußfertigen leben einla- Th. IV. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds Absterben. einladen/ und vermahnen/ dahin waͤren auch alle seine buͤcher gerichtet/ und daß er jedermann damit zum erkaͤntniß der Goͤttlichen wahrheit/ als viel ihm moͤglich waͤre/ hoffte zu dienen/ wie auch zu auslegung der H. Schrifft/ so wol als auch zur erklaͤrung der 12. artickel unsers Christlichen glaubens/ mit seinem schreiben in CHristo begehrte zu befoͤrdern/ daß wir alle fromme/ Gottfuͤrchtige/ selige menschen wer- den moͤchten. Zum vierten sagte er/ er habe gar nichts beschwertes in seinem hertzen/ und sey ihm auch keines irꝛthums bewust/ gar keines; so wol als er von allen denen buͤchern/ die er vor 30. jahren in druck habe gegeben/ wie sie in dem juͤngsten außgegangenen catalogo oder register benennet werden/ keines wisse zu wiederruffen/ ja auch nicht ein einiges puͤnctlein oder woͤrtlein darinnen zu aͤndern; bey solchen seinen gedruckten buͤchern wolte er bleiben/ und darauff sterben/ daß alles/ was darinn beschrie- ben/ der grund seiner seligkeit sey/ er sey auch des- sen in seinem hertzen vergewissert/ und gewiß/ daß seine buͤcher nach der einigkeit des Christli- chen glaubens gerichtet/ und mit der H. Schrifft allenthalben stimmen/ wenn sie nur mit einem geistlichen urtheil und unpartheyischen gemuͤth durch vorhergehendes gebet/ recht nach dem willen GOttes angesehen/ gelesen und bedacht wuͤrden. Das koͤnte er auch zum lobe GOt- tes und preiß seiner gnaden nicht verhalten/ daß seine lehre nicht allein aus der H. Schrifft/ sondern mehr aus der gnaͤdigen offenbahrung GOttes des Vaters sey/ daher sie ihre ankunfft habe/ aus welcher lehr ihn GOtt der Vater auch seinen Sohn JEsum CHristum im reich der gnaden/ aber doch alles mit zeugnis der H. Schrifft zum anfang/ habe lernen erkennen/ wel- cher sich auch ihm gnaͤdiglich nach seinen beyden staͤnden im H. Geist habe eroͤffnet/ aus des trieb lehr und anweisung habe er auch alles gelehret und geschrieben/ zu seiner glori e/ ohn schmach und laͤsterung/ jedermann zur besserung/ trost/ und der seelen seligkeit/ so wol als auch zum lo- be GOTTes/ zu mehrem erkaͤntnis/ und Christlichem friede/ lieb und einigkeit. Zum 5. Was ihm die Prediger schuld gaͤben/ er glau- be nicht recht von CHristo/ er verlaͤugne seine wahre menschheit/ verwerffe den dienst/ und halte nichts von den H. Sacramenten/ und was des dinges mehr ist/ das seyen alles calum- ni en/ und greiffliche unwahrheit/ damit sie seine Christliche lehr vom wahren erkaͤntnis CHri- sti/ und vom rechten beruff und brauch des dien- stes und der Sacramenten faͤlschlich verklagen/ und in schweren verdacht bracht haͤtten/ wie da- von alle seine buͤcher/ Apologi en/ auch andere bestaͤndige wahrhafftige verantwortungen/ und schutzschrifften gnugsam zeugeten und ausfuͤh- reten/ darauff er sich wolte beruffen haben/ die ihm allhie vor allen Gottgeliebten und unpar- theyischen menschen/ und am juͤngsten tage vor dem gerechten richterstul gnugsam kundschafft geben wuͤrden. Er widerspraͤche auch hiermit allen alten und neuen ketzern/ Eutychian ern/ Valentinian ern/ Donatist en/ auch allen falschen Lehrern/ so wol als allem irꝛthum/ und alle dem/ das da wider die wahre Gottseligkeit ist/ allem/ das wider die H. Schrifft und die symbola ist; wie auch mit den Sacramentschaͤndern/ wie man sie nennet/ und mit denen/ die den rechten brauch und dienst der Sacramenten laͤstern/ und ein frech gottlos leben fuͤhren/ oder selbst an- richten/ habe er nie theil oder gemeinschafft ge- habt. Zum 6. daß ihn seine wiederwaͤrtigen sonst gehasset/ verfolget und verjaget/ verleidet/ und mit vielen calumni en verkleinert/ solches wisse er/ daß es alles um der Goͤttlichen wahr- heit willen/ und daß er ihnen dagegen mit seinem verliehenen pfuͤndlein durch die gnade GOttes haͤtte wollen dienen/ waͤre geschehen/ darum er es GOtt befehle/ den er auch fuͤr seine feinde gebeten/ so wol als er ihnen auch allen began- genen frevel an ihm von hertzen vergeben und verziehen haͤtte. Zum 7. haͤtte er nie das licht gescheuet/ wie man ihm schuld gegeben/ noch als eine nacht-rabe im winckel gehandelt/ sondern mehr denn 20. jahr in Ober-Teutschland in vielen orten und stellen offentlich vor jedermann ohne scheu gewandelt/ unscheulich vom HErrn CHristo und seiner Glorie und Goͤttlichen herꝛ- lichkeit gezeuget/ geschrieben/ gelehret/ wer es von ihm begehret; so wol als er auch zu Straßburg im Send-briefe/ und deñ zu Wittenberg auff ei- nem Schloß Anthron/ wie auch zu Ulm vor einem Rath seinen glauben frey bekeñet/ verthei- diget/ auch dagegen den Prædicant en ihre fehle und maͤngel muͤndlich und schrifftlich ohne schmach und schaͤnden mit gutem grunde haͤtte angezeiget/ biß er endlich alt und kranck/ und etwas unvermoͤgend zu wandern worden/ ja biß ihn die Lutherischen Prædicant en selbst mit ihrem schreyen und laͤstern/ falschem verklagen von ihnen in winckel getrieben/ daß er itzt etliche jahr vor ihnen keinen sichern platz gehabt: so haͤtten ihn aber die liebhaber CHristi und seiner reinen Goͤttlichen wahrheit alle wegewissen zu finden/ daher er biß auff diese zeit seinen HErꝛn GOtt und Gnaden-koͤnig JEsum CHristum mit schꝛeiben/ so vieleꝛ ihm in gnaden gesundheit und staͤrcke verliehen/ oͤffentlich durch den druck gepreiset und bekennet: darum man ihm von kei- nen winckeln des alters und kranckheit halben nichts zu verweisen: weil zumal esauch vor- mals offt und viel geschehen/ daß fromme ge- lehrte maͤnner/ wie Jeremias und andere/ sich von der welt abgesondert/ und in die winckel ge- than/ und buͤcher in winckeln/ cloͤstern und clau- sen der gantzen Christenheit zu gut geschrieben haben. Wo auch fuͤr der Praͤdicanten tyranney sicher gewesen/ wie sie ihm denn also wissentlich mit ihrem anhange nicht wenig nachstellet; so haͤtten sie wol sollen inne werden/ daß er sich fuͤr ihnen/ wie alt/ schwach und krancker auch gewe- sen/ nicht werde entsetzet noch gescheuet haben; zu dem/ daß er sich vielmal auff verhoͤren in ei- nem freyen synodo oder sonst habe beruffen/ auch darum bey Fuͤrsten/ Staͤdten und Gelehrten angehalten; solches sey ihm aber allewege ab- geschlagen worden/ und gleichwol haͤtten ihn die Gelehrtenin ihren concili en bloß/ auch sonsten in schrifften und auff den cantzeln/ unverhoͤrter sache und unbefindlich verdammet/ gelaͤstert/ gescholten/ und den irrigen zugezehlet/ mit de- nen erdoch nie theil gehabt/ auch nimmermehr haben wuͤrde. Zum 8. habe er alle wege einen je- den seines sinnes walten/ leben und glauben las- sen/ wie und was ihm GOtt gegeben oder zuge- lassen/ er habe keine gabe GOttes bey niemand verachtet/ wie auch von dieser oder jener kirchen/ wie die auch moͤge genañt weꝛden/ keine veꝛdam- A. K. H. Vierter Theil. Y 2 met/ Th. VI. Sect. II. Num. XXIII. Von Schwenckfelds absterben. met/ so wol als er sich von niemand mit wandel und gemeinschafft/ wer er auch sey/ der Christum liebet/ und GOttselig lebet/ abgesondert. Was aber den aͤusserlichen ceremoni schen GOttes- dienst der jetzigen Prædicant en oder partheyen belanget/ habe er sich allein von dem abgeson- dert/ das er fuͤr irrig/ abgoͤttisch und fuͤr unge- recht erkant/ und mit gutem gewissen nicht thun koͤnnen/ davonseine buͤcher gute kundschafft gaͤ- ben; Er aber habe keine kirche auffgerichtet/ noch ihm einen anhang gesuchet/ noch auch die Sa- cramenten zu administrir en/ sich jemals unter- standen: Denn er solches keinen befehl vom HErrn empfangen: Sondern dahin sey alles sein thun/ uͤbung/ lehre und schreibē gerichtet ge- wesen/ daß CHristus recht erkant wuͤrde/ und daß man allein ein recht Christlich urtheil hiel- te und recht predigte/ daß der rechte verstand der H. Schrifft/ des diensts und der H. Sacra- menten erkant/ auch angenommen und bedacht wuͤrde. Zum 9. was seine buͤcher wider die Lu- therischen und andere seine widersacher belan- gete/ seyen dieselbe von ihm aus keinem neid/ haß oder unwillen geschrieben/ so wenig man es suͤr streit und laͤsteꝛ schꝛifften soll ansehen/ sondeꝛn er habe dieselbe und alle andere seine buͤcher aus gewissenschafft des glaubens mit gutem grunde und in aller bescheidenheit/ und nicht ohne den geheiß GOttes geschrieben/ die erkanten irthuͤ- mer damit zu entdeckē/ auch die Goͤttliche wahꝛ- heit damit zu vertheidigen/ und sich und seine Christliche Lehre von allen falschen calumni en zu verantworten. Zum 10. verhoffe er zu GOtt daß er sein leben und wandel also gefuͤhret/ ver- mittelst der gnaden CHristi/ daß ihn seine wi- derwaͤrtigen mit wahrheit nicht wuͤrden koͤnnen schelten/ noch irgend eine einige unbillige that auffruͤcken/ oder vorwerffen moͤgen. Endlich zum beschluß gesegnete uñ troͤstete er uns aber- eins NB. und ermahnete uns bey der reinen Goͤttlichen wahrheit/ und bey dem HErrn CHristo/ dahin er uns weisete/ zu bleiben/ seine buͤcher wuͤrden uns hinfort an seiner statt verse- hen/ und die solten wir nach der H. Schrifft/ mit vorhergehendem gebet/ wol und viel lesen/ so weiseten sie zum seligmachenden erkaͤntnis CHristi/ zum wahren verstande der H. Schrifft/ und zum unterricht/ wie man Christlich und GOttselig solle leben/ zu dem wuͤrden sie wol dienen. Er waͤre auch des gewiß/ daß die lehre/ die er fuͤhrete/ und in buͤchern geschriebē/ die aber nicht sein/ sondern des HErrn CHristi waͤre/ auch weiteꝛ nach seinem tode kom̃en werde/ und GOtt der HErꝛ werde andere erwecken/ die sein angefangen werck ferner solten ausfuͤhren/ noch mehr erklaͤren/ und heller an tag bringen. Wie er dieses und viel anders geredet/ sagte er: Jch liege itzt da ohn allen schmertzē/ was Gott auch damit haben will/ ich bin noch starck/ kan noch wol 4. tage leben/ alsdenn moͤchte mich mein HErꝛ Chꝛistus im schlaff gegen dem tage auffnehmen/ da wird mir denn recht wol seyn. Uber ein we- nig darnach betete er zum HErꝛn CHristo/ wie folget: Allmaͤchtiger GOtt und HErꝛ JEsu CHriste/ wie selig ist der/ den du lehrest/ und ihm dich und dein geheimniß durch deinen geist offenbarest! HErꝛ/ der du mir gnad und barm- hertzigkeit bewiesen hast/ hilff alle/ die meines armen dienstes bißher gebrauchet/ oder der buͤ- cher/ so ich aus deinem gnaͤdigen eingeben ge- schrieben/ hinfuͤhro gebrauchen moͤchten/ von allem irꝛthum entledigen/ und gib/ daß sie dich und deine wahrheit recht erkennen/ werde du ihr Lehrmeister/ mache sie zu gehorsamen und gelchr- ten schuͤlern/ und gib ihnē die fuͤlle deiner unzeh- lichen wohlthaten mit einem danckbaren her- tzen/ und mehre ihnen den wahren glauben/ deß ende ist der seelen seligkeit/ Amen/ Amen! Den 8. Dec. redete er abermal viel troͤstlicher worte/ sagte darneben/ sein hertz waͤre gantz froͤlich/ wolte recht gerne sterben/ betete auch darunter mit ausgestreckten haͤnden in himmel/ und be- fahl sich dem HErrn CHristo; darnach nahm er das leilach/ uñ deckts uͤber das haupt und leib/ und zeigte damit an/ wie man ihn bald wuͤrde einnehmen und mit seinem leibe zuꝛ eꝛden fahren; hieß ihm darauff einen sterbe-kittel hervorthun und anlegen/ wie geschehen ist. Da hub er an von allen seinen dingen/ und wie mans mit al- len seinen buͤchern/ samt allem anderm/ das er verliesse/ halten solte/ zu reden/ und gesegnete uns abermal alle und einen jeglichen insonderheit; und wie die N. weinete/ da sagte er: was wei- nestu? behuͤte dich GOtt/ ich will in himmel. Jacob Helden befahl er seine geschriebene buͤcher und collectanea. Zu N. N. sprach er: behuͤte euch GOtt/ ich dancke euch aller treue. Zu seinem artzt sagte er: er haͤtte wol von GOtt die gabe der gesundmachung/ und koͤnte andern men- schen helffen/ abeꝛ ihm koͤnte eꝛ das mal nicht helf- fen/ wiewol er nichts gespahret noch versaͤu- met/ es sey also der wille GOttes/ GOtt aber habe ihm an der seele geholffen/ und er habe ihn auff den HErꝛn CHristum geweiset. Zum klei- nen dienst-maͤgdlein sagte er: Sie solte ja from̃ seyn/ er wuͤrde sie im ewigen leben wiedersehen. Zum Barbel sagte er/ sie solte from̃ und Gottse- lig seyn/ das wuͤrde ihr dienen zu ihrer seelen heyl. Zum Abel sagte er/ sein vater haͤtte ihn ihm be- fohlen/ so befehle er ihn nun dem Herꝛn Christo/ er solle jedermann auch dahin weisen. N. den ge- segnete er/ ja troͤstete ihn auch/ uñ weisete ihn auf CHristum/ und daß er ihn den unsern treulich haͤtte befohlen/ die wuͤrden ihn nicht lassen/ sein Herꝛ und Frau Anna wuͤrde ihm viel gutes thun; auch unser liebe === die solte er ihm alle gesegnen/ und ihnen fuͤr alle treu und wolthat dancksagen/ sie wuͤrden ihn im himmel finden/ dahin solten sie auch zu ihm kommen. Uber ein wenig/ da er uns sahe weinen/ sprach er: Jhr solt meinen tod nicht beweinen/ noch meines ab- schiedes halben euch betruͤben/ denn der tod wird mich reich machen/ mir ruhe schaffen/ und mich von vielen aͤngsten/ truͤbsal/ kummer und ver- folgung in freud und wonne/ ja aus der boͤsen argen welt/ zu CHristo in sein reich bringen. Darnach sagte er: Jn der letzten aufferstehung des fleisches sehen wir einander wider/ GOtt ge- be/ daß ihr alsdenn meine crone/ freude und zier- devor dem HErꝛn CHristo seyn moͤget. Nach mittag um 2. uhr trugen wir ihn in die hinter- stube/ wie er selbst begehrete/ da eine bettstatt zu- bereitet war/ da er auch seinen geist auffgab. Um 6. uhr zu nacht gab man ihm ein suͤpplein/ da sagte er: Jhr wollet mich gerne noch hier haben/ es kan aber nicht geschehen/ das ist die todes-suppe/ darnach hat er nichts mehr einge- nommen. Jn deꝛ folgenden nacht sprach er: Wir haben manchfaltig gesuͤndiget/ darum so kom̃t auch so mancherley kranckheit uͤber uns. Bald dar- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. darnach sprach er: O HErꝛ JEsu CHriste/ du bist alles/ was bin ich? Mein HErꝛ JEsus CHristus wohnet in meinem hertzen. Den 9. Dec. gegentag laͤchelte er/ uñ sagte/ es wunderte ihn der ruhe/ die ihm der HErꝛ gebe/ und nicht in him̃el naͤhme. Ubeꝛ ein wenig befahl er/ man solte sein buͤchlein von der gewißschafft des glaubens in druck geben. Darnach betete er: O HErꝛ JEsu CHriste/ laß dir deine sache und den an- gefangenen handel deiner offen dahrung befoh- len seyn/ erwecke andere/ die dein wort in aller lauterkeit vortragen/ zu deinem preiß. Als- denn befahl er seinen geist wider in die haͤnde des HErꝛn CHristi/ begab sich in einen sanfften schlaff/ darinn er blieb biß an den folgenden morgen/ eine halbe viertel stunde vor seiner auff- loͤsung/ welches war eine kleine weile vor der 5. uhr/ wie der waͤchter den tag anbließ/ da ver- schied er gantz saͤnfftiglich/ ohne einige verstalt- niß/ bewegte zu letzt die lippen/ and zog darnach die rechte hand zu sich/ und ging also in seine ruhe/ wie er zuvor gesaget hatte. Der HErꝛ JEsus CHristus/ den er allhier erkannt und bekannt/ und gepreiset hat/ der ver- leihe ihm eine sanffte ruhe/ und eine froͤliche aufferstehung/ und wolle uns troͤsten/ und bey ihm/ und seines getreuen dienerslehre erhalten/ amen! Anno 1562. den 10. Decembris ist er ver schie- den. NUM. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. Obwol aus Schwenckfelds eigenen schriff- ten in der historie selbst unter schiedene orte und expressiones angezogen sind/ daraus seine leh- ren ziemlich ersehen werden koͤnnten: So wird es doch nicht uͤberfluͤßig seyn/ wenn der le- ser allhier etwas mehrers aus demselben finden kan/ damit eben dasselbe aus dem gantzen Con- text und einer ununterbrochenen Connexion er- sehen werde. Will ich dahero aus seinen dort- gedachten schrifften/ und zwar dem andern theil derselben solche stuͤcke hier auszeichnen/ welche dieselben streitigkeiten am meisten betreffen. Also schreibet er im ersten buch pag. 24. 1. Vom unterscheid des innerlichen worts des geistes/ und aͤusserlichen worts des dienstlichen buchsta- bens. Wir sollen mercken/ daß zweyerley wort ist/ wie man sonst ingemein davon pflegt zu reden: Es ist ein ewig natuͤrlich wort GOttes des all- maͤchtigen Vaters/ und ist ein vergaͤnglich ge- spraͤch und aͤusserlich wort/ welches auch/ so viel moͤglich/ in die H. Schrifft oder in den buch- staben ist verfasset worden. Diese zwey/ ob sie wol offt in einem geistlichen handel GOttes durch JEsum CHristum im H. Geiste bey den glaͤubigen/ von wegen der zweyer naturen des glaͤubigen menschens/ zusammen kommen moͤ- gen/ so seynd sie doch nach ihrer art und natur nicht eins/ es ist auch nicht eins im andern/ es koͤmmt und wuͤrckt auch nicht das erste durch das mittel des andern/ sondern sie seynd wol so weit unterschieden/ als der silberschaum vom silber/ als das bild und die wahrheit/ als geist und fleisch/ ewig und vergaͤnglich/ schoͤpffer und creatur/ ja als hoch der himmel von der er- den ist/ als viel GOttes gedancken von men- schen/ gedancken sind unterschieden/ Esa. 55. so hoch und viel seynd auch diese zwey worte/ nemlich das innerliche wort des geistes/ und das aͤusserliche wort des beschriebenen buchstabens in ihrem wesen und natur unterschieden. Denn das eine wort stehet in der ordnung der himmli- schen/ ewigen/ Goͤttlichen dingen jenes wesens/ es hat seinen freyen gang fuͤr sich selbst/ und ist GOttes selbstaͤndigkeit/ GOtt selbst; diß wort ist in summa nichts anders/ denn das/ davon der Evangelist Johannes schreibet/ das um un- sert willen ist mensch worden/ nemlich CHri- stus unser HErꝛ/ der auch jetzt durch desselben krafft alle dinge traͤgt/ erhaͤlt und regieret beyde im himmel und auff erden. Das andere wort aber stehet in der ordnung der irꝛdischen dinge allhier dieses zeitlichen we- sens/ solch wort/ weil es ein werck des H. Gei- stes/ so hat es sein sonderlich amt/ brauch/ ehr und wuͤrde/ und ob es gleich in Goͤttlichen haͤn- deln im dienst des geistes mitgebrauchet wird/ (wie es auch die H. Schrifft heist) so ists doch nicht GOtt/ noch die krafft GOttes CHri- stus/ oder der H. Geist selbst/ sondern es ist nach seiner art und natur verruͤcklich/ und eine ver- gaͤngliche irꝛdische creatur auff erden. Dieses aͤusserlichen wortes amt ist/ nachdem es den sin- nen des aͤusserlichen glaͤubigen menschens zur er- mahnung/ lehre und unterweisung seines flei- sches wird fuͤrgetragen/ daß es allewege uͤber sich auff das andere/ nemlich auff das natuͤrli- che ewige wort CHristum selbst/ auff seine un- sichtbare wolthat/ wuͤrcklichkeit und gnaden anweise/ davon zeuge und solches verkuͤndige/ wie es denn das innerliche ewige wort gleich- sam in einem bilde dennoch kaum abmahlet/ als auch alle irꝛdische creaturen kaum bilder seynd der himmlischen Goͤttlichen ewigen wahr- heit. Heb. X. XI. Rom. I. Solch amt/ brauch und unterscheid der zweyen worte hat der HErꝛ CHristus Joh. V. klaͤrlich angezeigt/ da er der unglaͤubigen Schrifftgelehrten und Phariseer unverstand und hartsinnigkeet straffte/ daß sie das ewige le- ben nicht in ihm/ als im wort des lebens/ son- dern in buchstaben der Heil. Schrifft zu haben vermeinten/ und also derselbigen mißbrauchten/ in deme/ so sie einen abgott aus der schrift mach- ten/ und das aͤusserliche zeugniß fuͤr das wort der innerlichen Goͤttlichen wahrheit (welches allein CHristus ist/) hielten; drum spricht er also zu den Juden: Jhr erforschet die schrifft/ denn ihr meinet/ ihr habt das ewige leben darin- nen/ und sie ists/ die von mir zeuget/ und ihr wolt nicht zu mir kommen/ daß ihr das leben haben moͤchtet. Daraus wir nun deutlich den unter- scheid dieser zweyer wort erkennen/ das eine ist das leben/ das andere nur ein zeugniß des le- bens; und koͤnnen weiter dabey wol abnehmen/ daß solch aͤusserlich wort viel zu schwach ist/ CHristum JEsum/ seinen lebendigen herꝛlichen leib/ und sein heiliges blut in sich zu fassen (es waͤre denn allein nach art oder vermoͤgen der buchstaben und sylben/ welches aber im grunde gar nichts ist) ich geschweige/ daß erst durch solch gesprochen wort der leib CHristi solt in die irꝛdische creatuꝛ des brods kommen/ odeꝛ die- ses dadurch in den leib Christi verwandelt wer- den; derhalben so folget/ daß durch diß wort/ oder aus diesem wort (welches nur ein aͤusser- lich zeugniß ist) der leib und blut CHristi kei- Y 3 nerley Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. nerley weise mag empfangen werden/ und daß auch nicht um solches worts willen weder der H. Geist im tauffwasser/ als etliche fuͤrgegeben/ noch der leib und blut CHristi im brod und weine wesendlich seyn koͤnnen. Nun halten gleichwol diejenigen (die das aͤusserliche wort mehr denn billig erheben/ in deme/ so sie ihm Goͤttliche ehre zulegen) daß der leib und blut CHristi in dieses wort verfas- set sey worden/ oder auch noch verfasset werde; und weil der HErꝛ CHristus im Nachtmahl gesagt/ wie geschrieben: Das ist mein leib ꝛc. so sey der leib CHristi/ wenn man diese worte im handel redet oder lieset/ auch vonwegen sol- cher worte sobald im brode/ und unter der ge- stalt desselben allda leiblich gegenwaͤrtig. Sol- che opinion und fuͤrgeben hat gar einen feinen schein und ansehen/ so die wort CHristi ihrer vernunfft nach allein fleischlich/ als eines men- schen wort richtē/ und bey denē/ welche sich nicht hoͤher um die Goͤttliche ewige wahrheit/ um die art/ eigenschafft und natur GOttes wor- tes/ denn nach dem buchstaben bekuͤmmern/ und also allein das wort annehmen: Denn wie gesaget/ sie lassen sich beduͤncken/ weil die schrifft uͤberall GOttes wort so fast preiset/ und dem- selbigen alle GOttes wercke/ als es wol billig ist/ zueignet/ es solle dergleichen das wort in buchstaben verfasset/ und also vom diener fuͤrge- tragen/ in diesem falle auch so viel veꝛmoͤgen odeꝛ ausrichten koͤnnen/ sondeꝛlich dieweil so klaꝛe hel- le worte/ die auch einem kinde ihres fleischlichen beduͤnckens verstaͤndlich/ allda fuͤr augen stehen. Zu deme hilfft denn meisterlich/ daß ihrer et- liche sagen/ so bald man die worte des Nacht- mals mit den augen sehe/ und mit den ohren hoͤre/ soll man sie also ins hertz und seele fassen/ wie sie lauten (vernimm nach ihrem irrigen ver- stande und auslegung) und also denn soll man augen und ohren zuschliessen/ sich nicht weiter bekuͤmmern/ auch nicht fragen/ sondern gleich- sam dabey blind seyn/ und nur starck und fest glauben/ man habe den leib und blut CHristi aus krafft derselbigen worte im brod und wein empfangen/ oder so bald sie uͤbers brod gespro- chen/ wuͤrde das brod verwandelt/ und unter seiner gestalt der leib CHristi allda leiblich ge- nossen; solches heissen sie denn auch den leib CHristi beede leiblich mit dem munde/ und geistlich mit der seelen essen. Und das ist alle derjenige grund/ lehr und fuͤrgeben/ damit sie sich unterstehen das auffgehende licht Goͤttli- cher wahrheit auszuleschen/ darneben auch ih- ren irꝛthum beym geheimniß der menschwer- dung CHristi/ mit einem gedichten glauben zuzudecken/ wie sie den gedachten verstand und auslegung der worte des Nachtmals nicht mit dem minsten puͤnctlein der H. Schrifft haben zu beweisen. Es wolte sich aber wol geziemen/ und waͤr auch fast das allernoͤthigste/ daß man etwas mehr achtung darauff haͤtte/ und erforsch- te im glauben/ was solches fuͤr ein wort sey/ dem die H. Schrifft so viel zugiebet/ ob es das geschriebene aͤusserliche wort und laut sey/ oder aber/ ob es nicht vielmehr ein ander hoͤher herꝛli- cher wort seyn muͤsse/ denn das ein jeglicher natuͤrlicher mensch vermoͤge zu erreichen/ aus- zusprechen/ zu verstehen/ und seines gefallens in sich zu fassen. 2. Was eigentlich GOttes wort sey/ was die art/ natur und eigenschafft desselben vermoͤge. Darum so ist nun diß die summa von GOt- tes worte/ daß GOttes natuͤrliches wahrhaff- tiges wort/ darinn auch himmel und erde/ der leib und blut JEsu CHristi getragen/ beschlos- sen/ erkannt und empfangen werden/ dasselbige ist das ewige allmaͤchtige wort/ die weißheit/ die rechte hand/ der Sohn GOttes des himm- lischen Vaters/ und wie vor gesagt/ es ist der HErꝛ CHristus/ durch welchen/ in welchem und zu welchem alle dinge seynd geschaffen. Dieses wort wird von niemanden geredet/ denn allein von GOtt dem Vater in CHristo/ und es kan nichts anders seyn/ denn das was er redt; es ist geist/ licht und das ewige leben/ erleuchtet und macht alles das lebendig/ darinn es wahrhafftig ist und weset; es wird auch von niemanden ge- hoͤrt oder verstanden/ denn von den geistlichen neuen menschen und kindern GOttes/ denen al- lein ist es hell und klar/ die von oben herab ge- boren worden aus dem wasser Goͤttlicher gna- den/ und aus dem H. Geist/ und allein aus dem gehoͤꝛe dieses woꝛtes ist deꝛ wahre ꝛechte lebēdige glaube. Rom. X. Võ solchem wort uñ sonst von keinem andern redet GOtt der HErꝛ durch den Propheten Esaiam/ da er spricht: das wort/ das da abgehet von meinem munde/ wird nicht leer wieder zu mir kehren/ sondern es wird alles ausꝛichten/ was mich geluͤstet/ uñ ihm wiꝛds ge- lingen in allem/ dazu ichs gesendet habe: Denn es ist das wort voller krafft und bringet alle schaͤtze und reichthuͤmer mit/ die es verheisset und da- von es redet. Jn diesem wort stehet das rechte lebendige ewige Evangelium/ die krafft GOttes/ Christ- liche freyheit/ friede und freude/ Goͤttliche ge- rechtigkeit und alle geistliche guͤter des lebens. Wer dieses wort mit dem Hertzen annimt/ dar- innen bleibet/ und darauff bauet/ der wird ver- gleichet einem klugen manne/ der sein haus auff einen felsen bauet/ er ist ein rechter juͤnger Chri- sti (welches man denn billig moͤchte einen Ev- angelischen mann heissen) er erkennet die wahr- heit/ und die warheit macht ihn frey/ rein und heilig von allen suͤnden/ und beschuͤtzet ihn fuͤr aller anfechtung der welt. Diese wahrheit aber/ ist nichts anders/ denn der Sohn GOt- tes unser HErꝛ JEsus CHristus/ im H. Geiste. Wer aber auff den buchstaben und auff das an- dere aͤusserliche wort alleine bauet/ der wird ei- nem thoͤrichten manne vergleichet/ der sein hauß auff den sand bauet/ und die einfallenden gewaͤs- ser/ und webenden winde/ das ist/ die anfechtun- gen der suͤnde/ und alle widerwaͤrtigkeiten dieser welt weꝛden ihn uͤbeꝛwaͤltigen/ und sein fall wiꝛd so groß werden/ daß er fuͤr GOtt endlich keinen beystand mag haben. Das wort/ davon wir allhie reden (nemlich das fuͤr uns ist mensch worden/ unser HErꝛ JEsus) ist die einige grundfeste und der koͤstliche eckstein/ (aber ach Gott! noch heute von vielen bauleuten verworf- fen) auff welches waserley bau in einander ver- fasset wird/ der waͤchst zum heiligen tempel im HErrn/ auff welches denn auch allein die ge- meine aller Christglaubigen menschen/ das ist die heilige Christliche kirche wird gebauet/ und dadurch regieret und erhalten im H. Geiste. Dieses lebendige wort GOttes haben die Apostel aͤusserlich verkuͤndiget/ und durch ihr pꝛedigamt nuꝛ daꝛauff geweiset; wie es denn noch heute in der gantzen Christenheit solte verkuͤndi- get Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds feruere erklaͤrung. get/ und allein auff dasselbige geweiset werden: denn es ist der unvergaͤngliche same/ daraus die wahren Christen geboren werden zum ewigen leben/ wie wir im anfang aus Petro gehoͤret ha- ben/ nach dem alles fleisch graß ist/ und alle herꝛ- ligkeit des menschen wie eine blume des grases/ das graß ist verdorrek/ und die blume abgefallen/ aber des Herꝛn wort bleibet in ewigkeit. 1. Petr. I. welchē wort auch allein alles in H. Schrift wird zugegeben/ und nicht dem schrifftlichen/ aͤusserli- chen/ das des ewigen nur ein zeugniß ist/ wie der Herꝛ CHristus das ewige wort selber sagt. Joh. V. Und so viel sey diß mal von der art/ natur und eigenschafft GOttes worts gesagt/ daraus man denn leichtlich verstehen kan/ daß solch Goͤttlich wort nach dem werck der schoͤpffung mit keiner andern creatur wil gemeinschafft haben/ denn allein mit dem menschen/ um welches willen es auch ist mensch worden/ und in welchem es allein zur glori des vaters eine ewige wohnung durch den H. Geist ihm zubereitet und auffrich- tet. Denn wiewol um dieses worts willen den glaͤubigen alle creaturē werdē geheiliget/ 1. Tim. IV. und zum rechten brauch von GOtt verord- net/ so ist doch das wort nicht in den andern cre- aturen/ sondern allein im glaͤubigen hertzen (darin es soll reichlich wohnen/ wie Paulus er- mahnet/ Col. III. ) Es kan auch durch dieses wort der leib Christi keines weges ins brod kom- men/ oder leiblich unter der gestalt des brods seyn/ denn es ist weder das brod/ noch andere unselige creaturen/ ja eben als wenig GOttes ewiges worts empfaͤnglich/ als des geistes und des ewigē lebens/ welche doch vom woꝛt in keineꝛ- ley weise moͤgen gesondert/ oder immermehr ge- scheiden weꝛden/ wie geschꝛieben stehet Joh. I. und VI. Dꝛum ist es so gaꝛnicht gleich/ daß etliche zuꝛ schmach des heꝛꝛlichen ewigen woꝛtes lehren/ wie das Wort sey fleisch/ also sey auch das brod der leib Christi. Aus diesem schleust sich nun weiter/ daß Gottes natuͤrliches lebendiges wort weder im sichtigen Sacrament/ weder in keinem aͤus- serlichen Element/ noch in solcher Crea- tur seyn kan/ oder sein tempel und wohnung darinn haben wolle; viel weniger ist wahr/ daß sich der HErr Christus mit diesem oder dem aͤusserlichen buchstaben wolle anbinden/ oder auch je angebunden habe/ daß man nur mensch- liches gefallens damit solte oder moͤchte han- deln und umgehen; denn es ist ja solch ewig und allmaͤchtig wort/ darinn so viel himmli- scher guͤter/ vergebung der suͤnden/ gnad und reichthum begrieffen/ nicht den menschlichen kraͤfften und irrdischer gewalt oder spra- chen unterworffen/ daß wir dasselbige aus unserm vermoͤgen ins hertz fassen/ oder etwas dadurch schaffen und jemand zueignen moͤch- ten; wie es denn auch der HERR Christus nie gesagt (dermassen als ihm etliche zulegen) noch zuthun befohlen hat; sondern nach dem solch ewig wort ohne mittel ausgehet vom munde GOTTes (nicht aber aus dem buch- staben/ noch vom diener/ oder durch das mittel der creaturen) so wirds allein von Gott durch Christum im H. Geiste gesprochen/ in der glaͤu- bigen hertzen/ und bringet denn also mit sich al- les/ was es hat und ist/ uñ es staͤrckt den glaubē/ thut sich auf im hertzen erleuchtet dasselbige im H. Geist/ dadurch wir sehen/ erkennen/ fuͤhlen und begreiffen nach art des glaubens die him̃ lischen schaͤtze/ uns durch Christum erworben zum ewigen leben. 3. Daß der leib und blut Christi aus dem wort des lebens im Nachtmahl des HErrn empfangen werde. Aus dem wort allein und aus keinem andern empfahen die glaͤubigen wahren Christen auch im Nachtmahl des HErrn den leib und blut JEsu Christi; denn zu gleicher weise/ wie das wort zuvor in seiner dispensation ist im fleische/ oder in der menschheit Christi gewest in diesem irrdischen wesen; also ist nun herwiederum der mensch Christus/ wie wohl in unvermischter na- tur mit fleisch und blut in gleicher herrlichkeit/ macht und ehre mit dem wort/ in dem worte/ aus- serhalb aller zeit und leiblicher stelle im himm- lischen wesen/ wird ausgespendet und ausge- theilet vom himmlischen Vater/ durch den Hei- ligen Geist/ allen glaͤubigen zur speise und tranck der ewigen seligkeit/ ja es theilet sich das wort selber aus/ samt seinem leib und blut mit der gemeinschafft des Heiligen Geistes/ und andern unzehlichen Goͤttlichen reichthumen/ nachdem es ist eine speise der kinder GOttes? dadurch sie in dem wesen/ das sie aus Gott haben/ immer weiter aufwachsen/ ernaͤhret und erhalten wer- den/ darum sie auch Gott ihren Vater taͤglich bitten im Heiligen Geiste: Panem nostrum, \&c. Und derhalben so ists auch wol von noͤthen/ daß man Gottes natuͤrliches wort von dem gesprochenen und beschriebenen wort des buchstabens gebuͤhrlicher weise wisse zu un- terscheiden/ jedes in seine ordnung setze/ und hin- fuͤr nicht dermassen eins ins andere mische; so fern man aber nicht den schein fuͤr das wesen/ und den schaum fuͤr das silber will ergreiffen/ uad sofern man die ehre/ welche Gott als dem ewigen Schoͤpffer allein zustaͤndig/ nicht der vergaͤnglichen schwachen creatur will zueignen. Denn wer fuͤr Gottes natuͤrliches wort haͤlt/ das Gottes natuͤrliches wort nicht ist/ der haͤlt das fuͤr Gott/ das Gott nicht ist; was nun sol- ches fuͤr Abgoͤtterey und Abfall seyn moͤge/ wird maͤnniglich vermittelst Goͤttlicher gna- den wol weiter ermessen koͤnnen. Daraus a- bermahls nun zum andern durch die art und natur GOttes worts/ desgleichen durch den unterscheid des aͤusserlichen und innerlichen worts des geistes und buchstabens/ gnugsam ist beweiset worden/ daß der leib und blut Chri- sti weder ums worts willen/ noch sonst im brod und wein seyn kan/ sondern allein im reinen lautern wort des lebens/ das Gott auch beym brauche des sichtigen Sacraments ins glaͤubi- ge hertz spricht/ genossen und empfangen wer- de. Was nun etliche aͤltesten Vaͤter der Kir- chen/ sonderlich Cyrillus und Augustinus uͤbern Johannem und anderswo/ von GOttes wort und desselben unterscheidung auf diese weise geschrieben/ wuͤrde hiebey viel zu lang alles zu erzehlen. 4. Vom Glauben. Zum dritten haben wir uns fuͤrgenommen vermittelst Goͤttlicher huͤlffe zu beweisen/ daß die opinio impanationis und transsubstantia- tionis, oder wie man sonst diesen irrsal nen- nen moͤchte/ daß der leib und blut unsers HErrn JEsu Christi leiblich in oder unter den creatu- ren brods und weins gegenwaͤrtig sey/ gericht ist wi- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. ist wider den wahrē Christlichen glauben. Das ist aber derjenigen/ so dieser opinion anhan- gen/ einige zuflucht und endlicher behelff/ wenn ihnen ihr irriger verstand beym geheimnis des leibes und blutes Christi mit grund und ursa- chen der Heiligen Schrifft aufgedecket/ und die in rechter auslegung der worte des nacht- mahls gnugsam wird angezeigt/ daß sie keines weges ferner auskoͤnnen/ und doch auch Goͤtt- licher wahrheit nicht wollen die ehre geben/ so pflegen sie sich gemeiniglich auf den glau- ben zu beruffen und zu sagen: daß diß ein han- del des glaubens sey/ (wie es denn an ihm sel- ber wahr ist) die menschliche witz und vernunfft vermoͤge nichts dabey auszurichten/ da schlies- sen sie denn also weiter: Man muͤste hiebey nicht viel fragen/ oder sich fast bekuͤmmern/ son- dern nur fest und starck glauben/ die augen/ ja alle sinne zuschliessen/ und blind seyn/ nicht wissen wollen/ wie es damit zugehe/ oder was der rechte grund und verstand dieses geheim- nisses seyn solte; denn es waͤre des glaubens hoͤchste einige tugend und art/ daß er nicht wis- sen will/ wozu es nuͤtz oder noth sey/ was er glaͤubet. 5. Was etliche beym heiligen Sacra- ment den glauben und geistlich es- sen heissen. Das heissen sie aber hiebey den glauben/ wenn einer nur die wort/ das ist mein leib \&c. wie sie geschrieben stehen/ aͤusserlich mit den ohren hoͤret/ und dermassen/ wie sie (nach ihrem irrigen verstande) lauten/ durch die ohren ins hertz oder gedaͤchtnis fasset/ daran hafftet/ und sich aus eingebildeten umstaͤnden uͤberredet/ dasselbige brod sey der leib Christi/ \&c. Jn summa/ das fassen der stimme und laut des aͤus- serlichen buchstabens des worts Christi ins hertz/ wie sie es auslegen/ heissen sie das geist- liche essen und den glauben. Ob nun gleich ihr gewissen etwas/ solchem eingebildeten wahn zu entgegen haͤlt oder fuͤrwirfft/ so schlagen sie es aus/ deckens immer zu/ und streiten mit ihrem irrigen verstande des vernunfft-glaubens stets dawider/ auch sofern/ daß sie das rechte aufge- hende erkaͤntnis Christi im hertzen fuͤr anfech- tung/ und das licht Goͤttlicher gnaden fuͤr fin- sternis halten. Kuͤrtzlich/ was fuͤr GOtt geist und glaube ist/ das muß in diesem fall bey ih- nen nichts denn vernunfft und schwaͤrmerey heissen; herwiederum/ was fuͤr GOtt vernunfft und witz des fleisches ist/ das muß ihnen glau- be und der Heilige Geist seyn. Sie uͤberreden sich/ es waͤre das helle klare wort/ und derhal- ben solte man ferner die augen zuschliessen/ denn Gott waͤre mehr denn das moͤglich \&c. So doch kein Christen-mensch Gottes wort/ noch wieder seine Goͤttliche allmaͤchtigkeit je geredet hat/ sondern man fragt nur nach dem rechten verstande derworte/ nach dem werck/ befehl und willen Gottes/ und ob es auch dermassen/ wie sie fuͤrgeben/ geschehen sey/ oder noch geschehen solte/ bevorab weil der HERR Christus nicht gesagt hat: das brod ist mein leib; son- dern er spricht nach dem brodbrechen/ (in ei- ner vergleichung der eigenschafft der irrdi- schen und himmlischen speise:) das ist mein leib/ \&c. welche zwo reden im verstande wol so weit von einander seynd/ als das bild und die wahrheit/ ja als himmel und erde. 6. Von innerlichen sachen/ erkennen und wissen des glaubens. Nun ists gleichwohl auch wahr/ wie sie sa- gen/ daß allein der wahre glaube allhie schlies- sen/ das geheimnis urtheilen/ und die wort des HErrn (welche geist seyn und leben) recht er- kennen und verstehen kan. Es will aber hiebey an diesem fehlen/ daß sie hinfuͤr/ von wegen der angenommenen hartmuͤtigkeit/ und von wegen des fleisches anfechtunge nicht koͤnnen beden- cken/ was die wissenschafft des wahren glau- bens vermoͤge/ was seine art/ natur und eigen- schafft sey/ oder wie oder welcher massen die geistlichen geheimnis/ schaͤtz und reichthuͤmer unserer erloͤsung und des ewigen lebens durch das licht des glaubens verstanden/ erkant und empfangen werden: Denn ob wohl aͤusserlich sehen/ und mit aͤusserlichen sinnen begreiffen nicht des glaubens art ist/ so ist doch seine art (wie wir hernach hoͤren werden) mit erleuchteten augen des hertzens innerlich sehen/ was er im geistlichen erkaͤntnis wissen und verstehen solle. Drum so will auch Paulus Col. II. daß die Christen solten befestiget seyn mit gantzem reichthum einer gewissenschafft und gewissen verstandes/ zu dem erkaͤntnis der geheimnisse Gottes und des Vaters und Christi. Wie solte nun der glaube in himmlischen dingen die augen zuthun/ und sich nicht bekuͤmmern/ da er doch seiner natuͤrlichen art und eigenschafft nach alleine siehet/ erkennet und richtet/ ja da er am hoͤchsten ist/ lebet/ wircket und angehet? Aus welchem denn allen in Gott verstaͤndigen leicht zu vernehmen waͤre/ wie man nun wieder- um (von wegen obgedachter opinion ) beym wahren Christlichen glauben auf die alte So- phistische Schul-lehre vom glauben je laͤnger je mehr beginnet abzufallen/ und lehret das fuͤr glauben halten/ welches doch fuͤr GOtt gar kein glaube ist; ja welches nur ein hinfallender gedancke/ und ein kalter todter eingebildeter wahn ist. 7. Wobey man den falschen und ge- dichteten vernunfft-glauben soll erkennen? Denn da ist nicht glaube/ wo nicht ein ver- aͤndert gemuͤthe/ ein erneuert gereinigt hertz/ muth und sinn ist/ ja wo der Herꝛ Christus nicht im hertzen wohnet/ wo nicht friede im gewissen/ innerliche freude und Gottes gerechtigkeit/ da ist noch kein glaube; und in summa, wo sich nicht viel guter wercke in absterbung des fleisches/ in der liebe Gottes und des naͤchsten beweisen/ wo nicht viel guter fruͤchte ausbrechen/ da kan kein guter baum und auch kein rechter glaube seyn. Drum so ist diß auch nichtein rechter glaube/ da- mit man den leib Christi im brod oder unter der gestalt desselben allda gegenwaͤrtig zu glauben/ oder aus dem aͤusserlichen wort leiblich ins hertz zu fassen meinet: Denn er hatkeine erkaͤntniß/ keine erneuerung/ keine krafft noch licht/ keine gu- te wercke/ ist den kraͤfften des fleisches unterworf- fen/ wie denn solcher gedichteter vernunfft-glau- be mit seiner folge allen gottlosen menschen ge- mein seyn kan; darausdeñ folget/ daß es auch kei- nen bestand noch grund hat/ so mã sich des glau- bens hiebey so fast ruͤhmet/ dadurch man nicht allein gedachten greuel und irꝛsal will |verthei- digen/ sondern auch den rechten wahren/ einigen Christlichen glauben damit nur je laͤnger je mehr Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. mehr verdunckclt und unterdrucket/ deßgleichen auch ein boͤses unstaͤtig gewissen auffrichtet. Auff daß man aber diß alles gruͤndlicher ver- stehen moͤge/ und den wahren Christlichen glau- ben von solchem gedichteten vernunfft-glauben eigentlicher unterscheiden lerne/ auch den H. Geist um den rechten glauben desto fleißiger zu bitten ursach gewinne/ so will vonnoͤthen seyn etwas weiter davon zureden. Darum sollen wir kuͤrtzlich mercken/ daß zu gleicher weise/ wie man in Goͤttlichen sachen von zweyerley wort unter- schiedlich redet/ davon wir nun geschrieben/ nemlich vom innerlichen worte des geistes/ und vom aͤusserlichen wort des buchstabens: Also re- det man auch von zweyerley glauben/ der sich aus solchem zweyerley wort unterschiedlich gebieret/ denn aus dem innerlichen wort des geistes kommt ein geistlicher innerlicher le- bendiger glaube/ dadurch wir in Christo allein mit Gott handeln/ im hertzen seine Goͤttliche gnade und barmhertzigkeit erkennen und anneh- men/ und aus dem aͤusserlichen wort des buchsta- bens kommt auch ein aͤusserlicher buchstabischer historischer glaube von GOtt und Christo/ und von allen wercken und aͤusserlichen geschichten/ wie die verkuͤndiget und in H. Schrifft geschrie- ben stehen. Der aͤusserliche historische glaube in Goͤttli- chen sachen ist das/ so der mensch den buchsta- ben der H. Schrifft lieset/ oder das aͤusserliche wort der predigt hoͤret/ offt an der person des Predigers hanget/ und ihm dasselbige allein durch seinen fleiß und uͤbung/ witz und kraͤffte einbildet/ daraus er von Gott und Christo ei- nen verstand oder erkaͤntniß schoͤpffet/ ein gewis- sen machet/ glaͤubet also aͤusserlich/ daß die H. Schꝛifft wahr/ und solcheꝛsein eingebildeter ver- stand recht sey/ fassets ins gedaͤchtniß/ gewinnet lust und liebe dazu und hafftet daran/ welches denn alles ein natuͤrlicher mensch ohne dem geist Gottes/ auch durch das licht der vernunfft oder kraͤffte der natur eben als wol hiebey/ als in an- dern menschlichen haͤndeln thun kan/ ja auch so fern/ daß er ihm etliche promission nach dem buchstaben kan einbilden/ damit er sich kan troͤ- sten/ eine zeitlang darauff verlassen/ auff Gottes barmhertzigkeit hoffen/ trauen und wagen. So er aber nichts erneuert/ noch froͤmmer im hertzen wird/ so er in der liebe GOttes und absterbung sein selbst nicht taͤglich zunimmt/ so er das wort der gnaden nicht im hertzen fuͤhlet/ und demsel- ben im gehorsam nachlebet/ sondern staͤts kalt im alten wesen und fleischlichen begierden bleibet/ ists gewiß/ ob er auch die Bibel auswendig wuͤ- ste/ ob er alle promissiones haͤtte in sich gefasset/ ja mit Engel-zungen von Gott reden oder predi- gen koͤnnte/ und alle tage des H. Sacraments ge- brauchte/ daß er doch noch fuͤr Gottkeinen rech- ten glauben noch gewissen hat/ und nichts mehr dann ein gemahltes bild/ ein thoͤnend ertz oder klingende schelle ist/ wie Paulus sagt 1. Cor. XIII. Dieses natuͤrlichen vernunffts-glaubens art und eigenschafft ist/ daß er Gott/ Christum und das ewige leben in creaturen und aͤusserlichen leiblichen dingen/ in zeit und staͤtte dieses wesens hie und da suchet/ er kannun Gott und Chri- stum ausser diesem irꝛdischen wesen/ ausser zeit und leiblicher stelle/ im geist und in der wahrheit nicht erreichen/ kuͤrtzlich/ er muß an etwas aͤusser- lich blicken/ daran hafften/ und die seligkeit dar- inn suchen/ es sey gleich was es wolle; wie er denn auch so ferner allewege in den elementen dieser welt/ brieff und siegel/ aͤusserlichen zeichen/ buch staben und dergleichen seine staͤrcke/ krafft und versicherung pflegt zu suchen/ welchem aber der Herꝛ Christus die seligkeit durch sein urtheil klar abgeschlagen/ und hat sie dem innerlichen geistlichen glauben zugelegt/ da er zu dem Tho- ma/ sagt: Dieweil du mich gesehen hast/ Tho- ma so glaͤubest du/ selig seynd/ die da nicht sehen (vernimm in solchem aͤusserlichen anblick) und doch glaͤuben. Und aber Joh. IV. strafft er solchen geschicht-oder mirackel-glauben/ da er zu dem Koͤnigischen spricht: Wenn ihr nicht zeichen und wunder schet/ so glaubet ihr nicht ꝛc. Alle diejenigen aber/ so dieses glaubens alleine sind/ die suchen allewege zeichen/ das ist/ sie wollen durch andere aͤusserliche weise im gewissen ver- sichert werden/ denn innerlich allein durch das lebendige allmaͤchtige wort JEsum CHristum im H. Geiste. Die menschen/ so in den tagen des fleisches Christinur an seiner person/ mirackel oder aͤus- serlichem wort hafften/ und allein darauff blick- ten/ die nicht das ewige wort Gottes im fleische wohnend erkannten/ und ihren glauben darauff richteten/ die haben alle in der zeit des leidens Christi abfallen und sich aͤrgern muͤssen/ war- um? sie hatten nureinen fleischlichen Christum/ mit welchē ihr fleischlicher glaube muste unterge- hen/ und durch die aufferstehung ein gantz geist- licher neuer Christus und glaube erwecket und auffgerichtet werden. Item Joh. II. da er zu Jerusalem auff dem feste war/ glaubten viel an ihn/ da sie die zeichen sahen/ die er thaͤt/ aber Je- sus veꝛtrauete sich ihnen nicht/ denn er kannte sie alle/ und bedurffte nicht/ daß jemand zeugniß ge- be von einem menschen/ denn er wuste wol was im menschen war. Solchen aͤusserlichen glau- ben haben auch gemeiniglich die Phariseer und Schrifftgelehrten/ so allein in buchstaͤbischer er- kantniß/ in menschlicher gerechtigkeit und wis- sen/ in ihnen selbst vermessen und aufgeblasen ste- hen/ und es heist schrifft-glaube/ welcher aus der schriftohne Christo ist/ und am aͤusseꝛlichen buch- staben hafftet/ daraus er seinen grund und gewis- sen hat geschoͤpffet; einen solchen glauben und ge- wissen hat auch Paulus im Judenthum gehabt/ 2. Tim. I. Daraus er die Christen verfolgte/ ach- tete/ daß er Gott einen dienst daran thaͤte/ wie noch heute etliche mehr thunkoͤnnen. Wie aber der Herꝛzu den Juͤngern sagt: Es sey denn eure gerechtigkeit uͤberfluͤßiger/ denn der Schrifft- gelehrten und Phariseer/ so werdet ihr nicht in das himmelreich kommen; also muß auch der wahren Christen glaube uͤberfluͤßiger/ besser und mehr seyn/ er muß nicht allein aus dem aͤus- serlichen wort des Goͤttlichen buchstabens ge- lernet seyn/ sondern vielmehr aus dem innerli- chen lebendigen wort/ das Gott selber ist/ her- fliessen/ von GOtt gehoͤret/ empfangen und zum ewigen leben gefasset werden. Darum so ist es viel ein andeꝛs an Gottes natuͤꝛlichem le- bendigem worte mit dem hertzē hafften/ denn am wort des Goͤttlichen buchstabens alleine haff- ten/ und daran glauben/ wie wir nun zum theil gehoͤret/ und/ wills Gott/ noch weiter hoͤren wer- den. Dieser aͤusserliche historische glaube wird A. K. H. Vierter Theil. Z gleich- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. gleichwol jetzt der gemeine Christliche glaube/ uñ die erzehlung der 12. gemeinen artickel des glau- bens genennet/ welches aber viel billicher ein er- kaͤntniß der artickel des Christlichen glaubens/ denn der rechte Christliche glaube moͤchte genen- net werden; weil er ohne dem innerlichen wahren einigen glauben des hertzens/ damit sich der mensch durch CHristum mit GOtt in treue und liebe verbindet/ so fern nicht nuͤtzlich ist/ daß er von Paulo 1. Tim. l. ein gefaͤrbter odeꝛ gedich- ter glaube/ von Jacobo ein todter glaube genen- net/ den auch die boͤsen geister/ wie er sagt in sei- neꝛ Epistel/ haben moͤgen/ und sonst uͤbeꝛall in H. Schrifft wird dieser glaube allein verworffen und verdammt. Daher koͤmmts daß etliche aus unverstand des Mysterii und der art des wahren glaubens gemeinet haben/ der glaube waͤre nicht gnug zur seligkeit/ und es ist also auch wahr/ daß dieser aͤusserliche gedichte gefaͤrbte glaube ohne dem iñerlichen hertzlichē glaubē/ eben also wenig als die gleißnerische menschliche gerechtigkeit/ ohne die innerliche Goͤttliche gerechtigkeit (wel- che CHristus selbs ist) fuͤr Gott etwas vermag auszurichten; wenn aber Paulus und die Apo- steln/ ja auch der Herꝛ Christus selbst vom wah- ren glauben reden/ so wird das gantze Mysteri- um, die Goͤttliche einwirckende krafft/ art/ na- tur und gehorsam des glaubens mit eingeschlos- sen/ davon Gal. V. Jn CHristo JEsu gilt we- der beschneidung noch vorhaut etwas/ sondern deꝛ glaube duꝛch die liebe wiꝛckend; das will auch Paulus/ wenn er zun Roͤmern von der gerech- tigkeit des glaubens schreibet und spricht: So schliessen wiꝛ nun/ daß deꝛ mensch duꝛch den glau- ben gerechtfertiget werde/ ohne die wercke des ge- setzes/ Rom. III. Jst nichts anders geredt/ denn daß wir durch den glauben in CHristo JEsu (nicht in wercken des gesetzes Mose) die wahre gerechtigkeit/ vom gesetz erfordert/ das ist/ des ge- setzes CHristi 1. Cor. IX. und aller guten wercke erfuͤllung/ friede des gewissens/ das leben und ewige seligkeit suchen/ holen und eiñehmen muͤs- sen. Demnach/ so spricht der HErꝛ CHristus selbs: wer in mich glaubet/ der hat das ewige le- ben/ Joh. VI. welcher spruch auch bald hernach beym rechten glauben weiter wird eingefuͤhrt und ausgelegt. Solcher unterscheid des aͤusserlichen mensch- lichen/ und innerlichen Goͤttl. glaubens wird bey den Samaritern in der historie vom Heidnischē weibe Joh. IV. klaͤrlich angezeigt/ da stehet also geschrieben: Es glaubten aber an ihn (vernimm Jesum) viel der Samariter aus derselbigen stadt um des weibes rede willen/ welches da zeu- gete/ er hat mir gesaget alles/ was ich gethan habe/ als nun die Samariter zu ihm kamen/ ba- ten sie ihn/ daß er bey ihnen bliebe/ und er bliebe zween tage da/ und viel mehr glaubten um seines wortes willen (merck/ was das fuͤr ein wort ge- west sey/ das bey ihnen bleibet/ nemlich der Goͤtt- liche same im hertzen) und sprachen zum weibe: wir glauben nun forthin nicht um deiner rede willen/ (da wird deꝛ aͤusseꝛliche menschliche glau- be klar abgeschlagen/ wenn der Goͤttliche auff- gehet) wir haben selber gehoͤrt und erkennet/ daß du bist CHristus der sohn des lebendigen GOttes; also haben auch die Juͤnger CHristi nach seiner auffeꝛstehung nicht allein deꝛ Schrift geglaubt/ sondern auch dem wort/ das JEsus zu ihnen hatte gesagt/ Joh. II. denn CHristus ist das wort selbst/ das da ist fleisch worden/ und hat in ihrem hertzen durch den glaubẽ gewohnet. Joh. I. Eph. III. Darum wird das aͤusserliche er- kaͤntniß des worts der H. Schrifft/ ja auch Got- tes willens (ohne das Mysterium, ohne das in- nerliche erkaͤntniß im worte des lebens und ohne dem geist GOttes/ der das hertze neu gebieret/ eꝛleuchtet und reiniget) vielmehꝛ ein wahn/ schein und gleißnerey geachtet/ dadurch sich das fleisch mit einem gedichten schein des glaubens beklei- det/ fuͤr glaubig und wissend in GOttes sachen ausgiebt/ denn daß es einigerley weise ein wah- rer Christlicher glaube moͤchte genant werden. Auff solche historische weise hat etwan der Koͤnig Saul/ uñ mit ihm viel andere mehr Got- tes wort geglaubet/ aber der ausgang/ ende und ungehorsam Gottes beweiset ebē so wol als jetzt mit vielen/ so aus unverstand das wort/ den leib CHristi/ im brod glauben/ daß es kein rechter glaube gewest sey: denn der einfaͤltige glaube laͤst sich nicht stuͤcken oder theilen/ daß er an einem orte gantz/ an andern aber halb/ an einem orte recht/ an andern aber falsch/ ja daß glaube und unglaube an GOtt und JEsum CHristum in einem hertzen bey einander stehen moͤchten. Also hat auch Simon der zauberer im Phariseischen scheine geglaubet. Act. IIX. denn da er sahe die thaten und zeichen/ die da geschahen/ verwun- derte er sich/ glaubte und ließ sich tauffen; es straffte ihn aber der H. Geist durch Petrum um die suͤnde/ daß er voll bittere gallen war/ ver- knuͤpfft mit ungerechtigkeit/ in summa es war sein hertz nicht auffrichtig vor GOtt/ er wolte die gaben GOttes ums geld kauffen/ und durchs aͤusserliche den H. Geist erlangen/ darum so hat er auch keinen rechten glauben haben koͤnnen. Al- so glauben auch etliche/ die das wort ihrer gele- genheit nach mit freuden annehmen/ von wel- chem der Herꝛ im Luca sagt: eine zeitlang glau- ben sie/ aber zur zeit der anfechtung fallen sie ab/ warum? denn sie haben nicht wurtzel/ spricht der HErꝛ/ das ist/ sie haben nicht den innerlichen heꝛtzlichen glauben/ es seynd eben die/ so zuꝛ hoch- zeit des him̃lischen braͤutigams Christi/ ja zum Nachtmahl des HErꝛn ohne ein hochzeit kleid/ das ist ohne die pꝛoba und fuͤꝛbeꝛeitung des glau- bens eingehen/ uͤbeꝛreden sich/ sie glauben/ wollen ihren glauben staͤrcken oder damit bezeugen/ und haben doch iñerlich gar keinen rechten glauben/ da werden sie denn in das aͤusserste finsterniß/ in alle blindheit/ vermessenheit/ und endlich in alles elend geworffen/ davon Matth. XXII. Auff solche gedichte weise glauben wir heut allesamt in gemein/ daß wir arme suͤnder sind/ daß wir von natur nichts gutes thun koͤnnen/ daß die maledeyung und handschrifft des satans in unser hertz eingeschrieben/ das glauben wir/ nemlich wie wirs aus den buchstaben gehoͤret/ gefasset und gelernet haben; wir fuͤhlen aber da- bey nicht unsere toͤdtliche kranckheit/ den ernsten zorn GOttes und solche eingeschriebene male- deyung wesentlich im heꝛtzen/ darum wollen wir auch den artzt der seelen/ den einigen versoͤhner und Heiland Jesum Christum im ernst nicht su- chen noch lieben; ob wir nun auch gleich etwas unsers boͤsen gewissens zu fuͤhlen anheben/ da durch wir moͤchten huͤlffe und rath bey CHristo zu holen beweget werden/ so reist uns der boͤse geist (das wir forthin wenig wahrnehmen) solches bald wieder aus/ betreugt uns mit dem buchsta- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. buchstaben/ damit er auch Christum selbst etwan wolte betriegen/ und bildet uns dagegen fuͤr ei- nen gedichteten wahnglauben von der barm- hertzigkeit GOttes/ von seiner gnaͤdigen zusage und verheissung/ als daß uns CHristus erloͤst und alles ausgerichtet habe/ nur daß wir an ihn also fest und starck glauben/ im alten wesen blei- ben/ und daneben auch der welt und unserm fleisch zugefallen im sause leben ꝛc. O wehe die- ser grossen tuͤcke des satans/ dadurch nun beym erkaͤntnis der vorigen irꝛsal/ unzehlich viel men- schen von der lincken seiten zur rechten abgefuͤh- ret werden/ und der rechten Koͤniglichen mittel- strassen/ die Christus ist/ beym glauben gantz verfehlen. Sie schoͤpffen aus dem buchstaben der Schrifft einen fleischlichen trost und hoffnung/ eben wie zuvor aus den menschen-gesetzen/ ohne allem ernst/ ohne alle busse und toͤdtung des fleisches uñ ohne allen anfang des neuen lebens! Jn summa, wie das bekaͤntniß der suͤnden ist/ so ist auch bey ihnen der glaube/ buchstabe und menschen-lehre ist es allesamt uͤberall/ und nichts anders. Wehe aber eins allen denen/ die zu sol- chem irgend eine ursach geben/ die die menschen nicht allein auff Christum Jesum weisen/ son- dern das werck des Herꝛn betrieglich handeln/ Jer. XVII. Herwiederum selig seynd diese/ die da hungert und durstet nach der gerechtigkeit GOttes/ die sich selbst verleugnen/ und einge- gehen durch die enge pforte/ auff daß sie dem ebenbilde des Sohnes GOttes gleichfoͤrmig werden/ und seinen fußstapffen nachfolgen moͤgen/ durch einen wahren glauben/ der die welt uͤberwindet Rom. IIX. Joh. V. und fuͤhret zum ewigen leben; denn wideꝛ die ist nicht das ge- setz mit seiner vermaledeyung; die im geist wan- deln/ und die Christi seynd/ haben das fleisch gecreutziget mit den luͤsten uñ begierden. Gal. V. Wiewol nun obgedachte exempel von denen seynd/ die auch das wort aͤusserlich recht nach dem buchstaben verstanden haben/ oder noch verstehen moͤchten/ daß sie doch gleichwol noch damit allein keinen wahren rechten glauben ha- ben/ wie vielmehr wird denn ein solcher glaube fuͤr falsch und unrecht geachtet/ da nichts denn ein falscher eingebildeteꝛ wahn/ iꝛꝛsal und unver- stand/ auch beymaͤusserlichen Goͤttlichen buch- staben fuͤr augen ist/ wie wir etwan geglaͤubet/ und noch heute viel aus unverstand dieses spruchs: Tues Petrus (du bist ein felß/ und auff diesen felsen werde ich bauen meine kirche) glaͤu- ben/ daß Petrus/ ja auch nach ihm der Pabst zu Rom nicht allein ein diener/ sondern auch das haupt der rechten wahren Christlichen kirchen sey. Also hat man auch den Paͤbstlichen ablaß/ indulgentz und bann geglaubet/ und nach unver- stande der schluͤssel und der spruͤche: Alles was du auff erden binden wirst/ soll auch im himmel gebunden seyn/ und alles was du auff erden loͤsen wirst/ soll auch im himmel loß seyn/ hat man ge- meinet/ daß der Roͤmische Ablaß nicht allein den lebendigen/ sondeꝛn auch dentodten nuͤtzlich und gut sey/ dagegen aber des Pabsts bann jedermañ verdammlich sey/ und es seynd ja auch helle klare worte/ ihres beduͤnckens/ (dabey deñ auch etliche der Vaͤter etwan gestrauchelt haben) darauf fast das gantze Pabstthum/ eben als wol auf den un- verstand dieser woꝛte: Hoc est corpus meum, hoc facite \&c. auff den mißbrauch des Herꝛn Nacht- mals ist gewiedmet uñ gegruͤndet worden. Item, also glaubte auch der ketzer Arius uñ seinenachfol- ger/ daß nach inhalt des buchstabens/ ja auch sei- nem unverstande dieses spruchs im Johañe: Der Vater ist groͤsser denn ich/ Christus Jesus nicht wahrer Gott waͤre/ er wolte auf den duͤrren hellen worten bleiben; denn Christus haͤtte sie geredt/ und wolte keine andere schrift zu erklaͤrung dieses spruches zulassen/ eben wie etliche bey den woꝛten des Nachtmals zu thun sich unterstanden/ und ihren mißglauben auff derselbigen unverstand gerichtet haben. Und daß ich von diesem gedichtem vernunfft- glauben noch mehr exempel gebe/ so glauben alle diejenigen aus unverstande des spruchs Pauli 1. sim. IV. da er sagt: daß (den glaͤubigen) alle creatur sey geheiliget durchs wort GOttes und gebet/ vermeinen sie/ daß das wasser/ saltz/ licht/ kraͤuter/ glocken/ speise und tranck durchs aͤusserliche gesprochene wort an ihnen selbst ge- weihet/ geheiliget und mit Goͤttlicher krafft an- gezogen werden/ so es doch nur als dienstliche zeichē von den Vaͤtern gebraucht seynd/ dadurch das heiligthum und mancherley geistliche gna- den in Christo den glaͤubigen seynd etwan ange- zeigt worden. Ja es glauben auch dermassen die heren/ und sonst viel gottlose menschen/ die des buchstabens der schrifft/ oder der heiligen worte/ wie sie es nennen/ bey ihren boͤsen unchristlichen haͤndeln mißbꝛauchen/ starck und fest halten/ daß es ihnen wiederfahre dermassen/ wie sie glau- ben; wo aber ihre conjuration nicht fortgang gewinnet/ sagen sie/ es sey diß schuld/ daß mans nicht geglaubet habe. Eben also moͤchte man auch sagen von etlicher menschē falschem gedich- tem vernunft-glauben/ damit man bey dem edlen theuren geheimnis des H. Sacraments heute umgehet/ und die menschen will uͤberreden/ sie sol- len den leib Christi leiblich im brod glauben/ wel- ches doch auch noch vor zehen jahren kein mensch nie weder geglaubt noch gedacht hat; solcher fal- scher wahnglaube/ der sich aus unverstande des buchstabens verursachet/ und im geistlichen schein mit GOttes wort bedecket/ mißbraucht eben als wol/ als die andeꝛn deꝛ worte des Herꝛn/ da er von der geistlichen art des glaubens redet und spricht: Dir geschehe/ wie du glaubest/ denen glaubigen sind alle dinge moͤglich ꝛc. davon wir bald weiter hoͤren werden. Und das heist denn auch freylich ein blinder finsterer glaube/ fuͤr wel- chem man billich/ wie sie sagen/ augen und ohren solte zuschliessen; es ist das geheimnis des kraͤffti- gen irꝛsals und verfuͤhrung uͤber alle die/ die den glauben der warheit nicht wollē annehmen/ son- dern haben lust an der ungerechtigkeit 2. Thess. II. dafuͤr der Herꝛalle guthertzige menschen gnaͤ- diglich erretten wolle/ durch seinen H. Geist. Amen. Und so viel hab ich vom aͤusserlichen hiftori- schenglauben/ ja auch vom falschen gedichten wahnglauben zuvor wollen anzeigen/ darum daß wir doch einmal die trunckenheit unsers her- tzens bedaͤchtē/ unsere vermeßliche sicherheit fah- ren liessen/ daß wir aus gnaden unsern grossen unglauben/ unsere blindheit und unwissenheit lernten erkennen/ nicht diß fuͤr glauben hielten/ was fuͤr Gott kein glaube ist/ sondern vielmehr bedaͤchten/ was der Herr Christus fuͤr einen glau- ben meinet/ dem er so viel zugibt/ und auch mit des kindes Vater Marc. IX. im ernst schrey- en moͤchten: O HERR/ ich glaube/ komm zu A. K. H. Vierter Theil. Z 2 huͤlff Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. huͤlff meinem glauben/ denn was ist anders des jetzigen zancks/ fleischlichen eiffers/ hochmuths/ verachtung/ zwiespaltigkeit und wuͤterey schuld/ denn daß uͤberall kein rechter glaube/ ja auch kei- ne wahre liebe oder furcht Gottes fuͤr augen ist? sonst wuͤrde man sich in vielen stuͤckē und fuͤrneh- men wol weiter bedencken/ und umsehen/ und es ist auch gewiß/ so lange der mensch seine finster- nis fuͤr ein licht haͤlt/ und den unglauben seines hertzens im ernst nicht erkeñet/ deme ists unmoͤg- lich zum wahren rechten glauben immermehr zu kommen. Von welchem wir nun weiter sagen wollen. Der rechte wahre glaube ist eine himmlische gabe/ und Goͤttliche krafft von oben herab/ da- durch wir verwandelt/ neu geboren/ erleuchtet/ und zur seligkeit bewahret werden/ es ist der glau- be ein geistlicher verstand/ erkaͤntnis und em- pfaͤngnis der Goͤttlichen ewigen warheit (all- hie bey einem jeglichen auserwehlten/ nach dem maß der gabe Christi) darinnen fuͤr Gott stehet das gantze leben des gerechten. Von solchem geistlichen glaubē/ und sonst von keinem andeꝛn/ redet der Herr Christus: daß alle dinge moͤglich seynd dem/ der da glaubet/ und wie der glaube in der ordnung der geistlichen unsichtigen himmli- schendingen stehet/ und Goͤttlicher natur ist/ so ist alle seine art und eigenschafft auch geistlich/ von den elementen dieser welt ordentlich unter- schieden/ deßhalben kan er sich auf kein aͤusserlich leiblich ding richten/ daran hafften/ oder sich darauf verlassen/ vielweniger wil er die seligkeit und das leben darinn suchen (wie der gedichte vernunfft-glaube zu thun pflegt) sondern es muß sein object, anblick oder gegenwurff/ wie mans nennen soll/ das ist dasjenige/ was er war- hafftig ergreiffen/ daran er wesentlich hafften soll/ auch seiner art Goͤttlich und geistlich (nicht leiblich/ noch etwas dieser ordnung und wesens dazwischen vermischet) seyn. Der anblick und gegenwurff des glaubens ist allein Gott und das jenige/ damit er bey Gott handelt; ist der Herꝛ Christus das ewige allmaͤchtige wort des Va- ters nun im himmel/ da muͤssen wir durch den geist des glaubens alles bey GOtt suchen/ ho- len und empfahen/ was uns zur seligkeit von- noͤthen seyn will/ wie denn auch in CHristo al- le schaͤtze der erkaͤntnis Goͤttlicher weißheit/ geist- licher guͤter und des ewigen lebens verborgen lie- gen; drum sagt der Herꝛ im Johañe/ wie gehoͤret: wer in mich glaubet/ der hat das ewige leben; wer in mich glaͤubet/ spricht Gott im fleische/ das ist eben so viel gesagt/ als wer mich (der ich bin das ewige wort des himmlischen Vaters/ das leben/ der geist und Gott selbst) im worte und in der warheit ergreiffet/ durch Goͤttliche krafft/ die der glaube ist/ der hat die seligkeit/ den himmel und das ewige leben ergriffen. Also ermahnet auch Paulus den Timotheum/ auff daß er kaͤmpffe einen guten kampff des glaubens/ und ergreiffe das ewige leben. Jm him̃el aber/ und sonst nirgend anderswo/ muß der wahre glaube Christum Jesum unseꝛ le- ben und seligkeit suchen/ und ohne alle aͤusseꝛliche mittel auch beym brauche des H. Sacraments daselbst ergreiffen/ da fuͤhret er denn also durch Christum weiter zu Gott dem Vater ins himm- lische wesen/ nicht unter sich ins sichtige brod/ noch in irgend eine andere creatur auff erden/ und das ists auch/ das der Herꝛ sagt vom glau- ben/ da er spricht: Wer in mich glaubt/ der glaubet nicht in mich/ sondern in den/ der mich gesandt hat/ damit weiset der Hr. Christus alle- wege uͤber sich auff den Vater/ von welchem er war ins fleisch ausgesendet/ nicht daß er nicht wahrer Gott mit dem Vater im wesen gleich waͤre/ sondern allein darum/ auff daß er das ge- muͤth im glauben vom aͤusserlichen/ sichtigen/ auff ein ewiges unsichtiges uͤber sich fuͤhrte/ also sagt auch S. Paulus in der andern Epistel zun Corinthern/ da er spricht: Wir sehen nicht auff das sichtbare/ sondern auff die dinge/ die da unsichtbar sind; denn was sichtbar ist/ das ist zeitlich/ was unsichtbar ist/ das ist ewig. Was ist aber das sehen hie anders? Denn die erleuch- teten augen des innerlichen neuen menschens im geiste des glaubens erheben/ und allein auff Christum im himmel/ und durch ihn auff Gott den Vater als auff das ewige gut/ ausser- halb aller aͤusserlichen mittel/ zeit/ stelle und zu- fall dieses wesens richten/ und daran mit dem hertzen in wahrheit hafften; dabey bedencke nun maͤnniglich ferner/ was diß fuͤr ein glaube seyn moͤge/ der Christum im sichtigen brode/ oder unter der gestalt des brodes hie und da leiblich zu suchen/ sich also mit him̃lischem trost/ staͤrcke/ und gnaden in den creaturen zu fuͤllen vermei- net/ oder ob nicht vielmehr bey solchem glauben des wahren rechten trostes der geistlichen nie- sung/ und lieblichen suͤßigkeit Goͤttlicher gna- den/ ja auch der benedeyung des Vaters im him̃lischen wesen. Eph. I. dieser gestalt wird ver- fehlet/ dieweil man sich unterstehet/ diß bey den irꝛdischen creaturen in zeit und stelle zu suchen/ das doch alleine von Gott/ ausser aller zeit und stelle durch Jesum Christum solte gewartet und empfangen werden im H. Geiste. Aber von die- sem moͤchte man ferner mit anmerckung das er- ste capitel der ersten Epistel Petri lesen/ da hat S. Petrus klar gnug angezeigt/ wie es um den rechten glauben/ und um ein Christlich hertz ge- gen Christo im glauben stehe und gethan sey. Solcher glaube/ der mit Gott handeln soll/ nachdem er ohne mittel aus Gott durch das in- nerliche gehoͤr seines ewigen wortes herkoͤmmt/ (derhalben auch Gottes wort/ Christus/ ein wort des glaubens in der schrifft genennet wird) so kan er nirgend anderswo seine wohnung ha- ben deñ im geistlichen hertzen des neugebornen menschen/ welches Gott auch offt durch seine vorgehende gnade im augenblick zubereitet/ daß es der himmlischen gabe des rechten wahren glaubens (darum wirden H. Geist taͤglich bit- ten sollen) empfaͤnglich und gewahr werde. Daraus denn abereins folget/ daß die dinge/ die der glaube begreiffen/ und daran er hangen soll/ geistlich seynd/ und ins hertz kommen muͤs- sen/ welches aber weder das brod noch kein aͤus- serlich element thun kan; drum mag es auch in glauben keines weges mit eingeschlossen wer- den/ es waͤre denn/ daß man durch vernunfft und mit gedancken ein Phantasma fuͤr die wahr- heit/ und also schein fuͤr das wesen ins hertz setzen/ oder einzubilden gedaͤchte/ und daß man dassel- bige vermeinete/ fuͤr einen anblick des glaubens/ ja auch fuͤr ein geistlich essen zu halten/ und denn darauf einen gedichten verstand-glauben bauen und gruͤnden wolte; was solches aber fuͤr Gott gelten moͤge/ ist nun leicht zu ermessen. Aber aus dem rechten wahren glauben/ davon gesagt ist wor- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. ist worden/ hat der H. Petrus Christum einen Sohn des lebendigen Gottes bekennet/ Matth. XVI. Derhalben ihm auch vom Herꝛn Christo die seligkeit ist zugetheilet wordē: Fleisch uñ blut/ spricht der Herꝛ/ hat dir das nicht offenbaret/ das ist/ alles was aͤusserlich ist/ was menschliche kraͤf- te und verstand vermoͤgen/ hat dir diesen glau- ben und erkaͤntniß nicht gegeben/ sondern mein Vater im himmel; wie denn Petrus in solchem bekaͤntniß des glaubens nicht stehet auff etwas aͤusserliches gegruͤndet/ er sichet auch mit den au- gen seines hertzens nicht aufs fleisch/ sondern auf den/ deꝛ im fleisch wohnte/ und duꝛchs fleisch red- te/ welchen ihm GOtt der Vater hatte ins hertz getragen/ den bekennete er aͤusserlich/ uñ trug ihn wieder durch den glauben zum Vater in seine Goͤttliche herꝛlichkeit und ehre. Daher gehoͤret nun der spruch Pauli zun Roͤmern X. da er in einer summa | von diesem stuͤcke also saget: Mit dem hertzen glaubt man zur gerechtigkeit/ mit dem munde aber geschicht das bekaͤntnis zur seligkeit. Merck frommer mensch/ daß er spricht: Mit dem hertzen glaubet man; denn das neue geistliche hertz sieht auf den geistlichen glauben/ der die Goͤttliche ewi- ge gerechtigkeit Christum/ und in ihm die erb- schafft| des himmels mit sich bringet; wiederum so stimmet der glaube/ vergleicht und vereini- get sich mit dem hertzen/ daraus denn das be- kaͤntnis des mundes in aller gelassenheit/ fꝛeund- lichkeit/ und freudigkeit des geistes/ als ein aͤus- serlich zeugnis des innerlichen glaubens folget/ und aller der schaͤtze und guͤter/ die durch den glauben Christi im hertzen gefuͤhlet und erkant werden/ wie der Prophet sagt: Jch habe ge- glaubt/ darum habe ich geredt; in welchem be- kaͤntnis denn die gerechtigkeit/ krafft und gnade Gottes fuͤr der welt wird verkuͤndiget/ Christus wird gepreiset und glorifici ret im Heiligen Geiste; drum habe ich vor gesagt/ daß diß/ so man nun in gemein den glauben heist/ nach S. Pauli spruch viel billicher ein bekaͤnt- nis des glaubens moͤchte genant werden/ weil der glaube ein Goͤttlicher strom aus dem Hei- ligen Geiste/ ja der Heilige Geist selbst/ und die innerliche krafft Gottes ist im hertzen/ da- mit man die ewigen guͤter in Christo einnim̃t/ von tage zu tage darinnen reich wiꝛd/ aufwaͤchst/ zunimmt und fortgehet/ vom glauben in glau- ben/ von liebe in liebe/ von klarheit in klarheit; welches aber nicht jedermann/ der sich nun des Christlichen glaubens ruͤhmet/ so gemein seyn kan; daß aber etliche zu erhaltung ihrer opi- nion fuͤrgeben/ der glaube muͤsse einen aͤusser- lichen lieblichen anblick haben/ darunter er geistliche dinge verstuͤnde und begreiffe/ ist gantz irrig/ und mag fuͤr GOtt keines weges beste- hen. Denn zum ersten urtheilen sie von der natur und anblick des menschlichen historischen glaubens/ und uͤber das/ daß sie in Goͤttlichen haͤndeln die him̃lische dinge mit den irrdischen/ die geistliche mit den leiblichen/ und den geist mit dem fleische vermischen/ so halten sie auch wenig unterschiedes zwischen dem innerlichen und aͤusserlichen menschen/ ja zwischen dem glauben und glaͤubigen menschen. Denn ob wohl dem glaͤubigen menschen/ von- wegen des fleisches offtmahls ein leiblicher an- blick/ oder creatuͤrlich bild wird fuͤrgestellet/ darunter ein Mysterium und die geistliche wahrheit wird angezeigt/ in Christo verbor- gen/ so bleibt doch der glaube/ der sich auf solch Mysterium richtet/ darein blicket/ und geistli- che wahrheit allein erkennet/ in der ordnung der geistlichen dinge (eben als wohl/ als das Mysterium, daß er ergreiffet/ und daran haff- tet/ in seiner natur und ordnung bleibet) un- vermischet stehen/ daß zu gleicher weise/ wie das fleisch des geistlichen menschens im geistlichen handel Gottes seinen leiblichen an- blick hat; also hat auch der geist des glaubens seinen innerlichen anblick allwege unverruͤckt und ordentlich unterschieden. 8. Vom Lutherischen glauben beym Sacrament des altars. p. 101. Etliche nennen solches Impanationem, das ist so viel/ als daß das brod und der Leib Christi mit einander daselbst vereinbaret werden/ aber das brod doch brod bleibe/ es heisse aber nach aussprechung der wort/ nicht mehr ein ma- ter lich/ sondern ein geistlich Goͤttlich brod/ ja ein solches brod/ das ein Gottes brod und der leib Christi ist/ \&c. als ob Gottes wort Chri- stus/ die creatur des irrdischen brods/ und nicht allein den saamen Abrahæ an sich zu nehmen haͤtte versprochen/ oder als ob das leibliche brod des Goͤttlichen worts/ lebens und wesens em- pfaͤnglich/ daß es drein verwandelt/ oder damit einigerley weise koͤnte und moͤchte vereinbaret werden; so doch auch nicht die minste ursach solcher wesentlichen einigkeit oder verwande- lung weder aus den worten Christi/ noch aus der gantzen Heiligen Schrifft kan gezogen werden. Sonst wuͤrde es im Sacrament der Tauffe eben als wohl auch also muͤssen zuge- hen; nemlich/ daß das leibliche wasser mit dem geistlichen/ ja mit dem Heiligen Geist selbst aus krafft des wortes Gottes wuͤrde ver- menget/ oder aber in den Heiligen Geist obge- dachter transsubstantiation nach/ verwandelt; denn es ist dabey nichts minder Gottes wort/ und der Heilige Geist warhafftig gegenwaͤrtig/ als ins HErrn Nachmahl das wort/ der leib und blut Christi gegenwaͤrtig ist. 9. Was die haupt-ursach sey aller ir- rung bey den Sacramenten? Jn summa/ es mangelt obgedachten Lehrern/ uñ sonst uͤberall an einem rechtschaffenen geistli- chē urtheil/ damitsie diese geheimnisder Sacra- menten und anderer geistlichen sachen geistlich wuͤsten zu richten/ daß sie dabey das geistliche stuͤck (also zu reden) dem geistlichen/ das ist/ der glaͤubigen seele durchs lebendige wort/ (in dem alle himmlische schaͤtze getragen werden) zueig- neten/ desgleichen auch das leibliche und aͤus- serliche/ so im dienste gebrauchet/ und zum gantzen Sacrament gehoͤret/ bey dem leib- lichen/ aͤusserlichen menschen/ als ein hoch- wuͤrdiges zeichen/ oder sichtbarlich Sacra- ment unveꝛwandelt stehen liessen; also wuͤrden sie in der tauffe behalten die gnade GOttes/ ver- gebung dersuͤnden und den H. Geist/ des gleichen auch im Nachtmahl den wahren leib und blut des Herꝛn JEsu CHristi; damit wuͤrden sie auch die Sacrament Christi recht unterscheiden/ recht verstehen und gebrauchen lernen zur ehre Gottes und zu ihrer seligkeit; sonst koͤñen sie auf ihre fuͤr- genom̃ene weise kein sacramentrechtlehren/ und daß es den menschen seliglich sey/ fuͤrtragen/ Z 3 ich ge- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. ich geschweige/ daß sie nur ihnen selbst/ und an- dern das urtheil und straffe GOttes mit ihrem brauch mehren/ und das amt des H. Geistes beyn sacramenten verhindern. Zu dem irren und suͤndigen die nichts weniger/ so die sacrament/ es sey gleich die tauffe odeꝛ das nachtmal/ zeꝛtheilen (das ist/ das geheimniß wesentlich ausschliessen/ damit daß sie die Christliche tauffe fuͤr ein schlecht zeichen/ und das Nachtmal allem fuͤr ein wunder-gedaͤchtniß halten) als diejenigen suͤn- digen/ die dem aͤusserlichen sacramentischen wa- schen und dem leiblichen sacramentlichen essen heiligkeit/ gnad und seligkeit zugeben. Lib. I. des andern theils p. 70. 10. Rechenschafft oder bekantniß vom Nachtmal und vom brode des Heꝛꝛn. Vom geheimniß des Herꝛn Nachtmals. Zum ersten glaube und halte ich/ daß das Nachtmal des HErꝛn nach seinem wesen fuͤr Gott ein geistlicher Goͤttlicher handel des reichs Christi ist/ daß es ein himmlisch freudenreiches mahl/ essen und trincken ist/ welches innerlich im geiste des glaubens geschicht/ dadurch wir gemeinschaft mit Gott haben/ in welchem mahl unser lieber HErꝛ CHristus die Christglaubige seele mit seinem heiligen leib/ fleisch und blut ver- borgener/ heimlicher/ aber doch empfindlicher weise speiset/ traͤncket/ erquicket und nehret zum ewigen leben/ in deme/ so der mensch durch den glauben betrachtet und erkennet/ auch wahrhaf- tig glaubet und empfindet/ daß der leib CHristi fuͤr ihn sey in tod dahin gegeben/ uñ sein blut zur vergebung der suͤnden sey vergossen/ und durch den tod des creutzes eine speise und tranck zur saͤt- tigung seiner seelen/ und zum empfaͤngnis des Goͤttlichen lebens worden/ wie denn der HErꝛ Christus von speise/ essen und trincken Joh. VI. hell und klar hat gelehret/ da er unter andern spricht: Das brod/ das ich geben werde/ ist mein fleisch/ das ich gebē werde fuͤr das leben der welt. wie wenn wo man das brod der kinder GOttes esse. 11. Von der austheilung der speise und tranck ins HErꝛn Nachtmahl. Zum andern glaube und halte ich/ daß Chri- stus JEsus der sohn GOttes als der himmlische Hohepriester seines Nachtmahls tischgaͤste im H. Geiste auch selbst einlade ins heiligthum GOttes/ da er sie felbst mit seinem leib und blut aus seinem lebendigen wort speiset/ ihren inner- lichen menschen erquicket/ und einen einfluß sei- ner gnade/ zur mehrung aller froͤmmigkeit/ zum gewaͤchse in GOtt/ und zur bestaͤndigen versiche- rung der ewigen seligkeit giebt/ ja ihnen sich selbst gnaͤdiglich mittheilet/ davon auch der Herr Joh. VI. lehret/ so wol als er daselbst solche geistliche speise und nahrung zu suchen/ sich drum zu be- muͤhen und bekuͤmmern treulich hat ermahnet/ da erspricht: wircket speise/ die da nicht verdirbt/ sondern die da bleibet ins ewige leben/ welche euch des menschen sohn geben wird/ denn diesen hat GOtt der vater besiegelt; da man bald kan mercken/ daß kein anderer/ denn der Sohn des menschen Christus selbst die speise des ewigenle- bens auszutheilen von Gott dem Vater gewalt und macht empfangen habe/ und er allein dazu sey bestellet und besiegelt. Der das Nachtmahl des HErrn recht haͤlt/ isset das brod GOttes und Gott im brode/ er ergreift alle wege mit und in dem brode das leben uñ wesen des brods/ er is- set von dem/ in welchem die gantze fuͤlle der Gott- heit wohnet zu erhaltung der seelen/ zur staͤrcke des gewissens und zur eꝛquickung des heꝛtzens im geistlichen reichthum GOttes. Welche nun nicht ein geistlich urtheil haben/ verstehen alda durchs brod das sacramentliche brod/ als ob man solche guͤteꝛ im selbigen bꝛod finden moͤchte/ ob sie wol sehen/ daß sie niemand draus hat em- pfangen. 12. Von tischgaͤsten des HErꝛn Nachtmahls. Zum dritten folgt nun aus diesem/ daß sol- che himmlische gabe und Goͤttliche speisung uñ saͤttigung der seelen/ nicht jedermañ widerfaͤhrt noch gemein ist/ so wenig als der wahre glaube jedermans ding ist/ 2. Tim III. sondern allein den auserwehlten kindern GOttes wirds gege- ben/ den bußfertigen/ GOtt-ergebenen men- schen/ welche den teuffel mit seinen anfechtungen in der gnade Gottes uͤberwinden/ und die suͤnde in ihnen nicht lassen herꝛschen/ sondern taͤglich dawider streiten. Solche speiset der HErr im ge- heimniß des glaubens empfindlich und wahr- hafftig/ mit seinem lebendigen himmel-brod/ wie Apoc. II. stehet geschrieben: Wer uͤberwin- det/ dem will ich zu essen geben von dem verbor- genen manna. Und bald darnach: So sey nun eifrig und thue busse/ siehe/ ich bin fuͤꝛ die thuͤr ge- treten und klopffe an/ so jemand meine stimme hoͤren wird/ und die thuͤr (nemlich seines her- tzens) auffthun/ zu dem werde ich eingehen/ und das Nachtmahl mit ihm halten/ und er mit mir/ spricht der HErꝛ Apoc. III. Siehe/ das halte ich fuͤr das rechte Nachtmahl des HErꝛn/ welches allhie geschicht nach der wahrheit des glaubens/ inbruͤnstigeꝛ andacht des heꝛtzens/ dort abeꝛ voll- kom̃lich im gegenwaͤrtigen schauen mit ewiger wonne und freude wird angehen/ zu welchem auch der HErr im Evangelio Matth. XXII. Item. Luc XIV. jederman einladet/ da das neue/ der neue himmlische tranck mit dem HErrn im reiche seines Vaters wird getruncken/ davon er Matth. XXVI. sagt/ und solchen tranck vom ge- waͤchse dieses weinstocks deutlich unterscheidet. Aus welchem allem leicht zu sehē ist/ weꝛ die seynd/ die des Herrn Nachtmahls in der warheit fuͤr GOtt theilhafftig werden/ darzu eigentlich rechtschaffne Chꝛistē/ das ist/ gesalbte des Herꝛn/ uñ neue wiedergebornē menschē wollen gehoͤꝛen/ die wideꝛ die suͤnde ritteꝛlich kaͤmpffen/ Chꝛistum mit der wohlthat seines creutzes und todes in ih- rem hertzen empfinden/ und glauben/ daß ihnen ihre suͤnden durchs blut Christi seynd abgewa- schen und vergeben/ die auch solches in schuldi- gem gehorsam und danckbarkeit mit ihrem Christlichen leben/ ja allen guten wercken bewei- sen/ die liebe gegen dem naͤchsten uͤben ꝛc. 13. Von der einsetzung des H. Sacra- ments/ oder brods des HErrn. Zum vierten/ so ist nun um solcher gnaͤdiger wolthat Christi willen/ dieselbige zu bedencken/ ihm drum zu dancken/ lob zu sagen/ auch das brod des HErrn zu brechen/ oder das sichtbarli- che sacꝛament des Nachtmahls zuꝛ dancksagung und zum| wieder-gedaͤchtniß des HErꝛn vom HErrn JEsu CHristo vor seinem abscheid ein- gesetzet worden/ auff daß die Christglaubigen/ die also seines leibes und blutes innerlich in ihꝛer seelen ins HErrn Nachtmahl theilhafftig wer- den/ Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. den/ den tod des HErrn (wie es Paulus klaͤr- lich ausleget) dabey sollen verkuͤndigen/ und dem Herrn seiner erloͤsung vom ewigen tode/ sei- ner speisung/ leben digmachung und aller wol- that mit vollem hertzen und mund/ lob/ ehr und danck sagen. 14. Von der unterscheidung der zwey- erley brod/ das ist des geistlichen es- sens/ und wiedergedaͤchtniß bey des HErrn Nachtmahl. Zum fuͤnfften/ so seynd nun zweyerley brod uñ tranck im gantzen sacramentlichen handel des Herrn Nachtmals zu bedencken/ wo es mit rech- tem verstande/ glauben und erkaͤntniß im gange der gnadē wird erhalten/ eins fuͤr den iñerlichen/ das andere fuͤr den aͤusserlichen glaͤubigen men- schē. Das iñerliche geistliche brod oder essen/ das die seele speiset/ vermag niemand zu gebē/ wie ge- hoͤrt/ denn allein CHristus selbs im H. Geiste/ welches auch alle wege muß vorangehen/ und stehet in dem/ so in der begaͤngniß des HErrn Nachtmahls das brod-brechen des Herrn/ mit seiner folgenden lehre von seinem leib und blute/ recht bedacht und verstanden wird/ also daß das wesen/ natur und vermoͤgen des dargegebenen leibes und blutes CHristi/ zuvor aus dem wort des HErrn/ das ist mein leib ꝛc. durch den glau- ben erkant und begriffen werde/ so hat man den leib CHristi|gegessen ꝛc. und geschmeckt/ wie suͤß und lieblich der HErr ist. Darauff denn das sa- cramentliche aͤusserliche essen zur verkuͤndigung des todes des HErrn/ und zur dancksagung sei- ner erloͤsung und speisung nachfolget/ daß also jegliches mit gebuͤhrlicheꝛ betrachtung/ und/ wie es die H. Schrifft anzeigt/ im ernst und einbruͤn- stigkeit bedacht und gehalten werde/ davon auch im Psalm stehet geschrieben: die elendē (das seynd die armen im geiste/ die hungerig und durstig seynd nach der gnade und gerechtigkeit Gottes) die sollen essen/ daß sie satt werden/ und sie werdē/ den Herrn loben/ und nach ihm fragen Ps. XXII. darum so will nun vonnoͤthen seyn/ daß bey der begaͤngniß des Herrn Nachtmahls/ oder beym brauch des sacraments/ das Goͤttliche innerliche werck CHristi in der seelen/ das ist/ die geistliche speisung/ lebendigmachung/ ja das innerliche geistliche essen und trinckē des leibes und blutes Christi aus dem wort des HErꝛn/ welches im glaubē stehet/ vom aͤusserlichen sacramentlichen essen oder wiedergedaͤchtniß (wie sonst das leib- liche essen vom gratias ) durch ein geistlich urtheil mit richtigem verstande gebuͤhrlich werde unter- scheiden/ damit jedes in seiner ordnung nach dem innerlichen und aͤusserlichen menschen mit dem andern unvermenget bleibe/ daß auch eins nicht aus dem andern/ das geistliche aus dem sacra- mentlichen geholt/ noch mit dem andern exhi- bi rt oder uͤberreichet werde/ wie solches keines weges muͤglich/ ja so wenig als der regierende Himmels-Koͤnig JEsus CHristus hie und da/ bey aͤusserlichen dingen ausserhalb seines him̃el- reichs solle gesucht oder drauß moͤge empfangen werden. Wider welches auch Paulus hat ge- geschrieben/ da er die Christen ermahnet und spricht: Seyd ihr nun mit Christo auferstanden/ so suchet was droben ist/ da CHristus ist/ sitzend zu der rechten GOttes/ Col. III. Davon Paulus einen guten unterscheid giebt/ wo wir hinfuro CHristum sollen suchen/ deßhalben denn auch das sursum corda, das ist/ er hebt eure hertzen hin- auff zum Herꝛn vorm brauch des sacraments ist gesprochen/ und der handel des HErꝛn Nacht- mahls Mysterium fidei, das ist ein geheimniß des glaubens bey den alten ist genant worden/ damit anzuzeigen/ daß solche geistliche speisung des leibes und blutes CHristi allein im glauben/ und durch den glauben wird genossen/ erkant und verstanden/ welcher glaube sich nicht auffs sacramentliche brod/ noch auff etwas aͤusserli- ches/ sondern uͤber sich auff den regierenden Herꝛn CHristum/ und auff sein lebendiges wort richtet/ daraus er auch den leib un blut CHristi holet/ ja CHristum mit seinen himmlischen guͤ- tern und aller wolthat dem glaubigen hertzen heimbringt. 15. Von der gegenwaͤrtigkeit CHri- sti bey der begaͤngniß des HErꝛn Nachtmahls. Zum sechsten ist nun auch die gegenwaͤrtigkeit des HErꝛn CHristi in seinem Nachtmal wolzu unterscheiden/ also daß der Herr/ wenn seine ein- setzung und wieder gedaͤchtniß nach seinem willen wird gehalten/ wahrhafftig im H. Geiste zuge- gen sey/ nicht aber auswendig auff dem altar/ weder bey dem sacramentlichen brod/ drinnen oder drunter/ welches auch der HErꝛ CHristus nie hat verheissen/ ja vielmehr im Evangelio dafuͤr hat gewarnet/ da er spricht: So denn je- mand zu euch wird sagen: Siehe/ hie ist Chri- stus/ oder da/ so sollet ihrs nicht glauben/ Matth. XXIV. und Luc. XVII. Es wird die zeit kom- men/ daß ihr werdet begehren zu sehen einen tag des menschen sohnes/ und werdet ihn nicht se- hen/ und sie werden zu euch sagen/ siehe hie/ siehe da/ gehet nicht hin/ und folget auch nicht; darauff sagt der HERR weiter: Denn wie der blitz oben vom himmel blitzet/ und leuchret uͤber alles/ das unter dem himmel ist/ also wird des menschen sohn an sei- nem tage seyn. Da man bald siehet/ wie es mit der zukunfft und gegenwaͤrtigkeit Christi zugan- gen/ und daß er nicht hie und da bey den todten elementen gegenwaͤrtig/ noch im brode ist/ da- von auch die Engel zu den weibern sagen: Was suchet ihr den lebendigen bey den todten? Son- dern daß Christus im glaubigen hertzen der wah- ren tisch gaͤste gegenwaͤrtig/ und zu der rechten seines Vaters mit seinem leib und blut sey zu suchen/ da auch alle glaͤubige durch das sursum corda wahrhafftig sein geniessen von dannen er auch kuͤnfftig ist zu richten die lebendigen und die todten. Darum so will Christus der regierende Koͤnig der ehren/ seinen eingenommenen himmel nicht verlassen/ und da leiblich zum sichtbarlichen brod und wein wieder herab kommen/ sich damit ver- einigen/ oder dadurch empfangen werden/ son- dern im geheimniß des glaubens ist er durch den H. Geist mit seiner speisung/ einwohnung und lebendigmachung gegenwaͤrtig allen glaͤubigen hertzen/ wie gesagt/ deren die des HERRN brod zu seinem wiedergedaͤchtniß wuͤrdig essen und brechen/ deren wandel auch im himmel ist/ wie Paulus sagt Phil. III. Sie bleiben in Chri- sto/ und Christus bleibet in ihnē/ ja er ist alles in allen Col. III. Daß die gegenwaͤrtigkeit Chri- sti drum ins HErrn Nachtmahl nicht wird ver- leugnet/ ob man gleich Christum nicht ins brod auswendig seinem reiche stellet/ noch zum ver- ruͤcklichen brode mitgesellet; man bedencke nur recht/ Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. recht/ was des Herrn Nachtmal sey/ was fuͤr tischgaͤste dazu gehoͤren/ wie und wenn es in der wahrheit recht werde gehalten/ so siehet man denn balde/ daß er nicht in/ unter oder mit dem brod da zugegen ist/ sondern wie jetzt ge- hoͤret/ in den wiedergebornen geistbegierigen gottliebenden hertzen ist er gegenwaͤrtig/ die er beym brauch des sacraments und sonst speiset/ in welchen er auch durch den glauben wohnet/ Eph. III. Und so offt das Nachtmahl im rechten verstande/ glauben und erkaͤntniß Christi wird gehalten/ sich mit gnade/ krafft/ geist und wolthat in solchen immer je mehr ergeust/ dar- aus der glaͤubige mensch waͤchst/ und sich in der liebe gegen Gott und den naͤchsten/ zuvoran ge- gen den mitbruͤdern (welche auch mit ihm ein leib und brod seyn) thaͤtig beweiset/ alles in der gnaden des HErrn. 16. Vomrechten verstande der wort: Das ist mein leib ꝛc. ins HErꝛn Nachtmahl. Zum siebenden/ will ich nun auch von den worten der speise und tranckes des leibes und blutes CHristi rechenschafft geben; da halte und glaube ich/ daß die wort/ wenn der Herr spricht: Das ist mein leib ꝛc. GOttes lebendige worte seynd/ und deßhalben geistlich gerichtet und Goͤttlich sollen verstanden werden/ und moͤgen gar nicht mit dem Hoc est, oder das/ auffs sicht- barliche sacramentliche brod gedeutet werdẽ; wie denn der HErr CHristus viel ein hoͤher kraͤffti- ger brod/ nemlich ein him̃lisch lebendigmachen- des brod/ und eine geistliche speise der seelen da- mit hat gemeinet/ da er nach dem werck des brodbrechens spricht: Das ist mein leib/ der fuͤr euch gebrochen wird; und nachdem die Juͤnger alle aus dem kelch hatten getruncken/ wie Mar- cus schreibt: Und sie truncken alle daraus/ sprach er zu ihnen: Das ist mein blut des N. Testaments/ das fuͤr viele vergossen wird. Des Herrn brod brechen dienet zu verstehen das we- sen/ eigenschafft und vermoͤgen des gebroche- nen dargegebenen leibes Christi. Drum sagt Christus daselbst: Das ist ꝛc. JST bringet we- sen uñ eigenschaft seines leibes mit/ so er fuͤr uns gegeben; also auch vom kelch oder tranck zu re- den/ und gehoͤret beedes in den glauben/ wel- cher/ so er das wesen und vermoͤgen des leibes und blutes Christi verstehet und ergreifft/ so hat er ihn gegessen. Der Herr Christus meinet da/ mit gedachten worten/ noch mit dem zeig- woͤrtlein Das/ nicht den sichtbarlichen tranck oder kelch/ noch das sichtbaꝛe vergaͤngliche bꝛod/ als ob dasselbige der leib und blut Christi sey: Denn seine woꝛt von seinem leibe/ fleisch und blut seynd geist und leben/ wie er selber sagt/ dar- um sie auch nicht vom aͤusserlichen brod und wein verstanden werden/ sondern sie fuͤhren aus des HErrn brodbrechen das glaͤubige gemuͤth uͤber sich/ und reden von einem geistlichen brod/ und von einer lebendigmachenden speise und tranck der seelen/ und bringen den verstand mit/ daß nemlich der leib CHristi/ so er fuͤr uns gegeben/ und sein blut/ nach dem ers fuͤr unsere suͤnde vergossen/ nach seiner art/ amt und eigenschafft/ das der Christglaͤubigen seelen sey/ was ein gebrochen/ gegessen/ sichtbaꝛlich brod uñ tranck/ nach seiner speißlichen art und eigen- schafft dem natuͤrlichen leibe ist/ wie sonst an- derswo mehr davon stehet geschrieben/ damit auch alle Evangelisten stimmen/ so wol als sol- cher verstand wider keinen artickel des glaubens/ noch auch wider keinen punct der H. Schrifft ist. Darum muß man durch ein geistlich ur- theil diesen Goͤttlichen handel des HErꝛn Nacht- mahls oder tisches wol unterscheiden/ und das geistliche dem geistlichen/ wie Paulus lehret/ vergleichen und zueignen/ so wol als das leibli- che dem leiblichen/ daß wir wissen und erkennen/ die speise und tranck unserer seelen zum ewigen le- ben/ und derselbigen geniessen in einem wahren glauben/ ist das erste/ wenn man des HErrn Nachtmahl haͤlt/ doch daß solche speise und tranck keines weges ans sacrament gebunden werde/ sondern beym Herrn frey stehen bleibe; drum wenn man des Herrn Nachtmahl ordent- lich haͤlt/ da soll man sonderlich und am ersten die speise und tranck seines leibes und blutes/ wie Paulus/ auch der Herr selbst bezeugt/ handeln/ bedencken und geniessen zum empfaͤngnis weite- rer gnaden. Kuͤrtzlich/ so will der Herr Christus mit ge- dachten worten: Das ist mein leib ꝛc. lehren/ daß sein dargegebner leib und blut aller wahrglaͤubi- gen speise/ nahrung/ ewiges leben/ krafft/ freude/ trost staͤrcke/ und erquickung sey/ daraus sie em- pfahen und nehmen die ewige seligkeit/ auch wachsen und ersuͤllet werden mit aller fuͤlle Got- tes. Das ist der sinn und die meinung des Herrn Christi/ in den worten des Nachtmahls von seinem leib und blute; welcher solches recht glaͤubet/ der hat den leib des Herrn gegessen/ und schmeckt/ wie suͤß und lieblich der Herr ist. Wei- ter ist zu mercken/ daß gedachte worte mit den worten Christi Joh. VI. da er sagt: Mein fleisch ist die rechte speise/ und mein blut ist der rechte tranck/ einen sinn fuͤrtragen/ und billich sollen vergleicht/ auch das mindere durchs meh- re ausgelegt/ und verstanden werden/ so wol als der Herr Christus Joh. VI. von keinem an- dernessen und trincken seines leibes/ fleisches und blutes redet und lehret/ denn im Nachtmahl/ nemlich von einem einigem geistlichem essen und trincken/ welches er anfaͤnglich heist suchen oder wircken/ von welchem er auch viel gewiß/ unwie- derrufflich und bestaͤndig daselbst hat gelehret/ so wol als er solches nachgehends im Nachtmahl mit den worten: Das ist mein leib ꝛc. erneuert/ wiederholet/ bestaͤttiget und confirmir et. 17. Von den worten und befehl des HErꝛn: Das thut zu meinem ge- daͤchtnis. Zum achten folget nun drauff der befehl/ und die einsetzung des brods der dancksagung/ da der Herr zu seinen Juͤngern spricht: Das thut zu meinem wiedergedaͤchtnis/ welche worte und befehl Paulus 1. Cor. XI. ferner erklaͤret und ausleget/ da er des Herrn Nachtmahl beschrei- bet und anhebet: Jch habees von dem HErrn empfangen ꝛc. biß: Daß thut so offt ihrs trincket zu meinem wiedergedaͤchtnis; folget drauff die erklaͤrung: Denn so offt ihr von diesem brod esset/ und von diesem kelch trincket/ sollet ihr den tod des Herrn verkuͤndigen/ biß daß er kommt. Beym ersten ist das wesen des leibes Christi aus den worten: Das ist ꝛc. und was uns Christus durchs creutz woꝛden sey/ zu holen zu unserer selig- keit; beym andern: Das thut ꝛc. kom̃t solches im wiedergedaͤchtnis alles wieder mit lob und dancksagung ꝛc. Es will gleich wol auch glauben/ und Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. und verstand haben/ als daß Christus solches geredet; item, wer da sey der meine/ was zum wiedergedaͤchtnis gehoͤre; uͤber das aber fordert er das nachthun des brodbrechens Christi. Da man auch des Apostels auslegung hell und klar siehet/ was der Herr mit dem Hoc facite, oder thuend das/ allda habe gemeinet/ nemlich daß die Christglaͤubigen sollen zusammen kommen/ und in der Gemeine Gottes des HErrn brod mit einander zu seinem wiedergedaͤchtniß bre- chen/ essen und des HErrn tod verkuͤndigen/ biß daß er komme/ sie sollen dem Herrn/ daß er ih- nen durch den tod zur erloͤsung/ speise und ewi- gen saͤttigung worden ist/ lob und danck sagen. Der Apostel saget daselbst (welches auch wol zu mercken ist) der Herr werde kommen/ man solle sein wiedergedaͤchtnis halten/ biß er kom- me/ so sagen jetzt etliche/ er sey zuvor da/ in oder beymbrod gegenwaͤrtig/ ohne allen grund und beweisung/ wider vermoͤg der wort der ein setzung Christi/ ja wider seine ehr und herrlichkeit; denn er nicht im brod/ sondern im glaͤubigen hertzen zu wohnen hat verheissen/ dem er auch beym rechten brauch des Sacraments im glauben/ durch welchen es die geistliche speise aus dem worte des Herrn hat ergriffen/ gegenwaͤrtig ist/ wie vor ge- hoͤret ꝛc. Summa/ Christi des Herrn einsetzung und be- fehlbringet nichts mehr mit/ denn daß die seinen nemlich alle wahre Christen und glieder des lei- bes Christi/ in deren hertz/ seel und gewissen Chri- stus lebt/ regiert und wohnet/ alle diejenigen/ sa- ge ich/ die seiner erloͤsung/ wolthat und lebendig- machung oder gerechtigkeit theilhafftig wor- den/ die mit seinem leib und blut in ihrer seele/ zum ewigen leben gespeist/ genehret und unterhalten werden/ solche sollen zu- sammen kommen/ das Sacramentliche brod brechen/ und den wein trincken zu des Herꝛn wiedergedaͤchtniß und dancksagung/ welches auch weiter aus der Apostel geschicht/ da die Juͤnger zusammen kamen/ das brod zubrechen/ alles dermassen wird bewaͤhret. So wol als S. Paul der treue diener Christi also hat gelehret/ auch solches mit der gemeine Christi gehaltē/ ge- than uñ bestaͤtiget/ da er spꝛicht/ wie jetzt gehoͤret: man solle des Herrn brod essen/ seine wiederge- daͤchtniß halten/ seinen tod dabey verkuͤndigen/ biß daß er komme; ob wol etliche jetzt das wider- spiel reden/ nemlich als ob CHristus sein selbst wiedergedaͤchtniß sey/ wenn sie ihn/ als ob er im sacramentlichē handel auswendig dem glau- bigen hertzen/ ja auch auswendig dem him̃el/ in oder im brodte da gegenwaͤrtig sey/ lehren/ wel- ches alles wider die einsetzung Christi; wie auch diß fuͤr Gott keinen bestand hat/ so man das geistliche essen des leibes und blutes Christi/ das durch den glauben geschicht/ mit dem leiblichen wiedergedaͤchtniß oder gratias in einen hauffen unordentlich vermenget/ ja das herꝛliche geistli- che Nachtmal des Herꝛn/ in welchem die Christ- glaͤubige seele wird gesaͤttiget/ je laͤnger je mehr damit verdunckelt. Aus diesem will nun auch unwidersprechlich folgen/ daß alle diejenigen die einsetzung Christi nicht recht verstehen noch bedencken/ die da sa- gen/ wenn das sacramentliche brod des Herrn empfangen weꝛde/ so werde auch zugleich deꝛ leib Christi im geheimnis empfangen; da sie aber unꝛecht dꝛan seyn/ am eꝛsten darum/ daß die geist- liche speise und tꝛanck des leibes und blutes Chri- sti solcher gestalt ans sacramentliche brod wuͤrde gebunden: Zum andern/ daß draus wuͤrde fol- gen/ daß Judas und alle unwuͤrdige/ die des HErrn brod oder das sacrament empfingen und aͤssen/ auch mit dem leibe und blut Christi muͤsten gespeiset werden/ wenn eins neben dem andern allwege seyn solte/ welches aber wider die gantze Schrifft ist/ denn wie stimmet Christus mit Belial? ꝛc. 2. Cor. 6. Er ist von den suͤndern ab- gesondert/ und hoͤher worden/ denn der himmel ist/ Heb. VII. da ihn freilich kein suͤnder noch Gottloser kan erreichen. Zum dritten ists auch wider die arth des wahren glaubens/ der die geistliche speise der seelen/ nicht hienieden beym sacramentlichen brod/ sondern droben bey Chri- sto selbst/ in der rechten seines vaters sitzend/ aus seinem lebendigen wort holet. Zum vierten ist solch fuͤrgeben auch drum unrecht/ daß die him̃- lische geistliche dinge keines weges den irꝛdischen leiblichen dingen nachfolgen/ weder damit uͤber- geben noch empfangen werden: denn solches wider des H. Geistes arth so wol als wider das reich Chꝛisti ist; es wuͤrde auch folgen/ daß Chꝛi- stus nicht das haupt deꝛ kiꝛchen/ noch mit seinem leibe durch gelenck und fugen waͤre verleibt und vereiniget/ welches man alles weiter kan erklaͤ- ren. Zum fuͤnfften/ so wuͤrde auch die ordnung Christi damit gantz vertunckelt/ wenn die danck- sagung und das widergedaͤchtniß vorm geistli- chen essen oder je demselben zugleich gehen solte/ oder wuͤrde je eins auffs minste mit dem andern vermenget. Drum so stehet das geistliche essen uñ trincken des leibes und blutes Christi fuͤr sich selbs im glauben/ und ist nicht ans brodbrechen oder wiedergedaͤchtnis gebunden/ sondern es ist vielmehr dagegen das wiedergedaͤchtnis ans geistliche essen/ das im glauben stehet/ gebunden/ also daß keine wiedergedaͤchtniß/ brodbrechen oder sacramentliche essen und trincken des leibes und blutes Christi recht wuͤrdig und ohne schuld und gericht moͤge geschehen/ oder gehalten wer- den/ gleichwie auch keiner mag ein recht gratias ohne gleißnerey sagen/ er habe denn zuvor geges- sen/ sey gespeiset/ erquicket und satt worden. Darum so muß das geistliche essen des leibes/ fleisches und blutes CHristi im glauben beym rechten verstand der wort/ das ist mein leib ꝛc. alle wege vorangehen/ und denn nach des Herꝛn befehl alles fein ordentlich in der Christlichen gemeine folgen. 18. Was der wahre geistliche stand sey. p. 415. Wir wollen bedencken/ was der wahre geist- liche stand an ihm selbst fuͤr GOtt sey/ und was das fuͤr leute seyn/ die darein gehoͤren/ oder dazu gezehlet moͤgen werden/ was auch ein recht geist- liche person sey/ kuͤrtzlich also: Der geistliche stand ist ein solcher stand/ den der HErꝛ Jesus Christus durch den H. Geist/ nach dem er ihn von dem himmel uͤber alles fleisch ausgegossen/ mit allen menschen/ so in ihn glauben/ zur wah- ren geistlichkeit und gerechtigkeit/ die fuͤr Gott gilt/ auffgericht und eingesetzet hat/ wie er ihn auch im H. Geiste regiert/ fuͤhrt/ erhaͤlt/ und ober- ster HErꝛ dieses standes ist/ da kein Jude noch Grieche/ kein knecht noch freyer/ kein mann noch weib/ sondern ein leib in JEsu Christo ist/ wie Paulus sagt Gal. III. Col. III. Da Christus alles in allen gliedern seines geistlichen A. K. H. Vierter Theil. A a standes Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. standes ist/ alles in ihnen durch den H. Geist wuͤrcket und erfuͤllet/ 1. Cor. XII. Eph. I. Da weder beschneidung noch vorhaut etwas gilt/ sondern eine neue creatur/ und der glaube/ der durch die liebe thaͤtig ist. Gal. V. VI. Es ist kuͤrtzlich der geistliche stand (wenn man im grund und mit der H. Schrifft will davon re- den) nichts anders/ denn der geistliche leib/ der von Christo/ dem haupte/ durch den H. Geist in der fuͤlle der zeit aus dem fleisch/ odeꝛ dem men- schen erzeuget/ und erbauet wird zum lebendigen tempel Gottes; es ist die heilige Chꝛistliche kiꝛche/ die gemeine der erstgebornen/ die im himmel seyn beschrieben/ die braut Christi/ welcher auch ist der helffer und heiland seines leibes/ des glie- der die edlen reben seynd/ so aus dem weinstock Christo wachsen/ und in ihm gute fruͤchte brin- gen/ welches eigentlich allein der geistliche stand ist/ als der durch den H. Geist bestehet/ auch durch ihn in Christo wird regirt/ der auch aus Christo sein gewaͤchs/ nahrung und zunehmen holet und empfaͤhet. Col. II. Dieweil aber der H. Geist (der geist des Herrn Jesu Christi) ein geist der freyheit ist/ und wo der geist des Herrn/ spricht Paulus/ ist/ da ist freyheit/ 2. Cor. III. Deßhalben er auch ei- nen ungezwungenē freyen stand/ wesen und ord- nung (wir meinen nicht die freyheit des flei- sches/ sondern die freyheit des geistes und ge- wissens) mit einem freyen selbstwilligen volck und Gottesdienste muß handhaben/ fuͤhren und auffrichten/ einen solchen stand/ der des gewissens halben allein auff Christum/ Gottes wort gegruͤndet/ und damit weder an gesetz/ zwang/ ceremoni en oder menschen-regel ist ge- bunden/ so folgt unwiedersprechlich/ daß der cloͤster/ ordens-personen/ Moͤnch und Priester- stand/ wie es heut damit stehet/ darinnen man die gewissen mit menschen-gesetzen verstrickt und gefangen haͤlt/ darein man auch vertrauet/ und auff ceremoni en ausser dem wort GOttes/ und ohne zeugniß der H. Schrifft sich verpflicht/ oder gute tage darinnen suchet/ nicht vom Heil. Geist/ noch vom geist der freyheit wird regirt/ viel minder von ihnen herkommen ist/ noch kein wahrer geistlicher stand fuͤr GOtt seyn kan/ wie er auch keines weges der geistliche leib Chri- sti mag genennet werden: Dann er waͤchst nicht zur groͤsse GOttes/ haͤlt sich auch nicht an das haubt Christum/ aus welchem sonst der gantze leib des geistlichen standes durch gelencke und fugen handreichung empfaͤhet/ Col. II. Er kan sich auch nicht des freyē geistes Christi/ noch sei- neꝛ gnaden zufluß/ woꝛtes und Evangelii halten/ sondern er haͤlt sich vielmehr an seine Praͤlaten/ Obeꝛn/ ihre Oꝛdens-haͤupteꝛ/ gesetz uñ menschen- regeln/ so nach eigener wahl der veꝛnunfft einher- gehen/ darum so moͤchte gedachter stand mehr ein menschlicher und ordens-stand/ weder der Goͤttliche geistliche stand/ ja weder der stand GOttes und seines geistes genannt werden. Worinn der wahre geistliche stand stehe. Sintemal nun der wahre geistliche stand/ oder desselbigen grund und wesen/ nicht in ge- setzen/ kirchen-ordnung/ ceremoni en oder ge- boten stehet/ sondern im geistlichen wesen Got- tes/ und unsers Herrn Jesu Christi/ das allhie ergriffen wird durch den lebendigmachenden glauben/ er stehet und gehet in einem freyen trieb/ lehre/ uͤbung/ krafft und einfluß des H. Geistes/ der da geistet wo er will/ er beweget das hertz/ ja auch mund und lippen/ wenn er will und wie er will ꝛc. So folget weiter/ daß solcher stand keineswegs mit menschen-gesetzen kan auffge- richtet/ erhalten/ gebessert und menschlicher wei- se reformi rt werden; ja so wenig/ als das hertz durch solch aͤusserlich ding wird erneuert/ und der fleischliche affect der suͤnden in geistlichen af- fect der tugend dadurch verwandelt kan wer- den/ eben so wenig wird der geistliche stand fuͤr Gott daduꝛch reformi rt. Mit weltlichen staͤndē/ die in aͤusserlichen leiblichen dingen stehen/ hats eine andere gestalt oder meinung/ wie auch mit dem gesetz Mosis/ das in buchstabē/ ceremoni en und aͤusserlichen satzungen stund/ dem konnte man wol aͤusserlich helffen/ da es war verfallen/ wie auch der Koͤnig Josias gethan hat/ davon 4. Reg. XXIII. aber im Christenthum und geistlichem stande/ da nicht der buchstabe/ son- dern der geist das fuͤrnemste ist/ muß das Evan- gelium frey verkuͤndiget/ und das hertz innerlich durch den H. Geist erneuert und begeistet wer- den/ es laͤst sich da nicht mit den alten dingen flicken oder bletzen/ sondern es muß alles neue seyn/ Gottesdienst/ hertz und gewissen: Man fas- set nicht neuen wein in alte schlaͤuche/ spricht der HErꝛ/ davon auch 2. Cor. V. Paulus sagt: Jn CHristo ist das alte vergangen/ siehe/ es ist alles neu worden/ wie auch der rechte Gottesdienst im N. Testamente im geist und in der wahrheit gehet/ ja in freyer feiner Goͤttlicher ordnung der selbstwilligen wiedergebornen hertzen stehet/ da- von die Apostolischen schrifften weiter zeugen: Wir seynd die beschneidung/ spricht Paulus/ die wir GOtt im geiste dienen. Darzu denn auch will gehoͤren/ was er 2. Cor. III. vom unterscheid des amts des geistes und buchstabens hat geschrieben/ so wohl/ als da er die Galater strafft/ daß sie im geiste an- gefangen und im fleische wollen fortfahren und beschliessen; Aber spricht doch Luc. XVII. Chri- stus selbst: Das Reich GOttes (welches all- hie nichts anders denn der geistliche stand ist) kom̃t nicht mit aufmerckung/ oder aͤusserlichen aufsaͤtzen und gebaͤrden/ sondern es ist inwen- dig in euch/ spricht der HErr; da bedencke nun ein jeder Gottsfuͤrchtiger mensch/ ob es mit dem gemeinen Closter-leben dieser zeit/ und mit dem jetzigen Priesterstande dermassen gethan sey/ wie der HErr und Paulus anzeigt/ uñ ob solches fuͤr den mehrerntheil nicht vielmehr eine gleiß- nerey sey/ weder daß es der wahre geistliche stand im grunde fuͤr Gott moͤge genennet wer- den. Nicht daß ich drum/ ob ich gleich aus der Heiligen Schrifft anzeige/ was der wah- re geistliche stand sey/ jemand wolle verdam- men oder verachten/ das sey fern; denn GOtt kan die seinen auch mitten in Babylon/ ich schweige/ in einem Closter/ Priester-oder Or- dens-stande/ wohl erhalten; es pruͤfe sich aber ein jeder selbst/ er sey gleich wo und wer er wolle/ und befleißige sich mit ernst der wah- ren geistlichkeit/ die fuͤr Gott gilt/ fuͤrnemlich daß er jetzt zur zeit der Offenbarung den HErrn Christum JEsum und den willen Gottes in allem recht lerne erkeñen/ so er anders selig ver- meint zu werden. Wo der geistliche stand herkomme? Drum so ist wohl zu mercken/ daß der wah- re geist- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. re geistliche stand nicht vom Mose noch vom Pabst/ noch auch von irgend einem heiligen menschen/ er sey so geistlich als er wolle/ her- kommt/ sondern er kommt von JEsu Chri- sto/ dem Sohn Gottes her/ von seinem wah- ren Evangelio/ Geiste und erkaͤntnis: denn Christus hat dem fleische durch sein leiden/ sterben und blutvergiessen den Heiligen Geist erworben/ durch welchen er aus den suͤndern kinder Gottes macht/ und ihm aus dem flei- sche/ das er heiliget/ eine herrliche geistliche ge- meinde versam̃let an allen orten der welt/ wel- che er auch in einen leib oder stand zusammen fuͤgt/ in einen solchen stand/ der nach Christo und dem Heiligen Geist geartet oder geformet/ der fuͤr GOTT heilig/ gerecht und unstraͤff- lich sey/ und in der liebe immer wachse/ zum lebendigen tempel/ und zu einer behausung GOttes/ in welcher hertzen Christus wohnet und regieret/ daß die glieder solches standes nicht allein aͤusserlich eines sinnes und einer Religion oder Gottesdienstes/ sondern auch innerlich eines lebendigen glaubens seynd/ ei- nen geist/ ein hertz und seel haben/ Act. IV. Die- sem geistlichen stand hat GOTT der HErr durch Christum seinen Sohn das him̃elreich und das ewige leben zugesagt/ und sonst keinem an- dern/ von welchem stand auch 1. Petr. II. stehet geschrieben: Jhr aber seyd das auserwehlte ge- schlecht/ das koͤnigliche Priesterthum/ das hei- lige volck/ das volck des eigenthums/ daß ihr verkuͤndigen solt die tugend deß/ der euch be- ruffen hat vom finsternis zu seinem wunder- baren licht/ die ihr weiland nicht ein volck wa- ret/ nun aber Gottes volck seyd. Und Paulus Tit. III. Daß sich unser Heiland Jesus Chri- stus selbst fuͤr uns gegeben hat/ auf daß er uns erloͤsete von aller ungerechtigkeit/ und reinigte ihm selbst ein volck zum eigenthum/ das eifrig waͤre zu guten wercken. Solcher geistlicher Christlicher stand ist im Alten Testament durch das Juͤdische Gesetz- Volck/ durch den Jsrael nach dem fleisch, figu- ri ret/ und von Gott dem allmaͤchtigen verheis- sen/ daß er durch den Messiam unsern HErrn Jesum Christum in der fuͤlle der zeit solte auf- gericht/ in eins versamlet/ herfuͤr gebracht und dargestellet werden/ welchen Paulus Gal. VI. den Jsrael GOttes nennet/ des lob nicht aus den menschen/ sondern aus Gott ist. Rom. II. Von diesem stande wird viel in Propheten und sonst in Heiliger Schrifft gesagt/ als auch Zachar. XI. da also geschrieben stehet: So sagt der HErr/ ich werde euch versam̃len aus den voͤlckern/ und werde euch zusammen fuͤgen aus den Laͤndern dahin ihr verstreuet seyd/ und werde euch das land Jsrael geben/ da sol- len sie kommen/ und alle aͤrgernis/ scheuel und greuel daraus wegthun/ und ich werde ihnen ein eintraͤchtig hertz geben/ und einen neuen geist in ihren sinn geben/ und werde das steinerne hertz nehmen aus ihrem leibe/ und werde ihnen ein fleischern hertz geben/ auf daß sie in meinen sitten wandeln/ und meine Rech- te halten und darnach thun/ daß sie mein volck seyn/ und ich ihr GOTT sey. Sehet/ das ist die ankunfft des rechten geistlichen stands/ den GOtt der allmaͤchtige Vater durch Christum seinen geliebten Sohn in einigkeit des glau- bens zu versamlen und aufzurichten hat ver- heissen/ welchem er das reich der himmel gnaͤ- diglich hat zugesagt; davon denn auch der Ev- angelist Johannes schreibt/ da er spricht: Denn JEsus solte sterben fuͤr das volck/ und nicht fuͤr das volck allein/ sondern daß er die kinder Gottes/ so zerstreuet waren (welches die glie- der des geistlichen standes seynd) zusammen braͤchte. Es ist dieser stand die wahre geistliche erbauung des leibes Christi/ da man eintraͤch- tig in der liebe einher wandelt/ da ein glied fuͤrs andere sorgt/ eins mit dem andern leidet/ eins sich mit dem andern freuet/ und in sum- ma, da keine spaltung/ sondern wahre Goͤttli- che einigkeit/ glauben/ liebe und hoffnung ist/ davon 1. Cor. XII. Eph. I. II. IV. V. 1. Petr. II. E- phes. IV. stehet vom geistlichen stand also ge- schrieben: Last uns aber rechtschaffen seyn/ spricht Paulus/ in der liebe/ und wachsen in allen stuͤcken/ an dem/ welcher das haupt (nem- lich dieses standes ist) das ist Christus/ aus welchem der gantze leib (des geistlichen stan- des) zusammen gefuͤget/ und ein glied am an- dern hanget/ durch alle gelencke/ dadurch eins dem andern handreichung thut/ nach dem werck eines jeglichen gliedes in seiner maß/ und macht/ daß der leib waͤchst/ zu sein selbst erbau- ung/ und das alles in der liebe. Wo nun nicht das wahre erkaͤntnis Christi mit einem neuen geistlichen wandel und erbauung durchs wort Gottes ist/ wo auch nicht die wahre ungefaͤlschte bruder-liebe ist; wo ein glied nicht fuͤrs andere sorgt/ eins sich nicht mit dem andern freuet und leid traͤgt; ja wo nicht ein hertz/ ein geist und eine seel in Christo ist/ da kan in der wahr- heit kein geistlicher stand noch leib Christi ver- samlet seyn/ das aͤusserliche thut nichts zum grunde der sachen/ es muͤste sonst die gantze Heilige Schrifft falsch seyn: ob denn solches alles/ wie jetzt vermeldet/ beym Closter-und Priester-stand in gemein heut werde befun- den/ laß ich einen ieden selbst/ den es angehet/ ausrechnen und bedencken. Es muͤssen ja alle geistliche Personen/ so zu diesem stande gehoͤren/ und ein hertz und eine seel sollen haben/ aus einem einigen lebendigen wort Gottes von oben herab aufs neue gebohren werden; werden sie aufs neue gebohren und sind neue menschen/ seynd sie frey von den Elementen dieser welt/ Col. III. Sie sind mit dem gewissen nicht an menschen gebunden/ wie der HErr im Evangelio sagt: Wenn euch der Sohn frey macht/ so seyd ihr recht frey. Und Paulus ermahnet und spricht: Last euch nicht fangen mit Gesetzen \&c. welches alles vom geistlichen Christlichen stande/ den ihnen Christus mit seinem blut erworben/ gefreyet/ erloͤst und aus- gekaufft hat/ eigentlich muß verstanden wer- den: Drum sintemahl das Closter-und Prie- ster-leben/ wo sichs gleich am allerbesten jetzt herfuͤr thut/ mehr ein Gesetz-leben/ weder ein Geist-und Hertz-leben ist/ und aber weder der Heilige Geist/ noch die wahre froͤmmigkeit durchs Gesetz nicht kom̃et/ sondern allein durch den glauben Jesu Christi/ Gal. III. so folgt/ daß das Closter-und Priester-leben/ wie es heute stehet/ fuͤr GOTT der wahre geistliche stand nicht seyn moͤge/ ohnangesehen/ was die welt re- det/ und wie das fleisch davon richtet und ur- theilet. Kuͤrtzlich/ wo zwang/ gesetz und men- schenlehre ist/ wo im N. Testament ein aͤusser- lich treiben und gedraͤngnis beym Gottesdienst ist/ wo auch ein vertrauen auf Ceremoni en o- A. K. H. Vierter Theil. A a 2 der Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. der menschlichen wercke ist/ da kan der H. Geist/ der Geist der freyheit GOttes nicht regieren noch wircken/ denn solches wider sein amt/ art/ natur und eigenschafft ist; herwiederum/ wo der Heilige Geist ist/ wirckt und regiert/ da darff man kein gesetz/ das die gewissen verstrickt/ der Heilige Geist kans nicht leiden/ sondern es ist da eine freye liebe/ die innerlich die hertzen treibt zum freyen ungezwungenen dienst Got- tes/ und die der Geist Gottes treibt oder leitet/ die sind kinder Gottes/ und glieder des geistli- lichen stands/ sie seynd das auserwehlte Ge- schlecht/ das koͤnigliche Priesterthum/ das hei- lige volck/ ein volck des eigenthums/ das von ihm selbst eifferig ist zu allen guten wercken. Sonst wird die zucht/ lehr und ermahnung beym geistlichen stand fuͤr das fleisch und fuͤr den aͤusserlichen menschen/ auch fuͤr die kinder und anhebende schuͤler des glaubens/ so wohl als die straffe/ der bann und absonderung ge- gen den uͤbertretern durch den Heiligen Geist drum nicht aufgehaben/ ob gleich/ sage ich/ der Heilige Geist da meistert/ und das gewissen bey allen aͤusserlichen dingen/ nemlich die seligkeit nicht darinn zusuchen/ jedermann frey wird ge- lassen Also lehret auch Paulus 2. Cor. IX. daß GOtt will einen freyen/ froͤlichen ungezwunge- nen geber haben/ und daß das Gesetz den ge- rechten frommen Gottseligen (welche allein in geistlichen stand gehoͤren) nicht sey gegeben/ sondern den ungerechten boͤsen und ungehor- samen/ den Gottlosen und suͤndern/ den unhei- ligen und unreinen \&c. 1. Tim. I. davon auch zun Rom. XIII. Was der geistliche stand erfordere/ thue und vermoͤge in Christo. Weiter soll gemercket werden/ was der geist- liche stand erfordere und vermoͤge in unserm HErrn Christo; nemlich daß die hertzen durch den Heiligen Geist darinn umgekehrt/ refor- mi rt/ von suͤnden ausgeleert/ rein/ in Gott se- lig/ vom boͤsen Geist erloͤst und getroͤst wer- den/ daß die menschen von aller beschwerung des gewissens gefreyet und entlediget werden; welches alles aus dem vorigen leicht waͤre zuver- nehmen/ wie es auch seine art ist/ uñ dieser stand solches dermassen in der gnaden Jesu Christi reichlich mitbringet/ aber der jtzige Priester-und Closteꝛstand beweiset das gegentheil/ daꝛum kan auch das Evangelium der gnade Christi/ das die gewissen freyet/ das hertz befriediget/ und von al- len menschen-gesetzen in sachen des glaubens le- dig macht/ nirgend weniger/ weder in jetzigen cloͤstern/ da man stracks uͤber den ordens-regeln und constitution haͤlt/ geliebt/ gehalten noch gelehret werden; denn gesetz und gnade/ der geist der freyheit und zwang seynd gerichts widerein- ander: wir aber (sagt Paulus von den gliedern des geistlichen standes) seynd nicht unterm ge- setz/ sondern unter der gnade. Exempel: Moses/ deꝛ Pabst/ die Philosophi und alle oꝛdens-regeln sagen mit ihren gesetz-wercken: Thue das/ thue jenes/ so wirstu leben/ Gal. III. Christus aber spricht: Wer in mich glaubt (das ist/ wer mich durch den glauben ergreifft und im hertzen traͤgt) der hat das ewige leben. Also stehet geschrieben: Vermaledeyet sey jedermann/ der nicht bleibt in alle dem/ das im buch des gesetzes Mosis ge- schrieben stehet/ daß ers thue/ Christus aber (des der geistliche stand eigen ist) hat den men- schen von der vermaledeyung des gesetzes ausge- kaufft/ da er am creutz fuͤr uns eine vermaledey- ung ist worden/ auff daß die benedeyung Abra- haͤ uͤber alle menschen kaͤme in CHristo JEsu/ und also der verheissene geist (und in ihm das ewige leben/ welches durch kein gesetzwerck kon- te erlanget werden) empfangen werde durch den glauben. Da koͤmmt nun der gebenedeyete heilige stand her/ den der H. Geist in CHristo auffrich- tet/ und ist allein deren menschen/ so in JEsum CHristum wahrhafftig glauben/ so ihn recht er- kennen/ und ihn mit ihrem hertz fuͤr den Herꝛn/ erloͤser und seligmacher annehmen/ und fuͤr der welt bekennen/ durch welchen sie auch den H. Geist (den geist der gnaden und des ewigen le- bens) seliglich empfahen und besitzen/ darum spricht Paulus: So du mit deinem munde be- kennest Jesum/ daß er der Herꝛ sey/ und glaͤu- best in deinem hertzen/ daß ihn GOtt von den todten aufferwecket hat/ so wirst du selig/ das ist/ du bist im wahren Gott wolgefaͤlligen stan- de und wesen/ ausser welchem niemand kan from̃ noch selig werden; deñ so man von hertzē glaͤubt/ so wird man gerecht/ (merck/ was von hertzen glauben heisse/ und lug denn/ wer zum geistlichen stand wol gehoͤre) und so man mit dem munde bekennet/ so wird man selig/ Rom. X. Wer nun nicht von hertzen in Christum glaͤubt/ und frey- willig gutes thut/ wer auch noch nicht den geist Christi mit sanfftmuth/ liebe/ gedult/ demuth und freundlichkeit hat empfangen/ der kan ge- wißlich zum geistlichen stande keines weges ge- hoͤren/ er sey gleich wer er wolle; in sum̃a, es erfor- dert und vermag der geistliche stand durch Chri- stum nicht allein aͤusserliche gute wercke/ sondern auch die gerechtigkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ zu be- weisen in der krafft Gottes; denn er hat den H. Geist/ der die hertzenerleuchtet/ er hat Christum Jesum den Sohn Gottes/ als das haupt/ wel- cher in seinem leib/ der die gemeine ist/ allerley geistliche guͤter und gaben durch den H. Geist einfleust/ ohne mittel der verruͤcklichen creatur/ ob sie wol zu einem solchen einfluß beym aͤusserli- chen menschen etwa dienen/ wie denn CHristus auch der einige Meister/ der einige Hohepriester/ Mittler und Amtmann ist des hauses Gottes/ in welchem der geistliche stand stehet. Die welt- liche staͤnde/ so aus menschlicher ordnung her- kommen/ oder die Philosophi schen weisen und sect en/ item der Juͤdische glaube/ des fleisches mancherley superstition oder annehmligkeit/ und dergleichen observationes/ vermoͤgen wol einen Gottesdienst und froͤmmigkeit fuͤr den menschꝛn darzustellen/ sie vermoͤgen einen gedich- ten schein-glauben auszurichten/ eine gefaͤrbte liebe und gleißnerische heiligkeit zu beweisen/ aber den rechten Gottesdienst im geiste und in der wahrheit die froͤmmigkeit des hertzens/ und die wahre rechtschaffene heiligkeit und liebe hat allein der geistliche stand CHRISTI/ und alle seine rechte glieder/ sie seynd gleich auch wo sie wollen/ und heissen wie sie wollen. Die staͤdte/ ort/ name oder kleidung kan niemand verdammen (wenns nur sonst des rechtschaffenen geistlichen wesens/ erkaͤntniß/ Gottesdienstes und glaubens halben/ wie ob- vermeldet/ mit der person im hertzen stehet) so we- nig als auch dergleichen aͤusserliche dinge je- mand kan fuͤr Gottfoͤrdern oder selig machen. Wie Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. Wie der geistliche stand soll erkannt werden. So mag nun der geistliche stand fein aus den gaben/ fruͤchten und schmuck erkannt werden/ nicht aber allein aus dem schmuck/ so auswen- dig in ceremoni en stehet/ und fuͤr der welt gleis- set/ sondern aus dem schmuck des H. Geistes/ der in der gnaden GOTTes gehet/ der von in- wendig aus dem hertzen heraus bricht/ und auch andern zu ihrer besserung fuͤrleuchtet/ da- von der 45. Psalm sagt: des Koͤnigs tochter ist gantz herꝛlich inwendig ꝛc. Dieser stand wird gepruͤfet und erkant aus der kraͤfftigen ein- wuͤrckung GOTTES/ aus der beywohnung CHristi und seines Evangelii annehmung und gehorsam/ nicht des historischen aͤusserli- chen Wort-Evangelii/ sondeꝛn des/ davon Pau- lus sagt/ da er zun Thessalonichern spricht: Denn/ lieben bruͤder von GOtt geliebt/ wir wis- sen/ wie ihr auserwehlt seyd/ denn unser Evan- gelium ist bey euch gewesen nicht allein im wort/ sondern beyde in der krafft/ und in dem H. Gei- ste/ und in vieler gewissen schafft/ 1. Thess. I. Des Evangelii/ sage ich/ welches die kraft Gottes ist/ Rom. I. und reinigung des hertzens mitbringt durch den glauben. Solcher stand wird auch erkannt aus der wahren liebe/ aus der gedult/ guͤte und sanfftmuͤthigkeit/ und aus den andern gaben des H. Geistes/ wieder Herꝛsagt: Daß man den baum aus den fruͤchten lernet kennen. Denn wo Gott wohnet/ wuͤrcket und lebet/ wo Christus regieret/ benedeyet und lehret/ und wo der H. Geist sich mit seinen gaben/ staͤrck und fruͤchten kraͤfftig beweiset/ da ist der geistliche stand/ da ist die stadt der gerechtigkeit/ da ist das rechtschaffene wesen/ da ist die wahre froͤm- migkeit/ und das auserwehlte volck GOttes/ die fruͤchte aber des geistes sind liebe/ freude/ frie- de/ gedult/ freundligkeit/ gerechtigkeit/ glau- be/ sanfftmuth/ keuschheit/ und welche Christum angehoͤren (das ist/ welche des Christlichen geist- lichen standes seyn) die creutzigen ihr fleisch samt den luͤsten/ suͤnden und begierden/ Gal. V. Von diesem wird man mehr finden/ 1. Cor. XII. Ephes. IV. Darum so ruͤhmen sich wol etliche des geistlichen/ ja auch Evangelischen standes und der Christlichen versammleten kir- chen/ als ob sie solches von den Aposteln her er- erbet/ oder gleich wiederum durchs Evangeli- um reformir et und auffgerichtet haͤtten/ wenn mans aber beym licht der wahrheit ansicht/ und nicht allein den aͤusserlichen schein oder wort/ sondern vielmehr den innerlichen schmuck/ gaben und geistliche kraͤffte/ oder auch den geist Christi dabey sucht/ und den stand will probi- r en/ ja auch mit dem ersten Apostolischen geist- lichē stande und reichthum Gottes ihn will ver- gleichen oder conferir en/ so befindet sich bald/ daß vieler ruhm fuͤr GOtt gantz eitel/ nichtig und leer ist/ daß auch da wenig rechter gewissen- schafft noch Apostolischen geistes und gnade bey ihrem dienst im Regiment ist/ wie denn das Reich Gottes nicht im worte/ sondern in der krafft stehet/ 1. Cor. IV. und ist gerechtigkeit/ fried und freud in dem H. Geist; wer darinnen Christo dienet/ spricht Paulus/ der ist Gott ge- faͤllig/ und den menschen wehrt/ Rom. XIV. Wie sich denn aͤusserlich im geistlichen stand sey zu halten. Allhier moͤchte mancher sagen/ soll man denn im geistlichen stande nichts aͤusserliches/ noch keine ceremoni en haben/ damit man das fleisch uͤbe/ Gott den Herꝛn auch auswendig lobe/ ihm also diene/ und den geistlichen stand dabey er- kenne? Antwort ja/ man soll und mag das aͤus- serliche dabey wol haben/ welches auch den glaͤu- bigen nuͤtze/ troͤstlich und gut ist; aber es muͤs- sen solche aͤusserliche dinge/ Gottesdienst/ cere- moni en/ Sacrament und anders aus dem wort Gottes einen guten bestaͤndigen grund/ verstand und unterricht haben/ daß man auch wisse/ wie alle aͤusserliche Gottesdienste oder ceremoni en von Christo und seinem H. Geist frey gelassen/ also daß sie nicht auffs gewissen gestellet/ oder ge- drungen/ noch keine seligkeit daran gebunden/ und darbey geholet oder drauff geweiset/ auch kein vertrauen darein gesetzet werde/ sondern daß die seligkeit/ gnade und gerechtigkeit allein dem regierenden Koͤnig Christo Jesu frey und unverruͤcklich stehen bleibe/ und aus ihm durch den wahren glauben zu der rechten des himmli- schen Vaters/ da Christus ist/ und sitzt/ in sei- nem reich/ geholet werde. Die ceremoni en/ spreche ich/ und alles was zur uͤbung/ ermahnung/ gedaͤchtniß und lehre des aͤusserlichen menschen auffgericht und ein- gesetzet ist worden/ soll alles zum lobe Gottes in einem freyen trieb des geistes gehalten/ und das hertz davon uͤber sich auff Jesum Christum/ und auff seine wahrheit gewiesen werden; wie es denn auch also mit der H. Schrifft/ der edlen theuren gabe Gottes zugehet/ die von ihr und uͤber sich auff Christum weiset/ und von ihm als von dem einigen lebendigen wort GOttes/ welches nun ist fleisch worden/ und uns hat er- loͤset/ auch wieder gebieret/ erhaͤlt und seliget/ nur zeuget Joh. V. Die H. Schrifft/ sage ich/ ist nuͤtze dem menschen Gottes zur lehre/ zur straffe/ zur besserung/ zur zuͤchtigung/ die da ist in der gerechtigkeit/ so wol als sie durch den glauben/ der da ist in Jesu Christo/ weise machen kan zur seligkeit/ 2. Tim. III. Wenn man aber CHri- stum mit seiner gnade/ oder das ewige leben oh- ne glauben wolt drinnen suchen/ und aus dem buchstaben vermeinet zu holen/ oder aber die H. Schrifft fuͤr das/ davon sie zeuget/ und geschrie- ben ist/ das ist/ fuͤr Christum/ das lebendige wort Gottes selbst wolte halten/ und den H. Geist daraus schoͤpffen/ das waͤre irrig/ und sei- ner Goͤttlichen ehre gantz nachtheilig/ so wol als wenn man die geistlichkeit nach aͤusserlichen din- gen wolte richten/ oder den geistlichen Christli- chen stand allein dadurchohne andere zugehoͤ- rung wolte lernen erkennen; welches aber keines weges seyn mag/ darum daß das geistliche we- sen/ grund und summa (so wenig als der seelen seligkeit) in keinen aͤusserlichen dingen stehet/ deßhalben denn der geistliche stand viel hoͤher will unterschieden werden/ und dermassen/ wie jetzt angezeigt/ nemlich aus den fruͤchten/ gaben und Gottes gnaͤdigen geschencken/ und aus der einwuͤrckung des H. Geistes erkannt/ wie auch alles/ was recht geistlich machen oder seyn soll/ allein bey Christo Jesu/ als bey dem ausspen- der der himmlischen guͤter und aller geistlichkeit haupt und anfang durch den glauben muß ge- sucht/ und von ihm selbst im H. Geist empfan- gen werden. Drum ob nun solches aͤusserlichen Gottes- dienstes/ als nemlich der hochwuͤrdigen Sa- A a 3 cramen- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. cramenten/ ceremoni en/ gewonheiten/ kirchen- gebraͤuchen/ oder wie mans nennen soll/ ja auch der H. Schrifft und anders mehr/ entweder wol gebraucht oder mißbraucht kan werden/ so ist doch darum nicht so bald der geistliche stand da/ wo solches gleich wird gebraucht oder ge- halten; wie er auch nicht daraus allein mag er- kannt werden/ sondern/ wie zuvor gesagt/ der geistliche stand ist etwas hoͤhers/ etwas herꝛ- lichers/ und ein solch ding/ das nicht nach der welt ansehen/ oder geistlichen gepraͤnge (wie mans heist) sondern allein nach GOttes geist/ und nach CHristo muͤsse gerichtet werden/ er ist allein da/ wo die krafft des geistes ist/ wo Christus regieret/ lehret und præsidi rt; wie ge- dachter stand auch allein an der Goͤttlichen krafft/ am geiste Christi/ und seinen fruͤchten/ das ist/ durch ein wahres geistliches leben recht erkannt/ und daher ein geistlicher stand genannt wird. Sonst seynd zu unsern zeiten ihrer viel/ die sich geistlich nennen/ und dafuͤr wollen ge- achtet werden/ die zwar wol einen schein der Gottseligkeit/ oder des geistlichen standes moͤ- gen fuͤhren/ die sich auff des reinen Evangelii Jesu Christi nur in aller fuͤlle duͤrffen ruͤhmen/ aber seine krafft wird man bey ihnen nicht fin- den/ von welchen sich Paulus heist absondern; es sind/ die da sagen/ sie kennen GOtt/ geben sich aus fuͤr die/ so seines geistes kinder/ und GOt- tes volck seyn/ aber mit den wercken verleugnen sie ihn/ ja sie verfolgen den geist Christi/ und sein erkaͤntniß/ das nach dem H. Geist ist/ has- sen das lebendige wort Gottes/ und alle wahre Gottseligkeit; sobald man sich auch ihrem irꝛ- thum und unordigem wesen nur ein wenig (wiewol ihnen offt zum guten) wiedersetzet/ ihre maͤngel anzeigt oder straffet/ koͤnnen sie es nicht leiden/ sie wollen/ man soll des standes/ des Evangelii und der kirchen/ das ist/ ihrer perso- nen nemlich/ dran verschonen/ wie oͤffentlich am tage ist. 19. Charitas divina p. 494. Zum ersten soll sich der mensch pruͤfen/ ob er Christum liebe/ denn die liebe Christi giebt geist- liche freyheit/ sie treibet aus die furcht/ empfin- det keiner arbeit/ sie achtet keiner belohnung noch verdienstes/ die muͤden hebet sie auff/ sie staͤrcket die schwachen/ sie macht die traurigen froͤlich/ und erquicket die hungrigen/ und die bloͤden macht sie wolgemuth. Deine liebe/ (o Christe/ du brunn der liebe/ und die liebe selbst) die dultet/ erwartet und ver- schonet des uͤbelthaͤters/ den zeucht sie guͤtiglich/ fuͤhret ihn und leitet ihn vom wege seines irꝛ- thums. O Christe/ deine liebe ist der brunn des lebens/ und mag keine seele leben/ die nicht draus schoͤpf- fet; auch mag sie nicht draus schoͤpffen/ sie sey denn selbst bey dem brunnen/ das ist/ bey dir als dem brunnen der gantzenliebe. Die liebe Christi ist nichts anders/ denn eine hefftige anmuthigkeit und begierde des hertzens und der seelen/ und eine zusammenfuͤgung des ge- muͤths etwas lieb zu haben. Jn der liebe ist keine beschwerlichkeit/ sie nei- get den liebhabenden/ und hat doch darinnen keine arbeit; sie ist unruhig/ biß sie findet/ das sie begehret/ sie gedencket auch an nichts anders/ denn ihr geliebtes. Die wahre liebe ist eine lucern des glantzes/ der durch die begierde in dem gemuͤthe brennet und durch das exempel in dem angesicht erschei- net/ die liebe zeucht alle andere begierden in sich/ und fasset sie; denn die liebe lebet und ist kraͤfftig/ so bald das zugegen/ das da lieb ist/ und wird krafftloß/ so dasselbe mangelt und nicht zugegen ist. Diß ist die art der liebe/ allezeit lieb haben/ sein selbst nicht zu achten/ die unfriedsamen zu verei- nigen/ den zorn zu leschen/ und den gemeinen nutz und fried zu foͤrdern. Die liebe festnet die zerbrochnen/ sie hebet auff die verfallene/ sie machet standhafftig das schwanckende gemuͤth/ die liebe lehret und laͤst sich lehren/ sie weiß von keinem feinde/ die liebe lobet/ die liebe straffet/ die liebe mangelt al- les boͤsen verdachts/ wo die liebe nicht ist/ da ist kein nutz was man thut/ dagegen seynd alle din- ge gut/ die aus liebe geschehen. Das band der liebe hat Christum am creutz erhalten/ den doch sonst alle seile der gantzen welt keines weges haͤtten behalten moͤgen. Die liebe CHristi macht den menschen froͤ- lich/ und zeucht ihn von den irꝛdischen dingen/ sie ist nimmer muͤßig/ sondern wuͤrcket allezeit etwas gutes/ sie waͤchst allezeit und mehret sich. Die liebe ist der seelen leben/ und wer nicht liebe hat/ der ist todt; die wahre liebe fordert kei- ne belohnung/ ob sie die gleichwol hat verdie- net; ohne die liebe mag kein werck foͤrdersam seyn zum ewigen leben/ 1. Cor. III. Die liebe macht den menschen vollkommen/ sie leidet und traͤgt alle dinge mit gedult/ sie er- beut sich maͤnniglich an/ und versagt sich nie- manden. Von Chꝛisto fleust alle wahre liebe her/ sie entspringt von der gnade GOttes des Vaters; Christus ist das leben der liebhabenden seele/ und der glaube gefaͤllt GOtt sowol/ daß er durch denselben maͤnniglich selig macht: Dein glaube hat dich selig gemacht/ sagt Christus/ uñ ohne denselben mag Gott niemand gefallen. O wie ist es ein seliges gut/ uñ so ein erwuͤnscht ding/ die krafft und macht der liebe Christi zu empfinden! die das hoͤchste zum niedersten ge- macht hat/ die unseꝛ heꝛtz mit ihrem glantz taͤglich erleuchtet/ die seuchen des gemuͤths heilet/ die die schwache seele mit ihrer froͤlichkeit erstaͤrcket. CHristus ist ein verleiher der liebe; die der ge- niessen/ die leben; die liebe Christi gebieret liebe in unsern seelen. CHristus erbeut sich mit feiner liebe denen/ die ihn suchen. Er kommt ihnen zuvor mit gnade/ und laufft ihnen entgegen; er hat die lieb/ die ihn lieb haben/ und seine unmaͤßige liebe erstrecket sich auch bis zu den feinden; er versaget sich niemanden/ er verachtet niemanden/ son- dern empfaͤhet mit seiner lieben hand alle/ die zu ihm kommen. CHristus mit seiner liebe erquicket die schwa- chen gemuͤther; die betrachtung der liebe Christi und seiner wolthat stehet in deme/ daß sie des betrachtenden sinn und gemuͤth gantz innerlich zu CHristo ziehe/ und machet/ daß ohne Christum sonst alle dinge verschmaͤht und nicht geachtet werden. Die seele die Christum wahrhafftig lieb hat/ suchet keine andere belohnung ihrer liebe/ denn allein Christum das wonnigliche gut/ wenn sie auch Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Schwenckfelds fernere erklaͤrung. auch eine andere belohnung suchte/ so haͤtte sie Christum nicht lieb. Die liebe Christi bereitet unsere liebe voran/ und belohnet dieselbe/ sie gehet guͤtiglich vor und erwartet deren suͤßiglich; o wie reich ist der in al- len dingen/ der sie empfindet. Die liebe Christi gibt sich zu einem verdienst/ und bezahlet sich zu einer belohnung/ sie erbeut sich zu einer erquickung der heiligen seelen/ und begiebt sich zu einer erloͤsung der gefangenen. Die wahre liebe Christi mag nicht leer seyn/ sondern ihre belohnung wird dem anfahenden fuͤrgestellt/ dem liebhabenden versprochen und dem beharrenden vollkoͤmmlich gegeben. GOTT von gantzen hertzen lieben ist/ Daß sich das hertz zu keinem andern dinge mehr neige/ denn zu GOtt/ und sonst in keinem andern dinge mehr freude noch lust habe/ denn in GOtt; denn der hat GOtt nicht von gantzem hertzen lieb/ der sonst etwas anders mit GOtt lieb hat/ das er nicht um seinet willen liebet. Von gantzem hertzen/ das ist/ mit dem verstand ohn allem irꝛthum. Von gantzer seele/ das ist/ mit willen ohne wie- dersprechung/ daß wir den tod um Christi willen zu leiden nicht fuͤrchten; welcher GOtt aus gan- tzeꝛ seelen liebet/ hat jetzt den eꝛ liebet; deñ er moͤch- te ihn warlich nicht lieb haben/ wo er denjenigẽ/ den er liebet/ nicht haͤtte. Die liebe Gottes von gantzer seelen mag mit keiner fremdē liebe vermi- schet werden; wie denn die geistlichen dinge mit den leiblichen nicht moͤgen vermischet werden. Die liebe ist eine suͤsse speise/ ohne die liebe sind alle dinge ungeschmackt und bitter/ uñ was bitter ist/ wird mit der liebe suͤß und gezuckert; exemplum de Anachoritis \& martyribus. Von gantzem gemuͤth/ das ist/ mit dem ge- daͤchtniß/ ohne vergessung/ daß alle siñe des men- schen/ das ist/ der wille/ der verstand/ die gedaͤcht- niß und aller deren wirckung GOtt und dem Herꝛn Christo zur hand stehen. Solche liebe von gantzem gemuͤth ist ein band und zaͤher leim/ so GOtt dem menschen unauffloͤßlich zueignet und anhaͤfftet/ daß viel eher die hand von dem arm/ das haupt von der achsel hinweg bracht mag werden/ denn daß die seele/ die Christo mit sol- cher liebe angeleimet ist/ in einigem weg von Christo kan abgesondert werden. Welcher die trunckenheit der liebe Christi ver- sucht/ der wiꝛd in einem jeden guten weꝛck fꝛoͤlich/ er hat schmertzen/ und empfindet der nicht; er ar- beitet/ und wird nicht muͤde; er wird verspottet und achtet es nicht; ohne die liebe ist der reiche arm/ und mit der liebe der arme reich. Daß die liebe ein staꝛcke waffen deꝛ see- len sey. So deꝛ mensch mit dem schild und waffen deꝛ liebe ist verwahret/ so stehet er fest im streite der anfechtungen/ unuͤberwindlich und kecklich/ und fuͤrchtet sich nicht/ wenn schon die gantze schaar der teuffel wider ihn streitet; denn der Herr Chri- stus stehet dem menschen/ der liebe hat/ als ein guter helffeꝛ/ und starcker beschirmer treulich bey; denn er ist die liebe selbst/ und wer in seiner liebe ist/ der stehet auch bey ihm/ wie geschrieben steht: der Herr beschirmt alle/ die ihn lieb haben/ und alle suͤnder (das ist/ hoͤllische teuffel und vergiff- tete leute) die verderbet er. Die liebe Christi hat eine jede schuld abzutrei- ben/ wie die waͤrme die kaͤlte vertreibet/ Luc. VII. Christus mag nim̃er zuviel lieb gehabt werden/ denn| die liebe Christi ist ohn alle maaß unend- lich; sonst moͤgen alle sichtliche tugenden zuviel gethan werden/ da sie denn in hoffart/ und zur schande fuͤr GOtt gerathen. Die liebe bringet GOtt in unser hertz; wer aber GOtt in seiner conscien tz hat/ der mag nicht arm seyn/ dieweil er alles gut ist. Die wahre liebe ist der allerrichtigste und schlechteste weg ohn allem ab weg zu GOTT zu kommen/ und darff man sonst keiner andern tu- gend dazu; es mag kein ding/ auch weder kunst noch weißheit/ die seele erfuͤllen/ noch die consci- en tz ersaͤttigen/ denn allein die wahre liebe/ die gnade erquickt wol die seele und macht sie ruhig/ aber sie ist nicht ohne die wahre liebe. Der gold in seiner kisten hat/ ist drum nicht reich; wer aber Christum in seinem gewissen hat/ der ist reich; daher geschrieben steht: Jn mir seynd alle reichthuͤmer und ehre. Bey allen andern guten wercken mag sich der mensch entschuldigen; beym fasten/ daß er einen bloͤden kopff hat; beym allmosen geben/ daß er arm sey ꝛc. aber bey der uͤbung der liebe mag er keine entschuldigung haben: es ist auch gantz ge- ringe GOtt lieb zu haben/ da weder der leib be- kuͤmmert/ noch die fuͤsse zerstossen/ noch das haupt bloͤde/ noch der bauch verletzet/ noch die zunge beschweret/ noch die tasche geleeret wird/ denn die liebe besteht eigentlich in der seelen. Das hochzeit kleid Matth. XXII. ist die liebe/ die alle andere tugenden uͤbertrifft/ diß kleid wiꝛd aus kostbarem faden/ das ist/ o CHriste/ aus deinen gutthaten/ so du dem menschen verliehen/ gewebt/ und von dir meisterlich gemacht und ge- zieret/ welches durch deinen glißmaten rock be- zeichnet/ der weder zerrissen noch zutrennet ist worden; und welche die zertrennen/ die werden fuͤr schnoͤder gehalten/ weder die Ruffianer, die den HErꝛn gecreutziget/ und seinen rock nicht zer- theilet haben. Dieses hochzeit-kleid ist fast maͤchtig und kraͤfftig/ es beschirmet den menschen voꝛ dem frost der begierlichkeit/ und entzuͤndet ihn in der liebe GOttes/ zieret auch denselbigen gar schoͤn und huͤbsch. Allein diß kleid giebt den unterscheid zwischen den kindern des reichs Gottes und der verdam̃- niß; denn welcher das antraͤgt/ der geht ins Reich GOttes/ er wird ein tischgenoß des him- mels-Koͤnigs Christi/ ja ein sohn GOttes; der aber des mangelt/ ob er gleichwol sonst alle an- dere zierde und tugend hat/ so wird er abgetriebē. Diß kleid bedeckt die viele der suͤnden; denn es ist verguͤldet/ oder selbst gantz guͤlden/ nach dem spruch: Die Koͤnigin stehet dir zur rechten in ver- guͤldetem kleide. Diß hochzeitliche kleid bewahret den men- schen; denn die liebe ist so starck als der tod: sei- ne koͤstlichkeit erscheinet auch aus der materie; denn so diß koͤstlich ist/ das aus den metallen/ oder gesteinen oder thieren gezogen wird/ so ist diß gar viel koͤstlicher/ das aus GOtt dem hoͤch- sten gut gezogen wird/ denn diß hochzeitliche kleid kom̃t aus GOtt/ und wird von Christo er- langt/ von welchem wir auch bedeckt/ daß wir davon leben und reich werden; denn welcher diß kleid hat/ demselbigen mangelt gar nichts/ ohne diß kleid mag ihm nichts nuͤtzen. Die liebe dieser welt-dingen ist gar eine elende thoͤrichte liebe/ ja vielmehr eine verworffene un- sinnig- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf. sinnigkeit/ daß ein mensch mit verlassung der liebe Gottes mit einer andern liebe den zeitlichen dingen anhanget. Ein rechter Christen-mensch wird durch die liebe mit CHristo vereiniget// und soll sich vor zertrennung und absonderung solcher einigkeit zum hoͤchsten huͤten/ ja solche mehr fliehen denn seines eigenen haupts abschlagung. Die ordentliche liebe ist die wahre liebe zu Gott und dem naͤchsten; des menschen liebe ist ge- ordnet zu GOtt/ so er GOtt um sein selbst willen liebetuͤber alle dinge; so man abeꝛ Gott ums zeitli- chen willē liebet/ da ist nicht eine ordentliche liebe. Wiewol der gebote zwey sind GOtt und den naͤchsten lieben/ so ist es doch eine liebe; denn es ist sonst keine andere liebe/ denn es geschehe sonst nicht um GOttes willen. Die liebe des naͤchsten liebet ihn als sich selbst/ das ist/ daß er sich huͤte seinem naͤchsten boͤses zu- zufuͤgen/ und thue ihm guts/ wie ers von ihm be- gehren moͤchte. Anhang von einem andern Schwenck- felder Daniel Friedrich. Diesen mann zehlen unterschiedliche scriben- ten unter Schwenckfelds freunde/ und beklagen/ daß dessen schrifften theils ungedruckt und un- bekannt/ theils nach dem druck also bald suppri- mirt worden. Von denen gedruckten sachen ist mir nichts zu handen kom̃en/ als das geheim- niß der pruͤffung: Uber die noch in MSto steckende buͤcher hat mir jemand folgenden ca- talogum zugesendet/ welcher den Auctorem als einen erleuchteten und weisen mann ruͤhmet/ uñ berichtet/ wie dessen sachen bey verfolgung derer wuͤtenden ketzermacher ehemals auff ein altes schloß gefluͤchtet und bey Nuͤꝛnbeꝛg in einem fas- se verwahrlich behalten worden: Dergleichen fata solche buͤcher meist gehabt. Jch will all- hier den gedachten catalogum beyfuͤgen/ und darauff einige stellen zur probe aus dem gedach- ten tractaͤtlein herfuͤhren. Die manuscripta des mannes sind folgende: 1. Erklaͤrung des 20. cap. im 2. buch Mosis darunter die 10. gebott begriffen/ vom 1. biß 44. blat. (biß 67. blat. 2. Erklaͤrung des 31. Psalms Davids vom 45. 3. — des 38. Psalms/ vom 69. blat biß 86. 4. — des 92. Psalms/ vom 87. blat biß 108. 5. — des 128. Psalms/ vom 109. biß 132. blat 6. — des 133. Psalms/ vom 133. blat biß 156. 7. — des 4. cap. Matth. vom 157. blat biß 180. 8. — der 9. ersten cap. des Evangelii Johan- nis vom 181. blat biß 504. 9. — der Epistel Pauli an die Philipper vom 505. blat biß 546. 10. Eine betrachtung von Goͤttlicher einigkeit vom 547. blat biß 559. 11. Bekaͤntniß und erklaͤrung des Apostolischen glaubens/ vom 561. blat biß 607. 12. Ein nuͤtzliches bedencken/ vom gebet/ vom 609. biß 617. blat. 13. Ein bedencken/ daß alle Christen muͤssen von Gott gelehret werden/ vom 618. biß 644. blat. 14. Ein bedencken/ wie man den baum an den fruͤchten erkennen solle. Dabey eine anleitung zum verstand des 5. cap. Matth. vom 645. blat biß 662. 15. —— vom erkaͤntniß und vergebung der suͤn- den/ vom 663. biß 673. blat. 16. —— von GOtt und seinem ewigen wesen in 3. personen/ vom 674. biß 697. blat. 17. E in gespraͤch mit einem Arrian er und Ne- storian er von Christi Gottheit und seinem lei- den/ blat 698. 18. Ein bedencken von GOttes geheimem und offenbartem willen/ vom 701. biß 724 blat. 19. Gruͤndlicher und kurtzer bericht von der præ- destination und gnadenwahl/ vom 725. biß 734. blat. 20. Ein bedencken von der gnadenwahl/ samt der antwort auff des gegentheils grund/ vom 735. biß 797. blat. 21. Eine kurtze auffloͤsung etlicher fragen vom juͤngsten gericht/ vom 798. biß 806. blat. 22. Eine anzeige/ daß die eigene liebe heut herꝛ- sche unter dem namen der kirchen/ vom 807. biß 812. blat. 23. Ein bedencken von der person Christi und seiner gegenwart: samt kurtzer eꝛklaͤrung des glaubens/ auch antwort auf eine frage/ wegen heutiger partheyen/ vom 813. biß 831. blat. 24. Ein bedencken/ was ein ketzer und ketzerey seye/ vom 832. biß 836. blat. 25. Eine erinnerung gegen der Pfaͤltzischen frie- dens-erbietung/ vom 837. biß 841. blat. 26. Der gleißneꝛ: Das ist ein bedencken/ was ein Phariseer oder gleißner seye/ vom 842. biß 852. blat. 27. Ein ander schoͤn bedencken/ von der fuͤrse- hung und kirchen/ vom 853. biß 869. blat. 28. Ein bedencken vom ebenbilde GOttes und desselbē offenbarung/ vom 871. biß 880. blat. 29. Ein bedencken vom ewigē wort Gottes/ daꝛ- aus wir geborē werdē/ vom 881. biß 885. blat. 30. Ein kuꝛtz gespꝛaͤch vom wahrē weinrebē Chꝛi- sto und seinen zweigen/ vom 886. biß 891. blat. 31. Ein schoͤn bedencken/ von deꝛ liebe und ihꝛem geheimniß/ vom 892. biß 927. blat. Der titul des buchs lautet also: Sacrarium Philosophiæ Cœlestis. Gruͤndliche ver- zeichniß/ und treue/ auch wol corrigirte abschrifft aller geistlichen scriptur en der tractat en des erleuchteten zeugniß Goͤtt- licher wahrheit Daniel Friederichs/ so noch nie in offentlichen truck seynd her- fuͤrkommen. Zur foͤrderung der wahr- heit/ und uͤbung inrechtschaffener Gott- seligkeit allen erleuchtetē glaubigen uñ GOtt-suchenden hertzen/ also mit allem fleiß uñ ernstlichem nachdencken zusam- men geschrieben/ wie auch den nachkoͤm̃- lingen zum besten zu ihrer erbauung im geist als/ ein unser zeugniß und frucht desselben hinterlassen. Jn diesem 1699sten Jahr ist das gedachte buͤchlein in Holland wiederum Hochteutsch heraus kommen/ unter dem titel: Die bißher verworffen-gelegene selige Geheimnis der pruͤfung/ oder von der staͤtigen pruͤfung und gruͤndlichen erfor- schung sein selbst/ ob und wie man im glauben und Christo stehe oder nicht/ u. s. f. durch Dan. Friederich, den getreuen zeu- gen JEsu Christi/ ehemahls beschrieben. Amsterd. 1699. in 12mo. Hieraus sind folgende worte von dem ge- meinen elenden zustand der Gottlosen/ Heuch- ler und Schein-frommen anzumercken wuͤrdig: Als pag. 22. und weiter pag. 51. u. f. Von pruͤfung so wohl seiner selbst/ als derer Lehrer. Also Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf. Also pruͤfet man auch unter aͤusserlichem se- hen und hoͤren/ was unterscheid sey zwischen miedlingen und dienern des Geistes: da man der pruͤfung nach (unter hoͤren und lesen) an- nimmt/ was Christi Geist im hertzen nach Amen von innen bestaͤtigt. Was das licht von innen annimmt/ das koͤmmt vom lichte und Heiligen Geiste/ und was desselben beweisung nach von innen brennet und glimmet/ und al- so ein zeugnis hat vom Geiste des HERRN JEsu/ da er in uns ist/ und also vom Geiste der Offenbarung/ welcher Christi des lichts Geist ist/ ja als ein zeugnis/ das gewiß und un- betrieglich ist. Rom. 8. v. 9. 10. 1. Cor. 14. v. 16. 25. 1. Joh. 2. v. 70. Apoc. 19. v. 10. Solch licht und zeugnis ist von innen die mitbeweisung der krafft und geistes und der- selben nach/ die gewissenschafft des glaubens/ ja von der beweisung der wahrhafftige glaube. 1. Cor. 2. v. 5, 12. 1. Thess. 1. v. 5. Es wird auch der pruͤfung nach der bund Gottes taͤglich erneuert/ der gute vorsatz gestaͤr- cket und erfuͤllet/ des Neuen Testaments ver- heissungen eingenommen von innen/ und man ist also im Neuen Testament wahrhafftig/ und nicht nach gleißnerey. Als die pruͤfung und unterscheidung gemein war/ da war das einsamlen eine reiche erndte und volle jahre/ da es aber untergangen/ da wurde aller vorrath verzehret/ und kamen die sieben theure jahre/ darinn die sieben magern ochsen (die nicht am joch Christi zogen) die sieben fetten frassen/ also daß man nichts mehr von ihnen sahe/ und doch haͤßlicher und feindseliger nie gesehen worden/ ( Gen. 41. v. 4. 20.) und es ist im geheimniß der Kirchen ab- falls erfuͤllet worden/ welche das geistliche E- gypten und Sodoma ist. Apoc. V. 8. die geist- liche theurung/ davon Amos 4. v. 6. 6. v. 11. ge- weissaget. Was Schrifftgelehrte haben/ das seyn magere jahren/ und sie ungestalte ochsen/ die sich des pfluͤgens annehmen/ aber im flu- che; Sie seynd ungestalter und haͤßlicher dann die Schrifftgelehrten zur zeit Christi/ ja ab- scheulicher vor Christo/ dem Koͤnige des reichs Gottes. Welche nun wollen offenbarte oder offen- bare kinder Gottes seyn/ wie dann alle genan- te Kirchen sich als ein oͤffentlich Christenthum bekennen) dieselbe sollen von der pruͤfung fuͤr- nemlich wissen; dann der pruͤfung nach ist die offenbarung/ und welche sich nicht pruͤfen koͤn- nen/ die sollen sich auch nicht unter den offen- barten hervor stellen/ oder vor GOtt prangen/ in seiner Gemeinde/ da eine gemeinschafft mit dem Vater und Sohne bekant/ und sich her- vor weist/ nemlich die gemeinschafft des Gei- stes Christi nach/ in allen/ darinne alle dersel- ben nach gespeist und getraͤncket werden von Christo. 1. Cor. 12. v. 13. Zorn und gericht kamen dort unter diese/ welche sich nicht pruͤfen konten in Gottes of- fenbarer gemeine/ darinnen GOTT war/ und sich bewiese/ nemlich in und bey den wahrhaff- ten Christen/ Christen mit licht/ leben und mehrung der gnade des Geistes; Jm andern mit zorn und gerichten gantz greifflich und be- weißlich/ 1. Cor. 11. v. 30. 34. Heut zu tage aber sind uͤber der huren gemeinschafft/ und bey gemeinen bastarten keine gnaͤdige zuͤchtigun- gen/ Heb. 12. v. 5. 9. sondern gemeine plagen/ und urtheile oder anzeigen gemeiner perwerf- fung/ Apoc. 15. v. 16. 17. 18. \&c. Wie auch keine beweisung der krafft und Geistes/ nach gemeinschafft/ darinnen ist. Es gehe also kei- ner in tempel der voll gericht und plagen ist/ Apoc. 15. sondern daraus/ Apoc. 18. Aber nach gemeinschafft des Heiligen Geistes in ihm beweise er sich nach desselben fruͤchten/ Gal. 5. v. 22. und offenbare sich in zeit dieser offenbarung/ dem zeugnis nach in ihm/ wel- ches der Geist der offenbarung ist/ Apoc. 19. v. 10. doch nach pruͤfung/ und ruͤhme sich nicht uͤber das ziel/ damit er nicht/ so er mit dem thiere in seines namens zahl oder mit der hu- ren prangen wolte/ unter derselben urtheil komme/ da nichts dann verderben ist/ Apoc. 13. v. 14. 16. \&c. So ist nun meine vermahnung an diese/ welche sich der offenbarung und als offenbar- te kinder GOttes ruͤhmen/ und was hin und wieder zerstreuet/ verborgen und unwissend seyn mag/ auch die sich offenbaren wollen/ so sie etwas pruͤfen/ sich auch offenbaren sollen/ und nicht muthwillig/ unwissend/ trag seyn zu ih- rem billigen verdammnis/ 1. Cor. 14. und daß sich jeder seiner maaß pruͤfe und uͤbe. Es sol- len sich auch diese/ so nichts vom himmlischen und ewigen gute und Geiste in ihnen pruͤfen/ nicht schaͤmen auszugehen/ und ihre bloͤsse und schande frey zu bekennen/ und also sich nicht verbergen unter dem huren-mantel/ Apoc. 3. v. 15. 16. 17. 18. Dann sie muß offenbar wer- den/ und alle/ die mit und unter ihr in falscher andacht und aberglauben gebuhlet haben. Das thier uñ der falsche Prophet wird schreck- lich geoffenbaret und gerichtet/ 2. Thess. 2. v. 8. Apoc. 18. v. 19. unter den zweyen hoͤrnern im gleichnis des lammes/ desselben schein und bild. Sage ein jeder frey/ ich bin blind und nichts vor GOTT / so er nichts pruͤfet; doch verza- ge nicht/ dann so der krancke sich bekennet/ so hat er einen gnaͤdigen und allmaͤchtigen artzt/ er erwarte ihn nur/ und trotze GOtt nicht/ als wolte er staͤrcker seyn/ dann er/ und ihm sein allmaͤchtig auge verkleiben/ als saͤhe er ihn nicht. Aber der HErr ist auf der bahn/ daß er es unter augen stelle/ wie im 10. und 12. Psalm stehet. Die lehre von der pruͤfung soll niemand a- ber uͤber die gebuͤhr unruhig machen/ sondern das erinnern/ welche nach falscher ruhe unter den Phariseern und Schrifftgelehrten sicher seynd/ und sich der gnade vergeblich/ allein zum aufhalten/ und zu ihrem eigenen verderben ruͤh- men/ also daß die zeit der gnaden ihnen darun- ter dahin gehet; sie im wahn und falschen glauben veralten/ und seynd wie einer/ der auf einen traum bauet und trauet/ als habe er ei- nen schatz und sey satt/ so er aber erwachet und sich besinnet/ so ists nichts. Das wachen wird nun unter den plagen angehen/ so ein hagel o- der gerichte wie ein centner solche Gottlose treffen wird/ die da sagen/ sie seyen GOTTes/ und aber ohne die gemeinschafft des Geistes aus GOtt in ihnen seynd. Apoc. 16. Zwar ist von der pruͤfung mit der gemeinen welt zu reden/ eben als wenn ich zu einem volck sagte: pruͤff dich. Weil abeꝛ alle welt Christen seyn A. K. H. Vierter Theil. B b will/ Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf. will/ so saget man auch von der pruͤfung vor al- len/ auff daß alle ihre unempfindlichkeit pruͤfen moͤgen/ und wie so gar keine furcht GOttes in allen ist. GOtt erbarm sichs und weck viel her- tzen auff vom schlaff des todes/ der suͤnden/ und allerley irꝛthum/ Amen! Es koͤmmet auch von unlaͤßigeꝛ pruͤfung her/ daß man irꝛdische gaben/ die auff den schulen der Philosoph en geuͤbt wer- den/ fuͤr himmlische annimmt/ und also mied- linge/ Phariseer und Schrifftgelehrte/ unter mancherley namen hoͤret/ sich unter ihnen samm- let/ da sich der satan verstellet nicht allein in irꝛdi- scher weißheit/ sondern auch in andeꝛn gaben der natur/ die er hinter die H. Schrifft bringet/ (als furcht/ demuth/ maͤßigkeit und dergleichen im scheine) aber Gottes geheimniß und liebe nicht in ihnen ist. Zwar undanckbarkeit koͤmmt auch von mangel der pruͤfung/ also daß keiner im an- dern die gabe erkennt/ und worzu ihm der an- der gegeben und dienen moͤchte/ oder was einer fuͤr eine besondere gabe zur offenbahrung in die- ser zeit der offenbahrung habe/ sondern daß ein jeder vermessen auff sich selbst stehet und spricht/ ich bin satt/ habe gnug/ darff des andern nicht/ 1. Cor. 12. Apoc. 2. v. 3. Daher ist dann kein zu- nehmen und wenig zusammendienung/ und haltung in Christo/ sondern ein anzeichen/ das unter den plagen der gemeinen verstrickung der satan alles sucht zu zertruͤmmern/ und also thut ihme vermessenheit zu viel und zu wenig. Ein jeder pruͤfe sich/ ob er eine neue creatur in Christo sey/ 2. Cor. 5. v. 17. und pruͤfe es der neuen beweisung nach/ in ihme. Ob sie sey zu warhafteꝛ Gottseligkeit? zu geheimeꝛ odeꝛ offen- barer beweisung? der beweisung nach von innen wird er in einer gemeinschaft seyn des guten oder boͤsen geistes. Das evangelium ist eine bottschaft von der gemeinschafft mit GOtt (dem Vater und Sohne) und daß das ewige gut sich allen/ die es begehren/ wolle mittheilen: Da sollen wir uns alle pruͤfen/ was wir solcher bottschafft ver- heissung und verkuͤndigung nach seyn und ha- ben? Nemlich der krafft und geiste nach/ darinn wahrhaffte freude ist/ und nichts wo Gottes reich nicht in der krafft und geiste ist/ das nicht in worten noch gleißnerey stehet/ Rom. 14. v. 17. 1. Cor. 1. v. 24. 4. v. 19. 20. Wer den namen des Herꝛn nennet/ der pruͤfe sich/ ob er ihn im geiste nenne? Nennet er ihn im selben/ so wird er abtreten von der ungerech- tigkeit/ und wird ihn der Herr dem geiste nach kennen/ darinn er ihn nennet/ 2. Tim. 2. 5. 19. sonsten in der offenbahrung sprechen/ weich von mir/ ich habe dich noch nicht erkannt. Matth. 7. v. 23. Es ist nun die zeit der offenbahrung des ge- heimnisses der boßheit kommen/ welches die pruͤfung verachtet und hinter sich geworffen hat: So ist nun die pruͤfung vor allen noͤthig wieder hervorzusuchen/ auff daß man derselben nach er- kenne/ ob man in wahrhaffter oder falscher Gott- seligkeit stehe; in geheimer oder offenbahrer boßheit? So folgt dann der pruͤfung nach bus- se von der gleißnerey/ von geheimer oder offen- bahrer boßheit. Da mercken diese auf/ welche sagen/ wann ich das und jenes nicht weiß/ so darff ichs nicht ver- antworten. Sag gleich/ du seyest ein Christ/ dei- nem thun nach/ so wird dich doch der Herꝛ dem- selbē nach nicht keñen/ sondern der pruͤfung nach. Ein glaubiger kan wol dem andern nichts ge- ben/ aber bey dem geben Christi dienen/ und der pruͤfung nach/ oder bey der ermahnung zur pruͤfung/ zur erinnerung ihm dienen/ ob er etwas oder nichts habe? Und so er nichts haͤtte/ das er bey zeit sich fuͤrsehe/ und darnach trachte/ mit den klugen jungfrauen/ und nicht mit den thoͤ- richten/ sich zulang saͤume/ daß ihm die thuͤr der gnaden verschlossen werde/ Matth. 25. v. 10. So er aber etwas hat/ daß er damit wuchere und zunehme/ auff daß er sich recht gruͤndlich mit den auserwehlten freuen und Gott dancken moͤge/ mit gutem gewissen/ welches da ist nach wahrhaffter gewissenschafft und nicht nach ei- nem wahnglauben/ der ohne pruͤfung ist/ und demselben nach kein dancksagen vor GOtt. Der pruͤfung nach werden die glaͤubigen nicht allein allen ein ander selbsten/ sondern auch Gott bekannter/ und Gott oder Christus ihnen/ und also GOttes Reich ihnen/ in ihnen mit gerechtigkeit/ friede/ und freude im H. Geiste/ daß sie wissen/ was ihnen von GOtt in Christo gegeben/ und daß sie Gottes sind in Christo/ dem sie sich auch nach fleißiger pruͤfung taͤglich erge- ben sollen. Folget kurtz/ daß pruͤfung ein befehl CHristi sey. Die natur bringet nicht allein die pruͤfung mit sich/ nemlich die natur in allen lebendigen creaturen/ (da nicht jede alles annimmt) und dann in den kindern Gottes/ da der neue mensch im hertzen seine liebe/ lust/ begierde/ willen und weißheit hat/ ꝛc. sondern die pruͤfung ist auch befohlen von Gott/ und ermahnet der H. Geist in seinen dienern/ um vieler ursachen und nutz willen/ dazu. Erstlich daß Gottes werck in uns erkannt/ und ihme lob und preiß dafuͤr heim- komme. Weiter zur auffbauung unsers guten gewissens und gewissenschafft unser seligkeit 3. Zur uͤbung in allen tugenden. 4. Zufoͤrderst auch in erkaͤntnis unser selbsten uñ im triebe zum gebet ꝛc. Jesus Christus als der Herꝛ spricht zu den Phariseern und Schrifftgelehrten/ Matth. 16. v. 3. Jhr heuchler des himmels gestalt koͤnnt ihr urtheilen/ koͤnnet ihr denn nicht auch die (1) zeichen dieseꝛ zeit pruͤfen und unter- scheiden/ satan uͤbet das fleisch nach pruͤfung uñ wehlung irꝛdischer dinge und gaben/ zur uͤbung des lusts willen und kurtzweil darinne/ er hin- dert aber an der pruͤfung geistlicher dinge/ und verhindert also den lust/ willen und kurtzweil/ in haͤndeln des reichs Gottes; Wir solten die zei- chen unserer zeit auch wol urtheilen koͤnnen/ und was es fuͤr eine zeit waͤre. Die weisesten in der welt und auch Lehrer der Voͤlcker sind vor GOtt die groͤsten thoren (Christi des Herꝛn rede und der beweisung nach) dann sie nicht allein der rechten weißheit man- geln/ sondern auch ihrer uͤbung und lusts nicht achten. Sie saͤigen muͤcken in ihrer uͤbung/ und verschlingen camele bey unachtsamkeit der pruͤfung/ Matth. am 23. v. 23. Pruͤfen nicht/ was gut fuͤr ihre seele/ oder das gut des ewigen lebens/ gehen aber viel mit dem zeitlichen um/ da sind sie listig und klug gnug/ und uͤbertreffen in ihrer art die kinder des lichts. Luc 16. v. 8. So Lehrer und zuhoͤrer nach pruͤfung wahr- naͤhmen/ was in und mit ihnen sich bewiese/ sie wuͤrden sich nicht so frech fuͤr Gottes reich/ oder tempel dargeben. An mangel der beweisung der Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf. der krafft und geistes wuͤrden sie ihr armuth erken- nen/ und daß sie nicht das volck waͤren/ das Gott im geiste und wahrheit dienet die Egyptische fin- sterniß wuͤrden sie eben sowol in und bey ihnen greiffen/ und also das geistliche Sodoma und Egypten Exod. 10. Apoc. 11. v. 8. Wer pruͤfet das licht in sich? Vernunfft und irꝛdischen sin- nes gnug. Wer pruͤfet das erwachen? es schlaͤfft gemeiniglich alles. Wo pruͤfet man/ ob es reiff zur erndte sey? Es ist winter-wetter. Wer thut recht- schaffene fruͤchte der busse? Die axt ist dem baum an die wurtzel gesetzt. Matt. 3. v. 10. Fluch und pla- gen ist bey denen/ die gnade und seegen ausruffen/ Maleach. 2. v. 2. Will man es dann nicht pruͤ- fen? bey den kindern Gottes ist allewegen verbor- gen licht/ in ihren hertzen/ da Christus wohnet/ sie in ihm und er in ihnen. St. Paulus spricht Rom. 12. v. 2. Daß wir veraͤndert sollen seyn/ in verneurung unsers sinnes (nemlich nach erleuchtung desselben) auff daß wir pruͤfen moͤgen/ welches da sey der gute wolgefaͤlli- ge und vollkommene wille Gottes. (1) Pruͤfen sollen wir/ ob unser gemuͤthe er- neuert. Nicht sollen wirs oben hin pruͤfen/ oder nachlesen/ in der Schrifft allein/ wie die Phariseer und Schrifftgelehrten/ sondern nach erforschen im geiste Christi; Wol wiederkauen/ zu begreiffen/ mit allen Heiligen/ welches da sey/ die breite/ laͤnge/ tieffe und hoͤhe/ Ephes. 3. v. 18. Wie dann der geist aus Gott in vollkommenern Heiligen/ auch die tieffe der Gottheit erforschet/ 1. Cor. 2. v. 10. Wir sollen unsern lust am gesetze des Herꝛn haben! Nemlich im gesetze des geistes des lebens/ welches kein ende hat/ sondeꝛn sehꝛ breit ist/ und bey dem zunehmen des lusts im selben das zunehmen in Christo ist/ Ps. 119. Aber da sind heut ins gemein die hertzen so dicke wie schmer / wie daselbst stehet. Pruͤfen/ Wiederkauen Klauen spalten muß nach dem geiste und in- nerm menschen seyn/ und nicht nach irꝛdischen finnen . Pruͤfen und unterscheiden/ wiederkaͤuen/ und klauen spalten/ ist der reinen thiere zeichen/ und es muß beysammen seyn. Lev. 11. Phariseer und Schrifftgelehrten geben wol ein pruͤfen fuͤr/ und auch eine uͤbung nach aͤusseꝛn sinnen/ nach welchen ein anzeigen eines urtheils und unterscheides bey ihnen ist/ aber es koͤmmt nicht von erleuchten rei- nen hertzen/ und lust im geiste/ darum ist es unrein. Die H. Schrifft haben und bedencken sie wol/ aber nach vermoͤgen irꝛdischer sinnen/ darum koͤn- nen sie geistliche sachen nicht geistlich richten/ han- gen mit dem unreinem thiere von der erden an dem im gleichniß. Bey etlichen ist wol ein wandel/ der einen schein eines geistlichen hat/ in verstellung aͤusserlich/ aber in veraͤnderung innerlich/ ohne ein rein hertz und geist/ nach mancherley unreinen thieren/ (da auch etliche weder des wiederkaͤuens/ noch klauen spal- tens anzeichen haben) sind die namen des thiers von der erdē/ das zwey hoͤrner hat im gleichniß des lam̃es/ nemlich ein anzeigen eines Chꝛistenthums. Apoc. 13. v. 11. der geist des glaubens allein hat pruͤfen und unterscheiden beysammen/ und den wandel im geiste 1. Cor. 11. 9. und 29. Zur pruͤfung ermahnet der H. Geist im Paulo gantz ernstlich 1. Cor. 11. v. 29. und 2. Cor. 13. v. 5. und will/ daß man ohne dieselbige nicht mit andern das brod brechen solle; er bezeuget auch den Corinthern daselbsten/ daß sie nicht des HErꝛn Abendmahl gehalten: weil sie es ohne pruͤfung und unterscheidung halten. Welcheshalber auch besondere gerichte GOttes an etlichen geuͤbet wor- den/ die eine gemeinschafft mit dem heiligen und reinen/ ohne pruͤfung ihrer selbsten fuͤrgaben/ und also glissen in der gemeine/ darinn GOtt auffse- her * war/ als drinn oder in und unter dem war- hafftigen gemeinen nach gemeinschafft seines gei- stes in ihnen/ 1. Cor. 14. v. 25. Bedenck die figur im gesetze/ da die unreinen das Osterlamm nicht mit essen dorfften/ noch die unbeschnittenen. Und 2. Cor. 13. v. 5. spricht Paulus deutlicher aus/ was man taͤglich pruͤfen solte/ und sonderlich bey der gemeinschafft/ da er spricht: † verfluchet euch selb- sten/ pruͤfet euch selbsten ob ihr im glauben seyd/ ob JEsus CHristus in euch ist/ (als durch den warhaftigen glauben im heꝛtzen wohnend und ein- gewurtzelt ist) und wo ihr euch nicht pruͤfen koͤn- net/ so waͤret ihr verworffen und also im gerichte und nicht unter der gnade/ noch in derselben be- weisung begriffen. * Wie er ein scharffer auffseher sey/ liese Heb. 2/ 6. 12. † Ephes. 3. v. 16. 17. Jm glauben ist er/ welchen er auch wircket. Col. 2. v. 12. Eben dieser fleißige Apostel GOttes ermahnet die Galater/ cap. V. 5. 19 21. daß ein jeder sein werck pruͤffen solle/ ob er nemlich ein gut werck in Christo seye zu guten wercken? Ephes. 2. v. 8. Zun Thessalonichern spricht der H. Paulus/ 1 Thess. 5. v. 19. sie sollen die geister pruͤfen und nicht daͤmpffen; diese aber daͤmpffen und leschen sie aus: Erstlich/ welche des Heiligen Geistes gabe nicht fleißig in ihnen pruͤfen/ und nach pruͤ- fung nicht unterscheiden von natuͤrlichen gaben/ noch dieselben erwecken/ 1. Tim. 4. v. 14. 2. Tim. 1. v. 6. darnach 2. auch diese/ welche die gaben und gnade des Geistes in ihnen selbst gar nicht wollen erkennen/ (wie sie erkandt seyn wil/ auch der ge- ringsten maß nach) sondeꝛn dieselbe in sich verstoͤh- ren/ durch unachtsamkeit oder unglauben. 3. zum dritten/ welche die gabe der gnade in andern nicht erkennen/ derselben offenbahrung verhindern/ ih- res dienstes nicht allein nicht wollen/ sondern auch noch andere davon abhalten/ daß sie solche nicht annehmen noch erkennen. Und 4. sonderlich die- se/ welche verfolgung wider die anrichten/ welche die gnade der offenbarung bringen/ nemlich die offenbarung des geheimnisses der Gottseligkeit und der boßheit. Der H. Johannes heisset auch die geister pruͤfen/ 1. Joh. 4. v. 1. Ob sie nemlich aus GOtt seyn oder nicht? welches aber zu pruͤ- fen ist/ bey den fruͤchten des geistes/ Galat. 5. v. 22. deren vornehmste ist die liebe CHristi und dann der mitglieder in CHristo/ auch der feinde; dann auch dieses/ so man CHristum ehret und glorifici rt/ seine person nicht auffloͤset/ wie er nun in der herꝛlichkeit des Vaters ist/ nach der ersten geburt aus den todten vollendet/ Joh. 15. 16. 1. Joh. 4. Bey dem geiste der offenbaꝛung eꝛkeñt man die kinder des lichts/ welchen Paulus den Ephe- sern wuͤnschet/ Ephes. 1. v. 17. und bey Goͤttlicher weißheit die gnade/ Ps. 51. v. 12/ 20 * * wandel im geiste fleische zeigt an reinigkeit. unreinigkeit. Der Geist des Sohnes GOttes in uns/ wel- cher uns zeugnis gibt/ daß wir kinder Gottes seyn/ Rom. 5. 26. Gal. 4. v. 1. 3. 6/ kan uns dessen auch bezeugen und deren die aus GOtt zeugen und re- den. Der geist der welt aber/ wie er nach gemein- schafft/ und macht abscheulich was nach gemein- schafft des H. Geistes ist/ ermacht/ daß man seine A. K. H. Vierter Theil. B b 2 gemei- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friedrich einem Schwenckf. gemeinen oder glieder und mitgenossen annim̃t/ wie sie in seinem reiche sind/ und sein reich in ihnen ist/ nach seiner beweisung in ihnen. Er treibt heut zu tage unter mancherley nahmen/ Phariseer und Schrifftgelehrten anzunehmen/ die ein bildt oder einen schein bringen/ als waͤre es CHristi/ nach zweyen hoͤrnern in gleichniß des lammes oder CHristi/ Offenb. 13. v. 11. Wir doͤrffen uns nicht mit Juden bey unser gleißneꝛey beschoͤnē/ daß sie das aͤussere alle gethan/ (ob sie gleich nicht alle/ sondern wenig unter ih- nen geistlich waren) Sintemal sie allein ein fi- guͤrlicher Jsrael waren/ ein aͤusserlich volck/ wel- ches das im geheimniß fuͤrbildete/ welches nun offenbahret/ und weder da noch dort/ sondern nach geist und wahrheit GOtt dienen solte und wuͤrde * als der HErr (aus dem sie alle und in dem sie alle seyn sollen) da er im fleische geoffen- bahret/ spricht/ Joh. 4. v. 23. und ein schaͤrffer auffseher im volcke ist/ das selbst in ihm ist/ als im wahrhafften. Er siehet nach fruͤchten seines geistes und nach ihme dem lichte in allen Joh. 15. v. 2. Heb. 2. v. 4. 12. v. 14. da muß pruͤfung in allem seyn. 1. Cor. 2. v. 28. 2. Cor. 13. v. 5. * Es gilt heute nicht was gestern gegolten hat/ da das geheimniß verborgen/ und die zeit der un- wissenheit war/ Act. 17. v. 30. Was kindeꝛ deꝛ offenbarung gewesen/ die nem- lich nach geiste und wahrheit kinder/ und sich nach geiste und wahrheit offenbarten (in der offenba- rungszeit.) Dieselbigē sind in der liebe geheimniß blieben/ * als darin/ nemlich in Christo fuͤrsehen/ da alles was angedeutet ist im fuͤrbilde/ nach gei- ste und wahrheit in CHristo ist/ und was noch heute nicht nach geist und wahrheit in Christo ist/ noch wird/ das ists nicht vor GOtt/ noch nach dem geheimniß seines willens in Christo; und weil es nichts nach dem geheimnis seines willens ist/ so ist es verworffen und unter dem gerichte/ als et- was wider seinen willen/ oder wider das geheim- niß seines willens/ und gehoͤrt zum geheimniß deꝛ boßheit/ die unteꝛ Chꝛistlichem scheine oder unterm scheine der Gottseligkeit/ lang heimlich und ver- borgen (oder unter dem thiere/ so zwey hoͤrner im gleichniß des lammes hat) gewesen ist. Es soll nun ausgemusteꝛt oder ausgewoꝛffen weꝛden/ als nicht in der meß-schnur begriffen/ damit der tem- pel Gottes gemessen und die drinne anbeten/ nach geiste und wahrheit/ oder nach gemeinschafft des geists der wahrheit/ in wahrhaffter heiligung. Apoc. 10. v. 7. 11. v. 11. 13. Da soll man aus und nicht eingehen unter den plagen/ Apoc. 13. v. 8. Solche Gleyßnerey-Chri- sten soll man offenbaren/ in der offenbarungs-zeit/ sie nicht als einen GOttes tempel und kirche er- kennen/ noch sich mit ihnen/ sie sind im bann/ ein verschlossen aussaͤtzig haus/ Lev. 13. und 14. v. 28. und bezeugen solches die kinder GOttes in ihrer absonderung und daß sie eine zeitlang das stehen lassen/ dabey die gleißner † gemein worden/ davon sie dañ schoͤne figuren und fuͤrbilder im gesetze und Propheten haben/ und also zeugniß gnug des un- terlassens eine zeitlang. * Ein anders ist vor der offenbahrungs zeit/ und ein anders darnach/ da gilt das volck/ das nach der offenbahrung ein volck ist/ nicht daß sie nach dem gleichniß ein volck seyn wil/ die gerichte folgen der offenbahrung/ und ist alles unter dem gerichte was wider die offenbarung und nicht nach geist und wahrheit ist. Was sind die Ju- den heute/ die geist und wahrheit verworffen und nicht darnach sind/ ob sie wol etwa auch ein volck ꝛc. Wann nichts waͤre/ dann das anzei- gen des eiffers GOttes/ dort um der Juden wil- len/ im abfall uͤber den tempel und aͤussern dienste und thun/ da doch (wie oben gesagt) die offen- barung/ nicht also war und die offenbarung einen ernstlichen eiffer mit bringet. Es sind alle Chri- sten/ die nach den zweyen hoͤrnern allein ein gleich- niß sind/ wie Sodomiter und Egypter/ Apoc. 10. v. 7. 11. v. 11. 13. Von denen die gesandten Gottes (als Engel) aus fuͤhren solten/ und nicht darein/ und also nicht in dentempel unter den sie- ben plagen/ nicht in den tempel Apoc. 15. v. 16. Sie sind alle wie Cain/ Esau uñ Jsmael/ da sie am besten sind/ ja wie nun die verworffenen Judē/ als die ohne pruͤffung sind/ ohne geistlich urtheil und unterscheid/ und ist alles was sie im gleichniß thun oder brauchen/ vor GOtt als wie Cains thun/ eifferten sie gleich noch so fleißig darob/ und hal- ten darob wie sie wollen. † Es ist der gleißner art/ von anfang der welt/ ob der gleißnerey zu halten/ und sich nach derselbi- gen herfuͤr zu ziehen; buhle und buhler sind heute in einem gerichte/ die abgoͤttischen und abgoͤtte- rey/ sage man gleich noch so viel von dem/ was GOtt oder der HErr CHristus und seine Apostel mit unterscheide befohlen haben/ ohn welchen nichts befohlen ist: Es geschehe dann nach un- terschiede/ nach der pruͤfung/ nemlich nach geiste und wahrheit. Es ist alles heute wie der tempel/ opffer/ beschneidung/ feste/ und anders/ unter dem verworffenen gesetzes-volcke. GOtt hat im N. Testament geist und wahrheit befohlen/ und ist geist und wahrheit das gesetze/ und noͤthigste/ und das einig noͤthige im N. Testament/ wer dasselbi- ge uͤbersiehet/ verschluckt mit den Phariseern Ca- mele und saͤigt muͤcken/ Matth. 23. v. 24. Die Juden wolten sich mit dem gleichniß re- formir en/ da ihre straffe ihnen verkuͤndiget wurde zu der Propheten zeiten/ und also sich mit tuͤnche- cherey rechtfertigen; und das thun die heutigen Christen ins gemeim auch/ da doch GOtt nicht eiffert um das/ was aͤusserlich/ nach dem im gleich- niß nicht gethan ist/ sondern daß man es ohne pruͤffung und ohne unterscheidung gethan/ und daß man ihn dabey uͤbersehen hatte. Ein hauffen zeugen der pruͤffung wolten wir noch finden/ es ist aber bey dieser fuͤrgenommenen kuͤrtze gnug. Die Phariseer und Schrifftgelehrten im A. Te- stamente/ haben nicht so groß gerichte auff ihnen/ als die heutigen/ welche zwar das im gleichniß auffgetrieben oder dazu ermahnet haben/ und da- bey auffgehalten/ und so wol als diese in der offen- barungs-zeit/ darbey verwirꝛten/ nemlich solche/ welche geist und wahrheit schon erkant und Chri- stum angenommen hatten/ davon in Pauli send- brieffen und der Apostel geschichten; ja/ sie waren aber eines figuͤrlichen stuhls diener und darunter herkommen: Diese abeꝛ wollen des N. Testaments diener seyn/ und solten so viel aus dem buchstaben des N. Testamens wissen koͤnnen/ daß den Chri- sten nicht unsere geberden und ceremoni en gebo- ten/ noch das in gleichniß uñ zeichen also befohlen zuthun/ als wol geist und wahrheit/ daß allein der glaube gelte/ der durch die liebe thaͤtig ist/ das beschneidung sey wie die vorhaut/ ohne die im gei- ste/ und Christus alles in allen sey/ und alle in ihm nach pruͤffung seyn muͤssen ꝛc. Es ist (sprich ich) unserer Phariseer und Schrifft- Th. IV. Sect. II. Num. XXIV. Von Daniel Friederich einem Schwenckf. Schriftgelehrten treibung viel eine schwerere suͤn- de und viel ein schwerers gericht und urtheil unter den 7. plagen. Sie * sind mit ihren gemeinden die 5. thoͤrichten jungfrauen/ welche sich versaͤu- men/ bey den zweyen hoͤrnern im gleichniß des lammes/ und desselben 7. augen und hoͤrner nicht achten der gaben des H. Geistes/ welchen noch das oͤhl in den lampen/ und das leuchten ist/ Matth. 25. v. 8. Apoc. 4. v. 5. 5. v. 6. Sie sind auch der knecht/ der nicht wuchert bey der gabe der H. Schrifft/ sondern den geist der offenba- rung verachten/ nach welchen das wucheꝛn ist/ und das herfuͤꝛbringen altes und neues aus dem schrei- ne des hertzens/ darin Christus das licht und sein geist ist/ Matt. 13. v. 52. und also dem wuchern nach das uͤben und pruͤffen/ was man nemlich sey und habe aus GOtt in Christo/ und wie man dabey zugenommen habe/ von glauben in glauben/ von erkaͤntniß in erkaͤntniß/ von liebe in liebe/ Ephes. 3. v. 16. — 19. Sie meinen/ sie haben etwas weil sie die H. Schrifft wissen/ sie haben aber voꝛ GOttnichts/ und so sie todt sind/ so faͤllet ihr tod- ter glaube dahin/ wird ihnen also/ sowol hie noch im leben/ als hernachmals/ genommen das sie ha- ben. Matth. 25. v. 29. * O wie schwer heulen und nachschreyen wird uͤber sie seyn/ und ihr aller heulen wie Esaus. Heb. 12. v. 16. 17. Was † sie meinen/ das sie haben/ wird nichts seyn/ ob es wol etwas waͤre/ so sie wucherten oder zunaͤhmen im geiste; wir lesen in der Kir- chen-historie/ daß/ nachdem sich die maͤchtige be- weisung der krafft und geistes eingezogen hatte/ und die anfahende glaͤubige/ welche zwar zum theil von wahrhafftig glaͤubigen eltern gebohren waren/ und geistliche uͤbungen schonliebten/ aber nicht solche kraͤfftige beweisung in ihnen pruͤfften/ also daß sie ihres himmlischen beruffs/ und neuen geburt nicht also gewiß/ noch die diener des geistes ihrenthalben/ wie zuvor die Apostel der beweisung nach in ihrer zeit/ oder daß sie sich nicht in Christo also pruͤfen koͤnnten und nach geistlichem urtheil und unterscheide nicht also geuͤbt waren/ daß die- selbe Gott gefuͤrchtet/ und sich geschaͤmet unter die gemeine Gottes einzumischen/ mit ihnen der hohen geheimnuͤssen zu geniessen/ oder der Sacra- menten zu gebrauchen/ also daß treffliche perso- nen mit der tauffe still gestanden/ auch des brod- brechens sich unwuͤrdig geachtet * unter welchen viel maͤrtyrer/ ohne die aͤussere tauffe und brod- brechen/ worden sind. Davon sind auch exempel/ 1. Cor. 15. v. 29. Die ungetaufft/ und doch als liebhaber Christi gestorben. Es sind die Apostel nicht so gaͤh gewesen mit dem auffnehmen: Wie- wol was nach der sonderlichen beweisung der krafft und geistes zu ihrer zeit sich offenbahrte/ und den ungewoͤhnlichen glauben annahm/ der Sa- cramente begehrten/ sie dieselben ihnen nicht ab- schlugen/ doch der pruͤfung (ob sie nemlich in wahrhafftem glauben stuͤnden) sie wol erinner- ten. Actor. 8. v. 37. * † Gottesfuͤrchtige huͤten sich fuͤr gleißnerey/ leichtfertige aber treiben dazu/ und richten sie auf mit gewalt. * Liß/ wie Paulus ermahnet/ daß man sich pruͤfe/ ob man im glauben seye? Es sind auch die kloͤster auffkommen/ der sondern absonderung halber unter den Gottesfuͤrchtigen/ als die gemei- ne kirche nach und nach verdaͤchtig worden/ die heut offenbaret ist. Was soll man dann heute thun? Nicht darein gehen. Apoc. 15. v. 8. son- dern daraus. Apoc. 18. v. 4. Wohin soll man heute gehen/ so man aus- gehet? in die wuͤste mit dem weibe/ das geboren hat/ klagen (nicht leichtfertig seyn/ sondern nichts seyn wollen) die verwuͤstung bekennen und bewei- nen. Klagl. Jerem. durchaus. Apoc. 12. v. 6. Sintemal dann die ersten Christen so sorgfaͤltig gewesen sind/ und die gerichte Gottes gescheuet haben/ nach welchen er sich in gemeinden der Hei- ligen bewiese/ warum solten wir dann in unserer zeit/ unter den 7. plagen und grossen gerichten/ * so frech sein in tempel zugehen/ oder mit so frecher stirne mit den eingebildeten zweyen hoͤrnern/ die allein in gleichniß des lammes sind/ unser haupt erheben/ so doch das aͤussere thun/ ohne pruͤfung in Christo/ nichts dann gleißnerey ist. * Das verschlossene hauß/ daß aussaͤtzig ist/ thut man vor den 7. tagen und unbesehen nicht auff. Sieben tage bedeuten unter einander auch rechte und gnugsame praͤfung im lichte. Lev. 13. v. 14. Apoc. 13. v. 15. Wir hoͤren unter allen sect en vom abfall sagen und vom streite bey solchen 2. hoͤrnern im gleich- niß (dabey doch deꝛ abfall meꝛcklich geschehen und gleißnerey auffgerichtet ist) daß einer den andern dabey richtet und urtheilt/ sich selbsten aber wenig ob sie in gemeinschafft der 7. hoͤrner des lammes seyn? Es will ein jeder unter dem bilde seyn/ das nach solcheꝛ einbildung ist/ und zu kauffen und veꝛ- kauffen macht haben. Ein jeder will seinen namen erhalten/ oder einen namen eines Christen haben/ nach seiner irꝛdischen sinne gutduͤncken/ und daher sind die namen des thiers von der erden/ nemlich des irꝛdischen sinnes/ bey den H. Schrifften und Sacramenten Apoc. 13. v. 11. Was ists dann wunder/ daß so viel unter den plagen † des geist- lichen Egypten ergriffen/ und im rothen meere mit ihnen ersauffen/ nemlich im falschen eyffer wider die/ so von ihnen/ oder von der gleißnerey ausgegangen sind. Es ist aller sect en arbeit nur gleißnerey auszurichten/ bey ihnen zu behalten/ man sey in Christo oder nicht. Sie wollen auch das weib nicht in der wuͤsten still seyn lassen/ Apoc. 12. v. 6. Jsrael/ da er aus Egypten zog/ muste vor in der wuͤsten still halten/ das gesetz empfahen und nicht jaͤhe fort ziehen/ bedencke das geheimniß. * † Ursach aller plagen. * Geistlich urtheil und unterscheid bringet hindurch. Die kinder Jsrael/ da sie aus Babel gingen/ nahmen gantz ernstlich die pruͤfung vor/ und wolten nicht mit den Samaritern bauen/ und er- foꝛschten/ welche fremde/ und nicht aus Jsrael her- kamen. Sie sonderten die fremden weiber und kinder ab/ ꝛc. aus sorge und Goͤttlicher furcht/ daß sie nicht ihrer vaͤtter missethaten und unachtsam- keit erneuerten/ und von neuem in Gottes straffe und gerichte fielen/ davon siehe in Ezra und Ne- hem. Was thun aber die Babylonische Christen/ Apoc. 14. 15. 16. unter so viel schwererm abfall/ dann der im A. Testament war? Sie wolten sich nicht schaͤmen lernen/ noch Gott fuͤrchten/ frem- de pflantzungen * kinder und weiber/ (kirchen oder gemeinden) nicht lassen fahren/ sich nicht ernstlich pruͤfen/ wie das N. Testament sonderlich erfordert/ und neuigkeit nach geiste und wahrheit haben will. Jerusalem wird mit laternen gesucht/ Zeph. 1. v. 12. kinder des lichts will Gott haben/ davon ersuch die H. Schrifft. Daß die kirche Ba- bel/ und also unser zeit sey/ liß Offenb. 14. 15. 16. B b 3 * Matth. Th. IV. Sect. II. Num. XXV. Carlstadts lob von Bucero und Capitone. * Matt. 15. liß von fremden pflantzen der kin- der. Paulus 1. Cor. 1. v. 14. * dancket GOtt/ daß er wenig getaufft/ und spricht/ daß ihn der Herr nicht gesandt habe zu tauffen/ sondern das Evan- gelium zu predigen/ und dasselbe/ nach beweisung der krafft und geistes/ darin auch das Reich Got- tes (so die Apostel verkuͤndigten) stuͤnde/ und nicht in aͤussern| worten/ 1. Cor. 1. v. 18. 4. v. 20. so gar fuͤr- sichtig und Gottesfuͤrchtig war Paulus/ auch in der zeit/ die doch weit gnadenreicher war/ dann die unsere ist/ nemlich nach beweisung des gnaden- geists und krafft. Er beschlosse sich/ keine fremde in das hauß Gottes zu fuͤhren (das die versam̃lete ge- meine im H. Geist war) sondern was im geiste be- schnitten und geheiligt war/ was sich pruͤffen und unterscheiden/ oder geistliche sachen geistlich rich- ten konte. Davon er in seinen sendbriefen viel meldung thut/ welche geschrieben an die gemein- schafften im H. Geiste/ unter welchen etliche traͤge wordē/ etliche vom satan hinterschlichen/ uñ sonst das geheimniß des abfalls in ihnē sich erzeigte/ be- sondeꝛs auch bey deꝛ aͤusseꝛē tauffe uñ bꝛod-bꝛechē. † * Es was doch Paulus im beruffe nicht we- niger/ dann die andern Apostel/ hatte gleiche macht/ darin er auch etliche tauffete. † Er hatte solche/ die er straffte/ nicht also im Anfange erkannt/ sondern nach einer andern er- zeigung auffgenommen. Sorgte nun Paulus des abfalls/ also auch des mißbrauchs/ und des geheimnisses der boßheit einbruch/ welches eꝛ auch im geiste mit Johanne klaͤrer dann andere Apo- stel gesehen und dafuͤr gewarnet/ auch deßhal- ben selbst gewarnet gewesen ist) was solten dann wir thun? da der abfall nun in der offenbarung und so greifflich ist/ daß der greuel mit augen/ ohren/ und aͤusseren sinnen gepruͤfft werden kan/ wer nur die H. Schrifft mit wenigem bedacht lie- set/ und das erste Christenthum bedenckt. Aber surdis narratur fabula. Es wollen wenig gewarnet/ jeder ein Christ oh- ne pruͤffung seyn/ da ist kein unterscheid nach geist- lichen gaben/ drum auch solche zerruͤttung und verwuͤstung zunim̃t/ es ist alles voll plagen des geistlichen Egypti * da jeder mit gewalt nur ein- gehen und wenig ausgehen wollen. Ein jeder will gaͤhe wieder rein und sauber seyn/ ist aber nichts dann gleißnerey/ und macht andere mit ihm zu gleißnern/ und solches ist der abfall. Schaͤm dich/ du tochter Babel. * Aller plagen ursach ist/ daß man nicht ausge- hen wil/ nicht ausgehen wil lassen/ siehe Exod. 3. biß 14. Aber dem HErꝛn seyn die lebendigen steine in der zerstreuung befohlen/ der sie doch gesammlet hat in ihm/ oder im geheimniß/ auch bald offen- baren wolle nach maͤchtiger erweisung des geistes der offenbarung in ihnen/ darzu er schon einen an- fang gemacht hat/ und der pruͤfung nach einen gꝛund in etlichen geleget/ nemlich des tempels/ daꝛ- ein doch noch niemand/ unter den plagen/ gehen kan/ biß sie vollendet/ Apoc. 15. v. 8. Es sind steine des tempels/ aber vor uns nicht beysammen zum eingange und anzeigen eines hauses ꝛc. der tempel der huͤtten des zeugnisses/ welcher im himmel zwar auffgethan * sind die glaubigen in welchen das zeugniß JEsu/ nemlich der geist der offenbarung sich erzeigt/ aber sie muͤssen unter den plagen gedult haben/ der bau stehet still und wird gehindert/ wie bey der figur des zum andernmal auffgebaueten tempels zu sehen/ (als im fuͤrbilde) da die Juden/ welche zum anfange aus Babel gegangen/ nicht konten fortkommen mit dem bau/ (aber auch nicht wieder hinter sich in Babel giengen/ noch leichtfertig ihn unterliessen) und wie der satan dort allerley eingestreuet/ in gleißnern: also heute auch/ da die gleißnerey uͤberhand habē will/ davon oben gesagt. Doch moͤgen wir zusehen/ daß wir nicht straffwuͤrdig werden/ wie jener etliche/ die ihr hauß baueten/ ihnen nichts abgehen liessen/ ohne betruͤbung/ oder unachtsam waren/ daß das hauß Gottes noch wuͤste lag/ und also ihre hand sincken liessen in traͤgheit/ davon in Propheten/ besonders Hagai. 1. * Da wir mit CHristo in das himmlische we- sen versetzet/ da haben wir eine offene thuͤr/ wir sind im himmel/ und sind die huͤtten/ auch tempel/ und ist in uns das zeugniß des H. Geistes (der da bezeuget die warheit wider die luͤgen) als im tem- des H. Geistes/ der ein Geist der offenbarung ist. Wir sollen uns selbsten bauen zum geistlichē hau- se/ zu einem tempel im HErꝛn † nemlich nach uͤbung in geistlichen gaben/ oder gaben von oben herab. 1. Tim 4. 2. Tim. 1. und uns also schi- cken und zu lebendigen steinen bereiten/ zum heili- gen priesterthume/ zu opffern geistliche opffer/ Ps. 102. 1. Pet. 2. einer dem andern dienen mit seiner gabe/ damit das taͤgliche opffer/ davon Petrus sagt/ wieder angerichtet werde/ welches lang un- ter den-gleißnern auffgehalten gewesen/ Dan. 11. 12. Nun der HErr wolle noch zum andernmal seine hand ausstrecken/ als er im Propheten ver- heissen/ und auch die figuren anzeigen. Seine hand aber ist die beweisung und mitbeweisung sei- ner krafft und geistes. † Der figur geheimniß. 1. Pet. 2. O HErꝛ JEsu CHriste/ beweiß dich zur rech- ten GOttes/ da du der leibhafftige tempel aller voͤlle der Gottheit bist/ und beweiß dich in den deinen hie/ als in gliedern des tempels * des lei- bes deiner gemeine/ so wird das Jerusalem er- scheinen/ und die voͤlcker zulauffen/ und die welt er- kennen/ daß du HErꝛ und GOtt alles in allen bist/ Amen/ Halleluja. * Die glieder hie erscheinen nicht allezeit/ als ein leib der gemeine. Der HErꝛ mein friede und gerechtigkeit/ er las- se mich in ihme uͤberwinden/ durch bestaͤndigen glauben/ und durch alle plagen und gerichte hin- durch dringen. Amen. Ende der Schwenckfeldischen sachen. NUM. XXV. Carlstadts lob von Bucero und Capitone. Was die Reformirten gleich anfangs von Carlstaden gehalten haben/ ist uͤber die in der hi- storie befindlichen urkunden auch aus folgenden briefen zu ersehen/ welche Hottingerus aus den ei- genhaͤndigen schrifften Buceri und Capitonis (welche dazumal in Straßburg gelehret) ange- fuͤhret hat T. IIX. Hist. Eccl. P. IV. c. 5. p. 252. seqq. Weil bey uns keine hoffnung ist/ die- sen unsern bruder (Carlstadt) zu versorgen/ ha- ben wir es vor gut angesehen/ ihn zu dir zu schicken/ als der du eine groͤssere erndte hast bekom̃en; daher“ bitten wir dich/ daß du ihn dir lassest anbefohlen“ seyn/ als einen/ der nicht nur durchs creutz wol“ gepruͤffet; sondern dessen leben und sitten wir“ auch so genau erkant haben/ daß wir kein beden-“ cken tragen dich zu versichern/ daß du Christi ehre“ sehr Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomæ Muͤntzers schrifften. „sehr befoͤrdern wirst/ weñ du ihm zu einem kir- „chen-dienst hilffst. Er war vor diesem ein we- „nig frech/ in dem er mit dem allerfrechesten „ Luthero conversir et und gespeiset/ und ihm „auch sonst seine sachen gluͤcklich von statten „gangen/ welches den bescheidenen menschen „leicht etwas hochmuͤthig hat machen koͤnnen. „Nun ist er durch langwierige verfolgung/ und „erdultung allerhand schwerer zufaͤlle so ge- „schmeidig und zahm worden/ wie auch den al- „lerchristlichsten meinungen zugethan/ daß „wir gewiß wissen/ du werdest dich uͤber ihn ver- „wundern muͤssen. Du darffst dich auch nicht „befuͤrchten/ daß er fremde lehren habe/ denn er „stimmet mit uns in allem uͤber ein/ und lehret „eben das mit uns/ auch von der tauffe. Daß „er von Zuͤrch weggereisset/ und dir nicht zuge- „sprochen/ da er doch etliche jahr daselbst gewe- „sen/ wird er dir eine solche ursache sagen/ aus „welcher du gnugsam eꝛkeñen wirst/ daß es nicht „aus einigem abscheu vor dir geschehen/ und „auch nicht/ daß eꝛ es mit eineꝛ gewissen paꝛthey/ „welche sich damals hervorthun wolte/ gehal- „ten. Nun zweiffeln wir nicht/ er werde bey dir „nicht geringe zuneigung finden/ weil er nicht „nur den vertheidigern des nunmehro wider „neu auffgegangenē Evangelii treulich beysteht/ „sondern auch vornemlich/ obwol nicht mit so „grosser bedachtsamkeit/ als muth den grund al- „les aberglaubens/ nemlich den irꝛthum vom „Abendmahl zu bestreiten angefangen hat; Und „eben deswegen hat er bißhero solche dinge/ und „zwar von seinen bruͤdern/ welches ihn am mei- „sten kraͤncket/ leiden muͤssen/ welche mit wor- „ten nicht gnugsam koͤnnen ausgedrucket wer- „den. Gewiß/ so wir jemanden um Christi wil- „len freundlich und liebreich auffnehmen sollen/ „so sind wir es ihm schuldig/ zumal zu dieser zeit/ „und weil er von so bestaͤndiger und ungeheu- „chelter Gottesfurcht ist/ durch so vieles creutz „und elend geuͤbt/ um Christi willen fast „uͤberall verjaget/ und der auch von denen so „hefftig angefeindet und gehasset wird/ die sonft „das ansehen haben/ als wenn sie sich am meistē „um Christum verdienet machtē. Doch hievon „haben wir dir mehr als zuviel berichtet/ mas- „sen du ja die allergeringsten knechte des Christ- „lichen heeres/ geschweige einen solchen mit un- „gemeiner guͤtigkeit auffnimmest und ihnen be- „foͤrderlich bist. Von dem unsinnigen wuͤten „der Lutheraner ist nicht noͤthig dir etwas zu „schreiben/ weil es aller frommen leute vermu- „then uͤbertrifft/ es wird von sich selbst fallen. „Der nach Lutheri willen verjagte Carl- „stadt/ weil er biß dato der wahrheit vom A- „bendmahl zugethan ist/ hat uns sehr wohlge- „fallen/ als er sich etliche tage bey uns aufge- „halten. Es scheinet/ als wenn er von harter „natur und sinn sey/ jedoch von gutem ge- „muͤth/ das mehr auf die erbauung als auf „Secten siehet. So viel kan das liebe creutz „ausrichten/ durch welches er seinen glauben „sehr gestaͤrcket. Allhier ist keine hoffnung/ vor „ihn einen dienst zu bekommen/ weil wir jetzo „fast nur erst eine stadt inne haben; denn die „uͤbrige herrschafft/ welche doch sehr gering ist/ „haben wir schon versehen. Nun ist es schwer „eine famili e zu ernaͤhren/ wenn der Haußva- „ter keine mittel hat nahrung und unterhalt „zuschaffen. Du wirst nichts an ihm verlan- gen/ als des vaterlandes art und sitten/ wel-“ che er anzunehmen sich wird angelegen seyn“ lassen. Wenn er etwa auf einem Maͤyerho-“ fe koͤnte verpfleget werden/ so wuͤrde er sein“ leben daselbst fein fuͤhren koͤnnen. Er nimmt“ mit wenigem und geringem vorlieb. Es dau-“ ret uns der mensch sehr/ nur wegen der un-“ billichkeit der Lutheraner/ welche ihm erschreck-“ liche laster andichten/ indem sie alle mensch-“ liche liebe/ geschweige glauben/ von dem sie“ doch am meisten ruͤhmen und pralen/ aus“ den augen setzen; aber sie suchen nichts we-“ niger zu erlangen als diesen; es muͤste denn“ das ein glaube heissen/ wenn man die un-“ schuldigen mit so boͤsen practiken beleidiget.“ Jch weiß/ was sie von dir ohne scham vor-“ geben/ und was vor schaͤndliche sachen Lu-“ therus von uns und Oecolampadio an un-“ sern Rath geschrieben/ welche er auch zu“ Marpurg oͤffentlich von mir versichert hat.“ Dieses dienet mir zu einem beweiß/ weswe-“ gen ich mich durch ihre anklage nicht bewe-“ gen lasse.„ NUM. XXVI. Thomæ Muͤntzers schrifften. Wiewohl die schweren mißhandlungen und Excess e des in der historia gnugsam be- schriebenen Thomæ Muͤntzers an sich selbst un- laͤugbar und entsetzlich sind/ so moͤchte doch ein in den wegen Gottes geuͤbter Leser etwan aus folgenden Schrifften desselben ersehen/ wie Gottes Geist ihm nicht gaͤntzlich entstanden sey/ daß er nicht bey ihm auch angeklopffet/ und ihn zu etwas gutes getrieben habe. Also/ daß er allerdings dem folgenden schrecklichen fall wohl entgehen moͤgen/ wenn er des Hei- ligen Geistes regierung gefolget haͤtte: Erstlich dieser Muͤntzer hat eine beschrei- bung von seinen anstalten im Kirchen-dienst bey seiner gemeine zu Alstaͤdt heraus gegeben/ in welcher unter andern folgendes merckwuͤr- dig scheinet/ von lesung der Heiligen Schrifft und begehung des Abendmahls. Ordnung und berechnunge des Teut- schen ampts zu Alstaͤdt durch Tho- mam Muͤntzer/ Seelwaͤrtern/ in vergangnen Ostern aufgericht 1523. Gedruckt zu Eilenburg. Es ist zu wissen/ daß wir allezeit ein gantz“ Capitel an statt der Epistel und Evangelium“ lesen/ auf daß die stuͤckwerckische weise da-“ mit verworffen werde/ und daß die H. Schrifft“ der Biblien dem volck gemein werde/ ja auch“ die aberglaͤubischen oder geberden im selbigen“ hinfaͤllig werden durch staͤttiges anhoͤren der“ Goͤttlichen wort/ und diß alles doch mit sanff-“ tem und gelinden abbrechen bemeldter Cere-“ moni en/ also gelinder werde alle frechheit/ und“ die leute mit gewoͤhnlichem Gesange in eige-“ ner sprache geleitet werden/ wie die kinder“ mit milch erzogen/ und doch ihrer boͤsen wei-“ se keine statt gegeben werde/ ob man wol viel“ aͤrgernis im gegentheil vortraͤgt.„ Zum siebenden/ auf daß wir solche hohe“ maͤchtige anfechtung moͤgen gedultig tragen/“ nehmen wir die weise/ die JEsus Christus“ der Sohn GOttes befohlen hat seiner Kir-“ chen zu halten/ seiner dabey zu gedencken/ durch“ alle Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomæ Muͤntzers schrifften. „alle truͤbsal/ auf daß unser seele verschmachte/ „und hungerig werde nach der speise des le- „bens. So ist uns von noͤthen aufs allerherr- „lichste zu halten die allerherrlichsten worte „Christi/ alle menschen vom ankleben dieses le- „bens zu weisen durch den/ der sein gedaͤchtnis/ „wesen und wort will in die seele des menschen „haben. Nicht wie im vieh/ sondern als in sei- „nem tempel/ welchen er gantz theuer erarnet „hat mit seinem kostbarlichen blut. Die andere schrifft ist folgende; und zwar erstlich der titel: Von dem gedichteten glauben/ auf naͤch- ste Protestation ausgegangen/ Thomæ Muͤntzers/ Seelwaͤrters zu Alstaͤdt/ 1524. Von dem gedichteten glauben der Christenheit. §. 1. „Der Christen glaub ist eine sicherung aufs „wort und zusage Christi sich zu verlassen/ Es. „LIII. Rom. X. Soll nun jemand das wort „fassen mit rechtschaffenem ungedichtetem her- „tzen/ Matth. XIII. Luc. IIX. Marc. IV. so muß „sein ohre zuhoͤren/ gefegt seyn/ vom gethoͤn der „sorgen und luͤste; denn gleich so wenig/ wie der „acker ohne die pflugschare vermag verman- „nigfaltigten weitzen tragen/ gleich so wenig „mag einer sagen/ daß er ein Christ sey/ so er „durch sein creutz nicht vorhin empfindlich wird „GOttes werck und wort zu erwarten. Luc. IX. „1. Tim. I. Psal. CXXIX. Luc. XII. Jn sol- „cher erharrung erleidet der auserwehlte freund „GOttes/ das wort ist nicht der gedichten zu- „hoͤrer eines suͤnders/ ein emsiger schuͤler seines „meisters/ welchen er mit ungespartem fleiß al- „lenthalben ansieht/ auf daß er ja moͤge nach „seinem maaß in allem dem meister verglei- „chet werden. Jac. I. Matth. XXIII. Luc. VI. „Joh. XIII. Eph. IV. Rom. IIX. „2. Was ein mensch hoͤret oder siehet/ das „Christum weiset/ nimmt er an zum wunder- „barlichen gezeugnis seinen unglauben dadurch „zu verjagen/ zu toͤdten und zu malmen/ Joh. I. „Psal. XIIX. Rom. V. Hebr. IV. Jn der mas- „se sieht er die gantze Heilige Schrifft/ wie ein „zweyschneidendes schwerdt; denn alles/ was „darinnen ist/ ist darum/ daß es uns allezeit ehe „wuͤrgen/ denn lebendig machen soll/ 2. Cor. III. „Devt. XXXII. 1. Reg. II. Ein unversuchter „mensch/ daß der mit Gottes wort viel pochen „will/ wird nichts ausrichten/ denn wind fan- „gen. Ecclesiast. XXXIV. Psal. I. Nach dem/ „daß Gott alle seine auserwehlten aufs hoͤch- „ste von anbegin versucht hat/ Prov. XXV. „1. Petr. I. Sap. III. und sonderlich seines eini- „gen Sohnes nicht verschonet hat/ Rom. VIII. „1. Petr. II. auf daß er das rechte ziel der seligkeit „solte seyn und weisen den einigen weg/ den die „wolluͤstigen Schrifftgelehrten nicht finden „moͤgen/ Matth. VII. IIX. IX. XXIII, al- „so leichtlich nicht zum glauben kommen/ wie „die leute davon ruhmredig seyn/ 1. Petr. I. „so viel ist ihr glaube hinterlistiger und gantz „gedichtet/ es sey denn/ daß sie ihres glaubens „ankunfft und rechenschafft geben/ wie von „allen/ die in der Bibel stehen/ geschehen ist/ „ Ecclesiast. XIX. 1. Petr. III. Jst es nimmer „moͤglich/ daß man solche wahnsinnige und „gutduͤncklische menschen solte vernuͤnfftige Heyden/ schweige dann Christen heissen/ 1.“ Tim. III. Rom. XV. Solche leute seynd/ die“ sich in den Engel des lichtes schwinden/ vor“ welchen wir uns sollen huͤten/ wie vor dem“ Teuffel/ Jerem. XXXI. 2. Cor. XI. „‟ 3. GOTT liesse Abraham darum elen-“ de und gelassen werden/ daß er an keiner“ creatur/ sondern an Gott allein solte sicher seyn/“ Rom. IV. Genes. XII. XIII. XIV. XXII. “ Darum ward er mit der zusage GOttes ge-“ peiniget/ so sie nun schier solte angehen/ fuͤr“ der zusage Psal. CXIIX. Psal. XXXV. Er“ ward gepeiniget in ein fremdes land zu wan-“ dern mit weit erstrecktem trost/ welchen er“ nach dem licht der natur weitlaͤufftig befand/“ wie es der H. Stephanus den zarten spitz-“ fingerischen schrifftgelehrten in geschichten der“ botten Gottes vorwirfft/ Act. VII. Ver-“ dammte menschen wollen allezeit sich in sich“ selbst fuͤrhalten/ und nichts desto weniger den“ hochgelassenen Christum fassen/ Sap. VII. Phi-“ lipp. III. Eph. III. Das zehende und eilffte ca-“ pitel verfassen das zwoͤlffte des buchs der“ Schoͤpffung/ da alles gegen einander gehal-“ ten wird/ daß Abraham nach grossem jam-“ mer und erbseligkeit ward wuͤrdig/ daß er den“ tag Christi mochste sehen/ Joh. XII. Denn“ GOtt hat von anbegin keine andere weise“ dazu gehabt. Jst das licht der natur in A-“ braham also ernstlich vertilget/ was muß in“ uns geschehen. 1. Cor. II. Luc. II. Ps. I. Matth.“ V. Joh. IIX. Luc. XXII. „‟ 4. Moses/ der das erkaͤntniß des falschen lich-“ tes der ( hier ist eine zeile im exemplar“ weggerissen ) denn in ihm muste der unglau-“ be gantz hoͤchlich zuvor erkannt werden/ solt er“ anders ungedichtet sich auff GOtt verlassen/“ daß er sicherlich wuͤste/ daß der teuffel ihm kei-“ nen hund vorn lerben schluͤg. Moͤchte doch“ Moses GOtt fuͤr einen teuffel haben gehalten/“ wenn er der creatur hinterlist/ und Gottes ein-“ faͤltigkeit nicht erkannt haͤtte/ nach der ord-“ nung/ die in GOtt und creaturen gesetzt ist.“ Wenn schon die gantze welt etwas annimmt/“ wie von GOtt/ kan es doch den armgeistigen“ nicht stillen/ er befinde es denn nach dem betruͤb-“ nis Gen. I. Luc. IV. Esa. LXI. „ 5. Auffs kuͤrtzte durchsehe ein jeder frommer/“ bydder (biedermann) außerwehlter die Bi-“ blien ohne groll sonderlichs gesuchs/ so wird er“ befinden/ daß alle Vaͤtter/ Patriarchen/ Pro-“ pheten/ und sonderlich die Apostel/ gantzschwer-“ lich zum glauben kommen seynd. I. Cor. X.“ Eph. II. Math. VIII. XI. Keiner hat wollen“ hinein platzen/ wie unsere wahnsinnigen schwei-“ ne/ die sich vorm sturmwind/ prausenden bul-“ gen/ und vorm gantzen wasser der weißheit ent-“ setzen; denn ihre gewissen mercken wol/ daß sie“ zuletzt in solchem ungewitter werden verder-“ ben. Math. VII. Eccl. VIII. Darum seynd sie“ mit allen ihren verheissungen gleich einem naͤr-“ rischen mann/ der auff den sand bauet/ da fal-“ len alle gebaͤude runter/ Prov. X. Matth. VII. „ 6. Die boten Gottes hatten den traͤger des“ Evangelii selbst gehoͤrt/ und CHristus sagt zu“ Petro/ daß ihms weder blut noch fleisch haͤtte“ offenbahret/ sondern GOtt selber. Dennoch“ vermochten sie an keiner zusage zu halten/ dann“ mit schamroth werden/ und laͤster lichem hinfal-“ len/ auff daß ihr unglaub ( hier mangelt ei-„ ne zei- Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomæ Muͤntzers schrifften. „ ne zeile ): da er erstanden war/ meinten sie/ es „waͤre ein gespenst/ oder betruͤgniß/ und wir „unversuchte menschen halten also viel von uns „selber/ da wir uns mit gedichtetem glauben/ „und mit ausgedichteter baꝛmhertzigkeit Gottes „behelffen/ und nehmen eine natuͤrliche promis- „sion oder zusage/ und wollen damit den him- „mel stuͤrmen. Ach nein/ allerliebsten Christen/ „last uns die H. Biblien darzu nuͤtzen/ da sie zu „geschaffen ist/ zu toͤdten (wie obgesagt) und „nicht lebendig zu machen 2. Cor. III. Psalm. „CXIIX. Es. XXIIX. wie das lebendige wort/ „das eine leere seele hoͤrt. Last uns nicht ein „stuͤcke hier/ das andere dort nehmen/ sondern in „das leere des geistes/ und nicht des fleisches sol- „ches zusammen fassen/ welches in allen orten „der schrifft zu warten ist/ daß sie troͤstet/ und er- „schrecket/ Luc. II. 1. Reg. II. wo der hinterlistige „glaube zu boden nicht entdeckt wird/ nimmt „man immer das aͤusserliche wort an/ aber in „dem ungewitter feilt es der thuͤr Luc. IIX. „Matth. XIII. Marc. IV. Darum muͤssen die „leute in die allerhoͤchste unwissenheit und ver- „wunderung bracht werden/ sollen sie ihres ge- „dichteten glaubens anderst loß werden/ und mit „dem rechtschaffenen glauben recht unterrichtet „werden/ Ps. CXIIX. „7. Einem rechtfertigen Prediger seynd die „wort GOttes nicht mit honigsuͤssen worten „und heucheley in den mund gesetzet/ sondern „mit einem inbruͤnstigen und rechten ernsten eif- „fer Jer. I. Joh. II. Ps. LXVI. die gedichteten „Christen auszuwurtzeln/ zu brechen/ zu verstreu- „en/ und zu verstoͤren allen ihren boͤsewichti- „schen glauben/ den sie durch hoͤrsagen oder aus „den buͤchern von menschen gestohlen haben/ wie „tuͤckische diebe Jer. XIII. „8. Dieweil die arme/ elende/ erbaͤrmliche/ „jaͤmmerliche ( mangelt eine zeile ) dieweil „sie unter der gestalt des wahrhafftigen glau- „bens/ gleichwie mit einem schand-deckel ihren „gedichteten glauben nicht will lassen wegthun/ „ist ihr weder zurathen/ noch zu helffen Esa. VI. „Luc. IIX. Matth. XIII. Marc. IV. Matth. IX. „Jst aller gebrechen im selbigen/ daß keiner den „Tuͤrcken/ Heiden/ Juͤden/ und allen unglau- „bigen wil in deꝛ ankunfft seines glaubens gleich „seyn/ sondern ein jeder mutzet und putzet sich mit „seinem glauben und wercken/ welcher beyder er „weder grund noch boden weiß. Darum ha- „ben unsere groben tuͤlpelischen vaͤter alle welt „(ohne sich allein) dem teuffel gegeben/ und „niemand die rechenschafft gestanden/ damit al- „len Secten oder theilungen ursach gegeben/ den „mehrern theil der ceremonien/ kirchen-gebaͤr- „de halben (unangesehen weder gedichteten „noch rechten glauben) uneins worden seynd. „1. Tim. I. Luc. XIIX. Act. X. Rom. XI. 9. Von solchem mißfallendem greuel zu helf- „fen der elenden groben Christenheit/ muß vor „allem einem ernsten prediger zugehoͤren/ der mit „Johanne dem Taͤuffer erbaͤrmlich und klaͤglich „schreye in dem wuͤsten/ tollen/ tobenden hertzen „der menschen/ Ps. CXIIX. Joh. III. Es. XL. „Ps. LXII. auff daß sie die weise im werck GOt- „tes lehren/ wie sie GOttes worts moͤgen em- „pfindlich werden nach mannigfaltiger bewe- „gung/ nach welcher angezeiget wird der brunn „der seligkeit/ der Sohn GOttes/ wie ein mil- „des laͤmmlein/ das seinen mund nicht auffge- „than hat/ da es geschlachtet ward/ Ps. XXIX. Ps. LXVIII. Ps. XXXV. Joh. IV. Esa. LIII. “ und so die suͤnde der welt getragen hat/ daß“ wir mit ihm schafe unseres todschlagens den“ gantzen tag durch und durch sollen wahrneh-“ men/ wie wir in unserm leiden nicht sollen mur-“ ren und kurren wie greynende hunde/ sondern“ wie schafe seiner weide/ die er uns mit dem sal-“ tze seiner weißheit im leiden/ und nicht anders“ vortraͤgt. Rom. VIII. Ps. XLIII. Esa. V.“ Matth. XX. Ps. XCIV.„ 10. (Mangelt die erste zeile) die schafe werdē“ durch boͤse weide vergifftet/ aber durch das saltz“ gespeiset; daß man einen suͤssen Christum der“ fleischlichē welt prediget/ ist die hoͤchste vergiff-“ tung/ die von anbegiñ den schaͤflein Christi ge-“ geben ist/ denn durch solches añehmen will der“ mensch Gott formig seyn/ so er nimmermehr“ will/ auch gantz nicht begehrt/ Christformig“ zu werden/ auch zum aller untersten/ ist er ihm“ selber nicht aͤhnlich. Sondern wie ein mol-“ chelein oder panterthier unbestaͤndig in allem“ seinem fuͤrnehmen/ Jer. XIII. Darum hat“ Christus mit fleiß gesagt/ meine schafe hoͤren“ meine stimme/ und folgen nicht nach der stim-“ me der fremdlingen Joh. X. Der ist ein fremd-“ ling/ der den weg zum ewigen leben verwildeꝛt/“ laͤst die dorn und disteln stehen/ Prov. X. Sap.“ X. Prov. IX. und spricht/ glaube/ glaube/ halt“ dich fest fest mit einem starcken glauben/ daß“ man pfaͤle in die erde damit stosse.„ 11. Man soll nicht zum fenster hinein stei-“ gen/ Joh. X. einen andern grund des glau-“ bens dann den gantzen Christum/ und nicht“ den halben haben/ wer den bittern Christum“ nicht will haben/ wird sich am honig todt fres-“ sen/ 1. Cor. I. II. Christus ist ein eckstein/ wie“ mit dem im palliren ist umgehalten/ so muß“ der werckmeister auch mit uns umhalten/ auff“ daß wir erwachsen zum rechten gebaͤu des le-“ bens/ es muß nicht ein meytlein darangebre-“ chen des gantzen lebens/ daß ein jeder Christ“ durch und durch anzusehen werde/ und dem-“ selbigen nach seinem pfund oder maße auffs“ hoͤchste gleich werde; dann wer mit Chri-“ sto nicht stirbt/ der kan nicht mit ihm auffste-“ hen/ Rom. V. wie kan er denn in der wahrheit“ seines lebens seyn/ der den alten rock keinmal“ ausgezogen hat. Luc. VI. Darum die da troͤ-“ sten/ ehe betruͤben/ seynd diebe und moͤrder“ Joh. X. (mangelt eine zeile)„ 12. Keine wunsamere (freudenreichere)“ liebe hat Christus seinen auserwehlten erzeiget“ 1. Joh. III. unwandelbar mit seinem Vater/“ denn daß er sie nach seinem fleiße hat gemacht/“ wie die schafe/ die da dienen in die kuͤchen/ den“ verdammten im wiedertheil/ daß sie nachsin-“ nen/ wie sie werden vertrieben/ umgebracht/“ und ihr gedaͤchtniß von der erden werde auff-“ gehaben/ und wer nach solcher weise auff das“ laͤmmlein siehet/ wie es die suͤnde der welt weg-“ nimmt/ wird sagen: mit meinen ohren hab ich“ gehoͤrt/ was die alten vaͤter in den biblien mit“ Gott/ und Gott mit ihnen gehandelt hat/“ daß keiner mit ihm eins geworden ist/ biß daß“ er durch sein leiden ihm ewig zustaͤndig uͤber-“ wundenhat/ das machet die eꝛglastung Gottes“ im lichte zum lichte gelangen. Das ist das/ da“ der HErꝛsagt: Die schafe/ die mir mein Vater“ gegebē hat/ kan mir niemand aus meiner hand“ reissen. Solches worts auslegung ist die wei-“ de des schafs/ das im himmel verzeichnet ist/“ A. K. H. Vierter Theil. C c Joh. Th. IV. Sect. II. Num. XXVI. Thomæ Muͤntzers schrifften. „ Joh X. Ps. CXIIX. Luc. X. Denn nach aller „schlachtung sagts: O Herꝛ steh auff vom „schlaf/ warum wendest du dein antlitz von mir? „Hilff mir um deines namens willen/ daß mei- „ne fuͤsse auff den stein gegruͤndet sind. Da „will ich denn sagen/ du hasts allein gethan/ da „will ich mir meine lippen nicht lassen zubinden/ „die gerechtigkeit/ die du allein anfaͤngst zu ver- „kuͤndigen in deiner grossen kirchen/ Ps. XXXIX. „Esa. XXVI. 13. „Auff einen solchen grund wird gebauet „die wahrhafftige Christenheit/ die verschen ist „zum ewigen leben/ Eph. II. Rom. IX. Nach- „dem/ daß man lerne huͤten und weg thun den „sauerteig der boͤßwichtischen Gelehrten/ Matt. „XVI. VII. XXIII. die auch die reine worte „Gottes mit ihren wurmfreßigen lahmen ꝛc. „( mangelt eine zeile ) daß sich die menschen „falsch mit einer gedichteten weise mit unver- „suchtem glauben auffbruͤsten/ und meinen/ sie „wollen aller anfechtung manns gnug seyn mit „ihren promiss en/ so sie doch nicht lernen/ wie „ein mensch moͤge dazu kommen. „14. Siehe an/ du auserwehlter bruder/ „das sechszehende capitel Matthaͤl durch „und durch in allen worten/ da wirstu finden/ „daß niemand in Christum glauben kan/ er „muß ihm zuvor gleich werden/ durch den un- „glauben/ so ihn der auserwehlte erfindet/ ver- „laͤst er allen seinen gedichteten glauben/ Joh. „XIII. Matth. VII. Jerem. IIX. Alles/ das er „nach der weise der Schrifft gelernet/ gehoͤrt „oder gelesen hat/ denn er sieht/ daß kein aͤus- „serliches gezeugnis kan ihm kein wesen ma- „chen; sondern dienet allein dazu/ dazu es ge- „schaffen ist/ darum kehrt er sich nicht an al- „les sagen der unerfahrnen menschen/ 2. Cor. „III. Matth. VII. 2. Petr. II. sondern ist emsig „auf die offenbarung/ wie Petrus/ der fuͤr al- „len erfaͤhrt/ sagend/ ich weiß fuͤrwahr/ daß „Christus des lebendigen GOttes Sohn ist/ „ Matth. XIV. XVI. Denn der unglaube/ in „meinem fleisch und blut verdeckt/ ist uͤber- „wunden/ fast zum theil durch die begier/ die „das senffkorn und guten sauerteig durchfres- „sen und dringen/ machen den durchbruch in „allem unglauben/ verzweiffeln/ und alle hohe „gegentheil muß man erlitten haben. Es muß „die hoͤlle erst erlitten werden/ soll man sich „anderst huͤten fuͤr der hinterlist der schlingen- „den pforten. Es ist nicht ein annehmen des „verdammten und auserwehlten/ der Gottlose „nimmt die Schrifft an gerne uͤber die maß/ „ Psal. XLIIX. Esa. XXIX. da ein ander vor „ihn leidet/ da bauet er starcken glauben/ da „es aber gilt anzusehen das laͤmmlein/ das das „buch aufschleust/ da will er seine seele nicht „verlieren ( mangelt eine zeile ) sich mit kla- „ren texten behelffen/ das ist falsch. „Wann dem gelehrten nach menschlicher „weise fuͤrgetragen wird die gantze Schrifft/ „so kan er sie doch nicht/ solt er auch von ein- „ander prasten/ er muß erwarten/ daß sie ihm „eroͤffnet werde mit dem schluͤssel Davids/ auf „der kelter/ da er zerknirschet wird/ Ps. XXXIX. „Esa. XXII. in aller seiner angenom̃enen weise/ „daß er also armgeistig wird/ daß er gar keinen „glauben bey ihm befindet/ denn allein/ daß er „gern wolte recht glauben/ Luc. IV. Es. LXI. „Luc. XVII. 2. Cor. IV. das ist dann der glau- be/ der so klein wird wie ein senff korn/ da muß“ der minsch sehen/ wie er das werck GOttes“ erdulde/ daß er von tag zu tag zunehme in der“ erkaͤntnis Gottes. Da wird der mensch allein“ von GOTT gar mit einander/ und von kei-“ ner creatur gelehrt/ was alle creaturen wissen/“ ist ihm eine bittere galle/ nach dem/ daß es ist“ eine verkehrte weise/ fuͤr welcher Gott alle sei-“ ne auserwehlten behute uñ errette nach dem/“ daß sie darein gefallen seyn. Das gebe Chri-“ stus/ Amen.„ Schreiben an den Schoͤsser zu Alstaͤdt. Eins/ lieber bruder/ ist vergessen in meiner“ antwort auf das/ daß Christo allein das leiden“ wird zugelegt/ gleich wie wir nichts duͤrffen“ leiden/ nach dem er wahrhafftig fuͤr unsere“ suͤnde hat gelitten. Jst daruͤber aufzumercken/“ aus welcher zartheit uns solche unziemliche ru-“ he in unbillicher vortragung wird entdecket. A-“ dam ist ein muster Christi im Schatten. Rom.“ V. Christus aber das gegentheil/ der unge-“ horsam der creaturen wird widerbracht/ durch“ den gehorsam des worts/ welches fleisch“ geworden in natur/ wie unsere fleischliche na-“ tur/ zum theil nach des glaubens wirckung/“ muß im theil abnehmen/ wie es im gantzen“ Chꝛisto als ein haupt geschehen ist. Darum hat“ Christus den gantzen schaden Adams gebuͤst/“ daß sich die theile zum gantzen halten sollen/“ wie der heilige bothe GOttes klaͤrlich sagt:“ Jch erfuͤlle das/ das dem leiden CHRIsti“ hinterstellig ist; vor seinen leib leidet die kirche.“ Paulus mochte fuͤr die kirchen nicht leiden/ deñ“ allein wie ein glied/ das seines amts wartet.“ Wir alle muͤssen den fußstapffen Christi nach-“ folgen 1. P. II. und IV. mit solchen gedancken“ geruͤstet seyn/ da hilfft keine glosse zu der men-“ schen/ die mit sinnlicher weise die werck-heili-“ gen uͤberwinden/ nach ihren beduͤncken/ so sie“ die welt noch hoͤher vergifften mit ihrem ge-“ dichteten glauben/ dann die andern mit toͤlpe-“ lischen wercken/ darum daß in guts unterschied“ gebricht/ seind sie noch Neophyti/ daß seind un-“ versuchte menschen/ Matth. V. 1. Tim. I. 2.“ Tim. I. sollen keine seelwaͤrter seyn/ sondern“ noch lange zeit Catechumeni, das ist fleißige“ schuͤler seines Goͤttlichen wercks/ und nicht“ eher lehren/ sie waͤren denn von GOtt gelehrt“ Joh. VI. Esa. L. 4. Jer. XXI. Diß mein schrei-“ ben ist noch unbequem ( mangelt eine zeil )“ nach allen capiteln die Schrifft auch erklaͤren/“ in meinen capiteln der Schrifft nicht geden-“ cken um zerstoͤrung der fleischlichen Schrifft-“ gelehrten willen/ denn der gedichtete glaube“ hat daselbst aller buͤberey statt gegeben/ darum“ kan es dißmal nicht gedruckt werden/ dann es“ also ungewapnet wider die wolgeruͤsteten“ (nach ihꝛem beduͤncken) ausginge. Jhꝛsolt auch“ wissen/ daß sie diese lehre dem Abt Joachim“ zuschreiben/ und heissen sie ein ewiges Evan-“ gelium in grossem spott. Jch habe ihn allein“ uͤber Jeremiam gelesen. Aber meine lehre ist“ hoch droben/ ich nehme sie von ihm nicht an/“ sondern vom ausreden GOttes/ wie ich denn“ zur zeit mit aller Schrifft der Biblien“ beweisen will. Last uns allezeitunsers schrei-“ bens copei behalten/ treulich gegeben mitt-“ wochen nach Andreaͤ im jahr 1523. Thomas Muͤntzer/ dein bruder im HErꝛn. NUM. Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer. NUM XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wieder- taͤuffer. Jn der historie selbst ist von denen Muͤntzeri- schen und Muͤnsterischen wiedertaͤuffern bereits angemeꝛcket woꝛden/ daß sie alleꝛdings im anfang viel gnade von Gott gehabt/ so wol in erkaͤntniß des grossen verfalls unter den Christen als anderer sonderbaren geheimnisse. Daß sie aber hierauff/ als sie nicht in noͤthiger wachsamkeit/ demuth und sanfftmuth geblieben/ oder viel mehr nach dersel- ben nicht vor allen dingen ernstlich gestrebet/ in diese greuliche irꝛthuͤmer und versuchungen gestuͤr- tzet worden|/ wo durch sie nicht nur in gaͤntzlichen ruin gerathen/ sondern auch so wol schwachen als vorsaͤtzlichen spoͤttern und laͤsterern die anlaß ge- geben/ alle und jede wuͤrckungen GOttes und sei- nes geistes so gleich mit dem Muͤntzerischen und Muͤnsterischen auffruhr zu vergleichen. Wie wol es inzwischen durch die treue und guͤtige vorse- hung GOttes geschehen/ daß seit selbiger zeit fast wol kein solch exempel mehr bekant worden/ daß diejenigen/ welche sich auff die fuͤhrung des Heil. Geistes beruffen gehabt/ in dergleichen straffba- re excesse ausgebrochen waͤren. Zumal es auch schlechter dings unmoͤglich ist/ daß ein mensch/ der GOtt um seine eigene und eintzigefuͤhrung ernstlich anruffet/ auch in staͤtigem gebet und wa- chen bey wahrhafftiger auffopfferung sein selbst/ und staͤtem wachsthum in der von Christo gelern- ten demuth und sanfftmuth beharret/ sich um die aͤusserlichen haͤndel der welt weiter bekuͤmmern/ geschweige unꝛuhe odeꝛ krieg anrichten solte. Dan- nenhero dergleichen blutige actiones von denen jetzt beschꝛiebenen peꝛsonen wol ewig feꝛne bleiben/ als die viel bessere und noͤthigere dinge zu versor- gen/ und an statt fleisches und blutes mit Fuͤrsten und gewaltigen zustreiten haben. Und folglich faͤl- let der gemeine vorwurff gaͤntzlich hinweg/ da der gute und H. Geist GOttes von vielen ketzerma- chern laͤsterlicher weise zu einem aufruͤhrischen und blutgierigen geist gemachet wird/ indem sie alle ausbruͤche der Goͤttlichen krafft alsbald der obrig- keit damit verdaͤchtig und gehaͤßig machen wol- len/ als wenn hiebey nichts anders als auffruhr/ mord und verwuͤstung zu besorgen waͤre/ da doch im gegentheil die kirchen-historie durchgehends weiset/ wie leider die meisten blutstuͤrtzungen/ krie- ge/ rebellionen/ leibes-straffen/ und fast alles un- heil urspruͤnglich von der verderbten Clerisey und ihren herschsuͤchtigen blutduͤrstigen lehr-saͤtzen/ re- bellischen predigten uñ action en entstanden seyn. Damit aber ein solcher leser der alles weißlich pruͤfen/ und allein das gute behalten kan/ von dem was oben wegen des ersten zustandes derer wieder- taͤuffer gesagt worden/ einige probe sehen koͤnne: Haben wir hier etwas von ihren schrifften beyfuͤ- gen wollen/ und zwar so wol aus Thomas Muͤn- tzers/ als aus der Muͤnsterischen hinteꝛlassenen buͤ- chern. Aus beydeꝛley wiꝛd ein eꝛleuchtetes auge gar bald sehen/ daß bey diesen leuten annoch licht und finsternis gar sehr mit einander gestritten/ und sie selbst noch nicht zu einer so voͤlligen lauterkeit und wahrheit des sinnes Christi gelanget gewesen/ in welcher sie alsdenn im wahrhafftigen absterben des alten menschen vor dergleichen schrecklichen ausbruͤchen der boͤsen natur haͤtten bewahret wer- den moͤgen. Die Muͤnsterischen haben in ihren schrifften/ sowol in der/ welche sie die Restitution titulir et/ als in der andern von verborgenheit der schrifft des reiches CHristi ausdruͤck- lich gesetzet: Die Christen solten nun das schwerdt gebrauchen/ und es solte nicht auffhoͤren/ biß denen Gottlosen vergol- ten und selbiges in ihr eigen hertz gesto- chen wuͤrde. Sie schliessen auch zuletzt mit die- sem wunsch: Gott wolle seinen David und volck streiten lernen/ und ihre finger zum krieg schicken! Welches freylich erschreckliche und verderbliche irꝛthuͤmer waren/ dadurch die ar- men leute von dem geistlichen innerlichen kampff wider das boͤse auff fleischliche waffen fielen. Jndessen mag ein geschickter leser aus diesen ih- ren nachfolgenden erklaͤrungen selbst pruͤfen/ was von ihrer uͤbrigen erkaͤntniß in Goͤttlichen dingen und in der H. Schrifft zu halten sey. Der titul des buͤchleins/ welches sie anno 1535. im andern monath (wie darunter stehet) herausgegeben/ ist dieser/ und zwar in Niedersaͤchsischer sprache: Von verborgenheit der schrifft des rykes Christi/ unde von dem daghe des HErꝛn/ duꝛch de ghemeynte Christi tho Muͤnster: Aus welchem ich dieses folgende Hochteutsch hie- her setzen will. Das 1. capitel. Die schrifft ist gleich einem schrein oder kasten/ darinne der schatz der erkaͤnt- niß Gottes und Christi verborgen und verschlossen sind. Wann dieses also schlecht ausgesprochen blie- be sonder weiterer erklaͤrung/ so vermuthen wir uns doch/ daß dem kein verstaͤndiger solte wie- dersprechen; dann wer solte das nicht wissen und verstehen wollen/ daß in der schrifft/ als in einem schreine/ solches verborgen und ver- schlossen sey? Gewißlich ein jeder wuͤrde uns sol- ches zustehen/ aber was der rechte verstand darvon ist/ wie solches soll angesehen werden/ fuͤrchtē wir/ das solte von wenigen recht begriffen werden; denn ein jedes wort seinen verstand dabey bringet/ sonderlich den kluͤglingen/ der zu dieser zeit viel sind/ die sich lassen duͤncken/ daß sie Doctor und meister seynd/ so sie doch nur in der rechten schulen lehrlinge gewesen seyn/ aber aus vernuͤnfftiger Philosophi e/ und aus denungewissen und toͤdtli- chen buchstaben/ deren die sich alleꝛley geheimnisse unterstehen auszulegen; und von solchen vermesse- nen und unverschaͤmmten kluͤglingen wird der ge- meine einfaͤltige mann jaͤmmeꝛlich verworren und verfuͤhrt/ ja auch mancher/ der recht stehet/ wird durch solche verfuͤhrung umgestossen/ davor auch Paulus die seinen warnet Col. II. daß sie sich huͤ- ten solten. Darum wollen wir/ wie diß zu verstehē ist/ anweisen/ und das nicht aus vernuͤnfftiger Philosophi e/ oder dem todten buchstabē/ sondern aus dem befundenen und lebendigen verstande des geistes; nun wir wollen uns nicht ruͤhmen/ das werck soll sich wol bekannt machen/ und die geist- lich sind und recht richtende Christen/ die pruͤfen uñ richten es/ so moͤgen sie erkennen/ ob wir aus geist- licher weißheit sprechen/ ob wir aus vernuͤnffti- gem verstande reden; die andern vergreiffen sich nicht/ verdammen nicht/ das sie nicht verstehen/ sondern mercken auff die schrifft/ lernen erst verste- hen/ darnach richten sie dann; hiervon gnug/ nun wollen wir schlecht zur sache greiffen; der Herꝛ wol- le uns recht auffschliessen/ auff daß wir unsern schatz/ den er uns gegeben hat/ alt und neu recht und wuͤrdiglich moͤgen hervor tragen! Wie alle schrifft/ die von buchstaben und wor- ten zusammen gesetzet wird/ einen verstand in sich verschlossen hat/ anders mag es keine schrifft ge- heissen werden; denn die schrifft ist eine verdeckung A. K. H. Vierter Theil. C c 2 des wis- Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer. des wissens/ handels und willens/ welches ein ander wissen soll: Also ist sonderlich die Heil. Schrifft ein solcher kasten/ und zwar nicht/ darin- nen menschliches wissen/ verstand/ handel und willen verschlossen seyn/ sondern des allerhoͤchsten unbegreifflichen ewigen Gottes/ was der von an- fang dieser welt/ biß zu der vollendung mit den menschen-kindern gehandelt und zu handeln vor- gesetzt und gewolt hat/ so viel den menschen belan- gen mag/ daran Gottes ehr/ und des menschen seligkeit gelegen/ gnugsam und vollkommlich be- griffen und verschlossen ist. 2. Tim. III. Daß also die Heilige Schrifft ein kasten oder schrein ist/ kan ja nimmer jemand zweiffeln/ die- weil davon geschrieben steht/ daß der HErr der Schrifftes selber beylegt/ weil in Mose die lade des gedaͤchtnisses/ die in dem vorhang oder decke befunden ward ꝛc. ein bild auf die Schrifft ist/ das Paulus klaͤrlich anweiset 2. Cor. III. Also ist das alte Testament/ wenn es gelesen wird/ noch be- decket/ desgleichen daß der schatz der erkaͤntnis GOttes und CHristi darinnen verborgen und verschlossen sey/ meldet auch die Schrifft/ daß es der HErr samt den Aposteln gesprochen hat/ CHristus sagt: Untersuchet die Schrifft die gibt zeugnis von mir/ so er sagt: untersuchet/ so gibt er ja zu verstehen/ daß es darin verborgen ist/ was man wissen soll/ wenn es offenbar vorhanden ist/ ists nicht noht zu suchen; darzu die Schrifft gibt zeugnis von CHristo; in welchem nun alle schaͤtze der weißheit GOttes verborgen seyn/ soll man aus der Schrifft untersuchen. So ist unwieder- sprechlich/ die Schrifft sey derkasten/ darinne dis alles verborgen und verschlossen ist. Item Pau- lus meldet/ wie oben gemeldet/ daß es noch eine decke ist/ wenn das alte Testament gelesen wird/ uns es nun nicht wird hinweg gethan/ sondern durch CHristum wird es veraltet ꝛc. Hier siehestu auch wie die Schrifft/ wenn sie gelesen wird/ gleich- wol noch verschlossen bleibt; bis daß manzu Chri- sto kommt/ dadurch einem der kasten wieder auff- geschlossen wird; wie denn derhalben auch Christo nur eigentlich zugeschrieben wird/ daß er allein die macht und den schluͤssel habe das buch aufzuschlies- sen/ Es. XXII. Matth. XVI. Luc. XXIII. Apoc. V. Wir bereden uns/ daß es jedermann bewust sey/ welches die vornehmste unzweiffelhafftige schrifft sey/ darnach alle schrifft muͤsse gerichtet werden/ nehmlich Moses und die Propheten/ die sollen seyn die gruͤndliche H. Schrifft/ weil man H. Schrifft nenne/ das GOttes wort ist/ die also dann eigentlich soll verstanden werden. Es sind auch noch viel andere lobwuͤrdige buͤcher/ die man wol heilige schrifften mag heissen/ sind es auch oh- ne zweiffel/ aber die haben den grund ihrer warheit in den principal schrifften gegruͤndet. Sonderlich die schrifften oder buͤcher des N. Testaments die sich gemeiniglich an die principal- schrifft halten/ wie du zu vielen mahlen lesen magst/ das ist ge- schehen auff daß die schrifft erfuͤllet wer- de/ und es stehet geschrieben ꝛc. Also ist das N. Testament und andere buͤcher mehr eine an- weisung/ daß die principal- schrifft wahrhafftig in CHristo und anders mehr vollbracht ist/ auff daß wir auch nicht zweiffeln/ so was vorhanden ist/ werde auch wol in der wahrheit geschehen und vol- bracht werden. Demnach ist die principal rechte schrifft Moses und die Propheten/ als CHristus spricht Luc. XVI. Sie haben Mosen und die Propheten/ die hoͤren sie. Recht/ wolte er sagen/ da werden sie finden was gnugsam ist zu der seligkeit/ und daß sie aus der hoͤllen bleiben/ wollen sie anders: wol- len sie auch die nicht hoͤren/ so huͤlffe es auch nicht/ ob schon jemand aus den todten auffstuͤnde/ und sagte es ihnen. Welcher nun diese schrifft recht ansieht/ der soll muͤssen bekennen/ daß dieselbe schrifft gleich einem kasten oder schrein sey/ darin- nen die schaͤtze und erkaͤntnissen GOttes und CHristi verborgen und verschlossen seyn; wann du Mosen durchgehest/ was vor rechten und le- bendigen verstand kan dir der buchstaͤbliche begꝛiff und figuͤrliche verstand geben/ so dir dieselben nicht auffgeschlossen werden/ daß du verstehest/ was darunter verborgen und verschlossen ist? des- gleichen die Propheten. So sagt auch Moses selbst Num. IV. daß die lade des gedaͤchtnisses mit dem vorhange muͤste bewunden werden/ daß sie weder die Kahatiten/ noch der gemeine mann beschauen moͤchten. Was die lade der gedaͤcht- niß sey/ und was dadurch verstanden werde/ haben wir oben kuͤrtzlich angeruͤhrt/ desgleichen was der vorhang sey/ magstu selber wieder beden- cken. CHristus sagt/ die Schrifft giebt zeugnis von mir; Paulus spricht/ das fleisch CHristi sey der vorhang. Item, wenn du auch allenthalben von verborgenheit/ von schluͤsseln/ und auffschlies- sen der schrifft und der weißheit liesest/ Es. XXII. Matth. XVI. Luc. XI. XXIV. Apoc. V. Dar- aus mustuja auch bekennen/ daß die schrifft gleich einem kasten oder schrein ist/ und daß sie bey so gu- tem verstande und recht vergleichet werde. Hier- von sey also nun hier gnug. Wieder wollen wir nun hier entdecken/ wie man den kasten oder schꝛein soll oͤffnen/ die schaͤtze der verborgenheit daraus zu kriegen/ dann sonst wuͤsten und haͤtten wir den ka- sten vergebens; ja mit beschwerlicher duͤrfftigkeit besaͤssen wir ihn/ so wir wissen was grosser reich- thum darinn ist/ und wir koͤnnen ihn doch nicht raus kriegen. So wollen wir nun von dem schluͤssel und aufthun des kastens wider schreiben. Nicht daß wir alle verborgenheit auffthun und oͤffnen und vortragen wollen oder koͤnnen/ son- dern wir wollen den gantzen kasten anweisen auff- zuthun. Wenn er dann nun offen ist/ so mag ein jeder arbeit anlegen/ und sich befleißigen/ daß er den reichthum daraus moͤge kriegē und geniessen. Das 2. Capitel. Welches der rechte schluͤssel sey/ damit der verstand der Schriff t werde auffgeschlossen. Der H. Paulus sagt 2. Tim. III. Alle schrifft von GOtt eingegeben/ ist nuͤtze zur lehre/ zur straf- fe/ zur besserung/ zurzuͤchtigung in der gerechtig- keit; daß ein mensch GOttes sey gantz unstraͤff- lich/ zu allen guten wercken geschickt; hierzu |ist die Goͤttliche H. Schrifft von GOtt gegeben/ und ein solcher schatz ist darinne verborgen und verschlossen. Wie nun ein verkehrter mensch des teuffels/ allerdings nichts davon geniessen mag/ als der vor blindheit seines duͤstern hertzens solchen reichthum gantz nicht beschauen noch erben kan: also mag auch ein mensch GOttes zu dem unstraͤf- lichen schmuck und geschicklichkeit nicht kommen/ es sey denn/ daß er den kasten oder lade der schrifft mit dem rechten schluͤssel auffschliesse/ und ein je- des kleinod mit weißlicher bescheidenheit wisse an- zulegen. Denn ob schon jemand den schluͤssel hat/ und den schrein oder lade geoͤffnet/ fehlet ihm dennoch bescheidenheit und weißheit/ als wie er ein jedes koͤstlich kleinod angreiffen/ und sich da- mit schmuͤcken soll/ so ist es noch vergebens und ein anfang Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer. anfang des spottes Prov. IX. XVI. 2. Pet, I. gleich als ob irgend einem ungeschickten unwissenden plumpen menschen ein kasten voll koͤstlicher zie- rath wuͤrde geoͤffnet/ damit er sich unstraͤfflich schmuͤcken solte/ er wuͤste aber nicht/ wie er es an- greiffen oder anthun solte/ sondern er thaͤte die schuhe an die haͤnde/ und die handschuhe an die fuͤsse/ was huͤlffe es doch dem/ daß der kasten ge- oͤffnet waͤre? Also ist es auch/ so jemand den schluͤssel der schrifft haͤtte/ und haͤtte keine beschei- denheit. Nun wir wollen erstlich von dem schluͤs- sel sagen/ wie der kasten und schatz der schrifft muͤs- se geoͤffnet werden. Darnach von der bescheiden- heit und rechten gebrauch/ wie man den zierath/ daß der mensch GOttes ohne wandel sey/ soll an- legen und gebrauchen. Der schluͤssel der schrifft ist eigentlich anders nichts/ denn Gottes gebot und willen loͤblich voll- bringen/ das ist/ rechtschaffen leben. Wer das thut/ demselben soll die schrifft geoͤffnet/ der ein- gang ins reich Christi alsbald gezeiget/ und sein heitz mit dem lichte der gerechtigkeit/ und mit der sonne des verstands in alle hoͤhe/ tieffe/ laͤnge und breite durchleuchtet/ und gantz unstraͤflich wer- den/ als David sagt/ die furcht des HErꝛn ist der weißheit anfang/ guten verstand sollen kriegen al- le die darnach thun. Esa. VI. 2. Pet. I. Eph. III. Sap. V. GOtt/ der groß von gnade ist/ und der den menschen von anbegin zumpreiß seines nahmens geschaffen hat/ und nicht will/ daß ein einiger mensch verlohren werde/ sondern sein wolgefallen ist/ daß sie alle zu erkaͤntnis seines wortes und lie- ben Sohnes CHristi kaͤmen/ der hat sothanen schluͤssel und eingang unverborgen und offenbar jedermaͤnniglich in den taffeln des hertzens und in der schrifft vorgelegt/ damit ein jeder mag auff- schliessen und in den schatz seines heiligthums ein- gehen. Ps. X. XI. XXX. 2. Pet. IV. 1. Tim. II. Rom. IV. Aber das heiligthum und den schatz seiner weißheit hat er in der schrifft also verbor- gen/ daß niemand darbey mag kom̃en durch eini- ge krafft/ verstand oder weißheit/ sondern er muß den kasten mit dem einigen schluͤssel des haltens der gebote/ und vollbringen des willens GOttes auff thun und eingehen. Darum wenn es an dem schluͤssel mangelt/ so ist auch alles eitel und falsch/ was man sich unterstehet aus der schrifft vorzutragen. Aber die den schluͤssel haben/ die moͤ- gen auffschliessen/ und mit bescheidenheit altes und neues aus ihrem schatz hervor tragen Matth. XV. 1. Thess. II. So besiehe nun/ was ist doch aus der schrifft seynt der Apostel zeit recht vorge- bracht worden? Die menschen haben GOttes willen zu thun/ und die liebe der wahrheit schon bey der Apostel zeit anzunehmen veraͤchtlich in den wind geschlagen/ daß ein jeder sowol gelehrt als ungelehꝛt ist nach seinem gutduͤncken gewesen/ und hat seinem eignem behaͤglichen willen nach- gefolget. Darum je hoͤher und tieffer der schluͤssel der weißheit/ die thaͤtige vollbringung des Goͤttli- chen willens verduͤstert und begraben ist worden/ desto eitelern/ falschern und schaͤndlichern dreck haben die menschen kinder aus der schrifft hervor- gebracht. Sintemal aber nun wieder ein volck aufgestanden ist/ das GOttes willen zu thun/ aber mit demuth/ als recht und von CHristo befohlen ist/ Luc. XI. Matth. XXVIII. sich verbunden/ und gaͤntzlich befleißiget hat. So hat auch der Herr denkasten der verborgenheit/ die H. Schrifft demselben auffschliessen/ und durch den rechten schluͤssel geoͤffnet lassen werden/ daß wir uns durch GOttes gnade duͤrffen ruͤhmen/ der schatz sey uns geoͤffnet/ und zu reichem vorschein die erkaͤntnis CHristi vorhanden gekommen. Nun daß das halten und vollbringen der gebo- te und des willens GOttes der rechte schluͤssel sey damit der verborgene schatz der schrifft geoͤffnet/ und begriffen wird/ wird uns in der Schrifft fast allenthalben zu verstehen gegeben. Also sagt David Ps. CXIIX. Wie lieb hab ich dein gesetz/ o HErꝛ/ den gantzen tag ist es meine bekuͤmmernis gewesen/ du hast mich mit deinen geboten verstaͤn- diger gemacht/ denn alle meine feinde sind/ und ich will mich daran staͤts halten/ ich bin verstaͤn- diger worden denn alle meine lehrmeister/ denn deine gedaͤchtnisse sind meine betrachtungen. Jch bin verstaͤndiger denn die Alten/ wenn ich halte deine gebote. Hierinne sichestu/ wie der Pro- phet sich seines verstandes ruͤhmet. Und lieber/ womit hat er den bekommen? Traun/ als er selbst sagt/ nirgends anders mit/ denn daß er fleißig hat gehalten GOttes gebote. Die gebote GOttes seynd auch derhalben von GOtt unverborgen/ und offenbar beydes in schrif- ten als auch mehrentheils im gewissen den men- schen vorgestellt/ daß der will/ mag dieselben an- greiffen und halten/ und also zu innerm verstande und verborgener weißheit eingelassen werden. Aber welche an der haltung der gebote Gottes feh- len/ denselben ist auch zum innern rechten verstan- de und verboꝛgenen weißheit die thuͤre geschlossen. Wiederum mag diß auch aus dem Propheten Esaia XXIX. klaͤrlich vernommen werden/ denn also sagt er unter andern: Und alle gesichte wer- den euch seyn gleich als worte eines buchs/ wel- ches verschlossen ist/ welches so du es einem Schrifft gelehrten vorbringst und sprichst/ lieber/ ließ doch diß buch/ soll er antworten/ ich kans nicht lesen/ dann es ist versiegelt; oder wenn es ei- nem unerfahrnen der schrifft gereichet wird/ und gesagt/ lieber/ ließ du es doch/ wird er antworten/ ich kenne keine schrifft; darum spricht der Herꝛ also/ weil das volck mit seinem munde zu mir nahet/ und mich mit seinen lippen preiset/ ihr hertze aber ist fern von mir/ und sie fuͤrchten mich mit menschen-lehren und geboren/ derhalben se- het/ will ich auch bey diesem volck ein wunderlich und schrecklich ding beweisen/ nemlich ich will zu schanden machen die weißheit derer weisen/ und der verstand seiner verstaͤndigen soll untergehen. Sehet also/ wenn der Herꝛ nach seinen geboten und willen mit auffrichtigem hertzen nicht ge- fuͤrchtet und gedienet wird/ so ist das buch den Gelehrten geschlossen/ und die ungelehrten koͤn- nen es doch nicht lesen; darzu obschon etliche weiß- heit und verstand in der rede vorhanden waͤre/ werden sie doch zu schanden und zur thorheit von GOTT gemacht. Aber wer den Herꝛn fuͤrchtet/ und sich an seine gerechtigkeit haͤlt/ denselben soll die gerechtigkeit auffnehmen/ sie wird ihn preisen mit dem brod des lebens und des verstandes/ und mit dem kleide der herꝛligkeit soll sie ihn bedecken. Und wiederum unter andern verfluchungen/ die Moses den uͤbertretern der gebote Gottes vor- haͤlt und traͤuet/ spricht er auch/ der Herꝛ schlage dich mit unsinnigkeit/ blindheit und raserey dei- nes hertzens/ daß du gehest tappend in dem mitta- ge/ gleich wie die blinden im duͤstern zu thun pfle- gen/ daß du deine gaͤnge nicht zu richten weist. Deut. XXIIX. Diß soll denẽ wiederfahrē/ die Got- tes gebote verachten/ aber die es mitfreuden und freymuͤthigem hertzen halten und vollbringen/ die C c 3 sollen Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer. ollen mit dem wasser der heilsamen weißheit be- chencket werden/ ihre gaͤnge sollen sie recht zu schi- cken wissen/ die sonne des verstandes soll ihnen leuchten/ und ihnen soll auffgethan werden/ sie sollen aus und eingehen/ und ihrer seelen ruhe und weyde finden. Joh. X. Wiederum daß das thun Gottes willens/ und halten seiner gebote die rechten schluͤssel sind der weißheit/ des rechten verstandes der schrifft/ und zu dem reiche Gottes/ ist auch von Christo und seinen Aposteln gnugsam zu verstehen gegeben. Christus sagt/ huͤtet euch vor den falschen Pro- pheten/ ans ihren fruͤchten solt ihr sie erkennen/ als solte er sagen: Nimmt sich jemand an euch zu leh- ren/ und ihr spuͤret/ daß er anders/ denn nach dem rechten und schlechten willen Gottes und worten handelt/ haltet davor/ seine lehre ist falsch. Denn wer Gottes willen selber nicht von hertzen thut/ oder zu thun ist geneigt/ der mag auch keinen ver- stand haben/ einen andern recht zu lehren/ sondern es ist falsch und untuͤchtig alles damit er umgehet. Also verweiset auch Christus den Phariseern und Schrifft gelehrten/ sie haben den schluͤssel der weißheit hinweg genommen/ sie wollen selber nicht hinein gehen/ und den andern lassen sie es doch nicht zu/ Luc. XI. Den schluͤssel/ sie selber thaͤ- ten Gottes willen nicht mehr/ als der Prophet sagt/ mit menschen-lehren dienten sie ihm/ also verwehrten sie den andern auch/ und gestatteten nicht/ daß jemand mit recht nach Gottes willen thaͤte/ also sagt Paulus auch/ das Reich Gottes ist nicht in den worten/ sondern in der tugend ge- legen. Petrus desgleichen 2. Pet. I. Item endlich spricht Christus Joh. VII. So ihr thut den wil- len desjenigen/ deꝛ mich gesandt hat/ so solt ihr von meiner lehre verstehē/ ob sie aus Gott sey ꝛc. Dem- nach ist zu schliessen/ der rechte schluͤssel des rechten verstandes der Schrifft ist anders nichts/ denn von gantzem reinem hertzen GOtt fuͤrchten/ seinen willen thun/ und darzu allzeit geneigt seyn/ welche also gestaltet sind/ die solten allezeit der Schrifft verstand und Gottes willen dariñen recht begreif- fen/ die sind auch recht geistlich/ urtheilen alle din- ge und werden von niemanden gerichtet/ von sol- chen wollē wir uns auch allezeit gern richtē lassen. Aber ist es/ daß noch jemand etwas lieb hat/ dar- zu lust uñ willen hat/ es sey gut/ leib/ leben/ ehr/ weib odeꝛ kindeꝛ/ so lange ihm so noch was im wege steht und noch nicht verlaͤsset alles/ das er ist oder hat/ und gantz in Christo gelassen steht als Paulus/ der es alles vor dreck achtete/ auff daß er Christum moͤchte gewinnen/ so mag er kein Juͤnger Christi seyn/ und er soll nimmermehr zu dem heilsamen verstand der Schrifft kommen moͤgen/ sondern die einen solchen abgott haben/ dazu sie lust und liebe haben/ dieselben beugen und verkeh- ren die Schrifft nach dem/ was ihnen geluͤstet und behaget/ daß sie ihnen also diene/ und sie sich damit/ als mit feigen-blaͤttern/ zu ihrer eigenē ver- derbniß bedecken. Diese koͤnnen die schrifft nicht verstehen. Ja/ als David sagt/ sie wollen nicht ver- stehẽ/ daß sie moͤchtẽ guts thun. Und die sind auch die schaͤdlichsten feinde der wahrheit/ denn gleich als Jannes und Jambres widerstehen sie der wahr- heit mit laͤstern und verfolgen/ denn ihre thorheit soll in kurtzen jedermaͤnniglich bekant werden. Jn diesem grade siehet man nun fast die gantze ver- meinte Christenheit/ so wol die Lutherischen Evangelischen/ als die Papisten/ die alle mit rech- tem verstande von der Schrifft zuhandeln fliehen/ deñ es wartē sich die armē baͤuche fleißig/ den gros- sen stoltzen dieser welt zubehagen/ daß sie ja mit guter besoldung in der kuͤchen verwahret bleiben. Hierinn verursacht es sich/ daß die Babyloni- schen Widerchristen/ die sich nichts als des Chri- sten-namens ruͤhmen/ zu dieser zeit keinen recht ver- staͤndigen Gottsfuͤrchtigen Christen zu Christli- cher antwort gestatten/ wissen auch keinen rechten verstaͤndlichen beweiß beyzubringen/ sondern schlecht und kurtz/ diß ist die sententz. So irgend ein Gottsfuͤrchtiger Christ vernommen wird/ du hast gegen des Kaͤysers und der Fuͤrsten gehalte- nen reichs-tages recess und edict gethan/ du bist ein wider-taͤuffer/ und hast des Kaͤysers mandat uͤbertreten/ man sol dich nicht hoͤren/ sondern kurtzum/ du must sterben. O der grausamen un- gerechten gewalt/ und gewaltigen greulichen un- gerechtigkeit/ daß das blut der heiligen so lieder- lich als wasser verzehrt wird! Nun wohlan/ Gott will allen guthertzigen den schluͤssel reichen/ das ist/ macht verleihen/ daß sie seine gebote moͤgen halten/ und also zum rechten verstand der Schrifft kommen/ und einmal der Babylonischen gewalt ein ende machen/ daß die tauben moͤgen verstehen die worte des buches/ und die augen der blinden/ nach dem die wolcken uñ duͤ- sternisse hinweg sind/ moͤgen das licht empfangen/ und die verdruͤckten moͤgen den Herꝛn an einem froͤlichen tag herꝛlich machen/ und die betruͤbten menschen moͤgen sich freuen in dem heiligen Jsra- elis. Dann die gewaltigen sollen ablassen/ und und die bedraͤnger auffhoͤren. Aber die der boß- heit geneigt sind/ die den menschen mit vorsatz zu suͤnden fuͤhren oder locken den/ der in der pforten sitzet und vermahnet/ aͤrgern/ und den gerechten mit eitelkeit umkehren/ sollen ausgerottet wer- den. Nun hiervon gnug/ denn es will mit keinen worten oder schreiben ausgerichtet seyn/ denn ein jeder muß mit der that den schluͤssel selber zur hand nehmen/ und sich befleißigen GOttes gebot und willen zu vollbringen/ so wird er selber fernern be- scheid und verstand von GOtterlangen. Das dritte capitel. Die H. Schrifft ist eigentlich ein ge- zeugniß von Christo/ und von dem was Gott mit ihm/ durch ihn und in ihm zu werden und zu geschehen von anfang ge- schaffen und verordnet hat. Daß diß eigentlich und ins gemein der Heil. Schrifft inhalt und meinung sey/ achten wir/ sey offenbar gnug und unwiedeꝛsprechlich/ sonderlich von dem ersten/ daß die Schrifft gezeugnisse von Christo gebe/ sagt der Herꝛ Christus selbst Joh. V. Untersuchet die Schrifft/ die gibt gezeugniß von mir. Wie diß nun unlaͤugbar ist/ also ists auch unwiedersprechlich/ daß die Schrifft auch davon zeuget/ daß Gott alle dinge mit/ durch und in CHristo geschaffen zu werden/ und zu geschehen verordnet hat/ Joh. I. Alle dinge sind durch ihn geworden/ und sonder ihm ist nichts geworden/ Eph. I. GOtt hat uns zu verstehen gegeben das geheimniß seines willens nach seinem wolgefallē/ welche er vorhin in sich vorgesetzet hatte zur ver- richtung der vollkom̃enheit der zeit/ alle dinge wie- der zu recht zu bringen in CHristo/ beyde das im himmel und auch das auff erden ꝛc. Daß diß nun in allem in der schrifft zu verstehen gegeben wird/ und wo diß so ist/ auch in der Schrifft warge- nommen soll werden/ mag ja nicht luͤgen/ weil die Schrifft von CHristo zeuget/ nemlich was und wie CHristus sey/ also bezeuget sie auch/ wie GOtt alle dinge in einem geschaffen und verord- net hat. Diß Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer. Diß ist dann nun das vornemste der H. Schrifft und der allgemeine inhalt daraus wieder/ wenn diß recht verstanden wird/ dann einjedes stuͤck beson- dern desto leichtlicher begriffen mag werdē. Darum was deꝛ Schꝛifft veꝛborgen heit in sich hat/ von dem/ was und wie Christus sey/ und wie alle dinge von GOtt/ und durch denselben geschaffen und verord- net seyn/ wollen wir etwas wieder anweisen/ und damit einem jeden liebhaber der wahrheit und der heilsamen weißheit GOttes/ welche in der Schrifft verborgen ist/ der den schluͤssel der weißheit vorhan- den hat/ ursach geben/ den kasten wieder aufzuschlies- sen/ und mehr koͤstliche kleinodien und zierathen dar- aus zu nehmen/ und das ordentlich/ (wie oben ge- sagt) daß mit guter bescheiden heit| ein jedes kleinod nach seineꝛ wuͤꝛde angegriffen und angelachet weꝛde. So ist nun Christus der erstgeborne von allen crea- turen/ und das haupt aller dinge/ derhalben gezie- met sich auch/ daß wir den schatz des rechten verstan- des seines wesens vors erste aus dem verschlossenen kasten/ so viel uns der geoͤffnet ist/ durch Gottes gna- de hervortragen. Rom. VIII. Col. I. Heb. I. Demnach so zeiget nun die Schꝛifft vornehmlich von Chꝛisto als von seinem wesen zweyeꝛley. Erstlich was er vom anfang gewesen ist/ zum andern/ was er in der zeit geworden sey. Von dem was eꝛ von an- fang gewesen ist/ sagt die Schrifft/ daß er sey des ewigen unsichtbaren GOttes lebendiges wort/ soñe/ weißheit/ krafft und herꝛligkeit/ ja GOtt selber/ in welchem und zu welchem alle dinge geschaffen sind/ desgleichen in welchem alle dinge werden beweget/ regieret/ und das beweglich ist/ und das leben hat/ ja alles das ist/ wer in seiner krafft unterhalten/ als der Koͤnigliche Prophet David sagt/ der himmel ist durch das wort des HErꝛn gemacht/ und alle das himmlische heer durch seines mundes geist. Ps. XXXIII. Joh. I. Matth. XVI. Actor. XII. Nun von dem/ was er in der zeit geworden ist/ meldet die Schrifft/ daß er der lebendige Gottes Sohn ein leiblicher steꝛblicher mensch geworden ist/ vermindert biß unter die Engel/ hat eines knechtes gestalt angenommen/ ja er ist suͤnde und ein fluch ge- worden/ auff daß er des menschen suͤnde und ver- fluchung hinnehme ꝛc. Ps. IIX. Rom. IIX. 2. Cor. V. Von dem ersten wollen wir nun die schrifft et- was wieder einsehen/ daꝛnach auch von dem andern. Demnach so wird von dem ersten allenthalben in der schrifft des A. Testaments wolzu verstehen gege- ben/ aber ausdruͤcklich wird davon gehandelt in den schrifften des N. Testaments. Das A. Testament sonderlich Moses hat seinen verstand fast allenthal- ben in bildern verborgen/ also daß von dessen stuͤcken schier nicht ein wort ausdruͤcklich ausgesprochen wird/ in dem gantzen Mose/ aber werden lebendigen geist der wahrheit unter den toͤdtlichen bildnissen und buchstaben hervorbringen/ und zu hertzen fassen kan/ derselbe hat auch in Mose hier von uͤberfluͤßig gezeugniß gnug/ als sonderlich in der huͤtten/ in wel- cher Gott seine herꝛlichkeit und wonne durch sein hoch wuͤrdiges wort und willen gantz praͤchtiglich und herꝛlich hat abgemahlet/ dergleichen alle das- jenige/ das zu dem herꝛlichen/ heiligen/ wunder barli- chen/ und unausspꝛechlichen hause deꝛ weißheit/ und pallast des Aller hoͤchstẽ gehoͤret/ wie sich Gott gegē die menschen beweiset/ und wiederum der mensch ge- gen Gott sich schicken und halten soll/ als wie Gott will bedienet seyn/ ist alles zusammen in der huͤtten Mosis abconterfeyet/ und mit bildern angewiesen/ wie wir zum theil hernach noch anweisen wollen/ ja die huͤtte und das gantze gesetz ist eigentlich anders nichts/ denn ein bild des wesens Christi/ und der schatte der weißheit und der herꝛlichkeit in dem ver- borgenen/ denn solches zu begreiffen mag keine menschliche Philosophi e noch hoher verstand erlan- gen/ dann allein der meister der wahrheit der Heil. Geist Gottes muß dazu meister und lehrer seyn/ der lehret auch allein die/ die mit auffrichtigen hertzen zu dem Herꝛn treten/ und den schluͤssel von ihm em- pfangen/ und den recht gebrauchen. Wir wissen wol/ daß die buͤcher Mosis bey dem gemeinen mann/ ja auch bey den Gelehrten geringe geachtet/ ja um verborgenheit der bilder willen von etlichen auch gantz verachtet werden/ aber die Gott- fuͤrchtigen recht verstaͤndigen halten viel anders/ deñ es ist gewiß/ der gꝛund und die rechte hauptsum- ma aller Goͤttlicher wahrheit und willens sind die fuͤnff buͤcher Mosis/ darnach muͤssen alle haͤndel gerichtet seyn (als Esaias spricht) zum gesetz und zum zeugniß/ oder darin ist kein morgenlicht/ und was mehr von Propheten und andern lobwuͤrdi- gen geschrieben ist/ das ist nun in Mose gegruͤndet/ und ist desselben eine erklaͤrung; doch hievon gnug. Nun wieder zur sache/ nemlich von dem was wegen CHristi in Mose bezeuget wird. Es ist offenbar gnug/ wie daß Moses von anfang der schoͤpffung Gottes wercke beschreibet/ und das in seinem ersten buche/ in welchem er auch fortan al- ler creaturen/ die saamen in sich sollen haben/ sonder- lich des menschen wachsthum/ in rechter pflicht oder unpflicht bescheidentlich anweiset/ und wird derhal- ben von den Griechen und uns solches buch nicht unbillig Genesis oder das buch des wachsthums ge- nennet. Jn diesem buch wird der edle held Christus wol belobet/ und von seiner ankunfft bezeuget/ als der auch gleich einem menschen solte geboren wer- den/ und gezeuget von einer reinen Jungfrau. Erst von seinem wesen wird nicht ausdruͤcklich gespro- chen/ denn es lehret/ wie die menschen samt allen cre- aturen von Gott geschaffen sind/ und denn wird von kinder-zeugung/ wie die erstlich von Gott eingesetzet/ und von den Gottsfuͤrchtigen gehalten ist/ und wie- derum das wiederspiel von den gottlosen eingefuͤh- ret/ und getreñet ist worden. Das ist die haupt-sum- ma des ersten buches/ und es wird in der gantzen H. Schrifft von der ehe nicht etwas gefunden/ anders deñ hierinne begriffen ist. Derhalben der rechten ver- stand von der ehe haben will/ der muß hier wahr- nehmen; denn Christus selber/ da er die Juͤden der ehe halber straffte/ straffte er sie/ daß sie sich nicht ent- hielten der ehe wie von anfang/ welches in diesem buch gelehret wird/ darnach die ehe recht soll und mag gehalten merden. Nun wieder in dem andern buch/ welches die Griechen und Lateiner Exodum, wir aber dasselbe das buch des ausgan- ges nennen/ indem wird auch mit ausgedruckten worten von dem/ was Christus ist/ nicht gemeldet: Aber in diesem wird die huͤtte beschrieben/ wer die verstehen kan/ der ver- stehet auch wol daraus/ was Christus ist. Doch wir wissen wol/ daß derer gar wenig sind. Darum wollen wir ein wenig davon zu verstehen geben/ also soll das zu erst/ was Chri- stus sey/ verstanden werden. Demnach ist die gantze huͤtte mit ihrer zubehoͤr nichts anders denn ein bild auf Christum/ und be- deutet Christum mit alle dem/ was ihm zugehoͤrt. Die Schaͤtze der weißheit Gottes sind in ihm ver- borgen. Also ist auch mancherley materi e/ bereit- schafft/ und schmuck an der huͤtten/ die alle bedeu- ten die mancherley gnade uñ weißheit Gottes/ die in Christo seyn/ etliche materi e bedeutet auch eigentlich das wesen Christi/ als gold/ zedern-holtz ꝛc. Solten wir nun alle und jegliche stuͤcke nach ihrem verstan- de und Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer. de und worten recht vergleichen und auslegen/ so ist es uns dißmahl nicht moͤglich/ denn es wuͤrde viel zu lang seyn zu schreiben/ doch die fuͤrnehmsten stuͤ- cke wollen wir anweisen; die andern einem jeden an- befehlen/ daß er selber des schluͤssels gebrauche/ aus- schliesse/ und sie zu handen nehme. Nun vornehmlich wird die huͤtte in drey theile getheilet/ nemlich den vorhoff/ das heilige und das allerheiligste/ und diese dreyerley sind und werden auch so bescheidentlich in Christo als dem rechten wesen verstanden/ gleich als sie figuͤrlich in der huͤt- ten abgemahlet und conter feyet sind/ als Paulus sagt; es ist jenen allerdings in bildern wiederfahren/ der leib aber/ oder das rechte wesen/ das ist Christi/ und in demselben wohnet die vollkommene Gott- heit leibhafftig/ welches auch in wahrem verlauff in allen theilen der huͤtten/ und was in der huͤtten ist abgebildet/ den menschen Christum durch seinen unterthaͤnigen gehorsam wieder ins allerherrlich- ste/ und allerheiligste/ darinnen er von ewigkeit/ ehe denn der welt grund geleget worden/ gewesen war/ erhoͤhet und wiederbracht hat. Hier solstu denn nun mercken/ daß du den ver- kauf und begriff der huͤtten/ vom anfang der mensch- werdung Christi des Sohnes Gottes ansehen/ und mit Christo dem rechtē wesen vergleichen muste/ und das ordentlich/ damit du das eine nicht unter das andere vermengest/ nemlich was in den vor- hoff gehoͤret/ daß du das nicht ins heilige/ oder um- gekehrt traͤgest; denn ein jedes ding mustu ordent- lich in seiner rechten staͤtte ansehen und bleiben las- sen/ denn so schrecklich als es dem Usia gieng/ daß er frembd feuer einbrachte/ und auch/ da er die la- de wolte halten/ also ist es auch gantz gefaͤhrlich/ Gottes wort unrecht von einander schneiden/ und seinen verstand vortragen. Alsdenn nun Christus d er Sohn Gottes mensch geworden/ eines knechtes gestalt hat angenom̃en/ im gleichnis eines suͤndlichē knechts/ uns in allem gleich/ und wiewol er nicht gesuͤndiget hatte/ noch betrug in seinem munde gefundē worden ist/ so ist er doch die suͤnde/ ja der fluch der suͤndē um unsert willen wordē/ und er hat an sich den lauff aller kranckheit und ver- suchungen des leidens muͤssen vollbringen/ und also wiederum in seine herrlichkeit kommen. Solches gehoͤrt alles in den vorhoff/ biß daß er sich gantz hat aufgeopffert; und also muͤssen wir ihm folgen/ wie er das Gesetz und die huͤtte vollbracht/ daß wir ihm also gleichfoͤrmig und in ihm vollkom̃en seyn. Der- halben hoch von noͤthen/ daß wir wohl zusehen/ daß wir rechtschaffen in Christo seyn/ und ihm recht fol- gen/ acht haben auf unsere tritte/ daß wir nicht meinen/ wir sind da/ wo wir noch lange nicht hin sind; denn wie die huͤtte ein vorbild ist auf Chri- stum/ daß Christus der wahre tabernackel ist/ in wel- chem die Gottheit leibhafftig wohnet/ und hat muͤs- sen in allem versucht werden/ und von dem gering- sten zu dem groͤsten kommen/ damit er also dann in seine eigene herrlichkeit/ das ist das allerheiligste wieder kommen moͤchte; also ist nun Christus ein vorbild seiner glaͤubigen/ daß sie in allem muͤssen seinen fußstapfen folgen/ und ihm gleichfoͤrmig wer- den/ wollen sie anders seine herrlichkeit besitzen. Derohalben hat sich nun Christus hoch erfreuet/ und wie ein tapfferer Held und Riese den weg zu lauffen lust gehabt/ damit er den glaͤubigen den weg bahnte/ und denselben einen sichern zugang und eingang durch sein fleisch und blut bereitete. Demnach was in der huͤtten bildlicher weise verordnet und zugeruͤstet ist/ das kleine eben so wohl als das grosse/ das ist allzumahl wahrhafftig und wesentlich in Christo erschienen/ und es ist Christus selber/ und was in Christo ist/ das ist/ allzumahl ein vorbild auf den leib Christi/ das ist auf die heilige glaͤubige und recht getauffte gemeine Christi/ und also/ worzu die glaͤubigen hier im geist zu dem ver- heissenen durch kaͤmpffen und kommen/ einen rechten Tabernackel von ihren leichnamen machen/ gleich als Petrus seinen leichnam einen Tabernackel nen- net/ das sollen sie hernachmals an jenē tage gewiß- lich und wahrhafftig empfangen. Gal. VI. 1. Cor. V. Es ist zuvor gesagt/ wie die huͤtte vornemlich in drey theil getheilet werde/ nemlich in den vorhoff/ das heilige und das heilige der heiligen. Nun diese dreyerley haben jegliches ihr eigenthum und zube- hoͤr/ denn es ist vor allen dreyen einerley vorhang/ welches ist das fleisch Christi. Aber das geschirr in ei- nem jeglichen ist unterschieden beyde in materi en und der gestalt: Jn dem vorhoff ist ehern geschirr mit etlichen silbernen/ in dem heiligen ist gold und silber/ im allerheiligsten ist eitelgold/ und das ist auch die lade des bundes und der gnadenstuhl \&c. wie man im andern buch Mosis lieset. Doch von dem geschirr der huͤtten wollen wir dißmal nicht sagen/ allein wollen wir die drey vornemste stuͤcke in Chri- sto anweisen/ das andere geben wir einem jeden selber zu bedencken. Demnach wie die huͤtte drey principal- theile hat/ also bezeuget auch Cbristus von sich dreyerley/ und spricht: Jch bin der weg/ die wahrheit und das le- ben. Welcher nun verstehen kan/ und diejenige weiß- heit seiner verborgenheit erlanget hat/ daß er der huͤtten verborgenheit begreiffen kan/ der hat leicht- lich abzunehmen/ daß hiermit der Herr Christus das wesen der huͤtten in sich selber angewiesen hat/ und den rechtē weg in das gelobte Land geweiset/ also ist er es/ ihm muͤssen alle glaͤubigen nachwandern/ und in ihm dasselbe erlangen/ dazu er gekommen ist/ wel- ches ist hinter dem vorhang/ dahin der vorlaͤuffer JEsus in ewigkeit ist vorher eingegangen/ nach der ordnung Melchisedech ein Hoherpriester gewor- den. Nun wir wollen die huͤtte nach diesen worten mit Christo etwas vergleichen/ so wird man diß ver- nehmen. Demnach das erste in der huͤtten ist der vorhoff/ und der vorhoff ist eigentlich anders nichts/ denn in welcher die lust und begierden des fleisches mit wahrhafftiger busse gecreutziget/ und auf dem ehernen altar geopffert werden/ und der weg der ge- bote GOttes gelauffen wird \&c. Christus hat den weg gewandert/ und ist seinem Vater gehorsam ge- wesen biß in den tod/ ja den tod des creutzes; also muͤssen wir auch nun in Christo recht wandern in dem wege der gerechtigkeit/ welche das erste und vornemste ist/ ehe dann man die wahrheit Christi in vollkommener versicherung des hertzens uͤberkom- men mag; diß ist der weg/ darauf der mensch tritt durch die Tauffe; der da glaubet/ daß Christus der lebendige GOTTes Sohn/ und wird darauf in seinem namen getaufft/ der wird in den vorhoff/ in den einigen leib Christi eingelassen/ daß er fortan auf dem ehernen altar seinen leib und gliedmassen auf- opffere/ halte alle das jenige/ was Christus befohlen hat. Derowegen befiehlt auch Christus seinen post- botten/ die er in die gantze welt gesandt hat/ und spricht: Gehet hin und lehret alle voͤlcker/ das ist/ unterrichtet sie von allem ihrem unwesen zu mir/ darnach/ die sich lehren lassen/ die tauffet in dem na- men Gottes \&c. das ist/ daß sie abgewaschen von der unreinigkeit dieser welt/ eingelassen werden in den leib Christi/ und aufgerichtet auf den weg der gerechtigkeit; darum folget/ und lehret sie halten alles/ das ich euch befohlen habe. Also Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. Also daß Christus spricht/ ich bin der weg/ das reimet sich recht auf den vorhof/ welcheꝛ erst muß durchwandert werden/ ehe dañ man zu den heiligen/ das ist/ zu der rechten warheit kommen mag/ und das seynd auch die buchstaben oder ersten elementa der Christlichen lehre/ nemlich das fundament der gebotte von den todten wercken/ und hieher gehoͤret alles/ was von dem weg der gerechtigkeit in deꝛ schrifft geschrie- ben stehet/ und es mag niemand in das heilige eingehen/ ehe dann er den weg vollendet hat/ daß auch seine fuͤsse rein gewaschen seyn/ dann das fuß-bad stehet vor dem heiligen/ wer da- durch ist/ den laͤst GOtt in das heilige/ zu der rechten warheit kommen/ daß er lust und schmack findet in der warheit/ kommt bey den tisch der schaubrod/ gehet auß und ein/ findet weyde vor seine seele/ und hat allezeit gegen sei- ne feinde einen froͤlichen tisch bereit ꝛc. Diß ist nun von dem ersten theil/ daß Christus spricht: Jch bin der weg mit dem ersten theil der huͤtten/ als mit dem vorhofe vergleichet; gnug gesagt/ folget das andere. Das andere theil der huͤtten ist das heilige/ davon spricht Christus: Jch bin die warheit/ in dem heiligen ist gewisser schmack/ warhaffti- ge erfindung der dinge/ darnach man in dem vorhofe gearbeitet/ da ist der leuchter mit den sieben lichtern/ und ist da kein zweiffel mehr/ dann man ist sicher von hertzen der warheit GOttes/ die in Christo ist. Der vorhof/ welcher auch durch die wuͤ- steney und weg verstanden wird/ davon spricht der Prophet Jeremias/ daß es ein duͤrrer ort/ ein sehr duͤster land ist/ ein bild des to- des/ ja ein land/ dadurch niemand wandert/ und kein mensch daselbst wohnet/ und das ist gewiß der weg des vorhofes/ in welchem man so manchen toͤdtlichen streich/ versuchung/ fin- sternis und tod durchkaͤmpffen muß/ und das ist auch die enge pforte und schmahle weg/ da an beyden seiten der tod vor augen ist/ so man abtritt/ und setzet sich zur ruhe/ und folget dem pfad nicht gleich/ so ist man auch des HERRN und der warheit nicht werth/ ist es auch/ daß man nicht fort will/ und blei- bet nicht bestaͤndig biß zum ende/ so ist man auch der seligkeit beraubet/ diesen weg aber haben alle glaubigen gewandert/ und durch den vorhof durchgestritten/ biß daß sie die rechte warheit Christi erlanget haben/ als Paulus sagte/ ich habe einen guten streit ge- kaͤmpffet/ ꝛc. Und streite einen guten streit des glaubens/ und/ laͤsset uns alle schwerheit und umstehende suͤnde ablegen/ und durch leiden lauffen im streit/ der uns vorgelegt ist/ und wiederum spricht Paulus/ die Christo zugehoͤren/ die haben ihr fleisch mit seinen luͤsten schon gecreutziget/ dann so lange das nicht ge- schehē ist/ ist man noch in der wuͤsteney des vor- hofes/ und im bilde des todes/ und noch nicht recht ins heilige zu der rechten warheit gelanget. So wuͤste als es nun in dem vorhofe und wuͤsteney ist/ also gemaͤchlich/ sicher und froͤ- lich ist es in dem heiligem; dann da ist die war- heit/ die man erlanget/ so man den weg durchkommen ist; derhalben spricht Christus: Jch bin der weg und die warheit/ der weg muß erst gewandert seyn/ ehe dann man zur versicherung oder ungezweiffelten warheit kom- men mag/ daß man darinnen geheiliget wer- de/ wie die Apostel/ die mit Christo auff dem wege der truͤbsal bestaͤndig biß zum ende waren verblieben/ dafuͤr betet er zum Vater und spricht: Heilige sie doch Vater in dei- ner warheit/ daß man also auch mit unge- zweiffeltem hertzen mit Paulo sprechen moͤge: Jch weiß/ an wen ich geglaubet habe/ und ich bins sicher ꝛc. Manche mensch/ sonderlich die Lutheri- schen/ lassen sich duͤncken/ aber sie betruͤgen sich selber/ nemlich sie haben die warheit schon alle erlanget/ und so sie die schrifft wissen außzule- gen/ und halten/ die schrifft seye wahr/ sagen des Antichrists greuel/ bekennen auch/ daß allein Christus der einige Mittler und Seligmacher ist/ und fragen nach der Papisten greuel nicht/ sondern verachten sie/ und dabey lassen sie es bleiben/ was dann vor lust und trost in der schrifft der warheit ist/ nehmen sie sich an/ ob- wol ihr eigen hertz dagegen spricht/ und sie auch nicht einmal von hertzen dencken den weg der ge- rechtigkeit zu wandeln/ bedencken auch nicht/ daß geschrieben stehet; das reich GOttes ist nicht in der rede/ sondern in der tugend gelegen; doch sie machen ihnen selber weiß/ und andere leute mit ihnen/ daß sie in der warheit seyen/ sie sollen der seligkeit nicht fehlen/ und ob ihnen schon ihr eigen hertz widerspricht; darinnen sie nicht schmaͤcken noch fuͤhlen/ weil sie nach Got- tes willen nicht thun/ sondern fahren schlecht daher/ und troͤsten sich selber mit eitelen traͤu- men des glaubens und der troͤstlichen zusage/ die doch allein den auffrichtigen gottsfuͤrchti- gen zugehoͤret; und hierzu pflegen sie die schrifft zu verdrehen. 1. Joh. 3. Jst es/ daß uns unser hertz/ verdammet/ GOtt ist groͤsser dann unser hertz; diß legen sie also aus/ ob uns schon unser hertz verdammet/ GOtt ist groͤsser dann unser hertz/ so wird uns doch GOtt nicht verdam- men/ so wir ihm glauben; dann hievon ist das wiederspiel wahr/ nemlich verdammt uns un- ser hertz/ daß wir nicht auffrichtig in unsern hertzen zu aller gerechtigkeit stehen; vielmehr soll uns Gott verdammen/ der alle dinge weiß/ darum wie nichts schaͤdlichers ist dann friede verkuͤndigen/ wo kein friede ist/ so sehe sich auch ein jeder vor/ daß er nicht auff solchem wahn baue/ sondern den rechten weg wandere; dann wir wissen/ daß mehrentheils die gantze welt/ auch die sich der warheit Christi annehmen/ in finsternis und blindheit falscher traͤume und wahn daher wandern. Derhalben wirdiß auch zur vermahnung allen guthertzigen entde ck en; dann es ist hohe zeit/ daß wir auß dem schlaff auffwachen/ und unsere eigene seligkeit mit zit- tern und beben wircken/ und mit ernst auff Got- tes wege treten/ anders werden wir als die traͤu- menden/ wann wir auffwachen/ nichts in unsern haͤnden und lampen finden. Also sagen die menschen gemeiniglich/ die die schrifft gerne hoͤren/ die sie kroͤstet/ wann der enge wird angewiesen/ als die tauffe/ und alle dinge zu verlassen ꝛc. sie stehē deꝛ warheit wol zu/ dann/ ey sagen sie/ wer kan das thun/ ich will mich auff Gottes barmhertzigkeit verlassen. Wir aber sa- gen noch einmal ein jeder sehe zu/ Gott sihet kei- ne person an/ dañ er hat allein lust an den gerech- ten/ und seine barmhertzigkeit ist von geschlech- ten zu geschlechten uͤber die/ die ihn fuͤrchten. A. K. H. Vierter Theil. D d Wir Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. Wir gedencken noch/ daß wir hiebevor von den Lutherischen gehoͤret/ und auch in Luthers schrifften gelesen haben/ als mit namen in dem buch von Luthero beschrieben gegen die Wieder- taͤuffer/ da sagt Luther: Ein mensch mag sei- nes glaubens nicht gewiß seyn/ es seye wahr/ der taͤuffling muͤsse glauben/ aber er wisse nicht/ ob er glaube ꝛc. Sonder zweiffel richten hier die Lutherischen nach ihren eigenen hertzen/ dieweil sie meynen/ sie glauben/ wissens doch nicht ge- wiß/ so achten sie es seye mit jedermann also; dann GOtt behuͤte uns vor solchem glauben/ davon wir nicht mehr bescheyd wuͤsten. Deß- gleichen sie haͤtten glauben/ wann sie einen spruch auß der schrifft fassen/ und sich darauff verlassen. Hiermit geben sie gnug zu verstehen/ wie weit sie noch von der warheit seyn/ wiewol sie sich der warheit hoch beruͤhmen/ Doctor und Rabbi lassen nennen. Doch hievon gnug/ ein jeder bedencke seine seligkeit/ und lerne die schrifft recht entzwey schneiden und theilen/ und trachte/ daß er Christum recht lerne erkennen/ weil seine reine erkaͤntnis das ewige leben ist/ die aber noch leider bey dem gemeinen mann/ so wol gelehrten als ungelehrten/ sehr verfinstert und begraben ligt. Endlich daß Christus spricht: Jch bin die warheit/ das ist das andere theil/ in dem wesend- lichē tabernackel sonder haͤnde gemacht/ welcher zuvor in dem figuͤrlichen tabernackel in dem hei- ligen ware abgemahlet/ nemlich in Christo/ wann er spricht: Jch bin der weg/ in dem vorhofe bedeutet es/ und wie man muß durch den vorhof in das heilige/ also muß man erst den weg der gerechtigkeit in Christo wandern/ ehe dann man in der warheit GOttes mag geheili- get werden. Und welche mit wahrem glauben Christo durch die Tauffe noch nicht einverleibet/ noch auff den weg GOttes recht getreten sind/ die werden als schweine und hunde vor GOtt und seiner gemeine geachtet/ und moͤgen ins heilige nimmermehr kommen/ auch nicht wuͤrdig daß ihnen einige verborgenheit des heiligthums ge- zeiget und vorgelegt werde. Darum spricht Christus: Jhr solt das heilige nicht fuͤr die hun- de werffen/ noch die perlen vor die saͤue; dann die bitten/ sollen kriegen/ die suchen/ sollen fin- den/ die anklopffen/ denen soll auffgethan wer- den. Welche nun aber eingetreten sind/ und durch das bad der wiedergeburt von dem unflath die- ser welt abgewaschen sind/ und sie dannoch wie- der umkehren und sich mit dem unflath dieser welt besudeln/ so wissen wir/ was vor ein urtheil der heilige Petrus davon spricht: Nemlich daß das letzte aͤrger soll seyn/ dann das erste ge- wesen ist. Darum wer in Christo auff den rechten weg getreten ist/ der trete also fort/ daß er zu der warheit komme/ und darinnen geheili- get moͤge werden/ gleich als GOTT der Va- ter/ aus deme er wieder gebohren wird/ heilig ist. Das ist dann nun die heiligmachende warheit/ daß wir allerdings den suͤnden gestor- ben seynd/ mit rein gewaschenen fuͤssen vor GOTT bestehen und wandeln/ nicht mehr suͤndigen/ als Johannes sagt 1. Epistel c. III. Der auß GOTT gebohren ist/ suͤndiget nicht mehr/ sondern ist billich in der warheit/ schme- cket und findet GOttes gnaͤdige verheissung in der warheit/ und dieselbe warheit ist Christus/ wie dann auch sein fleisch warhafftig eine speise ist denen/ die recht an ihn glauben. Also muß man fortgehen von einer tugend in die andere/ und die leyter Jacobs auffsteigen/ in der schrifft wachsen und zunehmen/ in der erkaͤntnis Chri- sti/ biß zum vollkommenen manne. Und also muß auch die schrifft darnach recht voneinander geschnitten/ und verstanden werden/ ein jeder auff das seine/ anders ist es eytel und vergebens alles/ das man in der schrifft arbeitet. Aber diß wird leider wenig angemercket und verstan- den. Dann die noch unter den boͤsen sind/ den ersten vorhang in dem vorhof noch nicht durch- getreten/ und noch nie auff den rechten weg kommen/ daß sie sich einiger schrifft recht moͤch- ten annehmen/ dieselben massen sich an/ daß sie schon ins heilige/ ja ins allerheiligste biß zum leben gekommen/ und aller trost und gnade in der schrifft gehoͤre ihnen zu/ also liegen die saͤue und wuͤhlen im heiligthum. Doch wie dem allen/ ein jeder pruͤfe sich selber wohl/ und sehe zu/ daß er mit eytelm hoffen sich nicht betruͤ- ge; dann wann der alte betagte die buͤcher auffthut/ und will richten/ so werden keine feygenblaͤtter helffen; dann ein jeder muß na- cket und bloß gerichtet werden/ demnach er in seinem tabernackel auffrecht gewandelt/ und tugendsam in der gerechtigkeit und heiligkeit der warheit gewesen ist. Und diß seye nun gnug von dem andern. Nun wollen wir zum dritten greiffen. Das dritte der figuͤrlichen huͤtten ist das hei- lige der heiligen/ in welchem das guͤldene rauchfaß/ die guͤldenen eymer/ die lade deß bundes und der gnadelstul ꝛc. erhalten werden/ diß hat Christus außgesprochen in dem/ daß er sagte: Jch bin das leben. Wie nun das al- ler heiligste der huͤtten das letzte ist/ darinnen alle dinge auffs allerherrlichste sind: Also ist auch das ende in Christo das ewige leben/ und also von anfang an/ auß dem einen grad in den andern/ endiget sich die huͤtte ins herr- lichste; deßgleichen Christus ist von einer tu- gend und herrlichkeit in die andere getreten. Al- so auch die kinder GOttes/ die Christen/ gehen von einer herrlichkeit in die andere/ biß daß sie endlich in GOtt und urspruͤngliche herrlichkeit deß ewigen lebens gerathen/ da haben sie dann das ende ihres lauffes erlanget/ daß sie GOtt/ welcher auff den Cherubim sitzet/ beschauen/ und mit ihm ewig zu leben versichert sind/ das- selbe leben ist Christus. Nun/ zu diesem leben einzugehen/ ist vonnoͤthen/ daß man ordentlich den vorhof und das heilige durchwandere/ den weg und warheit Christi einnehme/ und behal- te/ als Christus sagt: Wilt du zum leben eingehen/ so halte die gebott. Darnach wird einem nach dem rauch werck in dem heiligen/ der eingang zu dem heiligen der heiligē/ zu dem ewi- gen leben auffgethan/ gleich als nach dem fuͤß- waschen auß dem vorhofe die thuͤr in das heilige geoͤffnet wird. Sehet/ also ist die huͤtte/ die mit haͤnden ge- macht ist/ mit dem rechten tabernackel/ der nicht mit haͤnden gemacht ist/ das ist/ Christus/ zu vergleichen/ und hieraus mag man auch verste- hen/ was Christus seye/ nemlich der rechte ta- bernackel/ in welchem die Gottheit wohnet/ und in Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. in welchem die glaubigen und auffrichtige men- schen auch einen freyen zutritt haben zu GOtt/ und mit GOTT versoͤhnet und vereiniget wer- den/ Christus ist von ewigkeit solcher taberna- ckel gewest/ darinnen GOtt seine wohnstatt ge- habt/ auch in der schrifft die weißheit Gottes ge- nennet/ in welchem auch die menschen und alle creaturen geschaffen sind. Dann da der mensch gefallen ist/ so ist dieselbe weißheit und das ewi- ge wort GOttes in des menschen staͤtte gekom- men/ ist warhafftig mensch worden/ und hat mit unterthaͤnigem gehorsam den Vater ver- soͤhnet/ und dem ungehorsamen entfallenen menschen den weg des gehorsams wieder in sei- ne herrlichkeit gezeiget und gebahnet. Also ist das hauß der weißheit/ die wohnung deß Allerhoͤchsten/ der Sohn deß lebendigen GOttes in der huͤtten abgebildet/ und wird verstanden in der warheit/ daß diß unser HErr und Heyland Christus ist/ welcher/ da er in der gestalt GOttes ware/ hat er sich selber erniedri- get/ und hat eines knechtes gestalt angenom- men/ und ist dem Vater gehorsam worden biß zum tode/ ja biß zum tode deß creutzes/ wel- chen streit und gehorsam er in dem vorhofe voll- bracht hat/ darum er auch in dem garten also beaͤngstiget/ daß er von den engeln muste getroͤ- stet werden. So ist er auch draussen vor der heiligen stadt gecreutziget und gestorben/ wel- ches alles in den vorhof gehoͤret/ da der eherne altar ist/ darauff das fleisch muß geopffert wer- den/ in demselben ist er auch also beaͤngstiget worden/ daß er rieff: Mein GOTT/ mein GOtt/ warum hastu mich verlassen; das ist es/ was wir droben gesagt haben/ daß es ein enger weg ist in den vorhofe und gantz finster/ und ein bild des todes. Darnach die erkaͤntnis Chri- sti war der eingang zum heiligen/ die auffahrt zu den himmeln/ zu der rechten hand der krafft GOTTES/ des der auff den Cherubim sitzet/ das war ins allerheiligste getreten. Sehet also/ so doch Christus ein HERR aller dinge war/ hat er seine herrlichkeit ver- lassen/ und hat muͤssen als ein knecht durch- kaͤmpffen und streiten/ wieder seine herrlich- keit einzunehmen/ die er verlassen hatte; diß sagen wir alle darum/ auff daß desto leichter und heller zu verstehen seye/ was und wer der rechte Christus seye/ und auff daß die guthertzigen den rechten Christum desto besser lernen kennen/ dann weder die Papi- sten noch die Lutherischen/ und wie viel der gesellen mehr sind/ kennen Christum noch nicht recht/ dann sie sagen/ Christi leib und fleisch seye von Marien fleisch und leibe gewor- den/ dasselbe suͤndliche fleisch Mariaͤ habe der Sohn GOttes an sich genommen/ und mit dem leiden also spielen lassen/ aber der Sohn GOttes selber habe nicht gelitten/ sondern seye darbey gestanden/ und habe es angesehen; Als wissen sie auch nicht/ wie Christus unser vor- bild ist/ daß wir seinen fußstapffen auffrecht moͤgen folgen/ und diese machen zwey unter- schiedene wesen zugleich in Christo/ das eine Goͤttlich/ das andere menschlich; Deßglei- chen machen sie auch von kuchen und brod ei- nen Christum/ als die Papisten sagen/ so war- hafftig als er an dem creutz gehangen habe und ist ꝛc. Aber die Lutherischen die bescheiden so gewiß Christum ins brod/ daß er nicht darff außbleiben/ daß sie sprechen/ wann sie ein oblat haben/ ey da habe ich ihn. Wann nun diese gesellen wuͤsten/ was und wie Christus waͤre/ achten wir immer/ sie wuͤrden ihn wuͤrdiger halten/ uñ nicht also mit ihren kuͤchelgen fassen. Wiederum/ dz sie ihn nicht recht keñen/ und wel- che es sind die ihn nicht recht keñen/ zeiget sich/ so sie nicht also wandeln/ wie er gewandelt hat/ Christum recht bekennen/ seine gebotte halten/ und seinen fußstapffen folgen. Und eine sol- che erkaͤntnis machet rechtfertig/ als der Pro- phet sagt/ und ist auch dieselbe das ewige leben; welcher anders sagt/ ich habe Christum JE- sum erkant/ und haͤlt seine gebotte nicht/ das ist ein luͤgner/ und die warheit ist nicht in ihm. Darum wollen wir dir endlich von dem we- sen Christi/ und seiner rechten erkaͤntnis einen kurtzen bericht thun/ daraus wir hoffen/ daß du klaͤrer vernehmen solst diß geheimnis/ und auch verstehen/ wie jaͤmmerlich eine lange zeit her/ und noch die reine erkaͤntnis Christi in dem dreck gelegen/ und der greuel der verwuͤstung sei- ne heilige staͤtte hat inne gehabt. Demnach der JEsus/ der nach dem fleisch aus Marien der Jungfrauen gebohren ist/ wel- cher war vom geschlechte David/ der ist der rechte verheissene Christus/ seines wesens ein Sohn des lebendigen GOttes/ der sonder zu- thun menschlicher natur oder samens von dem Heiligen Geist empfangen ist/ welcher ist fleisch und mensch worden/ in allem uns gleich/ aber ohne suͤnde/ und unbefleckt/ dann er ist die suͤn- de vor uns worden. Diß sagt die schrifft allenthalben offenbahr gnug/ sonderlich im Neuen Testament/ wolten wir anders unsern verstand nach der Schrifft richten/ und nicht die Schrifft nach unserm verstand. Also ste- het Joh. I. Das wort ist fleisch worden/ ist das nicht offenbahr gnug gesprochen? Fuͤr- wahr/ dieser einige spruch ist auch starck gnug gegen alle spitzfindige reden/ die die unverstaͤn- digen klugen menschen dargegen beybringen moͤgen. Es werden die menschen damit verblendet/ daß geschrieben stehet/ daß Christus solte her- kommen von dem samen oder geschlecht Da- vid/ und daß er nach dem fleisch von einem wei- be gebohren ist. Diß wird also angenom- men/ daß Christus sein fleischlich wesen solte von Davids oder Marien samen angenom- men haben/ also daß Christus fleisch solte ur- spruͤnglich von Davids samen und Marien fleische seyn/ und dasselbe urspruͤngliche wesen/ und also das an dem creutz gestorben ist/ und be- graben/ dasselbe solte urspruͤnglich Davids sa- men und Marien fleisch seyn/ daraus unwie- dersprechlich muͤste folgen/ daß es auch dersel- ben art/ das ist/ suͤndlich muͤste seyn/ weil kein samen noch fleisch an David oder Marien ist gewesen/ das nicht als aller andern menschen fleisch suͤndig waͤre. Aber diß ist ein laͤsterlicher mißverstand/ und machet den gantzen Chri- stum zu schanden. Es mag auch niemand in solchem verstande zum rechten schaffstall einge- hen/ und weyde finden/ dann Christus ist die thuͤre zum schaffen/ und sein fleisch der vorhang. Wer da will auff dem rechten fundament ge- gruͤndet stehen/ der muß Christum recht beken- nen/ daß er des lebendigen GOttes Sohn ist A. K. H. Vierter Theil. D d 2 mensch Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. mensch geworden in der zeit/ der doch von ewig- keit von dem Vater ist außgegangen/ im an- fang bey GOtt gewesen/ und welcher GOtt selber war/ hat sich selber verkleinert/ und ernie- driget unter die engel/ in gestalt eines knechtes/ und eines suͤndlichen fleisches/ in allem gehor- sam den Vater zu versoͤhnen/ und durch man- cherley leiden die lust der suͤnde zu vergelten/ und also wieder in seine eigene herrlichkeit einzugehē/ den menschen den weg dahin zu bereiten/ und die gehorsamen mit in seines reiches erbtheil ein- zufuͤhren. Hierzu und diß zu vollbringen/ hat er kein fleisch von Maria oder David ange- nommen/ dann das lebendige wort/ der Sohn GOTTES/ ist selber fleisch und mensch auß Maria vom stamm David geworden/ und nach dem fleisch gebohren/ und hat solche leibliche wunderthat bey den menschen bewei- set. Daß nun geschrieben stehet/ daß er nach dem fleisch auß Marien von dem stamm Da- vid gebohren ist/ wie verheissen war/ das ist nicht/ daß er sein fleisch davon angenommen habe/ dann wie er von ewigen tagen in seinem Goͤttlichen wesen von dem Vater gebohren und gezeuget ist/ also ist er in der zeit fleisch und mensch geworden und aus Marien gebohren/ aber er ist wesendlich der er war/ und der er ge- kommen/ und ewig bleiben soll/ er hat aber sich selber erniedriget/ und wie in der huͤtten gehoͤ- ret worden/ als ein tapfferer riese den weg durch- kaͤmpffen und durchlauffen muͤssen/ wieder ein- zukommen in die herrlichkeit die er verlassen hatte/ und das von einem grad der tugend in den andern/ wie in der huͤtten ist abgemahlet; Derohalben betet Christus auch: Verklaͤ- re mich doch/ O Vater/ mit der klarheit/ die ich gehabt habe/ ehe dann der welt grund gele- get worden. So sprach er/ da ihn die Juden fragten wer er waͤre: Jch bin dasselbe/ das ich mit euch rede. Doch sie verstundens nicht/ wie sie auch Mosen nicht verstunden. Dero- halben da sie sich des Mose beruͤhmten/ sprach Christus zu ihnen: Waͤre es/ daß ihr Mosi glaubtet/ so soltet ihr auch wohl mir glauben/ dann er hat gezeuget von mir/ aber diß war vor ihren augen verborgen/ wie auch noch Moses leider sehr wenigen bekant ist/ darzu auch Chri- stus selber. Also daß wir nun widerum zur sache kom- men/ als daß die Schrifft von zweyerley wesen Christi zeuget/ das solstu also verstehen/ Chri- stus der von ewigkeit bey GOtt war/ GOt- tes ewiges wort/ und Sohn/ ja GOTT selber/ derselbe GOTT und GOTTES Sohn hat seine Goͤttliche herrlichkeit verlas- sen/ ist aus liebe zum menschen/ mensch ge- worden/ in allem gleich gefunden als ein mensch/ und als er mensch worden ist/ hat er nicht von sich selber/ sondern alle dinge als ein gehorsamer knecht und kind/ aus befehl und nach dem willen seines himmlischen Vaters/ außgerichtet/ und sich nichts unterwunden/ das ihm sein Vater nicht gegeben hat. Also hat er sich aller dinge verziehen/ und das nicht gedichtet/ sondern warhafftiglich/ daß er auch in allem versucht ist worden/ darinnen ein mensch versucht mag werden/ daß er mit den menschen mitleiden kan haben. Wer diß wohl bedencket und anmercket/ der soll die reden Christi und was von ihm geschrieben stehet/ leichtlich begriffen/ auch bekennen/ was grosses er an uns gethan/ und wie sauer er sich unsere erloͤsung hat lassen werden. Als er nun mensch worden ist/ hat er den rechten weg mit vollbringung aller gerechtigkeit in dem geringsten so wol als im groͤsten muͤssen betreten/ und die krone seiner eigenen herrlich- keit gewinnen. Darum der Vater seine lust an ihm gehabt/ und an allen die an ihn glauben/ und ihm getreulich folgen/ daß er sie auch zu der- selben herrlichkeit will lassen/ und zu erben ma- chen/ darzu Christus wieder kommen ist. Diß ist der grund aller Schrifft/ und rechte verstand Christi/ von welchem Moses bezeuget/ und das in der huͤtten/ in der reyse von Egypten in das gelobte land/ und in mancherley bildern mehr/ abgemahlet ist/ in dem leben Christi vollbracht/ der fortan seiner glaubigen vorbild ist/ daß sie seinen fußstapffen sollen folgen/ und welche ihm so folgen/ die wandeln nicht in der finsternis: Wer ihm aber folgen will/ der muß alles ver- lassen was er hat/ allein darnach lauffen/ daß er den acker des schatzes und die edle perle moͤge kauffen/ welche Christo nicht folgen/ oder also nicht folgen/ die moͤgen auch seine herrlichkeit e- wiglich nicht ererben. Darum so wachet auff vom schlaff/ die ihr euere seligkeit lieb habt/ wachet auff/ es ist hohe zeit/ und sehet zu/ daß ihr auff dem rechten we- ge wandelt/ und lasset euch darvon nicht ver- fuͤhren/ noch lust/ noch leben/ noch tod/ noch sterben/ und da ihr die hand an den pflug ge- schlagen habt/ wollet ihr euch nicht wieder umb- sehen/ sondern folget der spur der heiligung und reinigung euer selbst in Christo ernstlich/ und gleich nach/ auff daß ihr durch gerechtigkeit und heiligkeit der warheit das ewigeleben moͤ- get beerben/ und dahin kommen/ da Christus vorhin auffgestiegen ist/ und hat euch die staͤtte bereitet. Wie derum als wir gesagt haben/ von zwey- erley wesen in Christo/ so wird auch das in der lade des bundes zu verstehen gegeben/ die auch eigentlich ein bild auff Christum ist/ davon lie- sestu/ daß sie von cedern holtze war/ innen und aussen mit gold beschlagen. Nun gold ist ein bild auff die Goͤttliche herrlichkeit/ das gold a- ber bedeutet/ das menschlich ist; Also die Ar- ca ist innen und aussen gold/ in der mitten aber holtz/ und ist doch eine Arca; Also ist Christus vor und nach in Ewigkeit GOtt/ im mittel a- ber seines wesens ein warhafftiger mensch. Das ist nun gnug von dem/ wer und was Christus ist/ gesagt. Nun wollen wir fort von dem rechten glauben und erkaͤntnis CHristi etwas wieder handeln/ dann wir begehren jedermaͤnniglich zur anreitzung zu dienen. So wir dann in der warheit haben erfahren und wissen/ daß diß stuͤck auch so sehr noch verborgen ist/ und wie- wohl sich viele lassen beduͤncken/ sie glauben/ und bekennen Christum/ so ist es doch meh- rentheils ein eytler wahn und traum/ damit sie umgehen. Derohalben hoffen wir/ es wer- de den guthertzigen nuͤtze und angenehm seyn/ daß wir diese verborgenheit auch auffschliessen. Das Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. Das IV. Capitel. Vom rechten glauben und er- kaͤntnis deß lebendigen Christi. So gemein als es ist/ daß man sich deß glaubens und erkaͤntnisses Christi annim̃t/ so seltzam ist es leider! rechten glauben und er- kaͤntnis Christi zu finden/ so weit als die ver- meinte Christenheit sich erstrecket. So nimt sich ein jeder an/ er glaube an Christum/ und kenne auch Christum. Allein in der warheit sind sie insgemein unglaubiger und unver- staͤndiger in Christo/ dann Tuͤrcken oder Ju- den/ die von CHristo nie gehoͤret haben. Christus spricht: Meinet ihr/ wann deß menschen Sohn kommen wird/ daß er glau- ben werde finden auff erden? Fuͤrwahr sehr wenig. Dann der meiste theil derer/ die sich Christen lassen nennen/ weiß nicht einmal was glaube ist/ oder was/ wie und worzu Christus sey. Da haben sie unter dem namen Christi mancherley abgoͤtter/ und ihren eige- nen willkuͤhr/ gutduͤncken/ und menschen- satzungen bedecket/ da streiten sie vor/ und ob irgend ein rechtglaubiger oder bekenner Christi auffstehet/ den trachten sie/ die fal- schen Christen/ mehr dann jener Nero oder Maximianus zur stund umbzubringen/ haben auch schon lange grausam und boͤßlich gnug solches außgerichtet. Aber der HERR will sich einmal erbarmen/ und so das maß der boßheit deß Wiederchrists/ deß Babyloni- schen Gottes/ haͤuffig erfuͤllet ist/ und die ta- fel seiner zeugnisse vollkommen/ will er ihnen ihren greulichen und Wiederchristlichen muth- willen unversehens auff ihren kopff vergelten/ von welchem das siegel schon auffgethan/ und die posaune schon geblasen ist/ und wird nicht außbleiben/ derohalben so heben die gotts- fuͤrchtigen/ bedruͤckten/ elenden ihre haͤu- pter frey auff/ dann ihre erloͤsung ist nicht weit. Nun daß der gemeine mann/ die Christen geheissen werden/ nicht einmal wissen/ was glaube oder Christus seye/ sondern wandeln als blinde ihren voreltern nach/ wie es dann ein gemeiner spruch ist/ daß sie sagen/ ich will bey meinen voreltern bleiben ꝛc. dasselbe ist mehr bekant/ als wir es vonnoͤthen auffzudecken ach- ten. So aber jemand daran wolte zweiffeln/ der fordere von einem gemeinen vermeynten Christen rede und bescheid seines glaubens und Christenthums/ so wird er uns hierinne sonder zweiffel die warheit zustehen. Wiederum von den vornehmsten der Papi- sten und Lutherischen (dann also theilen wir die vermeynte Christen in zwey theile) was die vor einen glauben haben/ und wie sie Christum er- kennen/ kan man aus ihren schrifften/ predig- ten/ leben und lehre wohl vernehmen. Dem- nach der Papisten glaube und erkaͤntnis Chri- sti ist/ daß sie halten/ Christus seye von Marien gebohren/ seinen leib von ihrem fleisch und blut angenommen/ und habe den tod vor die erb- suͤnde gelitten/ wiederum der gnade und GOtt zu dienen suchen sie bey Marien/ die sie machen zu einer koͤnigin der himmel/ einer vorspreche- rin ꝛc. Und so fort bey andern verstorbenen hei- ligen/ unter welchem namen sie ihrem eigenen gutduͤncken nach holtz und steine verehren/ und allerley abgoͤtterey mit aberglauben vermenget treiben. Diß ist der Papisten handel als je- dermann wolbewust ist/ derohalben wir davon auch auffhoͤren zu schreiben. Nun die Lutherischen/ darunter wir verste- hen alle die jenige/ die sich deß Evangelii ruͤh- men/ aber nicht wollen den rechten weg zu aller gerechtigkeit duꝛch die Tauffe eintreten/ sondern sich als die Pharisaͤer Luc. VIII. lassen beduͤn- cken/ davon ist nicht viel beweiß vonnoͤthen; dann es ist schon gnug/ daß sie auff Papistische oder Lutherische weise/ das ist/ in Lateinischer oder Teutscher sprache/ da sie unglaubige/ un- muͤndige kinder waren/ ins wasser oder schlam/ auff fremden glauben eingetaucht seyn worden. Diese verwerffen etlichen mißglauben und ab- goͤtterey der Wiederchristischen Papisten wohl/ geben auch Christo glauben (als sie sagen) daß er ein einiger Mittler und Seligmacher der menschen seye/ erkennen Christum allein dafuͤr/ daß man durch ihn einen freyen zugang zum Vater habe/ und daß seine rede und seiner zwoͤlff Apostel lehre warhafftig ist: Aber gleich wie sie daran fehlen/ daß sie Christum verstehen/ der geworden von dem toͤdtlichen samen Davids/ und fleisch Marien; also ist auch ihr glaube ge- meiniglich ohne wercke/ und derohalben auch todt/ und eytel/ ja also eytel/ daß auch Luther selber spricht: Man wisse nicht/ ob man glaube/ als droben gesagt ist. Christus spricht Matth. VII. auß den fruͤchten soll man den baum erken- nen/ also sagen| diese/ und meynen/ sie verstehen viel/ aber in der that und leben sind sie gleich den Papisten und andern Heyden/ ja sie huͤten sich voꝛ den guten wercken gleich als vor einem schla- genden pferd/ und so jemand gute wercke for- dert/ den schelten sie einen heuchler und werckhei- ligen. Sie wollen allein durch den glauben oh- ne gute wercke selig seyn/ und diß ist all ihr glau- be davon sie ruͤhmen/ so sie doch selber beken- nen/ sie wuͤsten nicht/ ob sie glauben haͤtten; wel- cher ihre schrifften/ predigten und leben anmer- cket/ der wird solches leicht gestehen und mer- cken. Es wuͤrde zu lange seyn/ so wir alle fehle des Lutherischen unwissenden glaubens entde- cken solten/ dahero wollen wir nur/ was der rechte Christliche glaube und erkaͤntnis seye/ kuͤrtzlich entdecken/ so soll nach dem licht der warheit die finsternis wol bekant und vertrieben werden. Demnach ist der rechte wahre glaube an Christum und erkaͤntnis desselben eigentlich nichts anders/ dann eine kraͤfftige zuversicht des hertzens auff Christum/ damit der mensch freymuͤthig alle dinge zur ruhe setzet/ und sich allein auff Christum und seine zusage vertroͤstet/ und seinen willen zu thun mit allem fleiß/ keinen gegenspruch anzusehen/ von gantzem hertzen befleissiget. Diesen glauben/ der rechtschaffen und lebendig ist/ wissen wir mit keinem Teut- schen wort besser außzusprechen/ dann mit dem woͤrtgen gelassenheit/ als daß ein mensch/ der rechtschaffen an Christum glaubet/ und ihn bekennet/ der ist und muß gelassen seyn/ daß er sich alles dinges entschlagen habe/ und der sich CHristo allein uͤbergeben/ und auff D d 3 ihn Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. ihn alles wagen darff/ und eine solche lebendi- ge krafft/ damit ein mensch also gelassen auff Christum stehet/ daß er alle dinge umb Christi willen zuruͤcke setzet/ leib/ leben/ gut und blut/ nicht an eine seite/ verlaͤst sich starck und unver- zagt auff Christum/ und trachtet allein ihm gleichfoͤrmig zu seyn/ auffrichtig/ wie ein recht- schaffen wesen in Christo ist/ huͤtet sich vor allem gottlosen wesen und reiniget sich selber alle tag/ als Johannes sagt/ die diese hoffnung haben/ reinigen sich selber ꝛc. Das ist ein rechter un- gefaͤrbter glaube/ und diß vorgesagte ist alles in dem rechten glauben begriffen/ und werden alle diese tugenden offtmahls in der Schrifft mit dem einigen wort glaube/ außgesprochen/ dero- halben auch demselben die seligkeit und das le- ben zugeschrieben wird; und Paulus das wort des glaubens allein wuste zu predigen/ aber es lebet niemand seines glaubens/ dann allein der gerechte/ also ist auch niemand gerecht/ dann der rechtschaffen in Christum glaubet. Man muß aber wol zusehen/ daß man den glauben recht habe/ und nicht mit falschem wahn an statt deß rechten glaubens sich betruͤge/ welches geschiehet/ wann sich jemand des glaubens an Christum troͤstet/ und reichet nicht dar allerley tugend in seinem glauben/ sondern hat noch lust an der ungerechtigkeit/ und gehet damit umb/ ein solcher glauben ist ein falscher wahn/ eytel und tod in sich selber. Hierauß ist zu schliessen/ mit rechter erkaͤntnis an Christum glauben/ das ist nichts anders/ dann sich von hertzen zu aller gerechtigkeit und GOTTES willen in Christo uͤbergeben/ welches die glaubigen in der Tauffe beweisen/ als Christus/ da er ge- taufft ward/ zu Johanne dem Tauffer sprach: Laß es nun also geschehen/ dann also muͤssen wir alle gerechtigkeit erfuͤllen; wie er darnach versucht ist worden/ und seines Vaters ehre und willen biß zum tode befoͤrdert hat/ al- so muͤssen die glaubigen in Christo auch thun/ wollen sie anders rechtschaffen vor GOTT be- funden werden. Wann nun die Schrifft recht gelesen/ und diß auch recht angemercket wir/ so mag man leichtlich begreiffen deß glaubens art/ und warum dem glauben so viel zugeschrieben wird; Also wird dem glauben zugeschrieben/ und es ist die warheit/ nemlich/ daß er mache recht- fertig/ er reinige das hertz/ und der gerechte lebe dadurch. Und Paulus/ auch die an- dern Aposteln wusten anders nichts zu pre- digen/ dann das wort des glaubens. Diß ist aber der glaube/ daß die menschen/ nach- dem sie von Christo hoͤreten/ sich gantz ge- lassen in Christum uͤbergaben/ von aller un- gerechtigkeit von hertzen abstunden/ und in aller gerechtigkeit und heiligkeit und warheit folgeten den fußstapffen Christi/ und beflis- sen sich ihm gleichfoͤrmig zu seyn/ opfferten sich selber und ihre eigene leiber und gliedmas- sen GOTT dem Vater auff/ wie Christus gethan hat. Ein solcher glaube und gerech- tigkeit an Christum gilt vor GOTT, und anders ist auch nichts/ das vor GOTT bestehen kan/ dann alles was ausser dem glauben ist/ das ist suͤnde. Hievon ware der streit zwischen den Juden und Aposteln/ die Juden verliessen sich darauff/ daß wann sie die aͤusserlichen wercke und opffer des ge- setzes hielten/ so waͤren sie gerecht; Aber die Apostel/ sonderlich Paulus/ streiten darwider/ und geben den glaubigen an Chri- stum zu/ daß sie warhafftig vollbringen das gesetz; Dann die wercke der rechtfertigung welche nach dem gesetz geschahe durch vorbit- te der Priester/ besprengung des bluts und andere opffer/ sind nichts anders als vor- bilder auff Christum gewesen/ das wesen a- ber und die warheit ist in Christo; Wann nun das wesen und die warheit kommt/ das die glaubigen an ihrem lebendigen taberna- ckel beweisen/ da muͤssen die bilder und schat- ten auffhoͤren/ also auch mit dem gesetz. Diß sagen wir/ auff daß allenthalben ein jeder gut- hertziger liebhaber der Goͤttlichen gerechtig- keit/ in welcher das vornehmste des glau- bens ist/ des glaubens rechten bericht krie- ge. Darum schreiben wir auch so grob von der sache/ dann wir begehren zu un- terrichten die guthertzigen einfaͤltigen her- tzen/ und nicht vor klug angesehen zu wer- den. Es ist in der Schrifft nichts so nuͤtze und noͤthig/ als dieselbe recht voneinander schnei- den/ und ein jedes theil in seinen rechten grad wissen zu setzen. Also muß man auch den glauben in seinem rechten grad erwegen/ und ihn nicht zu hoch spannen/ noch zu niedrig liegen lassen/ demnach der glaube ist der grund und anfang deß Christlichen lebens/ und daß erst vonnoͤthen durch zukaͤmpffen/ und zu Chri- sto zu kommen. Derohalben der glaube eigentlich in den vorhof gehoͤret/ da der eherne altar ist/ da gilt es schlachtens und opfferens/ sich recht- fertig zu machen/ und zu reinigen/ und zwar allein durch und in dem glauben/ damit man sich Christo uͤbergeben/ und von hertzen ver- trauet hat/ biß daß wir gantz neu gebohren aus dem vorhof in das heilige kommen/ in die warheit/ so lange glauben wir/ und fahren auff den glauben fort/ alsdann be- stehet der glaube auffzuhoͤren/ wann wir in das licht der warheit eintreten/ also daß wir nun nicht mehr beduͤrffen zu glauben/ son- dern in der warheit/ das wir geglaubet ha- ben/ befinden; Also spricht Paulus: Jch weiß/ wem ich geglaubet habe/ und ich bins si- cher ꝛc. Nim hier/ was droben gesagt ist von der huͤtten/ deßgleichen von dem wege/ und von dem glauben/ zu handen/ so solstu verstehen/ wie der glaube in den vorhof gehoͤret/ und ist das licht in dem wege/ damit wir den festen prophetischen worten anhangen/ welches fester ist/ dann das die alten hatten; dann das wort selber ist aus dem schos deß Vaters gekommen/ und hat es uns verkuͤndiget/ demselben muͤs- sen wir glauben geben/ biß daß der morgen- stern/ die rechte warheit in unsern hertzen auff- gehet. Also gehoͤret dann nun der glaube in den vorhof/ und gehoͤret alles zu dem glauben/ was in der Schrifft vom absterben/ gelassen- heit und rechtfertigmachung geschrieben ste- het; Also daß Christus spricht: Wer nicht verlaͤst/ ja hasset alles das er hat und ist/ umb meinet Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer. meinet willen/ der mag mein juͤnger nicht seyn/ Jtem/ der ist meiner nicht werth/ ꝛc. Diß ge- hoͤret alles zu dem glauben/ dann wer diß thut/ der ist seiner werth/ darum sagte er/ wer glaubet an mich/ soll selig; seyn diß glauben aber muß also geschehen/ wie gesagt ist/ anders hilfft es nicht/ sondern es ist eytel und todt/ mehr verdamm- lich/ dann zur besserung. Hievon hat der heili- ge Petrus einen feinen bericht in seiner andern Epistel cap. 2. und sagt also: Nachdem uns gantz theure/ und die allergroͤsten verheissungen geschehen seyn. Nemlich daß wir durch den- selben theilhafftig werden der Goͤttlichen natur/ so wir fliehen die vergaͤnglichkeit/ die durch die lust in derwelt ist; So wendet nun allen eu- ren fleiß daran/ uñ verschaffet in eurem glauben tugend/ und in der tugend bescheidenheit/ in der bescheidenheit maͤssigkeit/ und in der maͤssigkeit gedult/ und in der gedult gottseligkeit/ und in der gottseligkeit bruͤderliche liebe/ und in der bruͤ- derlichen liebe gemeine liebe. Dann wo solches reichlich bey euch ist/ werdet ihrs nicht faul noch unfruchtbar werden lassen in der erkaͤntnis un- sers HErrn Jesu Christi; bey welchem aber sol- ches nicht ist/ der ist blind und tappet mit der hand/ und vergisset die reinigung seiner vorigen suͤnden. Also sagt auch Paulus: Der glaube/ der durch die liebe thaͤtig ist; und also fort al- lenthalben in der schrifft solstu diesen grund fin- den/ und leichtlich vernehmen/ so du achtung darauff hast; Thuestu aber das nicht/ sondern vermengest das eine unter das andere/ so wirstu doch keine frucht noch nutzen auß der schrifft kriegen/ und zu hauß bringen moͤgen. Derohalben ist den Christen bescheidenheit vonnoͤthen; also haben die heiligen Apostel/ und die von Gott gelehrte heiligen/ nicht allein die schrifft recht zu theilen/ und zu unterscheiden/ sondern auch die menschen bescheidenheit ge- braucht. Also schreibt Paulus von den jenigen die noch draussen sind/ das sind die/ die noch nicht durch die rechte Tauffe in den tabernackel Gottes/ und in den leib Christi eingetreten sind/ sondeꝛn wandeln in den luͤsten des fleisches/ voll- bringen den willen des fleisches und der gedan- cken/ fremdlinge des bundes und sonder Gott/ das ist gottloß in dieser welt/ derer nehmen sich die Christen nicht an/ fragen auch nach densel- ben nicht. Doch nun spricht Paulus noch von dreyerley/ nemlich von den schwachen und kran- cken/ denen er kraut oder muß muͤste geben/ von den geistlichē/ die die krancken solten lehren/ und von den vollkommenen/ mit denen die weißheit spricht. Also auch der H. Johannes hat den grund/ da er an dreyerley schreibet/ nem- lich die kinder/ juͤnglinge/ und die vaͤter/ und Paulus/ da er die neulinge als neugebohrne kindlein vermahnet/ die vernuͤnfftige milch zu begehren. Also ist die erkaͤntnis und lehre unterschie- den/ die eine hoͤher als die andere/ und ein jeder muß in seinem grad geurtheilet werden/ und hievon kommt es/ daß die leute so unbe- scheiden sind/ und auch wol unter den rechten Christen/ richten/ schelten und verdammen/ das recht und wahr ist/ offtmals vor unrecht und unwahr: darum daß sie es nicht begreif- fen/ wissens doch mit grunde der warheit nicht zu widersprechen/ weil sie zu so hohem grad der erkaͤntnis noch nicht gekommen sind. Dann Paulus/ der dem geistlichen menschen zugibt alle dinge zu urtheilen/ der doch von niemanden geurtheilet wird/ der fraget nach solchem gericht nicht/ also wir auch warhaff- tig nicht. So sehe doch ein jeder zu/ richte oder verdamme nicht leichtlich/ oder kuͤhnlich/ sondern pruͤfe und untersuche es wol/ und rich- te dann. Nun wie gehoͤret ist vom grade der erkaͤnt- nis des glaubens an Christum/ was der rech- te glaube sey/ und was darzu gehoͤret. Also ist der folgende grad in der huͤtten das heilige/ in Christo die warheit/ gemeiniglich aber in der lehre mit dem hoffen außgesprochen/ und werden die schaͤtze dereikaͤntnis Christi mit die- sen dreyen/ nemlich glaube/ hoffnung und liebe zu verstehen gegeben. Glaube ist den theuren und allergroͤsten verheissungen/ die uns in Christo geschencket/ die noch zukuͤnfftig seyn und noch nicht erschie- nen/ gantz gelassen seyn und von hertzen anhan- gen/ und sich in Christo aller dinge verzeihen/ rechtschaffen den weg der gerechtigkeit/ als ein rechtschaffen wesen in Christo ist/ zu wan- deln. Darnach ist die hoffnung/ welche hoff- nung Gal. V. beschrieben stehet: Wir ver- wahren im geiste auß dem glauben die hoff- nung der gerechtigkeit/ daß wir/ so wir auff- richtig in Christo gewandelt/ nicht zuruͤcke/ noch zur seiten abtreten/ sondern durch man- cherley versuchung bestaͤndig und gelaͤutert/ mit reiner hoffnung ohne mangel/ daß uns unser gewissen der ungerechtigkeit halben nicht wiederspricht/ noch verdammet/ das ver- heissene einzunehmen. Eine solche hoffnung laͤst uns nicht schamroth werden/ wie Pau- lus sagt/ und diesen grad Rom. V. gar fein weiset: So wir dann nun gerechtfertiget sind worden/ durch den glauben/ so haben wir friede mit GOTT durch unsern HERRN JESUM Christum/ durch welchen wir auch einen zugang haben in dem glauben zu dieser gnade/ darinnen wir stehen/ und ruͤhmen uns der hoffnung der zukuͤnfftigen herrlichkeit/ die GOTT geben soll; nicht allein aber das/ sondern wir ruͤhmen uns auch der truͤbsal/ dieweil wir wissen/ daß truͤbsal gedult bringet/ die gedult aber bringet er- fahrung/ erfahrung aber bringet hoffnung/ die hoffnung aber laͤst nicht zu schanden wer- den ꝛc. und 1. Joh. III. So wir diese hoffnung haben/ die reiniget sich selbst. Gleichwie der glaube das hertz reiniget/ daß der/ so glaͤubig ist/ opffert sich selbsten/ und toͤdtet seine suͤndlichen gliedmassen die auff erden sind/ und ist der glaube also thaͤ- tig/ und kaͤmpffet wider die suͤnde und lust/ daß er auch die welt uͤberwindet/ als 1. Joh. V. sagt: Alles das auß GOTT geboh- ren ist/ uͤberwindet die welt/ und diß ist die uͤberwindung/ die die welt uͤberwindet/ nem- lich unser glaube; Also ist die hoffnung heilig/ zart und reine/ und ist allein in denen/ die in der krafft glauben/ der ungerechtigkeit abgestorben/ und durch mancherley versu- chung gelaͤutert/ und als das silber durch das feuer Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnst. Wiedertaͤuffer feuer sieben mahl bewaͤhret/ und rein befun- den worden; hiervon vermahnet auch Pau- lus die glaͤubigen Epheser/ und bittet/ daß ihnen GOTT wolle erleuchten die augen ihres verstaͤndnisses/ daß sie erkennen moͤchten/ welches waͤre die hoffnung ihres beruffs/ und welches waͤre der reichthum deß herrlichen er- des an seinen heiligen ꝛc. Diese hoffnung ist die reine zuversicht ohne widersprechen deß her- tzens/ damit wir froͤlich und warhafftig den reichthum des herrlichen erbes verwahren; als geschrieben stehet/ durch die hoffnung sind wir selig/ und wir ruͤhmen und erfreuen uns der hoffnung der herrlichkeit/ aber eine solche hoffnung mag niemand haben/ dann allein die auffrichtig von hertzen/ dann was die un- gerechten heuchler und gottlosen hoffen/ ist vergebens/ und ist ein greuel/ diese hoff- nung ist eigentlich zum heiligen/ als Eccles. XXIV. die hoffuung auch heilig genennet wird/ und deßgleichen 1. Joh. III. Ein jeder der diese hoffnung in sich hat/ heiliget sich/ gleich als wie er auch heilig ist. Nach der hoffnung folget nun das dritte/ die liebe/ welche ist das band der vollkommen- heit/ und ist der hoͤchste grad der erkaͤntnis/ liebe von reinem hertzen/ darzu auch als zum ende alle schrifft vermahnet/ welche auch blei- ben soll/ dann der glaube und hoffnung sollen auffhoͤren und verschwinden/ aber die liebe die soll bleiben und nicht vergehen. Diese gehoͤret in das allerheiligste/ und ist das schoͤne lusti- ge leben in Christo/ darein das hertze fliesset/ und der mensch gantz in GOtt verschmoltzen/ und theilhafftig der Goͤttlichen natur/ mit GOtt gantz vereiniget wird; dann GOTT ist die liebe/ und wer in der liebe bleibet/ der bleibet in Gott/ als Johannes cap. IV. sagt/ und also sagte auch Paulus/ daß die groͤste von den dreyen/ nemlich glauben/ hoffnung und liebe seye die liebe; welche nun zu der rechten vollkommenen liebe kommen/ denen ist ihre suͤnde bedecket/ und die entfallen nim- mermehr/ dann kein ding mag sie scheiden von der liebe/ die da ist in Christo JESU/ und wird auch deßwegen genannt ein band der vollkommenheit/ das ende des gesetzes/ ja das ende aller erkaͤntnis/ dann alle prophezey- ungen und erkaͤntnisse sollen auffhoͤren/ aber die liebe vergehet nimmer mehr/ was nun der lie- be zugehoͤret/ magstu allenthalben in der schrifft lesen/ sonderlich 1. Cor. XIII. Sehet/ so viel haben wir von verborgen- heit deß glaubens und der erkaͤntnis Christi/ allen guthertzigen liebhabern Christi/ und der Christlichen warheit zu gute wollen entde- cken/ und an den tag geben/ wir haͤtten wol noch vielmehr hievon anzuweisen/ sinte- mahl die gantze schrifft darauff außlaͤufft/ doch hoffen wir/ es soll gnug seyn denen die lust haben an der warheit/ und die schrifft zu untersuchen. Wir wollen aber noch diß vermahnet haben/ wiewol wir von etlichen stuͤcken besonders geschrieben haben/ und von einander unterschieden/ so muß man doch fleissig bedencken/ wie sie zusammen eins seyn/ und zugleich/ und nicht mit unbe- scheidenheit und unverstand also zu dencken/ daß man das erste gantz vorbey musse seyn/ ehe dann man etwas von dem andern moͤge erlangen/ du findest wol etliche gefaͤsse in dem vorhofe/ die auch in dem heiligen sind. Aber in dem vorhofe sind sie ehrnen/ in dem heiligen silbern und so fort; also sind auch zugleich wol glaube/ hoffnung und liebe/ in dem vorhofe/ das ist/ in einem reinen glau- bigen Christen/ der noch gantz im streit stehet/ aber noch nicht so recht vollkommen/ als es in seinen grad gehoͤret. Diß wollen wir kuͤrtzlich umb etlicher kluͤg- linge willen noch vermahnet haben/ die selber nicht verstehen/ begehren auch nicht zu verste- hen/ daß sie gutes thun moͤchten/ die suchen nur ursach zu tadeln/ die vielleicht vorwerffen moͤchten/ ob man also von dem einen grad auff den andern/ als die huͤner die leyter auff- huͤpffen/ steigen muͤste; dann sie sehen zu/ es ist gewiß eine leyter auffzusteigen/ die Jacob sahe/ die allein die engel auff und nieder stie- gen vor der zukunfft Christi/ aber seint daß Christus den weg bereitet hat/ ist sie auch den gottsfuͤrchtigen bereitet/ daß sie auff kommen moͤgen. Demnach ist zu schliessen/ der rechte glau- be an Christum und desselben rechte erkaͤntnis ist/ daß man sich alles dinges verzeihet/ allein Christo uͤbergibt/ haͤlt sich ihm gleichfoͤrmig/ und lebet nach seinem willen/ die also thun/ die lieben und erkennen Christum recht/ dann wer da spricht er habe Christum erkannt/ und haͤlt seine gebotte nicht/ derselbe ist ein luͤgner/ und es ist keine warheit in ihm. Darum pruͤ- fe sich ein jeder selber wol/ und sehe/ ob auch sein glaube und erkaͤntnis Christi rechtschaffen seye/ huͤte sich wol vor dem falschen glauben/ als Papisten/ Zwinglischen/ und noch lei- der vielen mehr/ die ein jeder an dem probier- stein deß rechten glaubens und der warheit leichtlich erkennen kan; dann mit kurtzem/ GOTTES reich ist in keinen meynun- gen/ worten oder gutduͤncken/ sondern in der tugend und gleichfoͤrmigkeit CHristi gelegen. Das V. Capitel. Wie GOtt von anfang alle dinge in Christo geschaffen und verord- net hat. Sintemahl GOtt den menschen hat von an- beginn zu der seligkeit geschaffen/ und alle dinge zum preiß seines namens um des menschen wil- len verordnet hat/ und da er durch betrug und eingeben der schlangen verfuͤhret/ in die unselig- keit gefallen ist/ so hat GOTT wiederum den menschen zu heylen und selig zu machen/ sein wort und willen bekant gemacht/ gebotte deß lebens dabey gegeben/ wie sich der mensch dar- nach schicken und halten soll/ und gantz heyl werden/ zu allen guten wercken wieder zugeruͤ- stet/ in der schrifft lassen verfassen/ als Paulus sagte/ die schrifft kan uns weise machen zur selig- keit/ durch den glauben in JEsu Christo; dann alle schrifft von GOtt gegeben ist nutz zur lehre/ zur straffe/ zur besserung/ zur zuͤchtigung in der gerechtigkeit/ daß ein mensch GOttes seye ohne wandel/ zu allen guten wercken geschickt. Also Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterisch. Wiedertaͤuffer. Also wie nun die schrifft den menschen zur se- ligkeit gelehrt zu machen gnugsam ist/ und wie das geschehen muß anweisung thut/ so strecket sie sich auch nicht weiter. Davon faͤnget sie an/ und endiget sich in dem/ das dazu dienet/ nem- lich wie GOtt den Menschen von anbeginn ge- schaffen/ und uͤber alle creaturen zu herꝛschen ge- setzet hat/ wie der mensch durch seinen ungehor- sam davon abgefallen/ und zu was grosser herr- ligkeit der mensch wieder auffgerichtet und be- ruffen/ welches allein in CHRisto geschiehet und verordnet ist/ das ist es/ wovon die schrifft vornemlich handelt. Von dem/ das zu wissen nicht nuͤtze oder noͤ- thig ist zur seeligkeit/ und auch mehr zanck denn besserung bringet/ als von dem goͤttlichen und him̃lischen wesen/ auch wie es in dem himmel zugehe/ und andere menschen fabeln/ damit sich die menschliche vernunfft gerne bekuͤm- mert. Wie es vor und nach dieser zeit gestalt ist/ davon meldet die schrifft gar nichts/ son- dern vielmehr bezeuget sie/ daß solche unnuͤtze sey/ auch zum theil menschlichen verstand ver- borgen/ und von keinem sterblichem menschen mag begriffen werden/ ja das er bereitet hat/ mag kein sterblicher mensch recht begreiffen/ geschweige GOtt selbsten/ wie Esaias und auch Paulus zeugen/ es hats kein auge gesehen/ noch kein ohre gehoͤret/ ꝛc. was grosse dinge GOtt denen bereitet hat/ die ihn lieb haben; darum wollen wir auch von solchem nicht schreiben/ sondern uns allein an die schrifft halten/ so weit die reichet/ und ihre verborgenheit so viel uns GOtt gnade verleihet/ an den tag legen/ dar- aus wir zu der seeligkeit geschickt und gelehret werden moͤgen/ und hernachmals dieselbe er- ben/ dann sollen wir von angesichte zu angesich- te sehen und erkennen/ das wir jetzt nicht begreif- fen koͤnnen/ ist auch nicht von noͤthen/ daß wir uns damit bekuͤmmern; denn darzu allein ist die schrifft gegeben und nuͤtze/ daß wir daraus zur seligkeit gelehret werden/ wer nun was an- ders in der schrifft sucht/ denn daß er auffrichtig nach vermeldung der schrifft seine seligkeit ver- schaffe/ der thut thoͤricht/ als die schrifft sagt: Wer die großmaͤchtigkeit untersucht/ der soll nach der herrligkeit uͤberfallen werden. Nem- lich der so lange die sternen ansahe/ und den himmlischen lauff betrachtete/ daß ihm die fuͤs- se abglitten/ und er in einen graben fiel/ deßwe- gen er von dem alten weibe belacht ist worden. Diß vermahnen wir nicht vergebens/ denn lei- der! es ist vorlaͤngst biß hieher also zugegangen/ daß sich die menschen bemuͤhet die ewige Gott- heit zu begreiffen/ wie der Vater/ Sohn und Heiliger Geist ein Wesen/ und drey Personen/ wie der Sohn vom Vater getheilt. Jtem von der himmlischen Horoscopi e/ von den Choͤren der Engeln/ und mit anderm spitzfindigen ge- schwaͤtz der philosophi e/ daß sie ihrer selbst gantz vergessen/ nemlich wie sie ihre hertzen sol- ten reinigen/ und den weg der gerechtigkeit recht durchwandern/ daß sie darzu kommen/ daß sie Gott beschauen/ und von angesicht zu angesicht erkennen moͤchten. Welches leider so wenig ge- achtet und zu hertzen genommen ist worden/ denn GOtt haben sie wol gesucht und sich be- kuͤmmert/ wer/ was und wie er gestalt waͤre zu wissen. Deßgleichen auch in den himmlischen dingen/ aber den rechten weg haben sie nicht be- treten/ noch gewandelt/ sondern vielmehr haben sie ihn mit spitzfindiger vernunfft wollen finden und begreiffen/ und mit seltsamen worten und spruͤchen/ dann mit tugenden des rechten Glau- bens einherzutreten in vollkommenheit der liebe die Goͤttliche Gestalt zu begreiffen/ so doch Gott ein Geist und das Leben ist/ und mag auch dero- halben GOtt niemand begreiffen/ erkennen/ schmecken noch beschauen; denn die im Geist und in der Warheit ein rechtschaffen wesen in CHRisto erlanget haben/ und rein von hertzen seyn/ die schmecken/ und verstehen/ wie freund- lich der HErr ist/ wie Christus sagt: Selig sind/ die reines hertzens seyn/ denn die sollen GOtt schauen. Was man anders mit spitzfindigen reden der vernunfft von Goͤttlichen Sachen disputi rt und beybringt/ wie sonderlich in den hohen schu- len unter den Theologen geschiehet/ das ist eitel abgoͤtterey/ so viel fehlt daran/ daß sie das Goͤtt- liche Wesen solten getroffen haben; denn GOtt ehren sie nach ihrem gutduͤncken/ was ihnen ge- daͤucht hat/ das haben sie vor einen Gott ausge- geben; wie auch die mahler denselben haben an die waͤnde gemahlt/ und die bildschnitzer von allerley materi en ausgehauen; und derohalben sind sie auch nicht eins/ denn ein jeder schmuͤcket seine decre ten/ und wil seinen Gott vor den be- sten vertheidigen/ als man sehen mag/ so man die Secten der Theologen anschauet. Aber der wahre lebendige GOtt ist eins/ wird auch auff einerley weise von seinen Liebhabern begriffen/ und das nicht mit vernuͤnfftigem subti lem ver- stande/ daß man mit worten solte seine Goͤtt- liche Gestalt moͤgen aussprechen/ sondern er wird begriffen in dem/ daß man seinen willen thut; denn allein seinen Liebhabern offenbahret er sich/ und von denen laͤst er sich finden/ und zwar im freudenreichen leben/ und inbruͤnstiger liebe des hertzens/ damit man seine gestalt be- greifft/ in tugenden zu wandeln/ und das Eben- bild seines Wesens/ welches CHRistus ist/ be- weiset. Also muß man GOtt verstehen und begreif- fen/ nemlich der auff den Cherubinen sitzet/ der von niemand rechtschaffen erkannt und begrif- fen werden mag/ denn von denen/ die im Aller- heiligsten ihren wandel fuͤhren/ da ist der guͤlde- ne Eymer mit dem Himmel-Brod/ die Ruthe Aaron ꝛc. die dahin kommen/ den weg der ge- rechtigkeit also durchwandeln/ die moͤgen mit weißheit von GOtt sprechen/ denn sie erkennen ihn. Die muͤssen aber gantz rein von hertzen seyn/ so beschauen sie GOtt/ geniessen lust und alle freundligkeit aus ihm. Also sagt Johannes Apoc. II. Wer uͤberwindet/ dem wil ich zu essen geben von dem verborgenen Himmel-Brod/ und wil ihm geben einen weissen stein/ und auff den stein einen neuen namen geschrieben/ wel- chen namen niemand kennet/ denn der ihn em- pfaͤngt. Also findestu/ daß die schrifft von dem Goͤtt- lichen Wesen meldet/ nemlich was er denenje- nigen ist/ die ihn lieb habē/ auf daß wir uns aus dem koth machen/ befleissigen uns von hertzen auff seinen wegen zu wandeln/ daß wir zu ihm kommen/ und er wieder zu uns komme/ und ma- che eine wohnung bey uns; aber von dem was GOtt wesendlich sey/ wie er in seinem Wesen gestaltet sey/ und was solcher sachen mehr sind/ A. K. H. Vierter Theil. E e davon Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterisch Wiedertaͤuffer. davon schweigt die schrifft; denn die schrifft leh- ret uns/ wie wir auffrichtig wandeln sollen/ und zur seeligkeit kommen moͤgen; wenn wir dahin kommen/ daß wir rein von hertzen/ und in der tugend uͤberwunden haben/ so werden wir es alsdann befinden/ und mit dem verborgenen himmelbrodt gespeiset werden; es mag auch an- ders von solchen sachen niemand gelehret wer- den/ denn so viel GOtt denen/ die ihn suchen/ aus gnaden laͤsset schmecken und finden; denn wenn es schon gefunden ist/ so ist es doch nicht moͤglich mit zungen auszusprechen. Darum auch Paulus wol wuͤnschet/ daß ihnen GOtt der weißheit wolle geben/ und ih- nen die augen ihres verstandes wolle oͤffnen/ daß sie moͤgen begreiffen/ welches da sey die uͤberschwenglich grosse herrligkeit ihrer beruf- fung/ und daß sie zunehmen in der Erkaͤntniß GOttes und CHRisti; aber er schreibt nicht wie offte was/ sondern laͤst es einem jeden sel- ber unterfinden; darum haben die heiligen Maͤnner Gottes/ die aus eingeben des Hei- ligen Geistes GOtt recht erkant und beschrie- ben haben/ von der Dreyfaltigkeit/ von Goͤtt- licher Gestalt und Wesen/ und von andern Him̃lischen Dingen/ die in den Hohenschulen eine zeitlang getrieben sind worden/ und noch vorhanden/ nicht geschrieben noch nachgelas- sen/ sondern allein gearbeitet/ daß sie viel moͤch- ten gewinnen/ und durch heilsame lehr zur se- ligkeit bringen; denn die Papistische Sophisten und zaͤnckische Ketzer/ die haben sich in diesen sa- chen bekuͤmmert/ und die großmaͤchtige Ma- jestaͤt Gottes mit ihrem abgoͤttischen verstande so jaͤmmerlich besudelt und gelaͤstert/ aber die heilsame lehre der Gerechtigkeit die haben sie gantz vergessen. So wollen wir dißmal auch weiter von diesen sachen nicht schreiben/ denn will GOtt/ so wollen wir auff eine andere zeit et- was mehr davon tracti ren. Diß schreiben wir darum/ weil wir von ver- borgenheit der schrifft zu schreiben vor handen haben/ sonderlich in diesem capitel von dem/ wie Gott alle dinge in CHristo geschaffen und ver- ordnet hat/ auff daß nicht irgend ein kluͤgling darff sprechen/ wir haben das vornehmste stuͤck von der Gottheit vorbey gegangen/ und wir schreiben was Gott geschaffen und verordnet/ abern wir schreiben von dem Goͤttlichen Wesen nicht/ so habē wir derohalben nur so viel/ da wir von dem/ wie Gott alle dinge in Christo geschaf- fen und verordnet hat/ schreiben/ von dem Goͤtt- lichen Wesen wollen entdecken. Und zwar mehr nach vermeldung derschrifft/ wie man ihn erken- nen sol/ und|wie man darzu kommen muß/ denn von seiner wesendlichen gestalt; den wir wollen denselben lieber mit gebuͤhrender ehre ansehen/ und anbeten/ biß daß wir von angesicht zu ange- sicht in das Allerheiligste darzu kommen/ als daß wir ein wort davon thoͤrlich solten ausspre- chen/ weil es auch nicht moͤglich ist/ das was wir allbereit von Gott/ unserm Gott/ einem Va- ter unsers HErrn JEsu CHristi mit erkaͤntniß erlanget haben/ mit worten auszusprechen. So wissen wir auch/ daß die H. Apostolische Christl. Gemeine von anbegin mit nichts mehr so zerstoͤret und verwuͤstet worden/ denn durch das abgoͤttische und zaͤnckische gutduͤncken von der Trinitæ t oder Dreyeinigkeit. So muß zur zeit der herwiederbringung solche verwuͤstung weggethan/ und also der weg in den Tempel ge- oͤffnet weiden/ auf daß die Lade des Bundes recht gesehen moͤge werden/ welches den rechten weg zu Gott gehindert hat/ weil die Menschen/ sonderlich die Gelehrten/ wolten Gott begreiffen und verstehen/ ehe als sie durch den weg der Ge- rechtigkeit dazu kaͤmen/ und meinten/ Gott mit subti lem hohem verstande zu begreiffen/ der sich doch mit keiner menschlichen weißheit/ noch ho- hem verstande/ sondern allein mit reiner tugend begreiffen laͤst/ als Christus sagt: Jch dancke dir/ HErr Gott him̃lischer Vater/ daß du diß verborgen hast vor den hochweisen und klugen/ und hast es den unmuͤndigen kund gethan ꝛc. Darum wollen wir deßwegen hiermit von dem Goͤttlichen wesen auch zu schreiben auffhoͤren/ ein jeder lege fleiß an/ daß er auffrichtig und rein von hertzen auf Gottes wegen wandele/ so wird er zu Gott kommen und GOtt recht begreiffen/ welches sonst unmoͤglich ist. Nun wollen wir von dem/ wie Gott alle dinge in Christo geschaf- fen und verordnet hat/ fortfahren/ auff daß wir die Wercke GOttes moͤgen erkennen/ und uns darinne nach seinem willen schicken und halten/ und also zu GOtt kommen/ denn das ist gebuͤhrlich und nuͤtze/ die wercke Gottes betrach- ten/ und seinen Namen darinne preisen/ davon hat man in der schrifft guten grund/ weil darin- ne/ was vorhin geschehen ist/ zu unserer lehre ge- schrieben steht. Droben haben wir von Christo gesagt/ wie und was er sey/ nemlich das Wort und der Sohn des lebendigen Gottes/ in welchem al- le dinge/ auch die ze it/ und alles das da ist/ ge- schaffen und verfasset/ und zu geschehen verord- net sind/ davon wollen wir nun ein wenig wei- ter entdecken. Demnach so hat Gott von anbeginn in und durch sein Wort/ seinen lieben Sohn/ aus nichts alle dinge geschaffen/ daß etwas worden ist/ wie Moses in seinem 1. Buche herrlich beschrei- bet/ und Joh. 1. und so in aller schrift durch und durch gruͤndlich gnug erzehlet wird/ also daß dißfals keine finsterniß noch verborgenheit seyn mag; aber das ist zu wissen/ wie alle dinge von Gott gut geschaffen/ und der Mensch daruͤber zum Herren gesetzet ist/ als geschrieben steht: Und Gott sahe an alles was er gemacht hatte/ und es war sehr gut; und gab dem Menschen macht sol- che irrdische creatur zu beherꝛschen: also hat er aus dem/ was redlich von ihm geschaffen ist/ als Engeln und Menschen/ sonderlich den Men- schen/ davon die schrifft sonderlich meldet/ denn sie ist den Menschen geschrieben/ und nicht den Engeln/ derhalben wir auch der menschen sache allein tractiren/ und von dem/ was dazu gehoͤret/ reden wollen/ und nicht von den Engeln; den Menschen sagen wir/ hat GOtt geschaffen redlich mit verstande/ und hat ihm Gebote des Lebens gegeben/ Tod und Le- ben vorgestellet/ und einen freyen willkuͤhr darzu gege- ben/ zu erwehlen/ welches er von beyden wolte/ den Tod oder das Leben/ so hat der Mensch/ durch die alte schlau- ge betrogen/ das Gebot des Lebens verachtet/ und ist durch den toͤdtlichen ungehorsam und uͤbertretung in den tod gefallen/ und deßwegen aus dem Lust-Garten vertrieben/ und alle irꝛdische creaturen sind auch durch die boßheit des Menschen in eine unordnung gebracht/ sind der eitelkeit unterworffen worden/ und haben ihres Herrn muͤssen entgelten. Wie nun Gott von anbegin durch sein Wort alle dinge geschaffen hat/ daß es worden ist/ die aber nicht also geblieben; also hat er in demsel- ben Wort auch verordnet/ alle dinge wieder zu- sam- Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterisch. Wiedertaͤuffer. sammen zu fassen/ auff daß dem wort wieder unterthan werde beyde das im himmel und auch das auff erden ist. Diß ist nun also gesche- hen/ dieweil durch den ungehorsam alle din- ge zu schanden worden/ und GOtt sein wort gegen den ungehorsam hat ausgesprochen mit einer sententz des todes: So lange nun das wort bestaͤndig und unveraͤndert blieb/ muste der Mensch auch im tode bleiben. Es hat sichs aber der allerguͤtigste Vater lassen erbarmen/ und sein eigen Wort und Sohn gesandt in ge- stalt eines suͤndlichen fleisches/ dasselbe lassen Mensch/ Suͤnde und Fluch werden/ mit der suͤnde die suͤnde zu verdammen/ den ungehor- sam mit seinem gehorsam zu verbessern/ die feindschafft Gottes gegen die Menschen auffhe- ben; und wie durch des ersten und irꝛdischen Menschen ungehorsam/ und alle dinge/ was ihm gefolget und angehangen/ ist geschaͤndet und verdorben worden: also ist durch den gehor- sam des andern und him̃lischen Menschen alles wieder auffgerichtet/ zu rechte gebracht/ und ge- nesen/ und also (wie die schrifft bezeuget) durch Christum habē wir einen freyen zugang zu Gott in seinem blut/ denn er ist die versoͤhnung fuͤr un- sere suͤnde worden/ und er hat den unterscheid/ und die wand der suͤnden/ zwischen GOtt und uns hinweg gethan: Doch also/ daß wir ihm gleichfoͤrmig/ seinen fußstapffen und dem weg/ den er zuvor ist eingetreten und gewandelt/ treu- lich und gehorsamlich folgen; denn was ihm nicht gehorsam ist und folget/ das bleibt im to- de/ und sol die verdamniß ewiglich erben. Wie man ihm nun folgen und gleichfoͤrmig werden sol/ davon ist schon gnugsam gesagt/ derhalben nicht noth/ daß wir es hier erzehlen. Nun ist zur stund vom anfang der welt das Laͤm̃gen geschlachtet/ und allen Menschen der weg des gehorsams geoͤffnet/ nicht einen einigen ausgeschlossen; denn Gott hat gewolt/ daß alle Menschen selig wuͤrden/ wil auch den tod des suͤnders nicht/ sondern daß er sich bekehre und le- be; denn Gott zwinget niemand/ sondern giebt einem jeden seinen freyen willen/ gehorsam zu werden zum leben/ oder ungehorsam zum tode: also hat nun GOtt von anbeginn auch wol ge- wust/ wie sich die menschen wuͤrden schicken/ dar- nach er auch alle dinge verordnet und geschaffen hat/ wie es dem menschen zum besten diente/ son- derlich den außerwehlten/ hat auch verschaffet/ und mit langmuͤthiger gedult getragen die ge- faͤsse des zorns/ daß der lauf der boßheit seine zeit hat/ und die außerwaͤhlten Heiligen samt allen creaturen muͤssen schen und leiden/ daß sie der ei- telkeit unterworffen/ und in der ungerechtigkeit beherrschet werden; denn das aͤngstliche harren der creatur wartet auff die herrligkeit der kinder Gottes/ daß sie gerettet von der eitelkeit/ zur der herrligkeit der kinder Gottes dienen sollen/ diß allein aber in Christo; denn wie an ihnen die un- gerechten gottlosen/ die das wort Gottes/ Chri- stum/ nicht allein verachten/ und nicht gehorsam sind/ sondern auch verfolgen und verwuͤsten/ was ihm zugehoͤrt/ das maas ihrer boßheit red- lich erfuͤllen/ auf daß ihnen Gott mit allem recht moͤge vergelten/ und den tag seines zorns uͤber sie kommen lassen: also muͤssen die gerechten gottsfuͤrchtigen CHristo gleichfoͤrmig mit ge- horsamer gedult das leiden tragen/ biß daß die zahl ihrer mitgenossen erfuͤllt/ und ihnen die Cro- ne der Herrligkeit an jenem tage mit Christo uͤberantwortet wird. Also hat Gott alle dinge in Christo verordnet/ ein jedes auf seinen ort und zeit; wie das nun ver- lauffen ist von eines zeit in die andere/ biß an die heutige zeit/ das geben wir einem jeden zu beden- cken; denn das wollen wir vermahnen/ daß ein jeder die sache wol uͤberlege/ die schrifft daraus erklaͤre/ auff daß er gegenwaͤrtige zeit recht moͤge unterscheiden. Denn es ist daran nicht wenig gelegen/ denn gleich wie Gott in Christo alle dinge geschaffen auf seine zeit/ also wer die zeit nicht weiß zu unter- scheiden/ der sol auch die verborgenheit der schrifft nimmermehr recht begreiffen. Denn wie allein in der schrifft stehet/ was biß an die vollen- dung dieser welt geschehen sol/ und doch unter- schiedene geschichte und haͤndel vorhanden seyn/ so scheint und laͤufft die schrifft bißweilen gegen einander/ welcher streit nach gelegenheit der zeit vergleichet muß werden; wer nun die zeit/ wie sie nach dem verlauf aller haͤndel in Christo verord- net ist/ und verschaffet wird/ nicht versteht/ der mag auch solche schrifft nimmermehr recht ver- stehen und begreiffen. Es ist offenbar aus der schrifft/ daß die welt vornemlich in dreyerley welten oder principal- zeiten/ gleich wie auch alle haͤndel/ schrifft und wercke Gottes in dreyen vollendet werden/ ihren verlauff hat/ und daß Gott ordentlich in erschaf- fung der vollkommenheit der zeit in Christo alle dinge nach dem vorsatz seines willens ausgerich- tet. Es waͤre wol zu wuͤnschen/ und wir wolten von hertzen/ daß alle guthertzigen recht verstuͤn- den/ wie die schrifft und alle haͤndel in dreyen sei- nen vollkommenen lauff hat/ und wie das eine neben das andere wird eingefuͤhrt/ biß daß das vorige von dem gegenwaͤrtigen erlediget/ verur- theilt/ und gantz verduͤstert wird/ welches ge- schehen sol so lange/ biß daß das eingefuͤhrt ist/ welches nicht kan noch mag veraͤndert/ verur- theilt/ oder verduͤstert werden/ welches ist das reich des Vaters/ wenn Christus seinem Vater alle dinge uͤberantwortet hat/ daß Gott selber alsdann alles in allen seyn sol/ welches in den himmeln werden sol; gleich als die huͤtte/ welche nicht allein auf Christum/ wiewol eigentlich/ sondern auch der gantzen Schoͤpffung ein bild ist; wie Christus ein HErr aller dinge/ und auch der huͤtten ist/ dem in allen alle dinge muͤssen unterworffen und gleichfoͤrmig seyn. Darum wie Christus ein Herr aller dinge in der huͤtten ist abgebildet/ also ist auch alles/ das ihm zugehoͤrt/ das ist/ alle dinge darin abgemahlt. Wenn diß verstanden wird/ so wissen wir/ was vor lust und rechte freude den guthertzigen alsdenn in Got- tes wercken wiederfahren sol. Wir wolten gern wieder davon schreiben/ aber es wuͤrde viel zu lang seyn/ so mag es auch mit keinem schreiben ausgerichtet werden/ deñ diese lection muß von Gott selber gelehret werden. So wollen wir uns nun wieder zur sache wenden/ wie deñ gesagt ist/ daß die welt in drey theile getheilet ist. So ist der erste theil von Adam zu Noa/ darnach von Noa biß an die zeit der restitution; denn der grim̃ des zorns Gottes sol eben wie bey den zei- ten Noaͤ ausgehen/ und sich auf dem kopff der gottlosen raͤchen/ auch nicht auffhoͤren/ biß daß er ausgerichtet hat/ was er im sinne hat; darnach soll der neue Himmel und Erde A. K. H. Vierter Theil. E e 2 erschei- Th. IV. Sect. II. Num. XXVII. Schrifft der Muͤnsterisch. Wiedertaͤuffer. erscheinen/ darinne die gerechtigkeit wohnen soll/ welches ist die dritte welt/ und der gantzen welt vollendung; wie nun der zustand der gan- tzen welt also in drey principal unterschiedliche theile getheilet/ und einem jeglichen sein ei- genthum zugegeben mag werden/ so ist doch auch fleißig zu bedencken/ wie daß Gott man- cherley weise/ sonderlich in der mitten vorge- nommen hat/ die menschen zu sich zu bekehren/ den einen vor/ den andern nach zu ihnen ge- sandt/ mancherley wunderthaten bewiesen/ sein gesetz und rechte nicht allein selber und muͤndlich durch seine diener die Propheten/ sondern auch schrifftlich uͤbergeben/ bald mit bitten und flehen/ bald mit draͤuen und straf- fen; zum letzten hat er seinen einigen Sohn ge- sandt/ auff daß er die Menschen mit treuer liebe an sich zu ihrer seligkeit moͤchte bringen; denn es hat nicht moͤgen helffen/ sondern der Mensch ist auff seinen boͤsen wegen geblie- ben/ und hat die gerechtigkeit bey sich auff erden nicht wollen dulden/ geschweige/ daß sie der Mensch solte uͤber sich lassen herr- schen. Wie diß verlauffen und geschehen ist/ weiset die schrifft gnugsam an/ also auch daß GOtt keine gnade der boͤsen welt mehr kan beweisen; denn sie verachtet allen rath und gnade GOttes/ und hat die boßheit auffs hoͤchste gebracht/ daß sie fallen muß/ und ist das ende dieser andern welt nahe/ und die vollbringung derselben/ und die dritte welt ist vorhanden/ wie wir hernach/ da wir von voll- endung der welt schreiben werden/ wieder an- weisen wollen. Wie der erste theil der welt seinen verlauff gehabt hat/ das magstu im ersten Buch Mo- se lesen/ denn daran ist dißmal so hoch nicht gelegen; aber von dem andern theile/ in wel- chem wir noch schweben/ ist noth mit fleiß zu uͤberlegen/ und zu bedencken/ auff daß wir ge- genwaͤrtige zeit recht moͤgen erkennen/ und uns darein schicken/ daß es uns nicht zur verwuͤ- stung gerathe/ gleich als den Juden/ daß wir die zeit unserer heimsuchung nicht wargenom- men. Demnach so fange an in Abraham/ der von GOtt in dem vorbilde zum Vater ge- setzet ist des samens/ der auff erden kommen sol- te/ und soll darzu auch in ewigkeit gesegnet wer- den. Bedencket und mercket wol/ wie mit A- braham und seinem Geschlechte alle haͤndel ge- lauffen sind/ mercket/ daß es bildlicher weise ist zugegangen/ biß auff den gebenedeyten wahr- hafftigen samen/ welcher ist Christus. Hiervon hastu Mosen und alle Propheten/ die werden dir/ so du sie anders mit fleiß durchliesest/ von der sachen guten bericht geben/ daß du Christum recht ergreiffen solst; denn alles was verheissen/ und vor der zukunfft CHRisti ins fleisch/ und denn weiter in seiner fleischlichen gegenwart/ in verschaffung der vollkommenheit der zeit/ zu geschehen geweissaget war/ das ist in ihm vollbracht. Da ist auch der vorhang zer- rissen/ die bilder haben auffgehoͤrt/ die fleisch- liche zeugung Abrahams/ die steinern taffeln Mose mit den toͤdtlichen buchstaben geschrie- ben/ die figuͤrliche huͤtte/ der auswendige tem- pel Salomonis samt ihren zierrath und zuge- hoͤr/ und alle fleischliche aͤusserliche bilder haben auffgehoͤrt/ und es ist die wahrhafftige huͤtte und tempel/ und die wahre zeugung der verheis- sung angegangen/ und das Gesetz Mosis in den kindern des wahrhafftigen Abrah æ / das ist/ den Glaͤubigen und Kindern Gottes/ in ihr hertze geschrieben und lebendig worden. Diß nimm dann fleißig zu hertzen/ wie von A- braham biß auff CHristum alle sachen gelauf- fen sind/ ein jedes auff seine zeit biß daß CHri- stus gekommen ist/ und wie da eine neue zeit und Gottesdienst in CHRisto hat angefan- gen/ das fleischliche Abrahams Geschlechte samt allen bildlichen auswendigen ceremonien/ auch das auswendige fleischliche Jerusalem und der Tempel gantz verstoͤret und verwuͤstet ist worden. Denn Gottes wort und handel/ welcher mit Abraham und seinem Geschlecht ge- schehen ist/ ist schlecht ein vorbild gewesen/ deß das wahrhafftig in verschaffung der vollkom- menheit der zeit in CHristo und seinem volck ge- schehen solte; Also wie nun Abraham seiner zeit und seines volckes ein vater war/ Jsaac der rechte Sohn Abrahaͤfortan ein Vater Jacobs/ der Jsrael genennt ward/ und aus den 12. Pa- triarchen jeder Ertzvater/ also ist auch CHristus von Esaia ein Vater der zukuͤnfftigen zeit oder welt geheissen; denn in CHristo faͤnget an in der warheit/ das vorhin in bildern geschehen war. Darum wie alle bilder eines wesens bilder sind/ sonderlich die Gott anrichtet/ und denn unwie- dersprechlich ist/ was von Abrahams zeiten Gott mit seinem volck gehandelt hat/ anfaͤnglich in Jsaac und so fortan/ ist ein vorbild auff CHri- stum und sein volck gewesen/ mit welchen es in der warheit also soll gehen/ uͤber die gantze erde und alle Heyden/ die Christo und den seinen zum erbtheil/ wie Abraham und seinem Geschlechte das land Canaan geschencket seyn/ gleich als es Abrahams Geschlechte den Juden gegeben hat. So ist noch vorhanden alles das geschrieben stehet/ das da in dem bilde geschehen ist/ und hier in der warheit noch nicht ist vollbracht wor- den/ also sagt Paulus: Alles ist ihnen bildlicher weise wiederfahren/ geschrieben aber zu unserer lehre/ in welche die ende der zeit gekommen seyn/ in welchen enden es noch soll vollbracht werden/ alles das GOtt je gesprochen hat/ durch den mund aller seiner heiligen Propheten/ von der welt an/ diß soll alles in CHristo und seinen volck endlich vollbracht werden/ denn darzu hat Gott von anfang alle dinge verordnet/ daß er in CHRisto und seinen mitgenossen beyde auff erden und im himmel herrlich will erscheinen in ewigkeit. Darzu ist alles leiden der Gerechten von Abel an/ auch allerley herrligkeit den Hei- ligen wiederfahren/ zum vorbild der leiden und herrligkeit/ die endlich in Christo und den seinen warhafftig und ewig vollbracht soll werden; denn wenn das leiden ein ende hat/ so soll die ver- borgenheit des Goͤttlichen willens/ daß er mit so uͤberschwenglicher herrligkeit hier und her- nachmals die Gerechten wird bekleiden/ offen- bar werden; das haben die Aposteln wol ge- wust; derhalben sie sich allenthalben mit solcher hoffnung vertroͤstet/ als muͤsten sie das leiden CHRisti helffen erfuͤllen/ und die zeit im flei- sche nicht erreichen. Darum spricht Paulus/ er hat uns das geheimniß seines willens be- kandt gemacht nach seinem wolgefallen/ wel- chen er in sich selber hat vorgesetzet/ biß an die verschaffung der vollkommenheit der zeit/ daß er alle dinge beydes in den himmeln und auff erden Th. IV. Sect. II. Num. XXIIX. Erzehlung von dem Muͤnster. Zustand. erden durch CHRistum wie derum zum haubt- stuhl auffrichten moͤchte ꝛc. daß wir denn seyn zum preiß seiner herrligkeit. Nun ist vonnoͤthen/ wil man von der schrifft rechten verstand kriegen/ daß man die vorigen bilder mit der warheit recht vergleiche/ so wol in besondern als in gemeinen geschichten/ und das allein nach ordentlichem verlauff der zeit; und denn besonders bedencken und wahrnehmen die endliche vollendung der zeiten/ in welchen Gott vorgesetzet hat/ alle seine verheissungen auffs herrlichste zu vollfuͤhren an CHRisto und sei- nen Heiligen/ und das in der klarheit der erschei- nung unsers HErrn JEsu CHRisti; welche zeit auch der Tag des HErrn genennet wird/ in welchem einem jedem nach seinen wercken soll vergolten werden; diese zeit wird auch die zeit der herwiederbringung genennet/ daß der ver- fallene tabernackel David wieder auffgerich- tet/ und das reich Jsrael wiedergebracht soll werden/ deßgleichen nennet sie CHRistus selbst die vollendung der welt/ davon er mancherley gleichnisse gesprochen hat; so wer diß fleißig wahrnimt und versteht/ der soll die schrifft nicht vergebens lesen/ und weiß sich in die zeit wol zu schicken. Von Vollendung der Welt wollen wir her- nach besonders/ da wir auch von dem Tage des HErrn/ und von dem Reich CHRisti tracti- ren werden/ wieder schreiben/ diß sey gnug von dem/ wie GOtt alle dinge in CHristo geschaf- fen/ und in ihm endlich zu geschehen/ vollbracht und verfast zu werden/ verordnet hat; Nun wollen wir weiter von Bildern und Warheit der Schrifft zu mehrern verstande dieser sache mit Gottes huͤlffe was verhandeln. Und so weit haben wir diese schrifft derer Muͤnsterischen Wiedertaͤuffer in Hochteutsch hieher setzen wollen/ obwol noch sieben Ca- pitel davon zuruͤck bleiben/ nemlich das VI. von Bildern und Warheit der Schrifft/ das VII. von Vollendung der Welt. Das VIII von Vollbringung der Schrifft hie auff Erden. Das IX. vom Geistlichen Verstand der Schrifft und ihrer falschen Auslegung durch Rheto rische Figu ren. Das X von Vollen- dung dieser Welt. Das XI. von den Zeiten der Herwiederbringung. Das XII. von dem Tag des HErrn. Das XIII. von dem Reich CHRisti und von der dritten Welt. Aus dem buche aber/ welches Anno 1534. eben auch zu Muͤnster im Augusto heraus gekommen/ ge- nannt: Restitutie des rechten ende waerach- tigen Verstands sommiger Articulen des Christelyken Geloofs, Leere ende Levens \&c. ist der beschluß merckwuͤrdig/ wie er hier folget. Num. XXIIX. Erzehlung von dem Muͤnsterischen Zustand. Besluyt reden deses Tractaets, in t’ welcke van de wederstant der Christenen, ende eenige Wonder-daden Godes, die by ons geschiet zyn, gehandelt wordt. Nachdem das Evangelium dem buch staͤb- lichen sinn nach/ in die 3. oder 4. jahre allhier ge- prediget und angenommen war: so hat man durch Gottes gnade auch gesehen/ daß solche predigt wuͤrde unfruchtbar seyn/ es waͤre denn/ daß man die Glaͤubigen versamlete zu einer heil. Gemeine/ die Glaͤubige nemlich von den un- glaͤubigen Gottlosen: Denn da konte nur eine Gemeine beysammen seyn. Als man nun bedacht war/ dieses ins werck zu stellen/ und GOtt gebeten hatte; konte man dazu kein ander mittel noch anfang sehen/ als dasjenige/ welches CHRistus dazu gesetzt und die Apostel gebraucht gehabt/ nemlich die H. Tauffe/ welche vor einen eingang und ein- verleibung in die Christliche Gemeine ist gehal- ten worden. 1. Cor. XII. Weil wir nun wusten/ daß dieses nicht ohne gefahr geschehen koͤnte/ indem der Teuffel mit der gantzen welt der Tauffe wiederstrebete/ sa- gende/ daß ihre ehre dadurch verfaͤllen moͤchte: so haben wir nichts desto weniger so bald/ als sein wille uns bekandt wurde/ und wir seine ge- bote empfiengen/ die Tauffe in dem Namen des HErrn angefangen/ die Glaͤubigen da- durch versammlet/ und CHristo zu einer reinen Braut zugebracht. Hierdurch entstund ein schrecklich rumor. Der Teuffel wandte alle seine macht daran/ so wol mit list als gewalt/ Gottes werck zu unterbrechen und zu zerstoͤren. GOtt aber der Allmaͤchtige ließ es nicht zu/ und uns allezeit wunderbarlich gerettet und getroͤ- stet/ gleich wie zum theil folget. Erstlich ist geschehen/ Anno 1534. den 5. Januar. daß die Tauffe begunte gehalten zu werden: Da denn die Gottlosen nach Chri- sten-Blut trachteten/ und zwar mit heimlichen anschlaͤgen/ damit sich die Christen nicht davor huͤten solten: GOtt aber hat uns allzeit ihre anschlaͤge wunderbarlich bekandt gemacht. Einsmals da sie eine verraͤtherey vor handen hatten/ kam ein Juͤngling/ der getaufft war/ welchem/ als er uͤber den Domhoff gieng/ ein feuer vom himmel erschien/ und ihn umbfieng mit einem grimmigen angesichte/ wodurch, der Junge sehr erschrack/ und eine stimme sprach zu ihm: Gehe hin/ und sage deinen Bruͤ- dern/ daß sie beten/ ich wil vor sie streiten. Und dieses ist also geschehen/ und der HErr unser GOtt hat ihre anschlaͤge ent- deckt/ und zu schanden gemacht. Es geschahe auch/ umb dieselbe zeit/ daß/ als wir getauffet waren/ wir alle unser gewehr ab- legten/ und bereiteten uns zu einem schlacht- opffer/ meinende/ es gezieme uns nicht/ den Gott- losen widerstand zu thun/ sondern vielmehr das leiden und den tod gedultig anzunehmen. Da waren die Gottlosen trotzig/ und dachten ihren muth an uns zu kuͤhlen. Da geschahe es am mittag den 6. Febr. daß die Gottlosen einen an- schlag vorhatten/ den marckt mit gewaffneter hand einzunehmen/ und ihr vornehmen ins werck zu richten. Aber GOtt brachte ihren an- schlag an den tag/ und ehe sie sich samleten/ ka- men die Christen auff den marckt zusammen. Als diß die Gottlosen vernahmen/ versamleten sie sich mit den Pfaffen und Moͤnchen auff dem Oberwasser-Kirchhoff/ und in den umliegen- den strassen. Als nun die Christen auff dem marckt lagen umringet von ihren feinden ohne einige hoff- nung oder trost/ als allein auff den HErrn CHRistum/ dem sie in der Tauffe treue ge- schworen hatten/ die Gottlosen aber daselbst E e 3 und Th. IV. Sect. II. Num. XXIIX. Erzehlung von dem Muͤnsterisch. Zustand. und die Dom-Pfaffen oben durch das Frauen- und Zoodenalder-Thor/ neben einigen Officie- rern/ auch eine grosse menge gewapneter Baurē zu ihrer huͤlffe eingelassen hatten/ die Christen zu toͤdten und unschuldig blut zu vergiessen; So suchten die Christen huͤlffe und trost bey GOtt ihrem Hauptmann/ und nahmen auch gewehr in die hand/ ( NB. Hier haben sie wider die obige befehls-worte gerade gehandelt/ und dahero nach ihrem eigenen grunde leiden muͤssen ) womit GOtt durch die Pro- pheten befohlen hatte/ den Gottlosen zu wieder- stehen und sie abzuschrecken. Da sie nun in die drey tage in solcher bedraͤngniß auff dem marckt gelegen waren/ war nichts desto weniger eine solche freude unter ihnen/ daß sie auch vor freu- den auffsprungen/ und auch mancherley gesich- te sahen. Es ward unter andern gesehen ein Mann mit einer guͤldnen Crone/ der ein schwerd in der rechten/ in der lincken eine ruthe hatte. Noch sahe man in der lufft ein Bild eines Mannes/ welcher beyde haͤnde voll blut hatte/ so ihm aus den haͤnden tropffte. Jtem es ward in der lufft gesehen ein weiß Pferd/ darauff endlich ein Reuter zu sitzen kam. Als nun die Christen mit freuden zu GOtt beteten und sangen/ suchten die Gottlosen staͤts/ wie sie das arme haͤufflein moͤchten umbringen. Sie hatten einige von den Christen gefangen kriegt/ auch gab GOtt seinen dienern den Pro- pheten zeugnisse/ daß/ wann die Christen den Gottlosen das haubt bieten wuͤrden/ sie die flucht nehmen solten. Darnach ward einer von den Christen/ dem sie am meisten feind waren (namens Knipper- dollinck ) von dem Geist getrieben/ sonder ge- wehr unter die Gottlosen zu gehen/ und ihnen Busse zu verkuͤndigen/ wo sie nicht von GOtt gestraffet werden wolten/ daher sie ihn auch fest gehalten haben. Als nun endlich die Gottlosen wol viermal so starck nach dem fleische waren/ als die Chri- sten/ so machten sie eine losung von stroh/ wor- mit sie sich selbst und ihre haͤuser zeichneten/ in willens/ alles/ was nicht so gezeichnet war/ nie- derzuhauen und zu pluͤndern. Also ist erfuͤllet worden/ was Esaias sagt: cap. 34. Sie haben einen grossen brand angefangen/ und ha- ben stroh gezehlt/ u.s.w. Als sie nun ihr vor- nehmen zu vollbringen meinten/ verstoͤrte Gott ihren anschlag. Die Christen nebenst viel andern Maͤnnern/ die sich bekehret hatten/ haben drey Sonnen zu- gleich scheinen gesehen/ feurige wolcken um und uͤber die stadt auffgehen/ also daß die Christen meinten/ die Dom-Haͤuser und die Haͤuser daherum verbrenneten. Da wurden die Gott- losen erschreckt/ und sandten an uns einen ac- cord. Die Officier/ Dom-Pfaffen und Bau- ern machten sich aus der stadt/ die gottlosen ein- wohner der stadt zerstreueten sich von einander/ und gieng jeder in sein hauß. Unterdessen sprangen die Christen vor freuden auff/ wie sie allezeit thaten/ und ihre angesichter wurden wieder schoͤn von farbe. Auch weissag- te auff dem marckt ein jeder/ der da war/ biß auff kinder von sieben jahren/ und halten wir/ daß in kurtzer zeit keine groͤssere freude auff erden ge- wesen ist. Die Gottlosen aber sprachen: Sie rasen/ sie sind voll suͤsses weins/ u. s. w. Des andern und folgenden tags/ am 2. frey- tag in der Fasten/ begunten die inwohnenden Gottlosen ihre guͤter einzupacken und zu ver- schleppen/ und also haben sie von aussen friede gemacht/ da es ihnen in der stadt nicht gelun- gen hatte. Hier moͤchte nun jemand bey sich selber den- cken/ wie wir die waffen ergreiffen duͤrffen/ nachdem es den Christen gebuͤhret zu leiden? Hierauff nehmen die Guthertzigen diesen be- richt: Erstlich/ daß eine zeit und zahl des Creu- tzes bestellt ist/ und der Gefaͤngniß Babylons/ in welcher die Gottlosen ihr maas erfuͤllen muͤssen. Es ist aber auch eine zeit der Erloͤsung/ in welcher den Gottlosen vergolten wird/ und mit gleichem/ ja doppeltem maas/ soll zugemes- sen werden/ Matth. 23. Ps. 175. Die Pro- pheten und CHRistus verweisen den Juden/ daß sie die zeit ihrer Besuchung nicht erkannt haben: darum muß man scharff acht haben auff die Zeit/ damit man nichts zur unzeit vor die hand nehme/ oder thue und lasse. Matth. 15. Luc. 19. Nun hat uns Gott gelehrt/ welches mir aus der schrifft und den gesichten spuͤren koͤnnen/ daß es nun die Zeit der Herwiederbringung aller Frommen sey/ daß nun die Zeit sey des Erbes/ die der HErr austheilen sol/ und in sein reich und scheure einsam̃len/ und des Gottlosen wesens ein ende machen; und daß dahero das mittel/ wel- ches die Gottlosen gegen Gott und seine Diener gebraucht haben/ gegen sie muß angewendet werden. ( Hierinn siehet man den gantzen betrug des irrthums bey diesen armen leuten. ) Also hat uns der HErr nicht allein durch geistliche Offenbahrungen zum wiederstand ge- drungen/ sondern auch durch anweisung aller der schrifftlichen zeugnisse der Propheten/ und insonderheit der kleinen Propheten/ welche Gott sonderlich in dieser zeit an das volck gesandt hat/ wie Eßdras bezeugt/ als Joel 3. Gott weiß/ daß unser hertzlicher vorsatz war/ NB. als wir getauffet wurden/ um CHRisti willen zu leiden/ was man uns anthun wuͤrde; aber es hat dem HErren anders gefallen/ und gefaͤllt ihm noch/ daß wir und alle rechte Christen zu dieser zeit nicht nur die gewalt der Gottlosen mit dem schwerdt abwehren/ sondern er wil auch seinem volck das schwerdt in die haͤnde geben/ zu wuͤrgen alles was ungerecht ist/ und boßheit treibet auff der gantzen erden/ welche er neu ma- chen wil/ auff daß allein darinn gerechtigkeit wohne. Schencket ihnen doppelt ein/ Apoc. 18. die zeit ist vorhanden/ deß freuen sich alle Hei- ligen/ und muͤssen zittern alle die Gottlosen auff erden. Ein jeder lese die Schrifft/ und untersu- che sie mit fleiß/ so wird er Gottes willen darin wol mercken. Ferner betreffend die Wunderwercke; als Freytags den 27. Febr. ein groß ungewitter war/ und wie der Prophete sagt/ ein Tag der Rache und des Sturms/ da erweckte GOtt seine Diener/ und trieb auch viel Buͤrger/ wel- che alle durch die gantze stadt rieffen/ daß alle/ die gottloß waͤren/ und sich nicht bekehren wol- ten/ aus der stadt weichen solten/ oder GOtt wuͤrde sie toͤdten. Da haben sich viele bekehrt/ ( NB. ei- Th. IV. Sect. II. Num. XXIX. Zeugnisse von den Mennonisten. ( NB. eine verkehrte Bekehrungs-Art ) aber die andern wurden verstockt. Und ob sie wol unsere feinde waren/ und uns schon mit vielen luͤgen beschweret hatten/ wir auch wol wusten/ daß/ wenn sie draussen seyn wuͤrden/ sie uns mit aller macht wuͤrden ver- folgen helffen: so haben wir sie doch frey lassen gehen/ doch ohne daß sie etwas mitnehmen duͤrfften. Von unserer belagerung/ blocquade und bestuͤrmung ist nicht noth zu sagen/ sondern was vor wunder und trost der HErr indessen an uns bewiesen hat/ ist uns unmoͤglich zu beschrei- ben. Doch hieran ist vornemlich gelegen/ daß uns GOtt hat lassen in furcht kommen/ und wir darnach auch sicherlich getroͤstet sind/ daß er uns zu seiner zeit gnaͤdiglich wolle troͤsten und erloͤsen. Es muß also zugehen/ solte anders das opffer in der wuͤsten vollbracht werden/ das weib ih- ren streit leiden/ und der vorhoff mit todten er- fuͤllet werden. Ja GOtt muß das Bild seines herrlichen wercks recht bereiten. Aus dem Nor- den/ da sein Name nun ist bekandt gewesen/ sol sein Volck auffgehen/ und ein jeder/ der seinen willen thut auff erden/ der wird an seinem herr- lichen Tag erhoͤhet werden. Derowegen sind unter uns viel Offenbah- rungen und Weissagungen geschehen und war- hafftig befunden; unter andern/ daß die boͤsen Geister sind ausgetrieben/ etliche krancken/ die todt-kranck waren/ auffgestanden und genesen/ und dergleichen mehr/ welche zu erzehlen hier nicht raum ist. Wir achten es auch bey den gut- willigen gnug zu seyn/ daß sie verstehen/ wie GOtt noch wunderbarlich und kraͤfftig durch sein wort wircke/ so daß es nicht noͤthig ist/ alle sachen/ die geschehen sind/ weitlaͤufftig zu erzeh- len. EYNDE . Diese obige erzehlung ist auch angehencket an eine Hollaͤndische Schrifft/ deren Titul ist: Het beginsel en voortganck der geschillen, scheuringen en verdeeltheden onder de gene, die Doopsgesinden genoemt worden: door I. H. V. P. N. Amsterd. 1658. in 4to, allwo noch viel particularia von den ersten spaltungen derer Wiedertaͤuffer zu finden/ sonderlich wider den Menno imonis selbst/ die aber hier der weitlaͤufftigkeit wegen uͤbergangen werden. Gleichwie auch andere solche streit-schrifften unter ihnen: als da sind: Joh. Ampsinck Pro- positien, nopende de kerkelyke Discipline, voorghestelt ende verhandelt not den woor- de Gods: Haerlem 1590. Copie van een ge- schrifft, ghesonden van sommige Vriesen aen- den Vlamingen van t’ groote mistinyck in den Ban ende Mydinghe \&c. ibid. u. s. w. Num. XXIX. Noch einige Zeugnisse von den Mennonisten. Unterdessen hat noch in diesem 1699sten jahr der vornehmste Lehrer derer Doopsgesinden ei- ner schrifft publicirt, unter dem titel: Verde- diging der Christenen die Doopsgesinde ge- naamd worden, beneffens korte Grondstellin- gen van hun Gelove en Leere, door Galenus Abrahamsz. Amsterd. 1699. 8vo. Hierinne erinnert er abermal/ wie alle vorige Scriben- ten von dieser parthey/ daß sie keines wegs von den Muͤnsterischen herstammeten/ p. 9. 10. und p. 51. seqq. Er fuͤhret ferner etliche favorable zeugnisse beruͤhmter Maͤnner an/ welche die Mennisten gelobet haben/ woraus etliche hie- selbst stehen/ und zu denen im 16. und 17. Bu- che der Kirchen-Historie producir ten stellen ge- rechnet werden koͤnnen. Also schreibet Erasmus in einem brieff an die Niederlaͤnder und Ost-Frießlaͤnder/ p. 2098. (edit. Londin.) die Wiedertaͤuffer sind in noch wenigeren Artickeln verdammet worden/ und sollen in ihrer gesellschafft sehr viele haben/ welche sich von dem al- ler gottlosesten leben zu einem sehr reinen leben bekehret haben: Sie moͤgen in ih- ren meinungen phantasieren/ so haben sie doch weder Kirchen noch Staͤdte einge- nommen/ noch sich wider die gewalt grosser Herren mit buͤndnissen verwah- ret/ auch memand von seinen guͤtern oder land vertrieben. Franciscus Ridderus ein Reformirter Pre- diger in Roterdam/ in der Historie van Doop en Avondmaal p. 698. zeuget dieses von den al- ten Mennisten: Menno war so ein ehrlich from̃ Mann/ daß der Cardinal Hosius selbst nicht allein dieses von ihm gezeu- get hat: Erschien gelehrter zu seyn/ deñ andere Taͤuffers: sondern auch diß: Menno redete und lehrete mit einem ein- faͤltigen und auffrichtigen hertzen/ wie ers aus der Schrifft gelernet hatte. Er unterwiese treulich nach seiner meinung/ die nach ihrer seligkeit begierig waren. Die zeit/ als Menno zum wiedertauff kam/ war wol eben die/ als der Muͤn- sterische auffruhr außbrach: aber er zeugte auch/ daß er den schnoͤden auff- ruhr verfluchte/ und stellte sich tapffer dawider. So sind auch die Tauffgesinnte in Hol- land allezeit stille/ ehrliche und friedsa- me leute. u. s. w. Arnoldus Pœlenburgius, Professor unter den Remonstran ten in Amsterdam/ ist bereits in der Historie selbst/ p. 548. hievon nebenst andern angefuͤhret worden. Noch weiter wird ein Frantzoͤsisches Schreiben des jetzigen Koͤ- nigs von Engeland Wilhelmi III. an den Chur- Fuͤrsten von der Pfaltz/ de dato 11. Aug. 1694. producirt, p. 38. worinnen er vor die hernach vertriebene Mennisten im Guͤlicher Land gar an- gelegentlich intercedi ret/ und sie ausdruͤcklich Protestan ten nennet/ auch bekennet/ man habe Se. Majest. allzeit von diesen Leu- ten versichert/ von dem unterthaͤnigen friedsamen Geist dieser Leute/ die sich ge- gen ihre Obrigkeit in voͤlliger unterthaͤ- nigkeit und gehorsam erwiesen/ ein leut- sam/ friedfertig und arbeitsames leben fuͤhrten/ ihre contribution willig bezahl- ten/ im Lande/ und durch ihren fleiß und arbeit sich wol verdient machten. Auff welche intercession auch Chur-Pfaltz denen Mennisten ihre abgenommene guͤter restitui- ren lassen. Num. Th. IV. Sect. II. Num. XXX. Menno Simonis Lebens-Lauff. Num. XXX. Menno Simonis Lebens-Lauff. Zur Historia derer Mennoni sten ist ihres an- faͤngers leben/ und vornemlich dessen Reli- gions-veraͤnderung zu lesen nicht undienlich/ und zwar aus seiner eigenen erzehlung/ welche also lautet: Menno Simons außgang aus dem Pabstthum. Vorrede. Lieber Leser/ ich schreibe dir die warheit in CHRisto/ und luͤge nicht. Es geschahe An- Anno 1528 Pingium 2. stund von Fra- necker. no 1528. in dem 24. Jahr meines alters/ daß ich mich in meines Vatern dorff/ Pingium ge- nannt/ in der Pfaffen dienst begab/ woselbst noch zween andere meines alters mit mir im gleichen dienste stunden/ der eine war mein Pa- stor ein ziemlich gelehrter Mann/ der ander war unter mir. Diese beyde hatten die Schrifft ei- niger massen gelesen/ ich aber hatte sie mein le- benlang nicht angeruͤhrt; denn ich fuͤrchtete/ ich moͤchte durch lesung derselben/ verfuͤhret werden. Sihe/ so ein thummer Prediger war Anno 1530 mein kum- mer uͤber der Pfaf- fen Brod und Wein ob es auch Fleisch uñ Blut sey? ich/ in die zwey jahr lang. Das erste jahr her- nach fiel mir ein gedancke ein/ so offt ich in der Messe mit Brod und Wein zu thun hatte/ daß es nicht des HErrn Fleisch und Blut waͤre: Anfangs meinte ich/ solcher gedancke kaͤme vom Teuffel her/ der mich suchte von meinem Glau- ben abzufuͤhren; Jch beichtete es offtmals mit seuffzen/ und betete/ gleichwol konte ich dieser ge- Meine ruchlofig- keit/ und grosse blindheit im Pabst- thum. dancken nicht loß werden. Die zween gemeld- te junge Maͤnner/ und ich/ brachten unsern taͤg- lichen wandel mit spielen/ trincken/ und derglei- chen zeit-vertreib in aller eitelkeit zu/ wie denn leider! solcher unfruchtbaren leute gewonheit ist. Und wenn wir denn ein wenig von der Schrifft handeln solten/ konte ich nicht ein wort ohne verspottung mit ihnen sprechen; denn ich wuste selbst nicht/ was ich wolte/ so verschlos- sen lag Gottes wort vor meinen augen. Zuletzt Anfang meines le- sens/ mei- ne auffloͤ- sung wegē des ge- dachten Brodts. nahm ich mir vor/ das Neue Testament einmal mit fleiß zu untersuchen. Jch kam nicht gar weit darinn/ da ward ich bald gewahr/ daß wir betrogen waͤren/ und mein bekuͤmmertes ge- muͤth wegen des vorbenannten Brods ward auch ohne einige anweisung von seiner bekuͤm- merniß bald entlediget: doch in so weit kam mir Lutherus zu statten/ daß Menschen-Gebo- te niemand verbinden zur straffe des ewigen to- Mein zu- nehmen in der Heil. Schrifft. des. Jch ging durch des HErrn erleuchtung und gnade von tag zu tag fort in erkaͤntniß der Schrifft/ und ward von einigen alsbald ein Evangelischer Prediger (wiewol mit unrecht) genennet/ ein jeder suchte und beliebte mich/ denn die welt liebte mich/ und ich die welt/ den- noch hieß es/ daß ich Gottes Wort predigte/ und ein feiner Mann waͤre. Darnach gescha- he es Anno 1531. ehe ich noch mein lebtag von einigen Bruͤdern gehoͤret/ daß ein gottsfuͤrch- tiger frommer Held/ Sicke Schneider genant/ zu Leuwarden enthauptet ward/ daruͤm daß er seine Tauffe verneuret haͤtte. Es klang mir sehr wunderlich in meinen ohren/ daß man von ei- ner andern Tauffe sprach. Jch untersuchte die Schrifft mit fleiß/ und dachte ihr mit ernst nach/ kunte aber von der Kinder-Tauffe keinen bericht darinnen finden. Als ich dieses merckte/ besprach ich mich dieser sache wegen mit meinem obbenanten Pastore/ und nach vielen reden brachte ich ihn so weit/ daß er gestehen muste die Kinder-Tauffe haͤtte in der Schrifft keinen grund. Gleichwol durffte ich meinem verstan- Der Alten Grund uñ Lehr von der Kin- der-Tauff. de so viel nicht trauen; erholte mich also raths bey einigen alten Scribenten/ die lehrten mich/ daß die kinder dadurch von ihrer erbsuͤnde muͤ- sten gewaschen werden: ich hielte es gegen die Schrifft/ und merckte/ daß solches CHRisti blut zuwieder war. Darnach gieng ich zu Lu- Lutheri Lehr von der Kin- deꝛ Tauff. thero/ und wolte gern von ihm grund wissen/ der lehrte mich/ daß man die kinder auff ihren eigenen Glauben tauffen muͤste: Jch sahe/ daß auch dieses Gottes wort nicht gemaͤß war. Zum dritten gieng ich zu Bucero, der lehrte Buceri Lehr von der Kin- der-Tauff. mich/ daß man sie daruͤm tauffen solte/ da- mit man ihrer desto fleissiger koͤnte wahr- nehmen und in des HErren wegen aufferzie- hen; sahe aber/ daß auch dieses ohne grund geredet war. Viertens zu Bullingero, der Bullingeri Lehr von der Kin- der Tauff. wiese mich auff den Bund und die Beschnei- dung; ich befand aber gleichfals/ daß es nach der Schrifft nicht bestehen kunte. Als ich nun allenthalben merckte/ daß die Scri- Meine er- leuchtung von der Kinder- Tauffe. benten im grunde so weit getheilet stunden/ und ein jeder seiner vernunfft folgte/ da sa- he ich klar/ daß wir mit der Kinder-Tauffe betrogen waren. Nicht lang darnach ward ich in ein ander dorff beruffen/ Witmarsum Witmar- sum dꝛitte- halb stun- de von Franecker. genannt/ in welchem ich gebohren bin/ ich zog aus gewinnsucht und begierde eines grossen namens hin/ sprach auch daselbst ohne Geist und Liebe (wie aller heuchler art ist) von des HErrn wort/ und zeugete dadurch solche Juͤn- ger/ die nichts besser waren als ich/ ihr Lehrmei- ster/ nemlich eitele großsprecher/ leichtfertige schwaͤtzer/ und denen die sache eben so wenig/ als mir selbst ein ernst war. Und wiewol ich viel dinges aus der Heil. Schrifft erkannte/ so verzehrte ich/ dessen ungeachtet/ diese er- kaͤntniß mit den| luͤsten meiner jugend in einem unreinem fleischlichem leben ohne einigen nu- tzen/ und suchte nichts anders als gewinn/ ge- maͤchlichkeit/ menschen-gunst/ herrligkeit/ ei- nen grossen namen und ehre/ wie es solche leute insgemein zu machen pflegen/ die in die- sem spital kranck liegen. Sihe/ lieber Leser/ also habe ich mein erkaͤntniß so wol von der Tauffe/ als Nachtmal/ durch die erleuchtung des Heil. Geistes/ mit meinem vielem lesen und nachdencken der Schrifft aus GOttes gnaͤ- diger gunst erlanget/ und nicht durch den dienst und mittel der verfuͤhrischen Secten/ wie man mir schuld giebt. Jch hoffe/ daß ich die warheit schreibe und keinen eiteln ruhm suche. Doch/ so mir einige menschen moͤch- ten worinn befoͤrderlich gewesen seyn/ wil ich dem HErrn ewig davor dancken. Mittler zeit/ als ich ohngefehr ein jahr daselbst gewoh- net hatte/ begab es sich/ daß etliche mit der Tauffe herein brachen; allein von wannen die erste anfaͤnger herkommen/ oder wo sie zu hau- Anfang der Muͤn- sterischen Anno 1533 waͤhrend biß 1535. 24. Junii/ ehe die Stadt uͤ- bergieng. se gehoͤren/ und wer sie eigentlich gewesen/ ist mir noch biß auff diese stunde unbekandt/ ha- be sie auch mein lebenlang nicht gesehen. Drauff brach die Secte von Muͤnster an/ durch welche viel fromme hertzen auch an un- serer seite betrogen wurden. Meine seele war in grosser betruͤbniß; denn ich merckte/ daß sie eyfer- Th. IV. Sect. II. Num. XXX. Menno Simonis Lebens-Lauff. eyferten/ und doch daneben in der lehre irreten. Jch satzte mich mit meiner geringen gabe dar- wider/ mit predigen und vermahnen/ so viel als an mir war/ besprach mich zweymal mit ei- nem ihrer vorsteher/ einmal heimlich/ das an- dermal oͤffentlich. Allein mein vermahnen halff nichts/ dieweil ich noch selbst das jeni- ge that/ was ich wol erkannte/ das nicht recht war. Diß geruͤchte breitete sich weit aus/ es hieß/ ich koͤnte ihnen das maul fein stopf- Daß die unbußfer- tige sich auff mich berieffen/ brachte mir wol das erste nachden- cken. fen. Sie berieffen sich alle auff mich/ wer und wo sie waren; also sahe ich augenschein- lich/ daß ich der unbußfertigen vorfechter war/ die sich alle auff mich verliessen; Wel- ches denn meinem hertzen keinen geringen stoß gab/ deßwegen ich zu dem HERRN seuffzete/ und bat: HERR hilff mir/ daß ich doch nicht anderer leute suͤnde auff mich lade. Meine seele war bekuͤmmert und dach- te an das ende/ nemlich/ wenn ich gleich die gantze welt gewoͤnne/ Matth. 16. 26. dar- zu tausend jahr lebte/ und dennoch zuletzt GOttes schwere hand und zorn tragen muͤ- ste/ was ich denn gewonnen haͤtte! Dar- nach versam̃leten sich die arme verirrete schaafe/ als die keine rechte Hirten hatten/ nach vielen grausamen placaten, wuͤrgen und morden/ an einen ort/ nicht weit von Anno 1525 Alt-Klo- ster einge- nommen 30 Martii. Matth. 26 52. meinem ort/ Alt-Kloster genannt/ und zo- gen leider! das schwerd durch Muͤnsters gottlose lehre/ wider CHRisti Geist/ Wort und Exempel/ sich damit zu wehren/ wel- ches Petro von dem HErren in die scheide zu stecken befohlen ward. Als dieses gesche- hen/ fiel das blut dieser wiewol verfuͤhreten Menschen/ so schwer auff mein hertz/ daß ichs nicht ertragen noch ruh in meiner seelen fin- den konte. Jch erwog mein unreines fleisch- liches leben/ dazu meine heuchlerische lehr und abgoͤtterey/ die ich noch taͤglich zum schein/ wiewol ohn alle lust mit wiedersprechen mei- ner seelen trieb. Jch hatte mit meinen au- gen gesehen/ daß diese eyffrige kinder ihr gut und blut vor ihren Glauben (wiewol nicht in heilsamer lehre) freywillig hingaben/ und ich war einer von den jenigen/ der ihrer etlichen die Paͤbstliche Greuel zum theil mit entdecket hatte: nichts desto weniger verharrete ich bey meinem rohen leben/ und wissentlichen greueln/ uͤmb keiner andern ursach/ als daß ich meines fleisches gemaͤchligkeit ungekraͤnckt behalten/ und mit dem Creutz des HErren verschonet bleiben moͤchte. Diese betrachtungen nage- ten mein hertz dermassen/ daß ich es nicht laͤn- ger ertragen kunte. Jch dachte bey mir selbst: Jch elender Mensch! was mache ich doch? wo ich bey solchem wesen bleibe/ und mich nach dem erkaͤntniß/ so mir verliehen/ nicht voͤllig an meines HErrn wort uͤbergebe/ das unbußfertige fleischliche leben/ und heucheley der Gelehrten/ wie auch ihre verkehrte Tauf- fe/ Nachtmal und falschen Gottes-Dienst/ nach meiner geringen gabe/ mit des HErren wort nicht bestraffe/ den rechten grund der warheit aus furcht meines fleisches nicht entdecke/ die unschuldige irrende schaͤfflein (die so gern recht thun wuͤrden/ wenn sie es nur recht wuͤsten) nicht zu der rechten weyde CHRisti/ so viel an mir ist/ weise; Wie wird doch alsdenn ein solches/ wiewol in irrthum vergossenes blut im Gericht des Allmaͤchtigen und grossen GOttes wider dich aufftretten/ und uͤber deine arme elende seele vor GOTT das ur- theil sprechen. Mein hertz im leibe bebte Meines hertzens veraͤnde- rung. mir/ bat auch meinen GOTT mit seuffzen und thraͤnen/ daß er mir betruͤbten suͤnder die gabe seiner gnaden geben/ ein rein hertz in mir schaffen/ meinen unreinen wandel und eite- les rohes leben/ durch das verdienst des blu- tes CHRisti gnaͤdiglich vergeben/ mich mit Weißheit/ Geist/ Freymuͤthigkeit und einen maͤnnlichen Helden-Muth beschencken wol- te/ damit ich seinen anbetens-wuͤrdigen ho- hen namen und heiliges wort unverfaͤlscht predigen/ und seine warheit zu seinem preise an den tag bringen moͤchte. Jch begunte in des HERRN namen das wort der wah- ren Buͤsse von der cantzel oͤffentlich zu leh- ren/ das volck auff den schmalen weg zu wei- sen/ alle suͤnden und gottloses wesen/ dazu alle abgoͤtterey und falschen Gottes-Dienst/ mit krafft der Schrifft zu bestraffen/ den rechten Gottes-Dienst/ wie auch Tauff und Nachtmal nach dem Sinn und Grunde CHRisti oͤffentlich zu bezeugen/ so viel als ich zu der zeit gnade von meinem GOTT empfangen hatte. Auch warnete ich jeder- Meineseh- treue war- nung von den Muͤn- sterischen greueln/ auch noch in meinem Pabst- thum. mann vor den Muͤnsterischen Greueln/ als Koͤnig/ Vielweiberey/ Reich/ Schwerdt ꝛc. gantz treulich/ biß daß der gnaͤdige grosse HERR ohngefehr nach verlauff neun mon- den/ mir seinen vaͤterlichen Geist/ huͤlffe und kraͤfftige hand reichte/ daß ich meinen gu- ten leumund/ ehr und namen/ die ich bey den Menschen hatte/ wie auch alle meine Antichristische Greuel/ Messen/ Kinder- Tauffe/ rohes und sicheres Leben/ und alles auff einmal ungezwungen fahren ließ/ und begab mich williglich in lauter armuth und elend unter das druͤckende Creutz meines HErrn CHRisti/ fuͤrchtete GOTT nach meiner schwachheit/ suchte gottsfuͤrchtige leute/ und fand auch ihrer etliche (wiewol wenig) in gutem eyfer und lehre/ disputir te mit den verkehrten/ gewann auch etliche durch GOttes huͤlffe und krafft/ und fuͤhrete sie mit GOttes Wort dem HErrn CHRisto zu/ die halsstarrigen aber und verstockten befahl ich dem HERRN. Siehe/ lieber leser/ also hat mich der gnaͤdige HERR durch die freye gunst seiner grossen gnade an mir elenden suͤnder erwiesen/ in meinem her- tzen zu erst geruͤhret/ mir einen neuen sinn gegeben/ mich in seiner furcht gedemuͤthiget/ mich selbst etlicher massen erkennen gelehrt/ von dem wege des todes abgefuͤhret/ und auff den engen weg des lebens in die Ge- meinschafft der Heiligen aus lauter barm- hertzigkeit beruffen/ ihm sey preiß in ewigkeit/ Amen. Ohngefehr ein jahr hernach/ als Anno 1537 mein ein- gang in des HErꝛn hauß und Gemeine. ich mich mit lesen und schreiben in der stille in des HErrn Wort uͤbete/ begab es sich/ daß ihrer sechs/ sieben oder acht personen zu mir kamen/ die ein hertz und seele waren/ in ihren Glauben und leben/ (so viel ein mensch urtheilen kan) unstraͤfflich/ von der welt nach dem zeugniß der Schrifft abgeschieden/ dem creutze unterworffen/ welche nicht allein vor der Muͤnsterischen/ sondern auch vor aller welt Secten/ verdammung und greueln/ einen A. K. H. Vierter Theil. F f hertz- Th. IV. Sect. II. Num. XXX. Menno Simonis Lebens-Lauff. hertzlichen abscheu trugen/ dieselbe hielten mit Meine be- ruffer und deruff. vielem bitten instaͤndig bey mir an/ im namen derer Gottsfuͤrchtigen/ die mit mir und ihnen in einem Geist und sinne wandelten/ ich moͤch- te doch den grossen schweren jammer und noth der armen bedruͤckten seelen etwas erwegen (denn der hunger sey groß/ der treuen haußhal- ter aber sey wenig) und mein pfund/ Matth. 25. Luc. 19. das ich vom HErrn unwuͤrdig em- pfangen haͤtte/ auff wucher anwenden ꝛc. Als ich diß hoͤrete/ ward mein hertz sehr bekuͤmmert/ angst und bangigkeit umbringeten mich von allen seiten; denn an einer seite sahe ich meine geringe gabe/ meine grosse ungelehrtheit/ meine schwache natur/ meines fleisches bloͤdigkeit/ die ausser massen grosse boßheit/ muthwill/ verkehr- tes wesen und tyranney dieser welt/ die gewal- tige grosse Secten/ die spitzfindigkeit vieler Gei- ster/ und das schwere creutz/ welches mich (so ich anfienge) nicht wenig drucken wuͤrde; Auff der andern seiten hergegen den erbaͤrmlichen grossen hunger/ mangel und noth der gotts- fuͤrchtigen frommen kinder: denn ich sahe klar gnug/ daß sie irreten/ wie einfaͤltige verlassene schaͤflein/ so keinen hirten haben/ Matth. 9. Dem HERRN und dem Gebet der Frommen hab ich mich un- terworf- fen. Marc. 6. Zuletzt nach vielem bitten/ stellte ich mich dem HERRN und seiner Gemeine dar/ mit diesem bedinge/ daß sie mit mir den HErrn eine zeitlang feurig bitten solten/ daß so es sein heiliger/ wolgefaͤlliger wille waͤre/ daß ich ihm zum preise dienen koͤnte und moͤchte/ seine vaͤ- terliche guͤte mir sodann ein solches hertz und gemuͤth schencken wolte/ welches mir mit Pau- lo zeugete: Wehe mir/ so ich das Evangelium nicht predige/ 1. Cor. 9. wo aber nicht/ daß er doch alsdenn ein solches mittel ordnen wolte/ daß die sache nur nachbleiben moͤchte. Denn CHRistus spricht: Wo zween unter euch eins werden auff erden/ warumb sie bitten/ das soll ihnen wiederfahren von meinem Him̃lischen Vater; Denn wo zween oder drey versam̃let sind in meinem Namen/ da bin ich mitten un- ter ihnen/ Matth. 18. Sihe/ lieber Leser/ also bin ich nicht von den Muͤnsterischen/ noch von einigen andern auffruͤhrischen Secten (wie ich gelaͤstert werde) sondern von solchem volck zu diesem dienst unwuͤrdig beruffen/ welche CHri- sto und seinem wort zu folgen willig waren/ in der furcht ihres Gottes ein bußfertiges leben fuͤhreten/ ihrem naͤchsten in der liebe dieneten/ das creutz geduldig trugen/ aller Menschen heyl und wolfahrt suchten/ die gerechtigkeit und warheit liebten/ vor der ungerechtigkeit und boßheit einē greuel hatten ꝛc. welches denn aller- dinges lebendige und kraͤfftige zeugnissen sind/ daß sie nicht solche verkehrte Secten/ wie sie ge- scholten wurden/ sondern wahre/ wiewol der welt unbekandte Christen waren/ so man an- ders glaͤubt/ daß CHRisti wort warhafftig/ und sein unstraͤffliches heiliges leben und exem- pel unfehlbar und recht ist. Also bin ich elender grosser suͤnder vom HErrn erleuchtet/ zu einen neuen sinn bekehret/ aus Babel geflohen/ in Je- rusalem gezogen/ und endlich zu diesem hohen Die Liebe GOttes und mei- nes Naͤch- sten haben mir diesen grossen uñ und schweren dienst gekommen. Als nun obge- meldte personen von ihrer bitte nicht abliessen/ und auch mein eigen gewissen/ wiewol in schwachheit/ mir zusetzte/ weil ich den grossen hunger und noth sahe/ wie oben erwehnet ist/ uͤbergab ich mich dem HErrn mit leib und seel/ und befahl mich in seine gnaden-hand/ und be- schweren dienst auff- geleget. gunte zu seiner zeit laut seines Heil. Worts zu lehren und zu tauffen/ auff des HErrn acker mit meiner geringen gabe zu arbeiten/ an seiner Heil. Stadt und Tempel zu bauen/ und die verfallene steine zu recht zu setzen ꝛc. Und der Mein be- ginn zu lehren in GOttes Gemeine. grosse und starcke GOtt hat das wort der wah- ren Busse/ das wort seiner Gnade und Krafft nebst dem heilsamen gebrauch seiner heiligen Sacramenten/ durch unsern geringen dienst/ lehre und ungelehrtes schreiben/ zusamt dem sorgfaͤltigen dienst/ arbeit und huͤlffe unserer ge- treuen Mitbruͤder/ in vielen staͤdten und lan- den so bekandt und offenbar/ und die gestalt Unsere fruͤchte durch die buͤlffe und kraft Got- tes. seiner Gemeine so herrlich gemacht/ und sie mit solcher unuͤberwindlichen krafft begabet/ daß auch viel hochmuͤthige stoltze hertzen nicht nur demuͤthig werden/ die unreine nicht nur keusch/ die trunckene nuͤchtern/ die geitzige milde/ die grausame guͤtig/ die gottlose gottfuͤrchtig ꝛc. sondern/ daß sie auch vor das herrliche zeugniß/ das sie tragen/ gut und blut/ leib und leben auff- richtig verlassen/ wie man noch taͤglich biß auff diese stunde siehet. Welches ja keine fruͤchte noch zeichen einer falschen lehre/ (da Gott nicht mitwuͤrckt) seyn koͤnnen/ sie koͤnte auch in so schwerem creutz und elend so lange nicht beste- hen/ wenn es nicht des Allerhoͤchsten krafft und wort waͤre. Ja was noch mehr ist/ sie werden mit so grosser gnad und weißheit (wie Christus allen den Seinen versprochen) Luc. 21. 15. in ihren versuchungen von GOtt begabet/ daß auch alle Weltgelehrte und hochberuͤhmte Ma- gistri, dazu alle blutschuldige Tyrannen/ die sich/ (daß Gott erbarm!) auch ruͤhmen/ daß sie Christen sind/ vor diesen unuͤberwindlichen hel- den und zeugen Christi muͤssen uͤberwunden uñ beschaͤmt stehen/ so daß sie auch ander gewehr oder ausflucht in einiger sache nicht haben und wissen/ als verbannen/ haschen/ peinigen/ bren- Wuͤrgen und um- bringen ist der welt hoͤchster trost wider GOttes wort. nen/ morden und umbringen/ wie der alten schlangen brauch und gewohnheit von anbegin gewesen ist/ als man an vielen oͤrtern in unsern Niederlanden noch taͤglich leider! sehen und spuͤren mag. Sihe/ diß ist unser beruff/ leh- re und fruͤchte unsers diensts/ daruͤber wir so grausam gelaͤstert/ und so feindselig verfolget werden; Ob nicht alle Propheten/ Apostel/ Unsere lehr und fruͤchte sind nicht unteꝛschie- den von der Apo- steln lehr und fruͤch- ten. getreue Diener Gottes durch ihren dienst auch eben dergleichen fruͤchte hervorgebracht haben/ daruͤber wollen wir gern alle Fromme lassen Richter seyn. Allein was mein armes/ schwa- ches und unvollkommenes leben anlangt/ be- kenne ich frey heraus/ daß ich ein elender armer suͤnder bin/ in suͤnden empfangen/ Ps. 51. und suͤndlich aus suͤndlichem saamen gebohren/ und sage mit David/ daß meine suͤnde staͤts wider mich ist. Meine gedancken/ worte und wercke uͤberzeugen mich. Jch mercke und sehe mit dem H. Paulo/ daß in meinem fleisch nichts gutes wohnet. Gleichwol kan ich diß in meiner schwachheit ruͤhmen: Wenn diese boͤse und ver- ruchte welt/ unsre lehre (die doch nicht unser/ sondern des HErrn CHRisti ist) mit gedult anhoͤren/ und derselben in reiner furcht Gottes unterthaͤnig nachkommen wolte/ wuͤrde ohne zweiffel wol eine Christlichere und bessere welt seyn/ als es leider! nun ist. Jch dancke mei- nem GOtt/ der mir die gnade gegeben/ daß ich mit dem H. Paulo Rom. 7. das boͤse hasse und dem Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. dem guten nachjage/ und wol wuͤnschte/ daß ich die gantze welt/ auch mit meinem blute/ aus ihrem gottlosem boͤsem wesen herausreissen/ und Daß viele mit mir moͤgen se- lig werden ist mein eintziges suchen. CHRisto gewinnen moͤchte/ meinen GOtt von gantzem hertzen fuͤrchten/ lieben/ suchen und ihm dienen/ vor seinen augen recht und wol thun/ und ein unstraͤfflicher frommer Chri- ste seyn moͤchte. Diß ist an seine gnade mein gantzes begehren. Hoffe auch durch des HErꝛn barmhertzigkeit und huͤlffe/ daß niemand auff der gantzen welt/ mich eines geitzigen oder uͤber- fluͤßigen wandels mit grunde der warheit zei- hen kan. Geld und reichthum habe ich nicht/ begehre es auch nicht/ wiewol einige aus ver- kehrtem hertzen sagen/ daß ich mehr gebra- tenes esse/ als sie gesottenes/ und mehr wein trincke als sie bier. Mein HErr und Mei- ster CHRistus JESUS muste auch der verkehrten weinsaͤuffer und prasser seyn. Jch hoffe durch des HERRN Gnade/ daß ich darinn vor meinem GOtt unschuldig und frey bin. Der mich mit dem Blut seiner Liebe er- kaufft/ und unwuͤrdig zu diesem dienst beruffen/ kennet mich und weiß/ daß ich weder geld noch gut/ noch wollust noch gemaͤchlichkeit auff er- den/ sondern allein meines HErrn preiß/ meine und vieler Menschen seligkeit suche. Wor- uͤber ich so uͤber die massen viel bangigkeit/ druck/ betruͤbniß/ elend/ und verfolgung mit meinem armen schwachen weibe und kleinen Von An- no 1536 biß Anno 1554 kinderlein/ nun biß ins achtzehende jahr habe muͤssen ausstehen/ daß ich mich in gefahr mei- nes lebens und mancherley furcht bekuͤmmer- Die Pre- diger der Welt und wir/ sind im leben/ gemaͤch- lichkeit und ehre weit un- terschiedẽ. lich erhalten. Ja/ wenn die Prediger auff weichen betten und kuͤssen liegen/ muͤssen wir uns gemeiniglich in verborgenen winckeln heimlich verkriechen. Wenn sie auff allen Hochzeiten und Kindtauffen ꝛc. mit pfeiffen/ trommeln und lauten sich offentlich lustig ma- chen/ muͤssen wir uns bey jedwedem hundebellen umbsehen/ ob auch irgend die haͤscher da seyn. An statt/ daß sie von jedermann Doctores, Ma- gistri gegruͤsset werden/ muͤssen wir uns nennen lassen Wiedertaͤuffer/ Winckelprediger/ Ver- fuͤhrer und Ketzer/ und muͤssen ins Teuffels na- men gegruͤsset seyn. Summa an statt/ daß sie mit vielen grossen salarien und guten tagen vor ihre diensten herrlich belohnet werden/ muß unser lohn und theil bey ihnen feuer/ schwerdt und tod seyn. Sihe/ mein treuer Le- ser/ in solcher angst/ armuth/ jammer und ge- fahr des todes hab ich elender Mann meines HErrn Dienst biß auff diese stunde unveraͤn- dert außgerichtet/ hoffe ihn auch durch seine gnade zu seinem preise noch ferner außzurich- ten/ so lange ich in seiner huͤtten walle. Was nun ich und meine getreue Mitarbeiter in die- sem sehr schwerem gefaͤhrlichem dienste gesu- chet haben/ oder haben koͤnnen suchen/ das moͤgen alle wolgesinnte aus dem wercke selbst und dessen fruͤchten leicht ermessen. Jch wil dann hiemit den getreuen und auffrichtigen Le- ser umb JESU willen noch einmal demuͤthig- lich gebeten haben/ daß er doch diese meine ab- gedrungene bekaͤntniß und beruff/ in der liebe auffnehmen und zum besten deuten wolle. Jch habe es aus grosser noth gethan/ auff daß der Gottsfuͤrchtige Leser wisse/ wie es zugangen/ dieweil ich von den Predigern allenthalben ge- laͤstert/ und ohne alle warheit beschuldiget wer- de/ als waͤre ich von einer auffruͤhrischen und verfuͤhrischen Secte ordini ret und zu diesem dienst beruffen. Wer GOtt fuͤrchtet/ der lese und richte. Menno Simons ist gestorben Anno 1561. zwischen Luͤbeck und Hamburg bey einem Staͤdtgen/ genannt Oldesloe. Num. XXXI . Johann Denckens eines Wiedertaͤuf- fers Schrifft. Aus Joh. Denckens Schrifften wil ich zur probe und pruͤfung einige stellen mit seinen eigenen worten hieher setzen: als da sind fol- gende: I. Aus dem Buͤchlein: Ordnung GOt- tes und der Creaturen Werck: Das III. Cap. Von der Hoͤlle/ die GOtt uͤberwindt/ das ist/ die Aenderung der rechten Hand GOttes. Psalm LXXVII. p. 10. Alsbald der Gottlose also sagt/ so“ ist er an der statt/ darzu er verordnet ist/“ das ist die Hoͤlle/ Proverb. IX. Psalm CXV. “ nicht daß er da bleiben wolle oder muß/“ Psalm. LXXVII. denn auch die hoͤlle vor“ dem HERRN bloß ist/ und das ver-“ dam̃niß hat keine decken/ Job. XXVI. doch“ uͤbet er seinen starcken Arm nicht/ denn in der“ hoͤchsten Gerechtigkeit/ das ists/ das wir zorn“ nennen/ damit er uns der hoͤllen schmertzen“ auffleget/ Ps. XIIX. und giebt uns unser elend“ selbst zu erkennen/ auff daß wir in der noth zu“ ihm schreyen/ und er uns helffe/ Hos. IX. Das“ ists/ das Paulus sagt/ Rom. XI. Gott hat alles“ unterm Unglauben beschlossen/ auff daß er sich“ aller erbarme; Solches werck uͤbet alles das“ Wort Gottes/ das dem Menschen immer ver-“ dam̃niß prediget/ und saget klaͤrlich: Solches“ hastu dir alles selbst gemacht/ darum soltu“ auch niemand anderm die schuld geben/ und“ leiden/ das du selbst gewolt hast/ und billich“ und recht leidest: Alsbald der Mensch des“ Worts gewahr wird/ so ist er wiederum zum“ theil frey/ Joh. IIX. in seiner boßheit fortzu-“ fahren/ oder sich im leiden zu opffern; je mehr“ er sich des leidens wiedert/ je mehr verdam̃t er“ sich/ biß daß er zuletzt gar darinn versincket.“ Je mehr er sich ergiebt und demuͤthiget unter“ die gewaltige hand Gottes/ 1. Pet. V. je besser“ der HErr seines wercks bekommen mag; doch“ meinet der Mensch/ er muß gar zu scheitern“ gehen/ wenn sichs in ihm uͤbet/ da wird er leer/“ und hungerig/ aber nicht gesaͤttiget/ Amos“ VIII. da siehet er von fern in den schoos A-“ brahams/ Luc. XVI. Er weiß wol/ daß ihm“ recht geschicht/ weiß aber noch nicht/ daß Gott“ so nahe bey ihm sey/ Jerem. XXIII. und noch“ barmhertzig uͤber alles fleisch/ Eccl. XIIX. Es“ saget ihm auch Abraham und sein gewissen/“ ja der Geist GOttes selbst/ der seinem gewis-“ sen prediget/ nichts denn von der Gerechtig-“ keit/ als ob die Gerechtigkeit Gottes nicht“ auch allmaͤchtig und barmhertzig waͤre. A. K. H. Vierter Theil. F f 2 II. Aus Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. II. Aus eben demselben Buͤchlein p. 25. u. f. Das XI. Cap. vom Greuel und Abgoͤt- tern der Kirchen Gepraͤng/ ohne Gottes-Dienst im Geist und in der Warheit. Allhier sollen wir uns pruͤfen/ wenn wir „das reich GOttes und seine gerechtigkeit in „in der warheit suchen/ Matth. VI. feyren „muͤssen wir in GOTT/ Jes. I. 66. und den „HERRN in uns wircken und regieren las- „sen/ der wuͤrde uns wunderbarlich seine wege „lehren/ Psalm XXVI. Wir aber ruͤhmen „uns des Glaubens/ wissen nicht was Glau- „be ist: also seynd auch die wercke und aller „wandel/ nemlich nicht himmlisch nach dem „Geist/ sondern irrdisch nach dem fleisch/ „ Rom. IIX. Philipp. III. All unser dispu- „ti ren ist von Weib und Kind/ Kleider und „Guͤter/ Essen und Trincken/ Holtz und „Stein/ Wachs und Oel/ Wasser und „Wein/ Brodt und Fleisch/ und dergleichen „aͤusserlichen dingen. Wie geht das zu? da „ist unser leben auch sonst nichts denn essen „und trincken/ und alle wollust und muth- „will/ und eine heydnische weise/ wenn wir am „allerbesten seynd. Darum sagt der HErr „euer GOtt: Jch wil euere Feyer und Opfer „nicht haben/ nehmet euer fleisch und brod „und alle kirchen-gepraͤng hinweg von mir/ „ich mag sie nicht mehr ansehen/ habe einen „greuel darob/ Jes. I. Dan. IX. Marc. III. Ja „ich habe mit euren vaͤtern nichts davon ge- „redt/ daß sie solches thun solten/ Jer. VII. „Jch hab euch nicht befohlen kaͤlber und „schaafe mir zu opfern/ daß ihr darnach frey „waͤret/ den Goͤttern zu dienen mit aller un- „gerechtigkeit und buͤberey/ 1. Reg. XV. Jhr „selber seyd die kaͤlber/ Malach. IV. und „schaafe meiner weyde/ Psalm LXXIX. „euch wolt ich zum opffer haben/ das wolt „ihr nicht verstehen/ Psalm IV. 51. Eccl. „XXXV. Rom. XII. Jch habe euch nicht „befohlen das brod mit einander zu brechen/ „wie zanckende hunde. Meinen geliebten „Sohn stellte ich euch fuͤr zu einem rechten „brodt/ Joh. VI. daß ihr in ihm auch ein solch „brod werden soltet/ 1. Cor. X. und wie er fuͤr „euch gebrochen/ und seine seele aus gantzer „liebe fuͤr euch gesetzet war/ daß ihrs auch „also thaͤtet fuͤr einander/ Joh. XV. Deß- „gleichen hab ich euch nicht heissen am leibe „waschen/ daß die seel im koth bleibe/ oder „wie eine geschwem̃te sau sich wieder in der „pfuͤtzen umbweltzen/ 2. Petr. II. Zur Hei- „ligung hat uns der HERR beruffen/ bruͤ- „der/ nicht zur uneinigkeit/ und solchem „affenspiel ohn alle furcht GOttes/ 1. Thes- „sal. IV. Wolt ihr muͤntze/ anis und kuͤm- „mel verzehenden/ so solt ihr jenes nicht ver- „saͤumen/ das GOTT zuvor befohlen hat/ „Gericht/ Barmhertzigkeit und Glauben/ „ Matth. XXIII. Prov. XI. Gericht/ daß „ihr ohn alles ansehen der person den suͤnder „straffet/ Ex. XXIII. Barmhertzigkeit/ daß „ihr eure feinde liebet/ und ihnen verzeihet „ihre fehle/ so viel an euch ist/ Matth. XIIX. „Glauben/ daß ihr euch solches gerichts fuͤr „GOtt nicht wiedert/ sondern solcher barm- hertzigkeit euch gewiß bey ihm verstehet/“ Prov. III. 13. 23. Wisset ihr nicht/ daß es“ sonst alles ein joch der weltlichen knecht-“ schafft ist? Gal. V. Daher komt auch das/“ wenn ihr lang von den Elementen der welt/“ das ist aͤusserlichen ordnungen redet/ koͤnt“ ihr dennoch nichts endliches beschliessen;“ und was ihr schon beschliesset/ ist unbestaͤn-“ dig/ wie ein rohr am winde/ 3. Reg. XIV.“ Matth. XI. Luc. VII. Der grund des Glau-“ bens solt zuvor recht geleget seyn/ so moͤch-“ ten alle gebaͤu bestehen vor wind und was-“ ser/ Matth. VII. Er ist zwar vor GOtt schon“ gelegt/ sehet ihr nur/ daß ihr ihn mit den“ verkehrten Bau-Leuten nicht verwerffet/“ Psalm CXIIX. und mit dem grausamen“ drachen nicht verfolget/ Apoc. XI. sondern“ allwo er zu suchen ist/ nemlich im Tempel“ und Stuhl der Goͤttlichen Herrligkeit/“ welches ist euer hertz und seele/ 1. Cor. III. 6. 2. Cor. 6. III. Aus dem Buͤchlein von der Liebe. p. 31. seqq. Was die Liebe und deren Eigenschaff- ten seyn? Liebe ist eine geistliche krafft/ dadurch“ man vereiniget wird/ oder begehret verei-“ niget zu werden/ mit einem andern. Wo“ die Liebe vollkommen ist/ so stehet der Lieb-“ haber nicht ab von dem Geliebten/ sondern“ vergisset sein selbst/ als ob er nicht mehr waͤ-“ re/ und gilt ihm aller schaden nichts/ den er“ um des Geliebten willen leiden sol. Ja/“ der Liebhaber ist nicht zu frieden/ was er“ anfaͤhet/ biß er die Liebe auffs allerhoͤchste“ beweise in allen gefaͤhrligkeiten/ und wo es“ muͤglich waͤre (als es moͤglich ist) daß es“ dem Geliebten zu gut geschehen moͤchte/ so“ gebe sich der Liebhaber fuͤr das Geliebte/“ willig und froͤlich in den tod. Ja so fre-“ ventlich ist der Liebhaber/ (also zu reden) daß“ er dem Geliebten zu gefallen sterben wolte/“ wo er schon wuͤste/ daß ihm sonst kein gu-“ tes daraus entstehen solte. Und je minder“ das Geliebte des Liebhabers Liebe erkennet/“ so viel weher geschicht dem Liebhaber/ und“ er mag doch die Liebe nicht lassen/ sondern“ muß sie auff das hoͤchste beweisen/ ob es“ schon niemand nimmermehr erkennete. J-“ tem/ wo die Liebe lauter ist/ und keine person“ ansiehet/ strecket sie sich aus/ und begehret“ sich (so fern es ohne spaltung beschehen mag)“ mit jedermann zu vereinigen/ dann sie mag“ von allen Geliebten nimmer gnug gesaͤttiget“ werden: Doch wo ihr schon alle Geliebte“ gantz und gar entgingen/ daß sie sich nicht“ moͤchte mit ihnen ergoͤtzen/ so ist sie doch an“ ihr selbst so grundloß von reichthum/ daran sie“ ewiglich gnug gehabt hat/ und noch gnug“ hat/ und biß in ewigkeit gnug haben wird;“ darum sie sich aller dinge gern verzeihet/ wie“ lieb sie ihr seyn moͤgen/ allein der Liebe nicht;“ Ja/ wo es muͤglich waͤre/ verziehe sie sich auch“ der Liebe um der Liebe willen/ und wolte selbst“ gern zu nichte werden/ und nichts seyn/ daß“ ihre Geliebten das wuͤrden/ das sie ist. Also“ fern hasset sich die Liebe selbst; dann sie begeh-“ ret bloß andern nutz und gut zu seyn/ nicht“ ihr Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. „ihr selbst. Und wo sie sich ihr selbst nicht ver- „wegen und verzeihen wolte umb der Gelieb- „ten willen/ so waͤre sie nicht gut/ und hielte „sich selbst nicht vor gut/ darum daß sie eigen „nutzig waͤre. Dieweil sie aber sich umb der „Geliebten willen so vollkommen dargiebt/ „das weiß und erkennt sie/ daß es gut ist/ dar- „um kan und mag und sol sie sich selbst nicht „hassen/ sondern muß sich selbst lieb haben/ doch „nicht als sich selbst/ sondern als gut. Eben daselbst p. 33. GOTT ist nichts als Liebe. Dieser Liebe spuͤrt man in etlichen Men- „schen je ein fuͤncklein/ in einem mehr im „andern minder/ wiewol es leider fast in al- „len Menschen zu unsern zeiten erloschen ist/ „doch so ist es gewiß/ dieweil die Liebe geist- „lich ist/ und die Menschen alle fleischlich „seynd/ daß diß fuͤncklein/ wie klein es in „dem Menschen ist/ nicht von dem Menschen/ „sondern von der vollkommenen Liebe her- „kommen ist. Diese Liebe ist GOTT/ der „sich selbst nicht machen kan/ wiewol er alle „dinge gemacht hat/ der sich selbst nicht bre- „chen kan/ wiewol er alle dinge brechen wird/ „darum ist er von ewigkeit biß zu ewigkeit un- „beweglich/ der sich selbst so lieb haben muß/ „weil er gut ist/ daß er von ihm selbst empfaͤ- „het/ und sich selbst fuͤr und fuͤr gebieret/ der „sein selbst gar nicht achtet/ von derowegen „die sein beduͤrffen/ daß er von ihrentwegen „(so fern es moͤglich waͤre) gern nichts seyn „wolte. Diese Liebe moͤchte fleisch und blut „nicht begreiffen/ wo es GOtt nicht sonderlich „in etlichen Menschen bewiese/ die man nen- „net Goͤttliche Menschen/ und Gottes Kin- „der/ darum daß sie GOtt nachschlagen/ als „ihrem geistlichen Vater. Je hoͤher sie nun „bewiesen wird/ je hoͤher mag sie von den Men- „schen erkennt werden; je mehr sie erkennt „wird/ so viel mehr wird sie geliebet; je „mehr die Liebe geliebet wird/ so viel naͤher „ist die seeligkeit. Darum hat es der ewigen „Liebe gefallen/ daß der Mensch (CHRistus „JESUS) in dem die Liebe am hoͤchsten „bewiesen wurde/ ein Seligmacher seines „Volcks genannt wurde; Nicht/ daß es der „Menschheit moͤglich waͤre/ jemand selig zu „machen/ sondern daß GOtt so voͤlliglich in „der Liebe mit ihm vereiniget waͤre/ daß alles „thun GOttes dieses Menschen thun waͤre/ „und alles leiden dieses Menschen GOttes lei- „den geachtet wuͤrde. Dieser Mensch ist JE- „sus von Nazareth/ der von dem warhafftigen „GOtt in der Schrifft verheissen/ und zu sei- „ner zeit geleistet worden ist/ wie sichs denn oͤf- „fentlich in Jsrael bewiesen hat durch die krafft „des Heil. Geistes mit allem thun und lassen/ „so der Liebe zugebuͤhret und eignet. Und da- „bey erkennen wirs in dieser lieblosen zeit/ daß „es warlich schon geleistet ist/ daß wir die Lie- „be etlicher massen auffs hoͤchst erkennen/ und „seynd gewiß durch GOttes Geist/ daß sich „die Liebe GOttes gegen den Menschen/ und „des Menschen gegen GOtt nicht hoͤher be- „weisen mag/ denn es in diesem JESU „beschehen ist/ nemlich daß sich GOTT so sehr uͤber die welt erbarmet/ daß er sich al-“ ler seiner Gerechtigkeit/ so er wider unsere“ suͤnden hatte/ gern verzeihen wolte/ so fern“ wir es nicht verachteten; Welches in JEsu“ nach der Menschheit/ aber nicht von der“ Menschheit/ sondern von GOTT gelehrt/“ gnugsam bewiesen ist worden. Jtem/ daß“ der Mensch bloß in der hoͤchsten Liebe gegen“ GOtt stehen sol/ und so viel ihm moͤglich“ ist/ auch seinen naͤchsten darzu helffen/ und“ foͤrderlich seyn/ daß er GOtt erkenne und lieb“ habe. Darum welcher die wahre Liebe be-“ gehrt zu erkennen und zu erl a ngen/ mag es“ nicht naͤher und leichter bekommen/ denn“ durch diesen JESUM CHRistum; Ja/“ es kan und mag anders nicht erkannt wer-“ den/ denn durch ihn. Nicht daß die selig-“ keit am fleisch und blut/ zeit und statt ver-“ bunden sey/ sondern daß es anders nicht“ moͤglich ist. Denn wie kein Mensch selig“ werden moͤcht ohne GOTT; Also mag“ auch GOtt keinen Menschen selig machen/“ ausserhalb des Menschen (CHRisti JE-“ SU). Alle/ die selig werden/ seynd eines“ Geistes mit GOTT. Welcher aber voll-“ kommen ist in dieser Liebe/ dieser ist ja ein“ vorgaͤnger aller deren/ so selig werden sollen/“ nicht daß er von ihm selbst hie sey/ sondern“ daß es GOTT allzeit also gefallen hat/ daß“ man allen denen folgen und gehorchen sol“ in seinem Namen/ die seinen willen lehren.“ Je besser solchen einer lehret/ je billicher man“ ihm folgen sol. Niemand hat aber diesen“ vollkommener und besser gelehret/ denn der“ solchen auch am vollkommensten vollstreckt“ hat/ der ist JESUS CHRistus/ wel-“ chen GOTT darum gesandt hat/ daß er“ Juden und Heyden mit einander aus geist-“ licher gefangniß fuͤhret. Welchem aber jetzt“ zu dieser letzten zeit nicht allein Juͤden und“ Heyden/ sondern auch die ihn angenom-“ men haben/ wiedersprechen. Alle so den“ weg GOttes gesucht und gefunden haben/“ seynd eins mit GOtt worden; aber dieser/“ so in GOttes weg nie gestrauchelt hat/ ist“ auch mit GOtt nie uneins worden/ sondern“ nach dem Geist von anbeginn eins mit“ GOTT gewesen: Ob er wol nach dem“ fleisch in der zeit gebohren/ und aller Men-“ schen gebrechen/ ausserhalb der suͤnde unter-“ worffen gewesen ist. Diß ist die ursach/“ das geschrieben ist/ und man sagt: Alle so“ selig werden/ muͤssen durch diesen JE-“ SUM selig werden/ die vollkommenheit“ im Geist zu betrachten/ welche das einige“ ziel ist/ auff welches alle die/ so selig wer-“ den sollen/ sehen muͤssen: Und so wenig“ ein jeder darauff siehet/ so viel gebricht“ ihm an der seeligkeit. So nahe ihm ei-“ ner kom̃t/ so fern ist er der verdam̃niß ent-“ runnen. Aus der Vorrede uͤber seine Erklaͤrung etlicher Artickel p. 53. u. f. IV. Woraus man seinen Sinn und Vor- satz ersehen kan. Allen denen/ die den Weg zu der Seligkeit“ F f 3 in Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens/ eines Wiedert. Schrifft. „in CHRisto JESU suchen/ wuͤnsche ich oh- „ren/ den willen ihres him̃lischen Vaters von „ihm zu hoͤren. Jch bin sein hertzlich wol „zu frieden/ daß alle schand und schmach/ „es sey mit warheit oder unwarheit/ uͤber „mein angesicht falle/ allein daß GOtt da- „durch gelobet werde/ denn er ist je lobens „und liebens werth. Aber da ich ihn anfieng „zu lieben/ fiel ich in vieler Menschen un- „gunst/ und dasselbe von tag zu tag je „laͤnger je mehr. Und wie ich nach dem „HERRN habe geeiffert/ also haben auch „die Menschen wider mich geeiffert. Zwar ich „erkenne und bekenne es hie freywillig/ daß ich „viel mit unverstand geeiffert habe/ dannen- „her auch etliche wider mich geeiffert ha- „ben/ die vielleicht sonst nimmermehr wi- „der mich gestanden waͤren; GOtt weiß „es. Denn ich wil hier niemand weder be- „schuldigen noch entschuldigen; wiewol ich „diß (von GOttes Gnaden) allweg lieber „thun wil und sol/ dann jenes. Uber das „so bin ich dermassen versagt und verklagt „worden von etlichen/ die ichs lasse vor „GOTT verantworten/ daß es auch ei- „nem sanfften und demuͤthigen hertzen hart „moͤglich ist/ sich selbst im zaum zu halten. „Diß hat mich verursacht zu gegenwaͤrtiger „Schrifft/ nemlich zu verantworten das/ „was mir unbillig zugemessen wird; und zu „bekennen/ darinn ich mich selbst irrig oder „mangelhafftig erfunden habe. Und von „GOttes Gnaden so thue ich das eben so „gern/ als jenes. Ja moͤchte ich erken- „nen/ daß es allein an mir fehlte/ wie mit „grossen freuden wolte ich mich schuldig ge- „ben. Mir thut in meinem hertzen wehe/ „daß ich mit manchem Menschen in unei- „nigkeit stehen sol/ den ich doch anders „nicht erkennen kan/ dann fuͤr meinen Bru- „der/ dieweil er eben den GOtt anbetet/ „den ich anbete/ und den Vater ehret/ den „ich ehre/ nemlich der seinen Sohn zu ei- „nem Heyland in die welt geschicket hat. „Darum so wil ich (ob GOtt wil) so viel „an mir ist/ meinen Bruder nicht zu einen „wiedersacher/ und meinen Vater nicht zu „einen richter haben/ sondern mich unter „wegen mit allen meinen wiedersachern ver- „soͤhnen. Hierauff bitte ich sie umb GOt- „tes willen/ daß sie mir verzeihen/ was ich „ohn mein wissen und willen wider sie ge- „than habe. Erbiete mich darneben/ allen „unfug/ schaden oder schand/ so mir etwan „schon von ihnen auch zugestanden waͤre/ „auffzuheben und nimmermehr zu raͤchen. Aus der Erklaͤrung selbst/ und zwar uͤber den I. Artickel p. 56. V. Von der Heil. Schrifft. Die „Heil. Schrifft halte ich uͤber alle menschliche „schaͤtze/ aber nicht so hoch als das Wort „GOttes/ das da lebendig/ kraͤfftig und „ewig ist/ welches aller Elementen dieser „welt ledig und frey ist/ denn so es GOtt „selbst ist/ so ist es Geist/ und kein buch- „stab/ ohn feder und papier geschrieben/ daß „es nimmer ausgetilget werden mag. Dar- „um auch die seligkeit an die Schrifft nicht gebunden ist/ wie nutz und gut sie immer-“ mehr darzu seyn mag. Ursach: Es ist der“ Schrifft nicht moͤglich/ ein boͤß hertz zu“ bessern/ ob es schon gelehret wird. Ein“ frommes hertz aber/ das ist/ da ein rechter“ funck Goͤttliches eiffers ist/ wird durch alle“ dinge gebessert. Also ist die Heil. Schrifft“ den Glaͤubigen zu guten/ und zur seligkeit/“ den Unglaubigen aber zur verdamniß wie“ alle dinge. Also mag ein Mensch/ der von“ GOTT erwehlet ist/ ohne Predigt und“ Schrifft selig werden. Nicht/ daß man“ darum keine Predigt hoͤren/ noch die“ Schrifft lesen sol/ sondern daß sonst alle“ ungelehrten nicht selig werden moͤchten/“ darum daß sie nicht lesen koͤnnen/ und et-“ wan viele/ ja gantze staͤdt und laͤnder/ dar-“ um daß sie nicht Prediger haben/ die von“ GOtt gesandt sind. VI. Uber den 2ten Artickel p. 57. Von der Bezahlung CHRisti. Das Leiden CHRisti hat gnug gethan fuͤr aller“ Menschen suͤnde/ so schon kein Mensch nim-“ mer selig wuͤrde; denn es mag sein niemand“ wahrnehmen/ denn der den Geist CHristi“ hat/ der die Außerwehlten ruͤstet mit waf-“ fen und sinnen und gedancken/ wie CHri-“ stus gewesen ist. Wer sich aber auff die“ Verdienste CHRisti verlaͤst/ und aber“ nichts desto minder in einem fleischlichen“ viehischen leben fortfaͤhret/ der haͤlt CHri-“ stum wie vorzeiten die Heyden ihre Goͤtter“ hielten/ als ob er ihr nicht achtet/ das ist“ eine gotteslaͤsterung/ deren die welt voll ist.“ Denn welcher glaubt/ daß ihn CHRistus“ erloͤst habe von den suͤnden/ der mag der“ suͤnden knecht nicht seyn. So wir aber noch“ im alten leben liegen/ so glauben wir noch“ gewißlich nicht warhafftig/ noch dennoch“ wollen wir schoͤn und unschuldig seyn. Die-“ ser schade ist so groß/ daß er unerkannt nim-“ mermehr gewendet mag werden/ eher muͤste“ himmel und erde zergehen. VII. Uber den 3ten p. 58. Vom Glauben. Glaub ist der gehor-“ sam GOttes/ und zuversicht zu seiner verheis-“ sung/ durch JEsum CHRistum. Wo dieser“ gehorsam nicht ist/ da ist die zuversicht falsch“ und betrogen/ der gehorsam aber muß recht-“ schaffen seyn/ das ist/ daß hertz/ mund und“ that auffs best mit einander gehe. Denn“ es mag kein warhafftig hertz seyn da weder“ mund noch that gespuͤret wird; wo aber das“ hertz nicht auffrichtig ist/ da seynd alle worte“ und wercke eitel betruͤgerey. Ein boͤß hertz“ verraͤth sich selber mit hoffarth und ungedult.“ Ein gutes beweiset sich mit demuth und ge-“ dult. IIX. Uber den 4ten Artickel p. 58. Vom freyen Willen. Der die warheit“ in CHristo JEsu erkennet hat/ und ihr gehor-“ sam ist von hertzen/ der ist von suͤnden frey/“ wie- Th. IV. Sect. II. Num. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedert. Schrifft. „wiewol er unangefochten nicht ist. Auff dem „weg GOttes vermag er nicht fester zu lauf- „fen/ weder er von GOtt gestaͤrcket ist/ wel- „cher mehr oder minder laͤufft/ der mangelt „an der warheit/ gehorsam und freyheit. Wer „seinen willen in GOttes willen giebt/ der „ist wol frey/ und ist wol gefangen/ wer a- „ber nicht seinen willen GOttes willen er- „giebt/ der ist uͤbel frey/ und uͤbel gefan- „gen/ beyde zusammen/ dessen knecht einer „ist/ derselbe macht ihn frey/ wozu er will „in seinem dienst. GOTT zwinget nie- „mand in seinem dienst zu bleiben/ wo ihn „die liebe nicht zwinget. Der Teuffel aber „vermag niemand zu zwingen/ in seinem dienst „zu bleiben/ der die warheit einmal erkennet „hat. Also gilt es gleich/ wie mans nennt/ „den freyen oder gefangenen willen/ allein „daß man wisse den unterscheid auff beyden „seiten; der nam ist an ihm selbst nicht zan- „ckens werth. IX. uͤber den 5ten p. 59. Von guten Wercken. GOTT wird „einem jeglichen geben nach seinen wercken/ „dem boͤsen ewige straffe/ nach seiner ge- „rechtigkeit/ dem guten das ewige leben „nach seiner barmhertzigkeit/ das ist/ nicht „daß jemand von GOTT etwas verdiene/ „daß er ihm etwas schuldig sey/ so er ge- „nau und streng mit uns rechnen wolte/ son- „dern aus zusag bezahlet er uns/ das er uns „vorhin gegeben hat. Er siehet auff den „Glauben und gute wercke/ laͤsts ihm wol- „gefallen/ und belohnet sie; nicht daß sie „von uns einen ursprung haben/ sondern „daß wir die gnade/ die er uns dargeboten „hat/ nicht vergebens annehmen/ oder gar „ausschlagen. Es ist alles aus einem schatz/ „der warlich gut ist/ nemlich: Aus dem „Wort/ das von anfang bey GOTT ge- „wesen/ und in den letzten zeiten fleisch wor- „den ist. Aber wol dem Menschen/ der die „Gaben GOttes nicht verachtet. uͤber den 6ten p. 60. X. Woraus abermal sein Sinn und Religion zu sehen ist. Von Absonderung und Secten. Wo „solche hertzen seynd/ die diese gutthat Got- „tes durch CHRistum hochhalten/ und in „seine Fußstapffen treten/ die freuen mich „und habe sie lieb/ so gut ich sie erkenne. „Welche aber mich nicht hoͤren moͤgen/ und „doch nicht schweigen lassen wollen/ in sa- „chen/ die da spennig sind/ da kan ich nicht „viel gemeinschafft mit ihnen haben/ denn „ich spuͤre den sinn CHRisti nicht bey sol- „chen/ sondern einen verkehrten/ der mich „mit gewalt von meinem Glauben dringen/ „und zu dem seinigen zwingen will/ Gott ge- „be/ er sey recht oder nicht; Und ob er schon „recht hat/ so mag der eyfer wol gut seyn/ „aber er gebraucht ihn ohne weißheit. Denn „er solte wissen/ daß es mit den sachen des „Glaubens alles frey/ willig und ungezwun- „gen zugehen solte. Also sondere ich mich „ab von etlichen/ nicht daß ich mich fuͤr bes- ser und gerechter halte denn sie/ sondern/“ wie wol mir in solchem fall groß an ihnen“ mangelt/ auff daß ich das edle perlein frey“ und unverhindert suchen moͤge/ und so viel“ ich gefunden habe/ daß ich dasselbe mit je-“ dermanns frieden (so viel mir moͤglich) be-“ halten moͤge. Von allen andern hat mich“ verfolgung und dergleichen furcht abgeson-“ dert/ mein hertz ist aber von ihnen nicht ab-“ gewendet/ sonderlich von keinem Gottes-“ fuͤrchtigen. Doch mit irrthum und unge-“ rechtigkeit wil ich (ob Gott wil) so viel mir“ wissend ist/ keine gemeinschafft haben/ so ich“ schon mitten unter den suͤndern und irrenden“ bin. Mit diesen gewissen erwarte ich froͤ-“ lich und unerschrocken das urtheil JESU“ CHRisti/ wie hart ich mich aus bloͤdig-“ keit vor den Menschen fuͤrchte. Wil ich“ mich darum nicht gerechtfertiget haben/ son-“ dern weiß und erkenne wol/ daß ich ein“ Mensch bin der geirret hat/ und noch ir-“ ren mag. XI. Und endlich uͤber den 7den p. 61. Von Ceremonien. Jn dem bewei-“ sen sich die Menschen am allermeisten Men-“ schen zu seyn/ so sie so hart uͤm aͤusserliche“ dinge oder Element willen zancken/ welche“ fie zu viel verachten/ dieselben betruͤben die“ unwissenden Menschen/ welche sie zu hoch“ halten/ dieselbe ringern die Ehre GOttes.“ Ceremonien an ihnen selbst seynd nicht suͤnd-“ lich/ aber wer vermeint etwas dadurch zu“ erlangen/ es sey durch tauffen oder brod-“ brechen/ der hat einen aberglauben. Ein“ Glaͤubiger ist frey in aͤusserlichen dingen/“ doch wird er sich nach seinem vermoͤgen be-“ fleißigen/ daß die Ehre GOttes durch ihn“ nicht gemindert/ und die Liebe des Naͤch-“ sten nicht freventlich verachtet werde. Wer“ sich in den Ceremonien hart bemuͤhet/ der“ gewinnet doch nicht viel; denn so man schon“ alle ceremonien verliere/ so haͤtte man sein“ doch keinen schaden/ und zwar so waͤre es“ je besser ihrer zu mangeln/ dann zu miß-“ brauchen. So weit dieses Mannes eigene wor- te: Woraus man sehen und urtheilen mag/ ob man ihn mit grunde vor gottloß und ver- dam̃lich/ und seine Anhaͤnger gar vor Diabo- licos oder Teuffelisch habe halten koͤnnen. Sonst hat man von diesem Johann Denck/ ein Prediger zu Augspurg/ Petrus Gynoria- nus, Anno 1526. an Zwinglium folgendes geschrieben/ wie es Hottingerus aus dem manuscripto publici rt hat/ Sect. XVI. P. II. c. 3. p. 435. Es ist allhie Hans Denck/ der“ zu Nuͤrnberg verwiesen worden/ weiß nicht“ um was rottirung willen. Es ist ein sehr“ schaͤdlicher und verschlagener Mann/ der nicht“ wenige verfuͤhret/ wie denn die Augspurger“ curios seyn. Unter andern saget er/ die Schrifft“ sey uns eben nicht noͤthig. Die boͤsen Geister“ wuͤrden am ende aller dinge auch selig werden“ nach der lehre Origenis. Es sey auch noch kei-“ ne Gemeine. Jn summa, er ist der vornehmste“ Wieder- Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris Anklagen. „Wiedertaͤuffer. Dieses hab ich theils selbst „von ihm gehoͤrt/ wiewol der schelm hernach „seine worte veraͤndert hat/ theils von andern. „Er hat dich ( Zwinglium ) sehr geschmaͤhet/ „und der tyranney beschuldiget/ die du wider „ihn veruͤbet haͤttest. Jch habe aber deine ehre „gerettet/ und ihn wacker ausgescholten und „gehen lassen. Unterdessen hat er gleichwol die „meisten allhier uͤberredet/ daß sie ihm glau- „ben. Es sol auch ein Wiedertaͤuffer im 16den Se- culo, namens Stanislaus Pannonius ein gantzes buch de Divina Philanthropia, oder von der Liebe Gottes zu den Menschen publici rt haben/ welches Petrus Daniel Huetius Lib. II. Origenianorum p. 159. anziehet/ und geden- cket/ daß er vor seine meinung von Erloͤsung der Teuffel auch Hieronymum angezogen ha- be/ und deßwegen von Sixto Senensi unrecht getadelt worden sey. Von welchem Buch/ weil ich es niemals gesehen/ ich hier nichts wei- ter melden kan: ob wol indessen so viel abzu- mercken/ wie alle solche Schrifften so gar bald unterdruckt und vergessen worden/ daß man von ihnen fast nichts mehr siehet noch hoͤ- ret. Num. XXXII. David Joris Anklagen. Nachdem man erfahren/ daß vielen warheit- liebenden personen/ die im II. Theil gesetzten Anmerckungen an David Joris nicht unange- nehm gefallen seyn: so hat man mit derglei- chen allhier continui ren wollen. Und zwar soll erstlich eine Schrifft einiger Hollsteinischen Prediger folgen/ welche die- sen Mann aus seinen eigenen Schrifften graͤu- licher laͤsterungen bezuͤchtiget haben: wor- auff ein ungenannter aus eben diesen Schriff- ten/ und deren auffrichtig-angezogenen und verteutschten worten das gegentheil erwiesen/ wie mir beydes in manuscripto communici ret worden. Welches denn ein mercklich specimen von solchen Schrifften der Clerisey gegen die- sen Mann/ und sonderlich von Jessenii Buch wider ihn seyn mag. Eben wie die zuletzt an- gehenckte Historie von Verfolgung derer Da- vid-Joristen in Hollstein/ unter den Luthera- nern/ einen auch der Spanischen Inquisitions- Processe erinnern kan; die Schrifft lautet von wort zu wort folgender massen: Kurtzer und Summarischer Jnhalt der Lehre und Glaubens des ertz-ketzers und verfuͤhrers David Joris/ wie selbige aus seinen eigenen Schrifften und Buͤchern/ welche auff Jhr. Fuͤrstl. Gnaden von Holstein Be- fehl die Davidianer zu Toͤnningen muͤssen heraus geben/ zusammen gezogen durch M. Joh. Moldenit, Ey- derstaͤdtischen Præpositum \& Pasto- rem Tönningensem, und M. Fridericum Jessen, Diaconum daselbst. Anno 1642 . Artic. 1. Daß die Heilige Dreyfaltigkeit in dem einigen wahren GOTT nichts an- ders sey/ als drey abgesonderte Hocherkohrne Menschliche Personen/ die als Mittler zu unterschiedenen zeiten von GOTT dem Menschlichen Geschlechte gesandt seynd/ und in der person/ und an GOttes statt gedienet haben. Und diese Personen/ wiewol sie an etlichen orten von David Joris unterschied- lich genennet werden/ seynd eigentlich Moy- ses, Christus Jesus, Christus David, oder wel- ches gleich viel/ Moyses, Jesus von Nazareth/ und David Joris. Part. 2. Mirab. Cap. 2. Lit. L. Cap. 10. lit. D. Cap. 13. lit. C. Artic. 2. Daß alle Lehre/ so bißhero von GOTT durch Moysen, durch die Prophe- ten/ ja durch CHRISTUM JE- SUM/ seine Heilige Apostel und Juͤnger selbst gegeben/ sey mangelbar und unvoll- kommen/ und allein darumb gegeben/ daß die Menschen gleich als Kinder und Juͤng- linge in der zucht beschlossen/ biß auff diese zeit. Aber seine/ David Joris/ Lehre sey vollkommen und kraͤfftig alle Menschen/ die sie annehmen/ selig zu machen. Parte 3. Mirab. fol. 16. lit. a. Libro Was vorgehen und nachfolgen soll. Artic. 3. Daß CHRISTI und der Apostel Lehre und Bau durch den Anti- Christ von grund aus außgereutet sey; dar- aus gnugsam zu schliessen/ daß ihre Lehre und Bau vergebens und unvollkommen ge- wesen. Alldieweil wider die wahre kirche/ die pforten der hoͤllen nichts vermoͤgen. Matth. 16. Seine aber/ David Joris/ Lehre und Bau/ sey vollkommen und bestaͤndig. Lib. 1. Epist. part. 4. fol. 92. Artic. 4. Daß sein Wunder-Buch uͤber alle buͤcher groß/ herrlich/ wuͤrdig zu hal- ten und hoͤchlich zu preisen/ und man das- selbige empfangen sol/ nicht als von men- schen-haͤnden/ sondern aus der Hohen-Schul des Heil. Geistes/ von einem Juͤnger und gebohrnen GOttes von dem Himmel/ der das ewige Leben gefunden/ das Morgen- Licht des ewigen Tages gesehen. Præfat. Lib. 1. Mirab. Artic. 5. Daß ihm am allerletzten GOtt der HERR so viel klarheit und wahrheit zu sehen gegeben/ daß sie alle/ groß und klein/ gelehrt und ungelehrt/ von allen zeiten her in GOTTES ewig verborgenen sachen oder fuͤrnehmen haben muͤssen irren und feh- len/ dieweil sie noch selber unvollkommen/ nicht zurechte gebracht/ oder von GOTT durch seinen Heiligen Geist nicht getrieben noch gesandt gewesen. Præfat. Lib. 2. Mirab. Artic. 6. Daß viele schwere reden durch den Geist zu sprechen ihm von GOt- Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris anklagen. GOttes gnaden offenbahret seyn; ja von einer sprechenden stimme deß himmels gehoͤret habe/ wie sein name seye/ welchen er noch keiner crea- tur geoffenbahret. Lib. 2. Mirab. cap. 36. B. Artic. 7. Daß viele gelehrte sich unterwun- den haben die H. Schrifft außzulegen vor der zeit/ aber nicht gewust/ daß das buch besiegelt waͤre/ und biß an das ende der siebenden posau- nen verborgen bleiben muͤste. Jmgleichen was allererst vorher gehen muͤsse/ nemlich der Heili- ge Geist der warheit und ewigkeit der zeit. Nun aber habe der HErr der heerscharen ihn selber gepflantzet/ bey der hand angenommen und außerkohren; ja er habe ihn in der zungen be- waͤhret/ seine fuͤsse fuͤr dem fall/ fuͤr dem pfuhl der verderbnis behuͤtet/ dieweil er eine lust an ihm gehabt. Part. 4. Mirab. fol. 17. C. Artic. 8. David Joris machet zween Chri- stus/ einen nach dem fleisch/ welcher nicht mehr ist/ noch bekand wird; und einen nach dem gei- ste/ welcher der rechte wahre Christus seye/ und nun allererst soll offenbahr und bekand wer- den. Lib. 2. Mirab. fol. 157. lib. 3. fol. 3. 4. 17. \& fol. 6. Artic. 9. Daß Johannes der Taͤuffer den HErrn Christum inwendig nach dem geiste nicht gekant/ er habe zwar ihn mit fingern ge- zeiget nach der menschheit im fleisch/ aber nicht nach dem geiste in seiner Gottheit. Dann sol- cher gestalt und darinn habe er ihn gar nicht ge- kant. Part. 3. Mirab. fol. 15. \& 18. Artic. 10. Daß er/ der David Joris/ der wahre Christus und Messias seye/ der liebe Sohn deß Vaters/ an dem er ein wohlgefallen habe/ gebohren nicht auß dem fleische/ sondern außdem Heiligen Geist/ und dem Geiste Chri- sti JESU/ welcher Geist Christi/ als er nach dem fleische zunichte worden/ seye von dem Vater an einem orte/ dessen allen heiligen un- wissend gewesen/ biß auff diese zeit behalten und jetzt ihm David Jorissen gantz und gar gege- ben/ und seiner seelen eingegossen. Darum seye er/ der das hauß Davids mit sampt dem wahren tabernackul Gottes in dem Geiste wie- der auffrichten werde/ nicht mit dem creutz und leiden/ wie jener Christus gethan/ sondern eytel sanfftmuͤthigkeit/ und mit der liebe und gnade deß Geistes Christi/ die ihm von dem Vater gegeben seye. Lib. 4. Mirab. fol. 17. 18. Lib. 3. fol. 20. cap. 16. Artic. 11. Daß er gewalt habe selig zu ma- chen/ oder zu verdammen die suͤnde zu verzey- hen oder zu behalten/ darum seye er/ der die welt am juͤngsten tage richten werde. Lib. 1. Mirab. fol. 35. Artic. 12. Daß alle suͤnden/ die in dem Vater und Sohn geschehen/ werden vergeben; aber die suͤnde in den Heiligen Geist/ das ist/ die suͤnde/ wider David Joris begangen/ werden nimmer mehr vergeben/ weder hier noch dort in der andern welt. Lib. Was vorgehen und nach- folgen soll. Artic. 13. Daß Christus mit seinem aͤusser- lichen leiden und tod fuͤr unsere suͤnde nicht gnug gethan: sondern Christus JEsus seye nur in seinem leiden und tod eine figur und ex- empel dessen/ was wir selber inwendig/ in toͤd- tung und daͤmpffung deß alten menschen/ wie auch/ was der gerechte Christus in uns/ in dul- dung/ auffnehmung allerley wiedersprechens der boͤsen welt leiden muß/ ohne welchen je- nes/ JESU von Nazareth/ leiden nichts nu- tzet/ und das seye daß rechte inwendige leiden Christi. Part. 3. Mirab. cap. 21. \& 13. \& 27. Lit. B. lib. 4. Epist. p. 31. Artic. 14. Daß der geist/ welcher den heili- gen Aposteln am Pfingsttage gegeben/ nicht seye der rechte geist der warheit gewesen/ von dem HErrn Christo Joh. 16. verheissen/ son- dern denselbigen habe GOtt der HErr nun al- lererst zum letzten gesandt. Part. 3. Mirab. cap. 14. part. 4. fol. 17. Lib. Was vorgehen und nach- folgen soll. Artic. 15. Daß die rechtfertigung deß ar- men suͤnders vor GOtt/ nicht seye eine verge- bung und zurechnung der gerechtigkeit Christi JEsu/ sondern GOttes natur/ wesen und geist selber/ welcher per traducem in dem menschen werde fortgebracht/ wie ein feuer vom andern/ ein licht vom andern fortkommet und vermeh- ret wird/ darinn werde der mensch verneuret und wesentlich veraͤndert/ also daß er ein leich- nam mit GOtt/ und GOtt mit ihme wird/ und solche gerechtigkeit und neue natur nennet er den neuen menschen Christum/ den Sohn und die kindschafft GOttes/ die erneuerung deß himmlischen wesens/ die neue himmlische geburt von dem geiste/ die Goͤttliche natur/ deß lammes blut und muth/ das wort der versuͤh- nung/ eingiessung und einverleibung der art/ Geistes und lebens GOttes. Part. 3. Mirab. cap. 21. lit. H. \& cap. 26. lit. E. Part. 2. cap. 118. lit. H. lib. Von dem menschen und seiner gerechtig- keit lib. steinliche rede. Dieweil aber diese Davidianische wieder- geburt nicht alsobald vollkommen/ sondern all- gemaͤchlich durch gewisse gradus und treppen zur vollkommenheit gelanget/ mittlerweile auch von dem fleische und irꝛdischen wesen dem menschen viele gebrechen anstossen; als lehret er/ daß solches alles ihme vergeben und nicht zu- gerechnet werde/ doch nicht umb Christi ver- dienstes und leiden willen/ welches ausser uns ist/ auch nicht umb der aͤusserlichen wercke wil- len/ sondern wegen deß guten willens/ daß der mensch gerne besser und vollkommener seyn wolte/ dann GOTT sehe das her- tze. Part. 3. Mirab. cap. 24. lit. H. \& cap. 28. lit. D. lib. 3. Epist. part. 1. fol. 51. Artic. 16. Daß die buse seye eine hertzliche reue und leyd uͤber die suͤnde/ und insonderheit im anfange eine schwere angst und bangigkeit/ und pein des hertzens und gewissens/ also/ daß der mensch schier daruͤber verzweiffeln und ver- zagen will/ welcher bangigkeit aber und be- schuldigung seines gewissens und aller gedan- cken/ er/ der mensch/ muß hefftig widerstehen/ und wider die verzweiffelung mit guter hoff- nung zu GOtt sich endlich getroͤsten/ nicht deß A. K. H. Vierter Theil. G g verdiensts Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris anklagen. verdiensts Christi/ sondern seiner reue und deß gehorsams seines hertzens/ darzu er sich bege- ben. Lib. Von krafft deß glaubens. pag. 15. lib. steinliche rede. \& part. 3. Mirab. cap. 15. Es muͤsse auch der mensch in solchem seinem buß-und versuchungs-kampff eine geraume zeit stehen/ und einen fernen und weiten weg durch- passiren/ darauff ihm mancherley begegnet/ und unter augen kommet/ das er zuvor nicht gese- hen: welche gesichte und was ihme sonsten be- gegnet und fuͤrkommt/ nachdem sie großund schwer/ leicht und klein/ er durchwandern/ durch- fahren/ und uͤberhoͤren muͤsse. Und weil er mit der zeit/ nachdem er im glauben standhafftig geworden/ die suͤssigkeit deß geistes schmecken gelernet/ werde er im durch brechen immer maͤch- tiger den kampff zu gewinnen/ biß er endlich/ wann er anhaͤlt/ flugs und geschwinde hieruͤber springet/ dafuͤr er anfaͤnglich muͤsse beliegen bleiben/ und alßdann nach solcher uͤberstande- ner versuchung/ leiden und streit/ komme der mensch zu solcher perfection und vollkommen- heit/ daß er gantz guter art/ lauter/ auffrichtig/ und in allem von gantzem hertzen gesund werde/ habe keine boͤse begierden mehr/ thue alles aus liebe und durch liebe/ bedoͤrffe keines gebotts noch gesetze/ lasse nichts von ihme heischen und fordern/ auch sich nicht von jemand urtheilen/ was zuvor suͤnde gewesen/ werde ihm zum leben zugeleget/ und doͤrffe sich keiner außwendigen dinge durch den verstand schaͤmen/ und in sum- ma/ da seye kein unterscheid mehr deß boͤsen und guten/ lebens und todes/ fallens und auff- stehens. Lib. Steinliche rede. \& Part. 3. Mirab. cap. 11. lit. B. C. D. lib. 4. Epistol. fol. 56. \& 168. Artic. 17. Daß der glaube nicht seye ein fe- stes vertrauen auff Christi verdienst und einiges werck/ das CHristus ausser uns gethan und gelitten/ aufferstanden ꝛc. sehe und stehe auch nicht auff einige Artickul und gesprochene woͤr- ter/ sondern seye der gehorsam deß hertzens/ ja die Christliche art/ der naturen GOttes/ Chri- stus/ und das gottselige leben. Lib. Wobey man wissen koͤnne/ wo/ oder bey wem der rechte glaube. Part. 2. Mirab. cap. 64. lit. D. E. Artic. 18. Daß niemand ein Lehrer und Prediger seyn koͤnne/ er seye dann ohne mittel von GOtt darzu gesandt/ und ohne mittel von demselbigen erleuchtet. Lib. Von den gerechten und unge- rechten Prædican ten. Artic. 19. Daß die schrifft ohne unterscheid allen maͤnnern und weibern erlaubet seye/ wann sie nur eine gute memoriam haben. ibid. Artic. 20. Daß die heilige Schrifft/ wie dieselbe in der Bibel verfasset/ nicht seye das rechte wort GOttes/ und wer da wolte meynen und sagen/ weil er dasselbe gehoͤret oder gelesen/ er haͤtte GOttes wahres und gutes wort gehoͤ- ret/ derselbe wuͤrde der warheit verfehlen/ und GOtt damit verachten. ibid. Artic. 21. Daß wir von der predigt Chri- sti deß gecreutzigten nicht eines lappen an un- sern alten struͤmpffen koͤnnen verbessert seyn. i- bidem. Artic. 22. Daß die heilige Sacramenta/ Tauff und Nachtmahl nichts dann blose cere- monien seyn/ die man gebrauchen oder nicht ge- brauchen moͤge/ und auch als stuͤckwerck/ wann nunmehr das vollkom̃ene im reich Christi Da- vids/ das ist/ David Joris/ kommen wird/ auffhoͤren muͤssen. Ibidem, it. lib. Was vorgehen und nachfolgen soll. Artic. 23. Daß keine wahre/ wesendliche und ausserhalb den menschen selbstaͤndige teuf- fel seyn/ sondern/ wann in der Schrifft von teuf- feln gesaget wird/ werden dadurch verstanden die boͤsen menschen selber. Lib. 2. Mirab. cap. 28. 29. 30. lib. Vom glauben/ lib. eine abson- derung.| Artic. 24. Jm gegentheil/ daß die gute hei- lige engel auch nicht seyn selbstaͤndige creatu- ren/ die ihre eigene krafft und wuͤrckung haben/ sondern GOttes willen und krafft selber/ wie dieselbige sich erweiset/ fuͤhlen und empfinden laͤst in dem menschen zum guten uͤber die guten/ zum boͤsen uͤber die boͤsen/ ja folgends die wie- dergebohrne Christen selber/ ein jeder nach dem ampt und art seines geistes. Part. 2. Mirab. cap. 27. lit. A. C. Artic. 25. Daß Christus nicht sichtbarlich in den wolcken deß himmels werde kommen zum gerichte. Lib. 3. Mirab. cap. 10. Handbuch fol. 73. Artic. 26. Daß himmel und erden nicht vergehen/ sondern in alle ewigkeit bestehen blei- ben; wann aber in der Schrifft wird gesaget/ daß himmel und erden vergehen/ werden da- durch verstanden die menschen der welt. Entschuldigung David Joris/ art. 24. lib. 1. Mirab. cap. 25. lib. 2. cap. 17. Artic. 27. Daß Christus David nebst sei- nem leichnam/ der David-Joristischen gemei- ne/ die welt richten und urtheilen soll/ zur zeit seines leiblichen und troͤstlichen fortkommen- den wesens/ wann dieselbige erfuͤllet. Part. 1. Mirab. cap. 54. lit. H. part. 3. cap. 1. lit. D. p. 2. c. 59. lit. H. \& B. Artic. 28. Daß zweyerley seelen seyn/ etliche unsterblich und unverderblich/ die nemlich durch die wiedergeburt geistlich und himmlisch/ ja GOtt gleich worden und ihren tabernackul im ewigen leben behalten. Etliche aber sterb- lich und verderblich/ nemlich die seelen der un- glaubigen/ die fleischlich und irꝛdisch ohne wie- dergeburt bleiben/ die vergehen sampt den lei- bern gaͤntzlich und werden zu nichts/ behalten kein leben an sich weder außwendig noch in- wendig/ wie das unvernuͤnfftige vieh auff dem felde. Lib. 2. Th. IV. Sect. II. Num. XXXII. David Joris anklagen. Lib. 2. Mirab. cap. 46. \& 47. lit. A. B. F. \& cap. 96. lit. D. Artic. 29. Hieraus erfolget fuͤr sich selbst/ was er von der hoͤlle und dem himmel halte/ wo gottlose uͤbrig seyn nach diesem leben/ be- darff es auch keiner hoͤllen und orts der quaal. Wie David Joris seine teuffel seyn/ so muß auch die hoͤlle seyn: und hinwiederum/ wie die hoͤlle ist/ so ist auch just in contrario der himmel/ spricht er selber. Part. 2. Mirab. cap. 98. lit. C. Derohalben wie die hoͤlle der gott- losen menschen allerletzte und schrecklichste ver- nichtung ist; also ist der himmel nichts als die hoͤchste verklaͤrung und erhoͤhung der gottse- ligen/ ja der verklaͤrte mensch selber. Lib. 2. Mirab. cap. 98. \& 16. lit. A. Artic. 30. Daß die Obrigkeit gut und von GOTT gebotten/ aber/ wann dieselbe gott- loß/ habe die gemeine Christi macht dieselbige abzuschaffen/ und da hieruͤber ein krieg sich er- huͤbe/ ein ander haupt zu erwehlen. Lib. 2. Mi- rab. cap. 92. \& lib. 1. cap. 25. lib. 3. cap. 6. Da er außdruͤcklich saget/ daß in dem neuen Zion und reiche Christi Davids/ die Koͤnige/ Fuͤr- sten/ Herren/ Cantzler/ Secretari en/ Bischoͤffe/ Gelehrte ꝛc. sollen geschlachtet und nicht mehr gesehen werden. Artic. 31. Daß ein glaubiger Davi- dianer im reiche Christi Davids/ an die gese- tze deß ehestandes nicht verbunden/ und deßwe- gen. 1. Aus liebe und begierde zu heiligen kin- dern/ mehr/ dann eine frau zugleich haben moͤg. 2. Moͤge wol hie und da den heiligen samen suchen und erwerben. 3. Wann er eine schwache und unfruchtba- re oder schwangere frau hat/ ohne suͤnde und mit gutem gewissen/ damit der heilige same nicht umbkomme und verderbe/ zu andern weibern sich legen. 4. Ein geistlicher mitbruder dem andern sei- ne frau leihen/ und deß HErrn werck auch mit freuden in seiner gegenwart/ ja/ vor seinen augen lassen verrichten/ doch sollen die freyen umb aͤr- gernis unter den schwachen und unglaubigen zu verhindern/ wie auch ihre eigene gefahr zu ver- meiden/ sich dieser ihrer empfangenen freyheit/ nicht alßbald im anfang offentlich nach ihrem belieben gebrauchen/ sondern vielmehr hierin ei- ne sonderbahre bescheidenheit/ maͤssigkeit/ weiß- heit und fuͤrsichtigkeit wissen in acht zu nehmen/ nach der lehre Pauli: Alles ist mir wol frey und vergoͤnnet/ aber es nutzet nicht alles/ biß so lange die zeit erfuͤllet/ und die vielheit deß volcks im gehorsam deß geistes herzu kommen. Sonsten aber/ wann sie sich hierin zur gnuͤge wissen fuͤrzusehen/ koͤnnen und moͤgen sie von niemand/ wegen deß gebrauchs der frauen ge- urtheilet und beschuldiget werden/ alldieweil sie rein und frey seyn. Historia Nicolai Bles- dickii. Lib. von der haußhaltung. lib. hie soll alles fleisch u. seine glorie ver- gehen. lib. 2. Mirab. cap. 116. 117. 118. Ubbo Emme: Lib. Prophetiæ und Perfectiæ artic. 5. lib. geschrie- ben an die wei- sen. Entschuldigung David Joris an den Herrn â Lasco. cap. 8. Jnsonderheit gehoͤren hieher die nacketen bil- der in dem wunder-buch uͤber die geburts-glie- der/ daß nemlich der bauch bedeute die seligkeit/ der nabel die gesundheit/ die weiblichkeit das le- ben/ oder die wollust deß geistes/ die maͤnnlich- keit den hohen muth GOttes oder geist deß le- bens/ krafft und macht ꝛc. Artic. 32. Daß ein glaubiger Davidianer gar wol moͤge Esaus kleyder anziehen/ Jacob aber im hertzen seyn/ das ist/ einen falschen schein annehmen/ und allen religionen in der welt/ wie sie namen haben/ sich aͤusserlich gleich stellen/ und also die welt betruͤgen/ allein seinen glau- ben im hertzen verborgen halten/ und die selig- keit heimlich von GOtt erwarten. NB. Dieser punct machet/ daß man keine David-Joristen kan finden/ ob schon die welt derselbigen voll ist. Vid. Lib. 1. Epist. part. 4. fol. 10. \& part. 3. fol. 33. lib. 3. Lib. Wie man sich in diesen gefaͤhrli- chen zeiten soll ver halten. Lib. Wahrschauung an alle getreue wahre glaubige/ wie sie sich in stillheit be- geben und sich verbergen sollen. NUM. XXXIII. Der verdaͤchtigen David-Joristen uͤbergebene Confession an Jhro Hoch-Fuͤrstliche Durch- leucht. Jm namen der heiligen hochgelobten Dreyfaltigkeit. Amen. Wir zu ends-benannte bezeugen hiermit vor GOtt und der welt/ mit auffrichtigem hertzen und gutem gewissen/ daß wir nebst den unseri- gen nichts anders wissen/ halten/ noch glauben/ als wie wir von jugend auff von unsern lieben aͤltern aus dem heiligen Catechismo Lutheri, so allhier zu Toͤnningen in den schulen gebraͤuch- lich/ in den schulen/ kirchen und beichtstul seynd unterrichtet und gelehret worden/ und auch also den worten deß lieben Catechismi/ wie sie da stehen/ schlecht und recht anhangen/ und uns auch (des wir uns nicht ruͤhmen) im gemeinen leben und wandel dermassen verhalten/ daß man auch wegen anhoͤrung Goͤttlichen worts und gebrauchs der heiligen hochwuͤrdigen Sa- cramenten/ so wol fuͤr uns als die unserigen/ uns nicht zu beschuldigen haben wird. Weil auch zu diesem verdacht und unruhe Luc. 3. \& 12. Marc. 1. Matth. 8 . Joh. 1. \& 3. entstehet/ wegen der heiligen Tauffe und Nachtmahl unsers HERRN JESU Chri- sti; sagen und halten wir nach unserm we- nigem verstande/ erstlich von der Tauffe/ da- fuͤr/ daß wir nicht durch das wasser/ beson- dern auch durch die krafft deß Heiligen Geistes muͤssen getauffet seyn/ und halten dafuͤr ge- wiß/ daß wir dadurch des verdiensts unsers ge- creutzigten Heylandes JESU CHristi ge- niessen und von neuem gebohren werden/ das A. K. H. Vierter Theil. G g 2 kleid Th. IV. Sect. II. Num. XXXIII. Der verdaͤcht. Dav. Jorist. uͤbergeb. Conf. kleid der suͤnden ablegen/ und taͤglich durch die krafft deß Heiligen Geistes auffwachsen und zunehmen. Zum andern/ was anlanget das heilige hochwuͤrdige Abendmahl unsers HERRN und Heylandes JESU CHristi/ koͤnnen wir aus dem grunde unserer seelen nichts an- Joh. 6. 1. Cor. 11. ders zeugen und sagen/ als die heilige Schrifft darvon meldet/ daß/ wer dann nicht wird essen das fleisch deß menschen Sohns/ und trincken sein heilig blut/ der hat kein leben noch theil an ihm. Wer aber JEsu CHristi fleisch isset und sein blut trincket/ der wird e- wig leben/ und er wird ihn am juͤngsten tage aufferwecken zu seinem ewigen heyl. Halten und glauben auch danebenst/ wie uns der HERR JESUS CHristus (der uns mit seinem tod und blut erloͤset hat) durch seine hei- lige Propheten und Apostel gelehret/ daß wir durch ihn/ als durch den rechten weg und thuͤr der warheit und deß lebens/ auß unserm alten boͤsen suͤndlichen leben/ in ein bessers GOTT wohlgefaͤlliges leben und wesen ge- hen muͤssen/ und daß wir sonsten die hei- lige Sacramenten nicht wuͤrdiglich genies- sen noch glaͤubig genennet werden koͤn- nen. Ferner haben wir auch vielmahls unsere be- kaͤnntnis vor unsern Herren Predigern im beichtstul gethan/ also/ daß sie/ und auch die vor ihnen hier an ihrer stelle gewesen/ dar- mit vergnuͤget/ und darauff ge absolvi ret/ auch wir das hochwuͤrdige Abendmahl darauff empfangen; was nun weiter zu unserer seelen heyl und seligkeit zu wissen noͤthig/ dasselbe hoͤren und lernen wir taͤglich von unsern Lehrern und Predigern in der kirchen/ wissen auch (GOTT lob) wol/ daß alle/ die in ihren wolluͤsten leben/ lebendig todt seyn. 1. Tim. 5. Und daß wir GOTT den allmaͤchtigen/ der einig im wesen/ dreyfaltig in personen/ von gantzen hertzen und seelen/ und unsern naͤch- sten/ als uns selber/ lieben sollen. Jn sum- ma alles/ was dem wort GOTTES ein- verleibet/ und mit der Propheten und Apo- stel lehre uͤbereinstimmet/ demselben seynd wir von hertzen zugethan. Dagegen aber allem/ was dem zuwider/ widerstreben wir/ so viel muͤglich/ gleichwie wir solches in unserer Tauffe angelobet. GOTT der allmaͤchtige verleyhe uns seine gnade/ daß wir dieses in der warheit und in der that bestaͤttigen koͤn- nen! Wuͤrde nun hierunter uͤber unser verhoffen etwas seyn/ darinnen wir irren/ oder fehlen moͤchten/ wie wir nicht hoffen/ begehren wir eines bessern unterrichtet zu werden; Da- fern es aber nicht/ zweiffeln wir auch nicht/ es werden Jhro Fuͤrstliche Gnaden uns dabey schuͤtzen und handbieten. Dieses ist also unserm geringem verstande nach der grund unserer seelen/ worzu wir auch von jugend auff von unsern lieben eltern seynd erzogen worden/ wobey wir auch verhoffen ungezweiffelt zu verbleiben/ und durch JE- SUM Christum/ unsern einigen Erloͤser und Seligmacher/ die ewige seligkeit zu erlangen. Amen! Huc usque die verdaͤchtigen Davidianer. Quæritur. Was von dieser Confession zu halten? Ob dieselbige also beschaffen/ daß bekenner damit deß starcken verdachts in dieser greuli- chen und daneben hoͤchst-list-und betruͤglichen Secte/ darinn sie wegen der buͤcher und schriff- ten/ so bey ihnen gefunden/ und auch anderer ursachen halber/ stecken/ sich zur gnuͤge entschla- gen? Und insonderheit auch/ ob dieselbige Prediger/ welche sie in ihren gemeinen haben/ und nach GOTTES befehl die leute nicht al- lein sollen warnen fuͤr suͤnden/ sie hoͤrens oder lassens/ sondern auch treulich sorgen/ daß die heilige absolution und das hochwuͤrdige A- bendmahl nicht den unwuͤrdigen zur verach- tung unsers Erloͤsers JESU CHristi und zu mehrer verstockung und groͤsserer verdammnis ihrer selbst/ gereichet werde; darneben auch huͤten und wehren/ daß nicht durch einige gele- genheit (die in religions-sachen nach deß seligen Herren Lutheri urtheil/ nimmer zu gerin- ge ist) heimlich oder offentlich/ jetzo oder in das kuͤnfftige der Christlichen kirchen/ ja einer eini- gen seelen gefahr entstehe. Ob dieselbe/ sagen wir/ durch solche besagte Confession also in ihrem gewissen befriediget und versichert seyn koͤnnen/ daß sie die bekenner darauff zur absolution und heiligem Abend- mahl zu lassen/ ferner kein bedencken tragen doͤrffen? Resp. Hierauff wird nach fleissiger betrachtung umb gewissens willen und vor GOTT geant- wortet/ daß man solches nicht thun koͤnne/ oh- ne hohe verletzung unsers bey seligkeit-gefahr anbefohlenen ampts; dann/ anderer umbstaͤn- de zu geschweigen/ die sonsten bekannt seynd/ und den handel sehr aggravi ren/ gibt uns dessen gnugsame ursach die blosse und in thesi ge exa- minir te Confession, dann dieselbe ist 1. Unvollkom̃en/ inmassen in allen Christli- chen Confession en nicht nur die bekaͤnntnis der reinen lehre/ sondern/ umb gefahr und aͤrgernis der einfaͤltigen zu verhuͤten/ auch klare verwerf- fung der gegengesetzten irrthuͤmer wird erfor- dert/ zumahlen derselben/ derer verdacht man nicht mit solcher Confession vor Gott und der Christlichen kirchen will von sich lehnen. Wie dann nicht allein die vier œcumenica concilia, sondern auch die Augspurgische Confession in- sonderheit/ solches fleissig observi ret/ welche auch nicht nur consequenter, sondern als namentlich David Joris und seine lehre ver- dammet/ mit dem namen der Wiedertaͤuf- fer/ darunter David Joris gehoͤret/ auch von Bullingero und andern historicis wird gesetzet/ ingleichen der specisicir ten irrthume in Artic. 5. von verachtung deß worts und Predig-ampts/ in Artic. 22. von der per- fection ꝛc. durchaus schuldig ist. Derowe- gen weil diese leute sich zu solcher Confession steiff bekennen/ und durch David Jorissen/ den an Jhro Hoch-Fuͤrstliche Durchleucht. den in der gantzen Christenheit verdamme- ten ertz-ketzer/ weder in genere noch in spe- cie mit seiner lehr und laͤsterung verwerffen und anathematizi ren/ ungeachtet daß sein irrthum sonnen-klar in ihnen vorgehal- ten/ darauff sie auch nichts einzuwenden ge- habt/ koͤnnen wir sie unmuͤglich fuͤr der Aug- spurgischen Confession rechte anverwandte er- kennen/ und sie deß Davidianischen ver- dachts erlassen/ wir muͤssen anderst unser gewissen mit dem Wehe beschweren/ so Chri- stus gedreuet hat allen denen/ die einen aus den geringsten aͤrgern. Dann so Lutherus und andere vornehme Theolog en von der/ weit von dieser David-Joristischen unter- schiedenen Calvinischen lehre so bestaͤndig ge- urtheilet/ daß so lange deroselben adhæren- ten der vorigen groben Calvinisten hypothe- ses nicht verwerffen/ sondern stillschweigend vorbey gehen wollen/ sie auch ihre beruͤhmte einigkeit mit uns fuͤr lauter list und betrug gehalten. Warum sollten wir nicht viel- mehr in dieser sache gelten lassen/ was die Prediger der dreyer staͤdte/ Luͤbeck/ Ham- burg und Luͤneburg in ihrem außfuͤhrlichen bericht wider die neue Propheten setzen. pag. 20. Wir muͤsten auch die einfaͤltigen aller in solchen buͤchern begriffenen irrthuͤmern be- schuldigen/ so lange sie die buͤcher nicht verwerffen; Dann ob sie gleich sagen/ sie verwerffen alles/ was wider der Propheten und Apostel schrifften lauffet/ ist doch sol- ches nicht gnug/ alldieweil sich dessen kein ketzer verweigert/ sondern ein jeder ihm den rechten verstand der Schrifft zu haben einbil- det/ nach seiner detorsion, und also ver- meinet/ daß seine lehre hiermit nicht ge- troffen werde. Damit aber unter solchem prætext die kirche nicht moͤchte betrogen werden/ hat man je und alle wege deut- liche Confessiones in thesi \& antithesi wider sie gemacht/ wie auch die Augspurgische Con- fession und Formula Concordiæ namentlich dahin gerichtet seyn. 2. Jst sie untuͤchtig/ hoch-verdaͤchtig/ und unsern Symbolis, deren sie sich ruͤh- men/ nicht gemaͤß; also daß wir nichts anders koͤnnen schliessen/ dann daß beken- ner/ nach David Joris gebrauch/ unter zweiffelhafftigen ungnuͤgsamen reden/ sich vorsetzlich verstecken; oder aber/ da sie ih- nen selber beduͤncken lassen/ daß sie mit der Augspurgischen Confession und Lutheri Ca- techismo einig seyn/ dannoch durch die Re- formation deß David-Joristischen Cate- chismi (daraus der rechte verstand deß woͤrtlichen glaubens/ wie er redet/ aller- erst zu lernen) nebst lesung seiner buͤcher dergestalt confundi ret seyn/ daß sie weiß und schwartz nicht koͤnnen unterscheiden/ und keine unsern Symbolis gemaͤsse bekaͤnnt- nis thun/ wie gerne sie auch die zunge nach unserm foro lencken und beugen woll- ten/ dann: Zum ersten bekennen sie von der Tauffe/ wir muͤssen nicht allein durchs wasser/ sondern auch durch die krafft deß Heiligen Geistes ge- tauffet werden. Resp. Das ist (α) Mit zweiffelhafftigen und untuͤchtigen worten außgesprochen: Dann sie sagen nicht/ was die Tauff sey/ noch was sie wuͤrcke/ son- dern wodurch wir muͤssen getauffet seyn/ in solcher prædication, die keine Sacramentali- sche vereinigung/ sondern eine solche sepa- ration importiret, wie sie David Joris lehret. (β) Daß sie in unserem Catechismo Aug- spurgischer Confession, noch einem benam- ten Scribent en nicht zu finden/ haben sie auch nimmermehr in examine junger oder al- ter leute gehoͤret/ halten es auch dafuͤr/ daß niemand/ der sich nicht mit Sectirischen buͤ- chern geschleppet/ wird auff solche rede kom- men koͤnnen. (γ) Daß sie in solcher form in der Schrifft/ noch in der frage: Was die Tauffe sey? nicht gebrauchet werden/ besondern bedeu- ten allein die wuͤrckende ursache der kraͤfftigen wasser-Tauffe deß außgegossenen Pfingsttaͤgi- gen H. Geistes/ wie auch der grossen angst/ an- fechtung und versuchung. (δ) Daß sie David-Joristisch seyn/ als welcher David Joris die Wasser-Tauffe nicht hoͤher und mehr achtet/ als ein krafft-loses bild/ beydes der versuchung und deß Geistes der Tausse/ wie er redet/ und darzu dann von ihme allegir ter ort/ Luc. cap. 12. ge- brauchet/ der uns sonst bey keinem einigen Lehrer der kirchen ist fuͤrgekommen. Jn die- ser frage sehe man die kleine entschuldigung David Joris/ Artic. 19. Catech. fol. 60. 61. Jn einem brieffe/ geschrieben in Hollstein Anno 1550. part. 3. setzet er auch hinzu und hiervon diese worte: So gehets allen/ die sich allein mit der wasser-Tauffe/ ohne die Tauffe deß gerechten Geistes (CHri- stus) begnuͤgen lassen. Wir geben auch bey diesem stuͤck billich zu erwegen/ die wort/ welche sie in ihrer erklaͤrung nebst dieser Con- fession uͤbergeben/ von der Tauffe redend: Wir seynd in der Tauffe gestaͤrcket worden. Wer hat jemahls solche reden von Christen gehoͤret? Welcher frommer Christ wuͤrde sich auch nicht scheuen und schaͤmen von diesem heiligen bade so veraͤcht- lich/ als wann es ein spuͤlfaß waͤre/ zu re- den? Thut man das offentlich und vor der hohen Obrigkeit/ was will man zweif- feln daß diese leute gegen privat- personen heimlich und ausser der gefahr der dijudica- tion nicht thun solten. Auch setzen sie in jetzt gedachter erklaͤrung: Die kirche habe drey kleinodien; sein heiliges wort/ seine heili- ge Sacramenta/ und die Tauffe. Wissen also nicht/ was sie von der Tauffe machen und halten wollen. Zum andern/ auff die bekaͤnntnis vom hochwuͤrdigen Abendmahl/ die sie thun mit den worten Joh. 6. Wer nicht wird essen das fleisch deß menschen Sohns/ und trincken sein heiliges blut/ ꝛc. Resp. Daß (1) dieser spruch nicht rede von der G g 3 muͤnd- Th. IV. Sect. II. Num. XXXIII. Der verdaͤcht. Dav. Jorist. uͤbergeb. Conf. muͤndlichen niessung deß leibes und bluts Chri- sti im Hochheiligen Abendmahl/ sondern wer- den von den Calvinisten wider uns in solchem punct gebrauchet. (2) Daß sie nicht stehen in unserm Catechismo noch Augspurgischer Confession, sondern dagegen andere gantz kla- re beschreibung/ die auch jungekinder gnugsam bey uns wissen/ und derowegen auch sie/ die sich derselben so hoch ruͤhmen/ billich ohne entschul- digung wissen solten. (3) Daß es aus Da- vid Joris schul geflossen/ welcher vom brod des lebens und dem fleische deß menschen Sohns handelnd/ diesen spruch ihm allein zu nutz ma- chet/ und gegen das heilige Nachtmahl also ge- brauchet/ Part. 3. Mirab. cap. 23. lit. A. B. C. Item. cap. 13. lit. F. Sein fleisch/ das ist/ sein geist/ lebens-wort der krafft. Nicht das sicht- bare fleisch/ ja sein leichnamlich fleisch nuͤtzet und tauget nicht zu essen. Zum dritten/ die bekanntnis vom verdienst Christi. Resp. Jst uns billich auch verdaͤchtig/ inmassen sie dessen nur mit gemeinen worten und in Paren- thesi gedencken/ derer sich David Joris/ Pho- tinianer/ und Socinianer auch wol gebrau- chen/ und wissen dieselbigen/ die David Joris neue zunge gelernet und gebrauchen/ die außle- gung nach seiner gegebenen regul. Lib. Saͤuberliche beweiß-reden/ worbey man wissen kan ꝛc. (Christus spricht das gleich mit ihm/ in sei- nem exempel aus) darunter wol zu verbergen/ und in specie erklaͤren sie Christi seligmachen- des ampt vom neuen gehorsam allein mit wor- ten der Schrifft/ die nicht also in unsern Sym- bolis und Predigten gebrauchet werden. War- um hat man auch nicht bekaͤnntnis gethan von Christi person und ampt/ vom glauben/ von der ursach/ warum GOtt suͤnde vergibt/ gerecht machet/ ꝛc. darinnen wir sie sonderlich verdaͤch- tig halten; von der privat-Absolution und von der aufferstehung deß fleisches. Jhrer einfalt koͤnnen wirs nicht zuschreiben; dann es seynd alte/ witzige und in unserer kirchen aufferzogene leute/ wie sie selber ruͤhmen/ auch wissen es un- sere kinder und reciti ren es alle Sonntag in un- sern kirchen. Sondern es kommt daher/ daß sie solches in David Joris schrifften gelesen/ un- sere Predigten aber/ fuͤr diesen hohen geist/ nicht achten/ nicht verstehen noch glauben. Sum- ma/ diese Confession ist also beschaffen/ daß wer dieser Secten kundig/ muß bekennen/ man ken- ne hier den Guguck an seiner stimme/ den Gali- laͤer an seiner sprache/ die Ephraimiten an ihrem schiboleth erkennen; und kan kein gewissenhaff- ter Prediger darauff jemand absolvi ren/ und wie sie sagen/ dabey zu verbleiben und getrost zu sterben heissen. Objectio. Man seye vor diesem mit ihrem bekaͤnnt- nis zufrieden gewesen. Resp. Darauff gibt man diesen bescheid/ daß man zuvor solches habe thun muͤssen/ weil man die rechten buͤcher nicht gehabt/ der neuen David-Joristischen zunge nicht gewohnet/ man auch niemahls so heraus gebrochen/ als je- tzo geschehen/ da wir sonsten ohne argwohn und grosser diffiden tz nimmer gewesen. Nachdem wir aber nunmehro Davidiani- sche muͤntze haben kennen lernen/ haben wir sol- che ihre erkaͤnntnis nicht gebillichet/ sondern aus ihren worten/ den David-Joristischen geist bald abnehmen koͤnnen. Hat man sie gefraget von der krafft deß Goͤttlichen worts/ ist geantwortet/ man muͤs- se dem wort gleich werden. Lib. 3. Mirab. lit. A. cap. 23. Von der ursache/ die der gerechte GOtt an- sehe/ darum er uns so viel suͤnde und gebrech- lichkeit verzeyhe? Hat man geantwortet: Es waͤre unser guter wille. Part. 3. Mirab. c. 28. lib. 1. Wann sie haben von ihrer kinder-Tauffe be- kaͤnntnis eingebracht/ haben sie gesagt: Sie haͤtten ihren kindern durch die Tauffe den na- men lassen geben. Catechism. fol. 58. Wel- ches alles David-Joristische termini seynd und seine eigene worte. Auch hat man/ weiß es GOtt/ mit grossem verdacht und betruͤbnis zur gnuͤge verspuͤhret/ daß sie den namen unsers Erloͤsers JEsu Chri- sti und sein heiliges verdienst/ entweder gar nicht/ oder doch gantz frigidè im beichtstul ge- brauchen/ auch in sterbens-noth (darzu wir doch selten gefordert werden) ohne erinne- rung/ nicht wie es seyn soll/ andaͤchtig es ge- dencken. Jst derowegen gnug/ daß man vor diesem solches/ da mans nicht hat gewust/ muͤssen dul- den; nunmehro aber/ da mans weiß/ kan man wider wissen/ fuͤhlen und sehen/ nicht laͤn- ger darzu schweigen/ wir wuͤrden uns sonsten alles dessen/ was vor diesem hierinn von ihnen delinqui ret/ theilhafftig machen/ und also uͤber uns/ ja land und leute/ GOttes gerechte straffe bringen. Endlich und zum letzten/ hat man die Con- feren tz/ so daraus ins kuͤnfftige gemacht/ und zu mercklicher befoͤrderung ihrer Secte gebrauchet will werden/ wol zu erwegen; nemlich es ge- brauchen sich sonsten diese leute eines solchen weges in propagatione ihres unkrauts/ daß sie die leute bereden: David Joris seye ein mann/ wie Lutherus gewesen/ und mit ihme in fundamento einig. Wann nun die- se Confession, die in keinem stuͤck David Joris zuwider/ sondern sein eigen ist/ so solte fuͤr or- thodox angenommen werden/ wuͤrden sie ein maͤchtiges præjudicium zur bestaͤttigung sol- cher luͤgen daraus machen/ und zum schaden vieler seelen gebrauchen. Derohalben ists hoch noͤthig/ daß sie sich nicht nur insgemein zur Augspurgischen Con- fession bekennen/ sondern darneben auch sich namentlich von David-Joristischer Secti- rischer gemein mit offenbahrer/ unverhole- ner improbi rung seiner lehre separi ren/ da- mit zum wenigsten wir in unserm gewissen vor GOTT und der gantzen Christlichen kir- chen hier und an andern orten entschuldiget seyn moͤgen/ als die das ihrige gethan/ und alle aͤrgernis/ so viel mensch-und muͤglich gewe- an Jhro Hoch-Fuͤrstliche Durchleucht. gewesen/ vorgebauet haben. Das uͤbrige be- fehlen wir JESU CHristo dem kuͤnfftigen Richter/ der hertzen und nieren pruͤfet/ und alles zu seiner zeit offenbahren und richten wird. M. Johannes Moldenit. M. Fridericus Jessenius. Copia Mandati. Wir von GOttes Gnaden Friedrich/ erbe zu Norwegen ꝛc. Entbieten allen und jeden eingesessenen unserer landen Eyderstaͤdt/ Ever- schop und Uthhelm unsere gnade/ euch nicht weniger als andern unsern unterthanen dar- nechst zu wissen fuͤgend/ welcher gestalt wir mit besondern ungnaden vermercket/ daß verschie- dene personen in der stadt Toͤnningen und be- sagter lande Eyderstaͤdt mit deß ertz-ketzers/ und vor vielen jahren zu Basel auffgegrabenen und verbrannten David Joris buͤchern sich ge- schleppet/ und dieselbige in ihren haͤusern ge- habt/ dannenhero wir ein solches an denselbi- gen gebuͤhrlich zu straffen wol befuget gewesen. Alldieweil aber sie nunmehro so wol schrifft-als muͤndlich mit einer solchen glaubens-bekaͤnnt- nis/ darinn die lehre ungeaͤnderter Augspur- gischer Confession, welche in diesen Fuͤrsten- thuͤmern oͤffentlich im schwange gehet/ ap- probi ret und vorgenommen; hingegen Da- vid Joris lehre und buͤcher improbi ret und ver- worffen werden/ sich purgi ret/ so wollẽ wir auch fuͤr dißmahl was bißhero vorgangen/ verges- sen/ und sie deß starcken verdachts/ darin- nen sie gestecket/ erlassen/ doch mit ange- hengter dieser commination, weil die David Jorische Secte eine abscheuliche gotteslaͤster- liche lehre/ die keines weges zu erdulten/ da- ferne ins kuͤnfftige einer oder ander/ mann o- der weib/ er seye wer er wolle/ in unserer bothmaͤssigkeit/ mit solchen David-Jori- schen buͤchern und schrifften/ sie heissen wie sie wollen/ sich wuͤrde schleppen/ dieselbige im hause haben/ lesen oder mittheilen; noch auch David-Joris seine lehre und buͤcher ruͤh- men/ vertheidigen/ und der stadt und Uni- versi taͤt Basel relation von David Joris und seiner lehre ꝛc. ein laͤster-buch nennen/ daß der oder dieselbe alsobald fuͤr uͤberwiesene David- Joristen sollen gehalten/ und andern zum exem- pel willkuͤrlich gestraffet werden. Darauff dann unser Staller und Probst in Eyderstaͤdt/ als verordnete visitatores, sich unserm vor diesem wider die buͤcher und schrifften der neuen Pro- pheten außgelassenem Mandato gemaͤß verhal- ten/ und gute achtung geben sollen. Wir befehlen auch hiermit ernstlich/ daß hinfuͤhro sich niemand unterstehe/ diese leute/ die nunmehro mit unterschreibung ihrer Confes- siou allen verdacht von sich gelehnet/ vor Da- vid-Joristen oder dessen lehre anhaͤngige zu schelten/ sie oder die ihrigen dißfalls zu inju- rii ren und zu beschimpffen/ vielmehr fuͤr un- sere glaubens-genossen achten und halten. Hingegen dann auch sie gegen die jenigen/ die in dieser sache hiß dahero auff erfordern/ ihre aussage gethan/ und deren wissenschafft deponi ret/ sich alles injuri rens/ scheltens/ beschimpffung und nachruffung auff offener gassen/ oder sonsten ꝛc. gaͤntzlich enthalten/ gegen jedermann sich schiedlich und friedlich be- zeigen/ und also verhalten sollen/ daß man spuͤre und mercke/ es seye ihnen ihre unter- schreibung ein rechter ernst. Alles bey ver- meydung unsers ernstlichen einsehens. Schließ- lich bleibet noch mahls wie vor diesem den Pre- digern ihr straff-ampt vorbehalten. Urkund- lich unter unserm hand-zeichen und auffge- drucktem Fuͤrstlichen Secret. Gegeben auff un- serm schlosse Gottorff/ den 10. tag Octobris, Anno 1642. ( L. S. ) Friedrich. Relatio verissima. Anno 1642. in der fasten hatte ein burger in Toͤnningen/ genannt Dow Gerritz/ in ei- nem wirthshause/ nomine Friedrich Augu- stins/ in gegenwart vieler leute erschreckliche blasphemi en wider Christi unsers Erloͤsers ho- hes leiden und theures verdienst außgegossen/ welches/ nachdeme es erstlich denen Herren Predigern daselbst von redlichen Christen an- gedeutet/ ist es hernach durch sie an Jhro Fuͤrstliche Gnaden gelanget/ die gemeldten blaspheman ten lassen gefaͤnglich einziehen/ und ist er darauff verhoͤret worden. Wie er a- ber mit seiner bekanntnis nicht heraus wollen/ hat man auff Jhrer Fuͤrstlichen Gnaden be- fehl Meister Philippen/ Scharffrichtern von Husumb gefordert/ der ihm mit der tortur die warheit abfragen sollen/ welches geschehen in der stillen wochen. Dieser genannte Dow nun/ als er den ernst gesehen/ hat etliche der David-Jorischen stuͤcke bekannt/ auch unter andern welche dieser verfluchten Secte anhaͤn- gig/ angezeiget/ da er dann mit der tortur/ wie man saget/ verschonet worden. Jnzwi- schen ist ein Mandatum â Principe Serenissimo ergangen/ daß alle/ so in der gemeine von David Joris buͤchern oder schrifften haͤtten/ dieselbige bey dem Herrn Probst M. Johann Moldenit einbringen sollten. Da seynd al- lerhand seiner schrifften und buͤcher/ etliche gar fein und zierlich eingebunden (weil es ih- rer meynung nach guͤldene buͤcher) etliche saͤ- cke voll beysammen gebracht/ woraus man dieses ertz-ketzers lehr und Religion zur gnuͤge vernehmen und erlernen koͤnnen/ von wel- chen buͤchern Jhrer Fuͤrstlichen Gnaden eins/ der Herr Superintendens M. Jacobus Fabri- tius auch eins/ und der Herr Præpositus M. Johann Moldenit ebener massen ein ex- emplar behalten. Die uͤbrigen buͤcher alle/ seynd den 18. Octobris ejusdem anni auff of- fentlichem marckt umb zwey uhr nachmittags durch den Scharffrichter von Husumb/ Mei- ster Philippen/ daselbst verbrannt worden/ in gegenwart vieler personen/ quos inter \& ego \& uxor mea fuimus, und hatte der Scharffrichter mit Th. IV. Sect. II. Num. XXXIV. Vertheidigung David Joris mit seinen knechtē dabey viele kurtzweilen/ auff- zuͤge und reden. Unter andern sagte er: Jch verbrenne anjetzo deß ketzers buͤcher/ wolte GOtt/ daß auch die lehre auß vieler hertzen zu- gleich mit verbrannt wuͤrde/ aber ich sorge/ sie bleibet mehr als zuviel nach. Dieser obgenannte blasphema nt Dorv Ger- ritz ist in der gefaͤngnis offtermahls von denen Herren Predigern besucht/ die ihn endlich so weit gebracht/ daß er sich verlauten lassen/ oͤf- fentlich in der kirchen vor der gantzen gemeine zu revoci ren/ des David Joris lehre und buͤ- cher zu verdam̃en/ und die gemeine der gegebe- nen aͤrgernis halber umb verzeyhung zu bitten. Worauff er Dominica vocem Jucunditatis (ni fallor) ejusd. anni mit zwey dienern auß dem ge- faͤngnis vom schloß nach der kirchen begleitet/ daß er seiner zusage zufolge nach geendigter pre- digt revoci ren solte; Er ist auch nach der pre- digt vor den altar getreten/ und hat der Herr Præpositus der gemeine angedeutet/ was es mit gegenwaͤrtigem fuͤr eine beschaffenheit haͤt- te/ und wes er gestriges tages gegen ihn und sei- ne Herren Colleg en sich versprochen/ darum er dann auch da zugegen/ und solte demnach ein jeder fleissig zuhoͤren/ was vorgehen wuͤrde. Darauff haben die Herren Prediger diesem Dorv seine grobe suͤnde und schweren irrthum fuͤrgehalten/ ob er sie noch bekennete/ und umb verzeyhung derselben baͤte/ gefraget/ da er mit ja geantwortet. Wie sie ihn nun weiter gefra- get/ ob er dann auch David Joris seine buͤcher und lehre als ketzerisch verwuͤrffe und verschwoͤ- re? hat er geantwortet: Er koͤnte keine lehre noch buͤcher verschwoͤren/ da er doch voriges ta- ges solches zu thun angelobet. Wie er nun des David Joris lehre und buͤcher nicht wollen ab- sagen noch verschwoͤren/ als hat man ihn auch nicht absolvi ren/ viel weniger zum heiligen A- bendmahl admitti ren koͤnnen/ welches sonst ge- schehen waͤre. Er ist darauff mit grosser be- stuͤrtzung der Herren Prediger und gantzen ge- meine abgewiesen/ nach geendigten kirchen ce- remonien wieder nach dem schloß ins gefaͤngnis gebracht und verwahret worden. Bald aber hernach auff fuͤrbitt grosser (vielleicht interes- sen ten/ oder sonsten durch geschenck und gaben/ wie dann die nicht geschonet worden/ und de- rer ein grosser theil zwischen grosse Reide und Schleßwig verlohren/ und von einem bauren/ der sie wieder zur stelle gebracht/ gefunden wor- den) affectionir ter Herren/ dermassen begnaͤdi- get/ daß er der stadt und des landes verwiesen/ ist hernach in krieg gezogen/ darinnen (wie man saget) seines verbrechens halber getoͤdtet/ und seine David-Jorische seele so lang an einem ort zum neuen jahr geschicket/ biß der David-Jo- risten und aller neuen Propheten tausend-jaͤhri- ge welt-freude wiederum angehen wird/ quod certe ad calendas Græcas in Utopia geschehen moͤchte. Jn waͤhrendem aufzuge haben sich ihrer etli- che uͤber die halbe gemacht/ vielleicht daß sie ein boͤses gewissen gehabt/ und gesorget/ daß sie auch bey diesem andern compan zu sitzen kom- men moͤchten/ unter welchen gewesen Juͤrgen Dutscher/ so man fuͤr ihren fuͤrnehmsten lehrer gehalten/ und von deß Johann von Leyden/ Muͤnstrischen Koͤnigs oder Knipperdollings nachkommen und geschlechte. Jmgleichen La- frens der Kayser/ sonst Mahler genant/ der auch nicht wenig verdaͤchtig/ und in deß einen schrifftweisen gibt. Es seynd auch Prophe- tinnen daselbst zu Toͤnningen gefunden wor- den. De quibus 2. Timoth. 3. 6. So weit gehet der Holsteinischen Prediger schrifft/ sampt der historie der ergangenen verfolgung. Nun folget eines ungenannten censur und rettung der aus Joris schrifften an- gefuͤhrten oͤrter. NUM. XXXIV. Vertheidigung David Joris aus des- sen eigenen schrifften. Part. II. cap. 2. lit. L. Wo bleiben dann nun hier drey Goͤtter in GOtt substantiali ter und wesendlich von ein- ander unterschieden/ ohne nicht auch in dem verstand und willen getheilet zu seyn. Fuͤr- wahr die reden kommen mit diesen worten gar nicht uͤberein/ man moͤchte sagen; Es reimet sich wohl/ aber es schicket sich uͤbel zusammen. Ja verdunckelt es nicht gantz und gar umb und umb in uns den verstand von GOtt/ ist es nicht entgegen denen wirckungen GOttes in allen creaturen und dem bilde seiner gutheit Christo nach dem fleisch/ geschweige unserer menschli- chen natur/ GOtt in dreyen zu seyn/ und drey eins zu nennen; Es seye dann/ daß man es nach meiner meynung allein derer personen und des zuvor behaltenen bilde Gottes halber/ nach denen gegebenen gleichnissen verstehen will. Dann wo sich GOtt selbst außdrucket/ geschi- het alles nur durch eins/ ob er dasselbe gleich durch viel etwa engel oder menschen thun will. Wie auch das licht/ das leben/ die liebe/ der friede/ die gerechtigkeit/ die warheit/ die weiß- heit/ gutheit und der verstand alles in ein eintzi- ges Ein gemeldet/ und in dem bilde/ seinem we- sen nach/ außgesprochen wird. Wodurch o- der warum solche vertheilung hergekommen/ kan ich nicht wissen/ ohne durch unsere mannig- falt und daß wir uns selbst so abgeschieden ha- ben. Angesehen unser geschriebener glaube/ Credo in Deum von drey personen einen war- hafftigen GOtt außspricht/ wobey ich es auch gut seyn lassen/ und auch einfaͤltiglich in gutem verstand und andacht allezeit wohl uͤbereinstim- men will/ dannoch/ wie ich es der personen hal- ber begriffen habe/ zum besten die sache hier ger- ne/ so es mir vergoͤnnet ist/ ein wenig eines an- dern meynung ungekraͤncket vornehmen. Die drey personen seyen bloß unserthalben/ nicht um GOttes willen GOtt/ in GOtt und zu GOtt/ sondern er war/ ist und bleibt unpersoͤnlich al- lezeit ein einiger warhafftiger GOtt selbstwe- sendlich/ weil er allenthalben ewig/ sonder an- fang/ sonder ende ist/ und ohne fich selbst zu ver- aͤndern in ewigkeit derselbe/ der er allezeit gewe- sen ist/ bleibet. Welcher uns durch drey wun- derliche tage/ zeiten oder festen ersuchen/ seinen namen bekannt machen/ und also mit uns sich nach uns beugende (in uns schickende) verfahrē wollen. Und zwar solches auch durch drey er- wehlte Goͤttliche personen. Diese personen duͤncken mir zu seyn namentlich Moses/ Chri- stus und Elias/ verstehe die drey huͤtten Gottes vom auß dessen eigenen schrifften. vom Petro genannt. Ja einige moͤchten wol Adam/ Christum und David davor nehmen/ allein das will sich vor diese transfigurir te so wol nicht schicken/ so gut sie auch also erklaͤret davor moͤchten verstanden werden/ so schicket es sich doch viel besser auf die drey huͤtten/ durch welche sich Gott von ewigkeit/ der ein Geist ist/ hat offenbahren und erklaͤren wollen. Nach meinem verstand ist es nicht uneben/ auch nicht der H. Schrifft/ noch dem wort unsers glaubens entgegen/ sondern recht getroffen; so man es al- so will außsprechen und recht nehmen/ kan man die drey personen/ huͤtten/ behausungen o- der wohnungen/ in der verklaͤrung Christi zu- gleich vorkommende/ mit besserm fug oder um- staͤnden geben/ ich will es ansehen/ alle dinge in ihrer eigenschafft nach der warheit endlich er- warten/ deßwegen/ so GOtt will/ nicht streiten noch zancken. Die weißheit soll sich selbst schon hoͤchstloͤblich außsprechen/ und die warheit sich warhafftig zeigen. Last uns nur ihren lehren zur gottseligkeit nachgehen und auff ihren we- gen bleiben. Wer/ wie und was GOtt seye wird sich zuletzt wol finden ꝛc. Ibid. cap. X. lit. D. Stellet euch vor augen das leben/ das licht/ die weißheit/ warheit/ verstand/ gerechtigkeit und die gutheit; Jst es auch anders als eins? oder ist es zertrennlich und unterschiedlich? Ein jeder muß sagen/ Nein. Noch weniger mag das- selbe/ gleich als man der Sonnen/ dem licht/ der finsternis/ hitze und kaͤlte thut/ gemessen wer- den. Dann in fich selbsten ist ein geist und we- sen nicht von einander unterschieden/ weil ja geist kein fleisch ist/ das man in etliche stuͤcke zer- legen und theilen kan/ wie ihr schon gehoͤret habt/ daß die obgemeldte dinge/ als leben und licht/ allezeit eins unzertheilet bleiben muͤssen. Obgleich noch einige doͤrff en sagen/ daß solches wider diesen klaren beweiß/ sattsam erschienen und an dem tag ist/ da GOtt der Vater in einer stimme aus dem himmel uͤber den HErrn JE- sum also gesprochen hat; Diß ist mein lieber Sohn/ an welchem ich einen wohlgefallen und zufriedenheit habe. Zum andern/ da Johannes den Geist Got- tes als eine taube sahe herab fahren auff JE- sum/ welcher als ein Sohn GOttes auff erden ware: Sprechen also offenbahrlich in dreyen den leichnam nach unterschiedenen dennoch die Dreyeinigkeit aus. Worauff ich hier gezwun- gen werde also zu antworten. Jch glaube wol/ daß sie unter drey namen und dem leichnam nach in person menschlicher weise/ wie oben ge- meldet/ moͤgen außgesprochen welden/ aber nach der Gottheit in GOTT gar nicht/ dann GOtt ist einig/ nicht vertheilet noch zu zerthei- len. Sie sagen nur/ wie es dann komme/ daß diese obgemelte schrifft-oͤrter solches besonder allegi ren. Zur antwort dienet diß: daß die Schrifft hier anzeiget und mit außspricht/ laͤu- gne ich nicht/ halte sie auch vor gut/ vor auffrich- tig/ und verhoffe sie auch zu verstehen nach dem sinn GOttes und seines Christi. Doch muß man nicht meynen/ darum/ daß hier eine stimme von dem himmel gehoͤret/ die taube gesehen und JESUS geglaubet wird/ ob GOTT auff dreyfacher weise unterschieden oder zertheilet seye/ oder seyn moͤge/ als drey menschen/ die eben ihr jedweder an einem ort besonders waͤren/ o- der seyn koͤnten/ nein/ der das vermeynet/ ver- fehlet weit der warheit/ die auch dazu selbst von dem HErrn bezeuget wird/ da er spricht: Jch und der Vater sind eins/ wer mich sihet/ sihet den Vater. Weiter; Wer an mich glaubet/ der glaubet nicht an mich/ sondern an den/ der mich gesandt hat. Und wer mich sihet/ sihet den/ der mich gesandt hat. Ferner wisset ihr nicht/ daß ich in dem Vater und der Vater in mir ist? Deßgleichen sagte er an einem andern ort: Kennet ihr mich/ so kennet ihr auch mei- nen Vater. Und; Jhr sollet zerstreuet wer- den/ ein jeglicher in das seine/ und mich alleine lassen; aber ich bin nicht allein/ sondern der Va- ter ist bey mir: Das Bey/ ist so viel/ als Jn mir/ wie er mehr als einmal selbst gesprochen und hier erwehnet ist: Jch und der Vater sind eins; und die worte/ die ich zu euch rede/ spreche ich nicht von mir selber/ sondern der Vater/ der in mir wohnet: Das ist das ewige leben beken- nen. Ferner: Ein GOTT und ein Mitt- ler Christus. Dieses ist ja nun klar gnug den sinn außzudruͤcken und offenbahr/ zu geschwei- gen vieler zeugnisse/ als der Propheten und Apostel. Jch lasse es dabey bewenden/ daß GOTT und sein Sohn oder wort eins/ nicht von einander fleischlich noch geistlich zertheilet/ sondern mit außdruͤcklichen worten im gegen- theil von ihm selbsten hier bewiesen ist; ob ich wohl andere worte gnug hatte: Jm anfang war das wort ꝛc. Hier werden keine andere personen als allein GOtt und sein wort/ wel- ches eins ist/ genannt/ womit wir uns begnuͤ- gen und zufrieden seyn sollen/ so wir mit unsern sinnen nicht irren wollen. Weiter dienet zu wissen/ daß uͤberall oben E. und unten GOtt oder sein Geist sprechen kan/ ja gesprochen habe/ und noch will: dann er ist uͤberall und besitzt den gantzen umkreiß der erden: der himmel ist sein stul und die erde sein fußschemel. Sagt ihr mir nun; die stimme sprach doch an statt des Vaters von dem him- mel ꝛc. So sage ich wiederum; GOTT sprach aus dem busche mit Mose/ und doch ware es der Engel des HERRN/ und dan- noch ware es GOTT/ derda sprach. Ver- stehet ihr das wohl? Deßgleichen sagte der HERR JESUS: Jhr seyd nicht/ die da reden/ sondern der Geist deß Vaters. Auch sagte JESUS zu Saulo; Saul/ Saul/ warum verfolgst du mich? Und si- he/ die stimme kame vom himmel/ und dan- noch ware er auff erden/ der JESUS/ den er verfolgte. Will ihn dann jemand zer- theilen anders/ als ich es persoͤnlicher weise gesagt habe/ der thue es/ wie er will/ er soll sich nicht weiser/ noch verstaͤndiger/ sondern wohl blinder unter denen verwirrten heraus fin- den. Derohalben bemuͤhet euch damit nicht/ das ist das beste. Glaubet nur von hertzen an den warhafftigen GOTT des ewigen rechts und gerechtigkeit/ daß er seinen Sohn oder wort/ ein licht vom licht/ außgesendet/ der von dem Vater außgegangen auff die welt/ die warheit von dem Vater zu bezeugen ge- kommen ist/ auff daß sie alle/ die in ihm an GOtt glauben/ leben und friede mit GOtt haben ꝛc. A. K. H. Vierter Theil. H h Part. II. Th. IV. Sect. II. Num. XXXIV. Vertheidigung David Joris Part. II. cap. 13. lit. C. Also gehet das außwendige vor das inwen- dige: obwohl das inwendige vor das außwen- dige war/ und ist. Nichts destoweniger/ so ist es alles eins/ und kommt auff ein schoͤpffen und machen aus/ dann das eine kom̃t aus dem an- dern nach dem andern fort: da dann ein grosser verstand in begriffen ist/ den menschen nach dem bilde GOttes zu schoͤpffen/ welches nach dem sinn deß hertzens/ gleich wie mann und weib in dem bilde muͤssen gesehen werden/ an den tag zu kom̃en. Dieselbe eꝛscheinē auch nicht eheꝛ/ als biß auffs letzte in seiner herrlichkeit/ hoch- heit und schoͤnheit auß seinem werck und schoͤpf- fung/ welches auff das letzte erst vollkommen in ihm/ und durch ihn kan fortgebracht werden/ gleichwie geschrieben stehet/ nemlich/ GOTT schuff den menschen von einem ende deß him- mels biß zu dem andern; das heist/ nicht in einem/ noch aus einem glied/ sondern von vie- len: nemlich/ von oben dem haupte an biß unten zu den fuͤssen/ auch nicht unvollkom- men in ein kindisch/ sondern maͤnnliches we- sen nach seinem bilde. Worin und mit er alles inzwischen unter ihn bringet/ wuͤrde es anders recht verstanden und wohl eingesehen/ doch mit Goͤttlicher erkaͤnntnis muß dieses geschehen. Daher koͤmmts/ daß in solchem sinn GOTT IV. Esdr. 23. zu Esdram sagte; der gerne den mann auff dem meer gekennet haͤtte; So wenig als du kanst wissen/ noch außgruͤnden/ was in der tieffe des meeres ist/ so wenig kanst du meinen Sohn se- hen/ und die mit/ oder bey ihm seyn biß auff den tag ꝛc. Das ist warhafftig/ so mercket und verstehet nun von GOTT/ was unser glau- be davon in sich haͤlt; nemlich von dreyen per- sonen/ nicht drey Goͤttern/ sondern nur ei- nen einigen warhafftigen GOTT. Hier kan niemand was gegen sagen: Ein einiger war- hafftiger GOtt muß es bleiben/ ob ihn gleich einige so/ andere anderst außsprechen; so wissen/ sehen/ noch verstehen sie nicht/ was sie davon sagen. Drey personen und ein warhafftiger GOTT. Ein jeder legt es vor dem andern wunderlich/ jeder nach seinem sinn aus. Dar- um will ich hier meinen sinn auch/ ein anderer mag es verbessern/ sagen/ weiß es jemand besser/ er bring es dagegen vor. Sehet/ die drey per- sonen seynd leute/ oder laut-gebende stimmen; menschen/ die durch das gelaut derer stimme die personen GOttes verwaltet haben/ seynd drey sonderbahre/ außerwehlte/ außgesonderte men- schen GOttes/ die als haͤupter oder anfaͤnger in der person an GOttes statt gedienet haben; nemlich/ Moses/ Elias und Christus/ dersel- be faͤnget an und vollendet alles ins rechte we- sen. Das seynd drey huͤtten/ die alle als Goͤt- ter/ dennoch in eins/ zu eins außgesprochen wer- den/ davon die drey irrdische vaͤter und auch die huͤtte Mosis ein schoͤn gleichnis abbilden. Daher stehen auch die drey haͤuser oder tempel zum zeug-und gleichnisse da/ in welchen GOtt wohnen und ruhen wolte; wie zuvor gemeldet und von anfang erwehnung geschehen ist. Die- se seynd wohl unterschiedlich von personen/ aber GOtt ist eins/ wie die gantze H. Schrifft be- zeuget und zuvor gnug erklaͤret ist/ ꝛc. Part. 3. Mirab. fol. 16. lit. A. Cap. XIII. Wie man in alle wege zum vollkommenen wesen und der hoͤchsten erkaͤnntnis Christi und GOttes gelangen moͤge. So ist dann die erste erkaͤnntnis bey uns al- A. lein nur buchstaͤblich/ dunckel und ungewiß/ ein licht/ oder gesicht/ das man außleschen und ver- decken kan. Darum es in einem sehr krancken glauben begriffen/ dannoch alles von GOtt ist/ aber ferne ist es von dem warhafftigen licht/ weit von der recht hohen/ geschweige der aller- hoͤchsten erkaͤnntnis Christi und GOttes/ dar- zu wir in der vollkommenheit kommen muͤssen. Welches von Johanne/ noch von den Apo- steln/ noch von Christo selbst im fleisch nicht deutlich gnug erklaͤret ist/ als nur alles in einem dunckeln gleichnis-weise Prophetischen wort/ nach dem es dem fleisch und dem menschen in der zeit nutz ware/ und sich vor ihn zum ersten schickete: weiter mochte es nach der warheit vor die zeit nicht seyn. Das ist die warheit. Dann also nimmt es seinen anfang als aus nichts in ein kindisch wesen/ welcher gestalt es eben gleich erscheinen muste/ es ware aber in der krafft ver- wahret und vollendet in dem Heiligen Geist/ zur zeit der letzten siebenden posaunen/ wann das verborgene ewige/ unsichtbare/ lebendi- ge wesen aller vollkommenheit an das licht koͤmmt. Dannenhero ware schon Johannes zu der zeit groß geachtet/ kein groͤsserer oder heiligerer von frauen gebohren/ auffgestanden/ uͤber alle Propheten zu seyn/ so ist dannoch der kleinste im himmelreich groͤsser dann er; Verstehet das wohl; Es ist gewiß. Dann eine solche geburt uͤbertrifft ihn weit. Gedencket nun/ wie selig muß seyn/ der das brod im reich GOttes isset/ damit gespeiset/ auffwaͤchst. Ohne zweiffel wann derselbe hervor an den tag koͤmmt/ sollen sich alle menschen davor entsetzen/ uͤber seiner groͤsse/ hochheit und schoͤnheit voll verwunde- rung werden/ ja das soll geschehen. Also ware er ein brennend und scheinend licht (wie vorher verkuͤndiget ist) aber nicht das warhafftige licht. Er ware ein nacht-licht/ aber kein tages- licht/ das kein mensch wehren oder außblasen kan. Merckets wohl. Derohalben ware es zu erst noͤthig/ wehrt und theuer zu achten/ weil es nacht und dunckel in der welt ware/ gleichwie es nun uͤberall in allen menschen ist. ꝛc. Præfat. Lib. I. Mirab. Angesehen GOtt der Vater uͤber alles gebe- A. nedeyet/ uns allen/ sonder einige zeit und stund außzunehmen/ gegeben und gewolt hat/ daß wir als die verlohrne darinnen nach ihm fragen/ suchen und also finden moͤchten/ so hab ich dieses fest zu hertzen genommen/ solches nicht unter- lassen noch umsonst/ als eine unzeitige geburt/ auff erden seyn wollen. Habe aber das ewige licht und geistliche lebende wort nach meinem verstande/ von gantzem hertzen begehret und gewuͤnschet/ und GOttes gnade und liebe er- langet. Wie mir nun mit befindlicher warheit wiederfahren/ uñ allzu wunderlich umb zu sagē/ geoffenbahret ist/ habe ich (dieses jetzt nicht zu beruͤh- auß dessen eigenen schrifften. beruͤhren) dieselbe geistliche gaben und den himmlischen erlangten reichthum in dem er- kaͤnntnis Christi nicht verschweigen/ noch bey mir selbst im dunckelen halten wollen/ in der ge- wißheit/ daß keine heimliche dinge verdecket/ verborgen und verschwiegen bleiben koͤnnen. Wann das ewige licht hervor kommt/ kan und mag/ wie ich mercke/ derselbe/ durch welchen GOTT sich selbst ewig offenbahren und an den tag geben will/ nicht verborgen bleiben. Dann/ wann derselbe erwecket/ von GOTT zum vorschein gebracht wird/ folget daraus glaubwuͤrdig/ daß der HERR/ sage ich/ von dem himmel ein Richter und Koͤnig uͤber alles/ der es alles kund und offenbahr machet/ doch selbst nicht dahinten im dunckeln bleiben wird/ welches jetzo an dem tage-licht zu sehē ist. Von diesem tage-licht mag die hitze der krafft und das gesicht der erkaͤnntnis nicht geschieden noch ver- borgen werden. Dieweilen sie/ die Sonne und ihr schein/ das licht und die hitze/ die quelle und der strohm/ wasser und feuchtigkeit/ feuer und flamm/ krafft und macht/ kaͤlte und frost/ mann und weib/ GOTT und der mensch/ der weise und seine weißheit eins seyn. Wodurch auch die himmel beweget/ die elemente von hitze zerschmeltzen muͤssen. Dann nun das ewig-ver- zehrende feuer in seinem brand entzuͤndet/ der Al- lerhoͤchste in seinem außgereckten arm nach sei- nem wort der krafft/ erscheinet und mit macht auffstehet. Dem diene ich in meinem geist uͤ- ber alle welt zur verneuung/ will es auch gerne dem vornehmen nach wieder in den willen Got- tes/ da es gantz und gar auß/ zu nichts/ todt/ frembde und vergessen ist/ einfuͤhren. Ja den/ welchen ich warhafftig ehren und dienen will/ und nach dessen hertzen ich es auch der ge- buͤhr nach thun solle/ nemlich alle verlohrne menschen wieder zurecht zu bringen/ vor dem e- wigen verderben/ als mich selbst/ zu bewahren. Deßhalben mag ich hier euch allen meinen sinn von himmlischen dingen kund zu thun/ nicht verhalten/ noch die dinge meines GOTTES zu dieser zeit verbergen/ weil sie wunderbahrlich/ groß/ ewig/ warhafftig/ gut und nie erhoͤret/ den menschen nie als jetzo nothwendiger zur seligkeit zu wissen noͤthig/ und von oben herab empfangen seyn. Schaͤme mich also nicht sel- bige in meiner einfalt und verachten sprache zu dem ende hervor zu bringen. Zumahlen der HERR gesagt hat; Wer sich mein und mei- ner worte schaͤmet vor den menschen/ dessen will ich mich wieder um schaͤmen vor meinem himm- lischen Vater/ weiter; Schaͤmet euch vor eueren vaͤtern und muͤttern der hurerey/ vor Fuͤrsten und Gewaltigen der luͤgen/ vor den Richtern und Obersten der suͤnde/ vor der Ge- meine und dem volck der uͤbertretung/ vor de- nen nachbaren deß diebstahls/ aber der warheit GOttes und seines bundes schaͤme dich nicht; und was ich im verborgenen gesagt habe/ solt ihr auff den daͤchern predigen/ nemlich/ offen- bahr machen was heimlich ist. Wer euch hoͤ- ret/ der hoͤret mich/ wer euch auffnimmt/ nimmt mich auff ꝛc. Wie dann der weise sich in seiner rede muß offenbahren/ der ingeni oͤsen oder ver- nuͤnfftigen und hohen in seinem stande wohl ge- fallen soll/ mag sich darum vor ihnen nicht ver- bergen/ sondern hoͤren und in seinen reden sehen lassen; Dann verborgene weißheit gleich ei- nem verborgenen schatz ist/ daran kein nutze zu Syr. 41. gewarten. Ein mensch/ der seine narrheit ver- birgt/ ist besser/ dann der seine weißheit heimlich haͤlt. Nachdem dann auch der HERR geboten B. und gewolt hat/ daß das licht aus duncklern lichtern nicht hat sollen verborgen seyn: Daß man kein licht anzuͤnde und unter einen scheffel setze/ sondern offenbahr allen/ die im hause seyn/ leuchten solle. Wer bin ich dann nach meinem gemuͤthe/ dem geist/ der mich so starck treibet/ zu wehren/ das doch kein mensch in seiner macht hat/ zu schliessen/ wann GOtt auffthut/ heim- lich zu halten/ was er vor jedermann erklaͤren und offenbahren will. Da nun niemand das thun kan/ bin ich unwiedersprechlich vor alles recht frey/ ob ich gleich als ein teuffel oder thier/ unredlicher weise/ als Balaams esel geurtheilet werde/ zu reden/ was mein Schoͤpffer/ der HErr/ mein GOtt mir in den mund gibt/ kan und mag auch nicht anders reden/ als der HErꝛ mein GOtt ist und will. Hiemit bin ich dann willig hervor kommen/ alles was ich armer und verachter in dieser letzten greulichen zeit biß hieher von ihm gelernet/ gehoͤret/ und gesehen/ warhafftig empfangen/ da auch nicht alles ge- schrieben habe/ an den tag zu bringen/ und oͤf- fentlich ins rechte licht zu einem warhafftigen urtheil zu stellen; damit die weisen/ deren wenig seyn/ die meinen GOtt und mich erkennen/ wis- sen moͤgen/ ob ein anderer Gott ausser dem/ der hier in/ mit mir und in Christo ist/ seye. Allwo alle unwissende rechte weißheit/ erkaͤnntnis und verstand von lernen/ ohne ansehen der person bericht des verstandes finden moͤgen. Findet es sich anders/ so muß ich mich schaͤmen/ und meine hand auff den mund legen. Aber das wolle GOtt nimmermehr/ wollet mir dem- nach alle hierin mit sanfftmuth/ genau in guter intention zuhoͤren. Man hoͤret ja wohl einen hund bellen/ und sihet die menschen gegen Gott sich aufflehnen; wie vielmehr denselben/ wel- cher zur einigkeit und friede/ alle dinge zu recht mit warheit zum lobe der herrlichkeit GOttes/ nicht suchet noch begehret im dunckelen zu hal- ten/ sondern an den tag zu bringen/ den grund der ewigen warheit und weißheit vor dem ange- sicht deß Firmamens zu stellen/ durch einen star- cken wind der krafft und des odems deß lebens/ die Goͤttliche gerechtigkeit von dem himmel zu bezeugen/ wann es GOtt will. Zu dem ende bin ich in platter Niederlaͤndischer sprache/ wie es also seyn muste/ von GOttes gnade daselbst erwecket/ habe freymuͤthig geschrieben/ ob es gleich in einer ungelehrten sprache ist/ mein buch den gutwilligen in auffrichtigkeit/ so daß ich gerne was bessers annehmen will/ an den tag gegeben/ in gewißheit/ daß es sich selbst nach wuͤrden preisen/ seinen HErrn und Meister/ das ist/ GOtt von oben/ wohl loben soll. Aller- meist bey allen/ die weißheit und gutes thun lie- ben/ den heiligen verstand mit warheit suchen. Dann das ist GOtt vielmehr herrlichkeit und den menschen wunderbahrlicher/ daß er grosse dinge durch einen geringen/ durch einen esel/ als durch einen menschen spricht. Dann/ weil die gantze welt in der finsternis mit blindheit bezo- gen/ mit schalckheit bedeckt ist/ die luͤgen uͤberall ihren lauff/ eingang/ glauben und vertrauen und ein vollkommen werck bey den menschen A. K. H. Vierter Theil. H h 2 haben/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXIV. Vertheidigung David Joris haben/ die warheit gefangen uñ unterhalten/ ja einen schlechten ruff uñ uͤbelen namen derselben geben/ so hat mir gut gedeucht/ dieselbe mehr als andere zu preisen/ gleichwie das kind seiner mut- ter der gebuͤhr nach schuldig ist. Etliche zwar sol- tē diß nichts achten/ verschmaͤhen uñ verachten/ ja gedencken/ alles gute werck muͤsse sich selbst preisen und hoch gnug loben/ thut es gleich der meister selbst nicht. Diß ist eines theils vor menschen wahr/ aber hier in Gottes sache gezie- met sich das gegentheil. Wo das nun nicht ge- schicht/ da taugt alle meine arbeit/ ich und mein wort nichts. Suchte auch mein eigen lob/ und nicht deß HErrn/ so ich/ sage ich/ vor GOtt so wol als menschen mich enthalten wolte und ver- melden/ mein ampt/ schrifft und lehre zu loben/ so suchte ich (das sage ich euch) meinē eigenen ruhm. Mit warheit muß ich es bekennen und erkeñen/ ich habe es nicht von mir selbst/ noch aus andern buͤchern/ sondern von dem HErrn vom himmel empfangen/ daher habe ich mehr wissenschafft/ ja mehr erkaͤntnis als ein anderer. Warum sol- te ich es dann nicht moͤgen preisen/ und hoch lo- ben/ da es ein anderer auff diese weise wol thun mag. Waͤre es anders/ daß ich es von mir selber vorgebracht haͤtte/ und lieber ehre/ als schande haben wolte/ die doch denen mit recht zukoͤm̃t/ die sich selbst preisen/ und ihr eigen werck uͤber die wuͤrde loben/ welches man in Gottes sachen/ sa- ge ich/ ohne ansehen/ mehr als sonst jemand schuldig/ nicht hoch gnug thun kan. Jn dem man so wol/ als ein anderer solte koͤnnen/ sei- nes HErrn und Meisters ehre und preiß ohne schande wol mit recht suchen mag. Das ist die warheit. C. Dieweil dann der allmaͤchtige/ wahre/ guͤtige GOTT schadai ist vollmaͤchtig/ uͤberfluͤssig/ gnug/ voll alles gutes; Gott schadai hat sein un- widersprechliches/ wunderbahrliches wort der kraft in gnade u. warheit mir lebendig/ je laͤnger je mehr in seiner heiligē ewigkeit uñ einfaͤltigen sinn/ auffgethan/ den grund der kuͤnfftigen welt lassen sehen/ anfaͤnglich bekant gemacht/ ja selbst aus dem hertzen der wiedergeburt mit erkaͤntnis der warheit fliessen lassen/ als soll und muß ich ja ohne auffhoͤren diß mein buch in seinem sinn groß und herrlich uͤber alle buͤcher/ die mir be- kant seyn/ werth halten/ hoͤchst preisen/ loben und wunderbahrlich nennen/ angesehen ich es von menschen nicht empfangen/ aus keinen schrifften gedichtet/ menschlicher weise geschrie- ben habe/ welches wunderlich zu sagen ist. Præf. Lib. II. Mirab. Nach dem die materie sich selbst unversehens in vier theile außgebreitet hat/ ist sie am allerbe- sten dazu gezogen/ oder geleitet worden. Und weil in ansehung dessen/ ich wenig oder gar nichts drum gebe/ habe ich es/ sage ich/ dabey gelassen. Dannenhero habe kleine vorreden vor die zwey letzte theile gesetzet/ da es doch sonsten/ angesehen der wunderbahrlichen reden/ unnoͤ- thig gewest waͤre. Habe es also nicht den Dia- lecticis oder weisen dieser welt/ sondern nur den einfaͤltigen allein/ zur freude und lobe GOttes/ aus meinem geist und verstand/ nicht aus den buͤchern beschrieben. Nicht ob dasselbe hie oder da schoͤner/ deutlicher und klaͤrer solte moͤgen außgefuͤhret uñ verbessert werden/ nein/ das soll man hier von mir so nicht verstehen, weil mir Gott an dem letzten so viel klarheit und war- heit daruͤber zu sehen gegeben hat/ daß sie alle groß und klein/ gelehrte und ungelehrte/ von langen zeiten her/ in GOttes ewige verborgene sachen oder vornehmen/ haben als unzeitige ge- burten muͤssen irren/ fehlen und verfehlen. Die- weil sie noch selber unvollkommen/ nicht zurecht gebracht/ oder von GOtt durch seinen H. Geist nicht getrieben oder gesandt gewest seyn. Deß- halben hat ja ein jeder ohne den rechten winckel- hacken oder bleygewicht/ schweige derer sieben augen/ muͤssen/ sage ich/ fehlen und irren. ꝛc. Lib. II. Mirab. cap. 36. Nach der weise sollen alle heilige/ als mit ei- B. nem neuen namen genannt werden/ jeglicher nach seiner art/ geist/ krafft/ nachdem sein werck und that ist. Welchen niemand kennet/ dann derselbige/ der ihn auß dieser himmlischen art von GOtt empfaͤnget/ und nun ins licht offen- bahr bekant werden soll. Davon viele schwere reden durch den geist zu sprechen/ mir auch von GOttes gnade entdecket ist: Ja von einer spre- chenden stimme deß himmels/ glaubet es/ ich auch schon gehoͤret habe/ wie mein name sey/ welchen ich noch keiner creatur entdecket habe/ noch auch willens bin zu entdecken/ es seye dann daß es dem HErrn gefalle/ solches in des men- schen hertz offenbahr zu machen. ꝛc. Zum vor- bilde deß neuen namens finden wiꝛ/ daß im alten Testament bey den Hebraͤern vorher abgemah- let ist/ wie sie ihre kinder nach der geburt/ oder nach ihren wercken und art genant haben. Deß- gleichen die berge/ staͤdte und andere flecken/ die allezeit besonder ein geheiligter/ versprochener same/ haͤupter oder vorsteher waren/ gleichfals auch durch die zusendung derer engel/ und von dem HErrn selbst nicht nur im alten/ sondern auch im neuen Test. geschehen ist. Mercket an Adam und Eva/ von welchen ich viel zu sagen habe/ insonderheit was Adam all außspricht; Er gibt allen thieren ihren rechten namen/ auch nach dem sie geartet waren; nennet sein weib E- va/ weil sie eine mutter aller lebendigē menschen ist/ ihr gleichet die erde/ welche gleicher gestalt eine mutter den buchstaben nach geachtet wird. Leset ferner; Abram nennet GOtt Abraham/ 4. Esdr. Eccles. V. 40. Hebr. X. weil er ein vater vieler voͤlcker seyn solte/ Sara/ Sarai/ weil sie gebenedeyet oder gesegnet wer- den solte. ꝛc. Part. IV. Mirab. Cap. XVII. lit. C. Viele Gelehrte haben sich unterwunden die Schrifft außzulegen/ vor der zeit die verborgen- heit Gottes zu entdecken/ das verborgene wort der ewigkeit auffzuthun/ ja fast alles/ was ge- prophezeyet/ geschrieben odeꝛ gesprochen/ hinter- lassen ist/ nicht wissende/ daß das buch versie- gelt waͤre/ oder biß ans ende die siebende posau- ne verborgen bliebe/ noch was erst vorher gehen muste/ nemlich der H. Geist der warheit und e- wigkeit der zeit und was da vorher gehet/ oder vorbey leiten muste/ bevor man dazu gekommen und diese zeit erreichet werden moͤchte/ die den nachkommen (nicht denen in der zeit lebenden) bereit ware: gleichwie geschrieben ist. Nun mir dann der HERR der heerschaaren selbst eingepflantzet/ bey der hand genommen und er- wehlet hat/ daß ich nicht allein glauben/ son- dern auß dessen eigenen schrifften. dern daß ich auch fuͤhle und gewiß versichert bin/ er hat mich in der zungen bewahret/ meine fuͤsse vor dem fall/ vor dem pfuhl deß verderbens behuͤtet/ weil er an mich eine lust gehabt hat. Ohne dieses moͤchte es mit mir wol/ als mit an- dern gehen/ ja nicht außgeblieben seyn/ in anse- hung die natur deß alten wesens zur eigen-liebe und eigen-ruhm geneigt ist. Darum/ so das buch deß lebens von aussen und innen waͤre be- kant gewest/ solte das nicht geschehen/ was wol aus unverstand geschehen ist ꝛc. Lib. 2. Mirab. fol. 157. stehet gar nichts/ das sich hieher schicket. Part. III. Mirab. fol. 3. Sehet/ also wird das rechte wahre wesen in namen/ worten/ wercken und thaten vorher in ein bild/ figur und schatten in alle wege abge- mahlet/ ja es gehet Christus nach dem fleische vor Christum nach dem geiste; das bild vor dem buchstaben/ der buchstabe vor das we- sen. Worinn und durch welchen viel verder- ben/ sich stossen/ fallen und verwirren muͤs- sen ohne das rechte licht der warheit/ den Sohn von ewigkeit/ welchem der grund des erkaͤnnt nisses von anfang biß zu ende/ allein in seines Vaters sachen außzusprechen gegeben ist/ wie er will/ und zu wem er will nach der gabe und dem maaß deß glaubens. fol. 4. Darum hoͤ- ren in diesem gerechtem Christo/ oder Sohn deß Heiligen Geistes alle bilder/ figuren und schatten/ ja Prophezien/ zungen und spra- chen/ gesetz oder rechte/ glaube und hoffnung/ ja alle unvollkommenheit und dunckelheit auff. Aber nicht in seinem fleische/ sondern in dem geiste das wahre lautere wesen. Dannenhe- ro wo dieser sohn nach dem geiste koͤmmt/ da koͤmmt alle Goͤttliche warheit ꝛc. Sehet nun welche eine grosse gottselige verborgenheit es seye/ daß GOtt in dem fleische geoffenbahret ist umb unsernt willen. Leset es/ welcher auch auff- hoͤret und nicht mehr hernach gekant wird; nem- lich in dem außwendigen buchstaben/ bilde/ fi- gur und schatten. ꝛc. Jm fleische traͤgt er das gesetz und die Propheten/ und ist das ende deß gesetzes und der Propheten/ nemlich die liebe; verstehet/ Er erfuͤllet alles in allem/ leidet/ dul- tet oder vertraͤgt es biß zum ende zu/ vor uns um unser seligkeit willen/ in dem wesen deß buch sta- bens/ als ein knecht im fleisch an seinem leib/ vor seinen leib. Dann es muste das alte erst voll- bracht/ geendiget und vergangen seyn/ ehe das neue dazu kommen mochte. Das weitzen-koͤrn- lein muste erst in die erde gestorben seyn/ das kind durch den juͤngling uͤberlebet und verges- sen und im maͤnnlichen wesen erlanget seyn/ be- vor daß die fruͤchte davon rechtschaffen kom- men konten. ꝛc. ibid. fol. 16. cap. 12. viele Pro- pheten — und habens nicht gehoͤret. Recht als wolte er sagen; Sehet/ wie vielmehr euch dann ihnen zugekom̃en oder gegoͤnnet ist. Dar- aus scheinet dann/ als ob der leibliche Christus sein anschauen von aussen im fleisch etwas ver- mocht haͤtte/ am meisten daß er zu Philippum sagte; Wer mich sihet/ sihet den vater. Auß de- nen worten moͤchten einige gedacht haben/ als saͤhen sie zugleich Vater und Sohn ꝛc. ib. fol. 17. Der mensch nach dem fleisch ins flersch ste- hende/ oder auffsehende/ ist noch blind und un- wissend; kan auch Christum JEsum/ wie er ist/ und ewig bey dem Vater ware/ nicht bekennen/ ohne in diesem geist/ tagen und zeit der ewigkeit/ das ist/ auß einer geistlichen geburt muß das ge- schehen/ ohne der mag es anders so nicht seyn/ dann nach sein selbst augen-maaß. ꝛc. Part. 3. Mirab. fol. 15. Der ins erste wesen nach dem fleische eine knechtische gestalt/ menschlicher weise ange- nommen hat/ wie Johannes der Taͤuffer vor- gehet/ lehret und bezeuget die warheit biß auff die zeit der erfahrung/ und der vollkommenheit deß Geistes liebe. Jn dem seynd sie alle von Gott gelehret/ und gleich sollen geartet werden klein und groß/ welche man deßwegen nicht mehr soll duͤrffen lehren noch sagen: Bekennet den HErrn/ dann sie sollen ihn alle zur selben zen/ vom kleinsten biß zum groͤssesten bekennen/ wie geschrieben stehet. Und sehet/ das ist das gewisse kennzeichen der warheit/ daß das kind biß auff die zeit in windeln gewickelt/ mit der buchstaͤblichen schrifft umwunden und in einer krippen gefunden wird. Eben so/ wie es sich vor hin in dem bilde menschlich/ das ist/ außwen- dig hat sehen lassen. ꝛc. Ibid. fol. 18. Was dann vom fleisch gebohren wird/ das ist fleisch; was von dem Geist gebohren wird/ das ist geist/ und hat allein von dem geistlichen oder fleischlichen verstand/ weil es inwendig/ geistlich/ gleichwie der Geist oder Vater ist. Jo- hannes ware von einer frauen auff kommen; so ware JEsus/ der hernach Christus genannt wird/ aͤusserlich auch. Dieser/ von dem ich zu re- den habe/ allein von dem H Geist aus dem ge- rechten himmlischen samen GOttes deß guten wortes. Ein jeder zeuget/ wie er es gesehen und gehoͤret hat/ das verstehet wol. Dann Johan- nes kennete JEsum recht von innen nach dem geist nicht/ wer er ware; wie er selbst zeuget. A- ber dieser kennet ihn darin desto besser/ das ist/ nach dem geist und nicht nach dem fleisch/ wie er dann ist/ und ewig in und bey dem Vater ware/ sinte mahlen er von dem geist gebohren und von GOtt gesandt ist. Es ist offenbahr/ daß sem zeugnis warhafftig/ sein urtheil recht ist und al- le menschen uͤbertrifft/ weil er nicht von ihm sel- ber spricht/ noch seinen eigenen ruhm sucht/ son- dern deßjenigen/ der ihn gesandt oder erwecket hat. Dannenhero sagte der HErr JEsus von Johanne also; Jch nehme keine zeugnis von menschen an/ sondern sage euch solches auff daß ihr selig werdet. Er ware ein brennend und schei- nend licht/ und ihr woltet ein wenig froͤlich seyn in seinem lichte: ich aber habe ein groͤsser zeug- nis dann Johannis gezeugnisse/ welches er zu- vor eben gemeldet hatte ꝛc. Lib. IV. Mirab. fol. 17. Darum der HERR JESUS wol recht mochte fragen: Wann deß menschen Sohn kommen wird/ meynestu daß er auch wuͤrde —— auff erden? Die ursache ist die unan- sehnliche und schlechte gestalt/ darinnen er zuerst kommen muste/ nicht außwendig im fleisch/ sondern nach dem geist und der lehre im werck und in der that. Dessen zukunfft wenig eingesehen oder bekannt wird/ geschihet aber eben also darum/ als H h 3 zuvor Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. zuvor gesagt ist; Wann der gerechte Chri- stus koͤmmet/ soll niemand wissen/ wo er her- koͤmmt. ꝛc. fol. 18. lit. C. Der gute H. Geist Christi hat mir meines Vaters art und Geist eingegeistet/ seinen othem deß lebens und war- heit eingeblasen/ das unendliche licht zum an- dencken/ zur rechten erkaͤnntnis/ als ein kleid an- gethan/ seinen gerechten namen in/ ja an den tag hervor zu bringen/ die verborgenheit GOt- tes außzusprechen durch gleichnisse von anbegin der welt/ ꝛc. Lib. III. Mirab. fol. 20. cap. 16. habe ich das geringste nicht von den citatis fin- den koͤnnen/ aber wol des Authoris eigene pro- testation in margine Præfation. Part. II. Nie- mand meyne hiermit David Joris sohn/ son- dern den/ der in der heiligen Schrifft auffge- zeichnet/ von GOTT durch seine Propheten verkuͤndiget ist/ der gesalbte und pflantze der gerechtigkeit/ der neue wahre mensch CHri- stus. Zuletzt kan hier noch ein locus aus David Joris schrifften angefuͤget werden/ worinnen er sich auff viele beschuldigungen verantwortet/ und lautet es im Hoch-Teutschen also: Auß David Joris buch/ genannt: Hoort de Stimme des Heeren. Anno 1539. gedruckt. Dann ich bins gewiß/ ich will mich nicht ver- messen oder ruͤhmen/ dem HErrnists allein be- wust/ wie er mich von anfang gelehret und hier- zu gefuͤhret hat: Dann kommen etliche hohe worte darinnen vor/ als ob sie auff mich lau- tende gezogen wuͤrden/ solt ihr dannoch wissen/ daß sie aus einem reinen Geist Gottes geschrie- ben seyn: Und ich bin so thoͤricht oder blind nicht (GOtt lob) Jch sehe es auch wol ein/ und wol besser als man meinet/ aber sie sind dannoch mit behutsamkeit geschrieben in einem erniedrigtem kleinem geiste/ der ich wol gewolt haͤtte/ daß ich sie umb der aͤrgernis willen noch auf solche weise nicht geschrieben haͤtte/ haͤtte mir es der HErr wollen abnehmen; Nehmet es wohl zu hertzen: Jch foͤrchte den auch/ der gebene deyet ist in der ewigkeit. Und dieses/ als ich hier nun schreibe/ und von allen glaubigen begehre/ geziemet es einem an- dern so wohl als mir/ und der HErr sihet und hoͤret gerne solche willige bothen oder diener/ wo sie nur auffrichtig und unvermischet deß HErrn preiß suchen. Darum steche ein jeglicher das schalcks-auge auß/ und last uns untereinander ein hertze ohne boßheit und feindschafft haben/ ach wehe! der darinnen schuldig wird befun- den werden/ und der sich besser haͤlt dann einen andern: nehmets zu hertzen. Wir haben einen Vater/ dann der HErr/ der Vater der lichter/ weiß/ wer am meisten und besten im licht nach seinem willen und hertzen wandelt/ ein jeder sehe zu. Jch erwarte weder ehre noch schmach von menschen/ der HERR wird mich richten/ ihm seye lob in ewigkeit. Summa: Es gehe mir wie es will/ die lehre ist recht. Jch bitte alle durch die barmhertzigkeit Got- tes und unsers HERRN JESU CHristi/ daß ihr von keinen hohen worten/ die von mir in diß buch geschrieben waͤren/ schliessen wolt/ als schienen etliche von mir und auff mich zu lau- ten und geneiget zu seyn/ sehet/ sie sind mir aus der feder durch den Heiligen Geist geflossen/ der mirs eingegeben/ ihr glaubets dann oder nicht/ so ist der HErr mein zeuge/ ja der weiß alle din- ge/ wie/ und was er mir zu sehen und zu erken- nen gegeben hat. Dann ich wolte wohl/ was diese dinge anbelanget/ daß ich ein solch frey hertz vor dem HERRN gehabt haͤtte/ mit seinem willen und gut-befinden sie außzulassen: Sehet/ es werde nun genommen als es wol- le/ was geschrieben ist/ muß geschrieben blei- ben: Jch bin frey von hoffart/ stoltz/ ehr- geitz und hoheit oder auffgeblasenheit biß hie- her/ auch bin ich solchen feind und gantz ent- gegen. Uber diß suche ich nichts dann einig- keit/ treue/ wahrheit/ friede und liebe/ und allein deß HERRN willen und ruhm. Und ob sie alle/ die die warheit suchen und JE- SUM recht lieb haben/ solche hertzen haͤt- ten/ daß ein jeder der geringste begehrte zu seyn/ und den HERRN recht zu foͤrchten/ daß sie mit einem mund spraͤchen/ einen laut von sich gaͤben/ da wuͤrde die welt fromm werden (glaubet diß) und den teuffel unter die fuͤsse kriegen/ dann er muͤste weichen und sein lager auffbrechen/ sein reich muͤste zu schan- den und zu nicht kommen fuͤr den augen aller Heyden: Darum suchet einigkeit/ friede und liebe/ ja liebe auß reinem hertzen/ auff daß ihr ewig bleiben moͤget. Nehmet dieses mit lob und freude deß geistes auff/ sehet nicht auff mich: aber verfluchet muͤsse der seyn/ der meine krone und deß HERRN glorie solte wollen teufflisch nennen: Nicht also/ lieben bruͤder: Sehet/ ich achte mich selber nicht hoͤher dann den geringsten/ ja von hertzen begehre ich im ansehen der ge- ringste zu seyn: Nun der HERR weiß was ich begehre und suche/ ja was auch ei- niger mensch dencket: mein leben will ich nicht suchen zu bewahren noch hier zu behalten/ sondern es von tage zu tage/ so der HERR will/ auffopffern vor den namen JESU und fuͤr die gerechtigkeit GOTTES/ der da meine hoffnung und trost/ meine zuflucht und mein burg allein ist. NUM. XXXV. David Joris vertheidt- gung. Jch finde auch bey dieser materie von Da- vid Joris noͤthig zu erinnern/ daß in dem II. theil der historie auß versehen die beyden Apo- logi en vor denselben pag. 293. u. f. etwas un- teutsch/ und nicht accurat uͤbersetzt/ zu lesen sind. Die ursache ist/ weil das erste concept selbiger version, wie sie von einem freunde auffgesetzet ware/ hernach mit dem corrigir ten exemplar ohngefehr verwechselt worden ist. Weil aber dißmal der sache nicht anders zu rathen stehet/ so mag hier unter denen supple- mentis die correct e und accura te uͤbersetzung ge- dachter beyder Apologi en stehen/ zumahl sie nicht viel uͤber 2. oder 3. boͤgen raum erfor- dern. Ein geneigter lefer wird diesen fehler in- dessen zu gute halten/ und hoffendlich auch die andern mit verstand und bescheidenheit zu ver- bessern suchen. Gegen- Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. Gegen-Bericht. Auff eine laͤster-schrifft/ genannt David Georgs aus Holland/ deß ertz-ketzers/ warhaff- tige historie seines lebens und verfuͤhrischer leh- re. Gedruckt im jahr 1559. Joh. 7. v. 51. Richtet unser gesetz auch einen men- schen/ ehe man ihn verhoͤret/ und erken- net/ was er thut? Actor. 5. v. 38. 39. Lasset ab von diesen menschen/ und lasset sie fahren. Jst der rath oder das werck auß den menschen/ so wirds unter- gehen. Jsts aber auß GOtt/ so koͤnnet ihrs nicht daͤmpffen/ auff daß ihr nicht erfunden werdet/ als die wider GOTT streiten wollen. Vorrede. An den geneigten Leser. Wann ein natuͤrlicher mensch nichts schmertzlicher empfindet/ als daß sein weib/ kinder oder anverwandten unrecht leiden/ und dahero nicht unterlaͤsset ihnen allen beystand zu leysten; so ist es leicht zu erachten/ daß es einem GOtt-liebenden menschen wehe thun muͤsse/ wann er hoͤret und sihet/ daß man seinem Herrn/ und liebhaber GOttes so schaͤndlich mit luͤgen/ gewalt und andern sachen zusetzet. Wann ich dann vor meine person aus Christli- cher liebe sehe und vernehme/ daß man solches auch dem frommen Georg angethan/ und noch taͤglich anthut/ so habe ich lange zeit gewartet/ ob sich einer finden moͤchte/ der ihn wider seine beschuldiger defendir te/ und seine lehre verant- wortete; Weil sich aber niemand darzu ge- funden hat/ habe ich mich sehr verwundert uͤber die langmuth der Davidianer/ als die darin- nen alle Secten/ auch mich selbst/ auff erden uͤ- bertreffen/ welches mich dann veranlasset/ deß David Georgs buͤcher mit langmuth durchzu- lesen und zu untersuchen/ und da ichs gelesen/ sind meine augen jemehr eroͤffnet; also daß ich mich nicht laͤnger enthalten koͤnnen/ meine mey- nung auffzusetzen/ und diesen mann zu defendi- ren/ und der grossen tyranney (welche der Spanischen inquisition nicht ungleich ist) zu wiedersprechen/ nach dem exempel des Daniels wider die klaͤger der Susannen. Bitte dich dahero/ geneigter Leser/ daß du die stich-reden wider die glaubigen wohl untersuchen wollest/ als welche mit vielen unwarheiten pflegen ver- mischet zu seyn/ wie zu sehen auß dem exempel der Aposteln 2. Corinth. cap. 6. Urtheile nicht von einer sache/ die dir unbekannt ist; Den- cke an das exempel deß grossen GOTTES/ welcher selbst das gerichte/ das von Sodom und Gomorra fuͤr ihn gekommen/ untersuchet hat/ ob es sich auch also verhielte/ Genes. c. 18. Laß dir dieses exempel zu hertzen gehen/ auff daß du sorgfaͤltig untersuchest/ ob das geruͤchte wahr seye/ weil du dich sonsten sehr versuͤndigen kanst/ weil alle falsche zeugen/ die sich gegen den gerechten setzen/ in das gerechte gerichte GOt- tes fallen werden. Esaiaͤ cap. 54. vers. 17. De- rohalben ruffe ich mit dem gerechten Daniel uͤ- ber die falschen richter und beschuldiger/ und zwar zur unschuld der verklagten: Jch bin reine von diesem blute/ warum seyd ihr so verkehret mit euerem urtheilen; Jhr habt verdammet die tochter Jsraelis/ kehret wie- der zum gerichte/ weil sie ein falsches zeugnis wider sie außgesprochen; Wie ich solches auß ihren eigenen laͤster-buͤchern beweisen will. Gegen-Bericht. Auff ein Laͤster-buch von Da- vid Georg. Hoͤret zu/ ihr verkehrte Gelehrten/ euer eigen zeugnis/ ob ihr nicht in euerem urtheil gefeh- let habt/ und euch selbst wiedersprochen; Jhr gebet erstlich dem David das zeugnis/ daß er wohl gelebet/ und ruͤhmet seine lehre noch zur ewigen schande; Hernacher aber blâmi ret ihr ihn in seiner lehre und leben/ wie solches in euerem buche zu sehen fol. 6. Da es heist: So lange er zu Basel gewohnet hat/ hat er sich vor jedermann mit seinem weibe und kindern so erwiesen/ als einem guten burger zustehet/ mit unterhaltung aller buͤrgerlichen gerechtig- keiten/ gebrauch deß Gottesdienstes/ mit allmosen geben/ besuchung der krancken/ ret- tung der nothleidenden/ und dergleichen stuͤ- cken ꝛc. Jtem fol. 7. Er fuͤhrete einen ziem- lichen pracht und schein in seiner haußhaltung; ob dieselbige gleich groß ware/ so ware sie doch so eingerichtet/ daß es im friede zugieng; Ein jeder hatte was zu thun/ und waren alle sachen in einer so grossen haußhaltung eingerichtet/ daß ein jeder wuste/ was er thun solte/ und ward niemand uͤber vermoͤgen worzu gezwun- gen. Folgen die zeugnisse/ die ihr gebet von seiner lehre/ fol. 53. Vor das erste hat er sehr die verlaͤugnung seiner/ das ab- sterben seiner begierden/ gelehret und ge- trieben. Antwort. Hierauff ward er nun von euch falschheit beschuldiget/ daß er in allem solte das wieder- spiel gethan haben/ sich in allen lastern der welt weltzende. Aber hoͤret die antwort/ und ur- theilet nicht nach dem ansehen/ sondern urthei- let ein recht gerichte. Joan. cap. 6. vers. 24. Jst dieses letzte wahr/ so ist das erste luͤgen; Warum gebet ihr dann so ein gutzeugnis von seinem leben und haußhaltung. Entweder das erste oder das letzte muß luͤgen seyn. Jst es luͤgen; Warum gebet ihr dann ein gut zeug- nis? Jst es wahr; Wehe euch dann/ so muͤst ihr eine ewige schande euch zuziehen/ daß ihr den gerechten wider euer eigen gewissen blâmi ret/ und wider euch selbst schreibet. Jhr schreibet weiter: Daß er gelehret habe die demuth/ aber sich selbst mit seinen kindern in al- lem pracht auffgefuͤhret/ wie die gantze stadt und land schafft Basel weiß. Ant- Th. IV. Sect. II. Num XXXV. David Joris vertheidigung. Antwort. Hier zeuget ihr schon wider euch selbst/ wie solches euere eigene worte weisen. fol. 5. Text: Der mann war eines ehrbaren ge- sichts/ einer freyen gestalt/ wie ein frommer mann seyn solte: Er hatte einen wohlgestalten leib/ einen gel- ben bart/ graue augen/ welche ihm in dem kopffe glaͤntzeten; Er redete ernsthafftig/ aber sanffte: Seine gan- tze gestalt deß leibes war so beschaffen/ als wann die froͤmmigkeit allein bey ihme wohnete; Zudeme ware er mit den seinigen dergestalt gekleydet/ daß man nichts abnehmen konte/ als wann er was anders im schilde fuͤhrete: Sum- ma/ es haͤtte niemand anders sehen koͤnnen/ als daß er ein ehrlicher mann waͤre/ der warheit und gerechtigkeit lieb haͤtte/ so gar eigentlich schickte sich alles zusammen ꝛc. Was duͤncket euch hier/ ihr neydige Schrifftgelehrte/ koͤmt euer zeugnis auch hier uͤberein? Ferner schreibet ihr auch fol. 35. Daß er habe die gelassenheit gelehret/ aber selbst in aller frechheit/ stoltze und hochmuth gelebet. Antwort: Das gegentheil erhellet aus eueren eigenen zeugnissen von seiner haußhaltung fol. 7. Und ihr bezeuget/ daß alles in ruhe und stille zu- gienge/ und daß niemand uͤber vermoͤgen waͤ- re beschweret worden ꝛc. Sehet hier euere ei- gene worte wohl an; Sind sie nicht euch selbst zuwider? Ja freylich: Wehe euch/ wehe euch/ schaͤmen muͤst ihr euch uͤber solche offen- bahre luͤgen; Was duͤncket euch; Jst diß nicht falsche zeugnis geben? Zum vierten schreibet ihr auch: Daß er gelehret habe keuschheit/ reinigkeit/ aber selbst mit sei- nen reden und thaten das wiederspiel be- wiesen. Antwort. Die lehre halte ich fuͤr recht und gut: wor- mit er aber seye behafftet gewesen/ das bewei- sen gnug seine schrifften/ und ist denen am be- sten bekannt/ die Christo in der wieder geburt nach folgen; Dann ich sehe offentlich/ daß dieses euer zeugnis so wahr seye/ wie die vorher- gehende/ und dahero fuͤr eine offenbahre luͤgen muͤsse gehalten werden. Jhr soltet den split- ter in euers bruders auge so lange stecken las- sen/ biß ihr den balcken auß euern augen her- auß gerissen. Nun/ wie recht ihr gehandelt habt/ soll der HERR mit der zeit entdecken/ und die/ die auff andere steine geworffen (die doch nicht ohne suͤnden sind) ihre eigene steine auff ihren eigenen kopff lassen kommen/ wann es offenbahr wird/ daß ihr unrecht geurtheilet/ und falsche zeugnis gegeben/ und einstimmig wider den gerechten David Georg mit falschem gerichte geruffen/ und unrecht gehandelt; dann die zeit ist bald gekommen/ daß diese falsche rich- ter von den andern geschieden/ aus dem richter- stul sollen gestossen werden: Alsdann soll man befinden/ wie ungerecht deß Canaans sa- men geurtheilet/ die unschuldige unterdruckt/ und die schuldigen freygelassen hat. Nun weiß ich/ ihr werdet hierauff viel zu sagen wissen/ als/ dem David seye kein unrecht geschehen in denen stuͤcken/ die die Gelehrten aus seinen schrifften gezogen/ und fuͤrnehmlich die eylff Artickuln/ warum er in seiner lehre fuͤr einen ertz-ketzer seye gehalten worden/ waͤren gnugsam in seinen buͤ- chern zu finden. Jtem die veranderung seines namens; Warum auch fol. 15. auff dem ran- de stehet: O unverschaͤmte/ stoltze luͤgen-red/ wie recht betretet ihr die fußstapffen euers Vaters und Meisters? Aber da das blut- gerichte sie befreyete/ wusten sie wohl an- derst zu sagen/ blieben derohalben bey ih- res Vaters und Meisters lehre (darbey viele ihre ehre und guͤter auffgesetzet hat- ten) als die fuͤsse bey seinen Juͤngern ꝛc. Antwort. Was den außzug der Gelehrten betrifft/ be- finde ich denselben sehr luͤgenhafftig/ neydisch und partheyisch/ welches ich bald offentlich wie- derlegen will/ wann ich erst werde antworten auff beschuldigung/ daß er seinen namen veraͤn- dert/ und warum solches geschehen seye? Jch gebe euch erst zu bedencken das gemeine geruff der buͤrger fol. 19. War das geschrey wahr/ daß der verstorbene leib des Davids als ein Gott verehret wuͤrde? Oder aber befand man solches unwahr? Wer war sonsten hieran ursache als ihr? O ihr verkehrte Schrifft gelehrten! War- um habt ihr uͤber solche luͤgen nicht mehr geeyf- fert/ und die urheber scharff gestraffet? Aber ich will diß fahren lassen/ und zur verantwortung kommen: Erstlich ists bekant/ daß der fromme David nicht aus freyem willen aus Nieder- land gefluͤchtet/ sondern durch die blutgierige Placa ten euerer Cananitischen bruͤder angetrie- ben/ weil die verfolgung so groß ware/ daß dieser mann mit weib und kindern hat muͤssen von einer stadt in die andere fliehen/ weil sie auff. sein leib und leben eine grosse summam gelds ge- setzet/ und viele/ die der warheit folgeten/ umge- bracht/ ihrer guͤter beraubet und genom̃en wor- den. Dardurch ists geschehen/ daß nicht allein er mit seinem weib und kindern/ sondern auch viele seiner freunde mit ihme nach Teutschland gereyset sind/ und versuchet unter protection der Evangelischen zu Basel zu kommen/ welches ihnen endlich durch Gottes providenz und gna- de gegoͤnnet worden/ woselbst sie/ euerem eige- nen gestaͤndnis nach/ sich also verhalten/ wie ihr fol. 6. bezeuget/ daß sie nichts haben unterlas- sen/ wormit sie vermeineten/ sich als gute Christ- liche leute zu beweisen; Wie ihr selber zeuget/ daß er die Obrigkeit vor augen gehabt/ und bey allen handlungen der buͤrgerschafft sich gebuͤh- rend bezeuget. Das folgende von euerm zeug- nis moͤget ihr selber lesen. Was die veraͤnde- rung seines namens betrifft/ ist die beschuldi- gung unverantwortlich; Da er in seiner ju- gend nach der Papisten gewonheit confirmi ret wurde/ ist er von dem Weyh-Bischoff Jo- hannes genennet worden/ und hat solchen na- men lange behalten/ aber auff begehren seiner glau- Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. glaubens-genossen ist er bewogen worden sei- nen ersten Tauff-namen wieder anzunehmen. Sonsten hieß er Johannes/ ware auch in der kirchen zu Delfft Johann von Bruck pro- clami ret. Aber wann gleich dieses nicht so waͤre (wie es doch so ist) was hat er dar- durch fuͤr eine missethat begangen? Wer ist dardurch beleydiget worden/ als die blutgieri- gen otter-gezuͤchte/ die diesem frommen mann allenthalben steck-brieffe nachschicketen/ und viel uͤbels von ihm und seiner lehre aussprenge- ten/ umb ihn verhast zu machen/ ja gar auß dem lande der lebendigen wegzuraumen. Wollet ihr die frommen deßwegen beschuldigen/ daß sie/ so gut als sie koͤnnen/ suchen der tyranney zu entgehen? So muͤsset ihr auch den Abra- ham/ den vater des glaubens/ beschuldigen/ der da sagte: daß Sara seine schwester waͤre; Jn- gleichen Jsaac mit der Rebecca/ ja auch den Jacob/ der sich vor Esau außgab/ Genes. 27. Oder habt ihr vergessen was David thaͤte/ als ervor Saul flohe 1. Sam. 21. \&c. Dieses will ich noch zu euerem besten erinnert haben/ daß ihr auffhoͤret die frommen zu verfolgen/ und euch bitten/ daß ihr doch betrachten moͤchtet die ursachen/ warum solches geschehen seye/ und andere dergleichen dinge mehr/ daruͤber ihr staͤts ruffet/ als uͤber seinen reichthum und koͤst- liche kleider. Jtem/ uͤber seine hoheit und vor- nehmen adel/ welchen er in eueren augen/ dem menschlichen ansehen nach/ mag gehabt haben/ als in koͤstlichen haͤusern/ und andern unnuͤtzen dingen; Darauff zu antworten zu weitlaͤuff- tig ist/ doch damit das aͤrgernis/ das ihr den un- wissenden und einfaͤltigen machet/ einmal weg- genommen werde/ habe ich nicht unterlassen koͤnnen/ die lose und freche beschuldigungen zu wiederholen/ und mit bescheidenheit zu wieder- legen. So sage ich demnach und bezeuge hier- mit/ daß der reichthum und das uͤbrige/ woran ihr euch gestossen/ von dem frommen David nur zur nothdurfft deß natuͤrlichen lebens/ und zur befoͤrderung seines beruffs gebrauchet wor- den/ auff daß er desto besser außfuͤhren moͤchte das werck/ worzu er von GOtt beruffen/ und daß er unter einem weltlichen schein/ gleichwie Jacob in Esaus kleid/ muste den segen empfan- gen; Aber wie sein hertz gewesen seye/ und was er in geheim gearbeitet habe/ werden seine laͤste- rer erst zu sehen bekommen/ wann sie seinen ur- sprung und geschlechts-register sehen/ seine her- kunfft/ geschlechte/ nemlich den warhafftigen a- del und wiedergebohrne art/ die vor Gott gilt/ und den neuen namen/ damit ihn der allmaͤch- tige HErr genennet hat; Aber alsdann wird es mit vielen zu spath seyn/ wann sie den gerech- ten in grosser herrlichkeit sollen stehen sehen/ ge- gen die jenige/ die ihn geneydet/ und seine arbeit verachtet haben; Und wann sie dieses sehen/ wer- den sie mit grosser forcht uͤberfallen werden ꝛc. Darum lasset ab/ ehe das strenge urtheil des HErrn euch uͤberfalle. Es ist kund und offen- bahr/ daß er den reichthum weder euch noch den eurigen geraubet/ noch mit ungerechtigkeit an sich gebracht hatte/ und also niemand sich dar- uͤber beschweren koͤnne; Doch wann mans recht betrachtet/ so wird es vermuthlich nicht so groß seyn/ als es außgegeben und beschrien wird. Sagt ihr (wie ihr dann thut) daß man ihm von allen orten zugebracht/ so kans wohl seyn/ daß viele treuhertzige leute auß mitleiden ihme/ und die bey ihm waren/ zur nothdurfft dann und wann was zugesendet haben. Sa- get: wer ist unter euch/ der solches entschlagen und wegern solte? Besehet euch selbst/ ihr beschuldiger/ ihr oberste heilige Lehrer; Duͤn- cket euch das zu boͤse zu seyn/ daß die jenigen/ die des Davids geistlicher guͤter waren theilhafftig worden/ ihme zur leiblichen nothdurfft was mitgetheilet? Leset Rom. 15. v. 27. Oder wolt ihr dem ochsen/ der da drischet/ das maul stopffen? Leset 1. Cor. 9. und Gal. 6. v. 8. Was wolt ihr doch sagen/ ihr Miedlinge/ die lauffen/ da sie nicht gesandt sind/ umb ein stuͤck zu ge- winnen? Wanns euch selbst angehet/ so koͤnt ihr wohl umb unterhalt andere ansprechen/ und zum geben sie vermahnen. So moͤget ihr euer laͤstermaul uͤber den frommen auch wol stillen. Doch ist kund/ daß des frommen Davids kin- der/ euerem eigenen bekaͤntnis nach/ so wol ver- heurathet waren/ daß ihnen eine grosse schande gewesen/ wann sie ihren gottsfoͤrchtigen vater haͤtten wollen lassen noth leiden/ weil sie gnug vermoͤgen hatten/ und an die vornehmsten vom adel verehliget waren; Daß er also dardurch vermoͤgend ward/ ein und ander wonhauß an sich zu kauffen/ nicht fuͤr seine person allein/ son- dern fuͤr andere gedruckte/ die ihn taͤglich besuch- ten/ und die er herbergete/ und alles gutes erwie- se. Sonsten hat er sich/ wie jedermann weiß/ vor sich gering gnug gehalten/ und lieber ge- wuͤnschet in niedrigem stande zu leben/ als in ei- nem so grossen und fuͤrnehmen. Ja er hat gnug- sam vor dem Ehrbahren Rath bezeuget/ daß er kein Edelmañ waͤre/ und dafuͤr auch nicht wolte angesehen werdẽ/ sondeꝛn begehꝛte/ ihn als einen buͤrger zu tracti rẽ; wiewol er solches seines wun- sches nicht konte theilhafftig werden/ sondern auch wider seinen willen die ehre der welt genies- sen muͤssen. Aber dieses nur vorbey zu gehen/ so befindet sich ja taͤglich/ daß die liederlichstẽ kerls/ die banquerottirer gewesen/ wieder zu grossem reichthum kommen/ grosse ehre erlangen/ und mit grossem pracht sich aufffuͤhren; Aber daruͤ- ber hat man doch so viel redens nicht gemacht/ als uͤber den frommen David/ der/ daß ich so re- de/ in seinem einen finger mehr gottesfurcht hat- te/ als andere in ihrem gantzen leibe. Ob dieses nun nicht unrecht gethan seye? stelle ich allen un- partheyischen lesern anheim. Was das betrifft/ daß Davids seine leute ihres vaters na- men und lehre solten verleugnet/ und her- nacher doch wieder gelehret haben/ biß sie von dem blut-gerichte daruͤber befreyet/ da sie dann ihres vaters und meisters leh- re wieder verlangeten ꝛc. So antworte dar- auff: daß man hieraus euern blutduͤrstigen sinn gnug verspuͤhret/ ja daß ihr bluthunde lieber ge- sehen haͤttet/ daß sie alle waͤren umgebracht wor- den/ als daß Gott sie beym leben erhalten. Se- het/ obihr hier nun nicht Cains wege gehet/ und den kindern Edoms folget/ die da ruffen: Rein ab/ rein ab biß auff den grund. Ps. 137/7. Jhr hattet das urtheil gemacht/ daß alle/ die sich zu Davids lehre bekehreten/ solten zum tode ver- dammet werden. Was duͤncket euch/ war es da wohl rathsam das heiligthum den hun- den zu geben/ und die perlen fuͤr die schweine zu werffen? Ware das die lehre CHristi? Matth. c. 7. v. 5. Prov. 9. v. 8. oder waren sie A. K. H. Vierter Theil. J i nicht Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. nicht gelehret vorsichtig zu seyn/ wie die schlan- gen/ umb fuͤr solchen blutduͤrstigen leuten sich zu huͤten? Matth. 10. v. 17. Auch NB. haben sie nicht gelaͤugnet ihres Vaters reine lehre/ sondern euere außzuͤge und consequenti en/ die ihr ihnen auffbuͤrden woltet/ welche sie dann schuldig waren zu laͤugnen/ weil dieselben ihres Vaters lehre nicht waren/ wie ihr offentlich hoͤ- ren sollet in der wiederlegung der eilff Artickuln/ die ich nun einen nach dem andern fuͤrnehmen und betrachten will/ offentlich bezeugend/ wie weit mein glaube von diesen Artickuln entschie- den/ und zeigend/ was ich darinnen fuͤr wahr o- der unwahr halte/ auff daß euer laͤstermaul ein- mal moͤge gestopffet/ und die warheit bekannt werden/ in hoffnung/ daß nun die zeit gekom- men seye/ daß man in glaubens-sachen nicht so blutgierig mehr seye/ sondern in glaubens-sa- chen einem jeden die freyheit lasse/ das unkraut mit dem guten samen zusammen lassen auff- zuwachsen/ biß der HErr am tage deß gerichts seine engel sendet/ die das unkraut absondern sollen/ Matth. 13. Hierauff folgen nun die eylff Artickulen/ die ihr in euere buͤcher gesetzet/ mit deren wiederle- gung und antwort. Der erste Artickul fol. 29. Jtem/ daß alle lehre/ so bißhero von GOtt/ durch Mosen oder die Propheten/ ja durch Christum selbst/ seine heilige Apostel und juͤn- ger selbst geschehen/ veraͤnderlich/ unvollkom- men/ ja unnuͤtze zur erlangung der warhafftigen und vollkommenen seligkeit/ und waͤre darum gegeben/ daß die menschen gleich den kindern und juͤnglingen/ in der zucht erhalten werden biß auff diese zeit. Aber seine (des Davids) lehre/ seye kraͤfftig und vollkommen alle men- schen/ welche sie annehmen/ selig zu ma- chen. Antwort. Dieses alle laͤugne ich/ und bekenne offent- lich/ daß dieses niemahls deß Davids lehre ge- wesen seye/ nemlich als wann die lehre von GOtt/ durch Mosen/ die Propheten und seine Aposteln uns gegeben/ unnuͤtze waͤre/ und wan- ckelbahr/ dann ich halte die Goͤttliche lehre fuͤr unumstoͤssig/ vollkommen und sehr nuͤtzlich/ dann alle schrifft von GOtt außgegeben/ ist nutz zur lehre/ zur straffe ꝛc. 2. Timoth. 3. v. 16. Jch weiß wohl/ daß auch die Schrifft bezeuge/ daß keine prophezeyung komme auß eigener außle- gung; darum halte ich sie auch hier nicht un- nuͤtze. Aber ich muß euch fragen/ ob uns nicht gelehret werde/ daß wir wohl sollen acht haben auff das feste prophetische wort/ als auff ein licht/ welches scheinet in einem dunckeln ort/ biß der tag koͤmmt/ und der morgenstern auffgehe in unsern hertzen/ 2. Pet. 1/19. Auch wisset ihr/ daß ein licht das andere an klarheit uͤbertreffe; dañ eine andere klarheit hat die Sonne/ eine an- dere klarheit haben die sterne ꝛc. 1. Cor. 15/ 12. Also auch die aͤmpter gehẽ einander an klarheit vor; wie Paulus meldet/ 2. Cor. 3. Darum sage ich/ daß ein grosser unterscheid seye zwischen einer klarheit und der andern; Dann wann kein unterscheid darunter waͤre/ so beduͤrffte Paulus darvon nichts zu schreiben zu unserer lehre/ bestraffung und unterweisung. Und NB. wann die eine klarheit die andere auch nicht uͤbertreffe/ so duͤrfften wir auch von einer klarheit zur andern verklaͤret werden/ ob schon solches alles von einem Geist deß HERRN geschiehet. Bitte auch dahero/ daß ihr deß Davids schrifften/ die wohl und recht ge- schrieben seyn/ nicht laͤnger so zum aͤrgesten außlegen und verdrehen wollet/ sondern in ih- rem rechten sinn (der euch verborgen ist) stehen lassen. Seine meynung ist nicht/ daß man keine acht auff die Schrifft haben solle/ noch auff das prophetische wort/ das da scheinet an einem dunckelen orte/ sondern daß man fortfahren solle nach der Schrifft in dem wachsthum der erkaͤnntnis deß lichts und des tages GOTTES / daß man den morgen- stern/ der in groͤssester klarheit herfuͤr bricht/ nicht verringere/ sondern destomehr fleiß an- wenden sollen/ auff daß wir von der Sonne der ewigen gerechtigkeit/ in eine ewige klar- heit der ewigen morgenstunde und tages GOTTES kommen moͤchten/ da alle die vorigen lichter auffhoͤren/ und gegen die klar- heit/ die alle klarheit uͤbertrifft/ nichts als stuͤckwerck seye. Wollet ihr weitern unterricht haben/ wie das eine licht seinen schein in dem andern verliere/ das eine ampt vor dem an- dern auffhoͤren muͤsse/ das alte vergehen/ und alles neu werden muͤsse? So leset/ was Paulus Hebr. von dem alten Testament saget/ daß es vor dem neuen auffhoͤren muͤsse/ wie herrlich es sonsten bey seinem anfange gewesen seye/ dann/ wann was besseres kommt/ muß das geringere auffhoͤren/ wie die nacht dem tage weichet/ welches alles dann auch die crea- turen/ pflantzen/ baͤume und blumen ver- kuͤndigen/ die allezeit erstlich klein und herr- lich groß werden/ wie auch die Sonne und Mond in ihrem auffgange ꝛc. Daß ihr nun weiter in demselbigen Artickul saget: Daß David lehre/ daß die lehre nur darum gegeben/ umb die menschen gleich als kin- der in der zucht zu erhalten und auffzu- erziehen; Aber daß Davids seine leh- ren seyen vollkommen und kraͤfftig/ alle menschen/ die sie annehmen/ selig zu ma- chen. Darauff antworte ich/ daß ihr nicht allein deß Davids seine worte/ sondern deß Pauli auch uͤbel außleget/ nach euerem ver- dorbenen verstande. Wird nicht Gal. cap. 3. \& 4. gesagt: Daß das gesetze unser zuchtmei- ster seye gewesen biß auff Christum/ und so lange der erbe ein kind ist/ zwischen ihme und dem knechte kein unterscheid seye/ ob er wohl ein Herr aller guͤter seye. Also (sagt er) da wir kinder waren/ da waren wir gefangen un- ter den aͤusserlichen satzungen; da aber die zeit erfuͤllet ware/ sandte GOTT seinen Sohn/ gebohren von einem weibe ꝛc. Sehet/ die- se worte habt ihr in deß frommen Davids sei- nen schrifften gefunden mit einer rechtmaͤssi- gen erklaͤrung/ daraus ihr euer gifft gesogen habt/ umb ihn stinckend zu machen; Aber darmit werdet ihr erfunden/ als die wider Pau- li worte streiten wollen. Jhr moͤget sehen/ wie ihr das verantworten wollet. Jst es dann NB. Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. NB. wahr/ daß das gesetze unser zuchtmeister ist gewesen biß auff Christum? so ist es auch wahr/ daß CHristus uns wolle fuͤhren zu dem Geiste der warheit/ welchen er zugesaget hat zu senden/ daß derselbe den menschen in alle warheit leyten solle; Dann dieser Geist wird den wenigsten bekannt/ weil er der welt un- sichtbar ist/ und inwendig und nicht außwen- dig muß gesucht werden. Man bleibet lie- ber bey dem troͤster und dem leiter/ als bey dem CHristo nach dem fleische/ welches nicht bestehen wird/ dann solche erkaͤntnis muß noch auffhoͤren/ und die rechte innerli- che erkaͤntnis im Geiste und warheit hervor kommen; Dann so lange der vorhang/ welcher das fleisch Christi ist/ wie Paulus meldet Hebraͤer cap. 10. vers. 20. nicht weg- gethan wird/ so kan man das allerheiligste nicht sehen/ noch das unbewegliche reich uͤ- berkommen/ Hebr. cap. 13. vers. 27. Dar- um wol deme/ der mit Paulo 2. Corinthier cap. 5. so weit gekommen ist/ daß er sagen mag: Von nun an kennen wir niemand nach dem fleische/ und ob wir zwar CHri- stum gekennt haben nach dem fleische/ so ken- nen wir ihn doch nun nicht mehr ꝛc. Wo nun diese erneuerung deß hertzens ist/ da sind alle dinge in ein warhafftig wesen veraͤndert/ und der Geist CHristi nach der zusage Chri- sti uͤberkommen/ das Neue Testament befe- stiget und auffgerichtet/ und alles buchstaͤb- liche wesen durch das neue geistliche vergan- gen; Ja/ welches noch mehr ist/ so wird alsdann der anfang des Christenthums zu ei- ner vollkommenheit gebracht/ 1. an die Corin- thier cap. 13. Hebr. cap. 6. vers. 1. Und weil CHristus in den tagen seines fleischs seinen Juͤngern noch nicht alles offenbahren moch- te/ weil sie es noch nicht ertragen koͤnten/ so verhieß er ihnen einen andern troͤster zu sen- den/ sagend deutlich Joh. cap. 16. Wann ich nicht hingehe/ so kommt der troͤster nicht zu euch. Daraus wird klaͤrlich angemercket/ daß die vollkommene erkaͤnntnis ihnen da- mals noch nicht gegeben ware. Warum soll dann der fromme David nicht moͤgen schrei- ben das jenige/ was der Apostel selbst gezeiget 1. an die Corinthier cap. 13. Daß die prophe- zeyungen auffhoͤren sollen/ daß die zungen auffhoͤren sollen ꝛc. Nehmet ihr diß so uͤbel auff/ daß ihr das zu einer auffmunterung in euerem Christenthum von diesem frommen manne an- nehmen sollet/ auff daß ihr zum wachsthum im Christenthum je mehr und mehr moͤget gebracht werden durch den Geist der warheit und deß verstandes? Oder seyd ihr schon vollkommener als Paulus? der selbst gestun- de/ daß er damals noch unvollkommen waͤre/ wie er auch noch klaͤrer bezeuget Philipp. c. 3. was kan wohl deutlicher seyn? Wolt ihr weitere nachricht/ so leset deß mannes schriff- ten mit unpartheyischem gemuͤthe/ besehet/ was er schreibet in seinem wunder-buche; Leset es nach anleitung der vorrede. Jtem das buch von der Schoͤpffung/ darinnen be- griffen ist ein gespraͤche zwischen GOTTES Geiste und dem verlohrnen menschen. Jtem das gespraͤche zwischen GOttes-Gelehrten und Sophist-Gelehrten/ darinn euch der grund der warheit deutlich gnug gezeiget wird. Nun es muß so lange verschlossen und versie- gelt werden/ biß die heilige Gemeine gesaͤu- bert/ euch die augen eroͤffnet/ die decke der blindheit von euerm hertzen weggenommen seye; alsdann solt ihr erst sehen/ was ihr gelaͤstert und wiedersprochen habt. Doch ich muß euch hier noch einige texte (die ihr bekennet zu glauben) zu weiterm nachdencken vorhalten. Jst es nun/ daß ihr sie achtet/ wohlan/ so last euch weisen! Nemlich/ Hebraͤer cap. 7. v. 15. 16. 17. 18. 19. 1. Corinth. cap. 13. vers. 10. Hebr. cap. 6. vers. 1. Folget die beschuldigung deß zweyten Artickuls. Jtem er saget/ daß er der wahre CHristus und Messias/ der liebe Sohn deß Vaters seye/ an welchem er wohlgefallen habe; nicht auß dem fleische gebohren/ sondern aus dem Heiligen Geiste/ und dem Geiste CHristi; welcher Geist CHristi/ da er sich nicht mehr auff erden sehen lassen/ seye von dem Vater an einem orte allen Heiligen verborgen geblie- ben/ biß auff diese zeit/ da er dem David Georg gantz seye mitgetheilet worden. Antwort. Daß der fromme David Joris irgendswo sagen oder schreiben solte/ daß er der wahre Messias/ der Sohn deß Vaters seye/ ist offent- lich gelogen. Jhr habt das nirgends in seinen schrifften gesehen noch gelesen/ aber wohl das gegentheil. Leset doch den Tractat von seiner sendung/ im anfang: Dann ich eintzig und allein von GOTT ꝛc. und die andere stuͤcken mehr/ ihr solt dann wohl anderst darvon ur- theilen. Jtem leset das Tract aͤtgen/ außgege- ben anno 1542. anfangs: Eine sehr gute vermahnung und unterweisung vor alle gottsfoͤrchtige und glaubige seelen ꝛc. J- tem/ Diß ist der weg/ denselbigen gehet. Besehet da/ was David von sich selber haͤlt/ und wie er von dem versprochenen wahren Christo und Messia spricht; Diß sind seine worte: Wer dann von der gesalbten art Da- vids nicht ist/ Christi Geist nicht hat/ der gehoͤ- ret GOTT nicht zu/ ist auch nicht von seiner Gemeine. Nicht David Joris sohn gemei- net nach dem fleische/ der als andere menschen in suͤnden empfangen und gebohren/ der die gnade GOTTES so wol als ein anderer von- noͤthen hat; Sondern den versprochenen Da- vid GOTTES Sohn/ der von dem Geiste im worte deß lebendigen GOTTES geboh- ren/ eine pflantze der gerechtigkeit/ ein Sohn deß allerheiligsten glaubens ist/ der neue mensch von dem himmel/ den David Joris sohn so wohl als ein anderer empfangen. Sehet/ diß sind andere worte/ die wider euch klingen/ und sich selbst außlegen/ so daß man sie auff keinen andern sinn deuten oder ziehen kan/ es waͤre dann/ daß man es muthwillig thun wolte. O- der meynet ihr/ daß der fromme David alleine ist außgeschlossen/ daß er den Geist GOttes und CHristi nicht so wohl als ein anderer em- pfangen moͤge/ durch welchen Geist man rufft: Abba/ lieber Vater/ und zu einem kind GOT- TES von GOTT gebohren wird. Sa- A. K. H. Vierter Theil. J i 2 get/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. get/ wie wolt ihr die spruͤche verstehen/ die in der buchstaͤblichen Schrifft so klar vorhanden sind/ woraus man beweisen kan/ daß ein wiederge- bohrner ein kind GOTTES / ja ein Geist mit GOTT ist/ durch die gemeinschafft der Goͤtt- lichen natur und der gnaden GOttes durch den glauben/ so daß ihnen durch den glauben macht gegeben ist/ kinder GOTTES zu werden und zu heissen/ welches gnugsam aus folgenden texten erhellet/ Psalm 82. vers. 6. Joan. cap. 1. vers. 12. Joan. cap. 3. vers. 6. 1. Corinth. cap. 6. vers. 17. Rom. cap. 8. vers. 9. 2. Cor. cap. 6. vers. 18. Gal. cap. 3. vers. 26. 1. Joh. 3. v. 1. Apoc. 3. v. 12. Folget die beschuldigung deß dritten Artickuls. Derohalben seye er/ welcher das hauß Da- vids und die wahren kinder Levi (nemlich die/ so seine lehre annehmen und ihme nachfolgen) mit der wahren huͤtten GOTTES im geist wie- der auffrichten werde/ nicht mit dem creutz und leyden/ wie Christus gethan/ sondern in lauter sanfftmuth/ in der liebe und gnade deß Gei- stes Christi/ welche ihme von dem Vater ge- geben seye. Antwort. Hier habt ihr wieder spinnen-art/ die das boͤ- se auß dem guten saugen/ und verdrehet nicht deß frommen Davids/ sondern aller Prophe- ten zeugnisse. Habt ihr nie gelesen/ was E- saias sagt cap. 58. Warum fasten wir/ und du siehest es nicht an? Warum thun wir un- serm leibe wehe/ und du wilst es nicht wissen? Aber was wird ihnen zur antwort gegeben? Das moͤget ihr selber lesen/ und sehen/ ob der HERR einen gefallen habe/ daß ein mensch seinen leichnam quaͤle? Besehet/ ob ihr nicht mit solchem aͤusserlichen wesen zu thun habt/ das dem HErrn mißfaͤllt? meynet ihr hiermit dem HERRN zu gefallen/ und zu verhindern das/ was der HERR seinen glaubigen zuge- saget hat? Was ist das? moͤchtet ihr fra- gen: Nemlich das jenige/ das ihr in den glaubigen spott-weise verlaugnet uñ verachtet/ nemlich daß durch sie soll gebauet werden/ das lange wuͤste gelegen/ und daß sie solchen grund legen sollen/ der allezeit bleibet/ ja daß sie ge- nennet moͤgen werden als die jenige/ die den zaun verbessern/ und die wege/ daß man da wohnen moͤge. Esaiaͤ cap. 58. und 61. Diese sollen die rechten Priester deß HERRN ge- nennet werden/ und man soll sie GOTTES diener nennen. Wann ihr nun den frommen David fuͤr einen solchen bothen und diener GOTTES nicht haltet/ das wird euch am schweresten seyn; Es wird sich schon mit der zeit befinden/ daß ihn GOTT zu seinem diener außerkohren und gesandt habe; Jhr moͤget es glauben oder nicht. Weiter/ daß ihr schreibet von der huͤtten GOttes/ welche er in dem geiste wieder auffrichten werde/ aber nicht mit dem creutz und leyden/ wie CHristus gethan hat; sehet/ das hat er also niemahls geschrieben noch gelehret/ es sind nur offenbahre luͤgen; Dann das wiederspiel ist gnugsam zu sehen/ daß viele darum haben leyden muͤssen/ wie ihr selbst ein zeugnis zu euerer eigenen schande dar- von gebt fol. 15. daß viele ihre ehre/ leib und gut auffgesetzet/ uñ es mit ihrem blut bezeuget; Dañ es ist wahr/ daß nicht allein der fromme David/ sondern auch die H. Schrifft an vielen orten be- zeuget/ daß man nicht allein durch solch aͤusser- lich creutz und leyden mag GOtt gnug thun/ weil Christus dardurch fuͤr uns bezahlet mit sei- nem unschuldigen blute/ welches wir mit un- serm unreinen blute nicht außrichten werden; Aber wir muͤssen taͤglich innerlich sein creutz uͤ- ber uns nehmen/ und das sterben unsers HErꝛn JEsu an unserm leichnam herum tragen/ von welchem grunde der gemeldete David saͤuber- lich gehandelt in einem buche/ genannt Cate- chesis, das ist/ unterweisungs-gespraͤche mit va- ter und sohne. Allda moͤget ihr den grund se- hen/ ob nicht alle lehren gehen muͤssen auff die absterbung deß alten menschens/ und auff ein le- ben deß neuen menschens? Und weil ihr auch selbst bezeuget fol. 35. daß David habe sehr ge- trieben auff das sterben seiner selbst/ so verwun- dere mich nicht wenig/ wie ihr dieses mannes schrifften so gar habt verkehren und umdrehen koͤnnen. Nun wohlan/ es muß gelitten seyn/ der juͤnger ist nicht besser dann sein Meister; Dann dieses sage ich zum uͤberfluß/ daß ich be- finde/ daß das fleisch und blut nicht gerne an das sterben seiner selbst wolle/ und darum ley- det es nicht gerne in dem fleische/ sondern lieber an dem fleische außwendig; Aber solches aͤus- serliche wesen ist nichts nutze/ 1. Cor. 13. 1. Petr. 4. v. 2. Gal. 5. v. 24. Gal. 6. v. 16. Leset wei- ter Rom. 6 besehet daselbst/ worinnen das rech- te creutz und sterben bestehe. Die beschuldigung deß vierten Artickuls. Daß er gewalt habe selig zu machen oder zu verdammen/ die suͤnde zu vergeben oder zu be- halten; Und darum seye er der jenige/ der am juͤngsten tage die welt richten werde. Antwort. Daß der fromme David solches in seinen schrifften solte gesetzet haben/ ist eine offenbah- re luͤgen/ von euch Schrifftgelehrten erdacht. Das bekenne ich/ daß dieser fromme mann die Schrifft wohl wiederholet habe in seinen buͤ- chern/ die da saget Joh. 20/ 22. Nehmet hin den Heiligen Geist/ welchen ihr die suͤnd ꝛc. J- tem Matth. 16/ 19. und Matth. 18/ 18. Se- het/ dieses ist alles warheit/ und diese schrifft wiederholet ihr zu euerem eigenen urtheil; O ihr unberuffene Prediger/ die ihr euch so vermes- sentlich an Christi statt setzet/ und dem volck die vergebung der suͤnden verkuͤndiget; Dann worzu nutzet sonsten der binde-und loͤse-schluͤs- sel in euern Gemeinen? Jst euer wort nun nicht wider euch selbst? Daß der fromme Da- vid schreiben solte/ daß er der jenige seyn wer- de/ der am juͤngsten tage die gantze welt richten werde ꝛc. darwider moͤget ihr seine eigene ver- antwortung im siebenden Artickul lesen; da- selbst soll er euch gnugsamen bericht darvon ge- ben. Er schreibet aber daselbst nicht also/ wie ihr hier thut. Es ist offenbahr/ daß Paulus schreibet 1. Corinth. cap. 6. vers. 2. daß die Hei- ligen die welt richten werden. Wisset ihr nicht/ spricht er/ daß wir uͤber die engel richten sollen? Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. sollen? Jtem Sapient. cap. 3. v. 7. Matth. cap. 19. vers. 28. Die beschuldigung deß fuͤnfften Artickuls. Christus seye deßwegen von dem Vater ge- sandt/ daß er mit seiner lehre und ceremonien der heiligen Sacramenten die menschen gleich als kinder (als welche die vollkom̃ene lehre noch nicht zu tragen vermoͤgen) in der zucht erhielte/ biß David Georg kaͤme/ welcher die vollkom- mene und kraͤfftige lehre an das licht bringen wuͤrde/ und die menschen vollkommen machen/ und dieselben mit aller erkaͤntnis GOTTES/ und seines sohns (David Georgen) erfuͤllen wuͤrde. Antwort. Dieses sind nur falsche excerpta, die David George nicht geschrieben hat. Es soll sich in der erfahrung wohl anders befinden/ weil seine schrifften noch meistens (GOtt sey danck) vor- handen sind/ die gar nicht auff seine menschliche person/ sondern eintzig und allein auff den Geist Christi der ewigen warheit weisen und fuͤhren/ auch in allem gnugsamen unterricht geben allen bekuͤmmerten hertzen/ die die war- heit GOttes von hertzen suchen und lieben. Die beschuldigung deß sechsten Artickuls. Dieses aber solte nicht menschlicher weise ge- schehen/ gleichwie vor diesem durch Christum geschehen/ sondern durch den geist/ und verbor- gener weise/ die niemand verstuͤnde/ dann die je- nige/ so an David Georgen glaubeten/ und sei- nem befehl nachfolgeten. Antwort. Hier bekennet ihr nun selber/ daß David George auf den Heiligen Geist getrieben/ nicht menschlicher weise/ wie ihr ihm solches faͤlschlich nachschreibet/ sondern verborgener weise/ uͤber euern blinden/ fleischlichen verstand. Wie koͤmmts dann/ daß ihr so wider euer eigen ge- wissen/ alle sachen nach euerm fleischlichen sinn richtet? Und uͤber das noch offenbahre luͤgen schreibet/ gleich/ als wann er alle dinge/ die vom Geiste GOttes reden/ auff seine person geschrie- ben und gezogen habe? Wo leset ihr in des frommen mannes schrifften irgends/ daß er an sich will geglaubet wissen? Er hat wohl ge- wolt/ daß man nicht allein an den Vater und Sohn/ sondern auch an den Heiligen Geist glauben solte/ und dem befehl GOttes nach- kommen. Auch sagt er gnug in seinem gedruck- ten hand-buͤchlein fol. 138. Darum will ich/ daß ihr weder auff mich/ noch auff einige person sehet/ sondern die warheit und weißheit an ꝛc. Daraus sihet man gnug/ daß er an seine person nicht will geglaubet haben/ sondern allein dem wort/ dem Geiste und der warheit; Daß ihr mich nicht achtet/ (schreibet er ferner in eben dem buche) das achte ich meiner person halber nichts. Dann darmit solt ihr euch fuͤr Gott und seinen engeln zu schanden sehen; Dann hat mich Gott mit seinem wort/ Geiste und verstand gezieret/ und daß ihr mich darin nicht ansehet/ und eu- ern fleischlichen sinn lieber habet/ das wird eu ch zum grossen verlust gereichen ꝛc. Sehet/ diß hat er seinen eigenen kindern gelehret; Was saget ihr dann hierzu/ ihr falschen außleger? Wehe euch/ wehe euch! wann wolt ihr euch einmal schaͤmen lernen? Wisset ihr nicht/ daß ein natuͤrlicher mensch nicht verstehet/ was des Geistes GOttes seye? 1. Cor. 2. Die beschuldigung deß siebenden Artickuls. Und solches zu beweisen mißbrauchet er etli- che oͤrter der Schrifft/ gleich als wann Chri- stus und seine Aposteln nicht auff sich/ noch die kirche/ sondern auff die zukunfft deß David Ge- orgs gedeutet haben. Antwort. Daß ihr den frommen David deß miß brauchs der Schrifft beschuldiget/ ist nicht zu verwundern/ weil ihr weder deß mannes rede/ noch die sprache des Heiligen Geistes verstehet. Darum macht ihr es hier/ wie vormahls die Schrifftgelehrten/ euere mitbruͤder/ die immer die reden der Propheten verdreheten/ sie falsch- heit beschuldigten/ und unter solchem schein ver- urtheileten. Weiter/ daß ihr schreibet/ daß David Georg alle schrifften auff seine person und schrifften solte gezogen haben/ und nicht auff den Geist Jesu Christi und seiner kirchen ꝛc. ist eine grosse unverschaͤmte luͤgen; Dann ihr urtheilet hier nach euerm blinden fleischlichen sinn/ und wollet nicht wissen/ daß David Ge- org allein zeuge von dem Geiste GOTTES / warum ihr dann auch muthwillig vergessen habt/ was da stehet Johan. cap. 14. vers. 16. Item eod. cap. v. 26. Item Joh. 16. v. 12. Beschuldigung deß achten Artickuls. Darum beschuldiget ihr ihn also: Wann Christi und seiner Apostel lehre die wahre lehre gewesen waͤre/ so waͤre auch die kirche/ als welche mit solcher lehre erbauet/ wohl stehen geblieben/ und nicht wiederum vernichtet und zerbrochen worden. Dann die wahre kirche/ wie Chri- stus spricht/ koͤnnen die pforten der hoͤllen nicht uͤberwaͤltigen. Nun ists ja bekant/ daß der Anti-Christ die Apostolische lehre und gebaͤude umgestossen habe/ wie solches das Pabsthum bezeuget. Woraus er dann geschlossen/ daß der Apostel lehre und gebaͤu vergebens und un- vollkommen seye gewesen; Aber seine/ des Da- vid Georgs lehre seye vollkommen. Antwort. Sehet/ hieꝛ folget ihꝛ nun wieder euereꝛ schlan- gen-art/ die das gifft außspeyet. Saget mir/ wo hat der David Georg gelehret/ daß der A- postel lehre vergebens seye? Das wiederspiel hat er wohl gelehret/ daß es von dem kleinen anfangen und auff das grosse endigen muͤste; Dann daß er geschrieben habe/ daß der anfang des Christenthums noch das ende und die voll- kommenheit nicht seye/ ist gantz wohl gespro- chen; dann wann das gebaͤu vollkommen ge- wesen waͤre/ so waͤren alle die lebendige steine/ die nach der zeit darzu gekommen/ viel zu spaͤth gekommen/ ja nicht einmal zu dem geist- lichen hause GOTTES gerechnet worden/ J i 3 und Th. IV. Sect. II. Num. XXXV. David Joris vertheidigung. und wann schon zu der zeit alle dinge waͤren vollkommen gewesen/ so muͤsten wir nachkoͤm- linge draussen stehen bleiben. Daß aber durch den Anti-Christ eine grosse verwuͤstung seye ein- gefuͤhret worden/ bekennet ihr ja selber/ als die ihr tags und nachts von nichts anderst als re- formation der kirchen schreyet. Leset 2. Thes. cap. 2. vers. 3. Daß David Georg solte ge- schrieben haben/ daß die lehre CHristi und sei- ner Apostel/ die wahre und vollkommene lehre/ (im Geiste und warheit/ und nicht in den buch- staben bestehend) verfallen solte seyn/ ist meinem erkaͤnntnis nach deß frommen David Georgs seine lehre nicht; Dann so wenig das gesetze GOTTES (das Geist und leben/ ja geistlich ist) verfallen kan/ so wenig mag auch das wort CHristi und seiner Aposteln verfallen/ dann das werck GOTTES bleibet in ewigkeit/ da- von ich bey dem ersten Artickul gnug geredet habe; Der Geist hat hiervon durch den from- men David uͤberfluͤssig geschrieben. Leset der Paradisischen Revie ren außfluß/ und von dem gerechten Zion und Jerusalem/ darinnen solt ihr den grund von diesem weitlaͤufftig gnug ent- decket finden. Der HERR seye ewiglich ge- lobet/ daß sie noch vorhanden sind/ ja mehr/ als ihr wohl gemeinet habt; Dann ihr gedach- tet alles außzurotten/ welches euch unmoͤglich ware. Nun die zeit wird die warheit von die- sen sachen klaͤrer ans licht bringen. Beschuldigung deß neunten Artickuls. Jhr habt auch gesetzet: Daß er viel hoͤher seye/ dann Johannes der Tauffer/ und alle Hei- lige/ so vor ihme gewesen; Dann der gering- ste in dem reiche GOTTES seye groͤsser dann Johannes/ nach der aussage CHristi/ und ein solcher seye David Georg/ weil sein reich seye ein himmlisch vollkommen reich. Daraus schlies- set er ferner/ daß er nicht allein mehr seye dann Johannes/ sondern auch als Christus/ als wel- cher vom weibe auß dem fleische gebohren/ er a- ber seye auß dem H. Geiste gebohren/ und zum Christo gesalbet worden. Antwort. Weil ihr selber gestehet/ daß Christus gesa- get habe/ der geringste im himmelreich seye mehꝛ dann Johannes der Tauffer; Warum wolt ihr dann solchen worten nicht glauben/ sondern euch noch darzu daran aͤrgern? Es wundert mich/ daß/ da David Georg saget/ er seye der geringste und nicht der vornehmste/ ihr eine so grosse boßheit wider ihn begehet/ und solche schnoͤde luͤgen wider ihn erdichtet. Dardurch wiedersprechet ihr nicht allein dem frommen David Georg/ sondern CHristo selbsten/ wel- ches dann zu erkennen gibt/ daß ihr Christi wor- ten nicht glaubet/ und daß ihr weder zu den ge- ringsten noch vornehmsten im reich GOt- tes gehoͤret. Wie koͤnt ihr dann einen andern richten/ schreibend/ daß er sich selbst uͤber CHri- stum erhebe? Jst das recht gethan? Sa- get/ ihr grosse Lehrer und luͤgner/ wo habt ihr solches in David Georgs schrifften gelesen? Wo stehets geschrieben/ daß David Georg sein reich ein himmlisch vollkommen reich seye? Wo saget er/ daß er zu Christo gesalbet seye? Schaͤ- met euch doch uͤber solche luͤgen/ die man mit haͤnden greiffen kan; Leset einmal seine gros- se und kleine entschuldigungen/ und auch das buch deß gesetzes/ darinn solt ihr wohl was an- ders finden/ so ihr durch haß und neyd nicht verblendet seyd; Aber was helffen licht und brill/ wann einer nicht sehen will? Die beschuldigung deß zehen- den Artickuls. Er saget auch: Daß alle suͤnden wider den Vater und Sohn begangen/ koͤnnen vergeben werden/ nach Christi aussage/ aber die suͤnde wider den Heiligen Geist/ das ist/ die suͤnde wi- der David Georg begangen/ werde nimmer vergeben/ weder hier/ noch in jener welt. Dar- aus er folgert/ daß er mehr seye dann CHri- stus. Antwort. Das ist abermal eine offenbahre luͤgen/ daß David Georg solches von seiner person solte ge- saget haben; Das soll man in ewigkeit nicht beweisen koͤnnen/ daß er solte geschrieben haben/ er waͤre mehr und hoͤher als Christus. Jn welchem buche habt ihr solches gelesen? Soll ichs euch sagen? in euern eigenen falschen luͤgen- buͤchern/ aber nicht in David Georgs seinen buͤchern; Dann das ist zwar wahr/ daß er geschrieben habe/ daß die suͤnde wider den H. Geist nicht vergeben werde/ und solches nach Christi eigener aussage/ Matth. 10/31. Marc. 3/28. Luc. 12/10. Die beschuldigung deß eilfften Artickuls. Daß dereheliche stand frey/ und niemand durch denselben einer gewissen frauen allein ver- bunden werde; Deßgleichen seye die zeugung der kinder gemein/ denen/ die durch den geist David Georgen wieder gebohren seyen. Antwort. Mit offenbahren luͤgen habt ihr euere Ar- tickuln angefangen/ und mit solchen endiget ihr auch selbige. Leset den 25. Artickul in Da- vid Georg seiner eigenen entschuldigung/ die er anno 1540. gethan/ und der Graͤfin von Ost- Frießland uͤbergeben hat; Jmgleichen das buch von der Ehe; Was gilts/ ihr solt da was anders lesen/ als ihr ihme nach schreibet? Es ist offenbahr gnug/ daß alle seine schrifften eine gnugsame lehre geben/ umb unser hertz von den irrdischen luͤsten abzuziehen/ und gantz und gar dem HErrn zu uͤbergeben; Jtem/ wie man eine frau haben solle/ als wann man kei- ne haͤtte; Jmgleichen/ diese welt so zu ge- brauchen/ als wann man sie nicht gebrauche- te. Diese und mehr andere lehren lehret Da- vid Georg in seinen schrifften; und es schei- net/ als wann alle seine schrifften (o ihr ney- dische hertzen!) von euch faͤlschlich werden auß- geleget/ und gantz verkehret/ doch GOTT soll es endlich offenbahren. Wer seyd ihr doch/ mag ich wohl fragen/ ihr heuchler/ die ihr euern naͤchsten in solchen sachen verurtheilet/ da ihr selbst fuͤr GOTT in einer ehelichen hurerey mehr schuldig seyd? Sehet/ ihr habt den ehrlichen David Georg beschuldiget/ daß er in euere Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene verantwortung. euere unkeusche lust nicht hat wollen zustim- men/ aber ihr seyd die rechte grosse schuld- ner vor GOTT und seinem Evangelio. Le- set Ezechiel cap. 16. und 23. Besehet euch/ ob ihr nicht zu solchem geschlechte mit gehoͤret. Ja ich bin versichert/ daß ihr noch viel unreiner seyd/ welches offenbahr wird werden/ wann der HERR kommen wird/ zu richten die le- bendigen und die todten/ nicht nach dem/ das die ohren von aussen hoͤren/ oder die augen von aussen sehen/ sondern nach dem grund und eu- ers hertzens luͤsten; dann dafuͤr habt ihr euch nicht in acht genommen/ daß ihr endlich ein boͤ- ses gewissen tragen muͤsset/ ja einen wurm/ der euch nagen wird. Es soll euch geschehen/ wie in dem 109. Psalm geschrieben stehet; Zu welchem ich euch laͤsterer zum Beschluß hin- weise. Beschluß-Rede. Hier hastu/ lieber leser/ die kurtze wiederle- gung/ wiewohl noch andere sachen waͤren/ die aber nicht wuͤrdig sind zu beantworten/ nem- lich daß David Georg sein vater seye ein spiel- mann gewesen ꝛc. welches auch unwarheit ist. Sondern uͤber dem/ daß er edel vom geist/ scharffsinnig vom verstande war/ ist er in seiner jugend eine zeitlang auff der Rhetori cken-kam- mer gewesen/ welche exerciti en in Niederland sehr geehret und geliebet werden/ so daß auch die vornehmsten und reichesten ihre kinder darzu antreiben; Ja auch viele erwachsene leute sich darzu begeben/ wie alle die jenige/ die in Nieder- land gewesen sind/ wissen. Aber dieselben wer- den bey den groben Hoch-Teutschen verachtet/ doch beginnen sie je laͤnger je lieber bey ihnen zu werden. Zum andern/ so ware er ein geschick- ter kauffmann/ deren in Holland viel sind. So wird auch gemeldet in dem laͤster-buche von sei- nem und seiner kinder haͤuser/ welche theils durch den brand/ theils durch den donner/ wie sie sprechen/ auffgangen/ wiewohl das eine von sich selbsten uͤbern hauffen gefallen; Woraus sie meynen zu beweisen/ daß GOTT seinen zorn und straffe uͤber den David Georg außgelassen habe; Aber sie haben ihrer selbst vergessen/ daß in ihren eigenen staͤdten grosser brand offt- mahls geschicht/ ja wohl selbst in ihren kirchen/ die sie doch fuͤr heilig halten/ wie zu Basel in der haupt-kirche/ und zu Straßburg/ und an an- dern oͤrtern wohl geschehen ist. Jst da GOT- TES straffe nicht uͤber sie ergangen? War- um haben sie solche nicht uͤber sich selbsten ge- schlossen? Aber indem sie so urtheilen/ be- schuldigen sie selbst den frommen Hiob/ wel- chem auch viel ungluͤck wiederfuhre. Dann/ geliebter leser/ hieraus kanst du schon sehen das verkehrte urtheil dieser neuen Schrifftgelehr- ten/ die sich auch nicht gescheuet haben/ ihren blutduͤrstigen zorn zu aͤussern/ wie solches nicht allein geschehen ist an dem verstorbenen leich- nam/ welcher bey nahe drey jahre in der erden begraben gewesen/ welchen sie hernacher außge- graben/ und zu pulverund staub verbrannt ha- ben/ sondern auch an denen jenigen/ die die leh- ren deß David Georgs defendi ren wuͤrden/ als welchen so gleiche straffe gesetzet haben: Ja/ was mehr ist/ so haͤtt en die Prediger gerne ge- sehen/ ja ihre meynungen darvon schon schrifft- lich uͤbergeben/ daß man nicht nur ihre todten leichname/ sondern auch alle seine kinder/ freun- de und anhaͤnger/ jung und alt/ weib und kind mit dem feuer verbrennen solte/ auff daß nichts uͤbrig bliebe/ welches urtheil aber die Obrigkeit nicht approbi ren wolte/ welches ich ihnen dann zum ruhm nachsagen muß. Nichts destoweniger aber musten sie doch ge- schehen lassen/ was geschehen ist/ weil sie von jenen tag und nacht angelauffen wurden/ und keine ruhe hatten/ biß alles exequi ret wurde. Auch ist glaubwuͤrdig zu beweisen/ daß/ da David Georgs seine kinder den Superintenden- ten/ namens Simon Sultsern/ uͤber solches boͤses beginnen ansprachen/ und freundlich baten/ das beste zu thun/ nemlich/ daß sie den leichnam ihres vaters solten ruhen lassen/ wofuͤr sie dann gerne eine summe geldes ge- ben wolten ꝛc gab er keine andere antwort; als daß er solches gerne wolte geschehen las- sen/ aber es waͤre ihme nicht moͤglich/ und sagte: Daß wann CHristus gleich persoͤn- lich zugegen waͤre/ so muͤste er brennen. Daraus magstu/ gottseliger leser/ abneh- men/ was gutes von diesen blutduͤrstigen leuten zu hoffen waͤre/ ob man ihnen auch glauben solle/ als die mit ihrer eigenen zun- ge so schaͤndliche luͤgen außsprechen. Jch ra- the derowegen allen frommen menschen/ daß sie sich huͤten fuͤr diesen luͤgnern/ verleumb- dern ꝛc. Dann alle die jenige/ die die war- heit suchen/ werden solches zeugnis geben muͤssen/ und bekennen/ daß das die rechte Schrifft-gelehrte und verkehrte seyen/ dar- uͤber CHristus so viel wehe geschryen/ und darfuͤr er uns alle will gewarnet wissen. Nun lebe wohl/ und bedencke die worte unsers HERRN JESU CHristi wohl/ Matth. cap. 23. vers. 12. Luc. cap. 11. Luc. cap. 6. vers. 26. NUM. XXXVI. David Joris eigene verant- wortung. Unschuld deß David Joris. Ubergeben an die Wohlgebohrne Frau/ Frau Anna/ gebohrne Graͤfin von Olden- burg/ Graͤfin zu Embden/ im jahre 1540. wider die verkehrten falschen Ar- tickuln/ so ihme allenthalben nachge- schrieben und zugemessen sind. Deuteron. 27. Verflucht ist der/ der seinen naͤch- sten heimlich schlaͤget/ und alles volck soll sagen/ Amen. Eccles. 28. Hoͤre klage/ und die antwort darauff. Wolgebohꝛne/ Gnaͤdige Frau/ samt Ew. Gna- den Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene verantwortung. den hochweisen Rath/ von euch bitte uñ begehre ich/ daß ihr mich armen verachteten sanfftmuͤ- thig hoͤren/ und meine verantwortung vor euch kommen lassen wollet. Jsts etwa/ daß sie Ew. Gn. zu lange scheinet/ so bedencket/ daß sie mir noch zu kurtz seye/ und daß eine bescheidene ant- wort nicht so kurtz seynkan/ als die frage/ und die beweisung der unschuld nicht so geringe seyn koͤnne/ als die beschuldigung. Nachdeme ich lange zeit gedultig geschwie- gen/ alle laͤsterung angehoͤret/ und den stincken- den strom deß grossen wassers der alten schlan- gen und drachen gelitten/ nemlich alle schalck- heit/ boͤse reden und verkehrte worte/ und mich dargegen getroͤstet/ hat es mir endlich gut ge- daucht/ nachdem alle voͤlcker unruhig/ land und leute wider mich unschuldigen uͤber die massen toben/ diese verantwortung bey Ew. Gnad en/ als welcher dieses wesen nicht un- bekannt ist/ zu thun/ damit Ew. Gn. mit ihrem exempel andere dahin disponi ren moͤge/ die warheit desto mehr zu dulten; die sonsten durch meine feinde verleytet/ zum haß und neyd gegen mich/ ja grosse luͤgen moͤchten er- wecket werden. Jch bin vor mich versichert und gewiß/ daß sie in dem reiche GOTTES sollen zu schanden werden. Das ewige licht und die ewige warheit koͤnnen sie doch nicht ver- wehren/ noch zu luͤgen machen/ noch der weißheit/ die mir in mein hertz und mund von GOTTES gnaden gegeben ist außzuspre- chen/ wiedersprechen; wiewohl sie gantz un- verschaͤmt/ ohne daß ich ihnen wiederstehe/ als der ich von aller menschlichen huͤlffe entbloͤ- set bin/ mich freventlich bey Ew. Gn. allent- halben in meiner abwesenheit mich suchen ver- hast und veracht zu machen durch alle ihre uͤbe- le nachreden/ nach der lehre der Apostel/ die sich ihres leydes ruͤhmen; welches alles ich biß- hero mit gedult angehoͤret/ aber jetzo bin ich willens meine unschuld darzuthun. Aber damit ich es nicht zu lange mache/ will ich Ew. Gn. und einem jeden/ der dieses zu lesen bekoͤmmt auff das kuͤrtzeste nach der warheit antworten auff das/ was man mich be- schuldiget. 1. Daß ich/ David Georg/ mich selbst fuͤr den dritten David außgegeben habe/ ja daß ich mich Christo gleich geachtet habe; ist erlo- gen/ und ich negi re das alles. Jch bin (GOtt lob) kluͤger/ und weiß wohl/ daß Christus GOTTES Sohn in ewigkeit seye/ und nicht Joris sohn. Welchem CHristo ich in der wiedergeburt deß glaubens im geiste nachse- tze mit gantzem hertzen/ ihme in allem gleich zu werden/ fleisch von seinem fleische/ und bein von seinem bein/ umb ein leib mit ihme zu seyn/ welches unser beruff erfordert; Dann ich ruͤh- me mich nicht die gantze vollkommenheit und das alter Christi uͤberkommen zu haben/ wie- wohl ich/ so viel an mir/ seine ewige himmli- sche erkaͤnntnis nach der warheit/ von GOttes gnaden ruͤhmen und außbreiten will. Und bit- te also alle/ die liebe und verstand haben/ sol- ches zu untersuchen/ und den leib CHristi zu bessern. 2. Jch laugne auch/ daß dieselbige/ die sich mit der H. Schrifft verwahren und beschuͤtzen wol- len/ solten nur diener deß buchstabens seyn/ weil ich selbst die heilige Schrifft gebrauche in allem dem/ was ich glaube und fuͤr wahr hal- te. Das habe ich wohl gesagt und geschrie- ben/ daß alle die jenige/ die die heilige Schrifft lesen/ selbe nicht alsobald verstehen/ und daß dahero nur buchstaͤblich waͤren/ nicht aber geistlich/ die ihre krafft im geiste und in der warheit nicht erkenneten. 3. Jch habe nicht geschrieben/ daß man alle seine suͤnden und missethaten jemanden beich- ten/ und oͤffentlich in der gemeine bekennen muͤsse. Das befinde ich wohl schrifftmaͤs- sig und recht zu seyn/ daß/ so jemand seine suͤnde erkennet/ sich vornimmt dieselbige zu unterlassen/ sich selbst verlaͤugnen/ dem teuf- fel und der welt wiederstehen will/ ein solcher dem alten menschen nicht flatti ren und seiner schonen muͤsse/ sondern sich denselben als gottloß vorstellen/ sein kleid auffdecken und also frey bekennen/ was ihn drucke/ vor einem recht geistlichen menschen/ und sich solches nicht schaͤmen/ wo zu lesen Psalm 12. Esaiaͤ cap. 29. Hiob. cap. 31. 4. Esdr. cap. 5. 6. Proverb. cap. 18. Matth. cap. 5. Marc. cap. 1. Luc. cap. 17. Jac. cap. 5. 4. Jch laͤugne auch/ daß ich solte gelaͤugnet haben/ daß keine engel waͤren/ sondern nur luͤstige menschen/ solches ist niemahls auß meinem munde noch feder gekommen. Halte das fuͤr wahr/ was die heilige Schrifft dar- von zeuget. 5. Jch habe auch nie gesaget/ daß keine sicht- bare und lebendige teuffel seyen; Dann ich weiß/ daß der HERR CHristus selbst den Petrum einen Satanam/ Judam einen teuf- fel nennet. Dann das bekenne ich/ daß mein verstand von den teuffeln nicht so seye/ wie es von vielen bißhero ist geglaubet/ und abge- mahlet worden; daß er ohne mich an mir nichts vermag. Aber nachdem das wort fleisch worden ist/ und GOTT seine engel zu geistern/ seine diener zuf euerflammen ge- macht hat/ ist noch jemand uͤberblieben/ der von seinem gebluͤte und geschlechte ist/ der mag fuͤr ihn antworten. Jch sage/ daß er in dem neuen Testament von ihm selbst nichts seye/ und kein vermoͤgen habe ausser dem menschen und der feindschafft GOT- TES. Der mensch ist ihme selbst ein feind und ein teuffel/ hat sich fuͤr niemand mehr/ als fuͤr sich selbst zu huͤten. Es wird sich aus dem 110. Psalm also mit dem teuffel be- finden. 6. Jch habe auch nicht gesagt/ als wañ Christus nicht zum gerichte wiederkommen werde/ wie er auff- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene Verantwortung. er auffgefahren ist. Jch glaube das wiederspiel/ nemlich/ daß er also wie derkommen werde/ als er auffgefahren ist. Dann dieses sage ich deshal- ben/ daß ein jeder von seiner boßheit abstehen/ bit- ten und flehen moͤge; denn er koͤmbt warlich als ein dieb in der Nacht/ das ist/ da sich die welt dessen am wenigsten versiehet. 7. Daß das letzte urtheil geschehen solle in den Gerichten durch David Joris und seines glei- chen; darauff antworte ich also: daß die Heili- gen nicht allein die welt/ sondern auch die engel/ wie Paulus offentlich bezeuget/ richten werden. Denn daß es durch D. G. geschehen solle/ wird mir/ wie andere sachen/ nur nachgeredet und zugeschrieben/ und solches muß bewiesen werden. Doch eines theils ist das wahr/ daß es geschehen solle durch die Heiligen/ zu welchen ich mich auch in der Wiedergeburt bekenne/ und darunter zu seyn verhoffe. Denn daß es durch D. G. geschehen solle/ ist meine rede nicht. Jch bin so grob und unverstaͤndig nicht/ daß ich die Schrifft nicht solte ungestuͤmmelt lassen. Sehet Es. I. Sapient. 8. Marc. 12. 13. 1. Cor. 9. 2. Thes. 1. Jud. 1. 8. Daß man den dritten D. G. nun auff erden solle wahrnehmen/ das habe ich so nicht gedacht/ geschweige daß ichs geschrieben oder gesaget ha- be; sondern daß man den dritten David/ von welchem die Schrifft/ wie ich darfuͤr halte/ redet/ und ich im Geiste und in der warheit erkant ha- be/ nun muͤsse wahrnehmen/ neml. den Geist der ewigen warheit/ und darmit habe ich nicht den David Joris gemeinet/ sondern den gesalbeten David/ von welchem die Schrifft mit namen so reichlich bezeuget hat/ Psalm 89. Es 55. Jerem. 23. 30. 33. Ezech. 34. 37. Os. 3. Zach. 12. 9. Daß Christus nicht/ sondern D. G. die per- son sey/ deren stimme alle diejenige hoͤren muͤ- sten/ die selig werden wolten/ wird mir zuge- schrieben; aber ich laͤugne solches geschrieben zu haben; denn ich halte Christum fuͤr mein haupt und fuͤr meinen HErrn: gebe acht auff seine/ und nicht meine worte/ wie ich das ewige/ all- maͤchtige Geistliche wort der Krafft am besten begreiffen und demselbigen nachfolgen moͤge; und dieses rathe ich so wohl andern/ als mir selbst. 10. Daß alle diejenige/ die ausser D. G. seiner gemeine stehen/ katzen und hunde seyen/ habe ich nie gesagt/ sondern ist von boͤsen Leuten mir nur angetichtet. Was aber die Schrifft sagt von denen/ die ausser der rechten gemeine CHristi/ als ausser dem kasten Noaͤ/ befunden werden/ darmit stimme ich uͤberein/ so wohl gegen mich selbst/ als gegen andere; aber nicht/ daß ich je- mand verdammet oder selig gesprochen haͤtte/ der in oder ausser meiner gemeine stehe; denn unsere gemeinschafft ist mit dem Vatter und sei- nem Sohne/ nach dem Geiste und warheit; ohne solchen gilt nichts. 11. Daß ich lehren solte morden/ stehlen/ toͤd- ten/ luͤgen und truͤgen seye vergoͤnnet gegen die- jenige/ die nicht meine Lehren annehmen/ ist mei- ner Lehre gantz und schnur stracks zu wider/ und ist diese luͤgen so grob/ daß sie nicht aͤrger haͤtte seyn koͤnnen. Was kan ich hier mehr zu sagen/ als daß ich seyn muͤsse als ein tauber und ein stummer/ der seinen mund nicht auffthut. Jch seuffze zu meinem GOTT/ und uͤbergebe ihm die sache/ hoffend/ daß sie einsten sich werden schaͤmen lernen. Was andere thun/ die sich zwar nach mir nennen/ aber nicht thun/ was ich ihnen sage/ ziehe ich mir nicht an; denn solche Lehre ist so ferne von meinem hertzen/ als der himmel ist von der erden. Leset meine Schriff- ten. 12. Daß man kein gewisses weib haben solle/ son- dern in gemeinschafft der weiber leben/ wird man in meinen Schrifften nicht befinden. Es sey ferne von mir solches zu lehren. Aber das habe ich wohl gelehret und geschrieben/ was Christus saget zu den Sadduce ern/ die kinder dieser welt freyen und lassen sich freyen/ welche aber wuͤrdig seyn werden jene welt zu erlangen/ und die auff- erstehung der todten/ die werden weder freyen/ noch sich freyen lassen/ denn sie koͤnnen hinfort nicht sterben/ denn sie sind den engeln gleich/ und GOttes kinder/ dieweil sie kinder sind der auffer- stehung/ Luc. 20. Aber das habe ich nie geschrie- ben/ daß man die weiber solle gemein haben. Al- les mein ruffen und reden ist dargegen/ nemlich/ daß man das suͤndliche fleisch/ den alten men- schen/ der lust hat zu solchen sachen/ toͤdten/ und den neuen menschen anziehen muͤsse. Wie raͤu- met sich dieses zusammen? Denn daß ich wohl solte gesagt haben/ daß wir alle zu einem Leich- nam Christi werden muͤssen/ das bekenne ich noch mals/ und das ist eben die Lehre CHristi und Pauli: Doch wenn jemand nach dem flei- sche lebend seine freyheit/ in welcher wir durch Christum stehen/ wolte zur Boßheit gebrau- chen/ das gehet diese reine Lehre nicht an; Der sey ferne von uns/ wenn er sich nicht von hertzen bekehret; denn ich weiß/ daß alle die/ die nach dem fleische leben/ und nicht nach dem Geiste/ sterben muͤssen/ wie geschrieben stehet/ Gal. 5. 13. Daß ich gesaget habe/ daß man ein boͤses un- geschicktes weib verlassen koͤnne. Wiewol ich nun solches nie gelehret/ wie meine Schrifften weisen/ so ist es doch eben nicht so wunderlich/ noch wider die Schrifft; weil der Prediger sol- ches offentlich schreibet/ und Paulus auch. Jm- gleichen sagt CHristus zum uͤberfluß/ daß man solches thun moͤge; Aber wenn uns die ewige Liebe offenbahret ist/ warumb sollen wir nicht wiederumb denenjenigen vergeben/ die sich an uns versuͤndigen. 14. Daß die verklaͤrung der todten schon gesche- hen sey; solches wird mir aus feindschafft nachgeschrieben/ und habe ich solches nirgends geschrieben. 15. Daß das Reich CHristi auswendig auff er- den seyn werde; das halte ich in gewissem ver- stande fuͤr wahr; denn solches bezeuget Daniel/ und die gantze H. Schrifft/ Es. 43. 65. 66. Da- niel 7. 12. Matth. 22. Marc. 10. Luc. 18. 1. Corinth. 3. Hebr. 2. 2. Petr. 3. Apoc. 3. 20. 21. Jch bekenne aber darbey/ daß es himmlisch und ewig seyn werde/ nach der Schrifft/ die von ei- ner andern welt/ einem neuen himmel und neu- er erden redet/ auff welche wir hoffen. Welche A. K. H. Vierter Theil. K k neue Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene Verantwortūng. neue erde von niemand anderst/ als von einer glaubigen seelen in einem wahren lebendigen glauben will gesehen und verstanden werden; Und zeuget die Schrifft reichlich darvon. Und sehet/ darinnen soll/ nach der zusage unsers Herrn/ die Gerechtigkeit wohnen/ wie Petrus bezeuget. Aber das Reich GOttes ist inwen- wendig/ eines Geistes verborgenes innerliches Reich/ welches die wiedergebohrne im Geiste und in der warheit allein sehen/ kennen und wissen/ und die nehmen es wider den teuffel und ihr suͤndliches fleisch mit gewalt ein. Das Reich Christi aber/ oder dessen gesalbten/ ist nicht allein Geistlich inwendig in uns/ sondern auch sichtbar; denn er nicht allein Goͤttlich/ son- dern auch Menschlich/ oder GOtt und Mensch zugleich ist. Darum wer von keinem sinnlichen Reiche etwas haͤlt oder glaubet/ derselbige haͤlt auch nichts von einer aͤusserlichen verklaͤrung/ noch von einem neuen himmel und einer neuen erden/ noch von einer zukuͤnfftigen welt/ in welcher gerechtigkeit wohnen soll; ja der selbige laugnet die Menschheit CHristi auch. Darum verwundere sich niemand; Jst eine aͤusserliche verklaͤrung/ so ist auch gewiß ein aͤusserlich Reich/ freude und leben. 16. Daß David Joris in dem Reiche Christi ein Koͤnig seyn solle/ das wolte ich/ daß das wahr waͤre/ nemlich mit dem HErrn zu sitzen auff sei- nem stuhl/ zur rechten seiten/ ein Koͤnig und Priester nach der Schrifft vor ihme zu seyn/ wie er denen uͤberwindern im glauben/ und allen kin- dern GOttes zugesaget hat/ 1. Petr. 2. Apoc. 3. 20. Daß ich aber solches von meiner person selbst solte gesagt haben/ bitte ich mich zu uͤber- fuͤhren; denn mein ruhm ist allein in dem HErꝛn. Wenn es ihme beliebet/ werde ich es seyn: Aber meine augen sehen nicht nach deme/ das hoch ist/ mein hertze ist nicht so stoltz. Gott behuͤte mich darfuͤr/ ich will mich nicht uͤberheben/ wider mei- nen GOtt dieses oder jenes zu seyn/ sondern nur ein diener CHristi. Jch habe auch GOtt mei- nen vatter genennet/ wie die gantze Christenheit/ und daß er solches in ewigkeit bleiben moͤge/ ist mein taͤgliches Seufftzen und mein Begehr. Darum habe ich auch niemand verdammet oder selig gesprochen; doch glaube ich/ daß er seinen warhafftigen dienern macht zu binden und zu loͤsen gegeben habe/ wie geschrieben stehet. Matth. 12. Und also hoffe ich auch meine ehre und crone/ die belohnung des Reichs mit allen wahren Heiligen nicht von Menschen/ sondern von GOtt. 17. Daß der himmel und die wolcken Geistlich zu verstehen seyen. Sehet/ dasselbige bekenne ich nach der Schrifft/ in gewissem verstande. Es. 29. 1. Corinth. 14. Nemlich/ daß sie zu dem Geiste gleichniß-weise in einer andern Sprache ge- brauchet werden. Daß sie mich so nicht hoͤren sollen/ spricht der Hr. Deuterter.‒Esa. 65. Johel. 3. und also kennet niemand diesen himmel und wolcken der zeugen/ von welchen der Geist der warheit spricht/ nemlich den GOtt in ihme hat/ nemlich die Liebe/ und ein weg/ sitz und werck- zeug oder wolcke des HErrn ist/ aus dessen mun- de der regen der gerechtigkeit herabfliesset/ die trockene erde zu befeuchten/ oder zu bekraͤfftigen und fruchtbar zu machen. Daß dieß wahr sey/ bezeuget allein das wort des Geistes durch den mund Davids/ da er sagt: Jch will meinen mund auffthun in gleichnuͤssen/ und ausspre- chen/ das verborgen ist von anbegin der welt. Wie/ ist diß wiederleget? Sehet/ sagt Paulus, der HErr wird wiederkommen in einer stimme des ertz-engels; sehet zu/ daß ihr ihn darinn/ nemlich in dem wort der ewigen warheit/ wahr- nehmet. 18. Daß das guth der Heyden den Christen zu- komme/ und dieselbigen solches frey nehmen moͤgen/ was sie nur antreffen; dieses wird mir wieder faͤlschlich nachgeredet. Das sey ferne/ daß ich solches lehren solte; doch ist von vielen von den unserigen mit ihrem blut bezeuget/ daß das wiederspiel gelehret werde; Nemlich/ daß man das Reich GOttes und seiner herrlichkeit suchen muͤsse/ das uͤbrige werde ihnen schon zu- geworffen werden. Fehlets darinnen jemand/ der ist sich selbst ein zeuge/ daß er nach dem Rei- che GOttes und seiner gerechtigkeit nicht recht- schaffen trachte; denn sonsten unmoͤglich waͤre/ daß er aus mangel nehmen oder stehlen duͤrffte/ wie es der mund der warheit bezeuget/ darbey bleibe ich feste. 19. Daß die Kinder-Tauffe ein freyes und unnoͤ- thiges werck seye; Darzu sage ich auff gewisse masse ja und nein zu; Wiewol solches unnoͤ- thig ist/ nicht allein den kindern/ sondern auch den maͤnnern/ die solches ohne des HErrn be- fehl/ ohne die Krafft des H. Geistes annehmen; denn es ist kinder-und keines mannes werck/ und macht das wasser niemand rein/ sondern der H. Glaube und der Geist der warheit; wel- ches Glaubens sich niemand ohne warhafftige busse/ die durch ein ander hertz/ sinn und gemuͤ- the muß angenommen werden/ anmassen kan; damit eine andere Tauffe des Geistes/ die besser ist/ dann das aͤusserliche wasser/ angewiesen wird/ wie unser Heyland selbst befestiget/ und von einer andern Tauffe geredet hat/ da er spricht: ich muß getaufft werden mit einer Tauffe/ und es ist mir so bangẽ/ biß es vollbracht ist. Zu dieser Tauffe der warheit kommen we- nig/ denn es ist die Tauffe des Geistes/ da der je- nige/ der nach Johannes kommen solte/ mit tauffen solte/ wie geschrieben ist. Die durch das wasser ausgesprochen wird/ hat ihren Lauff und wuͤrckung/ biß das wahre rechtschaffene wesen gegenwaͤrtig ist; denn wenn das koͤmbt/ hoͤret das bild auff/ wie das kind in dem manne Jo- hannes in JEsu/ und Christus nach dem fleisch in dem Geistlichen; wie der mond fuͤr der son- nen vergehet/ welche darumb jetzo erst scheinen muß/ ehe das andere auffhoͤren mag. Wenn das wasser der Tauffe jemandes Gewissen reini- gen/ heilig und gerecht machen koͤnte/ so waͤre Simon Magus, und alles/ was also getaufft ist/ CHristi/ welches doch nicht wahr ist. 20. Daß sie frey in alle kirchen gehen moͤgen/ und Abgoͤtterey mit treiben. Sehet/ hie fangen sich meine beschuldiger selber. Jhr haltet selber dar- fuͤr/ daß die aͤusserlichen plaͤtze niemand reinigen noch heiligen moͤgen; und nichts destoweniger scheltet ihr daruͤber/ gleich als wenn sie mir un- rein waͤren/ welche ich fuͤr einen freyen ort beken- ne/ der nicht mehr unrein ist/ als alle andere; den reinen Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene Verantwortūng. reinen ist alles rein. Wer mag darwider etwas sa- gen? Abgoͤtterey aber muß ferne von uns seyn zusambt dem geitz; denn wir glauben an den ei- nigen/ heiligen/ Majestaͤtischen GOTT/ der himmel und erde/ sichtbare und unsichtbare dinge geschaffen und gemacht hat. 21. Daß man die kinder taufft/ ist mit den Hey- den Abendmahl halten. Sehet/ diese Lehre laͤugne ich auch gaͤntzlich/ ist auch mir nie in den sinn gekommen. 22. Daß die Lehre Pauli ein unvollkommen werck ist gegen Davids Lehre/ habe ich nicht gesagt/ sondern Paulus bekennet selber/ daß sein wissen stuͤckwerck seye/ und daß es auffhoͤren muͤsse/ wenn das vollkommene koͤmmt. Welches ich dann auch wohl sagen kan. Das wort stuͤck- werck war den Leuten gar zu bekandt. Ein un- vollkommen werck ist ein hart wort. Wolte GOTT/ daß sie es recht verstuͤnden/ und ihr laͤster-maul stille hielten/ darmit sie niemand darmit toͤdteten. Sonsten daß ich das wort der grossen erkaͤntniß/ welches mir geoffenbah- ret und kund gethan ist/ hoch lobe/ und kein stuͤckwerck zu seyn gesagt habe/ wie Paulus von ihme selber gestehet/ darmit will ich vor dem angesicht des firmamen ts wohl bestehen gegen alle Gelehrte und Weise dieser welt/ nur bloß die ewige weißheit und warheit herrlich zu machen. Man gebe mir sanfftmuͤthig gehoͤr/ und unter- suche/ ob meine Lehre die ihrige uͤbertreffe oder nicht/ ob diese zeit nicht die vorige uͤbertreffen werde. Man lege meine worte bey die ihrige/ wie Moses gegen Jannes und Jambres gethan/ was gilts/ ihre Reden werden von den Meini- gen uͤbertroffen werden. 23. Daß luͤgen und die warheit verlaͤugnen kei- ne suͤnde sey/ man auch die Articul dꝛs Glau- bens/ die zu hoch seyen/ frey niederlegen moͤge. Das erste laͤugne ich daß ichs geschrieben habe; Das andere habe ich auch nicht beruͤhret; denn ich halte mich an das wort Christi; sorget nicht/ was ihr reden sollet; Jch will auch nach seinem rath thun/ erwarten zu der Stunde zu reden/ so mir der vatter geben wird. Das ist meine Lehre/ und nichts anderst. 24. Daß die welt Geistlich vergehen solle/ das be- kenne ich noch mahls mit hertz und mund; aber nicht/ wie der gemeine mann meinet/ der nichts von GOtt weiß/ weder rechts noch lincks/ weder liecht noch finsterniß/ Geist noch fleisch in der warheit zu erkennen; nemlich daß holtz und stoltz \&c. vergehen solle/ anderst/ als mantaͤglich siehet; denn solches ist nicht in der welt/ dann die- se ist in dem Menschen/ und der Mensch in der welt; dieselben machen zusammen eine welt voller boßheit/ darum wird sie je laͤnger je schlim- mer/ welche welt GOtt im zorn und ungnade wird vergehen lassen/ welcher er doch anfangs so grosse liebe zugesaget/ nicht sage ich den steinen und dem holtze/ sondern den Menschen; und daß die auch alle nicht entschlaffen sollen/ zeuget Pau- lus 1. Cor. 15. Doch wenn die welt holtz und stei- ne ist/ so solle sie darinn auch vergehen; aber die worte bedeuten/ wie ihr hoͤret/ was anderes/ denn das hat jedermann nicht gewust. 25. Daß die seligkeit der Heiligen auff erden/ und nicht im himmel seyn werde; das habe ich auch also nicht geredet/ doch hat diese rede ein doppel- tes ansehen; denn einige sagen moͤchten/ daß es geredet waͤre von denen/ die ihre seligkeit in allen irrdischen dingen und lust des fleisches setzen; welche ihren bauch zum Gott haben; das sind die feinde des creutzes CHristi/ die nach irrdischen dingen gesinnet sind. Andere moͤchten sagen/ es waͤre geredet von deren seligkeit/ die ihren wan- del hier auff erden/ und nicht im himmel wolten haben. Worauf ich kuͤrtzlich antworte und sage: wenn das Reich Gottes in uns ist/ so sind wir al- lenthalben in dem him̃el/ wie solches an unserm Heylande vor seiner verklaͤrung und nach dersel- bigen geschehen ist/ wie er gegessen und getrun- cken hat. Was ist das gesagt: die seligkeit soll in GOtt und in seinem Sohne in ewigkeit seyn? Wenn dieser uns unselige selig zu machen/ wie er verheissen hat/ nicht kommen wird/ und unter uns wohnen und wandeln/ die erde nach seiner zusage zu besitzen/ so werde ich mit denen/ die sol- ches glauben/ zu schanden werden. Aber alles fleisch ist heu/ verdorret und nimbt ab/ aber das wort des HErrn bleibet in ewigkeit; wol deme/ der sich darin in der warheit befindet. Sehet/ das ist kuͤrtzlich die Summa meiner antwort und defension an Ew. Gn. wegen ob- gedachter mir zugeschriebener Glaubens- Arti- cu len/ die ich bißhero mit gedult angehoͤret/ und solches auch noch weiterhin thun will; denn ich gedencke an das alte sprichwort: Veritas premi- tur, sed non opprimitur. Ob sich nun wol mei- ne sache GOtt und Ew. Gn. befehle/ so begehre ich doch gleichwol/ daß Ew. Gn. so viel an ihr ist/ diese defension lese/ und der warheit gehoͤr gebe/ die sonsten durch boͤse mittel den elenden gemuͤ- thern entzogen wird; woran daun auch viele schrifften schuld sind/ die unter meinem namen mit meinem stylo hin und wiedeꝛ zu finden sind; woruͤber aber die gantze welt soll zum Luͤgner werden/ wie sich bißhero noch allezeit befunden/ wie leyd es auch unsern wiedersachern ist/ als welche begierig sind unschuldig blut zu vergies- sen/ darmit Gottes zorn uͤber das gantze Land gezogen wird. Und also muß Ew. Gn. wissen/ und alle/ die diese Schrifft lesen/ daß ich solchem verkehrten sinne niemals zugethan gewesen sey/ vielmehr das schwerdt zum blutver giessen nie- derzulegen/ und ein ander schwerdt des Geistes in die haͤnde zu nehmen/ darmit also so viel blut- vergiessung/ mordt u. brandt verhindert werde. Du solt den unschuldigen nicht toͤdten/ spricht der Herr/ Deuteron. Beschirmet mit euerm munde/ das billig und recht ist/ der armen und elenden sache/ Pro- verb. 31. E r rettet die/ so in todtes-noͤthen sind/ Pro- verb. 24. \&c. Nun kan denn Ew. wohlgebohrne Gn. und ihr ehrsame Herren nicht sagen: wir wustens nicht; dencket nicht/ daß/ der das hertze ge- macht/ solches nicht wisse/ Proverb. 24. Anno 1540. Ein kurtzer begriff des Christlichen glaubens. Unser Glaube und Lehre ist von/ an und in dem einigen/ ewigen/ allmaͤchtigen GOTT/ A. K. H. Vierter Theil. K k 2 Vatter/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene Verantwortung. Vatter/ Sohn und H. Geist/ durch seinen H. verstand uns geoffenbahret/ hier so viel moͤglich/ buchstaͤblich auffs kuͤrtzeste beschrieben/ ein im je- den/ der will/ zu untersuchen u. zu pruͤffen gegebẽ. Was nicht vollkommen ist/ wird uns in Christo (mit welchem wir wider uns selbst durch sein liecht und verstand je mehr uns staͤrcken und be- kennen/ daß er unser HErꝛ und meister nach dem Geiste in der warheit sey) nach dem Glauben ge- geben; denn wir allezeit mit gutem willen sein wort gerne hoͤren/ und nach unserm vermoͤgen thun wollen. Wir glauben an GOTT dem Vatter/ all- maͤchtigen Schoͤpffer himmels und der erden/ mit allem/ was darin ist; und an JEsum Chri- stum seinen eingebohrnen Sohn/ der alles/ was er gelehret und gesprochen/ gelitten und gethan hat; Der von oben herabgekommen/ von dem H. Geist empfangen/ der welt gebohren von Maria/ unter dem Pontio Pilato geereutziget/ gestorben und begraben/ zur hoͤllen niedergefahren/ am dritten tage aufferstanden/ darnach gen himmel gefahren/ und sitzet zur rechten hand in der krafft seines Himmlischen Vatters/ der am juͤngsten tage nach seinem worte wiederkommen solle zu richten die lebendigen und die todten. Wir glau- ben an den H. Geist/ eine gemeinschafft \&c. wie im Symbolo Apostolico. Amen. Darnach lehren wir unsere kinder also: weil die H. kirche Christi/ den gesprochenen/ auswen- digen/ buchstaͤblichen Glauben nicht haͤlt fuͤr den rechten wahren Glauben der krafft nach dem Geiste; derohalben man ein ander auge/ ohre und verstand und sinn des hertzens darzu be- reiten muß/ darmit der Glaube begriffen und verstanden werde/ so lehren wir sie/ daß sie dem fleischlichen Menschen/ oder die fleischliche ge- burth ablegen muͤssen/ damit sie geschicket seyen den Glauben in ihre hertzen zu fassen. Ferner so lehren wir sie die reden unsers Hey- landes JEsu Christi/ nach unserm besten wissen und verstande/ zu verstehen/ gleich wie darvon in der H. Schrifft gelehret wird. Also daß wir die- selbige nicht nach unserm verstande/ eigenem Menschlichen sinn und willen verst e hen und verdrehen/ sondern nach dem sinn des Geistes Christi/ daß derselbige Geist unsern fleischli- chen sinn und willen allemahl gantz zernichte/ dermassen/ daß er eher nicht ruhet/ biß er densel- bigen durch vielerley bestraffungen und castey- ungen gantz herunter gebracht/ und uns also vor dem ewigen verderben bewahret/ von suͤnde/ tod/ teuffel und hoͤlle befreyet hat. Hierneben rathen wir das gebet des HErrn taͤglich zu sprechen/ in dem Glauben zuzuneh- men/ nach dem Geist/ und nicht nach dem fleisch zu leben/ weil man sonsten darinnen sterben/ und mit CHristo nie kan vereiniget werden weil sol- ches allezeit wider den Geist geluͤstet; dahero taͤglich mit der zeit solchen luͤsten abzusterben/ und ein mißfallen daran zu kriegen/ durch das auffmercken des reinen H. Geistes. So lehren wir sie/ daß sie ihre hertzen von aller eitelkeit/ boßheit und schalckheit/ ja von aller untugend abziehen/ sich in acht neh- men/ daß sie darmit in das Himmlische we- sen moͤchten versetzet werden/ und rein und hei- lig seyn/ wie er ist; denn in ihm und durch ihn muͤssen wir uns und dann unsere seelen von al- ler unreinigkeit und todten wercken frey und rein abwaschen/ durch das blut an seinem creutze. So lehren wir sie/ daß sie in ihnen selbst aus dem suͤndlichen/ alten/ boͤsen Menschen aus- gehen/ und in CHristum die ewige gerechtig- keit taͤglich eingehen/ daß sie sonsten seine juͤn- ger und discipul nicht waͤren/ seine H. Sacra- menta sonsten nicht wuͤrdiglich gebrauchten/ sei- nes todes und aufferstehung theilhafftig zu werden/ und solches beweisen wir ihnen mit mancherley gleichnuͤssen; weil wir uns in der Tauffe haben anheischig gemacht/ ihnen sol- ches vorzuhalten/ und darnach nach vermoͤ- gen/ das GOTT darreichen wird/ auffzuer- ziehen/ und daß sie also im segen und nicht im fluche gebohren werden. Uber dem so lehren wir sie/ daß sie staͤts wachen und beten/ um nicht nachlaͤssig zu wer- den in ihrem gebet und Christenthumb; Jn- gleichem ihren Eltern gehorsam zu leisten/ den grossen GOTT uͤber alle dinge zu lieben/ ehren und fuͤrchten von gantzem hertzen und von gantzer seelen. Daß sie darneben ihren Naͤchsten lieben/ freundlich und sanfftmuͤ- tig gegen demselbigen seyn/ demselbigen gu- tes thun/ lieben von gantzem hertzen; segnen/ die sie fluchen/ darmit der alte Mensch gantz uͤberwunden/ und unter die fuͤsse getretten werde. Noch/ so lehren wir sie auch/ daß sie auch von GOTTES wegen der Obrigkeit ge- horsam seyn/ GOTT vor sie zu bitten/ daß es ihr wohl gehe/ und ihr ampt nach GOTTES willen verrichte/ den witti- ben/ armen und weysen vorstehen/ und die frommen wider die boͤsen beschirmen moͤge/ da- mit die unterthanen also ruhig und friedlich le- ben moͤgen/ sich auff GOTT verlassen. Summa; wir lehren sie/ daß sie ihren Glau- ben von hertzen lernen verstehen/ bekennen/ und denselbigen durch GOTTES gna- de in der krafft beweisen moͤgen/ denselbigen nicht in blossen worten lassen bestehen; weil derselbige bey keinem Christen in der gemein- schafft der Heiligen sich befindet/ als nur in der warheit in dem gerechten Geist der vollkom- menheit/ umb mit GOTT und seinem ewi- gen worte in warheit zu seyn/ allezeit und in ewigkeit/ ja biß zum tode und blut- vergiessen; darzu helffe und staͤrcke uns alle GOTT durch JESUM CHRistum/ Amen. Der ruhm unserer hoffnung ist dieser.: Nemlich/ allein auff einen gnaͤdigen/ war- hafftigen GOTT des ewigen friedens/ Liebe und gerechtigkeit. So wir die uͤberkom- men/ so erlangen wir mit ihme und in ihme alle dinge/ nemlich/ daß wir an keinem dinge werden mangel haben; wir moͤgen seyn reich oder arm/ so wollen wir uns daran vergnuͤgen lassen; nemlich mit GOTT und in GOTT gesegnet zu seyn/ weil wir glauben und wissen/ daß in ihme alle voͤlle des lebens/ liechtes uñ ver- standes/ gerechtigkeit/ friede und freude; dahero wir uns mit nichts anderst troͤsten und befrie- digen/ als mit der vereinigung in der Liebe Chri- sti/ und wahren/ vollkommenen erkaͤntniß GOTTES/ darauff unser grund fest und unbeweglich Th. IV. Sect. II. Num. XXXVI. David Joris eigene Verantwortung. unbeweglich in ewigkeit stehet/ ohne den alles vergehet. Die Liebe/ darnach wir in solchem Glauben streben/ ist diese: Nemlich/ daß wir untereinander einer des andern ungluͤck zu hertzen nehmen/ dem an- dern als uns selbst das gute goͤnnen/ niemand mit wissen in truͤbsal zu verlassen/ nach der maasse eines jeglichen Glauben/ umb die Lie- be unsers Glaubens zu beweisen mit hertz/ mund und sinn/ nicht allein auswendig in solchen dingen/ die zur nothdurfft des Leibes gehoͤren; sondern fuͤrnemlich an der seelen. Denn die leibliche huͤlffe ist wenig nutze/ wo nicht der in- wendige Gottesdienst gebessert wird/ als wes- wegen CHristus allein gestorben und gelitten hat. So jemand hierinnen nicht rechtschaffen erfunden wird/ vor GOTT/ muß er von demselbigen seine straffe daruͤber leiden. So sich solcher nicht bey ihme befindet/ so ist er gott- loß und ein Teuffel; denn er faͤllt in den zorn GOTTES in der ewigkeit/ wo er sich nicht bessert. Aber wir schneiden niemand die gnade GOTTES ab/ wir bitten viel lieber fuͤr ihn/ als daß wir fluchen solten/ weil wir das boͤse mit gutem suchen zu uͤber win- den/ und werden in der Liebe nicht muͤde/ dar- fuͤr uns GOTT durch CHristum behuͤte. Der gantzen welt Richter/ Koͤnig und HERR versorget die seinigen immerdar. Sehet/ dieß ist mit kurtzem unser Glaube und unsere Lehre/ gleich mit der Apostolischen/ Christlichen kir- chen in allen Stuͤcken ENDE. Der Apologie David Joris selbst. Nunmehro soll noch eine andere ausfuͤhrli- chere vertheidigung dieses mannes erfolgen/ welche erst im 17den seculo heraus gekommen: und weil so wol in der historie selbst/ als in die- sen Schrifften hin und wieder gedacht wird/ daß der erwaͤhnte Blesdick entweder seine aus- sage und beschuldigungen wider David Joris bereuet/ oder gar niemahln davon gewust habe: so will ich zu erst dasjenige lied hersetzen/ welches er in seiner Sprache bey bereuung seines falls auffgesetzt haben soll: Klagelied. So des David Joris abgevvichener Toch- termann, Niclaes Meynaerts van Bleese- dyck, auf die Letzte gemachet haben soll. 1. D Ie Werlt heft my bedrœgen, Des lyde ick in myn Herte pyn, End’ van Godes Wort afgetœgen, Des mach myn Siel wel drœfig syn: Conscientie gaet my quellen, Ick bin in grœter noet, Wie sall my helpen bloet? Hoe sall ick ’t vort anstellen, Geloof Hoep’end Liefd’ syn in my doedt! 2. Ick mach wel suchten en Karmen, Het is myn Schuld! ontfarmde God, Wilt myner doch ontfarmen, Hoe deerlick heft my de Werlt bespott! Myn Bedde will ick waschen Met Thrænen in elckeen nacht, All’ hebb’ ick lang gewacht, En geten myn Broed in der aschen, Van Sonden bin ick in Honger verschmacht. 3. Ick will overdencken myn Jaeren Met Thrænen in grooter Bitterheit, Ick hebb’ Hem laten fahren, De my ’t ewig Leven hadd’ bereit: Syn Wort hebb’ ick begreesen, Myn Hert tuygt tegens my, Des ick heel suchtig sy; Hoe sall myn Siel genesen, Nu my het sterven is so nae by! 4. Ick bin kromm tot den Ende, En all myn gebeenten syn verstoert: Helpt HEER, in deser Elende, Eer dat myn arme Siel verschmoert! Het Water staet aen myn Keele, Uw’ gramschap my verlast, Waenhoep brengt my den Last, Ende myn Vyanden sind veele; Helpt HEER, eer my de doed verrast! 5. De doed is myn geselle, Myn Bedde s’nachts en tröstet my niet: Myn Siel stigt tot der Helle, Met droemen krigt myn Siel verdriet. Uw’ pylen my doorwunden, Uw’ gerechtigkeit my verschrickt, Uw’ Wraake my toknickt: Ras! HEER! tot deser stunden, Helpt, eer myn arme Siel verstrickt! 6. Hoe möggy my dus verveeren, Hebt gy my HEER doch selfst gemaeckt: Willt uw’ Belooften verklären, Uw’ gramschap HEER een weinig staeckt, Want sesyn all afgeweeken, Neemand en doet er goet, Nemand sucht met oet moet; Gy kennt HEER myn gebreken, Genad! ick fall uô HEER te foet. 7. Ick schrey mit Magdalene, Met Petro bin ick klagtig sehr, Met dat Cananeesche Vrouken reine, Reep ick, Genade lieven HEER! Met den Moerdenaer an’t ✠ verheefen, Kenn’ ick myn Missedaet, Vor u, myn Toeverlaet: Willt myne sonden vergeven, End’ uwen verlooren soon ontfaet! 8. Ick roep mit den Blindgeboeren, ô Davids Soon ontfärmt u myns! Myn gesicht willt my restoeren, Verlost my van s’ongeloofs verdwyns! Ick bin doedt geschlägen, O du Samaritaen expert, Kommt, legt my op uw’ peert, Toent uw’ barmhertiges plegen, Succurs uwen publicaen begehrt! K k 3 9. Uw’ olde Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. 9. Uw’ olde Barmhertigkeden, Davids Succurs ende Medicyn, Syn de nu all verleeden, So moet ick sterven in kort Termin: ô HEERE der Genaden, Hoert eens hoe Petrus sucht, Hoewel hy nehmt de flucht; Uwen Troost willt niet verspaden, Sonst is myn arme Siel beducht! 10. ô Princelike Prince, Onse Advocat ende Saligheid, My gescheh’ nae uwen wensche, Totten Leven of totten doed bereit! Gedenckt ’twerck uwer Handen, Sind wy uw’ maeksel niet? Ontfangt der Traenen Lied! Uw’ Ehre, all is’t tot onser Schanden, Moet alltyd voer, ’t is watter geschiet. NUM. XXXVII. Folget nun die oben gedachte genauere Apologie Dav. Joris wider Emmium und andere: unter dem Titel. Widerlegung der groben/ unverschaͤm- ten/ und greifflichen luͤgen des Ubbo Em- men, Rectoris der Schulen zu Groͤningen/ von ihm in Druck heraus gegeben wider das Leben und Lehre des David Jorissoon. Wobey zugleich auch Entdeckung der Luͤgen u. unwarheiten des Casparis Grevinchovii oder Swerinchuy- sen uñ anderer laͤsterer gegen selbigen Da- vid Joris, der warheit zuwider ausgegeben. Widerlegt durch D. Andreas Huygelmumzoon mit warheit. Psalm XXXI. 19. Verstummen muͤssen falsche maͤuler/ die da reden wider den Gerechten hoffaͤrtig und veraͤchtlich. Gedruckt im jahr 1600. An den Christlichen und beschei- denen Leser. Man sagt im gemeinen spruͤchwort: Offen- bahre luͤgen sind nicht werth/ daß man sie wider- spricht/ sintemal selbige sich allzeit selbst beschaͤ- men. Deswegen ich auch nicht der meinung ge- wesen wider die offenbahre und unverschamte luͤgen und laͤsterungen/ so Ubbo Emme, Rector zu Groͤningen in oͤffentlichen Druck hat duͤrffen ausgeben wider das Leben und Lehre Dav. Joris, icht was zuschreiben/ indem ich achtete/ daß seine Luͤgen so grob/ plump und kaͤntlich waͤren/ daß sie die kleinen jungen kinder (so zu reden) leicht- lich solten sehen und mercken. Jedennoch/ weil ich nachmals verstanden/ daß nicht allein sich einige schwache daran aͤrgerten/ sondern auch vornemlich/ daß sich die Secten hoͤchlich beruͤhmeten// und mit demselben buch sehr prangeten/ indem sie selbiges von neuem mit noch einer vorrede eines Predigers zu Mittel- burg/ der in derselben auch scheinet grosse ehre zu suchen/ in Druck ausgehen lassen/ und in aller Buchladen winckeln forn an stellende zeigten So hab ich vor noͤthig geachtet/ eine kurtze und warhaffte entschuldigung und widerlegung da- gegen zu machen/ damit nicht allein der gemeine mann/ sondern auch die Obrigkeiten des Nider- lands nicht meinen/ daß sothanige greuliche Thaten zugestanden wuͤrden von denjenigen/ die die Schrifften Dav. Joris werth haben und taͤglich lesen/ wie auch/ daß die Schrifften dessel- ben Dav. Joris in sich hielten dasjenige/ was die- ser Luͤgner mit seinen verdreh-und verfaͤlschun- gen der Obrigkeit gerne wolte beybringen/ da- mit sie selbe ausschaffen und ihre haͤnde besudeln moͤchten mit dem unschuldigen und gerechten blut der Davidian er (wie sie dieser Ubbo nennet). Dazu scheinet es/ daß sein bitter/ neidisches Cains-hertze es dahin ziehe und den guten leuten zum nachtheil auffleget/ daß ihnen frey stehe zu luͤgen/ betriegen/ und anderer leute Guͤter an sich zu bringen/ welches in unserer Niderlaͤndischen Sprache so viel gesagt ist/ als stehlen/ wie ers auch selbst ( p. 8.) auslegt/ ja auch wol einen fal- schen eyd zu thun/ so es noͤthig/ und dergleichen mehr andere gar zu grobe und schaͤndliche greu- el/ so er selbst faͤlschlich erdichtet und erkieset/ da er doch nicht das geringste davon aus Davids eignen Schrifften beweisen kan/ welche er den- noch gerne dazu wolte verkehren/ verdrehen und mit den haaren herzu ziehen/ und vermittelst die- ses und anderer Laͤsterer die Obrigkeiten suchen in argwohn zu bringen/ als wenn diese gute leu- te alle Obrigkeiten verachteten/ und derselben Policey und gute ordnungen suchten umzustos- sen/ damit er selbige nur in den haß der Obrig- keit bꝛingen moͤchte/ und deßwegen/ so die Obꝛig- keiten ein solch vorurtheil von diesen leuten haͤt- ten/ sie zu keinem Gehoͤr vor derselben kommen koͤnten/ sondern unverhoͤrter sache verdammt wuͤrden. Darum hab ich hier fornen nur einige aus vielen oͤrtern der Schrifften Davids setzen wollen/ daraus der Leser sehen kan/ was er von der Obrigkeit gehalten. Jn dem Buch der Spruͤche fol. 116. v. 29. Aber so jemand also der Obrigkeit/ es sey“ Kaͤyserliche oder Koͤnigliche Majestaͤt/ unge-“ horsam/ rebellisch oder zu wider und nicht vor“ sie waͤre/ allen guten Policeyen/ gesetzen u. ge-“ boten ununterwuͤrffig/ keinen zinß/ zoll/ tribut“ oder schatzung/ ehre/ furcht und respect der O-“ brigkeit willig geben wolte; den halte ich vor“ keinen Christen/ man mag auch wol denselben“ rechtlich nach beschaffenheit der sache straffen/“ ausstossen uñ von seinem angesicht wegthun.“ Deñ die macht/ die darein gesetzet/ ist von Gott“ geordnet/ den Guten zur beschirmung/ den Boͤ-“ sen aber (die den guten/ auffrichtigen/ from̃en“ leuten ichtwas boͤses oder leydes/ hindernis o-“ schaden zufuͤgten/ und jemanden mit willen o-“ der gewalt unrecht thaͤten) zur straffe. Und“ noch: Wer sich wider die Obrigkeit setzet/ unge-“ horsam oder untreu/ nit ehrerbietig und dienst-“ fertig seyn wolte/ diese boͤse leute sind der O-“ brigkeit unterwuͤrffig gemacht; die glaubigen“ hertzen aber wird GOtt mit dem Geist seines“ mundes straffen/ so jemand ungehorsam oder“ unglaubig ist. Gott laͤst seine Sonne uͤber die“ Boͤsen so wohl/ als uͤber die Guten scheinen/“ uñ in solchem wolthun will er/ daß ihm die sei-“ nigen nachfolgen. Item. fol. iii. v. 15. Wer einer glaubigen Obrigkeit/ guten Sta-“ tu ten und Privilegi en/ allem/ was zur besse-“ rung/ ehre/ dienst und nutz des Landes/ gemei-“ nen prosi t/ huͤlffe/ schutz und beschirmung gehoͤ-“ rig/ es sey tribut/ zinß/ zoll/ schatzung/ und was“ von der Obrigkeit angestellet wird/ (so es Gott“ oder seinem worte nicht zu wider) ungehorsam“ ist/ der ist auch weder Gott noch seinem Christo“ gehorsam/ willig noch dienstfertig ohne allen“ zweiffel. Item. fol. 40. v. 63. Ein rech- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. Ein rechter Christ mag niemanden gehorchen/ „denn allein Gott/ seinem vater und dem HErꝛn „Christo. Hiermit aber (daß ihr mich verstehet) „sage ich nicht/ daß man der Obrigkeit/ oder va- „ter und mutter nicht auch solte gehorsam seyn: „O nein/ das waͤre allerdings GOtt nicht ge- „horsam/ weil ers geboten/ gelehrt/ gethan und „gewolt hat. Deßwegen stehet es einen Christen „vor andern in dem HErrn zu nach Laut der „Schrifft; aber ausser oder wider dem HErrn „solls oder mags nicht seyn/ wie geschrieben ste- „het: du solt den HErrn deinen GOtt anbe- „ten und ihm allein dienen. Wer diß nicht thut/ „der wird sein feind und ihme zu wider erfunden „werden. Item im wunderbuch. Cap. XCI. B. „2. XCIII. Cap. A. 2. Spru. fol. III. v. 18. B. „GOtt will/ daß wir der Obrigkeit/ von ihm „zum guten eingesetzt/ gehorchen/ sie fuͤrchten/ „ehren/ lieben und ihr dienen sollen mit allem/ „was wir haben und aͤusserlich vermoͤgen uͤmb „und nach seinem willen. Vers. 19. GOtt will/ daß man der Obrigkeit „nicht zu wider/ sondern unterthaͤnig seyn „soll/ sie leiden und dulden; Er will sie geehret „und ihr gedienet haben in allem/ was dem ge- „wissen nicht zuwider ist; ob sie auch schon „gottloß oder Heydnisch waͤre/ so solt ihr die „ruthe als ein kindgen kuͤssen/ und GOtte ge- „horsam erweisen/ der da will/ daß man den boͤ- „sen guts thun und vor seine verfolger beten „soll. Und an vielen andern oͤrtern seiner buͤ- „cher mehr. Nachdem ich nun diß allhier zu einem anfang gesetzet habe/ will ich nun fort schreiten dem Ub- bo zu antworten auff seine falsche anklagen und beschuldigungen/ und bitte alle Obrigkeiten mir im besten auffzunehmen/ daß ich den Todten/ der sich nicht kan verantworten/ bescheidentlich mit warheit entschuldige/ auch zugleich die/ (so er Davidian er nennet) zur nothdurfft defendi- re/ damit einige schwache gestaͤrcket/ die warheit geehret/ und die Unterthanen untereinander moͤ- gen in stille und friede leben unter der beschir- mung ihrer Obrigkeiten. Und so es geschehe/ in dem ich das thue/ daß ich je zu weilen moͤchte zu hefftig seyn/ so gedencke man/ daß dieser Laͤste- rer und falsche beschuldiger ursacher dazu ist/ und jedermañ ihn wol wuͤrde zufrieden gelassen haben/ wenn er selbige haͤtte lassen ruhen/ in der stille ihres glaubens leben und ihrem Herrn fal- len und auffstehen. Lebet wol. An den weltweisen/ verkehrt-gelehrten und luͤgenhafften Ubbo Emmen, Rector zu Groͤningen. Nachdem du Ubbo in deinem ausgegebenen buͤchlein schreibest ( p. 24. und 25.) daß du dich nicht wegerest vor einen Luͤgenschreiber gehalten zu werden bey jedermaͤnniglich/ weil du dem un- verstockten Leser nicht werdest gnug thun in demjenigen/ was du von David Joris geschrie- ben/ solches aber in einem Tractaͤtlein aus sei- nen selbst-eignen Schrifften noch zuthun ver- sprichst; So darffstu es dir aber dennoch nicht frembde lassen vorkommen/ daß ich dich allhier schon vor einen Luͤgen-schreiber halte und aus- ruffe/ weil du in deinen ausgegangenen buͤchlein so viel greiffliche luͤgen und unwarheiten ausge- geben hast/ womit du bereits schon verdienet diesen namen zutragen/ ohne daß man auff das dazukommende Tractaͤtlein (das ich wohl ver- muthe von eben der haar zu seyn) erst warten solte/ welches/ ich denn wol mit GOttes Huͤlffe zu sehen bekommen werde. Jedoch aber/ damit ich den Leser nicht allzulange mit vielen worten und reden auffhalte/ so eben nicht gar angenehm seyn moͤchte/ will ich der kuͤrtze/ so viel ich nur kan/ mich befleissigen und derselben bedienen und so gleich das werck antreten. Jndem ich nun kuͤrtzlich untersuche die hand- lung von dir erzehlet in deiner vorrede/ welche du und einige andere gehalten habt mit den An- tonio Daventriensi. Predigern zu Uttermeer bey Leher in Ost-Frießland/ welcher handel eben so Christlich nicht gewesen/ als du wol vorgiebest/ wie der Leser aus deinem selbsteigenem vorgeben zum theil verstehen kan; so will ich vors erste auf deinen haubtsaͤchlichsten beweißthum kommen/ den du von Davids leben und schrifften vor- bringest; welcher/ so er uͤmgeworffen/ man leicht sehen wird auff was vor krancke fundamen te du deine luͤgen gebauet hast. Sage derowegen erst- lich/ daß du solches nimmest aus des Davids partheyischen und wiedrigen Seribenten/ und solches darumb gar nicht zu glauben sey von gottsfuͤrchtigen und verstaͤndigen Lesern. De- rowegen man auch alles das/ was du aus Ni- colai Blesdikii Schrifften vorbringest zu deinem beweißthum/ vor keinen beweißthum halten kan; uͤber diß auch/ weils lauter unwarheit ist/ schlechter dings verneint/ daß David solches geschrieben und gelehret habe/ wie du es schrei- best/ aber nicht beweisest; alles dasselbe (so du sa- gest) haͤttest du wohl moͤgen vorbey gehen und unbeantwortet lassen/ es sey denn/ daß du auch gleicherweiß woltest vor einen beweiß añehmen alles das/ was wider die Calvinische und andere deiner Lehrer Schrifften geschrieben ist von den- jenigen/ die erstlich Lehrer und Prediger unter den Reformi rten gewesen/ und hernach davon abgewichen sind. Denn so viel Recht du wilt haben gegen einen andern/ so viel Recht mustu auch nothwendig einẽ andern zulassen gegẽ dich/ und wenn du das thaͤtest/ wuͤrdest du vor deiner eigenen thuͤr wol so viel wegzukehren und aus deinem eignem acker auszugaͤten finden/ daß du eines andern gaͤrtgen wohl eine weile soltest zu frieden lassen/ es sey denn/ daß du sagen wollest/ wie dich der spruch nicht angehe Matth. VII. 5. Du heuchler/ zeuch zuvor den balckē aus deinem auge/ und besiehe denn/ daß du den splitter aus deines bruders auge ziehest. Denn was du vorbringen wilst aus den Schrifften Nicol. Blesdikii oder Claus Mey- nerts, der Davids tochter-mann gewesen ist/ das ist nichts denn lauter partheylichkeit/ luͤgen und unwarheiten/ wie an verschiedenen orten hernach soll gesagt und gezeiget werden. Jch frage dich/ was vor glauben haben doch bey dir sothanige Lehrer/ so etliche jahr lang der refor- mi rten Religion vorgestanden und dem volcke so was vorgeschwatzet und geprediget haben/ und hernach davon abgewichen sind/ selbige verschmaͤhen und zum allerhoͤchsten laͤstern? Jch meine/ du wirst sagen/ daß man ihnen gar nichts glauben muͤsse wider die warheit: das sag ich auch gegen dich/ was anlanget deinen beweiß aus des Claus Meynerts oder Blesdikii Schrifften; Aber so du lieber sagen woltest/ daß man solchen deinen abgefallenen Lehrern glauben Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. glauben muͤsse in ihren schrifften und reden (so ich doch nicht glaube/ daß du es thun wer- dest) so stehet dir zu deine eigene Lehre und das leben deiner Haubt-Lehrer und anderer Pre- diger vorher zu verantworten/ ehe du andere/ so ausser dir sind/ verurheilest. Denn wer andere straffen will/ muß erst selbst unstraͤfflich seyn/ sonderlich darinn/ da er andere bestraffen will. Aber du wirst hierauff muͤglichst sagen wollen/ daß Blesdikius solches wenig monate nach Dav. Joris Tode geschrieben habe/ da er noch tieff in dem irꝛthum dieser secten gestecket/ und auch niemanden die sachen des David Joris besser be- kandt waͤren als ihm/ wie du an verschiedenen oͤrtern in deinem buͤchlein sagest/ als p. 30. 46. 48. 55. 139. und andern mehr. Aber diß kan dir nichts helffen einigen beweiß daraus zu nehmen wider den David/ weil die Schrifften Davids selbst das gegentheil bezeugen und in sich halten. Auch weiß man wohl/ daß verschiedene deiner Lehrer lange unter den deinen geprediget haben/ ehe man gewahr worden/ daß sie anders sinnes waͤren/ ja daß sie wider die reformi rte Reli- gion lehrten/ predigten und schrieben. Deß- wegen aber wirst du nimmermehr alles das zu- gestehen/ was sie zu der zeit gelehrt und gepredi- get haben. Daß Blesdick schon bey Davids zeiten/ weil er durch seine eigene weißheit und gutduͤnckel verfuͤhret war/ von David abgefallen gewest/ zum theil/ weil er die bestraffung und unterwei- sung Davids nicht konte noch wolte annehmen und vertragen/ sondern mit seinem kopff hin- durch wolte/ ist kund gnug aus verschiedenen Schrifften. Doch hat er zu der zeit seinen gifft noch nicht so oͤffentlich ausgespien/ als er her- nach wohl gethan nach desselben Tode/ da er alsobald seine bittere gifftige schalcks-art und Geist gezeiget/ haubtsaͤchlich nur darumb/ weil er den glauben und das ansehen nicht bekom- men konte/ als er suchte/ nemlich/ angenommen und gehalten zu werden wie David. Zuvor aber ist er der jenige gewest/ der Davids Lehre muͤndlich und schrifftlich vertheydiget/ wie sei- ne Schrifften/ so noch vorhanden sind/ klaͤrlich bezeugen. Was fuͤr glauben nun man einem solchen manne beymessen koͤnne/ gebe ich allen verstaͤndigen menschen zubedencken und zu ur- theilen. Man sagt im gemeinen spruͤchwort: daß ein verlauffner Moͤnch seinem eignem Con- vent kein gut thue. So ists mit diesen Blesdick auch gewest/ der die warheiten der Davidischen Schrifften erst so hoch gepriesen/ daß er davon „schreibet: Er habe keinen Scribenten oder „Lehrer von anbegin der welt gefunden/ der so „ernstlich vermahne und treibe zur busse und „absterben des alten menschen der suͤnden/ als „den David; und sagt noch darneben/ daß „David allein darinn nur glauben/ gehoͤr und „nach folge begehre/ was er aber weiter aus sei- „nem Glauben und lebendigem verstand vor- „trage/ daß es allein zur erkaͤntnis und wissen- „schafft diene/ darinn begehre er nicht mehr „gehoͤr oder nachfolge/ als ein jeder in seinem „hertzen fuͤhle oder glaube. Urtheilet nun sel- ber ohne partheyligkeit/ ob man seiner contrai- ren Rede ohne beweiß wohl glauben geben koͤn- ne. Denn da er hernach erst das gegentheil will vorbringen/ so ist er auch schuldig solches zu be- weisen. Und du darffst diß noch als einen be- weiß zur beschuldigung Davids herbringen/ das dieser Blesdick selber nicht hat vertheydi- gen koͤnnen/ sondern nur aus bitterkeit und par- theyligkeit geschrieben/ allein seine eigene ehre und nutzen zu suchen und glauben bey den leu- ten zu haben. So gehe denn nun hin/ und be- weise es erstlich aus Davids Schrifften/ daß Blesdick die warheit wider den David geschrie- ben/ und bringe ihn alsdenn vor/ wo anders/ so wird man alle dem geschwaͤtze derer/ die wider David geschrieben haben/ eben so viel glauben/ wie dem Blesdick; ja sonst muͤste man deine eigene verkehrung und luͤgen auch vor wahr- hafftig halten. Aber ich hoffe zu zeigen/ daß du so wenig wahrheit vorbracht als Blesdick, und darumb sollst du auch so wenig Glauben erhalten als er/ und mit ihm zugleich ein Luͤgen- schreiber befunden werden. Nun will ich kommen zu dem beweißthum der Beschreibung von dem leben David Joris, die du gethan/ und muß dich eins fragen: Hast du den David jemahl gesehen/ oder ihn gekennt undbist mit ihm umbgangen? Jch glaube wohl/ so du die warheit reden wilt/ du wuͤrdest bekennen muͤssen/ du habest ihn nie gesehen/ ge- kannt noch mit ihm umbgegangen. So frag ich dich denn weiter. Ob du diese falsche zeug- nisse/ die du von ihm giebest/ gehoͤrt hast von demjenigen/ der mit ihm umbgangen und taͤg- liche conversation gepflogen/ auch mit ihm ei- neo sinnes im Glauben war? Jch meine/ daß du diß wirst mit nichten sagen duͤrffen. So muß ich dich denn zum dritten fragen: wor- aus oder woher weist du es denn? hast du das- selbe zum theil aus dem Blesdick, zum theil aus Bulling ern und seinem Ubersetzer oder andern seinen Wiedersprechern gelesen/ und das uͤbri- ge vollends (aus deinem partheyischem hertzen) dazu beygefuͤgt? oder hast du es von seinen gegnern und beschuldigern gehoͤrt? Jch glau- be/ so du nicht von doppeltem hertzen und mun- de bist/ (womit du andere beschuldigest) du wirst das dritte oder etwas davon bekennen muͤssen; So geb ich dir denn selbst zu beden- cken/ und allen denjenigen/ die dein buͤchlein und auch diß lesen werden/ was fuͤr Glauben man diesem deinem schreiben und laͤstern geben muͤsse; oder hast du nicht gewust/ daß man von hoͤren sagen vieles laͤugt? oder weist du nicht/ daß die partheyligkeit den verstand verblendet? Und soltest du wohl sotha- nige zeugnisse zulassen wollen wider dich und deine Lehrer und Prediger? Jch meine wohl nicht. So must du denn bekennen/ daß du das gesetz der natur uͤbertreten und andern das gethan hast/ was du dir und den deinen nicht wilst gethan haben. Sagst du aber/ daß du sothanige zeugnisse wider dich und die deinen gerne woltest zulassen/ welches ich aber doch nicht glaube/ O GOTT/ was grosse boßheiten muͤssen deine Haubt-Lehrer und Prediger getrieben haben. Denn du sollst von David nimmermehr so viel boͤses schrei- ben koͤnnen/ ich will dir eben so viel/ ja vielmehr von deinen Lehrern vorbringen koͤn- nen aus den zeugnissen der Secten. Ge- he denn und besiehe doch einmal/ wie fest deine beweißthuͤmer sind/ und auff was vor einen grund du deine grosse luͤgen gebau- et hast. Anlan- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. Anlangende ferner die Schrifften Da- vids/ von dir selbst erzehlet und angewie- sen/ muß ich dich erst fragen/ mit was her- tzen/ sinn und vorsatz du selbige zur hand ge- nommen und gelesen? Hast du dieselbe un- tersucht/ weißheit und verstand daraus zu ler- nen und daraus bekehret zu werden/ dich selbst und deine eigene weißheit verschmaͤhen zu leinen/ deinen hoffartigen Geist zu un- terdrucken/ und GOTT allein (nicht mit worten/ sondern mit der That) zugehorsa- men/ welches er in allen seinen Schrifften offentlich lehret und treibet? Oder hast du sie allein vor die hand genommen/ gelesen und untersucht/ ihn zu verleumbden und zu- verunglimpffen? So du die warheit sagen woltest/ wuͤrdest du bekennen muͤssen (wie es auch wahr ist/ und dein werck selbst aus- weiset)/ daß du die Schrifften Davids in keiner andern m e inung habest vor dich genom- men/ denn allein das daraus zu suchen/ wo- mit du ihn moͤchtest schwartz machen/ beschul- digen/ laͤstern und schelten/ und noch dazu nicht mit einfaͤltigem/ sondern mit verkehrtem und vorurtheil-vollem hertzen/ wie deine selbst- eigene worte in der vorrede mit sich bringen/ da du die action erzehlest mit Antonio Daven- „triensi, allwo du a 4. sagest/ daß wider des „ Autoris sein zeugniß das urtheil und zeug „nis Henrici Bullingeti gestillet waͤre. Dar- aus deutlich zu versteyen ist/ daß du dasselbe urtheil Bullinger s must vor wahr halten/ und uͤber diß Davids Schrifften allesampt ver- dammet habest/ ehe du sie gelesen; und ferner/ da du sagest/ daß du einer von den 4. Commissari en waͤrest/ die das wunderbuch durchlesen und examini ren solten/ sprichst du/ daß die drey andern von dir begehrten/ du moͤchtest doch die erste arbeit auff dich nehmen/ und das lange buch einmahl geschwind (merckt doch/ das ist/ mit ernst) durchlauffen und die man- gelhafften schlimmsten oͤrter/ (d. i. das ho- nig/ da du Bienchen drinnen gesucht hast) anmercken/ welches (sprichst du) ich dar- umb desto williger auff mich genommen/ weil ich begierig war/ der heimlichen und im duͤ- stern wandlenden Secten (davon ich wohl vieles gehoͤret/ aber nichts gewisses und gruͤndliches erkundet hatte) eigentlichen grund und verborgene geheimnisse aus dem buche zu vernehmen. So ists denn klar und offenbahr/ daß du dasselbe buch/ wie auch die andern buͤcher und schrifften des David Joris erst zur hand genommen/ nur (wie die spinne gifft/ nicht aber wie die biene honig/ daß du darinn nicht gesucht und uͤber diß nicht gefunden hast) die schlimmsten und tadelhafftesten oͤrter durch deine vorurtheilische augen zusuchen/ und da du es zum zweyten mahl zur hand nahmest/ sprichst du solches darumb gethan zu haben/ daß du deine ehre vertheidigtest/ und nicht deine Schuld zu bekennen/ (wie du sie zuvor gemißbrauchet) noch auch daraus gebessert zu werden verlangtest. Nun muß ich dich abermahl mit ernst fragen: warumb hast du nicht viel lieber das beste und gute darinn ge- suchet/ dich selbst gebessert/ gedemuͤthiget/ und mit ernst dich selbst verlaͤugnet und aus- gegangen/ und darnach geschickt und gerich- tet/ GOTTE vollkoͤmmlich zugehorsamen/ darauff alle Schreiben und Lehren Davids abzielen. Aber diß/ diß diente dir nicht/ diß ist dir zu hart/ dieser weg ist dir zu enge/ den magst du nicht suchen; ja/ was noch aͤrger ist/ diß laͤugnest du gar/ daß es auff dieser erden und in diesem leben gefchehen koͤnne/ darumb du auch mit keinem ernst dar- nach kontest noch mochtest streben/ will geschweigen/ es erkriegen. Damit du aber magst wissen/ warumb ich dieß erzehle/ so will ich dirs sagen: David sagts vorher in der vorrede seines wunder-buchs/ Lit. H. wie auch in einem buͤchlein/ dessen titel ist: wie der Mensch von GOTT gefallen/ und auff was“ art er wieder zu GOTT gebracht werde \&c. “ Daß diejenige/ die diese buͤcher bekommen/ mit welchem sinn sie selbe lesen/ mit solchem sinn wuͤrden sie sie auch verstehen; welchen sinn man zuruͤcke lasse/ selbigen sinn werde man auch vermissen; lese mans verkehrt zum boͤ- sen/ so werde mans auch verkehit verstehen; aber so man sie lese/ wie alle kluge und verstaͤn- dige (die den verstand mehr denn gold suchen/ und die weißheit mehr denn schaͤtze belieben) recht gebessert und veꝛstaͤndig zu werden/ werde mans auch so/ wie es darinnen ist/ befin- den; und wie mans meinet/ spricht er/ im her- tzen empfindlich erfahren; Jm vorbesagtem buͤchlein sagt er: liesest du diß mit vollkom- menem sinn/ so wirst du es auch vollkoͤm̃- lichverstehen; mit gebrochenem/ gebrochen; mit halbem/ nur halb; und gar ohne sinn/ nicht im geringsten \&c. Derowegen rathe ich/ daß man sie mit lust und sanfftmuͤthiger guter be- gierde lesen wolle. \&c. Darumb kommt mirs nun nicht frembde vor/ daß/ da du das vorbesagte wunder-buch (welches er sel- ber sagt/ daß es nicht vor die Gelehrten und grossen Meister in ihren eigenen augen/ son- dern vor kleine und wohlgeneigte gottsfuͤrch- tige hertzen/ so rechtes verstands und niedri- ges gemuͤths sind/ geschrieben sey/ wie- wohl sie es eben als andere lesen moͤchten) und andere Schrifften Davids mit einem ver- kehrten hertzen und sinn gelesen hast/ sel- bige auch boͤßlich und verkehrt verstan- den und verurtheilet/ wie hernach weit- laͤufftiger erhellen wird. So du sie aber mit anderm sinn gelesen/ nemlich in der That ge- bessert und verstaͤndigt zu werden und ohne vor-urtheil/ wuͤrdest du sie nicht so verkehrt und boͤßlich verstanden/ gelaͤstert noch verdam- met haben. Nun will ich auch deine unverschaͤmte luͤ- gen insonderheit etwas naͤher untersuchen und beym liechte besehen/ und das/ was du von Davids leben sagest und erzehlest/ ein wenig examini ren. Du beschuldigest ihn/ daß„ Erste be- schuldi- gung. er sey geneigt gewesen zur unkeuschheit/ ehr-“ geitz/ eigenduͤnckel und von inwendiger hof-“ fart auffgeblasen. \&c. Jch frage dich hier-“ auff mit rechtem ernst/ womit du solches beweisest? Nirgends mit. Soll man denn so deinen falschen beschuldigungen sonder eini- gen beweiß glauben? Oder ists gnug/ daß A. K. H. Vierter Theil. L l du sol- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie David Joris wider Emmium \&c. du solches sagest? Wenn ich nun solches auch von dir sagte/ daß du selber so waͤrest/ als du den David beschreibest/ soltest du es denn vor bewiesen achten? Das glaub ich nicht. Also halte ich auch dem sagen vor keinen be- weiß. Oder meinst du wohl/ daß man dir glauben soll/ darumb weil du es von andern Laͤsterern gehoͤrt/ oder irgends wo moͤchtest ge- lesen haben? Oder darumb/ weil dir eini- ge deines gleichen und andere leichtfertige leu- te ohne beweiß glauben? Nein/ nein/ die ver- staͤndigen glauben dir so leichte nicht. Denn solte diß alles wahrhafftig seyn/ was die laͤ- ster-maͤuler sagen und vorbringen wider die frommen/ so waͤre es sehr zu beklagen. Dar- umb so lange du hier keinen beweiß vorbrin- gest/ so bist du nicht werth/ daß man dir glaube; und magst forthin deinen mund wol besser bewahren. Denn der weise mann sagt in seinen Spruͤchw. XIII. 3. Wer mit sei- nen mund ungebuͤhrlich heraus faͤhret/ der wird erschrecken. Und sey auch eingedenck der worte desselben weisen mannes c. XXVI. 27. Wer seinem naͤchsten eine grube graͤbt/ der wird drein fallen/ und wer einen stein waͤltzet/ auff den wird er kommen. Wenn ich aber nun im gegentheil sagte/ daß er/ nemlich David/ aller unkeuschheit/ ehrgei- tzigkeit/ eigenduͤnckel/ und inwendiger hof- fart und auffgeblasenheit zu wider gewesen/ dieselbe gemieden und geflohen und die seinen auffs hoͤchste darzu vermahnt/ und sie gelehret zu meiden/ zu fliehen und sich dafuͤr zu huͤ- ten/ was wilst du dazu sagen? Wirst du das auch glauben? Jch meine/ du wirst nein dazu sagen. Warumb soll man mir nun auch nicht so viel glauben in der entschuldigung/ als dir in der beschuldigung? Jndem du ihn doch beschuldigest ohne einigen beweiß; und warumb hast desjenigen/ den du nie hast ge- kandt/ noch gesehen/ noch mit ihm umbgan- gen/ nicht lieber im guten als im boͤsen ge- dacht? Lehrt dich das die liebe? Sicherlich/ die zeugnisse/ die ich je habe hoͤren dem David geben von denen/ die ihn gesehen und gekandt haben/ sind viel anders denn die euren/ be- sonders von einer person/ die in seinem hau- se viel jahre gewohnet oder conversi rt hat. Diese haben mir gantz das gegentheil von sel- bigem David gesagt/ nemlich daß er waͤre ein sehr keuscher und erbarer mann gewesen in sei- nen worten und wercken/ auch seine kinder/ haußgesinde/ und alle/ die mit ihm umbge- gangen/ gar bestaͤndig gelehret und vermah- net/ ihre hertzen nicht zu verunreinigen und sich vor allen fleischlichen wolluͤsten und un- keuschheiten zu huͤten/ ja daß sie ihre sonder- derliche fleisches-luͤste und begierden solten creutzigen/ sterben und toͤdten; Jngleichen/ daß sie sich huͤten solten vor allem ehrgeitz/ ei- genduͤnckel und hoffaͤrtigkeit \&c. Jch gebe nun den unpartheyischen zu bedencken und zu richten/ ob man nicht mit besserm Recht so- thanigen zeugnissen zu glauben schuldig sey/ womit auch alle seine Schrifften uͤbereinkom- men/ denn dem deinen/ das aus blosser par- theiligkeit und bitterkeit des hertzens herkom̃t/ wie dein buch ausweist. Ferner erzehlest du/ daß die Taͤuffer nach„ Zweyte beschuldi- gung. der eroberung Muͤnster sich getrennet und in“ vier Secten getheilet haben/ und daß David“ Joris gesucht habe die partheyen zu vereini-“ gen und einen mittel-weg zwischen allen“ Wiedertaͤufferischen partheyen zu machen/“ woruͤber ihm denn das begegnet/ welches“ den mittlern gemeiniglich pflege zu begegnen/“ daß er aller partheyen unwillen wider sich er-“ wecket. \&c. Wenn ich nicht wuͤste/ daß du“ mit allem fleiß dich bemuͤhetest den David Jo- ris schwartz zu machen/ so duͤrffte ich schier sehr zweiffeln/ ob du diß zu seiner ehre oder zu seiner schande habest wollen vorbringen. Aber die erzehlung/ die du davon thust/ be- weiset nur deine partheyligkeit. Ob dasjeni- ge wahr/ davon du schreibest/ und daß eine versam̃lung zu Buckholt im Stifft Muͤnster zu dem ende gewest sey oder nicht/ ist mir unbekant: Gesetzt nun/ daß solches wahr sey/ so kan ich doch nicht sehen/ was du hieraus zu seinen unehren anziehen koͤntest. Denn was ist denn boͤses dran gelegen/ daß man sucht die bittere zwietracht/ haß und parthey- ligkeit wegzunehmen und die eintracht zu be- foͤrdern? Jst denn das verboten? so beweise solches/ wo anders/ so will ich dir bewei- sen/ daß uns durch die Aposteln gelehret ist die einigkeit und friede zu suchen und zu be- foͤrdern. Paulus zun Ephesern im IV. Cap. 3. sagt also: Seyd fleissig zu halten die ei- nigkeit des Geistes durch das band des frie- des/ ein leib und ein geist/ wie ihr beruffen seyd auff einerley hoffnung eures beruffs \&c. Liese ingleichen II. Tim. II. 22. I. Petr. III. 11. und Hebr. XII. 14. Jaget nach dem frieden gegen alle Menschen und der heiligung/ oh- ne welche wird niemand den HERRN sehen. Denn (wie Paulus sagt I. Cor. XIV. 33.) GOTT ist nicht ein GOTT der zwietracht/ sondern des friedens. \&c. Hat er nun (laut deiner Rede) gesucht die partheyen zu vereini- gen und einen mittel-weg zu treffen die par- theyligkeit wegzunehmen/ was hat er daran gethan/ das bestraffens werth ist? Daß du sagest/ er habe dadurch aller partheyen unwil- len wider sich erwecket/ das ist ihm eben nichts frembdes/ noch auch unehrlich vor ihn. Denn das ist von anbeginn allezeit so gewest/ daß die frommen von den boͤsen gehasset und ge- neidet worden. Sind nicht CHRISTUS unser einiger mittler und Heyland selber und alle seine liebe Aposteln und Heiligen gehasset/ gelaͤstert/ verfolget und getoͤdtet worden umb Wohlthat willen? Und das noch dazu von den jenigen/ die sie suchten zu erhalten. Also ists auch nichts frembdes/ daß David/ sin- temahl er an allen orten nichts denn friede und einigkeit und uͤberall liebe zu uͤben gesuchet/ dadurch von denselben/ zu deren bestem ers that/ verachtet/ gelaͤstert und gehasset wor- den ist/ weil ein jeder seiner eignen weißheit folgen und sich nicht unterweisen noch lehren lassen wolte. Aber ob du schon sagen wol- lest/ wenns dir nur muͤglich/ den David noch mehr schwartz zu machen und das gute boͤse zu nennen/ er habe diese verschiedene strei- tige partheyen darumb wollen vereinigen/ da- mit er Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. mit er die Muͤnsterische laͤnder gleich wieder moͤchte einnehmen und nach andere leute gut und blut zu stehen/ so gebuͤhret dir noth- wendig/ daß du es erst beweisest. Denn eben das gegentheil ist von ihm gelehret/ ge- sucht und gerathen worden; und weil er sol- chen allzeit zuwider gewest/ so ist der haß derselben ihm klar darumb begegnet/ wel- cher auch taͤglich mehr und mehr zugenom- men/ indem er allein lehrete das Creutz Chri- sti auff sich taͤglich zu nehmen/ und also biß ans ende nachzufolgen/ wie offenbahr ist. Sein ruffen/ lehren und vermahnen ist al- lezeit wider die gewesen/ die nur suchten und lehrten eine aͤusserliche besitzung/ leben und herrlichkeit der Menschen/ aber nicht daß ein jeglicher das Reich GOTTES und seine gerechtigkeit suchen und ihm alles/ was noͤthig ist/ zugeworffen werden solte. Das irrdische war es nicht/ das er suchte/ noch die seinen zu suchen gelehret hat/ son- dern das himmlische/ daß sie das moͤchten er- kriegen/ indem er lehrete mit den sinnen des hertzens von allen vergaͤnglichen zeitlichen din- gen williglich auszugehen/ sie zuverlassen und zu verschmaͤhen/ nicht allein aber nur das aͤus- serliche/ sondern auch das innwendige we- sen/ die eigne luͤste und willen des fleischli- chen hertzens und gedancken. Deßwegen ist er (weil die ihre hoffnung vergeblich auff ihn gesetzet/ die ein aͤusserlich Reich suchten) ge- hasset/ verschmaͤhet und verachtet worden. NB. „Und da nach der eroberung Muͤnster ihm „grosse schaͤtze und reichthuͤmer angeboten „worden/ und man ihn wolte zu einem Koͤ- „nige des neuen oder verfallenen Reichs J- „sraels salben/ hat er denen/ die solches „gesucht/ hart widerstanden/ ihr begehren „abgeschlagen/ sie bestrafft und gerathen „von solchem unternehmen abzustehen/ und „alle solche reiche und schaͤtze verachtet/ und „gesagt/ daß er ein ander reich suche/ wel- „ches nicht mit morden und brennen/ mit „pulver und buͤchsen/ mit bogen und schwerd- „ten/ mit spiessen und beilen oder haͤmmern „eingenommen werde/ sondern mit tugen- „den/ gerechtigkeit/ warheit und friede/ „mit einfaͤltigkeit/ niedrig gesinntheit/ sanfft- „muͤthigkeit und reinigkeit des hertzens. Die- „se zeugnisse hab ich dem frommen David „hoͤren geben von denen selbst/ die seiner „parthey gewesen/ welche dennoch die „wahrheit darumb nicht haben verschwei- „gen sollen. Dritte be- schuldi- gung. Weiter sagstu/ daß er dadurch ursach ge- „nom̃en habe/ eine neue Secte vor sich anzu- „fangen/ und sey mit schweren gedancken „beladen gewesen/ ob er noch moͤchte einen „weg der einigkeit finden; Item, daß er mit „grossem verlangen nach offenbahrungen „schrie/ durch welche er einen grossen na- „men und hohe ehre bekommen moͤchte; wo- „durch ihm diß solte begegnet seyn/ daß/ Keine luͤ- gen (sagt man im spruͤch- wort) ist ohne laͤp- „als er nach langem fasten im jahr 1536 im „monat December einsmahls an seiner „wercktaffel gestanden/ sey er in seinen sin- „nen verruͤcket worden und habe/ nach sei- „nen eigenen zeugnis/ kleine kinder gesehen/ die vor freuden mit den haͤnden geklappet„ gen: Se- het wie fein die- ser Lug- ner seine luͤgen kan ausbu- tzen/ daß er weiß monat und jahr zu nen- nen/ da solches soll ge- schehen seyn. und getantzet und alle froͤligkeit mit aͤusser-“ lichen geberden bezeuget. Darnach seyen“ alle Koͤnige und Potentaten der welt kom-“ men/ vor den kindern gekniet/ und all ih-“ ren zierath denselben uͤbergeben/ ja endlich“ sich selbst mit aller ihrer herrlichkeit/ macht“ und guͤtern unterworffen. Zum zweyten/“ habe er noch gesehen an der wand etliche“ gantz nackete frauen/ und als er sie ange-“ schauet/ hab er geruffen: O HERR“ nun kan ich alles rein anschauen/ denn“ den reinen ist alles rein. Zum dritten/ hab“ er im Geist (wie er abermal selbst meldet)“ gesehen/ daß diese nackete frauen veraͤndert“ worden waͤren in tauben/ und er selbst in ei-“ nen taubert/ und habe sich also mit ihnen ver-“ mischet/ und sie schwanger gemacht. Nun muß ich dich fragen/ (weil du sa- gest/ daß solches nach seinem eigenen zeug- nis also geschehen/ und er dadurch gantz verdorret und unsinnig auch zum allergroͤ- sten Ketzer/ der unter den Christen je gefun- den worden sey/ item, daß er auch folglich seine ungeheure abscheuliche Lehre darauff ge- gruͤndet und sich unterstanden/ selbe mit suͤssen/ listigen/ verstellten worten durch reden und schreiben unter die menschen zu bringen) ob du aus ihm oder vor ihm die- se zeugnisse gehoͤret habest? Wenn hast du jemals ihm solches/ wie du sagest/ hoͤren vermelden. O du stoltzer und unverschaͤm- ter luͤgner/ wie darffst du solches so unver- schaͤmt vorbringen. Merckest du nicht was geschrieben stehet/ daß ein luͤgenhaffter zeu- ge wird umkommen? (Spr. Sal. XXI. 28.) Oder verfaͤrbst du dich deswegen nicht? Gewiß/ so dieses Davids lehre auff sotha- nige krancke fundament e gebauet waͤre/ wie du sie erzehlest/ sie wuͤrde so lange nicht ge- standen seyn/ ich wolte auch dir und allen menschen recht geben/ daß sie ihme nichts glaubten. Auch glaube ich nicht/ daß je- mand/ der solch zeugnis von ihm selber sol- te gehoͤret haben/ ihm einigerley weise wuͤr- de glauben gegeben haben. Fuͤrwahr/ wer sothanige zeugnisse von ihm gehoͤret haͤtte/ daß er seine Lehre auff solche gesichter gebau- et haͤtte/ der muͤste gantz naͤrrisch gewesen seyn/ wenn er ihm gefolgt haͤtte/ und ich glaube/ sein anhang wuͤrde nicht so groß/ auch nicht so viel umb ihren halß kommen seyn. Aber mich duͤnckt dieses so naͤrrisch zu seyn/ daß es keiner antwort werth ist. Denn angesehen du so viel wesens davon machest/ muͤssen wirs billig was besser un- tersuchen. So sage denn/ woher weist du das? Denn aus seinem munde hast du es nicht gehoͤret; Hast du es denn in einigen seiner buͤcher gelesen? So nenne selbe und bringe seine eigene worte ohne deine ausle- gung und beyfuͤgung hervor. Oder hat dichs selbst getraͤumet oder gespieckt? So geb ich allen Menschen zu bedencken; was vor glauben man dir solle beymessen. Du wirst aber ohne zweiffel wohl sagen/ Nicl. Blesdick habe solches geschrieben; das aber mag dir auch nichts helffen/ denn er ist so A. K. H. Vierter Theil. L l 2 wohl Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie David Joris wider Emmium \&c. wohl ein Luͤgner als du/ wie oben erzehlet ist. Schaͤmst du dich denn gar nicht/ sol- che luͤgen-schrifften ans licht zu bringen den frommen mann stinckend zu machen und ver- achtet. Auch sprichst du/ daß er die Lehre von der vollkommenheit/ also genannt/ oh- ne scheu im buche der vollkommenheit verfas- set habe; Jsts gnug bewiesen/ weil dus nur sagest/ so muͤste David nicht allein der groͤste ketzer/ ja ertz-ketzer und verfuͤhrer seyn/ der je gewesen ist? Ja er muͤste ein ertz-boͤsewicht/ der aͤrgste hurer/ ehebrecher/ betrieger/ luͤgner/ schelm und dieb gewe- sen seyn/ denn alle diese liebliche bey- und zunamen darffstu dem frommen mann (nach seinem tode) erst aufflegen. O stoltzer und unverschaͤmter luͤgner. Hast du das in der schule CHRISTI gelernet? Weist du nicht/ daß CHRISTUS spricht: Wer zu seinem bruder sagt: Racha/ der ist des raths schuldig/ und wer zu seinem bruder sagt: du narr/ der ist des hoͤllischen feuers schuldig. Bedencke nun diese deine falsche reden/ schaͤme dich vor GOTT/ habe reu und leidwesen uͤber deiner missethat und bitte den HErrn umb vergebung/ ehe dirs zu lang- sam falle. Vierte beschuldi- gung. Ferner sagstu/ wie er auch vor allen andern „lehren diß sonderliche urtheil voraus habe „und zum fundament oder maxime setze: „daß seine anhaͤnger wol duͤrfften anders re- „den und anders dencken/ anders mit aͤus- „serlichen worten und wercken sich vor den „leuten stellen und bekennen/ und anders im „hertzen gesinnet seyn/ mit den Wiedertaͤuf- „fern/ Papisten/ Lutherischen/ rechtglaubi- „gen kirchen in allen stuͤcken des kirchendiensts „gemeinschafft haben/ nach der zeit und ort/ „da sie sind/ sich schicken \&c. ja ohne allen „scheu einen eyd wider die wahrheit schwe- „ren. Doch diß beweisest du/ wie alle das vor- hergehende. Nun wohl/ der Herr Re- ctor Ubbo sagt es/ und darum ists beweiß gnug. Wer wird da widersprechen duͤrffen? Jch glaube wohl/ seine Schul-jungen nicht. Denn wuͤsten sies schon/ daß er luͤge/ so duͤrfften sie es doch nicht sagen/ aus furcht/ geschlagen oder gepeitschet zu werden. Aber weil er diß aus keiner schrifft des Davids weiß zu beweisen/ und platt das gegentheil mit aller bescheidenheit drinnen gelehret wird/ so will ers aus seinem leben beweisen/ und sagt/ es sey solches alles klar und au- genscheinlich in den wercken und gantzem le- ben David Joris zu sehen/ ohne daß er das geringste davon beweist/ sondern es ist gnug/ weil ers saget. Wers nun glauben will/ der mags thun. Jst das nicht ein schoͤner be- weiß von einem solchen gelehrten Doctor? Hat er seine Dialecticam nicht besser gefasset. Wohlan/ last uns diesen beweiß etwas naͤ- her untersuchen/ man wird klar befinden/ daß du/ Ubbo, dich selbst an GOTTES statt setzest/ und also selbst schuldig bist deß jeni- gen/ dessen du David beschuldigest. Dar- umb magst du wohl bedencken und in deinen hertzen uͤberlegen/ ob dich dieser spruch Christi Matth. VII. 1. 2. nicht angehe: Richtet nicht/ auff daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcher- ley gerichte du richtest/ wirst du gerichtet werden/ und mit welcherley maaß du missest/ wird dir gemessen werden. Deßgleichen magst du lesen den Apostel zun Roͤm. II. 1. 2. 3. Denn weil du nicht beweisest aus Davids schrifften/ was du hier schreibest/ noch auch in deinem vermoͤgen hast/ und aus seinen le- ben kanst du es auch nicht beweisen/ denn du hast ihn nicht gesehen/ gekandt noch mit ihm umgegangen/ bist auch nicht umgegan- gen mit denen/ die ihn gekandt und eines glau- bens mit ihm gewesen sind/ es waͤre denn/ daß du das vor beweißthumb haltest/ was ihm seine bitterste partheyen nachsagen; welches ich aber vor keinen beweiß halten kan umb vorerzehlter worte willen; so sage/ wo weist du denn/ daß David diß gelehret habe? Du/ weil du dich vermissest an GOTTES statt zu setzen/ wilst du die ver- borgenheit des hertzens urtheilen? denn du sprichst/ David schreibe und lehre/ was er sel- ber nicht glaube/ sondern hab es nur gethan die welt damit zu betriegen. Jst das nicht an GOTTES statt gesetzet? Denn/ weil die schrifft sagt: Niemand weiß/ was in dem menschen ist/ ohne der Geist des menschen/ der in ihm ist/ (1. Cor. II. ) wie kanstu denn die verborgenheit und meinung des hertzens Davids wissen? David schreibt und ruffet in allen seinen schrifften/ daß unser wandel heilig/ sauber und einfaͤltig seyn soll/ GOtt gefaͤllig/ daß wir dem Teuffel/ dem fleische und der welt widerstehen/ hassen und ver- lassen sollen/ daß man rein/ nuͤchtern/ keusch/ ehrlich und ernstlich seyn solle/ das boͤse von uns zu werffen/ allzeit die wahrheit zu reden/ derselben nimmermehr zu widerste- hen \&c. Du Ubbo sagest nun/ solches sey seine meinung nicht gewesen/ wem soll man hier glauben? Wie kanst du das wis- sen/ daß es seine meinung nicht ist/ stellest du dich hier nicht auff/ seines hertzens ver- borgenheit zu urtheilen? Kommt dir das urtheil zu? Du sprichst durch dein gantzes buch/ er habe seine eigene ehre gesuchet/ und sich uͤber GOTT und CHRISTUM zu setzen getrachtet; Er aber spricht/ daß er all sein thun/ schreiben und lehren gerichtet habe zum preiß GOTTES/ zur verherrli- chung und großmachung seiner hohen Ma- jestaͤt/ und rufft hierzu an zum zeugen den al- lergnaͤdigsten GOTT und gerechtesten Richter: Du Ubbo aber/ weil du mit die- sem Richter nicht zu frieden bist/ setzest dich selber an desselben Richters stelle/ und wilst ihm das urtheil nicht lassen/ sondern selber urtheilen/ und sprichst ein wiedriges urtheil von ihm. Aber es wird sich finden/ daß du ein falscher richter und ein falscher urtheiler bist in dieser sache. Anlangend nun/ daß du sagest/ sei- ne Lehre lasse dem menschen den zaum zu weit/ und fuͤhre auff einen weiten/ sanfften und gemaͤchlichen weg/ und lege der suͤndli- chen natur ein weich kuͤssen unter. Fuͤr- wahr/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie David Joris wider Emmium \&c. wahr/ wenn ich mir solches moͤchte fuͤrneh- men von deiner Lehre/ der du folgest/ zu be- weisen/ es solte mir nicht schwer fallen zu zeigen; weils aber hier mein vornehmen nicht ist/ so las ichs vor dißmal allhier be- ruhen. Denn meine meinung ist hier nicht zu be-sondern zu entschuldigen denjenigen/ den du faͤlschlich beschuldigest ohne einigen schein des rechts. Denn alle/ die seine schrifften und buͤcher sonder partheyligkeit le- sen/ die werden das gegentheil bezeugen muͤssen. Denn seine lehre ist nicht mit aus- wendigem schein der froͤmmigkeit angefuͤllet/ wie du sagest/ sondern er will das gegen- theil/ folgende der Lehre CHRISTI/ daß man das inwendigste reinige. Er will/ daß man alle boͤse unart ausrotten/ we- der zweig noch wurtzel in sich lassen soll/ daß man alle liebe und gefaͤlligkeit des fleisches von sich thue/ ja alles/ darauff unser her- tze stehet. Summa/ er lehret recht platt das gegentheil desjenigen/ was du sagest/ wel- ches alle seine schrifften und buͤcher bezeugen/ so daß ich mich nicht gnug uͤber deine gro- be/ plumpe und unverschaͤmte luͤgen ver- wundern kan. Oder meinst du mit deinen luͤgen das auszurichten/ daß niemand sei- ne schrifften und buͤcher mehr lesen solte und wolte/ und man uͤber diß meinen moͤch- te/ du haͤttest die warheit geschrieben? nein/ nein/ das soll dir fehlen. Denn je mehr du die buͤcher suchest verdaͤchtig zu ma- chen/ jemehr sollen sie hervor gesucht wer- den zu untersuchen/ und darinn nachzufor- schen; weil die menschen gemeiniglich ge- neigt sind zu suchen und zu bekommen das/ was man ihnen wehren und verbie- ten will. Und geschehe es gleich/ daß du es darzu braͤchtest/ das doch nicht gesche- hen wird/ so sind doch die buͤcher vorhan- den/ die deine luͤgen bestraffen sollen. Du kommest auch hervor mit einem buch der vollkommenheit/ welches du sagest/ daß es nach dem zeugniß seiner geheimsten freunde den vollkommenen zu lesen gegeben/ und darinn wilst du sagen/ daß diß begrif- fen sey; ists sache/ daß es wahr ist/ war- umb beweist du denn das nicht aus selbem buche/ was du sagest? Wer sind diese seine ge- heimbsten freunde/ die dir das gesagt und diß zeugniß bezeuget haben? Warumb nennest du sie nicht/ daß man sie wisse und darnach frage/ obs wahrhafftig sey? Hast du sol- ches gehoͤret von denen/ die mit ihm nach Basel zogen/ die du auch nennest seine ver- trautesten freunde? Aber ich glaube/ daß du es nicht von seinen freunden/ wohl aber von seinen feinden gehoͤret/ oder von dir selbst fabuli rt und erdichtet sey. Auch glaub ich/ daß du solches buch nimmer- mehr mit solchem titel aus David Joris Schrifften wirst koͤnnen zum vorschein brin- gen; denn ich mit fleiß darnach gefragt und mir gesagt ist/ daß solches nie gesehen wor- den. Doch so fern du solches kanst vorbrin- gen/ warumb allegi rest du die stellen nicht/ darinn er solches geschrieben? solches aber ist in deiner macht nicht; ja ich sage noch mehr/ daß du nie keinen weiten/ sanfften noch gemaͤchlichen weg vor das fleisch wirst finden in einigen seiner buͤcher/ suche so ge- nau und scharff/ wie du kanst/ als haͤt- test du sieben brillen auff deiner nase und Ar- gus hundert augen: Aber wohl das gegen- theil. Sage mir doch auch einmahl/ wo du in Davids Schrifften gelesen/ daß man/ so es die gelegenheit erfordert/ ohne allen scheu einen eyd wider die warheit schweren moͤge/ wie du ( p. 6.) stoltziglich darffst sa- gen? So fern du es in dem allergeringsten bezeugen kanst/ will ich nicht laͤugnen/ daß er ein falscher Lehrer gewesen/ als der er- laubet habe das/ was GOTT ausdruͤck- lich verboten hat. Was hat dich/ O du stoltzer und unverschaͤmter Luͤgner angetrie- ben/ so grobe luͤgen herfuͤr zu bringen/ da- von du nicht das geringste wirst beweisen koͤnnen? Weist du nicht/ daß die falschen maͤuler dem HERRN ein gr e uel sind? Spꝛ Sal. XII. 22. Col. III. 9. oder meinestu/ daß der Apostel solches ge- lehret habe/ da er saget: Luget nicht unter- einander? Denn ich dencke/ du habest ge- meinet die schrifften Davids so heßlich abzu- mahlen und mit luͤgen zu beklecken/ daß al- le ehrliche und fromme menschen einen ab- scheu solten haben/ die schrifften und auch die personen/ die sie lesen/ zu sehen/ oder da- von zu reden hoͤren/ sintemahl bey ihnen we- der ehre noch treue sey/ wie du sagest/ da du von der freyheit der David-Joristen (wie du sie nennest) und von dem ehestand han- delst. Aber es scheinet/ daß/ indem du wohl siehest/ wie deine luͤgen nicht wuͤrden stand halten koͤnnen wider seine Schrifften/ du einen andern deckmantel suchest/ den Leser damit zu verblenden/ und sagest/ daß sol- ches alles klar und augenscheinlich zu schen sey in dem gantzen leben David Joris, als ei- ner erklaͤrung und auslegung der Lehre/ wel- che nach gelegenheit allen seinen Juͤngern nachzufolgen vorgestellet sey. Wenn ich nun auch also schloͤsse aus der beschreibung Calvini und einiger deiner Prediger leben/ woltest du wol solches zulassen? Jch den- cke wohl/ nein. Aber soltest du wohl sonst eine ausflucht zu suchen wissen? Darauff ich aber nicht viel worte machen will/ an- gesehen du sein leben mit nichts denn mit luͤ- gen bekleckest/ und uͤber diß solch dein ar- gument ohne dem nicht bestehen kan. Denn David selbst/ da er in seinem leben aus par- theyligkeit von Menno Simonis beschuldiget worden/ antwortet er darauff ihm und sei- ner gemeinde und sagt: Menno hat mir sein“ tage einmahl geschrieben/ aber mich nicht“ gesehen noch gesprochen/ als ich nicht weiß/“ und darinn manch falsch ding auffs tapet“ bracht/ dazu ich nein sage. Wer gibt“ ihm so stoltz den rath/ daß er darff das“ thun/ was die welt nicht thun darff/“ nemlich jemand richten unverhoͤrter sa-“ chen. Er urtheile mich frey aus“ meinen worten oder wercken/ aber“ nur mit wahrheit. Hat er etwas“ an mir gesehen? oder koͤnnen die nicht“ loͤgen und betriegen/ die ihm von mir“ wider GOTTES wort gesagt/ und“ L l 3 mich Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. „mich affterredet haben? Das wort und „die Lehre/ so ich geschrieben/ hat er nicht „wehren koͤnnen/ noch auch zu luͤgen noch „neid machen/ deß ist er auch zu ohnmaͤch- „tig/ und sage euch das in der warheit/ so „wie mein wort ist/ will ich auch von „gantzem hertzen/ sinnen und gedancken „fromm erfunden werden. Kan er dem nicht „widerstehen/ was in den schrifften ausge- „gangen/ wie viel weniger meiner gegen- „waͤrtigkeit. \&c. Ließ selben brieff/ hast du lust/ im vierten theil des 1. Buchs der send- schreiben Davids/ Brieff I. da wirst du be- finden/ daß er dem Menno oͤffentlich bezeu- get unter die augen zu kommen in gegenwart seiner gemeine/ nicht allein seine Lehre/ son- dern auch sein leben zu verantworten. Waͤ- re er nun von sothanigem boͤsen/ unehrlichen und schaͤndlichen leben und conversation ge- west/ und dazu offenbahrlich/ wie du ihn nun so lange jahre nach seinem tode darffst mit oͤffentlichen luͤgen beklecken/ nachre- den und abschildern/ er solte sich wohl ge- huͤtet haben ans licht zu kommen sothanige ruchlosigkeiten und boßheiten zu verant- worten. Aber weil ihm seine unschuld wol „bekandt/ saget er freymuͤthiglich: Derowe- „gen achte ich keines Menschen lob/ ver- „schmaͤhung oder wiederwaͤrtigkeit/ denn „der HERR/ mein GOTT/ kommt „mir zu helffen/ und darumb werde ich nicht „zu schanden/ aber die wohl/ so sich wider „mich aufflehnen. Jch verhaͤrte mein ange- „sicht wie einen kieselstein/ weil ich weiß/ „daß ich nicht werde zu schanden werden. \&c. Und du darffst nun nach seinem tode erst kommen und ihn mit so vielen stinckenden boßheiten recht stoltziglich/ aber faͤlschlich/ beschuldigen aus deinen Sectirischen und neidischen hertzen/ da du ihn doch nie weder gesehen/ gekannt/ noch gesprochen oder mit ihm umbgangen bist/ weil du weist/ daß er selber nun nicht kan zum vorschein kommen sich zu verantworten. Aber wenn ich dir nun herbey braͤchte das buͤchlein des Nicol. von Blesdick, (darauff du dich so sehr verlassen und immerfort vor- bringest zur beschuldigung Davids) welches er gemacht hat zur entschuldigung des Da- vids und an die Mennoniti sche Gemeine ge- „schrieben/ mit diesem titel: Eine Christli- „che verantwortung und billige niederlegung „des falschen ungegruͤndeten urtheils/ laͤ- „sterns und scheltens/ so Menno Symons „in einen send-schreiben gegeben wider etli- „che liebhaber der warheit und nachfolger „der wahren gerechtigkeit \&c. Wirst du Blesdick en hierinn auch glauben? du soltest wohl/ meine ich/ nein sagen Aber war- umb glaubst du ihm lieber nach Davids tode in seinen luͤgen-schrifften? Anders nirgends umb/ denn weil solches mit deiner falschen und partheylichen humeur besser uͤberein- kommt. Aber die gutwilligen wollen sich nur an alle diese falsche beschuldigungen nicht stossen/ sondern die warheit untersuchen und ihr glauben beymessen. Wuͤrde es nicht viel besser lauten/ wenn du glaubtest das/ was Blesdick von David schreibet in seinem leben/ denn was er erst nach seinem tode/ da er sich nicht verantworten kan/ aus bitte- rer partheylichkeit geschrieben hat. Du schiltest ihn ferner/ daß er nach Ba-„ Fuͤnffte beschuldi- gung. sel gezogen und allda seinen namen veraͤn-“ dert/ und sagest/ er habe unter einem falschen“ schein der herrlichkeit vielen simpel en/ ein-“ faͤltigen leuten hohes und niedriges standes“ in den Niederlanden/ die er mit seiner teuff-“ lischen (merckt doch) Lehre eingenommen/“ alle jahr viel geld abgeschwatzet/ dieselben“ nicht weniger von allen ihren guͤtern und“ wohlfahrt/ ja von ehre und glimpff ge-“ bracht. \&c. in grosse armuth und elend ge-“ setzet \&c. und er hingegen mit dem gestohl-“ nen gelde habe stattliche guͤter/ haͤuser und“ gruͤnde an sich gekauffet \&c. und sein leben“ in allen fleischlichen wolluͤsten zugebracht:“ und schliessest daraus/ als sey er betrieglich/“ unehrlich/ treuloß gewest/ und habe meinei-“ dig gehandelt/ mit veraͤnderung seines na-„ Wie fein und Christlich gehen ihm doch die worte von statten. Thun sie es nicht? mens und standes nicht allein ein schaͤndli-“ cher Luͤgner/ sondern auch ein ehrloser boͤse-“ wicht worden/ durch sein heucheln in der“ Religion ein spoͤtter GOTTES und“ Menschen/ durch entziehung armer leute“ guͤter ein grosser dieb/ und durch sein wolluͤ-“ stig leben zu einem schwein aus des Epi-“ curi stall gediehen und der rechte Silenus “ unter den Satyr ern billig zu achten: forderst“ auch darauff recht stoltziglich diejenigen“ auff/ die dich darinn bestraffen wolten/ daß“ sie hervor kommen solten. Jch bitte die Leser dieses buchs/ daß sie doch wollen auffmercken auff diese deine grobe laͤsterungen/ luͤgen und schelt-wor- te/ die du so unverschaͤmt darffst vorbrin- gen und ausspeyen/ sie sollen bald sehen und mercken/ daß du diß gar nicht gelernet habest in der Schule CHRISTI/ son- dern in der Schule des Wieder-Christs von eurem Meister dem Teuffel/ der ein Luͤgner und moͤrder von anbegin ist. Schaͤme und fuͤrchte dich doch nur ein wenig vor der welt/ wenn du dich vor GOTT gar nicht schaͤ- men noch fuͤrchten wilst. Weist du nicht/ daß solche ehren-ruͤhrige Scribenten sothani- ger paßquillen unehrlich und auch straffbar seyn nach dem Kaͤyserlichen und weltlichen Rechten? Sage doch/ hat David dir oder den deinen je etwas gestohlen/ geraubet oder weggenommen? Oder hast du jemanden hoͤ- ren klagen/ daß ihm David das seine genom- men oder geraubet habe? Oder daß er jeman- den das seine wegpartiert und zu sich gezo- gen? Warumb beweist du das nicht/ und warumb nennest du die nicht/ die druͤber klagen/ oder denen er solches gethan? Und so dann niemand ist/ der je etwas druͤ- ber geklaget oder mit Recht klagen moͤchte/ warumb darffst du so stoltze und unverschaͤm- te luͤgen schreiben? nemlich daß er zu Basel mit dem gestohlnen gelde stattliche guͤter/ haͤuser und gruͤnde von den erben gekaufft habe \&c. Doch umb dir das laͤster maul ein wenig zu stopffen/ so muͤssen wir von diesen sachen Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie David Joris wider Emmium \&c. sachen etwas weiter reden/ wenn ich erst ein wenig von seiner ankunfft zu Basel werde ge- sagt haben. Die ursach/ warumb er sich nach Basel be- geben und sein Niederland verlassen/ ist die- se gewesen: Nachdem durch das anhetzen der Inquisitor n im Niederlande verschiedene placat en ausgegeben waren wider alle dieje- nigen/ die die Roͤmische kirche verliessen und ihr wiederspraͤchen/ so sind nicht allein die Calvinist en/ Lutheraner und Taͤuffer von dem blutgierigen Cains-geschlechte sehr stren- ge verfolgt/ gefangen und auff verschiedene arten grausam getoͤdtet und umbbracht wor- den/ sondern es sind auch David Joris und alle/ die seine Schrifften und buͤcher lasen/ sehr schrecklich und strenge verfolgt und viele seiner glaubens-genossen getoͤdtet und umbracht wor- den. Und weil er auch die andern Secten in vie- len stuͤcken bestraffte/ und ihnen wiedersprach/ und sie gerne zu der rechten wahrheit und erkaͤnt- nis gebracht haͤtte/ so verdiente er nichts denn undanck/ und ward sehr gehasset und genei- det von allen andern Lehrern/ die ihre eigene weißheit mehr denn die wahrheit liebeten/ so daß nicht allein diejenigen/ die dem Pabst- thumb vorstunden/ ihn mit allerley luͤgen/ laͤsterungen/ schmaͤh-worten und schrifften suchten stinckend und verhaßt zu machen/ son- dern auch die Lehrer von andern meinungen/ die selbst auch verfolget wurden; doch hat er nicht unterlassen die wahrheit taͤglich mehr und mehr an den tag zu bringen durch die gedruckte Schrifften/ die noch gnug vorhanden sind/ hat sich auch nicht entsetzet vor den falschen Luͤgen/ die ihm nachgeredet waren/ wolte sie auch nicht ver- antworten/ sondern hielte dafuͤr/ daß die wahrheit dennoch die Luͤgen zu schanden ma- chen wuͤrde/ und daß es besser sey unrecht leiden/ denn unrecht thun/ indem er auff- sahe auff unsern HERRN JESUM CHRISTUM/ als unsern vorgaͤnger/ welcher gantz stille schwieg/ wenn er beschul- diget ward. Doch hat er nachmahls nicht umb seiner person/ sondern umb der schwa- chen willen eine entschuldigung lassen ausge- hen/ auch eine kurtze verantwortung an die Graͤffin von Emden uͤbergeben. Da aber dennoch die verfolgung taͤglich mehr und mehr wuchs und viel geld auff sein leben ge- setzet wurde/ ja auch nicht sicher war unter denen/ die gleicher weise verfolgung litten/ ist er nach dem Rath CHRISTI von einer Stadt in die andere geflohen/ mehr durch zwang der seinigen/ als aus freyem willen. An- gesehen er sich selbst offenbahren und oͤffent- lich zum vorschein kommen wolte/ seine Leh- re oͤffentlich zu vertheidigen/ nicht allein hier zu Lande/ und zu Embden/ sondern auch vor der Kaͤyserlichen Majestaͤt und den Fuͤrsten des Reichs selbst; Zu welchem ende er auch an dieselbe schrieb und brieffe sandte durch Georgen (Jorjan) Ketel; (der auch nach- mahls zu Daventer umb der wahrheit willen/ die er bekandte und standhafftig bezeugte/ umbgebracht ist/ allwo er/ David, auch zum vorschein kommen wolte/ so ihm aber von den seinigen verwehret wurde). Da er aber sahe/ daß das blutvergiessen und die blutgierige art sich taͤglich mehrete/ und sei- ne arbeit an die Obrigkeit vergebens war/ hat er sich endlich aus dieser ursache der grossen verfolgung/ und nachdem er das buͤchlein geschrieben/ wie sich die glaubigen in dieser zeit solten verhalten \&c. (davon wir hernach“ reden wollen) auff Rath der seinigen nacher Basel begeben und den namen Johann von Bꝛuͤck ( Brugghe ) wiederumb an sich genom- men/ den er in seiner jugend (nach der alten Papisten gebrauch) in der firmelung des Weih-Bischoffs empfangen und lange jahr gehabt hatte/ auch als er oͤffentlich vor sei- ner hochzeit proclami rt ward/ in der kirche zu Delfft also auffgeboten worden. Darnach aber hat er auff begehren seiner bruͤder im glauben seinen ersten tauff-namen wieder an- genommen/ nemlich denjenigen/ damit er etliche jahr zu Basel benennet worden/ und seinen zunamen/ den er nach seines vatters geburtys-stadt an sich genommen hatte. Was hat er nun hierinn vor unrecht gethan? Jst dadurch jemand verkuͤrtzet worden? Sind seine schuldner etwa dadurch zu kurtz kommen/ daß sie ihn nicht haben finden koͤn- nen? Das wird niemand mit wahrheit sa- gen. Und da nun niemand hierdurch ist zu kurtz kommen/ was ist daran boͤses gethan? Hat er nicht moͤgen von einer Stadt/ nach der Lehre CHRISTI/ in die andere fliehen und vorsichtig seyn als die schlangen/ aber einfaͤltig wie die tauben. Und so du ihn darumb wilst vor einen Luͤgner schelten/ als einen/ der seinen namen verlaͤugnet/ so sie- hest du hier/ wie ungluͤcklich du bist/ in- dem/ da du das thust/ auch verurtheilest den Patriarchen Abraham/ den vater des 1. B. Mos. XII. 19. 1. B. Mos. XXVI. 7. c. XXVII. 19. 24. glaubens/ welcher sagte/ daß Sara seine schwester waͤre; ingleichen den Jsaac/ der Rebeccam seine schwester nennete; auch Ja- cob/ der zu seinem vater sagte/ er waͤre Esau; und euren Bezam, der sich Nathanael Hese- kios in seinen schrifften genennet; Martin. Bucerum, der sich selbst den namen Areti- us Felicius gegeben hat; den Melanchthon, der sich vor Didimum Faventinum ausgegeben hat; den Schreiber des bienen-korbs/ der sich Jsaac Rabbotenu geheissen hat; und vie- le andere mehr eures glaubens genossen/ die sich selbst zur zeit der verfolgung andere na- men gegeben/ umb zu entgehen den haͤnden der blutgierigen Tyrannen. Siehe alle diese/ o du Richter/ verurtheilestu mit deinem falschen ur- theil und machest aus denselben schaͤndliche Luͤg- ner. Aber siehe wohl zu/ daß worinnen du an- dere verdammest/ du nicht selbst schuldig be- funden werdest. Was nun belanget seinen Reichthumb und das kauffen der guͤter/ davon du so ein groß geschrey machest/ und von welchem du sagest/ er habs gestohlen und den leuten abgeschwatzet/ ohne daß du einigen beweiß oder die geringste gewißheit davon hast; derselbe reichthumb solte wol schier so groß nicht seyn/ als du ihn ma- chest. Doch wenn er nun schon so groß gewest ist/ so wird doch niemand in der welt das mit warheit Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologie Dav. Joris wider Emmium \&c. warheit sagen koͤnnen/ was dein lugen-maul ausgespieen hat. Jch will wol glauben und ist auch wahrhafftig/ daß verschiedene treu- hertzige und nach ihrer seligkeit eifrende Menschen zum theil aus mitleiden und eiffer dem David Joris, zum nothduͤrfftigen unter- halt seiner und der seinigen/ f r ey w illig und ungezwungen etwas von ihren zeitlichen guͤ- tern zugesandt haben/ zum zeichen der danck- barkeit vor die Geistlichen gaben/ die sie durch seinen dienst empfangen/ und zum 1. Cor. IX. 11. Rom. XV. 27. recompens der unkosten/ die er anwandte seine buͤcher zu drucken. Wer hat ihn deß- wegen hieruͤber zu beschuldigen? Duͤnckt dir das so frembd und boͤse zu seyn/ daß dieje- nigen/ die seiner Geistlichen gaben sind theilhafftig worden/ sich schuldig erkant ha- ben/ ihn ihrer zeitlichen guͤter zu seiner und der seinigen nothdurfft theilhafftig zu machen. Besiehe dich einmahl selber/ o du miedling/ der du dich nun behilffest bloß mit schul- halten/ mit kinder-lehren und unterwei- sen/ ob du wohl solches nicht selbst wuͤrdest thun/ und ob du nicht lieber viel denn we- nig hast? Was hat dich anders aus Ost- frießland/ da du Schule hieliest/ nach Groͤ- ningen gebracht/ denn daß du dir liessest einbil- den/ deine suppen wuͤrden allda fetter seyn/ als sie zu Lehr waren? Und wer ist von dei- nen Predigern/ der seinen unterhalt verschmaͤ- he/ und nicht begehre/ ja taͤglich umb meh- rers bekuͤmmert sey/ ja/ das noch mehr ist/ besiehe doch das buch deines Sarabiæ von der macht und authori taͤt der Prediger/ Bi- schoͤffe oder Lehrer/ darinn wirst du gar fin- den/ wie er die Obrigkeiten beschuldiget/ daß man selbigen die verwaltung der guͤter/ Cloͤster und anderer/ die ad pios usus gege- ben worden/ nicht zulasse. Betrachte dei- nen Calvinum, welcher ob er gleich von der Obrigkeit zu Genff guten unterhalt da- von zu leben hatte/ sich dennoch von jegli- chem blat seiner buͤcher vor seine muͤhe den Buchdrucker 2. Stuͤver zahlen ließ (wie Bol- seck saget) nebst andern practiquen/ die der- selbe bezeugt/ daß Calvinus sie gebrauche geld und gut zu bekommen/ die ich mir aber nicht vorgenommen habe hier zu erzehlen/ nur erhellet voritzo dieses draus/ daß er die zeitli- chen guͤter nicht verworffen gehabt/ sinte- mahl ihm auff eine zeit von seinen jungen vier tausend Francken heimlich gestohlen und ent- fuͤhret worden/ wie derselbe Bolseck schrei- bet/ nicht daß ich damit sagen will (wie Bolseck thut) als sey er zu demselben gelde durch boͤse mittel kommen. Denn ich glau- be/ daß er von einigen aus geneigter gunst damit ich beschencket worden/ denen er seine buͤchlein dedici rt oder zugesendet; denn das haben viel gelehrte maͤnner nicht vor unrecht gehalten/ solche gaben anzunehmen/ und du selbst wuͤrdest solche gaben nicht verschmaͤ- hen/ wie ich glaube. Doch so du den Da- vid vor empfang solcher præsent e/ die ihm gutwillig moͤgen zugesandt worden seyn/ vor einen grossen dieb schelten wilst/ so siehe zu/ daß du euren Calvinum, Bezam, Luthern/ Melanchthon und den gelehrten und treffli- chen Erasmum und andere mehr so wohl von deinen Lehrern als andern deiner glaubens- genossen/ ja dich selbst auch zu keinem gros- sen dieb machest und beschuldigest. Oder meinest du/ daß dir und den deinen alles er- laubt sey? Uber diß/ auff daß dir immermehr gnuͤge geschehe/ so ist wahrhafftig/ daß einige treff- liche Edelleute/ eben nicht von den schlechte- sten famili en aus Braband und Frießland/ an die kinder David Joris sind verheyrathet wor- den/ welche freywillig ihre guͤter mit ver- lust in Nederland verkaufft/ und nach- dem sie ihr vaterland verlassen/ vor ihr eigen Patrimonium die haͤuser und guͤter/ davon du sagest/ zu und umb Basel herumb ge- kaufft haben/ und sie gebraucht/ nicht allein zu ihrem eignem unterhalt/ sondern auch zum unterhalt und herberge derjenigen/ welche taͤglich kamen sie zu besuchen und aus Nieder- land durch die tyranney der falschen Schrifft- gelehrten vertrieben waren. Wenn nun gleich dazu kaͤme/ daß einige gotisfuͤrchtige Menschen/ die wohl wusten/ daß die zeit- lichen guͤter von selbem David wohl und recht gebrauchet wuͤrden/ zu unterhaltung der sei- nen/ zu allmosen der armen/ und andere tu- gendliche wercke zubestaͤtigen/ ihm durch Te- stamente einige guͤter moͤchten vermacht ha- ben/ must du darumb sagen/ daß er sie mit unrecht besessen? Wer unter allen den deinen wuͤrde das vor unrecht halten/ wenns ihm wiederfuͤhre. Denn es ist alle den seini- gen bekandt/ daß David nie nach zeitlichen guͤtern gestanden hat/ sondern allezeit ge- lehret/ daß ein jeglicher alle irrdische sorgen/ vergaͤngliche guͤter zu bekommen/ solte fahren lassen/ ohne daß er vors erste suchen solte das Reich GOTTES und seine gerech- tigkeit/ so wuͤrde ihm alsdann alles andere/ was ihm noͤthig/ zugeworffen werden. Jsts nun so/ daß solches in der that von ihm mag geschehen seyn/ wer will ihn hierinn be- schuldigen? Jst denn der reichthumb nicht eine gabe GOTTES/ die von den from- men und gottsfuͤrchtigen wohl und recht kan und mag gebrauchet werden? Weil denn nun die zeitlichen guͤter/ die David besessen hat/ sie seyen nun so viel oder wenig ge- west/ als sie wollen/ so ihm GOTT ver- liehen/ von ihm nicht sind mißbrauchet/ aber wohl und recht angewendet worden/ zur un- terhaltung des natuͤrlichen lebens/ nicht vor ihn allein/ sondern auch (wie oben gesagt) zur huͤlffe der armen und nothduͤrfftigen/ wie auch zur befoͤrderung vieler unterdruckten und vertriebenen personen/ auch foͤrderung seines diensts und beruffs; was hast du ihn denn hieruͤber so greulich zu beschuldigen? Dar- umb beschaue und untersuche zu erst dich selbst/ O du heuchler/ und zeuch zu erst den balcken aus deinem auge/ ehe du den splitter aus Davids auge ziehest. Bringe nun je- manden herfuͤr von denjenigen/ die zu der zeit in seinem hause gelebet haben (ausge- nommen Blesdick ) der soll wohl zeugen/ was vor exempel er denen seinen gegeben hat/ und wie er seine leute so bestaͤndig gelehret und vermahnet/ daß sie ihre hertzen an keine zeitliche oder irrdische guͤter/ sondern an den HErrn haͤngen solten. Was Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. Was seinen Adel betrifft/ wird nie erhellen/ daß er sich vor einen gebohrnen von Adel außge- geben/ sondern hat sich selbst bey dem E. Rath allda zu erkennen gegeben/ daß er nicht von Adel sey/ begehrte auch nicht anders als ein Buͤrger angesehen und gehalten zu werden/ weil er nie groß auffsehen auff sich gesuchet/ sondern klein-und niedrigkeit/ wiewol er wider seinen willen und danck der welt ehre hat muͤs- sen geniessen/ nicht allein von den gemeinen Buͤrgern zu Basel/ sondern auch von den Her- ren der Stadt selbst; und anlangend den eyd/ den er als Buͤrger zu Basel gethan/ hat er sel- ben nicht uͤbertreten/ sondern getreulich und wol gehalten/ seine Obrigkeit in grossen ehren gehabt/ und sie in allem respecti ret/ was er schuldig war/ nemlich in allen Buͤrgerlichen und Politi schen Sachen. Was aber die Re- ligion betrifft/ sprichstu/ sey er ein Spoͤtter Gottes gewesen. Woher oder woraus schlies- sestu das? Darum/ weil er dem E. Rath zu Ba- sel hat kund gethan/ daß er uͤm der Bekaͤntniß des Evangelii aus Niederland vertrieben war. Das war warhafftig so/ und nicht wider die warheit/ deñ solches bezeugen alle seine Schriff- ten/ wie sehr du sie auch laͤsterst. Was ist denn die ursache/ daß du so unchristlich/ ungebuͤhr- lich/ unbescheiden/ unbefugt und wider die war- heit redest? Jsts darum/ daß er den aͤusser- lichen Kirchen-Frieden zu Basel nicht oͤffent- lich hat zerstoͤret/ und Stadt und Land unru- hig gemacht? Oder ists darum/ daß er mit dei- nen Religions-Genossens das Abendmahl ge- brauchet/ weßwegen du/ weil die deinigen da- durch betrogen/ wie du dir einbildest/ ihn nicht erkannt hast vor denjenigen/ der er war? Ge- wiß/ das ist die sache/ die dich so beisset/ wie ich meine. Aber gesetzt/ daß es so sey/ koͤntestu denn daraus schliessen/ wie du thust/ daß es ihm al- les frey gewesen/ mit den Papisten Papistisch/ mit den Lutherischen Lutherisch/ mit den Evan- gelischen Evangelisch/ mit den Tuͤrcken Tuͤr- ckisch/ mit den Juͤden Juͤdisch zu seyn? Daß man aber mit den Evangelischen (oder/ wie du redest/ rechtglaͤubigen kirchen) den aͤusserlichen kirchen-dienst/ so er nicht platt wider des HErrn befehl ist/ ohne suͤnde gebrauchen moͤ- ge/ glaub ich gern/ daß ers nicht wird haben wollen widersprechen; Aber daß er darum den mißbrauch der Papisten oder anderer Kirchen in gleichem grad gehalten habe/ ist nicht die warheit; denn so er das gethan haͤtte/ wuͤrde ersolche verfolgung nicht gelitten haben/ waͤ- re auch nicht noͤthig gewest/ daß er sich nach Basel begeben. Weil er aber in der kirche zu Basel das Abendmahl gehalten/ und die Pre- digten gehoͤret/ auch die kirche oͤffter besuchet/ so schiltestu ihn vor einen heuchler und spoͤtter GOttes. Wenn er von dem E. Rath zu Basel waͤre gefragt worden ob er alles/ was in der kirche allda gelehret wuͤrde/ insgesamt billig- te/ und vor recht erkennte/ und nichts darwider zu reden haͤtte/ solten sie wol vielleicht eine an- dere antwort von ihm gehoͤret haben. Aber weil er sich bey ihm nach der warheit zu erken- nen gegeben/ daß er uͤm der Bekaͤntniß des Evangelii und uͤm der warheit willen aus Niederland gefluͤchtet/ ist er allda zu einem Buͤrger angenommen worden/ und hat seinen buͤrg erlichen eyd treulich gehalten/ so/ daß er keinen eintzigen auffruhr daselbst angerichtet/ oder sich von ihm gesondert/ und kont auch die Prediger allda in ihrer schwachheit wol tragen/ daß er auch mit dem gebrauch des Abendmahls (welches allda wol nach der aͤus- serlichen weise der Apostel gebraucht wurde) kein aͤrgerniß unter den schwachen hat wollen anrichten. Nimstu nun diß so uͤbel/ daß er nicht auffruͤhrisch gesinnt gewesen/ sondern sich in der stille daselbst gehalten hat/ so gibstu wol zu erkennen/ was du thun wuͤrdest/ (wenn du macht haͤttest) dem jenigen/ der dir oͤffent- lich widerspraͤche. David hat sich ja zum gehoͤr der Predigt all- da gehalten/ daran aber hat er nichts mißhan- delt/ das straffens werth ist. Denn solte er die Geister pruͤffen und untersuchen/ so muste er sie ja hoͤren. Dem jenigen nun/ was mit GOttes wort in den Predigten uͤberein kam/ hat er mit mund und hertzen zugestimmet/ und hat auch das Abendmal mit selben Leuten (uͤm kein aͤrgerniß anzurichten) gebrauchet und genuͤtzet; Deßwegen aber hat er nicht al- les das gebilliget noch vor gut gehalten/ was allda wider GOttes ausgedrucktes Wort mochte gelehret werden. Wenn aber etwas dergleichen gelehret wurde/ hat er die Seinen/ die ihm anbefohlen waren/ dafuͤr gewarnet. Wilstu ihn nun deßwegen vor einen spoͤtter GOttes verurtheilen/ der du dir selbst allhie das Amt CHRisti zueignest/ und dich auff den richterstuhl setzest/ so siehe wol zu/ daß du ein recht urtheil sprichst/ auff daß nicht/ worinn du einen andern urtheilest/ du selbst schuldig er- funden werdest. Damit ich dirs aber nicht zu lang mache/ wil ich das urtheil GOtt uͤber- lassen/ welcher zu seiner zeit ein anderes und ge- rechtes urtheil wird aussprechen/ und sage zum beschluß auff das/ was du von seinem leben se- tzest: Deine unverschaͤmtheit/ partheylig- und bitterkeit ist so groß/ daß du von seinem l ebe n ein weit anders zeugniß gibst/ als seine bittersten feinde selber gethan haben. Denn diese zeug- nisse geben von Davids leben diejenigen/ die seinen Leichnam/ da er ungefehr drey jahr be- graben gelegen/ auffgegraben und verbrannt haben/ nemlich die zu Basel in ihrem außgege- benen Buͤchlein/ fol. 5. So lang er zu Basel gewohnt/ hat er sich“ mit alle den seinigen vor aller buͤrger oh-“ ren und augen dergestalt zu beweisen bemuͤhet“ mit unterhaltung aller buͤrgerlichen ge-“ rechtigkeit und gebrauch der Religion und“ Gottes-dienste/ mit allmosen geben an die“ armen/ troͤstung der krancken und huͤlffe“ der nothduͤrfftigen/ und andern dergleichen“ wercken ꝛc. Was weistu denn nun auff diese zeugnisse zu sagen? Diß bezeugen seine gegner selbst/ welcher augen und ohren zeugen seines lebens gewesen sind/ und nur seine lehre und todten leichnam verurtheilet haben; Aber von seinem leben/ welches durch gantz Basel be- kandt war/ hat sie die warheit und scham ge- drungen/ ein gut zeugniß zu geben/ und du/ der du ihn nicht gesehen/ noch gekannt/ noch mit ihm uͤmgangen/ bist so unverschaͤmt/ daß du sein leben so stinckend machest/ daß der aller- schnoͤdeste bube nicht aͤrger koͤnte gewesen seyn/ als du ihn abschilterst. Fuͤrwahr/ so er ein solcher/ und mit so thanigen greueln waͤre A. K. H. Vierter Theil. M m behaff- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. Der Leser wolle nach folgende buͤcher be- sehen/ dar- aus er ver- stehē wird/ daß dieje- nigen/ die andere be- luͤgẽ/ auch koͤnnen be- logen wer- den: Nothwen- digerꝛc be- richt von der gan- tzen Calvi- nischen Religion aus ihren eigenẽ buͤ- chern und schrifften gezogen ꝛc. durch Phil. Nicolai, der Heil. Schrifft Doctor zu Vnna. Wieder- legung ꝛc. durch E- gid. Hun- nium, D. und Prof. zu Wit- tenberg. Theologia Calvinista- rum, durch Conrad. Schluͤssel- burg/ der H. Schrift Doctor. 100. Un- warheiten so die Cal- vinisten un Heil. Schrifft begehen/ durch M. Zach. Fa- brum, Pfarr. zu Rockenitz. Spiegel des boͤsen Geistes durch Phil. Nicolai. Von dem leben/ art/ wercken/ lehren und tod Joh Calvini, duꝛch Hier. Bolseck. Man lese weiter die Schriften Eccij, Bel- larm. Don- kani, Co- steri und vieler an- derer alter und neuer Paͤbstl Scribentē behafftet gewesen/ und seinen schuͤlern ein solch leben als ein lebendig exempel zur nachfolge vor- gestellet haͤtte/ wie du mit deinen unverschaͤm- ten luͤgen-und laͤster-maul sagen darffst/ ich glaube nicht/ daß er einen menschen/ (er haͤtte denn muthwillig irren wollen) wuͤrde an sich ha- ben ziehen koͤnnen. Darum wil ich nun dieses/ was anlanget die schreiben und schelten von Davids leben/ beschliessen/ weil die jenigen/ die ihn gekannt und mit ihm umgangen sind/ auch mit ihm eines sinnes im Glauben gewest/ von ihm nichts boͤses zeugen/ auch uͤber diß seine wi- derwaͤrtigen von seinem aͤusserlichen leben und conversation, ja auch seine bittersten feinde alles gutes zeugen muͤssen/ denn das inwendige und hertz muß GOtt richten (wiewol du dich auch solches mit unterstehest) daß solchen mehr glau- ben von allen menschen beyzumessen sey/ denn deinem zeugniß/ welches luͤgenhafft und falsch ist/ und nur von hoͤren sagen hast/ und noch dazu von seinen feinden nach seinem tode/ denen man nicht glauben darff. Denn so man glauben sol/ und warhafftig seyn muß das/ was die neidische und bittere partheyen wider die frommen aus- sprengen/ so wird nicht allein David Joris die- se heßliche schandflecke/ so du ihm unrecht und faͤlschlich aufflegest/ tragen muͤssen/ sondern es wird auch kein eintzig frommer ungelaͤstert blei- ben/ ja Christus selbst/ das unbefleckte lam̃/ wird alsdann ein fresser/ weinsaͤuffer/ verfuͤhrer/ und aus dem teuffel seyn muͤssen. Auch die Calvinisten muͤsten nach dem zeug- niß der Papisten/ Lutherischen und anderer ihrer partheyen gottlose buben seyn/ und ihre lehre die grundsuppe und stuͤtze der Libertiner und vom Teuffel/ ihre lehrer aber rachgierig/ blutduͤrstig/ bauch-pfaffen/ luͤgen-geister und hur-kinder des Teuffels; ihre anhaͤnger aber gotteslaͤsterer/ der hohen Obrigkeit auffruͤhrer/ meutmacher/ rot- tirer/ stoͤhrenfriede/ ja grimmige und lebendige Teuffel/ weil verschiedene gelahrte maͤnner so wol Papistische als Lutherische in unterschied- lichen buͤchern sothanige schoͤne und herrliche zeugnisse haben in oͤffentlichen druck geben doͤrf- fen. Und so man den partheyen glauben muͤste/ wie du thust/ so muß nach dem zeugniß Meister Hieron. Herm. Bolsecks/ D. Medicin. zu Lyon/ Johann Calvinus/ euer haubtlehrer/ gewesen seyn sehr ehrgeitzig/ trotzig/ vermessen/ grimmig/ boͤse/ rachgierig/ ein falscher lehrer/ verlauffner Pfaffe/ ein Sodomit/ gebrandmahlet in seiner jugend/ ein bewahrer der armen boͤrse zu Genff/ dadurch er groß geld bekam/ unersaͤttlich/ geitzig der von einem lebendigen menschen (nemlich Brullius von Ostum ) seine falsche lehre mit wundern zu bestaͤtigen/ einen todten gemacht/ deßwegen ihn die frau oͤffentlich vor einen be- trieger und moͤrder ihres mannes ausrieff; item, er wird auch delicat, schwelgerisch und verhurt muͤssen gewest seyn/ untreu im almosen austhei- len/ heuchlerisch und verstellet/ hochmuͤthig/ der auch/ als er sterben wollen/ die Teuffel habe an- geruffen/ ein flucher/ gottslaͤsterer/ der die stun- de vermaledeyet/ in welcher er etwas studiret o- der geschrieben habe. Diß sind zeugnisse/ die Bolseck von Calvino giebt. Jst nun das zeug- niß/ das man aus den gegnern nimt/ wahrhaff- tig/ so hilfft da kein verthaͤdigen oder entschul- digen/ und stehet also dir erst selbst zu diesen bal- cken aus deinem selbsteignem auge zu ziehen/ ehe du den splitter aus deines bruders auge ziehest. Doch damit du dich nicht moͤgest beklagen oder sagen/ man folge selbst auch deinem exempel und suche deine Secte zu beschuldigen/ so wil ich dir nur zum uͤberfluß noch anzeigen den balcken in dem auge deiner mitbruͤder und glaubens- genossen/ auff daß/ wenn du denselben erst ge- bessert hast/ alsdenn auch moͤchtest kommen zu bestraffen die jenigen/ die sich uͤm dich nicht be- kuͤmmern. Denn also sagt der Herr von Alde- Aldegon- de ver- mahnung fol. 60. 61. ꝛc. gonde, einer der vornehmsten deiner lehrer und“ mitbeschuldiger des Davids Joris/ von den“ Gemeinen in Braband/ Flandern/ Henne gau“ und andern umliegenden laͤndern/ welche er“ seine mitbruͤder nennet/ daß sie beginnten von“ aller leichtfertigkeit/ begierligkeit/ truncken-“ heit/ schwelgerey/ wilden frechheit/ prasserey/“ panquetiren/ pralereyen und viehischem wesen“ keine sunde/ sondern eine tugend und froͤmmig-“ keit zu machen/ und daß die hurerey/ ehebre-“ cherey/ und allerley unkeuschheit beyde in wor-“ ten und wercken/ hier so gemein unter ihnen“ worden/ als unter einigen unglaubigen; (ob“ diß\ bbo nicht auch thue/ mag er sich wol un-“ tersuchen) affterreden und des ehrlichen na-“ mens beraubung (sagt er) haben sie schier vor“ grosse tugenden gehalten/ und achteten den-“ jenigen vor den allereyffrigsten/ der auffs hur-“ tigste koͤnte seines naͤchsten wercke mit ver-“ bluͤmten worten verlaͤstern und verdrehen/ so“ daß man gesehen/ wie viele/ die in dem worte“ Gottes wolten die allergeschicktesten seyn/ den-“ noch sich gaͤntzlich nicht gescheuet beyde heim-“ lich und oͤffentlich ihre naͤchsten/ ja auch offt“ diejenigen/ von denen sie wolthaten empfan-“ gen/ mit falschen erdichteten fabeln zu beschul-“ digen ꝛc. Ließ noch viel mehr andere feine stuͤck- gen (so dirs geluͤstet) damit er die vorgedachte Gemeinen bezieret. Gehe und bessere dieselbe erst/ und komme alsdenn zu urtheilen diejeni- gen/ die ausser dir sind. Nachdem ich nun auffs kuͤrtzefte/ als ich ver- mocht/ und die sache erfordert/ bewiesen habe/ mit was unrecht/ unwarheit/ falschen luͤgen und calumni en du das leben des frommen David Joris in deinem ausgegebenen buͤchlein be- schuldiget hast; wil ich nun auch kommen zu der lehre in seinen buͤchern und schrifften begriffen/ und besehen/ ob sie so greulich ist/ als du sie ab- schilterst/ welches thuende ich mich auch der kuͤrtze/ so viel ich nur immer kan/ befleißigen wil/ weil dich die weitlaͤufftigkeit der schrifften Da- vid Joris so sehr verdrossen/ werde mich aber dennoch an deine ordre nicht binden. Erstlich muß ich die leser deines buͤchleins bitten/ daß/ so sie es gelesen/ doch wollen die oͤrter/ von dir angezogen/ in Davids buͤchern nachschlagen/ damit sie selbige mit allen umbstaͤnden wissen moͤgen/ und was darinn vor-und nachfolget mit unpartheyischem ernst und vollkom̃nen sinn durchlesen/ auch auff den sinn und meynung des schreibers wol acht haben/ so werden sie zur stunde sehen und befinden die ungleichheit und gewalt/ die du ihm und seinen schrifften an- thust/ dieselbe auff einen gantz andern sinn zu zerren/ als sie in der warheit sind. Denn so sein stylus und schreibart etwas schwer zu ver- stehen ist demjenigen/ der sie wenig gelesen/ ich geschweige vor den/ der sie mit unlust/ parthey- ligkeit und uͤberhin ohne auffmercksamkeit und mit Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. mit gebrochenem oder gar ohne sinne gelesen/ wie du gethan; so ist von noͤthen/ daß die leser/ denen es ein ernst ist die warheit zu verstehen (nachdem sie alle partheyligkeit abgeleget) sich nicht ver- driessen lassen etwa ein halb blaͤtgen vor- und nachzulesen von den angezogenē stellen/ und zwar mit vollkommenem sinn; so werden alsdann sei- ne schrifften keine verantwortung noch entschul- digung noͤthig haben. Denn so man seine rechte meinung aus seinen eignen schrifften verstanden/ so wird deine falsche verdrehung gnugsam weg- und uͤbern hauffen fallen. Weil du aber diß wol gemercket/ und dich dennoch gefuͤrchtet/ daß dei- ne giftige ausgebuhrt moͤchte beymlichte erkañt werden/ wie nemlich seine eigene schrifften dich wuͤrden beschaͤmen/ so hastu den leser wollen hin- ters licht fuͤhren; Denn hiezu scheinestu zu arbei- ten/ daß du den leuten gerne wollest weiß ma- chen/ es sey seine meynung nicht so/ wie die worte lauten; ja pochest drauff die leute confus zu ma- chen/ daß die entschuldigung/ von ihm an die Graͤffin zu Emden gethan/ auff dergleichen und mehr andere ihm schuld gegebene laͤsterungen/ nit seine meynung seyn solte. Wem sol man nnu hier glauben? Dir/ der du nun erst mehr denn 40. jahr nach seinem todekom̃st seine schrifften zu ver- kehren und zu verdrehen; oder dem David selber/ der in seinem leben seine meynung deutlich erklaͤ- ret und ausgedrucket/ und sich auff alle/ die da le- beten/ oͤffentlich beruffen/ sich auch dargestellet oͤffentlich zu vertheidigen vor dem angesichte des firmaments/ so man gutwilliges gehoͤr geben wolte? Hastu das in der schule Christi gelernet/ daß du von deinem naͤchsten wider seine worte boͤses gedencken solst? Was woltestu sagen/ weñ ich den leuten wolte weiß machen/ du haͤttest dein buͤchlein außgegeben Davids schrifften zu prei- sen/ nicht aber zu laͤstern/ wuͤrdestu dich nicht be- ruffen auff deine selbsteigene laͤsterreden/ und sa- gen/ daß man deine meynung gnugsam draus verstehen koͤnte? Also sag ich auch/ daß Davids meynung und rechter sinn deutlich aus seinen eignen schrifften zu verstehen ist/ so wol in seiner eigenen verantwortung/ als in seinen andern schrifften/ ja aus eben denen die du hersagest und vorbringest. Denn so ein jeder der beste ausleger seiner worte selbst ist/ welches bey deinen lehrern allzeit guͤltig ist/ so sie sich irgends worinn ver- greiffen/ daß mans nicht deutlich verstehen kan/ warum wiltu denn den David keinen ausleger seiner eignen worte und meynungen seyn lassen so wol als andere? oder kom̃t ihm das recht nicht sowol zu als andern? Aber du moͤchtest wol gerne sagen/ er schreibe das eine wider das andere; sol- ches aber wird sich in der warheit (den schein achte ich nicht) auch nicht so befinden/ und so fer- ne du die schrifften aller deiner lehrer soltest ver- einigen/ die eines wider das andere schreiben/ so meyne ich/ du soltest wol noch in 10. jahren keine zeit haben einen andern darinn zu beschuldigen/ worinn die deinen selbst schuldig sind/ und waͤre noͤthiger/ daß du erst deine eigene und deiner leh- rer fehler wegnaͤhmest/ ehe du einen andern knecht urtheilest. Der kaͤyser Julianus Apostata/ das ist/ der Abfaͤllige/ also genant/ weil er erst die Christliche Religion angenommen/ hernach aber abgefallen war/ als er wolte seines abfalls ursach geben/ schrieb an die Christliche Gemeine diese kurtze worte: . das ist: Le- gi, intellexi, damnavi. Jch habe sie gelesen/ ver- standen und verdam̃t/ oder verworffen/ nemlich die H. Schrifft. Darauff die Gemeine wieder- um diese worte an ihn geschrieben: Legisti, sed non intellexisti, si enim intellexisses, non da- mnasses, das ist: Du hast sie wol gelesen/ aber nicht verstanden; denn so du sie verstanden haͤt- test/ wuͤrdestu sie nicht verdam̃t oder verworffen haben. Eben so thustu auch mit den schrifften Davids/ die du wol gelesen aber nicht verstan- den/ denn so du sie recht verstand en haͤttest/ wuͤr- destu sie nicht verdamt oder verlaͤstert haben. Darum mag man dich wol in diesem stuͤck mit dem Juliano Apostata vergleichen. Dieser un- terscheid aber scheinet zwischen Juliano Aposta- ta und dir zu seyn/ daß Julianus die H. Schrifft mehr aus unverstand und leichtfertigem urtheil verworffen/ du aber die schrifften Davids aus bitterer partheyligkeit/ und aus einem stoltzen/ falschen und muthwilligen urtheil. Nun zu unserm vorhaben: Du beschuldigest David/ er habe seine per-“ son und art sehr hoch geruͤhmt/ ja gar uͤber Chri-“ stum und seine Apostel/ und Johannem/ den“ taͤuffer erhoben/ pag. 14. 17. 20-37. 53. 94-99.“ 105-109. 112. 115. 136. 137. 139. Diß nun zu beweisen bringstu viele verschiedene worte vor/ und gibst bald hier/ bald dar aus seinen buͤchern anweisung davon/ zuweilen aber/ so du sonst kei- nen rath weist/ wenn du es zu grob machest einige oͤrter anzufuͤhren/ daraus man einigen schein zie- hen koͤnte/ so faͤhrstu so damit durch und sagest/ es sey solches seine meynung; und wiewol du selbst gestehest/ daß es eben nicht mit so ausge- druͤckten worten zu beweisen/ weil David sich geschaͤmet habe/ es recht heraus zu sagen/ ꝛc. so versprichstu dennoch solches in einem kuͤnfftigen tractat zu beweisen. Was du nun darinn be- weisen wirst/ wird man sehen/ wenn es ankomt. Denn hiemit bekennestu fein selbst/ es nicht ge- than zu haben/ und gleichwol sagstu das/ was dir ohne beweiß zu sagen nicht geziemet. Jedoch aber nun zu antworten auff deine beschuldigung und laͤsterung/ werde ich eben nicht jedes puͤnct- lein besonders wiederlegen/ weil es sonst zu weit- laͤufftig moͤchte fallen (welches dir ohne dem ver- drießlich seyn wuͤrde) und auch unnoͤthig ist/ dieweil alles/ was du beruͤhrest/ sich auff nichts anders erstrecket/ als daß du sagen wilt/ er hebe und ruͤhme seine person/ ampt und dienst uͤber CHristum und seine Apostel/ und eigne ihm selbst das zu/ was die H. Schrifft CHristo zueignet. Diß dein geschwaͤtze nun mit bescheidenheit zu wiederlegen/ sage ich/ daß David Joris seine person im fleisch/ ich meine den Dav. Jor. den du sagest zu Delfft gebohren zu seyn/ und zu Ba- sel gewohnt zu haben/ und seine schrifften nach- gelassen/ nicht hoch geruͤhmet/ sondern sich selbst im gegentheil gantz niedrig/ klein/ nichtig/ suͤnd- lich und kranck erkannt und außgegeben habe/ und das wil ich mit seinen eignen worten deut- lich beweisen. Denn in dem buch/ so titulirt ist: Hefftige und starcke reden seiner sendung/ mit“ entschuldigung einiger schelt-worte/ sagt er:“ fol. 11. v. auff der 1. seiten also: Anlangende/“ daß ich meinen eignen namen/ ehre/ schaͤnd-“ lichen gewinn und hochberuͤhmen/ auch lob“ und preiß gesuchet oder begehret habe/ wird“ man nicht darthun koͤnnen; kein engel noch“ mensch/ geschweige der Teuffel/ der wol boͤses“ wircken und vergifften mag/ kan es (Gott und“ A. K. H. Vierter Theil. M m 2 sei- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „seinem CHRisto zu ehren) mit warheit be- „zeugen; aber wol das gegentheil/ daß ich mich „als einen wurm oder made/ als einen hinfaͤlli- „gen/ armen/ krancken/ elenden/ suͤndigen men- „schen erkenne/ der die gnade GOttes und seine „huͤlffe eben so wol/ als jemand noͤthig hat/ hab „auch wol ehe mit freuden begehret nur ein brat- „spieswender oder kuͤchjunge oder thorhuͤter im „hause des HErrn zu seyn/ wenn ich nur ein „freundlich angesicht meines GOttes erlan- „gen/ und meine lust in seinem anschauen haben „moͤchte. Mein begehren ist auch gewesen und „blieben von niemanden in person gesehen zu „werden/ wie auch weder hoͤher noch niedriger „als ein ander mensch bekant zu seyn/ damit ich „nur in GOttes wirckung/ willen und worte „moͤchte gnug thun/ nemlich seinen willen in „dem ausspruch des Geistes. Da ich nun diß „uͤberschlagen/ kan ich hier einem andern zu ei- „nen guten vergnuͤgen uͤm der veraͤchter willen „nicht erzehlen/ wie klein/ nichtig und niedrig ich „mich desto mehr angesehen/ gehalten und er- „kant habe/ es sey mir gnug/ daß ich weiß/ daß „die lehren und schrifften noch vorhanden sind/ „und wie ich mich in diesen vor dem HErrn berei- „ten/ haben und halten solle. Deßgleichen findestu im selben stuͤck an mehr andern oͤrtern mit deutlichen worten ausgespro- chen/ was er von sich selbst gehalten. Gleiches „mag man auch lesen in einem stuͤck/ so titulirt/ „Eifrige Reden zur Bußfertigkeit ꝛc. fol. 27. „da wirstu diß lesen koͤnnen: Ob ich mich gleich „allen andern menschen untuͤchtig/ klein und „nichtig halte/ wie sichs gebuͤhret/ solte darum „das wort GOttes (welches GOtt oder sein „Geist aus seiner gnade durch meinen unmuͤn- „digen mund/ ohne jemands anders lehre vor- „bracht hat) desto geringer/ wie ihr meinet/ bey „euch seyn? Oder weil ich voll aller menschlicher „gebrechen/ armuth und kranckheit stecke/ wie es „natuͤrlich offenbar/ solte GOtt darum durch „seinen Geist in mir nicht wircken/ uͤber andere „erheben/ und zu seines namens ruhm mir seine „verheissung und ehre geben koͤnnen? Oder/ „weil ich mich aller angesichter und auffsehen „durch GOtt entschlagen/ mich von allem gut- „duͤncken und hertzens hoheit/ heucheley/ eigen „ehre/ samt allem menschlichen ruhm und ehre „loß gemacht/ ein veracht/ schaͤndlich/ stinckend/ „unrein/ befleckt kleid meinem GOtt zum preiß „angezogen habe/ solte ich/ meinet ihr/ GOtt „desto mißfaͤlliger und unbehaͤglicher/ geringern „Glauben zu haben/ oder GOttes wort und „verstand darinn zu verwerffen seyn. Deßglei- chen in selbem/ fol. 28. wirstu auch sehen koͤnnen/ was er von sich selbst halte/ und in vielen andern verschiedenen buͤchern und tractaͤtlein. Und da- mit ich dirs nicht zu lang mache/ wil ich nur ei- nen ort aus vielen noch zeigen/ aus dem buch/ welches du sagest zweymal durchgelesen zu ha- ben/ nemlich das wunder-buch. Denn entwe- der du hast diese und dergleichen oͤrter nicht ge- sehen (mit solchem fleiß hastus so huͤbsch unter- sucht) oder du must bekennen/ daß du sie nicht hast wollen sehen. Denn im IV. Th. cap. 17. A. kanstu unter andern diß lesen: Vor meine per- „son ist nichts dran gelegen/ was man mir nach- „sagen mag. Jn mir wohnet/ als wie in ei- „nem andern menschlicher weise/ nichts guts/ bin auch noch nicht zu meines HErrn GOt-“ tes verachtung kommen/ der war viel heß-“ licher und stinckender im fleisch durch uns al-“ le gemacht/ gleichwol war er der/ der er war/“ nemlich GOttes Sohn/ ja GOtt vom him-“ mel. Wolt ihrs glauben/ er wird auff den“ heutigen tag noch unter den menschen kindern“ viel heßlicher und abscheulicher gehalten/ nem-“ lich darinn/ daß sie den Geist der gnaden“ schaͤnden/ und das saubere blut des Neuen“ Testaments vor unrein halten. Die boͤse schel-“ men! ist das nicht das allerschaͤndlichste und“ verdrießlichste? Wer bin ich denn oder ein an-“ derer/ der sichs annehmen wolte ꝛc. Ließ weiter/ luͤstets dir/ so wirstu wol finden/ daß David seine person nicht habe erhoben/ aber wol ernie- driget/ verachtet und gantz vernichtet/ ja es kan erwiesen werden/ daß er sich selbst so klein und nichtig geachtet/ als das allerkleinste wuͤrmgen auff erden/ so viel seine person angehet. Aber betreffend die gabe und empfangene er- kaͤntniß/ die ihm GOtt verliehen hat/ und von seinem dienst und ampte/ redet er oͤffters etwas hoch und beruͤhmt/ nicht aber zu seinem preiß und ehren oder lob/ sondern allein zum lob/ ehre und preiß seines GOttes/ der ihm sothanige erkent- niß und gaben verliehen/ und zu sothanigem ampt und dienste beruffen hatte. Denn er kon- te nicht leiden/ daß GOttes Ehre verringert wuͤrde/ wie in unterschiedlichen buͤchern von ihm außgegeben/ zu sehen ist. Was ist hieran nun mißgethan/ daß er GOtt/ den geber alles gutes/ preiset/ lobet/ ehret und dancket vor seine empfangene gaben/ so er ihm aus gnaden gege- ben und verliehen. Sol man denn die Ehre GOttes nicht außbreiten und großmachen? Und ist jemand/ der dran zweiffelt/ der lese in dem buch des lebens/ von dir offtmals verdre- het/ da wird er deutlich finden diese worte/ die ich im nachschlagen deiner verkehrten auslegung also befinde zu stehen: Sehet/ also hat der gros-“ se HERR/ der allmaͤchtige GOTT/ mich“ armen/ kleinen/ unwuͤrdigen darzu in seinem“ starcken Geist der Weißheit allein aus gna-“ den auffge weckt/ das Recht GOttes auff er-“ den anzuheben ꝛc. Ließ weiter das folgende/ so wirstu finden/ daß er sich allein der gnade ruͤh- met/ die ihm von GOtt gegeben ist/ davon er GOtt das lob und preiß giebt/ wie er denn durchgehends in allen seinen schrifften thut. Was boͤses ist doch hieran gelegen? Hat er sich ja beruͤhmet/ so hat er nicht seine ehre oder ruhm gesuchet/ sondern GOttes. Was be- ruͤhmt er sich von sich selbst zu haben? Nichts/ sondern alles von dem HErrn der Heerscha- ren/ dessen er sich beruͤhmt ein zeug und die- ner zu seyn. Thun diß deine Praͤdicanten nicht auch? Geschichts nicht mit gleichen worten? verbannen/ verwerffen und uͤbergeben sie dem Teuffel nicht die/ so sie von ihrer kirche hinaus thun? Wie koͤnnen sie aber das thun/ wo sie sich nicht beruͤhmen die macht empfangen zu haben? Obs aber wahr sey/ oder nicht/ wil ich hier jetzo nicht reden. Sagen sie nicht auch/ sie seyen Diener GOttes/ von GOtt gesandt sein wort zu verkuͤndigen/ das ihnen zu diesen letzten zeiten offenbahret sey ꝛc. So du diß wilst leugnen/ wil ich dirs mit deutlichen wor- ten aus ihren eignen schrifften beweisen. Wes- sen Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. sen beruͤhmung nun wahrhafftiger sey/ die ihre/ oder des Davids/ wird GOtt schon urtheilen/ und zu seiner zeit ans licht brin- gen. Daß du aber sagest/ er setze sich uͤber CHRistum und seine Apostel/ das ist eine unwahrheit; denn er verneinet solches auß- druͤcklich mit außgedruckten worten an die Graͤffin von Embden in seiner kurtzen ent- schuldigung in der 9ten verantwortung/ da er außdruͤcklich saget/ daß er CHRistum vor seinen HErrn und Haupt halte: Mich „luͤstert (spricht er) nicht nach meiner/ son- „dern nach seiner stimme/ wie ich das „ewige/ allmaͤchtige/ geistliche wort der „krafft bestens beleben/ ihm nachfolgen/ und „ohne unterlaß thun moͤge/ und dasselbe „rathe ich einen andern so wol als mir ꝛc. Wenn du nun gleich diese entschuldigung gerne woltest krafftloß machen/ als obs sei- ne meinung nicht waͤre/ so gilt doch dein geschwaͤtz darwider bey dem verstaͤndigen und unpartheyischen leser uͤberall nichts/ weil ja ein jeder selbst der beste außleger seiner wor- te zu seyn pfleget/ wie gesagt ist. Doch daß „dir gnug geschehe/ so ließ den tractat/ ge- „nant: Eine gute vermahnung an alle/ die „sich CHRisti ruͤhmen/ da wirstu Lit. f. 4 „diese worte finden: CHRistus ist der trost/ „die seligkeit aller menschen/ dazu von dem „Vater von oben gesandt/ und gebohren zur „erloͤsung/ und gegeben zur erhaltung; ja „er ist unsere uͤberwindung/ unsere weißheit/ „unsere staͤrcke/ unsere krafft/ ohne welchen „wir uͤberall nichts vermoͤgen. Wie? sol- „ten wir einen solchen koͤnig/ eine solche ga- „be und lust des lebens nicht auffnehmen/ „solten wir uns eines solchen HErrn schaͤ- „men/ ihme nicht glauben noch liebha- „ben? Wer solte uns denn bey dem Va- „ter vertreten/ versoͤhnen/ heilen/ gesund- „machen/ und in das verlohrne leben wie- „der zur glorio sen herrlichen freyheit brin- „gen/ dessen wir durch das fleisch von dem „Teuffel beraubt sind/ muß es nicht alles „durch den Heil saamen oder wort gesche- „hen/ durch welches alle dinge geschaffen „und gesund gemachet sind/ welches auch „von anbeginn verheissen war/ daß es des „feindes kopff zertreten solte? ꝛc. Ließ fer- ner/ so wirstu finden/ was er von CHristo gehalten/ und auch sonst in allen seinen schrifften. Und wo du nicht muthwillens blind bist (wie es doch scheinet) wirstu wol sehen/ daß er sich nicht uͤber CHRistum/ noch auch CHRisto gleich zu seyn gestellet. So du dennoch wilst sagen: Er lehret aber CHRistum in der andern geburth des Glaubens oder Geistes nachzujagen mit gantzem hertzen/ mit andern sinnen/ und ihm gleich zu werden/ fleisch von seinem fleisch/ und bein von seinen beinen: So wis- se/ nachdem du diß nicht glaubest/ daß es hier auff diese welt geschehen moͤge/ das doch den geboten und verheissungen GOt- tes/ so offt und vielmals in der H. Schrifft gedacht/ nicht entgegen stehet/ daß es dir auch kein ernst sey darnach zu streben. Und daher kom̃ts auch/ daß du alles/ was recht und wol geschrieben ist/ durch deinen schie- lichten brill uͤbel und unrecht liesest/ und ver- kehrt urtheilest. Darum ich auch diß nicht vornemlich vor dich schreibe/ der du selbst sprichst die schrifften Davids nicht anders/ noch auch in einer andern meynung gelesen zu haben/ denn nur die mangelhafften und schlim̃sten stellen auszusuchen/ nicht aber das gute zu behalten/ und nachzufolgen; sondern ich begehre/ daß die gutwilligen le- ser/ denen es ein ernst ist den willen GOt- tes zu thun/ die stellen/ von dir angewiesen/ wollen nachsuchen und ohne partheyligkeit lesen/ so werden sie deine verkehrte von dir erdichtete und außgegruͤbelte deutungen wol sehen. Der unterscheid aber von CHRisto und Christi David/ wie dus beschreibest/ und auff die person David Joris zehest/ und verkehrt zum boͤsen deutest/ ist so grob/ daß ichs unnoͤthig achte/ nur ein eintzig wort noch darwider zu sagen/ denn deine grobheit in diesem stuͤck ist so groß/ und so verkehrt/ daß ich mich nicht gnug druͤber verwundern kan. Damit aber der einfaͤltige und gutwil- David Jo- ris sinn von Chri- sto. lige leser wissen moͤge/ was er von CHristo halte/ wil ich dirs noch summarischer weise sagen: JESUM CHRistum haͤlt er vor“ den einigen HERRN und Heyland der“ welt/ vor welchen sich alle knie im him-“ mel und auff erden/ und unter der erden/“ das ist/ in der hoͤllen beugen muͤssen/ ja al-“ les was hoch/ klein und groß ist; Daß er“ ist wahrhafftiger GOtt und Mensch/ nicht“ von unten/ sondern von dem Heil. Himmel“ oben aus des Vaters schoos hernieder kom-“ men in die welt/ nemlich der allerhoͤchste“ GOTT ist den Menschen gleich/ ja der“ allerverachteste worden/ auff daß er die un-“ tersten der hoͤllen/ oder niedrigsten in der er-“ den in der aufsfarth mit ihm erhoͤhen oder“ erheben moͤchte/ das ist: Daß er/ der ober-“ ste/ von oben hernieder in das niedrigste ge-“ stiegen zur seligkeit der menschen/ deßwe-“ gen er seinen bruͤdern gleich worden/ auff daß“ er ihre kranckheiten empfindlich tragen helffe/“ und ihre ungerechtigkeiten/ suͤnden oder schul-“ den wegnehmen moͤchte durch seine unschul-“ dige gerechtigkeit und heiligkeit/ welche er vor“ sie setzet und mildiglich hingibt; sie ihme gleich“ zu machen stellet er sich selber dazu an ihre stel-“ le/ darum er auch leib und leben GOtte zur“ versoͤhnung gegeben hat zu einem suͤssen ge-“ ruch/ angenehmen freywilligen opffer und“ wercke der liebe. Durch welche reine liebe die“ feindschaft weggenommen/ und der tod in den“ sieg verschlungen wird in allen/ die durch ihn“ wahrhafftig an Gott glauben und vertrauen.“ Daß er ist das brod des lebens/ der Sohn“ Gottes/ die liebe und weißheit des Vaters/“ das haupt aller wahren glaͤubigen/ der ei-“ nige mittler zwischen GOTT und Men-“ schen/ der sein volck selig/ frey und gesund“ machet von suͤnden/ summa/ daß er alles in“ allen ist/ die seligkeit und der seligmacher/ der“ trost und der troͤster/ der lehrmeister und“ lehrer/ die gnade und der gnaͤdige/ die“ liebe und der liebhaber/ die versoͤhnung“ und der versoͤhner/ die aufferstehung und“ der erste aufferstandene/ der weg und der“ vorgaͤnger/ die warheit und das leben/ in wel-“ chem alles/ was einen lebendigen athem hat“ oder licht zum verstande empfangen und be-“ M m 3 hal- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „halten wil/ das muß es von ihm/ und durch „ihn aus gnaden und barmhertzigkeit bekom- „men/ auff daß Gott der Vater durch ihn/ als „den sie verworffen/ gehast/ verstossen/ alle „schande und laster auffgelegt haben/ solte ge- „priesen/ groß gemacht und geheiligt werden/ „zu seinen fuͤssen kommen/ von seinen worten „nehmen und leben/ und daß dieser JESUS „CHRistus der ist/ der da kommen wird zu „richten die lebendigen und die todten. Diese und viel andere herrliche zeugnisse mehr gibt er von Christo/ wie du im 3ten Theil des wunderbuchs deutlich lesen kanst/ bey nahe das gantze theil durch/ wo du nicht muthwillig blind seyn wilst. So du nun kanst zeigen/ daß er sich selber/ nemlich seine person uͤber oder gleich ihme gesetzet und erhoben habe/ wie du wider die warheit faͤlschlich fabulirst/ fuͤrwahr/ ich wuͤrde bekennen muͤssen/ daß du groß recht habest ihn zu laͤstern und zu schelten. Aber diß vermag weder du noch jemand anders in der welt. Darum bist und bleibstu darinn ein gros- ser/ plumper/ grober und ungeschickter luͤgner/ der du uns allen gerne woltest deine verkehrte luͤgen vor warheit verkauffen. So viel aber an- langet deine deutung von Christo Davids/ daß ers auff seine person ziehe/ wird auch das gegen- theil befunden werden. Denn wenn er dasselbe schon schreibet/ so ziehet ers auff den gesalbten David und Christus nach dem Geist/ und nicht auff David Joris sohn/ sondern auff den/ der in der H. Schrifft bezeichnet/ und von Gott durch seine Propheten verheissen ist/ der gesalbte und die pflantze der gerechtigkeit/ der neue wahre mensch Christus/ wie ers selbst in seinem leben wider dergleichen laͤsterer und luͤgner (als du) ausgelegt/ gedeutet und erklaͤret hat. Und ge- setzt/ obschon einige stellen in seinen schrifften moͤchten gefunden werden/ die den unverstaͤn- digen finster schienen/ und boͤßlich verstanden und ausgelegt werden koͤnten/ ists denn nicht auch in der H. Schrifft selber also/ und hat man denn nicht gnug hiemit dran/ wenn einer sich so nacket und deutlich erklaͤret/ daß nichts dagegen faͤllet zusagen/ wie David gethan: Daß er „CHRistum vor seinen HErrn/ Haupt und „Meister halte/ sich selber aber als einen wurm „und made ꝛc. wie oben gezeigt ist. Hastu denn „nicht gesehen noch gelesen/ daß er an so vielen „orten und so offtmals gesagt: Jn dem namen „meines HErrn JEsu ꝛc. Wie kanstu denn daraus verstehen/ daß er sich uͤber oder gleich ihm setze. Fuͤrwar/ Vbbo, solten alle schrif- ten deiner haubtlehrer also muͤssen verstanden werden/ wie sie wol je zu weilen scheinen zu lau- ten/ hilff Gott/ was fuͤr grobe ungeschickligkei- ten wuͤrden nothwendig daraus folgen muͤs- sen/ die des Davids seine/ so ihr von ihm luͤget/ weit solten uͤbertreffen. Derohalben wil ich den gutwilligen leser gebeten haben/ daß er sich nicht vergreiffe/ damit er das/ was er nicht verstehet/ nicht verdamme/ und sich gnuͤgen lasse mit die- ser kurtzen verantwortung (welche man doch sonst lang gnug aus Davids schrifften machen koͤnte) und glaube mehr des Davids eignen worten/ deñ der auslegung derjenigen/ welche sie suchen faͤlschlich zu verdrehen und zu verkehren. Nun wollen wir auch ein wenig untersuchen/ obs doch wahr sey/ was du schreibest von der vollkommenheit und freyheit der Dav. Joristen und vom ehestand/ pag. 38-52. und 116-135. inclusivè, denn hier machstu es so grob und schaͤndlich/ daß du darinn allen laͤsterern weit vorgehest/ und setzest alle scham gantz und gar auff die seite/ wie man hoͤren wird; weder Henr. Bullinger noch Gerard. Nicolai, zwey deiner lehrer/ die doch sehr hefftig wider Dav. geschrie- ben/ sind so blind gewesen/ daß sie diß entweder nicht haben sehen koͤnnen/ oder sind so untreu ge- west/ daß sie es ihren gemeinen nicht haben wol- len zu erkennen geben oder dafuͤr warnen/ oder du must sie noth wendig vor verdaͤchtig halten/ daß sie selbiges selbst zugestanden; Du allein a- ber (O du kluger Vbbo ) hast es durch deinen schielichten/ verkehrten und falschen brill mer- cken koͤnnen/ und der Herr de Aldegonde, der dem nachaͤffet/ was du geschrieben/ referi rt diß auch und weist in dein buch/ da du diß schreibest/ und die buͤcher/ die du anfuͤhrest/ gleich als ob dein luͤgen-buch ein Evangelium waͤre; Auch der scharffsichtige Cornhert hat diß nicht sehen koͤnnen in Davids schrifften/ ober schon diesel- ben so wol/ als du/ durchgesucht und durchlauf- fen hat/ alles zu tadeln/ was er konte und moch- te/ nicht aber daraus unterwiesen zu werden. Darum ist sich wol zu verwundern uͤber deine sonderliche klugheit/ vernunfft und verstand/ daß du sothanige sachen hast finden koͤnnen/ die nicht drinnen sind. Wolan nun/ laß uns denn anfangen deine weißheit etwas naͤher zu unter- suchen und beym lichte zu besehen/ auff daß alle menschen/ die nicht so verschlagen sind/ eine luͤ- gen huͤbsch zu er dencken/ und so sie etwan gar zu heßlich und grob/ ihr eine schoͤne coleur zu geben und wahrscheinlich zu machen wissen/ zu dir kommen moͤgen/ damit du ihnen aus der noth helffest; Jch versichre dich/ daß/ wenn du diese lection wol gelernet/ du mehr anhang kriegen wirst/ als Dav. Joris jemals gehabt/ und auch groͤssern reichthum erwerben/ als er bekommen hat/ wie du sagest/ weil die weltliche menschen mit luͤgen zu erhalten und zu leiten sind. Aber deine subtili taͤt ist noch etwas zu plump und zu grob/ du must erst noch was laͤnger in deines meisters (ich meine denjenigen/ der von anbegiñ ein luͤgner gewest und ein vater der luͤgen genen- net wird) buͤchern studiren/ auff daß du sie et- was besser ausbutzen und ausschmuͤckē koͤnnest. Nun mit ernst zum anfang/ so wil ich nicht leugnen/ daß Dav. Jor. in allen seinen schrifften zur vollkommenheit rathe; denn alle sein schrei- ben/ ruffen/ bitten und vermahnen gehet dahin/ nemlich daß wir allzeit sollen zusehen immer mehr und mehr zuzunehmen in der gottesfurcht/ tugenden und heiligkeit/ daß wir den fußstapfen unsers Meisters und einigen Heylandes sollen nachfolgen in demuth/ sanfftmuth/ liebe und warheit/ daß wir alle tage sollen mehr und mehr ablegen und absterben allen boͤsen luͤstē des flei- sches/ der boß heit wiederstehen/ sie toͤdten/ er- morden/ abhauen/ alle boͤse unart ausrotten/ ja weder zweig noch wurtzel uͤbrig lassen/ und nicht auffhoͤren/ biß wir durch CHristum alles uͤber- wunden haben; daß wir nicht immer muͤssen bleiben in der kindheit oder anfaͤngen/ sondern taͤglich mehr und mehr zunehmen und auff- wachsen zu juͤnglingen/ maͤnnern und aͤltesten/ damit wir einmal das alterthum Christi errei- chen/ das ist/ der gantzen vollkommenheit und perfection Christi nachzufolgen und zu erkriegē. Diß Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. Diß ist all sein rathen/ vermahnen/ schreiben/ bitten/ ruffen/ begehren/ und hiezu erstreckt sich all sein schreiben. Wenn du aber diß leugnest/ daß es durch CHRistum geschehen moͤge/ und deßwegen nicht wol mit rechtem ernst darnach trachten wilst/ so ist eben deßwegen diese lehre desto heßlicher verkehrt/ und boͤse in deinen oh- ren/ und bitter und verkehrt in deinem hertzen. Denn dir ist das all gnug/ daß es Christus JE- sus/ unser Seligmacher vor dich gethan/ daß er vor dich gelitten und gestritten/ tod/ Teufel und hoͤlle uͤberwunden/ was liegt dir an dem bemuͤ- hen/ daß du auch muͤstest taͤglich leiden/ streiten und fechten gegen deine inwendige feinde/ dir ists gnug/ daß du in einem falschen frieden ru- hend bleibest/ Gott hat dich schon prædestini rt zum ewigen Leben/ es ist schon lauter victoria bey dir/ wozu solten dir diese bemuͤhungen die- nen? Nein/ nein/ diesen harten weg/ der so schmal ist/ daß er von wenigen gefunden wird/ magstu nicht suchen noch betreten; Wozu dienet solche vollkommenheit/ darauf David so sehr dringet/ daß er weder zweig noch wurtzel der boßheit wil gelassen/ alle das alte boͤse wesen durch die krafft Christi ausgerottet und verneuret haben/ und das nicht zum schein von aussen/ sondern von innen/ von innen/ im hertzen/ im hertzen/ darum ists ihm alles zu thun/ das wil er gesaͤubert und gelaͤutert haben/ auff daß auch das auswendige rein und sauber werde. Aber du wirst muͤglichst mit Aldegonde nach deinem hertzen alle men- schen urtheilen; denn er (ich meine den Herrn von dem berg S. Aldegonde ) saget: Was ist doch der schatz unsers hertzens anders als ein stincken- der pfuhl voll aller unsauberkeit und unreinig- keit ꝛc. Fuͤrwahr/ stehet es so/ daß dein hertz an- noch also ist/ und du mit gantzem ernst nicht be- gehrest noch suchest deinen unreinen stinckenden pfuhl zu saͤubern und reinigen/ ja nicht einmal glaubest/ daß diese reinigung durch Christum in der krafft des H. Geistes in diesem leben noch geschehen moͤge/ so wundere ich mich uͤberall nit mehr/ daß du aus sothanigem verkehrtem un- sauberm hertzen/ und mitsothanigē augen nichts als unsauberkeit in Davids schrifften hast sehen und mercken koͤnnē Jch sage/ daß es mich uͤberal nicht mehr wundert/ ja es ist auch anders nicht muͤglich; und wil so dann alle gutwillige Leser gebeten haben/ daß sie sich doch nicht aͤrgern an allen diesen laͤsterern/ ja unglaubigen/ die des HErrn wort nicht wollen glauben/ sondern lie- ber wollen/ daß ihre hertzen unreine stinckende pfuhle voll aller unsauberkeit bleiben moͤgen/ als daß sie durch den Glauben mit Christo wolten streiten diese unsauberkeit abzulegen und aus- zurotten; sondern folge (guͤtiger Leser) mit gan- tzem ernst nach dem guten rath/ den David in seinen schrifften aus des HErrn wort und befehl nachgelassen/ und mit solchem ernst geruffen hat/ welches man wahrnehmen und zu hertzen fassen wolle/ und glauben/ daß diß geschehen werde/ nemlich alle diese falsche beschuldigun- gen von Ubbo Emmen/ und andern luͤgnern/ werden vor dir als ein rauch verschwinden/ und das gegentheil nacket und klar befunden werdē. Darum bitte und arbeite uͤm ein rein hertze zu uͤberkommen/ so wirstu keine unreinigkeit in al- len seinen schrifften/ noch in denjenigen ange- fuͤhrten oͤrtern finden. Doch sag ich auch hin- wieder/ ist dein auge und hertz unrein/ und wilsts auch unrein behalten/ so wird dirs alles unrein duͤncken/ was du siehest und liesest/ ja die bibli- schen schrifften selbst werden dich unrein duͤn- cken zu seyn. Denn besiehe doch die stellen von Ubbo angefuͤhret/ ob du diese bedeutungen da- selbst wirst finden koͤnnen; er radebricht sie ja so sehr/ als er nur wil/ und doch muß er selbst be- kennen/ daß er das darinn nicht finden koͤnnen/ was er daraus schliesset. Denn wenn ers nicht kan beweisen/ so spricht er/ es sey drunter verbor- gen/ und David habe hinterm berge gehalten/ solches recht herauszusagen/ aus furcht von der Obrigkeit gestrafft zu werden; dann spricht er wieder/ man koͤnne es aus seinen schrifften erra- then; und weñ er endlich keinen rath mehr weiß/ komt er mit Blesdik herfuͤr/ und gibt vor/ dieser habs gesagt und geschrieben. Sind das nicht schoͤne und treffliche beweißthuͤmer/ daß ein luͤg- ner mit des andern luͤgners seinē schrifften seine luͤgen befestiget? Wozu bringstu den Blesdick vor/ dadoch Davids schrifften selbst uͤberfluͤssig vorhanden sind. Denn das/ was du sagest/ Blesdick bezeuge es/ verneine ich ausdruͤcklich/ die warheit sol sich wol anders befinden/ weil David so nicht geschrieben hat. Doch hab auch von Blesdick nicht einmal was gesehen/ darinn er dis schreibe/ aber wol das gegentheil/ da er selbst den David wider die Mennoniten ver- antwortet. Und gesetzt/ daß es Blesdick mit dir und vielen andern laͤsterern schreiben moͤchte/ so wird dennoch die luͤgen in keine warheit/ und die warheit in keine luͤgen verwandelt werdē; laß uns nur sehen/ obs nicht in allem so ist/ wie Da- vid schreibet/ daraus du diß ziehest zu beweisen. Du kom̃st weiter/ und machest (wie du pfle- Die 2. figu- ren im wunder- buch. gest) ein wunderlich groß wesen von den 2. figu- ren/ gestellet von David in dem grossen-oder wunderbuch/ nemlich du sagest/ allda sey ein gantz nacketer mann und frau. Hie offenbahret sich alhand das/ was in deinem hertzē verborgen ist/ nemlich der pfuhl voll aller unreinigkeit und unsauberkeit. Denn Davids seine meinung und deine sind so fern von einander als der himmel von der erden. Aber weil den unreinen alles un- rein ist/ so muß es dir auch alles unrein seyn in deinen schielichten augen. David hat mit der figur des mannes wollen abbilden den letzten A- dam/ den neuen him̃lischen Menschen/ den Ge- salbten GOttes/ CHristum/ den verweser aller wercke/ das haupt des leibes/ nemlich der Ge- meine/ der da ist der anfang und erstgebohrne aus den todten/ wie allda deutlich geschrieben stehet. So du es nun mit geistlichen augen haͤt- test angesehen/ wuͤrdestu es wol gesehen und ver- standē haben; aber weil du es mit deinen fleisch- lichen uñ unreinen augen anschauest und liesest/ deutestu es auch fleischlich und unrein. Wo hast du einen menschen also aͤusserlich gesehen/ wie dieselbe figur/ mit einem offenem hertzen auff der brust/ und das hertz mit einem menschlichen angesicht. Doch ists nichts frembdes/ und von David schon vorher gesehen worden/ daß nicht allein diese figur/ sondern alles/ was von ihm mit einem einfaͤltigen gesichte und wolge- sinntem hertzen/ und rechtmeinendem sinn und grund vorbracht wurde/ von der ketzerischē/ ehe- brecherischen art/ uñ falschem/ Antichristischem Geiste widersprochen/ und mit einemandern siñ/ grund uñ meinung/ als es vorgebracht ist/ durch die hechel gezogen/ und alle wort auffs schaͤrffste wuͤr- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. wuͤrden verkleinert werden/ nicht aber den wahren einfaͤltigen sinn zur besserung recht zu begreiffen/ oder das gute darinn (wie die bienlein) zu suchen/ sondern wie die spinne ihren gifft daraus zusaugen/ wie es hier an dir wol zu sehen ist/ der du den guten sinn und meynung gaͤntzlich verkehrest. Deßglei- chen mag man auch sehen an der 2ten figur/ die du auch zum aͤrgsten/ und gantz wider seine meynung suchest zu deuten. Mercke doch drauff/ ist anders nur ein fuͤnckgen scham in dir/ und besiehe einmal die figur/ und fasse den rechten sinn und meynung/ wie weit sie von deinem abgehen/ bekenne doch/ daß es dein un- rein hertze ist/ das dich so verkehrt laͤst urtheilen/ und habe reu und leidwesen druͤber/ so magstu vielleicht einmal von dieser unreinigkeit durch Gottes Gnade erloͤset werden/ wo es dir anders ein ernst ist/ und glaubest/ daß solches noch hier durch CHRistum/ und die krafft des Heil. Gei- stes geschehen moͤge. Denn dem Unglaubigen ists unmuͤglich ein reines hertz zu bekommen. Die 2te Figur im Wunder-Buch/ darauff du auch eine falsche außlegung machest/ muß ich hier auch nur miterzehlen/ nicht uͤm deinet- willen/ der du sie wol gesehen/ sondern uͤm des guthertzigen Lesers willen/ welcher/ so er sie viel- leicht nicht moͤchte gesehen haben/ meinen moͤchte/ es waͤre so/ wie du sagest. Deßwegen/ nur das aͤrgerniß wegzunehmen/ sol der Leser wissen/ daß diese figur gar nicht ziele auff einige unerbahre unkeuschheit/ wie gleichwol unver- schamt und faͤlschlich gesagt wird/ sondern es ist eine buchstaͤbliche abbildung und figur der Braut Christi/ welche abgebildet ist in gestalt einer Frauen/ habende 2. fluͤgel in ihrer rechten hand/ wie auch ein brennend hertze mit einem strahl durchschossen/ dabey eine posaune. Auff ihrem haupt ist sie gezieret mit einer krone/ uͤm den halß mit einer kette; in ihrer lincken hand hat sie ein scharff schwerdt/ rund um wird sie mit einem licht umschienen; imgleichen ist auch ein licht um ihr haupt/ und noch ein licht um ihre mitte und auch um ihre fuͤsse. Uber ihrem haupt ist eine taube/ abbildende den H. Geist; unter ihren fuͤssen hat sie eine welt/ dadurch eine krumme schlange kreucht/ und noch eine ande- re gleiche schlange drunter/ und den tod. Auff dem blat derselben figur stehet also: Nehmet „wahr! Diß bildet ab die rechte herwieder- „bringung oder restitution. Ein bild/ oder „buchstaͤbliche figur der Braut CHRisti in „huͤbscher gestalt/ zu einem spiegel und war- „nung aller Glaͤubigen/ daß sie sich auff- „machen zum Fest/ und bereiten zur Hochzeit „im Heil. Schmuck/ zum preiß und lob des „allmaͤchtigen him̃lischen Vaters und unsers „HErrn JEsu CHRisti/ der gantzen welt „Seligmacher. Dem sey das Reich/ Ehre/ „Macht und Gewalt allzeit und ewiglich/ A- „men. Diß muͤsse also geschehen. Nun muß ich dich abermal mit ernst fragen/ ob du es auch meinest/ daß diese figur abbilde das/ was du sagen wilst? Fuͤrwahr/ so du die- se bedeutung wilst auslegen und dahin ziehen/ als ob David Joris hiemit den Menschen haͤt- te wollen zur wollust des fleisches locken/ so muß dein hertz wol ein rechter stinckender pfuhl seyn voll aller unreinigkeit und unkeuschheit. Jch ge- be allen gottsfuͤrchtigen hertzen zu bedencken/ ob sie auch wol glauben koͤnten/ daß du das Hohe- lied Salom. Cantica Canticorum, auch koͤntest mit einfaͤltigem hertzen lesen/ da auch von bruͤ- sten/ bauch/ nabel/ lenden/ u.s.w. erzehlet wird/ doch nicht in solchem fleischlichen verstand/ als du wol verstehest. Ob du aber diß nun verste- hest oder nicht/ so ist doch offenbar/ daß Da- vids meynung weit von deiner unterschieden ist. Denn das/ was du wilst ziehen auff die wollust des fleisches/ das leitet David auff die Braut CHRristi: Was er geistlich verstehet/ das sprichstu nach deinem hertzen fleischlich aus. Wasser und feuer koͤnnen nimmermehr so unterschieden seyn als diese 2. verschiedene meynungen. An welchem ort der Heil. Schrifft magstu doch wol gelernet haben/ daß du das/ was wol geredet ist/ uͤbel auslegen/ und einen geistlichen siñ auff einen fleischlichen ziehen und deuten solst. Eben so verkehrestu auch alle an- dere wolgeredte worte des Dav. Joris/ dazu thuende und davon thuende oder auslassende/ wie dirs nur gutduͤncket/ ohne daß du sie doch erzehletest/ wie sie stehen/ und folgest hierinn an- dern deines gleichen luͤgenschreibern. Schaͤmst du dich nicht deiner falschen erdichteten und of- fenbahren luͤgen/ die du schreiben darffst/ wie David ohne scheu schreibe und lehre (diß“ sind deine/ und nicht Davids worte) daß ein“ Geistlicher Bruder/ der eine schwangere oder“ unfruchtbare Frau habe/ sich wol doͤrffe bey“ andere/ sonderlich Glaubige Frauen/ ohne suͤn-“ de legen/ auff daß der Heil. Saame nicht ver-“ komme oder versaͤumet werde. Jch frage dich/ ob du denn deßwegen gar keine scham mehr hast/ so offenbarfalsche und verkehrte luͤgen vor- zubringen? Fuͤrwahr/ ich weiß hierauff nichts anders zu sagen/ denn daß es eine offenbahre greiffliche luͤgen ist/ die du nimmermehr solt be- weisen/ daß David solches geschrieben habe. Dennoch aber/ damit deine luͤgen etwas scheins haben moͤchte/ so setzestu das Buch/ dar- inn er solches sagen solle/ und benennest erstlich einen Send-Brieff an eine Wittbe. Diesen send-brieff hab ich unter allen seinen brieffen/ die gedruckt sind/ nicht gefunden. Darum/ so du NB. diß aus einem geschriebenem brieff wilst bewei- sen/ so mustu Davids eigne hand und schrifft zum vorschein bringen/ wiltu anders glauben erhalten/ daß solches mit deutlichen worten drinnen stehe/ nicht aber/ daß du solches nach deinem verkehrten hertzen draus wollest schlies- sen. Hastu nun macht solches zu thun/ so brin- ge selbe schrifft hervor/ ist es seine hand/ sie sol gar wol erkannt werden. Denn David beklagt sich in seiner entschuldigung an die Graͤffin von Embden/ daß einige schrifften unter seinem na- men auff seine art ausgegangen waͤren/ ohne sein wissen/ daraus viel scheltens und laͤsterns entsprungen; unter selbigen kan auch diese mit seyn/ doch kan man nichts davon sagen/ biß man sie gesehen hat. Aber was ists noͤthig so- thanige ungewisse brieffe zu suchen/ da so viel schrifften von ihm zu bekommen sind. Du bringst auch zum 2ten fuͤr das Buch von der Haußhaltung. Wolan/ das ist noch vor- handen/ sage nun: Hat das David darinn ge- schrieben? warum nennestu den ort und das Capitel nicht/ da er solches geschrieben; denn es ist in capitel unterschieden; welches du garleicht haͤttest thun koͤnnen/ und wuͤrdests auch wol gethan Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. gethan haben/ so du es haͤttest finden koͤnnen. Aber was nicht drinnen ist/ das ist auch nicht zu finden. Pfuy dann sothanigen falschen und un- verschaͤmten Luͤgner. Haͤttestu das Buch von der Haußhaltung durchlesen/ und dem nachge- folget/ du soltest deiner haußfrauen und kin- dern wol ein ander exempel der Tugenden nach- gelassen haben/ als du so thun wirst/ wo du dich nicht bey zeiten bekehrest und besserst. Du wuͤr- dest darinn gelernet haben/ wie der Mann unter Christo/ die Frau unter dem Mañ/ und die Kin- der unter ihren Eltern in allem gehorsam stehen muͤsten. Jtem/ wie die Maͤnner geschickt seyn muͤssen in der Furcht des HErrn/ daß sie Chri- stum JEsum zu einem exempel nehmen muͤssen/ und gedencken/ von was vor hoheit und herr- ligkeit er war/ und dennoch von seiner ehre und Goͤttlichen gestalt außgegangen sey; wiederum wie demuͤthig und sanfftmuͤthig und gehorsam er in seines Vaters willen biß zum tode/ ja zum tode des creutzes getreu gewest/ damit er als ein Haupt der Gemeine ihnen als ein recht exempel koͤnte vorstehen/ und sie alle niedrig- keit/ demuth/ sanfftmuth oder langmuͤthigkeit und barmhertzigkeit lehren/ besonders die fuͤr- sten/ die zu regieren/ zu herrschen oder zu besitzen haben/ ihme nachzufolgen/ ein jeglicher in sei- ner ordnung und grad/ darinn er beruffen ist. Jtem/ wie tuͤchtig die maͤnner seyn muͤssen/ die ihre hauß-frauen und kinder wol regieren wollen; daß auch die mutter/ die ihres kin- des seele oder leben nicht hasset/ keines we- ges die ruthe sparen muͤsse/ nichts boͤses un- gestrafft lassen/ alle thorheit und ungoͤttlich wesen damit durch die gnade des HERRN von ihm außtreiben; Daß man den kin- dern ein gut exempel muͤsse geben/ sie von kindheit an in der stille ohne eitelkeit in de- muth/ sanfft-und langmuth/ einfaͤltigkeit und unschuld muͤsse unterweisen; Daß man sie fleißig solle verhuͤten und verwahren vor aller boͤsen unnuͤtzen lehre/ vor allen boͤsen wilden sitten und moden/ die sie von den boͤsen unglaubigen kindern lernen/ hoͤren/ oder sehen/ ja daß man sie muͤsse abhalten und verhindern von der boͤsen und gottlosen haͤusern/ als vor der pestilentz; Daß man thnen alle tugenden und gerechtigkeit muͤsse einpflantzen/ und sie stets vermahnen zur hei- ligkeit und gottesfurcht/ zur liebe/ mildig- keit und gunst gegen andere; Daß sie nicht heimlich/ tuͤckisch/ geitzig/ heuchlerisch/ nicht eigennutzig noch begierig/ noch von verkehrten sinnen und worten seyn; Daß man sie alle liebliche manieren und gute sit- ten/ darinn demuth und sanfftmuͤthigkeit lie- get/ und der alte mensch beschaͤmet und un- tertreten wird/ lehren/ und ihnen nach ih- rem verstand und begriff vortragen solle/ da- mit niemals ein groß hoffaͤrtig hertz in ihnen herfuͤr gucke/ auch wol zusehen/ und uns selbst nicht vergessen/ sondern an den kindern bespiegeln moͤgen/ damit wir nicht von ih- rentwegen gestrafft noch verurtheilet wer- den; Daß wir auch in allen dingen beschei- denheit und maͤßigkeit halten sollen. Diese und andere/ koͤstliche/ und erbarliche besserliche unterweisung mehr wuͤrdestu/ o Ubbo/ dar- aus haben lernen koͤnnen/ so du die warheit lieb und kein verkehrtes hertze haͤttest gehabt/ keines weges aber sothanige unreine und boͤse lehren/ als du hier vorbringest/ die du darin- nen nicht finden wirst. Schaͤmstu dich denn noch nicht sothanige luͤgen vorzubringen? Wenn du aber keinen rath mehr weist noch außkommen kanst/ und dich fuͤr schande fuͤrch- test/ so sprichstu: Blesdick sagts also/ und re- citir st es so aus dem buche her. Woraus erhel- let/ daß du es nicht einmal selber gelesen; Jch weiß auch nicht/ obs wahr ist/ daß es Blesdick sage/ weil ichs von ihm nicht habe gelesen. Doch gesetzt/ daß ers sage/ was ists dann? ist das beweiß gnug/ wenn deine luͤgen auch von einem andern luͤgner gesagt werden? Wuͤrdestu wol solchen beweiß gegen dich selbst zulassen? Lehrestu deine schuͤler ihre diale- cticam oder beweiß-kunst so? da wirstu wol grosse luͤgner/ aber keine gewisse und wahrhaff- tige beweiser draus machen koͤnnen. Weil du aber mit diesen plumpen luͤgen nicht zufrieden bist/ so machstu es noch heß- licher/ und sagest/ David schreibe: Daß es“ ein gut werck des Geistes sey mit anderer“ ehemaͤnner frauen sich zu vermischen/ da-“ mit diß geistliche werck/ wenn der rechte en-“ gel der Arne von dem HErrn außgeschicket/“ verrichtet/ und der gottselige saame erwecket“ werde. Das sind deine eigne luͤgen-worte. Solche nun zu beweisen/ bringstu vor das buch: Hierinn sol alles fleisch und herrlig-“ keit untergehen. Ferner luͤgestu noch groͤ-“ ber/ und sagest/ es stehe in selbem buch:“ Daß auch einem bruder im Reiche Christi“ Davids gebuͤhre seine ehefrau mit freuden“ seinem geistlichen mitbruder dazu zu lehnen/“ und lasse das heilige werck in seiner gegen-“ wart/ ja vor seinen augen verrichten. Der Herr von Aldegonde, der deinen luͤgen nach- folget/ sagt es auch/ und du sprichst: Nicol. von Blesdick habs auch gesagt. Jch aber sage dagegen mit kurtzen worten/ daß ihr al- le drey luͤgenschreiber hierinnen seyd/ und diß nimmermehr beweisen werdet/ daß David solches in dem buche/ oder sonst in einem seiner buͤcher geschrieben. Aber das rechte und plat- te gegentheil wirstu drinnen finden. Schaͤm- stu dich denn noch gar nicht sothanige stoltze luͤgen vorzubringen? Wer ist hier anders dein lehrmeister/ als dein vater der teuffel? Jch gebe allen einfaͤltigen/ und nach der warheit eifrenden menschen zu bedencken/ was solche luͤgner nicht solten sagen und vorbringen duͤrffen/ die so gar unverschaͤmt luͤgen moͤ- gen/ und noch dazu das buch nennen/ darinn es stehen sol. Doch das faß kan nichts an- ders von sich geben/ als was es in sich hat/ nemlich luͤgen und falschheit. Hastu/ ô Ubbo, diese worte drinnen gelesen? War- um zeigestu das capitel nicht an? sintemal es in nicht mehr denn 15. Capiteln unterschie- den. Aber das ist dir unmuͤglich. So du aber diß buͤchlein gelesen/ haͤttestu wol was anders draus lernen koͤnnen/ nemlich wie der mensch muͤsse uͤmgekehret werden in das jenige/ worinn er verdorben ist/ und daß man einem jungen kindlein gleich/ und dem HERRN in allem zu willen werden muͤsse: alle wollust und gefaͤlligkeit des faulen suͤndlichen flei- sches hassen/ und seinen bewegungen wieder- stehen; Alles was man je geliebet/ sterben/ A. K. H. Vierter Theil. N n ver- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. verderben und creutzigen auff allerley art und weise/ ja alle das jenige/ darinn man feine lust/ willen und begierde gehabt hat/ und sei- ne augen auff den Geist/ und nicht auff das fleisch wenden. Was duͤnckt dich/ Ubbo/ ist diese lehre deinem falschem geschwaͤtze nicht gantz entgegen? Wird hier gelehret hurerey treiben/ und mit anderer ehemaͤnner frauen sich vermischen/ wie du so unverschaͤmt darffst schreiben? Jch bitte dich/ ist noch ein fuͤnck- gen scham in dir/ blase es doch nicht gar aus/ sondern bekenne deine tuͤcke dem HERRN/ und bitte GOTT uͤm gnade und vergebung/ darum daß du denjenigen/ der weder dir noch den deinen ichtwas leids gethan/ nun so lange jahre nach seinem tode mit deiner verleum- derischen und falschen zungen so greulich belo- gen hast. Und so ich hiemit etwas zu hefftig und gram̃ bin auff dich/ wollestu mirs zum besten deuten; denn ich haͤtte schier nimmer- mehr glauben koͤnnen/ daß ein mann/ der sich Reformirter Religion ruͤhmen wil/ solte so weit haben vergehen koͤnnen/ daß er in of- fenbahrem druck sothanige falsche und offen- bahre luͤgen doͤrffte vorbringen/ als ich in dei- nem buͤchlein gelesen und hier wiederlegt ha- be. Wenn du etwa den David einiger irr- thuͤmer im Glauben beschuldigtest/ und be- zuͤchtigtest/ welches wol ohne aufflage/ und aus menschlicher schwachheit haͤtte geschehen koͤnnen/ so wuͤrde mans zum besten auff- nehmen/ und uͤbersehen. Allein/ daß du ihn wider die warheit und seine eigne worte in so vielen ausgegangenen schrifften beschul- digen darffst mit sothanigen groben und heß- lichen greueln/ die platt wider GOttes ge- setz streiten/ das ist fuͤrwahr mit verwunde- rung nicht gnug zu lesen noch zu glauben/ daß solches aus einem einfaͤltigen/ schlech- ten und auffrichtigem hertzen solte hervor kommen seyn. Nun laß uns weiter fortgehen zur wieder- legung deiner calumni en. Du sagest: Da- vid lehre auch im selben buͤchlein/ daß einem bruder gebuͤhre (das ist/ daß ers solte schuldig seyn) seine ehefrau mit freuden (das ist/ mit seinem willen und gefallen) seinem geistlichen mitbruder dazu zu lehnen/ und lasse das Heil. werck auch in seiner gegenwart/ ja vor seinen augen verrichten. Jch wil gerne bekennen/ und sollens auch mit mir bekennen alle die je- nige/ die in Davids schrifften zu lesen lust ha- ben/ daß es eine graͤuliche und ungeschickte/ ja auch bey der Obrigkeit straffbahre lehre waͤ- re/ wo er solches gelehrt und geschrieben. A- ber seine meynung ist so fern davon abge- schieden/ als der himmel von der erden. Denn all sein lehren/ schreiben und ruffen ist platt darwider/ wie ich zum theil gezeiget/ und noch weiter bereit bin zu zeigen. Denn da- mit ich dem Leser moͤge aus dem traum helf- fen und zeigen/ woraus du und alle fleisch- liche libertini sche geister diß gifft moͤget ge- sogen haben/ und die wolgeredte worte Da- vids auff sothanigen falschen verkehrten sinn gezogen/ so wil ich diß etwas freyer erzehlen. David hat diß buͤchlein geschrieben im jahr 1533. zur zeit der verfolgung/ als viele from- me hertzen uͤmgebracht wurden/ mit diesem „titel: Hierinn soll alle Glorie des fleisches untergehen/ auch nehmet wahr/ o ihr ar-“ beiter! der tod ist der letzte feind ꝛc. Diß buͤchlein hat er getheilet in 15. capitel/ und darinn gelehret das geistliche sterben von al- lem/ was man geliebet/ geluͤstet und darnach man mit dem hertzen gejaget und gestanden hat/ und das von unten auff/ das ist von den fuͤssen/ nemlich von den gedancken an. Er lehret und wil/ daß man das hertze gantz rein und sauber machen muͤsse/ und dasselbe all- zeit mehr und mehr durch GOttes gnade/ biß daß man nichts unsaubers mehr darinn behalte. Summa mit einem worte zu sa- gen: Er wil das hertze inwendig gantz und gar rein haben. Und damit sich niemand darinn betriegen moͤge/ und duͤncken lasse/ er sey schon gantz reines und sauberes hertzens/ da er doch etwa noch voll unreinigkeit stecke/ so sagt er/ daß derjenige/ der vollkomment- lich/ und mit aller macht nach der gerech- tigkeit stehe/ und sie mit hunger und durst begehre/ alles nach GOttes willen/ auff al- lerley art biß in den tod des fleisches uͤber- geben habe/ und taͤglich in der that beweise/ auch nichts habe/ darauff sich sein hertz ver- lasse/ oder drinnen lebe/ ruhe und geluͤste/ denn den ewigen wahrhafftigen GOTT/ und unsern HErrn JESUM CHristum/ darinn sein vertrauen und muth/ lust und le- ben bestehet (an sothanige/ die also gesinnet sind/ dasselbe zu beleben/ und an niemand anders hat er diß buͤchlein geschrieben) Die- jenigen nun/ die also gesinnet sind/ lehret er/ wie sie durch den tod/ nemlich den tod der suͤnden/ zum leben kommen und erloͤset werden moͤgen von demjenigen/ das sie noch hindert/ und verwehret zur ruhe einzugehen/ und stellet ihnen unter andern eine probe fuͤr ihre hertzen zu untersuchen/ ob sie allem abge- storben/ und mit dem hertzen inwendig alles dem HERRN uͤbergeben/ und gantz gestor- ben waͤren/ auch ihre hausfrauen haͤtten/ als haͤtten sie sie nicht; Siehe das ein/ (spricht“ er) und stelle oder bilde es vor deine augen/“ und leide es inwendig/ recht als wenn ein“ anderer deiner bruͤder damit solte zu thun ha-“ ben/ gleichwie du. Das uͤberlege nun in dei-“ nem hertzen/ ob du es auch vertragen koͤntest/“ wenn du das werck in der that vor augen se-“ hen soltest/ und zwar so/ daß du/ so es GOtt“ wolte/ nichts boͤses dargegen gedaͤchtest; A-“ ber nur mit dem hertzen allein/ (sagt er) vor“ der that huͤtet euch. Denn diß muß an den“ sinnen inwendig versucht und gepruͤffet seyn.“ Sihe/ (spricht er) das muß uͤbergeben seyn“ von gantzer seele vollkoͤm̃lich ohne waͤhnen/“ und so dann in den sinnen/ das ist/ inwendig“ versucht/ gepruͤffet/ ja gefuͤhlet/ geschmaͤcket/“ und von innen im Geist gesehen werden mit“ wahrheit/ und auch ohne ein arges/ mißguͤn-“ stiges/ verkehrtes/ irrdisches/ zorniges hertze/“ ungeheuchelt/ ohne ein schalcks-auge/ oder ei-“ niges teufflisches argwohnen oder murmelen“ wider den Herrn und seinen bruder/ oder ge-“ gen das weib/ und im suͤndlichen fleisch muß“ es eben so auch einen todten gleich/ ohne em-“ pfindung seyn. Darum untersucht euch/ ihr/“ die ihr so weit kommen seyd/ und pruͤffet eure“ sinnen/ nieren und gedancken eures suͤndlichen“ fleisches/ und schmecket darinnen seine bitter-“ keit. Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „keit. Denn es muß allem abgestorben seyn/ „was gegenwaͤrtig scheinet/ uͤbergegeben zu „seyn/ und muͤsset es haben/ als haͤttet ihrs „nicht. Pruͤffet und untersuchet euch nun sel- „ber/ u. s. w. Besiehe es nun/ Ubbo/ ist das so uͤbel geredt? Jst das gesagt/ daß man soll hurerey treiben? Wil er das auswendige werck gethan haben? O nein/ das sey ferne. Die solches meinen/ betriegen sich selbst; und die diß nicht verstehen koͤnnen/ wie es gemeinet ist/ bezeugen klar/ daß sie gantz fleischlich/ und nicht geistlich/ und ihre hertzen voll arge und boͤse ge- dancken sind/ viel weniger denselben abgestor- ben/ sondern noch darinnen leben/ und ihre lust und gefallen drinn haben. Eben als wenn ich auch wider dich (o Ubbo) spraͤche: Siehe Ubbo/ untersuche dein hertze wol/ du hast da viel geld/ wenn nun ein dieb kaͤ- me/ und wolte dirs stehlen/ ja stoͤhle es auch wuͤrcklich/ daß du es mit deinen augen saͤhest/ untersuche dein hertz wol/ ob du das wol soltest vertragen koͤnnen/ oder ob du nicht darwider wuͤrdest murren und uͤbel zufrieden seyn/ pruͤf- fe dich inwendig recht wol/ betriege dich nicht selbst. Denn so du diß nicht koͤntest vertra- gen/ sondern dagegen murren/ dich gantz ver- stellen und sehr betruͤben/ so ists ein zeichen/ daß du das geld noch lieb/ und dem HERRN in deinem hertzen noch nicht alles uͤbergeben hast/ und besitzest dasselbe auch noch nicht so/ als haͤttestu es nicht/ u.s.f. Sihe/ wenn ich so zu dir redte/ soltestu das verstehen und auslegen/ als ob ich dich wolte stehlen lernen/ und daß stehlen frey und keine suͤnde sey? Fuͤrwar/ wenn du das also verstehen woltest/ wuͤrdestu dich selbst betriegen/ und mir ungleich thun/ daß du mir solches schuld gebest/ welches doch meiner meynung gantz zuwider; Eben so thust du Davids wolgeredten worten auch gewalt/ daß du sie wider seine meynung ins gegentheil ziehest/ gleich als ob er hurerey zu treiben leh- rete/ und zuliesse/ welcher er doch auffs aller- hoͤchste zuwider/ ja aller wollust des fleisches. Aber er lehret das hertze was scharff untersu- chen und pruͤffen/ damit wir uns nicht selbst moͤchten betriegen/ und duͤncken lassen/ dem abgestorben zuseyn/ darinn wir doch noch le- „ben. Du aber sagest/ und nicht David/ daß „es recht und gottselig sey sich zu pruͤffen und „zu uͤben zu dem ende/ daß die geilheit des flei- „sches/ als ein unruhiger teuffel/ der den men- „schen staͤts quaͤlet/ moͤge getoͤdtet/ (dabey fuͤ- „gestu noch diese deine worte) das ist/ durch „vielen gebrauch der unzucht ermuͤdet werden/ „nemlich zu unterschiedenen frembden frauen „sich legen. Schaͤmstu dich nicht/ du grosser luͤgner/ so schaͤndlich den sinn und meynung Davids zu verdrehen und zu verkehren. Wo lehret er doch diese unerbauliche lehre? findestu wol in allen seinen außgegebenen schrifften ein einig wort/ das zu sothaniger geilheit des flei- sches rathe? Findestu/ frag ich dich noch ein- mal/ in einigen reden seiner schrifften wol/ dar- inn er solche boͤse that rathe? da er solches werck preise? oder da er sage/ daß es recht und gott- seligsey sich also zu pruͤssen/ und die geilheit des fleisches auff solche art zu toͤdten/ nemlich durch vielen gebrauch der unzucht zu ermuͤden/ und bey unterschiedene frembde frauen sich zu le- gen u. s. f. Fuͤrwar/ ich weiß nicht/ wie du in ge- genwart einiger leute mit ehren erscheinen moͤ- gest/ o du falscher und unverschaͤmter luͤgner/ wirstu denn nicht einmal roth vor scham? Sol- te man sothanige laͤsterreden hoͤren und vertra- gen/ und nicht mit der warheit straffen? Thue doch einmal dein luͤgen-maul recht auff/ und weise uns die stellen/ wo er solches saget und lehret. Diß wird/ sprichstu/ verdeckt geleh-“ ret in dem buch der Prophezeihung oder Voll-“ kommenheit/ A. 5. und im buch/ dessen titel geschrieben ist an die weisen. Mercke/ Leser/ er saget: es werde allda verdeckt gelehret/ das ist/ wil er sagen: nicht oͤffentlich mit klaren wor- ten/ sondern mit duͤstern reden/ die er (Ubbo) ausleget. Ey lieber/ sage doch/ soll denn Ubbo zum außleger der worte Davids gesetzet seyn/ ich glaube/ daß er sie alle/ wie gut und wol sie auch sind/ verkehren und verkehrt außlegen werde/ nach seinem verkehrtem fleischlichem hertzen und luͤgenhafftem gemuͤth. Aber/ wer hat dir/ o Ubbo/ die commission gegeben/ daß du des guten mannes seine worte nach seinem tode/ wider seine meinung/ und seinen eigent- lichen worten contrair solst außlegen? Betreffend aber das buͤchlein der Prophe- zeihung/ oder Perfection, wie du es nennest/ meine ich nicht/ daß du ein einiges sothaniges buch/ unter allen buͤchern Davids/ mit diesem titel finden wirst/ habs auch nie gesehen/ sonst aber wol ein buͤchlein mit diesem titel: Pro- phetia, oder weissagung/ (anfangende) Gott“ ist getreten in die Gemeine derjenigen/ welche“ fuͤr andern gewalt haben uͤber die leute/ ja mit-“ ten unter die Richter/ und hat sie vermahnet“ zu dem/ was ihres ampts ist/ sagende: Wie“ lange wollt ihr unrecht richten/ und die auff-“ richtigen um der gottlosen willen (die ihr an-“ sehet) unterdrucken/ u. f. So du/ Ubbo/ das meinest/ so setze nur frey 10. brillen auff deine na- se/ und 100. lichter vor dein verkehrt und dun- ckel gesichte/ was gilts/ und haͤttestu auch 100. argus- augen dazu/ und suchtest so scharff als du immer moͤchtest/ du wirst nicht das geringste drinnen finden koͤnnen/ das mit deinen luͤgen nur einen schein habe/ ja das du nur auff ei- nigerley weise dahin ziehen koͤntest. Doch ich laß es gelten/ daß du einiger massen anzeigen koͤntest das/ was du darffst fuͤrbringen/ wenn du das buͤchlein meinest/ mit diesem titel sich anfangend: Hoͤret die stimme des HErrn/“ die vor dem angesicht des HErrn außgehet/“ und vor seinen grossen und erschrecklichen tag“ erschallen wird. Nehmet sie wahr und bessert“ euch/ denn die zeit ist sehr kurtz/ ꝛc. Welches von einigen das buch der Prophezeihung ge- nennet wird/ wie ich endlich durch viel nachfra- gen verstanden/ und (wiewol ichs zuvorn noch nie gesehen) es auch bekommen/ und den ort A. 5. von dir angewiesen/ nachgesucht; aber we- der sehen noch mercken koͤnnen/ daß man das koͤnte draus ziehen/ was dein luͤgen-maul un- verschaͤmt vorbringet/ und p. 46. saget/ daß all- da verdeckt gelehret werde/ nemlich (ich muß es hier noch einmal erzehlen) es sey recht und“ gottselig sich zu dem ende zu pruͤffen und zu“ uͤben/ daß die geilheit des fleisches/ als ein un-“ ruhiger teuffel/ der den menschen stets quaͤlet/“ moͤge getoͤdtet/ das ist/ durch vielen gebrauch“ der unzucht ermuͤdet werden/ bey verschiedene“ frembde frauen sich legen/ ꝛc. Lieber/ sage“ A. K. H. Vierter Theil. Nn 2 doch/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. doch/ hastu so ein verkehrt auge/ oder bistu so unverschaͤmt/ daß du solche schaͤndliche sachen sagen/ und den ort und blat reciti ren darffst/ da doch nicht ein einig wort dahin zu deuten kan gefunden werden/ sondern vielmehr das gegen- theil. Und damit ich dem Leser gnug thue/ wil ich Davids eigne worte/ allda erzehlet/ hier gantz hersetzen/ und ein weniges vorher/ damit man deine falsche verdrehungen desto besserse- hen moͤge. Jhr Maͤnner (spricht David) waff- „net euch wol/ und fechtet gegen den tod/ der so „lange in den begierlichen luͤsten des fleisches „heimlich gesessen hat; wiederstehet der unuͤ- „berwindlichen schlangen steiff und gewaltig/ „und werffet den tod unter euch in die hoͤlle des „abgrunds/ treffet ihn in die lenden/ uͤberwin- „det ihn mit eurem staͤtigem anhaltendem bit- „ten und flehen aus einem gutwilligen/ nie- „dergeschlagenem/ zerbrochenem/ demuͤthigem „hertzen/ setzet eure angesichte frey gegen ihm/ „und vertrauet/ eure bruͤnstige ernste liebe hat „macht wider den tod. Darum kaͤmpffet tapf- „fer/ und uͤberwindet durch euren Glauben/ „hoͤret/ sag ich/ nicht auff/ biß der tag anbreche/ „und der morgenstern/ das leben/ in eure her- „tzen komme. Habt acht drauff. „Jhr streiterinnen/ du weib des krieges/ strei- „tet auch rechtmaͤßig wider die verfluchte listige „schlange/ die euch belogen und betrogen hat/ „tretet auff ihren nacken/ und zermalmet mit „dem stein/ der euch gegeben ist/ ihr haupt/ thut „ihr/ wie sie euch gethan/ fuͤrchtet sie nicht/ und „glaubet ihr auch nicht. (Hier faͤngt nun A. 5. „an) Sehet zu/ und seyd keine kinder noch „weiber mehr/ sondern als maͤnner/ und die „maͤnner als engel. Hier ist verstand/ dar- „um nehmet verstand an/ lauffet nicht vor ih- „rem angesichte/ sondern seyd starck/ und von „reinen haͤnden und von saubern hertzen/ sehet „zu/ und thut/ wie ich euch sage. Duͤncket euch „nicht reich und wolgekleidet zu seyn/ sondern „werdet erst arm/ bittet um weißheit/ erkaͤnt- „niß und verstand. Habt acht drauff. Neh- „meht wahr/ der verderber ist außgegangen/ „euch in die grube und brunnen des ewigen ver- „derbens zu stossen/ daraus ihr durch den glau- „ben einmal gezogen seyd/ denn der Glaube ist „noch nicht auffs aͤusserste in euch versucht/ „noch recht rein/ und durch und durch sauber „und lauter erfunden/ weil eure augen nicht al- „lemal klares gesichtes sind/ sondern weil noch „viele blindheit/ und dicke finsterniß darinnen „stecket/ koͤnte euch sathan leichtlich verderben; „Darum sehet zu/ wisset/ was ich sage. Denn „glaubet mir/ ich sage euch die warheit und luͤ- „ge nicht/ Lieber/ waschet eure kleider/ und sal- „bet eure augen mit augen-salbe/ oder ihr wer- „det durch den verfuͤhrer betrogen/ besonders/ „weil ihr nun endlich zu dem ziel der lauff-bahn „und letzten ende desselben voͤlligen verstandes „gekommen seyd/ biß zu welchem euch sathan so „lange von kindheit an nachgelauffen ist/ mei- „nende/ euch durch wehmuͤthigkeit zu betriegen/ „und durch furcht zu erschrecken/ und durch er- „kaltung der liebe zu seinem willen zu kriegen. „Denn er ist sehr erpicht und verhaͤrtet auff „euch/ besonders die ihr im Glauben gereiniget „seyd! Darum huͤtet und wapnet euch/ betet „und wachet/ versaͤumet euch selbst nicht/ sehet „zu/ mercket wol auff/ wie lange wolt ihr euch von CHRisto ferne verlauffen/ daruͤber der“ teuffel nur lachet/ ja auch noch/ so es noch“ mehr nach seinem willen gehen mag. Darum“ gruͤnet und lebet er noch/ und ist wol zu frie-“ den/ weil er noch gefuͤrchtet/ und nicht gaͤntz-“ lich/ und uͤberal zertreten/ und zu staub unter“ die fuͤsse zermalmet worden ist. Darum sag“ ich euch gewiß/ so lange er noch wenig oder“ viel finsterniß in uns behalten oder verschlies-“ sen mag/ so koͤnnen wir nicht gantz rein/ sau-“ ber und ohne flecken im lichte wandlende er-“ funden werden/ wie der HErr im lichte ist/“ ihme auch nicht scharff oder klar ins angesichte“ sehen. Habt acht drauff/ verstehets recht/“ thut euer bestes/ und bittet/ und wisset/ was“ ich euch sage. Sehet wol zu/ ich sag es noch“ einmal/ seyd sehr begierig nach dem Geist/ und“ nach dem Rath des HErrn/ werdet maͤnn-“ lich/ fuͤrchtet euch nicht/ und wancket nicht/“ sondern stechet das finstere suͤndige schalcks-“ auge aus/ aus/ aus/ oder/ sehet/ ihr moͤget in“ den lebendigen lust-hoff nicht kommen/ denn“ das land ist heilig/ und ein ewig klar licht schei-“ net und leuchtet allda. Darum werdet an eu-“ ren fuͤssen rein gewaschen/ das ist/ in den ge-“ dancken wol gesaͤubert/ wolt ihr anders in das“ land der lebendigen wuͤrcklich eingehen/ und“ zur ruhe kommen. Aber der streit/ der streit faͤllt“ hart und groß/ der dafuͤr ligt/ denn Levia-“ than wird maͤchtiglich arbeiten/ daß er das“ lincke duͤstre schalcks-auge in euch behalten“ moͤge/ und also ihm zum theil bleiben muͤ-“ stet zu einer verspottung und aͤrgerniß in dem“ Reiche unsers HERRN und GOttes“ ewiglich gebenedeyet. Nehmets zu hertzen/“ u. s. w. Diß sind Davids eigne worte von dir an- gewiesen/ und ein wenig vor und nach her. Nun sag auff/ du luͤgner/ wo lehret hier David verdeckt/ daß man die geilheit des fleisches durch vielen gebrauch der unzucht/ und bey verschiedene frembde frauen sich le- gen/ zaͤhmen solle. Gewiß/ du must gantz blind in augen/ und verkehrtes hertzens seyn/ daß du diß aus den vorerzehlten worten Da- vids wilst ziehen koͤnnen. Aber/ so du Da- vids guten rath/ den er allda gibt/ gethan haͤttest/ und dein finsteres schalcks-auge aus- gestochen/ du wuͤrdest sothanige greuel allda nicht gefunden noch gesehen haben. So viel nun das buch anlanget/ dessen titel ist: Geschrieben an die Weisen; Damit hat er“ weder dich/ noch deines gleichen/ die so klug in ihren eignen augen sind/ gemeinet/ wie aus dem titel erscheinet/ welcher also lautet: Geschrieben an die weisen: nemlich an die“ kleinen/ demuͤthigen/ gottsfuͤrchtigen und“ bedraͤngte hertzen/ den unverstaͤndigen aber/“ den eigenweisen/ den hoffaͤrtigen/ stoltzen“ veraͤchtern wil ers nicht wissen lassen/ u. f.“ Gewißlich/ so du von denen weisen waͤrest/ an die ers geschrieben/ du wuͤrdest es nicht laͤ- stern; aber weil dir der weg zu eng/ den er darinnen zeiget/ und auch zu gedraͤng ist/ und dein hertz stets als einen faulen/ stinckenden pful haͤltest/ und selbiges nicht saubern magst/ so wiltu deine schande einem andern aufflegen. David wil nicht allein das boͤse aͤusserlich ge- lassen/ sondern vornemlich von innen getoͤd- tet und gereiniget haben. Diß aber solstu nim- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. nimmermehr finden/ daß er das boͤse zulasse/ sondern im gegentheil einen jeglichen dafuͤr warne/ und hauptsaͤchlich den rath gibt/ wie man auff sich selbst solle acht haben/ sich selbst pruͤffen/ und untersuchen/ ob noch etwas irgend im hertzen verstecket sey/ das wir nicht wuͤsten/ damit wir dasselbe ausrotten/ und durch die gnade und huͤlffe GOttes in uns zernichten moͤchten. Aber/ daß er die proba darein setzen solte/ wie du sagest/ darinn solstu noch besser ein luͤgner befunden werden. Der Leser wolle die oͤrter nachschlagen/ und mit ernst und auffrichtigem hertzen lesen/ er wird im geringsten nicht ein wort finden/ aber wol/ als auch im vorbesagtem buͤchlein bewie- sen ist/ wie wir das schalcks-auge sollen aus- stechen/ damit unser auge einfaͤltig/ und unsere hertzen sauber seyn moͤgen/ wie unsers HErrn GOttes augen sind/ auff daß wir das wol- gemachte/ gute/ reine werck GOttes nicht un- rein halten/ sondern die augen abkehren von allem/ was aus dem argen/ und was eitel und unrein ist. Denn es mag keine schalckheit/ oder heucheley/ oder getheiltheit (sagt er) bey de- nen/ die auffrichtiges hertzens sind/ von un- serer Gemeine gefunden werden/ wie auch keine ungerechtigkeit/ und beschleust also: „Darum weiß einer nicht/ was er ist/ als aus „der pruͤfung und versuchung. Deßwegen „untersuchet euch auffs allergenaueste/ und „schreibt euch nicht zu das/ was ihr nicht seyd; „rechtfertiget noch erhebet euch selbst nicht/ „sondern lasset das den HERRN durch sei- „ne gnade in CHRisto JESU euch thun. „Sehet zu/ und lasset euch in allen gantz durch- „laͤutern. Denn es muß nichts auff erden in „der gantzen welt seyn/ wie schoͤn/ lustig und „herrlich es auch scheinet/ oder geschienen/ ja „gesehen oder gehoͤret werden moͤchte/ welches „uns bewegen/ verkehren und ziehen muͤste „zum boͤsen/ es sey zu worten/ wercken oder „auch gedancken. Sehet/ also fest und un- „beweglich anklebende muß unsre liebe/ hertz/ „geist und sinn an dem HERRN unsern „GOtt hangen/ und uͤber alle dinge aus gan- „tzer seele wuͤrdiglich geliebet werden; hinge- „gen aber hassen alles/ was vom teuffel/ oder „aus dem argen hervor kommen ist/ u. f. Sihe/ lieber Leser/ diese lehre haͤlt Ubbo vor so boͤse. Jst das so boͤse in seinen augen/ so moͤchte ich doch gern einmal hoͤren/ was er vor gut haͤlt. Und wil ihn gebeten haben/ daß er doch moͤge bedencken/ wie das wehe ge- sprochen ist uͤber den/ der das boͤse gut/ und das gute boͤse heist. Jch sehe ihn auch sich noch mehr bearbeiten den David zu beschuldigen/ als ob er die ehe verachte/ und holet bald hier zwey oder drey worte aus dem Wunder-Buch/ dann wieder hier und dar aus dem buch von der ehe herfuͤr/ und suchet endlich einen schluß oder folgerey draus zu machen/ nach seinem verkehrten und fleischlichen hertzen wider die meynung Davids/ wie man sehen mag/ p. 116. 117. 118. ja/ er gehet so weit/ daß er p. 118. muß bekennen/ es stehen die worte so nicht da/ sondern spricht/ der sinn ist so. Dann kom̃t er p. 119. und langet die erzehlte und wieder- legte luͤgen wieder herfuͤr/ der er sich beruͤhmet den ort angewiesen zu haben; p. 120. und 121. gehet er noch weiter fort nach seiner gewohn- heit biß p. 130. und erzehlet viel uͤberhaupt/ citi rt viel stellen/ und ficht wider seinen eignen schatten/ und befindt sich selbst offt so ver- wirrt/ daß er bekennen muß/ es stehe so nicht da/ wie er sage/ sondern er entdecke/ (spricht er) den grund/ der darinnen herfuͤr gu- cke. Jch wil dich/ Ubbo/ nun fragen/ war- um bringstu nicht einen ort fuͤr aus allen sei- nen buͤchern/ da er das/ was du schliessest/ lehret? Muß es denn alles nichts den muth- massungen/ und deinen fabeln und verkehr- ten deutungen unterworffen seyn? Der Leser suche doch die stellen nach/ die er anfuͤhret/ so wird ers anders befinden/ denn es wuͤrde ein gantz buch erfordern alles zu wiederlegen. A- ber/ weil die angewiesene stellen/ so man sie gelesen/ wie sie stehen/ sein schwaͤtzen/ selbsten gnung wiederlegen/ wil ichs dabey bleiben/ und ihn in den luͤgen stecken lassen. Nur wil ich dem Leser zu gute/ uͤber das/ was schon geschehen/ noch zwey stellen/ von ihm ange- wiesen/ daraus einiger schein seines schwaͤ- tzens fliessen moͤchte/ hier erzehlen/ und die materie damit beschliessen/ nachdem ich erst freymuͤthig bekenne/ daß Davids meynung von der ehe nicht in allen so ist/ wie sie bey der welt gehalten ist/ nemlich daß es gnug ist/ wenn mann und frau nur aͤusserlich ge- trauet sind/ sie moͤgen dann im hertzen zu- sammen eins seyn oder nicht. Denn Da- vid straffet den mißbrauch/ der in der ehe ge- schicht/ und lehret/ wie einem manne ge- buͤhre sich selbst zu untersuchen und zu pruͤf- fen/ ob er ruͤchtig sey sich selbst zu einem haupt des weibes zu setzen/ und kinder zu GOttes Ehren auffzuziehen und zu lehren/ ehe er sich dazu begibt. Denn es sey nicht gnug/ daß man nur zusammen lauffe wie das unver- nuͤnfftige viehe/ das sonder einigen verstand ist. Diese und dergleichen mißbraͤuche strafft er/ und nennet solche mißbrauchte Ehe eine bedeckte und ehrliche hurerey. Hier hat er nun die leber gantz auffgessen (oder den brey gantz verschuͤttet.) Aber so mans im grunde besiehet/ so hat er gantz recht dran geredet/ man nehme es nun/ wie man wil. Last uns nur den grund der einsetzung der Ehe ansehen/ und was ferner CHRistus und die Apostel davon lehren/ man wird befin- den/ daß er die warheit geschrieben. Muß denn aber folgen/ weil er den mißbrauch strafft/ er verachte die ehe und rechte einsetzung GOt- tes? nim̃t er damit die ehe weg/ sag ich/ weil er haben wil/ daß wir sie recht brauchen sollen? Mir faͤllt hierbey ein/ daß ich einsmals von einem Reformirten Prediger gehoͤret/ welcher auch auff dem predigstul den mißbrauch be- straffte/ der taͤglich in der ehe vorgehe/ und sagte in essect diese worte: Die Ehe der“ Welt waͤre nicht viel bessers als des Teuf-“ fels hur-hauß; Aber mit diesen worten wol- le er dennoch den Ehestand nicht verachten/ sondern nur die darunter verdeckte mißbraͤu- che bestraffen. Denn ist auch wol ein stand in der welt/ da kein mißbrauch innen ist? Und so man lehret den mißbrauch ver- meiden/ ist denn darum der gute stand verachtet? Nun wollen wir auch reden von den 2. stellen von dir/ Ubbo/ angewiesen/ die N n 3 eini- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. einigen schein bey den unverstaͤndigen haben moͤchten; So ist der eine die antwort auff die frage der Oldenburger/ und der andere das achte und neunte capitel in seiner grossen entschuldigung. Belangend dann den ersten/ so scheinets/ daß diese/ die er die Oldenburger nennet/ und seiner meynung waren/ auch seine schrifften la- sen/ geaͤrgert worden sind durch die falsche aff- terreden/ die ihme von den neidischen und boͤ- sen menschen/ so ihn in seinem leben verfolgten/ und gern davon geholffen haͤtten/ uͤberall luͤ- genhafftig nachgeredet wurden. Derohal- ben damit sie von der wahrheit unterrichtet wuͤrden/ und was seine meynung waͤre/ hat er durch Georgen (ich glaube Georg Ketel/ der zu Deventer uͤm der wahrheit willen verfolget/ und da er selbe biß ans ende standhafftig be- kannt/ daselbst noch getoͤdtet worden) der sein hertz/ sinn und meynung wuste/ sie lassen ver- staͤndigen. Denn es scheinet/ daß sie von ihm selbst noch unterricht begehret haben/ deßwe- gen er auff 10. vorgestellte fragen geantwor- tet/ und ist diß die 9te frage: Ob nemlich die gemeinschafft der frauen bestehen moͤge: Dar- auff antwortet er daselbst mit verwunderung: „Warum fragt ihr darnach? habt ihr solches „von mir gehoͤret? oder jemanden von mir hoͤ- „ren sagen oder in der schrifft gelesen? Nein/ „das sol nicht geschehen. Goͤrge hat ja euch „das wol gesagt/ glaubt ihr ihm denn nicht? „Meinet ihr/ daß unser hertze doppelt/ und „unsre zunge zweyfaͤltig sey/ anders denn un- „ser hertze? Nein: es sind wol zwey augen und „ohren/ aber nur ein hertz und zunge. Wie „meinet ihr/ wollen sie bestehen vor dem „HERRN/ wenn er nun kom̃t? findet er unei- „nigkeit/ wo wollen sie erscheinen/ die ihren „bruder so blâmi ren/ aͤrgern/ affterreden und „beneiden? Und sagt weiter: Also ist mein „grund an niemand weiter gewest/ denn „euch Goͤrge gesagt hat/ welchem ihr selbst „zustimmet/ wie ich hoͤre/ nemlich sie aus „dem hertzen des fleisches/ oder aus den al- „ten sinnen zu setzen/ und ein geistlich hertze „mit ihr/ und sie mit ihm dem HErrn uͤber- „lieffern/ und keines in etwas ruhe oder le- „be/ als in dem HErrn; und habe sie als ein „koͤstlich geschenck und gabe nach der ordnung „GOttes/ als haͤtte man sie nicht/ je den- „noch lieb und werth uͤber uns selber in dem „HErrn/ heiliglich/ nicht ums fleisches wil- „len/ das durch luͤste der irrthuͤmer verder- „bet/ und zum tode bringet/ nein/ sondern „lasse sich das hertz an dem Geist des Glau- „bens in der liebe zu GOtt gnuͤgen/ darinn „nichts wohnen soll denn der Geist der weiß- „heit; die thorheit kan nicht bey ihr seyn/ „denn sie ist ein spiegel ohne flecken/ was un- „rein ist/ kom̃t nicht in sie u. s. w. Diß ist „mein sinn/ aus einem reinem heiligem hertzen/ „in allen uͤberwindern und streitern CHRisti „gewest/ und hab es auff viele unterschiedliche „weise bewiesen/ nachdem mirs der Geist zu „thun gegeben hat zur besserung und nicht zum „verderben. Sihe/ lieber Leser/ das ist das boͤ- se/ daruͤber man so schreyet. Suchs nach/ du wirsts also finden/ nur ließ es mit auffrichtigem sinn/ und nicht mit verkehrtem hertzen oder vorurtheil. Anlangend das achte und neunte capitel der grossen entschuldigung/ so kanstu daraus eben so viel in keinerley weise dein schwaͤtzen beweisen/ sondern viel eher das gegentheil. Was sie mir von vielen weiber-nehmen auff-“ luͤgen/ hurerey/ ehebruch und gemein-“ schafft der frauen aufflegen/ kan ich vor“ dißmal nicht wehren. Wer nicht taub ist/“ muß viel hoͤren. Es ist offenbar/ daß sol-“ ches nie gelehret ist. Such ich etwas an-“ ders denn recht und gerechtigkeit/ so wer-“ de ich am ende den schlim̃sten kauff haben/“ nemlich von GOTT hinaus geworffen“ werden. Jch bin aber mit seinem urtheil“ zufrieden/ Er ist mein Richter/ HErr/“ GOtt und Vater. Das sind die gewin-“ ste/ die ich suche. Jch beruffe mich vor“ seinem stuhl gegen meine wiedersacher und“ beschuldiger/ u. f. Aber was ist dir Ubbo? Es scheinet/ du wilt GOtte das urtheil nicht uͤberlassen/ sondern selber richter und urthei- ler seyn. Aber siehe wol zu/ das rathe ich dir/ daß/ worinn du deinen naͤchsten urthei- lest/ du desselben nicht selbst schuldig erfun- den werdest vor GOTT. Du hoͤrest hier/ daß er verneinet solches gelehrt zu haben/ wie er auch im sechsten capitel dieser entschuldi- gung thut/ daß man ihm viel falsche artickel/ nur damit ihn verhast zu machen/ und sein le- ben von der erden wegzuraͤumen/ nachschreibe und sage: Er thue und lehre es/ als nem-“ lich viel weiber zu nehmen/ mit dem schwerdt“ drein zu hauen oder rache auszuuͤben/ pluͤn-“ dern/ toͤdten/ morden/ stehlen/ abgoͤtterey“ treiben/ die fruͤchte verderben/ zu schaͤnden/“ niemanden vergeben/ nach land oder staͤd-“ ten/ gut und blut zustehen/ alle boßheit auß-“ zuuͤben/ luͤgen/ betriegen/ nach dem flei-“ sche zu leben/ die weiber gemein zu haben.“ Kan ich endlich (o leider) die luͤgner/ blut-“ gierigen/ betrieger/ falsche verleumder und“ neidische zungen nicht wegnehmen/ so sollen“ meine lehre und schrifften/ rath und that/“ worte und wercke in der warheit anders/ von“ den auffrichtigen bezeuget/ vor GOtt und“ seinem urtheil befunden werden/ ja bereits“ schon am tage seyn. Denn der blutgierige“ neidische geist Belials/ und die Anti-Chri-“ stische luͤgenhaffte art verdeckt und veraͤndert“ solches durch seine diener/ damit sein mord“ nicht ans licht komme/ u. s. w. Und in seiner kurtzen entschuldigung an die Graͤffin von Embden uͤbergeben/ sagt er: Zum 12ten: Daß man keine frauen mehr trauen/ sondern“ alle gemein haben solle: daß ich solches ge-“ schrieben/ oder jemanden gelehret haben solle/“ wird man nirgends finden. Es sey ferne von“ mir/ daß ichs zum wenigsten nur einmal ge-“ dacht habe/ wie solt ichs denn andern lehren“ und rathen. u. f. Alles mein ruffen und sa-“ gen ist darwider/ nemlich/ man sol das suͤnd-“ liche fleisch/ den alten menschen (der nach sol-„ NB. chen dingen luͤstert) toͤdten/ und gantz in seinen“ boͤsen luͤsten ausziehen/ den neuen aber anzie-“ hen. Wie reimt sich das zusammen? ꝛc. und fer-“ ner: Doch so jemand ungeschicklich nach dem“ fleische wandlende/ seine freyheit (in welcher wir“ mit CHRisto vereinigt stehen) zu einem ur-“ sprung (gelegenheit) oder ursache gebrauchte/“ das gehet die reine lehre nichts an/ der sey“ auch Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „auch (so er sich nicht bekehret noch bessert/ „und hertzlich reu und leydwesen bezeuget) „ferne von uns. Denn ich weiß wol/ daß „selbige/ die nicht nach dem Geist/ sondern „nach dem fleische wandeln oder leben/ ster- „ben muͤssen/ als geschrieben stehet. Dero- „wegen sey unser handel und wandel vor „dem HERRN nach der warheit im lich- „te/ u. s. f. Hier kommt nun hervor/ o all ihr laͤster er und falsche beschuldiger! und beweise du nun deine falsche beschuldigungen/ die du stoltzig- lich wider die warheit darffst außgoͤcken. Da- vid verneinet solches je gelehrt oder geschrie- ben zu haben/ und berufft sich auff seine schriff- ten vor dem urtheil GOttes. Angesehen nun du damit nicht wilst zufrieden seyn/ so komm doch hervor/ und zeige die stellen/ da er solches gelehrt/ wie du sagest zu wissen/ daß man viel weiber nehmen/ die frauen gemein haben/ frey ehebruch treiben/ ein bruder dem andern seine frau lehnen/ und nicht nach dem Geist/ son- dern nach dem Fleisch leben solle. Komm/ sage ich/ nun/ und beweiß solches/ hastu macht. Wo bleibstu nun/ du luͤgenhaffter Ubbo? laß sehen/ was du wirst vorbringen koͤnnen; nichts anders/ denn daß David nicht so stoltz hat wollen oder duͤrffen seyn/ als du bist im verur- theilen/ nemlich er wil die schrifft ungebrochen halten/ und hat den patriarchen Jacob/ und alle Heil. Vaͤter und Frauen in Jsrael nicht verurtheilen und verdammen wollen/ sondern uͤbergibt GOtte das urtheil. Siehe/ das ists alles/ das du wirst vorbringen koͤnnen/ aber kei- nes weges/ daß er jemanden rathe oder lehre viel weiber zu nehmen/ oder nach dem fleische zu leben. Denn indem du dich an Gottes statt stellest/ wiltu sie alle verurtheilen und verdam- men. Aber David sagt noch weiter: Doch/ „ob sich jemand unter uns hierin in seinem „grad vergangen haͤtte (als wol seyn kan) so „sol es ungestrafft/ wo ich nur kan und mag/ „nicht bleiben. Denn ich/ spricht er/ preise „und suche was anders/ denn in leichtfertigkeit „oder sinnligkeit die zeit fleischlich durchzubrin- „gen. Die seligkeit GOttes geht mir viel bes- „ser zu hertzen/ als nach vielen weibern/ wol- „luͤsten und suͤndlichem leben/ nach gut oder „ehre hier in der welt zu trachten/ geschweige „viel andere grausamere dinge jemanden zu „rathen oder zu lehren. Sihe/ Ubbo/ hiemit beschließ ich die sache/ die du gesuchet hast so sehr zu verdrehen und zu verkehren/ damit die menschen deinen fal- schen und erdichteten luͤgen glauben moͤchten/ und sage/ daß du aus Davids schrifften deine vorgebrachte luͤgen nimmermehr solt beweisen koͤnnen. Was einige luͤgner mit dir davon schreiben und sagen/ das wird von niemanden als von leichtfertigen angenommen werden; die verstaͤndigen aber werden eher Davids eig- nen worten denn deinen verkehrten außlegun- gen glauben. Denn es ist kund und offenbar/ daß alle seine schrifften einen vollkommenen rath und lehre in sich halten/ das hertz von allen luͤsten des fleisches abzuziehen/ und allein dem HERRN anzuhangen; Und weiter: Wie einem manne gebuͤhre sich zu untersuchen/ und dazu zu schicken/ ehe er sich zu einer haußfraue begebe/ wie man eheliche und gottsfuͤrchtige kinder auffziehen solle/ ein weib haben/ als haͤt- te man sie nicht/ und diese welt gebrauchen/ daß man sie nicht mißbrauche/ das ist/ das hertz auff kein zeitlich gut setzen solle; sondern alles verlassen uͤm GOttes willen/ wenn es seiner Goͤttlichen Majestaͤt beliebet/ und nicht dar- uͤber betruͤbt sey/ oder darwider murre. Diß alles/ und andere Goͤttliche lehren mehr/ wer- den in seinen schrifften gefunden. Darum lehret er das hertz zu untersuchen/ und jedwe- den sich selbst pruͤffen/ damit er sich nicht selbst betriege. Du Ubbo aber verkehrest/ und le- gest alles zum aͤrgsten auß/ und was er geistlich meinet/ deutestu nach deinem fleischlichen her- tzen fleischlich/ wie bereits mehr denn gnug be- wiesen ist. Weil denn nun deine unverschaͤm- te grobheit klaͤrlich erscheinet/ und du wol sie- hest/ daß deine falsche verdrehungen seiner schrifften/ die du so gar grob und plump ge- macht/ nicht werden stand halten koͤnnen ge- gen die eigne schrifften Davids/ so willstu es nun wiederum nach deiner gewoͤhnlichen weise aus seinem leben schliessen/ und sagest p. 130. Man besehe allein des meisters/ des neuen“ mittlers leben/ und beschaue es/ wie er die leh-“ re mit seinen wercken erklaͤret habe; wird“ dann drinnen befunden/ daß er sich habe mit“ einer frauen begnuͤgen lassen/ so wil ich kein“ wort mehr davon sagen/ und seinen Patro-“ nen zu gefallen gerne alle die offenbahre und“ kraͤftige beweißthuͤmer/ aus seinen lehr-schriff-“ ten genommen/ zuruͤcke setzen und nicht gel-“ ten lassen. So aber das wiederspiel am ta-„ Oben p. 12. sprichstu: Wie aller welt be- kandt ist. ge ist/ wie alle die/ welche seines wandels eini-“ nige kundschafft gehabt/ wissen und bezeugen“ muͤssen/ daß er sich im gebrauch vieler wei-“ ber wol bemuͤhet/ und im schlam der un-“ zucht als ein schwein aus dem epicuri schen“ stalle ( sty ) gantz herum gewaͤltzet hat/“ wie moͤgen wir an dem grund und meynung/“ den er hierinn gehabt hat/ zweiffeln? Wie“ wollen seine heimliche oder offenbahre schuͤ-“ ler das/ was so klar an sich selbst ist/ verfin-“ stern? Wie koͤnnen sie ihn vor menschen au-“ gen saͤubern/ da er mit worten und wercken“ darwider geruffen/ und seine schande so offen-“ bar an den tag gestellet hat? Ja/ wie moͤ-“ gen sie uns bereden/ daß sie mit dem meister“ nicht solten von gantzem hertzen einig seyn/“ dessen Geist sie sich so wol gefallen lassen?„ Nun muß ich dich fragen/ ist das so gnug/ daß du es sagest? Wo ist denn der beweiß? leh- restu deine schuͤler ihre dialecticam oder be- weiß-kunst also? Wenn ich nun auch von dir so sagte. Du haͤttest einsmals 3. oder 4. huren noch uͤber deiner frau ausser deinem hause ge- habt/ auch kinder damit gezeuget/ und bliebe fe- ste drauff stehen/ und erklaͤrte solches/ daß es wahrhafftig so waͤre. Wenn ich nun gefragt wuͤrde/ womit ich solches beweisen wolte/ und ich solche antwort davon gaͤbe: Alle/ die seines wandels einige kundschafft haben/ wissen sol- ches wol/ oder/ der gantzen welt ists gnug be- kandt: soltestu sothaniges sagen vor gnugsa- men beweiß halten? Nim̃ das nun so an/ wenn solches von dir moͤchte gesagt werden wol 50. oder 60. jahr nach deinem leben/ und die jeni- gen/ die dich in deinem leben gekannt haͤt- ten/ auch nicht mehr vorhanden waͤren/ son- dern aus diesem vergaͤnglichen leben wegge- nom- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. nommen/ solten denn die luͤgen in wahrheit seyn veraͤndert worden? Besiehe es nun und applici re es auff dein geschwaͤtze/ du wirst befinden/ so du dein gewissen nicht gantz mit den zaͤhnen außgebissen hast/ daß du gott- loß/ unvorsichtig/ faͤlschlich und boßhafftig gehandelt hast. Und was noch mehr ist/ daß du gar wilst gelobet seyn in sothanigen fal- schen und erdichteten luͤgen/ die du gegen dich nicht wuͤr dest zulassen. Solt es alles wahr seyn/ was man sagt/ und was die gottlosen von den frommen/ sie zu schelten und zu laͤ- stern/ sagen doͤrffen/ so muͤste es auch wahr- hafftig seyn/ was deinen Glaubens-Genossen/ da sie noch heimlich und bey nacht predigten/ mit unrecht nachgesaget wurde/ nemlich daß sie in ihren versam̃lungen unzucht und unkeusch- heit miteinander/ ja daß sie mit mutter und toͤchtern unkeuschheit getrieben/ sagende: Mein fleisch begehrt dein fleisch/ wie Adria- nus Hamstedius erzehlet/ daß es von den glaubigen Christen gesagt worden sey. Aber wie solches falsch befunden worden/ also sol auch dein geschwaͤtze falsch und erdichtet be- funden werden/ indem David Joris nicht mehr als eine frau gehabt/ nemlich Dirkgen (Dorothea) Willems Tochter/ die er zu Delfft getraut/ und wenig zeit vor seinem to- de in seinem hause/ ausserhalb Basel/ gestor- ben ist/ und keine mehr/ weder vor/ oder nach/ oder neben ihr gehabt hat/ und sage also/ wenn du anders redest/ so ist solches von dir erdichtet und erlogen. Und das ist allzeit mit kurtzem deine luͤgen beantwortet. Hastu nun macht/ so kom̃ hervor (o du grosser und un- verschaͤmter luͤgen-schreiber/) und bringe samt allen deinen mithelffern sothanigen vollkom- menen beweiß herbey/ als sich hiezu gehoͤret/ was gilts/ du wirst muͤssen mit unehren und schanden bestehen/ und vor jedermaͤnniglich ein falscher und schaͤndlicher luͤgner erfunden werden; komm/ sag ich/ herfuͤr und beweiß es doch/ (weils nach dem Kaͤyserl. Rechte gnug ist) mit was vor weibern er ausser seiner recht- maͤßigen haußfrauen sich fleischlich vermi- schet oder verunreiniget habe/ nenne sie/ wie ihre namen sind/ wo sie gewohnet haben/ und sage die reden/ wodurch dirs kund wor- den/ wer die personen sind/ die dirs gesagt ha- ben; sind sie noch im leben/ so laß sie an den tag kommen/ und laß sie uns besehen/ ob sie glaub- wuͤrdig sind/ oder obs nicht personen sind/ die selbst schuldig sind dessen/ was sie andern an- dichten; laß sie zum vorschein kommen/ so koͤnnen wir dann untersuchen/ obs auch et- wan Belials-Maͤnner sind/ wie die zeugen waren/ die da faͤlschlich zeugeten/ daß Ne- bajoth GOtt und den Koͤnig gelaͤstert haͤtte; ich halte mich versichert/ daß du nicht einen einigen glaubwuͤrdigen zeugen wirst vorbrin- gen koͤnnen/ weil niemand zeugen kan das/ was nie geschehen ist/ oder ferne von seinem hertzen und gedancken gewest ist; sondern wie seine worte gewesen/ so sol auch sein leben nicht anders befunden werden. Und so we- nig du aus seinen schrifften deine vorstellung (wie sehr du auch selbe mit den haaren herzu ziehest) hast beweisen koͤnnen/ so wenig solt du auch aus seinem leben einige gottlosig- keit/ unkeuschheit/ falschheit/ betriegerey und ungerechtigkeit bezeugen koͤnnen/ suche so lan- ge du wilst/ und bringe nur all dein vermoͤ- gen zum wercke/ brauche aber keine falschheit und falsche zeugen/ denn sie muͤssen doch sonst mit dir zu schanden werden. Nun komstu noch weiter/ und sagest/ er p. 49. 50. 51. lehre: Ein Rechtglaͤubiger moͤge wol uͤmb“ der boßheit dieser schnoͤden welt/ und ver-“ huͤtung schadens und gefahr/ ja auch uͤm“ erwerbung seines vortheils willen nach dem“ exempel Jacobs ein schalck seyn/ Esaus“ kleid anziehen/ und sich darunter verbergen/“ ja eben so wol die benedeyung von dem“ vater Jsaac heimlich erwerben/ und davon“ tragen. Diß legestu noch weiter allda aus“ und sagest/ es sey so viel geredt: Daß ein“ Davidianer moͤge einen falschen schein an-“ nehmen/ und unter dem schein die welt be-“ triegen/ nur allein aber im hertzen seinen“ Glauben verborgen halten/ und die seligkeit“ heimlich von GOtt erwarten. Hierunter“ (sagstu ferner) werden weiter begriffen alle“ diese herrliche dinge: als mit den Tuͤrcken“ den Mahomet bekennen/ mit den Papisten“ die Goͤtzen anbeten/ mit den Lutherischen“ Lutherisch/ mit den Zwinglischen Zwinglisch/“ mit den Wiedertaͤuffern Wiedertaͤuffrisch“ sich stellen/ allen Religionen/ nachdem es“ die zeit erfordert/ aͤusserlich mit worten und“ wercken beyfallen/ die vorgemeldte warheit“ (das ist/ den rechten Jacob) im sinn und“ hertzen bewahren/ anders mit dem munde“ reden/ und anders von innen glauben/ und“ also den menschen gefallen/ seinen schaden“ abwenden und vortheil suchen; auch noch“ mehr? (fragstu) ja gewißlich/ (sagstu) also“ luͤgen/ triegen/ anderer frembder leute gut“ an sich bringen/ ja wol einen falschen eyd“ thun/ wenns noth ist/ und dergleichen. Jch bitte alle Obrigkeiten dieser vereinig- ten Laͤnder/ sie wollen doch einmal bemer- cken und acht haben auff das geschwaͤtze und verkehrtes außlegen dieses unverschaͤmten fal- schen luͤgners/ und die muͤhe nehmen/ und mit ernst ohne einiges vorurtheil die schriff- ten Davids durchlesen/ daraus dieser falsche luͤgner seine luͤgen beweisen will. Jch bitte mit ernst/ daß sie niemanden frembdes hier- innen glauben geben/ sondern selbst die muͤ- he nehmen/ und dieselbe mit vollkommenen sinnen durchlesen; denn hierzu bedarff man eben nicht viel zeit sie zu verlieren/ oder zu versaͤumen/ angesehen es nur 2. kleine buͤch- lein sind/ die er anfuͤhret/ und daraus er diß genommen; das eine ist nur eine/ das andere aber 2. quaternen groß; das eine hat diesen titel: Wie man sich zu dieser gefaͤhrlichen“ zeit in der welt haben und tragen solle/ ein“ kleiner bericht: Und das andere mit diesem titel: Warnung und vermahnung an alle“ getreue wahre Glaͤubigen/ wie sie sich zur“ stille begeben/ sich selber in sich selber ver-“ bergen/ weise/ klug/ andaͤchtig/ und in-“ wendig mit dem Geist der ewigen warheit“ warhafftig werden sollen. Durchleset doch/ bitte ich/ dieselben mit rechtem ernst ohn vorur- theil/ und schauet selber zu/ O ihr Herren und Obrigkeiten/ und besehets doch/ ob daselbst gelehret werde/ daß man solle einen falschen schein annehmen/ unter dem schein betriegen/ mit Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. mit den Tuͤrcken den Mahomet bekennen/ mit den Papisten die Goͤtzen anbeten/ dem Pabst die fuͤsse kuͤssen/ u. s. f. anders mit dem munde reden/ und anders von innen glauben; Jtem/ Ob er daselbst lehre (oder/ daß aus seiner leh- re/ die darinnen begriffen/ folgen muͤste) daß man luͤgen/ betriegen/ anderer frembder leute gut an sich ziehen (das ist/ stehlen) ja einen fal- schen eyd thun moͤge/ so es noͤthig/ und derglei- chen. Besehets doch/ ob man solches allda gelehret finde. So es also ist/ ich wil gerne bekennen/ daß alle diejenigen/ die solches lehren und nachfolgen/ wuͤrdig sind von euch/ o ihr Herren und Obrigkeiten/ gestrafft zu werden. Aber so ihr dasselbe allda nicht findet/ wie ihrs denn nicht finden werdet/ so begehre ich darum nicht/ daß solche Calumnian ten und falsche be- schuldiger deßhalben von euch gestrafft wuͤr- den/ mit der straffe oder pœna talionis, die ei- nem solchen zukom̃t; Nein/ nein/ das ist mein suchen und begehren nicht/ denn er wird seine straffe selbst gnug tragen in seinem hertzen/ weil ihme das fehlen wird/ was er mit diesen seinen luͤgen gesucht hat/ und vor der welt ein solcher luͤgner sol erkannt werden/ so ihm straffe/ pein und verdrieß gnug seyn sol. Gebraucht ers dañ zu seinem besten/ das ist/ daß er reu und leid daruͤber hat/ und GOtt mit auffrichtigem her- tzen um gnade und vergebung bittet/ so wirds ihm zum besten gluͤcken; gebraucht ers aber zum boͤsen/ und wird hierdurch nicht beweget zur reue/ leid und erkaͤntniß sein selbst/ so wird er seine straffe selbst vermehren bey GOtt/ den ich ihn befehle. Aber von euch Herren und Obrigkeiten begehr ich nur diß/ daß ihr/ wenn ihr selbst diese offenbahre luͤgen/ falsche verdre- hungen und verkehrte außlegungen findet/ dar- aus moͤget gelehret werden/ nicht so leichtfertig allem zu glauben/ was diese verkehrte gelehrten (von den auffrichtigen sag ich nicht) euch su- chen weiß zu machen/ daß ihr eure haͤnde baden soltet in der unschuldigen blut. Nun kehr ich mich wieder zu dir/ Ubbo/ und frage dich einmal mit rechtem ernst/ ob du auch nuͤchtern gewesen/ da du diß buͤch- lein/ davon du den titel setzest p. 49. und 51. gelesen hast? Sprichstu/ ja; so kan ich mich nicht gnug verwundern uͤber deinen unver- stand. Denn das erste buͤchlein/ tituli rt: Wie man sich zu diesen gefaͤhrlichen zeiten in der welt haben ꝛc. hat David/ das ist wahr/ Anno 1544. lassen außgehen/ als er sahe und hoͤr- te/ daß allenthalben viel unschuldige menschen durch den eifer/ den sie zur warheit hatten/ zur unzeit umbracht und aus dem leben ge- ruͤcket wurden/ auff der falschen Schrifftge- lehrten anhetzen; darum hat er/ als er diß sa- he/ und von allen enden hoͤrte/ sie gelehret/ wie sie sich in dieser gefaͤhrlichen zeit solten verhalten/ nemlich daß sie sich selbst (nach des Propheten wort Jesa. XXVI. da er spricht: „O mein volck/ gehe hin in deine kammer/ und „schleuß die thuͤr hinter dir zu/ und verdirge „dich ein klein augenblick/ biß daß mein zorn „voruͤbergehe) vor der welt eine wenige zeit „solten verbergen/ und sich nicht zu fruͤh offen- „bahren/ damit sie nicht zu unzeitig/ ehe sie von „innen wol gesaͤubert und GOtte bequem „waͤren/ moͤchten weggeraͤumet werden; denn/ „sagt er a 4. geschicht es/ daß sie sich vor der argen boͤsen welt eine gantz kleine zeit/ ja nur“ einen augenblick verbergen/ in der kammer“ ihrer hertzen sich still halten/ und sich nicht“ offenbar zu sehen geben; (sintemal sie die“ welt/ die boßhafftige/ neidische/ betruͤgliche“ menschen/ nicht leiden/ hoͤren noch sehen“ moͤgen/ sondern uͤberall verrathen und uͤber-“ lieffern wollen/ wo sie ihnen nur beykommen/“ oder sie finden koͤnnen) sollen sie demnach“ nicht vermindert werden. Denn/ indem“ sie von allem fleisch gehasset werden/ haben“ sie von dem HERRN den befehl empfan-“ gen/ nemlich huͤtet euch vor den menschen/“ denn sie werden euch uͤberantworten/ u.s.f.“ Weiter: Einer werde den andern verrathen/“ und umbringen. Und noch mehr: Niemand“ glaube seinem naͤchsten/ und verlasse sich auch“ auff Fuͤrsten nicht. Bewahre die thore dei-“ nes mundes/ verstehe/ vor demjenigen/ der in“ deinen armen oder schoos schlaͤffet. Denn“ der sohn verachtet und unehret seinen vater/“ die tochter setzet sich wider die mutter/ und“ die schnur wider die schwieger/ und ein jeg-“ licher wird an seinem haußgesinde feinde ha-“ ben. Ferner: O wehe mir/ die auffrich-“ tigen sind weg von der erden/ kein redlicher“ ist unter den menschen-kindern/ sie dencken“ nur schlechts auff blutvergiessen/ ein jeder“ jaget dem andern nach/ ins netze der verdam̃-“ niß zu helffen/ und meynen dennoch/ sie thun“ wol dran/ unterstehen sich ihre boͤse thaten“ gut zu machen und zu beschirmen/ u. s. w.“ Deßgleichen sagt auch der Psalmist und“ Jeremias/ nicht darum/ daß mans allein“ wissen/ sondern auch zu hertzen nehmen/ und“ darnach thun solle. Denn diese worte muͤs-“ sen und sollen ihre zeit und wirckung bey“ den gehorsamen haben/ so wol/ als dis wort/“ nemlich: Fuͤrchtet euch nicht fuͤr denen die“ den leib toͤdten/ u. s. w. Jtem: Wer mich“ bekennet vor den menschen/ den wil ich wieder“ bekennen vor meinem Him̃lischen Vater;“ Wer sich aber mein und meines Evangelii“ schaͤmet/ deß werd ich mich wieder schaͤmen“ vor meinem Vater/ der in den Himmeln ist.“ Welche worte ihre wirckung und vollbrin-“ gung nicht weniger haben als die andern/ deñ“ jegliches hat seine zeit/ schweigen so wol/ als“ reden/ daß also alles eines nach dem andern“ geschehen muß. Denn der HERR/ der alle“ dinge versorget/ es vorher siehet/ und seine Hei-“ ligen lieb und werth hat/ laͤst sie nicht leichtlich“ zum tode bringen. Darum nehmet eurer“ wahr vor sothaniger boͤsen zeit/ u. s. f. Jst das nun so boͤse und greulich/ als du es außlegest? Wo lehret er hier luͤgen und triegen/ als du/ o du unverschaͤmter verkehrt-gelehrter/ sagen darffst? Siehe es ein/ er wil in diesem buͤchlein nichts anders lehren noch sagen/ als daß alle worte der Schrifft muͤsten ihre wir- ckung haben/ eins so wol als das andere/ doch jedes zu seiner zeit/ und lehret deßwegen alle gottselige glaubige seelen/ daß sie sich uͤm der sorglichen boͤsen zeit willen zum schweigen und verborgen seyn begeben sollen/ und nach dem rath CHRisti ihre perlen nicht vor die hunde/ noch ihre rosen vor die schweine werffen; und diß werde nicht immerfort/ sondern eine kleine zeit/ einen augenblick/ spricht der HERR/ ge- schehen. Siehe nun/ lieber Leser/ ob sein rath A. K. H. Vierter Theil. O o so Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. so boͤse ist/ als er von Ubbo ausgesprochen wird/ und ob aus seinem rath/ der mit der H. Schrifft gantz uͤberein komt/ so viele boͤse consequentien folgen/ als Ubbo saget/ und ob David mit E- saus kleid sich anzuziehen lehre/ daß man luͤgen/ betriegen/ und alle boßheit treiben solle/ mercke wol auff/ so wirstu gantz das gegentheil befin- den/ nemlich er wil: Daß man auffrichtig sey/ und das gute liebe und thue/ aber sich auch eine weile verborgen halte/ sintemal die zeit solches nicht vertragen moͤge; Denn diß (spricht er „ A. 3) sol euch nicht wundern/ so ihr acht habt „auff den gantzen neuen verborgenen menschen „Gottes/ wie derselbe inwendig der welt zwar „verborgen/ allein aber GOtt und seinen En- „geln bekandt ist. Denn so der mensch wol „mag verborgen seyn/ und Jacob frey Esaus „kleider anhaben kan/ so mag auch sein bezei- „gen/ art und wesen wol verborgen seyn. Aber „dasselbe geschicht (sagt er) nicht allezeit/ son- „dern so lange biß die außerkornen der Heil. „Gemeine innerlich gelaͤutert/ gesaͤubert und „gereiniget/ und die kinder GOttes ihr voll- „kommenes wachsthum und mannschafft des „alterthums CHRisti in dem Geist wahrhaff- „tig empfangen haben. Jnzwischen lebt der „auffrichtige in seinem glauben und vertrauen/ „darinn er recht tapffer gepruͤfft und unter- „sucht wird. Nehmet also gewiß/ wie Jo- „seph in Egypten in Potiphars/ und Moses „in Pharaonis hauß/ reichlich zu. Und wie „Jacob und Esau zusammen in einem leibe/ „der weitzen und unkraut in einem acker stehen/ „also waͤchset der neue bey den alten wider den „andern ohne schaden heran/ als zuvor ge- „weissaget/ und forn in der figur des bildes ab- „gemahlet ist. Weiter/ damit der Leser recht frey und auffrichtig Davids richtige meynung hierinn sehen moͤge/ so wil ich noch einige wor- te aus demselben buͤchlein hersetzen/ die Ubbo auch geradebrecht vorbringt und erzehlet/ dar- inn er das hauptsaͤchlichste zur materie die- nend auslaͤst/ damit Davids meynung an- ders scheinen moͤge/ als sie ist. Also (sagt „David a. 6.) wird die gerechtigkeit zu dieser „zeit mit Jacob das scheinen muͤssen/ was sie „nicht ist/ und seyn/ das sie nicht scheinet/ da- „mit er seinen segen heimlich unverletzt einneh- „me/ denn er muß so wol keine schmach als auch „kein lob der menschen nichts achten/ sondern „sich allein schicken (mercket doch) daß er sei- „nem HErrn (wie ein redlich weib ihrem man- „ne) gefallen und angenehm seyn moͤge. Dar- „um was ihr heimlich oder im verborgenen „saͤet/ wird er oͤffentlich loben und belohnen. „So thut nun/ o ihr auffrichtige und gehor- „same hertzen/ nach dem rath der weißheit/ „verberget euch einen augenblick/ biß der zorn „des HERRN voruͤber gangen ist/ so lange „muͤsset ihr euch dulden/ eure seelen mit leid- „samkeit besitzen/ verstehet/ heimlich und stille „verborgen halten in der kammer eurer her- „tzen/ aber in der hoffnung starck zu nehmen/ „und nicht ausschauen vor der zeit. Hoͤrt „ihrs wol? Haltet euer haupt inne/ last euch „nicht sehen noch hoͤren/ wer oder was vor „einer ihr seyd/ wollt ihr anders dem HErrn „keine muͤhe/ und euch selber keine verdrieß- „ligkeit mehr/ als euch der HERR zuschi- „cket/ aufflegen. Darum haltet inne einen andern (den ihr nicht wol kennet oder wahr-“ hafftig zugesandt seyd) zu lehren/ oder mit“ euren worten unsicher zu ziehen. Sehet“ euch vor fuͤr euch und vor eurem geist. Wo“ keine wahrhafftige zuhoͤrer und liebhaber“ der wahrheit sind/ da bringet keine reden“ vor/ nicht aus furcht vor den menschen/“ sondern aus ehrerbietung des heiligen guten“ worts; denn sie werden nicht allein im wind“ geredet/ sondern euch selber zu einer ver-“ hinderung in der schwachheit vorgebracht.“ Wachset erst in aller froͤmmigkeit auff/ und“ seyd bereit zum dienst des Evangelii/ nem-“ lich/ sterbet erst/ und dann bringet uͤberfluͤs-“ sige frucht hervor/ eher mags nicht gesche-“ hen. u. s. w. leset fort. Sihe/ lieber Leser/ das ist Davids meynung und lehre in diesem buͤch- lein. Uberlegs nun einmal/ ob diß so boͤse sey/ ob er mit diesen worten wolle/ daß man nem- lich sich schicken solle dem HERRN zu ge- fallen/ in aller froͤmmigkeit auffzuwachsen/ und in allen zu gehorsamen/ und dergleichen/ ob er (sag ich) damit wol solte meinen/ daß man alle boßheit/ betriegerey und dieberey trei- ben solte. Und das muͤste nothwendig so seyn/ so des Ubbonis sein geschwaͤtze wahr waͤre; aber es ist weit davon. Jst auch wol dieser rath so boͤse/ und mag man sich denn nicht eine zeitlang vor den boͤsen nei- dischen menschen verbergen/ sondern nur al- lezeit offenbahren: Ey so muß auch noth- wendig boͤse seyn/ daß die Reformirten zur zeit der verfolgung in Niederland sich heim- lich gehalten/ in buͤschen/ feldern und haͤu- sern heimlich versammlet/ und noch an vie- len oͤrtern in Brabant/ Flandern/ ja Spa- nien/ Jtalien/ und hinter selben noch biß dato thun. Und so du unter der verfolgung mit gewest waͤrest/ Ubbo/ haͤttestu es selber wol mit gethan/ oder du wuͤrdest vor jetzo nicht mehr leben. Darum/ Ubbo/ siehe/ wor- inn du einen andern richtest/ verdammest du dich selber und deine Glaubens-Genossen/ in- dem du und dieselben das thun/ warum du andere verurtheilest; Ja/ das noch mehr ist/ du verurtheilest hiemit auch den HErrn JE- SUM selbst/ welcher muste weichen/ und sich in Egypten verbergen/ biß der tyrann Herodes todt war/ Matth. 11. Cap. Betreffend auch das zweyte buͤchlein/ dessen oben gedacht und von dir angefuͤhret worden/ genannt: Warnung ꝛc. darinn weisestu die stellen an B. 1. 2. 3. 4. welche stellen und gan- tzes buͤchlein/ als ich sie nachgesehen und durch- gelesen/ finde auch nichts anders denn eine Warnung/ wie sich die Glaͤubigen follen in sich selber vor der neidischen boͤsen welt eine weile verbergen/ und ihrer selbst inwendig/ oder von innen wahrnehmen und acht haben auff alle ihre gedancken/ auch nicht vor der zeit außlauffen/ das ist/ andere nicht lehren/ ehe sie selbst in Goͤttlichen sachen gelehret seyn; wolle man anders den Vater verehren/ und viel rechte Juͤnger zubringen/ so muͤsse man erst zuvor selbst sein Joͤnger seyn/ sich selbst ihme gantz lassen/ ja gar sein eigen leben hassen/ und fein creutz taͤglich auff sich nehmen und dem HErrn in wahrheit nachfolgen. Denn wer den krancken helffen/ und den todten le- bendig machen wil/ der muß erst selbst starck und Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. und lebendig seyn; Derowegen lehret er und gibt rath/ daß sie bey sich selbst vorher nicht stoltz und eigenweise seyn sollen/ und nicht aus sich selbst lauffen/ es sey denn/ daß sie warhaff- tig gesandt werden/ u. s. w. Ferner erzehlet er die vorgedachten spruͤche aus Esa. XXVI. und sagt daraus/ wie es GOttes wille sey/ daß seine kinder und diener zu solcher boͤsen zeit mit reden und schreiben inne halten/ schwei- gen/ und ihren mund (die thuͤr ihres hertzens) bewahren sollen/ auch vor der/ die in der men- schen schoos schlaͤffet/ oder also mit dem/ den er nicht kennet/ geschweige vollends gottloß ist/ zu thun habe/ weil sie das gute in ihren schalcks- augen uͤbel deuten. Deßwegen sollen sie das gute aus dieser meynung bestens verschwei- gen/ denn in schweigen stille seyn und hoffen solle unsre staͤrcke seyn. Also wil ich/ (sagt „er) daß ihr hierauff acht habt/ nemlich auff „nichts anders/ denn daß ihr euch in der stille „und schweigen mit steiffer hoffnung haltet/ „und euch darinn gnug befriedigen lasset/ „daß ihr alleine GOtt (so ihr in solcher zeit der „welt unbekandt seyd) offenbar/ und von sei- „nen Engeln dafuͤr gehalten seyd/ das mag „euch gnug seyn. Jn allem was ihr thut/ „suchet keines menschen lob/ achtet auch ihre „schmach und urtheil nicht in Goͤttlichen sa- „chen/ hadert und zancket auch nicht weder „untereinander/ noch gegen jemanden/ redet „allzeit gutes von denen/ die uͤbels von euch re- „den/ denn anders kan man kein Christ seyn. „Auch streitet und fechtet vor die ewige war- „heit (weil sie im Geist ihrer selbst maͤchtig „gnug ist) nicht aͤusserlich mit dem schwerdt/ „aber wol innerlich. Das aͤusserliche sol und „muß dem aͤusserlichen beystehen/ und seine „treu und liebe wol beweisen/ laut der „Schrifft; also auch das innerliche; man kan „ihr anders nicht gnug thun/ oder sonsten „worinn verehren und beystehen als mit dem „innersten unsers hertzens und grunde der see- „len. Darum werdet inwendig/ inwendig „(sag ich) mit dem Geiste der ewigen Warheit „vereiniget/ wahrhafftig/ weise/ klug/ andaͤch- „tig/ suchet/ jaget und fraget sonst nirgends „nach/ in der gelassenheit euer selbst werdet ihrs „uͤberkommen/ ja alles kriegen/ so ihr euch wie „ein kindlein (das man leicht bereden/ leiten/ „berathen/ frey corrigi ren und straffen kan „ohne zorn und haß) werdet finden lassen. „Denn selbiges ist einfaͤltig/ und noch fern von „der schalckhafften boͤsen art/ die dem guten „zuwieder ist/ ja mehr zuwieder als es der „mensch glauben/ oder ehe ers empfindet/ wis- „sen kan. Aber eines kindleins art oder her- „tze kan man wenden und kehren/ beugen/ „leiten und lehren/ wie man nur wil und „von Gottes gnaden macht hat/ u. s. w. Besiehe doch nun einmal/ o Ubbo/ wie das mit deinem geschwaͤtze uͤbereinkom̃t/ mercke doch einmal/ ob hier gelehret werde schalckhafft und betrieglich zu seyn/ anderer frembder leute gut an sich zu bringen/ und einen falschen eyd thun/ und mit der schalckheit Jacobs/ als mit einem zierlichen mantel bedecket werden/ wie du sagest: Pfuy/ pfuy solchen offenbahren fal- schen calumnian ten und luͤgner. Ließ die Spruͤ- che Salom. cap. XXVI. 22. 23. und mercke drauff/ ob dich dieselbe nicht treffen. Item v. 24 -- 28. Jch sehe auch/ daß du diesen deinen erdichteten luͤgen nur einen sch ein zu geben/ an- fuͤhrest das buͤchlein von den ungerechten und gerechten Praͤdicanten/ A. 3. und 4. Jch finde aber nicht ein wort/ das du auff diese deine ma- terie ziehen und beugen koͤntest/ es waͤre denn/ daß du diese worte meynest: Sehet doch nur“ (sagt er A. 3.) hier an die langmuͤthigkeit“ CHristi/ und die gedult der Heiligen/ die sich“ gantz still unter den geringsten als knechte hal-“ ten musten/ biß der HErr der welt/ und der“ grosse Hirte der schaafe auffstehet/ und das“ gerichte zwischen denschaafen und boͤcken haͤlt.“ Jndessen muß sich der arme leiden/ alle untu-“ gend uͤberhoͤren/ seinen mund fuͤllē mit schwei-“ gen/ weil gewalt und unrecht annoch uͤberall“ die herrschafft hat. Nichts desto weniger/ so“ es keine werckzeuge haͤtte wider die wahrheit“ und frommen/ so muͤste es gantz unter und zu“ schanden kommen/ u. s. w. Aber hier kan ich nicht sehen/ wie du solche consequentien daraus machen koͤntest. Das buͤchlein Trost/ Rath/ Lehre und Unterweisung ꝛc. sehe ich von dir auch angefuͤhret; weil ich aber dasselbe nicht habe/ weiß ich nichts anders zu sagen/ denn daß ich nicht glaube/ daß er solches solte geschrieben ha- ben/ du wuͤrdests sonst wol weitlaͤufftiger ha- ben angezogen/ es sol nicht zu gering seyn zu be- kommen nnd nachzusuchen. Nun kom̃stu weiter auff verschiedene arti- ckel/ die du sagest/ daß David so geschrieben habe/ und ziehest hier und dar aus Davids buͤchern eine zeile oder zwey auß/ und laͤssest das uͤbrige weg/ so vor und nachgehet/ und ma- chest dann deine schluͤsse draus/ wie du es verste- hest. Jch gebe dem Leser zu bedencken/ ob man nicht/ wenn man es so machet/ alles verkehren koͤnte/ was man nur wolte. Solte ich aber al- les nach der laͤnge wiederlegen/ so wuͤrde es ein grosses buch seyn muͤssen/ zumal wenn ich Da- vids worte alle in die laͤnge solte erzehlen/ wel- che er hersaget/ so ich aber unnoͤthig achte/ weil Davids buͤcher gnugsam vorhanden sind/ dar- inn der guͤtige Leser deine anweisung nachsuchen kan/ und befinden wird/ daß David gar offt von gantz andern sachen rede/ als dazu du seine wor- te ziehest und mißbrauchst. Doch bekenne ich gern/ daß er auch oͤffters redet von sehr hohen sachen/ die mein ver- stand noch nicht so begreiffen kan; weßwe- gen ich selbige ungeurtheilet stehen lasse/ und sie weder wie vorhin/ als auch jetzt/ verwerffe noch annehme/ welches auch seine meynung nicht gewest/ daß ein jeder alle seinen vortrag vollkoͤm̃lich muͤsse annehmen. Denn er be- gehret in denen artickeln/ die allein eine erkaͤnt- niß und wissenschafft mit sich bringen/ keinen weitern noch mehrern Glauben/ als ein jeder nach dem maß seines Glaubens empfinden und begreiffen kan; Aber in denen artickeln/ die zur seligkeit noͤthig/ verlanget er Glauben zu haben/ und dieselbe sind auch schrifft- maͤßig und erbaulich/ doch aber streitende wider die meynungen aller weltlich-und fleischlich-gesinnten menschen/ und deßwe- gen uͤber die masse von selbigen gehasset wer- den. Darum ich auch etwas kurtz diese sei- ne verkehrungen/ und falsche außlegungen/ gedencke abzuhandelu/ dafuͤr haltend/ daß A. K. H. Vierter Theil. O o 2 ich Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. ich allbereits schon deine partheyligkeit/ bit- terkeit und luͤgen-sprache so klar erscheinend gemacht und angewiesen habe/ daß man daraus leichtlich verstehen koͤnne/ daß das uͤbrige eben auch so gelahrt gemachet sey. Beschul- digung von der Dreyfal- tigkeit. Pag. 53. und 54. kom̃stu und legst nach deinem verkehrtem hertzen/ seine meynung von der Dreyfaltigkeit aus/ und spinnest es da so grob/ daß du sagest/ er habe sich vor die dritte person in der Gottheit ausge- sprochen. Hierauff solt ich wol viel zu sagen wissen/ denn es duͤnckt mich so grob und plump zu seyn/ daß es keiner verantwortung werth sey/ sintemal ich oben bewiesen habe/ daß er sich so klein und nichtig achte vor Gott/ als das kleinste wuͤrmgen auff der erden. Diß accordi rt und reimet sich ja nun nim- mermehr zusammen. Darum beschliesse diß auch allein mit seinen eignen worten/ was er hievon geglaubt. Denn also sagt er im 2. Theil des Wunder-Buchs/ fol. 15. co- „lumn. 1. 11. Jch glaube einen einigen all- „maͤchtigen GOTT/ Vater/ Sohn und „Heil. Geist/ einen einigen ungetheilten „GOTT im wesen der ewigen warheit u. s. f. „Jmgleichen im 2. Theil/ fol. 19. column. 3. „Lit. B. Welcherley der Vater ist/ solcherley „ist auch der Sohn/ welcherley der Sohn „ist/ solcherley ist auch der Heil. Geist. Der „Vater ist ewig/ das Wort/ oder der Sohn „ist ewig/ der Heil. Geist ist ewig und in- „wendig heilig/ heilig/ heilig/ ein allmaͤch- „tiger wahrhafftiger GOTT genannt/ der „da ist in allen/ durch alles und uͤber alles ge- „benedeyet/ u. s. w. Was hastu nun hierauff zu sagen? Alle deine verkehrte außlegungen achte ich uͤberall nichts. Muͤssen nicht alle dei- ne verkehrungen und luͤgen hier als ein rauch verschwinden? O du luͤgner/ wirstu dich nicht bekehren und bessern/ wie wil dirs ergehen. Von der Person CHristi. Pag. 55. sprichstu/ er sage: Daß er der rechte Erbe/ HERR und Richter der welt oder des erdbodens sey. Doch be- kennestu selbst/ daß du es aus seinen eignen worten nicht koͤntest beweisen/ sondern sprichst nur: Blesdick hats geschrieben; aber das achte ich nichts/ er ist so wol ein luͤgner gewe- sen als du bist. Doch/ sage mir einmal/ wie reimet sich das mit deinem geschwaͤtze/ da du sagest: Er halte von keiner Aufferstehung et- was? Solte er der rechte Erbe und Herr des Erdbodens seyn/ so muͤste er auch etwas von der Aufferstehung halten. Siehe/ also wirstu mit deinem eignem geschwaͤtze zu schanden ge- macht. So viel die angewiesene stellen be- langet/ wolle der Leser nachsuchen/ wie ich ge- than/ so wird er befinden/ daß du ein verkehr- ter außleger seiner worte bist/ und daß Davids name in den 2. ersten stellen nicht einmal genen- net werde/ noch auch/ daß ers auff sich ziehe. Gib achtung drauff/ was er auffs tapet brin- get/ so wird deine verkehrte deutung ploͤtzlich wie ein rauch verschwinden/ und man wird befinden/ daß es von der ewigen warheit/ weiß- heit/ licht und leben GOttes/ ja von GOtt sel- ber dem Koͤnige der Ehren/ dem haupte und ar- me GOttes/ dem zweig und pflantze der ge- rechtigkeit/ u. s. w. gesagt ist/ und allein geist- lich gemeinet wird. Belangend den dritten ortvon dir angefuͤh- ret/ wird abermal befunden werden/ daß Da- vid nicht im geringsten sage: Er sey der rechte erbe/ herr und richter der welt oder des erdbo- dens/ sondern das gegentheil wird sich finden/ wie er allda unterscheids gnug machet zwischen dem allmaͤchtigen| GOTT und seiner person/ und sich selber nicht hoͤher ruͤhmet als seinen ar- men/ kleinen/ unwuͤrdigen knecht/ und das al- lein aus gnaden durch den Heil. Geist auffge- wecket. Das ist ja gantz und gar entfernet von deinem geschwaͤtze. Summa/ merckstu auff den sinn Davids/ so soltu befinden/ wie seine meynung diese sey/ nemlich: Daß JESUS CHRistus der rechte HERR und Erbe sey des gantzen erdbodens. Pag. 57. handelstu von dem juͤngsten Vom juͤngsten tage und gericht/ veraͤnde- rung der elementen und auff- erstehung der todten. tage und letztem gerichte/ veraͤnderung der elementen und aufferstehung der todten/ und woltest gern den leuten weiß machen/ daß er nichts davon halte/ oder zum wenigsten/ daß er nichts anders davon halte/ denn deine verkehrte außlegungen in sich ha- ben. Du sprichst/ David sage: Daß das“ letzte gerichte alle tage inwendig in dem men-“ schen geschehe/ und fuͤgest dazu/ wie er sage/“ daß es zu keiner andern zeit mehr geschehe:“ Daß auch die sichtbahre zukunfft CHRisti“ zum gerichte thorhafftig sey. Anlangend den ersten punct deines geschwaͤtzes/ wil ich wol glauben nicht ferne zu seyn von Davids mey- nung/ nemlich: Daß das gerichte (doch nicht so/ wie du es nennest/ das letzte urtheil oder ge- richte) alle tage inwendig in dem menschen ge- schehe. Denn der gerechte urtheilet sich selbst/ und ist sich selbst ein urtheil/ u. s. f. Betref- fend den zweyten punct deines sagens/ so ists eine falsche außlegung und verkehrung. Denn David saget/ daß solches gewiß geschehen wer- de/ in seiner entschuldigung an die Graͤffin von Embden/ allwo er so redet: Zum sechsten/“ daß CHRistus selber nicht werde zum ge-“ richte wiederkommen/ wie er auffgefahren“ ist/ hab ich nie gesagt/ und bekenne gaͤntzlich“ das gegentheil/ daß solches gewiß geschehen“ werde/ daß er nemlich also wiederkommen“ soll/ wie er auffgefahren ist. Und das sagen“ wenige/ wie geschrieben stehet. Diß aber“ sag ich darum/ daß ein jeder von seiner boß-“ heit abstehen/ auffwachen und bitten moͤge/“ denn er kom̃t warlich als ein dieb in der nacht/“ das ist/ da sichs die welt am allerwenigsten“ vermuthet/ oder drauff bedacht ist. Wird hier dein geschwaͤtz nicht mit des mannes eig- nen worten darnieder gestossen? Denn ob du schon diese seine entschuldigung suchest ver- daͤchtig zu machen/ indem er darinn mit kur- tzen und bescheidenen worten dich und alle dei- ne andere vorgaͤnger zu luͤgnern machet/ so muͤssen dennoch seine eigne worte vor deinen falschen verdrehungen/ und verkehrten deu- tungen/ gelten bey allen guͤtigen und unpar- theyischen Lesern. Denn was ist wol so gut geredt/ daß man nicht solte verkehren und zum aͤrgsten deuten koͤnnen/ wenn das gilt/ daß man eines andern worte drehen und beugen mag/ wie man will/ platt wider das/ was der andere geredt oder geschrieben hat. Die hauptsaͤchlichste und rechte aufferste- hung der todten geschicht nun alle tage/ sprichstu/ daß es David lehre/ und die ge- schicht/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. schicht/ wie auch der tod und die begrabung/ inwendig ins menschen hertze/ und dieselbe gehoͤret nicht vor die gottlosen. Das ist warheit/ und wird nicht geleugnet. Aber/ damit verleugnet er nicht die allgemeine auff- erstehung des fleisches/ die wir bekennen in den Artickeln unsers Glaubens/ nein/ die verleugnet er keines weges. Sondern Da- vid redet hier von der aufferstehung aus dem schlaff der suͤnden/ er redet hier von dem to- de und begrabung der suͤnden. Jsts so mit dir beschaffen/ daß du das noch nicht verste- hest/ so ists ein zeichen/ daß du der suͤnde noch nicht stirbest/ und wirst sodann auch nicht aufferstehen; Diese aufferstehung von den todten ins leben gehoͤret nicht vor die gottlosen. Denn wie solten sie aufferstehen aus dem tod der suͤnden/ da sie derselben noch nicht abgestorben/ noch absterben? Wie kan man der gerechtigkeit leben/ da man der ungerechtigkeit noch nicht abgestorben? Si- he/ dieser unterscheid ist zwischen Davids und deiner meynung; David redet hier von einem geistlich inwendigem tode/ davon die gantze Schrifft voll ist/ und den wir alle ta- ge sterben muͤssen/ wohin alle sein ruffen und vermahnen gehet. Stirb/ spricht er/ des todes luͤsten/ nemlich deinen fleischlichen suͤndlichen begierden ab/ wo du nur kanst/ denn an diß sterben wil der mensch nicht/ darum hasset ers. David redet hier von ei- ner geistlichen/ inwendigen aufferstehung/ und du von der aͤusserlichen fleischlichen. O- der soltestu/ Ubbo/ wol gar die inwendige toͤdtung und begrabung der suͤnden leugnen wollen? Sprichstu: ja/ so glaub ich auch/ daß du sothanige aufferstehung wirst leug- Eph. IV. 14. nen. Paulus saget an einem orte also: Wa- che auff der du schlaͤffest/ und stehe auff von den todten/ so wird dich CHRistus erleuch- ten. Nun muß ich dich fragen/ zu wem re- det hier Paulus? zu denjenigen/ die aͤusser- lich liegen und schlaffen? Und von was vor einem tode sagt er hier/ daß sie sollen auff- stehen? redet er von den leiblichen todten? Wenn du mir so wirst antworten/ so wil ich dir hell und klar beweisen/ daß Davids und Pauli meynung uͤberein kommen/ und daß du/ indem du Davids meynung wieder- sprichst/ hierinn auch Pauli meynung wie- dersprichst. Wilstu noch weiter sehen/ daß Davids meynung hierinn nicht so frembd ist und verkehrt/ als du sie gerne woltest ma- chen/ so ließ Augustinum, der doch (wenn er vor dich ist) mehr glauben bey dir hat/ als die Schrifft selbst: im XX. Buch von der Stadt GOttes/ c. 6. 7. da wirstu finden/ welches die erste aufferstehung/ und welches die andere oder allgemeine sey. Und so du der meynung Davids hierinn dennoch wirst wie- dersprechen/ so wirstu auch der meynung deines hochgeachteten Augustini wiederspre- chen muͤssen. Von des Gottlosen seele. Von des gottlosen menschen seele moͤch- testu ihm auch gern eine frembde/ und nicht schrifftmaͤßige meynung andichten/ ihn nur noch schwaͤrtzer zu machen. Denn deine partheyligkeit ist so groß/ daß sie ein kind von zwoͤlff jahren/ das nur ein wenig verstand hat/ mercken koͤnne/ wenn es unpartheyisch ware. Daher ich das wol sagen mag/ daß Davids worte in der vorrede seines Wunder- Buchs an dir wahrhafftig beschleuniget wor- den/ daß du seine schrifften mit solchem sinn ver- standen hast/ wie du sie gelesen/ nemlich gottloß und verkehrt. Du bringest immer hier und da eine zeile oder zwo vor/ und aus einem jedem capitel wieder so/ und fuͤgest dann deine ver- kehrte meynung dabey/ endlich aber machstu einen schluß nach deiner verkehrtheit/ und so thustu hier auch. Denn wie moͤchte doch David seine meynung besser außdruͤcken/ als er thut an dem von dir angefuͤhrtem orte im 2. Th. des neuen Wunder-Buchs/ cap. 47. C? und wie moͤchte mans verkehrter deuten als du thust? Darum/ wird der unpartheyische Leser den ort nachschlagen/ und selbst lesen/ so wird er befinden/ daß Davids wort nicht ist/ wie das deine/ nemlich/ daß des gottlosen seele sterbe wie das vieh auff dem felde/ und alles fleisch/ wie du sprichst. Denn also lauten seine worte: Jch bezeuge euch (saget David) mit worten“ der wahrheit/ daß die toͤdtliche (sterbliche) seele“ nicht aufffaͤhret/ sondern ohne CHRisto“ stirbt/ sie kom̃t nicht ins land der lebendigen.“ Denn das leben im fleisch/ das ausser GOtt“ auß-und zunichte gehet/ wird (mercket seine“ worte) verglichen mit dem vieh/ ja alles fleisch“ ist also gerechnet. Sie hat nach diesem keine“ lebendige krafft/ nach meinem zeugniß/ weder“ außwendig noch inwendig an sich selbst/ laut“ der schrifft. Aber/ weil sie im fleische noch im“ blute ist/ vermag sie nach ihrer art (zu leben.)“ Der elende irrdische mensch ist in allen seinen“ leben wie heu/ das eine kleine zeit bluͤhet uñ da-“ her waͤchset/ aber so geringe/ daß wenn es ein“ rauhes luͤfftlein anruͤhret/ ist es nichts/ und“ seine staͤtte kennet man nicht mehr. Aber die“ gnade des HErrn ist von ewigkeit her/ wird“ auch in ewigkeit auff dem bleiben/ der ihn vor“ augen hat. Seine gerechtigkeit sollen nicht al-“ lein die/ so ihn fuͤrchten/ erfahren/ sondern auch“ ihre kinder und kindes-kinder. Lesets Darum“ strecken sich auch die worte des Psalmisten im“ freyē gemuͤthe so weit auß/ nemlich: Jch weiß/“ daß du meine seele nicht wirst in der hoͤllen las-“ sen/ keines weges wirstu verhengen/ daß derje-“ nige/ den deine guͤte so herrlich gepruͤffet hat/“ vergehen solte. Daraus klaͤrlich folget/ daß die“ andern ohne zweiffel vergehen. Stehen sie wie-“ der auff/ wie sie denn sollen/ so werden sie nicht“ einmal zu einem zeitlichen/ schweige zu einem“ ewigen leben/ sondern zum tode in der ewigkeit“ auffer stehen/ und also ewiglich sterben und ver-“ gehen/ nach dem zeugniß der schrifft. Aber all“ solchs toͤdtliche leben der ewigkeit koͤm̃t uͤber“ sie durch die aufferstehung CHRisti/ an wel-“ chen sie nicht geglaubet/ noch seinem Geist/ den“ lebendigmachendem athem empfangen ha-“ ben/ deßwegen sie des andern todes sterben“ muͤssen in der ewigkeit. Darum weil GOtt“ voll erbarmung ist/ hat er vorsolchem bruñ des“ todes und nichtigkeit den menschen wollen“ verhuͤten/ u. s. f. Jch habe die worte Davids was weitlaͤufftig erzehlet/ zu dem ende/ da- mit der Leser moͤge mercken/ daß du entwe- der dem David aus deinem verkehrtem hertzen hast wollen eine falsche meinung andichtē/ oder zum wenigsten seine meynung verkehrt verstan- den/ wiewol das letzte unglaublich scheinet/ O o 3 nach- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. nachdem aus deinen worten erhellet/ daß du es wol gelesen/ aber verkehrt außlegest/ und sa- gest/ daß wenig dran gelegen/ was er von der- selben verstorbenen seelen aufferstehung zum e- wigen leben/ tode und verdam̃niß zur hoͤllen sa- ge/ welchen tod und hoͤlle (sagstu) er doch gantz nicht glaubet/ u. s. w. Jch gebe dem unpar- theyischen Leser zu urtheilen/ ob man schuldig sey deiner verkehrten außlegung mehr/ denn Davids eignen worten zu glauben/ die ja klar gnug außgesprochen stehen/ ja noch deutlicher im selben capitel am ende des §./ da er saget/ „daß der jenige/ der nicht ins buch des lebens „geschrieben ist/ mit dem tod und der hoͤllen „(da das thier und der falsche prophet schon ist) „solle geworffen werden in den feurigen pfuhl/ „das ist/ in ewig verschlingendes/ peinliches „und graͤuliches gesichte des todes und der fin- „sterniß/ u. s. f. Wie moͤchte ers klaͤrer auß- sprechen? GOtt behuͤte alle glaͤubige men- schen vor solcher hoͤllen und verdam̃niß! Jch solte diß wol weiter außfuͤhren/ aber mir daͤucht es gnug zu seyn zu zeugen von deiner verkehrt- heit oder grossen unverstand. Von den Engeln. Du woltest auch wol seinen sinn von den Engeln gerne verdrehen und verkehren. Denn du machest einen frembden schluß aus deiner verkehrten meynung davon/ die keines weges mit seiner gleichet/ und koͤnte man hiervon weit- laͤufftig mit dir handlen/ wenn es noͤthig waͤre. Denn also sagt er/ in seiner entschuldigung an die Graͤffin von Embden (wiewol du diese auch gern woltest verdaͤchtig machen/ als ob sie seiner meynung nicht gleich waͤre/ welches aber falsch ist) zum vierdten: Daß keine „Engel seyen/ sondern lustige menschen: da „sag ich auch nein zu/ hab solches nie aus mei- „nem munde noch in schrifften lassen außge- „hen/ und halte kurtz um davon/ so wie der „Heil. Geist und die Schrifft bezeuget. Und „weiset daselbst nachfolgende schrifft-stellen „an/ als: 1. Buch Mos. XIIX. Jesa. XL. Dan. IV. Malach. II. III. Esdr. I. Marc. I. Psalm. XCVI. CIII. Hebr. I. Offenb. Joh. X. u. f. Was wilstu nun weiter von ihm ha- ben/ ist es dir/ du Schrifftgelehrter/ nicht gnung/ daß er davon haͤlt/ wie die Heil. Schrifft zeuget; oder sol er bloß deine verkehrte auslegungen annehmen vor die zeugnisse der Heil. Schrifft/ das ist seine meynung nicht. Und hiermit faͤllt auch diese deine falsche verdrehung gantz dar- nieder/ nemlich daß sein sinn von den Engeln solte eine verleugnung der wahren Gottheit CHRisti seyn. Von den Teuffeln. Es scheinet auch/ daß du wilt des Teuffels Procurator, zungendrescher oder vorsprecher seyn/ und sein recht tapffer gegen den David Joris vertheidigen. Denn es kommt mir e- ben nicht frembde vor/ weil er auch von CHRisto ein luͤgner erklaͤret ist; Derohal- ben weil du seiner art folgende in diesem buͤch- lein wol bezeiget hast/ daß du ein liebhaber der luͤgen bist/ so ists kein wunder/ daß du den vater der luͤgen so hefftig wilst vertreten/ und seine Macht ausbreiten. So viel Da- vids meynung von den Teuffeln belanget/ bekeñe ich wol/ daß selbe nicht ist wie deine/ noch auch/ wie er so lange von vielen abgeschildert ist. Deñ er achtet und haͤlt/ daß die macht des teuf- fels ausser oder ohne dem menschen an dem men- schen nichts sey. Doch wer einen andern und maͤchtigern teuffel wil haben/ den laͤst er dabey bleiben/ und wil darum (spricht er) nicht zancken oder streiten. Was hastu/ Ubbo/ denn damit zu thun/ weil du deinen teuffel wol magst behal- ten/ was vor einen sinn David auch von den teuffeln habe? Liebe/ kuͤsse und lecke deinen teuf- fel/ und prahle damit/ so lange dirs gut daͤucht/ und halt ihn nur frey vor dich in so grossen wuͤr- den/ als du wilt/ ich wil/ noch begehre deinen teuffel nicht zu ehren/ zu dienen noch zu fuͤrchten. Doch damit der unpartheyische Leser Davids meynung hierinn auch mag wissen/ so ist diß sei- ne meynung: daß der teuffel/ vor dem man sich uͤberall huͤten muͤsse/ wie scheußlich man ihn auch abmahlet/ unsern fleischlichen augen nicht so abscheulich oder abkehrisch/ heßlich und scheußlich ist (ach sagt er: wenns nur so waͤre) sondern ist uͤber alles fleisches verwundern sehr schoͤn/ versuchend und an sich lockend. Darum/ wenn er dein feind ist (wie du dich anstellest) und wilt ihm wiederstehen/ so nim̃ ihn darinn wahr/ nemlich alles/ was deinen fleischlichen augen schoͤn/ herrlich/ lieblich und lustig oder begierlich wolgefaͤllet/ alles was nur zu sehen/ oder dir be- liebig ist/ derselbe zug ist aus dem teuffel/ und der Sathanas selber. Der Teuffel ist auch (spricht er) ein Geist/ das ist/ unbegreifflich/ und viel weniger sichtbarlich/ der mit dem Geiste der weißheit/ des lichts und erkaͤntniß GOttes soll und muß erkannt werden. Die macht des teuf- fels/ sagt er/ ist ausser dem menschen und GOt- tes gramschafft nichts und ohne einiges ver- moͤgen. Denn er ist nichts als luͤgen und eitel- keit/ sintemal CHRistus der schlangen den kopff zertreten/ und dem tode seine macht ge- nommen/ und das leben ans licht bracht hat/ den Teuffel gebunden/ und zernichtet in allen Glaubigen. Darum will er/ daß man ihm mit dem Glauben soll wiederstehen/ sich fuͤr ihm nicht grauen lassen noch fuͤrchten/ sondern allein GOtt/ den HErrn der Heerscharen sol man fuͤrchten/ ehren und dienen. Darum sagt er (im buch/ da er von des Sathans art und auß- gang geschrieben/ mit diesem titel: Nehmet“ wahr/ das Buch des Lebens ist mir auffge-“ than/ u. s. f. welches von dir wol mag gelesen“ seyn/ und angefuͤhret/ aber verkehrt verstanden ist) B. 5. Leget nun ab all euren herrlichen zierath/“ eure freude und froͤlichkeit. Aber das verste-“ het ihr nicht/ nemlich darinn/ darinn eure freu-“ de und froͤligkeit/ euer muth/ lust und leben ste-“ het/ und sehet/ wo dann der teuffel seyn wird.“ Leget ab alle gemaͤchligkeit/ schoͤnheit und“ interesse des fleisches und der welt; sehet/ wor-“ inn er wird sitzen bleiben. Legt ab allen neid/“ bitterkeit und zorn/ geitz/ hoffart und alles“ boͤse/ das aus den alten menschen herkom̃t;“ sehet dann/ was vor ein teuffel da zu finden“ seyn wird; oder ziehet was verschabtes oder“ heßliches an/ besonders uͤm das haupt und“ an die fuͤsse/ habt unreine oder stinckende na-“ men/ besehet/ wo dann der teuffel seyn wird/“ wer euch alsdañ quaͤlen oder lust an dem wesen“ in euch haben wird. Ey lieber! sehet dann“ doch/ worinn sich der teuffel auffhaͤlt/ ich mey-“ ne das wesen solches grossen namens/ das man“ also Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „also ehret/ lobet und gefallen drinn hat und „suchet. Pfuy des abgruͤndlichen/ betrieg- „lichen/ luͤgenhafften wesens. Ferner: Weñ ihr „mit solchem garstigen habit gekleidet/ schwartz „und ungeputzet seyd/ so wollt ihr ja nicht gern „ans licht kommen/ warum dann? das wisset „ihr/ daß euch der teuffel selber solches nicht „rathet/ und es nicht gern anschauet. Denn „darinn vergehet alle seine lust/ seine herrlig- „keit und leben. Besehet/ besehet/ wer hier nun „der teuffel ist/ und wie ein teuffel hier den an- „dern als gleiche bruͤder unterthaͤlt. Siehe „nun/ o mensch/ worinn er verborgen und leben- „dig bleibet? Sehet ferner/ seyd ihr kranck „(sag ich) grindigt und miserabel, am fleisch „von aussen greulich/ und zumal/ wenn sichs „offt veraͤndert: Sehet dann/ was vor ein „teuffel/ oder was vor fleisch sich in euch belu- „stigen oder anschauen wird. Ey lieber! sehet „doch zu/ worinn der teuffel seinen hinterhalt „hat/ ob er auch je erscheinen wird/ wenn die ge- „faͤlligkeit des suͤndlichen fleisches/ das alte ver- „fluchte vergaͤngliche wesen gantz weg waͤre/ „sehet und mercket/ worinn er sitzet/ worinn ihm „gedienet und man ihm fußfaͤllig wird. Ge- „schicht es nicht in gefaͤlligkeit/ schoͤnheit und „wolluͤsten/ in den begierden und zug des flei- „sches/ in auffgeblasenheit/ hoheit/ duͤnckel/ „gierigkeit und in eigen liebe/ darinn er fest und „lebendig bleibet? Wird er nicht in gold und „silber/ und in allen koͤstlichen zubereiteten zier- „rath geehret und gefuͤrchtet? Sind das nicht „hoͤlen/ darinn er in den toͤdtlichen menschen „fast durch und durch eingegruͤndt liegt/ und „sich in der eitelkeit und vergaͤnglichkeit auff- „haͤlt? Wie lange sol er von euch angebetet/ „und wider GOtt gestaͤrcket und zu felde ge- „bracht werden. Hierum wollet ihr mit ihm „nicht in ewigkeit zu nichts werden; so leget „denn diese eure eigenliebe und vorsichtigkeit/ „alle eure gefaͤlligkeit/ euren willen und begier- „den im fleische ab/ und achtet auf niemand/ eh- „ret noch preiset niemand/ hoͤret und begehret/ „noch liebet niemanden/ als den lebendigen „Gott/ und unsern HErrn JEsum Christum/ „den allerschoͤnsten; hanget doch niemanden „ausser ihm (gebenedeyet) an/ machet nie man- „den groß/ lobet niemanden denn allein den e- „wigen Gott/ wuͤnschet von niemanden/ denn „von ihm gebenedey et zu seyn/ belustiget euch „in nichts/ denn darinn er ruhet und wohnet; „Derselbe sey euch eine freude und froͤlichkeit/ „nur uͤm der klarheit eures GOttes und seiner „gerechtigkeit willen/ daß ihr darinn einsehet/ „und uͤm den H. Geist/ der darauff ruhet/ dariñ „machet euren Gott groß/ und lobet den HErꝛn „der Heerscharen in seinem Heil. Namen/ den „last allein/ sag ich/ euch ein schrecken und beha- „gen oder gefallen/ eine lust/ freude und froͤlig- „keit in eurem hertzen seyn. Aber warum? Al- „les andere ist lauter nichts/ das nicht GOtt „ist. Habt acht drauff! Und ist es denn lauter „nichts ohne GOtt/ so machet den HErrn eu- „ren Gott und Schoͤpffer aller creaturen allein „groß/ und habt ihn (gebenedeyet) von gantzem „hertzen uͤber alles lieb/ aus allen euren kraͤfften „und vermoͤgen/ von gantzer seelen/ und euren „naͤchsten (euer fleisch/ das mit euch eines sin- „nes ist) als euch selber/ u. s. w. Nun frag ich/ o Ubbo Emme/ wer sich also nach Davids rath schicket/ darff der sich auch wol vor dem teuffel fuͤrchten? Hat der teuffel an solchen auch macht? Sihe/ also hat David wollen Gott groß machen/ und den teuffel ve r- kleinern/ damit nicht der teuffel/ sondern GOtt gefuͤrchtet/ gedienet und geehret werden moͤchte. Gesetzt nun/ daß David in seiner meynung und verstand vom teuffel moͤchte irren/ muß er deß- wegen so heßlich abgeschildert/ gelaͤstert und ge- scholten werden/ wie du thust? So er gesucht haͤtte die macht GOttes zu verkleinern/ oder zu nichte zu machen/ so wolt ich dir zugestehen/ daß du ihn moͤchtest schelten; Nun er aber suchet al- lein dieselbe groß zu machen/ was ist doch mit dem teuffel zu thun? Daruͤm/ bist du von des teuffels saame und bluͤthe uͤberblieben/ so magst du vor ihn antworten/ und seine macht so hoch ruͤhmen als du wilt/ die Glaubigen sollen den- noch vor ihm nicht erschrecken/ noch ihn foͤrch- ten/ wie schrecklich und scheußlich du ihn auch magst abmahlen und abschildern/ deñ mit Got- tes huͤlffe werden sie leichtlich allen seinen an- schlaͤgen wiederstehen/ sie zerbrechen/ zu nichte und zu schanden machen koͤnnen/ so daß er ihnen nichts wird schaden/ noch sie verletzen duͤrffen/ ob er gleich rund um sie her gehe mit offnem maul/ und als ein grimmiger loͤwe suchende sie zu verschlingen. Drum sehe ein jeglicher wol zu/ daß er sich selbst zu keinem teuffel mache. Von der Hoͤlle sehe ich auch/ daß du/ Ubbo/ Von der Hoͤlle. Davids meynung nicht besser verstehest/ als du seine meynung von der aufferstehung verstan- den hast/ und dennoch schiltest uñ laͤsterstu seine meynung nach deiner gewohnheit. Aber/ ich muß dich fragen/ ist das deine meynung/ wenn die schrifft von der hoͤlle oder verschiedenen oͤr- tern handelt/ daß sie allein rede von einem sicht- barlichen ort/ da die sichtbaren teuffel allein re- gieren und das regiment haben/ die unglau- bigen mit ewiger pein zu quaͤlen? Jst/ sag ich/ diß deine meynung von der hoͤlle/ und daß die schrifft von keiner andern hoͤlle rede/ so glaub ich/ daß du mit Davids meynung nicht wol uͤbereinstimmen kanst/ auch deine meynung mit der schrifft nicht accordi re. Diß muß a- ber nothwendig eine andere hoͤlle seyn/ davon geschrieben stehet/ daß GOtt in die hoͤlle fuͤhre und wieder herauß/ daß er toͤdte und mache le- bendig/ daß er schlage und koͤnne heilen. Jtem/ da der Psalmist von sagt: Es waͤre um ein klei- nes zu thun/ meine seele waͤre in der hoͤllen blie- ben. Jtem/ davon Jonas sagt: Jch sanck nieder zu der berge grund/ die erde hatte mich verschlossen ewiglich/ du aber hast mein leben aus der hoͤlle gefuͤhret/ ꝛc. Jtem/ Hiob: Die hoͤlle ist mein hauß/ u. f. Jch bin niedergefah- ren in die tieffe der hoͤllen/ u. f. Wenn du nun hievon deine meynung etwas deutlicher wirst erklaͤret haben/ so wil ich dir auch klaͤrer be- weisen/ daß du David unrecht thust/ indem du ihn so schaͤndlich laͤsterst und außschiltest/ wie du thust/ ja ich werde beweisen/ daß seine meynung nicht ungleich sey der schrifft mey- nung. Aber/ sage mir doch/ wer hat dich“ zum erkenner seines hertzens gemachet/“ weil du sagen darffst/ daß der ertzboͤse-“ wicht (sind das nicht liebliche namen aus“ einem Christlichen hertzen herkommende) sein“ lachen Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „lachen nicht haben lassen koͤnnen/ wenn er vom „teuffel und von der hoͤlle so schrecklich geschrie- „ben/ und allen gottlosen/ das ist/ seinem Geist „ungehorsamen/ damit so graͤulich gedrohet „habe? Hier bekennestu gleichwol mit deut- lichen worten/ daß er den gottlosen (abermal fuͤgstu darzu/ daß es die seyen/ die seinem Geist nicht gehorsamen) mit dem teuffel und der hoͤl- le so schrecklich gedrohet habe; hat er solches ge- than/ wie du selbst sagest/ wie kom̃ts/ daß du wider seine worte seine meynung anders deu- test? Setzest du dich hier nicht an Gottes statt/ und wilst dich selber machen zu einem/ der des menschen hertzen kenne? Oder ist dirs erlaubet/ eines andern worte außzulegen nach deinem verkehrten hertzen? Nim̃ dich wol in acht/ o Ubbo Emme/ daß du nicht in sothanige hoͤlle gerathest/ wofuͤr David den gottlosen warnet/ und damit draͤu- et; gewiß ich sorge/ daß es daselbst nicht mit blossem lachen und spotten uͤber dich hergehen werde. Denn/ sagt David im neuen wunder- buch/ an dem von dir angefuͤhrten/ aber listig verschwiegenem orte P. 2. c. 97. Lit. B. am en- „de: Von oben niederwerts fallen/ ist in den „abgrund der hoͤllen fallen/ das ist/ nicht allein „in ein gottloß sterbend wesen fallen/ sondern „auch in Gottes ewigen zorn und greuel/ nem- „lich/ in alle pein und leiden des ewigen feuers/ „des unaußloͤschlichen zorns und ungnade Got- „tes kommen. Es wird sich so befinden. Hier- „mit gnug. Jtem: Cap. 9. 8. Der abgrund „(wie gemeldt) ist das unterste der hoͤ l len/ ein „ungruͤndlich/ ewig/ unvergaͤnglich/ verlohren „wesen/ der seelen nichtigkeit/ des obersten der „teuffel und groͤsseste todes-finsterniß/ und „graͤulichstes wesen. Gleich wie der tod das „ende und letzte im sterben ist/ und alle krafft „und macht/ licht und leben gantz wegnim̃t/ „auß-und zunichte machet; eben also ist der ab- „grund das ende/ der außgang/ das unterste der „hoͤllen/ die aͤusserste finstern ß/ ein ewig-ver- „lohrnes/ abfallendes/ graͤulichstes und pein- „lichstes wesen/ ein unendlicher eingang der „leidenden bitterkeit und vermaledeyung/ eine „verschlingung des ewigen todes und seines „feuers grausamkeit/ u. s. w. Wer nun solche hoͤlle nicht achtet/ die David hier beschreibet/ der mags lassen. Die frommen werden sich nach Davids meynung so anstellen/ daß sie durch Gottes gnade davon errettet werden. Was hievon mehr solte gesagt werden zur vernich- tung der luͤgen-schrifften Ubbonis/ das sol ge- schehen/ wenn er seine meynung auff meine vor- hergehende frage wird beantwortet haben/ so sollen seine luͤgen und unwarheit noch klaͤrer er- hellen und entdecket werden. Von dem Himmel. Was Davids sinn von dem Himmel und wohnstaͤtten der gottseligen sey/ kan der Leser klar gnug befinden in denen von dir/ Ubbo/ an- gewiesenen stellen/ so er selbige nicht mit ver- kehrtem und gebrochenem sinn (wie du gethan) wird lesen/ aber auch wol auffmercken auff das/ was vor-und nachfolget/ deßwegen es unnoͤ- thig sie allhier zu erzehlen; Nur wil ich die Le- ser gebeten haben/ so sie es nicht vollkoͤmmlich/ vor als nach verstehen koͤnnen/ daß sie sich im urtheilen nicht vergreiffen/ sondern seinem gu- ten rath erst nachkommen/ nemlich sich nicht vergnuͤgen zu lassen mit diesem irrdischen ver- gaͤnglichen wesen und leben/ so werden sie schon zum rechten verstand kommen. Doch/ damit die Leser nicht meynen/ als ob sein sinn davon so frembd gewesen sey/ sollen sie gedencken/ daß ich hiervon aus seinen schreiben gewisse stellen erzehlet/ da er saget/ daß er mit freuden begehret habe nur ein bratspieß-wender oder unterkoch (kuͤchjunge) oder thor-huͤter zu seyn im hause des HErrn. Daraus denn wol erscheinet/ daß er davon nicht so halte/ als Ubbo vorbringen darff. Deßgleichen wolle der Leser auch nachsehen die von Ubbo angefuͤhrte stelle von dem Reich CHRisti und GOttes p. 82. und so er selbe gantz und vollkommen lieset/ wird er befinden/ daß er mit der schrifft uͤberein kom- me/ und du Ubbo/ in sehr grossen unverstand steckest/ oder mit allem willen gesuchet hast dem David zu wiedersprechen. Was du ferner von den 3. unterschiede- Von den 3. altern im volck Gottes. nen altern im volck Gottes wilst vorbrin- gen/ das ist gnug wiederleget in 2. buͤchlein wider Coornhert außgegangen (der sich auch dran gestossen) auffs 12te hauptstuͤck/ deßwe- gen es hier unnoͤthig zu wiederholen. Und ist wol recht plump und grob/ daß man nicht kan oder wil begreiffen/ daß CHRistus mag ver- klaͤrt/ oder verklaͤrter außgesprochen und gezei- get werden/ und nichts desto weniger derselbe CHRistus Gottes Sohn/ derselbe Geist und Warheit bleibe. Und ist ferne von Davids mei- nung/ daß du ihm wilst andichten/ wie er sich uͤ- ber CHRistum setze/ welches hier vorn gnug wiederleget ist. Deßgleichen faͤllt auch diß dein gebaͤu in die aschen von dem unterscheid/ den du machen wilst/ zwischen CHristo und Christo David/ sagende: Daß er mit Christo David sich selbst meine/ welches doch falsch/ und von dir zum wenigsten mit keinem angezeigtem orte bewiesen wird/ sintemal er allda von keiner aͤus- serlichen person handelt/ wie solte er sich dann damit selber meynen oder aussprechen. Weil du dich aber beruͤhmest von einem sonderlichen tractat, den du unter handen habest/ darinn du diß deutlicher meynest zu beweisen/ so wollen wir die laͤngere außlegung hievon so lange an- stehen lassen/ und verhoffen deine verdrehun- gen alsdann (mit Gottes huͤlffe) so klar zu ma- chen/ daß ein jeder deine luͤgen wird sehen und tasten koͤnnen/ und erkennen/ von was vor ei- nem geist du getrieben werdest. Und sey vor dißmal gnug/ dem Leser nur deinen unverstand hierinn angewiesen zu haben/ daß du Davids worte verkehrest/ und verkehrt verstehest/ indem du sie nicht hast gelesen zu solchem ende/ als dir haͤtte zu thun gebuͤhret. Dieweil ich denn nun klaͤrlich gezeiget habe/ daß du Ubbo Emme alle scham an die seite stellende durch offenbahre luͤgen/ falsche ca- lumni en/ verdreh-und verkehrungen seiner wor- te gesuchet hast/ nicht allein des David Joris leben und lehre/ sondern auch denjenigen/ die du Davidianer nennest/ zu wiedersprechen/ sie stin- ckend/ schwartz und veracht bey jedermaͤnnig- lich/ und besonders bey den Obrigkeiten zu ma- chen; so wil ich nun auch einmal kuͤrtzlich exa- mini ren das/ was du sagest/ daß es die vor- nehmsten fundamenta seyn/ damit David seine lehre (welche du ungeheuer und gotteslaͤster- lich/ auch beyde der vernunfft und der heiligen schrifft gantz zuwider nennest) zu befestigen/ und Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. und sie der welt auffzudringen/ und weiß zu ma- chen sich unternommen habe. Selbige puncte aber hierzu von dir erzehlet p. 136. 137. beste- hen hierinn: Daß der Glaube nicht auff gewis- sen artickeln stehe/ oder im geschriebenen worte: Daß der beweißthum in glaubens-sachen aus der H. Schrifft nicht noͤthig/ auch nicht moͤge darauff gedrungen werden; Ja/ daß man die spruͤche der H. Schrifft/ oder des gesprochenen und geschriebenen wortes muͤsse aus den augen setzen/ wolte man zum rechten verstand und glauben kommen/ denn das geschriebene wort sey nur buchstaͤblich; Darauß (sagstu) folge denn: Daß das lesen und betrachten der Heil. Schrifft gantz unnuͤtze und unnoͤthig sey/ ja wol zuweilen schaͤdlich/ und fuͤgest noch dabey/ daß es seine beste discipel grob gnug gesponnen haͤt- ten/ welche wol oͤffentlich haͤtten sagen duͤrffen: Sie wolten/ daß alle Bibeln auff erden ver- brannt oder sonst nur weg waͤren/ und derglei- chen/ und fuͤhrest zu solchem beweiß (von den Discipeln) an das geschwaͤtz des Nic. Bles- dicks/ dessen sagen oder schreiben eben so luͤgen- hafft ist als das deine. Diß dein vorbeschriebe- nes sagen aber bestehet kuͤrtzlich in 2. puncten/ nemlich: Daß der Glaube nicht in gewissen ar- tickeln/ oder gesprochenen und geschriebenen worten bestehe/ und: Daß die Heil. Schrifft gantz unnuͤtze und unnoͤthig sey/ und nichts gelte in glaubens-sachen. So viel das erste anlanget/ kan man hier nachschlagen das von dir angewiesene buͤch- lein/ welches titel ein wenig anders ist/ als du ihn setzest/ doch aber dasselbe/ das du meynest/ „der titel heist also: Eine saͤuberliche Beweiß- „Rede/ wobey man mercken/ wissen/ kennen „und sehen kan/ wo oder bey wem der rechte „Glaube ist/ oder der sich deß ruͤhmet/ darunter „zustehen bedencken mag. Der Leser wolle es von anfange lesen/ den sinn desto besser zu ver- stehen/ und allda wird er auch diese worte Da- vids also stehende finden: Der Glaube JEsu „CHristi/ daß ihrs verstehet/ ist kein gespro- „chen/ zuͤnglich wort/ sondern eine ewige wahre „krafft/ ein goͤttlich werck und geistliche art der „natur Gottes wider alles fleisch/ niemanden „kenntlich/ denn der ihn empfaͤhet/ bestehet „auch nicht (merckt hierauff) in einigen sonder- „lichen artickeln oder gesprochenen worten/ „sondern allein in dem wahren/ gerechten/ ewi- „gen/ lebendigen GOtt/ und seinem CHristo. „Sehet/ den zu erkennen ist eine vollkommene „gerechtigkeit/ ja das ewige leben. Wer also „den allerheiligsten glauben empfaͤnget/ der em- „pfaͤhet GOttes art/ Geist und wesen/ und sei- „nes CHristi wahre gerechte erkaͤntniß/ die „wurtzel der unsterbligkeit/ ja zugleich mit in „sich das ewige leben/ wird ihn auch wahrhaff- „tig von seinem leibe nicht nach dem maaß/ son- „dern uͤberfluͤßig zur lebendigmachung fort- „fuͤhren. Der mund des HERRN hats ge- „sagt/ u.s.w. Leset weiter fort noch 1. oder 2. blaͤtgen zu desto besserm verstand. Sihe/ Leser/ ist das nun |so schlim̃ geredet? Hat ers hiemit verschuldet/ so verachtet/ gelaͤstert und geschol- ten zu werden. Aber dich nur zu betriegen/ bringt Ubbo Davids schrifften/ halbirt und bey den haaren herzugezogen/ vor. Wenn man sie aber setzet/ wie sie stehen/ und du hier hoͤrest/ so wolte ich wol gerne hoͤren/ was er hierauff solte zu sagen haben. O Ubbo/ Ubbo/ wie kanst du dich entschuldigen/ weil du Davids wolgeredte worte also zum aͤrgsten und gott- losesten außlegest. Warum setzest du sie nicht/ wie sie stehen/ oder laͤssest das vornehmste draus weg. Der Leser suche die andern angezeigten stellen auch nach/ und lese/ was vor und nach stehet/ so wird er bald sehen/ wie verkehrt du Da- vids meynung außlegest/ und zum aͤrgsten ver- drehest. Betreffend den 2ten punct/ wie nemlich Da- vids lehre sich solle darauff stuͤtzen: Daß die Heil. Schrifft gantz unnuͤtze und unnoͤthig sey/ und in glaubens-sachen nichts gelte; Diß dein geschwaͤtze ist gantz falsch uñ lauter unwarheit/ und wird aus keiner deiner angefuͤhrten stellen koͤnnen bewiesen werden. Solte er die Schrifft haben verachtet und verworffen/ wie du sagest/ wozu solte er denn selbige in allen seinen buͤchern erzehlen/ seine reden drauff gruͤnden/ und darzu anweisen/ und zu jedwedem sagen: Leset/ leset/ leset? Mich daͤucht/ du must recht blind gewest seyn/ indem du es nicht hast sehen koͤnnen/ und dennoch sagest/ das Wunder-Buch (benebenst andern Schrifften) selbst gelesen zu haben/ dar- inn diß uͤberfluͤßig und in vielen stellen erzehlet stehet. Doch bekenn ich gern seiner meynung zu seyn/ und halte es auch vor warheit/ daß die geschriebene schrifft/ so sie in allen nur nach dem buchstaben verstanden wird/ ohne den wahren geist und sinn CHristi/ krafftloß sey; Aber da- mit wird die H. Schrifft (die er mit einer feinen/ reinen magd/ oder viel tugendsamen/ erbahren frauen vergleichet) nicht verachtet/ wie du un- verschaͤmt sagest; sondern seine meynung ist/ daß man mehr auff den sinn und geist der war- heit/ so uns die schrifft offenbahret und anweist/ sehen solle/ denn auff den blossen buchstab/ wel- cher ohne den wahren Geist todt ist/ wie ge- schrieben stehet: Der buchstabe schlaͤgt todt/ aber der Geist machetlebendig. Hievon handelt er weitlaͤufftig gnug mit dem Herrn à Lasco: Aber (sagt er fol. 24. d. ) hierum wollen wir“ auch keinen streit/ scheelsucht oder uneinigkeit“ machen/ stehet ihr mir nur allzeit den sinn des“ Geistes in der warheit/ und ich euch die buch-“ staͤbliche schrifft zu/ allein daß wir den alten“ menschen nur suchen zu toͤdten/ den teuffel mit“ unserm Gott unter die fuͤsse zu kriegen/ die welt“ mit unserm Glauben zu uͤberwinden/ den tod“ in den sieg durch das leben zu verschlingen/ von“ hertzen wiedrig/ boͤse oder feinde zu werden wi-“ der die boßheit und ungerechtigkeit/ besonders“ der inwendigen/ nemlich der geistlichen boß-“ heit/ welche der gerechtigkeit Christi in dem“ geist (die durch den heil. Glauben komt) am“ meisten zuwieder ist/ weil sie mit dem sinn des“ hertzens und verstandes auffs hoffaͤrtigste ge-“ schicht/ und (der mensch) nicht so viel reue und“ schuld davon machet/ als wenn er neid/ geitz/“ unkeuschheit/ dieberey/ todschlag und andere“ boßheiten im hertzen traͤget. So lange er“ keine offenbahre boͤse stuͤcke treibet/ die wider“ den aͤusserlichen menschen auffs genauste ge-“ schehen/ so duͤncket er sich nicht so heßlich“ und verwerfflich zu seyn/ u. s. w. Leset wei-“ ter. Hier siehest und hoͤrest du gleichwol/ daß er die buchstaͤbliche schrifft nicht verachtet/ sondern zustehet/ so fern man ihn auch den A. K. H. Vierter Theil. P p sinn Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. sinn des Geistes in der warheit zustehet/ al- lein daß wir nur den alten menschen suchen zu toͤdten u. s. w. welches das vornehmste ist/ das uns die schrifft lehret/ so ich hoffe/ das du nicht leugnen wirst. Wie kanst du denn nun sagen/ daß er die schrifft verachte? Es ist sehr weit davon/ daß er sie solte verachten/ sondern er haͤlt sie in grossem werth/ aber so/ daß man auch trachte zu thun/ was uns die Schrifft leh- ret. Jn einem tractaͤtlein/ so titulirt: Eine selige lehre vor die hungerige bekuͤmmerte seele/ sagt er Bb. 5. also: Wozu ist GOttes „wort oder gebot außgegangen? Warum ist „sein gesetz oder lehre gegeben/ und alle dinge „in die Schrifft geschrieben? Jst es nicht zu „unsrer lehre geschrieben? damit die unwei- „sen moͤgen weißheit lernen/ und die unwissen- „de oder unverstaͤndige erkaͤntniß empfangen/ „und wissen/ was GOtt wolle gethan haben/ „und insgesamt darinn finden koͤnten/ daß „nicht mehr denn ein GOTT und HERR/ „und ein Geist des guten waͤre/ der in eines „jeglichen hertze mit einer klarheit/ und der „wahrheit aͤhnlichem gleichniß/ den sinn oder „willen GOttes vorbilde/ darinn GOTT „wahrhafftig befunden wird: Daß sie auch „aus dem zeugniß der schrifft solten GOtt su- „chen/ trost und huͤlffe in ihrem elende und ge- „brechligkeit empfangen. Ferner ward auch „die Schrifft von GOtt den menschen einge- „blasen/ und zum dienst den duͤrfftigen gege- „ben/ nicht nur GOttes wort zu schwaͤtzen/ „oder die buchstaben außwendig zu lernen; „nein/ das ist der sinn GOttes oder CHristi „in ihnen nicht gewest; darum kenn ich sie „auff die art nicht mehr nach dem fleisch in „dem buchstaben/ denn sie ist kein buchstab/ „sondern geist und will/ daß wir sollen thun/ „thun/ ja thun/ was sie uns heisset/ und uns „nicht nur genau an die worte von aussen „halten und sie so leer lassen/ sondern kraͤfftig „im hertzen empfangen/ und mit gutem willen „und gefallen thun/ und derselbe empfaͤnget „GOttes wort und bewahrets/ aber nicht „die andern/ die verwerffen es. Denn es ist „nicht in die hand empfangen/ noch in den „mund; nein/ sondern in ein glaͤubig/ gutwil- „lig/ niedrig hertze/ darinn es allein kraͤfftig/ „lebendig und wirckend auffgehen sol. Die- „net (sagt er weiter) die Schrifft auch sonst „irgends wozu? oder gibt sie uns einen an- „dern rath? als daß wir sollen ablegen alle „ungerechtigkeit oder schalckheit/ den alten „menschen mit seinen wercken/ und verneuret „werden im Geist des Glaubens/ damit wir „selig werden moͤgen. Darum sagt sie uns/ „daß wir uns sollen waschen/ reinigen/ und „das gottlose wesen von uns thun/ das boͤse „hassen/ und das gute lieben als kinder der „gerechtigkeit und wahrheit/ die ihren HErrn „und Vater gehorsam oder gleich genaturt „seyn muͤssen/ ihn lieb haben/ hoͤren und fol- „gen uͤber jedermann. Jsts auch wol an- „ders? Wer also in der liebe wandelt und „bleibet im gehorsam/ erfuͤllet der nicht das „Gesetz und die Propheten? Sehet drauff! „kan sie denn niemand halten/ er muͤsse denn „die Schrifft nach den buchstaben wissen/ „und von aussen koͤnnen? Wer ist/ der sol- „ches wol halten solte? Stunde darinn wol die weißheit und erfuͤllung des Gesetzes und“ der Gebote GOttes? Aber nun ist uns ein“ kurtzes wort bereitet/ ein neu gebot/ nem-“ lich die Liebe/ welche ist das Gesetz Christi/“ die in der glaͤubigen/ gottsfuͤrchtigen nie-“ drigen hertzen mit dem finger GOttes ge-“ schrieben wird/ da das testament/ oder die“ verheissung der erbschafft auffhoͤret oder ein-“ geschlossen ist/ u. s. w. Sihe/ lieber Leser/ hier hastu den sinn und meynung des David Joris deutlich und klar gnug. Fallen also hiermit nicht alle Ubbo- nis verkehrte außlegungen der worte Davids platt darnieder? Verachtet David die Schrifft darum/ daß er sagt/ sie sey geist/ und kein buchstab? Darum/ daß er sagt (frag ich noch einmal) daß es nicht gelegen ist an den buchstaben außwendig zu lernen und zu hal- ten/ sondern/ daß mans sol thun/ thun/ ja thun/ was sie uns heisset/ u. s. w.? Jst das gesagt (wie Ubbo Davids worte außlegt) daß die Schrifft gantz unnuͤtze und unnoͤthig sey in glaubens-sachen? ja wol gar zuweilen schaͤdlich? Siehe nun/ lieber Leser/ wie weit die meynung Davids und Ubbonis differi- ren. Jch wolte wol noch viel mehr stellen aus Davids schrifften vorbringen/ und dar- aus noch weitlaͤufftiger erweisen/ wie seine meynung sey/ daß wer GOttes wort und leh- re habe/ derselbe GOttes wort auch thue/ und nach der lehre CHRisti lebe; ich unterlasse aber solches uͤmb der laͤnge willen/ und ist mir gnug/ daß ich mit Davids eignen wor- ten Ubbonis falsche verdrehungen gezeiget und bewiesen habe. Doch ich muß ihn auch ein- mal fragen/ ist der buchstabe der Heil. Schrifft so klar/ und allein noͤthig/ daß man sie uͤberall allein nach dem blossen buchstaben verstehen muͤsse/ worzu dienen alle die vielen buͤcher/ commentari en und außlegungen/ die seine Haupt-Lehrer daruͤber geschmiedet/ und noch taͤglich von ihnen gemacht werden/ die so groß und manchfaltig sind/ daß viele pferde die- selben nicht wol solten fortschleppen/ und auch ein mensch schwerlich sein lebtage alle wird auslesen koͤnnen? Entweder sie muͤssen ver- gebliche wercke gethan/ oder nach Ubbonis geschwaͤtze die Schrifft verachtet haben? Was Ubbo weiter auch sagt: Davids geist/“ der ihn im traum des nachts/ und im ge-“ sichte bey tage lehret und einleuchtet/ der ist“ und gibt diß alles; Darauff mag der guͤtige Leser unpartheyisch nachlesen die von Ubbo angefuͤhrte oͤrter/ er wird darinn das nicht fin- den/ was Ubbo daraus durch seine falsche ver- drehungen mit gewalt ziehen wil. Denn da- selbst wird nicht ein wort von David Joris/ noch von seinen traͤumen oder gesichten im ge- ringsten beruͤhret/ sondern er handelt und be- weist allda/ daß die rechten Lehrer das wort des lebens (welches CHRistus ist) predigen und lehren; und sagt/ daß das geschriebene wort ohne den rechten sinn CHRisti niemand le- bendig oder fromm mache/ und die seele nicht befreye/ reinige oder heilige/ und wei- set daselbst also den unterscheid zwischen den blossen und geschriebenen buchstaben und den wahren sinn der schrifft an. Jch habe euch vorn gnug bewiesen/ wie es falsch sey/ was Ubbo hier p. 137. wiederum sagt von der be- ruͤh- Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium. \&c. „ruͤhmung Davids/ nemlich/ daß er solte der „Meister seyn/ den CHRistus verheissen/ und „daß sein Geist nicht irren koͤnne/ und der- „gleichen laͤsterliche reden mehr. Denn/ so man die stellen nachsuchet/ wird der Leser inne werden/ daß dieselben nicht von David Joris person oder geist vermahnen/ sondern daß er uns weiset zu dem einigen rechten wahren Geist/ wort/ sinn und meynung GOttes/ und mit einem wort zu sagen/ der gutige Leser wird befinden/ daß David Joris unsern HErrn JEsum CHRistum in allen seinen schrifften ehret und großmachet/ und demselben es zu- schreibet (wie es billich und recht ist) daß wir durch niemanden/ denn allein durch ihn (nem- lich CHRistum) zum leben ins reich GOttes kommen/ und sel i g werden koͤnnen/ daß er (CHRistus) ist der weg/ die wahrheit und das leben/ das licht der welt/ der trost der Hey- den/ die glorie oder der ruhm des Heil. Volcks Jsrael/ und alles/ was die Schrifft von ihm meldet/ und zuvor schon gnug erzehlet ist/ u. s. w. Sihe/ Ubbo/ hiemit wil ich nun scheiden von demem laͤster-und luͤgen-buch/ welches du mit laͤstern angefangen und vollendet hast/ ausspeyende den gifft der in deinem hertzen war/ welches sonst haͤtte vielleicht davon ber- sten muͤssen/ und wil dich mit kurtzen worten ge- beten haben/ du wollest es bestens von mir an- nehmen/ da ich (auff dein begehren) klaͤrlich gezeiget habe/ daß du ein luͤgner seyest. Ge- schichts nun/ daß du diß zu deinem nutzen ge- brauchest/ reu und leydwesen bezeugest uͤber deine missethat/ so sol mirs von hertzen lieb seyn; Wo nicht/ so wil ich dich GOtt befehlen/ und rathe dir/ daß du hinfuͤro erst deine eigene feh- ler/ und darnach die/ so unter deinen Glaubens- Genossen sind/ in wercken und in der lehre ver- besserst und wegnehmest/ ehe du andere be- schuldigest/ anklagest und verdammest/ und lassest andere/ die dich zu frieden lassen/ ihrem HErrn fallen und auffstehen. Nun ist hier alleine noch uͤbrig ein wenig zu sagen auff dein anerbieten/ das du thust an die Davidianer (wie du sie nennest) nemlich/ daß du selbige be- ruffest auff ein muͤndlich gespraͤch/ oder auß- fuͤhrliche und gnugsame bewaͤhrung deines schreibens/ p. 9. 56. und weiter. Hierauff muß ich dich erst fragen/ ob dir das auch ernst ist/ und wie du das meynest/ ists sache/ daß du eine muͤndliche conferenz meynest/ da man frey und ungeheuchelt seine meynung aussagen/ und vor jedermaͤnniglich oͤffentlich erklaͤren darff/ so wird sie dir nicht abgeschlagen auff nachfolgende condition, die ich dir erzehlen wil: Jsts aber/ daß du frey allein woltest reden/ laͤstern/ schelten nach deinem gefallen/ und uns woltest das maul stopffen/ oder allein das re- den lassen/ was dir und einigen partheyischen Commissarien belieben und gutduͤncken solte/ nach gewonheit einiger deiner mitbruͤder/ so- thanig gespraͤch wird dir abgeschlagen. Aber sofern die colloquen ten zu beyden seiten gleiche freyheit gebrauchen/ haben und geniessen moͤ- gen/ so ist man bereit zu erscheinen/ und mit dir und denen/ die du zu deiner huͤlffe begeh- rest/ muͤndlich zu sprechen/ und solche zahl als du wilt/ zu dir nehmen/ du seyest allein/ oder noch einer/ oder zwey oder mehr bey dir/ mit gleicher zahl wird man dir begegnen. Doch/ weil du nun David Joris person/ leben und lehre so greulich/ heßlich/ abscheulich und schaͤndlich mit deiner falschen und luͤgenhaff- ten feder hast abgeschildert/ daß nicht allein ehrliche und redliche leute/ die es durch un- wissenheit nicht besser wissen/ sondern auch viele von denen Obrigkeiten der Niederlan- den/ die noch nie etwas von Davids schrifften gelesen/ einen abscheu haben/ wenn sie ihn nur nennen hoͤren/ ja allbereit gaͤntzlich sothanige vorurtheile haben angenommen durch die ur- theile/ so uͤber ihn und seine lehre (ohne voll- kommen gehoͤr) ergangen/ daß deine und an- derer laͤsterer luͤgen vor warheit gehalten wer- den/ und man uͤber diß solche gute leute/ die Davids schrifften lesen/ und verthaͤdigen wol- ten/ nicht moͤchte zulassen/ sondern lieber als ein schaͤdlich gifft außrotten und zernichten solle/ wie einige deiner Bruͤder der Obrigkeit rathen; so stehet es dir zu/ wo es dir anders ein ernst ist/ bey den Obrigkeiten der vereinig- ten Niederlanden anzuhalten und zu erlan- gen/ daß solch gespraͤch frey zugelassen wer- de/ und selbige leute durch eine oͤffentliche schrifft des sichern und festen geleits derselben Obrigkeiten koͤnnen versichert seyn/ nicht al- lein wegen ihres lebens/ person und guͤtern; sondern auch/ daß man sie vornemlich frey und ungepruhet lasse reden und vorbringen zur verthaͤdigung des lebens und der schrifften Da- vids alles/ was ihnen gebuͤhrlich duͤnckt/ mit dem beding/ daß du und deine mithelffer eben so solt gehalten seyn/ das leben und leh- re deiner Lehrer/ Prediger und Scribenten auch zu vertheidigen und zu verantworten. Auch uͤber das dieses frey stehe/ das boͤse le- ben einiger derselben lehrer/ und die falschheit ihrer schrifften gleicher weise zu offenbahren/ oder auff die probe zu stellen/ damit offen- bahr werden moͤge/ bey wem die wahrheit/ und bey wem die luͤgen/ und von welchem baum die besten fruͤchte hervor kommen oder gekommen sind. Und damit solches in guter ordnung geschehen moͤge/ so sol dir frey stehen/ theses oder saͤtze von demjenigen zustel- len/ was du bewaͤhren wilst/ und mit war- heit meynest zu bestraffen an dem leben und lehre David Joris/ und das mit solchem fug/ wie es dir gut daͤucht. Jmgleichen/ daß auch uns sol frey stehen/ so viel theses mit solchem fug zustellen/ als es uns gut duͤn- cket von demjenigen/ was wir mit warheit zu bestraffen haben an deiner Lehrer leben/ schriff- ten und lehre; und wenn der erste punct dei- ner vorstellung wird abgehandelt/ und von uns beantwortet seyn/ daß du gehalten seyst auch den ersten punct unserer vorstellung zu beantworten/ ehe du weiter darffst fortfahren mit deinen beschuldigungen; und in solcher ordnung immer weiter und weiter. Und wenn du alles abgehandelt/ sol selbiges ohne eintzige beyfuͤgung gedruckt werden/ auch oh- ne eintzige vorrede/ es sey denn mit beyder bewilligung. Auff diese und keine andere condition begehren wir gerne zu handeln. Jst dirs nun ernst/ und wilst vor keinen luͤg- ner gehalten werden/ so befoͤrdere und be- schleunige es an die Obrigkeiten der Nieder- landen/ sothanige freyheit/ und sothanige A. K. H. Vierter Theil. P p 2 freye Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. freye oͤffentliche placaten/ schrifften/ und sichre geleite/ darauff man sich festiglich verlassen kan/ außzubringen/ verkuͤndige/ auch in oͤf- fentlichen druck bequeme zeit/ stadt und ort in den vereinigten Niederlanden/ welche die vorbeschriebene Obrigkeiten vor gut befinden/ und dazu anweisen/ sampt deinen saͤtzen/ vor- stellungen und zahl deiner colloquen ten; wir wollen auch unsre saͤtze bey zeiten oͤffentlich im drucke kund thun/ und darauff mit gleicher zahl parat erscheinen/ auff daß alles gepruͤfft/ und das gute moͤge behalten werden. Wo aber nicht/ so magstuͤ forthin mit deinem laͤstern auffhoͤren/ und uns mit frieden in der stille un- ter der beschirmung unserer weltlichen Obrig- keit leben lassen/ der wir allezeit bereit seyn und bleiben alle gebuͤhrliche unterthaͤnigkeit zu be- weisen nach unserm aͤussersten vermoͤgen. Beschluß und Bitte an die Obrigkeiten und alle fromme und unpar- theyische Leser. Edle/ Ehrenveste/ Hochweise und Vorsichtige Herren und Obrig- keiten/ sampt allen frommen und unpartheyischen Lesern. Wir bitten euch in aller demuͤthigkeit/ von uns im besten auffzunehmen/ daß wir nach so vielen laͤsterungen und unbescheidenen/ stinckenden/ falschen und erdichteten luͤgen/ die nicht allein dem David Jorissoon (nach seinem tode) sondern auch uns/ die wir in al- ler stille/ erbarkeit und Christlichem wesen unter E. E. begehren zu leben/ mit unrecht nachgeredet werden/ und so lange gedultig er- tragen haben/ nun endlich gedrungen worden sind/ dieselbe luͤgen mit der wahrheit zu uͤber- waͤltigen/ und fern von uns abzulehnen/ nicht aus lust zu zancken oder streiten/ dazu wir niemanden (unsers wissens) ursache gegeben/ noch begehren zu geben/ sondern aus noth/ auff daß einmal unsere unschuld moͤge gehoͤ- ret/ und unser stillschweigen bey diesen ver- kehrten außlegern und beschuldigern nicht zum aͤrgsten moͤchte gedeutet und außgeleget werden. Denn es sehr fern davon ist/ daß sothanige greuel von David Joris solten ge- lehret oder getrieben worden seyn; sondern das gegentheil ist wahr/ daß er alles das/ was dem fleische angenehmund gefaͤllig ist/ hat ge- lehret zu fliehen/ hassen/ verlassen/ wiederste- hen/ ja aus dem innersten unserer hertzen auß- zurotten/ damit weder zweig noch wurtzel uͤberbleiben moͤchte. Hierzu hat er gerathen in allen seinen schrifften/ diß hat er gelehret seinen kindern/ und auch andern/ nicht allein aber vorgeschrieben/ sondern auch darinn vor- gegangen. Denn es ist nichts neues/ daß die frommen gelaͤstert und blâmi rt werden/ es ist von anbeginn also gewest/ und nicht allein allen wahren heiligen Propheten/ Maͤrtyrern und Gesandten GOttes/ sondern auch dem HErrn JESU CHRisto/ unserm einigen Heyland selber wiederfahren. Derohalben ist unser bitten/ begehren und flehen uͤm eu- res eignen nutzes/ wolfahrts und ruhe eurer gemuͤther willen/ daß ihr nicht so leichtlich alles glauben wollet/ was diese verkehrt-ge- lehrte außtrummeln/ oder uͤber David und seine schrifften ruffen und aussprengen/ auch nicht glauben/ daß die Davidianer (wie sie Ubbo nennet) so gottloß/ boͤse und verkehrt seyn/ als sie faͤlschlich beschuldiget werden; sondern untersuchet die sache selber/ mit ei- nem sanfftmuͤthigen und Christlichem Geist/ und urtheilet nach der wahrheit/ nicht aber aus bitterer partheyligkeit und haß. Und so ihr befindet/ daß David Joris/ und die Davidianer/ mit unrecht so schaͤndlich blâ- mi rt/ belogen/ gelaͤstert und gescholten wor- den (wie ihr sicherlich befinden werdet/ so ihr alle partheyligkeit wegleget) so begehren wir nichts anders von euch/ denn allein/ daß ihr uns in aller stille neben euch wollet dulden und uns lassen unserm GOTT dienen/ die wir unter gebuͤhrlichem gehorsam unserer O- brigkeit bereit und willig sind/ nach unserm vermoͤgen/ in allen politischen sachen ihren be- fehlen nachzukommen und zu gehorsamen/ wie wir uns schuldig erkennen und verbun- den halten. Wir begehren auch uͤber nie- mandes gewissen zu herrschen/ noch auch je- manden (der nicht selbst lust hat) zur lesung der nachgelassenen schrifften Davids zu for- ci ren oder zu noͤthigen/ denn sie sind nieman- den profit lich noch nuͤtze/ denn dem jenigen/ dem es ein ernst ist/ des HERRN willen und befehl zu thun und zu gehorsamen/ und demuͤ- thig/ klein und niedriges hertzens ist; denn den eigenweisen/ wolduͤnckenden und hoffaͤrtigen sind sie zu einem anstoß und aͤrgerniß. Beyfuͤgung oder Anhang. Wiewol aus dem/ was vorhero kuͤrtzlich erzehlet und gesagt ist/ kan gnugsam ver- standen werden/ mit was grossem unrecht David Joris/ und seine gute goͤnner/ wider die warheit belogen worden/ und wie wir der wahrheit zu ehren alle falsche und erdich- tete luͤgen von Ubbo Emmen also sattsam wiederleget haben/ daß damit auch billich aller anderer laͤsterer ihre luͤgen und laͤste- rungen zernichtet sind; Jedennoch damit dem Leser ein vor allemal gnug geschehe/ habe ich noch etwas beyfuͤgen wollen auff das/ was von einem/ Caspar Grevinchovius, Swerinchusen genannt/ geschrieben ist zur laͤsterung David Joris. Denn da sich die- ser eine zeitlang gezancket hatte mit einem Jesuiten/ Costerus, genannt/ und sich nicht begnuͤgen konte mit derselben streit-schrifft/ hat er sich zweiffels frey beduͤncken lassen mehr ehre wider die Taͤuffer zu erhalten/ als andere Scribenten der Reformirten (wiewol er dennoch nicht viel anders saget/ als was von andern zuvor gesagt und geschrieben ge- west) Deßwegen er in diesem 1599ten jah- re ein buͤchlein im druck außgehen lassen/ mit dieser auffschrifft: Gruͤndlicher bericht von der Tauffe und Wiedertauffe. Jn wel- chem er im drey und zwanzigsten capitel des zweyten tractats fol. 46. das jenige saget/ was von Ubbo (auch von dem Herrn de S. Adelgonde ) und/ wie sie sagen/ von Bles- dikio und andern luͤgen-rednern auch ge- sagt ist/ nemlich/ von einem gewissen traum/ darauff David Joris seine lehre solle ge- gruͤndet haben/ und trotzet also ein luͤgner seine Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. seine luͤgen mit des andern luͤgen-schrifften zu bestaͤtigen und beweisen. Weil wir aber selbiges hier vorn wiederleget/ wollen wirs dabey bleiben lassen. Weiter nun sagt er; „Daß David Joris nicht allein eine Dirk- „gen (Dorothea) zu seinem ehe-weibe ge- „habt habe/ sondern noch eine/ Anna von „Berchem/ welche (spricht er) da sie eine „zeitlang mit ihm zu Basel gewohnet/ her- „nach zu Embden noch lange zeit gewohnet „hat. Von welcher (sagt er) ich verstan- „den habe aus sichern brieffen glaubwuͤr- „diger personen (die darnach gefragt/ und „vernommen haben) aus Embden den „11ten Martii 1596. geschrieben/ also/ daß „er eine Tochter mit ihr gezeuget und einen „Sohn/ welcher Blumensaat genennet ge- „west sey/ der hernach zu Haltern in West- „phalen sol gewohnet; diese Annam aber „David endlich verheyrathet haben an ei- „nen seiner haußgenossen/ Johann Bol- „sen/ mit welchem sie lange zeit zu Embden „gewohnet/ und von sich selbst bey vielen „den handel David Joris kund gemacht „und offenbahret habe/ u. s. w. Diß sind die worte dieses luͤgenschreibers/ welcher dem Ubbo Emmen nicht goͤnnet/ daß er allein solte die ehre geniessen von David Joris nach seinem tode so viel luͤgen geschrieben zu haben/ darumb er auch sein buͤchlein mit diesen und andern luͤgen beschmieren wol- len/ nicht daß er von seinem schreiben ei- nige gewißheit habe/ sondern berufft sich nur auff andere luͤgner (die er glaubwuͤr- dige personen aus Embden nennet/ so sol- ches den 11ten Martii 1596. sollen geschrie- ben haben.) Diese glaubwuͤrdige personen sind erst: Menso Alting/ Prediger oder Pfarrherr zu Embden/ durch dessen huͤlffe und anstifftung/ wie ich vernommen/ Ub- bo sein laͤster-buch sol geschmiedet haben; und noch einer Daniel de Block. Nun laß doch diesen Caspar den brieff von diesem Menso einmal vorbringen/ man wird gleich im anfange befinden/ daß er von seinem schreiben eben so wenig gewißheit habe als Ubbo und Caspar/ und alles nur gesuchte und erdichtete luͤgen sind. Denn also faͤngt dieser Menso seinen brieff selbst an: S. D. P. „Ehrwuͤrdiger und sehr gelehrter Bruder. „Das jenige/ darnach er fraget/ hat weni- „ger gewißheit denn beweiß/ u. s. f. Hier hoͤrest du gleich/ daß er nach alle seinen un- tersuchungen oder nachfragen nicht zu einen sichern beweiß hat kommen koͤnnen/ wo an- ders/ wuͤrde er wol aͤrger geprahlet haben. Und dennoch duͤrffen sie so stoltz seyn/ daß sie auff sothanige ungewißheiten mit ihren ehrraubenden und verleumbderischen federn fortfahren/ und ihren naͤchsten/ eben als wenns wahrheit waͤre/ beschuldigen. Ey lieber! auff welcher Hohenschulen moͤgen doch diese studiret haben/ daß sie das duͤrf- fen vor warheit und gewißheit schreiben/ was sie selbst vor ungewiß halten und auß- sprechen/ und wol wissen/ daß sie es nim- mermehr beweisen koͤnnen; Ja gar einige von ihren Glaubens-Genossen (wie ich glaubwuͤrdig berichtet bin) haben sothanige erdichtete luͤgen/ ohne einigen beweiß oder scham/ duͤrffen in den Rechten vor den ho- hen Rath in Holland anfuͤhren/ und eben auch durch anstifftung dieses luͤgenschrei- bers/ Menso/ aber vergebens. O unver- schaͤmte und stoltze luͤgner/ die auff solchen falschen/ nichtigen und krancken grund sotha- nige schreckliche luͤgen bauen duͤrffen. Es ist gewiß/ daß David nicht mehr denn eine frau gehabt hat/ welche geheissen Dirnickghen Willems/ die er sich zu Delfft in der kirche hat trauen lassen/ wel- che auch zu Basel mit ihm gewohnet/ und binnen seinem hause/ unlaͤngst vor seinem to- de gestorben ist/ ohne daß er jemals vor o- der nach/ oder neben ihr/ einige andere frau/ oder frauen gehabt. Es ist wol wahr/ daß diese Anna von Berchem im hause David Joris gewohnet/ und sich auch ehrlich und from̃ gehalten und vertragen/ so lange sie binnen seinem hause gelebet. Aber es ist fer- ne von der wahrheit/ daß David solte fleisch- lich mit ihr uͤmgangen seyn/ und wie dieser scribent/ Swerinchusen sagt/ eine Tochter und Sohn mit ihr gezeuget/ und der sohn Blumensaat geheissen/ David aber sie her- nach verlassen/ und an einen andern verhey- rathet haben. Jm gegentheil ist wahrhaff- tig/ daß sie die zeit uͤber/ die sie da gewoh- net/ bey der tochter David Joris geschlaf- fen hat/ doch als sie sich nachmals a n ei- nen/ Johann Boelens/ einen leichtfertigen gesellen verheyrathet/ hat sie sich mit sel- bigem nach Embden/ allda zu wohnen/ bege- ben/ allwo sie auch gestorben ist. Besiehe nun hierwieder den brieff dieses Menso Al- tings/ welcher sagt/ daß die gewißheit leich- ter sey/ denn der beweiß. Jch wolte ihn wol einmal fragen/ von wem er diese gewißheit habe/ hat er sie von dem zeugniß dieser Anna von Berchem sel- ber/ (das ich nicht glaube) so wolte ich wol auch mit gutem fug wider ihn sagen/ daß er sich vergebens darauff beruffete. Denn/ so sie selbst bekennet in hurerey gelebt zu haben/ so mag sie nach den Rechten nicht selbst zeu- gen. Denn Menso selber argumenti rt in die- sem brieff viel frembder/ sagende: Sie wuͤr- den sich vergebens auff die Davidianer beruf- fen/ dieweil dieselbe nach den Rechten nicht zeugen moͤchten. Lieber Menso/ sage doch/ wer hat solch Recht wider sie gemacht? Warum solten sie nicht zeugen das/ was warhafftig ist/ und davon sie gute gewißheit haben/ und wer hat dir die freyheit gegeben so stoltziglich zu zeu- gen das du nicht weist/ noch einige gewißheit davon hast? Du zeigest fuͤrwahr recht/ daß du eine unverschaͤmte stirn hast. David ist mehr denn 40. jahr todt gewest/ und man hat nichts von diesen luͤgen gehoͤrt/ auch alle die laͤ- sterer/ die so viel unverschaͤmte luͤgen wider ihn geschrieben/ haben nichts in einer eintzigen schrifft ihrer laͤsterungen davon gedacht/ denn allein dieser Schwer in geist (Schwerinchusen solt ich sagen) in offenbahrem druck/ und das aus den schrifften dieser 2. glaubwuͤrdigen personen (wie er sie nennet) nemlich/ Men- so Alting und Doct. Daniel de Block. Diß sind nun die 2. falsche zeugen/ dessen jeden falsch- heit zu offenbahren hier wol ein Daniel noͤthig P p 3 waͤre/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. waͤre/ der sie mit ihren eignen worten moͤchte zu schanden machen. Doch nichts desto weni- ger muß allhier ein wenig untersucht werden die gewißheit/ die sie davon haben. So viel nun diesen luͤgen-schreiber Swe- rinchusen belanget/ erscheinet/ daß er sein schreiben eintzig auff das schreiben und sagen dieser personen gruͤnde. Deßwegen ich hier- inn wider ihn nichts zu sagen habe/ als daß er moͤge vorsichtiger seyn/ und nicht so leicht- fertig auff eines andern ungewißheit luͤgen vor wahrheit in oͤffentlichen druck außge- ben; wollen aber auch anbey ein wenig mit- untersuchen/ was vor glauben man diesen zeu- gen beymessen koͤnne. Menso belangend/ be- zeuget er im anfang selber (wie gehoͤrt) daß er sein geschwaͤtze nicht beweisen koͤnne/ den- noch (im uͤberschlag der andern oben gnug wiederlegten luͤgen) sagt er eben so stoltzig- „lich: Es ist allzugewiß/ daß er die vielheit „der Frauen gelehret/ und auch selbst viel hu- „ren gehabt. Unter allen diesen ist gewest ei- „ne/ Anna von Berchem/ von Adelichem „Geschlechte aus Brabant/ welche/ nach- „dem er sie verstossen/ hat er sie einem auff- „gehaͤngt/ Jan Bolsen/ aulico suo, mit „welchem sie allhier viel jahr in dieser stadt ge- „wohnet hat/ und gegen viel personen die ab- „scheuligkeiten/ die man nicht nennen mag/ „von diesem betrieger erzehlet/ und davon ge- „zeuget. Von dieser hat er einen Sohn ge- „habt/ genannt Blumensaat/ u. s. f. Diß sind nun die eigene worte von Menso Altin- gen/ den 11ten Martii 1596. darauff sich die- ser Swerinchusen berufft. Nun last uns das zweyte zeugniß hoͤren/ geschrieben von dem de Block den 2ten Octobris 1596. noch so viel monat darnach/ dieser schreibt: Daß eine „frau/ genannt Christina/ eine haußfrau des „Lambert Camholt/ ins hauß des Menso ge- „fordert worden/ allda er ( NB. merckts) aus „ihrem munde nachgeschrieben/ wie dieser „Christinaͤ gar wol bekandt gewesen eine/ „Anna von Berchem/ welche ihr erzehlet haͤt- „te/ daß ihre Mutter zu einer zeit in einer ver- „sam̃lung der Mennoniten gewest waͤre/ und „als sie bemercket/ daß es meist gemeine leute „und von keiner qualit aͤt waͤren/ habe sie eben „kein groß gefallen dran gehabt. Darnach „aber sey sie in eine versam̃lung der Davi- „dianer gerathen/ allwo sie andere personen „von qualit aͤten drunter gefunden/ und solch „gefallen dran bekommen/ daß sie nach Bra- „bant gezogen/ und daselbst all ihr gut/ was „sie nur konte und mochte/ zu gelde gemacht/ „ihr ander gut aber zum theil verpachtet/ und „also mit ihrer tochter/ Anna von Berchem/ „den Rhein hinauff gezogen nacher Coͤlln/ und „so fort nach Basel zu bey David Joris/ allwo „sie ihn auf einem stuͤbgen ( Studoorken ) gefun- „den/ auff ihre knie vor ihm niedergefallen/ „und ihm all ihr gut angeboten/ und gesagt „habe: Mein Herr/ nehmt all mein gut/ „und thut damit/ wie sichs gebuͤhret. Wor- „auff sie David Joris auff einige herrliche „guͤter ausserhalb Basel/ allda gekaufft/ ge- „fuͤhret/ woran sie meynte/ daß ihr gut zum „theil mit angewendet sey. Eine zeitlang „darnach habe ihre Mutter dieselbe Annam „von Berchem dem David Joris zum wei- be gegeben/ welche lange zeit bey ihm/ und sei-“ nem andern weibe/ Dirckgen genannt/ selb“ dritte auff einem bette geschlaffen/ sie/ die“ Anna vorn/ und Dirckgen hinten. Wor-“ nach/ als Dirckgen dessen muͤde worden/ und“ nicht laͤnger leiden koͤnnen/ sey sie von Da-“ vid Joris in eine andere kammer gebracht“ worden/ allwo er mit ihr so offt conversirt “ als ihm beliebet/ biß sie eine tochter mitein-“ ander gezeuget/ welche zu Haltern verheyra-“ thet sey an einen Mann/ (merckt doch/ wie“ das zusammen stimmet) genannt Blumen-“ saat/ darnach habe sie Jan Bulissen gehey“ rathet/ der einer von David Joris hoffgesin-“ de gewesen. Diß sind nun worte und schreiben von vor- besagtem Block/ welche/ so sie recht wol exa- minirt und untersucht werden/ wird der Leser leicht daraus verstehen koͤnnen die unwahrheit und falschheit derselben. Man mercke nur al- lein auff die contrariet aͤten/ die in einem und an- dern darinne sind/ als nemlich Menso sagt: Da- vid habe mit vorbesagter Anna von Berchem ei- nen sohngehabt/ Blumensaat genannt; Block sagt hier/ er habe mit ihr eine tochter gehabt/ die zu Haltern an einen mann/ Blumensaat ge- nannt/ verheyrathet sey/ und Swerinchusen sagt: Er habe mit der Anna von Berchem ei- nen Sohn und Tochter gezeuget/ und der sohn sey Blumensaat genennt worden. Wie rei- men und accordi ren doch diese dinge so schoͤn zusammen. Solten die jungen sperlinge nicht wol mercken koͤnnen/ daß diß falsche erdichtete luͤgen und fabeln seyn/ bloß erdichtet den Da- vid Joris mit sothanigen heßlichen schandfle- cken zu beklecken? Wie solts doch wol koͤnnen muͤglich seyn/ so nur ichtwas darinnen wahr waͤre/ daß solches haͤtte so lange koͤnnen verho- len bleiben? Solten die Gelehrten zu Basel/ die sich so viel muͤhe alles zu untersuchen ge- macht/ und so viel unwarheiten hervor bracht/ diese sache nicht haben erfahren koͤnnen? Fuͤr- wahr/ so es wahrhafftig gewest/ sie wuͤrdens wol erfahren/ und in ihren außgegebenen schriff- ten offenbahret haben; denn das wuͤrde wol das vornehmste gewesen seyn/ damit sie ihre buͤcher wuͤrden ausgespickt/ und zum wenig- sten Blesdick (darauff sich doch diese luͤgen- schreiber allzeit beruffen) wuͤrde es nicht ver- schwiegen/ sondern wol kund gegeben haben/ denn dieser/ sagt Ubbo/ wuste alle heimligkeiten des Davids/ so wuͤrde er auch wol diß gewust und geoffenbahret haben. Denn so es wahr ist/ was Ubbo sagt/ so hat er ja so viel heßliche und abscheuliche stuͤcke von David Joris gesagt und geschrieben/ daß er diß nicht haͤtte verhal- ten koͤnnen/ besonders/ wenn ers (so es wahr- hafftig gewest) haͤtte darthun und wahrma- chen/ auch stelle und person anzeigen koͤnnen. Was vor einen schein der wahrheit mags doch nur haben/ daß hier nun von diesen verwirrten luͤgen-schreibern vorgebracht wird? Jsts nicht zu verwundern/ wie der neid so sehr in die- sen gelehrten Maͤnnern eingewurtzelt/ daß ihr verstand dadurch so sehr verduͤstert und verblendet ist/ daß sie sothanige wichtige dinge schreiben duͤrffen/ davon sie keine andere gewißheit haben (wie man aus dem brieff vom de Block gnugfam begreiffen und verstehen kan) denn von einer waschichten Frauen/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. Frauen/ genannt Christina/ aus deren mun- de/ sagt Block/ es Menso nachgeschrieben habe. Merckt doch/ was vor ein gebrech- lich und kranckes fundament diß ist/ und den- noch so accordi rt das geschwaͤtz von Block/ Menso und Grevinchoven/ oder Swerinchu- sen nicht miteinander/ daß man nicht allein sagen moͤchte/ wie man von hoͤren-sagen vie- les luͤge/ sondern auch/ daß jeder luͤgner ge- meiniglich (die luͤgen fein zierlich zu machen) noch etwas de suo, das ist/ von den seinen da- zu thue/ wie man hier mercken kan. Menso (als einer von Cains geschlechte/ der wider GOtt luͤgen durffte) sagt auch wol ohne scham in seinem vorbesagtem brieff/ daß Da- vid Joris viel huren gehabt habe/ und un- ter denselben nennet er eine/ Anna von Ber- chem. Jst sein geschwaͤtz wahrhafftig/ daß er so viel huren gehabt (denn das wort/ viel/ begreifft eine grosse zahl in sich) so ists ja wol ein recht groß wunder/ daß er nach so vielem und embsigem untersuchen nicht mehr denn eine hat nennen koͤnnen/ oder solte er das wol gelassen haben wegen seiner grossen be- liebung? (das aber nicht wol zu glauben ist) Oder/ solten wol die andern alle aus seiner freundschafft/ geschlechte oder sippschafft ge- west seyn/ daß er deßwegen seine eigne freund- schafft nicht hat wollen beschaͤmen? Diß muß seyn/ oder seine schreiben sind falsche und erdichtete/ verkehrte luͤgen/ wie es in der wahrheit sol befunden werden. Laß den Menso/ Ubbo/ Swerinchusen/ und so viel als ihrer nur seyn moͤgen/ frey embsig nach- suchen/ sie sollen dennoch ihr geschwaͤtze nim- mermehr beweisen koͤnnen/ und uͤber diß auch unverschaͤmte luͤgner ertappet werden. Wie glaublich es auch laute/ daß die mut- ter der Anna von Berchem all ihr gut in Brabant verkaufft/ so fort nach Basel ge- bracht/ auff ihre knie gefallen vor David Joris/ und ihm ihr geld solte geschencket haben/ geb ich dem Leser zu bedencken. Und wird man leichtlich verstehen koͤnnen/ daß es gantz verkehrt und erdichtete luͤgen seyn aus nachfolgenden: Die mutter der vor- besagten Anna von Berchem hat geheissen Jungf. Anna von Etten/ und hat zum manne gehabt Juncker Johann von Ber- chem/ diese haben miteinander gezeuget drey Soͤhne und eine Tochter/ mit namen/ Joa- chim/ Renee/ Willem/ und Anna. Die- ser Joachim hat binnen Antwerpen gehey- rathet Clara von Bruͤggen/ eine Tochter des David Joris/ womit er gezeuget drey Soͤhne und drey Toͤchter/ namentlich: Adelbrecht/ Gabriel und Hector/ Sara/ Clara und Susanna. Renee hat gefreyet eine Tochter von Groͤningen/ genant Epsele von Thium/ aber keine kinder nachgelassen. Willem ist unverheyrathet gestorben. Die- se obbenannte Jungf. Anna von Etten/ nach- dem sie eine wittbe war/ ist mit ihren zweyen Soͤhnen und Tochter/ Anna von Berchem/ saͤmtlich mit David Joris und seinem hauß- gesinde zugleich nach Basel gereist/ und all- da gewohnet. Von dar hat Jan Boelessen diese Anna von Berchem geholet/ und sich zu Embden traͤuen lassen. Aus dieser kur- tzen und gruͤndlichen unterrichtung mag der Leser nun mercken/ wie groͤblich es gelogen/ daß Anna von Etten (eine Mutter der Anna von Berchem) solte von Embden nach Bra- bant gezogen seyn ihr gut zu verkauffen/ u. s. f. Dieweil es denn wahrhafftig ist/ daß sie nie zu Embden gewest/ ja Embden ihr lebtag nicht gesehen/ so ist gleichfalls auch alles uͤberhaubt gelogen/ und faͤlschlich erdichtet/ daß Anna von Etten hernach erst nach Ba- sel solle gereist seyn/ und David also in sei- nem stuͤbgen gefunden/ und ihm all ihr gut angeboten und geschencket haben. Denn erst- lich ist sie nicht hernach erst/ sondern zugleich mit David Joris von Antwerpen gezogen und nach Basel gereist; Zum zweyten/ so ist nicht glaublich/ daß sie ihm alle ihre guͤter solte geschencket haben/ angesehen es ihre soͤh- ne oder kinder/ die mit ihr nach Basel kom- men/ nicht wuͤrden zugelassen haben/ weil sie vor sich haußhielten/ und der eine kinder hatte. Nein/ sie waren so tumm oder schlecht nicht/ als es geschienen/ weil Joachim und Renee ih- rer Mutter/ Anna von Etten/ gut geerbet hat- ten. Es ist wol wahr/ daß Anna von Berchem das wenigste davon bekommen/ weil sie wider ihrer mutter danck/ rath und willen den vorbe- schriebenen Jan Boelens nahm und traute. Deßgleichen kan jeder leicht gedencken/ obs der wahrheit im geringsten gemaͤß sich/ daß die mutter selbst solte ihre tochter an David Jo- ris verheyrathet haben/ wol wissende/ daß er ein weib und kinder/ und ihr aͤltester sohn des Davids tochter getrauet hatte/ und mit zu Basel wohnte/ selbst haußhielte/ und kinder mit ihr hatte. Solte sie solches zugelassen und consenti rt haben? Pfuy/ pfuy sotha- niger groben/ unverschaͤmten/ stinckenden und falschen luͤgen. Hier mercke nun/ ge- liebter Leser/ die gewißheit dieser luͤgner und falschen zeugen. Und auff sothanige/ falsche/ erdichtete und nichtige gruͤnde und fabeln sind alle ihre laͤsterungen gegruͤndet und ge- bauet/ und dennoch sind diese verkehrt-ge- lehrte so blind/ und aus neid so unverschaͤmt/ daß sie auff solche oͤffentliche luͤgen duͤrffen ih- re fundamente bauen. Ach/ ach verkehrte gelehrte! Wie recht hat David eure art in vielen seiner buͤcher beschrieben/ aus wel- cher ursache ihr ihm auch so bitter feind und verhast seyd. Wie wenig achtet ihr das ge- bot und befehl GOttes im II. Buch Mos. XX. 16. Du solt kein falsch zeugniß geben“ wider deinen naͤchsten. Und II. Buch Mos.“ XXIII. 1. Du solt dich keiner unnuͤtzen thei-“ ding annehmen/ daß du einem gottlosen“ menschen die hand auffhebest/ und ein un-“ rechter zeuge seyest. Fuͤrwahr/ als ich diese“ luͤgen laß/ hab ich mich nicht wenig gewun-“ dert uͤber den unverschaͤmten hochmuth die-“ ser luͤgenschreiber. Weiter sagt Swerinchusen in vorbesag- tem buͤchlein/ wie man auch diß moͤge se- hen im jahr 1537. zu Delfft/ daß/ als da-“ selbst viel David-Joristen gefangen gewe-“ sen mit Martgen de Gorter/ des David“ Joris Mutter/ haͤtten sie bekannt und ge-“ standen/ daß sie nicht allein wiedergetaufft“ waͤren/ sondern auch viele weiber haͤtten/ und“ zwischen 2. weibern auff einem bette schlieffen/“ wie einer Dammas Jacobsoon von Leyden“ zu Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. „zu Rotterdam gethan haͤtte auff der Delff- „tischen fahrt/ in einem hause bey einer wittbe/ „und einer/ Cornelius Welphertsoon/ ein Da- „vidianer/ haͤtte zwo weiber/ Aeltgen Schel- „len/ und Tryn Huyghen/ zu Leiden wohnen- „de bey Jan Pietersoon/ auff der Mittelkrafft/ „und zu Rotterdam bey einer andern/ Engel/ „einer wittbe des Adrian/ eines leinwebers „auffm fischer teiche/ zwischen beyden geschlaf- „fen/ wie auch einer/ Aert von Looß/ der eine/ „Elisabeth Hermansoon/ und eine andere „Teuntgen/ beyde zu weibern getrauet hatte/ „und Frantz Philipsoon/ ein schreiner/ die „Teuntgen Dirck/ Jans und eine andere Ger- „traut Cornelis/ zu seinen weibern gefreyet/ „meinende/ daß sie wol mehr denn ein weib „doͤrfften nehmen/ auch ihre weiber wol uͤm „des Glaubens willen verlassen/ und hielten „David Joris vor ihren obersten Bruder/ der „den Geist Eliaͤhaͤtte. Es waͤren auch diese „weiber so bezaubert gewesen/ daß sie wol zu- „frieden/ wenn ihre maͤnner zehen weiber haͤt- „ten/ und eheliche sachen in ihrer gegenwart „vollbraͤchten/ so wuͤrden sie deßwegen doch „nicht geaͤrgert/ nur den segen zu haben. Sie „schaͤmten sich auch nicht ihrer nacktheit/ mei- „nende/ daß/ weil sie solches thaͤten/ dem flei- „sche abgestorben/ und ohne begierden waͤren. „Geschaͤhe es/ daß sie nach ihrer fantasie was „mißhandelt haͤtten/ so castigirte eines das „andere mit ruthen/ wie sie gebohren waͤren/ „und baͤten eins das andere uͤm die castigi- „rung/ wovon die monumenta oder bekaͤntniß „noch wol zu Delfft solten zu finden seyn/ die „noch weitlaͤufftiger von diesen sachen handel- „ten. So weit Swerinchusen. So viel diß geschwaͤtz von Swerinchusen anlanget/ koͤnnen die Leser wol verstehen/ wie bitter und neidisch sein hertz auff David Joris muͤsse seyn/ daß er diese sachen/ so mehr denn wol vor 60. jahren vorgangen/ erst sucht her- vor zu holen/ nur den jenigen zu laͤstern/ der ihm nichts mißgethan hat/ gruͤndende seine sachen auff das bekaͤntniß derjenigen/ die ihr blut aus einem gutem eifer/ zum theil in un- verstand vergossen haben/ welche zeugniß zu Delfft noch solten zu finden seyn. Jst das nicht recht genau gesucht? Jch vermuthe/ so man in allen staͤdten wolte uͤmbsuchen nach dem bekaͤntnisse derjenigen/ die von ihren Glaubens-Genossen vor den Paͤbstlichen Richtern gethan sind/ man solte da auch wol viele sachen finden/ die sie nun nicht wuͤr- den verantworten wollen/ ja man duͤrffte wol von so langer zeit her nicht suchen. Und gesetzt/ daß einige personen sich schon vor Davidia- ner haͤtten außgegeben/ und uͤbel und unrecht gehandelt/ solte darum daraus geschlossen werden/ daß sie das uͤble muͤsten von David gelernet haben? Solten die Lehrer gehalten seyn das alles zu verantworten/ was von ih- ren lehrlingen oder zuhoͤrern moͤchte getrie- ben werden/ so muͤsten die Reformirten Pre- diger auch verantworten alle das boͤse/ das unter ihnen geschehen ist/ und noch taͤglich ge- schicht/ das auch nicht wenig ist. Wozu die- nets doch/ diese alte sachen zu erzehlen? Zu nichts anders/ denn sein verbittertes gemuͤth zu erkennen zugeben. Doch so die vorbe- schriebene bekaͤntnisse wol nach der warheit untersucht wuͤrden/ so wird man befinden/ daß selbe auch nichts dienen zu seiner vor- stellung. So viel denn belanget das bekaͤntniß des Dammas Jacobsoon von Leyden/ wird man befinden aus seinem bekaͤntniß/ daß er/ ein jun- ger gesell von 20. jahren unverheyrathet gewe- sen sey/ von Wiedertaͤuffrischer meynung/ der David Joris sein lebtage nicht gehoͤret noch gesprochen/ auch wird man aus seiner bekaͤnt- niß nicht finden koͤnnen/ daß er seiner meynung gewest sey. Was gehets denn David Joris an/ was er mag gethan haben? Was betrifft die bekaͤntniß des Cornelii Welphertsoon/ und anderer von ihm zeugende/ befinde ich wol nach derselben confession, daß er sol 2. weiber gehabt haben/ daß es aber David Joris solte gelehret haben/ wird allda nicht gesagt/ wol aber/ daß sie wieder getaufft sind/ und Cornelius Wel- phertsoon/ da er auch mit der tortour exami- ni ret worden/ sagt/ daß er David Joris nicht einmal kenne/ noch je gesehen oder gesprochen/ aber seine buͤcher wol gelesen habe/ die ihm wolgefallen/ sagt aber nicht/ daß er ausselbigen gelernet seinen luͤsten zu folgen/ und 2. weiber zu nehmen. Und Aert Jansoon von Looß be- kennet auch/ daß er wiedergetaufft sey/ sagt auch/ daß er David Joris nie gesehen noch ge- keñt habe/ aber wol/ daß er eine/ Ael/ damals ein maͤgdlein/ vieles von demselben haͤtte sagen hoͤren. Jmgleichen befindet man auch wol/ daß Frantz Philipsoon 2. weiber gehabt/ aber nicht/ daß er solches von David gelernet/ oder in einem seiner buͤcher gelesen habe. Wozu die- nen nun diese laͤsterungen/ auff den David ge- streuet? muß er die schuld der andern tragen/ weil einige unter diesen gewest sind/ die etliche seiner buͤcher gelesen? Soltens wol alle Da- vidianer seyn/ die etwa einige seiner buͤcher gele- sen haben; die zahl wuͤrde wol groß seyn? Deß- wegen beschliesse ich/ daß alle diese laͤsterungen des Casp. Grevinchoven auff einem sehr kran- cken und nichtigen grund gegruͤndet sind/ nichts dienende zu seiner vorstellung. Denn David/ als er sahe/ daß einige Taͤuffer zu seiner zeit viel aͤrgerliche uñ unschrifftmaͤßige sachen begunten vorzustellen und zu lehren/ wie von den Muͤn- sterischen/ Batenburgern und andern/ hat er sich davon geschieden/ und deßwegen grossen undanck und haß von denselben bekommen. Solte er nun dennoch gehalten seyn/ das zu verantworten/ was von einigen derselben miß- gehandelt worden/ mehr als Swerinchusen gehalten ist das zu verantworten/ was von Saravia/ und andern seinen Glaubens-Ge- nossen/ wider ihr eigen vaterland ist vorge- nommen worden. Darum ists auch unnoͤ- thig zu antworten/ auff das/ was er aus der frauen oder weiber zeugniß hat gesucht vor- zubringen/ als welche von einer natur sind. Es ist wol wahr/ daß einige von selbigen/ wiewol sie David Joris nicht gesehen/ ihn sehr loben/ sagende: Daß er den Geist Eliaͤ haͤtte. Aber was dienet das zur sache? Da muß bewiesen seyn/ wie ich gesagt/ daß David den leuten solches gelehret habe/ oder in seinen buͤchern geschrieben sey/ wel- ches er aber nicht vermag. Ja/ waͤre es auch schon/ daß diese alle Davidianer ge- west waͤren/ so wuͤrde doch diß noch nichts dienen Th. IV. Sect. II. Num. XXXVII. Apologia David Joris wider Emmium, \&c. dienen zum beweiß seiner vorstellung/ weil David Joris solches ihnen nicht gelehret. A- ber David Joris beklagts selber/ daß von ei- nigen derselben ist geirret worden/ so daß dar- aus erhellet/ wie seine meynung gantz contrair gewesen sey. Das uͤbrige von des Swerinchusens ge- schwaͤtz ist vorn mit Ubbonis wiederlegung gnug refuti rt/ wollens deßwegen dabey blei- ben lassen/ verhoffende hiermit auch kuͤrtzlich gnugsam wiederlegt zu haben alle die falsche und verkehrte luͤgen der alten und neuen luͤ- genschreiber/ die sich unterwunden haben des David Joris buͤcher zu schaͤnden und zu laͤ- stern. Denn/ was anlanget die luͤgen und unwarheiten/ die einige Praͤdicanten taͤglich auff den cantzeln oder predigstuͤhlen wider David Joris verkehrt vorbringen/ und un- verschaͤmt vor ihren zuhoͤrern aussprengen/ darauff wolle der gutwillige Leser nicht ach- ten/ denn dieselben sind stoltz und auffgebla- sen/ indem sie das schwaͤtzen allda allein ha- ben. Sie wiegeln andere auff die luͤgen zu schreiben/ selber aber wollen sie die feder nicht ansetzen/ und meynen/ sie haͤtten alsdenn keine schande zu gewarten/ aber nichts desto we- niger sollen ihre luͤgen jedermann offenbar werden. Es ist fuͤrwahr sehr hoch zu ver- wundern/ daß diese mit ihren verleumbderi- schen zungen nun so rasen und thieren wider David Joris/ der schon mehr denn 40. jahr aus ihren augen weggeruͤckt ist; ich glaube/ sie muͤssen furcht haben/ daß das wort und die lehren/ die er durch des HErrn gnade verkuͤndiget/ und schrifftlich nachgelassen hat (die sie doch meyneten gantz außgerottet zu haben) sie noch sol zu schanden machen/ und NB. ihre hurerey entdecken; Was solte sie doch sonst anders so rasend machen gegen die tod- ten. Die Schrifftgelehrten und Theologi zu Basel raseten so lange/ biß daß David Joris leichnam aus dem grabe geholet und verbrandt wurde. Und so diese Schrifftge- lehrten recht macht haͤtten nach ihrem willen zu procedi ren/ sie solten wol nicht auffhoͤren die Obrigkeiten anzuhetzen nicht nur die todten/ sondern auch die lebendigen ( II. Cor. VI. 9.) die Davids buͤcher lesen/ zu verbrennen. Denn diß bezeigen sie daran wol/ vermittelst ihrer schrecklichen luͤgen/ die sie duͤrffen vorbrin- gen/ welche sie doch nicht von unserm HErrn CHRisto (dessen sie sich doch ruͤhmen) ge- lernet haben/ sondern von ihrem vater/ dem teuffel/ der ein luͤgner und moͤrder von an- beginn gewest ist. Wir verhoffen aber zum wenigsten nicht/ daß die Obrigkeiten dieser Niederlanden (welche feinde sind des blut- vergiessens und der tyranney uͤber die gewis- sen/ und nun so lange jahr die waffen wider so maͤchtige Potentaten gefuͤhret haben vor die Freyheit der gewissen/ nicht allein vor diese/ sondern auch vor alle ihre unterthanen/ die GOtt dem HERRN in der stille die- nen/ und ihre seelen in gedult besitzende/ ge- ben GOtte was GOttes ist/ und jenen/ was ihnen zukom̃t/ nach der Schrifft) sich nicht werden durch diese luͤgen-prediger und luͤ- gen-schreiber verfuͤhren lassen/ ihnen darinn einig gehoͤr zu geben. Jnsonderheit/ da sie von diesen leuten nichts boͤses hoͤren noch vernehmen/ und in so langen jahren nicht befunden haben/ daß sie getrachtet haͤtten jemanden verkuͤrtzen zu wollen/ und auch ih- ren außwendigen wandel nicht so boͤse befin- den/ wie selbe wol abgeschildert werden. Jr- ren oder fallen sie aber/ oder einige von ihnen/ so geschichts aus menschlicher schwachheit/ wie andere/ aber nicht aus muthwillen/ oder daß sie solches solten gelernet haben aus der lehre und nachgelassenen schrifften David Joris/ der wider alle fleischliche luͤste/ suͤnden und boßheiten auffs allerschaͤrffste geschrieben hat. Nachdem nun dieser luͤgen-schreiber ihre luͤgen auffgedeckt sind/ wirds zu verhoffen seyn/ daß diese luͤgen-prediger auch einmal sollen muͤde werden mit luͤgen/ schelten/ laͤ- stern und schaͤndiren auffhoͤren. So sie aber dennoch mit dieser verantwortung/ aus gu- tem gewissen/ und nicht aus muthwillen/ oder haß und bitterkeit geschehen/ nicht ver- gnuͤgt sind/ so moͤgen sie mit Christlicher bescheidenheit/ und nicht auff sothanige art/ schrifftlich hervorgeben und bestraffen/ dar- inn sie meynen von David Joris geirret zu seyn/ man wird ihnen mit aller bescheiden- heit freundlich begegnen und gnug thun/ wo nicht/ und daß auch solches ihnen nicht anstehet/ so moͤgen sie stille bleiben und ru- hen/ und die/ so ausser ihnen sind/ ihrem HErrn fallen und auffstehen lassen/ ihnen aber sol keine unruhe noch muͤhe von diesen leuten gemachet werden. Koͤnnen und wol- len sie das nicht thun/ so muͤssen sie beken- nen/ daß sie von denen sind/ davon der A- postel sagt/ Rom. III. 13. 14. 15. Jhre kaͤhle ist ein offen grab/ mit ihren zungen handeln sie betrieglich/ otter-gifft ist unter ihren lip- pen/ ihr mund ist voll fluchens und bitter- keit/ ihre fuͤsse sind schnell blut zu vergiessen. Und der Psalmist sagt von diesen/ Psalm CXL. 4. Sie schaͤrffen ihre zunge wie eine schlange/ otter-gifft ist unter ihren lippen. Deßgleichen sagt er auch Psalm LII. 4. 5. 6. Deine zunge trachtet nach schaden/ und schneidet mit luͤgen wie ein scharff scheermes- ser/ du redest lieber boͤses denn gutes/ und falsch denn recht/ du redest gern alles/ was zum verderben dienet mit falscher zunge/ u. s. f. Darum sollen sie denn auch zu bedencken ha- ben/ was der Psalmist weiter hinzufuͤget/ sa- gende: Darum wird dich GOtt auch gantz und gar zerstoͤhren und zu stuͤcken schlagen/ aus der huͤtten reissen/ und aus dem lande der lebendigen außrotten. Und Psalm CXL. 12. Ein boͤses maul wird kein gluͤck auff erden haben. Und Spr. Sal. IV. 24. Thue von dir den verkehrten mund/ und laß das laͤster-maul ferne von dir seyn/ und IV. Buch Mos. XIX. 16. Du solt kein ver- leumbder seyn unter deinem volck. Wollen derohalben diß beschliessen mit den worten Davids in einem kleinen gedruckten stuͤck- lein/ welches titul ist: Von der rechten“ Gemeine CHRisti/ und welches die rech“ ten ketzer sind/ in wem/ und von wem die“ ketzerey auffgestanden ist/ am ende B. ij. “ Die unglaubige und ketzerische verfolgen“ und verdammen die frommen/ darum/ weil“ sie ihnen nach der Schrifft entgegen sind/“ gleich wie der Cain den Abel/ Jsmael“ A. K. H. Vierter Theil. Q q Jsaac/ Th. IV. Sect. II. Num. XXXIIX. Dav. Joris Schr. von Toͤdtung des Fleisches. „Jsaac/ Esau Jacob/ die Juͤden CHri- „stum/ die ungerechten den gerechten/ nach „der art ihres vaters. Summa/ die luͤgen „kan die warheit nicht leiden/ das boͤse das „gute nicht vertragen/ neid und gramschafft „wiederstehen der liebe/ Belial oder der Teuf- „fel GOtte/ u. s. f. und demselben folgen al- „le/ die solcher art sind/ nach/ wie moͤcht ihr „klaͤrern beweiß haben/ u. s. w. Endlich hab ich noch diese kleine schrifft Davids/ welche hier nachfolget/ zu bezeugen/ daß er nicht ge- lehret den fleischlichen luͤsten zu folgen/ son- dern im gegentheil gerathen selben zu wieder- stehen/ und zu toͤdten/ dem Leser mitthei- len sollen. Num. XXXIIX. David Joris Schrifft von Toͤd- tung des Fleisches. D. J. Jn dem Namen meines HErrn JESU! Das alter der Goͤttlichen weißheit/ der vaͤter- liche verstand/ und die erkaͤntniß unsers HErrn JEsu CHristi muͤsse in euch/ mei- ne lieben Bruͤder/ allezeit mehr und mehr vermanchfaltiget werden zum preiß GOt- tes/ gebenedeyet in der ewigkeit/ Amen. Salutem! Jhr gutwillige/ demuͤthige und gottsfuͤrchtige Hertzen. So viel mir zur besserung/ allein aus gna- den von oben gegeben wird/ theile ich euch mit/ und reiche es euch dazu dar/ empfanget es danckbarlich uͤm des HErrn willen/ von dem es alles kom̃t. Jch bin nur ein knecht und bote davon/ der viel gutes von dem HErrn verhoffet/ und auch gewiß erwartet/ so ich treu und auffrichtig in seinem dienst nach seinem hertzen erfunden werde/ so sol mirs auch nicht fehlen/ es ist gewiß also/ lieben Bruͤder. Habt acht drauff! Antwort: Weil ihr meynet/ daß man des fleisches luͤsten nicht koͤnte absterben biß zu der zeit/ da wir am leibe nach dem fleische ver- aͤndert und unvergaͤnglich worden sind. Da sind nun vielerley luͤste des fleisches/ die aus dem boͤsen durch ein schalcks-auge hervor kommen/ sie muͤssen aber alle am tode abge- legt und getoͤdtet seyn. Denn wir muͤssen einem kindlein gleich werden/ oder wir moͤ- gen nicht ins Reich Gottes kommen. Merckt auff! Davon ist nun diese lust eine mutter al- ler luͤste. Denn hier ist der ursprung/ warum man zu einem weibe eingehet. Denn druͤn- gen und spornten ihn die luͤste des fleisches/ und die augen-lust/ und der zug des teuffels nicht dazu/ er kaͤme zu keinem weibe. Also ist alles fleisch der maͤnner genaturt/ die ihren bart und ehre vor GOtt verlohren/ und weibisch worden sind. Und darum ist der leib unse- lig und das hertze unrein/ das unrechte bette des fleisches verflucht/ welches saame nicht sol tieff wurtzeln/ sondern muß ausgerottet seyn/ denn es ist eine geburt des teuffels/ und nicht von GOtt oder dem Geist/ sondern eine ausbrut des fleisches. Darnm muß diese lust und kuͤtzel des suͤnd- NB. lichen fleisches auffhoͤren/ und ihr wieder- standen werden als wider den tod/ sinte- mal sie auch nichts anders wircket. Und wird der keinen theil oder stelle haben im Reich GOttes/ der darinn nicht sterben wil/ nemlich/ wenn es uns GOtt an den tag gibt. Liebe Bruͤder/ wisset ihr wol/ daß es die rechte mutter/ oder abgrund ist/ darinn der tod lebet/ und darunter auch dem men- schen sein leben quitt gehet/ wann er sie erkie- set? ja gewiß/ ich weiß/ was ich sage. Dar- um so toͤdtet alle solche glieder hier auff erden hurerey/ ehebruch/ unkeuschheit/ schaͤnd- liche brunst/ boͤse begierden und unreinig- keit/ u. d. g. werdet einfaͤltig/ kindlich/ keusch/ unschuldig am hertzen/ auff daß ihr in der ewigkeit leben/ und eine neue creatur in CHristo JESU werden moͤget/ wel- ches nicht eher seyn mag/ biß zuvor das alte erst vergangen ist. Darum beschneidet euch von aller heydenschafft/ und werdet eine sau- bere magd/ und sauber am hertzen/ gottgefaͤl- lig befunden. Der alte mensch/ sage ich/ lebt in den luͤsten/ und darnach verlanget und hungert er. Darum sag ich euch/ daß ihr allzeit nuͤchtern darinn bleiben muͤsset/ und ihn aushungern/ wie alle andere boͤse willen und begierden/ die euch das fleisch erwecket/ brennend und bruͤnstig machet. Also/ wenn ihr luͤstrend werdet/ so sehet zu/ daß ihr ih- nen wiederstehet/ und alsdann streitet/ und im fleische leidet. Habt lust euren feind und den tod zu uͤberwinden. Aber/ wenn euch im fleisch der suͤnden nicht geluͤstet/ noch darinnen brennet oder dazu gezogen werdet/ nemlich/ daß ihr feurig im Geiste seyd in den luͤsten zu GOtt seinen willen zu vollbringen/ so gehet denn zu euren weibern ein/ und werdet gebenedeyet und gesegnet in eurem saamen/ den euch GOtt gibt/ da- mit euer werck vor dem HERRN bestehen moͤge/ wie es denn sol/ so ihr GOTT vor augen habt. Was euch jetzt unmuͤglich scheinet/ wird euch dann leicht fallen/ ja zu letzt eine lust werden. Habt acht drauff! Denn der Geist wird seine lust auch gebaͤh- NB. ren/ und geben denjenigen/ die des teuffels luͤsten sterben. Die nun von der uͤberwin- dung oder perfection, wenn wir die uͤber- leben moͤgen/ verstand haben/ sollen wissen/ daß diß alles muͤsse erfuͤllet/ und wieder zu GOtt ins leben gekehret werden. Das licht und allerheiligste/ wozu wir kommen muͤs- sen/ ist/ daß wir uͤberwinden/ und zwar ehe der auswendige leichnam gestorben/ abge- legt oder veraͤndert wird. Habt acht drauff! Aber wiewol der erste Adam den bund Got- tes brach/ und von GOtt/ dem leben/ in den tod fiel/ welcher/ nachdem er seiner maͤch- tig/ erst ein Herr uͤber ihn war/ starb er dar- um so flugs nicht; Also wird darum die unvergaͤnglichkeit an dem außwendigen men- schen nicht so flugs angezogen werden. Und obwol die uͤberwinder von dem tode zum le- ben dringen/ und mit krafft im Geiste ange- than werden/ so erscheinet darum die herr- liche offenbahrung so flugs nicht. Die zeit aber hiervon ist unserm GOtt/ dem leben- digen/ bekandt und nicht mir/ ist auch eben nicht Th. IV. Sect. II. Num. XXXIIX. Dav. Joris Schr. von Toͤdtung des Fleisches. nicht nuͤtze oder noͤthig zu wissen/ ꝛc. Ferner/ ob ihr oder jemand anders auff sein hoͤchstes oder staͤrckstes mich oder einen andern fra- gen wuͤrde/ ob auch saubere geburten moͤch- ten von uns gebohren werden/ dieweil wir außwendig sterblich sind? Antwort auff das/ wie hie vorn erzehlet stehet: Meine Bruͤder/ lernet verstehen/ was vor sauberkeit/ und was vor gesundheit es sey/ die nun vor Gott gilt/ nemlich an der seele und am geist. Denn darinn stecket der tod und die verdam̃niß/ der leichnam aber sol aufferwecket werden/ und ist bey den wahren glaͤubigen nichts denn ein schlaff/ die den tod uͤberwinden. Denn der leib machet die seele nicht gesund/ sondern der geist den leib; Denn stuͤnde es auch in dem leichnam/ so muͤste das urtheil nach dem an- gesichte/ und nach dem außwendigen seyn/ und nicht nach dem inwendigen. Nun aber ist offenbar/ daß der HERR nicht urtheilet nach dem gesichte der augen/ oder nach dem die ohren hoͤren/ sondern nach dem hertzen. Habt acht drauff! Denn anders/ wenn wir unser fleisch mit dreck oder schlick oder an- derm stinckendem wesen beschmutzten/ so muͤ- ste der geist auch darinn unrein seyn. Darum moͤgen wir wol saubere geburten erlangen/ wenn wir erst gantz und gar ver- neuret sind/ wenn wir das erdreich und fleisch zu unserm willen haben/ und ein herr uͤber die suͤnde/ oder ihre bewegungen wor- den sind/ und ein solcher saame wird vom HERRN gelehret werden/ grossen frieden haben und gesegnet seyn/ daß man sie auch unter den Heyden dafuͤr erkennen sol/ wie ge- schrieben stehet. Leset die Propheten/ ich habe sie wol angefuͤhret. So sprecht ihr nun/ ist das wahr/ so moͤgen die kinder ihre seligkeit den Eltern dancken/ u. s. f. Ey ver- kehrte eigen-vernunfft/ was vor reden sind das? Wenn wir so thun/ moͤgen wir alle seligkeit denen/ die uns zum Reiche GOttes leiten/ lehren und bringen/ auch zu danck zu- schreiben/ und nicht GOtt durch JEsum NB. CHRistum/ in seinem Geist. Darum sol- chen danck/ wie wir den send-boten Christi/ oder den Aposteln/ oder dienern und lehrern/ oder aͤltesten und hirten/ oder priestern davor geben moͤgen/ daß sie treue/ warheit und lie- be an uns geuͤbet haben biß an den tod/ ja uns im Geist gebohren haben; eben derglei- chen dancksagung sollen die kinder ihren el- tern geben/ und den HERRN in ihnen groß machen/ von dem es ihnen komt; oder komt es ihnen anders/ denn durch die krafft der ord- nung GOttes? Aber nun sagt mir/ wer solte das lob und danck gehabt haben/ wenn Adam nicht uͤbertreten haͤtte/ und dennoch kinder geboh- ren/ gewachsen und vermanchfaltiget wor- den waͤre? Darum last fahren solche albere fragen/ und das schalcks-gesichte; Es stehet geschrieben: Jn der gottlosen gedancken wird das fragen seyn. Last uns aber war- nehmen/ was recht ist/ und thun was gut ist. Merckt auff das/ was darnach kom- men sol/ und vertrauet; denn nach eurem Glauben sol euch geschehen. Habt acht drauff. Denn Jacob sol noch wiederkom- men/ und sol noch dazu kommen/ daß er gruͤnen/ bluͤhen und wachsen sol/ und das erdreich erfuͤllen mit fruͤchten/ welches weit- laͤufftiger geschrieben ist/ und mit spruͤchen der schrifft ausdruͤcklich bewiesen ist. Wers nicht glaubet/ der huͤte sich zu laͤstern/ und verkehrt zu dencken wider den HERRN/ auff daß ers nicht verfehle/ und dem reuter unter dem thore gleich werde/ der die victua- li en oder speise sahe/ aber nicht davon aß. NB. Jch bin gewiß/ daß das vornehmen Got- tes von anbeginn geschehen sol. Aber es muß uͤberwunden und durchgekaͤmpffet seyn/ und muͤssen gleich wie junge kind- lein einfaͤltig/ unschuldig/ schlecht und recht im licht wandeln/ wie CHRistus oder GOtt im licht ist. Habt acht drauff! Und bittet immer mehr aus noth von gantzem hertzen/ und aus allen euren kraͤfften und ver- moͤgen/ das ist/ haltet an im gebet ohne auff- hoͤren/ so werdet ihr zu seiner zeit empfahen/ was euch von noͤthen und zugesagt ist; und bittet auch treulich vor mich/ wenn euer gebet auffsteiget vor dem HERRN/ sintemal ich viel huͤlffe aus der hoͤhe von noͤthen habe/ nachdem ich kranck/ und von kleiner krafft bin/ ja biß ich todt/ zu nichte/ staub/ erde und asche worden bin an dem alten menschen/ und wandelt stille in einem niedrigen/ sanfftmuͤ- thigen und kindlichem Geist/ aber allzeit danck- bar. Die furcht des HERRN vermehre sich/ und bleibe bey euch/ und bey uns allen/ Amen. Eure zeit ist kurtz/ loͤset sie wol und saͤumet euch nicht! ENDE . An den Leser. Guͤnstiger lieber Leser. Nachdem sich Ubbo Emme/ und der Herr von Aldegonde so sehr viel beruͤhmen/ und ihren grund bauen auff die schrifften des Nicol. von Blesdick, o- der Claes Meinertz, welcher David Joris tochter-mann gewesen/ von welchem sie sagen/ daß er von allen sachen Davids die beste kund- schafft gehabt/ und alle seinen handel und schrifften geoffenbahret/ so ist wol frembd und wunderlich/ daß sie selbige schrifften so verbor- gen halten/ daß man sie nicht kan zu sehen be- kommen/ geschweige/ daß selbige beym leben Blesdicks nicht einmal sind gedruckt wor- den/ daraus man wol vermuthen kan/ so- fern er solches mag geschrieben haben/ daß er sich geschaͤmet selbige durch den druck zu offenbahren/ aus furcht/ daß er in seinen luͤgen wuͤrde gefangen werden/ dieweil damals noch so viel leute im leben/ und vorhanden waren/ die nicht allein die schrifften Davids lasen/ sondern auch den mann selbst gekant/ und mit ihm uͤmgangen waren. Aber ich halte/ daß sie sothanige schrifften von Bleß- dick nicht werden zum vorschein bringen koͤn- nen/ wie viel sie sich auch davon ruͤhmen. Und so es noͤthig waͤre/ solte man noch wol im gegentheil verschiedene buͤchlein/ und eigne schrifften von Bleßdick zum vor- schein bringen koͤnnen/ darinn er die lehre Davids hefftig wider die laͤsterer verthei- diget/ und verantwortet. A. K. H. Vierter Theil. Q q 2 Num. Th. IV. Sect. II. Num. XXXIX. D. Joris Tractat von der wahren Gemeine Num. XXXIX. Noch weiter hat man nicht umbhin ge- kont/ einige specimina von dieses mannes/ David Joris/ eignen schrifften zu verteut- schen/ und zwar/ vermoͤge derer in der vor- rede dieses IV. Theils angefuͤhrten wichtigen Motiv en. Ein unpartheyischer Leser gebrau- che/ und urtheile alles nach denen wahren regeln des Christenthums vor GOttes an- gesicht. Folget also DAVID JORIS Tractat Von der wahren Gemeine CHristi/ und welches die rechten Ketzer sind. Oder: Jn- und von wem die Ketzerey entstanden sey. Es wird gefragt/ in wem die ketzerey/ und von wem sie entstanden/ und welches die rechte Gemeine CHRisti: Oder welcher Mensch oder Secte glaubhafftig/ und in seinem zeugniß wahrhafftig sey. Antwort: Es wundert/ ja verwundert mich sehr/ daß ein mensch dem andern/ die doch alle gleich von einerley art/ hertz/ sinn und gemuͤth sind/ umb rechte wahre him̃lische dinge fraget. Frage. Warum? Antwort: Darum/ daß al- le menschen luͤgner sind/ sich selbst beluͤgen und betriegen/ und niemanden was guts zu- zutrauen ist. Frage. Wie sol man denn sonst nach solchen dingen fragen? Darff man denn niemanden glau- ben? Sind denn alle menschen alle gleich be- trieglich und verfuͤhrisch? Es sind ja gleich- wol so mancherley arten der menschen/ so man- cherley Geister der wissenschafften von man- cherley sprachen und zungen/ die allerley er- fahren/ und denen alle dinge bewust und gruͤndlich bekandt sind: Welcher duͤncket euch denn unter diesen allen/ da so vielerley wider- einander sind/ das beste recht voraus zu ha- ben? Antwort: Wolt ihr das wol glauben/ waͤre der eine nicht blind/ und der sachen unbewust/ und un- erfahren/ so waͤre es der andere auch nicht. Frage. Sind sie denn allesamt/ gelehrt und unge- lehrt/ jung und alt/ Heyden und Christen einer wie der andere? Antwort: Jhr solt wissen/ daß der unwiedergebohrne natuͤrliche irrdische mensch in seinem alter/ oder menschlicher gelehrsamkeit/ weder durch spra- chen noch zungen besser/ sondern viel geringer/ das ist/ unbequemer zum reiche GOttes und seiner gerechtigkeit ist/ nemlich/ er ist nicht so wol zu unterweisen/ zu rathen/ zu leiten noch zu leh- ren als die jungen und unwissenden. Fragt die gelehrten/ forschet in der schrifft/ ja besprecht euch mit dem verstand/ die erfahrung wirds euch sagen/ daß/ gleich wie der mensch in sich selbst und zu sich selbst auffwaͤchset/ und immer aͤlter wird; also wird er auch der luͤgen und dem betrug/ aller verkehrten boßheit und der aͤrg- sten schalckheit einverleibt und gleich geartet/ ja gantz unterworffen. Hierinn hat keiner kei- nen vortheil vor den andern/ und ist unmuͤg- lich/ daß er von menschen kindern koͤnne gebes- sert oder verhindert werden. Warum? Dar- um/ daß es unmuͤglich ist von einem boͤsen baum gute fruͤchte zu nehmen/ denn man pfluͤ- cket ja nichts als stacheln von den disteln/ und nimmermehr feigen oder weintrauben von den dornen. Nein/ das ist unmuͤglich/ darum kom̃t mirs frembde vor zu dieser zeit/ da so vieler hei- ligen schrifften/ buͤcher und brieffe auff der bahn oder wol zu kriegen sind/ daß man solches von dem verlanget/ der dem ding an sich selbst/ ge- schweige/ an einem andern zu wieder ist. Frage. Ey! Jch habe meine frage nicht den unge- lehrten oder albern/ sondern den weisen/ klugen und verstaͤndigen vorgelegt/ und begehre/ daß mir von ihnen bericht gegeben werde/ so sie es verstehen/ wie wir menschen ihnen vertrauen sollen/ und sie sich auch beduͤncken/ und dafuͤr halten lassen. Antwort: So: sagt mir doch/ lieber mann/ welche haltet ihr denn vor die gelehrten? Der Fragende: Die jenige/ die im Griechischen/ Hebraͤischen/ Lateinischen/ und in H Schrifft am besten ge- uͤbt oder bewandert sind. Der Antwortende. Ja/ lieber mann/ sothanige findet ihr in al- len laͤndern/ sprachen und zungen/ und in den mancherley Secten/ sie seyen unter den Sara- cenern in Tuͤrckey/ im Pabstthum/ unter den verschiedenen Moͤnchen und Pfaffen/ unter den Lutheranern/ Zwinglianern/ Melanchthoni- sten oder Taͤuffern. Frage. Welcher unter diesen duͤnckt euch das kluͤg- ste und beste recht voraus zu haben/ da man glauben kan/ daß eine wahre kirche allda sey/ und man es einig mit ihm halten koͤnne? Antwort: Wolt ihr die warheit wissen/ und unbetro- gen hierinn davon kommen/ so muͤsset ihr euch vor allen dingen vor euch selbst huͤten/ und von allen menschen kindern/ die von einem weibe ge- bohren sind/ abkehren/ wenden und huͤten/ denn bey diesen/ er sey Heyde/ Juͤde oder Tuͤrcke/ er sey Papist oder Moͤnch/ Zwinglianer/ Luthe- raner/ Melanchthonist oder Taͤuffer/ ja er sey/ wer er wolle/ werdet ihr (er habe denn zuvor die neue wahre Gottes-Geburt vom himmel) den Geist CHristi durch den Glauben in der liebe der ewigen warheit gewiß nicht empfangen/ viel weniger eine wahre kirche/ religion oder wort der ewigen warheit finden. Frage. Ey lieber/ wobey kan man denn das wissen/ und woran kan mans versichert seyn? Ant- Christi/ und welches die rechten Ketzer sind. Antwort: Es ist wol gefragt/ waͤre es nur so leicht be- antwortet/ und so wol verstanden. Doch weil ihr mich fraget/ wil ich euch meine meinung heraus sagen; daran wolt ichs gewiß seyn/ nemlich/ die das allerverachteste/ geringste und unwer- theste unter diesen leuten/ jedoch aber an GOtt glaubig/ vertrauend mit auffrichtigem hertzen/ ohne ansehen ihres verachteten und verbannten wesens/ ihn suchen/ lieben und bekennen. Frage. Welche unter allen sind denn diese/ damit ich die rechte kirche/ den wahren leib Christi fin- den/ behalten und selig werden moͤge? Antwort: Niemand kan euch eine sonderliche secte/ volck oder nation/ noch besondere person oder menschen warhafftig zu kennen anweisen/ als die im wort und wercke GOttes/ das ist/ im glauben und liebe der warheit befunden/ jedoch aber von jeder mann/ der sie kennet/ und nicht ei- nes hertzens/ sinnes/ willens und gemuͤths mit ihnen ist/ veracht/ verlaͤstert und gehasset wer- den. So fern bezeugt euch die Heil. Schrifft auch/ sie zu erkennen. Frage. Wem sol ich aber hierinn am meisten glau- ben/ wenn sich nun alle secten darinn befinden/ und wie Christen erweisen wuͤrden? Antwort: Nicht denen/ die den namen/ aber ungleiche that tragen/ solt ihr glauben/ sondern die einen boͤsen/ laͤsterlichen namen/ und ein heßlich/ graͤu- lich ansehen haben bey allen menschen/ die sie kennen; jedoch aber dabey auffrichtiges her- tzens/ ohne lug und trug mit dem munde sind/ und GOtt im geist und in der warheit dienen und ehren/ welche gutes wuͤnschen denen/ die ihnen boͤses wuͤnschen/ und segnen die/ so sie verfluchen/ guts thun/ die ihnen uͤbels thun/ lieb haben/ die sie hassen/ und bitten vor die/ so sie beleidigen und verfolgen/ diese und dieje- NB. nigen halte ich vor Christlich/ und bey denen ist die heilige kirche/ GOttes wort/ geist und war- heit/ die rechte wahre religion, geistlichkeit oder Gottesdienst. Frage. Das ist wol geantwortet: Jch muß aber noch besser fragen/ wo ich diese erkennen und finden sol/ denn es moͤchte sich wol ein jeder dafuͤr ausgeben/ und sich einer davon zu seyn beduͤncken? Antwort: Nicht/ die sichs selbst duͤncken/ sondern die sichs nicht duͤncken/ und an solcher art und geist ein kundbahres wolgefallen mit liebe von gantzem hertzen haben/ diese sinds; die man aber im gegentheil gantz vor nichts als vor die allerschnoͤdesten und aͤrgsten haͤlt/ so aber dariñ dennoch unbekuͤmmert zu frieden sind daß sie es seyn solten/ und haben recht das wiedersp i el der Pharisaͤischen art/ welche den namen vor die that/ und den hoͤchsten schen der gerechtig- keit/ der doch nichts ist; diese aber die thut vor den namen fuͤhren/ und das nicht scheinen/ das sie warhafftig sind. Frage. Wie kom̃t das? Jst ein wahrer Christ so uͤbel zu erkennen? Antwort: Ein wahrer Christ/ daß ihrs wisset/ ist keine menschliche geburt aus dem gebluͤte/ oder von dem manne durch fleisch und blut/ schweige aus menschlicher weißheit oder klugem ver- stande empfangen; O nein/ wenn er das waͤre/ so kenneten die weisen/ hochgelehrten und klugen einen solchen wol/ den sie geboh- ren haͤtten/ und die irrdische menschen/ ja ihr selber doͤrfftet so nicht darnach fragen/ ihr wuͤr- det ihn wol mit leiblichen augen sehen/ so er von der erden waͤre/ aber alles das ist er nicht/ sondern eine wahre him̃lische geburt (die von dem Geist/ in dem him̃lischen Geist lebenden worte der warheit und weißheit herruͤhret) ist da zu schauen. Frage. Ey lieber! stehts so/ wie kan ich einen sol- chen finden und erkennen/ oder man muß/ halt ich/ gleich wie er/ von einem Geist in einem wort gebohren oder hervorgebracht/ und mit einem Geist getraͤncket seyn/ das ist/ geistliche augen und erkaͤntniß der him̃lischen gerech- tigkeit in der warheit haben? Antwort: Ja/ es ist so/ und nicht anders kan und mag es geschehen. Alle menschen/ die es anders er- kennen oder wissen wollen/ denen wirds feh- len. Frage. Wenn ich aber nun keinen solchen menschen auff der gantzen erde wuͤste/ fuͤnde noch kennte/ und dennoch ein verlangen/ lust und liebe haͤt- te selig und gesund zu werden/ solt ichs denn nicht koͤnnen? Antwort: O ja/ so eure ohren nur allezeit nach Gottes wort und willen offen stuͤnden/ und ihm euer hertz gantz gleich zu seinem willen und besitzung inne liesset/ dazu auch staͤts lust haͤttet an sei- nen wegen/ die den euren im fleisch immer ent- gegen sind. Denn es ist ohne sorge/ daß je- mand ein rechtschaffen verlangen/ lust und lie- be nach CHRisto habe/ er sehe/ wisse und er- kenne denn seine verdam̃niß in seiner falschen lust/ unliebe und wiedrigkeit gegen die war- heit/ welches niemand/ ohne das warhafftige licht/ und die wahre vollkommene erkaͤntniß Christi vernehmen sehen oder wissen kan. Wer diese bey sich befindet/ oder wo die ist/ allda wird die seligkeit wol bekleiben/ als welcher ihr gleich gesinnet oder gewillet ist. Frage. Was raths denn nun? Es ist gleichwol be- kandt/ daß/ wir seyn auch wer wir wollen/ keine seligkeit als in der heil. kirchen/ oder gemeine CHRisti haben/ auch mit ihr vereinigt und ihr eingeschrieben/ auch von ihr erkannt und geliebt seyn muͤssen/ oder wir doͤrffen kein theil/ loß oder anfall im Reiche GOttes erwarten? Antwort: Angesehen sich die zeit so gantz in der boßheit erhoͤhet/ und die tugend uͤberall verachtet und verunehret/ die gutwilligen vertrieben und um- bracht werden/ etliche aber/ die da uͤberbleiben/ sich in die wuͤsten zur stille begeben haben/ so ist sichs (wie gesagt) gar uͤbel damit zu verei- Q q 3 nigen. Th. IV. Sect. II. Num. XXXIX. D. Joris Tractat von der wahren Gemeine nigen. Denn dieweil diese Heil. kirche von keinem stein noch holtz/ silber oder gold/ weder von fleisch noch blut gebauet/ sondern lauter geistliche und gutwillige hertzen des allerhei- ligsten Glaubens sind/ so sol ein jeder/ der von demselben Geist einigerley weise getrun- cken oder etwas empfangen/ gehoͤret oder ge- lernet hat/ daruͤber gutes muths GOtte/ der alle hertzen kennet/ vertrauen und nicht ablassen von sich selbst mit hertz/ sinn und muth aus- und in CHristum/ GOttes ewiges wort und wil- len einzugehen/ sich auch darinn allwege fin- den lassen/ nemlich/ in seiner hand unter allem gehorsam der warheit im Geiste. Und obschon ein solcher von den menschen nicht davor ange- sehen wird/ GOtt aber allein bekandt und lieb ist/ auch in seinen geboten oder wort allewege erfunden wird/ so kan er sich begnuͤgen/ jedoch aber das ihm nicht lieb seyn lassen/ daß er der furcht halben seinen rechten bruder verborgen/ und im guten nicht offenbahr seyn kan/ auch das guͤtige wort der ewigen seligkeit und war- heit verschweigen muß; welches er/ so es ihm schmertz und pein im hertzen ist/ beseuffzen und beklagen/ und mit verlangen auff die offenbah- rung der herrlichen freyheit der kinder GOttes warten mag. Mittler zeit aber seine seele mit aller gedult in guter zuversicht und stille be- sitzen. Frage. Das ist ja noch troͤstlich/ erfreulich und froͤ- lich vor ein betruͤbtes und bekuͤmmertes hertze zu hoͤren/ weil doch kein mensch ausser der Heil. kirchen/ der wahren Gemein oder Braut Chri- sti/ selig oder erhalten werden kan/ mit welcher man doch vereinigt/ und ihr eingeleibet seyn mag ohne erkaͤntniß und wissenschafft dersel- ben/ laut eurer reden/ ists nicht so? Antwort: Ja gewiß/ doch mit aller bescheidenheit die- ses unsers beweises/ nemlich nachdem sie alle von GOtt gelehret/ und von dem Geiste der warheit in alle warheit sollen geleitet werden/ von einem haupt zu einem haupt gleich gesin- net seyn/ und in einen glaubwuͤrdigen guten willen kommen/ welcher denen ersten durch das vorige kund gethan/ und offenbar gemacht worden: So ist ohne allen zweiffel gantz nicht zu besorgen/ als ob die letzten ihren eingang und fuͤlle der gnaden nach den außfliessenden gaben des reichthums CHristi in ihrem Glau- ben nicht so wol haͤtten/ als die ersten/ nach- dem derselbe nemlich reich/ starck und gesund/ oder maͤchtig ist. Weil denn das wahr ist/ so kan oder mag ihre art und geist in allen Goͤtt- lichen sachen der worte/ willen und wercke CHristi nicht geringer seyn als der ersten/ son- dern es ziemet ihm desto eher/ weil sie die aͤlteste zeit darinn erreichet/ ein mehrers empfangen zu haben/ nemlich im glauben glaubiger/ in vertrauen vertraulicher/ in der liebe lieblicher/ kraͤfftiger und demuͤthiger von hertzen/ gehor- samer mit den ohren/ einfaͤltiger von gesichte/ reiner/ das ist/ geistlicher an haͤnden und wer- cken/ him̃lischer und standhaffter an sinnen/ warhaffter und lauterer im grunde/ GOtt glei- cher im wesen/ das ist/ von gantzer seelen glei- cher geartet zu seyn. Denn was sie verborgen/ und im dunckeln unbekandt haͤlt/ sol/ nachdem sie alle in der zeit des Glaubens und unglau- bens wol besucht/ gelaͤutert und gereinigt sind/ gantz vollkommen und rechtschaffen seyn/ auch weggethan/ und als eine finsterniß von dem lichte des tages vertrieben werden. An wel- chem tage sie dann klar scheinen und leuchten sollen diejenige/ die sie sind. Jnzwischen aber sollen und muͤssen sie durch der gottlosen spott und gluͤcklich-fortgehendes freyes fleischliches leben ins schweigen/ als todten und gottlosen gleich/ gesetzt/ mit Esau gerechnet/ ja gar dar- unter gezehlet werden. Welches ihnen zwar keine freude in ihrem hertzen machen/ sondern lauter schwermuth innerlich anrichten wird. Der mund wird wol von aussen lachen/ das hertz aber inwendig weinen nach ihrer herr- lichen erbschafft und glori oͤsen freyheit/ wie den kindern des Reichs geziemet. Frage. So hoͤre ich wol: Die rechte heil. kirche/ die wahre heil. gemeine oder braut Christi muß als eine hure oder ehebrecherisch weib im dunckeln verlassen sitzen/ mit schanden unterliegen/ von allen andern gemeinen verachtet und verworf- fen/ ja gar zu nichte gemacht werden/ recht wie davon geschrieben stehet. Antwort: Ja/ also sol und muß es seyn/ wie es schon vorher durch Christum und alle seine nachfol- ger abgemahlet ist. Welche/ ob sie wol schei- nen zu sterben/ heßlich und scheußlich/ ja gar aus- und zu nichte gemacht/ und als auskehrich außgefegt werden/ dennoch in gutem festem vertrauen und sicherer ruhe sind. Man lese hie- von den Psalmisten/ das buch der Weißheit/ Jesaiam und Micham/ so wird man bald ver- nehmen/ ob mein beweiß und erklaͤrung der ge- meine (allwo GOttes wort/ wille und werck/ und die rechte Religion zu finden) nicht allein mit erfahrung der warheit/ sondern auch mit klaren außgedruckten Goͤttlichen Schrifften bewaͤhret und bewiesen ist. Frage. Das ist unwiedersprechlich in meinen ohren/ nachdem sich der gerechte Christus in dem ewi- gen wesen der warheit durch sein allmaͤchtig geist-wort in der ewigkeit hervor gethan/ und wie ein morgen-licht unsere duͤstere hertzen durchbrochen/ so ist leicht zu mercken/ daß sein leib/ seine braut/ seine kirche oder gemeine/ wie erselbst in der welt ist/ nemlich/ wie eine rose un- ter den dornen/ eben also ist das liebste weib un- ter den weibern/ das ist/ unter andern gemeinen/ die gegen sie/ wegen ihrer heiligkeit nichts ver- moͤgen. Deßwegen sie auch vor ihnen wie lau- ter finsterniß/ wie eine verfuͤhrerin/ heuchlerin/ falsche betriegerin/ ja vor die allerboͤseste und schnoͤdeste oder verdammens wūrdigste ge- rechnet ist/ gleich wie ihr HErr und Meister Christus/ welcher auch unter die boͤse belials- maͤnner/ wie ein apffel-baum unter die wilde baͤume gerechnet ward. Und das wissen die andern gemeinen von CHR isto und seiner gemeine auch wol/ thun sie es nicht? Antwort: Ach ja/ das wissen sie wol/ gleichwol wollen sie deßwegen diese in der that nach der warheit nicht vor die rechte (weil sie ihnen zuwieder ist) erkennen/ und muthwillens durch ih- ren verkehrten/ unglaubigen/ buchstaͤdlichen/ finstern/ schrifftweisen sinn nicht wissen. Und ob Christi/ und welches die rechten Ketzer sind. ob sie schon in ihrem verstand gefangen ge- nommen werden (wie der HErr den Schrei- bern und Pharisaͤern thaͤt) so achten sie es doch nicht/ nehmen sichs auch nicht an/ als die sich unter die kleinen nicht beugen wollen/ kehren sich auch nichts dran/ ob ihnen schon die danck- sagung CHristi vor die kleinen und einfaͤltigen bewust ist/ daß GOtt sein him̃lischer Vater denenselben die verborgenheiten des reichs geoffenbahret/ und den groͤsten Meistern/ Schrifft gelehrten/ und verstaͤndigen klugen Dialecticis nicht weiter als nur in gleichnis- sen/ das ist/ nur buchstaͤblich/ und nicht in dem sinn des Geistes zu erkennen gegeben hat. Gleichwol verharren sie in ihrem verhaͤrteten/ bitteren/ neidischen sinn immer je laͤnger je steif- fer/ als rechte kloͤtzer/ die sich nicht beugen noch sagen lassen/ sondern in ihrem eignem ketzeri- schem sinn bleiben wollen. Frage. Wie? Das ist ja wol ein wunderlich ding/ diese toͤdtet die welt? Antwort: Das ist wahr/ den sie in ihrem verstand da- vor halten/ wissen und erkennen/ nemlich/ wer ihnen entgegen/ und im Geist/ wort und werck zuwieder ist. Frage. O das ist was neues. Toͤdtet die welt die ketzer umbs Glaubens und uͤm ihrer boͤsen wege und lebens willen/ so ist sie GOtte und seinem CHristo heilig und selig/ und darff sol- ches wol thun. Antwort: Jst die welt Christlich/ heilig und selig/ das ist sie ihr selbst mit dem munde/ wie der teuffel sich gut ruͤhmet/ und ists ausser GOtt ohne CHristo worden/ welcher vor sie nicht bit- tet. Doch waͤre sie Goͤttlich/ schoͤn/ be- quem/ heilig und wuͤrdig/ oder auch maͤch- tig gnug jemanden wegen seines unglau- bens uͤmzubringen/ so solte es von ihr nicht gethan werden/ sondern uͤber sie selbst erge- hen/ und muͤste von den unglaubigen und ketzerischen geschehen/ diese toͤdten/ verfolgen und verdammen die guten/ weil sie nach der Schrifft ihnen entgegen sind/ wie der Cain den Abel/ Jsmael Jsaac/ Esau Jacob/ die Juͤden CHRistum/ die ungerechten die gerechten nach art ihres vaters. Denn die luͤgen kan die warheit nicht leiden/ das boͤ- se das gute nicht vertragen/ die hoffart has- set die demuth oder niedrigkeit/ der geitz die mildigkeit/ neid und gramschafft wiederste- hen der liebe; Summa/ der tod hasset das le- ben/ die suͤnde die gerechtigkeit/ Belial CHri- stum/ der Teuffel GOtt. Diesen folgen nun die/ so demselben theile gleich geartet sind/ auch nach. Wie moͤchtet ihr klaͤrern beweiß haben? Frage. Mehrere gewißheit mag man ja wol nicht haben/ uͤm zu wissen in- und von wem die ke- tzerey entstanden/ und meist geblieben/ auch wo eine wahre Gemeine/ die rechte Religion/ Gottes wort und Gottes-dienst sey. Antwort: Das ist warhafftig wahr/ nirgends als bey denen/ die von allen gemeinen ihres Glaubens und lehre halben gehasset/ gelaͤstert/ verfolget und uͤmbracht werden. Denn die rechte wah- re Gemeine bringt niemand uͤm/ sondern stellet sich allenthalben dar vor einander zu leiden. Deßwegen sucht sie niemanden zu toͤd- ten/ wol aber lebendig zu machen/ nicht boͤ- ses/ sondern guts zu thun/ sie hat ihre feinde lieb/ und bittet vor die/ so ihnen leid anthun; Darum/ wer solches thut (nemlich verfolgt und toͤdtet uͤm des Glaubens willen) und al- so befunden wird/ der wird sich ausser dem wort und wahren Geist der Liebe CHristi/ un- ter den ketzerischen/ halsstarrigen/ stoltzen/ harten und stoͤrrigen koͤpffen ohne die wahre Religion befinden. Und ob er sich noch so sehr mit feigenblaͤttern bedecken/ und mit eigner heiligkeit/ und selbsterwehlter geistligkeit durch gutduͤnckel bekleiden wolte/ so wird es ihn doch nicht from̃ noch schoͤn/ sondern nur desto heß- licher machen/ und seine missethat anzeigen; ur- sache/ weil alle solche sich CHRisti ruͤhmen/ und selbst vor orthodox und glaͤubig halten/ oder duͤncken wollen/ so haben sie desto mehr schuld/ angesehen sie unter dem namen Christi den mord begehen/ und dem einen dienst thun wollen/ den sie nie erkannt haben. Frage. Wie? sie werden sagen: Kennen wir Gott und seinen CHristum nicht/ warum lassen wir uns denn nach seinem namen nennen/ und das Evangelium predigen? Antwort: Jhr solt wissen/ daß der name GOttes und seines CHristi/ nicht in etlichen buchstaben o- der worten bestehet/ und mit dem munde nie recht kan genennet werden/ wie davon das Js- rael nach dem fleisch gar wol vorgeschrieben ist. Nein/ nein/ das ist das wort nicht/ davor sich alles/ was im himmel/ und auff erden/ und unter der erden ist/ beugen sol. Wer sich so ruͤhmet/ der ruͤhmet sich nur vergeblich und nichtig/ weil ihm seine art/ geist und krafft ge- bricht. Angesehen darinn die wahre erkaͤnt- niß/ namen und Evangelium stehet/ daß sie uns demuth/ sanfftmuth/ warheit/ liebe/ friede und gerechtigkeit lehren; nicht zwar so/ daß man sie von andern heische/ oder sie verdamme/ sondern selbst an andern beweise/ und die glaͤu- bigen selig mache durch das wort/ das alle din- ge recht urtheilen/ und als mit einer wage recht genau nach der warheit abmessen/ auch alle dinge durchgruͤnden und erkennen wird. Wol dem menschen/ dessen hertz in seinem verstande GOtte auffrichtig unterworffen und rechter meinung ist/ der wird ewig durch das gerechte urtheil GOttes in ihm dafuͤr bewahret wer- den. Es wird sich so befinden und nicht an- ders. Lasset euch hiemit gnuͤgen/ und haltet euch from̃. ENDE . Num. XL. Ein anderer Tractat David Joris, unter dem Titul: Ein klarer Bericht/ Wie der Mensch von GOtt gefallen/ und auff was art er wieder zu GOtt gebracht werde/ und was das Haupt/ und der rechte Leib Christi samt bey- der jegliches Werck sey. Hose. Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer Bericht/ Hose. XIII. 19. Dein verderben/ o Jsrael/ ist aus dir/ die huͤlffe aber allein von mir/ spricht der HERR. Johan. IX. cap. v. 41. JESUS sprach zu den Juͤden: Waͤret ihr blind/ so haͤttet ihr keine suͤnde. Nun ihr aber sprecht: Wir sind se- hend/ bleibet eure suͤnde. Auffs neue gedruckt/ Anno 1614. An den wolgesiñten Leser. Dieweil viele sind/ welche so geschwind sie was lesen/ so geschwind auch meinen ver- stand zu haben/ hab ich dich (geliebter Leser) deßwegen vermahnen wollen/ daß niemand sich so vergreiffe/ oder dieses duͤncken lasse/ be- sonders in Goͤttlichen sachen/ die in einer geistlichen zunge und him̃lischer sprache durch den Geist mit wahrem verstand goͤttlich vor- bracht sind. Dieweil denn die geistliche sa- chen von den Geistlichen allein/ und die him̃- lische neue zunge von denen him̃lisch gebohr- nen Gottes verstanden/ auch mit ihren eignen augen/ geist und verstand muͤssen gesehen und gefasset werden/ und GOtt in seiner warheit beyde zu suchen und zu finden ist/ so muß es de- sto mehr beschleuniget/ ja mit seinem eignen gesichte (das ist/ ihm gleich sehend) angesehen/ mit fleiß gelesen/ innerlich geistlich verstanden/ und kraͤfftig mit der that bewiesen seyn. Denn man muß das licht im licht/ GOtt in GOtt/ und geistliche dinge im Geiste sehen/ suchen und finden/ wie geschrieben stehet/ Psalm XXXVI. 9. Jn deinem licht werden wir das licht sehen. So ists denn offenbahr/ daß ein sinnlicher oder natuͤrlicher mensch hievon keinen verstand noch begriff haben kan/ sin- remal niemand weiß/ was in GOtt ist/ ohne der Geist GOttes allein/ es duͤncket denen fleischlichen alles eine thorheit seyn/ und kans auch ohne den Heil. Geist nicht erkennen/ weil es geistlich muß geurtheilet seyn. Jst nun je- mand geistlich/ der urtheile/ was recht ist. Den Geist loͤschet nicht auß/ die lehre von der rechtfertigung verachtet nicht/ pruͤffet aber/ und wiederkaͤuet alles/ und das gu- te behaltet. Der innhalt aber kuͤrtzlich hievon ist: Von des menschen abfall und wiederkehrung zu GOtt/ und wie tieff der mensch gefallen/ daß auch der/ so ihn daraus erloͤsen wolte/ sich eben so tieff herunter lassen muste/ samt mehreren wunderlichen reden von dem verdorbenen men- schen/ wie er sein haupt verlohren/ und ohne macht worden: Was das haupt und die glie- der/ und zugleich auch beyder ihre wirckung: Was CHristus und der rechte leib oder ge- meine sey/ kuͤrtzlich/ so wol wunderlich als herr- lich außgesprochen/ und wie wir dazu kommen moͤgen. Ferner/ wer blind oder arm am Gei- ste sey/ wie wir zum gefuͤhl und erkaͤntniß unsrer selbst kommen muͤssen/ und was arm am Geist oder geistlich arm zu seyn ist. Jtem: Wo die neue geburt/ Emmanuel/ befunden werde/ und woraus sie entstehe: Wovon der mensch muͤsse außgehen/ ehe er bey CHRisto angeneh- me ist/ und das Reich GOttes besitzen moͤge: Wie wir durch CHristum zum Vater und zum Sohne durch den Vater kommen muͤssen: Jtem: Welches die rechte Kinder Gottes sind/ und worunter sie stehen muͤssen/ ein unbekand- ter/ unerhoͤrter him̃lischer bericht/ der ewig und fest stehet/ und unveraͤndert in dem himmel blei- bet. Jhr aber alle/ die ihr diß bekommet/ sehet wol zu/ wie und mit was sinn ihr es leset. Denn mit solchem sinn/ als ihrs leset/ mit solchem wer- det ihr es verstehen/ was vor sinn ihr davon las- set/ denselben werdet ihr auch darinn vermissen/ leset ihr es mit vollkommenem sinn/ vollkoͤm̃lich werdet ihr es verstehen/ mit gebrochnem gebro- chen/ mit halbem halb/ gar ohne sinn/ nicht im geringsten; Leset ihr es verkehrt zum boͤsen/ boͤse und verkehrt werdet ihr es verstehen; leset ihrs wie alle weise und verstaͤndige (die den verstand mehr den gold suchen/ und weißheit mehr denn schaͤtze lieben) zum guten und recht gebessert o- der verstaͤndig zu werden/ so werdet ihr es drin- nen finden/ denn dazu ist es geschrieben/ und uͤberall frey zu lesen gegeben. So empfanget es denn mit danck/ obs schon klein ist. Wann mehr vorhanden ist/ solls euch auch zu seiner zeit gegeben werden. Lebet wol. Nehmet wahr: Ein klarer ausspruch und bericht von dem ewigen Gott und abfaͤlligen Men- schen: vor alle bekuͤmmerte/ betruͤbte und duͤrfftige seelen/ samt allen/ was sich nicht muthwillig und wissentlich in hoffart verlauffen/ und ewig zum verderben von dem angesichte des HErrn abgeschieden sehen wil Das 1. Capitel. Alle menschen sind (daß ihrs wisset) in dem ersten urtheil in Adam mit Adam von GOtt (der ein HErr uñ Geist/ ein Koͤnig und Schoͤpf- fer der welt) ab- und dem suͤndlichen toͤdtlichen fleische zugefallen/ durch das angesicht seines verkehrten/ verruchten sinnes/ der ihm zu nichts anders denn zur him̃lischen warheit/ Goͤttlich und ewig im worte des lebens gegeben war/ da- von er je laͤnger je mehr gefallen/ uñ endlich gantz irrdisch/ fleischlich/ in seinem licht finster/ am ge- sichte blind/ luͤgenhafft und betruͤglich/ als ein todter/ ja dem tode und finsterniß gleich wordē. Deßwegen er nun nicht GOtt/ seinem Koͤnige/ HErrn und Schoͤpffer/ sondern ihm selber le- bet/ sich nur achtet/ ehret/ uͤber alles liebet und dienet/ so daß er gantz eitel/ leichtfertig/ gottloß Gottloß/ d. i. ohne furcht o- der ehrer- bietung gegen den/ der ihn geschaffen und ge- macht/ uñ weder sei- nen Geist noch art haben und lieben/ sondern sich nur selbst lebē. im wesen/ von der warh eit zur luͤgen/ und von etwas zu nichts kommen/ ja gantz irrdisch gesin- net/ und frembd von dem leben Gottes worden ist. Weil diß deñ wahr/ so sol oder kan man dem menschen nichts guts zutrauen/ ja er sich selbst nicht/ nachdem es offenbar/ daß ein solcher mensch anders nichts/ als erselber ist/ thun kan/ nemlich/ von sich selbst nichts dann luͤgen und triegen/ verletzen und schaden/ toͤdten und ver- derben/ und zwar meist und zu erst sich selbst/ samt allen/ die ihn hoͤren/ lieben/ glauben und nachfolgen. Denn das geschicht alles aus sei- nem stoltz und hochmuth/ weil er sich beduͤncken laͤst (wiewol ers nicht so frey sagen/ als in der that beweisen und thun darff) es sey kein ande- rer Gott als er. Und ob er Gott schon buchstaͤb- Gott wird mehr denn den men- schen gelo- gen/ denn er bleibt unbetꝛogē. lich nennet/ und mit dem munde bekennet/ so leuget er doch seine krafft/ haͤlt noch glaubet auch nicht/ daß er sey/ wie ers in der that beweiset. Daran man leichtlich mercken und wissen kan/ was er vor einer ist/ nicht daß wie der mensch von GOtt gefallen u. wieder zu Gott gebracht werde/ ꝛc. daß er sich selbst wird dafuͤr bekennen/ oder auß- geben/ nein/ da ist er nicht hurtig zu; aber der HErr wird durch sein licht/ ihme die finsternis zu sehen geben/ und die gefaͤhrlichen tieffen ab- gruͤnde in seiner glorioͤsen herrlichen erscheinung offenbahren. Der mensch ist wie der teuffel selbst. Der mensch hat den teuffel wollen gantz ver- fluchen/ und vor dem Lucifer scheinen einen greuel zu haben/ weil er gegen seinem Schoͤpf- fer solte so stoltz gewesen seyn/ sich an seine stel- le zu setzen; Aber wanns umb und umb kommt/ ist er der mann selber; Gewiß er wirds in seiner seelen fuͤhlen/ ja in der haut so befinden/ daß er seinen stuhl uͤber die sternen GOttes erhoben/ und sich in die staͤtte des HErrn gesetzet hat/ und dem Allerhoͤchsten wollen gleich seyn/ als es noch heut zu tage in allem seinem thun und lassen zu sehen ist/ wie er das boͤse staͤrcket/ die boßheit und suͤnde geluͤstet und liebet/ und die suͤnde/ nicht aber die warheit thut/ sondern die gerechtigkeit hasset und ihr zuwider ist/ und dannoch sich nicht schaͤmet/ so daß es so weit mit ihm kommen ist/ daß er sich selbst nicht kennet/ GOTT laͤsts mit dem men- schen auff das hoͤch- sie kom- men/ ehe er vorhat oder wil- lens ist ihn zu verstossē; und so weit boͤse werden/ als er gut ist/ damit er seine guͤte und allmacht dargegen beweise. noch weiß/ was er ist/ hat oder nicht hat. Dann was er nun auffs hoͤchste hat/ weiß/ kan oder mag/ ist/ daß er Gott gantz und gar zuwider ist/ in welcher art der boßheit ihn GOtt starck hat anlauffen lassen/ damit er seinen arm moͤge dar- wider entbloͤsen. Mittler zeit nun/ da der mensch in seinem hochmuth/ ehren und herrlich- keit stoltziglich auffwaͤchst/ muß Gott oder sein wort/ Christus mit seinen lieblingen (es ist wahr) sich leiden/ dulten/ alle untugenden uͤber- hoͤren und uͤbersehen/ und sich noch auffs tieffste unter die geringsten beugen und schmeigen/ biß/ daß er in allen gelitten/ versucht/ gepruͤfft und erforschet ist/ und das allerhoͤchste uͤbel (die tief- fen des teuffels/ nemlich alle abgruͤnde) durch seine hoheiten und schoͤnheiten/ verstehets/ kund und offenbahr gemacht hat. Nichts destoweni- ger/ wie wol sich der HErr so tieff erniedriget uñ von sich selbst umb- und in den menschen außge- gangen ist/ so geschichts und stehets dannoch al- les zu seiner herrlichkeit/ welche in macht/ ehre und glorie weit uͤber das alles gehet/ welches al- le glaubige/ weise und vorsichtige hertzen umb so viel mehr zu einen grossen/ wunderbahren verstand und hohen erkaͤntnis GOttes fuͤhret/ wann man darauff mercket. Dann daß der mensch so tieff und weit hinunter faͤhret/ so boͤse/ arg und gottloß worden ist/ beweist/ daß er so hoch gesessen/ so gut und tugendsam in seinem GOtt durch Christum geschaffen und gemacht ist. Ferner/ daß er so eytel und nichtig/ so un- vermoͤgend/ leichtfertig/ luͤgenhafft und betruͤg- lich durch sich selbst in sich wird/ gibt zu erken- nen/ daß der GOtt Schadai im gegentheil mit uͤber das vollmaͤchtig/ kraͤfftig/ treu und war- hafftig ist/ nemlich in des menschen hochfahren und in GOttes niederfahren/ auch durch des menschen was seyn und in seinem Nichts seyn/ welches auch niemand anders dann GOtt der HErr im vermoͤgen hat/ ihm nach zu thun/ was er vorher thut/ nemlich im leiden/ dulten und nachgeben/ in liebe/ warheit und treue/ in guͤtig- keit/ gerechtigkeit und tugend/ in niedrigkeit/ demuth und nichtigkeit/ welches er gegen uns zu einer guten lehre beweist/ und sichs nicht hindern laͤst/ daß er der allerhoͤchste/ maͤchtigste und groͤ- ste seye/ ja allein ist/ seyn und bleiben wird; so beugt und gehet er dañoch so weit von sich aus/ welches er/ (so er nicht so groß/ hoch und allver- moͤgend waͤre) nicht wuͤrde vermoͤgen/ so er sich so tieff nicht beugen und so weit erniedrigen koͤn- te sintemal die tieffe eben aus der hoͤhe/ und die hoͤhe aus der tieffe/ und eins aus dem andern kommen muß/ und man eben so hoch als tieff/ und so tieff als man hoch ist/ fahren kan. Dann so groß als man ist/ so klein kan man auch wer- den/ und so viel oder so etwas man ist/ so nichts kan man auch werden/ so reich und schoͤne man ist/ so arm und heßlich kan man werden/ so un- schuldig/ so schuldig; so wenig/ so vielmehr. Wiederum/ so niedrig man ist/ so hoch kan man fahren/ so heßlich und arm/ so reich und schoͤn/ kan man werden. Dann was vor leben und wesen es ist/ solchen tod und verwesen hat es auch/ solche guͤte/ solch boͤses/ was vor gerech- tigkeit/ solche ungerechtigkeit/ und wie der ver- lust ist/ so ist der genieß/ wie das verderben/ so ist auch die wiederbringung. Es fehlet nicht. Das 2. Capitel. Darum/ so weit als der mensch abgetreten/ Der mensch muß dar- zu wieder bracht werden/ wovon er gefal- len ist. gefallen/ verdorben/ verlohren und verdam̃t ist/ eben so weit muß er wieder umkehren/ und auff- stehen/ sich bessern/ finden und selig machen las- sen. Deßwegen mag seine wiederbringung und huͤlffe nicht eher geschehen/ biß er dazu auffs aͤusserste empfindlich kommen ist/ welches doch auch von niemanden kan geschehen/ er seye es dann maͤchtig. Und niemand ware desselben maͤchtig/ dañ der keine kranckheit noch schwach- heit hatte/ und in dessen haͤnden todt und leben stunde/ zu zerbrechen und zu machen/ zu helffen und verjagen willen und vermoͤgen hatte; so hoch und groß/ so reich und schoͤn/ und so gantz unschuldig/ daß er den abgefallenen menschen (der nach dem bilde GOttes und zu seiner herr- lichkeit geschaffen und gemacht ware) erfassen/ helffen und eihalten konte. Welches auch nie- mand vermochte/ er muste dann erst so weit her- unter kommen/ als tieff der mensch gefallen wa- re/ nemlich zu suͤnde/ tod/ teuffel und hoͤlle/ und gantz hinunter in den verlust. Welches der mensch dann erst alles fuͤhlen muß/ damit er die liebe zu ihm wissen/ kennen und verstehen moͤge; woraus oder wovon ihn der HErr errettet oder wiederbracht hat. So nun der HErr nicht uͤ- ber alle himmeln waͤre und alle geschoͤpffe uͤber- treffe/ so koͤnte er dasselbe nicht/ wann nemlich der geist und das leben nicht staͤrcker dann das fleisch oder der tod/ und die krafft nicht maͤchti- ger dann die kranckheit waͤre/ wañ das licht die finsternis nicht vertreiben/ und die liebe die feindschafft Gottes uͤberwinden koͤnte/ so wuͤr- de der mensch maͤchtiger seyn dann Gott/ auch Von der hoͤde sehe ich ihn wol/ von den huͤ- geln mer- cke ich ihn. Num. XXIII. 10. Psal. XIIX. Cant. 2. Ein jeder sehe zu/ zu schwer/ daß er ihn heraus reisen/ und zu ohn- maͤchtig/ daß er ihm nicht helffen koͤnte. Dero- halben muste der von den hoͤhen der bergen all- maͤchtig herab kom̃en/ der sich verdemuͤthigen und erniedrigen/ und den menschen daraus er- loͤsen solte/ er muste aus dem leben in den tod/ ja vom himmel kommen/ der in die hoͤlle fahren/ und uns daraus holen oder wiederbringen kon- te. Dann den weg muste er wissen und durch- wandeln/ ists nicht recht? Dann man kan dem/ der in einen brunnen oder grube/ schweige in die see gefallen liegt/ nicht helffen oder erretten/ A. K. H. Vierter Theil. R r man Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/ daß er uͤ- ber seine krafft und vermoͤgen nicht fah- re. man muͤsse dann selbst darbey oder hinein/ auch starck und maͤchtig gnug seyn zu helffen. Dann anders/ so der gefallene maͤchtiger und schwe- rer/ als er an kraͤfften und erleichterung waͤre/ so muͤste er ihn fallen lassen oder gar mit unter- gehen. Derohalben sollen wir den maͤchtigen held/ den Erloͤser/ GOtt und Heyland daran erkennen/ nemlich/ anseiner uͤberwindung/ und an der krafft seiner aufferstehung bemercken/ daß er der herrschende HERR uͤber alles ist/ der den sieg und die kronen in seiner hand hat/ nach der warheit und allen urkuͤndlichen schriff- ten. Das 3. Capitel. Von der aufferste- hung. NB. Die uͤberwindung nun oder aufferstehung im Geist und warheit/ ist gegen kein fleisch o- der blut außwendig/ sondern inwendig ge- gen den ungerechten und verkehrten Geist und alle luͤgen/ die nichts dann boͤses/ tod und dunckelheit durch die feindschafft GOttes bringen/ welche hierdurch untergehen/ weg und zu nichts werden muͤssen/ so daß der uͤber- winder die boͤsen beguͤtigen/ die untugend uͤ- berhoͤren/ dulten/ leiden/ die krancken vertra- gen und den unwissenden nachgeben kan. Darum ist der streit und die uͤberwindung geist- lich/ welche sich nicht anfangen und vollen- den koͤnnen/ dann in liebe/ durch liebe und mit liebe/ welche sich erst dargeben muste durch die hertzliche barmhertzigkeit und guͤte/ die uͤber al- le wercke gehet/ die die feindschafft GOttes stillen oder wegnehmen/ und den alten men- Es wird gesaͤet in kranck- heit/ und wird auff- erstehen in krafft. 1. Cor. XV. 43. schen (sage ich) uͤberwinden kan. Dannsehet diese uͤberwindung scheinet erstlich mehr eine verkehrung/ diese krafft eine kranckheit/ diese aufferstehung ein unterliegen/ diese ehre eine schande zu seyn/ wie geschrieben stehet; ursa- chen/ dann hier muste der in den streit/ in un- ruhe/ muͤhe und arbeit/ der keine feindschafft/ unruhe/ noch muͤhe oder arbeit verdienet hatte/ und muß bezahlen/ was er nicht schuldig ist. Hier muß der darben/ leiden/ sterben/ alle schuld und missethat tragen/ der doch gerecht/ frey und unschuldig ist: Er muß kranck und verachtet werden/ als ein ungerechter/ der doch in allem fromm und starck ist/ und dem allein ehre und Sein na- me heist wunder- bahr/ rath/ krafft/ held. u.w. Esa. IX preiß zukommt. Dann nicht eher bekommt er den namen/ ehe er das jenige/ das er ist/ kan und vermag/ als ein knecht beweist an denen/ die es vonnoͤthen haben/ welches der verlohrne/ arme mensch ist/ in welchen (nemlich der sich darin be- findet) sein vermoͤgen/ lob/ ehre und staͤrcke/ treue und warheit erscheinen und sich befinden muͤssen. So man aber das in oder an dem men- schen nicht bemercket/ so kan er sich des nicht ruͤhmen/ dieweil es an ihme noch nicht bewiesen wird: Jsts nicht so? Und so es dann an je- manden nicht erscheinet/ so kan derselbe nicht mit warheit sagen/ solche macht von GOtt em- pfangen zu haben/ oder er wird GOtt nur spot- ten; als haͤtte er (gebenedeyet) (nach des men- schen außspruch) durch seinen gesalbten Chri- stum geholffen/ nemlich/ errettet oder erloͤset/ da ers doch noch nie erfahren oder gefuͤhlet. Und weil es der mensch selbst erfahren und fuͤhlen muß so wird er auch seine freude uñ glorie schme- cken und seine herrlichkeit sehen: Jst es nicht recht? nemlich/ wann er das verlohrne gefun- den oder wieder bekom̃en/ und aus derbangig- keit und beaͤngstigung/ darin er steckt/ erloͤset waͤre/ so muͤste er immerfort daruͤber jauchzen/ welches er aber nimmermehr soll/ kan noch ver- mag/ biß daß er seinē verlust vorher in sich selbst/ eins so wol als das andere (wie schon gesagt) geschmecket und gefuͤhlet hat/ welches noth- wendig also seyn muß/ ehe man jubiliren und GOtt deßwegen hoch loben kan. Nun mag diß (daß ihrs wisset) vor dem drit- ten/ nemlich dem letzten tage (darin der All- maͤchtige/ nemlich der H. Geist/ erwartet wird) in der krafft nicht erscheinen/ wie wol es seinen anfang darzu erstlich genommen hat. Deß- Esa. LIII. Dan. XII. 8. Offenb. Joh. V. GOTT muß den menschen in seiner aͤussersten boßheit leiden/ und erdul- ten/ sein guts zu beweisen/ damit er ihn von derselben herwie- der brin- gen moͤge. wegen hat Christus biß hieher/ das ist/ von an- beginn/ leiden muͤssen/ so lange in der hoͤllen/ als todt unterliegen/ die ewige warheit eine luͤ- gen seyn/ GOtt gantz unmaͤchtig scheinen/ seine liebe/ nemlich seine guͤte/ langmuth/ sanfft- muth/ barmhertzigkeit und gedult beweisen ge- gen den neyd und boßheit/ hoffart/ flatterhaff- tigkeit/ hartnaͤckigkeit/ unbarmhertzigkeit und ungedult samt allen wiederspruch der suͤnder/ welche er in ihrer unwissenheit getragen/ ja viel weiter uͤber sie kommen und durchgekaͤmpffet hat/ als es verstanden wird/ welches deßwe- gen alles von ihm/ in so fern als ein vater und mutter an ihrem sohn/ und wie ein meister an seinem schuͤler muste in liebe bewiesen seyn/ so er sie anders (das weitzen-koͤrnlein gebaͤhren uñ auffbringen wolte/ welches mit grosser muͤhe und arbeit durch viel leiden und erdulten ge- schehen muß/ wie es vor augen ist. Daran die liebe seiner allmacht/ guͤte und staͤrcke klaͤr- lich und warhafftig bewiesen wird und man in seinem guͤtigen wort offenbahrlich siehet/ e- ben wie ein reicher an seinem reichthum/ ein starcker an seiner staͤrcke/ ein weiser an seiner weißheit und vorsichtigkeit/ ein alter an sei- nem verstande erkant wird. Dann so ein rei- cher kein vermoͤgen haͤtte zu geben/ der from- me den boͤsen nicht uͤberhoͤren/ und der starcke den krancken nicht tragen koͤnte/ wie moͤchte derselbe sonst seinen namen mit recht darvon fuͤhren/ weil er ihn erstlich daraus empfangen muß/ ists nicht recht? Das 4. Capitel. Derohalben muß man nicht meynen/ ob Gottschon durch seinen Christum (in welchem sein name und wort ist) so lange stille schweiget und leidet/ als ob er ohne macht und geringer dann der mensch waͤre/ den er so langmuͤthig ertraͤget/ uͤberhoͤret und so lange mit Pharao anlauffen laͤst/ daß er auch gar deßwegen wol dencken darff; als waͤre kein GOtt/ der ihm schaden oder verderben uñ ichtwas guts geben oder bezeigen koͤnte; wiewol er doch alles guts (als GOtt in seinen wercken zu erkennen stehet) Apost. Gesch. XIV. 17. taͤglich von ihm gewust; Er wird aber maͤch- tig gnug befunden/ wann er sich auffmacht seinen arm kund zu thun/ nicht/ wie ihrs den- cket/ gegen das/ was kranck und huͤlff be- duͤrfftig/ sondern stoltz und starck ist/ und sich der unsinnige mensch in eigenheit unternehmen darff. Sihe/ so fern ist der mensch vom le- ben und licht und dem erkaͤntnis GOTTES fremd worden/ ja so gar/ daß er ihm darff feind werden/ und sich wider ihn auffwerffen/ seinen namen/ der ihm unertraͤglich uñ zuwieder ist/ wie der meusch von GOtt gefallen u. wieder zu Gott gebracht werde/ ꝛc. ist/ wegzuraͤumen/ oder außzutilgen/ wie ge- schrieben stehet. Wiewol er (so er nicht blind und lebendig tod waͤre) mercken koͤnte/ daß er sich selbst nicht gemacht/ noch auch krafft und macht hat sich aus der hand GOttes zu erret- ten/ schweige zu widerstehen. Ferner/ daß er (so kein groͤsserer als er waͤre) frey und gantz un- bekuͤmmert/ in ruhe und friede leben koͤnte oder sich vor keinem sinn/ wind oder geist fuͤrchten/ entsetzen und erschrecken doͤrffte/ sintemal das/ was erschrecket/ entsetzung/ furcht und angst bringet/ weit groͤsser ist oder daruͤber gehet: Es ist wahr. So nun kein anderer GOtt/ geist/ wort und leben als er waͤre/ wie haͤtte es dann gegen den menschen solche krafft? wie nehme es ihn dann so gantz gefangen? Aber gewiß/ der mensch ist GOtt seinem Schoͤpffer nicht allein so sehr unbekant/ sondern auch sich selb- sten/ kan auch nicht zum erkaͤntnis sein selbst kommen/ als durch GOttes erkaͤntnis. Gleich wie man keine finsternis ohne licht erkennen/ kein boͤses ohne das gute/ noch das bittere ohne das suͤsse wissen kan/ dann das eine wird aus dem andern/ als das grosse aus dem kleinen und das kleine aus dem grossen/ das schoͤne aus dem heßlichen und das heßliche aus dem schoͤnen offenbahr. Dahero kommts/ daß Joh. XV. 22. der HErr gesagt: Waͤre ich nicht kom- men/ so haͤtten sie keinesuͤnde; angesehen die suͤnde im licht durch die gerechtigkeit ange- 1. Joh. III. 8. 3. zeiget und auffgeloͤset wird/ als geschrieben ste- het: Darzu ist erschienen der Sohn GOttes/ daß er die suͤnde auffloͤse oder wegnehme. Dann darinn scheinet er dem menschen/ den er am al- lerliebsten hat/ nichts guts/ sondern eytel boͤses/ nemlich/ alle suͤnde/ tod und verdammnis zu- zubringen/ ja abscheulich und scheußlich/ nicht aber schoͤn zu machen/ ist uns auch selbst darinn rechtmaͤssig vorgegangen nach der Schrifft/ und der allerverachteste und heßlichste in der schuld/ abscheulichkeit und kranckheit worden/ so daß man das angesicht vor ihm verborgen. Was sollen und muͤssen dann nun wir seyn/ die dessen allen selbst schuldig sind/ da der HERR solches alles nur umb und vor uns gelitten und gedultiglich außgestanden hat? Es moͤchte aber jemand dencken oder sagen: Hat der HErr vor- und umb uns gelitten/ war- um sollen wirs dann auch entgelten und erfah- ren? Antwort: Der HErr hat (es ist wahr) uns an sich gezogen zu seinen lieblingen/ damit er uns/ wie der mann sein weib/ der Herr seinen knecht/ der meister seinen schuͤler/ der artzt seinen patienten/ der verkauffer seinen kauffer haben wolte/ der so freundlich mit ihm/ als er mit ihr seye: Womit diß gesagt wird/ daß wir von ihm allein krafft und leben empfangen und geniessen muͤssen/ wie der leib vom haupte und das weib von ihrem mann/ welches nicht unterbleiben kan/ weil sie ein leib/ hertz/ sinn und gemuͤthe mit 1. Joh. IV. 17. ihm ist. Aber gleich wie er in der welt ist/ so muͤssen wir auch seyn/ nemlich/ schaͤndlich/ ver- acht oder herrlich/ kranck oder starck/ arm oder reich/ suͤndlich oder gerecht/ scheußlich oder schoͤn/ hoch oder niedrig/ traurig oder froͤlich/ als außkehrich außgefeget/ oder als das koͤstlich- ste angenommen/ dann wie er ist/ (sage ich) muͤs- sen wir auch seyn. Muste er leiden/ dulten/ alle untugend uͤberhoͤren/ und ist unter die uͤbelthaͤ- ter gerechnet/ so muͤssen wir auch mit ihm lei- den/ dulten/ und uͤber alle dinge kommen/ und gerne als gottlose geachtet und unter sie gezehlet seyn/ nicht allein zu der zeit/ wann wir schuldig/ sondern auch unschuldig sind. Und diß kan nicht anders seyn noch aussen bleiben/ so wir an- ders dem lamme nachfolgen und nicht besser dann unser HErr seyn wollen/ sehet/ es fehlet nicht. Wo die weißheit/ warheit und gerech- tigkeit verachtet/ verworffen und verunehret wird/ da ist auch der weise/ der warhafftige und gerechte nicht angenehm oder willkommen/ wo man das gute hasset/ da liebet man das gute nicht/ verwirfft man das haupt/ so liebet man auch die glieder nicht. Ein exempel kan man sehen an Herren und Fuͤrsten/ die einander feind sind/ wie sie ihre feindschafft an des andern land und leuten beweisen und ihre unterthanen ver- derben/ dahero das spruͤchwort kommen ist: Wann Herren und Fuͤrsten sich rauffen/ muͤs- sen die unterthanen die haare darzu geben/ die nemlich/ sage ich/ ihren getreuen Herren getreu sind; fallen sie ab/ so sind sie huren und buben/ meineydige/ schelmen und boͤsewichter zu schel- ten. Also erkennet man aus der versuchung/ welches die rechten weiber und getreue unter- thanen sind. Also wirds auch hierin in GOt- tes sachen kund und offenbahr/ wer oder welche sein volck und kinder oder der leib CHristi ist/ dann an der treue und standhafftigkeit kan mans mercken/ es fehlet nicht umb ein haar. Jch rede nicht von denen/ die nur den namen tragen/ sondern von denen/ die es in der warheit und in der that sind/ da etliche zu- vor/ etliche hernach offenbahr werden/ vor- Viel maͤchtige sassen auf dem thron/ a- ber der unver- muthete truge die kron. Syr. XI. 5. nemlich und besonders in ihrem bekaͤntnis. Dann die recht eins sind/ die reden von her- tzen vor einander/ verschonen/ lieben und gefal- len einander/ welches so gewiß ist/ daß es un- muͤglich außbleiben koͤnne/ nach dem warhaff- tigen urtheil in der ewigkeit. Das 5. Capitel. Wer nun mit der warheit einig ist/ die ge- rechtigkeit liebet/ GOttes wort/ geist und le- ben anhanget/ nemlich von GOtt warhafftig gebohren ist/ der wird der luͤgen von hertzen zu- wieder seyn/ die ungerechtigkeit hassen/ das gu- te erwehlen und das boͤse verwerffen/ nicht al- lein in einem andern/ sondern vornemlich in sich selber. Darum muß der mensch sich selbst/ ja Matth. V. 44. Luc. VI. 27. sich selbst pruͤffen und fuͤhlen/ ober koͤnne die boͤsen vertragen/ gutes thun/ der ihm boͤses thut/ und lieben/ der ihn hasset/ wie von dem munde der warheit gelehret wird/ daran ein je- der erkennen wird/ ob er seines Herren feinde zuwider seye/ oder nicht/ ob er ihn liebe oder hasse mit vollem haß/ als geschrieben stehet. Liebet er ihn in seinem freundlichen schein/ das Psalm. XXXIX. 5. ist/ nim̃t er von ihm etwas gefaͤlliges an wider seinen Herrn/ so billiget er seinen willen an ihm/ und wird eins mit ihm/ wird er eins mit ihm/ so wird er uneins mit seinem Herrn/ wie mensch- licher weise von einem weibe/ die einen mann oder Herrn hat/ figuͤrlich zu sagen ist/ wel- che/ so ein anderer mann ihrer begehret/ sie zu sich zu ziehen/ und das hertze mit gaben/ geschencken und allerley freundlichkeit zu steh- len/ und sie mit demselben eins wird (welches geschicht/ wann sie das von ihme willig und A. K. H. Vierter Theil. R r 2 freund- Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/ freundlich annimmt) mit ihrem mann aber un- eins/ die sich selbst scheidet und mit ihres man- Sap. III. 4. nes feind vereiniget/ wird sie daher vor eine hure und ehebrecherin gehalten/ und machet ihre kin- der zu huren kinder (zum ehebrecherischen saa- men) welche nicht tieff wurtzeln/ sie aber von al- ler heiligen Gemeine außgerottet/ und von al- len guten/ erbaren und frommen frauen ver- worffen werden soll/ auch von dem mann mit Hos. II. recht durch sich selbst abgeschieden wird. Also wird auch GOtt das nicht vor sein volck/ weib noch kind achten/ die ihn verleugnen und vor kei- nen HErrn/ Mann oder Vater halten/ ob sie ihn gleich mit dem munde/ nicht aber in der that und warheit deß hertzens davor bekennen und also nennen und halten/ sondern ihm zuwider/ seinen feinden aber zu willen sind. Wie? so ist das an sich selbst klar/ nemlich/ daß das der leib seye/ welches unter sein haupt gebogen und ge- horsamlich zu dienste/ huͤlffe und ehren stehet/ nicht aber das/ so seinem haupte zuwider oder unter einem andern stehet. Dann ein jegli- cher leib hat sein haupt/ und jeglich haupt sei- nen leib/ welcher mit vielen gliedern durch ge- lencke und fugen zusammen vereiniget und ein bild deß leibes Christi ist. Darum/ wessen willen man thut/ dessen knecht ist man/ wes- sen hertze man liebet und ihm guͤnstig und ge- neigt ist/ damit ist man einig/ und nicht dem man zuwider ist/ das ist gewiß. Deß- wegen wird das als sein weib erfunden/ auch davor angenommen und gehalten werden/ das den willen deß HERRN und seines Christi thut/ welches gantz von sich selbst auß und in den Mann/ Christum/ eingehet/ das ist/ ein fleisch und bein mit ihm wird/ und nicht das nur den namen/ aber nicht die that hat/ wie durch die Koͤnigin Vasti und Esther vorgebil- det ist. Deßwegen hat der HERR auch also gesagt: Das ist mein leib/ der vor euch gegeben wird. Dann diese ists/ die allen dienst mit willigem gehorsam ohne einige wie- drigkeit beweiset/ und nach dem sinn deß HErrn zu thun getrieben wird (wie die glieder Jch er- fuͤlle den mangel Christi vor seinen leib in meinem leibe. Col. V. 24. Rom. IIX. 2. Cor. IV. 10. Matth. XIX. Luc. XIIX. Apoc. V. deß leibes von dem haupte) wer das erkennet/ der verstehe es/ dann ich rede von Christo und seiner allerheiligsten Gemeine/ die ihme ewig und warhafftig glaubet und vertrauet und im Geist standhafftig anhanget/ und seine stimme in der warheit kennet/ auch allezeit mit-nicht a- ber wider ihn ist; wird sie auch schon darinn wol versucht/ so wird sie dannoch treu/ auffrichtig und eins mit ihm erfunden werden/ die als schlachtschaafe taͤglich getoͤdtet/ das sterben un- sers HERRN JESU an ihrem leibe allzeit umtraͤgt/ und unter die gottlosen gerechnet/ ihm/ (dem lamm) in der wiedergeburt nachfol- get. Darum ist das sein leib/ sein weib/ seine kinder/ diener oder glieder/ die unter ihm/ und nicht unter einem andern oder bey sich selbst allein befunden werden. Und sehet/ das sind die/ welche/ wie er/ in der welt sind/ nemlich/ verspottet/ geschaͤndet/ gelaͤstert/ verfolget/ und als außkehrich außgefeget/ deren namen auß- geloͤschet und als die allerschnoͤdeste buben un- Gedult der Heili- gen. ter die uͤbelthaͤter gerechnet sind. Diese hof- fen recht auff ihren HERRN/ und vertrauen ihrem GOTT/ bleiben auch in solchem boͤsen schuͤndlichen geruͤchte ohne murmeln/ und be- harren so lange/ als es dem HERRN gefaͤl- let; wollen/ suchen oder begehren auch von nie- Esa. LIV. Mich. V. Psalm. XLIV. Matth. XXV. 40. manden liebe oder auffnehmung/ dienst/ ehre noch preiß als von ihrem manne/ der den vor- gang hat/ oder wann solches ihnen umb ihres HERRN willen erzeiget wird/ sintemal sie ihn mehr/ dann sich selbst lieben/ seinem namen preiß und ehre allein/ nicht aber ihrer selbst su- chen. Wer nun Christum und der seinen ei- nen verachtet/ laͤstert oder schilt/ der schilt/ laͤ- stert uñ verachtet auch sie/ dañ sie nehmen sichs mehr an/ als wanns ihnen geschehe. Darum wer seiner (Christi) nicht will/ der will auch ih- rer nicht/ und im gegentheil; und das kan nicht aussen bleiben/ wie oben von der weißheit und warheit gemeldet ist. Darum gleichwie die Wer die Sophiam verwirfft und die gerech- tigkeit verachtet- der nim̃t auch den wei- sen und warhaff- tigē nicht an. Matth. X. Joh. XVI. untersassen oder die weiber/ die ihrem Herren nicht wollen untreu/ abfaͤllig und denen/ die sie versuchen/ zu willen werden/ so muͤssen sie es umb ihres Herrn willen/ deme sie anhangen/ entgel- ten und leiden/ verstehet/ umb seines namens willen/ dann sie stehen listiglich nach ihrem le- ben/ als die derselben gern loß waͤren/ moͤgen sie auch nicht ansehen noch gerne von ihnen hoͤren/ sondern streiten und kriegen wider sie/ als gegen einen feind/ nicht ihrer person halben/ als ob sie die hasseten/ sondern das haupt/ das ewige wort/ die warheit und das licht der weißheit in ihnen/ die ihnen alle wege zuwider ist oder sie de- muͤthigen will/ wolten sie aber von dem abge- hen/ und ihn hassen/ so wuͤrden sie gute freunde werden. Also wird nun auß der probe und ver- suchung der leib Christi warhafftig erkannt und verstanden/ und was das weib auff oder an sich nimmt/ wann sie dem mann verlobet und an- vertrauet wird/ nemlich sie huldiget und schweret ihrem Herrn eine staͤtte oder lager; dañ wie er ist/ so muß sie auch seyn/ wird er groß und herrlich gehalten/ so geniesset sie desselben gleich- fals; wird er verschmaͤhet/ verachtet und ver- worffen/ so traͤgt sie dasselbe gleich mit ihm in einem wesen. Will sie aber anders/ so kan sie sein weib oder leib nicht seyn. Das 6. Capitel. Nun ist es ja kund und offenbahr/ daß wir/ die wir JESUM Christum anziehen und zum haupte annehmen/ nemlich die in ihm wol- len getaufft seyn/ muͤssen in seinem tod ge- tauffet seyn/ das ist/ mit ihm leiden und ster- Rom. IIX. ben im fleisch der suͤnden/ so wir anders seiner herrlichkeit geniessen wollen/ als vielfaͤltig ge- schrieben stehet/ und auch die natuͤrlichen worte anweisen. So sich nun jemand seines creutzes (das er umb unsert willen auff sich nimmt) schaͤ- met und dessen wegert/ in seinen stand und ver- achtung nicht will/ der wird ihn auch nicht in seiner herrlichkeit bekommen oder seiner glorie geniessen. Wann nun schon uͤber jemanden einige schande und laster von den unglaubigen wiederspraͤchern kaͤme oder umb seines namens willen etwas zu leiden haͤtte/ soll es ihme doch nicht zur schande und unehre oder zur verringe- rung im reiche/ sondern zu mehrer glorie und be- nedeyung geschehen/ sintemal darbey und dar- inn oder dardurch nichts verlohren wird/ als daß nur das suͤndliche/ hoffaͤrtige und ehrgeitzi- ge fleisch zertreten; und der mensch deß teuffels/ Rom. VI. 8. nicht aber der glaubige und getreue mensch ver- ringert wird/ dessen froͤmmigkeit oder uͤberwin- dung wie der mensch von GOtt gefallen u. wieder zu Gott gebracht werde/ ꝛc. dung darinn erscheinet/ daß es die innerliche schande vor GOtt von ihm abwendet/ damit er ferne von dem gottlosen wesen abgeschieden/ 2. Cor. VI. 9. sich beweise vor GOTT/ mit Christo ein warhaffter diener in der krafft GOT- TES zu seyn/ durch waffen der gerech- tigkeit/ zur rechten und lincken/ durch ehre und schande/ durch boͤse und gute ge- ruͤchte/ als die verfuͤhrer/ und doch war- hafftig/ als die traurigen/ aber allezeit froͤlich/ als die armen/ aber die doch viele reich machen/ als die nichts inne haben/ und doch alles besitzen. Will aber jemand durch einen andern weg eingehen/ als durch den rechten/ nemlich/ den gecreutzigten JE- SUM/ das ist/ durch das wort deß creu- tzes/ leidens und sterbens (welches vor dem le- ben und der freude ligt/ und wir selbst gemacht haben) und der knecht besser dann sein Herr/ das weib anders als ihr mann seyn/ der wird fehlen/ ja ein dieb und moͤrder genennet wer- den/ ist auch der rechte knecht/ das weib und leib Christi nicht/ welches anders thun oder besser dann sein Herr seyn will/ schwei- ge/ der seines Herrn feind liebet/ und freundlich haͤlt. Derleib gibt in seiner un- terthaͤ- nigkeit und willi- gen ge- horsam zeugnis von sei- nē haupt. Wann wir aber nun im wort/ durchs wort/ fleisch und bein von seinem fleisch und bein/ und eines sinnes mit ihm worden sind/ so sollen und muͤssen/ ja muͤssen wir (wie unsere leibliche/ fi- guͤrliche coͤrper oder glieder zeugnis davon ge- ben) ihme eintzig ohne zuruͤckdencken zu seinem dienst und willen bereit und hurtig stehen; An- gesehen daß der leib oder die glieder nicht ohne haupt seyn/ auch kein auge oder erkaͤntnis/ weißheit noch verstand zu regieren haben/ son- dern allein das haupt/ unter welches sie sich nach der ordnung GOTTES mit lust beu- gen zur glorie ihrer eigenen seligkeit/ welche sie von ihm empfangen. Verlassen sie aber ihr haupt/ oder wird es ihnen abgenommen/ so ver- lassen sie ihre weißheit/ erkaͤntnis und verstand/ und fallen in die haͤnde ihres feindes. So wir uns aber von GOttes gnaden etwas zu seyn be- finden/ so haben wirs nicht aus- oder von uns selber/ sondern von dem/ der uns gemacht hat durch sich selbst/ welcher allein an uns arbeitet/ und alle leiden und verdammnis/ muͤhe und ar- beit außfuͤhret/ damit er uns in- und durch ihm erhalten/ selig/ und GOtt seinem himmlischen Vater gefaͤllig machen moͤchte; dazu wir nichts mehr zu thun haben/ dann das Amen oder fiat mit Maria/ der Mutter JEsu/ daruͤber zu spre- chen/ als die mit dem verstande nichts anders wollen/ dann ihr HErr/ der Regierer/ GOtt/ das haupt und Schoͤpffer uͤber alles: in und von welchem ihnen alles leben/ licht/ weißheit/ erkaͤntnis/ vorsichtigkeit/ verstand/ krafft und macht herkommt/ und nicht von ihnen selbst. Wann dañ nun diß durch die guͤtigkeit an dem tage Christi vermercket wird/ so ists zeit/ daß sich der mensch zu seinem Schoͤpffer/ Gott/ HErrn und Koͤnige der welt (von welchem er nach obi- gen worten abgefallen/ und als ein todter ent- fremdet ist) mit gantzem hertzen bekehre/ zu sei- nen fuͤssen (wie ein Juͤnger) komme und von sei- nen worten nehme/ wie geschrieben stehet. Ps. C. Sehet/ also hoͤret ihr/ daß wir gantz nichts darzu thun/ nemlich zu unserer schoͤpffung und gemaͤchte/ welches der HErr alleine zubereitet und nicht wir/ wie geschrieben stehet/ geschwei- ge/ daß wir maͤchtig waͤren uns selber selig zu machen/ sondern wir muͤssens nur nehmen und empfangen/ das ist/ es wird uns auß gnaden in Christo/ durch Christum gegeben/ wie es dann ohne ruhm seyn muß. Aber das boͤse/ das wir Ps. XX. NB. wider uns auff den hals geladen/ und den weg/ den wir eingegangen sind/ muͤssen wir (das ist wahr) durch ablegung saͤubern/ nicht aber das gute/ das uns auß gnaden und nicht auß ver- dienst gegeben wird. Und ob wir dann in uns selber solche wiedrigkeit und boßheit finden/ die uns das gute einzunehmen verwehren oder nicht zulassen wolle/ muͤssen wir dann nicht un- serer eigenen boßheit entgegen seyn und feind- schafft darwider fassen/ dieselbe mit krafft und gewalt (welches uns zum leben/ freude und frie- de in der ewigkeit dienet) zu erobern? Ja ge- wiß/ es muß also gutes muths williglich gesche- hen/ wer anders die braut und ein glied an dem leibe Christi seyn und das gute/ das da gut machet/ erwehlen/ und das boͤse/ das da boͤse machet/ verwerffen will. Das 7. Capitel. Dann sehet/ zu dieser erwehlung hat niemand macht/ erkaͤntnis noch verstand gehabt vor dem auffgang auß der hoͤhe/ biß GOttes hertzliche barmhertzigkeit und unendliche liebe erst zuvor erschienen/ das ewige guͤtige wort deß Vaters an den tag kommen/ und der verstand deß Gei- stes die hertzen durchleuchtet hat/ sintemal die gantze welt im finsternis/ und die darinnen woh- nen/ alle blind und ohnelicht sind/ keine erkaͤnt- nis deß guten und boͤsen/ deß lichts und finster- nis/ der warheit und luͤgen haben. Und wiewol Der mensch kan von sich selbst nichts dann luͤ- gen und triegen. der mensch von sich selbst nichts dann boͤses/ luͤ- gen uñ betruͤgen kan/ so duͤnckets ihme dannoch nicht so/ es seye dann/ daß es ein aͤusserlich werck oder wort seye/ das so genennet und ihm aͤusser- lich bekannt ist: aber dieses hat wenig ansehens bey dem HErꝛn/ der beyde gutes und boͤses/ licht und finsternis/ warheit und luͤgen wol anders durch sich selbst offenbahren/ zu sehen und in deß menschen innerstem hertzen zu finden geben kan/ als wol nach dem buchstaben gemeinet ist. An- Wehe de- nen/ die boͤses gut heissen. Esa. V. 20. gesehen sein wort/ das er vor warheit haͤlt/ lauter luͤgen ist/ uñ was er luͤgen heist/ ist warheit/ was er gut nennet/ ist eytel boͤses/ und das boͤse/ recht gut; so gantz ist er verkehret und entfremdet von dem leben und verstand Gottes/ daß er von sich selbst nichts dañ luͤgen und truͤgen kan/ welches wenige verstehen/ durch verhinderung ihrer ei- genen weißheit/ selbst gutduͤnckel und irrenden mißverstand/ in welchem sie sterben muͤssen/ wo sie anderweit nicht wieder gebohren uñ auß dem fleisch in geist veraͤndert und verneuret werden/ durch welcher neuen geburt leben und licht man zu dem gesichte und erkaͤntnis solcher blindheit kommet/ wozu der HErr auß gnaden auf solche art (ein wunderlich werck) zu lobe seiner herrlich- keit selbst hilfft/ damit sie (sage ich) in sich selbst Deꝛ HErꝛ kan nie- mand le- bendig o- der, etwas niachen/ als der erst todt und nichts ist. moͤchten die jenigen seyn/ die sie vor ihm sind/ nemlich gebrechlich/ blind/ stumm/ lahm/ kruͤp- pel/ taub/ duͤrfftig und arm. Dann auff solche wartet er/ uñ zu denen ist er allein gesandt. Doch kan oder mag er ihnen nicht eher helffen oder sie selig machē/ ehe sie in ihrem gefuͤhl verdam̃t und unselig sind. Dann so sie das nicht wuͤsten/ er- kenneten oder fuͤhleten/ so wuͤrden sie auch keine R r 3 huͤlffe Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/ huͤlffe seiner seligkeit fuͤhlen/ sintemal das eine aus dem andern erkant wird. Sehet es nun/ es wird sich also ewig wahr befinden. Daher Joh. IX. 41. kommts/ daß der HERR gesagt hat: Waͤ- ret ihr blind/ so haͤttet ihr keine suͤnde/ nun ihr aber sprecht/ wir sind sehend/ blei- bet euere suͤnde. Sehet/ zu diesem gerichte oder unterscheidung ist der HERR in die welt kommen/ damit die jenigen/ die nicht sehen/ se- hend/ und die da sehen/ blind werden/ das ist/ daß sie vor erst durch ihn in ihm sollen werdē/ was sie ohne ihn in sich selber nicht sind/ nemlich blind: und seyn/ was sie vor GOtt nicht sind/ nemlich sehend/ damit man alles durchs gesichte GOt- tes gewahr werde/ und gantz blind und arm am Geiste/ und unverstaͤndig in uns selber seyn/ in welchen/ so sie erst die erbarmung GOttes auffgewecket/ seine liebe/ gunst und gnade zur besserung einen eingang haben kan/ sonst aber nimmermehr. Sehet/ diese werden daher entsuͤndiget/ und selig genennt/ die arm am Geist oder blind sind; nicht die es wol mit dem munde bekennen/ son- dern/ die es mit dem hertzen auß dem verstande erkennen nach der warheit/ welches ohne das licht der weißheit zu thun unmuͤglich ist/ an- gesehen sich zwar viele blind bekennen/ und arm am Geist duͤncken oder beruͤhmen doͤrffen/ aber nicht recht/ sondern ohne gesicht und mit unverstand; wiewol das lautbahre wort an sich selbst (das von dem munde der warheit schrifftlich gelehret und buchstaͤblich nachge- sprochen wird) wahr ist/ aber das nicht/ so auß des menschen mund und hertzen herkommet/ dann das ist lauter nein und kein ja/ nemlich luͤgenhafft und voll betrugs/ weil niemand auß der warheit reden und sein wort warhafftig kan bezeuget werden/ als durch den Heiligen Geist der warheit/ den kein fleisch empfangen Wir re- den/ was wir wis- sen/ und zeugen/ was wir gesehen. Joh. III. 11. noch die welt sehen mag. Wer moͤchte nun solch vollkommen wort auff sich ziehen/ blind und arm am Geiste duͤncken/ als die auß der ewigen warheit wiedergebohren sind/ und den einigen Geist CHristi reichlich haben/ nemlich das hohe heilige erkaͤntnis GOT- TES/ welches dem menschen durch sich selbst alle klarheit in der empfindung (sich selbst zu erkennen) geben muß/ welche aber der mensch erst durch viele versuchung- und pruͤffun- gen in der empfindung bekommt/ also daß (so jemanden solches nicht in allem begegnet/ gepruͤffet und erforschet ist) niemand solches sich beruͤhmen oder duͤncken lassen mag/ daß er gerecht und warhafftig/ nicht luͤgenhafft und betruͤglich in seinem eigenen worte sey. Es mag auch nicht anders seyn/ nach dem der ab- gefallene suͤndliche alte mensch selbst ein luͤgner und betruͤger ist/ so kan sein wort/ das er auß ihm selbst vorbringt/ nicht anders seyn Jud. IIX. 21. als er selbst ist. Dann nach dem der mann ist/ ist auch sein wort und krafft/ und wie sein wort und krafft ist/ so ist er auch und eben auch so der Geist; nicht/ daß er nach seinen worten mag geschaͤtzet werden/ die er aus einem an- dern und nicht aus sich selbst vorbringt/ nein/ sonst waͤre der teuffel auch warhafftig/ wann er nach dem laut des worts solte angesehen wer- den/ welches er auch lehren und wol auß- sprechen kan mit allen menschen/ die wie sie auch sind/ die Schrifft (GOTTES wort genennet) buchstaͤblich gebrauchen/ und gleich- wol weder besser noch froͤmmer dardurch wer- den. Und was waͤre mir das/ so ein anderer Der mensch mag aus ei nes an- dern wort weder gut noch doͤse gehalten/ sondern er muß aus dem/ was von ihm selber kommt/ geurthei- let wer- den. Zum gottlosen spricht GOtt: Warum nimmst du mein wort in deinen mund. Psalm L. Jerem. XXIII. reden/ hoͤren/ und wol sehen/ pruͤffen/ schmecken/ fuͤhlen und empfinden kan/ kan ich es deßwegen auch wol? oder das ein anderer weiß/ hat und kan/ hab oder weiß ichs deßwegen auch? stehet mein ruhm in einem andern/ so mag ich eines andern tugend oder guͤte anziehen/ so mag auch mich ein anderer im boͤsen anziehen und ihm gleich nennen? Also hat ein jeder auffs wort zu mercken und zuzusehen/ was ein jeder sagt; dann so das nicht ist oder geschicht (wie das wort außgehet) so kent der mensch sich oder sein wort selbst nicht. Jsts/ daß er sich selbst nicht keñt/ so kennt er keinen luͤgner/ keñt er keinen luͤg- ner/ so keñt er viel weniger die luͤgen; kennt er die luͤgen nicht/ wie kan er die warheit kennen? kennt er keine warheit/ so ist er ohne GOtt/ gantz eytel/ und kennt auch die warhafftigen nicht; sintemal wir/ entweder in dem einen oder andern sollen und muͤssen erfunden wer- den/ welches nemlich in dem menschen seine staͤt- te/ wohnung/ willen und werck zum guten oder boͤsen hat. Diß aber kommt alles daher/ weil wir an GOTTES ewigem/ lebendigem wort und warheit keine lust oder gefallen/ sondern zuviel vergnuͤgen in der eytelkeit und in uns selber oder im ansehen der menschen haben. Derohal- ben bleibet der mensch blind/ eytel und ver- dammt/ auch voll bezauberungen und luͤgen- hafften wesens/ ob ers gleich nicht meynet/ daß er zu sein selbst erkaͤntnis nicht kom̃en/ und sei- nen eigenen geist nicht kennen kan; angesehen man nie ohne licht sehen/ und den menschen oh- ne GOtt kennen mag; Ja das muß ein jeder bekennen/ daß man das boͤse nicht ohne das gu- te/ die luͤgen nicht ohne die warheit/ die geistli- che armut ohne den fleischlichen reichthum wis- sen/ schweige haben koͤnne. Das ist gewißlich wahr. Das 8. Capitel. So dann jemand unter euch den reichthum deß Geistes liebet/ oder (wie es scheinet) nach dem hoͤchsten Gut begierig ist (wie ich wol wol- te/ daß es wahr waͤre) so werdet ihr nicht voll- koͤmmlich darzu kommen/ es seye dann/ daß ihr erst euer verderben und boßheit erkennet/ und arm im geist/ das ist/ reich mit schmer- tzen im fleische seyd. Dann das ists/ das der HERRJESUS also deßwegen gespro- chen: Selig sind die armen am Geist/ dann das koͤnigreich der himmeln gehoͤ- ret ihnen zu. Eben wie der artzt den siechen oder ungesunden/ das gesichte den blinden/ und die speise den hungerigen thut. Was aber arm am Geist seyn ist/ stehet uns das ur- theil mit verlangen darvon zu wissen wol zu/ damit sich niemand unwissend mehr darinn verlauffe und nicht duͤncke das zu seyn/ das er noch nicht ist/ und desselben unwuͤrdig geach- tet wir. So hoͤret nun und verstehet: wer Wer recht geistlich arm ist. geistlich arm ist/ der ist inwendig Goͤttlich/ nicht menschlich arm/ nemlich in GOtt arm/ das ist/ unselig/ ohne das hoͤchste Gut/ ohne ei- nig leben und licht/ ohne weißheit/ erkaͤntnis uñ verstand/ ohne glauben/ hoffnung und liebe/ ohne wahre demuth/ sanfft-uñ langmuth/ ohne barm- wie der mensch von GOtt gefallen u. wieder zu Gott gebracht werde/ ꝛc. barmhertzigkeit/ einfaͤltigkeit und gedult/ ohne GOttes warheit/ heiligkeit und gerechtigkeit/ summa/ ohne eintzig vermoͤgen der tugend von dem heiligen himmel. Wer sich dann also be- findet/ mag sich der wol nicht arm duͤncken und betruͤbt seyn/ und jammer uͤber solchen ver- lust fuͤhlen/ besonders/ wann er inne wird/ daß ihn der teuffel besitzet und inne hat? Dann/ wer warhafftig an GOtt arm ist/ der ist reich von teuffeln/ voll luͤgen und betrug/ voll tieffen des teuffels/ das ist/ voll alles boͤsen und schalck- heit/ todes und finsternis. Jst nun der/ so das warhafftig fuͤhlet/ nicht recht elend? Sehet es ein/ sich voll todes und finsternis zu seyn be- findend/ wie? der ist ja gewiß auch voll schmer- tzen und jammer/ wie auch blindheit/ thorheit und unmuͤndigkeit/ dann er siehet in sich selbst nichts dann leiden und traurigkeit/ oder schme- cket nichts dann pein und leiden in dem jenigen/ darnach er dannoch geluͤstet und darinnen gele- bet/ und wol eher darmit zufrieden gewesen ist/ biß er endlich den schaͤdlichen betrug gemercket/ und seinenschaden im licht der weißheit gesehen hat. Dieser ist der rechte arme am geist/ nicht der es allein mit dem munde sagt/ sondern/ der es fuͤhlet und sihet. Und je mehr ihm nach sol- chem tage (verstehets) dasselbe vorige leben ein- kommt/ jemehr tods und unlusts ergreiffet ihn/ und das hat einer nicht gerne/ nemlich das ster- ben. Darum je mehr sich der geist der hoffart/ des geitzes und neydes/ der geist des hasses und zorns kund thut/ je zu groͤsserer schmach und schande kommt er; je mehr der geist der schwel- gerey und prasserey/ der unkeuschheit und hure- rey an ihn will/ in je mehr schande und verach- tung setzet er ihn. Und sehet/ je mehr ihn der geist der wollust/ schalckheit/ und boßheit/ der geist der uͤbereilung/ haͤrtigkeit und unbarmher- tzigkeit/ der geist der curiosi taͤt/ eitelkeit und leichtfertigkeit/ der menschen furcht/ des un- glaubens/ wahnhoffnung und liebe des flei- sches/ summa/ der geist der ungedult und aller ungerechtigkeit versuchet und sich sehen laͤst/ je mehr verdammnis und pein der hoͤllen er er- fahren und uͤber ihn kommen muß. Diß sage ich als ein wort des HErrn. Siehe/ das ist die gesellschafft oder die glieder des alten menschen/ worein wir eingegangen sind/ die uns hernach so außstreichen/ und ihre belohnung mit schmer- tzen und pein mit sich fuͤhren. Aber nun moͤchte jemand fragen oder sagen: Muß der mensch zu solcher armut des geistes kommen/ so wird er nichts behalten und nichts seyn? Antwort: Nichts muͤssen wir erst seyn/ wollen wir etwas werden/ dann das ists/ das GOTT ruffet/ nicht das etwas/ Gen. I. Rom. IV. 17. 1. Cor. I. sondern das nichts ist. Dann aus nichts muß er alle dinge machen/ wie sein werck von an- beginn und aller meister art in ihrer kunst auß- weist. Frage: Wann er nun nichts ist/ und von allen dingen loß/ und der glaube/ lie- be und hoffnung auch nicht da sind/ sondern das gegentheil fuͤhlet/ worinn soll er dann beste- hen? Antwort: Jn seinem glauben und vertrauen wird er leben und gewißheit finden/ darzu er sich durch GOttes wort begeben/ und durch einen hertzlichen willen und vollkommen verlangen darzu kommen muß/ wodurch er sich hat lassen weiß machen gantz arm zu seyn/ und von sich selbst nichts mehr zu halten oder etwas zu duͤncken (und das mit dem gesicht uñ erkaͤnt- nis der warheit) weil er ausser Christo JEsu von sich selbst in dem alten Adam ist/ und das ist immer auff den glauben gantz außgegangen und zu nichts werden/ ja biß zum tode in deꝛ hoͤl- le zu kommen/ dazu ihm der HErr selbst leitet und hilfft. Darum/ so er das thut/ erwartet er Gottes verheissung/ welchem er so fern glauben und vertrauen gegeben hat. Verstehets. Damit aber sein glauben und vertrauen hell und voll- kommen werde (darin und daraus/ ja dadurch er muß auffstehen) so nimmt ihn Gott von dem menschen weg/ und laͤst den unglauben und mißtrauen oder wahnhoffnung uͤber ihn kom- men/ die ihn bestreiten und von seinem glauben und vertrauen abrathen uñ abziehen wollen/ die ihm vor augē ins gesichte kom̃en und ihre macht beweisen muͤssen/ soll er anders wieder die hoff- nung in der hoffnung lauter/ auffrichtig/ glau- big/ und eins mit Gott in seinem Christo darge- stellet werdē/ welches auch nicht eher kan erfah- ren werden/ biß einem der glaube/ Gottes krafft und treue aus den augen vergehet/ dann anders kan man nicht glaubig und vertrauend geneñet werden als aus der that und warheit/ weil man nicht unglaubig und wahntrauend seyn will/ sondern glaubig uñ dem munde der ewigē war- heit wider die hoffnung in deꝛhoffnung vertrau- end. Also bleibet bey ihm/ oder behaͤlt er nichts/ als die begierde/ die wird ihm (in dem er sich arm und nichts fuͤhlet) nicht weggenom̃en/ dann die natuͤrliche art desselbē wesens bringt die begier- de mit/ und kan auch nicht aussen bleibē/ es wird sich so befindē/ nemlich/ wo man warhafftig arm ist und einen schwachen muth fuͤhlet und schme- cket/ da muß die begierde des reichthums seyn/ e- ben als wie ein blinder das gesichte/ ein gepei- nigter/ gefangener/ beschwerter die erleichte- rung und erloͤsung erlanget. Darum ists nicht so leicht zu sagen/ blind oder arm am geiste zu seyn/ wiewol es ein jeder von sich selbst buchstaͤblich bekennen und sagen wird/ daß in dem menschen nichts gutes woh- net/ wie es ins gemein geschicht. Aber deßwegen sihet mans mit sehenden augen/ darin man ste- cket/ noch lange nicht. Dann so er das saͤhe/ muͤste ihm nothwendig grauen und leyde daruͤ- ber ankommen. Wann GOtt den menschen darin durch sich selbst versuchet/ so wird ers inne werden/ was blind/ luͤgenhafft und arm am geiste/ von GOtt oder seiner natur entfremdet und voll teuffel seyn/ ist/ welche er jetzt nicht sie- het/ wann ers gleich sagen hoͤret/ weil er a- ber blind und todt im geiste ist/ und in der fin- sternis wandelt/ so verstehet oder erkennet ers nicht. Aber wer in der finsternis wandelt/ und dem kein licht scheinet/ ob er schon augen hat/ si- het er deßwegen doch nicht/ wie auch gleicher weise die jenige/ die keine augen habē/ als die un- zeitigen geburten/ denen das licht wol scheinet/ nichts destoweniger sehen/ wie weiter uͤberall an den blinden zu sehen ist. Daraus ist nun offen- bahr/ daß die finsternis ihm solches nicht kan zu sehen geben/ wie das licht/ das alles/ was im fin- stern verborgē/ offenbahret/ erleuchtet und glaͤn- tzend machet. Darum muß sich Gott (das ewi- ge licht und leben/ das hoͤchste und unvergaͤng- liche gut) selbst unverhindert durch ihn selber hervor an den tag zu einem urtheil und un- terscheid aller dinge zu sehen geben/ wo- durch Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/ durch das boͤse erkant/ und der mensch als in einem spiegel/ sein selbst verderben sehen und schauen mag/ damit er verursachet werde sich selbst zu mißtrauen/ und einen greuel und ab- scheu an sich zu haben/ wie er dann gewißlich in der warheit soll und muß. Nur daß er als- dann nicht ohne troͤster zu lange verharrend er- funden werde. Das 9. Capitel. Hierzu muß nun GOtt erst aus gnaden ein auge zu sehen geben/ soll man anders zu solcher erkaͤntnis kommen/ nemlich eine andere ge- burt aus geist und warheit/ und selbige durchs wort und krafft des glaubens hervor bringen/ welche Jmmanuel genannt ist/ durch dessen auge wir alle das greuliche toͤdtliche uͤbel und das hoͤchste ewige gut im lichte vermercken/ unterscheiden/ und mit dem verstande das ei- ne erwehlen/ das andere aber verwerffen koͤn- nen/ wie ihr dann wisset/ daß solches nicht eher seyn kan/ nemlich/ das gute erwehlen und das boͤse verwerffen koͤnnen/ bevorn beyde eins aus dem andern/ wie es ewig bey GOTT ist/ dem menschē des glaubens durch sothanige au- gen geoͤffnet/ und zu sehen gegeben werde. Darum lasts euch nicht verwundern/ dann nun solt ihr mit augen sehen/ daß der mund des HERRN uͤber dieser geburt gesprochen hat: GOtt mit uns. Aber so diese geburt/ das kind Jmmanuel nicht kommt/ da bleibet alle blindheit/ irrthum und finsternis/ und GOtt ist allda nicht mit/ man kan und mag auch solchen nicht helffen/ er mag auch nicht von Geburt des Gei- stes. dem uͤbel erloͤset werden. Wo aber die geburt in der warheit geschicht/ so soll/ ehe das kind das gute lernet erwehlen/ und das boͤse ver- werffen/ das land/ davor ihr euch foͤrchtet/ von seinen zween Koͤnigen (den zwey geistlichen schlangen/ Behemoth und Leviathan genannt) verlassen seyn/ welche ihren willen und wir- ckung mit krafft und erschrecknis in/ unter und uͤber den menschen auff erden gewaltiglich herrschende/ von anbeginn gehabt haben. Deß- Matth. XVI. 24. Wer mir nachfol- get in der wieder ge- burt. cap. XIX. 28. wegen hat der HErr also gesagt: Wer mir will nachfolgen/ der verleugne sich erst selbst/ nemlich er gehe von sich selbst aus/ und verlasse vater/ mutter/ schwe- ster/ bruͤder/ hauß und hof/ gut und blut/ weib und kind/ ja hasse sein eigen leben/ und nehme sein creutz auff sich/ das ist/ sein leiden/ sterben und verderben an/ und folge mir also taͤglich nach. Dann der solches nicht thut/ kan seine lehre nicht begreiffen/ oder sein wort nicht verste- hen/ das ist/ sein Juͤnger nicht seyn/ auff welchen das gesetz des HErrn versiegelt/ und ihm das reich bescheiden wird/ sie allein von Jes. IIX. todten und lebendigen dingen zu fragen/ so je- mand das morgen-licht des ewigen tages war- hafftig sehen/ und GOttes wort/ sinn und wil- len empfangen will; dann es ist unmuͤglich von jemand anders gewiß zu erfahren. Sintemal Matth. IX. 16. man keinen neuen wein in alte fasse thut/ und kein neu tuch auff ein alt kleid setzet/ nein/ es wuͤrde nichts tuͤgen/ sondern verlohrne arbeit seyn. Darum muß die finsternis und alles boͤse vor dem licht und guten weg/ welches sich erst her- vor thun und weggenommen seyn muß/ soll es anders auff derselben staͤtte ruhen/ leuchten o- der scheinen koͤnnen/ dann wo das eine stehet/ kan das andere nicht hinkommen/ ehe es weg gehet. Dahero es leicht zu glauben und mit haͤnden zu greiffen ist/ daß einem fleischlichen menschen/ geschweige einem albern und zum verstand untuͤchtigen kinde/ der geist gantz fremde ist. Dahero von Paulo geschrieben 1. Cor II. 14. wird/ daß ein eigensinnlicher oder natuͤrlicher mensch nichts vom Geiste GOttes ver- stehet oder begreifft/ und weil es geistli- cher weise muß geurtheilet oder gefasset seyn/ so duͤncket es ihm eine thorheit/ und kans nicht erkennen. Aber wer geistlich ist/ urtheilet alle dinge. Weil dann diß wahr ist/ so muͤssen die jenigen erst von dem Joh. III. 4. Geist gelehret und zum andern mal gebohren seyn/ auch augen und ohren und alle Goͤttliche sinnen und verstand davon empfangen haben/ die geistliche dinge urtheilen sollen. Jsts nicht wahr? Ja nicht allein geistliche/ lebendige/ sondern auch irrdische/ todte dinge. Dann wie ein vogel des himmels macht hat auff und nie- der zu fliegen/ so hat dieser inwendige mensch (Gottes gesalbter) auch macht uͤber alles fleisch im himmel und auff erden/ gesegnet oben in dem himmel biß hinunter in die tieffe/ an bruͤ- sten und baͤuchen/ uͤbertreffende die segen der berge Jacobs/ dieweil sein land in der bene- deyung des HERRN außgebreitet liegt/ und sein vermoͤgen gantz biß an die begierden der e- wigen huͤgeln reichet. Nun kan ein mensch nicht zum andern mal wieder gebohren werden/ er muß dann erst ei- ne geburt haben/ und von derselben als boͤse aus- und abgehen/ nemlich die fleischliche ge- burt/ nicht die aͤusserliche/ leibliche glieder/ die man siehet/ sondern der mensch der boͤsen sinnen und des verderbten fleischlichen verstan- des/ der aus dem fleische (GOttes feindschafft) als ein Feind hervor kommen ist. Dann/ was aus dem fleische gebohren ist/ das ist fleisch und fleischlich gesinnet/ was aber aus GOtt gebohren ist/ das ist geist und geistlich gesinnet/ und streitet wider einan- der. Woraus man klaͤrlich mercken kan/ daß die geburt des Geistes allda erst kommen und seyn muß/ bevor dieser streit und haß (welcher durch diese scheidung entstehet) geschehen mag. Ferner kan noch mag solche geburt des Geistes auch nicht hervor kommen/ es seye dann/ daß man die erste verlassen/ davon außgehen/ und sie hassen wolle/ wie oben gesagt ist. Ange- sehen/ wo das boͤse gesaͤet ist/ kan das gute nicht hinkommen/ ehe das boͤse hinweg und die staͤt- te/ da das boͤse gesaͤet ist/ umgekehret seye/ das ist/ es seye dann/ daß der mensch inwen- dig ersterbe/ anders mag das gute nicht in ihn kommen. Das 10. Capitel. Also muß der boͤse samen oder das schalcks- und luͤgenhaffte wort ersterben/ und das her- tze/ darinnen derselbe von anbeginn gesaͤet ist/ sich veraͤndern/ ehe das gute wort/ der unver- gaͤngliche samen/ der andere mensch/ zur em- pfaͤngnis platz haben kan. Dann so viel das Joh. III. 6. 1. Pet. I. 1. Cor. XV. 47. eine abnimmt und vergehet/ so viel nimmt das andere zu/ das ist/ so viel glauben/ licht und leben wie der mensch von GOtt gefallen u. wie der zu Gott gebracht werde/ ꝛc. leben deß Geistes als man beliebet und empfaͤn- get/ so viel unglauben/ finsternis und tod wird man im fleische loß/ das ist gewißlich wahr. Dann eine solche geburt deß Geistes geschicht im worte der krafft durch den allerheiligsten glauben/ der nach und nach zunimmt/ und da- her von niemanden/ als der in der furcht deß HERRN mit einfaͤltigem/ demuͤthigem und gedultigem geist im gehorsam der warheit den glauben ritterlich bekennen/ empfangen und bewahren wird/ sintemal ihm sehr von dem unglauben und menschen-furcht/ von der schalckheit/ hoffart und ungedult/ die in dem menschen sind/ wiederstanden wird/ also daß niemand endlich zu selbigen mit vollstaͤn- digkeit kommt/ als der die weißheit liebet/ den verstand umfasset und mit gewalt der seyn will/ der das beste theil erwehlet/ und nur einem lehr-schuͤlerlein gleich/ auch vor der welt thoͤricht uñ nichts seyn mag/ nicht allein in eines andern auge/ sondern auch in sein selbst augen/ darinnen die pruͤffung und das gefuͤhl recht ste- het/ und dardurch erst wuͤrdig gemacht werden/ in solchen kleinen verachteten tagen das reich GOttes zu besitzen/ und seine geheimnisse zu er- kennen. Wer das reich Gottes nicht annimmt als ein kindlein/ verstehets/ der wird nicht hinein/ noch das reich Gottes in ihn kom- men/ das ist/ was nicht auß dem fleisch in geist veraͤndert wird/ nemlich von dem geist geboh- ren/ kan das reich Gottes nicht sehen/ weil er kei- ne augen/ leben noch gesichte darzu hat; nein/ nicht mehr als ein hund zum reiche dieser welt thut/ sintemal der geist deß himmlischen men- schens nicht in ihm ist. Darum ist ein solcher gantz untuͤchtig zum reich Gottes und ein Juͤn- ger Christi zu seyn. Der mensch muß vor erst (wie gesagt) von sich selbst mit allen/ was ihm beliebet und anhaͤnget/ außgehen/ ja hassen/ ver- schmaͤhen und lassen/ Christo verwilligen und getreulich mit gantzem hertzen anhangen/ alle sinnen von den vergaͤnglichen eytelen dingen zu dem unvergaͤnglichen wesen Gottes kehren/ wel- ches er ihm im worte Christi anbeut und dar- gibt/ dann ausser dem kan er in ewigkeit nicht 1. Cor. II. 11. wissen/ was von GOtt oder in GOtt ist/ dann durch den einigen Geist GOttes/ der sich selber nach seinem willen in dem worte der ewigen warheit den glaubigen offenbahret und zu er- kennen gibt/ zu ewigem lobe der Majestaͤt Got- tes in dem himmel. Matth. XI. 27. Hieraus nun wird das wort JESU war- hafftig befunden/ daß niemand den Sohn kennet/ dann allein der Vater/ und daß memand den Vater kennet/ als nur der Sohn/ und wem es der Sohn will offen- bahren/ nemlich/ niemanden als den kleinen und demuͤthigen/ den armen am Geiste/ den kleinen von gesichte/ niedrigen von hertzen/ und Matth. XIX. 14. die denen kindlein gleich sind/ dann solchen gehoͤret das reich Gottes/ weil sie einfaͤltig/ sich sagen lassen/ wol zu beugen/ zu leiten und zu lehren sind/ denen die uneinigen (doppelten) her- tzen/ nemlich die schaͤlcke/ nichts thun koͤnnen. Nichts destoweniger kom̃t man so flugs nicht so weit (nemlich/ zu dem Sohne/ der frey ma- chet) ehe man vom Vater (der erst die ruthe brauchet und die bestraffung außuͤbet/ der be- schweret/ beaͤngstiget und belaͤstet) gezogen und darzu wuͤrdiglich auffgebracht/ blind und arm am geist/ ja zu allen gebrechen uñ schulden kom- men ist und kommen muß/ soll einem anders ge- geben/ der mangel erfuͤllet und frey gesprochen werden koͤnnen. Dann so jemand soll entlastet oder erleichtert und frey gemacht werdē/ so muß er erst belastet oder beschweret uñ im gefaͤngnis und banden seyn/ ists nicht recht? Nicht/ sage ich in unwissenheit ohne gefuͤhl; nein/ das waͤre keine beschwerung; uñ so man keine beschwerung fuͤhlet/ wie waͤre es muͤglich/ daß man koͤnne er- leichterung erlangen? Darum kom̃t man durch den himmlischen Vater in rechte gesetzliche schuld/ und wird mit suͤnden beschweret und be- laden/ kranck/ arm und elend/ ehe man die froͤ- liche bottschafft deß Evangelii/ der huͤlffe und deß trosts des Sohns gewuͤrdiget wird. Das 11. Capitel. Diese huͤlffe und trost deß Sohns ist der war- haffte Geist und die rechte art Christi; der Sohn in der ewigkeit selbst/ der da frey ist/ mit welchen er taͤglich von hertzen an den sinnen vereiniget o- der vergeistet/ und darinn oder dardurch frey ge- macht wird/ und das leben und licht der weiß- heit zur herrlichen freyheit der kinder GOttes auß seiner reinen furcht empfaͤngt. Also muß man den sinn Christi verstehen/ die schrifft recht zu theilen/ und Gottes wort in seines einigen ei- genen geistes zunge fassen und wissen/ wer da frey ist/ und wie man frey werde; nicht eine sol- Was die rechte freyheit sey. che freyheit/ die man selbst annimmt/ sondern durch den Sohn warhafftig empfaͤnget/ nem- lich/ das leben und licht der ewigen warheit in der heiligen Goͤttlichen natur; sonsten bleibet Wo der Geist deß HErrn ist/ da ist freyheit. 2. Cor. II. 17. man so lange unter dem gesetz oder gebott/ und ist nur als ein knecht geachtet/ der/ wann er schon alles gethan/ was ihme befohlen/ sich doch gantz unnuͤtze achten muß/ als der nichts mehr gethan als er schuldig ist. Sehet und verstehet nun/ was das ist/ zum Sohne kommen/ und frey werden. Meynet ihr/ daß es zu einer menschlichen person zu kommen und eine aͤusserliche freyheit ist/ als ein dienstbo- te/ knecht oder magd/ die (wann sie unter jeman- den stehen/ leibeigen oder gebunden sind) nicht mehr dienen/ sondern sich dienen lassen? Jn der warheit/ es ist frey uñ loß werden/ aber nicht al- so leiblich nach dem fleische/ sondern nach dem geiste inwendig vor Gott/ von dem teuffel/ dem wir verbunden und zu seiner scheußlichen Scla- verey und harten dienst eigen uñ gefangen sind/ wieder loß und frey werden durch Christum in dem Sohne deß friedens in der ewigkeit; zu wel- cher kindschafft und vaͤterlichen natur wir durch Umb deß glaubens willen/ solt ihr euch freu- en. 1. Pet. I. 8. das wort deß glaubens und nicht durch das wort der phantasie oder einbildung kommen; verstehets. Dann es mag nicht gnug seyn/ daß es heisset: wir waͤren dem teuffel verbunden/ ei- gen und im harten dienst gefangen; sondern wir muͤssens/ wie gesagt/ selbst fuͤhlen/ sonst koͤnten wiꝛ nim̃ermehꝛ mit warheit sagē/ frey odeꝛ erloͤst zu seyn/ nein/ weder eins noch das andere dann die erloͤsung kan nicht anders/ dañ aus dem ge- faͤngnis seyn; fuͤhlet man keine last noch schuld/ so kan man auch von keiner erleichterung oder loßsprechung wissen; und so man die loßspre- chung nicht erkennet/ woraus koͤnte man dann viele liebhaben/ wann man die wolthat oder lie- be nicht saͤhe? Es muß immer eins aus dem an- A. K. H. Vierter Theil. S s dern Th. IV. Sect. II. Num. XL. David Joris klarer bericht/ dern auffstehen/ eins auß dem andern seinen na- men in der that empfangen/ muß es nicht? Ja gewiß. Darum lasset euch von niemanden/ weder von euch selbsten noch von andern betriegen/ ihr alle (sage ich) die ihr frey/ reich am geist/ selig und gesund oder gefunden/ und von der hoͤllen wiederbracht seyn wollet/ ihr muͤsset euch erst- lich gefangen/ arm am geist/ verdammt/ verloh- ren/ ungesund und in der hoͤlle fuͤhlen und em- pfinden/ damit ihr GOttes gnade/ treue/ und warheit in seiner liebe verstehen/ wissen/ ruͤhmen und jubiliren moͤget/ ja man kans auch anders nicht. Darum bekommt niemand die selig- keit der gnaden GOttes/ niemanden anders er- leuchtet das licht auß der hoͤhe/ niemand em- pfaͤngt die froͤliche bottschafft deß Evangelii/ als der unselig und arm am geist ist/ sich in un- gnaden und schatten deß todes empfindet/ sich selbst in der finsternis blind und taub/ arm und elend erkennet/ wie ihr wisset/ daß das licht de- nen/ die im finsternis sind/ das gesichte der blin- den/ das gehoͤr den tauben/ der gang den kruͤp- peln/ die gesundheit den siechen/ das leben den todten/ die freude den betruͤbten/ erleichterung den beschwerten/ das geben den duͤrfftigen/ die speise den hungerigen/ der tranck den durstigen/ nemlich das koͤnigreich der himmeln denen/ die arm am geiste sind/ zukommt. Dann alle die- se geistliche gaben und tugenden GOttes/ ha- ben anders nirgends keinen eingang/ sind auch nirgends willkommen/ dann bey einigen von diesen. Es bleibet warhafftig ein wort deß HErrn in der ewigkeit. Das 12. Capitel. Derohalben hat GOtt ein bewaͤhrtes gesetz und wort deß glaubens gegeben/ nemlich er hat seinen Sohn darzu als ein licht in die welt ge- sandt/ die suͤnden auffzuloͤsen/ damit er sich ihrer aller/ die darunter begriffen sind/ in seinem Sohne erbarmen moͤchte durch Chri- stum/ welcher (obs schon jemand meynen moͤch- te) nicht kommen ist/ das gesetze zu zerbrechen/ sondern zu erfuͤllen/ zu erhoͤhen und in liebe auffzurichten bey allen kindern deß glaubens. Diesen verstand aber hat nicht jedermann/ sin- temal das gesetz (wie wol es menschlicher weise durch irrdische dinge figuͤrlich außgesprochen worden) geistlich ist/ auch geistlich nach der warheit muß geurtheilet werden/ welches oh- ne eine geistliche geburt und neue creatur (die aus dem gehorsam deß glaubens im worte Das ge- setz des Geistes ist das ge- setz der liebe/ das in den glaubi- gen an- saͤngt. Dann al- so soll und muß es endlich seine er- fuͤllung nehmen. kommt) nicht geschehen mag. Welche neue creatur in das gesetz deß Geistes zur herrlichen freyheit eintritt/ und die erbschafft der Heili- gen (welche alle ihre ohren taͤglich zum gehor- sam deß glaubens wuͤrdiglich auffthun) in der auffmercksamkeit deß warhafftigen gesetzes/ in dem allerinnersten ihrer inwendigkeit/ mit lust freywillig empfaͤngt/ allwo selbiges mit dem finger GOTTES eingeschrieben wird. Diese/ wie wol sie als kinder auß dem glau- ben angenommen werden/ fallen sie noch wol taͤglich siebenmal und verlieren doch den na- men der rechtfertigung nicht/ den sie/ im glau- ben stehende durch den Sohn auß gnaden erer- bet haben/ welchen sie vor einen HErrn an- genommen/ gehuldiget und vertrauet/ aber sich noch nicht in allen treu und auffrichtig bewie- sen haben als im gehorsam deß glaubens. Fal- len/ straucheln oder uͤbertreten sie nach der Schrifft/ so geschichts auß irrthum uñ schwach- heit ihres glaubens/ als in welchem sie noch nicht vollkommen sind/ sie werden aber auch darum gestaͤupet und wol gestrafft/ aber nicht weggeworffen/ angesehen sie die ruthe als kin- Psalm. LXXXIX. 3. der ohne veraͤnderung oder murmeln anneh- men/ und bleiben in der furcht deß HErrn/ wor- auß dann ihre kindschafft und auffrichtigkeit deß hertzens erhellet/ so wol unter der ruthe (wel- che die thorheit und suͤnde außtreibt) als in hal- tung der gebotte GOttes. So aber sich je- mand nicht unter die ruthe beuget/ und kein werck darvon machet/ das ist/ durchs wort nicht erschrecket wird/ so bezeuget er/ daß er unter dem worte deß gebotts nicht stehet und keine weiß- heit verlanget/ auch keines kindes oder vaͤterli- che art hat/ weil er sich nicht fuͤrchtet. Daher ist GOttes auffsehen/ huͤlffe und bewahrung durch die gnade (als die pflegerin aller dinge) nicht mit ihm/ kan sich auch wegen seines stol- tzes nicht zu ihm nahen/ sondern muß in seiner eigenheit von ihm selber durch sich selbst/ ohne alle huͤlffe in ewigkeit untergehen. Dieser stoltz aber kommt durch den unglau- ben auß gutduͤnckel her/ welcherbey dem/ der arm am geist ist/ nicht befunden wird/ sondern bey solchen ist lauter niedrigkeit/ kleinheit und nichtigkeit/ fuꝛcht und schrecken voꝛseinen maͤch- tigern. Darum nennet sie der HErr vor allen selig/ nicht die es werden/ sondern die es sind. Und weil das wort selig ein vollkommen wort ist/ muß es auch ein vollkommen werck haben. Deßhalben sind wir Christi nicht eher theilhaff- Weꝛ voll- staͤndig bleibet/ soll selig werden. Matth. XXIV. tig/ ehe wir den anfang seines wesens biß ans ende fest behalten/ nemlich vollstaͤndig seyn in der liebe und warheit/ an welchen wir gepruͤffet werden und versucht durch die luͤgenhaffte und betriegliche liebe deß fleisches. Dann so lange deß menschen sinn/ lust/ wille und gemuͤth dar- 13. Prov. XXVII. Zach. XIII. Psalm. CXLI. auff stehet/ wann ergleich den glauben ange- nommen/ so ist er doch noch unter der verdamm- nis/ und nicht gerechtfertiget von deꝛ suͤnde/ das muß mir jedermann zugestehen; daher kommen ihm dann die wunden und bestraffungen von den jenigen/ die ihn lieb haben; aber wegert oder Prov. XV. \& XIX. verlaͤsset er die/ daß er sie mit dem hertzen nicht liebet/ sondern hasset/ so muß er untergehen nach der Schrifft. Dann sehet/ hierinn ist der Vater ein anleiter oder helffer durch die furcht deß HErrn/ und machet den menschen bereit zum frieden und verstand der gnaden Christi/ welche furcht mit allen wahren glaubigen im mutter leibe zu einem ewigen grund (darin alle ding bestehen) geschaffen ist/ als der getreulich mit seinem samen nach ihm handelt/ und mit al- lem guten erfuͤllet. Diese achten den HErrn/ vermittelst der er- kaͤntnis in ihrem hertzen/ nach dem sie die furcht deß HErrn empfangen/ groß/ und untersuchen die dinge mit einfaͤltigkeit/ die GOtt gefaͤllig sind/ ihn zu versoͤhnen und nicht zu erzoͤrnen. Diese heulen und weinen umb ihre missethat/ nicht umb die straffe/ und tragen reue daruͤber/ weil sie mit sehenden augen ihr verderben sehen und mercken/ daß sie alles verlohren haben oder quit sind/ durch das jenige/ was sie fuͤhlen und befinden zu haben/ verstehet. Welches ihnen nichts wie der mensch von GOtt gefallen u. wieder zu Gott gebracht werde/ ꝛc. nichts dann reue/ pein und schmertzen bringet/ in dem sie den harten dienst bedencken/ unter welchem sie mit unlust gefangen gehalten wer- den/ wider ihren willen. Ja/ so muß es auch seyn/ daß sie ihnen alle morgen verneuret und zur pein und leuterung zugelassen wird/ so daß sie darinnen je laͤnger je mehr beschweret versin- cken und endlich so weit kommen/ daß sie keinen grund oder ende des außkommens sehen/ da dann ihnen der muth/ glaube und vertrauen auch verschwinden/ der tod an allen enden ihnen drohet und an sie will/ und das hertze mit aller traurigkeit/ schmertzen/ pein und leiden wegen vergeltung der suͤnden (die sie so lange geluͤster und geliebet haben) so hart besessen und die ban- Esa. XXVI. Jer. XXX. Joh. XVI. gigkeit so groß wird/ als einer frauen in kindes- noͤthen. Jedennoch sind sie nicht zu troͤsten als durch die hoffnung der gnaden und barm- hertzigkeit/ welche nicht laͤst zu schanden wer- den/ sondern den frieden in der warheit (welche frey machet) mit erfahrung der erleichterung/ die erloͤsung und uͤberwindung mit bringet. An- gesehen der HERR lust hat solche geangstete glaubige hertzen zu erquicken und zu erfreuen. Dann es muß erst so weit kommen/ soll anders geholffen werden/ weil uͤber ein freveles oder stoltzes/ hartnaͤckigtes hertz keine barmhertzig- keit kan erwecket werden/ und ein gesunder den artzt nicht noͤthig hat. So muß dann der 1. Sam. II. Prov. XXIIX. mensch durch die furcht des HERRN sich erst darzu leiten und helffen lassen/ sonst ists ihm un- muͤglich (nemlich der seine ohren abwendet das gesetz des HERRN zu hoͤren) von dem biß der schlangen zu genesen/ und von der suͤnden uͤ- bel frey und erloͤst zu werden/ dann sein gebeth ist dem HErrn ein greuel. Das 13. Capitel. 1. Sam. II. Job. v. Ps CXIII. Esa. LXI. Sap. XVI. Also betruͤbet nun der HErr erst/ den er er- freuen/ und erniedriget/ die er erhoͤhen will. Dann er macht das arm/ was reich ist/ und das reich/ was arm ist/ das blind/ was sehend/ und was sehend/ blind/ erschlaͤgt todt/ und macht lebendig/ er fuͤhret in die hoͤlle und wieder heraus. Dann was er geschlagen hat/ das kan er wiederum heylen/ und ist nie- mand/ der aus seiner hand erretten koͤnne. Se- het/ also pruͤffet und reiniget der HErr die her- tzen durch mancherley versuchungen und truͤb- salen/ und gibt allen glaubigen warhafftig in der zeit so viel unfriedens/ pein/ leiden und ster- ben im hertzen zufuͤhlen/ als freude/ leben und friede/ die unglaubigen aber leiden und sterben in ewigkeit/ darum/ daß sie die zeit/ in welcher NB. sie raum/ auch freyheit und artzney zur besse- rung hatten/ lassen vorbey gehen/ ihnen selbst stoltziglich gefolget/ einen verdruß an des HERRN gesetz gehabt/ sein wort aus dem hertzen geschlagen und den unglauben geliebet/ 4. Esr. II. 9. Hobr. X. welches sie dann nach dem tode in lauter pein werden erkennen muͤssen/ wie geschrieben ste- het. Darum solt ihr euch sammt allem/ das eu- er ist/ als boͤse wegwerffen/ es als einen verlust und schaden wegnehmen und euch geist- lich arm machen lassen; hingegen als ein kind- lein anstellen/ beugen/ sagen und rathen lassen/ den glaubigen glauben/ den unglaubigen a- ber nicht glauben noch trauen/ oder ihr wer- det den Geist der warheit nicht erkennen/ noch das reich GOTTES sehen moͤgen/ ange- sehen niemanden anders solches zugehoͤret/ dann/ die es verlangen/ suchen und noͤthig haben/ wie der raum der beaͤngstigten/ die gesundheit der reichen/ die erlassung den schuldnern und die freyheit den gefangenen zu- kommt; Also mag der glaube/ liebe/ hoff- nung/ GOTTES guͤtigkeit/ hoher und schoͤnheit/ sein reichthum/ weißheit/ erkaͤnt- nis und verstand/ und in summa/ alle ge- rechtigkeit an niemanden bekleiben oder sein werck in liebe wircken/ als die sich in wieder- waͤrtigkeit/ unglauben/ mißtrauen/ haͤssig/ neydisch/ boͤse und scheußlich/ dumm/ arm und voll aller ungerechtigkeit oder suͤnde/ das ist/ in einer verkehrten natur des teuffels mit reue warhafftig befinden/ das ist/ daß der mensch biß darzu durch die erscheinung Christi kommen ist. Dahero er hoͤchlich vonnoͤthen hat/ sich empfindlich zu sehen/ wissen und kennen/ daß er gantz und gar untuͤchtig (aber des teuffels eigen) ist GOTT zu lieben und nichts ohne ihm zu vermoͤgen/ sondern ausser ihm gantz verlohren und des gerichts schuldig ist/ damit er sehen/ verstehen und wissen moͤge/ worvon oder woraus er erloͤset oder errettet ist/ ihn darfuͤr hertzlich zu lieben und zu dancken/ und sich uͤber GOTTES gnade und gunst/ guͤte und treue verwundern Deut. XXXIII. 3. moͤge. Amen. Halleluja! Lobet den HErrn/ der die leute so lieb hat. Beschluß-Rede. Dann sehet/ diese meine rechte unstraͤffliche schrifften und worte der ewigen warheit sollen/ moͤgen oder koͤnnen niemand helffen/ die sie nur in dem buchstaben lesen und aus neugierigkeit wissen wollen/ sondern/ die sich von gantzem her- tzen darnach anstellen/ selbiges in der krafft zu ergreiffen und seinen sinn zu thun/ sonsten muß es aus den augen und ohren/ worin es nur buch- staͤblich eingegangen/ wiederum außlauffen/ es seye dann/ daß es zu hertzen genommen/ und in den abgrund euerer seelen eingesaͤet seye. Dann/ so ihrs wisset/ selig seyd ihr/ so ihrs thut. Wer aber des HERRN willen weiß und thut ihn nicht/ der wird mit vielen geisseln geschlagen werden. Der mund der warheit hat es gesagt. ENDE . Außgegangen Anno 1543. NUM. XLI. David Joris warnung vor dem schaͤd- lichen betrug des menschlichen gut- duͤnckels/ ehrgeitz und eigen- weißheit. Nehmet wahr. Alle knie (verstehets) sollen dem HErꝛn gebeu- get werden/ und alle zungen sollen gestehen und bekennen/ daß er gerecht/ warhafftig/ allein wei- se/ maͤchtig/ kraͤfftig/ und der hoͤchste uͤber alles seye. Dann er/ gebenedeyet/ wird nun alle ho- he und erhabene hertzen niedrigen/ und seinen A. K. H. Vierter Theil. S s 2 tag Th. IV. Sect. II. Num. XLI. Dav. Jor. warnung vor dem schaͤdl. betrug tag uͤber alles/ was groß/ hoch und erhaben ist/ ergehen lassen/ zum lobe seiner herrlichkeit. Der mund des HErrn hats gesagt. Nun sehe ich wohl/ nach dem des menschen ruhm eytel/ sein ansehen betruͤglich/ sein lob falsch/ seine arbeit muͤhe/ seine hoheit eine nie- drigkeit/ sein reichthum eine armut/ seine staͤr- cke eine kranckheit/ und seine weißheit eine thor- heit ist/ daß es besser ist nichts/ dann etwas seyn/ angesehen GOtt das rufft/ was nichts ist/ nicht aber das etwas ist/ sondern das nichts ist/ auff daß er etwas mache/ nemlich das kranck/ arm und beschwert ist/ auff daß ers starck/ reich und leichte mache das blinde sehend/ das daube hoͤ- rend/ die kruͤppel gehend/ die stummen redend/ und die todten lebendig/ umb welcher willen (wie geschrieben stehet) er allein kommen ist. Das ist recht/ behaltets in euerem hertzen. Die groͤsten sunden werden bey den grossen befunden werden/ dann die kleinen thun solchen fall nicht/ als die grossen/ eben wie die kinder die eltern nicht reich machen/ und die armen mit den reichen nicht zehren koͤnnen; sondern die kleinen muͤssen unter den grossen stehen/ die krancken sich den starcken uͤbergeben/ und die knechte sich vor ihren Herren beugen. Also soll alles in veraͤnderung der zeit nach dem urtheil der warheit gerichtet werden/ daß die gewalti- gen/ gewaltige pein werden leiden/ und die mei- sten suͤnden bey den groͤsten erfunden werden. Es wird sich so befinden. Wer nun hierinn will frey seyn/ der muß sich herunter halten zu den kleinen/ vor den gering- sten/ nicht aber vor den groͤsten duͤncken und halten/ und auff alle art und weise aus gantzem hertzen/ ja aus gantzem hertzen von gutduͤnckel und eigen-weißheit absondern/ und dafuͤr huͤ- ten/ ja nicht allein huͤten/ sondern auch hassen/ nicht zwar des/ was den kleinen einfaͤltigen und schlechten/ sondern den grossen/ tuͤckischen und gutduͤnckenden hertzen anstehet/ welche gerne gesehen/ geachtet/ geehret/ gepriesen und etwas seyn/ keines weges aber mit den kleinen vor nichts gerechnet werden wollen. Deßwegen sie durch gutduͤnckel und eigen-weißheit aus ih- rem unverstand/ in grossen fall und schwere suͤn- den gerathen/ darum sie sehr leiden und gepeini- get werden muͤssen/ nach der regel der gerechtig- keit und urtheil der warheit. So sie nun kein demuͤthig/ einfaͤltig/ auff- richtig hertze uͤberall im munde und gesichte der menschen haben/ allwo die uͤberzeugung und be- straffung des HErrn einen eingang hat/ so wird sie/ vermittelst der haͤrtigkeit des hertzens/ ver- worffen/ und nicht angenommen/ wodurch der zorn des HErrn vermehret/ und die straffe/ pein und leiden desto groͤsser wird/ daß sie das stoltze und harte hertz schwerlich ertragen und außste- hen kan/ dannoch aber endlich mit schaden und schanden untergehen und zu nichte werden muß. So es aber aus dem glauben williglich ge- schicht/ so wird es alles guts/ friede und freude darvon haben/ den HErrn in seiner niedrigkeit erkennen und bekennen/ und ihme ehre in seiner schande geben und hoͤchlich loben koͤnnen. Al- so huͤtet euch alle/ die ihr die guͤtigkeit GOttes und seine himmlische gaben gewiß geniesset und mit weißheit/ erkaͤntnis/ wissenschafft und ver- stand der Schrifft oder des Geistes erfuͤllet werdet/ vor gutduͤnckel/ ehrgeitz und eigen- weißheit/ haltet euch klein/ niedrig/ nichtig und allezeit unter die geringsten/ duͤncket euch nicht etwas zu seyn/ wolt ihr nicht betrogen und belogen werden in euch/ von euch und durch euch selber/ sehet euch vor/ ich warne euch alle. Die kleinen fallen zwar gleicher weise auch/ aber meist nur in der menschen haͤnde oder schuld/ aber die grossen meist in die haͤnde GOTTES/ doch suͤndigen sie ihnen beyde/ aber einer weit uͤber den andern. Diß aber ist mit bescheidenheit zu verstehen/ nemlich/ weil ein jeder seinen Gott und gebott oder wort hat/ so uͤbertrifft auch eins das andere/ nach dem es von groͤsserer macht/ werck/ krafft und vermoͤ- gen ist/ aber des andern seine schuld oder verbre- chen ist groͤsser/ eben wie des Koͤnigs wort eines haußvaters seines uͤbertrifft/ und die lehre ei- nes juͤnglings/ schweige eines mannes/ uͤber ei- nes kindes gehet/ also ist auch die missethat ei- nes kindes kleiner/ dann des juͤnglings oder mannes. Christus stehet unter GOTT/ die Gemei- ne unter Christo/ aus welcher er etliche vor sich außerkohren/ beruffen und eingesetzet hat an seine statt/ nemlich/ etliche zu Aposteln/ etliche zu Propheten/ etliche zu Lehrern/ zu Hirten/ auffsehern/ helffern/ regierern und leitern der Heiligen im lichte nach der warheit/ unter wel- chen Christus das haupt ist uͤber die Geineine/ beyde mann und weib/ der mann aber gehet uͤ- ber das weib mit bescheidenheit/ das weib uͤber die kinder/ und die kinder gehen uͤber die frem- den/ knechte und maͤgde. Hiervon traͤgt der mensch ein schoͤn gleichnis an sich/ deßgleichen mahlet Jsrael nach dem fleische in dem sinn des Geistes das vorbild recht ab/ das von dem Sohn gesaget wird/ wel- ches Priester/ Leviten/ Haͤupter und Regierer aus- und vor sich hatte/ und endlich Koͤnige hervor brachte/ die insonderheit uͤber andere be- ruffen und außerkohren waren/ jeglicher in sei- ner ordnung. Deßwegen aber ware Jsrael/ NB. die gantze Gemeine nicht verworffen/ auch nicht der geringste daraus/ ob sie gleich nicht alle zu herrschen eingesetzet waren/ wie die vorbenante; als nur uͤber weib und kinder/ knechte und maͤg- de und Heyden/ doch aber mit bescheidenheit. Daraus man klaͤrlich mercken kan/ daß ein sol- cher von ihnen/ wann er suͤndigte/ nicht so hoch- wichtig angesehen ware/ wiewol keiner unge- strafft bleiben muste/ außgenommen die Hey- den und unbeschnittenen. Dieses gleichnis ist auch zu unsern zeiten vor recht zuhalten/ und eben wie bey jenen anzuse- hen/ daß man nemlich sich an der Obrigkeit mehr versuͤndigen oder verschulden kan/ als an dem gemeinen volck/ schweige an einem bettler/ weil sie GOTT selbst geehret oder zu seinem lob herrlich gemacht und eingesetzet/ und ihr zu gehorsamen befohlen/ und will die Obrigkeit zur beschir mung der from̃en und den gottlosen zur straffe haben/ wie man lesen kan. Fer- Exod. V. XIIX. XXII. Levit. XXIV. Num. XI. XXV. XXVII. ner finden wir den sinn bey maͤnniglichen an sei- nem eigenthum/ was vor macht nemlich ein jeder Haußherr hat uͤber das/ was sein ist/ der sich an sich selbst mit straffen/ zuͤchtigen/ vorhalten/ verweisen/ uͤberzeugen/ schelten/ drohen und andern hefftigkeiten mehr nicht so sehr deß menschlichen gutduͤnckels/ ehrgeitz und eigenweißheit. Deut. XVII. XIX. Rom. XII. XIII. 1. Pet. II. sehr versuͤndiget oder verschuldet/ als die unter- gebene gegen ihn. Stehen sie wider ihn auff/ wie ers wohl thun mag gegen sie/ (dañ eigenes schadet sich nicht selbst) so verschulden sie sich sehr/ dann es gebuͤhret keinem glied gegen das haupt auffzustehen/ wie es ja an uns menschli- cher weise der leib nicht thut/ sintemal er seine vollkommenheit von GOtt empfangen. Al- so soll und muß es gleicher weise nach dem Geist an dem leibe CHristi auch nicht seyn/ daran der leib Christi zu erkennen ist/ dann das auff- richtige allerliebste weib soll darinnen offenbah- ret werden/ nemlich/ in der demuth/ gehorsam/ friedfertigkeit und liebe/ zum lobe der herrlich- keit seiner Majestaͤt. Wer sich nun darunter begeben/ oder ein glied darvon zu seyn ruͤhmen will/ uñ hat sotha- nigen geist/ hertz/ sinn und willen gaͤntzlich nicht/ der wird an dem tage/ da die wahre Gemeine Christi verherrlichet wird/ zu schanden werden/ ob er sich gleich auch bey der tafel oben an/ oder an die oberste stelle gesetzet/ und vieles beduͤn- cken lassen/ hat er das hochzeit-kleid/ nemlich/ Christum im Geist und in der warheit nicht so angethan/ wie wir mit Adam vorlaͤngst (vor dē fall) bekleidet und angethan waren/ und seinen namen erhoͤhet und gepriesen/ wie seinem eigen- thum und rechten erbnehmen/ soͤhnen und toͤch- tern zukommt/ so wird er muͤssen auffstehen/ und Matth. XXII. 13. von dannen gehen/ haͤnde und fuͤsse gebunden und in das aͤusserste finsternis geworffen wer- den/ das ist/ in die allertieffste und groͤsseste hoͤl- le/ und schrecklichsten tod und verdammnis fal- len/ wegen seiner eigen-weißheit/ gutduͤnckel und hoffaͤrtigkeit. Es wird so ergehen/ darum habet acht darauff. Also haben alle (die Gottes gaben und reich- thum geniessen/ und denen ein himmlischer ver- stand eingegossen wird/ oder die geistlichen wol- thaten anvertrauet/ auch einige Goͤttliche sachen befohlen/ und darzu beruffen und erhoben wer- den) fleissig zuzusehē/ daß sie nicht undanckbahr seyn/ und ihren ersten stand vergessen/ damit sie Hebr. II. 8. nicht dahin fahren/ und durch gutduͤnckel/ un- vorsichtigkeit und hoffart zu fall kommen/ dann ihr fall ist weit groͤsser dann der andern/ die nicht so hoch erleuchtet oder so weit kom̃en sind; doch haben sie so gar sehr nicht davor zu sorgen/ wann sie sich nur immer in niedrigkeit und ge- ringachtung anschauen/ und in der furcht vor dem HErrn halten/ und ihm (gebenedeyet) all- wege warhafftes lob/ furcht (demuͤthige ehrer- bietung) ehre und preiß geben/ nicht aber ihnen selbst/ noch einigen menschen auff erden. Dar- um/ angesehen ihnē viel gegebē oder anvertrau- et ist/ soll auch viel von ihnen gefordert oder ge- heischet werden/ nach der Schrifft und meinem zeugnis/ ja auch mehr geschlagen/ gepeiniget und gestrafft werden/ als die jenige/ die es nicht gewust. Dann weil sie unter GOtt sind und ihm dienen/ und nicht denen menschen/ suͤndi- gen sie ihm mehr/ und ihre schuld (wie oben ge- sagt) ist groͤsser/ als wann sie unter dem dienst ei- nes menschen stuͤnden. Was sie hier vor ungehorsam/ unachtsam- keit/ murmelen und zweiffel begehen/ welches ei- ne schaͤndung ist/ so oͤffters aus eigen-weißheit/ stoltz/ gutduͤnckel/ hochmuth/ frechheit/ hefftig- keit/ unbußfertigkeit/ leichtfertigkeit und an- dern ungerechtigkeiten mehr/ (so hier kuͤrtze we- gen nicht zu erzehlen/ doch aber im buͤchlein vom alten und neuen menschen alles geschehen) ist so viel schwerer zu waͤgen oder hoͤher zu achten/ als Gott uͤber die menschen ist/ da doch der mensch sein gebott von seinen boten oder dienern genau NB. will gehalten haben/ wie mans sihet/ er aber selbst achtet oder passet weit weniger auff seinen Gott/ darunter er doch allezeit bleiben und sich vor ihm buͤcken muß/ er wolle oder wolle nicht. Was ist doch das anders/ als daß er sich selbst uͤber GOtt erhebt und groͤsser duͤncket/ in dem er von andern schuldigkeit fordert/ er aber selbst GOtt nicht geben will. Nun moͤchte aber jemand sagen: Es ist gleichwol allezeit GOrtes wille und wort/ daß der knecht seinem Herren diene/ das weib ihrem manne zu willen/ das kind seinen eltern gehor- sam seye/ und die Obrigkeit gefoͤrchtet und ge- ehret werden solle/ ists nicht? Ja gewiß/ es ist also. Aber wie lange/ meynet ihr/ waͤhret solches/ oder wie lange kommts denen vorde- nanten mit recht zu? Jsts auch laͤnger als GOtt will? Ferner soll es auch anders ge- schehen als nach seinem willen und zu seinen eh- ren? nein/ dann die Obrigkeit soll deßwegen zu- foͤrderst GOtt foͤrchten/ die guten beschirmen und die boͤsen straffen. Darum will auch Gott/ daß man ihr soll tribut/ schoß/ zinß und zoll ge- ben/ und sie noch darzu in ehren haben. Ware er nun allein ein GOtt der natur/ so wuͤrden sie der natur koͤnnen gnug thun/ und nicht wider GOtt suͤndigen/ wann sie nur alle todtschlaͤger/ diebe/ moͤrder/ rauber/ mordbrenner/ bosewich- ter und uͤbelthaͤter bloß nach dem gesetz und Evangelio strafften/ die Evangelischen/ das ist/ die auß mißverstand sundigen/ Evangelisch tra- ctirten/ und was draussen ist und unglaubig erfunden wird/ gesetzlich/ weil es nach dem recht eines jeglichen wird gehen/ so wird es so wol uͤ- ber die Obrigkeit als uͤber die bettler gehen/ be- sonders/ die sich geistliche nennen lassen/ dann diese sind oͤffters die allerunglaubigsten. Also rede ich hier nicht allein mit den Obrigkeiten/ Kaͤyfern/ Koͤnigen/ Fuͤrsten/ Hertzogen und Herren voraus/ sondern auch mit dem Pabst/ Cardinaͤlen/ Bischoͤffen/ Aebten/ Praͤlaten und andern Lehrern/ grossen Doctorn und Weisen der welt/ ihren samptlichen untertha- nen und allem/ was Obrigkeit hat/ vom Koͤ- nige an biß zum stallknecht oder geringsten wei- be/ die einige herrschafft (wie im buͤchlein von der Obrigkeit weiter gemeldet ist) haben oder schuldigkeit fordern koͤnnen/ so sie keine barm- hertzigkeit beweisen und vergebung erzeigen/ wie ihnen von oben geschicht/ so werden sie in den kercker mit banden und ketten geworffen wer- den/ und nicht eher heraus kommen/ biß sie das letzte mit dem ersten bezahlet haben/ nach der Schrifft. Sehet/ diß ist so fern von ungleichheit oder jemand last oder leiden mit unrecht anzu- thun/ welche worte dannoch auch ihren lauff und krafft so wol haben muͤssen/ als die vorige/ nemlich/ daß der knecht seinem Herrn/ und das weib ihrem manne drenen und zu willen seyn muͤsse. Oder will GOTT nichts/ als daß es dem menschen leiblich angehe/ oder nicht viel mehr/ daß es GOtt und die seele betreffe? Urtheilet bey euch selber/ warum ihr kinder/ S s 3 knech- Th. IV. Sect. II. Num. XLII. David Joris traurige klage knechte und maͤgde begehret? Jsts wol dar- um/ daß ihr sie ehren und ihnen dienen/ und sie hoͤher als euch selbst halten moͤget/ oder/ daß sie euch ehren/ dienen/ uñ euch hoͤher als sich ach- ten sollen? Wohlan/ ist jemand/ der GOtt achten/ ehren/ dienen/ preisen und loben will/ so soll er zum wenigsten darinn ein exempel an sich selbst bezeugen/ ehe er ichtwas von dem/ das ihr gebuͤhrlich zukommt/ begehret/ schweige/ ge- waltsam mit force heischet/ oder muthwillig- lich haben und seinem Ober-Herrn selbst nicht gebuͤhrlich geben wolle. Also wird bey dem jenigen mehr schuld ge- funden/ der nicht barmhertzig seyn will/ als bey dem/ den er beschuldiget/ wie das gleichnis vom Redde, quod debes, bezahle/ was du schul- dig bist/ von dem Pharisaͤer und Zoͤllner auß- weist. Es ware auch Jsrael leichter ein un- NB. rein thier/ oder gefaͤß anzuruͤhren/ als die lade des HERRN/ dann das eine hatte gnade/ das andere nicht/ wie man lesen kan. Dar- um ist den jenigen/ die zum erkaͤntnis und ver- stand kommen sind/ zu wissen/ wann sie selbst allein gehen/ und nicht an ihrer mutter hand als ein junges kindlein bleiben wollen/ daß sie sich vor dem fall und verderben/ vor feuer und wasser/ vor hoheit/ haͤrtigkeit/ stren- gigkeit und vor aller boßheit vorsehen/ dann/ alsdann gehet die sorge und vorsichtigkeit erst recht an; blieben sie aber an der hand ihrer mutter oder pflegerin/ so wuͤrden sie aller sorgen frey/ und darvor bewahret seyn. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre. ENDE . Außgegangen Anno 1549. NUM. XLII. David Joris traurige klage uͤber deß menschen verderben. Daß ich mich/ meine liebsten/ insonder- heit so sehr bemuͤhe/ beklage und verwundere/ das geschicht uͤber des menschen blindheit und unwissenheit. Jch kan es wegen des dringen- den affects nicht verbergen/ sondern muß es zur besserung vorbringen/ sintemal es so sehr gefaͤhrlich groß ist/ daß ich keine zunge/ ohr noch gehoͤr kenne/ das mir solches sichtbarlich (das ist/ mit warheit) bezeugen huͤlffe/ janicht recht glauben kan/ ist das nicht klaͤglich? Ach wann man wuͤste/ wie gantz sehr der mensch verdorben/ geschaͤndet und verkehrter art ist/ man wuͤrde gewiß/ gewiß wider den andern nichts thun/ auch nimmer mehr etwas zu den- cken oder zu sagen haben/ als von seinem eige- nen verderben/ das ist/ von seiner eigenen schalck- heit und listigkeit. Aber weil er nun so blind und von gantz ver- kehrten sinnen ist/ so kan ihm niemand so gut/ noch so recht und wol reden/ wann er mercket/ daß er beschuldiget und wieder ihn ist/ daß er sich nicht mit vollem haß darwider setzte/ und es leugnete. O grosse verwuͤstung! Ja es ist ihm auch nicht muͤglich/ nach seinem sinn anders zu thun/ weil er diß alles nicht siehet uñ weiß/ was er vor grosses uͤbel sich selbst dardurch anthut/ wills auch nicht wissen/ sondern richtet sein au- ge auff sich selber/ das ist/ in die finsternis/ und deßwegen kan ers nicht wissen/ es seye dann/ daß er von sich selbst will außgehen mit allem/ was er hat/ liebet und besitzet/ und dasselbe ist sein eigen leben/ lust/ wille und sinn/ seine eige- ne weißheit/ erkaͤntnis und verstand/ ehre/ macht und glorie/ dasselbe alles (sage ich) muß er willens und gesinnet seyn zu lassen/ zu has- sen und außzugehen/ welches kein mensch vermag noch thun kan/ er liebe dann das sterben und verderben/ seinen eigenen tod und leiden. Diß aber wird niemanden beliebig oder an- genehm seyn koͤnnen/ er habe dann einen an- dern sinn und willen bekommen/ nemlich/ einen wahren festen glauben und vertrauen/ und eine gewisse hoffnung eines viel bessern lebens/ lusts und willens/ welche man nicht erlangen kan oh- ne innerlichen gehorsam des ewigen lebendigen worts und Geistes der warheit/ durch welchen gehorsam er allewege seinem unwillen und un- lust zuwieder seyn/ ja uͤbersehen und uͤberhoͤren muß/ und zwar mit einem guten vergnuͤgen. Dann das muß man wissen/ daß das ewige le- bendige wort/ daraus der gehorsam entstehet/ nicht in des menschen/ sondern in GOttes wil- le und werck oder macht befunden wird/ das ist/ nicht/ wie es dem menschen/ sondern GOt- tes weißheit gefaͤllet/ geluͤstet/ beliebet und gut- duͤncket/ er/ nicht wir/ kennet zeit und stunde/ sonst koͤnte der mensch sich selbst helffen/ retten und selig machen/ nur allein mit der Bibel/ de- nen nachgelassenen|geschriebenen Schrifften/ so GOttes wort heist/ da es doch nur ein todter buchstabe/ auch von Paulo selbst genennet wird/ so es nicht aus dem munde GOTTES kommt/ welches feurig/ lebendig und kraͤfftig an allen ist/ zu welchen es geredet wird/ laut der Schrifft. Darum/ wann man diß nun zu unserer zeit nur vor das ewige lebendige wort GOttes und Geist der warheit halten wolte/ so haͤtte man keine stimme/ wort noch lehre mehr vonnoͤthen/ oder zu erwarten/ als sich nach der gelehrten maͤnner sprachen und zungen umzusehen/ die die Bibel/ das Alte und Neue Testament (wie es genennet wird) wol und recht außlegen und verteutschen koͤnten/ und ein jeder in sei- ner sprache und zunge lehren und verstehen moͤchte. Aber/ nun gilt der buchstabe nicht/ sondern allein der Geist/ der da lebendig machet in Christo JEsu/ dann alles wort/ von Gott 2. Tim. III. 16. eingegeben/ ist nutz zur lehre und unter- weisung in der gerechtigkeit/ zur bestraf- fung und besserung. Die alte sprache aus den buͤchern gilt hier nichts/ es muͤssen neue zungen seyn/ die zum reiche GOTTES von dem Geiste der wahrheit gelehret/ al- tes und neues aus dem guten schatz ihrer hertzen/ und nicht aus geschriebenen buͤ- chern oder brieffen vorbringen koͤnnen/ wann sie wahre und rechte Prediger seyn wol- len. Dann Paulus bekennet (welches noch mehr 1. Cor. XIII. 9. ist) gern/ daß ers zu seiner zeit nur stuͤck-weise erkannt/ und weil ihr wissen und weissagen (wo- uͤber deß menschen verderben. (wodurch die außlegung der Schrifft verstan- den wird) nur stuͤckwerck waͤre/ alles auffhoͤren werde/ wann das vollkommen/ das noch dahin- ten waͤre/ kommen wuͤrde. Und daß diß wahr seye/ moͤget ihr uͤber diß wissen/ daß das letzte hauß nicht von Salomon/ sondern von Seru- babel gantz neu von grund auff/ und nicht auff das alte fundament gebauet werde/ doch aber auff dieselbe staͤtte und stelle/ da es vormahls ge- gebauet ware/ das ist/ bey uns in eben densel- ben menschen/ darinn der greuel der verwuͤstung gestanden hat/ nemlich/ die verkehrte/ Anti- Christische verwuͤstende wuͤste art und geist Belials oder deß teuffels; nun aber von der gerechten art und Geist GOTTES und Christi (ein unerhoͤrt wort/ wille und wun- derwerck deß HERRN) eingenommen seyn muß/ darzu das ewige Evangelium gehoͤ- ret; verstehets. Und dieser bau soll nimmermehꝛ abgebrochen oder außgewurtzelt werden/ sondern ewig blei- ben; Er wird nicht mehr umzuwenden oder zu verfuͤhren seyn/ wie den kindern/ geschweige den knechten wiederfaͤhret. Dann sie wer- den gutes und boͤses/ reines und unreines/ luͤ- gen und warheit erkennen und unterscheiden koͤnnen. Darum muß hier die ewigwaͤhrende gerechtigkeit/ weißheit/ warheit/ erkaͤntnis und verstand GOTTES in der erfahrung erscheinen/ dadurch diß alles kan außgerichtet werden. Es fehlet euch nicht. Wider welche ewig-bleibende gerechtigkeit/ warheit/ weißheit/ erkaͤntnis und verstand sich die allertieffsten abgruͤnde der hoͤllen/ die groͤ- sten und staͤrcksten suͤnden/ das hertz deß teuf- fels/ unglauben/ luͤgen und list und betrug und allerley verborgene klugheit/ eigene weißheit/ wissenschafft und selbst-verstand durch die eige- ne natuͤrliche blut-liebe auffwirfft/ doch nicht eher/ als zu der zeit/ biß sich das wieder piel/ der gerechte und wahre Geist CHristi und GOTTES hervor thut/ den menschen mit krafft zu ergreiffen und zurechte zu brin- gen. Alsdann oͤffnen sich die pforten der hoͤllen/ ja es reissen und brechen auff alle kraͤfften und machten der finsternis und alle ungerechtig- keiten/ die in der welt in den menschen sind/ deren so sehr und uͤberviel sind/ als mans nimmermehr glauben mag/ man siehet und weiß sie auch nicht eher/ biß sie in ihm und durch ihn rege worden sind. Jst das nicht jaͤmmerlich und ein grosses verderben und blindheit? Darum laͤst GOTT den menschen so weit kommen/ daß/ wann ers siehet/ hoͤret oder mer- cket/ und nicht alles zu hertzen nimmt/ daß er sich dahero fuͤrchtet und entsetzet vor GOtt/ dem HERRN der heerschaaren/ der ihn durch seines gerechten knechts/ Christi/ erkaͤnt- nis/ zu solchem verstand/ gesichte und erkaͤnt- nis bringet/ das ist/ daß er sein hertze verhaͤr- tet/ und muthwillig und wissentlich das boͤse vors gute erwehlet und liebet/ so ist er verdammt und in sich selber durch sich selbst schon verurtheilet/ nur ist noch uͤbrig/ der tag und die stunde/ daran ers sehen und erfah- ren wird/ alsdann wird ihn der tod nagen/ und das ewige sterben und verderben ohne alle hulf- fe und trost von dem angesichte des HErrn an- gehen. Aber diese ewig-daurende gerechtigkeit kom̃t nicht/ als mit dem ewig lebendigen wort und Geiste der warheit durch desselbigen rechtes er- kaͤntnis/ welche dem menschen in dem gehorsam des wahren/ ja wahren glaubens incentri ret und eingepflantzet wird/ nemlich/ wann der streit/ die wehen/ leiden/ sterben und wieder- waͤrtigkeiten in ihm angehen/ und die machten/ kraͤfften und staͤrcken der hoͤllischen bezauberun- gen sich wider ihn aufflehnen/ er aber sich gantz und gar unmaͤchtig darwider befindet. Dar- durch aber wird alsdann die wahre liebe und umarmung der auffrichtigen hertzen aus der rei- nen forcht des HERRN nur auffgewecket/ und nach und nach entzuͤndet/ welche staͤrcker ist als der tod/ und unbeweglich bleibet wie die hoͤlle. Und das muß ja auch also seyn/ und kan nicht NB. aussen bleiben/ wann nemlich (sage ich) der mensch abschied von sich selbst/ das ist von seiner eigen-liebe/ lust und leben (wie oben gemeldet) aus gantzem hertzen und mit willen genommen hat/ so laͤst er sich nicht wieder hinein flechten/ sondernhaͤlt treue/ liebe und einigkeit mit GOtt und seinem Christo/ dem rechten mann des wei- bes. Und wiewol selbige sie gewaltsamlich anfal- len/ daß sie kein außkommen der uͤberwin- dung leiblich siehet/ so laͤst sie doch ihr hertz nicht dorthin fallen/ einigen gefallen daran zu haben: und wie maͤchtig sie auch mit dem wolluͤstigen/ betruͤglichen zauber-wesen an sie gehen/ so wendet sie doch alle augenblick das auge darvon ab/ mit anruffung deß namens des HERRN/ als die von der fremden lie- be nicht will uͤberwunden oder mehr betrogen seyn/ weil sie vorhero weiß/ so sie es nicht mit unwillen und abkehrung wegweisete/ daß sie darinn verfallen und verschlungen werden muͤste. Dahero stellt sich ihr hertze mit allen sin- nen gewaltiglich darinn entgegen und weh- ret sich hefftig mit ihrem gebet im Geiste zu GOTT/ mit bitten/ heulen und wei- nen unauffhoͤrlich/ daß sich GOTT er- barmen und es zu hertzen nehmen muß/ sie von ihrer feinde hand ewiglich zu erret- ten. Aber nicht eher. Es ist warhaff- tig. Sehet also gehets/ oder so muß es sich mit uns aͤndern/ nemlich/ daß GOtt uns schlagen und staͤupen/ straffen und bessern muß mit un- sern liebhabern oder freunden/ nach denen uns geluͤstet/ und sie geliebet/ auch uͤber ihn gehoͤret und gefolget und zu willen gewest sind. Nun in dem geist/ gleichwie vorhin in dem flei- sche: das ist/ nun innerlich/ vorhin aͤus- Ezech. XVI. 23. Deut. XXXII. Sap. VI. Tob. XIII. Psalm. CXI. serlich. Lesets. Dann er staͤupet oder ver- wundet/ ehe er heilet und gesund machet. Er toͤdtet und machet hernach lebendig: Er fuͤhret in diehoͤlle/ nemlich/ in ein niedrig e- lendes leidendes gemuͤth/ und von dannen wie- der heraus. Wie hiervon die Schrifft voll und troͤstlich ist. Dann Th. IV. Sect. II. Num. XLII. Dav. Jor. traur. klage uͤber deß men chen verderb. Dann wer des HERRN furcht/ seines mannes treue/ liebe/ ehre und krone verlaͤsset/ seiner stimme ungehorsam/ und nicht gleich ge- sinnet/ sondern mit der fremden (der huren) einstimmig ist/ der gehet in ein fremdes wort/ geist und erkaͤntnis ein/ und von seines HErrn oder mannes wort/ geist und erkaͤntnis aus/ womit desselben liebe/ einigkeit und friede er- stirbet/ und diß angenommene viel lebendiger und fester eingepflantzet und mit ihr verei- niget wird. Jch rede von Christo und denen die von ihm abfallen/ und wozu es endlich mit ihnen kommt/ weil sie sich nicht an ihm allein wollen vergnuͤgen lassen/ sondern lieber ein huren-hertz haben. Solche verlanget der HERR (ihr mann) nicht/ wie auch sie seiner nicht verlangen/ als geschrieben ste- het. Vor denselben wiedrigen geist und verkehr- ten art habt ihr euch alle sicherlich in euch zu huͤ- ten/ ihr/ die ihr menschlicher weise vom wei- be gebohren und darinnen auffgewachsen befin- det/ nemlich am allermeisten/ wann euere augen durch das guͤtige wort erleuchtet und eu- re gesichte unterscheid/ erkaͤntnis und ver- stand deß fleisches oder deß uͤbels bekommen. Dann ich will euch das sagen: strecket ihr eu- re hand muthwillig umb der gegenwaͤrtigen lust und lebens willen am meisten darnach aus/ so werdet ihr deß todes sterben/ ja ich sage es euch/ als ein wort deß HERRN/ ihr muͤs- set deß todes sterben. Worinn aber oder wor- aus meynet ihr wol? nemlich im erkaͤntnis und verstaͤndnis euerer selbst/ die euch von GOTTES gnaden durch die anweisung deß erkaͤntnis und willens GOTTES zu der hoͤchsten gerechtigkeit deß lebens in gehorsam der warheit bringen/ oder so ihr selbe verwegert und in euch schaͤndet/ umb der schwersten suͤnde willen biß auff den tod leiden sollet. Dann so man die suͤnde nicht erkennet/ so toͤdtet sie wegen deß liebhabenden barmhertzi- gen GOTTES nicht in ewigkeit; inglei- chen hilfft die gerechtigkeit nicht zum leben der e- wigkeit deme/ der sie unwissend mit unver- stand ohne gehorsam thun wolte. Aber wer sie auß wahrer erkaͤntnis in anreitzung der suͤn- den mit unterscheid willig und verstaͤndlich uͤ- ber die ungerechtigkeit (das boͤse oder falsche wort) erwehlet und lieber thut/ und dannoch wissendlich darum leiden muß/ der gehet zur rechten thuͤr in das leben ein. Hieher gehoͤren Sap. XV. 3. die worte im wahren verstande: Dich/ o GOTT/ kennen/ ist eine vollkomme- ne gerechtigkeit/ und dein wort der ge- rechtigkeit und krafft wissen/ ist die wurtzel der unsterblichkeit. Daraus dann gewißlich folget/ so es die geschriebene Schrifft waͤre/ so haͤtten alle/ die sie wissen und lesen moͤgen/ die wurtzel der unsterblichkeit in ihrer erkaͤntnis empfangen/ und die gerech- tigkeit vollkoͤmmlich erobert. Darum ist das in dem sinn und krafft deß Geistes und der warheit verborgen/ daß der jenige/ der sich dieser angebotenen wahren/ rechten erkaͤntnis wegert/ und im gegentheil des teuffels erkaͤntnis und lust beliebet/ in die vollkommene suͤnde zum tode eingehet/ und weil er sein boͤses wort/ art und geist der krafft mit beliebung kennet/ das ewige sterben/ lei- den und verderben uͤber ihn kommt/ allwo nimmermehr ruhe und friede/ sondern allzeit und ewiglich weinen der augen und zaͤhn-knir- schen und klappern seyn wird. Seyd gutwil- lig. GOTT wird uns alle bewahren. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre und mercke dar- auff. Christus der weg/ die warheit und das leben wird euch erschei- nen. Amen. ENDE . Außgegangen im Julio 1547. Einigeschoͤne nachdruͤckliche spruͤche. Alle die/ welche ihr hertz an einen menschen haͤngen/ die gehen von GOtt ab. Wer ein weib heyrathet ausser der liebe der weißheit/ der mißtrauet GOtt. Welche weibs-person einen mann im fleisch ausser Christo suchet und begehret/ die gehet verlohren. Die sich verbinden mit fleisch und blut/ die verleugnen den Geist/ und handeln wider den Vater. Alle die/ so mit den menschenkindern sich ver- einigen/ die werden mit den kindern Gottes un- eins. Wer zweyen Herren/ die einander zuwider/ zugleich dienen will/ dem wird endlich von bey- den uͤbel gelohnet. Darum/ wer sich in den ehestand Christi be- geben will/ muß sein hertze vor manns-und weibsbildern verwahren. Wer sich an den Sohn der ewigkeit halten und ihm vertrauen will/ der muß von dem sohn deß teuffels außgehen und ihm miß- trauen. Wer sich willzum neuen menschen begeben/ der kan dem alten nicht mehr leben. Wer nicht sterben/ sondern leben will/ der Der schlangen ange sicht ist die suͤnde. muß vorm tode fliehen und sich huͤten/ und sich von der schlangen angesichte wenden. Die warheit uͤberwindet und gehet uͤber al- les. Wer darzu kommen oder darmit vereini- get ist/ der wird frey. Und darnach kan er frey machen/ annehmen/ behalten/ heyl geben und beschirmen/ wen er will/ ehe aber hat er keine macht an sich selbst/ wie viel weniger an einem andern. Wer sich mit dem geschoͤpff oder erden ein- verleibet/ der schneidet sich selbst von dem Schoͤpffer deß himmels ab. Darum sind das keine menschen/ die ausser Christo stehen/ und nicht nach dem Geiste in al- len worten GOttes leben/ sintemal sie wie die bestien nur ihrer natur folgen/ und den himmli- schen segen mit Esau davor hingeben. Hat nun jemand die gerechtigkeit und ein frommle- ben lieb/ der arbeite nach der weißheit/ sie hat grosse tugenden; dann sie lehret reinigkeit/ vor- sichtigkeit/ gerechtigkeit und alle tugend/ so daß der mensch in seinem leben nichts nuͤtzlichers haben mag dann die weißheit; sie wird aber nicht Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. Dav. Jor. klare anzeig. dadurch man mercken/ ꝛc. nicht erlanget als von denen gottsfoͤrchtigen/ die bestaͤndig in des HERRN worten blei- ben und seine gebott von hertzen thun. Aber von den boßhafftigen und schaͤlcken fliehet sie ferne/ von den stoltzen und hochmuͤthigen laͤst sie sich nicht sehen. Wie mag sie nun der schwaͤlger und geitzige/ schweige der neydi- sche und luͤgner außsinnen und der schalckhaff- ten ihr lob rein außsprechen/ sintemahl die wahre weißheit mit einem reinen hertzen muß empfangen werden. NUM . XLIII. David Joris klare anzeigung/ dadurch man mercken/ wissen/ erkennen und se- hen kan/ wo/ oder bey wem/ der rechte Glaube ist/ oder wer sich dessen be- ruͤhmen und darunter zu ste- hen/ duͤncken moͤge. Weil die gantze welt in irrthum stecket/ und jeglicher eine sonderliche meynung oder glau- ben von CHristo hat/ so muß doch einer un- ter allen/ wann man sie gegeneinander haͤlt/ den besten und rechten voraus haben/ oder bey gar keinem unter allen seyn. Darum hoͤ- ret darauff und nehmet wahr! Das solt ihr alle wissen/ wo ihr nicht wissentlich und muth- willig mehr als andere wider den glauben JE- SU CHristi streiten/ den unglauben ver- theidigen und als gottlose stoltziglich handeln wollet/ daß ein jeder insonderheit seinen glau- ben erst im worte pruͤffe/ wohl erkenne/ und recht gewiß sich desselben bewust sey. Dann so ihr euch darnach wolt umsehen/ so muͤsset ihr euch erst selbst pruͤffen/ fuͤhlen und wissen/ ob ihr in selbigem glauben stehet. Dann wer nicht selbst darinnen stehet/ der hat kein wah- res erkaͤntnis oder verstand darvon/ nein/ er kan und vermags nicht. Urtheilet nun diese re- den/ und sehet/ was das gesagt ist. Jch sage/ es kan niemand von dem rechten glau- ben reden/ er muͤsse dann selbst darinnen er- funden werden. Faͤlschlich und luͤgenhafft kans ja wol jedermann/ er seye auch so boͤse und falsch/ als er will/ ja der teuffel selbst. Aber was ists? Mag auch jemand das be- zeugen/ das er weder gesehen noch gehoͤret hat? Bedencket euch! Wo bringt jemand das hervor/ was er nicht hat? Oder kan ein faß wohl das aus sich selbst geben/ das es nicht in sich hat? Antwortet mir! Nein/ das muß jedermann bekennen. Dann so das seyn moͤchte/ so koͤnte der unglaubige den glau- ben haben/ vortragen/ und auch buchstaͤblich nach seinem willen außsagen/ welches doch un- muͤglich. Der glaube JESU CHristi (daß ihrs verstehet) ist kein solches wort/ das mit der zungen nur gesprochen wird/ sondern eine e- wige/ wahre Goͤttliche krafft und werck/ und eine geistliche art der Goͤttlichen natur/ wider alles fleisch/ welchen niemand kennet/ dann der ihn empfaͤhet/ stehet auch nicht in einigen sonderlichen artickeln oder gesprochenen wor- ten/ sondern allein in dem wahren/ rechten/ ewi- gen lebendigen Gott und seinem Christo. Se- het/ den zu erkennen/ ist eine vollkommene ge- rechtigkeit/ ja das ewige leben. Wer also den allerheiligsten glauben empfaͤhet/ der empfaͤngt GOTTES art/ Geist und wesen/ und seines CHristirechte wahre erkaͤntnis/ die wurtzel der unsterblichkeit/ ja zugleich mit in ihm das ewige leben/ wird ihn auch warhafftig von seinem leibe nicht nach dem maaß/ sondern uͤberfluͤssig zur lebendigmachung hervor brin- gen. Der mund des HERRN hat es ge- sagt. Hier schaue und sehe nun ein jeglicher nach seinem glauben/ was er vor lehre/ was vor we- ge/ regeln oder wercke er mit sich fuͤhre/ ob sie buchstaͤblich/ irrdisch oder sichtbarlich sind/ und mit dem munde/ haͤnd und fuͤssen koͤnnen gethan werden/ oder nicht. Ein jeder kan das leicht wissen. Dann wie dein glaube ist/ so bist du auch/ entweder maͤnnlich/ Christ- lich oder Belialisch/ das ist/ willig gesinnet zum guten oder boͤsen. Der glaube bringt den mann/ und der mann den glauben hervor. Jch rede diß nach dem Geiste und warheit/ nicht fleischlich/ wie wohl ich weiß/ daß/ so jemands glaube irrdisch oder fleischlich ist/ so trachtet er auch nach solchem wesen/ und wird seinem glau- ben gleich/ ja von hertzen sage ich/ es fehlet euch nicht. Dann sothanigen glauben und glaubi- ge findet man meistens allenthalben/ uͤberall/ und solche sind frey darinnen/ und der welt un- verborgen/ dem teuffel auch gar wohl bekannt/ nie aber zuwider. Wie das? Dann solcher glaube bringet sie in der welt zur ruhe/ und der ist ihr schutz und schirm mit lauter gewalt und maͤchtiger hand. Also nimmt das getummel der wiederwaͤrtigen Christi/ entweder wissend oder unwissend wider die wahren glaubigen (wie man leicht dencken kan) je laͤnger je mehr zu/ weil nun die boßheit gantz uͤberhand genom- men/ und die welt ihren frieden/ der teuffel aber ruhe gegeben hat. Wolte aber jemand anders dencken oder sa- gen: Nicht also. Der groͤste hauffen unter uns sind kurtz umb die wahren glaubigen/ so muß ich so viel darauff sagen: Wann das wahr ist/ so ist die gantze Schrifft (die allent- halben das gegentheil bezeuget) falsch/ das doch ferne/ solcher glaube aber eytel ist/ weil man an den baͤumen keine gute fruͤchte/ die her- tzen nicht verneuret/ und sich nicht aus dem fleisch im Geist geistlich veraͤndert siehet/ und nichts weniger als die liebe oder erkaͤntnis der himmlischen warheit allda findet/ welches ei- nem wahren glaubigen hertzen pein und schmer- tzen ist solches nur zu bedencken/ schweige/ wie ferne er von solchem stand und thun ist. Darum/ o du edler/ in CHristo JESU außerkohrner mensch/ bedencke doch (der du uͤberall den namen tragen und fuͤr andern recht haben wilst) worinnen der glaube bestehe. Jsts in irrdischen/ vergaͤnglichē/ aͤusserlichen dingen/ so hast du recht/ daß du die deinen durch deine Obrigkeit darzu zwingest oder deßwegen verja- gest/ das ist/ von deiner hand abhaͤuest. Be- stehet er aber in himmlischen/ ewigen/ innerli- chen dingen/ so kanst du das hertze nicht zwin- gen/ weil diß GOTT und dem Geiste ange- het/ der das hertz/ ja das gantze land in seiner hand und macht hat. Und der wird den jeni- gen/ welchen er denselben durch sein wort und Geist vorhaͤlt/ so er ihn nicht annimmt und der warheit gehorsam und glaubig wird (welches A. K. H. Vierter Theil. T t von Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken von Christo geredet ist) ja der gantzen welt zu seiner zeit schon kommen und straffen/ laut der Schrifft. Menschen aber kommts nicht zu/ dann es ist GOttes werck. Darum wehe dem/ der sich an seine statt setzet/ und das unkraut vor der zeit außrotten will/ ehe er als ein engel von GOtt im lichte darzu gesandt ist. O wie sehr grausam ists/ jemanden umb sei- nes glaubens willen/ weil er mit allem seinem wissen und meynen in Christo oder GOtt ist/ zu toͤdten/ ob er gleich nicht gar lauter oder rich- tig/ und hier und da einem oder dem andern nicht gleich ist/ wann einer nur der Obrigkeit/ so von GOtt vor die gutwilligen eingesetzet/ nicht zu wider/ sondern ehrerbietig und gehorsam ist/ wann er nur friedsam und freundlich lebet und niemanden im guten zuwider/ sondern bezah- let/ was er in allen fallen nach dem recht schul- dig ist. Was aber das gewissen oder den glau- ben anlanget/ das ist von GOtt zu erwarten/ und gehoͤret ihm/ und mag man vor GOTT und nach allen vernuͤnfftigen/ alten/ guten rechten niemanden darum toͤdten/ ja weder pein noch verdrieß anthun/ oder man handelt wider den heiligen glauben JEsu Christi/ wi- der die Apostolische lehre der heiligen kirchen/ und wider die Decreta quæst. 33. cap. 3. Si Ec- clesiam: Dann das ist nicht die heilige kirche/ die da verfolgt/ sondern die ver- folget wird. Gleichwie das kind der Frey- en nicht der magd sohn/ sondern der magd sohn den sohn der Freyen verfolgete/ als Jsmael den Jsaac/ und Esau den Jacob. Doch wanns hier schon seyn moͤchte und seinen rechten ver- stand haͤtte/ koͤnte sie doch niemanden umbrin- gen/ sie muͤsse dann selbst lauter und auffrichtig un glauben und liebe Christi seyn/ ist es nicht recht? wo sie anders (sage ich) die/ so unglaubig waͤren/ toͤdten wolte. Aber nun ists ja offen- bahr/ daß der glaube JEsu Christi und die sol- chem anhangen von denen unglaubigen/ die nur ihr leben suchen in der welt zu erhalten/ und nach dem fleisch in wolluͤsten und nach ihrem eigenen sinn wandeln/ auch nicht leiden oder sterben wollen/ weil sie kein ander oder besser le- ben mehr glauben u. s. w. leiden und dulden/ ja alles boͤse uͤberhoͤren/ und alle verachtung/ la- ster und schande/ haß und neyd uͤber sich gehen lassen muͤssen. Und wie koͤnte das von dem rechten wahren glaubigen geschehen? weil der glaube von einer andern lehre/ Goͤttlichen art und Christlichem grunde ist/ und die vollkom- mene liebe und das hoͤchste gut mitbringet. Darum mercket doch auff den verstand und werdet im lichte der warheit sehend/ worzu der unglaube den irrigen/ verfuͤhrischen/ Anti- Christischen geist bracht hat/ der sein reich mit recht und gerechtigkeit/ warheit und treue/ als Christi reich unterstuͤtzet und ohne falsch und luͤgenhafft mit aller list und betrug/ durch ge- waltigen/ ungerechten arm und hand dasselbe zu toͤdten und zu erwuͤrgen und die warheit zu erhalten/ nur vorgibt. O mensch/ siehe doch/ wisse und verstehe/ was und wo weißheit ist. Hoͤret! gibt nicht ein jeglich faß das von sich/ was es in sich hat/ und bringet nicht jeder baum seine eigene frucht? Also thun auch die guten/ und boͤsen/ ists nicht so? Ja die wah- ren glaubigen und unglaubigen/ dann dem kan so nicht wiedersprochen werden/ als darwider gethan wird. Die rechte wahre glaubigen be- zeugen eine gewisse gute zuversicht/ vertrauen und liebe zu GOtt/ und das suchen/ lieben und ehren sie. Dann wie ein jedes hertz genaturet und eigentlich geartet ist/ so gibts auch das/ was es in sich hat/ wieder heraus/ und bringts dem/ der es empfaͤhet/ zu/ wie es in seiner krafft und macht ist/ das ist/ nach dem es einen war- hafftigen eingang/ das ist/ liebe und vertrauen hat/ darnach wircket es/ weder weniger noch mehr. Jsts nun falsch und eytel/ so bringets nichts als falschheit und betrug mit sich/ wie fest auch jemand darauff stehet/ so kans doch im grunde nichts anders gebaͤhren als es in sich hat oder maͤchtig ist/ nemlich/ gutes oder boͤ- ses/ warheit oder luͤgen/ licht oder finsternis/ fleisch oder geist/ einen himmlischen oder irrdi- schen/ ja hoͤllischen sinn/ willen und muth. Ei- nes von beyden kommt aus dem hertzen hervor/ daran mans ja gewiß gnug erkennen mag; al- lermeist sage ich an der blutgierigkeit/ haß und neyd/ welche nimmermehr in dem wahren Geist deß glaubens und art der liebe Christi funden werden/ weil in selbigen nichts als allerley guͤ- tigkeit/ liebe/ friede/ warheit und treue ist. Wolte aber jemand durch einen ungerechten geist und unglaubig wesen sagen: Der Geist CHristi hat gleichwol im Alten Testament (wanns gleich jetzo nicht ist) manchfaltig sol- cher ihren eyfer abgemahlet/ wodurch wirvon hertzen versichert sind/ daß wir blutvergiessen durffen/ weil sie unsere feinde und im glauben hinderlich oder zuwieder seynd u. s. f. Dem antworte ich/ daß er nichts weiß von der Schrifft/ noch auch die krafft/ art und Geist der liebe Christi recht erkannt habe/ weil das Alte Test. uns nur das bild abschildert/ und das rech- te wesen Christi im gesetz Mosis nicht ist/ son- Jn uns/ das ist/ die art die uns zu- wieder/ neydisch/ boͤse und gottloß/ als feinde verfol- gen. dern allein zu erkennen gibt/ daß wir innerlich in uns selbst die geistliche feinde außrotten uñ ver- treiben/ die aͤusserlichen aber in uns lieb haben und ihnen guts thun sollen. Was ist das nun gesagt? Jst auch wohl einiger beweiß mehr noͤthig? ich glaube wohl nicht; wie wohl ich schrifft gnug auffzuweisen und zu bezeugen haͤt- te. Aber GOtt wolle ein kurtzes wort durch seinen heiligen sinn im geiste der vollkommen- heit anrichten/ welches uns einen vollkomme- nen sinn/ die beste warheit und meiste klarheit mit unterscheid beybringen und gewißheit deß rechts und unrechts/ der warheit und luͤgen/ deß guten und boͤsen/ deß reinen und unreinen/ deß glaubens und unglaubens sicherlich geben kan/ welches die buchstaͤbliche geschriebene schrifft durch unsere finsternis im fleische nicht vermag/ wie wir dann sehen/ daß die mancher- ley Secten und alle meynungen mit der schrifft auffs kluͤgste bewaͤhret und unterhalten wer- den/ angeschen dieselbe dem manna gleich/ und einem jeglichen nach seinem schmack und begier- den dienet/ laut der Schrifft. Die H. Schrifft hat in ihrem Geiste Chri- stum sacramentlich verborgen/ sie gibt von ihm zeugnis/ nahrung/ krafft und staͤrcke/ wie das manna/ das vor dem morgen/ wie auch das laͤmmlein oder ziegenboͤcklein/ muste gegessen; also auch JEsus in seinem worte zeitlich muß geglaubet werden: dann zeitlich ist so viel/ als so lange die zeugnisse und der glaube waͤhren/ Je- sus der gecreutzigte geprediget/ die H. Schrifft oder wo oder bey wem der rechte glaube ist ꝛc. oder lehre Christi verwaltet/ und das Nacht- mal oder H. Sacrament gegessen wird. Fra- get ihr aber: wie lange? So antworte ich/ biß er gegenwaͤrtig in der krafft/ geist und war- heit selbst darkommt/ und seine ewige warheit und wesen der liebe vollkoͤmmlich und gantz bloß zu sehen gibt/ da alsdann der glaube/ hoff- nung/ Schrifft und erkaͤntnis/ alle weissagun- gen/ sprachen und zungen/ als im tage verge- hen/ wie das manna im lande der verheissung gethan hat/ angesehen ihnen das weitzen-korn nicht mehr von oben/ sondern von unten aus der erden auffgewachsen ist. Und alsdann wird (wann die alte wuͤste geendiget/ durch- gekaͤmpffet und im glauben uͤberwunden ist) die lautere warheit mit unterscheid und allem unterricht/ wie auch das lebendige wort in wahrem klaren verstande hervorbrechen. Wol dem menschen/ der sich nicht darwider setzet/ sondern unter die maͤchtige hand GOttes als ein kindlein beuget/ und die unterweisung der warheit in seiner liebe mit danck ehrerbietig annimmt! Dann es muß doch einmal dar- zu kommen/ daß das recht und gerechtigkeit zusammen gefuͤgt und der Richter oͤffentlich außsprechen wird/ was recht ist/ damit alle die/ so auffrichtiges hertzens sind/ demselben nachfolgen/ und nicht mehr wiederstreben moͤgen. Dann guͤte und treue werden einan- der umhaͤlsen/ liebe/ friede und gerechtigkeit einander kuͤssen/ und uͤberall ein hertze und schaafstall seyn. Der mund deß HERRN hats gesaat. Und so wirds ja endlich kom- men/ daß der wille GOttes geschehe wie im himmel/ also auch auff erden/ wie unser aller gebeth ist. Wer sich nun in dem taͤglichen gebeth war- hafftig und von hertzen glaubig empfindet/ der wird diese meine reden nicht verneinen/ son- dern wohl beystimmen muͤssen (weil sich ein solch hertz allein deß guten befleissiget und er- freuet) daß nemlich ein jeglicher seinen glau- ben scharff untersuche und recht lerne kennen/ wissen und versteyen/ worinnen es ihm noch mangelt/ ob er kindisch oder unrecht/ oder falsch oder nicht gut seye/ und sich nicht auff die Apostel und Propheten beruffe/ weil wir nicht Apostolisch von hertzen sind/ und kei- nen Goͤttlichen sinn oder liebe Christi haben/ ja ihn nicht einmal/ als nur buchstaͤblich im bilde/ kennen/ dahero dann offenbahr ist/ daß unser glaube nicht klar/ gut oder auffrichtig seye. Dann wo ein guter glaube in der war- heit ist/ da folgen deß glaubens hochloͤbli- che wercke der liebe und himmlischen krafft im Geiste nach/ nemlich/ wahre Goͤttliche lie- be/ Goͤttlicher friede und Goͤttliche gerech- tigkeit/ Goͤttliche treue/ weißheit und war- heit und Goͤttliche erkaͤntnis und verstand/ welche niemand vollkoͤm̃lich oder recht erkeñet/ als der sie empfaͤhet. Wo sie aber nicht allein nicht folgen/ sondern auch das gegentheil da ist/ da ist bereits geurtheilet/ was geschehen/ nemlich/ daß der baum an seinen fruͤchten/ eben wie der mann an seinen reden kan erkannt/ gerichtet und geurtheilet werden. Darum mercket doch alle darauff/ weil ein jeder schuld und mißverstand auff sich hat/ hoͤret doch allein die warheit und folget der gerechtigkeit/ so wird euch friede von GOTT und seinem Sohne wiederfahren. Werdet ihr es aber nicht thun/ so wird der ewige zorn und un- gnade auff euch bleiben/ und werdet in eu- ern suͤnden sterben/ verderben und unterge- hen muͤssen/ ja es wird dir/ o menschen kind/ nicht fehlen/ dann ich sage es als ein wort deß HErrn. Saget mir doch/ muß es nicht nur ein war- hafftiger glaube und ein hertz/ sinn und geist in Christo seyn/ weil nur ein GOTT/ ein Haupt/ ein HERR/ ein Koͤnig und Rich- ter/ nur ein leib und versammlung oder Ge- meine uͤberall ist? muß derselbe nicht gewiß/ ewig/ und von hertzen warhafftig also befun- den werden/ der uns in Goͤttlichen sachen ge- winn bringen/ befoͤrdern/ helffen und leben- dig machen koͤnne und auch thaͤtig seyn/ wann wir uns darauff verlassen und getroͤsten sol- len? Jn warheit/ wann es also ist/ so muß er nicht allein die gutwilligen und gehorsamen lebendig/ lustig/ froͤlich/ gutes muths/ auff allerley weise friedlich und ruhig/ sondern auch weise/ klug und verstaͤndig in himmlischen/ Goͤttlichen sachen machen/ ja es muͤssen die augen je laͤnger je mehr auffgethan/ zum leben erleuchtet/ und das unvergaͤngliche wesen of- fenbaͤhr und demselben aͤhnlich werden/ da- mit sie wissen/ worauff sie sich also feste gruͤn- den und geruhig halten sollen. Sehet/ das muß aus dem rechten wahren glauben JE- SU Christi folgen. Folget es aber nicht/ so wisse man/ daß sein glaube falsch/ oder nicht der rechte seye. Dann warum? Der rech- te/ wahre/ allerheiligste glaube bringet/ sa- ge ich/ solches in seiner uͤberwindung mit sich/ und hat dergleichen krafft/ art und vermoͤgen Das kind und der mann wird hier nicht fleischlich und auß- wendig/ sondern inwendig in dem verstande deß gei- stes ge- nommen. deß Geistes/ nicht zwar in demkinde/ allwo er sich anfaͤngt/ sondern in dem mann/ der es erst in seiner vollkommenheit erreichet und empfaͤngt/ welcher GOTT und seinen CHristum darinnen hat/ gehet auch allein von ihm darzu aus. Und ein jeglicher der sol- chen in seiner wircklichen krafft nach dem Gei- ste/ nicht aber nur bloß mit den ohren buch- staͤblich empfaͤnget/ wird ohne zweiffel nach seinem vermoͤgen mit segen angethan. Es feh- let nicht. Man hoͤret zwar wohl/ daß sich viele dessen beruͤhmen und ein jeder vor den andern den besten zu haben duͤncket/ welches unnoͤthig alles nach einander herzunennen. Der eine streitet umb den rock/ der andere zancket umb den mantel. Der eine glaubet CHristum/ daß er so wohl GOTT als mensch leiblich seye; Der andere/ daß er so wohl mensch als GOTT seye: Der dritte will ihn/ beyde GOtt und mensch/ in zwey naturen lassen; Der vierte/ nur in einer. Hier saget/ lehret und spricht man: CHristus seye von dem Geist geistlicher weise empfangen/ und das wort selbst seye fleisch worden: Da sagt man/ er seye von Maria empfangen/ und ha- be seinen fleischlichen leib angenommen: Dork haͤlt man dafuͤr/ es seye beydes wahr. Der eine glaubet/ daß er/ JESUS CHristus/ von dem Vater auff erden gesandt seye/ und die menschheit von ihme genommen/ und deß- wegen vor uns gecreutziget/ gestorben und be- graben/ am dritten tage wieder aufferstan- den/ und mit demselben leibe gen himmel kom- A. K. H. Vierter Theil. T t 2 men Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken/ men oder auffgefahren/ und sitze allda zur rech- ten hand seines himmlischen Vaters allmaͤch- tiglich/ biß er am juͤngsten tage wieder komme uns zu richten. Wer ihnen nun darinn nicht glaubet oder vertrauet/ ja nur einen artickel darinnen verfehlet/ der ist ein ketzer und deß todes schuldig. Wer aber glaubet/ daß es so seye/ der ist ein Christ. Ein anderer sagt/ wer nicht glaubet/ daß er wieder gantz ver- goͤttet seye/ der verfehle seines heiligen ver- standes und wahren glori oͤsen wesens und le- bens. Summa: Es ist alles wiedereinan- der und von einander zertrennet und unter- schieden/ und hat ein jeder seine sonderliche meynung/ ja verfolgen/ hassen und neyden einander gar darum. Was zeiget das nun an/ oder was ist es vor ein zeichen? nemlich die- ses/ daß sie ohne den wahren glauben und lie- be/ und hingegen dem boͤsen verfuͤhrischen geist unterworffen sind. Es wird weder mir noch einem andern was helffen/ wann ich das alles tausendmal auffs beste/ hoͤchste und schoͤnste ausser mir glaubte. So ich nicht Christum in mir fuͤhle und finde und sein wort und werck/ wille und sinn nicht auff mich/ darzu er doch gesandt und allen men- schen gegeben ist/ ziehe und eingehen lasse/ so kan er weder mich noch jemanden ausser ihme selig oder gesund machen/ dann ausser ihme wiederfaͤhret uns das nicht/ es kan auch nicht seyn/ sondern wir muͤssen in ihm und mit ihm erfunden werden/ ja es muß mit ihm gecreu- tziget/ gestorben und begraben/ und in ei- nem warhafften neuen leben mit ihme auffer- standen seyn. Sehet/ das heist erst in ihm und mit ihm seyn/ nemlich/ in seinem willen und worte der krafft. Was meynet ihr/ daß diß seye? daß wir nemlich glauben/ daß diß und das also leiblicher/ uͤbernatuͤrlicher und historischer weise geschehen und die buchstaͤbli- che Schrifft erfuͤllet seye. Nein/ o nem! Und haͤtte ich schon solchen glauben/ und koͤnte da- zu noch mit Englischen zungen darvon reden/ daßich berge versetzte/ ja als ein Prophet weis- sagte/ und wuͤste alle geheimnis und erkaͤnt- nis/ haͤtte aber die liebe nicht/ so waͤre mir es nichts nuͤtze; Ja gaͤbe ich auch gleich all mein gut den armen/ und meinen leib zu verbrennen ohne die liebe/ dariñ alles beschlossen/ und wor- auff allein zu sehen/ so gilt es doch bey GOtt nichts. Darum all solcher glaube/ der doch noch lange nicht so feurig ist/ mit nichten beste- hen kan/ sondern nur/ weil er auch gantz ohne eine wahre buchstaͤbliche krafft ist/ das hertze destomehr wider das gute verbittert/ und wi- der die liebe zur warheit erhebet und entruͤ- stet. Unser glaube/ darinn wir von hertzen gesund und durch den wir selig werden/ stehet nicht in deme/ was GOtt in Christo nach dem fleische ausser uns sichtbarlich erzeiget hat/ daß nem- lich Christus mensch worden/ gecreutziget und gestorben ist/ noch auch darinn/ daß er siegreich ausser uns aufferstanden und auffgefahren/ und nun allmaͤchtiglich zur rechten hand in der krafft seines himmlischen Vaters sitzet/ o- der daß er wieder kommen wird/ zu richten die lebendigen und die todten u.s.w. Wanngleich nun jemand saget/ er glaube das/ so machts ihn deßwegen doch nicht fromm/ selig noch ge- sund. Machts nicht fromm/ selig und ge- sund? Wie? so kans darinn auch nicht beste- hen; Nein/ nein/ viel weniger in einigen sonder- lichen worten/ was vor artickel uñ argumenta es auch immer seyn moͤchten/ dann solches kan geglaubet werden/ und doch ausser uns blei- ben. Warum das? Darum/ daß es noch al- les in aͤusserlichen geschaͤfften stehet. Spricht jemand dargegen: Es stehet freylich nicht bloß in aͤusserlichen/ sondern in innerlichen/ geistlichen wercken und kraͤfften der ewigkeit/ daß wir nemlich glauben/ daß GOtt die suͤnde uns umsonst vergibt und außtilget/ und noch darzu das ewige leben und licht zugesagt hat. Welches/ so wirs feste glauben/ ja ein groß wunderwerck und verborgene krafft seyn muß/ ists nicht recht? Ja/ muß ich sagen/ ein wun- derlich werck und unsichtbare krafft mag mirs nun seyn/ das aber nicht uͤber zwantzig jahr waͤhret/ oder doch nur vor deme/ der in der knechtschafft stehet/ und noch kindisch im glau- ben ist. Frage: Warum der/ oder alsdann mehr? Ant- wort. Darum/ daß mir die wahre natuͤrliche kinder deß allerheiligsten glaubens und Geistes der warheit zur selben zeit fremde und allein als knechte/ das ist/ auffs hoͤchste in der gnade als fundlinge und angenom̃ene nach der Schrifft bekant waren/ ja ein solcher/ ob er schon also waͤre/ koͤnte oder moͤchte er doch selbst nicht weiter zeugen/ kennen/ wissen oder verstehen. Und weil derselbe in solchem stande in der rech- ten geistlichen natur gantz unverstaͤndig/ und von dem ewigen/ himmlischen/ neuen menschen entfremdet ist/ richtet er sich warhafftig darwi- der auff/ wie Esau wider den Jacob/ Jsmael wider den Jsaac/ und der buchstabe wider den Geist. Wie soll man aber das verstehen daß der buchstabe wider den Geist seye? nemlich/ in und durch die unwiedergebohrne menschen/ als der ihrem bilde gleich ist. Wie dann ihrem Jhr bild ist das bild des buchsta- bens. bilde gleich? Also/ daß wie sie nach dem anse- hen in ihrem stimmbahren worte elementarisch und sichtbarlich sind/ also auch er menschlicher weise/ ihnen nur damit zu dienen oder weiter dadurch einzuleiten/ und in einem gleichnisse zum beweiß der lehre vorbracht ist/ wie das al- te erst vor dem neuen kommt. Also gehet auff allerley weise nach der warheit der abend vor dem morgen/ der Mond vor der Sonnen/ Jo- hannes vor Christo/ das fleischliche vor dem geistlichen/ das bilde oder gleichnis vor dem wahren wesen her. Wiewol das letzte/ wann es kommet/ doch vorher oder erst gewesen ist/ nemlich/ der sinn vor den worten/ und der geist des verstands vor der außrede oder aͤusserlichen schrifft. Und ist eben als wann ich sagen wolte/ daß GOTT vor dem menschen/ und das rechte wesen vor dem gleichnis gewe- sen waͤre. Doch bekenne ich/ daß die H. Schrifft/ ver- stehe/ die gebotte/ worte und lehren GOttes/ wiewol sie schrifftlich in ein leiblich wesen der gleichnisse gestellet/ in ihrem innersten sinn und verstand lauter/ heilig und rein ist/ aber auch mit uns und nach unserm bilde/ nemlich uns durch uns selbst verdecket und verdunckelt/ das ist/ in unserm eigenen gesichte unrein ge- macht wo oder bey wem der rechte glaube ist ꝛc. macht ist. Derohalben niemand eher rein/ heilig und lauter zu einem Goͤttlichen sinn und verstand kommen/ und sich schauen mag/ biß er sein eigen angesichte abkehret/ und das mensch- liche gesichte und manchfaltige/ geformte/ irꝛ- dische wesen in den gleichnissen außsticht/ und sich in sich selbst blind/ und vor aller welt un- weise und zu einem narren machet. Dann als- dann wird er sich in seiner eigenen gestalt und unsichtbahren/ reinen/ lautern wesen/ nach e- wiger weise (daß ich also rede) beschauen/ so es nach GOttes hertzen/ sinn und willen/ oder ge- muͤthe nach der warheit außgeflossen oder ge- meynet ist. Welches er in seinem eignen auge mit seiner innerlichen seelen und verdunckelten fleischlichen gesichtes erkaͤntnis und irrdischem verstand nimmermehr vermag. Weil dann diß alles wahr/ und/ so es noͤ- thig waͤre/ reichlicher koͤnte bewiesen werden/ so ists offenbahr/ daß ein solch hertz in seinem glauben und wahn wohl gutduͤnckend/ aber noch nicht recht mag gehalten werden/ sinte- mal es selbst nicht allein noch kein recht/ son- dern auch kein unrecht nach der warheit kennet/ und darzu noch in aller blindheit/ irrthum und dunckelheit boͤßlich gesinnet stehet/ das boͤse liebe und demselben nachgehet. Darum war es mir wohl ein wunder/ weil ichs nach dem Geiste in der warheit gantz anders befande/ wozu man auch erst kommen muß/ ehe mans warhafftig mag wissen/ sehen oder erkennen; Angesehen niemand weiß/ was in dem men- schen ist/ als der geist des menschen: Also weiß auch niemand was in GOtt ist/ als der Geist GOttes. Wie waͤre es dann muͤglich etwas in sich oder vor sich zu erkennen/ ehe man in GOtt und zu GOtt kommet/ wie die/ so auß ihm/ oder auß dem Geist gebohren sind/ thun/ sonsten aber niemand. Das ist gewißlich wahr. Darum kan oder mag niemand in einen sol- chen glauben/ froͤmmigkeit/ ruhe oder friede des gewissens uͤber den todten wercken finden. Dann warum? er machet ihn nicht frey/ son- dern bleibet unveraͤndert im hertzen. Ja wann sich auch gleich jemand von aussen unbefleckt erzeigte/ und kein menschlich/ gebrechlich we- sen von ihm gesehen wuͤrde (das doch nicht seyn kan/ ob er sich gleich hier oder darinn bey de- nen/ die auff ihn sehen/ so verstellet) so bleibet er doch nur destomehr im hertzen am grunde der seelen unreiner und unheilbahrer/ weil er sich daraus etwas duͤncket/ und andere/ wie der Pharisaͤer/ verachtet. Deßwegen hat GOtt die heuchler so uͤbel koͤnnen leiden/ und gewolt/ daß das inwendigste erst solte gereiniget wer- den/ auff daß auch alsdann das außwendige rein werde. Ey mercket doch/ wie saͤuberlich und huͤbsch die warheit an sich selbst ist/ uñ viel ein lauterer verstand durch einen rechtschaffe- nen wahren glauben kommt. Muß es nicht wahr bleiben/ daß wir GOTT ausser Chri- sto unversoͤhnet/ und ohne seine liebe noch vor ungerechte und gottlose verurtheilet wer- den? Darum muͤssen wir in ihm und mit ihm gesinnet und von hertzen gewillet seyn/ o- der es wird uns kein maul-glaube helffen/ noch ein einig aͤusserlich werck des buchsta- bens frey machen/ schweige mit GOtt verei- nigen. Frage. Wie soll es dañ seyn/ und was ist ein Christ- licher glaube? Antwort. Ein rechter wahrer Christlicher glaube ist/ einē Goͤttlichen grund/ art/ geist/ wesen und lebendige krafft anneh- men/ sich GOTT und seinem worte gelassen und unterthaͤnig machen/ ihm vertrauen und bekennen/ daß er ewig/ warhafftig/ allmaͤch- tig und gerecht seye/ und wie er himmel und erden/ sammt allen was darinnen ist/ gemacht/ also auch den menschen ihm zum bilde vornem- lich geschaffen habe. Weiter: daß er (nach dem der mensch durch ungehorsam von ihm abgefallen/ und in sich selbst/ das ist/ in ein irr- disch gesichte und fleischliches wesen mit der be- gierde der falschen liebe kommen/ gantz ent- worden und von seinem GOtt entfremdet ist) ihn aus all solchen verfuͤhrischen/ luͤgenhaff- ten/ betrieglichen wesen sein selbst/ als von der welt wiederum in seine kindschafft/ eigene art/ geist und wesen auß erbarmung lieben/ erweh- len/ ja ruffen/ locken/ ziehen/ und das leben (welchem er in der blindheit und unverstand abgestorben und entworden) wieder schencken und das unvergaͤngliche wesen an dem tage und zu sehen hervor bringen wolle/ und/ so er ihn hoͤrte und glaubte/ nicht verlohren wer- den/ sondern alle gerechtigkeit/ huͤlffe und trost/ seligkeit und gesundheit der seelen darinnen empfangen und ewiglich auff ihm bleiben sol- te. Und hierzu hat er ihm zum beweiß seiner grossen liebe/ durch die Apostel und Prophe- ten/ ja durch Christum JESUM/ und end- lich durch den verheissenen geist der warheit lauterlich wollen zu huͤlffe kommen; alle pro- phezeyungen und lehren/ bilde/ figuren/ schat- ten und gleichnisse vorher gegeben/ ihme auff allerley weise vorzukommen/ und das nachfol- gende oder vorbild darmit abgemahlet/ (es wird zulang alles nacheinander zu erzehlen) in- sonderheit an dem exempel CHristi/ wel- chem er (in deme er uns gleich mit ihme in sei- nem exempel außspricht) will nachgefolget ha- ben/ nicht aber leiblich nachgeaͤffet/ son- dern geistlich mit dem sinn und geist des gan- tzen hertzens/ das ist/ nach der warheit/ darinnen er uns vorgehet/ nemlich/ daß er seine Sonne so wohl uͤber die guten als boͤsen scheinen laͤsset/ sintemahl seine barmhertzig- keit vorhin/ als auch nun uͤber alles fleisch ge- het. Daß diß also geschehe/ GOttes sinn/ will und werck seye/ und ein lauteres leben und warheit in sich habe/ ist unser glaube/ ja es leh- ret/ bringt und verkuͤndiget uns den glauben in seinem namen/ und deßwegen will er gehoͤr/ glauben/ vertrauen und liebe daran gesetzet ha- ben/ damit wir darinn erhalten und nicht aus- ser denselben in uns verlohren werden. Diese rechtfertigung/ seligkeit und gesundheit der see- len/ welche ist in CHristo JESU nach dem Geist von GOtt aus lauter gnaden gegeben/ kan oder mag uns in CHristo/ so sie ausser uns/ gantz nichts nutzen oder helffen; Nein/ wo wir nicht warhafftig von seinem fleische essen/ und von seinem blute trincken/ so werden wir kein leben in uns haben/ ob wir gleich/ sage ich/ tausendmal spraͤchen/ wir glaubten/ T t 3 daß Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken daß ja GOtt warhafftig seye/ himmel und er- den geschaffen/ und seinen Sohn/ Christum JEsum in die welt/ wie einen andern men- schen/ gesandt. Jtem/ wie er vom H. Geist empfangen/ von der Jungfrauen Maria ge- bohren/ gelitten/ gecreutziget/ gestorben und begraben/ unter Pontio Pilato/ am dritten tage aufferstanden von den todten/ auffgefah- ren gen himmel/ und sitze zur rechten seines himmlischen Vaters/ daß er auch wieder kom- men und richten werde/ die lebendigen und die todten. Jtem/ daß wir glauben an den heili- gen Geist/ daß er warhafftig seye/ oder einen heiligen Geist/ der warhafftig ist/ eine heilige kirche oder versammlung/ gemeinschafft der Heiligen/ vergebung der sunden/ aufferste- hung deß fleisches/ und ein ewig leben: so wir nicht selbst darein kommen/ kans uns (wann wirs nur so glauben) nichts nutzen/ sondern vielmehr schaden/ weil wirs gewust und nicht gethan oder angenommen haben/ ja sehets ein. Jsts wol anders/ als wann wir uns reich/ weise und starck ausser uns/ in einem andern duͤncken wolten/ mit welchen wir doch nicht eines hertzens und sinnes sind/ muͤssen wir es nicht selbst genissen/ und wircklich empfangen haben/ ehe wir uns stillen/ solches von uns ruͤh- men/ und damit befriedigen koͤnnen? Gelt/ so es ein irrdischer reichthum/ weißheit und staͤrcke/ oder gesundheit waͤre/ und wir uns arm/ unweise und kranck fuͤhleten/ solten wir wohl damit ohne genuß und empfindung zu- frieden seyn. Ein jeder gehe in sich selbst/ so wird er wol von seinem eigenen gewissen uͤber- zeuget werden und bekennen muͤssen/ daß hier noch keine armuth/ unweißheit/ kranckheit o- der gebrechen seye. Damit sind wir zwar al- le wohl zufrieden/ daß Christus allein alles in allem ist/ was er ist/ und werden wirs gleich nicht in ihm/ so wirds schon kommen nach die- sem leben/ wann wir unsere eigen-lust und leben zum ende gebracht haben/ so wird ers uns mit einem klump zuwerffen/ oder wie ein kleid an- ziehen: Ja wart nur darauff/ du solst eben so viel davon kriegen/ als der/ der das weitzen- korn wolte auff dem boden liegen lassen/ und gleichwol die fruͤchte auß der erden darvon ge- niessen. O du naͤrrischer/ toller/ unsinniger/ verfuͤhrter mensch/ worauff solte ers dir dann geben/ was werde es ihme vor nutzen/ ehre und lob seyn? Muß es nicht hier in der zeit bey deinem le- ben wahrgenommen/ geliebt/ verlanget/ ge- sucht/ gewolt/ geluͤstet/ und ein hunger und durst nach der gerechtigkeit uͤberkommen wer- den? Oder wozu stehet sein exempel dageschrie- ben? daß wir nemlich wie er in der welt sollen seyn/ die wir seine Juͤnger oder diener seyn wol- len? Jsts nicht reichlich/ uͤberfluͤssig gnug verfasset in der Schrifft/ wie wir den alten A- dam außziehen und den neuen menschen an- thun sollen u.s.f. sind hier nicht unzehliche spruͤ- che darzu hinterlassen? Wie kommts dann/ daß du/ o mensch/ annoch hartnaͤckig und stoͤrrig darffst so hingehen. Man fuͤrchtet ja Herren und Fuͤrsten/ Kaͤyser und Koͤnige/ ja al- les/ was odem in der nasen und einen zornigen muth hat; sage es? Jch sage dir das in der warheit/ laß ab/ laß ab von deinem alten boͤsen verkehrten abfaͤlligen eigenwilligen wesen/ die- ne/ ehre/ raͤuchere oder lobe ihn darinn nicht mehr/ dann alle deine lob-gesaͤnge/ gottes- dienste und heiligkeit sind falsch/ und GOtt uͤberall nicht angenehm/ sondern nur muͤhe- sam und verdrießlich. Gedencke/ was er de- nen/ so vor dir gewest/ darum gethan hat; also wird dirs auch ergehen/ wo du sein wort und willen nicht ehrerbietig in seinem sinn mit dei- nem sinn annimst. So bekehret euch doch zu ihm von gantzen hertzen/ nemlich/ lasset euch veraͤndern an eu- ren sinnen/ im Geist verneuren/ auß dem irr- dischen in das himmlische wesen und leben Christi versetzen/ und von dem Geist der war- heit in alle warheit leiten und lehren/ die euch doch gantz fremd und unbekannt ist. Neh- met den allerheiligsten/ lebendigmachenden glauben in seiner krafft und wirckung GOT- TES von hertzen an/ damit ihr in seiner zu- kunfft nicht in ewig gerichte verdammt/ son- dern in der gemeinschafft der Heiligen erfun- den werdet/ und in die hand GOTTES mit namen eingeschrieben seyd/ nicht mit din- ten und feder/ sondern in das buch deß le- bendigen lebens/ das ist/ nicht wie du vor den menschen/ sondern vor GOtt in seinem wort verfasset bist/ und heissest in einem neu- en und nicht in dem alten namen deß luͤgen- hafften wesens/ welcher ohne streit und beweiß der warheit gegeben wird. Aber so ists nicht mit dem namen deß lebendigen buchs/ dann die empfangen ihre namen alle aus dem Geist in einer wahren darthuenden Goͤttlichen krafft durch Christum/ das ist/ in dem einigen Sohn deß Gebenedeyten/ welcher der gantzen welt zu einem namen/ Haupt/ HErrn und Koͤnig/ zu einem Seligmacher und erhalter deß lebens gegoͤñet und durch den glauben gegeben wird; ausser ihm aber muͤssen alle die in suͤnden ster- ben und von sich selbst ohne haupt verderben/ deren namen nicht darinnen gefunden weꝛden Der mund der warheit hats gesagt. Frage. Wie wirds dann mit denen/ die ihn anneh- men/ ergehen? Antwort: diese wird er sich außerwehlet machen. Wie? erst machen? Ja erst machen/ weil sie es noch nicht sind. Warum ist dann Christus gestorben und auff- erstanden? Christus ist gestorben umb unserer versoͤhnung willen und aufferstanden umb un- serer gerechtigkeit willen/ und hat uns das amt/ das die versoͤhnung allen betraͤngten/ be- schwerten/ arbeitenden hertzen prediget/ gege- ben/ nicht daß sie es ohne ihm sind. Liebes kind/ laß dichs nicht wundern/ noch von einem andern mit einem thoͤrichten wahn-glauben anders weiß machen! Und worinn sollen sie ihme dann außerkohren seyn? Jn unreinig- keit und schalckheit? Nein/ das kan nicht seyn. Sie haben doch gleichwol allerley befleckun- gen/ suͤnden/ tod und teuffel wesentlich/ inner- lich uͤber sich. Wohlan/ muͤssen sie dann nicht erst zu derselben erkaͤntnis oder gefuͤhl kom- men/ und deßwegen beaͤngstiget und be- schweret so hingehen/ ehe ihnen die Predigt deß Evangelii nutzen oder zu gut kommen kan? Ja freylich wird niemanden anders das Evangelium in seiner krafft und leben- digen wo oder bey wem der rechte glaube ist ꝛc. digem im trost erscheinen/ oder ihn tingi ren und in ihn eindringen/ weils ja niemanden anders (ob mans gleich tausendmal buchstaͤblich hoͤ- ret) zugesandt wird. Jst dann GOtt nicht ein nothhelffer? vergibt er die suͤnde/ ehe sie ge- schehen; oder rufft er auch jemand anders zu ihm zu kommen/ als der darinnen arbeitet und von hertzen beschweret ist? Kans wol an- ders seyn? Nein/ werden alle/ die es hoͤren/ sagen muͤssen. Darum muͤssen sie erst zum er- kaͤntnis und gefuͤhl derselben kommen/ ehe sie darinn/ deßwegen oder daruͤber von hertzen beschweret und betruͤbet so hingehen/ welches alles vorher gehen muß/ ehe die erleichterung deß Evangelii darzu kommen mag. Wie man dann siehet/ daß das gesetz erst darzu kommt/ welches hernach durch den HERRN JE- SUM seine erfuͤllung und eine groͤssere macht nach dem Geiste empfaͤnget. Also hat er uns ohne uns nie in der unwissenheit außerkohren/ selig und gesund machen/ noch auch das licht oder leben ohne ein toͤdtliches gefuͤhl der blind- heit geben wollen/ und das muß jedermann bekennen. Es ist wohl wahr/ er erwehlet und liebet sie alle/ ehe sie es sind/ jedennoch an- ders nicht/ als daß sie es werden/ ihme ge- horsamen und lieben sollen. Diß kan niemand aͤndern. Also und nicht anders gehet er mit dem menschen umb. Nimmt ihn jemand von hertzen an/ so nimmt er ihn/ wie gehoͤret/ mit seinem wissen/ erkennen und verstand wil liglich an. Wer ihme nun ein geluͤbde thut oder treue zusaget/ der muß wissen/ daß er sich alsobald wider sich selbst und die feinde waffnen/ und mit staͤrcke deß glaubens anthun muß. Warum? daß er in seiner erstgeburt des fleisches und der welt/ diesen Sohn oder Geist des rechten wahren lichts und neuen lebens entgegen und zuwider gesinnet ist/ als der gantz von einer andern natur ist. Sehet/ von dieser suͤnd- lichen natur und von der welt mit ihrer macht/ glorie und ehre/ lust/ friede und leben auß- und abzugehen/ bringt den menschen in man- cherley versuchung und andacht/ auch zur er- kaͤntnis und gefuͤhl sein selbst/ als worinn er sich selbst erst recht offenbahr wird/ daß er weder GOTT in seinem CHristo warhaff- tig liebet und glaubet/ noch das guͤtige/ wort (in welchem wir/ so wir gutwillig/ nicht aber ausser demselben eigenwillig sind/ gebenedeyet werden) zu hertzen genommen/ das ist/ gehor- sam ist oder nicht. Als Jsrael alle sitten und rechte deß HERRN auß dem buche deß bundes von Mose gehoͤret hatte/ antworte- ten sie alle mit einer stimme/ und sprachen: Alle worte/ die der HERR gesagt hat/ wollen wir thun und gehorsam seyn. Da nahme Moses das blut deß brand-und frie- den-opffers und besprengete sie damit/ und sprach: Sehet/ das ist das blut deß bun- des/ so der HERR mit euch gemacht hat uͤber solche worte/ nemlich/ das wollen wir thun. Nun sehet/ das ist im beweiß des schat- tens vorhin im vorbilde geschehen/ soll es wol auch im wahren wesen anders geschehen koͤn- Jn seinem willen/ nen? Nein/ das muß jedermann bekennen. Darum sind wir in seinem willen (der aus GOTT/ und nicht aus uns kommt) geheili- das ist/ daß er in uns ge- schehe/ und nie- mand demselben wehren/ sondern mit dem- selben ver- einiget und mit dem her- tzen un- terthaͤuig seyn muͤs- se. get/ mit welchem wir gleich gesinnet und ver- einiget seyn/ und darum bitten muͤssen/ daß er auff erden/ wie im himmel geschehen moͤ- ge. Ja das muß und kan nicht anders seyn. Was ist das nun anders/ dann daß wir in seinem willen ihm außerkohren gemacht wer- den/ sintemal der sinn allein gut/ heilig/ e- wig und gerecht/ der unsere aber boͤse/ unse- lig und verdammt/ suͤndlich/ toͤdtlich und ver- gaͤnglich ist. Und sehet/ so wir darinnen ste- hen/ koͤnnen wir ihm nicht außerkohren und angenehm gemacht werden. Darum muͤssen wir von demselben aus- und auff allerley weise in GOttes willen eingehen/ und denselben an uns und in uns ohne wiederstand geschehen lassen/ oder wir werden ihm nimmermehr außerkohren oder gefaͤllig; solcher aber kan bey uns ohne den glauben keinen platz haben/ angesehen man sonst GOTT in seinem CHri- sto unglaubig ist/ und das wort der versoͤh- nung/ welches CHristus ist/ nicht empfaͤn- get. Was ist dann nun sein wille und Das wort der versoͤh- nung em- pfangen/ ist Chri- stum JE- sum von gautzem hertzen glanben und nach, folgen in seinem Geist/ willen und sinn/ der allein gut ist/ und lau- ter liebe/ friede und gerech- tigkeit mit sich bringt. werck/ darinn man ihn empfangen/ glau- ben und vertrauen soll? nemlich das ungoͤtt- liche wesen auffzuloͤsen und von der erden weg- zunehmen/ das boͤse außzutilgen und das gute einzupflantzen/ die hertzen selig und gesund zu machen und das ewige leben in seinem Goͤttli- chen wesen zu geben. Wer darzu keinen wil- len oder sinn hat/ und GOTT das nicht zu- lassen oder zutrauen will/ der muß ohne alle huͤlffe und erbarmung in seiner eigenen boßheit untergehen. Hierzu es nun zu bringen/ hat die weißheit lange zeit geruffen/ nemlich/ zu einem beson- dern volck/ das sich seinerruͤhmet/ ja nach seinem namen genennet ist. Aber wann er bey ihnen einkehren will/ so aͤrgern und stossen sie sich an ihm/ und nehmen ihn in keinem stuͤck/ das er will und ist/ nicht an. So dencket doch/ wie lange er ihnen den ruhm seines namens las- sen wird. Frage: wie lange dann? Ant- wort: biß er in ihnen geheiliget und verherrli- chet wird/ und sie sehen werden/ wie sie sich an ihn gestossen/ und in ihn/ wie Longinus/ geist- lich gestochen haben/ und diß werden sie bitter- lich beweinen/ nemlich/ daß sie unglaubig blie- ben sind. Also hoͤren wir/ daß unser hertz gantz mit dem abgeschiedenen weltlichen sinn daran muß/ es gehe mit den haͤnden/ wie es wolle. Gott will eine freywillige ungezwungene braut und ein festes vertrauen und gehorsam des Gei- stes haben. Und das gehoͤret ihm auch zu/ weil er ein Geist/ HERR und Meister uͤber al- les ist. Darum besprich dich/ o mensch/ nicht mit fleisch und blut/ berath schlage dich nicht mit den Weisen dieser welt/ ja glaube und siehe auff keinen menschen in der gantzen welt. Kehre deine augen/ o mensch/ ab von allem/ was eytel und vergaͤnglich/ schweige/ was dem heiligen guͤtigen GOtt und seinem Christo oder wort zuwider ist. Hoͤre auff seinen willen und Geist/ auff seinen rath/ wort und lehre/ sie ist lauter Geist und leben; beuge dich darunter/ dann er ist/ sage ich/ der HERR/ GOTT/ Vater/ haupt/ mann und erhalter/ in wel- chem du ewig gesegnet/ befreyet und gebe- nedeyet/ ja durch ihn allein vom verderben must bewah- Th. IV. Sect. II. Num XLIV. David Joris erklaͤr Cap. 7. Roͤm. bewahret werden. Dann so du dich nicht von gantzem hertzen/ sinn und gemuͤth mit seiner liebe vereinigest/ so kan dir dein mund- und hand-glaube mit keinem einigen aͤusserlichen schein nutzen und profit lich seyn. Das fleisch nutzet nichts/ nur der Geist machet lebendig. Wer daraus gebohren wird/ der ist geist und geistlich gesinnet. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre. Darum tragt doch nicht laͤnger den namen vor die that und werdet doch nicht falsch/ luͤ- genhafft und untreu befunden/ beluͤget und betruͤget euch selbst nicht/ haltet euch nicht vor das/ das ihr nicht seyd. So lange die welt oder das fleisch mehr geluͤstet/ geliebet und demselben gelebet/ mehr geachtet/ be- dacht/ geehret und gefuͤrchtet wird als GOTT/ koͤnnen wir CHristi diener oder knecht/ weib oder kind nicht seyn. GOTT hat uns von der welt her außerkohren/ das ist/ er wil uns gern von dem ungerechten/ gottlosen wesen/ und fleischlichen/ viehi- schen/ natuͤrlichen und toͤdtlichen leben/ in ein gerecht/ und warhafftig wesen und geist- lich ewig leben leiten/ so wir ihn hoͤren/ glau- ben/ und in der stimme seines ewigen worts und der warheit nachfolgen. Jn welchem wesen und leben wir das licht der warheit in sei- nem lichte sollen sehen/ GOTT warhafftig von angesicht zu angesicht in der Goͤttlichen ge- burt beschauen/ wie er ewig lauter in sich selbst zu finden ist/ viel lauterer/ als wir ihn in uns mit einem sinnlichen bilde vorbilden und vor augen stellen oder menschlicher weiß abmah- len koͤnnen/ und nur durch unser eigen blin- des/ irrendes/ dunckeles/ unreines und boͤses wesen abgehalten werden/ daß wir ihn nicht sehen oder erkennen koͤnnen. Aber das ist er bey weitem nicht/ man kan ihn auch nicht abmahlen oder abtrucken/ nein/ in ein sol- ches plaͤtzgen laͤst er sich nicht einschrencken/ weil wir irrdisch/ und er himmlisch/ wir fleischlich/ er aber geistlich ist/ und darum muß es eine andere materie/ hertz/ sinn und gemuͤthe seyn/ in welchem der ein- druck seines geistlichen wesens koͤnne gefun- den und also betrachtet und beschauet wer- den. Habt ihr nun lust darzu/ so beuget euere hertzen und neiget euere ohren nieder/ wartets/ leidet euch/ und seyd gedultig/ betrachte ein jeder seinen eigenen schmertzen/ und mache dich/ o mensch/ GOtt im sinn von hertzen gefaͤllig/ entziehe dich seinem willen nicht/ son- dern stehe dir selbst still und leer/ halte dich selbst gantz zuruͤcke/ und schweige dich/ laß GOTT in dir reden/ wollen und wircken. Und wann du das begehrest/ so glaube und traue es ihme auch zu/ er wird es bey seiner treue in der warheit thun/ und dich hertzlich gerne annehmen/ dich vor dem ewigen ver- derben bewahren/ in allen noͤthen/ kum- mer und aͤngsten zu huͤlffe kommen/ und end- lich von allem uͤbel warhafftig erloͤsen. A- men. Sehet/ ehe diesem aber von hertzen mit an- daͤchtigem verstande warhafftig beygestimmet wird/ nemlich das gute (GOTT) erwehlet/ und das boͤse (der teuffel) verworffen wird/ muͤs- sen viel grosse unglaubens-gedancken und wie- dersprechungen des fleisches und aller boßheit uͤber den menschen kommen/ und ein bitterer kelch wegen unsers fleisches getruncken weiden/ ursache/ weil es nicht mit dem munde/ sondern mit dem hertzen geschicht/ und geistlich/ sinn- reich/ groß/ hoch/ weit/ tieff und lang in der zeit auff glauben wider die hoffnung in der hoff- nung uͤberkommen wird. Darum alle wie- derwaͤrtigkeit/ bangigkeit/ pein/ leiden und ver, drieß so lange waͤhret und bleibet/ biß wir unse- re eigene fleischliche begierden und affecten als boͤse verachtet und gantz außgezogen/ und uns selber darinnen verdammt/ verflucht und weggeworffen/ das ist/ uns in der seelen gruͤndlich und lauterlich GOTT begeben ha- ben. Und diß hat zu einiger zeit wohl seinen anfang. Aber so gering oder schwach es mit gepruͤfften glaubigen hertzen williglich in liebe erwehlet und darein bewilliget wird/ so gehet doch die treue/ der kuß und der ewige eingang/ das ist/ die unsterblichkeit und das unbeweg- liche wesen an. Es wird sich in der warheit also befinden. So richtet euch dann darnach alle/ die ihr mit CHristo JESU/ unserm freundlichen HErrn/ euch in wahrem glauben befinden/ und ein leib mit ihme seyn wollet. ENDE . NUM . XLIV. David Joris erklaͤrung deß siebenden Capitels an die Roͤmer/ worinn uns der weg der seligkeit aus gnaden geof- fenbahret und bekannt gemacht wird durch JESUM CHristum im Gei- ste/ damit wir ohne abweichen im lich- te zu der stadt deß lebendigen GOT- TES wandeln moͤgen. Zum heyl und besserung vor alle gutwillige/ de- muͤthige hertzen und liebhaber der warheit/ gebenedeyet in ewigkeit. 1. Joh. I. 6. 7. 8. So wir sagen/ daß wir gemeinschafft mit CHristo haben/ und wandeln im finsternis/ so luͤgen wir/ und thun nicht die warheit. So wir aber im lichte wandeln/ gleich wie er im lichte ist/ so haben wir gemeinschafft untereinan- der/ und das blut JESU CHristi/ des Sohns GOTTES reiniget uns von al- lensuͤnden. Wiederum gedruckt im Jahr 1614. Die bahn zur seligkeit ist uns offenbahret/ und der neue lebendige weg kund gethan durch JESUM CHristum im Geiste/ der uns zum lehrmeister und unterweiser gegeben ist/ damit wir ohne abweichen im lichte zur stadt deß lebendigen GOTTES wandeln moͤgen/ allda zur ruhe zu kommen. Mercket wohl dar- auff. Salutem worinn uns der weg der seligkeit geoffenbahrt wird/ ꝛc. Salutem. Allen gutwilligen/ demuͤthigen hertzen und liebhabern der warheit JEsu Christi/ gebenedeyet in ewig- keit. Amen. Nehmet wahr. Die gantze welt/ sie seyen auch Lutheraner/ Evangelische/ Schrifft gelehrten/ Muͤnche/ Pfaffen und bundsgenossen Gottes oder Chri- sti/ niemanden außgesondert/ alte und junge ir- ren und verfehlen allesammt den verstand Pau- li in dem siebenden Capitel an die Roͤmer/ weil sie alle in einem sinn zur erleichterung ihres flei- sches uͤbereinstimmen. Doch nichts destowe- niger/ so ists mit uns allen/ die sich deß HErrn ruͤhmē/ aller dings so zugangē/ eben wie es Pau- lus allda mit vielen nach ihrem verstande schie- ne in einigen dergleichen puncten außzudru- Roͤm. VII. 18. cken/ als nemlich/ daß wir das wollen wohl gehabt haͤtten zum guten/ (wiewol es mit unverstand zugienge) aber das vollbringen finden wird nicht/ und thaͤten das gute nicht/ das wir wohlsagten/ daß wir es wolten/ sondern das boͤse/ das wir nicht wolten. (mercket darauff) Aber obs gleich e- benso accura t mit uns fleischlichen menschen zu- gangen ist/ so beluͤgt man dannoch Paulum/ o- der den heiligen Geist/ daß er diesen grund zu der zeit von sich selbst solte gesagt haben. Das seye ferne von dem heiligen Paulo/ daß er zu der zeit in solchem unverstand und in so grosser thorheit solte gestecket haben/ als unser viele noch jetzo tieff stecken/ und uns doch mit Paulo wollen reinigen und troͤsten/ aber nur umb der eytelkeit und umb fleisch und bluts willen/ das bey vielen noch immer erhalten und nicht von uns weggestossen wird. Darum lasse ein jeglicher seinen wahn und gutduͤncken solches diesem mann GOTTES nachzureden fahren/ dann man beluͤgt seinen heiligen Geist GOTTES . Viele haben dieses durch einen verkehrten geist zu einer ursa- che deß fleisches genommen/ welchem ohne dem die oberhand leichtlich ohne wiederfechten gegeben wird. Dann weil es Paulus (wie sie sagen) wird gesagt haben/ so mag man es auch leichtlich thun/ als es von ihm in seinem gra- de (darinnen er zu der zeit stunde) mag gespro- chen seyn/ nemlich/ so finde ich in mir nun ein gesetz/ ich/ der ich das gute thun will/ daß mir das boͤse anhanget. Dann ich habe lust an GOttes gesetz nach dem in- wendigen menschen (begreifft das/) aber ich sehe ein ander gesetz in meinen glie- dern/ das da wiederstreitet dem gesetz meines gemuͤths/ und nimmt mich gefan- gen in der suͤnden gesetz/ welches ist in meinen gliedern u. s. f. Mercket darauff. Ferner: Also diene ich nun mit dem ge- muͤth (oder verstande) dem gesetz Christi/ (habtacht) aber mit dem fleische dem gesetz der suͤnden. Sehet/ hier sage ich in dem namen meines HERRN JESU CHristi nein zu/ dessen klare augen und unbedecktes angesichte mich stoltz und scharff von gesichte machen koͤnnen/ von tage zu tage mehr und mehr zu lobe seiner herrlichkeit von GOTTES gnaden zu sehen. Paulus hat diß zur damahligen gegenwaͤrti- gen zeit nicht von sich selbst gemeynet/ sondern redet es von sich selbst und von andern/ welche in dem zustand oder grade des gesetzes stunden/ die ihm CHristus anwieß/ wornach er auch ein verlangen hatte/ und GOTT deßwegen danckte/ daß der suͤndliche leib/ der des to- des schuldig/ solte durch Christum JESUM getoͤdtet werden/ wozu er in dem inwendigen menschen recht gute lust und willen mit verlan- gen hatte/ damit er von dem leibe des todes erloͤset werden moͤchte/ worum wir auch bit- ten. Und wer es wissen will/ daß es kurtz umb also seye/ der lese das Capitel von fornen an/ und hoͤre/ wie er sich darinnen wendet/ dann er faͤngt daselbst also an: Was wollen wir Roͤm. VII. 7. dann sagen/ ist dann das gesetz suͤnde? das sey ferne: Aber die suͤnde kante ich nicht/ dann durchs gesetz: Dann ich wuste nichts von der lust/ wo das gese- tze nicht gesagt haͤtte: Du solst nicht be- gehren/ (oder dich lassen geluͤsten) da nahme die sunde eine ursache am gebot/ und er- regte in mir noch allerley luͤste/ dann oh- ne das gesetz war die suͤnde todt. Lesets. Jst dann (spricht er/ in demselben sinn oder grad) das dagut ist/ mir ein tod worden? das seye ferne. Aber/ damit sich die suͤn- de offenbahrte/ wie sie suͤnde ist/ hat sie mir durch das gute den tod gewircket/ auff daß die suͤnde durch das gebott uͤber die masse suͤndig wuͤrde. Dann wir (wir/ wir/ spricht er/ verstehets) wissen/ daß das gesetz geistlich ist/ ich aber bin fleischlich unter die suͤnde verkaufft/ u. s. w. Mercket darauff/ und fasset den verstand. Diß waͤre zwar wohl gnug/ wann man aber vollends das sechste und achte Capitel nur dar- zu nehmen wolte/ so wuͤrde es wohl einer/ der geringes verstandes ist/ leichtlich begreiffen koͤnnen/ ja nur aus dem buchstaben/ ich schweige/ auß dem Geist. Darum mercket darauff. Jedoch nichts destoweniger/ da- mit der streit und zanck desto eher bey etlichen moͤge auffhoͤren/ (denen/ die draussen sind/ dienen wir nicht) so will ich von GOTTES gnaden in dem namen meines HERRN JE- SU CHristi etwas weitlaͤufftiger darvon zur besserung schreiben/ und es mit Paulo bewei- sen/ damit doch niemand unter uns weiter darein verfuͤhret und dardurch betrogen werde/ als die eigen-weise und vernuͤnfftige menschen/ die ihrem eigenem geiste folgen. Dann diesel- be verwirren so wohl diese/ als alle andere Schrifften/ daß also ihnen keine warheit deß Geistes hilfft. Sie sind meister der Schrifft/ und die wollen sie auch bleiben. So leset dann nun das siebende Capitel von fornen/ und helffet mir die muͤhe deß vielen schreibens erleichtern/ und verstehets; Pau- lus sagt: Jch rede diß alles in der per- Roͤm. VII. 1. son derer/ die unter dem gesetz GOT- TES stehen/ nicht aber derer/ die unter dem Evangelio CHristi sind. Diß muß jeder- mann bekennen/ dann es ist unwiedersprech- lich. Damit aber den unwissenden und dispu- tanten der mund moͤge gestopffet werden/ will ich es auff das kuͤrtzeste/ wie mir es der HErr (der Geist der warheit) zu handeln gibt/ durch A. K. H. Vierter Theil. U u GOt- Th. IV. Sect. II. Num. XLIII. David Joris klare anzeig. zu mercken/ GOttes gnade weiter erzehlen. Paulus (das theure/ heilige/ und außerwehlte gefaͤß/ der ho- he Apostel und wahre send-bote JESU Chri- Roͤm VII. 14. sti) sagt nun also: Das gesetz ist geistlich/ ich aber binfleischlich. Lieber/ von was vor einem gesetz redet hier Paulus? von dem alten gesetze/ das da toͤdtet/ oder von dem neuen ge- setz/ das da lebendig machet in Christo JEsu/ nemlich/ von dem gesetz Christi/ dem gesetz des Geistes? Sehet/ diß muͤsset ihr einsehen/ ja 2. Cor. III. 11. wissen/ daß er von dem gesetz GOttes/ das auffhoͤret/ redet/ das uns erst gefangen haͤlt/ und todtschlaͤgt durch die suͤnde und kranckheit im fleische/ welches wohl heilig und gut ist. Nichts destoweniger/ ob es schon gut ist/ so 1. Tim. I. 9. Roͤm. I. 17. wissen wir/ (wie Paulus sagt) daß den ge- rechten kein gesetz gegeben ist/ sondern den ungerechten. Mercket darauff: Dann der gerechte wird aus seinem glauben le- ben. Das gesetz ist kein glaube/ wiewol es an sich selbst geistlich ist/ und solches heischet o- der lehret/ so kommt doch nichts dann erkaͤnnt- nis der suͤnden daraus/ dann der mensch ist fleischlich. Roͤm. X. 4. CHristus ist des gesetzesende/ darinn gerecht werden/ alle die an ihn glauben/ und es mit der that beweisen. Worinn? nur in der neuen creatur/ das ist/ im leben/ dann der gerechte muß allerdings aus seinem glauben le ben/ dessen leben rein und auffrichtig/ sonder suͤnde und mackel muß erfunden werden/ welche wir (wollen wir uns anders CHristum angezo- gen zu haben/ ruͤhmen) als einen feind muͤssen Roͤm. VI. 6. 7. hassen/ und ihr entgegen stehen/ und der suͤnd- liche leib feyret alsdann/ und diener der suͤnden nicht mehr. Dann wer gestor- ben ist/ der ist alsdann gerechtfertiget von der suͤnde. Lesets. Weiter moͤgen wir es mit worten nicht außfuͤhren/ wer sich darauff verlaͤst/ dem hilffts doch nicht. Wir muͤssen (das ist der schluß) die suͤnde hassen/ und wider das fleisch streiten/ und uns nicht (des todes zu sterben) wissentlich uͤberwinden lassen/ nein/ ist anders GOttes Geist in uns/ so ist der Geist maͤchtiger dann das fleisch. Darum auff wel- che seite wir uns am meisten neigen und gesin- net sind/ allda ist die uͤberwindung. Habt acht darauff. 1. Joh. III. 5. Jhr wisset/ daß der Sohn GOTTES offenbahret oder gesandt ist/ auff daß er unsere suͤnde wegnehme. Darum wer mit ihm einverleibet oder vereiniget ist/ und in ihm bleibet/ der suͤndiget nicht/ sagt der heilige Apostel Johannes. Leset und mer- cket darauff. Darum hats gar viel in sich/ mit GOTT vereiniget oder eingeleibet zu seyn/ dann es ist (sage ich) nicht an dem munde gele- gen/ sondern an dem hertzen in der that und 1. Joh. I. 6. krafft/ dann/ sagt er: So wir sagen/ daß wir gemeinschafft mit ihme haben/ und wandeln im finsternis/ so luͤgen wir/ und thun nicht die warheit: So wir a- ber im licht wandeln/ gleich wie er im licht ist/ so haben wir gemeinschafft un- tereinander/ und das blut CHristi ma- chet uns rein von allen unsern suͤnden. Mercket darauff/ ja liebe bruͤder/ habt acht darauff. Jst es nun das vorgehende alte ge- setz/ darvon Johannes spricht/ sehet/ so bringet es seinen verstand vor sich/ und er mochte dann wohl recht sagen/ daß er fleischlich ware/ sinte- mal die erneuerung oder wiedergeburt damals noch nicht in ihm ware/ darinnen das fleisch ver- leugnet/ gecreutziget und getoͤdtet wird/ allwo es recht zugehet/ wie es mit Paulo zugangen ist/ der (ohne zweiffel) CHristum nicht anders gelernet hatte/ als rein/ vollkommen und auff- richtig/ oder er haͤtte einen andern CHristum nicht rein und lauter vortragen oder predigen koͤnnen/ darzu er doch beruffen und außerwehlet ware. Mercket darauff. Er ware drey tage blind/ welches viel in sich hatte/ in welcher zeit er fastete und betete. Waͤren die nun/ derer etliche CHristum wohl geprediget oder noch predigen/ auch drey tage blind gewest/ daß sie (sage ich) ihre blindheit wohl erkannt haͤtten/ sie solten wohl CHristum/ ja wir alle/ reiner und verstaͤndiger aus dem Geist in der krafft gepre- diget haben/ wie es leicht zu glauben ist. Dann der buchstab hat uns sehr unverstaͤndig ge- macht/ weil uns die lehren oder reden der Apo- stel so vorgemacht wurden/ die wir bey Ca- piteln außwendig lerneten und in den kopff fas- seten; und wer das besteg daͤchtnis hatte/ der ware der kluͤgste und beste Gelehrte. Ja ge- wiß/ waren unser viele feine Schrifftgelehrten worden. Aber nun befinde ich/ daß die sollen zu schanden werden. Daher kommts/ daßnun Paulus von dem gesetz CHristi/ und von denen/ die darunter ste- hen/ redet/ und daß er fleischlich waͤre. Wie? so lehrte er andere und sich selbst nicht/ darauff er dennoch (so es jemand thut) sehr dringet und verachtet solche Lehrer. Lesets. Dann er sagt auch: Die da fleischlich sind/ moͤgen Roͤm. IIX. 8. GOTT nicht gefallen. Ferner: Jhr seyd nicht fleischlich/ sondern geistlich/ so anders GOTTES Geist in auch wohnet/ verstehet das/ so anders GOttes Geist in euch wohnet. Das ist gut darbey gesagt/ wuͤrde es nur recht wohl eingesehen. Dann der Heilige Geist will nicht da ein- Weißh. I. 4. gehen/ wo noch ein boͤser wille ist/ noch auch wohnen in einem leichnam/ der suͤn- den unterworffen. Hierauff habt wol acht. So muͤssen sie dann gantz rein und abgewa- schen seyn/ ja sie muͤssen veraͤndert seyn/ wann der H. Geist allda wohnen soll/ und muͤssen nicht fleischlich/ sondern geiftlich seyn/ das ist aller- dings recht. Jst es nicht? Ferner/ stunde er unter dem Gesetz CHristi/ oder unter dem gebott CHristi/ wie spricht er dann also/ ja also? nemlich: Jch sehe ein Roͤm. VII. 23. ander gesetz in meinen gliedern/ (diß ware in seinem suͤndlichen fleische/ welche glieder er einen andern hieß toͤdten) welches streitet (sagte er) wider das gesetz meines ge- muͤths und nimmt mich gefangen in der suͤnden gesetz/ welches ist in meinen glie- dern u. s. f. Mercket darauff. Wie? kan dann diß stehen vor ein rein und heiliges gefaͤß/ wie euerer viel es also verstehen/ oder ziehen wollen? Nein/ keines weges. Erspricht al- lerdings: So CHristus in euch ist (des- Roͤm. IIX. 10. sen er sich ruͤhmete/ daß er allein in ihm lebete) so ist der leib warhafftig todt umb der sunden willen. Was vor krafft oder macht kan dann darvon kommen/ daß das gute dar- durch koͤnte verhindert werden/ wann/ sa- ge ich/ der leib oder der alte mensch todt ist/ und worinn uns der weg der seligkeit geoffenbahrt wird/ ꝛc. und der suͤndige leib feyret oder gar zu nichte gehet/ und ihm nicht mehr gedienet wird? Mercket darauff! Dann das muß so seyn/ wann der suͤndliche leib todt ist. Und nun wis- sen wir ja gar wohl/ was recht todt ist/ das le- bet nicht. So dann der suͤndliche leib mit Paulo gestorben gewesen ist (wie er dann wa- re/ als er diesen brieff schriebe) wie konte ihn dann die suͤnde noch zwingen und gefangen nehmen/ und den guten Geist in ihm verhin- dern? Mercket darauff! Darum wer dar- inn gestorben ist der ist gerechtfertiget von der suͤnde. Worte gelten nicht/ und wer sich dar- auff verlaͤst/ aus dem wird nichts/ und ist nicht klug. Habt acht darauff. Darum sage ich; so er der suͤnden schon ge- storben und dem alten menschen geereutziget ist/ und GOTT/ durch JESUM CHri- stum/ lebete/ wie kommts dann/ daß er hier dannoch bekennet (nach euerm sagen) von dem alten menschen der suͤnden durch das ge- setz des gebotts uͤberwunden und gefangen und gar fleischlich (sage ich) und unter die suͤn- de verkaufft zu seyn? Wisset ihr auch wohl/ was diese worte alle bedeuten und in sich ha- ben? Euer etliche sind noch vermummet oder verhuͤllet/ ziehet aus das kleid der suͤnden und brechet durch die wand/ und sehet/ mer- cket und verstehet alsdann/ was Pauli lehre gewest waͤre. Mercket darauff/ und leset nur das sechste Capitel biß zu dem neundten. Sein leben und geist waͤre seiner lehre gantz zuwider/ wann es so waͤre. Mercket dar- auff! Viele worte und viel zu schreiben ma- chen nur den leib muͤde/ der HERR gebe euch in allen dingen verstand nach seinem wil- len. Was vor ein ruhm waͤre ihm das in CHristo JESU gewesen/ wann uns von von GOTT durch ihn kein sieg gegeben waͤ- re/ und daß wir durch den Geist die wirckun- gen des fleisches nicht toͤdten moͤchten? Wann unser viele sich des Geistes in uns be- ruͤhmen wolten/ und keine krafft fuͤnden/ dem alten menschen und dem teuffel zu wiederste- hen/ was waͤren wir es gebessert? Oder wann wir uns nur was duͤncken liessen/ was vor nutzen haͤtten wir darvon? Darum ist der ruhm zwar wohl zu wuͤnschen/ und muß auch seyn/ aber das muß auch seyn/ nemlich/ worauff? Es moͤchte leicht jemand ant- worten: auff den glauben: Aber der glau- be ohne wercke ist todt. So wir das Evan- gelium nach unserer einbildung zwar wohl wissen/ aber nicht darnach thun/ lieber/ was hilfft uns das? Nichts als nur desto mehr verdammnis und desto haͤrtere streiche zu lei- den. Darum/ weil viel HERR/ HERR/ wissen zu sagen/ und nicht thun/ was er will o- der was er uns gebeut und heisset/ sehet/ so sol- len wir deßwegen nicht eingelassen oder erhoͤ- ret/ sondern es soll uns im zorn zugeredet/ und als boͤsewichter gescholten werden. Dann er (gebenedeyet) hat einen eckel vor allen solchen flatternden hertzen/ die das scheinen/ das sie nicht sind/ oder nur mit dem mund al- lein beweisen wollen. Habt wohl acht dar- auff! Roͤm. VII. 26. Weiter spricht er also: So diene ich nun mit dem gemuͤthe dem gesetz Got- tes/ aber mit dem fleisch dem gesetz der suͤnden. Mercket darauff. Sehet/ das waͤre so ein fein gemaͤchlich/ koͤstlich kuͤssen unter den elenbogen/ und ein schoͤner pfuͤhl unter das haupt des alten menschen/ und so moͤchte der teuffel diesen grund in dem men- schen behalten/ und der mensch moͤchte auch wohl die arbeit des streits so vortragen; ge- wiß/ ich auch/ und der teuffel gleichfals. Doch nicht ich/ als nur/ wann es vor GOtt so recht waͤre/ daß der teuffel alle menschen so vor gut wuͤrde anpreisen; welches gar leicht von den traͤgen und faulen geglaubet wird; Und weil der Sathanas also huͤbsch seinen willen und werck behaͤlt in den menschen/ so bleibet er Koͤnig uͤber die kinder der boßheit und der finsternis/ sage ich/ und wird in ihnen genaͤhret/ bedienet und nicht uͤberwunden. Darum wird er den menschen ewiglich nagen an dem ort/ da es allezeit nacht/ und nimmer- mehr tag seyn wird/ das ist/ allwo kein werck mehr gelten oder gethan werden mag/ zur se- ligkeit zu kommen/ von deme/ der jetzo/ sage ich/ weil es tag ist/ nicht wircket und seine ar- beit außfuͤhret zu uͤberwinden/ und in die ru- he zum leben zu kommen. Darum sehe ein jeder zu/ was er thut/ und wie er seine zeit auß- kauffet oder zubringt/ dann dieser sinn oder eure gute meynung wird euch fehlen. Lie- ber/ was wuͤrdest du darzu sagen/ wann du (wie du meynest) einen grossen freund haͤt- test/ der da macht/ willen und autori taͤt bey dem Koͤnige haͤtte/ und du seiner huͤlffe in gut und blut beduͤrfftest/ und etwas von ihme zu deiner huͤlffe aus liebe fordertest/ und er dir antwortete: Jch gebe dir meinen willen und wunsch: soltest du auch dardurch getroͤ- stet und gestaͤrcket seyn? Und wann er nun ein gutes gefallen von dirdeßwegen heischete/ soltest du es ihm wohl leisten koͤnnen und die- ser handel dir angenehm seyn? wuͤrden gute worte dir wohl ein gnuͤgen thun/ da er doch vermoͤgen oder macht haͤtte (sage ich) dich auß deiner verdrießlichkeit zu erloͤsen/ und deinen kummer zu wenden? Mercket wohl darauff/ und urtheilet! Darum/ ob ihr schon saget: Das wol- Roͤm. VII. NB. len habe ich wohl/ aber das vollbrin- gen finde ich nicht: Der euch das wollen recht gegeben/ solte der euch nicht auch das vollbringen mit geben? Oder ist es nicht in seiner macht? Oder will er/ daß wir in suͤnden bleiben sollen? Gefallen sie ihm? Das sey ferne/ daß wir der suͤnden leben sollen/ der wir abgestorben sind. Dann so koͤnten wir GOTT nimmermehr glauben/ sondern dem teuffel/ der von anfang gesuͤn- diget hat. Dann/ wer da suͤndiget/ der 1. Joh. III. 8. ist auß dem teuffel. Wie geschrieben ste- het. Darum muͤssen wir der suͤnden feinde seyn/ und sie scheuen als der schlangen an- gesicht/ dann thre zaͤhne sind toͤdtlich/ Sir. XXI. 3. und toͤdten der menschen seelen. Und ein weisses verstaͤndiges hertz wird sich auch enthalten von suͤnden/ und wird also auch succes oder fortgang haben in den wercken der gerechtigkeit/ dann GOTT hasset alle greuel der thorheit/ und wird sein schwerde A. K. H. Vierter Theil. U u 2 wetzen Th. IV. Sect. II. Num. XLIV. David Joris erklaͤr. Cap. 7. Roͤm. wetzen gegen die jenigen/ die sich nicht bes- sern wollen. Jst es nicht recht? Jst er nicht ein feind der suͤnden/ und darum ge- storben und offenbahret/ uns darvon loß zu machen? Darum sagt der HERR : Joh. IIX. 11. Gehe hin/ und suͤndige fort nicht mehr. Oder ist er nun mit der suͤnden ver- einiget? Wehe! wehe! denen suͤndigen- den haͤnden und die da boͤses thun! Ja ich sage euch/ wer in einer/ geschweige in vie- len suͤnden wird gefunden werden/ der wird seine straffe und urtheil empfangen/ und kei- ner/ der da boͤses thut/ soll das reich GOTTES erblich besitzen. Mercket darauff! darum reiniget und waschet euch wohl recht schoͤn ab/ und lasset euch weder den teuffel noch einigen menschen verfuͤh- ren. 1. Pet. IV. 1. 2. Petrus sagt also: Weil nun CHri- stus im fleisch vor uns gelitten hat/ so wapnet euch auch mit demselben sinn/ dann wer am fleisch leidet/ der hoͤret auff von der suͤnde/ damit er die zeit uͤbe/ die noch im fleisch uͤbrig ist/ hin- fuͤhro nicht nach der menschen luͤsten/ sondern nach dem willen GOTTES lebe. Mercket darauff! Ferner so sagt Paulus in seinem brieff im achten capitel also. Roͤm IIX. 12. So sind wir nun schuldner/ lieben bruͤder/ nicht dem fleische/ daß wir nach dem fleische leben; Dann so ihr nach dem fleische lebet/ so werdet ihr sterben muͤssen; So ihr aber durch den Geist deß fleisches geschaͤffte toͤd- tet/ so werdet ihr leben. Dann wel- che durch den Geist GOTTES ge- trieben werden/ die sind GOTTES Cap. VI. 12. kinder. Mercket wohl auff. Darum lasset nun die suͤnde nicht herrschen in euerem sterblichem leibe/ ihr gehorsam zu leisten in ihren luͤsten u. s. f. Und noch mehr: Von welchem jemand uͤber- wunden ist/ dessen knecht ist er wor- den. Darum begebet euere glieder zu waffen der gerechtigkeit/ und euere Cap. XII. 1. leiber zu einem lebendigen opffer/ das da heilig (verstehets) und GOTT wohl- gefaͤllig ist. Stellet euch nicht dieser welt gleich/ sondern veraͤndert euch durch erneuerung euerer sinnen. Has- set das boͤse/ thut das gute und suͤndi- get nicht u. s. f. Sehet/ es ist nicht muͤglich zu sagen/ was hiervon zu schreiben waͤre. Dann das gesetz und die Propheten/ das alte mit dem neuen ist darum gegeben/ oder was geistrei- che/ heilige maͤnner geschrieben haben/ ist alles gegen die suͤnde/ gegen die boßheit und ungerechtigkeit/ dann sie ist auß dem teuffel/ und sein reich bleibet darinnen bestehen/ und die welt wird umb der suͤnde willen gestraffet/ und nach ihren wercken belohnet werden. Gal. VI. 3. Dann/ wer auff das fleisch saͤet/ der wird das verderben darvor erndten. Wer aber auff den Geist saet/ der wird von dem Geist das ewige leben erndten. Habt acht darauff! Roͤm. VI. 1. Ferner: Was wollen wir hierzn sagen: sollen wir in der suͤnden blei- ben/ sagt Paulus/ damit die gna- de die oberhand kriege? Das sey ferne. Verstehets! O Paule/ muß das ferne seyn/ daß jemand auß der ursache al- lein in suͤnden bleibe/ den HERRN groß zu machen: Wie viel mehr muß das ferne von uns seyn/ daß wir darinnen bleiben wolten/ umb der lust willen. Dieser ihre hertzen sind weit abgeschieden von CHristi und aller wahren Heiligen sinn. Dann die- se sind fleischlich gesinnet/ und das ist der todt/ und eine feindschafft gegen Roͤm. IIX. 8. GOTT/ sintemal es dem gesetz GOTTES nicht unterthan ist/ und vermag es auch nicht/ und moͤgen dann (das ist/ viel weniger) GOTT auch nicht gefallen/ die also gesinnet sind. Habt acht darauff! Sehet/ wir koͤnnen GOTT und der suͤnde nicht zugleich dienen: Wir koͤnnen nicht beydes fleisch- lich und auch geistlich seyn: Wir koͤnnen nicht zugleich himmlisch und irrdisch gesin- net seyn: Wir koͤnnen nicht zugleich im finstern und auch im lichte wandeln/ o- der eines theils licht und eines theils fin- sternis seyn. Sehet/ wir koͤnnen nicht in einem wesen zugleich leben und todt seyn: Wir koͤnnen nicht zweyen wie- Luc. XVI. 13. derwaͤrtigen Herren zugleich dienen/ wir muͤssen entweder einen oder den an- dern lassen und hassen: Und wer ar- Joh. III. 20. ges thut/ hasset das licht. Das stehet allerdings geschrieben. Wir koͤnnen nicht 1. Cor. X. 21. 22. zugleich deß HERRN kelch und der teuffeln kelch trincken: oder wollen wir den HERRN GOTT trotzen? sind wir staͤrcker als er/ der allmaͤchtig ist? Was vor einen theil hat doch 2. Cor. VI. 14. 15. CHristus mit Belial? Die gerechtig- keit mit der ungerechtigkeit? Muͤssen wir uns nicht absondern von allem was un- rein und unsauber ist? Wollen wir anders GOTTES soͤhne und toͤchter seyn. Muͤs- sen wir dann nicht erst gesaͤubert/ gereini- get/ und von aller unreinigkeit wohl gefeget seyn/ ja von allen toͤdtlichen wercken/ zu dienen dem lebendigen GOTT? Angese- hen erallerdings also spricht/ und im Psalm- buch geschrieben stehet: Wer ein unbe- Ps. 1. flecktes leben fuͤhret/ von dem laß ich mir dienen. Der HERR machet seine Engel zu geistern/ und seine diener zu feuer- flammen. Nun ist alles fleisch heu/ wel- ches nimmer bey diesen mag befunden wer- den. Darum sehet zu/ ich warne euch alle/ das lob ist nicht schoͤn in deß suͤnders munde. Habt acht darauff! Weiter sagt Paulus: Sollen wir/ Gal. II. 17. die da suchen durch CHristum gerecht- fertiget zu werden/ auch noch selbst suͤnder erfunden werden? So haben wir von CHristo nichts mehr/ dann suͤnde/ das sey ferne. Mercket darauff! Wie solten wir/ sage ich/ in suͤnden wollen le- ben/ die wir der suͤnden abgestorben sind? Wie kommt nun diß alles (da ich noch nicht das zehende theil schreibe/ als ich wohl solte) mit diesen andern worten (wann sie so solten worinn uns der weg der seligkeit geoffenbahrt wird/ ꝛc. solten gemeynet seyn) uͤberein/ daß er noch unter die suͤnde verkaufft/ und noch fleisch- lich solte gewest seyn/ und doch auch einen wohlgefallen an GOTTES gesetz haben/ nur daß das gesetz der suͤnden (das in seinen gliedern ware) das gesetz des Geistes unter- druckte und verhinderte/ daß er demselben nicht dienen konte/ als nur mit dem verstan- de in einem guten willen/ mit den wercken a- ber dem gesetz der suͤnden: Pfuy! Ey hoͤ- ret doch den handel/ was man hat dem heiligen Paulo nachgesaget! Also ist der sinn dieser worte/ wie ich erzehlet und klaͤr- lich bezeuget habe/ allhier kurtz umb geist- lich/ das ist/ mit CHristo vereiniget seyn/ nemlich/ daß Paulus in der person der wiedergebohrnen/ gutwilligen/ verlangen- den hertzen redet und bezeuget/ daß das ge- setz an sich selbst heilig und gut waͤre/ aber es koͤnte niemand fromm machen/ weil es durch das fleisch gekraͤncket oder geschwaͤ- chet wuͤrde. Darum waͤre es ihme un- moͤglich/ durch das boͤse oder umb das boͤ- se/ das in Adams hertze durch den teuffel gesaͤet ware/ den menschen vollkommen o- der fromm zu machen. Dann wiewohl das gesetz forderte/ daß sie geistlich seyn solten/ wie geschrieben stehet/ so waͤre es doch in des menschen macht nicht/ weil er fleischlich und schalckhafftig waͤre. Dahero Roͤm VII. 7. kommts/ daß das gesetz saget: Du solt nicht begehren oder geluͤsten. Sehet/ so wurde nun der elende und krancke mensch noch desto mehr luͤsterend/ und durch das heilige gebott/ in seiner kranckheit gefangen genommen und von der suͤnden uͤberwun- den/ und brachte also durch das gesetz der suͤnden/ dem tode viel fruͤchte. Aber/ wie wohl dem menschen ein guter wille (durch die klarheit des gesetzes) zum guten gegeben ward/ so fande er doch in sich die wieder- spenstigkeit deß alten menschen/ der durch das gesetz nur desto mehr erreget und gestaͤr- cket wird/ und alle begierden deß fleisches in dem menschen auffruͤhret/ dem tode frucht zu bringen. Dann sie ware maͤchtig in un- sern gliedern/ die durch die suͤnden zum dienst der unreinigkeit begeben wurden; dar- aus der mensch wohl eine reue fande/ nach deine es geschehen war/ aber darinn nur durch die erkaͤntnis aus dem gesetz willigte/ daß das gesetz gut seye und mit dem verstande ihme allein dienete/ hingegen aber mit seinem fleische dem gesetz der suͤnden. Damit nun der Apostel Paulus das gesetz deß glaubens groß mache/ so bringet er hier das unvermoͤgen deß ersten gesetzes recht fuͤg- lich hervor/ damit es zusammt dem fleische untergehen moͤchte/ zu lobe der herrlichen gnade GOTTES in CHristo JESU/ damit wir/ die wir ihm beygefuͤget und Roͤm. IIX. 1. eingeleibet sind/ leben und dem gesetz ster- ben solten; Angesehen in demselben keine verdammung ist/ weil sie durch CHri- stum gantz verneuret und von den schulden des gesetzes befreyet sind; als welche auch nicht nach dem fleische wandeln oder leben/ sondern nach dem Geiste/ der sie treibet/ und dieselbe sind GOTTES kinder/ spricht Paulus. Sehet/ von sothanigen rede ich: Dann das gesetz des Get- Roͤm IIX. 2. stes/ das da lebendig machet/ und solches in CHristo JESU/ hat mich/ sagt Paulus/ frey gemacht vom ge- setz der suͤnden und des todes. Wie? solte er ihr nun noch dienen? Was vor re- den sind das? so muͤste er allerdings ein knecht der suͤnden und des fleisches seyn? Worinnen konte er dann der gerechtigkeit dienen/ ja womit oder worinn? So hoͤ- re ich wohl/ der teuffel solte die schaaffe scheeren/ und unser HERR GOTT die schweine: solte er wohl? Jst er staͤrcker dann der HERR? Hat nicht CHristus seinen kopff zertreten? dem tode seine macht ge- nommen? das leben an das licht bracht? dem gesetze ein gnuͤgen gethan und geendiget? das gefaͤngnis gefangen genommen/ und sich als einen Siegs-Held oder Triumphierer gezeiget/ als der da ist der HERR und das haupt aller herrschafften uͤberall? Mer- cket darauff! Hieraus hoͤret ihr nun allerdings klar und deutlich/ wie ferne die worte gemeinet/ o- der auff was art sie gesprochen sind/ daß sie Paulus in der person sein selbst und anderer/ NB. die unter dem gesetze GOTTES stunden/ gesprochen und gemeinet hat. Und ob ihr es/ die ihr es meynet/ noch besser wissen wollet und saget: Hierinn hat er gleichwohl die vollkommenheit und uͤberwindung oder sieg nicht gehabt: Sehet/ alle solche reden scheinen wohl/ als wann sie was beytruͤgen/ aber gantz nichts. Dann was will man doch sagen/ hier hat er die uͤberwindung nicht gehabt/ als er noch unter die suͤnde verkauf- fet ware/ und mit seinem fleische dem gesetz der suͤnden dienete/ das ist ferne von der uͤ- berwindung. Aber das schicket sich also gantz nicht auff diese reden. Dann wolt ihr wissen/ wie weit er zu der zeit durchgekaͤmpf- fet hatte/ als er diß schriebe/ so mercket nur auff das achte Capitel/ wessen er gewiß wa- re/ nemlich: Jch bin gewiß und ver- Roͤm. IIX. 38. sichert/ daß weder tod noch leben/ we- der Engel noch Fuͤrstenthum/ weder Obrigkeit noch Machten/ weder ge- genwaͤrtiges noch zukuͤnfftiges/ we- der hoͤhe noch tieffe/ noch keine ande- re creatur uns wird scheiden koͤnnen von der liebe GOttes/ die in CHri- sto JESU ist unserm HERRN. Was ist das gesagt? Wie solte das accor- di ren oder uͤbereinstimmen mit den vorbesag- ten worten und aller meist mit denen worten: Jch elender mensch/ wer wird mich er- Roͤm. VII. 24. loͤsen von dem leibe dieses todes/ u. s. f. Mercket darauff. Darum lasset euch niemand verfuͤhren/ und mit einem thoͤrichten sinn bezaubern oder zum unverstand einleiten. Boͤse geschwaͤtz ver- 1. Cor. XV. 33. derben gute sitten. Es lehren etliche ande- re/ aber sie beduͤrffen selbst/ daß sie noch besser zu solchem amt oder dienst der Engel gelehret wuͤrden/ ja alle. Darum lasset uns nicht stoltz seyn/ noch unserm eigenem geiste nach folgen/ U u 3 sondern Th. IV. Sect. II. Num. XLIV. David Joris erklaͤr. Cap. 7. Roͤm. sondern dem HERRN JESU CHristo/ der da arm/ demuͤthig/ sanfftmuͤthig und schlecht ware/ und uns vermahnet von ihme zu lernen/ und seinem wort und Geiste gleich zu werden. Darum/ wann wir erst so sind/ so hat man rechte weißheit und er- kaͤntnis der heiligen dinge/ wie auch verstand/ einen andern aus dem Geist mit krafft zu leh- ren/ und nicht auß dem buchstaben. Dar- um wolle sich doch niemand ohne diesen Geist vergreiffen/ oder hervor treten zu urtheilen/ oder von der rotte zu seyn/ die es alles wollen bedeuten und außlegen/ und darzu noch ohne dem Geist der warheit. Ach! daß wir die hand oͤffters auff unsern mund geleget/ und unser unvermoͤgen und nichtigkeit frey bekannt und gestanden haͤtten/ und ohne den Geist in geistlichen dingen stumm waͤren/ und hingegen nur auß dem Geist so viel vor- braͤchten/ als einem jeden nach dem maaß der gnaden in gewißheit recht gegeben waͤre/ und es in der furcht deß HERRN außspraͤ- chen! Dann der Heilige Geist muß die Schrifft auffthun/ der diß alles als eine spei- se anrichtet/ einem jeden zu seiner zeit/ und das/ wie er/ und wann er will/ nicht aber als wir wollen. O wie selig ist der knecht/ den der HERR also thun findet/ wann er kommen wird! Aber ein solcher diener wird wenig geachtet oder angenommen/ der weiß nichts/ weil er sich nichts zu wissen vermis- set/ sondern die außlegung von dem HErrn begehret und erwartet/ oder weil er auff alle fragen derer/ die gerne viel wissen wollen/ nicht accura t allezeit nach ihrem willen ant- wortet. Und solche ungeschicklichkeit ist noch bey vielen. Aber was muͤssen da noch vor knoten abgestossen seyn/ welches wenige vertragen werden! Daͤrum werdet verstaͤn- dig/ und lernet recht/ wo weißheit/ rech- tes erkaͤntnis und gewisse tugend mit vorsich- tigkeit ist/ damit ihr wisset/ von wannen es herkommet/ nemlich/ langes leben/ licht der augen und friede. Sehet zu/ der tag bricht an und gehet auff/ in welchem jeder- manns hertze und alle ungerechtigkeit wird of- fenbahr werden. Mercket darauff! Darum salbet euere augen mit augen-sal- be/ durch den Geist der furcht GOTTES und der einfalt: sprecht nicht: Jch bin reich gnug worden und bedarff keines dinges mehr/ meine augen sind gantz geoͤffnet/ und ich sehe alles wohl/ und dergleichen. Se- het/ so unbillich wolle doch keiner von euch al- len sprechen/ das bitte ich euch durch die lie- be/ die ich zu allen guthertzigen habe/ ja ich bitte euch durch die erbarmung GOT- TES/ und das umb euerer selbst willen. Dann ich weiß und sehe es oͤffentlich/ wie man noch erfahren wird (aber mit vielen wird es zu spaͤth seyn) daß euch allen noch maͤchtig viel gebricht/ tieff in dem alten menschen ste- cket/ und noch greifflich blind seyd/ ihr aber erkennet und mercket es nicht. Darum be- gebet euch zum beten und flehen/ damit eue- re augen moͤgen geoͤffnet werden/ und gelaͤu- tert gold/ das mit feuer durchlaͤutert ist/ kauf- fet/ und weisse kleider anthut/ damit euere schande/ unreinigkeit und bloͤse nicht gesehen werde/ und von deß HERRN angesicht nicht weggehen muͤsset. Deßwegen wollet ihr doch alle fleissig daran seyn/ den alten men- schen mit allen seinen gliedern zu toͤdten/ und daß ihr vor dem HERRN bruͤnstige lieb ha- ber/ als die allerliebsten moͤget befunden werden/ als seine wahre bilder und for- men GOTTES/ welche er/ gebene- deyet/ sich zu seinem lob und ehre geschaffen hat. Aber eher werden wir mit Christo nicht recht eingeleibet seyn oder uͤberwunden ha- ben/ biß wir dem alten menschen in allem seinem thun und wesen abgestorben/ und al- le dinge der welt dahinten gelassen und gehas- set/ ja vor dreck und schaden geachtet haben. Dann/ alsdann wandeln wir erst recht im licht/ gleich wie er/ gebenedeyet/ im licht ist. Mercket darauff! Darum betrieget euch selbst nicht/ sehet zu/ dann es ist ein sicheres getreues wort/ das in das innerste eueres hertzens einzudrucken/ nemlich: Sind 2. Tim. II. 12. 13. wir mit Christo gestorben/ so sollen wir auch mit ihm leben: So wir mit leiden/ so sollen wir auch mit regie- ren/ verlaͤugnen wir ihn/ so wird er uns auch verlaͤugnen. Habt acht dar- auff! Darum/ so ihr wisset/ daß er/ gebene- deyet/ barmhertzig und guͤtig ist/ so wisset auch/ daß er gerecht/ streng/ und ein zorni- ger mann ist/ ein schrecklicher/ eyfferiger GOTT/ und ein raͤcher/ der seinen feinden mit zorn bezahlen/ und seiner wiederwaͤrti- gen nicht vergessen wird. So ihr dann 1. Joh. II. 29. III. 223 auch wisset/ daß er gerecht ist/ so wis- set ferner/ daß wer die gerechtigkeit thut/ der ist von GOTT gebohren/ welche auch empfangen alles/ was sie bitten. Dann/ die augen deß HErrn se- Psalm. XXXIV. 16. hen auff die gerechten/ und seine ohren hoͤren auff ihr gebet/ dann/ sie halten sei- 1. Joh. III. 22. ne gebott/ und thun was ihme gefaͤl- lig ist/ weil sie den HERRN JESUM freundlich umarmen und lieb haben. Wer 1. Cor. XVI. 22. aber das nicht thut/ der ist Anathema Maranatha, das ist/ verflucht und ver- bannet biß auff den tod. Mercket dar- auff! Der GOTT deß friedens/ gebenedeyet in ewigkeit/ mache euch heilig in allem und durch alles/ ja in worten/ wercken und ge- dancken/ auff daß euer geist gantz/ ja euere seele und leib moͤgen unstraͤfflich vor ihm be- halten werden in der zukunfft unsers HErrn JESU CHristi/ Amen. Die furcht deß HERRN muͤsse in euch allen recht erkant und vermehret werden. Werdet erst gewandt und alsdann gesandt. Darum suchet das reich GOTTES/ ja suchet/ suchet und bit- tet/ schreyet und weinet/ leidet hunger und durst nach der gerechtigkeit/ und traget reue uͤber euere missethat/ umb der menge willen euerer suͤnden. Werdet bekuͤmmert und geaͤngstet/ zerknirschet und zerbrochen im Geist/ und zerschlagen im hertzen/ sehet/ so wird euch der HERR begnadigen und seine erbar- worinn uns der weg der seligkeit geoffenbahrt wird/ ꝛc. erbarmung uͤber euch vermehren. Habtacht darauff. Hier endet sich der sinn von dem siebenden Capitel an die Roͤmer. Ein jeder vermahne den andern nach der liebe art/ aus der furcht des HERRN/ und mit einem sanfftmuͤthi- gen sinn und geist. Mercket darauff! Se- het/ ist es nicht recht geschrieben/ so thue man mir bessern bescheid darvon/ welches mein rechtes begehren. Aber ich meyne/ daß man es in der warheit und rechtem sinn des Geistes nicht anders befin- den wird. ENDE . NUM. XLV. David Joris Tractaͤtlein von den gott- losen oder ungerechten/ und von den frommen oder rechten Pre- digern. Jesa. XXXIII. 18. Wo ist der Schrifftgelehrte? Wo ist der uͤberleger der worte des gesetzes? Wo ist der Lehrer der Kleinen? Das unverstaͤndige volck werdet ihr nicht se- hen/ das volck von hoher sprache; so daß ihr nicht verstehen koͤnnet die zier- lich-redende zunge deß jenigen/ in wel- chem keine weißheit ist. Jerem. IIX. 9. Die Weisen sind zu schanden/ erschre- cket und gefangen worden. Dann was koͤnnen sie gutes lehren/ weil sie deß HErrn wort verwerffen. 1. Corinth. I. 28. Was nichts ist/ das hat GOTT er- wehlet/ damit er zu nichte mache/ was etwas ist/ und sich kein fleisch vor ihm ruͤhme. Welches die wahre Prediger/ die rechte Die- ner und Lehrer an Christi statt/ nach dem Geist und warheit seyn? Dieweil lange zeit viele spal- tungen/ streit und disputiren/ auch schelten und laͤstern (und das alles durch einen uneinigen/ zertheilten sinn uñ schalcks geist) vorgangen ist/ hat michs/ einen unterscheid deß erkaͤntnisses darvon zu machen/ verursachet/ gedrungen und gezogen ein wenig zu schreiben/ damit offen- bahr werde/ welcher von beyden das kluͤgste und beste recht nach der warheit voraus habe. Es ist offenbahr/ daß flugs nach dem fall die luͤgen vor der warheit/ die finsternis vor dem lichte/ die ungerechtigkeit vor der gerechtig- keit/ der tod vor dem leben/ der Wieder- Christ und Belial vor CHristo als ein weg der verdammnis vor dem wege der seligkeit liege/ und daß Johannes vor CHristo/ der buch- stabe vor dem Geist/ die figur vor dem wah- ren wesen/ das fleischliche vor dem geistlichen hergehe/ sammt allen derselben Dienern. Ferner ist auch kund/ daß die luͤgen und un- gerechtigkeit/ der geist des Anti-Christs ihre sachen mit gewalt/ list und betrug vertheidi- gen und beschirmen/ den menschen den ein- gang zum leben zu verwehren/ und/ daß das gute boͤß/ und das boͤse gut/ das licht fin- sternis/ und die finsternis licht/ das bittrre suͤß/ und das suͤsse bitter/ der Geist fleisch/ und das fleisch Geist/ die luͤgen warheit/ und die warheit luͤgen seye/ den menschen weiß zu machen/ oder zum wenigsten ein groͤsseres ge- fallen darinnen zu haben. Daraus ich zu die- ser zeit schliessen und beweisen will/ daß des Anti-Christs oder Belials diener vor CHri- stum als diebe und moͤrder der seelen hergehen/ dieweil sie GOTTES wahres/ lebendiges wort des Geistes von ihrer naͤchsten hertzen steh- len/ die hertzen mit luͤgen/ durch einen mensch- lichen/ buchstaͤblichen/ dunckelen verstand verfinstern/ und CHristum (das rechte wah- re wesen/ licht/ weißheit/ erkaͤntnis und ver- stand) daraus treiben; welche zwar wohl alle- zeit lange predigen/ aber das volck nimmer- mehr zu der rechten/ wahren erkaͤntnis Chri- sti ein-aber wohl abfuͤhren. Diß will man nicht glauben/ aber es ist ja mit augen zu se- hen. Woher kommts doch? Weil sie selbst blind/ und ohne wahre erkaͤntnis und den menschen gefaͤllig predigen: Und weil sie un- gesandt sind/ CHristi diener nicht seyn koͤn- nen; Nein/ wer von GOTT nicht ge- sandt/ und mit dem Geist deß Allerhoͤch- sten nicht gesalbet/ oder vonihme geleh- ret ist/ der hat kein wort zu predigen. Und ist offenbahr/ wer kein wort und befehl hat/ der hat auch keine macht dazu. Darum irren alle die jenige/ die von sich selbst lauffen/ dann sie koͤnnen nicht anders als nach dem gutduͤnckel ihrer hertzen/ oder nach ei- nes andern hertzen predigen. Summa/ ist es der HERR nicht/ so wird hier groͤblich gefeh- let und geirret. Die Schrifft zu predigen/ wie? das sollen wohl alle maͤnner und weiber/ wann sie nur ein gut ge daͤchtnis haͤtten/ und sich darzu begaͤben oder darauff legten/ auch thun koͤnnen. Es stehen oͤffters solche und hoͤren zu/ die einen bessern geist haben/ und dem volck mehr warheit aus ihrem gemuͤthe predigen koͤn- ten/ als der Prediger selbst/ welche auch/ wann man es nicht mit gewalt und unrecht verwehre- te/ sonsten oͤffters Nein sagen wuͤrden/ da sie Ja sagen. Was? ihr irret und mangelt des Geistes der warheit: (heist es) oder sie muͤssen sonst freundlich antworten/ nach deme er es gerne hoͤren oder gesagt haben will. Nun hat er gut machen/ dieweil er das wort allein hat/ und alles/ was er will oder vor gut haͤlt/ unge- straffet schwaͤtzet. Jn warheit/ was ich auch lobe/ so lobe ich doch das nicht. Will man die leute so fromm machen? das volck auff den weg der warheit fuͤhren/ das gemuͤth gewiß- und das gewissen frey machen? Jst das die leh- re CHristi oder Pauli? Haben die Apo- stel das gewolt? nemlich/ daß einer die sprache oder das wort ungepruͤffet und ohne frage und antwort solle allein haben? Wie? Dem HERRN selbst ist es in seinen pre- digten nicht so wiederfahren/ er hat bescheid und antwort in seiner lehre denen/ die ihn fragten/ gegeben: Diese aber wollen es nicht/ daß es geschehe/ und kehren sich nicht daran/ daß die Thessalonicher die Schrifft untersuchten/ ob sie es auch so in sich hielte/ was Paulus predigte/ und er war ihnen darinnen gar nicht zuwieder. Ja/ moͤchte jemand Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Jor. Tract. von gottl. oder ungerechten jemand sagen: Es ware damahls eine andere zeit/ und hatte eine andere ursache/ nemlich das gesetz zu verlassen/ das ihnen doch ewiglich zu halten auff den tod geboten war: Es wur- de aber dadurch nicht gebrochen/ sondern be- festiget und gestaͤrcket/ darum schiene das nicht vor sie/ weil sie fleischlich und ohne verstand waren/ und allein auff den buchstaben/ nicht aber auff den Geist sahen. Doch sagt der Matth. XXIII. 1. HERR selbst: Auff Mosis stul sitzen die Schriffegelehrten/ alles/ was sie euch sagen/ das thut. Diß scheinet gleich- wohl gegen sein eigen wort. Dann so er nichts anders zu sagen oder zu lehren haͤtte/ haͤtte er nicht kommen doͤrffen und mit seiner lehre solche zwytracht gemacht haben. Aber weil seine leh- re das gesetz staͤrckte (wie Paulus auch saget/ das gesetz zu befestigen) gebeut er recht die jeni- gen/ die auff Mosis stul sassen/ zu hoͤren. Dann ob er gleich nach dem gesetz buchstaͤb- lich nicht selbst thaͤte/ keine ceremonialische dinge/ Sabbathen/ Neumonde/ Feyerta- ge/ Jahrzeiten und Beschneidung lehrete oder hielte/ so bestaͤttigte er gleichwol durch den dienst CHristi das gesetz. Aber das ware den Juden so nicht weiß zu machen; eben wie noch heutiges tages/ so man die aͤusserliche cereinonien/ das Wasser-Tauffen und Nacht- mahl des brods nicht mehr verwaltete/ son- dern das rechte wesen (das dadurch bezeichnet und außgesprochen wird) einfuͤhrete/ die leu- te meynen solten/ sie waͤren keine Christen. Dann sie vertrauen auff das fleisch/ und ver- lassen sich auff das sichtbahre/ wiewol es als stuͤckwerck vergehet/ und in dem wahren we- sen auffhoͤret/ das ist/ wann das vollkom- mene kommt/ so muß das unvollkon mene weichen. Doch mag es vor dem tage/ des HERRN auffgang/ und vor der zeit der verneuerung ohne ein mehrers oder bessers nicht verlassen seyn. Darum sehet hier nun an die langmuͤthigkeit CHristi und die gedult der Heiligen/ die sich gantz still unter die ge- ringsten als knechte halten muͤssen/ biß daß der HERR der welt/ und der grosse Hirte der schaaffe auffstehet/ und das urtheil zwi- schen den schaaffen und boͤcken haͤlt. Jnzwi- schen muß sich der arme leiden/ alle untugend uͤberhoͤren/ und seinen mund mit schweigen fuͤllen/ angesehen die gewalt und das unrecht noch uͤberall die herrschafft hat. Doch/ wann es keine werckzeuge wider die warheit und wider die frommen haͤtte/ so muͤste es gantz unter ge- hen und zu schanden werden. Aber das wollen desselben Patronen oder die ungerechte Prediger nicht/ sintemal sie daher darben und in ihrer ehre verringert wuͤr- den; deßwegen beschirmen sie ihr reich mit ge- walt und wehren sich nicht mit recht/ treue/ warheit und gerechtigkeit/ (eine feine Goͤttli- che art) sondern mit feuer und schwerdt. Se- het/ was vor verdruß diß den Engeln und lieb- habern der warheit ist/ daß sie wider ihren danck das volck muͤssen verfuͤhren und ver- schlingen lassen/ weil sie ihnen nichts anders wollen sagen lassen/ ob man ihnen das schon noch so wohl goͤnnete/ so wollen doch diese Prediger nicht/ daß es geschehe. Aber/ haͤt- ten sie die weltliche Obrigkeit nicht auff ihrer seite/ sie solten so frey nicht darmit durchge- hen/ sich unterstehen GOTTES wort so zu beluͤgen und so ungleich ohne straffe zu han- deln. Was zeiget aber das an? daß sie nicht Apostolisch sind/ noch CHristo angehoͤren/ wiewol sie doch den besten namen darvon ha- ben/ uͤberall diener der kirchen sind/ und das predigen und lehren frey und ungestrafft ha- ben wollen. Sehet/ ob sie nicht diese sind/ die sich selbst oben an uͤber tische und an Chri- sti statt/ als bottschaffter CHristi/ gesetzet haben/ so aber noch am untersten orte wer- den sitzen muͤssen. Sie predigen wohl im- mer viel von andern/ nemlich/ daß sie den Pabst schelten/ die Moͤnche laͤstern/ die Taͤuffer verdammen/ die Papisten verach- ten/ Summa/ wie dieser und jener gefeh- let oder geirret/ was die und die gelehret/ geprediget und gethan haben/ aber ihrer ei- genen lehre/ worte und wercke/ darinnen sie selbst irren/ vergessen und verschweigen sie; Sie predigen wohl eines andern fehler/ wie nemlich Adam uͤbertreten/ Eva sich lassen be- triegen/ Cain den Abel todtgeschlagen/ was vor grosse suͤnden dieser und jener in der Schrifft gethan/ daß Matthaͤus ein offen- bahrer suͤnder/ Thomas zweiffelhafftig/ Pe- trus ein armer fischer gewesen und den HErrn CHristum verleugnet/ Judas ihn verrathen/ Paulus ihn verfolget; Weiter/ wie der Koͤnig David chebruch/ todschlag und hof- fart mit zehlung deß volcks begangen/ u. s. f. Diß und dergleichen tracti ren sie wohl/ a- ber sich selbst vergessen sie mit willen/ recht als ob sie froͤmmer oder unschuldiger waͤren dann diese. Sehet/ diese und dergleichen unverstaͤndige/ kindische/ blinde sachen/ o- der die historische/ Biblische geschichte/ auch was vor zeichen und wunder der HERR ge- than habe/ gehen davor/ womit die zeit in dem geschwaͤtz mit prahlichten/ eytelen worten hin- gebracht wird. Aber so hat Paulus und Petrus Christum oder sein Ev angelium nicht geprediget/ son- dern aus seinem hertzen/ aus dem Geist hat er das wort seines Evangelii/ so viel ihm von GOttes gnaden darzu gegeben ware/ nach gelegenheit der zeit vorgetragen/ und nicht aus dem todten buchstaben; gieng auch nicht mit neuen erdichteten schoͤnen worten menschlicher weißheit/ sondern mit beweisung des Geistes/ der krafft und der warheit umb/ welches der HErr an allen den jenigen/ die er sendet/ glei- cher weise und nicht weniger/ zur letzten zeit be- weisen will/ nemlich/ mund und weißheit ihnen Ezech. XXIX. 21. zu geben/ welcher niemand wird wiederste- hen koͤnnen. Mercket was das gesagt ist. Wer dann nun von GOTT gesandt/ und mund und weißheit CHristum wuͤrdiglich zu predigen hat/ deme wird wohl geluͤsten/ ja belieben/ wollen und begehren/ daß solches (so oben gemeldet) von gutem hertzen ge- schehen moͤge/ sonsten wuͤrde es nicht beste- hen/ nemlich/ daß sein wort so wohl dis- putirlich gemacht und wiedersprochen wer- de/ als wiederkaͤuet oder wohl gepruͤffet/ und so es wiederleget/ dann gefraget/ und auff diese art moͤchte beantwortet werden/ nemlich/ predig- und von den frommen oder rechten Predigern. predigte er aus der schrifft/ daß man die schrifft untersuchte und wuͤste/ ob sie solches in sich hielte/ wie die Thessalonicher taͤglich gethan haben; predigte er aber aus dem Geist/ daß man den Geist aus den Geist pruͤffen duͤrffte/ oder ob er aus GOTT CHristum in der war- heit vortruͤge. Hiervon gibt Paulus eine ord- nung/ und lehret sie/ wie sie sich in dem hause 1. Cor. XIV. 23. GOTTES verhalten und untereinander be- gehen solten/ sagende: So die gantze ge- meine an einem ort zusammen kommt und redeten alle mit zungen/ verste- hets/ und es kaͤmen auch ungelehrte oder unglaubige hinein/ wuͤrden sie nicht sagen/ ihr waͤret unsinnig? So sie aber alle weissagten/ so wuͤrden sie Wolte GOtt/ daß sie al- le weissa- geten! von ihnen allen gestrafft oder geurthei- let werden. Ferner: So jemand mit zungen redet/ daß ihrer zwey/ oder auffs meiste drey seyn. Und noch weiter. Der weissager lasset 2. oder 3. reden/ und die andern lasset urtheilen. So aber einem andern/ der da (zuzuhoͤren) sitzet/ eine offenbahrung geschicht/ so schweige der erste. Jhr moͤget wohl alle weissagen/ einer nach dem andern/ damit sie alle lernen und vermahnet werden. Die Gei- ster der Propheten sind den Propheten unterthan. Denn GOtt ist kein GOtt der zwietracht oder verwirrung/ sondern des friedens und der einigkeit/ wie inal len gemeinen der Heiligen? u. s. f. Besehets nun/ nach welchem stuͤck wir solches sind/ wie unsre versammlungen und predigten damit accordi ren/ hats nicht eine hubsche gleich- heit? daß ja niemand hier ein mucksgen oder sonst was darwider sage! oder er wird in schimpff und schaden kommen/ oder viele her- tzen/ die den Prediger mit unverstand lieb ha- ben und guͤnstig sind/ verstoͤhren: Ja vielleicht mit einem predigstul auff seinen kopff geschla- gen oder zum wenigsten ausgeruffen oder be- stritten werden. Jst solche gemeine nicht wol versehen und gut an verstande in GOTTES wort gelehrt? Und das sind so ihre streiche. Wissen sie nicht huͤbsch der Aposteln ihre wei- se nachzugehen? Ey was vor liebe haben sie vor die warheit? was vor grosse sorge vor die luͤgen! O da sind bey ihnen keine diebe und moͤrder mehr/ o wir nicht/ man darff vor sie nicht forgen/ sie sind wohl verwahret/ wenn sie auch schon ohne reue stuͤrben. Was soll/ kan oder mag man hier zur besserung mehr bey- tragen/ als daß man zu GOTT beten/ flehen/ seufftzen und bitten moͤge/ daß er doch solches aͤndern und seine rechte weise und wahre erkaͤnt- nis uͤberall auff erden zulassen wolle/ damit die schaͤlcke und betrieger ein ende nehmen moͤgen/ welche/ so lange man sich der ewigen wahrheit nicht befleissiget/ GOTTES erkaͤntnis nicht gesuchet/ und GOTTES weißheit nicht lieb gewonnen wird/ kein ende haben werden/ ange- sehen der leitsmann oder Prediger blind und frembd von dem leben GOTTES und der rechten wahren erkaͤntnis CHristi ist. Es ist wahr/ er prediget CHristum wohl aus den men- schen/ aber nicht in den menschen/ und das allein mit dem namen und aͤusserlichen that. Seine zuhoͤrer hoͤren auch wohl gerne (wie es Histori- scher weise geschrieben ist) die aͤusserliche worte/ (ich weiß nicht woraus/ oder wodurch) aber ihre krafft begehren sie nicht/ gleichwie CHri- stus sagt: Mit dem munde nahen sie Jes. XXIX. 13. Marc. VII. 6. Tit. I. 10. sich zu GOTT/ aber mit dem hertzen sind sie ferne davon. Sie sagen: sie er- kennen GOTT/ aber mit den wercken verlaͤugnen sie es. Also sind sie eben solche Christliche zuhoͤrer/ als er ein Prediger ist/ der schuͤler/ wie der meister/ der sohn wie sein vater/ die tochter/ wie ihre mutter. Predigte er Chri- stum besser mit wahrer erkaͤntnis/ so wuͤrden sie auch bessern verstand haben und gelehret seyn. Denn das ist unmuͤglich/ waͤre der Prediger von CHristo gesandt/ er muͤste als sein eigentlicher knecht von ihm erkandt und ge- lehret seyn. Wie soll man denn aber (moͤchte jemand von diesen sagen) JEsum CHristum anders predigen? als daß er nemlich uns allen vom va- ter als ein seligmacher und Heyland des lebens zugesandt ist? und daß er vor uns gerreutzi- get/ gestorben und begraben/ am dritten tage aufferstanden/ darnach gen himmel gefahren/ sitzend zur rechten hand GOTTES als ein mensch/ also wieder kommen wird u. s. w. Und ferner: daß er alle unsere suͤnden/ schulden oder missethaten auff sich genommen/ den va- ter in oder durch sich versoͤhnet/ frey/ heilig und gerecht gemacht habe/ summa/ daß ers alles in allen vor uns ist: daß solcher uͤberall in der gantzen welt als eine froͤliche bottschafft solle verkuͤndiget werden u. s. w? zum theil sa- get ihr recht dran/ und ist also: aber gleichwol kennet ihr ihn in der krafft nach dem Geist und warheit nicht. Lieben kinder. JESUS Christus der Sohn GOTTES des Vaters ist damit nicht kund zu machen/ als nur mit den namen/ ist auch nicht so gering zu achten/ daß man seinen namen so geschwind oder verkehrt nimmt auszusprechen/ schweige den sinn und willen GOttes zu verstehen. Meinet ihr/ daß es gnug sey/ daß man glaube/ daß JESUS CHristus von Nazareth also fuͤr unsre suͤnde gecreutziget/ gestorben und begraben und am dritten tage wieder aufferstanden ist umb unser gerechtigkeit willen? oder daß wir uns duͤncken/ daß sein tod und leiden unserm tode und lei- den unempfindlich sey? Ferner: daß seine be- grabung und aufferstehung oder uͤberwindung die unsre sey? Jhr moͤgt es wohl glauben und euch duͤncken lassen/ aber so er nun nicht anders geprediget und nur aͤusserlich nach dem fleisch und buchstaben erkandt wird/ so werdet ihr von solchem glauben (wie man auch siehet) nicht einmal am hembde/ rock und mantel ver- neuret/ sondern auch nicht einmal umb ein paar schue/ ja umb einen neuen lappen auff eure kuͤs- sen verbessert werden/ d. i. so er euch nicht nach dem Geist und warheit aus dem Geist und war- heit ewiglich (verstehets) in einem auffrichtigen vollkommenen wesen geprediget wird/ und ihr ihn gebenedeyet durch die aͤusserliche predigt des glaubens in seinem lebendigen wort der krafft also geistlich annehmet/ nemlich in euch lasset wollen und wircken/ und also nach dem sinne GOTTES zu rechte bringen/ mit ihm/ in ihm und durch ihn in ein leben und wesen der war- heit zu kommen/ so werdet ihr eure seele nicht in der seligkeit-/ nein/ keine ruhe/ kein ewig warhaff- tig leben/ licht noch erkaͤntnis von GOttes ewi- A. K. H. Vierter Theil. X x ger weiß- Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten ger weißheit und warheit finden. Der seelen seligkeit ist in heiligkeit der gerechtigkeit geleget. Jhr sollet doch wol mit den traͤumern euch duͤn- cken lassen und sagen: Jch bin voll und satt/ reich und uͤberreich worden/ und bedarff nichts mehr u. s. w. aber ihr sehet nicht/ daß ihr elend Was gold kauf- fen heisse. jaͤmmerlich/ arm/ blind und nacket seyd. Jch rathe euch/ daß ihr (sagt der Geist) gold von von mir kauffet/ nemlich das lautere guͤldene le- bendige wort der gnaden und warheit/ das mit feuer durchfeuret ist/ auff daß ihr reich werdet/ und weisse kleider anthut/ damit die schande eu- rer bloͤsse nicht offenbahr werde; und salbet eure augen mit augensalbe/ auff daß ihr sehen moͤget/ welches aber nicht (so lang ihr noch fleischlich ge- siñet oder neidisch/ u. unglaubig seyd/ oder euch NB. selbst liebet und mit lust anschauet) geschehē kan/ biß ihꝛ das einfaͤltige woꝛt Christi duꝛch denjeni- gen/ den er euch gesandt hat/ annehmet und um- gekehret werdet als ein kindlein/ d. i. aufferstehet von den todten/ so wird euch CHristus/ das wort des lebens und der warheit/ erleuchten/ leh- ren und leiten koͤnnen in alle warheit. Geden- cket/ daß ichs euch gesagt habe. Sehet/ also prediget u. lehret ein rechter wah- rer diener der heiligen kirchen oder gemeine auff bann und busse/ auff galgen und rad loß/ der nemlich gesandt oder mit dem Geist gesalbt und angezogen ist/ und verkuͤndiget das wort mit weißheit und warheit/ welches er auch in seinem munde und hertzen/ nicht nur wie ein knecht allein in seiner hand hat/ denn das machet nichtlebendig oder fromm/ es befreyet/ reiniget oder heiliget auch die seele nicht; wiewol mans darumb doch wohl schrifftlich in der hand ha- ben/ hoͤren oder lesen mag; aber daß jemand meinen wolte/ er haͤtte GOTTES wahres guͤtiges wort gehoͤret oder gelesen/ der wuͤrde GOTT beluͤgen/ der warheit sehr weit fehlen und den HERRN damit verunehren und ver- achten. Wenn das GOTTES wort waͤre/ so wuͤrde der Prophet Jeremias nicht sagen zu denen/ die sich (wie diese) die heilige schrifft oder Jerem. IIX. 9. GOTTES wort zu haben beruͤhmeten/ daß sie nichts gutes lehren koͤnten/ angese- hen sie GOttes wort verwuͤrffen. Daß sie sichs nicht duͤncken liessen/ dieweil sies schrifft- lich hielten und einen andern lehreten. Weiter: so das GOTTES wort waͤre/ so solte kuͤrtz- Joh. V. 37. lich der HERR JESUS nicht zu den Juͤ- den gesagt haben/ daß sie die stimme seines Vaters nie gehoͤret/ noch seine gestalt gesehen haͤtten/ da sie ihn doch wohl gehoͤ- Joh. XIV. 9. ret/ und gesehen hatten/ denn der mich siehet/ (sagt er) der siehet den Vater. Waͤre er nun mit leiblichen augen und ohren zu sehen und zu hoͤren gewesen/ wie kommts denn/ daß er all- Joh. IV. 26. hier so spricht? Und dennoch spricht er: Jch bin eben derselbe/ der ich mit euch rede. Wer nun den sinn oder verstand GOTTES von der schrifft nicht hat/ der weiß und hat auch weder GOTTES wort noch seine krafft NB. nicht. Denn GOttes wort ist kein gesprochen/ sondern ein einig selbst sprechendes wort/ le- bendig und kraͤfftig/ welches GOTTES voll- kommenen willen und krafft/ alsobald/ wenn es von ihm ausgehet/ auch thut; und wo es auch hingesandt kommt oder empfangen wird/ alda richtet es auch die gedancken und sinnen des her- tzens. Dahero wird es von keinem knechte/ ja von niemand in seiner vollkommenen art/ sinn und Geist/ d. i. mit seinem heiligen verstande ans licht bracht/ als der erst selbst davon vorge- bracht oder gebohren ist. Nun sehet/ was das gesagtist/ und merckets/ obs recht sey. Sehet/ dieselben Lehrer oder Prediger wer- den nichts/ als ihres HErrn und Vaters preiß alleine suchen und recht wollen/ ja geluͤsten und begehren/ daß sie alle/ nicht 3. oder 4. von solchem sinn und willen (oder zu demselbigen) lustig waͤren/ daß sie die speise mit ernst zur besserung pruͤfeten/ und wenn sie sie gut und auffrichtig befinden/ in sich aͤssen/ nemlich empfiengen und seine wirckung oder eingang wolten haben las- sen/ auff daß sie nicht allein weissagten/ son- dern auch selbst Gottes kinder werden moͤch- ten. Alle solche redliche diener oder wahre Ge- sandten wollen nicht/ daß ihre reden oder lehren aus ihrem munde allein in der kirchen oder in der Stadt blieben/ sondern daß sie zu einem urtheil uͤberal frey (so mans hoͤren wolte) erzehlet und in schrifften ausgehen moͤchten/ so gewiß sind sie/ daß ihnen nichts darwider gelehret oder mit warheit mag wiedersprochen werden. Denn ihnen ist ein mund und weißheit gegeben/ dem niemand widerstehen mag/ deswegen sind sie so gerne damit im lichte. Aber ihr werdet befin- Jesa LIII. und LIX. Jer. IX. den/ daß man nichts weniger zulassen will/ als dieselbigen ans licht (der warheit gleichfoͤrmig) zukommen/ es sey denn sie zu fangen oder faͤlsch- lich zubeschuldigen: und das umb nichts an- ders/ als weil bey ihm die warheit/ das gesichte des erkaͤntnisses gutes und boͤses ist. Und so lange die luͤgen und ungerechtigkeit auff erden domini ret/ wird sie ihre diener dazu reitzen/ daß sie die warhafftigen und gerechten aus dem we- ge raͤumen; Nicht umb ihrer aͤusserlichen perso- nen halben/ sondern umb der gerechtigkeit und warheit willen/ die in ihnen sind/ und das noch mit einem solchem falschem schein/ als woltē sie sie umb der luͤgen willen weg haben. Denn der Teuffel/ die luͤgen und ungerechtigkeit hat kel- nen groͤssern und maͤchtigern feind/ als die war- heit/ und die sie verthaͤdigen. Er sorget immer vor seinen sitz oder residen tz/ daß der mensch moͤchte von ihm frey gemacht und entzogen wer- den/ darum thut er/ in und durch seine diener sei- nen mund so weit auf zu laͤstern und ist mit allen seinen frommen starcken anhaͤngern oder treuen dienern eben deswegen so blutgierig/ schnell zu verderben und umbzubringen/ dabey man leichtlich sehen und urtheilen mag/ welches CHristi oder Belials und des Anti-Christi diener sind. An ihren worten sind sie zu er- kennen. Denn ein diener CHristi suchet alles/ was todt ist/ lebendig; was siech ist/ gesund; was kranck ist/ starck zu machen; was verfuͤhret ist/ zu rechte zu bringen; was verwundet ist/ zu hei- len; und vertraͤget die unglaubigen und boͤßwil- ligen biß ans ende mit gedult/ da sie GOtt selbst durch seine engel ausrottet/ nemlich das un- kraut/ die kinder derhoßheit/ die nichts als boͤ- ses wollen und thun: bittet auch vor diejeni- gen/ die ihm leides anthun; wuͤnschet gutes denen/ die ihm boͤses goͤnnen/ und liebet die/ so ihn aͤusserlich hassen; An welcher boß- heit/ haß und neid gut zu spuͤren ist/ wer dessel- ben diener oder werckzeug ist. Aber also sind die andern nicht gesinnet/ wollen auch nicht (als diese und von den frommen oder rechten Predigern. (als diese wollen)/ daß ihre zuhoͤrer sie am ver- stand uͤbertreffen/ ja so bequem zu lehren und und predigen werden moͤchten/ als siezu Laͤy- en/ und keine Priester zu bleiben. Ferner wollen sie auch nicht/ daß sie ernstlicher als sie darnach lebeten/ von sich selbst gantz ausgiengen/ der welt abstuͤrben und allem fleisch entgegen waͤren/ sondern daß sie ihren weg giengen und nur leb- ten/ wie sie/ d. i. ihre nachfolger waͤren und die lehre nicht hoͤher als sie zu hertzen naͤhmen. Diß ist allerdings wahr/ ja daß auch das volck damit wol zu frieden und ihm recht gedienet ist. Denn eine jede hacke findet ihren stiel/ der topff seinen deckel/ das weid ihren mann/ der leib sein haubt. Daher auch der diener wieder mit allem wohl zu frieden ist/ wenn er nur findet ein leben seiner hand und nach des volcks sinn predigen/ ein still gemaͤchlich leben fuͤhren und den groͤsten hauffen zum freunde haben kan/ so wirder nicht muͤde/ und sorget der Lohn-Prediger oder der miedling (meine ich) nicht weiter/ wie es mit dem hause gehet oder mit der kirche stehet/ ob die kirche die rechte/ und die gemeine tugend- hafft/ glaubig und fromm im leben ist oder nicht/ es gilt ihm gleich viel/ sie mag auch einen namen haben/ wie sie will/ sie ist gleichwol seine kirche und seine gemeine/ und wenn er nur ihr Leh- rer u. Prediger bleibet/ so hat er all gnug daran: wenn sie nur fleissig zur kirchen kommen/ ihn gerne hoͤren und die messe sehen/ so wuͤnschet er ihm keine bessere schaaffe/ und sie auch keinen an- dern hirten: sie moͤchten auch keinen bessern in ihre augenkriegen/ so wohl passen sie recht zu- sammen. Verschlinget und verfuͤhret er gerne/ sie lassen sich gerne verschlingen und verfuͤhren von ihrem hauß oder kirchen in die schencke. Solche dinge gehen taͤglich bey etlichen (sage ich) vor/ ja vielmehr/ das mir nicht zu erzehlen geluͤstet/ weil es taͤglich vor augen kund und of- fenbahr ist. Solten das und die sothanige sind/ die gesandten oder gesalbten Christi und GOt- tes diener seyn? die gemeinen zufuhren/ und ihnen ihre seelen anvertrauet werden? Ja wenn sie so lieb uͤbel als wohl fuͤhren/ so durffte man umb keinen bessern bitten und sich nach keinem an erm umbsehen. Denn wenn die butter nichts taug/ ist das saltz allzu schier gut gnug. Wie denn der Herr ist/ so wird der knecht auch seyn/ wie die frau ist/ muß die zoffe oder magd auch seyn: nemlich so sie huͤbsch/ herrlich oder rein seyn/ und gerne was schones sehen/ so muͤs- sen ihre diener und maͤgde das hauß und alles/ was dꝛein gehoͤꝛet/ auch schoͤn und reinlich haltē/ thuns auch gerne/ nachdem sie dazu gewehnet oder gelehret sind/ solchen leuten recht wohl auffwarten. Eben also gehet es mit den redli- chen dienern des hauses des Herrn; sie moͤgen nichts boͤses weder an sich selbst noch an andern leiden/ auch keine unreinigkeit/ flecken oder ma- ckel oder verderbnis der seelen sehen/ sondern thun alles boͤse/ wo sie nur koͤnnen/ davon/ und alle aͤrgernisse und anstoͤsse aus dem wege: Sie machen bahn und raͤumen den weg vor das volck des HERRN/ d. i. sie bereiten die her- tzen der glaubigen und thun alle eigen-weißheit/ ungiauben/ hoffart/ stoltz und guͤlduͤnckel aus dem wege der glaubigen hertzen und allen eigen- verstand und selbst-willen weg/ angesehen diese dinge anstoͤsse und aͤrgerniffe machen gegen dem HErrn/ und einen ungebahnten/ wilden/ wuͤ- sten weg/ der durch die rechte wahre treue diener CHristi von GOTT muß ausgegaͤtet/ gerei- niget und gesaͤubert/ recht und schlecht/ eben und gleich gemachet werden/ ja zu einer heer- oder land-straasse und passagie/ welche ein heiliger weg wird genennet werden/ weil kein unreiner drauff gehen soll: Ja so der unwis- sende darauff oder darnach gehet/ wird er nicht irren noch sich fuͤrchten duͤrffen/ sintemal kein Loͤwe noch reissend thier darauff wird gefunden werden/ sondern man soll frey und sicher gehen. Sehet/ also werden die verkaufften des HErrn (verstehets) wiederumb gen Zion kommen/ mit jauchtzen/ ewige freude wird auff ihrem haubte seyn/ froͤlich- und vergnuͤgsamkeit wird bey ih- nen seyn/ alle schmertzen und seuffzen (die sie in der gefaͤngniß des Teuffels und kercker des to- des gehabt haben) werden weggenommen und nicht mehr gehoͤret oder gesehen werden. Nun sehet und urtheilet recht alles/ was ver- stand/ weißheit und warheit liebt/ ja einige red- lichkeit hat/ welches die rechten diener CHristi und Prediger sind, und wen man hoͤren/ glau- ben und nachfolgen soll/ entweder denen/ die nach ihres hertzens gutduͤnckel aus der buch- staͤblichen geschriebenen schrifft und aus den vorgemachten sermonen/ oder denen/ die aus dem munde des HERRN/ nemlich aus dem geiste und wahrheit predigen? Fuͤrwar/ es weist sich selbst/ und ist keines bedenckens oder bera- thens noͤthig. Es ist wahr und stehe ich euch das auch zu/ daß man so lange bey der rechten unver- faͤlschten schrifft bleiben/ und daraus allein pre- digen soll/ biß sich der HErr uͤber die erde erbar- met und jemand mit seinen heiligen Geist sal- bet und sendet/ dem er seinen sinn und wort of- fenbahret/ auch nach gelegenheit der zeit zu er- kennen gibt und anweisung thut/ wie wir zu unserer zeit leben und thun sollen. Denn obgleich etliche sagen wollen: wir duͤrf- fen auff kein ander wort oder stimme warten/ welche uns/ was recht ist; ansaget/ wir wissen schon was recht ist/ und haben die heilige schrifft vor uns (wie der Prophet von diesem volck sa- get) so ists doch eitel luͤgen (spricht der HERR) was die Schrifftgelehrten se- tzen. Darum muͤssen alle solche Lehrer zu schan- den/ verstrickt und gefangen werden in ihren reden. Denn wie kan jemand was gutes leh- ren/ so er des HErrn wort verwirfft/ d. i. selbst nicht gut ist und in eigen-weißheit und selbst- willen stehet. So wird man ja endlich hoͤren/ wer die schrifft recht theilet und verstehet/ und wer Gottes wort hat oder nicht/ welches vorhe- ro gnug erzehlet ist. Es ist voraus offenbahr/ daß die schrifft in ihrem sinn einem verschlossenen Hebreischē oder Teutschē buche gleich ist/ so von keinem/ wenn mans ihm schon auffthut oder auslegt/ kan verstanden werden/ er sey denn ein geborner Hebreer oder Teutscher/ oder vollkom- men darinn gelehrt. Und ob man schon (vermit- telst der zertheilung oder uneinigkeit in der ver- stoͤhrung Babels) vielerley Sprachen oder gleichnisse findet/ so findet man doch nur einen einigen rechten wahren Geist/ wort/ sinn und meinung Gottes in ewigkeit/ wozu wir alle kom- men/ von ihm lernen/ nehmen und empfangen muͤssen und von keinem andern mehr. Denn man soll oder kan nur einen vater und mut- ter haben/ und ist also im Geiste/ gleichwie im A. K. H. Vierter Theil. X x 2 fleische/ Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Dav. Joris Tract. von gottl. oder ungerechten fleische/ und so wohl auswendig/ als wie inn- wendig. 3. B. Mos. XIX. 19. Der vermengte saame ist darum in der figur verboten/ uñ es kan und gebuͤhret sich auch nicht anders zu seyn/ darum so lange der mann noch kindisch uud zum alterthumb des mannes noch nicht kommen ist und zum vaͤterlichen wesen/ ist er untuͤchtig/ ein vater der kinder zu seyn. Und weil sein saame (nemlich sein wort) noch unge- laͤutert und nicht vollkommen ist/ kan man nicht darauff bestehen oder sich darnach richten/ weil ers saget; Es sind nur noch lernende lehren u. un- erfahrne reden/ dem stuͤckwerck noch nicht gleich/ darumb nimmt sie GOTT der HERR in ewigkeit nicht zu seinen zeugen. Denn sie reden/ das sie nicht wissen/ und zeugen/ was sie nicht gesehen noch gehoͤret haben. Nun ists ja wahr/ daß niemand von der wahrheit oder geistlichen himmlischen dingen zeugen kan/ als mit wahr- heit und aus dem gesichte derselben wahrheit/ wahrheit/ die er bezeugen oder verthaͤdigen will. Denn es gibt ja wohl eine natuͤrliche probab le wahrheit der irrdisehen dinge; aber die ist nicht der himmlischen/ welche/ wie die ewigkeit die ver- gaͤnglichkeit uͤbertrifft/ auch weit uͤber die irrdi- schen gehen/ wiewohl sie jetzt und allezeit von den irrdischen/ gleichwie Jsaac von Jsmael ver- spottet/ und wie Jacob von Esau verfolget und gehasset wird. Also ist dann kurtz umb mein beschluß/ daß die rechten wahren diener/ so sie insonderheit gegen den andern erscheinen solten/ wuͤrden gut zu erkennen/ ja wie das licht aus der finsternis zu unterscheiden seyn/ wenn ihnen frey zu reden zugelassen wuͤrde wie denen andern/ die menschlicher weise gelehrter/ hoͤher und hoch- loͤblicher von ansehen sind. Aber von oder durch dieselben darff man das rechte wahre wort Chri- sti nicht erwarten/ sondern von denen/ die ohne ansehen und umb der warheit GOTTES willen verachtet/ verschimpffet/ gelaͤstert/ aus- gestossen und vor nichts geachtet/ ja unmuͤn- muͤndig/ ungelehret und der welt zu geringe sind/ denn dadurch will GOTT die geheim- nisse seines reichs und sein lob aussprechen. Es wird sich in ewigkeit nicht anders befinden. Aber weil es jetzo eine so boͤse und sorglose zeit ist/ in welcher die luͤgen der richter/ und die unge- rechtigkeit der regente ist/ muß der kluge vornem- lich schweigen/ und der arme/ der allein auff dem HERRN siehet/ sich leiden/ seine seele mit ge- dult langmuͤthig besitzen/ biß daß die bestimmte zeit und der tag des abfalls umb/ und aller ty- ranney geendiget ist. Es waͤre zwar noch viel mehr von der rechten art der diener CHristi und Belials hier beyzubringen/ wie vaͤterlich nem- lich jene/ wie langmuͤthig/ sanfftmuͤthig und freundlich/ wie barmhertzig/ guͤtig/ lieblich/ be- scheiden/ maͤssig/ wie weise/ sauber/ vorsichtig/ treu und wahrhafftig/ wie keusch/ gutwillig/ hungrig und durstig von hertzen sie nach des menschen seligkeit sind; die andern aber con- trair; verstehts. Aber vor dißmal hier all- gnug. Nehmts zu hertzen/ und bittet alle/ die ihr eine lust an GOTTES ehre/ lob und preiß habt/ daß der HERR die tage des leidens und jammers doch umb seiner außerwehlten willen verkuͤrtzen wolle zu lobe der herrlichkeit seiner gnaden uͤberall gebenedeyet in ewig- keit. Fragt euch jemand/ welches die redlichen wahren diener CHristi und der ewigen seligkeit sind/ so saget: daß es die neuen erstgebohrnen und alleraußerkohrnsten liebste soͤhne der ewigen wahrheit sind/ die ihrem HErrn GOTT nicht knechtlich/ sondern kindlich (wie das redliche weib ihrem manne) in der wiedergeburth nach- folgen. Nehmts zu hertzen. Ende. Ausgangen Anno 1544. Anhang. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre. Matth. XIII. 9. Jsts nicht also? daß einem Schrifftgelehr- ten bewust sey von der schrifft zu reden? Ja ge- wißlich wird sichs nicht anders befinden/ daß ei- ner nur von demjenigen/ damit er umbgehet/ zu reden weiß; als wer mit gaͤrten umbgehet/ der weiß von gaͤrtnerey zu sagen; wer mit och- sen/ schaaffen/ kuͤhen/ pferden/ oder anderm vie- he umbgehet/ der weiß davon zu reden/ und ohne das/ muß jederman davon schweigen/ wie wir auch mercken/ daß es sich gleicher weise mit allen handwercken also verhaͤlt. Es fehlt nicht umb eine syllabe. Aber was ist mir daran ge- legen/ als daß es sich in geistlichen dingen eben so verhaͤlt/ da auch niemand den neuen namen kennet/ denn der ihn empfaͤnget. Also ists auch mit fleisch und geist/ mit allen kuͤnsten und wis- senschafften in der theilung der wirckungen/ so auch niemand kennet oder weiß/ denn der es em- pfaͤnget/ erfahren oder geuͤbet hat. Wer sich in dem geiste des heiligen verstandes uͤbet/ der weiß (wie zuvor gesagt) allein davon zu reden. Wer sich in der buchstaͤblichen schrifft uͤbet/ der weiß ingleichen davon zu reden/ aber nicht wei- ter/ als er sich darinn geuͤbet und geist und ver- stand hat. Es ist unwiedersprechlich wahr- hafftig. Nun kan das unmuͤglich widerleget werden/ daß einer immer erfahrner/ kluͤger und ver- staͤndiger ist/ denn der andere/ wie wir in al- len aͤmptern befindlich sehen/ daß wohl viel Meister/ Doctores, Medici, Chirurgi, viel schreiber/ mahler/ gold- oder silber-schmie- de/ viel schreiner/ zimmerleute/ steinmetzen und andere handwercks-leute mehr/ item, kriegs- und acker-leute/ pfluͤger/ saͤemaͤn- ner und maͤher/ oder die mit ochsen/ schaaffen und anderm viehe umbgehen/ sind/ aber doch ist unter vielen uͤber all einer wohl der principal- ste und am besten erfahren und gelehrt. Wir sehen auch/ daß insonderheit viel mahler man- nergen mahlen nach andern maͤnnergen und darstellen/ aber keinen geist haben: woher kommt das? Weil ihnen das leben derselben art und geistes unbewust und nicht erfahren noch gelehret sind/ es ist ihnen viel zu scharff und zu hoch zu verstehen: doch ists noch was guts contraf eyt/ so erscheinet was draus/ aber der meister desselben weiß doch seinen fehler nicht und hats selbst nicht verstanden/ was vor ein verstand darinn verborgen ist/ darnach ers ge- macht hat. Sehet/ eben also ists auch mil den schrifft-weisen/ die zum Reiche GOttes nicht gelehret sind/ und doch des HERRN wort contraf eytlich ohne seinē geist vortragen. Es wird sich ewig nicht anders befinden, moͤcht es nur gesagt werden. Sie reden/ aber nicht aus GOTT ; und wie die unverstaͤndigen fuͤnstler die vorgemachie dinge abbilden/ so bringen und von den frommen oder rechten Predigern. bringen sie auch ihre Lehre aus der vorgeschrie- benen schrifft vor/ verbluͤmens und butzens so zierlich und schoͤn aus/ als sie koͤnnen: Aber damit sie es ausbutzen und schmuͤcken/ das ist (daß ihrs wisset) die rhetorica und dialectica und dann noch mehr mit frembden hohen spra- chen/ als Hebreisch/ Griechisch/ Lateinisch und andern schnarrichten sprachen/ davon es dennoch (obs gleich etwas scheins davon hat) kein leben oder verstand/ d. i. keine besserung da- her empfaͤngt/ gleichwie der mann von keiner- ley kleidern: Es ist wahrhafftig. Doch kan man sie auch dazu wohl brauchen/ nemlich die schrifft darinn zu beschreiben und nach gelegen- heit der zeit anzufuͤhren/ umb der kleinen/ kran- cken und unglaubigen willen/ sonsten aber ists unnoͤthig/ denn es verhindert und vermindert NB. nur GOTTES allmacht/ geist/ wort/ willen und werck/ und haben zu dieser zeit seinen mund verschlossen und zugebunden/ als die nicht wollen/ daß er nun/ gleichwie in vorigen zeiten auch reden und wircken solte. Jch sage euch mit aller wahrheit/ daß ihr alle achtung drauff habt/ oder sollet mit allen euren schrifften als rechte feinde/ nase- weisen und die GOTT meistern und beherr- schen wollen/ erfunden werden. Merckt ihr nicht/ o ihr schriffegelehrten/ daß sich hier- inn so groͤblich verlauffen/ gesuͤndiget und die groͤste boßheit begangen wird/ daß ihr GOTT nach eurem verstande schaͤtzet und achtet/ als ob er mit menschlichen zungen zu ehren/ und nun stumm waͤre/ und keine hand noch mund mehr haͤtte wie vor zeiten? Und euch uber diß noch unberuffen/ ungesandt und von dem Heiligen Geist unerfuͤllet/ ver- messet und beruͤhmet sein wort und willen zu wissen/ und andern unwissenden dieselbe recht- schaffen kund zu thun/ welches ihr selbst noch nicht wisset noch habt/ ja nicht begehret zu wissen oder zu haben/ weil ihr nicht erst wol- let seine schuͤler seyn. Das muͤsset ihr mir zustehen/ weil es geschrieben stehet; wo an- ders/ wuͤrdet ihrs doch leugnen/ das ist ge- wiß. Denn gleichwie ihr euch darinn/ wie auch in vielen andern stuͤcken (so sie eben nicht geschrieben/ und allerdings in buͤcher und brieffe verfasset/ sondern ausgelassen waͤren) gar groͤblich gegen dem HERRN redende und streitende befinden moͤget; also werdet ihr (ihr glaubt mir oder lassets) recht feind- lich dem geiste der wahrheit in den letzten ta- gen in seinen ausfluͤssen/ wort/ lehre und werck entgegen befunden worden. Jsts nun schon vergessen/ was Joel vor- her gesagt und Paulus geweissaget hat? O- der duͤnckets euch unrecht und zu Petri zeiten gantz erfuͤllet zu seyn? Jhr moͤget es immer- hin dencken. Aber ihr habt erstlich anders gesagt/ daß der geist des HERRN so reichlich uͤber alles fleisch solle ausgegossen wer- den/ daß soͤhne und toͤchter sollen weissagen/ die juͤnglinge und maͤgde gesichte sehen und vision en haben/ die aͤltesten traͤume traͤumen. u. s. w. Wird dieselbe zeit die letzte zeit genen- net/ so moͤgen wirs nun wohl die letzte tage nennen/ in welchen solches zu geschehen vor- her gesagt ist. Ferner/ es achtete Petrus und alle Apostel sich hiervon ein jeder nur ei- ner darunter zu seyn. Was seine prophezey- ungen davon sind/ kan man hier und dar vermercken/ nemlich nichts als wahrsa- gen/ zukuͤnfftige dinge verkuͤndigen und CHRISTUM zu bezeugen/ u. s. f. wie er denn nun gethan hat zu seiner zeit/ also soll ein anderer in seiner zeit auch thun. So sich aber jemand hievon beruͤhmen und einer von diesen zu seyn duͤncken wolte/ der wohl das gesprochene wort Petri/ in schrifften ver- fasset/ nicht bloß allein aus einem guten schatz seines hertzens vorbraͤchte/ der gaͤbe keine be- weisung seines geistes/ gleichwie Petrus des seinen/ und alle andere ein jeder insonderheit gethan haben. Sie redeten aus dem geist und nicht aus den buͤchern als nur zu weilen etliche spruͤche/ die sie anfuͤhrten/ so sie ehmals mochten gehoͤret oder gelesen haben. Aber das- selbe wort befestigten und bezeugten/ d. i. bekraͤff- tigten sie durch das wort ihres geistes/ und prie- sen den sinn und geist der herrlichkeit GOttes und die seligkeit den menschen hoch an. Wie? Jhr seyds nicht/ die da reden/ sondern der geist eures va- ters/ der durch euch re- det. Matt. X. 20. Es war GOTTES/ nicht der menschen wort oder werck/ der in veraͤnderung und vielheit nie zu klein ist; denn so der mensch solches so vermag/ warumb denn GOTT nicht? Doch es sey Apostel oder Pro- phet/ so haben sie allesampt ihr wort durch den HERRN empfangen/ und von dem HERRN/ und sind in sich selbst getrie- ben worden/ und habens nicht aus des andern munde vorbracht. Denn ein jeder hat zu sei- ner zeit aus seinem eigenem hertze/ sinn und gemuͤth durch den geist/ und nicht durch eines andern wort (sag ich) gere- det. Also soll und muß es nun nicht we- niger/ sondern so viel desto reichlicher ge- schehen/ weil GOttes herrlichkeit des letzten hauses weit uͤber des ersten gehen soll. Wer seyd ihr denn nun/ die ihr solches jetzt wehren und verneinen/ widersprechen/ schelten/ schmaͤhen und laͤstern duͤrffet? Schaͤmet ihr euch nicht? Habt ihr huren-stirnen bekom- men/ daß ihr so verhaͤrtet seyd? Fuͤrwar es kommt nicht auff eure klugheit und weißheit/ sondern auff eure gewalt und unrecht an/ dar- innen ihr stehet. Haͤttet ihr den beyfall und das ansehen der maͤchtigen nicht/ gelt/ ihr soltet es nicht einmahl dencken/ was ihr jetzt gar thut/ und ihr muͤstet wie asche gegen den andern vor dem wahren geist oder athem CHristi zerstaͤuben/ wie ihr denn noch sollet. Denckt drauff/ wenn es kommt und ge- schicht/ daß es euch zuvor gesagtist. Alsdann sollet ihr befinden/ daß ich aus dem HERRN/ aber nicht von mir selbst/ und hier nicht unrecht geredet habe: denn es ist unmuͤglich/ daß war- heit luͤgen und recht unrecht seyn kan. Es soll und muß also befunden werden. Jst nun je- mand zum Reich GOTTES gelehrt/ der wird aus einem guten schatz seines hertzens altes und neues koͤnnen hervor bringen/ und nicht die schrifft/ sondern GOTT angreif- fen und darumb anreden/ so ihm einig wort/ geist und sinn mangelt/ daß er/ (gebene- deyet) sein mund sey/ der seine veraͤnderung nach der zeit unserthalben glebt/ und das wort/ so nun zur letzten zeit von den schlechten und auffrichtigen/ wie in der ersten vorgebracht wird/ soll so hoch/ gut/ heilig und warhafftig zu achten/ ja so vielmehr zu halten seyn/ so viel mehr X x 3 sich Th. IV. Sect. II. Num. XLVI. Dav. Jor. schrifft von Gott. u. des mensch. erkaͤnt. sich GOtt darinn als vor zeiten verklaͤret; und das geschicht nach dem geist seiner heiligen ewigkeit/ hoheit und schoͤnheit/ in welchem alle geheimnisse oder verborgene schaͤtze seiner weiß- heit/ erkaͤntnis und verstandes verborgen liegen/ und vor niemandē/ als vor die geistlichen wahrē kinder des allerheiligsten glaubens bereitet sind. Es kan und mag auch nicht anders seyn/ daß die kinder mannes reden/ mannes hosen/ schuhe o- der kleider tragen moͤgen/ sie muͤssen denn erst maͤnner von einem manne (GOTT) kommen seyn/ den niemand kennet/ weiß/ noch ver- stehet/ denn der von ihm gebohren/ gelehrt und an den sinnen veraͤndert und verneuret/ und zu seinem alterthumb des verstandes kommen ist. Nun urtheilet ihr weise/ edle/ redliche und verstaͤndige/ die die warheit und treue lieb ha- ben/ ob diese reden recht oder unrecht/ wieder- sprechlich und falsch zu beweisen sind/ oder nicht/ darnach wird sich ein jeder zu- oder abkehren/ mit oder gegen die widersacher der warheit seyn und GOTT seine rechte ehre/ lob und preiß ge- ben koͤnnen/ so ihme von uns allen zukommt. Amen. Diß muß ich noch darauff sagen/ daß ich lie- ber ein wort oder fuͤnff aus dem geist hoͤre/ denn zehen tausend aus der buchstaͤblichen schrifft. So weit uͤbertrifft der geist den buchstaben. Vale. NUM. XLVI . David Joris schrifft von GOttes und des menschen erkaͤntnis sampt ih- rer beyder fruͤchten. Jm B. der weißh. XV. Cap. v. 3. GOTT kennen ist eine vollkommene gerechtigkeit/ und seine macht wissen ist die wurtzel der unsterblichkeit. Hoͤret zu/ die ihr GOTTES erkaͤntnis su- chet/ oder euch dessen beruͤhmet/ und einer von seiner gemeine/ schweige sein kind odeꝛ dieneꝛ seyn wollet. Ein jeder der sich GOTTES erkaͤntnisses ruͤhmet/ ehe er zu seines Teuffels oder sein selbst erkaͤntnis kommen ist/ der belieget und betrie- get sich selbst und die jenigen/ die ihm glauben/ vertrauen und nachfolgen. Denn das gute wird nicht als aus dem boͤsen/ wie das licht aus der finsternis/ der tag aus der nacht/ das suͤsse aus dem bittern erkannt. Es bleibet unwieder- sprechlich. So nun jemand zu GOTTES erkaͤntnis lust hat/ oder dasselbe begehret/ suchet/ darnach jaget oder stehet/ der muß sich uͤber sich selbst nicht verwundern/ wenn man ihn zum erkaͤnt- nis sein selbst einleiten oder bringen will/ dieweil er ohne das nicht zu GOTTES erkaͤntnis kommen kan/ und sich selbst erst auff allerley weise untersuchen/ und als einen weg durch oder vorbey wandeln und uͤberleiten muß/ che er zum ewigen eingang nahen und das morgen- licht GOTTES erkaͤntnis in dem angesicht CHRISTI schauen kan/ welches ohne den allerheiligsten glauben (GOttes ewiger krafft) nicht geschehen mag. Darumb/ wer wahrhafftig zum erkaͤntnis GOTTES kommen ist/ der hat sich selbst sampt der welt uͤberwunden und Victorie und beruͤhmung wider den Tod und die hoͤlle; an- gesehen die suͤnde allda keine herrschafft mehr hat/ er lebet allein der liebe ohne gesetze/ und wird daher nimmermehr bey dem HErrn beschuldi- get oder von jemanden verurtheilet Er aber (nachdem er wahrhafftig aus GOTT geboh- ren ist) beschuldiget und richtet alle dinge wohl; er aber mag von niemanden gerichtet oder be- schuldiget werden/ weil er kommen ist zur war- heit und in dem geist aller gerechtigkeit/ allwo kein gesetz gegeben ist/ sondern vollkommene rechtfertigung/ freyheit und artzney. Wer dazu kommen ist/ der kan dasselbe/ und niemand anders/ recht mit wahrheit be- zeugen. Sehet/ also ist umb einen solchen wohl zu bitten/ und selbiger bey dem zipffel zu fassen/ mit ihm zu gehen/ als welchem GOTT und der weg bekandt ist/ sonsten aber niemanden. Und demselben soll und kan man glauben hoͤren und ohne nachdencken oder murmeln nachfol- gen/ weil er glaubhafft und getreu/ auch ein zuhoͤrer und nachfolger GOTTES ist/ welchen der HERR schon zu seiner zeit an seiner zunge und sprache wird bekandt machen/ und im lichte zu sehen geben zu lobe der herr- lichkeit seiner gnaden. Nachdem ich denn nun glauben/ mund/ weißheit/ erkaͤntnis und verstand insonderheit von GOTTES gnaden/ und diß auszusprechen zu rechter zeit/ mercklich empfangen habe/ soll und muß ichs zur besserung und erbauung des leibes CHristi als ein licht und verborgenen schatz des hertzens hervorbringen und nicht verschweigen; und alle wege mein hauß in acht nehmen/ verse- hen/ beschicken/ versorgen/ das beste ra- then und lehren/ vermahnen/ bestraffen/ uͤberzeugen und unterweisen/ damit es dein HERRN als ein hauß GOTTES nuͤtzlich und bequem werde/ welches vor und uͤber alle dinge im geist und warheit muß be- schleuniget und weggenommen seyn/ sonsten wird alles andere gezimmere/ versorgung/ huͤlffe und bewahrung nichts gelten weder im fleisch noch buchstaben/ so der HERR nicht den vorgang hat. Denn es ist kund/ daß der schoͤpffer vor dem geschoͤpff/ die kunst vor dem kuͤnstler/ die weißheit/ erkaͤntnis und verstand vor den weisen und verstaͤndi- gen/ das licht vor dem gesichte/ die krafft vor dem starcken/ der mann vor dem weibe/ das weib vor dem kinde und der Herr vor dem knechte gehet. Wenn dann nun das wahr ist/ so soll und muß es allerdings erst bedacht seyn/ wenn anders das/ so da- durch beschicket oder vorbracht wird/ erschei- nen und hervor kommen solte; ists nicht recht? Wie nun der mann ist/ so ist auch seine krafft/ und wie der meister ist/ so ist sein werck; wie der vatter/ so ist der sohn/ wie die mutter/ so die tochter; kommt der Lehrer von unten her/ so ist seine lehre eitel oder vergaͤnglich: kommet er von oben/ aus dem Allerhoͤchsten/ so gehet und blei- bet er uͤber alle; ist der Herr oder mei- ster noch ein kind/ so ist seine lehre auch kin- disch oder knechtlich/ welche kindische unvoll- kommene dinge alle auffhoͤren muͤssen vor dem vollkommenen. Nun kan ja aber niemand das voll- sampt ihrer beyder fruͤchten. das vollkommene hervor bringen/ muß es erst/ wie ein faß den wein/ in sich selbst haben/ weil er anders dassellbe ausgeben oder vorbrin- gen koͤnnen: und das kan nicht anders seyn/ sag ich/ als ers in sich hat. Also soll und muß der glaubige mensch besonders GOtte (der ein HERR und schoͤpffer des himmels und der erden/ den er vor seinen vater ruͤh- met) zu willen und gehorsam vor sich selbst seyn und seines HERRN wort/ nicht aber eines andern schuldig zu thun bleiben/ nach dem seines gleichen weder im himmel noch auff erden ist/ und allein weißheit/ erkaͤnt- nis/ verstand und macht zu allen dingen mit vorsichtigkeit/ bescheidenheit und ordnung hat. Denn obschon jemand seiner nicht achtet/ noch in wuͤrden und ehren hat/ sondern sich selbst oder einem menschen leiblich mehr folget/ so kan oder vermag doch weder er noch sonst je- mand ohne ihm etwas. Es sey zimmern/ ackern/ zaͤunen/ pflantzen/ saͤen und maͤhen/ ja al- les was er nur beginnet von freyen/ heyrathen und kinder zeugen/ kauffen oder verkauffen/ das muß GOTT benedeyen und seinen wachs- thumb oder befoͤrderung geben/ oder es hilfft alles nichts/ was nur der mensch mit ver- schmaͤhung GOTTES will und thut; hat man den HERRN zu wider/ der zu allen din- gen macht in haͤnden hat/ so ist/ es sey gezim- mert/ gepflantzt/ verzaͤunt und gesaͤet/ al- les verlohren/ wie man an Jsmael nach dem fleische sehen kan. Wenn nun das solte ver- wirret oder verderbet werden/ so hats ein ge- ringes ansehen bey dem Herren/ aber was da- durch bezeichnet und ausgesprochen wird/ hat ungleich mehr in sich/ wiewohl darauff nicht gedacht noch nach gesuchet wird. Darum wer dem HERRN darinn dienen und gluͤcklich seyn wolte/ waͤre aber nicht weise und gantz von seinem erkaͤntnis frembd/ wuͤrde ihn da- durch nur entruͤsten und verachten/ die leibliche uͤbungen/ die so wenig nutzen/ zu hertzen neh- men/ und den Gottes-drenst von innen aus dem sinn setzen. Fuͤrwar/ ein jeglicher mags thun/ aber es soll euch zu keinem lachen gerei- chen. Denn alles/ woruͤber die leute muͤde worden sind/ soll verbrandt und zu nichte ge- macht/ und mit den fuͤssen zerstossen und zer- tretten werden: was so herrlich/ groß und koͤst- lich gehalten worden/ das soll auff allerley art gantz verworffen/ klein geachtet und vorbey gegangen werden/ und nicht allein ohne ehre/ sondern auch zur unehre/ schande und laster stehen und ein greuel anzusehen seyn/ de- nen die es geluͤstet/ geliebet und unterhal- ten haben. Darumb sag ichs euch voraus: werffet alle eure Goͤtter oder bulen von euren hertzen weg/ es sey mann/ weib/ kind/ vater/ mutter/ schwester/ bruder/ freund oder verwandter/ gold oder silber/ hauß oder er- be/ land oder sand/ kleider oder andere jube- len oder einiger hand dinge/ die ihr euch selbst gemacht/ euer hertze darauff gesetzet oder nach sich habt ziehen lassen/ und den HERRN dadurch vergessen oder euch gewegert/ und ergreiffet den HERRN GOTT euer licht/ leben und seligkeit: oder alles das andert (so ihr dabey bleiben und lust und le- ben darinn behalten wollet) wird euch/ das sag ich/ nicht helffen noch erloͤsen oder bey euch bleiben moͤgen. Darumb hanget dem HERRN von gantzer seelen an/ bequaͤ- met euer hertz zu dem/ der euch helffen/ er- retten und beschirmen/ und das leben ewig ge- ben oder nehmen kan; Jch sags euch/ lasset euch helffen aus der argen geburth oder ge- schlechte und in der zeit an den sinnen des her- tzens veraͤndern und verneuren/ ehe es zu spaͤt wird. Suchet das Reich GOTTES und seine gerechtigkeit mit euren hertzen/ sinn und gemuͤth; was euch sonst von noͤthen ist/ soll euch zugeworffen werden. Es soll also ge- schehen. Lerne nun/ o mensch/ erkennen und wis- sen/ wer dein rechter vater/ Herr/ meister und mann ist/ wo er herkommt/ von oben/ oder von unten? Ferner: welcherley er an art und Geist/ am willen und werck ist? Ach moͤchtet ihr nun herzukommen/ alles zu wis- sen/ damit ihr verstuͤndet/ wen ihr mehr schuldig seyd zu hoͤren oder zu glauben/ und wem ihr anhangen/ ehren und dienen soltet. Sehet der irrdische vater/ Herr und meister oder mann/ daß ihrs verstehet/ ist weit un- ter dem himmlischen. Denn von ihm und durch ihn hat er macht zu diesem und jenem/ aber nur was irrdisch und vergaͤnglich ist; Er will auch/ daß derselbe mit bescheidenheit nach der ordnung GOTTES eyrerbietig und wuͤrdig von deme dafuͤr gehalten werde/ dessen vater/ HERR und meister o- der mann er ist/ aber weiter will er nicht ge- gangen oder gethan haben. Hingegen ge- buͤhret demselben vor allen vielmehr zu wis- sen/ wer ihn so herrlich gemacht und zu der eh- re und wuͤrdigkeit gebracht hat/ damit er denselben vor seinen Ober-HErrn und mei- ster bekenne/ deme er auch/ (wann er selbst kom̃t das erdreich wieder zu erneuren und alle ver- dorbene dinge wieder zu rechte zu bringen und nach seiner art zu urtheilen) sein reich/ ehre und gut/ was er seinet halben empfangen und besitzet/ zu uͤberlieffern schuldig seyn wird/ auff daß er sich nicht aus unverstand vergreif- fe noch gegen ihm aufflehne/ sondern gantz vor ihm schweige und beuge/ und ihm die ehre/ die ihm zukommt/ gebe/ angesehen er der HERR und das haubt uͤber alles ist/ und er ihn nicht von seinem stuhl setze und gantz zu nichte/ zu nichte mache/ allwo er sich erhoben hat. Der himmlische Vater/ HERR und meister oder mann ist ein Geist/ himmlisch und ewig/ herrlich in allen seinem wercken. Er kommt von oben/ sitzet am hoͤchsten und setzet ins niedrigste/ und hat lust an denen menschen-kindern/ ihnen wohl zu thun/ ih- nen zuvor zu kommen mit seiner guͤte/ mit seiner art und Geist zu begaben oder zu er- fuͤllen und mit tugenden und seiner uͤber- schwenglichen liebe zu uͤberschuͤtten/ d. i. ein anders leben und licht/ eine andere art und Geist/ ein ander erkaͤntnis und verstand nach seinem eigenem untoͤdtlichem sinn zu geben/ das in keines menschen oder en- gels macht stehet. Derohalben soll man (wo man anders nicht in seinem eigenem ver- dorbenem boͤsem sinn untergehen will) des HERRN Th. IV. Sect. II. Num. XLVI. Dav. Jor. schrifft von Gottes u. des menschen erkaͤnt. HERRN himmlische stimme und gnaͤdi- ges guͤtiges wort mit aller begierde uͤber al- le andere reden hoͤren/ und sich vor andern dingen befleissigen zu thun/ denn es ist hohe zeit und hoͤchst noͤthig/ aber auch nuͤtzlich. Der irrdische oder fleischliche vater bringt fruͤchte nach seiner art vor kan oder mag auch anders nichts als irrdische und elementische dinge/ die ihm dazu schwer zu begreiffen fal- len/ hervor bringen. Der Himmlische aber bringt gleicher weise auch nach seiner art/ eben wie der irrdische (sag ich) auch seine art/ geist und wesen hervor. Nun ist klar/ so man die stimme des himmels/ das wort GOTTES hoͤren/ glauben und drauff mercken will/ daß man die stimme der erden/ das wort des menschen/ bey seit und in vergessenheit stellen muͤsse/ und das beste vor das schlechteste neh- men/ d. i. daß man nothwendig das gute er- wehlen und das boͤse verwerffen muͤsse: dazu man niemand mit recht bitten/ aber selbst be- gehren und wollen/ ja alles darumb hinge- ben oder verlassen solle/ so mans uͤberkommen moͤchte/ damit das boͤse boͤß werde oder ver- derbe/ eben wie der Tod das leben weg- nimmt. Das boͤse oder das verderben kommt aus dem irrdischen; aber die errettung oder er- loͤsung und alles gutes kommt aus dem Himmlischen/ darumb man eines hoͤren/ glauben und lieben/ und das andere im ge- gentheil hassen und ihm widerstand thun muß/ weil der himmlische GOTT/ HERR und Vater die menschen zu seinem eigen- thumb/ namen/ bilde und herrlichkeit/ wie ein vater sein kind/ schaffet/ und alle liebe/ treue und wahrheit beweist/ ja deswegen von sich selbst ausgehet; welches der andere boͤse geist oder die verderbliche art der boßheit al- leine nicht kan/ mag oder will/ sondern schnur stracks das gegentheil thut. Nun sehet/ wes- sen art und Geist sollen wir nun lieber am mei- sten hoͤren und nachfolgen? Welchem sind wir am meisten ehre respect und lob zu geben schuldig? Was von dem glorios en GOTT oder von dem menschen vorbracht wird? Sehet es ein? Jn der wahrheit/ wer hier nicht recht urtheilet/ der ist ein purer narr/ dem man recht mit fingern nachweisen/ aus- lachen und ausspotten solte. Wer es aber weiß/ uud sich dessen nicht auff alle art vor den menschen annimmt/ der soll noch greu- licher verurtheilet und gestrafft werden. Neh- mets zu hertzen/ o ihr Alten/ die ihre erfah- rung/ weißheit/ erkaͤntnis und vorsichtigkeit darinn habet und die erde bessern/ bauen und durch unterweisung eurer kinder verneu- ern sollet/ ja alle euren fleiß uͤberall dazu zu thun schuldig seyd. Doch werdet ihrs nicht allein nicht thun koͤnnen/ sondern auch den weg dazu in der wahrheit nicht wissen/ es sey denn/ daß ihr euch erst selbst zu rechte fuͤh- ren/ lehren und wiederbringen lasset/ nem- lich aus dem fleisch in Geist/ aus dem irrdi- schen ins himmlische/ das durch den himmli- lischen geschehen muß. Die eltern trachten wohl darnach/ ihr hauß und hoff zu repari ren/ in dach und fach zu halten/ und auff alle weise wol in acht zu neh- men/ mit thuͤren/ thoren/ mit riegeln und schloͤssern zu verwahren/ huͤbsch/ schoͤn und zierlich zu machen; Ferner/ daß sie und ih- re kinder gleicher weise mit kost/ kleidern/ geld und gut auswendig uͤberall wohl versorgt und ohne mangel seyn moͤchten; aber auff GOTTES wort und auff sich selbst inn- wendig acht zu haben/ schweige auff die kin- der/ da halten sie nichts von. Dencket doch/ was das vor eine weißheit hier auff der erden ist/ wie die gantze welt in blindheit und finsternis gerathen/ von dem leben GOTTES und seinem erkaͤntnis ent- frembdet und dem Teuffel gleich worden ist/ ja so gantz und gar/ daß so wir nicht von dem himmlischen Vater/ HERRN und mann wiedergebohren/ vollendet oder voll- kommen gemacht werden/ werden wir wahr- hafftig in suͤnden sterben/ und mit dem Teuf- fel/ als seinen engeln oder dienern in das hoͤllische feuer verurtheilet werden. So sehet nun auff euch/ wenn ihr hoͤret/ glaubet und nachfolget. Siehe vor dich/ verste- hets/ denn jetzo so wenig treue als vor die- sen gewesen. Vertrauet keinem fleische/ denn es ist lauter heu/ toͤdtlich/ luͤgenhafftig und vergaͤnglich/ und auff alle weise zum boͤsen ge- neigt/ sampt allem/ was davon gebohren wird. Ach GOTT! wozu ist der mensche kom- men? Wie ist er so thierisch und blind wor- den/ daß er mehr auffs figuͤrliche oder aͤusser- liche hauß als auff sein haußgesind oder auffs rechte hauß siehet? da doch das andere nur figuͤrlich darnach genommen wird. Aber ob- schon ein vater des haußgesindes und eine mutter der kinder viel fleisses auff das hoͤltzer- ne und steinerne hauß wendeten/ es zu uͤber- kommen/ auch in dach und fach schadloß/ und vor dieben und raͤubern verwahreten und vor anderm ungezieffer und unflat reinlich hielten: Was ists/ wenn sie ihre kinder oder gesinde nicht gleicher weise/ und noch vielmehr versorgeten. Denn wenn die ver- duͤrben und verlohren giengen/ und vor dem Herrn ehrloß und zu schanden wuͤrden/ sol- te das wohl haußgehalten seyn? Ja ich schwei- ge des Herrn/ so sie nicht viel mehr vor den menschen behuͤtet und verwahret wuͤrden/ als vor hurern/ ehebrechern/ raͤubern/ schaͤn- dern uud dieben/ wuͤrden sie nicht ihr hauß ehrlich machen koͤnnen. Darumb ist diß GOTTES wille und D. J. Leh- re. meine Lehre/ hertz/ sinn und gemuͤth/ also: daß man am allerersten das Reich GOTTES und seine gerechtigkeit suche/ nemlich/ daß ein jeglicher am allermeisten und am allerer- sten das allerkoͤstlichste/ schoͤnste und groͤsse- ste in den gedancken vornehme und ohne un- terlaß darnach trachte es zu erkriegen/ und durch das lebendige wort GOTTES mit dem glauben im hertzen zu uͤberkommen/ das ist/ ein scharffes auffmercken auff des Herrn sachen habe und vor allen dingen auff das jenige/ was der mund der warheit saget und GOTT mit gehorsamen hertzen will gethan haben/ der allein unser Heyland/ seligma- cher und geber des lebens und der krafft ist/ lust hat sampt ihrer beyder fruͤchten. lust hat uns gutes zu thun/ und das boͤse/ das er hasset/ wegzunehmen; worinn er sich will beyge- stimmt und mit ihm gehandhabt haben in ei- nem leibe oder sinn und willen/ als der allein weise ist. Ferner will er die sorge vor uns gerne auff sich nehmen/ und nach seinem wort al- les/ was uns sonst mehr von noͤthen ist/ zu- werffen. Sein mund hats gesprochen/ es wird sich so befinden. Aber es wird von wenigen recht verstanden/ schweige/ gethan. Nemlich daß sich jemand aller seiner menschlichen sorge und bekuͤmmernis solte entschlagen/ und allein auff das/ was des HErrn ist/ gedencken/ das- selbe zu geluͤsten/ zu wollen und zu thun/ welches nun bey niemand (wie leicht zu glauben ist) wahrhafftig befunden wird/ denn bey demje- nigen/ der es recht in der wahrheit thut. Will aber jemand GOTT den HERRN von him- mel wahrhafft oder luͤgenhafft befinden/ der thue sein wort/ alsdann wird sichs befinden/ ob er kein wahrhafftiger GOTT sey der barmher- tzigkeit und gerechtigkeit auff erden thue. Also stehet mir nun vorallen dingen zu/ wie einem guten hauß-vater und getreuen mutter/ die ihr hauß wohl versorgen und versehen/ be- schicken und ordentlich zusammen in ehren hal- ten/ genau darauff zu wachen und wohl zu huͤ- ten/ daß dasselbe nicht verkehrt/ umbgeworffen oder zubrochen werde/ welches denn mir und al- len andern unmuͤglich waͤre zu thun/ so wir nicht von dem geist und warheit gebohren oder in ge- horsam der ewigen wahrheit gezeuget werden/ sintemal die andern (allein aus blute vom fleisch gebohren) nur nach irrdischen sichtbaren dingen trachten/ von jugend an biß hieher zu al- lem boͤsen geneigt sind/ und weder durch gute Lehren zu veraͤndern noch umbzukehren sind/ weil der mensch eine grundliche art/ hertz/ sinn und gemuͤth davon hat/ daher bey demsel- ben nichts als list/ luͤgen und betrug zu finden/ und gar nicht drauff zu bestehen ist/ wenn er von seiner natur angefochten wird. Derohal- ben bin ich gewiß/ daß mein hauß auff solche art nicht ewiglich bestehen kan/ und von einer gantz andern art muß gezeuget und gezimmert wer- den/ als aus dem blute vom fleisch oder buchsta- ben/ nemlich von dem Heil. Geiste in einem neu- en himmlischen Goͤttlichen wesen und leben der ewigkeit: nicht im altem wesen des buchstabens Die nun darunter/ nemlich unter die- sem hause/ gefunden werden/ geniessen dieselbe gnade auf allerley weise. nach dem bilde/ das Moses und David darstel- let/ und in einem gleichnisse seiner heiligen huͤtten vorgeschrieben wurde; Noch auch nach dem ausserlichen vorbilde oder schrifftlichen exempel/ welches dennoch von dem HERRN JESU durch seine Apostel hinterlassen und besser redet denn der tabernackel oder hutte Moses/ oder Salomonis tempel. Darumb es auch von den Aposteln die gemeine und hauß oder tempel GOTTES von lebendigen steinen genennet wird. Wiewol derselbe bau oder versammlung noch als ein kind und juͤngling vorgangen/ und weit von dem rechten mann uͤbertroffen wird durch das vollkommene/ als das wahrhaffte we- sen/ des Geistes in ewigkeit/ dessen wort oder Lehre geist und leben sind/ die ewiglich unveraͤn- dert in dem himmel bleiben muͤssen. Doch wird von- und durch ihn erst das weib und kind her- vorbracht/ und das angesicht der erden verneu- tet/ und alle geschlechte in ihm gebenedeyet/ alle dinge wieder hergestellet/ die zaͤune ausgebessert und die wege richtig gemacht/ Jerusalem gezim- mert/ und der tempel in den grund der ewigkeit gegruͤndet/ der nimmermehr abgebrochen und weggefuͤhret oder veraͤndert werden soll/ weil kein anderer nach diesem ist oder kommen mag. Dann sehet/ diß weib und kinder werden aus liebe/ in liebe und durch liebe von dem geiste der ewigen liebe und treue gewonnen und wahrhaff- tig unfterblich aus den lenden der aufferste- hung oder uͤberwindung CHristi ans licht ge- bohren/ eben wie im fleische bey denen menschen geschicht. Deßwegen sie nimmermehr ver- fuͤhret oder abgezogen werden moͤgen/ angese- hen sie fleisch von seinem fleisch und bein von sei- nem bein nach dem geist und wahrheit/ und rechte erbnehmen seines reiches sind. Wer denn nun in diesem hause Gottes ist/ oder ein glied oder Joh. VII. Es soll durch dich gezim- mert wer- den. Jesa. LIIX. 12. stein davon seyn will/ der muß (weil dasselbe von nichts als allein von glaubigen/ gehorsamen/ niedrigen und gutwilligen hertzen gebauet und auffgezimmert wird) seine seele und hertz gantz gleich zu GOTTES hertze und CHristi sinn und willen begeben/ und sich von dem geist durch meinem rath/ wort und lehre in dem HErrn/ von Gottes gnaden dazu auffgewecket/ bereiten/ leiten und sagen lassen als ein kindlein. Ange- sehen ihr hier nicht nach den gedancken eurer hertzen wandeln oder nach eurem vornehmen thun duͤrffet. Hoͤrt ihr das wohl? Noch nur eigen wort reden/ sondern nach den gedancken und vornehmen GOTTES/ eures HErrn wort reden muͤsset. Denckt daran/ welches aber dennoch niemand recht thun wird/ er habe es denn vorhero in sein hertze glaubend empfangen und uͤber sein eigen wort lieb und werth. Neh- mets zu hertzen. So laͤsset euch denn bey zeit wie eine frau ih- rem manne beyfuͤgen/ und als steine/ holtz/ silber und gold von einem weisen zimmermeister oder guten werckmann einverleiben/ dieweil mir der HErr zu diesem hauß oder gemeine/ wohnung/ stadt und tempel des Heiligen Geistes feinen verstand/ licht und fuͤlle mit aller wahrer beschei- denheit zu seinem lob nach seinem wolgefallē ge- geben hat/ aber auch gewolt/ daß diß hauß oder lust-hoff zuvor recht gebauet/ diß weib und kind begehret/ nach dieser speise und tranck gehungert/ diese fest-kleider und kleinodien/ diß licht und le- ben/ diese ruhe und friede vorher angeschaffet und beschleuniget/ diß hoͤchste gut gesucht und uͤberkommen werden solte/ damit er ewiglich bey uns/ und wir mit ihm wohnen/ er unser GOtt/ HErr und Koͤnig/ und wir sein volck seyn moͤch- ten/ nemlich uͤber unsre gantze seele und sinnen des hertzens: welche er von anfang zu seinem namen/ lob/ ehre/ preiß und bild oder herrlich- keit bereitet und gewolt hat/ uns auch dazu ge- schaffen/ daß er durch uns erscheine und in uns seine allmacht/ reichthumb/ guͤtigkeit und staͤrckt Uber die- ser gemei- ne schwe- det GOtt/ und ist eif- rig. Hier- auff haͤlt er sein auge. beweise zu lobe seiner herrlichkeit. Aber diese zim- merung/ einfuͤhrung/ einleibung oder gemeine geschicht/ sage ich/ nicht buchstaͤblich/ aus wendig oder leiblich/ sondern innwendig mit dem hertzen und sinnen/ auch nicht menschlich/ d. i. nicht zu eines menschen/ sondern zu Christi Davids her- tze/ dem gesalbten des HErrn und mann Got- tes; davon grschrieben stehet: Eine herrliche pflantze der gerechtigkeit oder des glaubens. Nach welcher einigen hertzen oder Goͤttlichen art sich alle beugen oder kehren und davon lehren A. K. H. Vierter Theil. Y y lassen Th. IV. Sect. II. Num. XLVI. Dav. Jor. schrifft von Gott. u. des mensch. erkaͤnt. lassen muͤssen/ die zu CHristi sinn und GOttes willen ins Reich Gottes und ins leben der ewig- keit kommen wollen. Sehet/ meine allerliebste/ diese vereinigung oder versammlung ist nicht irrdisch/ wie mañ oder weib aͤusserlich oder die kriegs-heere leib- lich sind/ sondern eine geistliche Goͤttliche ver- sammlung der hertzen in Christo sich mit GOtt zu vereinigen und zu leben in ewigkeit. So kommt nun her ihr/ die ihr in diesem hause Got- tes/ oder in der rechten wahren hertzlichen ge- meine CHristi seyn wollet: bringet eure freywil- lige geschencke und libera le gaben aus gantzer seelen dem HErrn eurem GOTT ein heilig- thumb zu machen/ aus dem schatz eurer hertzen hervor/ und lasset sehen/ was ihr vor glauben/ hoffnung und liebe zu dem allerhoͤchsten und schoͤnsten habt/ den ihr euren HERRN und Koͤnig nennet. Mercket einmal recht/ wie lieb und werth vonhertzen er euch ist/ ob ihr ihn auch uͤber alle menschen und engel anhangen/ ehren/ lieben/ zu willen/ gefaͤllig und eins mit ihm seyn wollet und vor euren einigen HErꝛn und meister haltet. Und dieß muß sich so befinden in der wahrheit/ das sag ich/ denn mit sagen ists nicht gnug/ mit der hand und mund wirds nicht aus- gerichtet/ sondern es muß mit gantzem hertzen be- wiesen seyn/ daß es wahrhafftig so ist. Denn mit haͤnden und fuͤssen kan man nicht zu GOtt nahen oder leiblich wohlgefallen/ und vielweni- ger mit dem mund/ sondern mit glaubigen her- tzen/ sag ich/ d. i. mit geist und wahrheit. Wo aber dasselbe rechtschaffen ist/ da ist das innwen- dige auge oder gedancken oder alle sinnen mit lust/ willen und begierde dabey/ ja der gantze leib/ wie er vermag. Und sehet/ ein mehrers fordert GOTT nicht/ auch der Teuffel nicht/ denn ein mehrers oder voͤlligers kan der mensch nicht/ als mit dem willen seines hertzens. Was aber daraus nicht kommt/ das gilt und nutzet nichts. Darumb bedenckt euch wohl und sehet zu/ ob ihr in euren hertzen dem HERRN williglich zu seinem willen mit gantzen hertzen bereit und ge- lassen stehet. Sehet es ein/ denn es ist nicht NB. Was ge- lassen ste- hen sey. leicht auszudencken/ schweige zu sagen. Denn dem HERRN freywillig bereit und gelassen stehen/ ist seinen selbst eigenen oder des menschen sinn und willen ohne murmeln nimmermehr thun/ sondern gantz davon ausgehen und GOtt dem HErrn alleine leben/ nicht ihme selbst/ d. i. nicht thun/ was ihm-sondern dem HErrn gut- duͤncket/ noch nach seinem vorsatz oder vorneh- men wandeln oder sein eigen wort reden und seinen eigenen sinn oder willen thun/ sintemal derselbe durch und durch gantz boͤse/ verfuͤh- risch/ moͤrderisch und verderblich ist. Dar- umb kehret euer angesichte fern von euren eigen- sinn und willen/ und von allen boͤsen luͤsten und begierden/ nemlich wendet eure augen ab von eurem eigenem angesichte oder eigen-liebe/ denn ihr habt kein betrieglicher oder mehr abziehen- des wesen/ das euch mehr als das antastet. Sehet vor euch/ ich sags euch/ wo ihr nicht muthwillens und wissentlich in die aͤusserste fin- sternis/ in den abgrund der hoͤllen mit dem Lu- cifer fallen wollet; ich will unschuldig seyn an eurer verdam̃nis. Darum seyd allewege aufmer- ckende begierig nach dem guͤtigen wort Gottes; nehmet den geist an und verlaͤugnet seine krafft nicht: die zeugnisse inwendig in eurem hertzen nehmet wahr: thut nicht wider euer gewissen: haltet dasselbe immer frey und unbefleckt/ d. i. bleibet bestaͤndig in einem guten willen und wahrhafften urtheil/ wollet ihr von eurem ge- wissen verschonet und nicht beschuldiget seyn. So lasset euch denn durch kein ding der welt umbwenden: eurer Goͤttlichen hertzen gedan- cken nicht veraͤndern noch von GOTTES willen und gutem vorsatz oder tugendhafftem vornehmen nicht abziehen und die wahrheit nicht zu luͤgen machen: Glaubt GOTT und keinem menschen/ der nicht wiedergebohren und gutwillig ist: wehet nicht mit allen winden: Setzet eure hertzen fest und unbeweglich auff den grund der ewigkeit: und lasset euch wahr- heit und treue allezeit begleiten: gerechtigkeit und friede immer mehr und mehr bey euch seyn/ wie es denn seyn muß und soll. Und so ihr mit der ewigen weißheit umbgehet und eure her- tzens lust an GOTTES erkaͤntnis und ver- stand habt/ wer kan euch alsdann beschaͤdi- gen? Wer aber gutwillig ist/ und sich selbst wohl und nicht uͤbel will/ der bitte alle wege umb gute sinnen/ und sonderlich/ wenn die boͤsen an euch wollen und euch anfechten oder versuchen/ so stehet zu der zeit feste/ liebt und erwehlet als- dann nichts als das gute/ bedenckets auch und uͤberlegts ja nicht anders und berathschlaget euch deswegen nicht/ oder ihr seyd schon gefan- gen und des Reiches GOTTES unwurdig. Diß muß williglich bewiesen und dargethan werden von allen/ die mit CHristo im Reiche der himmeln theil haben wollen. Denn da ist kein guter rath/ kein guter sinn oder wille/ als allein in GOTT durch CHRISTUM zu erkriegen. Darumb so hoͤret seine und nicht eure stimme; Er ists/ und du nicht: Er muß wachsen/ ihr abnehmen: Er muß oben/ ihr unter/ aus und zu nichte gehen in allein was ihr seyd oder seyn wollet. Denn eigen-weiß- heit muß unter/ das ist der beschluß in ewigkeit. Nehmets zu hertzen. So neiget denn eure oh- ren und begebt euer hertze williglich mit freu- den zu des HERRN eures GOTTES her- tze/ und euren sinn und willen in CHRISTI hand. Lasset ihn euch machen/ wenden/ setzen und kehren/ leiten und lehren als euer haubt/ hirten/ Koͤnig und HERRN: Sehet zu/ daß ihr keinen ungehorsam oder wiederspenstigkeit wider ihre oder sein wort mit euren hertzen oder gedancken beweist. Nehmet ihr euch aber sol- ches nicht ohne unterlaß vor/ es alle wege zu thun/ er mache es mit euch/ wie er wolle/ se- het/ so beruͤhmet euch seiner nicht oder unter der seligkeit zu stehen/ sondern unter der ver- dammnis/ allwo ihr den Tod und die hoͤlle alle wege zu erwarten habt und alle augenblickli- che zeit drauff dencken muͤsset/ angesehen ihr ausser CHRISTO nicht sicher noch frey da- von seyd. Wenn es aber geschehe/ daß ihr wohl al- lewege einen guten vorsatz haͤttet und in einem gutem willen stuͤndet/ aber keine krafft zu voll- bringen fuͤhletet: so sollet ihr deswegen an GOTT nicht verzagen/ sondern nur an euch selbst/ als die ihr euch eurer selbst begeben oder von euch ausgehen muͤsset. Deñ so ihrs maͤch- tig waͤret zu thun/ ehe ihr eure ohnmacht voll- koͤmm- sampt ihrer beyder fruͤchten. koͤmmlich gefuͤhlet: so wuͤrdet ihr GOTT nicht recht loben oder preisen/ sondern euch selbst etwas duͤncken wollen: auch koͤntet ihr nicht wissen/ was vor macht und krafft bey GOTT und bey den menschen waͤre. Darumb giebet uns der Vater das zuvor erst zu fuͤhlen. Lasset es mit dem sagen nicht gnug seyn/ als ob unser guter wille draus vollkommen und unsere krafft aus dem gefuͤhl der kranckheit solte vermehret werden/ sondern es kommt auch eine hertzliche reue und leidwesen daraus/ und eine erkaͤntnis des guten aus empfindung des boͤsen/ welches in uns/ ja selbst gleich in der ersten geburth des flei- sches natuͤrlich ist/ so unwiedersprechlich. Nichts destoweniger will ichs euch nochmal vorhalten/ daß was von der vermaledeyung frey/ vom tod und verdammnis loß/ vom verderben bewahrt/ und hingegen das leben und die seligkeit ewiglich ererben/ ein neuer mensch oder kind des allerhoͤchsten und erbnehme GOt- tes seyn will/ das muß von seinem eigenem her- tzen/ nemlich von seiner eigen-weißheit/ erkaͤnt- nis und verstand/ von alle seinem sinn/ willen/ lust und begierde gantz aus- und in GOttes her- tze/ in CHristi sinn und willen/ lust und begier- de eingehen. Und das ist nichts als ewiges leben und licht/ freude und friede/ dazu man aber ohne sanfft- und demuth nicht kommen kan; welche art auch nicht ohne des HERRN wort und geist bekommen wird. Darumb wo ihr nicht glauben/ hoffnung und begierde zu GOTT habt/ und solchen geist und art der sanfft- und demuth mit | gedult annehmet/ so werdet ihr das leiden oder creutz CHristi/ durch welches man zur herrlichkeit eingehet/ nicht vertragen oder auffnehmen koͤnnen. Wollet ihrs aber/ euch zu uͤberwinden und uͤber der gantzen welt ihr wesen zu kommen/ auffnehmen/ so beliebet/ geluͤstet und begehret den geist der sanfft- und demuth und werdet einem kind- lein gleich/ nemlich gehet von alle dem/ was ihr seyd/ aus und seyd nicht drinnen/ so wird eure seele ruhe finden. Was in Christum eingehen sey. Jn GOTTES allmaͤchtiges wort aber oder in den erstandenem CHRISTUM eingehen/ ist nicht in dem todten buchstab/ sondern in GOTTES ewige wahrheit und vermoͤgende krafft GOTTES/ sinn und wil- len/ art/ geist und leben eingehen/ dadurch alle dinge hervorbracht und darinn erhalten/ beschickt und gethan werden/ und ihr wesen da- von empfangen muͤssen. Hat nun jemand lust und liebe dazu/ und will sein hertz vor dem verderben und allem betrug bewahren/ der keh- re sein auge oder gesichte von allem fleisch oder menschlichen gedancken/ d. i. die sinnen von allen irrdischen gedancken/ weil sie eitel und betrieglich/ toͤdtlich und verderblich/ und dem leben der wahrheit verhinderlich sind/ und des menschen hertze an sich ziehen. Haltet sie aber zum gesetz und wort des HErꝛn/ lasset das (nem- lich GOttes sinn und willen) eure lust und leben und alles/ worinn er euch zu wider/ ei- nen Tod werden. Sehet zu/ ich sags euch: denckt drauff/ so ihr wollet/ denn ihr muͤs- set entweder in der wahrheit oder in der luͤgen erfunden werden. Darumb streitet ihr/ die ihr glaubig und gutwillig seyd/ gegen eure eigne begierden und eigen-sinn: Thut nie nach dem/ was euch/ sondern was dem HERRN eurem GOTT wohlgefaͤllt/ beruͤhmet euch unter ihm zu stehen oder von seinem leibe zu seyn: Fallet nimmer in eure anfechtung oder versu- chung: uͤberwindet mit eurem hertzen: sehet und fallet in keinerley weise: Haltet steiff an/ so ihr versuchet werdet: Lasset euch daruͤber nicht verwundern/ als wiederfuͤhre euch etwas neu- es/ angesehen es euch nutz/ gut und noͤthig ist/ und zur pruͤffung uͤber euch kommen muß/ da- mit ihr euer selbst gewiß und eurem HERRN versichert werdet/ und GOTTES wunder- werck verstehen moͤget. Diß soll und muß euch gewißlich wiederfah- ren/ besonders nach der zeit/ als ihr euch von gantzem hertzen mit GOTT verlobet und CHRISTO ergeben habt/ sein wort im glauben angenommen/ alle menschen sampt euch selbst gleich als boͤse in der that verlaͤugnet und verlassen/ und nichts als das gute erwehlet habt. Alsdann und eher nicht musset ihr euer hertz zum streite und anfechtung/ zu leiden und dulten bereiten. Denn dadurch sollen und muͤssen wir/ als durch einen weg zur uͤber- windung/ ruhe/ leben und friede kommen. Schicket euch dazu/ es mag nicht anders seyn. So lange wird uns die versuchung/ anfech- tung/ das leiden und streit zu einer besuchung beybleiben/ diß wir gerecht/ CHRISTO gantz und gar aͤhnlich/ ein fleisch und bein mit ihm und gleich gesinnet und nach seinem her- tzen gewillet seyn/ auff welchem er ohne umb- sehen frey stehen und sich verlassen mag/ denn biß dahin arbeitet der HERR und wircket so lange an uns. Wer aber das nicht willig lei- den oder annehmen will/ der ist seiner nicht werth. Denn darnach hat er seine ruhe in uns/ wie ein frommer mann in seinem wei- be/ welche seinem sinn und willen von hertzen gleich und allewege bereit und geneigt ist; dar- nach so laufft das weib dem manne nach und folget ihm/ gleichwie der leib dem haubte oh- ne widrigkeit thut. Sehet/ hiezu muß man euch nun bitten. Denn was gilt es/ ob ihr (die ihr mein wort nicht in der wahrheit glaublich mit vertrauen auffnehmet) nicht einmal hertzlich drumb bit- ten und darnach lauffen sollet/ und dennoch nicht nach wunsch bekommen moͤget/ ja zehen- mal mehr drumb arbeiten/ dahin zugelangen/ als ihr je gesinnet gewesen seyd davon abzuwei- chen/ und dazu nun noch lasset ziehen/ treiben und bitten dem HERRN zur schande/ un- ehre und auffweckung seines grimmigen zorns und ungnade. Darum/ meine liebsten/ su- chet den HErrn/ weil er zu finden/ ruffet an seinen namen/ weil er nahe ist/ damit das wort des Propheten nicht uͤber euch komme/ da er ihnen mit seinem schwerdte drohet also sagend: da ich redete/ hoͤretet ihr nicht/ da ich rieff/ gab mir niemand antwort/ sondern thaͤtet boßheit in meinen augen/ und habt er- wehlet/ das mir mißfallen hat. Ferner: weil ihr meinen rath verachtet/ meine straffe vor nichts haltet/ so will ich auch eures jammers und verderbens lachen und eurer spotten/ wenn uͤber euch kommt/ dafuͤr ihr euch fuͤrch- tet/ u. s. f. Alsdann werdet ihr mich an- ruffen/ aber ich werde euch keinesweges erhoͤren. Nehmets zu hertzen/ ihr stoltzen Heiligen. A. K. H. Vierter Theil. Y y 2 Jst Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Tractaͤtl. von der schnoͤdigk. des alten- Jst aber jemand/ der mit GOTT eines/ zum guten und nicht zum boͤsen gesinnet/ und Christo dem allmaͤchtigen guͤtigen worte ein- verleibet ist/ nemlich mit und nicht wider ihn ist/ der wird sich uͤber meine rede oder vermah- nungen/ lehren und unterweilungen erfreuen/ und GOTT den HERRN hoͤchlich loben/ und dasselbe gleicher weise an seinem naͤchsten (den erim glauben und liebe der wahrheit uͤber- trifft) uͤben als ein rechter Jsraeliter oder werck- meister des HERRN und mithelffer GOttes und CHRISTI zur besserung und erbau- ung der gemeine/ welche ist der leib CHristi/ wird auch sein hertze mit meinem hertzen in der wahrheit eines gesinnet seyn lassen/ auff daß GOTT alles in allen sey/ und niemand sich selbst lebe/ ehre oder diene als alleine dem HERRN uͤberall heilig und gebenedeyet in ewigkeit. Diese worte werden wohl leicht geschrieben und schneller geredet/ aber deswegen sind sie damit nicht auch gethan/ und so lange dieselbe nicht von hertzen mit einem standhafftem sinn/ gutwillig und mit freuden gethan werden/ so wird der mensch/ er sey auch wer er wolle/ ausser GOTTES freundschafft ohne CHri- sto in der verdammnis befunden. Lieber/ sehet es ein: belieget und betrieget euch selbst durch eigen-weißheit und gutduͤnckel laͤnger nicht/ weil ihr dasselbe doch in einem an- dern hasset. Wachet recht auff/ werdet wackers hertzens und stehet auff von den todten/ so wird euch CHRISTUS erleuch- ten. Waaaaaachet/ waaachet/ wachet/ wachet und bettet/ sehet zu lasset euch nicht uͤberwinden: fallet nicht in ver- suchungen und stricke des Teuffels. Ausgangen. 1545. NUM. XLVII . David Joris Tractaͤtlein von der schnoͤ- digkeit des alten- und von der tu- gend des neuen menschen. Ein sehr koͤstlicher bericht. Leget ab nach dem ersten wandel den alten menschen/ der durch luͤste des irr- thums verderbet wird: werdet aber ver- neuret in dem geist eures hertzens/ und ziehet den neuen menschen an/ der nach GOTT geschaffen ist. Ephes. IV. 22. 23. 24. Hoͤret zu/ o ihr menschen und menschen- kinder/ nehmet der menschen wahr/ sehet geschwind auff euch/ denn von euch hab ich zu reden! Jhr menschen/ huͤtet euch vor den men- schen/ sie werden euch sonst warlich beluͤgen/ und betriegen/ so ihr euch nicht umbwendet zu GOTT/ und euch seinem CHRISTO wahrhafftig begebet. Huͤtet euch vor nie- manden mehr/ als vor euch selbst/ als die ihr auch menschen seyd/ denn ihr habt auff erden keinen aͤrgern verraͤther und moͤrder in eurer seelen. Der mensch ist zu nichts als boͤses zu thun und zum verderben geneiget: wozu wolt ihr euch denn kehren/ wenn ihr seiner boßheit und schaden entkommen wollet? Der mensch hat keinen groͤssern haß und neid/ zorn und ungnade als seine wiedrigkeit ( tegenheit ) nemlich CHRISTUM GOT- TES gutes lebendiges wort/ art/ krafft und geist der liebe in ewigkeit. Sehet der mensch ist so unglaubig und luͤgenhafft an GOTT/ daß man seine reden oder zeug- niß darinn nicht betrachten mag als den Teuffel. Und schwuͤre auch der mensch auff seine ver- dammnis bey dem lebendigen GOTT/ so schweret er dennoch faͤlschlich und betrieglich. Nichts ist so boͤses im abgrund verborgen/ das der Geist GOTTES dem menschen nicht nachsagen/ oder frey uͤber ihm dencken solle. Schreibet ihr dem menschen (der nicht wie- dergebohren ist/ meine ich) nur das gering- ste gutes oder wahrheit zu/ so raubet ihr GOTT seine ehre und preiß und CHRI- STO seine glorie/ die er an ihm haben solte. Der mensch wird von dem HERRN ein Satan und Teuffel genennet: wer will dar- wieder antworten und ihn fragen/ wo es ge- schrieben stehet. Ach wie sehr boͤse und un- glaublich wird der mensch endlich erfunden werden/ wenn das ewige licht und die war- heit ihren rechten schein giebt. Es ist nie- mand unter allen creaturen auff erden und im himmel/ der den menschen so wenig ach- tet/ glaubet und trauet/ als der allerweiseste GOTT. Dem menschen ist nicht die geringste tu- gend (die vor GOTT gilt) zuzutrauen: und er kans nicht leiden/ so mans ihm vor- haͤlt und einpflantzen oder gleich setzen will. Jch will dirs oͤffentlich heraus sagen und be- weisen mit deinem eigenem hertze: untersu- che das im grunde/ du wirst es wahr- hafftiger als in der Biblischen schrifft be- finden. Sehet/ man mag sich selbst oder den menschen nicht zu viel mißtrauen/ scheuß- lich und gottloß gnug machen/ er ist eben so verdorben. Der HERR bezeuget von den menschen nichts denn boͤses: wer will ihn gut machen/ daß man ihn loben und lieben moͤchte? Wenn von den boͤsen nichts guts/ von den unreinen nichts reines kommen kan/ so kan von den luͤgenhafften (von sich selbst) auch keine wahrheit gehoͤret wer- den. Der mensch wird durch nichts mehr ver- fuͤhret und ihm wieder beygebracht werden/ als durch ihn selber/ den menschen und GOTTES wahrheit und guͤte zu- trauen. Jch kan dir von dem menschen nichts guts bezeugen oder von ihm halten/ denn als ich ihn un- und von der tugend des neuen menschen. ihn untersuchet/ hab ich ihn nicht anders als gantz eitel und verdorben und ausser CHRI- STO befunden. Jst aber der mensch ver- dorben/ so muß sich ein jeglicher vor ihm Jerem. XVII. huͤten/ der nicht in schaden und verderben kommen will. Verflucht ist der mensch (spricht der HERR ) der sich auff einen menschen verlaͤst/ und haͤlt fleisch vor sei- nen arm. Sie sind alle luͤgenhafftig und nicht einer gut gefunden/ wer kan darwider antwor- ten/ und GOTT zum luͤgnet machen/ von dem er abgefallen und ihm entgegen ist? Hoͤret und glaubet keinem menschen/ er ha- be einen schein/ wie er wolle/ wenn er nicht CHRISTI art und geist der liebe hat und lehret. Der mensch ist ein luͤgen-schoͤpffer und ein diener oder fuͤrst der boßheit/ der unter dem schein der tugend seinen meisten gifft aus- speyet. Er hat wohl einen schaaffs-mund/ aber ein wolffs-hertze/ und verdeckt mit ei- nem einfaͤltigen habit seinen schalck/ fal- sche art und blutgierigen grund. Sein gu- tes ist lauter boͤses. Wie groß muß seine boßheit selber seyn/ wenn seine gerechtig- keiten so unrein/ faul/ scheußlich und be- flecket sind? Wer den menschen lobet/ der laͤstert GOTT; und wer ihn liebet/ der ist noch ausser CHRISTO: er liebt die luͤgen und hasset die wahrheit vom himmel. Man kan GOTT nicht mehr verdruß oder ver- achtung anthun/ als einen abfaͤlligen Chri- sten mehr als ihm glauben/ lieben oder nachfolgen. Man kan oder mag den alten menschen mit nirgends mehr toͤdt n als mit seiner wie- drigkeit/ welche ist das wort des lebens oder krafft GOTTES. Daß GOTT den menschen in seinem gebet nicht erhoͤret/ kommt daher/ daß er nicht recht bittet/ noch lust und liebe an GOttes wiedrigkeit ( tegenheit ) hat. GOTT und der mensch ist nicht zu un- terscheiden als mit seiner ungleichheit/ nem- lich mit dem verkehrten schalcks-gesichte des suͤndlichen eigen-wesens. Also stehet ge- schrieben: Esa. LIX. Eure missethaten scheiden euch von GOTT ab/ und eure suͤnden verbergen oder verhindern vor euch sein angesichte/ daß er euch nicht hoͤ- ret. Denn eure haͤnde sind mit blut beflecket und eure finger mit untugend. Eure lippen reden luͤgen/ und eure zunge richtet das/ was boͤse ist/ an. Da ist niemand unter ihnen/ der nach gerechtigkeit fraget/ oder mit wahrheit und treue richtet. Ein jeglicher vertrauet auffs eitele und den- cket betrieglich/ sie empfangen gern muͤhe/ und gebaͤhren ungluͤck. Sie bruͤten Basilisken-eyer aus und wir- cken spinneweben. Wer von ihren eyern is- set/ der stirbt/ tritt sie jemand entzwey/ so kommt eine otter heraus. Jhre spinne- webe taug zu keinem kleid/ und koͤnnen sich mit ihrer arbeit (wie gut sie auch scheinet) nicht bedecken Jhre wercke sind wercke der boßheit/ sind raͤuber und haben blutige haͤnde. Jhre fuͤsse lauffen zum boͤsen und eilen un- schuldig blut zu vergiessen. Denn ihr vorneh- men sind boͤse gedancken/ zum verderben und schaden laufft ihr weg. Aber den weg des friedens kennen sie nicht/ und ist kein recht in ihren wegen. Denn ihre wege sind so verwirret/ daß/ wer darauff gehet/ von keinem friede GOTTES weiß/ ja nicht allein von keinem friede/ sondern auch von keinem leben/ licht noch wahrheit. Wie koͤnte ers denn thun/ und hervor bringen/ das er nicht hat? Jsts wohl muͤglich/ daß eine distel feigen/ und ein dorn weintrauben tragen kan? Oder mag ein Mohr seine haut veraͤndern/ und ein Leopard seine mancher- ley flecken/ also kan auch der mensch guts thun/ weil er zum boͤsen gewehnet oder gelehrt ist; Wie viel mehr/ da er darinn empfangen und gebohren ist/ und von natur gantz darzu geneiget. Was kan nun hier- von gutes gehofft und ihm zugetrauet wer- den? Nichts/ nichts/ nein/ in ewigkeit nicht. O edle creatur/ siehe zu/ ich sags dir/ der- selbe mensch hat alle Teuffels-kuͤnste/ sinn/ art/ geist und leben und alle greuel bey sich; er ist schalckhaffter und boͤser als er selbst weiß/ und unmuͤglich in seiner haut/ schwei- ge im innersten grund zu erkennen/ als durchs wort der himmlischen gerechtigkeit und ewigen auffgehenden tugend/ licht und leben der wahrheit und klarheit CHRI- STI. So gantz boͤse und verdorben ist der abgefall ne mensch/ und insonderheit ein abfaͤlliger Christ. Denn nachdem ein ding groͤsser/ hoͤher/ schoͤner und besser ist/ de- sto tieffer/ kleiner/ scheußlicher und aͤrger kans werden/ wie man an allen creaturen und irrdischen dingen mercken kan. Das groͤste uͤbel/ darinn der mensch ver- dorben/ ist/ daß er von CHRISTO/ dem hoͤchsten gut/ in seinem worte und ei- genheit abweichet/ und selbst was seyn und bleiben/ nicht aber gantz unter will. Daß er aber selbst was seyn und bleiben will/ hat zweyerley ansehen: erstlich: daß er was seyn will/ kommt ihm nicht aus nichts/ sondern aus was/ daß er nemlich von CHristo oder GOTT empfangen und geleh- ret ist; wiewohl es noch nicht so ist/ wie es seyn soll/ so achtet ers dennoch umb sein selbst willen groß/ und will auch darumb was seyn/ nicht nach dem maaß der gnade/ sondern uͤber die maaß/ darin sein verderben doch stehet. Wie kommts/ daß er darinn keine bescheidenheit noch maͤssigkeit gebrauchet? weil er keine bescheiden- heit hat/ noch darinn gebrauchet/ und selbst noch Y y 3 ohne Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Tractaͤtl. von derschnoͤdigk. des alten- ohne maas oder erkaͤntnis desselben wesens ist/ d. i. er siehet nicht was in ihm oder in GOTT ist/ welches er erst haben und des seinen quitt seyn muͤste/ darinn sein untergang stehet. Aber das ist zum zweyten/ daß er nicht daran will/ nemlich gantz unter und zu nichte gehen. Wel- ches doch seyn mnß/ soll CHRISTUS wahrhafftig in uns/ und wir in ihm gaͤntzlich hervor kommen. Sein verderben von GOTT ist aus ihm/ weil er sich ihm gleich duͤncket/ dessen namen/ ehre/ lob/ preiß und glorie/ wille/ macht und gebot er (so er deß seinen quitt gehet) an sich ziehet/ wo er kan und mag/ ja in seiner er- niedrigung und erhebung suchet er nichts dann lob und seine eigene ehre/ was zu seyn und im- merfort zu bleiben/ nimmermehr aber zu wei- chen oder unter zu gehen/ d. i. nicht beschaͤmet seyn wollen/ noch seine gedancken zu veraͤndern/ d. i. seine natur/ daran denn seine ungerech tig- keit und feindschafft seine neidische boͤse art oder geist des hochmuths wider CHRISTUM offenbahr wird/ dadurch er sich in demselben wesen allezeit noch mehr herunter stoͤsset/ gerin- ger und nichtiger/ gantz zu schande/ nacket und bloß machet. Denn was er hat oder ist/ oder von irgend was gut seyn will/ das hat er von CHRISTO empfangen/ dem er ehre und lob geben solte. Aber nun gibt er daran seine dieberey und schelmerey offenbahr/ daß er/ wie Simon Magus die geistliche gaben und alle wis- senschafft/ erkaͤntnis und verstand wohl gern wissen wolte/ aber nicht umb GOTTES/ sondern umb sein selbst willen/ sich darinn zu ehren und hoch auffzuwerffen/ allezeit zu blei- ben und nicht unter zu gehen/ welches ihm in- sonderheit durch eigen gutduͤnckel und eigen- weißheit/ der er irgend worinn oder woraus meinet zu haben/ duͤncket. Welches ihm (so er auff dasselbe/ das hinter ihm oder vorbey ist/ nicht saͤhe/ und das/ was seinem Herrn zukommt/ nicht auff sich zoͤge) so nicht be- triegen oder verfuͤhren solte/ wenn er auff sich selbst und auff das/ was ihm ins kuͤnff- tige zu thun stuͤnde/ auff alle weise gemer- cket haͤtte/ was er/ und auch CHRI- STUS ist. Aber so er sich nicht gantz und gar vornimmt/ aus-unter- und zu nicht zu ziehen/ und das in Christo und vor Christum/ und durch ihn und in ihm wiederum auffzustehen; ja so viel oder was zu werden/ als er gering und nichts worden/ se- het/ so ists unmuͤglich in CHristo verbessert zu werden; sondern daraus nur mehr zu verderben und aͤrger zu werden; angesehen er die gnade verschmaͤhet und auff sich selbst siehet/ d. i. sich auff seine wercke verlaͤsset und nicht bloß der gnaden troͤstet. Also faͤllet der mensch entwe- der zur rechten oder zur lincken seiten/ wenn er sich der gnade nur mit dem munde beruͤhmt und ihre krafft und wirckung/ die sie thut/ ver- laͤugnet/ nemlich nahrung und gesundheit der seelen; derer sich aber niemand beruͤhmen kan/ er fuͤhle sich denn erst in ungnade/ ungesund- heit/ oder hungerig und gebrechlich an der seelen/ denn sonst niemand anders kommt die gnade zu/ laut der schrifft/ das ist gewiß- lich wahr. Wer sich nun nicht bloß und gantz allein auff dieselbe verlaͤsset/ der kan nicht aufferzogen wer- den/ sondern muß zuruͤck bleiben und als ein weichling in und durch sich selbst vergehen. Die sich aber auff die gnade verlassen/ wie zuvor Welche sich auff die gnade verlassen. gesagt/ das sind die/ die gantz von sich selbst/ wie ein kindlein/ aus-unter- und zu nichte ge- hen/ sich sagen/ leiten/ lehren und nehren lassen als ein kindlein von dem geiste der gnaden und wahrheit CHRISTI. Wer nun darin- nen stehet/ und aber nicht bestaͤndig darinnen bleibt/ faͤllt in das groͤste verderben und uͤbel/ als vorgesagt ist. Nachdem ich denn von dem geist der ewigen wahrheit CHRISTI auffgewecket bin/ und das wachen mir auch beygelegt und die sorge uͤber meinen bruder in liebe befohlen ist/ so soll und muß ich ernstlich hierinn zusehen/ weil ich weiß/ daß es alles umb den men- schen zu thun ist/ und GOTT und der Teuffel (so zu reden) nach ihm stehet/ als der gleichsam die braut ist/ darum man tan- tzet; daß auch keine boßheit oder gottlosig- keit/ und was suͤnde oder ungerechtigkeit bey GOTT mag genennet werden/ irgends wo ruhe/ lust/ leben oder verlangen und wohnung hat/ als allein in dem menschen/ und nicht in stein/ holtz/ silber oder gold/ oder in keinerley creaturen ausser dem men- schen/ so kan und mag ichs nicht lassen der boßheit halben/ die ihm allewege ohne unter- laß nachlaͤufft und vor augen ist/ ihm eiffrig nachzusehen/ weil ihm nichts zuzutrauen/ und nichts von ihm zu erwarten oder zu ver- muthen ist als lauter boͤses/ wo er das alles nit durchgekaͤmpfft und von hertzen sichtbarlich feind worden ist. Daraus oder dadurch denn ein jeder offenbahr wird/ ob er mit CHristo/ dem guten geist der wahrheit/ oder mit Be- lial/ dem boͤsen verfuͤhrischen geist (fleisch genant) ist. Und es mag nicht aussen blei- ben/ daß derjenige/ der mit CHRISTO/ dem guten geist aller gerechtigkeit in der war- heit/ oder wiedergebohren ist/ mir nicht solte nachsehen und zuruͤcke dencken/ und eiffrig lieben/ nie aber gramm/ schweige neidisch werden koͤnnen; doch aber nicht wei- ter oder mehr lieben und hassen/ als ich wol weiß/ dann CHRISTI art und rech- ter wahrer geist in demselbigen seine wohnung oder ruhe-platz hat oder nicht. Es ist nicht anders/ wenn jemand haß vor liebe/ boͤses vor gutes geben wolte/ daß er nimmermehr das boͤse von seinem hause abwen- den/ und GOTTES haß und feindschafft entkom̃en moͤge/ weil er seine groͤsseste liebe und hoͤchstes gut/ durch mich dargeboten/ verwe- gert und nicht gewolt/ ja in der erwehlung des boͤsen dagegen gestanden hat/ oder sich darwi- der gesetzet/ welches er an sich ziehet/ verthei- diget/ gunst und beystand leistet/ und auff al- le weise dem guten feindselig zu wider ist/ und von seinem hertzen abwendet/ ja auch gar stoltziglich von einem andern; angesehen sei- ne lust nichts denn boͤses zu thun ist/ so kan er auch dem boͤsen und ewigen verderben nicht entkommen/ sondern muß darinn und damit untergehen in ewigkeit. Sehet/ hievon nun einen jeden zu erretten und vor dem brunn des verderbens und des Todes zu bewahren/ arbei- tet mei- und von der tugend des neuen menschen. tet meine seele und ist darnach aus; habe auch anders nichts vor/ noch im sinn oder willen/ auch nach nichts eine groͤssere lust und begierde zu GOTTES lobe in der wahrheit. Wer mich daruͤber nun hasset und neidet/ oder eini- ges leid darumb thut/ der hat sich vor meinem GOTT und HERRN/ der ihm ant- worten wird/ zu huͤten. Aber welche seele darnach strebet/ willen/ lust und begierde da- zu hat/ und nicht muthwillig und wissentlich durch unglauben verderben und sterben/ ver- lohren und verdammt seyn will/ sondern GOTTES ehre/ lob und preiß allein su- chen/ den namen des HERRN groß ma- chen/ der wahrheit Christi anhangen/ aller ab- goͤtterey/ kaͤtzerey und verfuͤhrung/ falschheit/ schalckheit/ list/ luͤgen und betrug entgehen/ ja zu wider seyn will/ der muß ohne ansehen zu vorderst sein selbst und auch alles fleisches/ es sey sein eigner vater oder mutter/ schwester/ bruder/ weib oder kind den HErrn CHristum in seinem worte hoͤren/ ihm glauben/ lieben und nachfolgen/ nicht aber sich selbst/ schweige ei- nem einigen menschen/ wie fleischlich lieb und werth sie sich auch natuͤrlich haben moͤchten. Also gleich muß der mensch von den menschen oder von der welt (zufoͤrderst von sich selbst) von hertzen ausgehen/ der CHRISTUM auffnehmen oder ihm eingeleibet werden/ und eins von hertzen mit ihm gesinnet seyn will. Nichts darff zuruͤcke bleiben/ oder nur et- was/ von dem ausgang oder eingang/ d. i. ins alte oder neue. Der mensch muß seiner irrdi- schen/ suͤndlichen art/ geist und wesen gantz absterben und aus-unter- und zu nichte gehen/ daß er sich nicht mehr/ sondern CHRISTI art/ geist und wesen in ihm lebe. Mit welchem er/ wie ein redlich weib mit ihrem manne/ von hertzen eins gesinnet wird/ und nicht mehr ihr selbst nach ihrem willen/ lust und begierden le- bet/ sondern ihrem manne/ Herrn und haubte. Aber das wird nicht so flugs offenbahr als nach der zeit/ wenn man ihm (dem menschen) gantz entgegen/ uͤberall nicht guͤnstig ist und alles boͤse von ihm saget und haͤlt oder nichts gu- tes zutrauet/ wie oben gemeldet ist. Denn so fern noch einig suͤndlich leben oder boͤses un- Goͤttliche wesen in ihm ist/ wird sichs in seinem hertzen erheben und ihn darin unruhig machen und veraͤndern und seiner art nach wenig oder sehr fuͤhlen/ nachdem es in ihm noch starck und lebendig ist/ welches denn mit allerley kunst muß untersucht und bekandt gemacht werden. Nichts destoweniger/ ob sie sich (die art des alten menschen) schon auff allerley weise er- hebet und unruhig machet/ (welches erst seyn muß) so ist man deßwegen nicht mit ihm eins gesinnet/ wenn man ihm nur wissentlich mit dem verstande keine huͤlffe und gefallen erweiset/ ein werckzeug von hertzen zu seyn/ denn also ge- schicht die uͤberwindung. Es ist auch der groͤste hauffe/ der in seinem thun durch uͤbereilung wol faͤllet/ wenn mans aber in dem gesichte oder anhoͤren von hertzen beklagt und leid daruͤber traͤgt/ nach der schrifft/ wird man nicht weggeworffen. Will man aber nicht bestrafft noch uͤberzeuget seyn/ sondern sei- ne boͤse that gut machen/ seine boßheit entschul- digen und verschonen/ sich vor OGTT nicht schuldig und ihm die ehre geben/ so ist man ein zeuge seiner eignen schalckheit und ein instru- ment des Teuffels/ der immer nur herumb ge- het zu verderben/ was gut ist/ und was boͤß ist/ gut zu machen. Solche nun/ die den willen des Herꝛn wissen/ werden/ wenn sie sich nicht bessern und in der zeit umbkehren/ die groͤste schuld haben und vor die aͤrgsten suͤnder und boͤsewichter auff erden bey GOTT gerechnet und das rechte suͤndliche/ ehebrecherische geschlechte geheissen werden/ die dem HErrn in seinem Gesalbten das meiste lei- den und sterben anthun. Wessen hertz aber mit CHristo in ihm selbst und wider Belial in ihm selber ist nach der war- heit/ und einen guten willen/ lust und begierde an der liebe der weißheit GOttes hat/ der wird das licht und leben CHristi in seiner offenbahrung nicht beneiden noch sich selbst verbergen/ ins dunckele verstecken/ noch seine eigene ehre und preiß suchen wollen/ wie sehr schaͤndlich und ver- aͤchtlich/ scheußlich uñ ungestalt er auch vor dem menschen nach dem fleisch immer werden mag/ ja was auch nur vor pein/ leiden uñ verdruß ihm daruͤber empfindlich wiederfaͤhret/ verstehets/ so muß es ihn doch nicht von seinem vorsatz und vornehmen der tugend abziehen/ noch seine ge- dancken veraͤndern/ sondern desto mehr und bes- ser vergnuͤgt und wohlgefaͤllig durch den ver- stand (nachdem die neue geburth des geistes in der wahrheit in ihm groß ist und zugenommen) werden/ will er anders das werck und den willen GOttes in ihm loben koͤnnen/ ja obgleich wider seinen danck der alte mensch noch nicht untertre- ten oder uͤberwunden/ todt uñ begraben ist/ wird ers doch/ wenns dazu kommt/ loben und preisen muͤssen/ mich aber deswegen nicht hassen/ oder einiger boßheit und gottlosigkeit platz geben koͤnnen/ sondern nur desto mehr uͤber ihm selbst vergram̃en/ so er nicht kan/ als er will/ und noch solche wiedrigkeit oder eckel in sich fuͤhlet. Welche aber mit der zeit in dem verstand der wahrheit und liebe CHristi auffgewachsen und dazu kommen sind/ daß sie nicht mehr mit sich selbst/ sondern allein mit Christo ein fleisch und bein sind/ dieselbe werden den alten menschen (in welchem sie zuvor gelebet und geluͤstet/ sein bild getragen/ sein werckzeug mit leib und seel/ hertz/ sinn und muth willig/ ja eins gewesen sind) nicht allein nicht verbergen/ verschonen noch beystehen/ sondern ihn nacket und bloß machen/ wo sie koͤnnen und seine schande auffdecken/ da- mit seine scheußlich- und abscheuligkeit zum greuel gesehen und wol erkandt werde. Daran denn seine soͤhne und toͤchter/ alle seine buhler und liebhaber/ neffen und enckel offenbahr und gemercket werden sollen/ die sich das anziehen/ daruͤber entsetzen und vergrammen werden/ weil sie des sinnes nicht sind/ sondern huͤbsch gemaͤch- lich in ihrer ehre bleiben wollen. Aber GOTT wird ihrer lachen und sie verspotten/ wenn sie ihn noch laͤnger verthaͤdigen/ beschuͤtzen und be- schirmen oder verantworten wollen: ja GOTT wird sie von seinem angesicht als dreck auff erden in alle schande hinwerffen/ ja vermaledeyen ins ewige feuer/ die ihm/ dem HErrn aller Herren/ und Koͤnig aller Koͤnige/ der krafft aller kraͤfften/ dem scepter/ GOtt und Vater aller sichtbaren und unsichtbaren dinge/ mit dem Teuffel wehren und zu wider seyn wollen/ immer und ewig also zu bleiben. Denn Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Tractaͤtl. von der schnoͤdigk. des alten- Denn sehet/ diese gottlose sollen eben/ wie sie sich verdaͤchtig und feindselig bezeiget/ die vor- benamte puncten uͤber sich habē/ die da ein fleisch und bein mit der boßheit befunden werden/ ja als die rechte engel oder diener derselben/ die mit dem Teuffel ins ewige feuer werden geworffen werden nach der schrifft/ welches allein ihm und seinen engeln von anbegin bereitet ist/ allwo sie von dem tode in ewigkeit sollen genaget und von aller boßheit/ als ihrem buhlen/ nacht und gepeiniget und gequaͤlet werden. Ein jeder huͤ- te sich vor sich selbst/ wer sich vor seinem verder- ben und leid thun huten will! doch nicht allein vor sich selber/ sondern vor allem fleisch/ das nicht wahrhafftig GOTT oder GOttes ist. O lernet erkennen und wissen/ wen ihr lieben/ umbfassen/ anhangen und nachlauffen/ oder bey wem ihr gerne seyn sollet/ GOtt oder dem Teuf- fel/ welche deswegen beyde ihre wirckung/ ruhe/ wohnung uñ leben in dem menschen/ (nach dem er glaubig oder unglaubig ist) haben. Wornach der mensch zu sehen hat/ ehe er sich zu jemanden gesellet oder in einigen handel der freundlichkeit/ erkaͤntnis oder einigkeit begiebet. Denn es ist ein altes spruͤchwort: mit wem man verkehrt/ von dem wird man gelehrt. Als/ wer mit den hoffaͤrtigen umbgehet/ wird mit hoffart beklei- det; wer pech angreiffet/ wird damit besudelt. Jst aber jemand wiedergebohren/ in dem geist verneuret und mit CHristo wahrhafftig ange- than/ der wird von keinem menschen verhindert oder beschaͤdiget werden/ auch allewege nichts als gutes von CHristo/ und hingegen nichts als boͤses von dem alten menschen zu sagen wis- sen/ GOTT dem HERRN zu lobe und dem menschen des Teuffels zur schande/ der sich so lange in GOttes staͤtte gesetzet/ und die ehre/ na- men und ruhm CHristi an sich gezogenhat/ dar- inn er sonderlich uͤberall seinem thun zu schan- den werden soll. Aber den menschen/ der hieran keinen gefal- len/ lust noch muth dazu hat/ lasset euch nicht gefallen/ oder ihr werdet dem HERRN miß- fallen/ das sage ich euch/ und aus seiner gnade in den zorn fallen. Und den menschen/ der euch darinn zu wider oder eckelhafft ist/ sollet ihr euch auch zu wider oder eckelhafft seyn lassen/ damit ihr von ihm frey bleibet/ nicht verderbet und des ewigen lebens verfehlet. Sehet zu/ ich habs euch allen voraus gesagt/ seyd es eindaͤchtig. So frembd und fern ihr nun von dem alten/ scheuß- lichen/ boͤsen/ toͤdtlichen menschen der suͤnden und kinde des verderbens immermehr werden werdet/ von ihm lauffen und ein abwesen krie- gen moͤget; eben so nahe/ bey- und eins zu seyn bey dem neuen menschen GOttes CHristi/ wer- det ihr von hertzen begehren. Denn so sehr als der erste verderbet/ das gute auswurtzelt und der tugend von natur entgegen ist/ so sehr bessert und bauet der andere/ und ist allezeit mit dem guten/ dem boͤsen aber aus seiner natur entge- gegen. Es wird sich so befinden. Darumb/ o ihr menschen/ kehret eure augen ab von dem alten menschen/ wendet und kehret euch hingegen zu dem neuen menschen GOt- tes/ in dessen mund keine luͤgen und betrug kan oder mag erfunden werden. Dencket auff nichts mehr als auff den neu- en menschen GOTTES des glaubens/ denn ihr habt sonst keinen rathgeber/ vater noch mutter im himmel noch auff erden vor eure seelen. Dieser mensch ist zu lauter guts thun und zur besserung geneigt/ angesehen er keine befoͤrde- rung oder schoͤnheit geben kan/ er rotte denn erst das boͤse/ das ihm zu wider ist/ aus. Was kan der mensch besser thun/ als daß er den HERRN mit ihm gewaͤhren lasse und ein wohlgefallen an seinen wegen nehme/ die die un- sern so weit/ als der himmel die erde/ uͤbertref- fen. Der neue mensch hat keine groͤssere lust/ liebe und begieꝛde als an guts zu thun und an bewei- sung der liebe/ aber einen grossen haß an dem/ das ihm darinn zu wider ist/ nemlich zorn und ungnade/ haß und neid. Dieser mensch GOTTES ist so glaubig/ treu und wahrhafftig/ daß man sein wort und zeugnis nicht geringer als GOTT achten und halten mag. Nichts mag so klein von ansehen seyn/ was er saget/ es ist allzeit weit besser/ daß mans thut/ als laͤsset/ ja sein schweigen geher uͤber des an- dern reden. Wer keine liebe und gut vertrauen zu diesem menschen hat/ der ist noch unter der verdam̃nis/ und mit einem gottlosen unordentlichen wesen angethan. Dieser mensch wird nicht allein ein engel/ son- dern auch ein sohn und GOTT aller welt ge- nennet. Wer kans laͤugnen oder etwas gerin- gers aus ihm machen. Ey wie sehr gut und loͤblich wird dieser mensch endlich erscheinen/ nemlich zu der zeit/ wenn das groͤste uͤbel und aͤusserste finsternis der hoͤllen offenbahret wird. Wie oder was auch nur der neue mensch glaubet/ so trauet er doch dem alten nicht/ denn er weiß/ daß er von seinem haubt/ Herꝛn und va- ter der boßheit regieret wird. Man kan keine tugend oder gutes so hoch er- sinnen/ daß nicht in diesem menschen zu finden waͤre/ nach dem urtheil der ewigen wahrheit und Goͤttlichen gerechtigkeit. Ja es ist unmuͤglich/ von dem menschen zu be- dencken/ schweige/ zu beschreiben/ was in des neu- en menschen hertzen gegruͤndet oder incentri ret liegt. Seine liebe und gunst/ gnade und barmher- tzigkeit ist weit groͤsser/ als einige menschen glau- ben/ ja ersinnen oder ergruͤnden moͤgen. Also kan man den neuen menschen nicht zu groß machen/ noch zu viel zutrauen/ dem GOtt selbst seinen namen/ ehre und macht auffsetzen und sein lob geben will. Wer GOtt dienen und wohlgefallen will/ der wird diesen menschen ehren/ glauben und nachfolgen muͤssen und in allem/ was er will/ ra- thet oder saget/ gehorsam seyn. Nirgends wird der mensch besser mitfahren/ als an sich selbst gantz zu verzweiffeln/ und allein an den neuen menschen GOttes/ CHristum/ zu glauben und feste zu halten. Was kan oder mag ich euch anders bezeugen als gutes von dem guten/ weil alle seligkeit und gesundheit/ leben/ licht/ freude und friede in die- sem menschen zu erkriegen ist. So sich jemand unselig oder gebrechlich fuͤh- let/ der und kein anderer/ soll und muß zu ihm/ als zum brunnen des lebens mit vertrauen ge- hen und und von der tugend des neuen menschen. hen und allein von seinen worten nehmen und leben. Gebenedeyet ist der mensch/ der seine hoff- nung und vertrauen auff den neuen menschen hat/ und allein den geist vor seine huͤlffe und macht haͤlt. Alle die ihm gebohren oder gewonnen wer- den/ sollen wahrhafftig/ treu und gut erschei- nen koͤnnen/ auch durch keine andere art und geist verklaͤret werden/ und nicht anders seyn als er ist. So hoͤret und glaubet doch dem neuen inner- lichen menschen; der aͤusserliche scheine/ wie er will/ der soll euch weder schaden noch verletzen/ so ihr nur nichts als gutes begehret und von dem boͤsen erloͤset zu werden. Der neue mensch ist ein vorbringer der wahr- heit und ein werckmeister der tugenden/ der un- ter dem schem des boͤsen sein groͤstes gutes be- weiset. NB. Er hat wol einen mundtodt zu schlagen und zu verdammen/ aber auch ein hertze lebendig und selig zu machen/ wenn er gleich einen schaͤndli- chen namen und grosse bláme als ein kleid tra- gen muß/ das ihm der fleischliche umgehaͤnger/ und das seine genommen hat. Die boßheit des neuen menschen ist lauter gutheit/ was muß denn seine gutheit selber seyn. Wer ihn laͤstert/ der lobet den Teuffel/ oder wer ihn liebet ohne haß sein selbst/ der betrieget und belieget sich selber. Man mag dem neuen menschen keine groͤsse- re liebe thun als dem alten nicht glauben; dem Teuffel auch kein groͤsser leid anthun/ als Chri- sto in allem vertrauen. Man kan den neuen innerlichen menschen mit nichts unterdrucken oder toͤdten/ denn mit seinem ungleichem gesichte oder wiedrigem we- sen. Wer nun den neuen menschen uͤberkommen und eins mit ihm seyn will/ der muß von sich selbst ausgehen/ des alten menschen feind und mit ihm gantz uneins und an den sinnen zerthei- let werden/ d. i. in aller unruhe/ muͤhe/ pein/ lei- den und arbeit von ihm und in ihm ohne mur- ren getrost seyn/ biß sie zur ruhe gesund ins le- ben der herrlichkeit Christi durch den Tod ein- gehen. Wer in dieses neuen menschens namen/ d. i. in seiner art und geistes willen stehende bittet/ der wird nach seinem willen erhoͤret/ ja ehe er ruffet/ dieweil er nach GOTTES sinn und willen bittet. GOTT und der neue mensch sind unzerthei- lich eins: koͤnnen auch/ ob sie schon zwey am namen sind/ nicht als in einem wesen erkandt und angesehen werden. Alles/ was er thut/ das kommt von GOTT und gehet zu GOTT/ als welchem er allein le- bet/ geluͤstet und suchet groß zu machen. Wer will nun den mann von seinem wort/ leben oder krafft scheiden? Der neue mensch GOTTES/ CHristus/ ist der rechte weg/ die wahrheit und das leben/ ja die aufferstehung und das leben/ das licht die- ser welt/ in welchem alle schaͤtze GOTTES verborgen liegen. Es ist das wort und die weißheit des Vaters/ GOTTES krafft/ liebe und ewige guͤte selbst/ worinn alle gnade und friede/ gerechtigkeit und barmhertzigkeit gegruͤndet lieget. Seine augen sind lauter klarheit und einfalt/ durch welche er alle dinge in seinem unterscheid erkennet. Jn seinen haͤnden ist reinigkeit und unschuld/ und an alle seinen fingern tugend. Seine lippen reden wahrheit/ auff seiner zun- ge ist kein betrug/ uñ richtet nichts als gutes an Und sothanige sind sie alle/ die mit ihm uͤberein stimmen und gleich gesinnet sind. Sie kommen alle von ihm und gehen mit weißheit um/ reden was recht; und sprechen/ was noͤthig ist/ urtheilen auch nicht als nach der war- heit/ was sie wissen/ sehen und ihnen wohl be- kandt ist. Sie vertrauen auff keine falschheit/ sondern sehen und dencken allein auffs gute/ damit sie ge- rechtigkeit gebaͤhren/ lust/ leben und friede haben moͤgen. Darum ist ihre arbeit wider das boͤse/ den ver- heissenen saamen von GOTT zu empfangen/ der voll liebe/ weißheit und wahrheit/ voll aller gnade und treue ist. Jhre fuͤsse sind fertig mit vorsichtigkeit den alten Adam zu toͤdten/ und rathschlagen in ih- rem hertzen allezeit/ wie sie das suͤndliche fleisch unterkriegen wollen/ nemlich die verkehrte art und den schalckhafften geist/ als eine toͤdtliche finsternis zu vertreiben/ seine eigene weißheit/ le- ben und lust als schaden und betrug gantz weg zu nehmen. Aber kein fleisch mag den geist uͤberwinden und dem gemuͤthe in seinem ankommen wehren/ sondern er muß vom geiste geistlich seyn/ wer die- se dinge in macht hat. Also hoͤret ihr/ was vor art und geist in dem alten und neuen menschen zu erwarten stehet. Jhr moͤget aber nicht in den grund kommen/ es zu erkennen/ bevor ihr von euch selbst abschei- det/ euer hertz von allem fleisch kehret und mit CHristo treulich in die ewige wahrheit bege- bet/ denn allda ist licht/ durch welches man in die finsternis siehet/ und das verborgene offen- bahr wird. Darum glaubet und liebet den menschen in seiner gestalt nicht/ sondern allein GOTTES wort/ die wahrheit und liebe CHRISTI/ der luͤget und betrieget nicht. Hoͤret seine stimme/ folget seinem rath und lehre der weißheit/ kehret euch an keine narr- heit: huͤtet euch vor euch und vor eurem geist werdet durch kein fleisch betrogen. Denn das vorbeschriebene ist seine art und lauff mit allen seinen kindern/ er kan sich davon nicht wenden und bleibet unveraͤndert in seiner natur/ wie ein Mohr und Leopard an der haut. Er kan wol in sich selbst aͤrger und boͤser werden/ aber nim- mermehr verbessern/ angesehen er je laͤnger je tieffer in sich selbst versincket/ nemlich in aller schalckheit/ toͤdtlichkeit u. verderben/ in eitelkeit/ blindheit/ finsternis/ luͤgen und betrug von Gott staͤrcker u. groͤsser ins hoͤllische wesen aufwaͤchset. Und sehet/ das ist die frucht und der lohn/ welche der mensch in sich selber/ von sich selber und durch sich selbst vorbringet: Es sey denn/ daß sich jemand als ein kindlein umwendet/ d. i. wiedergebohren wird/ und eine andere Goͤttliche art/ geist und leben der warheit und gerechtigkeit anthut/ nemlich JESUM CHristum/ nicht allein in der kindheit/ sondern nach dem geist in der mannheit/ sonst muß er in A. K. H. Vierter Theil. Z z sich Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. D. Jor. Tract. wie ein Christ sich selbst durchbrechen sich selbst vergehen/ und kan das Reich GOt- tes nicht sehen/ schweige aussprechen. Womit ich beschlieffen/ vorgeben und bewei- sen will/ daß es alles verlohren ist/ einen solchen menschen zu lehren/ zu straffen und zu unter- werfen und die wahrheit vorzuhalten/ so lange er sich aus dem glauben (der voran gehet) zu GOTTES und CHristi willen nicht willig und geneigt findet. Denn er suchet/ geluͤstet/ und liebet nichts/ als allein sich selbst und den/ der ihn suchet/ geluͤstet und liebet. Wer aber nicht mit ihm uͤberein kommt oder nach seinem sinn redet/ dessen wird er uͤberdruͤssig/ hoͤret oder siehet ihn nicht gerne/ darauff dann alle bitterkeit und neid folget. Aber das ist CHri- sti art nicht/ der gibt dem menschen in seinem unverstande nach/ uͤberhoͤret/ dultet/ leidet/ und vertraͤgt ihn biß das alterthum/ das voll- kom̃ene/ kommt/ und alle dinge zum aͤussersten an ihm bewiesen hat. Wenn er aber das ver- laͤsset und nicht zu hertzen nimmt/ so hoͤret er auff/ und laͤst ihn in sich selbst durch sich selbst gantz aus und zu nichte verlohren gehen. Darum ists leicht eines jeden sein wort und werck zu hoͤren und zu sehen/ und wer Christ- lich oder noch menschlich und eines mit der boßheit ist. Denn aus dem uͤberfluß des her- tzens redet der mund von innen und aussen. Wer sich aber mit CHRISTO verbunden und von hertzen sich mit ihm im worte zu ver- einigen vorgenommen hat/ der habe staͤts ein auffsehen auff seine art/ hertz/ sinn und wil- len/ wie ichs euch forn abgeschildert habe. Empfanget seines Heiligen Geistes einraunun- gen allewege/ nehmt seine bewegungen (es sey durch stimme/ wort/ geist oder brieff) mit hertz/ sinn und muth ohne unterlaß wahr. Hincket nicht auff beyden seiten/ den weg des lebens auff zween wegen einzugehen; oder es wird auff euch kommen zorn und ungnade/ das sag ich euch/ so ihr euren eignen geist/ sinn oder willen nachfolget und des HERRN CHRISTI guͤtigem worte in seiner leben- digen art der ewigen krafft unglaubig oder un- gehorsam seyd. Es wird sich wahrhafftig also befinden. Der Mam̃on ist der reich- thum und geitz und lust dieser welt. Wehe denen/ die zweyen Herren/ GOTT und dem Mammon/ fleisch und geist zugleich dienen wollen/ oder die ihr hertz zur eitelkeit/ in luͤgen und betrug hin geben oder nach vergaͤng- lichen dingen trachten! Wehe dem/ der seine ohren nicht auffthut/ wenn die stimme der wahrheit CHRISTI/ zu ihm redet/ und die lebendige erkaͤntnis der wahrheit und kuͤnfftigen zeit zu erkennen gibt/ und dennoch seinem eigenem geist nachfolget und nach irrdischen dingen gesinnet bleibt. Was ists anders/ als daß er nicht glaubet/ daß GOTT sey/ und CHristum mit seinen dienern vor falsch und luͤgenhafft haͤlt? Von welchen er aber nicht geglaubet und gefuͤrchtet wird/ uͤber die wird eine harte straffe und schweres urtheil kommen. Wehe dem/ der Christum fuͤr einen spott haͤlt/ und ihn/ wenn er ruffet/ nicht hoͤret/ und so er re- det/ nicht antwortet/ so er anklopffet nicht auff- thut/ und dennoch saget/ mit ihm zu seyn/ und um der menschen willen zu wider ist. Also kommt/ sage ich/ klage/ ach und wehe uͤber die unglaubige/ sichre/ widerspenstige oder ungehorsame hertzen/ die sich nicht in der zeit um- kehren oder umwenden/ und an den sinnen aus dem fleisch in den geist veraͤndert werden/ nach dem vorbeschriebenen wahren neuen menschen/ den man allein hoͤren/ glauben und nachfolgen soll/ nicht aber den unwiedergebohrnen men- schen/ er habe euch so lieb/ als er immer kan/ glaubt und vertrauet ihm nicht/ oder ihr werdet betrogen werden. Der mund der warheit hats gesaget; ja ich sags euch gewiß zu. Wer um seines eigenen lebens oder des men- schen freundschafft willen den rath GOttes ver- laͤst/ wider die warheit denckt oder von seinen hertzen abwehret/ (welches uͤberfluͤssig geschicht) des seele soll von GOTTES angesicht aus ge- rottet und der schlangen saame erfunden wer- den. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre. Wessen hertze gantz umgewendet ist und mit CHristo wider Belial gesinnet stehet/ dem neu- en wahren menschen nachfolget und allein das/ was Goͤttlich und nicht das/ was menschlich ist/ suchet/ nemlich wer seine lust uͤber alle dinge al- lein an GOttes ehre/ macht und glorie (welche an unsrer unehre/ kranckheit oder ohnmacht und schande gelegen ist) ja nach alle seinem willen/ lust und begierden (die unsere seligkeit sind) ein verlangen hat/ der soll sich in dem ausgange des ewigen lichts des eꝛkaͤntnis GOTTES freuen und in dem untergang des alten menschen von hertzen froͤlich seyn/ uñ auch wol ein mit zeuge der wahrheit daruͤber wollen seyn/ wird auch (waͤrs auch gleich wider seinen danck) Gott hieriñ hoͤch- lich loben und preisen/ und mein zeugnis mit all seinem vermoͤgen und krafft als wahrhafftig an- nehmen/ weil darinn nichts als Christi ehre und der menschen schande zu lobe seiner herrlich keit von GOttes gnaden gesuchet wird/ ange ehen/ NB. der HErr allein herrlich und groß/ der mensch aber klein und nichts zu achten ist/ welches ein je- der loben und preisen und dem HERRN seine ehre wieder geben wird muͤssen/ die er mit unrecht an sich gezogen und GOTT nicht erkandt hat/ der nunsein land wieder einnehmen/ zu seinem ei- genthum besitzen/ sich als einen HERRN und Koͤnig uͤberall gebenedeyet triumphirend præ- senti ren/ und die crone der ewigen herrlichkeit allen seinen feinden zum spott zeigen wird. Dar- um sey alles fleisch stille vor dem HERRN/ den er hat sich auffgemacht aus seiner heiligen staͤtte. Dessen hertz noch mit menschen oder der welt und nicht mit der weißheit um- gehet/ des seele ist eitel/ frembd von dem HErrn und sind ihm Gottes sachen/ nicht zu vertrauen/ dieweil er dem luͤgenhaff- ten wesen und der eitelkeit gleich ist. Wer nicht will/ wie Gott will/ der soll auch nicht koͤnnen/ wie er will. Der mund der wahrheit hats gesagt. Seyd getreu und vertrauet nieman- den. Ausgangen. 1545. David Joris Tractaͤtlein Wie ein Christ sich selbst durchbre- chen und in CHRISTUM einfliessen muͤsse. Nehmet wahꝛ/ meine allerliebste kindeꝛ/ ja ihr alle/ die ihr nit irrende dahin fahren und in den abgrund des ewigen verder- bens und in CHristum einfliessen muͤsse. bens kommen wollet: Hoͤret mich euren Vater/ und die Lehrmeisterin/ eure mut- ter/ die weißheit/ mercket genau drauff/ haltet eure ohren niederwarts/ und beu- get euer hertze zum verstande/ damit eure seele durch mein rechtes wahres erkaͤntnis das leben empfange und dem Tod entkommen moͤge/ nach dem wil- len und wohlgefallen GOttes durch CHristum uͤber all gebenedeyet in ewig- keit. Das laß ich euch aus liebe zur seligkeit und preiß GOTTES wissen/ daß ihr euch zu dieser zeit von der suͤnden der letzten zeit nicht ge- fangen nehmen oder uͤberziehen lasset/ denn es ist ihr nun (nicht wie in vorigen) viel giffti- ger/ toͤdtlicher und schlimmer zu entkommen/ ursache/ weil GOTTES gerechtigkeit und wahrheit durchgebrochen/ das licht seines er- kaͤntnisses an den tag kommen und der unter- scheid des boͤsen und guten offenbahr worden ist. Derohalben fallen die menschen in groͤsser ur- theil und schuld/ denn die vorige/ die des lichts des erkaͤntnisses in seinem unterscheid geman- gelt oder es nit gewust haben: wie ihr das/ weñ ihrs bey euch selbst urtheilet/ wohl verstehen koͤnnet/ daß die Eltern mehr uͤber einen untreu- en aͤltern sohn zuͤrnen/ als uͤber einen jungen/ daß ihm auch mehr straffe wegen feiner schuld zukommt/ als dem juͤngern. Weil denn nun diese welt die vorige in allen stuͤcken am verstande uͤbertrifft/ und voll er- kaͤntnis/ spiegel und warnungen ist/ muß sie dahero desto mehr verweiß und schuld tragen/ das fehlet euch nicht/ alleine nach dem Luc. XII. 47. worte des HERRN/ der gesagt hat/ daß der viel streiche wird leiden/ der den willen des HERRN gewust und nicht gethan hat. So sehet denn wohl zu/ meine liebe kin- der/ daß ihr/ weil ihr in der zeit des alterthums und erkaͤntnisses seyd/ allerdings nicht suͤndi- get/ denn ihre verdammnis ist nun ungleich groͤsser und schaͤdlicher als zuvor/ das sag ich euch: eben wie ein alter/ der einen schwerern fall thut/ als der juͤngere/ auch nicht so wohl zu hei- len ist als der juͤngere/ also wird die suͤnde zu un- ser zeit insonderheit nicht von uns so abgenom- men/ als wohl in den vorigen zeiten. Die rechte suͤnde aber/ die da toͤdtet und ver- derbt in ewigkeit/ ist/ (daß ihrs wisset) nicht so plump oder grob/ sondern sehr scharffschneidig/ welche von keinen plumpen/ unverstaͤndigen unwissenden leuten/ als menschlicher weise zu reden/ von groben fischern/ bauers-volcke und andern geringen menschen oder kindern/ son- dern von den geistlosen leuten/ von den hoff-raͤ- then/ hoͤfflingen/ edelleuten/ kriegs-leuten und und andern verschlagenen/ listigen/ subtilen/ schalckhafften/ studierten und behenden hertzen gethan wird: insonderheit wird sie zu unsrer zeit von denselben mit dem hertzen/ mit ihrem sinn und willen mehr in lust und begierde auff einen tag vollbracht/ als von den rohen und groben/ plumpen und albern gesellen in einem gantzen jahr/ denn diese kennen die suͤnde auffs hoͤchste und beste oder in ihrem heßlichen wesen nit/ wie koͤnten sie sie deñ in dem sinn erfuͤllen oder ihr zu willen seyn. Sie sind zwar (es ist wahr) auch eins mit ihr/ aber nicht so gantz mit dem gesich- te des erkaͤntnisses: daher koͤnnen sie selbe nicht wie ihre art und und krafft ist/ vorbringen oder mit dem hertzen vollkoͤmmlich thun/ und auch mit der hand aͤusserlich beweisen/ wie die kluͤg- sten Teuffel und heuchler/ die da schaͤrffer am gehoͤr/ gesichte/ geruch/ geschmack/ tasten und fuͤhlen als die andere sind/ welche keine suͤnde er- kennen oder vor boͤse halten/ wenn sie nicht mit der hand groͤblich vollbracht und mit haͤnden und fuͤssen zu greiffen ist: aber die suͤnde ist viel NB. schneller/ und wird eher gethan/ als gesehen. Jener wird sie auch eher/ gleich wie mit einer na- delspitzen eine feder zu fuͤhlen ist/ verstehen/ als dieser mit seinen ellenbogen tasten/ ehe er sie fuͤh- len oder empfinden solte. Es ist ihr nicht zu ent- kommen/ als durch die innerliche scharffsichtig- keit der gutwilligkeit in dem geist des allerhei- ligsten glaubens. Daher man sich nun (ich sags euch) vor solchem verderben (wie weit mehr vor den spitzigen und scharffen als vor den plumpen und thoͤrichten) huͤten muß/ in diesem letztem al- ter der welt/ als in welchemdie alte schlange/ wel- che hernach ein grosser Drache mit sieben haͤub- tern worden ist/ ihr regiment hat/ nemlich daß die suͤnde in dem menschen/ und nicht auffer ihm versiebenfaͤltiget ist. Der HERR lasse doch solches erkennen/ damit niemand durch unwis- senheit verfallen und in jammer kommen moͤge. Aber das alles thut der einige Heilige Geist der ewigen liebe CHristi/ zu dessen zeit/ das sieben- faͤltige licht zu kriegen/ wirkommen sind. Alle suͤnden/ die in den Vater/ ja in den Sohn JESUM nach dem fleisch geschehen/ werden vergeben/ warum? darum/ daß sie solchen un- terscheid des wahrhafften erkaͤntnisses nicht ha- ben/ als in dem ewigen siebenfaͤltigen licht des wahren Heiligen Geistes CHristi oder art der vollkommenheit/ in welchen und durch welchen GOTT die welt oder die menschen hat verneu- ren/ segnen und benedeyen wollen zu seiner glo- rie/ damit alle dinge ihre veraͤnderung nach sei- nem willen bekaͤmen/ deswegen er sein wort ge- sandt hat. Darum wer in dem H. Geist suͤndiget/ dem solls weder hier noch hernachmals (wie es denen andern geschehen ist) nicht vergeben werden. Denn Gott ist nicht ungerecht/ es muß also und nicht anders seyn. Darum/ ist nun die suͤnde (das ihr wisset) nicht gleich/ so muͤssen die suͤnder auch unterschiedlich und nicht einerley oder gleich gros seyn. Und diß zeiget der HErr klar an mit Matt. XII. 45. der einigen parabel von dem starcken/ der uͤber- wunden und ausgetrieben worden/ und wenn er weggehet/ sieben aͤrgere geister mit sich bringet/ und mit den pallast oder hauß (aus welchem er getrieben worden/ so ers nicht besetzet und die staͤtte wohl bewahret/ sondern leer findet) wie- derum ein/ daher denn der letzte irrthum oder thorheit viel groͤsser ist/ als der erste/ spricht der HErr. Diese worte des letzten irrthums zeigen uns das groͤsseste uͤbel oder die meiste suͤnde an/ besonders durch das alter und durch die groͤsse des abgruͤndlichen erkaͤntnisses/ da sich die kraͤff- te und tieffen der hoͤllen auffthun/ in welchen die allergroͤssesten/ toͤdtlichsten und dicksten finsternissen gegruͤndet sind/ und die groͤsseste boßheit drauß auffsteiget: darinn denn einer oder der andere gefallene lieget oder gezogen wird/ und jeder nach seiner geburth seine ver- dammnis oder seligkeit hat. Denn gleichwie die hoͤlle ihre graden oder A. K. H. Vierter Theil. Z z 2 stuffen Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. D. Jor. Tract. wie ein Christ sich selbst durchbrechen stuffen und abtheilungen oder eingaͤnge manch- faltig hat/ also hat meines Vaters hauß auch viel wohnungen. Und gleich wie einer den andeꝛn an klarheit uͤbertrifft; also gehet gleicher weise einer dem andern in der finsternis und blindheit der suͤnden zuvor. Vor welcher groͤssesten ver- kehrten boßheit oder verderbnis (die nun zur letz- ten zeit in der krafft seine wirckung hat) ich euch/ meine allerliebste kinder/ gerne warnen und ver- huͤten wolte/ durch den rath und lehre meines GOttes/ damit ihr doch ja nicht in die versu- chungen der gottlosen fallen und keine schuld ha- ben/ sondern wol (so ihr den willen habt) auff alle weise davon frey gehen moͤchtet. Und je schwerer/ ja je elender und jaͤmmerlicher ihr ge- fallen/ so koͤnnet ihr durch die huͤlffe der gnaden und barmhertzigkeit der rechten hand GOttes (die nun zu uns allen ausgestrecket ist) in einem guten willen des hertzens auffstehen/ aber an- ders nicht. Unser wille vermag nichts/ als in und durch den willen GOttes/ verstehets/ der uns erst dargestellet oder in dem wort des aller- heiligsten glaubens kund gethan wird. Daher wir solches (ein jeder in dem seinen/ wie der HErr saget und ruffet) nun sonderlich in unsern tagen und zeiten wahrzunehmen haben/ und nicht das/ was er zu andern vor unsern zeiten geredet hat. Es wird sich ewiglich also befinden. Befindet sich aber einer uͤber den andern in suͤnden beschwereter/ gefaͤhrlicher/ armer/ ohnmaͤchtiger oder elender durch seine ange- bohrne boßheit und arglistigkeit der suͤnden schaͤrffer/ schneller und kluͤger/ d. i. mehrer verdorben (wiewohl man daruͤber lachet und froͤlich ist/ nicht aber sich daruͤber betruͤbet) so soll er darum GOTTES oder seines CHRISTI ehre und glorie/ in dem/ was er ist/ kan/ mag und will/ nicht vermin- dern und zu schwach vor ihm zu huͤlffe zu kommen erkennen/ o nein/ das waͤre viel mehr suͤnde gethan/ als er an sich selbst oder durchs fleisch moͤchte getrieben haben. Denn ist ihm vieles noͤthig/ so wird er desto mehr begehren und desto hertzlicher bitten oder aus groͤssern tieffen ruffen muͤssen/ nemlich mit groͤsserm ernst/ macht und gewalt GOttes huͤlffe ergreiffen/ und viel glauben/ hoff- nung und liebe haben wollen/ oder hat ers schon nicht/ so ists allerdings als in der zeit der gnaden zu kriegen oder zu finden. Denn das ist GOTTES allmaͤchtigkeit und hoͤch- ste liebe/ die ohne ansehen alle benoͤthigte/ bekuͤmmerte/ beschwerte/ beaͤngstigte suchet und troͤsten will/ uñ einem jeglichem seine nothdurfft ohne verweigerung geben; nachdem er groß oder klein/ reich oder arm ist. Darum der groͤste schuldner hier am meisten frey gesprochen und dem allerduͤrfftigsten am meisten gegeben wird. Und so er am meisten frey gesprochen und ihm gegeben wird/ so hat er auch am meisten liebe/ ja kan es auch von rechtswegen aus der natur nicht lassen/ das fehlet euch nicht. Daran denn GOTT und der mensch offenbahr und der geber und neh- mer erkant wird. Wer nun viel gnade und barmhertzigkeit aus seiner groͤsten schuld hat/ der hat auch am meisten liebe/ wer aber nicht die groͤsseste liebe hat/ der ist auch nicht am meisten frey gesprochen oder begnadiget. Aber in dieser mildigkeit und reichthum der gnaden hat sich niemand zu beruͤhmen/ als allein der HERR/ dem das lob von einem jeden zukommt. Wers ihm aber am meisten gibt/ der wird auch der groͤsseste erscheinen/ als dem auch am mei- sten geholffen und in groͤsserer gefahr gewest ist. Wenns nun GOTT nicht wolte/ so koͤn- ten wirs auch nicht/ und wolten wirs schon/ so waͤre es doch unmoͤglich so wohl zu wollen als zu thun. Aber da er uns nun helffen will/ so koͤnnen wir wohl/ daher wird auch nie- mand verlohren werden/ als das verlohr- ne Teuffels-kind/ das nicht gefunden seyn will/ und nur zum boͤsen/ nicht aber zum guten willig ist. Was aber von GOTTES gnaden gutwillig ist/ dem wird der friede mit GOTT zugesagt in CHristo JESU. Wer kan nun klagen/ ich bin kranek/ und sa- gen: ich bin zu arm oder zu ohnmaͤchtig/ an- gesehen des HERRN groͤste ehre und huͤlffe darinnen stehet/ die er niemanden wegern/ sondern ohne ansehen zu seinem preiß und eh- ren beweisen will. Wer seiner noͤthig hat oder beduͤrfftig ist/ der komme hervor/ ja kommt alle ihr beschwerdten im hertzem um der suͤnde willen/ denn euch ruffet der HErr/ nicht aber die leichtfertigen. Hoͤret ihr das wohl? O ihr bekuͤmmerte traurige seelen/ wo liegt ihr? Und ihr armen am geiste/ ihr hungerige/ dur- stige hertzen/ die ihr (sage ich) reu und leyd traget/ klaget nichts als uͤber euch selber/ nicht uͤber den/ der euch offenbahr und kund machet/ welches ist GOTT. Verschmaͤhet oder speyet euren eignen geist an/ und zertrettet euch selbst durch euch selbst zusamt eurem grossen schaden und boßheit/ am allermeisten/ daß ihr euch selbst im guten zu wider und eurem eignem leben und seligkeit hinderlich seyd. Werdet doch einmal anders gesinnet und GOtt-willig/ gleichwie ihrs so lange dem Teuffel gewest seyd/ und dencket an die sol- daten/ welche/ wenn sie frisch/ gesund/ starck/ groß und herrlich seyn/ sich schaͤmen unter die krancken und kleinen gerechnet zu werden/ ja das thun nicht allein sie/ sondern auch alle menschen/ und bezeigen desto vielmehr muth und krafft oder froͤmmigkeit/ die sie vorneh- men oder zum wenigsten um der ehre und prei- ses willen/ gerne haben. Sehet/ eben so solt ihr auch thun. Findet ihr eine grosse krafft gegen euch durchzubrechen und eine starcke force oder gewalt um euch/ so sollet ihrs euch darum nicht verdrießlich fallen lassen/ daß ihr nicht desto williger und um krafft und huͤlffe begieriger waͤret/ dadurch zu kommen: nein/ wen ihr nur wollt/ so koͤnt ihr. Fasset einen muth/ und brechet dadurch/ so wird euer aus- fluß desto herrlicher seyn/ als wenn ihr keinen harten durchbruch haͤttet. Sehet an alle erstge- 2. B. Mos. XIII. 2. bohrne/ die ihre mutter brechen/ sind dem HERRN zu seinem eigenthum geheiliget/ denn sie haben den vorzug in aller herrlichkeit. Derohalben wollet ihr euch doch in diesem durchbruch nicht verhindern lassen/ dieweil euch die besitzung/ die herrlichkeit des reichs/ heiligkeit und gerechtigkeit daher zukommt und ein solcher grosser lebendiger ausfluß/ der von euren leibern fliesset/ darinnen ste- het. Doch und in CHristum einfliessen muͤsse. Doch sollet| ihr nit gedencken/ wenn euch der durchbruch haͤrter und schwerer als euren mit- bruͤdern faͤllet/ daß euch ungleich geschehe/ oder daß ihr durch eure grosse suͤnden desto wuͤrdiger zum Reiche GOTTES waͤret; o nein! son- dern die nicht viel suͤnden gethan/ aber ihre suͤn- den vor groͤssere boßheit angeschen und geachtet/ sich selbst deswegen desto tieffer erniedriget und uncertreten und das Reich GOTTES zu empfangen sich unwuͤrdig geschaͤtzet haben. Darum sollet ihr euch selbst anklagen und ver- pfuyen/ aber den HERRN bey euch selbst in dem durchbruch vor andern groß machen und euch daher nicht duͤncken lassen etwas mehr/ wol aber geringer zu seyn und daß ihr auch mehr ursach denn andere dazu habt/ GOTT lieb zu haben und groß zu machen; angesehen ihr durch eure eigne suͤnden nicht vermindert/ sondern euch von GOTTES gnaden viel mehrer herrlich- keit und groͤsse beygeleget wird. Nicht sage ich um eurer suͤnden/ sondern um seiner guͤte willen/ welche in der letzten zeit auffs hoͤchste an denselben wunderlich bezeiget oder gese- hen wird/ ja werden muß/ wenn sie zum preiß zu schauen vorkommen sollen/ nach der schrifft. Gleich- nis. Sehet an ein klein zart voͤgelein/ als ein Riet-Fincken/ wie klein sein ey und wie duͤnne das schaͤlgen ist gegen eines pfauen oder schwa- nen ey/ und das ist so/ wie sichs gebuͤhret. Aber weil sein leben oder krafft klein ist/ so kan auch daher sein durchbruch so groß nicht seyn; wie wohl er doch in der uͤberwindung loͤblich ge- schicht. Jst nun sein durchbruch nicht als eines Pfauen oder Schwanen/ so kan sein ausfluß auch nicht so wuͤrdig als des Pfauen und Schwanen geachtet seyn; ists nicht recht? Darum wo ein grosser durchbruch geschicht/ da geschicht auch ein grosser ausfluß/ und das ist das herrlichste; wiewohl der ausfluß/ wenn er aus dem durchbruch kommet/ erst nicht gesehen wird/ weil seine macht allda ver- borgen/ hier aber offenbahr/ edler und auffs herrlichste in der uͤberwindung erscheinet/ derer man ohne streit oder feindschafft unwuͤrdig bleibet. So fragt man denn auch gern/ wel- ches von beyden edler und herrlicher ist/ der durchbruch oder der ausfluß? Darauff ich also antworte: So man die wurtzel uͤber den baum/ den weisen uͤber seine weißheit/ den reichen uͤber seinen reichthumb/ den starcken uͤber seine staͤrcke/ den mann uͤber sein wort/ den saamen uͤber die frucht æstimi ren oder hal- ten mag/ so ist der durchbruch auch uͤber den ausfluß zu preisen: Jsts aber unzertheilig/ daß das eine ohne das andere nicht seyn kan/ so soll mans gleich schaͤtzen. Es kommt aus einem und durch eine uͤberwindung oder vi- ctorie aus dem streit/ die man noch viel lieber dann den streit hat/ nicht aber ohne streit und uͤberwindung (weiß ich wohl) haben kan. Nun ist die uͤberwindung/ so mans wohl einsiehet/ beyde nach dem ausfluß und durch- bruch ein ding/ die nicht ohne einander seyn koͤnnen/ wiewohl ich allzeit sagen muß/ daß der siebende ruhetag hoͤher als die sechs wer- ckel-tage geheiliget oder besser gehalten wird/ und das letzte das beste oder vollkom̃enste ist und am laͤngsten dauret| und bleibet. Darum je staͤr- ckere und groͤssere feinde einer hat/ uñ sein durch- bruch gewaltiger zugehet/ je herrlicher/ tri- umphirlicher und groͤsser auch seine uͤberwin- dung/ crone/ ehre und herrlichkeit im durch- bruch befunden wird. Es fehlet euch nicht. Darum verschlaget oder vergehet euch nicht/ o ihr allergroͤssesten suͤnder/ sondern bringet oder gebet eurem GOtt in eurer bekaͤntnis grosse staͤr- cke/ lob/ ehre und danck im glauben/ em- pfanget die heiligung und viel ehre und glorie in eurer wiederkehrung. Denn die am tieff- sten ligen/ sollen auffs hoͤchste aufffahren/ die die alleraͤrmste am geist gewest/ sollen die allerreichsten seyn/ und die allerschwaͤchste die staͤrcksten werden. Aber es gehet auch am allerschweresten zu/ weil es am meisten ko- stet/ und aus denen tieffen herauff bracht wird/ daraus unser schreyen und ruffen/ wenn wir in der noth sind/ vor GOTT auffsteigen muß/ ehe wir moͤgen eꝛhoͤret werden. Daß wir uns selbst aber sehr tieff finden/ kommt daher/ daß wir so hoch gesessen und von natur abfaͤllig gewest sind. Darum wir uns eben so tieff mit den heitzen unser selbst begeben/ und den untergang williglich wi- der die hoffnung in der hoffnung anneh- men muͤssen. Denn also wird der HERR die seinen mit sich erheben/ und in der krafft seiner allmacht erhoͤhen/ und eben so hoch/ herrlich und glorios zu lob seiner gnaden uͤberall vor sich stellen/ als sie um seines namens oder gerechtigkeit willen erniedri- get/ verachtet und in schanden gewest sind. Diesen verstand aber hat nicht jedermann/ sondern die ihn vor andern/ nicht vor sich selbst empfangen haben/ sollen ihn allein zu lobe des- jenigen/ der ihn darreichet (und den menschen zu seinem werckzeug/ lob/ bild und herrlichkeit ge- schaffen hat) und nicht als einen raub besitzen. Darum auch niemand/ der sich deswegen so ei- tel beruͤhmen wolte/ gantz und gar nicht dun- cken soll/ als haͤtte ers von oder durch sich selbst/ sondern von GOTT; nicht allein die geistli- chen gaben und himmlische reichthumer/ son- dern auch die aͤusserlichen in allen geschoͤpffen und wercken GOTTES. Denn wem viel NB. gegeben ist von dem wird auch vieles gefordert: Und wer sich uͤbel und fern in dem wege vergan- gen hat/ der muß weit wieder umkehren: wer hoch gesessen ist/ muß tieff fallen/ nicht aber mit unwillen/ sondern mit freuden/ oder es gilt und trifft nicht. Angesehen der HERR dieselbe hohe und harte hertzen sehr in seiner goͤte liebet/ und mit gnade und barmhertzigkeit desto mehr zuvor kommt/ es sey denn/ daß sie sich in ihrem verkehrtem boͤsem ausfluß ungewarnet ins ewi- ge verderben verlohren und vergangen haͤtten. Daher man nun wiederkehren/ durchbrechen und kommen muß/ von dannen man ausgeflos- sen/ und sich selbst geneigt zum fallen unterdru- cken soll. Welches/ so man dis alles/ nemlich das ewige verderben gantz nahe zu sehen bekom- met/ man desto mehr verpfuyen und den HErꝛn (der sie so lange gelitten oder gedultet/ und immeꝛ Z z 3 geruffen Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ geruffen und nachgelauffen ist) mit vollkomme- nem munde nicht gnug loben und voͤllig dancken kan. Denn man weiß und erkennet alsdann den meister oder seine huͤlffe und freundschafft in der erfahrung/ der ihm in der noth beygestanden uñ geholffen hat; ja je groͤsser die noth/ je mehr danck/ lob und preiß erfolget alsdann/ und viel mehr/ als der sich selbst in keiner angst/ noth oder last empfindet. Das befindet sich ja in alle wege also. So verwahret euch denn/ meine allerliebste kinder/ vor der ungerechtigkeit/ und vor der ver- kehrten boßheit/ die muthwillig und mit wissen und lust geschicht/ huͤtet euch/ sag ich/ vor ihrem durchbruch/ daß ihr nicht in ihren ausfluß leicht- hertzig als faul wasser dahin fahret wie die ehe- brecherischen verhurten frauen/ die eine huren- stirn bekommen und sich nicht mehr schaͤmen wollen/ und deshalben ohne rath und huͤlffe sind/ oder sie muͤsten sich erst schaͤmen lernen/ son- sten ists unmuͤglich. Denn wo keine schaam ist/ da ist auch keine ehre/ und wo keine ehre ist/ da achtet man der schande nicht. Und vor jeden sol- chen menschen/ da die schaam durchgebrochen ist/ ist kein rath/ oder er muͤste sich erst zur schaam bringen lassen. Darum schaͤmet euch vor dem HERRN und auch vor euren eltern/ bruͤdern und schwestern/ und vor allen insonderheit/ die GOtt fuͤrchten Aber das ist alleine menschlich an dem auswen- digen menschen/ doch aber mit GOttes belieben. Wiewol der HErr darauff eben so nicht siehet oder darnach urtheilet/ als nach dem hertzen/ darnach alle wercke/ sie moͤgen gut oder boͤse seyn/ geurtheilet werden. Und sehet/ darinn will er sich vor ihm geschaͤmet haben; nicht allein in einem boͤsen handthaͤtigem wercke/ sondern vor allen dingen in einem boͤßwilligen oder begierli- chen hertzen und boͤsen gedancken/ darauff er siehet und darnach rechtet. Darum werdet dar- inn verneuret und sauber/ haltet das rein/ wa- chet/ daß es von dem wesen dieser welt nit befle- cket/ sondern eine heilige wohnung/ huͤtte/ gezelt oder tabernackel/ berg/ tempel und stadt GOt- tes werde/ das wohl versuchet/ gepruͤfft und an- gefochten und in allem treu und auffrichtig als eine reine magd vor dem HErrn Zebaoth be- funden werde/ der gebenedeyet/ uͤberall hochge- lobet zu fuͤrchten ist in ewigkeit. Es ist wahr- hafftig. Halleluja. Wache auff/ der du schlaͤffest/ und ste- he auff von den todten/ so wird dich CHristus erleuchten. Ephes. V. 14. ENDE . Ausgangen im jahr 1545. David Joris Schrifft/ was GOTTES werck an uns befoͤrdere/ und wir im ge- genwaͤrtigen (dieweil es tag ist) zu ar- beiten/ auch was vor ein leben wir hier in der zeit zuverlieren haben. Nehmet wahr/ meine kinder (ihr/ die ihr euch des glaubens ruͤhmet/ und nach GOTT fra- get/ und in seine freundschafft/ gnade/ liebe/ frie- de und gerechtigkeit kommen/ ja derselben ewig- lich geniessen/ gebrauchen/ und mit ihm/ gebene- deyet/ vereinbahret seyn wollet) das eintzige wort: Wircket/ dieweil es tag ist/ denn die Joh. IX. 4. nacht kommt/ da niemand wircken kan. Diß wort gehet euch/ o meine kinder und bruͤder alle gleich so wohl als mich an/ und trifft unsere Christliche versammlung (wie wuͤste und ein- tzeln sie auch noch allenthalben in dem einfaͤlti- gen glauben und wahren vollkommenen er- kaͤntnis CHristi liegt) ja so viel als die Aposteln und ihre gemeine/ weil wir (obs wohl in denen aͤusserlichen worten/ kraͤfften und verstaͤndnissen seinen unterscheid nach menschlicher weise zu ha- ben scheinet) alle eins/ unter einem haubt/ GOtt und HErrn oder meister befunden und mit ei- nem geist getraͤncket und zu einem leibe CHristi muͤssen getaufft seyn/ und das beliebet und ist ewig wahr und unwiedersprechlich. Aber hier- uͤber und hierinn straucheln und fallen gleich- wol viele der beruͤhmten glaubigen/ und muͤs- sen/ meines beduͤnckens und verstandes nach/ diesen sinn noch weit verfehlen. Denn so sie sich nicht in einem rechtem vollkommenem ewigem niedrigem grund der wahrheit CHRISTI gesetzet haben oder darinn gebohren sind/ muß ihnen das licht und die weißheit im wahrhaff- tigen urtheilen fehlen/ und koͤñens bey sich selbst ohne das licht der ewigkeit GOTTES nicht beschauen. Denn so viel einer durch seine eig- ne unlauterkeit oder menschliche angebohrne blindheit und kranckheit oder angenommene sinnlichkeit oder selbstheit in einer unwissenden wohlgefaͤlligkeit oder gutduͤnckel verhindert und verdunckelt worden ist/ so hat ihn das Psalm. XXXVI. 9. lautere rechte tages-licht (in welches licht wir das licht der ewigen wahrheit und weißheit sehen/ erkennen und verstehen) nicht zu einem wahrhafften ewigen urtheil bescheinen koͤnnen. Aber ihre fehler oder begangene schuld ist hier zu vergeben und zu genesen/ oder sich desselben zu erbarmen gewest/ weil sie in dem Vater und dem Sohn/ nicht in dem Heiligen Geist geschehen sind/ in welchem sich alle vollkom- menheit/ wahrheit und klarheit des verstan- des oͤffentlich hervor thut/ daß auch der un- wissende/ so er nur glaubet und vertrauet/ in dem angezeigten wege nicht einmal irren kan. Eben so viel tages/ ewiges grundes/ lichts und lebens ihnen von GOTTES gnaden da- mals auffgegangen/ vorgeeragen und einzu- kommen angeboten ist/ so viel haben sie empfan- gen/ begreiffen/ sehen/ wissen und verstehen/ ja aussagen koͤnnen/ aber nicht weiter. Das feh- let oder mangelt euch nicht. Frage. Und so sie NB. auffs kuͤrtzeste das hoͤchste und vollkommenste wesen/ licht/ leben und verstand nicht begriffen oder erreichet haben/ solten sie/ die vor dieser zeit gekommen/ deswegen auch zu beschuldigen seyn/ wenn sie sonst treu und auffrichtig in dem Die Hey- den/ ist mir so viel ge- sagt/ als die er- wehlung oder auß- erwehl- ten. Die letzten sol- len die er- sten seyn. Matth. XX. 4. ihren geblieben sind? Antwort. O traun/ von GOTTES gnaden und seiner beliebung wegen/ gar nicht: Denn den gegenwaͤrtigen ist das gegenwaͤrtige/ das zukuͤnfftige den kom- menden/ und das innerste chor war denen hey- den zugesagt. Benjamin der letzte empfieng fuͤnffmal mehr als die ersten oder als seine bruͤ- der. Also ists auch in der Parabel von den wein- gaͤrtnern zugangen. Es geschahe aber ihnen darinn oder damit gar kein unrecht. Also kan/ soll oder mag nun vielweniger in diesen ewigen/ heiligen Von Befoͤrderung GOttes Wercks in uns. heiligen GOTTES sachen/ nach der wahl seines beruffs und ewigen unveraͤnderlichen ordnung geschehen/ ob sichs wohl gantz anders in und bey denjenigen/ da es am allersorglich- sten stehet/ aus eigen-weißheit und selbst-gut- duͤnckel befinden laͤsset und zug het/ nemlich bey denjenigen/ die dem tage oder der zeit im- mer naͤher kommen sind/ wie weit sie auch an sich oder durch sich selbst noch davon sind. Woher kommt das? Fuͤrwar nirgends als von gutduͤnckel/ eigen-weißheit/ menschlicher wissenschafft und eigner selbheit/ so man auff al- le weise abzulegen und als von denen groͤsten toͤdtlichsten gifften auszugehen/ zu meiden oder sich davor zu scheuen hat. Frage? Warum das jetzo mehr als vor zeiten? Antwort. Das will ich euch sagen: Als Adam gantz alleine/ die boßheit und schalckheit ihm un- bewust und ihm kein gleichnis oder vorbild zu ei- ner oͤffentlichen anschauung und warnung vor augen war/ als ihn allein das einfaͤltige gute wort des glaubens GOttes/ so ihm vorgetra- 1. B. Mos. II. 17. gen uͤber zeuget hat: Welches tages du von dem bau missest/ solt du des todes sterben: war er (solte man freyer heraus sagen moͤgen) desto eher beyzubringen/ als da er zu seiner schwachheit ein exempel und auffmercken an diesen/ jene an dem (gleichwie wir nun an ihm und viel unzehlich andern mehr) gehabt hat. Jsts nicht so? Daher koͤnnt ihr dencken/ daß der liebreiche/ guͤtige/ gnaͤdige und barmhertzige GOTT sich seiner desto mehr samt allen un- wissenden zugleich in und mit ihm erbarmete. Wohlan/ also auch derjenigen/ die nach ihm ge- kommen/ und in dem anfange des tages oder der zeit der gnaden und seligkeit angenom̃en und begonnen/ indem der mensch/ weil er mit der nacht/ finsternis und nebel umfangen/ und in grosser unwissenheit/ blindheit/ irrthum und finsternis stecket/ durch sich selbst verfallen ist/ daß sie alle solche straffe und urtheil in ihren suͤnden/ schulden und missethaten (nach mei- nem glauben und erkaͤntnis) nicht tragen wer- den/ als diejenigen/ die nach ihm gekommen/ viel mehr muthwillen und hoffart getrieben haben/ ohne alles an-oder auffsehen der war- nung/ so vielfaͤltig in den vorigen den nach- kommenden nachgelassen oder gegeben ist/ das ist sicher und gewiß mit guten ursachen und verstand/ daß die letzten/ sage ich/ mehr hoffart und eigenen muthwillen oder selbheit uͤber alle warnung und befindlichkeit gebrau- Joh. XIX. 11. chen. Denn der HERR sagt: Der mich dir uͤberantwortet hat/ der hats groͤs- sere suͤnde. Das waren die Schrifftgelehr- ten und Phariseer/ die Hohen-Priester und Luc. XX. 47. Verkehrt-Gelehrten. Darum sagt er an ei- nen andern ort: Diese werden schwerere verdammnis haben; weil ihrer suͤnden Matth. X. 15. mehr war. Und noch: Es soll Sodoma und Gomorrha ertraͤglicher ergehen am tage des urtheils/ denn diesem lande oder stadt. u. s. f. Wie das? Darum/ daß zu ihnen das licht/ der tag und das Reich GOTTES naͤher/ als zu den vorigen ge- kommen war. So nehme denn ein jeder den tag seiner vi- sitation oder heimsuchung und beruffung und die zeit seiner wirckung in einem redlichen/ sanfft- und demuͤthigen und gedultigen her- tzen recht genau und doch froͤlich wahr und be- weiset rechte busse und besserung eurer selbst an dem tage/ so lange er euch zu einem licht dazu auffgegangen oder in gnaden zur besse- rung gegeben ist/ denn er wird auffhoͤren/ ein ende nehmen/ daß ihr ihn nicht mehr wer- det wahrnehmen/ keine busse oder besserung NB. mehr beweisen/ oder euch selbst nicht mehr ab- legen und von euch ausgehen koͤnnen. Denn da wird kein werck noch weg der seligkeit/ wie- der vor sich zu gehen/ mehr seyn/ nach dem worte unsers HERRN JESU: Wir- Joh. IX. 4. cket/ dieweil es tag ist/ es kommt die nacht/ da niemand wircken kan. Nun stehet uns allen hier zubedencken/ ehe wir nach einem einigen wercke des menschen auff erden uns umsehen und fragen/ wie groß und noͤthig es auch seyn moͤchte nach dem flei- sche/ zu wissen/ zu erkennen und zu verste- hen/ was vor ein werck es denn sey/ das der HERR hier so ernstlich gemeinet und benennet oder von uns gefordert hat. Alle andere menschliche wercke/ die den menschen auff erden/ oder in der welt zu handen stos- sen/ sind diesen und jenen/ welche sie vor- nehmen und durchfuͤhren/ wol bekandt/ wer- den auch zu ihrer zeit nicht versaͤumet/ sondern genau und wohl durch die einsehende gewisse noth wahrgenommen/ daran man einen irr- dischen wirckenden menschen mercken und recht kennen lernen kan/ nemlich an seinem bauen/ pflantzen/ arbeit und wirckung oder sorgfaͤl- tigkeit/ das er nicht so leicht versaͤumet oder mehr vergisset/ als sich selbst. Aber aus al- len diesen kan oder mag man keinen wah- ren glaubigen oder Christen verspuͤren oder darthun. Denn dieser ist von einer gantz an- dern zuversicht und arbeit oder sorgfaͤltigkeit/ welches wol zu glauben ist/ weil er Christlich und nicht Adamisch/ d. i. irrdisch/ sondern himmlisch gesinnet und gewillet ist/ welches ei- nem rechten menschen von GOTT zukommt/ weil er sein leben nicht allein im brote/ sondern in allen worten hat/ welche da kommen aus dem munde GOttes. Was nun vor ein unterscheid hierinn (als oben von den verschiedenen oder manchfalti- gen gemeinen gemeldet) zu sehen sey/ daß ein je- der seine besondere meinung/ eigensinn/ begriff und verstand aus der schrifft/ nach jedes seinen glauben einer vor den andern hat oder nimmet/ gehet uns vorjetzo (weil wirs nicht verbessern/ sondern vielmehr unsers kleinen ansehens und achtung halben sie aͤrgeꝛn/ nicht aber gut machen werden koͤnnen) nichts an. Darum lassen wir eines jeden glauben und opinion, grund/ sinn und verstand/ willen und werck stehen und ihre arbeit unbenennet/ auch GOTT und ihnen die sache gantz befohlen bleiben/ und wollen unserm einfaͤltigem kleinem uñ wolberichtetem verstan- de nach fortfahren und uns untereinander zu- sammen der rechten wahren mutter der heiligen kirchen/ gehorsamlich in dem einfaͤltigem glau- ben CHristi begeben und die ihr befohlen und auch unterworffen sind/ alle vermahnet haben/ auff eines jeden sein eigen werck oder arbeit acht Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ acht zu haben/ daß ihm das gruͤndlich bewust sey/ was GOtt in-oder an ihm wolle und wircke/ und was der mensch an-oder in ihm wolle und wircke. Denn es ist von ihm gesagt: wircket/ dieweil es tag ist/ es kommt die nacht/ da niemand wircken oder arbeiten kan. Mit diesen worten gibt der HErr mercklich zu verstehen/ daß er uns in ihm/ zu ihm und gleich mit ihm in die arbeit berufft/ so wir ohne oder ausser ihm nicht vermoͤgen/ nemlich/ wenn er das werck nicht bereit waͤre zu wircken/ so waͤre alsdann alle unsere arbeit umsonst und verge- bens. Darauff rufft und saget er uns zu rechter zeit/ nemlich an dem tage seiner gnade zu wir- cken/ da er selbst auch helffen und selig machen will. Denn es ist nicht zeit laͤnger zu schlaffen/ sondern wacker in dem tage der seligkeit zu wer- den/ als in welchem GOTT der Vater und der Sohn ihr werck wircken/ laut seiner worte: Joh. V. 17. Jch und mein Vater wircken bißher u. s. w. Nun moͤchte mich jemand fragen/ was vor ein werck GOTT in und an uns fordere/ dazu wir so hefftig vermahnet werden zu arbei- ten.? Antwort: nemlich den glauben/ als welcher GOttes werck genennet wird/ wie man auch an einem andern ort mercken und verstehen kan/ da der HErr die unrechten wircker oder ar- beiter/ weil sie allein auff das aͤusserliche ein ab- oder auffsehen hatten/ auff ihre frage also anre- Joh. VI. 27. dete: Wircket speise/ die nicht vergaͤnglich ist/ sondern die da bleibet ins ewige le- ben. u. s. f. Ja gantz recht moͤchte er das wohl sagen/ weil der tag eines jeden werck als ein feuer also pruͤffen und laͤutern wird. Verstehets. Deñ was nicht lauter/ als gold/ silber und koͤst- liche edelgesteine erfunden wird/ sondern dem holtz/ heu und stopffeln gleich ist/ wird (wie die vergaͤngliche speise/ wie sehr sie auch in wolluͤsti- gen und hungerigen oder begierigen mit suͤssem geschmack verlanget und genom̃en ist und dem menschen/ seinem gutduͤnckel und selbst-weißheit nach/ gantz wolgefallen hat) verzehret und zu nichte gemacht werden. Denn alles/ was sicht- barlich ist/ das ist vergaͤnglich/ was aber unsicht- bar ist/ das ist ewig. Darum was von keinem solchem ansehen uñ menschlichem schein ist und waͤre/ das soll als eine wirckliche speise bestaͤndig bleiben ins ewige leben/ uñ das ist auch warlich Matth. X. 39. recht. Denn der HErr sagt: Wer sein leben hier erhaͤlt/ der wirds verliehren; und wer es hier verleuret um meinet willen/ der wirds erhalten/ zum ewigen leben. Hieraus ists nun leichtlich zu verstehen/ was vor ein werck GOTT in oder an uns wircke und fordere/ und was vor ein werck wir in dem auffgegangenen erschienenen tag oder zeit der seligkeit/ darinn wir stehen/ zu wircken haben. Joh. VI. 29. Der HERR JESUS sagt: Das ist GOTTES werck/ daß ihr glaubet an dem/ den er gesandt hat. Sehet. Die Juden liessen das/ was ihnen vorgesetzt und darinn zuthun zustunde/ fahren/ und sahen nicht sich selbst/ sondern den HErrn an/ und wolten wissen/ was er vor ein werck zeigen oder bewei- sen wuͤrde; darinn sie groͤblich fehleten/ wie die jenigen alle thun/ so sie ihrem vater und mutter/ Herrn und meister mißtrauen/ unter- suchen/ nachforschen oder pruͤffen und nicht einfaͤltiglich oder lauterlich gehorsamen/ und thun wollen/ was ihnen auff glauben zu wir- cken und zuthun zustehet. Denn sein werck war/ das leben und licht GOTTES in die welt zu bringen/ welches durch den glau- ben von hertzen angenommen oder empfangen seyn muste. Was meinet ihr nun/ daß diß gesagt sey? Durch den glauben. Jsts nicht durch GOTTES werck/ welches in uns seine wirckung der krafft nehmen oder be- weisen muste? Ja das muͤsset ihr mir zuste- hen/ denn also ists und nicht anders. Was geschicht nun hier oder gehet davor? Fuͤr- wahr ein grosses absterben sein selbst/ nemlich wer den glauben JESU CHRISTI an- nimmt/ und kommt kurtz um mit den wor- ten unsers HERRN JESU uͤberein/ da er Matth. X. 39. sagt: Wer sein leben hier erhalten will/ d. i. so viel/ wer den glauben nicht annehmen und das werck GOTTES an ihm nicht zu- lassen will/ der wird sterben/ nemlich sein leben verliehren/ welches er liebt/ da ers doch hassen muͤste: Wer aber sein le- ben hier verleuret/ oder hasset/ der wirds erhalten ins ewige leben und wohl bewahret finden. Diß ist nun (wie an einem andern ort und zeit gesagt worden) kein aͤusserlich leben/ das da zu verlieren/ zu uͤberkom̃en und dahin zustellen sey; nein/ o nein/ obs wohl von unsern vor- fahren nicht anders verstanden oder recht aus- gelegt worden. Denn wenns das waͤre/ so muͤsten alle aͤusser- liche wercke gelten und koͤnte einer vor dem an- dern vieles verdienen/ ja des menschen willen und vermoͤgen zugeschrieben werden/ und der glaub (GOttes werck) den ruhm nicht alleine behalten/ und niemand darin gesund oder selig gemachet werden. Denn wer sein aͤusserlich le- ben aus unverstand und unsinnigkeit am we- nigsten achtete/ der wuͤrde die groͤste ehre da- von bringen koͤnnen. Aber nicht also/ es stehet darinn gantz und gar nicht/ sondern inwendig im hertzen/ nach dem glauben; also daß hier der kleinste eben so viel vermoͤgen als der groͤsseste/ der geringste eben wie der beste/ der kraͤnckeste wie der staͤrckste (ich meine leiblich oder aͤusser- lich) ja der arme wie der reiche (weil bey GOtt kein ansehen der person ist) hat. Denn hier hat noch behaͤlt/ was des menschen erwehlung/ glauben und vertrauen (welche GOttes arm und macht sind) in menschlicher krafft anlan- get/ niemand ruhm in sich selbst/ es sey denn im HErrn/ d. i. in des HErrn werck/ nemlich in GOttes auserkohrner gabe und ewiger krafft. Wer deren uͤber alle dinge empfaͤnglich/ lieb/ werth/ und der naͤheste ist/ der ists/ er sey wer er wolle/ der bey GOtt preiß/ lob und ehre damit einleget. Womit bezeuget und bewiesen wird/ daß nicht uns/ sondern allein seinem namen die glorie/ lob/ ehre und preiß uͤber alles zukom̃t; denn von ihm/ gebenedeyet muͤssen wir alles em- pfangen/ es sey glaube/ liebe und vertrauen/ was vor geist/ hertz/ sinn oder gemuͤth/ was vor werck oder krafft es sey/ es kommt alles von GOTT/ wir sind erde und asche/ einem wurm und made gleich/ vermoͤgen gantz nichts von uns selbst/ und haben nicht einmal einen guten gedancken NB. vor ihm von uns selbst. Darum ists und bleibt es sein Von Befoͤrderung Gottes Werck an uns ꝛc. es sein eigen werck und krafft/ in und durch wel- ches wir selig gemacht werden. Selig ist der/ der solches an ihm selber in der warheit versi- chert ruͤhmen/ sich als ein armer/ krancker/ elen- der/ gebrechlicher und unvermoͤgender blinder mensch darunter gebogen/ und empfindlich bey- zeiten erkennen kan. Unser werck/ das weiter an uns befodert/ und wol wahrgenommen seyn muß (so ihrs ver- stehet) sol und muß in-aus- und durch den glauben geschehen/ an-und in uns selber/ das ist/ noch weiter durch Gott/ welchem wercke der krafft GOttes wir beystimmen und außleiden muͤssen/ denn dazu erstrecket sie sich/ nemlich uns selber in dem alten gottlosen wesen unter- und zu aller nichtigkeit zu bringen/ daß wir von uns selbst (die wir aller eitelen irrdischen ver- gaͤnglichen dinge voll/ ja maͤchtig damit be- hafftet und vereinbahret/ oder ein leib sind) nichts mehr halten/ sondern als die wir von uns selbst gantz abgeschieden unglaubig und abgestorben sind. Diß an uns selber außzu- leiden/ willig und mitzuseyn/ ist das werck/ des- sen wir uns an uns selber zu befleißigen uñ war- zunehmen haben/ dieweil es zeit und tag ist uns in verbesserung durch ein hertzlich reu und leyd- wesen unsers vorigen wargenommenen suͤnd- lichen lebens uͤmzuwenden. Kan nun jemand hier sich beruͤhmend ein eigen werck von ma- chen/ so thue ers/ wie fleißig er sich auch mit bit- ten/ flehen und lesen tag und nacht darinn uͤben moͤchte/ so sol/ kan oder mag ihm dennoch dar- aus kein beruͤhmen oder einige ehre entstehen/ weil ers nicht von sich selbst/ oder aus sich selbst/ sondern von GOtt muß empfangen/ so kom̃t auch das lob/ preiß und ehre allerdings dem geber/ Gotte/ und nicht dem nehmer (dem ar- men gebrechlichen oder duͤrfftigen traͤgen men- schen) zu/ laut des HErrn CHRisti worten: Luc XVII. 10. Wenn ihr alles gethan habt/ was ihr vermoͤget/ sollet ihr euch doch noch vor einen unnuͤtzen knecht erkennen/ der nichts mehr gethan/ als ihm sein HErr zu thun befohlen hat. Es ist auch in der warheit nicht anders. Aber ob sich schon je mand nach/ und von GOtt hat lassen lehren/ richten und bescheiden/ wenden/ beugen und kehren/ seine hand/ willen/ wort/ sinn/ geist und verstand wol empfangen/ GOttes geburt in dem Sohne der Ewigkeit durch gehorsam des Glaubens bekommen hat/ so stellet er sich gleichwol in der sache als ein knecht. Darum/ so sich jemand ruͤhmen wil/ der ruͤhme sich dar- inn nach der warheit/ oder ruͤhme sich seiner kranckheit/ gebrechligkeit/ elendes und nich- tigkeit/ und das gebuͤhret ihm auch wol und recht in Christo/ weil niemand ohne ihm zur er- kaͤntniß kommen kan/ so wenig als zu GOttes und seines Heil. Geistes ewigem erkaͤntniß. Es ist in der warheit also und nicht anders. Hiezu/ sag ich/ kom̃t noch weniger jemand/ nemlich zur beruͤhmung des HErrn und seiner nichtigkeit ohne den gehorsam des einfaͤltigen glaubens JEsu CHristi/ welcher ist eine krafft/ Was der Glau- be sey. art/ geist und werck GOttes. Sie muͤssen alle von seinem bittern kelch trincken/ und in seinem tod getaufft seyn/ die sich seiner so fern mit war- heit beruͤhmen koͤnnen. Denn diese/ diese/ sag ich/ sind es/ die ihn nach der warheit in dem gei- ste seines verstandes/ sinnes und willens hoͤren/ lieben/ und in der noth warhafftig vertrauen/ und das wort: wircket/ dieweil es tag ist/ Joh. IX 4. u. s. f. recht erkennen/ und mit verstande zu her- tzen nehmen/ sonsten niemand. Wolan/ so das wahr waͤre/ moͤchte jemand sagen/ so haͤtte man nicht noͤthig/ sich so fern uͤm diese sache zu be- kuͤmmern und zu bemuͤhen; Denn GOtt wir- cket es alles/ er kennet seine schaafe/ und sie ihn/ u. s. w. Das ist recht/ moͤcht ich wieder sa- gen: Sie kennen ihn in seinem wort/ art/ geist und stimme/ darinn ein jeder ihn/ und er sie em- pfaͤnget. Jch bitte (spricht der HErr) nicht Joh. XVII 20. allein vor sie/ sondern auch vor die/ die durch ihr wort an mich glauben. Und wiewol seine außerwehlten nicht allein seine mitzeugen/ sondern auch mithelffer CHRisti sind/ so ists und bleibts gleichwol immer Got- tes werck/ obschon der mensch seine hand/ und alles vermoͤgen des hertzens dazu ausstrecket/ so gebuͤhret doch der ruhm alleine GOtt; jeden- noch hat er ihm nichts desto weniger zu wircken befohlen/ dieweil es tag ist. Aber das werck ist/ und gehet hart wider ihn selbst. Wie so? nemlich also/ daß er wider sich selber muß/ das ist ihm ein hartes werck und grosse arbeit/ das er in GOtt empfangen hat/ und fuͤhlet allda keine arbeit/ denn es ist auch keine in ihm/ nein/ weder ruhm noch arbeit noch einig werck/ son- dern allein gnade/ die empfangen wir in-und von ihm. Die arbeit oder das werck/ das da vorgehet/ haben wir von uns selbst/ und kom̃t von unsertwegen durch unsre uneinigkeit oder ungleichheit und muͤhseligkeit/ die wir GOtte und uns selbst gemacht haben. Doch/ wenns schon so waͤre/ so gefaͤllet doch GOtt dem HErrn keine arbeit an sich selbst/ dann allein in CHristo. Von unsertwegen und an unserer statt thut er/ was er thut/ und mit lust/ liebe und verlangen gethan hat. Und wer ihm solches werck der liebe/ warheit und treue wehret/ das ist/ darinn nicht empfaͤnglich und mit ist/ den achtet und haͤlt er eigentlich vor seinen feind/ und wird ihn auch zu seiner fuͤs- se schemel werffen. Und so lange es uns ein pein- lich oder muͤysames werck ist/ gefallen wir und sind nicht mit Gotte/ denn was da geschicht und geschehen muß/ das ist recht. Welches recht und gerechtigkeit mit freuden zugehen muß/ und denselbigen hilffet der HERR. NB. Dasselbe mag ja wol geschehen/ wie hart es ihm auch in dem fleische (dem er als einem feinde abgesaget/ und aus dem Glauben hasset) seyn mag/ weil er dem verstande und der warheit in dem geiste/ nicht dem fleische/ nachgehet. Fra- ge: Warum ists oder faͤllt es ihm noch eine solche grosse arbeit und hartes werck? Das kom̃t ihm daher/ weil er muß abbrechen/ was er uͤbel gebauet/ oder mit seinen haͤnden gemacht hat/ und den weg wieder zuruͤck gehen/ den er uͤbel oder blindlings eingegangen ist. Er muß seine ehre/ lob und preiß/ ja hembde/ rock und mantel außziehen/ das ihm nicht zukomt/ und seine armuth/ nacktheit und schande anziehen/ die ihm zugehoͤren. Er muß (so viel zu sagen) wieder geben/ das er diebisch gestohlen oder ge- raubet hat: Er muß davon auff-und abstehen/ da einem andern gebuͤhret zu sitzen/ nemlich sei- nem lustigen angesichte mit einer unlust wil- liglich entgegen kommen/ fasten/ hungern und feyren/ ja sterben/ verderben und außgehen von A. K. H. Vierter Theil. A a a alle Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ alle dem/ darinn er zuvor in aller fuͤlle und uͤber- fluß gelebt. Es sol und muß ihm an statt sei- ner froͤligkeit nichts dann klage/ ach und we- he begegnen/ weinen vor lachen/ traurigkeit vor freude geniessen/ stanck vor seinen alten fuͤssen geruch annehmen/ vor das gekraͤuselte schoͤne goldgelbe haar eine glatze und grind empfangen/ und aus der hoͤhe in die tieffe ge- hen/ eben wie ich mich erinnere/ daß es glei- cherweise geschrieben/ und in dem vorbilde an Jsrael und Juda geschehen ist. Und wo er nicht in oder aus und durch den Glauben da- zu eilet/ sich selbst also auff allerley weise abzu- legen/ abzusagen/ und von sich außzugehen/ all sein voriges suͤndliches gottloses wesen be- reue/ williglich von hertzen veraͤndere/ und sich/ weil es noch tag ist/ verneuren lasse/ sich auff- richtig bloß mit seinem Gotte oder CHristo zu handhaben/ oder ihm unterworffen zu seyn/ so kan er nicht ins Reich GOttes kommen. Darum wircket eilig und geschwind an euch selbst/ untertretet euch selbst bey zeit/ und machet euch selbst zu nichte/ zauet euch/ ver- spaͤtet und versaͤumet euch nicht/ faullentzet Joh. IX. 4. nicht/ eilet mit euch/ wircket/ dieweil es tag ist/ die nacht komt/ da nie- mand wircken kan. Gebt GOtt seine eh- re/ ehe denn es finster wird/ bringet ihm rech- te wahre opffer/ lob/ ehre und preiß in eurer schande/ versehets nicht/ zauet euch/ die lange finstre nacht komt/ da es nicht mehr wird geschehen koͤnnen. Darum schonet hier- in eures lebens nicht/ bekommet haß/ haß/ sag ich/ darwider und daruͤber; Merckt/ was ich euch sage/ sehets wol ein/ thut von euch die schande und das verderben eures hertzens/ werfft es weg und verliehret es/ nemlich eure lust und leben des hertzens/ oder es wird euch warlich umbringen/ ertoͤdten und ermorden/ so ihrs durch oder uͤm des Glaubens willen nicht verliehren und verlas- sen wollet. Darum fuͤrchtet euch doch vor solchem kleinem creutz oder arbeit wider euch selber im geringsten nicht/ damit nicht ein groͤs- seres (davon ihr nimmer kommen/ oder loß werden sollet) uͤber euch komme. Siehe nun/ o du verdorbener mensch/ der du dich des Glaubens beruͤhmest/ und die se- ligkeit erlangen wilt; was du an dir selber zu thun/ oder alles zu wircken findest. Gehe doch mit willen nicht mehr fort/ o nein/ keine stun- de/ ja keinen augenblick nicht; Nehmet es zu hertzen/ o ihr alten/ die ihr sonderlich hier- in steiff auffgewachsen seyd/ ihr wollet euch doch vor diesem werck oder arbeit/ vor dieser last und verdruß nicht foͤrchten; wircket/ ja wircket euch selbst loß und unter/ leidet und streitet/ gehet tapffer wider euch selbst loß/ o arbeitet in schmertzen/ und das alles uͤber euch selbst/ schonet eurer nicht/ fuͤhret euch selbst aus/ sag ich/ unterdrucket eure hoheit und eh- re/ seyd mit willen nichts mehr/ lasset euch frey vernichten/ demuͤthigen/ vor klein ach- ten und ansehen/ haltet euch nicht hoch und schoͤn/ selbst klug/ gut/ reich/ verstaͤndig/ gerecht/ voll oder satt. Denn diese dinge werdens eben seyn/ die euch bey GOtt verdammen/ und seine gnade/ gunst/ liebe und treue von euch abwenden und entfrembden/ ja zu fein- den machen werden/ das sag ich euch gewiß/ als ein wort des HERRN. Darum stehet von euch selbst in allem eurem selbstwas-seyn/ oder gutduͤnckel ab/ wollet/ geluͤstet und be- gehret solches von gantzem hertzen/ es kan im Glauben gar wol seyn/ seyd nur daruͤber nim- mer stille/ ruhet und schweiget noch verschonet eurer selbst hierin gar nicht/ haltet euer schwerdt (GOttes wort und Geist) nicht auff/ schonet NB. eures eignen lebens nicht/ sondern haltet steiff an/ biß daß ihr dasselbe getoͤdtet/ und hier auff erden unter und zunichte gebracht habt. Sehet auff niemanden/ wartet auff nieman- den nicht/ tretet eure hoheit/ euren pracht/ eure ehre/ glorie/ macht/ eigene weißheit/ euren selbst- verstand und gutduͤnckel/ euer selbst-was-seyn/ samt aller eurer selbheit mit fuͤssen; zermalmet und zermoͤrselt alle eure glieder von hertzen zu staub/ und kratzet euer selbst-wolgefaͤlliges schoͤ- nes angesicht gantz und gar aus/ thut es von euch weg/ bringts gantz in die vergessenheit zu- nichte/ zunichte/ daß es GOtt bey euch darinn gantz nicht mehr sehe/ nemlich in eurem her- tzen/ sinnen/ gedancken oder gemuͤthe/ luͤsten oder begierden. Hierzu eilet mit euch/ denn es wird nacht/ das sag ich euch/ haltet euer eignes/ boͤses/ ar- ges schalcks-wesen/ wil geschweigen eure suͤn- de und boßheit in muthwillen wider den HERRN nicht laͤnger auff; sondern lasset sie euch abnehmen/ und hinaus in den ver- lust und verdam̃niß gantz in die vergessenheit werffen/ auff daß ihr in eurem muthwillen nicht damit in die tieffe des hoͤllischen ab- grundes versincket/ daraus sie auffsteigen. Darzu muͤsse euch und uns allen GOTT fruͤhe gnug durch seinen sohn/ unsern HErrn JESUM CHRistum noch bey tage helf- fen/ Amen. Sehet/ eben also sol und muß unser werck (das wir an uns/ und wider uns selbst/ ohne unterlaß zu befoͤrdern/ zu beschleunigen/ oder/ dieweil es noch tag ist/ außzuarbeiten haben) verstanden/ ungesaͤumt von hertzen gethan/ und demselben zeitig nachgegangen seyn/ denn es strecket sich nicht weiter/ weder auff diese noch jene seite/ wider einen andern aus/ denn allein auff unsre eigne person/ oder auff das uns sel- ber eingebohrne und eingegruͤndete wesen der gottlosigkeit. Jn welchem werck oder zim- merung wir nicht meinen duͤrffen einigen ver- dienst oder ruhm davon zu bringen/ als wol/ je laͤnger oder fester es bey unsern willen und wissen stehet/ alle schande und laster gegen dem HERRN/ ja allen schimpff und un- ausdencklichen schaden unsrer seelen/ so es unterlassen/ und nicht beyzeiten wargenom- men/ oder aus gruͤndlicher hertzens-meynung gethan wird. Lasset es euch nicht verwun- dern/ es ist nicht besser in gleichnissen auszu- sprechen/ als ob ihr pfuy sagetet/ oder ein mißfallen schoͤpfftet an eurem eignen dreck/ oder faulem stinckendem koth/ oder wenn sich jemand derer dinge schaͤmete/ und sie verab- scheuete/ solte er auch wol darinn einige eh- re/ lob und preiß suchen moͤgen? Fuͤrwahr nicht. Darum sehet hierinn vor euch/ lasset euch weiter nicht bezaubern. Der groͤsseste unvermeidlichste feind oder wieder- Von Befoͤrderung Gottes Wercks an uns ꝛc. wiederwaͤrtige in GOtt/ und allen Gottes- sachen/ den wir auff erden/ im himmel und hoͤlle wider uns haben/ sind wir selber/ oder ist unser eigen fleisch/ selbst-wille/ lust und leben/ nicht das leibliche/ sichtbarliche/ son- dern das innerliche fleisch und leben des her- tzens/ welches sein erstes wesen im Geiste ver- aͤndert/ aus oder durch ungehorsam in an- oder auffsehen sein selbst verlassen/ und GOt- tes eigen-wesen angenommen hat/ womit es ein leib aus geist im fleisch/ fleisch und fleisch- lich worden ist. Welches wir durch gehor- sam des einfaͤltigen Glaubens und Geistes CHRisti nicht allein verlassen und davon abstehen/ sondern auch hassen und wieder- stand thun muͤssen/ als unsern groͤsten/ staͤrck- sten/ allerbetrieglichsten und schaͤdlichsten feind. Darum versaͤumet/ verweilet und verspaͤtet euch nicht darinn/ von tage zu tage mit euch fort zu eilen/ und in eurem beruff und heimsuchung euch wieder von hertzen zu dem HERRN zu kehren. Sehet hierinn ja immer wol zu/ und vergesset doch eure eigne wolfahrt (o meine kinder/ freunde und gebruͤ- der) ja nicht; verachtet und verschmaͤhet GOttes guͤte und langmuth durch ungehor- sam und frechheit/ das ist/ in euren stoltz und unglauben nicht/ sondern lasset euch GOttes auffsehen/ ehre und herrligkeit an euch uͤber alle dinge das liebste/ wertheste und groͤsseste seyn; vertrauet und thut nach seinem rath/ willen und wort/ sinn und ver- stand von gantzem hertzen/ und aus allen eu- ren kraͤfften; Fliehet euren eignen rath/ wil- len und wort/ sinn/ geist und verstand/ ste- het ihnen entgegen/ ja hasset sie; Folget nicht eures eignen raths willen und gutduͤn- ckel/ wie gut und schoͤn er euch scheinet; Ge- het auch nicht eurem eignen muthwillen nach/ wie gelehrt und vernuͤnfftig ihr seyd/ sondern werdet von hertzen einem kindlein gleich/ oder ihr werdet nicht ins Reich GOttes kommen/ noch dasselbe besitzen. Gedenckt nun hier an eure arbeit und werck/ so ihr/ dieweil es tag ist/ in allerley wiedrigkeit an eurem hertzen warzunehmen habt; Seyd verstaͤndig und gutwillig/ auff- richtig von hertzen; Gehet damit schnell/ nemlich mit einem gutwilligen/ geneigten/ gehorsamen hertzen/ sag ich/ von euch selbst in eurem eigen-willen und werck eurer eignen hoheit/ autoritaͤt/ ehre und schoͤnheit eurer wol- luͤstigen gedancken oder einfaͤlle aus und gleich ab/ hoͤret euch selbst hinfuͤro darin mit dem verstande wissentlich nicht; achtet und hal- tet es vor die groͤsten greuel/ suͤnden/ schul- den und missethaten; Haltet/ was ich euch sa- ge; Aller eurer ehre/ eurer glorie/ lob und preiß/ allem eurem eigenem an-und auffsehen/ eurer muthwilligen eigenwilligkeit/ eurem lu- stigem und begierlichem appetit oder wolge- schmack und anmuth folget doch laͤnger nicht mehr/ beweist keinen stoltz oder einige selbheit wider den HERRN/ last euch nicht laͤnger durch euch selbst die augen verkleistern/ und duͤncken/ daß ihr was seyd/ vermoͤget/ wisset/ kennet und verstehet/ sondern nehmet recht das wiederspiel an/ denn es ist also/ und ihr wer- det euch samt allen menschen ungezweiffelt al- so befinden; krieget ein einfaͤltiges auge/ einen warhafften unterscheid/ nehmet eure zeit und den tag eurer seligkeit darinn wahr. So sehet nun vor euch/ hinter und weit rings uͤm euch/ lasset euch nicht im verstande betriegen/ von der luͤgen nicht beluͤgen/ noch von denjenigen/ die euch in einem schoͤnem an- gesichte/ und menschlichen bezauberischem verstand verruͤcken/ oder durch der welt ur- theil/ ehre und herrligkeit bewegen/ erschrecken und verfuͤhren. Sehet GOtt in seinem ewi- NB. gen worte/ geiste/ licht/ leben und verstand/ nicht euch selbst oder einigen menschen/ son- dern euer letztes ende an: Summa/ lasset euch das boͤse nicht uͤberwinden/ sondern uͤber- windet ihr das boͤse mit gutem/ nemlich/ stehet durch einen guten hertzlichen vollkommenen willen euch selbst mit aller Goͤttlicher contrarie- taͤt und uneinigkeit/ als nemlich in eurer eignen selbheit/ lust des fleisches/ begierligkeit der au- gen und hochmuͤthigkeit des hertzens uͤberall (was insonderheit des HErrn willen/ rath und lehre dem Geiste nach contrair ist) hart entge- gen; Sehet keinen pracht/ lob/ ehre noch preiß oder verachtung an/ lasset fahren alle solche eit- le ehre/ und nichts tuͤgenden verlohrnen reich- thum/ dann er ist nicht allein eitel/ nichts nuͤtze und vergeblich/ sondern toͤdlich/ hoͤllisch und verderblich/ und beschweret vielmehr das hertz/ sinn und gemuͤthe/ als daß ers durch seine man- nigfaltige abzieh-und zerstreuung erleuchtet; Suchet davor geistliche armuth/ verstehets/ trachtet nach aller kleinigkeit und niedrigkeit des hertzens/ begehret keine menschliche zu- flucht noch rath/ oder einigen trost an ihm. Warum liebet ihr den rath und die lehre Got- tes nicht? Warum folgt ihr den rechten grund der seligkeit/ den weg zum leben und frie- de nicht? Huͤtet euch vor der Rhetori schen und Dialecti schen wissenschafft. Lasset weit von euch die feine menschliche eh- re/ lob/ preiß und glorie/ deßgleichen eigen-gut- duͤnckel/ weißheit und selbst-verstand/ denn sie luͤgen und betriegen/ und halten euch in allerley list/ luͤgen und betrug/ in aller blindheit/ irr- thum und finsterniß gefangen; Darum stehet euch selbst darinn entgegen; arbeitet mit krafft euch selbst in solchem toͤdtlichen sinn und teuf- flischen geburt unterzutretten/ und ohne anse- hen euch selbst gefaͤllig oder anmuthig zu seyn; Was vor leiden euch hieruͤber zukomt von euch selbst/ deß getroͤstet euch/ und leidet es gantz und gar mit dem verstande von hertzen aus/ auff daß ihr GOttes werck und krafft an euch zur seligkeit erleiden/ und warhafftig mit danck annehmen/ und wuͤrdig seyn moͤget. Dazu muͤsse euch/ und uns allen/ GOtt verhelffen/ Amen. Welche euch hierzu in liebe rathen und helf- fen/ die sollt ihr hoͤren/ glauben/ und ohne be- trug oder sorge nachfolgen/ aber nicht denen/ die euch schmeicheln/ nach euren gefallen reden/ oder mit sich selbst liebkosen/ und in einigen aͤus- serlichen dienst-worten oder wercken helffen/ oder selig machen wollen/ die luͤgen und betrie- gen euch; schlaget hier selbst hand an/ glau- bet keinem freund oder bruder darinn/ ob er euch hierinn noch so sehr entgegen/ oder mit euch im fleische eins waͤre/ und mit schoͤnen worten/ als die schlange bethoͤren/ bestreichen/ oder falschen frieden geben koͤnte. Sehet vor euch/ wer sich A. K. H. Vierter Theil. A a a 2 al- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ allein auffs wort verlaͤst/ der wird nicht betro- gen. Gedenckt/ daß ichs euch habe lassen wis- sen/ und gnug gesagt ist. GOtt gebe euch gna- de/ thut ihr euer gantzes hertze von gantzer seelen ohne unterlaß dazu/ und werdet es nimmer- mehr muͤde/ Amen. Außgegangen An- no 1553. ENDE . DAVID JORIS Schrifft/ Von der Allmacht/ Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit. Das 1. Capitel. Jm anfang machte GOTT (gebenedeyet) den menschen nach seinem bilde/ ja nach seinem eigenen bilde schuff er ihn; Da war er eine see- le/ knechtlich/ geist und fleisch/ ja Vater/ Wort und Geist. Hier ist allmacht/ barmhertzigkeit und gerechtigkeit. Da ist die allmacht/ von welcher alles gemachet ist/ denn es ist alles aus seinem munde gegangen/ und er hat es gut und auffrichtig gemacht/ ja lauter leben und licht/ denn er war selbst nichts anders/ darum konte er auch anders nichts machen als er selber war. Also hat er den Menschen auch gut gemacht/ und ihm ein gebot gegeben/ daß er darwider nicht thun solte/ und so er das nicht hielte/ sol- te er sterben. Merckt wol drauff! Diß gebot gab ihm die Allmacht/ die ihn geschaffen hatte; da stund nun der Mensch unter der Gerech- tigkeit; so er denn das/ was recht war/ thaͤte/ so konte ihn die Gerechtigkeit nicht straffen. Aber da der Mensch uͤbertrat/ und die Gerech- tigkeit doch solte gerecht bleiben/ so muste sie recht thun/ und das ohne ansehen der person. Da zeigte nun die Gerechtigkeit den Menschen verlohren/ darum daß die Allmacht gesagt hat- te/ er solte sterben. Solte nun die Allmacht warhafftig/ und die Gerechtigkeit gerecht blei- ben/ so muste der Mensch verlohren seyn. Da kam nun das Wort/ das Mittel/ da- mit die Allmacht den Menschen gemacht hat- te/ das wolte sein geschoͤpff wieder selig machen und in freyheit setzen; und dennoch muste die Allmacht warhafftig bleiben/ und die Gerech- tigkeit gerecht; Nun hatte der Schoͤpffer/ das Wort/ auch sein geschoͤpff also lieb/ daß er sich selbst vor sein geschoͤpff unter die Gerechtigkeit warff/ und ließ sich selbst von der Gerechtigkeit richten/ denn er wolte sein geschoͤpff vor der All- macht frey stellen/ als er auch gethan hat/ zu lobe seiner gnaden und unaussprechlichen liebe. Aber solte das geschoͤpff frey seyn/ so muste der Schoͤpffer der Mann seyn vor der Gerechtig- keit. Denn die Gerechtigkeit muste gerechtig- Ps. XLIX. Jesa. XLII und LIV. keit thun; Da schlug die Gerechtigkeit das Wort oder den Schoͤpffer vor der Allmacht todt/ denn es muste einer von beyden sterben/ dieweil die Allmacht gesagt hatte/ die uͤbertret- tung solte den tod uͤber ihn bringen. Als nun die Gerechtigkeit das Wort vor der Allmacht todt geschlagen hatte/ da war/ oder blieb All- macht warhafftig/ und Gerechtigkeit gerecht. Da stund nun der Mensch wiederum in seiner staͤtte/ darin er erst/ als er gemacht ward/ stund/ ehe er gesuͤndiget hatte/ und das aus gnaden der barmhertzigkeit seines Schoͤpffers/ der da muste vor ihn sterben/ solte er wiederum frey seyn. Denn die Gerechtigkeit muste (sage ich) gerecht bleiben. Nun verlauffe oder vergreiffe sich niemand/ daß er nemlich nicht dencke/ daß das Wort den Menschen an den Baum des Lebens vor der uͤberwindung wuͤrde gesetzet haben; nein/ mei- ne freunde/ das befinde ich alle tage an dem strei- te wol; Aber also: Das Wort hat wol unse- NB. re uͤbertretung auff sich genommen/ aber nicht unsere uͤberwindung. Denn das Wort setzet uns in die wuͤsten/ in den vorhoff/ auff den schmahlen weg in dem ersten grad/ nach dem Baume des Lebens zuzugehen und in die ruhe oder das allerheiligste zu kommen. Da gehen die haubt-kriege erst an zwischen des weibes saamen und der schlangen saamen/ ihm uñ dem weibe. Das war die freyheit/ damit uns die Barmhertzigkeit befreyete/ und in freyheit ge- setzet hat vor der Gerechtigkeit/ daß wir die nicht von uns werffen/ und der schlangen rath und eingebung nicht mehr folgen/ und keine uͤber- treter wiederum werden; sonsten solte uns die Gerechtigkeit wieder todt schlagen/ wie her- nach wird gehoͤret werden. Das 2. Capitel. Also wollen wir nun auffsehen auff den vor- gaͤnger JEsum CHristum. So war nun das Wort/ das uns frey gemacht hat/ das Leben/ weil es aus dem munde des Vaters gebohren war/ ja Leben und Licht/ das ward nun mit dem tode und finsterniß (die suͤnde) uͤmfangen/ und das darum/ daß er sein geschoͤpff solte frey ma- chen vor der Gerechtigkeit. Hier hatte er nun die suͤnde (den tod) auff ihn genommen von dem geschoͤpffe/ und das leben war er selbst aus dem munde des Vaters/ welcher allein macht hatte stehend zu bleiben/ und die victorie gegen den tod und teuffel zu erhalten. Da stund Barm- hertzigkeit alleine im streit/ das leben gegen den tod/ das licht gegen der finsterniß/ die gerech- tigkeit gegen die suͤnde. Als nun das Wort treulich stritte/ so uͤberwand das leben den tod/ und machte seine gewalt zu nichte/ welche er durch Adam bekommen hatte; und das leben war wiederum frey/ und trat vor die Allmacht und Gerechtigkeit/ und nahm sich seiner frey- heit wieder an/ die es erst gehabt hatte/ ja vor der welt grund geleget war/ und das war recht. Darum konte die Gerechtigkeit nichts dagegen sagen/ denn er sprach: Jch bin ein Fuͤrst zu Jesa. LXIII. 3. helffen: Jch habe die weinkelter allein getreten/ und war niemand/ der mir halff oder geholffen haͤtte. Da muste nun die Gerechtigkeit bekennen daß es recht/ und er selbst auch gerecht war/ dadurch wir die erste gerechtigkeit bekommen haben. Denn er hatte gerechtigkeit gethan/ und hatte den tod mit dem NB. leben uͤberwunden/ welches wir auch durch den Glauben muͤssen in der that beweisen. Da hat- te nun der teuffel seinen raub verlohren/ den er von Adam genommen hatte. Hie war nun Barmhertzigkeit und Gerechtigkeit/ die bekann- ten/ daß er ein HErr uͤber alles seyn solte/ an- gesehen es alles durch ihn gemacht und erhal- ten wird/ und war im anfang alles durch das- selbe gemacht/ was da gemacht ist. Also muß die Barmhertzigkeit ihr ampt erst thun/ und den vorgang in allen menschen haben/ Von der Allmacht/ Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit. haben/ ehe die gerechtigkeit kommen kan. So ist nun diß das ampt der Barmhertzig- keit/ daß sie alle menschen frey von allen schaden vor der Gerechtigkeit setzet/ darum/ daß Adam sterben solte. Und sie uͤbersiehet auch die zeit der unwissenheit; das alles/ was wir in Egypten/ in der unerkaͤntniß gethan haben/ ehe wir die Barmhertzigkeit kanten/ wil GOtt nicht gedencken. Gleichwie E- gypten durch das korn an der erkaͤnt- niß der Barmhertzigkeit (Josephs guͤtigkeit und weißheit) recht erkant und gestillet wor- den ist; Also machet die liebe durch die barmhertzigkeit frey diejenigen/ die sie anneh- men/ und setzet sie in den vorhoff/ als oben beruͤhret ist. Das finden wir alsdann/ wenn wir das gute wollen/ daß uns das boͤse an- hanget/ nemlich also: Daß das fleisch ge- luͤste wider den Geist/ und nicht wil unter- treten/ sondern erhaben seyn; welches ferne von den frommen ist/ daß sie einigerley wei- se ihres fleisches willen/ oder das/ was boͤse ist/ thun solten. Darum/ haͤngt es uns schon eine zeitlang an/ das schadet nicht/ so- fern wir nicht drein willigen/ sondern einen verdruß oder eckel daruͤber haben und wie- derstehen/ so sols doch endlich in dem sieg des namens JESU CHRisti uͤberwun- den werden; durch welchen wir alsdann erst die crone des lebens oder der gerechtigkeit em- pfangen nach solcher freymuͤthigkeit und ruͤhmender hoffnung in der warheit. Dar- um ists gut/ daß wir wacker damit gepruͤfft und angefochten werden/ auff daß unser her- tze vor dem HErrn/ und den boͤsen geiste of- fenbahr werde zum preiß GOttes/ gebene- deyet/ der uns sieg gegeben hat durch CHri- stum. Alsdenn gehet der streit an mit den knechten/ wie es mit dem Meister zuvor ge- gangen ist; Und wie der Meister ihnen vor- gegangen ist/ so muͤssen ihm die knechte nach- gehen. Das 3. Capitel. Sehet/ also sind den knechten die pfade in der wuͤsten nicht sowol bekandt/ als dem Meister. Und ob sich der knecht aus unwis- senheit/ oder durch unerkaͤntniß vergangen oder verfehlet und vergriffen haͤtte/ so haben wir dagegen einen Gnaden-stuhl/ das ist die Barmhertzigkeit; Aber mit wissen und er- kaͤntniß/ sehe ein jeglicher wol zu/ denn wir sind unter die Gerechtigkeit gesetzet/ die muß ohne ansehen der person recht thun. Denn gleich wie die Gerechtigkeit gnug thaͤte/ da sie die Barmhertzigkeit in den tod gewiesen hatte/ also hat auch die Barmhertzigkeit gnug gethan/ da sie uns in voͤlligem erkaͤnt- niß ins leben gesetzet hat. Weil denn nun die Barmhertzigkeit gnug gethan hat/ so tritt sie zuruͤcke/ und laͤsset die Gerechtigkeit hervor kommen/ und laͤsset sie ihr werck auch thun. Mercket wol drauff! So muß nun die Gerechtigkeit bleiben/ denn wiewol die barmhertzigkeit uͤberwunden hat/ so hat sie deßwegen die Gerechtigkeit nicht weggenommen. Auch darff man nicht meinen/ weil die Gerechtigkeit die Barm- hertzigkeit todschlug durch seine Gerechtig- keit/ daß darum auch die Barmhertzigkeit die Gerechtigkeit solte weggethan haben durch die uͤberwindung/ das sey |ferne. Denn die Gerechtigkeit muste das Wort todtschla- gen/ wolte sie anders die Gerechtigkeit blei- ben/ und muste die Allmacht allda auch war- hafftig bleiben. Solte aber die Barmher- tzigkeit die Gerechtigkeit wegthun/ so muͤste erst alle ungerechtigkeit zu nichte gemacht werden/ denn sonsten wuͤrde die Barmher- tzigkeit unrecht gethan haben; und wenn wir auch also ungerecht werden/ so wuͤrde der teuffel seinen raub hunderfaͤltig wieder neh- men. Ja der teuffel kan wol leiden/ daß man von der Barmhertzigkeit redet/ aber von der Gerechtigkeit wil er nicht hoͤren. Denn er weiß wol/ daß/ so es offenbahr wird/ daß die Gerechtigkeit noch lebet/ es seine die- ner wuͤrden mercken/ daß sie betrogen sind/ und wuͤrden zuruͤcke lauffen oder fallen/ wenn sie das hoͤreten/ und ihr panier sehen. Mer- cket wol drauff! Aber die unwissenden suchen noch heutiges tages lauter solche Prediger/ die ihnen von Barmhertzigkeit sagen/ ja das hoͤren sie ger- ne/ und klinget ihnen wol in den ohren/ daß die Barmhertzigkeit uns frey gemacht hat vor der Gerechtigkeit. Daß sie aber wieder un- ter der Gerechtigkeit stehen solten/ da sagen sie nein zu. Denn sie mercken wol/ so sie un- ter der Gerechtigkeit stuͤnden/ so muͤsten sie auch recht thun/ oder die Gerechtigkeit wuͤrde sie verdammen. Also sitzen sie zwischen 2. stuͤhlen in der asche; aber wer den einen nicht haben wil/ wird den andern auch nicht kriegen koͤnnen/ angesehen sie eins sind. Dar- um haͤtte derteuffel die Gerechtigkeit moͤgen zu- ruͤcke halten/ daß sie nicht erkant wuͤrde/ so haͤt- te er den raub ans ende vor der Gerechtigkeit behalten. Aber lob sey der Allmacht/ daß sie uns die Gerechtigkeit kund gethan/ und das alles durch die Barmhertzigkeit. Denn durch die Barmhertzigkeit ward die Gerechtigkeit be- kandt/ und die Barmhertzigkeit ist von der Gerechtigkeit hervor getreten. Haͤtten wir von der Gerechtigkeit nichts gewust/ so haͤtten wir die Barmhertzigkeit nicht uͤberkommen. Sum- ma/ wir muͤssens alles in der Barmhertzigkeit suchen/ denn es ist alles in ihr verborgen und zu NB. bekommen. Das 4. Capitel. O mein Vater/ du wollest uns doch die Ge- rechtigkeit recht lernen erkennen/ auff daß wir nicht in ihr urtheil fallen. Denn die Gerechtig- keit muß die Barmhertzigkeit gantz unter ihre fuͤsse legen/ ja alles was unrecht ist/ und das alles mit Gerechtigkeit/ deñ das ist das gericht. Alsdann hat die Gerechtigkeit gnug gethan/ und uͤberlieffert der Barmhertzigkeit alle ge- walt und herrligkeit in ihre hand/ denn durch sie ist alles erhalten. Was aber vor der Ge- rechtigkeit recht oder rechtfertig erfunden wird/ das weiset die Gerechtigkeit der Barmher- tzigkeit frey/ und als ihr eigen zu. Da ist nun die Barmhertzigkeit ein koͤnig uͤber die Gerech- tigkeit/ nemlich/ uͤber die gerechten und uͤber- winder. Aber dieser koͤnig kan nicht herꝛschē/ biß Gerechtigkeit erst alle ungerechtigkeit nothwen- dig außrottet uñ zu nichte machet/ und muß den A a a 3 unge- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ ungerechten auch recht thun/ und sie in tod weisen. Denn der lohn der suͤnden ist der tod/ und die krafft der suͤnden ist das gebot. Also kom̃t mit dem gebot die gerechtigkeit/ und beweiset/ daß die andern auch recht gethan haben. O meine liebe Bruͤder/ lasset uns wol zuse- hen/ denn hier werden die kinder dieser welt im Psalm. I. 5 gerichte nicht stehen bleiben/ noch die suͤnder in der gemeine der gerechten. Deñ Gal. V. 9. ein wenig sauerteig versaͤuret den gan- tzen teig/ darum feget den alten teig 1. Cor. V. 7 aus/ auff daß ihr ungesaͤuret seyd; und unstraͤfflich vor der gerechtigkeit im lichte wandlende erfunden werdet. Denn alsdann sol alle ungerechtigkeit zu nichte gemacht wer- NB. den von der erden. Ja/ alsdann sol die welt Esaus untergehen/ und die welt Jacobs her- vor treten. Da gehet denn unsere erhoͤhung auff allerley weise vollkoͤm̃lich an/ und wer- den unsere lust sehen/ und wird keine pein mehr empfunden werden/ wie CHRistus spricht: Jn dieser welt habt ihr keine pein/ das ist: Jn CHRisto sollen wir friede Joh. XVI. 33. und leben finden/ aber in dieser welt haben wir angst im fleisch. Denn wer NB. NB. die welt Jacobs besitzen wil/ der muß sie in der welt Esaus bewohnen/ und muß in dieser zeit unter die barmhertzigkeit treten/ und allda so streiten/ daß er vor der ge- rechtigkeit bestehen moͤge/ wie Jacob stritte zur zeit Esaus. Eben wie die erste welt im pa- radiese bereitet ward; die andere in der archen Noaͤ/ die dritte in der huͤtten Mosis/ in bildern verborgen/ durch CHRistum aber erst klar an den tag gebracht/ der der weg/ die warheit und das leben ist; das wird nun geistlich im wesen gebauet/ aber in der dritten welt in krafft auff- NB. gerichtet und stehen bleiben. Allda wird die barmhertzigkeit ein koͤnig der gerechten in voller krafft seyn/ wie oben gemeldet ist. Da ist denn alles wieder zurechte bracht/ alsdann wirds die barmhertzigkeit uͤberlieffern der allmacht/ angesehen sie es alles gemacht hat/ und als- 1. Cor. XV. 28. dann wird GOTT alles in allen seyn. Dem sey das reich und der preiß von ewig- keit zu ewigkeit/ Amen. Die allmacht gebieret die gerechtigkeit/ gerechtigkeit gebieret die barmhertzigkeit. Die allmacht gibt das gebot/ und damit stellt sie uns unter die gerechtigkeit/ von der gerechtigkeit kommen wir unter die barmher- tzigkeit. Und wie wir erst von der allmacht zur gerechtigkeit/ und von der gerechtigkeit zur barmhertzigkeit kommen; also muͤssen wir wiederum zuruͤcke/ und wiedergebracht werden durch die barmhertzigkeit/ die es alles zurechte bringet. Alsdann treten wir von der barmhertzigkeit durch gerechtigkeit/ und kommen also wieder zur allmacht. Die barmhertzigkeit setzet uns frey in den vorhoff/ durch die gerechtigkeit kommen wir ins hei- lige/ allda ist die gerechtigkeit unser zeuge vor der allmacht/ und setzet uns ins aller- heiligste mit GOTT ewig zu leben. Da- zu helffe uns der einige GOTT des him- mels/ der Vater der Herrligkeit/ durch sei- nen Sohn JESUM CHRristum/ Amen. Merckt wol drauff! Das 5. Capitel. Wenn nun die vollkommene liebe kom̃t/ daß nichts mehr aus furcht gethan oder gelas- sen wird/ so sollen die hertzen leben und nicht sterben/ aber ohne furcht in CHRisto/ und voll ruͤhmender sauberer lippen mit dem geiste in der verneurung der zeit und zukuͤnfftigen welt seyn/ und die fruͤchte aus dem lust-hoff davon essen. Sehet/ diese sind die außer- wehlte und liebsten/ dem HERRN vor den andern die angenehmste/ die principa le auß- erlesene blume Jacobs/ erwehlet zu seiner braut/ lust und leben. Die letzten/ die mit zwang eingehen/ werden geringer seyn denn die ersten. Denn sechtzig sind der koͤni- Hoh. Lieb VI. 8. ginnen/ achtzig der kebsweiber oder Concubi nen/ und der maͤgde ist keine zahl. Ferner: Gebenedeyet bistu E- Jes. XIX. v. 15 gypten/ mein Volck/ und du Assur mei- ner haͤnde werck/ und Jsrael mein erb- theil. Sehet/ dieser wird sagen: Jch cap. XLIV. v. 5. bin des HErrn/ und jener wird mit dem namen Jacob genennet werden/ und der dritte wird sich mit seiner hand dem HErrn unterschreiben/ uñ wird mit dem namen Jsraels genennet werden. Der eine sol im wege erfunden werden/ der andere zur warheit kommen seyn/ der dritte ins leben. Der eine in vorhoff/ der andere ins heilige/ der dritte ins allerheiligste/ das ist/ allesamt muͤssen sie in dem Glauben stehende in einem guten willen/ lust und begierde ar- beitende sehrernstlich erfunden werden. Merckt wol drauff! Diß sey ins gemein uͤberall von dem ruff gesagt/ damit diß alles von einem jeglichen menschen zur rechten zeit geschehe/ auff daß die liebe darinn auffwachse/ und endlich am allermeisten wircke und uͤberwinde/ beson- ders die außerwehlte und liebste eingeschrie- ben werden. Denn ich sage es euch/ die auß- erwehlte oder liebste sol das weib oder die braut seyn. Aber/ sie muß fleisch von seinem fleisch/ und bein von seinem bein/ licht/ rein/ heilig/ ohne flecken oder runtzel/ und ihrem HErrn gleich seyn/ gantz uͤberwunden und durchgekaͤmpfft haben/ und wuͤrdig seyn in dem allerheiligsten oder leben zustehen. Merckt wol drauff! Das sind die außerwehlten/ die im ofen des elendes/ in dem camin der ernie- Sir. II. 5. drigung/ als gold und silber durchsaͤubert/ manchmal gepruͤffet und durchfeuert/ ja wol durchlaͤutert sind. Aber hierin werden ihrer wenig getreu und außhaltende befunden. Selig aber ist der und heilig/ der da leidet/ streitet und uͤberwindet. Denn diese sollen die hauptsaͤchliche außerlesene blume Jacobs/ die geliebte stadt GOttes/ Zion/ Jerusa- lem/ der berg und tempel des HErrn seyn/ welche von nichts als von lauter außerlesenen koͤstlichen steinen und gold sol gezimmert wer- den/ in welchen die andern wohnen/ leben und sich erfreuen sollen uͤm GOttes willen durch CHRistum. Diß sind die koͤniglichen Priester/ die die Herren uͤber die gantze erde seyn sollen/ wel- che hundertfaͤltige frucht empfangen haben/ die Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem. die andere sechzig-die dritte dreyßigfaͤltig. Diese haben die erste possession, welche auch die ersten fruͤchte des Geistes sind: welche erstlinge und kinder der verheissung sind/ die als Juda und Ephraim auserwehlet/ ja als Benjamin fuͤnffmal mehr gesegnet/ und vom vater geehret werden/ der es ihnen alles un- terwuͤrffig machet durch CHRistum JE- SUM/ deme sie als seine liebste braut und koͤnigin gleichfoͤrmig seyn werden. Denn diese haben auch am meisten gearbeitet in der liebe/ und sind kommen aus grosser truͤbsal. Apocal. XIV . 1. Diese sollen die hundert und vier und viertzig tausend reine jungfranen/ oder unbefleckte maͤgde seyn/ die durchfeuret/ und im hertzen von aller begierde und lust des fleisches be- schnitten sind. Habt acht drauff. ENDE . DAVID JORIS Schrifft/ Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem/ ein wahrhaffter klarer be- richt/ von welchem vorher gesagt/ daß das Gesetz und Wort des HErrn davon außgehen solle/ Esa. II. Mich. IV. Ps. XXV. 14. Das geheimmß des HERRN ist unter denen/ die ihn fuͤrchten/ und die rechte Gottseligkeit bey den danckbahren hertzen. Jesa. XXIX. 8. Denn gleich als wenn einen hungerigen traͤumet/ daß er aͤsse/ wenn er aber auffwachet/ so ist seine seele noch leer; und gleich als wenn einen dur- stigen traͤumet/ daß er trincke/ wenn er aber auffwachet/ so ist er noch hellig und durstig; Also sol seyn die menge aller Heyden/ die wider den berg Zion streiten. Auffs neue ge- druckt Anno 1614. Das 1. Capitel. Sintemal sich viele recht stoltziglich von Zion und Jerusalem fast fort und fort ruͤh- men/ und viel grosse dinge aussagen/ und auch zu beweisen haben/ daß das rechte wah- re Wort GOttes (welches sie zu dem ende in seiner vollkommenen schoͤnheit und hoͤch- sten art/ geist und krafft vermeinen schon ge- hoͤret/ und gantz eingesehen zu haben) solte von dar ausgegangen seyn/ wie zwar verheis- sen und vorher geschrieben stehet/ kan oder mag ichs (durch ernste liebe im geiste auffge- wecket) nicht lassen/ dieselbe allzusammen mit guter bescheidenheit anders (das da bes- ser redet) anzuweisen; Welches sie auch an mir loben (dieweil es hochnoͤthig ist) und mir danck wissen solten/ wo sie anders weise sind/ und die warheit lieb haben. Damit ich aber euer aller Geist ermuntere/ lustig anzu- hoͤren/ und die ohren zum verstande/ und die augen aus dem finstern zu sehen/ desto besser auffthun moͤchte/ wil ich/ zuvorn D. L. den verstand der Heil. Schrifft/ und die Geheim- nisse (wenn ihr sanfftmuͤthig drauff mercken woltet) zu beschauen geben/ wo sie gegruͤn- det/ und durch hoͤren und sehen hervorzubrin- gen eingegeben sind. Doch aber nicht vor NB. die/ die warhafftig glauben/ und im Geist gebohren/ oder im hause GOttes sind/ son- dern vor die/ die draussen erfunden werden/ wie der HErr JESUS seinen Juͤngern (verstehets) vorher gesagt hat/ nemlich: Euch ist gegeben zu erkennen die Ge- Matth. XIII . 11. Marc. IV. heimnisse des Reiches GOttes/ denen aber/ die draussen sind/ in Gleichnis- sen/ auff daß sie es hoͤren/ und doch 11. Luc. VIII. 10. nicht verstehen/ sehen/ und doch nicht sehen/ und nicht erkennen moͤgen; Wie der HERR auch den hohen Propheten zu Jesa. VI. 9 thun befohlen hat. Der HERR aber gebe euch/ zu seinem lob/ mehreres licht und ge- schmack/ damit ihr seinen namen in eurer nie- drigkeit/ hoͤchlich ehren/ loben und benedey- en moͤget/ von nun an biß in ewigkeit/ Amen. So nehmet denn wahr/ das sagt der Heil. Geist: Jch wil meinen mund Psalm. LXXIIX. 2 Matth. XIII . 25. auffthun in gleichnissen/ und wil her- aus sagen die verborgenheiten von an- beginn der welt. Sehet/ hiemit stim- met uͤberein das wort CHRisti/ und des Propheten Jesaiaͤ/ da er sagt: Euch ist ge- Jesa. VI. 9 geben zu erkennen die Geheimnisse des Luc. IIX. 10 Reiches GOttes/ aber denen/ die draussen sind/ in gleichnissen. Wiewol ich weiß/ daß diejenige/ die darunter befunden werden/ vermeinen/ daß die geheimnisse an den Juͤden und Pharisaͤern schon alle geendiget waͤren/ eben als wenn kein ander volck/ denn die Juͤden/ ausser dem hause GOttes waͤre. Jedoch/ wenn sie mit der zeit den sinn der war- heit werden klaͤrer einsehen/ sollen sie es besser/ ja eben so geendigt befinden/ als das consum- Joh. XIX. 30. matum est: es ist vollbracht. Wiewol diß von dem HErrn JESU recht gesagt/ ihm auch leiblich nicht mehr befohlen/ oder auffge- legt/ und die schrifft/ die es buchstaͤblich mel- det/ erfuͤllet ward/ muß es deßwegen dennoch in einem weitlaͤufftigern sinn verstanden wer- Col. I. 1 Petr. IV. Psalm. Jesa. Zachar. den/ gleichwie der Heil. Geist/ wenn er durch die Aposteln und Propheten/ ja durch den HErrn JEsum von der Braut/ oder dem wahren Leibe CHristi im Geiste bezeuget/ es unter der person Christi außgesprochen hat. Darum solt ihr nicht meinen/ daß das wort der gleichnisse von dem verborgenem Reiche GOttes/ in den parabo len von dem HErrn JESU in dem Evangelio Matthaͤi erzehlet/ seine erfuͤllung oder endschafft erreichet ha- Die gleich nisse/ bil- der/ und schatten/ und figu- ren kom- men denen bildlichen/ schattischẽ und figuͤr- lichẽ: Das wahre we- sen aber denẽ wah- ren we- sendlichen und neu- gebohrnen GOttes und Chri- sti zu. be/ nein lieben Hertzen/ es strecket sich wei- ter auß/ lassets uns tieffer/ denn also einse- hen. Aber wie bald solte es geglaubet und verstanden werden/ so man das Reich GOttes in seinem wahren wesen kennete/ und so wuͤr- den sich auch alle die bilder und gleichnisse/ ja die schatten (in welchen und nicht weiter das Reich GOttes/ bevorab den bildlichen und paraboli schen voͤlckern zu erkennen gegeben) durchs rechte wahre wesen wol finden und erkennen lassen/ und ist von niemand anders auch unmoͤglich recht zu wissen. Darum komts ihnen (nemlich denen die noch draussen sind) auch auff den heutigen tag nicht weiter zu/ ja es waͤre eine thorheit/ wers ihnen wei- ter wolte zusehen geben/ angesehen sie nicht wieder- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ wiedergebohren/ oder als ein kindlein uͤmge- kehret sind. Denn solche haben keine augen/ geist noch verstand dazu/ und koͤnnen das Reich GOttes nicht sehen/ sagt der HErr/ sondern aͤrgern und stossen sich dran/ weil sie fleischlich und ohne geistlichen verstand sind/ deßwegen bleiben ihnen die worte des Heil. Geistes/ das buch des lebens verschlossen/ sinds auch unwuͤr- dig zu begreiffen/ und moͤgens nicht erkennen/ wie viel sie auch drum rum gehen/ so koͤnnen sie es doch nicht verstehen/ wie viel auch ihrer sind/ obschon etliche meinen/ sie haͤttens den- noch gewiß/ ja so gewiß/ daß sie eines andern seinen verstand hierinn vor eine thorheit/ ja vor einen irrthum halten: sonderlich wann es geist- lich (davon sie doch ferne sind) gerichtet wird/ ja gerichtet seyn muß/ weil es nicht aus mensch- Joh. VI. lichem willen/ sondern aus dem Heil. Geiste (der 1. Cor. II. der Propheten mund auffgethan/ und sie zu re- 2. Pet. I. den getrieben hat) hervorbracht ist. Aber diß alles komt daher/ weil sie des rechten wahren Heil. Geistes CHristi in seiner ewigen warheit mangeln/ welcher allein den ungelehrten/ klei- nen und demuͤthigen weißheit/ und den einfaͤl- tigen verstand zu sehen giebet/ den hoffaͤrtigen/ ehrgeitzigen/ eigenweisen und klugen aber ent- ziehet und verbirgt ers/ wie der HErr JEsus Matth. XI 25. selbst gesprochen hat: Jch dancke dir/ ohim̃- lischer Vater/ daß du diß verborgen hast Luc. X. 21. den weisen und klugen dieser welt/ und hast es den kleinen und einfaͤltigen of- fenbahret. Das 2. Capitel. Nun mercket hier/ o ihr liebhaber der weiß- heit/ ihr untersucher des wahren verstandes/ samt allen/ die die rechte warheit liebhaben/ was diß alles gesagt ist und zu verstehen gibt/ nemlich/ daß man den meisten zweiffel und sor- ge sol uͤber denselben haben/ und sich vor nie- mand mehr vorsehen/ das ist/ niemanden we- niger glauben als den weisen und hochgelahr- ten der welt/ denen Doctoren und Rabbinen und den Schrifftgelehrten/ laut GOttes wort. Jsts anders/ so straffe man die worte/ und dar- nach mich/ der ichs also verstehe/ ja anders nicht nehmen noch verstehen kan/ doch aber mit be- scheidenheit. Diese sinds/ die des HErrn allmaͤchtiges/ verborgenes/ heiliges wort durch ihre klugheit mit eigen-weißheit/ selbst-ver- nunfft und gelehrsamkeit der menschen meinen zu verstehen; aber das wird ihnen (nach des HErrn wort) wie die erde vom himmel/ weit fehlen/ und sich also befinden/ daß ihnen al- Jes. XXIX 11. der Propheten gesichte worden sind/ wie der innhalt eines fest verschlossenen buchs/ oder eines zugesiegelten brieffs/ wel- ches/ so mans einem zu lesen gibt/ ant- wortet: Jch kan nicht/ denn es ist ver- schlossen. Welche verschliessung ihnen durch den starcken schlaff ihres eigen-weisen/ gutduͤn- ckenden und sorglosen geistes wiederfaͤhret/ welcher ihre augen verblendet/ und immer fe- ster zugeschlossen haͤlt/ daß sie es nicht sehen noch verstehen koͤnnen/ und dennoch wil je- dermann (weil sie jetzo ihre zeit und lauff/ und das ansehen oder den Glauben zu predigen ha- ben/ und im Hebraͤischen/ Griechischen und Lateinischen gelehrte leute sind/ auch die buch- staͤbliche schrifft nach ihrem duͤnckel am be- sten wissen) ihnen viel bessern glauben und ge- hoͤr geben/ denn den einfaͤltigen und kleinen/ die allein vom HErrn gelehrt sind/ und vor sich selber keinen ruhm auffs fleisch haben. Jsts nicht wahr? Darum muͤssen solche blinde leu- te/ die von den blinden leitern gefuͤhret werden/ samt ihnen in die grube fallen/ weil sie fleisch vor ihren arm halten/ und den menschen mehr denn GOtt vertrauet und geglaubet haben|/ und nicht bedencken/ daß GOtt vorher gesagt die Geheimnisse des Reiches vor denselben zu Matth. XIII . 11. verschliessen/ und allein den kleinen zu geben/ derer augen viel eher und besser zu dem gesichte der ewigen warheit in erkaͤntniß GOttes zu- bringen sind/ dann der eigenweisen und gros- sen gelehrten/ die sich selbst durch sich selbst stock- blind gemachet haben; eben wie die reichen viel Matth. XIX . 23. schwerer ins reich GOttes einzugehen haben/ als die armen. Denn wer eine meile irre ge- Luc. XIIX. 24. gangen ist/ kan viel leichter wieder uͤmkehren/ als der ihrer hundert sich verirret hat. Doch ob jemand die worte: Euch ist ge- geben zu verstehen/ u. s. w. vergloßiren und anders deuten wolte/ so sol man dennoch Got- tes wort (es rede und sage dazu und darwider/ wer da wil) nirgends anders/ und in der war- heit vollkommener befinden/ als bey den kleinen und einfaͤltigen. Der mund des HErrn hats gesagt. Wo sind die Schrifftgelehrten/ die beyde GOtt und menschen so heucheln/ und sich ihrer bedienen koͤnnen? Fuͤrwar/ ich darff sie nicht ruffen/ sie werden mir alle wol kommen/ ja ich weiß auch wol/ daß ich sie alle/ die nicht von einem guten willen sind/ wider mich kriegen werde/ weil ich ihnen ohne ansehen mit GOtt zuwieder bin/ ja wol seyn muß/ und nicht allein ihnen/ sondern allem fleische/ dazu mir selber im fleische/ wil ich anders mit GOtt meinem Vater/ und CHristo/ ein wahrer treuer knecht seyn. Es sey auch wie es wolle/ wer das seyn wil/ der kan keinem menschen gefallen/ sondern wird von allem fleisch gehasset/ wie geschrieben stehet: Machet ihrs unguͤltig/ straffts oder wiederlegts! Denn ist es wahr/ daß GOttes rechtes erkaͤntniß/ ewige warheit/ und der heil. verstand bey den kleinen und einfaͤltigen/ nicht bey den grossen oder weisen zu finden ist/ wie der mund des HErrn gesagt hat/ so muͤsset ihr davon/ und ein anderer/ ders besser kan/ muß dran; ja ihr soltet es auch selbst wollen/ mit lust wuͤnschen/ und solche dazu aufffordern/ seyd ihr anders von guter art/ oder suchet allein Gottes ehre/ und der menschen leben und seligkeit. Jst aber niemand da/ nachdem ihr solches warhafftig aus gutem hertzen gefordert habt/ es auch begehrt und gesucht/ so prediget dem volcke anders nichts/ als daß ein jeglicher den gantzen tag mit demuͤthigem hertzen bitte/ (wel- Psalm. LI. ches hertz durch reue in einem vorgesetztem gut- willigem sinn zerbrochen sey) daß der HErr sol- che wahre Diener CHristi/ des ewigen rechten lebendigen worts GOttes ausstosse und zu uns sende. Jn-und durch welche alle dinge Jes. LXVI. Ezech. XXXVI . herwiederbracht/ die erde von ihrem unkraut gesaͤubert/ verneuert und gezimmert werden moͤge/ welche lange verwuͤstet und zerbrochen Amos IX. gelegen hat/ ja daß das fundament gelegt wer- de/ welches ewig (wie der HErr durch diesel- ben verheissen hat) bleiben sol/ nemlich/ daß JEsus CHristus recht nach dem Geist und ewi- Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem. Jes. XXIIX Ps. CXIIX Matth. XXI. ewiger warheit in der vollkommenheit moͤchte geprediget werden. Denn diß ist das funda- ment oder grund/ und der hauptstein uͤber al- Ap. gesch. IV . les/ und bleibets in ewigkeit. Das 3. Capitel. Aber leyder! ich sorge/ daß derer wenig (je- doch noch etliche) seyn werden/ die nur darinn beystimmen solten/ daß ich GOttes wort hie- mit gesagt/ nemlich/ daß ich die schrifft allhie recht getheilet haͤtte/ weil es ihnen entgegen ist/ und daher lieber arbeiten und bitten wuͤrden/ daß die warhafften und auffrichtigen Christen allezusammen umkaͤmen/ als daß sie zu schan- den/ dabey verringert/ und ohne ehre solten werden. Aber was sagt der HErr? thun sie es nicht/ so sollen sie nicht allein zuschanden/ son- dern auch wie sand zermalmet werden/ wenn sie sich hartnaͤckicht wider den rechten stein Chri- Dan. II. 34 sti nach dem Geist (der von dem berge ohne haͤnde herab gerissen ist) stossen/ und ihn fort und fort verwerffen wollen/ wie sie doch (so Ps. XIV. 6 lange sie der armen rath oder wort verspotten/ sich selbst nicht erniedrigen/ unter die kleinen begeben/ und sich von den simpeln und einfaͤl- tigen nicht wollen lehren lassen) gewißlich oh- ne unterlaß thun werden/ angesehen sie GOtt den HErrn in seiner unbekandten zunge nicht hoͤren/ oder nach dem Geist nicht verstehen wol- len. Ach! daß doch alle voͤlcker diß in der zeit mercken moͤchten/ daß der HErr solches uͤber sie gesprochen/ nemlich: Daß Er (wie wun- derlich und seltzam es lautet) die weißheit ihrer weisen unter die fuͤsse treten/ und zu nichte machen/ und den verstand ihrer klu- gen verblenden/ oder wegnehmen wil/ weil sie sich zu ihm nahen/ aber nur mit dem munde und mit den lippen ehren oder hoch loben/ da doch ihr hertze fern von ihm ist/ und der men- schen satzungen und gebote mehr fuͤrchten/ als den einigen allmaͤchtigen heiligen GOtt. Dar- um verwundert euch nicht/ (jedoch moͤgt ihrs wol uͤber eure eigne blindheit thun) wenn euch diß wunderwerck Gottes zu sehen gegeben wird/ welches ihr jetzo nicht (wie euch von den kleinen vorher gesagt) glauben wollet/ wie klar mans euch auch vorhalten koͤnte. Nichts desto weniger/ ob schon des Menschen Sohn/ der mund der ewigen warheit/ jetzo noch so wenig glauben hat/ eben wie Noah und Loth auch hatten/ sol doch diß nichts desto weniger (was der mund des HErrn gesagt/ und noch sagt) geschehen/ und also/ wie ichs euch be- zeugen wil/ erfunden werden/ nemlich wie GOtt/ der einige lebendig-machende Geist der k rafft und seine weißheit/ geistlich verbor- gen/ und den menschen gantz verholen/ ja un- muͤglich zu begreiffen oder zu sehen ist/ es sey denn in dem allerheiligsten glauben. Wel- chen man (sag ich) nicht bey den weisen und Joh. III. 30 klugen dieser welt/ sondern allein bey den kleinen/ die GOttes rechtes wort treulich annehmen/ (in der abnahme und außgang ihrer selbst) kriegen und finden wird. Die worte sind ewig wahr und unwiedersprech- lich. Und ob es schon die weisen und verstaͤn- digen oder hochgelahrten dieser welt (wen ich treffe/ der mag sichs annehmen) die sich auff ihre gelehrsamkeit und klugheit/ und auff ihre Fuͤrsten und Herren verlassen/ wol meinen/ daß sie es nicht thaͤten/ so wirds dennoch bey GOtt also geurtheilet und erfunden werden; und wie sie sich daran stossen/ und immer den verstand selbst uͤber die kleinen haben wollen/ sol das lebendige gute wahre wort des Heil. Geistes (welches allezeit selbst ein warhafftig zeugniß demjenigen/ der es hat/ davon gibt) offenbahren/ und doch bey den kleinen und einfaͤltigen gesehen und befunden werden; ja so trefflich/ daß sie ihm nicht werden wie- derstehen/ noch es uͤberwinden koͤnnen/ wie der HERR seinen Juͤngern ( die von sich selbst ausgehen/ vater/ mutter/ schwester/ Luc. XIV. v. 26. bruder/ weib und kind/ dazu ihr eigen Luc. XXI . v. 15. leben hassen und lassen ) verheissen hat/ mund und weißheit darinn zu geben/ welchen niemand sol wiederstehen koͤn- nen. Man mags versuchen und sehen/ obs wahr ist. Und wenns nun so beschaffen ist/ so waͤre es wol hohe zeit sich nach diesen uͤmzu- sehen und wieder auffzunehmen/ die man ver- worffen und außgeschlossen hat/ so fern die Obrigkeit GOttes wort und der ewigen war- heit von hertzen vorstehen/ und das ewige Ev- angelium annehmen und beschirmen wil/ als ihr befohlen ist. Angesehen diß dann wahr ist/ so haben sie sich wol dazu zu schicken/ daß sie zugleich allesamt hervor ans licht kommen; aber mit keinem neidischem/ bitterm und ver- wirrtem sinn/ oder verschlingendem blutgie- rigem geiste/ welcher augenblicklich zeugniß und das urtheil uͤber sich selbst gibt/ was sie vor leute/ Christi oder Belials diener sind. Und ob sie sich schon gar wol offenbahren/ wird es doch nicht gemercket; Ja/ wenn sie schon dar- ein verfallen sind/ unterstehen sie sich dennoch (spricht der HErr) ihre boͤse thaten gut zu ma- chen. Sie finden durch die list und geschwin- digkeit derschlangen allemal leicht ein schlupff- loch/ darinn sie sich verbergen oder beschirmen wollen. Aber es mag ihnen nichts helffen/ die finsterniß kan niemand bedecken/ sondern nur desto mehr und eher ans licht bringen/ und das boͤse anzeigen. Und das ist allerdings recht ihres vaters art/ nemlich/ boͤses thun/ luͤgen und betrie- gen/ wuͤrgen und toͤdten. Und obs schon nicht mit der hand geschicht/ so geschichts doch mit dem munde/ mit dem hertzen und willen/ und wird durch eines andern hand/ nemlich durch den weltlichen richter (ihren diener) dem man sie in die haͤnde weiset oder uͤberlieffert/ gar wol beschicket. Uberleget doch diß/ denn GOtt (der solches des Glau- bens halben verboten hat) hats wol gesehen/ NB. und das verborgene eures hertzens wol durch- gruͤndet/ wirds auch wol ans licht zusehen bringen/ wenn er einst aus seiner heiligen wohnung die einwohner der erden heimzusu- chen gehen wird. Was gilts/ ob die erde (des menschen hertze) das blut alsdann wird verbergen koͤnnen/ das sie auch heimlich verschlungen hat? Derselbe (nachdem seine urtheile und wirckungen des Heil. Geistes verborgen und wunderlich sind) hat auch gewolt/ daß das unkraut biß zur erndte-zeit/ wenn der wei- Matth. XIII . 30. tzen reiff waͤre/ solte stehen bleiben/ damit man das gute nicht verhindere. Welches A. K. H. Vierter Theil. B b b nach Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ nach dem Geist durch den unglaubigen und wiederspaͤnstigen seinen fortgang und erschei- nung hat/ wie der sinn hievon an einem an- dern orte reichlich bewiesen/ und erzehlet ist. Derohalben irren und fehlen sie alle/ die der Apostel lehre vor die vollkommenheit/ und den verstand der heiligen/ warhafftigen/ e- wigen dinge halten/ die doch ihr wissen 1. Cor. XIII v. 9. und weissagen selbst nichts als stuͤckwerck nenneten/ ich schweige die jenigen/ die noch ausser dem hause GOttes/ und nach dem Geist unwiedergebohren sind. Sie wissen nicht/ was sie reden/ zeugen auch nicht/ was sie im Geist der ewigen Warheit gehoͤret und gesehen haben/ wie die rechten wahren kin- der GOttes und Christi diener in der warheit. Das 4. Capitel. Als der ewige/ allmaͤchtige GOtt/ dem al- le dinge in allem weißlichem vorhersehen zuvor (ehe etwas wesentliches auff erden war) be- kandt waren/ sich selbst durch sich selbst und in sich selbst zu sehen geben oder erschei- nen wolte/ hat er (dieweil er allmaͤchtig/ und in allen dingen war/ ist und bleibt) sich selbst erst natuͤrlich in sichtbarlichen geschaffenen und gemachten dingen wollen bekant machen/ und darnach immer herrlicher und besser zu seinem preiß und lob in ewigkeit erscheinen. Derowegen hat er das alleraußwendigste o- der geringste/ wie sichs gebuhret/ voran lassen gehen/ und zwar zu einer figur oder auffsehen des nachkommenden wesens. Jn welchem er die herrligkeit seines reichs/ und den gan- tzen sinn vorher in die stummen elementischen dinge/ das vidimus, entworffen/ vorge- mahlt oder abgeschattet hat/ und einem je- den aus seinem werck und krafft den namen durch den menschen hervorbracht/ daß er durch die benahmte dinge/ die dem menschen wiederfahren oder begegnet sind/ ihm seinen willen und sinn moͤchte aussprechen/ wie an A- dam/ der abfaͤllig wurde/ item, an Noah nnd Abraham/ Jsaac/ Jacob/ Mose und Da- vid erhellet/ daran er sich geistlich zeigen/ und darinn zuvor kommen wolte/ wie ers denn bewiesen/ und uns in schrifften hinterlassen hat. Wozu uns der HErr vom himmel ge- ruffen/ erwehlet und darinn geliebet/ oder dazu hat bringen wollen/ davon die vorher- gehende aͤusserliche dinge in bildern/ figuren und schatten zeugen/ und uns auff die voll- kommene hoheit und schoͤnheit GOttes wei- sen/ darum sie auch uns/ immer weiter zu forschen und zu ergreiffen gegeben sind/ nem- lich den glorioͤsen GOtt/ HErrn und Koͤnig der welt (der solches alles durch sein wort und weißheit zu seinem namen bereitet oder gemacht hat) zu finden: Welches doch nicht in dergleichen obgemeldten dingen/ als gleichnissen/ bildern/ figuren und schatten muͤglich ist; nein/ man muß GOtt/ der ein Geist ist/ in GOtt oder in seines Geistes wort finden/ das ist/ im Geist oder lebendigen wor- te der warheit/ welches uns warhafftig geist und leben bringt oder darreichet/ und wir auch darein oder dazu kommen muͤssen/ oder es ist sonst unmuͤglich/ und alles stuͤckwerck/ was da erkant/ gelehrt oder geweissaget wird. Jsts nicht recht? Nun ist offenbahr/ daß die vorbilde oder gleichnisse/ die figuren und schatten nicht al- lein Adam und Eva/ Cain und Abel sind/ oder sich auff Noah mit den seinen erstrecken/ sondern Abraham/ Melchisedech/ Jsaar/ Ja- cob und Joseph; ferner: Moses/ Aaron und Josua/ Simson/ David und Jonas sind auch vorbilde und figuren gewesen; aus und bey welchen er Zion und Jerusalem/ eine stadt ‘Davids/ und eine wohnung GOttes/ des friedes/ lebens und lichts erkohren/ und son- derlich herrlich gemacht/ und uͤber alle staͤdte gesetzet hat. Aber obgleich die burg Davids/ Zion/ die gezimmerte steinerne stadt/ Jeru- salem genennet ward/ so kans doch nicht aus den steinen/ sondern aus dem erwehlten volcke Gottes/ das darinnen wohnte/ welchem/ ob sie wol damit genennet wurden/ gleichwol der name und ehre zukom̃t/ wie es denn mit al- len nennbahren worten/ und sichtbahren din- gen (als oben gesagt) gleicher weise zugehet/ welche zwar das auffsehen und erkaͤntniß noth- wendig erst vorher haben/ und der teuffel an sich gezogen hat; aber es erstrecket sich nicht weiter/ als wie ein bild/ das im wahren we- sen auffhoͤret/ oder wie ein schatte bey dem gesetz/ das ein rechter geistlicher schatten des zukuͤnfftigen heiligen wesens bleibet/ das drauff folget. Welches in allen seinen herrlichen ausspruͤchen/ namen/ wirckungen und tha- ten in dem wahren wesen CHRisti auffhoͤret/ und mit seinem glantz wiederum vergehet. Darum wird es eben mit den fleischlichen/ als wie mit dem gezimmerten steinernen Zion und Jerusalem befunden werden/ wenn das Eine huͤtte die nicht mehr soll weggefuͤh- ret wer- den/ ꝛc. geistliche auffgebauete Zion ihren vollkom- menen schein geben/ Jerusalem/ die herrliche wohnung/ den wahren neuen menschen Got- tes von oben herab præsenti ren und offen- bahren wird/ der in den glaubigen gantz ver- Esa. XXXIII. 20 borgentlich/ sonder hammer oder beil/ stille inwendig durch den geist der gerechtigkeit 1. Koͤn. VI. v. 7. mit treu und warheit ewiglich bereitet wird. Denn sehet/ hievon hat GOtt der HErr ein vorbild und ein gleichniß gegeben/ durch einen aͤusserlichen berg und gezimmerte stadt/ und durch ein buchstaͤblich oder fleischlich volck den sinn wollen abmahlen/ wie im buch der Weißheit gemeldet wird/ nemlich also: Du hast mich heissen einen tem- Sap. IX. 8 pel auff deinem heil. berg bauen/ und einen altar in die stadt/ da du wohnen wilst/ ja ein gleichniß deines heiligen tabernackels oder huͤtten/ die du von anfang bereitet hast. Diese stadt hat GOtt (ich bins gewiß) sonderlich außer- kohren/ ja sich zu einer wohnung erwehlet; Denn (sprach er) das sol meine ruhe Psalm. LXXXIX. und CXXXII. seyn ewiglich/ (verstehets) hier wil ich wohnen/ denn ich habe lust dran. Deßwegen hat er/ so koͤstlich als er immer gekonnt/ sein heiligthum allda gebauet/ ja so feste gegruͤndet/ daß es auch wie der erdboden ewiglich vor ihm bestehen solte. Aber nun sehet drauff/ es ist uͤberfluͤßig (weiß ich wol) von Zion und Jerusalem allein ge- schrieben/ und grosse maͤchtige dinge davon ge- sagt; aber das hat GOtt eigentlich nicht von dem steinern berg/ oder der gezimmer- ten Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem. ten stadt gemeinet/ denn diese ist wuͤste wor- den/ und nicht ein stein auff den andern blie- ben; dergleichen das volck/ das darin- nen wohnete/ wie im klagliedern Jeremiaͤ geschrieben ist; sondern der HERR spricht dadurch seine heiligen/ Zion/ das außerwehl- te volck Gottes aus; gleichwie er durch die steinerne stadt dem fleischlichen Zion in dem bilde auch thut. Diß aber hat nicht jeder- mann gewust/ daß der HERR seinen hei- ligen sinn/ und verborgenes reich GOttes durch gleichnissen/ schatten/ bilde und figu- ren ausspricht/ und denen/ die ausser dem hause Gottes sind/ zu erkennen gibt. Denn die bilder/ schatten oder gleichnisse kommen den bildlichen und schattischen voͤl- ckern (die nur ein bild oder gleichniß/ und nicht das wahre wesen fuͤhren) zu; aber die geheimnisse des reichs gehoͤren vor die verborgene oder glaubige heiligen. Also wissen sie nicht/ was Zion recht heisset/ schwei- ge ihre verklaͤrung und abkunfft. Wie wol die gelehrten/ laut des buchstaͤblichen worts/ davor halten/ daß das Zion und Jeru- salem sey/ davon diß gesetz und wort GOt- tes solte außgehen; welches von den Apo- steln in allen landen der gantzen welt zum theil schon verkuͤndiget ist/ laut der schrifft/ wie von dem Propheten solte verheissen und Jesa. II. 2. Jch wil ihn vor- nehm ma- chen/ hoch uͤber alle koͤnige der erden. Ps. 89. v. 28. geschrieben seyn/ nemlich: Es sol mit der Zeit (das ist/ zuletzt) dazu kommen/ daß der berg des hauses des HErrn sol auff- gebauet/ und uͤber alle berge und huͤgel er haben werden/ oder der vornehmste seyn/ und werden alle voͤlcker dazu lauffen/ und viel leute zu ihm eilen/ und ein an- der also vermahnen: Wolauff/ wir wollen auf den berg des HErrn ge- hen/ und zum hause des Gottes Jacobs/ daß er uns seinen weg lehre oder an- weise/ verstehets/ damit wir in seinen fußstapffen wandeln. Denn von Zion sol das Gesetz außgehen/ und das Wort GOttes von Jerusalem. u. s. f. Das 5. Capitel. Sehet/ ist diß nun von einem steinern berg geredet/ so ist das hauß auch steinern/ dazu das volck eilen solte zu gehen/ daß sie daselbst wissen oder lernen moͤchten (als die schrifft sa- get) wie sie den weg dazu finden oder wissen koͤnten. Wann sie aber dazu schon kommen waͤren (welches blindlings zugehen muͤste) duͤrfften sie nicht erst darnach fragen/ oder den- selben lernen/ wenn sie vorhero selbst schon eingegangen waͤren. Jsts nicht recht? Wol- an/ ists ein leiblich/ fleischliches Zion und Je- rusalem/ so haͤtte es nicht erst noͤthig nach dem Aber nun soll weder einer noch keiner recht da- von zu re- den wissen/ er muͤsse es denn selbst gesehen/ o- wege zu fragen/ wenn es leiblich dazu kommen waͤre. Und so jemand nicht gegenwaͤrtig da- zu kommen waͤre/ so koͤnte es ihm ein aͤusserlich wort oder zunge sagen/ oder durch buchstaͤb- liche schrifften menschlicher weise zu erkennen gegeben werden/ von denen/ die ihn gese- hen/ und in schrifften verfasset haͤtten/ wenn er sonst gebildet waͤre wie andere menschen/ und haͤtte eben nicht noͤthig (weil er im gleichniß der berge und huͤgel/ der haͤuser der voll- kommen in schriff- ten verfas- set haben. und staͤdte ausgesprochen wird) auszulauf- fen/ und den weg dazu zu lernen oder zu wissen/ wenn er das bild oder die gleichniß selbst bey sich haͤtte. Jsts nicht wahr? A- ber nun ists nicht mit menschen ohren ge- hoͤrt/ noch mit augen gesehen/ oder von des menschen hertze begriffen/ was GOtt vor die seinen/ das sie mit vertrauen erwarten sollen/ bereitet hat. Jsts aber von einem geistlichen berge/ und hause des HERRN/ von einem geistlichen Zion und Jerusalem/ dem neuen Menschen GOttes gesagt/ und eine heilige him̃lische ruhe-stadt und woh- nung gemeint/ so wird man zu solchem vol- cke oder leuten/ da Jmmanuel/ der HErr Jesa. II. mit ihm ist/ muͤssen (wie Esaias gesagt) lauffen oder eilen zu gehen/ und allda den- noch darnach fragen/ und den weg dazu zu wissen begehren/ damit man darinn wan- deln moͤge. Jst das wahr? Wie duͤrffen denn die gelehrten dieser welt so stoltziglich sagen/ daß GOttes ewiges wort schon da- von außgegangen/ die weissagungen und des HErrn sinn erfuͤllet sey. Wie/ meinet ihr/ werden diese (so sie es nicht beklagen/ und beyzeiten wiederruffen) vor dem HERRN bestehen? werden sie nicht als falsche luͤgen-prediger erfunden wer- den? weil sie dem Geiste CHRisti geweh- ret/ und nach dem gutduͤnckel ihrer hertzen/ und nicht aus dem munde des HErrn gere- Jerem. XXVII. 15 det/ und ungesandt gelauffen sind? Kan diß wol bestehen/ oder nur einigerley weise ver- antwortet werden/ daß einer/ dem des HErrn wort nicht geoͤffnet oder entdecket ist/ pre- digen sol? Sol man das volck also lehren und den lebendigen wahren sinn GOttes so von dem munde abschneiden und sagen: Das sagt der HErr/ das ist der sinn des HErrn/ und nicht anders/ u. s. f.? Nun wolan/ was gilts/ daß es endlich der sinn des HErrn so nicht ist/ und nun anders soll befunden wer- den/ wiewol ich jetzt als ein stummer vor euch schweigen/ und euch das wort uͤm der gewalt und unrecht willen allein lassen muß. Diß ist das volck/ das mit seinem wort GOttes wort von ihres naͤchsten hertzen steh- len/ oder den wahren CHRistum daraus ja- gen wollen/ wodurch sie nimmermehr zur rechten wahren erkaͤntniß des lebens kommen/ und wie viel schrifft sie auch hoͤren und glau- ben/ bleiben sie doch/ wie sie sind/ eben so unverstaͤndig. Sie essen wol viel/ verstehet/ sie gehen offt in die predigt/ aber sie werden nicht gespeist/ gepfleget oder gelabt/ als daß sie/ wenn einige luͤgen oder laͤsterungen von andern vorgetragen werden/ ihre lust darinn haben/ und nur immer aͤrger in der boßheit zunehmen. Das ist der profit und nutzen/ den sie davon haben. O ihr lieben also genann- te Christen/ GOttes wort ist so todt/ und von so kleiner krafft nicht/ daß es euch/ wenn ihrs mit einer guten begierde recht im glauben hoͤ- retet/ nicht mehr erkaͤntniß des lebens und lichts als so zubringen oder darreichen solte! Nein/ das duͤrfft ihr gewiß glauben/ daß es euch nicht recht getheilet oder von den eigen- A. K. H. Vierter Theil. B b b 2 wei- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ weisen und klugen dieser welt geoͤffnet und Jer. XXIII v. 29. auffgehalten wird. Mein wort/ spricht der HERR/ ist wie ein feuer/ und wie ein hammer/ der auch felsen/ ja die stol- tzen harten hertzen/ in stuͤcken zerschlaͤgt. Es kans niemand wenden/ es trifft recht tapffer/ wenns von seinem munde ausgehet/ an kopff und hals/ an brust und bauch/ und bleibt nichts unbewegt. Entweder es ziehet den einen ins gute zu sich/ oder treibt den andern/ der es nicht glauben noch anneh- men wil/ ins boͤse von sich. Das ist euch ein gewisses zeichen/ daß/ wers verlaͤsset/ der faͤllt in tod; sie bleiben nicht/ wie sonst ein ding (als sie pflegen) in einem wesen stehen/ son- dern gehen entweder hinter sich oder vor sich/ es bleibt unwiedersprechlich/ und kan auch nicht anders seyn/ weil entweder GOttes guͤ- te oder zorn zur selben zeit an ihnen warhaff- tig bekleibet. Aber es wollen mich vor jetzo diese lehrer mit dem worte/ nemlich von Zion und Jeru- salem/ verschonen/ daß sie die vor unsers HErrn Apostel und diejenigen/ die ihnen glau- ben hielten/ welches ich ihnen zu geben/ und also deuten oder sagen lassen wil. Aber wenn es damals seine endliche erfuͤllung genommen haͤtte/ so muͤste daraus folgen/ (weil sie sich dasselbe wort der Apostel und den sinn oder Geist CHristi zu dem verstande zu haben ruͤh- men) daß auch sie vor jetzo nun ein leib/ ein heiliges Zion/ eine geliebte wol besuchte stadt/ die erniedriget und zutreten gelegen/ mit ih- nen waͤren. Jsts nicht so? Sagt hier/ ehe ihr fort leset/ ja oder nein dazu/ und euren ver- stand davon? Denn ich wil sagen/ so ihr das vor das rechte wahre Zion und Jerusalem/ da- von solches (wie oben gemeldet) solte ausge- hen/ hieltet/ und euch desselben wortes und der sendung von GOtt in einem sinn/ art und geiste beruͤhmtet/ welches damals von Zion und Jerusalem durch die Apostel außgegan- gen ist/ daß weder ihr/ noch die euch hoͤren und nachfolgen/ alsdann ein stein davon seyn koͤn- net/ denn Zion und Jerusalem waͤren da- mals schon bereit und gebauet gewest. Dar- zu ich lauter nein sage/ und in liebe anders er weisen wil/ nemlich/ daß diß vom bau des letz- ten hauses gesaget sey/ welches herrligkeit (nach der schrifft) groͤsser seyn solte/ als das erste ge- wesen ist. Das 6. Capitel. Erstlich/ so muͤsset ihr (wollet ihr mich recht verstehen) auff GOttes wunderliche vor- sehung mercken/ wie er von allen dingen so wol von innen als aussen/ vorbilder/ figuren und gleichnisse oder schatten gegeben hat/ und eines dem andern zum dienst unterworffen ist; Darnach/ wenn ihr deß gewiß seyd/ muͤsset ihr auff des menschen seinen beruff/ verfuͤhrung und wiederbringung sehen/ und also endlich zu GOttes wircklichem erkaͤntniß in warhafftem und gewissem verstande der warheit kommen/ und wissen/ was GOtt von anfang vor den menschen bereitet hat/ nemlich/ daß er solte seine huͤtte oder taber- nackel/ seine stadt/ hauß/ tempel oder woh- nung/ sein werckzeug/ bild und herrligkeit seyn. Weil er aber nun erstlich abgefallen ist/ und alle seine geschlechte mit-in-und durch ihn/ hat ihme GOtt (ehe er ihm in seiner erbar- mung die verheissung geben wolte) diß auff allerley weise erst wollen zu verstehen/ zu fuͤh- len und zu erkennen geben/ wovon er ab-und wem er zugefallen war; welches er ihm auff wunderliche arten hat zeigen oder sehen lassen wollen. Ferner/ wie er ihn wieder zu der herrligkeit einfuͤhren/ seine huͤlffe und trost darreichen/ und wiederum erwehlen wolte/ welches er auch durch gleichnisse mit vorbil- den/ schatten und figuren (wie oben gesagt) an Zion und Jerusalem abgemahlet hat/ da- mit er aͤusserlich nach ihren gestaltnissen auch so umgangen ist/ als wie nun mit dem inwen- digen inwendig. Denn erstlich hat ers voll- koͤm̃lich in einem gleichnisse an dem taberna- ckel Mosis bewiesen/ daraus der thurn Silo hernach kommen ist; darnach der tempel Sa- lomonis/ darnach das hauß Serubabels/ ein vorbild des wahren wesens/ das in dem men- schen des glaubens inwendig nachfolgen sol- te. Denn gleich wie der tempel Salomonis (daß ihrs wisset) zerbrochen und uͤmgekehret/ Jerusalem verderbet/ und Zion verwuͤstet lag/ aber nach der Babylonischen gefaͤng- niß wiederum gebauet/ und an derselben staͤtte wieder auffgerichtet wurde/ durch die hand Serubabels in den sieben augen; Al- so sol und muß es gleicher weise nach dem geist und warheit inwendig/ welches da- durch bezeichnet und gesagt ist/ befunden werden/ nemlich inwendig in dem men- schen. Wer nun so ferne im glauben und lehre unsers HErrn JESU/ durch den abfall und verwuͤstung des geistlichen Babylons sich selbst in dem gefaͤngniß siehet/ und nach der warheit abgetreten/ verdorben und verwuͤ- stet zu seyn findet; Aber nach dem gefaͤngniß aus gnaden und barmhertzigkeit von Christo/ des Menschen Sohne durch den verheissenen Geist der ewigen warheit Christi Davids wiedergebracht/ der wird zum drittenmal Zum drit- tenmal ist in dem dienst oder Ampt des warhaff- ten Heili Geistes uñ Lebens/ der vom Vateꝛ und Sohn außgehet. recht auff den grund der ewigkeit gebauet werden/ eben wie ihn GOtt von anfang zu seinem namen/ bilde und herrligkeit be- reitet/ und in ewigkeit zu seinem reiche gewolt hat; welche man ein heilig volck nennen/ und die erloͤseten des HErrn/ und die besuchte und unverlassene stadt heissen wird/ uͤber wel- che auch alle hohe und herrliche verheissungen genennet werden/ die in der schrifft verfasset sind. Diese/ wiewol sie der berg Zion/ und des HErrn außerwehlte sind/ liegen/ weil sie Jesa. LIV. v. 60. den kelch des HErrn trincken muͤssen/ erst er- niedriget und vertreten/ und allen und jeden unter die fuͤsse geworffen/ wie zuvor von ihnen geschrieben ist: Beuget euch/ daß wir Jes. LI. 23. uͤber euch hingehen/ legt euren leib der erden gleich/ daß (wer da wil) uͤber euch Jesa. LII. 1. hinlauffen mag. Darauff gehet denn ih- nen das wort und der muth also auff: Wol Das eh- renkleid ist ein zierl. froͤlich ge- wand/ das sie vor ein tꝛauꝛig ge- muͤth uͤber sich selbst uͤm der un- auff! wol auff! Zion/ nim̃ deine krafft zu dir/ verstehets/ lege dein ehren-kleid an/ o du heilige stadt Jerusalem! denn es sol hinfort kein unbeschnittener oder unreiner in dich kommen. Schuͤttle deinen staub/ das irrdische suͤndliche wesen/ ab/ stehe auff und sey gutes muths. O Je- Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem. gerechtig- keit willen/ darinn sie gefangen/ d. i. wider ihren wil- len als in der hoͤllen gelegen/ in dem ker- cker des to- des war- hafftig ge- sessen ha- ben/ em- pfangen sollen. O Jerusalem zeuch deinen halß aus den banden des unfriedes/ du gefangene tochter Zion. Denn also spricht der HERR/ ihr seyd uͤm nichts verkaufft/ nemlich ohne profit unter die suͤnde/ darum solt ihr auch ohne geld erloͤset werden/ nemlich mit dem saubern theuren blute des rechts und der gerechtigkeit CHristi/ der die suͤnde wegnimt/ und den menschen schneeweiß frey und unschuldig machet. Ey wie schoͤn sind dieser ihre fuͤsse/ die von dem berge GOttes/ dem him̃lischen und nicht den irrdischen oder steinernen berge Zion/ die gute botschafft bringen/ und den Jes. LII. 7. frieden recht warhafftig verkuͤndigen! nemlich denjenigen/ die uͤm ihrer ungerech- tigkeit willen in unfriede gebunden/ gefan- gen/ beaͤngstigt und bekuͤmmert sitzen/ son- sten aber niemanden/ nein: das Evange- lium gehoͤret sonsten niemanden zu. Denn das leben bringt man nicht den lebendigen/ sondern den todten/ denn diese kan man da- mit lebendig machen/ eben wie man die sie- chen gesund machet mit gesundheit/ und das gesichte den blinden/ und nicht den sehenden giebet. CHRistus ist auch sonst uͤm nichts anders kommen/ denn die suͤnder zu rechtfer- tigen/ denn die gerecht oder gesund sind be- duͤrffens nicht. Nun sehet hier/ mit was vor wercken der HErr JESUS/ und mit was vor zeichen und wunder er dieses erstlich an den menschen erwiesen hat; Jsts nicht insonderheit aͤusser- lich und leiblich gewest? welches die schrifft zu erfuͤllen noͤthig/ und uͤm des grossen un- glaubens willen nuͤtzlich gewesen ist. Aber ists auch mehr als ein vorbild? nemlich/ aͤusserlich die fuͤsse zu waschen/ aus wasser wein/ die kruͤppel gehend/ die siechen oder ungesunden gesund/ die dauben hoͤrend/ die stummen redend/ die Lahmen/ gehend/ die blinden sehend/ und die todten lebendig zu machen? wie imgleichen alles aͤusserliche lei- den und elend. Kan man daraus was meh- rers machen? da doch der HERR selbst ge- Joh. XIII. v. 15. sagt: Ein vorbild hab ich euch gege- ben/ daß ihr thut/ wie ich euch gethan habe; nemlich alles liebes und guts/ wel- ches er durch solche wercke den unbekandten kund gemacht hat. Aber das wars eben nicht allein/ darum er kommen/ oder gesandt war/ nein/ damit wars noch nicht außgerich- Joh. XIII. v. 7. tet. Deßwegen sagt er auch: Was ich jetzt thue/ das weist du nicht/ du wirsts aber hernach erfahren. Wie so? Sie waren ja so blind nicht/ sondern sahen wol/ daß er aͤusserlich gesund machte/ und ihnen die fuͤsse gewaschen hatte; aber das wars nicht/ was Joh. VI. 63 er meinte: Seine worte bedeuteten was anders/ und waren Geist und Leben; sie aber fleischlich/ und noch tod im rechten Geist der warheit. Von denjenigen/ die an ihn Joh. XIV. v. 12. glaͤuben solten/ sagt er zuvor/ daß sie groͤs- sere wercke thun solten; Das ist nun nach dem Geist/ an dem tage des geistes und lebens Joh. VII. v. 38. gesund machen. Denn von ihren leibern (sagt er abermal) sollen stroͤme des leben- digen wassers fliessen. An demselbigen tage (sagt er auch) wuͤrden sie ihn ken- nen/ daß Er/ das Wort/ in dem Vater/ Joh. XIV. 10. 11. und der Vater in ihm/ und wir in ihm/ und er/ das Wort/ in uns ist/ das allein le- bendig/ frey und gesund machet. Das 7. Capitel. Sehet/ diese wahre Christen haben ein wol- Ps. XL. 9. gefallen an GOttes wolgefallen/ und eine lust zu seinem willen/ denn sie (weil sie von dem Geist Gottes gebohren sind) haben sein ge- setz mitten in ihre inwendige glieder einge- schrieben/ deßwegen sie es auch verstehen/ und recht auffs herrlichste verkuͤndigen und GOt- Jch wil/ spricht der HERR/ außgebꝛei- tete lippen schaffen. Apoc. V. 5. tes wort weit außbreiten/ dieweil es ihnen mit namen in seiner heiligen ewigkeit auffgethan ist. Denn es ist das lebendige buch/ das mit sieben siegeln zugeschlossen/ und allein von dem Lamm geoͤffnet/ und in ihnen offenbahr gefun- den wird/ wie sie denn auch in denselben selbst warhafftig mit sind/ verstehet: Von diesen Joh. VII. v. 38. fliessen die frische lebendige wasser/ oder kom̃t das gesetz des geistes/ das lebendige wort hervor. Denn sie sind die besuchte stadt/ das rechte Zion im geist und warheit/ das neue Hebr. XII. v. 1. Jerusalem/ die stadt des lebendigen GOttes/ die von dem himmel herab kom̃t/ die wolcken Jesa. Dan. der zeugen/ die gerechtigkeit regnen/ u. s. w. Von diesem Zion oder heiligen him̃lischen berge GOttes ist das wort des glaubens/ der HERR/ der erste grund-und pruͤfestein/ ein koͤstlicher eckstein/ als ein festes funda- ment/ der schon zu einem grossen berg heran Jes. XXIIX. v. 16. waͤchset/ daß/ wer darauff vertrauet/ nicht faͤllt. Hierauff wird die heilige kirche/ die wahre gemeine oder der Leib CHRisti/ oder das hauß GOttes gebauet/ wider welche Matth. XVI. v. 18. die pforten der hoͤllen keine macht ha- ben/ sie nimmermehr uͤmzustossen oder zu verfuͤhren zu koͤnnen/ denn sie ist in der ewig- keit gegruͤndet. Deßwegen bleibet sie eine un- bewegliche huͤtte/ die man nicht verfuͤhren Jesa. XXXIII. 20 oder veraͤndern kan/ wie geschrieben stehet. Warum? weil sie GOtt sonderlich außer- wehlet hat ewiglich allda zu wohnen/ wie er durch den Propheten Jesaiam uͤber die- Matth. XXIV. selbe gleicher weise gesagt hat/ sprechend: Mein Geist/ der uͤber euch ist/ und Jesa. LIX. v. 21. die worte/ die ich eurem mund gege- ben habe/ sollen nimmermehr von dei- nem munde weichen/ noch von dem munde deiner kinder und kindes-kinder/ von nun an biß in ewigkeit/ spricht der HERR. Nun moͤchte jemand fragen: Jst denn der Apostel ihre kirche nach ihnen auch ver- fuͤhret worden/ und ihre lehre untergangen/ ich meinte/ daß solches noch zukuͤnfftig und nicht schon geschehen sey? Dem antworte ich aus erfahrung also: Jst sie nicht verfuͤhret worden/ und die lehre gantz untergangen? Wo ist denn der abfall/ den Paulus im Geist vorher 2. Thess. II. sahe/ herkommen? und woraus ist der sohn der verdam̃niß/ und der mensch der suͤnden auffge- stiegen? Jst sie nicht so gantz außgerottet wor- den/ daß da nichts gantzes oder reines unverdor- ben geblieben ist? Ja mehr als man (wie die schrifft saget) glauben kan? Jst sie nicht gantz außgerottet/ die verfuͤhrung einge- fuͤhret/ woher kom̃t denn aller streit und auff- B b b 3 ruhr? Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ ruhr? Jsts nicht daher/ daß die Sonne (das Wort) ist mit fleisch verdunckelt worden/ und der mond seinen schein in blut der men- schen lehren und leben veraͤndert hat? Deß wegen sie sich auch schaͤmen/ und mit schan- den zuruͤcke bleiben sollen/ wenn sich der HERR zu Zion zeigen wird. Fraget ihr mich aber weiter/ wie das kommen ist? so antworte ich also: Es ist nicht zu verhin- dern gewest; Warum? Darum/ daß ihr ampt/ lehren und predigen mit allem ihrem 1. Cor. XIII v. 9. wissen noch stuͤckwerck gewest/ und nicht das vollkommene war/ wie Paulus oͤffentlich bekennet. Frage: Wie kom̃ts denn/ daß es auffgehoͤret? oder/ warum ists von dem luͤgenhafften wesen/ und der betrieglichen falschen menschen-lehre weggenommen wor- den/ ehe das vollkommene kommen ist/ da- vor es allein solte auffhoͤren? Antwort: Weil es unvollkommen/ und nicht perfect war/ so war es durch die list des luͤgenhaff- ten wesens in denen hertzen/ die verdunckelt/ und selbst nicht zur warheit kommen waren (oder nicht bey der hand/ als die Apostel/ mit namen auffgehalten wurden) leicht zu verhin- dern durch GOttes zorn wider die suͤnde/ als Dan. IIX. geschrieben stehet. Wenn aber nun das vollkommene in den menschen kommen ist/ sehet/ alsdann wird der mensch nicht mehr durch die suͤnde zu verfuͤhren seyn; nein. Wie das? Weil sich GOtt selbst alsdann in seiner ewigen krafft und hoͤchstem gut hervor thut/ und seine ewige liebe an ihm beweisen wird/ welche die feindschafft GOttes (dadurch der teuffel macht zu verderben kriegt) wegnehmen/ die suͤnde zu nichte machen/ das uͤbel außtilgen/ und den betrug außdaͤmpffen wird. Auch wird der HERR demselben selbst ein lehrer/ ein haubtmann/ ein koͤnig und herr seyn/ und nicht mehr ergrimmet werden/ noch seine guͤ- te enthalten. Denn es werden seine kinder/ sein saame und geschlechte seyn. Und ob sie schon nach der menschheit fehleten/ strau- chelten oder fielen/ wil er sie doch nicht weg- werffen/ sondern viel eher seine hand unter- NB. halten/ und ihnen auffhelffen. Warum? Darum/ weil es sein volck ist (sage ich) und kinder die von hertzen nicht falsch sind; in ihrem munde wird bey GOtt keine luͤgen o- der betrug gefunden/ haben auch keine lust Psalm. LXXXIV. 5. 6. 7. an der suͤnde/ sondern vielmehr einen greuel/ pein/ leiden und verdruß daruͤber/ angesehen die wege GOttes in ihrem hertzen sind. Und wie sie dennoch durch das jammerthal gehen muͤssen/ so kommen sie doch gleichwol taͤglich von einer klarheit zur andern/ von einer staͤr- cke zur andern/ und erscheinen zu Zion. Darum wer dieselbigen aͤngstet/ der aͤngstet ihn auch/ denn er hat mitleiden mit ihnen; er verheisset denselben auch aus den- selbigen einen Erloͤser/ wie geschrieben stehet: Es sol kommen aus Zion/ der da erloͤ- sen und abwenden sol das gottlose we- sen (verstehets) von Jacob. Und sehet/ das ist mein testament oder bund/ den ich mit ihnen machen wil/ spricht der HERR/ wenn ich ihre suͤnde werde wegnehmen. Verstehet nun/ was vor ein testament diß ist/ und worinnen es be- stehet. Denn ich bin versichert/ wie viel man auch davon sehreibet/ lieset und redet/ daß es doch nicht verstanden wird/ weil sich alles/ was sich auff erden CHRisti ruͤhmet/ dessen beruͤhmet oder darinn seyn wil/ nemlich in dem neuen. Aber ists denn drum auch so? Ja ihr moͤgts wol glauben/ und noch mehr dazu/ nemlich/ daß er euch zum bischoff oder koͤnig machen wird/ ja zu seinem kinde in ewigkeit. Aber/ meine Lieb- sten/ sehet/ worinn ihr ein sohn des vaters werden muͤsset; ists nicht aus seiner ewi- gen Goͤttlichen natur durch das lebendige wort GOttes? Ja gewiß/ ohne diß kans nicht geschehen/ ihr moͤget euch noch so viel glaubens davon ruͤhmen oder dazu anmas- sen. Darum lernet es recht verstehen/ wor- inn das neue Testament/ oder der ewige Bund GOttes bestehe/ damit ihr euch nicht vergeblich ruͤhmet/ darinnen zu seyn ohne die lebendige geburt und art des geistes der lie- be CHRisti. Vermisset ihr diese in euch/ so sage ich euch das gewiß zu/ alles aͤusser- liche leibliche blut unsers HErrn JESU CHRisti wird euch nichts helffen/ ob ihrs noch so fest glaubetet/ daß es vor euch ver- gossen waͤre/ ja daß ihrs getruncken haͤttet. Das fleisch ist euch kein nuͤtze/ und solcher glaube ohne die liebe CHRisti wird euch gar nichts helffen; Nein/ o nein/ das wird niemanden helffen/ wenn er gleich noch so viel davon ruͤhmet/ daß die liebe GOttes in CHRisto JESU/ oder in einem andern ist/ sie muß auch in euch/ und ihr in dersel- 1. Joh. IV. v. 11. ben erfunden werden. Hoͤret ihr das wol? o ihr unnuͤtze buchstaben-knechte/ die ihr sol- ches glaubt/ und ein jeder lehret/ daß solcher glaube gerecht/ lebendig und gesund mache/ wenn man nur das fest halte/ daß JEsus CHRistus fuͤr uns gestorben/ und sein blut zur abwaschung der suͤnden vergossen habe. Zum theil wird sichs mit der zeit also befin- den. Aber das ist eben auff die art/ (oder ists etwas mehrers und bessers) als wie dem Jsrael durch die aͤusserliche opffer und dien- ste die suͤnde weggenommen/ vergeben/ und bey dem HERRN versoͤhnet wurden; wiewol es ihnen dennoch ihre suͤnden nicht wegneh- men/ oder das gewissen frey machen konte/ sondern blieben gleichwol eben so boͤß als sie waren/ so wurden sie doch in dem guten wil- len mit dem blute des bundes besprenget/ und dem HERRN zu einer bessern hoffnung ge- heiliget. Aber nun wird das aͤusserliche blut 2. B. Mos. XXIV. 8. JESU CHRisti niemanden/ der auff erden lebt/ ohne die annehmung seines worts/ und NB. ohne seines Geistes art und leben in ewigkeit nicht helffen. Das sag ich euch gewiß als ein wort des HERRN. Das 8. Capitel. Meine kinder/ betrieget und verfuͤhret euch selbst nicht: Jhr seyd in-und nicht ausser CHRisto versoͤhnet/ ihr muͤsset in ihm (das sag ich euch) nemlich in seinem wort/ art/ geiste und leben der warheit mit gantzem hertzen (aus- ser Belial) erfunden werden. Denn ihr koͤnnet kein theil mit CHRisto und Belial zu- gleich haben; nein/ keine gemeinschafft mit dem Vater und Sohne zugleich/ und auch in der finster- Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem. 1. Joh. I. 7. finsterniß wandeln. So wir im lichte/ das ist/ nach dem geiste und warheit wan- deln/ so haben wir gemeinschafft unter einander/ und das blut CHRisti machet uns rein von allen suͤnden. Und sehet/ das ist das warhaffte unbefleckte ewige leben und licht der goͤttlichen art/ darinn die ver- neurung und das testament bestehet/ welches wenige wissen und verstehen. Dasselbe be- zeuget auch der Heil. Prophet Jeremias da- Jerem. XXXI. 33. mit/ daß er sagt: Nach diesen tagen (da- von er vorher gesaget hatte/ in welchen sie sich selbst gefolget/ und zu willen gewest) wil ich/ spricht der HERR/ mein Gesetz in ihre in- nerste glieder einpflantzen/ nemlich/ in ihr innerstes des hertzens und der sinne schreiben/ daß sie alsdenn nicht mehr nach ihren boͤsen gedancken wandeln/ und ihrem eigen-sinn und willen nachfolgen sollen/ son- dern alleine dem HErrn; welches ausser dem worte des Glaubens/ oder ohne die andere geburt und erneurung im Geiste CHristi/ un- muͤglich ist. Die aͤusserliche lehre kans al- leine nicht thun/ sondern die natur GOttes und art der warheit CHRisti/ welcher muß geglaubet und empfangen seyn/ ja der es alles in der krafft geben muß/ daß man dieselbe nicht mehr wird duͤrffen lehren oder sa- gen: Erkenne oder lobe den HErrn/ sondern sie sollen mich alle kennen von dem kleinsten biß zu dem groͤsten/ spricht der HERR/ u. s. f. Dasselbe ist das testament/ oder der bund/ den er durch den Propheten Jesaiam vorher gesaget/ und Paulus erzehlet hat/ nemlich: Rom. XI. v. 27. Und das ist mein Testament mit ihnen/ wenn ich ihre suͤnde vergeben werde. Womit meinet ihr? Damit spricht der HErr: Jesa. LIX. v. 21. Mein Geist/ der uͤber euch kommen ist/ und meine worte (welche lebendig/ weise Der Geist der Ge- rechtigkeit der Treue und War- heit. und verstaͤndig machen) die ich in euren mund gegeben habe/ die sollen von eu- rem munde nicht weichen/ noch von dem munde eures saamens/ und kindes- kindern/ spricht der HErr/ u.s.f. Sehet/ darum wird man allenthalben von Zion/ der stadt GOttes/ ihr zu ehren lauter solche gros- se dinge sagen/ daß auch derherrlich beruͤhmte daselbst gebohren ist/ verstehets/ das ist/ der Hohe/ der sie gebauet hat/ ist in ihr gebohren. Darum der HErr die thore dieses Zions (wel- ches von Gottes lob voll/ und ihr grund auff dem heil. berge ist) viel lieber hat denn alle woh- nungen Jacobs. Denn ein juͤnger von ihr ist (menschlicher weise zu reden) besser denn anderer ihr gantzer leib. Frage: Wie so? Antwort: Weil sie fleisch von seinem fleisch/ und bein von seinem bein/ und das allerliebste außerwehlte weib in der warheit ist. Dero- Jesa. LIV. v. 6. halben wil er sie (wie sehr er sie auch versucht/ und in einem schaͤndlichen ruffkommen laͤsset) dennoch (obsschon solchen schein hat) nicht verlassen noch vergessen/ obschon eine mut- ter das alles an ihrem kinde vermoͤchte/ so wil er es gleichwol doch nicht thun/ sondern er wil sie raͤchen/ und ihr seine ehre und herrligkeit nach wunsch wiederfahren lassen. Hieraus sol sich die seligkeit offenbahren/ und die vollkommene schoͤnheit GOttes er- scheinen/ das ewige allmaͤchtige wort der krafft; hier sollen frische lebendige wasser ausfliessen/ und der Allerdurchlaͤuchtigste sich præsenti ren oder zeigen/ ja mit macht hervorbrechen/ wie geschrieben stehet: Der HERR/ der maͤchtige GOtt/ wird die Psal. L. 1. welt vom auffgang der sonnen biß zu ihrem niedergang zusammen ruffen/ mit herrlicher majestaͤt wird er kommen/ und aus dem schoͤnen Zion reden. Zur letzten zeit sol solches gehoͤret und gesehen wer- den nach der schrifft/ wenn Zions niedrig- keit/ oder elend/ erfuͤllet ist/ und diese welt (oder diß seculum ) wird versiegelt werden/ alsdann sol es auffgebauet/ 4. Esr. VI. v. 19. das ist/ erhaben werden. Welches auch nicht eher seyn kan/ es muß erst darnieder und vertreten liegen/ und so tieff als es gele- gen/ eben so hoch wirds auch auffgerichtet wer- den moͤgen/ und noch dazu an derselben stelle/ das ist/ allwo es liegt/ und in was vor einem grund oder wesen sie liegt/ eben darinn sol es auffgerichtet und hochgepriesen werden/ nemlich in dem worte der gerechtigkeit/ se- ligkeit/ geistes/ lebens und der warheit; welches nirgends anders als zu Zion und Jerusalem alsdann sol gesucht werden/ oder zu finden seyn/ und ein jeder wird sein kriegs- gewehr niederwerffen/ nicht allein inwendig/ daß man sich nicht mehr zancke und beisse/ sondern auch außwendig/ daß man nicht mehr fechte oder sich schlage/ welches aus dem ersten herkom̃t. Denn wenn alle voͤl- cker oder Heyden sich zu dem HErrn bege- ben/ das hertz der einwohner der erden in ei- nen andern sinn bekehret/ das uͤbel vertilget/ und der betrug abgeschaffet werden/ so wird allerdings ein jeder ohne neid oder zanck (wel- ches jetzo noch nicht so ist) und eins erfunden werden. Sehet/ alsdann wird der mensch auch nicht mehr fechten (denn das kom̃t aus zertren- nung/ haß/ neid und zanck/ und aus einem boͤsen hertzen hervor) weil es alsdann mit jedermans hochmuth durch die straffen GOt- tes wird ausseyn/ und der HErr uͤberall hoch erhaben und gefuͤrchtet werden. Denn der HERR wird koͤnig seyn uͤber das gantze erdreich/ und dasselbe in guter treue regieren. Zu der zeit (sagt der Prophet) wird auch Zachar. XIV . 9. nur ein einiger HErr seyn/ und sein na- me nur ein einiger name/ so daß man im gantzen lande frey/ und als auff ei- nem ebenem felde ohne sorgen wird ge- hen koͤnnen. Ursache/ denn es soll dem HErrn alles eben gemacht/ unterworffen und unter seine fuͤsse geleget seyn/ daß er/ wen er wil/ mit fuͤssen zertreten/ und sich erbar- men moͤge/ wessen er wil. Womit die wor- te unsers HErrn uͤbereinstimmen: Es wird Joh. X. 16. eine heerde und ein hirte werden. Hievon ist die gantze Schrifft voll/ welches mir zu lang faͤllet/ alles anzufuͤhren; gnug/ daß hier in diesem heil. Zion und Jerusalem (das so lange von den unbeschnittenen zertre- ten/ verwuͤstet/ und einsam gelegen/ ja als eine hure oder junges weib/ die ehebruch Jesa. LIV. v. 6. begangen hat/ und darum als eine einsame/ verlassene und unfruchtbare mit schanden ver- c. XXV. 8. gessen Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ Apoc. VII. v. 21. gessen scheinet) alle thraͤnen sollen abgewischet/ keine traurigkeit noch stimme des weinens oder klagens gehoͤret/ und kein unfall oder hertzleid mehr gesehen werden. Der mund des HErrn hats gesagt. Das 9. Capitel. Wil nun jemand wissen/ was Zion ist/ der frage nach der wahl/ die warhafften Christ- lichen diener/ und die auffrichtigen außerwehl- ten Heyden sollens ihm sagen/ und gehorsame/ glaubige/ niedrige/ gutwillige hertzen werden Jerusalem heissen/ die auff des HErrn wor- te ein erschrecken und einfaͤltiges auge haben/ und zerbrochnes Geistes/ und einem kindlein gleich sind. Diese werden GOttes lob wis- sen/ und das erbtheil und die herrligkeit des reichs empfangen. Wol dem menschen/ der den HErrn fuͤrchtet/ und seinem verachteten voͤlcklein wol redet/ denn er wird aus Zion ge- segnet/ und in Jerusalem gebenedeyet werden. Psalm. CXXIX. 5. Welche aber Zion gram̃ sind/ die muͤs- sen zu schanden und zuruͤcke gekehret werden. Ja/ sie muͤssen wie das graß auff dem dache werden/ welches ver- dorret/ ehe mans außraͤufft. Und noch: Jesa. XXIX. 8. Eben als wenn einen hungerigen traͤu- met/ daß er aͤsse/ wenn er aber auffwa- chet/ seine seele noch leer und eitel fin- det: Oder als wenn einen durstigen traͤumet/ daß er truͤncke/ und wenn er auffwachet/ noch durstig/ seine seele noch matt oder ungedultig ist; also solle die menge aller voͤlcker seyn/ die wider den berg Zion streiten/ spricht der HERR/ Jes. XXXI. v. 9. der zu Zion ein feuer/ nemlich den brand der liebe/ und zu Jerusalem einen ofen hat/ das ist/ sein wort wird allda kraͤfftig/ wie ein ofen erfunden. Deßwegen das spruͤchwort von den be- Jesa. XXXIII. 14. stuͤrtzten suͤndern zu Zion/ und von den zit- ternden heuchlerischen heiligen außgehet: Wann sol all diß schreiben und sagen ein en- de haben? wenn sol diß schelten/ straffen und tadeln einmal auffhoͤren? Es ist ja nim- mermehr keine ruhe vom beschuldigen/ immer ist ein hauffen zu plappern und zu schnap- pern/ diß zu sagen und das anzubringen; wer wil das allzeit vertragen/ und das sto- chern und schnarchen laͤnger erdulden koͤnnen? recht als wie von dem Propyeten vorher ge- vers. 14. sagt ist/ nemlich: Welcher unter uns wil bey dem verzehrendem feuer (sprechen sie) wohnen? Wer ist unter uns/ der bey der ewigen hitze außdauren kan? Wer unschuldig lebet/ sage ich/ auffrichtiges Gei- stes und gutwilliges hertzens ist/ und seine ungerechtigkeit nicht wil verbergen/ auch nicht besser wil gehalten seyn/ als er ist. Die- se/ die sich nicht schaͤmen ihre thorheiten zu be- kennen/ der warheit beystehen/ von der luͤ- gen abgehen/ und ihre ohren fuͤr unnuͤtzen/ ungebuͤhrlichen dingen zustopffen/ nicht al- lein von aussen/ sondern auch von innen; Die ihre augen zuschliessen vor den boͤsen/ und ab- wenden von allem fleisch und aller eitelkeit/ sothanige werden wol dabey dauren koͤnnen. Aber nicht/ sage ich/ die boͤßwillig sind/ hoffaͤr- tige augen und luͤgenhaffte zungen haben/ haͤnde/ die unschuldig blut vergiessen/ ein hertze/ das listige anschlaͤge machet/ oder boͤse gedancken erdichtet/ fuͤsse/ die schnell zur suͤn- de und unrecht sind/ die falsche zeugnisse ge- ben/ oder trotziglich luͤgen/ und zwischen bruͤ- dern zwietracht machen; besonders diese ver- kehrten/ die nicht wollen uͤberzeugt und ge- strafft/ und in ihrem sinn nicht gedemuͤthiget seyn; Diese (weiß ich wol) werden dabey nicht dauren koͤnnen/ sondern/ wie ich gesaget habe/ wer in gerechtigkeit wandelt oder from̃ lebet (gleich wie auch Jesaias saget) und re- det allzeit/ was recht ist/ das unrecht und den geitz hasset/ damit er dadurch keine gewalt oder betrug begehe/ und deßwegen seine haͤnde ab- zeucht/ daß sie kein geschencke nehmen/ wer sei- ne augen zuschliesset/ und seine ohren verstopf- fet/ daß er den anschlag wider die unschuldigen oder gerechten nicht hoͤret/ und kein boͤses siehet/ nicht allein an einem andern/ sondern sich auch inwendig in sich selbst dafuͤr huͤtet: Der ists/ der in der hoͤhe auff dem berge Zion wohnen/ das ist/ in die Heil. Gemeine des HERRN/ das neue Jerusalem/ kommen und ewig bleiben wird. Seine sicherheit/ oder festung und schutz/ Der felß ist Gott und sein Christus. wird in den warhafftigen felsen seyn/ welchen die rechte wahre speise und tranck/ das brodt und der brunn des ewigen lebens gegeben wird; Seine augen sollen den koͤnig der Es XXXIII v. 17. gerechtigkeit und des friedes in seiner schoͤne/ und eine weite welt sehen/ u. s. f. und sich von hertzen erlustiren in der furcht GOttes/ welche zu der zeit vor den besten schatz und reichthum wird gehalten werden; Wenn er das hohe und erhabene Zion voll recht und gerechtigkeit gefuͤllet hat/ so sollen zur selben zeit (spricht er) treue und glau- Ps. LXXII v. 17. ben/ macht/ seligkeit/ weißheit/ kunst/ und die furcht des HErrn ihre schaͤtze Es. LX. 13. seyn. Solche frucht sol allein durch einen auffrichtigen vollkommenen/ warhafften/ glaͤu- bigen/ abgestorbenen menschen/ nemlich aus dem Geiste der ewigen Warheit/ dem erstor- benen weitzen-koͤrnlein/ hervorkommen; wel- Aus den juͤngsten und klein- sten sollen tausend wachsen/ uñ aus den schlechten ein maͤch- tig volck. ches/ und saͤete mans schon auff die hoͤchsten berge/ so wachsen/ fruchtbar und schwer bela den seyn sol/ daß sein geraͤusche oder beben sol seyn wie der Cedern auff dem Libanon/ die von den winden beweget werden; Ja also sols zunehmen und wachsen in den staͤdten/ nemlich wie das graß auff dem felde. Wo bleibet nun der Schrifftgelehr- Jesa. XXXIII. 18 te? Wo sind die Raͤthe? die einen ver- fechten wollen. Wo sind die meister/ die die juͤnger lehren? Hier werdet ihr nicht sehen das volck von frembder tieffer sprache/ oder in hohen sprachen der men- schen/ die man nicht verstehen kan/ noch eine frembde zunge/ die man nicht begreiffen oder mercken kan/ als wol eine rechte schlechte sprache aus dem munde GOttes in der warheit/ die einem ins her- tze/ und nicht nur in die ohren redet/ nem- lich in Zion/ welches man herrlich glaͤntzend sehen wird/ als eine hoffstatt unserer hoch- zeitlichen feste. Da sollen deine augen Je- rusalem sehen/ die herrliche wohnung/ die huͤtte/ die nimmermehr wird weggefuͤhret oder verruͤcket werden/ als wol vorzeiten ge- sche- Von dem rechten wahren Zion und Jerusalem. schchen ist; angeschen sie kommen sind zu der rechten vollkommenen erkaͤntniß der ewigen warheit/ als zum alterthum des heiligen him̃- lischen verstandes GOttes/ dazu keine luͤgen noch betrug komt/ sondern in ewigkeit weit zuruͤcke stehen muß. Eben als an einem kin- de und manne zu verstehen ist/ dem man erst weißmachen und herumfuͤhren kan/ daß schwartz weiß/ und weiß schwartz/ das gute boͤß/ und das boͤse gut sey/ wenn man wil; Warum? Es ist noch nicht zum alterthum das ding zu erkennen gekommen; wenns aber auffgewachsen ist/ so ists unmuͤglich/ obschon vater oder mutter/ und die gantze welt als- dann anders sagen wolte/ so weiß es den- noch dasselbe besser. Also sicher und gewiß sol die erkaͤntniß der warheit GOttes aus dem rechten wahren Geist der vollkommen- heit GOttes und CHRisti bey allen glau- bigen niedrigen hertzen zunehmen/ und damit als das erdreich mit see-wasser bedecket wer- den. Der mund des HERRN der Heer- scharen hats gesagt. Diß sey nun gnug von dem rechten wah- ren Zion und Jerusalem gesagt. Gelobet sey der HERR/ der seine wohnung und macht allda gesetzet hat. Jes. LIV. 6 Der HERR wird dich lassen in ein geschrey/ das ist/ in ein schaͤndlich geruͤch- te kommen/ wie ein verlassen und von hertzen betruͤbt weib; Ja/ als ein jun- ges weib/ das ihre ehe uͤbertreten/ oder ehebruch begangen hat. Das sagt dein GOtt/ Haupt/ HErr und eigner Mann. ENDE. Außgangen Anno 1544. DAVID JORIS Schrifft/ Vom Glauben. Eine heilige wackere vermahnung/ und ein starckes lebendiges ewiges wort vor die gottsfuͤrchtigen/ bekuͤmmer- ten/ hungerige und durstige see- len des Glaubens. Syrach XXIV . vers. 45. Die Weißheit GOttes spricht: Jch mache allen menschen die lehre licht wie die morgenroͤthe/ und wil sie erzehlen biß in die ferne. Das 1. Capitel. Nehmet wahr/ hier komt was/ hier komt was/ ja ein solch geruͤchte und zeitung/ daruͤber sich der eine erfreuen und der andere betruͤben wird. Ach/ daß man mir haͤtte wollen glau- ben und hoͤren/ und den wahren Geist der voll- kommenheit annehmen/ daß sie sich allein in die niedrigkeit und zur nichtigkeit begeben/ und gott gelassen dargestellet/ als kindlein in der einfalt und kleinigkeit mit lust und begierden gleich gesetzet/ und allem unglauben und ho- heit im fleische wiederstanden haͤtten/ so wuͤr- den sie sich nun freuen koͤnnen. Aber ich ra- the noch denen/ die weise sind/ und nicht gantz in die boßheit eingehen wollen/ daß ein- Der klei- neste muß hier auff- richtiges hertzens seyn/ und keine luͤ- gen oder betrug in seinem stuͤ oder mun- de haben. jeder unter diesen sich von hertzen vor den klei- nesten bekenne/ und frey/ nacket und bloß von innen sehen lasse/ was er vor einer sey/ damit ihn der HErr in seiner nichtigkeit groß mache. Er erhebe ihn gebenedeyet uͤber alle himmel/ und das durch die allertieffste ernie- drigung biß zu staub und erde/ wie es doch endlich einmal seyn muß/ es geschehe uͤber kurtz oder lang/ das sage ich euch. Er gehe auch dem HErrn mit einem be- kuͤmmerten/ beschwerten und geaͤngstetem geiste entgegen/ ob er euch/ wenn er euch in einem auffrichtigem sich besserendem hertzen ansiehet/ barmhertzigkeit erweisen moͤchte/ welches ihr auch erlangen werdet/ so ihrs augenblicklich in der zeit flugs zu hertzen neh- met/ und eyfrig ohne uͤmsehen mit lust und begierden vollbringet. Jhr wisset/ was ihr nun zu thun habt/ und wovor ihr den grossen HErrn der Heerscharen/ GOtt/ den Koͤnig haltet/ das wird sich offenbahren. Wenn ich erreiche/ den treffe ich/ und wers fasset/ der behalte es/ und nehms zu hertzen. Hoͤret den geist des lebens/ nehmet in eurem hertzen war den engel des lichts/ hoͤret das rauschen sei- ner fluͤgel/ und erkennet das geruͤchte seiner starck-ruffenden stimme; Jhr schall erschallet uͤber die gantze erde/ und wird gehoͤret biß in himmel. Mercket drauff/ ich sags euch! Das 2. Capitel. Hoͤret/ hoͤret/ o ihr weiber werdet maͤnner/ und ihr maͤnner werdet engel/ werdet gei- ster/ werdet feurige flammen. Stehet gantz bereit/ willig/ fleißig und schnell in eures Got- tes und Schoͤpffers willen und wort/ ge- neigt zu eures HErrn und Vaters dienst. Was er euch saget/ das thut/ wenn er euch etwas gebeut/ so stehet zu seinem willen und zu seinen geboten als fliegend bereit. Denn ihr seyd seine Engel/ ihm zu dienst und preiß geschaffen. Jhr seyd aus euch selber nicht/ ja aus nichts gemacht/ zu nichts muͤsset ihr werden/ wollet ihr etwas seyn. Es ist war- hafftig. Sehet/ wollet ihr dazu kommen/ daß ihr GOtt den HErrn erkennet/ so glau- bet und sehet auff euch selbst; Erkennet euch selbst erst/ und wollet ihr GOtt ehren/ so ver- unehret euch selber. Suchet ihr sein lob/ so suchet eure eigne schande; oder wollet ihr ihn preisen/ so verachtet euch selbst; Wollet ihr ihn großmachen/ und uͤber alle dinge erhe- ben/ so verkleinert und erniedriget euch selbst. Saget ihr/ daß ihr ihn in seiner grossen macht erkennet/ oder in seinem wesen/ so beweiset es/ und gebet zeugniß von der unerkaͤntniß eu- rer eignen ohnmacht/ und daß ihr in eurem al- tem wesen uͤberall in diesen dingen nichts seyd. Denn/ wenn ihr euch ohne adem/ geist oder leben an dem inwendigen menschen/ todt in der seelen/ und ohne eigenschafft warhafftig befindet/ alsdann hattet ihr erst recht von dem lebendigen warhafftigen/ allmaͤchtigen GOTT/ und das mit erkaͤntniß und ver- stand; sonsten aber seyd ihr kindisch oder eitel und luͤgenhafft darinn. Das ist ge- wiß/ und wird sich also nicht anders be- finden. A. K. H. Vierter Theil. C c c Das Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben. Das 3. Capitel. So hoͤret nun und sehet/ ob ihr einen warhafften Glauben habt/ ob er lebendig o- der todt/ kraͤfftig oder kranck/ kindisch oder maͤnnlich ist. Merckt hier wol auff! Dieser glaube ist GOttes natur in der krafft/ welche ist in CHRisto JESU/ den wir anziehen muͤssen/ als der ein Geist/ und die weißheit und warheit selber ist; aus welchem/ durch welchen/ und in welchem uns der Vater zu soͤhnen und toͤchtern machet. Jm gegen- theil ist der unglaube des satans und teuffels natur in der krafft; welcher unglaube der wiedrige geist aller luͤgen oder die art des An- tichrists ist/ aus-und durch welchen alle un- gehorsame muthwillige kinder des unglau- bens von dem teuffel hervorgebracht werden zur qual/ leiden und trangsal/ und zu vielem streit und versuchung der wahren kinder Got- tes des glaubens/ welche darinn und dadurch gesaͤubert und gepruͤffet werden. Die zweiff- ler aber werden zu den weichlingen und treu- losen/ als dem schaum von allen gerechnet. Es wird sich so befinden. Waͤre nun glauben in euch/ so waͤre auch GOttes krafft/ wahre erkaͤntniß/ und das leben in euch/ es waͤre sein eigen wesen/ oder geist/ und GOttes ewige natur in euch. Es ist gewiß/ kein boͤses koͤnte sich zu euch nahen (ich sage vornemlich erst innerlich) son- dern muͤste euch in allen dingen gluͤcken. Keinerley feinde wuͤrden euch beschaͤdigen oder nach sich ziehen koͤnnen/ sondern es muͤ- ste sich alles vor euch beugen und zittern/ o Zion/ uͤm des lebendigen GOttes willen/ der in euch groͤsser denn alles ist. Darum/ waͤre der unglaube weg/ so waͤre sathan uͤber- wunden/ und gantz weg/ und der teuffel muͤ- ste weichen. Waͤre der unglaube weg/ so waͤre die suͤnde und der tod/ hoͤlle und ver- dam̃niß/ und alle furcht des fleisches weg. Waͤre der unglaube gantz weg oder uͤberwun- den/ so waͤre die welt und die finsterniß uͤber- wunden/ und gantz ohnmaͤchtig/ die einwoh- ner aber nichts als heu/ und die pforten des todes laͤgen im staube/ und die macht der hoͤllen als dreck unter unsern fuͤssen. Waͤre der unglaube weg/ so waͤre kein schade noch verderben/ keine pein noch schmertzen/ keine verdam̃niß oder leiden mehr/ und wuͤrde kei- ne suͤnde noch uͤbel unter Jacob mehr gefun- den werden. Ach der unglaub/ der unglaub/ der un- glaub/ der unglaub/ der unglaub/ o/ o/ o der unglaub/ der unglaub/ sage ich/ ists al- lein/ allein/ ja gantz allein/ der die menschen verletzet/ hindert und ihnen schadet/ welcher auch den menschen von GOtt abscheidet/ und ausser seinem reich und leben im tode und in der finsterniß haͤlt. Jm unglauben ist alles/ was boͤse aus dem boͤsen/ heim- lich verborgen/ ja feste beschlossen. Waͤre aber/ sage ich/ der unglaube gantz weg/ so waͤre da kein streit mehr/ der uns treffen koͤn- te/ ja kein leiden/ verletzung oder tod/ kei- ne suͤnde oder teuffel mehr in demselben. Darum/ wol dem/ der im glauben uͤber- windet/ und die nacht der finsterniß durch- kaͤmpffet/ nemlich dem unglauben wieder- stehet/ den zweiffel hasset und neidet/ und also die macht desselben/ nemlich des hoͤl- lischen abgrunds sein wesen durch das ver- trauen auff den wahren lebendigen GOTT unter sich bringet. Wer also gantz ohne zweiffel streitet/ kaͤmpffet und uͤberwindet/ und JESUM an seiner stirn traͤgt/ der sol leben/ leben sol er und nicht sterben; Aber das hat viel in sich/ viel leiden/ streit und jammer oder verdruß muß uͤm desselben wil- len im fleisch gelitten seyn/ dieweil der kampff nicht gewonnen ist. Ein solcher so gar maͤch- tiger starcker teuffel ist der unglaube. Doch kan durch einen guten/ geneigten/ grossen/ ernsten/ heiligen willen/ und begierde der liebe/ der streit mit dem gebet des glaͤubigen ritter- lich in dem namen JESU gewonnen wer- den. Es ist also/ und ohne alles wiederspre- chen gewiß und wahrhafftig. Das 4. Capitel. O allerkoͤstlichster/ heiliger Glaube/ wie sehr groß ist dein vermoͤgen! O allerhoͤch- ste krafft/ leben und Heiliger Geist! o Goͤtt- liche art und vaͤterliche natur! O allerreine- stes wesen/ in dir ist kein flecken oder run- tzel. Wer daraus und darinn auffwaͤchset/ nemlich des teuffels geist/ willen/ lust und begierde wiederstehet/ und also auff den HErrn Herrn fest vertrauet/ der sol leben und wol bleiben in ewigkeit. Der unglaub ist/ sage ich/ sathans geist/ art und staͤrcke/ welcher dir deine krafft und leben beraubet/ das sag ich dir. Darum so schicket euer hertz dazu/ daß ihr auff den HERRN trauet/ damit ihr GOtt oder seinem worte nicht un- glaubig seyd/ wollet ihr anders gesegnet seyn und leben in ewigkeit. Denn wer rechtschaf- fenen glauben hat/ von dessen leibe sollen stroͤme des lebendigen wassers fliessen/ ja sol- che gantz klare und suͤsse brunnen/ die auch springen werden ins ewige leben/ spricht der HErr Herr Zebaoth/ der Heilige in Jsrael. Glaubets. Weiche nun/ o du unglaube/ weiche/ weiche! stosset den zweiffel weg/ last fahren sein gesichte/ und verkehrtes/ boͤses/ toͤdtliches schalckswesen/ achtets gantz nicht/ das ist so viel/ achtet den teuffel nichts/ so ist er nichts/ und sol auch bey und in euch keine macht mehr haben; nein/ uͤberall nicht mehr/ als ihr ihm gebet durch den unglauben. Glau- bet/ so ist er gebunden/ und ohne eintzig ver- moͤgen/ ja gantz weg und zu nichte. Glaubt schlechter dings/ sage ich euch/ euren GOtt von gantzem eurem hertzen/ in allen seinen worten. Ach glaubet/ glaubet/ er muß ge- bunden seyn/ zu nichte werden/ und in dem unglauben oder finsterniß wegfliehen/ denn er muß in dem brunn des verdam̃niß/ und in den abgrund der hoͤllen gehen/ daraus er auff- gestiegen ist/ und man sol ihn nicht mehr se- hen. Das ist gewiß/ und ein festes wort des HErrn. Hoͤret ihr wol/ hoͤret ihr wol/ sage ich/ was der Geist sagt. Gehet als rechte diener/ und als gehorsame glaͤubige Gottes-kinder in eu- res HErrn dienst und willen immer fort/ fuͤrchtet euch/ und erschrecket nicht uͤm ein haar/ da ist kein zweiffel dran/ als eure eige- ne Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben. ne boͤse art. Thuts doch Es ist euer eigen verkehrtes wesen und naͤrrische greuel/ eure eigne phantasie/ eures fleisches vorgeben und wiedrigkeit/ das wil nicht außsterben und ver- derben/ und das leiden und tod nicht zeitlich sehen/ darum muß es in der ewigkeit dran/ das thut sein unglaube. Sehet es ein/ es ist also. Denn ihr seyds oder thuts euch alles selber/ was euch ver- letzet/ hindert und schadet/ daß ihr nicht glaubet. Last euch das gnug seyn. Thut von euch euer eigen gesichte/ und die fleischliche gedancken/ oder das schalcks-auge; Glaubt/ und so habt ihr macht. Es sol euch auch der kampff/ oder kein ding der seligkeit unmuͤg- lich seyn/ ja von allen/ was ihr auch sehet und hoͤret/ inwendig und außwendig; Es muß alles zu nichte und sonder macht werden. Hoͤret/ und sehet/ und mercket leise auff eures GOttes stimme/ und eures HErrn wort/ thut das/ gehet damit fort/ euch kan nichts scha- den/ nem/ noch etwas verletzen/ wie groß es auch scheinet/ ja was euch erschrecken/ um- stossen und aufffressen wolte/ achtets vor nichts/ und so vermags nichts. Folget des HErrn worten. Tretet einher uͤber alle dra- chen und teuffel/ ja mitten uͤber all ihr gegacke/ sie haben/ sage ich/ keine macht/ wie grausam sie auch scheinen. Glaubet und vertrauet/ so sind sie weg. Sehet darnach/ gelt/ ihr wer- det sie darnach nirgends mehr finden. GOtt ists allein/ der da bleibet in ewigkeit/ und woh net und lebet in den thoren der ehren seiner Goͤttlichen weißheit/ uͤberall mit triumph herr- schende in ewigkeit. Mercket hier wol auff/ und nehmet diß grosse geheimniß zu hertzen. Das 5. Capitel. Mercket weiter: So lange das hertz nicht gantz uͤmgewendet/ rechtschaffen und glaubig ist/ so kans nicht gereiniget werden. Und so lange die alten fleischlichen gedan- cken/ die schaͤndliche eingebungen/ oder das schalcks-auge bey euch bleibet/ daß ihrs nicht von hertzen außstechet/ und diesen toͤdtlichen dingen nicht wiederstehet/ und als ein pfeil die lufft durchstreichet/ so bleibet ihr in der finsterniß/ ohne verstand/ ohne geist und le- ben der warheit/ ja ohne glauben und ver- trauen. Mit dem munde ists nicht außge- richtet; nein/ gewiß nicht/ so wuͤrde man gar langsam reines hertzens werden/ oder GOtt nimmermehr in einem freundlichen angesich- te sehen. Darum schlaget euer hertz nieder/ und nehmet desselben außfluß/ sinn und wil- len/ ja seine zuneigungen wahr/ was gilts/ ihr werdets leichtlich fuͤhlen/ daß euer hertz in den gedancken und begierden unrein bleibet. Bedenckets selber/ wenn es noch ichtwas boͤ- ses/ oder von dem alten wesen in seinen willen und luͤsten dazu geneigt hervorbringt/ so wis- set ihr selbst/ daß es noch unsauber und un- gesund ist. Und so ihr kein ander hertz/ sinn und willen/ lust und begierden darwider fuͤh- let und findet/ so ists sicher und gewiß/ daß ihr in einem solchem hertzen kein tempel des Heiligen Geistes seyn koͤnnet/ nein/ o nein. Denn worin noch ein boͤser wille/ oder ei- niger boͤser geist ruhet/ da helffen keine schoͤ- ne worte/ diese hat oder kan der teuffel auch wol allegi ren oder anfuͤhren/ aber nicht von sich selbst hervorbringen. Denn aus einem suͤssen brunnen kan kein saltzig oder bitter was- ser zugleich fliessen; wenn er sauer oder bitter ist/ so ists kein suͤß wasser; und ein wenig sauer- teig versaͤuret den gantzen suͤssen teig. Also gehets hier gleicher weise zu. Es kan nicht ein theil licht/ und ein theil finsterniß/ halb schalckhafft und halb einfaͤl- tig/ halb fleisch und halb geist seyn; Das hertze muß lauter/ auffrichtig und GOtt und seinem CHRisto gantz zugethan und gelassen seyn. Man muß hier alle dinge recht thun/ willen und werck/ glauben und auch vertrauen muß recht seyn/ und es mit der that in der liebe beweisen Das hertze muß trachten/ suchen und begehren nach dem das droben ist/ nicht nach dem/ was auff erden ist/ nemlich ein reines him̃lisches wesen allein lieben und darinnen leben/ das irrdische hassen/ dem- selben gantz absterben und lassen. Darum/ hat jemand einen guten beyfall oder geneig- ten guten willen zum guten/ der lasse das boͤ- se/ und bitte uͤm ein klares gesichte/ und um ein reines/ lautres/ sauberes hertze/ welches moͤge uͤmgewandt seyn nach GOttes hertze/ welches einfaͤltig und unschuldig als ein kind- lein seyn muß/ und einen greuel an allen boͤ- sen haben/ deme man sagen/ und dasselbe lehren/ straffen/ corrigi ren und abgewehnen kan. Sehet/ ein solch hertze vermenget sich nicht mit dem boͤsen/ weil es reine augen/ erkaͤntniß und verstand das gute und boͤse zu unterscheiden hat/ sondern ist allem boͤsen feind. Ja/ wenn das hertze also veraͤndert ist/ und zu der erkaͤntniß der warheit im lichte sehende kommen ist/ was es alßdann hoͤret/ siehet/ schmecket/ riechet/ tastet oder fuͤhlet/ daß es aus dem uͤbel zu seiner verdam̃niß auffstei- get/ demselben wiederstehet es/ und verachtet das boͤse; Hingegen aber suchet und preiset es das gute/ nemlich das licht und leben/ doch aber in seiner finsterniß und tode/ dazu sichs erst begiebet. Sehet/ hiebey kan man leicht- lich mercken/ wessen hertze umgekehret und ver- aͤndert ist oder nicht. Das 6. Capitel. Wol denen gutwilligen/ ernsten und hertz- lichen liebhabern/ die da hungern und dur- sten/ schreyen und weinen nach der gerechtig- keit/ dieweil das wort des glaubens gepre- diget wird. Denn diese sinds/ die ihren eig- nen willen/ lust und boͤse begierden/ oder ih- ren eignen geist/ eigne weißheit und gutduͤn- ckel gantz und gar dran setzen/ und als boͤse davon außgehen/ dem HErrn in seine haͤnde mit willen zu uͤbergeben; hingegen aber weder ihnen selbst glauben/ noch viel weniger auff ei- nen andern menschen vertrauen wollen. Wer ist nun/ der allem fleisch der suͤnden absagen/ dasselbe hassen/ creutzigen und toͤdten/ und seinem altem aase in aller seiner wiedrigkeit oder unwillen entgegen und wiederwillig ist? Denn hieran muß er/ so bald ers zu beschauen kom̃t/ so muß er ohne verzug seinen eignen willen/ als dem wiedergeist der thorheit/ wie- derstehen/ nemlich dem hochmuth/ ehrgeitz/ A. K. H. Vierter Theil. C c c 2 neid/ Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben. neid/ zorn/ bitterkeit/ schwelgerey/ geitz/ unkeuschheit/ luͤsten/ unreinigkeit/ boͤsen be- gierden/ heucheley/ schalckheit/ und aller un- gerechtigkeit/ welches alles aus dem abfaͤl- ligen menschen gruͤndlich herkom̃t. Denn das sind des alten menschen seine glieder/ dar- inn er mit den gedancken des boͤsen hertzens geluͤstet und lebet/ welche man in worten/ wercken und gedancken toͤdten muß/ welches mit der that und warheit in der krafft des glaubens allein zu thun ist. Darum so thut diß alles mit dem her- tzen von euch/ denn in den gedancken des hertzens stehet tod und leben; Darinn ist die reinigung und die verunreinigung/ das saubere und unsaubere wesen gelegen. Thut die verkehrten gedancken weg/ weg mit den muͤhsamen gedancken/ die faulen/ unreinen/ eitelen betrieglichen geister. Suͤndiget dar- inn nicht mehr wider den HERRN und seinen gesalbten. O huͤtet euch/ huͤtet euch/ dencket nichts arges mehr. Stechet aus/ ja gantz aus das boͤse auge der menschen/ das wider GOtt dichtet/ welches aus einer fleisch- lichen absicht durch den boͤsen verfuͤhrischen wiedergeist kom̃t; Lasset euch gantz verneu- ren an den sinnen/ und am hertzen gantz ver- aͤndern/ gantz/ gantz/ sage ich/ veraͤndern aus dem fleisch in den Geist. Sehet zu/ wollet oder begehret nicht zu suͤndigen/ so koͤnnet ihr nicht suͤndigen; Glaubet das/ wollet nicht/ wollet nicht/ und so koͤnnet ihr auch nicht; Hoͤret und horchet nach der war- heit. Suchet was recht ist/ liebet das gute und hasset das boͤse. Ach meine liebsten/ uͤbergebet euer hertze mit gantzer seelen aus allen euren gedancken und kraͤfften in GOtt; Thut mit aller begierde was er/ und nicht was ihr wollet. Stehet immer fest/ fest/ sa- ge ich/ und unbeweglich auff seinem worte/ und seligmachender gnade/ damit ihr an dem bevorstehendem tage stehen bleiben moͤ- get. Lasset eure seele in der hoffnung nicht matt/ noch verkehrt/ viel weniger uͤberwun- den werden; Lasset euer hertze wachen/ und seyd allezeit nuͤchtern vom suͤndlichem fleische. Habt eure lust oder wolgefallen an den we- gen des HErrn. Bittet/ suchet und verlan- get darnach/ daß ihr dieselbe schlecht und recht/ unbefleckt in eurem hertzen/ und ohne strau- cheln wandeln moͤget. Bittet/ bittet/ ja bit- tet uͤm ein sauber/ wolgelaͤutert/ vollkommen hertze/ das mit der liebe CHRisti durch- strahlet/ und wegen des allerdurchlaͤuchtig- sten verstandes und glantzes der schoͤnsten lie- be allzeit unruhig/ und nicht stille seyn koͤnne/ biß es seine lust an GOttes ehre und glorie uͤber sich selbst/ und vielen andern gesehen hat/ ist anders ein guter wille in euch. Dazu so bit- tet/ sage ich/ mit vertrauen/ und haltet an ohne auffhoͤren. Lasset euch darnach hun- gern/ und so sollt ihr erhoͤret werden. Thut ihr/ wie ich euch sage/ ihr werdet ohne allen zweiffel das gesetz/ oder das heilige gebot/ das lebendige wort des gerechten urtheils in euer niedriges/ muͤrbes/ und geaͤngstetes hertze von GOtt empfangen/ und mit seinem finger dar- ein geschrieben finden. Es sol allen demuͤ- thigen/ gottsfuͤrchtigen/ wahren/ glaͤubigen hertzen also wiederfahren. Das 7. Capitel. Wenn ihr also nach meiner meinung thut/ und einem kindlein gleich/ und zu nichts worden seyd/ so sehet dann/ was ihr vor gedancken/ was vor einen geist oder verstand/ was vor willen/ lust/ oder was vor weißheit ihr haben/ und wo ihr euch selbst finden werdet? Wer euch alsdann bewahren und helffen wird? O du ver- nuͤnfftiger/ eigenweiser und kluger mensch! Du must doch noch dazu kommen. Sehet in der zeit/ in der zeit/ sage ich/ sehet zu/ sehet vor euch; Euer eigner geist/ und eigne weißheit wird euch betriegen und beluͤgen/ wo ihr euch nicht gleich auff den glauben wider die hoffnung in der hoffnung des un- endlichen gottseligen lebens begebet. Du hast ja/ o du unglaubiger mensch/ einmal lange gnug in dem teuffel wider deinem Schoͤpffer/ deinem GOTT und HErrn boͤßlich gelebt/ darum laß dirs doch einmal gefallen/ daß du dich bekehrest. Denn du laͤuffest nach der hoͤlle und eilest zum ver- dam̃niß mit dir. Wie? Dein verderben wird dir/ so du es zu sehen bekommest/ nicht gefallen/ das glaube frey. Kehret wieder/ kehret wieder/ und werdet veraͤndert an den sinnen; Ey wollet doch nicht mit wissen und willen irren/ und dem tode nachjagen. Warum wolt ihr lieber sterben/ dann le- ben? O du hauß Jsrael! du außerwehlter mensch! werdet doch einmal vollkommen/ und eine neue creatur in CHRisto JESU/ eurem koͤnige/ fleisch von seinem fleisch/ und bein von seinem bein im geist und warheit; und seyd eins mit seinem worte/ ja ihme von hertzen zu willen in allen dingen. Lasset doch das an eurer ohnmacht in der kranck- heit sehen/ ist euch anders eure staͤrcke lieb. Spiegelt euch an einem fleischlichen menschen/ sehet an seine vollkommenheit oder voͤllige perfection. Mercket doch/ wie er dasjenige liebet und suchet/ was ihm guts thut/ nemlich/ geld/ gut/ und ehre; alles/ nur gut leben zu haben. Und was ihm wol oder lieb thut/ dabey ist er gerne/ ja er wirds nimmermehr muͤde/ so sehr trachtet er nach der vollkommenheit/ daß er der groͤ- ste und nicht der kleinste seyn/ und bey der welt in ansehen oder wolgefallen kommen moͤge. Es sey staͤrcke/ krafft/ schoͤnheit/ reichthum/ macht/ ehre und lob/ alles be- gehret er von hertzen/ damit er erhaben/ und was grosses seyn moͤchte. Und hierzu hat er allewege einen guten unveraͤnderlichen willen/ ja er wil/ er wil wol/ o ja er wil gerne und williger als willig dazu seyn/ daß er solches ungebeten bekommen moͤge. Seine gantze natur ist dazu sehr willig/ und von selbst ge- neigt/ also/ daß wer ihm solches hindern oder wehren wil/ der bleibet sein freund nicht. Das 8. Capitel. So siehe doch nun/ mein Lieber/ daß du auch einmal den neuen menschen/ des- sen titel du traͤgest/ hervor leuchten lassest/ damit Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben. damit er auch seine natur/ seinen willen und seine luͤste mit aller neigung willig und fleißig bezeige alle unreinigkeit rein außzutil- gen/ oder das/ was faul und stinckend vor GOtt ist/ außzufegen. Schaue doch das fleisch an/ wenn es ein fleckgen oder mackel bekom̃t/ wie schnell und flugs es dabey ist/ denn sein verstand weiset es ihm/ daß es un- flaͤtig/ unrein und veraͤchtlich zu sehen ist. Hat man dafuͤr nun so einen greuel/ und wird so flugs weggethan/ wie komts/ daß man nicht nachjaget/ sich weit mehr des in- nerlichen als des aͤusserlichen zu befleissigen? angesehen solcher stanck und unflat ewig dauren sol/ und jetzo viel leichter mit einem auffrichtigen begierlichen hertzens gedan- cken durch die gnade im glauben kan weg- genommen werden. Sehet zu/ ich sags euch/ wollet doch dasselbe gleicher weise auch beweisen. Eben so wenig/ als ihr eure klei- der koͤnnet in dreck liegen sehen/ viel we- niger euren leib/ am allerwenigsten aber werdet ihr leiden koͤnnen/ daß eure haͤnde oder angesicht mit koth oder dreck beflecket waͤre. So noͤthig/ ja so ungern (sols an- ders recht seyn) muͤsset ihr wollen/ daß der neue mensch am geist/ seel und |leib durch ei- nige missethat oder unreinigkeit des alten menschen beflecket werde. Sehet/ also muß es uns entgegen und ein eckel seyn. Darum huͤtet euch/ huͤtet euch/ und laufft nicht so schnell zu solchen leiblichen dingen. Eilet nicht zu dem/ dadurch ihr zu schanden werdet/ und daraus gerichtet werden sollet/ sondern eilet zu eurer seelen reinigung/ und aus allem stanck/ und von allem dreck/ so von der unflaͤterey des alten menschen ent- stehet/ loß zu kommen/ nemlich fliehet die suͤnde/ und hasset das boͤse. Thut von euch alles boͤse wesen/ und werdet gantz in dem geist vergeistert/ und zwar so stoltz und nette als ihr im fleische gethan/ so rein und koͤst- lich lassets auch im geiste geschehen/ so fern in euch eine lebendige reine glaͤubige seele/ der unbefleckte saubere adem GOttes empfan- gen ist. Habt acht drauff/ ihr weisen und ihr gottsfuͤrchtige niedrige hertzen/ denckt ohne unterlaß hierauff. Das 9. Capitel. Alle weißheit und klugheit des menschen ist aus/ aus/ aus/ ja gantz zu nichte. Nun/ von euch sollen in ihrer klugheit gefangen/ und in ihren suͤnden bestricket werden alle/ die da stoltz oder verhaͤrtet darinn befunden werden. Darum werdet nichts/ ja nichts als erde und asche/ und recht von hertzen/ sage ich/ einem jungen kindlein im fleische gleich. Jch kan zu dieser zeit nichts anders oder bessers mit euch reden/ und euch nichts noͤthigers vorlegen/ darum nehmets zu her- tzen. O ihr Vaͤter/ zu dem hertze der kin- der muͤsset ihr bekehret und versam̃let wer- den/ und die kinder alsdann zu eurem her- tzen. Gehet ihr getreulich vor ihnen hin/ und werdet immer reiner und heiliger. Rei- niget euch/ saͤubert euch/ waschet euch schoͤ- ne ab/ beyde jung und alt/ die ihr glauben und vertrauen habt. Werdet von allen fle- cken und runtzeln der todten wercke gereiniget und eine nette braut/ vor GOtt unstraͤfflich. Ruͤhret die rechte unreinigkeit nicht an/ habt einen eckel davor/ bittet uͤm ein solch hertze/ bittet/ bittet/ oder ihr werdet nicht unbetro- gen davon kommen; und solte es auch nur von eurem eigenem gutduͤnckel/ eigenheiligkeit und buchstaͤblicher reinigkeit seyn. Hoͤret ihr des HErrn stimme nicht? Jhr glaubet keinen Heiligen/ biß sie es mit macht thun. Denn ihr haltet von den freundlichen wor- ten nichts/ biß ihr die feindselige schlaͤge weg- habt/ wie das thoͤrichte/ stoͤrrige/ ungehorsa- me/ hartnaͤckige volck/ das da wil geschlagen seyn. Denn sie folgen ihrem eigenem sinn und willen/ und wollen nicht/ wie ihr HErr wil/ der sie darum angenommen/ daß er ihnen die seligkeit lehre/ unterweise/ straffe und dazu rathe. Aber sie lauffen immer ruͤck- werts/ und kehren ihm den ruͤcken und nicht das angesichte zu. O das tolle volck/ das die zuͤchtigung/ die gedult und weißheit oder unterweisung ver- lohren hat/ wo wil es erscheinen? wenn wil doch der beste klug werden/ und der verstaͤn- digste einmal dem HErrn wuͤrdiglich dienen/ und allein GOttes lob und preiß suchen? Wenn wollen diejenigen/ so gefallen sind/ auffstehen und wiederkehren/ die verirret sind? Oder hasset ihr eure seligkeit? Ja/ ich sehe es/ denn ihr wollet euch nicht lassen unterweisen/ noch zu dem/ was Goͤttlich ist/ rathen. Eure verdam̃niß habt ihr lieb/ und die seligkeit has- set ihr/ das muͤsset ihr bekennen. Warum geschicht das? Woher kom̃ts denn? Wollet ihr gantz mit wissen und willen verlohren und verdam̃t seyn? O du hauß Jsrael! eure ver- kehrte stoltze hertzen werden euch toͤdten. Jch bin unschuldig an eurem verlust. Kehret euch noch aus eurem gantzem hertzen zu dem HErrn Herrn/ und thut was ihm gefaͤllig ist. Kom̃t zu seinen fuͤssen/ beuget euch/ haltet eure oh- ren niederwerts/ hoͤret und thut sein wort/ so sollet ihr leben. So ihrs aber nicht thut/ so hat der HERR/ der Allmaͤchtige bey sei- ner seelen geschworen/ ihr sollet des todes ster- ben/ und das ewige morgen-licht in ewigkeit nicht sehen. Das 10. Capitel. Glaubet/ glaubet/ glaubet/ ich ruffs euch zu/ ihr hoͤrets oder lassets. Glaubet/ sage ich/ recht an den lebendigen GOtt/ und seinen ge- salbten CHRistum. Vertrauet auff seine standfeste verheissungen und unbeweglich e- wiges wort. Empfanget sein gesetz oder hei- liges gebot in ein freundliches niedriges hertze; spiegelt euch darinn; uͤberleget eure zeit und stinckendes leben. Zauet euch/ ihr muͤsset vor dem richterstuhl Christi nacket erscheinen. Jch muß euch von Gottes wegen zuruffen: Sehet an/ wie ihrs gemachet/ und wie ihr nach dem worte/ das euch befohlen ist/ gethan habt. Ja besehets/ und besehet euch selbst wol/ und sehet/ wornach ihr der teuffel selbst ge- worden seyd/ der auch die wohnung oder stadt GOTTES so lange verwuͤstet und inne gehabt hat; ja die blinde/ lahme/ boͤse geister haben den außerwehlten | berg C c c 3 Zion Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ vom Glauben. Zion bewohnet/ und sind noch einige darauff/ in dem hause/ allwo der HErr H err unser GOtt ewiglich begehret zu wohnen. Darum treibet die spoͤtter/ die stoltzen veraͤchter und verwuͤster/ ja alle gotteslaͤste- rer auß/ wiederstehet ihnen/ die die warheit und das gute hassen/ sie muͤssen vor dem gu- ten fallen; Fallet sie an/ jager sie von dan- nen/ und macht sie zu schanden. O du volck des HErrn/ das durch die gnade staͤrcke su chet/ gehet hin/ und uͤberlege ein jeglicher den streit weißlich/ und sehet von was vor staͤr- cke die geister sind/ damit ihr euch wol ruͤ- stet mit der waffenruͤstung GOttes/ dem schilde des glaubens; Streitet tapffer und uͤberwindet; ihr muͤsset augen/ ohren und krafft haben/ wollet ihr anders die blinden und Lahmen uͤberwinden koͤnnen. Hoͤrt ihr das wol? Merckt/ wo ihr hier moͤget bey- kommen/ und von wem oder durch wen diß zu erkriegen ist? und so ihrs wisset/ so sehet zu/ daß ihrs recht thut. Sehet zu/ sehet zu/ und betrieget euch selbst nicht/ und thut euch auch selbst keinen schaden/ daß ihr etwan den streit unrecht angreifft/ und einen an dern/ der euch nicht schaden oder verletzen kan/ nicht bekrieget. Denn also thun ihrer viel durch die verraͤtherischen luͤgen-geister. Merckt/ wo dieser berg ist/ und wer sie sind; denn daran werdet ihr euren feind/ oder fein- de erkennen. Sehet euch wol um/ fraget euch selber/ ja gehet in euch selber und glaubt/ all- da wird sichs alles auffthun/ und sonsten nir- gendswo gelten. Bittet/ bittet/ beklagt euer voriges/ boͤses/ eitles/ ruchloses leben/ traget in eurem hertzen reue daruͤber/ daß eure feinde so starck worden sind/ und wecket darinn die barmhertzigkeit des HErrn auff. Wollet ihr reich/ starck/ maͤch- tig wider euch selbst und scharffsichtig seyn/ so werdet erst selbst arm/ nacket/ elend/ jaͤmmer- lich/ kranck/ siech/ stum̃/ daub und blind. Wer- det diß vollkommen und wahrhafftig im glau- ben mit erfahrung. Worte gelten nicht/ denn ihr seyd es doch vor den augen des HErrn/ ja ihr sehet also vor ihm aus. Glaubet diß/ und so werdet ihr uͤberwinden. Und so ihrs nicht fuͤhlet/ und auch nicht von hertzen aͤusserlich be- kennet/ so seyd ihr selbst blind/ ohne huͤlffe und rath/ und ohne uͤberwindung gantz verlohren/ doͤrffet auch alsdann keinen streit antreten/ noch einen popantz/ oder so einen lerm machen. Darum setzet euch erst in staub/ ins unterste theil der erden unter die allergeringsten und kleinsten an krafft/ geist und weißheit/ ohne tugend/ gantz arm/ nacket und bloß/ und las- set euch frey bestraffen/ uͤberzeugen und unter- drucken/ auff daß ihr schnell/ sage ich/ von eu- ren gebrechen moͤget erloͤset werden/ und von dem uͤbel frey seyn. Ja/ waͤrens auch eure fein- de/ und waͤren nur zu finden/ die es euch thun koͤnten; bittet drum/ flehet/ hoͤret nicht auff/ hungert und duͤrstet darnach/ nemlich nach der unterweisung/ uͤberzeugung und bestraffung. Das offenbahre ists beste. Lasset euch frey wunden schlagen/ wollet ihr rein/ gantz und gesund werden/ sonsten aber nimmermehr. Wisset/ was ich euch sage. Wol denen/ die verstand haben. Bittet/ ja bittet/ daß die weiber maͤnner mit grauen baͤrten ohne furcht werden/ die ein unbefleckt leben vor dem HErrn fuͤhren/ und frey ohne ansehen schelten und straffen koͤnnen. Bit- tet darum/ es ist euch noth/ besonders den juͤnglingen. Darum/ so ehret die vaͤter/ seyd ihnen gehorsam und schnell ihre reden zu hoͤ- ren. Vor einem grauen haupt stehet auff (die ehre aber/ die ich meine/ liegt in gehor- sam und auffmercksamkeit verborgen) stehet mit blossem haupt und gebogenen knien un- ter ihnen/ und zu allem guten werck bereit. Habt acht auff alle ihre worte/ und was sie euch zur besserung und unterweisung sagen/ das nehmet an. Jch meine aber die alten o- der vaͤter und weisen der warheit. Das 11. Capitel. Werffet von euch alle garstige lappe- reyen/ rottet auß alle boͤse art/ und lasset weder zweig noch wurtzel in euch uͤberbleiben. Sehet zu/ und thut also: oder ich sage euch/ behaltet ihr nur etwas in euch/ so sols euch ein dorn im auge werden/ und ein spieß in die seite seyn/ euch aus der ruhe zu treiben/ und zu allem jammer und verdruß zu bringen. Merckt wol drauff/ ihr werdets also befin- den. Darum thut von euch die liebe und gemaͤchligkeit des fleisches/ ja alles worauff sich euer hertz verlaͤst/ kehrt eure augen da- von/ oder worinn eure seele nur noch eine lust oder sinn dazu hat. Behaltet keinen abgott in euch/ noch einige wurtzel des unkrauts bey euch; Rottets alles auß und schonet nichts. Thut hinweg alle kostbarkeit/ silber und gold; Alles/ darinn eure augen einen gefallen ha- ben/ setzet es aus dem sinn und unter eure knie/ so schlaͤgts euch nicht ans hertze/ weg damit. Thut von euch/ sag ich/ das kleine und grosse/ behaltet keine begierde/ schwei- ge den geitz bey euch; Thut alles/ als scha- den von euch/ nemlich alles/ worinn euer hertz/ ein leben oder einen zug dazu hat/ es sey auch/ was es sey. Habt acht drauff! Alles was euch eine ehre und schoͤnheit war/ das lasset euch einen greuel oder ab- scheu werden; Hoͤret ihr das wol? Krieget einen eckel vor allem fleisch/ und allem teuf- fels wesen; Hasset sein wolluͤstig leben/ und das wesen dieser welt verschmaͤhet/ ja ver- schmaͤhet/ verschmaͤhet es. Lasset euch gantz veraͤndern an den sinnen; Euer hunger und durst sey allein nach der gerechtigkeit; Eiffert darnach aus allen euren kraͤfften. Ach setzet von euch/ setzet von euch/ alles was euch da- von abhaͤlt/ hindert/ verletzet oder abziehet; Seyd loß wider den sathan/ und haltet eure staͤrcke wider seinen willen/ als eure lust und leben des suͤndlichen fleisches. Wachet und bittet/ fallet nicht in ver- suchung. Lieber wachet/ ach wachet ja wol/ haltet gute hut/ aber nur uͤber eure gedan- cken und sinnen des hertzens. Sehet zu/ wor- auff ihr eure augen schlaget/ und wo sie hin- gehen; Erkennet den weg/ darauff ihr stehet; Jst er wider euer fleisch und sinnliche begier- den oder augen-lust/ so marchi ret immer auff denselben/ nemlich wider euch selbst/ zu fusse fort. Gefaͤllt er aber eurem sinn und hertzen wol/ Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft vom Glauben. wol/ daß er euch keine muͤhe noch unlust ist/ so haltet stille/ und kehret richtig wieder uͤm: denselben/ der euch zuwieder ist/ den solt ihr wandeln/ und allewege wol mercken auff euren gang. Ey lieber/ sehet vor euch/ ja wol vor euch/ sehet vor euch/ sage ich/ recht vor euch nieder/ und das auff eure fuͤsse. NB. Mercket accurat drauff/ der weg ist sehr en- ge/ und je laͤnger/ je enger im fleisch/ denn das muß je laͤnger je mehr an den tod und ins leiden/ und das faͤllt je laͤnger je schwe- rer und baͤnger. Ach/ ach! bewahret euer gesichte/ denn das wird euch betriegen: keh- rets ab/ ja gantz ab von dem/ was eitel und nichts ist. Was euch nicht helffen/ foͤrdern oder frommen kan/ das lasset fahren. Haltet euer auge stracks nach dem HErrn und seinem worte/ und suchet das reich GOttes/ und seine gerechtigkeit/ gucket al- lein/ allein darauff; Seyd daruͤber sorgfaͤl- tig/ daß ihrs nach seinem sinn und willen erobert/ befoͤrdert und vollbringet. Ach thut euer gantzes hertz und bestes dazu; Lasset euch durch eure eitele muͤhselige gedancken/ die nichts geben/ sondern nur wegnehmen/ nicht davon abziehen. Darum wiederstehet den teuffel/ seine krafft muß von euch fliehen/ und endlich gantz außbleiben/ und nichts mehr vermoͤgen. Ach lasset euch sagen/ ja sagen/ es ist eure eigne seligkeit/ die man in euch suchet/ und nicht die verdam̃niß. Seyd es eingedenck/ daß ihr niemanden anhanget/ als dem guten. Gehet aus von allen boͤsen/ geluͤstet nicht nach der vergaͤnglichkeit; Ster- bet/ darinn ihr gelebet/ oder eure lust gehabt habet; Leidet/ darinn ihr euch erhoͤhet/ schreyet/ darinn ihr gelachet; betruͤbet euch an dem orte der froͤligkeit/ ja sterbet und ver- derbet in allen dingen. Hoͤret ihrs? nehmets wol zu hertzen/ nicht mit worten/ sondern mit der that: Fuͤrchtet euch/ fuͤrchtet euch vor dem erschrecklichen und langmuͤthigen GOtt; wandert schnell aus dieser zeit fort; machet euch weg/ denn das gerichte komt heran. Das 12. Capitel. So fastet nun/ bittet/ ruffet und fle- het: Casteyet euch/ und werdet den jungen kindern in ihren gantzen hertzen/ was ihr nur thut/ an der boßheit gleich; Zwinget euch selbst einzugehen/ und betaͤubet euren leib im fleische; Folget seinen begierden nicht nach; thut von euch das auffsehen der eitelen wolluͤ- ste/ verschmaͤhet die leckere zunge. Euer schmack sey nicht in speiß und tranck/ son- dern allein im worte des lebens; da sehet drauff/ und nicht auff die speise; bedencket alleine das/ was droben/ und nicht das/ was hienieden ist; verleugnet das/ setzet euch aus der abwechselung/ ja komt einmal uͤber die geile/ krancke und verdorbene natur; werdet darinn zertreten/ zermalmet und beschaͤmet; thut es euch selbst/ und lasset es euch thun/ wie man wil/ auff daß ihr bald frey wer- det von dem unflaͤtigem stinckendem rocke; ziehet ihn geschwind auß/ auß/ auß/ weg da- mit/ er ist GOtt und allen seinen wahren Engeln graͤulich anzusehen. Eilet mit euch dazu/ und beweiset ein ander hertze. Lasset euch eure alte wercke frey in euren schoos mes- sen/ ja mit dem maaß recht außmessen/ auch ihr/ die ihr schon etwas from̃ scheinet zu seyn. Lasset euch hierinn pruͤffen/ oͤffters untersu- chen/ wol casteyen und bestraffen/ und als ein kind mit dem allergeringsten verdemuͤthigen. Ach es gebuͤhret sich so/ die ehre gehoͤret al- lein GOtt zu. Wehe dem/ der sie ihm ent- haͤlt. Vergesset die zuͤchtigung/ die kleinigkeit und niedrigkeit/ die euch zukomt/ doch nimmer nicht; Es geschicht doch alles mit bescheiden- heit/ was uͤber euch komt/ denn ihr moͤchtet sonst meinen/ ihr waͤret ohne schuld. Darum muß man alles/ was einer ist/ fuͤhlen/ nicht mit dem munde/ sondern im hertzen und in der that/ und mehr als mans geglaubet haͤtte. O ihr alten und jungen/ ihr muͤsset dran/ und tapffre straffe leiden/ und euer urtheil tra- gen/ wie ihrs verdient habt/ ihr moͤget ihm nicht entfliehen. Darum setzet euch in staub unter allen gehorsam des heiligen glaubens. Eure gedancken von fleisch und blut sind un- glaubig/ achtet sie gantz nicht/ denn sie sind schalckhafft und voll finsterniß/ ihr ende ge- reichet zum tode; fliehet sie/ und eilet mit euch/ die zeit ist hier/ daß ihr sollet gerichtet werden; Hier ist die zeit/ ja die zeit/ sage ich/ ist hier/ daß man nicht durch die finger sehen/ kei- ne person erwehlen/ aussondern noch ansehen wird. Was boͤses thut/ sol gestrafft werden/ es gehe uͤber wen es wolle/ es sey vater oder mutter/ weib oder kind/ uͤber schwester oder bruder. Wer seines vaters willen nicht thut/ und sein wort nicht haͤlt/ der muß wol die ru- the halten/ und wer sich nicht unter die ruthe der zuͤchtigenden unterweisung beugen wil/ der muß vor dem schwerdt/ dem ewigen urtheil/ sich buͤcken; Ja/ das grosse toͤdtliche schwerdt des HErrn sol uͤber ihn ergehen/ mit grossem erschrecklichem zorn und ungnade sol er ge- strafft werden/ und des todes sterben in ewig- keit. Denn das recht/ das recht muß gesche- hen/ das recht/ sage ich/ denn GOtt ist ein rechter richter/ der niemanden schonet noch ansiehet. Wol dem/ der solches uͤber sich selbst handhabet. Muste CHRistus JESUS/ der einige außerwehlte Sohn/ unsre schulden oder mis- sethaten auff sich nehmen/ und der gerechte wahre GOtt ihn ohne ansehen also straffen und zurichten/ daß keine creatur in der welt so zugerichtet/ geschlagen oder verwundet worden/ ja der so mißhandelt und zugerichtet wurde/ daß man das angesicht vor ihm ver- barg; meinen wir denn frey aus zugehen/ wenn wir suͤndigen; solten wir ungestrafft und un- gezuͤchtiget bleiben? Nein/ wir grosse uͤbertre- ter/ boͤsewichter/ stinckende aͤser/ ungehor- same und unglaubige art/ und hartnaͤckichte geschlechte werden nicht ungestrafft bleiben koͤnnen; Oder/ was wolt ihr werden? Hu- ren und buben bleiben? in der suͤnden oder boͤsen art ewiglich herum waͤltzen? Nein/ das fleisch muß weg/ die wolgekochte feine toͤpffe muͤssen in stuͤcken/ die lust darinn muß weg/ und gantz todt und vergeffen seyn. Man kan hier nicht laͤnger in der finsterniß oder in der schalckheit Egypti bleiben. Du must einmal mit einem muth wol gewapnet zu Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ vom Glauben. zu fuß außziehen/ und den streit hinten und vorn recht genau warnehmen/ ja auch auff beyden seiten. Den richtigen weg must du durch/ den du noch nie gewandelt/ sondern der ungebaͤhnt und gantz wuͤste gelegen hat/ und deine sorge und huͤlffe ohne uͤmsehen allein auff den HErrn Herrn setzen/ und alle begier- den des fleisches unterlassen/ denn diese stei- gen aus dem abgrunde der hoͤllen/ und aus der hitze des teuffels zum verderben der menschen auff. Weg/ weg damit in der zeit/ auff daß ihr nicht in ewigkeit gestrafft oder vermaledey- et werdet. Das 13. Capitel. Lasset euch eure schande frey entdecken/ ja thut es selber/ denn das ist euch am besten. Speyet/ kotzet und brecht sie auß/ lasts hervor- kommen/ was ihr so geitzig und saͤuisch einge- schlucket habet/ ja ohne besehen. Esset den dreck nun ein/ und seinen stanck zweymal. Was euch erst suͤsse war/ lasset euch nun bit- ter werden. Esset/ esset und trincket geringe/ ja werdet truncken von dem wein der drachen/ und von der galle der ungerechtigkeit. Ko- stet nun den geschmack/ und taumelt von dem starcken tranck/ ja brechet euch/ speyet/ ko- tzet und fallet zur erden nieder/ waͤltzet euch in der aschen. Sehet an euer elend/ euren ar- men geist und kleinen verstand/ eure blindheit und bloͤsse/ euren grossen jammer/ eure schande und nichtigkeit vor dem HErrn. Sehets an/ sehet/ sehet/ sage ich/ und werdet scham- roth. Verdecket euer angesicht vor euch sel- ber/ denn ich weiß/ daß es euch viel zu scheuß- lich anzusehen ist. Ja/ also hat der HErr JEsus muͤssen leiden uͤm dieser stinckenden unflaͤtigen suͤnden willen/ damit er sie durch sich selbst wegnehme. Aber wer hat diß eingesehen? Wer hats zu hertzen genommen? Wer hat sich danckbar erzeiget? Wer hats glauben wollen? Wo sind die/ so ihme wieder liebe beweisen? Wo bleiben die/ so ihn ehren und großmachen? und das in ihrer schande und nichtigkeit. Sie wol- len alle selber etwas und erhoben/ nicht aber zertreten seyn. Darum muͤssen die zu schan- den/ vor nichts geachtet/ oder mit den todten als dreck in ewigkeit zertreten werden/ die sich nicht haben unter die lebendigen beugen wol- len/ noch im fleische zertreten lassen. Geden- cket/ daß es ein wahres wort in ewigkeit wird erfunden werden. Wer nun meine stimme/ nemlich des HErrn wort/ zu hertzen nim̃t/ und recht glauben gibt/ der thue alles das/ was ich in dem namen des HErrn geschrieben habe. Lasset euren willen/ euer hertz/ geist/ macht und glauben hierinn mit beweisung der that hervor leuchten/ und uͤberwindet den zweiffel. Werdet nicht matt noch traͤge in eurem jam- mer und elend/ es ist nur noch uͤm eine kleine zeit zu thun/ daß ihr leidet. O leiden/ leiden! wie gut seyd ihr den glaubigen/ damit sie wol gelaͤutert und gerei- niget werden. Wol euch/ die ihr verstand/ augen und ohren habt. Leidet/ leidet das leiden am fleisch/ und die zuͤchtigung gantz aus/ biß so lange der alte mensch keinen NB. adem mehr hat/ sondern getoͤdtet und in der hoͤlle begraben ist. O nehmets zu her- tzen. Werffet das creutz/ die angst und ban- gigkeit des leidens im fleisch doch ja nimmer vor der zeit von euch/ o nein/ thut es nicht; sondern seyd verstaͤndig/ und lasset es sich bey euch immer mehr und mehr vermehren; Ach lasset es euch frey treffen. Denn aus diesem winckel muß es kommen; da muͤssen wir herdurch/ nemlich durch die pforten der hoͤllen und des todes muͤssen wir ins leben kommen. Gedencket/ was vor eine krafft zum gewalt thun gehoͤret. Habt hier frey acht drauff/ ja auff das wort des HERRN/ und nicht auff der menschen/ denn die sind luͤgenhafft. Sehet allein auff die warheit/ die sey euch ein exempel oder vorschrifft. Mer- cket auff den geist/ es wird euch fleisch und blut kosten; ja warum nicht? diß kan uns/ wenn wirs behalten/ nicht from̃ oder selig- machen/ aber wol verdammen. Sehet/ ich sag es euch/ daß viele schmer- tzen/ pein und wehtagen/ viel seuffzen/ bit- ten/ flehen/ heulen und weinen gen himmel zu in der stimme Rahels auffsteigen muͤs- sen/ ehe ihr koͤnnet getroͤstet und erloͤset wer- den. Darum nehmet meinen rath und leh- re wol und genau an/ verstehets und fahret zur hoͤllen/ und hinunter ins grab. Setzet euer leben in staub/ ziehet saͤcke an/ und be- streuet euch mit aschen. Bekennet euch dem HERRN in gegenwart der gemeine/ und ruffet in eurer angst aus der tieffen mit lau- ter stimme/ nemlich/ rufft hertzlich in der noth zu dem gnaͤdigen guten HErrn/ HErrn/ der euch so lange getragen/ erduldet/ und auff euch gewartet hat/ aber nun nicht laͤnger. Denn die zeit des verderbens ist hier/ hier ist der grosse erschreckliche tag des HErrn/ wer wird ihn ertragen koͤnnen/ oder davor stehen- de bleiben moͤgen? Der HErr und Koͤnig/ den ihr wenig geachtet/ oder in ihn geglaubt/ oder auff ihn gehoffet habt/ wird regieren/ das reich einnehmen/ und gerichte halten mit allem fleisch/ wie geschrieben stehet. Das 14. Capitel. Darum/ wol den demuͤthigen/ zerknirsch- ten/ bekuͤmmerten und gottsfuͤrchtigen her- tzen/ welche alle einen geneigten guten wil- len und lust zum guten haben/ das aus GOtt komt. Selig seyd ihr/ ja selig/ se- lig und heilig/ die ihr einen haß zum boͤsen habt und auff alles/ was aus den boͤsen Geist/ aus dem engel des abgrunds auff- gestiegen ist; lasset euer hertz demselben ent- gegen seyn/ ja wollet mit willen entgegen seyn/ und einen haß darwider haben. A- NB. ber sehet erst auff euch selbst/ und vergesset das aas/ euren eignen teuffel nicht. Wie- derstehet ihm/ und bittet um die vollkom- menheit. Bittet/ bittet/ aber mit einem auffrichtig-meinendem hertzen ohne unterlaß. Haltet eure haͤnde hoch/ ja gantz hoch und bleibet in gutem vertrauen/ so werdet ihr uͤber- winden/ das ist: Lasset Gottes werck/ GOttes krafft/ und Gottes macht/ nemlich den heiligen Glau- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Schrifften vom Glauben. glauben in Christo JESU oben bleiben: den zweiffel aber/ Sathans hand/ macht oder geist unter eueren fuͤssen/ das ist/ unter deinem ge- gesichte und ausser eueren gedancken/ vermittelst des angesichtes deß Geistes Christi/ und nicht Belials/ wollet ihr anders fechtende uͤberwin- winden. Hoͤret ihr das wol? O ihr streitbah- re maͤnner/ uͤberwindet/ uͤberwindet/ damit ihr besitzen moͤget. Uberwindet beyde GOtt und den menschen: GOtt den HErrn in euerer erniedrigung/ und in einem zerbrochenen/ reu-und leid-tragenden hertzen der gedult/ das voll hoffnung und ver- trauen ist/ und ohne ablassen bittende bleibet. Den menschen aber zu uͤberwindē/ ist ihn in sei- nem unglauben oder zweiffel/ in seinem schalcks- auge und boͤsen willen uͤberwinden/ welches durch den glauben und einen guten heiligen willen mit einem einfaͤltigen auge geschehen muß/ womit auch der Sathan/ der teuffel und die alte schlange bestritten/ oder ihnen wieder- standen/ die macht und finsternis/ die schalck- heit/ der unglaube/ der boͤse wille/ alle unge- rechtigkeit/ nemlich in denen gedancken/ und wodurch auch die pforten der hoͤllen uͤberwun- den und untergebracht werden/ ja sein gantzes reich/ gut und leben mit seinem gantzem besitz. Darum streitet hier ritterlich/ nemlich den un- glauben und die schalckheit durch/ und kom- met an den tag/ ihr kinder des lichts/ wandelt im lichte/ und leuchtet hell in eueres Vaters reich. Hier zu wollet ihr nun wachen und beten/ wa- chen/ wachen und nicht schlaffen; nein/ schlaf- fet oder ruhet und werdet nicht traͤge vor dem Sabbath. Arbeitet hurtig biß an den abend zu: vollendet euer werck: streitet und kaͤmpffet biß an den tag: stehet nicht stille: lasset euere haͤnde/ euer vertrauen oder muth nicht sincken: haltet euere lichter brennend in euerer hand/ und lasset den geist der einfalt durch die liebe brennen/ und recht klar leuchtende bleiben in eueren lampen/ nemlich in euern leibern des glaubens: haltet sie rein und sauber: beflecket das fleisch von seinem fleische nicht/ sondern werdet darinnen im̃er heiliger/ sauberer und rei- ner. Dann euere leiber sind darinnen erweh- let zu tempeln des Heiligen Geistes. Darum seyd ernstlich und sehr wohlgemuth/ gestaͤrcket mit geist und leben in der gnade GOTTES. Fallet an die stadt euerer hertzen/ und vertrei- bet die boͤse art: Rottet das unkraut aus: Hauet die dornen und alles hoͤckerichte ab/ zertretet die boͤsen wieder-gelster/ bringet den Sathan oder den unglauben/ sage ich/ unter euch/ und lasset den Heiligen Geist/ den HERRN GOTT der heerschaaren die staͤd- te wiederum gaͤten/ reinigen und heiligen/ und mit dem allerkoͤstlichsten/ saubern/ wahren blute des unschuldigen lammes JESU Chri- sti in seiner ewigen gerechtigkeit/ gerecht und frey machen/ und alle altar-steine der mensch- lichen gerechtigkeit oder hoͤhen des hertzens/ darauff sich der mensch verlaͤst/ zu aschen stos- sen/ auff welchen/ sage ich/ der teuffel und Sa- thanas geehret/ und ihme geopffert oder gedie- net wird/ und nicht GOtt. NB. Darum schlaget die haͤnde kuͤhnlich mit Gi- deon an/ und schlaget sie innerlich in eueren hertzen zu stuͤcken/ nehmet das reich GOT- TES inwendig in euch ein/ zauet euch dasselbe flugs einzunehmen/ oder die krafft deß Heili- gen Geistes/ die vollkommenheit oder das rechte/ wahre wesen GOTTES zu erkrie- gen: Seyd hurtig darzu/ ihr/ die ihr den HERRN fuͤrchtet/ und die demuth lieb ha- bet. Aber arbeitet nicht darnach/ dieweil ihr noch in einem boͤsen willen stehet/ oder icht- was von dem alten menschen behalten/ und nicht alles zuruͤck lassen wollet: Jn einem solchen hertzen werdet ihr euch betriegen und wohl meynen/ dasselbe zu haben/ aber es wird nichts als ein eingebildetes oder heuchle- risches wesen der demuth seyn. Dann rechte wahre demuth kommt durch gehorsam aus der reinen furcht des HERRN. Ja man kan oder mag dar nicht mit dem kleinsten dinge/ das fleischlich oder ungoͤttlich ist/ hinein kommen: Das hertze muß sich gantz und gar veraͤndern/ an den sinnen umkehren/ und als ein kleid veralten und verneuern. Das 15. Capitel. Schlaget an die haͤnde/ ihr die ihr noch zeit findet/ und dancket dem Vater/ daß ihr gnade finden/ ja vor ihm finden moͤget. Ver- saͤumet euch nicht darvon zu rathschlagen/ son- dern fallet getrost und mit lust und muth dar- an/ nemlich/ an euch selber. Und so ihr mit mir streitet und leidende in der zeit uͤberwin- den werdet/ so sehe ich den Sathan krafftloß/ er muß fallen. Sehet/ sehet/ er faͤllt/ er zerbricht/ ja er vergehet/ und wird zu nichte. Stosset/ stosset/ schlaget zu auff ihn uner- schrocken/ er ist seiner macht quitt: Tretet freymuͤthig auff die ottern/ loͤwen und dra- chen/ kein teuffel soll euch mehr schaden oder verletzen/ wann ihr ihm nur mit glauben und fester hoffnung wiederstehet. Dann aus eue- rem glauben wird er krafftloß/ und auch der tod uͤberwunden. Hoͤret/ hoͤret/ was vor ein ruffen und was vor eine stimme ist das? Glaubt/ glaubt/ Sathan ist nicht mehr. Es ist gantz außgerottet/ er kan nichts mehr/ und ist nicht mehr/ sein haupt ist zu stuͤcken/ er ist ohne macht/ weg und nichts mehr. Glaubet/ es ist euer eigen auge/ das boͤse schalcks-gesichte/ die muͤhsamen/ eiteln gedan- cken/ die fleischlichen einfaͤlle und das verkehrte gesichte: Diese sind es/ die euch quaͤlen/ hin- dern/ verletzen und schaden an den geistlichen/ himmlischen dingen/ ja des gesichts und lebens der warheit berauben. Darum stechets aus/ und thut es von euch/ wiederstehet denen dingen/ die euch nicht foͤr- dern noch etwas helffen/ den nichtigen/ ei- telen dingen/ sage ich/ die nichts sind/ doch aber betriegend den jenigen/ der auff sie siehet und mercket. O du kindische art/ es ist euer eigener greuel und contrarie taͤt oder naͤrrisches/ fleischliches erschrecken/ euer selbst eigen/ zweiffelhafftes/ naͤrrisches hertze und unglau- bige natur und Satans-geist/ der euch in der schwachheit und im dunckeln haͤlt/ daß ihr die warheit nicht sehen koͤnnet. Ach! daß ihr diß alle recht verstuͤndet. Darum glaubet von hertzen/ Sathan ist zur hoͤllen gestossen/ mit ketten der finsternis gebunden/ und gehet in die verdammnis/ und wird gantz zu nichte in A. K. H. Vierter Theil. D d d dem Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Schrifften vom Glauben. dem abgrund/ von dannen er durch das licht und guͤtige wort aus ungehorsam auffgestie- gen ist. CHristus hat der schlangen den kopff zertreten/ und dem tode seine macht ge- nommen/ das leben an das licht bracht und den teuffel in allen glaubigen gebunden und zu nichte gemacht. Darum glaubet ihr es/ so gehet darinn frey vor ihm vorbey/ ja ein jeder gehe recht stoltz vorbey/ nicht zwar auff eines an- dern/ sondern ein jeder auffseinen eigenen glau- ben. Seyd starck/ er kan euch nicht verletzen/ lasset euch vor ihm nicht grauen/ tretet getrost uͤber ihn hin/ er sperre auch den rachen so weit auff/ als der verstand bedencken kan: Er blase so viel mord auff/ und so viel erschrecknis aus/ nach euch/ als er immer kan oder will/ es soll euch nicht mehr erreichen. Glaubet/ und gehet nur immer gleich fort. Aber/ habt genaue achtung auff euere gedancken: dann darauff kommts zu thun oder zu lassen an. Hoͤret oder verstehet ihr das nicht? Glaubet/ sage ich/ GOTTES wort und der warheit/ Belial ist gantz außgerottet und Sathanas gebun- den: nase und kinnbacken/ augen und zun- ge/ es ist alles umwunden und mit stricken gebunden/ wann ihr es nur glauben wollet. Glaubet ihr es aber nicht/ so solt ihr das leben missen/ und zum tode verurtheilet werden/ ja ihr seyd allbereit schon in euerem unglauben ge- richtet. Wehe denen/ die die menschen o- der teuffel mehr/ dann GOtt den HERRN der heerschaaren foͤrchten. Sie werden alle vergehen muͤssen: Aber GOTT mit sei- nen lieblingen/ wird wohnen und bleiben in ewigkeit. Das 16. Capitel. Sehet/ also ist das wort GOTTES feurig/ lebendig und kraͤfftig/ und alle seine wercke ihm in der warheit gleich/ ja was er machet oder schaffet/ das ist lebendig und voll- kommen/ nicht aber kruͤppelicht oder nur halb/ unvollkommen oder beflecket/ nein/ sondern es ist alles vollkommen/ gut/ sauber und schoͤn: Man darff nicht sagen/ diß ist schlimmer oder aͤrger dann das/ sondern ein jedes ist vollkom- men in seinem grad/ und thut zu seiner zeit sei- nen dienst. Darum so werdet doch auch le- bendig/ vollkommen und sauber am hertzen. Dann ihr seyd sein werck/ lebendig zu seinem preiß und zu allen guten wercken geschaffen/ durch den glauben gereiniget/ und ihme be- quem gemacht/ dem lebendigen GOTT in heiligkeit und gerechtigkeit zu dienen. Dar- um sehet zu/ daß ihr reich werdet darinnen/ aber vornemlich euch wohl bereitet/ tuͤchtig und geschickt darzu findet. Dann ihr muͤsset lebendig und unbefleckt/ ja gantz vollkommen und auffrichtiges hertzens hierinnen seyn/ nicht aber duppelt/ tod noch unrein/ sondern einfaͤl- tig/ lebendig und sauber/ keine finsternis/ son- dern licht/ kein fleisch/ sondern Geist/ durch die gnade. NB. Dann sehet/ GOtt ist ein GOtt der leben- digen/ und nicht der todten: Mercket die worte wohl an. Aber vor diesen allen gehet erst das sterben her/ das feurige gesetz des HERRN/ zur zerbrechung und zermal- mung des hertzens: voran kommen wunden/ striemen/ seuchen/ kranckheiten/ blindheit/ armuth/ verlassenheit/ elend und grosse angst/ leiden und tod innerlich mit dem verstande/ darnach die herrlichkeit und das leben. Se- het nun an des Vaters natur/ erkennet sein wesen/ und werdet ihm in allen seinen willen gleich/ seinen gebotten mit fleiß gehorsam/ und schnell zu seinem dienst. Aber huͤtet euch vor murmelungen und verkehrten gedancken/ dann sie scheiden euch von dem HERRN. Alle solche hertzen muͤssen ferne von dem HErrn weichen/ dann den boͤsen kan er in keinerley wei- se leiden/ noch die hoffaͤrtigen vertragen; O- der wer seinen bruder heimlich verleumbdet/ und unfriede darzwischen machet/ den verdammt er/ und seine seele hat einen greuel an demsel- ben. Nehmet es zu hertzen/ o ihr verleumb- der. O du ewiges warhafftes wort/ du schnei- dest zu beyden seiten/ schaͤrffer dann ein zwey- schneidig schlachtschwerdt/ du brennest wie ein feuriger offen und machest lebendig/ wann du außgehest! Du uͤberwindest alle/ zu de- nen du gesandt wirst/ du aber bleibest unuͤ- berwindlich/ und fest/ und ewiglich stehend/ im himmel. Wohl dem/ auff welchen du ruhest/ und in welchem du wohnest. Hier ist weißheit/ wer verstand hat/ der begreiffe und fasse es/ und wer lust hat/ der lese in der Offenbahrung Johann. am XIX. Cap. Aber wer es lieset/ der verstehe es auch. Das 17. Capitel. Der geist der einfalt ist der geist des alter- thums/ ein geist deß lebens und deß klaren lichts. Das ist der geist der demuth/ der klei- nen krafft und nichtigkeit/ ja gantz niedrig und nichts kan sich der geist machen/ aber nicht oh- ne einfalt. Hingegen ist der geist der schalck- heit/ der geist der finsternis/ der grossen krafft/ der eigen-weißheit und hoffaͤrtigkeit. Dar- um/ wann du in deinem auge einfaͤltig oder ja gantz licht bist/ so kan dich das schalcke nicht mehr uͤbermoͤgen/ dann es ist gantz außgerot- tet. Ach verstehets. Die pfade der hertzen sind allda sauber/ recht eben und gleich gepfla- stert. Man wandelt allda vorsichtig/ ohne an- stoß und ohne verletzung. O das auge (der apf- Die be- gierde o- der lust des apf- fels des lebens o- der des todes/ ziehet des menschen hertze/ und uͤber- windet. fel der begierden) machet es uns wohl offen- bahr/ was vor einen weg wir eingehen/ und was vor ein geist uns treibet und locket. Ein jeder habe sehr wohl acht darauff. Darum brechet und dringet mit dem glauben durch die finsternis/ welche als eine mauer vor dem licht und leben stehet. Ach daß wir solches nicht einsehen und mit krafft daran fallen/ wann wollen wir doch son- sten alle greuel in unserm tempel sehen koͤnnen/ was da noch mangelt/ zu reinigen/ nemlich/ die luͤste des fleisches/ geitzes und eigen-liebe/ die sinnlichkeit/ eytelkeit/ heucheley und gutduͤn- ckel: diese halten den tempel unrein. Dar- um fahret immer fort und fort mit dem wercke des Geistes/ ohne ansehen im fleisch. Fah- ret fort/ sage ich/ im Geist und warheit mit eueren hertzen/ wider alle wiedrigkeit euerer selbst. Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Schrifften vom Glauben. Achtet deß teufflischen geistes oder seiner ver- kehrten eingebungen und der zweiffelhafften schalcken gedancken nichts/ sehet sie nicht an/ haltet sie vor keines/ das sie sind/ das ist/ vor nichts/ und sie sind auch nichts/ wann ihr sie nicht mit lust oder leben anse- het und achtet. Gehet vor die muͤhsamen fleischlichen gedancken vorbey/ als vor dem rath oder angesicht deß teuffels/ recht als wann ihr ihn nicht saͤhet oder vor nichts mehr achtetet. Thut ihr das/ so wird euch seine versuchung oder streit uͤberall nichts schaden/ sondern viel mehr nutzen und zur laͤuterung seyn/ wie es dann ist: ja wandeln wir schon in finstern thalen/ da uns der tod an allen enden drohete/ so kan er uns doch nicht verletzen/ wann wir nur die augen zu dem HERRN halten/ und dem teuffel in der begierde und in dem boͤsen willen wie- derstehen/ so sollen unsere fuͤsse ein licht auff dem wege/ ja auff der Engel haͤnden ge- tragen werden/ daß wir uns an kein ding quetschen oder stossen/ sondern ohne allen fall bleiben sollen: Wann wir nur/ sage ich/ diesen dingen den ruͤcken zukehrten/ die augen darvon wendeten/ und gar nichts ach- teten/ so muͤsten sie auffhoͤren. Nehmet ein gleichniß: Waͤren keine zu- schauer oder auffseher/ so waͤren keine naͤrri- sche spieler. Wuͤrde die thorheit nicht gelie- bet/ so muͤste sie wohl auffhoͤren. Und waͤ- ren die armen wie die reichen/ und die rei- chen nicht besser geachtet als die armen/ die kleinen wie die grossen gehalten/ und die grossen eben so gering angesehen/ wie die klei- nen/ so wuͤrde der teuffel oder die boßheit wohl vergehen muͤssen. Oder wann man die ungestalten eben so lieb haͤtte und so werth hielte als die schoͤnen/ so muͤsten alle boͤse geister wegbleiben/ die verachtung und ver- spottung oder thorheit muͤsten auffhoͤren/ und die erde wuͤrde verneuret werden. Habt hier acht darauff! pruͤffet/ ob es nicht recht ist? Darum ein jeder/ der glauben hat/ setze sich in die niedrigste/ ja in die niedrig- ste niedrigkeit/ und seye der allergeringste von hertzen/ eben als wie er ehemals pfleg- te der groͤste zu seyn wollen. Stehet dem fleisch in seinem willen/ lust und anforde- rungen (als dem teuffel selbst) entgegen/ und uͤberwindet es in euerem Glauben. Seyd doch verstaͤndig. Seyd hurtig solches in der zeit zu thun/ ich rathe es euch/ ihr lieb- linge/ daß ihr das gesetz CHristi erfuͤllet/ und euren tempel bereitet und wohl saͤubert und reiniget/ dann der HERR kommt/ er kommt/ ja er kommt zu seinem tempel. Seine augen flammen von zorn uͤber die ungehorsamen kinder des unglaubens/ und uͤber die geitzige und neydische/ dann die wird er graͤusam zunichte machen. Huͤtet euch/ dann er kommt/ ich sage es euch/ sehet vor euch/ der HERR kommt in der warheit. Das 18. Capitel. Meine kindlein/ so ihr der stimme des HERRN eueres GOTTES nicht in der zeit wahrnehmet/ und nicht fruͤhe gnug darnach thut/ was er euch gebeut und leh- ret zur seligkeit/ so schwere ich euch/ spricht der wahre Geist GOTTES/ daß beson- ders auff euch wird zorn und ungnade und ein solch feuer und hagel fallen/ so weder zweig noch wurtzel wird von euch uͤberlassen/ sondern wird brennen immer und ewiglich. O ewig! du bist zu lang. O ihr suͤnder zu Zion dencket daran/ ihr ungerechte hertzen sehet zu/ das zittern wird den Schein-Heili- gen gar aͤngstlich ankommen. Angesehen sie den willen deß HERRN gewust und nicht gethan haben/ werden sie viel greulicher ge- schlagen werden als die draussen sind/ das glaubet nur frey und sehet zu/ daß ihr das alles thut. So ihr aber/ sage ich noch ein- mal/ der stimme des HERRN glauben gebet und euch unter die ruthe beuget/ nem- lich unter die bestraffung und zuͤchtigung/ und bey zeiten das hohe hertze als ein kindlein zer- treten/ und im fleische zerknirschen lasset/ und hingegen mit einem zerbrochenen/ be- kuͤmmerten geiste/ und mit einem leyd-we- sen und hertzlicher reue in euerer vernichti- gung alle wege stehet/ und den HERRN umb gnade anruffet/ ihn in aller euer ernie- drigung und schande groß machet/ wie ich zuvor geschrieben/ und euch unter die klein- sten beuget/ so verheisset euch der gute/ mil- de Geist der barmhertzigkeit/ der es euch durch mich und GOTTES getreue wahre diener frey heraus gesagt und recht gelehret hat/ den allergroͤssesten segen und solch unendlich gut und leben der grossen seligkeit/ daß es auch weder ohr noch auge hat recht sehen oder hoͤren/ noch der mund außsprechen koͤnnen/ was der Vater durch und in seinen geliebten Sohn/ unsern HERRN/ vor die jenige bereitet hat/ die ihn von gantzem hertzen lie- ben/ und seine gebott von gantzer seelen hal- ten/ auch auff dem wege der gerechtigkeit und des friedens/ seiner im glauben mit festem ver- trauen erwarten. Darum seyd der worte eindaͤchtig/ und schicke sich ein jeglicher an seinem ort in die niedrigkeit zu gehen. Zauet euch/ zauet euch/ unser GOTT kommt. Ein jeder su- che diesen augenblick in der zeit deß HErrn/ deß Allerhoͤchsten preiß und seines naͤchsten nutz/ als seinen eigenen: Habt einander von hertzen lieb als euch selbst: Seyd aller- dings nicht eigennuͤtzig/ wahnguͤnstig noch scheinheilig/ geschweige neydisch oder bitter. Huͤtet euch/ huͤtet euch vor solcher verdamm- lichen art/ darzu vor geitz und uͤberfluß. Er- krieget (das ist der schluß) vollkoͤmmlich die reine furcht deß HERRN und seyd ein leib/ und einander treu. O Jsrael/ werde als ein mann/ einig von hertzen/ mit Christo gleich gesinnet/ ein außerwehltes weib/ ein heili- ger berg/ ein geistlicher tempel und eine war- hafftige treue stadt voll gerechtigkeit/ froͤm- migkeit und warheit. O wie lange liegestu wuͤste! laß doch dei- ne zerstreuete steine zusammen bringen: seyd doch eines willens im Geist; laß deine steine doch viereckicht/ eben und gleich machen: A. K. H. Vierter Theil. D d d 2 euere Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Schrifften vom Glauben. euere hertzen zusammen sammlen/ euere be- gierden einerley lust haben/ euere hertzen in eins fuͤgen/ und in eins/ in eins bringen/ nemlich allesammt zu dem hertzen der kinder. O ihr vaͤter horchet darnach/ und ihr kinder mer- cket scharff darauff! zu einem/ zu einem/ muͤsset ihr alle nach GOTTES hertzen kom- men: Ruffet alsdann mit einem sinn und geiste/ und mit einer gleichlautenden stimme in euerer angst zu GOTT unsern himmlischen Vater/ durch unsern HERRN Christum/ den Richter uͤber alles/ so wird er uns erhoͤ- ren/ das ist gewißlich wahr. Wohl/ o wohl allen denen/ die hierzu eylen und sich des- sen befleissigen und in allem einen guten willen und lust haben/ und ein gefallen an dem frie- de und gottesdienst erzeigen. Sehet/ die ste- hen alle mit der feder des anzeigenden fingers GOTTES bezeichnet/ und werden wohl gemercket/ die sich erlustigen in des HERRN heiligen wort/ und darinnen arbeiten oder da- vor erschrecken. Diese alle sind bey dem HERRN gantz gewiß kund und offenbahr/ das sage ich euch. Darum sehet alle vor euch/ ich warne euch vor dem grossen tage des HERRN/ dem tage der finsternis und aller angst uͤber alles fleisch. Nehmet wahr/ zur rechten hand GOT- TES ist ein feuriges gesetz/ ein wort des rechts und der gerechtigkeit hat die leute so wunderlich lieb/ alle seine Heiligen bleiben in seiner hand. Sie werden/ o CHriste/ zu deinen fuͤssen kommen/ und von deinen wor- ten nehmen. Es muß also seyn. Dancket nun/ und lobet den Vater der lichter/ gebet durch CHristum JESUM unserm HErrn/ dem allmoͤgenden GOTT/ preiß/ glorie und ehre: Der mensch ist nichts: Dreck/ staub/ erde und asche ist der mensch/ und NB. ihme nicht zu trauen. Verflucht ist der/ der sich auff ihn verlaͤst oder schutz unter ihm su- chet. Darum sehet auff den HERRN/ HERRN/ und nehmet sein wort/ ohne ansehen der menschen/ in acht: Lasset den Geist in euch reden/ und GOTT allein eue- re zuflucht/ schild und vertrauen seyn: haltet seine diener in guten wuͤrden/ allein umb seinet willen ewiglich gebenedeyet/ der darinn wohnet und dadurch wircket. Zion muß in die feurige glut durch den Geist des gerichts und des rechts/ und durch den Geist deß außbrennens in dem Camin der er- niedrigung und im ofen des elendes gesaͤubert/ gelaͤutert und außerwehlt gemacht werden. Es wird aber erloͤset durch recht/ und ihre gefangene durch gerechtigkeit/ welche von dem Vater allein aus gnaden durch JEsum CHristum kommt; Nicht von uns/ nicht von uns oder aus uns/ sondern aus GOT- TES erbarmung kommt sie uͤber den armen/ elenden/ krancken/ duͤrfftigen/ glaubigen menschen. Uberleget nun alle diese worte/ und sehet die titel wohl ein/ sie werden euch nicht ohne ursache (gewiß nicht) noch umb der dau- ben willen/ vorgeschrieben. Seyd es ein- daͤchtig/ ich werde es eingedenck als ein zeuge seyn/ daß ich euch allen den willen und das wohlgefallen GOTTES vorgehalten/ und klar gnug geoffenbahret habe/ wie mir es von seiner gnade zu thun gegeben ist. Sela. Nehmetwahr/ ja mercket wohl darauff. Das urtheil wird gehalten/ und die buͤ- cher/ die buͤcher/ die buͤcher werden auffge- than/ gedencket/ wie solches will zugehen? Wollet ihrs wissen? die unaußsprechliche ern- ste grosse GOTTES liebe soll es euch zur warnung sagen; Sehet/ daraus sollt ihr geurtheilet werden/ man wird euch allen den grund vorhalten/ der in den buͤchern des HERRN geschrieben ist. Jst es nun/ daß ihr es gethan/ und sein wort oder gebott von hertzen gehalten habt/ wohl euch/ selig wer- det ihr seyn/ und leben: Jst es aber nicht/ so werdet ihr euere straffe tragen muͤssen/ und von dem gesetz deß verzehrenden feuers ver- schlungen werden. So lange als himmel und erden stehet/ soll nicht der kleinste ti- tel von dem gesetz vergehen/ biß daß es alles geschehe. Oder wofuͤr meinet ihr GOTT zu halten? Die erniedrigung oder verachtung kommt durch das gesetz: Die erhoͤh- oder großmachung aber durch das Ev- angelium. Wer seine ohren abwendet zu hoͤren das gesetz/ deß gebett ist ein greuel. Diß ruffe ich euch noch von hertzen uͤberlaut NB. zu/ nemlich: Alles/ was ihr thut/ das thut nicht vor den augen des menschen/ son- dern allein/ allein vor den augen des HErrn. Huͤtet euch/ sage ich/ daß euere knospen nicht abgestossen/ und euere krone euch nicht genom- men werde/ und euern lohn oder preiß alle- sammt von den menschen empfangen habt. Hasset die glorie und ehre der welt/ und habt einē greuel an dem lobe der menschen/ hierzu be- wahret euere gedancken. Thut alle dinge mit vorsichtigkeit/ und dienet dem HErrn der heerschaaren mit freuden. Folget meinem worte/ dann ich kenne nach meinem alter den HERRN/ sein wort ist in mir/ ich habe das himmel brod gekostet/ und die warheit allein aus gnaden uͤberkommen. Diß muß ich also sagen/ welches ich lieber durch mein unvermoͤ- gen oder schwachheit verschwiege. Die ge- rechtigkeit gehet auff/ das helle klare licht ist durchgebrochen/ das leben ist gefunden: Jch habe das/ was ewig ist/ gesehen/ nicht außwen- dig/ sondern mit den augen des Geistes/ welche gar zu wenigen bekant sind. Freuet euch alle/ o ihr glaubige/ gottsfuͤrch- tige/ demuͤthige/ gutwillige hertzen; Es ist was grosses/ es ist was grosses/ ja gewiß/ es ist was grosses/ was ich euch sage/ ja also sagen muß/ und lieber etliche worte meiner schwach- heit halben verschwiege/ die ich auch umb ande- rer krancken willen tragen muß. Dann schau- et doch/ ein wunderlich ding: GOTT will sein hertz in den menschen setzen/ und der mensch soll sein hertz allein in GOTT setzen. Da wird dann der mensch nicht mehr nach seinem vorneh- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Schrifften vom Glauben. vornehmen oder gedancken thun/ und allzeit friede und freude in ihm finden. Jesa. LV. 1-13. Was gilts/ ob man hernach ferner so einen eckel vor der speise haben/ und so geil seyn wird. Darum wohl an/ alle die ihr durst habt/ kommt hieher zum wasser/ ja ihr/ die ihr kein geld habt/ kommt und kauffet ohne geld und waaren/ beyde wein und milch. v. 2. Verstehets. Warum gebt ihr euer geld aus vor das/ das nicht speiset/ und euere arbeit vor das/ das nicht saͤttiget. Hoͤret doch mir zu/ so sollet ihr das beste essen/ und euere see- v. 3. le wird in wollust fett werden. Neiget eue- re ohren herwarts/ und kommt zu mir/ hoͤ- v. 4. ret/ so wird euere seele gesund seyn. Dann ich will mit euch einen ewigen bund machen/ v. 5. die gewissen gnaden Davids. Sehet/ ich habe ihn den Heyden zu einem zeugen gege- ben/ zu einem Fuͤrsten und Gebieter dem v. 6. volck. Sehet/ ihr solt Heyden ruffen/ die ihr nicht kennet —— des Heiligen in Js- rael/ der dich herrlich machet. Mercket wol v. 7. 8. darauff. Suchet den HERRN/ weil er zu finden ist/ —— dann bey ihm ist viel v. 9. vergebung. Dann meine gedancken sind nicht euere gedancken/ und meine wege —— dann euere gedancken oder eigen vornehmen. v. 10. 11. Dann gleich wie der regen und schnee vom v. 12. himmel faͤllt —— dazu ichs sende. Also solt ihr mit freuden außziehen/ und im friede ge- leitet werden/ die berge und huͤgel —— haͤn- v. 13. den klappen. Es sollen Tañen vor dornen wach- Tannen sind auff- richtige/ liebreiche hertzen/ so vorhero irrdisch und schlimm gewesen. Psalm. XCVI. sen/ und Myrrten und Galban vor disteln. Und der HErr wird ein name und ein ewiges zeichen seyn/ das nicht soll außgerottet wer- den. O du erde/ wache auff/ und werde sehend zu dieser zeit/ singet dem HERRN ein neues lied. Singet dem HERRN alle/ die ihr auff erden wohnet/ ja singet dem HERRN und preiset seinen heiligen na- men. Verkuͤndiget von tage zu tage seine hulffe/ dadurch ihr bewahret worden mit seinem beystand. Glaubet es frey. Darum gebet dem HERRN/ alle ihre geschlechte der Heyden/ gebet dem HERRN/ sage ich/ herrlichkeit und allmacht. Gebet dem HERRN die herrlichkeit/ die seinem na- men gebuͤhret. Bringet geschencke und eilet zu seinen saalen. Fallet vor ihm nieder und eh- ret unterthaͤnigst seine hohe Majestaͤt. Fuͤrch- tet ihnalle/ die ihr auff erden wohnet. Erzeh- let den fremden oder außlaͤndischen Nationen/ daß der HERR das ampt zu regieren ange- nommen hat/ darum soll auch das reich befesti- get werden/ daß es nicht mehr wancke. Der himmel wird sich freuen/ und die erde froͤlich seyn. Das meer/ sammt allen was darin- nen ist/ soll fuͤr freuden brausen/ das feld wird sich freuen/ und alle baͤume im walde werden vor freuden huͤpffen umb des HErrn willen/ daß er kommen soll/ sage ich/ als ein Richter uͤ- ber das erdreich. Dann er wird den kreiß der erden richten mit gerechtigkeit/ und das volck in guter treue regieren. Es wird also in gu- ter treue geschehen. ENDE. David Joris Vermahnung und lehre mit beque- men gleichnissen außgesprochen zur gottseligkeit dien- lich. Neiget euere ohren zur weißheit/ und beuget euere hertzen zum verstand. Alle die in tugenden/ heiligkeit und gerech- Wer euch hoͤret/ der hoͤret mich; und wer euch verach- tet/ der verach- tet mich: das ist/ wer die Weisen verach- tet/ der verachtet zugleich auch die weißheit. Die ewi- ge tage sind die 7. lichter/ oder kraͤffte des Gei- stes. keit auffwachsen wollen/ die muͤssen sich von den uͤberwindern/ oder von denen/ die darinnen auffgewachsen sind/ dazu leiten und lehren lassen/ ja muͤssen ein grosses auff- sehen auff die weißheit mit allem fleiß ha- ben/ und den heiligen verstand der ver- staͤndigen sehr kostbahr achten. Dann durch den verstand werden aus kindern maͤnner/ und aus unverstaͤndigen/ verstaͤndige; ja der mensch wird dadurch wiederbracht aus aller toͤdtli- chen finsternis des unglaubens/ in die ewige tage/ darinnen er die fuͤlle seiner segen em- pfaͤngt. Das geringste gut/ nemlich das zeitliche/ wird ohne arbeit/ fleiß oder taͤgliche bekuͤm- mernis nicht erlanget/ also auch das beste nicht. Das reich des teuffels/ oder dieser vergaͤng- lichen welt/ wird ohne lust/ fleiß/ liebe und gutwilligkeit nicht erhalten/ also kan auch das unvergaͤngliche reich GOTTES und CHristi/ ohne dieselben nicht erhalten werden und bestehen. Es muß aber hertz/ sinn und muth/ krafft/ wille und lust darzu gethan seyn/ sonst kan es in dem menschen nicht bestehen. Man kan keinem menschen ohne gehorsam/ treue und unterthaͤnigkeit recht nach seinem gefallen dienen: also auch GOTT dem HERRN nicht/ der alle dinge/ auch was im verborgenen geschicht/ siehet/ kennet und weiß. Ohne zukehrung des gesichts oder der augen/ wird kein fleisch in seiner schoͤnheit erkant oder geliebet: Also kan auch GOTT/ das hoͤchste Gut/ der Heilige Geist des ewigen lebens nicht geliebet und geschauet werden/ ohne ein stetiges anschauen oder gedaͤchtnis der NB. seelen. Dann/ woran man nicht stets geden- cket oder darauff sinnet/ das wird auch nicht recht geliebet. Also mag man nun zusehen/ wornach sich die arbeit seines hertzens oder die begierde sei- ner seelen strecket/ dann darnach wird man in diesen tagen empfangen und belohnet wer- den. Kehret man die augen zum lichte/ so werden sie eins mit dem lichte/ und beschau- en alle dinge recht durch das licht. Kehret man sie aber in die finsternis/ so werden sie finster und beschauen alle dinge uͤbel/ und da- her urtheilen sie auch alle dinge unrecht/ und brauchen sie auch unrecht zu ihrem eigenen ver- derben/ pein und quaal. D d d 3 Dar- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Vermahn. u. Lehre zur gottsel. ꝛc. Darum ist das licht/ nemlich Christus/ der rechte Geist der lebendigen verstandes/ ein koͤst- licher schatz denen/ die es haben/ dann welche das in ihrer seelen haben/ die wandeln/ erlu- stigen sich und leben darinnen/ ja sie troͤsten/ erhoͤhen und erfreuen sich darinnen weit mehr/ dann der reiche in seinem reichthum/ oder der Edle in seinem Adel. Jacob thaͤte seiner mutter rath/ darum bekame er den segen seines vaters. Also auch alle weise kinder lauffen nicht mit Esau nach dem wilde/ das ist/ mit den fleischlichen; sondern sie folgen mit Jacob ihrer mutter/ der weißheit rath. Darum werden sie von ihrem Vater/ dem Geiste des verstandes/ mit dem brod des lebens gespeiset/ dadurch sie macht bekommen ewig zu leben. Der HErr Die le- bendige wasser sind die worte des Geistes/ die aus den glau- bigen als ein bruͤñ- lein flies- sen. hat gesagt: Wer an mich glaubet/ von dessen leibe sollen lebendige wasser fliessen. Darum ist es je ein groß ding/ wer seine inwendige ohren zur weißheit kehret/ und das lebendige wasser allda fleissig auß dem lebendi- gen empfaͤngt/ oder auß den glaubigen wahr- nimmt. Wer das in seinen eimer oder krug em- pfaͤngt/ das ist/ in seinen sinn fasset und bewah- ret/ der soll in der grossen hitze und duͤrre/ mit den gottlosen nicht wie graß verdorren/ sondern gruͤnen/ und als eine rose bluͤhen/ vor dem angesichte seines Geliebten/ zu einem suͤssen geruch/ in seinem lust-hofe ewi- glich. Alles was man von hertzen liebet/ das siehet und hoͤret man gerne/ und dencket und dichtet auch stetig darauff. Wer nun den Wer sei- nẽ freund nach sei- nem wil- lẽ freund- schafft be- weiset/ der streu- et rosen vor sei- nẽ freund. HErrn uͤber alle dinge liebet/ erwehlet und sich ihm vertrauet hat/ der beweise es nun auch mit der liebe/ und streue rosen vor seinen freund/ damit er wieder zur freundschafft ge- kehret/ seine krafft mit seiner braut oder lieb- sten vermische/ und ihr den lebendigen samen nicht entziehe. Salomon/ CHristus/ der glorioͤse Koͤ- nig deß lebens und friedens/ vereiniget und vermischet sich nun mit niemanden in der war- heit/ als mit den gutwilligen: Er haͤlt mit niemanden friede/ als mit den gutwil- ligen. Und wiewohl er in seinem gantzen lei- be nichts als leben und friede ist/ so ist er dannoch den verkehrten oder boͤßwilligen ein tod/ eine last/ und eine erschreckliche wie- drigkeit/ darinnen sie ohne unterlaß/ ver- Der Geist der weißheit gehet nit in eine boßhaff- tige seele. Weißh. I. 4. mittelst ihrer eigenen verkehrtheit oder boß- heit gequaͤlet und gepeiniget werden. Dar- um ist kein schoͤners/ vergnuͤgters und auffrich- tigers wesen/ als in GOTTES gunst/ liebe und beschirmung zu stehen/ in seinen lie- bes-armen zu ruhen/ in seiner freundlichkeit zu wohnen/ unter seiner rose und lilien zu wey- den/ und in seinen gewissen verheissungen mit den auffrichtigen glaubig zu bleiben; ange- sehen der Allmaͤchtige in seiner treue und war- heit nicht betriegen kan. Der sohn ehret den vater/ eine fromme tochter ehret die mutter/ der verstaͤndige eh- ret den verstand/ und der weise die weißheit. Also thun auch alle tugendsame/ auffrichti- ge hertzen/ die ehren die tugend und preisen alle auffrichtigkeit. Sie erfreuen sich allezeit in ihrer gestalt/ art/ geist und wesen: sie geben ihre seele williglich darvor hin/ und be- quaͤmen ihre sinnen leichthertzig mit verlangen zu ihrer einigkeit und gesellschafft. Dann tu- gend fuͤhret zur freuden/ untugend bringt in das leiden. Die tugend ist durchleuchtig und blei- bet ewig. Grosser reichthum/ geld und gut wird wohl leichtlich ohne arbeit/ muͤhe oder sorge durch unachtsamkeit versaͤumet und verzehret/ aber es ist nicht so leicht zu krie- gen. Also auch mit dem himmlischen/ e- wigen gut. Darum sind zu dieser heilrei- chen zeit die zwey teuffelgen oder kleine fuͤch- se in dem weinberge des HERRN sehr schaͤdlich/ wiewohl sie klein geachtet wer- den/ nemlich/ die traͤgheit und unachtsam- keit/ darwider und dagegen kein loͤblicher/ nuͤtzlicher und besser ding/ als munterkeit/ froͤlichkeit und fleiß im guten ist. Dann durch aͤmsigkeit werden auß pfennigen schil- linge/ auß schillingen guͤlden/ auß zehen zwantzig/ auß hunderten tausend gemacht/ ja unzehliche schaͤtze gesammlet. Aber im Der eini- ge Abra- ham ward ein unzehlbar geschlech- te. unvergaͤnglichen hat es seinen wucher und lauff viel lustiger als in dem vergaͤnglichen. Dann aller solcher gewinst oder gaͤnge des mannes werden von dem HERRN ge- foͤrdert und befestiget/ damit die gutwilli- gen ohne abweichen im guten/ gluͤcklich auffwachsen moͤgen. Dann gleich wie ein gold das andere gewinnet; also bringet o- der gebiehret eine tugend die andere. Das gute wircket/ wuchert und vollendet seinen lauff von einem wenigen zum uͤberfluß/ von ei- nem zum unzehlichen/ von der niedrigsten nie- drigkeit zur hoͤchsten hoheit. Also bringet das einige weitzen-koͤrnlein oder senffkorn-saͤmlein von dem guͤtigen GOTT/ wann es auff hoffnung in die gute erde gesaͤet und im glauben empfangen Die gut- willigen sind die gute erde. ist/ unzehliche/ uͤberfluͤssige fruͤchte/ wann nemlich der Winter außgestanden/ alle stuͤr- me des ungewitters vorbey gangen/ alle wie- derwaͤrtigkeit erdultet und der Sommer her- an kommen ist. Darum wer dasselbe glau- big empfangt/ der darff nicht eilen. Es ist vonnoͤthen/ daß es erst von allem unge- witter und wiederwaͤrtigkeit gepruͤffet/ und mit mancherley anstoß untersuchet werde/ alsdann kan man mit langmuth/ als ein ackermann/ die neue außerkohrne fruͤchte da- Die neue fruͤchte sind die gepruͤffte tugenden/ so nicht zu erst/ sondern zuletzt hervor- kommen. von erwarten/ darinnen aller appeti t liegt/ und mancherley geschmack der suͤssigkeit dem menschen durch die benedeyung des HERRN hervorkommt. Alle lebendige/ die da dau- ren/ wachsen und kommen (so sie nicht ver- hindert oder beschaͤdiget werden) zu ihrer be- stimmten groͤsse und manchfaltigkeit. Al- le gruͤne kraͤuter/ baͤume und pflantzen wachsen und bleiben nicht in einem wesen/ sie kom- men aber doch alle zu fruͤchten/ ein jeder nach seiner art. Diß nehmet zu hertzen/ o ihr pflan- Der vor- hof ist der Glaube. tzen/ die ihr in dem vorhofe des HERRN gepflantzet seyd. Versaͤumet den zeiti- gen regen/ und den thau vom himmel nicht/ damit ihr heran wachset und euere knopf- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Lebens-Beschreibung. knopffen bluͤhen/ und die bluͤten fruͤchte wer- den moͤgen/ so wird dann CHristus/ die neue creatur/ das wort des Geistes und lebens eine rechte art und gestalt in euch gewinnen/ also daß ihr das wort der gerechtigkeit/ das ihr erst- lich kindisch im glauben empfangen habt/ als- dann maͤnnlich oder vollkommen sehen/ schme- cken/ und zur lebendigmachung und glorie eue- rer seelen fuͤhlen werdet/ welches ohne diß nicht hervor kommen kan. Die knopffen sind in der May-zeit ange- nehm und preißlich/ aber in der May-zeit ha- ben sie wegen der mancherley schoͤnheit der blu- men/ kein ansehen. Wann aber die zeit der neuen fruͤchte kommen/ so achtet man die blu- men eben nicht mehr groß/ weil so mancherley geschmack und suͤssigkeit der fruͤchte da ist. Al- so auch jetzt/ ja die zeit ist schon kommen/ daß die rechtverstaͤndigen eben kein groß auffsehen/ vergnuͤgen und gefallen an den baͤumen oder pflantzen haben/ die lange in dem vorhof des HErrn gestanden haben/ als die nun zur zeit noch nichts mehr/ als knopffen und blaͤtter/ ja allein mit einem sichtbaren wesen/ und schoͤnen reden und worten hervor kommen/ und keine suͤsse fruͤchte/ oder ein tugendhafft/ rechtschaf- fen wesen/ nach der art des stammes oder weinstocks/ CHristi/ an den tag bringen. CHristus urtheilet nicht mehr nach dem ansehen der au- gen auß- wendig. Ohne mich koͤnnet ihr nichts thun. Joh. XV. 5. Dann das zeugnis GOTTES/ das aus dem inwendigen mit warheit hervor kommet/ ist weit mehr und standfester/ dann das zeug- nis des menschen/ welches nur die außwendi- ge und buchstaͤbliche weisen allein recht urthei- len und preisen: ja das eine muß durch das an- dere vergehen. Nun moͤchte einer kindisch fragen: Wie soll ich darzu kommen/ daß ich in der gerechtig- keit wachse/ und in CHristo recht lebendig werde? Antwort: Die erde kan kein wach- sendes kraut ohne die huͤlffe deß natuͤrlichen himmels hervor bringen: Das weib kan kein kind gebaͤhren ohne huͤlffe deß mannes: Das auge kan ohne das licht nicht sehen; Die Ge- meine kan keine rechte kinder ausser CHristo gewinnen: Die glaubige seele kan kein recht- schaffen wesen hervor bringen/ ohne den Heili- gen Geist: Also koͤnnet ihr auch nicht in dem guten wachsen/ es seye dann/ daß ihr euern mund auffthut/ und bittet umb den himmli- schen segen/ den lebendigen adem der krafft GOttes/ der euch in dem worte der warheit dargereichet wird. Zugabe. Jch weiß wohl/ daß der mensch/ oder der teuffel/ unter dem schein der tugend/ sich in einen engel des lichts verstellen kan/ und mit dem mund gute wort giebet/ aber mit dem her- tzen fern darvon ist. Aber sehet/ alsdann redet er nicht von sich selbst/ ob er schon gleißnerisch redet/ und unter solchem guten deckel nur zu NB. betriegen außgehet. Deßwegen er der mit- tags-teuffel genennet wird/ von welchem be- zeuget ist/ daß er in der letzten zeit/ als die subtileste und stoltzeste art/ hervorbrechen wird. Vor welcher betrieglichen art und fal- schem geiste allein die gehorsame/ gutwillige/ niedrige hertzen (die sich von dem rechten Geist der ewigen warheit regieren lassen/ und der stimme CHristi gehoͤr geben) moͤgen bewah- ret und darvon errettet werden/ son- sten aber niemand. ENDE der Schrifften von David Joris. NUM. XLVII. David Joris sonderbahre Lebens- Beschreibung aus einem Manuscripto. Es ist mir ein sehr altes Manuscript zu haͤn- den kommen/ welches in Niederlaͤndischer Sprache gantz merckwuͤrdige/ anmuthige und ungemeine sachen und umstaͤnde von dem leben und wandel David Joris an den tag le- get. Und weil dasselbe diesen gantzen wich- tigen theil der Ketzer-Geschichte hauptsaͤch- lich illustri ren wird: so ist es allhier in Hoch- Teutsch treulich uͤbersetzet/ zu sehen. Das Scriptum an sich selbst moͤchte deßwegen bey verstaͤndigen destomehr credi t finden/ weil die erzehlung gibt/ daß es von einer person auffge- setzet seye/ welche deß mannes sehr bekanter und familiai rer freund/ und also aller seiner pri- va t-sachen kundig gewesen. Die gantze erzeh- lung ist angenehm/ und wird wegen so vieler particulari taͤten/ wie bey wohlgesetzten le- bens-beschreibungen zu finden/ jedermann con- tenti ren/ auch durch die darinnen gemischte er- innerungen nicht unnuͤtzlich seyn. Uber diß kan aus dieser schrifft sehr viel sonderbare nachricht genommen werden/ so wohl von denen ver- folgungen und andern haͤndeln derer Wieder- taͤuffer/ im anfang deß 16. Seculi, als von dem zustand anderer Kirch-Gemeinen in Ober- und Nieder-Teutschland. Zugeschweigen/ daß viel/ sonst unbekannte/ oder bey den ge- meinen Scribenten verkehrt-angefuͤhrte umb- staͤnde/ ingleichen manche klare fußstapffen der schweren versuchungen/ excesse, gebrechen und mißbraͤuche unter denen alten Wiedertaͤuffern allhier entdecket werden. Schade ist es nur/ daß hierinnen das gantze leben des mannes biß an seinen tod nicht also außgefuͤhret ist/ wie wol man sich indessen mit diesen vornehmsten stuͤ- cken gnuͤgen lassen mag. Das Manuscript lautetin Hoch- Teutsch also: Jn GOtt will und soll ich euch/ meine Ge- liebten/ in euerm verlangen wegen des mannes/ Dav. Jor. wovon ihr zuwissen begehret/ so gut als ich kan/ gnug thun; ich will/ ja ich koͤnte oder moͤchte meinet halben auch nicht anders; Ange- sehē solches eine gemeine gewonheit uñ taͤglicher gebrauch von allen andaͤchtigen/ hochgelehrten und weisen unter den menschen ist/ oder weil ich auch weiß/ wie es von den vorigen alten heiligen Vaͤtern/ Patriarchen und Propheten/ ja von den Heiligen/ auch von dem HErrn Christo JEsu zur besserung geschehen ist. Damit ich aber einen freyen/ vollkommenen ein-und auß- gang meines Historien-schreibens haben moͤch- te/ waͤre mir nichts lieber/ und auch fast muͤg- lich zu thun (man glaube es oder glaube es nicht/ wie man will) als daß ich so wohl eines als das andere/ weil mir sein gantzes leben und wesen auff erden fast bewust ist/ frey Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Jor. Lebens-Beschreibung. frey und unverhindert allen augen nuͤtzlich o- der unnuͤtzlich darthun moͤchte; GOTT ist mein und sein zeuge/ daß ich nicht luͤge; fuͤhle und befinde mich auch also/ wie sich der mann selbst also befunden und gelehret hat/ nemlich daß er immer mehr geneigt gewesen zu seiner schande und unehren/ damit er nur sei- nen GOTT verehren moͤchte/ zu dessen lob ich auch diß schreiben oder sagen werde; Wo anders und wann diß nicht waͤre/ es mir und ihm viel angenehmer seyn solte/ solches zu unter- lassen/ wie hertzlich es auch von vielen begehret und verlanget wird. Man findet viele von verschiedenen namen/ die ihre abbildung/ darzu alle ihre fata von guten und boͤsen in ihrem leben/ und auch nach ihrem tode/ empfangen; Was vor frucht es aber dem leser geben kan/ mag man leicht mercken/ sintemal es bloß ihrer eigenen ehre und lobwuͤrdigkeit gleich siehet/ weßwegen sie es auch gewolt/ gesuchet/ geluͤstet/ und ih- nen auch nur darum zu thun gewesen (wie ich hoͤre) und befohlen haben. Aber zu dem ende muͤsse es ferne von mir/ von ihme und den sei- nen bleiben/ und nicht anders geschehen/ als zu einer grossen verwunderung und preiß GOt- tes. Angesehen man darinnen so viel spuͤren/ mercken oder darinnen zu seyn befinden kan/ was vor eine kraͤfftige/ allmachtige hand und vorsichtigkeit er allenthalben uͤber die seinigen bezeiget/ die er im leben zu seinem preiß von der welt will bewahret und erhalten haben. Dar- um/ so mich etwas uͤber vorbesagte worte zu schreiben bewegen oder lustig machen solte/ so muß es die verwunderung der hand und vorsich- tigkeit GOttes an seinen lieblingen thun/ es wuͤrde auch sonst nicht gut/ sondern boͤse seyn/ wofuͤr mich mein HERR GOTT und Chri- stus JEsus in seinem Geist bewahren muͤsse. Amen! Deß mannes anfang nun/ wie ich beken- nen muß/ weiß ich von weniger zeit seiner ju- gend an darzuthun/ wie auch den handel und wandel seines aͤusserlichen lebens und wesens/ ja auch zum wenigsten sein ende in demselben. Man verlange und warte nur mit bescheiden- heit allein auff das gemuͤth seines innerlichen hertzens in seinem willen und geist/ so kan ich einem (ob GOTT will) gnug thun/ wie der HERR im ersten anfang ihn bey der hand genommen/ und von der welt mit allem fleiß abgezogen/ ihn in seinem Geist und art nach seinem hertzen zu seinem lob auffzuziehen/ auch biß hieher so fern offenbahrlich bewiesen hat. Erstlich ist er als ein junges/ erstgebohr- nes kind in suͤnden/ wie andere auch sind/ an des tages licht kommen in der stadt/ da ihn seine mutter (seliger gedaͤchtnis) die durch ihre mißhellige und grosse ungleichheiten der welt im lande frembd/ und von ihren eltern oder freunden fluͤchtig (also wunderlich ist es zu hoͤ- ren/) seyn muste/ gebohren/ welche ihn gern wie den zweyten sohn ihrer muͤtterlichen fami- lie/ mit dem namen Peter/ oder einem an dern/ Jacob genennet/ und auch nicht an- ders gedacht hatte. Aber weil man frey sechs paaten nahme/ und gerne jeder vor dem an- dern seinen namen darzu hergegeben haͤtte/ sprach endlich einer unter den sechsen: Es soll ihn keiner von allen haben/ das kind soll David heissen/ dann der vater spielt itzt dar- von. Und also uͤberkame er seinen ersten na- men/ in welchem er GOTT wenig erkannt hat; Wiewohl ihn GOTT sicherlich nach meinem glauben vor der welt grund unter allen außerkohren/ erkannt/ und in der warheit nach dem namen hat beweisen wollen/ wie man also nicht anders daraus vermercken kan. Eine wenige zeit hernach (ungefaͤhr da er zwoͤlff oder dreyzehen jahr alt ware) ward er auff eine zeit durch einen Weyh-Bischoff vor- gestellet/ und ihm der name von seinem groß- vater Johann gegeben/ wiewohl sein erster name David meist bliebe/ weil er durch den- selben jedermann am besten bekannt ware. Da er nun also alt worden/ und erst zu den Lutheranern/ hernach zu den Bundsgenos- sen gekommen/ ward von ihnen an ihn be- gehret/ daß er seinen ersten Tauff-namen wieder annehmen solte/ wie er auch thaͤte/ und hat also unter ihnen hernach nicht unrecht David gehelssen/ biß zu der zeit/ da er mit weib und kind nach Teutschlaͤnd gereiset/ all- da er sich wieder Johann von Bruͤg hat nen- nen lassen. Nichts destoweniger traͤgt man den namen/ so er anders ohne die wahre that ist/ vergeblich und ungebuͤhrlich/ und kommt auch niemanden anders/ noch keinem aͤusser- lichen dinge auff erden/ von GOtt oder men- schen gemacht/ zu/ nemlich/ ehe die sache da ist/ wiewohl sich hier der name gerne wolte of- fenbahren. Darum der heilige/ ewige GOtt sich selbst auch mit keinem namen (das umb Mosis oder der menschen willen dannoch ge- schiehet) benennet hat/ weil die zeit denen leu- ten noch nicht da ware. Aus welcher ursache er gebenedeyet nach meinem erkaͤntnis/ zu Mo- si nicht anders sagen wolte/ als: Jch wer- 2 Buch Mos. IV. 14. de seyn/ der ich seyn werde. Weil er sich dann selbst noch nicht in der krafft/ schweige im geist und ewiger warheit dargethan/ hat er dar- inn seinen namen durch den Seher oder ver- staͤndige außgesprochen/ daß er ein GOTT der vergangenen/ gegenwaͤrtigen und zukuͤnff- tigen zeit seye/ und auff diese weise mit den klaren worten außgedrucket: Jch werde seyn/ der ich seyn werde. Weil er den nun nach dem wesen hatte/ mochte er auch keinen andern benahmten außspruch haben/ als in der warheit/ wie wir dann alle schuldig sind zu bedencken/ daß wir weder ehre noch schande in den namen/ ehe sie uns durch den geist der krafft und warheit beweißlich beygeleget sind/ annehmen oder auff uns ziehen/ ehe man ist/ was man seyn soll/ und ewiglich in GOTT versehen waͤre. Nun wieder zu unserm vorhaben kommende. Den namen hat er also/ wie auff das kuͤrtzeste erzehlet/ bekommen/ und ist als ein zarter/ sitt- samer mensch ehrlicher weise herangewachsen/ durch vielerhand seuchen und kranckheiten/ und in aller einfaͤltigkeit und geringen art der welt aufferzogen worden/ auch von keiner falschheit/ boßheit/ schalckheit/ list/ stoltz/ luͤgen und betrie- gen Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens Beschreibung. gen (als allein natuͤrlich und darzu durch noth gedrungen) ge wesen/ welches ihm aber allezeit/ wo er nur einen finger in die asche gesteckt oder ichtwas boͤses zu geschwind geredet oder ge- than hatte/ (was etwa von der alten verderbten kindischen natur mag kindlich zuwegen bracht worden seyn) alsobald aus getrieben ward/ so wol von seinen eltern als auch von frembden leuten/ bald von seinem meister bald auch von GOtt selbst in seinem hertzen/ daher er im- mer oder gar selten einen gantzen geruhigen unbetraͤngten tag gehabt/ wiewol er sich als ein anderer in aller kindlichen angebohrnen un- art befunden/ sondern war allzeit in sorgen und in seinem gemuͤth niedergeschlagen gehalten/ sich von seiner natur abzuziehen/ weil er sonst eben auch in der boßheit nach dem fleisch der welt wuͤrde ohn alle zucht nach gelauffen seyn/ wo ihn GOTT nicht sonderlich bewahret haͤtte. Er wurde dann als ein anderer schuͤler erst in eine kleine/ darnach in eine groͤssere schule geschicket. Aber was war es? Ob er gleich als ein anderer seines gleichen lernete/ so konte er doch an dem lernen (wie man derer viele mehr findet) keine lust oder begierde kriegen/ jedoch war er endlich so weit gestiegen/ daß er schon in quartam kommen. Doch hat er in sol- cher Zeit nicht mehr davon behalten/ als das schlechteste kauffmanns latein/ und doch nicht gewiß/ sondern meist gantz ungereimt/ wie er selber auff allerley weise wol hoͤrte und deßwe- gen auch gesagt; Daß wir GOttes hand an ihm und in seiner art und Geist ver- spuͤren solten/ weil er zu keiner gelehrten weißheit und klugheit bequem waͤre. Wann er lernen solte/ so mahlte er maͤnner- gen/ und wiewol er kein hertz zum studi ren hat- te/ so bezeigte er sich dennoch als ein anderer/ und gar sonderlich religiœs an heiligkeit und in heiligen dingen wol gesinnt/ das auch dem tau- sendsten nicht widerfaͤhret/ daß ihn das nicht verfuͤhret hat/ so wol gefiel es ihm/ Gott mit aͤusserlicher heiligkeit zu dienen/ da man doch damahls die aberglaͤubische und abgoͤttische dinge auch von jugend an zuthun pflegte. Weil er nun keine lust zum lernen/ sondern viel lieber zur kunst hatte und allezeit von na- tur maͤnnergen mahlte/ sprach je einer und der andere/ es waͤre schade/ daß er kein kuͤnstler wuͤrde; Und da jeder unter den kuͤnstlichsten handwerckern ihn gern gehabt haͤtte/ gab ihm sein vatter und mutter die wahl/ wozu er am liebsten gesinnt waͤre/ das wolten sie ihn ler- nen lassen. Seine großmutter haͤtte ihn gern zu einem organisten und seine mutter zu einem goldschmid gehabt/ weil darinn eben keine sor- ge oder gefahr der seelen gestanden/ aber es ge- fiel ihm/ daß er moͤchte lernen auff glaͤser schrei- ben oder mahlen/ nicht aber ein goldschlaͤger zu werden. Und das kam ihm aus einer menschlichen bloͤden art von einer sonderlichen erzehlung ein/ als ein hurtiger juͤngling dieselbe kunst eins- mals excolirte. Ferner daß vortreffliche reiche leute/ die einen grossen namen haͤtten/ solche ihre kindern lerneten/ ja auch bey Kaͤysern/ Koͤ- nigen und Bischoͤffen/ Paͤbsten und Cardinaͤ- len/ die diese kunst gelernet/ sehr lieb und werth und in grossen ehren gehalten wuͤrden/ und sie an ihrer seite mit den edelsten sitzen/ gehen und stehen koͤnten/ und auff ihren kleidern gold/ sei- de und jubeelen tragen moͤchten. Dis war es das ihn insoderheit (wie man dencken kan) die kunst zu lernen erweckete. Als er nun ein- mal dazu bestaͤttiget und wieder durch boͤß re- giment und andere conditionen davon genom- men worden/ ward er 2. oder 3. jahr darnach in seines vatters kram-laden gestellet und zu aller- hand wahren zu seinem nutzen zu bedienen ge- halten. Worauff sein vatter sampt 2. bruͤdern 4. schwestern und andere mehr im hause an der pestilentz gestorben. Nach disesem ist er zu einem reichen maͤchtigen kauffman kommen/ der ihn sehr werth gehabt. Und wo dis nicht gewesen/ so wolte ihn einer von seiner mutter freunden in die cantzeley am hofe bracht haben. Aber Gott hatte es geschicket/ daß er zu diesem vortrefflichē erfahrnen mann kommen war/ der ihm (da er 18. oder 19. jahr alt war) anbot/ so er treulich diente/ seine einige tochter zu geben/ und das sagte er/ daß ers hoͤrte in seiner gegenwart/ sol- che gunst hatte der reiche mañ gegen ihm. Jch halte daß er ohn zweiffel mehr als hundert tau- send guͤlden reich war/ denn dieser juͤngling selbst sein geld/ renten und alles was einkam/ beschrieben. Uber diß hatte er noch einen grossen kasten voll geld/ welchen der juͤngling selbst gesehen/ und als er einsmals dabey saß/ hat er ihn vor seinen augen auffgethan/ es war fruͤh morgens um 4. uhr/ und ließ ihn dabey sitzend einen brieff schreiben und gieng von ihm in sein cabinet- gen/ welches er recht uͤber dem kasten hatte/ dar- inn er alles uͤbersehen konte. Aber der juͤngling war warlich so einfaͤltig/ daß er uͤberall nichts davon wuste und war unversucht von dem gel- de: Dennoch wars unglaublich. Aber was solte ihm (da er so alt war) dran liegen? Es war in dem kasten ein winckel/ den hatte er abge- theilt mit einen mittel-brett/ der war gantz voll grosse stuͤcke gold/ so feste gepacket/ ich halte gar mit einen hammer zusammen getrieben/ daß mans nur ansehen aber kein stuͤck ausziehen konte/ und das war lauter gold. Des silbers war noch viel mehr an der zahl/ es war wol ver- muthlich auff die 100 tausend fl. werth/ weñs biß auff den boden so feste zusammen gewesen ist/ als man wol dencken kan/ daß es so gewesen sey. Er hatte kein weib noch kind mehr als das einige/ und war nachgehends zum burgermei- ster der stadt erwaͤhlet und sehr groß von Anse- hen und hielt allein hauß mit seiner tochter/ 2. dienstmaͤgden und einem maͤdgen. Gleichwol konte der juͤngling hier nicht bleiben wegen des anstosses des kastens/ weil er sich zu etwas bes- ser geneigt fand/ als einen solchen geld-gott zu- uͤberkommen. Denn das mochte ihn nicht ver- gnuͤgen/ wie grosse dinge und verheissungen ihm auch dieser reiche mann zusagte/ und wenn er bey ihm bleiben wolte/ so wolte er ihm dazu noch die kunst unterweilen lernen lassen nach seinem belieben und begehren. Aber er konte in dem hause nicht dauren und bleiben/ sondern gieng unter dem vorwand sei- ner mutter weg/ und bat so lange biß er Urlaub bekam von dannen zu ziehen und thaͤt auch so/ und blieb also in dem winckel an statt seines A. K. H. Vierdter Theil. E e e vatters Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. vatters/ biß er wieder einen andeꝛn meister fand/ bey welchen er nur noch ein jahr (das wenig ist) stund und loßgesprochen wurde und ward nach dem jahr so geschickt/ daß er konte auff die 12. pfund verdienen/ ja auch weiter mehr und mehr/ so wol lernte er/ als wol sonst bey keinen guten meister/ wie gern er auch uͤber seinen ge- winst umsonst dabey gedienet haͤtte/ aber es wolte immer nicht seyn und blieb also vor sich in seiner freyheit. Darauf zog er weg nach Franck- reich uñ gieng mit einem seiner gesellschafft von Antwerpen nach Valenciennes, allwo er nicht lange durch anreitzung blieb/ sondern reisete durch Ryssel nach Calis, allda versprachen sie sich zu den Thresorier des Koͤnigs von Enge- land/ der dingete sie um einen preiß/ im ersten jahr so viel zu geben als ein jeder verdienen kon- te. Von dar fuhren sie mit ihm sampt seiner gantzen Familie uͤber nach Londen/ und er brachte sie von dar 55. meilen uͤber Londen ins land bey Lasing und Basingstock/ daß hauß hab ich mir vergessen/ also daß von zehen nicht einer war/ der da blieb und schnitte. Denn GOtt ließ ihn in einen streit gerathen/ des we- gen er mit seinen gesellen von dar heimlich weg- gieng/ hatten aber noch ein weniges zu verzeh- ren/ was sie verdienet hatten mit einem kleide und meinten ihren herrn und meister Millord Eschans zu Londen zu finden in Engelland weil der Kaͤyser damals in Engelland kam. Aber er kam selbst nicht/ sondern blieb zu Calis, dar- um sie wegen des unfreundlichen wetters da blieben und viel geld verdienten/ und meynten wunderliche dinge durch ihren grossen verdienst zu thun. Aber Gott griff den David bald an/ daß er so starck aus der nasen blutete/ daß er vor todt gehalten wurde und unmuͤglich zu leben schiene. Jn dieser kranckheit nun verzehrete er viel/ und muste auff zurathen von dannen oder haͤtte sterben muͤssen/ weil er die lands art oder lufft nicht vertragen konte. Des wegen zog er da weg/ und kam in kurtzer zeit wieder nach Antwerpen Anno 1524. von dar nach Delff und heyrathete. Und eben zu der zeit/ als dis geschach/ bekam David also bald (in dem er hier und dar so hoͤrte) von Lutheri erster lehre ein nach dencken (nach seinem eigenen vorgeben) und fieng an sein hertze auff die auffmercksam- keit des verstands und andaͤchtigkeit zubegeben. Also waͤhrete das so eine weile/ daß nicht eine predigt gethan ward/ davon er nicht mehr und mehr von hertzen-grund begonn eine liebe zu der wissenschafft zu kriegen/ daß er auch alle seine sinnen dariñ verzehrte/ wie man sonst in flleisch - licher liebe thut/ ja haͤtte schier gar moͤgen in derselben wissenschafft ertrincken/ eine solche lust und gesicht begonn ihm darinn aufzugehen und nahm von tage zu tage zu/ und lernte mehr als man glauben solte/ gantz allein bey sich selbst/ und muste doch auch dabey viel hauß-ge- sinde halten. Aber diese wissenschafft begonn mit der zeit des evangelii durchzubrechen und brach gantz in einer andern neuen art allda zu lande durch/ der man ungewohnt war/ so daß alle/ die von der wissenschafft von heꝛtzen waren/ nicht lassen konten ihre hertzen dazu zubegeben und ein meister darinn uͤber andere zu wer- den. Ursache seines ersten Eiffers. Das haubtsaͤchlichste wort und ursache sei- nes eiffers/ dadurch er zu der grossen unmassi- gen suͤssigkeit gezogen worden/ war in einer pre- digt/ darinn erstlich dieser psalm abgehandelt wurde: Wie seelig und wol ist dem/ der nicht wandelt auff dem wege der gottlosen/ sondern seine lust und freude hat an dem gesetz des Her- ren/ und sich darinn uͤbet tag und nacht/ der wird seyn wie ein baum u. f. Ferner: Daß Maria das beste theil erwehlt haͤtte. Nur die- se 2. besondere anmerckliche reden warens/ die dem Dav. Joris durchs hertze gewehet und ihn darein oder dazu gezogen mit hunger und ver- langen also erfunden zu werden/ und in selben sinn fuhr er also fort und ward immer eifriger und lustiger zur lehre des HErrn und ihm von hertzen ein gepflantzet und nim̃er muͤde. Nichts desto weniger begegneten ihm auch in densel- ben jahren versuchungen/ das er nemlich in solchem guten eiser stille stund/ da er aber seuff- zete und sein gottloses fleischliches eitles leben beklagte/ bekam er wiederum eine zeitlang einen so feurigen geist/ daß er weder thur noch fenster (daß ich so rede) ansahe und sich selber in viele gefahr begab. Denn allenthalben wolte er nach seinem verstand das boͤse uñ gute bezeugen und machte sich damit bey den Papistẽ sehr schwartz und greulich/ indem er die gefangenen besuchte und ihnen zuredete/ deren etliche man mit dem schwerdt toͤdtete/ etliche aber zum feuer fuͤhrete/ etlich auffs rad. Summa/ er war allenthal- ben auff strassen und gassen wo man das Ma- rien-bild oder andere hoͤltzerne goͤtzen ehrete oder bediente/ und straffte es und rieff endlich nach langen bitten (da er recht mit trafft und vermoͤ- gen angezogen war) einmal frey uͤberlaut aus. denn er wolte an ihrer aller jrrthum unschuldig seyn/ welches er auch hier und da schrifftlich be- zeugte/ daß/ so ihn der burgermeister nicht weg- gebracht/ haͤtten etliche ihn verwundet oder gar tod geschlagen. Sie schlugen ihn wol auff die backen/ aber sein hertze brandte doch immer/ das werck auszufuͤhren/ das er so lange im sinn mit kummer getragen hatte/ indem er die abgoͤtte- rey sehen muste von denen/ die sich Christi ruͤh- meten. Und weil ers nicht leiden noch stille seyn konte/ ward er deswegen in die 11. wo- chen gefangen gesetzt/ hatte auch wol 2. 3. oder 4. mal viel brieffe geschrieben/ und sie des nachts an die kirch-thuͤren gehefftet und auff der stras- sen/ wenn man umgang hielte/ hin und wieder gestreuet/ auch den predigern in die beichtstuͤle gelegt. Summa/ er thaͤte/ was er nur kont und vermochte alles aus grossen trieb und eifer sei- nes Gottes/ das weiß der HErr. Er war wol jung und hatte vor wenig jah- ren geheyrathet/ aber das sahe er nicht an/ auch weder weib noch kind/ dennoch aber hatte er sie so lieb als jemand auff erden/ er sey wer er wol- le. Denn dieser eifer gieng weit vor/ er kam auch wunderlicher weise aus dem gefaͤngnuͤß/ daß er nicht zu revoci ren gezwungen wurde. Denn andere von seiner blut. freundschafft hatten eine obligation oder versicherungs-brieff gemacht und an seiner statt vor ihm ohne sein wissen ge- antwortet und waren gantz frey seinetwegen geblieben/ wie ihm darnach gesagt worden/ weil sie Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. sie allesampt in der stadt nichts als ein gut zeug. niß seines eifers und auffrichtigen meynung im evangelio gaben/ daß sie sich auch wegen des ge- meinen manns und armen halben eines auff- ruhrs besorgten/ deren freund er durch geringe aͤusserliche dienste worden/ und so sie den Dav Joris gekennt haͤtten/ nimmermehr waͤre er heraus kommen/ als es doch geschahe. Es faͤllt (weil es darnach vorkommt) viel zu lang alles zu erzehlen. Die poen oder straffe ist eben nicht oͤffentlich geschehen/ denn er ward vor der son- nen auffgang aus der stadt verwiesen in die 3. jahr auff leib und gut/ und hernach nicht wie- der hinein zu kommen/ als mit beding oder be- lieben/ wenn es der richter verlangte oder for- derte. Darauff geschahe es/ daß etliche man meynet ihrer sieben oder neune/ im Haag ge- faͤnglich eingezogen worden/ und als sie um der wiedertauffe willen solten enthauptet werden/ sprachen sie demselben D. J. und rieffen ihm zu: Bruder bistu hier? Siehe/ da gehen wir hin zu bezeugen unsern glauben vor den namen des HErren JEsu Christi. Ei- ner der ihr bischoff genennet wurde/ und den Dav. Jor. kannte und ehmals vor 2. jahren mit ihm disputi ret hatte von der Gottheit Chri- sti dieselbe zu vernichten und Christum nur vor einen blossen menschen oder diener Gottes aus- gab/ dieser Dav. Jor. aber der vornehmste war/ der selbigen mit seinen helffern uͤberwand und wie es Gott gab/ ohne schaden und blutvergies- sen niederlegte/ sprach den Dav. J. an und sag- te: Bistu hier? Bistu nicht der/ mit dem ich einsmals von Christo disputir te? Ja/ ich/ sprach David/ wol/ sprach der bischoff/ nun bin ich gantz frey und loß davon und glaube an Christum meinen Heyland. Und dergleichen dinge vielmehr widerfuhren demselben mann. Aber Dav. Joris nahms zu hertzen und danckte Gotte hoͤchlich/ daß er dis vor seinem tode gehoͤret hatte. Hieraus nun wurde er alle tage mehr be- kannt/ und insonderheit nachgehends/ |da die taͤuffer oder bundsgenossen auffstunden; Und wie viel sich auch dazu kehrten/ blieb Dav. J. doch in seinem wesen/ des sich viele verwunder- ten/ disputir ten auch wider ihm und haͤtten ihn gern uͤberwaͤltiget und zu ihrem glauben oder sinn bekehret/ aber das mochte nicht seyn. Deñ mit der schrifft kunten sie das nicht thun/ weil er ihnen zu klug drinnen war vor vielen andern/ daher ihnen gantz verboten ward mit ihm zu disputi ren oder ihm zu zureden/ als einem/ der wider Gott waͤre. Diß aber verlieff sich bald in einem jahr. Jm andern jahr aber begab sichs/ daß ein auffzug im lande unter die bund- genossen kam/ welcher auch/ glaub ich/ beschrie- ben ist in welchen jahr/ tag und monat es ge- schehen/ wie auch die saͤmptliche namen der obersten und aus welchen land und stadt sie ge- wesen/ derer etliche dem Dav. Jor. zum theil bekannt gewesen. Unter diesen hauffen hat er auch einige seiner bluts-freunde gekannt/ die ihn/ ehe solches geschach/ auch gerne unter sich gehabt haͤtten. Was selbige alles vorgaben/ ist hier um der laͤnge willen unnoͤthig zu erzeh- len/ sondern ausgelassen. Hieruͤber ist er in sei- nem gemuͤthe sehr confund irt worden/ weil es meist die besten/ einfaͤltigsten/ getreuesten und auffrichtigsten alle waren/ die nach Gott frag- ten und sein reich suchten. Sehet also gieng sein hertzeleid wieder an/ also/ daß wo es Gott nicht sonderlich gefuͤgt und anderwerts verhin- dert haͤtte/ so waͤre er nicht davon geblieben/ nur der guten einfaͤltigen gesellschafft halben/ in was vor gefahr sie sich auch gesetzet haͤtten. Deswegen fuhr Dav. Jor. in seinem gemuͤth mit bitten und flehen/ mit suchen/ russen und klopffen zu GOtt fort/ damit er doch ja nicht von HErrn verlassen seyn moͤchte/ hatte auch keine ruhe nach der zeit/ sondern vermahnete seine mitgenossen taͤglich/ daß sie nicht solten auff ihn sehen. Denn daß ich/ sprach er/ nicht zufallen und die sache annehmen kan/ mag vielleicht meiner suͤnden oder missethatschuld seyn/ darum rufft Gott von reinen hertzen an ohne ansehen der person! Und stieß sie also von seinem halse/ weil er ein groß ansehen beyde von innen und aussen hatte. Sie aber wolten ihn bereden/ weil er mit schrifftlichen verstande reichlich begabet/ waͤre/ alle kaͤtzereyen zu uͤberwaͤltigen/ daß ihn Gott nicht von solchem auffsehen abzoͤge/ son- dern gewißlich in seine hoff-stadt- und lands- fieundschafft (ich halte durch seine klugheit im schreiben und durch seine vorsichtigkeit in der warheit/ welche er darinnen suchte) gesetzet und dazu beruffen haͤtte/ dieselbe einfaͤltige hertzen von ihrem jrrthum zu bekehren/ den man ihnen vornemlich nachredete und schuld gab. Als die sache nun so stund/ wurde er taͤglich von diesen und jenen angelauffen und hoͤrte uͤber dis/ daß auch seine mitgenossen von den vornehmsten in der stadt ihn gleichsam schon zum tode als ein schlacht-schaaf uͤbergeben. A- ber er vernahm in seinem hertzen/ daß es muste anders zugehen und der abfall laut der schrifft kommen/ und welch volck oder gemeine GOtt gefaͤllig waͤre. Begab sich derowegen zur win- ter-zeit des abends nach einem hause/ da ihrer ungefaͤhr 8. oder 10. beysammen sitzen fand und sprach den lehrer mit beweiß-gruͤnden so zu/ daß er mit dem munde nicht klug genung war/ ihm schrifftlich gnug zu thun. Es ant- wortete ihm aber ein erfahren weib/ welche von Rotterdam war und hieß N. Kniepers noch heutiges tages wol bekandt/ so ihm wegen ih- rer simpel-und einfaͤltigkeit allermeists ihres ei- fers halben an Gott wol vergnuͤgte. Darauff begehrte D. J. mit den lehrer an die seite hin- ten in eine kammer zugehen/ desto freyer mit ihm zu reden/ damit sich die andern einfaͤltigen schlechten schaafe daruͤber nicht aͤrgern und ver- zagen solten. Als er nun mit ihm daselbst war/ fragte er ihm/ wie er dazu kommen waͤre oder durch was vor einen Geist wort oder lehre er das thaͤte? Er aber brachte die schlechtesten dinge buchstaͤblich herbey/ daß der H. Marcus am letzten also geschrieben und der HErr solches befohlen haͤtte/ er haͤtte es ge- wagt und wolte solches mit dem blute bestaͤ- tigen. Sehet/ da er sagte/ mit dem blute/ entzuͤndete dis wort Dav. Joris hertze und ward daruͤber in seinen inwendigsten ge- schlagen und sagte: Er wolte schon weiter mit ihm reden. Nicht lange darnach geschahe es A. K. H. Vierdter Theil. E e e 2 daß Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens Beschreibung. daß er auff einen andern abend mit 3. oder 4. andern personen zu denselben kam und uͤbergab sich dem HErrn/ begehrten auch mit der bedin- gung in ihre gemeine auffgenommen zu wer- den/ daß er von der menschwerdung Christi (welche sie damals sehr fleissig und noͤthig trie- ben) reden wolte. Derselbe HErr und Mei- ster Christus/ sprach er/ der hinunter ge- fahren ist biß in die unterste oͤrter der er- den/ glaub ich/ daß es eben derselbe ist/ der auffgefahren ist uͤber alle himmel/ und suͤhrte davon den spruch Pauli an/ womit er dann zufrieden war/ weil er nichts dawider zu sagen wuste. Als nun etliche hoͤrten/ daß der mann sich zu ihnen begeben und herzu hat- te sammlen lassen/ waren ihrer viel froͤlich/ und ruͤhmten viel davon. Etliche aber unter selben (die sich gelehrter als diese lehrer hielten und doch dem Dav. Jor. mit Worten nicht konten gnug thun) woltens nicht glauben/ sondern sagten: Wenns also waͤre/ so muͤste es nicht recht zugangen seyn. Et- liche aber/ die noch draussen waren und der andern ihr ruͤhmen von dem manne hoͤrten/ trugen reu und hertzeleid/ denn sie wurden de- sto haͤrter angefochten demselben auch nachzu- folgen und ward daher die verfolgung so hart gegen sie/ daß in allen staͤdten nicht ein eintziger frey gehen konte/ es waͤre denn/ daß er unter der erden frey seyn moͤchte/ wie diß alles offen- bar genung ist/ was vor Edicta und Mandata wider diese leute außgiengen/ also daß derselbe mann sehr beaͤngstigt war und bald hier/ bald dar zu lauffen hatte/ und sich bey etlichen ums geld/ bey etlichẽ durch alte bekantschafft/ bey et- lichen durch freundschafft des wegen im verbor- genen halten und weib uñ kind verlassen muste. Darnach als es ostern war/ muste er aus noth und drangsal hinweg und zog mit grossen ko- sten heimlich doch sehr gefaͤhrlich fort/ weil er sein weib und ein soͤhnlein (Joris genannt) bey sich hatte/ welches allzeit hier und dar sorge und gefahr verursachte/ fand aber unterwegen gesellschafft/ die mit ihm nach Straßburg zo- gen und meinte allda sich zu nehren und seine kunst zu treiben. Aber eben desselben tages/ des Montags nach Pfingsten Anno 1535. da er ankam/ kam einer/ der hieß Leenhardt (ein metzger) und sprang als er ihn sahe/ vor er- schreckung zuruͤcke sagende: Bruder/ was thustu hier in der gottlosen stadt? Und als er ein wenig mit ihm gesprochen hatte das jenige/ wozu ihm die noth gedrungen/ gieng er in sei- ne herberge/ denn der andere durffte ihn (sprach er) weder haussen noch herbergen ohne mit con- sens der stadt herren. Und als er alles wol un- tersuchet und keinen dienst oder werck vor sich gefunden/ stund es ihm (wegen des wuͤsten wilden wesens/ so er in der stadt von den kriegs- leuten und andern buben/ wie auch von der ge- mein sahe) nicht an/ in einer solchen unruhigen herberge zu seyn und alleine da zubleiben/ denn es war/ als wenn sie in einem laͤger waͤren/ und wolte seine gesellschafft fahren lassen/ denn diese wolte gleich wieder fortgehen. Aber Dav. Jor. war keine 2. tage da/ sondern zog wieder mit viel schwererem leid/ sorge und angst des hertzens weg/ als er ankommen war- Deñ wo man ihn vorhin gesehen/ durffte er zum andernmal nicht vor der menschen augen kom- men/ also daß wol unter zehen oͤrtern kaum ei- ner war/ da er nicht/ wenn man ihn sahe/ ange- tastet wurde/ blieb derowegen einen tag oder 4. im busch zur herberge/ und machte ein lied: O Christen Geister ꝛc. wovon der innhalt dieser war: Seyd allezeit bereit zum tode. Und noch eins (wenn mir recht ist) Der HErr ist Koͤnig in Jsrael/ ꝛc. auff die melodie: Ein feste burg ist unser Gott. Und als sichs zu- trug/ daß einer nach Fließingen in Seeland wolte und er gern zu Londen in Engelland ge- west waͤre/ ward er raths/ sampt den seinen auch mit zureisen/ denn niederwerts zu kom̃en/ war es sehr gefaͤhrlich wegen seiner bekandt- schafft. So zog er nun zu schiff in Gottes na- men fort/ welches aber so ein elendes boͤses schiff war/ daß es nicht viel fehlete/ daß sie ver- truncken/ denn es wehete ein grosser wind. Als er nun zu Fließingen ankam/ ward er von den andern nicht einmal in eine herberge/ sondern in ein schlaff-hauß (allwo ein jeglicher seine ei- gene kost halten muste) gefuͤhret/ biß es guten wind gabe/ alsdañ wolte er in einem schiff/ das auff der reise gewesen und wiederkommen/ fort- fahren. Hier in diesem staͤdtgen war er auch nicht verborgen/ sondern in viel sorgen und aͤngsten. Als es nun kam/ daß sie das schiff nach dem winde bald abstiessen/ fuhren sie dahin und befohlen ihn GOtt. Des Abends stund der schiffer an der ruderbanck und sprach/ wenn ein jeder noch einmal gestanden/ so wollen wir in Engelland seyn. Er hatte das wort so bald nicht ausgesprochen/ so stuͤrmete der wind so grausam/ daß man das segel und forderste seil alles miteinander uͤber balß und kopff streichen muste/ und war ihnen entgegen/ und warff das schiff gantz wieder ruͤckwerts/ daß kein ruder mehr hielt und ward so dunckel/ daß man nichts als die grossen gewaltigen wellen in ihren glantz sehen konte/ daß es auch ihnen allen schie- ne/ als wenn das schiff alle augenblick solte uͤber und uͤber geworffen werden. Aber er befahl sich in so mancherley kuͤmmer- lichen begebenheiten GOtt/ und dachte unter andern: O HErr soll und muß ich nun hier mit stillschweigen vergehen/ der ich so gerne viel lieber davor um deines na- mens willen/ als also/ zu sterben verlang- te/ ists muͤglich/ so laß uns hier davon kommen und in deinem wort besser auff- wachsen als wir noch sind. Dis waͤhrte nun die gantze finstere nacht durch/ daß die schiffleute nicht wusten/ wo sie waren und mu- sten mit angst des tages erwarten und flugs wieder umkehren/ von dannen sie kommen wa- ren/ und also kamen sie betruͤbt wieder an und noch mit weit groͤsser beschwerung/ als sie vor waren eingegangen/ auff einen andern tag oder wind zu warten. Als er nun ins hauß recht auff die kammer gegangen war/ kamen drey maͤnner von Engelland ins hauß/ redeten heim- lich mit denen/ die darinn wonhafftig waren/ und sagten zu einem frembden/ was vor grosse verfolgung allda waͤre und wie heiß daß es von dem roste gienge/ man kan nicht einkommen/ sagten sie/ ohne außforschung. Es sind etliche die immer auff-und abgehen und was vor volck einkommt/ das wird gleich verhoͤret und un- tersucht. Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. tersucht. Da sie das gehoͤret/ sprachen ihrer 2. miteinander/ es dient da nicht zu bleiben. Ei- ner aber/ welcher Martin hieß ein messer- schmidt/ sagte: Jch wil gehen und sehen/ wo ich wohnen kan. Da blieb nun der mann mit seinen weib und kinde allein aber das hertz war ihm uͤber alle maß bange/ jedoch wolt ers vor den leuten nicht mercken lassen/ setzte sich deßwegen in ein Hol- laͤndisch schiff und wagets dahin zu fahren/ a- ber der schiffer merckte es schier/ was es vor ei- ner waͤre/ denn er war ein citler leichtfertiger fleischlicher mann/ und bracht ihn zu Dortrecht an/ haͤtte ader gern gehabt/ daß er waͤre fort- gangen/ denn der gute mann dorffte es in kei- nerley weise wagen/ er setzte und legte sich wol aussen auff das schiff aber mit sorgen und ge- fahr/ damit der schiffer nicht allzu wunderlich von ihm dencken solte/ und sahe seine alte be- kandten/ die gantz nahe bey ihm vorbey gien- gen/ sie aber sahen ihn durch verhuͤtung und be- schuͤtzung der gnade Gottes nicht oͤffentlich/ und also fuͤhrten sie ihm zu Gorckum auff die Waert/ allwo er einige tage blieb/ da er ohnge- fehr etwas zu arbeiten bey einem bekam/ und wirckete fruͤh und spat und war ein geringer lohn/ den er bekam vor seinen grossen fleiß/ ja muste sich den leuten gar als einen knecht davor versprechen/ daß man sich druͤber zu verwun- dern hat/ wie ein so geschickter mann vor einen knecht arbeiten solte. Dabey war er auch in kei- ner kleinen sorge/ denn es wol ein oder zwey- mal geschehen/ daß er durch etliche vom hofe/ die dahin kommen waren/ wie man sagte zu verkundschafften/ schier verrathen worden/ gieng deßwegen in ein strohern feld-haͤußlein/ darinn einer an der pestilentz gelegen. Von dar kam er/ als die weg waren/ wieder an und wohnete allda etliche monate. Darnach gescha- he es/ daß ihn die Noth trieb/ sintemal seine frau schwanger gieng/ und um ihrentwillen da- hin zog/ da sie ihr kind-bette halten konte/ und das war zu Delfft/ da seine Mutter wohnte/ und noch frey allda saß. Er kam aber sehr gefaͤhrlich des nachts mit grossen kosten allda an und gieng zu einem mei- ster ein/ bey dem er arbeitete und allzeit war/ sie aber (weil ihre zeit da war) gieng zu seiner mut- ter nieder zukommen und gebahr vor dißmal einen sohn/ den sie David nennten und war eben lichtmeß im jahr 1536. Allhier war er fast den winter durch/ und saß oben unter einen en- gen dach und arbeitete und schlieff auch da/ al- so daß er viel kaͤlte und seufftzen ausstund/ und kein wunder war/ daß er zur selben zeit nicht dran starb. Er hatte so grosse last und hertzens angst/ als niemand von weib oder kind gehoͤret oder gesehen/ es sey denn/ dauchte ihm auch/ in kindes-noͤthen. Und dennoch muste er schwei- gen und sich verbergen/ so lieb er sein leben und den jenigen hatte/ bey dem er heimlich war. Er lag vor grosser pein platt als ein wurm auff der Erden und ward bey den lenden auff und nie- der geworffen ohne sein zuthun von einem ende zum andern/ eben wie ein wurm oder made auff und nieder springt und war bey sich selbst als tod. Darauff ward er ans feuer gelegt allda er wieder zu sich kam uñ ward wieder gesund. All- hier wurde er nun von etlichẽ seiner bekantẽ ver- sucht/ die ihn gerne auf ihre meynung oder vor- nehmen gebracht haͤtten mit vielen disputir en/ zuweilen gantze naͤchte durch/ aber sie giengen allzeit uͤberwunden wieder weg. Die reden/ die allda abgehandelt worden/ hat man eben nicht erfahren. Es waren die von Haefersou. unter welchen Batenberg einer war. Dieser le- ben und wesen nun wolte Dav. Jor. nicht nach- folgen. Er hatte/ ehe sie an ihn kamen/ es auch von GOtt empfangen/ also/ daß sie ihn nicht uͤbermochten/ des wegen sie D. J. vor nichts ach- teten und meynten/ wenn die rache angienge/ wuͤrde er zuzusehen haben/ daß es ihm nicht wie dem andern gienge/ und droheten dem guten mann also mit dergleichen reden mehr; Aber das halff alles nicht. D. J. thaͤte allezeit nichts/ als daß er betete/ und verlangte/ daß ihn Gott vor allem boͤsen behuͤten und bewahren/ und ei- ne neue creatur (die er zu der zeit/ wie ich ihn ha- be sagen hoͤren (nur buchstaͤblichen aus den buchstaben erkante) geben wolte. Doch meyne- te sein hertz nichts denn lauterlichen Gott und liebte die warheit und arbeitete stets fleissig da- bey in aller stille und schrieb zuweilen etwas/ welches hier eben nicht zu erzehlen ist. Sum̃a/ er hatte streit von allen/ die die mittel strasse nach seinem erkaͤntnuͤß/ nicht wolten/ daher ihm von dem Batenberg nachgeredet ward/ als haͤt- te er ein neidisch boͤses hertz und ein zornig ge- muͤth/ welcher Batenberg sehr uͤbel von dem guten manne redete/ nur/ weil er das schwerdt/ (welches er zur straffe hart trieb) nicht mit er- greiffen und einen Peters kopff auffsetzen wolte/ indem Dav. nicht anders geredet/ als daß jetzo so viel Petri waͤren/ die so geschwind mit dem schwerdte drein schlagen wolten. Andere sag- ten er waͤre ein naseweiser schrifftgelehrter und waren ihm auff der andern seiten zuwider. A- ber deswegen gieng er nicht zuruͤck/ sondern hielt immer an mit gebet und richtete sein Auge im gebet nach dem allerbesten/ was nemlich Gott gefaͤllig/ nothwendig und seinem willen und worte am allerliebsten war/ ja er gieng we- der auff noch nieder/ weder vor sich noch hinter sich/ sein hertz war immer geneigt zu bitten und begehren. Deñ es war eine grosse zwietracht unter die- sen leuten/ der eine wolte es so/ der andere so ha- ben/ etliche gaben frembde seltzame dinge/ etli- che heucheley vor/ und war an allen ecken lauter bewegung/ jeder war in sorge und bekuͤmmer- nuͤß und uͤbel dran nicht wissende/ wem sie zu- fallen wolten/ diesen oder dem lehrer. Aber D. J. hielt sich stille und kam zu niemanden/ denn wer zu ihm kam/ derer wol wenig waren/ mit denen er den HErren und sein wort ansprach. Doch gab er sich vor keinen lehrer aus/ wolte und konte auch keiner seyn und in keinerley weise jemand tauffen/ und ob ers schon gewolt haͤtte/ so kont er nicht/ denn Gott ließ es ihm gewißlich nicht zu/ wiewol er von einen/ der Dammas, und einen ander der Ubbo genennet war/ nebst andern mehr/ schweige von der gemeine/ dazu erwehlet und die hand auffgeleget ward. Er D. J. rieff und sprach allezeit; Jch mag und kan nicht/ denn ich fuͤhle keine sendung oder krafft/ sie aber (ob er gleich bitterlich weinte und viel thraͤnen vergoß) fragten da nichts nach/ sondern befohlen ihm seinen dienst/ er solte es thun. Er aber kont es nicht anneh- men noch von hertzen achten so lange er sich E e e 3 nicht Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. nicht gutes muths oder als ein wahrer gesand- ter bequaͤm dazu fand. Zu dieser zeit giengen die buͤcher und brieffe des Muͤnsters vom Ehe- stand/ Reiche Christi und restitution oder her- wiederbringung aller dinge aus/ da ward er võ allen (derer ein grosser hauffe in Wasserland um des gesandten buchs willen untereinander versamlet waren) beruffen und nicht ohne ge- fahr mit gefuͤhret/ denn er wuste nicht wie oder warum. Als er nun daselbst/ wo er sein lebtag nicht gewesen/ ankommen/ mochte er in die 12. oder 14. maͤnner allda antreffen/ unter welchen er etliche kannte/ die endlich ihr wort bey ihm anbrachten/ von denen dingen/ die sie mit ihn zu sprechen vorhatten und untereinander ein- traͤchtiglich beschliessen wolten/ was in allen staͤdten zu thun sey. Darauff er geantwortet; Daß er sich vor keinen solchen lehrer koͤnte ausgeben oder darein schicken/ er wolte es von Gott erwarren/ deswegen sie viel worte/ (die hier zu lang zu erzehlen) mit- einander gewechselt haben und meist uͤber ihm/ seiner jugend und unerfahrenheit halben be- kuͤmmert und besorgt waren. Nach dem essen nun huben sie an das buch zu lesen/ dabey ein gesandter von Muͤnster war und fragten ihm uͤber alles kuͤrtzlich/ ob er was dabey zu sagen haͤtte. Er aber sprach: Daß er sich nicht alt und erfahren genug da- zu erkennte/ es moͤchte es ein anderer beantworten/ er koͤnte es nicht billigen/ daß man wolte mit dem schwerdt drein schlagen. Auch hatten sie diß auffn tapet/ daß so jemand seinen bruder gefangen sehe/ solte sein leben vor ihm lassen und dergleichen treffliche spruͤche mehr. Aber Dav. Jor. antwortete: Solches stuͤnde ihm nicht frey/ der Herr Christus waͤre ihm auch dariñ nicht so vorgangen/ waͤre es auch nicht von den Aposteln gelehrt/ aber wol das Creutz zu tragen/ uud alles unrecht zu leiden. Welches er mit vielen stellen aus der schrifft dargethan und sprach/ das ist Gottes wort und das muß seine erfuͤllung haben. Hat es nun bey euch seine erfuͤllung empfan- gen/ so moͤget ihr vor euch selbst zusehen/ dis weiß ich/ daß es Gottes wort ist (sprach er) und das bleibt in ewigkeit. Darauff antwortete einer/ mit namen Dammas, wie? Lieber bruder D. J. das ist auch Gottes wort/ das so wol von den Propheten als Apo- steln gesprochen ist und bleibt eben auch war- hafftig in ewigkeit/ was sagstu dazu/ sprach er. David sprach: Jch sage nichts darwider/ als daß ich dis erst warzunehmen ha- be/ und vorgehen lassen wil und derglei- chen argumenta mehr/ die zu lang fallen moͤch- ten zu erzehlen. Darauff antworten diese bald dis bald das/ daß es ziemlich lang waͤhrte/ denn ein jeder wolte ihm gern am meisten zuwider seyn; Doch nach ihrem besten verstande und goͤttlichen einsicht/ wie etliche hielten und auch er von ihm selbst besser als er geachtet wurden. Gleichwol konte David ihnen hieriñ nicht bey- stimmen/ sondern ward endlich gantz stille mit der condition, er und sie solten GOtt bitten/ daß er ihnen gnade und verstand gebe/ sie wol- ten dem besten ohne jemands ansehen nach- folgen. Hierauff reisete er wieder mit grosser muͤhe und geschwindigkeit uͤber das eyß von dannen/ daß er unterwegen bey nahe tod blieb. Wie es ihm auch unterwegens gangen/ ist nicht al- les zu erzehlen/ denn er war ein mann von sehr zarten und schwachen gemuͤthe und wegen sei- nes eigenen natuͤrlichen wesens voll sorgen und angst/ daß er nicht alleine seyn knote. Deswe- gen man vor rathsam hielte ihn weder auff den wege noch in der herberge allein zu laͤssen/ noch auch zu herbergen wo die andern seine reise ge- faͤhrten blieben/ weil man sorgte/ er moͤchte all- zu viel bekandt werden. Nach diesen ist die sa- che wieder auffs tapet bracht und von etlichen gehandhabt worden/ und wiewol er sich davon/ als vom boͤsen enthielt/ doch aber weder sich noch andere darinn wegen seiner unerkaͤntnuͤß und unerfahrenheit ohne den Geist der war- heit verurtheilen wolte noch konte/ ist er doch mit unter sie gerechnet worden/ ob schon sein hertz und hand ferne davon war. Als er aber nun sahe und hoͤrte/ daß es so hinaus lieff/ ge- fiel es ihm sehr uͤbel/ daß solche hertzen so bald darinn umbkamen und sehr viel sterben mu- sten/ weil er wuste/ daß es um ihres eifers wil- len entstund. Deswegen bat und flehete er ohn unterlaß/ daß sich doch Gott wolte erbarmen uñ verstand und wahre erkaͤntniß um seines worts und vieler seelen willen geben/ daß es auff er- den an allen gutwilligen hertzen frucht schaffen und also viele seelig werden moͤchten. Als diß nun geschehen und verlauffen war/ stund einer aus dem volck aus Poeldyck auff/ ein einfaͤltiger mann (als ich habe sagen hoͤren) und mit ihm noch 3. oder 4/ gieng im gantzen lande umher und sagte: Er haͤtte von dem Vatter den Geist der krafft dazu empfangen/ daß er bald gegen alle gottlose und muthwilli- ge boͤsewichter und insonderheit am hofe im Haag das unschuldige blut ihrer bruͤder raͤchen und straffe aus uͤben solte. Wie es aber mit ihm gangen und sich geendiget/ auch alles was von ihm und durch ihm gethan ist/ kan man an dem orte desselben landes von den glaubwuͤrgi- gen/ die es gehoͤret und gesehen haben/ erfah- ren. An diese sandte der gute mann D. J. ei- nen brieff daß sie sich solcher dinge enthalten sol- ten/ und remonstrir te ihnen mit worten und schrifften/ daß sie darinn nicht bestehen wuͤr- den/ indem sich der eine vor so hoch auffwarff oder vor einen Koͤnig ausgab/ wie man sagte/ und waͤre ihnen gern vorkommen/ wie er auch an denen von Hasersou gethan/ und geschrie- ben hatte/ aber der brieff kam so bald nicht/ so waren sie schon gefangen genommen/ sie aber wolten den brieff nicht lesen/ sondern warffen ihn ins feuer und hatten etliche spruͤche darwi- der/ verachteten ihn und liessen ihm endlich sa- gen: Gehet hin und saget dem manne D. J. daß ich zu einem Koͤnig erkohren und ein herr- scher und regierer uͤber die gantze welt an Chri- sti statt seyn soll/ und dergleichen andere worte mehr. Einige auch von diesen manne eingenom- men giengen und stiessen hefftige worte die sie von ihm gehoͤret/ gegen dem Dav. Jor. aus/ so daß auch kein gutwillig einfaͤltig hertze davor bestehen konte. Aber ehe der morgen kam/ waren Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. waren dieselbe gantz umgekehret und fuͤhleten durch Davids reden/ daß sie darinn irreten Dis geschach alles aiso von ihm/ uñ war merck- lich/ daß sein wort zur selben zeit als jemands anders seines krafft und seẽgen hatte deswegen er noch desto mehr und hefftiger bat und flehete um mehrern Geist und krafft. Und als dis mit diesem manne zu Poeldyck schier vergessen war/ wurde er/ D. J. schon wieder nach Boeckholt entboten/ allwo die lehrer von Straßburg und Engelland/ Johann Matthysen/ Johann Mastricht/ Johann von Schoonhofen seyn solten und andere mehr von der restitution oder herwiederbirngung zu handeln/ denn die von Muͤnster solten kommen und vorbringen/ was jedes sein sinn davon waͤre/ und meyneten es in einigkeit zu schlichten und alles mit einander zu vergleichen. Denn ein Engellaͤnder mit na- men Heinrich/ der mit ihm zuvor eines sinnes gewesen/ hatte lange mit bitten wegen der gros- sen uneinigkeit angehalten/ daß ihre gelaͤhrten oder vorsteher/ die sie benennen wuͤrden/ auff seine kosten dahin ziehen solten/ sie wolten ma- chen/ daß doch einmal eine einigkeit wuͤrde/ wozu auch viel beruffen worden/ die auff Ba- tenbergs seite stunden/ welche auch mit kamen. Hiezu ward nun D. J. auch beruffen uñ erschien gleich mit ihnen allda und war sein aus-und eingang mit grosser gefahr/ angst und sorge und noth. Wie es ihm unter wegens gegangen und mit denen er disputi ret/ faͤllt hier zu lang zu erzehlen. Kuͤrtzlich als er des mannes allzu grosse freyheit und geschwindigkeit hoͤrte/ wolte er allda nicht erscheinen oder sich finden lassen/ sondern saß auff der kammer in seiner mutter hause und wirckte in der stille/ vielleicht aus sor- ge/ sie moͤchten etwas heimliches darunter vor- gebracht haben/ als ich zwar eben nicht weiß/ wie ich wol weiß/ daß er erstlich davon geblie- ben/ wie einen grossen und weiten weg er auch von Straßburg durch noͤthigung Johann Matthysen kom̃en war um eines traums wil- len/ den er gehabt hatte nemlich/ daß alle die da versamlet waͤren/ derer wol 20. oder 25. waren/ solten umkommen oder gefangen werden. Und das war die Ursache/ warum er davon blieb. Als nun D. J. endlich erschienen/ ist alles uͤ- ber ihn hergefahren/ denn die aus Engelland meynten/ wenn dieser mann D. J. nicht da ge- west waͤre/ wolten sie mit den andern wol rath gefunden/ sie uͤbertaubet und beredet haben. Jedennoch (wie wol sie solches ihm in ruͤcken nachsagten) schieden sie nicht voneinander/ deñ der mann D. J. wolte/ sie solten friedlich von- einander gehen/ ohne schelten/ laͤstern und schmaͤhen/ bruͤderlich handeln und jeder von gantzen hertzen bitten/ daß wer in etlichen arti- ckeln unrecht oder einen mißverstand haͤtte/ mans angebe und besehe/ nicht aber einander mit verhassten unbruͤderlichen worten schelten und belegen/ sondern mit feinem bescheid/ wel- chem sie endlich zustimmeten. Aber niemand wolte die handschrifft schreiben/ welche man an statt eines zeugnisses auffweisen und rechtmaͤs- sig wissen koͤnte wie es waͤre verglichen wor- den/ dasselbe muste nun David (dieweil er der juͤngsten einer unter allen war) auch thun/ und sehet es war so geschrieben/ daß sie es alle ein- muͤthiglich annahmen und damit voneinander zogen. Aber sie hieltens/ leyder! nicht/ als es versprochenwar. Nach diesem ist derselbe mann David immer weiter und weiter gar ernstlich (als Gott be- kandt ist) fortgefahren/ und sein geist immer bruͤnstiger und in seinem glauben taͤglich mehr und mehr eileuchtet worden/ wiewol zu der zeit bey Fauten ein grosse verfolgung und scharffe Inquisition war/ darinn die die bangigkeit so groß wurde/ daß man nirgends ein winckelgen/ wie viel er auch drum geben wolte/ finden kon- te sich zu verbergen/ darum konte er zuweilen kaum 2. oder 3. tage an einem orthe) zuweilen zwar mehr seyn/ also daß er in dieser versuchung viel elendes erfuhr/ welches nicht alles zu be- schreiben. Alle tage muste er sein leben in der hand tragen/ weil er bey vielen offenbahr war. Aber Gott erhielt ihm beym leben und errette- te ihn aus der stadt bey hellem tage/ ob man gleich die thore noch so scharff bewachte. Denn er war in einen korb als ein hund gesteckt und mit andern fellen und lappen uͤberdeckt uñ noch einer (ein lieber knecht) in einem sacke also in ei- nen kleinen kahn von eine hohen orte niederge- lassen und alsobald weggefuͤhret. Viel dings nun begegnete ihnen unterwegens/ denn sie waͤ- ren bey nahe allebeyde ertruncken und auch ein- mal heraus gefallen/ wo nicht frembde leute den korb und den sack erhaschet haͤtten/ aber weil sie noch bey Fauten waren/ war es unnoͤthig zu erzehlen. Also kam er etliche tage zuvor ehe es brandte/ aus der stadt/ da er endlich auch von dannen muste um der angst und sorge willen/ die den leuten auff dem halse lag/ und fuhr an einen andern ort. Als er nun nicht lange da- selbst gewesen/ ward er sehr hertzlich in ein staͤdt- lein entboten/ daß er doch dahin kommen wol- te/ er solte willkommen seyn. Diß muste so ge- schehen/ denn weil er selb ander war/ mochten sie ihm nicht gern beherbergen/ weil auch keine schlaffstaͤtte da war. Also gieng er die gantze nacht mit grosser verdrießlichkeit zu fuß fort/ nachdem er von seinem weibe und kindern ab- schied genommen/ welches schon oͤffters so jaͤm- merlich geschehen war/ daß es Gott im himmel/ ja einen steinern hertze haͤtte erbarmen muͤs- sen. Als er nun an einen ufer kam/ allwo ein schiff bereit stund/ nahm er von denen/ die ihn begleitet hatten/ freundlichen abschied/ und tratt heimlich ins schiff/ doch aber mit frembden schif- fern und fuhr dahin/ wo er hin wolte. Als er nun allda des tages ankam/ musten sie ihn in ein klein foͤrder kaͤmmerlein des schiffs den gantzen tag unter allen schiffen/ die da lagen/ so still le- gen/ das niemand was davon wuste. Jn der nacht ungefehr um 8. oder 9. uhr/ als es dunckel war/ kam ein alter vatter/ der solte ihn herauß- lassen/ und das schloß im dunckelen stille auff- machen mit einen krummen bohrer/ daruͤber er viel zeit zubrachte/ daß er auch allen muth auff- gab und wolt es stehen lassen/ endlich gabs GOtt daß ers noch auffkriegte/ und gieng her- aus und wurden eingelassen und mit freuden von einem gottsfuͤrchtigẽ hertzen empfangẽ/ all- wo die taffel gedeckt und die speise bereit war/ uñ war wol um 10. uhr oder weiter ehe die mahl- zeit angieng. Als er nun da war/ ward er auff man- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. mancherley weise versucht/ und muste sich oͤff- ters (wenn sie uͤberfallen wurden) bey den leu- ten gantz still/ als wann er hinter einem vor- hang stuͤnde/ halten oder verbergen/ und aller- hand pillen verschlucken/ was ihm mannichmal begegnete. Woruͤber (und was der dinge mehr seyn mochten) er sich aber in seinem Gotte freuete und dachte: Wolan HErr/ das bistu und weist/ daß es um deinet willen geschicht/ und war ihm also eine freude/ wenn er das so bedachte. Hier empfieng er viel verstand aus der schrifft und herrliche traͤume mehr denn sei- ne mitgenossen/ die sehr wunderlich zu erzeh- len waren/ ihm wurde die schrifft in seinem traum ausgelegt und die spruͤche so erklaͤret/ daß er alle dinge dagegen gantz gering achtete. Jhrer waren 2. junge maͤnner und 2. junge frauen/ die eine war verheyrathet/ aber die andere nicht/ miteinander im hause/ und zuwei- len ein alt-vatter/ welcher aus-und eingieng/ daß also der teuffel und sathan diesen maͤnnern je zuweilen grosse quaal anthaͤt/ aber sie baten allezeit tag und nacht zu dem HErrn/ daß der sathan seinen willen nicht haben moͤchte/ denn der HErr war mit ihnen/ und es geschaht/ daß D. J. die eine sonderlich aus diesem grunde lieb gewann/ und dieselbe hinwieder auch ihn um seines H. Geistes/ weißheit/ erkaͤnntnuͤß und verstandes willen/ die sie in ihm sahe. Denn da gieng nichts vor/ noch aus ihren munde noch in ihres hertzens-grund/ als goͤttliche furcht/ ihres glaubens bekaͤndtnuͤß und heilige dinge; Kam einem oder dem andern ein boͤser gedan- cke oder gesichte vor/ so beteten sie hertzlich/ und uͤberwandten durch die gnade Gottes ihren peiniger/ so |daß sie unbefleckt von einander scheideten in grosser wahrer bruͤder-liebe. Sie/ die liebe frau wuste GOtt nicht gnugsam uͤber des mannes gaben zu preisen/ und war von ih- rem manne wol in die 2. jahr. Derselbe/ wie er nun roh und wuͤst im leben war/ kam eins- mals unvermuthet nach hause/ sie nun von sol- chen sinn (welches mir damals unbewust) wol- te bey ihm nicht seyn/ sintemal sie von seinem abfaͤlligen wesen gehoͤret hatte/ und gieng ohne rath und willen der andern aus dem hause/ und wolte sein ruchloses leben durchaus nicht leiden und nicht mit ihm reden/ was sie auch nur dazu sagten. Als das geschach/ waͤren sie auch lieber davon gewest/ als dargeblieben/ weil sie hoͤrten/ daß er einen solchen tollen kopff hat- te und boͤses dencken moͤchte/ daß/ so er sie und die maͤnner nicht zu hause fuͤnde/ er ihnen einig leid oder schaden zufuͤgen moͤchte/ summa/ sie mustens auff ihren Gott wagen; Er kam und redete noch mit ihnen/ war wuͤste und wild von ansehen/ wie man leicht dencken kan/ er thaͤt endlich den leuten nichts/ sondern klagte uͤber seine frau/ daß sie eigensinnig und ihm nicht unterthan seyn wolte nach seinem willen. Sie entschuldigten sich aber/ wie sie sie gerne gehal- ten haͤtten/ sie haͤtte aber nicht gewolt. Nach 6. oder 8. tagen fuhr er wieder ohne zanck nach Engeland zu/ aber er hatte leyder! gar uͤbel von dem manne Dav. Jar. geredet/ als wenn er ihm sein weib enthalten und bey ihr geschlaffen haͤt- te. Aber GOtt ist zeuge/ daß er als das klein- ste kind auff erden rein von ihr und sie von ihm geblieben/ dennoch gieng der ruff aus von ihm unter den bruͤdern/ doch aber ingeheim/ davon aber David noch sie was wusten. Nach diesen kamẽ 2. oder 3. bruͤder aus En- geland zu ihm/ welche vieles mit ihm in demsel- ben hause/ dahin er wieder kommen war/ rede- ten von dieser sache/ denen er gar guͤtlichen be- scheid gab/ und betetẽ miteinandet zum HErrn und scheideten also davon. Nach etlichen ta- gen wars zeit/ daß diese 2. maͤnner (vermuth- lich durch einen beruff) weg musten/ assen also denselben abend noch miteinander und darauff nahmen sie abschied in aller freundlichkeit und fuhren also mit D. J. des nachts uͤber/ und als sie ungefaͤhr des nachts um 2. Uhr ans land ka- men/ dingeten sie einen wagen/ der sie nach der stadtfuͤhrte uñ vor 4. uhren vor die pforte brin- gen solte/ aber es war wol fuͤnffe/ also daß jeder- man auff war und stunden vor den pforten und thuͤren mit vielen wagen und kannten ihn. A- ber er rieff seinen GOtt an und bat ihn/ daß er ihm da durch helffen wolte. Darauff stieg er gutes muths von dem wagen und gieng vor al- ler augen vorbey und wurden von der stadt-wa- che mit den handschuhen an den halß geschla- gen/ und wagten also (weils so seyn muste) ih- rer beyder lebẽ/ aber niemand merckte sonderlich drauff/ als ein einiger mañ/ ders aber verborgen hielt/ darum ihm nichts boͤses wiederfuhr vom HErrn/ also giengen sie eine gute weile inwen- dig an der maure vor vielen leuten vorbey und kamen in das hauß/ da sie seyn wolten. Als sie nun lange in demselben gewest/ giengen sie in ein anders; Unterweilen war erim gemuͤth recht getrost und im glauben recht hertzhafft/ weil er allezeit sein angesicht und vertrauen zu dem HErrn wendete/ daß endlich des man- nes gemuͤth so feurig ward/ daß er selbst nacht und tag damit bekuͤmmert sich selbst uͤber sein wesen verwunderte und wuste gantz nicht wie oder was er betete/ weder um diß noch das/ wie doch viele zu seiner zeit gethan/ diß und jenes zu bekommen oder zu seyn. Sondern er bat nur um ein hertze/ sag ich/ das mit lauter liebe moͤchte feste an seinen Gott geknuͤpffet seyn und von allen sorgen frey wer- den/ nemlich frey von aller muͤhe/ last/ peinlig- keit und unlust oder mattigkeiten. Denn er wuste/ weil das hertz mit lauter lieb umgeben waͤre/ wuͤrde es keiner anspornung/ ruthe oder zuͤchtigung beduͤrffen/ sich Gotte zu ergeben/ sondeꝛn selbst dazu geneigt und nicht abzuziehen seyn. Er machte zu der zeit ein lied/ daß hieß: Unsre haͤnde wir mit unschuld waschen; Aus dem grund/ daß nie mand dasselbe frey sin- gen solte/ er waͤre dann eines recht auffrichtigen und gutwilligen hertzens. Denn es verdroß ihn/ daß ein jeglicher die geistlichen lieder mit einem fleischlichen unbußfertigen hertzen sunge/ das ihm doch nicht ziemete/ dacht und sprach daher/ was gilts/ ich wils so machen/ daß ihnen dasselbe eben nicht geluͤsten soll mit allzu suͤsser uͤbereinstimmung zu singen. Von dar nun kamen sie in seiner mutter hauß zu seinem weib und kindern/ der andere hieß Anthon/ ein gar lieber gehorsamer knecht/ der gieng auch in ein hauß zu seiner frauen. Hierauff geschahe es bey Faute/ daß er aus dem hause muste/ allwo er sein werck treiben wolte/ denn die noth trang ihn dazu/ weil er von solchen hertzen war/ daß er Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. er nichts klagen und niemand/ ja seine eigene mutter nicht beschweren wolte. Darum wol- te ihm die arbeit schwer fallen in solchen goͤtt- lich bekuͤmmerten hertzen mit solcher arbeit um- zugehen. Er seufftzete/ bat und flehete auff mancherley weise/ daß er auch einsmal zu ei- nem/ an dem er zweiffelte/ daß er nicht wol fortgienge/ sprach: Sehet zu/ daß ihr ei- let/ die zeit wahrzunehmen und fortge- het (nemlich in der wiedergebuhrt) ich moͤchte euch aus den augen kommen/ daß ob ich euch gleich weiter zuredete oder zurieff/ ihr mich nicht wuͤrdet hoͤ- ren noch verstehen koͤnnen. Aber einige sa- hen wol/ daß sein hertze solches lauterlich aus ei- nen eifer sprach/ darum nahmen sie es wol auff. Als diß also vorbey war/ bekam er am ersten ein einsehen in das wort/ Gott genannt/ wie alle menschen den heiligen namen Gottes des tages uͤber so liederlich uñ leichtfertig im munde fuͤh- retẽ/ dabey schwuren/ sungen/ sprachen uñ fluch- tẽ wie sie wolten/ uñ dabey ihnen zu sagen/ was vor grosse straffe daruͤber außgesprochen waͤre. Dis fiel ihm nun so schwer/ daß er an alle seine bekandten schrieb/ sie solten doch den grossen heiligen namen Gottes bedencken/ und den grossen heiligen namen nicht so unvorsichtig und unbedachtsam in den mund nehmen/ oder sie wuͤrden nach seinen worten nicht ungestrafft davon kommen/ wie geschrieben stuͤnde/ mey- neten auch/ daß das wort/ HErr/ weil es zu den Menschen so viel gebraucht wurde/ sich nicht so wol schickte/ als das wort/ GOtt/ ob gleich so viel davon geschrieben und die straffe den uͤbertrettern gedrohet ist. Darum vermah- nete er/ sie wolten doch den namen nicht mehr so leichtfertig brauchen weder in reden noch in schreiben; denn man koͤnte ihn wol nennen/ sprach er/ aber in heiliger andacht/ und solte sich fuͤrchten einen solchen grossen GOtt in sol- cher leichtfertigkeit zu nennen; daruͤber etliche zanckten/ daß das wort HErr so viel als Gott bedeute/ und verwarffen den Geist/ den sie nicht kannten/ und ihm nicht wol druͤber gan- gen ist/ wie ich gewiß weiß; Dem manne aber D. J. ward von diesen namen durch ihre leicht- fertigkeit und schmaͤhen nach der zeit mehr be- richt/ verstand/ freyheit und erkaͤntnuͤß eroͤffnet und vor vielen gegeben. Und diß ist ihm als einen heranwachsenden kinde und zunehmen- den manne recht in der erfahrung begegnet/ welches wenige einsehen/ wie ihm zu der zeit frey war/ was ihm vorhero nicht zukam/ wie man das an einem kinde/ juͤngling und manne schrifftlich erkennen kan/ daß das kind mit wei- cher/ der mann aber mit starcker speise muß ge- nehret werden. Da ich ein kind war/ spricht Paulus/ redete ich und thaͤt wie ein kind/ und hatte einen kindischen begriff/ da ich aber ein mann war/ legte ich ab/ was kindisch war. Und als der eifer in dem manne nicht geloͤ- schet war/ sondern mit bitten und flehen uͤber sich selbst anhielt/ auch um Christi art/ Geist und krafft hertzlich bat/ ist er auff eine zeit vor 2. oder 3. liechtern/ dabey er allzeit saß uñ arbeite- te/ recht gegangen kom̃en sich niederzusetzẽ/ dar- uͤber er still hielt/ und aus sich selbst stehende ver- zuͤcket worden/ daß er nicht wuste ob er lebend oder tod/ oder als ein mensch im gesichte von aussen anzusehen war/ denn er wuste gar nichts davon/ wie lange als es geschach/ er gestanden hatte/ er haͤtte denn muͤssen auff die uhr ge- mercket haben. Als nun solches auff diese wei- se geschach/ sahe er ein groß getuͤmmel und ru- mor auff erden und ein saͤmptiches zusammen- lauffen und niederfallen der Herren und Fuͤr- sten und aller grossen und gewaltigen geistliche und weltliche mit schrecklicher furcht/ und das aus furcht vor kleinen und einfaͤltigen kindern/ und dis geschach ploͤtzlich in seinem gesichte und so warhafftig und wunderlich/ daß es in Ef- fect nicht zubeschreiben ist. Als dis gesichte vor- bey war/ sah er bald drauff rund um sich her/ als wenn die waͤnde um und um voll nacketer weiber und maͤnner waͤren/ aber im gesichte war es ihm nichts als allerley gestalten und staͤnde der weiber/ und er rieff: HErr/ HErr/ ich mags wol alles sehen/ und das darum/ weil das gesichte vor sich seinen verstand hatte und er gleich gewust und verstanden/ warum es ge- schehen/ nemlich/ daß seine augen so rein und sauber seyn muͤsten/ daß er sich an keinerley ge- schaffenen wercke Gottes aͤrgern oder verunrei- nigen muͤste. Darauff als er erwachet oder zu sich selbst gekommen/ war er so muͤde/ als wenn er in die 2. meile gelauffen waͤre/ so sehr schnau- bete er von muͤdigkeit/ und ergriff alsobald fe- der und dinte mit beyden haͤnden ergriffen und schrieb noch stehende: Fahrer weg alle fleischliche gedancken/ ihr seyd der tod und nehmet einem das leben weg und verunreiniget/ was heilig und gut ist. Werdet blind ihr menschen der suͤnden/ nicht zwar an den augen auswendig/ sondern die begierliche lust muß weg/ und nicht mehr dadurch gesehen wer- den. Verstehet das/ verstehet das und habt acht drauff/ ja habt wol acht drauff/ alle schalckheiten muͤssen weg/ aller betrug und unflath und die finster- nissen/ d. i. was Gott nicht geschaffen/ sondern der teuffel gesaͤet hat und lassen auffwachsen/ das muß hinaus/ hinaus/ hinaus! Sehet zu/ sehet zu/ wisset/ was ich euch sage und kostet von dieser frucht und werdet gesund und lobet den Herrn/ werdet sehend/ werdet sehend/ werdet se- hend durch den wahren menschen/ seine augen/ seine augen/ seine augen sind liecht/ liecht/ liecht/ und keine finsterniß ist in ihm/ nicht in ihm/ sehet zu/ daß ihrs eilend thut/ eilend thut/ versaͤu- met euch selbst nicht/ sehet zu/ sehet zu: Werdet ein kindlein/ ein kindlein/ ein kindlein ohne galle/ ohne schalckheit/ simpel/ simpel in euren augen/ schlecht und recht/ schlecht und recht: geist/ geist/ geist/ ohne fleisch/ d. i. ohne suͤn- de/ ohne flecken oder runtzel/ unschuldig/ unschuldig als laͤmmergen/ gebt acht drauff/ nehmet wahr des Engels des liechts und der warheiten Gottes. Aus dem munde von oben wird dis durch den H. Geist gesprochen/ glaubt/ glaubt/ glaubt und vollbringets und lobet den HErren/ lobet Amen. Brechet nun durch und kommt an den tag ihr kin- A. K. H. Vierdter Theil. F f f der Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. der des lichts/ des Geistes und der warheit/ komm nun hervor du reich Gottes mit krafft; Hierinn muß die welt untergehen und ihre herrlichkeit wird ausgeloͤschet/ das ist gewiß und es sol also geschehẽ/ sonst haͤtte mein mund gelogen und nicht durch den HErrn gesprochen/ wenn es nicht also geschehe. Habt acht drauff. Wenn es also stehet mit den kindern Gottes/ die ihre glori- oͤse herrliche freyheit werden einnehmen oder empfangen muͤssen zu ihrer zeit/ wenn sie alle bequaͤm und die liebste außerlesene blume Jacobs sind. Merckt wol drauff. Hier mag Cantica Cantico- rum, oder das hohe lied Salomonis mit sothanigen Geist erst recht gesungen und aus gesprochen werden. Habt acht drauff. Hierinn wird allen voͤlckern die huͤlle oder das kleid (damit ihre augen bede- cket sind) abgenommen werden und der tod wird damit auffgehaben seyn Hier- inn ist die reinigung/ in welcher/ verste- het/ alle dinge rein/ frey/ heilig und gut sind. Nehmt es zu hertzen/ und wartet darauff/ ob nicht hier das ewige licht/ das ewige leben/ die ewige ruhe/ die ewige freude und froͤlichkeit oh- ne verletzung/ ohne schmertzen/ ohne leyd und ohne geschrey ist/ denn der tod wird hiea vollkommentlich verschlun- gen werden. Verstehet/ ja habt wol acht drauff. Brennet nun/ ja flammet und flackert in die hoͤhe/ ihr feurige kin- der/ in lauteer liebe/ und krieget hirsch- fuͤsse/ ja seyd und thut nichts anders. Habt acht drauff/ und nehmt das was euch gesagt ist/ gantz wol in acht/ denn diß ist ein schnell lauffender geschwin- der freudiger bote/ empfanget ihn in dem namen des jenigen/ der ihn sendet und dancket dem Herrn durch ihm oder in ihm/ thut also/ denn er kom̃t euch zu warnen vor dem feuer der veꝛsuchung/ das uͤber die gantze welt kommen wird. Merckt wol auff. Ach daß ich nun wircken muß/ das faͤllt mir verdrießlich/ HErr wie lange/ wie lan- ge HErr sol es waͤhren? Nur hoffe/ nicht lange. HErr HErr/ laß mich/ laß mich/ laß mich meine lust/ meine lust se- hen/ sehen/ sehen an deinem heiligen und an meinen hause. Sehet/ dis alles schrieb der mann/ und wol 3. 4. oder 5 mal sprach er als gejagt manch wort/ ehe ers mit der feder verfassen konte. Als dis geschrieben war/ kam ihm ein gesicht lieds-weise vor/ welches er mit geschwinder hand schnell hintereinander schrieb/ auff die me- lodie: Eine feste burg ist unser Gott/ also lau- tende: Mein ohren haben von oben ge- hoͤrt: Mein augen haben von fern ge- sehen. Die unschuld verstehet das wort: Jn den Schaafen Christi schnelle be- schaut/ die als huͤpffende kom̃en schlecht/ alle auffrichtig: Ohne schalckheit sie simpel seyn/ als taͤublein ohne mackel fein: Ohne schaam oder einig verstell- ten geist/ eben als Adam und Eva erst waren. Lest. Hierdurch bekam er einen ein- faͤltigen ruhigen geist/ daß er dachte/ er waͤre von aller phantasie oder bekuͤmmerniß loß we- gen seiner frauen/ daß sie nach seinen tode kei- nen andern mann nehmen koͤnte und dauchte ihm/ als sehe ers immer unveraͤnderlich mit au- gen/ und was er da bekommen/ dauchte ihm ein weit groͤssere gabe zu seyn als 100. tausend guͤlden; Empfieng darneben auch einen frey- muͤthigen getrosten geist/ als waͤre er damit al- ler muͤhe/ angst/ sorge uud ansehen der welt loß/ ledig und frey worden/ und derselbe glantz blieb in einen neuem froͤlichen schein stets bey ihm. Mit diesem geist ist er zu einen bruder gegan- gen/ der sich seiner verwunderte und dachte/ was ihm moͤchte begegnet seyn/ daß er so freu- dig und froͤliches geistes/ hertzens/ sinnes und gemuͤthes in so trauriger zeit war/ denn er war sonst ein sehr schamhaffter mann und vorhin nicht stoltz gewest/ damals aber so freymuͤthig. Dieser bruder noͤthigte den D. J. zu essen/ als sie eben zu tische sassen und sprach: Jß doch und scheue dich nicht/ denn er meynete/ er thaͤt es seiner frauen halben/ der er sonst unbekannt war. Aber D. J. antwortete ihm und sagte: Mein bruder/ ich habe mich nun so lan- ge zeit vor jederman gescheuet/ aber nun scheue ich mich nicht/ wenns schon Kaͤy- ser und Koͤnige waͤren/ lasset sie sich vor mir schaͤmen/ ich habs ihrenthalben nicht noͤthig; Und fuͤhrte dabey solche reden/ wie daß ihnen kein ding frey waͤre vor Gott/ biß sie einigkeit/ freundschafft und friede mit ihm gemacht haͤtten/ davon er eine gewisse veꝛsicherung in seinen gemuͤth oder gewissẽ em- pfangen haͤtte. Als er von dannen gieng/ ward er auff den soͤller zu schlaffen gebracht/ unter ein schlecht gedeckt dach/ und in ein ungewaͤrmtes und nach seiner nothdurfft gar leichtes bereite- tes bette gelegt/ also daß/ wenn GOtt ihn des nachts nicht mit einer andern waͤrme von in- nen versehen haͤtte/ so haͤtte er wegen der gros- sen kaͤlte die pein im leibe nicht ausstehen koͤn- nen. Aber er war gantz zu frieden und unbe- kuͤmmert der unglaublichen begebenheiten hal- ben/ daß man sich auch der seeligkeit seines geistes und unargen gedancken verwundern muß. Es daurte ungefaͤhr 3. monate/ daß der glantz immer im angefichte vor augen blieb und sein gemuͤth war gleich einem kindlein/ das nichts arges oder schalckhafftes dencket/ und ob er schon auswendig noch so viel schalckhaffte und fleischliche dinge gesehen hatte/ so bekuͤm- mert oder erweckte es ihm doch nicht zur wol- lust. Jedennoch gewann er in demselben geist und wesen einen sohn/ genannt Gideon- Von welchen er uͤber ein jahr oder andert hal- ben das kind in einem gesichte kriegte/ und ließ sich sehen in einem langen seidenen rock/ als wenns groß vor dem HErren und sonderlich nach der weise Samuels solte erzogen werden. Aber er ließ es mit andern dingen so/ wiewol es ihm der verwunderung halben in dem sinne blieb. Jn und mit diesem neuen geist schrieb er einen schrifftlichen entwurff mit halben worten und Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. und siñen uñ also mit grosser eil und geschwin- digkeit/ als ers vom Geiste empfangen und ihm alle dinge in ihrer vollkom̃enheit zu der zeit wei- ter einzusehen und zu schreiben gegeben war/ uñ schrieb es auff Lombardische felle in groͤstem for- mat/ worinn noch viel andere dinge mehr ent- halten als das ausgegebene in sich hatte und kuͤrtzlich verfasset war/ weil sie nicht alle gedruckt wurden um der unerhoͤrten dinge willen; Doch ist das buͤchlein gedruckt und etliche din- ge ausgelassen worden/ wie es der drucker be- gehrt/ der solches nicht verstanden oder erkannt hat. Jn diesen geist schrieb er auch 3. brieffe/ ei- nen in Engelland/ den andern in Teutschland/ nach Straßburg und den dritten nach Frieß- land ins Westphalische land und die musten in seinem namen eingehaͤndiget werden/ und solte er sie auch selbst zu fuß hinbracht haben/ aber es geschahe/ daß er sie durch andere schickte. Denn in dem brieff nach Engelland kam zuletzt/ als er gantz geschrieben und schier aus war/ un- ter andern etwas/ das David sehr frembd vor- kam/ wiewol es aus der feder geflossen und ge- schrieben war/ ehe es vollkommen eingesehen worden/ also lautende: Geschencke und gaben wird man euch noch zubringen. Da es nun al- so geschrieben war/ wolte er sich vor den bruͤ- dern schaͤmen/ was sie daraus dencken moͤch- ten/ weil etliche denen von Muͤnster nachrede- ten/ daß sie in ander leute guͤter wolten fallen/ ob D. J. auch auffgewacht und solches mit im sinn haͤtte/ wovon sein hertz doch weit gewesen und immerfort in ewigkeit davon geblieben ist. Er kratzte es wieder aus/ durffte aber so stoltz nicht seyn es also zu lassen/ sondern muste es wieder schreiben/ so kraͤfftig ward er innerlich dazu getrieben/ denn es dauchte ihm so frembd als der Sara/ daß sie einen sohn solte haben/ man mags glauben oder nicht. Jn dieser zeit erfuhr er viel wunder von in- nerlichen traͤumen/ gesichten und andern visio- nen/ ja den gantzen tag durch hoͤrte oder sahe man anders nicht von ihm als des HErren wort und Geist wozu es nemlich noch kommen muͤste/ ehe es alles recht nach Gottes hertz/ sinn und gemuͤthe waͤre; Es kam ihm auch endlich augenscheinlich nach dem Geist und fuͤhlete die krafft in effect, daß er von allen fleisch einen vollkommenen Abschied an den sinnen des her- tzens nehmen muste/ denn in der zeit wolte Gott alle dinge nach ihm und in ihm verneuen. Das schalcks-auge/ fleischliche gedancken oder was vor suͤndliche luͤste es nur waren/ muste alles weg/ und derselbe geist trieb ihn im hertzen so starck an/ daß er je zuweilen auff dem soͤller vor mattigkeit niedergefallen lag und gantz zusam- men gekruͤmmet war vor furcht und schrecken des strengen richters/ ehe er diß befindlicher und empfindlicher weise im hertzen alles freywillig uͤber geben konte/ also daß er in einem augen- blick in der krafft des hertzens als ein tod-ster- bender niederfiel/ eben als obs aͤusserlich gesche- hen waͤre. Und doch war es nicht als in ge- dancken und gemuͤthe allein dem sinn und wil- len Gottes an ihm beyzustimmen/ und dassel- be hatte so viel in sich/ daß es von gantzer seelen- und hertzens-grund muste ewiglich gemeynet seyn. Und sehet/ das gebet hoͤrte nimmermehr auff/ so kam ihm auch dis und jenes schones in dem HErrn vor/ daß er nun forthin wol zuse- hen solte/ daß er sich von diesen abgeschiedenen sinn nicht wieder solte bewegen noch in eine fleischliche liebe oder gesichte ziehen lassen/ son- dern muͤste sich vergeistern oder vergoͤttern las- sen/ und sich untersuchen und sehen/ obs mit ihm so waͤre und er mit dem sinn in dem geiste der einfaͤltigkeit und reinigkeit des hertzens bliebe. Summa er wurde gantz auß allem schal- cken oder fleischlichen gesichte gezogen/ wie ein kindlein von seinem willen und gemuͤthe abge- kehret und gelehret wird/ in empfindlicher weise wieder zu dem ersten wunderlichen ge- sichte zu kommen. Denn es gab und zeigete ihm zu erkennen/ daß in dem reiche Gottes nichts unreines wuͤrde dauren oder bleiben koͤnnen/ daß auch deß menschen hertze muͤsse gantz lauter/ einfaͤltig und unschalckhafftig seyn/ deßwegen er sich auch selbst oͤffters zu untersuchen/ und zu pruͤffen haͤtte/ ob er auch in dem sinn und willen gruͤndlich stuͤnde/ daß also hierauß eine gefahr schiene/ desselben zu mangeln/ und das hertze tapffer muͤsse ange- fochten und bestuͤrmet werden/ ehe es gantz rein und lauter koͤnte erscheinen. Darauff deñ sein glaube und seine liebe auffs allerstaͤrckste versuchet wurden/ deñ der HErr hatte ihn erst- lich wol vaͤtterlich angenom̃en/ aber er setzte ihn hernach nicht so sanffte ohne gefuͤhl sein selbst nieder/ wiewol er ihm doch dabey maͤchtige grosse thaten zeigete/ und durch unglaubliche dinge gefuͤhret hat/ die uͤber alle natur in der welt je geschehen sind/ welche nicht zu er- zehlen. Jn warheit/ wenn solches von dem HErrn befoͤrdert worden waͤre/ so weiß ich/ (als der ichs alles aus seinem eigenen munde gehoͤrt/ erkannt und diß geschrieben) wol/ daß dasselbe keinem menschen moͤglich gewest waͤ- re. Jch mag mit Paulo hier wol sagen/ daß fleisch und blut dazu viel zu untuͤchtig/ und menschlichen gedancken zu schwach es zu tra- gen. Er stund allewege in einer hertzlichen be- gierde zu Gott gekehret mit beten/ drang auch ohne unterlaß auß allen seinen kraͤfften und vermoͤgen der seelen in Gott ein/ und lebete so maͤssig/ daß er gantz ohnmaͤchtig und matt am leibe war/ nicht allein umb der speise willen/ sondern umb seines eifrigen hertzens willen/ das gantz weg und zu nichte verzehret war. Er sahe sein eigen hertz in einem bedencken oder innerlichen gesichte/ als einen außgezehr- ten fisch/ der einen andern fisch in sich hat/ und Gott ermahnete ihn in seinem gemuͤthe/ er sol- te etwas ruhen in der creatur/ und essen und trincken was ihm wol schmeckte und geluͤstete zur nahrung und erhaltung/ da es ihm doch alles frey war/ und sehet/ er muste es thun/ die noth zwang ihn dazu. Man richtete ihm et- was zu mit kraut das hertze zu staͤrcken/ und wartete ihm etwas besser/ und holte ihm zu- weilen einen trunck wein; sonst haͤtte er sich lieber allen menschlichen dingen wollen entzie- hen/ denn Gott gab licht und verstand zu er- kennen was es war/ worauff er sahe/ und haͤtte sich gern mit gruͤn kraut vergnuͤgen lassen/ wie er sich denn auch eine zeitlang nur mit sallat speißte/ aber leider! seine natur A. K. H. Vierdter Theil. F f f 2 konts Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. konts nicht ausfuͤhren/ sondern muste es stehen lassen und maͤssiglich essen wie ein anderer mensch/ also/ daß er wieder gantz lebendig war: Seinem gemuͤthe nach aber stund er gantz ge- lassen/ wie und was GOtt wolte/ zu essen oder zu fasten/ zu schlaffen oder zu wachen/ und mer- ckete nur immer auffs inwendige/ und unter- ließ daß essen oͤffters/ so daß er mit der zeit so we- nig aß/ daß sein magen und daͤrmer gantz ver- wehnet und ihm der hunger gantz vergangen war/ und darnach mit macht/ mehr als er ver- langte/ essen muste wider seinen danck; Und was er in solchen absterben thaͤte/ dazu ward er heimlich gezwungen/ dasselbe vor Gott ohne jemands auffsehen oder wissen zu thun/ daß ihm auch eine gute probe und gefuͤhl sein selbst war. Was er alles tag und nacht zur abster- bung thaͤte/ ist nicht wol nacheinander zu be- schreiben/ als zum exempel die casteyung seines alten leb ens und wesens/ sein bitten/ flehen und seufftzen uͤber sein voriges leben und zeit seiner jugend/ welches ihm gantz in untersuchung vorgestellet war/ must es auch nach alle seinen wissen und erkennen von anfang bekennen/ und was nur geschehen war/ das must alles hervor; Da entstund nun ein verachtung sein selbst und war ihm alles eins/ und kehrte sich an nichts/ was der welt seyn mochte/ son- dern eine gaͤntzliche abscheidungen in den siñen von allen dingen und seines eigenen willens/ das war allein seine zuflucht. Er fragte nach nichts/ er mochte essen/ trin- cken/ sitzen/ gehen/ stehen/ liegen/ schlaffen oder auffstehen/ allzeit war ihm des HErren wort seinen weg und angeben zu befoͤrdern vor au- gen. Er lag wol eine gantze Nacht uͤber ohne schlaff und gemeiniglich biß um 1. uhr imme in goͤttlichen gedancken und bekuͤmmernuͤssen auch dann und wann mit freuden und suͤssen geschmack/ wiewol es auch mit bitterkeit ver- menget war. Erstlich geschah es mit muͤhe/ den HErrn in sein gedaͤchtnuͤß zu bringen/ deñ es gieng nicht ein augenblick vorbey (daß ich also reden muß) es kamen menschliche/ weltliche oder fleischliche/ ja unnuͤtze garstige heßliche ge- dancken vor seine augen/ welche er alle von sich schmeissen und aus den sinn lassen/ verwehren/ wegern und nicht wollen muste/ denn er wuste/ daß er die eitelen uͤbungen fahren lassen und den gantzen tag wieder diese anfechtungen strei- ten/ und sich selber uͤberwinden/ oder uͤber sich selbstkommen muste/ daß ohne muͤhe und an- stoß der sinnen nicht zugehen konte. Doch war es ihm zu der zeit keine kleine bekuͤmmer- nuͤs/ erst in sich selbst empfindlich und gefuͤh- lich zukommen/ ehe er konte ausgehen/ ja ich wil euch das sagen/ wenn ihn Gott nicht selbst bey der hand erhalten uñ fortgefuͤhret so haͤtte/ er in den anfechtungen (als sie erst anfiengen) nicht bestehen moͤgen. Aber der HErr thaͤt ihm durch seinen Geist erst alle die wege kund/ durch die er gehen und ausdulden muͤste/ und nahm seiner allzeit wahr. Und wiewol er durch goͤttliche andacht und seines Geistes innerliche arbeit (welche er mannigfaltig an den mancher- ley und verschiedenen hertzen ein sahe) einen ver- druß auff seine aͤusserliche arbeit bekam/ und einsmals gewuͤnschet hatte/ sich derselben gar zu entschlagen/ siehe/ so arbeitete er gleichwol fort und fort zu dieser zeit. Aber endlich rieth es ihm der H. Geist nach und nach wol und gab ihm ein/ er solte hinfuͤhro nicht mehr der menschen/ sondern Gottes und seines Christi diener werden; Aber das durffte er nicht vor- nehmenzu entschlagen/ ob es schon noch hart stund/ es allein auff dem glauben zu thun/ und hatte auch viel kostbahre wercke durch seine frau angenommen von denen/ die eine sonderliche lust und gefallen an seinem handwerck hatten/ ja es brachten ihm auch viele von aussen/ die ihn um des evangelii und kunst willen lieb hatten/ viel zu thun an die hand. Hier stack er zwischen zwey waͤnden und son- derlich kam ihm ohn unterlaß die geschicklich- keit der kunst immer mehr vor augen/ als sie je- mal in ihrer schoͤnheit gethan hatte/ ob er schon seine augen davon kehrete und allenthalben zu GOtt bat. Als er aber einst sich wolte nieder- setzen zu arbeiten/ bestund ihm sein hertz im lei- be wie ein feuer sich zu entzuͤnden/ daß er (er mochte wollen oder nicht) muste auffstehen und still halten/ daruͤber er sich selbst sehr verwun- derte. Denn er dachte bey sich selbst/ siehe/ arbeite ich nicht/ o GOtt/ wo wil ich mich und mein hauß ernehren. Aber es kam ihm wieder ein: Laß Gott |sorgen. Hier- auff wolt ers doch nicht so flugs wagen/ deñ er furchte sich/ es moͤchte ein betrug darhinter seyn und die leute wuͤrdens auch nicht wol auffneh- men/ daß er sein wort nicht gehalten haͤtte. Dis waͤhrete nun etliche tage/ nemlich daß die feu- rige hitze von innen allezeit in ihm begonte; Endlich wird er in sich gewahr/ daß ihm der unglaube/ die ehre und sorge der nahrung dru- cken uñ abhalten keinen wahren heiligen dienst des Geistes (darein oder dazu ihn Gott berieff) anzunehmen/ sondern abzuschlagen. Aber als- dann ließ er sich auffrichtig (wie er wol ehe ge- dacht hatte) befinden und ward ermahnet/ er solte lauterlich auff Gott vertrauen/ und nichts auffs kuͤnfftige oder auff jemand sehen/ der ihn versorgen solte/ weil ihm zur selben zeit niemand etwas gegeben oder zugesagt haͤtte/ er kannte auch niemanden. Die jenigen/ so es wol wuͤr- den gethan haben/ die waren weg und entwe- der umbracht oder verjagt/ wiewol (das muß ich ihm nachsagen) er desselben jahrs viel geld mochte bekommen haben von denen die getoͤd- tet wurden/ die es ihm des tages zuvor/ ehe sie gefangen wurden/ verehreten. Aber er verlangte keinen pfennig nicht/ hatte es auch noch nicht noͤthig/ auff die art nahm ers auch nicht/ o sein hertz war viel zu redlich und auffrichtig/ und dennoch ward ihm nachgesagt und belogen/ daß er wol 600. guͤlden davon bracht/ seiner frau 300. zu hauß gelassen und er 300. mitgenommen haͤtte/ welches ihm aber nichts hinderte. Nicht einen pfennig hatte er von jemanden/ sondern verkauffte in der stille etliche guͤter/ nemlich seine und seines weibes kleider oder was sie etwan von kleinodien hat- ten/ damit sie nach Straßburg gezogen und verzehret/ was sie hatten/ beynahe auff 18. fl. das andere verdiente er mit seiner eigenen hand/ daß sie sich also ernehreten; Es ist vor GOtt nicht anders/ sondern also ergangen. Als ein- mal/ da er in dem Haag nach seinem gefaͤng- nis war/ und zur selben zeit eben nicht viel zu arbei- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. arbeiten gab/ als nur von einen raths-herren 2. kostbahre grosse glaͤser unter handen und fast fertig hatte und daruber noch das hitzige fieber kriegte und wol in die 6. oder 8. wochen ohne arbeit und in grosser arbeit und in grosser noth- durfft und seine frau dazu auch im kind-bette war/ wurden ihm von denen/ die seine bruͤder im evangelio waren/ 8. oder 10. fl. gethan/ und das begehrte er nicht als nur gelehnt/ und so bald er koͤnte/ wolte ers wiedergeben. Dar- nach als er wieder gesund worden und bey de- nen/ die es ihm von andern leuten zusammen gebracht und gegeben/ arbeitete/ weiß er auff seinen tod nicht anders/ als daß ers sich hat ab- kuͤrtzen lassen wollen/ welches niemand wider- legen mag/ und was die alte person oder alte frau im hause darzu gethan (weiß nicht obs uͤ- ber 2. fl. gewest) hat er auch abziehen lassen/ wiewol (sagten sie) sie es nicht wieder haben wolten. Und das waren leute/ mit denen er keinen umgang hatte/ und nicht gerne wolte/ daß mans wuͤste und seiner darinn moͤchte ge- dacht werden. Dis ist also geschehen/ und den- noch hat er hernach vernommen/ daß sie es ihm veraͤchtlich nachgeredet/ als die davon sich ruͤh- men wollen; Aber GOtt versetzte es ihnen so/ daß sie bekennen musten/ wie sie darinn miß- handelt. Denn ein solch wesen ist vor Gott greulicher/ als wenn sie biß auff diesen tag in hurerey und buͤberey gelebt haͤtten/ wenn sie den frommen gottsfuͤrchtigen und redlichen her- tzen (den GOtt so lieb hat) zum nachtheil und schande etwas nachreden; Sie moͤchten (das sag ich in der warheit Gottes) lieber einen stein an den halß hencken und ersaͤufft liegen im meer/ das es am tieffsten ist. Auch ists unwiedersprechlich vor Gott/ daß ihm auch einsmals/ als er wieder in die stadt Delfft gekommen/ aufferlegt oder abgefordert worden/ wie viel schoß er vor seine einkunfft ge- ben solte. Und als das vor die bruͤder kam/ ist einere der wol der vornehmste und von groͤsten ansehen war/ zur selben zeit zu den bruͤdern ge- gangen/ und von einem jeglichen eine allmose oder gabe geheischet vor einen ihrer bruͤder/ der es sehr noͤthig beduͤrffte/ und sihe/ er kriegte viel zu der zeit ein: Denn ein jeder merckte es fast wol/ daß es vor den mann David solte/ des we- gen gaben sie sehr reichlich/ weil sie ihn lieb hat- ten oder guͤnstig waren um seines freyen ge- muͤths willen in dem HErren und viel junge liebe kinderlein hatte. Einige fragten: Jsts vor unsern bruder/ Dav. Joris? So sagten sie/ das duͤrfft ihr eben nicht wissen/ gebt ihr nur was euch Gott ins hertze gibt/ es ist alles eins/ wer es kriegt. Dis gieng ihm nun auch nahe/ daß ersolches armuth halben muste thun und sich auch daher um seiner handthierung willen unter die bundgenossen begeben hatte/ welches er auch alles hat uͤberhoͤren muͤssen. Diesen nun vorzukommen und mit warheit zu bezeugen vor GOtt und dem HErrn Christo und an seinem tage gegen jederman zu erscheinen/ der ihm solches nachredet oder aufflegt/ ist mir im sinn kommen auch mit zu papier zu bringen/ der luͤgen zu steuren/ sich/ wer da wil/ dafuͤr zu huͤten/ welche zwar lange uͤber den mann ge- waͤhret/ aber wenig gegen dem HErren zu rech- nen ist/ nemlich er muß jederman (er wil oder wil nicht) schuldig blieben seyn/ da er doch nie- mand was schuldig blieben ist/ weil er viel zu ein auffrichtig schamhafftig und redlich hertze dazu/ hatte das ist eins/ uñ uͤber diß seinen Gott fuͤrchtete/ und nach dem evangelio/ das solches lehret/ als jemand (trotz allen die auff erden sind) von hertzengrunde und gantzer seelen liebe- te/ Gott bleibt sein zeuge/ daß man ihm im ge- gentheil hier und da viele schuldig blieben/ er aber bey alle seinen wissen niemanden etwas/ so er ihnen doch nicht verwiesen. Nun dis ist gewiß also geschehen/ daß auch niemand (er sey in seiner natuͤrlichen art so ver- kehrt als er immer wolle) dran zweiffeln kan. Er ist von GOtt uͤberall geliebt und ihm sein wort vornemlich auffs allerlauterste und wahr- hafftigste anvertrauet worden/ weil er kein falsch verkehrt hartes hertze hatte/ noch was faisches thaͤte oder thun mochte/ sondern war ein mann auserkohren (ich muß es Gott zum preiß sagen) nach dem hertzen Gottes/ wie Da- vid der Koͤnig/ und hieß auch so; Alle auffrich- tigkeit/ warheit und treue suchte er/ liebte friede und barmhertzigkeit/ was gut oder das beste war/ darnach geluͤstete ihm/ den allerheiligsten glauben erwehlete und liebte er und folgte dem- selben nach/ in der hoffnung staͤrckte er sich und in der gedult war sein trost/ sonsten haͤtte er so lange nicht stand halten koͤnnen wider seine be- streiter und verfolger/ denn er von allen men- schen oder fleisch gehasset/ sein name verworf- fen und der allerverachteste/ der nur auff erden seyn mag/ worden ist/ man darff seiner nicht einmal wol gedencken oder ihn nennen/ so gaͤntz- lich ist er bey der welt ausgethan/ weil er ihr in allen entgegen und kein anseher der personen war/ sondern es allein mit der warheit hielte/ da doch keiner der Erden nuͤtzlicher oder keiner so noͤthig die erde wieder zu rechte zu bringen als er war/ weil ihm alle heimlichkeiten oder ge- heimnisse Gottes geoffenbahret/ die neue ge- burt Gottes und den Vatter und Sohn zu er- kenen gegeben waren/ und daß in ihm oder in seinem worte (wie frembd oder fern es auch scheinet und unmuͤglich vor den augen ist) sich alle verneuren oder veraͤndern und sagen lassen solten/ und allerdings auff die bahn muͤsten/ die er vor uns erst gleichsam blinder weise eingegan- gen ist. Man erwarte es zu seiner zeit und be- sehe es/ wem es jetzt unglaublich ist. Dis ist seiner mutter (recht zuvor/ ehe ihn dieser Geist der warheit erleuchtet) durch ein nacht-gesichte gezeiget worden/ nemlich/ wie sie ihn auff einen pferde sitzen sahe mit einen ban- de vor den augen/ einẽ huth auf dem haupte uñ einen rock angethan an seinem leibe/ geschucht und gesport/ was er in der hand gehabt/ ist ihm vergessen (er meynete es sey ein feuerwerck- gen oder ein boge gewest) und an seiner seiten ein schwerd/ und lieff einer neben seinem rosse her/ er aber ritte sehr schnell. Alle voͤlcker waren uͤber ihn bemuͤhet oder unruhig. Diese beylaͤuf- fer wolten das pferd immer nach ihrer hand ei- nen andern weg/ als der D. J. anschlug und wolte/ einleiten/ und das war jedermans weg/ sehr wol bekannt/ und jedermann rieff: Diß ist der weg/ den reite. Aber Dav. stieß/ und schlug/ und wolte gleich aus/ denn das war kein F f f 3 weg Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. weg vor jedermans wissen/ noch auch gegen- waͤrtig von keinen menschen bewandelt/ denn er war voll dornen und disteln und sehr wuͤst und wild bewachsen/ daß man keinen gang sahe oder erkannt und er ritte allein da- hin. Die beylaͤuffer (meyn ich wol) verliessen ihn und rieffen ihm auff allerhand weise sehr spoͤttlich/ schaͤndlich und schmaͤhlich nach/ wie er so verirret und verlohren lieffe. Aber er hoͤrte nicht auff ihr ruffen/ sondern folgte seinem ge- muͤthe (doch als ein blinder) nach/ und wuste doch nicht vollkommen/ was es vor ein weg war als durch die erfahrung. Und siehe/ als sie ihm so nachrieffen/ schrien und mit diesem und jenem nachschlugen und warffen/ stunden sie endlich stille und sahen ihm lange zeit nach/ biß ihnen endlich offenbahr ward/ daß sie alle denselben weg ein muͤsten/ wenn sie nicht wol- ten verlohren gehen. Seine mutter aber behielt dis in ihrem her- tzen und sagte nichts davon/ biß daß sie die zeit in der lehre befand/ die eben so/ und nicht an- ders anzusehen war/ allda offenbahrte sie es ihm/ wie sie dasselbe im gesichte also gesehen haͤt- te mit andern umstaͤnden mehr. Zu der zeit hatte er von vielen (die doch fern von ihm wa- ren) viele versuchung. Denn das geruͤchte be- gonn zu erschallen/ da sich doch erstlich inson- derheit viel unerfahrne ungeschickte oder unvor- sichtige zungen fandẽ/ darauf die boͤse art uñ der antichristische geist oder diese welt sehr laurete und gleich einen reissenden thiere nachjagte und einen versuch thaͤt/ ja der treffliche hauptmann Batenburg/ deme der David vermeynte eine freude und wilkommen zu seyn und gerne selbst (so es haͤtte seyn koͤnnen) gesprochen haͤtte und auch geschehen waͤre/ wo es Gott nicht verweh- ret haͤtte; Aber da waͤre er in die hand seines groͤssesten feindes gefallen/ denn er so neidisch und boͤse auff ihm war/ daß er ihn wol solte mit den zaͤhnen zerrissen haben und redete uͤberauß gottloß und greulich von ihm/ nemlich Dav. waͤre ein hur-kind/ und widerstritte am aller- meisten Gott und seinem reiche und stuͤnde ihm (als der Absolom) nach dem leben/ und wolte das reich vor ihm einnehmen. Denn es schien/ daß er/ Batenberg/ ohngefehr einen monat weniger oder mehr vorher verstand bekommen oder ihm ein liecht auffgegangen war/ dadurch er sich vermeynte von GOtt auffgeweckt oder gesandt zu seyn/ Gottes werck auszurichten; Derer sich hier und dar wol mehr hervor thaͤ- thaͤten/ aber keinen fortgang hatten/ und hatte darneben einen besondern traum gehabt/ dariñ ihm solches solte gesagt worden seyn/ daß er der Gideon solte seyn/ der das volck Gottes erret- ten solte. Darum hielt er kein volck vor ein volck/ als die ihm wolten zu willen und gehor- sam werden/ welches genung offenbahr ist/ worinn daß es war. Dieser machte es so grob mit drohen/ daß es dem Dav. Jor. vor die oh- ren kam und sich verbergen muste. Denn Ba- tenberg merckte/ daß ihm Dav. mit seiner lehre zuwider war/ und kein kriegsmann/ noch ca- pabel waͤre ihm seine rachgierigkeit und vorneh- men außzufuͤhren helffen/ sondern im gegen- theil den leuten mit allen tugenden und wol- thaten vorzukommen/ zu leiden/ zu dulden und nicht rach gierig zu seyn haben wolte und wider des Batenbergs gantzes vornehmen rieth und hefftig entgegen lehrte/ nicht aus haß und neid sondern bloß aus einem Christlichen gemuͤthe. Deswegen sagte er auch vor gewiß/ daß er ei- nen ausgemacht haͤtte/ der ihm versprochen/ den David zu erstechen/ so bald er zu ihm kaͤ- me. Man sagte/ daß er auch einmal kommen waͤre und sich vor seinen bruder ausgeben wol- len; Etliche sagten/ daß es gewiß geschehen sey; Etliche/ daß er schon ins hauß gewest/ aber des konte sich der gute mann D. J. nicht be- sinnen/ noch es glauben. Summa/ David thaͤt so viel/ daß sein boͤses vornehmen ihm in seinem hertzen gewehret wurde und ers bleiben liesse. David Joris ward auch gewarnet/ daß er doch solte zusehen/ wem er die hand und den kuß der bruder-liebe gaͤbe. Ja von des Mennonis Schuͤlern droheten ihn auch viele tod zuschla- gen/ wo sie ihn nur ertappen koͤnten/ sampt grossen laͤsterungen/ die sie ihm auff den halß warffen. Desgleichen die von Muͤnster/ etli- che von Straßburg und Engelland/ benebenst der gantze welt und andere babylonische ver- kehrte gelehrten/ von welchen sich hernach etli- che (als von den Baten bergern und Menni ten) zu Dav. Jor. kehreten und anmuthig und lieb- reich wurden/ derer etliche ihr bekaͤnntnuͤs thaͤ- ten und straffe begehrten/ aber es ward ihnen alles vergeben. Durch deren abfall nun/ kam noch desto mehr haß uͤber den guten mann/ also/ daß er sich uͤberall huͤten und vorsehen muste. Wiederum waren andere/ die von sich selbst 10. 20. oder 25. meilen zu fuß gelauffen kamen/ und zu 10. oder 12. stuͤcke goldes (so und so) brachten/ welches er mit danck und verwunde- rung annahm. Aber ehe es so weit kam/ wur- de ihm kaum einmal ein halber fauler gelaͤbter kaͤse gegeben/ und weiß nicht ob einmal brod dabey war/ und dann ward ihm ein halber oder gantzer kopff von einer kuh und allerhand stuͤck- lein (als es anzusehen war/ wars etwan von ei- ner kuh oder ochsen/ und dazu sehr stinckend) nicht 3. groot. oder stuͤyver wehrt gegeben/ daß einem uͤbel wurde/ wenn manns roch/ und konts nicht essen/ sondern muste es wegwerf- fen und noch danck dazu sagen. Und also gieng Gott mit ihn um. Darnach waren einer oder zwey/ die ihm einen weißpfenning/ einige dann mehr/ einige weniger gaben. Wie sich aber die natur im gebluͤte veraͤndert und seine farbe ver- fallen/ das ist Gott offenbahr und hier nicht zu beschreiben. Es fiel zwar seiner frauen haͤrter als ihm/ doch wars ihm auch hart und verdrießlich ge- nug/ daß er in solch veraͤchtlich/ beschaͤmtes/ verworffenes und elendes wesen kommen mu- ste; Aber er troͤstete sich mit dem HErrn Chri- sto/ und wenn er an den gedacht/ wie er in sei- ner unehre so groß worden/ war es ihm leicht zu dulden. Darnach wurden ihm sechs An- gelotten gegeben/ und das war das meiste/ und das dauchte ihn zu der zeit gar ein grosser reichthum; Summa/ der HErr ließ es mit ihn nicht so weit kommen/ daß wenn sein Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. sein geld all war/ nicht alsobald wider was an- ders da gewesen/ alles ohne eintziges dencken/ oder bitten oder schreiben/ nein/ das wird man nicht finden. Er hatte wol ehe verlanget und sagte es auch mit seinẽ munde vor die botẽ/ daß er einmal moͤchte ohne geld oder brod gewest seyn/ wie er sich mit Gott in dem ersten aus- gang und uͤbergebenen opffer seines leibes und lebens versprochen und gruͤndlich beschlossen hatte/ weder um leben noch tod/ weder um hun- ger noch keinerley uͤberfluß/ weder um geld noch gut/ weder um feuer/ wasser oder schwerdt/ we- der um hohes noch niedriges/ weder um ver- achtung/ ehre noch schande den HErrn seinen Gott zu verlassen. Dis erzehlet er mit lust und auffsehen auff seine knie in einem engen schreib- kaͤmmerlein danckte Gott/ und empfieng seine speise/ die ihm von seiner hauß-frau heimlich geschicket war/ mit lob und danck/ und hielt sich erst allein/ verborgen in einem frembden unbe- kannten hause/ die ihn darnach liebten und freyheit gaben) wenn des abends das thor ge- schlossen war) oben in das haus zu gehen; All- da saß er allezeit in einem engen eckgen oder winckelgen/ oben hoch auff dem soͤller unter dem dache; Man kan nicht wissen/ was ihm da be- gegnete/ freylich/ freylich manche thraͤnen und bitterkeit. Denn was er da vornahm/ war gantz in aller weise wider seine complexion oder gefuͤhlig wesen. Denn man konte seines glei- chen mehr nicht wol in solcher stille/ vergnuͤgen/ liebe/ friede/ in singen/ spielen/ freude und aller froͤligkeit ohne gottlosigkeit und schalckheit ver- gnuͤgter und annehmlicher oder freundlicher finden/ welches alle/ (die zu der zeit um ihn ge- wesen oder mit ihm umgangen) bekennen muͤssen. Denn er war allenthalben stille und klein von gemuͤth/ recht edel und unschalckhafft/ wie man das wort braucht/ nicht betrieglich von hertzen/ nicht neidisch oder bitter/ nicht rachgie- rig/ hart oder stoltz/ gut zubekennen/ er hatte eine natur/ die das alles nicht konte vertragen/ angesehen er einen sehr liebreichen und friedsa- men geist/ voll aller suͤssigkeit und freundlichkeit hatte und in seinem erkaͤntnuͤß GOtt von her- tzen liebte und fuͤrchtete. Aber das ist wahr/ er hatte eine liebliche art oder natur/ doch wenn ich die warheit sagen soll/ nachdem die menschen zu der zeit waren/ so liebte er gerne/ und konte keine liebe oder guts beweisen/ ohne wer lieb zu haben und guts zu thun (wie man den verlieb- ten beylegt) vertragen konte. Sein hertz konte ein freundlich gesichte leichtlich zur liebe ziehen/ daruͤber er manche bittere thraͤnen vergossen und geflehet hat/ aber gar nicht zur unkeusch- heit/ und das ist denjenigen/ mit dem er um- gieng/ wol offenbahr genung gewesen/ denn mit welcherley gesellschafft er auch umgieng/ so sahe er sie doch nie unehrbar an oder legte je- manden was unkeusches vor/ denn er hatte ein hertze/ daß sich desselben selbst schaͤmete. Jch wil ihn aber eben nicht so gar sehr rechtfertigen/ sondern vor GOtt recht abmahlen/ wie man ihn vor Gott befinden soll/ er mag auch noch so einen heßlichen verachteten schaͤndlichen namen tragen muͤssen/ als man wil/ so soll es sich doch in ewigkeit nach der warheit im grunde nicht anders befinden. Jedennoch ist er auch als ein ander suͤnder drein gefallen/ mehr als es ihm ge- legen gewesen/ in dem er durch die liebe und be- zeigung der freundlichkeit an ihm bewiesen uͤ- berwunden worden/ wie wir das allem fleisch angebohren sehen und bekennen muͤssen; Aber daß er wie ein unzuͤchtiger hund oder gruntzen- des schwein darnach ausgangen oder umge- sehen/ das kan man nimmer mit warheit sa- gen/ denn es ist/ ich weiß es/ in keines macht. Die engel solten in menschlicher gestalt nicht mehr vermoͤgen als von ihm hierinn durch den neuen wunderlichen geist der krafft bewiesen ist. GOtt aber hat ihn eben dadurch auch hierinn seine kranckheit fuͤhlen und sein unvermoͤgen befinden lassen; Mich deucht/ er wuͤrde sonst niemanden haben vertragen oder hierinn mit- leiden mit eintzigen krancken gehabt haben/ es ist warlich/ warlich also/ daß es GOtt gethan und ihn also mit kranckheit hat schlagen wol- len/ ihn dadurch zu zuͤchtigen/ und ihn in oder mit der furcht des HErren lieblich und ange- nehm zu machen/ wie denn geschrieben stehet. Deñ von natur war er (es ist wahr) so schwach/ dennoch ward er in der heydnischen erkaͤnntniß vor eine reine taube (von denen die lange mit ihm umgangen waren) genennet/ aber er war auch ein mensch und wol genung davor zu er- kennen/ daß er einer von der complexion der lie- be gebohren war/ daß er nicht verbessern konte; Gleichwol bekam oder trug er den namen (da andere in der that so herumstreichen giengen) als wenn er gantz weibisch waͤre/ aber es war drum nicht so/ es war nur reine liebe (wie man in der welt das sprichwort braucht) und den- noch war es (bekenn ich) nichts dann fleisch-uñ blutige arme krancke natur: Summa der geist/ den er hatte/ verbesserte und erfuͤllete alle diese gebrechen/ als man darnach erinnern wird/ was GOtt durch ihn gethan hat und noch thun soll. Diß alles auffs kuͤrtzeste durch zugehen/ waͤ- re es vor und nach auff mancherley weise zu er- zehlen/ von was vor complexion er seyn muste/ daß ers sein lebtag mit dem saamen nicht verse- hen oder uͤbereilet worden weder durch gesich- te noch durch gehoͤr/ noch durch wort/ noch durch fleisch/ noch zufaͤlliger oder rechtmaͤssiger weise/ welches ein gewisses zeichen eines keu- schen hertzens/ geistes und natur ist/ menschli- cher weise zu reden. Jst das nicht ein wunder von einem/ der von solchen liebhabenden hertzen war? Ja freylich/ ists wol nicht viel gehoͤrt; Ja ich wil euch das sagen/ das niemand den umgang und die einigkeit (die Gott gegen dem manne gebraucht) wissen kan. Denn wie ge- spraͤchig er auch war/ hat ers doch nie so voll- kommen koͤnnen vorbringen/ als die conversa- tion gewest ist. Zu dieser zeit ists auch gesche- hen (nemlich/ da er in grosser vereinigung der keuschheit mit gestandẽ) daß er von einigen gebe- ten worden mit 4. oder 5. bruͤdern ins land Cle- ve oder nach Oldenburg zu reisen uñ mit ihnen zu gehen um ihrer viele willen die es noͤthig haͤt- ten/ Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. ten/ und verlangeten/ ob sie den mann auff den Muͤnsterischen grunde (die fest in der warheit verwahret stunden) haͤtten koͤnnen berichten und mit ihm vereinigt werden; mit was gros- ser gefaͤhrlichkeit es aber zugieng/ ist mir auch nicht alles zu beschreiben. Hier bekam er un- terwegens die rothe ruhr/ daß er immer von dem wagen steigen und sich niedersetzen und endlich sachte schritt vor schritt fortgehen muste/ daß er nicht zehen konte gehen/ er verblaste ein- mal/ aber weder er noch sie wusten hiezu rath. Als sie nach Schwoll kamen/ dingeten sie ei- nen wagen und fuhren fort. Denn em schnapp- hahn/ der sie auskund schaffet hatte/ ritte ihnen nach und gieng nicht vom wagen als mit muͤr- rischen gesichte/ er hatte wol 4. oder 5. erley ge- wehr bey sich/ und das pferdt war ihm in zaum so gehorsam/ als man eins in der welt gesehen hatte. Dieser gieng des abends mit ihnen in die herberge/ darinn nichts zu essen war. Als der mann David am tische saß/ vergieng ihm alle seine farbe und waͤre fast niedergesuncken/ aber sie huben ihn auff und brachten ihm in ein schlimm kaͤmmergen oder haͤußlein/ und halffen ihm ins bette. Jm bette ward er von sich selbst so stille/ daß niemand wuste/ ob er als ein todter die gantze nacht ausser allen erkaͤntnuͤß/ gedaͤcht- niß/ gesicht/ gehoͤr oder verstand gelegen hatte. Sie alle die mit ihm kommen waren/ sahen/ daß das spiel mit diesen schnapphan wolte uͤbel ablauffen/ giengen desselben abends noch und mietheten einen wagen und fuhren ihres we- ges fort/ daruͤber erboͤse ward und sagte/ daß sie mit viel teuffeln begleitet wuͤrden/ weil sie nicht biß auff den morgen verbleiben woltẽ/ uñ er moͤchte ihnẽ nicht mit einen muͤdẽ pferde fol- gen. Diese nun waren alle bey dem mann ge- west und Abschied genommen/ und gesprochen/ aber er wuste uͤberall nichts davon und dennoch hatten seine augen offen gestanden. Des mor- gens hoͤrte er bescheid von den leuten die sie bey ihm gelassen hatten/ und das war ein mann und eine frau. Da wolte er auff und hatte keine ruhe da zu seyn/ wie kranck er auch war/ stund auff und meynte ehe es der schnapphan wuͤste/ zu fahren. Und gleich als sie auffgesessen wa- ren/ war er flugs beym wagen/ und mit uns/ nach uns/ vor und um und um uns/ und ritte ein groß stuͤcke vor aus/ und schier gantz weit aus den augen weg hinterwerts und war dann bald wieder da/ dann ritte er neben den wagen und sahe den krancken guten mann an/ kincken- de mit dem kopff/ als haͤtte er sagen wollen: Wie wil ich dich treffen/ sprach auch endlich: Dich wolt ich bald hin haben und kam so nahe an den wagen reitend/ daß er nicht anders wuͤ- ste/ als wuͤrde er ihm alle augenblick den kopff einschlagen. Und hierdurch ward er in seinen glauben wol versucht/ ob er auch nicht an der zusage Gottes und andern wunderlichen ein- sprechungen zweiffeln wuͤrde. Aber er gab sich in Gottes hand/ was er wol- te das muͤste seyn/ und begehrte nichts als sei- nen schutz nach seiner begierde oder willen/ und vornemlich/ daß ihn GOtt in seinen ausgang und eingang bewahren wolte. Summa/ sie kamen auff den mittag in ein dorff (genannt Raeßfeldt) allda war Hackvoots tochter-mañ mit vielen dienern/ und man sagte/ daß er sein weib (das ihm entgangen oder entfuͤhret war) suchte/ von welcher D. J. wol gehoͤrt und et- liche worte davon gesprochen und geschrieben/ nemlich daß der jenige/ der sie aus und um und um gefuͤhret haͤtte/ wol zusehen solte/ wie und warum er dis gethan. Als dis N. (einer der eine frau von Raeßfeld weggefuͤhret hatte) ver- nahm/ ward er so sehr zornig und grimmig ja endlich so sehr verbittert auff Dav. Jor. daß er sich vornahm ihn tod zu stechen und das unter dem schein eines kusses. Die ursache werdet ihr weiter hoͤren. Mittler weile als D. J. also von hauß auff der reise war/ ist die frau gehoh- let (durch einen/ den man Heinrich Kool nenn- te) und in D. J. hauß bracht worden/ daß sie unter seiner beschirmung und hand seyn solte/ weil sie dem (der sie bracht) nicht zukaͤme sie vor seine frau zu halten (wie er zu ihm gesagt) da sie doch zu keinem andern ende als um die warheit zu erforschen und goͤttlichen grund und verstand (d. i. eine gefunde lehre) zu uͤberkom- men ausgangen waͤre. Dis alles war nun ge- schehen ausser D. J. wissen sich verwundernd/ daß sie N. hatte gehen lassen mit solcher condi- tion, daß er sie bey seinen herrn D. bringen solte/ allda warheit/ weißheit und verstand zu lernen und uͤberkommen und darnach wieder zu ihm zu kommen/ denn er hatte sein leben dran ge- wagt. Als dis geschehen/ daß er sie loß war/ begonnen ihm die grillen mit vielen sorglichen Gedancken im kopff zu kommen/ also daß es ihm reuete und ihm wundern ließ/ daß er so thoͤricht und blind gewest waͤre/ und sein zorn ward uͤber den/ den er seinen herrn genennet/ entbrandt (wiewol D. J. in der sache gantz un- schuldig war) und setzte sich gewiß vor/ er solte so bald nicht zu ihm kommen/ so wolte er ihm durch und durch stechen/ denn er war ein greulicher kriegsmann/ den andere nichts weniger als davor angesehen/ so sehr liebte er friede. Als nun der mann sahe/ daß ein solcher ru- mor da war und des schnapphans stoltz einge- sehen hatte/ der anders nicht wuste/ als daß er des weges nach Stecklenburg mit ihm reisen wuͤrde/ und des nachmittags (ohngefehr um 3. oder 4. uhr) gefahren seyn/ wie es verspro- chen war/ giengen sie 3. und dingeten heimlich einen wagen/ der sie von stund an nach Olden- burg fuͤhren solte/ wie denn auch geschach. Als sie ein stuͤckwegs gefahren waren/ konten sie anders nicht sehen oder wissen/ denn daß er ih- nen von fernen nach gejagt kam/ uñ uͤbel daruͤ- ber zu frieden gewest/ daß sie weg waren. Denn ihm D. wurde darnach gesagt/ daß er ein rad deswegen zubereitet. Als sie nun des abends zu Oldenburg ankamen/ war es allenthalben voll soldaten/ tapffere leute/ weil zwischen dem Bischoff| von Muͤnster und den Grafen ein gespan war. Da lieffen sie lange/ ehe sie herberge bekamen. Desselben abends noch wurde der mann tapffer versucht/ denn einer von denen/ die bey Dav. Joris wa- ren/ wurde von einen diener des lands- herren gefordert/ einen von denen/ die mit Dav. Th. IV. Sect II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. David kommen waren vor seinen Herrn zu verschreiben. Er kante denselbigen/ aber Da- vid kennte niemand. Da sie nun alle beyde hin- aus waren/ gieng ihm allerhand streit und be- kuͤmmernuß an/ daß er seine seele bereiten machte. Als er nun wieder kam/ sprach: Es ist um uns geschehen/ und mit andern worten mehr/ und ließ David im streit stecken. Eine kleine weile darnach zeigte ers ihm an. Also kamen sie des andern tages bey die andern und wurden bruͤderlich empfangen; man wusch ih- nen die fusse und thaͤten ihm auffs guͤtlichste/ was man nur thun konte. Darauff versamm- leten sie etliche von der stadt und etliche von den umliegenden lande/ welche alle kamen und fragten/ wie sie sich verhalten und bezeigen sol- len/ die eine hatte diesen meister und Herrn/ der andere das weib oder mann/ bald diß/ bald jene klage auff allerhand art/ reu und leid/ und wurde ihnen (wie es GOtt dem manne gab) bescheid gegeben. Da waren auch einige/ die unfreundlich zusammen lebten/ uñ ist nicht al- les zu sagen/ was da unter einander vorgieng/ und sonderlich von einer frau/ die uͤber laut rieff und groß geschrey machte/ denn sie waͤren da gesessen/ und haͤtten den streit unter sich wollen beylegen/ und beschuldigte immer einer den andern/ und wolte keiner dem andern nach- geben. Und da waren auch einige/ die bestunden auff ihren Muͤnsterischen grund und woltens denselbigen tag noch gut und recht machen/ o- der ausfuͤhren/ daß ihr wort der lehre recht waͤ- re/ und des D. J. seines keinen bestand hatte/ er solte es nicht beweisen und darthun koͤnnen/ und sprachen mit einer langen vorrede (weil sie tapffere/ wolerfahrne uñ gelehrte maͤnner und alle lateiner waͤren/ und D. auch darunter) se- het/ das ist unser richter/ und stellten die bi- bel auff den tisch/ darnach sie wolten gerich- tet seyn. Darauff brachte David nach lang- muͤthigen sanfften gehoͤr einfaͤltiger weise sein wort auch vor/ und benannte darunter in sei- ner rede Gottes weißheit und sprach: Sehet/ das ist unser richter. Und indem David mit freudigem gemuͤth einsehendsprach/ sahe er das buch (das sie ins mittel gestellet) recht hin von der taffel fallen/ welches den umstehen- den ins hertz gieng/ worauff sie nach andern Begebenheiten mehr also aus dem hause gien- gen. Des andern tages berieffen die jenige/ (die aus dem hause gangen waren) den mann zu sich in einen keller zu kommen/ allwo sie mit ihm redeten und handelten/ und wolten den grund der warheit gern verstehen/ und mit all ihren vermoͤgen handhaben. Aber leider! sie blieben nicht lange in dem sinn/ und worden durch lose deutung und verkehrten verstand wieder davon abgestossen/ also daß sie auff sich selbst bestunden/ und in etlichen stuͤcken wider D. J. lehrten. Ein alter mann schalt ihn durch ein wort/ das er nicht recht gefasset oder uͤbel verstanden/ vor einen falschen prophet/ und schied also von ihm/ weil ihn der David uͤber- zeugte und bestraffte/ und seine heucheley vor- gestellet und in vielen dingen unterwiesen und geschrieben hatte/ welchen brieff er vor den bruͤdern lesen muste/ und weil er unter ihnen war/ durffte ers nicht unterlassen/ sondern, thaͤt also/ und bekannte/ daß ihm recht gesche- hen/ und versprach alles wol zu thun/ wie ihm der David geschrieben/ biß er von ihm reiste. Darnach kam der boͤse verkehrte geist je laͤn- ger je mehr wieder/ bey stunden und tagen/ mit schalckheit in und durch ihn/ und verkehrte al- les/ was er guts gehoͤrt und gesehen hatte/ ins boͤse/ und zog das volck im gantzen lande wie- derum gantz ab und lehrte dem Dav. gantz zu wider. Als nun der D. mit grossen sorgen wieder nach hauß kommen/ und nicht alles erzehlen konte/ was vor widerwaͤrtigkeit und gefahr ih- me unterwegens von den falschen bruͤdern o- der spionen begegnet ware/ fand er diese frau allda/ die auff ihre knie niederfiel und bat/ daß er sie in sein haus auff- und vor eine dienst- magd annehmen wolte/ und auff sie sehen uñ lehren moͤchte in aller warheit/ weil ihn sein GOtt dazu (wie sie es erkennte) gesalbt/ und ihnen allen zugesand haͤtte. Als diß gesche- hen/ gab er ihr die hand und sagte/ daß sie doch so nicht liegen bleiben/ sondern auffstehen wol- te/ er waͤre auch ein mensch/ sie solte zusehen/ vor wem sie solches thaͤte/ was er aber sonsten vermoͤchte/ das wolte er gern alles thun/ wenn nur der (der sie unter seinen schutz genommen) damit zu frieden waͤre. Welches sie mit vie- len weitlaͤufftigen worten mehr beantwortete/ daß solches durch GOtt geschehe/ damit sie er- rettet wuͤrde/ und erzehlete es wie es zugan- gen. Zur selben zeit kam auch ein anderer (ihr verwandter) welcher auch von einem andern bruder angenommen war/ und weil sie ihre se- ligkeit und nutzen der seelen und die lehre zum reich Gottes suchten/ so wolten sie bey dem manne Dav. verbleiben. Diß verlieff sich fer- ner/ daß noch mehr zum hause kamen; GOtt gebe/ daß sie alle mit aufrichtigen hertzen in der ewigkeit gefunden dahin kommen sind/ von welchen viele unerhoͤrte dinge durch trieb ih- res geistes geschehen sind. Jn 8. oder 10. tagen darnach geschach es/ daß David beruffen wurde nach Straßburg zu kommen/ allwo etliche versammlet waͤren mit ihm zu sprechen/ und von einem und an- dern zu berichten/ welcher das beste recht haͤtte demselben nachzufolgen/ damit einigkeit und friede wuͤrde. Und sehet/ hiezu war David leichtlich bewegt und freymuͤthig zu erscheinẽ/ sein wort muͤndlich und einfaͤltig (nemlich was er gelehret und sie erfahren hatten) dar- zuthun/ sparte keine kosten/ und scheuete die muͤhe/ sorge und angst nicht/ verließ (man kan dencken woraus diß alles geschehen) weib und kind und reiste den langen weg dahin. Fruͤh um 4. uhr sassen sie auf und fuhren biß sie nach Hertzogenbusch kamen/ allda giengen sie in ein wirthshaus und assen/ darauff fuhren sie wei- ter und kamen an einen andern ort/ allda ward der eine/ der mit dem Dav. reisete/ kranck (wel- chen David in seinen hertzen erfahrner als sich selbst hielt/ weil er ein kluger verstaͤndiger mann war/ und lust hatte mit dem Dav. wi- der die gelehrten zu stehen/ daruͤber er sich auch freuete/ und verließ sich etwas drauff so daß er nicht essen mochte/ jedennoch liessen sie ihn an dem tische sitzen/ sich wieder zu erholen/ die wir- thin trug auch alles/ was sie ihm zu gefallen A. K. H. Vierter Theil. G g g hatte/ Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. hatte/ hervor/ aber es halff alles nicht. Des an- dern tages nahmen sie ihn noch mit fort biß sie gen Nuis kamen/ da mochte er auch nicht es- sen/ von dar kamen sie nach Coͤln. Zu Coͤln fiel er plat zu bette/ und sie meynten/ er wuͤrde ihnen unter den haͤnden sterben/ also daß er endlich selbst den rath gab/ man solte ihn allein lassen wider zuruͤck reisen/ weil es ihm recht vor der pforte in einen vor ihm geschriebenen brief/ den er sahe/ gezeigt worden/ daß er solte um- kehren/ uñ nicht mitreisen; welches er auch den bruͤdern angezeigt/ sie es aber wenig geachtet hatten/ als daß es dem Dav. Jor. mit einem schlag ins hertz gefallen war. Drum sahe er hieraus/ daß er die reise nicht mit thun koͤn- te/ David aber solte fortreisen mit seinen ge- faͤhrten/ und beschicktens nun so/ denn der HErr hat es so verschaffet/ es wolte nicht an- ders seyn; Sie vermahnten ihn auch/ daß er sich doch nicht vor ihnen fuͤrchten solte/ weil er sich mit der buchstaͤbl. schrifft etwan nicht be- helffen koͤnte/ denn Dav. waͤre darinn reich- lich genug begabet und als einer aus jenen/ so zu rechnen/ bewandert|/ ja/ wenns gleich so kommen moͤchte/ daß er die bibel nicht aus- wendig wuͤste/ so wuͤste er doch ihre verborgene oͤrter und gruͤnde/ und aus einer bibel je laͤnger je mehr viel bibeln zu machen/ so voll verstand ist ihr geist. Denn man muß wissen/ daß sich die andern bloß um den buchstab/ aber nicht um ihre tieffe und rechten sinn des geistes/ so nicht bekuͤm̃ern/ es sey denn daß sie denselben lieben. Hieraus verstund David/ daß GOtt mit ihm und nicht durch dieses huͤlffe solches wolte ausrichten/ und er sich allein auf den HErrn und nicht auf menschen-huͤlffe verlaffen und vertrauen solte. So schieden sie deñ endlich mit traurẽ von ein- ander/ jedweder seine strassen/ uñ befohlen den andern dem HErrn. Als sie nun nach Straß- burg kamen/ wurden sie ziemlich wol genug empfangen/ und in der bruͤder haͤuser gela- gert. Die ander ankunfft zu Straßburg An. 1538. um S. Johann. Acht oder 12. tage hernach versammleten sich ihrer bey die 6. oder 8. derer 4. lateiner/ klug und erfahren waren. Wie diß nun in Effect zugangen ist/ (nem- lich diese ihre unterredung) ist anders- wo verfasset/ allwo man solches finden und lesen mag; denn es hier zu lang nach einander fallen wolte. Als solche geendiget/ begleitete ei- ner den D, J. und die mit ihm waren/ und hielt ihm unter andern worten (von Melchior Hof- mann/ Joh. Campanus, und weiß nicht/ ob er Melchior Rincken auch darzu nahm) vor/ wie sie sich alle vor den Elias ausgegeben haͤtten; da sprach Dav. und was sagt ihr denn von Joh. Matthysen? (denn das war auch einer von ihren discipeln) aber darauff wolt er nicht antworten/ was diese gesagt/ des nehm er sich nicht an/ denn die andern meynten/ hier wuͤr- de man sehen/ welcher von allen wuͤrde recht haben/ es kans nur einer seyn (sagte er) und nun sind ihrer schon 3. oder 4. vorhanden/ und Batenburgen ließ er auch nicht aus/ angese- hen er auch einmal da gewesen; er meinte/ er wolte sehen/ welches wort bestuͤnde/ der haͤtte das beste recht/ und welchen GOtt im leben vor andern wuͤrde hervor lassen wachsen/ den wolte er am aller glaublichsten halten. Hierauff antwortete ihm David/ daß es nichts waͤre/ wiewol ers dem HErrn uͤberlies- se/ und er solte sich gleicher weise auch dem HErrn uͤbergeben und zusehen/ daß er vor sich gienge und heran wuͤchse/ sonst wuͤrde es ihm nichts helffen; und sagte weiter: Sagt mir nicht nach/ daß ich mich vor den Elias ausgaͤbe/ denn was ich bin/ das bin ich/ darauff stuͤtz ich mich/ das weiß ich/ sprach er/ daß mich der HErr/ mein GOtt auffgewecket/ sein wort anver- trauet und licht und erkaͤnntnuͤß zum heil. verstande gegeben hat/ ja daß ich als eine stim̃e solches vorher ausruffen soll/ daß ein jeder von sich selbst aus-und in Christum eingehe/ oder sie werden al- le von GOtt gestrafft werden; und sprach weiter/ daß ihn GOtt nicht ge- sandt habe zu tauffen mit wasser/ noch leiblich zu heiligen/ sondern das jenige/ was uns in diesen tagen noͤthig zu thun und zu befoͤrdern stehet/ nemlich wie wir mit Gott vereinigt/ und ihm angenehm oder mit seinem Geist moͤchten getraͤn- cket werden: Diß waͤre sein ampt/ daß er vor seinem angesichte hergehen/ und diß verkuͤndigen solte/ denen/ die es hoͤ- ren wolten. Auff solche weise redete D. J. mit ihm und sprach endlich: Jhr selbst seyd zeuge/ daß ich an jenem tage an euch wil unschul- dig seyn/ und mein bestes dabey gethan/ und den muͤhsamen weg nicht gescheuet noch gesparet habe/ seyd es eingedenck/ das ichs euch gesagt habe. Also schieden sie zu fuß von ihm/ und giengen wieder weg/ wie sie kommen waren. Dav. waͤre auch gern bey dem gefangenen Melchior gewest/ aber sie wolten ihm nicht dazu helffen/ da sie doch offt genung zu ihm kamen. Dieser David hatte auch einmal einen brieff in einem triebe an die Juͤden geschrieben/ und bath sie denselben in Hochteutsch zu uͤbersetzen und ihnen zu ge- ben/ aber sie woltens nicht thun/ und entschul- digten sich/ daß sie es nicht recht verstuͤnden/ er bath sie sehr/ und sie sagten/ er solte ihnen den brieff geben/ sie wolten sehen/ ob sie ihn dem Melchior schicken koͤnten/ daß ers thaͤte/ aber es ist wol nicht geschehen/ gleichwol schrieb der Dav. noch einen hin/ wie sie es aber verstan- dẽ/ wuste er nicht/ sondern hatte wol so viel ge- hoͤrt/ daß sie geklagt/ daß sie es des uͤbersetzens halben nicht verstanden/ sie haͤttens lieber in Nider-als Hochteutsch gehabt. Siehe/ al- so ist Dav. wieder zuruͤck gezogen/ und man kan wol dencken/ daß ihm der HErr (dem er sich uͤbergeben/ doch nicht so vollkommen/ als Gott ihn wol versehen und liebete) auff dem wege bewahret und wieder unbeschaͤdigt nach haus geholffen/ denn es ist nicht zu beschrei- ben/ durch was vor gefaͤhrlichkeit sie durch musten/ indem viel mordgruben unterwegens gewest/ uñ sonderlich das gantze dorf Moordt- jou. Damit kam er wieder zur stelle/ davon er ge- zogen/ blieb bestaͤndig/ und nahm immer zu in dem HErrn/ wie eine ausspoͤßlig oder wurtzel/ die aus einem duͤrren erdreich hervor schiesset. Man sagte bald hier und da vieles von ihm/ der Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. der eine hatte ihn hier/ der andern da gesehen/ etliche sagten so/ die andern so/ dann war er zu pferde/ dann gieng er gekleidet als ein Koͤ- nig/ bald must er ein hauptmann uͤber viele buben seyn/ bald hatte er diß/ bald das staͤdt- gen eingenommen/ bald solte er diese/ bald je- ne stadt verrathen/ daß er dahero (durch boͤse neidische verleumbder und blutduͤrstige leute) sehr geneidet wurde/ und dieser gute mann war doch der jenige/ der solches an allen orten wehrete und verhinderte/ und den voͤlckern ei- nen andern muth an hertz/ sinn und willen machte/ deßwegen der neid der jenigen/ die ihn darinn nicht hoͤren oder annehmen wolten/ so groß wider ihn ward/ daß sie ihm allenthalben droheten umzubringen; ja wenn er von Got- tes gnaden nicht gethan haͤtte/ so waͤre grosser mord und brand geschehen und gantze staͤdte verraͤtherischer weise ruiniret uñ zerstoͤret wor- den. Denn sie waren gantz verzweiffelt/ toll/ rasend und unsinnig gemacht/ das sag ich euch/ dem einen war sein weib/ dem andern sein kind/ sein mann/ vatter/ mutter/ schwester/ bruder/ freund oder magd um- gebracht/ und ihnen all ihr gut genom- men/ und uͤber diß stund der Batenburg auff/ der gantz dazu auffgewacht/ und den geist der rachgier eingesoffen hatte/ ja sie ver- mahnten/ lehrten und staͤrckten ihn taͤglich darinn und nahmen sehr zu/ das sag ich euch/ daß sie auch ochsen/ schaafe und schweine bey hauffen wegnahmen und todtschlugen/ baͤu- me umhieben/ das korn bey nacht mit dem schwerdte oder sensen abhieben/ und er gieng ihnen vor und wieß ihnen/ wie sie es ma- chen solten/ ein gantz schiff des tages auszu- lehren; Summa allen schaden und verderb/ den sie nur thun konten/ nahmen sie vor das beste evangelium und wort Gottes an/ und waren auch darinn so verhaͤrtet/ daß wenn der David nicht von GOtt waͤre erwecket/ und viel tapffere mitgenossen zu sich bekommen/ hefftig wider sie gestritten/ und dem Batenb. viel hertzen entzogen haͤtte/ so waͤre gantz Hol- land/ Frießland/ das Groͤningerland uñ West- phalen auff diese weise in den grunde verder- bet/ ja alles/ was da war/ jung und alt bey nacht ermordet und todtgeschlagen worden/ warlich/ warlich/ sie wuͤrden nicht eher geru- het haben/ wo GOtt nicht diesen mann (nach seinem hertzen) in seinem namen gesandt haͤt- te/ die verdorbene arge boͤse welt herwieder zu bringen/ laut der schrifft. Diß ist also geschehen/ und darum haben sie ihn und die seinen also gehasset/ und so greu- lich allenthalben gescholten/ ja etliche haben ihm in ihrem sterben die schuld geben wollen/ daß sie es mit fleiß thun wollen/ und im sinne gehabt. Wer hat jemals von solchem verma- ledeytem wesen gehoͤret? Jedermann pflegt sich doch noch gleichwol vor seinem ende vor GOtt zufuͤrchten/ erkaͤnntnuß/ reu und leyd von sich zu geben/ ausgenommen diese uͤber- gebene leute/ ich kans schier nicht glauben/ o- der sie haben die plage der allergroͤstẽ blindheit durch den guten mann auff ihren kopff gela- den/ weil sie mit haß und neid seinem gerech- ten geist haben wehren/ und Gott muthwillig widerstehen wollen. Aber es ist der welt und des Antichrists blutigen art schuld/ der solches alles mit dem unschuldigen blut auf ihren hals geladen und wol verdient hat/ sonst waͤre es nimmermehr so weit kommen/ so was vor grossen uͤbermuth und uͤbelthat/ gewalt und greuel dieselbe thun/ kan man allenthalben hoͤ- ren/ denn solches zu erzehlen/ hab ich in meinen schreiben nicht vorgenom̃en/ sondern beruͤhre es nur beylaͤufftig/ auff was art der haß und die schuld auf des guten mannes hals kommen/ der doch mehr/ als jemand demselben zuwider ist/ lehret/ und es gehet ihm warlich/ wie ge- schrieben stehet: Die schmach derer/ die dich schmaͤhen ist auf mich gefallen. Wenn er nicht des HErrn herrligkeit/ name/ ehre und wort der warheit hefftig vertheidiget/ so haͤtte er sich die welt nicht zum unfreunde/ schweige zum feinde gemacht/ denn er war vor zeiten einer von den besten mit und nicht der geringste freund einer/ aber was liegt dran? GOtt hat ihn davon genommen und ihn auserwehlt ge- macht zum spott aller seiner feinde/ und hat ihn auch gelehrter/ weiser und vorsichtiger/ ja kluͤ- ger und veꝛstaͤndiger gemacht als alle seine voꝛ- vaͤtter/ weisen Herrn und meister/ niemand weiß es/ als die ihn darinn annehmen/ und sei- ne verachtung/ schande und schmach nicht an- sehen/ oder um des willen zuruͤcke gehen/ wis- sende/ daß der knecht nicht besser seyn kan/ denn sein Herre/ von welchem also geschrieben ste- het/ lest Jes. 52. 53. Cap. Man hat in stadt und landen oͤffentlich ge- sehen/ daß ihn seine juͤnger so lieb und werth gehabt/ daß sie den todt/ ja etliche alle marter und pein gelitten um seinet willen/ die nicht sa- gen wolten/ wo er waͤre/ und sagten/ sie wuͤ- stens wol/ aber woltens nicht sagen/ und thaͤ- ten treulich dran/ GOtt wolte es auch so ha- ben. 1. Sam. XX. 32. Was vor schaden und greuel oder grosse boßheiten die neidische boͤse art und gewissenlose leute von ihm und den sei- nigen sagten/ wie er nemlich staͤdte und laͤn- der eirnnehme (die leute todtschluͤge/ und sich in ihre guͤter nistelte/ hat Gott alles gehoͤrt/ uñ fromme andaͤchtige hertzen wol vernommen/ man findets noch wol beschrieben. Denn es wird niemand unter der sonnen kommen (wie fromm er auch seyn wolle) der ihn des schand- lichen verkehrten greuels und boͤsen vorneh- mens wird bezeugen oder mit warheit bewei- sen koͤnte/ weder vor Gott noch vor menschen. Denn was hier und da vor und nach ihm ge- schehen ist/ gehet ihm nichts an/ er hat damit nichts zu thun gehabt/ und ist noch viel weni- ger dabey gewest/ welches offenbahr ist/ und was wil mehr von ihm haben/ der daß er allen solchen dingen alle wege zu wider gewest oder widerrathen hat/ sein gantzer grund oder lehre weist oder meldet es an/ man kans klar darinn finden/ es sollen weder seine noch Gottes freun- de nimmermehr gefunden werden/ die von ihm anders reden oder halten. Hier oder daraus/ nemlich in dem ersten ausgang seiner schriff- ten (da er noch allein auff erden in diesem sei- nen allerdurchleuchtigsten Geiste des lichts/ lebens und warheit war) moͤcht mans etwan aus zwey oder drey worten gesagen/ und zum aͤrgsten/ oder also durch unverstand ge- deutet haben/ nemlich daß GOtt und seine A. K. H. Vierter Theil. G g g 2 Hei- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. Heiligen die rache ausuͤben/ und das urtheil noch halten werden. Aber dagegen lehrte er auch/ wie sie wol zusehen solten/ daß sie sich nicht vor der zeit dazu begaͤben/ weil es en- gel seyn muͤsten. Und sehet/ das geschach darum/ daß er sie still halten/ und ins schwei- gen bringen wolte/ sich davon abkehren/ und ihn hoͤren solten/ angesehen sie sehr hefftig zur rachgier erwecket und gesinnet waren/ a- ber gewiß nicht ohne ursache/ menschlicher weise zu reden; Und das war weißheit von ihm/ und so sie im alten und neuen bund bes- ser erfahren/ und die schrifft in den goͤtttli- chen grund besser denn so verstanden haͤtten/ so wuͤrden sie ihn nicht verachtet/ sondern wol gehoͤret haben/ wie der arme liebe ge- selle zu Poeldick/ darum/ weil sein grund ferne von ihrem zu der zeit war/ konten oder wolten sie seine schrifften oder brieffe nicht lesen. Doch muß man sich uͤber die worte/ die David zu der zeit (welche darnach vergan- gen/ und was anders an die statt kommen ist geschrieben oder gesprochen/ eben nicht so sehr verwundern/ angesehen sie von dem HErrn selbst/ und von den Propheten und Aposteln/ also vorher auch gesagt oder ge- sprochen sind. Aber das/ das hat die rasen- de/ wuͤtende/ tolle/ verkehrte blutduͤrstige art nicht wissen wollen/ noch erkennen/ in was vor einen sinn/ hertzen/ willen/ gemuͤth/ grund/ art und geist/ oder durch welches wort er solches mit hoffen und ungereuet mit aller tapfferkeit und freymuͤthigkeit thaͤte/ wenn er einen bestraffte/ der darunter schul- dig und nicht nachlassen wolte; was vor grosser fleiß und ernst zur selben zeit von Dav. und andern zu dem HErrn tag und nacht an- gelegt worden/ ist nicht zu beschreiben; Das bitten/ klagen und heulen hoͤrte nicht auff/ sie maͤssigten sich/ fasteten und feyerten von ih- rer alten boͤsen gewonheit/ sie senckten sich in alle demuͤthigkeit/ und trugen reu uͤber ihre vorige suͤnden/ sie schlieffen wenig/ und lagen nicht gemaͤhlich oder sanffte/ sie giengen auch wol mit haͤrinnen kleidern/ und redeten fast nicht laut/ sie castey- ten sich sehr/ und assen nicht leckerlich/ daß man sie endlich gar darzu vermahnen muste/ etliche bewiesen einen gantz andern menschen von hertz/ sinn und muth empfangen zu ha- ben/ wie man denn sahe/ daß sie sich vor dem tode nicht entsetzen noch vor den gefaͤngnuͤssen fluͤchtig waren/ sondern giengen gantz la- chend darzu/ warlich/ als wenn man zum feste gehet/ ja (wil mans glauben) acht o- der zehen tage hoͤrten sie in der lufft englische stimmen Gloria und Lætare singen/ als or- geln mit suͤssen accord, daß sie vor verwun- derung nicht wusten wohin. Doch ver- liessen sie sich eben nicht viel darauff; sie hatten von den schoͤnsten unu wunderlichsten/ doch lauter goͤttlichen dingen einen traum uͤ- ber den andern. Es ist hier nicht zu glauben/ wie der mann David Jor. ein- oder zweymal ge- trieben worden/ (von seinen kindischen tagen an) seine bekaͤnntnuß frey und oh- ne scheu zu thun/ seine schaam (die er unrecht gegen den HERRN so lange gehabt) unter sich zu tretten oder wegzu- werffen. Diß geschach auch mit seiner haus- frau/ denn sie stiessen belial/ den teuffel und sathanas aus (der ihnen solches alles zubracht hatte/) und ward auch von ihnen ge- bunden nach der schrifft. Diß soll man noch besser inne werden oder einsehen/ daß es war- heit sey/ laß es nur jetzo frey bespottet und noch so scheußlich angesehen werden als man wil/ ihre (nemlich dieser frommen leute her- tzen) sollen so geistlich/ rein und lauter erfun- den werden/ als sie von denen/ die draussen sind/ unrein/ stinckend und scheußlich angese- hen werden/ und den menschen seine ehre/ furcht und respect geben/ GOtt aber (um des urtheils der welt und menschlichen ansehens willen) seine entziehen. Es begab sich eins- mals (als Dav. Jor. an Batenburgen/ ein- mal davon auffzuhoͤren/ geschrieben/ mit zu- lassung seiner bruͤder) durch ein verhoͤr zusam- men zu essen) daß der Batenburg ihn geschol- ten/ selbst ungeruffen oder ungesandt von sich selbst gelauffen/ und durch den teuffel getrie- ben kam/ Gottes werck in ihm zu verhindern/ das doch nicht seyn solte/ durch viele laͤsterliche unnuͤtze schelt-worte/ aber GOtt solte es an ihm offenbahren/ ehe lange vergienge/ darauf Dav. ihm also entbiethen ließ/ aber Batenburg wolte nicht dran/ sondern meynte Gott wuͤr- de es vor ihm schon ausfuͤhren/ und das hur- kind wol finden/ er daͤchte es noch so hinaus zu fuͤhren/ daß jedermann davon zu singen und sagen haben solte. Diß kam dem guten mann David vor die ohren/ und wurde geschwind zum fchreiben ge- trieben/ weinete sehr bitterlich/ und schrieb mit thraͤnen einen solchen brieff an Batenburgen/ daß wenn es ein steinern hertze gewest/ so haͤtte es muͤssen davon erweichet werden/ aber es halff alles nichts. Es hatte der D. J. einen ort/ da- hin er des tages uͤber zu beten gieng/ und da waren auff dem soͤller camillen-blumen ge- streuet/ und ein grosser hauff andere/ darauff knyete er und thaͤt sein gebet und bath/ daß ihn doch der HErr verschonen/ und vor dem boͤsen bewahren wolte/ er wuͤste doch/ daß er von ihm in seinem namen zu seinem lob (sein werck auszurichten) auffgewecket waͤre/ wel- ches er nicht selbst gethan haͤtte/ wie man an dem angefangenen geiste nebst den gewissen zeugnuͤssen seines blossen worts/ seligen verstandes und warheit uͤber alle menschen oͤffentlich hoͤren moͤchte. Da nun keine crea- tur zu der zeit etwan ungefaͤhr dahin kommen/ weil David alleine war/ so ists des andern morgens fruͤh (da ers des abends so ließ) ge- schehen/ daß er allda meynete wieder nieder zu knyen/ denn es war gantz oben unter dem dach im hause/ da er lag und schlieff/ und des ta- ges allein droben war/ so findet er mit anwei- sung und verstand/ daß dieselbe blumen auff drey hauffen/ als kleine garben gesetzet waren/ eine in der mitten/ und 2. auf beyden seiten/ die- se lagen recht mit den blumen auf oder an den mittelsten gaͤꝛbgen/ uñ sehet/ er veꝛstund/ indem ers ansahe/ daraus/ wie es noch geschehẽ wuͤr- de (wie zertheilt und zerruͤttet auch alles war) daß Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. daß sie noch zu ihm (der lehre/ geist und war- heit halben) fallen solten und verwunderte sich sehr/ wie dann darnach auch von vielen gescha- he/ daruͤber dann der neid noch groͤser ward. Denn Batenburg brach auff und meinte in staͤdten und laͤndern einen auffruhr zumachen und freyheit und gewalt zu kriegen/ seinen willen auszu fuͤhren (wie man sagte) und sie- he er ward gefangen (mit kurtzen zusagen) da er dañ sich so schaͤndlich heraus lies/ daß er den mann David beschuldigte/ was vor ungluͤck er im sinne habe; man sagte/ daß er diesen und jenen wolte umbringen und nach einer stadt stuͤnde/ sie einzunehmen und an sich zu bringẽ und dergleichen. Lasset mir zu oder gebt mir freyheit (sagte er) ich will ihn und alle die ihm angehangen auch lieffern/ und die bunds- genossen/ die noch da waͤren/ wolte erumbrin- gen/ daß nicht einer uberbliebe. Dis ward gesagt und von den seinen selbst bezeuget und er hatte auch wol das hertze dazu/ so es ihm Gott zugelassen; aber Gott kehrte dasselbe in seinen schooß und behuͤtete die unschuldige vor seinen haͤnden/ denn Batenb. (wie ihr noch hoͤren solt) wurde selbst gefangen. Desselben tags oder ungefaͤhr um selbe zeit/ als Batenb. getoͤdtet ward (wie David her- nach erfuhr) saß David und schrieb etwas von der braut Christi/ nach dem vermoͤgen als ihm gegeben ward/ denn er schrieb sonst niemals was besonders/ er muste denn dazu getrie- ben oder erleuchtet werden/ da kam ihm des mittags um 1. uhr eine stimme recht ordent- licher weise einraumend vor: Stehe auff und bete/ Batenb. ist in noth/ und daß er darinn kommen/ machet/ daß er an dir mißhandelt hat/ darum ihn Gott straf- fen wil/ darum bitte vor ihn/ daß er gnade erlange und nicht so verlohren gehe. Darauff weinete er so bitterlich als ein mensch auff erden und bat uͤberschwenglich ohne allen zweiffel/ das unmoͤglich waͤre/ Gott muͤsse ihn zu gnaden auffnehmen/ denn es schien vor seinen augen/ als haͤtte ihn Gott ewiglich (schon nachdem ihn der richter getoͤd- tet) in die hoͤlle verstossen/ welches er alles in- nerlicher weise sahe. Darum betet er auff der er- den mit seinem angesicht sonderlich mit thraͤ- nen sehr lange und wolte nicht essen biß er ein einraunen oder trost in seinem gemuͤthe em- pfienge/ daß ihm Gott wolle gnaͤdig seyn. Nie- mand mag die thraͤnen gnugsam beschreiben. Das war nun der rechte lohn uͤber den unge- rechten/ was soll man nun demselben schuldig seyn/ nemlich dẽ ungerechten? so sie nach diesem dis alles sehen solten? Aber Batenb. rottge- sellen hoͤreten nach ihn (wie sehr sie auch in sei- nem tode bedeutet worden nicht auff dem rech- ten wege zu seyn) doch nicht auff/ sondern er- fuͤlleten das maaß ihres vatters und lehrmei- sters; wie wol Batenb. gesagt und mit eige- ner hand geschrieben hatte/ daß der David oder er mit ehesten solte umkommen/ daran man sehen solte/ wer von Gott gesandt waͤre oder nicht/ er oder David solte in einer von diesen 3. plagen umbkommen/ entweder durch hagel oder pestilentz oder mit dem schwerd. David sahe den brieff ein halb jahr her- nach bey einem der Batenburgs principal freund gewest/ aber doch dem David nicht so gar gehaͤssig/ wolte den brieff aber nicht in seinen haͤnden lassen/ sondern ließ ihn mit ge- nauer noth lesen/ wiewol sagte er/ ers nicht so wol um Batenburgs als Davids willen thaͤte/ damit er nicht so viel drauff dencken sol- te. So war auch einer von des Davids juͤn- gern abgetretten/ der wol der beste seyn wolte und mit ihm auff der reise nach Straßburg gewesen und wieder zuruͤck gezogen/ der hiebe- vor auch so frembde dinge an dem armen Dav. begangen hatte/ der hatte einen traum gehabt den er auff den David deuten und auslegen wolte/ nehmlich kuͤrtzlich also: Es hatte ihm in der nacht im traum gedaucht als wenn er bey einer schoͤnen feinen frau waͤre/ als er aber zugesehen/ waͤre sie zur hure worden/ da haͤtte er doch noch wollen bey ihr bleiben und haͤtte so gethan. Darnach aber waͤre sie zu einem heßlichen garstigen hunde worden/ da sey er gantz umgekehrt worden/ weiter dazu zugehen/ und damit zuthun zuhaben/ denn Gott haͤtte es ihm gewehꝛet/ daß es nicht geschehen. Deßwe- gen ers dem D. J. zugeschicket und ihm fragẽ las- sen/ was er von dem traum daͤchte/ er waͤre ihm vorkommen/ als wenn er Dav. angienge. Mir/ sprach David/ das kommt mir frembt vor/ ich nehme mich dis nicht an/ wie? (sprach Dav.) er ist der mann selbst/ der das werck thut/ da- rum kan ers auff mich nicht deuten/ lassets ihn auff sich ziehen/ dis gehet ihn an/ sagt ihm das/ sprach er. Eine weile darnach sandte er wieder und ließ ihm wissen/ daß er solte zuse- hen/ er wuͤste nun vor wem der traum gehoͤrte/ nemlich David waͤre die frau und er der mann angesehen David erst wol eine erbahre frau und in der lehre auffrichtig gewest waͤre/ aber nun fielen ihrer viel ohne verbannung und ver maledeyung ab/ derhalben waͤre er mit den unreinen unrein/ ja zu einer hure und hund werden. Dis gieng dem mann Dav. etwas na- he/ doch aber verschlang er den bittern becher/ der ihm vor den mund gestossen ward; (der- gleichen er mehr mit thraͤnen muste einnehmen/ wie man einen trunck bier oder wein thut) ließ aber demselben mit dem botten wieder wissen: so er erhoͤrung und gnade bey dem allerhoͤch- sten funden/ moͤchte er doch seiner gedencken und vor ihn beten/ daß es besser mit ihm wer- den moͤchte/ denn er fuͤhlte in sich aus solcher re- de/ daß er sich nicht daruͤber erfreuen koͤnte/ wie wol er sich davor nicht entsetzte oder geringer daraus worden; demselben ward diese bot- schafft gethan/ wodurch er sich zu fasten und beten begab. Nicht lange darnach sandte er zum 3. mal/ daß er aus dem traum kommen/ er waͤre selbst der mann und Batenb. die frau und derglei- chen worte mehr/ so hier zu lang fallen; und nennte dann aller erst (vor jedermann) den Dav. Jor. herr David/ und bekante/ daß ers nun gesehen/ daß Batenb. die Frau und er selbst der mann befunden worden. als es nun geschah/ daß er zu David kam/ und man da essen wolte/ fragte er mit ent- G g g 3 bloͤ- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. bloͤssetem Haupte (das dem Dav. frembd vor- kam/ und uͤbel zu frieden war/ mehr als hier berichtet wird) ob er auch mit und bey ihm es- sen solte? Darauff David antwortete: Bru- der/ warum fragst du/ und nennest mich Herr/ der ich doch ein mensch (wie du bin/ wisset ihr nicht/ wie scharff es unser HErr verbotten hat/ daß sich niemand soll so heissen lassen; weiter/ daß der engel hier und da also geredet hat/ und daß wir allein unser augen auff den HErrn richten sollen/ und uns an keine creatur keh- ren muͤssen/ und thaͤt ihm darauff eine feine lange rede. Darauff sagte der andere also: Jch weiß wol/ mein Herr/ alles was ihr da ge- sagt habt/ ich wils GOtt nicht nehmen/ und einem menschen oder menschen-kinde geben/ aber last mirs zu/ daß ich so sage/ die schuld kommt auff mich/ wenn ich dran suͤndige/ denn ihr last euch nicht so nennen/ aber Dav. war eben nicht wol daruͤber zu frieden/ so klein ach- tete er sich/ und weit von diesem worte. Des abends als man wieder zu tische sitzen wolte/ fiel der vorige mann auff seine knye/ ob er bey ihm essen moͤchte/ das schnitt dem Dav. durch sein hertz/ und wuste nicht/ wo er sich in der rede lassen solte/ und sanck daruͤber noch in mehrere kleinigkeit/ da kam ihm ein: Dir kommt kein schade draus/ laß ihm gewaͤhren/ ziehe du es nicht auf dich/ du wirsts noch wol sehẽ/ seye zu frieden. Desselben gleichen ist auch zu der zeit geschehen/ daß der vorberuͤhrte Heinrich Kaal der kriegsmann) des abends/ als das licht angezuͤndet/ in sein haus kommen ist/ der von solchen moͤrderischen vornehmen und anfechtung (wie droben gemeldet) war/ davon der Dav. nichts wuste/ denn er hatte ihn sein lebtag nicht gesehen. Als er ankom- men/ nahm ihn Dav. bey der hand/ und wolte ihm nach gewoͤhnlichem gebrauch einen bruͤ- derlichen kuß geben; aber der mann wich zu- ruͤck/ kruͤmmete sich und fiel nieder und sprach: O mein HErr David/ vergebet mir das uͤbel/ das ich wider euch vorgenommen/ und er- zehlte ihm sein boͤß verzweiffeltes vorneh- men. Als der gute mann das hoͤrte/ wunderte es ihm und fragte ihn warum? Da sagte ers/ daß es um der frauen halben gewest/ die er ent- fuͤhret haͤtte. Dav. sagte: Da wuͤrdet ihr euch groͤblich versuͤndiget haben/ weil ich der sachen unschuldig und nichts drum gewust/ sie ist auch hier nicht/ sondern an dem ort/ da sie war/ ihr moͤget sie wol wieder nehmen/ wenn sie wil/ ich wils euch nicht wehren. Da sprach er nein/ das wil ich nicht thun/ ich wil sie erst las- sen auffwachsen/ im fleische wil ich nicht an sie dencken/ aber nach dem geiste halt ich sie vor meine schwester. Wolan/ sprach Dav. der HErr gebs uns/ daß wir die zeit sehen/ daß al- les wieder zu rechte komme/ und andere worte mehr/ die sie des abend untereinander hatten. Des andern tages ward der mann mehr im hertzen geschlagen/ also daß Dav. nicht vor H. K. gehen konte/ und wenns auch des ta- ges 20. mal gewest waͤre/ daß er nicht vor ihm auffgestanden (wenn er saß) und die knye vor ihm gebeuget. David haͤtte es ihm gern ver- hindert/ aber er bath/ daß ers ihm doch nicht entziehen moͤchte/ es muͤste also von ihm seyn. Diese dinge bringe ich nicht vor den Dav. zu verehren/ sondern um der wunder Gottes. Nach diesem geschachs/ durch boͤses angeben) als Heinr. Kaal angesehen er frembd) erst in die stadt zu wohnen kommen war/ daß viel boͤ- ses geschrey uͤber den mann und sein volck gieng/ als wolten sie die stadt heimlich ein- nehmen/ und ward dazu angegeben/ als wenn threr eine grosse schaar volcks allda versamm- let/ und in einem grossen unbewohnten hause laͤgen/ und sich still hielten/ und man ihrer et- liche allda gesehen haͤtte. Diß ward so offt und gefaͤhrlich angebracht/ daß der Schul- theis mit etlichen Herren-dienern und stadt- waͤchtern/ summa/ mit einem grossen volck ge- wapnet dahinwerts in stille hinein zogen/ als sie darkamen/ warens bier-tonnen/ daruͤber von etlichen nur gelachet ward/ und giengen wieder von der strassen nach dem stadt-hause uͤber die bruͤck/ allwo David ungefaͤhr war/ welches ihm eine gute probe war/ denn es ward ihm gesagt/ daß sie kaͤmen ihn zu fan- gen/ und einer/ der weyland sein spiel-gesell gewesen/ lieff zum Schultheiß/ eben als er auf der bruͤcke war/ wolt ihr nicht/ Herr Schul- theiß/ sprach er/ wolt ihr nicht hieherwarts zu dem manne David gehen? Jhr werdet ihn wol finden. Da sprach der Schultheiß unge- halten uͤber das wort zu ihm (das ließ ihn GOtt reden/ der solches raͤchte) also: Nein meister Gerreit/ es ist vor jetzo genung/ auff ei- ne andere zeit auch was auff die art. Da lieff er (zusehende) zuruͤck/ und ward von etlichen die es hoͤreten (so als es weiter gieng) heim- lich vor einen verraͤther und schelm gescholten/ und nicht lang darnach starb er. Der Schultheiß kam sehr ungern an den mann/ man redete ihm nach/ daß er gesagt: er haͤtte lieber vor 2000. fl. schaden gelitten als den mann gefangen genommen. Je- dennoch nahm er darnach alle sein/ und seiner mutter guth/ ja auch dazu ihr leben/ und auch aller derer/ die umbracht wurden. Er (glaub ich und ist offenbahr) wuͤrde es nimmermehr gethan haben/ wenn er nicht von seiner O- brigkeit und sonderlich von den pfaffen dazu angereitzet worden waͤre. Doch geschah auch mehr pardon oder urlaub/ als noch irgends- wo allda gehoͤret oder gesehen ist/ denn man laß auffm stadt-haus ab/ daß alle frembdlinge von solcher secte solten vor das thor verschlos- sen/ und des tages frey und unbeschadigt ausgehen/ so es aber nicht geschehe/ solte man sie alle/ die man finde/ wegnehmen. Diß war nun durch ein boͤß geruͤchte entstan- den/ daß sie nemlich die stadt wolten ein- nehmen/ da es doch fern von ihren her- tzen war. Wie wol es wahr ist/ daß sie (wie ich wol vernommen) H. K. am al- lerersten gefangen/ und alle sein gut ge- nommen/ bey welchem sie ein buͤchlein moch- ten finden/ das voll von seinen traͤumen ge- schrieben/ darinn/ (wie man sagte) gestan- den/ daß den Christen noch freyheit/ staͤd- te und laͤnder solten gegeben werden/ oder daß Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. daß er diese und jene/ die er mochte genennet haben/ im traum so herrlich gesehen. Dar- auß man desto mehr muthmassete/ als wenns eben sie in ihren hertzen gewest waͤre. Diese maͤnner wurden alle mit dem schwerdt getoͤd- tet und die frauen ertraͤncket/ daß es Gott er- barmen mochte/ die Stadtkan sichs noch wol erinnern/ ja das gantze land um und um machte sich schuldig an diesem blut. GOTT vergeb es dem/ mag man wol sagen/ der es angeben und sichs angelegen seyn lassen. Endlich nahmen sie Davids mutter auch gefangen/ nahmen ihre haͤuser und erbe auch ihr und sein gut/ was er noch zur nothdurfft hatte/ und seine kinder halffen es selbst mitra- gen und auff den wagen legen/ und versteck- ten nicht daͤs geringste/ noch sich selbst/ als einer/ der eben nicht der kluͤgste/ doch der aͤlte- ste war/ und es war den kindern/ als wenns so seyn muͤste. Dasselbe gut ward auff dem oͤf- fentlichen marck verkaufft/ vor des schuldheis- sen erbe/ wie seine tochter eine sagte/ die da- bey saß/ daß es so waͤre/ wie man in den tod- ten-hausern thut/ jedermann wolt es vor den andern haben/ diß gut galt mehr als ander gut/ weil es des mannes guͤter waren/ und endlich/ ehe sie noch getoͤdtet wurde/ verkauff- te man die haͤuser auch. Jm anfang war sie sehr schwach und zitterte vor dem tode/ hernach aber ward ihr ein eweile bedenck-zeit gegeben/ auf was vor art sie steꝛbẽ wolte/ es solte ihr von dreyen die wahl gegeben werden: Entweder ersaͤufft oder tod gelassen/ oder mit dem schwerdt gerichtet zu werden. Jhr gefaͤngnuͤß war in einem Closter/ in einer kammer/ allda ward sie von ihrer freundin oder neffin (einer Magdalenen/ schwester) zuweilen gepflegt oder zugelassen/ da saß sie und uͤberlegten ihr leben/ daß sie noch nicht from̃ genug gewan- delt haͤtten. Endlich erwaͤhlete sie zu sterben durchs schwerdt/ und achtete sich darinn von Gottes gnaden seelig/ weil es um seines na- mens willen geschah. Und als es auff den mittag desselben tages kam/ den sie erwaͤhlet/ wurden einer oder zwey vom gerichte mit dem scharffrichter in die kammer gesandt/ die sie fragten: was vor eines todes? da erwaͤhlte sie das schwerdt und der meister hatte nichts als einen scharffen degen/ weil sie meynten/ daß man sie tod (zur ader) lassen solte/ indem es der leichteste tod ist/ siehe so schlug er ihr sintzende in einem stuhl/ das haubt und etliche finger ab/ weil die haͤnde zusammen gefalten in die hoͤhe stunden. Darauff beschickten sie sie und beklagten ihr leben und begruben ihren leib hinter den altar in der kirchen/ welches noch ansehnlich zugieng/ weil sie eine der vor- nehmsten auß der Stadt war. Und also gieng es mit des mannes mutter/ weil sie ihn/ den David/ vor den rath bekant und erkant hatte/ daß er so warhafftig und gut in seiner lehre waͤre als die Propheten und Aposteln; und diß hatte sie mit andern worten mehr bestaͤndig und hertzlich außgesagt. Aber man wuste noch nicht/ ob sie (ihrer freunde halben) eben deßwegen haͤtte sterben muͤssen/ waͤre auch nicht geschehen/ wo sie sich nicht so hart wider den schultheissen gesetzet haͤtte. Denn die menschliche natur gieng ihr uͤber/ als sie hoͤrte/ daß ihr all ihr gut/ hauß hof bey lebendigem leibe genommen und verkaufft ward/ drum sprach sie gleich (wie wol etwas bloͤde/ und auff was art/ weiß man so genau nicht) habt ihr mein gut/ so nehmt mir auch mein blut. Wolan/ sprach er/ das soll geschehen und verboste gantz; weil sie ihn vor den herren so beschaͤmte; frag- te ihn/ was vor recht er zu ihren guͤtern haͤt- te/ sie kaͤmen nicht ihm/ sondern ihres sohns und tochter kindern eigentlich/ nicht aber ihm oder den seinen zu/ er solte sehen/ was er thaͤ- te. Als sich nun des D. J. sein weib diß auch versehen muste und ihre kleine kindergen bey des mannes Davids mutter im hause gelas- sen und allein ein saͤugendes kindgen (Gideon genannt) mit genommen und die mutter ih- res mannes D. mutter endlich auch gefangen worden (wie oben beschrieben) und man alle ihre guͤter/ was nur da war/ hauß und hoff zu sich genommen/ wie vorher ge- sagt und durch den propheten Micha/ schwei- ge im Evangelio beschrieben ist/ musten die kinder auff der strassen herumb lauffen und betteln gehen/ biß sie der schultheiß zu sich genommen/ und hier und da (wo es ihm beliebte) hinsteckte dann er verbott/ daß niemand eine hand an sie schlagen durffte/ weder freunde noch verwandten/ er thaͤte sie alle voneinander/ eines hier/ das andere da- hin/ ihrer 3. oder vier konten endlich wol re- den/ etliche nicht gar wol/ nemlich 3. beson- ders aber eins oder 2. gar nicht; sie musten manchen spott/ verdruß laͤsterung und schmach hoͤren/ daß/ wenn mans beschriebe/ ein andaͤch- tig hertz ohne weinen nicht lesen solte. Man kan dencken/ wie es vatter und mutter/ schwe- ster und bruͤdern zu hertzen gegangen; sie schlugen allenthalben auff sie/ und hielten sie vor außkehrich/ droheten ihnen mit mancher- ley boßheit/ denn sie waren durchauß neidisch wider das Evangelium und ihrem vatter deß- wegen gehaͤssig und gram. Diß muste vatter und mutter uͤberhoͤ- ren und ansehen; es waren wol hertzen/ die sie erretten und wegfuͤhren wolten/ a- ber der vatter D. sprach/ man solte nur still seyn/ und es lassen/ sie muͤsten mit ihrem vatter leyden/ GOTT haͤtte es verschaffet und ihn sehen lassen/ sonsten wuͤrde ers nicht zulassen; gaͤbe es GOtt/ daß es ihm verdroͤsse/ so wuͤrde ers wen- den/ denn fuͤrwahr/ kein schmertz gieng ihm deßwegen zu hertzen/ und dannoch haͤtte er sie moͤgen auffessen. Etliche thaͤ- ten seinen kindern guts/ daruͤber sie nim- mer schlimm fahren werden. Dann eher diß sich so weit verlieff/ ist durch GOTTES rath und willen geschehen/ daß der gute mann D. solte auß der Stadt weggehen/ er waͤre nun lang genug da geblieben und waͤre alles weg. Diß geschah/ er zog mit grossen kosten weg/ denn es wolte ihn niemand herbergen/ oder guts thun/ weils auff den halß verbotten war. Aber sie wolten doch da- von Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. von geniessen/ denn so sie dem Evangelio nicht guͤnstig gewesen waͤren wuͤrden sie es nicht gethan haben. Doch war man (glaub ich) auch mit ihm nicht versichert/ deßwegen fuͤhreten sie ihn des nachts zu schiff weg. Diß scheiden nun von weib und kindern kan man wol nicht beschreiben/ was vor bitteres leyden und jammern von weib und kindern gesehen war/ welches wol manchmal seyn muste/ aber das letzte war allzeit das schwerste. Nun sie befahlen einander Gott/ dem getreu- en Schoͤpffer und HErrn uͤber alles in seine Haͤnde und scheideten also nach wenig wor- ten voneinander. Als sie nun noch eine we- nige zeit da waren/ musten sie auch durch kundschaffterey oder schlimmes vermuthen bey nacht weg. Diß musten sie alles andern unbekanten vertrauen/ wolten einander auch selbst nicht kennen/ daß nicht vielleicht einiger schade moͤchte darauß entstehen/ als haͤtte seyn koͤnnen/ wo sie von den andern gewust haͤtten/ sie mochtens wol muthmassen oder bey sich selbst dencken/ aber keine warheit begehrten sie davon zu wissen. Als sie nun ins schiff sassen und unter an- dern schiffen heimlich hinten im schiff in der riege niederlegten und sich unter den dreyen schlaffen gelegt/ dannoch aber keinen schlaff hatten/ weil es noch fruͤh/ aber wegen der fin- sterniß schon geschlossen war/ und er David darneben lag/ und sein hertz in goͤttlicher be- kuͤmmernuß stund/ ward seine seele/ verstand und gedaͤchtnuͤß/ gesicht/ sinn/ geschick und krafft und alles was der mensch innerlich hat/ gaͤntzlich von ihm weggenommen/ eben wie in der ersten beschreibung/ und gieng ihm in ei- nem augenblick ein gesichte auff/ daß es in dem augenblick schiene/ als wenn das gan- tze getaͤffel an der einen seite auffgeschlagen worden/ und darauß ihm das gesichte kom- men/ und in dem das geschehen/ flog das schiff als ein pfeil aus der hand geschossen/ so lang als das land vorbey. Diß geschicht ist sonst beschrieben/ man mags dabey fuͤgen. Also kam David nach harten in eines jungen erst verheyratheten mannes hauß/ einer auß- erkohrnen ehrlichen blume Jsraelis/ da war seine frau mit/ und blieb ungefehr etwan 2. oder 3. tage da/ von dar zog er weg und ließ seine hauß-frau mit ihren kindern da mit ver- sorgung biß zum außgang. Als er nun eine lange weile verborgen saß und nimmer von gedancken an Gott frey/ sondern allezeit mit goͤttlichen sachen bekuͤmmert war/ geschahe es auff eine zeit/ als er in seinen feurichten sinn und geist vor dem HErrn lag/ daß (wie es zugienge/ ist nicht zu beschreiben) auff ihn eine krafft eines allmaͤchtigen goͤttlichen himmli- schen wesens kam/ als eine geistliche schwere last/ jedennoch in aufferstehung empfindlich oder gefuͤhlig/ oben zum schopff das haupt hinein und fuhr einwarts durch sein haubt und durch alle seine glieder hin biß in seine beine/ daß er auff seinen sitz niedersaß und nicht laͤnger auff seinen knien bleiben konte we- gen niederdruͤckung der grossen last/ und sehet/ in dem es hernieder kam/ ehe es auff sein haubt fiel/ fuͤhlete er die krafft ihn gewaltiglich an- ruͤhren/ aber in den rechten umgang oder circulation vernahm er unter oder in derselben krafft 5. neue si nnen Gottes; denn es wa- re ihm in dem umgang desselben wesens als ob er Gott gesehen/ gehoͤrt/ geschmecket/ ge- rochen und getastet oder gefuͤhlet haͤtte/ denn er empfund es alles mit Unterscheid und nicht anders denn also allzuwunderlich/ doch aber in einem geistlichen verstande/ und war nichts anders als ein goͤttlich-natuͤrlich wesen/ lust und suͤssigkeit/ recht als ob sich Gott mensch- lich-und goͤttlicher weise zusammen in einem uͤbergreifflichen schmack und lust haͤtte offen- bahren und befindlich vorgeben wollen/ also daß er sich nicht konte halten/ sondern ehe er sein vornehmen und gebet vollendet/ rieß er auff/ als ob er beynahe einen traͤglichen sack voll korn auff dem halß gehabt haͤtte/ und gieng strauchlend stutziges fusses zu den an- dern zweyen hin/ die bey ihm waren/ und sieng an zu reden. Denn es kam ihm uͤber dasselbe ein gesichte vor/ als wenn er gantz ohne leib waͤre und sich nicht mehr gekannt/ und haͤtte andere sinnen/ es ist warhafftig also geschehen; ihm dauchte/ daß es eine andere stimme und er ein gantz anderer und erneuerter mensch waͤre/ und sanck etlichmal nieder und muste sich bey dem bette an den ecken anhalten/ wie ein trunckner und mit lasten uͤberladener mensch/ daß es auch schiene/ als wann er beynahe un- sinnig und narrisch worden waͤre/ und was er darinn (das ist/ in dem liechte) sahe/ mag hier nicht beschrieben werden/ dann es wil sich mit worten nicht außdrucken lassen. 1. Sam. 21/ 13. Psalm 24/ 1. ꝛc Hierauff ward er nun von tage zn tage allzeit mehr in dem geiste ver- neuert und sehend gemacht/ denn ehe sie her- kamen (einen monath zuvor/ ehe seine Mutter gelangen genommen worden) ward ihm ein liecht/ da man nicht zukommen oder gehen kan/ angethan/ dann es war ein liecht der gedan- cken Gottes/ ein ungeschaffen unnennbahres wesen der warheit/ das mit keinem auge mag beschauet/ mit keinen haͤnden betastet noch mit keinen leiblichen sinnen begriffen werden/ die freude/ die der mann hatte/ ist nicht zu sagen/ denn da verstund er das wort ewig/ liecht und liecht der warheit; vor diesen tagen aber hat- te ers so nicht gesehen/ nicht sagen noch auß- sprechen gehoͤret/ daß jemand mehr davon wuͤste als er/ welches sonst anders nichts als worte waͤren/ er wuste von keinen solchen neu- en menschen solches nicht/ wie auch damals kein mensch (glaub ich) ohne denselbigen geist Christi in der warheit. Aber nun ward ihm foͤrder die schrifft/ ja alle worte Gottes von tage zu tage allezeit mehr und mehr aufgethan/ deßgleichen nicht gehoͤret ist/ fieng an mit neuen zungen zu reden/ die wor- te in ihren goͤttlichen ewigen geistlichen sinn zu begreiffen und warhafftig einzusehen/ wo sie herkamen/ aber das kan niemand ohne den- selben geist schmecken/ wissen noch bekennen/ darum ists vergebens hier buchstaͤblich davon zu schreiben. Er ward mit solchen leben- digen him̃lischen siñ und gedaͤchtniß umfan- gen/ daß er muste bitten/ Gott wolle ihm doch ein wenig Erholung zulassen/ oder seine Crea- tur muͤste sonst zu nichte gehen und koͤnte es Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. es unveraͤndert in solchen geschwinden wesen nicht ertragen. Man bedencke/ wie den kin- dern Jsrael solches auff die art nur aͤusser- lich nach dem gehoͤr vom berge Horeb be- gegnete/ konten sie es nicht ertragen. Solte er von dieser zeit schreiben und es in worten darlegen/ so wuͤrde er viel zeit darzu bedurfft haben. Was ihm den tag durch begegnet und durch was manche versuchung er passierẽ mu- ste/ wie er bath und flehete/ ist GOtt bekandt/ ja was er wideꝛstanden/ ist keinem solchen men- schen muͤglich auff erden/ aber es war um et- was anders/ sonst wuͤrde ers Gott zu lobe wol nachgelassen haben; des menschen angebohr- ne schwachheit darff man nicht beschreiben/ die ist jedermann an sich selbst kenntlich/ doch nicht eher so wol kund/ als in der versuchung. Es heisset sonst: Wer nichts wagt/ der ge- winnt nichts/ und wer nichts versucht/ der hat nichts und weiß nichts. Er lag einmals nach mittags ein wenig zu schlaffen/ aber doch dauchte ihm/ daß er munter und nicht im schlaff gewesen/ es waͤre denn etwan einen au- genblick/ wie mans aͤusserlich zudruckt und wieder auffthut/ gewest/ da war er voll goͤttli- cher andacht/ und indem er die augen aufthaͤt/ waren sie so erneuret durch eine veraͤnderung des lichts in seinen augen/ daß was er sa- he/ das war alles neue in seinen augen/ wiewol das jenige an sich selbst keine veraͤnderung hat- te/ sondern allein in des mannes David gesich- te/ und sprach darunter viel schoͤne dinge von der kuͤnfftigen neuen zeit aus; Von welcher begebenheit und reden viel beschrieben war: Aber weil die verfolgung gleichsam zuvor kam/ ist alles unterblieben/ auch mit den ein- sprachen Gottes nach dem Geist/ die er alle tag und nacht empfangen/ ein sehr trefflich maͤch- tig gehoͤr und schoͤne verheissungen/ so ihm als eine stim̃e innerlich einsprach/ daß ers auch (dauchte ihm) aͤusserlich hoͤrte/ aber es hatte seinen schall nur inwendig im verstand/ hoͤrte aber gleichwol diese dinge und behielt es heim- lich bey sich/ wolte auch seine lehre nicht damit bekraͤfftigen/ sondern verschwiegs immer/ biß zuletzt erzehlte ers einer person mit langen bit- ten uñ flehen/ daß es in niemands haͤnde kom- men solte/ welches versprochen ward. Es ist aber alles mit andern buͤchern und brieffen weggenommen/ daß er nichts darvon behal- ten. Er hatte auch ein himmlisch gesichte/ das ihm aͤusserlich zu sehen gegeben ward. Er glaubte nicht/ daß Johannes der taͤuffer noch einige creatur auff erden/ ja auch Stephanus/ wie er meynte/ JEsum Christum lieblicher und annehmlicher gesehen haͤtte; Es war ein gesichte/ in welchem seine augen verwandelt und umgekehret wurden aus dem sinnlichen in das uͤbersinnliche/ d. i. in dem verstand der schoͤnheiten nach dem Geist. Viele/ viele an- dere gesichte mehr/ die ihm offenbahrt sind/ als die furcht des HErrn/ die weißheit und gerechtigkeit/ die sind ihm wunderlich (nie- manden moͤglich schrifftlich zu verfassen oder begreiffen) in dem allerheiligsten uñ schoͤnsten empfindlichsten wesen gezeiget worden/ als ein menschlich hertze uͤber seinen begriff bekommen kan. Es ward auch zu der zeit auff den Oster- tag fruͤh morgens/ als er noch auff seinem bet- te lag/ zu ihm gesprochen: Auf und schreib! er blieb aber auffmerckend liegen und dachte/ was wird das seyn; aber die stim̃e rieff zum andern uñ drittenmal so hart uñ starck/ daß er schreibẽ solte/ odeꝛ es wuͤrde ihm nicht wol deß- wegen gehen/ uñ das verstund er daraus/ weil die stim̃e sprach: Flugs auf/ uñ schreib/ das sag ich dir! welche geschichte auch beschrie- ben/ ich laß es aber aus/ weil mir die zeit zu kurtz ist; Zum theil mag mans auch lesen im ersten theil des wunder-buchs im 130. und 131. Cap. Als sie nun in der stille bestaͤndig sassen/ und David nichts denn schreiben thaͤte/ was ihm nemlich von oben herab gegeben war/ geschahe es einsmals/ daß an demselben ort kirmiß oder umgang war und ihrer 3. o- der 4. auff einen kleinen soͤller unter das dach gehen wolten/ des tages uͤber allda stille zu seyn; Als sie nun da sassen und David alle- zeit redete/ was in seinem hertzen war/ und einer (Leonhard von Dam genannt) zuhoͤr- te/ sahe er aus seinem munde einen geist und lebendig wort zu ihm eingehen/ wodurch es ihm einen lebendigen sinn und ein hochwich- tig gesichte ein-oder vorgab: Erstlich sprach eine stimme zu ihm/ er solte hinab auff den platz gehen/ da solte er warnehmen/ was ihm solte gezeiget werden/ wie er denn auch thaͤt/ gieng allda und bath zu dem HErrn; denn er fuͤhlete/ daß ihm was begegnen wuͤrde/ war aber sehr bekuͤmmert und entsetzet. Jn- dem er auffstehet und wil die laͤnge hinuͤber die kammer gehen und erwarten/ warum er doch darzu getrieben und zu gehen geheissen worden/ und was es doch seyn wuͤrde/ und recht als er mit dem ruͤcken gegen das licht umgekehret war und dahin gieng/ sprach die stimme: Halt stille/ bleib stehen und siehe. Da sahe er ein manns-bild vor ihm stehen mit dem ruͤcken gegen sein angesicht/ d. i. von hinden noch nicht ins angesicht/ wie hier fol- get. Ein gesichte von einem/ (genannt Leonh. von Dam) der die warheit und das recht Gottes liebet/ offenbahrlich am ta- ge gesehen im ausgange des Monats Maji oder im anfang des Junii 1539. Sitzende oben auf dem soͤller in einem hau- se geschahe es/ daß der Geist Gottes schnell uͤber einem mann/ David genannt/ kom- men/ und er zu reden anfieng von dem recht und wort seines Gottes/ so ihm der HErr in den mund legte; welches wort durchs ge- hoͤr in mein innerstes eingesaͤet wurde/ daß mir auch das hertze und alle siñen meines ge- muͤths auffgethan wurden wie eine rose/ so daß ich mich von dem leben und freude mei- nes innersten geistes nicht enthalten konte/ welches ich mit worten nicht ausdrucken kan/ weil mirs unaussprechlich bleibt. Und sehet/ ich ward gedrungen von meinem wer- cke auffzuhoͤren/ ich aber ward daruͤber be- kuͤmmert/ und ließ meiner traͤgheit/ lauig- keit und mattigkeit zu begegnen von meinem A. K. H. Vierter Theil. H h h wercke Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. wercke nicht ab/ wiewol ich darzu gedrungen wurde. Endlich wurde mir wieder lebendig und deutlich eingesprochen durch eine stimme des geistes ohne mein vorherdencken oder be- rathschlagen/ nemblich also: Warhafftig ja nicht weniger/ sondern weit mehr habt ihr heute (durch das lebendige gespraͤch aus Da- vids munde gegangen) in seinem lebendigen/ unbetruͤglichen gewissen wesen gehoͤrt/ gese- hen/ geschmeckt und gefuͤhlt JEsum/ stehende zur rechten hand Gottes in dem himmel/ war- hafftiger als Stephanus thaͤte/ Apost. Gesch. VII. 18. Oder auch als Esaias/ da er diese worte sprach/ Esa. VI. 1. 2. 3. als er die herr- ligkeit Gottes sitzen sahe auff seinen stuhl und thron; weßwegen er sprach: Jch bin ein mann von unreinen lippen. Ließ/ und sprich frey und ohne scheu auch also/ daß du ein mañ von unreinen lippen seyest/ und demnach die herrligkeit Gottes im innwendigsten dei- nes hertzens lebendig gesehen habest. Hier- auff wurde mir von dem geist angewiesen/ daß ich lesen solte/ Jes. 6. und Apost. Gesch. 7. da ich doch nicht wuste/ was ich da solte geschrieben finden/ und dachte/ was mags doch seyn/ und gleichwol war ich in meinem innersten voll feuer und brand des lebens/ so daß ich nicht wuste/ wie oder was mir war oder mangelte/ indem ich jung war und den geist nicht kante/ und doch in meiner schwachheit nicht aussprechen oder zu erken- nen geben konte/ was mir widerfuhr/ mich auch selbst zu klein und unwuͤrdig sahe/ sol- che hohe worte des geistes/ wie der mann Gottes/ zu reden/ und doch ließ mir der geist keine ruhe/ sondern sprach mir so starck ein/ als wanns recht laut durch eines menschen mund geschehen waͤre/ daß ich hinunter ge- hen solte. Jch konte weder schlaffen noch schlummern/ es mochte des abends oder des nachts seyn/ biß ich an einem sommer-tage des nachmittags um 3. oder 4. Uhr antwor- tete und sprach: HErr/ du weist/ wie es hier stehet/ und das ist die ursache/ warum ich nicht mag hinunter gehen. Diß mochte wol 5. oder 6. mal geschehen/ so begab sichs daß die frau im hause (davon wis- sende) des morgens hinauff zu uns kam und sprach: Jst jemand hierobẽ/ der herunter kom- men wil/ der kans wol thun/ denn das volck ist weg. Hieruͤber wurd ich voll wunderns uñ ge- trieben in den saal oder kammer zu gehen. Als ich nun 5. oder 6. mal in der kammer hin und her gegangen/ ward ich endlich/ als ich mit- ten darinn stund/ gehalten/ und mir deut- lich zugesprochen: Stehe und siehe! da stund ich mit dem angesichte von dem lichte nach der wand zu/ und siehe/ ein blosser mann stund vor mir/ eben als ich von dem lichte nach der wand werts/ daß ich ihn nur von hinden sa- he/ und stund mit seinen fuͤssen auff dem Est- rich/ mir sehr wunderlich zu sehen. Da sprach der geist wieder zu mir: Siehe/ da sahe ich zittrend mit sehenden augen den mann nieder- sincken/ und mit den fuͤssen nach und nach stil- le untergehen/ biß das haupt auch herunter und weg war/ da ich doch das Erdreich we- der auff-noch zuthun sahe. Da sprach die stimme und der geist wiederum: Siehe/ da sahe ich denselben nackenden mann unten in der erden so vollkoͤmmlich und warhafftig als oben auff der erden. Daruͤber ward ich nun in meinem gemuͤthe bestuͤrtzt und erschrocken/ und fragte in meinem hertzen; worauff mag doch der mann ruhen; ob seine fuͤsse oder ob er mit seinem haupte worauf stehet/ das moͤcht ich wol wissen. Da merckte ich/ daß er zwi- schen himmel und erdenschwebete/ so ich euch gesagt habe/ und trieb/ als ein vogel in der lufft thut; Aber daß ihr mich wol verstehet/ er war in der erden/ wie ich euch gesagt ha- be/ und der geist oder die stimme antwortete mir: Seine fuͤsse stehen nirgend auff/ und ru- hen auff keinen aͤusserlichen wesen/ sondern er schwebt/ und ist ein ewiger abgrund/ da er ist. Darauff hieß er mich wieder sehen: Da sah ich denselben nackten mann aus der erden auffwachsen oder auffsteigen als eine blume oder pflantze thut. Aber da diß geschahe/ sahe ich es alles von hinten/ das haupt kam erst her- vor/ darnach der hals/ die schultern/ arme/ lenden/ beine/ und nach und nach die fuͤsse/ alles sachte oder maͤhlich. NB. Das haupt kam erst hervor/ darnach der hals/ daß er wieder auff den estrich als vorher vollkoͤmmlich stund/ da haͤtte ich ihn gern angeruͤhret/ ob er lebendig oder todt wa- re/ aber es ward mir nicht zugelassen/ und der geist antwortete mir: Er ist noch todt und nicht lebendig. Da sah ich darnach auf seine fuͤsse/ und ward gewahr/ daß sie fest an der erden/ und davon unrein waren; Aber der leib von den fuͤssen auffwarts/ war so klaꝛ/ schoͤn und glaͤntzend/ daß man von einem sol- chen saubern und herrlichen manns-bilde nie- mals gehoͤrt oder es gesehen. Weiter fielen meine augen auff die fuͤsse/ und siehe/ sie wurden auch rein und schoͤn von der erden/ denn die erde oder unreinigkeit gieng gantz da- von/ und sehet/ da kam und sahe ich das le- ben in ihm/ seine lenden wurden erstlich von hinten hin und her von einander gezogen/ wie ein mensch oder thier/ das erst getoͤdtet wird/ und noch liegt und zappelt/ so zogen ihm die adern und sennen hin- und herwarts/ so daß es wol zu begreiffen ist. Ein wenig darnach hub er seine Arm auff und ließ sie wieder nie- der/ und verstellete oder bewegete den gantzen leib/ daß er nun durch und durch gantz leben- dig war. Endlich hub oder streckte er das eine bein hervor/ und das andere auch nach von der erden/ und setzte sie wieder nieder. Se- het/ darnach kehrte er sich gantz um mit seinem zu meinem angesichte gegen das licht/ und blinckte im angesichte als eine Sonne/ und zwar so helle/ daß mans nicht aussprechen kan/ und hatte einen schoͤnen rothen bart/ und kam zu mir gegangen/ als wenn er durch mich ge- gangen waͤre; Ob er mir durch den leib oder vorbey gieng/ weiß ich nicht/ denn in dem ge- hen/ als er zu mir kam/ verwunderte ich mich/ und erschrack im ansehen seines ganges/ als waͤr ich ausser dem leibe gewest/ und stund doch auff meinen fuͤssen/ welches ich mit der feder nicht schreiben noch aussprechen kan. Er war auch so groß und wunderlich/ so maͤchtig und erschrecklich/ daß er niemanden scheuete/ sahe auch vollkoͤmmlich/ daß alle Fuͤrsten/ Herren/ Prin- Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. Printzen/ Grafen/ ja Koͤnige und Kaͤyser dieser welt vor ihm in seinen augen waren als die wuͤrmgen auff- und in der erden gegen- waͤrtig vor den menschen geachtet sind/ und ei- ne kleine bewegung haben/ nicht die thiere/ fi- sche oder voͤgel allein/ sondern die wuͤrmgen/ sag ich/ vor denen man sich nicht fuͤrchtet/ ob man drauff oder darneben tritt/ beym leben er- haͤlt oder toͤdtet/ noch viel geringer waren al- le diese/ ja alle menschen/ klein und groß/ starck oder kranck/ edel oder unedel/ und strich end- lich als ein wind dahin. Als ich ihm nun nachsehen wolte/ war er weg und sahe ihn nicht mehr. Da sprach der geist zu mir: Das ist GOtt/ der Mes- sias/ die neue creatur/ der erste wahre mensch Gottes vom himmel. Den na- men der personen/ der mir damals angenehm war/ verhalte ich noch/ ist mir aber noch wol bekandt in dem munde. Er wiꝛd laut des woꝛts zu rechter zeit schon mehr gehoͤrt/ bekant und lieb gewonnen werden. Diß hab ich dar- nach wol 7. oder 8. tage zu sagen/ verhalten/ biß es mir endlich aus dem hertzen ausgebro- chen/ bin auch gewiß/ daß die Vision recht von GOtt ist/ sonsten wolte ich sie offenbah- ren oder hervor bringen/ denn eben wie ichs aͤusserlich gesehen/ so sehe ichs auch nach dem Geist geschehen. Als diß geschehen/ wuste der mann nicht wohin vor verwunderung/ und dachte/ was da seyn solte/ durffte es auch in den tagen/ da ers verschwieg/ dem Da- vid nicht eroͤffnen. Darauff geschahe es/ daß dem David auch eingesprochen ward/ er solte in die kammer gehen/ (darinnen einer hin- und hergieng/ der erst kommen war.) Als er nun gegen das licht gegangen kommt/ und der andere Bruder umkehrte ihm entgegen zu kommen/ sprach schnell eine stimme/ er solte nieder knyen/ und gleichwol durffte es Da- vid nichts flugs thun/ aus beysorge vor den andern/ und dennoch redete ihn eine stimme steiff und hart an/ er solte gehorsam seyn/ und siehe/ er that es/ der andere mochte auch so frembd dencken als er wolte/ es muste seyn. So bald er nieder war/ daß er sein hertz/ sinn und verstand zum HErrn kehrte/ und seine augen inwendig auffschlug/ augenblicklich ward ihm ein uhrwercks-rad/ das schnell um- lieff/ gezeiget/ und David sahe steiff drauff: wie schnell es auch lieff/ und da es ein wenig umgelauffen hatte/ hoͤrte es auff/ und das ding/ damit mans solte umgewunden haben/ schlug 2. oder 3. mal um und um/ damit hielt es stille. Da sprach die stimme/ siehe/ eben also wil ich von nun und fortan die hertzen der Fuͤr- sten/ Herren/ Koͤnige und Maͤchtigen alle wider einander auffwecken/ und soll kein ende seyn/ und sie sollen nicht ruhen biß ihr um- gang vorbey/ und also der schlag auff den hals gefallen ist. Es ward weitlaͤufftiger mit mehr worten vorbracht/ welche vergessen. Er meynte/ daß es diß bedeute: Sie wuͤrden nicht friede kriegen/ und sich darunter beugen muͤssen/ doch ist ers (da er diß ins buch setzte) wol eindaͤchtig gewest. Aber endlich kam ihm der sinn auffs klaͤreste nach seinem Jnnhalt vor/ nemlich/ daß GOtt ihre hertzen wolte wider einander verwirren/ oder unruhig und kuͤmmerlich machen/ und das solte nicht auf- hoͤren/ biß er seinen willen und wort geendi- get und dargethan hatte. Dem sey nun wie ihm wolle/ diß ist also warhafftig auff die weise geschehen. Denn auff den abend/ als ihm desselben tages das wunderliche gesichte von dem nackten mann gesagt ward/ hatte David einen goͤttlichen wunderlichen einfall/ GOtt (dauchte ihn) zoͤge ihn gantz an/ und nahm den David (schien es) gantz aus sei- nem eigenen gesichte und erkaͤnntnuͤß weg/ als ob er nicht mehr derselbe mann gewest waͤre/ ja sich selbst nicht mehr gekant haͤtte/ und in diesem gesichte sahe er sich selbst in Aaronis priesterlicher weise/ als eine reine braut/ ein geistlich haupt der gemeinde/ und ward gefragt: Ob er auch daraus freu- de und friede schoͤpffte/ und wol daruͤ- ber zu frieden waͤre/ denn es schien als ob er keinem weib/ sondern allein GOtt getrauet/ und nimmer mit keiner frauen was zu thun haben/ sondern gantz frey von derselben seyn solte und muͤste; Aber daneben sahe er alle seine andern bruͤ- der/ daß sie weiber hatten/ er aber solte gantz vergoͤttert seyn/ daß er keiner darum noͤthig hatte/ und das erwehlete er auch mit einem untergang seines gemuͤths vor das allerbeste- ste theil/ so ihn GOtt darinn erkohren und lieb hatte/ wolte er auch nicht anders. Als er diß dem manne Leonhard von Dam ein we- nig erzehlte/ sprach er/ mir ist auch was son- derliches begegnet/ das ich euch nun sagen wil/ ich habs so lange bey mir getragen/ mich duͤnckt/ es soll nun gesagt seyn; und er fieng an (wie oben gemeldet) zu erzehlen/ und wie es zugangen/ stehet vorher beschrieben; fuͤr- wahr dergleichen wunderlichers ist wol nie- mals gehoͤret worden. Als diß nun so ergangen und sein Geist im- mer mehr staͤrcker zugenommen/ ists in der stadt/ da Davids frau war/ geschehen/ daß durch verraͤtherey und verleumbdung ein jun- ger lieber mensch angegriffen und hinauff ge- fuͤhret worden/ und mit ihm so umgangen/ daß sich etliche (durch rath) versehen oder in acht genommen haben/ unter welchen seine hausfrau eine gewest ist/ so nach Utrecht mit ihren toͤchterchen und kleinem sohn gereist/ und auff einiger begehren/ die allda mit woh- neten/ einen monath oder 2. still gesessen. So bald als sie da weg war/ geschahe es gleich/ daß man die bruͤder peinigte/ wie man auch allenthalben mehr gethan hat/ aber nir- gends was boͤses oder verkehrtes an ihnen funden (wiewol mans denselben nachredete) als allein/ daß sie den mann David hoch lob- ten/ und seiner lehre beypflichteten von sol- chem volck zu seyn. Mit diesen leuten hat man gar sehr uͤbel umgesprungen/ sind auch andere zu Leyden gefangen/ welche aber durch huͤlffe eines freyhertzigen mannes errettet wor- den bey der nacht/ alle von des Dav. mitge- nossen und nachfolgern seiner lehre. Und so ihr gerne wollet wissen/ was Davids lehre in sich hielte/ so war es diß: Den alten men- A. K. H. Vierter Theil. H h h 2 schen Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. schen durch den neuen zu erkennen/ und also jenen mit wahrem verstande und unterfin- dung der goͤttlichen gerechtigkeit ab- und den neuen anzulegen/ und das durch den aller- heiligsten glauben des ewigen guͤtigen worts/ welches er/ David/ sagte vor alle darzu em- pfangen zu haben den lebendigen weg/ und den weg des todes andern zu offenbahren und anzuzeigen. Und das bewieß er mit vielen beweißthuͤ- mern auff seine sprache sehr deutlich und deutsch/ wie die zeit hier waͤre/ daß wir al- le/ die wir selig seyn wolten/ eilen muͤsten zu sterben/ worinn wir gottloß gelebet haͤt- ten/ muͤsten blind werden/ worinn wir un- recht sehend gewest/ auff alle weise von uns selbst aus- und in Christum eingehen/ und die neue geburt Gottes in der krafft des glau- bens nach dem geist und warheit empfan- gen/ Gott/ und keinem fleisch/ darinn fortan freywillig zu dienen/ und an den sin- nen gantz empfindlich gleich seyn/ auch wie man darinn anfangen/ fortfahren und vol- lenden muͤste/ was einem auch mit der zeit von tage zu tage reichlicher in derselben neuen geburth gegeben wuͤrde/ wie gegenwaͤrtig durch seine schrifften klar zu erkennen/ und mit warheit zu beweisen ist/ so uͤber alle wei- sen dieser welt/ ja uͤber alle schrifften an klarheit gehen/ das ende hievon wird es weiter ausweisen. Diß habe ich nur um des einigen worts willen/ seine lehre/ wollen darthun/ daß mans ein wenig wisse. Denn es ist das tausenste theil derselben nicht darzuthun/ man kans auch schier un- muͤglich jemanden (der nicht mit demselben Geist getraͤncket ist/ oder durch den Geist zu reden getrieben wird) erzehlen/ das hoͤren sagen thuts gar nicht. Denn er lehret nichts als das sterben und verderben des men- schen im fleische/ und alles was demsel- ben angehet in den todt zu begraben und zu leiden/ und die uͤbergebung sein selbst: nemlich daß er sich selbst muͤsse verlassen/ has- sen/ und gaͤntzlich ausgehen von allen seinem fleischlichen sinn/ willen/ lust und begierde/ von seinen eignen verstande/ eigenweißheit und gutduͤnckel/ sich selbst nicht mehr zu glau- ben/ zu lieben und zu folgen/ sondern dem HErrn in seinem ewigen guͤtigen worte und warheiten/ Christo JEsu allenthalben gleich- foͤrmig werden/ mit ihm gleich zu seyn/ wie er in der welt geachtet war/ sich/ (wann es dazu kommt) daran nicht zu aͤrgern oder stossen. Hingegen so bald die menschen das mit gutmeinender seele anfangen/ so werden sie von GOtt zu seinen lieblingen angenommen/ die er in seinem sohn benedeyen und segnen oder selig machen wil/ aber nicht ausser ihm/ sondern sie muͤssen in ihm/ d. i. in seinem her- tzen/ sinn/ willen und gemuͤth erfunden wer- den/ gehorsam der ewigen warheit. So nun hier und da indessen/ ehe diß vollbracht wird/ fehler und gebrechen (nemlich die menschliche kranckheiten) vorgehen/ daß sie sich dann als rechte wahre wiedergebohrne am hertzen und sinnen des verstandes darinn beweisen/ und durch reu und leid eines buß- fertigen auffrichtigen hertzens darthun sol- len/ denn das gaͤbe ein gewisses kindliches wahres erkennen/ und koͤnte erst nicht aus- sen bleiben/ der mensch muͤsse erst zu sein selbst wissen und erkaͤnntnuß kommen/ wer/ wie und was er sey/ und was er vermoͤge und nicht vermoͤge. Hiervon gibt er auff mancherley weise uͤber schoͤne gruͤnde und lehren/ davor alle zungen verstummen. Und also thaͤten sie selbst ihr bekaͤnntnuß von hertzen oͤffentlich vor den al- lergetreuesten und glaubigsten/ die sie am be- sten kannten/ auch unter einander. Also ists auch in den ersten zeiten geschehen. Er tauffte nicht/ hieß es auch niemanden/ denn er sagte/ es waͤre mit dem wasser nicht aus- zurichten/ daß es in der kindheit genung sey/ sondern wenns gelten und treffen solte/ so muͤste es warhafftiger weise in dem heiligen Geist geschehen/ denn darinn lege die krafft zu leben und sterben gegruͤndet/ und vielen uͤberschoͤnen lehren und beweißthuͤmern mehr. Darum sagt er/ daß sie in ihren hertzen also allem fleisch in der begierligkeit und son- derlichen luͤsten absterben/ oder die sinnen des hertzens abkehren muͤsten/ d. i. das auge und das anschauen ausstechen/ und hingegen alles/ was von GOtt gemacht/ und ohne flecken oder runtzel gut und wol geschaffen/ ansehen und zuschauen/ daß er sich selbst durch sich selbst daran nicht verderbe/ das gute nicht boͤß/ das freye nicht gebunden/ und das reine nicht unrein achtete/ son- dern ein jeder sich selbst richten und erken- nen solte/ daß das jenige/ was dem men- schen unrein und verboten/ nur an seinem unreinen hertzen/ sinn und gemuͤthe laͤge/ daruͤber denn der teuffel in ausstossung des- selben/ sehr geruffen und schaͤndlich gere- det hat/ insonderheit/ wenn er vermerckte/ daß ihm etliche darinn stinckend gemacht/ und im leiden und sterben ihrer selbst (ich rede von den treuen und auffrichtigen) kom- men sind/ eben als wenn der mensch oder die welt hierinn frey/ rein und gerecht waͤre/ daß man solches nicht als mit suͤn- de begehen/ oder also das gute nicht an- ruͤhren/ sich dazu nahen/ es hoͤren und sehen muͤste/ ist als wenn sie in der welt darinn nicht gebohren/ und andere versam̃- lungen als heilig/ nicht ohne krancken oder elende waͤren. Diß und das ist kuͤrtzlich der rechte sinn und grund/ daß er garn und stri- cke (von Gottes gnaden wegen) in der krafft/ art/ geist und leben dazu legte den sathan zu binden/ und von den alten feindschafftlichen menschen gantz frey zu werden/ und allein den neuen menschen (GOTTES sohne) zu leben in ewig- keit/ ohne ansehen und achtung/ was vor laͤsterungen/ schande/ schimpff und boͤse gerichte von ihm durch die gantze welt Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. welt gehoͤret und uͤber ihn gehen/ er weiß/ daß sein angesichte keine bessere und schoͤnere ge- stalt mit seinem gantzen blosen leibe seinen gemeine haben kan/ als sein HERR JE- sus Christus in dem bilde aͤusserlich am creutz e zu einem vorbilde siegel und auffsehen gehabt hat und von dem knechte deß HErrn/ dem prophet Jesaia Cap. 53. beschrieben ist/ er verhaͤrtete sein hertz gegen seine wieder- sacher als einen kiesel-stein/ dann er wu- ste/ daß er vor GOTT nicht koͤnte zu- schanden werden/ daß sein hertz lauterlich Gott suchte/ und vor Gott auffgeweckt/ ja taͤg- lich unterhalten/ aufferzogen und gespeist oder gelehret ward mit dem worte des ewigẽ lebens; Und wuste darneben/ daß er solches ohne das gerichte der unwissenden und grossen aͤr- gernuͤsses nicht einnehmen oder nachkommen koͤnte/ denn es meldete es ihm die schrifft allenthalben oͤffentlich/ (welche niemandt kante und gantz wild und wuͤste uͤberwach- sen war) und redete es ihm freymuͤthig ein. Sehet/ als dis also geschehen/ ist das geruͤchte vor David kommen/ daß in der stadt und anderßwo mehr seine bruͤder al- le gefangen waͤren (riethen ihm derowe- gen/ daß er doch nicht in einer stadt bleiben solte und baten ihn (sonderlich einer von Utrecht allda selbst wohnende) daß er doch darkommen moͤchte/ er meinte/ daß sein weib auch da waͤre oder kommen werde/ und er nahm etwas zusammen (ich weiß eben nicht was) obs etwan ein rock oder man- tel war/ denn der David eilete eben nicht sehr wegzuziehen/ denn er trug beden- cken/ wo er wolte hinauß kommen. Und da war ein juͤngling/ der noch kein Jahr unter ihnen gewest/ der hatte nach Delfft ein bottschafft/ daß er da seyn muste/ der haͤtte gern einige seiner kinder errettet und mitbracht/ aber ihr vatter/ David wolte es nicht haben/ die mutter aber haͤtte es wol sehen moͤgen/ so es nicht gefaͤhrlich vor ihm gewest waͤre/ sonst wolte sie es nicht/ aber David verbote es ernstlich mit vielen feinen bescheidenen ursachen/ er wolte warten/ biß es GOtt gaͤben. Die- ser nun/ als er seine reise gethan und da- seyende gehoͤrt und einem von dem raͤchter- lichen (das am aller schlimsten/ daran war) zugesprochen hatte/ welches ihn kan- te/ lieff es ihm nach/ schrie und weinete bitterlich und sprach: Ach Johann/ wo ist mein muͤttergen/ ach wo werd ich sie doch finden/ ich mag hier nicht bleiben/ dann ich werde geschlagen und mit dem haaren herum gezogen/ ach! ach! und derglei- chen worte mehr. Dem juͤngling haͤtte sein hertz moͤgen zerbrechen/ wolte nicht da- von scheiden und sprach: kind wilt du mit mir gehen/ ich will dir zu deiner mutter helffen? Sie rieff ach ja ich! und bat ihn sehr/ und fiel ihm um den halß/ darauff nahm er sie mit sich und ritte nach der Gouwe/ von der Gouwe/ nach Amsterdam. Aber es ritte ihm ein ertzschalck (der das kind entwe der selbst oder durch einen andern kante aus der stadt nach oder mit ihm/ der stellte sich/ als wenn er auch ein gut hertze zu ih- rem vatter haͤtte und redet auch auff evan- gelische weise; der andere gute mensch versa- he sich dessen nicht/ und ließ sein hertz auch hoͤren. Als nun jener das wuste/ gab er ihn zu Amsterdam an/ also daß er ge- fangen wurde mit demselben kinde und fuͤhr- ten das kind allein beym statt-meister und sein weib gab ihm zuspinnen/ denn es kon- te es sehr wol und fertig. Das kind haben sie dann auff unterschiedene art gefragt und so und so angeredet/ daß es sagen solte/ wo sein vatter waͤre/ welches es aber nicht wuste; sie troheten es zu geisseln/ und so und so mit ihm umzugehen/ so rieff es ich wils nicht mehr thun und schrie bitterlich/ denn es hatte einen recht unschuldigen geist/ endlich beschlosse mann es in ein Clo- ster zuthun. Jnzwischen vernahm es die mutter/ die sandte eine von des kindes neffen hin (welche auch eine von der schwester Magdalenen war) die bekam das kind aus ihren haͤnden und also kam das kind zu seiner mutter/ dar- uͤber zwischen beyden nicht eine kleine freude gesehen ward/ ohne was im hertzen verbor- gen wurde. Aber leider! der edle dapffere feine juͤngling ward sehr gepeinigt und ge- martert/ allermeist um zusagen/ wo des kin- des vatter waͤre. Aber er wolte es ihnen nicht sagen/ meinte/ solte er seinen bruder um den hals bringen/ das waͤre er nicht sinnes noch willens und rieff GOTT in seinem hertzen an/ daß sie es also von ihm nicht erfahren konten. Sie troheten ihm zwar/ wo ers nicht sagte/ so wolten sie ihn so muͤthe machen/ daß ers schon sa- gen muͤste; wie sie denn thaͤten und gien- gen mit schwererer pein auff ihn loß und meinten er solte es sagen/ er sprach ich weiß wol wo er ist/ aber ich mags euch nicht sa- gen/ ihr moͤget thun was ihr wollet/ so solt ihrs doch von mir nicht erfahren/ denn es war wieder sein gewissen und glauben die liebe lies es ihm auch nicht zu und gezie- mete sich auch nicht. Sie selber (die gleich- wol das wissen wolten (wuͤrden ihn sehr gepriessen haben/ wens uͤber ihn oder die seinen gegangen waͤre/ aber nun war er ein halstarriger oder hartneckigter bube/ viele preiseten und lobten ihn/ die es hoͤrten. Aber wie sie es nur machten und an- fingen/ als sie verderbten ihm seine glieder schaͤndlich und dergleichen/ so halffs doch alles nichts. Endlich verdammten sie ihn zum tode und richteten ihn mit dem scharffen schwerdt/ und das so schaͤndlich/ daß unter tausen- den nicht einer war/ daß nicht ein aufflauff geschahe/ welches wolgeschehen waͤre wenns ein ertzboͤsewicht oder missethaͤter gewest waͤre. Aber nun geschichts nicht vor Christo und die um des glaubens willen sterben/ denn da streckt niemand eine hand oder kopff darum aus/ denn sie sind nicht von dieser welt/ darum achtet oder liebet sie die welt nicht. H h h 3 Nach Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. Nach diesem ist der gute mann David auff ein schiff kommen/ und sich wenige tage allda auffgehalten auff dem wasser/ denn die erde war ihm zu enge gemacht. Und als er darauff war/ hat er die zeitung be- kommen/ daß die Bruͤder zu Utrecht alle- samt gefangen waͤren genommen/ dazu auch seine frau. War nun einer betruͤbt so war ers/ fuͤrwahr von hertzen uͤberauß sehr. Tratt deswegen aus dem schiff (der schif- fer ist sint dem gestorben (und gieng nach ei- ner stadt/ genannt Deventer, und bedachte sich/ wo er sich am besten niederlassen solte) damit er ferner beschreiben moͤchte den himm- lischen strohm/ der uͤber ihn kommen war/ wie man im wunderbuch sehen und hoͤren mag/ von einem ungelehrten mann so grosser und tieffer verstand allein auß seinem einfal- tigen geiste dargethan. Zur stelle nahm er einen/ der mit ihm zu fusse gieng (die ande- re ließ er in der Herberge) genannt Jorjaen, welcher ihn verhoffete zu einer person zu brin- gen/ daruͤber sie sich elendiglich nacht und tag muͤte und matt zu fusse giengen/ und doch nicht) da sie darkamen/ und sich gantz zum krippel gegangen) wol empfangen worden/ wie der/ der ihn so weit gebracht/ wol besser verhofft hatte. Es hielt hart/ daß sie die per- sohn gar ins hauß nehmen wolte/ wiewol sie allda zu seyn eben nicht verlangten/ und das hauß nicht wol gelegen war/ sonst haͤtten sie es endlich wol gethan/ als nemlich David Jor. und Jorjan bekandtschafft bey einer mahlzeit mit diesem Edelmann (der den David unbe- kandt/ auch der ort/ wo er wohnhafft/ un- bewust) gemacht hatten. Da reiseten sie wiederumb nach dem ort/ von dannen sie kommen waren/ und unterwegen war der gute mann so bekuͤmmert und gedrungen/ daß er immer wolte von dem rollwagen/ darauff sie sassen/ springen/ und war auch einmal wuͤrck- lich im springen/ daß er nach Utrecht gehen und sich allda umb seines weibs und uͤber- bliebenen kinder stellen wolte/ sich in ihre haͤn- de zu geben/ so sie seine frau wolten loß las- sen/ aber der bey ihm war/ bat ihn mit vielen worten deßwegen/ daß ers nicht thun wolte. Es sahe auch der David unterwegens in dieser seiner bekuͤmmernuͤs viel seltsame gesich- te/ welche ihm zu einer gewaltigen versuchung stunden/ da er die grosse gewalt und unrecht einsahe/ das an ihm und den seinen außge- uͤbet ward/ insonderheit/ wenn er auff seine arme verlorne zerstreute kinder gen dachte/ wie man sagte/ (als auch geschehen war) daß/ als die mutter gefangen war/ ihr toͤchtergen (wel- ches ihr junges kleines kindlein auff dem halß habend) verlassen muste/ und das kind mit dem jungen kindgen von seiner gefangenen mut- ter scheiden/ und in einer frembden stadt war/ da sahe man bittere traurigkeit/ als man ge- dencken kan/ denn es muste allein reissen mit blutfrembden leuten/ und kam mit dem jun- gen kindlein nach der stadt Delfft mit bangen weinenden hertzen/ allwo es wenig auffsicht (wenn eine gethan haͤtte) wurden gehabt ha- ben. Dis sahe der gute mann ihr vatter alles wohl ein/ so daß er sich deswegen beynahe fast gewagt/ damit die mutter moͤchte wieder zu ihren kindern kommen. Sie fragten sie sehr scharff nach ihrem manne/ welchen sie wolten/ daß sie ihn angesagt haͤtte/ wo er waͤre. Sie hatte gut sagen/ daß sies nicht wuͤste/ denn es war wahr. Die frommen helden/ die darunter waren/ die riethen ihrs auffs be- ste/ so sie desto eher koͤnte loß kommen zu ihren kindern/ aber es wolte sich so nicht schicken. Denn der Procureur oder Anwald vom Haag (meister Reiner) war so bitter und nei- disch auff sie samt Jan Sondersyl daß er sie und die bruͤder die zu Delfft und Harlem um- bracht wurden/ so schaͤndlich beschuldigte/ als haͤtten sie die stadte wollen einnehmen; Jan Sondersyl sagte/ er haͤtte ihre confession noch bey sich. Die frau bat urlaub von den guten herren und schultheiß zu Utrecht/ ob sie frey reden und sich verantworten duͤrffte/ und sie gaben ihr consens dazu/ in den namen/ daß sie so erzuͤrnet und eyffrig wurde uͤber die grobe stoltze luͤgen/ daß sie ihn beynahe auff seine backen geschlagen haͤtte/ und beschamte ihn oͤffentlich/ und drang auff ihn/ daß ers beweisen solte/ oder er waͤre ein boͤsewicht und falscher zeuge genennet werden/ und be- zeigte sich trefflich wol und redete von den bruͤ- dern nichts als tugend/ ehre treu und alle froͤmmigkeit/ die sie an ihnen gesehen haͤtte. Sie wolten ihr kurtz um an leib uñ leben/ weil sie mit dem volcke gewest/ damit umgangen und gestanden/ gegessen und getruncken/ und sie auch gehaust und gehofft haͤtte. Sie sprach auch/ sie haͤtte nicht noͤthig zu wissen/ was vor leute es waͤren/ damit ihr mann zu schaffen haͤtte/ sie waͤre nicht schuldig (wenn sie eine ehrliche frau seyn wolte) ih- ren mann zu beschuldigen oder umzubringen/ weil sie insonderheit und niemand besser wuͤ- ste/ daß er den HErrn fuͤrchte und die warheit Christi liebete/ allen menschen suchte guts zu thun/ und die seligkeit/ die ihm von Gott ge- offenbaret waͤre/ nicht zu verbergen/ wie sie denn ein wenig von der sache wuste/ und in was vor einen zustande und vornehmen es ihm ankommen/ zeuge/ und viel gutes sagen wolte wenn es nicht schon offenbar und be- kannt waͤre/ daruͤber sie des todes sterbẽ wolte. Der Suffragan oder Weihbischoff wolte sie durchauß gepeiniget haben/ und hatte einen tag bestimmt/ daß er sie vors ge- richte ziehen wolte/ aber es ward ihm nicht zugelassen/ dann er legte sich die- selbe woche und starb. Desgleichen der Pro- cureur oder Anwalt (meister Reiner) dach- te auch scharff uͤber sie zu kommen/ und es ihr so zu richten/ daß sie nicht entkommen solte/ redete auch sehr schaͤndlich und unehrlich von der fraue/ daß es auch das gerich- te nicht einmal eingieng/ aber er kam nicht Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. nicht wieder. Denn er stuͤrtzte und hat- te so einen erbaͤrmlichen tod/ daß er wuͤnsch- te wie man sagte (er haͤtte gewolt/ daß er ein schweinschneider oder schaafscherer vor seine procurate rey gewesen waͤre/ denn es ist kund/ was er vor ein ende ge- nommen/ so daß die gute herrn alle sa- chen maͤssigten und nach dem blute da- mit sie sich an den andern frommen helden schier truncken gesoffen/ keinen solchen gros- sen durst mehr hatten/ wiewol sie noch eine die in Muͤnster gewest/ hernach/ als sie vom kinde gelegen/ umbracht. Was inzwischen uͤber den guten mann gieng/ weiß niemand/ wie er sich unter der erden verborgen halten und schlaffen muͤssen; darnach als diese art zu herbergen nicht laͤnger bestehen konte/ weil ihm davon nicht wol sondern kraͤncklich ward/ mietheten sie eine kammer/ darinn sie sich als gaͤste auffhielten/ diß gieng endlich noch hin. Aber David vernahm sehr grosse gerichte uͤber die welt darauß/ daß (wo es Gott ihm nicht von seinem hertzen genommen) ers we- der Kaͤyser noch Fuͤrsten/ weder Herrn noch Richtern und wer daran schuld gewesen nim- mermehr vergeben koͤnnen und allezeit den fluch daruͤber haͤtte ruffen und schreyen hoͤ- ren muͤssen/ ja wenn ihn auch der Kaͤyser in seinen stand haͤtte setzen wollen/ und die gan- tze macht des landes nach dem fleisch in die haͤnde uͤbergeben/ so war es ihm nicht ein tropffen wassers dagegen werth oder zu glei- chen/ so groß war dasselbe von ihm uͤberwo- gen. Darauff nun kam die zeitung vor gantz gewiß/ daß seine haußfrau mit allen andern umbracht waͤre/ welche er damals sehr be- dauerte/ doch aber mit der zeit nach und nach durch bitten und flehen uͤberwand/ als einer der sich gantz gelassen unter Gottes hand stelt/ und sich alle tage dazu bereitet. Nach diesem kam die zeitung/ daß sie noch im leben waͤre/ daher fuhr er sehr gefaͤhrlich wieder uͤber in einen andern platz/ weil es in der herberge so theuer und nicht bequem und still vor ihm war/ scheueten sich auch vor dem wirth und der wirthin/ die magd aber mach- te ihm einen guten muth/ denn sie solten des nachts hinein gehen/ daß ers nicht wuͤste; aber einer/ der von ihrer gesellschafft war/ hatte ein haͤußlein heimlich gemiethet/ wel- ches auch so bloß auff Gottes vertrauen ge- schehen muste/ wie ihm denn das in seinem leben biß hieher so gegangen. Jn diesem hause ist dem D. J. wiederum viel wunder- liches gezeiget und offenbahret worden/ und sein geist nahm immer mehr und mehr zu/ von vielen aber wurde doch noch hier und dar angestossen/ welche sagten/ Gott haͤtte sie er- waͤhlet und den geist/ sein werck außzurichten/ gegeben/ und diese redeten sehr verborgent- lich und hoch/ meyneten/ sie waͤren der mann/ der dazu zu erwartẽ waͤre. Als zu Wesel stund einer auff/ der hatte einen seltsamen wun- derlichen geist und meynte er waͤre der mann und schrieb wunderliche reden. Nach diesen trat der Norden-mann auff/ der sagte/ er wisse es alles in allen/ er solte nimmermehr sterben/ denn er wolte die erde verneuren/ die berge in Norwegen schlichten und alle dinge nach der schrifft außrichten. Diese und der- gleichen beschimpfften des mannes juͤnger (ich muß also reden) wegen ihrer unerfahrenheit in der schrifft und einfaͤltigen verstandes hal- ben/ weil sie noch gantz unter dem creutz und leyden stuͤnden; doch hatten sie die vortreff- lichsten nicht alle vorgehabt/ alles war in des Dav. augen klein gewest/ ob sie ihm gleich mit worten genug gethan hatten/ mit dem hertzen aber abfaͤllig und mit dem gemuͤth leichtsinnig gewest waren/ diß war ihm alles nichts/ und gab ihm in seinem gemuͤthe kein bewe- gung/ wie viel sich auch gegen ihm auffrichte- ten/ es war ihm/ fuͤhlete er wol zur versu- chung/ denn sein geist ward seinethalben nicht traurig darinn/ wuste auch wol/ daß die/ so Christo rechtschaffen zugethan/ im hertz/ sinn und gemuͤth muͤsten wolversucht/ gereinigt und gelaͤutert werden/ schrieb auch da- mals wol 3. mal nacheinander einen Brieff/ darinn ein vortrefflicher geist verfasset/ und er was bessers (als dem fleische nach/ und auch was einen schrifftlichen schein trug vorhatte/ welches ein bruder dem andern vor- hielt die hertzen zu untersuchen/ und andaͤch- tig zu machen/ nemlich ihre unbestaͤndigkeit/ aber es kam noch alles zum guten/ wie wun- derlich und stille es auch ins werck gieng/ daß sich einige durch viele vorbereitungen noch lie- sen herzu bringen. Als sichs nun weiter von Gottes gnaden begab/ daß die frau freygelassen ward/ und sich in der Stadt Delfft in der stille niederließ/ und alle ihre kinder (welche nicht an einen Ort gesteckt waren) zu sich bekam/ schickte es sich einsmals/ daß er eilete fruͤh mit dem tage hin- ein zu kommen/ welches aber durch versaͤu- mung (so allzulang zu erzehlen) gantz anders sich fuͤgte/ daß er erst am hellen tage umb 7. uhr oder druͤber vor das thor kam/ aber Gott gab es/ daß ein grosser nebel fiel/ daß man nicht weit sehen konte/ und so das nicht ge- west waͤre/ so haͤtte ihn jederman gekannt. Als er nun etwan 4. oder 5. tage heimlich da gewest/ hatte es der teuffel (von den gros- sen oder denen/ die sich mehr nach dem fleisch als den mann nach dem geist liebeten) fein außbracht und den mann kund gemacht/ daß es gantz offenbahr wurde/ daß er in der Stadt waͤre/ und man wolte ihn des abends fangen/ hattens auch bestelt/ daß er sudwerts und sein weib nordwerts fahren solten/ und das war alles nur so ein vorgeben/ sie von einan- der zu scheiden/ woruͤber sie uͤbel zu frieden war/ er aber gar wol/ dann er merckte es in seinem geist/ und dachte an den traum/ den er des nachts gehabt hatte/ der hier zu lang faͤllet. Was war ihm zu thun/ er ließ es immer wissen/ weñ sie ihn ja woltẽ weghaben von sei- ner frau/ welche des tages nicht konte bey ihm in der Stadt seyn oder kommen ohne auffse- hen/ er wolte nicht auß der Stadt man moͤch- te ihn fangen/ wenn man wolte/ man solte wissen/ daß er um seiner frauen willen ge- blieben waͤre. Diß vermerckende/ daß es keinen fortgang hatte/ musten sie zulassen/ daß sie acht oder 14. tage mit ihm reisete und also Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. Dav. Joris Lebens-Beschreibung. also fuhr sie des abends im duncklen mit ihm/ doch mit nicht kleiner besorgung vor denen/ die ihm nicht guͤnstig waren/ ja wie es zugieng/ kan ich hier nicht beschreiben. Als sie nun ei- nige tage bey ihm war und wieder zu ihren kin- dern umbs besten willen zu seyn begehrte/ wie guten muͤttern zustehet/ scheideten sie wie- der voneinander und blieb allein mit einem einwohner/ der ihren mann (im Geist ihrer treu und glaubens) auch lieb war. Diß verlieff sich ein zeit lang/ biß David unruhig war/ daß er scharff an sie schriebe/ darauff sie antwortete/ daß ihr nicht gerathen wuͤrde zu reisen/ biß er platz bekommen/ dann wolte sie wieder zu ihm kommen als eine gute frau ihrem manne schuldig ist. Aber sie muste sich leider! noch eine zeitlang heimlich auffhalten in einem gemuͤtheten hause/ biß sie Gott in ein ander Land oder Stadt versahe/ der ihn allzuwunderlich allezeit bewahrte. Nach diesem geschahe es/ daß ein Bruder/ Leonhard genannt/ einmal außgezogen ist/ und ein bequemes hauß uͤberkam/ darein der Herr und meister willigte und ihm mit vielen verheissungen versprach/ wann der gute mann kommen wolte/ so wolte er ihm wol un- terhalten. Als ihm nun gerathen ward/ daß er selbst dahin ziehen wolte und es besehen sol- te und wenns ihm anstuͤnde/ solte er bleiben/ weib und kind wuͤrden vielleicht wol da seyn koͤnnen. Diß thaͤt er balde/ auß noth gedrun- gen/ und scheidete wieder mit Sorgen von weib und kind/ wie es denn so gehen muste und weiter fort. Sie hatten einen wagen ge- miethet durch Graͤffen-Hage/ nicht durch Lei- den zu fahren; als sie nun fuhren/ hatte der mann einen jungen auff den wagen an seine stelle gestelt/ der war gewohnt durch Leiden zu fahren/ und wolte nun platt dahin. Was sie da nun vor verdrus und muͤhe hatten ist nicht alles zu beschreiben/ der junge hielte sich so tro- tzig mit ruffen und schreyen/ weil sie die Pferde einen andern weg habẽ wolten/ als er/ summa/ er muste umfahren/ oder sie wolten zu fuß wieder umkehren/ sonderlich David/ die andern aber haͤttens schier gewagt/ und sie fuhren dahin. Des andern tages hoͤrten sie das geruͤchte/ daß sie diese nacht von die- sem Volcke 3. oder 4. gefangen haͤtten/ und das Thor biß 8. oder 9. zugeschlossen stuͤnde/ durch welches sie haͤtten muͤssen einfahren/ welches Gott verhuͤtet hatte; Sie fuhren und zogen ihrer strassen auch sehr gefaͤhrlich bey schoͤnem lichten Tage fort/ und kamen ihnen diese und jene entgegen/ aber es war da nichts anders zu thun/ sie mustens wagen und kamen also auffs wasser mit einem kleinen schiff/ und fuhren nach Breeda zu. Summa/ sie hatten viel verdrießlichkeit unter wegens. Als sie nun zum Hause kamen/ war der mann durch seine frau umgewandt/ die grosse angst und sorge hatte/ also daß sie wieder umkehren musten. Sie fasten einen muth/ weils nicht anders seyn konte/ und zogen von dannen und giengen unterwegens zu schiff/ und das war so eilig/ daß das schiff in dem abstossen wolte/ daß weñ Gott den Mann David nicht bewahrt haͤtte/ so haͤtte er muͤssen ertrincken/ denn er gieng auff dem poort hin wie man so pfleget/ er wuste aber nicht/ daß es solte so zugehen und das schiff stieß auff eine seite und er war schon im fallen/ mit dem kopff hinterwerts nach dem Wasser/ streckte aber seine hand auß und kriegte ein seil in die hand/ daß er sich dran hielt und endlich keine noth hatte/ aber so viel witz hatte er nicht von sich selbst/ Gott gabs/ daß er oben blieb Diesen schiffer hatten sie gedinget/ daß er solte zu Dortrecht seyn/ und hatte nichts geladen als sie und noch 2. oder 3. andere leute/ daß er sie gegen Dortrecht solte uͤbersetzen ihre rei- se zu befoͤrdern. Unterwegens war das schiff so voll wasser/ daß man bey nahe haͤtte muͤs- sen zum mittel zugehen/ darauß er an Dort- recht streichen wolte; Sie pompten und thaͤ- ten grosse arbeit/ daß das schiff nicht sincken solte/ weil es gantz lech war und uͤberall nichts tuͤgend/ sie hatten sich sehr uͤbel wider den schif- fer/ daß er solte sein worthalten/ wie er ge- sagt hatte; ja machten so manniches wort/ daß der schiffer sprach/ daß es die leute hoͤrten: Was seyd ihr vor leute/ daß ihr nicht in der Stadt seyn wollet? Jch wil euch nirgends anders hinfuͤhren/ und kans auch nicht thun/ das sehet ihr wol. Sie musten schweigen und die sache in Gottes hand befehlen und sagten; Wolan/ thut/ wie ihr wollet und am besten koͤnnet; David aber betete zum HErren und schickten sich recht dazu gutes muths zu seyn. Als sie nun vor Dortrecht kamen/ daß sie meynten/ er wuͤrde ans Land fahren/ lafirte er von sich selbst und wolte thun wie er gesagt hatte; Da stund ein anderer und sagte: Er wolte ans Land/ der machte so viel Wesens/ daß sie kein gefallẽ daran hatten und derschiffer uͤbel mit ihn zu friedẽ war/ daß er ihn so bat uñ flehete; Er gieng fort und endlich rieff er einen kleinen Kahn/ darein er sich setzen ließ und fuhr in die Stadt/ an diesen manne aber hat- ten sie kein gefallen; sie tratten auß und giengen in eine herberge/ allwo sie willkom- men waren/ die wirthin sprach/ sie wolte es des Abends gut mit ihnen machen; Sie aber stunden im zweiffel/ ob sie bleiben wolten/ weil es spaͤt genug war/ dannoch durfften sie es nicht wagen/ sondern dingten einen wagen/ fuhren fort und kamen zu Jsmonde spaͤt ein/ da war mein Herr von Jsetmonde selber/ und alle bauren im dorff truncken und voll. Die wirthin setzte sie bey das Feuer/ weil sie kalt/ muͤde und matt waren/ da kam bald hier einer bald da einer an ihren tisch und dachten/ hier wirds was vor uns geben/ sie aber verliessen sich dannoch auff ihren GOtt/ weil sie weder diebe noch moͤrder waren/ sie wolten sich nicht foͤrchten/ summa/ es kam/ daß sie schlaffen gefuͤhret wurden/ und es dauchte den David daß er einen/ der ein saͤnger/ haͤtte sehen hinein kommen/ doch ei- nes handwercks/ den er wol kante und sehr wol sonst auch bekandt war/ und der wolte mit auff ihrer kammer schlaffen. Sie gien- gen vor ihm zu bette und hiengen ihre kley- der zu trucknen auff; Darnach kam er auch hinauff und wolte schlaffen gehen/ die Th. IV. SECT. II. Num. XLIIX. von Osiandri Streit. die Magd hatte ihm kein liecht (als es schiene) geben wollen/ daß er im dunckeln gehen muste/ er fluchte pestilentz und was er wuste/ als er an ihre kleider kam/ betastete er eins hie/ das an- dere da/ und war nicht zusagen/ wie uͤbel er sich hatte/ als er ihre kleider betastet/ legte sich endlich und schlieff feste. Des morgens fruͤh vor tage stunden sie auff/ wolten reisen und giengen zur thuͤr hinauß/ weil sie des Abends ihre zeche bezahlet. Da bekamen sie eben recht einen Kahn/ der sie solte uͤberfuͤhren/ daß sie mit einem wagen zeitig gnug zu Rotter- dam ankommen moͤchten/ denn da hatten sie einen eingang zu Hillegont, einer alten feinen Wittwe/ und es geschahe also. Recht in dem thore der stadt kamen ihnen die Herren von Hove entgegen/ aber weil es dunckel war und sie sich vor dem nebel bedeckt hatten/ ritten sie vorbey/ und Gott war mit ihnen/ daß ihnen nichts widerfuhr. Sie kamẽ in der nacht nach Delfft; der eine rieff dem Pfoͤrtner zu und sagte/ wer er waͤre/ denn den andern kante ersonst gar wohl/ wenn er ihn gesehen haͤtte/ und in dem Leonh. von Damm ihm das geld gab/ strich der andere fort/ deñ es war nacht. Also blieben sie da in eines Buͤrgers hauß/ eines alten lieben auffrichti- gen Jsraeliten/ biß sie fort reiseten/ wo seine frau war. Als sie darkamen/ war freude und leid/ denn sie wusten/ daß es ohne gefahr oder Gottes schutz nicht frey zu gehẽ war. Nach die- sem ist Leonh. ins Gelderland außgereist/ da fand er einen Juncker/ der mit vor Muͤnster ge- legen und den sturm thun helffen/ und einer/ der unter der mauren stund von innen/ hatte ein rohr in der hand und sonst nichts/ der schoß auff ihn/ und die kugel fiel auff seinen degen- knopff/ daß es keine noth mit ihm hatte/ er a- ber hatte eine hellebarte in der hand/ und trieb den andern/ der nach ihm schoß/ in eine wolffs- grube und durchstach ihn. Hieruͤber hatte der Juncker grosse reue/ daß er froͤlich ward/ so er einem solchem Manne (als David war) gu- tes thun und haußfestung geben koͤnte. Diß hauß war ihm zugesagt darein zukommen. Als er nun nach hause kam/ so war die Magd Dav. Jor. derweile auß/ die hatte weitlaͤuffti- ge zeitung gehoͤrt/ nehmlich/ daß Gott ihnen durch freymuͤthigkeit haͤtte lassen ein hauß mie- den innerhalb Antwerpen und waͤre schon geld drauff gegeben/ drum erwaͤhleten sie zu Ant- werpen zu wohnen weil bey dem Juncker den gantzen tag viel kriegs-Leute auff und abgien- gen/ deswegen sie es verliessen/ woruͤber der gute Juncker traurig war und bald darnach ge- storben. So reisten sie gleich dorthin/ aber als sie auff der reise waren/ ward der mann/ David, mit den seinen tapffer wider versucht. Den vor Dortrecht setzten sie einen ab/ der in die stadt gehen sollte/ etwas zu kauffen. Sie la- gen nun vor der stadt und lavierten hin und her/ in die quaͤre und laͤnge/ biß sie sahen/ daß er nicht wieder kam. Endlich schickten sie dem- selben einen nach durch die stadt an den marckt zu gehen und zu hoͤren/ wie es um die sache stuͤnde/ ob dieser kranck oder gefangen wor- den. Aber was wars? ob sie gleich einen nach dem andern schickten/ so kam doch nie- mand wieder/ also daß der Schiffer meynte/ denn der kehrte sich nichts dran/ es werde nicht gut seyn laͤnger hier zuliegen/ entweder sie muͤsten fortfahren/ oder das schiff muͤste an den poort/ welches er ihnen nicht zuvor ge- sagt/ deswegen sie sich dahin zu fahren begaben. Als sie im fahren waren/ ruderte ein kleiner Kahn vom lande ab/ und streckte die hand auff/ welches auch schrecken und sorge er- weckte/ biß sie sahen/ daß es ihr eigen volck war: keiner weiß nicht/ was ihnen gemangelt oder zuthun/ zu kauffen oder nicht zufinden war gewest/ und daß ein paßport nach langem verzug muste mit stuͤhlen und baͤncken gehalten seyn/ darum weil es sich so lange verzogen. Also kamen sie nach Braband in die stadt Ant- werpen. Ende des geschriebenen berichts von D. Joris leben. NUM. XLIIX . Von Osiandri Streit. Dieweil der offtangezogene Auctor der Preußnischen kirchen-historien Christophorus Hartknoch bey dem Osiandri schen streit sehr viel bedenckliche umstaͤnde und actiones mit beygebracht hat/ wollen wir zur erlaͤute- rung selbiger sache noch einige passagen auß ihm hersetzen. So schreibet er von dem ent- standenen neid wieder Osiandrum also: L. 2. c. 2. p. 311. So bald er in Koͤnigsberg ankom̃en/ hat ihn M. Johann Funccius die Pfarꝛ-stelle in der alt-stadt Koͤnigsberg eingeraͤumet/ und ist selbst Hoff-Prediger worden: Staphylus hat ihm auch in der Universi taͤt den primarium lo- cum ced iren muͤssen/ und ist also Andreas Osi- ander bald von der Universi taͤt unter dem Re- ctore Johanne Bretschneider/ Med. Doctore primarius Professor Theologiæ worden: Und ob gleich andere gradu irte Professores dazumahl bey der Universi taͤt gewesen/ als D. Petrus Hertzog/ der sich hernach den Griechischen nah- men Hegemon gegeben (wiewol ihn auch eini- ge Hegemundus nennen) und D. Melchior Sin- derus Svidnicensis, nichts destoweniger habẽ sie dieses nicht hindern koͤnnen/ ob gleich Osi- ander gantz keinen gradum Academicum erlangt hatte. So bald nun Osiander in diese aͤm- ter kam/ gieng der Lerm zu Koͤnigsberg an/ welcher das gantze land lange Zeit verunruhi- get hat. Weiter setzet er von dem verfolg des Streits diese umstaͤnde p. 322. da man der Com̃ission er- waꝛtete/ hat Osiander dẽ 6. Feb. ein buͤchlein lassẽ drucken/ darinnen er bald im titul klagt uͤber falsches heimliches schreiben und affter- reden etlicher seiner feinde/ als solte er von der rechtfertigung nicht recht lehren; in dem buͤchlein hat er seine vorige meynung wi- derholet und defend iret hat auch unterdessen an Mich. Stiefeln/ Predigern zu Halberstroͤh/ ge- schrieben/ Philippus haͤtte Lutherum eingenom- men/ und sie beyde haͤtten eine Theologiam Aristotelicam geschmiedet/ die mehr nach dem fleisch/ als nach dem Geist gerochen/ dieselbe A. K. H. Vierter Theil. J i i lehre Th. IV. Sect. II. Num. XLIIX . von Osiandri Streit. lehre wolt er herunter haben. Weiter hat auch Osiander an den M. Staphylum geschrie- ben/ er wolte den kopff haben und wolte sich an das haupt machen/ gab auch sonsten vor/ er wolte die Locos Communes Philippi, da- rin diese Theologia Aristotelica begriffen waͤ- re/ uͤber einen hauffen werffen. Als dieses alles D. Morlinus sahe/ gieng er den 7. Febr. zu dem Fuͤrsten und brachte bey/ wenn Osian- der so solte seinen willen haben/ so waͤre die unterhandlung/ damit man umgienge/ nicht vonnoͤthen. Darauff erbot sich der Fuͤrst/ er wolte es dem Osiander befehlen/ mit dem- selben neu gedruckten buche inne zuhalten/ wie es auch der Fuͤrst gethan; aber Osiander hat es nicht geachtet/ sondern das buch in der Druckerey oͤffentlich verkauffen lassen. Ob nun zwar der Fuͤrst seinen unmuth daruͤ- ber spuͤren lassen/ so blieb es doch dabey/ daß Osiander sein buch unter die Leute gebracht. P. 350. den 25. Maji kam die wiederlegung der Osian drischen bekaͤntnuͤß von der rechtfer- tigung auß der Druckerey/ deren sich die 3. Theologi unterschrieben hatten/ D. Morlinus, D. Venetus, und Hegemon. Der titul des buchs war also gesetzet: Von der rechtferti- gung des glaubens gruͤndlicher und warhaff- tiger bericht ꝛc wieder die neue verfuͤhrische/ und Antichristische lehre Andreæ Osiandri, darinn er laͤugnet/ daß Christus in seinem leiden und sterben unsere gerechtigkeit sey. Sobald dieses geschehen/ hat Osiander etliche blaͤtt er wieder den titul dieser wiederlegung drucken lassen/ und den 26. Maji (war der sontag Exaudi ) an alle thor in der alt-stadt lassen anschlagen; der beste titul/ den er in sel- bigem buͤchlein dem D. Morlin gegeben/ war schelm und ehrendieb. Ja er ließ selbiges scriptum den 11. Junii noch einmahl drucken/ und hiessen es die Studenten und Buͤrger den schelmen Osiandri. deñ der titul gedach- tes buͤchleins war dieser: Wieder den erlo- genen/ schelmischen/ ehrendiebischen titul auf D. Joachims buch von der rechtfertigung des glaubens. Jn dem buch selbsten schenckt ers dem Morlino auch nicht/ darinnen man folgen- de flosculos findet: Es leugt D. Joachim Morlin mich und meine lehre siebenfaͤltig an/ als ein loser/ leichtfertiger/ unver- schaͤmter bube/ boͤsewicht/ schelm und ehrendieb. Item: Darum leugt mich der Angst-boͤsewicht allh. auffs allergifftig- steuñ moͤrderischeste an. Item: Darum will ich auch hinfuͤhro gegen ihn viel anders handeln/ denn ich bißher gethan habe. Denn ich will gegen sie handeln als gegen verlogene schelmen/ boͤsewichter und ehrendiebe/ wie sie es auch seyn. P. 353. Von seiner kranckheit und darauff erfolgtem tod hat ein jeder nach seinen affecten geurtheilet. D. Morlinus schreibet: Wie er gestorben/ wisse er nicht/ aber das wisse er wol/ daß eine Frau im hause gewesen/ die da gesagt/ sie begehre so einen tod nicht. D. Wigandus sagt/ daß des Osiandri gute freunde gesagt/ sie wolten nicht gern eines solchen todes sterben. Henneberger setzet/ daß Osiander grausam geschrieen/ und wie ein Ochse gebꝛuͤllet. Palladius sagt er sey stum̃/ und wie eine bestie grausam gestorben. Andere haben dazumahl/ als Osiander gestorben/ in Koͤnigsberg außgebracht/ sein coͤrper solte gantz zerrissen seyn/ wie Funccius gedencket. Joh. Freyberg schreibet/ daß dieses dazu- mahl außgesprenget worden/ als wenn dem Osiandro der teuffel den halß gantz umgedre- het/ und daß er auch so in dem sarg gelegen waͤre. Durch solch geplauder ist auch der Fuͤrst verursacht worden/ daß er durch das alt-staͤdtische gericht den Coͤrper besichtigen lassen/ die die unwarheit offenbahr befunden/ wie beydes Funccius und Freybergius berich- ten. Eine geschriebene verzeichnuͤß der Preuß- nischen haͤndel meldet/ es sey dem Osiander in D. Sabini abend- collation mit einem giffti- gen trunck abgeholffen worden. P. 391. Darauff hat M. Vogelden Fuͤrsten vertretten/ und gesagt/ es mangle dem Wald- ner am guten bericht: D. Morlin haͤtte selbst sollen mit groͤsserm bedacht und bescheidenheit in solchem Zwyspalt gehandelt haben. Denn ob er wol recht gelehret/ daß der blutige schweiß/ schmaͤhliche tod/ und froͤliche aufferstehung Christi sammt der verge- bung der suͤnden/ so wir um solches ver- dienstes und gehorsams Christi willen im glauben empfahen/ unsere gerechtigkeit sey/ von welcher Paulus Rom. III. IV. fuͤr- nemlich disput irt/ solt er doch uͤber dem/ die wesendliche gerechtigkeit/ davon Osiander gelehret/ nicht also gar ohn al- len unterscheid verworffen haben/ sinte- mahl Osiander dieselbe nicht dem gericht Got- tes fuͤrgetragen/ sondern allein gelehret hat/ daß nach empfangener vergebung der suͤnden um Christi gehorsams willen/ auch solche wesentliche gerechtigkeit/ das ist/ Gott selbst durch den glaubẽ auß gna- den in unsern hertzen wohne/ und sey al- so in uns wohnend unsere gerechtigkeit/ nicht die uns Gott versoͤhne oder ange- nehm mache/ sondern die uns/ nachdem wir schon um Christi gehorsams willen/ allein Gott versoͤhnet und angenehm seyn worden/ uns ferner treibe und be- wege recht zuthun. An welchẽ orth und in welchem verstande deñ die wesendliche gerech- tigkeit mag geduldet werden/ weil dadurch nichts anders gelehret wird/ denn daß Gott in uns/ wie Paulus schreibt Phil. 2. wuͤrcke zugleich das wollen und thun nach sei- nem wolgefallen. Welche Erklaͤrung von der wesentlichen gerechtigkeit Philippus Me- lanchthon auch nicht verwirfft/ nur daß er sie von den spruͤchen Pauli in der Epistel an die Roͤmer abzeucht. D. Morlinus aber hat solche wesendliche gerechtigkeit einen traum in oͤffentlichen Predigten genennet/ und habe gern wissen wollen/ ob man sie von hin- ten oder von oben in den Filtzhut ein- giessen oder eintrichtern solte. Item, daß keine solche gerechtigkeit weder im Himmel noch auff erden. Derohalben er auch auff den Osiander gescholten: Pfui dich/ du schwartzer teuffel/ mit deiner gerechtigkeit/ Gott stuͤrtze dich in den abgrund der hoͤllen! Hierinnen habe D. Mor- Th. IV. Sect. II. Num. XLIIX . von Osiandri Streit. D. Morlin unrecht/ weil sich Osiander gnug erklaͤret/ daß die wesentliche gerechtigkeit Gott selbst sey/ oder wie er sich sonsten ge- meiner weise erklaͤret/ der heilige Geist/ dessen inwohnung/ nachdem uns die Suͤnden vergeben/ nicht koͤnne ge- leugnet werden. Darauff habe Osiander wieder den D. Morlinum als einen verleug- ner und schaͤnder der Goͤttlichen gerech- tigkeit mit hoͤchstem ernst gestritten/ welches „er sonst nicht gethan haͤtte/ wenn solch ein „anfang dazu nicht gemacht waͤre. Uber das/ „so habe D. Morlin den Adel und die Land- „schafft eingenommen/ daß sie untereinander „selbst unruhsam worden/ wie dann D. Mor- „lin zu solcher unruhe redlich geholffen/ in „dem er die arme einfaͤltige leute/ so nur O- „siandri predigt etwa gehoͤret/ von der Tauf- „fe und vom Sacrament des Altars gestos- „sen/ und geschrieen/ man solle sie nicht „gruͤssen/ mit ihren weder essen noch trincken. „Daher auch unter den besten freunden und „verwandten solch ein haß entstanden/ daß „einer dem andern auff oͤffentlicher gassen in „die fußstapffen gespieen/ auch geschrien hat/ „pfuy dich und trolle dich von mir/ du teuffel/ „ Osiandri scher schwaͤrmer/ ketzer/ verraͤther/ „bube/ schelm und boͤsewicht. Jn solchem „unwesen habe der Fuͤrst dem Morlino sein un- „bescheidenes schreyen und poltern auff oͤffent- „licher cantzel verbotten; wie er es aber „nicht nachgelassen/ so habe ihn der Fuͤrst gar „abgeschafft/ und der Fuͤrst habe sich offt „gegen ihn den Vogelium also erklaͤret/ er ver- „biete es nicht/ daß D. Morlinus wider den Osi- „ander predige/ wenn es nur mit bescheiden- „heit geschicht/ damit der zwiespalt nicht groͤs- „ser werde. Andere Prediger hat der Fuͤrst „nicht verjagt/ sondern sie sind selbst von sich „davon gezogen: Er aber M. Vogel und an- „dere waͤren in Preussen geblieben/ weil ihnen „in dem eꝛsten Mandat die reine Chꝛistliche lehre „wie sie in Goͤttlicher schrifft/ in den schriff- „ten D. Lutheri Urbani Regii, Corvini, „Philippi, Brentii, erklaͤret und in allen Re- „formirten kirchen/ so sich zu der Augspur- „gischen Confession bekennen/ einhelliger wei- „se gelehret wird/ auch gleicher weise zu pre- „digen ernstlich befohlen/ und keinem geweh- „ret/ den rechten verstand der spruͤche Pauli „an die Roͤmer und andere mit gebuͤhrender „bescheidenheit anzuzeigen. P. 409. Er/ nemlich Funccius, schreibt/ sein „zweck sey gewesen/ zu beweisen/ daß Gott „allein die krafft und tugend sey/ durch derer „wuͤrckung der Mensch das gute thue/ und „ohne die er nichts thun koͤnte/ was fuͤr Gott „recht und angenehm sey. Und dieses habe „er verstanden durch die ewige gerechtigkeit. „Es waͤre ihm aber oppon irt: Wo Gott die „ewige gerechtigkeit seyn solte/ so wuͤrde „der gehorsam Christi gaͤntzlich außgeschlos- „sen. Dieses weiter zuerklaͤren/ habe er „solche mittel gebraucht/ die die gantze sache „mehr verfinstert/ als klar vor augen gestellet. „nemlich er habe dieses als einen unbewegli- „chen grund gesetzet/ daß die gerechtigkeit eine „wuͤrckende krafft sey/ die vom tode errettet und ewig sey/ darauß hab er geschlossen/ daß“ dieses Gott selbst seyn muͤste/ und daß alles/“ was von seinem damaligen widerpart ge-“ rechtigkeit genennet worden/ muͤste nicht“ die wahre gerechtigkeit/ das ist/ nicht“ Gott selbsten seyn; hernach zeiget Funccius “ an/ wie er das gantze wesen haͤtte sollen ein-“ richten; nemlich/ wenn er gelehret haͤtte/“ es sey erstlich hier nicht die frage von der ge-“ rechtigkeit/ die auß dem gesetz fleust: auch“ nicht zum andern von dem gehorsam Christi/“ den er seinem him̃lischem Vater fuͤr uns biß“ in den tod geleistet/ und um welches gehor-“ sams willen/ wenn wir an Christum glauben/“ uns Gott zu gnaden annimmt. Drittens“ sey hier die frage nicht von der gerechtigkeit/“ die wir durch Gottes Geist und krafft/ nach-“ dem wir zu gnaden von Gott um Christi“ willen angenommen/ etlicher massen nach“ Gottes willen leisten. Sondern davon sey“ die rede/ was das fuͤr eine tugend und krafft“ sey/ welche in dem menschen/ wenn er nun“ durch den glauben an Christum Gottes gna-“ de und vergebung der suͤnden erlangt hat/ das“ wircke/ was er thut/ und ohn welches er“ nichts desselben thun koͤnte/ das recht fuͤr“ Gott und ihm angenehm ist. Darnach“ spricht Funccius, haͤtt ich sollen anzeigen/ wa-“ rum solche tugend gerechtigkeit genennet“ werde/ das haͤtte ich muͤssen beweisen nicht“ auß den spruͤchen Pauli/ die da sagen/ die“ gerechtigkeit habe uns von dem tode errettet;“ item/ die gerechtigkeit sey ewig ꝛc. Son-“ dern daß wir ohne Gott fuͤr Gott dieses ge-“ funden/ daß wir zu der gerechtigkeit durch“ Christum kommen. Wenn dieses so vor-“ gangen waͤre/ so haͤtte niemand ursach ge-“ habt sich daran zu stossen/ oder zu aͤrgern/“ viel weniger haͤtte man ihm koͤnnen wider-“ sprechen. Er aber habe also bald/ ehe man“ verstanden/ was er durch die gerechtigkeit“ verstehe/ zugeplatzt und gesagt/ dieses alles/“ was sein widerpart fuͤrbringt/ sey nicht die“ rechte gerechtigkeit. Daran haͤtten sich“ nicht allein die einfaͤltigen/ sondern auch die“ gelehrten billich gestossen. NUM. XLIX. Osiandri lehre. Es ist auch bey diesem Osiandr ischen streit sehr merckwuͤrdig/ daß ungeacht Osiander in der lehre von dem innerlichen wort Gottes gantz von den andern Lutherischen Predigern abgegangen/ deñoch nichts dawider hauptsaͤch- lich erinnertworden/ wie auch Hartknoch be- reits angemeꝛcket hat. Schon im Jahr 1525. als als er noch zu Nuͤrnberg gewesen/ hat er im namen des Ministeri daselbst eine schrifft public irt unter dem titul: getreuer Nuͤrn- berger Rathschlag/ welche/ weil sie sehr seltsam ist/ zum weitern nachdencken und Illustration der Osiandr ischen historie hier platz haben kan. A. K. H. Vierter Theil. J i i 2 1. Daß Th. IV. Sect. II. Num. XLIX . Osiandri Lehre. 1. Daß Gottes wort nicht eine Stimme sey. Es soll ihm aber niemand ein solch wort fuͤr- „bilden/ wie eines menschenwort ist/ das „mit dem munde geredt wird/ und eine stim- „me ist/ sondern vielmehr ein inwendig geist- „lich wort/ welches durch das muͤndliche/ „als durch sein zeichen/ herfuͤr gebracht und „angezeigt wird/ und doch nichts destominder „innen bleibt/ und ist nur ein einiges wort. „Wie auch das nur ein einig Goͤttlich wesen „ist/ das im wort abgebildet wird/ unan- „gesehen/ daß man viel tausend wort dazu be- „darff/ wenn mans in außwendiger stimm und „menschlicher sprache will anzeigen und „außsprechen. 2. Daß Gottes wort von ewig- keit her sey. Also begreifft/ verstehet/ erkennet/ und bil- „det sich Gott ab in seinem heiligen Goͤttli- „chen wort/ das ist/ er gebiert einen sohn/ „und das ohn allen anfang von ewigkeit her. „Denn wer wolte so thoͤricht/ und unsinnig „seyn/ daß er spreche/ Gottes sohn oder wort „hat einen anfang/ und waͤre vorzeiten nichts „gewest? denn da waͤre alsbald Gott der „Vater zur selben Zeit (dieweil er noch „nichts erkant noch gewust hat/ das ist/ sein „wort noch nicht gebohrn) auch kein GOTT „gewest/ haͤtte auch nicht moͤgen leben/ „denn das leben/ ist im wort/ wie Johan- „nes am ersten sagt/ darum hat Gott der „Vater das Wort von ewigkeit in ihm ge- „habt/ und gebohren/ gleichwie er auch von „ewigkeit gewest ist. Das bezeuget der heili- „ge Johannes am ersten Capitel/ und spricht/ „im anfang war das wort/ das ist/ daß „GOTT im anfang himmel und erden er- „schuff/ wie Moses sagt/ war das wort „zuvor da/ und durffte nicht erst werden/ vor „dem anfang aber war keine zeit/ sondern „alles ewig/ und also das wort auch ewig/ „wie das Salomon in seinen spruͤchen am „8ten Capitel noch klaͤrer beschreibet; denn „daselbst spricht die ewige weißheit/ das ist/ „das wort GOTTES also: Der Herꝛ hat „mich gehabt im anfang seiner wege vor sei- „nem werck/ dazumal war ich. Jch bin ein- „gesetzet von ewigkeit/ von anfang vor der „erden/ da die tieffen noch nicht waren/ da „war ich schon fertig/ da die brunnen noch „nicht wasser quollen/ ehe dann die berge „eingesencket waren/ fuͤr den huͤgeln war „ich fertig/ er hatte die erden noch nicht ge- „macht/ und was daran ist/ noch die berge „des erdbodens/ da er die himmel bereitet/ „war ich daselbst/ da er die tieffe mit seinen „ziel verfasset/ da er die wolcken droben heff- „tet/ da er festiget die brunnen der tieffen/ da „er dem Meer das ziel setzet/ und den was- „sern/ daß sie nicht uͤbergehen seinen befehl/ „da er den grund der erden leget/ da war ich „bey ihm und verfertigte es/ und hatte mei- „ne lust taͤglich/ und spielet vor ihm allezeit/ „und spielet auff seinem erdboden/ und meine „Lust war bey den Menschen-kindern. So „gehorchet mir nun meine kinder. Wolde- nen die meine wege halten. Hoͤret die zucht/“ und werdet weiß/ und lasset sie nicht fah-“ ren. Wol dem Menschen/ der mir gehor-“ chet/ daß er wache an meiner thuͤr taͤglich/“ daß er warte an den pfosten meiner thuͤr.“ Wer mich findet/ der findet das leben/ und“ wird schoͤpfen wolgefallen vom Herꝛn. Wer“ aber an mir suͤndiget/ der verletzet seine“ seele. Alle die mich hassen/ lieben den tod.“ Also ist gnugsam beweiset/ und angezeigt/“ daß Gottes wort von ewigkeit her gewesen“ ist. Was rechte Christliche lehre sey. Nachdem wir nun den grund geleget/“ und was Gottes Wort und Geist sey“ angezeigt haben/ wollen wir sehen/ welches“ Christliche lehre und zu unser seligkeit noth“ sey. Unsere seligkeit aber ist das ewige leben:“ Das erlangen wir durch das wort Gottes/“ denn Christus der Herꝛ spricht Joh. XVII. “ Das ist das ewige leben/ daß sie dich/ daß“ du wahrer Gott bist/ und den du gesandt“ hast/ Jesum Christum erkennen; niemand“ aber weiß/ wer der Sohn ist/ denn der Vat-“ ter; und niemand weiß/ wer der Vater ist/“ denn der Sohn/ und wem es der Sohn will“ offenbahren/ wie Lucas am 10. spricht: Wer“ nun das ewige leben wil haben/ der muß“ Christum hoͤren: denn er hat die worte des“ ewigen lebens/ wie Petrus sagt Joh. VI. Da-“ rum der heilige Johannes am 1. seines evan-“ geliens auch zeiget und spricht: Jn ihm war“ das leben/ und das leben war ein liecht des“ Menschen. Desgleichen am 1. Cap. seiner“ Epistel spricht er: Das da vom anfang war/“ das wir gehoͤrt haben/ das wir gesehen ha-“ ben mit unsern augen/ das wir beschauet“ haben/ und unsere haͤnde betastet haben/“ von dem wort des Lebens/ und das leben ist“ erschienen/ und wir habens gesehen/ und“ zeugen/ und verkuͤndigen euch das leben/ das“ ewig ist/ welches war bey dem Vater/ und“ ist uns erschienen/ ꝛc. So nun das leben allein“ im wort/ das Gott selber ist/ gefunden“ wird/ also/ daß auch in Gott kein ander“ leben ist/ dann das wort/ wer wil nicht sehen/“ daß wir zum ewigen leben auch keiner andern“ lehre beduͤrffen/ dann das wort Gottes al-“ lein? Wer ewig leben wil/ der muß Gott“ erkennen. Jhn erkeñt aber niemand/ dann“ durch sein eigen wort/ und das wort ist Gott“ selbst. So muß nun der Vater sein wort/“ das von anfang ist bey Gott gewest/ uns“ eroͤffnen: Denn es kans sonst niemand thun.“ Dieweil den Sohn/ das ist/ das wort/ nie-“ mand kennt/ denn der Vater: Und so uns“ das wort eroͤffnet wird/ kennen wir den“ Vater auch/ den doch sonst niemand kennt/“ denn wem es der Sohn oder das wort will“ offenbaren. Wem nun der Vater das“ wort offenbahret/ dem offenbahret wieder-“ um das wort den Vater: Dann es kan nicht“ gescheiden werden/ wie der Herꝛ Joh. am 14.“ Capit. spricht/ Philippe, wer mich gesehen“ hat/ der hat auch den Vater gesehen/ denn“ der Sohn ist ein ebenbild seines wesens/ und“ der glantz seiner herꝛligkeit; zu den Hebraͤern“ am 1. Cap. also erkennet man Gott den Vat-“ ter und das wort/ das er gesendet hat/ und le-“ bet ewiglich. 3. Daß Th. IV. Sect. II. Num. XLIX. von Osiandri lehre. 3. Daß eusserliche Predigt nur ein Werckzeug sey. „Es moͤcht aber hie jemand fragen und „sprechen/ ich hoͤre wol/ daß Gottes wort im „anfang bey Gott/ und Gott selbst ist; und „daß in ihm das leben und alle seligkeit ist/ wie „kan man aber dazu kommen/ und dasselb er- „langen? das wort/ das man uns predigt/ „und Gottes wort nennet/ das ist je nur eine „außwendige stimm und menschlich wort/ „das durchs menschen mund ein anfang/ und „im lufft bald wieder ein ende nimt. Gottes „wort aber ist ein inwendig/ geistlich/ ewig „verborgen wort/ das Gott selbst ist. Was „foͤrdert oder wircket das menschlich predi- „gen zu dem/ daß Gottes lebedig wort in uns „sey: da antworten wir kuͤrtzlich also; es ist „recht und wahr/ Gottes Wort ist ein inwen- „wendig/ geistlich/ ewig verborgen wort: Es „wird aber uns durch das außwendig wort „eroͤffnet und mitgetheilet. Denn wer verste- „het nicht/ daß aller menschen sprach allein „darum erfunden seye/ daß einer dem andern „seine gedancken und sein inwendig wort und „meynung moͤge anzeigen? das aͤusserliche „wort ist nicht das inwendige/ es zeigts aber „an/ und machts offenbar/ gleich wie die „schrifft auch keine stimm/ sondern eine farbe „ist/ sie zeiget aber dennoch an/ was ein „mensch mit lebendiger stimm geredet hab/ o- „der gern reden wolt. So der mensch seine „inwendige meynung mit der zungen auß- „spricht/ behaͤlt er sie doch in ihm/ und vergist „derselben nicht. Deßgleichen empfaͤhet sie „auch der ihm zuhoͤret: Wiewol ers vor nicht „gehabt hat/ das aͤusserliche wort verschwin- „det/ das inwendige aber behalten sie beyde. „Also ists auch mit Gottes wort: Gott er- „kennet sich selbst von ewigkeit; und diesel- „bige erkaͤntnis ist sein inwendiges wort und „Gott selbst. Wenn er nun dasselbig inwen- „dig goͤttlich wort durch das aͤusserliche wort/ „so viel wir moͤgen begreiffen/ anzeiget/ oder „seine Diener/ die es von ihm haben/ anzei- „gen laͤst/ nemlich was er sey und wolle; so em- „pfahen alle die es hoͤren/ glauben/ und be- „halten eben dieselbige erkaͤntnis/ die er in „ihm selber hat/ das ist dann das rechte le- „bendige wort Gottes/ Gott selbst/ und ist „nicht ein eusserlich wort in der stimm/ son- „dern es ist die Meynung und der sinn/ der „durch das aͤusserliche wort angezeigt/ und in „in unsere hertzen gepflantzet wird/ das alles „zeiget der HErꝛ lauter und klar im evange- „lio Joh. 8. da ihn die Juden fragten und „sprachen/ wer bistu? Da antwortet er ihm „anfaͤnglich/ eben das ich mit euch rede. Nun „weiß ein jeglicher Christ wol/ daß der Herꝛ „nach seiner Menschheit kein wort/ sondern „fleisch und blut ist: Aber seine Goͤttliche Na- „tur ist das wort und die weißheit des Vat- „ters. Dasselbige redet er mit den Juden/ „und eroͤffnets ihnen durch das aͤusserliche „wort. Wer es nun glaubet/ und behaͤlt/ der „hat Christum selbst/ dann er ist eben/ das „er redet/ wie er Johan. VI. auch spricht/ die „wort/ die ich rede/ seyn geist und leben/ nicht „die wort/ die im Lufft klingen und verschwin- „den/ sondern die meynung und der sinn/ der in den glaubigen hertzen bleibet/ derselbe ist“ geist und leben und Gott selbst. Darum“ spricht er auch Joh. XIV. Wer mich lieb hat/“ wird mein wort behalten/ und mein Vatter“ wird ihn auch lieben/ und wir werden zu“ ihm kommen/ und wohnung bey ihm ma-“ chen. Desgleichen Luc. XI. Selig sind/ die das“ wort Gottes hoͤren/ und dasselbige behal-“ ten; denn wer sein wort hoͤret/ glaubt/ be-“ haͤlt/ und dem fleissig nach dencket/ der“ empfaͤhet die rechte meynung den rechten siñ“ und verstand/ das ist dann das lebendige“ wort Gottes/ Gott selbst. Wo nun das“ wort ist/ da ist auch der Vater/ darum spricht“ er/ wir werden zu ihm kommen/ und woh-“ nung bey ihm machen/ und da ist auch der“ heilige Geist: nemlich die recht Goͤttliche lieb/“ wie er spricht Joh. XVII. Vater/ ich hab ihnẽ“ deinen namen kundt gethan/ auff daß die“ lieb/ damit du mich geliebet hast/ sey in ihnen/“ und ich auch in ihnen; und Joh. 7. Wer an“ mich glaͤubt/ wie die schrifft sagt/ von des“ leib/ werden fliessen fluͤsse des lebendigen was-“ sers; und Joh. IV. Wer des wassers trincken“ wird/ das ich ihm gebe/ der wird ewiglich“ nicht duͤrsten/ sondern es wird in ihm ein“ brunn werden/ der in das ewige leben quel-“ let. Und Joh. VI. Wer an mich glaubet/ den“ wird nimmermehr duͤrsten/ das ist/ wer“ mein worthoͤrt und glaubt/ der hat mich“ selbst/ dann ich bin das wort; er hat auch“ den Vater/ denn der Vater ist im wort; er“ hat auch die liebe des Vaters/ die der Vatter“ zum Sohn hat/ das ist/ den Heiligen Geist/“ dieselbige lieb bricht wider herauß/ und“ wird wie ein quellender brunn/ erzeigt dem“ naͤchsten alles guts/ und erfuͤllet das gesetz/“ wie Paulus Rom. XIII. sagt: Wer den nech-“ sten liebet/ hat das gesetz erfuͤllet. Denn“ wo die liebe ist/ da gehet es alles recht geschaf-“ fen zu; wie Paulus 1. Cor. XI. beschreibet“ und spricht: Die liebe ist langmuͤthig und“ freundlich/ die liebe eiffert nicht/“ die liebe schalcket nicht/ sie blehet sich nicht“ auff/ sie stellet sich nicht hoͤnisch/ sie suchet“ nicht das ihre/ sie laͤst sich nicht erbittern/“ sie gedencket nichts arges/ sie freuet sich nicht uͤber der ungerechtigkeit/ sie freuet sich aber mit der warheit/ sie vertragt alles/ sie glaubet alles/ sie hoffet alles/ sie duldet alles/ die liebe verfaͤllet nimmermehr: So doch die weissagungen auffhoͤren werden/ und das erkaͤntnuͤß auffhoͤren wird ꝛc. Also ist die liebe ein rechter brunn aller guten wer- cke/ und springet in das ewige leben/ das ist/ dieselbigen werck/ die also der Heilige Geist in uns wircket/ gelten allein vor Gottes gericht/ und behalten uns im ewigen leben. Also ist klar und offenbar/ daß wir durch den glauben an das wort Gottes gerechtfer- tigt/ und mit Gott vereiniget werden. Da- rum spricht Paulus 1. Cor. VI. Wer Gott an- hanget der wird ein Geist mit ihm. Und der Herꝛ Joh. XVII. Jch bitte aber nicht fuͤr sie allein sondern auch fuͤr die/ so durch ihr wort an mich glauben werden/ auff daß sie alle eins seyn/ gleich wie du Vater in mir uñ ich in dir/ dz auch sie in uns eins seyn. Und ich habe ihnẽ ge- geben die klarheit/ die du mir gegeben hast/ daß J i i 3 sie Th. IV. Sect. II. Num. XLIX . von Osiandri lehre. sie eins seyn gleichwie wir eins seyn/ ich in ihnen und du in mir/ auff daß sie vollkommen seyn in eins. Und Paulus Philipp. 1. Christus ist mein leben. Und Gal. 2. Jch lebe/ doch nun nicht ich/ sondern Christus lebet in mir/ denn waslich lebe im fleisch/ das lebe ich in dem glau- ben des Sohnes Gottes. Wenn wir denn also durch den glauben mit Gott vereiniget seyn/ wir in ihm/ und er in uns ist/ so haben wir das ewige leben. Derohalben beschleust sich herauß unuͤberwindlich/ daß wir zu der seligkeit keiner andern lehr beduͤrffen/ denn das lebendige wort Gottes/ welches Gott selber ist. 4. Wider die falschen Propheten. Es soll und muß aber/ durch das aͤusserliche predigen/ als durch den rechten werckzeug/ in uns gebracht und gepflantzet werden/ wie droben angezeiget ist. Denn es hat Gott al- so gefallen/ dieweil ihn die welt in der weiß- heit nicht erkant hat/ daß er sie durch thoͤrichte predigt wil selig machen/ wie Paulus 1. Cor. 1. meldet. Wer aber den namen des Herꝛn „anruffet/ der wird selig/ wie Paulus Rom. X. „sagt. Wie sollen sie aber anruffen/ an den „sie nicht glauben? wie sollen sie aber glau- „ben/ von dem sie nichts gehoͤret haben? wie „sollen sie aber hoͤren ohne Prediger? wie „sollen sie aber predigen/ wo sie nicht gesandt „werden? So kommt der glaube auß der „predigt/ die predigt aber durch das wort „Gottes. Und das sagen wir darum/ daß man „sich die bubẽ nicht verfuͤhren lasse/ die viel von „der lebendigen stimme Gottes fuͤrgeben/ die „schrifft/ und das außwendige wort verwerf- „fen/ und doch in der warheit nichts davon „wissen. Denn wir mercken wol/ was der „teuffel im sinn hat/ und durch sie gern an- „richten wolte/ wenn er die schrifft/ als „duͤrffte man ihr neben dem lebendigen wort „nicht/ vertruckte/ so moͤchte er denn unter „dem schein des lebendigen wortes Gottes „sein toͤdtlich gifft und luͤgen durch falsche ge- „sichte und offenbahrungen wider auffꝛichten/ „davor uns Paulus 2. Cor. XI. treulich war- „net und spricht/ solche falsche Apostel/ und „truͤgliche arbeiter verstellen sich zu Christus „Aposteln. Und das ist auch kein wunder/ „denn der teuffel verstellet sich auch zu einem „Engel des liechts; darũ ists nicht ein grosses/ „ob sich auch seine diener verstellen zu dienern „der predigt von der gerechtigkeit. 5. Von der heiligen Schrifft. „Nachdem aber wir allein durch Gottes wort „selig werden/ und dasselbe durch aͤusserliche „predigt eroͤffnet und angezeigt wird/ muͤs- „sen wir ein gewiß zeugnuͤß haben/ dabey „wir wissen und erkennen/ welches Gottes „wort sey oder nicht; denn solten wir fuͤr Got- „tes wort halten/ das Gottes wort nicht ist/ „so wuͤrden wir gar straͤfflich suͤndigen: „Dieweil Gottes wort Gott selbsten ist: „Darum wer fuͤr Gottes wort haͤlt/ das „Gottes wort nicht ist/ der haͤlt auch fuͤr „Gott/ das Gott nicht ist; das deñ eine teuffeli- „sche abgoͤtterey ist. Und so wir Gottes „wort nicht lauter und rein haben/ sondern „verruckt und falsch/ ist dasselbige wort in „keinem weg Gott selber/ denn Gott ist die „warheit. Darum wer fuͤr Gottes wort predigt/ das Gottes wort nicht ist/ der“ beraubet uns Gottes/ und des lebens/ das“ in Gottes wort ist/ und erwuͤrget (so viel“ an ihm ist) die seelen durch die falsche lehre/“ wie das Christus anzeigt Joh. VIII. und“ spricht: Der teuffel ist ein Moͤrder võ anfang/“ und ist nicht bestanden in der warheit/ denn“ die warheit ist nicht in ihm/ wenn er die luͤ-“ gen redet/ so redet er von seinem eigenem/ deñ“ er ist ein luͤgner und ein Vater derselben:“ Das soll man also verstehen/ der teuffel ist“ nicht bestanden in der warheit/ das ist/ in“ Gottes wort/ sondern hats verlassen: Der-“ halben hat er ihm selbst ein ander wort/ das“ ist die luͤgen/ erdichtet/ darum ist er ein luͤgner“ und ein vater derselbigen. Und dieweil er“ der welt seine luͤgen fuͤrgehalten/ und sie es“ geglaubet hat/ ist er ein moͤrder worden;“ denn durch die luͤgen hat er sie des lebens be-“ raubt/ welches Gottes wort und die war-“ heit ist/ und ihnen dargegen eingepflantzet“ den tod durch die luͤgen/ welche sie fuͤr war-“ heit gehalten/ und also den teuffel fuͤr Gott“ angenommen haben. Also ist der tod auß“ neid des teuffels eingegangen in die welt/“ und folgen ihm nach alle/ die seines theils“ seyn/ das ist/ sie lernen auch luͤgen/ damit“ sie sich und andeꝛe des lebens berauben. Da-“ rum muͤssen wir solches uͤbel zu vermeyden“ NB. gewisse zeugnuͤsse haben/ welches das“ wahre wort Gottes/ und welches die luͤgen“ seyn. 6. Daß die heilige schrifft ein gewiß gezeugnuͤß sey. Und das gezeugnuͤß ist die heilige schrifft:“ Denn daß in derselbigen nichts zuviel sey/ zei-“ get der Herꝛ klaͤrlich an Matth. V. und spricht/“ ich sage euch warlich/ biß daß himmel und“ erdreich zergehen/ wird nicht zergehen der“ kleineste buchstab/ noch ein titulvom gesetz/“ biß daß es alles geschehe. Desgleichen daß“ nichts zu wenig noch vergessen sey/ zeiget“ Moses im letzten buche am 4ten Cap. und“ spricht/ ihr solt nichts darzu thun/ das ich“ euch gebiete/ und solt nichts davon thun/ auf“ daß ihr haltet die gebotte des Herꝛn eures“ Gottes. Und am 12. Cap. Alles was ich“ euch gebiete/ das solt ihr halten/ daß ihr“ darnach thut/ ihr solt nichts davon thun“ noch dazu thun. Und Joh. XXIII. thut al-“ les was geschrieben stehet im buch des gese-“ tzes/ daß ihr nicht davon weichet/ weder“ zur rechten noch zur lincken. Und Prov. XXX. “ Thue nichts zu seinen wortẽ/ auff daß er dich“ nicht straffe. Und werdest luͤgenhafftig er-“ funden. Desgleichen Hebr. 1. Nachdem vor“ zeiten Gott manchmahl ꝛc. denn das wort/“ das er durch dẽ Sohn geredet hat/ ist dz letzte/“ und man darf keiner neuen lehre mehr war-“ ten/ die nicht geschrieben waͤre/ darum auch“ der Herꝛ Matth. am letzten spricht: Lehret sie“ halten alles/ was ich euch befohlen habe. Und“ Paulus Gal. 1. So wir selbst oder ein Engel“ vom himmel ꝛc. dieses alles zeiget der Herꝛ“ kuͤrtzlich an Joh. V. und spricht: Erforschet die“ schrifft ꝛc. Wer nun etwas prediget/ dem die“ schrifft kein gezeugnuͤß gibt/ der predigt ge-“ wißlich nicht Gottes wort/ sondern luͤgen“ auß dem teuffel. 7. Daß Th. IV. Sect. II. Num. L. von Gnaphei Streit mit Isindero. 7. Daß die schrifft beyde gesetz und Evangelium inhalte. Dieweil nun offenbar ist/ daß die heilige „schrifft allein soll geprediget werden/ wollen „wir kuͤrtzlich den gantzen innhalt desselbigen „anzeigen; denn sie ist in zweyerley lehre gethei- „let/ nemlich in das gesetz/ und in das Evan- „gelium/ gleichwie auch Gott zweyerley werck „in uns wircket: nemlich toͤdten und leben- „dig machen. Das gesetz ist alles/ das uns gebeut „solche werck zuthun/ die wir nicht vermoͤgen/ „er sey dann in uns/ und wir in ihm/ dadurch „wir unsere eigne schwachheit erkennen und er- „schrecken; das Evangelium aber ist alles/ das „Gottes guͤte/ gnad und barmhertzigkeit anzeigt/ „dadurch wir ihn erkennen/ und in unser hertz „empfahen; das gesetz hat er durch Mosen ge- „geben/ gnad und warheit aber ist uns durch „Christum erzeigt. NUM . L. Gnaphei Streit mit Isindero. Der in der Kaͤtzer-historie des XVI . seculi all- zu kurtz erwehnte streit D. Isinderi mit Wilhelmo Gnapheo wird von Christophoro Hartknochio also seinem anfang nach beschrieben/ L. III. der Preußnischen kirchen-historie/ c. 1. p. 296. wo- rauß man den sinn des Isinderi gnugsam erken- nen kan: Jndessen ist einer an der Universi taͤt ge- wesen/ ein geitziger mann/ wie ihn Gnapheus be- schreibet/ deswegen er ihn auch offt Plutum oder Philoplutum nennet/ welcher nicht allein selbst wider den Gnapheum gestuͤrmet/ sondern auch andere wider ihn erreget/ und zwar/ nach des Gnaphei erzehlung/ auß folgenden Ursachen: Es sahe Gnapheus, daß dieser Philoplutus und an- dere Professores viel geld von den Studenten er- presseten/ propter privatas repetitiones, oder we- gen der privat-Collegien, da es doch besser waͤre/ daß sie allen ihren fleiß auff die publicas lectio- nes wenden moͤchten/ damit also dadurch allen und jeden/ armen so wol als reichen/ geholffen wuͤrde. Denn sonsten muͤste nothwendig die- ses folgen/ daß zwar die reichen/ so die Collegia bezahlen koͤnten/ empor kaͤmen/ die armen a- ber nachbleiben muͤsten. Item/ er sahe/ daß die Professores bey der Universi taͤt bey so grossen Salariis, die ihnen der Hertzog Albrecht gemacht/ nur 4. stunden in der wochen lesen. Dasselbe hat ihm mißfallen/ deswegen er solches einigen Professoribus vorgeworffen. Und das ist nach des Gnaphei außsag der rechte grund der grossen uneinigkeit/ so dazumahl unter den Professori- bus und Gnapheo entstanden; denn dazumahl fing alsobald gedachter Plutus an wider ihn auff alle art und weise zu stuͤrmen. Erstlich hat er einen andern wider ihn auffgebracht/ der da zeu- gen muste/ daß Gnapheus bey der Elbing. Muͤhle einen block zu beschimpffung der heiligen tauffe ins wasser getaucht/ und ihn gleichsam ge- taufft habe. Allein der Hertzog Albertus hat diese anklage nicht geachtet/ sondern ist auch nach der zeit dem Gnapheo gewogen verblieben/ so daß er auch des Gnaphei juͤngsten sohn auß der tauffe gehoben. Wie nun dieser streich nicht angegangen/ hat gedachter Plutus die Hypodidascalos am Pædagogio wider ihn als Archi-Pædagogum angehetzet/ die ihm viel widerwillen gemacht. Als er aber auch dar- durch nicht viel außgerichtet/ hat er endlich den Gnapheum der Sacram ent-schwaͤrmerey beschuldiget/ weil er wohl gewust/ daß die Un- richtigkeit in der Religion am allerkraͤfftigsten den haß in der Menschen hertzen wuͤrcket; brachte es auch so weit/ daß ein Convent deswegen auff anordnung des Fuͤrsten angestellet ward/ all- wo offtgedachter Philoplutus nichts uͤber den Gnapheum erweisen koͤnnen. Dannenhero es geschehen/ daß Gnapheus, als er eine richtige be- kaͤntnuͤß vom Sacram ent der tauffe/ vom heili- gen Abendmahl und vom wort Gottes von sich gegeben/ von aller anklage absolv iret ward. A- ber sein widerpart war damit noch nicht gestillet/ sondern verlaͤumdete den Gnapheum bey den Wittenbergern durch briefe: brachte auch end- lich den Fridericum Staphylum wider ihn auff/ welcher hernach dem Gnapheo am haͤrtesten ge- fallen/ und zwar deßwegen/ weil er dem Gna- pheo den ruhm/ so er mit seiner geschicklichkeit erworben/ mißgoͤnnete. Derselbe Staphylus fieng hernach an/ mit dem Senatu Academiæ da- rauff zudringen/ daß Gnapheus solte oͤffentliche Disputationes auff der Universi taͤt halten/ ob er gleich durch die erste Acade mische gesetze davon befreyet war/ weil er ohne das eine schwere last bey dem Pædagogio tragen muste. Dieses ge- schahe nur in der Intention, daß sie dadurch den Gnapheum, weil er das Exercitium Disputato- rium schon in 20. Jahren nicht getrieben/ zu schanden machen/ oder sonst eine irrige meynung von ihm erpressen moͤchten. Hingegen weil Gnapheus die Leges Academicas fuͤr sich hatte/ und auch schon bey ziemlichem Alter war/ bat er den Senatum Academicum, daß er damit un- beschweret bliebe. NUM. LI . Wigandi streit mit Heshusio. Die haͤndel D. Wigandi wider Heshusium koͤnnen die nachgehenden anmerckungen nach ih- rem grund und absichten etwas deutlicher entde- cken/ welche uns Hartknoch am gedachten ort an die hand giebt. Denn so schreibet er L. 2. c. 5. p. 470. Die außlaͤndischen Theologi haben auch theils in privat- briefen/ theils auch in oͤf- fentlichen Censuren solches geeiffert/ und ihn deswegen gestraffet. Nemlich sie billigen zu erst nicht/ daß D. Wigandus den streit mit dem Heshusio durch seine Creaturen/ als den Mor- genstern/ Wedemañ/ Schluͤsselburg und andere angefangen/ oder zum wenigsten auß boͤsem ge- muͤth/ wie der streit Anno 1574. sich erstlich er- hoben/ stille dazu geschwiegen/ da es ihm doch obgelegen/ daß er allen strittigkeiten haͤtte sollen steuern. Denn so redet D. Martinus Chemni- tius in der Censur, die er an einen von Adel/ Andreas von Meyendorff genannt/ in die- ser Preußnischen strittigkeit geschrieben/ und die auch D. Timotheus Kirchnerus gebilliget und unterschrieben. Es wird D. Wigando diß an diesem orth nicht wol außgelegt/ daß er zu diesem Handel so lange still gesessen/ und durch J i i 4 sein Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heshusio. sein zusehen die sache in so aͤrgerliche weitlaͤuff- tigkeit hat kommen lassen/ da er wohl gesehen hat/ wie anfaͤnglich die Pastores auß unver- stand viel ungereimtes ding de vocabulis ab- stracti et concreti disput iret haben. Eben die- ses wird in denen Actis colloquii oder conven- tus Herzbergensis dem D. Wigando mit diesen worten vorgeruͤcket: Er hat denen unerfahr- nen Pastor en und kirchen-dienern/ so auß unverstand und mit falschem grund diesen streit gefuͤhret (welches doch D. Wigando nicht unbekant seyn koͤnnen) gestattet und zugese- hen/ daß sie mit D. Heshusio einen solchen ar- gerlichen streit angefangen/ vielmehr aber/ daß er sie in solchem unbilligem vornehmen ge- staͤrcket. Zum andern verweisen die außlaͤn- dischen Theologi dem Wigando dieses/ daß er in dieser sache selbst klaͤger/ richter und zeuge gewesen. Denn so schreibet D. Timo- theus Kirchnerus Anno 1577. im September an den D. Wigandum selbst: Quod Spiritus S. vestrum Synodum rexerit, nunquam certe intel- ligentibus persvadebis. Num Spiritus S. appro- baret talem processum, quem vos observastis? Judex, accusator, testis, damnator \& omnia fu- it Wigandus. Drittens tadeln sie dieses am vorgenommenen process/ daß Heshusius we- der cit iret noch gehoͤret sey/ sondern es sey in etlichen stunden alles verrichtet. Das erste schreibt Timotheus Kirchnerus in gedachtem Briefe: Synodo, spricht er/ præfuisti, collegam condemnasti non citatum, non auditum, das letzte hat D. Cœlestinus Mislenta, wann er also schreibet: Ex Politicis primores Synodo intere- rant, D. Schachius Cancellarius, ubi intra pau- cas horas de controversia ventilata senrentia fer- tur contra Heshusium. P. 475. Die Pastores hatten vorhin von die- sen vocabulis, abstractum und concretum viel ungereimtes Dinges vorgebracht/ als da sie gesagt/ in diesen worten/ caro Christi vel hu- mana natura in Christo waͤren nicht vocabula abstracta, sondern concr eta, welches D. Che- mnitius fuͤr einen groben Jrꝛthum haͤlt. D. Wi- gandus hat auch selbst vor 10. Jahren/ nicht nur eine ungebraͤuchliche Rede/ wie Heshu- sius, sondern eine offenbahre falsche Lehre in seinem Buͤchlein de communicatione Idioma- tum auff die Bahn gebracht/ da er geschrieben: Wann wir nach Anleitung unsers Christli- chen Glaubens bekennen/ Gott sey gestorben/ das sey nur eine prædicatio secundum dici, das ist/ es seyn nur blosse worte und reden: aber im grunde halte es sich nicht also/ weil die Gottheit unsterblich bleibet. Dergestalt wuͤrde die erloͤsung menschliches geschlechts dem Sohn GOTTES allein mit worten zugeschrieben/ der uns auch nicht erloͤset haͤtte/ sondern allein die Menschheit Christi muͤste uns erloͤset haben. Und dieses hat auch D. Heshusius dem D. Wigando im waͤhren- den streit vorgeworffen. M. Andreas Pouche- nius haͤlt dem Pomesanischen Bischoff Wi- gando auch diese worte vor/ und spricht/ wie ihm das gefallen wuͤrde/ wenn jemand auffste- hen und den Wigandum auff die correctionem dringen wolte/ mit dem axiomate, dessen er sich jetzo so keck und so offt wider den Heshusi- um gebrauchet: Verba illa ita jacent \& sonant, will also damit zu verstehen geben/ daß D. Hes- husius gnug gethan/ wenn er sich recht erklaͤ- ret/ und den irꝛthum also von sich abgelehnet. Auß diesem allem ist zu ersehen/ daß D. Wigan- dus in seiner relation, von dem Koͤnigsbergi- schen Synodo, wie wir sie auß ihm droben kuͤrtz- lich beygebracht/ viel sachen gantz und gar ver- schwiegen/ wenn er gemercket/ daß sie ihm in seinen kram nicht gedienet/ viel sachen auch sonst bemaͤnteln wollen/ damit er da die schuld von sich abwaͤltzen/ und sich also weiß brennen moͤchte. P. 476. Hier muͤssen wir untersuchen/ was doch den D. Wigandum dazu bewogen/ daß er den D. Heshusium also verfolget hat/ da ihm doch dieser in Preussen befoͤrderlich gewesen? Einige sagen hier/ daß diese Theologi schon in Jena mit einander nicht wol gestanden/ und daß in Preussen der alte haß sich erst recht ge- aͤussert. Andere schreiben dieses des D. Wi- gandi hochmuth und mißgunst zu. Denn weil Wigandus in Liebemuͤhl einem geringen staͤdtgen sich hat behelffen muͤssen/ hingegen a- ber das mit seinen augen ansehen muste/ daß Heshusius in einer vornehmen stadt in Koͤ- nigsberg praͤchtiger als er gelebet/ ja auch den vorgang vor ihn gehabt/ deß wegen sey Wigan- dus auff alle gelegenheit bedacht gewesen/ wie er den Heshusium auß dem sattel heben/ und sich selbst hinein setzen koͤnte. Robertus Roberti- ni, Preußischer Ober- Secretarius, hat etwa vor 30. Jahren dem D. Latermann diese ursach des streits beygebracht/ daß kurtz vorher die Fuͤr- stin in die wochen kommen war/ und Wigandus gehoffet die ehre zu haben/ die Princessin zu tauffen/ dazu ihm auch unterschiedene vom hofe haben die hoffnung gemacht. Wie er a- ber gesehen/ daß wider sein verhoffen Heshusius ihm darinnen vorgezogen/ habe er wider ihn einen haß gefasset/ und nach moͤglichkeit ihn zu daͤmpfen gesuchet. Wenn man hier am glimpflichsten von diesem handel reden wolte/ so koͤnte man sprechen/ daß D. vvigandus von menschlichen affecten uͤbereylet/ solches seinen Freunden zu gefallen gethan. Denn von dem M. Benedicto Morgenstern hat er viel gehalten/ da er noch in Strahlsund Superintendens war/ so daß er auch von dem Morgenstern wider die Dantziger notul geschrieben/ wie zu seiner zeit soll gemeldet werden. Der Schloß-Pre- diger Wedemannus war des Wigandi ander hertz/ wie drunten mit mehrerm wird zu ver- nehmen seyn. Conradus Schluͤsselburg hatte des Wigandi frauen schwester zur ehe/ und war also des Wigandi Schwager. Weil nun diese alle des wigandi beste Freunde den streit mit dem Heshusio angefangen/ so schei- net es/ daß er sie nicht hat wollen verlassen. Ja er kan auch wol von ihnen auffgebracht und wieder den Heshusium verhetzet seyn/ daß er mit ihnen auff den Heshusium zuge- stuͤrmet: Dazu er auch recht zu haben ver- meinet/ weil doch auch andere Theologi hernach gestanden/ daß D. Heshusius das wort abstractum in einer ungebraͤuchlichen form in seiner Assertion gesetzet. P. 479. Th. IV. Sect. II. Num. LI. Wigandi Streit mit Heshusio. P. 479. Es blieb bey des Heshusii remotion nicht/ sondẽrn es hat D. Wigandus mit denen/ so des Heshusii seite hielten/ auch eben so ge- spielet. Denn sobald Heshusius remov iret worden/ hat Hertzog Albrecht Friderich die Administration des Samlaͤndischen Bisthums durch ein Fuͤrstliches Diploma und auch sonst muͤndlich in gegenwart der Regiments-Raͤthe und anderer dem Wigando uͤbergeben. Ob aber gleich die Stadt Kneiphof dawider etli- che Ursachen schrifftlich uͤbergeben/ warum sie den Wigandum fuͤr keinen Samlaͤndischen Bischoff oder Administratorem desselben biß- thums erkenne/ so hat doch dessen ungeachtet D. Wigandus die administration angenommen/ und hat die Prediger in Koͤnigsberg mit ge- walt auff seine seite zwingen wollen. Den anfang machte er in Loͤbenicht an dem Georgio Schœplero, derselben stadt Diacono, welchen er den 5. Augusti seines amptes entsetzet. Her- nach den 17. Octobr. forderte er M. Laur. Cur- sorem, Caplan in Kneiphoff/ uud dessen Col- legam den Georg. Movium deßhalben vor das Consistorium. Und als sich diese mit des Hes- husii gegenpart in ein gespraͤch eingelassen/ und den Heshusium mit vielen gruͤnden verthaͤdi- get/ wurden sie beyde gleichfalls vom ampte abgesetzet/ und haben sich den 25. Octobris nach Elbing begeben/ darauff die Kirche im Kneip- hof fuͤnff gantzer wochen leer gestanden/ daß man keinen Gottesdienst darinnen gehalten. Denn der Pfarherꝛ M. Benedictus Morgen- stern war schon vorhin im April wegen eben dieser haͤndel de abstracto \& concreto in die Alt- stadt befoͤrdert/ und die stelle war noch nicht besetzet/ so daß nach absetzung der beyden Cap- laͤn kein Prediger in der Kneiphosischen thum- kirchen mehr uͤbrig war. Bey so gestalten sa- chen hat gedachter Rath in Kneiphof eine scharffe schrifft verfertigen lassen/ und dem Bischoff Wigando in derselben sein unchrist- liches beginnen vorgestellet/ und wie der Bi- schoff sich dadurch nicht hat wollen lencken las- sen/ hat der Rath wider des Bischoffs willen einen bestellet/ der zum wenigsten die predig- ten unterdessen in der thum-kirchen bestellet o- der gehalten. Jm folgenden 1578sten Jahr hat der Bischoff Wigandus den M. Georgium Schoͤnfeld/ Caplan in der Alt-stadt vor das Consistorium cit irt/ und als auch dieser den Heshusium nicht verdammen wollen/ hat der Bischoff ihn ebner massen des ampts entsetzet. Merckwuͤrdig ist es aber/ daß diese entsetzte Caplaͤne/ oder zum wenigsten etliche un- ter ihnen die redens-art des Heshusii nicht ge- braucht/ dieselbe auch nimmer gebilliget/ we- niger verthaͤdiget/ nur daß sie den Heshusium deswegen zu verdammen sich gewehret/ wie die Hertzbergische Theologi schreiben. Jm ge- gentheil berichtet D. Wigandus, daß etliche Discipuli des Heshusii ungescheuet sich vor dem Consistorio unterstanden haben dieses zu sagen/ die lehre sey recht/ daß die menschliche natur Christi in abstracto allmaͤchtig und anzu- beten sey. Ja es habe einer unter ihnen zu vornehmen leuten gesagt/ wenn gleich Hes- husius diese seine lehr revoc irt haͤtte/ so wolte ers dennoch nicht thun/ sondern aͤusserst verthaͤdi- gen. Wem hierinn zu glauben/ wird auch ohne meinen außschlag ein jeder/ so das vori- ge gelesen/ leicht mercken. Denn wie solten doch die Caplaͤne die proposition gebilliget und verfochten haben/ daß die menschliche natur Christi auch in abstracto, das ist/ an und fuͤr sich selbst ohne die Gottheit allmachtig sey/ da sie doch Heshusius selbst nimmer gebraucht/ weniger verthaͤdiget? Weil aber D. Wigan- dus vermercket/ daß er dennoch den zweck/ den er ihm vorgesetzet/ mit seinem remov iren nicht erreichet/ sondern vielmehr einen unsaͤglichen haß vieler leute/ insonderheit der außlaͤndi- schen Theologorum (derer etliche auch wider ihn ihre Censuras/ wie wir droben schon erwaͤh- net/ in dieser zeit geschrieben) auff sich geladen; hat er Anno 1578. etliche Lateinische Tract aͤtlein lassen zu Koͤnigsberg von dieser strittigkeit dru- cken/ und hat sich wollen damit auß dem ver- dacht bringen. Auß derer Buͤcher vorrede kan man leicht abnehmen/ was dazumahl fuͤr ein zustand der kirchen im Hertzogthum Preu- sen/ und insonderheit in Koͤnigsberg gewesen. Denn wenn er die ursachen erzehlet/ um welcher willen er diese Tract aͤtlein in den druck geben muͤssen/ so meldet er unter andern/ daß biß- her einige schreyer und unruhige leute nicht al- lein das einfaͤltige volck/ sondern auch vorneh- me leute grausam perturb iret und irre gemacht. Hernach/ daß noch etliche herumlaͤuffer nicht auffhoͤren in die haͤuser der Buͤrger/ ja in die krambuden und bierkruͤge/ als fuͤr toll herum zu lauffen/ und ihre aͤrgerliche und falsche meynungen maͤnnern so wol als weibern zu commend iren und einzubilden. Zum dritten/ daß auch Kinder/ die Christus zu aͤrgern ver- botten/ verfuͤhret und geaͤrgert werden/ in dem man ihnen die falsche lehre und den haß ge- gen die rechtglaͤubigen lehrer eingepflantzet. Zum vierten/ daß einige schmaͤh-schrifften de- nen einfaͤltigen auffgedrungen werden/ da- durch viel unruhe erwecket wird/ daß manchem ursach gegeben wird zu klagen/ zu schmaͤhen/ zu laͤstern/ ja auch wider die Obrigkeit sich auffzulehnen/ so wol in politischen als kirchen- sachen. Denn es sey nunmehr nichts neues/ daß man schimpff- und laͤster-worte an die thuͤr schreibet/ pasquillen unter den gemeinen mann außstreuet/ mit anzuͤglichen reden die vorbeygehenden auff der gasse anschreyet/ und was des dinges mehr ist. Nach diesem und vielem anderm klagt auch D. Wigandus, daß ihm D. Heshusius, mit seinem anhang manches ungluͤck vorwerffe/ als waͤre ihm solches zur straffe/ weil er Heshusium ver- trieben/ von Gott zugeschicket. Und inson- derheit nimmt er dieses hoch auff/ daß man auch solch ungluͤck mit luͤgen zu haͤuffen sich nicht entbloͤde. Als nemlich/ wenn man vorgibt/ Wigandus sey weiß nicht wo- hin gefallen/ und kaum außgezogen wor- den. Wigandi tochter sey versoffen: Un- terschiedene/ so dem Wigando beygestanden/ waͤren toll worden/ und viel andere sa- chen/ die muthwilliger weise erdacht waͤ- ren/ nur den Wigandum damit zu kraͤncken. Ja es haben auch einige gesagt/ daß Gott eben des- wegen dem Wigando seine Ehegattin von der seiten Th. IV. Sect. III. Num. LII. Flacii streitigkeiten. seiten geriffen/ damit er die straffe Gottes ja recht empfinden moͤchte. Aber es klagt auch der gegentheil/ daß die Wigandi sten nicht allein viel Pasquillen, sondern auch gantze buͤcher/ so Christen nicht anstehen/ wider den Heshusium und die ihn verthaͤdigen/ absonderlich auch wie- der den Chemnitium außgestreuet und unter die leute gebracht/ so daß man sich auch in Teutschland damit herum geschleppet/ wie davon Andreas Ponchenius, Superintendens in Luͤbeck/ an den Wigandum selbst in dem offt angezogenen Judicio von diesem Heßhusiani- schen streite bezeuget. NUM. LII . Flacii streitigkeiten. Von Flacii haͤndeln und deren Anfang und fortgang haben die Leiptziger uñ Wittenbergi- schen Theologi Anno 1571. in ihrem endlichen bericht und erklaͤrung folgende/ wiewol par- theyische Erzehlung auffgesetzet: Wir wollen ordentlich außfuͤhren/ mit waserley kuͤnsten er diese handlungen anfaͤnglich bald hernach auch dieser landen Oberkeiten/ Theologen/ schulen und kirchen saͤmtlich und sonderlich verdaͤchtig/ verhast und feindselig zumachen/ sich unterstanden/ was er folgends mit groͤs- serer und unverschaͤmter kuͤhnheit in der lehre fuͤrgenommen/ was er ihm fuͤr eine kirchen zu stifften fuͤrgesetzet/ und was er fuͤr gelegenheit und huͤlffe solches alles zu vollziehen dazumal gehabt habe. Erstlich hat er/ als er noch zu wittenberg gewesen/ allerley fliegende reden/ zei- tungen/ fabeln/ auch die traͤume Philippi inacht gehabt/ auffgerafft und verzeichnet/ und her- nach in dessen Bibliothec geheime brieffe umge- stoͤrt und durchlesen/ und die/ so zu seinem kram und fuͤrhaben seines erachtens tuͤchtig/ zu sich genommen und gestohlen/ seinen tisch/ da- ruͤber er ergriffen/ geoͤffnet/ auch andere bestel- let/ die in seinem abwesen/ was in des Herꝛn Philippi gemach und uͤber tisch gesagt oder ge- handelt ward/ auffschrieben/ und ihm zu- brachten/ und also sich mit einem ziemlichen vorrath der haͤndel versorget/ deren wissen- schafft zu vollziehung des wercks/ so er ihm fuͤrgenommen/ er noͤthig erachtet. Er ist auch fast bemuͤhet und geschaͤfftig gewesen/ daß er andere mehr zu verrichtung und außfuͤhrung dieses wercks in seine gesellschafft braͤchte/ und wuste sich dazu klaͤglich zustellen mit gar sehnli- chem und tieff erholtem seuffzen und wehkla- gen. Das spiel aber hat er erstlich angefan- gen mit kurtzen scartecklein/ die er unter an- dern erdichteten nahmen ließ außgehen. Da er aber mercket/ daß er derselben schrifften hal- ben in verdacht kam/ und sich besorget/ er wuͤrde zu Wittenberg nicht oͤffentlich etwas duͤrffen außgehen lassen/ machete er sich heimlich davon/ und verkreucht sich in die vestung gegen Magdeburg/ von dannen faͤhet er an ohne ei- nigen ordentlichẽ beruff auß eigenem muthwil- len und frevel beyde die Oberkeit dieser lande/ und derselben kirchen und schulen feindlich an- zugreiffen/ dazu er nicht allein bekam getreue gesellen und gehuͤlffen/ sondern auch ungehin- derte freyheit allerley zu schreiben/ und ohne je- mandes einrede durch den druck außzustreuen. Laͤst derowegen bald/ als gifftige pfeile/ fliegen viel kleine tractaͤtlein/ so durch die traͤume/ luͤ- gen und maͤhrlein gefidert und außgeputzet/ a- ber durch teuffelische verleumdungen geschaͤrfft und vergifftet waren. Dieselben scheust er hin und wieder aus/ laͤufft auch selbst im Lande rum/ dieselbe in die leute zustecken/ flicht sich allenthalben ein durch seine gefaͤrbte luͤgen/ bey den Adels-Personen/ bey den Pfarꝛherren/ bey fuͤrnehmen ansehnlichen buͤrgern und haͤndlern/ mit denen er kundtschafft macht/ er- mahnet sie/ daß sie sich ja wohl fuͤrsehen fuͤr den fuͤrstehenden haͤndeln und berathschlagungen/ es gehe nicht recht zu/ es werde etwas sonder- lichs heimlich gebrauet/ dem man nicht trau- en darff/ es sey alles dahin gerichtet/ daß das gantze Pabstthum wiederum angerichtet und eingesetzet werde. Die Theologen seyen klein- muͤthig und wetterwendisch/ der Fuͤrst beneben dem fuͤrnehmsten Adel habens nie rechtschaffen mit der Religion gemeinet/ werden auch nicht bey der reinen lehre bestaͤndig und getreulich bleiben oder halten/ es stecke ihnen noch Hertzog Georg mit seiner abgoͤtterey und Pabstthum im hertzen/ darum wuͤrden alle sachen gerichtet und gelencket nach des Kaͤisers willen und ge- fallen. Diesen verleumdungen und falschen beschuldigungen ward leichtlich glauben gege- ben von denen/ so wegen des Unfalls ihres vo- rigen Herꝛn/ Hertzogs Johann Friderichen Churfuͤrstens/ hochbetruͤbet/ uñ in ergangenem kriege beschaͤdiget waren/ und im Anfang der neuen Regierung/ so grosser gefahr unterworf- fen war/ alles verdaͤchtig hielten und fuͤrchte- ten. Da flogen auß Magdeburg woͤchentlich neue tractaͤtlein mancherley reimen und ande- re Teutsche laͤster-schrifften. Der Chor-Rock ward also gemahlet/ daß wenn man den auff- hub/ ein hauffen Muͤnch und Pfaffen und gantzes Papst-geschmeiß darunter zusehẽ war/ mit welchem gemaͤhlde sie dem gemeinen Man- ne wolten einbilden/ und gewiß machen/ wo man den Chor-Rock wider angezogen haͤtte/ da waͤre man gar von der reinen lehre des Ev- angelii abgefallen/ und haͤtte das gantze Pabst- thum wider angenommen. Es mag wol ver- staͤndige leute groß wunder nehmen/ wie doch immer mehr durch so geringe liederliche dinge/ die doch keinen grund gehabt/ und nur auff maͤhrlein/ gemeine sage/ Traͤume und ver- kehrte deutung erstlich gesetzet und erbauet ge- wesen sind/ ein solches grosses weitlauf- fendes Feur habe koͤnnen angezuͤndet wer- den/ welches jetziger zeit weit und breit gefaͤhrlich brennet/ und vieler kirchen end- lich verwuͤstung draͤuet. Aber dieselbe sollen daneben betrachten/ was fuͤr gelegene zeit und bequemheit die- se schreyer dazumahl ersehen und gehabt haben/ da Kaͤiserliche Majestaͤt zuvor die- se lande uͤberzogen/ und an vielen oͤr- tern schaden gethan/ ihren Herꝛn gefangen/ auß Th. IV. Sect. II. Num. LIII. Serveti hinrichtung. auß dem lande weggefuͤhrt/ die Chur und an- ders Hertzog Moritzen zugewandt und uͤber- geben hatte/ deme es viele nicht goͤnneten/ da- rauß denn diß erfolget ist/ dieweil vieler Leu- te hertzen von wegen des Krieges und dieser veraͤnderung wieder Kaͤiserliche Majestaͤt und Hertzog Moritzen Churfuͤrsten und alle ihre zugethane diener hart verbittert waren/ daß nichts so gifftig/ ungereimbt/ schmaͤhlich wie- der sie konte erdichtet/ geredet/ geschrieben/ gemahlet/ und gesungen werden/ dem viel hertzen nicht waͤren offen gestanden/ dasselbi- ge nicht mit lust gehoͤret/ leichtlich geglaubt/ und sich damit gekuͤtzelt und erluͤstert haͤtten. Als nun Flacius einen solchen anfang gemacht und durch jetztermeldte gelegenheit von tage zu tage mehr beyfall und groͤssern Anhang be- kommen/ greifft er immer weiter/ und alles was in der Theologen zusammenkunfften ge- redet und gehandelt war (welches zu erfahren er denn seine sonderliche kundschafft legete und listige kuͤnste brauchte) das cavill irte und deu- tete er auffs aͤrgste und schaͤndlichste/ verlaͤ- sterte unschuldige und gottselige leute/ Fuͤrst Georgen/ Fuͤrsten zu Anhalt/ den Herꝛn Philippum, D. Pomeranum, D. Major n und andere/ bezuͤchtigte und beschuldigte sie solcher dinge/ die ihnen die zeit ihres lebens nicht in sinn kommen waren/ schilt sie als veraͤchter und abtruͤnnige Mammelucken/ so mit den widersachern unter dem huͤtlein spielten/ da- rum daß sie sich mit den Bischoffen in gespraͤch und unterredung eingelassen/ er erdichtete seines gefallens allerley aufflagen/ als ob dem Pabst zu hoffiren von ihnen gottlose lehre und Ceremonien gebilliget und angenommen waͤ- ren. Auff diesen nichtigen grund bauet er ferner zu wider seinem eigenem gewissen/ da er anders einiges gehabt allerley schmaͤhungen und verlaͤsterungen der lehre/ der Kirchen/ und der Universi taͤten in diesem lande/ so greu- lich/ daß es nicht gnugsam außzusprechen. NUM. LIII . Serveti hinrichtung. 1. Wegen der hinrichtung Serveti ist auß Johanne Uytenbogardo folgendes noch beyzu- fuͤgen: P. II. Hist. Eccl. p. 75. u.f. Beza schreibet im leben Calvini auff das Jahr 1553. Er waͤre fato quodam nach Genff kommen/ und meynet also/ er waͤre zu solchem grausamen tod præ- destin irt gewesen. Ein anderer ungenannter Scribente meldet diese naͤhere umstaͤnde: Als Servetus zu Vienne in Franckreich sein buch von der Dreyfaltigkeit drucken ließ/ schrieb ei- ner von Genff Lionnois dorthin/ warum sie Servetum bey sich lidten/ der in dem und dem hause sich auffhielte/ und Ketzer-buͤcher dru- cken liesse/ welchen brieff Calvinus selber soll geschrieben haben. Daruͤber wurde er mit dem Buchdrucker gefangen gesetzet/ entkam aber wiederum und reisete nach Genff. Am ersten tage seiner Ankunfft gieng er in die predigt/ wurde aber so gleich von einigen erkant/ von denen es Calvinus erfuhr. Dieser hielte als- bald beym Rath an/ man solte ihn wegen seiner Ketzerey in verhafft nehmen. Der Rath ant- wortete/ man pflegte in einer freyen Stadt niemand ohne Klaͤger fest zu machen. Calvi- nus stellte alsbald einen knecht an/ der diese klage auff sich nehmen muste; worauff auch Servetus auß der Predigt geholet/ und einge- setzet wurde. Manforderte weiter von denen Schweitzerischẽ Predigern ein urtheil uͤber ihn/ welche ihm das leben absprachen. Auch schickte man nach Franckfurth am Mayn an ei- nen handels diener des beruͤhmten Typographi Roberti Stephani, und ließ alle Exemplaria von Serveti buch verbrennen. Gleichwol prote- st irte der aͤltiste Burgermeister in Genff nebenst etlichen andern Raths-Herꝛen wieder das blut-urtheil/ und sollen auch etliche Predi- ger daselbst nicht eingewilliget haben: Wel- che aber/ weil sie von geringem ansehen gewe- sen/ nicht gehoͤret worden. 2. Servetus, als er das urtheil angehoͤret/ bat um das schwerd/ damit er nicht durch die grosse pein zur verzweiffelung gebracht wuͤrde/ konte es aber nicht erhalten. Jm außfuͤhren ruffte er unauffhoͤrlich: O Gott bewahre meine seele! O Jesu du Sohn des ewigen Gottes erbarme dich mein! Auff dem platz fiel er nieder und betete/ da in dessen der Pre- diger Farellus also zum volck redete: Jhr se- het/ was der teuffel vorgrosse macht ha- be/ wenn er jemand besitzet. Diß ist ein sehr gelehrter Mann/ und hat auch gemeint wol zuthun/ aber nun wird er vom teuffel besessen/ das koͤnte euch auch wiederfahren. Er vermahnte darauff Servetum, daß er etwas reden solte/ welcher a- ber nichts anders sagte/ als daß er seuftzete: O Gott! O Gott! was kan ich anders sprechen als von Gott. Und da er ihn wei- ter fragte/ ob er Weib und Kinder haͤtte/ o- der ein testament machen wolte/ antwortete er gar nichts. Jm feuer wurde er gar sehr lange und greulich gequaͤlet/ weil das reiß- holtz noch gantz gruͤn war/ also daß er erschreck- lich schrie/ und von dem Volck selber mit grossẽ erbarmen beklagt wurde/ welches ihm viel reisig auff den leib warff/ ihn desto eher der marter zu entledigen. Calvinus soll ihn haben zum tode fuͤhren sehen/ und dazu gelachet/ so daß er das angesicht mit dem kleide verdecken muͤssen. Ja diese seine action hat uͤberall durch gantz Jtalien und Franckreich ein solch aͤrgernuͤß angerichtet/ daß man sich daruͤber nicht gnug verwundern koͤnnen. §. 3. Man hat sonderlich sich befrembdet: 1. Daß um der Religion willen einer zum tode verdammet worden/ und zwar 2. Zu einem so grausamen und unmenschlichen tod. 3. Daß es ein Prediger selbst gethan 4. Daß Calvi- nus mit seinen feinden selbst denen Papisten zu Vienne daruͤber correspond irt gehabt. 5. Daß man die buͤcher zu Franckfurth verbrant. 6. Daß Servetus noch nach seinem tode zum e- wigen hoͤllischen feuer verwiesen worden von der Clerisey in ihren Predigten/ sonderlich von Farello: Von welchem die jenigen/ so ihn das urtheil auff der cantzel außsprechen hoͤren/ gesagt gehabt/ daß sie vor seinem donnern erschrocken und gebebet/ wie in dem gespraͤch Calvini und Vaticani hievon weit- Th. IV. Sect III . Num. LIII . Serveti hinrichtung. weitlaͤufftiger zu lesen. Jn der vorrede des- selben schreibt er unter andern also: Calvinus ist ein Mann von hoͤchster auctori taͤt/ die ich ihm noch mehr wuͤnschte/ wenn er von einer wahren sanfften und mit- leydigen natur waͤre. Aber weil er neu- lich mit der that bewiesen hat/ daß er nach vieler blut duͤrstet/ und noch mit seiner schrifft viele fromme leute in gefahr zusetzen suchet/ muß sein vornehmen der welt offenbahret wer- den/ damit die jenigen/ so nicht wol- len verlohren gehen/ sich nicht laͤn- ger von ihm betriegen lassen. ꝛc. §. 4. Eben von dieser grausamen action hat Grotius unter andern folgendes ange- mercket in seinem voto pro pace ad Artic. 1. Die buͤcher Serveti sind nicht allein zu Genf/ sondern auch an andern orten durch Calvini antrieb verbrandt worden. Doch bekenne ich/ daß ich ein Exemplar von dem buch Ser- veti Lateinisch gesehen habe: Worinn ich ge- weißlich das jenige nicht gefunden/ was ihm Calvinus vorgeworffen hat. Er ist a- ber auff anregen Calvini Anno 1553. leben- dig verbrandt worden. Was hernach Me- lanchthon von Serveto geschrieben hat/ das hat er von Calvino gehoͤrt. Es scheint/ daß Oe- colampadius ihn zuvor in der Schweitz ge- kant habe. Doch hat er geurtheilt/ man solte ihn nicht umbringen/ sondern nur verlachen. Calvinus aber schreibet von sich selbst: Jch bekenne gerne/ und trage es keinen scheu/ daß sein anklaͤger von mir hergekommen sey. Dazu setzet er noch: Es stehe einer Obrigkeit nicht allein frey die Kaͤtzer zu straffen/ sondern es sey ihr auch das jenige von GOTT be- fohlen/ was die unerfahrnen ihr vor unzu- laͤssig hielten. Und in dem brieff an Fa- rellum setzet er von eben diesem Serveto: Jch hoffe/ er werde zum wenigsten das todes-urtheil davon tragen. Merckwuͤrdig ist auch/ daß David Jo- ris dazumahl am 1. Julii 1553. an die Evan- gelische staͤdte in der Schweitz vor Serveto ei- nen beweglichen brieff geschrieben/ wie er noch im IV . Theil fol. 14. b. zulesen ist. Hierinn nennet er ihn den guten from- men Servetum, der auß haß und neid uͤ- berlieffert sey/ wie am juͤngsten-Ge- richte wuͤrde offenbahr werden/ den auch die Prediger kurtzum zu ermorden suchten/ u. s. w. Er beweiset weiter auß- fuͤhrlich/ daß man keinen Menschen um des gewissens willen kraͤncken duͤrffe/ und hof- fet dahero/ der Gelehrten verkehrten blutgieriges begehren werde nicht er- fuͤllet werden/ damit nicht die Papisten oder tempel-knechte (wie Lutherus von ih- nen schreibe) dadurch in ihrer grausamkeit verstaͤrcket wuͤrden/ und also eine Secte die andere auffriebe. Gesetzt/ spricht er/ daß Servetus als ein Ketzer oder eigensinniger Mensch bey GOTT verurtheilt waͤre (wo- zu doch der Heilige Geist und die erkaͤntnuͤß der vollkommenen gerechtigkeit und warheit Christi gehoͤre) so koͤnte man ihm doch nichts weiter thun/ als ihn auß der Stadt weisen. Und s. w. Allein weder diese noch andere vorstellungen haben etwas gefruch- tet/ und ist Servetus darauff im October ver- brannt worden. NUM. LIV . Der Reform irten Religions-zwang. Hiervon sind nur etliche exempel auß der praxi noch beyzubringen/ zu bekraͤffti- gung dieses theils von selbiger historie. Minus Celsus Senensis ( oder L. Socinus ) hat folgende fragen wider Calvinum publi- c iret: 1. Obs und wie weit die macht der Obrig- keit in religions sachen sich erstrecke. 2. Ob die kirche und ihre diener gegen“ die jenigen/ welche sie als Kaͤtzer verur-“ theilt/ weiter proced iren koͤnne/ als sie“ ein-zwey-drey-oder mehrmahl zuermah-“ nen/ oder zum hoͤchsten auß der gemein-“ schafft außzuschliessen/ ohne daß sie den“ weltlichen arm oder schwerd zu huͤlffe“ rufften? 3. Ob die jenigen/ so sich mit einem“ andern schwerd behelffen/ als mit dem“ geistlichen des wortes GOTTES/ nicht“ hierinne dem Pabstthum folgen/ welches“ gegen die jenigen/ die als Kaͤtzer verur-“ theilt werden/ feuer/ galgen und derglei-“ chen gebraucht? 4. Was ketzerey sey/ und wie ein laͤ-“ sterer von einem Kaͤtzer unterschieden sey/“ ob man allen denen ohn Unterscheid be-“ gegnen muͤsse? 5. Ob man keinen unterscheid machen“ muͤsse zwischen denen/ welche ihre mey-“ nung/ die sie mit GOTTES wort“ vor einstimmig halten/ einfaͤltiglich of-“ fenbahren/ auch lehren und bekennen/ al-“ lein darum/ weil sie sich vor verpflichtet“ halten GOTTES und des gewissens“ wegen solches zuthun/ da sie in dessen sich“ in allen als gehorsame unterthanen auff-“ fuͤhren: Und zwischen solchen/ welche“ unter dem Schein der Religion die Policey“ verunruhigen/ factiones und auffruhr in“ der Republic anrichten/ oder auch allein“ der Religion wegen wider ihre Obrig-“ keit zun waffen greiffen. 6. Ob eine Obrigkeit einen/ der der“ Kaͤtzerey beschuldigt ist/ mit dem aͤusser-“ lichen schwerd straffen duͤrffe/ ohne daß sie“ voͤllige erkaͤntnuͤß einnehmen und dar-“ nach urtheilen muͤsse/ nicht allein von“ dem facto, ob nemlich die beschuldigte“ lehre streite gegen die lehr/ die in selbigem“ lande eingefuͤhret ist/ sondern auch von“ dem Jure, ob das jenige/ was gegen“ die angenommene lehre getrieben wird/“ auch GOTTES wort und der war-“ heit gleichfoͤrmig sey oder nicht. 7. Ob Th. IV. Sect. II. Num. LIV. Dav. Jor. schrifft von der Reformi rt. relig. zwang. 7. Ob eine weltliche Obrigkeit von religions- „puncten urtheilen moͤge? Und ob solche Obrig- „keit durchgehends solche geschicklichkeit habe/ „die zu dergleichen urtheil erfordert wird? Wo „aber nicht/ ob die Obrigkeit so dann den be- „schuldigten voꝛ einem kaͤtzer halten solte bloß „deswegen/ weil es die Prediger oder Synodi „sagen/ und darauff so fort zur execution schrei- „ten duͤrffen: Und ob/ wenn sie solches thun/ „sie nicht zu halten seyn vor blinde executores „frembder urtheile und decret en? 8. Ob man in solchem fall nicht der praxi des „Pabstthums folge/ darinnen dasjenige/ was „der Pabst und die Synodi erkandt haben/ vor „unbetruͤglich gehalten wird? 9. Ob man nicht die Papisten und ihre an- „haͤnger rechtfertige/ und ihre inquisition, ge- „wissens-zwang/ verfolgen und morden bestaͤr- „cke/ wenn man die kaͤtzer mit dem schwerd ver- „tilge? 10. Ob die Reformi rten mit solcher praxi „nicht eben dasjenige thun/ was sie im anfang „der retormation oͤffentlich mit mund uñ feder „als streitig wieder GOTT und sein wort be- „kandt/ und vor ungerecht und unleidlich er- „klaͤrt gehabt? 11. Ob die Obrigkeit zu solchen verfolgun- „gen und straffen der kaͤtzer nicht offt mehr „durch Politische absichten getrieben werde/ ih- „ren weltlichen staat und hoheit zu stabili ren/ „als aus liebe zur ehre GOTTES und zur „ religion? 12. Ob sothane procedu ren nicht von gros- „ser consequenz seyn in und ausserhalb des lar- „des/ da so vielerley partheyen und religio nen „seyn/ die einander verurtheilen und verwerffen/ „also daß es so weit kommen duͤrffte/ daß eine „Obrigkeit die andere/ welcher sie koͤnte maͤch- „tig werden/ als ketzerisch mit krieg uͤberfiele/ „zu endlicher verstoͤhrung und grausamen blut- „stuͤrtzungen. 13. Ob das gesetz Mosis wider die laͤsterer/ „ Deut. XIII. nun die Christliche Obrigkeit im „Neuen Testament verbinde/ so wie vormals „die Juden im alten? 14. Endlich/ ob die parabel CHristi Matth. „XIII. vom unkraut/ nebenst den exempeln Pe- „tri uͤber Anania, Act. V. und Pauli uͤber Ely- „ma Act. XIII. zum beweiß der kaͤtzer-straffen „oder hinrichtung dienen? So weit der extract aus gedachtem buch/ zu welchem der oben angezogene Uytenbogardus aus einem brieff Nicolai Zerchniti an Calvi- num folgende worte beyfuͤget: Jch kan nicht verhalten/ daß ich besorge/ es moͤchte das weltliche schwerd nicht der weg seyn/ die manchfaltigen meinungen einzuschraͤncken/ daß nemlich niemand von denjenigen lehren/ die durch der Pre- diger einstimmung befestiget worden/ eine haar breit weichen duͤrffte. Es weisens uns die exempel aus allen zei- ten/ daß durch menschen-blut solche fle- cken nicht abgewaschen/ sondern weiter ausgearbeitet werden. Jch hab es sel- ber erlebt/ daß es einige gereuet hat/ wenn sie die Obrigkeit solche arme leute zu schlachten angestifftet/ und daß sie gewuͤnschet/ sie moͤchten noch am le- ben seyn. 5. Alldieweil auch das bekante Testament Churfuͤrst Friedrich des III. Pfaltz-graffens von denen reformirten sonderlich hochgehalten worden/ und selbiges von der toleranz und friedfertigkeit unter den partheyen ziemlich deutlich handelt: mag selbige passage gleich- fals platz haben/ die also lautet: Jnsonder- heit sollen unsere geliebte soͤhne vor den unruhigen kirchen-und schul-dienern sich wohl vorsehen und huͤten/ welche sich heutiges tages hin und wieder unterste- hen/ in religions-und glaubens-sachen allerhand aͤrgerlichen streit/ religions- gezaͤncke und verdam̃ung in kirchen und schulen anzurichten/ die doch im grund und den vornehmsten haubt-puncten unserer wahren Christlichen religion ei- nig sind/ und ihrer seelen seligkeit so wol als wir auff unsern einigen Heyland und Seligmacher JESUM CHristum setzen. Welches schelten denn aus lau- ter vorsetzlichem ehrgeitz und verkehrten eiffer geschicht mit unverstand unter dem deckel des straff-ambts des heiligen Geistes/ da man zugleich suchet uͤber die gewissen der Obrigkeiten und unter- thanen zu herrschen/ wie in dem ver- fluchten Pabstthum geschehen ist/ und ihm einen neuen Primat zu machen. Dar- aus denn nicht allein verbitterung und zertrennung der gemuͤther im geistlichen und weltlichem retziment/ wie auch der- selben zerstoͤrung/ untergang und ver- wuͤstung erfolgt/ sondern auch da- durch dem Pabst und seinem anhang ursach gegeben wird/ unsere wahrhaff- tige Christliche religion mit feuer/ schwerdt/ bann und andern unzehlichen martern zuverfolgen/ und seine tyran- ney damit zu befestigen/ wie davon lei- der mehr als zu viel exempel sind: auch zu unsern zeiten in Chur-und Fuͤrstl. haͤusern/ wie auch bey frembden und be- nachbarten natio nen/ da das Evangelium lange im schwang gegangen/ oder zum theil erst auffkom̃en war. Was vor zer- stoͤrung/ jammer und ungluͤck daraus entstanden sey/ ist gnug am tag. Daran solten sich billig alle Christliche Obrig- keiten/ kirchen und schulen spiegeln/ und vor solchen gefaͤhrlichen/ unruhi- gen und friedhaͤssigen leuten huͤten/ von ihnen nicht lassen einnehmen/ oder gegen andere verbittern/ und von einander trennen/ sondern vielmehr dieselbe meiden/ und so von ihnen kei- ne besserung zu erwarten/ absetzen/ und sich der abscheulichen und greu- lichen verfolgung und unschuldigen blutvergiessens nicht theilhafftig machen/ als welches in und ausser Teutschland aus solchem unchrist- lichem verdammen und schelten erfolget ist. A. K. H. Vierter Theil. K k k NUM . Th. IV. Sect. II. Num. LV. Calvini verhalten. NUM. LV . Calvini verhalten. Von der grossen hefftigkeit und tyranney Calvini, die er wider alle/ so nur im geringsten von seinen meinungen abgewichen/ erwiesen ge- habt/ hat ein gesehiter Hollaͤnder selbst Johan- nes Uytenbogaert in seiner kirchen-historie/ so Anno 1647. zu Roterdam in folio Hollaͤndisch heraus gekommen/ folgende exempel zur probe * P. II. p. 61. dargeleget. * Es war ein Moͤnch mit namen Hieronymus Bolsecus nach Genff gekommen/ und hatte sich vom Pabstthum loß gesagt. Die- ser wiedersprach des Calvini meinung von dem absoluto decreto: wurde aber auff dessen und der Schweitzerischen urtheil von dem Rath aus der stadt verwiesen/ mit bedrohung/ daß man ihn zur staupen schlagen wolte/ wenn er wieder kaͤ- me. Wovon Calvini eigenes schreiben unter sei- nen brieffen num. 133. mit verwunderung zu le- sen ist/ wie hart und schlimm er sich in dieser acti- on auffgefuͤhret habe. Ferner erzehlet gedach- ter Auctor p. 70. u. f. von den haͤndeln wider Sebastianum Castellionem, welcher eben dieser materi wegen aus Genff weichen muͤssen/ und von daraus auch zu Basel selbsten sehr hefftig verfolget worden. Wie denn Calvinus dem Sulcero, als dieser den Castellionem entschuldi- gen wolte/ in vollem grimm antwortete: Glau- bet mir/ Castellio ist eine grausame/ unge- zaͤhmte und hartnaͤckigte bestie. Er schei- net wohl sanfftmuͤthig und sittsam zu seyn/ und stellet sich an/ als waͤre er lieb- reich: aber man koͤnte keinen hochmuͤthi- gern und eigensinnigern menschen abbil- den (Epist. 174.) Uber diesen und dergleichen actio nen hat Grynæus zu Basel folgendes an Calvinum sehr nachdencklich geschrieben: Es ist in unserer kirche eine sehr schaͤdliche pestilentz/ daß wir gegen die bruͤder mit boͤsem sinn schwanger gehen/ und daß die bruͤder sol- ten wol und auffrichtig von ein ander ur- theilen/ an statt dz sie alles versuͤssen und zum besten deuten solten/ biß daß der aus- gang der sache uns anders zu glauben be- wege. Ach! wie boͤse ist das/ daß wir die- jenigen/ von denen wir halten/ daß sie CHristum kennen/ alsbald in boͤsen arg- wohn ziehen/ und sie dadurch unnuͤtzlich machen. Die scheltworte Calvini wider Ca- stellionem sind in selbiger historie schon vorge- kommen: wie denn Calvinus seiner affect en so gar nicht maͤchtig war/ daß er in ermangelung anderer beschuldigungē jenem vorwarff/ er haͤt- te holtz gestohlen. Dagegen aber Castellio sich auff die gantze stadt Basel berieff/ daß das holtz am Rhein wegzunehmen einem jeden Burger frey stuͤnde/ weil es gemein waͤre. Er haͤtte aber solches aus noth thun muͤssen/ weil ihm Calvi- nus durch seine verleumdung alle nahrungs- mittel abgeschnitten haͤtte. Beza hat ihn gleichfals vor dem Baselischen Rath in einer eigenen schrifft hart angeklagt/ als einen Liberti ner/ Pelagia ner/ einen Patron der Ubelthaͤter/ der der Obrigkeit das ge- richt inreligions-sachen abspraͤche/ einen Papisten/ einen feind der gnade GOttes/ und der einen Wiedertaͤufferischen geist haͤtte. Ja er hat nebenst Calvino ausdruͤcklich geschrieben/ Castellio haͤtte die Bibel durch eingeben des Teuffels uͤbersetzet: Dage- gen sich dieser auff das urtheil aller Leser selbigen werckes beruffen hat. Es haben auch alle diese zunoͤthigungen bey der Baselischen Stadt und Universi taͤt nichts geholffen/ sondern man hat ihn in seiner profession biß an seinen Tod gelas- sen/ und da er Anno 1563. gestorben mit einem sonderbaren zeugnis seiner Gottseligkeit beehret/ wie in Zwingeri Theatro vitæ humanæ zu sehen ist. Ein Frantzose Michael de Montagne schrei- bet von ihm und von Lilio Gregorio Gyraldo: Es waͤre selbiger zeit eine grosse schand/ daß zwey vortreffliche maͤnner in solcher grossen armuth verstorben waͤren/ daß sie kaum das brodt ge- habt/ da doch tausend andere sie reichlich wuͤr- den versorget haben/ wo sie bey ihnen gewesen. ( Vid. ejus Essais s. Probationes L. l. c. 35.) 3. Dergleichen schlimme actiones sind unter diesen leuten mehr vorgegangen/ wie unter an- dern Henricus Bullingerus A. 1554. an Calvi- num berichtete: Es waͤre bey ihnen ein Jtaliaͤner/ Titianus genannt/ gefangen genom̃en worden/ der ein wiedertaͤuffer/ Ebion it und Helvidia ner waͤre/ uñ deswegen gewiß waͤre verbrandt wor- den/ wo er nicht wiederruffen haͤtte/ gleichwohl haͤtte er noch den staubbesen und landes-verwei- sung davon gebracht. Dabey er sich und Calvi- num uͤber solcher henckermaͤssigen arbeit also troͤstet: Es sind uͤberall auch andere from- me/ welche davor halten/ daß man die gottlosen und laͤsterer nicht allein muͤsse vermahnen und in die gefaͤngnisse werf- fen/ sondern auch mit dem Todt straffen/ darum last euch eure arbeit nicht ver- driessen. Epist. 173. Und dieser Bullingerus hat einen gantzen Tractat davon geschrieben/ daß man die wiedertaͤuffer mit dem schwerdt straffen muͤsse. Beza hat in einer Epistel gleich- fals als ein trefflich gut werck gepriesen/ daß die Clerisey zu Zuͤrch den bekandten Bernhardinum Ochinum wegen einiger sonderbahren meinun- gen mitten im haͤrtesten winter in seinem hohen alter mit seinen kleinen kindern aus der stadt ge- bannet/ und verwiesen haben. Von Valentino Gentili ist in der historie der Socinia ner schon gnug gesaget worden; nur daß dieser umstand noch davon zu gedencken ist. Er hatte bey seinem ersten wiederruff an eides statt versprechen muͤs- sen/ daß er nicht aus der stadt weichen wolte. Weil ihm aber die armuth und zugleich der ge- meine spott (da er mit wunderlichen ceremoni en oͤffentlich im blossen hembde barfuß mit einer breñenden kertze in der hand hatte um gnade bit- ten muͤssen) allzu hart zusetzte/ war er aus selbi- ger gegend weggezogen. Als er nun nach einigen jahren wieder kam/ machten sie einen kurtzen process mit ihm/ und richteten ihn hin. Von Serveto hat der gedachte Hollaͤndische Historicus verschiedene bedenckliche umstaͤnde beygebracht/ welche zu selbiger historie gesetzet werden solten. 4. Beza hat in einer schrifft/ darinnen er Cal- vinum und seine blut-urtheile verfechten wollen/ nachfolgende saͤtze ohne bedencken behaubten wollen/ welche von den principiis den Roͤmisch. Clerisey wenig oder nicht abgehen moͤgen: 1. Daß es der Obrigkeit nicht zukom- me von kaͤtzerey zu urtheilen/ sondern daß die kirche davon urtheilen/ und den aus- spruch weisen muͤsse. 2. Daß Th. IV. Sect. II. Num. XLV. Calvini verhalten. 2. Daß die Obrigkeit sorgen muͤsse/ wie solche urtheile heiliglich und auffrichtig exequi rt wuͤrden. 3. Daß wann solche erkaͤntnis von der ketzerey geschehen ist/ die Obrigkeit den ketzer mit solchen straffen belegen solle/ als die gelegenheit der sachen erfordere/ und dadurch Gottes ehre und der kirchen ruhe befoͤrdert werde. 5. Hugo Grotius schreibet in seinem Voto pro Pace ad Artic. l. ff. von Calvino folgendes: „Mit was vor freundlichkeit Calvinus die je- „nigen/ die nicht in allem mit ihm eingestim̃et/ „zu empfangen pflegen/ ist aus den schrifften of- „fenbar. Castellionem nennet ereinen schelm „und Satan/ weil er die von Calvino gelehrte „ Prædestination bestritte. Cornher ten hieß er „einen schelm und hund. Den Auctorem des „buchs de officio pii viri in hocreligionis dis- „sidio, welches Cassander ware/ Calvinus aber „ihn vor Balduinum hielte/ neñte er einen men- „schen von einer eisernen stirne/ in dem „keine gottesfurcht waͤre/ einen unheili- „gen/ unverschaͤmten betruͤger/ muthwil- „ligen/ stoͤrrigen. Und als sich Balduinus fel- „biger schrifft wiedersetzet gehabt/ so tituli rte er „ihn weiter einen nichts wuͤrdigen mann/ ei- „nen schaͤndlichēhund/ einē gottlosen be- „truͤger/ der vielschelmische und boͤse din- „ge im sinn haͤtte/ und mit boͤsen buben „ correspondir te/ einen spottvogel/ untreu- „en narren rasende bestie/ der sich dem „Satan ergeben. Cassandrum ingleichen ei- „nen einbildischen/ murrischen hexenmei- „ster/ ein gespenst/ eine schlange/ eine pest/ „einen hencker ꝛc. Ja Bucerum hat er so ge- „plagt/ daß dieser ihm schreiben muͤssen: Du „urtheilest/ nach dem du einem assectioni rt „bist: Du liebest aber und hassest so/ wie „dirsselbst gefallt. Ja/ er hat auch Calvinũ „wegen seiner greulichen reden/ einen bruder- „moͤrder geheissen. Diese schmaͤhsucht nennet „ Calvinus, in einem brieff an Bucerum, eine „ ungedult/ und spricht/ er haͤtte viel damit zu „streiten/ werde auch dariñen etwas besser/ wie- „wol er dieses thier noch nicht baͤndigen koͤnne. „Wer seine folgende schrifften lieset/ der siehet/ „daß er zwar gewachsen habe/ aber im boͤsen: so „gar gefiel ihm das: Jch thue nicht was ich „will. Also bekennet auch Beza von sich/ daß „er 15. jahr lang/ darinnen er andere den weg zur „gerechtigkeit lehren wollen/ weder nuͤchtern/ „noch liberal, noch warhafftig worden seye/ son- „dern noch im koth stecke. Dieses bringe ich „nicht vor/ als wann ich mit den todten fechten „wolte; sondern weil ich sehe/ daß fast ein jeder „des jenigen seine sitten an sich nim̃t den er sich „zum Meister vorgesetzet hat. Man siehet/ daß „fast Melanchthonis uñ Joh. Arnds discipul „fromm und sanfftmuͤhtig seynd/ hingegen Cal- „vini seine hefftig und rauh/ und so beschaffen/ „wie sie sich von GOtt einbilden/ daß er gegen „den groͤsten theil der menschen seye. So gar „viel ist daran gelegen/ was man vor einen Lehr- „meister hat; wer zeit hat/ demrathe ich/ daß er „ Cassandri und Balduini antwort an Calvi- „num lese/ man wird daraus seinen sinn wohl „kennen lernen. Hettingerus mercket in der Hist. Eccles. Sec. XVI. P. II. c. 3. p. 832. an/ daß etliche Calvinum nur Cainum wegen seiner grausamkeit genen- net. Er versicht ihn auch daselbst p. 837. wegen des Serveti hinrichtung/ uñ klagt/ daß ihm noch anno 1544. die asche Serveti viel zu thun ge- macht/ nemlich/ Bolsecus und Castellio. Und erzehlet dabey/ daß er Matthæum Gribaldum, einen beruͤhmten Juristen/ ebenmaͤssig habe wollen hinrichten lassen/ wann er nicht beyzeiten entwichen waͤre/ weil er ihme nicht folgen/ noch im geheimnis von der Dreyfaltigkeit bey der kirchen meynung beruhen wollen. Bolsecum a- ber und andere seine wiedersacher haͤtte er mit schimpff abgefertiget und des lands verwiesen. p. 839. Er gedencket hernach p. 841. aus des Bezæ Prosopographia Calvini, daß er an sehr schmertzlichen und elenden kranckheiten sterben muͤssen/ nemlich/ am blutfluß der guͤldenen a- der/ da endlich lauter geschwaͤr daraus worden/ am viertaͤgigen fieber/ am Podagra, an der Co- lica und dem stein/ welches alles ihn zugleich ge- plaget habe/ und leicht aͤrger/ als manchen/ der unter des henckers haͤnden leidet. NUM. LVI . Tyranney unter denen Reformirten/ und haͤndel in Holland. Es findet sich auch ein merckwuͤrdig bekaͤnt- nis von den jenigen verfolgungen/ womit auch die Reformirten von anfang her viel fromme und rechtschaffene maͤnner geplagt und unter- druͤckt haben/ in des Gisberti Voëtii Politic. Eccl. P. II. L. I. C. VI. p. 156. welches zu Teutsch also lautet: Frage: Ob einer von der wahren/ oder doch“ zum hoͤchsten rechtmeinenden kirchen glie-“ dern/ wegen bestaͤndiger bekaͤntnis einer war-“ heit (die zum ersten oder andern theil der“ Theologi e gehoͤret) koͤnne zum Maͤrtyrer ge-“ macht werden?„ Antwort: Daß solches von Orthodoxis “ (wann sie nur nicht gar gottloß sind) geschehen“ koͤnne/ schliessen wir aus dem exempel des Koͤ-“ niges Asaͤ/ der den Propheten Hanani ins ge-“ faͤngnis |legte/ und etliche im volck plagte/ 2.“ Paral. XVI. 10. und aus dem exempel des Koͤ-“ nigs Joasi/ welcher Zachariam umbringen“ ließ/ 2. Paral. XXIV. 21. Wer in den geschich-“ ten von anno 1517. biß auff dieses gegenwaͤr-“ tige jahr erfahren ist/ dem uͤberlasse ich auß die-“ sem und vorigen Jahrhundert die exempel der“ jenigen gottes maͤnner zusammen zu lesen/ de-“ ren die welt nicht werth ware; welche von den“ mitgenossen der wahren religion uͤbel und“ schimpfflich sind tracti ret/ unterdruͤcket/ ver-“ trieben/ gefangen gelegt worden/ ja die man“ gar umbs leben zu bringen gesuchet/ und das“ todes-urtheil uͤber sie gesprochen hat. Es ist“ anno 1647. zu Amsterdam des Joh. Pierii“ Valeriani buch von der ungluͤckseligkeit der“ Gelehrten mit einem anhange herauskom̃en.“ Nach diesem koͤnte man ein buch von der un-“ gluͤckseligkeit der Theologorum schreiben/“ welche von denen Reformirten Protestanten“ (nemlich nur dem namen und aͤusserlichen be-“ kaͤntnis nach) umb der warheit oder gottes-“ furcht willen sind verfolget worden; solten die“ aus dem register außgeschlossen werdē/ welche“ von unglaubigē oder oͤffentl. feinden der refor-“ mation gelitten haben: und welche wir deß hal-“ bē unter die Maͤrtyrer uñ bekenner der warheit“ A. K. H. Vierter Theil. K k k 2 zehlen: Th. IV. Sect. II. Num. LVI. Tyranney unter denen Reformirten/ „zehlen: Vielmehr muͤssen die außgeschlossen „werden/ welche umb eines oͤffentlichen lasters/ „oder politischen ursache willen/ entweder recht „oder unrecht gelitten haben. Zur probe will ich „nur ein und anderes exempel allhier anzeigen. „Der erste soll seyn Melanchthon und seine an- „haͤnger/ welche wegē deꝛsache vom Abend mahl „des HErrn in Teutschland/ und sonderlich in „Sachsen uñ der Pfaltz/ sind angefochten wor- „den. Der andere/ Calvinus, welcher wegen der „sache von der kirchen-zucht und gewalt/ von „Genff schimpfflich vertriebē worden. Der drit- „te Nicolaus Hemmingius, in Dennemarck/ „welcher wegen der sache vom Abendmahl des „HErrn/ von seiner Theologi schen Profession „abgesetzet worden. Der vierte/ Cartwrightus, „und nicht wenige andere/ welche in Engelland „von ihꝛem sitz vertriebē/ und etliche mit gefaͤng- „nissen/ verbañung und landes-verweisung/ we- „gen der ceremonien/ und kirchen-gewalt/ oder „umb beyderley gekraͤncket worden. Der fuͤnff- „te/ Andreas Melvinus, welcher wegen seiner be- „kaͤntnis von der kirchen gewalt/ regiment und „zucht/ auch etwas außstehen muͤssen; und viele „andere in Schottland vor und nach ihm. Von „den Niederlaͤndis. Theologis, welche wegen „der sache von der zucht insgemein/ oder um̃ noͤ- „thiger vermahnungen/ bestraffungen/ und cen- „su ren willen/ unbillich sind tracti ret worden/ „dergleichē ich entweder selbst gesehen/ oder von „alten leuten gehoͤret/ oder aus den heraußgege- „benen schrifften erkant habe/ will ich dißmahl „nichts sagen: sondern es andern nach mir zu „erzehlen uͤberlassen/ umb der ursache wegen/ „mit welcher Stella die lebens-beschreibung der „Paͤbste schliesset. Hier sind die zu vermahnen/ „welche unter einem jeden außgesonnenen præ- „tex t mit dem Koͤnig Achab den warheit re- „denden Micham hassen/ und die falschen Pro- „pheten oder schmeichler lieben; daß sie sich vor- „sehen moͤgen/ damit sie nicht/ indem sie das re- „gister der ungluͤckseligkeit der Theologorum „vermehren/ einst selbst die traurigen spectacul „vermehren. Massen es recht ist bey GOtt ꝛc. „2. Thess. l. 5. vid. Lavateri Comment. ad 2. „Paralip. XVI. 10. p. 145. Dergleichen urkunden und zeugnisse von dem elenden zustand/ so wol derer Reformirten als Lutheranern/ waͤren sehr viele beyzubringen/ wann man nicht allhier hauptsaͤchlich bey den blossen factis beruhen wolte. Doch mag denen Teutschen Lesern vermuthlich lieb seyn/ was der alte/ und in solchen sachen sehr erfahrne/ Fri- dericus Brekling, dißfalls schrifftlich commu- nici ret hat/ so viel nemlich die spaltungen in Holland unter Lutheranern und Reformirten biß auff unsere zeiten/ und sonderlich die neueste/ aͤrgerliche zerruͤttung betrifft. Seine eigenhaͤn- dige relation lautet von wort zu wort also: J. N. R. J. Die Kirchen-Historia von der reforma- tion in Holland und denen Niederlanden/ ha- ben Joh. Utenboogard, und nach ihme G. Brand am besten beschrieben/ biß auf die zeiten/ da sie ad Arminianismum declinir ten/ und ihre kirche hernach wieder eingang und friede in Holland bekam/ und sie nach dem Vorstio, gar die aus Polen vertriebene Socinianer in ihre kir- chen und gemeinschafft auffnahmen/ da- durch ihre kirche als ein weingarten ohne zaun ist/ der von allen fuͤchsen/ saͤuen uñ wil- den thieren zertretē wird/ und das alles ohne un- terscheid unter dem schoͤnen schein der allge- meinen liebe und vertragsamheit/ welche teuffel und engel in einem kirchen-him̃el vertragen kan/ dagegen Michael mit seinē rech- ten lichts-engeln und glaubens-helden/ den teuffel mit seinen engeln und nachteulen auß dem kirchen-himmel mit den wassen ihrer geistl. ritterschafft her aus bannet/ und auf die erde/ und endlich gar in die hoͤlle wirfft uñ versiegelt/ nach Apoc. 12. 19. 20. Der erste bekenner der warheit in Holland ist gewesen Joh. Pistorius zu Worden/ allhier in dem Haag verbrant An. 1525. auß dessen asche sind viel jungen erwachsen/ darunteꝛ die vornehmsten gewesen sind/ M. Huybrecht Duyfhuys Past. Ultrajectinus, Cornelius Wiggers Past. Hor- nanus, Hermannus Herberts P. Goudensis, Joh. Uytenbogard. Pastor im Hagh, ꝛc. denen der alter Joh. Barnefeld und sein anhang beyge- fallen: diese erste vorgaͤnger ( minimorum \& ferme neglectorum, quia ex communi plebe fu- erunt, Historia non ubique à majoribus \& po- steris observata, quia ex ore infantũ deturbanti- um Idola Ecclesiarum Deus in his locis sibi ma- ximam laudem procuravit \& pastoribus ac ma- gistratibus tardioribus viã complanavit ) warē alle durch Lutheri schrifften erwecket als durch seine kirchē-postill An. 1528. hier in fo- lio gedꝛucket/ u. s. folgende hauß-postill bey- de in Nieder-Teutsch uͤbersetzet/ daraus schon Anno 1520. ein Pater Broeder Niclaes Peters minne Broeder und Gardian, u. Broeder Wol- ter ten Troon den rechten kern heraußgezo- gen/ und in 8. vielmal druͤcken lassen/ unter dem titul: Christl. Sermonen en Uytleggingen our de Evang. en Epist. der undevoten minne broeden, wodurch vieltausend aufgewecket und bekehret sind. Darauf sind Calvini disci- pu len herunter kommen/ und haben sich in alle kirchen eingeschlichen/ und die Lutheris. heraus gebissen/ welche sich an den Arminiũ und seine parthey gehangen/ und also mit ih- nen nach Arminii tod und Barnefelds ent- hauptung zum lande außgebannet sind/ nach dem sie zuvor durch die sich in eineeigene Secte einschliessende/ und mit menschen- macht umzaͤunende Synode zu Dordrecht ohne unterscheid verurtheilet und verdam- met. Das heist/ inter quos te invenio, inter hos te judico, daß wir auß ihrē exempel lernen/ uns an GOtt allein halten/ und nicht an menschen hangen/ dann/ der ist verfluchet/ der sich auff menschen verlaͤsset/ oder ihre thierische bilder anbetet/ cui Deus non suffi- cit in defensionem Ecclesiæ suæ huic nihil suffi- cit: Hernach haben die zerstreuete Lutheris. zuhoͤrer sich theils unter einander gebauet/ und auß ihnen selbst die geschicktesten er- wehlet/ mit denen sie am besten gefahren; theils noch Academis studenten und Lehre; außgesehen/ und ihnen solche auß Teutsch- land verschrieben/ welche von dem Staat/ unter dem namen der Lutheris. uñ von den Arminianern gantz abgeschiedenen/ theils freyheit erhalten/ ( quæ libertas in Hollan- dia omnibus ex rationestatus, refragrantibus licet reformatis Pastoribus von der Obrigkeit wird vergoͤnnet/ wie aus des Stoupa nach- denck- und haͤndel in Holland. dencklichen sendschreiben von dem Got- tesdienst der Hollaͤnder gruͤndlich zu erse- hen/) theils in den andern 6. Provintzien mit viel creutz und wiederwaͤrtigkeit erstrit- ten ist/ biß die neue Lutherische Pfarrherꝛn auch Herren und frey seyn wolten/ (nach Jer. 2. v. 31. imo per totum caput, wir sind die Herren/ und haben nicht noͤthig/ Christo der lebendigen quelle/ laͤnger nach zulauffen/ \& sic venenum cum pace in Ecclesiam decidit, ) und sich zusam̃en durch eine neue Lutheri- sche nach der Hollaͤndischen kirchen art/ weise und methode gemachte kirchen-ord- nung verbunden/ und den Amsterdam̃ern darinn den vorzug wegen ihrer menge und reichthum vergoͤnneten/ (nach der Heyden und welt weise/ so daß die meiste stimmen gelten solten/ und man nun Academische studentē erwehlen wolte. ) Das reich waͤh- rete so eine zeitlang/ so lange die aͤltesten lebeten/ und Elias Taddel noch als ein va- ter unter ihnen herꝛschete/ und im ersten an- fang frey die warheit sagte/ hernach durch die viele geschencke und gastgeboten ver- stummen und auch den Hollaͤndern sich accommodi ren muste; da man dann zu Al- terlinge und Diaconos nicht die von GOtt gelehrte und erleuchtete auß den zuhoͤrern/ sondern die reichste unter den kauffleuten erwehlete/ die nur guͤldeneknoͤpffe und ei- nen sammeten rock tragen konten/ welche sich dadurch bald erhuben/ und uͤber die Predi- ger die voͤllige herrschafft nahmen/ und sol- che uͤberstimmeten/ weil diese auch das wa- chen und beten gegen den weissen und hel- len mittags-teuffel vergessen hatten. Der zuhoͤrer etzliche solchen verfall merckend/ wolten mit erwehlung Hoch-Teutscher Prediger solches bessern/ weil die freyer wa- ren die warheit zu sagen/ und offenbahre boßheit zu bestraffen. Dagegen das Consi- storium von 24. Elterlinge und Diacon en/ die zuhoͤrer von dem beruff der Prediger gantz außschlosse/ und ihre kirchen-ord- nung auffs neue reformir te und aͤnder- te/ um also alle Hoch-Teutschen hier aus dem lande zu halten/ und die hier noch wa- ren/ auffs beste sie konten mit list oder gewalt auß zustossen/ und zu dero stellen ersetzung Hollaͤnder/ auch mit ihren unkosten/ (weil sie alles geld in den haͤnden hatten/ das der kirchen zugehoͤrete/ und damit handelten wie sie wolten/ auch der Gemeinde davon auff ihr begehren und anforderung keine rechnung thun wolten/) junge studenten aufferziehen/ welche Dominus Hoppe, (wie Professor Limburg die Arminianer) unter- weisen solte/ damit sie der Hoch-Teutschen straffende art nicht erlernen/ sondern alles auff gut Hollandisch mitmachen und gut heissen moͤchten. Welche GOtt bißher un- ter den Predigern erweckete solchen ver- fall anzumercken und ihnen in solchen mißbraͤuchen entgegen zu gehen/ die haben die Amsterdammer mit ihrem geld und eigen- angemasseter macht/ so weit sie gekont/ ver- folget/ und durch huͤlffe der Obrigkeiten in ihren staͤdten abzusetzen gesuchet/ als einen Peter von Angelen zu Sardam, Zwelgium zu Utrecht/ Joh. Casp. Charias zu Campen/ Frid. Breckling und Joh. Jac. Fabricium zu Zwoll/ Pesarovium zu Leewarden, Herm. Jungium zu Monckedam: Laurentium Lange und Tile- mann zu Leiden/ Jacobum Taube zu Arnheim/ Christian Abel Peterson zu Amsterdam in der Daͤnischen Gemeinde/ derer recht und freyheit zu lehren Hermannus Jungius offent- lich in schrifften verthaͤdiget und die Amster- dammer mit ihren Artus Vellen stumm ge- macht/ wiewol der Christian Abel sich her- nach unter das Reformirte Consistorium be- gab/ umb friede und schutz zu haben/ und dadurch auch auff der andern seite verfiel/ Zwelgius ward duꝛch die Obrigkeit von Utrecht wieder eingesetzet/ Hermannus Jungius durch die Obrigkeit zu Monckedam in schutz genom- men/ und ich durch GOtt geschuͤtzet/ lehrete noch 4. jahre (nachdem uns die Amsterdam- mer wol mit zehen tausend gulden unkosten die kirche weggenommen und ihre creatu- ren darein geschoben/ darunter Voss der erste war/ aber bald weg gieng nach Leiden und von dar nach Amsterdam/) zu Zwoll und Deven- ter offentlich die verfolgeten/ biß die Frantzen anno 1672. uns nach Holland vertrieben. Nachdem nun der Amsterdammer hoch- muth und neues Pabstumb uͤber ihre und alle Prediger und zuhoͤrer so hochgewach- sen/ daß sie niemand achteten/ weil sie die Herren auffihrer seiten hatten/ und geld gnug umb alles zu bestechen und umbzu- kauffen/ darzu bey 800. von ihren besten zuhoͤrern/ die alles was muͤglichen hier wieder vornahmen/ und mit der Teut- schen Academi en und Consistori en beystand und zeugnis die Amsterdammer (und alle ihnen darinn auß heucheley beystimmende Prediger und Gemeinden/ weil solche von ih- nen mit geld unterhalten worden) uͤberzeuge- ten/ auch so fern beweiß einholeten/ daß niemand mit solchen abtruͤnnigen das A- bendmahl halten konte/ und die Amster- dammer wie zuvor sich selbst/ nun auffs neue durch eine General-zusammenkunfft gantz fest wider allen fall setzen wolten/ und den Pesarovium mit einem G. G. Goeding zu Medenblick und W. G. Scheibler zu Amers- fohrt gantz außschliessen und verdammen wolten/ daß sie denen malconten ten zu Amster- dam so treulich mit rath und that beystunden/ die von allen auch ihren eigenen Predigern veꝛlassen waren/ weil sie so wol die Obrig- keit als das Lutherische Consistorium wi- der sich hatten/ und auch von allen mit dem Consistorio uͤbereinstimmenden Predi- gern/ eben so wol als viele dergleichen mal- conten ten zu Leiden uͤber die außstossung ihrer beyden Prediger Tileman. und Laur. Lange verurtheilet worden/ und weder auf dem vorigen Concilio gehoͤr gefunden/ noch auff dem kuͤnfftigen finden wuͤrden. Nachdem nun das Lutherische Consistori- um zu Amsterdam so hoch in der eigenheit wider Gott auffgestiegen/ und sich so fest in GOttes tempel gesetzet/ daß sie mit dem Pabst und Anti-Christ alles thaten/ was sie wolten/ alle verwirrung und zertren- nung in denen ihnen nicht in allen zufal- lenden Gemeinden/ und zwischen ihnen und ihren Priestern/ anrichteten/ und ih- A. K. H. Vierter Theil. K k k 3 nen Th. IV. Sect. II. Num. LVI. Tyranney unter denen Reformirten/ nen vornahmen ab- und einzusetzen/ wel- che sie wolten/ und niemand zu ordini ren der nicht von ihnen gesandt/ noch mit ih- rem consens in die Gemeinden beruffen wuͤrden/ und die in Nord-Holland sich un- ternommen ein und andern durch die naͤchste Priester/ zu ordini ren/ welchen die Amster- dammer nicht in solchen Gemeinden wissen wolten/ da schlossen sie beydes die geordini- ret wuͤrden/ und auch die solche ordinir ten/ aus von ihrer gemeinschafft/ und berufften ein Concilium gegen anno 1696. sich darinn vollends durch huͤlffe der ihnen noch an- hangenden Gemeinden und Priester/ wie der Pabst zu Trident/ zu erhoͤhen und mei- ster uͤber alle Lutherische Gemeinden in den Niederlanden zu machen. Unterdeß ward Colerus von Amsterdam nach dem Haag be- ruffen/ und nahm ihm die freyheit/ die er zu Amsterdam mit seinen 4. andern neben- Priestern gehabt hatte/ auch in dem Haag die Prediger/ die es von ihnen begehrten/ zu ordini ren/ und auch offenbahr wider die Amsterdammer zu schreiben/ mit anzei- gung der ursachen/ warum er von Amster- dam gezogen. Dominus Spitsius in dem Haag liesse auch ohne der Amsterdammer censur eine predigt uͤber das absterben von der Koͤnigin Maria drucken/ und ver- fielen daruͤber jeder in hundert gulden busse: Jch geschweige/ daß sie schon von den Amsterdammern zweymal anschrei- ben empfangen/ sich mit ihnen in allen zu confirmi ren/ und der Amsterdammer all ih- re dinge und censu ren zu billichen/ wo nicht/ solten sie gleich andern von der bruderschafft außgeschlossen werden. Nachdeme nun eine jegliche Gemeinde ihre gravamina gegen der Synoda len versam̃lung auff gewisse zeit zuvor einsendete an das Consistorium zu Amsterdam/ die auff ihren Synodum ventili ret/ und mit den meisten stimmen decidi ret werden/ so sandten die auß dem Haag auch solche gravamina, wel- che den Amsterdammern nicht anstunden/ und dahero nicht mit den andern gedru- cket worden. Dahero die in dem Haag ur- sach nahmen/ nicht auff dem Amsterdam- mer Synodo zu erscheinen/ ehe sie und andere doliren de und von ihnen außgeschlossene Gemeinden/ satisfaction bekamen: Dage- gen der Amsterdammer kirchen-rath bey ihrem GOtt abgeraubetem recht und schluͤssen in grossem stoltz und uͤbermuth verharreten/ und auch den Roterdam- mer Prediger Dn. Boecken mit gewalt auß ihrem Synodo außstiessen/ dagegen an- dere protesti ret und auch ihren Synod ver- lassen/ also daß von 10. biß 12. und mehr Gemeinden und Prediger sich von den Amsterdammerngantz absonderten/ da- von die vornehmsten/ als im Haag/ Rot- terdam/ Enckhuysen Horn. ꝛc. die ursa- chen ihrer absonderung offentlich dru- cken uñ dem Amsterdammis. Consistorio zu hauß sandten/ welche solches verlachet/ und nicht einmal zu beantworten gewuͤr- diget/ auff ihr altes recht stehende/ und singende: Wir haben recht und macht allein/ was wir setzen das gilt gemein/ wer ist/ der uns wil meistern? Und dar- inn wissen sie sich mit der macht der O- brigkeit also zu befestigen/ daß niemand ihnen beykommen/ noch wider sie auff kan. Also wurden die Hollaͤndische Prie- ster und Gemeinden/ wie die 4. Elementen in 4. theile zertheilet/ darvon 12. biß 15. dem Amsterdammischen feuer beyblie- ben/ weil sie ihrer waͤrmde vorschub und be- foͤrderung geniessen konten. Die in dem Haag/ Rotterdam/ Gouda und Bodegraf sich mit den Nord-Hollaͤndischen Gemein- den vereinigten/ und endlich gar durch eine neue kirchen-ordnung verbunden/ denen Campen beyfiel/ und welche fuͤr einen mann wider die Amsterdammer stehen/ und die ledige Gemeinden mit solchen Predigern/ die ihnen anhangen/ zu besetzen suchen. Ob aber ihre vereinigung auff dem eck- stein Christo gegruͤndet/ und sie Christum fuͤr ihr einiges Haupt angenommen/ oder sich selber auff das neue zum haupt und Pabst auffwerffen/ wird die zeit und ihre eigene fruͤchte offenbahren und lehren. E- lias Pomian, Pesarovius zu Purmerent von der Lutherischen Gemeinde daselbst beruf- fen/ nach dem er von Leuwarden durch der Amsterdammer geld/ list und macht ver- trieben/ vereinigte sich mit Georg Gerhard Goeding Predigern zu Medenblick und Wil- helm Georg Scheibler Predigern zu Amerß- fort und Laurentius Lange Predigern zu Alc- mar und ihren Gemeinden auff den alten und ersten grund der Lutherischen in Hol- land/ nemlich auff die Augspurgische Con- fession und ihren Symboli schen buͤchern/ denen die dolieren de malconten ten in Am- sterdam beyfielen/ und holeten darauff solche judicia Academica von Grypßwal- de/ Giessen/ Tuͤbingen und dem Ministerio zu Franckfurt am Mayn ein/ nicht allein wider die Amsterdammer und ihrer par- they/ sondern auch wider Domine Colerus im Haag/ Voss. Born zu Amsterdam und alle andere Hollaͤndische Gemeinden und Prediger/ daß niemand mit ihnen das A- bendmahl halten/ noch mit gutem gewis- sen sich mit ihnen vereinigen koͤnne/ ehe sie die schon von Amsterdam abgesonderte Prediger und Gemeinden sich vollends zu GOtt bekehrten/ zu Christo in seine ge- meinschafft durch wahre busse und glau- ben eingiengen/ sich von dem sauerteig des Phariseismi und der Reformirten Formu- len und Syncreti sterey reinigten/ und zu ein- muͤthiger befoͤrderung der ehre GOttes und alten Lutherischen lehre sich auffden einmal bekannten grund der Augspurgi- schen Confession und Symboli schen buͤcher mit diesen vier Predigern wieder verei- nigten. Darzu diese Prediger/ alles was bißhero passi ret/ haben drucken lassen/ und durch solche gedruckte schrifften alle an- dere Prediger und Gemeinden in gantz Niederland inviti ren/ aber kein gehoͤr fin- den/ weil ein jeder auff seinen weg siehet/ umb und haͤndel in Holland. umb sein gulden kalb dantzet/ und sich selbst zum eigenen Gott und Pabst ma- chen/ oder unter anderer abgoͤtter schutz mit derer anbetung sich verbergen und staͤrcken will. Darvon auch diese dritte parthey mit ihren dreyen noch lebenden Predigern nicht frey ist/ noch voͤllig von aller abgoͤtterey mit sich selbst und den Teutschen Academi en gereiniget: da die Adversarii Pietismi \& Patroni Antichiliasmi, und unter denen D. Rango ihr bester bey- stand ist. Und die andern auff einseiti- gen bericht responsa geben/ ehe sie die an- dere gegen parthey mit ihrem bericht ge- hoͤret/ da es doch in dem weltlichen ge- richt heisset: Audi \& alteram partem. Die doliren de malconten ten zu Amsterdam/ als die auffrichtigsten/ sind darinn am meisten zu beklagen/ daß sie von allen als zerstreuete schaafe zertrennet/ ge- fressen und herumgefuͤhret werden von Hannas zu Caiphas/ biß zu Pilatus und Herodes/ und nichts als groß creutz/ elend/ armut/ verlassenheit und außstossung ohne jenige huͤlffe fuͤr au- gen sehen/ nachdem sie alles/ was ih- nen muͤglich/ zu ihrer errettung und freyheit/ einen auffrichtigen Prediger fuͤr sich und ihre kinder zu suchen/ con- tribui ret haben. Die doliren de zu Lei- den/ die hier im Haag zum Abend- mahl gehen/ haben es gewaget/ und zu Falckenburg/ eine stunde von Leiden/ ein eigen hauß und Studenten ange- nommen/ der alldar fuͤr ihnen predi- get/ ob sie nun darinn mit neuer ab- goͤtterey beruhen/ oder aus diesem So- dom und Egypten mit Christo durch dieser welt wuͤsten biß zu seiner ruhe und hochzeit eingehen werden/ wird die zeit lehren. Die vierte parthey bleibet neutral und ein jeder Prediger vor sich als ein hahn auff seinem mist- hauffen/ und ein Pabst in seinem Rom/ der groͤssester/ bester und einigster mei- ster/ und heist hier/ quot capita tot sensus, \& sic libertate propria libertatem Christi perdidimus. Das fuͤnffte Ele- ment/ den Spiritum non mundi, sed Chri- sti kennen und suchen die wenigsten/ umb dadurch mit Christo zu aller ge- meinschafft in der einigen Catholi- schen und Apostolischen kirchen wie- der verbunden und erhalten zu wer- den/ als im schifflein CHristi zum ewi- gen leben. Ein jeder recht geistlicher urtheile/ was hiervon zu hoffen/ und wie das hie außlauffen wird/ wie die Medici ex signis prognosticis de statu fu- turo corporis. Und wann diese vier par- theyen ein jeder eine eigene Kirchen-Hi- storie schreiben/ ob sie nicht alleparthey- isch schreiben wuͤrden. NUM. LVII. Castellionis lob. Sonsten/ damit die beschuldigungen Cal- vini wider vorhin gedachten Castellionem desto klaͤrer seyn moͤgen/ sollen hier die je- nigen verse noch eingeruͤcket werden/ wor- aus die absurdi taͤt der anklaͤger wegen holtz- diebstahls und dergleichen lappali en erhellen kan. Selbige sind auch in der neueren e- dition seiner dialogorum mit vorgedꝛucket/ anno 1690. in 8 vo. Worinn D. Val. Al- berti in der præfation außdruͤcklich bezeu- get/ er habe darinn keine heterodoxi e weder riechen noch schmecken koͤnnen/ welches er auff guten glauben bezeuge/ oh- ne daß er einmal eine spur vom absoluto de- creto gefunden/ welches er alsbald ausge- strichen habe: (so wie die Inquisitores in Spa- nien pflegen.) Das Carmen selbst aber/ welches Paulus Cherlerus gemachet/ lautet also/ aus welchem man noch viele gute zeugnisse von des manns unschuld und redlichkeit ersehen kan: Iste locus niveo substratus marmore terræ, Viscera defuncti Castalionis habet. Pars animæ melior patrio successit Olympo, Cumque Deo cœli regna beata colit. Non fuit excelsa prognatus stirpeparentum: Non longum à celebri sanguine stemma tulit. Nec vel divitias magnas, lectumque super- bum, Nec potuit fundos commemorare suos. Ingenio valuit tantùm, pietate, fideque: Et mera paupertas, quod fuit, omne fuit. Hac potuit sese celebrem jactare per orbem: Nam patrimonii res fuit ista loco. Pauper erat natus, primis adolevit ab annis Pauper, \& extremum pauper ad usque diem. Sed tamen in Domini Verbo Christique fa- vore, Quas coluit, magnas dives habebat opes, Quas non ærugo radit, nec tinea rodit Dentibus, atque nihil fur ubi juris habet. Ingenuas artes tenero studiosus ab ævo Imbibit, \& clariis orarigavit aquis. Atque ipsum juvenem, quamvis Academia nulla Viderit, optato condideritque sinu: Sic tamen Aonias altè caput ipse per artes Extulit, ut toto clarus in orbe foret. Lugduni docuit primùm, linguamque Pelas- gam Jstâ nobilibus legit in urbetribus. Postea concessit florentem laude Genevam, Musarum studiis tempus ut omne daret. Sed quia paupertas, multis inimica, preme- bat, Pauper ibi ludi munera Rector obit. Et per tres adeò fidus, non ampliùs, annos Imberbes juvenes, agmina parva, docet. Tandem cujusdam ( Calvini ) quoniam mala structa timebat, Cum quo relligio non erat una sibi: Suspectoslinquit sines, \& limen avarum, Teutonicæque venit pauper in arva plagæ. Quem demum recipis, Musarum candida Ma- ter, Inclyta non tepido tu, Basilea, sinu, Hic qui nudus, inops, simul \& pauperrimus hospes Venerat, obsc uro sedit in urbe loco. Pauperis \& tugurîcongesta è cespite, parva Præbuit hospitii frigida regna, domus. Et Th. IV. Sect. II. Num. LVII. Castalionis lob. Et quia nec fulgens aurum, nec nobilis æris Copia, nec nummus sæpe vel unus erat: Jejunas crebrò cœnas, \& prandia nudo Sumere cum parva prole solebat agro. Quin etiam urentis quo posset frigora bru mæ Pellere, vel tenues ritè parare cibos: Ex Rheno manibus venientia ligna trahe- bat: Cum gravisingentes fuderat imber aquas. Nec pudor interdum pisces captare sub un- dis: Nec pudor \& rastris findere pingue solum: Ut charam uxorem posset sobolemque tenel- lam Hinc alere, \& sortis damna levare suæ. Sic miserè vitam degebat: postea donec Est data per doctos functio grata viros: Ut Grajæ rursus linguæ monumenta doceret In nostra, servas quam Basilea, schola. Quam curis obiit magnis: docuitque juven- tam Perpetuò fidâ sedulitate suam. Isoctatis Libros, \& Libros acris Homeri Explicuit, magna non sine laude sua. Acsimense suos tantùm potuisset in uno Efficere \& doctos, discipulosque bonos: Ipse pepercisset nullis conatibus unquam: Tam fuit \& fidus, tam fuit ipse probus. Tum quæ quotidie fidâ bene voce monebat Destudiis, veri deq́ue timore Dei: Horum lumen erat vivum, specimenq́ue pro- batum In vita cunctis, quod sequeretur, erat. Interea vere Privatos usque labores Sumsit, \& his etiam tempora justa dedit. Biblia convertit Latio sermone: disertos Argolicos Latio fecit \& orelibros: Carmine jam pepigit, jam Grajos inde rele- git Authores: fieri puraq́ue cuncta dedit. Atque utinam nondum tempus fatale vocas- set: Scripsisset Doctis plura legendaviris. Sed quiate nobis rapuerunt numina sæva, Arbitriis quorum subdita turba sumus: Vade age Castalio: patriasque receptus in o- ras, Nunc cape cœlesti gaudia vera throno. Cumque tuo Christo, quem corde atque ore professus Semper es, æternas vivere perge dies. At nos interea, donec Deus ire jubebit, Hic erimus memores laudis ubique tuæ. Dumque suas silvæ frondes, dum germina campi, Sidera dum cœlum, dum vehit amnis a- quas, Ingenii Monumenta tui, pietasq́ue mane- bunt, Candorisq́uetui fama perennis erit. Jm uͤbrigen stehet auch unter den Send- schreiben David Joris eines an diesen Castel- lionem vom 8. Octobris 1550. Parte III. E- pist. p. 56. a. seqq. worinnen er dessen sinn und thun gar sehr billiget/ und sonderlich das ver- langen mit GOtt und Christo vereiniget zu seyn/ uͤber welches im himmel und er- de nichts hoͤher zu wuͤnschen seye. Jn- sonderheit approbi ret er dessen vorrede uͤber die Lateinische Bibel/ die ihm sehr wohlge- fallen habe/ vermahnet ihn zum wachen und be- ten/ und daß er von GOtt zum guten/ von sich selbst aber nichts gutes urtheilen/ und dann in der stille wandeln solle u. s. w. NUM. LVIII . Unruhiger sinn unter den Reformirten. Ferner hat von dem unruhigen und streit- suͤchtigen sinn vieler Prediger/ auch unter den Reformirten/ der beruͤhmte Hugo Grotius in seinen Animadversionibus pro suis Notis ad Cassandrum ad Artic. XVI. folgendes bekant: Daß viele von der Clerisey in vielen lan- den/ auch ohne einige noth/ lieber mit Zwinglio die waffen tragen wollen/ als mit den Aposteln und Apostolischen maͤn- nern weit von den waffen entfernet seyn/ ist so gar offenbahr/ daß es erst keiner muthmassung bedarff solche zu finden/ von denen es wahr sey. Es wissen auch alle Regenten/ daß die innerlichen kriege von denen am meisten erreget worden/ die sich diener des Evangelii nennen —— Paræus, der Theologus, hat in der außle- gung des 13. Capitels an die Roͤmer so viel exceptiones gemacht/ daß er die gan- tze regel (nemlich von der macht der Obrig- keit) uͤbern hauffen geworffen/ wie der Koͤnig in Engelland und die Universi taͤt zu Oxfort geurtheilet haben. Derglei- chen buͤcher der Theolog en/ die ausser ih- rer Profession geschritten sind/ haben uns gar viele zuvor nie erhoͤrte Ephoros ge- macht/ das ist/ Thersitas, Petilios, Gracchos, Saturninos. Jn seinem Voto pro Pace bey eben diesem“ artickel setzet er zu dessen erlaͤuterung folgen-“ des: Wann man die ursachen der kriege in“ Europa untersuchet/ so wird man finden/ daß“ dergleichen feuer meistentheils von denen/ die“ sich boten des friedens nennen/ angezuͤndet“ worden. Jn Franckreich aber sind die mei-“ sten einheimischen kriege von denen/ die sich“ diener des Evangelii genennet/ angestifftet/“ welches ich mit keinem andern zeugen besser“ beweisen kan/ als mit dem frischen gedaͤchtnis“ der Koͤnige/ der Vornehmen und des volcks“ selber/ wie auch mit vielen brieffen/ die dar-“ uͤber klagen/ sonderlich des Hertzogs von“ Boullion und des Herrn Mornæi, wie auch“ des Hertzogs von Rohan buch von den letzten“ kriegen Doch nehme ich den Cameronem aus/“ der allezeit anders gesinnet gewesen/ und daruͤ-“ ber viel erlitten hat. Sind etliche noch sei-“ nes gleichen gewesen/ so lobe ich dieselbigen/“ auch: Andere sind nur ruhig geblieben“ weil sie an solchen orten gewest/ da sie“ nichts haben auffruͤhren koͤnnen. Solche sind“ durch die suͤnden ihrer wiederpart doch nicht“ entschuldiget. Und Boucherii buch ist gantz“ aus den worten Junii Bruti, Buchanani, und“ Hottomanni zusam̃en gesetzet. Man hat ja ei-“ ne recht seltzame sache gesehen/ daß unter dem“ namen der Reformirten kirchen/ armeen ge-“ worben/ stuͤcken und munition angeschaffet“ worden sind. Woher hat man doch diese ge-“ walt Th. IV. Sect. II. Num. LVIII. Unruhiger sinn unter den Reformirten. „walt/ vom himmel oder von der erden? Jch „zum wenigsten/ wolte nicht allein gerne die un- „terthanen von allen waffen abhalten/ sondern „wuͤnschte/ daß auch die Koͤnige selber ihre ge- „walt auffs sparsamste brauchen moͤchten: Als „der ich davor halte/ daß die jenigen gluͤckseliger „seyn/ die auff ihre lebens-zeit auff die Galeen „geschmiedet sind/ als die so zu einem stetigen „krieg verdammet. Hiebey gedencket er noch von des Paræi buch/ daß selbiges der Koͤnig in Engelland/ Jacobus/ durch den hencker verbrennen lassen/ und daß die Oxfortische Universi taͤt An. 1622. folgen- de propositiones, so aus selbigen gezogen wor- den/ oͤffentlich verdammet/ und als gottloß und auffruͤhrisch erklaͤret worden. 1. Die Bischoͤffe und Pasto ren koͤnnen und sollen mit einstimmung der Gemei- ne/ gottlose und ungerechte Obrigkeiten/ wo sie halsstarrig seynd/ dem Satan uͤ- bergeben/ biß sie sich bessern. 2. Die unterthanen/ wann es nicht blosse privat- personen seyn/ sondern in ei- nem niedrigen regierungs-stande stehen/ koͤnnen mit recht wider die hoͤhere Obrig- keit/ sich/ die Republic und kirche/ mit waffen defendi ren. 3. Die unterthanen/ die blosse privat- personen seyn/ duͤrffen ohne rechtmaͤssi- gen beruff weder die tyrannen vor der ge- fahr anzugreiffen/ noch in der gefahr sich wider sie zu defendi ren/ die waffen er- greiffen/ noch auch sich nach der gefahr zu raͤchen/ wann sie von einer ordentli- chen gewalt koͤnnen defendi rt werden. 4. Unterthanen/ die blosseprivat-perso- nen sind/ duͤrffen sich gar wol bey gegen- waͤrtiger gefahr wider einen tyrannen/ als einen privat-moͤrdeꝛ/ defendi ren/ wann der tyrann als ein strassenraͤuber sie an- faͤllet/ und sie die ordentliche Obrigkeit nicht zu huͤlffe ruffen/ noch sonst der ge- fahr entgehen koͤnnen. Eben dieser Scriben te hat in seiner vorrede uͤ- ber das Votum pro pace, unter andern wieder- holet/ daß die Schwedischen und Straß- burgischen Theologi Duræo dieses sonderlich geantwortet: „Sie waͤren zu Dordrecht so „wol verdammt worden/ als wann sie mit Ar- „minio eins gewesen. die jenigen/ die sich vor „andern vor besser reformi rt hielten/ pflegten zu „antworten/ wann ihnen Calvini oder Bezaͤ „harte meynungen vorgehalten wuͤrden/ es waͤ- „ren nur privat- meynungen einiger Lehrer: „Nun aber haͤtten sie sich selbst durch ihren oͤf- „fentlichen Synodum so gefangen/ daß sie keine „außflucht haͤtten/ und jedermann die erschreck- „lichen decreta, wie sie Calvinus selbst nennte/ „ defendi ren muͤste. Es brauchten auch Calvini „juͤnger die worte von der bruͤderschafft aus kei- „ner andern absicht/ als daß sie sich nur/ wie sie „koͤnten/ einschlichen/ und wann sie dann maͤch- „tig gnug worden/ die andern außjagten/ wie sie „nun denen Remonstran ten in Holland/ und „denen Lutheranern zweymal in der Pfaltz ge- „than. Da koͤnnen nun verstaͤndige sehen/ ob „umsonst gewuͤnschet werde/ daß leute/ die also „gesinnet seyn/ von der Obrigkeit im zaum ge- „halten werden/ damit sie nicht das jenige wi- „der andere anfangen/ was sie selber sich nicht „gerne wuͤnschten. Des Zwinglii außzug und gefechte in oͤffent- licher schlacht/ haben die Reformirten haͤuffig/ als gut und Christlich vertheidigen wollen/ wie- wol mit sehr elenden/ ja offt solchen gruͤnden/ derer sich wol verstaͤndigere schaͤmen. Unter an- dern hat Hottingerus in Hist. Eccl. Sec. XVI. P. II. c. 3. p. 728. wider die Lutheraner/ Carpzo- vium und Ludovicum Dunte angefuͤhret/ deren jener denen Predigern/ so ferne sie buͤrger in der Republique seyn/ alle weltliche dinge ver- goͤnne/ Jurisprud. Eccles. Lib. III. tit. 1. d. 7. dieser aber außdruͤcklich aus den worten: Sie- he hie sind 2. schwerdter/ beweisen wollē/ daß sich ein Christe wohl mit dem schwerdt wehren duͤrffe/ und also auch ein Prediger. Haͤtten doch die Apostel auch degen zu ihrer ge- genwehr getragen/ welches ihnen Chri- stus nicht wuͤrde erlaubet haben/ wann es wider GOttes gebott gewesen waͤre. In Decis. Cas. Consc. p. 303. NUM . LIX. Eißlebische haͤndel/ wegen des Crypto-Calvinismi. Zum supplemento der historie/ von denen so genannten heimlichen Reformirten/ wird dienen/ was dißfals in Lutheri patria vorge- gangen/ und von einem ungenannten/ damals in Manuscripto auffgesetzet/ hinterlassen wor- den. Die schrifft ist folgende: Summarischer und gruͤndlicher bericht/ wie es nach absterben Hn. M. Hieronymi Mencelii, in wiederbestellung der Su- perintendentz gemeiner Graf- schafft Manßfeldter- gangen. Den 25. Febr. anno 1590. nach 5. uhr zu a- bend ist der Hr. Mencelius in GOtt selig ver- schieden/ und hat noch denselbigen abend Graf Ernst der andern abwesenden Hnn. Grafen die- ner zu J. G. fordern/ und des Hn. Superinten- den ten seel. studier-stube sambt etlichen laden und brieffen/ versiegeln lassen. Den 1. Martii, war der Sonntag Esto mihi, ward der Hr. Superintendens seel. in S. An- dreas kirchen im Chor begraben. Den 2. u. 3. Martii, war Montags uñ Dien- stags nach dem begraͤbnis/ sind die Hnn. Grafē zu Eißleben beysammen gewesen/ und haben von einem andern Superintenden ten deliberi ret. Dieweil aber Graf Christoph nicht hereinkom- men/ ist Graf Ernst und Graf Gebhard zu J. G. hinaus gen Schraplau gefahren/ und haben mit desselbigen einwilligung auff den Decanum zu Manßfeldt/ Hn. Georgium Autumnum, ge- schlossen/ jedoch alles ohne begehrtes gemeine gebet/ und vorwissen des Ministerii. Den 4. Martii hat der Ober-Auffseher sein siegel uͤber der Hnn. Grafen siegel vor des Su- perintenden ten seel. studier-stube druͤcken las- sen. Und folgends den 6. Martii den Hnn. Gra- fen inhibition gethan/ daß sie ohne sein vorwis- sen/ in wiederbestellung der Superintendentz/ nichts fuͤrnehmen solten/ sondern Churfuͤrstl. anordnung hierinnen erwarten. Den 7. Martii koͤm̃t ein befelch vom Churf. zu Sachsen an den Ober-Auffseher/ dz er neben den un sequestrir ten Grafen auff eine andere person Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen des Crypto-Calvinismi. person dencken/ und dieselbige zum Superin- tenden ten voci ren solte. Diesen befelch hat er den Hnn. Grafen insi- nui ret/ und sollen sich JJ. GG. darauff erklaͤ- ret habē/ daß sie ihn wieder beantworten woltē. Unterdeß aber haben JJ. GG. den 9. Mar- tii den Herrn Autumnum zum Superintenden- ten-ampt/ ohne vorwissen des Ober-auffsehers/ voci ret/ und ihme zwo vocationes zugeschickt/ ist keine vollzogen gewesen/ hat sie aber beyde angenommen; Und diß ist also zugangen. Die hinter-und mittel-Ortischen Herrn Gra- fen stellen und vollziehen die vocation, und vo- ci ren ihn beydes zum gemeinen Superinten- den ten der gantzen Grafschafft/ und darneben zum Pfarrherrn zu S. Andreas in Eißleben. Dieweil aber die voͤrder-Ortischen Herren Grafen/ als die das jus patronatus in S. An- dreas kirche allein haben/ und hieran JJ. GG. andern Herren vettern nichts gestehen/ in solche vocation nicht willigen wollen/ wird JJ. GG. eine andere vocation zu verfertigen/ anheim ge- stellet. Jn derselbigen aber wird er allein zum General-Superintendenten/ und nicht zum Pfarr-ampt zu S. Andreas voci ret. Diese vocation vollziehen jetzo wohlgedachte vorder-Ortische Herren Grafen/ und schicken sie JJ. GG. Herren vettern zu. Die wollen sie auch nicht dergestalt vollziehen/ werdē also JJ. GG. uͤber der vocation streitig/ und schickē die andere unsequestrir te theile Hn. Autumno bey- de vocationes zu/ der nim̃t sie auch beyde also an/ (ungeachtet dz keine gantz vollzogen) uñ laͤst sich darauf zum Superintenden ten-am̃t bestellē. Den 11. Martii seynd Graf Ernst/ Graf Hans George und Graf Gebhard gen Mans- feldt gefahren/ und sich mit Autumno vergli- chen/ daß die investitur folgenden Montag zu Mansfeldt/ als da der Churfuͤrst nichts zu ge- biethen/ und einhalt thun koͤnte/ den 14. Martii folle gehalten werden. Es werden auch der Fuͤrstin Pastores von Graf Ernsten in die Cantzeley erfodert/ und ih- nen die not el der investitur zu concipi ren und begreiffen befohlen/ welches sie auch gethan. Der voͤrder-Ortischen Herren Grafen Predi- ger aber zu S. Andreas/ werden hiervon gantz und gar außgeschlossen. Den 13. Martii hat der Ober-Auffseher der Herren Grafen siegel in der Pfarr abreissen/ von neuem inventi ren/ und sein siegel allein auff- druͤcken lassen. Den 15. Martii, Sonntags Reminiscere, wurden alle Prediger in der Grafschafft/ vor den Hnn. Grafen zur investitur des neuen Su- perintenden ten gen Mansfeldt erfordert/ und nach empfangenē schrifftlichem befehlch/ Bar- thel Drachstedt/ Graf Brunens Cantzler ange- zeiget/ daß sie ihre Gnaͤdige Herren etwas/ ver- moͤge ihres gewissens und pflicht/ zu erinnern/ und deßwegen gebeten/ daß Er JJ. GG. sol- ches in unterthaͤnigkeit vorbringen wolte. 1. Daß dem wittben-rechte durch diß eylen nicht moͤchte abbruch geschehen/ und zum nachtheil gereichen. 2. Daß gleichwol JJ. GG. sich wolten fuͤrsehen/ und Churfuͤrstl. inhibition. so wol ihr erbieten gegen den Ober-Auffseher in acht nehmen; damit JJ. GG. nicht gefaͤh- ret/ und in ungnade beym Churf. zu Sachsen daruͤber koͤmmen moͤchten/ sonsten waͤren wir vor unsere personen gar wol zufrieden. 3. Baͤ- ten sie auch umb rath/ wie sie sich verhalten sol- ten/ da der Churf. zu Sachsen durch diß eylen moͤchte bewogen werden/ und einen andern Su- perintenden ten lassen einsetzen/ dann auff den fall wuͤrden sie zwischen thuͤr und angel stecken/ und guten raths wol beduͤrffen. Diß nahme er ad referendum an/ sagte: daß er diese ihre erinnerung nicht fuͤr unnoͤthig er- achtete/ wolte auch solches JJ. GG. treulich fuͤrbringen/ und versehe sich/ es werdens JJ. GG. so machen/ daß es zu verantworten waͤre/ und ihnen nichts zum nachtheil gereichen solte. Den 16. Martii ward der Herr Autumnus zu Mansfeldt investi rt/ und wes er sich in sei- nem ampte verhalten solte/ aus vorgemeldtem concept vermahnet. Bedanckte sich darauff der vocation, erbote sich in seinem ampte fleis- sig zu seyn/ und bate/ dieweil ohne zweiffel dieser beruff streitig werden wuͤrde/ 1. daß die Hnn. Grafen ihn vertreten/ und die sache auß- fuͤhren wolten. 2. Daß sie ihn auch in seinem Decanat lassen wolten/ biß er der Superinten- dentz gewiß waͤre/ wie er sich dann auch allzeit biß auff endliche confirmation Decanum und Superintenden ten zugleich geschrieben. 3. Daß ihn die Pastores und seine alte Pfarr-kinder in ihr gebet nehmen wolten/ daß GOtt gnade und segen zu seinem amte geben/ und alle hinderung gnaͤdiglich abwenden wolte. Ward ihm also auff solche seine erklaͤrung das Superintenden ten-ampt auffgetragen und befohlen. Sagte darauff zu/ monatlich gen Eißleben zu kommen/ eine predigt zu thun/ das consistorium zu halten/ und zu dirigi ren/ und auff Michaelis/ nach außgang des wittben- rechts/ sich gaͤntzlich hinein zu begeben. Da nun dieser actus auß ware/ tratte der neue Superintendens vor den altar; und investi rte Hn. Martinum Kauffmann/ Diaconum auffm hause Manßfeldt/ zum Archidiacono, ins thal Manßfeldt/ an Hn. Thomaͤ Schoͤnfelds staͤt- te/ und bestaͤtigte darmit sein neues Superin- tenden ten-ampt. Die weil aber gedachten Hn Martini Kauff- mañs vocatio nicht von allen Grafen vollzogen/ sondern allein von Graf Christoph/ der Fuͤrstin und Graf Ernst gesiegelt ware/ die andern Gra- fen aber noch nicht gaͤntzlich gewilliget/ und da- mit zufrieden waren/ machte sich Graf Bruno uͤber solchen actum, darvon er nichts gewust/ noch zuvor berichtet ware/ beschwerte sich/ daß man solche dinge in seinem ruͤcken vorgenom- men/ setzte nach gehaltener mahlzeit den neuen Superintenden ten daruͤber hart zur rede/ und gab ihm also primam tonsuram. Den 18. Martii predigte der Hr. Autumnus allhier zu S. Andreas/ uñ ordinir te Kegelium, der hatte seine vocation auch noch nicht/ thaͤte aber solches auf befehl der Hnn. Grafen/ und be- staͤtigte abermahl darmit sein ampt/ auch all- hier zu Eißleben. Nach gehaltener predigt wurden die Predi- ger aus dem ampt Friedeburg vom Graf Bru- nen an Hn. Autumnum gewiesen. Desselbigen tages schickte der Oberauffseher dem Rendtmeister einen befehlch/ dieweil das Ministerium Churfuͤrstl. anordnung zu wider der investitur Autumni, so wohl auch der uno r dentlichen ordination Kegelii beygewoh- net wegen des Crypto-Calvinismi. net/ solte er ihnen ihre besoldung nicht folgen las- sen/ sondern biß auff fernern bescheid anhalten. Den 19. Martii, laͤst der Rentmeister Blasi- um den kuͤster zu S. Andreas zu sich fordern/ for- schet/ ob der neue Superintenden s noch in Eiß- leben waͤre/ und befiehlt ihm/ er soll mit fleiß/ und doch in geheim darnach fragen/ und ihme solches wieder vermelden/ oder/ da er hinaus waͤre/ und wieder herein kommen moͤchte/ solte er es ihme alsbald anzeigen/ solte ein gut tranck geld bekom- men/ solte aber reinen mund halten. Diß wird aber dem Superintenden ten zu wissen/ gehet aus der Fuͤrstin hauß durch Peter Stoltzers hoff/ und zeucht eilends wieder nach Mansfeldt. Den 20. Martii schreibet der Oberauffseher an den neuen Superintenden ten/ legt ihm auff/ daß er sich des ampts enthalten solte; dem zu fol- ge er auch keinen actum weder im Consistorio, noch kirchen-sachen verrichtet. Den 21. Martii laͤst der Oberauffseher Blasi- um den kuͤster zu sich fordern/ befiehlet ihm/ weñ der Decanus von Mansfeldt herein komme/ sol- te ers ihm anzeigen/ er waͤre in oder ausserhalb der stadt. Den 23. Martii inhibi rt der Oberauffseher dem Ministerio, daß sie Autumnum fuͤr ihren Superintenden ten keinesweges erkennen/ noch sich seinem gebot oderverbot im geringsten unter- werffen; sondern Churfuͤrstl. gnaͤdigster verord- nung/ so rechtmaͤssig und billig/ erwarten/ und immittelst ihr ampt treulich verrichten solten. Diese inhibition wird den Herrn Graffen schrifftlich und muͤndlich zu erkeñen gegeben/ er- bieten sich darauff die sache bey Churfl. Durchl. richtig zu machen/ unterdessen haͤlt das Ministe- rium etliche mahl bey dem Oberauffseher und Substitu ten wegen ihrer besoldung an/ aber al- les vergeblich/ und wird ihnen allzeit die ant- wort/ wenn sie angelobten/ daß sie sich Autumni entschlagen/ und kuͤnfftiger Churfuͤrstl. anord- nung unterwerffen wolten/ solte ihnen die besol- dung gefolget werden. Dieweil sie aber dessen sich verwegert/ ist ihnen dieselbe biß ins vierte quartal vorenthalten worden. Den 6. Aprilis laͤst der Oberauffseher die ver- siegelten gemache ins Suderintenden ten hause eroͤffnen/ und alle laden/ registratu ren/ buͤcher und brieffe ins Oberauffseher-ampt tragen/ und mit fleiß durchsehen/ auch die stube wieder ver- siegeln. Den 17. Aprilis bekommen die Herrn Graf- fen einen ernsten Thurfuͤrstl. befehlch/ und schrei- ben vom Oberauffseher/ daß sie Autumnum bey hoͤchster straffe und ungnade zwischen dato und dem Sonntag Quasimodogeniti den neuen Su- perintenden ten sollen absetzen oder gewaͤrtig seyn/ daß der Oberauffseher den Churfl. befehlch exequi re/ und Seidlerum introduci re. Hierauff kommen die Herrn Graffen den 24. Aprilis zusammen/ vergleichen sich einer ant- wort an den Churfuͤrsten zu Sachsen/ deduci- ren ihr jus, und bitten J. Churfuͤrstl. Gn. wol- ten sie darbey bleiben lassen/ und keinen inhalt thun. Man hat aber JJ. GG. alles widerle- get/ und nichts gestehen wollen/ laͤst es bey vori- gem befehl/ mit betrauung ernstes einsehens/ beruhen. Den 26. Aprilis schreiben die Herrn Graffen an Seidlerum, berichten ihn ihres Rechtes/ und daß sie Autumnum zum Superintenden ten bestellet/ warnen ihn/ daß er sich daruͤber nicht wollen eindringen lassen. Den 25. Maji und 9. Augusti hat das Mini- sterium ihrer besoldung halber an die Heirn Graffen geschrieben/ es haben aber JJ. GG. ihnen dieselbige nicht ganghafftig machen/ noch sonst/ ungeachtet vielfaͤltiger und sonderlich den 3. und 21. Augusti vorgeschlagener und vertroͤ- steter mittel rath schaffen koͤnnen. Den 10. Septembris sind zwar JJ. GG. zu- sammen kommen/ haben auff mittel gedacht/ wie dem Ministerio unterhalt gesehaffet wer- den moͤchte/ und vorgeschlagen/ daß JJ. GG. noch einen klingelsack in der kirchen anordnen wolten/ daß daraus das Ministerium, biß ihre besoldung wieder ganghafftig wuͤrde/ eine bey- steuer haben moͤchte. Dieweil aber diese mittel viel zu schwach gewesen/ \& nihil inter tàm mul- tos, dem Ministerio auch bedencklich/ daß den armen leuten im Hospital ihrenthalben diese allmosen entzogen/ oder die Burgerschafft be- schweret werden solte; es auch den Herrn Graf- fen selbst verweißlich seyn wollen/ ist es gar ein- gestellt/ und vor gut angesehen worden/ daß sie derenthalben noch einst bey dem Oberauffseher ansuchen solten/ welches auch den 3. Octobris geschehen/ bekamen aber zur antwort/ wie oben/ wenn sie sich Churfuͤrstl. anordnung unterwerf- fen wuͤrden/ solte ihnen die besoldung gefolget werden. Und geschahe darneben diese erklaͤrung/ daß durch solche anordnung dem Ministerio weder an ihrer confession, noch vocationibus, auch den Herrn Graffen an ihrem rechte kein abbruch oder einhalt geschehen solte/ sondern es waͤre J. Churfuͤrstl. Gn. nur um die person zu thun; gab ihnen auch dessen schrifftliche erklaͤrung. Den 4. Octobris halten der Fuͤrstin Prediger bey J. F. Gn. und Graff Ernsten an wegen ei- ner instruction, wessen sie sich gegen die anwei- sung Seidleri verhalten/ und dann auch ihrer be- soldung halber. Und obwohl anfaͤnglich die in- struction unnoͤthig erachtet wiꝛd/ und befohlen/ da etwas vorgenommen werden moͤchte/ daß sie es ad referendum annehmen solten. Jedoch be- kommen sie erstlich auff beydes gute vertroͤstung/ und wird ihnen nicht allein zugesagt/ daß vor J. F. G. und Gn. abzuge eine gewisse in- struction gegeben werden solte/ sondern auch vorgedachte den 3. und 21. Augusti des unter- halts halben geschehene gnaͤdige vertroͤstung wiederholet/ ist aber keines erfolget. Den 14. Octobr. haͤlt der Herr Autumnus mit der Fuͤrstin drey Pastoribus colloquium, proponi rt: 1. Ob man seine vocationem pro legitima hielte. 2. Was alsdann zu thun/ wenn der Oberauffseher den neuen Superintenden ten einsetzen wuͤrde. 3. Wie man sich gegen den neu- en Superintenden ten verhalten solte. 4. Daß man sich bey vornehmen Ministeriis raths erho- len solte; wie denn der Herr Autumnus solches weitlaͤufftiger zu papier bracht/ und ihnen zuge- schickt. Die erste quæstionem belangende/ als dieselbige dem Ministerio zu Eißleben proponi- ret ward/ wird allerley erinnert/ und geschlos- sen/ daß weil dieselbe das jus patronatus betief- fe/ und die sache in Camera anhaͤngig/ man sich darein nicht mengen/ sondern die Obrigkeit das- selbige ausfuͤhren lassen solte. Jmmassen sich auch der Herr Autumnus selber erklaͤret. Die Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eislebische Haͤndel. Die confession aber betreffend/ erklaͤret sich das ministerium einmuͤthig/ daß sie bey derselben bleiben/ und bey einander umtꝛetten woltē. Dar- neben ward auch geschlossen/ daß man sich raths bey benach barten Ministeriis erholen solte/ wes man sich auff den nothfall zu verhalten. Und ward ein schreiben vom Ministerio zu Eißleben concipi rt/ und der Theologi schen facul taͤt zu Jena/ und dem Ministerio zu Halle uͤberschicket und derer censu ren gebeten. Den 15. Octobr. schickten die Vorder-Orti- schen Herrn Graffen ihren Pfarrherrn und Di- aconis zu S. Andreas eine inhibition, daß sie sich nicht solten an einen andern Superinten- den ten weisen lassen. Diese inhibition laͤst a- ber den 19. Octobr. Graff Bruno durch J. G. Cantzler/ Kilian Stissern wiederum abfordern/ mit bericht/ daß J. G. Vettern davon zoͤgen und liessen J. G. allein in der patsche stecken/ welches J. G. beschwerlich/ und solte wohl endlich die ungnade auff sie allein weltzen. Derowegen solten sie J. G. die inhibition wieder zuschi- cken/ und thun/ was sie mit gutem gewissen ver- antworten koͤnten. Jm̃assen dann J. G. sich biß anhero uͤber das Ministerium nicht zu beschwe- ren. Solten halten weil sie koͤnten/ solten auch doch sich nicht in gefahr bringen/ es auch also machen/ daß sie JJ. GG. nichts vergeben. Darauff ward gebeten/ daß der Herr Cantz- ler wolte helffen zurathen/ wie man ihm thun solte/ JJ. GG. wolten sie der pflicht nicht er- lassen/ koͤnten das Ministerium auch gleichwol nicht schuͤtzen/ und liessen nun die inhibition wieder abfordern. Was sie dann nun machen solten/ staͤcken recht zwischen thuͤr und angel/ baͤ- ten derowegen/ er wolle mit J. G. reden/ weil sie die inhibition liessen wieder abfordern/ daß sich J. G. erklaͤren wolten/ wes sie sich verhalten solten/ wenn der Churfuͤrst zu Sachsen den neu- en Superintenden ten wuͤrde introduci ren las- sen/ und wolte J. G. sonderlich diese 3. puncte zu gemuͤthe fuͤhren. 1. Erstlich wolten J. G ihre kirchen in acht neh- men/ denn wenn wir uns Churfuͤrstlicher anord- nung solten wiedersetzen/ so wuͤrden wir gewiß daruͤber unsere abschiede bekommen; waͤre nun der neue Superintendens verdaͤchtig/ wie J. G. sich besorget/ so wuͤꝛde man ihme an unsere staͤtte gewißlich solcheleute zuordnen/ die seines schlags waͤren/ damit er einen anhang bekaͤme/ und wuͤr- de also mit gewalt falsche lehre einreissen/ wel- ches gleichwol/ ob GOtt will/ nicht geschehen solte/ wenn wir bey unsern kirchen blieben/ und wuͤrde dennoch der Superintendens muͤssen an sich halten/ und nicht so laut ruffen duͤrffen/ wenn er allein waͤre/ als wenn er einen anhang haͤtte. Solten nun J. G. zu solcher zerruͤttung ursach geben/ das wolte warlich schwer zu ver- antworten seyn. 2. Zum andern wolte J. G. auch darauff sehen/ wenn uns der Churfuͤrst zu Sachsen solte entur- lauben/ so wuͤrde er gewißlich in J. Churfuͤrstl. Gn. namen andere Prediger lassen einsetzen/ kaͤ- men also JJ. GG. um ihr recht gantz und gar; da sie gleichwohl noch etwas davon behielten/ wenn wir in unsern vocationibus gelassen wuͤr- den. Denn es haͤtte sich der Herr Oberauffseher gleichwol erklaͤret/ daß es nur um die person des Superintenden ten zu thun waͤre; weñ wir dann nur handgeloͤbnis thaͤten/ so solten wir in un- sern vocationibus, und derer Herrn Graffen pflicht gelassen werden. Zum dritten/ wolten auch J. G. bedencken/ 3. daß ihnen wenig darmit gedient wuͤrde/ wenn wir arme diener mit unsern armen weibern und kindern solten ins elend kommen/ und geschehe nur wegen ihres juris patronatus, und nicht pro- pter confessionem, da wuͤrde jedermann schrey- en/ wir waͤren stoͤrrige Flaciani sche koͤpffe/ waͤren rebell en gewesen. Das wolte uns warlich be- schwerlich seyn/ und an unserer wohlfahrt und foͤrderung hindern; Und wuͤrde gleichwol JJ. GG. sachen dardurch nichts geholffen. Denn wenn wir uns gleich enturlauben liessen/ so wuͤr- de darum der Churfuͤrst von seinem fuͤrneh- men nicht abstehen/ sondern nichts destoweniger fortfahren. Diß wolte er mit J. G. reden/ und sie wieder beantworten/ sie wolten gerne halten/ weil sie halten koͤnten/ wenn es aber auff den aͤussersten nothfall kaͤme/ wuͤsten sie warlich nicht/ mit was gewissen sie sich in diesem fall koͤnten enturlau- ben lassen. Darauff antwortete er: er haͤtte von J. G. vernommen/ daß sie nicht gerne wolten/ daß sie von J. G kirchen solten abgeschafft werden/ und ihrenthalben in beschwerung kommen; koͤnten selbst leicht erachten/ daß sie sich endlich nicht wuͤrden erwehren koͤnnen. Jedoch wolte J. G. nicht gebuͤhren/ daß sie ihnen dazu rathen solten/ haͤtten das gnaͤdige vertrauen/ weil sie bißhero gnug gethan/ und der sache nichts vergeben/ sie wuͤrden auch auff den fall wissen/ weß sie sich halten solten. Wolte aber solches seinem G. H. in unterthaͤnigkeit fuͤrbringen/ und sie wiederum beantworten/ es ist aber keine antwort hierauff erfolget. Gleicher gestalt haben sie auch Graff Otten/ und Graff Hanß Guͤntheꝛn im jetzt gedachten be- dencken eriñert/ und mit JJ. GG. nothwendige muͤndliche unterredung gehalten; haben darauff zur antwort gegeben: es koͤnten JJ. GG. leicht erachten/ daß es dem Ministerio beschwerlich gnug seyn muͤste/ daß man sie so unbillig mit der besoldung hem̃ete und aushungern wolte. Sie wolten uns gerne helffen/ so wuͤsten sie keinen rath darzu/ man haͤtte ihnen das ihrige so genau gespannet/ daß sie selber kaum ihr auskommen haben koͤnten. Haͤtten nicht gemeinet/ daß es diese wege erreichen sollen/ koͤnten aber nicht fuͤr gewalt/ haͤtten auch leyder sorge/ wir wuͤrden nicht fuͤruͤber koͤnnen/ wuͤrden endlich willigen muͤssen. Jedoch wolten sie es uns nicht heissen/ wir wuͤrden selbst wissen/ was wir thun solten. So wolten sie uns auch nicht gerne von ihren kirchen entrathen/ vielweniger daß wir mit un- sern armen kindern ihrentwegen solten in noth und elend kommen/ begehrten auch nicht/ daß wir hierzu selbsten solten ursache geben. Wenn es die confession betraͤffe/ wie sie dann leyder be- sorgten/ daß es wohl kommen wuͤrde/ denn sie wuͤsten gewiß/ dz dieser Superintendens ein Ertz- Calviniste waͤre/ so waͤre es alsdann ein ander ding/ da wuͤrden wir selbst wissen/ wie wir uns verhalten solten/ es wuͤrde sich mit der zeit wohl schicken/ wir moͤchten thun was wir wolten/ es haͤtte gute wege/ wir koͤnten ihnen an ihrer sache nichts vergeben/ sie wuͤsten doch wohl/ was sie thun solten. Bey dieser antwort liessens JJ. GG. bewenden. Den Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinismi. Den 23. Octobr. ward allen predigern und schuldienern der alten und neuen stadt Eiß- leben vom oberauffseher ein schreiben zuge- schickt/ darinnen sie folgenden montag zur in- troduction des neuen Superintendent en citi ret und vorbeschieden wurden. Diese citation gaben sie den anwesenden Herren Grafen zuer- kennen/ bekamen aber darauff keine antwort. Jngleichen haben auch etliche der Fuͤrstin pre- diger solches J. F. G. heimgelassenen Secreta- rium und Schoͤsser Wolff Wiesenern berich- tet/ und um rathgebeten/ haben ihnen aber zur antwort gegeben/ moͤchten den rath bey sich selber nehmen/ sie koͤnten ihnen hierinnen nicht rathen/ es waͤre ein grosser gegenparth ꝛc. Jst also das ministerium von denen Hrn. Grafen allerseits trost-und schutzloß gelassen worden. Den 24. Octobr. laͤst der Herr Autumnus sein colloquium wieder abfordern/ stellets ei- nem jeden frey/ und auff sein gewissen/ was er hierinnen thun wolle. Den 25. Octobr. kommt D. Adamus Rode- rus Superintendens zu Merseburg/ neben dem neuen Superintendent en M. Philippo Seidlero in der Breiterin gasthoff/ liessen den Pfarr- herrn zu S. Andreas zu sich forderen/ welcher sie allen zustand jetzigen streits/ so wolder Hrn. Graffen rechtes/ und JJ. GG. beschwerung nothduͤrfftig berichtet/ auch erinnert/ was diß fuͤrnehmen fuͤr zerruͤttung in dieser graffschafft kirchen geben wuͤrde. Darauff sie sich beyde erklaͤret/ daß diese fuͤrstellung deß Superinten- den ten den Hrn. Graffen zu keinem nachtheil/ noch verkleinerung JJ. GG. rechtens gemei- net/ dem ministerio auch zu keiner gefahr/ weder in ihren vocationibus noch confession gereichen solte; Baͤten/ sie solten kein mißtrauen in sie setzen/ sie haͤtten auch ein jeder eine seele zu verwahren/ so haͤtten sie auch so wohl als wir der formæ concordiæ subscribi ret/ wolten auch noch nicht gerne/ daß der geringste kuͤster ih- renthalben solte gefaͤhret/ vielweniger entur- laubet werden/ geschweige dann ein prediger. Den 24. Octob. haben der Fuͤrstin predi- ger an den oberauffseher/ und folgents den 26. Octobr. fruͤhe um 6. uhr an D. Rotherum und M. Seidlerum geschrieben/ und um 6. wochen bedenckzeit gebetten/ und daß sie die beyden Theolog en wolten helfen verbitten/ daß sie mit der stipulation verschonet wuͤrden/ und frist haben moͤchten/ an ihre Obrigkeit deßhalben zuschreiben; kriegen eine abschlaͤgige antwort von dem oberauffseher/ von den Theolog en aber gar keine/ unangesehen/ daß alle drey Pastores in D. Roderi herberge aufwarten/ und mit ihm zugleich auch muͤndliche unterredung pflegen wollen/ so koͤnnen sie doch nicht fuͤrkommen; daruͤber bedencken sie sich/ und gehen saͤmtlich zu M. Seidlero, welcher in M. Molingen schul- behausung gangen war/ mit dem halten sie die- se unterredung: Erstlich wird die sache wie- derholet/ und angezeiget/ wie beschwerlich ih- nen dieses fuͤrfiele/ und allerley bekuͤmmerniß machte ihrer pflicht/ gewissens/ und guten na- mens halber/ daß sie stipulation thun solten/ muͤsten ja von ihrer Obrigkeit loß gezehlet werden/ baͤtten um intercession, daß sie moͤch- ten darmit verschonet werden. Er antwortet/ daß ihm unser zustand sehr zu hertzen gienge/ und uns wolglauben koͤnte/ weil er in gleichem casu gestecket. Darnach antwortet er auff un- ser einwenden/ wir doͤrfften uns derohalben kein Gewissen machen/ weil supremus magi- stratus solches befaͤhle; Wir solten distingui- ren inter superiorem und inferiorem magistra- tum. Zudem so haͤtten wir unserer Obrigkeit keinen leiblichen eyd gethan/ daß wir die loß- zehlung vorwendeten (mit denen unterthanen haͤtte es viel einen anderen bescheid) wir blie- ben in unsern vocationibus und pflichten; Un- sers guten namens halber haͤtten wir uns auch nicht zu befuͤrchten/ non enim quid vulgus, sed quid rectè sentientes judicent, attendendum es- se. Vermahnet uns/ wir solten uns selbst nicht ein ungluͤck uͤber den halß ziehen/ wurffen uns fuͤr das griechische dictum: . Daß sie aber weiter begehren zu wissen/ ob sie bey ihren confessionibus, cere- moni en und was dem anhaͤngig solten gelas- sen werden/ antwortet er: Omnino. Unter- dessen kommt D. Rotherus, und wird Seidle- tus ins pfarrhauß erfordert/ nimmts doch auff sich/ daß er unserthalben mit dem oberauffse- her reden wolle. Da nun zu dem actu geleutet wird/ samm- len sich viele pastores auff dem kirchhoffe. Da werden allerhand unterredungen hincinde ge- pflogen: Der meiste theil hielt darfuͤr ceden- dum esse tempori, (weils ein merè politicum ) und die grosse gewalt vorhanden/ auch die gefahr/ daß durch unsere verweigerung nicht allein unserer Obrigkeit mehr eingriffe gesche- hen/ sondern auch unsere anbefohlene Kirchen mit verdaͤchtigen persohnen moͤchten belaͤsti- get werden/ wir aber vermoͤg unsers ampts und unser Kirchen schuldig solches zuverhuͤten. Da dieses die prediger zu S. Andreas erfah- ren/ haben sie den oberauffseher muͤndlich an- gesprochen und erinnert/ was sie hierbevor in ansuchung wegen ihrer besoldung angezogen/ nemlich/ daß sie vor ihre person sich in den streit der hohen obrigkeit/ wegen deß juris pa- tronatus, nicht mengen wolten. Koͤnten aber gleichwol sich auch in keine anordnung ohne JJ. GG. vorwissen und einwilligung einlas- sen. Zu den waͤren sie auch allbereit von JJ. GG. an Autumnum gewiesen/ und haͤttē dem- selben gleichwol handgeloͤbniß gethan/ waͤre derohalben ihnen sehr bedencklich/ daß sie zweyen Superintenden ten angeloben solten. Baͤten derohalben es woltens S. G. doch da- hin richten/ da ja diese erweisung ihren fort- gang haben solte/ daß es mit der Herren Graf- fen consens geschehen/ und sie beydes der Hn. Graffen pflicht und deß geloͤbniß/ so sie dem Herren Autumno gethan/ moͤchten loß gezeh- let werden/ so solte es dann an ihnen auch nicht mangeln. Darauff gibt er zur antwort: Er koͤnte leicht erachten/ was die Herren Graffen vorbedencken haͤtten/ daß sich JJ. GG. auff unser ansuchen nicht erklaͤren wolten. Es verstuͤnden JJ. GG. selbst wol/ daß sie nichts koͤnten erhalten. Sein gnaͤdigster Chur-Fuͤrst und Herr haͤtte darum mit der sache so lang- samumgangen/ daß er JJ. GG. zeit genug liese/ die sache am Kaͤyserlichen hoffe oder Kam- mergerichte/ oder wo sie wolten/ zusuchen/ da- mit sie sich nicht zu beschweren/ als waͤren sie von Jhro Chur-Fuͤrstl. Gnaden uͤbereilet wor- den. Sie haͤttens auch wol daselbst gesucht/ aber bißhero nichts erhalten koͤnnen. Haͤt- ten auch noch in neulichkeit ein schreiben von A. K. H. Vierter Theil. L l l Kaͤy- Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto Calvinismi. Kaͤys. Maj. an den Chur-Fuͤrsten außbracht/ es waͤre aber Jh. Chur-Fuͤrstl. Gnaden nichts zu wider/ stuͤnde nur auff bericht/ darum kehr- te sich auch Jhro Chur-Fuͤrstl. Gnaden nicht daran; Haͤtten ihme befohlen mit der intro- duction fortzufahren/ und haͤtte keinen befehl einiges Graffen consens darzu zu erfordern/ so waͤre es auch unnoͤthig/ dann das ministerium wuͤrde durch diesen actum JJ. GG. pflicht nicht benommen/ sondern durchauß darinnen gelassen/ wolten sie dann angeloben/ wol gut/ wo nicht/ moͤchten sie gewaͤrtig seyn/ was ihnen dißfalls begegnen moͤchte. Was das geloͤbniß anlangte/ so sie Autum- no gethan/ waͤren sie deßwegen allbereits erlas- sen/ dann er haͤtte ihm auff Chur-Fuͤrstl. be- felch das Superintenden ten-ampt aufgekuͤndi- get/ und ihn seiner pflicht erlassen/ weiler nun nicht mehr Superintendens waͤre/ so waͤren sie ihm auch nicht mehr pflichtbar. Antworteten sie/ das stelleten sie an seinen orth/ daß er seiner pflicht benommen waͤre/ sie waͤren aber dardurch ihres geloͤbniß weder von Autumo, noch den Herren Graffen erlassen/ das machte ihnen fuͤrwahr einen grossen scru- pulum in ihren gewissen. Darauff antwortete er: das haͤtte aber er an statt seines gnaͤdigsten Chur-Fuͤrsten und Herrn gethan/ und waͤre geschehen in der in- hibition, so er ihnen zugeschickt. Damit sie sich auch derenthalben nicht zu beschweren/ sol- te es jetzo in actu, und ehe sie an diesen Superin- tenden ten gewiesen wuͤrden/ auch publicè ge- schehen. Sagten sie: So muͤsten sie dennoch JJ. GG. H. H. die Herren Graffen in acht neh- men/ und da man sie jetzo deroselben resolution nicht wolte lassen erwarten/ wider diesen actum protesti ren/ damit sie den Hrn. Graffen an ihren rechten nichts vergeben. Darauff antwortete er: Vor seine person koͤnte er es wolgeschehen lassen/ solten aber be- dencken/ ob sie nicht etwa zu hoffe damit moͤch- ten gefaͤhret werden/ dann man koͤnte daselbst leicht etwas finden/ das man einem uͤbel auß- legte; Solten sich wol fuͤrsehen/ er wolte ih- nen nicht goͤnnen/ daß sie etwa solten in be- schwerung kommen. Darum waͤre sein rath/ sie haͤtten die protestation in actu eingestellet/ solten sich keiner gefahr noch enderung ihrer confession befuͤrchten/ das waͤre seines gnaͤdig- sten Chur-Fuͤrsten und Herren meinung gar nicht. Er wolte aber gleichwol ihre protesta- tion ad notam nehmen/ damit sie gegen den Herren Graffen entschuldiget waͤren. Wuͤr- den sie aber hieruͤber sich etwas unterstehen/ oder aber auch dem actui nicht beywohnen/ so haͤtte er allbereits befelch/ was er thun solte; Er wolte mit der introduction verfahren/ und wann auch gleich kaum einer oder zwey darbey waͤren/ die andern moͤchten das ebentheur außstehen/ und solten bald erfahren/ was er dißfals fuͤr befehlich haͤtte; Ließ sie mit diesem bescheid von sich. Da nun das ministerium zur kirchen gehet/ finden sie J. G. H. Graffen Brunen pfarrherrn von Bornstett/ allbereit darinnen/ fragen ihn/ ob er von S. G. H. befehl haͤtte/ daß er sich an Seidlerum solte weisen lassen? Berichtet/ daß er zwar mit S. G. H. hierauß nicht geredet/ haͤtte aber die Graͤffin angesprochen/ die haͤtte gesagt: Er solte herein gehen/ und sehen/ wie es die anderen machten/ so solte er es auch ma- chen/ wuͤrde sich doch nicht auffhalten koͤnnen. Folgends ward Seidlerus auff Chur-Fuͤrstl. befelch und ins Chur-Fuͤrsten namen von Ro- thero introduci ret. Als nun die stipulation geschehen solte/ tratt M. Augustinus, pfarr- herr zu S. Andreas auß seinem stuhl bey den Altar/ und sagte offentlich/ sie haͤtten angehoͤ- ret/ wie der Durchl. und Hochgebohrne Fuͤrst und Herr/ Herr Christianus Hertzog und Chur- Fuͤrst zu Sachsen/ und Burggraff zu Magde- burg J. G. Chur-Fuͤrst und Herr/ den ehrwuͤr- digen und hochgelahrten Hrn. M. Philippum Seidlerum zum Superintenden ten dieser Graff- schafft voci ret/ und ihnen nun auch præsenti- ren lassen/ ob ihn nun wol fuͤr ihre person nicht gebuͤhrete solcher Jh. Chur-Fuͤrstl. Gn. anordnung sich widersetzig zumachen/ so haͤt- ten sie sich doch gleichwol nicht versehen/ daß solches ohne der wohlgebohrnen und edlen Graffen und Herren zu Mansfeld J. G. H. consens und einwilligung fuͤrgenommen wer- den solte. Dieweil sie aber solches JJ. GG. zu erkennen gegeben/ und man auch deroselben resolution nicht erwarten wolte/ sondern mit diesem fuͤrnehmen procedir te/ und die stipula- tion von ihnen begehrte. Als wolten sie hier- wieder/ so viel ihnen gebuͤhrete/ ihres theils pro- testi ret haben/ dergestallt/ dieweil sie ja mit der stipulation nicht verschonet bleiben koͤnten/ daß sie dieselbige anderer gestalt nicht leisten wolten/ als wofern man sie in der Herren Graf- fen pflicht und ihren vocationibus, in massen sie von den Herren Graffen J. G. H. erlanget/ hierdurch nicht gefaͤhren/ sondern gnaͤdigst bleiben lassen wolte/ ihnen auch in ihrer con- fession und kirchen-ordnung/ wie die bißher in dieser graffschafft kirchen und schulen braͤuch- lich gewesen/ und im schwang gangen/ keinen einhalt thun/ sondern sie darbey gnaͤdigst schuͤtzen und handhaben wolte; Und daß sie auch hierdurch JJ. GG. HH. am JJ. GG. rechten nichts begeben haben wolten: Da man nun ihnen dieses zusagen wolte/ koͤnten sie sich dieser Jh. Chur-Fuͤrstl. Gn. anord- nung nicht widersetzen/ sondern muͤsten sol- ches ihres theils geschehen lassen. Darauff antwortete der oberauffseher: Es waͤre seines gnaͤdigsten Chur-Fuͤrsten und Herren meinung auch nicht anderst. M. Seidlerus und Roderus antworteten: imò, imò in alle wege. Darauff wuͤnschte er ihm gluͤcke/ und gab ihme die hand/ und folgete ihm nach/ M. Bar- tholomæus Stein pfarrherr zu Heckstedt. Darnach tratten fuͤr den oberauffseher M. Joh. Ruͤmpler/ M. Joh. Brandis/ M. Philip- pus Krause mit ihren diaconis und repetir ten ihre schrifftliche supplication an den oberauff- seher/ baten ferner um GOttes und der ehre Christi willen/ man wolte sie jetzo mit der sti- pulation verschonen/ und Saͤchsische frist/ oder zum wenigsten so viel zeit geben/ daß sie solches ihrer herrschafft/ so jetzo ausserhalb Landes/ moͤchten zuerkennen geben ꝛc. Und ob sie wol lange anhielten/ konten sie keine frist erlangen/ sondern es gab ihnen der oberauffseher zur antwort: Sie haͤtten lang genug Zeit gehabt/ sich zu bedencken/ und mit ihrer Herrschafft daraus zu reden. Jetzo waͤre der Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinisini. der termin angesetzt/ daß sie dem neuen Super- intenden ten angeloben solten/ und hatte kei- nen befehl/ ihnen ferner frist und bedenckzeit zu- geben. Wolten sie es nun thun/ wol gut/ wo nicht/ moͤchten sie gewaͤrtig seyn/ was ih- nen daruͤber begegnen moͤchte. Da begehrten sie/ wann sie ja solten angelo- ben/ so muͤsten sie gleichwol zuvor wissen/ was sie am Superintenden ten haͤtten/ darum solte er ihn zuvor seine confession und bekaͤntniß thun lassen. Es ward ihnen aber auch abgeschla- gen/ und zur antwort gegeben: Es waͤre jetzo nicht zeit confessiones zuthun/ das wuͤrde sich hernach wol schicken. Zu dem waͤre er ja Supe- rintendens, und solte billiger confessiones von ihnen fordern/ als sie von ihm/ es gebuͤhrte ih- nen nicht: Wuͤrden sie von dem neuen Super- intenden ten in einem oder andern beschweret werden/ so haͤtten sie es bey dem Chur-Fuͤrsten zu Sachsen S. Gn. Herrn/ oder bey ihme an S. Chur-Fuͤrstl. Gn. statt zu klagen/ solte ih- nen billiger schutz gehalten werden. Darauff gieng M. Ruͤmpler und M. Bran- diß hin/ und thaͤten dem neuen Superintenden- ten handgeloͤbniß doch mit gnugsamer ver- wahrung und conditionen, immassen von dem Pastore zu S. Andreas geschehen/ darauf der neue Superintendens antwortet: Hoc est mei muneris, solten sich nichts/ dann alles gu- ten zu ihm versehen. M. Philippus Krause aber/ und sein Bruder hielten ferner bey dem oberauffseher an um di- lation und bedenckzeit/ und wande M. Philippus fuͤr/ er haͤtte zwar am Hn. Superintenden ten keinen mangel/ waͤre sein lieber præceptor ge- wesen/ haͤtte auch seiner person halber kein be- dencken/ der anzugeloben; Er muͤste aber gleichwol seiner gnaͤdigsten Fuͤrstin und Frauen in acht nehmen/ die haͤtte ihm nicht allein von jugend auff viel gutes gethan/ son- dern dienete auch in J. F. G. wittwen rechte: Weiln nun J. F. G. in diese vocation nicht gewilliget/ so koͤnte er auch ohn J. F. G. vor- weiser sich mit gutem gewissen nicht einlassen. Es ward ihm aber nebenst voriger antwort/ dieser bescheid: Es gienge hierdurch seiner gnaͤdigsten Fuͤrstin und Frauen am wittwen rechte nichts abe/ er bliebe gleichwol in J. F. G. bestallung und pflicht/ und waͤre dieser ein un- noͤthiger behelff. Als er aber mit mehrerm ernst anhielte und sagte: Es lege ihm in sei- nem gewissen/ und wuͤste GOtt/ er waͤre in seinem gewissen so verstrickt/ daß er nicht wuͤ- ste/ was er thun solte. Da antwortete ihm Roderus: Non est res conscientiæ; Est puta- tivum vulnus; Tu fingis tibi vulnus conscien- tiæ, ubi nullum est. Jhr muͤst ja einen unter- scheid halten zwischen hoher und unterer obrig- keit/ ihr muͤst der untern obrigkeit also pari ren/ daß ihr dardurch der hohen obrigkeit nicht un- gehorsam werden ꝛc. Da ihm nun D. Rotherus und M. Seidlerus lange eingeredet/ trat er fuͤr den altar/ und sagte etliche mal/ wolt ihr mich am juͤngsten tage entschuldigen/ und fuͤr mich antworten/ so will ich angeloben. Darauffsteckten sie die koͤpffe zusammen/ und antworteten ja. Gab endlich dem neuen Superintenden ten die hand/ mit wiederholung derer conditionum, die vor gedacht/ und sagte mit weinenden augen/ er wuͤnschte ihm zu seinem ampte gluͤck und Gottes seegen/ und wolte ihm hiermit obedi- entiam promitti ret haben/ wolte aber am juͤngsten tage entschuldiget seyn. Da folgten ihm die andern pastores nach/ und thaten dem neuen Superintenden ten hand- geloͤbniß. Darauf that er eine latinam orationem, die er auß dem concept laß/ bedanckte sich gegen Chur-Fuͤrstl. Durchl. der vocation, und gegen dem ministerio der stipulation, promitti rte fi- delitatem \& consensum. Der oberauffseher aber erklaͤrte sich/ daß er gen hoffe berichten wolte/ daß das ministe- rium und sonderlich M. Ruͤmpler und M. Phi- lippus so viel wesens gemacht/ und sich der an- weisung widersetzet haͤtten. Es bat aber M. Augustinus, daß er sie nicht gefaͤhren wolte/ was sie gethan/ haͤtten sie auß noth thun muͤs- sen/ und gleichwol ihre pflicht gegen die Hrn. Graffen in acht nehmen. Da erklaͤrte er sich nochmals/ daß es ihnen zu keinem nachtheil gereichen solte/ auch den Hrn. Graffen an ih- ren rechten nichts benommen seyn/ erbot sich auch auff intercession Rotheri und Seidle- ri, daß er den bericht gen hoffe wolte einstellen. Laͤst auch nunmehro dem ministerio die besol- dunge folgen/ ohne M. Ruͤmplern haͤlt er seine besoldung noch fuͤr/ weil er in der kirchen we- gen der Fuͤrstin prediger das wort geredet; Will sonderliche erklaͤrung von ihm haben/ laͤst sie ihm aber auff vorbitte Seidleri auch zu- stellen. Den 28. Octob. An. 90. ordnet Seitler das gemeine gebett an vor den Chur-Fuͤrsten zu Sachsen wider den brauch dieser kirchen. Es wolte es aber das ministerium nicht anneh- men/ wanden dargegen ein ihre erhebliche ur- sachen/ und corrigir ten die form/ wie sie meine- ten gegen JJ. GG. herrschafft verantwortlich zu seyn. Den 4. Novembr. An. 90. protesti ren wi- der den actum introductionis Seidleri Graff Christoph/ und der Fuͤrstin heimgelassene raͤ- the und diener. Den 15. sontag nach Trinitatis An. 91. faͤ- het sich der streit an mit dem substitu ten wegen deß exorcismi. Den 16. Sept. An. 91. wurden die Mans- feldische prediger/ und andere unter Magde- burgischer hoheit vom oberauffseher zu Mans- feld Niclas Zoͤtsch und seinem substitu ten Hen- rich Braun/ im oberauffseher ampt allhier an den neuen Superintenden ten gewiesen/ legen aber eine schristliche protestation ein/ daß man sie bey der confession und ceremoni en lassen wolte/ welche angenommen und ad acta gele- get wird/ und ihnen zugesagt/ daß sie bey der forma concordiæ und ihren confessionibus sol- ten gelassen werden. Der Herr Autumnus aber und sein eydam Regelius erschienen nicht/ legen aber ein schrei- ben ein/ erbieten sich gegen dem Hrn. Admi- nistratore zu entschuldigen/ welches auch ge- schehen den 29. Sept. An. 91. Den 26. Sept. schrieben die Hrn. Graffen zu Schraplan an die pfarrherrn und diaconos zu Eißleben/ und erforderten dieselben den 6. Octobr. zum begraͤbniß JJ. GG. Hrn. vat- ters/ Graff Christoph von Mansfeld/ welcher den 28. Aug. um 12. Uhr zu nacht zu Dreßden in Gott verschieden war. A. K. H. Vierter Theil. L l l ij Diß Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinisini. Diß schreiben gibt M. Seitler/ der darin- nen uͤbergangen/ dem oberaufseher/ der schickts den Herren Graffen wieder/ erinnert/ daß sein Superintendens M. Seitler darinnen uͤbergan- gen sey/ schreibet solches JJ. GG. betruͤbniß zu/ bittet es zu endern. Darauff erklaͤren sich JJ. GG. daß es kein versehen sey/ sondern auß gutem bedacht ge- schehen. Jm̃assen dann JJ. GG. gen-Mans- feld und Heckstedt gleicher gestalt auch ge- schrieben/ dann sie Autumnum so wenig als Seidlerum fuͤr ihren Superintenden ten erkenne- ten. Wie sie dann auch ihren Pastoribus, kei- nen darvor zuerkennen/ befohlen/ sondern was sie beym Superintenden ten zu suchen/ im ampt Schraplan anzubringen aufferleget. Den 26. Octobr. ward dem Chur-Fuͤrsten Hertzog Christiano begengniß gehalten/ und that M. Seitler die leichtpredigt. Entschul- digte dariñen J. Chur-Fuͤrstl. Gn. erstlich we- gen deß Edicts an. 86. außgangen/ dariñen ver- botten daß man die Sectarios nicht publicè nennen/ noch straffen solte. Zum andern we- gen abschaffung deß Exorcismi, als der 1. Got- tes wort zu wider/ und eine alte Paͤpstische ceremonia waͤre 2. ein mißbrauch goͤttliches nahmens. 3. von vielen Kirchen abgeschafft. 4. auch von Luthero nicht approbi rt sey. Diß ward ihme den folgenden 27. Octob. mit rath deß ministerii von Herrn Georgio Regebrando pro concione widerleget/ hernach aber auff befehl deß oberauffsehers von Seidlero inhibirt, daß er sich dessen hinfuͤhro enthalten solte. Den 5. Nov. besprach das ministerium Seid- lerum, erinnerte ihn erstlich deß erbiethens/ so ihnen in seiner annehmung geschehen/ daß sie bey der confession und kirchen ceremoni en ge- lassen werden solten. Zum andern weil er vielaͤrgerliche neue reden auf der Cantzel brauchte/ begehrten sie seine er- klaͤrung/ ob er seiner vorigē zusage nach mit der forma concordiæ und dieser kirchen confession einig waͤre/ und es dißfals mit ihnē hielte oder nicht. Wolte sich aber darauf nit erklaͤren/ son- dern schob die sache uͤber unterschiedlich anhal- ten/ von einer Zeit zur andern auff/ biß end- lich den 11. Decembr. gab er auf deß ministerij endliches ansuchen diese antwort: Erstlich daß man insidiosè \& captiosè mit ihm um- gienge/ und befinde bey ihnen keinen cando- rem; Dann etliche auß dem ministerio haͤt- ten sich geruͤhmt/ man haͤtte ihn nun gefas- set/ wolten sehen/ wie er sich nun erklaͤren wuͤrde. Hierauß sehe er/ wie candidè sie mit ihm umgiengen/ haͤtte deßwegen billich be- dencken mit ihnen zu conferi ren. 2. Haͤtte ers auch bedencken hoc rerum statu, da sie nun ihren vortheil ersehen haͤtten/ wann er sei- nes vortheils brauchen wollen/ haͤtte er sie wol anderst bremsen koͤnnen. 3. So haͤtte es der oberauffseher ihm auch verbotten/ sonst haͤtte er kein bedencken mit ihnen zu conferi ren de forma concordiæ, in welcher viel unrich- tiges Dinges waͤre/ und sonderlich in loco de persona Christi, da waͤre solch Ding/ das man nimmermehr vertheidigen koͤnte. Es waͤre dann/ daß man à confessione ortho- doxa antiquitatis gantz und gar abweichen/ und etwas neues machen wolte/ und wer auch anderst sagte/ der moͤchte es gewiß nicht verstehen oder gelesen haben/ was andere dar- von geschrieben. Er haͤtte noch bey der hand/ was die Mansfeldischen Theologi und sonder- lich Autumnus davon geschrieben/ das koͤnte er ihnen vor die nasen legen. Es werde aber bald an tag kommen/ ob die formula concor- diæ recht waͤre oder nicht. So haͤtten sie auch wol gehoͤret/ daß er nicht auff die forinam concordiæ waͤre eingewiesen worden. Uber diß so waͤre auch die forma concordiæ durchs Chur-Fuͤrstl. mandat auffgehoben/ und er von seiner subscription liberi rt/ und an seine vorige confession gewiesen. Hierauff ist er mit ge- meinem rath deß ministerii ab usu cœnæ su- spendi ret worden. Den 2. Decembr. haben die Herrn Graffen ein schreiben an den Hrn. Administratorem der Chur Sachsen abgehen lassen; Darinnen sich JJ. GG. uͤber den oberauffseher beschwe- ren/ daß er ihnen Seidlerum zum Superinten- den ten auffgetrungen. Jngleichen uͤber Seid- lerum/ daß er sich hierzu brauchē lassen/ und die Kirchen mit falscher lehr aͤrgere und verwirre. Den 5. Mart. An. 92. faͤlt der Rendtmei- sterin sache mit ein/ da werden allerley befehlige wider das ministerium und Kirchenordnung auß practici rt/ und dem ministerio abermal vom oberauffseher die besoldung angehalten. Derentwegen das ministerium zu etlichen un- terschiedenen mahlen an die Herren Graffen supplici rt/ aber nichts außgerichtet/ sondern ist ihnen nicht allein die besoldung ins vierdte quartal vorgehalten worden; Sondern man hat ihnen auch das tuch/ damit im Chur- Fuͤrstl. begengniß der altar/ tauffstein und pre- digstuhl zu S. Andreas bekleidet gewesen/ nit folgen lassen wollen/ wenden fuͤr/ es geschehe propter contumaciam \& inobedientiam, die- weil sie es nicht machen wolten/ wie sie es haben wolten. Den 2. Mart. An. 92. ward vom Herrn Ad- ministratore der Chur Sachsen dem oberauff- seher ein befehl von Torgau zugeschickt. 1. daß er seinen Superintenden ten M. Seitlern wie- derum soll abschaffen. 2. daß er dem ministerio ihre besoldung soll folgen lassen. 3. daß er den Herren Graffen D. Moͤsteln zum Cantzler præ- senti ren und die Graffen installi ren lassen solte. 4. daß er den substitu ten auß dem Consistorio abschaffen soll. 5. daß er ohne J. F. G. befehl den Herren Graffen nichts gebieten noch ver- bieten soll. Den. 6. Mart. An. 92. haben die Hrn. Graf- fen ins gesam̃t ein schreiben an M. Seitlern ab- gehen lassen/ und ihm gebotten/ daß er sich deß Superintenden ten ampts so wol der als Cantzel enthalten/ und das hauß raumen solle. Und darauff den 7. Martii die predigten und Can- tzeln den Pfarrherrn und Diaconis zu S. Andreas schrifftlich befohlen. Hierauff gibt Seitler zur antwort: Er seye vom Chur-Fuͤrsten zu Sachsen und ober- auffseher voci rt und eingewiesen/ gebe derohal- ben auff der Graffen befehl nichts/ danner waͤre nicht ihr diener/ darum haͤtten sie ihm auch nichts zugebieten noch verbieten/ was ihm aber der Chur-Fuͤrstl. Saͤchsische Administra- tor befehlen wuͤrde/ wolte er wol wissen/ was er thun solte. Den 9. Mart. schreibt er selber an die Hrn. Graffen/ bittet um frist biß auff deß ober- auffsehers erklaͤrung/ hat auch seiner vo- cation Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinisini. cation copiam mit eingelegt/ will aber unter dessen niemand die Cantzel verstatten. Den 15. Mart. schreibt der oberauffseher an die Herren Graffen/ beschweret sich/ daß JJ. GG. dem Superintenden ten seinen abschied geben/ da doch vom Herrn Administratore ihm solches zuthun befohlen/ begehret derohalben biß auff Fuͤrstl. resolution dem Superintenden- ten kein inhalt zu thun. Desselbigen Tages kommt Fuͤrstl. resolu- tion an/ und wird dem oberauffseher mit ernst befohlen/ daß er juͤngsten befehl exequi ren und Seitlern enturlauben/ und die geistliche kupf- fer von sich stellen solte. Den 5. Apr. 1592. mittwoch nach quasimo- dogeniti ließ M. Seitler den Calvinismum oͤf- fentlich lauffen/ und negirte publicè præsen- tiam corporis Christi in terris. Dieser predigt halber wird er folgendes Tages vom ministerio schrifftlich und muͤndlich gesprochen; Erklaͤret sich darauff/ daß er/ was er geredet/ fuͤr ihnen wol vertheidigen wolte/ will gleichwol auff ihr schreiben weder muͤndlich noch schrifftlich antworten/ sondern beruhet auff seinem irr- thum trotziglich/ derowegen wird seine predigt folgenden freytag in der predigt publicè, je- doch mit gebuͤhrlicher bescheidenheit refuti ret und widerleget. Darauff antwortet er mit grosser unbescheidenheit folgenden sontag mi- sericordias Domini, in der amptpredigt/ und will seinen errorem vertheidigen auß D. Hes- husij testament. Diese antwort weil sie die auditores sehr irre und stutzig machte/ ward in der vesper predigt wiederlegt/ dictis scripturæ, consensu ecclesiæ, forma concordiæ und ipso testamento \& aliis Heshusii scriptis, und den auditoribus funda- menta veritatis gewiesen/ und fuͤr falscher lehre gewarnet. Folgenden montag inhibi rt der oberauffse- her schrifftlich/ daß man den Superintenden- ten auff der Cantzel nicht verdaͤchtig machen solte. Den 15. April. unterstehet sich Seitler auf befehl deß oberauffsehers das gemeine gebett zu aͤndern/ und die bergverwalter dem Rath vorzusetzen. Den 29. April. 92. haben Melchior Kling und N. Bussaͤus dem oberauffseher abermal einen Fuͤrstl. befehl zu Leiptzig insinui rt/ daß er Seitlern angesichts enturlauben solle. Dieweil er aber denselben nicht exequi rt/ und die mora den Herren Graffen beschwerlich/ auch den kirchen nachtheilig/ kommen die an- wesenden Herren Graffen/ und der abwesen- den Diener den 5. Maij zusammen/ schliessen 1. folgendes montags das ministerium mit Herrn Autumno zuversoͤhnen/ 2. folgenden mittwochs Hr. Autumnum zu introduci ren/ 3. und den Donnerstag hernach der Rendtmei- sterin sache vorzunehmen. Desselbigen Tags bestellt V. G. H. Graf Bruno die folgende ampts-predigt mit M. Augustino, und wird in allen Kirchen die Verodnung gethan/ daß die bestaͤtigung Herrn Autumni, so auff folgenden mittwo- chen geschehen solte/ nach der predigt abge- kuͤndigt wuͤrde. Diß thut der substitut dem oberauffseher bey eigener post zuwissen/ beschweret sich un- terdessen gegen die Herren Graffen solches fuͤrnehmens/ begehret der sache anstand zu ge- ben biß auff des oberauffsehers ankunfft. Die Herren Graffen aber fahren nichts weniger fort/ schicken den 7. Maij dem mini- sterio 3. citationes zu/ 1. zur reconcilitation mit Autumno, 2. zur investitur Autumni, und 3. zur verhoͤr mit der Rendtmeisterin. Den 8. Maij. schickt M. Seitler dem mi- nisterio eine inhibition, daß sie sich von ihm an Autumnum nicht solten weisen lassen. Diese inhibitio aber wird nichts geachtet/ sondern desselbigen tags die vergleichung zwischen Herrn Autumno und dem ministerio in V. G. Hrn. Graff Brunen hause um 9. uhr vormittag folgender massen vorgenom- men. Den 8. Maij um 9. Uhr vormittag kom- men in V. G. H. Graff Brunen hause zusam- men die wolgebohrne und edle Graffen und Herren zu Mansfeld/ ꝛc. Graff Carl der aͤl- tere/ Graff Bruno/ Graff Hanß George/ Graff Volrat in der person/ von wegen der Graffen von Arnstein M. Wolffgangus Melhorn/ Melchior kling/ der Herren Graffen von Artern Rath/ an stadt der Her- ren Graffen von Schraplono/ D. Schlich- te-kroll/ und Otto Puchbach/ an stadt der Fuͤrstin und Graff Ernsts/ Wolffgang Weisener. Und ward erstlich der Herr Au- tumnus hinein gefordert/ und mit ihm noth- wendige unterredung gehalten/ trat zwey- mahl abe/ und worden endlich dimitti ret. Darnach ward das ministerium auch hinein gefordert/ und von D. Schlichte-kroll im nahmen der Herren Graffen vorgehalten: Daß die Herren Graffen diese zusammen- kunfft angeordnet/ das waͤren JJ. GG. aus folgenden ursachen bewogen worden: Die- weil JJ. GG. nach absterben Herren Men- celii den Herrn Autumnum zum Superinten- den ten an seine staͤdte eligirt, vocirt, und zu Mansfeldt investi ren/ præsenti ren und das ministerium an ihn weisen lassen/ dasselbe auch ihre handgeloͤbniß gethan/ und fuͤr ihren Superintenden ten zuerkennen zugesagt. Und aber George Witzthumb oberauffseher allhier sich unterstanden JJ. GG. zuwider M. Phil. Seidlerum zum Superintenden ten in JJ. GG. Graffschafft einzutringen/ und das mi- nisterium aus furcht fuͤr gewalt sich an densel- ben weisen lassen/ und also vom Herrn Autum- no abgetretten/ welches zwar JJ. GG. da- mahls geschehen lassen muͤssen/ aber gleich- wohl nichts weniger sich dessen an gebuͤhren- den orthen beschweret. Wenn dann JJ. GG. so viel erhalten/ daß ihnen ihr jus patronatus wiederumb heimgestelt/ und vom Herrn Administratore der Chur-Sachsen und dem Chur-Fuͤrsten zu Brandenburg JJ. Gnaͤdigste Herren ge- dachtem oberauffseher befohlen worden/ daß er bemelten Seitler abschaffen/ und JJ. GG. die Superintenden ten ihres gefallens be- stellen lassen solte/ und aber er solches JJ. GG. zu verdruß muthwillig verzoͤgert/ und hochgedachter Chur-und Fuͤrsten befehl nicht nachsetzte/ als waͤren JJ. GG. entschlos- sen ihren Superintenden ten Herrn Georgium Autumnum auf nechst kuͤnfftigen Mittwochē in der kirchen zu S. Andreas allhier præsenti- ren/ und das ministerium allhier und andere/ so L l l l 3 dem Ts. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinisini. dem Seidlere handgeloͤbniß gethan/ von neuem an ihn weisen zulassen. Und damit nun wegen verlauffener haͤn- del nicht etwa groll und widerwillen zwischen dem Hrn. Superintenden ten und dem ministe- rio seyn und bleiben/ und dardurch allerley gezanck und gebeiß erregt werden moͤchte; Als haͤtten JJ. GG. vor gut angesehen/ daß zwischen mehr gedachtem Hrn. Superinten- den ten und einem ehrwuͤrdigen ministerio eine freundliche vergleichung getroffen werden moͤchte/ haͤtten derowegen mitdem Hrn. Super- intenden ten derenthalben unterredung gehal- ten. Und ob wol seine ehrwuͤrden sich allerley beschweret/ haͤtten doch JJ. GG. ihme darge- gen zu gemuͤthe gefuͤhret/ was sich dißfalls eig- net und gebuͤhret/ und ihme mit ernst auffer- legt/ und eingebunden/ daß er allen widerwil- len gegen die Hrn. deß ministerij soll fallen las- sen/ und mit ihnen Gottes wort lauter und rein lehren/ auch in guter freundschafft/ friede und einigkeit leben/ und derer haͤndel weder priva- tim noch offentlich gedencken/ damit die ge- meine Gottes nicht geaͤrgert/ und durch zwi- tracht und uneinigkeit neue zerrittung in der kirchen angerichtet/ sondern vielmehr durch der Herrn einigkeit und freundschafft gebessert und erbauet werde. Damit S. Ehrw. auch endlich wol zufrieden gewesen/ und sich also zu verhalten erbotten/ und zugesagt/ daß JJ. GG. darob ein gnaͤdiges wohlgefallen/ und sich auch E. Ehrw. uͤber ihn nicht zu beschwe- ren haben sollen. Wolten demnach die wohl- gebohrne seine gnaͤdige Herrn sich auch zu den Herrn deß ministerii versehen daß sie zu solcher vorsehung auch willig und bereit seyn wuͤrden. Jmmassen denn JJ. GG. ihnen gleichfals hiermit aufferlegt und befohlen haben wolten/ daß sie sich gleicher gestalt gegen dem Hrn. Au- tumno als ihrem Superintenden ten erzeigen und verhalten solten. Und was vorgelauffen/ weder privatim noch publicè im geringsten nit gedencken; Wie sich dann dessen warlich nicht groß zuruͤhmen/ vielweniger verthaͤtigen koͤn- ten/ daß sie von ihm abgewichen/ und dem Seidlero Handgeloͤbniß gethan/ darvon noch allerley zu reden/ wañ man das ding hoch fech- ten wolte. Es stelltens aber JJ. GG. an seinen orth. Es wolten auch JJ. GG. ihnen hiermit auff erleget haben/ daß sie die andern/ so Seidlern nicht angelobet/ sondern bey dem ersten geloͤbniß/ so sie dem Herrn Autumno ge- than/ blieben/ nicht gefehren/ noch anstechen/ oder beschwerlich nachreden solten/ wie dann JJ. GG. berichtet/ daß bißhero von ihnen ge- schehen seyn solte; Sondern solten sich gegen einen wie den andern friedlich halten/ und er- zeigen/ damit nicht neue ursache zu unnoͤthi- gem gezaͤncke/ und anderer weitlaͤufftigkeit ge- geben werden moͤge. Diß waͤre also S. G. H. der anwesenden Herren Graffen/ so wol auch der abwesenden abgeordneten Raͤthe begehr/ und haͤtten ihm solches den Herren deß mini- sterii zuvermelden und anzuzeigen gnaͤdig und guͤnstig befohlen. Es wolten sich auch JJ. GG. zu den Herren versehen/ sie wuͤrden sich hierinnen gehorsamlich erzeigen/ und an ihnen nichts mangeln lassen. Darauff bat das ministerium einen abtritt/ und erklaͤrten sich darauff nach gehaltener un- terredung folgender massen: Erstlich bedan- cket sich ein ehrwuͤrdig ministerium JJ. GG. Christlicher und vaͤtterlicher sorgfaltigkeit/ fuͤr deroselben arme uñ hochbetruͤbte kirchen/ dar- innen der leidige satan durch falsche lehre und andere unrichtigkeit allerley zerruͤttung anzu- richten/ sich eine zeit hero unterstanden/ daß solcher riß moͤge geheilet/ Gottes wort in ein- traͤchtigkeit und rein gelehret/ und also die lie- ben kirchen in vorigen Cristlichen und ruhigen stand gebracht werden. Danckten hierfuͤr dem lieben GOtt/ der JJ. GG. durch seinen Heil. Geist leitete und regierte/ hernach auch JJ. GG. fuͤr solchen fleiß und vaͤtterliche vorsorge/ wie vorgedacht. Er botten sich auch in aller unterthaͤnigkeit/ daß sie vor JJ. GG. fleissig bitten und betten wolten/ daß der liebe Gott dieselben in solchem Christlichen fuͤrsatz gnaͤdiglich erhalten und schuͤtzen wolle/ auch gnade darzu geben/ daß es einen gluͤcklichen fortgang haben moͤge/ und endlich JJ. GG. sammt alle den ihrigen mit reichem seegen an leib und seel gnaͤdiglich vergelten. Waͤren es auch um JJ. GG. mit ihren gehorsamsten diensten in unterthaͤnigkeit zuverschulden er- biethig und willig. Was nun JJ. GG. gnaͤ- diges vorhalten/ das sie ihnen jetzo thun lassen/ anlangete/ befunden sie/ daß dasselbige fuͤr- nehmlich auff drey Puncten beruhete: Erstlich daß JJ. GG. dem ministerio, daß sie sich an M. Seidlern weisen lassen/ verweiß- lich halten/ und sich beschweren/ als wenn sie auß furcht solches gethan/ und vom Herrn Autumno abgesetzt/ und derohalben den Herrn Autumnum und sie mit einander versehnen und vergleichen wolten. Zum andern/ daß JJ. GG. sie vermahnen lassen/ sich dessen nicht zu ruͤhmen/ mit erinnerung/ daß sie solches nicht vertheidigen koͤnnen noch sollen. Zum drit- ten/ daß sie andere/ so Seidlero nicht angelobet/ nicht anstechen noch gefaͤhren solten/ wie biß- hero von ihnen solle geschehen seyn. Den ersten punct belangende/ wuͤsten JJ. GG. ohne weitlaͤufftige erinnerung sich gnaͤ- dig zu entsinnen/ was sich in wiederbestellung der Superintenden tz zugetragen und bege- ben. Nemlich daß zwar JJ. GG. den Herrn Autumnum hierzu voci rt/ auch sie an ihn ge- wiesen. Es haͤtte aber der Chur-Fuͤrst zu Sachsen damit nicht wollen zu frieden seyn/ sondern JJ. GG. befohlen/ daß sie denselbigen wieder abschaffen solten. So wol auch dem Herrn Autumno aufferlegt/ daß er sich deß Ampts enthalten solte/ darneben und endlich auch uns/ daß wir ihn fuͤr unsern Superinren- den ten nicht erkennen solten/ inhibi rt. Und wusten JJ. GG. wie man damals mit sol- cher gewalt gefahren/ darwider JJ. GG. sich selbst/ geschweige uns armen diener nicht schuͤ- tzen koͤnnen. Und weil auch der Herr Autum- nus selber nach solcher inhibition sich richten muͤssen/ und keinen actum exerci ren doͤrffen/ sondern also gleich von ihnen abzusetzen durch gewalt ist getrungen worden/ so wuͤrden JJ. GG. und er das ministerium so viel weniger verdencken/ daß sie/ die man gleich in der kluppen gehabt/ dergleichen thun muͤssen. Es solten aber JJ. GG. gewiß darfuͤr halten/ daß ob man wol mit gewalt ihnen zugesagt/ sie dannoch fuͤr solcher ge- walt sich so sehr nicht gefuͤrchtet/ daß sie etwas wider ihr gewissen oder pflicht ge- than; Ts. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto. Calvinisini. than; sondern haͤtten zu forderst gesehen auf Gottes ehre und ihre befohlne kirchen/ da- mit nicht durch ihre entsetzung ursache gege- ben wuͤrde/ daß solche lehre moͤchte eingefuͤh- ret werden/ wie man dann gewißlich an ihre staͤtte solche leuthe wuͤrde eingesetzt haben/ die Seitlers schlages und gedichtes gewesen. Zum andern haͤtten sie auch JJ. GG. selbst und derselben jus in achtgenommen/ denn wenn sie sich gleich haͤtten entsetzen lassen: so wuͤrde der Chur-Fuͤrste darum von seinem fuͤrnehmen nicht abgestanden seyn; Zudem wuͤrde man ins Chur-Fuͤrsten nahmen an ih- re staͤdte andere eingesetzt haben/ dardurch waͤre JJ. GG. recht vielmehr geschwaͤcht worden/ dann also. Uber das so treffe diß gantze werck das jus patronatus an/ das ge- buͤhrete JJ. GG. uns nicht zu fechten und vertreten/ quia meré politicum; derohalben als sie gesehen/ daß sie fuͤr gewalt nicht gekunt/ auch JJ. GG. sie nicht schuͤtzen koͤnnen/ haͤt- ten sie muͤssen aus zweyen boͤsen ein gutes kiesen/ sive, quod minus malum. Haͤtten aber gleichwohl sich anderer gestalt nicht anweisen lassen/ als cum protestatione, 1. e. woferne man sie in JJ. GG. pflichten/ darinnen sie ver- moͤge ihrer vocationum waͤren/ lassen wolte/ und solches JJ. GG. zu keinem præjudicio gereichen solte. Zum andern/ so man sie auch bey ihrer Confession und kirchen ord- nung/ inmassen dieselbe in kirchen und schulen dieser graffschafft bißhero gefuͤhret/ und braͤuche ich gewessen/ lassen und schuͤ- tzen wolte. Das haͤtte man ihnen/ beydes privatim, und hernach offentlich in der kirchen zugesagt. Als man ihnen aber derer keines ge- halten/ wuͤsten JJ. GG. daß sie solches als- bald an JJ. GG. schrifftlich gelangen lassen. So wuͤste auch GOtt lob/ maͤnniglich/ doch ohne ruhm zumelden/ was sie bey ihren be- fohlnen kirchen und Confession gethan und ausgestanden. Derowegen weil sie nun mehr auf die kirchen und JJ. GG. jus gesehen/ und hierin nichts aus muthwill oder leichtfertig- keit gethan/ koͤnten sie auch solches so viel mehr mit gutem gewissen gegen GOtt JJ. GG. ihren befohlnen kirchen und maͤnniglich wohl verantworten/ was sie dißfals gethan haͤtten/ und thun muͤssen. Und wolten sich auch zu JJ. GG. unterthaͤniglich versehen/ und gebeten haben/ wolten sie hieꝛinnen nicht gefaͤhren/ noch derenthalben ungnade auff sie werffen. Sonsten und dieweil der Herr Autum- nus allerley widerwillen gegen sie geschoͤpfft/ waͤren sie vor ihre personen zu freundlicher und bruͤderlicher versuchung willig und bereit. Jedoch daß es also geschehe/ daß sie nicht gefaͤhrt wuͤrden/ als haͤtten sie ihm etwas de- preci ren und abbitten muͤssen/ darwider sie dann hiermit offentlich wolten prote stirt ha- ben. Denn wenn sie alles so genau gegen ihn suchen wolten/ und man die sache recht erwegen solte/ so haͤtten sie sich mehr uͤber ihn/ denn er sich uͤber sie/ zu beschweren/ stelten aber solches umb friede und ruhe willen/ und daß JJ. GG. sehen solten/ daß sie nicht lust haͤt- ten zu zanck und uneinigkeit/ an seinen orth/ und waͤren nicht gemeinet alles so genau zu- suchen und eiffern/ jedoch daß/ wie gemeldet/ sie auch gleichwol nicht gefaͤhret werden moͤchten. Den andern punct belangende/ daß sie der sachen nicht gedencken/ noch was sie gethan/ vertheidigen solten/ haͤtte es zwar seine wege/ wenn es eine freundliche versuͤh- nung seyn solte/ daß/ was vorgelauffen/ bey- gelegt und nicht viel geredet wuͤrde/ es solte auch ihres theils so viel moͤglich/ wohl verhuͤ- tet werden; Geben aber in unterthaͤnigkeit JJ. GG. gnaͤdig zu bedencken/ da einer und der ander unter denen/ so Seidlero nicht hand- geloͤbniß gethan/ ihnen derenthalben etwas wolte auffruͤcken/ oder dieses und jenes fuͤr- werffen/ ob ihnen nicht gewissens und ehren halben gebuͤhren wolte/ daß sie sich verant- worten/ und das jenige/ was sie dißfals ge- than/ vertheidigten/ sintemahl sie in deme nichts wider GOtt/ ehre/ gewissen/ und ihre pflicht gethan/ wie zuvor gemeldet/ auch hier- innen nicht ihren koͤpffen und gutduͤncken allein gefolget/ sondern sich bey vornehmen ge- lehrten leuthen in benachtbahrten Universi taͤ- ten und kirchen raths erholet/ was sie dißfals mit gutem gewissen thun koͤnten oder nicht. Daß sie nun darzu stillschweigen/ und sich nicht verantworten solten/ wenn ihnen je- mand etwas zur ungebuͤhr wolte auffruͤcken/ wolte ihnen ehren halben nicht gebuͤhren/ es wuͤrden auch JJ. GG. sie hierumb nicht ver- dencken. Was den dritten punct anlange- te/ haͤtten JJ. GG. gnaͤdig vernommen/ daß sie nicht gemeinet sich mit jemands muthwillig zuzancken/ oder etwas auffzuruͤ- cken/ sondern lassen einen jeden das seine ver- antworten. Wissen sich auch nicht zuerin- nern/ daß sie hiebevorn jemand derohalben angestochen/ oder mit beschwerlichen nachre- den gefaͤhret Dieweil aber J. G. dem Mini- sterio gnaͤdig vorhalten lassen/ daß derent- halben JJ. GG. allerhand vorbracht wor- den/ baͤten sie unterthaͤnig JJ. GG. wol- ten sie gnaͤdig verstaͤndigen/ was fuͤr beschwer- liche reden es seyen/ auch wider welche sie ge- schehen seyn sollen. Wolten sie sich alsdann darauff erklaͤren/ und also verantworten/ daß JJ. GG. ihre unschuld gnaͤdig spuͤren/ und mit ihnen/ ob GOtt will/ gnaͤdig zufrieden seyn solten. Und dieweil sie auch darneben in unterthaͤ- nigkeit vernommen/ daß JJ. GG. alleine die jenigen/ so Seidlero handgeloͤbniß gethan/ von neuem an den Herrn Autumnum weisen zulassen entschlossen/ koͤnten sie nicht umb- gang haben/ JJ. G. G. derenthalben unter- thaͤnig zuerinnern/ daß dieses dem Ministe- rio allhier nicht allein bedencklich seyn/ son- dern auch grosse trennung geben wolte/ denn diejenige/ so nicht angewiesen werden solten/ wuͤrden hieraus ursache nehmen die andern/ so von neuem handgeloͤbniß thun muͤsten/ hoͤnisch und schimpfflich zuhalten/ ihnen sol- ches verweißlich auffzuruͤcken und fuͤr zu werf- fen; Wie auch hiebevorn allbereits geschehen/ darzu wuͤrden dann die andern nicht schwei- gen/ wie es auch ehren halben ihnen nicht ge- buͤhren wolte; (Jm̃assen sie dann auff den an- dern punct sich allbereits erklaͤret) das wuͤrde dann die gantze handlunge zu nichte machen/ und das letzte aͤrger werden dann das erste. Derowegen baͤten sie unterthaͤnig/ es wol- ten JJ. GG. solches gnaͤdiglich bedencken/ und entweder einen so wohl als den andern anweisen/ oder aber nur in gene re die vorige L l l l 4 anwei- Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinisini. anweisunge/ so zu Mansfeld geschehen/ wie- derhohlen lassen/ und das handgeloͤbniß gar einstellen. ꝛc. Hierauff gab man ihnen einen abtrit/ und nach gehaltener deliberation liessen JJ. GG. durch D. Schlichtenkroll wiederumb ant- wort geben. Was den ersten punct belangete/ wuͤsten JJ. GG. gar wohl/ wie man mit dem mi- niste rio umbgangen. Es haͤtten auch JJ. GG. des ministe rii entschuldigung hiebevorn mit gnaden vernommen/ stelleten diß alles an seinen orth/ und waͤren mit den Herren wohl zu frieden. Daß aber JJ. GG. die Herren dessen erinnert/ waͤre nicht der meinung ge- schehen/ daß JJ. GG. ein Ehrw. ministe- rium gefaͤhren/ oder solches in ungnaden eif- fern wolten/ sondern daß die Herren die ur- sache JJ. GG. vorhabens in unterthaͤnig- keit vermercken/ und sich so viel desto willi- ger zu freundlicher versoͤhnung finden lassen solten. Den andern punct belangende/ waͤre es von JJ. GG. auch nicht dahin gemeinet/ das sie sich nicht verantworten solten/ wenn sie jemand gefahren wolte/ sondern daß sie derowegen ein ander nichts auffruͤcken solten/ noch einer den andern mit diesem oder jenem anstechen/ dadurch ursach zu neuem gezaͤn- cke gegeben werden moͤchte. Des dritten puncts halber waͤre zwar JJ. GG. allerley bericht einkommen/ es waͤren aber JJ. GG. mit der Herren ent- schuldigung wohl zu frieden/ wolten sie auch gnaͤdig entschuldigt halten. Was endlich der Herren erinnerung an- langte/ daß JJ. GG. alle Pasto ren von neu- em an den Herrn Superintenden ten weisen solten/ achteten JJ. GG. unnoͤthig/ sinte- mahl sie nicht alle von ihm an Seitlern gewie- sen worden/ daß man nun dieselben noch ein- mahl an ihn weisen solte/ wolte sich nicht ley- den/ darumb liessens JJ. GG. nochmahls bey voriger erklaͤrung beruhen/ daß allein die/ so an Seidlerum sich weisen lassen/ von neuem an den Herrn Autumnum gewiesen werden solten. Hierauff ward nun allerley hinc inde einge- wandt/ und die Herren Graffen erinnert/ 1. daß das gantze ministeri um einer so wohl als der ander durch Chur und Fuͤrstl. befehliche vom Herrn Antumno abgewiesen/ und da der Chur- Fuͤrstl. fall nicht darzwischen kommen/ wuͤrde man wohl erfahren haben/ ob nicht die an- weisung mit einem so wohl als mit dem an- dern wuͤrde erfolget seyn/ baͤten derohalben sie alleine damit nicht zugefaͤhren; 2. So haͤt- ten auch die Mittelortische Herren Graffen ihre Pastores selber vom Herrn Autumno ins ampt Schraplon gewiesen/ sich auch gegen dem oberaufseher erklaͤrt/ daß sie ihn so we- nig als Seidlerum fuͤr ihren Superintendenten erkenneten. Solte nun das ministerium in der stadt und andere/ so an Seidlerum sich wei- sen lassen/ de novo an Autumnum gewiesen werden/ achteten sie dasselbe mit den andern ja so noͤthig/ als mit ihren. 3. So waͤre auch vor gedacht/ was diese particular an wei- sung vortrennung im ministerio geben wuͤrde/ daraus allerley weitlaͤufftigkeit zubefahren. 4. Und endlich wuͤrde dieselbe auch JJ. GG. selbst nachtheilig seyn/ dann dardurch wer- de gleich die anweisung an Seidlerum ratificirt und vor kraͤfftig gehalten/ als dardurch die erste nichtig gemacht worden; Hinwieder aber wenn JJ. GG. es bey voriger anweisung an Autumnum bleiben/ und dieselbige nur generaliter repeti ren liessen/ wuͤrde dardurch bezeuget/ daß sie die erste anweisung an Au- tumnum fuͤr richtig und kraͤfftig hielten/ die andere aber an Seidlerum als unkraͤfftig und nichtig hiermit verwuͤrffen. Welches dann JJ. GG. rechten mehr als der erste weg zu traͤglich seye/ und daßelbe gleich bestaͤttigen wuͤrde. Diesen vorschlag liessen ihnen die anwesen- den Herren Graffen/ so wohl auch der abwe- senden gevollmaͤchtigte Raͤthe und diener gefallen. Gaben ihnen ein abtrit/ und schlos- sen/ daß die neue anweisung solte eingestelt werden/ und bey wiederholung der ersten/ so zu Mansfeld geschehen/ beruhen/ liessen dar- auff den Herrn Autumnum und das ministe- rium wieder hierin fordern/ repetir ten erstlich JJ. GG. anbringen/ so beyden theilen ge- schehen/ begerten derowegen von beyden theilen erklaͤrung/ ob sie mit vorgeschlagener vergleichung zufrieden waͤren/ und dieselbe annehmen wolten/ und da ihnen dieselbige beliebte/ solten sie die in JJ. GG. gegen- warth alsobald zu wercke richten/ und einan- der die haͤnde geben: Vermahneten darneben beyde theile/ daß keines dem andern etwas vorwerffen und auffruͤcken solte/ sondern allen widerwillen fallen lassen/ und sich friedlich/ freundlich und bruͤderlich gegen einander erzeigen. Hierauff erklaͤrte sich der Herr Autumnus, daß er seines theils/ wie er sich dann auch hiebevor gegen JJ. GG. erklaͤret/ zu Christ- lichem friede und einigkeit geneigt/ und wol- te nochmahls an ihm nichts erwinden las- sen. Erbaͤte aber es wolten JJ. GG. ihm gnaͤdigst vergoͤnnen/ daß/ ehe er sich mit dem ministerio versuͤhnete/ er eine kleine unterre- dung mit ihnen haben/ und sie allerley/ was seines erachtens noͤthig/ erinnern moͤchte. Diß aber ward ihm abgeschlagen/ und er innert/ was man zuvor mit ihm geredet/ und ihm zu gemuͤthe gefuͤhret/ dieweil dann diß eine freundliche und bruͤderliche versoͤhnung seyn solte/ achteten JJ. GG. seine erinne- rung unnoͤthig. Es wuͤrde auch dardurch die vergleichung nur aufgezogen/ und aller- ley ursachen zu weitleufftigkeit gegeben wer- den/ so haͤtten auch JJ. GG. beyde theile erinnert/ was zu erinneren waͤre/ vermahn- ten ihn derowegen zur versoͤhnung/ und daß er diese dinge nicht so hoch eiffern/ noch so genau suchen solte. Da wendete er zwar allerley ein/ und haͤt- te gerne eine disputation mit ihnen angefan- gen/ zeigte an/ wir muͤsten gleichwohl ein wenig vom handel reden; Dieweil aber die Herren Graffen solches nicht wolten verstatten/ und ihme hart einredeten/ er- klaͤrete er sich endlich/ ob er wohl allerley sich uͤber das ministerium zubeschweren/ daß er doch JJ. GG. zu unterthaͤnigen ehren solches Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto. Calvinismi. solches einstellen wolte/ und unserm HErrn GOTT befehlen. Wolte ihnen auch gerne verzeihen/ was sie gethan haͤtten/ wie es dann allbereits bey ihm verziehen waͤre/ er besorgte aber bey unserm HErrn GOtt wuͤr- de es nicht vergessen seyn/ dem moͤchten sie es abbitten/ und solten die sunde erken- nen/ so solte es an Christlicher versoͤhnung gar nicht mangeln. Darauff antwortete das ministerium, daß sie aus des Herrn Autumni erklaͤrung vernommen/ wie er sie allerley beschuldigte/ und diese versoͤhnung dahin verstehen wolte/ als daß sie ihm etwas depreci ren solten. Nun haͤtten sie sich aber zuvor erklaͤret/ daß sie das jenige/ was sie in dieser sache ge- than/ nicht aus vorwitz/ noch aus ihrem gutduͤncken/ auch nicht JJ. GG. zu nachtheil/ sondern aus noth/ und mit erhol- tem rath fuͤrnehmer und gelaͤhrter Theolo- gen/ auch JJ. GG. Kirchen und rechten zum besten gethan/ derowegen sie daselbe ge- gen GOTT/ JJ. GG. und maͤnniglich mit gutem gewissen wohl koͤnten und wol- ten verantworten/ und wuͤsten nicht/ was sie dißfals depreci ren solten. Ja wenn sie es so genau suchen wolten/ haͤtten sie sich mehr uͤber den Herrn Autumnum, als er sich uͤber das ministerium zubeschweren. Stelleten aber dasselbige an seinen orth/ und woltens umb geliebtes friedes willen nicht eiffern; Baͤten derohalben man wol- te sie mit dieser anmuthung verschonen; solte es aber nicht geschehen/ und der Herr Autumnus wolte auf seiner meinung beru- hen/ so baͤten sie JJ. GG. wolten die hand- lung jetzo einstellen/ und ihnen geraume be- denckzeit gnaͤdig vergoͤnnen/ wolten sie sich mit einander unterreden/ und gleichwohl auch raths hierinnen gebrauchen/ und mit unterthaͤniger antwort sich hinwieder erklaͤ- ren. Da wurden JJ. GG. stutzig/ rede- ten dem Herrn Autumno mit ernst ein/ und vermahneten die partheyen allerseits zur versoͤhnung. Da erklaͤrte sich Autumnus endlich: Er waͤre fuͤr seine person zu frie- den/ wolte es unserm HErrn GOTT be- fehlen/ und die sache nicht mehr eiffern/ es moͤchte ein jeder das seine verantworten/ er waͤre erboͤthig/ sich Christlich und bruͤder- lich mit dem ministerio zuversuͤhnen. Gleicher gestalt erklaͤrte sich das mini- sterium auch/ gaben einander darauff die haͤnde/ und wurden mit einander versuͤh- net/ also daß aller widerwille beygelegt/ und die sache zu grunde vertragen seyn sol- te/ und hiervon von einem und dem andern theile weder oͤffentlich noch heimlich in un- gutem/ oder dem andern theile zu nachtheil nichts mehr geeiffert noch gedacht wer- den. Und erklaͤrten sich insonderheit die an- wesenden Herren Graffen/ so wohl der ab- wesenden raͤthe und diener/ weil sich die Herren allerseits auf JJ. GG. gnaͤdiges begehren zu guͤtlicher vergleichung gehor- samlich erzeiget haͤtten/ wolten auch JJ. GG. was sie deßfals mit einem oder dem andern theil zu reden/ gnaͤdigfallen lassen/ und in ungnade ferner nichts gedencken noch eiffern/ sondern ihre gnaͤdige Herren seyn/ wie sie auch dißfals zu JJ. GG. sich an- derst nichts versehen solten. Und sagte Wie- sener insonderheit/ es wuͤrde seine gnaͤdi- ge Fuͤrstin und frau hieran ein sonderlich ge- fallen haben/ wie ers denn gegen J. F. G. wolte ruͤhmen/ und solten sich J. F. G. Predi- diger auch gegen derselben nichts zubefahren haben. Den 9. Maji kompt Henricus Braun anher in Wieseners Hauß zum Herrn Au- tumno, zeiget ihm Fuͤrstl. Magdeburgische befehliche/ daß er sich zum Superintenden ten ampt bey vermeidung hoͤchster ungnade nicht solte gebrauchen lassen/ sonst waͤre J. F. G. mit seiner person wohl zu frie- den zum Decanat ampt. Solchen befehlig nimbt der Herr Autumnus ad referendum an/ stelts auf S. G. H. verantwortung/ will gleichwohl nicht wieder nach Mans- feld; sondern bleibt zu Eißleben/ dieweil er nun mehr daselbst meinet sicher zu seyn/ biß er nach dem abzuge Seidleri zum Superin- tenden ten ampt vollkoͤmlich confir mirt wuͤrde. Den 10. Maji anno 92. Mitwochen vor Pfingsten wolten die Herrn Graffen den Herrn Autumnum in S. Andreas kirchen zu Eißleben introduci ren/ und mit wieder- holung voriger anweisung confirmi ren las- sen/ solte auch in JJ. GG. gegenwart die predigt verrichten. Da trat M. Seitler trutzig in seinen stuhl/ und wolte selber pre- digen/ ungeachtet/ daß ihm die Herren Graffen den dienst auffkuͤndigen lassen. Da beschickten ihn die Herren Graffen in der kirchen durch JJ. GG. Raͤthe/ liessen ihn warnen/ daß er nicht predigen solte. Er bittet hinwieder/ daß JJ. GG. mit der introduction Autumni nicht verfah- ren wolten/ sagt zu/ wann ihm vom Herrn Administrato re der Chur-Sachsen/ oder vom Oberaufseher sein abschied gegeben wuͤrde/ daß er willig weichen wolte. Jm- massen er sich auch hiebevor auch schrifft- lich gegen JJ. GG. erklaͤret. Unterdessen hat Autumnus bedencken/ daß er die predigt thun solte/ da liessen die Herren Graffen M. Augustinum Thom-pfarrherrn zu S. Andreas ansprechen/ daß er die predigt verrichten solte/ ob er aber wohl sich gantz und gar nicht drauff præparirt, jedoch laͤst er sich durch emsiges anhalten darzu ver- moͤgen/ verrichtet dieselbe den Herren Graffen zu gehorsam/ und andern schimpff in der kirchen zu verhuͤten/ ex tempore, nimbt darzu partem ex 17. Cap. Johannis de concordia recté docentium \&c. und stel- leten die Herren Graffen den Actum ein/ damit Seidleri person vom ungehaltenen poͤbel nicht ein ungluͤck moͤchte zugefuͤget werden. Welches dann gewiß gesche- hen waͤre/ da der Actus seinen fortgang haben sollen. Es gieng aber Seitler bald anfangs der predigt mitten durchs weiber- volck aus der kirchen. Liessen also die Herrn Graffen den glimpff bey sich bestehen/ jedoch befahlen die vor der Ortischen Herren Graffen als Th. IV. Sect. II. Num. LIX. Eißlebische haͤndel wegen Crypto-Calvinismi. als patroni der kirchen S. Andreaͤ ihrem Pfarherrn M. Augustino Tham schrifftlich und muͤndlich/ daß er Seidlerum nicht wie- der auff die Cantzel lassen solte/ sondern mit seinen Collegen die predigten verrichten; Lies- sen auch die Cantzel zuschliessen/ und ihm den schluͤssel zustellen. Den 11. Maj. ward der Rendtmeisterin sache von den Herren Graffen in Graff Carls seligen hause in Verhoͤr genommen/ und mit rath Herrn Autumni verabscheidet/ daß JJ. GG. auß allerhand bedencklichen ursachen mit ihr dißmal dispensi ren wolten/ jedoch solte diese dispensation unserer kirchen ord- nung nicht præjudici ren/ noch andere personen sich darauff zuberuffen haben/ diß ward also JJ. GG. zu unterthaͤniger ehre und gehorsam gewilliget. Am Pfingst-abend schickt der oberauffse- her einen befehl an rath/ begehrt Seidlerum wider der Graffen anordnung zu schuͤtzen/ und die Cantzel zu verstatten/ und mit be- traͤuung/ da sie solches nicht thun wuͤrden/ wolte er starck genug kommen/ und ihm die Cantzel oͤffnen lassen. Diß schreiben schickt der stadtvogt Tham Pusch M. Augustino, be- gehrt von ihm bericht/ was dißfals von den Herren Graffen angeordnet sey/ der schickt ihm der Herren Graffen schrifftlichen befehl/ laͤst fragen/ ob sie ihm daruͤber schutz halten wolten/ bekommt zur antwort/ er solle sich in Gottes nahmen nach seiner gnaͤdigsten Herrn befehlig richten/ und weil ein ehrbar rath JJ. GG. mehr als dem oberauffseher mit pflich- ten verwand/ wolten sie ihn gebuͤhrend dar- bey schuͤtzen. Dem oberauffseher aber laͤst er sagen/ er soll kommen/ so starck er will/ und thun/ was er nicht lassen kan/ will sehen/ wie er ihm mit seiner buͤrgerschafft begegne. Laͤst darauff alsbald die wache vorm rathhause und in al- len Thoren desto staͤrcker bestellen/ laͤst am Pfingstage die Thore zuhalten/ die Stadt diener fuͤr der kirchen auffwarten/ und Seit- lern anzeigen/ er solle sich in seinem hause einhalten/ und nicht ursache geben zu tumult, damit ihm nicht selbst ein schimpff begegne/ die burgerschafft und handwercks-bursche haͤtten beschlossen/ da Seitler oder der ober- auffseher sich etwas unterstehen wuͤrden/ wol- ten sie sie mit pruͤgeln von maien todt schlagen/ sollen auch etliche parthey mit in der kirchen gehabt haben. Werden also das Pfingstfest uͤber die pre- digten von bemeldtem pfarrherrn und diaco- nis verrichtet/ Seitler aber bleibt auß der kir- chen; ward also durch Gottes gnade allerley unrath verhuͤtet. Den 2. Julii zog Seitler stillschweigend/ auch ohne abschied/ erklaͤrung/ und versoͤhnung mit dem ministerio hinweg nach Sangerhau- sen/ daselbst er auch auff seiner meinung blie- ben. Jst bald hernach kranck worden/ die faͤu- le im munde bekommen/ daß man ihm stuͤ- cke herauß schneiden muͤssen/ und wollen etli- che sagen/ daß ihm auch die zunge anheben zufaulen/ ist also ohne versoͤhnung mit dem ministerio und richtige erklaͤrung gestorben/ daß man auch bedencken gehabt/ ihn auff den Gottes acker zubegraben/ und ob wol endlich die freundschafft durch huͤlffe deß Syndici und Schoͤsser ihm das begraͤbniß/ jedoch nicht an gewoͤhnlicher staͤtte/ erlanget/ ist doch der je- tzige Superintendens M. Johann Schubart auff erholeten bericht beym ministerio zu Eiß- leben ihm nicht gefolget. Den 5. Julii ward der Herr Autumnus der Kirchen zu S. Andreas und ministerio præ- senti ret/ und von dem alten Balthaser Sti- sern die vorige investi tur und anweisung/ zu Mansfeldt geschehen/ wiederholet/ und also zu seinem ampte bestettiget. Ende deß Summa rischen Berichts. NUM. LX . Mandatum und außschreiben/ Herrn Christiani I. Churfuͤrsten zu Sach- sen/ wegen deß Elenchi und Exorcismi, auß der antwort und gegen-bericht auff die leichtpredigt D. Wellens durch dessen Freunde publici rt Anno 1605. p. 25. seqq. Von Gottes gnaden wir Christian Her- tzog zu Sachsen/ deß Heil. Roͤm. Reichs Ertz-Marschal und Chur-Fuͤrst ꝛc. Entbie- ten allen und jeglichen unsern Praͤlaten/ Graf- fen/ Herren/ deßgleichen unsern und der Stifft Meissen/ Naumburg und Merseburg/ Rit- terschafften/ Haupt- und Amptleuten/ Schoͤs- sern/ Geleitsleuten ꝛc. und sonderlich Superin- tenden ten/ Pfarrherrn und Seelsorgern un- sern gruß und gnade. Ehrwuͤrdige/ Wohl- gebohrne/ Edle/ auch wuͤrdige liebe Getreue und Andaͤchtige: Euch ist saͤmmtlich und sonderlich unverborgen/ welcher gestalt sich bißhero in der Christlichen kirchen mancherley spalt- und irrungen eraͤuget/ und zugetragen/ welches sonder zweiffel um der menschen viel- faͤltigen unbußfertigkeit und sunde willen ge- schicht/ darinnen wir auch alle schuldig seynd unsere suͤnde zu erkennen/ uͤber dieselbe reu und leid haben/ davon abstehen/ und unser leben hinfort zu bessern/ auch den allmaͤchtigen GOtt anzuruffen und zu bitten/ daß er die jetzt schwebende gantz aͤrgerliche und gefaͤhr- liche streit auffheben/ ihm eine Christliche kirche zu seinem lob und ehren erhalten/ auch alle menschen durch das band der Christli- chen liebe zusammen verbinden/ und deren hertzen treiben und fuͤhren wolte/ daß wir in wahrer gemeinschafft der heiligen leben/ ihn recht erkennen/ und seinen nahmen mit einmuͤthigem hertzen und seufftzen deßglei- chen anruffen moͤgen. Wirvermercken auch darneben daß solch gezaͤnck und aͤrgerniß fuͤrnemlich daher kommen/ daß sich ihrer viel auß den kirchendienern mehr auß privat affe- ct en und ursachen/ dann um Gottes und seines nahmens ehre willen/ unterstanden/ solche streit und gezaͤnck auff die Cantzel zu bringen/ und darunter ihrer widersacher mit gantz laͤsterlichen und schmaͤhlichen worten zu erwehnen/ auch dieselbe daruͤber gaͤntzlich auß der Christlichen gemeinschafft zu schlies- sen/ und zu verdammen: Dadurch dann das gegentheil zu der gleichen vornehmen und widerwertigkeit auch geschritten/ und also auß der kirchendiener aͤrgerlichen gezaͤnck und Th. IV. Sect. II. Num. LX. Churf. Christ. I. Außschreiben wegen Elen. und Exor. und hierauß erwachsenen spaltungen/ der lauff und außbreitung reiner lehr zum hoͤch- sten gehindert/ und wo dem nicht in zeiten begegnet wuͤrde/ darauß wol endlich unwie- derbringlicher schade und nachtheil in der Christlichen kirchen verursachet werden moͤch- te. Nun befinden wir/ daß unser geliebter vatter/ seliger und loͤblicher gedaͤchtniß/ die- ses laͤsterns und verdammens halber im ab- gelauffenen 66. Jahr am dato Dreßden den 18. Julii/ oͤffentliche mandata und be- fehle außgehen lassen: Und dieweil falsche und ungerechte lehre/ auch ohne anziehung/ laͤsterung und verdammung der gegentheil/ wol widerlegt werden kan/ und die praͤdi- canten nicht ihre eigene affecten und sa- chen/ oder auch andere haͤndel/ so eigent- lich in die schulen gehoͤren/ auff die can- tzel bringen/ sondern sich vielmehr ihrem ampt nach in Christlicher einigkeit ruhig und friedlich bezeugen sollen: So seynd wir solchem muthwilligen gezaͤnck und laͤstern/ auch fuͤr unser Person nach zu hengen nicht gemeinet. Gebieten und befehlen demnach hiemit ernstlich/ daß alle und jede Superinten- den ten/ Pfarrherrn und seelsorger ihre pre- digten/ wie sie auß Gottes wort zu thun schuldig/ moderi ren/ an den schwebenden re- ligions- streiten das laͤstern/ schaͤnden und verdammen der persohnen/ damit die zu- hoͤrer allein irr gemacht/ und mehr geaͤrgert/ dann je etwas gebessert werden/ eingestellet/ deßgleichen andere/ nicht all ein zu solchem fuͤrnehmen nicht leiten/ sondern auch davon abhalten/ und sich aller Christlichen beschei- denheit und der lieb deß naͤchsten zu befleis- sigen/ sich auch von allen theilen andere an sich zu hengen/ und auff der cantzel perso- nalia zu tracti ren gaͤntzlich enthalten. Da aber einer oder der andere darwider handeln wuͤrde/ so wollen wir uns gegen denselbigen mit solchem einsehen erzeigen/ daß er darauß unser mißfallen im werck zu spuͤren haben soll. Hierdurch wollen aber wir mit nichten verbotten haben/ daß man falsche lehre oder irrthum nicht verwerffen oder dissimuli ren sol- te: sondern es ist viel mehr unser gemuͤth und meinung/ daß unsere Superintenden ten und Pfarrherrn darauff fleissige und gute acht haben sollen/ daß reine unverfaͤlschte lehre/ dem goͤttlichen wort und Apostolischen schrifften/ den drey vornehmen Symbolis und der Augspurgischen consession gemaͤß/ gruͤnd- lich und treulich in kirchen und schulen un- serer lande und stiffte gehandelt und vorge- tragen/ auch papistische und andere oͤffent- liche erkannte und bekannte kaͤtzereyen/ irr- thum/ laster/ suͤnde und aͤrgerlich leben ernst- lich gestraffet/ und also deß H. Geistes lehr- und straff-ampt frey und ungehindert gefuͤhrt und getrieben werde: allein daß das unzeitige und unnoͤthige auch aͤrgerliche gebeiß/ gezaͤnck und verdammnis/ wie sich dessen etliche mehr zu zerruͤttung/ dann erbauung und bauung der Christlichen gemeinen/ allein auß gehaͤs- sigem gemuͤthe eine zeithero unterstanden/ gaͤntzlich vermieden/ und mehr von den praͤdicanten dahin getrachtet werde/ daß die paͤpstische greuel/ und andere/ erkannte und bekannte irrthume angefochten und reine lehre gepflantzet/ dann daß sich unser kirchen und schulen unnoͤthiger weiß mit einander zancken/ und aͤrgerniß/ spaltung und ir- rung verursachen. Dann gleich wie wir nichts wenigers dann unser geliebter Herr Vatter gethan/ uͤber der lehre deß reinen worts Gottes/ darauff die Augspurgische confession gegruͤndet/ mit ernst zu halten/ daruͤber nichts einfuͤhren zu lassen gemeinet: Also wollen wir auch/ in maͤssen S. G. se- ligen dessen gleichfalls zum hoͤchsten begierig gewesen/ und sich darunter keine muͤhe noch kosten tauren lassen/ in unsern landen/ kir- chen und schulen gute Christliche einmuͤthig- keit und bruͤderliche liebe erhalten/ auch das hohe gefaͤhrliche und aͤrgerliche gezaͤnck ver- huͤtet/ und durch keinerley schrifft/ predig- ten und dergleichen zu einiger unruhe und hader/ von den unsern ursach gegeben wer- den soll. Wie wir dann auch wollen und gebieten/ da einiger mißverstand oder zwey- spalt der unsern der lehr halben entstuͤnde/ daß man solches auff der cantzel fuͤr dem ge- meinen volck nicht verwehnen/ sondern an unsere Superintenden ten/ und der noth- durfft nach an unsere Universitæ ten gelangen lassen solle. Uber welchem unserm gebott und verbott auch alle Obrigkeit also ernstlich halten/ und dawider niemand im gering- sten nichts sagen soll. Da aber einer oder mehr hierinnen weisung zugedulten nicht gedacht/ und seinem vermeinten gewissen nach auß gefastem neid und mißgunst/ ge- zaͤnck zu treiben und zu erregen lust haͤtte: Soll derselbe in unsern Landen damit unsere kirche hiedurch nicht verunreiniget und betruͤ- bet/ nichtgeduldet oder gelitten werden/ son- dern mag sich an andere oͤrter wenden. Dar- nach sich maͤnniglich zurichten: Und geschicht hieran/ neben dem/ daß solches ohn das Christ- lich und billich/ unsere zuvor endliche mei- nung. Zu urkund haben wir dieses unser man- dat mit unserm auffgedruckten Secret besie- geln lassen/ und gegeben zu Dreßden/ den 28. Tag Augusti/ Anno 1588. NUM . LXI. D. Nic. Crellii Sache. Jnsonderheit kan von diesen haͤndeln in ansehung deß Cantzlers Crellii gelesen werden was Antonius Weckius in der Dreßd- nischen Chronicke berichtet/ so man hernach theils mit der in der historie selbst eingeruͤck- ten relation, theils mit hier folgenden docu- mentis der gegenparth fleissig zusammen halten koͤnne. Der fuͤrnehme urheber der zwispalt in reli- gions- sachen/ war D. Nicolaus Krell/ Chur- Fuͤrstl. Saͤchs. Cantzler/ welcher der lehr deß Calvini sehr ergeben und solche allgemach in diese lande zu introduci ren/ auch dergleichen priester einzufuͤhren in geheim nur zwar sehr sorgfaͤltig war/ mit abschaffung deß exorcismi bey der H. Taufe aber/ gieng er gar ungescheut/ und hatte der Gn. Herrschafft das formale so verhast gemacht/ daß allen Superintenden ten Pfarrherrn und Diaconis durch die consistoria, und hernach durch die Inspectores anbefohlen wurde/ besagten exorcismum abzuthun/ oder ihrer Th. IV. Sect. II. Num. LXI. D. Nic. Crellii Sache. ihrer dienste verlustig zu seyn/ und solte auch ein jeglicher das patent, so deßhalber insinui ret wurde/ wañ er Churfl. befehl folge zu leisten ge- soñen/ eigenhaͤndig unterschreiben; dieser ge- brauchte ernst schreckte ihrer viele von der be- staͤndigkeit ab/ daß auch der allerwenigste theil durch das Churfuͤrstenthum Sachsen/ und an- dere Churfl. Saͤchs. lande sich der subscription weigert/ daher dañ das alte sprichwort kom̃en: Schreibe daß du bey der pfarr bleibest. Jn- dem ein priesters weib ihrem Mañ/ welcher sich sehr ungerne zur unterschrifft verstehen wollen/ zu geredet und gesagt: Herr! lieber Herr! schrei- bet/ daß ihr bey der pfarre bleibt. Jm gantzen Wittenbergis. consistorio nun hattẽ alle hohe und niedere Geistl. unterschrieben/ ausser der Pfarrer und Caplan Tobias Mirus und M. Za- charias Nicolai, zu Graͤfenhainichen/ welche wie auch die Superint. zu Freyberg/ Firna/ Hol- ditz/ Naumburg/ Eulenburg/ 2. Caplaͤne zu Wittenb. und etlich andere theils abgeschaft/ theils auß dem lande verwiesen und theils ge- fangen gesetzet wurden/ D. Schiltern zu Leipzig aber/ der auch nicht unterschreiben wolte. Es uͤberlieff aber der obermelte Cantzler Jh. C. G. dißfalls dergestalt mit den expeditionen (als welche alle durch seine haͤnde giengen) daß er auch einsten mit einer nicht geringen anzahl befehligen nebenst federn und dinte S. C. F. G. in die schloß kirche gefolget/ und dieselbe ge- noͤthiget die sachen zu unterzeichnen/ daruͤber/ und dem allzuhefftigen eyffer J. C. F. G. offt geklaget/ daß ihr keine ruhe gelassen werde/ und war der heimliche kum̃er nit wenig ursach an deß allzufrommen Herrn fruͤhzeitigen tod- tesfall/ uͤber welchem verfahren D. Krellens die Churfl. Fr. Gemahlin zwar oft und viel geseuf- tzet/ aber sie vermocht es nicht zu aͤndern. Stracks nach deß Sel. Churfuͤrstens toͤdt- lichem hintritt/ wurde mehr ermeldter D. Krell in seiner behausung ver arresti ret/ also daß er ni- mals wieder an seinen dienst und auffreyen fuß kam/ sondern er wurde von Humen nach der vestung Koͤnigstein gefuͤhret/ und deß orts ge- faͤnglich enthalten; da auch folgends bey dem allgemeinen landtage die saͤm̃tliche landschafft sich der sache annahm/ wurde nit allein geschlos- sen/ daß von dem an kein hofdiener/ weder groß noch klein in bestallung genom̃en werden solte/ welcher nit vorher/ wie añoch uͤblich/ neben dem eyde der treue/ auch das juramentum religionis wuͤrcklich abgeleget haͤtte/ sondern es constitu- ir te auch dasland auff deß Hrn. Administrato- ris der Chur Sachsen bewilligten process wider obernannten D. Krellen M. Abraham Giesba- chen zum fiscal und anklaͤger/ mit welchem or- dentlichen processu in die 10. jahr zu gebracht wurde/ also daß es sich mit der execution deß endurthels gar biß zu C. F. Christian II. regie- rung verzog. Nebst diesem aber daß er| sich in religions- sachen also vertiefft/ beschuldigte man ihn zum andern/ er haͤtte J. C. F. G. und die landschafft in einander geflochten/ daß es leicht ungluͤck und mißtrauen causi ren koͤnnen/ weiler gerathen. Man solte dem Adel der doch damit beliehen/ die jagden einziehen. Und drit- tens/ daß er eine schaͤdliche corresponden tz mit dem Koͤnige in Franckr. zu der Roͤm. Kaͤyserl. Maͤj. præjudiz fuͤr sich/ ohne der andern raͤthe wissen/ gerathen und eingerichtet. Der process aber war daher so uͤber die mas- se weitlaͤufftig/ weil er sich als ein kluger und vortreflicher jurist mit remediis suspensivis sehr geschickt zu behelfen wuste/ also daß er in allem mit zeugnissen oder seiner eigenen hand muste convinci ret werden; Darbey gleichwol der ge- neigte leser der wahrheit zu steuer zuversichern/ wie ex actis nicht zu befinden/ daß ein eintziger mensch (wie wol ehemals der Gn. Herrschafft zu nachtheil nachgeredet worden) um der reli- gion wegen/ heimlich waͤre hingerichtet wor- den/ welches auch von dem fiscal nicht wuͤrde seyn verschwiegen blieben/ weil solches den in- quisit en mercklich gravi ret haͤtte/ daß aber der gram und die bekuͤm̃erniß nicht manchem ehr- lichen priester das leben verkuͤrtzet/ und also vor der zeit betruͤbte wittwen und weisen gemacht haben solle/ ist wol ausser allem zweiffel. Als nun der process wider besagten D. Krel- len gaͤntzlich absolvi ret war/ und ein urthel deß- halb eingeholet werden solte/ hatte man be- dencken/ das rechtliche erkandtniß von inlaͤn- dischen facultæt en oder schoͤppenstuͤhlen/ als membris von dem corpore der Landschafft/ die klaͤgers stelle vertrat/ zu begehren/ sondern man sahe vor gut an/ sich dessen zu Prage bey der Boͤhmischen appellation- cam̃er (welche in cri- minal- sachen zu sprechen pfleget) zuerholen/ und das bekam man folgenden inhalts: Wir Rudolph ꝛc. ꝛc. ꝛc. erkennen/ als uns von dem hochgebohrnen Fuͤrsten unserm lieben Oheim Fried. Wilhelm/ Hertzogen zu Sach- sen/ vormuͤnden und der Chur-Sachsen admi- nistratorn pein/ und von M. Abraham Giesba- chen/ als hierzu verordneten fiscal en anklaͤgern/ vermoͤg deß land uͤblichen gebrauchs/ angestell- ter inquisition-process sam̃t gefuͤhrten beweise wider den verhafften D. Nic. Krellen angeklag- ten zugeschicket worden/ und darinnen was recht seyn moͤchte/ zuerkennen gebetten. Daß wir solchen process und beweiß unsern verord- neten Præsident und raͤthen/ so uͤber den appel- lation en auf unserm Koͤnigl. schlosse zu Praga sitzen zum versprechen uͤbergeben; Haben ge- dachte unser Præsident und raͤthe nach erse- hung und gnusamer erwegung zu recht erkand; daß angeklagter Nic. Krell mit seinen vielfaͤlti- gen boͤsen/ wider seine pflicht fuͤrgenom̃enen/ daheim und mit fremder herrschaft und dersel- ben abgefertigten gebrauchten practic en/ aller- hand arglistigen schaͤdlichen fuͤrnehmen so zu recht gnugsam auff ihn dargethan und erwie- sen/ dadurch er wider den auffgerichteten land- frieden/ zu turbi rung gemeinen vatterlands ru- he und einigkeit gehandelt/ sein leib und leben verwircket/ und also andern zum abscheu mit dem Schwerde gerechtfertiget werden solte ꝛc. von rechts wegen ꝛc. ꝛc. Solches urthel wurde transumi ret/ und im nahmen der Chur Sachsen Administratoris Hertzog Frid. Wil- helms zu Sachsen eingerichtet/ darauff der schoͤsser zu Dreßden/ der amptsverwalter zu Altenberge zwey oͤf- fentliche notari en und der landschafft fiscal, M. Abra- ham Giesbach mit demselben nach dem Koͤnigstein ab- gefertiget/ welche am 22 Sept. dem verhafften solches wie folget zwar vorgelesen. Auf verfuͤhrten beweiß in peinlichen inquisi- tion- sachen M. Abrah. Gießbachen Chur S. in vormundschafft bestellten fiscal, anklaͤgern an ei- nem/ uñ dem verhafften D. Nic. Krelle angeklag- ten andern theils. Erkennen von GOttes Gn. wir Fried. Wilh. Hertzog zu Sachsen auf beken- nung der rechtsgelehrtẽ vor recht: daß angeklag- ter D. Nic. Krell mir seinẽ vilfaͤltigen boͤsen/ wider sein pflicht fuͤrgenom̃enen/ daheim und mit frem̃- der herrschafft und derselben abgefertigten ge- brauchten practic en und allerhand arglistigen schaͤd- Th. IV. Sect. II. Num. LXII. Anonymi Bericht von Crellii Tode. schaͤdlichen fuͤrnehmen/ so zu Recht gnug- sam auff ihn dargethan und erwiesen/ da- durch er wider den auffgerichteten land- frieden zu turbi rung gegen meines vater- landes ruhe und einigkeit gehandelt/ sein leib und leben verwircket/ und also andern zum abscheu mit dem schwerdt gerechtfer- tiget werden sol/ Von Rechts Wegen ꝛc. ꝛc. Zu urkund mit Unserer jungen Vettern auffgedrucktem Cantzley- Secret besiegelt. Er hat aber wider dieses Urthel hefftig ge- redet und vorgegeben/ er waͤre nicht gnug ge- hoͤret/ und solches nicht Acten -maͤßig/ daher er auch dawider an den Herrn Administratorem der Chur Sachsen eine laͤuterung/ und seine freunde an das Cammer-Gerichte zu Speyer (welches ehemals anbefohlen/ ihn mit seiner nothdurfft zu hoͤren) eine Appellation einge- wendet; Man hat aber die laͤuterung fuͤr un- zulaͤßlich/ hingegen dafuͤr geachtet/ es habe der Delinquent binnen 10. jahren zeit gnug zur verantwortung gehabt/ daher sein beicht-va- ter/ Nicolas Blum/ Pfarrer zu Dona ihme zugeordnet worden/ welcher selbigem mit tro- ste und unterricht in der Religion/ so wol auff der Vestung als auch allhier biß an sein ende/ nebenst M. Rudolphen/ dem Diacono zum H. Creutze/ beygewohnet. Den 5. Octobr. ist er anhero nacher Dreßden gebracht/ und ihme den 6. 7. und 8. zugelassen worden/ sich zu sei- nem tode zu bereiten. Als nun den 9. Octobr. der tag zur Execution anberaumet/ hat man auff dem Rathhause ein hochnoth-pein- lich halsgerichte angestellet/ wobey der Amt- schoͤsser/ Amtschreiber und Stadtrichter Chri- stoph Keilig/ neben den Schoͤppen gesessen; Solches halsgerichte zu verwahren/ wurde die junge Mannschafft aus allen zuͤnfften mit ober- und untergewehr auffgeboten/ der Con- demnir te aber/ so im kleinen gerichtsstuͤblein/ jetzo die kreyß-steuer-stube/ zu bette lag/ bey dem die vorgenannten Geistlichen waren/ hielte sich auff/ so lange er vermochte/ also/ daß die Prie- ster das Gerichte baten/ weil sie die seele zu ge- winnen verhofften/ moͤchte man den armen Suͤnder nicht uͤbereilen/ massen denn sie ihn auch noch kurtz vor der Execution dahin dispo- nir ten/ daß er die veraͤnderte Religion bereuet/ und darauff gebeichtet/ auch das H. Abend- mahl andaͤchtig genossen. Er vermeinte zwar/ da auff die gestellung seiner person gedrungen wurde (welches dann endlich auff einem stuhl sitzend nur in einem schlaffpeltze allererst um 11. uhr geschahe) es wuͤrde nur eine territion vermittelst ablesung des Urthels bedeuten/ al- lein da der Scharffrichter das peinliche halß- gerichte außgeruffen hatte/ das urthel darauff abgelesen wurde/ und seine muͤndlich gebrauch- te remedia suspensiva und protestationes, die auch mit den allerersinnlich- und beweglichsten klugen reden geschahen/ mit der Richter und Schoͤppen entschuldigung/ daß ihnen mehr nicht als die schleunige Execution von dem ab- wesenden Churfuͤrsten (welcher am 23. Sept. ins Regiment getreten/ und tages vor der Exe- cution nacher Hayn verreiset war) ernstlich committi ret und aufferleget waͤre/ uͤberall nichts verfangen wolten und kunten/ ward der stab gebrochen; Darauff sich der Doct. dem Senten tz ergeben/ und dem Kaͤyser und Chur- Fuͤrsten unterworffen. Endlich brachte man den condemni rten armen suͤnder/ auff einem stuhl sitzend/ im schlaffpeltze von dem Rath- hause nach dem Juͤdenhoff getragen/ binnen welchem wege er sich mit den fuͤrtrefllichsten Spruͤchen Goͤttliches Worts troͤstete; und da er auff den Richtplatz kam/ war dem Neuen Stalle gegen uͤber eine buͤhne auffgerichtet/ darauff er getragen/ und auff einen niedrigen stuhl ohne lehne gesetzet war. Nachdem er nun sehr freymuͤthig diese worte geseuffzet: HErr GOtt Vater/ der du mich er- schaffen/ HErr GOtt Sohn/ der du mich erloͤ- set/ HErr GOtt Heil. Geist/ der du mich ge- heiliget hast/ heute uͤbergebe ich dir das pfand/ das du mir bißhero geliehen hast/ ꝛc. erlitte er den streich mit dem schwerdt; Welcher Exe- cution die Churfuͤrstl. Frau Mutter auffin Stalle gegen uͤber zugesehen und gesaget hatte: Sie wolte dem Manne sein Recht thun sehen/ welcher Jhren seel. Herrn so uͤbel angefuͤhret haͤtte. Dem ents e elten Coͤrper ward durch den obbemeldtem Pfarrer zu Dona/ als seinen Beichtvater/ in der Frauen kirche (auf welchem kirchhofe er zur erde bestaͤtiget ist) eine Leichen- predigt gehalten und solche in druck gegeben. Num. LXII . Hierauff folget das Dreßdnische Manu- script von dieser Sache. Anonymi Bericht von Crellii Tode. Herr D. Nicolaus Crellens Peinlicher Pro- cess und seines Endes Beschreibung. Den 6. Octobr. dieses 1601. jahres/ hat der Amtschoͤsser/ Michael Kromberger/ der aͤltere/ Doct. Nicolaum Crellen um 5. uhr des morgens von Koͤnigstein aus seinem gefaͤngnuß hie- her gegen Dreßden gebracht/ und auf das Rath- hauß in das kleine gerichtstuͤblein verwahret und bewachen lassen/ hernachmals aber den 9. Octobr. haben fruͤhe umb 5. uhr verordnete drey Herren/ als der Pfarrherr von Donnen/ Herr Nicolaus Blumius, und zweene Diaconi, Herr Tobias Rudolff/ und Herr Adam Muͤller/ gantz treulich und hoͤchstes ernstes Herrn Nicolaum Krelen von seiner boͤsen und hals starrigen meinung/ weil ihm allbereit sich zum tode zu schicken war angesagt/ abzuwen- den/ und rechtschaffen sich zu bekehren/ fleiß angewendet/ und gemuͤhet/ hat doch der Herr Doctor sich nicht anders hierauf erklaͤret/ als daß ihme/ wie jederzeit von ihme beschehen/ ge- walt und unrecht geschehe/ berichtet/ hat man hernach/ wie alles zur peinligkeit angestellet ge- wesen/ ihme seine kleider anzulegen/ und sich fer- tig zu machen/ vorgenommen/ und kurtz vor 10. uhr abermal ferner aufs treulichste erinnert der sachen. Als nun der Doctor gespuͤrt/ daß nichts anders daraus werden wolle/ hater sich eilend das hochwuͤrdige Abendmal zu gebrau- chen noch vor seinem ende/ und die Heil. Absolu- tion begehret/ welches auch alsobalde ihme mit- getheilet wordẽ; inmassen solches alles die nach seinem erlittenem tode/ gethane schoͤne Leichpre- digt/ wie es alles mit ihme diese 4. tage/ als er zu Dreßden gewesen/ gehalten worden/ weitlaͤuff- tiger meldẽ thun wird. Nach diesem allem habẽ allbereit ein gantzer sitzender Rath/ alte und jun- ge Herren/ hernach der Amtschoͤsser/ Amtschrei- ber/ und der Landschafft- Fiscal, Mag. Abraham A. K. H. Vierter Theil. M m m Gieß- Th. IV. Sect. II. Num. LXII. Anonymi Bericht von Crellii Tod. Gießbach/ alii Gießbachen von Leipzig/ in zim- licher versam̃lung auch etlicher Buͤrgerschafft/ gesessen/ und das Gerichte zu hegen auffgewar- tet/ welches aber/ weil der beklagte nicht zur stelle/ eingestellet worden. Wie man nun den Herrn Doctor auff einem sonderlich tragendem stuhl/ aus dem kleinen gericht-stuͤblein/ vor das hochpeinliche halß- gerichte sitzende niedergestellet/ hat der ver- ordnete Stadtrichter/ Christoff Kehling/ das hochpeinliche halßgerichte zu hegen angefan- gen/ und der Herr Doctor solches nicht wol hoͤ- ren koͤnnen/ hat der Doctor gesagt/ ihr wollet doch staͤrcker reden/ denn ich kan nichts hoͤren/ oder vernehmen; Hierauff der Stadtrichter etwas staͤrcker geredt/ und das gericht/ wie braͤuchlich/ geheget; Als solches verbracht/ ist der scharffrichter/ Meister Cuntz Poltz/ vor ge- richte auff die seite bey den Doctor getretten/ und lesende den beklagten Doctor beschuldi- get; also daß er seine ehre/ treu und pflicht/ so er dem Churfuͤrsten zu Sachsen gethan/ und dem allgemeinen Vaterlande zu leisten schuldig ge- wesen/ gantz leichtfertig vergessen/ und mit auß- laͤndischen Fuͤrstlichen Potentaten/ und frembdem Volck heimliche practicken/ und listige anschlaͤge neu gemacht/ dardurch er denn/ wie leider vor augen/ das allge- meine liebe vatterland/ Kirchen und Schu- len/ jaͤmmerlich sehr betruͤbet/ und deßwegen nach dem von Jhro Roͤmischen Kaͤyserlichen Majestat wolgesprochenen urtheil/ und dar- auff von dem Chur-Fuͤrsten zu Sachsen befohlenen execution mit dem schwerdt vom leben zum tode billig zu straffen; Auff diß anklagen hat der Herr Doctor umb- wendende geantwortet/ daß diese gegen den Krell beschuldigung unwahr/ ihme ge- walt und unrecht geschehe; denn er vor sei- ne person haͤtte die zeit seines lebens mit keinem einigem menschen einige heimliche verbuͤndnuͤß/ und anschlaͤge nicht gemacht/ haͤtte solches auch in sein hertz und ge- dancken die zeit seines lebens nicht kom- men lassen/ viel weniger er keine schreib-feder derwegen zu gebrauchen in die hand genommen; Da ward ihm der Kaͤyserlichen Majestaͤt urtel oͤffentlich vor- gelesen/ darauff er geantwortet/ daß er vor dieser Christlichen Gemeine oͤffentlich bezeuge/ daß er dieser puncten/ im urtel be- griffen/ gantz und gar nicht gestaͤndig/ und beruffe sich derhalben auff seine eingewandte/ rechtmaͤßige laͤuterung/ und von seinen freunden hierauff eingebrachte appellation, an das hochloͤbliche Cammer-Gerichte zu Speyer/ das da außdruͤcklichen solche und dergleichen gesprochene urtheile zu laͤu- tern/ und davon zu appelli ren rechtlichen zu- gelassen/ und bat zum hoͤchsten/ diese seine rechtmaͤßige exception dem Chur-Fuͤrsten zu Sachsen/ unserm gnaͤdigstem Herrn/ unter- thaͤnigst zu berichten; Hierauff der Land- schafft- Fiscal geantwortet: Herr Doctor/ es ist dem Chur-Fuͤrsten zu Sachsen diese euere laͤuterung/ und euerer Freunde be- schehene appellation versiegelt alsobalden zugeschicket worden; darauff Seine Chur- Fuͤrstliche Gnaden sich außdruͤcklich resol- vi ret/ daß das von Roͤmischer Kaͤyserlicher Majestaͤt beschehenes und außgesprochenes urtheil/ Seiner Chur-Fuͤrstl. Durchlauch- tigkeit zu exequi ren/ ungeachtet daß dar- auff geschehene laͤuterung und appellation gnaͤdigst zu thun/ gesinnet/ und hilfft nun- mehr des Herrn Doctors exception gantz und gar nichts/ wie dann auch Seine Chur-Fuͤrstl. Gnaden solches zum theil also- balde zu vollstrecken/ dem Ambtschoͤsser und Raͤthen zu Dreßden außdruͤcklichen und ernstlichen befehlen lassen; Hierauff der Doctor gesagt/ er wuͤste gewiß/ daß dem Chur-Fuͤrsten zu Sachsen/ diese sei- ne laͤuterung und appellation gesamt nie- mals vorkommen/ haͤtte er doch je und allewege/ auch so lange er gefaͤnglich ge- sessen/ gebeten/ ihn mit seiner nothdurfft zu hoͤren/ er aber haͤtte darzu nicht kom- men/ noch zugelassen werden koͤnnen/ ver- hoffte aber/ da er nur gehoͤret/ er wolte seine unschulden all außfuͤhren/ daß Roͤmische Kaͤyserliche Majestaͤt/ der Chur-Fuͤrst zu Sachsen/ ja maͤnniglich mit ihme zu frie- den wol seyn solte. Hierauff der Richter geantwortet: Herr Doctor/ euersuchen kan auff dißmal keine statt finden/ denn wir euch zu nichts einzulassen/ und nicht zu hoͤren außdruͤcklichen befehl haben; auff dieses der Herr Doctor gesagt/ warumb habt ihr Herren Richter und Schoͤppen/ im anfange/ als ihr das Gerich- te geheget/ denn oͤffentlichen außruffen lassen/ daß wer vor diesem etwas zu schaf- fen/ oder klagen/ seine gegennothdurfft/ was er hierinne gestaͤndig/ oder nur einzuwen- den/ beybringen/ und darauff gehoͤret werden solle; der Richter wieder geantwortet: Das Gericht ist wegen des Churfuͤrstens zu Sachsen/ und auff Kaͤyserlich. Majestaͤt gesprochenes urthel geheget worden/ und der stab alsobald gebrochen/ und dem Scharffrichter befohlen worden/ solches ur- tel ohn einiges verhindern/ an dem beklag- ten zu vollstrecken; darauff nochmals der Doctor geantwortet: Herr Richter/ wo habt ihr jemals erfahren/ oder gelesen/ daß/ wenn ihr einem beklagten/ so sonderlich sein leib und leben gelten thut/ ein urtheil fuͤrgelesen/ und dasselbe nicht gestaͤndig/ sondern solches in allewege verneint/ man ihme hernach leib und leben nehmen solte/ oder koͤnte; So wuͤste er auch so viel Rechtens/ daß man einen jeden beklag- ten/ sonderlich/ wie in diesen loͤblichen lan- den gebraͤuchlich/ nach nothdurfft zu hoͤren schuldig/ und man also mit ihm alleine einen eigenen und sonderlichen process nicht machen/ viel weniger/ ungeachtet auf sein recht- maͤßiges einbringen/ verfahren und solches vollstrecken solte/ oder koͤnte/ welches aber alles des Doctors vorbringen/ weil seine oration, von ihme gantz zierlich/ herr- lich/ und unerschrocken gethan und voll- bracht/ nichts gelten oder helffen wollen/ sondern das gerichte auffgehoben/ und die baͤncke umbgestossen worden; Hier- uͤber der Beichtvatter vor Gerichte getret- ten/ und seine/ des Doctors/ confession bedeu- tet/ und daß er selbst von seiner beicht zu ihm gesprochen: Jch habe alles meinem Beicht- vater Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. Von des Cantzlers Crellii Execution. vater/ vertrauend bekannt/ und sich erklaͤ- ret oͤffentlich also/ daß er sich vor einen armen suͤnder erkannt und bekannt/ und außge- sagt/ und angemeldet und bitten lassen/ wie auch der Doctor selbst muͤndlich gethan/ und gesaget; Nun wolan/ es geschehe in Gottes namen Roͤmischer Kaͤyserl Majestaͤt/ und des Churfuͤrsten zu Sachsen wille/ demselben wil ich im geringsten nicht wiederstreben; Jedoch bitte ich meiner jeder zeit zum besten zu gedenckẽ/ und daß man solches den meinen nicht auffruͤ- cken wolle; man wolle seine begangene suͤnden/ so er wegen maͤnniglichen gethan/ um GOt- tes barmhertzigkeit willen verzeihen und ver- geben; Jnmassen er dann von grund seines hertzens gegen allen seinen feinden auch ge- than; und darauff ist der Doctor auffm stuhl tragende auff den ort/ und auffgerichteten pallast/ seine straffe zu leiden getragen wor- den; Wie hertzlich/ fleißig und treulich aber vielgedachter Doctor zu GOtt dem Allmaͤch- tigen unterwegen/ und auff dem ort/ da er ge- richtet worden/ geseuffzet und gebetet/ und wie hertzlich er sich mit schoͤnen spruͤchen aus GOttes wort sehr getroͤstet/ und wie uner- schrocken er seine straff gelitten/ wissen viel hundert menschen/ die solches mit grosser verwunderung gesehen und angehoͤret haben/ am besten; Endlich mit diesen worten sagende sein end beschlossen: Ach GOtt him̃lischer Vater/ der du mich geschaffen; JESUS CHRistus/ der du mich ertoͤset; Ach GOtt Heiliger Geist/ der du mich geheiliget/ ich wil dir jetzt wieder uͤberantworten/ was du einmal geheiliget/ und mir in diesem leben zugestellt hast/ wel- ches du also von mir auffnehmen und empfa- hen wollest; Darauff alsobalden die execu- tion erfolgt. GOTT der Allmaͤchtige sey ihme und uns allen gnaͤdig/ und verleihe ih- me und uns allen nach diesem leben eine froͤ- liche aufferstehung/ Amen. Num. LXIII . Von des Cantzlers Crellii Execution. §. 1. Von dieses Chur-Saͤchsischen Cantzlers Nicolai Crellii Process und Execu- tion sind ferner in der angezogenen antwort und gegen-bericht seiner freunde/ und anderer der warheit liebhaber diese nach- folgende umstaͤnde und puncte noch beyzufuͤ- gen. Als da sie p. 7. also schreiben: Unser „Freund seliger ist in dieser zehen jaͤhrigen ge- „faͤngniß aller defension, trostes/ raths/ bey- „standes gantzlich und allerdings beraubet ge- „wesen; auch hat man weder menschen noch „schrifften von oder zu ihm kommen lassen. „Welches gleichwol ein unerhoͤrter handel/ „auch keinem uͤbelthaͤter/ er sey so groß er im- „mer wolle/ jemals wiederfahren ist. So „hat er auch dem urtheil biß an sein letztes „ende wiedersprochen; ist auch keiner verbre- „chung gestaͤndig/ viel weniger derselben in „unserm oder einiges unverdaͤchtigen freun- „des beyseyn/ oder sonst wie recht/ uͤberzeugt und uͤberwiesen worden. Derwegen uns“ um solche verbrechung nichts bewust Und“ p. 8. Sintemal das gewiß und die warheit“ ist/ daß diese sache an die Roͤmische Kaͤy-“ serliche Majestaͤt zu versprechen niemals ge-“ langet/ noch auch Jhrer Majestaͤt Reichs-“ Hoff-Raͤthen heimgestellet worden sey; Ja“ Jhro Majestaͤt/ und Dero Reichs-Hoff-“ Raͤthe haben von diesem proceß nichts ge-“ wust/ als was sie etliche tage nach gesche-“ hener hinrichtung allererst erfahren haben.“ Daß aber an die Boͤhmische Appellation- “ Raͤthe ein bericht gestellet (dessen inhalt we-“ der D. Crellen/ noch seiner freundschafft/ son-“ dern allein dem einem theil bewust gewesen)“ und daselbst eine information erholet wor-“ den; solches ist man nicht in abrede/ es“ bezeugets auch das urtheil. Dieweil aber“ ein sehr grosser unterscheid zwischen einem“ Kaͤyserlichen end-urtheil/ und eines Boͤh-“ mischen Appellation- Raths information ist;“ das urtheil auch an ihm selbst und in buch-“ staben viel ein anders/ und nemlich/ daß“ der Administrator der Chur Sachsen/“ und mit nichten die Roͤmische Kaͤyserliche“ Majestaͤt der urtheilsprecher gewesen/ auß-“ weiset. §. 2. Ferner p. 42. Wer aber seines“ todes ein ursach sey/ oder dazu geholffen ha-“ be/ das wird man am juͤngsten tage sehen.“ Jn den Relationibus Historicis lieset man/“ daß Jhrer Churfuͤrstl. G. tod/ bey dem ge-“ sunden leib allbereit auff der bahr gewesen“ sey. Es habens Jhro Churfuͤrstl. G. selbst“ dafuͤr gehalten/ sie haben einen trunck mit gifft“ vermischt zu sich bekommen. Nu ist gewiß/“ und wissens D. Crellens feinde/ muͤssens auch“ bezeugen/ daß D. Crell seinen Gnaͤdigsten“ Churfuͤrsten und Herrn dermassen geliebet/“ und so treu gewesen/ daß/ wo es moͤglich ge-“ wesen/ er fuͤr Seine Churfuͤrstl. G. willig-“ lich gestorben waͤre: Solte er denn dieselbe“ fuͤr der zeit zum tode befoͤrdert haben? Die“ ungehorsame unruhige clamanten, pasquil“ lanten, und draͤubrieffschreiber/ die moͤ-“ gen sich dieser bezuͤchtigung annehmen. De-“ rer aber keiner ist D. Crell gewesen; denn es“ ist unleugbar/ daß sie alles mit luͤgen/ mit“ auffruhr/ mit ungehorsam gegen ihre Obrig-“ keit/ und diejenige/ die dem Churf. Christia-“ no treulich gedienet/ erfuͤllet haben; S. Chur-“ fuͤrstl. G. oͤffentlich nicht allein mit pasquil-“ len und schmaͤhe-schrifften ohne scheu ange-“ griffen/ sondern auch mit brieffen/ (wie vor-“ gedacht) bedrohet. Und ist nicht ohne/ daß“ es vielen frommen hertzen viel nachdenckens“ gemacht/ daß die Medici Jhro Churfuͤrstl. G.“ nicht haben exenteri ren duͤrffen. Hieruͤber“ haͤtte man inquiri ren/ diese redliche gesellen“ anklagen/ mit recht verdammen und exequi- “ ren sollen. Aber davon schweigt man fein“ still. §. 3. Von den umbstaͤnden seines to- des stehet unter andern dieses: pag. 137. Der scharffrichter hat den kopff auffgerich- tet/ beschauet/ und gesaget: Crell/ wie gefiel dir der Calvinische streich? O es stecken in diesem kopff viel verwirrte Calvinische sa- chen. Es seynd ihrer noch mehr unter dem A. K. H. Vierter Theil. M m m 2 hauf- Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution. hauffen: ich dencke sie sollen theils auch noch in meine faͤuste gerathen. Den coͤrper haben die henckers-knechte hingerissen/ und hin und her geschleifft/ daß die fuͤltzame struͤmpff sich dar- uͤber abgestrichen; als ihn die leute vor wol be- schauet/ und ein solch gedreng umb ihn gewesen/ daß der coͤrper mit fuͤssen getreten worden/ und man ihn wegschaffen muͤssen. §. 4. Was sonsten die Auctores dieses ge- gen-berichts unter andern von D. Polycarpo Leysern geschrieben/ daß er bey Crellens hin- richtung woldas seinige auch beygetragen/ ha- ben sie ohne zweiffel aus einigen umbstaͤnden geschlossen. Unter seinen schrifften findet man in einer landtags-predigt/ so er Anno 1601. den 9. Decembr. zu Torgau gehalten/ und die An- no 1602. zu Leipzig gedruckt worden/ diese wor- te von Crellio/ woraus man seinen grund und „sinn gnugsam sehen kan/ p. 36. Jn der welt „thut immer einer dem andern einen eingriff in „sein ampt/ und laͤst unterdessen sein eignes an- „stehen. Jm Pabstthum wolten die geistliche „Herren alle weltliche aͤmpter|bedienen/ sie wa- „ren Cantzler/ Hoffrichter/ Stadthalter/ ja „mengeten sich auch ins kriegswesen ein. Aber „wenn Jesuiten und Capuciner/ Moͤnch krieg „fuͤhren wollen/ ey so nim̃t es einen feinen auß- „gang/ wie jetzo vor Canischa geschehen. Bey „uns unter dem Evangelio/ wollen immerzu die „weltlichen das Directorium haben/ in Reli- „gions-sachen. Aber mich beduͤnckt/ diese lan- „de soltens schter weiß worden seyn/ was es fuͤr „nutz und frommen bringe/ wenn ein politischer „Crell das Directorium in kirchen- und schul- „sachen haͤlt. O wie kan doch ein solcher hei- „mischer und verschlagener kopff/ der sein leb- „tag nie oͤffentlich vor der gemeine sich in Reli- „gions sachen hoͤren laͤsset/ in den winckeln und „in geheim so grossen schaden thun/ ehe man „desselben gewahr wird/ daß hernach/ wenns „endlich außbricht/ man schier nicht mehr weiß/ „wie den sachen zu helffen oder zu rathen stehe. §. 5. Die drey Prediger/ so Crellium zum tod begleitet/ haben dergleichen sinn in dem Examine examinis Pierii auch sehr deutlich ent- decket/ daraus nur zur probe folgendes aus p. 95. anzufuͤhren gnug seyn wird: Es dancke euch solches der teuffel/ daß ihr (Calvini- sten) solche gesellen seyd/ daß/ wenn ihr die O- brigkeit wider ihre unterthanen zum blutbade angemahnet/ ein gantz land in gefahr leibes und lebens/ guts und bluts gesetzt/ und wider den landfrieden gehandelt/ man auch solches uͤber euch erweiset/ und urtheil und recht gibt/ sie als landfriedbrecher sollen NB. mit dem schwerd getoͤdtet werden; daß ihr pfleget gute worte aus falschen hertzen zu geben/ und sich erbieten gegen GOtt/ gegen den Predigampt und der Obrigkeit und den Naͤchsten sich also zu ver- halten/ u. s. f. da sagen wir noch: Es dancke es euch der teuffel/ daß ihr solche lose leu- te seyd/ und haͤtten nicht vermeint/ daß ihr solche personen de tribu Levi seyn solt. u. s. w. Und p. 99. Jhr ( D. Pieri ) habt sehr uͤbel ge- than/ daß ihr D. Crellen als euren Messiam al- so jaͤmmerlich in der patsche habt stecken lassen/ und gar verlassen NB. nicht anders/ als die Juͤnger und Apostel zur zeit der paßion den HErrn CHRistum verliessen. Dergleichen leichtsinnige und uͤbel-klingende exprossiones sind allenthalben in dieser und andern solchen schrifften anzutreffen. §. 6. Folget hierauff die Supplication an Hertzog Friedrich Wilhelmen zu Sachsen/ Administratorn der Chur-Sachsen ꝛc. 1601. aus der antwort auff die leich-predigt D. Crel- lens von seinen freunden publici rt 1605. p. 69. Gnaͤdigster Herr/ E. F. G. kan ich aus betruͤbtem gemuͤthe unterthaͤnigst klagend nicht bergen/ wie daß heute fruͤh der Amtschoͤs- ser zu Dreßden/ und Amtsverwalter auffm al- ten berge/ in gegenwart 2. Notarien, und der angebohrnen landschafft Syndici, so wol des Fiscals und meiner/ in E. F. G. namen/ auf den wider mich gefuͤhrten Inquisitions- proceß ein urtheil allhier publici ret/ daß man mir wegen meiner daheim fuͤrgegebenen/ und mit fremder Herrschafft/ und derselbigen abgefertigten/ wi- der den landfrieden gebrauchten boͤser practi- ken und anderer fuͤrnehmen/ so/ wie zu Recht gnugsam auff mich dargethan seyn sol/ mein leib und leben vermeintlich abgesprochen/ und das schwerdt zuerkannt. Nun haͤtte ich mich ehe himmels-fallens/ deñ eines solchen urtheils/ auff den gefuͤhrten proceß und beweiß verse- hen/ sintemal ich mich vor GOttes angesicht dergleichen boͤsen practiken und fuͤrnehmen un- schuldig weiß/ auch gewiß bin/ daß nicht allein kein mensch auff dieser welt/ einige boͤse practi- ken und fuͤrnehmen von mir mit bestande wahr sagen koͤnne/ sondern daß auch in dem gefuͤhr- ten beweiß/ weñ derselbige mit unpartheyischen augen angesehen/ mehr fuͤr mich als wider mich dargethan; Und haͤtte ich hieruͤber gerad das gegenspiel alles deß/ so ich vermeintlich beschul- diget/ wenn man mich nur gebuͤhrlich gehoͤrt (wie Rechtens/ und vom Kaͤyserl. Cammer- Gericht vorlaͤngst befohlen/ und sonder zweiffel auch erkant) bestaͤndiglich darthun/ und auß- fuͤhren wollen. So ist auch unverneinlich und offenbar/ daß vermoͤge des klaren buchstabens des auffgerichteten land-friedens niemanden lebens-straffe zuerkant werden kan/ er habe denn gemeldte thaten geuͤbt/ deren ich aber nie beschuldiget/ viel weniger uͤberwiesen. Es be- zeugen auch die ergangenen Acta |klaͤrlich/ daß dasjenige/ so erkannt/ dergestalt wie es gespro- chen/ nie geklagt/ ich geschweige/ wie zu Recht gnugsam/ erwiesen; sondern es seyn im grund allein etliche/ in Religions- und dann je wenig politischen sachen/ ergangene geschicht angezo- gen; welche/ wenn sie gleich uͤber mich bewie- sen/ als doch nicht ist/ einige leibs- und lebens- straffe nicht auff sich tragen oder wegen. Denn das urtheil gar extra acta \& petita, und wie ge- meldt/ auch wider den klaren innhalt des land- friedens gesprochen; immassen dann auch solch urtheil gar wider den gebraͤuchlichen stylum verfast/ auch wort in sich hat/ so sonsten in ur- theilen nicht gesetzet worden. So ist es auch nicht an dem orte/ da vermoͤge der inquisition befehl/ geurtheilt werden sollen/ ergangen; Darum ich alsbald gebeten/ mir das beler- nungs-urtheil in originali vorzulegen/ dasselbe aber nicht erhalten koͤnnen. So habe ich auch von stund an nachmals gesucht/ meinem Wei- be/ und meinen Freunden und Rechtsgelehrten einen freyen unverhinderten zutritt zu mir zu verstatten; welches aber/ neben vorgemeldtem meinem suchen allein zu referi ren verzeichnet wor- Th. IV. Sect. II. Num. LXIII. von des Cantzlers Crellii Execution. worden. Wann dann dem allem also/ E. F. G. auch gnaͤdigst unverborgen/ wie ich/ sonderlich deß wider mich vorigen processen zuwieder an- gestellten inquisition-process halben/ daß der- selbe gantz unrechtmaͤßiger und ungebuͤrlicher weise/ dazu mit abstrickung meiner gebuͤrlichen defension, wider mich gefuͤhret/ jederzeit einge- wandt/ aber damit nie gehoͤrt werden koͤnnen/ und nur hieruͤber so ein geschwind urtheil wider mich durch dasselbe/ wie jetzo kuͤrtzlich erzehlet/ auch kunfftig/ so es vonnoͤthen/ noch ferner dar- gethan werden sol/ wieder Recht/ meine mir vor Gottes angesicht bewuste beweißliche un- schuld und alle billigkeit zu hoͤchsten und aͤusser- sten beschwer befindet; als thu ich auff solch urtheil hiemit gebuͤrliche laͤuterung einwen- den/ mit unterthaͤnigster bitt/ E. F. G. wolle gnaͤdigst verschaffung thun/ daß mir das ge- sprochene belernungs-urtheil/ wie rechtens und gebraͤuchlich ist/ in originali fuͤrgelegt/ mir auch von allen ergangenen acten, sonderlich a- ber von dem gefuͤhrten beweiß/ glaubwuͤrdige abschrifft unverlaͤngt uͤberreicht/ so wol auch meinem Weibe und meinen Freunden und Rechtsgelehrten/ wie Rechtens/ und am Kaͤy- serlichen Cammer-Gericht vorlaͤngst befohlen/ und sonder zweiffel auch erkant ist/ alsbald ein unverhinderter freyer zutritt zu mir/ zu beden- ckung/ einwendung und darthuung meiner un- schuld gnaͤdigst verstattet/ und dann zu prose- cution solcher leuterung ein gebuͤrlicher termin ernant und angesetzet werden moͤge. Und die- weil ich neben dem so gar uͤbel/ und uͤber alle meine unschuld/ das Gott weiß/ in diese grosse beschwerung gerathe; Sintemal ich in den ge- klagten sachen ohne weiland meines gnaͤdig- sten Herrn Churfuͤrst Christiani zu Sachsen ꝛc. hochloͤblichster und seligster gedaͤchtniß befehl und geheiß auch gehaltenẽ gesamten rath nicht das geringste fuͤrgenommen; auch darbey/ das mir abermals Gott und mein gewissen zeugniß giebt/ wider meine pflicht wissentlich nichts ge- than/ so wol auch gar keine boͤse practica oder andere ungebuͤhr gebraucht/ sondern alles auff vorher gegangenen befehl und gehaltenen zei- tigen rath/ und gemeinen beschluß erfolget; Und da je verstossen/ dasselbe/ wie GOtt weiß/ un- wissentlich und ohne allen boͤsen vorsatz oder gebrauchten betrug geschehen; Und dann ich auch hierunter allbereit zehnjaͤhrige schwere gefaͤngniß erlitten und ertragen; Als bitte E. F. G. ich unterthaͤnigst/ dieselbe wolle nicht mich allein aus allen S. seligen Churfl. G. hin- terlassenen Raͤthen in so gantz gefaͤhrlicher weit- laͤufftigkeit schweben lassen/ sondern in betrach- tung angezogener/ und anderer umstaͤnde/ auch meiner weiland S. Churf. G. so wol E. F. G. aus treuem hertzen geleisteten dienste/ dieser sa- chen/ nach eingenommenem meinem gruͤnd- lichem bericht/ und ferner eigentlichen erkun- digung ohne groͤssere weitlaͤufftigkeit etwa auff andere kentliche mittel und wege/ wie die E. F. G. vors beste ansehen/ gnaͤdigst abhelf- fen/ und mich meinem vorigem vielfaͤltigem un- terthaͤnigstem flehen und bitten nach/ wegen meiner bewusten staͤten schwachheit und schwe- ren noth/ so ich allhier habe/ wieder in mein hauß gegen Dreßden gnaͤdigst bestricken las- sen; allda ich denn biß zum endlichen außtrag der sachen/ unverwandtem staͤten fuß zu hal- ten/ auch mich derwegen nach E. F. G. gnaͤ- digstem begehren/ gegen dieselbe zuvor reversi- ren/ unterthaͤnigst erboͤtig bin. E. F. G. wolle mich aus dieser meiner noth gnaͤdigst retten/ und mich mit gnaͤdigstem bescheid gnaͤdigst er- freuen; mich auch bey meiner gnaͤdigsten Chur- fuͤrstin und Frauen/ so wol meiner gnaͤdigsten jungen Herrschafft/ vorbitten/ daß sich diesel- ben umb Jhrer Chur- und F. G. G. geliebten Herren Gemahls und Vaters willen/ meiner auch gnaͤdigst annehmen/ und neben und mit E. F. G. dieser langwierigen beschwerlichen sach/ foͤrderlichst eine gnaͤdigste maaß geben. Solches wil umb Jhre Chur- und F. F. F. G. G. G. auch umb E. F. G. ich die zeit mei- nes uͤbrigen lebens unterthaͤnigst zu verdienen nimmermehr in vergeß stellen. Datum Koͤnig- stein/ den 22. Septembr. Anno 1601. §. 7. Der erfolgte blutige außgang dieser tra- gœdie zeiget zur gnuͤge/ daß vorstehende und an- dere remonstrationes nichts geholffen/ und also die historie des Crypto-Calvinismi mit diesem actu in Sachsen beschlossen worden. Num. LXIV. Von den Erffurtischen Haͤndeln wegen eines Predigers. Jch habe allhier noch einer action mit geden- cken sollen/ welche gleichfals umb selbige zeiten eben wegen des Crypto-Calvinismi in Erffurt passi ret/ und noch nicht meines wissens im druck umstaͤndlich bekandt ist; nemlich/ es ist Anno 1590. daselbst ein Pfarrer zur Prediger-Kirche/ M. Caspar Teuder, wegen einiger auff der can- tzel gefuͤhrten reden/ woraus man ihn des Cal- vinismi beschuldiget/ ploͤtzlich abgesetzt/ und mit weib und 7. kindern verjaget worden. Wel- che sache denn in selbiger stadt vor so heilig/ loͤb- lich und zutraͤglich geachtet worden/ daß noch biß jetzo alle jahre/ am 18. Soñtage nach Tri- nitatis, deßwegen ein Danck-Fest gehalten/ und in der gedachten Prediger-Kirche die außja- gung dieses Mannes solenniter mit paucken und andern freuden-bezeugungen celebri ret wird. Zur erlaͤuterung der hier nachfolgenden uhrkunden ist voraus dieses zu mercken/ daß der gedachte M. Teuder wider den so genannten Neun-Prediger/ oder Pastorem Nonarium, (der nach der amts-predigt vor das gesinde zu predigen pflegte/) auff der cantzel geredet/ weil er ohne ursache wider die Calvinisten/ derer doch keine in Erfurth gewesen/ hefftig geschol- ten/ auch selbige beschuldigt gehabt/ als leug- neten sie die Gegenwart CHRisti im Abend- mahl/ dessen gegentheil Teuder oͤffentlich be- weisen wollen. Wir wollen aber dem Leser nachfolgenden Extract aus einer geschriebenen Erfurtischen Chronica zu erwegẽ vorlegen/ welcher dieser ist: Extract aus einer geschriebenen Erfur- tischen Chronica oder Historia. Den 18. October 1590. diesen Sonntag hat der Pfarrherr zun Predigern M. Caspar Teuderus, (so nach D. Gallen todt von Butstaͤdt an seine stadt voci ret worden zum fruͤh-pre- diger) die Calvinisten erhaben auff der cantzel/ den Freytag hernach ist er enturlaubet wor- den. M m m 3 Ex- Th. IV. Sect. II. Num. LXIV. von den Erffurt. Haͤndeln wegen eines Pred. Extract der Predigt M. Caspar Teuderi den 18. October, welches war der 18. Sonn- tag nach Trinitatis 1590. Jn diesem Evangelio wird uns angezei- get/ daß der HErr CHRistus von seinen wie- dersachern mit viel und mancherley fragen ist versuchet und angegriffen worden/ und ob er gleich den artickel von der Aufferstehung der Todten wider die Sadduceer gewaltiglich verthaͤdiget/ und ihnen das maul gestopffet hatte/ so kan er doch nicht ruhe und friede ha- ben; denn obwol die Pharisaͤer billig haͤtten sollen from̃ werden/ daß er den Sadduceern als ihren feinden/ das maul gestopffet/ und den artickel von der Aufferstehung grundfest gemacht/ so sind sie doch so blind und verstockt/ daß sie sich ehe zu den Epicurern und Saddu- ceern rotten/ als dem HErrn CHristo beyfall geben wollen; Also werden auch noch wol heu- tiges tages gefunden/ die sich lieber zu den Moͤn- chen und Huren-Pfaffen schlagen wolten/ als zum erkaͤntniß der warheit kommen/ und zwar was wolten bierflegel und weinflaschen ver- stehen/ die stets alle tage von einem orte zum andern lauffen/ und sich fuͤllen/ darum koͤn- nen sie auch nichts als schreyen und laͤstern/ da sie doch in der warheit/ wenn man sie fra- gen wuͤrde/ nicht wissen/ worauff der grund dieses streits beruhet/ es sol ein Prediger nicht allein fuͤr sich grund seines Glaubens wissen/ sondern auch fleißig nachforschen/ damit er auch andere/ die von der warheit abtreten/ wisse zu wiederlegen/ aber wird dieser Goliath nicht auffhoͤren das heer neben dem zeug GOttes zu laͤstern/ so sol ihm mit GOttes huͤlffe be- gegnet und geantwortet werden. Die Athenienser haben sehr gelobet ihre Areopagiten, daß die Oratores, oder/ wie man sie jetzo nennet/ die Prediger nicht duͤrf- fen schaͤnden noch schmaͤhen/ sondern die sachen recht vorbringen; dargegen haben sie auch wie- derum die richter ermahnet/ daß sie solten die sache recht einnehmen/ und fleißig zu hoͤren/ da- mit sie auch recht urtheil faͤllen koͤnten. Sol- cher unpartheyischer richter beduͤrffen wir heute zu tage auch wol/ aber solche claman ten/ unzei- tige eyfferer/ die nicht lust haben zu studi ren/ koͤnnen nichts mehr/ denn nur schreyen und ver- dammen unschuldige leute. Der HErr Chri- stus/ weil er siehet/ daß dieser Phariseer aus ein- falt und schlecht fraget/ wie er ihm selbst zeug- niß gibt/ Marc. 12. daß er nicht ferne vom Reich GOttes sey/ so gibt er ihm auch eine richtige antwort. Daß der HErr CHristus nicht so unfreundlich/ daß er bald verdamme und dem teuffel gebe. Philippus war drey jahr bey dem HERRN in seiner schule gewe- sen/ noch da er bittet/ er wolle ihm den Vater zeigen/ spricht er nicht bald wider ihn/ du bist des teuffels/ du bist ein ketzer und antitrinita- rius, wilt du die Gottheit mit leiblichen augen sehen? sondern spricht: Philippe/ wer mich sie- het/ der siehet auch den Vater. Solches wol- len die starrkoͤpffe und Hans unvernunfft nicht bedencken. Paulus 1. Cor. 13. sagt: Wenn ich mit engel- und mit menschen-zungen rede- te/ und haͤtte der liebe nicht/ so waͤre ich ein thoͤnend ertz und eine klingende schelle. Weil demnach von einem solchem eyferer ohne liebe fast in allen predigten die Calvinisten verdam̃t werden/ und doch nicht verstehet/ was Cal- vinisten sind/ und der Meister wie der Schuͤ- ler/ so sol Ew. Liebe wissen/ daß ihre lehre sey/ nicht als waͤren nur blosse zeichen/ als brodt und wein/ ohne den leib und blut CHRisti zugegen/ und CHRistus davon/ als der ober- ste himmel von der erden/ denn das ist unrecht und eine ungereimte rede; und obwol solche worte in ihren schrifften gefunden werden/ so wollen doch solche unzeitige eyferer nicht sehen/ daß sie in schwebendem streit aus menschlicher schwachheit geschrieben/ darzu sie verursacht durch die ungeschickten und ungehoͤfelten re- den/ so ein gegentheil gebraucht; sondern sie lehren/ erstlich: Daß der wahre Leib und das wahre Blut warhafftig im gebrauch des Nachtmals gegenwaͤrtig/ von wegen seiner warhafftigen verheissung und wort der einse- tzung; Hastu noch einen blutstropffen und ader im leibe/ die lust und liebe zu einigkeit hat/ so wirst du es in ihren schrifften nicht anders befinden. Zum andern/ so erfordern sie auch den Glauben/ nicht daß derselbe nothwendig waͤre zum wesen und substan tz des Nacht- mals/ denn GOTT bleibet warhafftig/ und haͤlt gewiß was er zusaget/ ob du gleich ein luͤg- ner bist; darum du glaubest oder glaubest nicht/ so ist doch der HErr CHRistus/ laut seiner verheissung/ gegenwaͤrtig/ aber damit du es mit nutz und frucht empfangen moͤgest/ ist von noͤthen/ daß du dir seine wolthaten mit wahrem Glauben zueignest. Zum dritten/ reden sie auch sehr herrlich und troͤstlich vom nutz und rechtem gebrauch des Nach mals/ denn sie lehren/ gleich wie der leib mit dem brodte leiblich gespeiset/ also wird die seele mit dem wahren leibe geistlich genehret und ge- speiset; und wie der leib mit dem weine ge- traͤncket/ also wird auch die seele geistlich mit dem wahren Blute des HERRN zum ewi- gen leben getraͤncket/ das ist ihre lehre. So examini re sich nun ein jeder Christ bey sich selber in seinem hertzen/ so wird er gewiß be- finden/ daß solches sein Glaube sey. So lauff nun hin/ und hoͤre dem schreyer zu/ welcher/ wenn er eine gantze stunde schreyet und bruͤllet/ nichts mehr thut/ denn daß er gantze Koͤnig- reiche/ Chur- und Fuͤrstenthuͤmer (wie denn Gott lob/ etliche Chur- und Fuͤrsten die augen geoͤffnet/ die selbst sehen/ lesen und der war- heit nachforschen) verdammet/ und unschul- dige leute beschuldiget/ sie Teuffels-Maͤr- tyrer nennet/ als wenn sie mit blossen zeichen wie die spitzbuben mit wuͤrffeln spieleten/ und die Kirche des HErrn CHRisti betruͤbten. Sprichst du/ Lutherus hat gleichwol die Sacramentirer verdam̃t; ja es ist wol wahr/ aber hier must du unterscheiden/ er hat nicht den Calvinum verdam̃t/ oder mit ihm zu thun gehabt/ sondern mit dem Zwinglio. Aber dieser mann (verstehe den Calvinum) der schreibt also in seinen buͤchern: Daß zu hoffen/ wenn es solte zu ordentlicher erkaͤnt- nuͤß kommen/ wie wir/ ob Gott wil/ wol hoffen wollen/ daß es geschehen sol/ wol koͤn- te ein weg zur einigkeit erfunden/ und der schwere streit vom Abendmal auffgehoben werden. Darzu sollen nun Christliche Pre- diger ihre zuhoͤrer vermahnen/ und nicht un- schul- Th. IV. Sect. II. Num. LXIV. von den Erffurt. Haͤudeln wegen eines Pred. schuldige leute so laͤstern und verdammen/ denn damit versuͤndigen sie sich am fuͤnfften Gebot wider die Liebe des Naͤchsten/ und wi- der das achte Gebot/ indem sie unschuldigen und frommen leuten ihren guten namen steh- len und rauben/ ꝛc. Auff diese seine predigt hat die Gemeinde zun Predigern eine convocation gehalten und in grosser anzahl umgefragt: ob einer sey/ der diese predigt approbi ren und billigen koͤnte? Darauff sie einmuͤthiglich gleich ge- antwortet/ daß nicht ein einiger unter ihnen sey/ der damit koͤnne zu frieden seyn/ solches ist dem Teudero fuͤrgehalten/ und er darauff ge- sagt: Es sey heraus/ es sey ihm leid/ daß es geschehen; und darauff folgende resolution zugestellet. COPIA APOLOGIÆ TEUDERI . Jm Namen der Heiligen und Hoch- gelobten Dreyfaltigkeit. Jch/ M. Caspar Teuder, so lang als GOtt wil/ Pfarrherr der Prediger-kirchen in Erffurt bekenne/ daß den 18. Sonntag Trinitatis das wort Calvinisch oder Calvinist von der Cantzel zu gebrauchen ich durch nichts anders denn durch eine angemassete vom Herrn Pa- store Nonario, Neun-Prediger un theologi sche ungoͤttliche condemni rung frembder leute/ kirchen und schrifften/ derer so man Calvini- sten nennet/ die er saͤmtlich ohne unterschied verdammet/ verursacht bin worden/ inson- derheit aus diesen worten: Du sprichst: Cal- vinisten sind gelehrte leute/ der teuffel ist auch gelehrt/ ja man muͤsse ihre schrifften lesen/ wie sol man sie sonst richten? man huͤte sich vor der Calvinisten buͤcher/ als vor dem teuffel selbst/ it. von Buchfuͤhrern/ die nehmen geld wie die lands-knechte/ und fuͤh- ren Calvinische buͤcher/ zu dienen dem teuffel. it. Die armen Pfaffen auff dem berge straf- fest du/ die Calvinische Buͤcher laͤssest du wol gehen: Andere viel dergleichen woͤrter mehr. Hieraus ist nach meinem verstande/ und/ wie mir deß zeugnuͤß giebt mein gewissen im Heil. Geiste/ habe erachten koͤnnen/ wie sol- ches ein eiffer aus unwissenheit und unverstand dieses Mannes/ der umb beschuldigter leute schrifften keinen bescheid weiß/ und/ da es ihm ampts wegen gebuͤhren wolte/ doch nicht wis- sen wil/ also auch dannenhero eine unchristliche Invectiva und verbot ist/ alldieweil der Heil. Geist das wiederspiel zu thun ermahnet/ alles zu erforschen/ und was gut ist/ zu behalten/ die geister zu probi ren/ ob sie aus GOtt seyn/ auch in verbleibung dessen gewissenhaffte Seel- sorger zu der rechten erkaͤntnuͤß eines schweben- den streits in Religions-Sachen nicht kom- men koͤnnen/ uͤber diß nicht allein ein ungehor- sam wider den Heil. Geist/ sondern auch ein falsch gezeugniß bey vielen erfolget/ beneben anderm unrath und trennung Evangelischer kirchen; Wenn nun dem also/ indem ich droben bezeuget/ bin ferner ich/ meines erach- tens/ nicht unbillig eyfferig worden/ nach ge- buͤhrlicher freyheit zu straffen/ und habe einen solchen bericht von sachen gethan/ derwegen man mich zu diesemmal zur rede setzet; Sa- crament-schwaͤrmern/ Sacraments-feinden/ spoͤttern und veraͤchtern bin ich von grund meines hertzens feind/ so wol als ein ander/ ha- be mich auch meine zeit uͤber im predigt-ampte fuͤr dem sectirischen und feindseligen namen Calvinist gehuͤtet/ begehre auch nicht damit beleget zu werden. Beyden worten des HErrn CHRisti von der stifftung seines Nachtmals bleibe ich darinnen/ daß in krafft derselbigen/ laut meiner oͤffentlichen erklaͤrung/ dem Heil. Catechismo Lutheri in rechtem brauch solch es Sacramentes gemaͤß/ der wahre Leib und das wahre Blut dargereichet und genossen wer- den/ ohne alles disputi ren und gruͤblen/ wie solches geschehen koͤnne/ und nachdem ama- bilis res est veritas, quæ etiam in hoste al- licit studiosos hujus; wenn der teuffel spricht Marc. 5. Du bist JEsus/ der Sohn GOttes des Allerhoͤchsten/ so ist das wort an ihm selbst lieblich/ und bleibet Gottes warhafftiges wort/ darffs auch niemand verdammen/ ob es schon der teuffel redet; Also auch diese worte: Das ist mein Leib/ das ist mein Blut/ die bleiben und sind Christi worte/ und was denselben im grunde dem Catechismo Lutheri gleichstim- mig/ das ist mir lieb und angenehm/ und kan es nicht verdammen/ wenn es gleich Calvinus und Christus selbst redet. Bey diesen worten/ nach obberuͤhrter erklaͤrung habe ich mich an- hero finden lassen/ dencke auch bey den Schriff- ten der Propheten und Aposteln/ und nach derselben grunde bey der Augspurg. confession und dieser kirchen einverleibten kinder. cate- chismo Lutheri durch Goͤttliche verleihung biß an mein ende zu verharren/ auch aller uͤber- wiesener Secten/ auch ihres sectirischen namens ein feind zu ersterben; werde ich von der Prediger Gemeinde in Erffurt/ als ich nicht hoffen wil/ hieruͤber verfolget/ wolan hie bin ich mit weib und sieben kleinen unerzogenen kindern/ mir geschehe/ was GOtt dem HErrn wolgefaͤllet. Actum Erffurt den 21. Octobr. 1590. M. Caspar Teuder meine eigene hand. Fragen/ so von wegen M. Caspar Teuder fuͤrgefallen/ und gehandelt worden sind. 1. Ob aus erwehnter des M. Caspar Teuderi Predigt befindlich/ daß er ungehoͤrt seiner fernern antwort und entschuldigung des Calvini lehr anhaͤngig und dieselbe appro- bi re und billige. 2. Ob solche seine meynung der Augsp. confes- sion und Catechismo Lutheri, darzu er sich/ wie aus beyliegenden schrifften zu se- hen/ bekennet/ zugegen und zuwieder. 3. Ob ein Rath schuldig der Gemeine begehren mit abschaffung des Teuderi statt zu geben/ und einen andern zu beruffen. 4. Ob zwischen M. Teudero, der Gemeine und dem Ministerio, auff eine reconciliation zu handeln sey. 5. Da er zu enturlauben/ was fuͤr ein Process zu halten. 6. Was sonsten allenthalben in dieser sache des Ministerii Christlicher rath |und beden- cken sey. Dieser Th. IV. Sect. II. Num. LXV. Eine Schr. wider die Crypto-Calvini sten. Dieser M. Caspar Teuder ist alsbald vom ampt entsetzt/ und hat folgendes jahr zur Neu- stadt an der Harth/ in der Pfaltz/ D. Guͤnther- mann (so zu Leipzig nach Hertzog Christians tod von wegen des Calvinismi auch entsetzt/ und Pfarrherr zu Neustadt worden/ wiewol er zugesagt auff keine Cantzel zu kommen) seine Tochter verehlichet/ ist auch eine meilweges von der Neustadt in einem dorff wieder ins ampt kommen. Num. LXV. Naͤchst denen real en procedu ren/ welche ge- gen die so genannten heimlichen Calvi- nisten dazumal vorgenommen worden/ finden sich auch dergleichen gegensaͤtze in worten. Wenn zum exempel in der ant- wort auff die leichpredigt D. Crellens p. 89. diese laͤsterliche verdrehung eines psalms zu sehen ist. Woraus der schlechte æstim derer Orthodoxen von der Heil. Schrifft am tage liegt. Außlegung wider die Calvinisten nach dem andern Psalm. Warum toben die Calvinisten/ und die Sa- cramentirer reden so laͤsterlich/ die Zerbster im lande lehnen sich auff/ und die Calvi- nischen Herren rathschlagen mit einander/ wi- der die Lutheraner und ihre Gesalbten? Lasset uns zureissen ihre ketten/ und von uns werffen ihre Secten. Aber der Herr zu Weimar la- chet ihr/ und der Churfuͤrst zu Brandenburg spottet ihr. Sie werden eins auff dem Land- Tage mit ihnen reden/ mit zorn und grim̃ wer- den sie sie erschrecken. Aber sie haben die ver- jagten Pfarrherren wieder eingesetzt in ihre heilige staͤnde/ die werden von einer solchen weise predigen/ die GOtt zu ihnen gesagt hat: Jhr Lutheraner seyd meine Soͤhne/ die Cal- vinisten hab ich nicht gezeuget: Heischet von mir/ so wil ich euch die Zwinglianer zum erbe geben/ und alle Calvinisten zum eigenthum; Jhr solt sie mit einem eisern scepter zerschla- gen/ wie Zwingler solt ihr sie erschrecken. So lasset euch nun weisen ihr Zerbster/ und lasset euch zuͤchtigen/ ihr Herr D. Crell im gefaͤng- niß unter der erden; Dienet den Lutheranern mit furcht/ und weinet mit zittern; Kuͤsset die Lutheraner/ daß sie nicht zuͤrnen/ und ihr umkommet auff dem Land-Tage; Dann ihr zorn wird bald anbrennen/ aber wol al- len/ die sich nicht unterschrieben haben. Ge- druckt im jahr 1602. Num. LXVI . Von der Crypto-Calvini sten Begraͤbniß. Zu der historie von des Dreßdnischen Hoff- predigers Schuͤtzens begraͤbniß gehoͤret noch diese/ welche ebenfals damals passi ret/ und in/ der antwort auff die Leichpredigt D. Crel- lens p. 59. enthalten ist/ mit folgenden wor- ten: Als zu Dreßden ein Chur-Fuͤrstlicher Musicant hernach gestorben/ hat des verstor- benen Schweher nach dreytaͤgigem staͤtigem bitten kaum so viel erlangen koͤnnen/ daß er den leblosen allbereit stinckenden leichnam ge- gen abend durch die dazu ums geld gemietete diener/ fuͤr das thor bey den galgen tragen/ und daselbst hat zur erden bestatten duͤrffen; Und haben dennoch gottlose leute auff den todten leichnam gewartet/ die traͤger fuͤr dem thor mit steinen und koth abgetrieben/ daß sie die leiche haben stehen lassen/ und davon lauffen muͤssen. Den todten coͤrper haben sie aus dem sarck gerissen/ die hunde daran gehe- tzet/ etliche stuͤcke davon gerissen und gehauen/ den kopff mit einem grossen stein zerschmet- tert; also daß den andern tag der Schweher dieselben mit schuͤpffen/ oder schauffeln wieder- um zu hauff suchen/ und ins grab tragen muͤs- sen. Es sind auch noch unsinnige volle Hoch- zeit-Bauern von Strelen herbey kommen/ wel- che die trommeln dazu geschlagen/ und den todten Calvinischen coͤrper an einem strick in die Elbe geschleifft haͤtten/ wenn sie nicht durch das thor-schliessen/ oder vielmehr/ wie die So- domiter/ mit blindheit geschlagen/ davon waͤ- ren verhindert worden. Wer hat nun der- gleichen immanit aͤt und grausamkeit jemals gehoͤrt? Diese und dergleichen graͤuliche und dazu unbestraffte thaten habt ihr unruhige/ obgedachtem des Churfuͤrstens Mandat unge- horsame/ wiederstrebende Pfaffen verursacht; Welches alles GOtt/ so wol das blut/ so im Leipzischen tumult und jetzt vergossen/ auch sonsten erbaͤrmlich umbkommen ist/ von euren haͤnden fordern wird. Und diese Historie wird wiederholet und bekraͤfftiget von Joh. Uyten- bogarto, in der Niederlaͤndischen Kirchen- Historie P. II. p. 131. welcher dieses urtheil dabey fuͤget: Dieses alles hat den na- men eines eyffers vor die Religion; Al- so bedeckt sich der teuffel manchmal mit einer larve/ und spielt seine person unter einem schoͤnen rock/ unter aller- hand blutigen Secten/ Papistisch/ Lu- therisch/ Calvinisch/ wie es ihm am bequemstem zu handen komt. Und wenn man solche greuel in den Historien lieset/ so hat man sich wol umzusehen/ nach sich selbst/ und nach seinem naͤch- sten/ ob man eben also barbarisch und graͤulich wolte tracti ret seyn/ als man sehr hoch auffmutzen kan/ wenn es den unserigen von andern geschicht. ENDE der II . Section vom Vierten Theil. SECTIO Th. IV. Sect. III. Num. I. Des gefangenen D. Zeaͤmanns Revers. D es IV . T heils D ritte und letzte SECTION, Begreiffend allerhand Documenta und Schrifften/ zu erlaͤuterung der Kirchen- und Ketzer-geschichte des XVII ten Seculi. NUM . I. Des gefangenen D. Zeaͤmanns Revers. Z Ur erlaͤuterung der historie von denen streitigkeiten und gefaͤngnis D. Geor- gii Zeæmans kan die abschꝛift seines aus- gestellten Reverses, und seine dißfals auffgesetz- te vertheidigung dienen/ welche meines wissens noch nicht im druck bekannt ist. Revers Herꝛn D. Georgii Zeæmanns. Jch Georg Zeæman der H. Schrifft D. und „Pfarrherr in des Heil. Reichs stadt Kempten „bekeñe und thue hiemit kund oͤffentlich/ obwol „die Roͤm. Kaͤyserl. auch zu Ungern und Boͤh- „men Koͤnigl. Majestaͤt/ mein allergnaͤdigster „Herꝛ/ mich vor 14. monaten nachgemeldeter ur- „sachen halber in arrest nehmen lassen/ und wie „gegen allen andeꝛn/ so sich mit deꝛgleichen hoch- „aͤrgeꝛlichen calumni en und blasphem ien gegen „die Heiligen GOttes und die uhralte wahre „Catholische Religion/ und deroselben hohe „und niedere vorgesetzte haͤupter und Prælatos so „wol im predigen als in druck gegebenen schriff- „ten und buͤchern hochstraffmaͤßig vergriffen/ „als auch gegen mir/ zu mahlen wie aller hoͤchst- „gedachte Jhre Kaͤys. Majestaͤt aus den uͤber- „schickten protocoll en und act en so viel veꝛnom- „men/ daß ich in meinen gethanen predigten/ „und ausgegangenen schrifften allzuweit „gegangen und mich nicht wenig vergriffen/ „gnugsam ursach haͤtten eine weitere straffe „uͤber die ausgestandene gefangenschafft gegen „mir zum abschen und warnung den andern/ „nach ausweisung der rechten und reichs- con- „stitution en vor zunehmen/ daß jedoch hoͤchst „ermeldte Kaͤyserl. Majestaͤt die vor mich ein- „kommende vielfaͤltige vorschrifften/ und aus „diesen und andern mehr J. K. M. fuͤrgebrach- „ten und einkom̃enden ursachen in ihrem an die „Fuͤrstl. Durchl. Hn. Leopoldum Ertzhertzogen „zu Oesterreich/ meinen gnaͤdigsten Herꝛn/ den „3. Jan. dieses jahrs abgegangenem schreibẽ sich „entschlossen und geschehen lassen/ daß ich des „ arrest s wieder entlassen/ und auff freyen fuß „wieder gestellet wuͤrde; nur daß ich mich hin- „gegen gemaͤß ver obligir en/ und schrifftlich ver- „ reversir en solte/ hinforderst biß auff allerhoͤchst „ernante J. K. M. weitere anordnung mich des „predigens/ wie auch aller schmaͤh-schrifften „und reden gegen den lieben Heiligen GOttes/ „Paͤbstliche Heiligkeit/ und allen andern der „Catholischen religion zugethanen gaͤntzlich „zu enthalten/ auch was ich dießfals wider die „Heiligen GOttes/ Catholische geistliche und „weltliche Obrigkeit injuriosè geschrieben/ und „aus andern Auctoribus zusammen getragen/ „daß ich solches nicht defendir en/ oder vertreten „wolte/ sondern an dessen spargirung zuviel ge- „than/ und dann daß ich desjenigen buchs Auctor nicht gewesen/ dessen ich bezuͤchtiget/“ ich aber widersprochen/ schrifftlich asseverir en/“ auch ins kuͤnftige mich sonst bescheiden verhal-“ ten wolte/ damit nicht ursach gegeben werde/“ so wol das vergangene/ als wañ ich mich wei-“ ter vergreiffen solte/ zusam̃en zu reuten/ und mit“ anderer straffe zu verfahren. Als gelobe/ zu-“ sage/ und verspreche ich hiemit und kꝛafft dieses“ briefes/ daß ich obstehendem allem allergehor-“ samst nachkommen/ mich hinfuͤrter biß auff“ allerhoͤchst gedachter Jhro Kaͤyserl. Maje-“ staͤt weitere verordnung des predigens/“ wie auch aller schmaͤh-schrifften und reden ge-“ gen den lieben Heiligen Gottes/ die Paͤbstliche“ Heiligkeit und alle andere der Cathol. religion“ zugethane gaͤntzlich enthalten/ auch was ich“ dißfals wieder die Heiligen Gottes/ Catholi-“ sche geistliche und weltliche Obrigkeit injurio-“ sè geschrieben/ und aus andern Auctoribus “ zusammen getragen/ daß ich solches nicht de-“ fendir en wolle/ sondern an dessen spargi rung“ zu viel gethan. Jch asseverire auch und bezeu-“ ge hiemit schrifftlich/ daß ich desjenigen buchs“ Auctor nicht gewesen/ dessen ich bezuͤchtiget/“ ich aber wiedersprochen/ uñ verspreche mich be-“ nebens auch sonst ins kuͤnfftige also bescheiden“ zu verhalten/ damit nicht ursach gegeben wer-“ de/ so wol das vergangene/ als wenn ich mich“ weiter vergreiffen solte/ zusammen zu reuten/“ und mit anderer straffe gegen miꝛ zu verfahren.“ Dessen zu wahrer uhrkund hab ich diesen Re-“ vers mit eigenen haͤnden unterschrieben/ und“ mit meinem gewoͤhnlichem pittschafft bekraͤff-“ tiget. Gegeben und beschehen auff der Ertz-“ Fuͤrstl. festung Ehrenberg den 25. Febr. 1630.“ Georgius Zeaͤmann Theol. D. Relatio Historica de liberationis Zeæman- nianæ rationibus per D. Johannem Ger- hardum missa ad Dn. Johannem Facium. Daß E. E. Rath der stadt Kempten nach“ eingelangtem Kaͤyserlichem auff etlichen har-“ ten conditionibus gestelltem Rescripto ohne“ vor-eingeholtes gutachten der Evangelischen“ Churfuͤrsten uñ Staͤnde auff meine liberation “ aus dem damals schon uͤber 13. monat ge-“ waͤhretem truͤbseligem arrest so starck uñ eifrig“ gedrungen/ und derowegen einen Gesandten“ nach Jnsprugk abgefertiget/ ist fuͤrnemlich fol-“ gender ursachen halben geschehen.„ 1. Weil gedachtem Ehrsamem Rath lange“ zuvor von vornehmen orten/ sonderlich von“ andern benachbarten Erbstaͤnden und dero“ Raͤthen und Theologis gerathen worden/ daß“ sie nur auff meine erloͤsung trachten/ und mit“ danck annehmen solten/ ob gleich zu besorgen/“ daß es ohne beschwerlichen anhang nicht herge-“ hen wuͤrde. Weil zweiffels ohne der Roͤmische“ Kaͤyser pro auctoritatis suæ plenitudine \&“ juxta religionis suæ zelum handeln/ und gar“ A. K. H. Vierter Theil. N n n nicht Th. IV . Sect. III. Num. I. Des gefangenen D. Zeaͤmanns Revers. „nicht mir armen wurm weichen/ vielweniger „den namen werde haben wollen/ daß man mir „unrecht gethan/ oder ohne erhebliche ursachen „mit so grosser gewalt und apparat wol mit 60. „biß in 70. pferden mich anno 1628. den \frac{13}{23}. „ Decemb. von Kempten gen Ehrenberg holen „lassen/ dergleichen processus hievor im Roͤm. „Reiche nicht bald vorgegangen. 2. „Jnsonderheit ist denen zu Kempten sol- „cher Rath von Wien aus von ihren Agent en „zukommen/ welche hoch betheuret/ daß sie es „ ex ore etlicher vornehmer Reichs-Hoff- und ge- „heimen Raͤthe (die mich selbst auff meine „ausfuͤhrliche antwortung unschuldig erkant/ „und deswegen unanimiter \& quidem purè „absolvir et) vernommen/ daß der zeit wieder „die von den Conscien tz-Raͤthen beygefuͤgte „ conditiones kein ander mittel vorhanden/ als „daß man sich bequeme/ weil Jhro Kaͤyserl. „Majestaͤt einmal den gehorsam haben wolle/ „wenn ich nur auff freyem fuß/ sey hernach gute „hoffnung/ daß der Revers auff fernere eiffrige „fuͤrbitte der Evangelischen Chur- und Fuͤrsten „moͤchte gemildert oder gar cassir et werden/ „sonderlich aber die restitutio in officium „moͤchte erhalten werden/ weil ja die wort/ „ biß auff unsere fernere verordnung dem „Kaͤyserl. Rescripto ferner inserir et. „3. Hat E. E. Rath die beysorge getragen/ „im fall man jetzo die von ihro Kaͤyserl. Maje- „staͤt wieder vieler menschen beyder religion ge- „dancken/ sonderlich wider der Jesuiter willen/ „gnaͤdigste erloͤsung nicht annehmen/ und ihre „Kaͤyserl. Majestaͤt unterthaͤnigst an die hand „gehen/ sondern sich des Reverses halben noch „viel sperren und consultir en wolte/ die hoͤchst- „loͤbliche Evangelische Chur- und Fuͤrsten „moͤchten endlich dieser sache muͤde werden/ „und sich dero weiter nicht annehmen wollen. 4. „Hateinen E. E. Rath nicht wenig erschre- „cket/ daß im Kaͤyserl. Rescripto zweymal wie- „derholete worte gesetzet/ inmassen sie daraus „unfehlbar schliessen koͤnnen/ daß in noch waͤh- „ꝛendem arrest alle intercessiones veꝛgeblich seyn „wuͤrden/ wie denn ihr Abgesandter bald nach „seiner ankunfft zu Jnsprug zuruͤck referir et/ „daß wenn gleich alle Evangelische Chur- und „Fuͤrstẽ in der person zu Jnsprug sich befuͤnden/ „Jhre Fuͤrstl. Durchl. doch wegen gemessenen „befehlichs nicht um ein puͤnctlein vom Rescri- „pto und dem darinn præcis vorgeschriebenem „ Revers abweichen wuͤrde. 5. „So hat auch E. E. Rath nicht unzeitig „besorget/ wenn ich auff verweigerte fertigung „des so ernst- und betraͤulich aufferlegten Re- „vers noch haͤrter solte arrestir et/ und in ein an- „der gefaͤngnis transferir et und in squalore car- „ceris (wie jedermaͤnniglich aus der beym Ertz- „Fuͤrstl. Hofe gnugsam verspuͤrter alteration be- „fuͤrchtet) biß in meinen tod auffenthalten „werden/ so duͤrffte wol die halbe welt wider „die von Kempten schreyen/ und ihnen schuld „geben/ daß sie mich in careere so erbaͤrmlich „sterben lassen. 6. „Wenn die unkosten vorhin uner- „schwinglich gewesen/ weil diese 62. wochen ei- „ne so erschreckliche uͤbermaß (sonderlich auff „der reise nach Ehrenberg/ damit man 4. tage „zugebracht/ da mans doch fast in einem halben „tage haͤtte verrichten koͤnnen) und hernach bey der verhoͤr uͤber 400. fl. auffgangen/ und“ noch mehr ausgaben hinterstellig.„ 7. Uber dieses haben sich vornehme Jurist en“ und Theologi schrifftlich und muͤndlich ver-“ nehmen lassen/ daß die verba Rescripti als“ welche mit fleiß ambigue gesetzet/ wol eine com-“ modam interpretationem leiden/ und ex men-“ te des Concipist en verstanden werden moͤch-“ ten. Wie es vor die hoͤchste injuria und blas-“ phemia gehalten/ wenn man den Franciscum “ angreiffet/ und insgemein die anruffung der“ Heiligen impugnir et/ deswegen sie gerathen/“ daß man die verba præscripta præcisè im Re-“ vers brauchen sollen/ wie auch geschehen muͤs-“ sen.„ 8. Jnsonderheit hat sich E. E. Rath we-“ gen weltkuͤndiger meiner unschuld/ und des“ mit gewalt in vinculis erzwungenen Revers, “ deren in gemeinen geistlichen und weltlichen“ Rechten fundi rten exception getroͤstet/ quod“ pacta \& alia vi metusve causa gesta (præser-“ tim in carcere) nec rata sint nec servanda (quia“ libera voluntati sunt contraria, cui nihilma-“ gis repugnat quàm metus \& coactio) ideòque“ nemo ad ea, quæ vi justove metu coactus pro-“ misit vel quibuscunque pactis obligatoriis se“ constringit, facti sui compos teneatur. cap. ad“ audientiam. 4. de his qui vi metusve causâ. cap.“ debitores de jurejurando. l. 9. l. 21. l. seq. quod“ metus causa. C. de rescindend. vendit. unde“ Icti \& CC. hanc deducunt regulam, quod pro-“ missa \& conventa per injustam vim extorta“ quamvis simul \& juramento prolata legitimi“ judicis sententia in irritum revocentur, de“ quo tomo 22. Q. 89. a. 7. art. 3 Etratio doctri-“ næ est manifesta, quia juxta regulam V.q.s.“ vis \& fraus nemini patrocinari debet, tum“ quia qui vim intulit, tenetur ex justitiæ obli-“ gatione vim amoliri, eumque quem læsit in“ suam libertatem restituere, non minus quàm“ id quod per vim injustè extorsit, etiam ante“ sententiam judicis. Ergo tenetur remittere“ promissum juramentum vi extortum. Unde“ non desunt Auctores, qui docent ejusmo-“ di pacta ab altera parte vi extorta, si juramen-“ to firmata non sint, in foro conscientiæ ipso“ facto etiam ante sententiam judicis inita esse,“ de quo Tannerus in amuleto castrensi prolixè.„ 9. Hat die guten Kempter sehr erschrecket“ des neuen Pflegers zu Ehrenberg “ , quæ mihi tandem exitio fu-“ tura fuisset. „ 10. Weil die Jesuiten/ so diesen Revers zu“ ihrem favor erpresset/ und keinen glauben zu“ halten sich schuldig eꝛkennen/ hat man gewolt/“ daß man ex lege talionis hinwiederum mit ih-“ nen wol handeln koͤnnen/ juxta illud: Fran-“ genti fidem fides item frangitur. Nun muß“ ich bekennen/ daß diese rationes ex jure publi-“ co genommen.„ Daß aber ich nach erlittener so grosser“ trangsal und in die 4. wochen zu Jnsprug ver-“ geblich gesuchter milderung mich zu verferti-“ gung des aufferlegten Reverse s bewegen las-“ sen/ ist vornemlich folgender ursachen halben“ geschehen.„ 1. Hat mich dazu gezwungen die hertzliche“ liebe gegen Gott und seine kirchen/ der ich gern“ sonderlich wegen der mir von Gott verliehenen“ leibes-kraͤfften noch laͤnger/ da es seyn wolte/“ dienen Th. IV. Sect. III. Num. II. Des gefangenen D. Zeaͤmanns Revers. „dienen moͤchte/ da ich hingegen in carcere nie- „manden waͤre nuͤtze gewesen. 2. „Die liebe gegen meinen unschuldigen „theils noch unerzogenen kindern. 3. „Hab ich mich meines guten gewissens „und weltkuͤndiger unschuld getroͤstet/ weil kein „einig bezucht auff mich bewiesen/ sondern viel- „|mehr alle und jede klage/ sonderlich de injuria „sanctis illata \& aliis in juriosè scriptis ex fun- „damentis politicis \& theologicis solide von „mir wiederleget worden/ wie das Protocoll „ausweiset/ und das gegentheil selbst wieder „seinen danck bekennen muß. So sind die vor- „nehmsten dem Kaͤyserl. Commissions-Man- „dat inserirt en klagen de crimine læsæ Maje- „statis gar nicht vorkommen/ ausser was sie ex „præfatione tomi mei secundi Anti-Kelleria- „ni mit den haaren herbey ziehen wollen. Deß- „wegen so wol im Hochloͤblichen Kaͤyserl. „Reichs-Hoff-Rath als im gemeinen Rath „meine liberation purè erkannt worden/ wel- „ches wol nimmer geschehen waͤre/ wenn man „einige schuld an mir befunden haͤtte. So hat „Jhro Kaͤyserl. Majestaͤt selbst meine Apo- „logiam, als darauff zum theil meine entle- „digung in dero rescription gegruͤndet/ nicht „allerdings verwerffen koͤnnen/ sondern suo „passu vorgehen lassen. Demnach aber Jhro „Kaͤyserl. Majestaͤt der Paͤbstischen Religion „zugethanes hohes haupt/ so haben sie ex hy- „pothesi, und nachdem sie informir et worden/ „anders nicht pronuncir en koͤnnen/ als daß ich „zuweit gangen/ haͤtten sie mich vor unschul- „dig erkennet/ so haͤtten sie (das GOtt wol- „te) in meine schrifften consentir et. „4 Habe ich meine Confession gantz freu- „dig uñ unersehrocken so schrifftlich/ als muͤnd- „lich gethan/ und bin nicht in einem puͤnctlein „einiges Artickels gewichen/ auch in allen mei- „nen extemporaneis responsionibus, welche ich „bey der verhoͤr ad calamum dicti ret/ mein ge- „wissen verwahret/ daß mir auch ( quod certis- „simè nobis constat ) ein gebohrner Roͤm. Ca- „tholischer/ dem die Acta uͤbergeben worden/ „das zeugnis gegeben/ daß ich kein blat vors „maul genom̃en/ und man mich zu condemni- „ren keine ursach habe; desgleichen auch das „Kaͤyserliche Rescriptum an etlichen orten eine „milderung gebrauchet/ solte einst das Proto- „coll an tag kommen/ wuͤrde wohl noch man- „cher/ der jetzo des Revers halber beftuͤrtzet/ sich „verwundern/ wie man mir zugesetzet/ vielmehr „wie animosè uñ realiter (ohne ruhm/ doch aus „noth gezwungẽ/ zu meldẽ/ weil noch zur zeit das „ Protoco ll nicht publici ren darff) ich mich ver- „antwortet. Es waͤre mir auch nichts liebers „gewesen/ als daß man mir meine klaͤger an die „seiten gestellet/ die ich auch gerne sehen/ uñ vor „unpartheyischẽ beyder Religion deputir ten ih- „nen rede uñ antwort geben wolte/ weil ich biß- „hero nichts im finstern geredet oder geschrieben. „5. Kan ich nicht befinden/ daß der von mir „gestellete Revers meine Religion und gewissen „verletzt/ da zu geschweigen/ daß ich de articulis „religiosis directè nicht/ sondern mehrentheils „ super allegatis \& durioribus verbis \& phra- „sibus, so aus allen meinen Schrifften zu- „sammen gerafft/ angefochten und exa- „mini ret worden. So ist zum ersten die In- „hition oder suspensio des predigens eine ge- walt/ welche zu leiden ich mich mit unverletz-“ tem gewissen wohl reversi ren koͤnne/ vornem-“ lich/ weil ein troͤstlich donec, biß aufweitere ver-“ ordnung/ dabey stehet. Was denn vors ande-“ re im Revers beygefuͤget/ daß ich das jenige/ so“ ich wider die Heiligen Gottes/ die Paͤbstliche“ Heiligkeit/ und Catholische Haͤupter injurio-“ sè geschrieben/ und aus andern Auctoribus zu-“ sammen getragen/ nicht ferner defendi ren“ wolle/ habe ich nachmahl/ wie viel andere“ hypotheticè verstanden; denn es stehte nicht/“ demnach und dieweil ich wider die Heiligen“ injuriosè geschrieben; sie sollens aber noch be-“ weisen/ weil ich in der verhoͤr das gerade wi-“ derspiel (nemlich daß ich verum cultum \&“ sincerum verè sanctis debitum so schrifft-so“ muͤndlich asseri ret/ und allein religiosam il-“ lorum invocationem refuti ꝛt/ welches keine“ injuri en seyn weder Politicè noch Theologi-“ cè. Desgleichen daß ich vom Francisco, mit“ dem sie mich am meisten geplaget/ absque o-“ mni in juria das jenige allein geschrieben/ was“ ich in den Paͤbstlichen legenden gefunden/“ mit unvertreiblichen argument en erwiesen;“ so habe ich auch die mir oder vielmehr D. Lu-“ thero injuriosam insectationem der hohen“ Haͤupter stattlich abgelehnet. Wenn aber ge-“ meldete worte/ Was ich/ aflertivè zu verste-“ hen/ so muͤssen sie doch ex mente des Con-“ cipi sten ausgeleget/ uñ allein von dem Paͤbst-“ lichen Calender-heiligen/ sonderlich vom Fran-“ cisco ausgelegt/ und auf die jenige puncten/“ so in derverhoͤr vorkommen/ restringir et wer-“ den/ daß ich nemlich selbige puncten nicht“ weiter in oͤffentlichen schrifften defendi ren“ wolle/ weil ich darin zu viel gethan/ nempe ju-“ dicio adversariorum, denen meine ad Pro-“ tocollum dictir te und uͤbergebene antwort“ zu refuti ren in alle ewigkeit unmoͤglich/ deß-“ wegen sie mir diese gewalt angeleget/ und die“ feder zwar nicht absolutè, sondern einig und“ allein in fernerer schrifftlichen vertheidigung“ derer puncten/ so man in dem verhoͤr vorge-“ halten/ und ich dergestalt beantwortet/ daß“ es gegentheil nimmermehr verdauen wird/“ mir gesperet/ welche gewalt ich aber mit mei-“ nem gewissen leiden koͤnnen/ sonderlich/ weil“ ich mich lange zuvor in der Præfation meiner“ letzten gedruckten Apologiæ ad Serenissimum“ Electorem Saxoniæ, der Polnischen personal- “ schrifften freywillig entschlagen/ und mir son-“ sten die feder/ wie auch das profiti ren uñ dis-“ puti ren in Academiis samt andern Profes-“ sion-Actibus gantz ungesperret. Jch kan frey-“ lich meiner Profession ein gnuͤge thun/ wenn“ ich gleich von Francisco und seiner spinne“ nichts predige oder schreibe.„ 6. Bin ich des Kaͤysers gefangener gewest/“ der mich durch seine hochloͤbliche Raͤthe purè “ ledig erkennet. Daß nun meine feinde die Je-“ suiten hernach solche conditiones dazu ge-“ than/ kan mich in meinem gewissen nicht bin-“ den/ weil ich ihnen keinen gehorsam schuldig/“ sie moͤgen sich mit dem Revers kuͤtzeln/ so lan-“ ge sie wollen/ wiewohl ausser dem haber — —“ noch wenig davon gehoͤret wird/ es ist ihr groͤ-“ ster spott/ sie seyn keck und lassen das Proto-“ co ll drucken/ da sie die haut jucket.„ „7. Habe ich hier landes/ sonderlich all-“ hie zu Um/ da ich dieses schreibe/ noch kei-“ A. K. H. Vierter Theil. N n n 2 nen Th. IV. Sect. III. Num. II. D. Hoͤens verhalten. „nen Theologum oder JCtum gehoͤret/ der mir „unrecht gegeben.„ „8. Es heist wohl: Nolite timere eos, qui „corpus occidunt, es heisset aber/ auf die Con- „fession in der Religion; drum es mit diesem „ Revers nichts zu thun/ denn ehe ich ein Jota „in Articulis revoci rete/ ehewolte ich mit Gott „freudig in die marter gangen seyn.„ „9. Daß denn Intentio reatus noch uͤber „mir bleibe/ ist zu distingvi ren inter causam \& „qualitates (sage nicht passiones ) mehr cau- „sam habe ich beklagt und bekant/ \& omnes, „qui Protocollum legerunt, attestantur heroi- „cè actum, daß aber der Judex solche action „mir pro pleno approbi ret/ mag man dahin „gestellet seyn lassen/ weil doch auf des Poten- „tioris seiten ein schein verbleiben muß/ daß „man einen armen mann nicht vergeblich oder „ohne ursach in verhafft bracht habe. Was „wahr ist/ bleibet dennoch wahr/ ob mans „gleich nicht dafuͤr erkennet/ ehe muͤste him- „mel und erden uͤber einen hauffen fallen. Si- „gnatum Ulm den 30. Martii Anno 1630. Georgius Zeæmann. NUM . II. D. Hoͤens verhalten. Uber das/ was in der erlaͤuterung des XVI. buchs enthalten ist/ von dem uꝛsprung derer blu- tigen kriege/ so ferne er auch von vielen Theolo- gis hergefuͤhret werden will/ sonderlich aus Grotio, Flacio/ und dem Auctore des Teutschen Plane tens: Kan auch ferner zur erlaͤuterung dienen/ was von dem Chursaͤchs. Ober-Hoff- Prediger D. Hoën im ersten cap. des XVII. buchs angefuͤhret worden. Und daß selbige nachricht nicht erdichtet sey/ mag man auch aus folgendem bekaͤntnis D. Hoëns selbsten er- sehen/ die in seiner refutation wider den licht- scheuenden laͤsterer seiner Convent- Predigt p. F. 2. stehet im anhang der Leiptziger schluß-pre- „digt: Fuͤrs dritte/ so wird fuͤrgegeben/ es „wolten etliche sagen/ es wuͤrde aus gemeiner „zusammenlage der Staͤnde D. Hoë ein stattlich „ præsent verehrt werden: Das scheinet aber/ „als ob der Concipient seine gedancken fuͤr etli- „cher sagen ausgeben thaͤte. Es sey aber dahin „gestellt/ ob jemand also geredet oder nicht. Da „die vermuthung auch zugetroffen haͤtte/ wuͤste „ich nicht was es andern anginge. Meines „theils bin ich begnuͤgt/ daß die Churfuͤrsten „und Staͤnde mit der predigt gnaͤdigst/ gnaͤdig „und wol zu frieden gewesen/ auch die meisten „derselben particulariter und freywillig milde „ gratialia mir verehret haben. Daß aber die andern Lutherischen Theologi selbst auch mit seinen action en nicht zu frieden gewesen/ ist aus ihren oͤffentlichen schrifften of- fenbar. Unter andern hat einer in seinem be- dencken uͤber Meyfardi erinnerung von den ho- hen schulen (welches zu Erffurt anno 1636. ge- drucket) p. A. 3. also von ihm/ ob er ihn wol nicht mit namen nennet/ oͤffentlich geklaget/ nachdem gedachtes buch Meyfardi in Sachsen durch Hoëns anstifften confiscir et worden: Wie „gehts nun mit demselben buch/ ists unsern leu- „ten auch angenehm? ja/ wie eine sau in des Ju- „den hauß. Es ist bey vielen/ das ich nimmer- „mehr gehoffet/ empfangen/ wie ein hund in „der kuͤchen/ oder der reissende beerwolff unter „den wehrlosen schaͤfflein vom hirten willkom- men geheissen wird. Denn daß ich des heim-“ lichen wiedersprechens/ des moͤrdlichen draͤu-“ ens/ des gifftigen verleumdens/ des spoͤttli-“ chen verachtens/ damit sich hohe leute so wol/“ als die ertzboͤsewichtischen Schoristen heraus-“ lassen/ hier nichts gedencke/ so muß ich gleich-“ wol mich hefftig verwundern/ daß unsere Lu-“ therische/ unsere Saͤchsische/ unsere glaubens-“ genossen/ das Ober- Consistorium zu Dreß-“ den gedachtes buch confiscir en laͤsset.„ Jst es ein ketzer-buch/ so lassen sie es uns/ und“ weisens/ worinnen man gefehlet: ists ein aͤr-“ gerlich buch/ so zeigen sie das: ists contra“ Rempubl. so wiederlegen sie es/ und lehren ein“ bessers: ists wider die reine lehr/ warum“ leidet man der neuen Propheten/ Photinia-“ ner/ Weigelianer/ Calvinisten/ und Paͤbst-“ ler ihre schrifften? Aber erstlich so muß man se-“ hen/ wer das haupt desselbigen Consistorii sey;“ denn das ist der compaß/ nachdem sie sich rich-“ ten muͤssen/ das ist ihre feine wolcken seule des“ tages/ und feuerseule des nachts: man weiß“ wol/ was man von einem Lutherischen The-“ olog en halten soll/ der einen Comitem Palati-“ num sacri Palatii Lateranensis sich schreibet/“ das ist/ der ein Graff nicht nur der Kaͤyser-son-“ dern auch der Lateranensischen Paͤbstischen“ Pfaltz will geheissen/ und mit gluͤckwuͤn-“ schungs-reimen gegruͤsset seyn/ von welchem“ ein alter eißgrauer in GOtt sicher sitzender“ Professor/ weiland zu Wittenberg gesagt hat:“ Doctor — will/ daß wir ihm sollen gratuli-“ r en: Worzu? Er hat das mahlzeichen des“ Apocalypti schen Babylonischen rothen hu-“ rendrachens an sich genommen: aber da behuͤte“ mich GOtt/ daß ich das gut heissen soll.„ Daß dieses allerdings auff D. Hoën gehe/ ist aus so vielen schrifften selbiger zeiten klar/ darinnen er sich die praͤchtigsten titul geben las- sen/ z. e. Magnificentissimi sacri Palatii Latera- nensis Aulæq́ue Cæsareæ Comitis, wie unter andern in einer schrifft zusehen/ die anno 1621. heraus gekommen/ als er einen Diaconum zu Belzig als Comes Palatinus zum Magister ge- macht/ in welchem und anderm solche gar of- fenbare denckmahle des hochmuths und ande- rer eitelkeiten der nachwelt vor augen liegen. Gleich wie auch dergleichen von andern so genanten Theologis haͤuffig zu finden sind: Zum exempel/ da der Bareuthische Hoffpre- diger Caspar von Lilien sich geschrieben: S. Theologiæ Doctorem, Comitem Pala- tinum Cæsareum, Consiliarium Brandeburgi- cum Intimum, Ecclesiarum in Burggraviatu Noribergensi Superintendentem Generalem, Concionatorem Aulicum, Consistorii Baru- thini Præsidem, Collegii Christiano-Er- nestini Directorem \&c. Ob diese Christi und seiner Apostel nachfol- ger gewesen/ laͤsset man einen jeden urtheilen. NUM. III . D. Hoffmanns streit wider die Phi- losophi e. Was die Helmstaͤdtische streitigkeit mit D. Hoffmannen betrifft/ hat von derselben Jo- hannes Angelius Werdenhagen in seinem anhang an die Psychologiam p. 510. u. f. de- sto genaueren bericht erstattet/ je naͤher er selb- sten Th. IV. Sect. III. Num. III. D. Hoffmanns streit wider die Philosophi e. sten damals gewesen. Unter andern hat er p. 529. u. f. nachgehendes Carm en gesetzet: Ininclyta quæ Julia. Sit orta controversia, Quicunque vultis discere, Rhythmis meis attendite. En, quatuor Philosophi, Præ cæteris industrii: Kesselius, Liddelius, Ovenus \& Cornelius: Hi non diu deliberant, Rem protinus sed inchoant, Porphyrii perutilem Plantare tendunt arborem: Etsomniant, quod cominus Pertingat astra frondibus, Mox æstuant conscendere Ad usque cœlum mobile. Visum quid occultissimus Agat Jehovæ spiritus, Num mens DEI quam maxime Consentiat cum Socrate? Suis caro num viribus Id noverit, quod spiritus? Carnalis an scientia Intelligat cœlestia? Humana num prudentia Rebus sacris sit congrua? Idemne verum sit DEO , Verum videtur quod sopho? Num par fides sit Dæmonis, Et Christiani pectoris? Communis an his notio Sit mentis \& conceptio? Si scriptitent Apostoli, Increduli, vel Ethnici: Unus Deus Justissimus Æternus est \& optimus. Utrinque num sit veritas, Totalis ac identitas? Mendace seu de Dæmone, Num possit hoc quis dicere? Sophis ibi sedentibus, Divina somniantibus, Arcana pensitantibus Falsoque gloriantibus. Hofmannus ecce Daniel, DEO ministrans Israel, Hanc subruebat arborem, Sophi cadunt in pulverem. Ostrina Malchi suppara Prolapsa sunt in stercora, Ut sordeant mortalibus Altissimum colentibus. Proinde sunt Philosophi Furore tanto perciti, Ut persequantur candidum Virtute præstantem virum. Sexa — senex — genarius Habetur adversarius, Exinde quod salubria Docere præstat dogmata. Potente verbo protulit, Pagella quæ nunc subjicit: A seculi scientia Discreta sunt oracula. Humana quid scientia? Annon furens dementia? Necillud est innoxium, Quod æstimetur optimum? Carnalis est scientia Semper DEO contraria; Abstrusa sacra Mystica Sunt captui non consona: Carnalis id non percipit Homo, Deus quod præcipit: Sophis id est absconditum, At parvulis concreditum. Quod Socrates pronunciat, Non CHristus illud approbat: Est CHristus ipsa veritas, Et Ethnici sunt vanitas. Boans fides est dæmoni, Boans fideli pectori. Fides quid \& scientia, DEI carentsi gloria? Proh! Dæmonis quæ veritas! Horrenda nonne falsitas? Mentitur hostis omnia, Dicat licet verissima. Satan pater mendacii Fons omnis actus subdoli, Mendax agit fallaciter, Quicquid facit, fit nequiter. Omnino mendax dicitur, Homo nisi renascitur. Innata lucis claritas Est summa mentis cæcitas. Carnalis ipsa veritas Est ima cordis falsitas. Idcirco non cognoscere DEum potest, nec credere. Sophi dolent Noemata, Quod vana sint \& irrita, Adversus adversarium Anceps adornant prælium. In disputationibus, Exercitationibus, Ludunt meris sermonibus Et criminationibus. Exordium calumnia, Est finis impudentia; Obscurior si quæstio, Cachinnus est solutio: Agunt sophi sopisticè, Hofmannus autem candidè, Hic sacro-sancta dogmata, Illi docendo scandala. Nihil ferax audacia, Nil obtinet fallacia: Hofmannus instat acriter, Verum tueturfortiter. Invicta nam constantia, Nec frangitur calumnia, Illæsa conscientia Parvi facit mendacia. Hic carnis est mos impius, Odisse mentem spiritus, Quod cœpit in primordiis, Et durat hisce seculis. Apostolis \& vatibus Ni contigisset omnibus, Perferre carnis scommata, Quænam forent solatia? Narraborem, quæ nomine Quadrabit huc, \& omine, Et edocebit prælium Carnale contra spiritum. Propheta sanctus Daniel, Deum celebrat Israel, N n n 3 Tam Th. IV. Sect. III. Num. III. D. Hoffmanns streit wider die Philosophi e. Tam spiritu spontaneo Quam mente, corde serio: Quem Rex ob excellentiam Virtutis \& præstantiam Inter ministros extulit, Eique cunctos subdidit. Reperta carnis ludicra Decreta quamvis regia, Idola ducit turpia Coram DEO bdelygmata. Exosus est sodalibus, Dumde DEI magnalibus Suis agens in ædibus, Fervet precationibus. Huncin Leonum conjici Antrum studebant invidi; Sed dens leonis horridi, Vatis pepercit corpori. Fit sortis hæc inversio, Calumniator, histrio, Hanc in specum detruditur, Et à feris discerpitur. Ut comparem cognomines Viros, Prophetas nobiles, Et noster hic præcelluit, Quem cæteris Dux prætulit: Professor Ordinarius Creatus est primarius, Qui quinque lustra Juliam Nunc erudivit inclutam: Mentem Lutheri sobriis Secutus est in literis, Recte secum dum Biblica Tractare scit Mysteria. In se quod est industriæ, Dat omne Christi gloriæ, Non ex sua potentia, Sed spiritali gratia. Et hæreses \& schismata Propellit ex Ecclesia; Contra Papistas militat, Et Zing lianos provocat. Sunt arma non prudentia Carnalis, aut sophismata; Sed spiritus dictamina, Divinitus quæ fortia. Humana nam scientia A parte stans contraria, Excogitat sophismata Inspiritum bacchantia. Hoc quatuor Philosophi Redarguunt mendacii, Et garriunt, injuria Illata quod sit maxima. Quod artium cultoribus Sic imprimatur dedecus: Mallent prius qui demori, Quam tale quidquam perpeti. Catharma sit Philosophis, Quod de DEI mysteriis Tam continenter disputat, Ut sacra tantum proferat. Lectas sophorum regulas Pronunciat fanaticas, Coram DEO quæ judice Nunquam queant consistere. Quantus tumultus extitit, Hunc totus orbis audiit. Hofmannus autem pertulit, Quem jure doctus suscipit. Quam Danieli subdola Tendant maligni retia, Expertus est in annua Servus DEI custodia. Non sufficit mendacium, Nec omne quod fit clanculum, Sed seculari brachio Hæc stat, caditque factio. Heic si potestas bis duos Esset penes Philosophos, Hunc non darent leonibus, Sed dissecarent dentibus. Tamen futurum quid prope Sit, sat licet prænoscere, Communis id contagio Dat, judicisque affectio. Verbum DEI nunquam piam Merebitur sententiam, Mortalium malignitas Dum callet has argutias. Num Christus aulis cognitus, Sit in furoris sordibus? An cœcitas quid gratiæ DEI reponat gloriæ? Carnalis hæc fraternitas, Cohæret, ut sic vanitas Cum vanitate consonet, Nec se fides hinc explicet. Hinc orta quæ sit Juliæ Jactura, quæ viciniæ, Et quanta crux Ecclesiæ, Solum Brunonis adspice! Quam cuncta stant inania! Carent docente pulpita, Discentibus subsellia. Oraritas in Julia! Silent Jehovæ plasmata, Sonant sophorum phasmata, Quæ magna sunt phantasmata. O vanitas in Julia! Jacet facultas optima, Quæ cæterarum Regula. Absit ruina Juliæ, Favente stabit Principe, Vindebit ipse debitè, Ne quid, Jehova vindice, Caussetur heic mali, suis Quod destinet sic posteris. Hæc ex sophorum fructibus Et nata suntvirtutibus: Renate Lector judica, An non sacris sint devia? Exurge nunc Immanuel, Vide, tuus quas Daniel Perpessus est injurias, Inter sophistas bestias. Da, Christe, sola veritas, Facessat hæc ut vanitas: Defende verbi munia, Adversus hæc deliria; Ut lux tui se spiritus Nostris reponat sordibus, Et cesset omnis falsitas, Ac desinat profanitas. Amen. Diese relation bekraͤfftiget der gedachte Au- ctor als wahrhafftig/ weil der uhrheber Chri- stophorus Herwichius den gantzen process selbst mit angesehen/ und damals als ein Studi- osus zu Helmstaͤdt in des Professoris Casselii hause gewohnet. Es gedencket auch dabey p. 538. Th. IV. Sect. III. Num. IV. Anderer zeugnisse wider die Universit aͤten. 538. daß die Professores, deren elend darin ent- deckt worden/ in ihren gewissen so getroffen ge- west/ daß sie ihn durch allerhand verfolgungen gedrungen/ eine apologie zu publicir en/ zumal da man ihm alle vias juris abgeschnitten. Er setzet ferner daselbst ein Carm en eines Edel- manns/ Johannis von Koͤtteriz/ der gleichfals in Caselii hause gewohnet/ und von dem Heid- nischen schulwesen also geurtheilet. Exul Aristoteles nostra à pietatefacessat, Atque tibi cedat, spiritus Alme, locum: Quisapis, ante alios amplectere Biblia libros, Rebus ut inde sacris sola medela fluat: Non tibi Aristoteles hili, non unius assis Profuerit: non si venerit ipse Plato: Quæsieris miseræ si Animæ solatia certa; Non adeo in sophia magnus uterque fuit. Scilicet his gaudet vani sapientia mundi Fucis, vana magis, cœlica quam cupiens. Cur adeo quæram cuncto exhaurire labore, Quod mihi nil vitæ prosit ad auxilium; Sed potius cunctos sancto cum tempore sum- ptus Mî perdat, miseræ mentis in arte mala? Cuncta Stageiritæ præponens scita saluti, Largo quam fundunt Biblia fonte piis, Fallitur egregiè, sibi defraudator iniquus, Ethnicus, anne DEI Filius esse cupis? At sit Aristoteles tibi firmata anchora \& aura, Qui tamen à nulla parte vel artesapit; Sicut heri inflato jactabas ore supremum Auctorem sophiæ, nil tamen, unde sapis. Certe, haud sensus ille boni quid suggerit un- quam, Ex illo si quidquam in sacra contuleris. Protinus in nugas vertes Mysteria cœli, Mentis in hæc quoties lumina tanta geras, Undique nugarum formator \& inclutus Au- ctor In sanctis extat, somnia vana docens. Scurram si quæras inversoremque bonorum, Invenies promptum discipulum Satanæ. Si divini igitur quidquam tibi suscipis, ipse Spiritus Auctor erit: vana modo fugias. Nil veri aut solidi gentilia somnia tradunt, Ac cœli quæ sunt, non ratio ulla capit: Quin potius sanam mentem cum moribus ipsis Corrum punt graviter non sine pernicie. Me sacra, me manent in rebus Biblia sacris, Sitque Stagiritæ gloria quæ poterit. Hoc novi certus, fallax est undique stultus. Ergo quis sophiam discere ab hoc cupiat? Eben dieser Auctor fuͤhret daselbst p. 528 eine schrifft an/ welche D. Gottfried Schluͤter Super- intendens in der Graffschafft Oldenburg von diesem streit heraus gegeben/ darinnen weit- laͤufftig und deutlich erwiesen sey/ wie solche Heidnische Philosophie nimmeꝛmehr nach dem rechtglaͤubigen sinn Lutheri zugelassen werden koͤnte. Auch gedencke er/ daß D. Hoffmanns sache sich ernstlich angenommen ein vorneh- mervon Adel Heinrich Albert von Mynsingk/ und der Superintendens zu Halle D. Johannes Olearius. Die abgoͤttischen und recht laͤster- lichen Carmina etlicher Helmstaͤdtischen Pro- fessor en und anderer gelehrten/ womit sie ihre Goͤtter Apollinem, Minervam und derglei- chen erhoben/ hat er eben daselbst p. 514. u. f. zum zeugniß selbiger greuel wiederholet/ welche hieher zusetzen unnoͤthig ist/ nachdem das elend derer Academi schen Gelehrten ohne dem taͤg- lich mehr entdecket/ und denen verstaͤndigen ein greuel wird: Sonst hat auch D. Ægidius Strauch in seiner Hist. Eccl. MSta p. 463. vor Schillings gesellen diesen Werdenhagen und M. Antonium Cramern Pastorem zu S. Johan- nis angegeben/ und dabey angemercket/ daß die Leipziger damals in dieser sache nichts deci- di rt/ sondern still gesessen haben. NUM. IV . Anderer zeugnisse wider die Univer- sit aͤten. Jm jahr 1619. hat ein Lutherischer Superin- tendens M. Siegwart Garguthenius uͤber der Helmstaͤdtischen controvers von der Philoso- phi e eine schrifft in 8vo publici rt/ die er nen- net: Luͤgen-mantel Jacobi Martini, darinn er wider die vernunffts- Theologi e und die fal- schen Lehrer auff den hohen schulen/ sonderlich wider die Aristoteli schen principia ernstlich re- det/ daraus hier zur probe der anfang stehen kan/ wie folget: Ad membra Ecclesiæ singula. Friede/ leben/ heil und seligkeit in CHristo JEsu. Andaͤchtiger lieber Christ/ so fern du ein“ wahrer rechtglaͤubiger Christe bist und seyn“ wilt/ und den geist Christi in dir wohnend“ hast/ so bitte ich dich durch Christum des“ glaubens vater imwahren glauben/ du wol-“ lest dich in demselben geist CHristi ernstlich“ bewegen/ ermuntern/ und diese wenige re-“ de/ die ich aus hertzlicher liebe gegen die wah-“ re Christliche kirche muß mit zerknirschtem“ geist nothwendig ausschuͤtten/ wol zu ohren“ nehmen/ und dir ins hertz schreiben lassen.“ Denn es ist leider GOttes dahin kommen/“ daß wir in der reinen Lutherischen kirchen“ uns mit vielen zerruͤttungen und ketzereyen/“ welches uns die vernunfft-schwermer an-“ richten/ muͤssen plagen und probir en lassen/“ aber doch sagt die Schrifft: Es muͤssen rot-“ ten und sect en unter euch seyn/ auff daß“ die so rechtschaffen sind/ offenbar unter“ euch werden 2. Cor. XI. 19. Derowe-“ gen ist es nun zeit/ daß ein jeder fest halten“ lerne am worte GOTTES/ und die“ bestaͤndige Ritterschafft uͤbe/ dadurch wir“ die krone der ehren erwerben. Jst es nicht“ so/ lieber Christ? Leben wir nicht im dritten“ wehe? Apoc. XI. 14. O wie laͤngst hat“ mit grosser stimme der Engel GOTTes“ Apoc. IIX. 13. das dritte wehe aus ge-“ ruffen/ GOtt helffe durch mit seinem worte!“ Siehe/ die zeiten seyn nun erfuͤllet/ darin der“ drache Apoc. XII. 4. der satanas durch“ seine ungeheure beyde thier Apoc. XIII. 1.“ \& 11. seine macht zum staͤrcksten sehen laͤst.“ Jnsonderheit das anderethier Apoc. XIII. “ 11. mit seinen 2. hoͤrnern der abscheulichen“ laͤsterungen und verfolgungen/ gehet da al-“ lein jetzo mit um/ daß die erde und die drauff“ wohnen/ anbeten das erste thier/ v. 12. welches“ toͤdtliche wunden heil worden waren/ so da“ bedeutet das gottlose Heidenthum/ das durch“ den teuffelischen Aristotelem so offte wieder“ erwe- Th. IV. Sect. III. Num. IV. Anderer zeugnisse wider die Universit aͤten. „erwecket wird. Denn dieses thier hat „die macht vom drachen bekommen/ „daß es dem bilde des ersten thiers mit den toͤdt- „lichen wunden v. 3. den geist wiedergeben „koͤnne/ daß es mache/ daß/ welche nicht des „thiers bild anbeten/ ertoͤdtet werden/ v. 15. „und mache/ daß allen kleinen und grossen/ rei- „chen und armen/ ein mahlzeichen an ihre rech- „te hand/ oder an ihre stirne es gebe/ daß nie- „mand kauffen oder verkauffen koͤnne/ er habe „denn das mahlzeichen oder den namen des „ Aristote lischen thiers oder die zahl seines na- „mens v. 17. Denn darinn tobet der teuffel in „seinen laͤster-thieren so sehr/ und giebt ihnen „die macht der verfolgungen so starck/ weiler „weiß/ daß die erndte nicht weit ist/ und des „menschen sohn bald mit seiner sichel werde „anschlagen Apoc. XIV. 15. denn der heili- „ge mann und bote GOttes Lutherus ist laͤngst „mitten durch den himmel geflogen mit dem „ewigen Evangelio/ und hat gnugsam verkuͤn- „diget allen/ die auff erden sitzen und wohnen/ „daß sie GOttfuͤrchten sollen und ihm die ehre „geben/ Apoc. XIV. 6. 7. Zu dem ist diesem ge- „folget der Engel/ der da spricht: Sie ist gefal- „len/ sie ist gefallen/ Babylon die grosse stadt/ „so da hat mit dem wein ihrer hurerey getraͤn- „cket alle Heiden/ v. 8. Uber das laͤst sich der „dritte Engel und bote GOttes taͤglich mit „grosser stimme hoͤren/ daß man nicht das ver- „wundete/ und durch den H. Lutherum getoͤd- „tete Aristote lische thier wieder lebendig ma- „chen soll/ noch seine mahlzeichen an die stirnen „wieder annehmen. Denn so jemand das „thier anbetet/ und sein bilde/ und nim̃t das „malzeichen an seine hand/ der wird von dem „wein des zorns GOttes trincken/ der einge- „schenckt und lauter ist in seines zorns kelch/ „und wird gequaͤlet werden mit feuer und „schwefel fuͤr den heiligen Engeln und dem „lamm. Und der rauch ihrer qual wird auff- „steigen von ewigkeit zu ewigkeit. Und sie ha- „ben keine ruhe tag und nacht/ die das thier „haben angebetet und sein bild/ und so je- „mand das malzeichen seines namens an- „genommen/ Apoc. XIV. 10. 11. Und ob- „wol derselbe Engel mit grosser stimme schrey- „et: Hie ist gedult der Heiligen! Hie sind/ die da „halten die gebot und den glauben an JEsu/ v. „12. Nemlich die das wort Gottes hoͤren und „bewahren in einem feinen guten hertzen/ und „bringen frucht in gedult/ Luc. IIX. 15. Die „nach der heiligen lehre Lutheri allein auff „GOttes wort sehen und halten/ ohne men- „schen-tand/ dennoch seyn gar wenig/ die sol- „che stimme hoͤren und es zu hertzen nehmen/ „sondern glauben vielmehr dem abscheulichen „und verdammten Aristoteli schen thiere mit „seinen 2. hoͤrnern/ und hengen dem so steiff „und feste an/ daß sie auch nicht scheuen die „haine und altar ins hertze zu fassen/ davon die „Propheten klagen uͤber das volck Jsrael; ja „ein jeder trachtet darnach/ wie er nur unter derẽ „zahl seyn moͤge/ so die Aristoteli sche Heidni- „sche mahlzeichen des verfluchten thiers und „namens an ihrer seiten tragen/ damit sie un- „ter der zahl der weisen seyn moͤgen/ welche vor „veꝛnuͤnfftig in allen dingen das ansehen haben. „Aber wie das volck Jsrael sich also von keinem „Propheten und boten GOttes sagen und ein- reden ließ/ sondern sich noch dazu klug be-“ duͤnckte/ daß sie so schoͤne altar und hayne in“ allen winckeln und auff allen huͤgeln bauen“ koͤnten/ dazu noch die Propheten des HErꝛn“ worts halben verfolgten/ verjagten und toͤd-“ teten/ kam es bald mit ihnen auff die neige/“ biß sie wurden gar zum lande hinaus geworf-“ fen. Eben also wird auch mancher durch das“ thier gegriffen werden/ und wird mit ihm der“ falsche Prophete/ der die zeichen thun will/ und“ durch welche er verfuͤhret/ die das mahlzeichen“ des thiers nnd namen haben/ und die das bild“ des thieres anbeten Apoc. XIX. 20. Darum to-“ bet/ wuͤtet und tyrañisiret es so erschrecklich mit“ seinen hoͤrnern/ und strecket den kopff mit aller“ Heidnischen macht und veꝛnunfft daran/ brau-“ chet weitlich hie auff der rechten seite sein Paͤp-“ stisch/ auff der andern seite sein Calvinisch“ horn in der wahren Christenheit/ und zuwuͤh-“ let tapfer das wort GOttes/ das nichts dar-“ an bleibe/ als lauter menschen-tand/ auff daß“ man ja nicht erkennen koͤnne die tieffe des sa-“ tans Apoc. II. 24. Jederman will schier in des“ satans schule mit gewalt leben/ und duͤrffen“ noch wol sagen/ daß sie dabey Christen seyn/“ und sinds doch nicht/ v. 9. Also hat/ leider“ GOttes/ der abgoͤttische/ aberglaubische/“ Heidnische/ und Aristoteli sche Gottesdienst“ alle winckel der welt/ auch die vornehmen“ oͤrter deꝛ Universitet en erfuͤllet/ und nun schier“ den wahren Gottesdienst gar vertilget und“ vertrieben. Du siehest dich vielleicht um/ sagt“ der H. Mann und Engel GOttes Luth. in“ Conc. Eccl. die trium Reg. und denckest/ ey/“ sollen so viel leute allzumal irren? Siehe dich“ fuͤr und laß die menge dich nicht anfechten/“ haltefest an GOttes wort/ das kan dir nicht“ luͤgen/ alle menschen moͤgen luͤgen/ und wie die“ Schrifft sagt/ alle menschen sind luͤgener; laß“ dichs nicht wundern/ daß so viel jetzt irren;“ waren doch zu Elias zeiten nur 7000. mann“ from̃ im gantzen volck Jsrael/ dessen mehr denn“ 1200000. streitbare mann waren/ ohne weib“ kind. Was war auch das gantze volck Jsrael/“ gegen die gantze welt/ die alzumal irret? Was“ solte denn jetzt seyn? Sintemal CHristus“ und die Apostel so grausame dinge von diesen“ zeiten gesagt haben/ daß auch CHristus selbst“ sagt: Meinst du/ daß der Sohn des menschen“ werde auch glauben finden auff erden/ wenn“ erkommen wird? Es muß grausam groß seyn/“ und muͤssen viel grosse leute irren/ und am mei-“ sten/ die man am wenigsten meinet/ soll der“ Antichrist regieren/ und die welt verfuͤhren/ ꝛc.“ Es ist die letzte und erste zeit/ der alle schrifft“ schrecklich gedraͤuet hat. Darum dancke Gott/“ daßdu durch sein wort siehest/ welches recht“ oder unrecht Gottesdienst ist/ da siehe zu/“ daß du dabey bleibest/ und nicht folgest dem“ hauffen/ der ohne Gottes wort faͤhret. Wenn“ die kaum bleiben/ die GOttes wort haben/“ und daran hangen/ wo wollen die bleiben/“ die ohne GOttes wort ihrer eigenen nasen fol-“ gen? Nicht alle/ nicht alle/ die da sagen/“ HErꝛ HErꝛ/ werden in das reich Gottes kom-“ men/ sondern die da thun den willen meines“ Vaters im himmel/ spricht CHristus Matth.“ VII. 21. Es werden viele zu mir sagen an je-“ nem tage/ HErꝛ HErꝛꝛc. Alles muß es zwar“ heissen in GOttes namen gethan/ was heuch-“ ler und Th. IV. Sect. III. Num. V. Der Reformirten praxis beym Abendmahl. „ler und falsche Christen in der kirchen GOttes „zu ihrem eigen prall und gloriosit aͤt vorneh- „men/ brauchen auch sehr scheinlich dazu Got- „tes wort/ darauff sie nach ihrem eigenen wahn „gewaltig hoch duͤrffen herein prangen/ und „andere nicht allein anfeinden/ die besser nach „dem grunde gehen/ sondern auch noch wol ver- „folgen/ und um leib und leben bringen. Aber „was gibt GOttes Sohn unser theuerer Hei- „land solchen ruhmredigen vernunfft-schwer- „mern und Phantasten zur antwort? Jch hab „euch noch nie erkant/ weichet von mir ihr uͤbel- „thaͤter. v. 23. Ubelthaͤter sind es/ sagt CHri- „stus/ die das wort GOttes nach ihrem duͤn- „ckel fein putzen/ und dahero damit pralen wol- „len/ als wenn es deswegen solche krafft in ih- „nen gewonnen/ weil sie es so artig nach ihrer „vernunfft gedrehet/ und dahero gewaltige tha- „ten ausgerichtet haͤtten in der welt. Denn „weil sie in ihrer spitzfindigkeit alles zu unter- „schreiben/ und ohne gnadengeist das wort in „ihrem munde fuͤhren/ mit den Aristoteli schen „ concep ten und zeichen an der stirne ihrer ver- „nunfft/ und ihren eigenen verstand nach den „Heidnischen einbildungen sich darinn gefallen „lassen/ haben sie GOtt in seinem wort nicht er- „griffen/ und kan sie auch CHristus aus den „ursachen vor sein volck nicht achten/ weil sie „auff sich selbst beruhen/ auff sich sehen/ und „nur den titul und namen des worts GOttes „auff der zungen darum fuͤhren/ daß sie hoch moͤ- „gen gehalten/ und vor weltkluge leute angese- „hen oder angetragen werden/ darum bleiben „sie immerfort in der groͤssesten uͤbelthat/ daß sie „ihren sonderlichen verstand zu GOttes wort „bringen wollen/ da sie doch im geist GOttes „den verstand daraus holen solten. Dieses ist „eine solche abscheuliche grobe suͤnde/ daß auch „CHristus dieselben/ die solches thun/ des- „wegen ewig von seinem angesicht stoͤsset/ und „sie nicht kennen kan noch will. Denn GOtt „der Allmaͤchtige will die gnade seiner krafft/ „dadurch wir zu kindern GOttes angenommen „werden/ darinn scheinen/ und das einige ver- „dienst CHristi allein suchen/ und im geiste fin- „den lassen/ nicht daß man mit metaphysi schen „ terminis und elenden Prædicaments- fuͤndi- „chen den grossen gnaden-schatz darinn nach „seinem unverstaͤndigen kopffe mensurir en solle. „Vernunfft kan das nicht fassen/ singt die hei- „lige Christliche kirche. Vernunfft kennet „GOtt mit seinem worte nicht. Sie weiß „auch nicht/ daß es des wahren lebendigen Got- „tes wort sey/ wenn es nicht der geist GOttes „durch den glauben zu erkennen giebt aus gna- „den/ sondern wenn sie es nach ihrem Judicio „will richten/ welches sie nicht lassen kan/ ma- „chet sie nach aller ihrer besten kunst eine fabuley „daraus/ daß es nichts anders als eine thorheit „ihr giebt; darum denn die Heiden/ auch die „allerkluͤgsten/ wenn sie von GOtt gehoͤret ha- „ben/ nicht auff das klare deutliche wort beru- „heten/ und dem geist Gottes bey sich raum ge- „ben wolten/ sondern es hoͤnisch/ kindisch und „spoͤttisch gehalten/ und dahero allezeit ihre ei- „gene glossen und traͤume nach der vernunfft- „kunst mit ent en/ concept en ihme angedrehet „haben/ daß es in der ungerechtigkeit hat muͤs- „sen auffgehalten/ Rom. I. und in eine luͤge ver- „wandelt werden. Auch je kluͤger und ge- schickter sich einer hat beduͤncket/ je mehr und“ mehr es sich hat muͤssen verkehren und drehen“ lassen/ und je mehr er sich dem geist GOttes“ widersetzt/ daß ein mensch aus seinen eignen“ kraͤfften ohne GOttes geist auch im wort selbst“ nichts finden und suchen kan/ als den schatten“ des todes/ welches ist die finsternis selbst. Deñ“ er reist es alles zu seinem vortheil zu sich/ und“ bringetes auff das fleischliche/ weil er nichts“ anders denn fleischliche ding verstehet/ und“ nichts denn fleischlich urtheilen kan. Heuti-“ ges tages gehet es noch also im Christenthum/“ leider GOttes! (damit man ja die boßheit der“ verderbten natur und vernunfft desto aͤhnli-“ cher bey den menschen sehen moͤge) da ein je-“ der kluͤgling nicht auff GOttes wort allein se-“ hen/ und schrifft mit schrifft im geist und glau-“ ben erklaͤren und deme nachtrachten will/ son-“ dern da holet man aus dem verfluchten Hei-“ denthum heraus die philosophi schen termi-“ nos und vernunffts- phrases, insonderheit“ des verdammten Aristotelis, die muͤssen sich“ nach ihren concept en uͤber alle geistliche sachẽ/“ auch uͤber die glaubens- articul spannen und“ ausdaͤhnen lassen/ alsdenn werden gar heiß-“ eifrige schlußreden nach dem fleisch daraus ge-“ macht/ und muß alles in luͤgen verwandelt“ seyn/ da es doch nach Pauli lehre heissen sol-“ te/ daß die vernunfft solte gefangen liegen un-“ ter dem gehorsam CHristi. Wenn alle schu-“ len und Universi taͤten angesehen werden/ lie-“ ber/ worinn wird meistlich die zarte jugend in-“ formir et und unterrichtet? Treibet man das“ nicht mit aller gewalt an allen orten/ daß die“ jugend nur moͤg fleißig wol eingebildet fassen/“ erschnappen/ lernen/ daß es mit des menschen“ vernunfft/ nach dem klaͤglichen fall Adams/“ solche gꝛosse beschweꝛliche blindheit nicht habe/“ wie die H. Schrifft andeutet/ sondern es koͤn-“ ne unsere vernunfft durch ihr eigen vermoͤgen“ und kraͤffte gar wol dahin gebracht werden/“ daß sie nicht allein durch etliche dazu dienliche“ kuͤnste eine gnugsame vollkommenheit und“ perfection zu diesem leben bequem acquirir en“ und erlangen/ sondern auch sie koͤnne sich mit“ ihren tugenden und wissenschafften/ zu der“ uͤberschwenglichen erleuchtung des erkaͤntniß“ GOttes bringen/ also GOtt gefallen/ sich“ fein saͤuberlich expolir en/ daß sie in geistlichen“ sachen fein artig dem geist GOttes und seinem“ worte sich zu accommodir en/ und den glau-“ bens-artickeln gantz faͤhig zu machen wisse?„ NUM . V. Der Reformirten praxis beym Abendmahl. Daß die angefuͤhrten klagen uͤber den ver- derbten zustand unter denen Reformirten auch von vielen andern unter ihnen seithero noch im- mer wiederholet worden/ ist unter andern aus eines Predigers zu Duißburg R. Copperi zweyen schreiben an das Consistorium daselbst zu sehen/ so er anno 1682. und 83. in puncto wegen schuldiger pflicht der Prediger bey ad- ministration des Abendmahls abgehen lassen/ und anno 1695. durch den druck publici ret wor- den/ woraus ich nur folgendes zur nachricht hieher setzen will: Anfangs der irrigen einbil- dung und vorgeben etlicher/ als wenn ich af- A. K. H. Vierter Theil. O o o fectir en Th. IV. Sect. III. Num. V. Der Reformirten praxis beym Abendmahl. fecti ren solte/ meines beruffs loß zu seyn/ zu be- gegnen: So ist das die warheit/ und muß be- kennen/ wie solches auch zum oͤfftern/ sowol publicè als privatim bekannt gemachet/ daß/ wenn GOtt mich in meinem gewissen beliebte loß zu machen/ ich alsobald theils wegen mei- ner grossen unbequemheit zu solchem goͤttli- chen und geistlichen hohen amt/ theils wegen eines solchen wichtigen beruffs/ beschwer und gefahr/ von solchem/ sonderlich in diesen sehr verfallenen und boͤsen zeiten/ wolte resigni ren; und bekenne annoch/ gleich wie ich fertig zu ste- hen schuldig bin/ dem Koͤnig aller Koͤnige durch seine gnade/ wie und auff was weise er will/ zu dienẽ/ daß ich also gꝛosse uꝛsachen haben wuͤrde/ GOtt zu dancken/ wenn es ihm gefallen moͤch- te/ uns von solchem schweren beruff in diesen desperat en zeiten zu entschlagen; wenn nun das meine intention waͤre gewesen/ so haͤtte ja durch einen leichten weg meinen dienst resigni ren koͤn- nen; weilen aber ich mich noch nimmer in mei- nem gewissen loß gefunden habe/ so bezeuge ich hingegen/ daß ich mich auff allerley weise an die gemeine verpflichtet und verbunden finde; Er- klaͤre mich auch willig ohne einige muͤhe und arbeit zu scheuen/ derselben/ so lange mich GOtt allhie/ und man mir die freyheit des ge- wissens lassen will/ mit den gnaden und gaben/ die er mir gegeben hat zu dienen/ und das beste der mir so theuer anvertraueten seelen zu versor- gen. Aber wie von einem arbeiter nichts mehr erfordert wird/ als daß er treu sey/ so wird auch solches einem boten und arbeiter GOttes ob- liegen/ getreulich die commission, die ihm sein principal auffgeleget hat/ ohne einig ansehen der person und absehen auff seinen schaden oder vortheil zuverrichten/ wozu ich mich denn auch verpflichtet finde; darinn auch gerne der Ge- meine auffrichtig anzeigen wolte/ was zur ab- wehrung der gerichten GOttes/ unterrichtung und auffbauung der seelen/ wie von GOtt aus seinem wort und aus der erfahrung wird bekant gemacht/ dienen koͤnte; derhalben ich dann nach meiner antritts-predigt/ noͤthig erachtet/ damit ich meine schaffe kennen/ und ihrer seelen zustand erfahren moͤchte/ seele fuͤr seele zu besu- chen/ wiewol ich solches viel spaͤter angefangen werckstellig zu machen/ als ich wol vermeint ha- be; darbey ich dann/ bey den wenigen/ so ich vor zustossung dieser procedur en/ visitir et und untersucht habe/ funden/ das/ was| ich vorhin insgemein hier uͤberall von dem sehr elenden und klaͤglichen zustand unserer kirchen erkannt habe; en particulier aber haben mich deren see- len/ die ich besucht und | untersucht/ elender zu- stand auffs neu zu solchem mitleiden und be- jammern bracht/ in dem ich betrachtet/ wie daß so viele seelen in ihrer blindheit und verkehrten Pelagian ischen und seltzamen concept en und gedancken zur hoͤllen gelassen/ und ich an ihrem blut und seelen-verderb koͤnte schuldig werden/ daß ich derohalben auffs neue dadurch auffge- weckt und geruffen worden bin/ mein amt treu- lich fortzusetzen/ die seelen zu warnen/ zur er- kaͤntniß ihres iñerlichen elendes zu bringen/ und in ihnen begierde zu erwecken zur erkaͤntnis JE- su/ und also zum wuͤrdigen gebrauch der Sigil- len, welche die leute so lange zeit mißbraucht/ und in solcher unwissenheit und anderer uͤbler gestaltniß ihrer seelen sich das urtheil versiegelt hatten/ zu bereiten/ sie auffzuwecken/ JEsum zu suchen/ um von ihm in einen andern und geistlichen stand durch seinen H. Geist gebracht zu werden. Bey so gestalten sachen aber/ daß ich das sacrament des Abendmahls nicht be- dienen/ und promiscuè allen leuten reichen koͤnte/ oͤffentlich bezeugen und angeben muͤs- sen/ zugleich den verfall und grausamen miß- brauch der ausspendung des heiligen Abend- mahls/ so auch die seel-verderbliche nehmung und niessung derselben oͤffentlich fuͤrstellen/ da- mit die schlaffende und in ihrem elend versof- fen liegende seelen aufgemuntert/ erwachen/ in sich selbst gehen/ sich untersuchen/ und nicht mehr auf mich/ die Gemeinde/ und sich selbst die urtheilen Gottes bringen moͤchten. Wie nun dieses wohlgemeinte werck aufgenommen worden/ solches ist leider am tage/ ohne meine grosse verwunderung/ als der ich weiß/ daß das wort zweyerley wirckung habe und geruch/ nem- lich des todes und lebens/ welches ich GOtt befehlen/ seiner wirckung heimstellen/ und nir- gend aufsehen muß/ als in allem getreu zu seyn/ nach der weißheit und maß der gnaden/ die mir GOtt mitgetheilet hat/ und mittheilen wird. Wie nun hierauf ziemlich eilfertig/ daruͤber ich doch nicht sonderlich zu klagen und mich zu beschweren habe/ ich fuͤr das Consistorium, hernacher fuͤr einen Wohl-Achtbaren Magi- strat gefodert worden bin/ solches einem Wohl- Ehrwuͤrdigen Consistorio bekant/ und wie mir da fuͤrgestellet worden/ mich zu erklaͤren: 1. Ob ich das Abendmahl ferner austheilen wolte; oder 2. ob ich das predigen und Abendmahl von einander separi ren wolte. 3. ob ich dann einige wuͤste/ die ich nicht tuͤchtig hielte zum Abendmahl zugelassen zu werden; so habe ich/ dem ich auch noch insisti re/ wegen des ersten/ nemlich vorgedachter ausspendung des Abend- mahls mich erklaͤret/ erklaͤre mich auch in krafft dieses/ welches ich ersuche/ ad Protocollum Ecclesiasticum zu nehmen/ daß ich bey so ge- stalten sachen/ da ich so wohl aus der gemei- nen erfahrung als angefangener geringen un- tersuchung bey noch nicht halb oder zum vier- ten theil abgelegter Visitation die menschen so fern vom wahren Christenthum entfernet befunden/ und in solcher blindheit und unge- gruͤndeten einbildung und hoffnung versen- cket/ daß ich mit darreichung des Abendmahls nichts an ihnen als das gericht versiegeln wuͤr- de/ und derhalben mich verpflichtet befunden/ mich dessen zu enthalten/ als welches nicht der rechte zweck des Abendmahls ist. Beym zwey- ten/ ob ich das Abendmahl vom Predig-amt separi ren oder das Abendmahl abschaffen wolte/ ist meine meinung/ keines von beyden zu thun/ weder das Abendmahl bedienen von dem predigen des worts der gnaden zu sepa- ri ren/ als welche ich fuͤr connexa erkenne/ sed positis terminis habilibus, wenn nemlich die hoͤrer das wort annehmen/ in Christum glau- ben/ nach dem geist wandeln/ Christo wuͤrdig leben wollen/ und sich dessen von gantzem hertzen befleißigen; noch viel weniger das A- bendmahl gantz abzuschaffen/ als welches ich erkenne fuͤr ein koͤstliches und liebes-siegel der gnaden/ welches den kindern Gottes zu versi- cherung/ aufmunterung und innerlichen genies- sung und fortsetzung ihres glaubens durch die Goͤtt- Th. IV. Sect. III. Num. VI. Der Lutheraner verhalten gegen die Reform. Goͤttliche mitwuͤrckung dienen kan. Aufs dritte habe ich/ wie aus der erklaͤrung auf den ersten Punct en von selbst fleust/ mich mit ja er- klaͤret/ daß ich durchgehends eine blindheit/ unwissenheit/ verkehrte einbildung und andere wider das wahre Christenthum streitende sa- chen funden/ deswegen ich ihnen das Abend- mahl nicht reichen koͤnte. Welchen Punct en ich denn auch in letzter Consistorial- versam̃- lung ferner erklaͤret/ und mich anerboten/ daß ich/ so weit ich in der Visitation kommen waͤre/ specificè dem Consistorio einbringen wolte/ wie ich es von hauß zu hauß befunden/ und wel- chen ich das Abendmahl nicht reichen koͤnte/ mich auch ferner anerboten/ bey fortsetzung der Visitation noch weiter zu specifici ren/ was ich ohn unterscheid bey grossen uñ kleinen funden/ und wie die beschaffenheit des mir anvertraue- ten Quarti ers waͤre; Zu dem ende/ daß her- nacher das Consistorium mit mir nicht nach alter gewohnheit/ sondern nach Gottes wort die sachen untersuchen/ nach befindung urthei- len/ und dem verfall abhelffen moͤchte. Unter- dessen aber/ weilen die zum heiligen Abend- mahl unbequeme und mir bekante nebenst an- dern nicht abbleiben wuͤrden/ ein Consistori- um sie auch annoch nicht abhalten wolte/ oder wuͤrde/ habe ich sustini ret/ und sustini re an- noch mit diesem/ welches ich auch ersuche ad Acta Consistorialia zu bringen/ daß mir pro tempore, rebus sic stantibus, da meine Con- sciens hart gebunden ist/ zugelassen wuͤrde hoc tempore \& ad tempus biß die sachen gehoben und verbessert waͤren/ mich von ausspendung des heiligen Abendmahls frey zulassen damit ich mein gewissen/ und die unwuͤrdig hinzu tretende seelen nicht beschweren moͤchte. Ob mir nun solches hat koͤnnen und sollen oder moͤgen abgeschlagen und so eilig verfahren wer- den/ stelle ich GOTT und aller unpartheyi- schen urtheil anheim; Ob mir/ da ich deme/ was im ersten und zweyten Consessu Consisto- rii mir vor und frey gestellet worden/ nemlich zu beneñen und anzuzeigen/ wo der verfall waͤre/ und welche ich untuͤchtig hielte/ ein genuͤgen zu leisten mich erboten/ solches auch den bey- den/ von einem Wohlachtbaren Magistrat an mich gesandten Deputatis, Herrn Buͤrgermei- ster Keller/ und Doctor Jansen, wie auch im letzten Consessu Consistoriali angegeben/ mir eine suspension und enthaltung des predigens/ das mir unwuͤrdigem geringem erdwurm so weit von JEsu Christo anvertrauet ist/ ange- kuͤndiget werden koͤnnen/ solches stelle ich auch GOTT und aller unpartheyischen urtheil anheim/ wozu mir aber eines Monats frist zu fernerer erklaͤrung im letzten am 23. gehaltenen Consistorial Consessu indulgi ret und gege- ben sey/ muß ich ein Ehrwuͤrdiges Consistori- um hiemit freundlichst fragen/ uñ ersuchen/ mir die Puncta schrifftlich mitzutheilen; damit/ wenn etwas darunter/ welches hiemit nicht gnugsam erklaͤret und ausgedrucket waͤre/ noch ferner moͤge erklaͤret und ausgedrucket wer- den/ wozu ich mich mit beystand GOttes er- biete. Duißburg 1682. den 28. Decembr. NUM. VI . Der Lutheraner verhalten gegen die Reformirten. Gleich wie aber die Reformirten an vielen orten mit denen also gehandelt/ welche nicht in allem mit ihnen uͤberein stimmen wol- len; also ist ihnen auch von andern dergleichen wiederfahren/ so/ daß immer eine parthey die andere verfolget und gedrucket hat. Zu denen exempeln/ die in der historie selbst zu finden/ kan noch das folgende mit gesetzet werden, Es findet sich in denen Consiliis Wittebergensi- bus ein Responsum wieder einen Prediger in der Nieder-Lausnitz auff einem Dorffe Star- gard: (woraus Andreas Carolus in seinen memorabilibus Ecclesiasticis Tom. II. L VI. c. 66. p. 212. die Pommerische Stadt Star- gard macht) namens Christian Nicolaus Kolckwi tz/ welcher/ weil er der Reformirten re- ligion zugethan gewesen/ anno 1660. seines amts/ so er etlich und 20. jahr ungehindert ver- waltet/ entsetzet/ und mit weib und kind im ho- hen alter aus dem lande gewiesen worden. ( vid. P. l. Consil. Theol. p. 503 seqq. ) Dieser mañ ist gleich darauf vom Churfuͤrstẽ zu Bran- denburg wiederum in ein Pastorat im Hertzog- thum Crossen gesetzet worden/ und hat anno 1661. zu Franckfurt an der Oder eine schrifft in 8 vo heraus gegeben/ unter dem titul: Lu- therischer Inquisition Tragœdi en. Hierinne erzehleer in der dedication an den Churfuͤrsten den gantzen proceß nach einander/ wie er von dem Consistorio des Merseburgischen Fuͤrsten zu Luͤbben citir et/ und wider ihn inquitir et/ auch von Leipzig und Wittenberg urtheile wi- der ihn eingeholet worden/ welche er selber samt allen andern unkosten bezahlen/ und deswegen an seinem haab und gut ausgepfaͤndet werden muͤssen. Hiebey klaget er sonderlich uͤber eine von Adel/ welche durch ihren mann ihm dieses ungemach alles vermittelst des Consistorii aus Rachgier zu wege gebracht haͤtte. Er fuͤhret aber sonderlich die bedencklichen worte der Leip- ziger Theologorum p. 123. an/ und beweiset dagegen aus dem Instrumento Pacis und aus der Praxi derer Reichs-Fuͤrsten insgemein/ daß die Protestant en einander dulten und nicht ty- rannischer weise ausjagen solten/ welches auch die Reformirten im Brandenburgischen/ Pfaͤltzischen/ Casselischen/ Anhaͤltischen/ Schlesischen und Westphaͤlischen Landen de- nen Lutheranern wircklich thaͤten/ da hingegen diese sich wider jene so gar baͤrbarisch bezeigten. Die worte des Leipziger urtheils sind folgende: Jst demnach unser unvorgreifliches be- dencken/ weil besagter Pfarrer zu Star- gard Christian Nicolai Kolckwi tz einen Ha- bitum Calvinismi hat/ der uͤber 40. jahr in ihm gewurtzelt und unterschiedenen glaͤubigen groß aͤrgernis gegeben hat/ daß erbey dem Lutherischen predig-amt keine stunde mehr zu dulten/ sondern ihm auf ein viertel jahr spatium zu ertheilẽ/ ob er denen in der Chur- und Fuͤrstl. Saͤchs. kirchen-ordnung denen ordinandis vor- geschriebenen examen s- und Visitation s - ar- ticuln affirmative und negative unterschrei- ben/ sich darauff auffs neue ordinir en und investir en lassen; oder ohne senten tz aus ihrer Fuͤrstl. Durchl. des Herꝛn Admini- stratoris und dero Herꝛn Bruͤdeꝛn Landen weggehen wolle. Weil zumal keinem Calvinisten/ wer sie auch seyn/ in keines Lutherischen Herrn Landen und gebiet A. K. H. Vierter Theil. O o o 2 auch Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani scher historie erlaͤuterung. auch das blosse Domicilium zu ergreiffen und zu behalten permittir et ist. NUM. VII . Arminiani scher historie erlaͤuterung. 1. Von denen Arminiane rn koͤnnten hier noch sehr viele urkunden zur entdeckung selbiger verwiꝛrter haͤndel beygebracht werden: Weil aber die sachen gar zu weitlaͤufftig und intricat und der umstaͤnde so sehr viel sind/ wollen wir uns mit einigen anmerckungen begnuͤgen las- sen/ und zwar/ wie selbige in des Johannis Uy- tenbogardi Kerkelyke historie zu finden sind/ als welche ex professo und meistentheils von diesen sachen handelt/ und 1647. zu Roter- dam in folio Hollaͤndisch heraus gekommen. Er weiset gleich anfangs p. 4. u. f. wie die Re- monstrant en in unterschiedlichen puncten als von der krafft des todes CHristi/ von der wuͤr- ckung der gnade von bestaͤndigkeit der glaͤubi- gen/ und sonderlich von der ewigen gnaden- wahl denen andern Reformirten wiederspro- chen haͤtten. Er beweiset ferner p. 6. u. f. daß sonderlich ihre meinung von der bedingten gna- den-wahl nicht neu/ sondern so wol von alten als neuen Lehrern getrieben worden/ und daß sie viel weniger Pelagian isch waͤre p. 11. weiter hin erzehleter p. 540. u. f. wie sie unterschiedli- che mittel zur vereinigung vorgeschlagen/ und p. 579. wie sie sich immer zu zum friede erboten und bemuͤhet gehabt. Jn dem 4ten theil p. 733. u. f. setzet er diejenige Remonstranti e/ die anno 1611. denen Staaten von ihnen uͤbergeben wor- den/ worinne sie den gantzen handel nach einan- der erzehlen/ und beweisen/ daß die Contra- Remonstrant en allezeit gegen die Resolu- tion der Obrigkeit gehandelt/ und dieje- nigen/ welche sich ihnẽ in allem nicht ac- commodi rt/ verhast zu machen. Dabey klaget er/ wie hierauf keine Resolution erfolget/ sondern vielmehr dem volck verstattet worden/ als die Remonstrant en zu Amsterdam so/ wie zu Roterdam und Haag geschehen/ eine versam̃- lung gehalten/ daß sie selbiges hauß nicht allein gestuͤrmet/ sondern auch die versammleten in leib und lebens gefahr gesetzet/ worauff auch der Rath selbst ihre zusammenkuͤnffte oͤffentlich verboten gehabt. Er setzet ferner p. 745. biß 50. eine supplic an die Staaten/ daꝛinne die Re- monstrant en beweisen/ wie ihre lehre keiner neuerung wegen verhast werden koͤnne/ daß sie auch weder wider die Niederlaͤndische Confessi- on noch gegen den Catechismum stritten/ son- dern daß gar viel Contra-Remonstrant en viel- mehr dagegen waͤren. 2. Naͤchst dem erzehlt er p. 1023. von dem Delphi schen Synodo, wie hinterlistig man ge- gen den Auctorem selbst darauff gehandelt/ und was vor eine schrifft die Remonstrant en dar- auff uͤbergeben/ in welcher sie sich hoͤchlich be- klaget/ daß man sie unverhoͤret vor Heiden und Zoͤllner hielte/ und forderten/ man solte sich mit ihnen schrifftlich einlassen ꝛc. Hernach fol- gen die haͤndel auff dem Dordrechtischen Syn- odo nach einander/ und zwar erstlich/ wie die Remonstrant en etliche von ihnen nach Dor- drecht geschickt gehabt/ zu bitten/ daß man ih- nen vergoͤnnete in zulaͤnglicher anzahl auff dem Synodo zuerscheinen/ welches ihnen aber so fern abgeschlagen worden/ daß die Contra-Re- monstrant en nach ihrem gefallen nur 13. per- sonen aus jenen zum Synodo beruffen/ als Episcopius, Johannes Arnoldi, Corvinus, Henricus Leo, Poppius, Gosvinus, Niellius \&c. Aus der citation mercket er an/ daß ihnen frey gegeben worden ihre meinungen unverwehrt vorzutragen und zu vertheidigen mit diesen worten: Sie solten kommen in derfurcht des HErꝛn ihre meinung von den 5. ar- tickeln frey vorzustellen/ zu erklaͤren und zu vertheidigen/ so viel sie koͤnnten und noͤthig achten wuͤrden. Und so sie etwas uͤber diß haͤtten/ uͤber der lehre/ welche in deꝛ Confession und dem Catechi- smo dieser kirche begriffen waͤre/ woran sie zweiffelten/ solten sie solches mit de- nen ursachen in schrifften stellen/ damit es desto deutlicher und reiflicher erwo- gen werden koͤnnte. Als nun diese leute auff den Synodum kamen/ forderte man als- bald rechenschafft von ihnen/ und gab ihnen kaum einen tag auffschub/ wolte auch die 2. Re- monstrant en/ Grevinchovium und Goularti- um, nicht mit zum Synodo lassen/ da die an- dern hoͤchlich drum anhielten. Die auslaͤndi- schen Theologi tractirt en diese sehr freundlich in privat discurs en/ und wusten das wenigste von allen dem/ was seither in Holland hierinne passi rt war. 2. Episcopius hielte anfangs eine kurtze rede a n den Synodum/ mit welcher seine feinde als- bald nicht zu frieden waren/ so gar/ daß sie ihn auch beschuldigten/ er haͤtte wider die Republic gereder/ welches aber hernach anders befunden worden. Es setzet auch der Auctor p. 1089. das Juranent, welches alle glieder des Synodi thun muͤssen/ und also lautet: Jch gelobe zu GOtt/ daß ich ihn als den/ der hertzen und nieren pruͤft/ allhier gegenwaͤrtig zu seyn glaube und ehre/ daß ich in dieser gantzen | Synodili schen handlung/ in welcher die untersuchung/ urtheil und decision so wol der bekannten 5. artickel/ und der daraus entstandenen schwerig- keiten/ als auch anderer lehr-puncte vorgenommen werden soll/ keinerley weise menschliche schrifften/ sondern al- lein das wort GOttes/ als eine sichere und unfehlbare regel des glaubens ge- brauchen will. Und daß ich in dieser gantzen handlung nichts anders will vor augen haben als die ehre GOttes ruhe der kirchen und vornemlich die bey- behaltung der reinen lehre. So wahr mir mein Seligmacher JEsus CHri- stus helffen soll/ welchen ich bruͤnsti- glich bitte/ daß er mir zu diesem vorneh- men durch seinen H. Geist wolle bey- wohnen. 4. Als nun ferner der Præsident des Synodi von den Remonstranr en die eꝛklaͤrung uͤber die 5. artickel begehrte/ lasen diese gewisse conditiones ab/ wornach der synodus moͤchte gehalten wer- den. Darinne sie zugleich wieder die Nieder- laͤndischen Theologos solenniter protestirt en/ und selbige nicht vor richter uͤber sich erkennen wolten/ doch daß sie von den Auslaͤndischen sich eines bessern versaͤhen. Dieses verdroß die Synodales und sonderlich den Præsident en gar sehr/ Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani scher historie erlaͤuterung. sehr/ welcher es vor eine verachtung der aucto- rit aͤt des Synodi, der deputirt en bruͤder/ und ihrer gantzen kirchen/ ja der General Staaten selber auslegte. Dagegen diese versetzten/ sie koͤnten in ihrem gewissen diesen Synodum aus wichtigẽ ursachen nicht anders als vor parthey- lich halten; nach vielem wort-wechsel schloß der Synodus: Sie haͤtten von dem Synodo sehr schimpflich gesprochen/ und dessen glieder gar vor Schismaticos erklaͤrt/ welche injurie so fort den Printzen von Uranien/ den Koͤnig in En- gelland/ den Churfuͤrsten von der Pfaltz und andere/ die ihre deputirt en darbey haͤtten/ be- treffe. Womit sie eine schwere straffe verdient haͤtten/ ꝛc. Episcopius leugnete dieses alles/ und da der Præsident Bogerman sehr hefftig sie der rebellion und spaltung beschuldigte/ auch durchaus den Synodum vor authentic ausgab/ und ihre einwuͤrffe vor einen unreiffen jungen- hafften muthwillen erklaͤrte: antwortete ihm Niellius ausfuͤhrlich/ und blieben sie insge- samt dabey/ den Synodum nicht vor Richter zu erkennen/ gaben auch nochmals 2. schrifften da- von ein/ deren die erste sich also anfing: Es ver- mahnt der beruͤhmte Paræus, Theologus zu Heydelberg/ in seiner friedens-schrifft p. 34. weißlich/ er wolle niemand rathen/ auff einen Synodum zu kommen/ da seine partheyen auch richter waͤren/ welches sie dann so fort auff die sache applicir ten. Nach vielem disput en und wechsel-schrifften welche hier zu weitlaͤufftig fallen/ und darbey sehr viel absurdit aͤten und excesse von seiten des Synodi augenscheinlich bemercket werden koͤnnen/ ist man kaum auff den eꝛsten punct von der præde- stination gekommen/ da die sachen endlich mit gewalt von dem Synodo ausgefuͤhret worden. Die Remonstrant en bestunden auff ihrer præ- tendirt en freyheit/ und bekamen den 11. Janu- arii 1619. die endliche resolution/ daß sie sich accommodir en und ihre nothdurfft nochmals einbringen solten/ auch voͤllig erklaͤren/ ob sie der Synodali schen resolution gehorsamen wol- ten oder nicht. Hierauff berieffen sich die Re- monstrant en abermal auff ihr gewissen/ daß sie dem befehl des Synodi nicht gehorchen koͤnten/ weil er von dernatuͤrlichen billigkeit ab- wiche/ und ihnen dinge befehle/ die gegen den willen GOttes stritten/ der Præsident fuhr hierauff hefftig auff sie loß/ beschuldigete sie der luͤgen/ hartnaͤckigkeit und ungehorsams/ und schrie endlich: Dimittimini! exite! Episcopius antwortete hierauff: Sie wolten mit ihrem Seeligmacher auff dieses alles stille schweigen: Gott solte zwischen ihnen und dem Syn- odo urtheilen uͤber ihre list/ betruͤge- reyen und luͤgen. Niellius sagte gleichfals/ er appellirte von der unbilligkeit des Syn- odi an den richterstuhl CHristi: Nera- nus setzte dazu: Sie appellirt en an den thron Gottes/ da diejenigen/ die hier als Rich- tersaͤssen/ stehen und geurtheilt werden solten. Hollingerus sagte/ als sie hinaus gin- gen: Gehet aus der versamlung der boͤ- sen! vid. p. 1136. u. f. 5. Dergestalt sind die Remonstrant en aus dem Synodo gestossen worden/ worauff sie noch unterschiedliche schrifften an die Politicos zu ihrer vertheidigung eingegeben/ welche p. 1138 u. f. zu lesen sind. Endlich sind sie dem allen ungeacht von ihren aͤmtern abgesetzet/ und Gro- tius, Hogerbeth und andere zu ewiger gefaͤng- nis verdammet/ auch Episcopio und den an- dern aufferlegt worden/ daß sie sich aller kirchli- chen verrichtungen gaͤntzlich enthalten solten. Episcopius antwortete im namen aller: Wir dancken GOtt und unserm HErrn JE- su CHristo/ daß er uns wuͤrdig achtet um seiner wahꝛheit willen diese schmach zu leiden. Wir haben mit allem guten gewissen gehandelt und unseꝛe meinung aus GOttes wort auffrichtig und frey- muͤtig vorgestellet/ sind darinnen auch gantz ruhig. Wir wissen von wem und waꝛum uns dieses geschicht; es koͤm̃t von unserer wiedrigen parthey/ wie die Her- ren wol wissen; es geschicht um der wahrheit willen/ die nach der GOtt- seligkeit ist/ und die wir vertheidigt ha- ben. Wir haben das licht auff den leuchter gestellt/ wir haben es den Her- ren vorgetragen/ und also das unsrige gethan; GOtt wird es von den Herren fordern/ und auch von dem Synodo \&c. Auf den befehl abeꝛ/ daß sie sich alles lehrens ent- halten solten/ antworteten sie: Sie muͤsten GOtt mehr als menschen gehorchen/ und das Evangelium nach GOttes willen predigen. p. 1153. Hierauff wur- den die 12. mit einander/ ungeacht sie um eini- gen auffschub ihre sachen erst einzurichten gebe- ten hatten/ auf wagen gesetzet/ und alsbald zum lande hinaus gefuͤhret. Andere Remonstrant en zu Roterdam wurden mit nachtruͤcklichen straf- fen belegt/ weil sie in ihren haͤusern einige ver- samlungen gehalten hatten. p. 1159. 6. Jnsonderheit gedencket dieser Historicus unterschiedliches von Conrado Vorstio, wel- ches sonsten schwerlich anzutreffen/ und dahero allhier kuͤrtzlich zusammen zu ziehen ist. Jn unserer historie ist schon gedacht/ wie er zur pro- fessione Theologica nach Leyden mit grossem mißvergnuͤgen anderer Theolog en beruffen worden. Demungeacht aber sind die Staa- ten auff ihrer vocation bestehen blieben/ haben auch seinetwegen an den Grafen zu Steinfurt geschrieben/ daß sie ihn allerdings zu dem amte verlangten. ( vid P. IV. p. 550.) Sie verhoͤr- ten ihn auch selbsten in ihrer versamlung in dem Haag/ musten aber erfahren/ daß die Contra- Remonstrant en seine erklaͤrung und vertheidi- gung durchaus verworffen. Dahero ob er wol nach Leyden kam/ wurde er doch nicht wuͤrcklich zum amte gelassen/ sondern ungeacht aller seiner verantwortungen nicht allein vom Koͤnig von Engelland/ sondern auch von dem Synodo zu Dordrecht als ein ketzer verworffen und ver- dam̃t/ wie p. 562. u. f. 570. u. f. 1141. 1148. weitlaͤufftig zulesen ist. Wir wollen von sei- nen erklaͤrungen einige schrifften hieher setzen/ daraus diese sache einem gescheiden leser von selbst klar werdenkan. 7. Erstlich hat er anno 1610. einen Lateini- schen brieff an alle Reforinirte Lehrer geschriebẽ/ welcher also lautet: Jch habe im Martio dieses jahrs einẽ Theologi schẽ tractat von Gott oder“ von der natur und den wesentlichẽ eigenschaff-“ ten GOttes ausgegeben. Welche materie/ wie“ sie in ihr selbst schwer und hoch ist/ so ist sie auch“ unterschiedlichen schul-fragen unterworffen/“ O o o 3 die Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani scher historie erlaͤuterung. „die ich auch alda nach erforderung der sache et- „was genauer untersucht habe/ und darin dieje- „nige freyheit gebrauchet/ welche die auctorit aͤt „Goͤttlichen worts und die veranlassung des „wercks zu erfordern schiene. Hieraus ist er- „folget/ daß etliche bruͤder in den benachtbarten „vereinigten provintzien gelegenheit genom̃en/ „da es sich am wenigsten geschicket/ und an- „derswo ausfuͤhrlicher erklaͤret werden wird/ „etliche dinge als fremd und nicht orthodox oͤf- „fentlich zu bestraffen/ und mich auch von den „cantzeln der ketzerey zu beschuldigen. Ja sie ha- „ben auch durch briefe bey einer gewissen The- „ologi schen Facult aͤt einer Teutschen reformir- „ten Academi e zu wege gebracht/ daß 3. Pro- „fessores ein unreiffes und uͤbereiltes urtheil „wieder mich geben solten: Gegen welche ich „allhier gedrungen werde solenniter zu excipi- „r en/ welches in Goͤttlichen und menschlichen „rechten denen zugelassen ist/ die sich unrecht- „maͤßig beschweret befinden. Nachdem ich nun „nicht ohne ursach darvor halte/ daß dieselben „bruͤder/ die nicht undeutlich diesen ihren voꝛsatz „zuerkennen geben/ auch andere Academi en „und kirchen/ so von mir nicht gruͤndlich infor- „miret sind/ ansuchen moͤchten/ daß sie derglei- „chen urtheil uͤber meine schrifft geben: So „hab ich vor gut befunden/ solches bevorstehen- „de uͤbel und einreissende aͤrgernis mit einigen „schreiben abzulehnen. Dahero bitte ich euch „alle zusammen/ und jeden insonderheit hertz- „lich/ um JEsu CHristi und der gemeinen se- „ligkeit willen/ ihr wollet euch durch die hitzigen „vorurtheile nicht bewegen lassen sondern in „dieser sache euer gaͤntzlich und endlich urtheil „so lange aussetzen/ biß ihr die volle erklaͤrung „von etlichen dunckeln orthen/ die ich unter „haͤnden habe/ durchleset/ und mit dem tra- „ctat selber oder denen daraus gezogenen arti- „ckeln wol uͤberleget habet: Denn wo ihr die- „ses thut/ werdet ihr viel besser von dem haupt- „zweck und von der gantzen methode (welche „beyde ich vor einfaͤltig und recht Christlich „halte/ urtheilen koͤnnen: Und also werdet ihr „euren bruder und mitknecht in dem HErꝛn „nicht leichtlich mit einem urtheil belegen/ „das euch einmal reuen moͤchte. Lebet wol „sehr liebe bruͤder in dem HErꝛn/ und trachtet „von hertzen nach dem gemeinen frieden der „kirche ꝛc. 8. „Jn der Dedication seiner Exegeseos „schreibeter unter andern also: Wer kan leug- „nen/ daß heutiges tages unter den gelehrten „vielerley streitigkeiten und eitele fragen uͤber „dunckele sachen auf die bahn gebracht werden/ „welche in GOttes wort nicht beruͤhret/ und „derohalben unnoͤthig zur seligkeit sind/ gleich- „wol aber so hefftig getrieben werden/ als ob „der kern/ brunn und grund der Christlichen re- „ligion darinne einig und allein bestuͤnde; wer „weiß auch nicht/ daß bey dem uñuͤtzen gezaͤncke „der Gelehrten/ und dem verdammen gegen ein- „ander die gruͤndliche und wahre erkaͤntnis „GOttes und CHristi unter dem volck gar sehr „verdunckelt wird/ ja kaum noch von jemand „zu hertzen genommen/ und sonderlich die sor- „ge ein gut gewissen zu haben (ausser welchem „der glaube warhafftig allezeit in gefahr ist 1. „ Tim. I. ) insgemein an den nagel gehencket/ „und die liebe mehr und mehr ausgeblasen/ hingegen der haß und zorn auch gegen un-“ schuldige angezuͤndet/ und den fleischlichen“ affect en bey hindansetzung der furcht GOttes/“ und der wahren Christlichen Gottseligkeit“ uͤberall oͤffentlich voller platz gegeben wird.“ Nur allein der ungluͤckliche und elende zanck“ von der allgegenwart des leibes CHristi/ der“ nun so viele jahr her mit so grossem aͤrgernis“ von beyden seiten obwol auff ungleiche arth“ auff dem Theatro der Christen heit ist getrie-“ ben worden/ kan uns zu einem lebendigen“ exempel dienen. Und gleichwol ist unsere“ schaͤndliche und ernstlich zubeklagende blind-“ heit in der warheit so groß/ daß wir den ur-“ sprung von so einem grossen uͤbel noch nicht“ bemercken koͤnnen. Ja auch diejenigen/ die“ uns diesen brunn und ursprung freundlich“ und sanffmuͤthig zu entdecken suchen/ selbigen“ zu zeigen/ und bey zeiten zu verstopffen/ die neh-“ men wir schaͤndlich herum/ und machen sie bey“ freund und feind aus/ alsseꝛfindeꝛ der neuerun-“ gen/ verfuͤhrer und verwirrer der kirchen/“ wir machen sie verdaͤchtig nicht nur einer ketze-“ rey/ sondern auch der atheist erey und offenba-“ rer gottlosigkeit/ man macht sie zu einer fabel“ des volcks/ und ladet jedermans haß auff sie;“ aber ach daß nuꝛ allein die exempel von solchem“ boͤsen veꝛfahꝛen hieriñe gefunden wuͤꝛden/ und“ daß ihrer nicht mehr waͤren! Deñ ihr selbsten/“ Duꝛchl. Staatẽ habt davon nicht ein exempel“ gesehen in diesen euren Provintzien/ und zwar“ unter bruͤdern von einer confession, uñ werdet“ ihrer kuͤnfftig noch mehr sehen/ da dieses sich“ ausbreitende uͤbel im̃er vor sich gehet duꝛch die“ vereinigung der partheyen/ in der resolution “ der gemaͤßigten freyheit/ die ihr loͤblich ange-“ fangen habt. Von mir will ich allein dieses“ sagen/ daß ich nicht allein von den feinden/“ sondern auch von etlichen bruͤdern/ von wel-“ chen ichs am wenigsten erwartete/ fuͤrwar sehr“ grausam gegeisselt worden/ nicht daß ich ei-“ nige lehr-puncten des wahren glaubens/ die“ in der H. Schrifft ausgedruckt seyn/ auff ei-“ nige weise umstosse oder in zweiffel ziehe (wie“ es wol einige eifferer mir auslegen) sondern“ daß ich einige pur menschliche opinion en und bloß schola stische lehren/ die vor diesem unter dem namen der Aristoteli- schen Philosophie angenommen/ und all- maͤhlich in unsere religion eingebracht seyn/ aber in GOttes wort nirgends gefunden werden/ vielweniger in dem- selben klar und deutlich stehen/ und de- rohalben zum wesen des glaubens nicht gehoͤren/ ja von den Altvaͤtern zumtheil bestritten/ zum theil als unnuͤtz gantz vorbey gegangen/ zum theil in zweiffel gezogen seyn/ daß ich dieselbe freymuͤ- thig untersuche/ und die gruͤnde/ womit man solche beweisen will/ ernstlich ge- gen die H. Schrifft und die rechten ur- sachen halte. Ja daß ich in etlichen sehr hohen und dunckelndingen/ die wir in dieser welt nicht voͤllig verstehen koͤn- nen/ als nirgends von Gott deutlich ge- offenbaret/ und die von keinem mensch- lichen/ sonderlich gemeinem verstand (als der meiste hauffe der menschen hat/ und der- gleichen ich auch gerne bekenne/ daß der meini- ge sey) in diesem sterblichem leben begrif- fen Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani scher historie erlaͤuterung. fen koͤnnen werden/ lieber meine un- wissenheit bestaͤndig bekennen wollen/ als daß ich etlichen allzu hochmuͤtigen meisterlichen und ebenwol ungewissen schluͤssen und decret en unbedachtsam bey- stimmen solte. Endlich/ daß ich nicht undeutlich zu erkennen gebe/ daß ich vor meine person viel halte/ und auch an- dern zu halten noͤthig achte/ von einer gemaͤßigten fꝛeyheit; damit von solchen dingen man frey sentir en/ und von an- dern abgehen duͤrffe/ ohne daß man des- wegen mit dem ketzernamen gebrand- mahlet werde/ an statt/ daß ich die Stoische hartnaͤckigkeit voꝛgut halten koͤnte/ welche alsbald alle dinge fest uñ gewiß setzen will/ oder auch den meister- hafftigen stoltz/ da man alles will deci- dir en/ und die bruͤder trotzig und hoch- muͤthig censir en und verdammen/ die et- wa worinne von andern abgehen: mit einem wort/ die Paͤbstliche herꝛschafft uͤber die gewissen/ daß diß der einige ur- sprung und die ursache von allen scharf- fen censur en und verkehrten suspicion en sey/ damit ich mich durchgehends be- schwert finde/ koͤnnen diejenigen leicht- lich gewahr werden/ welche meinen tra- ctat von GOtt mit dieser exegesi ohne boͤ- se affect en und sclavische vorurtheile durchgehen wollen. ꝛc. 9. Endlich stehet p. 560. eine erklaͤrung Vor- stii: welche er anno 1611. zu Deventer von sich gestellet mit diesen worten: I. Jch glaube auff- „richtig das geheimniß der H. Dreyeinigkeit „nach GOttes wort/ worinne ich den einigen „und wahren GOtt also anbete/ daß ich in eben „demselbigen wesen der Gottheit drey warhaff- „tig unterschiedene selbstaͤndigkeiten erkenne/ „nemlich den Vater/ der nicht geboren/ als den „brunn der gantzen Gottheit/ und seinen einge- „bornen Sohn/ welchem der Vater die Gott- „heit selbst durch eine verborgene geburt mitge- „theilet hat/ und endlich den H. Geist/ der von „dem Vater und Sohn ausgehet/ welche zu- „sammen einer Gottheit/ macht/ majestaͤt und „herꝛlichkeit theilhafftig sind/ und mit einer „warhaftigen Goͤttlichen ehre gleich muͤssen ge- „ehret werden. II. „Von JEsu CHristo bekenne ich/ daß „er nicht allein warhafftiger mensch sey/ son- „dern auch warhaftiger GOtt in einer und eben „derselben person/ als welche der eingeborne „und einige Sohn GOttes ist/ und in der fuͤlle „der zeit die menschliche natur aus der Jungfrau „Maria durch die wirckung des H. Geistes in „ewigkeit der Person angenommen hat/ und „also ohne einige vermengung der naturen zu ei- „ner person des Mittlers GOttes und zugleich „des menschen Sohn ist. III. „Jch glaube festiglich/ daß dieser sey der „warhafftige und einige Seligmacher der welt „und zwar vornemlich darum/ weil er sich selbst „vor unsere suͤnden GOtt dem Vater zu einem „suͤhn-opffer auffgeopffert hat/ und zu einem „vollkommenen versoͤhnungs-geld dargege- „ben/ der gerechtigkeit GOttes also ein gnuͤgen „gethan/ und die welt mit seinem allerheilig- „sten gehorsam/ leiden und sterben warhafftig mit GOtt versoͤhnet/ also hab ich in der sum-“ ma von diesen geheimnissen bißher gelehret/“ und werde davon auch mit GOttes huͤlffe fer-“ ner also lehren.„ 10. Wegen der damals gefangen gesetzten personen als Grotii, Hogerbets und Barne- felds hat Grotius hernach in der verantwortung der regierung im 14. capitel folgende umstaͤnde publici rt/ daraus man die art selbiges processes erkennen mag. Man ließ die gefangenen Herren erst sehr lange ohne ansprache sitzen/ ungeacht sehr viel schreiben ihrentwegen eingekommen waren. Hernach wurden sie bißweilen einmal ver- hoͤrt/ und denn wieder vergessen/ ohne daß man ihnen einigen zugang von freunden oder Rath vergoͤnnet haͤtte. Man verzog mit der sache gantzer 6. monat/ ehe einige Richter zu Commissari en gesetzet wur- den/ alles wider die Privilegia und gewonhei- ten des landes. Die/ welche inzwischen examinirt en/ hatten keine commission noch qualit aͤt als Richter/ und was vor denselben passirt e/ konte kein ver- staͤndiges examen heissen. Die denen gefangenen vorgelegte fragen wuꝛ- den nicht beantwortet/ ohne protestation, daß sie in ihꝛen reservatis bleiben woltẽ/ nemlich was sie gegen dieses gerichte einzuwenden haͤtten. Daß man in denen extrajudicial-Inquisi- tio nen als die gefangenen darbey ihre defen- sion zugleich aufgeschrieben haben wolten/ die- selbe verboten wurde/ und nicht zugelassen/ sondern denen gefangenen angesagt/ sie solten nicht anders denn bloß und categoricè ant- worten/ mit versprechen/ daß Grotius dennoch hernach volle zeit haben solte sich zu defendi- ren/ welches ihm gleichwohl nicht gehalten worden. Daß der groͤste theil derer Examinatorum, wenige ausgenommen/ die auch ihr gewissen damit nicht beschweren wollen/ derer gefange- nen offenbare gegenpart gewesen. Daß das erste Examen ohne jemanden aus der Provinz Holland geschehen/ welches Gro- tius einen grossen Excess nennet. Daß die Examinatores sich erwiesen nicht als Commissarios, sondern als formal e par- theyen/ mit zwischenreden/ ruffen und schreyen/ so/ daß die Inquisi ten zu keiner freyen rede kom- men koͤnnen/ und was dergleichen klagen da- selbst mehr vorkommen. 11. Von dem gedachten Gillis van Leden- berg, der sich selbst im gefaͤngnis entleibet/ ge- dencket Uytenbogard P. IV. p. 1005. daß ihm sein ehemaliger Tod-feind Peter van Lewen zum Fiscal gesetzet worden/ welcher ihm mit der haͤrtesten Tortur gedrohet/ und sonsten der- massen feindselig zugesetzet/ daß Ledenberg daruͤber auf diesen despera ten anschlag gefal- len. Wie er denn gleich nach des Lewen ab- schied im gefaͤngnis auf die knie gefallen/ und zu GOTT sehr eifferig gebetet haben soll/ dar- auf einen Frantzoͤsischen zeddul geschrieben/ und des nachts die gurgel sich selbst abgeschnit- ten. Der zeddul lautet also: Jch weiß/ daß man vorhat an meiner person ein exem- pel zu statui ren/ mich zu confronti ren mit meinen besten freunden/ mich zu mar- tern/ und mich hernach wiedriger und falscher Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani scher historie erlaͤuterung. falscher dinge zu uͤberzeugen/ wie man sagt/ auch so dann auf solche puncte ein schaͤndlich urtheil zu faͤllen. Denn also muß man thun/ wenn man solchen an- grieff und arrest rechtfertigen will. Die- sem allen zu entgehen/ wil ich mich durch einen kurtzen weg zu GOTT begeben. Wider einen todten menschen ergehet keine Confiscation der guͤter. Actum den 17. Sept. 1618. Ob nun wohl Ledenberg s Sohn und andere vornehme Freunde wieder fernere beschimpffung gar sehr anhielten; so ergienge doch das in der historie erzehlte scharf- fe urtheil wieder den todten leichnam. 12. Endlich von dem in der historie gleich- falls beschriebenen blut-urtheil widen Olden Barnevelt ist folgendes aus eben dem Auctore noch beyzufuͤgen. Er war erst Pensionarius zu Roterdam/ und brachte es dahin/ daß Printz Moritz von Uranien Gouverneur von Hol- land und Admiral zur See wurde. ( vid. P. III. p. 228.) Hernach wurde er Advocat von Hol- land/ und nahm sich der sachen so treulich an/ daß er/ weil er dem Englischen Gesandten/ Graf- fen von Leice ster und dessen faction den dau- men auf dem auge hielte/ in grosse feindschafft und gefahr gerieth. Es wurden ihm auch die Prediger selbst aufsaͤtzig/ weil er sich der Re- monstran ten vom anfang her angenommen/ und auf einer gewissen versammlung jenen gar kurtz geantwortet hatte/ die Regierung wuͤrde sich um des Landes wohlfahrt wohl ohne sie bekuͤmmern/ sie moͤchten nur nach hause gehen/ und die Herren darinne machen lassen. p. 256. Weil es nun dazumahl sehr verwirrt in Hol- land zugieng/ suchte er von seinem amt abzu- dancken/ konte aber nicht loßkommen. Als a- ber auch der Printz auf der Contra-Remon- stran ten seite fiel/ wurde er Barnevel ten gleich- falls feind/ der auf seinem vorhaben bestaͤndig blieb. Und da die gegenpart endlich durch- brach/ nahm man ihn zu letzt/ ungeacht die Staaten von Holland und West-Frießland ihm noch Anno 1618. den 22. Junii einen Pro- tection s-brieff ertheilt gehabt/ den 25. Augu- sti gefangen/ denselbigen tag/ als der Scriben- te selbst ( Uytenbogard ) noch bey ihm gewesen/ und dieser dinge aller unwissend/ ungemeine be- wegungen bey sich gefuͤhlet/ hat er zuletzt also zu ihm gesprochen: Jch bitte/ sie wollen sich in GOtt staͤrcken/ der hertzen und nieren pruͤfet/ und alle unser thun und lassen weiß/ und sich troͤsten mit den exem- peln der beruͤhmten leute/ die ihrem vater- land die meisten dienste gethan/ und zu- letzt aufs uͤbelste belohnet worden sind. 13. Nachdem er nun viel wochen unverhoͤrt gesessen/ examinir te man ihn/ da er denn die Commissari en nicht vor richter erkannte/ und gegen alle solche actiones protestir te/ gleichwie auch seine freunde gar viel vor ihn eingaben/ wiewol alles vergeblich. Als ihm darauff das todes-urtheil angekuͤndiget wurde/ nahm er es unerschrocken an/ und erinnerte die richter sei- ner treuen dienste. Es kam darauff ein Pre- diger Antonius Walæus zu ihm/ ihn nach ge- wohnheit zu troͤsten/ dem er aber also freymuͤ- thig antwortete: Warum kommt ihr hie- her? Jch bin ein alter mann/ und weiß wol/ wie ich mich troͤsten soll/ ich habe nun was anders zu thun ꝛc. Dazumal soll ein Deputirt er von Seeland diese worte von ihm gegen einen andern haben fahren lassen: Der mann ist so alt und schwach/ solte denn kein mittel seyn ihm das leben zu salvir en? Er ist alt/ und wird nicht lange leben. Solte es nicht vor grausam angesehen werden? Darauff der andere ge- antwortet: Wenn er nicht stirbt/ so ist all unser absehen vergebens/ und wir sind alle in gefahr um den halß zu kommen. Den tag vor seinem tod schrieb er an seine Fa- milie folgenden brieff: Sehr geliebte hauß- frau/ kinder/ schwaͤger und kindes-kin- der/ ich gruͤsse euch alle zusammen sehr freundlich/ ich empfange indieser stun- de eine sehr betruͤbte und schwere zei- tung/ daß ich alter mann vor alle mei- ne dienste/ die ich dem vaterland alle- zeit sehr treulich gethan habe/ nunmeh- ro/ nachdem ich seiner Excellen tz mit auf- richtiger affection so viel jahre demuͤthi- ge dienste gethan/ vielen leuten allerley standes freundschafft erwiesen/ und nie- manden wissendlich geschadet habe/ mich nun muß bereiten/ daß ich morgen sterbe. Jch troͤste mich in GOtt dem HErrn/ der die hertzen kennet/ und der alle menschen richten wird: Jch bitte euch alle zusammen dergleichen zu thun. Jch habe meinem HErrn gerecht/ fromm und getreulich gedienet/ inglei- chen den Staaten von Utrecht auf ihr su- chen treulich und auffrichtig gerathen/ um ihnen ruhe zu schaffen von allem auffruhr der gemeine/ und aller blut- stuͤrtzung/ damit ihnen vorlaͤngst ge- drohet gewesen. Dieselbe absichten ha- be ich gegen die Staaten von Hol- land gehabt/ damit ein jeglicher beschuͤ- tzet/ und niemand beschaͤdiget moͤchte werden. Lebet mit einander in liebe und friede/ bittet vor mich den HErrn/ den allmaͤchtigen GOtt/ der uns alle in sei- ner heiligen bewahrung gnaͤdiglich be- wahren wolle. Gegeben aus der kam- mer meiner betruͤbniß/ 1618. den 12. Maji. 14. Uber diesen brieff haben sich hernach vie- le verwundert/ daß er ihn so offenbarlich schrei- ben und senden duͤrffen/ ungeacht seine unschuld darinne gantz deutlich bezeuget worden. Der Printz Moritz hat zu einem Prediger/ den Bar- nevelt zu ihm geschickt gehabt/ dieses bekannt: Er haͤtte ihn allezeit sehr lieb gehabt/ und we- gen seiner dienste hochgehalten. Er haͤtte aber wider seine person sonderlich dieses begangen/ 1. daß er gesagt haͤtte/ der Printz stuͤnde nach der Souverainit aͤt. 2. daß er zu Utrecht in solcher gefahr gewesen. Das erste soll Barnevelt ge- standen haben/ daß er nemlich besorget gehabt/ der Printz wuͤrde sich souverain machen. Er hat auch zu denen Predigern damals folgendes nach einander erinnert: Man hat |mit mir nicht gehandelt/ wie sichs nach der gerechtigkeit gebuͤhret. Man hat meine Herren/ vor welchen ich mich verantworten solte/ abgesetzet und mir entzogen/ hingegen sind viele von meinen feinden in der re- gierung gewesen/ und meist junge und unerfahrne leute. Die 24. richter sind meist Th. IV. Sect. III. Num. VII. Arminiani scher historie erlaͤuterung. meist alle meine feinde/ was mir diese vorgehalten haben/ das hab ich hernach muͤssen hoͤren. Jch habe gegen sie ap- pelli rt/ es hat mir aber nichts moͤgen helffen/ man hat mich nur stuͤckweiß und nicht gantz examini rt. Die proce dur en wider mich sind viel zu hart gewe- sen: Jch habe offt versucht meine exami- nation zu sehen/ und mit guter freunde rath darauff zu antworten/ wie es im recht gebraͤuchlich ist/ aber man hat mirs nicht gewehret. Jch habe auch mein weib und kinder in so langer zeit meiner truͤbsal nicht duͤrffen sprechen/ es sind unerhoͤrte procedur en/ die man gegen mich alten mann von 72. jahren vorgenommen/ der ich dem lande 43. jahr so treulich gedienet habe. Als er fer- ner hoͤrete/ daß der Synodus zu Dordrecht ge- endiget/ und die Remonstrant en condemnir et waͤren/ sagte er: Das ist wunder! Die Herren Staaten haben allezeit dahin gesehen/ erst einen Provincial-Synodum zu halten/ und mit der zeit die humeurs ein wenig zu besaͤnfftigen/ darnach koͤnnte man wol einen National-Synodum gehalten haben. Man hat allezeit besorgt/ es moͤchte nichts guts daraus folgen. Jhr leute (redete er zu den Predigern) seyd allzu par- theyisch wider einander gewesen: Haͤt- tet ihr einander was koͤnnen nachgeben/ diesache waͤre nicht so weit kommen ꝛc. Er soll auch mit denen Prædicant en so gruͤnd- lich von geistlichen dingen geredet haben/ daß ein soldate/ der es mit angehoͤret/ gesaget: Und wenn 10. Prædicant en hier waͤren/ solte er ihnen allen auff zurathen geben. p. 105. 15. Die Printzeßin hat auch bey dem Prin- tzen eine vorbitte einlegen wollen/ ist aber nicht vorgelassen worden. Dergleichen auch dem Frantzoͤsischen Gesandten wiederfahren. Bey verlesung des urtheils hat er sehr offte dem Se- cretario in die rede fallen wollen/ aber weil jener geschwind und starck fortgelesen/ nicht vor ihm auffkommen koͤnnen. Doch hat er zuletzt oͤffent- lich gesagt: Die richter setzen viel in mein urtheil/ das sie aus meiner bekaͤntniß nicht ziehen koͤnnen/ vielweniger was darzu gesetzet ist. Und ferner: Jch dach- te/ die Herren General-Staaten solten sich mit meinem leib und blut gnuͤgen lassen/ daß meine frau und kinder das ihrige behalten duͤꝛfften. Jst diß die ver- geltung vor meinen 40. jaͤhrigen dienst/ den ich den landen gethan habe? Aber der Præsident Voocht stund auff und antwor- tete: Euer urtheil ist gelesen/ fort/ fort! Auff dem richt-platz redete er dieses wenige zum volck: Jhr maͤnner glaubet nicht/ daß ich ein land verraͤther sey/ ich habe auff- richtig und fromm gehandelt/ als ein frommer Patriot e/ der ich auch sterben will. Hernach ging er hin zum Sand und sprach: JEsus CHristus wird mein gleitsmann seyn! HErꝛ GOtt himmli- scher Vater empfange meinen geist. Nach geschehener enthauptung fiel das volck haͤuffig zu/ und raffte sein blut begierig auff/ mit schnupfftuͤchern und auff andere art/ und zwar die meisten aus blutgierigkeit und groll wider die Remonstrant en. Ein bauer bote ei- nem andern vor ein wenig blutigen sand geld und sprach: Verkaufft mir auch vor ei- nen halben Rthl. von Barnevelt s blut/ welches er denn in ein schnupfftuch band/ und vorgab/ es so lange auffzuheben/ bis dieses blut gerochen seyn wuͤrde. Zwey soldaten sollen vor der execution oͤffentlich auff dem sarg gesessen seyn/ und mit einander gewuͤrffelt haben/ wer Barnevelt s seele haben solte/ GOtt oder der teuffel. Und dieses waͤren auch die vornehm- sten umstaͤnde selbiger blutigen Tragœdi e/ wel- che von den Religions-eifferern damals gespie- let worden. v. p. 1210. u. f. 16. Der bekante Hugo Grotius hat nach seiner befreyung nicht allein eine gantze Apolo- gie Lateinisch und Hollaͤndisch publicir t/ und darinnen die ungerechtigkeit und boßheit seiner feinde derer Contra-Remonstrant en klar entde- cket: sondern auch hernach in seinem voto pro pace ecclesiastica unterschiedliche acta pu- blica mit angehenget/ woraus er bewiesen/ daß alle die unruhe von der clerisey angesponnen worden. Zum exempel/ er setzet daselbst den frey-brief/ den ihm die stadt Amsterdam noch anno 18. ertheilet/ und wo ihm/ Grotio, als ihrem abgeordneten etwas wiederfahren solte/ es also anzunehmen versprochen/ als wieder- fuͤhre es der gantzen stadt selber. Jngleichen daß sich selbige stadt hernach uͤber den procedu- r en wider Grotium gar ernstlich moviret, und bey dem Gouverneur um dessen befreyung an- gelegentlich angehalten/ absonderlich weil er als ein delegatus und assessor derer Staaten/ und also als ein membrum, gefangen genom- men worden/ da er doch von der stadt Delpht und andern klare zeugnisse erhalten/ daß er in allen treulich gehandelt gehabt. ( vid. votum ap- pendic. ad artic. 16. 17. Grotius selbst hat in der vorrede des ge- dachten buchs seine meinung uͤber der reforma- tion und denen geschehenẽ spaltungen also vor- getragen/ woraus auch seine gruͤnde gnugsam zu sehen seyn: Da ich von jugend auff in der H. Schrifft unterwiesen worden/ und solche Lehrer gehabt/ die in Goͤtt- lichen dingen nicht eben einig gewesen: habe ich leicht CHristi willen erkant/ daß nemlich alle/ die von ihm genennet und durch ihn selig werden wollen/ un- ter sich eins seyn/ Joh. XVII. 11. 21. u. f. und nicht allein im hertzen/ sondern auch in der sichtbaren gemeinschafft/ Rom. XII. 5. 12. 14. biß 20. 27. Eph. I. 23. II. 16. IV. 4. V. 33. Coll. I. 18. II. 17. 19. 1. Cor. XII. 13. X. 17. Es gefiel mir deß- wegen die schoͤnheit der alten kirchen vortrofflich/ welche ohne zweiffel die allgemeine gewesen/ da alle Christẽ/ aus- genommen die abgesondeꝛten/ durch die gemeinschafft vom Rhein biß in Africam und Aegypten/ und vom Oceano Britanni- co biß an den Euphrat und weiter hinaus verbunden waren. Jch sahe auch/ daß deswegen die spaltungen so eꝛnstlich ver- boten worden/ Rom. XVII. 7. 1. Cor. I. 10. II. 3. III. 5. XI. 18. XII. 25. Gal. V. 20. da- hin auch sonderlich die Episteln Pauli und des Clementis Rom. gehoͤren/ wie auch des Optati und Augustini schrifften. A. K. H. Vierter Theil. P p p Hier- Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ Hierauff bedacht ich ferner/ daß unsere voreltern gute leute gewesen/ feinde des aberglaubens und der boßheit/ die ihre famili en zu GOttes ehre und des naͤch- sten liebe wol eingerichtet gehabt/ de- rentod ich auch fuͤr selig gehalten/ wor- inne mir Franciscus Junius vorging/ ein mann von solcher billigkeit und modera- tion, daß dahero andere hitzigere Pro- testant en ihm feind waꝛen/ und uͤbel nach- redeten. Nun vernahm ich aber von alten leuten und aus denhistorien/ daß hernach leute gekommen/ welche ge- sagt/ man muͤste die kirche/ darinne un- sere vorfahren gewesen/ gantz verlassen. Welche es denn nicht allein selber ge- than/ und zwar viele/ ehe sie ausgesto- sen worden/ sondern auch neue versam- lungen angestellet/ die sie auch eine kir- che genennet/ neue Prediger geordnet/ gelehret/ sacramente ausgetheilet/ und zwar an vielen orthen wider das verbot der Koͤnige und Bischoͤffe/ zu dessen ent- schuldigung sie gesaget/ gleich als haͤt- ten sie einerley befehl mit den Aposteln/ man muͤste Gott mehr gehorchen/ denn den menschen. Sie haͤtten auch darau nicht gnug gehabt/ sondern sie haͤttẽ die Koͤnige als abgoͤttische und sclaven des Pabsts durchgezogen/ das volck erreget die bilder zu stuͤrmen/ kirchen und altare umzuwerffen/ ja oͤffentliche rebellionen und kriege wieder die Potentaten anzu- fangen. Jch sahe/ daß hiedurch viel Christen-blut uͤberall vergossen wor- den/ und hingegen das leben meisten- theils/ sonderlich wo es gute tage ge- setzet/ nicht im geringsten besser wor- den/ ja daß vielmehr durch die langwie- rigen kriege die leute wild und von frem- der nation en lastern angestecket waͤren. Als mich nun dieses mit meinem zuneh- menden alter immermehr jammerte/ fing ich uͤber die ursachen solches grossen elendes bey mir selbst an nachzuden- cken/ und auch mit andern zu conferir en. Diejenigen/ die sich also getrennet hat- ten/ sagten zu ihrer defension/ die Lehre der Roͤmischen kirche waͤre verdorben durch viel ketzereyen und abgoͤtterey. Dieses gab mir ursach die Lehren selbi- ger kirche zu untersuchen/ und die bey- derseits gewechselten schrifften nachzu- lesen ꝛc. 18. Und hierauff faͤhrt er fort zuerzehlen/ wie er so wol die alten als |neuen urkunden gegen ein- ander gehalten/ und befunden/ daß zwar die wahrheit durch die Scholasticos und Aristote- lische Philosophie schrecklich verdunckelt ge- wesen/ daß aber die so genanten Reformatores fast unzehlich neue partheyen und Schismata angerichtet/ auch ihre dinge mehr mit vielem geschrey als mit gꝛuͤndlichen argument en getꝛie- ben gehabt. Dahero er diejenigen endlich auff- gesuchet haͤtte/ welche unter den Partheyen wiederum frieden machen wollen/ unter wel- chen ihm von Casaubono der Cassander sonder- lich waͤre recommendiret worden. Aus diesen und andern bekaͤntnissen Grotii ist an sich selbst klar/ daß er die meisten maͤngel unter denen Protestant en und das Mysterium iniquitatis bey der orthodox en clerisey zeitlich tieff eingesehen und cordat entdecket gehabt. |Es hat ihn aber seine spitzige vernunfft durch politi- sche absichten dahin verleitet/ daß er dem Pabstthum und sonderlich der Clericalischen herꝛschafft mehr beygelegt oder zugegeben/ als nach dem lauteren sinn des Evangelii gehoͤrig oder auch heilsamlich seyn moͤchte/ wie es viele davor halten. Judessen hat Grotius bey die- sen freilich grosses lob/ bey der clerisey aber den bittersten haß und neid verdienet/ wie es die hi- storien und schrifften beyderseits ausweisen. Jch fuͤge hier nichts weiter aus Grotii buͤchern bey/ weil sie ohne dem in der Gelehrten haͤnden sind: Nur daß mir noch vergoͤnnet sey/ einige verse anzuhenckẽ/ welche seine genaue erkaͤntnis so wol des ersten wahren Christenthums als des grausamen abfalls darlegen: Sie lauten aber also in seiner silva ad Franciscum Augustum Thuanum: Istud ad exemplum crebram tibi pagina lasset Sacra manum: patet illa piis. Sedsæpius annis A nostris oculos ad sæcula prisca retorque, Cum rudis \& simplex nondum se fecerat artem Relligio: nondum titulum pietatis habebat Fulmineus Mavors \& sceptri dira cupido: Cum brevis hoc totum, melior quo vita para- tur Regula dictabat, non solis nota magistris, Sed populi commune bonum: neque docta serebant Jurgia dissidium, sed certabatur amando: Omnibus idem ardor verum defendere tantùm Morte sua, nullusque alieni sanguinis usus. NUM. IIX . Proceß wider einen/ der die Gottheit CHristi gelaͤugnet. Zu der historie derer streitigkeiten uͤber der Gottheit Christi kan noch aus den letztern jahren mitgerechnet werden/ was Anno 1687. in einer beruͤhmten Hansee-stadt L. mit einem schlosser oder kleinschmied-gesellen/ namens Peter Guͤnther/ buͤrtig aus Preussen/ vorge- gangen. Dieser hatte lange zeit vorher in gros- sen anfechtungen gestanden/ und insonderheit uͤber dem punct von der person und Gottheit Christi sich immer mit allerhand zweiffel ge- aͤngstet/ dabey aber doch den wahren GOTT und Schoͤpffer aller dinge offte aͤngstlich an- geruffen/ er moͤchte ihm seinen Sohn recht zu erkennen geben. Er war auch uͤber solchen scru peln lange zuvor in so grosse melancholey gerathen gewesen/ daß ihn die Medici in Koͤ- nigsberg als einen hominem corruptæ \& per- turbatæ mentis curi ret/ wie solches nach ein- ander in dem Wittenbergischen Responso ge- standen wird. Was ferner diesem menschen bey dieser seiner noth vor ausserordentliche dinge begegnet gehabt/ wird baldeaus gewissen docu- men ten zu sehen seyn. Gleichwie er auch insge- mein ein gut zeugnis seines frommen und stil- len lebens halber gehabt/ uͤber welchem ihn sei- ne andere mitgesellen immerzu angefeindet/ zu- mahl er auch ihr Gottloses und heuchlerisches leben bey ihren zusammenkuͤnfften und son- sten offt ernstlich bestrafft gehabt. Nun ge- schahe der die Gottheit CHristi gelaͤugnet. schahe es im gedachten jahre/ daß er bey einer gewoͤhnlichen handwercks-versammlung mit solchen gesellen uͤber dergleichen dinge in ein dispüt gerieth/ da ihn denn diese beschuldig- ten/ als haͤtte er bey solchem streit Christum gelaͤstert/ mit solchen formali en/ welche bald aus unterschiedlichen Acten zu sehen seyn wer- den. Hieruͤber ward er nun oͤffentlich ange- klagt/ und ob wohl die anklaͤger/ nemlich die schmieds-gesellen/ bey selbiger Action gantz truncken gewesen/ und der wirth von ihnen be- zeugt gehabt/ daß ein jeder von ihnen ohne dem beklagten gar viel kannen bier ausgesof- fen. Ward doch ihre aussage zum grund des weitern peinlichen Processes wider diesen men- schen gelegt. Beklagter laͤugnete inzwischen bestaͤndig/ und biß in seinen tod/ daß er die angegebene Gotteslaͤsterung geredet/ sondern blieb bey seiner ersten aussage/ daß er nemlich die Jesui- ten verfluchte Schelme geheissen/ nicht aber JESUM also genennet/ wie die gesellen ihn unrecht verstanden haͤtten. Was aber sei- ne uͤbrige meinung von Christo gewesen/ dar- uͤber ihn die Wittenbergischen Theologi vor einen Athei sten erklaͤret/ kan aus denen jetzt folgenden schrifften erkant werden. Jm ge- faͤngnis soll er gar viel bedenckliche reden ge- fuͤhret/ und unter andern zu den umstehen- den gesagt haben: O ihr Lutheraner/ Gott hat seinen arm unter euch offenbaret/ aber wer siehet ihn? Die meisten umstaͤn- de seiner seltsamen fuͤhrungen sind in folgen- der Registratur begrieffen/ welche ich von wort zu wort hieher setzen will: „ Anno 1687. den 22. Martii ist captivus „Peter Guͤnther auf E. Hochw. Raths ver- „ordnung von denen Wohlverordneten des „gerichts gefragt worden: Wie und wodurch „er zu erst in seinen boͤsen irrthum und auf „die Gottlose gedancken gerathen/ daß er den „glauben an unsern Heiland Christum verlas- „sen? Worauf derselbe berichtet: Er sey durch „Gottlose leute dazu bewogen/ in dem er gese- „hen/ daß viele menschen ein sehr Gottloses le- „ben gefuͤhret/ auch den gebauch des heiligen „nachtmahls so offt und vielfaͤltig aufgescho- „ben/ deswegen er gantz instaͤndig gebetet/ und „den allmaͤchtigen GOTT/ Schoͤpffer him- „mels und der erden/ flehentlich ersuchet/ Er „moͤchte ihn JESUM den gecreutzigten im „traum sehen lassen; als er Jhn aber darauf „nicht zu sehen bekommen/ waͤre er dadurch be- „wogen/ an ihn weiter nicht zu glaͤuben. Vor „vier jahren aber recht in der Charwoche/ auf „den Montag/ zwischen 3. und 4. uhren nach- „mittages/ wie er in seinem Patria in Preussen „bey Neukirchen/ auf seiner werckstaͤtte geses- „sen/ waͤre ihn ein stern erschienen/ der ihm sei- „ne strahlen gleichsam ins hertze geschossen/ „wodurch er veranlasset auf den boden zu ge- „hen/ und den allmaͤchtigen GOTT hefftig „zu bitten/ daß er ihm seinen Sohn/ der vor uns „menschen gelitten/ in seinem leiden zeigen „moͤchte/ weil aber solches nicht geschehen/ „haͤtte er den allmaͤchtigen GOtt/ Schoͤpf- „fer himmels und der erden belobet/ hinfuͤro „bey ihm allein zu bleiben. Nach dem er nun „denselbigen abend vom boden wieder herun- „ter gekommen/ und sich also zu bette geleget/ haͤtte er/ indem er noch gewachet/ ein gesichte“ gesehen/ wie eine Sonne/ und als er drauff ein-“ geschlaffen/ haͤtte ihm getraͤumet/ ob waͤre er“ zu Abends-zeit in eine Stadt gegangen/“ und alda in ein hauß gekommen/ allwo viele“ leute gewesen/ so getantzet und gesprungen/“ mittler weile waͤre ihm die nase trieffend ge-“ worden/ deßwegen er sich an einen ort daselbst“ niedergesetzet/ worauff ihm das wasser aus“ den augen/ ohren/ mund und nase haͤuffig her-“ aus gestuͤrtzet/ und unter denen anwesenden“ leuten starck durchgelauffen/ darauff die leute“ zu ihm getreten/ und ihn wiederum ermun-“ tert/ daß daruͤber das wasser von ihm zu lauf-“ fen auffgehoͤret/ und ihm gantz wol wieder zu“ muthe geworden; da haͤtte er ein breñend licht“ in die hand genommen/ und waͤre da mit nach“ der gassen gangen/ woselbst ihm aber der wind“ das licht ausgewehet/ deßwegen er im finstern“ seines weges fortgegangen/ und wie ihm da-“ rauff ein knabe mit einem breñenden lichte be-“ gegnet/ habe er denselben gebeten/ sein licht“ anzuͤnden zu lassen; der aber versetzet: er haͤtte“ keine zeit dazu/ in dem er nach dem hochzeit-“ hause eilete/ er solte nur weiter vor sich gehen/“ so wuͤrde er schon ein licht antreffen; als er nun“ hierauff weiter fortgegangen/ da haͤtte er ei-“ nen lehnstuhl angetroffen/ worauff ein bren-“ nend licht gestanden/ dabey er seines wieder“ angestecket/ sey damit ferner gangen/ und bald“ darauff an eine brandstaͤdte gekommen/ wo-“ selbst dem ansehen nach ein hauß gestanden/ so“ abgebrandt/ daselbst haͤtte er sich niedergese-“ tzet/ und indem allda gelegenen gruse oder stein-“ hauffen mit den haͤnden gearbeitet/ da er denn“ 2. stuͤcklein/ als ein gruͤn und ein weiß stuͤck kaͤse“ gefunden/ so er auffgenommen/ und ein we-“ nig davon gekostet. Hierauff haͤtte er mit der“ hand in solchen steinhauffen weiter hinein ge-“ langet/ und daselbst eine tasche/ mit allerhand“ grobem gelde gefuͤllet/ angetroffen/ und weil“ er die tasche nicht loß kriegen koͤnnen/ haͤtte er“ so viel von dem groben gelde an Christinchen“ uñ sonst anderer grobẽ muͤntze heraus genom-“ men/ als viel er in der hand lassen koͤnnen;“ Worauff ihn ferner getraͤumet/ daß damit“ der tag angebrochen/ und waͤren die leute von“ der hochzeit gekommen/ denen er mit der hand“ gewincket/ zu ihm zu kommen/ wie denn auch“ etliche davon zu ihm gekommen/ die uͤbrigenn“ abeꝛ waͤꝛen ihres weges aufeinem breiten wege“ fortgegangen/ er aber sey bald hernach auff ei-“ nen sehrschmalen steg gekommen/ worauff er“ sich sehr geaͤngstet/ und daruͤber aus dem“ schlaff erwachet. Nachdem er nun aus dem“ bette gestanden/ waͤre er nach seiner mutter“ gangen/ und haͤtte derselben erzehlet was ihm“ getraͤumet/ und waͤre er mit gedachter seiner“ mutter und seiner schwester auff ihre knie gefal-“ len und haͤtten mit einander gebetet.„ Womit captivus dimittir et/ und haben“ Domini Præsides judicii diesem Protocollo “ zu annectir en befohlen/ daß sie nicht penetri-“ r en koͤnnen/ ob diese des captivi erzehlung per“ meras simulationes, oder aber ex corrupta“ mente hergeflossen/ wiewol dasletztere ex mo-“ do rationis \& ex gestibus captivi ziemlich“ glaublich geschienen. Judicium desuper Am-“ plissimo Senatui anheim stellend. Actum in“ der Fronerey zu Luͤbeck.„ A. K. H. Vierter Theil. P p p 2 Uber Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ Uber diesen und dergleichen seltsamen um- staͤnden hat der Rath von unterschiedlichen Universit aͤten Responsa eingeholt/ wie auff solche ungewisse ausspruͤche insgemein die blut- und todes-urtheile exequi rt zu werden pfle- gen. Und zwar hat in dieser sache die Juristi- sche Facult aͤt zu Kiel nur so viel gesprochen/ daß ein formal er Gotteslaͤsterer nach Goͤttlichem recht mit dem tod bestraffet werden muͤsse. Die application aber hat sie sich nicht zu machen ge- trauet/ sondern es in suspenso gelassen/ ob Pe- ter Guͤnther ein formal er Gotteslaͤsterer sey. Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg ihn ausdruͤcklich vor einen Gotteslaͤsterer und Athei sten erklaͤret/ die straffe aber desselben auff die Jurist en geschoben/ von denen sie wol ge- wust/ daß sie kein anders als das todes-urtheil auff diesen satz sprechen wuͤrden: Wie sie denn auch alle ihre argumenta und klagen da- hin gerichtet/ daß sie den Rath zur execution wider diesen menschen bewegen moͤchten. Auff diesen ausspruch nun ist er auch alsbald wuͤꝛcklich enthauptet worden/ und hat biß in seinen tod wider seine anklaͤger und deren beschuldigungen protestir et. Wie er denn auch sich bestaͤndig gegen jedermann erklaͤ- ret hat: Jst CHristus der wahre GOtt/ so bete ich ihn mit an. Jngleichen hat er GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien sol- len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr- hafftiges licht erbarme dich mein! Es soll auch bald nach seiner hinrichtung der Juri- ste/ der im namen der Facult aͤt zu Kiel das ur- theil gemacht/ wie auch der Theologus zu Wittenberg/ welcher im namen selbiger Facul- t aͤt das Responsum auffgesetzet/ ingleichen der Advocat, der den inquisit en aus furcht vor etli- chen Superior en nicht recht defendi rt/ samt dem schlossergesellen/ so gegen ihn gezeuget/ bald nach einander gestorben seyn. Die uͤbrigen umstaͤnde/ so hiebey noch zu be- obachten/ kan ein verstaͤndiger leser so wol aus nachfolgendem privat- schreiben/ als aus dem responso derer Wittenberger ersehen/ die ich/ wie sie mir communicir et worden/ zur nachricht beyfuͤgen will. Das erste schreiben ist dazumal/ nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem Theologo an den Syndicum selbiger stadt abge- schicket worden/ und lautet also: Hochedler ꝛc. „Daß gegenwaͤrtiges an dieselbe abgehen „lassen/ beweget mich das schleunige und unver- „hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den „armen captivum Peter Guͤnther doch zum to- „de verurtheilt habe/ welches mich denn sehr be- „stuͤrtzet gemacht/ daß mein vaterland sich durch „vergiessung solches blutes sehr versuͤndiget/ „und die darauff folgende straffe GOttes auff „sich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch- „geneigter Herꝛ Syndicus gantz anders gesinnet „ist/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli- „gen wollen; wie denn auch der Herꝛ D. Scho- „merus gleichfals dazu nicht gestimmet/ so habe „jetzo auch so viel mehr die dristigkeit genom- „men/ einige momenta in gewissen thesibus „auffzusetzen/ in hoffnung/ es koͤnne durch mei- „nes hochgeehrten Herꝛn Syndici vielguͤtige in- „terposition das decretirt e gericht gehemmet werden/ daß der arme mensch raum bekomme“ zu erkennen CHristum/ welchen er unwissend“ leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelaͤ-“ stert hat.‟ 1. So ist bey mir allerdings fest/ daß wenn“ Captivus wuͤste/ daß JEsus CHristus/ den“ wir mit der gantzen Christenheit anbeten/ waͤ-“ re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-“ hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn“ auch eben so wol mit gebogenen knien verehren“ wuͤrde/ wie er den Vater also verehret/ und“ wie alle Gottselige wissen/ daß man den Sohn“ ehren solle/ wie man den Vater ehret. Aber“ nun hat der captivus das vorhin gemachte“ falsche concept von den dreyen Goͤttern/ wel-“ ches er/ wie er zum oͤfftern bekant/ daß er ge-“ glaubt/ es waͤren so wahrhafftig drey Goͤtter/“ so wahrhafftig drey personen waͤren/ und“ eben durch gemeinen concept der personen ihm“ drey unterschiedliche Goͤtter eingebildet/ zu der“ gaͤntzlichen wegwerffung CHristi gebraucht/“ weiler erkant hat/ daß nicht drey Goͤtter/ son-“ dern ein GOtt sey/ und eben daraus nun mei-“ net/ so er CHristum abermals solte fuͤr einen“ GOtt erkennen/ daß er wiederum in seinen“ vorigen irꝛthum der drey Goͤtter/ daraus ihn“ doch die barmhertzigkeit GOttes mit so vielen“ uͤberzeugungen gerissen/ verfallen wuͤrde/ und“ lieber sein leben lassen wolle/ als daß er dahin“ wieder von neuem verfiele/ und ein solches fal-“ sches bild derer von ihm geglaubten unter-“ schiedlichen Goͤtter anbeten und verehren“ wolte.„ 2. Jch gestehe gerne/ daß er mit seinem“ concept von dem einigen GOtt als dem Va-“ ter unsers HErrꝛn JEsu Christi/ nicht also/“ wie er nach der Schrifft soll erkant werden/“ verstehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-“ nen Atheist en insgemein nennen wollen/ sehe“ ich nicht/ so wenig man diejenigen Atheist en“ nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/“ und das aus dem licht der na-“ tur/ so wol aus der anschauung des himmels/“ und der erden/ als auch in ihrem hertzen und“ gewissen erkant haben. Diesen GOtt him-“ mels und der erden ruffet er inbruͤnstig an/“ und beugt seine knie mit grosser devotion “ fuͤr ihm; was er in Johann Arnds seliger ge-“ daͤchtnis Paradießgaͤrtlein fleißig lieset/ das“ ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag“ er denn ein Atheus seyn/ der fuͤr den einigen“ GOtt/ und seine bekaͤntnis sterben will? und“ wie mag er ein gotteslaͤsterer seyn/ da er CHri-“ stum als GOtt nicht laͤstert/ den er ja nicht“ kennet/ daß er GOtt ist? sondern wo er ihn ja/“ wie seine wiedersacher und feinde angezeigt ha-“ ben/ etwa gelaͤstert hat/ so hat er nur das vor-“ hin von ihm in seinem gehirn formirt es fal-“ sches gedicht von den dreyen Goͤttern/ da er ge-“ meinet/ CHristus waͤre ein aparter GOtt/ ge-“ laͤstert und verworffen/ und hat aus der bloͤ-“ digkeit seines sinnes und wahrnehmung der“ gottlosigkeit der Jesuiten/ dabey er eine zeit“ hero gearbeitet/ und ihr gottloses leben gese-“ hen/ die sich doch fuͤr eine Espeé und abkunfft“ von CHristo ausgeben/ und deswegen Jesui-“ ten genant wuͤrden/ geschlossen (wie er denn“ solchen schluß in meiner und anderer glaub-“ wuͤrdigen gegenwart machete) CHristus“ waͤre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-“ stum der die Gottheit CHristi gelaͤngnet. „stum anbeten solte/ so muͤste er auch die schel- „mische Jesuiten anbeten/ als die da sagten/ „daß sie von ihm herkaͤmen. 3. „So habe ich aus seinem munde gehoͤret/ „daß er bestaͤndig leugne/ daß er Christum also/ „wie sie ihm beylegen/ ausgescholten habe/ „welches wo er es ja bey dem tꝛuncke gethan haͤt- „te/ ich dafuͤr halten solte/ man es billig fuͤr eine „ tacitam revocationem annehmen muͤste. Aber „mit was fuͤr einem gewissen habẽ die geschwor- „nen gezeuget/ die so viel kannen biers haben im „kruge/ so auff den sonntag leider geschehen/ „ausgesoffen/ und wenig in solchem tumult bey „so wundeꝛlichem unveꝛnuͤnftigem und grobem „ disputir en haben wissen koͤnnen/ was geredet „und wie es geredet sey? mit was vor gewissen „hat man auch solchen vorhin trunckenen leu- „ten ein juramentum deferir en koͤnnen? GOtt „kennet sowol den armen angefochtenen Peter/ „als seine anklaͤger am besten/ und wird schon „recht dermaleins urtheilen/ welche von ihnen „mehr von GOtt in ihren heꝛtzen gehabt: Ja „GOtt und alle glaͤubigen wissen es/ daß ih- „nen die hergesagten worte von der bekaͤntnis „der heiligen Dreyeinigkeit bey ihrem gottloß „gefuͤhrten/ und durch sauffen/ fluchen/ und „liederliche worte bezeugten leben/ nichts helf- „fen werden/ und daß sie das geringste nicht von „solchem hohem geheimnis im glauben ver- „stehen/ und doch um solches willen den capti- „vum angeklagt haben. So ist auch gewiß/ „daß die wenigsten/ die da sagen/ daß JEsus „CHristus GOttes Sohn sey/ mit wahrheit „glauben/ sie seyn geringe oder hohe/ gelehrte „oder ungelehrte. Denn Johannes machet in „seiner I. Epist. am 5. ten einen solchen schluß: „ Alles was von GOtt gebohren ist/ uͤ- „berwindet die welt/ und unser glau- „be ist der sieg/ der die welt uͤber- „wunden hat; wer ist aber/ der die welt „uͤberwindet/ NB. ohne der da glaubet/ „daß JEsus CHristus GOttes Sohn „ist? Wer nun die welt und ihre luͤste/ wie die „wenigsten thun/ nicht uͤberwindet/ derselbe „glaubet auch nicht/ daß JEsus CHristus „GOttes Sohn ist/ ob er es gleich mit dem „munde bekennet. Denn daß der schluß rich- „tig sey/ machet die particula exclusiva , „ ohne der; denn sobald einer warhafftig glau- „bet/ daß JEsus CHristus GOttes Sohn „ist/ wie er nemlich nach der that und nach der „warheit glauben soll/ sobald uͤberwindet er „die welt; der aber hergegen die welt nicht uͤber- „windet/ sondern von der welt und ihren luͤsten „uͤberwunden wird/ der hat solche krafft des „glaubens nicht/ daß er warhafftig glaube/ daß „JEsus CHristus GOttes Sohn ist/ durch „welchen ihm die welt gecreutziget waͤre/ und „er der welt/ und durch welchen sein glaube in „ihm der sieg geworden waͤre/ und die welt uͤ- „berwunden haͤtte. Wenn nun Luͤbeck die leu- „te aus der stadt stossen solte/ so wuͤrde sie nicht „viel behalten; weil man ihnen aber raum zur „busse giebt/ warum denn nicht einem solchen „armen menschen? auff daß er mit allen glaͤubi- „gen durch GOtt CHristum erkenne/ und „wiederum durch CHristum den Vater/ und „durch den H. Geist den Vater und Sohn. 4. „So ist auch bekannt/ daß die H. Drey- „einigkeit/ und das kuͤndtlich grosse und Gott- selige geheimnis: GOtt ist geoffenbaret im“ fleisch/ oder CHristus der eingeborne Sohn“ GOttes ein geheimniß sey/ welches/ wie“ CHristus zu Petro sagte/ ihm nicht fleisch“ und blut/ sondern sein Vater im himmel offen-“ baret haͤtte. Dieser Vater muß auch diesen“ armen Peter ziehen/ daß er zu CHristo kom-“ me: denn niemand/ sagt CHristus/“ kommt zu mir/ es ziehe ihn denn der“ Vater: und abermal: Niemand kommt zum“ vater denn durch mich: und Paulus spricht“ 1. Cor. XII. Niemand kan Christum einen“ HErꝛn heissen/ ohne durch den Heil.“ Geist; niemand kennet auch den Sohn“ denn nur der Vater/ und niemand“ kennet den Vater/ denn nur der Sohn/“ und welchem es der Sohn will offen-“ bahren. Matth. XI. Wer sind wir denn/“ daß wir uns des wollen annehmen oder an-“ massen/ das allein GOttes werck ist? koͤn-“ ten wir dem armen Peter den glauben geben/“ und er wolte alsdenn wiederstehen/ oder gar“ laͤstern/ so moͤchte man ihn einen verstockten“ menschen nennen; aber nun haben wir ja sol-“ che macht nicht/ auch wissen wir die zeit und“ stunde nicht/ wenn GOTT ihn moͤchte mit“ seinem glauben erleuchten/ sondern man thut“ vielmehr mit der von uns abgefasten senten tz/“ so viel als an uns ist/ eben so viel/ als daß wir“ GOtt zeit und stunde vorschreiben/ wenn er“ den captivum bekehren solte/ und wenn sich“ Peter solle bekehren lassen; wo es denn nicht“ in der ihm eingeschrenckten zeit geschehe/ so“ wolte man mit der execution dazwischen kom-“ men. Ach unser Christen-amt lehret uns“ gantz ein anders/ nemlich daß wir fuͤr einen“ solchen armen menschen beten und die gelegen-“ heit samt den mitteln nicht versaͤumen moͤgen/“ dadurch ihm moͤge geholffen werden; so ist“ auch ja eine seele/ die wir zugewinnen suchen/“ so viel werth/ daß man den menschen aus“ der gemeinen cassa mit wenigem bier und brod“ unterhalte/ ob GOtt ihn von den stricken/“ darinnen er verstricket ist/ auffloͤsen wolle/“ dem wir es auch befehlen muͤssen/ als der al-“ lein uͤber das gewissen ein Herꝛist/ und schon“ zu seinerzeit das unkraut von dem weitzen durch“ seine schnitter sammlen und verbrennen wird/“ als der allein eigentlich erkennet was unkraut“ ist/ oder nicht/ da die menschen das offtmals“ fuͤr unkraut ansehen/ welches ein guter halm“ ist; weßwegen denn auch der allweise GOtt“ solches geboth/ lasset es mit einander“ wachsen/ heilsamlich gegeben hat/ als der wol“ vorher gesehen/ wie die menschen nach ihrem“ gutduͤncken so vieles ausreuten/ und viele“ menschen hinrichten/ und darinnen sich versuͤn-“ digen wuͤrden. Wenn man mit Paulo also“ umgegangen waͤre/ als man mit diesem Pe-“ tro umgehen will/ so haͤtten wir solche herꝛli-“ che episteln von ihm nicht/ man haͤtte ihm auch“ die zeit geraubet/ um ein auserwehltes ruͤst-“ zeug GOttes zu werden. Er aber war so“ wol ein laͤsterer/ und laͤsterte Christum aus un-“ verstand gleich wie dieser/ welchen er doch nach-“ mals so herꝛlich bekannte; welches ich auch zu“ GOtt hoffen wil/ daß wenn CHristus der“ morgenstern in seinem hertzẽ aufgehen solte/ er“ noch ein wuͤꝛdiges gefaͤß seiner ehrẽ weꝛdẽ wuͤꝛ-“ de/ und habe fast die zuversicht in meinem her-“ P p p 3 tzen Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ „tzen/ daß der himmlische Vater/ der in ihm den „falchen concept von den dreyen Goͤttern ver- „stehet/ auch das andere verstoͤhren werde/ da „er nun nicht glaubenkan/ daß CHristus der „ewige GOtt sey/ ja daß er weder nach seiner „menschlichen noch Goͤttlichen natur je gewe- „sen sey. So war Paulus auch nicht allein ein „laͤsterer/ sondern wie er selbst bekennet/ hat er „noch andere zu laͤstern gezwungen/ zu welchem „ grad der captivus noch nicht gekommen ist. „5. Jn dem A. Testament ward ein laͤste- „rer eben so wol/ wie einer der am sabbattage „holtz sammlete/ gesteiniget/ aber derselbige „hatte in seinem gewissen erkannt/ das nach- „mals durch das gesetz/ welches ist eine wie- „derholung des lichts der natur/ bekraͤfftiget „ward/ daß nur ein GOtt sey; Da nun ein „solcher suͤnder gegen das licht der natur/ und „gegen das zeugniß seines gewissens gestuͤrmet/ „so hat er boßhafftiger weise Numen æternum „gelaͤstert/ und solche dictir te straffe billig ver- „dienet: So ist auch sonderlich wol in acht zu „nehmen/ daß GOtt/ als er uͤber den Blasphe- „mum gefragt wurde/ diese decision gab Lev. „XXIV. Welcher laͤstert seinen Gott/ „es sey ein fremder oder einheimischer/ der soll „des todes sterben/ das ist/ wer seinen GOtt/ „welchen er fuͤr einen GOTT haͤlt/ laͤstert/ „der soll seine suͤnde tragen: also muͤste auch ein „Heide/ der Jovem fuͤr einem Gott hielt/ uñ doch „ihn laͤsterte/ sterben/ denn er wuͤrde auch Gott „laͤstern/ wenn er in der rechten Religion waͤre/ „dieweil er jetzo seine Religion fuͤr die rechte „haͤlt. Aber Peter haͤlt das von CHristo ihm „selbst gemachte bild fuͤr keinen GOtt/ und „haͤlt uns darum fuͤr Abgoͤtter/ daß wir ihn „neben dem einigen GOTT ehren/ so kan er „ihn auch nicht laͤstern als einen GOtt. Dar- „nach so leugnet er im geringsten nicht solchen „einigen GOtt/ sondern haͤlt ihn vielmehr so „hoch/ daß er fuͤrchtet/ es wuͤrde ihm seine ehre „und heiligkeit gekraͤncket/ wenn ihm ein ande- „rer GOtt solte an die seite gesetzet werden/ wel- „ches er meinet secundum conscientiam errone- „am gewiß zu geschehen/ wenn er CHristum/ „von welchem er haͤlt/ daß ihn die Jesuiten zu „einem GOtt gemachet haben/ also verehren „solte/ und wird noch darinnen sehr bekraͤffti- „get/ weil er dafuͤr haͤlt/ daß er von GOtt das „gesicht von der einigen feuerseulen dazu „bekommen habe/ daß nur ein einiger GOtt „mit ausschliessung des Sohnes und des H. „Geistes solte von ihm bestaͤndig geglaubet „werden/ wozu denn noch kommt/ daß er von „den Sociniane rn/ worunter er zu Dantzig ge- „wesen/ ist voͤllig verwirret worden/ welcher „meinung er gar leicht unter dem schein einer „grossen devotion hat beypflichten koͤñen/ nach- „dem er schon vorhin wegen dieser sache mit „ihm selbst lucti rt hat/ und durch staͤte medita- „tion und beaͤngstigung so weit kom̃en ist/ daß „er von den Koͤnigsbergischen Medicis pro de- „liro ist tractir et/ und curir et worden/ und fast „ein neues argument uns gemacht hat/ da er „als ihm der tod angekuͤndiget worden/ soll „gelachet haben. Man will zwar unter andern „vorwenden/ der captivus waͤre nicht ein ge- „borner Socinian er/ sondern in der Lutherischen „Religion erzogen/ und geboren/ waͤre darinn „getaufft/ und zum Abendmahl gegangen ꝛc. „Aber wer weiß nicht/ daß die meisten aus ih- rem tauffbund ausfallen/ und nachgehends al-“ le solche heilige actiones als opera operata in“ einem unerleuchteten hertzen halten koͤnnen?“ So lange er noch der Communion beyge-“ wohnt/ so lange hat er solche scrupel ihm“ nicht gemachet/ sondern ist/ wie ihrer viel in“ Luͤbeck/ und an andern orten/ nach gewon-“ heit so oben hin mitgegangen; Aber nachdem“ er diese starcke anfechtung bekommen/ hat ers“ eingestellet. Und solten ihrer viel recht her-“ aus sagen/ was sie in ihrem hertzen fuͤr con-“ cept en von der H. Dreyeinigkeit hegen/ man“ wuͤrde wunder hoͤren/ und solten sie ein we-“ nig scrupulir ens machen/ die jetzo mit vollem“ halse die Dreyeinigkeit bekennen/ sie wuͤrden in“ eben solche Labyrin the und noch aͤrger hinein“ fallen/ dafuͤr sie GOtt bewahre; und daß“ sie kraͤfftig dafuͤr moͤgen bewahret werden/ so“ wollen sie dieses grosse geheimniß im geist und“ in der wahrheit fassen/ welches wenige fas-“ sen/ und derjenige nur allein solches weiß/ der“ es wuͤrcklich hat/ und doch die worte nicht fin-“ det/ damit ers ausspreche/ weil es uͤber unsere“ worte ist/ und im stillen geiste will geglaubet“ und erkannt werden.‟ 6. Aus welchem allem man klaͤrlich erken-“ nen kan/ daß das argument richtig sey/ wel-“ ches viele tapffere Theologi in gleichem casu “ bekraͤfftiget haben/ daß man keinen mit dem“ tode straffen koͤnne/ derso gar nicht uͤberfuhret“ ist/ noch/ weil es ein so hoheꝛ glaubens-aꝛtickel/“ nicht von menschen als menschen uͤberfuͤhret“ werden kan/ daß er unrecht gethan/ oder thue/“ sondeꝛn vielmehr/ licet ex erronea conscientia,“ quam ille optimam existimat, dafuͤr haͤlt“ daß er unrecht thun wuͤrde/ wenn er gegen“ den einigen wahren GOtt noch einen andern“ absonderlichen GOtt/ wie er meint/ daß es“ CHristus sey/ glauben solte. So hat auch“ der arme mensch ja lange gnug in squalore \&“ tenebris gesessen/ welches seine straffe mitigi-“ r en solte/ und viele toͤdte ausgestanden/ auch“ nicht geringe marter empfunden hat/ daß man“ ihm hat wollen durch vielfaͤltige obgleich gut“ meinende besuchungen der geistlichen ein an-“ ders beybringen/ welches er nicht so wol aus“ obstinat em sinn/ als daß er theils wegen der“ bloͤdigkeit seines verstandes/ theils daß die“ stunde GOttes zu seiner erleuchtung noch“ nicht da gewesen/ bißher nicht hat annehmen“ koͤnnen/ und gefuͤrchtet/ er wuͤrde durch die ge-“ lehrtigkeit nur uͤberschnellet werden. Und“ wenn er ja etwas solte annehmen aus furcht“ fuͤr dem tode/ und seinen glauben und wahr-“ heit/ wie er sie fest dafuͤr haͤlt/ verleugnen“ wuͤrde/ dagegen er sich ermannet/ und lie-“ ber sterben will/ als GOTT verlaͤstern/“ welches er doch endlich besser fassen solte/“ wenn man seinem gemuͤthe spacium liesse/“ und ihn allmaͤhlig duꝛch gutes thun gewoͤnne.“ Man kan in eines menschen hertz und in die“ winckel der verborgenen seelen nicht hinein se-“ hen. Manchmal scheinet uns ein sache klar“ zu seyn/ und sie ist es auch/ aber einem andern“ ist sie nicht klar der wol so viel verstand hat/“ als wir. Woher kommt das? die seele hat so“ viel recessus, darinne sie die objectiones heim-“ lich beantwortet/ aber doch die worte nicht fin-“ det/ damit sie solche widerleget/ und also bey“ ihrer einmal gefasten/ meinung bleibet/ da es“ denn auch manchmal kommen kan/ daß eine“ seele der die Gottheit CHristi gelaͤugnet. „seele eben dadurch/ wodurch der andere meinet „sie zu andern gedancken zu bringen/ ein neues „argument bekomme/ sich in der gefasten mei- „nung zubestaͤrcken/ welche kraͤffte und recessus „der seelen eines gemeinen layens/ wenn sie sich „worauff fest gesetzet hat/ eben so wol hat/ als „die seele des scharffsinnigsten/ welcher mit aller „seiner aͤusserlichen vorstellung das inwendig- „ste der verborgenen einwuͤrffe/ und gedancken „der geringsten menschen nicht anruͤhren/ viel- „weniger zu benehmen vermag/ welches allein „GOtt zukommt/ der die seele und das gewis- „sen der seele gemacht hat/ und zu deren uͤberzeu- „gung allein reden kan. Jch habe dieses mei- „nem hochgeneigtem Herꝛn Syndico, wie es mir „jetzo in eil zugeflossen/ mit communicir en „wollen/ in hoffnung er moͤchte noch dem ar- „men captivo, davon ich doch kein ander in- „teresse, als die wolfarth seiner seele habe/ durch „dessen vielguͤltige interposition zu huͤlffe kom- „men/ bitte/ man wolte dieses nicht uͤbel deuten/ „daß so offenhertzig geschrieben/ welches aus „der grossen confidence, die zu meinem hochge- „neigten Herꝛn Syndico habe/ geschehen ist. „Womit der gnade GOttes und seinem all- „maͤchtigen schutz hertzlich sie empfehle und ver- „bleibe Meines hochgeneigten Herꝛn Syndici. gebet und dienstgefliessener N. N. Das andere privat- schreiben ist eben dazu- mal an eine gewisse peꝛson in selbigeꝛstadt in die- ser sache abgelassen woꝛden/ woraus das haupt- argument dieses menschen wegen also lautet. Hertzgeliebter vater. Sende hiebey das argumentum pro Petro: „woraus man sehen kan daß man ihn nicht ans „leben kommen koͤnne. „Welcher nach dem irrenden gewissen irren- „der menschen meinet Gott nach seiner meinung „am allerhoͤchsten zu ehren/ und wircklich den „einigen GOtt himmels und der erden fuͤr sei- „nen Vater/ Schoͤpffer und Erhalter haͤlt/ ob „er gleich nicht fassen kan/ daß der Sohn und „der H. Geist GOtt/ und zugleich der einige „ GOTT sey/ sondern eben dadurch/ so ers „glauben solte/ dafuͤr haͤlt/ daß er 3. Goͤtter „ehren und anbeten wuͤrde/ derselbige mensch „kan nicht als ein uͤberzeugter und uͤberfuͤhrter „uͤbelthaͤter von der Obrigkeit am leben gestraf- „fet werden. Nun meinet der arme Peter „nach seinem irrenden gewissen/ (welches „Gott der barmhertzige um seines Sohnes wil- „len wieder zurecht bringen wolle) daß er durch „seine meinung und mit verwerffung des Soh- „nes und des H. Geistes/ welche er durch vor- „stellung und uͤbeln begriff der unterschiedli- „chen personen fuͤr unterschiedliche Goͤtter haͤlt/ „GOtt am allerhoͤchsten zu ehren/ als welchen „er allein fuͤr den GOtt des himmels und der „erden/ und fuͤr seinen Vater/ Schoͤpffer und „Erhalter anbeten will; Darum so kan derselbe „Peter nicht als ein uͤberzeugter und uͤberfuͤhr- „ter uͤbelthaͤter von der Obrigkeit am leben ge- „straffet werden. Der major oder der vorsatz „ist daher klar/ weil alle straffen der Obrigkeit „darinn ihren grund haben/ daß sie einen men- „schen seiner boßheit uͤberfuͤhren koͤnnen/ daß er „wieder sein gewissen gethan/ und dahero bil- „lig zu straffen sey/ und also kan sie denjenigen/ der da leugnet/ daß ein Gott sey/ welcher doch“ aus dem licht der natur bekant ist Rom. I. “ ansehen/ und wo er ihn oͤffentlich laͤstert/ nach“ gegebenem raum zur|busse gebuͤhrlich abstraf-“ fen/ auch den dieb/ moͤrder und verleumder ꝛc.“ Weil man ihn uͤberfuͤhren kan/ daß er gegen“ sein uͤberzeugendes gewissen gethan/ und“ nicht gewolt/ daß er solte getoͤdtet/ bestohlen“ und verleumdet werden/ und doch seinen“ naͤchsten getoͤdtet/ bestohlen und ver-“ laͤumdet hat. Ja es kan auch eine Obrigkeit“ denselben unter den Christen/ der CHristum“ samt dem Vater und dem H. Geist fuͤr den“ wahren GOtt haͤlt/ und ihn doch nicht ehret/“ als einen GOtt/ eben so hart ansehen/ als“ haͤtte er den Vater gelaͤstert. Aber der da aus“ einer grossen anfechtung/ darinnen die ver-“ nunfft/ die da zwischen komt/ uͤber die massen“ viel vermag/ CHristum nicht fuͤr den wah-“ ren GOtt haͤlt/ sondern wenn er ihn dafuͤr hal-“ ten wuͤrde/ 2. oder 3. Goͤtter einzufuͤhren“ vermeinet/ derselbe kan nicht als ein uͤberzeug-“ ter uͤbelthaͤter seiner boßheit uͤberfuͤhret werdẽ/“ als der/ obgleich nach seinem irrendem gewis-“ sen/ meinet/ daß eꝛ am alleꝛhoͤchsten den einigen“ GOtt verehret/ und eben darum mag er auch“ nicht mit dem leiblichen schwerd vom leben“ zum tode gebracht werden. Daß man ihn“ aber mit allen vorstellungen/ so viel menschen“ als menschen thun koͤnnen/ nicht uͤberfuͤhren“ kan/ ist daher klar/ weil der artickel von dem“ dreyeinigen GOtt ein solcher artickel ist/ der“ uͤber alle unsere vernunfft gehet/ und allein von“ GOtt in dem menschen durchs wort muß“ gewuͤrcket werden/ nach dem klaren spruch“ des Heilandes Matth. XI. Niemand“ kennet den Sohn/ denn nur der Va-“ ter/ und niemand kennet den Vater“ denn nur der Sohn/ uñ wemes der Sohn“ will offenbaren. Und Christus sprach zu Pe-“ tro, als er sagte: Jch glaube/ daß Jesus“ Gottes Sohn sey; Das hat dir fleisch“ und blut nicht offenbaret/ sondern mein“ Vater im himmel. Wenn es in eines eini-“ gen menschen/ auch in des allerfroͤmmsten“ Christen kraͤften stuͤnde/ einem solchem armen“ menschen den geist des glaubens zu geben/“ und er alsdenn solchem zeugendem und gege-“ benem Geiste wiederstuͤnde/ so moͤchte man“ sagen/ er widersetzte sich der Goͤttlichen wahr-“ heit boßhafftiger weise/ und waͤre ein laͤste-“ rer; aber nun ich apodictivè nicht wissen kan/“ was GOTT fuͤr heilige/ und uns armen“ menschen unbekante und wunderbare wege“ in solchem faͤllen und anfechtungen gehet/“ auch nicht/ wie weit ein solcher mensch Gott“ wiederstehet/ oder nicht wiederstehet/ dahero“ muß ich ein groß mitleiden mit einem“ solchem armen menschen haben/ und mit mei-“ nem hertzlichen gebet zu GOTT dem geber“ aller guten und vollkommenen gaben anhal-“ ten; solte es auch hundert jahr waͤhren/ so bin“ ich doch schuldig nach meinem Christenthum“ zu bitten: alle irrige wiederbringen/ und“ der zeit erwarten/ wenn sie wiedergebracht/“ oder auch zu seiner zeit von dem HErrn der“ erndte/ wenn er selbst das unkraut ausreuten“ wird/ welches er/ da wir uns koͤnnen betrie-“ gen/ am allerbesten kennet/ wird gesamlet und“ verbrannt werden. Der liebe Paulus wolte“ Chri- Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen „Christum fuͤr seiner bekehrung nicht fuͤr ei- „nen wahren GOTT achten/ und zwang noch „andere mitzulaͤstern/ welchen grad wir bey die- „sem armen Peter nicht finden; Wer solte ge- „meinet haben/ welches auch von dem glaͤu- „bigen Anania nicht wolte geglaubet wer- „den/ daß in diesem laͤsterer ein auserwehlter „ruͤstzeug solte verborgen seyn gewesen? oder „wer ist so kuͤhn gewesen/ daß er/ nach dem er „nach seiner bekehrung erkante/ daß er Chri- „stum gelaͤstert habe/ 1. Tim. I. 13. ex puncto, „daß er doch vormahls ein laͤsterer gewesen/ „das urtheil des todes solte uͤber ihn gefaͤllet „haben? wolte man sagen/ es waͤre ein grosser „unterschied zwischen Paulo und diesem Petro, „weil Paulus vorhin in der Phariseischen „nacht gewesen/ dieser aber waͤre als ein ge- „tauffter Christ so lange in dem Christenthum „gestanden/ und haͤtte auch Christum vor den „wahren GOTT gehalten; so antworte ich „drauff/ daß er von den dreyen Personen in „der Gottheit einen falschen Concept gehabt/ „und wahrhafftig drey unterschiedliche Goͤt- „ter geglaubet hat/ und ob er gleich mit dem „munde gestanden/ und offtmahls gesagt: Es „ist nur ein GOTT/ aber drey perso- „nen/ Vater/ Sohn/ und H. Geist/ so ist es „doch bey ihm/ wie auch bey vielen seyn mag/ „nur ein auswendig gelerntes formular ge- „wesen/ da das hertz nichts davon gewust hat. „Dieses falsche Concept stehet ihm nun noch „immer fuͤr augen/ und fuͤrchtet sich/ daß wenn „er wieder solte glauben/ daß der Sohn und „Heilige Geist GOTT waͤre/ er von neuem „drey Goͤtter wuͤrde anbeten/ worinnen seine „von ihm/ wie er sagt/ gesehene feuer-seule/ und „ober derselben ein heller stehender schein ihn „bekraͤfftiget/ da er dieses (welches er doch mit „ausschliessung des Sohnes nicht thun solte/ „als der da ist der Morgenstern) zum beweiß „des einigen GOTTes/ wiewohl durch eine „falsche folge angezogen hat/ und dahero man „desto mehr mitleiden mit ihm haben solte/ je „mehr man siehet/ mit wie vielen kraͤfftigen „banden er verstricket ist/ unter welche auch sei- „ne grosse dum̃heit gehoͤret/ da er meinet/ die „Jesuiten/ weil sie sich den namen von Jhm „gaͤben/ kaͤmen von JESU her/ und wenn er „ JESUM anbetete/ so muͤste er auch/ wie „er ausdruͤcklich sagt/ die schelmischen Jesui- „ten anbeten/ welches er eben zu der zeit sagte/ „als er bekañte/ daß da er drey Goͤtter geglau- „bet haͤtte/ da waͤre er Gottloß gewest/ da er „aber den einigen GOTT erkant/ da waͤre er „besser worden/ und haͤtte beten koͤnnen. Wel- „ches alles dahin gehet/ zu beweisen/ daß/ ob er „gleich getaufft/ doch durch das ruchlose le- „ben/ wie derer so viel tausend unter uns sind/ „aus dem Tauffbund gefallen/ und als ein „handwercks-gesell bey der rohen gesellschafft „sich je und je aufgehalten/ und auch solche „rohe Concept e von den drey Goͤttern gefas- „set/ welches falsche bildnis er verwirfft/ und „also eigentlich Christi hohe Gottheit nicht „laͤstert/ als den er nicht kennet/ auch nie in ei- „nem reinen Glauben gekant hat/ welchen „Christum er eben so wohl wie den Vater „mit gebogenen knien anbeten und verehren „wuͤrde/ wenn er erkente/ daß er samt dem Va- „ter wahrer GOTT waͤre. Der dritte Sendbrieff lautet an einen ge- wissen Prediger selbiger stadt/ und haͤlt gleich- falls viel motiv en in sich/ warum auch er und seine Collegen in dieses Blut-urtheil nicht willigen solten. Die worte hievon sind folgen- de: Wir wollen nicht hoffen/ daß die Geist-“ lichen ihres orts/ absonderlich der liebe Herr“ Pastor, zulassen werden/ daß man einem sol-“ chen den weg verkuͤrtzen solte/ den er zu sei-“ ner bekehrung/ so lang ihm GOTT das le-“ ben fristet/ hat/ indem es ja nicht ein mensch-“ liches werck/ zu glauben/ daß JEsus Chri-“ stus Gottes Sohn ist/ sondern von des Va-“ ters Geist muß geoffenbaret werden/ und wer“ weiß/ in welcher stunde noch solche offenba-“ rung aus der barmhertzigkeit Gottes in dem“ armen und grosser erbarmung wuͤrdigem her-“ tzen aufgehen mag/ daß er nachmals tausend-“ mahl besser werde/ als viele tausend/ die anitzo“ mit vollem halse in Luͤbeck den namen Christi“ bey aller ihrer ungerechtigkeit nennen/ und“ mit dem munde bekennen/ daß sie an Jhn“ glaͤuben/ und doch die welt in keinem stuͤck“ uͤberwinden/ ja wo sie nur zum wahren nach-“ dencken kommen solten/ nicht besser von“ CHristo glauben wuͤrden/ als der arme Peter“ thut/ daß sie aber so frey bekennen/ daß er der“ HErꝛ JEsus der wahre GOtt sey/ ist/ daß sie“ es auswendig gelernet/ und ihm weiter nicht“ nach dencken/ ob sie 3. Goͤtter glauben oder in“ einem GOtt den Vater/ Sohn und H. Geist“ bekennen/ solte die anfechtung vielen kom-“ men/ als diesem Peter geschehen/ es wuͤrden“ sich so viel seines gleichen finden/ daß man wol“ nicht schwerdter gnug haben moͤchte zu ihrer“ enthauptung. Das exempel des lieben Pau-“ li, der nicht allein ein laͤsterer vor sich war/“ sondern auch andere zu laͤstern zwang/ machet“ mir eine grosse hoffnung zu der bekehrung des“ Peters/ und gibt mir eine voͤllige versiche-“ rung/ daß der Juͤnger CHristi art nicht ist/“ solche zu toͤdten/ sondern mit grosser gedult ihre“ bekehrung zu erwarten von dem/ der allein die“ bekehrung in haͤnden/ und in dem lieben Paulo “ so kraͤfftig gewuͤrcket hat/ daß er nachmals ein“ auserwehlter ruͤstzeug GOttes geworden:“ Eben dieselbige gnade stehet ja noch allen ar-“ men suͤndern offen; darum ist mein hertzliches“ wuͤnschen zu GOtt/ daß er denrathschlag sei-“ nes todes kraͤfftiglich hindern wolle/ damit“ dem feind aller bekehrung seine anstifftung zu“ nichte werde/ und der H. Rath GOttes an“ dem armen Peter zu vieler erbauung hoch ge-“ lobet und gepriesen werde in zeit und ewigkeit!“ Wir haben zwar das exempel in H. Schrifft/“ daß Gotteslaͤsterer gesteiniget worden/ aber“ es ist den sabbaths-brechern/ so holtz gelesen/“ nicht besser ergangen/ und muͤste man also“ auch die toͤdten/ so den sabbath entheiligen.“ Wiewol ich die laͤsterung des Peters nicht“ fuͤr eine Gotteslaͤsterung halten kan/ nicht“ daß meinen hochgelobten Heiland solte gerin-“ ge halten/ oder nicht vor den wahren GOtt“ erkennen/ welches er am besten weiß/ daß mei-“ ne seele einen eckel hat an allen fragen oder dis-“ putir en/ so gegen seine Gottheit lauffen/ und“ ihn den grossen Heiland in meines hertzen“ grund vorden wahrhafftigen GOtt und das“ ewige leben erkenne/ und anbete/ und mir ein“ schmertzen ist/ daß er nicht von aller welt da-“ fuͤr der die Gottheit CHristi gelaͤugnet. „fuͤr erkant und gepriesen wird/ sondern ich be- „trachte die laͤsterung des Peters also: Daß „da er 3. Goͤtter unter der erkaͤntniß der 3. per- „sonen geglaubet/ und in erwegung der Heil. „Schrifft erkannt/ daß nur ein GOtt sey/ da „hat er das geheimniß nicht fassen koͤnnen/ „sondern die personen an statt des falschen con- „cept s weggeworffen/ und nur eine person in „dem einen Goͤttlichen wesen behalten; und „als man ihn darzu tringen wollen/ CHri- „stum zu glauben/ hat er nicht anders gemei- „net/ als man tringe ihm auff mehr als einen „Gott zu glauben/ und ist durch den unverstaͤn- „digen eiffer seiner sauffbruͤder zur laͤsterung ge- „reitzet und entzuͤndet worden/ also daß er nicht „Christum als Christum gelaͤstert/ sondern das „falsche bild/ so er an statt der person Christi ge- „fasset und geglaubet/ nemlich einen Gott ausseꝛ „GOtt/ oder einen apart en GOtt/ wie seine „rede damals klaͤrlich bezeugte/ da er sprach: „Als ich 3. Goͤtter glaubte/ da lebte ich gott- „loß/ aber nun ich weiß/ daß nur ein GOtt ist/ „so fuͤrchte ich mich vor ihm; er meinet/ wenn „er sich nun durch die Gelehrte dazu bequemen „wolte/ so willigte er aus furcht der straffe wi- „der sein gewissen etwas ein/ und scheinet mir „fast glaublich/ daß er aller wuͤrckung zu sol- „chem glauben aus furcht/ daß es anfechtun- „gen/ und furcht des todes waͤre/ wiederstreben „moͤchte/ welches nicht geschehen wuͤrde/ wenn „er still gelassen wuͤrde/ und die wuͤrckung „Gottes besser erkennen koͤnnte; der barmhertzi- „ge GOtterbarme sich seines schweren zustan- „des/ da es eine sonderbare krafft GOttes er- „fodert/ an statt des falschen bildes die wahr- „heit in der einfalt und lauterkeit ihm beyzu- „bringen; solte man aber solchem armen ange- „fochtenen und verwirreten menschen das leben „nehmen/ so nimmt man ihm/ so viel an den „menschen ist/ auch seine seligkeit/ und sehe ich „nicht worinn man besser handelt als der Anti- „christische Pabst/ welcher die gewissen mit sei- „nem blut-schwerdt zwingen will; ich bekenne „frey/ daß mirs ein grosser anstoß in meiner see- „len ist/ denn es ist das einige gewesen/ so mich „in meiner zarten jugend (als ich noch die an- „dern tieffen des satans nicht erkennen mochte) „von dem finstern Pabstthum zuruͤck gehalten/ „da ich sonst von ihrem falschen schein der an- „dacht und von nahen bluts-freunden nicht „geringe anfechtung gehabt/ aber der barm- „hertzige GOtt hat mich dadurch zuruͤck ge- „halten/ da ich in denen historien der Martyrer „wahrgenommen den mordgeist/ der je und je „in ihren kirchen regieret/ gegen das gebot mei- „nes Heilands Matth. XIII. 29. Wenn man „nun dergleichen in unserer kirchen finden solte/ „so muͤste manschliessen/ daß der Antichristische „geist sein regiment auch da haͤtte/ gleichwie zu „den zeiten der Phariseer in dersonst rechten Ju- „dischen kirchen/ welche von dem H. Geist un- „ter die geistliche Babel gezehlet werden/ wie „aus der vergleichung Apoc. XIIX. und Luc. „XIII. 33. Matth. XXIII. 37. zu sehen: daß „das blut der Propheten/ so in Jerusalem ver- „gossen/ von Babel gefodert/ und also in eine „rolle kommen/ ob sie gleich in der rechten Reli- „gion gestanden haben. Jch bitte/ daß GOtt „solche blutschulden von Luͤbeck abwende/ „und die zeit und raum zuꝛ busse ihm nicht ver- kuͤrtzet werde/ welches nicht ohne grosses ge-“ richt geschehen moͤchte.„ Mit diesen hierinne enthaltenen gruͤnden kan nun ein gescheider leser nachfolgendes Respon- sum der Wittenbergischen Theolog en zusam- men halten/ woraus so wol ein gantz verkehrter eiffer als das uͤbrige elend solcher leute hand- greifflich offenbar ist. Es lautet von wort zu wort also: Hoch- und Woledle. Demnach uns der Theologi schen Facult aͤt“ allhier/ dieselbe die acta inquisitionalia, betref-“ fend einen an ihrem ort in verhafft sitzenden“ sch miede-gesellen/ welcher sich Peter Guͤnther“ neñet uͤberschicket/ und darneben uns ersuchet/“ daß wir selbige acta collegialiter wol uͤber-“ legen/ und wie dieser Captivus zu bestraffen/“ beneben den rationibus decidendi berichten“ moͤchten. Als haben wir in unserm Collegio “ hievon in timore Domini deliberi rt/ und aus“ Gottes wort nach den Actis diese antwort zu-“ ruͤck senden wollen. Anfangs so halten wir die-“ sen menschen fuͤr einen boßhafftigen Apostata, “ der von seinem GOtt abgefallen/ und da er in“ der H. Tauffe in den bund des grossen Gottes“ des Vaters/ Sohnes und H. Geistes auff-“ genommen worden/ auch fest durch seine“ tauffzeugen sich verbunden/ daß er dem teuffel“ und allem seinem wesen und allen seinen wer-“ cken bestaͤndig absagen/ und widerstehen wol-“ le/ so hat er sich von dem leidigen satan boß-“ hafftig verleiten lassen/ daß er eid- und bund-“ bruͤchig worden/ und seinen Schoͤpffer/ Er-“ loͤser und Heiligmacher schaͤndlich verlassen“ und verleugnet; Und ob er schon Lit. C. als er“ gerichtlich befragt/ wie und wodurch er zu al-“ lererst in seine boͤse zothen und auff die gedan-“ cken gerathen/ daß er den glauben an seinen“ Heiland CHristumverlassen/ berichtet/ er sey“ durch gottlose leute dazu bewogen/ so haͤtte er“ doch sich an das klare und wahre wort GOt-“ tes halten/ seinen Beichtvater und andere“ gelehrte und gewissenhafftige Prediger zu ra-“ the ziehen/ auch mit frommen Christglaͤubi-“ gen menschen conversir en/ und mit denselbi-“ gen von glaubens-sachen reden/ nicht aber“ dem leidigen satan raum geben/ und seinen“ eigenen Phantasti schen und Enthusiasti schen“ gedancken/ welche zweiffels ohne aus einge-“ ben des boͤsen geistes bey ihm entstanden/ nach-“ hengen/ vielweniger ausser GOttes wort“ oder ausser denen ordentlichen mitteln etwas“ von GOtt bitten und begehren sollen; als daß“ er GOtt den Schoͤpffer himmels und der er-“ den flehentlich gebeten/ er moͤchte ihm JE-“ sum den gecreutzigten im traum sehen lassen/“ und als er ihn darauff nicht zu sehen bekom-“ men/ sich alsbald von dem leidigen satan be-“ wegen lassen/ an den HErꝛn JEsum weiter“ nicht zu glauben. Item, daß er vor 4. jahren“ ein gesicht gesehen/ nemlich einen stern am“ himmel ꝛc. da haͤtte er die vorige bitte wie-“ derholet/ daß er ihm seinen Sohn/ der vor uns“ menschen gelitten/ in seinem leiden zeigen“ moͤchte. Und als solches nicht geschehen/ habe“ er dem allmaͤchtigen GOtt Schoͤpffer him-“ mels und der erden gelobet/ hinfuͤro bey ihm“ allein zu bleiben ꝛc. Diß ist alles nichtsanders/“ als von dem arglistigen boͤsen feinde ausser“ dem wort GOttes/ als der rechten bahn un-“ A. K. H. Vierter Theil. Q q q sers Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ „sers Christenthums sich auff allerley irꝛwege „verleiten lassen/ seinen GOtt/ der uns herꝛli- „che/ klare/ gnugsame/ kraͤfftige/ wuͤrckende „mittel zum Christenthum gegeben/ mit ver- „achtung derselben/ auch schnoͤdem undanck/ „welches Moses und Christus ernstlich verbo- „ten/ den bund GOTTES verlassen und „schaͤndlich von ihm abgefallen: Fuͤrs andere „ist dieser mensch auch den actis nach vor einen „rechten Atheum zu halten; deñ weil er an Chri- „stum den einigen Sohn GOTTes nicht „glauben will/ so ist er ein Atheus, wie „ S. Paulus Eph. II. 12. die Atheos beschreibet; „Wer den Sohn leugnet/ sagt Joh. 1. Epist. II. „23. der hat auch den Vater nicht 2. Epist v. 9. „Wer uͤbertritt/ und bleibet nicht in der lehre „CHristi/ der hat keinen GOtt. Weraber in „der lehre CHristi bleibet/ der hat beyde Va- „ter und den Sohn; und in seiner 1. Epist. c. V. „23. spricht Johannes abermal: Wer den Sohn „nicht ehret/ der ehret den Vater nicht. Und „ob er schon vorgeben will/ er ehre und bleibe „bey dem Schoͤpffer himmels und der erden/ an „denselben glaubeer; so ist doch kein anderer „Schoͤpffer himmels und der erden/ als GOtt „Vater/ Sohn und H. Geist; der GOtt/ „welcher seyn soll der Schoͤpffer himmels und „der erden ausser GOtt Vater/ Sohn und H. „Geist/ ist ein figmentum cordis humani, sed „malum, Gen. VI. 5. es ist ein commentum rati- „onis humanæ, welches unsere blinde vernunfft „schwaͤrmet/ es ist ein rechtes indolum mentis, „ein Hirꝛn-goͤtze/ ein abgott/ ein affter-gott/ „der an und fuͤr sich nichts ist; in der Schrifft „heissen dergleichen Elilim/ nichtige/ nichts- „werthe Goͤtter; er ist der Tuͤrcken/ Juden „und blinden Heiden abgott/ der nirgends im „heiligen und unfehlbahren wort GOttes of- „fenbaret/ sondern der gantzen H. Schrifft/ „sonderlich aber der gantzen historie von der „schoͤpffung Gen. I. \& II. zu wieder ist. Fuͤrs „dritte ist dieser Peter Guͤnther auch vor einen „ blasphemum und offenbaren aͤrgerlichen Got- „teslaͤsterer zuhalten/ weil er den HErꝛn JE- „sum seinen Schoͤpffer und Erloͤser in oͤffentli- „cher versamlung schmaͤhlich/ schaͤndlich und „greulich gelaͤstert/ seine GOttheit ihm „geraubet/ ihn selbst als seinen Heiland ver- „leugnet/ von dem thron seines Vaters zur „rechten GOttes/ so viel an ihm ist/ denselben „verstossen/ und/ nach bestaͤndiger aussage „der zeugen/ ihn vor einen ( sit venia blasphe- „miæ repetitæ ) verfluchten schelm und vor „der Jesuiten gemachten GOtt gescholten. Hier „will zwar eingewendet werden; (1.) daß er diese „GOtteslaͤsterung bestaͤndig leugne/ weil aber „in der confrontation unterschiedliche zeugen/ „auch auff hartes zureden/ und hohe bedrauung „bestaͤndig solches aussagen/ die umstaͤnde/ „wie auch sein verstockter sinn und beharꝛlicher „irꝛthum/ solches nicht unklar darthun/ kan er „mit seinem blossem leugnen solches nicht ableh- „nen; wenn er die Jesuiter fuͤr schelme und „diebe gescholten haͤtte/ wuͤrde Dohrman und „andere daruͤber nicht entruͤstet seyn/ noch je- „ner deßwegen auff ihn geschlagen haben. (2.) „Daß er ein Christlich leben gefuͤhret; wie will „aber der ein Christlich leben fuͤhren/ der CHri- „stum verleugnet/ und als einen ungott/ als ei- „nen gemachten GOtt verlaͤstert/ sich selbst aus „dem tauffbund des Christenthums setzet/ sich weder zum beichtstuhl noch H. Nachtmahl“ haͤlt/ noch die CHristliche Lehre vor wahr“ halten will? Hat er die geistliche lieder: Jch“ dancke dir lieber HErre/ Aus meines hertzens“ grunde ꝛc. gesungen/ so hat er sie nur gemiß-“ braucht/ weil darinne der Herꝛ CHristus als“ ein wahrer GOtt geehret/ der glaube an“ CHristum eingefuͤhret/ er selbst als ein wah-“ reꝛ Gott angebetet/ und ihm als einem wahrem“ GOtt vor die Goͤttliche wolthaten lob und“ danck gesaget wird. Lieset er fleißig in dem“ worte GOttes/ auch in des seligen Arnds“ Paradießgaͤrtlein/ so ist es nichts anders als“ ein schnoͤder mißbrauch dieser heiligen und“ GOttseligen buͤcher/ zumal weil er die Christ-“ liche Lehre verleugnet/ so darinne verfasset ist/“ ja er verkehrt dieselbe/ weil er an statt des na-“ mens JEsu oder CHristi allein seinen abgott“ verstehet und substituirt. (3.) Will auch die“ trunckenheit vorgeschuͤtzet werden. Aber die-“ jenigen berichten/ daß Inquisit nicht gar trun-“ cken gewesen; Inquisitus verraͤth sich auch“ selbst/ daß er wissen will/ er habe die grobe“ Gotteslaͤsterung mit diesen worten nicht aus-“ gestossen/ will auch gar gewiß asseverir ẽ/ er ha-“ be so geredet/ die Jesuiter/ die schelme/ die diebe“ haben unserm Herꝛn Gott die ehre abgestohlẽ;“ vor einen verfluchten schelm habe er den Herꝛn“ CHristum nicht gehalten ꝛc. Diß sind keine“ signa extremè ebrii. (4) Will auch ange-“ fuͤhrt werden/ daß inquisit corruptæmentis “ sey/ und daß er sich mit phantasti schen reden“ und gebaͤrden viel geplagt zu Koͤnigsberg/“ allda in der Medicorum haͤnde gerathen/“ welche denselben mit aderlassen und sonst“ als einen hominem corruptæ \& perturbatæ“ mentis curiret. Aber hier muͤssen die di-“ stincta tempora nicht confundiret werden.“ Was vor etlichen jahren in Koͤnigsberg ge-“ schehen/ das kan jetzo nicht von diesem men-“ schen in Luͤbeck applici rt werden; zumal weil“ dergleichen aus den Actis gar nicht zu ersehen/“ sondern er hat sich vor dieser zusammenkunfft/“ bey der zusammenkunfft/ und auch nach der“ zeit/ als ein anderer verstaͤndiger Schmiede-“ knecht in allem bezeuget. (5) Daß derselbe sei-“ nem bericht nach/ mit vielen teufflischen an-“ fechtungen geplaget worden/ und deswegen“ billig ein mitleiden zu tragen; davon ist aber“ in den Actis nichts sonderliches zu sehen/ und“ wird sich der Judex hierinnen nach dem voͤl-“ ligen beweiß zu achten haben. Jedennoch a-“ ber diß zu beobachten/ daß dieser mensch an“ allem solchem selbst schuldig sey/ in dem er“ von dem wahren GOTT abgefallen/ den“ HErrn Christum verleugnet/ seinen Tauff-“ bund verlassen/ sich einen andern Gott erdich-“ tet/ oder von andern beybringen lassen/ und“ diesem Abgott/ welcher niemand anders ist/“ als des leidigen Satans Hirn-Goͤtze/ oder“ dem satan selbst gedienet/ denselben um offen-“ barungẽ fleißig/ seinẽ eigenen bericht nach/ an-“ geruffen/ dahero ihm wiederfahren/ was er be-“ gehret. Die andern einwuͤrffe ex Jure muͤssen“ ex circumstantiis decidi rt werden/ koͤnnen“ etwas zur milderung der aͤusserlichen straffe“ beytragen/ aber à blasphemiæ reatu koͤnnen sie“ in foro divino vel conscientiæ den blas-“ phemum nicht liberi ren. Halten wir also“ dafuͤr/ daß dieser mensch allerdings fuͤr einen“ Gottes- der die Gottheit CHristi gelaͤugnet. „Gotteslaͤsterer zu halten. Und ob er gleich „nicht confessus, so ist er doch convictus, durch „unterschiedliche eydliche/ bestaͤndige und „gnugsame admovir te und betheurte zeugen. „Er mag nun selbst in diesen groben irrthum „durch verfuͤhrung des leidigen Satans ge- „rathen seyn/ oder von denen Socinian ern und „andern verfuͤhret seyn/ so soll er doch sich al- „ler Gotteslaͤsterungen in Christlichen versam̃- „lungen oder andern buͤrgerlichen gesellschaff- „ten enthalten/ auch niemand aͤrgernis geben/ „welches allerdings ziemlich unter seinen hand- „wercks-genossen muß ausgebracht worden „seyn/ indem sie die Schencke von ihm nicht „annehmen wollen/ auch ein weib ihn zur re- „de gesetzet/ und ihm den spruch: Das blut Je- „su Christi ex 1. Joh. I. 7. vorgehalten; worauf „er denn gar liederlich geantwortet: Ey was „blut/ was blut! „Die aͤusserliche straffe belangend/ so gehoͤret „dieselbe nicht so wohl ad Forum Theologi- „cum, quam Juridicum, dahero wir sie denen „ JCtis uͤberlassen; wir unsers orts muͤssen vor „allen andern erinnern/ daß doch die Herren „Geistlichen allen fleiß an ihn wenden/ ob die „arme verfuͤhrte Seele koͤnne gewonnen/ und „dem HErrn Christo JESU wieder zuge- „fuͤhret werden/ darum wir den Ertz-hirten „Christum von hertzen anflehen/ daß er diesem „boͤsem menschen die suͤnde um seiner heiligen „wunden willen vergeben/ seinen verstand er- „leuchten/ sein hertz bekehren/ und ihn wieder „als ein verlohrnes und verlauffenes Schaͤf- „lein auf den rechten glaubens- und lebensweg „bringen wolle. Sonst ist auch allerdings an „der loͤblichen Obrigkeit zu ruͤhmen/ daß sie „vor die ehre des grossen GOttes und unsers „Heilandes Christi JEsu gebuͤhrende sorgfalt „tragẽ/ werden auch solche exemplari sche straf- „fe gegen diesen Inquisi ten erweisen/ daß ande- „re Gotteslaͤsterer von dergleichen abgeschreckt/ „und das greuliche aͤrgernis bey der Christli- „chen Gemeinde und dem loͤblichen stadtwe- „sen getilget werde/ so viel moͤglich/ auch die „Handwercks-meister und andere durch zu- „laͤngliche mittel/ auch Obrigkeitliche sorgfalt „und gewalt verwarnen lassen/ daß sie derglei- „chen boͤse buben und Gottes-veraͤchter nicht „in ihre werckstaͤtte und haͤuser aufnehmen/ „damit nicht wegen dergleichen Gotteslaͤste- „rung und anderer groben suͤnden der zorn „GOTTes auff alle mitbuͤrger/ und das „loͤbliche Stadtwesen zu unwiederbringlichem „schaden gezogen werde. Wir bitten den gros- „sen GOTT/ daß er alle Christliche Gemein- „de fuͤr solcher abscheulichen Gotteslaͤsterung „in gnaden bewahren/ und uns allerseits in „wahrem glauben erhalten/ und auf den weg „der wahren Gottseligkeit zu seinen heiligen „ehren zu allen zeiten leiten und fuͤhren wolle/ „um Christi willen! Wittenberg d. 3. Augu- „sti 1687. Decanus, Senior und andere Docto- res und Professores der Theolo- gischen Facul taͤt daselbst. Wie weit die in diesem Responso angefuͤhr- te Motiv en reichen moͤgen/ dieses armen men- schens hinrichtung und die vergiessung seines bluts zu befoͤrdern/ oder vor GOtt und erleuch- teten Christen zu rechtfertigen/ mag wol ein unpartheyischer ohne viel schwierigkeit ersehen koͤnnen. Jnsgemein ist ja dieses der boͤsen welt/ und ihrer heuchlerischen und verkehrten vorste- her art/ daß sie nicht nur arme angefochtene/ un- wissende und iꝛrende seelen in ihreꝛ noth nicht er- kennet/ vielweniger troͤsten und zu recht bringen kan/ sondern sie vielmehr unbarmhertziglich von sich stoͤst/ quaͤlet/ aͤrgert und gar ins verder- benstuͤrtzet. Bey einigem ausbruch eines irꝛ- thums oder anderer wirckungen des verderbten hertzens stellet sie sich auffs eiffrigste an/ und ge- het auff lauter blutvergiessen/ verkaͤtzern/ und verdammen loß: Da hingegen der mitleidige Hohepriester CHristus JEsus nicht allein mit schwachen/ sondern auch gar mit denen/ so da irren/ ja mit den aller groͤssesten suͤndern lang- muth und gedult beweiset/ Heb. V. 2. Die blinde welt will die gotteslaͤsterungen mit dem grausamsten tod abstraffen und raͤchen/ solte sie auch ihr urtheil auff die aussage der allerlieder- lichsten buben gruͤnden: Und sie hingegen pfle- get nebenst ihren verkehrten Lehrern CHristum mit offenbaren suͤnden und lastern taͤglich zu laͤ- stern und zu creutzigen. Diejenigen/ welche mit handgreifflichen laͤsterungen wider alle wir- ckungen CHristi und seines Geistes in den see- len mit verfolgung und verdammung seiner wahren glieder/ mit augenscheinlichen ehr- und geld-geitz/ wucher/ fressen/ sauffen und schmausen/ Juden und Heiden laͤsternd ma- chen/ und in ihrem leben den Atheismum recht- schaffen beweisen/ die unterstehen sich in ihrem natuͤrlichem grimm und blutduͤrstigkeit uͤber be- drangte und angefochtene gewissen/ als uͤber Gotteslaͤsterer und Atheist en das crucifige zu schreyen. Allein das ist kein wunder/ weil der satan selbst unteꝛ einigemschein die armen seelen treibet/ sie zu beschuldigen/ daß sie den teuffel haben/ welcher proceß denn taͤglich mitten un- ter der so genañten Christenheit gespielet wird. Wer im uͤbrigen die bewandnis des gewoͤhn- lichen schlachtens und wuͤrgens/ welches unter dem namen der gerechtigkeit an so unzehlichen armen menschen aufs grausamste veruͤbet wird/ nach der wahrheit erkennen will/ der kan die neulich publicirte schrifft nachlesen/ deren titul dieser ist: Justiniani Clementis Leucopolitani gewissenhaffte anmerckungen von dem amte einer Christlichen Obrigkeit/ son- derlich die in beziehung auff Goͤttliche und Weltliche Rechte eingefuͤhrte straf- fen der uͤbelthaͤter betreffend: Allen Christlich-gesinnten Richtern und Rechtsgelehrten/ auch wahrheit lie- benden Theolog en zu reiffem nachsinnen in bescheidenheit vorgelegt! 1698. Nach dem sinn der ersten Christen aber ist diese sache in der abbildung derselben im V. buch am 4. ca- pitel auch zur gnuͤge ausgefuͤhret worden: Gott helffe nur/ daß es auch einmal unter denen jetzigen und folgenden Christen observiret und bewerckstelliget werde. NUM. IX . Folget der oben im III. theil im III. cap. versprochene ausfuͤhrlichere inhalt der schrifften von dem so ge- nannten Hiel: Jhrer merckwuͤrdigkeit wegen etwas weitlaͤuff- tiger wiederholet. A. K. H. Vierter Theil. Q q q 2 Jnhalt Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Jnhalt der Capittel in der lehrhaff- ten unterweisung Hiels. Cap. 1. Zeiget/ was den Leser dieser schrifften noch er- mangle/ daß ohne die hertzliche liebe zur Gott- heit die seele nicht zur geburt CHristi oder ver- einigung mit GOtt kommen moͤge. Wie sich in lesung H. Schrifften fuͤr der irꝛdischen vernunfft zu huͤten/ und daß viererley lehr-mei- ster seyn: 1. GOtt/ 2. Erleuchtete menschen/ 3. Die vernunfft 4. Das ungluͤck. Cap. 2. Daß ohne des menschen hoͤchste liebe zu GOtt alles sein leben eitel verleitung/ betrug und zauberey. Warum alle vernunfftgei- ster von ihren vernuͤnfftlichen lehren abzuste- hen. Wie der geist GOttes die/ so ihm in sei- nen boten wiederstehen/ straffe/ dargegen aber/ wo er nicht gegenwaͤrtig/ eine boßheit die andere straffe. Die grosse suͤnde/ die wider den H. Geist geschicht. Cap. 3. Was die suͤnde: 1. wider den Vater/ 2. wider den Sohn/ 3. wider den H. Geist sey. Daß unter aller figuͤrlichen lehre die suͤn- de sich verbergen koͤnne/ aber unter der lehre des H. Geistes nicht. Wie die einfaͤltigen in ih- rer angst zu GOtt um gnade und das urtheil bitten. Wo alle blindheit herkomme. Wor- aus die seele ihre speise/ und daß man die gnade allein erlange mit erwartung in einem gelasse- nem hertzen. Cap. 4. Daß wenig GOttes lehre zur bekehrung an- nehmen/ vor dem ungluͤcke. Keinen geist im hertzen zum Lehrer zu erkennen/ bevor man ihn gruͤndlich erkannt/ von was art er sey. Der ver- nunft-heiligkeit waffen neidische bitterkeit. Die geister an der verleugnung ihr selbst zu pruͤfen. Warum in Jsrael ein unterscheid der geschlech- te/ unter den Heiden aber nicht gewesen. Cap. 5. Warum daß die seele sich fuͤr dem vernuͤnfft- lichen geschlechte solte huͤten. Daß der boͤsen recht die gewalt sey. Wie die vernunfft unter Goͤttlicher gelassenheit eine anleiterin zu GOtt; Ohne dieselbe aber eine verfuͤhrerin zur hoͤllen sey. Cap. 6. Wie schaͤdlich in der irꝛdischen vernunfft um GOtt eiffern sey. Daß der wahre eiffer in der liebe/ aus Goͤttlicher eingeistung gehe. Warum weder friede nochseligkeit bey den irꝛ- dischen menschen zu finden. Daß alles nun von der irꝛdischen vernunfft regieret werde. Daß viel die Goͤttliche zeugnisse zur verdamm- nuͤß annehmen. Cap. 7. Weitere anfuͤhrung/ wie schaͤdlich das ver- nuͤnfftige speculir en in den Goͤttlichen zeugnuͤs- sen sey/ daß die wuͤrckung GOttes im hertzen wahrzunehmen/ dardurch verhindert werde: Sollen allein dienen die verleugnung sein selbst daraus zu erlernen. Daß das Goͤttliche leben allein erlangt werde durch einen demuͤthigen geist der eigenschafft abzusagen. Und daß die verleugnung der eigenschafft der probierstein sey/ dardurch die Goͤttliche freyheit zu erkennen. Cap. 8. Pruͤffung und kennzeichen/ ob ein Lehrer aus GOtt sey. Wie man GOtt und den teuffel wesentlich solle erkennen. Daß die lehre am leben/ wie der baum aus den fruͤchten zu erken- nen. Cap. 9. Daß das GOttselige leben der hoͤch sie schatz in der seelen. Wie viel der Auctor buͤcher ge- schrieben. Daß sie nicht der welt/ sondern den liebhabern der wahrheit zu vertrauen. Wie der Auctor abschied nimt von den liebhabern der wahrheit/ und zeuget/ woher er seine gabe empfangen habe. Cap. 10. Daß man dem Auctor in wahrnehmung der gnade GOTT es nachfolgen/ und sich in den zeugnissen uͤben solle/ biß der geist CHristi eine gestalt in der seele gewonnen/ dann nun ihr dienst zumende. Item, daß die zeugnisse Got- tes von dem geistlichen menschen im geiste/ von dem bildlichen menschen aber in figur en ange- nommen werden: Und daß die bildliche ge- meiniglich der geistlichen feinde seyn. Cap. 11. Wie weit der dienst des buchstabens gut/ wie er von der vernunfft verdrehetund zum ver- derben vieler tausend seelen mißbraucht werde. Von wahren und falschen Propheten. Daß die verklaͤrung des wesentlichen geists in der see- len der hoͤchste dienst GOttes sey. Und nach der verklaͤhrung desselben in der welt ein solcher jammer und truͤbsal sich ereignen werde/ der- gleichen nicht erhoͤret worden. Cap. 12. Daß wie der bildliche oder figuͤrliche dienst der seelen nicht so grosse freude zu bringt/ als der wesendliche dienst: also haben sie auch nicht solche pein geursacht als derwesentliche dienst thut. Der das gerichte bringt/ und selig macht oder verdammt. Daß die seele allein auffs wesen/ wo von sie regiert werde/ sehen solle/ die- weil sie noch gedaͤchtnis und verstand zu huͤlffe hat/ weil/ wann diese durch den todt brechen in der creatur/ alle wirckung zwischen GOtt und der seelen auffhoͤre/ und die seele von dem wesen/ dem sie gedienet/ gefangen sey. Daß die ceremonische oder figuͤrliche dienste dem bildli- chen menschen dienende nur den zehenden; der geistliche als fordere. Item, was vor greuliche zeiten kommen werden. Cap. 13. Verachtung der angebotenen gnade GOt- tes ist ursach/ daß GOtt die menschen im ver- kehrten sinn geben werde/ daß sie einander greu- lich verderben werden. Doch werden noch ein wenig uͤberbleiben/ wann diß zeugnis werde ge- sucht werden. Verheissung zur ausgiessung des H. Geistes. Cap. 14. Des vollkommnen GOttes prophezeihung von einem greulich bevorstehenden verderben uͤber alles Gottlose wesen. Daß der einfaͤltige nicht wissen werde/ wo er seinen leib vorm ver- derben bergen solle. Daß alle menschen von GOtt und von einander selbsten um eigen- thums willen sich abwenden/ und jeder seinem eigenen teuffel sich ergeben werde. Greuliche ver- haͤrtung der menschen. Und werde der teuffel so lange regieren/ biß die meiste menschen durch krieg Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. krieg sterben und andere plagen ausgerottet seyn. Dieses stehet nun in taͤglicher erfuͤllung. Cap. 15. Gnaden-verheissung/ wie nach ausrottung der gottlosen/ GOtt den heiligen frieden geben wolle. Da alle prophezeihungen und figuren in den frommen wesentlich erfuͤllet werden; der irꝛdisch-gesinnten hoffnung aber verlohren seyn solle. Ermahnung zur busse. Cap. 16. Woheꝛ dem menschen seine blindheit komme. Wie zu verstehen/ daß dem gerechten kein gesetz gegeben; Daß zweyerley guts. Was fuͤr ein erdbau dem Adam vornemlich auffgelegt/ auch auff was weise er gut geschaffen worden. Zwey- erley dienst GOttes/ einer aus liebe/ der andere aus forcht. Wie wenig mit gantzem hertzen aus ihrer eigenschafft aus- und in GOtt einge- hen. Verdammter seelen heulen. Wie lange die gnaden-zeit waͤhre. Daß wissentliche fuͤn- den ungestrafft nicht vergeben werden moͤgen. Was das gebet des unbußfertigen/ und dann der moͤrder zur rechten am creutz seye. Cap. 17. Nicht das gesetz/ sondern die liebe treibet/ die fuͤnde aus dem hertzen. Wie lange die altvaͤ- ter in der hoffnung auff Christi geburth waꝛten/ und wie viel sie vom tode inzwischen leyden muͤssen/ unter dem gesetz und Propheten. Was der CHristus GOttes in der seelen sey. Wie die welt mit ihrem Wahn-Christo sich betriege. Das ohne erkaͤntniß und reu der suͤnden alles verlohren. Wie die altvaͤtet auff CHristum wartende GOtt allerley/ wiewol wieder einan- deꝛstreitende fꝛuͤchte geboꝛen/ so muͤsse auch deꝛ in der busse stehende Christ thun/ biß die himmli- lische geburt erscheine/ die allein wider die frem- de nationen streitet. Wer mit den alt-vaͤtern ge- meinschafft habe und sich CHristi ruͤhmen koͤn- ne/ oder fuͤr wen er gnug gethan habe. Cap. 18. Wie der wahre CHristus im hertzen der menschheit seine gewisse voꝛboten habe/ die ihme den weg bereiten/ auch der Wahn-Christus. Warum die vernunfft eher und mehr discipel bekomme als der geist GOttes. Was vor greu- liche teuffel die irꝛdische begierden seyn. Wie grossen schaden der boͤse saame von Adam her im hertzen der menschen thue. Cap. 19. Wie der mensch seinen verdorbenen hertzens acker umbrechen und bereiten muͤsse/ so er fruͤch- te zu auffenthaltung seines lebens bringen solle. Daß nicht allein alle luͤste im fleische/ sondern auch alle in der seelen auffgerichtete bilde und figuren muͤssen nieder gebrochen werden/ ehe der geist GOttes einen neuen tempel darinne auff- richten koͤnne. Wie und wann das reine vom unreinen geschieden werde. Daß verleugnung sein selbst die schwerste arbeit/ und doch das vor- nehmste fundament der Christlichen disciplin sey. Jnhalt der Capitel uͤber das buͤchlein des ewigen testaments der seelen mit dem wesen ihres GOttes/ von Hiel. Cap. 1. Daß GOtt den Auctor, auff sein bitten und slehen/ in seiner seelen tod und leben in ihrer ar- beit eꝛkennen leꝛnen/ und mit ihm einen wesentli- chen bund odeꝛ testament gemacht/ alle bild- und figurliche buͤnde/ als vergaͤnglich/ dardurch ver- nichtet und gebrochen. Daß tod und leben dabey die zeugen der besieglung seyn. Wann die GOttheit aus liebe zur menschheit nicht den tod erwehlt/ haͤtte die gerechtigkeit den suͤndigen menschen verdammen muͤssen. Daß solches den menschen zum vorbilde geschehen/ daß auch sie aus liebe zur GOttheit dem leben der suͤnden ersterben solten. Erklaͤrung der worte Hebr. 9. 17. daß ohne vorhergegangenen tode kein testament von wuͤrden sey. Cap. 2. Daß alle leben ausser dem heiligen wesen GOttes sterblich. Auctor, durch erkaͤntnis des tods und lebens getrieben/ macht sein testa- ment mit der GOttheit. Des menschen gut ist die lust seines lebens und todes. Auctor fagt allen seinen eigenschafftē und begierden ab. Nichts haben der groͤste reichthum und ruhe der seelen. Aller begehrender eigenthum arm und voller unruh und pein. Alle uͤbergebung reich. Wie das uͤbergeben geschehen muͤsse. CHri- stus in seinem eigenthum arm/ besitzt doch al- les. Alle dinge zu haben/ als ob man sie nicht besaͤsse. Cap. 3. Erklaͤrung der worte Phil. I. v. 22. 23. daß Paulus lieber ausser dem leibe mit CHristo seyn wolle. Daß im leben nach den begierden des fleisches der tod verborgen/ und sich/ so bald die lust vollbracht/ offenbare/ als ein Herꝛuͤber die toͤdtliche seele und leib. Tod empfaͤhet seine kraft aus deꝛ gerechtigkeit und aus der irꝛdischen eigenschafft. So lange die eigenschaft im hertzen lebt/ bleibt der tod in seiner kraft. Eigenschaft die mutter des todes. Durchs uͤbergeben der eigen- schafft muß der tod die seele verlassen. Kenn- zeichen/ ob man von der eigenschafft gefangen oder frey sey. Durch den tod des eignen lebens beginnt die seele im himmlischen freyen wesen zu leben. Weil die bildliche menschheit an- faͤnglich die suͤnde der eigenschafft/ die sie von GOtt scheidet/ noch auch den wesentlichen GOtt nicht kennet/ muß sie so lange unter dem gebot stehen/ biß sie die suͤnde keñet/ und den we- sentlichen GOtt in ihrer seele fuͤhlet und lieb hat. Cap. 4. Geheime erklaͤrung der zehen geboten: 1. Daß die menschheit ihre lust/ lieb und begierde allein soll in GOtt setzen/ 2. Sich durch die einbil- dung der vernunfft keinen GOtt tichten. 3. Nicht eitel oder leichtfertig mit der vernunfft wider GOtt handeln. 4. Jn ihr auff die ein- wesige ruhe und frieden acht haben. 5. GOtt fuͤr ihren vater/ die weißheit fuͤr ihre mutter eh- ren. 6. Keine rachgier in ihr haben/ der eigen- schafft vorzustehen/ und also dardurch die Gott- heit zu toͤdten. 7. Mit ihrer lust nicht wider GOtt huren. 8. Sich durch begehren nichts eignen. 9. Von nichts zeugen/ das nicht we- sentlich in ihr sey. 10. Nichts begehren weder was der Gottheit noch der menschheit zugehoͤ- rig. Daß GOtt diese zehen gebot (so doch in zweyen/ GOtt und die suͤnde lernen ken- nen/ begrieffen/) endlich in einem (der liebe) verklaͤre. Erklaͤrung der worte Pauli Rom. 7. 8. 12. Durchs gebot ward die suͤnde maͤchtig. Qqq 3 Cap. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Cap. 5. Erklaͤrung der worte Pauli Hebr. 9. 17. Daß kein Testament von wuͤrden/ biß der es ge- macht/ todt ist. Das gebot muß erst die suͤnde bekannt machen und toͤdten. Das gebot zum tode kan der irꝛdische mensch wol lernen empfin- den: Den wesentlichem GOtt aber mag er in seinem irꝛdischen leben nicht fuͤhlen noch erken- nen. Daß das leben die erkaͤntniß des lebens/ und das gebot der gerechtigkeit die erkaͤntnuͤß des todes mache. Durch die erkaͤntnuͤß muß die seele mit GOtt das boͤse uͤberwinden/ und das Testament zwischen ihr und GOtt vest ma- chen wann die seele das gute GOtt/ das boͤse dem teuffel/ das natuͤrliche leben der menschheit uͤbergeben und arm worden/ ist sie erst tuͤchtig eine dienerin GOttes zu werden. Cap. 6. Jnhalt des Testaments der seele mit GOtt ist. Daß die Goͤttliche natur von nun an auff ewig in uns ohne einige eigenschafft des flei- sches leben und regieren solle. GOtt und die seele muͤsse zu einem wesen und geiste vereiniget werden. Da jeder sich verlieren muß durch die liebe mit einem lust seines lebens/ wordurch dann die eigenschafft des teuffels in die hoͤlle ge- trieben wird. Alsdann wird das Testament uͤber tod und leben besiegelt zur unverbrechlich- keit. Daß die seele nichts zu thun habe/ dann im wesen und natur GOttes gehorsamlich zu leben; und in der CHristlichen verlaͤugnung aller dinge leben und tod zum guten anzuneh- men. Was der eigentliche sinn der worte CHristi Matth. 5. v. 26. \&c. Versoͤhne dich mit deinem wiedersacher bald/ dieweil du noch mit ihm auff dem wege bist. Cap. 7. Daß tod und leben diese unsere wiedersacher/ denen wir schuldig und mit ihnen uns zu ver- soͤhnen haben. Daß wir beeden in ihrer arbeit wiederstanden/ daß sie in unseren menschlichen wesen zur erkantnuß der wesentlichen klarheit nicht wuͤrcken moͤgen. So wir vor den richter gefordert werden/ muͤssen wir biß auff den letz- ten heller bezahlen/ weil wir was GOtt zugehoͤ- rig in die eigenschafft des fleisches uͤbergeben und der eigenschafft fuͤr GOtt verdienet haben. So wir aber uns mit ihme vergleichen und ei- nes wesens mit ihme werden im tod und leben/ muß die eigenschafft des fleisches weichen und allein in die hoͤll fahren. Daß die seele ihre ru- he und erbtheil in GOttes wesen haben/ und Abraham aus seinem eignen lande ausgehen solle. Weil kein Prophet in seinem vaterlan- de etwas gilt. Matth. 13. 57. Cap. 8. Abrahams gehorsam und eigne lands-ver- lassung erwarb ihm einen geistlichen samen/ den Jsaac/ die Goͤttliche freude/ und weil er den in der pruͤfung GOtt wieder auffzuopffern wil- lig/ und also keiner eigenschafft unterworffen war/ ward dieser same gesegnet/ und zeuget Jsa- ac/ als die Goͤttliche freude/ den Jacob/ den un- tertreter der suͤnden. Dieser zeuget zwoͤlff soͤhne. Dessen deutung: Jacob da er alt worden zeigt jedem dieser soͤhne/ was fuͤr freu- de und leide ihnen begegnen werde. Mosis/ Deboraͤ und Baracks Lobgesaͤnge. Davids spielen vor Saul/ woher entsprungen? Cap. 9. Der krafft des wesens GOttes fruͤchte zur freude der seelen. Freude vertreibt die traurig- keit durch uͤberwindung der feinde des lebens. Josua und Caleb gehen ins heilige wesen GOt- tes. Josua erneuert den bund GOttes. Was die Heiligen im Alten und Neuen Testamente durch krafft des Goͤttlichen wesens fuͤr kraͤfften gewirckt. Cap. 10. Daß diese kraͤffte allhier wesentlich bezeugt/ solche in der seele wircklicher weise kennen zu lernen. Alle creaturen muͤssen ihre krafft und leben aus dem vollkommnen wesen empfangen/ daß man sein vertrauen allein in GOtt setzen/ sich ihme mit einem luste des lebens ergeben/ und nicht mehr nach dem vergaͤnglichem leben des eigenthums umsehen solle/ weil hierdurch das Testament mit GOtt gemacht/ gebrochen wird. Dancksagungs-seufftzer. Autoris glaubens-grund. Vernunfft-geister koͤnnen sich selber durch ihre eingebildete hoffnung nicht uͤberwinden. Daß GOtt den autor sei- nes wesentlichen geistes theilhafftig gemacht. Jn dem wesentlichen GOtt aller seelen bestaͤn- dige ruhe/ dahin keine unruhe/ tod noch teuffel kom̃en kan; bildliche vernuͤnfftliche Goͤtter koͤn- nen keine ruhe noch frieden bringen/ sondern lauter verderben; warum CHristus ein licht des lebens ꝛc. genannt. Allein der gehorsam un- ter das heilige wesen GOttes kan die mensch- heit von den boͤsen geistern erloͤsen. Wesen Gottes/ so weder schlaͤfft noch schlummert/ Ps. 121. v. 4. bewahrt die seele. Wann alle lehren und trost auffhoͤren/ wird die seele vom wesen GOttes gelehrt und getroͤstet. Cap. 11. Daß der mensch die lust erst aus GOtt em- pfangen muͤste/ ehe er sie ihm wieder geben kan. Wer vom wesen GOttes getrieben und regie- ret wird/ lernet erkennen/ was er/ die seligkeit zu erlangen thun und lassen muß. Diese er- kaͤntnis aber bekommt man erst/ wann man mit dem bildlichen wesen sich betrogen findet. Durch diesen unterscheid beginnt man erst die wirckung GOttes im geiste zu fuͤhlen/ und die geister zu unterscheiden/ daß irꝛdische wesen zu verlassen und zum Goͤttlichen wesen sich einzu- kehren. Ubung und erfahrung machet weiß. Was zur rechten und lincken ausbrechen und die Heiden zum erbtheil besitzen heisse. Trost der seelen und gnaden-verheissung GOttes. Cap. 12. Daß die seele GOtt eben solche treu und lie- be schuldig/ als er ihr bewiesen hat. Daß sie in seinem wesentlichen geiste leben muͤsse oder verdammt sey. Erklaͤrung der worte 1. Joh. 3. v. 1. Die welt kennet uns nicht: Das himm- lische und irꝛdische wesen haben keine gemein- schafft/ muͤssen wider einander streiten/ biß das irꝛdische uͤberwunden ist. Cap. 13. Daß die seele allein auff das heilige/ sanfft- muͤthige/ himmlische wesen JEsu CHristi/ das den tod/ teuffel und hoͤlle uͤberwinden kan/ vertrauen solle. Die vernunfft mag mit allen ihren toͤchtern das gottlose wesen im hertzen nicht uͤberwinden/ aber wol befestigen. Die- net nicht dem Goͤttlichen/ sondern dem irꝛdi- schen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. schen wesen in seinen luͤsten und begierden. Jst das fundament/ darauff der teuffel seine kirche bauet. Betrieget alle Unwiedergeborne see- len/ daß sie sie fuͤr ihren GOtt halten. Die Goͤttliche seelen fuͤrchten die vernunfft/ als den teuffel selbst: Weil sie wider GOttes heiliges wesen wircket und der Gottheit in ihrem wesen hinderlich ist. Goͤttliche seelen trauen keiner vernunfft/ ob sie sich noch so heilig stellet. Ju- das bedeutet die eigenschafft des fleisches. Jm wesen der Goͤttlichen natur mag keine eigen- schafft stehen bleiben. CHristus JEsus die wesentliche Goͤttliche natur. Daß die seligkeit aus gnaden/ nicht aus recht sey. Cap. 14. Daß GOTT ein wesentlich vollkommen Gut/ eine wesentliche Substantz in sich habe. Darum die seele die Goͤttliche gaben auch we- sentlich in sich empfangen muͤsse. Und so viel die seele GOTT im wesen der Goͤttlichen natur empfaͤhet/ so viel krafft und Substantz hat sie die suͤnde zu uͤberwinden/ und auszutrei- ben/ auch im wesen GOTTes ewig zu le- ben. Alles in der vernunfft von GOTT er- lernte erstirbt mit der creatur/ weil es kein substantial isch wesen hat/ und gereichet noch zur verschwerung der verdam̃nis. Darum wer- den die irrdischen seelen von der vernunfft/ wie der schaum auf dem wasser/ |herum getrieben. Die irrdische seele hat keine andere gerechtig- keit/ dann die sie mit der vernunfft wehlete. Cap. 15. Wie schwer es sey/ den irrdischen seelen die- ses verderben einzubilden; weil der mit der vernunfft verblendete mensch allen seinen trost auf die irrdische vernunfft setzt; welches der ewigen seele eine grosse verblendung. Daß man in anfechtung der luͤste des fleisches auf ihr ende dencken solte. So bald die Goͤttli- che seele ihre lust und umkehr zur wesentlichen Gottheit nimmt/ bekommt sie krafft/ den luͤsten und anfechtungen im fleische zu widerstehen/ und sie aufzutreiben. Ohne huͤlffe GOttes aber ists ihr unmoͤglich/ ob sie schon alle na- tuͤrliche dinge zu huͤlffe naͤhme. Goͤttliche seele muß vom Gottlosen wesen erloͤst zu werden/ alle elementische dinge vorbey setzen/ und zur er- loͤsung aus dem boͤsen weder trost noch huͤlffe darvon erwarten/ weil alles solches im tode der creatur sie verlassen muß/ und ihr nichts beybleibet/ als was sie von Gottes natur und wesen angenommen hat/ darinne sie vorm to- de/ teuffel und hoͤlle bewahret wird. Cap. 16. Daß die seele mercken solle/ wie weit ihr ausgang von den creaturen sich erstrecken muͤs- se/ ehe sie die wesentliche krafft des wahren trosts Gottes wesentlich empfangen kan. Gott nimmt keine getheilte dinge an: noch die ge- theilte dinge das wesen oder natur Gottes. Was aus der wesentlichen Gottheit in ge- theiltheit ausgeflossen ist/ das wird/ nach dem es seinen dienst gethan/ wieder im selbigen wesen empfangen. Niemand wird mit dem wesen GOTTes vereiniget/ dann der daraus geflossen ist. Die menschliche seele/ daraus ver- fallen/ muß wieder dar einkehren/ und alle durch die vernunfft angenommene getheilte eigen- schafften verlassen/ wo sie selig werden will/ welches der rechte eingang zum leben ist. Daß das reich Gottes im hertzen der menschheit ver- borgen/ biß sie ihr reich uͤbergiebt/ und im sel- bigen arm wird/ alsdann sucht und findet sie Gottes reich. Wie schwer es hergehe/ ehe die menschheit ihre eigenschafft verlassen will. Was die bewegung himmels und erden/ die noch geschehen solle/ Hebr. 12. v. 26. Nach empfa- hung des unbeweglichen reichs haben wir erst gnade GOTT wohlgefaͤllige dienste zu thun. Gott ist allen/ die ihn lieben/ eine freude der lie- be; allen uͤbelthaͤtern aber ein verzehrend feuer. So das feuer die erde verzehret/ ist die seele in und mit dem heiligen wesen des himmels ver- einiget zu einem wesen/ daß der himmel von oben und unten seine klarheit in die seele ge- ben kan. Da nichts dann freude/ dancken und loben der himmlischen heerscharen ist. Cap. 17. Wie die Heiligen alle GOTT dancken und loben/ nach dem sie uͤberwunden haben, Warum von den| zehen Aussaͤtzigen einer fuͤr die andern dancke? Zehen Gebote werden rein aus der wesentlichen gerechten Gottheit den suͤndigen menschen zu reinigen ausgesandt/ weil er aber noch lust hat in seiner unreinigkeit zu leben/ achtet er ihr/ sie zu thun/ nicht/ und wil sie zum leben nicht annehmen/ darum muß er sie zum tode annehmen/ dardurch sie unrein wer- den; und solches innen-werdende zu Christo ruffen um ihre reinigung; der sie rein macht und zum Priester/ dem him̃lischen wesen Got- tes/ weiset. Jm hingehen kehret einer/ in wel- chem die andere zehen begrieffen/ wieder/ und dancket GOTT ; welcher einer das gebot/ so das Gesetz und Propheten erfuͤllet/ nemlich die liebe zu GOTT aus gantzem hertzen/ und zum Naͤchsten als sich selbst/ ist. Daß die seele GOTT nicht koͤnne dienen/ biß sie diesem gebot ein genuͤgen thut/ das ist/ in der wesent- lichen liebe zu seiner Gerechtigkeit brennet. Dann GOtt selbsten die liebe/ der allzeit we- sentlich in der liebe wircket/ es sey nun im Ge- setz/ oder in der Prophezeyung/ oder in was Dienstbarkeit es sey. Cap. 18. Daß ein irꝛdischer mensch der eigenschafft des teuffels unterworffen. Woher die falsche liebe? Mensch muß einen unterscheid durchs wesen GOttes in sich lernen kennen/ ob seine gerechtigkeit auff fleisch und blut/ oder auff geist und leben befestiget. Von der himmli- schen und irꝛdischen speise. Cap. 19. Daß die inwendige seele/ einen unterscheid zwischen dem creatuͤrlichen dienste und zwischen dem dienste GOttes kennen zu lernen/ ihre lust und leben von allen elementischen dingen ab- wenden/ und keine irꝛdische luͤste in ihr raum haben lassen muͤsse. Dann wo die irꝛdische luͤ- ste regieren/ da mag GOttes geist zur seelen se- ligkeit nicht wuͤrcken noch regieren. Verheis- sungen CHristi/ denen geschehen/ so alles ver- lassen/ wie zu verstehen/ und was sie fuͤr beloh- nung zu gewarten. Cap. 20. Danck-gebet fuͤr die Goͤttliche belohnuͤng/ nachdeme sie in der seelen offenbar worden. Cap. 21. Wann die seele die vollkommene krafft GOttes/ dem ungoͤttlichen irꝛdischen wesen da- mit Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. mit zu wiederstehen und es auszuloͤschen empfa- he? Erklaͤrung der worte Sap. 5. v. 1. Als- dann wird der gerechte stehen mit grosser freu- digkeit ꝛc. Daß die eigenschafft des fleisches/ den tod/ teuffel/ pein/ hoͤlle und verdammniß ge- baͤre. So lange die eigenschafft des fleisches im hertzen regieret/ muß die seele unter der macht des teuffels gepeiniget werden. Von dieser verteuffelten eigenschafft des fleisches die seele zu erloͤsen/ lehret CHristus die verlaͤugnung sein selbst: Dann dadurch wird die seele von derselben befreyet. So dann die eigenschafft des fleisches/ durch die verlaͤugnung sein selbst/ uͤberwunden/ ist auch der tod/ teuffel und pein der hoͤllen uͤberwunden. Cap. 22. Daß die seele/ die von der hoͤllen-pein will erloͤst werden/ sich mit einem luste zur unge- eigneten Gottheit ernstlich unter die verlaͤug- nung ihrer eigenschafft beugen muͤsse/ weil kei- ne andere lehre noch opffer fuͤr die suͤnde/ dar- von erloͤst zu werden/ zu thun ist/ dann allein die verlaͤugnung sein selbst. Welches die Gott-liebende seele mit einem luste thut. Ver- laͤugnung sein selbst waͤhret zur reinigung der Goͤttlichen seele biß zum tode am creutze/ ehe sie vollendet. Gleichwol begehret die Goͤttliche seele nicht/ daß ihr das creutz nach den begier- den des eigenthums abgenommen werde. An- ders wuͤrde die pein der eigenschafft ewig in ihr bleiben. Der Goͤttlichen seele CHristi gebet: Vater dein wille geschehe. Daß man sich im creutze solle erfreuen. Gleichnuͤß der unterm creutze und verlaͤugnung ihr selbst stehenden see- le/ mit einem unter des artzts cur sich befinden- den patienten/ der in hoffnung der genesung sich dem artzt gantz uͤberlaͤsset/ ob er ihm schon wehe anthut: So nimmt die Goͤttliche seele das sterben in irꝛdischen- und das leben im himmlischen wesen von Gott alles fuͤr gut auff. Wo die verlaͤugnung sein selbst wuͤrckt/ da wuͤrckt die krafft GOttes. Erklaͤrung der worte Hebr. 11. v. 37. 38. Daß die Goͤttliche seele viel von der irꝛdischē boßheit erlittē. Daß niemand sich betruͤben solle/ wann ihm das creutz CHri- sti auffgeleget wird. Sondern sich erfreuen/ daß er aus gnaden darzu versehen und wuͤrdig geachtet ist. Mit dem creutz CHristi werden die feinde des Gottseligen lebens uͤberwunden/ nicht mit seinem eignem creutz. Cap. 23. Daß die seele ihre ruhe in aller wiederwaͤr- tigkeit unters creutz CHristi solle setzen/ so wer- de sie allen ihren feinden obsiegen. Dancksa- gung der unterm creutze stehenden seele fuͤr die theilhafftigkeit des creutzes CHristi. Wann der tod des eigenthums durchs heilige creutz CHristi ausgetrieben/ ist das Gottselige leben frey. Die seele soll sich nichts/ das GOttin sei- nem heiligen wesen zukommt/ in eigenschafft zu des fleisches luͤsten annehmen. So unge- eignet GOtt seine seele oder leben von sich zur menschheit gibt/ eben so ungeeignet muß sie wie- der in GOtt kommen/ oder es mag sie GOtt nicht annehmen. Wo eigenschafft/ da ist un- ruheund kein vollkommen leben. Verlangen der Heiligen nach dem freyen himmlischen le- ben GOttes/ das aus den irꝛdischen luͤsten/ daruͤber der teuffel macht hat/ geschieden ist. Was dieses buͤchleins endzweck: Alles gereicht zur seligkeit des lebens/ was Gott in einer uͤber- gebenen seele wuͤrcket. Cap. 24. Gebet und dancksagung des Auctoris zu GOtt/ daß er ihn in seine heilige regierung an- genommen/ ihn fuͤr allen feinden des lebens zu beschirmen ꝛc. Cap. 25. Beklagung uͤber die unzehliche menge der feinde GOttes und des lebens/ mit hertzlichem wunsche/ daß es die arme seele erkennen moͤchte. Wer GOttes feindschafft nicht kennet/ der ken- net seine freundschafft auch nicht: Lebet also und stirbet in unerkaͤntnuͤß GOttes/ des teuf- fels und sein selbst/ ist allenthalben mit finster- nuͤß umfangen. Darinnen er auch bleiben muß/ biß er durch anstossen der fuͤsse die finster- nuͤß erkannt/ und durch bitten und flehen den HErꝛn zu erbarmung bewegt: Da er dann aus der finsternuͤß der todes lernet das licht des le- bens erkennen/ und durch erkaͤntnuͤß ins licht hoffen und darnach verlangen. Ernstlich ge- bet/ umden durchbruch des Goͤttlichen lichts/ in den verduͤsterten hertzen der menschen sowol Juden als Tuͤrcken/ als Heyden und Chri- sten. Daß alle menschen von einem GOtt ge- schaffen/ ihm auch angenehm seyn/ wann sie sich zu seinem wesentlichen geiste bekehren. Daß die einige wesentliche krafft GOttes alle seelen/ wann die vertheilte sinne und gedancken ihr er- wehlen zur veꝛtheiltheit verlassen/ wieder zusam- men in eine wesigkeit bringen koͤnne. Ursach/ warum diese einwesigkeit in den heꝛtzen der men- schen nicht wuͤꝛcket/ allein der wahn-geist. Gott- heit nie ohne wuͤrckung im menschen/ wo nicht in barmhertzigkeit/ geschichts in gerechtigkeit. Cap. 26. Daß Autor der Goͤttlich-wesentlichen krafft theilhafftig nach keinen meinungen sich mehr umsiehet. Wuͤnscht/ daß die menschen in thren meinungen und erwehlen zum ende/ und GOtt sie alle vereinigen koͤnnte. Obs wol vor menschen unmoͤglich scheinet/ ists doch vor GOtt moͤglich. Was sich nicht unter GOtt beugen will zur seeligkeit/ muß sich vor ihm zur verdamnuß beugen. Autoris wunsch mit dem alten Simeon. Daß in der ersten und alten geburth alles suͤnde was der mensch thut/ weil die eigenschafft des fleisches seine lust des lebens regieret. Suͤnden wieder den Vater sind die unwissende. Denen/ so nach der erkaͤntnuͤß des Goͤttlichen wesens trachten/ und darnach zur busse und besserung von suͤnden sich begeben/ werden die suͤnden erlassen. Daß sie einen freyen zugang zum heiligen wesen GOttes erlangen/ damit sie nicht laͤnger in den unwissenden und wissendlichen suͤnden bleiben moͤgen. Cap. 27. Ein gespraͤch des Auctoris mit dem wesent- lichen GOtt uͤber die vor seiner bekehrung be- gangene suͤnden und deren vergebung. Wer von GOtt wieder abfalle/ und welche dargegen nichts mehr von Gottes liebe scheidē koͤñe. Wie der mit GOtt vereinigte mensch sein natuͤrlich wesen in zucht haltē solle. Wie eꝛ auch mit deme/ was er vom creatuͤrlichen unter seiner verwah- rung hat/ umzugehē/ und weme ers nach seinem leben zu befehlen habe/ nemlich dem mit GOt- tes we- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. es wesen vereinigten menschen. Dancksagung zu GOtt fuͤr die gnaͤdige unterweisung. Des Auctoris lust im dienste GOttes zubleiben. Daß GOTTes unendlich vollkommen wesen mit der feder zubeschreiben unmoͤglich: Dar- um Auctor die voͤllige erklaͤrung dem geiste Got- tes in der menschen hertzen uͤberlassen muß. An- weisung der wesentlichen diener GOttes/ die den Auctor gelehret haben diß sein testament zu machen mit der GOttheit. Erklaͤrung dieser anweisung. Gebet einer seelen/ die zum wahren gebet von GOtt begehrt vorbereitet zu werden. Jnhalt der Capitel des buͤchleins der verborgenen ewigkeit CHristi Hiels. Cap. 1. Verheissung GOttes/ daß seine ewige we- sentliche krafft/ als der ewige wesentliche Koͤnig Melchisedech/ das reich in der seele einnehmen und uͤber die suͤnden herꝛschen solle. Ermah- nung sich ihme zu untergeben/ doch daß mans ohne eigenschafft und in der verleugnung sein selbst thun muͤsse/ wo man angenommen wer- den wolle; Weil die Goͤttliche natur durch die eigenschafft aus dem menschlichen wesen aus- getrieben/ gecreutziget und getoͤdtet werde. Daß die Gottseligkeit in CHristo das beste gut sey. Cap. 2. Ermahnung/ die wirckung JEsu CHristiim geiste warzunehmen und zu empfinden/ wie CHristus heute/ gestern und in ewigkeit gewest: welches niemand begreiffen koͤnne/ ehe er aus dem wesen CHristi geboren sey. Daß in Chri- sto bleiben/ die seligkeit; ihn verlassen/ die ver- dammniß sey. Cap. 3. Daß CHristus/ wann die menschheit in suͤn- den verfalle/ sie in ihren luͤsten zu straffen sich in ihr als Mosen erzeige/ und sie ausdem Para- dieß (ihrer eigenschafft) austreibe/ daß sie nicht ewig drinnen lebe/ sondern sterbe. Wie CHristus/ wann die menschheit in ihrer blind- heit nicht sehen koͤnne/ auch ein Prophet und seher in ihr werde/ und ihr die straffe ihrer suͤn- den/ darneben aber/ wo sie busse thun will/ auch seine gnade ankuͤndige. So nun die mensch- heit der Gottheit glaubet in ihrer gnade/ werde Abraham (glaube) fruchtbar/ und gebieret den Jsaac (die Goͤttliche freude) und dieser den Jacob (den untertreter der suͤnden.) Cap. 4/ Daß CHristus/ weil der glaube von den irꝛ- dischen sinnen zur erneurung des lebens nicht angenommen wird/ auch durch die beschnei- dung ein gesetz des zwangs uͤber sie einfuͤh- ret; Moses in seinem wesen CHristus sey. Warum er ins wasser gesetzt? CHristus im knechtlichen dienste auch gegenwaͤrtig; uͤber die bußsertige seelen in gnaden/ uͤber die suͤnde in ge- rechtigkeit. CHristus bekommt im knechtli- chen dienste seinen wesentlichen namen Jesua/ wiederbringt Jsrael ins verheißne land. Was die erkaͤntnis CHristi im fleische. Was das tauffen unter der wolcken und das essen und trincken einerley speise sey. Cap. 5. Daß Chrisius im menschen genauer erkannt werde/ doch noch als ein knecht im hause GOt- tes. Was aus der GOttheit und menschheit un- ter der dienstbarkeit geboren/ ist derveraͤnderung und anfechtung der suͤnden noch unterworffen. Was aus zweyerley naturen geboren knecht- lich/ und muͤssen der verleugnung sein selbst zu seiner befreyung dienen/ und warum das? Der verlaͤugnung sein selbst nothwendigkeit/ auch wie lange sie waͤhren muͤsse. Warum CHri- stus der verleugnung sein selbst sich untergeben? daß sie uͤber die eigenschafft im fleisch gehe. Na- me CHristi was? Daß durch die freyheit die ei- genschafft erkannt werde. Wo CHristus im her- tzen die regierung hat/ da hat die verleugnung sein selbst ein ende. CHristus das leben der in ihm gestorbenen/ und ein tod alles gottlosen le- bens/ ist das lamm vona nbeginn der welt im menschlichen heꝛtzen getoͤdtet. Cap. 6. Schmach/ die CHristo im hertzen der menschheit durch seinen unschuldigen tod ge- schicht/ daꝛgegen was fuͤr herꝛlichkeit er vom va- ter empfaͤhet. Die geburt aus GOtt der freye Sohn oder erbe/ bekommt im alter der zeit des vaters reichthum aus dem himmlischen wesen. Keine seele mag aus Goͤttlicher natur geboren weꝛden/ odeꝛ sie muß mit ihꝛem hoͤchsten lust zur GOttheit einkehren. Muß sich/ so lange ihre lust ausser Gott/ mit einem knechtlichē straͤhlichen aus den wolcken erlaben/ und in vieler trubsalleben. Vernunfft meint/ Gott be- griffen zu haben/ wañ sie ihn beginnt bildlich er- kennen zu lernen. Erklaͤrung der wort 1. Cor. 13. 10. Wann das vollkom̃ne kommt/ wird das stuͤckwerck auffhoͤren ꝛc. Wann die begier- de des eigenthums im fleische vom wesen GOt- tes regieret wird/ ist die verlaͤugnung sein selbst zum ende/ und der erstorbene CHristus GOt- tes wieder aufferstanden/ auffgefahren und sitzt in der rechten seines vaters/ und sind gesetz und Propheten erfuͤllet. Seelen verlangen aus der eigenschafft erloͤst zu werden. Wann die freyheit erkant werde. Vernunfft will die seele/ mit ihrer irꝛdischen erwehlung/ in die freyheit setzen/ und verbindet sie dadurch in der eigen- schafft vielmehr. Cap. 7. Daß die eigenschafft allzeit der straffe unter- worffen: Von welcher die verlaͤugnung sein selbst befreyt. Was die wege der Heiden? die staͤdte der Samaritter? und die verlohrne scha- fe des hauses Jsraels? Wer sich selbst verliert wird von GOtt gefunden. Weg zu mewigen leben allein in der verlaͤugnung sein selbst gele- gen. Wie viel die menschheit durchgehen muͤsse/ ehe sie CHristum wesentlich in ihr erken- nen mag. Zufall in die begierde des fleisches macht/ daß CHristus in der seelen sich verber- gen/ und als Moses erzeigen muß/ so lange/ biß sie die eigenschafft verlaͤssen hat/ durch den tod. Cap. 8. Daß die bestraffung CHristi anfangs zu bitter sey/ doch zur seligkeit gereiche. CHristus der menschheit ein vorbild: (1.) Nach dem schwachen fleische. (2.) Jn der wesentlichen staͤrcke des vollkom̃nen wesens. (3.) Jm to- de des fleisches. (4.) Jn der aufferstehung des Gottseligen lebens. (5.) Jn der auff- nehmung des lebens ins himmlische wesen. Er- mahnung zur nachfolge. A. K. H. Vierter Theil. Rrr Cap. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Cap. 9. Daß wo Christus in der menschheit geboren wird/ die vorgehende prophezey hungen und leh- re des gesetzes erklaͤret und wesentlich erfuͤllet worden. Wer CHristus in sich will theilhaf- tig werden/ muß ihme sich gantz ergeben. Ent- weder unterm dienste Mosis mit zwange oder unterm dienste CHristi aus liebe zu GOTT. Niemand mag CHristi theilhafftig werden/ oder muß in seinen fußstapfen ihme nachfolgen. 1. Unter der beschneidung des gesetzes/ in able- gung aller luͤsten und begierden des fleisches/ in furcht und zwange/ noch nicht aus liebe. Daß die empfindung der verdammnis die gnade su- chen mache: Die empfindung der gnade aber erwecke dann die liebe und den glauben zu Gott. Was die Tauffe Johannis? Was die glei- che einpflantzung in den tod CHristi? Das neue leben? Dessen himmelfahrt? Wann das wahre zeugniß GOTTes zuerwarten. Das Reich CHristi in uns. Was GOtt der Vater? Cap. 10. Daß ausser dem Gottseligen leben und ruffe zu GOTT kein reich Christi in der see- len. Die alte geburt muß in tod gehen/ ehe die ueue auferstehen kan. Christi namens bedeu- tung. Arbeit der Heiligen ist die irrdische ei- genschafft zu verlieren und verlassen/ dargegen die lust und liebe zu GOTT wieder ins hertz nehmen. Der liebe wirckung ist das hertz rei- nigen. Das Gesetz ist der luͤste zuchtmeister. Cap. 11. Gesetzes-dienstes belohnung. Gesetz machet nicht selig/ wircket aber zur bereitung der selig- keit. Seine krafft gehet nicht weiter/ dann in Edom und Basan/ das ist/ uͤber die irrdische sinne/ luͤste und begierden. Schlaͤgt alles todt/ was wider GOTT und sein heilig wesen le- bet. Ausser GOttes leben alles todt. Wann das Gottlose leben todt/ kan das leben der Goͤttlichen natur wieder auferstehen. Was das einschreiben ins buch des lebens? Das Goͤtt- liche leben der hoͤchste schatz. Mit der verlaͤug- nung sein selbst werden alle luͤste und begierden uͤberwunden. Cap. 12. Fleisches leben hat nimmermehr ruhe noch frieden/ weder mit GOTT noch mit sich sel- ber/ und ist allezeit unter der verdammnis des Gesetzes und unter der macht des Teuffels. Das Gottselige leben ist friede und freude. Die Goͤttliche natur im menschen durch die suͤnde gecreutziget. GOTT in seiner irrdischen eigen- schafft suchen/ eitelkeit. Wie man sich reinigen und Wittben und Waͤisen/ dem im hertzen un- tergedruckten Goͤttlichen leben/ recht schaffen solle/ damit das heilige Goͤttliche wesen uns wieder annehmen moͤge. Daß liebe wider lie- be/ grimm und zorn aber zorn gebaͤhre. Cap. 13. Daß man Gottes natur und der eigensin- nigen boͤsen geister ihrer beyden wirckung er- kennen und in sich wahrnehmen solle. Moses hat in uns zur erkaͤntnis der suͤnden den vor- gang. Was das gehen Mosis in Egypten/ das besuchen seiner bruͤder/ das toͤdten des Egypters und das erloͤsen oder retten des He- braͤischen manns sey. Vereinigung der gerech- tigkeit und barmhertzigkeit GOttes zu einem wesen in uns/ treibet das Gottlose wesen aus uns aus. Daß Christus Mosen in uns bey sich habe/ so lange die suͤnde in der lust des hertzens lebet. Was da sey Mosen und die Propheten haben. Wie die Altvaͤter vor Christi geburt in Christo gewesen? Was das einwesige leben und der seligkeit sey. Cap. 14. Wie Christus die menschheit/ nach dem sie seinen process von der geburt biß zur himmel- fahrt durchgegangen/ verklaͤre? Vernuͤnfftige geister sollen von Christo zu zeugen sich nicht anmassen/ sondern sich selber lernen kennen. Was das einschreiben ins buch des lebens sey? Daß Christus die gehorsame hertzen zu seiner wohnung und tempel einnehme und die boͤsen geister austreibe/ welche macht der dienst Mo- sis nicht hat. Vor Christi menschwerdung sind keine Teuffel ausgetrieben worden. Daß das hertz vom Teuffel in der lust des fleisches be- wohnet werde. Warum Moses seinen dienst in einem figuͤrlichen tempel verrichten muͤssen? Cap. 15. Daß der mensch auf den wesentlichen Chri- stum im hertzen soll acht haben/ und seiner hei- ligen natur sich untergeben/ daß er in der seele moͤge mensch werden/ und die Goͤttliche na- tur die teuffel daraus treiben. Wie schaͤdlich sey/ der vernuͤnfftlichen einbildung aus dem irrdischen wesen zu glauben. Daß man allein auf die Goͤttliche natur/ der das boͤse hertz rei- nigen kan/ sehen solle. Wer fuͤr GOTT und seine gerechtigkeit will streiten/ muß seinen Geist zu waffen haben. Vernunfft glaubet das einsprechen Gottes nicht. Das Gottse- lige leben/ so das herrliche reich Christi ist/ uͤ- berwindet suͤnde/ tod/ teuffel und hoͤlle. So lange der mensch den suͤnden dienet/ kan er ins reich Christi nicht kommen. Die Gemeinde/ welche Christus im hertzen der menschheit auf- gerichtet/ wird ohne runtzel und flecken seyn. Cap. 16. Daß die Gottheit und die menschheit ein- mahl zu einem Wesen und Geiste vereiniget nicht wieder zu scheiden seyn. Die eigenschafft des fleisches/ die Mittel-wand zwischen der Gottheit und menschheit zu verlassen/ wo man aus des Teuffels banden loß seyn will. Mit dem luste zu GOTT wird das geistliche haus der seelen gebauet. Ohne inwohnung der we- sentlichen krafft Christi im menschen aller trost eitel und der mensch in lauter unruhe. War- um das volck GOTTes unter das joch des Koͤnigs von Babel sich beugen muͤsse. Wie lange dieses gefaͤngnis waͤhre? Niemand mag erloͤst zu werden begehren/ ehe er fuͤhlt/ daß er gefangen/ auch niemand auferstehen/ ehe er gestorben ist. Warum man fuͤrs leben des Koͤnigs in Babel bitten soll. Cap. 17. Wie wunderbarlich GOTT wircke dem menschen aus seinem verderben zu helffen. Warum Jsrael in Egypten ziehen muͤssen; daß es uns zum vorbilde geschehen. Angst lehret beten/ und das wahre Gebet erhoͤret GOTT. Erhoͤr- und erloͤsung erwecken dancksagung. Der in der seelen aus dem tode wieder erstan- denen Goͤttlichen natur zeugnis. Daß man Christo im tode und leben nachfolgen muͤsse/ wo man mit ihm zu einem Geiste vereinigt werden Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. werden wolle. Wann suͤnde/ tod/ teuffel und hoͤlle uͤberwunden/ dann richtet Christus sein reich in uns auf. Seeligkeit der seelen/ in wel- chen der Geist des HERRN wesentlich regiert. Cap. 18. Daß GOTT seinen tabernackel wesent- lich in der seelen will aufrichten/ wo wir un- sere hertzen durch die verlaͤugnung unser selbst mit einem luste zu Christo darzu bereiten. Die verlaͤugnung sein selbst der wahre endzweck der gantzen lehre Christi/ ohne welche das Christenthum lauter eitelkeit. Daß das Gott- selige wesen und das Gottlose wesen keine ge- meinschafft mit einander hat. Daß man das gantze hertz und seele GOtt uͤbergeben muͤsse/ und niemand zween Herren dienen koͤnne. Cap. 19. Was last sich der mensch aufflade/ daß er zween Herren zu dienen vermeynt/ und doch nur einem dienen kan. Wie der teuffel in der eigenschafft des menschen hertz zu seinem wil- len habe. Eigenschafft des fleisches/ oder GOtt der erden/ hat alle seelen unter ihrer macht. Wie die Goͤttliche natur nach vollendung der zeit ihrer leidsamkeit ihrer herrlichkeit wieder die irrdische eigenschafft in der seelen offenba- re. Welches das gericht uͤber die welt ist/ dardurch der fuͤrst dieser welt ausgeworffen/ und das reich GOTTes und seines Christi wird. Cap. 20. Daß allein das Goͤttliche wesen und al- les/ wormit die boͤse eigenschafft uͤberwunden wird/ gut sey. Was aus der eigenschafft ge- het/ ist der Gottheit contrar. Durch die liebe der tugend wird die eigenschafft ausgetrieben. Die liebe zum vollkommenen gute uͤberwin- det alles boͤse/ gebieret die erkaͤntnis Gottes/ und das einwesige Gottselige leben. Wer der Goͤttlichen tugend um die tugend dienet/ der bleibt fuͤr aller eigenschafft bewahret. War- um die liebe die haupt-summa aller Gebote. Cap. 21. Daß die liebe GOttes des autoris hertz ein- genommen/ und ihn zu diesem zeugniß getrie- ben. Weme es zur seligkeit diene. Empfaͤng- niß der wesentlichen Gottheit in der seele ge- bieret nichts denn guts. Daß man das boͤse mit gutem vergelten solle. Daß die auff das haupt der feinde gesammlete feurige kohlen das boͤse verzehren. Wer die Goͤttliche tugend nicht im hertzen hat ist kein Christ. Alles troͤ- sten des vernuͤnfftlichen wissens von CHristo/ eitel und betrug. Cap. 22. Daß der heiligscheinende ruhm von CHristo der allerbetruͤglichste teuffel/ die seelen zu verfuͤh- ren/ der muß durch die krafft und ausfluß Got- tes geistes getoͤdtet werden/ nachdem seine zeit erfuͤllt ist. CHristus allen gottseligen seelen ein trost des lebens/ den gottlosen zur verdamm- niß. Liebe CHristi in der menschheit. Er- klaͤrung der worte Johannis/ 1. Epistel 3. v. 1. Es ist noch nicht voͤllig offenbaret was wir seyn werden. Wie man sich GOtt reinigen solle. Cap. 23. Reinigkeit der wesentlichen lehre des H. Gei- stes. Wie rein man seyn muͤsse/ wann man dem Geiste CHristi in der seelen nahen will. Er- klaͤrung der worte: Wer aus GOtt geboren/ suͤndigt nicht/ 1. Joh. 3. 6. Daß dessen die unwiedergeborne seele in der vernunfft sich nicht anzunehmen. Fruͤchte des teuffels hassen die fruͤchte GOttes. Das leben aus der wesent- lichen Gottheit uͤbeꝛwindet hoͤlle/ tod/ teuffel und suͤnde. Die wesentliche gebuꝛt Gottes lehꝛet Gott aus allem vermoͤgen lieben. Wann das gan- tze hertz zu GOtt gesetzet ist/ kan man GOtt in wahrheit dienen. Unterscheid der wesentlich en liebe und der bildlichen liebe GOttes. Nichts mag die in der wesentlichen liebe mit GOTT vereinigte seele von ihm scheiden. Die bildli- che liebe aber wird durch die eigenschafft des flei- sches leicht wieder von GOtt geschieden. Cap. 24. Daß man sich der liebe GOttes ergeben sol- le; entweder in der disciplin Mosis/ oder in der Christlichen disciplin, aus liebe der tugend. Unter welchem zweyerley disciplin en/ die eine mit lust/ die andere mit pein oder zwange ge- schicht. Ein schuͤler/ der mit zwange lernet/ ist der straffe unterworffen/ dero der/ welcher aus lust lernet/ befreyt ist. Der ungehorsame mensch wird mit seinem eignen boͤsen gestrafft/ das er doch nicht erkennet/ biß es ihme durch Mosen bekannt gemacht wird. GOtt macht dem menschen seine lust/ dero er fuͤr GOtt ge- dient hat/ zu einem teuffel/ damit sie ihn/ zu Gott treibet. Cap. 25. Daß GOtt dem menschen alles zur seligkeit thue/ ob ers wol anfaͤnglich nicht erkennen kan/ wird ers doch noch einmal fuͤhlen. Der mensch macht aus blindheit den teuffel zu seinem Gott/ GOTT aber haͤlt er fuͤrn teuffel. Seele/ so die lust des Gottseligen lebens und der natur GOttes verlassen/ und den irꝛdischen begierden folgt/ wird aller weißheit und verstandes be- raubt/ und vom teuffel zu allem verderben biß in die hoͤlle getrieben. Die irꝛdische eigenschafft gebieret/ weil sie GOtt nicht achtet aus ihrem eignen leben/ den verdammlichen tod/ und der tod gebieret im irꝛdischen hertzen die hoͤlle. Cap. 26. Daß die irꝛdische eigenschafft nicht koͤnne aus der hoͤlle kommen/ oder die Goͤttliche natur muß sie daraus holen. Was das werck Chri- sti in der menschheit. Unterscheid zwischen dem CHristo der bildlichen vernunfft und dem wah- ren wesentlichen CHristo in der seelen. Wer sein volck sey/ das er erloͤset habe. Cap. 27. Daß man des wahren wesentlichen CHristi im hertzen zur erneurung des lebens wahrneh- men/ den bildlichen vernunffts-Christum aber fuͤr den Antichrist/ der vor der zukunfft CHristi im hertzen auffstehet/ erkennen solle. Betrug und verfuͤhrung der eigenschafft durch die irꝛdische vernunfft im scheine der heiligkeit. Vernunfft mit allen sinnen und verstande verstehet das wesentlichereich CHristi nicht/ gebuͤhrt ihr auch nicht zu wissen/ nach Actor. 2. v. 6. Daß man das wesentliche reich CHristi nicht sehen mag vor dem letzten theile der zeit/ biß alle figuͤrli- che dinge ihre zeit im bildlichen menschen gehabt haben. Warum die Juͤnger CHristi inner- halb Jerusalem bleiben muͤssen biß sie den H. A. K. H. Vierter Theil. R rr 2 Geist Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Geist empfangen hatten? Wer die Juͤnger CHristi/ auch die zwey maͤnner bey CHristi himmelfahrt seyn? Wann man des bildlich- und figuͤrlichen wesens loß/ und anbey im fried- lichen gesichte/ die hoffnung und glauben im hertzen behalten bleibet/ so erscheinet der wesent- liche H. Geist in der seele. Alsdann sind ge- setz und Propheten erfuͤllt/ und ist CHristus des gesetzes ende. Wann man dann des H. Geistes theilhafftig ist/ geschehen zeichen und wunder/ die freude und das lob gehen in der see- len auff/ und regieret CHristus in seinem reiche. Cap. 28. Daß man allein nach der lust und liebe zu GOtt trachten muͤsse/ wo man zu GOtt nahen will. Daß ohne die lust und liebe alle dienste eitel und unnuͤtz. Was die liebe zu GOtt sey? Seufftzer um diese liebe. Wann die seele mit der liebe befangen/ machet CHristus wohnung in ihr/ der tabernackel wird auffgerichtet/ den heiligen Gottes dienst darinn zu bedienen/ durch den heiligen Priester Melchisedech/ und wird die seele zu einem geiste und wesen mit GOtt vereiniget. Cap. 29. Daß wer Christo nahen will/ ihme in seinem wesentlichen geiste nahen und in der seelen theilhafftig werden muͤsse. CHristus machet niemanden heilig/ dann durch seinen wesentli- chen geist. Daß CHristus an seiner selig- machenden krafft/ die er dem menschen im her- tzen seines gemuͤths zubringet/ erkannt werde. Kennzeichen des himmlischen auch des irꝛdi- schen geistes. Cap. 30. Wer zwischen gut und boͤsen recht urtheilen koͤnne. Durch empfindung des todes der hoͤl- len und verdammnuͤß wird die menschheit zu CHristo getrieben. CHristus erweckt den glauben und hoffnung in ihr/ daß sie durch em- pfindung glaubet und die erloͤsung vom boͤsen hoffet. Durch den glauben wird CHristus kraͤfftig in der menschheit/ daß sie sich ihme er- gibt/ und leidender weise mit ihm wider das boͤse streitet. Aus der liebe der Gottheit zur menschheit/ und aus der liebe der menschheit zur Gottheit/ wird ein einwesiges erneuertes leben in der menschheit geboren: Erstlich in der kind- heit JEsu zu einem mittler zwischen der Gott- heit und der menschheit/ in die mannheit CHri- sti auffzuwachsen/ und im alter beede zu einem geiste zu vereinigen. Welches die neue crea- tur ist/ Gal. 6. Die in den irꝛdischen luͤsten le- bende menschheit kennet GOttes krafft nicht. GOtt muß sie ihr durch angst bekannt machen. Daß der glaube nicht ein werck des menschen/ daß er sich dessen ruͤhmen moͤge/ sondern eine gabe GOttes sey/ dafuͤr ihme zu dancken. Daß CHristus niemanden von seinem gebre- chen helffen koͤnne/ oder er zuvor ohne allen zweiffel in ihn glaͤuben muͤsse. Cap. 31. Ob der glaube aus GOtt oder aus dem menschen komme. Daß er allein durch truͤb- sal und leyden im menschen empfangen werde. Wañ man siehet/ daß man mit sich selbst betro- gen sein leben nicht mehr zu erhalten weiß/ treibt die noth zu GOtt. Warum GOtt ein noth- helffer genannt? Die erst tasten und fuͤhlen wollē/ ehe sie glauben/ sind darum nicht unseelig. Das niemand jemals ohne beruͤhrung oder einsprache der Goͤttlichen natur in seinem her- tzen in CHristum geglaͤubt. Daß GOttes ein- sprechen in aller welt. Cap. 32. Wie der mensch zum Christlichen glauben komme. Daß man inwendig in der seelen auff die Goͤttliche natur und wesen genaue achtha- ben solle. Entweder in wuͤrckung des gesetzes der gerechtigkeit/ oder durch wuͤrckung der gna- de unter der Goͤttlichen geburth CHristi. Durch empfindung der straffe der gerechtigkeit lernet man zur gnade lauffen und sie erkennen. Was glaubens wercke seyn? Daß der von der gnade Gottes verfallene mensch sich einen eitlen glauben mache/ sein irꝛdisch gottloß leben zu troͤsten/ und zu seiner eignen vernunfft einbil- dung sich einkehre/ kennet doch seinen CHri- stum nicht/ an den er glaubet/ hat ihn auch von der geringsten boßheit nicht erloͤst. Cap. 33. Daß man sich vor solchem falschen glauben huͤten solle. Unterschied und kennzeichen des wahren Christlich-wesentlichen glaubens und dann auch des wahn-glaubens. Cap. 34. Daß man einen unterschied lernen solle zwi- schen dem eiteln erwehlen der vernunfft und der einfaͤltigen Goͤttlichen natur: Dann mag er ohne zweiffel glauben und von CHristo gesund werden. Wann man seine lust des lebens der natur CHristi ergiebt und seine gedancken staͤts drinnen bleiben laͤst/ werden sie vom unglau- ben nicht befangen. Wann der mensch sich in den Christlichen glauben begibt/ leidet er erst- lich uͤberlast von den anfechtungen des unglau- bens/ welches der ihn zu verschlingen umherge- hende teuffel ist. Bleibt der mensch nun fest im glauben/ muß er weichen. Der glaube be- wahrt die seele/ biß CHristus wesentlicher geist aus dem himmel erscheinet/ und sie mit sich zu einem geiste und wesen vereinigt. Wann hoff- nung und glaube auffhoͤren? Liebe bleibt ewig/ ist der beschlossene himmel. CHristus/ weil er alle feinde des lebens uͤberwunden/ sitzt nun in der rechten GOttes und empfaͤhet alle/ die ih- me im uͤberwinden nachgefolget/ und macht sie seiner herꝛlichkeit theilhafftig. Dann sind sie in der ruhe und dancken und loben GOtt ewi- glich. Jnhalt der capitel uͤber diß grund- stuͤck Hiels. Cap. 1. Daß die inwendige seele genau auffmercken solle auff ihre sinne und gedancken/ ob das we- sen GOttes oder die vernunfft durch das wesen des teuffels/ in ihr regiere und sie lehre. Daß die seele nicht ohne lust oder lehre/ sie empfahe sie von GOtt oder teuffel/ so an ihren fruͤchten zu erkennen. Lust aus dem heiligen wesen GOt- tes im hertzen befreyet die seele vom gefaͤngniß des teuffels/ dran sie mit der irꝛdischen lust ver- bunden/ und lehret sie alle teuffelische eigen- schafften verlassen; dargegen die Goͤttliche tu- gend ungeeignet empfangen. Lehre aus dem irꝛdischen wesen verstrickt die seele durch des teuffels band/ die luͤste und begierden/ in die hoͤl- le. Wie noͤthig der seele/ mit einem lust zu GOtt Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. GOtt nach der stimme GOttes im hertzen zu hoͤren. Erklaͤrung der worte 4. Esr. 9. v. 24. ꝛc. Da der Prophet ins feld gehet zu den blu- men/ da keine mehr sind. Cap. 2. Daß das 1. gebot sey/ nicht vom baum guts und boͤses zu essen. Das Paradeiß/ die lust zu GOtt; so man sich diese lust durch die irꝛdi- sche begierde laͤst benehmen und zur eigen-lust einkehrt/ wird man der gerechtigkeit GOttes im hertzen gewahr/ und der abfall erkannt/ das Adamische wesen ausgestossen/ die erde/ das verdorbene wesen |zu bauen. So lange die menschheit der eigenschafft unterworffen/ kan die Gottheit nicht mehr in klarheit spre- chen mit ihr/ sondern gesetzlich/ bildlich/ durch bedeckte prophezeyhungen von fernen. Dann sie vom gehorsam GOttes entkleidet die himm- lische wesentliche klarheit GOttes nicht vertra- gen mag; das einsprechen GOttes bildlich und figuͤrlich in der seele wahrnehmen muß. Wie die lust/ so das leben. Die lust gebieret die krafft des lebens/ es sey zu GOtt oder zum teuffel. Solange die menschheit ihren lust in den suͤnden hat/ hat sie keine lust zuꝛ stimme oder einsprochen GOttes/ zittert vorm gesetz. Die stimme GOttes allem fleische ein verzehrend feuer. Hebr. 12. Niemand mag GOtt sehen/ und leben/ Exod. 33. Der seelen freude uͤber der stimme GOttes/ wann sie eine lust zu CHristo hat. Mit exempeln bewaͤhrt. Die Juͤnger CHristi verliessen alle ihre nahrung und folg- ten ihm. Cap. 3. Daß ohne vorhergegangnes Goͤttlich einspre- chen niemand einigen dienst GOttes angenom- men habe. Alles was ausser dem wesentlichen geiste CHristi durch die vernunfft von GOtt ge- redt wird/ ist luͤgen. Geist CHristi muß in uns die verleugnung wircken. Vernunfft-gei- ster falsche Propheten im hertzen die ungesandt lauffen. Deꝛ fꝛeund ohne hochzeit-kleid/ die irꝛdi- sche vernunft. Matt. 22. Beruffung/ der man in deꝛ seele warnehmen solle/ ist der gehorsam unter das heilige wesen GOttes. 2. Petr. 1. Geist des HErren der wahre Lehrer. Seele/ so durch verleugnung ihr selbst in der gehorsamen ein- wesigkeit des geistes bleibt/ empfaͤhet die klar- heit CHristi wesentlich im geist/ Eph. 3. v. 5. Juͤnger CHristi wer sie sind. Daß die Juͤnger CHristi von Jerusalem nicht weichen solten biß sie den H. Geist empfangen. Erklaͤrung Ezech. 36. v. 26. vom erneuerten hertzen ꝛc. Freude der seelen und dancksagung nach dem sie vom teuffel erloͤst. Erklaͤrung Marc. 16. v. 15. Gehet hin in alle welt. Item Matth. 10. Daß sie weder gold noch silber/ weder stab noch taschen ꝛc. haben sollen. Was die seele mit ihren sinnen und gedancken in eigenschafft hat/ muß sie verlassen/ wo sie CHristo in seinem heiligen wesen will nach folgen. Eigen gut ist eigensinnigkeit. Cap. 4. Die Heilig-Gerechtig- und Gottseligkeit der Goͤttlichen natur in ihrer lehre und leben. Wer des Gottseligen lebens will theilhafftig werden/ muß durch die verlaugnung sein selbst darein eingehen mit einem lust zum wesen GOttes. Verlaugnung sein selbst uͤberwindet alle boß- heit/ alle sinne/ willen und gedancken; so die- se verachten/ falsche geister. Wie genau sich die seele hier zu pruͤffen habe? Zween verschiedene geister: Einer sucht die seele im gehorsam Chri- sti zur verleugnung ihr selbst; Der andere zur erhebung in der eigenschafft des irꝛdischen we- sens zubringen. Erklaͤrung Gal. 5. v. 13. 23. ꝛc. Jhr seyd zur freyheit beruffen ꝛc. Item: Von den fruͤchten des fleisches und geistes. Cap. 5. Wie der geist CHristi das hertz und seele der menschheit reiniget/ die boͤse geister austreibt und einnimmt. Wie listig diese boͤse geister sich zu verbergen und zu verdecken suchen/ und unter einem scheinheiligen kleide die arme seele verleiten. Vernunffts-geist verkundschafftet die lust der menschheit/ und so sie auff die prohezey- hung siehet/ verstellt er sich zu einem Propheten und verblendet sie. Erklaͤrung Matth. 7. v. 15. Huͤtet euch fuͤr den falschen Propheten. Wie dieser vernunfts-geist die seele zu sichten trachtet/ so die seele in der hoffnung und glauben in bild- licher lehre ꝛc. begriffen. Wer die falsche bruͤ- der Gal. 2. 4. 1. Cor. 5. 11. Daß die irꝛ- dische vernunffts-geister alle unmaͤchtig/ der see- len die heilige verlaugnung ihr selbst nach zu thun. Sind wie die zauberer in Egypten/ die den heiligen GOttes alles nachthun/ doch keine laͤuse/ so die Christliche verlaͤugnung sein selbst ist/ nachmachen koͤnnen. Cap. 6. Daß die feinde des Christlichen lebens alle um die ohren des hertzens/ so das inwendige ge- hoͤr der seelen ist/ sich enthalten/ daß man sie an ihren luͤsten wahrnehmen und wider sie streiten solle. Vernunfft-geister lehren die seele irꝛdische begierligkeit/ und verblenden sie darmit. Ein- geistungen aus GOttes heiligem wesen weisen die seele alle auff die verleugnung aller irꝛdischen eigenschafften des fleisches: welches der rechte probierstein der geister ist. Erklaͤrung 2. Joh. v. 10. Wer diese lehre nicht bringet/ den gruͤs- set nicht. ꝛc. Erklaͤrung Rom. 16. v. 17. 18. Sehet auff die/ so zwietracht und aͤrgerniß an- richten. Cap. 7. Daß man diese propheten und bruͤder in ih- ren luͤsten in sich warnehmen solle/ weil sie am meisten sich der seele wiedersetzen/ die sich dem Christlichen wesen ergeben will. Zumal sie die austreibung aus dem hertzen in die hoͤlle be- sorgen/ wo CHristus drinnen erscheinen solte. Seele kan/ ehe sie sich in die lehre Christi zur ver- laͤugnung ihr selbst begiebt/ diese falsche geister nicht kennen/ ob sie wohl von ihnen begriffen ist und ihnen dient. Der letzte tag CHristi/ so das vollkommene wesentliche licht ist/ macht al- le falsche verborgene geister offenbar/ und zei- get der seelen ihre gemeinschafft mit ihnen. Er- klaͤrung 2. Tim. 3. v. 1. Daß in den letzten tagen beschwerliche zeiten kommen werden ꝛc. Daß die seele von den irꝛdischen geistern/ die dem heiligen wesen JEsu CHristi zuwider/ kei- ne lehre annehmen/ noch ihre lust in sie setzen sol- le. Erklaͤrung 2. Thessal. 3. v. 6. Entziehet euch von den falschen bruͤdernꝛc. Jn den letzten tagen/ und wann das vollkommene licht CHri- sti durch bricht/ (Erklaͤrung Matth. 24. v. 24.) werden viel falsche Christi und falsche Prophe- ten auffstehen/ daß so es muͤglich/ auch die aus- Rrr 3 erwehlte/ Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. erwehlte/ die Goͤttliche natur/ verfuͤhrt wuͤr- den ꝛc. Daß es zeit zum wachen und beten sey. Erklaͤrung Actor. 20. v. 29. Jch weiß/ daß nach meinem abschied/ das ist/ wann man auff die Goͤttliche lehre nicht acht hat. ꝛc. Woͤlf- fe/ die zerstreute sinne und gedancken. Daß man wachen und seine eigne einfallende irꝛdi- sche luͤste und begierden wohl pruͤffen soll ꝛc. Cap. 8. Daß/ weil alle nach GOtt eyfernde seelen mit diesen falschen geistern umgeben/ sie sich al- ler eiteln arbeit im irꝛdischen wesen entschlagen/ und auff die wacht sich geben sollen wieder diesel- ben/ damit ihnen die lust zu GOtt nicht aus- geloͤscht werde. Hoͤren nicht auf/ biß sie durch die verleugnung uͤberwunden. Darum zu wachen und zu betē. Erklaͤrung/ was der dieb sey/ Matt. 24. v. 43. nemlich die irꝛdische vernunfft mit den luͤsten des fleisches. Jm namen des HEr- ren/ in seinem heiligen wesen/ zu wachen und be- ten uͤber die luͤste des irꝛdischen lebens/ daß die zu GOtt und seinem heiligen wesen gesetzte lust bewahrt werden moͤge. So bald die lust von GOtt zur irꝛdischen eigenschafft sich wendet/ ist der abfall von GOtt geschehen/ und die seele zum teuffel verleitet. Vor GOtt geltende ge- rechtigkeit/ aus dem lust zu GOtt/ seinen wil- len zu thun. So lange die menschheit ihre hoͤchste liebe des hertzens zu GOtt hat/ kan we- der teuffel noch fleisches-lust in sie kommen. Lust des hertzens mutter der liebe. Menschheit aus ihrem luste zu urtheilen/ wer in ihr regiere. Wesentliche licht macht alle gleißnerey offen- bar. Die im lichte geborne luͤste des lebens sind die kinder des lichts. Ohne die erneurung des Gottseligen lebens kein licht GOttes in der menschheit. Durch welche geister die seele die er- neurung deß Gottseligen lebens nicht bekom- men mag/ denen soll sie nicht glauben. Cap. 9. Daß die irꝛdische einfallende luͤste/ sinne und gedancken in einem heiligen scheine die falsche- ste lehrer seyn im hertzen/ denen die lehre der Goͤttlichen natur wiederstehet und ermahnet/ daß man die irꝛdische luͤste verlaͤugnen und seine lust ins heilige wesen GOttes setzen solle. Wie unteꝛ diesen zweyeꝛley lehꝛen die seele offt in angst gerathe/ und nicht wisse/ wohin sie sich wen- den solle. Auch in dieser ungewißheit bleiben muß/ biß sie aus angst getrieben/ auff GOttes wesentliches licht beginnt zu mercken. Durch diese erkaͤntnis begiebt sie sich in der verlaͤug- nung ihr selbst ins gebet/ und bekommt zur ant- wort/ daß sie sich mit einem lust dem heiligen wesen GOttes ergeben solle/ welches sie fuͤr allem verderben beschirmen kan. Wer sich selbst verlieret/ gewinnet GOtt und seine selig- keit. Wer keinen lust hat/ sich dem wesentli- chen einsprechen Gottes unter der verlaugnung sein selbsten zuergeben/ mag kein wesen oder geist der himmlischen Gottheit empfangen. Gehorsam GOttes nimmt den gehorsam der suͤnde und des teuffels weg. Dienst der gerech- tigkeit in CHristo/ nachdem man seine glieder drein begeben/ gebiert erst den wahren glauben in der seele/ der die suͤnde ausloͤscht. Wo der mensch nicht aus dem irꝛdischen wesen ins himmlische uͤbergesetzet wird/ da ist kein Chri- sten-glaub zur seligkeit. Einwesigkeit des Goͤtt- lichen wesens im leben CHristi/ der Goͤttliche saamen/ daraus CHristus und alle Heiligen im hertzen geboren werden. Erklaͤrung Johann. 2. v. 14. 15. vom austreiber der kaͤuffer. Cap. 10. Vom Wahn-Christo und wahren Christo. Menschheit in der vernunfft vielmehr zur ver- dammnuß als der seligkeit geneigt. Muß ihre erhaltung allein aus GOtt empfangen; soll das geschehen/ muß sie sich mit einem luste der Gottheit im gehorsam gantz untergeben. Ein- sprechen GOttes in der seele wird durch die irꝛ- dische luͤste verhindert. Erklaͤrung Apoc. 6. v. 16. O ihr berge fallet uͤber uns ꝛc. Item Gen. 3. 10. Seelen/ deren ohren verstopfft Gottes stim- me zu hoͤrē/ ist kein rath/ oder sie muß sich aus der irꝛdischen eigenschafft wenden/ und zur Goͤttli- chen tugend einkehren. Erklaͤrung Jacobi 4. v. 7. Wiederstehet dem teuffel ꝛc. Erklaͤrung Rom. 1. v. 18. Jhr schall ist ausgegangen in die gantze welt. Erklaͤrung Esa. 55. v. 6. 7. Der HErꝛ laͤst sich finden von denen/ die ihn an- ruffen/ ꝛc. Heilige/ wesentliche dienst GOttes was? Wie wenig er vom unerleuchteten beob- achtet werde in der seelen. Mensch/ der eigen- schafft des iꝛꝛdischen wesens ergeben/ gantz blind und empfindloß/ will doch GOtt einen dienst thun/ erreicht aber darmit weder GOtt noch seine seligkeit. Jrꝛdischer menschen Gottes- dienste eitele irꝛdische Abgoͤttische von GOtt verbotene bilder/ weil sie von ihm ableiten. Cap. 11. Mensch soll keiner Gottesdiensten sich an- nehmen/ ehe er durch die wesentliche krafft GOt- tes in der seelen aus GOttes befehlempfindlich erkennt/ was der wahre Gottesdienst sey/ und wie er denselben bedienen solle. Unterscheid der bildlichenund wahren innerlichen diensten GOttes. Bildlich volck/ bildliche opffer; geistlich volck/ geistliche opffer. Diesen unter- scheid muß man durchs wesentliche licht CHri- sti erkennen/ und durch die liebe zur guͤte GOt- tes in der seele empfinden. Der seelen fall/ wie er geschehen sey/ auch wie zu ersetzen. Lust und liebe zum heiligen wesen GOttes/ der eini- ge angenehme dienst GOttes/ der die seele zu GOtt bringt/ mit seinem geiste zu einem wesen vereinigt zu werden. Das wahre opffer/ das die menschheit GOtt bringt/ ist/ daß sie durch die krafft der lust zu ihm/ dem heiligen wesen GOt- tes ihr gantz menschlich wesen| zubringe/ um mit ihme zu einem wesen und geiste vereinigt zu werden/ und hoͤret in ihrem luste mit bitten und flehen nicht auff/ biß sie die vereinigung er- langt. Welches der dienft GOttes im aller- heiligsten hiwlischen wesen ist. Seele/ die vom wesentlichen lichte CHristi noch nicht verklaͤrt odeꝛ beschienen/ und doch einen irꝛdischen figuͤrli- chen lust zu GOtt hat/ den sie in klarheit nicht kennet/ muß mit solchem luste den prophezei- hungen/ figuren/ und bilden dienen. Diese figuren und bilde sind in der seelen die ausfluͤsse und einsprechungen GOttes. Bewandnuͤß dieser figuͤrlichen dienste zu was ende sie gege- ben. Erklaͤrung Marc. 2. v. 27. Der sabbath ist um des menschen willen gemacht. ꝛc. Ver- nuͤnfftliche ceremonische elementische dienste der irꝛdisch gesinnten/ zur erhaltung aͤusser- licher ordnungen dienlich. Cap. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Cap. 12. Vernuͤnftliche ceremoniali sche dienste/ die de- nen die grobe thiermenschen im zaum zu halten. Gottes-dienste der seele/ in ein Gottselig leben einzugehen/ muͤssen durch den Geist GOttes inwendig in der seelen bedeutet werden/ entwe- der gesetzlich unter Mosen und die Prophe- ten/ oder aus gnaden zu einem neuen leben un- ter der geburt Christi. Jrrdischer vernunfft frucht: Die Babylonische verwirrung/ auch aller streit und uneinigkeit unter den Men- schen. Cap. 13. Unwiedergebohrner menschen hertzen bewand- nis/ \&c. Erklaͤrung Jerem. 23. v. 23. Bin ich denn nur ein GOTT in der naͤhe/ \&c. Ein mensch soll alle sinne/ luͤste/ willen und gedan- cken zu GOTTes heiligem wesen und natur kehren/ unter seinem wesentlichen gehorsam/ so wird er selig Das ende der welt ist das gantze verfallene menschliche wesen Esa. 45. v. 22. Al- les muß sich vor Gott beugen zur seligkeit o- der zur verdammnis. Cap. 14. Daß die krafft des gerechten Gottes dem menschen gar nahe. Wie die barmhertzigkeit Gottes sich die boßheit zu uͤberwinden erst ei- ne zeitlang suchen lasse. Ein Goͤttlich leiden viel seliger/ dann ein ungoͤttlich streiten fuͤr die eigenschafft des fleisches; in jenem siegt man allezeit/ in diesem stirbt man mit Saul durch sein eigen schwerdt. Ein sanfftmuͤthiger vertraͤglicher Geist/ der nicht fuͤr die eigenschafft des fleisches streitet/ ist der koͤstliche schatz/ und ein tempel Gottes/ darinnen die verborgene heilige schaͤtze des himmlischen wesens ver- wahret werden. Daß weder tod noch teuffel durch seine gaͤhe boßheit macht druͤber haben. Cap. 15. Wer der gaben GOttes aus seinem ver- borgenem himmel will theilhafftig seyn/ muß der lehre des sanfftmuͤthigen Geistes Christi wahrnehmen und ihr gehorsam seyn. Diese lehre wird in der schule Christi/ der verlaͤug- nung sein selbst/ gelernet. Wer sich nicht ver- laͤugnen will/ muß in der schule des teuffels in lauter unruhe bleiben. Kennzeichen/ ob die seele in des teuffels oder des Heiligen Geistes schule gehe. Seele wird genaturt nach art der lehre/ die sie mit einem lust vom lehr-meister empfaͤhet. Daß GOTT und teuffel/ him- mel und hoͤll/ tod und leben wieder einander im menschlichen wesen begrieffen seyn. Erklaͤ- rung Matth. 13. v. 17. Viel Propheten und Koͤ- nige haben begehret zu sehen/ das ihr sehet/ und habens nicht gesehen. Cap. 16. Groͤste danckbarkeit gegen GOTT fuͤr sei- ne uns verliehene gaben. Daß man seinen gantzen lust des lebens stets im heiligen we- sen Gottes habe/ um darmit gantz und gar zu einem wesen und geiste vereiniget zu wer- den Erklaͤrung Joh. 14. v. 9. Wer mich sie- het/ der siehet den Vater/ \&c. Wann die see- le vom teuffel erloͤst werde/ und mit Christo verborgen in Gott lebe. Coloss. 3. v. 3. Grund oder fundamen t/ darauf die Goͤttlichen seelen ihre Kirche bauen/ \&c. Wann der tod in der seele verschlungen/ und sie die crone des lebens empfahe/ Jacob. 1. v. 12. Erklaͤrung Esa. 30. v. 1. Wehe den abfaͤlligen kindern/ die ohne meinen Geist zu rathe gehen/ und hinab in Egypten ziehen. Eigenschafft im flei- sche hindert Gottes lehre in der seele. Gottes lehre loͤscht den gehorsam Christi/ die eigen- schafft im fleische aus/ alles nach des menschen lust. Seligkeit und verdam̃nis stehen allein im zufall oder luste des gehorsams der mensch- heit. Alles fleisch wircket seine eigene verdam̃- nis selbst aus seiner eigenen boßheit wieder die Goͤttliche natur. Gerechtigkeit im Men- schen. Waͤchter auf der mauer der stadt. Esa. 62. v. 6. Huͤtter Jsrael/ Psal. 121. v. 4. Erklaͤ- rung Esa. 30. v. 20. Deine Lehrer werden nicht mehr wegfliehen/ \&c. Rechte wege: allein nach der Goͤttlichen natur im heiligen wesen GOTTes lebend/ ohne eigenschafft im flei- sche/ \&c. Cap. 17. Daß die liebhaber der wahrheit des Auto- ris zeugnis in ihrem hertzen wahrnehmen und dardutch zur wesentlichen lehre im geiste kom- men sollen. Dann hat das figuͤrliche zeugnis ausgedient. Beste gaben/ wornach jeder stre- ben solle. 1. Cor. 12. v. 31. GOTT in seinem heiligen wesen. GOTTes heiligkeit und guͤ- te kan uns nicht helffen/ wo wir seines heili- gen wesens in seiner Goͤttlichen krafft/ durch den gehorsam Christi nicht theilhafftig wer- den in der erneuerung des Gottseligen lebens. Darum man sich nach nichts mehr soll um- schen/ dann nach der erneuerung des Gottseli- gen lebens. Wordurch die vernunfft mit aller gleißnerey zu schanden wird. Wie grossen lust und eyfer GOttes diener zu ihrem GOTT allwege gehabt. Vernunfft hat die liebe Got- tes/ vermittelst der eigenliebe/ aus dem hertzen der menschen ausgetrieben in die wuͤsten zu den wilden thieren; da sie GOtt ihre noth klagt/ nach Psal. 102. v. 5. \&c. Cap. 18. Wie die liebe Gottes im hertzen getoͤdtet werde? Jhr seufftzen um rettung zu GOttes gerechtigkeit. Wie die menschheit aus ihrer boͤ- sen arth/ da sie mit dem Teuffel einerley ge- sinnet ist/ sich mit dem luste ihres hertzens schei- den solle/ wo sie nicht ins verdammnis gehen solle. Wo Gott nicht ist/ da regiert der teuf- fel/ \&c. Auctoris begegnung/ wie geschwind er einst von Gott mit seiner lust verfallen/ und wie sauer ihm der ruͤckgang ankommen. Feind- schafft des Teuffels viel besser denn seine freundschafft. Mit Gottes freundschafft kan man die feindschafft des Teuffels uͤberwin- den. Nach dem der Teuffel uͤberwunden/ hat die seele ruhe. Daß man das einsprechen Got- tes in der seelen wahrnehmen/ und mit der lust des lebens nirgends hinaus kehren solle/ bevor man den einsprecher und mund Gottes um rath gefraget./ Esa. 30. v. 1. Erklaͤrung Spruͤchw. 7. Vorm Hurenweibe der irrdischen vernunfft sich zu huͤten. Daß die sinne und ge- dancken nicht ausgehen sollen ihre eigenschafft zu suchen/ sondern innerhalb ihrer thuͤr/ im Gottseligen eiffer bleiben. Das einsprechen Gottes wahrzunehmen/ muß man die irrdische sinne mit ihren luͤsten und begierden mit zwan- ge unter das Gesetz Gottes gefangen nehmen/ damit Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. damit sie die eingeistung nicht hindern noch ausloͤschen. Besser/ daß die eigenschafft des Teuffels in Gottes zwange oder banden ge- fangen stehe/ dann daß Gott und die seele in des Teuffels banden beschlossen seyn. Cap. 19. Wie noͤthig zum frieden mit Gott und dem menschen das rechte wesentliche urtheil Gottes zu einem unterscheid des guten und boͤsen im hertzen der menschen sey. Wer es haben koͤnne/ und was dazu erfordert werde. Suͤnde wieder Gott im geiste ziehet der see- len die straffe des gesetzes Gottes zu. Suͤn- den mit dem leibe werden von den ordnungen des landes am leibe gestrafft. Menschen er- schaffung in einem rechtschaffenen wesen und ins leben geschehen; hat sich durch die be- gierde (nach Genes. 3. v. 6. ) dem irrdischen tod selbst einergeben/ da die seele in ihrem/ der leib in seinem wesen gestrafft worden; Daß alle diener Gottes/ als Gesetz-Propheten/ Christus/ seine Apostel allzeit ihren dienst und funda- ment in Gottes gerechtigkeit gehabt. Durch Gottes wesentlichen Geist wird himmel und erde in ihrem leben erhalten. Cap. 20. Daß GOTT so wol im himmlischen als natuͤrlichen wesen in jedem seine gerechtigkeit/ die das himmlische leben/ und das natuͤrliche leben/ dafern man ihr gehorsam. ist/ fuͤr aller gottlosigkeit beschirmen kan. Der gehorsam aber ist/ daß das leben in seinem wesen/ darin- nen es geschaffen/ bleiben/ und sich zu keinen be- gierden seiner eigenschafft wenden solle; so es aber sein gerecht lebendig wesen verlaͤst und in ei- nige begierlichkeit zu seiner eigenschafft sich ein- giebt/ ist dem tod unterworffen. Die gerech- tigkeit GOTTes fordert von der menschheit das von ihr verlohrne gerechte heilige lebenwie- der. Erklaͤrung Esa. 56. 1. Haltet das recht/ und thut gerechtigkeit. Item, Esa. 61. 10. Jch freue mich im HERRN/ ꝛc. Kleid der se- ligkeit GOTTes wesentlicher geist. Mantel der gerechtigkeit GOTTes heilig wesen/ ꝛc. Erklaͤrung Esa. 62. 1. Um Sions willen/ welches die hoffnung in GOtt ist. Seelen neuer name. Was die verlassene und verwuͤ- stete daselbst sey. v. 4. Item, der mann/ die maͤnnliche krafft CHristi. Cap. 21. Daß man sich doch mit GOtt zu einem we- sen vereinigen solle/ weil er nun seinegnade und gerechtigkeit wesentlich aus dem himmel ver- klaͤrt. Erklaͤrung Esa. 59. 1. Seine hand ist nicht verkuͤrtzt ꝛc. Erklaͤrung 4. Esdraͤ 1. 26. Esa. 59. 5. Deine haͤnde sind mit blut besu- delt ꝛc. Offenb. 5. 12. Erklaͤrung Esa. 59. 5. ꝛc. Eure finger sind mit ungerechtigkeit besu- delt ꝛc. Wie vergifftet die boßheit im hertzen des menschen/ der mit GOtt noch nicht vereinigt/ darum sie der mensch nicht kenne. Jn der ver- laͤugnung sein selbst lernt man sie erst kennen/ ausser der nicht. Jrꝛdische in der verlaͤugnung sein selbst nicht stehende seele ist mit allen ihren sinnen und gedancken zum boͤsen geneigt. Er- klaͤrung Esa. 59. 7. Jhre fuͤsse lauffen zum boͤ- sen ꝛc. Vernunffts-weißheit lauter finsternis. Grosses elend der menschheit. Wer diß nicht siehet/ und in sich fuͤhlet/ ist nicht tuͤchtig sich zu GOTT zu bekehren/ und betreugt sich nur selbst mit einer falschen busse. Cap. 22. Daß GOtt kein dienst noch opffer/ aus dem irꝛdischen bedient/ angenehm. Erklaͤrung Esa. 1. 16. ꝛc. Daß wittwen uñ waͤisen die Goͤtt- liche natur im hertzen sey. Keine vor GOtt geltende gerechtigkeit dann sein einwesig leben. Hoͤchste dienst des geistes Gottes in der mensch- heit/ daß die seele das Gottselige leben solle ken- nen lernen. Erklaͤrung Esa. 2. 2. Daß der berg des HERRN hoͤher soll werden/ denn alle berge/ ꝛc. Heiden/ die veꝛwuͤstete sinne und ge- dancken/ ꝛc. Des HERRN bahn/ das einwe- sige leben. Hauß Jacobs/ die uͤberwindung der suͤnden. Daß das machen der schwerdter zu pflugscharen sey/ wannalle sinne/ luͤste/ willen und gedancken der menschheit im leben CHristi zu einem wesen und geist vereinigt sind. Cap. 23. Daß alles im einwesigen leben begꝛiffene von einem geiste regieret werde. Nach Ephes. 4. 6. ein GOtt/ ein Glaub/ eine Tauffe. Jm hau- se GOttes nur einerley geist und leben. Die- ser einige Geist in allen dingen/ im himmel himmlisch/ in elementischen dingen natuͤrlich/ regieret und erhaͤlt alle dinge. Wer die geschaf- fene dinge will lernen erkennen/ muß zuvor den himmlischen und natuͤrlichen geist leꝛnen keñen. Das himmlische geschoͤpffe ꝛc. die neue crea- tur oder geburt in CHristo/ ein geistlich himm- lisch wesen/ das hoͤchste edelste gut/ keiner cor- ruption unterworffen. GOtt ein geist/ im geist und wahrheit/ das ist/ in seinem heiligen wesen anzubeten/ Joh. 4. 23. Jedem muß in sei- ner natur gedient werden. Wer| der seele dienen will zur seligkeit/ muß den himmlischen geist in seinem himmlischen wesen erkennen und bele- ben/ oder er thut einen falschen dienst. Cap. 24. Mensch/ der weißheit will erlangen/ muß mit seinem inwendigen von GOtt empfange- nen geiste aus allen leiblichen dingen ausgehen/ uñ seinen getheilten geist zum wesentlichen voll- kommnen geiste lasse einkehren/ damit er him̃- lisch/ geistlich und wesentlich gelehrt werde/ so wird er dem himmel und erdemit lust dienen koͤnnen. Erklaͤrung Psalm 84. v. 2. Wie lieblich sind deine wohnungen ꝛc. Den HErrn loben/ ist seinem wesentlichen geiste sich ergeben/ und ihn fuͤr seinen HErrn in der seele erkennen. Daß man seine seele zur anfechtung bereiten/ sein hertz ins leiden CHristi niederdrucken/ und in allen gedultig seyn/ seine ohren zur geistlichen stimme im hertzen neigen/ sich im uͤberdencken nicht uͤbereilen/ langmuͤthig und vertraͤglich im wercke GOttes seyn solle. Mensch wird im ofen der erniedrigung gepruͤfft/ biß er auser- wehlt gemacht. Wie schoͤn die reine geburth aus der einwesigen liebe des lebens geboren. Cap. 25. Daß nichts als allein die geburth aus dem heiligen wesen GOttes die seele seligen koͤnne/ und daß solches aus eben solcher lust und liebe zur verborgenen GOttheit geschehen muͤsse/ als ein juͤngling zu seiner vertrauten braut. Er- klaͤrung des hohen lieds. Diese lust und liebe mag niemand bekommen/ er habe dann zuvor alle irꝛdische lust und liebe verlassen/ dero sie an- ders Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ders nicht/ dann durch den tod loß werden mag. Daß die seele des todes bitterkeit scheue und nicht dran will. Aus furcht der verdammniß laͤst sie sich wol zu menschlichen meynungen be- wegen/ aber ihres irꝛdischen lebens um GOt- tes willen zu sterben gehets hart her/ weil sie die Goͤttliche freude nicht kennet. Exempel des juͤnglings Luc. 18. v. 22. der alles ver- kauffen und den armen geben solte/ wann er vollkommen seyn wolte. Die irꝛdische seele kan allen menschlichen gesetzen/ (dann was man unterm gebot thut/ geschicht unter der eigen- schafft) sich unterwerffen/ um daß sie die ei- genschafft behalten moͤge; so aber die freywe- sentliche GOttheit ihre eigenschafft in allem sie zu verlassen heist/ wo sie der Gottheittheilhaff- tig werden wolle/ erseufftzet sie und gehet von ihr weg; weil sie die klarheit der Gottheit nicht ver- tragen kan. Goͤttliche freyheit und eigenschafft haben keine gemeinschaft/ bringē einander alle- zeit den tod. Alle eigne leben der macht des todes unterworffen. Wer dem todedes eigenthums entfliehen will/ muß mit der eigenschaft keine ge- meinschafft in ihꝛem leben haben. Welches ohne huͤlffe der freyen himmlischen wahrheit unmoͤg- lich ist. Diese freymachung der seelen muß sie al- lein von dem ungeeigneten himmlischen geiste bekommen. Cap. 26. Des himmlischen geistes oder geistlichen CHristi wesen/ im allerreinesten heiligsten we- sen im himmel. Wie er oͤffters in der seelen er- scheine/ und sie einen blick oder strahl ihrer rei- nen ungeeigneten freyheit sehen und empfinden lasse/ daß sie ihre eigene gefaͤngniß moͤge erken- nen/ und einen lust bekommen/ aus derselben auszubrechen. Diß macht die seele demuͤtig/ in deꝛ erniedrigung siehet sie die ruhe und frieden des lebens/ und wird dadurch bewogen/ sich in die demuth zu versencken/ und je mehr sie das thut/ je naͤher sie dem reinen geist CHristi koͤm̃t/ und so viel sie denn empfaͤhet/ so viel wird sie aus der irꝛdischen eigenschafft frey. So sich dann die seele mit allen sinnen/ willen/ luͤsten/ gedancken/ und begierden in Christlichen ge- horsam in die demuth ergiebt und sich in aller eigenschafft des fleisches verleugnet/ kommt das freye Christliche wesen und erloͤst sie vom eigen- thum des teuffels/ daß sie dem wesentlichen GOtt mit demselben dienen kan/ und der Va- ter und Sohn machen wohnung im menschen. Joh. 14. 23. 1. Cor. 6. 19. So man durch sein im hertzen tragend leyden von suͤnden auffhoͤꝛet/ ists CHristi leiden/ wo nicht das leiden der boͤ- sen begierden. Pein des gottlosen geistes/ daß er seinen willen nicht vollbringen kan. Neidi- sche eigensinnige verfolger der Goͤttlichen na- tur/ macht der wesentliche tag des himmels of- fenbar im hertzen. Diese verfolgen die irꝛdische luͤste und begierden zum eigenthum im fleische. Muͤssen mit GOttes gesetz zur verdammniß oder seeligkeit gestrafft werden. Suͤnde der seelen wider GOtt kan niemand recht straffen/ dann das gesetz GOttes im hertzen. Goͤttliche straffe kommt aus dem lichte des himmels/ macht den verdeckten gleißnerischen geist offen- bahr/ daß er sich nicht mehr verbergen kan. Cap. 27. Die sich selbst rechtfertigende bedeckte boß- heit genau im hertzen warzunehmen: Keine suͤn- de scheidet den menschen mehr von GOtt als diese. Sollen staͤts bitten/ daß uns GOtt von der blindheit erloͤsen wolle/ damit wir die boͤse eigensinnigkeit nicht fuͤr gut vertheidigen. Geist/ der im hertzen des lebens auffstehet und die Lehre des Gottseligen lebens in CHristo nicht mitbringt/ soll man nicht einnehmen. 2. Joh. 1. v. 10. Ohne bey sich habenden GOt- tes unpartheyischen gerechten wesens kan die seele diese geister nicht unterscheiden. Keñzei- chen der him̃lischen und irꝛdischen geister im hertzen. Wie die seele von irꝛdischen geistern versu cht/ und durch die luͤste ein dienst-hauß des teuffels werde. Bande des teuffels sind alle laster. Verlassung der seelen des gerechten wesens GOttes in seiner regierung eine ursach all ihres verderbens. Wie die seele mit Salo- mon 2. Chron. 6. 20. staͤts bitten solle/ daß er sie (als GOttes tempel) fuͤr der unreinig- keit des irꝛdischen wesens bewahren und sie seg- nen wolle. Werden geruffen/ GOtt ein geist- lich wesentlich hauß/ das ewig im himmel blei- ben moͤge/ in der seele zu bauen. 1. Pet. 2. v. 5. 2. Cor. 5. 1. 2. Jm hause GOttes keine un- reinigkeit. Cap. 28. Wunsch des Auctoris, daß die Goͤttliche gerechtigkeit innerlich in der seel und aͤusserlich uͤber den leib regieren moͤchte! Ungerechte koͤn- nen keine Goͤttliche straffe thun. Daß ohne erkantnuß sich niemand bekehren koͤnne; begierde und lust die haupt suͤnde. Erkaͤntniß der straffe des gesetzes GOttes uͤber die seele treibt zur busse und besserung/ durch diese em- pfaͤhet man krafft von GOtt seine boßheit zu verlassen. GOtt zu bitten/ daß er das gesetz seines geistes wider die Heidnische verwuͤstete boßheit im hertzen der menschen bekanntma- chen wolle zu ihrer bekehrung. Wie die himm- lischefreude unbeschreiblich/ so auch die verdam̃- niß fuͤr eine kurtze wollust. Die ewige pein ohne trost/ die ewige freude ohne sorge. Un- terscheid zwischen den himmlischen und irꝛdi- schen erlernt man nicht durch die vernunfft/ sonderm unterm gehorsam des Christlichen we- sens in der verleugnung sein selbst. Cap. 29. Daß man in seinem wesen genau auff diesen unterscheid solle mercken/ um mit dem luste des lebens vom boͤsen wesen zu weichen/ und zum guten wesen GOttes einzukehren. Wie die gerechtigkeit GOttes/ nachdem die Gottselig- keit/ durch die gedult CHristi/ ihre zeit im tode gehabt/ die einfaͤltige tugend und liebe CHri- sti/ aus dem tode/ darein sie vom gottlosen we- sen gebracht ist/ erloͤsen muß. (Psalm. 119. v. 175. Dein gericht wird mir helffen) Daß man weder GOtt noch den menschen nichts thun solle/ dann was man selbst begehret wie- der zu empfangen. Nemlich tugend und ge- rechtigkeit zu geben und empfangen zur uͤber- bleibnuß des lebens: Dann im gerechten gerich- te wird nichts uͤberbleiben/ als die einfaͤltige le- bendige tugend GOttes. Wer diese von sich geben solle/ muß sie erst wesentlich von GOtt empfangen. Soll er sie empfangen/ muß er sich zu GOtt bekehren/ seinen willen zu thun/ und die tugend aus gnaden empfangen. Soll A. K. H. Vierter Theil. Sss er sich Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. er sich zu GOtt bekehren/ muß er sich selber in der verlaͤugnung CHristi verlassen/ und das einsprechen GOttes in der seelen wahrnehmen. Er muß GOtt erst einen HErꝛn uͤber die seele/ die lust des lebens/ werden lassen/ alle boßheit mit seiner gerechtigkeit daraus zu treiben/ und dann seinen Christlichen geist wieder drein zu pflantzen. Wann die seele durch den guten geist CHristi regieret wird/ so regieret sie den leib dann auch in guter ordnung zu fried und eintracht vor GOtt und den menschen. Cap. 30. Daß die verheissungen GOttes/ zur auff- richtung des gottseligen lebens nun vollbracht werden sollen in GOttes wesentlichem lichte/ in allen GOtt gehorsamen seelen. GOtt gehor- samet man/ wann man GOttes einsprechen hoͤ- ret. GOttes einsprechen hoͤret man/ wann man durch die verlaͤugnung sein selbst einige gottselige tugend in der seele hoͤret: Als liebe/ barmhertzigkeit/ langmuth/ verlaͤugnung sein selbst/ glauben/ vertrauen ꝛc. Wer diesen ge- horsam ist/ gehorsamet GOtt/ Matth. 18. 5. Wer der kleinesten einen auffnimmt ꝛc. Wer diese regierung in seinem hertzen nicht an- nimmt/ wann er sie empfindet/ wiederstehet GOtt und CHristo selbst erklaͤrung. Matth. 18. 20. Wo zwey oder drey versammlet sind ꝛc. Erklaͤrung Marc. 8. 38. Wer mich bekennet fuͤr diesem ehebrecherischen geschlecht/ ꝛc. Die lust zu GOttes tugend uͤberwindet die lust zum boͤsen. Wer GOtt gewinnen will/ muß sich selbsten verlieren. Was das falsche und wah- re verliehren sey. Cap. 31. Wie die arme verblendete menschheit durchs erwehlen der vermeinten Religionen betrogen und vertheilt werde. Zu wuͤnschen/ daß man dieses erwehlen stille stehen lasse/ und in die we- sentliche heilige tugend zu einem Goͤttlichen eiffer sich begeben moͤchte/ vom boͤsen wesen er- loͤst zu werden und in GOtt wesentlich zu leben. Worzu nichts noͤthig/ dann die verlaͤugnung sein selbst/ die man unter allen Religionen ge- brauchen kan. Exempel sind Daniel in Ba- bel ꝛc. CHristi und der Apostel lehre weisen auff nichts/ dann die gerechtigkeit GOttes/ die man aus GOttes geiste in der seelen empfan- gen muß. Alle andere angewiesene dienste so um des schwachen und noch kindlichen ver- stands willen beygefuͤget sind/ weist du im grun- de dahin auch an/ daher sie unrecht gebraucht/ fuͤr suͤnde ihnen verkuͤndigt werden. Dem menschen ist nichts bessers dann sein hertz in al- ler einfalt in die tugend CHristi ergeben/ und sich in seiner boßheit verlaͤugnen. Ob der mensch ceremonien habe oder nicht hat doch den einsprecher/ den geist GOttes bey sich. Muß aber/ durch die verlaͤugnung sein selbst/ mit dem luste des lebens zum geiste EHristi wesentlich einkehren/ ehe er seine lehre verstehen oder empfangen kan/ menschen ungeschicklig- keit/ GOttes einsprache zu hoͤren zu verleug- nung sein selbst/ biß ihm die betaͤubte ohren von der krafft CHristi eroͤffnet. Diese koͤnnen nicht eroͤffnet werden/ als durch die verlaͤugnung der eigenschafft des irꝛdischen wesens. Religion und dienst mag der mensch wol gebrauchen: So sie frey sind/ machen sie niemand eigen. Boͤses thun kommt aus dem eigenthum des irꝛdischen wesens. Freyen dienst mag niemand dann der freye geist GOttes hervor bringen. Cap. 32. Das heutige buͤcher-schreiben von Goͤttli- chen dingen bloß aus der irꝛdischen vernunfft. Alle creaturen und geister haben eine natur von dem daher sie kommen/ aber sie kennen denselben geist und natur nicht. Die seele aus der himmli- schen natur/ doch durch die irꝛdische eigenschafft entfremdet/ und nicht darinn lebend. Sie hat in ihrem wesen zwar noch eine bewegung dar- von/ aber kein licht/ weiß nicht/ was sie seelig zu werden thun soll. Und weil das irꝛdische we- sen sie gefangen hat/ und ihr HErꝛ ist/ 1. B. 1. Epist. v. 6. arbeitet sie/ GOtt durch die ver- nunfft in ihrer eigenschafft kennen zu lernen/ nach dem irꝛdischen sinn und luͤsten. Daher kommen die ceremonische dienste: Wordurch die seele nicht weiß/ daß sie in GOtt wesentlich leben muͤsse/ und er ihr so nahe sey. Hat also eine blosse vernuͤnfftliche historische erkaͤntnuͤß. Astronomi haben bloß eine wahn-erkaͤntnuͤß/ darmit eine vernunfft wider die andere laufft. Medici habē ihre kunst auch aus der unsichtba- ren irꝛdischen vernunfft/ ruͤhmen sich doch die krancke natur gesund zu machen/ einer auch wi- der den andern. Daß weder seele noch leib sol- chen unsicheren vernuͤnfftlichen fundament en zu vertrauen. Alles was der mit dem wesen GOttes nicht vereinigte mensch aus seiner irꝛ- dischen vernunfft bezeuget/ sein lauter wahn- winde/ auff gewinn und ehre sehende. Cap. 33. Rath fuͤr die einfaͤltige seelen vom wesentli- chen geiste des lichts/ solchen eitlen wahn-win- den dervernunfft sich nicht zu vertrauen/ weder mit seele noch leibe: Sondern ihre zuflucht al- lein zum wesen Gottes im geiste zu nehmen/ ih- re seelen in demuth mit demselbē zu einem wesen vereinigen: Dann ihre leiber auch von ihrem natuͤrlichen wesen zu ihrer gesundheit/ auch an ihrer kranckheit/ sich selbsten aus ihrer natur re- gieren zu lassen/ damit sie von diesen luͤgen-gei- stern befreyt werden. Der wesentliche geist des himmels und der erden in eines jeden heꝛtz zu fin- den/ von einem niedrigen und zerschlagenen hertzen/ das von sich selbst nichts haͤlt. Dann durch die irꝛdische vernunfft/ wie ernstlich sie su- chet/ laͤsset er sich nicht finden/ weil sie ihn nur in eigenschafft bildlich suchet/ uͤber ihn zu herꝛ- schen. Autor hat die ruhe zu seiner eigenschafft gesucht/ aber die unruhe gefunden. Sein eigen leben ist ihm ein tod in der seele worden. Freye Goͤttliche tugend voller ruheund frieden/ mag keine gemeinschafft mit der unruhigen eigen- schafft im fleische haben; Welches den aus- lauffenden gedancken eine warnung ist. Dar- um soll die menschheit sich von der eigenschafft abwenden/ und darinne mit CHristo ersterben/ auff daß sie GOttes freyes leben im geiste ge- winne. Menschheit soll alle vergaͤngliche din- ge vorbey gehen/ und allein ihre zuflucht zum geiste des HErrn nehmen/ seine lust/ liebe und willen zum einwesigen geiste des HErꝛn setzen/ um mit ihme zu einem wesen und geiste verei- nigt zu werden. Cap. 34. Das ist das wahre fundament die seele von der Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. der eigenschafft des fleisches zu befreyen. Daß die zeugnuͤß der Heiligen hiervon durch die irꝛ- dische vernunfft in der menschen hertzen verdun- ckelt worden. Seelen-trost allein zu setzen auff den einwesigen geist des HErꝛn/ der nirgend zu suchen noch zu finden dann in der verlaͤug- nung sein selbst. Die verlaͤugnung muß in ih- rer krafft bleiben/ bey den Lehr-Juͤngern CHri- sti/ biß die eigenschafft des fleisches dardurch uͤberwunden ist. Dann hoͤret sie auff/ und die seele ist zu einem wesen vereinigt mit dem unge- eigneten wesen GOttes. Cap. 35. Ermahnung diß zeugnis in sich wahrzuneh- men/ wo man des einwesigen lebens begehre theilhafftig zu werden. Jn was wesen und weise GOtt den Auctor zu seinem wercke getrie- ben und beruffen habe/ in dem er durch seinen wesentlichen geist zu verschiedenen zeiten seine wirckliche einsprache und beruffung in seine seele gethan/ seinen wesentlichen geist lebendig in sei- ner seelen bekannt zu machen/ daß er zeugnuͤß darvon geben koͤnne. Cap. 36. Autor erzehlt seinen irꝛdischen blinden lauff im weltlichen wesen in seiner unerkaͤntnuͤß. Daß die einsprache und beruff GOttes zu ver- schiedenen zeiten in seiner seele mit beschuldi- gung geschehen. Endzweck dieser beschreibung. Wie er seine jugend zugebꝛacht. Erste einsprache geschahe durchs gesetz der gerechtigkeit/ nicht in klarheit aus dem himmel/ sondern in dunckel- heit/ von fernen aus den irꝛdischen wolcken/ die zwischen himmel und erden hangen. Dieses hat ihn getrieben etwas bessers zu suchen/ doch anfaͤnglich in vermeinter gerechtigkeit/ bildlich und irꝛdisch. 2. Einsprach und beschuldigung in der irꝛdischen gerechtigkeit. Auch dieser ein- sprechende geist noch nicht aus der wesentlichen klarheit des himmlischen wesens geboren gewe- sen: Der ihn bey verschiedenen voͤlckern GOtt zu suchen getrieben. Einsprechende geist kommt wieder und heist ihn im erwehlen stille stehen: Woruͤber er traurig worden. Jn der traurig- und trostlosigkeit spricht ihm ein vermumter li- stiger vernunfft-geist an in der seele/ der ihm die gerechtigkeit verspricht. Alle seine vorige ge- rechtigkeiten sind durch diesen vernunfft-geist uͤbertroffen worden/ nach Autoris duͤncken. Lernt ihn kennen an seinen irꝛdischen eigen- schafften/ meint doch/ es stehe zum theil wol um ihn. 4. Der einsprechende geist Gottes kom̃t wie- der gesetzlich zur seele und fordert Gottes gerech- tigkeit wesentlich im geiste von ihr. Wor- durch die seele erschrickt/ in ohnmacht sinckt/ darinnen sie mit trauꝛen und thraͤnen ohne trost von GOtt und menschen/ als in der hoͤlle liegt. Wie schwer ihm worden die eigene heiligkeit und gerechtigkeit zu verlassen. Einsprecher kommt wieder. Autor ligt in aller freude todt. Wie man den tod in sich unterscheiden solle. Fuͤhlen daß man vom tode begriffen ist gut/ und kommt aus der wahrheit. Gottselige tod muß das irꝛdische verdammliche leben uͤberwinden. Kein GOtt des lebens fuͤr den menschen/ in sei- nen luͤsten der eigenschafft zu leben. Wer in GOtt leben will/ muß das leben durch den tod/ verlaͤugnung alles fleisches in der einwesigkeit GOttes suchen. Autor faͤllt wieder in schrecken und tod. Wird vom geiste CHristi getroͤstet. Bekommt eine lust und liebe aus solchem troste zur guͤte GOttes sich selbst durch die krafft der hoffnung und des glaubens in ihrer eigen- schafft zu verlaͤugnen. Erniedriget sich gantz untern gehorsam GOttes/ darauff GOtt den himmel in ihm auffschliest/ und ihn seines hei- ligen wesens zur kindschafft theilhafftig ma- chet. Sind seine getheilte luͤste und begierden bey sich im heiligen wesen GOttes/ kommt zur ruhe und lobt GOtt. Nachdem das wesent- liche leben CHristi im Autor aus der kindheit in die mannheit CHristi auffgewachsen/ und das irrdische leben in seiner seele uͤberwunden und ausgetrieben/ ward es fruchtbar von GOtt zeugnuͤß zu geben. Weil seine seele nun GOtt allein zu leben sich ergeben/ ist sie in sein heilig wesen auffgenommen worden. Wird uͤber den verfall des menschlichen wesens mitleydig fuͤr dasselbe zu GOtt zu beten. Muß von GOtt muͤndlich zeugen/ wird aber nicht angenom- men/ ausser von wenigen. Wird zum schrifftli- chen zeugnuß angetrieben vom geiste GOttes. Hat die wuͤrckliche kraͤffte des wesentlichen GOttes beschrieben/ so weit solches die men- schen begreiffen koͤnnen. Die ihre seelen dem einwesigen geiste CHristi ergeben/ sollen diese schrifften andern mittheilen. Autoris bezeu- gung vor GOtt/ daß er niemands geld noch gut mit dieser gabe gesucht habe. Daß seine schrifften allein dienen/ den einfaͤltigen seelen das einwesige leben GOttes wesentlich/ nicht bildlich anzuweisen. Mensch soll sie zu einem behuͤlff/ ins wesen GOttes zu kommen/ mit danck gegen GOtt annehmen: Doch nicht mit der vernunfft in eigenschafft sich zum HErꝛn druͤber zu machen. Wer in seiner eigenschafft bleibt/ hat nimmer gnug/ und bleibt ein ar- mer gefangener seiner begierden. Freyheit CHristi uͤber alle schaͤtze des eigenthums; tod uͤber alles vereignete leben des HErꝛn. Daß man von meinungen abstehen solle/ oder drin- nen zu grunde gehen werde. Daß das hauß GOttes ohne diener oder ausfluͤsse nicht seyn koͤnne. Die vertheilte sinne und luͤste zu des flei- sches eigenthum moͤgen die einwesigkeit GOt- tes nicht vertragen/ weil sie in ihrem ei- gensinnigen wesen bleiben wollen. Cap. 37. Ermahnung an alle vertheilte voͤlcker/ daß sie von ihren meinungen abstehen/ und dieses einwesige licht des lebens nicht vorbey gehen lassen/ sondern mit demselben zu einem wesen und geiste sich vereinigen sollen. Erklaͤrung Es. 5. v. 11. Wehe denen/ die beym wein sitzen/ \&c. Der Gottlosen nachklage: Haͤtten wir zu un- ser Vaͤter zeiten gelebt/ wir wolten die Pro- pheten nicht getoͤdtet haben, Matth. 23. v. 30. Wann man seinen willen nicht bey Christo findet/ aͤrgert man sich an ihm/ und verlaͤst ihn. Diese aͤrgernis kom̃t aus dem Gottlosen wesen; weil das Christliche wesen dem menschen so contrar ist. Je groͤsser die gnade/ ie groͤsser die verdammnis. Daß die offenhertzigen und tuͤckischen keine gemeinschafft haben koͤnnen. Ein unreiner leib kan den reinen verderben. Cap. 38. Daß wir mit einem luste des lebens vom Gott- losen wesen uns scheiden sollen. Es ist der/ A. K. H. Vierter Theil. Sss 2 so seine Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. so seine hand an pflug geleget/ und sich wieder umgesehen oder sie abgezogen/ Christi nicht werth gewesen/ da Christus figuͤrlich beym menschen erschienen/ wornach noch eine verklaͤ- rung zu gewarten war; Was wirds nun seyn/ da GOtt selbst mit seinem wesentlichen Gei- ste aus dem himmel erscheinet. Wornach kei- ne verklaͤrung mehr zu erwarten ist; sondern das Urh eil uͤber die welt. Hoͤllische feuer/ der neid des verhaͤrteten und verbitterten und rach- gierigē fleisches in aller boßheit. Solche erhitzte neidische boßheiten sind in den irrdischen hertzen kaum befunden worden/ als| nun durchs wesent- liche licht Christi befunden wird/ darum das leben GOttes in der menschen hertzen gantz todt liegt. Erklaͤrung Ezechielis 37. von tod- tenbeinen. Item Jesaiaͤ 59. v. 9. Das Recht ferne von uns/ \&c. Nichts dann boßheit aus dem irrdischen menschen zu erwarten.| Aus dem mitleiden/ so man entweder uͤber die verdruck- te wahrheit oder uͤber das Gottlose wesen hat/ beweist jeder von was art und wesen er sey. Jeder wird sein urtheil uͤber sich aus seinem eigenen wesen geben. Jeder mercke/ was fuͤr ei- nen lust sein leben habe. Cap. 39. Daß man im irrdischen hertzen tieff nach dem grunde suchen muͤsse/ darauf man die wahre Kirche bauen moͤge. Wie offt die Heili- gen ihre kirche veraͤndert und noch veraͤndern/ ehe sie das wesentliche fundamen t finden koͤn- nen. Vor der verklaͤrung des wesentlichen Geists wurden alle fundamen t auf bilde und figuren gesetzt/ daher sie keine klarheit des Goͤtt- lichen wesens hatten/ auch im wesentlichen grunde nicht verst stunden. Die menschheit em- pfinge nichts dann bildliche lehre/ und muste wieder die suͤnde und die gerechtigkeit ihrer ceremoni en/ denen sie nicht gnug thun kunte/ und sich oͤffters von ihnen verdammen lassen muste/ in einem unruhigen streite stehen: Auch noch die unter den ceremoni en stehende seelen. Die ihre seele in den wesentlichen Goͤttlichen grund uͤbergeben/ sind vom streite der suͤnden und verdammnis der ceremoni schen gerech- tigkeit erloͤst und frey. Weil sie nicht in des fleisches luͤsten leben; sondern ihre lust mit GOTTes lust im himmlischen wesen haben. Die wesentliche Kirche/ darinn der wesent- liche Geist des lebens lehret/ lehret die ver- wundete hertzen/ die in ihrer eigenschafft zerbro- chen und gefangen/ daß sie sollen erloͤst wer- den. Trost aller betruͤbten/ und um ihrer suͤnde willen traurigen seelen. Was die gerechte ver- pflantzung des HErrn? Esa. 61. v. 3. Wann alle bildliche und figuͤrliche gruͤnde uͤmfallen werden? Alle Propheten und Christus mit sei- nen Aposteln haben stuͤck-wercks-weise nach dem vollkommenen wesen gearbeitet/ und sind dem verfallenen menschlichen wesen mit figuͤr- lichen diensten und ceremoni en/ menschlicher weise/ zu huͤlffe kommen; Diesen wesentli- chen grund im letzten theil der zeit ihnen be- kannt zu machen im einwesigen leben. Cap. 40. Daß so lange der mensch auf den ewig- wesentlichen grund nicht bauet/ er der Gott- heit keinen angenehmen dienst thun koͤnne. Alle figuͤrliche dienste/ nur den bildlichen men- schen zu zuͤchtigen/ daß er einst zum gehorsam der Gottheit moͤge gebracht werden. Ohne bauung aufs wesentliche fundamen t/ keine ver- einigung mit der Gottheit zu haben im leben. Das leben in der eigenschafft muß allezeit im streite stehen: 1. wieder die eigenschafft des fleisches/ die unersaͤttlich in ihren begierden; 2. wieder das Gesetz GOTTes/ welches sie in der begierde des fleisches beschuldigt/ und verdammt/ deme sie auch nicht gnug thun konte. Mensch kennet in seiner irrdischen ei- genschafft den Goͤttlichen wesentlichen grund nicht/ hat auch keinen lust darnach; will doch gerne GOTTes verborgenheit in seiner eigen- schafft wissen/ aber in der seele nicht wesentlich beleben. Alles wissen/ das die menschheit im irrdischen wesen/ auffer dem leben GOTTes suchet/ ein greuel vor GOTT . Ausser dem Goͤttlichen himmlischen wesen kein wahres wissen noch erkennen der Gottheit; Gottheit wird den irrdischen menschen wohl in ihrer gerechtigkeit offenbart/ ihr himmlisch-wesent- lich leben aber verklaͤrt sie ihm nicht/ weil er hitzig und boͤß ist. Erklaͤrung 4. Esdr. 3. 19. 20. Allein der tod kan das boͤse hertz wegnehmen. Boßheit dem menschen suͤß im annehmen/ bitter im verlassen. Erklaͤrung der zwey stuͤcke Zach. 11. v. 7. 10. Der Hebreer/ die uͤbergesetz- te menschheit/ die der uͤbergang aus dem bild- lichen ins wesentliche wesen gethan. Cap. 41. Daß die bildliche und figuͤrliche dienste fuͤr den irrdischen bildlichen menschen; der Js- rael nach dem fleische nun vom himmlischen wesentlichen GOTT uͤber den geistlichen menschen/ der GOTT in seinem einwesigen leben begehrt zu dienen/ veraͤndert werden aus der figur ins wesen. Auf den wesentlichen dienst/ die inwendige einsprache GOTTes in der seelen/ zu achten/ so man zur vereinigung mit GOTT kommen will. Erklaͤrung Hebr. 6. v. 1. 2. Last uns den anfang verlassen/ und zur vollkommenheit fortfahren. Abfall wider das gesetzliche Gebot geschicht in der kindheit. Darum stehet die kindheit unter der gnade. Die mannheit aber stehet unter der gerechtig- keit des Gesetzes. Fuͤr ein kind ist die ruthe/ fuͤr die mannheit das schwerdt. Wohl zuzuse- hen/ daß man sich mit den luͤsten/ die in etwas anders/ als im heiligen vollkommenen wesen Christi zu leben begehren/ wieder das vollkom- mene wesen/ so die himmlische Gerechtigkeit ist/ nicht versuͤndige/ weil die verdammnis darauf stehet. Cap. 42. Daß man des diensts unterm Priester Mel- chisedech/ zur vollkommenen verklaͤrung im himmlischen wesen/ wahrnehmen solle. Selig- keit stehet in krafft der barmhertzigkeit/ die verdammnis in krafft der Gerechtigkeit Got- tes/ nicht in ceremoni schen diensten. Melchi- sedech nach der krafft des unzerstoͤrlichen we- sens zum Priester gemacht/ Hebr. 7. v. 16. Zu was ende das Priesterthum Levi ausgericht worden/ \&c. und zu was ende das Priester- thum Melchisedechs? Cap. 43. Daß der wesentliche Hohepriester Melchise- dech nach GOttes verheissung aus dem himm- lischen wesen zu uns gekommen/ und wir sein im himm Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. im himmlischen wesen in uns wahrnehmen sol- len/ mit wahrhafften hertzen und vollkomm- nen lust und glauben zu ihm gehen/ von ihm das reine himmlische leben zu empfangen. Wer in seinem heiligen wesen nicht lebt/ hat noch gemeinschafft mit dem tode/ und ist der suͤnde unterworffen. Sohn GOttes das hei- lige himmlische wesen. Die suͤnde wider das heilige wesen GOTTES ist die suͤnde in den H. Geist. Erklaͤrung Hebr. 12. 1. Last uns ablegen die suͤnde/ und dem vorlaͤuffer CHRisto in gedult und leidsamkeit der ver- laͤugnung unser selbst/ nachfolgen/ ꝛc. welches der wahre Gottesdienst ist. Tagwehler/ die ih- nen selbst ein falsch licht erwehlen/ Esa. 57. 3. Klage GOttes uͤber die irꝛdische sinne und ge- dancken. Cap. 44. Daß/ so lange der tod des menschen herꝛ/ er kein leben kennen koͤnne. Wer aus dem leben geboren/ kennet das leben; wer des todes bitter- keit begriffen/ keñet den tod. Daß der mensch von beyden begriffen und zu einem wesen mit ihnen vereinigt. Wer sich GOtt zu ergeben beginnt/ wirds in sich befinden. Erklaͤrung Deut. 30. 14. Rom. 10. 8. Das wort ist dir nahe ꝛc. Jst vormals bildlich/ nun aber wesentlich bezeugt. Wie bald das bildliche leben in tod fallen kan. Erklaͤrung: O tod/ wie bitter ist dein gedaͤcht- niß/ Sir. 45. 1. GOtt hat nicht gewolt/ daß der tod uͤber die menschen herꝛschen solte. Wie kraͤfftig GOtt jederzeit gearbeitet/ die mensch- heit wieder aus des todes macht zu erloͤsen: Durch die prophezeyung Enos/ dann durchs gesetz. ꝛc. Cap. 45. Endzweck der zehen gebot GOttes ist/ daß die menschheit den gehorsam der suͤndē solte ab- brechen und verlassen/ und sich wieder in gehor- sam GOTTes ergeben. Wie sich die krafft GOTTes wider den tod der suͤnden zu weh- ren/ die Gottheit in der menschheit unter die prophezeyungen und gebot vermenge/ und die menschheit annehme/ nur daß sie den tod uͤber- winden moͤge. Diese Gottheit laͤst sich vom tode der suͤnden erst in der menschheit uͤberwin- den/ damit sie durch die gerechtigkeit den tod wie- der uͤberwinden koͤnne. Ehe sie aber zu ihrer krafft kommt/ gebraucht sie noch viel dienste den irꝛdischen menschen in seinen luͤsten zu straffen. Die straffe uͤber den irꝛdischen lust muß dauren/ biß er mit der leidsamkeit CHRisti in den tod des irꝛdischen lebens gebracht. So dann der tod den lust der menschheit nicht hat/ muß der tod in seinem tode selbst vergehen/ und in der hoͤlle versincken. Tod der suͤnden will seine krafft/ ungeacht aller straffender Gottheit/ doch nicht uͤbergeben/ ja ob wol die leidsamkeit CHRisti ihn zu uͤberwinden sich selbst in den seligen tod gegeben/ ist er doch unbeweglich blieben/ biß die aufferstehung des Christlichen lebens aus dem tode aufferweckt worden/ da ward er verschlungen/ daß er keine macht mehr wider das gottselige leben beweisen konte. Dieser tod der suͤnden/ der durch die aufferste- hung des Christlichen lebens zu nichte gemacht ist/ reichetnur uͤber die/ welche mit der gedult CHRristi dem luste der suͤnden absterben. Erklaͤrung Rom. 6. v. 5. So wir mit ihm ein- gepflantzet zu gleichem tode/ werden wir auch der aufferstehung gleich seyn. Cap. 46. Daß der glaube in CHRisto alsdann erst seine krafft habe/ wann die lust der suͤnde mit CHRristo gestorben. Wahn-glaube der ver- nunfft meint/ man habe den luͤsten abzusterben nicht noͤthig. Einige wollen durch ceremoni- sche dienste selig werden. Wordurch der tod der suͤnden gestaͤrckt/ nicht getoͤdtet wird. Der mensch viel vester an seine heiligkeit im fleische/ dann an die Heidnische suͤnden verbunden. Heucheley der groͤste greuel und kraͤfftigste suͤn- de vor GOTT . Jeder wird von seiner eig- nen boßheit gepeinigt und geurtheilt. Cap. 47. Erklaͤrung Jerem. 9. 15. Bestelle dir klag- weiber ꝛc. Daß unsere wohnungen gantz zur erden verfallen/ das fundament/ darinnen das leben der menschheit wohnen und ruhen solte/ vom irꝛdischen geiste des eigenthums gantz zur erden in den irꝛdischen tod geworffen. Kein na- tuͤrlich glied am irꝛdischen leibe lebt in seinem wesen/ darvon es herkommen. Auch bey dem irꝛdischen menschen nicht ein glied amgeistlichen leibe in seiner wohnung des lebens geblieben. Daß noch himmlische noch natuͤrliche glieder/ die in ihrer wesentlichen wohnung geblieben. Diese zeigen den verfallnen gliedern ihr wesen und wohnung an/ woraus sie verfallen/ ihnen einen lust zu machen/ daß sie wiederkehren moͤch- ten. Diese glieder sind ein himmlischer leib/ ein vollkommen wesen. Mit den gliedern die- ses himmlischen leibs thut GOTT seine wercke/ und sind die ausfluͤsse und bewegungen seines wesens; seine gerechtigkeit/ barmher- tzigkeit/ weißheit/ gesetz/ Propheten/ CHRi- stus/ dessen Apostel/ seine krafft und allmacht ꝛc. Natuͤrlichen wesens glieder/ die ausfluͤsse des natuͤrlichen wesens/ als sonne/ sterne/ ꝛc. Cap. 48. Daß/ so die menschheit lust haͤtte den in den tod verfallnen leib zu verlassen/ und zum leben- digen leibe wieder einzukehren/ ihr alle besagte glieder dienen wuͤrden. Ermahnung hierzu. Erklaͤrung 1. Petr. 2. 1. ꝛc. Leget ab alle boß- heit/ ꝛc. Zion/ die lebendige hoffnung zu GOTT . Bauleute/ von denen der eckstein verworffen/ die irꝛdische luͤste im fleisch ꝛc. Cap. 49. Erklaͤrung 1. Petr. 2. 13. Daß man aller Goͤttlich- und menschlichen ordnung unterthan seyn solle. CHristus hat sein creutz aus liebe fuͤr unseꝛe suͤnde getꝛagen ꝛc. Diese liebe ausgeliehen/ daß wir sie ihme wiedergeben/ nicht zu unsern irrdischen luͤsten brauchen sollen. Nach erlang- ter liebe von GOTT wirfft man alle sorge auff ihn. Wann der seelen die verdammniß abge- nommen/ ists ihr ein grosser trost. Wo die liebe GOttes in der menschheit gegen sich er- kannt wird/ muß sie ihn wieder lieben. Diese liebe der grund und krafft der vereinigung Got- tes und des menschen. Durch gesetz und zwang kan man sie nicht vereinigen; doch die irrdische veꝛderbte menschheit darmit in zucht haltē/ nach Galat. 3. 24. geistlich verstanden. Wesent- licher glaube uͤberwindet die sunden. Liebe zur Gottheit erleuchtet die seele/ daß ihr alles leicht ist. Daß die aus der finsternuß ausscheinende Sss 3 klar- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. klarheit den erdboden erleuchten und die finster- nuß offenbar machen werde zu ihrem untergan- ge. Selig/ der sie in seinem hertzen wird sehen auffgehen! Jn dieser klarheit des himmlischen veꝛklaͤret sich das gantze him̃lischeheer/ und wird zu einem wesen vereiniget zu allem friede; amen. Cap. 50. Daß weil im himmel solch vollkommen le- ben/ sey aller lehre endzweck/ daß die seele aus dem irꝛdischen wesen/ das von der toͤdtlichen unruh regiert wird/ aus und in himmel einge- hen solle. Jrrdischer mensch sucht den himmel ausser sich. Seele muß wesentlich mit der Gott- heit versichert seyn/ noch im leibe wallende/ weil/ wann die gedaͤchtniß und verstand der cre- atur gebrochen durch den tod/ keine versiche- rung mehr zu erwarten ist. Daß der Goͤttli- che him̃el im inwendigen hertzen des lebens ver- borgen/ nemlich im leben/ das die menschheit von der Gottheit aus dem himmel empfangen hat. Dieser Goͤttliche himmel/ der menschheit verborgen und beschlossen/ bleibt auch also/ biß sie sich durch absterbung ihres irrdischen lebens wieder zum Goͤttlichen himmlischen leben be- giebt. Jm Goͤttlichen leben aber ist der Goͤtt- liche himmel offenbahr/ und wird im leben ge- sunden und erkannt/ auch belebt: Wo das Goͤttliche leben in einer gehorsamen seele ange- nom̃en wird/ allda wird auchder Goͤttliche him- mel verklaͤrt und auffgethan/ und ihr die Goͤtt- liche schaͤtze gezeiget. Cap. 51. Was die seele im Goͤttlichen himmel sehe. Jhre daruͤber empfindende freude so groß/ daß sie alle getheiltheit vergist/ und mit dem Goͤtt- lichen wesen zu einem geiste vereinigt wird. Er- klaͤrung 1. Cor. 2. 9. Daß kein auge gesehen/ kein ohre gehoͤrt ꝛc. Goͤttliche licht und zeug- niß den menschen/ wo sie es nicht annehmen/ zu einem urtheil der verdammniß. Erklaͤrung Esa. 55. 11. Das wort soll nicht ledig wieder zu mir kommen. Cap. 52. Daß der/ so tieffer in der finsterniß gewest/ und seine suͤnden mehr gefuͤhlt und erkannt dañ andere/ auch des himmlischen lichts mehr em- pfaͤhet als andere. Wer in der finsterniß der hoͤllen um seineꝛ suͤnde willen nichts empfun- den/ hat keine erkaͤntniß/ lust/ noch begierde nach dem himmlischen lichte deslebens. Wer keinen tod kennet/ kennet auch kein leben; wer keinen teuffel kennet/ kennet auch keinen GOtt. Ob die menschen nicht aus einerley substantz? Wie und worinnen unterschieden? Mensch- heit laͤst sich vom irꝛdischen lust ziehen; weiln sie kein empfinden der GOttheit hat/ faͤllt sie mit ihrer irꝛdischen vernunfft der erwehlung zu/ und macht dardurch sich so blind/ daß sie elender als die thiere wird. Je laͤnger sie der vernuͤnfftlichen erwehlung folgt/ je unruhiger sie wird. Jrꝛ- disch gesinnter meint die unruhe werde ihm durch die elementische dinge zugebracht/ daher durch elementische dinge meint inruhe zu kom- men/ wordurch sie nur groͤsser wird. So lan- ge der mensch sein hertz an elementische dinge verbindet/ muß er der unruhe unterworffen seyn. Wie die unruhe durchs gesetz im menschen et- was zu mindern/ doch nicht gantz draus erloͤst erloͤst zu werden. Dann so viel er die unruhe durch die krafft des gesetzes GOttes in den ele- mentischen dingen verlaͤst/ so viel empfaͤht er der wiederum durchs gesetz zur beschuldigung sei- ner suͤnden wieder GOtt gethan/ die ihm doch GOttes gnade nach der busse wieder ab- nimmt. Cap. 53. Daß der mensch seiner suͤnd halber vom ge- setz beschuldiget die straffe von GOtt willig an- nehmen soll. Wer die zucht annimmet/ den wird GOtt in sein heilig wesen auffnehmen/ aus aller traurigkeit zur freude des lebens. Erklaͤrung Esa 39. 1. 7. Cap. 54. Daß man den lust und eiffer zu GOtt erneu- ren solle/ zu erkennen die freude/ so GOtt allen gehorsame seelen bereitet habe. Die menschheit/ den in ihr verborgen gewesnen schatz GOttes sehend/ bekommet eine liebe zur Gottheit/ daß sie auch ihre bedeckte suͤnden hervor ans licht bringt/ wordurch sie vom wehe befreyet wird. Daß man die suͤnden in seinem irrdischen wesen warnehmen soll/ uͤber welche Esa 29. 15. das wehe gesprochen. Prophezeyhung weist die suͤnden nur von fernen an. Wehe dem suͤndi- gen volcke/ der gantzen menschheit mit allen sin- nen und gedancken. Cap. 55. Erklaͤrung Esa. 5. 8. Vom geitze und an sich ziehung des einen hauses ans andere. Erklaͤ- rung Esa. 5. 11. 12. Von denen/ die sich des weintrinckens befleissigen ꝛc. Jtem v. 18. Vom ungerechten gute ꝛc. Die aus boͤß gut/ aus gu- tem boͤses machen. Der geist der irꝛdischen ver- nunfft Esa. 50. 20. Eigne weißheit Esa. 5. 21. Geist des eigenthums. Esa. 10. 1. ꝛc. O feuer/ feind aller gottseligkeit. Esa. 10. 5. Menge des volcks/ alle sinne/ luͤste/ willen und gedancken. Esa. 17. 12. Hoffaͤrtige crone/ der Luciferische geist. Esa. 28. 1. Ariel der altar ins menschen hertz/ die lust. Esa. 29. 1. Heuchlerische geist Esa 29. 15. Erklaͤrung Esa. 30. 1. Von de- nen/ die hinab in Egypten ziehen/ und den Herꝛn nicht rathfragen. Murrende geist. Esa. 43. 9. Erklaͤrung Michaͤ. 2. 1. Listig practicirende geist ꝛc. Von der blutgierigen stadt: Nahum 3. 1. Diebische geist. Habac. 3. 6. Item v. 12. \&c. Von den aͤrgernissen Matth. 18. 7. Schrifftgelehrten vernunffts-einbildung. Matth. 23. 13. Luc. 11. 14. Blinde leiter ver- nunfftsgeister/ Matth. 23. 16. Cap. 56. Daß sobald die menschheit in die suͤnde be- willigt oder ihren lust drein gibt/ ist sie den we- hen in der schrifft ausgesprochen unterworf- fen. Menschheit in GOttes gehorsam begrif- fen/ und keine lust zu suͤndigen habend ist aller freude und seegens vom himmel erwartende. Der Gottheit gut allen Heiligen gemein. Wem die seele dienet/ der wird ihr lohnen. Er- klaͤrung 1. Reg. 22. 6. Vom rathfragen Ahabs bey den falschen Pꝛopheten/ und dem guten rath Michaͤ. Cap. 57. Von den heutigen irꝛdischen Propheten. Micha/ das rechte wesen im gewissen des men- schen/ wird ins gefaͤngnuͤs geschlossen: Da dann der irꝛdische mensch vom feinde der ewi- gen verdammniß/ der hoͤllen/ getoͤdtetwird. Al- le prophezeihungen werden nun erfuͤllet. Wie die Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. die irꝛdische geister diesem zeugnuß wiederstehen werden. Den feinden des himmlischen we- sens nicht zu folgen. Wo keine erkaͤntuͤß noch empfinden des wesentlichen GOttes ist/ da ist lauter ungewißheit in allem des menschen thun und lassen. Ja man kan anders nichts hoͤren als was die irꝛdische sinne und begierden rathen. Sinn des fleisches toͤdtet nun nicht allein Got- tes Propheten/ sondern auch die wesentliche Gottheit selbst in der seelen. Vorige welt suͤn- digte mit toͤdtung der Propheten/ auch CHri- sti selbst nach dem fleische/ weil die klarheit GOttes noch nicht wesentlich verklaͤrt war/ noch alles wider bilde und figuren/ diese welt aber wider die wesentliche gegenwaͤrtige Gott- heit. Cap. 58. Menschheit zweyfache natur aus der Gott- heit und dem natuͤrlichen wesen. Goͤttliche schoͤpffung im menschen. Wie die menschheit mehr auff ihre getheilte schwachheit/ darinne sie begriffen/ sehend/ dann auff die vollkom- menheit/ woraus sie geflossen ist/ in ihr eine be- gierde erwecke/ und durch diese begierde das vollkommene verlasse/ und der erwehlung in eigenschafft zufalle/ und also wider ihren vater suͤndige/ sich aus der erbschafft des vaͤterlichen guts setze und in armuth gerathe. Ausfluͤsse moͤgen/ solange sie den erkiesenden getheilthei- ten gefangen stehen/ ihres vaters gut nicht ge- niessen und muͤssen ihre nahrung und unterhalt von den fremdē Nation en mit verdruß und elend empfangen/ da sie keine ruhe des lebens finden; sind doch so verblendt/ daß sie kein wiederkeh- ren zum Vater suchen. Des Vaters erbaͤrm- de mit seinen kindern/ kommt ihnen mit getheil- ten dingen zu huͤlffe/ dardurch sie zu reitzen/ daß einen lust zu ihm bekommen moͤchten: Sie aber bleiben an den getheilten dingen behan- gen/ und meinen den Vater damit zu versoͤh- nen. Das zwingt den vater sich selbst mit sei nemvollkommnen guten aus dem die kinder ge- boren/ auffzumachen/ ob er ihnen darmit einen lust machen moͤchte/ weil er ihnen die suͤnden vergeben und wieder zu erben machen will. Und diß ist nun die zeit/ so wol zu mercken ist: Wo dieses anerbieten nichts zu wege bringen mag/ ist nichts dann das urtheil zu erwarten. Cap. 59. Daß alle seelen auff diesen ruff/ ins voll- kommne wesen wieder einzukommen/ sich berei- ten oder ausgeschlossen werden sollen. Wem der wesentliche himmel geschlossen/ wird er nicht wieder auffgethan. Wann Gott seine gnade den suͤndern im hoͤchften grad erzeigt/ und doch nicht drauff geacht wird/ kommt er mit seiner gerechtigkeit und schleust die thuͤr der gnaden zu. Daß nach allen vorigen ruffen noch ein ruff zu gewarten gewesen/ nach diesem wesentlichen aber keiner mehr zu gewarten zu gnaden/ sondern zum gerichte. Darum zu wachen und zu beten. Daß man alle sinne und seelen-kraͤffte zur busse einsammlen solle. Wer sich nicht untern gehorsam des HErꝛn geistes gibt/ den kan er am tage des zorns nicht beschir- men. Menschheit inihr selbst ein schwach in- strument/ das fuͤr sich nicht leben kan/ und ent- der unter GOttes oder unter des teuffels ge- horsam stehen muß. Fall Lucifers und aller hoffaͤrtiger eigensinniger geister. Wann der geschehen/ wird die Gottheit mit ihrer mit-ver- druckten menschheit froͤlich. Cap. 60. Ermahnung/ GOtt mit willigem hertzen zu gehorsamen. Wie die vernunfft die schriff- ten der Heiligen verdraͤhe/ und alle Goͤttliche geistliche einsetzungen zum irꝛdischen luste im fleische mißbrauche: Daß die gantze welt in blindheit darfuͤr haͤlt/ der H. Geist habe| es also gemeint. Altvaͤter haben ihre gemeinschafft mit GOtt und seinem himmlischen geiste ge- habt/ und ihre dienste im hause GOttes im geiste und durch den geist gethan. Jrꝛdische ver- nunfft-geister achten den geist des HErꝛn nicht/ wann sie nur den buchstaben haben. Wer sagt/ der H. Geist habe es so fleischlich in der schrifft nicht gemeint/ muß ein verfuͤhrer seyn. Der menschen grosse entfremdung vom geiste GOttes. Vernunfft verstehet nichts von der geistlichen geburt der Diener GOttes/ urtheilt alles creatuͤrlich/ auch von den weibern der alt- vaͤter/ so der meinung des geistes GOttes gantz zu wieder. H. Geist zeuget von geistlichen wei- bern in seinem dienste. Wer diß verstehen will/ muß seine seele der Gottheit ergeben und die einbildungs-krafft in der seelen/ worvon die Schrifftgelehrten sich lehren lassen/ gantz ver- lassen. Jmfall Adams die einige von GOtt gestifftete ehe. (Maleach. 2. v. 15. ꝛc.) gebro- chen worden. Jn Jsaac/ Jacob/ ꝛc. das maͤnnliche wesen GOttes in seiner krafft gewe- sen. Dienstmaͤgde: Glaube/ hoffnung/ lie- be/ gehorsam GOttes. Wann die ehefrau mit ihrem ehemanne fruchtbar wird/ denn haben die dienstmaͤgde und kebsweiber ihren dienst vollendet. CHristus das ende des gesetzes/ Propheten/ bilder und figuren. CHristus in seiner regierung zur auffrichtung des hauses GOttes kommen/ und die rechte ehefrau wie- der durch ihren mann fruchtbar gemacht/ ver- beut in seiner Christlichen gemeinschafft alle beygefuͤgte weiber-dienste; was aus dem beyge- fuͤgten weiblichen dienste geboren/ hat kein erb- theil mit den maͤnnlichen ehekindern der verheis- sung. Nachdem die dienstmagd ausgestossen/ richtet GOtt in seinem Christlichen wesen die verfallene ehe wieder auff in ihrer vori- gen gestalt/ ein mann und ein weib inwendig im geiste. Cap. 61. Daß die fleischliche menschen sich an allen einsatzungen und wuͤrckungen GOttes ver- griffen/ mit einem unrechten urtheile/ moͤgen auch zum wahren urtheile nicht kommen/ biß die seele aus fleisch im geist/ aus dem irꝛdischen/ bildlichen ins himmlische unbildliche wesen uͤbergesetzt ist. Aus diesen unrechten urtheilen kommt alle zwietracht zwischen GOtt und den menschen. Alle falsche urtheile entstehen aus dem wahne des fleisches durch den geist des ei- genthums. Wer sich dem geist CHristi in ge- horsam ergibt/ wird von diesem geiste frey. Au- tori die gantze Biblische schrifft im geiste ver- klaͤrt. Daß man zu dem geiste und wesen ein- kehren muͤsse/ um welches willen die gleichnisse in der schrifft ausgesprochen worden. Den grund oder geist/ darvon die schrifft zeuget/ soll man mit der vernunfft zu urtheilen auffhoͤren. Alle welt trachtet einander durch die aus der schrifft Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. schrifft genommene falsche urtheile zu toͤdten. Wer will selig werden/ muß mit seiner seele aus deꝛ iꝛꝛdischen veꝛnunfft scheiden/ und sie dem ein- wesigen geiste im himmlischen wesen zubrin- gen. So lange die seele der vernunfft mit ihrer lust fuͤr GOtt dienet/ muß sie die pein des to- des tragen. Seelen blindheit/ ehe GOtt seinen wesentlichen geist zu einem urtheile ins men- schen hertzen verklaͤrt. Daß diese verklaͤrung ins Autoris seele geschehen/ das vertheilte luͤ- genhaffte wesen zu straffen. Daß alle seelen aus dem irrdischen vertheilten luͤgenhafften we- sen mit der luste ihres lebens scheiden sollen/ oder darinne zu grunde gehen werden. Wie schrecklich der gerichtstag allen gottlosen seyn werde/ auch wie nahe er sey. Cap. 62. Daß man die seele zum gericht des HErrn bereiten solle. Daß keine entschuldigung vor- zuwenden weder seiner jugend noch aͤusserer nahrung halber. Weil der wahre Gottes- dienst geistlich im hertzen geschehen muß/ mit dem luste des lebens/ das irrdische leben/ wor- innen wir gelebt/ zu einem tode zu machen. Mit unserm luste kan GOtt in uns tod und teuffel uͤberwinden. Geben wir GOtt unsern lust nicht/ moͤgen uns woder dienst noch zeit helffen. GOtt in seinen diensten zu des menschen seligkeit eine bestimmte zeit verordnet/ wie lange sie waͤhren. Wie der erste/ andere und letzte in ihrer wir- ckung gehen sollen/ Hiob. 33. v. 29. Sind den verheissungen aus noth beygefuͤgt. Wann die dienste ihre krafft ausgedient/ muͤssen sie ha- ben den menschen zu GOtt gebracht/ oder nicht auffhoͤren/ und GOtt nimmt sich des diensts/ in seinem himmlischen wesen/ in der menschheit selbst an/ sie zu richten/ zur seligkeit oder ver- dammniß. Wann das irrdische wesen wieder in die erde gegangen/ kan es die Goͤttliche seele nicht mehr peinigen. Wann nemlich der himmlische geist im menschen keine lust mehr im irrdischen wesen hat: Und die irrdische lust kein leben oder lust mehr hat im himmlischen menschen. Lust zu den suͤnden zubrechen/ hat die gerechtigkeit GOttes ihr gerichte uͤber das irdische gottlose wesen/ wordurch die suͤnde greulich gemacht wird in der seelen/ die drinnen gelebt. Cap. 63. Mensch in den irrdischen luͤsten verblendet/ achtet das gerichte GOttes immer noch fern zuseyn. Biß ihn die zukunfft des HErrn/ die verklaͤr- oder erscheinung des himmlischen we- sens/ mit angst und schrecken uͤberfaͤllt. Zucht oder disciplin CHristi der gehorsam des Goͤtt- lichen wesens. Erklaͤrung Matth. 24. v. 4. Siehe zu/ daß dich niemand verfuͤhre ꝛc. Was macht gebraucht werden muͤsse im hertzen der menschheit (unterm krieg und kriegs geschrey bedeutet) ehe der gewalt des irrdischen wesens gebrochen/ und uͤberwunden werden moͤge. Was die theure zeiten/ erdbeben/ pestilentz? Was in trangsalen liefern? Von allen voͤlckern gehasset werden um des HErren namens wil- len? aͤrgern/ verachten/ hassen? falsche prophe- ten auffstehen und werden viel verfuͤhren? das Evangelium wird in der gantzen welt verkuͤndi- get werden? greuel der verwuͤstung was? Juͤ- dische land/ die bildliche heiligkeit im fleische. Auffm dache/ mit seinem luste ausser dem irrdi- schen wesen. Auffm felde/ nacket mit dem lust des lebens aus dem irrdischen wesen des eigen- thums. Die schwangere/ mit dem irrdischen wesen im lust vereinigte. Winter/ in der lie- be GOttes erkaltet und unfruchtbar. Sab- bath/ gezwungene heuchlerische heiligkeit im fleische. Unerhoͤrte trangsal: da das ur- theil der gerechtigkeit/ alles fleisch uͤberfaͤllt. Ta- ge nicht verkuͤrtzt/ so der tag des gerichts Gottes nicht veraͤndert wuͤrde in gnade. Auserwehl- ter/ die Goͤttliche natur. Hie ist CHristus/ sagt der Wahn geist. Gehet nicht hinaus/ aus der Goͤttlichen natur. Falsche propheten/ falsche Christi. Weißheit des fleisches und die hei- ligkeit des fleisches. Aas/ die gehorsame menschheit. Sonn und mond/ das irrdische licht verlieret seinen schein/ wann das we- sentliche licht erscheint. Zeichen des Men- schen Sohns GOttes gerechtigkeit. Ge- schlechte der erden das irꝛdische eigensinnige un- gehorsame wesen. GOttes Engel/ das Goͤtt- liche wesen. Wann des feigenbaums zweig safftig wird/ das gericht in der seelen gefuͤhlt wird. Sommer/ das ende aller luͤste des slei- sches. Himmel und erden/ die irdische lust und heiligkeit im fleische. Zween auffm felde/ zwo in einer muͤhle: die zwey wirckende we- sen in der menschheit/ das irrdische und das himmlische. Dieb/ das urtheil der gerechtig- keit. Menschen sohn/ das gerechte wesen Got- tes. Der kluge knecht/ ein getreu allzeit auff GOTT wartend hertz; der boͤse knecht/ die seele/ so ihren lust ins irrdische wesen zur gottlo- sigkeit setzt/ und an die gerechtigkeit Gottes nicht denckt. Cap. 64. Warum diese geheimnisse nun vom Geiste GOTTes verklaͤrt werden. Daniel in Ba- bel eine figur dieser zeit. Daniel das urtheil des HErrn erscheinet nun/ die falsche urtheile auszuloͤschen/ und die traͤume der vernunfft im lichte zu verklaͤren und zu deuten. Erklaͤrung Daniel cap. 5. v. 5. von denen an der wand erschienenen fingern/ Meden und Persen/ die re- gierung GOttes. Gerichte Gottes gerecht/ darum lieben es die aufrichtigen hertzen und hoffen in seine huͤlffe (Psal. 119. v. 175. Dein gericht wird mir helffen.) Gerichte bringt den falschen hertzen den entsetzlich-verdammlichen tod. Jrrdische mensch/ so meynt/ er stehe nicht unterm gerechten Gerichte/ ist verblendet/ daß er weder GOTT noch sich selber kennet. Wo unterscheid/ da sitzet das urtheil Gottes in sei- ner krafft. Cap. 65. Daß alle Contrarie taͤt durch die gerechtig- keit GOttes muß gerichtet werden. Alles/ was vom irrdischen menschen ausgehet/ worte oder wercke/ dessen treiber oder lehr-meister der Geist Christi nicht ist/ das stehet unter dem gerechten urtheile GOttes. Mensch hat das licht des lebens verlassen/ und die finsternis des todes angenommen in seiner seele. Geist Gottes rufft zur busse/ ehe das gericht uns uͤ- berfalle. Wer diesen ruff empfaͤhet/ mag zuse- hen/ daß er die gnaden-zeit in acht nehme/ ehe sie verstreiche. Mensch soll seine weißheit fuͤr thorheit halten/ und allein des ruffs GOttes im Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. im hertzen wahrnehmen in aller demuth. Wer die ohren des hertzens nicht aufthut/ die stim- me des HErrn zu hoͤren/ der| ist verhaͤrtet und vertaͤubt im hertzen/ ist ein verdorben werck- zeug auf erden/ und stehet unterm urtheil der verdammnis. Cap. 66. Daß Autor alle zeugnisse auf das Goͤttli- che wesen und aufs Gottlose wesen/ die er bey- de in sich lebendig empfunden hat/ bevestigt/ dem blinden menschen zu zeigen/ was in sei- nem hertzen/ und worauf die gantze Schrifft gegruͤndet sey. Daß die Hebraͤische/ Griechi- sche und Syrische namen in der Schrifft von den elementischen dingen ab-doch die klarheit des wesens nicht anweisen; weil diese allein aus der geistlichen geburt erkant wird. Mensch soll/ was die seligkeit angehet/ alle elementische dinge vorbey setzen. Wann der mensch seine augen zum geiste einkehret/ und auf die wir- ckung des geistes siehet/ wird sich der geist je laͤnger je mehr verklaͤren. Geist gebieret geist. Wann der geist in der seel empfunden wird/ bekommt sie eine lust im geiste/ und ergibt sich ihm/ von ihme befeuchtet zu werden; bekommt sie eine frucht des lebens von ihm/ beginnt sie ihn lieb zu gewinnen/ und ist begierig immer mehr fruͤchte zu erzeugen. Dann hilfft sie die mit dem fleischlichen geiste erzeugte fruͤchte durchs Gesetze GOTTes selbst toͤdten/ wie sie vorher die fruͤchte des geistes toͤdten helffen. Woruͤber sie nun leidwesen hat/ und darum zu gnaden angenommen wird. Hier werden alle dinge in der seelen veraͤndert. Die welt mit ihrer ungerechtigkeit vergehet; Die neue welt/ darin gerechtigkeit regiert/ erscheinet: nach 2. Petr. 3. v. 13. 1. Cor. 15. v. 53. Ein herrli- cher sieg/ da das Gottselige leben den verdam̃- lichen tod uͤberwindet; welches allein thun kan der Christus GOTTes/ so das neue wiedergebohrne leben ist/ das aus dem himm- lischen Vater wesentlich in dem gehorsamen menschen gebohren wird. Wann sich die seele in aller demuth dem heiligen wesen Gottes uͤbergiebt. Cap. 67. Daß/ wer gerne selig waͤre/ mit allem lust seines lebens dem Christo GOTTes sich uͤ- bergeben muͤsse. Wahn-Christus bringt die seele in eine falsche freyheit des fleisches/ und verblendet sie gantz und gar. Der wahre Chri- stus erloͤst sie von der boͤsen art des teuffels/ und geistet ihr das neue Gottselige leben ein. Der Wahn-Christen hertz und wesen teuff- lisch. Cap. 68. Ermahnung/ daß die einfaͤltige seelen ihre zuflucht sollen nehmen zum wahren Christo/ der aus einem demuͤthig-gehorsamen himm- lischen geiste in ihren seelen gebohren wird/ und ihnen in aller tugend vorgehe. Dieser dem Autori im geiste erschienen. Wer ihn finden will in seiner seele muß ihm durch die verlaͤug- nung sein selbst im tod nach dem fleische/ und leben nach dem geiste nach folgẽ. Jst nicht fuͤr die eigensinnigen/ sondern fuͤr die armen/ kleinen und verachten dieser welt/ die allein in seinem heiligen wesen begehren zu leben/ welch leben Christus selbst ist. Wer dann im Gottseligen leben auferstanden ist/ der kennet Christum. Und wer das leben Christi nicht hat/ hat kei- nen seligmachenden Christum. Jnhalt der Capitel uͤber die verklaͤ- rung Jobs und Nabuchodono- sors Hiels. Cap. 1. Daß Job das Goͤttliche klagen/ weinen und leiden um der suͤnden und beaͤngstigung des volcks willen/ ein sohn Jsaschar/ der Goͤtt- lichen belohnung/ Egypten beaͤngstigung/ Js- rael die uͤberwindung Gottes. Huß/ Gottes Rath. Job in seinem wesen/ die Goͤttliche ge- dult und leydsamkeit/ die im menschlichen we- sen ihre wirckung hat/ zu einer voͤlligen beruf- fung des leydens der anfechtung und wieder- waͤrtigkeit des fleisches. Cap. 2. Job das Goͤttliche leyden. Schaafe die sanfftmuth Gottes. Kamele die vertraͤglichkeit Gottes. Ochsen die staͤrcke Gottes/ das wieder- wesen Gottes zu uͤberwinden. Esel die simpl e einfalt Gottes/ dardurch die listigkeit der boͤsen zu ergreiffen. Dieser Job reich vom leyden/ und so vollkommen/ daß er durch gedult und leyden/ den lust der suͤnden kan ausloͤschen. Daß das leyden im leyden fruchtbar werde/ durch die fruchtbarkeit das leyden zu uͤberwin- den. Dann das leyden muß im leyden Christi durchs leyden uͤberwunden werden. Sieben soͤhne siebenerley troste und freuden ihm aus dem figuͤrlichen leben gebohren drey toͤchter/ dreyerley liebe und luste im figuͤrlichen leben GOttes. Diese soͤhne und toͤchter hatte Job in der dienstlichen arbeit von GOTT bekom- men. Waren ihm in leyden des todes wie- der abgenommen/ dannoch war das leyden nicht vollkommen/ darum war Satan von GOTT befehliget/ das Goͤttliche leyden vollkommen zu machen in Jobs leibe/ das ist/ in seinem eigenthum/ nicht in der seele/ die hoff- nung in GOTT nicht auszuloͤschen. Leib/ alle seine lust und leben nach dem fleische. Blutfreunde/ die fleischliche freundschafft mit dem gesetzlichen urtheile/ wollen ihn verdam- men/ daß er um seiner suͤnde willen gestrafft werde/ und meynen ihn in seinem leyden klein- muͤthig und abfaͤllig zu machen. Cap. 3. Wie viel der mensch/ so sich vom boͤsen ab- kehrt/ leiden/ und daß es biß zum tode waͤhren muͤsse/ biß das leiden durchs leiden/ seine blut- freundschafft uͤberwunden habe. Blutfreund- schafft des eigenthums des fleisches. Nach ge- endetem leiden/ und uͤberwundener schande von den blutfreunden/ bekommt er seine belohnung aus dem himmlischen wesen. Sein weib/ der dienst des gesetzes. Die kinder/ im dienste be- kommen/ sterblich: Die durch die freude des le- bens gewonnen/ unsterblich. Diese kinder und reichthume hat das toͤdtliche leiden/ noch der sa- tan/ oder die blutsfreunde keine macht zu peini- gen/ dann sie sind durch den tod ins leben ge- gangen. Seine soͤhne/ die in der figuͤrlichkeit sterblich waren/ sind nun sieben unsterbliche en- gel, die ihm dienen im unsterblichen wesen. Die drey toͤchter/ vorhin die lieblichkeit in den figuͤrlichen gottesdiensten/ sind nun die lieblich- A. K. H. Vierter Theil. Ttt keit im Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. keit im himmlischen wesen/ welches die erneu- rung des einwesigen lebens ist. Cap. 4. Daß von GOTT durch die figuren und bilde nichts ausgegangen/ so nicht inwendig in der seele seinen dienst entweder zur seligkeit o- der verdammniß habe. Alles was von GOtt kommt/ ist dem menschen noͤthig in seinem menschlichen wesen zu erkennen es sey zum tode oder zum leben/ sich gehorsamlich drunter zu beugen. Der mensch soll/ weil GOTT ge- horsam und kein opffer fordert/ staͤts in gehor- sam bleiben. Ob ihme auch das empfinden o- der gesichte GOTTes/ vor eine zeit benommen wuͤrde/ soll er gleichwol im gehorsam GOttes bleiben/ GOTT in seiner zukunfft zu erwar- ten. Will eine vorsichtige seele im gehorsam bleiben/ muß sie auff die wirckungen GOTTes wol acht haben. Cap. 5. Vom dienste Nabuchodonosors in der menschheit: Nabuchodonosor eine geburt aus zwange/ eine aͤngstliche geburt/ eine truͤbse- lige geburt/ ein aͤngstlich gerichte/ ein klagender truͤbseliger Richter ꝛc. hat seinen ursprung aus beaͤngstigung der Gottheit uñ aus beaͤnstigung der menschheit. Koͤnig von Assyrien/ ein be- waͤltiger/ ein listiger nachsteller/ ein Koͤnig Chasdim/ den unreinen geistern oder teuffeln gleich. Das wesen dieses namens ein klagend beaͤngstigtes seuffzen. Heiden das irꝛdische verwuͤstete wesen/ wanns seinen eigenthum im fleische verliehren muß. Dieses beaͤngstigte seuffzen hat neben den Heiden seine herꝛschafft auch uͤber den suͤndigen Jsrael/ nach dem flei- sche/ und fuͤhrt sie beyde durch zwang in Baby- lonien/ in die verwirrung zwischen tod und le- ben/ daß sie das leben und den tod von ein ander nicht unterscheiden koͤnnen. Und das um der suͤnden willen/ aus zulassung GOTTes/ daß diesuͤnde durch ihre eigne suͤnde gestrafft wuͤr- de. Cap. 6. Daß Nabuchodonosor mit seinem bilde jetzt mehr gewalt auff deꝛ erdẽ hat dañ jemals/ wirds auch wolbehalten/ so lange der mensch in irꝛdi- schen luͤsten zu suͤndigen bleibet. Jst unruhig in seinem bildlichen wesen/ von GOTTes ge- rechtigkeit und der eigenschafft im fleische/ vieler quaal in traͤumen und furcht vor GOTTes gerechtigkeit unterworffen. Hat keine bestaͤn- dige ruhe des lebens in sich. Jn solcher seiner unruhe rufft er seine bildliche weisen und sternse- her/ die irꝛdische einbildende vernunfft-geister/ die das seuffzen meinen zu troͤsten; Koͤnnen aber die wesentliche geheimnisse nicht offenba- ren. Wird zornig/ fragt nach andern weisen. Und ihm wird aus anruͤhrung GOTTes von Daniel dem urtheil GOTTes gesagt/ daß dasselbe in seinem lande/ in seinem aͤngstlichen seuffzen gefangen und das recht GOTTes nicht sagen darff. Laͤst Daniel hohlen/ wor- durch er zur erkaͤntniß der suͤnde und busse kommt. Cap. 7. Das aͤngstliche seuffzen wird durchs urtheil GOTTes nieder in die busse geworffen. Muß sieben jahr mit den thieren gras fressen; Weil es so unbarmhertzig uͤber das unschuldige we- sen GOTTes regiert hat. Muß zu sich selbst einkehren/ und sich kennen lernen/ und uͤber seine suͤnden seuffzen und klagen/ biß die demuth GOTTes die hoheit des fleisches uͤberwand. Hierdurch wurde die seuffzende angst versetzt/ und die Gottheit ward beklagt/ daß sie so ver- stossen gewesen war im hertzen der menschheit. Job und Nabuchodonosor sind wieder in die Goͤttliche ungeeignete guͤter eingesetzt. Als diß geschehen/ starb er nach dem fleische. Cap. 8. Als das menschliche wesen von deꝛ seuffzenden beaͤnstigung im fleische ein wenig erloͤst war; kam ein anderer Koͤnig aus Nabuchodonosors geschlechte nach seiner art. Balthasar/ in sei- nem wesen listig/ nach dem fleische/ dieser ver- wirfft die angst. Wuste doch die aͤngstliche er- schꝛeckende tꝛaͤume/ dise ein vateꝛ wegen seiner ty- ranney von GOTT erlitten/ uͤber seine wollust des fleisches auch empfangen/ daß er auch keine bestaͤndige ruhe hatte. Laͤst ein gast- mahl bereiten/ seine Unter-Herren und Frauen darzu laden/ die silberne und guͤldene gefaͤsse die sein vater aus dem tempel zu Jerusalem genom- men/ welches der lust zum Gottesdienst ist/ her- zubringen/ solche zur wollust des fleisches zu ge- brauchen. Jn solchem lust wird er von einer hand erschreckt. Jn diesem schrecken rufft er seine weisen/ die ihm nicht helffen konten/ also daß das urtheil GOTTes/ Daniel/ kommen und in seiner krafft den tod uͤber das trꝛdische le- ben bringen muste. Cap. 9. Wann die seuffzende beaͤngstigung sich in ho- heit und fleisches-lust veraͤndert/ ist sein unter- gang nahe. Nach solchem koͤmmt ein Koͤnig/ der nicht von Babel/ namens Darius. Dieser untersucht durch das urtheil GOTTes alle dinge/ und setzet es uͤbers Koͤnigreich/ hilfft J- srael aus dem gefaͤngniß: Laͤsset ihn wieder nach Jerusalem reisen zu seinen geschlechten/ bauet den verfallenen tempel zu Jerusalem wie- der/ bringt die silberne und guͤldene gefaͤsse wie- der drein. Und der GOTT Jsrael bekommt seine regierung wieder uͤber seinen tempel/ das hertz seiner gehorsamen menschheit. Alle in Ba- bel gefangene ziehen wieder gen Jerusalem. Die kinder Jerusalems durch den einwesigen geist versammlet in ein wesen kommen wieder. Erklaͤrung Baruchs cap. 4. 37. Cap. 10. Wie wunderbarlich die weißheit GOttes im menschlich-verfallnẽ wesen wircke uñ so man- cherley mittel gebrauche dasselbe/ nach dems ihn in den luͤsten des fleisches verlassen/ wieder zusich zu ziehen: Weil er aber seinen gantzen lust zu sich selbst ins irꝛdische leben gesetzt/ nicht drauff acht hat/ und nicht weiß/ daß das himmlische und irrdische wesen in ihm verborgen/ wird seine seele von allerley geistern getrieben/ daß sie nicht eine stunde bey einem geiste bleiben kan. Alles daher/ weil der mensch keine acht hat auff seine sinne/ luͤste/ begierden und gedancken/ und sie/ wohin sie wollen/ lauffen laͤst. Mensch/ der friede in seinem hertzen will haben/ muß (wie ein Herr auff seine unterthanen/ daß ihm nicht einer auffruhr anrichte) auff alle seine sinne und Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. und gedancken im hertzen sehen/ was sie anrich- ten wollen; Ob sie friede oder unruhe in der seele wollen wircken/ und alsdann/ nach dem man sie erkennt/ annehmen/ oder durchs gesetz GOttes ausrotten. Wer so thut/ dem wer- den alle wercke GOttes bekannt. Dann alles was der geist/ fuͤr den schwachen menschen/ in figuren/ gleichnuͤssen heraus gegeben kan der geist/ der es ausgesprochen alsbald im wesen er- keñen. Kennzeichen des geists der wahrheit/ auch des luͤgenhafften geists der vernunfft. War- um die geister in und ausser sich scharff zu pruͤf- fen/ damit man nicht betrogen werde. Wer dem einwesigen geist seine seele nicht in gehor- sam ergibt/ mag die geistliche wuͤrckung GOt- tes und die boͤse wirckungen des irrdischen geistes nimmermehr erkennen. Cap. 11. Wer vom wesentlichen geist will gelehrt werden/ muß mit vollkommenen luste des her- tzens auff den geistlichen dienst acht haben: Und fleisch und blut mit all seinen anhaͤngen verlas- sen. Himmlische geist so rein/ daß er keine lehr- suͤnger annimmt/ es sey dann/ daß sie die unrei- nigkeit des fleisches und bluts verlassen/ das ist/ den lust von allen vergaͤnglichen dingen abgewandt/ und ins wesen GOttes gesetzt ha- ben. CHristus nahm keinen zum lehrjuͤnger an/ biß sie alle ihre irrdische eigenschafft verlas- sen hatten. Warum das eigene irrdische leben so kraͤfftig vom himmlischen leben verboten sey. Cap. 12. Daß die vereinigte seele das freye Goͤttliche leben vor erst nicht wesentlich koͤnne eingehen/ sondern dienstlich-arbeitender weise/ vorab mit dem luste des hertzens. Jn welchem her- tzen die zeugnisse GOttes angenommen wer- den/ da macht sich der geist selber durch sein licht bekannt. Wie das Goͤttliche wesen sich in der kindheit/ zuweilen in der seele verberge/ wor- durch der mensch in zweiffel verfalle/ daß man sich mit einem lust des hertzens drunter solle beu- gen: Dann obschon das licht des wesens nicht staͤts im gemuͤthe/ ist doch die seele darum von GOtt nicht verlassen/ sondern die gnade GOt- tes/ die uns der freude des himmlischen lichts theilhafftig macht/ will uns auch der leydsam- keit seines wesens theilhafftig machen. Daß man darinne nicht kleinmuͤthig seyn/ sondern seinen lust allezeit (man sehe es/ oder sehe es nicht) im andaͤchtigen gehorsam GOttes hal- ten solle. Dann der geist des HERRN laͤst sich nicht binden/ ihn allezeit/ wann man wol- le/ zu haben; zur zeit des alters aber/ nachdem sein leydsamer geist sein werck in der gehorsa- men seele vollbracht hat/ wird das gottselige le- ben allzeit zur freude in der seelen bleiben. Ein hauß mit arbeit bauen/ und mit ruhe bewoh- nen/ ist ein unterscheid. Doch kans wol mit luste gethan werden: Und so GOtt den lust hat/ laͤst er sich so wol im auffbauen/ als im be- wohnen gnuͤgen. Dann GOtt fordert nichts vom menschen/ dann den hoͤchsten lust des her- tzens. Darum der so GOtt dienen will/ wol acht auff seinen lust haben mag. Daß das ein- wesige leben in CHristo das hauß GOttes/ oder der himmel. Cap. 13. Wer sich aus dem einwesigen leben wendet/ kan den lob-gesang des HErrn nicht singen; Das gehoͤre der allersubtilste und verborgen- ste geist. GOtt kan den schall seiner stimme aus seinem verborgenen himmel im irrdischen hertzen lassen hoͤren; aber nicht sehen. Daß GOtt ein verneuet gottselig leben fordere. Die gottselige arbeit gebieret die gottselige ruhe. Die gottselige arbeit muß mit einem lust gehor- samlich unter GOttes heiligem wesen gebogen stehen/ allzeit des HErrn willen zu thun/ und nicht unsern willen. Beschluß. Daß dieses zeugniß aus CHristi geist bezeugt zur anwei- sung des gottseligen Christlichen lebens/ da sei- ne krafft/ imhertzen des gehorsamen menschens/ alle irꝛdische geister auszutreiben beweist. Ur- theiler dieses zeugnisses werden niemand als sich selbst verwunden. Daß man sich selbst und sein eigen boͤß hertz urtheilen solle. Autoris mei- nung nicht wider jemandes Religion zu schrei- ben. Erklaͤrt allein den Goͤttlichen Christli- chen grund im hertzen der menschheit. Des irꝛ- dischen geistes list den menschen zu betriegen. Falsch vernunfft-licht fuͤr den geist GOttes annehmen. Auffs wesentliche licht CHristi achten/ daß die seele aus der suͤnde erloͤst. Blindheit des irꝛdischen menschen/ aus dem vernunfft-lichte/ sich und andere mit schwaͤtzen zu bezaubern. Was denen/ die an diesem zeug- niß zweiffeln/ ob es aus GOtt sey/ zu thun? Dem zeugniß zu gehorsamen/ entweder geist- lich im Goͤttlichen gehorsam/ oder in menschli- cher dienstbarkeit/ unterm buchstaben. Mensch/ der das erkaͤñtniß Gottes und sein selbst verloh- ren/ nur der einbildung seiner vernunfft lebet. Weder GOtt noch teuffel moͤgen den verhaͤr- teten menschen bewegen: Elend aber und truͤb- sal/ wanns nach seinem sinne nicht gehet. Er- mahnung von der grossen verblendung auszu- gehen Worvon diß grund-stuͤck seinen na- men fuͤhre? Jnhalt der Capitel uͤber den ersten theil des Ackerschatzes Hiels. Cap. 1. Geheimer verstand der schoͤpffung GOttes nach Genesis cap. 1. 5. Wie GOtt himmel und erde/ licht und finsterniß scheide. 6. Alles was aus des lichts wesen ist wird vom lichte/ das GOtt selbst ist/ erleuchtet. 7. Was aber aus der finsteꝛniß/ muß duꝛchs licht zu grunde gehen. 8. Alles/ was das licht vertragen kan/ wird da- durch gereinigt. 9. Ein jedes empfaͤhet daslicht nach seiner art/ wesen und natur. Die himm- lischen geister dienen im lichte dem himmlischen wesen. Die natuͤrliche geister/ durchs licht der natur/ dem natuͤrlichen wesen. Die finsterniß durch die klarheit des lichts dem abgrunde. Cap. 2. 1. Daß GOtt/ nachdem dem lichte alles unterthan gemacht/ erkaͤnntniß seiner allmacht; 2. Jedoch nicht ausser-sondern in seinem lich- te/ leben und wesen haben wolle. Wordurch er im menschen offenbar gemacht und ihme ge- danckt werde. 4. Jn der erkaͤnntniß kommt die seel im lichte zur ruhe: 6. Dann in der finster- niß ist das leben in eitel unruhe. 8. Um dieser ruhe willen im lichte ist der mensch maͤnnlich A. K. H. Vierter Theil. T t t 2 und Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. und weiblich von GOtt geschaffen/ als in wel- chem alles offenbar werden solte. 10. Mensch nicht allein himmlisch/ sondern auch natuͤrlich/ darum auch mensch genandt. Doch nach der Goͤttlichen natur auch eine bildniß des CHri- sti GOttes. Cap. 3. Daß GOtt seine vollendete wercke mit der wesentlichen gerechtigkeit vereinigt/ ihr solche zu erhalten/ oder im abfall zu straffen anbefoh- len. 2. Alles in einerley natur geschaffenes bestaͤndig bleiben/ der mensch aber aus der himmlisch- und irrdischen natur ist abgefallen. 4. Mit seinen beiden augen sich aus dem wesen GOttes wendend/ hat er beyde das himmlische und natuͤrliche licht verloren. 6. Und ist in- nen worden/ daß er aus der einfalt des lebens in die eigensinnigkeit des fleisches/ finsterniß und tod gefallen sey/ daraus er sich nicht wieder helffen koͤnnen. Cap. 4. Daß die gerechtigkeit den menschen nach der uͤbertretung in seinem ungerechten wesen zum tode muͤssen verdammen. 2. Woruͤber sich die barmhertzigkeit GOttes erbarmet/ und das ur- theil der verdammniß/ den menschen zu retten/ uͤber sich ergehen lassen. 3. Weil sie aber unschuldig war/ muste sie die gerechtigkeit selbst auch wieder aus dem tode holen. 4. Diese wieder erweckt hat im menschen/ das wort der verheissung eingesprochen/ und in ihm hoff- nung und trost angezuͤndt/ daß er durch einen/ vermittelst des glaubens in ihm gebornen sa- men befreyet und seelig werden solte. Doch daß er vom ungerechten leben abstehen und also durch den tod des fleisches des ewigen lebens in GOttes natur wieder wesentlich theilhafftig werden muͤsse. Cap. 5. Daß man GOttes wunderthaten in sich und wie er wircke wahrnehmen solle. 6. Was fuͤr verwunderung in der seelen entstehet/ wann ihr die augen von GOtt geoͤffnet werden/ die wesentliche wirckungen zwischen der Gottheit und ihr/ zu ihrer beeder vereinigung/ zusehen. 7. Wie GOtt/ als das ewige licht und wesen des lebens/ nichts an uns versaͤumend weder in barmhertzigkeit noch gerechtigkeit/ ausser sei- nem heiligen wesen niemand ruhen lasse. Cap. 6. Daß GOtt dem menschen in barmhertzigkeit seinen fall und auffstehen bekand gemacht/ und so er nur selbst will/ selig werden kan. 2. Nimmt er GOttes in der seelen recht wahr/ wird GOtt seine krafft und trost/ und er uͤberwindet GOtt. 4. Wie noͤthig es sey/ wann GOtt eins in der seelen auffgeweckt ist/ seiner gnade in sich staͤtig warzunehmen. 7. Wie sorgfaͤltig GOtt dem menschen auff mancherley weise zu huͤlffe will kommen/ wann er nur eines guten willens ist; Erstlich nach der schwachheit im fleische/ dann nach der staͤrcke im geiste. Cap. 7. Daß GOtt um des menschen schwachheit willen/ erst den bildlich und figurlichen dienst in ihm auffrichte und erhalte/ biß er mit ihm zu einem wesen vereinigt. 2. Der mensch un- term figurlichen dienste des gebots der gerech- tigkeit in sich schaͤrfflich wahr zu nehmen. 3. Dann des Vateꝛs gebott unterscheidet leben und tode. 4. Diß gebott ist wesentlich ins men- schen hertz geschrieben. 5. Wer das zu seiner seligkeit recht will erkennen/ muß zum licht des vaters kommen; wers im wesen nicht erfuͤllt/ dem ists ein gebot des todes/ wie allen irrdisch gesinnten. 6. Den andern menschen aus dem himmel/ der mit dem vater eines gesinnet/ ists ein gebot des ewigen lebens: weil er durch die krafft des H. Geists aus dem vater in seinem wesen geboren/ nicht aus der erden ist. Cap. 8. Daß man sich der geburth in CHristo vor der zeit und ausser der wesentlichen theilhafftigkeit der Goͤttlichen natur nicht anmassen/ sondern auff GOttes verheissung und seine schwachheit sehen solle. Doch um der schwachheit willen im glauben nicht kleinmuͤthig werden. 2. GOtt will seine krafft in der schwachheit ausfuͤhren. 4. Das schwache werck muß sich auff die staͤrcke GOttes im glauben verlassen/ und nimmt sich keines ruhms an. 6. Sondern sein ruhm und staͤrcke ist in der wesentlichen Gottheit. 7. Dann ohne im wesen Gottes keine krafft noch staͤrcke ist. Cap. 9. Daß die seele unter den figuͤrlichen diensten/ biß sie mit dem wesen GOttes vereinigt ist/ be- wahrt werde. 2. Die barmhertzigkeit/ den guten willen zu GOtt im menschen allzeit zu er- wecken/ und dann die gerechtigkeit/ zur austrei- bung aller boͤsen luͤsten und begierden/ bewah- ren den menschen in der schwachheit/ biß JE- sus zum CHristus GOttes in ihme wird zur uͤberwindung aller feinde. 3. Alsdenn wer- den alle sinnen mit der Goͤttlichen liebe durch- drungen und von der liebe des fleisches abgezo- gen. 4. Diese liebe (das kind Jesus) zeiget dem menschen taͤglich seine schwachheit/ und erin- nert ihn auff die Goͤttliche natur acht zu haben. 5. Welche der CHristus GOttes dem gut- willigen menschen wesentlich verheissen/ daß er ihn aus dem tode ins leben wieder uͤbersetzen. 6. Auch die natuͤrliche seele in ihrem wesen bewahren solle. 7. Jede seele hat ihre dien- ste. 8. Doch ist GOtt dem schwachen dardurch zu helffen am meisten geneigt. 9. Der vater will durch die ersuchte menschheit seinen CHristum in der krafft bekannt machen. 10. Dann eben zu dem ende ist der mensch er- schaffen. Cap. 10. 1. Daß der mensch der himmlischen und irrdischen natur theilhafft. 2. Wille GOttes/ daß der mensch in der krafft und wesen seines Gottes von allen irrdischen begierden frey le- ben solt. 3. und 4. Alle crraturen/ ausser der mensch/ haben nur einerley trieb/ und sind kei- nen versuchungen unterworffen. 5. Wie das himmlische gesicht im menschen nicht auf sein wesen achtend sich selbst verliehre. 6. Daß es GOtt durch seine eigene krafft ausser seinem wesen zu finden vermoͤge. 7. Das gesicht ver- liert durch aufsteigen uͤber GOtt/ da es doch in der niedere bleiben solte/ alle krafft zum le- ben. 8. Weils ausser dem wesen Gottes/ kans zur be- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. zur behaltung der seelen GOTT keinen dienst thun. 9. Daß mit dem verlust des gesichts der mensch alles verlohren und irren muͤssen. 10. Nichts| wird von GOTT ohne licht geschaf- fen/ das licht ist das leben/ und im licht die freude. 11. Das gesicht in die finsternis ge- kehrt/ wird finster/ und dient nicht mehr zum leben/ sondern zum tode. Cap. 11. 1. Daß die gerechtigkeit nach ihrem fall des menschen/ dem gesichte/ weiln es sich uͤber GOtt setzen wollen/ die niedrigste staͤtte zuer- kant. 2. Daß es auf dem bauche kriechen/ und seine strahlen/ damit sichs nicht erheben moͤch- te/ in die erde wenden solte/ biß seine list durch den tod in einfalt veraͤndert waͤre. 3. Die an- dere gefallene seelen ein gnaͤdiger urtheil em- pfangen/ die erde nemlich zu bauen/ und von ihren fruͤchten im elende des todes eine zeitlang zu leben. Cap. 12. 1. Daß der verfallene mensch/ nach dem er wieder in GOttes verheissungen verfaßt/ und zur busse geruffen ist/ des Vaters kind JEsu theilhafftig gemacht worden/ in gedult zu ver- harren/ biß seine seligkeit/ oder Christus Got- tes in ihm verklaͤret wuͤrde. 2. Jn der gedult Je- su hat er zweyerley fruͤchte gezeugt mit Gott/ und der natur. 3. Nicht aus einerley art und wesen. 4. Die Goͤttliche art in der kindischen schwachheit im menschen ist gegen die irrdische grosse geschlechte klein von kraͤfften/ daß sie offt von ihnen in angst fliehen muß/ biß sie kraͤff- tig wird und zu jahren koͤmmt. 5. Diese fruͤch- te von wiedriger natur fuͤhren den streit ein zwischen tod und leben/ und offenbaren geist und fleisch wieder einander/ da die irrdische/ als die listige/ oͤffters sieget/ und den himmlischen in angst den tod anthun. 6. Darum hat Gott zum durchbruch im menschen nicht kommen koͤnnen/ biß er in vielem elende und truͤbsalen versucht gewest. 7. So lange nicht einerley saame im menschen/ muß streit seyn. 8. Wann aber der saame einerley worden/ hat pein und schmertzen ein ende. Cap. 13. 1. Daß GOTT der unterdruckten Goͤttli- chen schwachen geburt mit seiner gerechtigkeit zu huͤlffe erscheint wieder die geschlechte der er- den/ und sie von denselben erloͤst. 2. Wann die gerechtigkeit GOttes ihre krafft beweist wie- der die ungerechte/ fallen die irrdischen gebur- ten in furcht der verdam̃nis. 3. Dieses thut sie/ daß die Goͤttliche geburt in der kindheit nicht von den irrdischẽ geburten gar ausgerottet wer- de. 4. Die irrdische geschlechte/ weil sie ohne furcht GOttes/ suchen den einfaͤltigen allezeit zu beherrschen/ und unterzudruͤcken. 5. Diese gewalt muß bleiben/ biß Jacob und Esau zu- gleich gebohren werden/ jener diesen verflucht/ und den Goͤttlichen segen empfange. 6. Jacob die Gottheit uͤberwand Esau die irrdischheit/ durch weißheit/ nicht durch gewalt. 7. Esau ist die natuͤrliche seele. 8. Die zweyerley ge- burten Jacob und Esau scheiden sich/ um der eintracht willen/ jede in ihr wesen. 9. Jacobs geschlechte mehren sich/ doch nicht in ihrem ei- genen lande/ sondern in Egypten/ in der angst; die irrdische geburten uͤbermannt mochten die Goͤttliche geburten nicht ausrotten. 10. Der schwaͤchste wird der staͤrckste/ und das licht des himmels verklaͤrt die erde. Cap. 14. 1. Daß ob schon die Goͤttliche geburt sich vermehret/ doch kein vester friede zwischen den zweyen geburten gewest. 2. Dann das gebot der gerechtigkeit des Vaters/ und der gewalt der irrdischen geschlechten musten im streit ste- hen bleiben/ biß die zeit erfuͤllt/ und JEsus in der menschheit gebohren ward aus gnaden. 3. Dann werden die zweyerley geburten eine/ und hoͤret der streit auf. 4. Das aus einerley wesen der Goͤttlichen natur gebohrne wird von einerley geiste getrieben/ in schwachheit des fleisches/ oder in staͤrcke des Geistes. 5. Aus der einwesigkeit wird friede/ nicht vertheiltheit gebohren. 6. Diese einerley geburt wuchs auf zu einem manne/ und begunte seine lehre. 7. Diese lehre ist liebe/ friede und gerechtigkeit. 8. Dann es waren kraͤffte und thaten des HErrn im Geiste des einwesigen lebens. 9. Die irrdische geschlechte aus den zweyerley geburten mochten diese lehre nicht vertragen/ weil sie dardurch in ihrer gerechtigkeit zu schan- den wurden. 10. Jhre gerechtigkeit war im neide gegruͤndet unterm scheine/ als ob sie Got- tes waͤre/ den Moses verkuͤndigt haͤtte. Cap. 15. Daß der neid aus den zweyerley geburten wieder die gerechtigkeit des einwesigen lebens aus der einerley geburt/ immer zugenommen in den irrdischen geschlechten/ biß sie/ als Her- ren der erden die gerechtigkeit des himmels durchs kind JESUM mit ihrem gewalt/ unterm schein/ daß es das gesetz Mosis forder- te/ getoͤdtet. 2. 3. Unterm kleid der gerechtig- keit haben sie der einerley geburt den tod des creutzes zugebracht nach der menschheit/ nicht nach der Gottheit. 4. Welche doch aus dem grabe der betruͤbnis im hertzen seiner freunde wieder erstanden nnd in die herrlichkeit seines einwesigen lebens eingegangen/ die verderbte erde/ die ihn getoͤdtet/ ins gericht zu ruffen. 5. Die schwache menschheit aber hat sie im glau- ben aufgenommen/ und darinne fruchtbar ge- macht/ dafern sie nemlich mit ihr mitleiden und allen begierden absterben werde zur er- neuerung des lebens. Cap. 16. Daß Christus/ nach dem er den glau- ben an seinen Vater fruchtbar und lebendig gemacht in seinen Juͤngern/ und alles voll- bracht hatte/ was von Jhm geprophezeyhet war/ Er sie in ihrer schwachheit mit seinem Heiligen Geist gestaͤrckt/ und aufgenommen aus der figuͤrlichen gerechtigkeit ins himmli- sche wesen/ und der wesentliche Christus Got- tes worden. 3. Die zwey Maͤnner in weissen kleidern/ so ihn aufffahren sahen/ sind die we- sentliche menschheit. 4. Nach der menschlichen schwachheit aus ihren augen seyende/ hat er seine lehre in ihnen veraͤndert/ aus der figur ins wesen. 5. Hat ihnen den Heiligen Geist gege- ben/ der uͤber alle figuͤrliche schwachheit und luͤste in ihnen herr worden. 6. Hat sich zwar um der menschen schwachheit willen in figuͤr- T t t 3 lichen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. lichen wirckungen bezeugt/ doch ists des Va- ters wille nicht gewest/ daß die figuͤrliche stuͤck- weise und unvollkommene lehre im menschli- chen wesen bleiben solle. Anders waͤre die un- geschaffene Gottheit/ als ein wesentlich voll- kommen leben/ nie bekannt worden im men- schen. 7. Die figuͤrliche lehre hat ihre bestim̃- te zeit/ und ist aus liebe des Vaters gegeben/ dem menschen in seiner bildlichen schwach- heit darmit zu huͤlffe zu kommen/ anders solte sie die Gottheit in ihrem wesen nicht erkennen moͤgen. Cap. 17. Daß nach dem JEsus seinen Juͤngern aus den augen gewesen/ und sie in Jerusalem/ im frieden geblieben/ er ihnen die wesentliche lehre des H. Geistes gegeben/ so viel ihrer nemlich die zeit uͤbeꝛ/ da eꝛ bey ihnen waꝛ/ im glauben frucht- bar worden. 2. Und die der wesentlichen lehre ge- horsam waren/ wurden im geiste fruchtbar zur vereinigung mit GOTT und kannten Chri- stum nach der figur des schwachen fleisches nicht mehr. 3. Und die nach dem leben der goͤttli- chen natur in CHristo stunden/ waren neue cre- aturen. Ja die Christenheit und alle ihre ein- geleibte ruhen wesentlich in der einwesigkeit des himmlischen Vaters von aller bildlichen wir- ckung. 4. Daß diß die lehre der vollkommen- heit/ darinne der seelen ruhe gegruͤndet/ und al- len/ die sich darzu wenden/ ewig fest stehe: dann es die lehre der Goͤttlichen natur mit der mensch- heit zu einem wesen vereinigt. 5. Diese uͤber- trifft alle vernunffts-lehren und hoͤrt nicht auff/ doch kan sie der mensch in der kindheit wol ver- lassen/ daß er sie in sich nicht mehr empfinde/ wordurch er viel elends sich zuzieht/ und schwer wieder zu ihr gebracht werden kan. Cap. 18. Daß weil die wesentliche lehre JEsu CHRi- sti im hertzen verlassen/ und die figuͤrliche vor- bey gegangen/ die wesentliche aber in ihrer krafft warzunehmen/ die zeit noch nicht er- fuͤllt gewesen/ die wesentliche lehre in vieler men- schen hertzen unfruchtbar gestanden/ und der mensch mit GOTT nicht vereinigt gewesen. 2. Hierdurch hat die finsterniß den menschen gantz an GOTT verblendt. 3. Jn dieseꝛfin- fterniß haben die wahn-geister verblendeter Sinne eigne eꝛfindung wiedeꝛ einandeꝛ gelehrt/ und sich darmit stock-blind gemacht. 4. Wie die liebe GOttes den verirꝛten menschen in sol- cher finsterniß erwarte/ biß ihm die meinungs- eigensinnigkeit/ als ein greuel in der seelen be- kannt/ gehast und verlassen wird/ weil die eigen- sinnigkeit nicht ruhet/ biß sie den tod zu lohne hat. 5. Nach dem CHRistus seine figuͤrli- che dienste im menschen nach seiner schwachheit bewiesen/ kan er anders nichts thun/ dann ihm aus gedult zeit zu goͤnnen/ daß er in seiner ei- gensinnigkeit zum ende lauffe/ und vor diesem ende kan er sich im menschen nicht verklaͤren. Cap. 19. Daß nach vollendung der zeit der unwissen- heit die vaͤterliche verheissungen von dem zu GOTT eine hoffnung habenden menschen werden gesucht werden. 2. So diß suchen recht im geiste geboren/ empfindet der mensch/ daß der Vater den gutwilligen nicht ohne trost laͤst. 3. Der Vater verlaͤst den menschen nicht/ so lange noch ein gedancken in ihm/ der sich zu ihm neigt. 4. Wo aber keine begierde mehr im menschen/ muß die Vaͤterliche liebe ihre ge- meinschafft mit ihme verlassen. 5. Doch sind darum die vaͤterliche verheissungen nicht aus/ und werden nach vollkommner erniedrigung gleichwol erfuͤllt. 6. GOtt und seine verheis- sungen sind eins/ und sind der uns uͤbergelasse- ne saame/ der/ soll er fruchtbar werden/ eine gebaute erde erfordert. 7. Darum kan der mensch nichts thun/ dann in bußfertigkeit die verheissungen erwarten: Auff daß er durch die wesentliche lehre/ oder krafft des H. Geistes/ im geiste wesentlich zum leben erneurt werde. 8. Des vaters verheissungen sind diese lehre im letz- ten theil der zeit wieder auffzurichten im men- schen. 9. GOttes Geist und wesen/ so im men- schen verlassen ist/ soll in den letzten tagen in al- len/ mit einem bußfertigen leben drauff warten- den/ wieder wesentlich verklaͤrt werden. 10. 11. 12. Ein neuer unvergaͤnglicher tag an allen Gottseligen seelen/ da alle bildliche lichter in licht und tag/ welcher die vollkommene Gott- heit ist/ veraͤndert werden. Cap. 20. Daß im letzten theile der zeit ein mann aus den todten werde erweckt werden/ das gericht uͤber die verdorbne welt zu bringen: Und den glauben zur busse jedem vorzuhalten. 2. Die- ser mann der geist und leben CHristi/ das im menschen gleichsam todt gewesen. 3. Der wird die wesentliche lehre wieder anfangen/ welche die wesentliche zukunfft des Christi GOttes im menschen. 4. Wann das wesen des gerichts in maͤnnlicher krafft erscheint/ muß sich alles scheiden was GOtt nicht zusammnn fuͤgt. 5. 6. Was ausser dem wesen/ darinn es Gott geschaf- fen/ funden wird/ wird ausgerottet; wer aber drinnen ist/ behalten werden. 7. Dis gericht urtheilt/ daß die Gottheit ihr nicht dann in ih- rem wesentlichem geiste nahen lasse von denen/ die ihres wesentlichen geistes/ zu einem neuen le- ben/ in demuͤthiger seele wahrnehmen. 8. Alle wahn-geister bekommen hierdurch im hertzen ihren lohn. 9. GOtt will sich nun der regie- rung uͤber himmel und erden selbst annehmen im menschen. Cap. 21. Daß weil die zeit des grossen tags Gottes uñ seiner verheissungen erfuͤllet/ jeder seiner sinne und gedancken wahrnehmen/ und aus allen meinungen scheiden solle. 2. Jn der getheilt- heit des fleisches wird GOtt nicht voͤllig erkant. 3. Man kan ins vollkommne leben GOttes nicht eingehen/ biß man durch GOtt von den bilden ins fleisch frey gemacht. 4. Der wahren freyheit/ die CHristus nach dem wesen selbst/ kan man vor dem letzten theile der zeit nicht theilhafft werden. 5. Wer seine feinde uͤber- windet/ ist vom leben JEsu CHristi gelehrt. 6. Wer von den wahn-geistern/ den irꝛdischen sinnen/ im fleische gelehrt wird/ kan des einwesi- gen lebens juͤnger nicht seyn. Wo dieses ange- nommen wird/ muß jener verlassen werden. 7. Der wahn-geist strebt nach hoheit; das ein- wesige leben nach niedrigkeit: und ist ins men- schen hertzen/ dem es moͤchte bekannt seyn/ wel- ches der wahn-geist hindert. Cap. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Cap. 22. Daß aller dinge frucht und ausgeburt/ in der Essen tz des wesens/ wie das feuer im kiesel- steine verborgen liege. 2. So auch der geist des wesens Gottes in der seele des menschen/ dem ei- nen zum schrecken dem andern zur auffweckung aus dem tode der suͤnden. 3. Arbeitet immer- dar/ so es in der wuͤrckung CHristi beobachtet wuͤrde/ die eigenheit auszutreiben. 4. 5. Ei- genheit verdunckelt die Gottheit im men- schen/ wie die wolcken die sonne; Daher er sie in der finsterniß weder erkennen noch sich zu ihr bekehren kan. 6. Wann der wesentliche tag er- scheint/ muß die eigensinnigkeit weichen. 7. Wie Lazarus und der reiche mann einander sahen/ doch nicht zusammen kommen kunten; Also/ ob- wol die Gottheit und menschheit einander na- het/ kennt doch der mensch GOtt nicht/ so lan- ge er nicht aus ihm geboren ist. 8. Zu dieser ge- burt muß die Gottheit aus der menschheit erst einen saamen/ die lust und liebe zur Gottheit/ sich mit ihr zu vereinigen/ haben. 9. Die lust und liebe entspringt aus der erkaͤnntniß GOttes und der suͤnden. 10. Soll er zu dieser erkaͤnnt- niß kommen/ muß er sich in ungluͤckbefinden/ durch welches empfinden die eigne liebe etwas erkaltet. 11. Alsdann beginnt die liebe GOt- tes auszuglimmen/ des fleisches liebe auszutrei- ben/ 12. Nachdem die menschheit in liebe zu GOtt entzuͤndet/ ist hoffnung zur fruchtbarkeit zwischen GOtt und den menschen. 13. Diese frucht macht rechte einigkeit/ und aus zweyen eins/ so die geburt CHristi in der menschheit. 14. Daß die wahre vereinig- und wiederbrin- gung der vaͤterlichen verheissungen in der menschheit zur auffrichtung des hauses GOt- tes. 15. Alsdann alle wahn-geister durch die Goͤttliche geburt ausgetrieben; GOtt hat das hertz der menschen eingenommen/ und macht ihn seines himmlischen wesenstheilhafftig. Cap. 23. Daß man in dem grossen hause GOttes ihn allein loben und sich freuen werde. 2. 3. ꝛc. Der seelen lobgesang. 8. Die seele in GOttes ar- men seiner wesentlichen wesentlichkeit umfan- gen/ preiset GOtt/ daß er sie aus der opinischen verwirrung durch seine krafft in sein wesen des lebens gezogen hat. 10. Ermuntert sich selbst/ alles was nicht die Goͤttliche natur ist/ abzule- gen. 11. Weil GOtt ihr alles ist/ soll sie sich in aller ihrer eigenschafft verlieren. Cap. 24. Daß die in meinungen versuchte undermuͤde- te/ weil sie durchgangen/ worinn andere unver- suchte noch gefangen stehen/ mit einem lust des hertzens zum dienste GOttes kommen sollen. 3. 4. Wer das nicht thut hat seinen wahnnoch nie rechtschaffen verlassen/ will ins wesen GOt- tes wol eingehen/ aber seiner eignen lust im fleische leben. 5. Wordurch die vernunfft sie- ben mal aͤrger wird weder zu vor in der einfalt. Auffmunterung des HErꝛn willen zu thun. Jnwendige menschheit kan ohne schoͤpffunge des Goͤttlichen geists oder athems nicht einen augenblick leben. Aber wem ist in der practick bekant. Cap. 25. Gebet/ daß uns GOtt in unserer blindheit in zeit der finsterniß behuͤten wolle/ damit wir nicht in tod der verdam̃niß verschlungen wer- den; auch die ohren des hertzens oͤffnen seine stimme zu hoͤren. 2. Anders muͤssen wir in der fin- sternis der erden verderben/ und moͤgen sein licht nicht anschauen. 3. Daß Gott allezeit| uͤber uns wache/ uñ seine hand den gantzẽ tag seines lichts gegen uns ausreckt. 4. Weiln uns aber die ohren verstopfft/ koͤnnen wir seine stimme nicht hoͤren/ auch keine lust des lebens zu ihm haben. Ohne lust aber zu seinem heiligen wesen/ kan der wesentliche CHristus im menschen nicht wir- cken. 5. So wir keine lust des lebens mehr in uns fuͤhlen/ wer soll uns aus dem tode der ver- dammniß helffen? Cap. 26. Daß wir uns mit GOtt zu vereinigen nicht saͤumen sollen/ ehe die bande der finsterniß all- zustarck werden. 2. Jn friede und liebe uns erbauen/ daß wir ein geist mit GOtt werden moͤgen. 3. Wie die Glieder in einem leibe ein- ander dienen/ so auch die wahre glieder in Chri- sti leibe. 4. Daß man dem menschen/ als ob mans GOtt thaͤte/ dienen solle; wie die we- sentliche Gottheit nicht weiß/ daß sie einiger ge- theiltheit ausser ihr diene. 6. Wer getheilthei- ten oder bildern dient/ ist bildlich. 7. Das einwesige leben bꝛingt allen getheilten bildlichen leben den tod zu. 8. O tod/ ich war dein tod. ꝛc. 9. Wann das einwesige leben das leben der gottlosen nicht offenbarte/ solte es seinen tod nicht erkennen. 10. Ja dem leben der gerech- tigkeit solte kein tod begegnet haben. 11. Wo widerparthey/ da hat der tod macht und herꝛ- schafft. 12. Uber das toͤdtliche leben oder die lust im fleisch hat der tod die meiste macht. 13. Weil CHristi leben vom tode nicht war/ hatte er keine macht druͤber. Darum konte er den tod leiden/ und im Goͤttlichen leben leben- dig bleiben. 14. Gottheit CHristi ursprung aus dem leben. Darum konte sie der tod mit dem ewigen tode/ wie er wol zu thun vermeinte/ nicht toͤdten. 16. CHristus GOttes hat den gottlosen den tod wider zugebracht/ weil sie den- selben durch ihren lust in suͤnden geboren. Wer seine lust und leben erst im tode hat/ der muß im selben tode die pein des todes wieder empfan- gen. Cap. 27. Daß/ so das gerichte CHristi nach der schwachheit den tod uͤber die gottlosen ge- bracht/ wer wird dann das wesentliche gericht im gottlosen wesen erleiden moͤgen? Dann er niemanden schonen wird/ den ernicht im wesen/ darinn er geschaffen gewesen/ oder in den luͤsten des fle ische s verbunden findet. 2. Bedient in seiner wesentlichkeit den tag des gerichts 3. Die dem irꝛdischen leben absterben/ werden durchs gerichte CHristi vom tode erweckt. 4. Die ihr leben in den luͤsten des fleisches suchen zu er- halten/ werdens verlieren im gerichte. 5. Durchs wesentliche gericht werden die lebendige zum tod/ und die todten zum leben geuꝛtheilt/ jedeꝛ in seinem wesen. 6. Niemand mag theil haben (in der aufferstehung CHristi wieder seine fein- de.) im ewigen leben/ es sey dann das gericht der gerechtigkeit zuvor uͤber ihn gegangen 7. Das gericht der gerechtigkeit aus des Vaters wesen ist die krafft der aufferstehung in CHri- sto. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. sto. 8. Krafft der aufferstehung wuͤrckt in de- nen/ die mit CHristo den luͤsten abgestorben. 9. Die gerechtigkeit Gottes laͤst ihre todten im to- de nicht bleiben. 10. 11. Weil ihr uhrsprung aus dem leben. Tod kan die heiligen im Goͤtt- lichen leben nicht ruͤhren. 12. Gerechte und un- gerechte muͤssen aufferstehẽ/ jene zum leben/ diese zum tode. 13. Daß man das gerichte im gei- ste/ seel und leibe wahrnehmen solle. 14. Wer der aufferstehung wil theilhafftig weꝛden/ muß zuvor sich in tod begeben. 15. Der tod kommt nun uͤber alles/ so nicht im wesen/ darein er geschaffen worden. 16. Das wesentliche gerichte scheidet alles. 17. Nichts mag wi- der die wesentliche krafft des geistes CHristi im gericht bestehen/ was nicht seiner art und we- sens ist. Cap. 28. Daß man das wesentliche empfinden/ als die augen des geistes/ auffthun/ und durchs ge- richte der gerechtigkeit tod und leben unter- scheiden lernen solle. 2. Wer dem leben in dem fleische erstirbt/ wird befreyt vom tode der ver- dam̃nis. 3. Lust und liebe des lebens im fleische der erste tod. 4. Tod der verdammniß der andere tod. 5. Wer theil hat an deꝛ eꝛsten aufferstehung/ uͤbeꝛ den hat deꝛ andeꝛe tod keine macht/ Offenb. 20. 6. 6. Wer mit williger seele seine schuld mit einem vergaͤnglichen tode bezahlt/ wird dem ewigen tod entfliehen. 7. Daß weil uns der tod ergriffen/ wir ihn leiden muͤssen; woldem/ der ihn bey zeit in seiner toͤdtligkeit durchs gerichte CHristi fuͤhlen/ und imfuͤhlen ihm/ was er von ihme empfangẽ/ als die luͤste im fleische/ wieder gebẽkan. Er muß seinen theil/ den lohn des tods/ von uns haben/ wers ihm wil- lig giebt/ wird von ihm nicht vors gerichte ge- fordert. 8. Tod wird im gerechten gerichte/ so wol als das leben zufrieden gestellt/ sonst waͤre es kein gerecht gerichte. 9. Des HErrn ge- richte ist so klar/ daß tod und leben zeugen muͤssen seyn/ es sey wahrhafftig. Cap. 29. Daß ein jeder das gerichte des HErꝛn in sei- nem menschlichen wesen zu seiner erhaltung warnehmen solle. 2. Dasselbe ist die letzte wirckung GOttes im menschen zum leben oder tode. 3. Was im gerichte zum leben uͤber- bleibt/ wird das einwesige leben beerben und ewig besitzen/ weil die gottlosen/ im abgrunde versiegelt seynd. 4. Als dann ist der tod im le- ben verschlungen zum wunder GOttes in des menschen augen. Cap. 30. Wie GOtt dem verfallenen menschen in verschiedenen kraͤfften und wirckungen zu huͤlf- fe komme/ ihn wieder mit einem luste zu sich zu ziehen. Er aber kans in seinem elende nicht fuͤh- len/ daß er sich zu ihme bekehrte. 2. Wil sich selber helffen/ uñ bekehrt sich/ in irrdischen luͤsten bleibend/ zu dem/ das ausser GOttes wesen im verderbē stehet. 3. Solle sich doch in seiner blind- heit (zu GOtt sich zu bekehren) stille halten/ seine irꝛdische luͤste kennen zu lernen; und den unterschied zwischen dem wesen des todes/ das ihn begriffen hat/ und dem wesen des lebens in Christo/ das in ihme unverklaͤrt ist/ durch die verklaͤrung des wesentlichen lichts/ leidender weise erwarten. Jst in seiner bekehrung einem unversuchten kinde gleich: das allzeit will/ was es nicht erlangen kan. 4. CHristus hat in der wirckung seines vaters im menschen in aller be- kehrung zu GOtt den vorgang/ in der geburt/ in anfechtung von den feinden des lebens/ im tod und aufferstehung/ in der himmelfahrt/ im urtheile/ und allein das einwesige leben des gerichts in der seele zu beerben: darum wir ihm nachfolgen sollen. 5. Die wirckung CHristi nun zum letzten gerichte erfuͤllt/ ꝛc. 6. Jeder auff den vorlaͤuffer zu sehen/ so viel ers begreiffen und in sich erkennen kan. 7. Wer ihm nach- folgt im gehorsam/ wird zum leben besiegelt. 8. gehorsam und niedrigkeit wircken die verei- gung GOttes und des menschen im einwesigen leben. Cap. 31. Daß unterm einwesigen leben uns die zwey- erley Testamente der vaͤter nun verklaͤrt/ und wir in uns zweyerley lehren empfinden. 2. Die eine knechtlich/ die nichts zum leben gebieꝛt/ und ist Moses/ wider die luͤste des fleisches uns gege- ben. 3. Gehet weiter nicht/ dann uͤber die boͤse art in uns ihren tod bekannt zu machen. 4. Mensch auff sich merckend/ findt in sich zweyer- ley wesen widriger natur. 5. Jedes wesen hat seinen eignen lehrmeister/ deren geist in sich doch ungetheilt. 6. Gottlose art in uns muß gesetz- lich durch die gerechtigkeit GOttes getoͤdt wer- den. 7. So viel der mensch mit dem boͤsen zu einem wesen vereinbahrt ist/ so viel tods muß er unter der gefaͤhrlichen lehre der gerechtigkeit lei- den. 8. Diese lehre hoͤrt im menschen nicht auff/ biß er mit seinem lust/ liebe und willen/ die er zur boͤsen art hat/ in den tod gebracht. 9. Diß ist die wuͤrckung des knechtlichen diensts/ der uͤber die luͤste im fleisch ohne barmhertzigkeit biß zum tode erweckt wird. 10. Jn diesem dienste wird auch die beschneidung der vaͤter bedient. Vaͤter im hause GOttes/ wie sie sich aus GOtt im menschen offenbaren/ und ihn zur Gottheit einfuͤhren/ zwischen der Gottheit und den vaͤtern kein unterscheid in art und wesen. 11. Knecht- liche dienst und beschneidung haben ihren dienst uͤber den fleischlichen Jsrael: das ist/ uͤber den menschen/ weil er mit dem sinne des fleisches in seinen luͤsten befangen/ und sich doch mit zwang zum tode ins absterben des fleisches unter die ge- setzliche regierung begibt/ daß er GOtt im glau- ben nahen moͤge/ biß die luͤste des fleisches ge- brochen. 12. Dadann aus den geschlechten der vaͤter die gnade geboren wird/ die busse und besserung verkuͤndigt/ so daß die gute art GOt- tes in seiner lust und liebe zu Gottes geꝛechtigkeit seinen dienst zum leben auch zu fuͤhlen beginnet/ daher freude erweckt wird. 13. Jn dieser freude folgt die salbung/ in dieser beginnet das N. Testament/ oder lehre des geists/ in lie- be zu GOtt. 14. Was der knechtliche dienst todt geschlagen/ das macht der wesentliche CHristus wieder lebendig/ weil die liebe zu GOtt im menschen geboren ist. 15. Die ver- heissung/ ich will mein gesetz in ihr hertz schrei- ben/ wird erfuͤllt. 16. Hier werden die zweyerley dienste/ nemlich des tods und lebens/ auch die zweyerley Testamente/ der vaͤter/ nemlich unter dem zwange/ und das himmlische N. Testa- ment/ so das wesen Christi aus der neuen geburt bedient/ in eines gebracht. 17. Das vollkomm- ne begreifft alle figuͤrliche wuͤrckungen in seiner vollkommenheit des wesens. 18. Wird der berg Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. berg Sion/ daraus das gesetz GOttes wesent- lich bedient wird/ zu GOttes lob und dancke. Und ist das reich GOttes und seines CHristi worden. Cap. 32. Daß der wesentliche GOtt den berg Sion/ lehre des geistes/ auffgericht/ sein volck die wesentliche gerechtigkeit/ und wie sie seine wuͤr- ckung in sich wesentlich wahrnehmen sollen/ zu lehren. 2. Nachdem die wuͤrckung des vaͤterli- chen wesens in uns verricht/ wird CHristus in unser menschheit/ dem inwendigsten gemuͤ- ths-geiste oder wesen des hertzens/ seine we- sentliche wohnung machen/ zum reiche GOt- tes 3. Alsdann wird die menschheit nicht mehr bildlich/ sondern wesentlich mit der Gottheit gesinnet und das leben GOttes ihr leben seyn. 4. Wie eng und genau die vereinigung GOt- tes und der menschheit/ kan aber in der mensch- heit nicht geschehen/ so lange sie ausser dem le- ben GOttes etwas fuͤr sich selbst haͤlt. Cap. 33. Daß die/ so die wuͤrckung der Gottheit in sich kennen/ die augen des geists auffthun/ sich uͤber den wunderthaten GOttes verwundern/ und in einem lust zu GOttes gerechtigkeit erwe- cken lassen sollen/ des HErꝛn willen zu thun. 2. Wer begreiffen kan/ wie GOtt durch CHri- stum in die bilde/ und aus dem bilden wieder in sein vollkommen wesen eingeflossen/ der wird in der wuͤrckung verstehen/ wie er CHristus nachfolgen solle: Erst in der figur nach dem leidsamen fleische/ durch die wuͤrckung des ge- setzes und der Propheten/ dann wieder aus der figur biß in die wesentliche Gottheit zur ruhe des lebens. 3. Daß man CHristum in seiner wuͤrcklichen lieb/ fried und gerechtigkeit zum vorbilde wesentlich in sich wahrnehmen solle und ihm nachfolgen/ wolle man im glauben in sein einwesig leben kommen. 4. Mit lust seiner seelen alle natuͤrliche bildliche sinne/ wercke und gedancken im fleische verlassen. 5. Vornemlich seine eigne/ dann auff die wuͤrckung und figuren mercken/ die Gott in uns wider den sinn im flei- sche wuͤrcken muß durch seine Propheten/ En- gel und figuͤrliche geister/ ehe man zum voll- kommnen wesen kommen moͤge. 6. Wuͤrckung und figuren GOttes dienstbare geister vom wesen GOttes zum dienste ausgesandt. 7. Alle Engel und figuͤrliche geister von GOTT zum dienst ins menschen hertz gesandt/ sind GOtt gehorsam/ lauffen nicht selbst/ und thun alles Gott und dem menschẽ zu willen. 8. Wer Got- tes botten in sich nicht annimmt/ erwehlt sich irꝛdische eigne bilde/ die er anbetet/ und wird von der Goͤttlichen wuͤrckung dadurch entfremdet. 9. Daß man alle in sich gemachte bilde verlas- sen und zum wesen CHristi einkehren solle/ will man nicht zum tode gebracht werden. 10. Den bilden und figuren/ die GOtt durchs gesetz und Propheten in uns wuͤrckt/ die boßheit zu ver- stoͤren/ soll man unterthan seyn/ daß wir zu GOtt kommen moͤgen. 11. Diese nehmen die irꝛdische bildung und zerstreuung der sinnen in uns weg/ und leiten zu Gott/ der nun im gehor- samen menschen verklaͤrt erscheint/ nachdem er da lange als todt begraben unter dem irꝛdischen wesen gelegen/ und die irꝛdische bilde uͤber sich regieien lassen/ biß die zeit erfuͤllt/ daß er sie alle uͤberwande. 12. Alle bildliche und figuͤrliche geister muͤssen dem einig-wesentlichen geiste weichen/ weil die einigkeit GOttes kraͤfftiger dann sie. 13. Die eintracht in GOttes einwe- sigkeit regiert in krafft/ wird nun himmel und erden einnehmen/ zu regieren zur ewigen ruhe/ in allen/ die ihre beschirmung bey ihr suchen. Cap. 34. Daß/ wo der mensch im sinne des fleisches nicht zu grund gehen wolle/ er nun/ weil Gott allein in der menschheit regieren will/ alle siñe und gedancken dem wesen Gottes einer geben muͤsse. 2. Sollen des heiligen wesens Gottes mit lust und liebe darzu in uns wahrnehmen/ und den uns vorgangenen Heiligen GOT- tes aus der figur ins vollkom̃ene wesen nach- folgen. 3. Die Heilige/ nach dem sie die zeit ih- rer figuͤrlichen wirckungen erfuͤllt/ sind ins vollkommene wesen wieder aufgenommen: Durch die lust und liebe zu demselbigen. 4. Auch JEsus selbst. 5. Diese aufnehmung kan nicht geschehen/ biß das figuͤrliche wesen seine ihme bestimmte zeit im figuͤrlichen menschen vollendet/ uñ seinen dienst/ den es dem vollkom- menen wesen schuldig/ ausgedient/ und voll- bracht/ was in den Propheten von ihm ge- schrieben ist. 6. Jn sich acht zu haben auf die figuren und bilde/ von denen man getrieben wird/ ob sie auffs fleisch oder geist anweisen. 7. Worauf die figur zeigt/ davon ist sie ausge- gangen vom geist oder fleische. Die vom flei- sche macht den menschen krafftloß ins wesen und leben der Goͤttlichen natur/ darinn die ruhe der seelen steht zu kommen. 8. Darum das irrdische wesen ohne verzug zu verlassen/ und ins einwesige leben/ darinne allein die ru- he zu finden/ einzugehen. Cap. 35. 1. Warnung an das menschliche geschlechte dieses zu hertzen zu nehmen/ ehe sie zu grunde gehen. 2. Die im bildlichen wesen gefangen und keine begierde in sich haben/ darvon zu scheiden/ werden im herzueilenden gerichte ohne erbarmung geurtheilet werden. 3. Al- les/ was der mensch im bildlichen wesen| er- wehlet/ es seyen Gottes-dienste oder andere beglerden zu seinen luͤsten/ darinne er das ein- wesige leben Gottes nicht sucht/ wird ihm in erscheinung des gerechten wesens Gottes zum tode des verdammnis vorgestellt. 4. Was nicht im einwesigen leben GOttes begrieffen/ und mit ihm zu einem wesen vereinigt/ ist kein leben. 5. Wo wollen doch die bildliche Wahn- sinne im irrdischen wesen/ im gerichte Gottes bleiben. 6. Muͤssen vom geiste des HErrn wie staub zerstaͤuben; weil sie keine zusammenhal- tende krafft in sich haben. 7. Ausser dem wesen und einwesigen leben Gottes nichts/ so die sinne zusammen halten kan. Die menschen arbeiten nach einigkeit/ wie sie wollen/ moͤgen sie zur wahren einigkeit nicht kommen. 8. Je mehr sie irrdische einigkeit mit falschem kalche tuͤnchen/ je mehr sie durch irrdische sinne in uneinigkeit verfallen. Und das ende ist ver- streuung. 9. Wers im lichte Christi siehet/ kan darvon aus erfahrung zeugen/ und im hertzen empfinden. 10. Ermahnung an die irrdischen hertzen/ ihren schutz im odem GOttes/ der in A. K. H. Vierter Theil. U u u ihrer Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ihrer verfallenen menschheit geistet/ zu suchen nicht im fleisches staube/ oder denen mit ihren gedancken eingeholten irrdischen bilden. 11. Daß man sich aller erwehlungen der irrdischen sinne entschlagen/ und aus allen luͤsten und begierden scheiden/ dargegen sich in GOTT ergoͤtzen solle. 12. Wer seine sinne und ge- dancken nicht im geiste GOTTes uͤbet/ wird GOTT ewiglich weder schmaͤcken/ sehen noch erkennen. Denn er/ als ein geist/ anders nicht/ als in seiner wesentligkeit des geistes und le- bens sich nahen laͤsset. Cap. 36. Daß man sich GOTT im geist ergeben/ von allen durch verlaͤugnung sein selbst reini- gen lassen/ und das uͤbertuͤnchen der gleißnerey nachlassen solle. 2. Das werck des fleisches in seinen luͤsten hat keine gemeinschafft mit des HErrn werck/ weils belialische geister/ die dem werck GOTTes wiedersetzen/ und es verdun- ckeln. 3. Jeder wird nun seinen heuchlerischen und betrieglichen geist/ der ihn ausser dem lich- te bezaubert/ durch GOTTes gnade vor sich sehen. 4. Daß die irrdische Wahn-geister/ die sinnen im fleische/ das wiederwesen GOttes. 5. So hoch sich der Wahn-geist in seiner hei- ligkeit aufgeworffen/ so niedrig muß er wieder durch Christum werden/ wo er GOTT er- kennen solle. 6. Daß man sich mit allen sin- nen/ so man GOTT nahen will/ zum Gei- ste des HErrn erneuret zu werden/ wenden sol- te; Denn der geist des eigenthums kan Gott nicht nahen. 7. Jn den weg der niedrigkeit zum leben GOTTes muß man sich verfuͤgen/ da Christus reiset/ will man die augen eroͤff- net haben. 8. Die zeit/ da GOTT seinen geist im menschen/ einem zum tode/ dem andern zum leben/ verklaͤren will/ ist vorhanden. Dann geist und fleisch muͤssen im alter der zeit von einander scheiden. 9. GOTT will uns aus der finsternis in seine gerechtigkeit verklaͤren/ zu sehen/ daß wir biß den heutigen tag/ ehe man seine einwesigkeit erkant/ in blindheit gelassen/ und GOtt/ der in uns doch ist/ nicht gekennt. 10. Daß wir daher den Geist des HErrn nicht geacht/ und uns mit einer eiteln freude ver- gnuͤgt haben. 11. Welche freude uns nun/ weil das gericht der gerechtigkeit uͤber unsere blind- heit gehet/ ein tod worden ist. 12. Daß Gott sich wesentlich im Autor verklaͤrt/ daruͤber er verwundert/ GOTTes werck/ so er ausser sich in der vermeynten heiligkeit gesucht gehabt/ in ihm gewest. 13. Beklagung/ wie wir den wahn-geistern in der irre nachgefolgt/ und nichts als ein boͤß gewissen und die gefaͤngnis des todes zum lohn bekommen. 14. Wahn- geist treibt den menschen/ der ihm glaubt/ wie ein blind pferd. 15. Alles elend/ vom wahn- geist dem menschen geursacht/ kan er willig tragen/ weil er ihn beredt/ es sey ihme von GOTT zu leiden auferlegt. 16. Die Wahn- geister soll man verlassen/ und seinen trost al- lein bey GOTT / der himmel und erden re- giert/ und uns athem gibt/ suchen/ auch un- ser hertz ihme gantz ergeben. Cap. 37. Daß unserm verblendetem geiste geboten ist/ die erde zu bauen/ daß sie muͤrb und den sa- men zu empfangen tuͤchtig werde. 2. Die fin- sterniß der erden hat des HErꝛn werck in uns verdunckelt/ daß wir des himmels klarheit nicht anschauen moͤgen. 3. 4. Mit dem irꝛdischen gesichte soll man vor der erniedrigung nicht nach dem himmel/ sondern zur erden sehen und der irꝛdigkeit absterben. 5. Muß alles in seiner contrariet aͤt probi rt werden durchs leben JEsu Christi/ daß man sich in seinem tode erkennen ler- ne/ und den lohn des tods empfangen. 6. Das irꝛdische leben muß im urtheil des gerechten we- sens eben so viel tods und elends empfangen/ als es lebens und lust in toͤdtlichem leben angenom- men. 7. Dieser tod trifft die menschheit/ die ihre freude und leben im tode hat/ dann die muß allein vorm wesen GOttes erscheinen. 8. Die lust selbst hilfft sie im tod verdammen/ dann erkennt sie/ worinnsie ihre fꝛeude des lebens gehabt. 9. Jeder soll unverzuͤglich in sich selbst kehren/ zu pruͤfen/ wem er diene. 10. Wer befindet/ daß er ihm selbst gedient/ wird den tod zu lohne bekommen. 11. Wer GOtt und sei- nem naͤchsten gedient/ dessen lohn wird GOtt in seinem heiligen wesen seyn zum leben. 12. Jn der gemeinschafft des wesens und geists GOttes dient GOtt dem menschen und der mensch GOtte/ nicht ihm selbst. 13. Und das nicht aus zwange/ sondern aus freywilligem luste des lebens/ zum dienste GOttes und zu er- bauung der menschheit. 14. Jn diesem dienst wird nicht um lohn gearbeitet/ und hat doch je- der das leben des wesens GOttes zu seinem loh- ne in ewiger vereinigung. Cap. 38. Daß der so in GOtt zu wircken sich einbildet es in wercken zeigen solle. Darmit man dar- aus den treiber seines wercks pruͤfen koͤnne. 2. Die arbeit/ im einwesigen leben GOttes ge- wirckt/ giebt dem arbeiter lob und leben. Der tod aber ist der lohn der suͤnden und irꝛdigkeit. 3. Jrꝛdische arbeiter muͤssen blind bleiben/ biß ihre arbeit vollendet. 4. Die finstere ihnen vor den augen hangende und sie blind machende wolcken sind ihre eigene erwehlende wercke; je laͤnger sie in der erde wircken/ je blinder sie wer- den. 5. Kommt die arbeit ans licht/ bekom- men sie ein gesicht/ welches gesicht stracks zwey- erley geister erkennt/ die zuvor ihm unbekant wa- ren. 6. Daß man jedes werck in seinem eignen wesen erkennen lernen solle/ ohne erkaͤntniß des in uns wohnenden und regierenden wesens/ kan man keine seligkeit erlangen. 7. Wo unsere erwehlende arbeit oder fleisch und blut noch un- ser trost/ ist die seligkeit noch ferne von uns. 8. Unser trost muß im begriff unsers geists und we- sens in einem gegen waͤrtigen empfinden des ein- wesigen lebens JEsu CHristi stehen/ soll unser seelen-hunger gestillt werden. 9. und 10. Daß uns ausser GOttes wahrem |einwesigem leben anders nichts dann ein ungewisser unempfind- licher trost aus dem irꝛdischen wesen zugebracht werden moͤge/ darauff eitelkeit folgt. Cap. 39. Daß man auff die lehre des einwesigen leben acht haben solle. Es ist jedem nahe/ das ihm helffen/ troͤsten und selig machen kan/ unter dem irꝛdischen wesen begraben. 2. Das wort oder geist/ so geist und fleisch von einander scheidet/ erscheint in den seelẽ/ da es in niedrigkeit gesucht wird. Jn welchem alle tugend zu finden ist. 4. Durch Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. 4. Durch die lehre dieses worts kommt die see- le in ruhe. 5. Dann wo die salbung in die see- le ausgegossen wird/ saͤnfftigt sie alles was ver- wundt ist. 6. Was die salbung lehrt/ ist recht: Weil GOtt in CHristo der wesentliche lehrmeister selbst ist. 7. Niedrigt die hohen/ erhoͤht die niedrigen. 8. Erloͤst die gefangene. 9. Bekleidet die nackende. 10. Speist die hungrigen. 11. Erlabt die duͤrstigen. 12. Heilet die krancken vom luste des fleisches. 13 Eroͤffnet der blinden augen. 14. Macht die aussaͤtzige gesund. 15. Treibt die unreine geister aus. 16. Stillet das ungestuͤmme meer im hertzen. 17. Thut alles was jeder von sei- ner guͤte in demuth und verlaͤugnung des irꝛdi- schen wesens begehrt. 18. GOtt will barm- hertzigkeit/ nicht boͤck- und thiers-opffer/ die ohne den guten willen und liebe zum geiste des HErꝛn geopffert werden. 19. Die boͤcke und thiere durchs gebot zu opffern/ sind die unbe- schnittene sinne im fleische/ muͤssen/ weil sie kei- nen guten willen haben/ zur Gottheit gezwun- gen werden. Cap. 40. Daß die wesentliche lehre die seele gesund ma- che/ so der vernunfft-lehre unmoͤglich; was aus- ser dem leben und wesen CHristi/ kan keine zum Reich GOttes leitende lehre von sichgeben. 2. Die geistlich gesinnte sollen diese wesentliche leh- re warnehmen/ koͤnnen von der unerleuchteten vernunfft nichts Goͤttlichs lernen. 3. Was sie heute von GOtt in die gedaͤchtniß bildet/ ist morgen vergessen/ ist ein faß ohne boden/ das boͤse aber kan sie behalten. 4. Alles vergebens mit der vernunfft GOttes gerechtigkeit errei- chen wollen. 5. Erklaͤrung der worte: Ver- flucht/ der sich auff menschen verlaͤst/ Jerem. 17. 5. 6. Daß man den geist des HErꝛn in sich wahrnehmen/ und alle vernunfft verlassen sol- te. 7. Wer sein leben aus GOtt nicht schoͤpfft/ sondern ein vernuͤnfftlich wesen wehlt/ ist ver- flucht. 8. Zwar kan eine vernunfft die andere in betruͤbniß troͤsten/ der aber im einwesigen le- ben GOttes verfallen/ muß vom selben wieder auffgeholffen werden. 9. Des erleuchteten dienst wird zum trost des unerleuchteten/ der den geist Gottes nicht empfindt/ beygefuͤgt/ auch freu- dig angenommen/ reinigt aber/ ohne das in- wendige werck GOttes/ die seele nicht. 10. Ein mensch mag den andern zur tugend wol er mah- nen/ darinn er vorgehet/ zur ergetzung der see- len unter einander; doch die geistliche wuͤr- ckung GOttes im menschen nicht auff seine dienstbarkeit ziehen/ und sich also in GOttes statt setzen. 11. Grosse blindheit/ daß der mensch in der wuͤrckung Gottes so unempfind- lich worden/ daß er zwischen GOttes wirckung uñ dem unerleuchteten menschlichen dienste kei- nen unterschied kennet. 12. Jeder zuzusehen/ aus was krafft er seinen dienst/ dener fuͤr Got- tes dienst bewaͤhren will/ thut. Cap. 41. Vernunffts-einwurff/ daß die Propheten/ Apostel und CHristus auch menschen gewesen. 2. Antwort/ nicht in der abgetheiltheit unwe- sentlich/ anders haͤtten sie im menschlichen ge- schlechte nur auff eine zeit und orte den auffge- legten dienst thun koͤnnen. Erklaͤrung Rom. 10. 18. Jhr schall ist ausgangen in alle welt. 4. Geschriebene schrifft nicht der Apostel lehre selbst/ nur ein bild und anweisung zur er- weckung der lehre im menschen verborgen. 5. Lehre der Heiligen in sich zu erkennen. 6. Chri- stum und alle Heiligen werden wir in uns mit ihrer lehre in klarheit erkennen/ wo wir wahre Juͤnger CHristi werden/ und sie im gei- ste wesentlich wahrnehmen. 7. Erklaͤrung 2. Cor. 5. 17. Jst jemand in CHristo/ so ist er eine neue creatur. 8. Wunsch/ daß wir wie Paulus in unser eigenheit darnieder geschla- gen wuͤrden. 9. Weil diß aber mangelt/ muͤs- sen wir die lehre und wuͤrckung im geiste GOt- tes in uns wahrnehmen. 10. Wie demuͤth- und sanfftmuͤthig der mensch im erkaͤntniß GOttes wird. Cap. 42. Daß wir die blindheit/ als ob CHristi und der Apostel lehre nicht in uns sey/ so wir GOt- tes willen zu thun begehren/ abschuͤtten sollen. 2. Der alte GOtt lebt in seinem wesen und wuͤrckung noch; die mittel/ so die vorige Heili- gen GOttes gehabt/ haben alle gutwillige see- len zu GOtt noch. Erklaͤrung Luc. 16. Sie haben Mosen und die Propheten. ꝛc. 3. Mo- ses und die Propheten waren bey den Heiligen gestorben/ den suͤndern aber/ sie zu straffen/ noch lebendige. Erklaͤrung Act. 2. 29. David ist ge- storben/ sein grab ist noch bey uns. Item 2. Petr. 1. 19. Wir haben ein fest Prophetisch wort. 4. Wann der morgenstern auffgegan- gen/ hoͤrt die prophezeyhung und das Prophe- tische wort auff/ und der in uns stehet/ wird wesentlich erkannt. 5. Daß man sich durch GOttes geist die augen des geistes oͤffnen lassen solle/ die wuͤrckungen GOttes in sich wahrzu- nehmen. 6. Wer vom geiste des HErꝛn ge- ruͤhrt ist/ wiꝛd den geistlichen leib Gottes wol eꝛ- kennen mit allen seinen gliedern. 7. Des geist- lichen leibs glieder sind/ durch welche Gott sei- ne lehre hervor bringt/ die nun verklaͤrt werden sollen in allen Heiligen. 8. Daß diesem hohen geheimniß niemand vor vollendung seiner zeit in den bilden und figuren nachjagen/ sondern sich selbst erst gruͤndlich erkennen lernen solle. 9. Klage der wiedergebornen uͤber den verfall des menschen/ der aus der reinen erden/ darinnen er erschaffen worden/ in die unreine erde verfal- len ist/ nebenst ermahnung im staube der er den in sich im schweiß des angesichts/ tieff nach den verlohrnen schaͤtzen zu graben/ und mit seinen sinnen und gedancken nicht aͤusserlich umzu- schweiffen. 10. Weitere warnung fuͤr unnuͤ- tzer arbeit/ und daß man das verlohrne mit weißheitsuchen solle. Cap. 43. 2. Daß man aufs einwesige leben Gottes/ das jeder/ wiewohl noch nicht aus dem tode verklaͤrt/ in sich hat/ sich alleine verlassen/ und in seinen wegen nachfolgen solle/ so man von seinem eiteln lauffe erloͤst werden/ seine lust im wesen Gottes und ihn zum Koͤnige haben will. 2. Wer seine lust in den eiteln trost ausser sich setzet/ wird betrogen und verblendt. 3. Auf Js- raels recht zu achten/ die sie in bereitung ihres weges/ zum angesicht des Herrn zu kom̃en hat- ten/ da ihnen geboten war innerhalb ihrẽ graͤn- tzen zu bleiben/ um ihre nahrung alda iñen zu suchen. 4. Die erde giebt jeder seele/ leben oder tode/ ihre speise. 5. Daß diese erde die irrdische. A. K. H. Vierter Theil. U u u 2 lufftgei- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. lufftgeister seyn/ die Adam/ darvon zu leben/ bauen muß. 6. Man soll sein gesicht in sich niederwarts kehren/ und allda die erde bauen/ die uns gezeiget wird durchs leben GOttes. 7. Wer da recht arbeitet des eigenthums loß- zu werden/ wird seiner zeit auch fruͤchte ernd- ten/ darvon zu leben. 8. Wann die erde (irrdi- sche sinne/ gedancken und luͤste) muͤrb und mild gemacht/ verliert sie ihre rauheit/ und wird be- quem/ guten saamen zu empfangen. 9. Dann wird die erde mit seelen erfuͤllet/ mit einem neuen himmel uͤberzogen/ und nichts dann klarheit und licht gespuͤrt/ wo mans recht in seiner art- heit wahrnimmt. 10. Der mensch ist nichts nothduͤrfftiger/ dann mit seinen sinnen und gedancken ohne verzug in sich umzukehren/ und sein eigen werck wahrzunehmen. 11. Daß kei- ne zeit zu harren/ wann man durch GOttes wesentlichen Geist beruͤhret wird/ weil der Hauß-herr das hauß des hertzens kommt ein- zunehmen entweder mit recht oder mit gnade. Cap. 44. 1. Daß man acht haben solle/ ob die ge- rechtigkeit in uns regiert/ jedem/ was recht/ zu beweisen/ daß wir nicht zur verdammnis/ son- dern zur gnade gewiesen werden. 2. Das we- sen Gottes erhaͤlt alle von ihm ergrieffene gei- ster im Goͤttlichen leben/ daß sie nicht zu grun- de gehen moͤgen. 3. Das ungerechte leben aber muß durchs gerechte leben untergehen. 4 Heilige im wesen Gottes ermahnen die menschheit alle- zeit das leben des todes zu verlassen/ und Got- tes leben in ihr anzunehmen. 5. Das leben ist ein licht der menschen/ kommt in sein eigen- thum/ Joh. 1. v. 11. Wird nicht mit lust an- genommen. 6. Daß die verdammnis/ wann das licht sich in der menschheit erzeigt/ sie a- ber die finsternis (ihre irrdische lust) lieber hat denn selbiges. 7. Das recht beschirmt die/ so es annehmen. 8. Jeder soll wachen/ dem HErrn/ in sein hertz kommend/ mit fleisches-lust nicht zu wiederstehen; sondern ihn ausser dem thore (eigenthum im fleische) annehmen/ damit ihm die macht gegeben werde GOTTes kind zu werden. 9. GOTT begehrt vom menschen nichts/ als das ihm eigenthuͤmlich angehoͤri- ge inwendige hertz/ lust/ liebe/ und willen/ so durch seinen Geist getrieben wird. 10. Wenn der HErr das hertz wieder in liebe bewohnet/ wird der mensch von seinem Heiligen Geist zu allen tugenden getrieben. 11. Daß diß das rechte erbe der aus dem geiste gebohrnen kin- der des HErrn. 12. Daß viel menschen ver- gehen muͤssen/ ehe GOTT sein hertz und liebe einnehmen kan. Die erste wirckung Christi im tempel des hertzens/ die kaͤuffer \&c. austreiben/ darinn die Gottheit ermordet ist/ und doch ein bethaus seyn soll/ Matth. 21. v. 12. 13. Die- sen unreinen tempel (hertz) muß Christus mit der gesetzlichen gerechtigkeit reinigen. 14. Die- ser straffdienst muß dauren/ biß Christus die liebe des menschen zu seinem Vater findet. 15. Diese straff kommt uͤbern menschen/ weil er sein hertz so vest an seine luͤste/ liebe und willen im fleisch verbunden. 16. Nichts/ das den men- schen mehr verblendt und gefangen haͤlt/ dann eigene liebe des fleisches; darum er so viel elen- de unterworffen/ und keine ruhe in der eignen liebe finden mag. 17. Die begierde zur eigenen liebe ist unersaͤttlich/ uñ treibt in alle unruhe; wird von GOTT gestrafft. 18. Welche un ruhe nicht aufhoͤrt/ biß der mensch die liebe von sich selbst zu GOTT wende. 19. Weil die liebe und wille des hertzens zu GOTT nicht eingekehrt/ muß furcht und schrecken den vor- gang haben. 20. Welches der straffdienst uͤber das fleisch/ sodurch Christum im hertzen bedient wird. 21. Diesem unlust wird keine gnade verkuͤndigt/ so lang der wille nicht zu Gottes wesentlicher gerechtigkeit im geiste umgewendt. 22. So aber der wille zu GOTT eingekehrt/ hat der straffdienst uͤber die gutwillige seele kei- ne macht/ sondern die gnade Christi beginnt herr zu werden im menschen. Cap. 45. Daß der mensch/ mit dem lust im fleische verbunden/ seinen willen GOtt schwerlich zu- bringen koͤnte/ biß er durchs elend innen wird/ daß er mit sich betrogen sey. 2. Und so lange ihm der gute wille zu GOtt gebricht/ muß er unter der zucht-ruthe und verdammniß bleiben. 3. Straffe ihme auch gut/ weil die suͤnde dar- durch gebrochen wird. 4. Menschen/ so den luͤsten unterworffẽ/ und den straff-dienst nicht kennen/ nichts suͤssers als der zufall der suͤnde. 5. Urtheil Gottes/ wie schwer dem menschen/ weil er Got- tes gnade nicht in sich fuͤhlt/ muß/ wañ die zeit eꝛ- fuͤllet/ Gottes macht empfinden. 6. Grosser ver- fall/ daß Gott dem menschen durch die liebe sein selbst ein tod worden. 7. GOtt zu bitten/ die zuͤchtigung nicht von uns zu nehmen/ biß wir die liebe zu ihm in uns fuͤhlen/ und daß seine zuͤchtigung uns zu gute geschehen moͤge. 8. Der straffdienst wird immer schwerer in der seele wieder die luͤste. 9. Mensch/ den luͤsten er- geben/ stehetunteꝛ deꝛ veꝛdammniß und mag oh- ne liebe zu GOtt weder erloͤsung noch gnade er- langen. 10. So der mensch unter dem straff- dienst gutwillig zu GOtt wird/ ist GOtt mit- leidig und laͤst ihn nicht uͤber sein vermoͤgen straffen. 11. Wenn die straffe der schwachheit zu hart/ und keine krafft im menschen zu hoffen noch zu glauben/ kommt das Goͤttliche erbar- men ihn zu erleichtern/ und verkuͤndiget die verfuͤhrung/ wordurch der schwache mensch zur hoffnung und glauben erneurt wird. 12. Mensch sehend/ daß noch gnade fuͤr ihn sey bey GOtt/ freut sich/ ersinckt in die gedult/ darinn die zeit der erloͤsung zu erwarten. 13. Wann er dann erkennt/ wie gedultig GOtt in CHri- sto mit ihm leidet/ ergiebt er sich dem leiden biß in tod des fleisches. 14. Welches die hand des HErꝛn uͤber den schwachen gutwilligen menschen/ der lust zu seinem schoͤpffer hat. 15. Die boͤßwillige und hartnaͤckigte muͤssen mit der suͤnde/ unterm straff-dienste der gerechtig- keit GOttes in der verdammnis bleiben/ biß sie busse thun. 16. Gerechtigkeit des vaters hoͤ- ret uͤber die ungebuͤssete suͤnden nimmer auff/ welches die verdammniß der gottlosen. 17. Trost deꝛ gerechten/ daß weil sie des todes biter- keit geschmaͤckt/ nicht mehr sterben ꝛc. Rom. 6. 9. Cap. 46. Daß alle wesen/ geister und naturen durch ihre wercke und fruͤchte aus ihren wercken er- kandt werden/ nicht durch den wahn-geist noch der irꝛdischen unerleuchteten menschen-vernunfft in ihrer ge machten suͤnde oder gerechtigkeit. 2. Dieses einwesentliche zeugniß in der wirckung CHristi Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. CHristi hervorgegeben. Wer druͤber richten will/ muß erst sich selber richten koͤnnen. 4. Au- tor weiset auff nichts ausser dem menschen/ an- ders lehrte er eine irꝛdische erwehlende heilig- keit/ so von GOtt ableitet. 5. Sein zeugniß zielt allein auff das wesen/ das den m enschen in seiner inwendigkeit begriffen hat/ solches im wesen Gottes zur erneurung zu erkennen. 6. So der mensch augen haͤtte/ zu erkennen was fuͤr ein wesen ihn treibt/ wuͤrde er das zeugniß/ den uͤber- bliebnen saamen GOttes/ in sich warnehmen. Die es| nicht eꝛkennen/ sind die unglaubige sinne/ die weder ihre boßheit noch Gottes leben in sich empfinden. 8. Wer diß zeugniß nicht in sich hat/ kan von der wahrheit nicht zeugen: Weil die einwesigkeit des lebens die wahre aufferstehung CHristi im Gottseligen leben/ woraus das gan- tze menschliche geschlecht vollkommen erkantniß empfaͤht/ und ist die erloͤsung der pein des todes aller gutwilligen seelen. 9. Das einwesige leben der himmlische lehrmeister. 10. Zeug- niß des lebens kan nicht offenbar werden in uns/ biß wir das irꝛdische wahn-zeugniß erken- nen. 11. Wahn-zeugniß hat uns nicht erloͤ- sen moͤgen/ sondern CHristus das einwesige leben. 12. Unerleuchtete mensch meint/ das wahn-zeugniß soll ihn von der beschuldigung des gewissens erloͤsen/ welches ihm zum lohne doch nur finsterniß zubringt und bezaubert. 13. Wanndie seele das gesichte Gottes warnaͤhme/ sie bꝛauchte keines veꝛnunfft-zeugnisses. Dann sie selbst mit der Goͤttlichen natur begabt/ koͤnte sie selbe nur warnehmen. 14. Wer der wesentlichen gabe GOttes/ GOtt im leben zu kennen/ mit mehrem dancke warnim̃t/ empfaͤhet die meiste. 15. Wer GOttes gabe nicht in die erde (das irꝛ- dische gut) vergraͤbt/ sondern darmit wuchert/ aus dem wird das leben GOttes alle wahn-gei- ster/ die ihn peinigen austreiben. 16. Diese irꝛdische geister gebiert der mensch durch die luͤste selbst. 17. Jst aber seine lust in GOtt/ ge- biert er mit GOttes geist/ der in sein hertze ge- pflantzet/ fruͤchte des einwesigen lebens. Dann er mit GOtt oder dem teuffel im wesen vereinigt ist. 18. Durchs licht des einwesigen lebens/ sich drunter ergebend/ bekommt er zwischen die- sen beyden geistern einen unterscheid. 12. — 23. Die finsterniß| (das irrdische wesen) kan in ihrer lehre die seele nicht reinigen/ und mag in den erleuchteten nicht mehr lehren. 24. Lehre der Goͤttlichen natur sichtet die irdische sinne und luͤste. 25. Wesentliche lehre im geist er- freuet die Goͤttlich-gesinnte/ und macht die irꝛ- dische geister traurig/ wie am juͤnglinge Matth. 19. 21. zu sehen/ der sein eigenthum nicht verlas- sen konte. 26. Jngleichen Johann 6. 69. da viel sich an der lehre der Goͤttlichen natur aͤr- gerten und weg gingen. 27 Wer die lehre von der Goͤttlichen natur empfangen/ kan nicht weg- gehen. Cap. 47. Daß die Goͤttliche natur die menschheit nun/ wo sie nach ihr hoͤren will/ selbst zu lehren sich verklaͤrt/ und die armen im geiste selig bezeugt/ Matth. 5. 3. 2. Wer in begierden arm/ wird in GOtt reich/ verliert das irꝛdische/ erlangt das himmlische. 3. Von der menschheit/ die sich im betruͤbniß der Goͤttlichen natur gleich macht/ wird gezeugt: Seelig sind die sanfft- muͤthigen/ Matt. 5. 5. 6. Menschheit wird durch einen sanfftmuͤthigen geist der Goͤttlichen natur die erde regieren helffen/ und ohne zorn bey den irꝛdischen geschlechten wohnen. 7. Als- denn wird die seligkeit in der seelen noch herꝛli- cher: Selig/ die hungeꝛt uñ duꝛstet nach der Goͤtt- lichen gerechtigkeit/ Matth. 5. 6. 8. So die menschheit den hunger nach ihꝛen luͤsten und eig- ner gerechtigkeit verlohren ist ihre begierde nach der speiß der Goͤttlichen natur. 9. Daß/ nach Matth. 5. 7. die barmhertzigen barmher- tzigkeit erlangen werden. 10. Zeugniß/ daß die menschheit der in ihr im tode liegenden Goͤttlichen natur/ wie diese uͤber sie/ sicherbarmt habe. 11. Die reinen im hertzen werden nach Matth. 5. v. 8. GOtt schauen. 12. Dann ist die Goͤttliche natur in der seelen ver- klaͤrt/ und der fluch/ (nach Klagl. 6. 5. die decke des hertzens) dem der mensch im irꝛdischen wesen unterworffen/ weg genommen/ zumal niemand GOtt sehen und lebendig bleiben kan Exod. 33. 20. besiehe auch v. 11. Darum ist das irꝛdische leben vorm himmlischen allezeit be- aͤngstiget; die Goͤttliche reinigkeit nimmt dem menschen den tod ab/ daß er auch rein wird. 13. Die fried macher GOttes kinder. 14. Sind dann von aller unreinigkeit des irꝛdischen we- sens durch den frieden GOttes befreyt in ihren seelen. 15. Selig sind die (nach Matth. 5. 10.) die um der gerechtigkeit willen verfolgt werden. 16. Liebe zu GOtt zwingt die mensch- heit ehe zu sterben/ dann ihn zu verlaͤugnen. Streitet wieder die irꝛdische geschlechte mit der Goͤttlichen natur in lauter gedult und leidsam- keit. 17. Selig/ so man euch (nach Matth. 5. 11.) um meinet willen schmaͤhet/ verfolgt/ uͤbel nachredet und luͤgt. 18. Alsdann traͤgt die menschheit alle schmach im fleische willig und mit freuden. 19. Welches der sinn des fleisches/ mit der irꝛdigkeit verblendt und bezau- bert/ nicht begreifft auch weder hoffnung noch glauben zur seligkeit hat. 20. Was aus dem irꝛdischen ist/ hat alle begierden im irꝛdischen wesen. 21. Wollen auch GOtt dienen/ daß sie im irꝛdischen bleiben| moͤgen. 22. Wo aber ihren luͤsten von GOtt nicht wieder gedient wird/ laͤstern sie GOtt. 23. Erklaͤrung/ warum Jsꝛael/ in Canaan kein| getraͤyde habend/ zu Joseph in Egypten ziehen muͤssen. Je mehr ihrer wurden/ je schwerer ihre dienstbar- keit ward. 24. Jn der angst ruffen beyde Js- rael nach| dem geist/ und der nach dem fleische zu GOtt/ um erloͤsung aus der angst/ jeder nach seiner meynung. Cap. 48. Daß GOtt das ruffen Jsraels erhoͤrt/ in ih- rer beaͤngstigung/ und seinen diener Jacob zu er- loͤsen sich auffgemacht. 2. Auffhoͤrung der stimme GOttes/ daß Jsrael im land der ver- heissung ausziehen solte/ hat sich so wol Jsrael nach dem fleische/ als der nach dem geiste/ aus der angst zu fliehen/ auff die reise gemacht/ suchende aus den banden und lasten der Egy- pter frey zu werden/ weil|ihr dienst immer schwe- rer ward. 3. Ob sie wol einerley namen hatten/ hatten sie doch verschiedenen trieb und meinung. 4. Jsrael nach dem geiste verlangt GOtt in der freyheit ohne hinderniß zu dienen und zu lo- ben. 5. Jsrael nach dem fleische sucht die erloͤ- sung/ um in seinen luͤsten frey zu leben/ darum U u u 3 er sie Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. er sie nicht fande mit seinem ausgange. 6. Der fleischliche sucht das freye wesen der Goͤttlichen natur nicht/ darinn unter Goͤttlicher regierung zu leben. 7. Alle aus der beaͤngstigung nach dem verheissenen lande im sinne des fleisches ausgehende in der wuͤsten (verderbten leben) umkommen. 8. Aus 600000. nur zween in GOttes Wesen im geiste einkommen. 9. Jsra- el nach dem fleische (die mancherley irꝛdische sinne und gedancken) muß ausser GOttes we- sen bleiben. 10. Dann er nimmt des HErꝛn werck nicht wahr/ wanns ihm in seinen luͤsten wol gehet/ ist er froͤlich im wuͤsten leben. 11. 12. Viel beruffen/ wenig auserwehlt: viel lauffen nach dem kleinod/ dem einigen wesen des ge- richts nur einer erlangts. 13. Sinnen im fleische haben mit der einigen Gottheit keine gemeinschafft. 14. Wollen doch GOttes ge- bot halten und fasten/ ꝛc. Aber zum ruhm im fleische/ und uͤber die einfalt GOttes zu herꝛ- schen. 15. So manche stadt/ (Jerem. 2. 28.) so mancher GOtt. 16. Luͤste und begierden im fleische verthaͤdigen ihr thun noch. Cap. 49. Daß jeder das in sich selbst auff seine sinne und gedancken/ nicht ausser sich auff andere deuten solle. 2. Mensch im sinne des fleisches ohne GOtt und CHristum im irꝛdischen we- sen/ hat ihn gantz aus sich vertrieben. 3. Von GOtt mit seinem luste/ leben und willen ent- fremdet/ mit der irꝛdigkeit sich vereinigt und hat keine begierde zu ihme. 4. Daß GOtt die zeit der unwissenheit uͤbersehen/ nun die irꝛdischen hertzen heimsuchen wolle. 5. Seinem diener aus dem elende helffen. 6. Wird des seinen nicht vergessen. 7. CHristus wird nicht im to- de gelassen/ sondern von seinem Vater (dem heiligen wesen GOttes) auffgenommen. 8. Jst uns mit seinem gehoꝛsam vorgegangen/ daß wir nach folgen sollen. 9. Mensch von Gott entfꝛemdet kan ohne ein geꝛechtes bild odeꝛ figuꝛ zum leben GOttes nicht kommen. 10. Liebe zu GOtt wuͤrckt die verlaͤugnung sein selbst/ wordurch die luͤste im fleische gebrochen werden. Das leben wird ein tod/ der tod ein leben/ erst bildlich/ darnach wesentlich. 11. Diß bild lehrt ihn die verlaͤugnung und absterbung; Doch muß diese lehre mit geistlichen augen ein- gesehen werden. 12. Daß diß dem menschen zu begreiffen schwer/ weil er mit irꝛdischen au- gen im him̃lischen/ und mit unreinem hertzen die himmlische wuͤrckungen urtheilen will. Meint/ er habe den geist GOttes/ und will den einfaͤl- tigen lehren: Betriegt aber sich und andere. 14. Dieser betrug muß erst durch ein figuͤrlich bild erkannt werden/ weil die menschheit das himmlische nicht gleich erkennen kan. 15. Soll sie das himmlische bild im geist erkennen/ muß sie erst das stoltze hertz erkennen. 16. Das ist die erkaͤnntniß des todes/ die der erkaͤnntniß des lebens vorgehen muß im hertzen/ und zwar we- sentlich. 17. Fleischliche sinne wuͤrcken lau- ter wahn. Cap. 30. 1. Daß die in der weißheit wesentlich auf- geweckte ihre weißheit durchs bild Christi we- sentlich gebrauchen sollen. 2. Das hertz von dem trost der wahn-geister wenden/ und es zum wesentlichen Geiste Gottes setzen. 3. Die seele von allem irrdischen wesen scheiden. 4. Vom einwesigen leben sich wesentlich lehren lassen. 5. Man soll der Goͤttlichen bestaͤndig- keit in sich wesentlich wahrnehmen/ um ihr theilhafftig zu werden; wer sich von GOTT regieren laͤst/ wird eine wesentliche bescheiden- heit in all seinem handel und wandel beerben. 6. Gnade Christi erneuert/ und macht gerecht alle/ die von suͤnden abstand thun. 7. Die menschheit in einen lust zur suͤnde gekehrt bringt alles/ so in ihrer macht ist/ unter die suͤnde. 8. So lange der suͤnde mit lust gedient wird/ muß alles/ was unter ihr und ihrer herrschafft geboren ist/ derselben unterworffen seyn. Cap. 51. 1. Daß Gott den menschen ohne buß und besserung ihre suͤnden unmoͤglich vergeben koͤn- ne. Wie er gerecht ist. 2. Darum kan der un- gerechte mensch mit dem gerechten Gott nicht vereinigt werden. 3. Was bey den menschen (nach Marc. 10. v. 27.) unmoͤglich/ ist bey GOtt moͤglich. 4. Daß die muͤglichkeit offenbar werde/ wañ der mensch empfindet/ daß er durch die suͤn- de von GOtt entfremdet sey. 5. Diese bekaͤnt- nis dringt biß vors angesicht Gottes. 6. Dann eroͤffnet GOTT mit vorbey sehen der gerech- tigkeit/ seine barmhertzigkeit. 7. Lob der heer- schaaren GOttes/ daß friede im himmel und auf erden gemacht ist. 9. GOtt wird in den wiedergeschaffenen seelen als ein seeligmacher erkannt. 10. Seele soll in demuth alle ihre kraͤffte zu GOtt wenden/ Christum zu erken- nen/ und aus der finsternis erloͤst zu werden. 11. Dann wird der HERR/ nicht mehr die sonn oder mond/ des menschen licht seyn. 12. Unser trauren wird ein ende haben/ und unser volck (sinne und gedancken) werden in des HErrn heiligem wesen seyn. 13. Kinder des lichts werden im lichte des HErrn seyn. 14. Weite- re feinde der seelen im einwesigen leben begrif- fen. 15. Trost/ daß alle vom wahn-geist wi- der ihren willen gefangene seelen erloͤst und befreyt werden sollen. 16. Aller trieb/ dem die unerleuchtete seele unterworffen im irrdischẽ wesen/ ist zur unruhe im tode begriffen. 17. Jn der finsternis des todes weiß der mensch nicht/ was er thut. 18. Wann er durch den Wahn- geist meynt seelig zu seyn/ wird die verdamm- nis in der seelen immer groͤsser \&c. 19. So lange man mit dem wahn-geiste in der fin- sternis wirckt/ kan man sein verderben nicht recht erkennen/ so man ermuͤdet niederfaͤllt/ sieht man in gnaden/ daß man in die unruhe des todes getrieben/ und vom licht des lebens dar- aus erloͤst werden muͤsse. 20. Hierzu muß man auf seinem angesichte zur erden liegend des Gei- stes GOttes erwarten. Welche die hoffnung und der glaube ist. 21. Wann die zeit erfuͤllet mit GOTT und dem gedultigen menschen/ erscheint das wort/ eben wanns im mittel der nacht/ (nach Sap. 18. v. 14.) den menschen aus seinem tode wieder anzuruͤhren/ und lebendig zu machen/ wann er rufft: Wiederschaffe in mir ein rein hertz. Cap. 52. 1. Daß die GOtt kennen/ sich durch Got- tes Geist zu einem eyffer/ lust und willen gegen GOTT ermuntern lassen sollen. 2. Eyffer soll Goͤttlich seyn/ nicht irrdisch/ anders ver- blendt er mehr/ als die schwache suͤnde im flei- sche. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. sche. 3. Suͤnde im fleische ehe zu versuͤhnen/ dann die ausser dem wahren wesen GOttes angenommene vermeynte Gerechtigkeit im fleische. 4. Eyffer klar zu unterscheiden/ woher er kommt/ und worauf er gegruͤndet seye. 5. Fleischliche menschen im eyffer den affen gleich/ dienen darmit ihren luͤften. 6. Eyffern fuͤr sich oder ihre vermeinte heiligkeit. 7. Beweisen dardurch/ daß der wahn-geist und die heilig- keit im fleische ihre irrdische Goͤtter. 8. Jrrdi- sche mensch wird in seinem eyffer so blind/ daß er die verdammnis fuͤr die seeligkeit/ und den tod fuͤrs leben erwehlet. 9. Jrrdische eyffer sucht erwehlung zum verdruß uͤber leib und see- le/ steht aus dem irrdischen wesen auf/ wird auch von demselben wieder verschlungen/ daß man nicht weiß/ wo er bleibt. 10. Wer von seinen fruͤchten ißt/ kennt ihn am geschmacke. 11. Wird nichts dann elend dardurch ge- wirckt. 12. Entstehet daher/ weil der mensch mit dem willen weder in der einwesigkeit mit Gott noch mit dem aufrichtigen menschen stehet. 13. Den irrdischen alles Gott und Gottes gerech- tigkeit/ wodurch sie sich doch selbst meynen. 14. Jst allen wahn-geistern und Heiligen im flei- sche/ die sich selbst zu lehrern aufwerffen/ um ho- heit und genuß zu thun. Cap. 53. Daß jeder zwischen der Goͤttlichen und des wahn-geists lehre einen unterscheid lernen solle. 2. So hoch sich die lehre des wahn-geists erho- ben/ so tieff wird sie wieder erniedert werden. 3. Auch von allem ruhm/ heil/ ꝛc. entbloͤsset fuͤr wollust/ quaal und schmertzen leiden. 4. Eben also wirds auch der heiligkeit im fleische ergehen. 5. Selig ist der nichts gebietet/ als was er selbst thun will. 6. Soll der mensch von der heiligkeit im fleische und wahnsinne frey werden/ muß er der wahrheit glauben. 7. Der wahrheit muß man in ihrem eignen/ nicht im luͤgenhafsten wesen glauben. 8. Jedes zeugniß gehet aus seinem eignen wesen. 9. Woraus etwas geflossen/ dahinein gehets wie- der/ nachdem es seine dienste vollendet hat. 10. Diese contrare geister durchs gericht Chri- sti wieder in ihr eigen wesen eingeflossen/ werden geschieden. 11. Ehe es hierzu kommt/ geht viel verdruß in der menschheit vor/ die von diesen zweyerley geistern getrieben wird/ bald faͤllt sie diesem/ bald jenem zu/ und kan die ruhstatt (das einwesige leben) nicht erlangen. Cap. 54. Gebet/ daß GOtt sich der armen unterm wahn-geiste gefangnen menschheit erbarmen wolle. Weil sie anders weder trost noch hoff- nung haben mag/ darvon erloͤst zu werden: GOttes wesentlicher geist aber kan alles was ihme zu wieder/ uͤberwinden/ und durch seine gnade uns mit ihm wieder zu einem geiste und wesen vereinigen. Cap. 55. Was des autor i s grund der seligkeit. 2. Daß GOtt alle einfaͤltige seelen/ die in ihrem eiffer verirret/ in seiner einwesigkeit erwecken wolle/ zu seiner gerechtigkeit einẽ lust und willen zu bekommen. 3. Wann CHristus vom Va- ter und der menschheit seine glori wider em- pfaͤht/ dann empfaͤht er auch seine regierung im menschen/ und in der regierung wird er als ein licht in der seelen erkannt: Wordurch der mensch in die demuth ersinckt. 5. Jn der de- muth und liebe im geist seines heiligen wesens eingekehrt/ werdẽ wir (ob wol anfangs nicht in vollkommenheit) beweisen/ glieder seines leibs zu seyn/ und daß er unser wesentlicher GOtt und Koͤnig sey. 6. Ein glied dient dem an- dern in aller treue/ zu erfuͤllung des gesetzes und der Propheten. 7. Welches beweist/ daß sie wahrhaffte glieder des wesentlichen leibs CHri- sti seyn. 8. Der wesentliche GOtt allein ihr HErꝛ und haupt. 9. Alle mit ihrer menschheit zum einigen haupt eingekehrt und darmit zu ei- nem wesen vereinigte sind glieder des geistlichen leibs. 10. Jedes glied dem andern zu dienen geordnet/ weil keines in seinem gebrechen ihm selbst helffen kan. 11. Darum soll eins dem andern mit luste dienen und nicht ihm selbst le- ben. 12. So traͤgt ein glied fuͤrs andere sorge. Cap. 56. Daß wir der einigkeit im leben CHristi mit hertz/ seel und geiste dienen sollen/ damit wir mit der Gottheit zu einem wesen vereinigt wer- den. 2. Welches dann der wahre Gottes dienst/ die seelen GOtte zu bereiten. 3. Dieser dienst nimmt nicht unters irꝛdische joch oder blindheit gefangen/ sondern macht den dienenden frey aus seiner gefaͤngniß. 4. Daß GOtt nun die- sen dienst auffrichten wolle/ und alle andere ausser dem einwesigen leben GOttes verwerf- fen. 5. Weil sie alle den menschen mit ihrer bezauberung mehr verblenden/ dann die suͤnde selbst. 6. Die heiligkeit im fleische die kraͤff- tigste verzauberung im menschen/ die sich/ weil sie ihre zauberey fuͤr GOttes weißheit verthaͤ- digt/ nicht demuͤthigen will/ so ihr zu vieler pein gereicht. 7. Diese muß nun durch die lehre des CHristi GOttes zu schanden werden. 8. Hei- ligkeit im fleisch hat (sie verstelle sich wie sie will) keine krafft etwas zu leyden oder zu ver- tragen/ das ihr nicht zustimmt. 9. Alle in die- ser heiligkeit des fleisches stehende sind einander gleich im wahne und verdorbner sinnlichkeit/ und fuͤhrt doch einer uͤber den andern ein falsch urtheil auch verschiedene dienste. 10. Diese bezauberte eigensinnige gerechtigkeit kan kein unparteyisch wahres urtheil geben. 11. Des CHristi GOttes urtheil in seinem wahren we- sen allein gerecht. 12. Alles andere urtheil mit gifft/ neid und bitterkeit uͤber das einfaͤlti- ge wesen CHristi ausgeschuͤttet 13. Die fruͤchte der eigensinnigkeit. 14. Durch welche die Goͤttliche natur im menschen von anbeginn der welt getoͤdt ist. 15. Die einfaͤltige Gott- heit hat keinen groͤssern feind/ dann die sich noch gerecht achtende boßheit im fleische. 16. Durch den ruhm ihrer gerechtigkeit toͤdtet sie alle Hei- lige im leydsamen fleische. 17. Nimmt an Habel den anfang und endigt an CHristo: Welcher einen unterscheid macht zwischen dem heiligen fleische und dem verdammlichen. Cap. 57. Daß man von der bezauberten heiligkeit im fleische befreyt zu werden sein hertz von ihr ab- wenden muͤsse. 2. Laͤst zu keiner erkaͤnntniß noch ruhe kommen. 3. Darum bekehrt sie sich auch nicht/ sondern muß/ wann CHristus aus dem Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. dem tode ersteht/ ihr urtheil empfangen/ dar- gegen erlangt die gutwillige schwachheit im flei- sche/ gnade. 4. Alle aus schwachheit des flei- sches begangene suͤnden stehen unter der gnade und mittleyden CHristi: Die heiligkeit im fleische aber unterm fluche im hoͤllischen feuer. 5. Diese beyde geister liegen in einem bette/ mah- len auff einer muͤhle: (nach Luc. 17. 34.) Ei- ner wird angenommen 6. 7. Weil der eine in seiner schwachheit sich erkennet/ der ander aber nicht/ und seyn will das er nicht ist. 8. Was der mit GOtt unvereinigte mensch mit dem munde fuͤr wahrheit bezeugt/ ist er im wesen contrar. 9. Keinem mehr bey seinem mund- zeugniß zu glauben/ allein sich selbst erkennen zu lernen/ so wiꝛd man den menschen ausser sich in seinem wercke auch kennen lernen. 10. Der geist CHristi hat das werck zum zeugen/ der irꝛdische geist aber den hall der zungen/ die doch sein werck luͤgen strafft. 11. 12. Der irꝛdische mensch bekehrt sich leicht aus der oͤffentlichen zur bedeckten boßheit/ damit er ein kind GOt- tes seyn moͤge/ und nicht mehr ein suͤnder. 13. Dann ihm nichts angenehmer/ als in der boß- heit bleiben/ und gleichwol fuͤr fromm und ge- recht geachtet werden. Cap. 58. Daß man sich wesentlich zu GOtt bekehren solle. 2. Das ist/ daß man mit hertz/ seele/ sinn/ lust und willen aus dem irꝛdischen ins himmlische wesen eindringen solle. 3. Jn die- ser wahren bekehrung nahen wir GOtt/ und werden mit ihm vereinigt zur erloͤsung aus der irꝛdigkeit biß ins anschauen GOttes. 4. Jn der wiedererschaffung wird der mensch gantz vom fleische im geist umgewandt. 5. Daß diß die wahre bekehrung zu GOtt/ der das inwen- digste der seelen von allem gottlosen wesen reini- get. 6. Jn der vereinigung mit GOtt anschaut der mensch in seiner seele die gantze Gottheit/ im gerichte uͤber die gottlosen nemlich/ und in ihrer guͤte uͤber die demuͤthigen. 7. Wer nicht zum wahren wesen GOttes eingekehrt ist/ ist mit seiner mund-gerechtigkeit betrogen/ und alle die seinem mund-bekaͤntniß glauben. Cap. 59. Daß/ wer sich mit gantzem hertzen zu GOtt bekehren will/ zuvoꝛ von seiner heiligkeit und ver- wuͤstheit im irꝛdischen wesen einen abfall thun/ und seine gerechtigkeit im fleische gaͤntzlich ver- lieren und verlaͤugnen muͤsse. 2. So er das mit der that beweist/ muß er vom wahn-geiste geurtheilt werden. 3. Verlaͤst dann die mensch- heit ihre eigene gerechtigkeit uñ verwuͤstete frey- heit/ und wendet sich zur gerechtigkeit CHristi im geiste/ so entstehet zwietracht in ihr. 4. Die suͤnden verlassen den menschen/ wann er sich mit ernst zu GOtt bekehrt/ die gerechtigkeit im flei- sche aber verlaͤst den menschen nicht/ biß sie ihn nach dem fleische schaͤndlich getoͤdtet habe. 5. Solches thut sie durch den wahn-geist/ weil selbiger mensch nun seine eigene gerechtigkeit fuͤr suͤnde achtet. 6. Die gerechtigkeit des fleisches durch CHristi gerechtigkeit bestrafft/ hat zur verantwortung nichts dann bitterkeit/ wider die gerechtigkeit der Goͤttlichen natur/ diese aber verantwortet sich mit leydsamkeit/ beten und flehen fuͤr ihre feinde. 7. Die menschheit/ so bitter und rachgierig wider ihre feinde/ ist mit der gerechtigkeit im fleische verblendt/ eine fein- din der Goͤttlichen natur/ und laͤstert die einfalt CHristi. 8. Daß sich die weisen fuͤr solchem laͤstern nicht entsetzen sollen/ weils allen seelen/ so die gerechtigkeit im fleische verlassen/ also ge- hen muͤsse/ so der tag CHristi kommen soll. 2. Thessal. 2. 3. 9. Abfall von der eigensinnigkeit des fleisch es muß in des menschen hertzen vorge- hen/ ehe die zukunfft CHristi in ihrem wahren wesen geschehen kan und der mensch der suͤnden offenbar werden. 10. 11. Jn diesem abfall steht die wahre bekehrung zu GOtt im geiste. 12. CHristus mag im hertzen nicht erscheinen biß eine verlassung aller irꝛdischen eigensinnigkeiten des fleisches geschehen. 13. Daß auch ein ab- fall vom wesen CHristi im geiste zum irꝛdischen wesen im fleische sey. Cap. 60. Daß jeder/ der seine seele zu GOtt gewandt/ ihn bitten solle/ bewahrt zu werden fuͤr dem lust und zufalle der boßheit. 2. So wir in uns fuͤh- len/ daß uns GOtt in seine bewahrung an- nimmt/ werden wir uns freuen/ daß wir als mitgezeugen zum wesentlichen tage CHristi beruffen seynd. 3. Werden die heiligkeit im fleisch und blute leicht verlassen koͤnnen/ und unsere freude an GOtt haben. 4. Tausend jahr (nach 2. Petr. 7. 8.) in solcher freude ein tag. 5. Weswegen wir aller hoheit des fleisches ab- sagen und uns demuͤthigen und erniedrigen sol- len/ damit wir ruhe in der seele finden moͤgen. 6. Trost der um der suͤnden willen betruͤbten see- len/ daß man durch erniedrigung zur erkaͤntniß sein selbst kommen kan. 7. Sollen den flei- sches-luͤsten absagen/ und uns zur erneurung gemuͤths lehren lassen. 8. CHristus lehrt uns im leben nach dem fleische erst den tod/ und dann die freude des lebens in der Goͤttlichen natur. 9. Jeder soll sich CHristo ergeben/ und sich ja nicht fuͤr weiß im fleische halten. 10 Nie- drigkeit CHristi vertreibt in uns die hoheit des fleisches. 11. Wer sich erniedriget/ wird erha- ben. 12. Wer sein leben verliert/ wirds finden. 13. Wer sein leben verliert/ erlangts nach der verheissung im heiligen wesen wieder. 15. Wer einen trunck kaltes wassers (kalten seufftzer) gibt/ dem wirds (nach Marc. 9. 41.) nicht unbelohnt bleiben. 16. Man soll sich erneu- ren im geiste seines gemuͤths/ das boͤse mit gu- tem vergelten/ und allzeit der geringste seyn wol- len. 17. Alles/ so wider GOtt/ ablegen. 18. Die scheinheiligkeit ist nun im lichte offenbar. 19. Und niemand mag sich im gerichte CHri- sti/ das nun uͤber alle sinne und gedancken gehet/ verdecken. Cap. 61. Daß man die wirckung Gottes im menschen erkennen/ und sich wesentlich darzu fuͤgen solle. 2. Erstlich muß der mensch die eigene heiligkeit und gerechtigkeit im fleische verlassen/ und mit dem wesen Christi ein feind wider den sinn des fleisches werden. 3. Wann diß geschehen/ erweckt das wesen Christi ihn zum feinde wi- der die heydnische verwuͤstheit/ die in zer- streuung der sinnen und gedancken zu allem verderben bestehet/ und macht ihn nackend und bloß/ wie er von GOTT geschaffen ge- west . 4. Dann ist der mensch als ein kind von seiner Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. seiner mutter brust genommen/ und in jammer gerathen/ aber wieder aufgenommen wird von der mutter und seine nahrung empfaͤht. 5. Al- so wird der mensch/ aus seiner gefaͤngnis er- loͤst/ nach seiner der Gottheit theilhafftigen na- tur seine zuflucht zu Christo nehmen/ von der Goͤttlichen natur seine nahrung bekommen/ zum leben/ nun also zum vollkommenen man- ne im wesen GOTTes aufzuwachsen. 6. Jn der aufwachsung wird die vereinigung vest gemacht. 7. GOTT ist einig und von allen getheilten geistern frey. 8. Wer nun sich mit der Goͤttlichen natur vereinigen will/ muß alle getheilte geister und irrdische erwehlungen ver- lassen/ und sich mit allen sinnen und gedancken mit einem lust und liebe seines hertzens der Gottheit Christi ergeben: Dann wird er Gott nahen/ und die eigensuchende sinne und gedan- cken werden von ihm weichen. Cap. 62. 1. Daß so lange der mensch sich mit heu- cheley in seinen begierden bedecket/ daß weder er in seinem wesen/ noch GOTT in seinem wesen im lichte des lebens in nacktheit bekant werde/ keine vereinigung zwischen ihnen zu ge- warten sey. 2. Dann so lange sich der sinn des fleisches unterm schein der heiligkeit bedecken kan/ begehrt er GOTT in seinem heiligen we- sen nicht 3. Fleisches sinn von GOTT nicht gestrafft werdende haͤlt sich selbst fuͤr GOtt. 4. Mensch sich der luͤgen ergebend wirckt seinen eigenen tod. 5. Daß der mensch so blind/ stum̃ und taub wird/ macht/ daß er den lust/ liebe und willen seines hertzens gantz ins irrdische wesen eingesetzt. 6. GOTT im menschen erscheinend/ und den sinn des fleisches darinn findend/ zeugt: Jch bin nicht kommen frieden zu senden/ \&c. Matth. 10. v. 34. 7. Zwischen Gott und den menschen kein friede zu hoffen/ biß das schwerdt Christi das fleisch uͤberwun- den. 8. Diese uͤberwindung kan nicht gesche- hen/ oder der mensch muß eine lust in sich fuͤh- len zur uͤberwindung aller fleischlichen luͤste und begierden. 9. Mensch kan vom fleischlichen anhange/ daran er mit dem luste des lebens verbunden/ nicht frey werden/ wo er nicht mit der liebe und lust seines hertzens zum wesen GOttes mit Christo eins gesinnt/ und seine freude allein in den himmlischen guͤtern habe. 10. So er die luͤste im fleische in sich fuͤr fein- de GOTTes erkennt/ beginnt er sie mit dem schwerdte Christi zu verfolgen. 11. 12. Die- ser feinde verraͤtherische betruͤglichkeit/ und daß sie dem menschen endlich alle hoffnung abzu- schneiden trachten. 13. Und das darum/ da- mit sie ihm allen lust und eyffer zu GOTT benehmen/ und ihn an der vereinigung mit ih- me verhindern moͤgen. Cap. 63. 1. Daß die gnade GOttes des menschen seeligkeit/ weil sie ihn durch den glauben be- kraͤfftigt/ daß er an der uͤberwindung seiner feinde mit Christo nicht verzagt. 2. Durch die gnade streitet der mensch mit dem eigen- sinnigen geiste des fleisches nicht mehr wieder Gottes guͤte/ sondern dancket ihm dafuͤr. 3. Mensch vom tode ergrieffen kan ausser der gnade nicht gedencken/ daß ein gnaͤdiger Gott zum leben fuͤr ihn noch vorhanden sey. 4. Be- fehl Gottes/ die in todes-noͤthen begrieffene zu troͤsten/ \&c. 5. Welches auch der wahre GOttes-dienst. 6. Durch diesen wird die seele aus dem tode ins leben befreyt/ in der freyheit wird Gottes einwesiges leben erkant; diese erkaͤntnis vertreibt alle toͤdtliche sinne und gedancken/ und erfuͤllet alle bilde und figuren/ wordurch GOTT im schwachen men- schen in dunckelheit gewirckt hat/ so daß Gott wesentlich nun in ihr wirckt/ und sie mit ihm wesentlich gesinnet ist. 7. Durch diese klar- heit verliert die seele alle schatten/ figuren und bilde/ mit welchen sie in ihrer schwachheit un- terhalten worden/ und hat in nichts mehr freu- de und leben/ dann allein in der wesentlichen Gottheit. 8. Jn der Goͤttlichen freude empfaͤht der leib Christi seine voͤllige glieder/ wordurch das sterben und leben in Christo erfuͤllet wird/ also/ daß die Menschheit nach Coloss. 1. v. 24. zeugt: Jch erfulle in meinem fleische \&c. 9. Al- le vom hauß gewesene diener Gottes/ so das wort Gottes zu befoͤrdern ausgewesen/ kom̃en wieder heim/ und das haus Gottes wird mit freuden bewohnt.| 10. Dann wird nach 1. Cor. 2. v. 9. erkant/ was kein aug gesehen/ kein ohr gehoͤrt. 11. Alsdann gehet die froͤliche bott- schafft aus/ daß alle von der traurigkeit des todes um ihrer suͤnden willen ergriffene seelen sich zu frieden geben/ und in sich emfinden sol- len/ daß sie am ende ihres todes der freude theil- hafftig werden sollen. 12. So viel ihre trau- rigkeit um der suͤnde willen Goͤttlich ist/ so viel wird sie nach 2. Cor. 7. v. 10. Die seeligkeit in ihnen wircken. Die traurigkeit der welt a- ber/ daß man seinen luͤsten und begierden nicht gnug thun kan/ wircket die verdammnis. Cap. 64. Daß man weil der sommer nahe/ nahrung zu sammlen/ sich ermuntern solle. 2. Der fruͤhling vorhanden/ seine seele mit GOtt zu vereinigen. 3. 4. Kennzeichen des fruͤhlings in der seelen. Das hertz des neuen menschen zu er- freuen. 5. 6. Die 4. Elemente der neuen erde/ die Archa Nohaͤ wird auffgethan/ und die drinnen beschlossene seelen gehen heraus. 7. Das reich CHristi verklaͤrt sich im himmlischen wesen. 8. Die heilige stehen aus ihren graͤ- bern auff/ werden der aufferstehung CHristi theilhafftig/ und verkuͤndigen GOttes wunder- thaten. 9. Werden auffgenommen dem HErrn entgegen und mit der Gottheit frucht- bar. 10. Die liebliche zeit und fruchtbarkeit fuͤr alle gutwillige seelen vorhanden. 12. Gott wil nun in der menschheit in seiner klarheit wir- cken. 13. Der von GOtt in erfahrung oder Prophetische geists-gelehrte soll die zeichen in acht nehmen/ als trennung und uneinigkeit/ die alles/ was fleisch und blut ausser GOttes we- sen gesammlet/ in haß und neid zerreissen. Dar- gegen beweist GOtt seinem volck gnade/ ent- siegelt alle lang verborgene prophezeihungen und macht sie im leben der Goͤttlichen natur offenbar. 14. Hierdurch wird die Gottheit wesentlich im hertzen des auffrichtigen men- schens bekandt. 15. Alle bildmacher werden ihre form verlieren. 16. Alle gemachte Goͤt- ter werden zu teuffeln. 17. Goͤtter und ihre macher werden gepeinigt werden/ weil sie GOtt A. K. H. Vierter Theil. X x x aus Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. aus seinem Reiche gehalten. 18. Diese pein/ weil kein wasser vorhanden/ schwer zu loͤschen. 19. Wer seinen GOtt verliert/ der verliert sei- nen trost. Wo GOtt ein teuffel wird/ muß sein gestifftet reich zu grunde gehen. Das saltz ohne krafft dient zu nichts. 20. Wo dem we- sentlichen GOtt gedient wird/ da muß das reich ewig bestehen. 21. Wo GOttes we- sentlich reich/ da ist eine wesentliche gemein- schafft. 22. Wercke GOttes werden vom geiste des HErrn getrieben. 23. Die vom geiste des HErꝛn getrieben/ sind die wahre kin- der GOttes. 24. GOtt schafft neue himmel und erden in der menschheit/ nach Offenb. 21. 1. 25. Das neue Jerusalem (der wesentliche geist des HErꝛn in seiner klarheit) steigt nieder zur menschheit/ Offenb. 22. 2. 3. 26. Erklaͤ- rung Esaia. 43. v. 5. 20. Cap. 65. Daß GOtt in allen seinen vorigen/ in der schwachen menschheit/ durch bilde/ gleichnuͤsse und figuren/ gethan ē wirckungen seine wesentli- che klarheit nicht voͤllig gezeigt oder offenbart habe. 2. Die wercke GOttes vor der we- sentlichen zeit im menschen nur durch schrecken/ furcht und angst/ die im irꝛdischen hertzen vor- hergehen muͤssen/ bekannt gewesen. 3. Er- klaͤrung 1. buch der Koͤnig 19. 11. Da der Herꝛ auff dem berge vor Elia voruͤber ginge. 4. Die Propheten reden in bedecktheit durch stim- men und hall. Moses hat von angesicht zu an- gesicht/ nach Exod. 33. v. 11. mit GOtt ge- redt/ doch ihn in seiner wesentlichen klarheit/ nach Exod. 33. v. 20. nicht gesehen. 5. Mensch kan/ so lange er einig-irꝛdischem geiste oder pro- phezeihung gefangen und mit seinem luste dran verbunden stehet/ GOtt wesentlich nicht sehen; sondern muß leidender weise seine zeit drinnen erwarten/ und allen toͤdtlichen unreinen luͤsten und begierden absterben. 6. Wann der mensch nun in GOTT wahrhafftig gerecht uñ mit niemanden einigen un willen mehꝛ hat/ so kan ihn Gott im geiste annehmen/ und er hoͤren/ was GOtt in ihm rede/ nach Psalm 85. v. 9. 7. Der das hertz der gerechtigkeit ergeben/ und von niemand was unrechts begehrt/ fuͤrchtet das ge- richt der gerechtigkeit nicht/ sondern sucht seine beschirmung drunter/ nach Psalm 119. v. 175. 8. Dann in ergehung des gerichts uͤber ihn nimmt der tod und das leben/ jedes das seine. Cap. 66. Daß der mensch wahrhafftig gerecht vor GOtt und menschen seyn muß/ wo die seele GOtt wesentlich anschauen solle. Der neue von GOtt verheissene bund bestehet im wesen des neuen menschen. 2. Jst der wesentliche geist des HErrn mit der seele zu einem wesen verei- nigt. 3. Jn dieser vereinigung beginnen die Engel ihren dienst/ nach Offenb. 14. 6. mit dancksagung zu GOtt fuͤr den fall Babels/ des irꝛdischen wesens. 4. Fall Babels geschicht aus der vermeinten seligkeit in die verdammniß. 5. Alle irꝛdische kauffleute (luͤste und begierde im fleische) tragen leide uͤber diesen fall. 6. Alle ihren lust im wesen GOttes habende sinne und gedancken sind freudig uͤber den untergang des gottlosen wesens/ das die seelen im tode ge- peinigt hat. 8. Der ewige tod hat keine macht uͤber sie. 9. Jhre ihnẽ nachfolgende wercke werdẽ durch den leidsamen geist CHristi im leben und tod CHristi gewirckt/ CHristo nachzufolgen/ wordurch sie alles uͤberwunden. 10. Anders/ waͤre CHristus kein uͤberwinder/ und erloͤser sei- nes volcks/ auch kein trost fuͤr die beaͤngstigte see- le zu erwarten. 11. Daß GOttes wesentlicher geist in des autoris seele offenbar worden/ dar- um er seine guͤte verkuͤndigt/ und uns zur nach- folge ermahnt/ so viel wir in seiner wesentlichen krafft vermoͤgen. Cap. 67. Daß ausser CHristo keiner unter allen knech- ten GOttes die menschheit der Goͤttlichen na- tur theilhafftig machen koͤnnen. 2. 3. Gott- heit und menschheit haben einander in klarheit nicht sehen oder kennen/ noch weniger eine we- sentliche gemeinschafft haben moͤgen/ ehe CHri- stus in ihrer beyder wesen geboren ist. 4. Durch die geburt hat die knechtschafft auffgehoͤrt und die kind- und erbschafft angefangen? Daß die menschheit im Sohn GOttes und das wesen GOttes in der menschheit GOtt unser Vater genennet wird. 5. Knechte GOttes vor Chri- sti geburt haben Gott verschiedene namen gege- ben/ nach dem wercke/ das GOtt im knechtlichen dienste in der menschheit hatte. Haben aber den wesentlichen krafft-namen nicht auszudru- cken wissen/ wie sie ihn empfunden. 6. Dar- um Moses Exod. 3. 13. fragte/ wie sein name waͤre? 7. Woraus zu sehen/ wie wunderbar- lich GOtt durch seinen knechtlichen dienst ge- wirckt habe. 8. GOtt waͤre/ wann er nicht in gnade seine geburt aus der menschheit ange- nommen/ in seinem einigen wesen im menschen nicht erkant worden. 9. Ohne die geburt aus der Gottheit uñ menschheit haͤtte die menschheit der himmlischen guͤter nicht theilhafftig werden moͤgen. 10. Alle vor der geburt CHristi erschei- nende diener knechte des HErꝛn genant/ zeugen saͤmtlich auff die geburt CHristi/ dann hoͤrt ihr dienst auff/ und sie veraͤndern ihre arbeit und werden mit der geburt eines wesens in freuden. Cap. 68. Daß weil ausser der geburth in GOtt kein licht/ erkantniß noch ruhe der seelen zuerwarten/ wir nach keinem andern Gottes dienst nun zu se- hen/ dann unsere seele in aller demuth mit dem wesentlichen GOtte zu vereinigen und mit ihm fruchtbar zu werden/ so lernen wir GOtt kennen und der tod wird durch sein leben in uns ver- schlungen. 2. Jeder soll die geburt aus GOtt zu hertzen nehmen/ weil ausser derselben keine seligkeit. 3. Ehe diese in uns geschehen kan/ muß die wirckung des geists GOttes in uns un- gehindert von den fleischlichen luͤsten und be- gierden ihren ordentlichen ausfluß haben/ der erst in der schoͤpffung in der verwuͤsteten mensch- heit geschicht. 4. Die schoͤpffung geschicht bildlich/ und wircket in bilden und figuren/ biß sie die geburth Christi nach dem fleische bereitet. 5. Durch diese geburt wird die menschheit in Gott befangen und beginnt ihre seligkeit zu em- pfinden/ doch anfaͤnglich nur nach dem fleische. Welche erste gebuꝛth macht die bildliche schoͤpf- fung durch gleichnisse bekant/ so viel sie vermag. 6. Jhre wirckung geschicht in der menschheit/ unterm creutz CHristi zur andern geburth im geiste/ welche die vollkommenste seligkeit an geist/ seel und leibe. Und beginnt ihr werck wesent- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. wesentlich in der menschheit GOtt und men- schen zu vergnuͤgen in der schoͤpffung und ge- burth CHristi nach dem fleische/ welche die menschheit durch den glaubeu unterm creutze CHristi angenommen hat.| Alles wird geist im leben der Goͤttlichen und menschlichen natur/ uñ das ist das Reich Gottes/ dardurch alle iꝛꝛdi- sche sinne des fleisches uͤberwunden werden/ und das in allen einfaͤltigen seelen/ die das ꝛeich dieser welt um GOttes willen verlassen haben/ ewig waͤhren wird. 7. Dieses reichs ist Autor in seiner seele wesentlich theilhafft von GOtt ge- macht. Sein flehen fuͤr die in unwissenheit mit ihrer heiligkeit im fleische nach dem Reich GOttes arbeitende/ daß sie sich selbsten eꝛken- nen moͤchten/ und dann in demuth das Reich GOttes im verborgnen himmel ihres hertzens suchen. 8. Wunsch des Autoris, daß seine ar- beit gesegnet seyn moͤge; Jn den gutwilligen zur Goͤttlichen gerechtigkeit des lebens und sei- nes wesentlichen namens ausbreitung und groß machung; Jn den irꝛdischen eigensinni- gen aber/ die GOttes heiligen wesens in ihren irꝛdischen luͤsten vergessen haben/ zur empfin- dung und schrecken des todes. Jnhalt der capitteln im andern thei- le des Ackerschatzes Hiels. Cap. 1. Daß der unerleuchtete mensch in seiner blind- heit lauffe/ und mans erst im maͤnnlichen alter CHristi innen werde. 2. Autor hats erfah- ren/ und sind ihm die irꝛdischen geister im men- schen wieder das licht CHristi wirckende offen- bahret worden. 3. Des unerleuchteten zuflucht/ deꝛ beꝛg odeꝛ lehꝛe deꝛ veꝛnunfft/ faͤllet dahin. Au- toris gebet/ daß Gottdẽ menschẽ mit seinem gei- ste zu huͤlffe kommen wolle. 4. Viel| seufftzen mit zu GOtt/ weil kein trost bey den irꝛdischen gei- stern mehr zu finden/ und das irꝛdische leben ein todt worden. 5. Jm empfinden des todes wil jeder sich selbst/ ausser GOttes wesen retten/ mag doch den tod ohne GOttes leben nicht uͤberwinden. 6. Die irꝛdische geister erwehlen sich im verfallnen menschen allerley zufluͤchte. 7. Etliche wehlen die erde/ irꝛdische vernunfft. 8. Andere die heucheley in ihren hoͤlen. 9. Wieder andere die lufft/ weißheit im fleische. 10 Etliche das wasser/ trost der irꝛdigkeit. 11. An- dere/ die in der arbeit muͤde/ suchen die unacht- samkeit zur zuflucht/ moͤchten sie nur GOttes gerechtigkeit darmit befriedigen; das aber mag nicht seyn/ so lange man dem luste zu sich selbsten unterworffen ist. 12. Keiner unter den irꝛdi- schen geistern versteht den andern in seiner ar- beit/ trauet auch einem andern nicht/ besorgend/ er moͤchte ihn um sein eigenthum bringen. 13. Diese vorsicht dient allein zur eigenschafft/ dar- uͤber der ewige tod HErꝛ ist. Cap. 2. Daß die irrdische geister/ mit sich selbsten be- zaubert/ sich noch fuͤr weiß und gerecht halten/ alle wieder ein ander seyn/ und doch GOt- tes gerechtigkeit/ sie nicht zu verdammen/ zu befriedigen vermeinen. 2. So viel die erweh- lung zur seligkeit sich anmassen/ so viel ver- dammniß und fluchs fuͤhren sie uͤber andere die ihnen im irꝛthume nachfolgen. 3. Wahn- geister koͤnnen niemand dulten dann/ die mit ih- nen zum verderben eingehen: Dann sie koͤn- nen die freyheit CHristi zur befreyung von den meinungen nicht vertragen/ fuͤrchtende dar- durch den eigenthum zu verlieren. 4. Wie sie ihre erwehlung aus der irꝛdischen begierde/ als ihre GOttesdienste/ beginnen. 5. Durch ihre irꝛdische finsterniß das himmlische licht er- klaͤren: Durch haß und neid die liebe CHri- sti verkuͤndigen/ ꝛc. 6. Geben sich mit solchem zeugniß fuͤr diener GOttes aus/ die einfalt an sich zu ziehen. 7. Die unerleuchtete menschheit staͤrckt die irꝛdische geister/ so sie ihnen glauben und beyfall gibt/ und sie thun dann/ weil sie sich ihnen ergeben/ mit ihr was sie wollen/ sie muß auch/ so lang sie mit ihnen eines sinnes/ die last des todes mit ihnen tragen/ und kan anders nichts weder sehen noch hoͤren/ als was sie von den irꝛdischen geistern empfaͤht. 8. Das irꝛ- dische wesen kan das gottselige leben nicht ge- baͤren/ obs wol die verblendete menschheit vom tode zu empfangen meint. 9. Menschheit kan sich in ergebung an die irꝛdische geister wol selbst verlaͤugnen. Die Gottheit aber kan sie von der- selben frey zu werden/ nicht verlaͤugnen/ son- dern muß ihre beschuldigung/ daß sie von ihr abgewichen/ und den irꝛdischen geistern sich er- geben von der gerechtigkeit tragen. 10. Weicht sie von den irꝛdischen geistern/ und denckt ein we- nig an GOtt/ muß sie das urtheil von den irꝛdi- schen geistern empfahen. 11. Die irꝛdische heiligkeit schliest ihre gnade auff und zu/ wem sie will/ nach gunst oder ungunst zur partey- schafft im unseligen fleische. 12. Masset sich selbst einer macht uͤber GOtt und teuffel an/ fluchet und segnet auch wem sie will. 13 Jrꝛ- dische geister ruffen ihre Goͤtter uͤber die zum see- gen an/ die mit ihnen zum verderben gehen/ und zur rache uͤber die/ so ihnen nicht folgen wollen/ bekom̃en aber keine antwort/ so ein zeichen/ daß sie in ihrem seegen und fluche von gleicher krafft sind. Cap. 3. Daß Autor dieses Babylonische werck in gedult angesehen/ ebetruͤbt woꝛden uñ| in seinem fortgange und arbeit stille stehen fuͤr besser ge- acht/ als weiter fortzugehen in unnuͤtzer arbeit. 2. Hat im stillstehen seine beschirmung im leben JEsu CHristi gesucht/ welches ihn zur ver- laͤugnung sein selbst/ und in die einfalt CHristi allein sein vertrauen zu setzen/ angewiesen. 3. Also in demuth auff den wesentlichen GOtt wartend/ siehet und empfindet er/ wie die irꝛdi- sche geister getrieben werden in ihren unter- schiedlichen wuͤrckungen. 4. Was einer baut/ zerbricht der ander/ was einem sein GOtt/ das ist des andernteuffel/ was einer flucht/ segnet der ander ꝛc. 5. Wann einer wider den andern laufft/ fallen sie beyde unter des dritten fuͤsse/ (so der stein CHristi in seinem wahren wesen) weil sie keinen GOtt in sich erkennt. 6. Die- ses fuͤhlens deꝛ verschiedenen irꝛdischen geisteꝛ ist autor endlich so muͤde worden/ daß ihm das le- ben ein tod worden/ und eꝛliebeꝛ dem irꝛdischen tode zuꝛ ꝛuhe/ als den iꝛꝛdischen geistern der uner- leuchteten menschen begegnen wollen. 7. Wer- den wenig gefunden/ die die irꝛdische geister als verderber in sich erkennen. 8. Die verbindung oder festmachung des verderbens im menschen ist/ wann er sich duͤncken laͤst/ er werde vom geiste GOttes getrieben/ indem er seinem eig- A. K. H. Vierter Theil. X x x 2 nen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. nen geiste folgt/ ja das reich GOttes ergriffen zu haben meint/ da er doch weit darvon ist. Cap. 4. Daß der/ welchem diese verderbliche geister in seiner menschheit bekannt worden/ mit dem Autor uͤber das grosse verderben leydsamkeit beweisen und zu GOtt um gnade ruffen muß. 2. Die verschiedene| irꝛdische geister muͤssen ih- re umlauffende zeit im menschen haben/ wuͤrcken ihr verderben selbst/ welches sie kraͤnckt. Diese kraͤnckung ist der lohn der irrdischen arbeit/ ken- nen aber ihren HErꝛn/ die eigensinnige blind- heit nicht/ darum muͤssen sie im verderben ar- beiten/ biß sie ihn kennen lernen: Wann sie ihn anfahen zu erkennen/ werden sie blind/ und in ihrer blindheit machen sie ihr eigen grab/ die verdammniß/ darein sie ihr HErr begraͤbt/ und daraus sie nicht wieder auffstehen moͤgen. Cap. 5. Daß Autor dieses elend und verderben sehend von freud und traurigkeit uͤberfallen worden; Von freuden/ daß er es zu erkennen gewuͤrdiget worden. 2. Von traurigkeit/ wegen der ar- men annoch unter den irꝛdischen geistern gefan- gener seelen/ ob sie auch die zeit erreichen moͤch- ten/ die iꝛꝛdische geisteꝛ in ihꝛeꝛ zaubeꝛey zu erken- nen. 3. Habe dieses doch der barmhertzigkeit GOttes befehlen/ sich in gedult geben und sein gesicht aus der traurigkeit und freude zur guͤte CHristi einwenden muͤssen/ wo er nicht von der vereinigung mit GOtt geschieden werden wol- len. 4. Darinnen ihm vergoͤnnt worden auff sich selbsten acht zu haben/ zu seiner erhaltung/ und also der zeit wahrzunehmen/ damit er der blindheit entgehen und GOtt ewig preisen moͤchte. Cap. 6. Daß der mensch/ weil ihm das gesichte/ des lebens licht anzuschauen/ geschlossen/ sich vom empfinden/ fuͤhlen und schmecken/ so ihn ergrif- fen hat/ soll lassen lehren zu schmecken was er esse/ und zu fuͤhlen/ worauff er seinen fuß setze. Erklaͤrung der wott 1. Reg. 1. 11. Da der HErꝛ Eliaͤ erschiene. Item Exod. 3. 5. Da der HErꝛ Mose seine schue ausziehen hiesse. 2. Man soll seine augen niederwarts wenden zum orte/ darauff man stehet/ dasselbe ist der acker darinne das perlein vergraben; daß man tieff graben/ und die augen nicht in die hoͤhe erhe- ben solle/ weil jedem sein erbtheil nahe. 3. So man hierzu keinen glauben/ soll man leydender weise das leben JEsu CHristi erwarten/ das erweckt den glauben offenbarlich/ aber erst im letzten theile der zeit/ das ist/ wann der mensch in seinem wahne zum ende kommen. 4. Man soll sich selbst erkennen/ und fuͤrsehen/ wie weit man vom wesen GOttes/ auch fleißig darnach suchen/ weils (nach Deut. 30. v. 14. in uns/ nicht ausser uns ist) 5. Der mensch will auff das/ so ihn begriffen hat/ auch leydet und treibt/ nicht mercken/ sucht ferne von sich/ was doch in ihme. Worzu ihn die irꝛdische geister bere- den/ wird dardurch seines verstands/ erkaͤnt- niß und empfindens GOttes und des menschen beraubt/ daß er alles bildlich und irꝛdisch histo- rischer weise ausser sich ihme einbildet. Cap. 7. 1. Daß die in blindheit erfahrne wahrneh- men sollen/ was sie begriffen habe/ und den irr- dischen geistern und sinnen abdancken. 2. Er- klaͤrung Matth. 24. v. 23. Siehe hier/ siche/ da ist Christus/ das ist/ daß der mensch vom fleischlichen sinne sich nicht bereden lassen sol- te/ seine seeligkeit ausser dem wesen Gottes zu suchen. 3. Dem menschen muß im geiste und wesen/ da er gefallen/ wieder aufgeholffen wer- den. Der HERR einem jeden nahe/ der ihn (nach Psalm 145. v. 18.) im geiste anruffet. 4. Den wir nach Luc. 17. v. 23. nicht kennen/ steht mitten in uns/ ist nicht unter den irrdischen geistern/ die in den unglaͤubigen sinnen regie- ren. Der geist oder das wesen GOttes dem menschen schon gegeben/ und geistet in semer seele/ moͤchte es nur erkant und wahrgenom- men werden. 5. Wir sehen den himmlischen Vater verkehrt fuͤr einen ungerechten austhei- ler seiner gaben an. 6. Der Vater hat alle dinge in der schoͤpffung gleich ausgetheilet/ aber einer nimmt der gnade Gottes in sich mehr wahr/ als der ander. 7. Daß ein jeder das werck des Vaters vor der Zeit zu urtheilen in seinem bezauberten Wahn-geiste sich enthalten/ und in der gnade des HErrn in seiner seelen wahr- nehmen solle/ so wird er befinden/ daß der Vater sein kind Jesum ihm von anbeginn zum mittler gegeben/ ihn aus allem zu erloͤsen/ so ers in de- muth begehrt/ und sucht im wesen Christi. 8. Wo das recht geschicht/ da ist Jesus Christus worden. Dieser erloͤst sein volck aus dem ge- faͤngnis. 9. Daß Jesus vom Vater der mensch- heit zum troste eingepflantzt/ mit ihr inwendig vermengt/ und jedem nahe sey/ der Jhn im Gei- ste anrufft. 12. Dann in ihm leben und seynd wir/ und seyn seines Geschlechts. Actor. 17. v. 28. Aber sein wesen lebt im unerleuchten menschen nicht. Cap. 8. 1. Daß wir diesen schatz unwissend in uns tragende/ uns/ wann der wesentliche tag des HErrn in uns durchbricht/ verwundern wer- den mit den nach Emaus gehenden Juͤngern/ daß unsere augen so verblendt gewesen. 2. Jst/ wie Actor. 17. v. 23 der Athener/ so auch unser unbekanter Gott gewest/ den wir durch die wesentliche auferstehung in uns erst kennen ler- nen. 3. Dann Paulus verkuͤndigte ihnen den in Jhm erstandenen Christum/ so wohl zu mercken. 4. Er verkuͤndigte Jhn/ daß er als ein licht des lebens zu einem Christo Gottes in krafft in ihme erstanden sey; Dann wo diß licht in der seele mit seiner klarheit durchbricht/ wirds bekant/ biß dahin dient man dem un- bekanten Gott in blindheit zu lauter unruhe. 5. Athen ein abgoͤttischer ort in der menschen hertzen in seinen luͤsten zu leben. Von der menschheit gestifftet in der irrdischen weißheit zur heiligkeit im fleische. 6. Paulus/ die stim- me Christi im abgoͤttischen hertzen der men- schen. Eyffer und dienst ins menschen hertzen gut/ wann man darmit dem wesentlichen GOtt im einwesigen leben Christi/ so da ist das leben der Gottseligkeit/ und ein licht der menschen/ wornach sie im irrdischen wesen un- wissentlich trachten/ dienet. Cap. 9. 1. Daß durch den Wahn-geist von vielen fleißi- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. fleißige Gottes-dienste geschehen/ doch al- le mit unverstand/ (nach Rom. 12. v. 2.) ohne erkaͤntnis des lebendigen Gottes; Das ist/ die Gottheit ist durch die auferstehung Christi in der menschheit noch nicht erkant. 2. Dienst Pauli/ die stimme ins menschen hertzen muß inzwischen der menschheit ihre erkaͤntnis zur erkaͤntnis der unwissenheit im tode der suͤnden verkuͤndigen/ daß sie zum wahren erkaͤntnis/ dem leben Christi/ lust bekomme. 3. Den blin- den/ tauben/ todten muß von Christo selbst ge- holffen werden. 4. Daß wir durch den dienst Pauli in uns die zeit der unwissenheit zur bes- serung unsers toͤdtlichen lebens erkennen/ und im letzten theile der zeit den acker/ darinne der schatz/ (das leben Christi/ so mit dem todte im fleische bezahlt werden muß) vergraben ligt/ erkauffen/ und mit ernst darnach graben sol- len. 5. Auf das/ so uns begriffen hat/ es sey leben oder tod/ sollen wir durch sehen und fuͤh- len acht haben/ und den Vater bitten/ sein kind JESUM in uns zum Christo zu erwecken in der krafft des Gottseligen lebens/ daß wir ihn im geist und wahrheit allein anbeten koͤn- nen/ nicht| mehr auf dem berge (der lehre ausser Christi Geiste). 6. Dann bezeugt JEsus mit Christo in uns/ daß die wahrheit uns aus dem gefaͤngnis der toͤdtlichen luͤsten und begierden frey machen wolle/ so wirs glauben: Die ihn im geiste und wahrheit suchen/ erlangen durch Christum zum Vater einen freyen zugang/ ihm einen freywilligen dienst/ (die verlaͤug- nung ihr selbst) zu thun im lichte Christi. 7. Daß wir uns vom Geiste Christi lehren und treiben lassen sollen durchs licht seines einwe- sigen lebens/ so wir Gottes kinder seyn wol- len. 8. So viel uns der Geist Christi lehret und treibet/ so viel werden wir zur demuth/ mit- leiden/ guͤte und freundlichkeit/ der art seines wesens theilhafftig. 9. Diese lehre erneuret unser hertz that-wircklich/ so die wahn-lehre nicht vermag. 10. 11. Daß wir ins leben Christi nach dem geiste einzugehen freyheit ge- brauchen sollen/ nicht die freyheit der gegenart Christi nach dem fleische. Dann in das/ so uns ein tod worden/ sollen wir nicht wieder einge- hen. 12. Die freyheit/ von dero Autor zeuget/ ist diese/ daß man des Geistes Christi in seinem einwesigen leben (von fleischlichen begierden ungehindert) theilhafft werden moͤge/ zur er- leuchtung unserer seelen/ geiste und natur. Cap. 10. Daß wir des geists des HErꝛnim inwendig- sten unsers gemuͤths warnehmen sollen/ weil alda der ort/ da er blaͤst. 2. Erbewegterde und wasser/ daß der mensch/ so er ein inwendiges empfinden hat/ begreiffen moͤge/ daß er alleine selig mache. 3. Paulus achtet auff die stim- me aus dem lichte CHristi/ die er in sich hoͤrte/ ward bewegt von seinem vornehmen im gesetz nach dem fleische/ Actor. 9. 3. Zur erden nie- dergeschlagen. 4. Sollen die wuͤsten/ das verwuͤste hertz/ durch den wind des HErꝛn auch zur busse und besserung des lebens bewegen las- sen. 5. Selig/ der wacht um dem HErꝛn ent- gegen zu gehen und ihm in demuth sein leben/ das er sich selbsten gelebt/ zu ergeben: daß er nach Gal. 2. 20. sagen kan: Jch lebe/ doch nicht ich/ sondern CHristus in mir. 6. Als- dann ist der mensch mit GOtt wieder eins. 7. Diß ist die gnade des vaters der menschheit in CHristo erwiesen. 8. Das in sich selbsten in der stille warzunehmen. Aeusserlicher men- schen-tꝛieb macht nuꝛ mit seinen gebaͤhrden auff- ruhr im fleische/ und sind gerichte/ darinn der HErꝛ nicht ist. Das Reich GOttes ist geist uñ leben/ uñ offenbart sich/ in seiner wesentlichen stille inwendig in uns durch CHristum/ so wirs in demuth allda suchen wo es verlohren ist. 9. Eigen wille und annehmen zum eigenthum hats verlohren/ im uͤbergeben sein selbst und al- ler dinge wirds wieder gefunden. 10. Daß alles unser verderben (nach 2. Petr. 1. v. 4.) nider begierde und lust gelegen/ darinn der eigen suchende sinn des fleisches ausser GOttes wesen wirckt/ und weil sie unersaͤttlich ist/ keine ruhe in ihrem dienste/ sondern lauter verdammniß zu erwarten. Cap. 11. Daß das wissen/ daß das Reich GOttes in unseꝛe hertzen kommen/ und die daruͤber empfan- gene freude/ nicht gnug/ weil die freude aus dem wissen/ ohne das wesen und leben Christi/ bald aus dem gedaͤchtniß weichen und verlas- sen werde. 2. So das Reich GOttes we- sentlich in unsere hertzen kommen/ muͤssen wir mit unserm menschlichen wesen wieder zum Reiche GOttes kommen/ und zu erst/ die dar- zu gehoͤrige und aus demselben uns gelehrte uͤ- bung taͤglich mit fleiß unserer hertzen in uns wahrnehmen. 3. Nicht aͤusserliche sonderba- re dienste darzu erwehlen/ sondern seinen wah- ren dienst in uns beobachten. 4. Durch diesen dienst Christi wird der mensch/ der sein wahr- nimmt erneuret/ und erwartet dann des neuen himmels und der neuen erden/ in welchen (nach 2. Petr. 3. 13.) gerechtigkeit wohnt. 5. Dieser neue mensch ist ihm selbst nach dem alten wesen ausgegangen/ gehet zum naͤchsten taͤglich ein. 6. Wer sich GOttes und des naͤchsten liebe ruͤhmt/ soll sie nicht im munde al- lein tragen/ sondern warlich in CHristo bewei- sen. 7. Daß das wissen (nach 1. Cor. 8. 1.) auffblaͤhe/ die Goͤttliche liebe des gerichts aber bessere und erfuͤlle das gesetze und Propheten. 8. Wo diß nicht geschicht/ da ist keine lieb die aus Christi arth/ wesen und natur fleust/ son- dern eine getichtete liebe/ die ihren begierden im fleische dient/ und laͤst sich duͤncken/ sie sey aus GOtt geflossen/ ihre frucht aber ist bitter und vergifft im schmaͤcken. Cap. 12. Daß die wesentliche liebe nichts suche denn tugend um tugend/ offenhertzigkeit um offen- hertzigkeit/ liebe um liebe/ alle fleischliche begier- den ausschliessende. 2. Die gefaͤrbte liebe aber ist voller betrug vor GOtt und dem naͤch- sten uñ zu aller falschen art geneigt/ darum auch vor GOtt verflucht. 3. Kein subtilerer ver- fuͤhrender geist die einfaͤltigen mehr zu betrie- gen/ dann der sich unterm schein derliebe und gerechtigkeit/ als Judas/ verstellt. Jeder sinn des fleisches seiner eignen liebe unterworf- fen. 4. Betriegt sich selbst/ daß er von GOt- tes liebe hoͤrend/ meint GOttes und seine liebe sey eine/ und sich mit ihr vergesellschafften wil. Dann weil er hoͤrt/ daß GOtt die liebe/ sucht er ihre vereinigung/ alles von ihr zu erlangen und X x x 3 nicht Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. nicht gestrafft zu werden. 5. Der zufall ge- schicht verschiedentlich: Der irꝛdische sinn thuts ihm/ um seiner luͤste willen/ mit list/ behaͤndig- keit/ luͤgen. Der einfaͤltige in seiner einfalt. Der einfaͤltige aber betrigt mit seiner eignen lie- be niemanden als sich selbsten. Der irrdische sinn betriegt GOtt und menschen/ und sich selbst/ am meisten. Und wird in der letzten zeit gewahr/ daß seine eingebildete liebe ein teuff- lischer haß sey. Cap. 13. Daß alle eine lust zur ungefaͤlschten liebe tra- gende vom betrug/ im eignen zufalle zwischen GOtt ihnen selbst und ihren naͤchsten (ohne ein gewissen sich druͤber zu machen) gebraucht und mit luͤgen bedeckt/ abstehen sollen. 2. Weils ein greulicher abscheu vor GOtt und den menschen/ einem zu begegnen/ der im gewis- sen frey ist/ die wahrheit (CHristum) vor GOtt und seinen naͤchsten mit luͤgen zu daͤmpf- fen/ zu toͤdten und zu ersticken/ und ohne be- schuldigung des gewissens die luͤgen fuͤr die wahrheit in gleißnerey uͤber sich zu decken. 3. Ein in die gottlosigkeit uͤbergebner mensch ists/ der so vermessen wieder GOtt und den naͤchsten/ daß er unterm schein der gerechtigkeit/ die wahr- heit mit hertz und mund (sonder beschuldi- gung von GOtt zu tragen) darffdaͤmpffen. 4. Legt die luͤgen (nach Ephes. 4. 20.) ab und redet die wahrheit: der mund/ so da luͤgt/ toͤdtet die seele. 5. Alle suͤnden werden hier bald offenbar/ des luͤgners betrug und boßheit bleibt in der zeit meist verdeckt. 6. Kein be- trug so groß/ der luͤgner kan ihn unterm schein der wahrheit vor den menschen bemaͤnteln. 7. Warnung fuͤr einem/ der sich kein gewissen macht zu luͤgen zur beschoͤnung seiner luͤsten des fleisches. Welches ein grosser abfall von GOtt/ der nicht leicht in verdorbnen gewissen zu mercken noch zu verbessern ist. 8. Wer hertz und mund wieder GOtt und den naͤchsten dem luͤgen wesen uͤbergeben/ hat sie beyde mit vorsatz/ nicht aus schwachheit/ als Petrus/ verleugnet/ ist mit leib/ seel und geist darinnen verschlungen/ ein verdorbner werckzeug/ von dem weder Gott noch mensch etwas gutes zu er- warten hat. 9. Uberwelchen (nach Esai. 5. 20.) das wehe kommen muß. 10. Wo der |luͤgen fuͤr der wahrheit gedient wird/ ist nichts dann verdamniß von GOtt zuerwarten. Cap. 14. Daß die sich vom teuffel wieder GOtt und menschen zu luͤgen freygemachtachten/ in ihrem inwendigen geiste pruͤffen sollen/ weme sie die- nen. Das luͤgenhaffte wesen ein greuel vor GOtt und menschen: darum davon abzuste- hen. 3. Mit aller schwachheit hat GOtt ge- dult/ aber ein vorsetzlicher luͤgner findet keine gnade. 4. Man soll sich mit allen kraͤfften aus den luͤgen ziehen/ und sie nicht mit dem mund-dienste bedecken/ daß man sehe/ daß wir dem wahren GOtte dienen. 5. Wir muͤssen durch die wesentliche wahrheit CHRIsti/ und durch ihre krafft inwendig in der seelen vom luͤgen-wesen frey gemacht werden/ so auch geschicht/ dafern wir glauben und vertrauen ins wahre wesen CHristi haben. 6. Weil aber der luͤgen-geist/ nach der schlangen art der sub- tilste ist/ und wol sieben Schlupff-winckel (aber der grobe geist der uͤbelthat nicht einen) sich zu verbergen im hertzen bauet/ muß das wahrheits-wesen GOttes kraͤfftig in uns wir- cken/ ehe er sich mit allen seinen gliedmassen austreiben laͤst. 7. Alle seine arbeit ist/ sich gegen die/ so ihm zum besten zu wider sind/ zu beschoͤnen und zu bedecken. 8. Wann ihm die wahrheit vors hertzens thuͤr kommt/ kriecht er wie eine schnecke in ihr hauß/ in die luͤgen/ damit er nicht zu schanden werden will. 9. Und der menschlichen schanden zu entgehen/ erdenckt er alle listige practicken/ vor der wahrheit/ so lan- er kan/ sich zu bedecken. 10. Und ob er in der luͤgen Goͤttlich und menschlich gesehen wird/ ist er doch so blind/ daß ihn duͤnckt/ er werde nicht gesehen/ und bleibt also biß zum urtheile des HErꝛn/ zur verdammniß bedeckt. Cap. 15. Daß die einen guten willen zum wesentlichen GOtt haben/ genaue achtung auff den sub- tilen luͤgen-geist zu geben/ daß er sie nicht ge- fangen halte noch ewig beschliesse/ sollen seine list und betrug lernen kennen und GOtt bitten ihn auszutreiben. 2. Dann dieser luͤgen-geist hat die meiste hertzen eingenommen/ wird auch am letzten aus getrieben/ weil er subtil ist/ und die menschen/ wie er will/ treiben kan. 3. Wie listig der luͤgen-geist ist/ so der mensch ge- neigt von Gott und seinem naͤchsten etwas un- term scheine der heiligkeit an sich zu ziehen/ da- mit er meine/ es sey vor GOtt recht. 4. Den GOtt zu dienen geneigten kan er verblenden/ daß er sich fast so heilig als GOtt selbst zu seyn achtet/ seine gantze menschliche kraͤffte und glau- ben in dieser vermeinten heiligkeit setzt/ und GOtt aus dem himmel erlangt zu haben sich einbildet. 5. Welches recht der Engel des lichts/ darvon Paulus 2. Cor. 11. 14. redet/ und den menschen verblendet/ daß er weder luͤ- gen noch betrug fuͤr luͤgen und betrug erkennen kan: Sondern der luͤgen fuͤr wahrheit/ und dem betrug fuͤr klugkeit dienet. 6. Diese be- deckung des luͤgen-wesens mit falschheit ge- schicht/ weils des menschen hertz/ als seine woh- nung/ nicht uͤbergeben will/ und haͤlt sich/ weils den| menschen so gar zu seinem willen hat/ selbst fuͤr GOtt. 7. Wird auch/ biß das ge- richt GOttes druͤber ergeht/ im irꝛdischen men- schen fuͤr GOtt geehrt. 8. Die ursach dessen ist: 1. Weil der mensch den lust seines lebens im irꝛdischen wesen/ darinnen er ihm nicht zuwie- der seyn kan/ hat. 2. Daß es ihn durch seine hei- ligkeit befreyen solle/ daß er nicht verdammt werde. Cap. 16. Daß man weil der wesentliche tag des HErrn erschienen/ die luͤgen-geister/ die die see- len gefangen halten/ die gemeinschafft eines menschen mit dem andern zertrennen/ in sich er- kennen/ und von CHristo austreiben lassen solle. 2. Wo des Herꝛn tag im hertzens-hau- se alles durchscheinen soll/ muß die krafft Christi es erst reinigen: Alsdann muͤssen die luͤgen-gei- ster/ als des menschen blutfreunde/ daraus weichen/ und gehet ein freund mit dem andern ohne falschheit um. 4. Dann so die offenher- tzigkeit nicht aus der bedecktheit/ das mitleyden uͤber GOtt und den naͤchsten aus der unbarm- hertzigkeit/ die liebe zu GOtt und den naͤchsten aus Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. aus der eignenliebe/ die umwendung in ein neu leben des geistes aus dem altē leben der besitzung im fleische/ die taͤgliche uͤbung in die wesentliche gerechtigkeit Gottes aus allem vergaͤnglich-uñ toͤdtlichem durch GOttes wesen und natur in uns geoffenbaretist im leben der gerechtigkeit/ so seynd wir betrogen und betriegen GOtt und den naͤchsten/ und muͤssen endlich (wie sehr wir uns in heucheley verstellen) offenbar und zu schanden werden. 5. Aber der mensch ist so ver- blendt/ daß er die list und betrug/ die er in sub- tiligkeit wider GOtt und den naͤchsten treibt/ noch fuͤr eine weißheit GOttes haͤlt/ dem naͤch- sten darmit zu huͤlffe zu kommen. 6. Ja sucht noch ehre davon/ daß er den betrug so unver- merckt zu uͤben weiß/ und denckt ans end und den lohn nicht. 7. Und das daher/ weil er der gerechten straff-hand des HErrn vergist und aus seinem empfinden verliert. 8. Mensch/ der seines verfaͤlschten geistes werck fuͤrs HErrn werck ausgibt/ nimmt aus blindheit die finster- niß fuͤrs licht/ und die eigne begierde und siñ- lichkeit fuͤr den trieb des H. Geistes an. 9. Und weil er solchen lust uñ gefallen an seinem eignem geist und wercke hat/ ist er auch froͤlich und haͤlt alles fuͤr gut/ da es doch lauter boͤses ist. Cap. 17. Daß dieser trost des verdorbnen menschen ei- tel und zu beklagen/ daß er noch zu seiner seelen speise lust dranhat/ wann er Gott und den naͤch- sten auffs listigste betrogen. 2. Welche lust ein zeuge/ daß das gewissen vom teuffel biß zum gerichte frey gemacht/ alle boßheit vor Gott und dem naͤchsten/ ohne beschuldigung auszuuͤ- ben und nicht fuͤr boͤß zu erkennen. 3. Weil die boßheit das licht Christi im gewissen/ we- der GOtt noch teuffel mehr zu empfinden/ gantz ausgeloͤscht. 4. Und diß ist der greuel der ver- wuͤstung/ Dan. 11. 31. an der heilige staͤtte ins menschen hertzen. 5. Wann die verwuͤ- stung im hertzen die oberhand hat/ ist des HErrn tag zum gericht nahe/ und wird die prophezey- ung als ein wesentlich urtheil des HErrn er- kant. 6. Wanns gewissen so weit verdorben/ muß GOtt dasselbe dem gerichte uͤbergeben/ und werden die schafe von den boͤcken geschie- den. 7. Das gewissen aber einer vermeinten heiligkeit unterworffen/ traͤgt seinen ruhm oder beschuldigung/ wie ihm die gemachte heiligkeit oder gemachte suͤnde vom irꝛdischen geiste ange- geben worden. 8. Niemand macht eine eigne heiligkeit im fleische/ der nicht auch eine eitle ver- heissung darneben macht/ davon nichts kommt dann eine unnuͤtze busse. Welches die lehre vom irꝛdischen geiste taͤglich im verdorbnen gewissen wahrzunehmen verordnet. 9. So man die- ser lehre ein gnuͤgen thut/ nach des fleisches sin- ne/ achtet sich das gewissen in seinem verderben frey/ und thut nach seinen luͤsten/ biß zum ge- richte/ was es will. 10. Es kennt noch fuͤhlt weder GOtt noch seinen naͤchsten mehr/ und al- le frucht/ so es noch hat/ ist/ daß es von der weltli- chen Obrigkeit gestrafft werden moͤchte. Cap. 18. Daß das gewissen zur haushalterin der ge- rechtigkeit und zur ewigen wohnung des reinen wesens GOttes von der weißheit geschaffen/ daß seine liebe/ friede und wahrheit draus fliessen sollen. 2. Durch welche reine wasser alle dinge rein gehalten werden solten/ daß we- der im gewissen noch in dem/ so von ihm regiert wird/ nichts unreins waͤre. 3. Weil sichs a- ber der boßheit uͤbergeben/ hats die Goͤttliche gerechtigkeit/ biß zum gerichte/ aus seinem em- pfinden verlohren/ und eine unreine wohnung der teuffel worden/ daraus lauter betrug zum verderb der creatur GOttes fliest. 4. Die diß im lichte CHristi erkennen und im tode erfah- ren/ muͤssens beklagen/ daß das gewissen seinen beschuldiger/ und der es/ wanns unrecht thaͤte/ straffte/ mit gewalt und falschheit uͤberwaͤl- tigt hat. 5. Welches die kraͤfftigste gottlosig- keit/ so je gewirckt worden/ zumal sie kaum mehr glaubt/ daß ein GOtt sey/ der gerechtigkeit in der menschen hertzen fordere. 6. Ob aber gleich die Gottheit in ihrer guͤte vom verdorbnen ge- wissen uͤberwaͤltigt/ ist doch ihre gerechtigkeit darum nicht uͤberheert/ und das gewissen ver- tritt darmit seine eigne seligkeit und CHristum. 7. Die uͤberbleibende gerechtigkeit ist dem ver- dorbnen gewissen zur verdammniß. Dann sie muß uͤber die Goͤttliche guͤte (die leidsamkeit CHristi) rache uͤben und die boßheit ausrot- ten/ ꝛc. Cap. 19. Daß die boßheit wol in vorigen zeiten auch groß gewesen/ doch hat das gewissen die falsche freyheit nicht gehabt/ die es nun hat im verfall- nen menschlichen hertzen. 2. So lang das ge- wissen seinen beschuldiger bey sich hat/ obs wol nicht der aus dem lichte (der gerechte GOTT selbst) ist/ kan es doch noch eins aus der finster- niß (dem wahn-geist) zum wahren beschul- diger gebracht werden. 3. Welches die Alt- vaͤter im lichte gesehen/ und daher ungeacht die boßheit bey ihnẽ so groß war/ hoffnung gehabt/ daß der mensch durch den beschuldiger seines ge- wissens noch von der boßheit abstehen werde. 4. Wie Petrus/ Marc. 14. 67. in seinem fal- le/ in der nacht/ da er das licht verlassen hatte/ thate/ als er die andere stimme im gewissen hoͤr- te/ und sie als einen beschuldiger wahrnahme/ und den luͤgen-geist verliesse. 5. Diese stim- me ist das gerechte wesen/ wo es im lichte Chri- sti erkant wird/ und rufft im hertzen nach der ge- rechtigkeit. Darum einem hahn/ der nach dem tage rufft/ vergliechen. 6. Weil aber das ge- wissen nun durchs uͤbergeben in die boßheit oder bestrickte heiligkeit uͤberheert/ ist die hoffnung zur erloͤsung von der boßheit bey den vaͤttern sehr klein/ und muß/ wo es geschicht/ schwer herge- hen. 7. Dann wann der beschuldiger im ge- wissen uͤberheert/ kan es weder GOtt noch teuf- fel bewegen/ biß ins gerichte. 8. Und die Gottheit und menschheit haben einander den ruͤcken gewandt/ und ist die lust des lebens ge- gen einander zu beyden seiten ausgeloͤscht. 9. So die Gottheit im menschen nicht mag raum haben/ mag die menschheit auch keine wohnung in der Gottheit haben. 10. Wann die Gott- heit und menschheit von einandeꝛ scheiden/ uͤbeꝛ- faͤllt die finsterniß das gantze menschliche wesen zum verderben. Cap. 20. Daß die diß verstehen koͤnnen/ sich durch ver- fremdung von GOtt und ihrem naͤchsten der boßheit Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. boßheit nicht so gar ergeben sollen/ daß das ge- wissen ihren beschuldiger betruͤbe: Wegen der boßheit wieder GOtt und den naͤchsten/ keine beschuldigung in sich zu empfinden. 2. Das gewissen im menschen von GOtt gesetzt/ seinem heiligen wesen gehorsam zu seyn/ nicht nach den luͤsten des fleisches zum verderben zu folgen. 3. Es solte auffs wahre wesen Gottes warten und acht haben/ und der einfaͤltigen menschheit nicht zu lassen/ etwas anzugreiffen/ so mit dem Goͤtt- lichen leben nicht uͤberein kommt. 4. Und die einfaͤltige menschheit soll auffs gewissen warten nichts zu begehren/ was solches vor Gott nicht verantworten kan. 5. Daß wir das/ so vor Gott und den naͤchsten ungerechtigkeit ist/ auch fuͤr solche im gewissen fuͤhlen sollen/ und also auch was gerechtigkeit ist/ vor GOtt und dem naͤchsten. 6. Wir sollen in allem unserm han- del GOtt und den naͤchsten suchen und dienen/ und obs nicht im lichte CHristi geschicht/ so wirds uns/ weil wir uns selbsten nicht drin- nen gesucht/ doch nicht zur verdammniß gerei- ehen. 7. Dann worin der mensch sich selber nicht sucht/ daruͤber wird er nicht als ein uͤbel- thaͤter gestrafft werden: allein das was der mensch ausser Gott und seinem naͤchsten fuͤr sich in seinen luͤsten sucht/ strafft GOtt. 8. Aus dem eigensuchenden geiste/ der aus den irꝛdi- schen begierden geboren/ hat die erste suͤnde ih- ren ursprung/ und so lange man den eigensu- chenden begierden dient/ muß die suͤnde im ge- wissen bleiben/ man thue was man kan. 9. Daß das gewissen von GOtt werde gestrafft werden/ daß es den eigensuchenden geist einge- lassen/ und sich ihm ergeben hat. Cap. 21. 1. Daß das gewissen in der boßheit noch nicht verdorben/ zwischen Gott und dem naͤch- sten ins wesen eingeschlossen/ wie die glieder in einer ketten/ daß eins dem andern die last gleich tragen huͤlffe. 2. Also hat GOtt das gewis- sen in der Goͤttlichen natur und in der mensch- lich en natur zusammen geschlossen/ daß es oh- ne Gottes trieb nichts weder Gott noch men- schen thun solte. 3. So lange es auch also steht/ ists vom beschuldiger frey/ und thut sein werck/ darzu es von GOTT verordnet/ mit ruhe. Welches das wahre gnugthun GOttes in der seelen/ wordurch das gewissen das licht des himmels empfaͤht/ so das gantze werck Gottes im menschlichen wesen erleuchtet/ daß das gesetz und Propheten jedes zu seiner zeit im menschen wircken koͤnnen. 4. Dann das gewissen im gnugthun GOttes erleuchtet/ hat unterscheid zwischen dem wercke Gottes und der vernunfft/ und durch den unterscheid haͤlt es das menschliche leben rein zur ruhe. Wann es wesentliche ruhe und frieden in GOTT / ists ein huͤter der laͤmmlein Gottes. 5. Kehrt es zur boß- und selbstheit und verlaͤst GOtt/ und seinen naͤchsten/ ists ein abgebrochen glied der ketten/ und muß das urtheil des HErrn zur verdammnis empfangen/ und des teuf- fels fußschemel seyn. 6. Jn der verdammnis rufft es vergeblich um trost/ sucht wohl zu entgehen/ kan doch nicht. 7. Diese seine angst meynt es mit aufrichten mancherley meynun- gen zu lindern/ wormit es aber nur seiner eigenen sinnlichkeit zur verdammnis dient/ weils von GOTT und dem naͤchsten entfremdet ist. 8 Kan vom verdammlichen last nicht befreyt werden/ noch zur ruhe kommen// es sey dann/ daß es zu GOTT und seinem naͤchsten wie- der einkehre/ und seinen dienst in GOTT und dem naͤchsten wieder thue/ wie es will/ daß man ihm thue/ wordurch GOTT und der mensch zusammen gehalten/ und ein ruhig gewissen/ seine schuld zu tragen/ gemacht wird. Cap. 22. 1. Daß der sich aus dem verwuͤsten Gott- losen leben zu Christo und seiner gerechtigkeit bekehren will/ aus blindem eyffer fuͤr der ver- klaͤrung Christi sein gewissen nicht mit einer er- wehlung in gemachter heiligkeit oder gemach- ter suͤnde beschweren solle. 2. Dann wormit ers meynt zu befriedigen und frey zu machen/ dardurch bringt ers in mehrere knechtschafft/ oder machts aufgeblasen in eigener Pharisei- scher gerechtigkeit. 3. Wann das gewissen/ durchs erwehlen der irrdischen heiligkeit sein eigener richter worden/ ists an die verfluchte- ste stelle gebracht. 4. Weils allda sein eigener GOTT worden/ und niemanden/ als seiner eignen verstrickung glaubt/ seine eigne suͤnde und gerechtigkeit sich selbst machend/ welches eine feindschafft wieder GOTT und den naͤchsten ist. 5. Die suͤnde und gerechtigkeit gruͤndets in dinge/ die ausser ihme auch weder suͤnde noch gerechtigkeit sind. 6. Und ist also ohne leben und geist aus GOTT / kennt we- der GOtt noch teuffel/ und empfindet nichts/ dann seine erwehlte heiligkeit. 7. Das vor der zukunfft Christi sich ins urtheil setzende verfin- sterte gewissen vertritt den ort/ da das licht Christi durchbrechen solte/ und weiß nicht/ daß der ort/ da es Goͤttliche gerechtigkeit und sei- nen naͤchsten solte suchen/ ihm so nahe ist. 8. Dann das empfinden des orts ist ihm be- nommen/ mags aber im niedrigsten orte su- chend im lichte Christi wieder finden. 9. Von der finsternis in aller blindheit getrieben ur- theilt es doch/ daß GOTT und der teuffel fer- ne von ihm/ deme es ohne seine vermeynte Gottes-dienste nicht nahen koͤnne: hat aber/ wann ihm GOTTes diener (Gesetz und Pro- pheten) begegnen/ weder erkaͤntnis noch em- pfinden darvon/ wiederstehet ihnen/ und mag nicht erkennen/ daß die Gottheit geist und we- sen ist/ den menschen zu straffen allzeit gegen- waͤrtig. Cap. 23. Daß das bestrickte gewissen/ nach Matth. 23. 24. muͤcken sauge und kamele verschlu- cke/ die suͤnde aber/ die es von GOtt scheidet/ und die wesentliche gerechtigkeit/ die es mit Gott vereinigt/ kennts nicht/ trachtet auch nicht nach/ sie kennen zu lernen. 2. Durch die gemach- te suͤnde oder gerechtigkeit wird niemand gebes- sert: Weil ihre fruͤchte nichts dann falsche ur- theile und laͤsterungen/ ꝛc. uͤber andere/ die ihr nicht gleichformig sind. 3. Nirgend mehr bitterkeit/ neyd/ tuͤcke/ list/ verfolgung ande- rer/ unverstand/ zwietracht/ und uneinigkeit/ dann in einem bestrickten gewissen/ das das ur- theil in Goͤttlichen sachen fuhren will. 4. Die bestrickte gewissen sind alle wider einander; was das eine zum GOtt seiner seligkeit/ das macht das andere zum Abgott seiner verdammniß. 5. Jst Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Jst doch weder GOtt noch Abgott/ sondern eine erwehlende einbildung/ die in ein ding/ so an sich selbst gut von GOtt geschaffen/ gesetzt wird. 6. Das bestrickte gewissen hat den geist/ ders bestrickt haͤlt/ selbst erwehlt/ der nach seinem werck und wesen/ die eigne erwehlende heiligkeit im fleische genannt/ viel von sich selbst haͤlt/ und nicht besser dann der teuffel/ so CHri- stum versuchte/ ist. 7. CHristus kannte sei- nen ursprung/ darum hatte er bey ihm keine wohnstatt. 8. Das verduͤsterte gewissen aber/ so sich im versucher (wiederwesen GOt- tes) ergeben kan diesen unterschied nicht ge- brauchen/ darum betet es in seiner blindheit die erwehlende heiligkeit fuͤr seinen GOtt an. Cap. 24. Daß so das gewissen von der falschen frey- heit/ im verwuͤstem leben und heiligkeit des fleisches erloͤst werden solle/ den heiligen dienst CHristi vor GOtt und den naͤchsten zu bedie- nen/ es das unpartheyliche leben CHristi zu einem muster und vorbilde haben muͤsse/ alle seine wercke darnach zu richten. 3. Dann die freye kinder GOttes werden allein aus dem heiligen leben CHristi/ das aus der voͤlle der gnaden des Vaters ins hertz der menschen fliest/ die es in demuth erwarten und anneh- men/ geboren. 3. Wo dieß leben (als ein licht der menschen) im bestrickten gewissen sich ein wenig mag eroͤffnen/ machts ihm sein ge- faͤngniß erblicken/ wordurch das gewissen be- ginnt zu zweiffelen/ obs nicht betrogen sey. 4. So es im zweiffeln sein gefaͤngniß/ es sey in ver- wuͤstheit des lebens oder heiligkeit des fleisches siehet/ erweckt diß sehen das empfinden im ge- wissen/ und das empfinden erweckt die begier- den zum CHristo GOttes/ diese treiben es nach dem wege/ da CHristus voruͤber reist. 5. Dahin gekommen und das geruͤcht von CHri- sto hoͤrend/ bekennts seine blindheit/ und bittet ums gesicht seine gefaͤngniß zu sehen. Wanns die erlangt/ begehrts erloͤsung. 7. CHristus befindend/ daß es ernst im gewissen/ sendet seine Juͤnger/ dessen bande abzuloͤsen/ und es zu ihm ins einwesige leben zu bringen. 8. Daß er darauff zu Jerusalem/ der stadt des friedens/ reiten koͤnne. 9. Allda empfaͤht das verduͤster- te gewissen das wahre licht und die freyheit sei- nes GOttes/ und erkennt GOtt und auch den Abgott. 10. Und das ist der wahre Gottes- dienst/ den GOtt durch CHristum im men- schen begehrt. Cap. 25. Wunsch des Autoris, daß wir zu solchem Gottesdienst doch so von hertzen eins moͤch- ten/ gesinnet seyn/ wie wir wol seynd in unnuͤ- tzen erfindungen/ die doch nur trennung/ haß/ neid/ bitterkeit/ herꝛschung uͤber eines an- dern gewissen gebaͤren. 2. Sollen nachsehen und nach der art und natur der liebe CHristi abmessen/ was zum friede und eintracht diene. 3. Wann wir alles in seiner art und natur wol uͤbersehen haben/ werden wir erkennen/ was wir GOtt und unserm naͤchsten schuldig seynd. 5. Wo wir durchs licht CHristi nicht von hertzen auffmercken/ wird uns die eigensin- nigkeit verderben. 5. Hohe zeit so wol von verwuͤstheit des lebens/ als heiligkeit im fleische abzustehen. 6. Jeder soll/ was er sich angemas- set/ und Gott und den naͤchsten ausgeschlossen/ GOtt wieder geben/ und GOtt/ nach CHri- sti art/ sich gantz unterwerffen. 7. Dann sol- len wir uns zum wahren Gottesdienst/ damit Gott und dem naͤchsten gedient wird/ begeben/ daß wir uͤberbleiben und nicht im abgrunde der boßheit vergehen/ sondern GOttewig dancken und loben moͤgen. Cap. 26. Daß alle einen lust zu GOttes gerechten wesen in sich habende sich alles/ darmit GOtt und dem naͤchsten nicht gedient wird/ entschla- gen sollen/ welches die bereitung zum wahren Gottesdienst/ (dem einwesigen leben) ist. 2. Wir koͤnnen GOtt in seinem heiligen wesen nicht nahen/ dann durch seinen wuͤrcklichen dienst/ den er durch seinen diener (die wir im geist wahrnehmen muͤssen) in uns zur seligkeit bedienen laͤst. Welcher dienst wesentlich wi- der das gottlose wesen/ so der Goͤttlichen natur in uns widersteht/ wuͤrcket. 3. Diese diener streiten staͤts wider das gottlose wesen/ so die Goͤttliche natur aus unserm hertzen treiben und es zu seiner wohnung einnehmen will. 4. Koͤn- nen aber das gottlose wesen nicht austreiben/ biß wir diese diener/ (Gesetz-Propheten/ Chri- stum und seine Apostel) das werck GOttes in uns zu wuͤrcken/ mit lust im gehorsam anneh- men/ und mit ihnen Goͤttlich gesinnet werden/ alles boͤse in uns zu straffen. Dann muß es uns verlassen/ und wir empfangen die seligkeit. 5. So wir aber unsern lust und liebe des her- tzens nicht wenden/ mit GOtt wider seine fein- de zu streiten/ muͤssen wir unsere verdammniß empfangen durchs urtheil des gerichts. 6. Dar- um dieser dienst hochmuͤthig ist wahrzu- nehmen/ daß wir von uns selbst ledig werden. 7. Wann das innerliche hertz des gemuͤths von sich selbst befreyt/ nimmts Gott zu seinen dienst auff zur beschirmung fuͤr dem elende und verder- ben/ welches das gewissen/ so sich seinen eig- nen luͤsten zu folgen/ von GOtt und seinem naͤchsten abgeschieden hat/ uͤberfallen wird. Cap. 27. Daß so eine wahre liebe zu GOtt und dem naͤchsten in uns/ wirs mit werck und that bezeu- gen sollen/ weils fuͤr die/ so uͤberbleiben wollen/ hohe zeit ist. 2. Mit was fuͤr liebe wir GOtt und dem naͤchsten dienen/ darmit wird uns wie- der gedient werden. 3. Daß der eigensuchen- de geist ins wesentliche werck des HErꝛn nicht koͤnne einbrechen/ vertheiltheit in GOttes ei- nigkeit/ die er mit der unterthaͤnigen menschheit hat/ zu machen. 4. Durch den eigensuchenden geist/ der aus der irꝛdischen begierde im fleische geboren wird/ wird die einwesigkeit des lebens zwischen GOtt und der menschheit/ auch zwi- schen einem freunde und dem andern/ zertrennt. Und das Jch/ Mein und Dein ursacht im her- tzen der menschen alle vertheiltheit. 5. So lange der irꝛdische begierliche geist zum Jch/ Mein und Dein das hertz mit einem lust der menschheit be- wohnt/ muß CHristus ausser seinem reiche bleiben/ und kan sich der menschheit nicht erbar- men. Will sie aber der seligkeit nahen/ muß sie mit CHristo am creutze mit fest gemacht be- kennen/ daß sie den tod mit ihrem Jch/ Mein und Dein wol verdient/ ihnentschuldigen und um gnade am creutze bitten. Dann wird er (nach A. K. H. Vierter Theil. Y y y Luc. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Luc. 23. 42.) in fein reich (des menschen hertz) kommend ihrer gedencken. 6. Alsdann erst hat CHristus macht der gecreutzigten mensch- heit vom creutze zu helffen/ und sie in sein reich auffzunehmen/ das Jch/ Mein und Dein aus- zureuten/ und sie des Gottseligen lebens in der Goͤttlichen natur theilhafft zu machen. Cap. 28. Daß nun nichts gelte vor GOtt dann ein demuͤhtig von sich loß und freyes hertz/ daß an keine meinung im fleische vereignet ist/ nichts dann liebe um liebe an allen insgemein/ und keinen anhang sucht. 2. Dann weil/ GOtt aller menschen GOtt und nicht auff ihre mey- nungen siht/ sucht er demuͤthige hertzen/ dar- inn sein geist/ wesen und natur eine wohnstatt finden moͤge/ darinn steht er unpartheyisch/ und liebt die von sich selbst los seyende mensch- heit unter allen voͤlckern. Und durch seine lang- muth erwartet er alle zu seinem wesen einzukeh- ren. 3. Sein wille ist/ daß wir ihm wesent- lich darinn nachfolgen sollen/ allen seine liebe unpartheyisch zu beweisen/ und die Goͤttliche guͤte zum vorbild zunehmen in unseꝛ menschheit. 4. Dann die guͤte CHristi hat nichts dann guts gethan/ und nach ihrer menschheit keine rache an den boͤsen geuͤbt/ ob er wol von seinen Juͤngern darzu angefochten ward/ die seine guͤte und erbarmung nicht uͤberwinden konten/ uͤbergab er seines vaters gerechtigkeit und er- wartete das ende alles fleisches in leydsamkeit/ und durch die leydsamkeit hat er alles unrecht zurecht gebracht. Cap. 29. Daß einjeder moͤge zu sehen/ daß er in allem der art/ wesen und natur CHristi in sich gehor- sam sey/ und darin allein die ehre CHristi su- che. 2. Wohl zuzusehen/ daß man seine un- erleuchtete menschheit/ die im irꝛdischen wesen zu nichts dann zu eigenthum geneigt/ nicht an statt des wahren wesens JEsu CHristi verkuͤn- dige/ und sein unkraͤfftig wort fuͤrs wort des HErꝛn/ das geist und leben ist/ bezeuge/ und unterm gehorsam des schrifft- oder sprechlichen worts lebendige seelen in GOtt gebaͤren wolle. 3. Ob sichs der blinde mensch einbildete/ kans doch nicht geschehen/ weils nur menschen-werck und ein hall der zunge in der vernunfft ist/ ohne die wirckliche wesentlichkeit GOttes. 4. Daß zur gebaͤhrung der lebendigen seelen CHristi im menschen eine kraͤfftige inwendige wirckung GOttes gewirckt werden muͤsse. Dann das in und mit dem menschen gebaͤhren soll/ muß im menschen eine wesentliche krafft wircklicher weise aus dem lichte des lebens haben. 5. Welche krafft in und mit dem Goͤttlichen wesen zu einem wesen wieder vereinigt/ und das wesen CHristi durch den vater in die menschheit ge- schaffen und gepflantzet ist. 6. Diß wesen ist das in den unerleuchteten menschen verborgene und begrabne wort/ das sich aus dem verbor- genen (das man nicht weiß/ wo es herkommt) zum oͤfftern laͤst hoͤren/ und fordert den gehor- sam von uns zur seligkeit. 7. Wann man diß wesentliche wort zur erneurung des lebens zum haupte annimmt/ alle dinge in seinen wil- len uͤbergibt/ und unterm Goͤttlichen wesen ge- horsam beweist biß zum tode im fleische/ ge- bierts eine lebendige seele in der gehorsamen menschheit. 8. Und ist ein werck des HErꝛn/ gewirckt durch GOttes gnade zu Gottes preiß/ darvon kein mensch ruhm haben mag. Cap. 30. Daß des unerleuchteten wort oder dienst ei- nem andern aus der vernunfft/ ausser dem le- bendigen wesen sprechlich oder schrifftlich an- gedient und in der vernunfft empfangen/ nicht mehr krafft als ein ander gemein menschlich worthat/ und zeugt von Gott oder der seligkeit/ getrieben von der finsterniß. 2. Von was art und wesen aber solcher GOtt oder seligkeit sey/ mag im gedaͤchtniß des zuhoͤrers nicht erkandt werden. 3. Jsts aber ein erleuchtetes und aus dem wahren wesen fliessendes wort/ uͤberein kommend mit des hoͤrers wesen und geiste/ er- weckts einen zeugen des wesentlichen worts aus dem schlaffe im hoͤreꝛ/ welcheꝛ zeuge anfaͤng- lich eine lust/ des HErꝛn willen zu thun/ derer mehr folgen muͤssen. 4. Und je mehr zeugen das wesentliche wort im menschen hat/ je ehe es die gottlose geister/ als seine feinde/ uͤberwindt. 5. 6. Also weckt das Goͤttliche wort/ so die bequemheit des wesens beyderseyts getroffen wird/ in der menschheit zeugen auff: welche bereiter und arbeiter sind die menschheit und GOttheit mit einander zu vereinigen zur fruchtbarkeit. 7. Wann dann im wesentli- chen segen des vaters/ durch den lust und liebe zu GOtt aus der menschheit und Gottheit eine lebendige seele geboren wird/ hat solches der schall der worte nicht gethan. 8. Die ge- burt der gerechtigkeit in der Gottheit und gna- de/ des Vaters werck. 9. Aus dieser geburt wird Gott unser Vater genannt/ und niemand anders/ weil allen dienst durch menschen/ hier- zu behuͤlfflich seyende/ GOtt selbst durch die menschen thut. Cap. 31. Daß weil nun bey vielen lehrern der geist im lichte der wesentlichen wahrheit JEsu CHristi nicht begriffen/ sondern in art und wesen ver- blendt/ zu sich selbst zur abscheidung vom wesen GOttes eingekehrt/ ja zu aller eigenschafft im fleische geneigtist/ er in seiner art das gedaͤcht- niß zu huͤlffe nehme/ und seinen eignen geist als auffrecht zu bezeugẽ das woꝛt veꝛfaͤlscht/ und al- so duꝛch veꝛfaͤlschung des in einẽ heilig scheinen- den thon gestellten worts/ vermeine seine eigen- schafft im fleische zu bedecken/ vor denẽ die es hoͤ- ren. 2. Unter diesem heiligscheinenden wort aus der vernunfft wird viel eigener sinn lange vorm menschen bedeckt. 3. Muß aber/ wann die zeit erfuͤllt/ als irꝛdisch und falsch/ offenbar werden/ daß es nur seine eigne besitzung/ auch in andern wircklich zu erwecken und fruchtbar zu machen/ unterm schein der heiligkeit geschehen sey. 4. Daß diß unter den unversuchten unei- nigkeit und auffruhr macht/ wordurch das we- sentliche werck des HErꝛn in der menschen hertzen verdunckelt und ausgeloͤscht wird. 5. So lange man keinen unterscheid unter dem Goͤttlichen samen (der natur JEsu CHristi) und dem fremden samen (den irꝛdischen geistern) in der seelen empfindt/ mag man mit der Goͤtt- lichen natur nicht fruchtbar werden. 6. Der gehorsame mensch soll im leben CHristi/ so aller menschen licht ist/ diesen unterscheid erkennen/ ausser Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ausser der Goͤttlichen natur ist die Gottheit Christi nicht zu erkennen. 7. Soll der mensch von den irrdischen/ seine seele peinigenden gei- stern/ erloͤst werden/ muß er den irrdischen todt und das Goͤttliche leben zugleich in der see- len empfangē und seine lust vom irrdischen zum Goͤttlichen leben werden. 8. Wann er seine lust zum leben Christi gewandt/ wird er leben- dig erkennen und befinden/ daß der todt vom le- ben uͤberwunden werde/ und das leben die oberhand behalte. Cap. 32. Daß Author ins leben Christi seinen lust und vertrauen zusetzen geursacht worden. Dessen lehre in sich selbst wahrzunehmen wesentlich/ da die irrdische geister außgeschlossen werden. 2. Was er durch erfahrung im wesen der Goͤttlichen natur in der seele erkennen koͤnnen/ darvon hat er sich/ zum leben JEsu Christi zu kommen/ lehren lassen/ und solche lehre wuͤrck- licher weise in der seelen/ nicht im begriff der irrdischen vernunfft angenommen; was in der vernunfft angenommen wird/ bringt keine Goͤttliche fruͤchte. 3. Durchs wahr- nehmen der lehre Goͤttlicher natur wird die seele erneuert im leben/ welches des gesetzes und der Propheten erfuͤllung ist. 4. Seele glaubt dem le- ben JEsu Christium seiner krafft und that wil- len in ihr auch ohne aͤusserlichen schall/ und die- ser glaub verfuͤhrt nimmermehr/ an der ant- wort Christi Matth. 11. 3. Johannes Juͤn- gern gegeben/ zusehen. 5. Man soll die war- heit in ihrem werck und that ansehen/ derselben glauben und sich nicht daran aͤrgern. 6. Nach- dem der glaube befestigt/ beginnt er sein Werck mit Christo/ und folgt ihm nach/ mit ihm den Ubergang auß dem bildlichen/ ins warhaffte/ auß der schwachheit in die staͤrcke/ auß sich selbst in Christum zuthun. 7. Wer in Christo glaubt/ wird/ nach Joh. 14. 12. seine werck auch thun/ wie sie Marc. 16. 17. beschrie- ben: Teuffel außtreiben/ ꝛc. Was man aber ohne die wesentliche werck JEsu Christi glaubt/ ist ein todter Glaube. Jac. 12. 17. ja/ die glaubige werden/ nach Gal. 5. 6. c. 6. 5. eine neue Creatur mit der Goͤttlichen natur zu ei- nem wesen vereinigt seyn. 8. Diese wird die gerechtigkeit/ liebe/ fried und warheit unge- zwungen hervor bringen/ ohne alles eigen ge- such oder erhebung im fleische. 9. Jn dieser verneueten Creatur hort die wuͤrckung zwischen GOTT dem Vatter und dem neuen menschen in getheiltheit auff/ und gehet die vollkom- menheit an. 10. Wo der Vatter durch Chri- stum den menschen verneuert/ da wiederfaͤhrt jedem recht/ GOTT/ dem Kayser und jedem menschen. 11. Ja der in Christo erneuerte mensch traͤgt/ um der liebe des Gerichts wil- len allzeit mehr sorge fuͤr einen andern/ dann fuͤr sich selbsten. Cap. 33. Daß das Heilige leben JEsu Christi in der erneuten Menschheit/ die seeligkeit uͤber alles/ was sich in der gutwilligen seelen darvon lehren und regieren laͤßt. 2. Die menschheit/ die durch Christi geist nicht wesentlich zum leben erneuert wird/ kan die wesentliche regierung Christi zum leben in ihrer seelen nicht gewahr werden. Doch ist sie unwissend vom leben so wohl als vom tode begriffen. 3. Diese beyde wesen (tod und leben) werden dem menschen/ der ei- ne lust zum erneuertem leben hat/ in ihm be- kannt gemacht/ seine hand außzustrecken nach welchem er will. 4. So aber der mensch das leben Christi nicht zum lehrer hat/ ist er auß unwissenheit meistens zum tode geneigt. 5. Erfahrung macht erkaͤndtnuͤß/ und nachdem die erkandtnuß im hertzen offenbahr wird/ dar- nach thut die seele ihren zufall. 6. Jst das er- kandtnuß erleuchtet/ bringts den menschen zum freyen willen/ was er will/ zu wehlen. Dann das erkantnuß stellt ihm in der seele tod und leben vor/ daß er im gericht keine entschuldi- gung habe/ sondern/ was er erwehlt/ haben muͤsse. Cap. 34. Daß/ weil der mensch im fall GOtt verlas- sen/ die Goͤttliche natur aber im menschen/ und der mensch in der Goͤttlichen natur vereinigt be- gehren zu leben/ wie sie im anfang gewesen/ der mensch sich auß der irrdischen blindheit viel toͤdlicher lasten zu seinem verderben in der seelen angenommen. 2. Und das dardurch/ weil er das Goͤttliche leben auß den toͤdtlichen dingen wil erlangen/ und also seine eigne irrdische lust und verdorbene sinnligkeit fuͤr seinen GOTT erwehlt. 3. Dann er meynt/ das gottselige leben/ so doch himmlisch und wesentlich/ dem man auch in der ordnung GOttes wesentlich im geiste nahen muß/ sey ein elementisch leiblich ding/ und wils creatuͤrlich empfangen/ im brod/ wein/ \&c. 4. Auß solchen dingen ma- chen die irrdische sinne des fleisches ihre Christli- che dienste/ und meinen dann Christenzu seyn/ mit schrifft alles bewaͤhrende. 5. Darmit unter- scheiden sie die gemeinde GOttes und der teuf- fel/ und meinen/ wer nicht mit ihnen eines gesin- net ist/ sey nicht in GOttes gemeinde. 6. Diese er- wehlung aͤndern sie zum oͤfftern/ was sie heute zur seligkeit erwehlen/ achten sie morgen die ver- dammnuß seyn. 7. Um diese seligkeit und ver- dammnuß streiten sie/ und will sie jeder nach sei- nem sinne haben; der/ so am meisten in ver- nunffts listigkeit uͤberreden kan ihm zu folgen/ achtet sich fuͤr den seligsten. 8. Moͤgen aber in blindheit nicht sehen/ noch in ihren seelen empfinden/ daß die erwehlende sinnen ihre seele nach dem inwendigen wesen nicht veraͤndern/ noch im geiste zu einem Heiligen leben verneue- ren. 9. Dann wann sie nach der natur JEsu Christi sich urtheilten/ koͤnten sie wohl fuͤhlen/ daß ihre seelen noch in der irrdigkeit und suͤnde gefangen/ ob sie wohl mit gleißnerey etwas be- deckt/ daß sie so gruͤndlich nicht zu erkennen ist. 10. Dann wer seine seele der vermeinten Hei- ligkeit zum Gefaͤngnuß uͤbergibt/ empfindt kei- ne suͤnde noch gerechtigkeit/ als die er ihm selbst macht. Cap. 35. Daß der wesentliche GOtt und seine Heilige gerechtigkeit mit der menschen seeligkeit allhier gantz außgeschlossen sey. 2. Und man eine vermeynte gerechtigkeit und vermeynte suͤnde in Partheyschafft mache. 3. Was der eine zur suͤnde/ das macht der andere zur gerechtig- keit/ und jeder dichtet besondere Ceremoni en/ alles zur trennung. 4. Mit welchen Ceremo- ni en man wider GOtt im geiste und wider die landes-ordnung sich versuͤndiget und den- A. R. H. Vierdter Theil. Y y y 2 menschli- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. menschlichen Frieden bricht. 5. Ja verbitte- ren wider einander/ daß sie sich nach dem leibe untereinander toͤdten und morden. 6. Auß diesem uͤbel den menschen zu erloͤsen/ der GOt- tes gerechtigkeit im geist sucht und liebt/ hat Christus die seinen demuth und Unterthaͤntgkeit seines H. wesens gelehrt. 7. Wordurch man erst sein elend und dann den wesentlichen GOtt lernet kennen/ so viel die zeit vermag/ und von der erwehlung befreyet wird. 8. Alsdann er- kennt man die Ceremoni sche dienste weder fuͤr GOttes dienste/ noch auch fuͤr Goͤtzen-dienste/ sondern fuͤr schatten und bilder/ die der uner- leuchtete in unerkandtnuß erwehlt/ und darmit vor GOtt und seines gleichen gerecht seyn will. 9. Darum sie von erleuchteten menschen nicht/ wie vom sinne des fleisches/ der seine seligkeit und verdam̃nuß daran bindet/ geurtheilt wer- den. 10. Das ist/ die durchs liecht Christi im Goͤttlich-wesentlichen gehorsam |von der irrdi- schen erwehlung (die man zu den Ceremon ien so wohl zur seeligkeit als verdammnuß thut) be- freyete koͤnnen die Ceremoni sche Dienste ge- brauchen fuͤr das/ so sie in ihrer Krafft sind/ und also GOtt und dem Kayser geben/ was ihnen gebuͤhret. 11. Die aber GOttes gerech- tigkeit in der seelen noch nicht empfinden/ in der irrdischen erwehlung gefangen stehen/ und ih- re seeligkeit und verdammnuß auß den Ceremo- ni en haben wollen/ gebrauchen die Ceremoni- sche dienste zum boͤsen und werden in haß und neyd erweckt. 12. Jedoch thun diß nicht die dienste an sich selbsten/ sondern das zuthun des erwehlens/ das der irrdische mensch darzu thut. 13. Dieser haß und streit entstehet auß dem ey- gen-suchenden erwehlen/ so sich in seiner Boß- heit/ mit den Ceremoni schen diensten bekleydt/ wordurch die seele verblendt die Goͤttliche ge- rechtigkeit im geiste wesentlich nicht erkennen kan/ und in lauter elend bleiben muß. Cap. 36. Daß man das erwehlen in den Ceremoni en soll lassen still stehen/ und der lands-ordnung sich nicht wiedersetzen/ dargegen nach GOTT zu frieden und eintracht eyffern im leben JEsu Christi. 2. GOtt ein wesentlicher geist siehet auff seine gleichheit und verklaͤrt/ daß seine ge- rechtigkeit wesentlich/ und die suͤnde/ die den menschen von GOtt scheidet/ auch ein irrdischer geist und verdorbene lust/ durch jene macht er seelig/ durch diese verdammt er. 3. Seligkeit und verdammnuß gehen auch wesentlich uͤber seele und leib. 4. Will der mensch nun die se- ligkeit in seel und leibe ererben und der Goͤttlich- und menschlichen straffe entgehen/ muß er der lehre Christi Goͤttlich und menschlich wahrneh- men/ GOtt was Gottes ist/ und dem Kayser was des Kaysers ist/ geben/ Matth. 22. 21. daß er von beyden ungestrafft bleibe. 5. Daß man nach ermahnung 1. Petr. 2. 21. aller menschlichen ordnung gehorsamen solle. 6. Diese lehre wil der sinn des fleisches wiederle- gen/ weil er meynt/ man suche dardurch dem ley- den Christi zu entgehen. 7. Wer seine seele und gantz Hertz GOtt in sein heilig wesen uͤbergibt/ dem stehet das gantze irrdische wesen zu einer ver- folgung/ die freunde werden zu feinden. 8. Diese sind des menschen eygne fleischliche luͤste/ die ihn zum tode bringen werden. 9. Auch die- jenige/ welche nach Micha 7, 5. in un sern armen schlaͤfft/ sind der menschen irrdische sinne und Gedancken. Cap. 37. Daß die menschen erst GOtt in seinem Heili- gen wesen/ und die suͤnde/ so sie von GOtt scheidt/ wieder einander in ihrer Art sollen er- kennen lernen/ und in der seelen empfinden/ ehe sie einen Ceremoni schen dienst zu bedienen anneh- men/ oder werden zu schanden werden. 2. Allein der kan einen GOttes dienst zu der men- schen seeligkeit bedienen/ der durch GOttes wesen im liechte Christi darzu getrieben wird. 3. Muß in der seelen empfunden werden/ daß es nicht vernunffts werck/ sondern von GOtt auß seiner gnade und krafft gewirckt werde; da der mensch nach seiner vernunfft nichts ab- oder zu thun kan. 5. Paulus redete nicht/ als was Christus durch ihn redete. Rom. 15. 18. 6. Was also bedient wird/ bleibt ein wahrer GOttes-dienst/ darunter in GOttes segen Goͤttliche seelen/ das leben der Goͤttlichen na- tur zu beleben/ gebohren werden. 7. Dieser seelen haupt/ herr und lehrer werden nicht fleisch und blut/ sondern der wesentliche GOTT selbst seyn. 8. Daß unter diesem dienste den schwachen und strauchenden von den dienern GOttes wieder auffgeholffen werde zu aller er- baulichen bußfertigkeit des lebens. 9. Wel- ches unter den vermeynten diensten nicht ge- schehen kan/ weil der lebendige Christus GOt- tes in seinem heiligen wesen allda nicht gegen- waͤrtig ist. 10. 11. Die wercke zeugen es gnug/ weil sie nichts gebaͤhren/ dann trennen- de meynungen/ da man den geist und krafft fuͤr wind und eitelkeit/ dargegen wind/ eytelkeit und luͤgen fuͤr warheit haͤlt. 12. Alles ihr thun und lassen ist in eytelkeit eins/ und in viel mey- nungen| vertheilt. Jeder achtet sich fuͤr andern selig/ und daß er Christum allein zu willen ha- be/ einen andern aber/ so nicht mit ihm eins gesinnt/ urtheilt er verdammt zu seyn. Cap. 38. Daß alle in der wahn-erwehlung verblendte nach dem seeligmacher/ dem Christo GOttes/ rathen/ und viel geschrey von ihm machen. 2. Sind alle wieder einander und jeder meynt/ er habe ihn allein: der eine in dieser/ jener in ei- ner andern Ceremo nie; einer im verfolgt wer- den/ der andere im verfolgen koͤnnen/ in brodt/ wein/ \&c. 3. Allein CHristus laͤst sich ausser seiner einwesigkeit mit dem Vatter nicht na- hen. 4. Jeder soll sein inwendig Hertz der Goͤttlichen einwesigkeit im geiste einergeben/ mit seines lebens luste darinnen fruchtbar wer- den/ in der Goͤttlichen natur wesentlich. 5. Dann macht er sich selbst durch seine krafft bekandt/ und treibt alle irrdische angeregte be- gierden außder inwendigen seele auß/ und macht den menschen seelig/ daß ers empfinden kan. 6. Dann wann CHristus wesentlich in der see- len empfangen wird/ macht er sich stracks in seiner Arbeit bekandt und offenbahr mit liecht/ gerechtigkeit/ wundern und zeichen. 7. Macht die blinde sehend/ die lahme gehend/ bringt den menschen auß der Finsternuß ins liecht/ und befreyt ihn von allen irrdischen geistern/ hof- fart/ geitz/ neyd/ zorn/ unkeuschheit/ heuche- ley Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ley und bedeckter schalckheit. 8. Was der teuffel ins irrdischen menschen Hertz gepflantzt/ das treibt Christus durch gerechtigkeit wuͤrck- lich auß und vereinigt den gereinigten menschen mit seiner Goͤttlichen natur zu einem geist und wesen. 9. Wo das unterm gehorsam deß Christlichen wesens nicht wuͤrcklich geschicht/ da ist kein Christus zur seelen seligkeit/ man troͤste sich wie man will. 10. Wo das we- sentliche Gottseelige leben in der seelen nicht be- liebt wird/ wird Christus nicht erkandt. 11. Das leben Christi allen Gottseligen menschen ein liecht/ wordurch sie die finsternuͤß in der seelen erkennen und fuͤhlen. Joh. 1. 4. Cap. 11. 15. Cap. 39. Daß/ so der mensch diß saͤhe und fuͤhlte/ er den eyteln Trost und Ruhm verlassen/ und sich in demuth und gebet zu GOtt begeben wuͤrde. 2. Und ihn bitten/ daß er ihm seinen wesentlichen Christum in der seelen bekandt und theilhafftig machen wolte. 3. Er wuͤrde seine irrdische geister und eigenschafft verlassen/ in GOttes heiliges wesen sich ergeben/ und alle ergenschaff- ten des fleisches fuͤr eine feindschafft GOttes er- kennen. 4. Die eigenschafft der teuffel nimmt die seele zum verderben in irrdische finsternuß gefangen. Christus erloͤst und befeeyt sie im lichte. 5. Daß wir/ weil Christus nun er- scheint/ uns seines geistes theilhafftig zu ma- chen/ der zeit wahrnehmen sollen seiner im le- ben/ zur erloͤsung vom tode/ theilhafftig zu wer- den. 6. So werden GOttes verheissungen/ den vaͤtern geschehen/ erfuͤllt. 7. Wordurch im letzten theile der zeit/ alle irrdische geister in der seelen/ denen der mensch vertraut/ offenbahr gemacht/ und bezeugt wird/ daß sie ihnen selbst zur verstreuung im tode/ nicht GOtt dienen. 8. Welches die menschheit (die nun ihre seeligkeit im wahren wesentlichen CHristo sucht und findt) wuͤrcklich in der seelen empfindt/ deßwe- gen sich den irrdischen heilig scheinenden gei- stern nicht mehr vertraut in den Ceremoni en/ sondern ihrer seligkeit im leben JEsu Christi/ so viel die zeit vermag/ in der verlaͤugnung ihr selbst/ wahr nimmt. 9 So viel die seele mit dem leben der Goͤttlichen Natur zu einem wesen vereinigt wird/ so viel liebe sie zur Goͤttlichen natur bekommt. 10. Und so viel liebe sie zur Gottheit hat/ so viel laͤst ihr die Gottheit zur fruchtbarkeit nahen. 11. Durch diese Frucht- barkeit werden die Gottheit und menschheit we- sentlich zu einem geiste vereinigt. Worauß die liebe GOttes auß gantzem Hertzen und des naͤchsten als sich selbst urspringt. 12. Welches die wesentliche lehre der Goͤttlichen natur ist/ wordurch gesetz und Propheten erfuͤllt wer- den. Cap. 40. Daß/ um dieser herrligkeit willen niemand den wesentlichen Christum einen Herrn heissen kan ohne die Krafft des Heil. Geistes/ und alle knie vor seinem wesentlichen Nahmen sich beu- gen muͤssen. 2. Jst Melchisedech und ein ewiger hoher priester im hause GOttes zu segnen alle im geist seines H. wesens ihn anruffende. 3. Wir sol- len diesen in unsern seelen wahrnehmen an seinē zeugnusse/ als der erneuerung des lebens und alle wahne verlassen/ weil wir sehen/ daß alle wahn-erwehler ihre eigne seelen peinigen/ und die gnadenzeit im streit/ mit unruhe des Her- tzens zubringen. 4. Und das Heilige wesen JEsu Christi/ das die boßheit auß allen demuͤ- thigen seelen treibt/ erscheint nicht ihre seelen selig zu machen. 5. Weil alle wahnen eine feindschafft wieder GOtt sind. 6. Wer diß in der seelen kanempfinden/ reisse sich auß dem wahne/ und ergebe seine seele ins niedrige einfaͤl- tige wesen JEsu Christi/ daß ihn der wahn-geist nicht in ewigen todt bringe/ bekenne seine suͤnde/ und trage/ zur erneuerung seines lebens/ reu und leyd daruͤber. 7. Welches die rechte von Johanne (GOttes gnade) bediente Christliche dienste sind/ der geburt JEsu Christi in der seelen theilhafftig zu werden. 8. So lang keine reu und leyd der suͤnden bewiesen wird/ und man nicht jedem das seine wieder gibt/ mag die geburt JEsu Christi im menschen nicht geschehen. 9. Durchs wiederuͤbergeben des lebens beweist man die Goͤttliche gerechtigkeit. 10. Wann man GOTT das seinige gegeben/ wird man auch dem menschen nichts/ was sein ist/ vorenthalten. 11. Wer aber GOTT das seinige vorenthaͤlt/ mag dem menschen das ihm zugehoͤrige nicht geben. Cap. 41. Daß GOttes gerechtigkeit im menschen/ ehe ihm etwas zukommt/ einen vorgang habe. 2. Mensch muß durch sein elend sich selbst in seiner eigenschafft lernen erkennen/ ehe er GOTT in seinem freyen wesen kan lernen erkennen. 3. Diese erkantnuß kan der mensch nicht durch sei- ne vernunfft gebaͤhren/ sondern das Goͤttliche wesen in der seligkeit/ und das irrdische wesen in der verdammnuß gebaͤhren sich wieder einan- der/ und machen sich jedes in seiner arbeit be- kandt. 4. Darum muß der mensch von seiner vernunfft weichen/ und sich in dem wesen/ das ihn treibt/ es sey himmlisch oder irrdisch/ ur- theilen lassen. 5. Das vernunffts-urtheil ist luͤ- genhafft befunden/ und muß nun vom wesent- lichen geiste JEsu Christi geurtheilet werden/ daß es den menschen nicht laͤnger von GOTT ablette. 6. Vernunffts-erwehlung der einfaͤl- tigen menschheit ein unbekandter teuffel/ der ihr unterm schein der seeligkeit die hoͤlle zubringt/ da es doch der mensch fuͤr GOttes eingebung haͤlt. 7. Weil der unerleuchtete mensch zwischen GOttes geist und seiner eignen vernunfft keinen unterscheid hat/ wird er leicht darvon verfuͤhrt und bewogen. 8. Wofern GOTT im alter der Zeit nicht gnade bewiese und die irrdische vernunfft von seiner Goͤttlichen natur schiede/ haͤtte der mensch GOTT nimmermehr mogen kennen oder beleben/ sondern unter der irrdischen vernunfft regierung im verderben bleiben muͤs- sen/ und die Gottheit und der menschen selig- keit waͤren unerkandt blieben. 9. Auctoris danckbarkeit und demuth fuͤr diese offenbah- rung. 10. Weltweisen nehmen GOTT in seinem niedrigen wesen nicht an/ meinen ihn in der vernunfft zu erkennen/ verstehen nicht/ daß sie/ GOTT zuerkennen/ sich verlieren muͤssen. 11. GOttes und des menschen meynung und gedancken so weit als himmel und erden unter- schieden. 12. Mensch in irrdischen wesen le- bend hat keine gedancken in himmel/ und gleich- wohl solten GOttes und seine gedancken eins Y y y 3 seyn Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. seyn. 13. Mensch von GOTT nicht geschaf- fen/ ausser GOTT seinen lust/ willen und le- ben zu haben. 15. 16. Wil er GOTT fin- den/ muß er ihn in seiner einwesigkeit suchen. Das suchen ist/ daß er alle sinnen und gedancken zu seiner einwesigkeit einkehre. 17. Frembde ge- dancken scheiden von GOTT und machen die seele unruhig. Cap. 42. Daß man/ was zu hoch oder zu starck/ nicht forschen/ sondern allzeit GOttes Gebotts ein- gedenck seyn solle. Daß diß das leben der Goͤtt- lichen natur/ die wesentlichkeit GOttes sey/ die den menschen von allen irrdischen gedancken befreyt. 2. Der Heilige Geist fliehet den heuchler/ entzeucht sich den gedancken/ die ohne verstand sind/ und nicht auß dem orte/ da die boßheit wohnet. 3. Jerusalem soll das hertz waschen/ daß ihm moͤge geholffen werden: Schaͤdlicher lehrer falsche gedancken verblen- den an der wesentlichen Gottheit. 4. Diegedan- cken erwecken die begierden/ diese verleiten die seele/ und scheiden das leben von der wesentli- chen Gottheit. Das menschliche wesen von der Goͤttlichen natur nach dem wesen geschie- den/ wird von mancherley gedancken und be- gierden in Furcht/ angst und bangigkeit/ wie ein haase von hunden umgetrieben. 5. Gleich- wohl ists so verblendt/ daß es die/ so ihm die- se angst des tods anthun/ noch mit lust und lie- be umhalset. 6. Daß wir um außreutung al- ler aͤrgernussen bitten sollen. 7. Auch um gnade/ daß wir durch seinen leydsamen geist uns selbsten uͤberwinden moͤgen/ damit die wahre menschheit Christi ohnverhindert von den luͤsten des fleisches in uns hervor kommen und das reich ihres vatters einnehmen koͤnne. 8. 9. Wunsch und Gebett des Authoris/ daß uns GOTT die augen oͤffnen wolle uns selbst zu erkennen/ von aller eiteler Hoffnung/ trost und Glauben abzustehen und in GOTT vereinigt ewig zu leben. ENDE . Jnhalt der Capitel im dritten Theil des Ackerschatzes Hiels. Cap. 1. Daß alle vermeinte GOttes dienste/ durch des fleisches sinn auffgericht/ in verfall gekom- men. Authoris Gebett zu Christo/ daß er unsere hertzen muͤrb machen/ und uns die augen oͤffnen wolle/ unsere blindheit zu er- kennen. 2. Das fleischliche gesicht ist dem unerleuchteten eine greuliche verleitung/ die er doch/ ehe er im fleischlichen gesichte blind wird/ nicht erkennen mag. 3. Darum see- liger ist blind seyn/ dann mit fleischlichen au- gen sehen. 4. Wer ins Reich GOttes will eingehen/ muß sich das fleischliche gesicht und augen mit der klarheit des geistlichen lassen außstechen. 5. Man mag GOttes Reich durchs gesicht des fleisches/ in seiner wesent- lichen krafft nicht erkennen noch empfinden. 6. Daß Author solches auß lebendiger er- fahrung bezeugt/ und seinen naͤchsten war- net. Cap. 2. Daß weil der mensch auß blindheit den sinn des fleisches zum herrscher uͤber sich erwehlt/ der geistliche sinn uͤber ihn nicht regieren mag. Und die Gottheit Christi/ weil sie keine gewalt uͤber den menschen gebraucht/ muß sich ley- den/ biß der Koͤnig des fleisches sich durch seine eigene waffen krafftloß mache. Dann das irrdische Reich/ so das erste ins menschen her- tzen/ und vielen veraͤnderungen unterworf- fen ist/ muß arm/ und sein leben ein todt wer- den/ so das geistliche die oberhand bekommen solle. 3. Und das ist das Reich GOttes mit seiner wesentlichen klarheit in unser mensch- heit/ und ist in der erneuerung des lebens geist und wesen. 4. Und im wesen der Goͤttlichen natur erwartet/ den unerleuchteten menschen/ biß er in den sinnen des fleisches seinen blinden lauff vollendet habe; ihn dann/ wann ers begehrt/ in die ruhe des himmlischen wesens auffzunehmen auß gnaden. Cap. 3. Daß alle die warheit noch in der unerleuch- teten erwehlung suchende/ sich durchs leben Christi davon befreyen lassen/ und im lichte JEsu Christi geistlich gesinnet werden sollen/ der mit toͤdtlichen plagen angefuͤllten finsternuß zu entgehen. 2. Der Herr wolle der erden einwohner/ die der heiligen blut vergossen/ heimsuchen und verdammen. 3. Wer dem verdammlichen tode will entfliehen/ muß sich recht zum leben JEsu Christi bekehren. 4. Un- rechte bekehrung macht/ daß der mensch auß einem Jrrthum in den andern faͤllt/ wann er meynt sich zum Herren zu bekehren/ thut ers zu sich selbst/ und wird mehr an sich selbst ver- bunden/ als er war/ ehe er sich im wahn-geiste bekehrte. 5. Wer sich zum herrn bekehrt/ verliert sich in den begierden selbst/ alsdann wird man nicht mehr auff dem berge/ der lehrt nach der erwehlung des fleisches/ noch zu Jerusalem im irrdischen gesichte von fernen/ anbeten; sondern man wird den vatter/ der nun in seiner menschheit ein fruchtbarer geist worden/ im geiste anbeten/ und wesentlich im lichte dienen. Cap. 4. Daß die dieses recht im geiste erkennen wol- len/ sich erst mit ihrem inwendigen gemuͤthe auß der fleischlichen lehre und heiligkeit ins geistli- che gesetze GOttes umwenden muͤssen. 2. Diß geistliche von GOTT ins inwendigste hertz unsers gemuͤths eingeschriebene gesetz in uns zu erkennen/ muß man der heiligen zeugnusse zum behuͤlffe/ wuͤrcklich wahrnehmen. 3. Dann wird man das in unser inwendigen menschheit gestellete/ und durch Christum vermenschte ge- setz des Herrn fuͤhlen und erkennen/ und/ entweder auß liebe zur guͤte GOttes/ oder auß furcht der verdammnuß sich darunter demuͤthi- gen. 4. Wer diß geistliche gesetz zum leben will hoͤren lesen/ muß sein hertz zu aller tugend und gerechtigkeit GOtt ergeben/ weil er GOtt nicht nahen kan/ dañ durch sein eigen tugendlich wesen. 5. So lange der mensch das geistliche gesetz zum absterben seines suͤndlichen fleisches nicht Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. nicht lesen lernt nach dem leben des gerichts; muß er unter der begierlichkeit der suͤnden ge- fangen bleiben/ und moͤgen alle seine dienst sei- ne seele von der qual des todes nicht erloͤ- sen/ sondern sie vermehren. 6. Dann des HErꝛn wort/ das geist und leben (moͤchte es verklaͤrt seyn) ist/ mus durch sein leben alle verborgene heimligkeit bekand machen/ und ihn vom tode erloͤsen. 7. Selig ist/ der seine augen zum geist des Herrn erhebt/ und in gedult die himmlische gaben in seiner seelen erwartet. Der HErꝛ will nun den demuͤthigen uͤberfluͤßig geben. 8. Diese gnade wird nun im letzten theile der zeit im demuͤthigen hertzen sich of- fenbaren/ und sich mit ihnen zu einem wesen vereinigen/ das geistliche gesetz zu halten. 9. Mensch muß aus noth und liebe darzu getrie- ben werden/ soll er zum Reiche GOTTES gelehrt werden. 10. Das gesetz GOttes ist im menschen/ da es war genommen wird/ der himmlische lehr-meister/ wer den nicht zum zuͤchtiger hat/ mag durch nichts zum leben Christi gebracht werden. 11. Alle dienste oder peinigung der seelen moͤgen hierzu nichts helffen/ sondern/ nach Gal. 6. 15. Allein ei- ne neue creatur/ die durch CHristi liebe in Got- tes gerechtigkeit wirckt. 12. Das himmli- sche gesetz und liebe zu GOttes gerechtigkeit al- lein der lehrmeister zum Reiche GOT- TES. 13. GOtt laͤst sich durch seinen eignen geist im menschen versuͤhnen; Dann der mensch wird dardurch uͤberheert/ daß er sich GOtt und seinem geiste ergeben muß/ in seinem heiligen wesen/ im friede mit GOTT und menschen zu leben. 14. Das geistliche/ durch den himmlischen geist empfangene gesetz/ thut Mosi und CHRISTO / gesetz und Pro- pheten/ gnug. 15. Dann findet der mensch keine beschuldiger mehr zum tode. An dem weib im ehebruch ergrieffen/ Johann 8. 4. zu sehen. Welches als es durch das verdammli- che gesetz zum himmlischen geiste gebracht ward/ es seiner anklaͤger ledig ward/ und nie- manden sahe/ der sie verdammte. ꝛc. Cap. 5. Daß/ wo das geistliche gesetz GOttes recht in der seelen gelesen und gehalten wird/ nach Rom. 8. 1. nicht verdammliches sey. 2. Das gesetz des geists hat sie von der suͤnde und tode frey gemacht. 3. Daß wir der ge- rechtigkeit im geiste und wesen CHristi leben/ und keine andere lust in uns fuͤhlen sollen. 4. Dann lernen wir/ Daß CHristus demuͤthig von art/ und finden die wesentliche ruhe in der seelen. 5. Durch die in GOtt und mit dem menschen ererbte ruhe und frieden werden wir zum dancke geneigt. 6. Jn der danckbarkeit werden wir gemeinsam/ bruͤderlich/ ꝛc. mit al- len menschen/ so viel es moͤglich ist. 7. Dann CHristus regiert alle seine gliedmassen in ein- wesigkeit. Was vom fleisch und blut nicht zusammen gefuͤgt ist/ mag vom selben nicht ge- schieden werden. 8. Alle aus dem einwesi- gen leben gebohrne sind bruͤder/ unter denen keine zwietracht entstehen kan. 9. Jn dieser bruͤderschafft ist keine selbheit/ sondern lauter liebe. 10. Solche kan in der heiligkeit des fleisches/ noch unter den vermeinten diensten nicht seyn. 11. Die unter der erwehlung noch begriffene werden von den wahren bruͤdern aus mitleiden geruffen. 12. Daß GOTT ein GOTT der lebendigen/ nicht der todten; Abrahams/ Jsaacs/ und Jacobs GOtt. 13. Das einwesige leben des gerichts muß allein aus GOtt in die seele fliessen ꝛc. Cap. 6. Daß man der Gottseligkeit wesentlich war- nehmen solle zur ruhe der seelen in vereinigung mit CHristo zu einem wesen zur fruchtbarkeit. 2. Die in GOtt wesentlich vereinigte mag von seiner liebe/ nach Rom. 8. 35. nichts scheiden. 3. Die sich mit gantzem hertzen zur wesentlichen liebe GOttes umgewandt/ aus dem fleische im geist eingekehrt sind/ werden von allen streit be- freyt werden/ und um nichts/ so der sinn des flei- sches zu einem vermeynten GOttes dienst auff- geworffen/ mehr disputier en. 4. Das geist- liche gesetz befreyt alle ihm unterthaͤnige seelen von allem unerbaulichen vernunffts- disput. 5. Jn der befreyung verklaͤrt der geist CHristi in seiner menschheit das verborgene himmlische geheimniß wesentlich: Darum denen/ die sich aus dem fleisch in geist gewandt haben/ alle verboꝛgene geister und prophezeyhungen wuͤrck- lich offenbaꝛet werdẽ. 6. Unterm gehorsam Chri- sti wird man erst mit der tauffe der reue uͤber die suͤnden/ von der gnade GOttes zur ablegung des suͤndlichen lebens getaufft. 7. Welches in der seelen mit betruͤbniß toͤdtlicher weise uͤber die suͤndige luͤste im fleische geschicht/ und die veraͤnderung des lebens ist; das ein tod wer- den muß. 8. Der tod erzeigt sein werck/ wann die irꝛdische luͤste/ durch CHristi krafft/ im men- schen gebrochen werden/ daß das leben CHri- sti aus dem tode wieder erweckt werde. Cap. 7. Daß/ so man unter der Tauffe Johannis in betruͤbniß uͤber die suͤnden im fleische ge- taufft/ die Tauffe des geists CHristi folge/ und die betruͤbte seele wieder froͤlich mache/ und CHristus werde wesentlich in der seelen ange- zogen/ zur krafft des lebens. 2. Durch diese krafft des lebens wird die suͤnde und lust im men- schen uͤberwunden/ und ihr nicht mehr mit lust gedient. 3. Wann die suͤnde den lust des lebens nicht mehr zu huͤlffe hat/ hat sie keine krafft ihre begierden zu vollbringen. 4. Weil sie einander im leben nicht dienen/ so dienen sie einander im tode/ nach Rom. 7. 22. Jch ha- be lust im gesetz GOttes nach dem inwendigen menschen/ in meinen gliedern aber sehe ich ein ander gesetz/ ꝛc. 5. Wo aber die suͤnde/ die zuvor ein leben war/ ein streit des todes wor- den/ da lebt sie nicht mehr. 6. Wo ihr nicht gelebt wird/ da kan sie keine regierung fuͤhren/ sondern wird durch die Tauffe des Heiligen Geistes in tod begraben im menschen. 7. An dem Actor. 8. 36. von Philippo getauff- tem kaͤmmerling zu sehen. 8. Die sunde wird durch die Tauffe krafftloß/ durchs leben CHRISTI verdammt/ und die seele gerei- nigt. Cap. 8. Daß alsdann CHRISTUS im men- schen mit dem Heil. Geiste beginne fruchtbar zu werden/ und die menschheit zur uͤberwin- dung Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. dung der suͤnden starck zu machen. 2. CHri- stus wird/ in der menschheit geboren Goͤtt- lich und menschlich fruchtbar/ das leben GOt- tes zu gebaͤhren/ das im tode verschmachtet liegt/ ꝛc. 3. Wann die Goͤttliche geburt in der schwachen menschheit geschehen/ dient CHRISTUS mit seiner Goͤttlichen krafft der schwachen menschheit eine lange zeit nach dem fleische/ biß das schwache und das starcke/ geist und fleisch/ im alter der zeit sich von einander scheiden/ durch die wesentlichkeit CHristi. Cap. 9. Daß/ damit der schwache mensch CHristum seinen Seligmacher im leben und tode kennen lernen solle/ er sein Abendmahl bereite. 2. Welches das ende des schwachen fleisches/ daß CHristus die/ so ihme nachfolgen/ daraus zu erloͤsen/ angenommen hat. 3. CHristus lehrt mit seinem vorgange/ wie der mensch aus der schwachheit des fleisches in die staͤrcke des geists ihm wircklich nachfolgen solle. 4. Und das ist die verlaͤugnung sein selbst/ wordurch das alte leben nach dem fleische untergeht/ daß das neue im geiste sich offenbare. 5. Geschicht wircklich aus fleisch/ im geist. 6. Wann Christus nur vorgegangen im menschen/ und der mensch Je- sum und CHristum im untergang des fleisches/ verliert/ und doch noch in der schwachheit des fleisches gefangen/ und CHristo in die staͤrcke des geists aus dem fleische in geist noch nicht ge- folgt/ ist er im tode CHristi betruͤbt/ weil er sich in der schwachheit des fleisches allein findet/ und das leben des geists nicht erreichen kan. 7. Jn der hoffnung leidet er sich mit CHristo im Abendmahl/ verstehe in der demmerung/ wann das licht CHristi abgeht/ und das licht des geists in ihme noch nicht verklaͤrt ist. 8. Jn dieser traurigkeit des Abendmahls verkuͤndigt er den tod CHristi/ gehet also in tod ein/ daß er mit CHristo wieder aufferstehen moͤge. 9. Macht sich des todes CHristi in seinem fleische theilhafftig/ biß er im geiste wieder komme/ zum untergang seiner luͤste und begierden im fleische. 10. Hierzu trinckt er auch den Kelch der bitterkeit im fleische/ und uͤbergiebt also das suͤndige leben. 11. Wird mit CHristo nach Rom. 6. 6. eingepflantzt zu gleichem tode/ da- mit er der aufferstehung theilhafftig werde. 12. Wann der tod voͤllig geschehen/ offenbart sich die wesentlichkeit CHristi im geiste/ daß die menschheit ein Herꝛ wird uͤber suͤnde/ teuffel/ tod und hoͤlle/ und das gerichte mit CHristo uͤ- ber die gottlose luͤsten und begierden im fleische haͤlt. Cap. 10. Daß die menschheit durchs himmlische we- sen im geiste bekraͤfftigt/ durchs leben der Goͤtt- lichen natur/ den Christlichen bann auffrichte. 2. Das ist mit keinen fremden luͤsten oder gei- stern im fleische gemeinschafft habe/ als die mit ihr aus dem fleische im geist uͤbergesetzt/ welche allein ihre bruͤder und schwestern sind. 3. Die also mit ihr nicht eins gesinnte/ schneidet sie ab/ und gruͤst sie/ nach 2. Joh. 10. auch nicht. 4. CHristus hat keine gemeinschafft mit Belial. 5. Daß dieses der wahre Christliche bann/ der geist und fleisch von einander schneidet/ und zum preiß GOttes gebraucht wird. Cap. 11. Daß man/ allen blinden streits/ um die un- erleuchtete sinnen im fleische loß zu werden/ sich an den weg verfuͤgen solle/ da CHristus zum lichte des lebens in uns reiset/ von ihm das ge- sicht zu erlangen/ zu sehen/ wie weit man von der Goͤttlichen natur entfremdet. seye. 2. Chri- stus beginnt sein werck mit dem menschen in sei- ner blindheit/ ihn zum lichte zu bringen. 3. Die sich von gantzem hertzen aus dem fleisch in geist umwenden/ werden erleuchtet. 4. Al- le/ so die wahrheit lieben/ werden im letzten theile der zeit getrieben werden/ alle blinde historische erwehlung zu verlassen/ und zum wesentlichen GOtt im geiste einzuwenden/ von den stricken des fleisches befreyt zu werden. 5. Zu dieser freymachung rufft uns die weißheit/ Matth. 11. 28. Jn unserer muͤhseligkeit. 6. Darum soll ein jeder seine luͤste und begierden im fleische verlassen und durchs licht CHristi der stimme des HErꝛn in seiner menschheit wahrnehmen. 7. Weil uns der HErꝛ nun annehmen will/ ist keine zeit nach dem fleisch sich umzusehen. 8. Was der unerleuchtete fuͤr gerechtigkeit/ Got- tes dienste/ ordnungen und lehren ausser dem wesen CHristi vorbringt/ ist vor GOtt ein greuel. 9. Daß man wol zusehen solle/ aus den sinnen des fleisches etwas anzurichten/ dar- mit vor den einfaͤltigen etwas heiliges zu seyn/ uͤber sie zu herꝛschen. Cap. 12. Einwurff des unerleuchteten sinnes und sich fuͤr Lehrer ausgeben der: Daß CHristus selbst dienste und lehren gebraucht/ und es zu thun befohlen habe. 2. Was ausser dem wesen JEsu CHristi bezeugt und bedient wird/ ist aus dem irꝛdischen gebluͤt/ lauter wahn und ei- telkeit/ darin der geist GOttes/ zum heyle der seelen/ nicht ist. 3. Grosser unterscheid zwi- schen dem das CHristus inwendig in der seelen thut/ und dem/ das die vernunfft von aussen aus gutduͤncken thut. 4. Die lehre CHristi im verfallnen menschen/ der in seinen namen (seinem heiligen wesen) glaubt/ ist gegruͤndt auff geist und leben: machen ihn seelig und frey aus seinen banden. 5. CHristi lehr und dienst dem irꝛdischen sinn nicht unterworffen/ und dienen fuͤr alle gebrechen. 6. Macht die blinde sehend/ die taube hoͤrend/ ꝛc. treibt das irꝛdische wesen in seine verdammniß und macht die verdammt waren seelig. 7. Daß diß die kennzeichen der dienst und lehre CHristi. 8. Diese dienste haben die wahre Apostel geerbt von CHristo/ sie durch die krafft seines geistes in den hertzen der menschen durch die gantze welt bekannt zu machen/ vielen zur seligkeit/ vielen zur verdammniß. 9. Wer diese lehre annimmt wird mit CHristo eins gesinnt und empfaͤht machten ein kind GOttes zu werden. 10. Die erwehlende sinnen im fleische sind einander all- zeit contrar, thun selber nicht was sie einen an- dern lehren. Cap. 13. Daß man einen unterscheid zwischen der lehr und wuͤrckung CHristi/ und zwischen dem was Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. was die eigne erwehlende sinne angreiffen/ er- kennen solle. 2. Jene kommt aus dem him- mel/ und bringt die gehorsamen aus der finster- niß zum lichte des lebens. 3. Und im alter der zeit nimmt der geist CHristi die regierung im gehorsamen menschlichen wesen an/ und befreyt es von allen toͤdtlichen geistern/ und macht die seele rein. 4. Jn wolluͤsten wuͤrcken sie alle verderbliche luͤste und begierden. 6. Jn der heiligkeit des fleisches werden die sinne so nei- disch/ daß sie meinen/ sie allein solten auff erden leben. 7. Diese neidische heiligkeit macht an- hang/ und je mehr sie an der zahl wird/ je mehr vertheilt sie sich in uneinigkeit. 8. Und in der vertheiltheit streiten die sinne im menschen wi- der einander/ und jeder meint/ er streit fuͤr GOtt. 9. Darum werden sie stoltz/ und sind weder der Goͤttlichen noch menschlichen natur gehor- sam. Der neid verblendt sie/ daß sie GOtt und den menschen nicht kennen. 10. So lan- ge sie herꝛ schen/ muß GOtt und mensch leyden. 11. Mensch gibt ihnen den gewalt selbst. 12. Wann der mensch unempfindlich worden/ duͤnckt ihn/ es sey alles/ was er thut/ GOttes werck. 13. Hieraus entstehet alle boßheit. Cap. 14. 1. Daß die unterm schein der heiligkeit vor- gehende greuel unzaͤhlig. 2. Jeder soll mit et- nem eyfferigen hertzen zu Gottes gerechtigkeit die wirckung GOTTes und des fleisches un- terscheiden lernen/ GOTT im geiste und den menschen zum friede und eintracht dienen. 3. Die wahren Christen geben GOTT im geist alle sinne/ willen/ gedancken/ und alles/ was geist in ihnen ist. Weils sein eigenthum. 4. Alles/ was menschlich ist/ geben sie den menschen/ ho- hen und niedrigen/ und wollen allzeit vor Gott und menschē die geringsten seyn. 5. Sind allen guten menschlichen ordnungen unterthaͤnig um des HErrn willen/ und das wesent- lich ungezwungen/ und mit lust aus ihrem in Christo zur belohnung ererbten tugendlichen wesen. 6. Und darum wird Christus im letz- ten theile der zeit in seiner wesentlichkeit/ wie Joseph/ ein HErr uͤber alles im himmel und auf erden. Cap. 15. 1. Autor wuͤnscht dieses tugendliche wesen allen/ vorab den liebhabern der wahrheit (die den GOTT des lebens in seinem wesentli- chen geiste und natur suchen) daß sie zwischen leben und tod einen wahren unterschied in sei- ner krafft erkennen moͤgen. 2. Daß die liebe und neigung zu GOTT und menschen des Autoris Herr worden/ und ihn diß zeugnis auszugeben getrieben habe/ ob die Gerechtig- keit/ die durchs wesen Christi im geist gewir- cket wird/ bey uns im lichte erkant/ und das leben Christi/ so von vielen im fleische gesucht wird/ im geiste in unser menschheit verklaͤrt werden moͤchte. 3. Ungeacht seiner liebe wil- lens zu allen/ hat er um der jugend der zeit willen/ mit vielen kindisch reden muͤssen/ wie auch Paulus von sich zeuget. 4. Daß viel mit ernste nach der gerechtigkeit Gottes/ aber mit unverstande/ trachten/ weil Christus in ihnen noch nicht verklaͤrt ist nach dem wesen seines Vaters/ sondern nach ihrer vernunfft in der fleischlichen gedaͤchtnis. Wodurch sie ihrer eige- nen gerechtigkeit/ nicht dem wesentlichen Gott des himmels/ dienen. Cap. 16. 1. Daß die verwuͤstheit des irrdischen we- sens/ und die heiligkeit und weißheit des flei- sches zu erkennen/ und zu verlassen/ GOtt im Autore die erkaͤntnis seines heiligen wesens verklaͤrt/ es zu bezeugen/ und den gutwilligen den rechten weg zum leben und ruhe der seelen anzuweisen. 2. Warnung sich der gerechtig- keit im fleische nicht anzumassen/ ehe man im Geiste Christi in seinem menschlichen wesen erneurt ist. 3. Durch die gerechtigkeit/ durch den Geist GOttes gebohren/ wird der Vater geehret. 4. Niemand kan GOTT erkennen/ ehren noch dienen/ oder er muß erst aus dem Geiste Christi gebohren seyn. Die Goͤttliche liebe/ im wesen Christi von neuen gebohren/ ist nach Galat. 5. v. 6. Die neue allein geltende creatur. 5. Das wesen in Christo wird im tag oder lichte des gerichts alles fleisch in sei- ner gerechtigkeit beschuldigen. 6. Was der mensch aus seiner irrdischen geburt vorbringt zur gerechtigkeit/ es gleisse/ wie es wolle/ ist doch eine feindschafft wieder GOTT. 7. Wer sich laͤst duͤncken ein Christ zu seyn/ ehe der Geist Christi in ihm wesentlich gebohren/ der ist ein dieb und moͤrder/ weil er die Gottheit in sich mit einem fleischlichen sinne ermordet/ und ihr die ehre raubet. 8. Darum kan die weißheit des fleisches kein wahres zeugnis von Chri- sto geben. 6. Ohne den Heiligen Geist/ kan nach 1. Cor. 12. v. 3. niemand JEsum einen HErrn nennen. 10. Das wort Christi/ so in uns in der schwachheit fleisch wird/ muß durch die krafft des Vaters wieder geist und leben werden. Welches das laͤmmlein mitten in uns/ das wir nicht gekannt haben in seiner regierung in der sanfftmuͤthigkeit. Cap. 17. 1. Daß die Christenheit in besagtem gei- ste/ krafft und wesen in der erneuten mensch- heit gegruͤndet/ und die Apostel auf diß fun- damen t die seligkeit in Christo verkuͤndigt ha- ben. 2. Des menschen gut ist die gerechtigkeit aus dem Gesetze; so man das (nach 1. Cor. 13. v. 1.) alles hingaͤbe/ und die liebe nicht haͤt- te/ waͤre es nichts. 3. Daß es hier schiene/ als ob Paulus viel gut gehabt. 4. Er meynet a- ber/ daß der mensch sich auf die gerechtigkeit des Gesetzes nicht verlassen solte/ noch auf eine eitle erwehlung. 5. Weist uns auf den wesent- lichen Christum/ der in uns seine lebendige ge- stalt haben muß/ den man durch den Heiligen Geist empfaͤngt. 6. Daß die geburt aus Gott nicht durch erwehlung der blinden vernunfft erlangt werde. Cap. 18. 1. Daß der fleischliche sinn sich ruͤhmet/ er werde allein durch die Schrifft gelehrt/ die klar sey/ und nicht fehlen koͤnne. 2. die Schrifft fehlet noch irret nicht/ der aber irret und fehlt/ der sie nicht durch den wesentlichen Geist Chri- sti lehrt/ sondern durch seinen eigenen Geist be- zeugt und auslegt; dann er verdreht sie vom geiste des lebens/ darauf sie weist/ auf ein irr- A. K. H. Vierter Theil. Z z z disch Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. disch fundamen t/ dadurch des menschen seele nicht gereinigt wird. Ohne die neue geburt aus dem Heiligen Geiste kan kein mensch ein wahres zeugnis von GOTT geben. 3. So lange die Apostel Christi mit ihrer menschheit (durch seinen Geist nicht erneurt oder zu ei- nem wesen nicht vereinigt) mit ihm figuͤrlicher weise umgiengen/ ob sie wohl alle wundertha- ten sahen und hoͤrten/ verstunden sie nach dem wahren wesen doch nichts in Goͤttlichen sa- chen; sondern alles menschlich/ biß auf den Pfingsttag. 4. Als Christus aus ihrem gesich- te war/ hieß es: Wir meynten/ er solte Jsrael erloͤsen/ \&c. Kommt/ laßt uns fischen gehen. 5. Sie kanten seinen dritten tag (seine dritte und letzte verklaͤrung) nicht; sahen auf ein irr- disch reich/ wie alle unwiedergebohrne. 6. So die Apostel Christum bey ihnen habende den Geist des HErrn in seiner klarheit nicht ver- standen haben/ wie soll ihn dann nun die blin- de vernunfft verstehen in lesung der Schrifft. 7. Die buch staͤbliche Schrifft zeugt anders nichts/ dann bildlicher weise vom worte der wahrheit. 8. Niemand mag das zeugnis nach der himmlischen wahrheit im geiste verstehen/ oder er muß im geist eingekehrt/ mit GOTT eines sinnes seyn/ und Christi leben in seiner seelen erkennen und lebendig fuͤhlen. Cap. 19. Daß wir biß anhero einem unsichern zeugnis- se aus dem irꝛdischen unwiedergebornen wesen gefolgt/ und uns nach Jerem. 8. 9. Vergeblich der weißheit geruͤhmt. 2. Darum wann wir auffs licht warten/ wirds nach Esa. 59. 9. fin- ster. 3. So wirs erkennten/ moͤchten wirs beklagen/ und endlich einen unterscheid erlan- gen zwischen des HErꝛn wort/ das geist und leben ist/ und zwischen dem zeugniß das ein unwiedergeborner durch seinen irꝛdischen geist aus der buchstaͤblichen schrifft hervor bringt. 4. Daß/ so die/ welche sich vermes- sentlich duͤncken lassen/ der Goͤttlichen sa- ehen einen verstand zu haben/ augen des lichts haͤtten zu sehen/ sie nach ihrem sinn in irꝛwegen zu wandeln unterlassen wuͤrden. Cap. 20. Daß/ die vom fleischlichen irꝛdischen geiste getrieben werden/ die schrifft/ da sie zeugt/ daß man CHristum bekennen solle/ nach dem sinn des HERRN nicht verstehen. 2. Viel halten das fuͤrs bekaͤntniß CHristi/ wann sie im buchstaben der schrifft von einem CHRI- STO ehemalen in Jsrael geboren/ gelesen/ und solches durch die vernunfft im gedaͤchtniß begriffen und mit dem elementischen munde be- keñen. 3. Allein das erkaͤntniß CIRISTI muß mit mehrer krafft in der menschheit befe- stigt stehen/ dann im munde. 4. Daß solche bildliche mund-bekaͤntniß auch wol den leib in tod uͤbergibt/ um der angenommenen Ceremoni- en willen/ die einer so/ der andere anders haben will/ wie es die fliegende gedancken (die sie fuͤr den geist GOTTes halten) aus eines je- den vernuͤnfftlicher sinnlichkeit hervor bringen. 5. Diese bekaͤntniß aber/ im licht CHristi be- schaut/ ist ein eitler wahn/ wordurch CHri- stus nach seinem wahren wesen gantz ausge- schlossen wird. 6. Wer CHristi im geiste und wahrheit nicht theilhafftig mit krafft und that/ hat keine macht ihn zu bekennen. 7. Der so in gerechtigkeit des lebens zu ihm eingekehrt ist/ kan ihn wider alle sinne des fleisches beken- nen. 8. Die bekaͤntniß CHRISTI muß durchs wesen GOTTES im ausfluß und natur des Christlichen lebens (so die krafft des todes alles fleisches ist) geschehen/ wordurch tod/ teuffel und hoͤlle uͤberwunden wird. 9. So geschicht sie zu einem untergange fleisches und bluts. Cap. 21. Daß Autor nicht von der menschen/ son- dern des CHristus GOTTes vollkommen- heit rede/ die er im menschen haben muß/ ehe er ihn vor den irꝛdischen geschlechten/ die die herꝛ- schafft in ihm fuͤhren/ bekennen kan. 3. Der mensch ist in seinem unwiedergebornen geiste unvollkommen/ und so er einige vollkommen- heit hat/ ist sie aus GOtt. 4. Niemand soll in seiner bekantniß eigensinnig seyn/ sondern der gnade GOTTES im innersten seiner seelen wahrnehmen/ ob er ihr wuͤrdig werden moͤchte. 5. Einwurff: Daß jeder sich ein- bilde/ er verrichte den Gottesdienst nach CHri- sti befehl/ und nach laut der schrifft. 6. Al- lein daß es ein eitler ruhm und trost sey/ nach dem sinne des fleisches gethan/ wie des juͤng- lings Matth. 19. 20. Dem der HERR antwortete/ wo er vollkommen seyn wolle/ er alles verkauffen muͤsse. 7. Dann er mit hal- tung der gebote nach seinem eignem sinne aus- ser dem wesen GOTTES GOTT noch nie gedient hatte/ sondern sich selbst zum ruhm im fleische/ von welchem er schwerlich zu brin- gen war. 8. Ruhm waͤre gut/ moͤchte ihn der mensch im niedrigen wesen CHRISTI haben/ aller ruhm aber im fleische vor GOTT ein greuel. 9. Muͤste der juͤngling seinen ruhm in den geboten des gesetzes uͤbergeben/ wo soll der title ruhm in der erwehlung des flei- sches bleiben. 10. Die dienste/ durch welche der CHristus GOttes nicht wesentlich gebo- ren wird/ sind keine Christliche dienste/ wie man sie wol zu seyn achtet. 11. Dann aus den wahren Christlichen diensten muß die we- sentliche geburt CHristi folgen. 12. Sie ge- baͤren und verklaͤren CHristum wesentlich im menschen. 13. Wo CHristus geboren wird und im wesen erscheint/ da ist seine krafft so groß/ daß die bildlich von ihm zeugende dienste auffhoͤren muͤssen/ was soll dann mit den ei- teln gebaͤrde-diensten/ die zum ruhm und trost im fleische erwehlt seyn/ geschehen. Cap. 22. Daß man einen nnterscheid zwischen der leh- re und dienste CHristi und den erwehlenden wahn-diensten erkennen lernen solle. 2. Als- dann diese fahren lassen und jene annehmen. 3. Die wahn-geister halten CHristum aus seinem reiche/ und bringen die welt in uneinigkeit und unruhe. 4. Man soll sich wol pruͤfen/ ob man auch/ durch die vermeinte dienste zu CHristo in sein heilig wesen mit dem luste des lebens einkehret sey. 5. Die dienste/ aus dem geiste CHRISTI bedient/ haben die verheissun- gen/ daß sie denen ihnen wahrhafft unterthaͤni- gen das pfand der Goͤttlichen erbschafft/ den H. Geist/ zubringen/ nach Gal. 3. 27. 1. Cor. 10. v. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. 10. v. 16. 17. So viel euer getaufft/ so viel euer eines brods geniessen/ ꝛc. 6. Wo diß nicht geschicht/ werden sie nicht nach dem befehl des HErꝛn bedient/ wie gleichfoͤrmig der schrifft man sie auch zu seyn ruͤhme. 7. Was nicht aus dem geiste CHristi bedient wird/ ist ein greuel vor GOtt. Cap. 23. 1. Daß Lehrer Christum erst durch seinen geist im leben kennen muͤssen/ ehe sie sich zum lehren begeben/ oder von ihm nicht gesandt sind. 2. Sie wollen Christum verkuͤndigen/ ha- ben doch seine gestalt/ nach dem geiste/ weder ge- sehen noch gehoͤret. 3. Suchen uͤber die einfaͤl- tigen zu herrschen/ sagende: Die schrifft bezeuge/ man muͤsse sein leben um Christi willen ver- lassen/ so in seinem verstande wahr ist. 4. Die es aber ausser dem wesen Christi lehren/ verstehen GOttes sinn nicht. 5. Die vernunfft begreifft nicht/ wie wir unser leben/ (nach Luc 14. v. 26.) hassen und verlassen sollen. 6. Wir sollen den sinn GOTTes und den sinn der wahntreiber wohl unterscheiden lernen. 7. Der mensch von GOTT geschaffen/ war (so viel die zeit er- reichen mochte) im leben GOttes/ nicht in sei- nem eigenen von der Gottheit abgetheilten le- ben begriffen. 8. Gieng aber mit der begierli- chen krafft in sein leben ein/ verließ das leben GOTTes/ und lebte sein eigen leben im luste des fleisches. 9. Das war ein leben wieder Gott/ ein leben des teuffels. 10. Nun solte Christus das menschliche geschlecht wieder vorm Vater (dem himmlischen wesen) versuͤhnen/ um wie- der vereinigt mit Gott zu leben. Das konte nicht geschehen/ oder der mensch muste sein ei- gen leben mit pein und schmertzen im tode wie- der verlassen. Welches seine eigene erwehlung im fleische/ darinnen er sich selbst und dem teuf- fel lebt/ und also seine eigene luͤste im fleisch zu seinem leben erwehlt. Diß leben muß er verlas- sen/ soll er des lebens Gottes wesentlich wieder theilhafftig werden. Cap. 24. 1. Grosser irrthum der aufgeworffenen Lehrer/ daß sie den einfaͤltigen bereden/ es sey der ele- mentari sche leib dardurch von Christo gemey- net. 2. Der natuͤrliche elementi sche leib gehoͤrt niemand eigen zu. 3. Hat auch die suͤnde nicht eingefuͤhret/ daß sie darmit ausgeloͤscht und Gott versuͤhnt waͤre. 4. Die luͤste und begier den im fleische haben die suͤnde eingefuͤhrt/ und weil der mensch seinen lust drinne gehabt/ hats ihn von GOtt geschieden. 5. Das leben muß er verlassen/ soll er durch Christum mit GOtt versuͤhnt werden. 6. GOtt mag mit dem to- de des irrdischen leibs nicht versuͤhnt werden/ weil die (aus der eigenschafft des teuffels ent- sprungene) erwehlung des fleisches die feind- schafft hat eingefuͤhrt. Cap. 25. 1. Daß man nicht beginnen soll/ Gott dar- mit zu versuͤhnen/ wo man nicht das licht Chri- sti wesentlich zum vorgaͤnger und unterschei- der hat. Dann im lichte Christi ist das gerich- te des Vaters wesentlich/ das alle geister im menschen unterscheidet. 2. So man das gericht in seiner wesentligkeit erkennt/ wird man die creaturen bleiben lassen/ darein sie von Gott geordnet sind. 3. Wille des HErrn ist/ daß es allen creaturen/ so lange sie leben/ wohlgehe. 4. Sein eigen leben/ das der mensch der suͤnden/ ꝛc. ist/ und den tempel GOttes (das inwendigste hertz des menschen) bißher im verborgen beses- sen hat/ muß der mensch im tode lassen/ will er Gott versuͤhnen. 5. Wann das wesen Christi im lichte in unserer seelen durchbricht/ wird der sohn des verderbens in alle seinem eigenthum offenbar/ muß das hertz verlassen/ und in ab- grund gehen. 6. Daß die den menschen der suͤnde/ den sohn des verderbens und Antichrist/ auf eine elementi sche creatur bedeuten/ sich sehr vergreiffen. 7. Antichrist dem menschen viel naͤher/ und ist die aufgeblasene eigensinnige heiligkeit und weißheit des fleisches im hertzen gebohren/ die boͤse art des teuffels selbst/ die den menschen von GOTT ableitet. Cap. 26. 1. Daß/ wie man im wahn-geiste verkehrt ur- theilet von uͤbergebung des lebens/ also auch von der Abgoͤtterey/ wordurch man Gott ver- laͤßt. 2. Der wahngeist sagt/ der Abgott/ fuͤr wel- chem uns die Heiligen Gottes warnen/ sey holtz/ stein/ brod/ wein/ ꝛc. den solle man scheuen. Chri- stus sagt/ daß alle creaturen Gottes gut/ und in ihnen selbst kein Abgott. 4. Die creaturen von GOTT geschaffen/ daß sie einander im le- ben erhalten/ zur dancksagung Gottes. 5. Alle creaturen unschuldig/ keine Abgoͤtter oder Goͤt- ter zu seyn. 6. Der Abgott/ so das menschliche geschlecht verfuͤhret/ nicht materialisch gewest. 7. Wahn-geist kennt weder den wahren Gott noch Abgott/ und ist sein erkaͤntnis zu beyden seiten ein blosser eitler wahn der irrdischen ver- nunfft. 8. Der GOtt des himmels/ ein ewig wesentlich licht des lebens; Der Abgott ein irrdischer geist/ in seinem toͤdtlichen wesen dem Goͤttlichen wesen contrar. 9. Der Abgott aus einer eiteln begierde/ die der mensch ausser dem wesen GOTTes im irrdischen wesen zu sich selbst hatte/ gemacht; welche begierde ihn von GOTT ableitet/ und die s ele aus dem Goͤtt- lichen leben in irrdischen tod bringt. 10. Die- se Abgoͤtterey treibt den menschen in alle un- reinigkeit der fleischlichen luͤsten und begier- den zu gebrauchen. 11. So lange der mensch durch die begierde des fleisches/ zu etwas/ das GOTT nicht ist/ getrieben wird/ muß er von GOtt geschieden bleiben. 12. Die irrdische begierde sind die Abgoͤtter/ weil sie den men- schen von GOTT scheiden/ und in das ver- dammnis bringen. 13. Alle seelen sollen diesen Abgott fliehen. Dann diese Abgoͤtterey ist die mutter aller suͤnden. Cap. 27. Daß man sich doch nicht laͤnger in blindheit von den blinden leiten lassen solle. 2. Anders man mit ihnen in die grube fallen werde. 3. Jm falle fuͤhlt und sieht der blinde seine blind- heit/ aber nicht in klarheit/ veraͤndert seine ar- beit/ und so er sich zum wahren lichte bekehrt/ bringt ihm das gesicht das verlohrne wieder. Daß man duꝛchs licht in seinem geiste das wesen CHristi (wodurch uns GOtt nun erloͤsen wil) erkennen lernen/ und es zum Herꝛn anneh- men solle. 5. Wer selig werden will/ muß sich nun mit einem luste seines hertzens ins we- sentliche leben CHristi begeben/ darinne die verklaͤrung aller vergangner bedeckter und ver- A. K. H. Vierter Theil. Z z z 2 bor- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. borgener gleichnissen/ die ihren dienst in der schwachheit gehabt/ zuerkennen. 6. Wie GOtt vorzeiten durch mancherley getheilte figuͤrliche dienste in dunckelheit unter der wol- cken zu Jsrael nach dem fleische geredt; so wil er nun seinen geistlichen Jsrael wesentlich im lichte des lebens auffzurichten/ durch seinen wesentlichen geist zu uns reden/ uns dardurch von aller toͤdtlichen bezauberung zu befreyen. 7. So wir dann seine sprache in unserm irꝛdischen gefaͤsse wesentlich verstehen/ werden wir wesent- lich/ wie er sich in uns verklaͤrt/ von ihme zeu- gen. Ausser dem gerechten leben in seinem we- sentlichen geiste/ kan niemand einige gerechtig- keit von GOtt empfangen. 8. Ohne erkaͤnt- nis und belebung des gerechten lebens in seinem wesentlichem geiste keine gerechtigkeit GOttes im menschen. Die Goͤttliche wahltoͤdtet das leben des gerichts im menschen. 9. Daß man wol fuͤr menschen ein gleißnerisch wesen zur heu- cheley tragen koͤnne/ aber keine gerechtigkeit GOttes im wahren leben. Cap. 28. Ermahnung sich unter das leben CHristi mit gantzem hertzen zu demuͤthigen/ auch zu seufftzen flehen und bitten um geistliche ohren/ seine stimme in unserm geiste zu hoͤren/ daß wir den glauben darzu thun/ und von allen fleisch- lichen stimmen befreyt werden. Dann die verlassung aller annehmung des fleisches muß im menschen vorgehen/ ehe GOtt ihn in seinem wesentlichen geiste annimmt: das gehoͤr und gesichte aber sind die bereitung darzu. Wir sol- len das gehoͤr und gesicht von der erden zu GOtt kehren/ eine lust zu bekommen/ alles zu verlas- sen und des HErꝛn willen zu thun. 3. Alles was satan ins menschen hertz gepflantzt/ muß durch den wesentlichen geist CHristi ausgereu- tet werden. 4. Engel und boten GOttes gehen nun aus den tag des HErrn zu verkuͤndigen/ und das unkraut vom guten zu scheiden/ jenes im feuer der gerechtigkeit zubrennen/ dieses ins einwesige leben zu sammlen. Cap. 29. Daß man des HErren tag (GOtt in seinem einwesigen leben) in sich wahrnehmen/ und die goͤtter der Heiden (die sinne des fleisches) sich nicht laͤnger verblenden lassen solle. 2. So man GOtt in seiner wesentlichen krafft in gesichte/ hat man sich fuͤr den geistern die in der lufft (der erhabnen heiligkeit im fleische) re- gieren/ nicht zu fuͤrchten/ ob sie schon in denen sie fuͤrchtenden irꝛdischen hertzen wunder thun/ in verduncklung der lufft und erschreckung des lebens/ uñ die unerleuchtete menschheit in furcht und angst bringen/ und also bezaubern. 3. Es seyn lauter irꝛgeister/ die/ als das wesentliche licht CHRISTI erscheint in der seelen/ in eben der furcht des todes/ die sie dem einfaͤl- tigen zubracht/ verschwinden muͤssen 4. Viel zwarlassen sich Goͤtter/ Vaͤtter/ Herꝛn nennen aber wir haben nur einen GOTT . 5. Der himmel/ erden und alles was drinnen ist/ ge- schaffen hat. Cap. 30. Daß diesen Gott/ der uns den geist und odem giebt/ wir in aller demuth fuͤrchten sollen 2. Und ihm unterthan seyn. Weil er ein HErꝛ uͤber leben und tod ist. 4. Wer seine allmacht liebt um seiner barmhertzigkeit willen/ darff seine ge- rechtigkeit nicht fuͤꝛchten. 5. Eꝛ wiꝛd in diesem letz- ten tage seines wesens durch seine gerichte und krafft beweisen/ daß er allein der HErꝛ sey/ den demuͤthigen in seiner barmhertzigkeit/ den boͤsen in seiner gerechtigkeit. 6. Dann wird in uns duꝛch seinen wesentlichengeist eꝛfuͤllt weꝛden das wort. Hebr. 12. 26. Noch einmal will ich be- wegen den himmel und die erde. 7. Wordurch alle bande des fleisches zerreissen werden: Dar- mit der satan die einfaͤltige gebunden hat. 8. Und der teuffel wird mit den banden/ darmit er die Heiligen GOttes gebunden gehabt/ zur ver- dammniß gebunden werden. 9. Das blut deꝛ unterm Altaꝛ liegender und auff ihre mitbruͤ- der wartender seelen wird von GOtt gerochen werden. Cap. 31. Daß wir unsere seelen bereiten sollen durch GOttes gesetz und Propheten/ und unsern inn- wendigen menschen CHristum anziehen lassen/ daß wir GOtt in seinem wesentlichen geiste be- greiffen und beleben moͤgen. 2. So wir in GOtt leben/ so lebt er auch in uns. 3. Daß wir nuͤchtern im geiste seyn/ wachen/ flehen/ seuffzen und beten sollen. 4. Mit dem neuge- bornen kinde muͤssen wir/ biß es etwas erwach- sen ist/ in Egypten fliehen. 5. Mit Eßdra ins feld/ da die blumen wachsen und keine menschen seyn/ gehen/ daß uns der HErꝛ anreden koͤnne. 6. Mit Mose die schuhe abziehen/ an die heilige staͤdte treten und hoͤren/ was der HERR reden wolle. 7. Wann wir dann seine wesentliche sprache verstanden haben/ sollen wir sein gebot vollbringen/ daß sein wesentlicher geist unser licht werde/ und wir uns zum fall nicht an den stein CHRISTI stossen moͤgen. Cap. 32. Daß wir dieses lichts des wesens CHristi in unser menschheit wesentlich warnehmen sollen/ und vom selben demuth/ freundlichkeit und sanfftmuth lernen. 2. Dieser lehre soll man sich untergeben/ die wahn-lehre muß nun auffhoͤren weil GOtt seine gemeinschafft durch seinen geist in den hertzen der gehorsamen menschen auffrich- ten will. 3. Wann GOTT seine gemein- schafft wieder in der menschheit hat/ werden auch die zu ihm eingekehrte menschen ihre ge- meinschafft unter einander haben in einem un- bedeckten wesen des einwesigen lebens. 4. Die- se allein werden bruͤder und schwestern im leben GOttes seyn. 5. Welche die 10. dem fleisch- lichen menschen gegebene gebote in zweyen/ ja in einem erfuͤllen/ das ist/ GOtt ihren HErrn in seinem wesentlichen geiste aus allen seelen-kraͤff- ten lieben/ und also gesetz und Propheten erfuͤl- len werden. Cap. 33. Daß diß die gnade/ die Gott in diesem letztem zeit theile beweist. 2. Dieses ist der tag/ die ver- heissungen/ in vorigen tagen geschehen/ daß wir aus dem gefaͤngniß eꝛloͤst weꝛden sollen/ zu erfuͤl- len/ allein aus gnaden. 3. Wol zuzusehen/ daß wir uns die irꝛdische sinne unter einem schei- ne der heiligkeit nicht laͤnger bezaubern lassen/ die gnade GOttes zu versaͤumen/ und an ihrem eitlen troste behangen zu bleiben. 4. Daß uns Gott seinem wahren wesen die augen oͤffnë wol- le/ die gnaͤdige zeit zu erkennen und wahrzuneh- men. Cap. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Cap. 34. Daß wer noch so kraͤfftig in der blindheit des fleisches gefangen stehet/ daß er die wesentliche gnade Gottes/ die ihn begriffen hat (so ers er- kennen moͤchte) nicht sehen kan/ auff die H. Schrifft/ vormals nach der wirckung GOttes im menschen beschrieben/ mit fleiß des hertzens mercken solle. Da er sehen wird/ daß die vorige dienste dem menschen/ um seiner blindheit wil- len/ mehr schaͤdlich gewesen/ als zur bekehrung gedient haben/ weil er die seligkeit aus der bild- lichen anweisung haben wollen. 2. Die hei- ligkeit im fleische sitzt viel fester im hertzen/ als die verwuͤstung der Heidnischen suͤnden. 3. Er- klaͤrung Ezech. 20. 25. Jch habe euch gebot ge- geben/ die nicht gut waren. 4. Von wegen deꝛ heiligkeit im fleische muste die gnade GOttes von den Juden sich zu den Heiden wenden/ die keine heiligkeit hatten. 5. Die verwuͤstete voͤlcker werden durch bekantniß ihrer suͤnden der gnade wuͤrdig. 6. Sind GOtt viel naͤher/ dann die/ so ihre gerechtigkeit im fleische tragen. 7. A- postel haben denen sich zu CHRISTO im geist bekehrenden die dienste im fleische als einen fluch verkuͤndigen muͤssen/ weil die Juden ihre gerechtigkeit drinnen suchten. 8. Sie befan- den im menschen nichts schaͤdlichers/ dann das vertrauen auff fleisch uñ blut/ uñ auff die aͤussere gottesdienste/ die der mensch sich/ wider den sinn GOttes/ fuͤr GOttes gerechtigkeit im geiste eꝛwehlt hat. Cap. 35. Daß GOtt die Juden um ihre erwehlte hei- ligkeit im fleische/ als neumonden/ festtage/ und opffer/ durch die Propheten immerdar ge- strafft. 2. Das gesetz und gebot GOTTes war/ daß es in ihnen den sinn des fleisches toͤd- ten/ und das leben GOTTES/ darvon sie entfremdt waren/ verklaͤren solte/ sie aber ver- stunden den geist nicht/ weil sie (und wir auch in unserer irꝛdischen geburt) mit der heiligkeit im fleische und bunde verblendt waren 3. durch die dienste und gebote solten sie GOtt/ der geist und leben ist/ lernen kennen/ und mit geiste und wesen im leben dienen. 4. Weil sie aber fleischlich warẽ/ dienten sie fleisch und blut damit zum tode unter einem gleißnerischen kley- de einer scheinheiligkeit. Darunter alles boͤses sich eine zeitlang bedecken konte. 5. Welches die blindheit ist/ die den fleischlichen Jsrael um ihrer suͤnde willen uͤberfallen hat: Daß GOTT einen eckel an ihnen und allem ih- rem thun hatte/ weil sie dem geiste des HErꝛn damit wiederstunden. Cap. 36. Daß GOtt diesen verfall sehende/ aus gna- den die seligkeit dem menschen verkuͤndigen las- sen/ damit niemand ruhm im fleische haben moͤchte. 2. Dann wann sie meinten/ durch ihre heiligkeit im fleische die seligkeit gewuͤrckt zu haben/ hatten sie durch ihren irꝛdischen geist die verdammniß gewuͤrckt/ und fuͤr die ruhe und frieden durch ihre gesetze eitelkeit ge- erndet. 3. Die aus der fleischlichen heilig- keit in den geist bekehrte sind nicht mit gold oder silber/ nach 1. Petr. 1. 18. 19. sondern mit dem blute CHristi erloͤst/ das sein tod und leben in der menschheit ist. 4. Petrus achtet alle satzungen/ die der mensch selig zu werden angenommen/ eitel. 5. Gottesdienste Jsrael nach dem fleische gegeben/ konten den menschen nicht seelig machen im geiste/ sondern hatten ih- ren dienst im fleische/ darein der mensch verfal- len war/ ihn darmit eine zeitlang zu zuͤchtigen/ damit er in |seinem verderben nicht verginge Daß die nicht sehen und doch glauben/ und thun was dem HERRN gefaͤllig ist/ vor der heiligkeit im fleische seelig/ weil sie ihre suͤn- den in ihnen durchs gnaͤdige wort erkenne n . 7. Die bekaͤntniß aber ist GOTT in seinem we- sentlichen geiste angenehm/ weils die bekaͤnt- niß seines CHRISTI ist/ darauff die vaͤter- liche verheissungen sich gruͤnden. 8. Die sa- tzungen aber werden eitel geachtet/ weil sie keine reue im menschen seiner inwendigen toͤdtlichen suͤnden/ die ihn von GOTT scheiden/ gebaͤh- ren/ um des fleisches willen beygefuͤgt sind/ und keine vaͤterliche verheissungen haben. 9. Die gesetze/ denen gegeben/ so noch blind im flei- sche/ und denen ihre suͤnden durch das geistliche gesetz CHristi nicht bekandt sind. Erklaͤrung Rom. 11. 6. Daß die gnade allen ruhm und muthwillen im fleische unterdrucken muͤsse durch offenbarung des gnaͤdigen worts in der seelen. 10. Paulus hat/ allein allen preiß GOtt heimzubringen/ in offenbarung der gnade und barmhertzigkeit im menschen/ gearbeitet. 11. Vermahnt Col. 2. 16. die bekehrte/ sich/ weil das wort CHristi wesentlich im geiste verklaͤrt waͤre/ mit der heiligkeit im fleische/ neumon- den/ festtagen/ wordurch man dem gewissen stricke uñ bande macht/ nicht verleiten zu lassen. 12. Warnet sie vor der Heidnischen Philoso- phia. Col. 2. 13. Das gnaͤdige wort CHri- sti konte in seinem wahren wesen nicht bekannt noch empfangẽ werdẽ/ biß die bezauberung des fleisches im menschen in ihrem betruge erkannt und verlassen war. 14. Als dieses geschehen/ sol- tẽ sie ihren trost ins geistliche wort Christi setzen. Cap. 37. Daß diesen gutwilligen zu GOttes gerech- tigkeit Paulus den glauben an CHristum ver- kuͤndigt/ daß sie dardurch die seligkeit erlangen solten. 2. Jn diesen ist die heiligkeit im flei- sche (gesetze und satzungen der vermeinten diensten) zum ende. 3. Und das werck Got- tes wird durch die offenbarung JEsu CHristi im menschen im geiste bedient. Erklaͤrung Gal. 1. 10. Waͤre ich noch menschen gefaͤllig/ so waͤre ich CHristi knecht nicht. 4. Jm dienste CHristi bedient man keine gesetze/ die fleisch und blut zur heiligkeit sind: Dann aus- ser der neuen creatur gilts hier nichts. 5. Paulus 1. Cor. 14. 1. ermahnt nach der liebe zu stre- ben/ am meisten/ daß sie prophezeyhen moͤchten/ das ist/ im lichte sehen das vergangne/ das ge- genwaͤrtige und das zukuͤnfftige. Welche pꝛophezeyhungen dem sinne des fleisches veꝛboꝛ- gen sind; nach Marc. 4/ 11. Euch ist gege- ben zu wissen das geheimniß GOttes. Cap. 38. Daß man sich mit wahrem hertzen zum gna- denthron des wesens CHristi wenden solle mit ihm vereinigt zu werden/ und alle vermeinte heiligkeit aus dem sinne setzen einen freyen zu- gang zu seinem geiste zu haben. 2. Die gnade Christi (gnadenstuhl) fuͤr die nicht offenbart/ die ihren lust des leben noch im fleische haben/ es sey nun in vermeinter heiligkeit oder im Heid- nischen wuͤsten leben/ sondern das gesetz/ das Z z z 3 strafft Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. strafft und die verdammniß bekant macht/ hat in ihnen sein werck zum tode des fleischlichen lebens. Das gesetz den suͤndern/ die keine lust noch willen zu Gottes gerechtigkeit haben/ gege- ben/ den gutwilligen die gnade. 3. Daß Chꝛistus fuͤr die suͤnder nicht fuͤr die gerechte gestorben/ aber mit unterscheid. 4. Nemlich fuͤr die/ so einen greuel und unlust am leben der suͤnde bekommen und darvon abstehen: es sey in boßheit oder heucheley. 5. Jn diesen hat alsdann die gna- de CHristi ihr werck/ weil sie (nach Gal. 6. 14.) der welt/ und die welt ihnen ein creutz ist. 6. Die gnade kan niemanden bekand werden/ als der die suͤnde fuͤr eine feindschafft erkennt/ und bereut. 7. Daß der sinn des fleisches/ wanns ihm wohl geht/ die gnade CHristi auch lobe/ aber mit unrecht. 8. Wann er elend und verdruß| zu lohn bekommt/ rufft er laut um gnade/ und will mit dem schaͤcher am creutze se- lig werden. 9. Ein ander ist mit der gnade in seinen suͤnden nicht vergnuͤgt/ sucht/ wo er die meiste heiligkeit nach seinem wahn finde. Einen anhang im fleische nach seinem sinne gefunden habend/ meint er/ GOtt hab ihn nun aus der verderbten welt gezogen/ und daß er ihn nun mit seiner gnade gantz zu seinem willen/ und die suͤnde uͤberwunden habe/ ja gar aus der welt sey. Cap. 39. Daß fleisch und blut in seinen luͤsten mit GOttes gnade nur spiele/ dieselbe/ wie es sich einbildet/ im busen trage/ im gottlosen geiste sich darmit zu troͤsten/ ohne lust/ liebe und willen zum wesentlichen GOtte. 2. Daß man in- bruͤnstig seyn solle im geiste/ sich/ (weil das licht CHristi nun im durchbruche ist) mit lust aus dem willen des fleisches zu wenden/ dann man seine verleitung/ so lange man mit der liebe des fleisches befruchtet/ nicht gewahr werden kan. 3. Sich GOtt gantz ins himmlische wesen und leben ergeben/ weil er sich nun verklaͤrt in denen ihm gehorsamen seelen. Wie sich Gott mit seiner voͤlligē gnade zum menschen in seinem gantzen wesen kehre/ sich aus dem siñe des fleisches zu ihm zu wenden. 5. Dann wird die vereinigung zwischen der Gottheit und der menschheit zum einwesigen leben auffgerichtet werden. Welches GOttes wille uͤber uns. Cap. 40. Daß wir die fleisches-lust in uns ausrotten/ und nicht auff beyden seiten hincken sollen/ so wir zu vollkommenem frieden kommen wollen. 2. Die bilde und gleichnisse seyn zum ende/ und wird auff nichts mehr gesehen/ als was der mensch im hertzen hat/ liebe zu GOtt erwirbt gegenliebe. 3. Wie man misst/ so wird einem wieder gemessen. 4. Uber das hertz/ das sich gantz zum wesentlichen GOtt umwendet/ will er den um der suͤnden willen lang verschlossenen himmel zum segen auffthun/ daß alle fruͤchte ei- nen lieblichen geschmack bekommen sollen. 5. Die mit GOtt vereinigt werden/ sollen vom wesentlichen himmel-brod erhalten werden 6. Diß brod stillt und vertreibt allen hunger auff ewig. 7. Daß man seinen willen und lust allein zum himmel-brod setzen solle. 8. Nach der natur der speise wird der/ so sie isset/ geartet. 9. Die einerley brod essen/ werden einerley natur theilhafftig zu einerley gemeinschafft. 10. Diese einerley gemein- schafft wird im letzten theile der zeit alle vertheil- te gemeinschafften/ durch fleisch und blut gestiff- tet/ zerstreuen. Cap. 41. Wunsch des Autoris, daß wir alle das Goͤttliche und irꝛdische recht unterscheiden lernen/ und unsere lust und liebe allein ins Goͤtt- liche einfuͤhren sollen/ so der schluß von allen im gesetz und den Propheten bezeugt. 2. Zur be- foͤrderung/ darzu ist diß zeugniß ans licht gege- ben/ daß der einen lust zu GOttes gerechtigkeit hat/ sehen moͤge/ wie er sich in einem demuͤthig- stillem wesen zu GOtt im geist ins verborgene voꝛ dem wahn-geiste begeben solle. 3. Deꝛ wahn- geist (irꝛdische sinne) ist allzeit unruhig und will/ die dem stillen geiste zugethan sind/ auch darzu treiben. 4. Wer darzu sich gibt/ den wer- den alle wahn-geister und sinnen des fleisches in verwuͤstetem suͤnden-leben und scheinheiligkeit fliehen/ weil sie bey ihm keine nahrung finden. 5. Autor meint mit diesem zeugniß nichts/ dann daß man das einwesige leben JEsu CHristi in der stille wesentlich beleben/ und mit der that vor GOtt und menschen bezeugen moͤge. Ende. Jnhalt der Capitel im vierten theile des Ackerschatzes Hiels. Cap. 1. Daß GOtt in mancherley weise/ durch bil- de und figuren/ aber noch in dunckelheit unter den wolcken/ aus seinem himmlischen wesen in den irꝛdischen hertzen geredt und gewuͤrckt/ seinen wesentlichen geist zur seligkeit des lebens bekannt zu machen. Und den menschen mit seinen Goͤttlichen bildern und figuren aus den ihme selbst gemachten irꝛdischen bilden erloͤsen wollen. 2. Weil aber der mensch das wesen der Goͤttlichen natur in seiner seele nicht er- kennt/ hat er allezeit seine eigne irꝛdische bilde vor den Goͤttlichen/ die ihm GOtt durch seinen geist einathmet/ erwehlt/ und nicht darauff ge- merckt. 3. Darum er nichts dann einen bild- lichen GOTT in seinem irꝛdischen wesen sehen und fuͤhlen koͤnnen. 4. Der groͤste fluch/ daß der mensch so blind und irꝛdisch wird/ daß er (nach Rom. 1. 23.) die krafft der wesentlichen Gottheit in sich zu einem irꝛ- dischen bilde veraͤndert/ und fuͤr GOtt anbetet/ von ihme die ruhe der seelen hofft/ und weder auff die wesentliche Gottheit/ noch auff das bild und figur seines CHristi achtet/ und was er von der Gottheit zeugt/ darmit nichts dann sein irꝛdisch bild meint. Cap. 2. 1. Daß die menschen/ durch die himmlische bilde bewegt/ ihr Gottloß leben zu verlassen/ ihre hertzen zu befriedigen/ in die eigene gerech- tigkeit getretten/ und GOTT darmit versuͤh- nen wollen/ aufs begehren/ art und wesen der Goͤttlichen figuren und bilde nicht geachtet haben. 2. Darum GOTTes Propheten diese irrdische bilde mit GOTTes wesentlicher ge- rechtigkeit gestrafft. Dann sie/ daß GOTT ein wesentlicher GOtt in erleuchteten hertzen der menschen ist/ nicht erkennen konten. 3. Da- her der tod im irrdischen hertzen kraͤfftig ge- herrschet. 4. Wordurch die sinne in der ver- nunfft in den irrdischen hertzen wieder sich selbst unter einander und wieder das leben GOttes sich aufgemacht/ und ihren tod noch mehr ge- staͤrcket. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. staͤrcket. 5. Ja fuͤr heiligkeit geacht. 6. Jeder beredt sich die heiligkeit von seinem Gott em- pfangen zu haben/ wird aufgeblasen wieder einen andern/ und will mit seinem Gottlosen bilde uͤber Gott und menschen herrschen/ alles/ wie er meynt/ mit gerechtigkeit. 7. Diese ge- rechtigkeit ist/ daß jeder in seinem Gottlosen wesen recht haben will/ dahin arbeiten alle sin- ne des fleisches/ das recht zu erhalten. 8. Jhr sinn ist/ sich zu erheben/ und einen andern (die einfaͤltige Gottheit) unterzudruͤcken/ mit gewalt oder vermeynter heiligkeit. 9. Das thut die irrdische liebe zu sich selbst/ das reich des teuffels im hertzen der Gottlosen zu befesti- gen/ nicht einmal aufs wesentliche reich Chri- sti/ daß dasselbe alle reiche vernichten solle/ den- ckende. 10. Propheten und Christus ruffen das wehe uͤber die gerechtigkeit des fleisches. 11. Des irrdischen menschen groͤste pein ist/ daß er sein irrdisch bild nicht von jedem/ der ihn hoͤrt/ fuͤr GOTTes gerechtigkeit kan vertheidigen; dann er alle ehre/ die er GOtt geben solte/ sei- nen irrdischen bilden zubringt. 12. Auch an- ders nicht thun kan/ so lange er in dem irrdi- schen wesen gefangen steht. 13. Wer sich selbst dient/ ist durch die liebe der eigenschafft im flei- sche blind/ daß er Gottes gerechtigkeit im gei- ste nicht sieht. Wer Gott und seinem naͤchsten dient/ der ist im lichte Christi frey/ an nichts gebunden/ dañ was vor Gott uñ dem menschen Gottselig ist. 14. Diß ist der dienst des einwe- sigen lebens/ ohne gesetze uñ zwang/ welches der irrdische bildliche dienst nicht vermag. 15. Dar- um ist er unruhig in seinẽ bilden/ seine heiligkeit mit schmertzen wirckend/ das doch nichts dann gleißnerey ist/ zu zwietracht und trennung die- nend. 16. Wer in vermeynter gerechtigkeit ste- het/ macht einen Gott des haders und zwie- trachts draus/ und ist mit sich selbst und allen menschen (weil ihm duͤnckt/ daß er fuͤr GOtt streite und in allem recht habe) streitig. Cap. 3. 1. Daß dieser streit/ darinnen jeder recht ha- ben will/ in den irrdischen hertzen nicht erkennt noch niedergelegt werden mag/ biß diese Goͤt- ter wieder das Goͤttliche leben als teuffel er- kennt und empfunden werden. 2. Und jedweder seine eigene sinne/ damit er vor Gott und men- schen recht haben will/ fuͤr unrecht und Gott- loß im tode der suͤnden erkennt. 3. Das kan fleisch und blut nicht zu wege bringen. 4. Dar- um bleiben die irrdische bilde und Goͤtter in den irrdischen hertzen in ihrer krafft/ biß ein staͤrcker/ der gerecht ist/ aus dem himmel erschei- ne/ welcher im letzten theile der zeit das urtheil des gerichts uͤber die irrdische Goͤtter bringen wird. 5. Daß diese zeit nun nahe. 6. Wañ die ge- dult des Herrn uͤber die Goͤtter (die gerechtigkeit und verwuͤstheit im fleische) wird gedultet/ und vollendet/ muß alles fleisch die herrlichkeit Got- tes zu seinem tode sehen; zur reinigung der er- den/ die verdorbē/ und nichts/ darvon man leben kan/ traͤgt. 7. Je mehr sie die erde bearbeiten/ ihre bilde draus zu machen zum leben/ je mehr sie verflucht wird. 8. Daß Gott nun durch sein wesentlich urtheil des gerichts in den irr- dischen hertzen selbst wieder ihre bilde wirckt zum unterscheid des himmlischen und irrdi- schen/ jeden vom schlaffe zu erwecken/ des we- sentlichen Gottes im gemuͤth mit seufftzen und flehen in der seelen wahrzunehmen. 9. Die vom irrdischen menschen sich gemachte bilde sind keine zeugen GOttes/ sondern verfuͤhren den menschen. 10. Daß wir nun durch GOttes wesentliche zeugen im geiste geruffen werden in der seelen. 11. Daß sie lange nicht ange- nommen worden/ darum man die wahrheit nicht erkennen moͤgen. 12. Niemand ist ohne diese zeugen GOttes in seinem menschlichen wesen; wenig aber leben darnach. 13. Was Luc. 16. v. 26. Mosen und die Propheten ha- ben heisse/ und wie das gerichte zum leben o- der tode in uns geschehe. Cap. 4. Daß also dem menschen die wahrheit durch besagte zeugen Gottes muß bekant gemacht wer- den. 2. Diese vertreiben aus dem hertzen/ da sie angenommen werden/ alle irꝛdische zeugen. 3. 4. Wer sie annimmt/ verwirfft alle erwehlen- de bilde in seinen irꝛdischen luͤsten angenommen/ damit er ins heilige wesen GOttes eingehen moͤge. 5. Alsdann wird man mit GOtt geist- lich gesinnt/ und zieht den neuen menschen (die Goͤttliche natur) an. 6. Alsdann wird Got- tes himmlisches bild und das irꝛdische bild aus einander erkant und von einander geschieden. 7. Das irꝛdische geht in die erde das himmlische wird mit GOtt zu einem wesen vereinigt. 8. Dann wird man nicht mehr den irꝛdischen bil- den dienen/ sondern dem wesentlichen GOtte. 9. Welches die herꝛliche freyheit deꝛkinder Gottes/ die zu Gott in den geist eingewandt ihm im neu- en wesen des geistes dienen. 10. Auch alle an- klebende luͤste des fleisches verlassen. 11. Und nur einen GOtt und Vater haben. 12. Die- ser heilige dienst wird durch CHristum bedient/ nach 1. Cor. 15. 24. 13. Das ist/ der himmli- sche und natuͤrliche mensch erkennen sich wesent- lich vom tode erloͤst zu seyn. Cap. 5. Daß die bilde und luͤste im irꝛdischen wesen geschoͤpfft zum ende kommen und von den Goͤtt- lichen bilden geschieden werden/ daher jeder des wesentlichen GOttes mit einem luste im geiste wahrnehmen solle. 2. GOtt will im gehorsa- men menschen seinen dienst/ ohne figuren und bilde selbst bedienen durch sein heilig wesen. 3. Wann GOtt keine bilde mehr fuͤr den irꝛdi- schen menschen aussendet/ hat die Heidnische E- gyptische kunst kein vorbild mehr/ ihre bilde im fleische/ darnach zu machen/ und muß mit ihrer zauberey verschwinden. 4. Wer nicht aus seinem eignen bilde zum wesen GOttes sich um wendet/ muß in den siñen und luͤsten des fleisches gefangen bleiben/ und dariñen zu grunde gehen/ es hilfft kein verdecken mehr. 5. Alsdann muß alle eitle hoͤffnung/ trost und glaube/ die der sinn des fleisches zum ruhm getragen/ auffhoͤren und die heiligkeit im fleische ihre Goͤtter verliehren/ und das durch die krafft der Goͤttlichen natur. Cap. 6. Daß die sinne des fleisches ihre lust und liebe zum wesentlichen GOtte umwenden sollen. 2. Wann das bild leidet/ muß auch der mit leiden/ der das bild gemacht hat. 3. Jeder soll diß leiden nun in seinem bildlichen hertzen wahrneh- men. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. men. Daß das der untergang des wahn-geists/ daß er aus blindheit/ sich des urtheils GOttes annimmt. 4. Mit dem maß/ mit welchem man misset/ wird einem wieder gemessen. 5. Darum der mensch so offt fuͤr falscher maß und gewicht gewarnt wird. Cap. 7. Daß man den irꝛdischen Belialischen geist verlassen solle/ dann werde man GOtt in seinen Goͤttlichen wirckungen kennen lernen. 2. Der geist und das wesen erhaͤlt/ tꝛeibt und bewegt alle dinge. Das leben aller sichtbaren creatu- ren ist geist/ doch natuͤrlich. 3. Der reinste geist/ deme alle geister unterthan seyn muͤssen/ ist die heilige Gottheit/ die alles erhaͤlt. 4. Diese wesentliche Gottheit laͤst sich nicht nahen noch ergreiffen/ dann von ihrer wesentlichen natur. Laͤst sich doch oͤffters im hertzen der menschen hoͤ- ren. 5. Der mensch aber von den bildlichen geistern in seinem verstande gefangen/ kan ihre stimme nicht begreiffen. 6. Der geistliche richtet alles ꝛc. 7. Der irꝛdische erwehlt seine eigene gerechtigkeit. 8. 9. Wahn-geists diener seine gerechtigkeit zu erhalten sind von unter- schiednen namen/ aber einerley geschlechte. 10. Des obersten dieners name ist/ eigenschafft im fleische/ ꝛc. 11. Diese sucht sich vor GOTT und dem lichte zu verdecken. 12. Der bedeckt- heit diener sind: Begierde/ luͤste/ neid/ zorn/ haß/ ꝛc. 13. Wann diese vollbracht/ macht der wahn-geist noch eine eigne gerechtigkeit draus. 14. Wer nicht mit ihm einstimmt/ ist verdammt. 15. Macht sich zum GOtt uͤ- ber die einfaͤltigen. 16. Bereitet durch seine ge- rechtigkeit ein nest der teuffel. 17. Gebiert al- le falschheit im hertzen der menschen unter einem heiligen scheine. 18. Wann der falschheit ih- re zeit vollendet und ihr betrug ihr wieder begeg- net/ wird sie vom geiste des HErꝛn getoͤdtet. Cap. 8. Daß/ der GOtt und seine seligkeit liebt/ sein hertz und lust zur einsprache des geists umwen- den solle/ der gnade GOttes wesentlich theil- hafft zu werden. 2. Von allen streitigen irꝛ- dischen bildlichen dienst- und wahn-geistern muß man einen abschied nehmen. 3. Jn der umwendung bringt uns die lehre zum wahren wesentlichen dienst GOttes im geiste. 4. So viel wir die vertheiltheit im fleische verlassen/ so viel erlangen wir den dienst GOttes im geiste. 5. Dieser dienst vereinigt unsere seele mit Gott zu aller ruhe und frieden. 6. Die zeugen/ die den umgewandten menschen zum wesentlichen dienst GOttes im geiste bringen/ sind nichts dann eintracht/ ꝛc. 7. Wordurch die seele al- len willen zu streiten verliehrt/ den sie vor der gnadenzeit (wie dem Autor auch wiederfahren ist) hat/ und sich drinnen verlaufft. Cap. 9. Autoris seufftzen und bekantniß seiner blind- heit vor der zeit der wesentlichē vereinigung mit GOtt. 2. Weil er seiner lust und begierden so wenig/ als ihm muͤglich gewest/ gedient/ hat sich GOtt seiner erbarmt/ ihn angetast/ und mit gewalt/ (durch eine grosse unruhe in der menschheit) aus dem bilder-dienste ausgetri e - ben. 3. Nicht ist er so gleich daraus befreyt worden/ sondern hat ihm nicht mehr mit luste dienen koͤnnen. 4. Als GOttes gnade ihm die stricke eroͤffnet/ darmit er gebunden gewest/ hat er stracks lust und liebe zur GOttes gerechtig- keit im geiste bekommen/ und erleichterung und ruhe erlangt. 5. Jn der ruhe oder stille hat er zu GOtt geruffen/ ihm mit troste zu huͤlffe zu kommen: Dann er von aller irꝛdischen bildli- chen gerechtigkeit verstossen gewest/ weil er den irꝛdischen bilden nicht mehr glauben und dienen koͤnnen. 6. Jn diesem seufftzen und verlassung hat ihn Gott seineꝛ wesentlichē gnaden theilhaff- tig gemacht/ daß CHristus in ihme aufferstan- den. 7. Daꝛauff er alles veꝛlassen und sich zu Gott gewendet. 8. Da dann der friede in ihme recht angegangen. 9. Jst in den wesentlichen dienst GOttes kommen. 10. Alle vorige dienste und figuren sind in ihm verklaͤrt worden. 11. Wer in diesem Goͤttlichen dienst nicht gelehrt wird/ hat noch keine himmlische lehre gesehen noch gehoͤrt/ weil er der umwendung aus fleisch im geist nicht wargenommen hat. Cap. 10. Daß jeder auff die zeit der umwendung acht haben solle: alle bilde haben ihre zeit des auff- stehens und untergehens. 2. Wer das mer- cken kan/ wird seine seele den irꝛdischen bilden nicht vertrauen. 3. Alles bildliche muß im letzten theile der zeit auffhoͤren/ und seine krafft verlieren/ damit jeder in seiner seele moͤge befin- den/ daß nichts dann allein der wesentliche GOtt bestaͤndig sey. 4. Bilde und Goͤtter sind wind und eitelkeit. Cap. 11. Daß weil der letzte theil der zeit/ da GOtt nicht mehr bildlich noch figuͤrlich im dunckeln unter den wolcken wircken will/ jeder acht auff sein bildlich vertheilt leben im fleische haben/ und sich daraus ins wesentliche leben GOttes umwenden solle. 2. Worzu uns die boten GOttes anweisung thun. 3. Die durch die wirckung CHristi gelehrt werden/ denen wer- den die geistliche augen geoͤffnet/ weil sie durch die vertheilte geister versucht und nicht uͤber- wunden sind. 4. Die uͤberbleibniß in der wirckung CHristi bewahrt GOttes zeugen/ die geerbt werden auff die/ so die Goͤttliche arbeit noch durchgehen muͤssen/ daß sie durch hoff- nung und trost derselben ihre feinde uͤberwinden moͤgen in gedult. 5. Diese zeugen geistet GOtt jedem in seinem menschlichen wesen/ und sind das wesen GOttes selbst/ die versuchte see- len ihre feinde zu uͤberwinden zu lehren. 6. Autor hat aller bildlichen lehre ende gesehen/ auch den untergang der ihr anhangenden see- len. 7. GOttes wesentliche zeugen werden befestigt auff die/ so aller irꝛdischen bilder und lehren muͤde/ und im elend sind. 8. Die- weil sie durchs elend/ das ihnen der irꝛdische geist in der anfechtung verursacht/ lust zur gna- de GOttes bekommen. 9. Diese zu uͤberkom- men verlassen sie alle irꝛdische bilde/ daß sie des HErꝛn wesentlichen tag ertragen und im leben bleiben moͤgen. Cap. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Cap. 12. Daß alle ein empfinden des wesens Gottes in sich habende die lehre der zeugen Gottes in sich warnehmen/ und ihr gesicht nach dem anfang wenden sollen. 2. Das wort (Gottes wesen) in uns allen/ nach Deut. 30. 14. na- he in unserm hertzen und munde: Daß wirs nicht in meynungen zu suchen haben. 3. GOtt allein in seinem wesen im hertzen des umge- wendten menschen zu finden. 4. Die zeugen Gottes machen in den gewissen der menschen ein gewisses erkaͤndnuß und befreyen das hertz von der boßheit und allen gottlosen bilden. 5. Diese freyheit 2. Cor. 3. 17. Jst die auffloͤ- fung aller stricke und bande/ (damit die seele durch die irrdische bilde und eiteln wahn-geist im fleische sich bindet) GOtt in freyheit zu dienen. Cap. 13. Daß man sich in seiner bildlichen jugend am wercke des HErrn nicht versuͤndigen solle. 2. Alle so GOtt in seinen himmlischen bilden und figuren Jsrael auffzuhelffen gesandt/ wi- derstandẽ/ haben auff ihre reue noch gnade er- langt. 3. Der sich aber am wesentlichen GOtt im geiste versuͤndigt/ hat seinen in ihm verbor- genen gnaͤdigen Geist angetast/ und suͤndigt in den H. Geist/ darfuͤr vor tragung der straffe des todes keine gnade zu erwarten. 4. Wer GOtt in seinem wesentlichen Geiste widersteht/ der suͤndigt wider die vollkommene Gottheit/ und setzt sich zu seinem tode wider die macht die himmel und erden regiert. 5. Ob wol kein- ner vor erfuͤllung der zeit das erkennt/ wirds doch im letzten theil der zeit zur seligkeit oder verdam̃nuß empfunden. 6. Wol dem ders zur seligkeit und nicht im tod der verdam̃nuß fuͤhlt/ der wird erkennen/ daß GOtt keinen getheil- ten Diensten darmit er dem vertheilten men- schen zu huͤlffe kommt/ gefangen stehe/ son- dern frey sey. 7. Da gilt kein ruhm auff dien- ste/ sondern so viel jeder zu GOtt in seinem inwendigen menschlichen wesen zur gerechtig- keit des lebens eingekehrt ist/ so viel hat er mit GOtt gemeinschafft zu einer wesentlichen ge- rechtigkeit und ruhe der seelen. 8. Alle dienste die den menschen zu keiner erneurung des le- bens im geiste bringen/ gebaͤhren nichts dann eigne heiligkeit zum ruhm im fleische/ woraus das urtheil der verdammus von Christi Geiste folgt. 9. Der dienst Gottes in Christo aber hat seine heiligkeit im Geiste Christi/ und dient GOtt in seinem heiligen wesen und dem menschen in seiner schwachheit ohne ruhm. 10. Durch diesen wird GOtt in der demuͤthigen Menschheit zum preise gedient. Cap. 14. Daß/ wer GOtt durch Christum erkennen wil/ seiner zeugen im Geiste Christi warneh- men und seine seele mit demselbigen vereini- gen solle in der umwendung aus fleisch im geist. 2. Welches die wahre gemeinschafft die GOtt durch seine diener im hertzen der menschen wesentlich auffzurichten begehret. 3. Daß die kinder des wesens im letzten theil der zeit einen uͤnterschied erkennen werden zwischen dem Geiste Ehristi im himmlischen wesen/ und dem wahn-geiste im fleische. 4. Der Geist Christi steht keinen eigensinni- gen meynungen eigenwilliger weise vor/ und ist in seinem dienste einsam und gemein mit GOtt und dem auffrechten menschen. 5. Der wahn-geist aber ist so eigensinnig/ daß nie- mand seinen dienst in freyheit mag geniessen. 6. Sein dienst leitet nicht ins freye leben Christi/ sondern in den eigenthum des todes und der verdammnuß: Der selbst im tode ist kan kein leben bedienen: Wer selbst eigen und gefangen/ kan niemanden befreyen. 7. Dar- um kan kein wahn-geist keinen freyen dienst bedienen: Dann die eigenschafft in seiner be- gierde ist sein herr und fundament/ ja sein gott/ licht und leben. 8. Hat die macht nicht ein eintzig wort aus seinem gefangenem ver- nunfft-geist vorzubringen/ der nicht in seiner eigenschafft befestigt wuͤrde. 9. Wird ihm im letzten theile der zeit nicht mehr geglaubt werden/ er verliesse dann sein eigensinnig irr- disch wesen. 10. Wahn-geist dient nieman- den dann seinen sinnen im fleische. Alles was er thut geschicht unter der macht der eingen- sinnigkeit im fleische. Cap. 15. Daß der zu GOtt sich bekehren wil/ sich vom wahn-geiste nicht laͤnger betriegen lassen solle/ daß er in der bekehrung noch in der be- deckten eigensinnigkeit des fleisches bleiben/ und die sinne und den lust des hertzens dem Geiste Gottes beschlossen halten wolte. 2. Diese bekehrung ein greuel/ und die im lichte Christi sich wesentlich bekehrende huͤten sich fuͤr keinen irrdischen geistern mehrers/ dann fuͤr solchem bedeckten eigensinnigen geiste/ der sich unterm schein der heiligkeit fuͤr auffrich- tig dargibt/ als ob er seine lust und leben im wesen Christi haͤtte. 4. Das gericht des ge- rechten wesens ist nun im letzten theile der Zeit so kraͤfftig in seinem lichte uͤber alle sinne des fleisches/ daß der bedeckte wahn-geist in sei- nem leben dardurch getoͤdtet werden wird. 5. Der Gottheit krafft und unuͤberwindlichkeit ist aus ihrer einwesigkeit im leben/ und jed- weden der ihrer in ihrem heil. wesen theilhaff- tig zu werden begehrt/ gemeinsam. 6. Jhre gemeinsamheit ist gerecht/ daher keine wahn- geister bey ihr lebendig bleiben koͤnnen. Cap. 16. Daß/ wer zur uͤberwindung des wahn- geists der wesentlichen krafft Gottes theilhaff- tig werden/ und zu seiner seligkeit der gemein- schafft Gottes nahen wil/ sich mit einem luste seines lebens aus dem bedeckten geiste in die unbedeckte wesentliche gemeinschafft Gottes bekehren muͤsse. Da er krafft zur uͤberwin- dung des wahn-geists empfangen/ und erloͤ- sung von den sinnen des fleisches in sich leben- dig fuͤhlen wird. 2. Weil GOtt einsam und allen ihn fuͤrchtenden voͤlckern gemein/ auch ohne eigenthum/ ist in seinem H. gemeinen wesen das vollkommene leben. 3. Aller tod und verdam̃nus ist aus der eigenschafft. 4. So der mensch keine eigenschafft/ haͤtte er we- der tod/ teuffel/ hoͤlle noch verdam̃nus im fleische zu leyden. 5. Von der eigenschafft kan ihn allein der freye gemeinsame wesentliche GOtt erloͤsen und befreyen. 6. Diese freyheit zu beerben/ muß jeder sein eigenthum-samt dem wahn-geiste im fleische/ verlassen/ und A. K. H. Vierter Theil. A a a a sich Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. sich in der umwendung aus dem fleische in geist/ in Gottes gemeinschafft begeben: Dann ohne diese gemeinschafft (vereinigung mit dem Goͤttlichen wesen) ist kein leben noch ruhe der seelen. 7. Niemand versteht in seinem fleisches sinne (er mache sich in der vernunfft so geistlich er wil) die gemeinschafft im leben Christi recht: Das verlassen seiner groben bilder ausser ihm/ das scheidẽ võ allẽ menschlichẽ dinge ausser ih- me mag ihm alles nicht helffen/ Gottes geist- licher gemeinschafft in ihrem H. wesen in seiner menschheit theilhafftig zu werden. 8. Weil darmit nur dem irrdischẽ geiste in seinem wah- ne gedient wird. 9. Und dis ist seine gerechtig- keit/ darunter er sich verbirgt und bedeckt/ alles zur vermehrung der pein seines todes; Dann es nur stricke sind daran er sich selbst bindt. Cap. 17. Daß das reich Gottes den einfaͤltigen ge- hoͤre weil sie dem heuchlerischen zwiefachẽ gei- ste nicht unterworffen. 2. Diese unmundige (einfaͤltige) Matt. 11. 25. sind die einfaͤlti- ge sinne und gedancken/ die alle heichlerische ei- gensinnigkeit im fleische verlohren. 3. Der ein- faͤltige verschmaͤht sich selbst und preist Gott. 4. Sein flehen zu GOtt um den durchbruch des wesens Gottes in seiner seele/ daß solches seine sinne und gedancken beherrschen moͤge. 5. Seine lust/ die herrlichkeit Gottes/ dardurch him̃el uñ erde glorificirt u. heilig gemacht wird zu sehẽ. 6. Bittet um erschaffung eines neuẽ gei- stes uñ hertzens. 7. Jn diesem seinem lust eyfer. 8. Liebe zur wesentlichen Gottheit verliert und vergist er sein selbst daß sie seine gerechtigkeit werden moͤge. 8. Wann der einfaͤltige sich selbst verlohren/ dann wird er von GOtt ge- sucht. 9. Welches der wahre dienst Gottes/ wordurch GOtt und mensch im leben verei- nigt werden. 10. Jn der einwesigkeit des le- bens versteht der mensch den sinn Gottes we- sentlich/ und werden sie ein geist. 11. Daß die- se vereinigung zu einem geiste/ Gottes mey- nung vom anfang gewesen. 12. Alle botten Gottes haben diese wesentliche gerechtigkeit im hertzen der menschen gefordert. 13. Der mensch aber hat nicht drauff gemerckt/ und ist aus ei- nem wahn in dem andern zum tode getrieben worden. Dann die vereinigung mit GOtt mag nicht geschehen bis der sinn des fleisches mit seinem wahn in tod gelauffen. 14. Auff diese zeitwartet die gedultige Gottheit im men- schen sich zu offenbahren im trostlosen menschẽ der sein begehrt. 15. Daß autor diese zeit in gnaden erreicht und den untergang der wahn- geister in seiner menschheit gesehen. 16. Wor- auff der durchbruch und verklaͤrung der we- sentlichen Gottheit erfolgt. 17. Dem er mit freuden zu gefallen und mit dancksagung zu Gott den wahn-geist mit seinem anhang ver- lassen hat. Cap. 18. Autor hat sich uͤber seine vorige blindheit und uͤber die Gottheit/ daß sie dem menschen so nahe/ und nicht erkannt werde/ sehr ver- wundert. 2. Unerleuchte hat/ ob er wol einen Gott bekennt/ anders kein empfinden von ihm/ dann ihme seine irrdische einbildung im fleisch- lichen hertzen darvon bezeuge. 3. Autor zeugt mit dem samaritischen weibe (der menschheit/ die labsal und trost vom knechtlichen bildlich- und figuͤrlichen dienste zu empfangen/ auff der wacht ist) daß er den Messiam gesehen/ der ihm die geheimnuͤsse seines hertzens offenbahrt. 4. Wer Gottes zeugen so viel glauben giebt/ daß er aus der statt (seiner eignen besitzung) geht/ der wird selbst sehen und hoͤren/ und das ge- heimnus Gottes wird ihm offenbar werden. 5. Wo sich die Gottheit im menschen wuͤrck- lich durch das licht ihres wesens offenbahrt/ da wird ihr geglaubt um ihrer wercke willen/ die sie zur seligkeit wirckt. Am blindgebornen Joh. 9. 1. 26. zu sehen. Cap. 19. Daß die menschheit/ im lichte Christi sehend gemacht/ von den werckẽ des HErrn in ihr be- wiesẽ zeugnuͤs giebt. 2. Diese gnade empfaͤngt man wesentlich in seiner menschheit/ nit durch bildliche immagination. Jeder mag sie in der verlassung seinselbst wahrnehmen. 3. GOtt sam̃let sein volck durch die eigensinnige bilde zerstreit/ in einem geist und wesen und verei- nigt sich mit der demuͤthigen menschheit/ zur uͤberwindung ihrer feinde. 4. Jn der einigkeit des wesens muͤssen alle fremde geister von der Christenheit weichen/ an Christo Matt. 4. 11. zu sehen. 5. Diese krafft kommt allein aus der vereinigung mit GOtt dem Vatter. Cap. 20. Daß jeder die gnade des Goͤttlichen wesens nicht/ wie Ananias, Actor. 5. mit dem irrdischẽ zwiefachen geiste suchen solle. 2. Weil der Geist des HErrn sich nun nicht spotten lassen wird. 3. Jeder soll sein in der umwendung aus fleisch in geiste in sich warnehmen im Geiste Christi. 4. Dieser Geist wird ihn nicht verlassen son- dern zur vereinigung mit GOtt bringen. 5. Und in der heiligen gemeinschafft mit GOtt gehet das lob und danck zu Gottes preise an. 6. Zu dem ende werden nun die thuͤren des him̃els geoͤffnet daß die Gottheit und mensch- heit einander beschauen koͤnnen/ zur wesentli- chen verklaͤrung aller vorhin in |bildlich- und figuͤrlicher dunckelheit von den Knechten Got- tes vorgetragener wercke Gottes. 7, So die bißher ausser uns bildliche und im gleichnus er- zehlte wercke Gottes/ nicht im wahren wesen in uns verklaͤrt waͤren/ haͤtten wir weder krafft noch gewißheit darvon/ und waͤren nur eine historische erzehlung darvon wir weder geist noch leben hatten. Cap. 21. Daß wer die wercke Gottes zum leben im geiste verstehen/ und in sich theilhafftig werden wil/ sich zum wesentlichen Geiste Christi um- wenden muß/ den er in einem niedrigen hertzen finden werde/ so er mit ernste sucht: Auch al- le figuͤrliche wuͤrckungẽ Gottes (in dunckelheit aus seinem hertzen ausgegangen) durch ihre klarheit im geist erkennen. 2. Gott bewahrt die klarheit seiner himmlischen wercke im geiste sei- nes wesens/ sie seinem geistlichen menschen im letzten theile der zeit zu seinem leben und freude zu offenbahren. 3. Ob wol die ersten in figuren/ in menschlicher dunckelheit/ von den letzten zeu- gen/ muͤssen doch diese jenen ihre klarheit geben. 4. Wer lust darzu/ muß seine seele dem H. we- sen Gottes gantz ergeben/ und das licht des himmels seine dunckele menschheit erleuchten lassen. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. lassen. 5. Wil jemand erkennen wie die vorige figuͤrliche welt vergangen/ und die acht seelen uͤberblieben/ muß er seine seele in die neue welt (Gottes H. wesen) einer geben/ und alles der verganglichkeit anklabende verlassen. 6. Wer die vergaͤnglichkeit verlaͤst/ kennt sie recht/ nie- mand kennt dis bild recht/ dann der mit GOtt in seinem heiligen wesen vereinigt wird. 7. Jsaac verklaͤrt Jsmael: Jacob den Esau. David den Saul: Christus Mosen. Und endlich die wesentliche Gottheit alle in dunckel- heit ausgangene bilde. Cap. 22. Daß weil wir die zeit/ da GOtt alle vorige bilde in seinem wesentlichen Geiste verklaͤren wil/ erreicht haben aus gnaden/ wir des grunds der Gottseligen lehre halber wo wir ihr begeh- ren/ in der umwendung aus fleisch in geist/ im demuͤthigen Geiste Christi wahrnehmen/ un- besorgt seyn koͤnnen. 2. Haben nur fuͤr uns selbsten zu sorgen/ daß wir der lehre des einwe- sigen lebens ein gnuͤgen thun. Gleichnus von einem vatter mit seinen kindern. 3. GOtt kan uns nach dem er uns seine koͤstliche schaͤtze zum erbtheil offenbahrt hat/ nicht mehr thun. 4. Der verlohrne sohn hat nun sein eigen bildlich gut mit huren durchgebracht/ dann niemand hatte sonst wolgefallen drinnen. 5. So bald solches weg war/ kam er zur erkandnus der ar- muth/ ward demuͤthig und bekandt/ daß es sei- ne schuld waͤre/ bekehrt sich zu seinem vatter/ und begehret aus gnaden seines vatters gut zur erhaltung seines lebens. 6. Wer aber sei- nes vatters gut in der erden (in dem irrdischen hertzẽ) vergraͤbt/ dem vatter ausser seiner eigen- schafft zu lieb nicht damit wuchern wil/ der wird hart gestrafft werden im blinden gefaͤng- nuͤs des fleisches eigenthums. 7. Daß man die gleichnuͤsse wol zubetrachten/ weil was vorher darinnen ausgesprochen worden/ und nackt und bloß im lichte des lebens gesehen und ver- klaͤrt/ und aller untreuen menschen sinnen und gedancken offenbahr werden sollen. 8. Der tag Christi (Gottes H. wesen) 1. Cor. 3. 13. wird alles klar machen. Cap. 23. Daß jeder seine hertzens lampe mit oehl ver- sehen solle mit den klugen jungfrauen. 2. Die- se sind im wesen die reine sinne/ wille/ luͤste/ be- gierde und liebe zum wesen Gottes im hertzen der auffgeweckten menschen. 3. Die drunter vermengte. 5. Thoͤrichte sind die eigne unrei- ne sinne ꝛc. im fleische/ die in ihrer eignen ge- rechtigkeit auch wollen rein seyn/ haben aber kein oͤhl in ihren gefaͤssen. 4. Das ist sie haben/ das wesen Christi nicht angezogen/ in sanfft muth/ freundligkeit/ guͤte/ ꝛc. Darum muͤssen sie ausser des braͤutigams Kammer (dem H wesen Gottes bleiben) 5. Niemand kan zu Gott in seine himmlische klarheit eingehen/ als der im lichte aus derselben klarheit gebohren ist nach Joh. 3. 5. 6. Wil der mensch aus dem Geist gebohren werden/ muß er sich Gottes H. wesen einergeben/ Christum sein hertz durchs gesetz reinigen und zu einem tempel Gottes ma- chen lassen. 7. So das hertz rein/ so lade Chri- stum drein zum essen. Das ist uͤbergib dem H. wesen Gottes dein hertz/ seel und geist/ dann wirst du am brod brechen erkennen und fuͤhlen/ daß JEsus Christus ins fleisch kom̃en 8. Wer das nicht fuͤhlt und doch h. und selig seyn wil/ ist der Antichrist; Weil er sich ohne den we- sentlichen Christum selig heist. Cap. 24. Daß ausser Christi H. wesen keine seligkeit sey. 2. Allein Christus das wesen des Vatters kan das hertze reinigen/ weil er zweyerley waf- fen und dienste mit sich bringt. 3. Das gesetz/ nemlich/ das/ weils gerecht/ die luͤste und be- gierde kraͤnckt und bricht/ und die gnade und barmhertzigkeit/ wormit er die schwache menschheit speist und labt. 4. Durch Christi dienst wird man getoͤdtet und lebendig ge- macht. 5. Wollen wir ins hoͤchste kom̃en muͤs- sen wir uns ins niedrigste willig einergeben. 6. Alda werden wir zweyerley geister und wesen sehen und in uns fuͤhlen: Den pfuhl des ab- grundes todes und verdammnusses: Und die ewige seligkeit im himmel. 7. Weil uns GOtt seine wesentliche gerechtigkeit im Geiste ver- klaͤrt/ verklaͤrt er uns auch ihre widerpart/ wo durch sie im hertzen sich zu offenbahren gehin- dert wird. 8. Und das ist das irrdische bildliche wesen/ durch des menschen bewilligen aus dem abgrund auffgestanden/ und wenig besser ist als der teuffel selbst. 9. Hier durch wird der un- wiedergeborne getrieben und wirckt alle boß- heit. 10. Mensch thut nichts/ oder er hat ein bild zu vor im hertzen von dem er dazu getrie- ben wird. 12. Soll das boͤse werck verhindert werden/ muß ihm zuvor das bild zusammt den irrdischen wesen benommen werden. 23. So lang das irrdische bild mit seinem wesen den menschen regieret/ wirckt er boͤses/ ob auch es aͤusserlich verhindert wuͤrde/ es sey dann daß er sich dem wesen Gottes gantz ergebe/ und sich vom irrdischen bildlichen wesen und seiner ei- genschafft erloͤsen liesse. Cap. 25. Daß/ so wir selig werden wollen/ wir das uns von den irrdischen bilden zur seligkeit und verdammnus angewiesene fundament als eitel verlassen muͤssen. 2. Das elementische wesen hat keine schuld an des menschen seligkeit oder verdammnus. 3. Die creatur aus den elemen- ten muß vom elementischen wesen leben. 4. Wañ der mensch das erkennt/ muß der wahn- geist aus seiner seelen weichen. 5. Und er verlaͤst alsdann das falsche irrdische bild. 6. Dann empfaͤht sein urtheil der verdammnus. 7. Und die freyheit Gottes wird in den kindern des Goͤttlichen wesens erkannt und lebendig in der seelen gefuͤhlt. 8. Die freyheit Gottes sieht auff keine person sondern auff den lust und liebe im menschen zu ihrem h. wesen. 9. Die lust und liebe wird durch JEsum ohne zwang im menschen gebohren/ und durch Christum auff- geweckt. 10. Dann wird man gewahr/ daß GOtt aller voͤlcker GOtt so weit die sonne der gerechtigkeit in ihrer klarheit reicht oder leicht. Cap. 26. Daß GOtt in seinem wesen frey/ sich an kei- ne meynung binden/ und von jeden/ der ihn im geiste seines wesens anrufft sich finden lasse. 2. Wahn-geistes ruhm ist zum ende/ und sein wahn/ der ohne alle krafft/ wird in sich selbst zerbrechen. 3. Hohe zeit daß jeder sich mit A. K. H. Vierter Theil. A a a a 2 hertz Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. hertz und seele vom wahn-geiste scheide/ der ihn gefangen haͤlt/ daß er GOtt nicht erken- nen mag. 4. Der mensch so in Gottes wesen nicht begriffen/ ist gefangen unter der macht der fuͤnsternus/ und kan das licht des him- mels im leben Gottes nicht anschauen/ biß er die fuͤnsternus verlaͤst und sich zu GOtt um- kehrt. 5. Diese freyheit wird nun den menschen angeboten. 6. GOtt wil aller GOtt seyn/ zum trost und erloͤsung aller beaͤngsten seelen die zu ihm fliehen/ und wil sie seines wesentli- chen Geistes theilhafftig machen. 7. Wann dem menschen/ nach Rom. 9. 29. nicht ein Goͤttlicher saame uͤberblieben/ muͤste das menschliche leben ohne trost seyn. 8. Und so er die gnade und barmhertzigkeit Gottes nicht zum trost haͤtte/ moͤchte er wuͤnschen/ daß die erde zu seiner erloͤsung ihn verschlinge in ihren tod/ so waͤre er doch vom ungnaͤdigen urtheile des wahn-geistes erloͤst. Cap. 27. Daß wer das wahn-urtheil des irrdischen bilds in seiner seele geschmeckt hat wol mit Susanna (der heiligen jungfraͤulichen Gott- heit) zum gerechten GOtt um rettung durch Daniel ruffen moͤge/ von den falschen richtern (den wahn-geistern) erloͤst zu werden in ihren luͤsten. Hist. von Susanna Dan. 5. 42. Jn welchen unreinen luͤsten alle boßheit im hertzen verborgen ligt. 3. Jeder soll sie in sich suchen und sie austreiben. 4. Die wirckungen des gu- ten und boͤsen in der schrifft darum von Got- tes Geist beschrieben/ daß jeder solche in sich that wuͤrcklich pruͤffen/ das boͤse lassen/ und in der krafft Gottes das gute thun solte. Cap. 28. Selig der seine seele der macht der gottlosẽ begierden und luͤsten im fleische nicht ergibt sondern alle seine lust und liebe im gesetz des HErrn hat. 2. Das ist/ daß der mensch alle seiner seelen Kraͤffte aus dem gottlosen wesen wenden und zu GOtt kehren: auch seinen trost im Gottseligen wesen allein haben solle/ entweder im tode nach dem fleische/ oder im leben nach dem geiste. 3. Wer sich GOtt er- giebt/ mag zu seinem luste keinem dinge un- terworffen/ sondern muß vergnuͤgt seyn/ wie es GOtt mit ihm fuͤgt. 4. Ja der umgewand- te mensch mag sich zu seiner ruhe weder todt noch leben erwaͤhlen/ muß alles vom HErrn (dem wesen Gottes) gleich annehmen. Zu welchem die lust seines lebens gekehrt ist. 5. alles was der HErr den seinen zuschickt/ muß ihnen alles zur seligkeit dienen. 6. Dem umge- wendeten menschen muß alles zum guten die- nen/ er empfaͤht sein zeugnus allein von der wesentlichen warheit/ zu welcher sein hertz ge- wandt ist. 7. Keine warheit dann im wesen Gottes. 8. Die warheit zeugt im menschen von der warheit/ Pilatus ist das ertichte recht im fleische. 9. Die heiligkeit im fleische der neyd der eignen gerechtigkeit. 10. Der neyd fuͤrcht weder GOtt noch menschen/ zwingt seinen eigen erwaͤhlten richter/ die un- schuldige warheit zum tode zuverurtheilen. Cap. 29. Daß jeder diß in sein hertz fassen/ und die staͤtte da die einfaͤltige warheit zum unschuldi- gen tode verurtheilet wird/ wol durchsehen und sie beschirmen solle. 3. Wer fleisch und bludt zum tode dienet/ kan der warheit zum leben nicht dienen: Weil sie allzeit wider einander im streite/ und jeder den menschen an sich zu ziehen trachtet. 3. Jeder bekommt seinen theil in ihm in seinem wesen art und natur. 4. Wer die warheit annimmet kommet ins licht/ wer die luͤgen waͤhlt bedeckt sich in der finsternus. Jn der warheit ist das leben/ in der luͤgen der todt. 5. Diese zwo partheyen traͤgt der mensch in seinem menschlichen wesen verborgen und unwissend/ die GOtt in ihm licht und finster- nuͤs schafft. Wordurch er die finsternuͤs erkennt: Dann das licht unterscheidet alle dinge im menschen. 6. Nach empfahung des lichts fordert GOtt erst rechnung von ihm. 7. Dann kan er von GOtt nicht scheiden/ muß ihm in seinem H. wesen gnug thun/ oder GOtt ihm in seinem gottlosen wesen. 8. Die warheit Christi offenbahrt sich im verduͤsterten hertzen mit gerechtigkeit. 9. Jeder wird im letzten thei- le der zeit seinen lohn in dem wesen empfangen dem er mit dem hertzen anhangt: Weil nun ei- ne wesentliche gerechtigkeit und eine wesentli- che suͤnde befunden wird. 10. Die bildliche zeit wird durchs licht weg genom̃en. 11. Das we- sen dem der mensch dient ist seine belohnung. Cap. 30. Daß man zu Gottes gerechtigkeit im geiste kommen muͤsse/ wo man sehen und empfinden wil/ wie man in seinem wesen genaturt sey. 2. GOtt acht allein die in seinem wesen begrieff- ne gerechtigkeit. 3. Alle auffrechte hertzen wer- den dieser gerechtigkeit anhangen. 4. Dann sie ist ewig. 5. Auch Geist und wesen. 6. Anders koͤnte sie nicht ewig bleibẽ. 7. Jeder von GOtt aus gehender Geist hat ein ewig wesentlich fun- dament/ darinn er wieder eingehen muß zu sei- ner seligkeit/ oder verliert seine krafft in der un- ruh des tods zu seiner verdamnus. 8. Aus die- sem geistlichen wesentlichẽ wesẽ ist das mensch- liche wesẽ nach der Goͤttlichẽ natur ausgestos- sen/ und muß wieder hineingehen. 9. So der mensch das mit einem lust des lebens thut/ braucht er erst sein gesicht und gehoͤr in verlas- sung sein selbst diese krafft geist und wesen zu erkennen. 10. Wann er diese krafft in der seelẽ beschaut/ erkennt er im lichte Christi wo er die ruhe seiner selen zur seligkeit suchen und finden solle. Diese kan er nicht erlangen/ oder muß sich wider die feinde der ruhe in streit begeben. Welche ist/ daß er sich in der verlaͤugnung sein selbst gutwillig unter die gedult Christi gebe und allen gewalt ihm mit recht oder unrecht begegnend darmit uͤberwinde. Cap. 31. Daß die mit unrecht unterdruͤckte Goͤttliche seelen und heiligen Gottes die Goͤttliche waffẽ ergreiffen sollen/ weil ohne streit man die fein- de nicht uͤberwinden moͤge. 2. Mit den fleisch- lichen waffen mag man nit zum gutẽ uͤberwin- dẽ in Gott/ sondern wird damit vom boͤsẽ noch mehr uͤberwunden. 3. Weil man mehr sucht mit gewalt den unschuldigen zu uͤberherrschen/ dann mit der gedult Christi sich uͤberwinden zu lassen. 4. Darzu gebraucht man die heydni- sche waffen luͤgen/ betrug/ gewalt uͤber den un- schuldigen/ und hat keine barmhertzigkeit in der leydsamkeit Christi. 5. Darum man am ende des streits durch die leyd samkeit Christi gerecht- lich Th. IV. Sect. III. Num IX. Jnhalt der schrifften Hiels. lich wieder uͤberwunden werden muß. 6. Wel- ches das gesetz der gerechtigkeit die mit dem ge- walt des gerichts wieder den gewalt des un- rechts streit und den boͤsen strafft und den un- unschuldigen beschirmt/ auge um auge/ ꝛc. doch ists nicht der heiligen streit dariñ man tod und leben uͤberwinden kan. 7. Der fechtende streit gebiert keine heilige seelen im Gottseli- gen leben/ sondern tod und verdamnus/ in der seelen. 8. Daß man den eigensinnigen streit verlassen und das waffen der leydsamkeit er- greiffen solle. 9. Der Christliche streit ist/ sei- nen widerpart mit der leydsamkeit Christi in guͤte tragen/ wordurch man seinen feind uͤber- winden kan. 10. Dann kein kraͤfftiger waffen ist als seinen widerpart guͤtlich vertragen und ihn vom seinem eignẽ boͤsen selbst straffen lassẽ. Hierdurch verliert sich der mensch und so er sich verlohren hat/ ist er tuͤchtig als ein werckzeug von GOtt gebraucht zu werden. 11. Weil der mensch an seine eigenschafft des fleisches aus liebe so gar verbunden/ kan er ohne pein des to- des die leydsamkeit Christi nicht bekommen das waffen laͤst sich von niemand gebrauchen/ als da die verleugnung sein selbst uͤbeꝛ das irꝛdische eigensinnige leben ihre vollige krafft biß zum tode erwiesen hat. 12. Die eigenheit und die leydsamkeit Christi moͤgen beyde im hertzen der menschen nicht regieren. 13. daß die unter den vernunffts-geistern und eigen sinnen gefange- ne seelen sich loß machen sollen/ weil GOtt sich nun als ein wesentlich licht des lebens verklaͤrte dem menschen sein gefaͤngnus des tods und die freyheit des lebens bekannt zu machen. Cap. 32. Daß nach der offenbahrung der erkaͤnntnus des guten und boͤsen das urtheil der gerechtig- keit folge wider die eigensinnige einbildungen des fleisches. 2. Darum muͤssen sie nun ihren untergang empfangen. 3. Wann das vollkom̃- ne wesen der Goͤttlichen natur kom̃t/ muß das eigensinnige wahn-wesẽ auffhoͤren. 4. Alle ver- schiedne geister werden dann ein geist und we- sen werden. 5. Wann der mensch in seinem bildlichen wesen von sich selbst enteignet/ ist GOtt in ihm auch entbilt/ ergiebt er sich den bilden/ ist seine erkaͤñtnus auch bildlich. 6. Wie der mensch im hertzen gesinnet/ so macht er sich auch einen gott. 7. Darum GOtt ein licht der erleuchten/ und eine finsternus der verduͤster- ten. 8. Mensch kan Gott nicht entweichen we- der im leben noch im tode. 9. Jn zeit der unwis- senheit aber kan er das nicht empfinden/ weil er damals weder im himmel noch in der hoͤllen/ weder im tode noch im leben. 10. So lange er nicht im himmel noch in der hoͤllen/ hat er kei- ne erkañtnus weder võ Gott noch vom teuffel/ noch von den geistern der eigensinnigen begier- den die ihn treiben und regierẽ. 11. All sein ver- stand ist verfinstert hat kein wahres urtheil in ihm der himmel der Goͤttlichen freude/ und die hoͤlle mit ihren peinlichen verdamnus sind ihm verschlossen/ muͤssen auch so lang er in der un- wissenheit begriffen also bleiben. 12. Die irrdi- schen geister die ihn treiben und regieren/ sind seine eigensuchende begierlichkeitẽ des fleisches/ die ihn gantz verblẽdt und betaubt habẽ/ daß er mit seiner irrdischen lust uͤber alles was er ge- braucht/ herrschen wil. 13. So vieler eigen- schafft er in seinen begierden unterworffen/ so viel schmertzen des todes bereitet er sich im tage des gerechten gerichts. Welches das licht der erkanntnus sein selbst ist. Cap. 33. Daß der mensch/ das urtheil der verdamnus in seiner seelen nicht zu empfangen/ sich in den leidenden streit der heiligen begeben/ die sinnẽ des fleisches im tode verlassen/ nichts als was GOtt in ihm wuͤrcken wil/ begehren/ und alle sinne und gedanckẽ des fleisches fuͤr feinde Got- tes erkeñen solle. 2. Und in der leydsamkeit Chri- sti streit und uͤberwindet man. 3. Ehe die leyd- samkeit uͤberwinden kan/ muß sie sich uͤberwin- den lassen. 4. Wer in GOtt uͤberwinden wil/ muß erst leydender weise uͤberwunden werdẽ. 5. Darum ist der streit der heiligen im verlieren der eignen sinnen gelegen. So die durch die leydsamkeit und verlaͤugnung verlohren/ ist der streit gewonnen: und die leydsame menschheit empfaͤht die Christl. crone im siege des lebens. 6. Kein kraͤfftiger waffen/ sich und seine irrdi- sche eigensinnigkeit zu uͤberwinden/ dann die Christliche leydsamkeit. 7. Die welt kan nicht beten: Nicht Vatter was ich wil sondern was du wilt. Lust zum gehorsam des Vatters uͤber- windt alle pein in Christo. 8. Der sich verlierẽ wil muß wider niemand streiten. 9. Jn allem was seiner eigenschafft zu wider muß er leyden- ter weise einen streit annehmen/ und sich nach Rom. 1. 16. Ja selbst nicht rechen. Cap. 34. Daß alles gedultig leydender rechte Goͤtt- liche streit zur seelen heiligung. 2. Sollen diesẽ in verleugnung uns selbst lernen/ das boͤse das der menschen hertzen eingenommen hat/ zu uͤberwindẽ 3. Wer das nit thut/ wird das boͤ- se nim̃ermehr uͤberwinden/ auch niemanden lie- ben dañ der ihme in seiner eigenschafft zustim̃t. 4. Denen die uns boͤsesthun/ soll man gutes thun/ und also in der verlaͤugnung unser selbst vollkom̃en werden. 5. Soll der mensch mit der Goͤttlichẽ natur gemeinschafft habẽ/ muß er in tode und leben Christo nachfolgen leydender weise/ so lange er einig leben oder lust in seiner eignen begierlichkeit fuͤhlt. 6. Wie ein misse- thaͤter in der justitz haͤndẽ kein recht noch macht seinem willen zu thun/ sondern leydender wei- se der justitz folgen muß: Also auch die GOtt in Christo sich uͤbergebende inwendige seele GOtt. 7. der seine schuld zu zahlen gefangen/ hat keine ruhe biß er bezahlet hat. 8. Das be- zahlen macht ihm unter seiner eigenschafft den weg zum lebẽ enge. 9. Die engigkeit macht sich selbst/ weil er seine lust und begierden nicht al- lein zur Goͤttlichen natur kehrt/ kan auch biß er das thut/ von dem engẽ wege nicht kom̃en. 10. So er das vollbracht/ hoͤrt sein streit auff/ und wandelt/ weil er nur einem HErrn zudienen/ nicht mehr auff den engen wege. 11. Die leyd- samkeit Christi nim̃t das reich der himmel ein/ und begint unterm dienst Joh. zur reue uͤber die luͤste im fleische. 12. Dann folgt die lehre Christi: lernet von mir/ daß ich sanfftmuͤtig und demuͤthig von hertzen bin ꝛc. 13. Durch die demuth Christi uͤberwindet man die hoheit des fleisches. Welches der heiligen streit 2. Cor. 10. 3. beschrieben. 14. Je mehr der mensch sich sel- ber ver laͤst/ und sich dem wesen Gottes ergibt/ je minder sein streit wird. Dann waͤre er nicht auff sich selbst seine eigenschafft zubekom̃en/ ge- A a a a 3 kehrt Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. kehrt/ solte er der suͤnden knecht nicht seyn/ und wenig streits haben. 15. Hat sich selbst in seiner eigenschafft zum leben/ unter die begierden im fleische verkaufft ist ein knecht der suͤnden/ und gefangener seiner luͤste und begierdẽ/ wird auch nicht frey/ biß er durch pein und schmertz seine eigenschafft verlassen. 16. Zum verlassen kan er/ weil er sich selbst so liebt/ ohne streit nicht kom- men/ es waͤre dann/ daß er sich mit sich selbsten betrogen fuͤnde/ so aber ohne Goͤttliches auge schwer ist. 17. Kan so lange er in luͤstẽ verblendt/ nichts (auch GOtt nicht) liebẽ/ was er nicht un- ter seiner eigenschafft gebrauchẽ kan. 18. Wel- ches das gefaͤngnus seiner eigenschafft/ darinn er in knechtschafft dienen muß/ so lange er lust zur eigenschafft im fleische hat. 19. So bald der mensch seine eigenschafft um Gottes freyheit verlaͤst/ wird er von seinen begierden frey. Cap. 35. Daß wir nun zu dieser freyheit aus dem ge- faͤngnus der eigenschafften vom Geiste Gottes geruffen werdẽ. 2. Wer nicht von seiner eigen- schafft frey/ kan dem gefangenen menschen zu gute keinen freyen dienst bedienen. 3. Eigen- schafft und freyheit streitẽ stets wider einander/ eine den eigenthum loß zu werden/ die ander ihn zuvermehren. 4. Die irrdische eigenschafft hat zum Gott ihre lust/ die sie anbetet so wol aͤusserliche dinge als heiligkeit im fleische ihr zu mehren. 5. Die heiligen haben lust die eigenheit zu verlassen und beten den him̃lischen Gott an ihre freyheit zu mehren und die eigenschafft zu mindern. 6. Die austreibung der eigenschafft geschicht durch den streit der heiligẽ/ das ist ley- den und vertragen ums HErrn willen/ wor- durch man sich verliert. 7. Worinnen man sich um Gottes willẽ verliert/ darinn wird man von den freyen Gott wiedergefunden. 8. So viel man den eigen luͤsten stirbet/ so viel wird die Gottheit in uns lebendig. 9. Wer seine seele in der eigenschafft verliert/ wird sie nach Matt. 16. 25. zum leben erhalten. Cap. 36. Daß der streit der heiligen nicht in der eigen- schafft zu gewinnen/ sondern zuverlieren sey. Wer GOtt nahen wil muß sich so weit uͤber geben/ daß er so grossen lust hat im verlust des eigenthums als er im irrdischen wesen einẽ lust zum gewin hat. Eine lust muß die andere ver- treiben. 1. Kein schrecklicher teuffel in der seele/ als die eigenschafft des fleisches. 3. Diese ent- frembdet von Gott/ der die ruhe der seelen/ und pflantzt die hoͤlle ins hertz daß alle irrdische gei- ster macht uͤber die seele bekommen. 4. Die ei- genschafft bedeckt die gottlose geister als eine heiligkeit/ das man den teuffel fuͤr Gott haͤlt. 6. Und seine liebe zu tod/ teuffel und hoͤlle wendt/ auch der lust zu des fleisches eigenthum fuͤr Gott dient. 6. Die begierde des fleisches in ihrem eigenthum ist unersaͤttlich. 7. An den un- treuen knechte Matt. 18. 32. zu sehen. 8. Ge- rechtigkeit vollbracht gebiert das leben/ wie die suͤnde nach Jac. 1. 15. den tod. 9. Wers wirck- lich in der seelen wahrnim̃t wirds durchs licht der warheit im tode und leben erkennen. 11. Mensch mag auff nichts achten/ dann was er in der seelen wircklich sieht und empfindet/ oder ein gewiß zeignuß hat/ daß er erscheinen werde/ diß zeugnus muß Gott in sein hertz geben oder er mag ihme nicht glauben oder trauen. 11. weil der mensch des HErrn Geist von den irr- dischen geistern nicht unterscheiden kan/ auch keinen lust hat ihm unterthan zu seyn/ kan er der warheit zur ruhe seiner seelen nicht glauben/ seinem luͤgenhafften geiste aber glaubt er. 12. Der treibt ihn auch so lang er ihm glaubt. 13. Dieser glaube den er dem luͤgen geiste gibt ist sein gefaͤngnus. 14. Alle geister von Gott ihm zu gesand fuͤhrt er mit ins gefaͤngnuͤß/ darinn sie bleiben muͤssen/ biß Christus im menschlichẽ wesen auffersteht/ ihnen im gefaͤngnus nach 1. Petr. 3. 19. predigt/ dardurch der luͤgen-geist erkannt und verlassen wird. 15. Dañ gehen die gefangene aus/ die warheit wider die luͤgen zu bezeugen: So der sieg des streits der heiligẽ ist. 16. Als Christus den streit der leyd samkeit voll- endt/ empfaͤht er das reich seines Vatters. 17. Die waffen der leydsamkeit kan niemand ge- brauchen: Dann der sie von Christo empfaͤht. Cap. 37. Daß die streiter der heiligen das waffen der leydsamkeit vor der geburt Christi nicht ge- habt/ sondern mit den waffen der rache in der gerechtigkeit gestritten/ und daher ihres streits kein ende erlangt. 2. Christi junger wolten Luc. 9. 54. mit diesem rach-waffen auch wider die Samaritter streiten. 3. Christus aber wiese sie auffs waffen der leyd samkeit. 4. Wie auch von der ehebrecherin und Petro/ Joh. 8. 11. cap. 18. 11. zu sehen. 6. Daß durch Christum die waffen zur uͤberwindung der feinde veraͤndert werden/ in allen die ihm nachfolgen. 7. Wer nicht die waffẽ des leydens gebraucht/ mag sei- ne feinde nicht uͤberwinden. 8. Wer mit diesen waffen streitet verlaͤugnet sich selbsten/ hat nicht wider sich zu streiten/ sondern mit Christo in der leydsamkeit wider die feinde des gottseligen lebens. 9. Wer Christi waffen hat keine andere als Christi feinde/ alle irrdische geister die Chri- sti reich im hertzen zerstoͤren/ geitz/ zorn/ ꝛc. 10. Diese feinde werden nun offenbar/ und sind nach Matt. 10. 36. des menschen eigne hauß- genossen. 11. Weil man Christi leben bißher nicht geacht/ so hat man auch seine feinde nicht gekeñt noch wider sie gestritten. 12. Nun sie of- fenbahr sind/ sollẽ wir alle mit der leydsamkeit Christi wider sie streiten/ und liebe fuͤr haß/ se- gen fuͤr fluchen/ ꝛc. darwider gebrauchen. Cap. 38. Daß diß allein die waffen Christi darmit er seine feinde uͤberwindt. 2. Wir sollen uns nach Petr. 1. Epist. 4. 1. Ermahnung mit dem sinne auch waffen/ Christo nach zufolgen. 3. Und genung seyn achtẽ/ daß wir die vergange- ne zeit im heydnischen willen zubracht 4. Daß der wesentliche Geist des HErrn nun verklaͤrt was Zephanias 3. v. 9. prophezeyhet hat: Daß GOtt den voͤlckern mit freundlichen lip- pen predigen lassen wolle. ꝛc. Cap. 39. Daß die erfuͤllung dieser prophezeyhung der lohn und sieg der streiter der heiligen fuͤr ihren streit mit dem waffen Christi. 2. Wir sol- len getrost seyn/ weil GOtt selbst durch sei- nen leydsamen Geist/ fuͤr uns streitet/ wer- den wir unsere feinde/ nach Num. 14. 9. wie brodt fressen/ und ihrer maͤchtig wer- den. 3. Diese macht wird uns durchs waf- fen der leydsamkeit aus gnaden gegeben/ und sollen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. sollen in unsern streit nichts zu thun haben/ dañ GOtt zu dancken. 4. Alle streiter sollen diß in stille mit niedriger seele zur uberwindung war- nehmen: Dann das reich Gottes ist das ewi- ge vollkommene wesen JEsu Christi/ wer zur seligkeit kommen wil muß sie durch die nidrige leydsamkeit Christi im selben wesẽ empfangẽ. Daß wir diese unsern HErrn uñ regierer seyn lassen sollen. 6. Wunsch daß Gott allen einfaͤl- tigen nach seinem H. wesen trachtenden hertzen zu huͤlffe kommen wolle. Jnhalt der Capitel uͤber den fuͤnff- ten Theil des Ackerschatzes Hiels. Cap. 1. Daß GOtt/ wann er seine zeit ausgeharrt/ und die luͤste in menschen sich vermannigfaͤlti- gen sieht/ verursacht wird/ sein gesetz und ge- botte auch in mannigfaltigkeit in ihm ans licht zu bringen. 2. So viel die suͤnden vermannig- faltigt sind im menschen so viel vermannigfal- tigt GOtt sein gesetze in ihme. 3. Und macht sein gerecht wesen wider das wesen der suͤnden in ihme zum urtheile bekannt/ und befaͤngt ihn unter das gesetz der gerechtigkeit. 4. Da dann die suͤnden in ihren luͤsten und begierdẽ den ge- rechten gesetze im menschen geoffenbahret/ wei- chen muͤssẽ/ uñ ohne beschuldigung oder furcht ihren lust nicht vollbringen moͤgen. 5. Wann GOtt also durch sein gesetz uͤber den teuffel HErr zu seyn bewiesen im menschen/ begiñt er herrschafft uͤber die suͤnden zu bekommen/ rich- tet Jsrael nach dem fleische im streit auff/ und wird nach seiner krafft GOtt genañt/ der durch sein gesetz in Jsrael nach dem fleische uͤber die suͤnden herrscht. Gleichwol wird Jsrael nach dem fleische von den suͤnden nicht gar befreyt: Sondern nur unter das gesetz gefangen/ daß die suͤnden keine macht haben/ uͤber die auser- waͤhlten zu herrschen. Weil das gesetz zwischen den luͤsten und begierden und zwischen dessel- ben gesetzes gerechtigkeit einẽ streit auffrichtet/ der bis ans ende der welt/ oder so lange die lust der suͤnden lebt/ dauren muß. Cap. 2. Daß unter diesem streite zwischen dem gesetz des HErrn und den luͤsten der suͤnden GOtt seine verstorbene heiligen/ die um der suͤnden willen ihrem GOtt nicht haben leben koͤnnen/ aus den todten zur fruchtbarkeit im glauben er- wecke. 2. Den mit ihm einsgesiñten verkuͤndigt er nicht das gesetz/ sondern den glaubẽ/ weil sie die suͤnde hassen/ und ihn lieben: Daß sie vom last der suͤnden erloͤst werden sollen. 3. Unterm glauben gebiet ihnen GOtt/ in ein land des Goͤttlichen wesens daß er ihnen zeigen wolle/ einzugehen/ zur ruhe ihrer seelen. 4. Jn verkuͤn- digung des glaubens scheidet sich fleisch und geist von einander/ und wird ein unterschied zwischen Jsrael nach dem geiste (die ihre lust und liebe zu Gottes wesentlicher natur haben) und zwischen Jsrael nach dem fleische (da die luͤste und begierden im fleische noch leben) 5. Wann GOtt seinen H. glauben (den lust und liebe zu seinem Goͤttlichẽ wesen) im hertzen der menschen laͤst verkuͤndigen/ offenbart sich was von seiner art und wesen sey oder nicht sey. 6. Was von goͤttlicher art/ und wesen/ glaubt GOtt und geht durch den glauben in seine goͤttliche natur und wesen ein. 7. Wer GOtt recht glauben soll muß Gottes wesen und na- tur in seiner menschheit wesentlich annehmen. 8. Was GOtt nicht glaubt ist nicht von Goͤtt- licher art und natur/ hat einen eitlen glauben und keinen theil mit GOtt/ und bleibt unterm gerechtẽ gesetz des HErrn. 9. Niemand glaubt in GOtt dann der von seinem theil ist und einẽ lust und liebe zur wesentlichen Gottheit hat. 10. Glaube im gottseligen menschen ein kraͤfftiger geist/ der tod uñ teuffel zusamt der fleisches lust uͤberwinden kan. 11. Kan berge (die lehren im sinne des fleisches/ so vor dem glauben im menschen wircken) versetzen/ und die thale/ den glauben und liebe zu Gottes wesen (zu bergen machen) 12. Ohne glauben in Gottes wesentli- cher natur kan man Gott nicht gefallen. 13. Des glaubens krafft kommt aus der vereini- gung des wesens Gottes und des wesens der menschen/ die durch die suͤnden geschieden wa- ren. Darum gebuͤhrt eintracht krafft. Cap. 3. Daß der glaube in seinem rechten wesen Got- tes volcke/ das eine zeit lang verstossen gewest/ eine einleibung des lebens im wesen Gottes. 2. Ja das licht des him̃els dardurch Christus ge- sehen und belobt wird. 3. Was aus dem saamẽ Jsaacs geboren ist/ nim̃t den glauben mit lust und liebe zu Gottes gerechtigkeit an. 4. Wor- durch sie vom gesetz/ dem der sinn deß fleisches zur verdam̃nus unterworffẽ ist/ befreyt werdẽ/ und Gott und naͤchsten mliebe dienen. 5. Liebẽ Gott uber alle creatur oder sie im inwendigsten ihres hertzens mit demlieblichẽ winde daꝛdurch sie leben/ anblaͤst. 6. Mit derselbẽ liebe dienen sie auch ihrem naͤchsten. 7. Daß diß die erfuͤllung des gesetzes und der prophetẽ. 8. Glanb uñ lieb zu Gottes gerechtigkeit die uͤberwindung und befreyung alles das den menschẽ gefangẽ haͤt- te/ worvon er vor dem glauben nicht erloͤst weꝛ- den moͤchte. 9. Glaube der berg Zion innerhalb Jerusalem. Da lieb und friede wesentlich ge- lehrt wird. 10. Wer diese lehre empfaͤht wird von den luͤsten im fleisch befreyt. 11. Glaube gebiert die neue creatur/ im glaubẽ Christi wird keine eigenschafft gebohren. 12. Darum unter den glaubigẽ kein streit um die eigenschafft wie unter dem sinne des fleisches da das gesetz herr- schet. Cap. 4. Daß weil die glaubens-fruͤchte so lieblich/ der sinn des fleisches darauff acht hat die beschuldi- gung des gesetzes und dessen joch vom halse zu schuͤtten und in einer falschen freyheit zu leben auch ohne busse und besserung seelig zu werdẽ. 2. Klugheit der vernunfft oder sinn des fleisches die zauberer in Egypten/ die alles was ihnen die knechte Gottes/ die nicht Christus sind/ vor- thun/ nachthun koͤnnen. 3. Der sinn des flei- sches nim̃t sich des friedens/ glaubens und se- ligkeit/ so der verdruckten Goͤttlichen natur ver- kuͤndigt wird/ auch an/ als ob sie ihr zukaͤme. 4. Zeigt GOtt von seiner liebe zu seinem H. im menschen verdruͤckten wesen/ zieht der sinn des fleisches solches gleich auff sich. 5. Zeugt GOtt/ daß man den armen (der im menschen verdruckten Goͤttlichen natur) auffhelffen sol- le/ wil der sinn des fleisches/ man solls ihm thun u. meynt/ er sey es. 6. Sieht der siñ des fleisches die verdruͤckte heilige nach Gottes willen sich ins gebet begeben/ bittet er nach seinem willen/ und Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. und meint GOtt sey schuldig ihn zu erhoren: Weil er nicht umsonst arbeiten/ sondern seinen lohn haben wil. 7. Ergeben sich die heiligen der Gottheit sondern etwas dar- fuͤr zu hoffen/ wollen die sinne des fleisches ih- rer eigenschafft auch einen brocken uͤbergeben/ den gantzen himmel darfuͤr wider zu empfan- gen. 8. Alles so GOtt in seinen heiligen zum troste thut/ thut der sinn des fleisches nach. Die demuth und verlaͤugnung sein selbst (die laͤuse in Egypten) aber kan er nicht nachma- chen. 9. Jn der wird die schmach gebohren/ die er nicht vertragen und lebendig bleiben kan. 10. Gottes leben wil er in hurerey zur eigenschafft gebrauchen: Aber nicht mit Chri- sto sterben. Cap. 5. Daß Gottes heiligen die verlaͤngerung zu ihrem haupte habende wider den sinn des flei- sches einen klaren unterschied geben. 2. Wel- cher ist/ daß was sie durch die Goͤttliche natur thun/ sie einander aus liebe thun/ und da- mit Gottes H. gerechtigkeit dienen. 3. Was im wesen Gottes seine gemeinschafft hat/ das hat seine gemeinschafft im fleische verlassen. 4. Niemand kan gemeinschafft mit GOtt haben/ der nach seinem lust im sinne des flei- sches lebt. 5. Der sinn des fleisches thut Got- tes heiligen alle dinge nach/ und dient nie- manden dann sein eignen verdorbenen luͤsten und begierden. 6. Wordurch er die heiligen Gottes im hertzen unterdruͤckt und das reich der teuffel auffbauet/ daß GOtt im menschen keine gemeinschafft haben mag. 7. Weil nun die heiligen Gottes keinen gewalt brauchen/ werden sie zu bitten und flehen bewegt/ und begeben sich in demuth ins wesentliche gebet/ welches eine stetige lust in demuth zum wesent- lichen GOtt/ seines H. einwesigen lebens theilhafftig zu werden. 8. Jm gebet haben sie ihr vertrauen gantz in GOtt/ daß er zu sei- ner herrligkeit/ ihr uͤberwinder wider ihre feinde seyn/ und seinen wesentlichen tag in klarheit erscheinen lassen werde: Zu einer ewigen dancksagung in heil. wesen Gottes. Cap. 6. Wie lieblich des HErrn Geist da er das leben aus dem tode offenbahret/ und wie ge- recht sein wesen da es das ungerechte wesẽ des fleisches im menschen austreibt. 2. Wie groß- thaͤthig des HErrn wesentlicher Geist. 3. Niemand kan ihn begreiffen. 4. Dann allein der wesentliche Christus. 5. Niemand mag ihm gebieten. 6. Darum des einwesigen Got- tes macht/ wesen/ licht ꝛc. uͤber alle machten/ wesen/ lichter/ ꝛc. ist. 7. Hierdurch sind die alt-vaͤtter/ nach dem sie die erkannten/ geur- sacht worden/ GOtt zu fusse zu fallen und um gnade zu bitten. 8. Durch beten und flehen muß man den Geist und wesen Gottes aus gnaden erlangen. 9. Darum muͤssen wir uns auch in demuth ins gebet begeben/ nach dem wir Gottes wesentliche krafft zu sehen begin- nen. 10. Unser anheben im gebet ein stetigs seufftzen und flehen/ daß uns GOtt in diesem letzten theile der zeit/ darinn aller trost des flei- sches mit uns zum ende ist/ in gnaden anse- hen und seine verheissungen in uns erfuͤllen wolle. 11. Daß uns Gottes Geist im gebet/ zu huͤlffe kommen wolle wie Jsrael. Crea- tuͤrliche lippen koͤnnen das wahre gebet nicht thun. 12. Daß GOtt unsere menschheit mit seinem Geiste wesentlich vereinigen wolle. 13. Damit er uns nach seinem willen beten lehre. 14. Das gebet ausser Christo ein eitler wind/ dardurch nichts erlangt wird. 15. Geist Chri- sti lehrt Luc. 18. 1. daß man sonder viel wort allzeit beten solle/ doch nicht aus eigen gesu- chen. 16. Das gebet aus fleisch und blute zielt auff seine eigene luͤste zur feindschafft wider GOtt. 17. Der sinn des fleisches verzehrt das in seiner wollust/ worum er bittet. 18. Autoris ruffen/ seufftzen und bitten zu GOtt/ daß er uns vom eigensuchenden geiste reinigen und befreyen wolle/ damit wir in unserm ge- bet nicht dem teuffel dienen moͤgen. 19. Der betrug des fleisches im scheine der heiligkeit dem Autor offenbahr worden. 20. Daß GOtt unsere betruͤbnus in gnaden ansehen wolle/ ob sie recht oder nicht. 21. Wo nicht unser schwachheit zu huͤlffe kommen/ und uns vom eigensuchenden geiste erloͤsen/ daß wir ihme in unser menschheit/ dienen moͤgen. 22. Auch uns wie Christus seine Juͤnger beten lernen wolle. 23. Das wir GOttes wesentlichen Geist/ den wir in seiner Goͤttlichen natur an- beten sollen/ bißher nicht gekannt. 24. Der sinn des fleisches bittet wol/ aber nicht im na- men des HErrn/ weil er ausser dem wesent- lichen Gott ist. 25. Seufftzer/ daß Gott unsere menschheit in seine H. gemeinschafft auffneh- men/ und uns seines wesentlichen Geistes zur uͤberwindung des boͤsen theilhafftig machen/ ja/ das Vatter unser wesentlich im geiste beten/ lernen wolle. 26. Alles muß doch aus der schwachheit in die krafft des wesens sich veraͤn- dern/ weils durch seinen schwachen dienst die schwache menschheit aus ihrer gefaͤngnus nit befreyẽ/ noch die seele mit Gott vereinigẽ kan. ꝛc. Cap. 7. Daß unser Vatter. 2. Daß die darinnen buchstab- und menschlich ausgesprochene worte ihre krafft wesentlich im geiste habẽ/ wo sie wesentlich geglaubt und angenommen wer- den. 3. Diß gebet in der seelẽ lebendig empfun- den/ ist ein wesentlich gebet und die wirckung Christi. 4. Woraus zu erkennen/ daß die menschheit nach dem bilde und figur des Goͤtt- lichen wesens geschaffen und die wesentliche Gottheit allein zum Vatter habe/ der ihr leben ist. 5. Diese vaͤtterliche Gottheit wil die menschheit aus dem tode wieder gebaͤren. 6. Hierdurch sol sie sich bewegen lassen/ mit ei- nem luste zur vaͤtterlichen Gottheit zu kehren/ aus ihr wiedergeboren zu werden/ muß aber alle eigenschafft und eignen willen verlassen/ und ihr gebet gruͤndlich in der seelen beginnen/ so wird sie erhoͤrt/ und in ihr ein kind aus dem himmlischen saamen geboren werden. 7. Diß kind wird alsdann wesentlich unser Vat- ter beten. 8. Dieses geistliche gebet kan von irrdischen menschen nicht gebetet werden/ dann die fleischliche geburth haͤlt seine seele gefangen daß er aus der Goͤttlichen natur nicht neu ge- boren werde. 9. Wer GOtt in seinem Heil. wesen zum Vatter anruffen wil/ muß die irrdi- sche geburt verlassen. 10. Soll der mensch wieder aus dem irrdischen ins himmlische ver- pflantzt Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. pflantzt werden/ muß zuvor eine ausrottung der luste und begierden im fleische vorgehen. 11. Hat er sein eigen leben zu den luͤsten im fleische mit Christo im geheimen tode verlassen/ wird GOtt seine verstorbene luͤste/ liebe und willen zur Goͤttlichen geburt auffweckẽ und eine him̃- lische geburt angehen. 12. Welche him̃lische geburt den namen des Vatters wesentlich hei- ligen wird. 13. Wo der irrdische name (die ei- genschafft im fleische) nicht im tode verlassen wird/ kan der nam des Vatters (sein H. wesẽ) wesentlich nicht geheiligt werden. 14. Jn der vollkom̃nẽ gerechtigkeit wird die menschheit ein wesen und geist mit der Gottheit/ und hat ge- meinschafft in der heiligmachung mit ihr. 15. Dann kom̃t das reich Gottes/ und die mensch- heit ist Goͤttlich wordẽ. ꝛc. 16. Dañ die mensch- heit hat sich der Gottheit gantz ergeben und zeugt/ daß ihr reich nicht von dieser welt sey. 17. Jn diesem reich geschicht des Vatters wille: Dann der eigne wille ist aus dem hertzen aus- getrieben und in sein eigen schwert gefallen. 18. Wann der eigne wille tod/ wird die menschheit mit himmel-brodt gespeist. Darvon sie die lust im fleische willig verlaͤst. 19. Verheisung daß alle heiligen diß brodt nun geniessen/ und da- von im H. wesen Gottes auffwachsen sollen. 20. Dardurch verliehren sie allen schmack und lust des fleisches und wachsen auff zu vollkom̃nen maͤnnern in Christo. 21. Wo das brodt in der voͤlle des lebens geschmaͤckt wird/ bittet man/ daß die beschuldigung auffhoͤren und vergeben werden moͤge. 22. Die ungerechte menschheit vom gerechten Geiste des HErꝛn in ihren luͤsten beschuldigt/ kan anders nicht dann mit dem to- de der suͤnden bezahlen. 23. Das ungerechte leben im fleische muß durchs gerechte urtheil des gesetzes getoͤdt werdẽ. 24. Und dis gerechte gesetzliche werck des HErrn muß die mensch- heit durch gedult in allem gehorsam ohne mur- ren und mit danck leydender weise annehmen/ und ihre seele in demuth ins gebet und flehen zur barmhertzigkeit Gottes begeben. 25. Jm bitten und flehen begehrt die schwache mensch- heit vergebung ihrer schuld von der gnade und barmhertzigkeit Gottes/ und daß sie sie wolle demuͤthigẽ allen ihrẽ schuldigern auch zu ver- geben. 26. Daß der naͤchste/ die menschheit Christi/ unsere gabe/ die wir opffern wollen/ die einwesige einigkeit in GOtt. 27. Nach ver- gebung der schuld/ seufftzet und fleht die einfaͤl- tige menschheit/ daß die Gottheit sie durch ihre gerechtigkeit nicht zur versuchung der macht des boͤsen uͤbergeben/ noch die luͤste des fleisches uͤberwinden lassen wolle. 28. Wann wir uns mit einem lust der seelen zum H. wesen begeben/ werden wir der versuchung und bepruͤffung der luͤste und anfechtung des fleisches/ auch der straffe von Gottes rechter hand/ erst gewahr. 29. Wo dañ der HErr seine schwache mensch- heit noch weiter in versuchung fuͤhren liesse durch die begierligkeit des fleisches/ wuͤrde sie vergehen muͤssen. 30. Nicht der HErr versucht/ sondern die luͤste und begierde im fleische. 31. Wann die menschheit dañ durch Gottes gna- de in der anfechtung bewahrt wird/ lernt sie sich selbsten in der bepruͤffung kennen/ daß sie schwach und ohne Gottes huͤlffe kein vermoͤgẽ wider das boͤse oder Gottes gerechtigkeit habe zu bestehen/ daher sie sich in GOtt versenckt. 32. Und in der uͤbergebung erwartetsie ihren trost in seiner gnade/ und fleht umerloͤsung vom uͤbel. 33. Wann die bepruͤffung aus ge- duldet/ erloͤst der HErr die gutwillige mensch- heit aus der versuchung/ die ihr entweder von Gottes rechter hand/ oder aber vom teuffel und anfechtung im fleische begegnet/ daß sie nicht uͤberwinden wird. 34. Wordurch der HErr erweist/ daß das reich/ die krafft und die herrlig- keit seine seye. 35. Dann wird im menschen mit GOtt alles ein wesen und Geist/ auch alle ge- dancken. ꝛc. 36. Dann wird das amen warhaff- tig. 37. Und alle himmlische und irrdische scha- ren die wesentliche Gottheit und (die wesentli- che menschheit) sagen einhellig amen. Cap. 8. Daß weil GOtt nun selbst gebaͤren wil/ sich das menschliche wesẽ zur fruchtbarkeit mit GOtt bewegen lassen/ und mit beten und fle- hen zum Vatter nahen solle. 2. Daß man Ma- riam/ oder die gebarerin Christi/ in demuth in sich solle warnehmen mit einem grusse. 3. Wo das gebet und lehre recht in der menschheit be- wahrt wird/ da sendt GOtt seine krafft/ ꝛc. 4. Die ihr verkuͤndigt/ daß sie bey Gott gnade ge- funden habẽ. 5. Die reine jungfraͤuliche gebaͤh- rende lehre Maria wohnt in Galilœa zu Naza- reth. 6. Galilœa ist gaͤntzlich umgewandt aus fleisch und blut zu geist und leben/ wann man das gethan/ kom̃t in Nazaret (die heilige stadt) welche das heilige wesen in der Goͤttlichen na- tur ist. 7. Jn dieser stadt erscheint des HErrn Engel Gabriel (die krafft im wesen Gottes) und kuͤndigt der jungfraͤulichen menschheit an/ daß sie einen Sohn gebaͤhren werde/ ihn JEsum nennen solte und er sein volck im alter der zeit selig machen werde. 8. Ein niedriger geist be- willigt in die empfaͤngnus JEsu Christi zur seligkeit seiner seelen. Ein niedrig zerbroch- ner geist der seine hoffnung/ trost und zu- versicht allein in die Gottheit Christi setzt und den gruß des engels in seinem hertzẽ warnim̃t/ ist des Geistes Gottes faͤhig 9. Und antwor- tet: HErr was wilst du das ich thun soll/ ich bin bereit deinen willen zu thun. 10. Wir sol- len der niedrigkeit warnehmen/ so wird Chri- stus in uns gebohren werden. 11. Daß die ge- baͤhrende lehre/ wann sie mit Christo befruch- tet von dem manne Gottes (der vollkom̃enẽ ge- rechtigkeit) bewahrt werde. 12. Damit sie durch die anfechtung des fleisches ihrer H. frucht nicht beraubt werden und auffwachsen moͤge. Cap. 9. Wie demuͤthig der autor sich in Gottes wil- len uͤbergibt nach dem er den wesentlichen gruß der Goͤttlichen krafft in sich empfunden. 2. Er- wartet der gnaden Gottes leydender weise/ und bittet/ daß Gott seinen glaubẽ in seinem Geiste staͤrcken wolle/ mit Simeon im tempel im ge- bete die zeit zu erleben/ den gebohrnen Selig- macher zu sehen. 4. Seine seele begehrt im an- schauen des Seligmachers zu ruhen. 5. Daß Gott diesen Seligmacher in der menschheit be- reitet/ das zerstreute zusam̃en zu bringen. 6. Zu einem lichte/ zu erleuchten die Heyden (die man- cherley sinne und fleische) die vom lichte Gottes nicht gewust noch Jsrael/ Gott gekannt und zum preiß des volcks Jsrael/ die auff Gott in ih- ren seelen gewart haben. 7. Die verwunderung der Eltern JEsu/ Simeon/ (der in Gott er- A. K. H. Vierter Theil. B b b b hoͤrte Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. hoͤrte Geist/ segnet sie/ was das zeichen sey dem wiedersprochen werden solle/ wie auch das schwerdt/ so der mutter JEsu seele durchdrun- gen/ Item der fall und auferstehung ꝛc. 8. Au- toris verlangen nach dem frieden und ruhe des seeligmachers/ auch seuftzen und bitten darum. 9. Daß der menschen unruhe seine seele mude und matt gemacht/ und er nach dem athem des HErrn schnappt/ und alle falsche zuversicht des flleisches / so wol in heiligkeit/ als verwuͤstheit/ ihme ein greuel sey. 10. Wuͤnscht/ doch nach des HErrn willen/ lieber ausser dem leibe zu seyn/ und mit Christo im himmel zu leben. 11. Jst getrost im Geiste des HErrn/ wol wissen- de/ daß er nach zerbrechung der fleisch-huͤtten ein hauß von GOtt erbaut habe. 2. Cor. 5. 1. 2. 12. Daß der leib/ Rom. 7. 24. nicht der na- tuͤꝛliche elementarische/ sondeꝛn der suͤnden-leib sey/ der mit dem tode bekleidt ist. 13. Und weil im irrdischen fleische nichts guts wohnt/ haben wir hohe ursach/ unsere seele/ lust/ liebe uñ willẽ Gott zu ergeben. 14. Und zu bitten/ daß wirs in Gottes krafft unverhindert von den luͤsten im fleische/ vollbringen moͤgen. 15. Daß Gott des Autoris opffer/ die freywillige uͤbergebung seyn selbst) annehmen/ und seine menschheit mit ihrem lust gantz aus Babel ausziehen wol- le. 16. Daß GOtt von den Babiloniern (den verwirrten sinnen des fleisches) nicht zerstreu- en noch zu selaven machen lassen/ sondern be- wahren wolle. 17. Diese bewahrung ist die wesentliche liebe Gottes: 18. So GOtt und der mensch wesentlich wieder vereinigt/ mag sie nichts mehr scheiden. 19. Wo diese gemein- schafft ist/ da ist fleisch und blut/ mit seinen luͤ- sten und begierden/ zu seinem untergange aus- geschlossen. 20. Daß wir unsern trost und ru- he des lebens dahinein setzen sollen/ weil keine ruhe ohne wo Gottes Geist seine gemeinschafft im menschen aufrichtet. Cap. 10. Ein abend-gebet/ daß GOtt/ weil uns die vertheilte tage und lichter/ die uns in der nacht ein wenig klarheit gaben in ihrer schwachheit verlassen/ und uns der abend uͤberfaͤllt/ unsere schwache menschheit staͤrcken uñ fuͤr den nacht- geistern bewahren wolle/ daß wir seines tags des lichts in gedult erwarten moͤgen. 2. Daß Gott unsere von aller menschlichen gerechtig- keit entbloͤste menschheit ansehen wolle. 3. Jn der verlassung aller vertheiltheit wenden wir uns zu Gott und flehen/ daß er uns in sein licht annehmen wolle. 4. Jn solchem vertrauen be- geben wir uns ins gebet innerhalb Jerusalem (dem gesichte des friedens) allda/ nach Gottes verheissung/ seines wesentlichen tags des lichts zu erwarten. Cap. 11. Morgen-oder tag-gebet. Daß Gott/ nach dem uns sein tag der verheissung (der durch- bruch seines him̃lischen lichts) im geiste wesent- lich erscheint/ uns erleuchten wolle/ damit unse- re schwache menschheit von ihrem verduͤsterten geiste moͤge erloͤst werden/ mit ihme im lichte zu wandeln und ihn loben und dancken. 2. Daß er uns/ weil wiꝛ um keine irꝛdische gaben bitten/ erhoͤren wolle. 3. Daß durchs licht alle finster- nuͤß im hertzen erkannt/ und sein h. name ge- priesen werden moͤge. Cap. 12. Gebet vor dem essen/ daß Gott unsere/ sinne uñ begierden/ denen wir in unruhe unterworf- fen sind/ unter sein h. wesen verdemuͤtigen wol- le in heiligkeit und gerechtigkeit. 2. Und nach- dem wir gutwillig worden in seiner goͤttlichen natur wesentlich zu leben/ unsere menschheit mit seiner barmhertzigkeit speisen/ auf daß wir aus der schwachheit des fleisches in die krafft seines geists moͤgen auferzogen und gesaͤttigt werden/ zu seinem lob und ehren. Cap. 13. Gebet nach dem essen. Daß GOtt nachdem wir seine speise der barmhertzigkeit schmaͤcken zu einer krafft unser seelen/ uns bewegen wolle/ ihm zu dancken fuͤr seine gaben/ dadurch unsere hungerige seele gespeist/ und aus der kindlichen schwachheit zur maͤnnlichen krafft seines Chri- sti genaͤhrt und gestaͤrckt werden zur uͤberwin- dung aller toͤdtlichen feinde seines einwesigen lebens. 2. Daß er seinen geist (der unterm irr- dischen wesen als krafftloß und todt ligt) in der menschen hertzen offenbahren wolle. Jhme zu lob und dancke. Cap. 14. Daß/ weil wir nun erkennen/ daß Gottes wesentlicher geist/ vorher in bilden und figuren sich erzeigend/ in der menschheit seine wohn- statt/ werden wir auch in uns der feinde des h. wesens Gottes gewahr. 2. Darum seufftzen und flehen wir zur Goͤttlichẽ natur/ daß sie uns unsere und ihre feinde uͤberwinden helffen wol- le/ damit wir in ihrem h. wesen leben moͤgen. 3. Der unachtsame geist der schaͤdlichste feind des einwesigen lebens in der menschheit/ wird aus dem eigengesuch des fleisches gebohren/ wanns hoͤrt daß seine eigene heiligkeit nicht mehr gelte. 4. Vermeynte heiligkeit toͤdt in uns das einwesige leben Gottes. Der unachtsame geist macht alles was Gott in uns anklebt ver- gessen/ und setzt sich zum HErrn uͤber seel und leib. 5. List dieses geists/ wann die menschheit auf die beschuldigung ihres gewissens/ ein ver- langen bekom̃t/ von den lebens-feinden erloͤst zu werden. 6. Treibt den menschen allein auf des leibes nahrung zu dencken. 7. Setzt sich hieduꝛch fest im menschen/ daher deꝛ mensch al- len h. eyfer und lust zur goͤttlichen natur ver- liert/ und Gott kan ihn nicht mehr ansprechen. 8. Mit solcher list stillt der sinn des fleisches der menschheit das hertz. Autor fleht zu Gott/ daß er ihr des unachtsamen geists betrug entdecken/ uñ wiedeꝛ einen goͤttlichen eyfeꝛ in ihꝛ erwecken wolle. 9. Bitt ferner/ ihr durch sein einspre- chen zu zeigen/ daß sie alles wordurch sie betro- gen ist/ verlassen muͤssen. 10. Das irrdische wesen/ das uns begriffen und betrogen/ muß man verlassen/ nicht den heiligen eyfeꝛ zu Gott/ noch den einen lust zu GOtt habenden/ auf- richtigen menschen. 11. Durch erkaͤnntnuͤß des betrugs des fleisches wird man zum eyfer ent- zuͤndet. 12. Daß GOtt doch der menschheit ihre blindheit zu erkennen geben/ und die falsch- heit ihrer ruhe zeigen wolle. 13. Auch mit der krafft seines donners aus dem schlaffe der un- achtsamkeit aufwecken/ damit sie ihre seele zu dem herrlichen tage seines h. wesens bereiten moͤge. 14. Daß GOtt das ausgeloͤschte feuer in uns wieder aufblasen/ und es alle ungoͤtt- ligkeit Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ligkeit (wie vormals das wasser die gottlose er- de verderbte) verzehren lassen wolle. Die erde so die h. sonne (das licht des einwesigen lebens) nicht hescheint/ mag keine fruͤchte/ davon der mensch leben kan/ tragen. 15. Weil das ende alles fleisches in unsern hertzen nahe/ wolle doch Gott uns aufwecken) daß wir unser zeit wahr- nehmen/ in die Archam (das einwesige leben) einzugehen. 16. Daß GOtt doch der mensch- heit vor dem gerichte seines gerechten wesens nicht verweisen wolle/ daß sie seiner vergessen/ weil sie der unachtsame geist verfuͤhrt. 17. Und die straffe uͤber denselben nicht uͤber die gutwil- lige menschheit gehen lassen/ sondern sie eyferig machen wolle seinen h. willen zu thun. Cap. 15. Daß niemand mit GOtt sich vereinigen mag der seines wesens nicht ist. 2. Muͤssen uns ins gebet wenden um krafft/ seiner gerechtig- keit zu nahen. 3. Daß doch GOtt uͤber unsere schwachheit sich erbarmen wolle. 4. Ausser Gottes gnade seyn wir/ seine gerechtigkeit zu wircken/ untuͤchtig. 5. Daß GOtt uns/ die wir einen lust haben zu ihm/ einzukehren/ staͤrcken und um unsere schwachheit willen uns nicht verstossen wolle. 6. Jn den schwachen wird die gnade erkannt/ wann die zeit der truͤb- sal zu ende/ wird GOtt sein volck erloͤsen. 7. Zu Gottes preis und lobe/ soll die welt seiner herr- ligkeit voll werden in guͤte in den schwachen/ und in gerechtigkeit in den boͤsen. 8. Hossen/ GOtt werde den guten willen in uns um die- ser schwachheit willen nicht verstossen. 9. Un- ser gebet ist nicht den luͤsten des fleisches damit zu dienen. 10. Sondern daß GOtt uns aus der angst des fleisches durchs rothe meer (den trieb des gluts) ausfuͤhren wolle/ unverhin- hindert nach dem verheissenem lande (dem wahrem wesen der h. goͤttlichen natur) zu rei- sen. 11. Daß der Samariteꝛ Christus unsere in der moͤrder haͤnde verfallene schwache mensch- heit in die herberge seines h. wesens bringen wolle. 12. Daß Maria uns die bottschafft/ daß Christus aufferstanden/ bringen moͤge. 13. Daß Annanias uns mit Paulo die augen salben moͤge/ die klarheit Gottes zu vertragen. 14. Daß Gott unser beaͤngstigten seelen seuf- tzen/ aus ihrem gefaͤngnuͤß erhoͤren wollen. 15. Ernstliche seufftzen/ daß Gott doch seinen wesentlichen tag in unsern seelen durchbrechen lassen wolle. 16. Daß alle fleischliche freund- schafft und anhang uns zur feind schafft werde/ weil der sinn des fleisches und Gottes h. wesen einander nicht verstehen. 17. Wo der einwe- sige geist Gottes offenbahr wird/ da offenbah- ret sich auch der gerechte tag des gerichts im Menschen/ und scheidet sich das him̃lische und irrdische. 18. Daß GOtt in solcher scheidung die gutwillige menschheit erhalten wolle. Cap. 16. Gebet in betruͤbnuͤß uͤber die suͤnden. Autor seufftzet/ daß GOtt unser in gnaden in der be- truͤbnuͤß uͤber unsere suͤnden gedencken wolle. 2. Weil geist uñ fleisch sich nun scheiden muͤs- sen/ uͤberfaͤllt alle seelen-angst und schmertzen/ so der lohn des lusts der suͤnden ist. Dann das leben des fleisches wird nun durch des HErrn geist zu einem tode gemacht. 3. Todt empfaͤngt nun macht/ durch Gottes leben/ uͤber alles fleisch es zu peinigen/ darum zu flehen/ daß Gott denen einen lust zum einwesigen leben haben- den in ihrer traurigkeit ein trost seyn wolle. 4. Daß die freude im wesentlichen lichte in der seelen alle vorige figuͤrliche und bildliche freude uͤbertreffe/ dargegen auch die wesentliche trau- rigkeit in den boͤßwilligen seelen. 5. Daß doch GOtt allen zu ihm einen lust habenden seelen ihre traurigkeit uͤberwinden helffen wolle. 6. Daß ohne Gottes huͤlffe und trost niemand in der traurigkeit bestehen moͤge. 7. Die menge der feinde umgeben die seele in ihrer schwach- heit/ daß sie ohne trost unterligen muͤste. 8. Fle- hen zu GOtt/ daß er alle seelen zur reu ihrer suͤnden wolle erwecken/ daß sie ihre traurigkeit durch busse und besserung uͤberwinden moͤgen. 9. Dann buß und besserung ist die bereitung gegen die zeit der traurigkeit/ wann die anfech- tung anzuheben beginnt. Und die tage der traurigkeit kommen. 10. Daß die mit dem sin- ne des fleisches zum lust des lebens verbunde- ne sich wider die todes-noͤthen mit Gottes we- sentlichem Geiste sich wafnen sollen. 11. Seuf- tzen des Autoris, daß doch Gottes einwesiges leben allen betruͤbten seelen zu huͤlff kommen wolle/ weil ausser des HErrn Geiste keine huͤlf- fe noch trost ist. 12. Und man die traurigkeit nur selbst/ mit den vernuͤnfftlichen erfindungen verdoppelt. 14. Gottes wesentlicher Geist ist der grosse tag des HErrn. 15. Durch diesen werden alle goͤttliche gesinnte und betruͤbte see- len erloͤst/ die irrdisch gesinnte aber in die ver- dammnuͤß getrieben. 16. Durch den lieblichen geschmack des goͤttlichen wesens wird alle lust aus der seelen getrieben/ und die lust zu Got- tes willen eingepflantzt. ꝛc. 20. Durch kinder- zeugen wird das weib/ (nach 1. Tim. 2. 15.) selig. Loth geht aus Sodom. Sodom ein Gottwiderstrebend wesen im hertzen. 22. Got- tes stim̃e sein uͤberbliebener saame/ wo wir de- ro nicht warnehmen/ wirds uns aͤrger denn Sodom gehen. 29. Das viele wissen von GOtt und nicht thun/ muß nun Sauls waf- fen werden/ das seinen eignen Herrn ertoͤdt. 24. Die weißheit des fleisches ist verflucht. 25. Das wissen wordurch man fuͤhlt/ daß Christus im hertzen erstanden/ ist gewiß/ und kan die betruͤbte seele troͤsten. 26. Die be- truͤbnuͤß der seelen mag allein durch den we- sentlichen Christum geloͤscht werden. 27. Er- munterung nicht mehr im fleisch und blute/ noch im schatten und bilden trost zu suchen. 28. Sondern Christum in unser menschheit wesentlich warnehmen. ꝛc. Cap. 17. Dancksagung zu GOtt uͤber den Unter- gang alles so wider Gottes wesen im menschen ist: Daß der mit Gottes wesen nicht ver- einigte mensch GOttes lob nicht begreif- fen kan. 5. Ermunterung zum lobe Got- tes. 6. Daß Autor der gnade Gottes we- sentlich theilhafftig worden. 8. Daß GOtt nun aller menschen GOtt worden/ die ihn in seinem wesentlichen Geiste anruffen. 10. Wer Gottes wesentlichen Geists nicht ge- A. K. H. Vierter Theil. B b b b 2 wahr Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. wahr wird/ kan die erloͤsung seines lebens nicht erkennen noch empfangen. 11. Auch die seelen die einen lust zur Gottheit in sich empfinden/ und doch noch im vertheilten tode begrieffen sind/ sollen GOtt loben. 12. Alle so uͤberlast gelitten/ sollen GOtt in sich/ zu ihrer erloͤsung/ warnehmen. 13. Weil der GOtt des lebens in seinem wesentlichen Geiste nicht bekañt gewest/ hat der mensch den irrdischen geist fuͤr seinen gott erwehlt/ und ist daraus toͤdten und mordẽ uͤber seel und leib kommen. 14. Verheissung der ruhe der glaͤubigen seelen. 19. Alle getheilte goͤtter (eigne sinne im fleische) wordurch unei- nigkeit in die hertzen der menschen eingefuͤhrt ist/ werden nun vom Geiste Gottes zur erden geworffen. 20. Die erde (die irrdische fliegen- de gedancken) wann sie wol gebaut/ wird fruͤch- te bringen zum lebens auffenthalt. 21. Wie die irrdische goͤtter alle dinge in theilung zu haß und neid gebrauchen so wird Gott alles zu ei- nigkeit/ friede/ eintracht gebrauchẽ. 22. Jm neu- en himmel und erde (dem neuen leben der ein- wesigkeit Gottes in der seelen) geht der lobge- sang auff. ꝛc. Cap. 18. Daß die in demuth stehend- und sich verlie- rende seele nach dem sie sich Gott gantz uͤberge- ben/ in ihrem gebet/ mit volligen vertrauen der erhoͤrung/ der krafft Gottes erwartẽ muß. Des gerechten gebetim Geiste Christi und nach des Vatters willen gebeten vermag viel. 3. Durch solch gebet muß sich geist und fleisch scheiden. 4. Wer mit Christo wil uͤberwinden/ muß sich verlaͤugnen seyn creutz auff sich nehmẽ und ihm nachfolgen. 5 Und hierdurch kan er doch noch nicht vom leydsamen fleische erloͤst werden/ biß er den tod der leydsamkeit vom unseligen flei- sche auch empfangen hat. 6. Christus nimmt sich keines fleisches an/ sein leben ist mit seinem Vatter im himmlischen wesen. 7. Nimmt sich des fleisches/ uns daraus zu erloͤsen/ zum tode an/ in uns den fleisches sinn zu brechen. Cap. 19. Wann Christus komt den sinn des fleisches in seinen luͤsten zu kraͤnckẽ/ pflegt es seine falsch- heit und verraͤtherey an ihm zubeweisẽ. 2. Ver- raͤth Christum um seiner eigenschafft willen in der nacht (dem verduͤsterten irrdischen wesen) dem gewalte im unseligẽ fleische. 3. Nur daß er in seiner eigenschafft bleiben moͤge. 4. Die 30. silberlinge um welche Christus verkaufft ward/ sind die luͤste und begierden/ die sich in den irr- dischen gedancken der verfleischten menschheit wider Christum empoͤhren. Cap. 20. Der eigensuchende siñ des fleisches stellt sich/ um gewins willen als ein discipel der lernen will. Die falsche bekaͤndnus wird Judas Jsca- rioth genandt. 2. Eben wie die eigne besitzung des fleisches/ Kain/ den einfaͤltigen Habel toͤdt und die wechßler und kraͤmer aus des HErrn tempel (des menschen hertzen) die einfalt Chri- sti/ die einer taube verglichen wird/ umihre eige- ne begierde verkauffen. 3. Diese falsche bekand- nus muß endlich durch Gottes gerechtes ge- richte/ von einander barsten/ und ihr lohn bleibt zu einem blut-acker uͤbrig. 4. Welches der ver- dammliche tod ist. 5. Nichts geht verlohren/ als der sohn des verderbens Judas. 6. Wel- ches auch geschicht in allen heichlerischen her- tzen die um ihres eigen gesuchs willen Chri- stum faͤlschlich bekennen. ꝛc. Cap. 21. Wann Christus im fleisch im tode und leben alles vollbracht hat/ gehet er seinem menschen ins himmlische wesen vor. Und wird verklaͤrt. 2. Jn der verklaͤrung des himmlischen wesens gebraucht er seine lehre wesentlich/ (nicht wie zu vor bildlich) aus dem himmel im kraͤfftigen Geiste des einwesigen lebens/ dahin der eigen- suchende geist nicht kommen kan. 3. Wann Christus vom fleische befreyt/ hoͤrt das gebet in der angst auff? Und geht das lob und dancken Gottes an: Weil die Gottheit aus gnaden durch flehen und bitten zum Vatter uͤberwun- den hat. 4. Wer den Vatter in seinem H. wesẽ anbetet/ thut nicht fuͤr sich selbst in eigẽ gesuche/ sondern bittet daß des Vatters wille/ zu einem untergang aller eigensinnigkeit/ geschehe. ꝛc. Cap. 22. Ermunterung zur freude der kinder Gottes/ weil der eigensuchende geist ausgeworffen/ und ihr gebet Gott angenehme. 2. Kan Christum nicht mehr verachten. 3. Weil das leben des gerichts den letzten feind/ den todt/ im tode ver- schlungen. 4. Kinder Gottes werden nun ihre schaͤtze die luͤste ihres lebens/ in dem himmel samlen. 5. Von dannen sie sie auch bekommen haben. 6. Eigensuchende geist hat kein wohn- staͤdt in diesen kindern. 7. Geist Christi versetzt sie ins himmlische wesen. 8. Ausser seinem H. wesen kan Christus niemanden selig machen. Cap. 23. Jeder solle sich innigst pruͤffen/ ob er seinen lust und liebe im wesen Christi habe. 2. Wer seinen lust/ liebe und willen im irrdischen wesen hat/ dessen schaͤtze werden die diebe und motten verzehren und er dieselbe nacht des todes von seinem reichthum scheiden muͤssen. 3. Die seele ist das gottlose leben. 4. Der sinn des fleisches sucht das reich Gottes nicht. 5. Darum ge- braucht er alle falschheit und verraͤhterey wider Christum von der erden (dem irrdischen hertzẽ) ihn weg zu thun. 6. Weil im wesen Christikein eigengesuch/ wird er vom eigensuchenden geiste fuͤr einẽ feind geacht das fleisch sucht sich selbst/ Christus aber sucht die verlassene menschheit. Cap. 24. Wer Christi juͤnger seyn wil/ demuͤthige sich und suche ihn in seinem himmlischẽ wesen/ nicht sich selbst. 2. Wil er ihn finden muß er sich selbst verlieren. 3. Wann das geschehen/ wird er ihn finden. 4. Und als denn von ihm wider- gefunden werden zur seeligkeit/ ꝛc. 6. Wer vom sinn des fleisches nicht frey/ auch keine lust vom eigensuchenden geiste loß zu werden/ und sich dannoch begibt das reich Gottes zu suchen/ der verfaͤhlt/ weil er mit dem unreinen das reine sucht/ in ein peinlich grausam verdammlich wesen wider GOtt/ woraus ihm nicht wieder zu helffen ist. 7. Diese luͤste aus der hoffart her- ruͤhrende werden noch fuͤr GOtt in blindheit gehalten und die wahre Goͤttliche natur ge- nannt. 8. Diese hoffart setzt sich in Gottes staͤdte und wil uͤber alle seelen herrschen/ werihr nicht unterthan/ muß keinen theil an GOtt haben. Cap. 25. Jeder soll sich fuͤr dem hoffaͤrtigen geiste der sich Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. sich in den luͤsten des fleisches in einer falschen freyheit auffwirfft huͤten. 2. Dann er der An- tichrist/ fuͤr welchen uns der Geist Gottes war- net. 3. Diß grausame wesen wird im menschen geboren wann er sich im eigensuchendem geiste in eine heuchlerische heiligkeit begiebt oder be- kehrt/ und sich rechtfertigt/ und Christum ver- kuͤndigẽ wil/ so ihm dañ ein ander aus gleicher bezaubrung zufaͤlt/ duͤncket er sich noch mehr zu seyn. 4. Wer sich in Gottes H. wesen be- kehren wil/ muß mit Christi niedrigen augen wol zusehẽ/ daß er sich nicht zum hoffarts geist in eine falsche freyheit bekehre. 5. Welche be- kehrung ein greuel vor GOtt. 6. Wer sich we- sentlich zu Christo bekehrt/ verliert sich in aller fleisches eigenschafft. 7. Dann lebt Christus (Gottes einwesiger geist) in ihm. 8. Und regiert ihn/ und wird die hoffart ausgetrieben/ und ist ruhe und friede im leben. 9. Dann der unru- hige tod hat alda keine macht. Cap. 26. Den irrdischen unruhigen geist in der seele auszuloͤschen muß man sich Gottes H. fried- samen wesen gantz ergeben/ und Christum in sich allein regieren lassen. 2. Wer von Christo regiert wird/ ist aus der knechtschafft fleisches und bluts frey/ und hat den figuͤrlichen diensten ein gnuͤgen gethan/ und mag vom gesetz nicht mehr beschuldigt werden. 3. Wer noch in den irrdischen bilden gefangen/ den wesentlichen Geist Christi nicht erreichen kan/ unterlasse nicht seinen gehorsam unter den bilden zu er- weisen (so er einigen bilden oder figuren dient/ durch die er die furcht der verdam̃nus oder ei- ne zuneugung der seligkeit empfaͤht) biß er durchs wesen Christi von allen bildlichen gei- stern und figuͤrlichen diensten befreyt sey/ nach 1. Cor. 7. 21. 4. Mann soll sich allzeit unter ei- nen gehorsam ergeben/ damit man nicht in hof- fart des fleisches verfalle/ und weder Gott noch teuffel erkenne. 5. Hoffart und unachtsamkeit treiben das H. wesen Christi aus dem hertzen/ daß die seele ihr herkom̃en und geschlecht regi- ster gantz verliehrt. 6. Welches die falsche hei- ligkeit ursachen kan. 7. Mag sich doch weder in Gottes wunderthaten noch in den wercken der Goͤttlichen natur erzeigen. 8. Wordurch die menschheit endlich zu zweiffeln begint/ auch zu begreiffen/ daß sie einen ewigen ursprung habe. 9. Und diesen begrieff empfaͤngt sie aus der pro- phezeyung Enos. 10. Wann GOtt das innen wird/ erweckt er immenschen seinen gesetzlichen dienst zum unterscheid des guten und boͤsẽ. 11. Unterm gesetze erweckt er David (seinen gelieb- ten Geist) und laͤst Christum im leydsamen fleische verkuͤndigen. 12. Des HErrn Geist zeugt in der zweiffelhafften menschheit von sich selbst und Gottes wunderthaten/ auff daß sie der prophezeyhung glaubet und die wunder- thaten Gottes erkennen moͤge. Cap. 27. Daß die menschheit des Geistes Gottes nun in ihr wahrnehmen solle/ dann er ihr die wun- derthaten Gottes leydender weise verkuͤndigen wil/ die in ihr wircklicher weise also geschehen. 2. Er forschet er kennt sie/ ehe sie ihn kennt. 3. Er weiß alle ihr bewegen. 4. Versteht ihre gedancken von ferne/ das ist/ im knechtlichen dienste. 5. Sieht alle ihre we- ge. 6. Weiß alle ihre worte auff der zun- ge. ꝛc. Cap. 28. Daß die menschheit der wunderthaten Gottes/ die sein geliebter Geist nun in ihr wirckt/ warnehmen solle. 2. Daß sie solches in seiner einwesigkeit thun muͤsse/ anders wird Gottes werck nicht erkannt. 3. Durch die lust zu Gottes gnade wird man bequem mit GOtt zu wircken. 4. Wann des menschen lebens lust GOtt uͤbergeben/ werden ihme die augen des geists geoͤffnet/ das leben des gerichts zu erkennen. 5. Jm luste des gerechten lebens im H. wesen Gottes werden ihm die schluͤssel des himmelreichs gegeben. ꝛc. 6. GOtt wil nun im gerechten leben des gerichts sein reich im hertzen der menschen auffrichten. 7. Wer nicht darinn sich samlen laͤst wird die seligkeit nicht ererben. 8. Mensch muß in sich die lehre Chri- sti hoͤren und sich verlaͤugnen in dem luste des fleisches. 9. Jn der demuth wird er die wir- ckung des HErrn in seiner seele zum tode und leben empfinden. 10. Der todt aber nimmt den vorgang/ und dann fuͤhlt die menschheit/ so sie in der disciplin Christo bleibt/ auch das gottse- lige leben und zeugt mit Hiob 19. Jch weiß das mein erloͤser lebt/ ꝛc. 11. Wer das irrdi- sche toͤdliche leben in seinen verdorbenen luͤsten mit einem luste nicht verlaͤst/ kan das geistliche werck Christi in seiner wesentlichen klarheit nicht anschauen. Cap. 29. Wie noͤthig/ weil des HErrn gnade er- scheint/ sich in aller gottseligkeit zu uͤben/ und des HErrn werck mit einem luste warzuneh- men/ so Goͤttlich als menschlich. 2. Wo die wesentligkeit Gottes nicht regiert/ da hat die seele keine vollkommene ruhe des lebens. 3. Wo Gottes Geist regiert/ da ist alle beschei- denheit/ vertraͤgligkeit und liebe zu aller gott- seligkeit und gutguͤnstigkeit uͤber alle men- schen: Man ist guͤtig in worten und wercken/ auffrichtig vor GOtt und menschen/ niedrig und klein in sich selber/ ꝛc. 4. So auch Petrus 2. Petr. 1. 5. bezeugt. 5. Wer diese wirckung Christi in sich hat/ wird in der erkaͤnntnus Christi fruchtbar seyn. 6. Wer darinn frucht- bar seyn wil/ muß in stetiger uͤbung in JEsu Christ mit einem lust des hertzens bleiben. 7. Wer dem wesentlichen geiste nahen wil/ muß sich stets in demuth in die wesentlichkeit JEsu Christi uͤbergeben/ nicht leichtfertig seyn/ und die gedancken in eitelkeit umher fliehen lassen: sondern seine lust tag und nacht im gesetz des HErrn haben. 8. Mit einem unbestaͤndigen hertzen vereinigt sich der Geist Gottes nicht zu einem wesen/ es seufftze und ruffe in seinen un- bestaͤndigen fliegenden gedancken so sehr es wil. 9. Kein ding GOtt mehr zu wider dann ein doppelter geist der sich heilig stellt. Cap. 30. Daß wir die H. weißheit lernen sollen/ die- weil sie einfaͤlltig ist/ viel in GOtt vermag. 2. Sie thut im einfalt guts denen die ihr boͤ- ses thun. Sam̃let dadurch feurige kohlen auff ihrer feinde (der aufflauffenden geister im flei- sche (haͤupter und uͤberwindt sie. 3. Ein eigen weiser geist haͤlt sich gerecht darum meynt er niemand weichen zu doͤrffen/ seine gerechtigkeit B b b b 3 ist Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ist so groß/ daß sie uͤber einen jeden/ wie er sich einbildt/ regiren solte. 4. Dieser eigen weise geist erweckt sich viel feinde/ kan sie aber nicht uͤberwinden/ ist vieler unruhe unterworffen/ auch so verhaͤrt und verblendt/ daß er weder mit Gott noch menschen friede suchen kan. Und ist untuͤchtig zum reiche Gottes. 5. Jst vor der einfalt Christi ein narr/ und in seinem ruhm/ daß er Gottes freund sey/ sein feind. 6. Nie- mand soll mehr von sich halten dann er ist. 7. Wer sich in der einfalt Christi kennt/ wird sich in aller schwachheit finden. 8. Man soll sich allein seiner schwachheit und niedrigkeit ruͤh- men. 8. Der reich aber/ daß er aus dem reich- thum des fleisches durch Christi einfalt arm und frey werden. 10. Wer weiß werden wil soll die einfalt Christi erwaͤhlen/ weil diese alle weißheit des fleisches uͤberwindt. ꝛc. Cap. 31. Daß ehe man sich einiger uͤbung zum Got- tes-dienste annehme/ man seine seele dem ein- faͤltigen wesen Christi uͤbergeben solle/ und zu erst mit Christo ein feind der eignen weißheit des fleisches werden. 2. Wann das (so viel man erreichen kan) geschehen/ soll man aus der- selben einfalt der Goͤttlichen uͤbung im geiste wahrnehmen/ so mag die eigne weißheit/ die die irrdische seele verfuͤhrt/ uns nicht verblen- den/ und das licht Christi uns in him̃lisch we- sen zur ruhe bringẽ. 3. Der einfaͤltige sieht auff nichts dann auff die einfalt darinn er GOtt schauet. 4. Die weißheit des fleisches sucht all- zeit Gottes einfalt zuverstricken oder zu fangen und zu bestraffen. 5. Juden (die heiligkeit im fleische) suchen zeichen/ die Griechen (die eige- ne weißheit im fleische) weißheit. 6. Darum Christi einfalt den Juden eine aͤrgernuß und den Griechen eine thorheit: Den einfaͤltigen des einwesigen lebens aber die seeligkeit. 7. Christi gerechtigkeit antwortet dem Cananei- schen weibe/ daß man der kinder brod nicht den hunden geben muͤsse. 8. Das wir auffs einfaͤl- tige wesen der Goͤttlichen natur (so von anbe- gin der welt ins menschen hertzẽ durch die weiß- heit des fleisches getoͤdt ist) mercken sollẽ: Weil uns anders nichts zur seligkeit in GOtt brin- gen kan. 9. So die seligkeit und ruhe der see- len durch einig ander mittel oder dienst zu be- kommen/ die vernunfft solte sie lange uͤberkom- men haben: Weil aber sie bloß aus gnaden zu erlangen/ fordert Gott vom menschen nichts als ein einfaͤltig wesen. 10. Daß dieses wesen den autor zu flehen und beten/ und solches zu beschreiben/ zum dienst der einfaͤltigen ange- trieben/ sie zu ermuntern ihre seelen diesen ein- faͤltigen wesen JEsu Christi zu uͤbergeben. 11. Autoris wunsch daß diß wesen eine lust zur Goͤttlichen natur in uns erwecken wolle. ende. Jnhalt der Capitel uͤber den sech- sten Theil des Ackerschatzes Hiels. Cap. 1. Daß die in der finsternus mit unlust gefan- gen sitzende seelen/ durch ein bald kommend be- freylicht aus dem himmel/ so sie wesentlich in Gott hoffen/ befreyt werden sollẽ. 2. Diß licht ist der einwesige befreytag des HErrn. 3. Diß licht wird nun dem volcke Gottes scheinẽ. 4. Uñ in allen dingen einen unterscheid geben. 5. Auch jeder seinen lohn fuͤr seine arbeit empfangen. 6. So wol im lichte als in der finsternus. 7. Dem hause Jsrael zu einem befreytage/ allen verdorbenẽ sinnen und luͤsten des fleisches aber ein erschrecklicher tag. 8. Ermunterung der menschheit dieses befreytags warzunehmen/ in ihr zu ihrer erloͤsung. 9. Diese befreyung ist nicht wie die so vormals unterm knechtli- chen dienste/ da man ein frey-jahr verkun- digt/ und darnach wieder eigen ward; Son- dern sie ist ewig/ und die theilhafftigkeit Got- tes in der seelen selbst/ darbey keine eigenschafft dauren mag. Cap. 2. Wer von seinem eigenthum aus fleisch in geist wil frey werden/ muß die freyheit nicht in der eigenschafft des fleisches suchen. 2. Wañ der sinn des fleisches sich selbst befreyen wil/ wirckt er seine knechtschafft schwerer. 3. Die herrschafft der suͤnden (so die luͤste und begier- de mit ihrer gewalt im fleische) ist autori auch eine last des tods gewest. 4. Weil sie allzeit die herrschafft uͤber die menschheit ha- ben wollen. 5. Welches der seelen die es er- kannt/ ein schwer gefaͤngnus ist. 6. Dem doch alle menschen in der irrdischen geburt unterworffen. 7. Die meiste menschen em- pfinden diß gefaͤngnuͤs nicht als einen tod. 8. Einige achten sich gefangen/ weil sie ihre luͤste nicht genug gebrauchen koͤnnen und wol- len sich durch erwaͤhlung im eigenthum frey- machen. 9. Jeder auff besondere art und nach seinem gutduͤncken. 10. Jst er im gewissen ge- fangen und beschuldigt/ erwehlt er aus trieb der luͤste im fleische zum eigenthum eine eigne heiligkeit/ in hoffnung dardurch frey zu werden. 11. Treibt ihn die geitz-lust/ hoffart/ unkeuschheit/ zancklust/ der neidische-geist/ die freß- und sauff begierde/ diebs-lust/ der luͤ- gen-geist/ der raub- und mord-geist/ ꝛc so meynt er/ wañ er solchen ein genuͤgen thue/ frey zu seyn. 21. Woraus denn zu sehen/ daß die verderbte natur und die gefangene luͤste und begierden des fleisches ihre freyheit im ge- faͤngnus des teuffels suchen. 22. Arbeiten aber nur zu mehrerm verderben. 25. Binden sich also selbsten mit den stricken des teuffels. Cap. 3. Daß man keine freyheit/ die seele zu reini- gen in der eigenschafft des fleisches suchen. 2. Sondern sich mit dem luste seines lebens ins freye wesen Christi wenden und lehnen lassen solle/ wie man frey und rein werden moͤge. 3. Daß man keine lehre von Christo koͤnne empfangen/ biß man von seiner eigen- schafft im fleische/ daran man mit dem luste verbunden/ befreyt ist/ oder mit seiner lust dar- nach strebe. 4. Der aus seiner eigenschafft ein juͤnger in der freyheit Christi werden wolte/ war nicht zugelassen seinen Vatter/ der doch im gesetz zu lieben befohlen/ zu begraben. 5. Weil die weißheit Christi wol wuste/ daß der Vatter vom geeigneten noch nicht mit dem to- de/ weil er nach ihm umsahe/ uͤberwunden war/ und darum kein juͤnger Christi werden konte. 6. Wie auch der/ so erst sein irrdisch erbtheil thei- len wolte/ untuͤchtig darzu erkannt ward. Cap. 4. Daß die menschheit erwachen und mercken solle/ wie maͤchtig sie in ihrer verdorbenen eigenschafft gefangen und gebunden sey/ ihren Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ihren luͤsten zufolgen/ welches die sam̃lung der irrdischen schaͤtze zur vermehrung ihrer gefang- nus. 2. Weil die reichen in grosse eigenschafft ihrer luͤsten und begierden im fleische sich uͤber- geben/ falt ihnen schwer ins reich Gottes ein- zugehen. 3. Selig die armen im geiste/ ihnen gehoͤrt das reich Gottes (die freymachung in Christo) zu. 4. Ehe der freye dienst sich im men- schẽ verklart/ gebiert der knechtliche dienst der menschheit keine/ die dienstbar ist/ zu beschlaffen. Das ist/ die menschheit soll ihre ruhe/ vereini- gung und seligkeit nicht im knechtlichen dien- ste/ der selbst nicht frey ist noch gebiert/ suchen/ weniger in den luͤsten und begierden im fleische/ die in der sclaverey des teuffels sind. 5. Wer sich in seiner eigenschafft/ frey zu werden/ noch mehr eigenschafft annim̃t/ belast sich doppelt/ und muß darunter sterben. 6. Das freye licht des einwesigen lebens bringt/ wanns in seiner vollkom̃enheit im menschen erscheint/ dem ver- gaͤnglichen leben den tod aus seinem eignem tode zu. ꝛc. 8. Wer dem tode in seinem toͤdli- chen wesen dient/ muß durchs leben Christi den tod zum lohne empfangen. 9. Wer dem leben dient/ wird das ewige leben im leben zu lohne empfangen. 10. Jn der freyheit und le- ben JEsu Christi sind alle dinge frey und rein. 11. Weil die geburt aus dem wesen JEsu Christi heilig und rein/ geluͤstet sie nach nichts unreines. 12. Dann sie ist mit Christo allen toͤdlichen luͤsten abgestorben/ daß sie der gerech- tigkeit leben moͤge. 13. Wer einmal gestorben stribt nicht mehr. 14. Wer einmal frey/ gibt sich nicht wider in der eigenschafft des fleisches in den tod. Cap. 5. Daß der frey/ den der Sohn frey macht. 2. Wer aber frey von den luͤsten und begierden im fleische/ der ist ein knecht Christi worden/ das leben Gottes zu bezeugen. 3. Daß wir/ als pilgrim und frembdlinge uns von fleischli- chen luͤsten enthalten sollen/ damit wir GOtt/ wann wir versucht werden in seiner gerechtig- keit vertragen und leben moͤgen. 4. Nach aus- gedulter versuch- und bepruͤffung empfaͤngt man die krone des lebens. Niemand wird von GOtt (Gottes H. einwesigkeit) zu den suͤnden versucht/ sondern von seiner eignen lust und begierden im fleische. 5. Und das kommt aus der eigenschafft/ der man gefangen ist. 6. Die menschheit darvon frey zu machen/ hat sich die Gottheit selbsten in und mit der menschheit/ als ein vollkommen gesetz wesentlich vereinigt. Jac. 1. 23. Wer darmit wirckt und zum ende verharrt wird selig. 7. Diß gesetz wird in der menschheit wesentlich von GOtt gegeistet und befreyt sie/ nach Rom. 8. 2. vom gesetz der sun- den und des todes. 8. Wer von den luͤsten und begierden im fleische frey zu werden ge- denckt/ muß seine luͤste und begierden durchs freye gesetz Christi im wesen Gottes umwen- den lassen und darmit wieder die seele streiten. 9. So lange man das nicht sieht und fuͤhlt mag man die freyheit Gottes weder erkennen noch beerben/ weniger beleben. 10. Alle wir- ckung durch die luͤste und begierden in der er- waͤhlung des fleisches frey zu werden ange- wand sind bande des eigenthums und ketten der finsternus. Cap. 6. Daß wir in aller erwaͤhlung in der begierde des fleisches unter die suͤnden verkaufft und ge- fangen das geistliche gesetz nicht verstehen. 2. So wir das im lichte erkeñen/ werden wir eilen unser eigen leben zuverlassen. 3. Fuͤr dem was man dañ empfaͤngt muß die eigenschafft im flei- sche weiden. 4. Wer Christi diener werdẽ wil/ muß sich selbst in allen verlassen/ oder er ist dar- zu untuͤchtig. 5. Paulus von der gesetzlichen gerechtigkeit herab geworffen/ fragt: HErr was wilst du das ich thun solle. Welches die verlassung der eigenschafft ist. 6. Auch David Ps. 40. 9. 7. Wer in Christi freyheit/ von sich selbst frey/ ist tuͤchtig zu einem diener des neu- en Testaments. 8. Alsdann spiegelt sich nach andern Cor. 3. 18. in uns des HErrn klarheit. 9. Jn der klarheit des himmlischen wesens er- kennen wir GOtt wesentlich und geben ihn keinen getheilten namen mehr. 10. Daß die Gottheit/ wann sie mit der menschheit in der gerechtigkeit zu wircken beginnt/ wegen der menschen getheiltheit viel getheilte menschliche namen habe/ und jeder name nach dem wercke sey/ das sie in der menschheit wirckt. 11. Diß werck Gottes wird theils ausser seines H. we- sens freyheit unter der eigenschafft des fleisches eine zeitlang mit angst gewirckt. 12. So lang die Gottheit in der beaͤngstigten Egyptischen getheilheit wirckt in der menschheit/ fuhrt sie auch ihren menschlichen namen. 13. Wann das vollkommene (nach 1. Cor. 13. 10.) koͤm̃t/ so hoͤrt das stuͤck-werck auff in der menschheit/ und dann verliert GOtt seinen getheilten na- men. 14. Die natuͤrliche geschlechte (Die na- tuͤrliche seele mit ihrem anhange) erwarten (nach Rom. 8. 21.) in solcher freyheit ihre er- loͤsung auch. Dann die creatur ist auff hoff- nung unterworffen/ das ist/ in einem beaͤngstig- ten orte/ da man auff die erloͤsung hofft/ uͤber- waͤltigt. Cap. 7. Daß man vor allen auff seine entfrembdung vom wesen Gottes/ ja auch vom wesen der natur/ acht haben/ und dann wer uns aus un- serm gefaͤngnus und tod erloͤsen solle. 2. Wer GOtt mag erkennen/ wird auch die geistliche geburth (dardurch die kinder Gottes in seiner menschheit gebohren werden) in seiner seele er- kennen 3. Diese erkanntnus/ hat ihren an- fang durch dieliebe in uns aus GOtt/ mit ihm fruchtbar zu werden. 4. Wordurch sie auch Gottes liebe wieder zu ihr erweckt. 5. So viel sie sich zu GOtt/ so viel wendt sich die Gott- heit zu ihr. 6. So bald sie einander nahen im wesen/ empfaͤht die menschheit einen heiligen saamen (die Goͤttliche natur) in der seelen. 7. So lange die lust/ liebe und wille des fleisches die herrschafft in der mensch- heit/ mag dieser saame nicht empfangen wer- den. 8. Hat sie aber diesen saamen empfan- gen/ uͤbergibt sie sich der Gottheit gantz in ihren willen. 9. Dann wird ein kind (kin- der) aus der Gottheit in der menschheit ge- bohren. 10. Diß kind (und kinder) ist das himmlische wesen selbsten/ und erloͤst so wol das natuͤrliche wesen/ als die himmli- sche menschheit aus dem gefaͤngnus des teuf- fels (den luͤsten und begierden im fleische. 11. Die- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. 11. Diese kinder haben in der gehorsamen menschheit erst ihren dienst in der heiligen pro- phezeyhung durch die seher Gottes 1/ und ver- kuͤndigen den irrdischen geschlechten noch eine freyheit/ nach vollẽdung der gedult des HErrn 12. Wordurch die seelẽ ihres gefaͤngnusses im- mer mehr gewahr werden/ auch nach der zu- kunfft der kinder Gottes mit verlangen seufftzẽ. 13. Freyheit die diese kinder Gottes/ nach dem sie maͤñlich worden/ wircken/ geht uͤber die him̃- liche geschlechte/ die ohne schuld unter die sun- de gefangen und getoͤdt sind. 14. Diese werden befreyt vom unschuldigen tode/ den sie von den irrdischen geschlechten erlitten um der verkuͤn- digung des Namens Gottes willen. 15. Dañ wenden sich die kinder Gottes zum natuͤrlichen/ zwar gefangenen/ aber nicht getoͤdten wesen. Dann die begierde und lust der suͤndẽ sind dem natuͤrlichen wesen nicht so feind/ als den Goͤtt- lichen geschlechten. 16. So die verdorbene menschheit in ihren/ aus dem gottlosen wesen empfangnẽ luͤstẽ die irrdische natur nicht zum gehuͤlffen/ solte sie nicht bestehen moͤgen. 17. Gottheit leydt lieber den todt in der mensch- heit ehe sie sich mit den luͤsten im fleische ver- mengt. Doch ists natuͤrliche wesẽ von der rei- nen substantz nicht. 18. Darum gibts sichs aus dumheit/ den verdorbenen luͤsten im fleische ge- fangen/ und laͤst sie in sich wuͤrcken. 19. So aber wider seine natur ist. 20. Darum sehnt und verlangt die natur nach der kinder Gottes freyheit/ um auch mit frey zu werden. 21. Da- mit sie den luͤsten nicht mehr dienen doͤrffe/ son- dern frey leben moͤge. 22. Nach dieser frey- heit streben alle seelen. Cap. 8. Daß alle irrdische sinne in eitelkeit wieder vergehen muͤssen in der seelen. 2. Sind ohne substantz und (nach Jac. 1. 6.) den meer-wel- len gleich das wesentliche wasser verzehrt sie und bekom̃t die oberhand/ daß es stille wird. 3. So wird nun jedes wesen/ so aus Gott ist/ (wanns sein eigenthum im fleische erkennt und fuͤhlt) nach der freyheit seufftzen/ und wann die zeit erfuͤllt/ frey werden. 4. Daß jeder das we- sen Gottes warnehmen und das gefaͤngnuͤs seiner seelen erkennen/ auch darvon frey zu wer- den Gott anflehen solle. 5. Die fleischliche luͤste und begierden sind der seelen gefangnus. Die freyheit ist tugend und gerechtigkeit/ darinn man dem H. wesen Gottes sucht zu folgen in seinen reinen sinnen und gedancken. 6. Da be- weist man liebe um liebe. ꝛc. 7. Frey und unge- eignet stehẽ von allen eigenthum im fleische/ ist der kinder Gottes freyheit. 8. Diß freye wesen Gottes ist nun der rechte probir-stein. 9. Jn dieser freyheit sieht man Gottes herrligkeit. 10. Der Gott von hertzen sucht wird sich nun an der vom wahn-geiste ihm verheissenen frey- heit nicht mehr genuͤgen lassen: Zumal die freyheit des fleisches ein gefaͤngnus des teuffels ist. 11. Niemand mag frey werden dañ durchs freye wesen JEsu Christi/ wann die Gottheit sich mit der menschheit/ nachdem sie erniedrigt ist/ wesentlich vereingt. 12. Das durch den ei- genthum des fleisches gefangen in Babel weg- gefuͤhrte hauß Jsrael soll seines Erloͤsers in sich warnehmen nicht ausser sich. 13. Des wahn- geists dienste gebaͤhren in der verduͤsterten seele ein verstrickt gewissẽ/ dessẽ hoffnung betrug ist- 14. Von wem jemand uͤberwunden ist/ dessen knecht ist er/ der suͤnde oder freyheit Gottes. Cap. 9. Daß jeder sich pruͤffen soll wessen knecht er nun sey. 2. Die freyheit Gottes und das ge- faͤngnus zum eigenthum des teuffels sind bey- de im menschen. 3. Gottes wesen soll Herr in der menschheit seyn. 4. Diß sucht den menschẽ aus dem gefaͤngnus zu erloͤsen. 5. Das wesen des eigenthums aber tracht ihn durch die be- gierde gefangen zu nehmẽ. 6. Von diesem wi- drigem wesẽ empfaͤht die menschheit widriges zeugnus in sich. 7. Wordurch (nemlich durch diese zwey geister) ihr der streit des todes in der seelen zugebracht wird/ und mag/ so lange sie der begierde im fleische unterworffen ist/ dem tode nicht entfliehen. 8. Und weil sie die krafft nicht hat in ihrem gefaͤngnus des todes/ Gott noch dem teuffel ein genuͤgen zu thun/ mag sie in ihrer seele keine ruhe haben. 9. Dann die be- gierde zum eigenthum im fleische ist unersaͤt- lich. 10. Darum kein leben/ sondern der tod in ihrem dienste zu erlangen. 11. Je mehr man ihr dient/ je groͤssere herrschafft der tod uͤber uns bekom̃t. 12 Und das zu unser uͤberwindung. Die lust gebiert die suͤnde/ die suͤnde dẽtodt. 13. Wañ die menschheit võ der macht dieses tods uͤberwunden/ erscheint in ihr auch das freye Goͤttliche wesen zur contrari taͤt wider ihre ei- gensinnigkeit/ und bringt ihr aus dem leben noch einen tod zu. 14. Dann erkennt sie/ daß die Gottheit ihr ein tod in der contrari taͤt/ und sie in ihrem eigenthum der Gottheit auch/ und daß sie gantz im tode verschlungen und weder Gott noch teuffel keñe. 15. Hier kan sie nichts bessers thun/ dann sich leydender weise dem tode uͤber- geben/ und den tode mit williger seele die herr- schafft zum Goͤttlichen leben uͤber ihren tod ha- ben lassen. 16. Verstehe den leydsamen seligen todt Christi/ der zum leben fuͤhrt/ und die unter- thaͤnigkeit unter Gott in todt und leben ist/ wordurch man vom ewigen tode erloͤst wird. 17. Dañ kan die menschheit (nach Rom. 8. 3.) zeugen: GOtt sendt seinen Sohn und ver- dammt die suͤnde im fleische durch die suͤnde. 18. Und weil sie mit Christo zu gleichem tode ge- pflantzt ist/ wird sie auch seiner aufferstehung theilhafft/ und von aller begierde frey/ ist mit nahrung und decke/ das ist/ so sie aus dem le- bendigen wesen Gottes in der seelen gespeist/ und mit der H. gerechtigkeit des wahrẽ wesens bekleidet ist/ wol vergnuͤgt/ und danckt Gott. Cap. 10. Das der mensch dis in seinem tode zu hertzẽ nehmen/ und sich von seinen luͤsten und begier- den befreyen lassen solle. 2. Unmoͤglich/ GOtt zu nahen/ so lange man der begierde zum eigen- thum im fleische mit seinem willẽ dient. 3. Got- tes wille/ daß wir seinem freyen him̃lischen we- sen und gottseligen leben alleine leben sollen. 4. Wer das vollkommne einwesige leben zu seinem lehrmeister hat/ zu dem redet der HErr. 5. Dann wird die wesentliche lehre als ein lieb- licher regen trieffen. 6. Wer geistlich gesiñt ist/ der schmeckt die himmlische suͤssigkeit. 7. Wel- che ist die wesentliche freyheit die vom todt/ teuffel und hoͤlle befreyet. 8. Alle getheilte gei- ster aus einem freyen wesen herkommende/ muͤssen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. muͤssen wieder wesen/ wie sie vor gewesen/ wer- den/ ꝛc. 10. Wer sei n e urspruͤngliche freyheit wil lernen erkennen/ und wieder drein gehen/ muß sich zuvor die fleischliche augen (wormit er in die begierde des fleisches sehend worden ist) lassen ausstechen. 11. Alle freyheit in der begierde des fleisches/ des Teuffels eigenthum. 12. Jn dieser erkaͤnntnuß werden die geistliche augen geoͤffnet/ die wahre freyheit in der see- len zu sehen/ und im Geiste Christi darnach zu trachten. 13. Welche freyheit die seelen von allem fleischlichen anhange des eigenthums er- loͤst/ und im ungeeigneten wesen Gottes be- festigt. ꝛc. Cap. 11. Daß die sinne des fleisches aufwachen und sehen sollen in was fuͤr freyheit sie stehen. 2. Die in den luͤsten und begierden gefangne meynen/ daß niemand wuͤrdig zu regieren dañ sie. 3. Daß die gewissen durch die so genannte gemeine Gottesdienste zu allen luͤsten frey ge- macht werden. Wer diese/ wie sie meynen/ nicht haͤlt/ ist verdammt. 4. Wie schoͤn der sinn des fleisches alles zu thun sich freyheit nimmt/ vorgebend daß alle dinge fuͤr die hei- ligen und gerechten Gottes/ nicht fuͤr die gott- losen geschaffen/ zu gebrauchen. Cap. 12. Daß die einfaͤltige ihre freyheit allein in Gottes heiligen wesen suchende seelen sich fuͤr diesem deckel und kleide der luͤste huͤten sollen/ sich nicht in eine fleischliche bruͤderschafft ein- zulassen. 2. Dann die begierde zum eigenthum zerstoͤhrt solche bruͤderschafft bald/ und veraͤn- dert sie in feindschafft. 3. Wo die luͤste und begierden zur eigenschafft regieren/ kan keine bruͤderschafft zur einigkeit in Gott auffgericht werden. 4. Die wahre bruͤderschafft urspringt aus der geburt des wesens Gottes im Geiste. 5. Psalm. 133. 1. zeugt hiervon. 6. Wo die luͤste und begierden gecreutziget und getoͤdtet sind/ und man mit GOtt zu einem wesen ver- einigt/ da ist geistliche bruͤderschafft. 7. Pau- lus Gal. 5. 1. ermahnt in solcher freyheit zu bestehen/ und sich nicht wieder unters joch des eigenthums fangen zu lassen. 8. Mensch zur freyheit Christi beruffen muß sie aber nicht zu den luͤsten im fleische gebrauchen. 9. Jn Got- tes wahren wesen seinen naͤchsten lieben als sich selbst/ ist die rechte bruͤderschafft. 10. Durch den neid im eigenthum des fleisches verzehrt einer den andern. 11. Durch den wandel im geiste werden die luͤste des fleisches gehindert. 12. Die conrrarie taͤt des geists und fleisches hindert die menschheit/ daß sie nicht thun kan was sie wil: Dann sie wird vom tod und leben bestritten. Der leib des todes Rom. 7. 24. ist der streit des fleisches wider das leben Christi. 13. Die menschheit vom Geiste Christi getrie- ben/ wird fuͤr der verdammnuß die den lust des todes uͤberfallen muß/ bewahrt. Die wercke des fleisches beschrieben/ was von solcher art und natur in der menschheit ist/ mag des reichs Gottes (seines wesens) nicht theilhafftig wer- den. 14. Die fruͤchte des Geists sind liebe/ ꝛc. Wider diese vermag der beschuldiger der ver- dammnuß nichts. 15. Die ihr fleisch gecreu- tziget/ denen gibt GOtt einerley hertz/ seele und gemuͤth/ ꝛc. Cap. 13. Daß weil Gott nun Jsrael von den luͤsten im fleische erloͤsen wil/ jeder der gnaden zeit in sich warnehmen solle: Zur vereinigung seiner seele mit Gott. 2. Daß auch das durch die luͤ- ste verderbte natuͤrliche wesen befreyt werde in uns. 3. Und zwar durch die offenbahrung der kinder Gottes. 4. Dann wirds in der ge- rechtigkeit dem leben dienen nicht mehr den toͤdtlichen luͤsten/ und GOtt loben und dan- cken. 5 Und wird der himmlische mensch mit dem natuͤrlichen wesen sich erfreuen. Cap. 14. Daß jeder Gottes in sich warnehmen solle. 2. Gott ist treu/ der verkehrte faͤllt von ihm ab. 3. GOtt befreyt sein volck von der boͤsen art/ darfuͤr loben sie ihn. 4. Niemand kan ihm wi- derstehen. 6. Gibt dem menschen muth. 7. Sein Wort ist die krafft seines wesens. 8. Berge sind die lehre in der weißheit des fleisches. 10. Die GOtt fuͤrchten/ denen gibt er gnade. 11. Die von den luͤsten und begierden im fleische befreyt/ sollen sich freuen. 12. Des HErrn wort und verheissungen sind gewiß. 13. Er erfuͤllt die erde (die natuͤrliche seele) mit seiner guͤte. 14. Daß der himmel durchs wort ge- macht. 15. 16. Er haͤlt das wasser im meer zu- sammen/ das ist/ bezwingt das gottlose wesen/ daß es die neugebohrnen seelen nicht peinigen moͤge. 17. Alle welt muß den HErrn fuͤrch- ten. 18. Alles muß auf ihn sehen. 19. Nie- mand mag sich fuͤr ihm verbergen. 20. Die er- loͤsung seines volcks ist: Daß er HErr uͤber himmel und erden werde in ihnen. 22. Daß Jsrael zwar den Heyden verkaufft/ nicht zur verdammnuß/ wann ihre gedult zu ende/ wer- den sie wieder frey. 23. GOtt wil sich mit der menschheit wieder zu einem geiste und wesen vereinigen. 24. Die ins gefaͤngnuß durch den gewalt und angst des irrdischen wesens weg- gefuͤhrte kinder/ das sehnen uñ die lust des her- tzens zur Gottheit kommen/ erloͤst aus dem ge- faͤngnuß des fleisches wieder. 25. Und dancken GOtt. 27. Jerusalem ziehet das trauer-kleid aus und den zierat Gottes (sein h. wesen) an. 28. Das gottselige leben wird gekroͤnt zur herrschung uͤber Suͤnde/ Todt/ Teuffel und Hoͤlle. 30. Der name des gottseligen lebens ist ewiger friede ꝛc. 31. Diesen namen werden al- le in Gottes wesen befreyte nun bekommen. Cap. 15. Daß der mensch diß in sich warnehmen/ und aus den banden des eigenthums sich erloͤsen lassen solle. 2. Die kinder Gottes muͤssen die menschheit vom Teufel/ auch luͤsten und begier- den im fleische befreyen. 3. Gleichnuß gebiert seines gleichen. 4. Jn den aus GOtt gehor- nen seelen wird das gottselige leben gebohren. 6. Durch diß leben oder licht erkennt man die finsternuß. 7. Wer von der finsternuß frey seyn wil/ muß sich erst durchs licht erkennen. 8. Durchs erkennen entstehet das seufftzen der seelen zu GOtt. 9. Die aus einem zerbrochnen hertzen gehende seufftzen und klagen bewegt die Gottheit das hertz zu erleuchteren uñ befreyen; 10. Gott rufft nun alle geaͤngstigte und zerbro- chene hertzen/ daß sie zu ihm kom̃en/ uñ sich helf- fen lassen sollen von dem irrdischen Geschlechte. Cap. 16. Daß wir uns vom Geiste der HErꝛn in un- ser menschheit befreyen lassen sollen. 2. Ausser der freyheit Christi im Geiste keine freyheit/ so A. K. H. Vierter Theil. C c c c die Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. die seele vom Tode/ Teuffel und Hoͤlle befreyen kan. 3. Wer innwendig in der seelen von suͤn- de/ Tod/ ꝛc. kan befreyt werden/ und des him̃- lischen wesens theilhafftig werden mag/ wird nach den irrdischen guͤtern zur Eigenschafft nicht trachten. 4. Die freyheit/ so fleisch und blut waͤhlt/ ist der kinder Gottes nicht: Diese sam̃len ihre schaͤtze nicht in der erden/ sondern im himmel. 5. Der irrdische mensch hat keine begierde in der himmlischen freyheit/ sie ist ihm eine last des tods: Weil die luͤste zur eigen- schafft im fleische und sie beysam̃en nicht woh- nen koͤnnen. 6. Wer den luͤsten im fleische dient/ mag ihr nicht nahen. 7. Man muß von allem/ wormit man an fleisch und blut vereig- net/ im wesen Gottes frey zu werden trach- ten. 8. Die befreyten kinder Gottes suchen in der welt keine fleisches-freyheit/ sie haben ein ewig reich ererbt/ dariñe ihre schaͤtze: Des ver- derbten menschen luͤste und begierden sind die irrdische schaͤtze. 9. Nicht die elementische din- ge. 10. Die fleischliche sinnligkeit das funda- ment des zufalls der luͤsten und begierden. 11. Dieser schatz dient der verderbten menschheit zur verdammnuß/ armut und bloͤsse. 12. Jst ihr verdammlicher tod. 13. Jn welchem tode der eigenschafft keine aufferstehung des gerech- ten lebens zu erwarten. 14. Dann wer darinn eigen wird/ kan sich selbsten nicht befreyen/ und die Gottheit kan ihn zu befreyen dahin nicht kommen. 15. Das erwaͤhlte ding bekuͤmmert sich um der gottlosen tod nicht/ und bleibt was es war. 16. Der gottlosen tod herrscht allein uͤbẽr den schatz der boßheit und den der ihn ge- sammlet. 17. Darum heists: du solt nicht be- gehren/ ꝛc. Die luͤste und begierden sind das werck selbst. 18. Der lust und leben ist von GOtt/ ihme darmit zu dienen. 19. Der un- treue mensch verbirgt in ihm die irrdische be- gierden mit dem Matth. 25. 18. 25. beschriebe- nen knechte. 20. Und sein lohn ist in der ver- dammlichen tode. 21. Wie an Juda dem ver- aͤchter. 22. Auch an Balaam und Elisaͤ Die- ner/ ꝛc. erhellet. 23. Jn welchem tode keine er- quickung zu hoffen/ wie am reichen manne zu sehen. Cap. 17. Daß die arbeit diese ungleiche schaͤtze zu erlangen einander in der unerkaͤnntnuß sehr gleich. 2. Beyderley schatzsam̃ler greiffen ihre arbeit mit dem zufall des hertzens oder luste ihres lebens/ an. 3. Unterscheid der arbeit (in Gottes gerechtigkeit oder in der begierde (des fleisches) wird erst im empfange des lohns/ erkannt: Dann die lust zu GOtt oder im flei- sche ist sein Herr/ dem der arbeiter unwissend dient. 4. Das ist: die sinne und luͤste sind so lange sie der begierde im fleische dienen/ eben so freudig/ als die in Gott zum leben arbeiten. 5. Die luͤste duͤnckt/ wohin sie sich auch wen- den/ allzeit/ sie dienen dem leben/ wer sie bricht nimmt ihnen ihr leben. 7. Seufftzer daß Gott der einfaͤltigen menschheit in ihrer unvorsich- tigkeit zu huͤlffe kommen wolle. 8. So lange die luͤste in ihrer krafft/ gehts dem gottlosen so wol als dem Gotts fuͤrchtigen: jeder lebt seiner luͤste. 9. Der todt in den luͤsten des fleisches/ und der tod in den luͤsten zu Gottes gerechtig- keit haben/ wann sie gekraͤnckt werden/ einer- ley ausgang. 10. Den gottlosen (luͤsten und begierden im fleische) gehts wol. Cap. 18. Daß man in den luͤsten des fleisches ruhen/ und durch den fernsehenden Geist des HErrn aufs ende sehen solle. 2. So wird man des un- terschieds zwischen den luͤsten im fleische und der liebe in GOtt gewahr. 3. Wo der fern- sehende Geist lehr-meister ist/ wird keine lust/ ohne pruͤfung was sie gebaͤhren werde/ ange- nommen. 4. Alle aus goͤttlicher natur herkom- mende/ und Gottes lebendige seelen in der menschheit gebaͤrende luͤste werden im inwen- digen hertzen des lebens angenommen. 5. Die- se sind der H. saame. 6. Die aus der begier- lichkeit des fleisches kom̃ende luͤste/ als der saa- me des teuffels/ lehrt der Geist Gottes durchs gesetz toͤdten. 7. Diese sind der gottlose saame dardurch die kinder Gottes von anbegin der welt getoͤdt sind. 8. Wer noch in des fleisches luͤsten lebt/ und keinen todt noch drinnen em- pfind/ mag die lehre des fernsehenden Geistes wol inachtnehmen. 9. Erkennt er ihr ende/ wiꝛd er sie fuͤr kein leben/ sondern fuͤr einen todt an- nehmen. 10. Die lust in GOtt bleibt ewig zum leben und friede. 11. Dann wird der weißheit gedanckt/ daß sie der unversuchten/ und mit den luͤsten ihres lebens dem tode dienenden mensch- heit einen unterscheid aller dinge gegeben und in GOtt befestigt hat. 12. 13. Die weißheit aller wercke Gottes fundament: Darum muß alles in ihr begonnen werden. 14. Diese kom̃t in keine den suͤnden unterworffene seele. 15. Sie wird allein von ihren kindern gepriesen. 16. Niemand/ als der ihr in Demuth unter- than ist/ kennt sie/ und der nimmt ihre lehre in seiner seele an. 17. Wer mit dem lust seines lebens also zu ihr einkehrt/ wird gaben von ihr empfangen zur befreyung aus den banden der gottlosen. 18. Welche gaben ihrer seelen schatz sind. 19. Werden leben. 20. Sehen. 21. Hoͤ- ren. 22. Reden. 23. Rein werdẽ. 24. Vom teuf- fel erloͤst und mit der goͤttlichen natur zu einem wesen vereinigt werden. 25. Von der suͤnden sclaverey. 26. Von der knechtschafft der mey- nungen frey seyn. 27. Welches die ewige weiß Gottes wirckt. Cap. 19. Daß man von des fleisches luͤsten ausgehen/ und seine lust allein in Gottes weißheit wendẽ solle. 2. Diese muß man in ihrer einfalt keñen lernen. Schalckheit ist aus dem fleische. 3. Darum laͤst sie sich von der weißheit des flei- sches weder nahen noch ergreiffen. Jhre wohn- statt ist in den reinen demuͤthigen hertzen/ hilfft den geringen/ so verirrt sind auff dem weg zum leben. 4. Sie steht vor der thuͤre des hertzens/ daraus sie die luͤste des fleisches getrieben ha- ben. 5. Wer nicht zu ihr flieht/ muß in den luͤ- sten im tode untergehen. 6. Niemand als die weißheit kan aus dem tode erloͤsen/ weil sie ver- sucht/ aber nicht uͤberwunden ist. Diese macht allen betrug im menschen offenbahr/ wann die seele in einfalt einen lust zum leben Gottes hat/ und doch nicht weiß wie sie einen zugang dar- inn bekommen solle. 7. Wer in Gottes h. we- sen wil eingehen/ muß der Juden heiligkeit uñ der heyden unreinigkeit ablegen/ und die goͤtt- liche natur alleine in sich herrschen lassen. 8. weißheit allein gibt rath/ wie die zu ihr fliehen- de sich GOtt ergeben sollen. 9. Mit lust und liebe Gottes willen zu thun/ und der geringste seyn wollen/ soll man sich ihm ergeben/ damit die Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. die weißheit uns von den luͤsten befreyen moͤge. Cap. 20. Daß man den lust aus der erden zu GOtt umwenden solle. 2. GOtt wil die erde/ weil sie die heiligen Gottes verschlungen hat/ heim- suchen und straffen. 3. Wer seine seele in den luͤsten der erden hat/ scheide durch des HErrn gesetz sich von ihnen/ und wende seinen lust gen himmel. 4. Hierzu gehoͤren zweyerley Gefaͤs- se. 5. Erstlich die zucht des Gesetzes/ wordurch das fleisch in seinen luͤsten getoͤdt wird. 6. Das zweyte ist die lust/ liebe und wille aus dem ge- setz in Gottes h. wesen einzukehren. 7. Da man die wasser des lebens trinckt/ und/ ob man auch mit Christo im fleische stuͤrbe/ ewig lebt. 8. Wer den todt mit Christo durch den todt. uͤberwindt/ wird mit dem leben Christi uͤber den todt herrschen. Cap. 21. Daß man der stimme Gottes in sich nun wol warnehmẽ solle. 2. Durch diese stim̃e fuͤhlt die erde/ daß der todt zu ihren fenstern hinein gefallen/ und sie gefangen habe. 3. Was aus dem irrdischen wesen gebohren/ ist dem todte unterworffen/ und dem gesetze Gottes nicht unterthan. 4. Der aus dem him̃lischen saa- men gebohrne/ ist ein kind Gottes und selig. Er list daswort des zeugnusses/ so in sein Hertz geschrieben ist. 5. Das lang verlohren gewe- sene buch darinn das gesetz Gottes geschrieben/ ist wieder funden ꝛc. 6. Der zeuge so es im her- tzen list/ gehet dem menschen im tode und leben selbst vor. 7. Wer ihn in seinem leben nicht in sich empfindet/ soll ihn in seinem tode lernen fuͤhlen/ denn er kommt in den wolcken/ die ihn durchstochen haben werden ihn sehen/ heulen und weinẽ. 8. Weil sie ihren lust des lebens um eineꝛ kuꝛtzen irꝛdischen freude uͤbeꝛgeben haben. Cap. 22. Daß man nun die erste und letzte ruffs-stim̃ in seinem hertzen nicht voꝛbey gehen lassen/ son- dern seine liebe aussm fleisch in geist umwen- den solle. 2. Wo man von den plagen der gottlosen befreyt seyn wolle. 3. Wer dieses diensts in sich nicht wahrnimmt/ muß unter der macht des gottlosen geists im ewigen tode bleiben. 4. Besser nie gebohren dann in der boßheit (dem gottlosen geiste) verlohren gehen. 5. Durch den h. dienst Gottes im Geiste wird man in GOtt ewig erhalten/ und der in der finsternuß sitzende mensch wird im lichte Got- tes herrlichkeit sehen. Cap. 23. Daß man seine lust zu Gott im Geiste wen- dend mit ihm vereinigt werde/ da man tag und nacht von ihm zeugt/ und lieber mit Gottes volck armuth leyd/ als in wolluͤsten lebt. 2. Das gottlose leben voller falschheit und bitter- keit muß vergehen/ die suͤnder (die luͤste im fleische) bestehen nicht ꝛc. 4. Die heyden (luͤ- ste und begierden im flleische ) toben. 5. Die koͤ- nige im irꝛdischen wesen (der gewalt im fleische) rath schlagen wider das goͤttliche wesen/ es zu toͤdten. 6. Die gerechtigkeit Gottes wird ihr lachen auff dem berge Zion (der wesentlichen lehre) in der hoffnung/ ꝛc. 7. Wesentliche koͤ- nig auffm berge Zion wird fruchtbar in der menschheit/ und zeugt: Du bist mein sohn. 8. Heische von mir das heydnische wesen. 9. Du wirst mit dem gerechten urtheil zerreissen. 10. Die menschheit soll sich zuͤchtigẽ lassen durchs gesetz des HErrn/ und ihm dienen mit furcht und lust. 11. Wer geistlich/ sehe es/ und sey dem sohne in seinem h. wesen unterthan. Dañ sein gericht wird bald kommen. Cap. 24. Daß der mit voͤlligem luste sich zu Gott be- kehrt mit ihm fruchtbar zu werden/ selig sey. 2. Wann GOtt fruchtbar wird in uns/ ver- mehren sich die irrdische feinde wider ihn. 3. Des HErrn Geist flieht in der anfechtung in die goͤttliche natur und rufft um huͤlffe wider seine feinde. Und empfaͤngt krafft sie zu uͤber- winden. 5. GOtt fuͤhrt seine heiligen durch angst und furcht in sein reich/ und veraͤndert seine gehorsame seelen biß ins dritte und vierd- te geschlecht. 6. Aus dem 1. heydnische ins. 2. Gesetzliche/ ins 3. Figuͤrliche/ ins 4. Leydsame ins fleische Christi/ und 5. ins wesentliche. 7. Jn diesem hoͤren alle getheilte dinge auff. 8. So offt sich die menschheit veraͤndert/ veraͤn- dern sich in ihr auch ihre feinde und freunde mit. 9. Erstlich weckt GOtt im menschen sei- ne gerechtigkeit auf/ ihm sein ungerecht leben bekannt zu machen. 10. Welches gesetzlich. 11. Das gesetz fordert in seinem anklagen zahn um zahn. 12. Hierdurch wird die menschheit eine feindin wider das gesetz erkannt. 13. Dar- um muß das gesetz seinen feind hassen und seinen freund lieben. 14. Hier beginnt der streit im menschen zwischen der gerechtigkeit und ungerechtigkeit. 5. Mensch mit der boßheit eins finns ist ein feind des gese- tzes Gottes. 16. Welches die ursach seines zwiefachen todes. 18. Todt der verdammnuß daurt so lang man lust und liebe im leben zur boßheit hat. Als man das erkennt/ beginnt man seine suͤnde fuͤr einen greuel zu empfin- den. 19. Hierdurch eroͤffnet sich im menschen Gottes gnade und barmhertzigkeit oder JEsus Christus im leyden zu lernen. 20. Wo erkaͤñt- nuß/ gedult und reu ist/ da vertritt JEsus Christus den menschen vor der gerechtigkeit. 21. Die alten sind das gesetz der gerechtigkeit. 22. Daß den feind lieben/ die gerechtigkeit lie- ben sey. 13. Was der haß. 24. Die schwa- che ihre suͤnden bekennende menschheit ist un- ter der gnade nicht unter der straffe des gesetzes. 25. So lange wir mit der boßheit eines sinns/ urtheilt uns das gesetz zum tode. 16. Gleich- nuß von der zucht-ruthe eines vaters uͤber sei- ne kinder und Gottes haß wider die suͤnder. 28. Haß Gottes nicht menschlich aus neid. 29. Jst so gut als die liebe. 30. Geht uͤber die hartnaͤckigkeit der boͤsen die lieb und gnade uͤ- ber die schwache menschheit. 31. Ja und nein. 32. Gott wird richter uͤber himmel und erden. 33. Gottes wesen wird alles nun zum urtheil ruffen. 35. Was die propheten in dunckel- heit bezeugt/ wird nun verklaͤrt werden. Cap. 25. Daß jeder die kennzeichen seiner finsternuß Erleuchtung erkeñen solle. 2. Die zeit nun da. 3. Jm licht wird alles offenbahr und gestrafft. 4. Alles wird geurtheilt. 5. Wird ein wunder im hertzen/ den sinnen im fleische contrat, ge- schehen. 6. Gottes und der menschen gedan- cken weit unterschieden. 7. Gottes und der irr- dischen sinnen werck nicht in einem leben. 8. Daß man die zeichẽ des licht-durchbruchs wol in acht nehmen solle. 9. Diese zeichen sind die veraͤnderungen der wercke Gottes aus bild ins wesen/ auch der sinnen und gedancken im flei- A. K. H. Vierter Theil. C c c c 2 sche. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. sche. 10. Wie man auf die zeichen merckẽ solle. 11. ꝛc. Erklaͤrung des 5. Cap. 4. Esdr. v. 1. ꝛc. Cap. 26. Daß wir nun der vorigen prophetischen zei- chen erklaͤrung im wesen Gottes warnehmen/ und uns von der eigenschafft befreyen sollen. 2. Alles in voriger prophezeihung in dunckel- heit bezeugte soll nun wesentlich in uns voll- bracht werden. 3. Was von einer art und wesen ist/ wird sich zusam̃en fuͤgen. 4. Gleich- nuß vom wasser und winde. 5. Daß wir un- sern lust aus dem getheilten ins vollkommne einkehren sollen/ mit ihm eins zu werden. 6. Einer erlangt das kleinod/ nemlich das wesen deꝛ goͤttlichen natur. 7. Viel beruffen/ wenig erwehlt. 8. Das wenige ist nur eins/ (welches deꝛ Martha mangelte) und uͤberwindt doch die vielheit. 9. Diß eine bleibt der vielheit/ (den getheilten sinnen) ein gesetz. 10. Die aus dem fleische empfangẽ das gesetz/ haltens aber nicht/ und des gesetzes frucht oder die einigkeit des h. wesens ist nicht offenbahr worden. 14. Diß Gesetz ist in unser menschheit in ihrer Gerech- tigkeit blieben und offenbar worden/ uns unser verderben und auch seligkeit zu erkennen zu ge- ben. 15. Darum GOtt an un |erin verderben unschuldig ist. Cap. 27. Daß wir aus dem suͤnden-schlaffe erwachen/ und wie gar wir in unser menschheit mit Gott in seinem h. leben keine vereinigung haben koͤn- nen. 2. Hierdurch werden wir verursacht wer- den unter Gottes h. wesen uns zu demuͤthigen. 3. Jn der demuth begehren wir gnade kein recht. 4. Dann werden die gewaltigen oder hochgeseßne (eigensinnige gedancken im flei- sche) vom stuhl gestossen und die demuͤthige drauff gesetzt. 5. Und die Einheit Gottes uͤber- wind die getheiltheit des fleisches. 6. Diß we- sentliche leben Christi zeugt: Kommt zu mir al- le die ihr muͤheselig uñ beladen seyd. ꝛc. 7. Wer seiner seele gantzen lust und liebe ins h. wesen Christi umwendt/ bekom̃t eine lebendige hoff- nung zur ruhe. 8. Durch diese erlangt man von denen in Christo entschlaffenen sicherheit/ nicht mehr traurig zu seyn. 9. Dann die hoff- nung versichert/ daß die in Christo entschlaffen uns entgegen kommen werden. 10. Glauben wir/ daß Christus in uns gestorben/ auch im le- ben wieder erstanden/ so wird GOtt auch die uns entschlaffne auferweckẽ. 11. Wir aus dem schlaffe erweckte werden den schlaffenden nicht vorkommen. 12. Wie der HErr mit einem feld-geschrey vom him̃el kom̃en weꝛde/ unsauf- zunehmen. 13. Daß wir uns hiermit troͤsten und der wuͤrckung Gottes im Geiste warneh- men sollen/ damit wir nicht in der finsternuß verriegelt werden. 14. Dañ der tag des HErꝛn wird kom̃en wie ein dieb in der nacht. Cap. 28. Daß wir uns von allem fleisches anhange loß machen sollẽ. 2. Aus dem fleisch nun nichts dann bitterkeit/ quaal/ todt und elend zu erwar- ten/ wodurch das leben Gottes in der seelen ge- mordet wird. 3. Daß kein glaub/ liebe noch ge- rechtigkeit im irrdischen hertzen mehr zu finden seyn werde/ sondern nach Act. 3. 21. sich in den himmel verbergen werden/ biß alle feinde uͤber- wunden. 4. Wo die goͤttl. natur ihre zuflucht im himmel nicht haͤtte/ wuͤrde sie vom gewalt der erden gantz ausgerottet werden. 5. Dahin kan die boͤse art nicht kom̃en. 6. Weil die boß- heit im̃er mehr zunimmt/ muß sich die goͤttl. na- tur/ je laͤnger je mehr verbergen. 7. Die listige boßheit wird so behend und mannigfaltig/ daß sie mit ihrer fleisches heiligkeit| den him̃el meynt einzunehmen. Wird aber nun entbloͤst und zu schanden. 8. Keinem fleisch mehr zu glauben noch zu trauen. 9. Wo wir die meiste freund- schafft und liebe im fleische haben von dannen wird uns die meiste feindschafft und haß kom- men. Cap. 29. Daß wir uns die lust des lebens weder von der heiligkeit noch wollust des fleisches mehꝛ stehlen lassen sollen. 2. Fuͤr den haußgenossen sich am meistẽ zu huͤten/ weil sie unsere schwach- heit keñen/ und daher uns am ersten zu uͤberli- sten wissen. Wer etwas lieber hat als Chri- stum/ mag sein juͤnger nicht seyn. 3. Weil die fleisches-lust ein gisst der seelen. Muß man al- le liebe des fleisches verlassen. 4. Wer seine seele Gott ergibt/ gibt alle seine irrdische luͤste im tod uͤber/ uñ was ihm im fleische ein lebẽ war/ wird ihm im leben Gottes ein todt. ꝛc. 5. Daß diß die veraͤnderung des wesens in der unterthaͤnigen menschheit/ und das wort Gottes im Geiste: dem fleisch und blut weichen muß. 6. Wañ des HErrn geist die menschheit angreifft uñ vors recht bringt: muß die verdorbene art ihre luͤste und gerechtigkeit fuͤr einen greuel erkeñen/ wor- auf das urtheil folgt. Cap. 30. Daß/ wer diß in sich erkennt/ soll seinen trost allein in Gottes h. wesen und natur suchen. 2. Jm gottlosen geiste ist nichts dann sterben. 3. Ausseꝛ dem h. wesen Gottes sind man lauter luͤ- gen/ keine warheit. 4. Alle freude uñ wollust im fleische wird mit dẽ tode belohnt. 5. Dem gott- losen wesen soll man in seinem scheinbaren an- kommen nichts guts zutrauen/ alle sein thun ist gewalt uͤber das unschuldige goͤttl. wesen. 6. Wers im geiste nicht fuͤhlen kan/ der greiffe es menschlicher weise/ wie alles in der menschheit verdorben irrdisch und teufflisch worden sey. 7. Wers in sich nicht siht/ zeugt darmit uͤber sich selbsten/ daß er verdorbẽ/ verblendt uñ eins mit dem gottlosen wesen sey und dem teuffel diene. 8. Die luͤgen ist seine warheit worden uñ streit mit gewalt wider Gottes h. wesen. 9. Hier auff folgt endlich die verdam̃nuß 10. Nach ausge- littener gedult dringt das licht Gottes das ur- theil uͤbers wesen der finsternuß. 11. Die war- heit wird Herr. 12. David schlaͤgt Goliath/ uñ Saul muß sein reich verlieren. 13. Jsrael wird aus dẽ fleisch zu Gott umgewand und erwaͤhlt David fuͤr Saul/ das h. wesen Gottes fuͤr die figuꝛ. 14. Diß ist die erinneꝛung des reichs Got- tes in der menschheit/ wornach jeder strebẽ solle. Alle schalckheit und betrug wird aus dem ei- gensinnigen geiste des fleisches gebohren. 15. Wordurch Christi einfalt aus der seele getrie- ben wird. 16. Zu beklagen daß wir selbst dar- zu helffen. 17. Das einfaͤltige wesen Christi ist im hertzen gantz verdruckt/ Gott aber hats aus der angst im himmel aufgenom̃en/ es nun wie- der zu verklaͤren. 18. Durch diese verklaͤrung wird nun die welt gerichtet werden. 19. Ausser dem h. wesen Gottes ist alle heiligkeit mehr suͤnde Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. suͤnde dann gerechtigkeit. 20. Um dieser gerech- tigkeit ist bezeugt/ daß Chꝛistus in seineꝛ wesent- lichen verklarung in der seelen die welt straffen und keinen glauben finden werde. Cap. 31. Daß die menschheit der eingebildeten gerech- tigkeit des fleisches nicht mehr glauben solle. 2. Weil sie der rechte mittags-teuffel/ der am schwersten zuverlassen/ um seines scheins willẽ. 3. Daß diß der sathā (dẽ jeder in sich warzuneh- men hat) der sich in einen lichts-engel verstellt. 4. Das wesen Christi entbloͤst ihn nun/ daß er im gerichte erscheinen muß. 5. Die h. scheinen- de gerechtigkeit im fleische sucht nur ruhm/ nicht Gottes ehr. 6. Wer Gott in warheit ein dienst thun wil/ muß sich selbst verlierẽ uñ verlaͤugnẽ. 7. Jn eigenschafft des fleisches dienen und le- ben die Gottheit und Christi menschheit ihnen selbst nicht. 8. Mensch der GOtt dienen wil muß sein leben ausser sich in GOtt haben. 9. Daß diß das einwesige leben sey. 10. Jn die- sem leben erkennt man erst den wahren Got- tes dienst. 11. Durch diesen wird die seele aus dem fleische in himmel auffgenommen. Cap. 32. Daß die menschheit/ durch Christum und die mit ihm in ihr wirckende heiligen/ lange zum him̃lischen leben beruffen worden. 2. Sie aber mit den irrdischen luͤsten befangen kan diese stimme nicht hoͤren und schiebt die zeit Gott zu dienen biß sie diß und jenes haben moͤchte/ im- merdar auff. 3. Erlangt/ weil sie Gottes reich nicht erst sucht/ ihr begehren nimmermehr. 4. Mag/ weil sie sich erst versorgen wil/ zum leben Gottes nicht kommen/ was sie auch ihr einbild. 5. Pflegt Gottes dienst in der wollust des flei- sches/ die ihr doch den todt in der seelẽ zubringt. 6. Den Gott des lebens creutziget und toͤdt sie in den luͤsten des fleisches/ und begehrt seiner in der verlaͤugnung ihr selbsten nicht. 7. Bedeckt doch ihre begierden so scheinbar/ daß sie GOtt unterthan zu seyn geacht wird. 9. Der mensch unter allen thieren das schalckhaffste hertze. 10. Wo sich Gott nicht aus gnaden verklaͤrt/ haͤt- te die schalckheit sich fuͤr Gott gehaltẽ. 12. Daß wir mit gantzer seelen in Gottes bund eingehen sollen. 12. Die schalckheit und einfalt dienen nicht zusammen. Christi einigkeit ist ihr zuwi- der/ daher sie solche zerstoͤrt wo sie kan. Cap. 33. Daß alle die sich im einwesigẽ leben nicht lassen versam̃len/ verstreuet werden. 3. Die heiligkeit im fleische kan keine seele heilen. 4. Das wort des HCrrn heilt ohne kraut und pflaster allein durch sein H. wesen/ die ihm unterthan sind in todt und leben. 5. Wer in der seele dem wesen Gottes nahen wil/ muß sich ihm im todt und lebẽ ergeben/ uñ seine liebe so wol zum tode im fleische/ als zum leben im geiste haben. 6. Der seine seele GOtt ergibt/ empfaͤht keinen todt dann zum leben/ und kein leben dann zum tode im fleische. 7. Man muß tod und leben/ jedem das seine wiedergeben/ und sich ans leben Got- tes vest halten. 8. Alle bewegung der seelẽ weiß der gelassene mit dancken anzunehmen. 9. Weil er dardurch erinnert wird/ wie kraͤfftig die im blut schwimmende seele noch im leben ist/ und erkennt/ daß er noch wider den leib des tods mit Christo streiten muß. 10. Wird durchs Creutz Christi gelaͤutert in der seele/ muß alles ihm zum guten dienen. 11. Alles wird durchs con- trarium bepruͤfft. 12. Ohne uͤberwindung sei- nes feinds wird niemand gekroͤnt. 13. Wer vom feind uͤberwunden wird zu schanden. 14. Durch uͤberwindẽ seines feindes wird man se- lig. 15. Wer einen ungerechten widerpart be- kommt/ soll nicht kleinmuͤthig werden/ weil sein recht dardurch offenbahr. 16. Aus erfahrung kan man mit warheit zeugen. 17. Was ge- pruͤfft ist/ das ist nach seinem wehrt geschaͤtzt. Cap. 34. Daß die eines guten willens in Gott/ sich in widerwaͤrtigkeit im fleische nicht betruͤben sol- len. 2. Allein im Creutz Christi sollen wir uns erfreuen und mit der gedult was wider Gottes natur in uns ist/ toͤdten. 3. Je kraͤfftiger die gedult in uns je herrlicher Christi reich. 4. Die gedult Christi uͤberwindt alle widrigkeit/ ver- traͤgt alle anfechtung im fleische und macht die schwachheit starck. 5. Daß man seinen streit in gedult annehmen/ Gott dancken und Christo folgen solle. 6. Christus muste vom teuffel ver- sucht leydender weise uͤberwinden. 7. Wil die menschheit mit Christo leben/ muß sie Christi (nicht ihre eigne) feinde mit ihm leydender wei- se auch uͤberwinden: Und mit Christo eines sin- nes seyn. 8. Daß ein widerpart in uns seyn muͤsse/ so sie uͤberwunden werden solle. 9. Man soll sie wie Christus Judam und die juͤdische schaar im garten empfangen. 10. Jeder soll in sich auff die gegenparthey sehen die ihm Chri- stus macht/ so wird er seine krafft seyn zu uͤber- widung. 11. Die selbst gemachte winderpart aus dem Blute aber mag die menschheit nicht uͤberwinden. Dañ sie macht sich zu einem fein- de des Creutzes Christi. 12. Das Creutz Chri- sti geniest allein sein gehorsamer juͤnger und dem ists in seiner schwachheit eine staͤrckung 13. Allein Christi feinde soll man in sich hassen. 14. Dieser haß ist Gott angenehm und verei- nigt Gottheit und menschheit. 15. Jnder ver- einigung mit GOtt ist alles vergnuͤgen. 16. Ausser derselben ist keine vergnuͤgung. ꝛc. Cap. 35. Daß wir nach simen sollen woher wir einer unvergnuͤgsamen seelẽ zur unruhe unterworf- fen 2. Diese unruh treibt die seeligkeit aus dem hertzen. 3. Die von gantzen hertzen auff die we- sentliche gnade Gottes acht hat/ wird nun von der unruh befreyt werden. 4. Alsdann wird keiner den andern mehr beneyden/ noch daß er ihm an der seligkeit hindere/ beschuldigen. 5. Das argdencken muß bey Gottes liebhabern auffhoͤren. 6. Das argdencken (argwoͤhnen) kommt aus dem boͤsen. 7. Wann das sich un- ter der fleischlichen gerechtigkeit bedeckende argdencken durch Gottes wesentlich gnugthu- ung ausgeloͤscht/ muß es auch uͤbern mit-bru- der auffhoͤren. Daß man seine seele nicht mehr mit eitelkeit peinige. 8. So lange die eigensu- chenheit beym menschen/ mag der neyd Kains nicht auffhoͤren/ noch die seele vom argwohn ungepeinigt leben. Cap. 36. Daß wir bitten sollen von GOtt wesent- lich vereinigt zu werden/ damit uns der neyd nicht verschlinge. 2. Gottes wesentlichẽ Geists in der seelen warzunehmen/ unser einiger trost C c c c 3 und Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. und zuflucht. Welches der wahre Gottes- dienst. 3. Dieser H. Dienst Gottes nicht knecht- lich noch eigen/ sondern auß der wesentlichen geburth der goͤttlichen natur frey. Die knecht- schafft mag nicht erben mit dem freyen. 4. Der knechtliche dienst ist eigen und wird um lohn bedient/ der aus goͤttlicher natur gebohrner kinder-dienst ist frey/ und wird aus liebe des gerichts bedient. 5. Darum der freye ein herr uͤber sich selbst/ suͤnde/ tod/ teuffel und hoͤlle. 6. Durch diesen freyen dienst werden die befreyte ein brieff Christi in Gottes H. wesen. 7. 8. Durch diesen neu-testamentischen dienst be- zeugt die erneute menschheit. Nun spiegelt sich des HErrn klarheit in uns mit aufgedecktem angesichte. ꝛc. 9. Vor diesem dienst der klar- heit muß die finsternus weichen. Cap. 37. Daß wir dieses diensts in uns warnehmen/ und nicht mehr in bedecktheit wandeln sollen. 2. Daß zu dem ende autor dieses in goͤttlichen triebe bezeugt. 3. Die erleuchtete werden diß zeugnus warhafft seyn erkennen. 4. Wers nicht erkennt/ ist durch die irrdische sinne verblendt/ und muß in seiner blindheit vor lohren gehen. 5. Die liebe zur finsternus im menschen fuͤr das licht ist die verdam̃nus und toͤdtet die Gottheit Christi im menschen. 6. Durchs gericht der ge- rechtigkeit wird die Gottheit Christi wieder vom tode befreyt und der eigne sinn des fleisches im tode vereignet. 7. Dann muͤssen die freyheit Gottes und die eigenheit des fleisches von ein- ander scheiden/ und tod und leben wohnen nicht mehr bey einander. Jnhalt der Capitel des siebenden Theils Hiels. Cap. 1. Daß man des einwesigen lebens Gottes im geiste warnehmen solle/ welches nun nahe ist. 2. Durch die irrdische sinne mit der schrifft be- kleys/ wird kein ruhe in der seelen erlangt/ son- dern allein durch die goͤttliche natur. 3. Was wir durch die sinne weit von uns achten/ ist uns nahe. 4. Alles was die H. schrifft meldt/ hat in des menschen geiste seinen wesentlichen fun- dament/ nicht historisch in der vernunfft. 5. Soll aber der mensch das begreiffen/ muß er erst seine historische vernuͤnfftliche/ aus der schrifft zur seeligkeit angenommene weißheit fuͤr thorheit und verdammnus in seiner seelen fuͤhlen und zur verlaͤugnung sein selbst im her- tzen erkennen. 6. Dann das irrdische muß erst untergehen/ ehe das himmlische sich verklaͤren kan. 7. Daß jeder auff das in seinem menschli- chen wesen verborgen unwissendlich tragende wesen Gottes acht haben und merckē soll/ wor- inn des menschen seligkeit und weißheit gestan- den/ ehe er in die irrdische sinne verfallen/ auch wann die vernunfft in der erde seyn wird. 8. Was aus der erde/ muß wider zu erden werdẽ/ was aus dem himmel/ bleibt ewig. 9. Der mensch aus der ewigẽ Gottheit herkom̃en/ muß ewig entweder in der seeligkeit oder verdam̃nus bleiben. 10. Darum die seligkeit nicht auff eitle gedancken zu gruͤnden. 11. Mensch an seiner verdammnus und seligkeit selbst schuldig. Cap. 2. Daß man die veraͤnderung der seelen zur se- ligkeit oder verdammnuß aus der schrifft nicht in klarheit erkeñen mag/ sondern im Geiste des wesens darvon begriffen seyn muͤsse. 2. Die er- ste wirckung ist die schoͤpffung darinnen Gott licht und finsternuß in der seele von einander scheidt. 3. GOtt ruht nach der schoͤpffung am siebenden tage/ und befihlt dem menschen zu wachsen uñ sich zu mehren. 4. Wañ sich die ge- schlechte vermehrẽ erweckt/ Gott seher/ prophe- ten/ die den menschen gesetzlich mit zwange/ furcht und schrecken im fleische machen. 5. Un- ter dieser gesetzlichen bedienung zeigt die pro- phezeihung die zeit/ wann der Geist Christi im menschlichen wesen fruchtbar werden/ und die seele mit Gott zur vereinigung gelangen solle. 6. Nach dem der mensch durchs gesetz wol ge- zuͤchtiget/ beginnt er der zeit der erloͤsung war- zunehmen. 7. Geist des HErrn nim̃t erst das fleisch an/ dasselbe in demuth zubringen. 8. Nach der erniedrigung nimmt das gottselige fleisch den Geist an. 9 Geist gebiert im gott- seligen fleische figuͤrlich in schwachheit leyden- der weise. 10. Nachdem diß vollbracht scheid der todt fleisch und geist wiederum/ der geist geht im himmel biß seine feinde uͤberwunden/ das fleisch wohnt im irrdischen wesen. 11. Das himmlische wesen viel zu klar fuͤr fleisch und blut zu bewohnen. 12. Die krafft des geists die wahre heiligkeit die alles fleisch unterdiuckt. 13. Erklaͤrung der wort: Ruͤhre mich nicht an. 14. Nachdem der geist uñ alles durch lehre uñ leyden vollbracht hat/ fahret er auff gen him̃el. 15. Wordurch der mensch empfindt daß ein GOtt im himmel und seine lust dahin wendt. 16. Weiß doch noch nicht recht/ wo GOtt sei- nen himmel habe/ sein geist aber bewegt das hertz und ermahnt ihn sich unter GOtt zu de- muthigen. 17. Diese bewegung verunruhigt das fleischliche hertz/ daß es nicht weiß wie es GOtt zu frieden stellen solle. Cap. 3. Daß/ obwol der fleisches sinn nicht weiß wie er GOtt versoͤhnen solle/ er doch in eigen- heit es thun wil. 2. Erwehlt ihme eine histori- sche heiligkeit zu seiner gerechtigkeit und eine historische suͤnde. 3. Weist/ in seinen luͤsten zu bleiben diese gerechtigkeit und suͤnde weit von sich. 4. Dieser ausser ihm erwehlten gerechtig- keit und suͤnde wil er auch mit etwas ausseꝛ sich genug thun. 5. Je mehr er aber Gott also aus- serlich versoͤhnen wil/ je mehr er von der gerech- ten Gottheit angetast und verunruhiget wird. 6. Wil GOtt contrar nahen/ und Contraͤri- taͤt macht unruhe/ gleich heit aber ruhe uñ frie- den. 7. Fleisches sinn rufft in dieser unruhe: Du sohn Gottes was hab ich mit dir zu schaf- fen? Je mehr er sich aber wider die goͤttliche na- tur streubt/ je schwerer sein leydẽ wird/ biß zum tode. 9. Wil nicht erkennen wider GOtt zu wircken. Allzeit recht haben. 10. Wie unter- schiedlich die sinnen des fleisches. Gott zu ver- suͤhnen meynen/ damit er sie in ihren luͤsten bleiben lassen uñ nicht verdam̃en moͤge. 11. Je- der seine besondere arbeit hierzu. 12. Einer wil immer den andern im ruhm uͤbertreffen/ und Gott am naͤchsten seyn auch darum uͤberteffen/ und Gott am naͤchsten seyn auch darum uͤber die andere herrschen. 13. Jeder erwehlt sich im streit eine bildliche gerechtigkeit wider den andern. 14. Diese im ruhme zu erhalten er- weckt Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. weckt er sich einen eyfer/ den er Gottes eyfer zu seyn acht. 15. Ein ruhm wird von andern be- neid. 16. Also wird die seligkeit auf einẽ bildli- chẽ ruhm im fleische gegruͤndet. 17. Weil aber dieser ruhm Gott contrar/ ist er ihm ein greuel 18. Fleischlicher ruhm kan Gott nicht nahen/ sucht sich nur auszubreiten/ und einen anhang vom fleisch und blut zu machen. 19. Viel ein- faͤltige sinne meynen im anfange nichts dann ihre seligkeit/ im ende aber lehrt sie die erfah- rung anders. 20. Worauf einer saͤet/ auf Geist oder fleisch/ das wird er erndten. 21. Die selig- keit ist allein aus gnaden. 22. Darum ist unter den gottseligen kein ruhm/ sondern nur lob und danck in der demuth Christi. Cap. 4. Daß alle im wahn verstrickte sinne arbeiten einen anhang vom fleisch und blute zu machen und das zu ihrem eignen ruhm alles zur treñ- und verwirrung der menschlichen Gemuͤther. 2. Jhr anhang soll die gemeinde Gottes seyn/ worinn doch der einfaͤltige mehr als zuvoꝛ vom geiste Gottes entfremd wird. 3. Die in solchem anhange verblendte achten sich in der gemeinde Gottes/ die nicht mit ihnen dariñen begriffne/ verdam̃t zu seyn. 4. Diß thun alle anhaͤnge wi- der andere. 5. Darum kan das leben zur verei- nigung mit der goͤttlichen natur nicht erkannt werden. 6. Und ist nichts dann jammer und elend uͤber leib und seele daraus zu erwarten. Cap. 5. Der mensch in solche verwirrung verfallen/ sieht aͤus blindheit alles aͤusserliche fuͤrs inner- liche/ den buchstaben fuͤr den Geist an. 2. Eigneꝛ ruhm verblendt den menschen gaͤntzlich. 3. Daß er auch meynt wunder zu thun. 4. Daß hier- durch in den irrdischen menschen ein bildlicher fliegender eyfer im gebluͤte gegen einander er- weckt werde/ der aber nicht mit GOtt vereini- ge/ sondern vielmehr die goͤttliche wesentliche wuͤrckungen im geiste/ und alle menschliche ordnungen/ zerstoͤre. 5. Dieser bildliche eyfer erregt wider andere einen schweren neid. 6. Welcher neid/ nach dem er sein alter erreicht/ zerstoͤrung ursacht/ auch leib und seele in tod bringt. 7. Was das fuͤr ein greulicher fluch/ daß ein mensch dem andern unterm schein der heiligkeit den tod anthut. 8. Verglichen mit einem unsinnigen menschen der sich selbsten die glieder abhiebe. 9. 10. Das bejammern uͤber solchen neid. 11. Autoris seufftzen/ daß doch Gott in uns den wahren eyfer erwecken wolle. Cap. 6. Daß Gott dem Autor das mittel zu frieden zu gelangen auf sein flehen sehen lassen. 2. Daß GOtt nun unsere seligkeit im Geiste zum frie- den und einigkeit wesentlich verklaͤren wil/ so wir ihn wesentlich im hertzen suchen: den ei- gensinnigen aber zum gerichte. 3. Da dann an statt des neids die liebe herrschen wird in denen so es begehren. 4. Der ruhm-geist aber muß zuvor krafftloß werden im menschen. 5. Daß die einfaͤltig und mit ernste suchende nun in al- len secten Gott finden und von allen meynun- gen befreyt werden moͤgen. 6. Dann werden die in dem Geist Christi eingewandte dem ruhm-geiste nicht mehr glauben/ daß die ver- derbliche auffruhr die verfolgung Christi sey. 7. Denen aus dem fleisch in den Geist umge- wandten wird das creutz Christi anders ge- lehrt/ daß sie leydender weiß wider die feinde des lebens streiten und verfolgung leiden m uͤs- sen biß sie uͤberwunden sind. 8. Zu diesem ley- den werden sie aus gnaden gewuͤrdigt. 9. Durch das creutz Christi wird ihnen das un- selige aufruͤhrische creutz der menschen abge- nommen. Cap. 7. Daß man den neidischen/ unter einem schein der heiligkeit im hertzen sich verbergenden/ rach- gierigen geist verlassen muͤsse/ der wider andere eyfert/ und erkennen/ daß alles boͤse so man in andern meynt zu seyn/ in uns selbsten ist. 2. Dieser eyfer muß in liebe zu GOtt und dem naͤchsten veraͤndert werdẽ. 3. Alle lust die man im verderbẽ anderer gehabt/ muß uns zur pein des tods in der seelen und zur unlust werden. 4. Allen eignen begierden muß man absterben/ und seine lust zu Gott und dem naͤchsten setzen. 5. Die stertreuete sinnen in Gott sam̃len nach allem vermoͤgen. 7. Alsdann wird man durch Christum innerlich geaͤndert und vom allem anhange frey. 8. Dañ bittet man zu Gott auch fuͤr andre. 9. Hierdurch beweist man von sich loß zu seyn/ und lebt dann Gott und dem naͤch- sten/ und gibt zeugnuß von GOtt. 10. Und diß zeugnuß ist die Gottheit selbst im menschẽ. 11. Welche biß dahin verborgen im him̃el ge- west/ und den frieden in denen ihnen suchenden bewahrt hat/ welchen er nun nach allen proben und versuchungen offenbahret. 12. Hier wird der auffruͤhrische geist gestillet. Aber die goͤtt- liche natur ist darum noch nicht vom boͤsen gar erloͤst/ weil der teuffel sich so leicht nicht aus dem hertzen treiben laͤst. Cap. 8. Daß so der wahn-geist mit gewalt die Herꝛ- schafft nicht bekommt/ er sie mit der weißheit des fleisches suche. 2. Und setzt sich im hertzen siebenmal fester weder er zuvor saß. 3. Dann wil er uͤber GOtt und menschen richter seyn. 4. Diese vernunffts-weißheit muß zur unter- druͤckung und leyden der Gottheit seine zeit im menschen haben/ die goͤttliche natur aber wird endlich durch ihre leydsamkeit darvon erloͤst. 5. Weil diẽ eigne weißheit wider die goͤttliche natur nicht bestehen kan. 6. Die eigne weißheit wird von der goͤttlichen natur erkannt/ daß sie/ wo sie keinen gewinn und ruhmerlangt/ sichs gleich empfindlich mercken laͤst. 7. Und diese empfindlichkeit in ihrer widerwaͤrtigkeit ur- theilt sie/ daß sie nicht aus GOtt/ sondern aus der boͤsen art des teuffels sey. 8. Dann wird die einfalt Christi fuͤr der subtilen weißheit des fleisches selig gepriesen in der seelen. 9. Nach- dem alle verdorbene geister des fleisches ihre boßheit wider den einfaͤltigen und gedultigen Geist Christi ausgeuͤbt/ muͤssen sie ihre urtheil wieder empfangen. 10. Welches allen einfaͤl- tigen seelen zur erloͤsung geschicht. Cap. 9. Daß die hohen erniedrigt/ die erniedrigten erhoͤht werden/ uñ mit Christo die gottlose welt richten sollen. 2. Niemand aber mag sich das bildliche anmassen in seiner unerneuten menschheit. 3. Daß das gerichte/ so wir mit Christo halten sollen/ eine mitwuͤrckung mit Christo uͤber die gottlose welt in uns. 4. Das aus der vernunfft urtheilen ausser der wuͤr- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. wuͤrckung Christi verdam̃en sich selbst. 5. Mey- nung Pauli ist/ dast wir uns selbst nach der ver- derbnuͤs urtheilen sollen und verdam̃en. 6. Und den neuen menschen anziehen. 7. Dann geht das friedsame reich Christi an und wird das zerstreute volck versammlet. 8. Welches von keinem knechte Gottes geschehen koͤnnen/ sie ha- ben allein die vorbereitung darzu gemacht. 9. Wann die geburt Christi erscheint erfreut sich das gantze him̃lische heer. 10. Diese geburt er- fuͤllt die knechtliche dienste/ macht die die pro- phezeyhungen nahen/ und lehrt/ daß sie in uns erfuͤllt werden. 11. Dañ beginnt man auch/ ne- ben Gottes gerechtigkeit seine schwachheit im fleische zu erkeñen/ zur demuth zu kom̃en und sei- ne eigene gerechtigkeit zu verlierẽ. 12. Christus dieses gewahr werdend/ erklaͤrt die Parabeln/ uñ zeigt an die nothwẽdigkeit seines weggehns wo der Troͤster kom̃en soll. 13. Daß die verklaͤ- rung und ruhe allein in der einwesigkeit des gei- stes bestehe. 14. Christus geht der menschheit/ die eines guten willens ist/ aus der figur ins we- sen vor/ von dar er sich wieder verklaͤren wil. Cap. 10. Daß Gottes gerechtigkeit/ die er vom men- schen erfordert/ in seinem wesentlichen Geiste begriffen. 2. Gottes und nicht der wahn-geist soll alles in uns wuͤrckẽ. 3. Das leben der Gott- heit ein geruhiges leben in der seelen. 4. Die aus der Gottheit erbohrne menschheit wendet ihre lust des lebens nimmer aus dem einwesi- gen leben Gottes. 5. Nim̃t auch nichts getheil- tes in der seelen an. 6. Das einwesige leben verzehrt alle aus dem gebluͤht auffsteigende ver- theilte geister in uns. 7. Alles daraus hervor- gebrachte hat einerley trieb. 8. Jn der vereini- gung der seelen mit dem einwesigen leben mag auch kein gedancken zur vertheiltheit ein kom- men. 9. Alle dienste und wirckungen darinnen/ muͤssen zu dessen vermehrung dienen. 10. Alle im einwesigen leben begriffene seelen werden von einem geist und wesen getrieben. 11. Daß autor sich diesem einwesigen leben gantz einer- geben. 12. Die im einwesigen leben begriffene kennen einander. 13. Wandeln als ein geist und fleisch/ mit einander offenhertzig. 14. Die aber nicht mit eingehen in das einwesige leben/ mit solchen kennen sie/ ob sie auch das zeugnus bildlicher weise annehmen keine eingesinntheit haben. 15. Weil alles was sie im eignen geiste annehmen/ sie zu ihrem luste gebrauchen/ wie Nebucadnezar die gefaͤsse des tempels. Cap. 11. Daß man die lust zu GOtt sich nicht rau- ben lassen solle. 2. Dann man sich dardurch vom leben Gottes scheidt/ und seiner straff- hand unterwirfft. 3. Auch dem der ausser Gott ist/ seine vernunfft zu einem waffen wider Gott dargibt. 4. Hierdurch bekommt der gott- lose geist macht/ Jsrael mit fremden weibern zu versuchen. 5. Balac ein verstoͤrer Jsraels nach dem fleische. 6. Judas verraͤth die Gott- heit die mensch worden ist. 7. Welches die sin- ne des fleisches andeut die sich verdeckt halten biß sie GOtt offenbaret. Cap. 12. Daß/ diesen bedeckten verdorbenen geist zu meyden/ man auffs einwesige leben Gottes in der seele achten soll. 2. Dañ fleisch uñ blut mit seinem eigenem gesuche uns nicht bey kom̃en. 3. Das ein wesige lebẽ ist die h. Stadt Offenb. 21. 10. 23. 5. Draussen sind die hunde/ die irr- dische geister/ im fleischlichen hertzen/ die den frieden verstoͤhren. 6. Sie schwangern das hertz mit bittern neide. 7. Wordurch das noch schwache einwesige leben getoͤdt wird. 8. Daß die auffgeweckte seelen ihre in ihnen wohnende feinde kennen und verlassen lernen sollen. 9. Diß mag nicht geschehen biß man ihren trug und falschheit innen wird. 10. Dieses aber kan man nicht innen werden biß man sich dem ein- wesigen leben gantz ergeben. 11. Der mein brodt ißt/ verraͤth mich. Niemand glaubt sei- nem naͤchsten/ ꝛc. erklaͤrt. 12. Der sich Gott er- giebt hat seine haußgenossen zu feinden. 13. Uberwindet er sie/ so wird er gekroͤnt. Cap. 13. Daß jeder seinen eignen geist verlassen/ und des diensts Gottes wahrnehmen solle. 2. Man muß aber zuvor mit GOtt in seinem H. wesen vereinigt seyn/ ehe man GOtt dienen kan. 3. Eigne geist/ kan zwar einen blauen dunst/ wie die egyptische zauberer/ machen/ allein es ist ein eitler wind. 4. Auch ein greuel vor Gott. 5. Jrrdische geister aus ihren fruͤchten zu er- kennen. 6. Wo Gottes einwesiger Geist wirckt da ist friede. 7. Diener Gottes zeugen nicht von ihnen selbsten. 8. Wann man den auff- richtigen geist wil erheben/ ists ihm ein schre- cken und greuel. 9. Gottes ehr und dienst sei- ner diener einige freude. 10. Die goͤttliche na- tur der diener Gottes liebster schatz. 11. Jh- rem mit ihnẽ im leben Gottes begriffenẽ nach- sten lieben sie als sich selbsten. 12. Ausser dem Geiste Gottes nimmt sich GOtt keiner diener an/ es waͤre dann unterm zwange des gesetzes zur knechtschafft/ die kein erbe in Gottes H. wesen hat. 13. Niemand mag Gottes erbtheil erreichen noch seinem wesentlichen dienst bedie- nen/ als der aus seiner H. natur gebohren ist. Cap. 14. Ermahnung/ alle vertheilte geister in uns zubestreiten und ins goͤttliche leben unsere zu- flucht zu nehmen. 2. Man soll die geister erst pruͤffen bevor man ihnẽ glaubt. 3. Die mit der Gottheit nicht wesentlich vereinigte geister sol man in seelen nicht auffnehmen. Der Anti- christ muß sein urtheil empfangen. 5. Daß diß der vornehmste und listigste teuffel fuͤr dem sich ernstlich zu huͤten. 6. Weil GOtt sein leben nun in uns auffrichten wil/ muͤssen wir seine feinde austreibẽ. 7. Obwol die eitele dinge kei- ne macht mehr im hertzẽ haben/ hoͤren doch die feinde des lebens darum nicht auff/ sondern werden nur mehr erkandt. 8. Diese irrdische geister lassen sich durch nichts/ dann durch das einwesige leben uͤberwinden. 9. Erklaͤrung der worte Petri: Daß man einerley gesinnt seyn solle. 10. Aus dem geiste der tugend wird tu- gend gewirckt/ anders nicht 11. 12 Wer nicht zur gerechtigkeit eingekehrt und eins mit ihr ge- sinnt ist/ kan keine auswircken. 13. Die sinne und gedancken soll man nicht aus der einwesig- keit Gottes auskehren. 14. Daß die niedrigen erhoͤht/ die hohen erniedriget werden sollen. 5. Wir sollen uns zur speyse der Gottheit geladen/ unten ansetzen/ nicht meinen daß sie uns von rechtswegen gebuͤhre. 16. Pauli ermah- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. ermahnung/ daß die gottes theilhafftig/ nicht stoltz seyn/ sondern sich allzeit furchten sollen/ damit sie nicht auch ausgehauen werden. Cap. 15. Daß man sich diese niedrige stelle im ein- wesigen leben Gottes begriffen/ von Christo zeigen lassen solle. 2. Sie ligt in Galilaͤa das ist/ da man mit dem luste deß lebens aus fleisch in Geist umwendt. 3. Dieser ort ist Christi und aller seiner diener geburtsstadt/ daher sie Na- zareer heissen. Welchen namen/ als in der arbeit Gottes empfangen/ sie ewig behalten. 4. Diese arbeit vom Geist Gottes getrieben/ hat ihren beginn in Abraham/ und wird all en seinen kindern angeerbt/ die Gottes sitten und stimme warnehmen und darnach thun. 5. Dann leben sie dem fleische nicht/ sondern im heiligen wesen Gottes dem Nazaraͤischen le- ben. 6. Was sie dann thun das thut die Goͤt- liche natur in ihnen und sie in ihr. 7. Weil sie mit einander zu einem leben und geiste verei- nigt sind. 8. Wordurch Gott allein gelobt und gedanckt wird. 9. Dann die weißheit wird allein von ihren kindern gepriesen/ die er- wehlt sind/ vor der welt grundlegung. Cap. 16. Daß die weißheit ihrer kinder dienst und arbeit im einwesigen leben bevestigt/ daher er wieder alle sinne des fleisches bevestigt/ da- her er wieder alle sinne des fleisches besteht. 2. Auch kein ander krund gelegt werden kan 3. Jeder sehe zu was er drauff baue 4. Dann eines jeglichen werck wird durchs feuer bewaͤh- ret werden. 5. Diese bepruͤffung geschicht im leben Gottes/ da sich die sinne und gedancken zur seeligkeit begeben/ und trifft die verwuͤst- heit noch nicht. 6. Paulus bezeugt den sinnen und gedancken/ daß sie urtheilen sollen die drinnen seyn ꝛc. 7. So nun das gericht an den glaͤubigen anfaͤht/ was wil an den verwuͤsten sinnen und gedancken geschehen? 8. Die sich Gott willig ergeben/ weigern sich des feuers oder leydens Christi nicht/ daß sie auch der herr- lichkeit moͤgen theilhafftig werden. Cap. 17. Wie seelig der so im feuer des HErrn zur niedrigkeit gereinigt mag werden. 1. Bleibt sein werck im einwesigen leben uͤber/ wird er lohn empfahen/ wo nicht/ schaden leyden; Doch seelig werden durchs feuer. 2. Der ei- gen sinnige Geist/ der den tempel Gottes des menschen Hertz/ schaͤndet/ wird von Gott wie- der geschaͤndet werden. Daß der so weiß seyn will/ ein narr werden muͤsse/ weil des fleisches klugheit eitel thorheit und betrug. 3. Alle die Gott erkennen/ fliehen sie/ weil sie daß leben Gottes in der seelen toͤdt. 4. Keine geister mehr zu fliehen/ als diese eigene weißheit. 5. Weil zu allen andern rath ist zu dieser nicht. 6. Da- rum bleibt sie ewig ausser Gott im Tode. 7. Jhr urtheil wird nun gemacht 9. Lob und danck der mit Gott vereinigten hieruͤber. Er- klaͤrung des psalms: HErr wer wird wohnen in deiner huͤtten ꝛc. 28. Daß alle diener Gottes (gesetz und propheten Christus und Apostel) auff die einwesige gemeinschafft Gottes gehofft und darnach verlangt haben/ in gerechtigkeit vor Gott zu leben. 29. Welches nicht gesche- hen koͤnnen biß die vertheilte geister (so wol gute als boͤsse) ihre zeit ausgedient gehabt. 30. Wordurch die goͤttliche leydsamkeit in Chri- sto erkant und offenbar wird 31. Dann die goͤttliche prophezeyhung moͤchte im menschen nicht erkand werden/ denn durch die leydsam- keit Christi/ welcher aller vertheilten geister ende erwarten kan. Cap. 18. Daß weil die leydsamkeit Christi den autor bewahret/ er von ihr zeugen muͤsse. 2. Gottes wohnstadt ist wo die gottheit und menschheit im einwesigen leben zu einem wesen gereinigt sind. 3. Daß die im leben Gottes begriffen/ einerley gesint seyn. 4. Und hieran erkennet man/ daß sie aus Gott sind. Dann die Gott- heit/ und die aus ihr gebohrne sind weder ge- theilt noch bedeckt vor einander. 5. Ermah- nung alle eigensinnige und gleißnerische gei- ster aus dem hertzen zutreiben/ und die kirche Christi bauen zu helffen. 6 Mit dem welcher nicht eines sinnes mit uns hirinnen ist/ nicht zu disputi ren/ sondern vom verborgenen schatze Gottes zu handlen mit denen im einwesigen leben mit uns begrieffenẽ. 7. Daß der so solches nicht in der Goͤttlichen natur beweise und vollbringe/ kein diener Gottes seyn koͤnne Er verstelle sich vor den menschen/ so listig er kan/ so ist doch der eigensuchende geist der treiber seines wercks. Cap. 19. Daß die diener gottes fuͤr Balaams Judœ Jscariots und Anania geiste sich zu huͤten. 2. Dann dieser doppelte geist in seiner gleißnerey und irdischer begierde noch lebet/ biß er durch den geist des HErrn mund getoͤdt werde. 4. Derselbe hat den ersten streit und vertheiltheit in die gemeinschafft Gottes eingefuͤhret/ und das Blut der einfaͤltigẽ und unschuldigen von anbeginn vergossen. 5. Daß Gott rache an den- selben uͤben wolle. 6. Weil so lange dieser geist sein urtheil nicht bekompt/ unsere seele der pein/ furcht und angst unterworffen seyn muß. 7. Wie listig er daß blut der heiligen (das leben des gerichts) vergiese unterm schein der heilig- keit. 8. Daß der einfaͤltige seine Falschheit nicht leucht mercken koͤnne. 9. Jm letzten theil der zeit muß er ossenbar werden allen im gott- seeligen leben begriffenen. 10. So er alle sinne und gedancken in Gott wendet und alda wuͤr- cken laͤst/ koͤnnen sie kein eigen gesuch mehr trei- ben. 11. Dann erlangen wir den segen und ruhe Gottes. 12. Wann die lust unsers lebens mit allen sinnen und gedancken im leben JEsu Christi gegruͤndet/ dann werden wir erst se- hen/ das wir bißher von der goͤttichen natur nicht gesmeckthaben. 13. Dann die Gottheit laͤst sich ausser ihrer vereinigung nicht erken- nen. 14. Weil Gott bißher unerkand gewest/ hat fleisch und blut mit seinem irdischen geiste die oberhand gehabt 15. Jeder hat geruffen: Wir haben Gottes wort ꝛc. uns soll man hoͤ- ren. 16. Unter diesem ruffen hat die boßheit so zugenommen unterm deckmantel der heiligkeit/ daß man in den hertzen von keiner goͤttlichen natur mehr weiß/ vielweniger sie empfinde. 17. So lange die menschheit so stehet/ ist sie von Christo weit entfremdtet. 18. Und ihr ruhm ist ihre verdammnus. 19. Weil sie alle die ihr nicht gleichformig gewesen/ verdammt hat. 20. Wann der Herr sich wesentlich verklaͤrt/ muͤ- sen sie empfinden daß sie ihm in seinem heiligen A. R. H. Vierter Theil. D d d d wesen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. wesen gantz contrar gewest und ihr eigen ur- theil/ so sie wieder andere gefuͤhrt/ sie selbst tref- fe. Cap. 20. Daß der wesentliche tag des HErrn allen sinnẽ des fleisches ein erschrecklicher tag. 2. Alle vorige wercke Gottes sind diesem nicht zu ver- gleichen. 3. Was zuvor in getheiltheit stuͤck- wercks weise geschehen/ hat sein werck in gleich- nuͤssen gehabt. 4. Die letzte verklaͤrung seiner zukunfft ist sein heilig unbedeckt wesen selbst allen verdorbenen sinnen gerad zu wieder. 5. Daher das licht Gottes dem sinne des fleisches wohl ein wolckichter tag genennet werdẽ mag. 6. Dann ihme so bange werden wird/ daß sie wie die blinden umlauffen werden wegen ihrer versuͤndigung. 7. Jhr blut wird aus geschuͤttet werden. 8. Jhre leichname wie koht vertretten werden. 9. Jhr silber und gold wird ihnen zur schande seyn. 10. So viel lebens sie darin ge- habt/ so viel tods wird ihnen der grimm des HErrn zubringen. 11. Dieser tag (der durch- bruch deß himmlischẽ wesens) wird alles fleisch unversehret uͤberfallen. 12. Die frommen aber so mit verlangen auff die guͤte Gottes warten/ werden das gerichte der zukunfft deß HErrn in der nacht hoͤren. 13. Erklaͤrung der worte: Da es im mitten der nacht war/ da alle bewe- gungen in einer stille und schweigen waren/ ꝛc. 14. Erklaͤrung der worte: Jch begebe mich auff die wacht/ deß wercks Gottes in gerech- tigkeit warzunehmen/ ꝛc. 18. Die eine lust zu Gottes wahren wesen haben/ fuͤrchten sich fuͤr dem urtheile nicht/ weil sie ihre Erloͤsung dar- durch erwarten. 19. Wer Gott liebt/ erfreut sich wann er die stimme der gerechtigkeit Got- tes hoͤrt. Dann die wesentliche gerechtigkeit ist das licht des lebens. 20. Dis licht in allen gottseligen seelen seine krafft nun in klarheit geben wird/ alle wahnlichter krafftloß zu ma- chen. 21. Wordurch die herrligkeit Gottes er- kand wird werden/ dem einẽzum tode dem an- dern zum leben. 22. Dann alles was mit Gott nicht eins gesinnt und genaturt ist/ das wird im anschauen Gottes sterben. Cap. 21. Daß weil den menschen weder seine histori- sche gerechtigkeit noch die verdeckte prophezey- ung troͤsten moͤgen/ muß sich der mensch ernie- dern und in sich selbsten erkennen zu lernen/ durch welche erkaͤndnus wir in seinem lichte vor der irrdischen fuͤnsternus beschirmt wer- den sollen. 2. Jn der erkaͤndnus deß geists werden alle irrdische bilde und phantasien ver- zehrt. 3. Wer seine hoffnung darauff nicht gruͤndet/ muß das urtheil der verdammnus mit schrecken empfahen. 4. daß jeder dem wohl nachdencken solle. 5. Weilen Gott die rache wieder alles fleisch angenommen. 6. Wil das gottlose wesen richten. 7. Mensch soll sich vor ihm demuͤhtigen. 8. Weil das verderben al- les fleisches auff der bahn ist. 9. Ein weh folgt dem andern. 10. Jm wehe des fleisches eigen- thums kein trost noch erquickung. 11. Darum beben die berge 12. Die huͤgel aͤngsten sich. 13. Die reiche der erden erschuͤttern vor der wesentlichen gerechtigkeit. 14. Der erdkreiß wird bewget vor dem zorne des gerichts. 15. Schmuck des fleisches sinn ist eitel. 16. Wird wie dornen verbrand werden 17. Alle wassen wieder den HErrn helffen nichts. Cap. 22. Daß Jsrael sich uͤber dieser erloͤsung von den feinden des lebens freuen solle. 2. Das gebet Christi Vatter erklaͤre mich/ ꝛc. wird nun erhoͤrt. 3. Daß die zum leben versehene/ die kleichheit und natur des goͤttlichen wesens/ so von anbeginn der welt im hertzen des irrdi- schen menschen getoͤdet ist. 4. Das gottlose wesen/ so die goͤttliche natur im hertzen getoͤdt/ hat sich in Gottes staͤdte gesetzt. 5. Ruͤhmt sich der seeligkeit. Und wil ruhm fuͤr seine arbeit haben. 6. Gott aber nimmt sich der irrdischen arbeit nicht an/ und erweist/ daß es allein an sei- nem erbarmen liege/ daß er beweist an der gleichheit seines wesens/ das im irdischen hertzen getoͤdt ist. 7. Also wird die gottheit ein seelig- macher ihres leibs. 8. Und das kleinoth nach welchem die mancherley sinne lauffen/ erlangt das einige eben gleiche wesen der goͤttlichen natur aus erbarmung und erwehlung. Cap. 23. Das die sinne des fleisches ihres beruffs zur verlaͤugnung ihr selbsten warnehmen sollen. 2. Dann sie nun zum gerichte des HErrn wer- den: Zur seeligkeit aber hat Gott sein lilien- zweiglein versehen. 3. Viele seind beruffen/ wenig sind außerwehlt wird erfuͤlt. 4. Nicht mehr dann eins kommt zur seligkeit: Welches aber so kraͤfftig/ daß es tausent uͤberwind. 5. Gott will nun seinem einigen wesen krafft geben uͤber die menge der irrdifchen sinne zu herschen. 6. Wer nun die verdammnus in den vertheilten sinnen und geistern des flei- sches in der seelen erkennt und empfindt/ der nehme seiner seeligkeit im einigen wesen Gottes wahr. 7. Gott und mensch werden in der kind- heit durch die sinne des fleisches getrennt. 8. So bald Gott ein wenig im hertzen geistet und verklaͤrt/ verderben es die sinne des flei- sches wiederum. 9. Welches eine pein des tods zu empfinden ist. 10. Ach das es die eigensin- nige menschheit auch empfinden moͤchte/ so sol- ten die vertheilte sinne zwischen Gott und den menschen auch zwischen dem einem freude und dem andern bald auffhoͤren. 11. aber die ver- dorbene heiligkeit ist viel zu stoltz/ daß sie mit ihren naͤchsten freundschafft suchen solte 12. Sie spricht wer freundschafft begehrt/ mag zu mir kommen/ ich habe niemand beleydigt/ neh- me Gottes bey mir selbst wahr ꝛc. 13. Weil einen eignen Gott haben. 14. Die einigkeit des fleisches sinnes ist lauter eigenheit. 15. Des flei- sches sinnes friede ist ein Judas-friede wor- durch man ein ander verraͤht und betriegt/ und offenbar werden muß/ ꝛc. 16. Wer sich vom ein- traͤchtigen leben scheidt ist unnuͤtz auff erden. 17. Hat Gott und menschen verlaͤugnet. 18. Und ist all sein thun falschheit und betrug. Cap. 24. Daß man diesen betrieglichen Geist fliehen und nicht in sich wohnen lassen solle/ wo man die ruhe der seelen haben wolle. 2. Keine gerech- tigkeit noch Gottes dienst wird Gott ergreiffẽ/ dann die gerechtigkeit in der einwesigen ge- meinschafft Gottes 3. Alle unsere sinne und ge- dancken/ ja thun und lassen/ so wir in Gott wollen außrichten/ muß in Gottes einwesigkeit begriffen Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. begriffen stehen/ anders mag man mit Gott zur einigkeit nicht sammlen. 4. So wir aber/ mit Gott keine gemeinschafft haben/ was fuͤr fun- dament zur einigkeit moͤgen wir in unserm dienste miteinander haben. Cap. 25. Daß wir acht auffdie magt haben sollen/ mit welcher Abraham den Jsmael erzeigẽ muste ehe der sohn der verheisung gebohrẽ werden konte. 2. Welches die uͤbung und dienstliche lehre ist/ die goͤttlich und menschlich vorgehen mus. 3. Dienst geht der erlangung vor/ dann folgt die bewahrung an der kindheit JEsu zu sehen. 4. Wo der dienst nicht wahr genommen wird kan der sohn der verheisung (das wesen Gottes dariñen die seele ruhet) nicht gebohren werden. 5. Die einigkeit mag im hertzen nicht gebohren werden/ es sey dann die getheiltheit zwischen Gott und den menschen/ und zwischen den ei- nem menschen und den andern abgethan. 6. Daß des geists Gottes lust den vertheilten/ ir- dischen und zaͤnckischen geist aus dem hertzen auszutreiben. 7. Wie Gott in seinem wesen einig/ also wuͤrckt er nichts dann einigkeit. 8. Der verderbte mensch auff sich selbst gekehrt/ kann nichts dann getheiltheit und parthey- schafft einfuͤhren. 9. Was er von der Gottheit in seiner vernunfft begreiffen kan/ das zieht er in getheiltheit und partheyschafft/ was er hoͤrt oder liest/ sucht er andern/ um ruhm und profits willen/ wieder beyzubringen. 10. Daß man die gaben Gottes in demuth und mit danck- barkeit zur gesundheit der seelen annehmen sol- le/ nicht zum eignen ruhme. 11. Es ist keingroͤs- ser greuel vor Gott als |seine geistliche innerli- che gaben zur eignen Ehre und gewinn suͤchti- gen siñen des fleisches zugebrauchen/ eine boß- heit wider den H. geist. 12. Dero straff an Ana- nia/ Herode/ Simone erhellet ist. 13. Daß derẽ Geist noch in vieler hertzen sey. 14. Daher alle einfaͤltige ihre zuflucht in die einwesige ge- meinschafft des lebens Gottes nehmen/ und sich allen darzu leitenden diensten unterwerffen sol- len. 15. Welches ein beweiß ihres einkehrens zur goͤttlichen gemeinschafft und ausgangs aus aller eigensinnigkeit ist. 16. Dieser dienst erst inwendig wahr zu nehmen. 17. Wo das recht geschicht wird alle gute ordnung folgen. 18. Einigkeit der Gott ergebenen/ deren getheil- te sinnen sich vom fleisch in geist umgewandt haben/ und Gott und mensch gefaͤllig sind. 19. Daß dis die wahre disciplin/ wordurch die zer- stoͤrte wohnung Gottes wieder gebaut wird. Cap. 26. Daß/ wer sich mit Abraham nicht in de- muth zur magd verfuͤgt/ ist eigenweiß und auf- geblassen/ sucht mit sich zu streiten/ nicht die ge- meinschafft Gottes auffzurichten. 2. Solcher eigen suchender geist ist von aller goͤttlicher und menschlicher Natur entfrembd und unver- staͤndiger dann ein thier. 3. Thiere von einer natur oder art/ halten sich zusammen/ und die- nen einander. 4. Menschen in neid gantz ver- theilt und so verdorben/ daß eines einigen in- wendigkeit in tausenderley vertheilten sinnen begriffen/ wie sollen viel im vertheilten geiste ei- nig seyn koͤnnen? 5. Ursach ist/ weil man den einwesigen geist des HErrn in sich gantz aus- geloͤscht hat. 6. Darum muß die Gottheit im verborgenen Himmel warten/ biß die boßheit sich in getheiltheit selbsten verzehre. 7. Wann dann die zeit der gedult Gottes vollendet/ und die menschheit der unruhe zu huͤlffe rufft/ dann laͤst sich des HErrn geist aus gnaden im her- tzen des demuͤtigen und trostlosen menschen se- hen und empfinden. 8. So die trostlose menschheit von ihr selbst also frey dem geiste Gottes/ zu ihrer seelen ruhe raum gibt/ muß der einwesige dienst folgen. 9. Dann wann Christus gebohren/ wird er bewahret und auf- erzogen. 10. So auch wo er in einer seele em- pfangen wird. 11. Wo das nicht geschicht ist die einwesige Gemeinschafft des lebens aus Gott unbekant und gebiert keine frucht zum leben. 12. Darum die sich Gott zu dienste erge- ben ihre hertzen dem eigensinnigen abgetheil- ten Geiste nicht gemein machen noch ihre seele zum guten vertrauen sollen. 13. Dann der ver- deckte heuchlerische geist hat nichts guts im sinne/ und ist ein feind des H. dienstes Gottes. Cap. 27. Daß wer eine erkaͤntnuͤs des Geists Gottes in der seelen empfangen dieselbe beweisen sol- le im leben. 3. So man erkennt/ daß man Gott und seinen naͤchsten zu dienen schuldig/ aber keine lust in sich findt zu solchem dienste muß man wissen daß zweyerley dienste im hau- se des HErrn/ dem hertzen. Der 1. ist knech- tisch/ und wird mit pein und schmertzen um lohn bedient/ uͤber den sinn des fleisches/ dem er um lohn gehorsamt. 4. Fleisch und blut meynt fuͤr seinen unwilligen dienst das leben zu empfangen/ bekommt aber den todt. 5. Dann alle eigenthum des fleisches ist nach dem gesetzlichen dienste dem todte unterworffen: auch der welchem von Gott der dienst uͤber den todt/ ihn zu uͤberwinden aufgelegt wird: wie an allen dienern Gottes zu sehen ist/ daß sie doch nicht um ihrer suͤnden willen/ sondern daß sie durch ihren unschuldigen todt dem ei- genthum deß fleisches seinen erblichen todt zu- braͤchten/ gestorben und begraben sind. Auff daß die vom gesetz erforderte gerechtigkeit in uns erfuͤllt wuͤrde/ und wir Gott mit luste ungezwungen dienen moͤchten. Cap. 28. Daß der goͤttliche dienst den tod zu uͤber- winden sich dem tode unterwerffe/ den gefall- nen menschen wieder mit Gott zu vereinigen. 2. Welches nicht geschehen kan/ sonderden tod im fleische zu leyden. 3. So viel der dienst aus der goͤttlichen natur kommt so viel kan er willig leyden und dulten/ aus liebe. Dann die lust und liebe der goͤttlichen natur zu der menschen seeligkeit ist uͤber die pein des todes. 4. So viel der sinn des fleisches sich unter die gerech- tigkeit Gottes beugẽ muß/ so viel ists ein dienst des zwangs/ und die pein des tods geht uͤber die lust und liebe des gerichts. 5. Darum ists ein dienst des zwangs und todes; der kei- ne verheissungen noch erbe des lebens hat/ auch kein leben gebaͤhren kan. 6. Hieraus kan der diener in seiner seelen empfinden/ ob er im dien- ste des wesens Gottes und luste des lebens/ oder des gesetzlichen zwangs und todes sey. 7. Jst die lust und liebe des gerichts ein HErr uͤber die pein und |eigen suchenheit des fleisches; so ist man ein diener Gottes. 8. Jst aber die pein und eigensuchenheit deß fleisches ein Herr uͤber die lust und liebe des gerichts/ so ist man A. K. H. Vierter Theil. D d d d 2 kein Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. kein diener Gottes sondern unterm gesetz ein diener des fleisches und des todes. 9. Dann wor uͤber die lust und liebe des gerichts keine herrschafft fuͤhrt/ das ist kein dienst der zum le- ben leitet. Gott ist in seiner natur und wesen nichts dann lust/ liebe/ friede und eintracht. 10. Wer die goͤttliche natur in der seelen empfun- den/ wird bald entweder im leben oder im tode befinden/ wessen diener er sey. 11. Dann durch die belohnung des diensts/ erkennt man/ wes- fen diener man unter den zweierley widrigen geistern sey. 12. Der eine ist das leben und er- niedert im geiste/ der ander der todt und erhebt zum eigenthum im fleische. 13. Durch diese niedrigkeit wird die wohnung Gottes im her- tzen befestigt. An Jacobs dienste um Lea in der arbeit/ und darnach um Rahel aus lust und liebe. 14. Durch den dienst ist das gantze hauß Jsrael im maͤnnlich-und weiblichen ge- schlechte bis auf Mariam des HErrn magd/ aus welcher der Christus Gottes allein durch den H. Geist gebohren wird. 15. Daher Chri- stus von der suͤnde unbefleckt erkannt wird und im menschen den H. Gottes dienst zum leben bedient. 16. Und das lebẽ ist ein licht/ zu erleuch- ten und zu dienen allen die im lichte des lebens zu wandeln begehren. 17. Und alle so drinnen wandeln zeugen von diesem lichte. 18. Ein goͤt- licher diener zeugt von Gott dessen diener er ist nicht von sich selbsten. 19. Welches der grund aller treuer diener Gottes/ die ihren dienst zur einigkeit und vermehrung des hauses Gottes bedienen/ und alle vertheilte voͤlcker zur ge- meinschafft des lebens Gottes ruffen: und be- kennen/ daß sie diener Gottes nicht herren sind. 20. Gott ist HErr und meister deme sie dienen bis sie den segen von ihm empfangen. 21. Der sich zum diener Gottes ergibt mus auch der seegen folgen. Wie autor wircklich erfahren hat. 22. Darum er auch darvon zeugen muͤs- sen/ nach dem sich Gott in ihm verklaͤrt. ꝛc. Cap. 29. Ermahnung/ Gottes gnaden beruffs und stimme in sich war zu nehmen/ die eigenschafft des fleisches zu verlaͤugnen/ und zum dienste des HErrn uns zu ergeben/ wie Abraham seine freundschafft und land verlassen. 2. Dieser weil er Gott mit luste gehorsam/ ward er ein vatter der fruchtbarkeit in gottes gerechtigkeit/ war auch nicht unlustig und traͤge/ bekam auch keinen lust/ wieder in sein eigen land zu kehren. Gleich auch Paulus nicht wieder nach dem ir- dieschen Jerusalem (da/ weil fleisch und bludt drinnen regiret alle Gottes propheten getoͤdt werden) kehrte/ so veraͤnderlich sind Gottes diener nicht. 3. Dann sie koͤnnen den Geist des HErrn nicht verlassen/ noch in den sinn des fleisches wieder eingehen. 4. Die suͤssigkeit des Geists Gottes in der seelen ist ihnen viel zu lieb- lich. 5. Daher sie allen ihren dienst Gott und den menschen zu liebe wenden. 6. Nachdem ihr dienst in der goͤttlichen und menschlichen natur bevestigt/ folgen sie dem leit-sterne bis nach Bethlehem nach. 7. Und so sie den seelichmacher gesehen und empfunden/ verkuͤndigen sie es in Bettlehem/ so ein niedriger orth/ da die hohe eigensinnigkeit nicht meynt/ daß der seeligma- cher der seelen gebohren werden solle. 8. Da- rum kan sie die geburth Christi zur seeligkeit weder sehen noch empfinden. 9. Allein an der niedrigsten staͤtte ist die geburt Christi vom au- tor gefunden. 10. Zu welcher niedrigen staͤtte/ als dem ausgange von sich selbsten und von allem fleisch und blute/ er uns alle weist. Ver- heisungen. ꝛc. Cap. 30. Gebet das autoris/ daß Gott unser in gna- den gedencken und uns mit seiner frucht be- wahren wolle/ damit wir im durchbruche sei- nes lichts von den vertheilten geistern nicht ge- hindert und in der geburth seiner H. fruchte die nun in der kindheit in uns von ihm ange- hen/ nicht verschlungen werden/ sondern durchbrechen/ wachsen und zu nehmen. 2 Daß er in diesem seinem tage/ dem durchbruche sei- nes H. wesens/ gedencken wolle/ wie viel der feinde des lebens in unserm hertzen seyn/ und wie listig sie es aus zu loͤschen trachten. 3. Es ist genug/ daß sein H. leben bißher da man es nicht erkandt/ untergetretten ist. 4. Daß Gott der mutter und ihrer jungen frucht inge- denck seyn wolle. 5. Weil die geburths noth vieler gefahr unterworffen/ die durch den we- sentlichen Christum allein abgewandt werden kann. 6. Darum wir zu seufftzen/ daß die frucht gluͤcklich ans tages licht kommen moͤge. 7. Dann wo Gott die junge kinder in der ge- burth und aufferziehung nicht beschirmt/ moͤ- gen keine maͤnner zur uͤberwindung seiner fein- de erwachsen. 8. Autoris ferners flehen/ daß Gott sein H. wesen durch die maͤnnliche krafft seines Christi/ in allen hertzen der menschen/ die einen guten willen zu seiner gemeinschafft ha- ben wolle ausfuͤhren aus der kindheit zur maͤn- lichen betagtheit seines Christi ꝛc. 9. Damit seine macht allen bildlichen geistern bekandt werden/ und sie die kinder seines H. wesens mit ihren bildlichen geiste nicht ewig zum tode verurtheilen/ nachsagen: sie haben keinen Gott. 10. Autoris vertrauẽ zu Gott daß er das ange- fangens werck aus dem dienste des gesetzes biß auf Johannem/ den vorlaͤuffer Christi/ und dann zur verklaͤrung des himmlischen wesens in Christo JEsu ausfuͤhren werde. Cap. 31. Daß man im hertzen wesentlich mercken sol- le wie das gesetz Mosis und das evangelium Christi ihren anfang haben. 2. Der mensch in seinem verwuͤsten angebornen irdischen wesen gebrissen/ kennt weder Gott noch teuffel/ weder suͤnde noch gerechtigkeit/ ungeacht ihm Gott nahe ist. 3. So Gott sein wesen und natur im men- schen zu einer gerechtigkeit wil bekandt machen/ offen- hart er sich erstlich als einen gerechten Gott dem heyd- nischen wesen im hertzen gantz contrat. 4. Aus diesem knechtlichem dienste empfaͤht die menschheit nichts dann furcht/ todt und verdamnuß weil sie einander so gar contrar sind/ muß die gerechtigkeit den tod offen- bahren/ und solchen der menschheit ins gesichte stellen. 5. Weil das irrdische verwuͤste leben aus der eigenfin- nigen begierlichkeit des fleisches gebohren steht das ge- setz solchem im hertzen entgegen und spricht: Du solt nicht begehren 6. Hierdurch wird der todt veraͤndert/ dem lamme Gottes abgenommen und dem irdischen verwuͤsten leben zu gebracht. 7. Da dann das irrdische leben als eine toͤdliche last im hertzen erkannt und em- pfunden wird. 8. Darum das verwuͤste ungerechte leben keinen groͤssern feind als das gesetz Gottes. 9. diese feindschafft boͤrt nicht auff so lang der mensch sei- ne lust und begierde zu etwas hat das Gott in seinem H. wesen nicht ist. Dieser lust zum irrdischen leben kan der mensch nicht los werden/ oder er muß einen solchen unlust in der suͤnde haben/ daß er lieber ster- ben/ daun der suͤnde laͤnger leben wolle. 10. Diese ren uud unlust uͤber die suͤnde kan er unterm dienste des gesetzes nicht erlangen/ dann ihm die ge- rechtig- Th. IV. Sect, III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. rechtigkeit aus dem gesetze viel zu contrar, weil er wider Gotts gerechtigkeit lebt. Daher nichts als angst/ schrecken und tods-furcht in ihm vom gesetz Gottes ist. Cap. 32. Daß/ nachdem die gerechtigkeit Gottes ihre zeit vollend/ das irrdische hertz in seiner boßheit krafftloß wird/ und der todt der gerechtigkeit die herrschafft uͤber das ungerechte leben be- kommt/ das gesetz der gerechtigkeit in ihrer ar- beit stille stehe; und das goͤttliche auge auffs leben der goͤttlichen natur jehe/ daß es noch im tode ligt/ und doch leben solte: Und aber un- term dienste des gesetzes mit dem menschen nicht fruchtbar werden koͤnne/ da dann das goͤttliche auge auff seine gnade und barmher- tzigkeit sehe. 2. Durch die liebe der goͤttlichen natur zur fruchtbarkeit ihres lebens erweckt sie eine geburt Johannes/ gnade/ welcher name unterm dienst des gesetzes unbekandt/ weil un- term dienste des gesetzes keine gnade zu erlan- gen ist. 3. Dieser Johannes laͤst den dienst des gesetzes in seiner gerechtigkeit stille stehen/ und gehet mit dem dienste der gnaden ins ver- wuͤste hertz/ und lehrt busse und abstand von suͤnden/ auch daß das himmelreich nahe sey. 4. Hierdurch bewogen geht die menschheit aus ihr selbst mit allen sinnen) lust/ willen und ge- dancken/ und fragt was sie thun solle selig und von der suͤnde und dem gesetz der verdammnuß loß zu werden. 5. Diß von Johanne befohl- ne thun ist gnaͤdig und gesaͤtzlich. Habt reu uͤber die suͤnden/ und ergebt alle eure lustdem wesentlichen GOtt. Cap. 33. Daß uͤber die sinne und gedancken/ lust und willen die reu uͤber die suͤnden und denselben absterben/ die gerechtigkeit des gesetzes und die verdammnuß der suͤnden auffhoͤre/ und die gnade Gottes in der bußfertigen menschheit fruchtbar werde. 2. So viel der mensch seine lust und liebe von der suͤnde zur gnade um- wendt/ so viel geschicht diese fruchtbarkeit und vereinigung. 3. Und je vester die vereinigung je kraͤfftiger wird die goͤttliche geburt im men- schen die suͤnde zu uͤberwinden. 4. So viel die goͤttliche geburt durch einen lust der menschheit/ die sunden uͤberwindt/ so viel freude uñ Evangeliums des lebens empfaͤngt die menschheit. 5. Daß diese geburt ihr werck und wesen nach in der schwachheit nach dem fleische und der sterblichkeit noch eine zeitlang unterworffen/ doch nicht zur verdammnuß/ sondern zur seligkeit. 6. Diese geburt verkuͤn- das Evangelium mit dem bedinge: Wofern man die traurigkeit des tods/ aus liebe des ge- richts um seiner suͤnde willen leidt/ und sein le- ben ihr im tode gleich gemacht/ so soll man der freude des lebens mit ihr theilhafftig werden. 7. Diß geschicht erstlich in Jsrael/ da GOtt in gerechtigkeit und gnade die regierung uͤber den menschen angenommen hat. Cap. 34. Daß/ wann Christus seinen dienst nach der menschheit vollendt/ das haus Jsrael auffge- richt/ und die schwache geburt/ seine juͤnger/ im glauben gestaͤrckt/ er wieder zum vatter ins himmlische wesen/ gehe. 2. Jn der vereini- gung zwischen der Gottheit und menschheit erfreut sich das himmliche heer in der mensch- heit. 3. Durch diese freude wird das himmli- sche wesen/ Vatter/ Sohn und H. Geist/ ein GOtt der gerechtigkeit/ und ein Gott der gna- de und barmhertzigkeit/ uͤber alle voͤlcker unter dem himmel. Wer dann reu und leid uͤber die suͤnden hat/ dem laͤst er vergebung und das Evangelium verkuͤndigen. 4. Nicht allein der gerechtigkeit des gesetzes/ sondern auch allen verwuͤsten sinnen und gedancken/ die mit ei- nem lust von ihren suͤnden abstehen/ und in die goͤttliche natur glauben. 5. Wordurch erhel- let/ daß GOtt in seiner gnade so wol ein Gott der Heyden/ als er durch seine gerechtigkeit ein GOtt der Juden/ und alles lauter gnade sey. Cap. 35. Daß/ nachdem die gnade JEsu Christi den menschen zur lust und liebe/ des HErrn wil- len zu thun/ erweckt/ er auch die gerechtig- keit des gesetzes versuͤhne/ daß sie keine macht habe/ den gutwilligen menschen zu verdam̃en/ sondern ihn beschirme/ und das urtheil uͤber seine feinde/ die anfechtende luͤste im fleische/ die Gottes| gerechtigkeit in der seelen ausloͤ- schen wollen/ bringe. 2. Wann das urtheil uͤber den gottlosen geht/ wird der mensch froͤ- lich in seinem streit/ weil er durch den glauben/ (die lust und liebe zu Gottes gerechtigkeit) sei- ne feinde uͤberwindt. Welches die wahre evan- gelische lehre. ꝛc. Die lob/ freude und danck- sagung gebiert. 3. Darum GOtt aller voͤlcker GOtt/ die seine gerechtigkeit lieben und aus der liebe des gerichts/ die suͤnden hassen und verlassen. 4. Diese freude und liebe des ge- richts treibt den zwang des gesetzes/ zusammt der suͤnde/ tod/ teuffel und hoͤlle aus dem er- neuten hertzen/ so mit GOtt zu einem geiste vereinigt ist. 5. Und dann ist nichts verdamm- liches in denen die in Christo JEsu sind/ die nicht nach dem fleische/ sondern nach dem geiste wandeln. ꝛc. Cap. 36. Daß/ wer seine seele mit einem eiteln ruhm des Evangelii und irrdischen troste nicht laͤn- ger wolle verblenden lassen/ das gesetz und E- vangelium wesentlich in sich erkennen muͤsse. 2. Wer diß erkennen und fuͤhlen wil/ muß erst fuͤhlen in was vor lust und begierden sein le- ben und neigligkeit begriffen steht. 3. Jst die lust des lebens noch in den irrdischen begier- den verbunden/ und hat ihre freude in etwas das GOtt in seinem h. wesen nicht ist/ so kan man das goͤttliche Evangelium JEsu Christi nicht erkennen/ sondern das leben ist irrdisch und steht in pein und schmertzen unterm ur- theil des gerechten gesetzes/ und muß die ver- dammnuß in unruhe der seelen und furcht des tods im hertzen zum oͤfftern empfinden. 4. Woraus man zur gnuͤge erkennt/ daß das le- ben durchs Evangelium JESU Christi (die freude des himmlischen wesens) noch nicht erneuert/ noch des friedsamen und freu- digen Evangelii wesentliche theilhafftig ist. 5. So man aber durchs creutz Christi und die verlaͤugnung sein selbst den irrdischen luͤsten oder dem gesetze durchs gesetz mit Paulo gantz abgestorben/ daß keine begierden in den luͤsten mehr leben/ sondern man mit Christo aus dem tode in ein neu leben des himmlischen wesens aufferstanden/ und im wesen JEsu Christi fuͤhlen kan/ daß man nicht mehr lebe/ sondern Christus in uns. 6. Alsdann und in den- selben wesen empfaͤngt man das warhaffti- ge Evangelium aus |dem himmel: So das D d d d 3 freu- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. freudige gottselige neue leben im himmli- schen wesen ist. 7. Daß jeder es zu hertzen nehmen/ und seine seele in eine lebendige gewisse hoffnung/ der goͤttlichen natur in der seelen theilhafftig zu werden. 8. Jn die- ser hoffnung und vertrauen laͤst Autor seine seele in ihrer arbeit ruhen/ weil GOtt ihm die sorge abgenommen. Ende. Jnhalt der Capitel des achten Theils des acker-schatzes Hiels. Daß him̃el und erde das zeugnuß Gottes im leben warnehmen sollen. 2. Dann der HErr bringt nun sein zeugnuß nicht mehr bildlich und in dunckelheit hervor; sondern wesent- lich damit jeder es hoͤren moͤge zum leben oder tode. 3. So bald es in der seelen gehoͤrt/ wil GOtt antwort haben/ zu erkennen/ worzu die seele in ihrem lust und leben geneigt/ ihr ur- theil zum leben oder tode darnach zu empfan- gen. 4. Wann der alte himmel und die un- reine erde das zeugnuß Gottes zur erneurung in gerechtigkeit hoͤren/ wird auch das verfalle- ne menschliche wesen erkennen/ was das zeug- nuß Gottes begehre/ und wird sich im leben oder tode unter GOtt beugen. 5. Und so viel der mensch das zeugnuß Gottes zum leben der seeligkeit annimmt/ so viel erkaͤnntnuß em- pfaͤht er vom berge des HErrn. 6. Und so viel er befindt) daß der berg heilig/ so viel laͤst er sich auch heiligen/ durch das wesen des zeug- nuß Gottes. 7. Die heiligmachung ist/ daß man alle liebe/ lust und leben von den irrdi- schen geistern und luͤsten abwende/ und alles was man dem irrdischen wesen zubracht/ todt wieder empfange/ als einen todten leib mit ungebrochnen gliedern. 8. Jn diesen von den irrdischen geistern wieder empfangen todten Leib muß man GOtt wiederum eine lebendi- ge seele bitten. 9. Hat aber der mensch nicht so viel lichts/ daß er die irrdische seele von der himmlischen unterscheiden kan/ und wieder eine irrdische seele in seinen todten leib em- pfaͤht/ so wird er blinder weder er zuvor war. 10. Muß sein elend des tods erben/ worvon ihn nichts befreyen kan/ dann das erkaͤnntnuß seines elends und die gnade Gottes/ so er dero glauben und vertrauen kan. Welcher gna- der er nicht von hertzen begehrt/ es werde ihm dann das elend bekandt gemacht/ daß er em- pfinde/ es sey noch ein leben fuͤr den bekehrten suͤnder uͤbergeblieben. Cap. 2. Anzumercken/ wo das leben Gottes anfangs/ da man weder Gott noch leben des gerichts er- kannt/ geruhet habe. 2. Nemlich in seinem ein- wesigen leben. 3. Die Gottheit istdas ewige ein- wesige leben selbst. Und das lebẽist ein licht der menschen und himmlisch. 4. Wird wuͤrcklicher weise auch endlich im leben ein GOtt der er- den erkannt. Welche erde das natuͤrliche le- ben ist. Und kennt weder GOtt noch sich selbst/ noch wer es regiert. 5. Die unerkaͤnntnuß hat ihre meiste krafft im menschlichen wesen/ das in die finsternuß verfaͤllt und im tode lebt den luͤsten unterworffen. 6. Solche menschheit ist aͤrger als das unvernuͤnfftige vieh. 7. Darum zeugt der prophet/ daß der verfallne mensch das schalckhafftste hertz unter allen creaturen habe/ daß in seiner irrdischen und alten geburt nichts dann vertheiltheit/ uneinigkeit/ und be- deckte schalckheit wieder das leben Gottes auswuͤrcken kan. 8. Das irrdische wesen schleust das einwesige gottselige leben in die toͤdtliche finsternuß ein/ daß es in der todten verduͤsterten erden weder himmlisch noch na- tuͤrlich gebaͤren kan/ biß die zeit erfuͤllt. Cap 3. Daß/ nachdem die zeit ihr alter vollend/ die erde eine schwache beschlossene frucht empfan- ge/ so ein anfang das leben in GOtt zu erken- nen. 2. Diß leben muß die mutter mit der zeit/ wanns ihr zu maͤchtig faͤllt mit schmertzen ge- baͤren. 3. Diß leben von seiner mutter geschie- den/ empfaͤht seinen eignen geist in leid und freude. 4. So viel es von der erden/ seiner mutter/ der getheiltheit in eigner begierligkeit unterworffen/ so viel leids empfaͤhets. Und so viels von der Gottheit/ seinem vatter/ empfaͤht/ so viel freude hat es. 5. Sein erstes erbe von der erden ist pein und schmertze/ sein ander er- be vom himmlischen Geiste ist die freude des lebens/ welches durch die erde dringt und das leben kraͤfftigt/ daß es von der pein der erden nicht ausgeloͤscht werde. 6. Wann das leben gebohren/ empfaͤhts begriff und erkaͤnnt. nuß/ und wird in der kindheit von zweyen gei- stern getrieben. Und geniest zweyerley speise. 7. Die eine speise gibt unterhalt zur eigenschafft im fleische. Die andere zur freyheit im Geiste. Daß also das leben wider den tod im streite stehet. 8. Jm streite hats zweyerley contrare lehr-meister von denen es den meisten streit em- pfaͤht: Dann wo die lehre in getheiltheit ist/ da ist streit. 9. Jst so kraͤfftig nicht einerley lehre anzuhangẽ/ weils von zweyeꝛley substantzen ist. Cap. 4. Daß diese 2. lehr-meister zween bruͤder/ de- ren aͤltester Kain/ die eigne besitzung im fleische lehrte 2. Der ander Habel/ lehrt die christliche einfaͤltige unschuld. 3. Jeder hat seine dienst- bare geisteꝛ nach seiner art unteꝛ sich/ die das le- ben in verschiednen luͤsten nach sich ziehen. 4. Sie nehmen in ihrer lehre wider einander zu/ und jeder sucht das leben zu sich zu ziehen. 5. Der aͤlteste laͤufft uͤber feld dem wilde nach/ der ander haͤlt sich stille bey den laͤm̃ern/ und fragt die weißheit raths. 6. Also bringen sie einan- der viel straffen des tods zu/ welches die Gott- heit biß ihre zeit vollend erduldt. 7. Kain der erstgebohrne hat in seiner lehre den vorgang/ und toͤdtet seinen unschuldigen bruder Habel mit gewalt/ welches dieser gedultig leidet. 8. Der himmlische Geist heischt dessen leben von Kain. 9. Kain den him̃lischen Geist in seiner gerechtigkeit innen werden/ empfind die pein des tods zur straffe/ wird fluͤchtig/ und hat in seinen besitz keine bleibende staͤtte. Cap. 5. Daß GOtt das leben Habels wieder in ge- rechtigkeit befestigt/ damit Kain in seinem eig- nen besitz ruhe finden moͤge. Daher die zwey- erley geschlechte im streite sich wider einander mehren. 2. Hier sieht die Erbschafft Gottes (die lust des lebens) nach der irrdischen schoͤn- heit/ da GOtt richten muß. 3. Die irrdische luͤste zu straffen/ laͤst GOtt eine wasser-fluth (ihre eigne eitelkeit) uͤber die kommen/ und ver- der- Th. IV. Sect III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. derben. 4. Dann ruht die Gottheit bis die straffe vorbey/ und das wasser wieder in das meer geloffen. 5. darauf erzeigt er wieder durch Sem/ Ham und Japhet. Cap. 6. Daß in dieser geburth der geschlechten No- ha der streit des lebens schon wieder beginne/ und das leben aus Gott in frieden nicht leben kan. 2. Dieser streit biß Jsmael und Jsaac von einem vatter erzeugt und Jsmael ausgestosen wird. 3. Nach dem er sein werck gethan hat. 4. Doch hoͤrt der streit nicht auff; Die gottheit muß noch leyden; Dann die irrdische luͤste neh- men wieder das leben Gottes in der arbeit zu/ bis er dem Loth angethane gewalt gerochen ist. 5. Zur straffe muͤssen die irrdische luͤste in ihrer hetze sich selbsten verzehren. 6. Weil das ge schicht geht Loth (das leben der goͤttlichen na- tur) mit seinem haußgesind daraus. 7. Loths weib (die menschheit so der goͤttlichẽ natur ver- traut ist) aber sieht nach ihrer eigenschafft sich um und wird ein saltzstein/ der noch gereinigt werden kan. Cap. 7. Daß Loth (das goͤttliche leben) noch zwo toͤchter/ den natuͤrlichen geist und wesen und goͤttlichen geist und wesen/ die mit aus gegan- gen und erhalten bleiben/ die begehren von ih- rem vatter (dem gerechten gottseligen leben) fruchtbar zuwerden. 2. Die aͤlste ist die natuͤrli- che geist/ mit dem Gott erstlich wirckt 3. Die juͤngste in der geburt/ aber die aͤltste im wesen/ ist das goͤttliche und himmlische wesen/ das auch im gottseligen leben begehrt fruchtbar zu werden. 4. Aus welcher fruchtbarkeit die Pro- pheten entstehen/ vorzusehen wann der streit des lebens endigen solle. Cap. 8. Daß der streit noch waͤhre und darum die Gottheit ihr leben in ruhe nicht beleben koͤnne. 2. Der streit bleibt in arbeit biß Jacob und E- sau geboren werden. 3. Jn dieser geburt wird der streit verschwaͤcht/ und die straffe gemin- dert. 4. Hier beginnt die Goͤttliche geburt durch ihrer Mutter weißheit (nicht mit gewalt) ihren irrdischen bruder zu uͤberwinden. Doch wird der streit noch nicht abgethan: Weil man das leben aus Gott noch nicht beleben mag. 5. Sondern die gottheit wird durch Jacob/ den uͤberwinder/ in mehrer klarheit und krafft des lebens offenbar/ den streit zu endigen. 6. Daß Jsrael (die regierung Gottes) Gott von hertzen lieben solle/ weil er ein. Gott Abrahams/ Jsaacs und Jacobs ist/ und aus dem dienst-hause aus- fuͤhrt. 7. Durch diß gebet offenbahret Gott das einige gottselige lebẽ/ das ohne streit in der gott- heit lebt. 8. Der streit wird zwar kraͤfftiger nie- dergelegt/ doch noch nicht gar geendigt. 9. Die Gottheit beweist kraͤfftig/ daß nur ein Gott in deme das leben ohne streit ewig bestehe. 10. So man sein eigen vertheilt irrdisch leben verlaͤsset und im einigen goͤttlichen wesen lebt/ so hoͤrt der streit des lebens auff. 11. Dann der Gottheit ambt ist/ das unter dem streit in der getheiltheit des irrdischen wesens gefangene leben zu erloͤsen. Cap. 9. Daß weil der streit des lebens unterm gesetze noch nicht auffhoͤrt/ die gottheit ihr leben noch im himmel verbergen und den streit stehen las- sen muͤsse/ biß die gottheit und menschheit ein- ander so nahe kommen/ daß nur einerley ge- burt aus zweyerley saamen/ die so viel kraͤfftiger ist/ geboren werde. Die geburt aus einerley saamen hat nicht wider ihren bruder zu strei- ten. 2. Wann die zeit erfuͤlt und einerley geburt aus der einigkeit des lebens geboren/ hoͤrt der streit zwischen bruder und bruder auff/ und wird wider die frembte nationen gerichtet/ biß dieselben außgerottet sind/ weil mit ihnen kein vertrag/ wie zwischen dem einen und an- dern bruder zu machen. 3. Dieser streit so mit huͤlff der Gottheit wieder die feinde des lebens gefuͤhrt wird/ hoͤrt nicht auf biß sie uͤberwun- den. 4. Daß die einerley geburt der seeligmacher des lebens/ einen andern goͤttlichen streit der zur seeligkeit bringt verklaͤre und die einwesigkeit des lebens fordere. 5. Bezeugt lauter einigkeit im wesen der goͤttlichen natur. 6. Wer die gott- heit in ihrem einigen wesen erkennen will/ muß mit ihr im leben einwesig werden/ anders hat er keinen Gott noch Christum in dieser welt. Cphes. 2. 12. Cap. 10. Daß unter der einerley geburt der streit des lebens wieder die außlaͤndische feinde bleibe/ biß diese einerley geburt aus ihrem verborgenen himmel das hertz deß lebens einnehme/ und das urtheil des gerichts uͤber die femde bringt/ dann wuͤrde der streit geschieden. 2. Die feinde em- pfangen den todt zur verdammnus: Und das einwesige leben empfaͤngt sein leben ohne streit. 3. Jn diesem leben wird Gott als ein einiger Gott erkandt. 4. Dañ wird Gott das reich und die herrligkeit uͤbergeben. 5. Hier bekommt die weißheit die regierung: Dann wo die einwesig- keit des lebens oberhand hat/ da regiert weiß- heit und verstand. 6. Dañ zeugẽ alle geister ein- hellig: Nun ist die krafft und herrligkeit und die macht der seeligkeit des lebens unsers Gottes und seines Christi worden. 7. Weil der beschul- diger und wiederstreiter des lebens durchs ein- wesige leben verschlungẽ und uͤberwunden ist. 8 Durchs waffen des einwesigẽ ē lebens haben sie ihr eigen leben im todt verlassen/ und den todt mit seinem eigenthum bezahlt/ das sie seiner loß wuͤrden. 9. Dann zeugt das leben: Freuet euch ihr himmel und die drinnen wohnen: Dann ihr habt der erden ihr wehe und elend/ das alle auff erden wohnende theilhafft werden/ wieder- geben. 10. Daß von dieser freude des lebens im himmel und vom wehe und elende in der erden autor nun zeugen muͤsse/ daß die nachkommen und nun lebende erkennen moͤgen/ daß ein Gott im leben des himmels vor den fleischlichen au- gen verborgen sey ꝛc. Cap. 11. Daß weil uns Gott aus dem elend und we- he zur einwesigkeit des lebens berufft wir genau aufs leben der goͤttlichen natur in der seele mercken sollen/ daß wir uns demselben allein einergeben/ und keinem Ennoch-geist mehr glauben der nicht im einwesigen leben begriffen stehe/ und solches in der seelen anweist/ sie seyn so scheinheilig als sie wollen. 2. Durchs wahre zeugnus wird Gott uñ mensch/ auch ein freund mit dem andern wesentlich vereinigt. 3. Wo das nicht geschicht/ da hat der einige geist des HErrn kein wohnstadt es scheine wie es wolle. 4. Daß das einwesige leben das fundament deß hauses Gottes auch Gott und seine gerechtig- keit Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. keit allein in der goͤttlichen einwesigkeit deß le- bens in Christo JEsu zu suchen 5. Jn sol- chem wird ein Bruder den andern erkennen. 6. Welches ein gewis kennzeichen daß deß HErrn einwesiger geist sein volck regiert. Cap. 12. Daß wer sich ausser der einwesigkeit des le- bens in Christo einer bruͤderschafft annimmt/ betrogen werden wird. 2. Weil keine andere bruͤderschafft bestehen mag/ sie verbinden ein- ander so viel sie koͤnnen/ so ists doch eine ver- dorbene zusammenkunfft die ohne licht/ und einigkeit des lebens in Christo/ und durchs feuer der erniedrigung nicht zusammen ge- schmoltzen noch vereinigt ist. 3. Die einigkeit so im leben bestehen solle/ muß im feuer der erniedrigung gepruͤfft und im leben zusammen geschmoltzen werden. Dann bestehet sie wie das feine von aller unreinigkeit gelaͤuterte gold/ in allem truͤbsals-feuer beysammen. 4. Alles was die Gottheit im leben vereinigt/ moͤ- gen keine vertheilte irrdische geister scheiden/ ꝛc. Darum das leben eine feste burg. Cap. 13. Daß man auff diesen grundstein bauen/ und fleisch und blute mit deß hertzens vertrauen nicht zufallen solle. 2. Sondern warten biß uns Gott im geiste begegne/ und uns die glie- der des einwesigen lebens zubringe/ so mache man nicht mit fleisch und blut heut eine bruͤder- schafft/ und morgen eine feindselige trennung und laͤsterung. 3. Dann niemand kan in der einwesigkeit Gottes leben/ dann der einfaͤltige abgestorbene und zerbrochene geist/ der von sei- ner eigenschafft geschieden ist. 4. Daß jeder so Gott und der menschen seeligkeit lieb hat/ al- len einfaͤltigen nach ihrer seeligkeit trachtenden hier zu dienen solle/ damit Gott erkandt werden moͤge. 5. Jn solchem dienst soll die Gottheit in ihrem einfaͤltigen leben das fundament seyn/ dahin man alle anweise. 6. So viel die gutwillige seelen den dienst zur seeligkeit im ge- horsam gebrauchen/ so viel ist ihre disciplin Goͤttlich/ und das leben deß gerichts wird im lehrjuͤnger kraͤfftig werden das irrdische leben in den todt zu verdammen. 7. Wird aber die disciplin in der vernunfft zur abgetheilten wissenschafft im fleische angenommen. Ver- fuͤhrt der annehmer seine eigene seele/ und kehrt sich vom einwesigen leben zu einer verfuͤhri- schen falschen wissenschafft die zwischen Gott und Menschen uneinigkeit macht. Cap. 14. Daß das vernuͤnfftliche falsche wissen nichts dann feindschafft wieder Gott und menschen wircke/ allen Goͤttlichen eyffer aus den einfaͤltigen hertzen wegnehme und der wahre Antichrist sey/ der von Christo abfuͤh- re. 2. Daß Goͤttliche wissen aber bereitet die seele zur einigkeit in Gott/ und macht das hertz eyfferig/ der goͤttlichẽ natur theilhafftig zu werden. 3. Daher durchs wahre wissen eine goͤttliche freud und eyffer im hertzen erweckt/ und das volck Gottes ins einwesige leben ver- sammlet wird. 4. Hierdurch nimmt man des wercks Gottes in der seelen wahr/ und sucht allein den willen Gottes zu thun. 5. Daß alle einfaͤltige seelen das wissen Gottes also em- pfangen und Gott darmit dienen sollen/ nicht das eigensinnige wissen im fleische/ das zur ver- theiltheit und verderben wirckt. 6. Daß man im geiste recht achthaben und unterscheiden soll zwischen dem Goͤttlichen wissen (der liebe zu Gottes gerechtigkeit) das zum leben leitet/ und dem wissen in der vernunfft/ dar zur ver- staͤrung fuͤhrt. 7. Dann was man in der Gott- heit/ nicht wircklicher weise weiß/ das ist ein todtes wissen/ dasin todt leitet und die ein faͤltige seele am leben aus Gott ermordet. Cap. 15. Daß man wann die zeit erfuͤllt und wir unsere seele zur einerley geburth in Christo er- geben nur einerley wissen zu erkennen noͤhtig. 2. Wer das leben in Gott lieb hat/ begehrt kein wissen noch dienst in seiner seelen anzunehmen/ ohne das ihn zum leben leitet. 3. Daß diß die wesentliche lehre JEsu Christi/ das heilige wissen Gottes/ daß das einwesige leben JEsu Christi zur uͤberwindung der sunden und todes in der seelen gebiert. 4. Wann das leben der Goͤttlichen natur dem todte die herrschafft be- nommen und die fuͤlle der heyden eingegan- gen/ bringt Gott das um der suͤnder willen verstreute hauß Jsrael wieder zusammen/ ꝛc. Dann obs wol zum leben anfaͤnglich beruffen gewest/ hats doch seines berufss nicht wahrge- nommen und ist durch die verleitung der hey- den/ in suͤnden verfallen. Daß das licht ihm nicht scheinen koͤnne. 5. Daß dieser versall von glied zu glied geschicht/ da Rubem/ (das ge- sicht den vorgang hat in hurerey verfallt und unehliche kinder zeugte. 6 Die in hurerey er- zeugte kinder haben in Jsrael kein erbtheil und die Goͤttliche natur ist unfruchtbar blieben. 7. Dann folgt Simon (das gehoͤr) verderbt das goͤttliche gehoͤr und hoͤrt nach der irrdi- schen stimme. 8. Welche die Gottheit aus dem gehoͤr treibt und die begierde einsetzt. 9. Hierauff folgt Levi (der beygefuͤgte dienst) und verfaͤlscht die lehre/ daß das heilige gesetz Got- tes zur erkaͤnntnuͤs der suͤnden nicht mehr ge- lehrt wird/ sondern die suͤnde in krafft zunimmt. 10. Das heilige pristerammt zur beschneidung im fleische wird nicht mehr bedient/ sondern der eigensuchende dienst und die suͤnden neh- men uͤberhand. 11. Wann der H. dienst in der goͤttlichen natur verlassen/ folgt Juda (die bekoͤndnus zur danckbarkeit) und verlaͤsset die bekaͤndnus Gottes/ die alle ungoͤttlichkeit uͤber- wind. 12. Dann verfaͤlt das gantze haus Js- rael unter alle heydnische luͤste in verstreuung/ und Gottes leben wird nicht geacht. 13. Dem Juda folgt dann (das urtheil so zum richter und beschirmer uͤber das leben der goͤtt- lichen natur gesetzt ist) und verfaͤlt zu einem falschen urtheile zwischen guten und boͤsen. 14. Daher das einwesige leben ohne beschirmung zum tode verurtheilt wird 15. Dem dann folgt Naphthali (die gleichmachung) und faͤlt in alle ungerechtigkeit wider das leben der goͤttli- chen natur zu zerstreuung des hauses Jsrael. 16. Diesem folgt Gad (der geruͤst ist wider die feinde des einwesigen lebens zustreiten) und verfaͤlt in traͤgheit. 17. Daher alles in unlust geraͤth dem einwesigen leben vorzustehen. 18. Dann folgt Aser (die seligkeit und das gluͤck) und verfaͤlt in lauter unseeligkeit und ungluͤck. 19 Hier ist nichts dañ verdammnus. 20. Dem Aser folgt Jsaschar (die belohnung) uñ verfaͤlt in die eigensuchende belohnung Balaams. Wor- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. wordurch man vom leben aus GOtt gar ent- fremdt wird. 21. Und Judas lohn empfaͤht. 22. Auff Jsaschar folgt Sebulon (die wohnung/ da das einwesige leben sich enthaͤlt) und ver- faͤllt in vertheiltheit/ dann wird das hauß Jsrael unter die fremde Nation verstreut und gefaͤng- lich weggefuͤhrt. 23. Dem Sebulon folgt Joseph/ (die vollkommenheit) der nicht suͤn- digt noch verfaͤllt/ sondern wird von seinen bruͤ- dern in Egypten verkaufft/ daß er im einwesi- gen leben uͤber seine bruͤder nicht regieren mag/ und muß in angstuͤber die fremde Nation en re- gieren/ biß seine bruͤder sich demuͤthigen. 24. Daher in Jsrael hunger und kummer regiert. 25. Nach Joseph folgt Benjamin/ (der sohn der rechten hand) der in trauꝛigkeit und schmer- tzen geboren ist. Welcher die gerechtigkeit des einwesigen lebens/ aber von der ungerechtigkeit des toͤdtlichen lebens uͤberwaͤltigt ist/ daß das hauß Jsael die regierung GOttes verlaͤst und um der suͤnden willen unter den gewaltfremder Nation en verfaͤllt. 26. Klage im einwesigen leben uͤber diesen verfall. 27. Die abgefall- ne verbinden ihre hertzen so im fleische/ daß sie zu GOtt nicht wiederkehren koͤnnen/ doch un- ter den Heidnischen Koͤnigen in ihrer erweh- lung sich sehr bemuͤhen GOtt zu erkennen. 28. Allein es geschicht nuꝛ um eignen ruhms willen/ und daß sie nach ihren luͤsten leben moͤgen/ koͤn- nen doch GOtt nicht erkennen. Cap. 16. Daß darum alles wehe und angst uͤber Js- rael nach dem fleische komme/ und von den luͤ- sten des fleisches regiert werden muͤssen/ biß sie ihren abfall erkennen und GOtt in der noth um huͤlsse anruffen. 2. Dann bezeuget ihnen GOTT das leben der Goͤttlichen natur/ daß selbiges sie nach gethaner buse und besserung/ aus der dienstbarkeit und vom last der suͤn- den erloͤsen und zu ihm zusammen bringen sol- le. Daß diß der CHristus GOTTes allein thun koͤnne/ als das einwesige Gottselige le- ben/ das im verfall in der menschheit gleich ge- schlaffen hat/ und die Gottseligkeit gantz unbe- kant geblieben ist. 4. Daß diese unerkaͤntniß bleibē muͤsse/ biß ihre toͤdtliche fruͤchte sie bekant machen. 5. Wann dann die fruͤchte geboren und dertod bekant wird/ gedenckt GOTT an seine verheissung den vaͤtern gethan/ und laͤst dem verfallnen hause Jsrael/ nach gehabter reu uͤber seine suͤnde gnade und barmhertzig- keit verkuͤndigen. 6. Und das einwesige leben beginnt alle vertheilte verfallne seelen und glie- der des hausses Jsrael/ die busse thun und sich bessern/ wieder neu zu gebaͤren. 7. Wie die- se glieder von Ruben an biß auff Benjamin wieder zum leben erneurt werden/ und das ein- wesige leben (der CHristus GOttes) unge- hindert in allen seelen und gliedern lebe. Dann das einwesige leben ist ein licht der menschen. 26. Wo das nicht erkant wird/ ist kein licht. 27. Und man wandelt in der finsterniß des tods. 28. Diß licht ist der CHristus GOttes aus Jesse herkommend. 29. Jesse ist ein Goͤtt- lich wesen oder geistung. Daher der CHri- stus Gottes auch geist und wesen/ und seine leh- re auch darauff gegruͤndet. 30 Wer seine lehre zum leben wil empfangē/ muß sie auch als geist/ wesen und krafft empfangen. 31. Daß diß in allen hertzen geschehe/ ist der wille GOttes. Cap. 17. Daß/ weils GOttes wille/ daß dieß ein- wesige leben in aller welt solte verkuͤndigt wer- den/ der CHristus GOttes auch seine sendbo- ten und zeugen/ jeden mit namen erwehlt und beruffen/ eine Christliche einwesige gemein- schafft aus allen voͤlckern zusammlen. 2. Wie diese sendbotten von Simon Petro an biß auff Judam Jscarioth in der menschheit zeugen. 29. Daß dieser Judas Jscarioth den CHristum GOttes mehr bekant und offenbar macht/ dañ die andere Sendboten/ weil er CHristum um eignen lohn bezeugt und bekennet. 30. Dann er ihme den tod zubringt/ wordurch in der aufferstehung des lebens vom tode erkannt wird/ daß dieser CHristus GOttes (das ein- wesige leben) in der krafft die ewige wahrheit ist/ beweist seine Goͤttliche tugend wider die schalckheit des fleisches/ den Judam einen freund nennend/ da er ihn mit einem kusse ver- riethe. 31. Nachdem die bekaͤntniß um eig- nen lohn dem CHristus GOttes den tod im fleische zugebracht/ thut sie ihr selbst auch den elenden tod an/ ꝛc. Alle die an CHristum im leben glaͤuben/ werden in der seelen lebendig im leben. 32. Wer in ihn glaͤubt/ wird leben/ ob er auch ftuͤrbe (oder/ so er gestorben seyn wird) 34. Die irꝛdische menschheit kan das leben in CHristo nicht empfangen/ es sey dann/ daß das sterben vorgehe. 35. Und weil der tod im fleische bitter ist/ und doch vergehen muß/ darum hat die irꝛdische menschheit allzeit einen unlust im einwesigen leben CHristi/ auch schre- cken und furcht/ wann sie vom gerechten leben und leyden hoͤrt. 36. Und die schwere pein des tods uͤberfaͤllt den irꝛdischen menschen/ dar- um/ weil er keine liebe noch lust zum leben CHristi hat. Cap. 18. Daß/ nachdem der dienst des Apostels voll- bracht/ und der CHristus GOttes durch alle welt verkuͤndigt/ dieser dem menschen zu einem urtheile uͤberantwortet werde. 2. Dann CHri- stus die seligkeit aller gutwilliger seelen und die verdam̃niß aller boͤßwilligen und verhaͤrteten. 3. Alles was GOtt/ nach dem wesen im gei- ste/ oder durch spruͤchwoͤrter/ und gleichnisse im fleische/ zur menschen seligkeit wuͤrckt/ ge- schicht alles durch CHristum. 4. Alle seligkeit wird in der seelen durch CHristum geboren/ und er in solcher geburt bekannt. 5. Er ge- braucht alle mittel/ in der menschheit geboren zu werden/ aber viel wiedrige in der menschheit verborgene geister wiederstehen ihm. 6. Wel- che geister der jungen unversuchtheit nicht be- kannt sind/ den alten durch den tod ins leben versuchten sind sie in ihrer arbeit bekannt wor- den. 7. Wer GOTT und seine seligkeit als einen ewigen geist im leben fuͤhlen und in der seelen erkennen kan/ kennt auch die wiedrige gei- ster wol/ die zur verdam̃niß leiten. 8. Wer seinen HErrn und GOtt als einen geist im le- ben erkennt/ hat von niemand wiederstand/ dann von den wiedrigen geistern in sich/ so aus dem irꝛdischen wesen auffstehen wider das Goͤtt- licheleben. 9. Daß der einige geist des HErꝛn allzeit einerley wercke (obwol mancher dienste) zur seligkeit der menschen wirckt: die irrdische geister aber allzeit contrare wercke wircken/ die A. K. H. Vierter Theil. E e e e im Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. im verfallnen menschen zum tode und ver- dammniß leiten. Dann sie koͤnnen das ein- wesigeleben nicht vertragen. Cap. 19. Daß der mensch diese geister eben so viel in ihrer arbeit erkennen werde/ als viel er aus dem tode ins einwesige leben CHristi einkehrt. 2. Durchs leben erkennt man den tod durch die freyheit JEsu CHristi/ den eigensuchenden irꝛ- dischen geist. ꝛc. 3. Alle irrdische geister sind dem leben CHristi contrar, werden auch nicht vom menschen weichen/ dann durchs einwesige leben. 4. Wo das einwesige leben keine ver- klaͤrung noch regierung im menschen hat/ da werden die verderbliche irrdische geister weder er- kandt noch empfunden/ also daß sie dẽ menschen treiben/ wie sie wollen. 5. Wann ihn einer gnug zu seinem willen und lust gebraucht/ wird er einem andern uͤbergeben: wie eine verdorbne hure/ die endlich wenn sie gnug gemißbraucht ist/ elendig umgebracht wird; also auch hier. 6. Dann wer sich dem boͤsen ergiebt ist sein selbst nicht maͤchtig/ und muß sich von selbem re- gieren lassen. Cap. 20. Wunsch/ daß diß jeder in sich selber (nicht nur an andern) einsehen/ und uͤber seine eigne suͤnden in der seelen betruͤbt seyn moͤchte. 2. Wer den verderb des menschen noch weiter nicht dann menschlicher weise einsehen kan/ muß billig erschrecken/ wann er dran denckt. 3. keine boßheit so groß/ die das verdorbne menschliche wesen nicht mit lust thun solte. 4. Dann man nun alle ergoͤtzlichkeit in der suͤnde hat. 5. Und so man sie nicht gnug vollbrin- gen mag/ wird man betruͤbt druͤber. 6. Wel- ches ein zeichen/ daß man mit der boßheit eines sinns und wesens und vom leben CHristi gantz entfremdet ist. 7. Diese lust und freude in der suͤnde wird schnell in traurigkeit und schmertzen verwandelt werden. 8. Wann man sichs am wenigsten versicht/ wird die angst sie uͤberfallen. 9. Der in die suͤnde verfallen sieht sein ungluͤck/ biß es ihn uͤberfaͤllt/ nicht. 10. Dann lehrts ihn wol ein wenig/ aber nicht recht. 11. Weil die finsterniß und blindheit im menschen so groß/ daß sie durch sich selbst nicht kan erkant werden. 12. So aber die zeit erfuͤllt ist/ wird sie durch des HErrn licht offenbar/ diß geschicht aber ehe nicht/ biß der mensch der boßheit und suͤnde muͤde. Dann sucht GOtt sein leben zu einer lebendigen hoffnung im menschen zuver- klaͤren. 13. CHristus wird keinem geoffenba- ret/ dann dem/ der in der seele eine unlust in der suͤnde fuͤhlet/ um gnade rufft und gerne darvon erloͤst waͤre. 14. Diesem laͤst GOtt in der fin- sterniß ein licht auffgehen zur erleuchtung des lebens. 15. Die aber in suͤnden verharren/ werden in der finsternis verrigelt/ daß sie das licht des lebens nicht erkennen. 16. Wor- durch sie uͤber sich selbst eine schwere nacht des tods wircken. 17. Die boͤseste geister quaͤhlen sich oͤffters mit ruͤgung des boͤsen gewissens. 18. Daß diß das schwerdt sey/ so der HErr im Pro- pheten uͤber den boͤsen auszuziehen gedrohet. 19. Woruͤber dem Propheten zu seufftzen befohlen ward/ daß es die elenden hoͤren moͤchten/ ꝛc. 20. Alle hertzen werden druͤber zittern und erbeben. 21. Welches nun beginnt/ das irꝛdische hertz zu reinigen/ damit es CHristum suchen lerne. 22. Viel die ihn nicht aus liebe des gerichts/ son- dern nur ihr elend loß zu werden suchen/ werden ihn nicht finden. 23. Daß man ihn durch den rath der weißheit mit einem luste des lebens su- chen muͤsse. Der irꝛdische sinn aber achtet die weißheit nicht. Cap. 21. Klage der weißheit/ daß sie der mensch nicht hoͤren noch annehmen wolle/ ob sie schon unter dem volcke (den sinnen und gedancken des flei- sches) rufft. 2. 3. Weil er ihren rath fahren laͤst/ will sie ihn in seiner noth auch nicht hoͤren/ und sein lachen/ und ihn seine eigne verdorbne luͤste toͤdten lassen. Wer aber dem geiste ihres wesens gehoͤr giebt/ werde ohne furcht des todes bleiben. 4. Weil aber der gottlose das nicht thut/ muß ihn alles elend uͤberfallen. 5. Daß keine seligkeit ausser dem leben CHristi in der seelen/ er aber allen sinnen des fleisches unbekant/ auch weil er ihnen contrar, und sie/ wo er offen- bar wird/ in die schweine ausfahrend macht/ von ihnen nicht begehrt wird. 6. Darinn der teuffel CHristum fuͤrchtet/ und ihm nicht nahen mag. 7. Teuffel achtet das blosse nennen des namens CHristi nicht; biß er in der krafft er- scheint. 8. Streit der irꝛdischen sinne/ was und wo CHristus zu finden sey/ sind alle wieder ein- ander/ und jeder meint/ er sey bey seiner parthey allein. Viel wollen ihn im menschen nicht glauben/ er sey dann in ihrem wahne befangen. 14. Die zahl derer/ so seelig werden/ wird von al- len klein zu seyn geglaubt/ und gleichwol will je- de parthey drunter seyn/ ꝛc. Cap. 22. Daß alle diese rathschlaͤge blind/ die Chri- stum ausser ihrem menschlichen wesen suchen. 2. und 3. Daß der irꝛdische verfallne mensch so blind/ plump/ grob/ stumm/ taub und unverstaͤn- dig/ daß er Gott uñ nichts als die zwey hoͤchsten contraria nicht aus einander unterscheiden kan. 4. Liegt im schlaff der suͤnden/ von irꝛdischen traͤumen und phantasien gequaͤlt/ und ist inner- lich voller ungewißheit. 5. Die bald so/ bald anders ihm von CHristo einfallende phantasi- en halten seine seele inlauter unruhe. 6. Bald duͤnckt ihm/ er sey selig/ bald wieder unselig. 7. Welcher traͤume und phantasiē er sich noch vor den blinden ruͤhmt. 8. Hierdurch laͤst er sich troͤ- sten/ und ist als ein hungriger/ den traͤumt/ er esse und trincke/ und so er erwacht/ ist sein hun- ger viel groͤsser dann zuvor. 9. Wie keine speise/ die ausser dem leibe bleibt einen saͤttigen und staͤrcken kan: 10. Also kan auch CHri- stus die seele nicht selig machen/ so lange er mit seiner Goͤttlichen natur nicht in der seelen ange- nommen wird/ alle irꝛdische ungerechte begier- den des fleisches aus der innern seele austreibet/ und also den menschen darvon erloͤst und selig machet/ daßers in sich empfinde/ und fuͤhle. 11. Welches geschehen wird/ wañ der mensch durch die gerichte des HErꝛn geistes auffgeweckt wird. Cap. 23. Daß man aus dem schlaffe der suͤnden erwa- chen. 2. Alle traͤume und phantasien von CHristo/ ausserhalb der menschheit erdacht/ verlassen/ die thuͤr des hertzens auffthun/ und CHri- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jn halt der schrifften Hiels. Christum in sich wahrnehmen solle. 3. Dann er nun kommt mit seinem himmlischen Heer- schaaren in seinem H. wesen und in der mensch- lichen seele wohnung machen will. 4. Den Gottseligen zu aller einigkeit und den Gottlosen zur verstreuung und untergange. Jm hertzen seines heiligen wesens will GOTT seinen hei- ligen berg auffrichten und sein heilig gesetz zur lehre den verlangenden einfaͤltigen seelen/ die in GOTT hoffen/ verkuͤndigen lassen. 5. Alle so sich in niedrigkeit des leydens JEsu Christi theilhafftig machen/ werden von diesem heiligen berge getroͤstet werden. 6. Die heydnische vertheilte sinnen und gedancken/ die ihren eig- nen luͤsten im fleische leben und sich des heiligen leydens JEsu Christi weigern/ werden von diesem heiligen berge durchs gerechte gesetz GOttes ihre straffe und außrottung empfan- gen. 7. Daß jeder dieses heiligen berges in der gedult JEsu Christi wahrnehmen solle. Er- klaͤrung der worte Petri: Wir haben ein fest prophetisch wort. ꝛc. Cap. 24. Daß Author/ weil GOttes gnaden wesent- lich in seiner seelen offenbahr worden/ darvon zeugen muͤssen. 2. Betet/ daß GOTT alle gutwillige seelen die einen lust zu seiner gerechtig- keit haben/ von der irrdischen blindheit erloͤsen wolle/ daß sie Christum wesentlich in der seelen kennen und in ihm leben moͤgen. 3. Daß man ihn vom wuͤrcklichen leyden/ geburt und toͤd- tung Christi zeugend/ verstehen mag/ muß er zuvor etwas schreiben von den Goͤttlichen bild- lichen wuͤrckungen/ die GOTT erst im ver- wuͤsten hertzen des menschen bilde/ und dann von Chri sto im irrdischen menschen in gleichnuͤs- sen und spruͤchwoͤrtern nach dem geiste bedient werden. Welche bildliche wuͤrckungen die einsprechungen GOttes sind/ so um der blind- heit des irrdischen wesens/ im wercke GOttes vorgehen/ ehe Christus seinen dienst im Geist anhebt. Cap. 25. Daß diese einsprachen GOttes die schoͤpf- fung GOttes im verwuͤsten hertzen vorbereiten. 2. Welche schoͤpffung im verwuͤsten hertzen ge- schicht/ das keinen Unterscheid im leben zwi- schen guten und boͤsen erkennt. Daß der ver- derbte mensch durchs bild GOttes/ in sich moͤ- ge erkennen/ daß ein GOTT/ der himmel und erde regiere/ und ein beschnitten hertz fordere. 3. Dann das irrdische wesen solte im lichte GOttes regiert werden. 4. Kan aber die Gottheit anfaͤnglich nur bildlich erkennen. 5. Darum muß die heilige weißheit erst ein bild zu ihrem gleichnuß schaffen/ ihre Heil. Gottheit bildlicher weise bekandt zu machen. 6. Welch bild GOttes der verwuͤstheit zu einer gerechtigkeit/ darnach zu leben/ von der verborgnen weißheit/ vorgestellt wird. 7. Und die verwuͤstheit des fleisches nimmt das bild GOttes in ihrem irr- dischen gesichte zu einer schwachen gerechtigkeit an/ welche mensch genennt wird. 8. Dieser mensch ist schwach/ weil er mit der Gottheit nicht wesentlich vereinigt ist. 9. Hat zweyer- ley begriff und erkantnuß. 10. Der eine be- griff ist nach der Gottheit Christi gebildet. 11. Der andere ist irrdisch und blutig/ begierig nach dem irrdischen besitz des eygenthums/ und den tod fuͤrchtend. 12. Diese sind beyde einander streitender weise contrar. 13. Jn diesem uͤberwindt das blutige wesen und irrdische be- sitz des eygenthums erst das bild GOttes/ das in ihm nach der Gottheit Christi gebildt ist/ dann/ weils keine wesentliche krafft der gerech- tigkeit/ kans nicht bestehen/ und ist nur eine bildliche gerechtigkeit/ einem schatten gleich. Cap. 26. Wann das irrdische und blutige dann die erkaͤntnuß in der gerechtigkeit auß dem gesicht (doch nicht auß dem empfinden) verloren/ so ist es auch Adam genant/ der das bild GOt- tes gesehen/ auch noch zum theil ist/ zur pein seiner seele/ und hat eine irrdische erkantnus/ zur gehuͤlffin/ empfangen. 2. Durch die er- kantniß ist er betruͤbt worden. 3. Wird auß dem Paradiß der bildlichen freud getrieben/ muß in der erden arbeiten/ und sein weib (die erkantniß) mit schmertzen gebaͤhren. 4. Wird in der arbeit fruchtbar mit seinem weibe. 5. Aber die erste geburt ist eigne besitzung im fleische/ darum Kain genant. 6. Weil nun das fleisch gebohren/ das die herrschafft mit gewalt fuͤhrt/ trachtet die Gottheit leydender weise auch eine frucht zu gebaͤhren. Welches die unschuld GOttes wider die eigne besitzung im fleische ist. Und darum Habel genant/ weil sie in ihrer Geburt klein von kraͤfften/ und daher den tod leyden muß. 7. Welches der erste tod dem ersten leben auß der Goͤttlichen natur auff erden ange- than. 8. Hierdurch wird Kain von der ge- rechtigkeit noch mehr als Adam beschuldigt/ da er das bild |GOttes verlaͤst: Dann Kain hat die Gottheit| in ihrer unschuld getoͤd- tet. 9. Durch diese beschuldigung muß die irrdi- sche menschheit Kains in furcht und angst sich unter die Gottheit beugen/ sich von ihr straffen- der weise regieren lassen/ und arbeitender wei- se der verheissungen und gnade GOttes erwar- ten. Cap. 27. Daß/ wann der mensch also auff die gnade wartet/ GOTT ihm einen seher/ der Enos heißt/ erweckt/ der ihm bezeugt/ daß er ein mensch GOttes seyn solle. 2. Hierdurch werden die Menschheit und Gottheit genau verbunden/ und der menschheit zu erkennen gegeben/ daß sie nach der vorigen geschnen und getoͤdten bild- niß GOttes/ GOtt gleichfoͤrmig werden muͤsse/ so sie ruhe in der seele haben wolle. Worauff sie je laͤnger je mehr acht auff GOttes prophezey- hung in sich gibt. 3. Hierauff empfaͤngt sie verheissung/ daß eine Jungfrau solte gebohren werden/ die auß dem heiligen Geiste einen Sohn werde gebaͤhren/ der das menschliche wesen leydender weise erloͤsen werde. 4. Diese Jungfrau beginnt ihre Gebuhrt/ wann die Gottheit und die menschheit mit einander zu einem wesen anheben vereinigt zu werden. 5. Dann gebaͤhren sie mit einander eine reine lehre/ zur uͤberwindung des fleisches/ die/ weil sie dem fleische bitter ist/ Maria heißt. 6. Die- se befaͤngt die Gottheit und die menschheit zur einwesigkeit/ und entkleidet die menschheit von ihrer eygensinnigkeit/ und die Gottheit von der bedeckten Prophezeyhung. 7. Da dann A. K. H. Vierter Theil. E e e e 2 die Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. die Gottheit und die menschheit einander begin- nen zur einigkeit zu erkennen und sich zu vereini- gen zur fruchtbarkeit. 8. Alsdann hoͤrt die bedeckte Prophezeyhung und die eigensinnig- keiten des fleisches auff. 9. Dann wird die wesentliche lehre mit der Gottheit und mit der leydsamen menschheit Christi fruchtbar/ allein/ durch den heiligen Geist. 10. Und der Chri- stus GOttes gebohren. 11. Wordurch die Gottheit und die gehorsame menschheit zu sei- ner zeit erloͤst werden. 12. Und die Goͤttliche seligkeit der menschen wird im fleische der selig- keit gebohren. 13. So die erste gebaͤrung der Gottheit und menschheit ist. 14. Daß diese frucht ein sohn GOttes und des menschen JE- sus Christus/ der alle eigensinnigkeiten ernie- drigen kan. 15. Durch leydsamkeit wird er Jsrael zu seiner zeit auffhelffen. 16. Diese Geburth geschicht auß gnaden dem schwachen menschen zu liebe. Cap. 28. Daß nach dieser ersten geburth/ und endigung ihres diensts/ auch eine geistliche geburth fol- gen muͤsse. 2. Diese geschicht wesentlich im geiste/ und ist die seligkeit GOttes wesentlich im geiste. 3. Sie kan aber nicht geschehen/ biß die erste Geburth im fleische ihre voͤllige bedie- nung hat. 4. Wird beschnitten/ zur erfuͤl- lung des gesetzes des geists/ darauff das vori- ge gesatz und Propheten zeugen: Und gehet der schwachen menschheit im tod und leben vor/ allen sinnen des fleisches zu einem urtheil und vorbilde/ ihme nachzufolgen. 5. Er weiset alle sinne des fleisches auff die verleugnung und verlassung ihr selbst/ und schliest fleisch und blut in seiner eignen heiligkeit und ver- wuͤstung auß seines Vaters Reiche. 6. Und bringt die gerechtigkeit GOttes/ so dem ver- laßnen menschen ferne schiene/ allen gutwilli- gen seelen nahe bey. 7. Erweckt eine lebendi- gehoffnung in der seelen/ macht die Goͤttliche krafft offenbahr/ und bringt alles wieder zu rechte. 8. Weist dem menschen den weg der seligkeit. 9. Solte die seligkeit bezeugt werden/ muͤste sie erst in der menschheit gebohren wer- den. 10. Jn dieser geburth ist das wort fleisch worden. Erklaͤrung dieser worte/ ꝛc. 11. Chri- stus bringt dem unseligen fleische einen seligen tod/ und dem selig getoͤdten geiste seines un- schuldigen Habels ein gottselig leben zu. 12. und 13. Hat seine dem unseligen sinne des fleisches contra re lehre je laͤnger je mehr be- kraͤfftigt. 14. Und dieweil er viel juͤnger be- kommt/ denen er den unseligen sinn des fleisches abnimmt/ erweckt ihm der neid viel feinde. Cap. 29. Daß weilder sinn des fleisches hoͤrt/ daß Chri- stus im fleische kommt/ er meynt/ die selig- keit Christi sey so wohl fuͤr seine falsche begier- den/ als fuͤr die unschuldige und gedultige see- len (die einfaͤltige sinnen/ luͤste und begierden/ als Christi mitglieder/ die durch gesetz und Propheten zu einer hoffnung in der menschheit erwacht sind) welche im fleische leyden/ und nichts suchen dann Christo zu folgen und selig zu werden. 2. Auß der eigensuchenden falschen meynung bekommt der einfaͤltige Christus auch falsche lehr-juͤnger/ die ihn hernach ver- rathen: Dann er vielen zur aufferstehung und vielen zu einem falle ist. 3. Allem seufftzen/ schrey- en/ ruffen und begehren zu GOttes gerechtig- keit wird auffgeholffen/ und die luͤste und be- gierden im fleische muͤssen fallen. 4. Diß aber erkennen die junge lehrjuͤnger/ weil Christus noch bey ihnen ist/ nicht. 5. Dann sie wer- den nicht weiter von Christo gelehrt/ dann das fleisch in seiner schwachheit vertragen kan. 6. Ob wohl Christus selbst noch in der schwach- heit des (unsuͤndlichen) fleisches/ lehrt er doch nichts dann was zur außrott ung und toͤdtung des suͤndigen fleisches dienet/ wordurch der neid maͤchtig wieder ihn erweckt wird. 7. Wann dann die eigensuchenheit merckt/ daß sie ihr reich verlieren muͤssen/ und in ihrer Heiligkeit zu schanden werden wird/ wird sie neidisch und bitter wider Christum. 8. Bereitet sich aber dardurch|ihr eigen urtheil. 9. Wann Christus des eigensuchenden geists rache erkennt/ nimmt er in seiner leydsamkeit auch zu. 10. Daher diese beyde partheyen/ die rache des neids und Christi leydsamkeit/ einander nahen. Cap. 30. Daß/ wann die rache ihren vorsabbath an Christo halten will/ Christus seinen sabbath und uͤbergang auß dem schwachen fleische in die staͤrcke des geistes auch halten muß/ daher er seine juͤnger staͤrckt in der schwachheit des glau- bens und sich zum tode bereitet. 2. Weil er die menschheit nicht verlassen kan/ dann durch den seligen tod. 3. Wiederstehet seinen feinden/ der eigensinnigkeit/ nicht/ sondern wil lieber von ihnen den tode leiden/ und der suͤndigen menschheit/ dardurch ihm nach zufolgen/ ein exempel nachlassen. 4. Jst darum im fleische kommen/ daß er dem unseligen fleische den ver- dammlichen tod in seinem leben offenbahrte. 5. Und das geschicht/ wann die verhaͤrtung des fleisches/ wie Judas/ ihre verhaͤrtung empfindt und erkennt. 6. Nachdem alles vollbracht/ und die gleißnerische heiligkeit in ihrer verraͤthe- rey wieder Christum verhaͤrtet und verblendt ist/ wird er uͤberwaͤltigt/ gefangen genommen und gebunden/ und ist willig den tod zu leyden. 7. Und alle verdorbene luͤste im fleische stim- men einhellig in den tod Christi. 8. Dann sie sind ihm in ihrer falschheit und unseligen heiligkeit zu maͤchtig. 9. Nachdem sie ihn ge- fangen/ zeugen sie/ er sey ein suͤndiger mensch/ und gebe sich fuͤr GOttes sohn auß/ laͤstere al- so GOTT / und habe den tod wohl ver- dient/ ꝛc. 10. Dann muß die falsche heilig- keit ihren schuldigen tod auch leyden. 11. Da man das Gottselige fleisch Christi und das un- selige fleisch der verdammnuß von einander er- kennt. 12. Jenes leydet den unschuldigen tod willig fuͤr einen andern/ diß will seinen schuldi- gen tod fuͤr sich selbst nicht leyden. 13. Das ist die herrlichkeit Christi/ daß er den schuldi- gen tod durch den unschuldigen tod uͤberwindet und darum ewig lebt. Cap. 31. Daß Christus von der eignen heiligkeit dieser welt getoͤdt/ im tode nicht bleiben kan/ sondern am dritten tage wieder aufferstehen muß/ das gerichte wieder alle falschheit zu halten. 2. Daß diß die wuͤrckliche aufferstehung Christi auß dem Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. dem tode nach der schwachheit des fleisches/ in die staͤrcke des himmlischen wesens/ in der un- terthaͤnigen menschheit verneut. 3. Dann er- zeigt er sich wesentlich ins Vaters gerechtig- keit/ und erfuͤllt die alt-vaͤter/ das gesetz und Propheten. 4. Er erweckt die verstorbene heiligen/ die ins menschen hertzen um der suͤn- den willen gleichsam erstorbene wesentliche ge- rechtigkeit des Vaters. 5. Mit diesem laͤßt er sich sehen vor seinen freunden/ und lehrjuͤngern/ die/ so viel die zeit vermag/ in der schwachen Se- ligkeit vereinigt sind/ und staͤrckt sie. 6. Dann verklaͤrt er in der menschheit die andere Geburt des geists auß den todten/ die nicht mehr stirbt. 7. Welche lehre die Juͤnger zur zeit in klarheit des geistlichen wesens nicht verste- hen/ biß sie ihrem meister im tode des fleisches nachgefolgt. 8. Nachdem er sie in einer ge- wissen hoffnung und glauben (dem wercklichen geiste/ der auß der Gottheit in die menschheit fliest) bekraͤfftigt/ und ihnen befohlen inner- halb Jerusalem zu bleiben/ und die gabe des heiligen Geists zu erwarten/ gehet er auß ih- rem gesichte ins himmlische wesen/ ꝛc. Cap. 32. Daß nachdem das junge gesicht/ durch ley- den und truͤbsal/ das bildliche verliert/ es auff die wesentliche gabe des heiligen geists warte/ und dardurch nach dem fleische Chri- stum auß den augen verliere. 2. Alles was die Menschheit dann von Christo erkennt/ ist eine neue Creatur. Und das vollkommene we- sen des himmels vertreibt das wesen des flei- sches nach dem irrdischen begriffe. 3. Wann das geistliche auge auffgethan wird/ muß das fleischliche gesicht blind werden/ und der geist uͤberwindet den leib. 4. Die juͤnger im glau- ben gestaͤrckt und auß der schwach heit des flei- sches zur krafft des geists umgewandt erlangen/ nach den vaͤterlichen verheissungen/ die gabe des heiligen Geists. 5. Nachdem sie dieser wesentlichen gaben des heiligen Geists theil- hafftig in ihren seelen worden/ zeugen sie dar- von mit geistlichen zeugen. 6. Alles was sie zeugen/ sehen/ hoͤren/ und fuͤhlen sie wesent- lich in ihren seelen. 7. Durch diß zeugnuß haͤlt Christus alsdann in der menschheit das wesent- liche gerichte. 8. Dann wird durch Christum wesentlich bezeugt. Daß die Gottheit in ihrem wahren wesen kraͤfftig in der menschheit lebe/ und daß das irrdische gottlose wesen warhaff- tig todt und toͤdtlich sey. 9. Alsdann zeugt die erneute menschheit mit Christo auch: Sie- he das lamm GOttes/ das der welt suͤnde traͤgt. 10. Daß diese suͤnde die lust und begier- de zu des menschen eigenem wohlgefallen im fleische sey: Die er GOTT/ dem sie zu- gehoͤrt/ abnimmt und mißbraucht. 11. GOtt aber liebt die welt (die verfallene menschheit mit ihrer lust/ liebe und willen) also daß er seinen eignen sohn fuͤr sie in den tod gibt. 12. Damit er den menschen zur erkandtnuß seines Unrechts bringen/ und zur gegen-liebe bewegen moͤge. 13. Wann der mensch diß erkennt/ wird er sich wieder in die Goͤttliche natur lassen verpflan- tzen/ und die Gottseelige erneute welt seyn. 14. Dann wird die handschrifft (die gesetzliche verdammliche last uͤber die verfallene mensch- heit) abgethan. Cap. 33. Wann das zeugnuß Christi im einwesigen leben empfangen wird/ so kans alle geister un- terscheiden. Erklaͤrung der worte: Ein jeder geist/ der da bekennt/ daß JEsus Christus im fleische der leydsamkeit kommen/ der ist von GOTT/ und hat theil mit Christo in der ersten geburth nach dem fleische. 2. Welche geburt ihm den tod und untergang im unseligen fleische zu- bringt und zur busse bereit/ der andern geburt im geiste auch theilhafft zu werden. 3. Wel- cher geist die zukunfft Christi im fleische nicht be- kennt/ und im unseligen fleische gerecht seyn will/ ist der Antichrist. 4. Weil er sich die seligkeit ausser der Goͤttlichen leydsamkeit will zurechnen/ und die leydsamkeit/ um seiner suͤnden willen/ zur verleugnung seiner suͤndi- gen luͤste/ im hertzen nie empfunden hat. 5. Da- her er nicht von GOTT/ sondern ein luͤgner ist. 6. Ein verfuͤhrer in der welt/ der wollust des lebens und begierde des fleisches. ꝛc. 8. Wer nicht im werck und that diß bezeugt/ der ist oh- ne GOTT und Christum in der welt. 9. Kennt die warheit nicht. 10. Der aber auß der war- heit geboren thut keine luͤgen. 11. Ein luͤgen- haffter geist hat keinen theil mit Christo in der leydsamkeit des fleisches/ noch auch in der krafft des Heiligen geists; sondern ist darvon ent- frembdet. 12. Die gehorsame menschheit aber/ so glaubt/ daß JEsus GOttes sohn/ hat mit Christo gemeinschafft und uͤberwindt in ihm die welt ꝛc. 14. Welches ein gewisses zeugnuß und das ewige leben ist/ so erst wirckender weise im leydsamen fleische Christi beginnt/ dann in der krafft und uͤberwindung des heiligen Geists en- det. Welches die zweyerley geburten im men- schen sind. Cap. 34. Daß/ die menschheit in der ersten geburt mit Christo in der leydsamkeit nach dem fleische noch begriffen/ und so lange sie noch wandelt in der schwachheit der hoffnung und glaubens/ biß die andere geburt im geiste ankommt/ einen vorsprecher und versuͤhner/ wann sie auß schwachheit suͤndigt/ bey dem Vatter habe/ den sie auch in der versieglung der andern geburth/ die nicht suͤndigen kan/ auß dem himmel er- wartet. 2. Und die heilige menschheit von der salbung gelehrt wird/ so ists recht. 3. Durch die salbung werden die toͤdtlichen wunden (die toͤdtlichen luͤste und begierden im fleische) ge- theilt. 4. Wer aber weil er in der ersten schwa- chen geburt nach dem fleische in der disciplin Christi begriffen/ sich duͤncken laͤßt/ er suͤn- digt nicht/ ist ein luͤgner. 5. Daß von der gutwilligen menschheit in der ersten geburt nach der schwachheit noch oͤffters gesuͤndiget wer- de/ doch/ weil man leydender weise nach der andern geburt arbeitet/ es nicht zum tode ge- schehe. 6. Gleich wie die auff dem wege Chri- sti gehende menschheit dreyerley verklaͤrung und lichter durchwandelt/ so findet sich auch dreyer- ley suͤnde. Erstlich wird die vaͤterliche gerech- tigkeit im verwuͤsten hertzen gefordert. 7. Wor- wieder die erste suͤnde gesuͤndigt wird/ und ist zum theil eine unwissende suͤnde. 8. Diese suͤn- de bleibt unbekandt/ biß der Vater seinen gesetz- lichen dienst in der menschheit beginnt. 9. Diese E e e e 3 unwissen- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. unwissende und vor dem dienst des gesetzes ge- thane suͤnden werden vom Vater dem gutwilli- gen menschen vergeben. 10. Und ob der mensch- heit wohl diese suͤndenvergebē/ hat sie doch/ weil sie noch ausser dem wesen Christi ist/ keine krafft von suͤnden sich zu enthalten/ daher sie wieder des Vaters gesetzliche gerechtigkeit suͤndigt. 11. Welche suͤnden der menschheit vor augen stehende bleiben/ und sie in angst des todes ge- fangen halten/ biß in leydender weise die geburt Christi im fleische geschicht. 12. Wann diese ge- burth (so auch ein licht und gerechtigkeit in der menschheit ist) nahet/ erscheint Johannes/ und kuͤndigt der unter den gesetzlichen suͤnden gebundenen menschheit busse/ reu und besse- rung von suͤnden an. 13. Dann in JEsu Chri- sto/ der in der menschheit durch busse und besse- rung geboren werden soll/ sey gnade zu erwerben. Cap. 35. Daß wir uns uͤber unsere suͤnden tauffen las- sen sollen/ damit wir durch Christi gnade ver- gebung erlangen moͤgen. 2. Daß diese gnade das licht Christi/ so die beschwehrte bußferti- ge seelen von suͤnden in krafft des glaubens be- freyt. 3. Und so groß die reu in der menschheit ist/ so groß ist die gnade des Vaters durch Christum und noch groͤsser. 4. Dieses licht erweckt auch in der menschheit seine wiederpart/ so die suͤnde der finsternuß/ die die gnade GOttes nicht war- nimmt/ welche alle unbußfertige uͤberfaͤllt. 5. Die aber den zeugen Johannem zur busse und besserung in der seelen warnehmen/ die werden durch JEsum Christum von den suͤnden/ wieder das vaͤterliche gesetz gethan/ befreyt. 6. Wann nun die gnade in der menschheit fruchtbar wird/ daß sie einen lust empfaͤht des Herrn willen zu thun/ ergibt sie sich der gnade. 7. Und ob wohl die gnade Christi gut von willen ist/ ist doch dieser wille schwach von kraͤfften/ daß sie noch groͤb- lich wider die gnade Christi suͤndigt. 8. Allein die suͤnden/ so die schwachemenschheit auß ihrem unvermoͤgen suͤndigt/ werden ihr um der schwachheit willen vergeben. 9. Daher sie Chri- stum lobt/ ehrt und ihm danckt. 10. Dann verklaͤrt Christus in der menschheit seinen heilt- gen geist/ so das wesentliche vollkommene licht und gerechtigkeit des Vaters/ Sohns und H. Geists ist. Cap. 36. Daß diese gerechtigkeit des H. Geists auch ihr wiederpart/ die ewige finsternuß des tods/ er- wecke. Welches die dritte suͤnde/ durch verhaͤr- tung des hertzens gesuͤndigt. 2. Diese suͤnde ist die eigenwilligkeit/ die ihr werck in den verdor- benen luͤsten des fleisches mit einem verhaͤrten hertzen hat. Und weder des Vaters guͤte/ noch des sohns gnade/ noch das wesentliche licht achtet. 3. Diß ist die suͤnde/ so mit wissen und willen wider den Vatter/ Sohn und H. Geist begangen wird; fuͤr welche man nicht bitten soll/ weil sie unterm gerechten urtheil GOttes begriffen ist. Gleich einem mißthaͤter/ der seine boßheit nicht lassen will. ꝛc. Cap. 37. Daß man sich hernach wohl pruͤffen solle/ wo man in seiner gerechtigkeit und suͤnde begriffen stehe. 2. So kan man wissen/ wider welch licht und gerechtigkeit man suͤndigt. 3. Jst unsere gerechtigkeit bildlich im fleische/ so ist auch die suͤnde also. 4. Jst unsere gerechtigkeit in der geburth Christi nach dem fleische/ so ist die suͤn- de in der schwachheit des fleisches. 5. Jst aber unsere gerechtigkeit wesentlich in der Gottheit/ so ist die suͤnde auch auch wesentlich und kraͤfftig im fleische. 6. Alles wesentliche ist kraͤfftig und der geist des lichts oder der finsternuß selbst. 7. Jeder geist hat seine bilde in der unerneuten menschheit. 8. Welche einbildungen je- der augenblicklich auß seinem wesen im hertzen/ das unerleuchtet ist/ geistet. 9. Von diesen wird der mensch/ so lange er mit GOTT nicht wesentlich vereinigt/ hin und wieder getrieben. 10. Daß man diß zu hertzen nehmen und sehen solle/ worinn unsere inwendige seele stehet. 11. Jn was gerechtigkeit und suͤnde sich der mensch finde/ da soll er sich getreulich an den GOttes-dienst/ dener kennt/ halten/ und im lichte die finsternuß uͤberwinden. 12. Jst er getreu/ so wird sein licht klaͤrer leuchten/ und die suͤnde wird in ihm keine wohn-statt finden. 13. GOTT laͤßt sich ausser seiner treue nicht nahen. 14. Und wer ihn in seiner treue suchen kan/ wird ihn auß der tunckelen Prophezey- hung und bilden/ wesentlich finden. Cap. 38. Daß jeder/ so GOTT suchen will/ wohl zu- zusehen. 2. Auch der schatz/ den GOTT von rechtswegen zukommt/ auff dem wege haben muͤsse. 3. Welcher schatz die treue lust und liebe seines hertzens zu GOTT und seinem leben: Ohne den ihn niemand finden mag. 4. Dieser sind die gefaͤsse/ auß dem tempel des Herrn gen Babel (in die verwirrung der luͤste und sinnen zum fleische) weggefuͤhrt: Vor deren wieder- bringung die verwirrte sinnen keinen GOttes- dienst thun koͤnnen. 5. Diese bringt Zorababel mit Salmanasser mit muͤhe und arbeit wieder nach Jerusalem. 6. Von diesen gefaͤssen zeugt Moses: Du solst den Herrn deinen GOTT lieben auß gantzem hertzen und kraͤfften/ und deinen naͤchsten als dich selbsten. 7. Diese lie- be und lust zur Gottheit ist der nach Babel ge- fuͤhrte schatz. 8. Dieser schatz und gefaͤsse wer- den von JEsu Christo zur fruchtbarkeit gefor- dert/ daß man sie in himmel bringen soll/ da sie weder motten noch diebe stehlen koͤnnen. Cap. 39. Daß/ weil der wesentliche Christus der letzte und kraͤfftigste ruff ins menschen hertzen/ die schaͤtze wieder zu bringen/ ist/ jeder solchen in sich warnehmen solle. 2. Das ist/ alle lust und liebe in der menschheit soll man auß dem ver- gaͤnglichen zu GOTT im einwesigen leben wenden. 3. Daß man die schaͤtze GOttes nicht nach Jerusalem wider bringen/ sondern GOtt im geiste anbeten solle. 4. Das ist/ daß man sie wesentlich in die Goͤttliche natur bringen solle. Da es dann heißt: Unsere buͤrgerschafft ist im himmel. 5. Diß kan nicht geschehen/ biß sich die menschheit von aller der Gottheit bewie- senen untreu durch Christi gnade rechtfertigen lassen. Daß ihrer gerechtigkeit mehr sey dann der schrifftgelehrten/ ꝛc. 6. Welches die gerechtig- keit des einwesigen lebens ist/ die die gerechtig- keit des fleisches in ihrer falschheit uͤberwinden muß/ wie Christus alle eigensinnige uͤberwandt. Cap. 40. Daß darum im namen JEsu alle knie sich beu- gen muͤsse/ und wer seines theils ist/ ihn im hertzen anneh- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. annehmen. 2. Denen nun die ihn annehmen/ gibt er macht GOttes kinder zu werden. 3. Diese macht ist erst der wuͤrckliche geist des glaubens/ den die menschheit/ als eine gabe GOttes/ empfaͤht. 4. Nachdem dieser geist die menschheit auff seine seite gebracht/ wird der glaube mit deꝛ zeit so kꝛaͤfftig/ daß die mensch- heit durch ihn tod und teuffel uͤberwindet/ und zu CHristo gebracht wird. 5. So lange die menschheit der gabe des glaubens nicht wahr- nimmt/ und durch den glauben die wercke des fleisches uͤberwindet/ mag sie GOTT in sei- nem heiligen einwesigen leben nicht nahen/ und hat den glauben nicht empfangen. Cap. 41. Autor wuͤnscht/ daß alle einfaͤltige hertzen die gabe des glaubens/ GOtt zu nahen/ em- pfangen moͤchten/ und die darzu leitende wir- ckungen CHristi in sich empfinden/ nicht aus- ser sich urtheilen. Die Historialist en reden viel von CHristo/ seines wesens krafft aber laͤugnen sie/ lernen immer dar/ kommen nim- mer mehr zur erkantnis. 2. Das verdorbene fleisch sucht so wol durch seine lehre seine boßheit zu bedecken; als CHristus thut die wahrheit ans licht zu bringen. 3. Kan sich auch in der verblendeten menschheit eine zeitlang veꝛbergen. 4. So man aber durch erfahrenheit auff der lehre frucht merckt/ erkennt man/ daß sie nicht aus dem wesen CHristi fliesset/ weil sie der seelen keine ruhe bringt. 5. Wer aber im alter der zeit die ruhe in der seelen erben wil/ der frage nach dem alten wege des lebens/ und wandele drinnen/ so wird er ruhe finden. 6. Dieser weg ist die erniedrigung JEsu CHristi/ welche die seele zum leben bringt. 7. Die denselben weg gereist sind/ soll man fragen nach dem alten wege; CHristus ist der weg/ wer von ihm lernt demuͤthig von hertzen seyn/ wird in seiner seele ruhe finden. Cap. 42. Daß wir mit den betagten und eine frucht GOttes im hertzen tragenden maͤnnern CHri- stum nun in der verlaͤugnung unser selbst in sei- nem heiligen wesen solten kennen lernen/ der als ein niedriger geist in der seelen des menschen hertz in demuth umkehrtund erneuret. 2. So wir ihn in deꝛeꝛneuꝛung des lebens erkeñen/ wer- den wir auch recht von ihm zeugen. 3. Dann als dann zeugt die menschheit mit CHristo eben was sie ist. 5. Und wer aus der wahrheit ist/ hoͤrt die wahrheit. 6. Also bleibt die wahr- heit in ihr/ und kan sich nichtlaͤugnen. 7. Die luͤgen aber muß sich wider die wahrheit verlaͤug- nen. 8. Und weil die wahrheit auff recht/ muß sie ewig bestehen. 9. Sie kan alle feinde uͤberwinden. 10. Nichts mag bestehen/ dann was in der wahrheit wesentlich lebt. 11. Wer der wahrheit nahen wil/ muß es durch ihre heilige weißheit im einwesigen leben Jesu Chri- sti thun. 12. Jn diesem einwesigen leben kan niemand leben/ dann die ihr eigen getheilt leben im fleische hassen und verlassen. 13. Wer das nicht mit lust seines hertzens thut/ mag weder wahrheit/ noch weißheit/ noch leben aus GOTT erkennen/ noch die liebe darzu tra- gen. 14. Alles was GOtt durch seine diener/ Propheten/ Apostel und geister zum verfallnen menschen geredt/ geschicht allein darum/ daß er mit dem leben JEsu CHristi moͤchte zu einem wesen wieder vereinigt werden. 15. Dann die Gottheit begehret nichts als daß der mensch mit ihr einwesig leben solle. 16. Ausser dem einwesigen leben Jesu Christi kan niemand mit der Gottheit gemeinschafft haben. ꝛc. Cap. 43. 1. Daß/ wer die wahrheit lieb hat/ sich im geiste des einwesigen lebens ergreiffen/ und zum reiche Gottes bereiten lassen solle/ auch alle Goͤtt- liche dienste darzu wahrnehmen muͤsse. 2. Daß das einwesige leben des geists die wahre liebe JESU Christi/ die Gott und menschen die- net. 3. Durch ihren dienst verklaͤrt das einwe- sige leben die biß im letzten theil der zeit ver- borgen gewesene wohnung Gottes. 4. Aus der verborgenheit bringt die vollkommene gerech- tigkeit ins licht hervor/ und erfuͤllt Gesetz und Propheten im leben der liebe/ wircklich im menschen zeugend. So du durch den Geist Christi getrieben wirst/ bist du nicht unter dem gesetze der verdammnis. 5. Wer im geiste des einwesigen lebens wandelt/ in dem uͤberwindt derselbe geist die luͤste des fleisches. 6. Alle mit dem geiste des einwesigen lebens zu einē wesen vereinigte werden von den suͤndē im fleische be- freyt. 7. Und in der befreyung werden sie auch aller wirckungen Gottes im geiste theilhafftig/ dieselben zu bezeugen; 8. Und das leben des ge- richts ist das wesentliche zeugnis Gottes/ wor- durch der tod verdammt wird. 9. Darum das leben JEsu Christi die erloͤsung aller beaͤng- steten uñ betruͤbten seelen/ die um Christi wil- len im tode gefangen liegen. 10. Dann von der zeit an/ da sie vom tode gefangen genom- men sind/ haben sie ihre erloͤsung vom einwe- sigen leben erwartet. Dann es ist der aller- kraͤfftigste geist. 11. Und ist in seiner vollkom- menheit der Vater/ Sohn und Heilige Geist. 12. Alle himmlische heer ist darinnen begrif- fen. 13. Ausser demselben kan niemand die vollkommene Gottheit in Christo erkennen. 14. Die ausser solchen sind/ begreiffen von der Gottheit anders nichts/ dann ein getheilt irr- disch bild/ das keine krafft von sich giebt. 15. Darum ist das bildliche leben mit dem tode vermenget/ und mag das reich GOttes nicht besitzen/ kan auch das wesentliche vollkomme- ne leben JEsu Christi anders nicht dann bild- lich urtheilen. 16. Das ist die vollkommenheit der Gottheit/ daß sie sich von bildlichen gei- stern laͤßt urtheilen/ und doch ungeurtheilet bleibt/ laͤßt sich nicht uͤberwinden/ sondern uͤ- berwindet alle toͤdtliche theilung. Cap. 44. 1. Daß den menschen/ der den irrdischen gei- stern in den getheilten begierden unterworffen ist/ zu erloͤsen/ die Goͤttliche gerechte wirckung ihm mancherley Gebote gegeben/ durch ihre knechte/ Gesetz und Propheten/ welche nun in einem wesen verklaͤrt werden/ daß der mensch seine suͤndige begierden im fleische moͤchte em- pfinden und erkennen lernen. 2. Ohne das Ge- setz wuste ich (sagt Paulus) nicht/ was suͤnde war. Item: Jch lebte etwan ohne das Gesetz/ als aber das gebot kam/ ward die suͤnde leben- dig/ ꝛc. 3. Wann dann die menschheit in ihrer unerkanten suͤnde die rechte Gottheit in ihrer krafft wieder die suͤnde im fleische zu erkennen und Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. und empfinden beginnt; wird ihr das eine Ge- bot/ darinn das leben begriffen/ in theilung vor- gestellt. Jm ersten Gebot. 4. Wormit die gerechte Gottheit in der menschheit ihre krafft wieder die irrdische luͤste beweist; denn sie fuͤh- ret die menschheit knechtlicher weise/ (ehe sie in ihr gebohren ist) aus der angst der suͤnden/ darinn sie gefangen/ in die hoffnung der erloͤ- sung. Darum soll sie ihr keine irrdische luͤste zu Goͤttern erwehlen/ ihr aus der noth zu helffen. Cap. 45. 1. Daß/ wenn die menschheit in der hoffnung der erloͤsung die krafft Gottes beginnt zu em- pfinden/ sie das andere Gebot empfaͤht: daß sie ihr kein bild machen solle. 2. Das ist/ daß sie sich mit sinnen und gedancken aus dem irr- dischen bildlichen wesen wenden/ und sich kei- ne vernunfftliche einbildung nach der Gottheit machen solle. Dann sie verfuͤhren und verfrem- den ihn von der wesentlichen Gottheit. Dann sie wesentlich/ nicht bildlich. 3. Wer nun der Gottheit zur erloͤsung in der seelen nahen will/ muß sie wesentlich in ihrer Goͤttlichen natur empfangen/ und mit ihr zu einem wesen verei- niget werden/ wordurch sie von ihrem eitlen bildlichen unruhigen wesen erloͤst wirden wird. 4. Das bildliche/ seine erloͤsung und freude in seinen bilden suchende eitle wesen muß von GOTT verurtheilet werden. 5. Welches ehe aber nicht geschehen kan/ biß die menschheit in der Gottheit wesentlich lebt. 6. Wie gerne die menschheit die Goͤttliche natur in ihr haben wolle/ so sie nur von der bezauberung der irr- dischen bilden ledig waͤre. Dann sie Goͤttli- ches geschlechts ist/ und dahero auch noch ei- nen zug zur Gottheit hat. 7. Die meiste bezau- berung kom̃t ihr aus der irrdischen vernunfft. 8. Alle die verfuͤhrende bilde entstehen aus der unerleuchteten vernunfft. 9. Vernunfft macht dem menschen seine bilde himmlisch und irr- disch. 10. Macht ihm bildliche Goͤtter und teuf- fel. 11. Worwieder die Gottheit im menschen zeugt: Mache dir kein bild weder im himmel (einen eiteln himmlischen schein zur gerechtig- keit im fleische) noch auf erden (die eitele irr- dische frucht der verdammnis) \&c. Dann ich bin dein GOTT / der die missethat der vaͤ- ter an den kindern heimsucht. 12. Welche vaͤ- ter die erwehlende luͤste/ durch welche die irrdi- sche bilder in der vernunfft gemacht werden. 13. Diese werden gestrafft/ weil sie die Gott- heit mit ihren geschlechten hassen. 14. Wann nun die menschheit durch dieser vaͤter straffe ihren lust in die wesentliche Gottheit setzt/ thut die Goͤttliche natur barmhertzigkeit an tausen- den/ die sie lieben. Cap. 46. 1. Daß/ nach dem die menschheit ihren wil- len aus den irrdischen vernunffts-bilden zum wesentlichen GOTT gewendt/ sie das dritte Gebot empfaͤht: Den nahmen GOttes nicht vergeblich zu fuͤßren. 2. Wer diß thun soll/ muß sein gantz hertz der wesentlichen Gottheit (aus liebe oder aus zwang) ergeben. 3. Daß die Gottheit keinen namen hat/ als ihre wesentliche krafft/ in gerechtigkeit/ in barmhertzigkeit und in wunderthaten. 4. Dieser name laͤßt sich nicht aussprechen; sondern| wir muͤssen nur wesentlich acht haben/ was er in seiner leben- digen krafft sey/ damit wir erst im knechtlichen dienste wesentlich moͤgen verstehen/ was da sey: Jch werde seyn/ der ich seyn werde. Item: Was der GOTT Abraham und Jacob sey. 5. Die- sen GOTT Abraham kan niemand nennen/ dann der wesentlich und lebendig in der Goͤttli- chen natur/ zu einem ausgang sein selbst/ frucht- bar worden ist; daß er in der fruchtbarkeit des Goͤttlichen wesens einen froͤlichen Jsaac ge- baͤhre/ und daß dieser dann einen Jacob/ der alles/ so dem Goͤttlichen wesen zu wieder/ durch die weißheit seiner mutter uͤberwinden koͤnne/ erzeuge. Und also der name GOTTes in sei- ner menschheit wesentlich befestiget werde. 6. Anderer gestalt wird der name GOttes in ei- telkeit mißbraucht. Cap. 47. 1. Daß/ wann die menschheit den namen GOttes erkennet und empfindet/ sie das vier- te Gebot empfahe: Gedencke des Sabbaths/ ꝛc. 2. Weil der HErr die gantze menschheit/ mit allem/ so unter ihrer macht ist/ zu seiner wesent- lichen ruhe des einwesigen lebens durch die Goͤttliche arbeit bringen will/ zeugt er/ daß sie sechs tage arbeiten/ und den siebenden tag/ so das einwesige leben in der Goͤttlichen natur ist/ ruhen und den Sabbath heiligen solle: Daß niemand nach seinem eigenen lust im fleische im hertzen arbeiten moͤge/ ꝛc. 3. Daß das Goͤtt- liche einwesige leben der verborgene himmel/ darinn die Gottheit wohnet/ und das natuͤrli- che wesen/ die erde/ des HErrn fußschemel. Das verwuͤstete unruhige blutige wesen/ das meer. 4. Daß des HErrn Geist im menschen alle din- ge unterscheide und ordne/ dann in seinem Sab- bath ruhe und ihn heilige/ auch zu dieser ruhe die menschheit einlade. Cap. 48. 1. Daß/ so die menschheit sich mit der Gott- heit in die heilige ruhe ergebe/ daraus in ihr zu leben/ sie das fuͤnffte Gebot: Du solt vater und mutter ehren/ empfange. 2. Ein beweiß/ daß die Gottheit die ewige fruchtbare gerech- tigkeit in der gehorsamen menschheit sey. Dar- um sie dieselbe als einen vater ehren soll/ und wirckliche lehre fuͤr eine mutter erkennen/ daß sie im leben der Goͤttlichen natur lange leben moͤge. 3. Daß die menschheit durch die un- fruchtbarkeit keine liebe zu ihrem vater uñ mut- ter habe/ sie zu ehren/ und muß alles aus zwan- ge thun/ was sie der Gottheit thut. 4. Und die- ser zwang muß waͤhren/ biß die Gottheit in ihr gebohren/ dann wird sie der vaͤterlichen guͤte wesentlich theilhafft/ und lernt beten: Unser vater in den himmeln/ dient ihm nicht laͤnger mit zwange/ sondern nach seiner angebohrnen heiligen natur aus liebe. 5. Wer die Gottheit zu keinem wesentlichen lebendigen vater will bekommen/ muß die heilige wirckliche lehre erst zur mutter erkennen/ und sich von ihr frucht- barlich gewinnen lassen. 6. Das aber kan nicht geschehen/ oder man muß erst dem irr- dischen vater und mutter/ schwester und bru- der zuwider seyn/ sie hassen und verlassen. Wel- ches aber das irrdische wesen ist/ ꝛc. Cap. 49. 1. Daß/ nach dem die menschen die Gott- heit Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. heit zum vater/ und die heilige lehre zur mutter angenommen/ und zur fruchtbarkeit sich ziehen lassen/ sie das sechste Gebot: Du solt nicht toͤdten/ empfahe. 2. Welches zeugt/ daß die menschheit die rachgierige boͤse art; die die ein- faͤltige Gottheit zu toͤdten geneigt/ auch ver- lassen muß/ und die Goͤttliche leydsamkeit an- nehmen/ \&c. 3. Dann GOTT hat den tod nicht gewolt weder am leben Gottes/ noch am leben der natur. 4. Aber durch die begierde der eigenen besitzung im fleische (die Cainische art) hat der tod uͤber den unschuldigen Habel macht bekommen/ und das lamm getoͤdtet/ darauf er auch alle GOttes-diener und Propheten/ durch bewilligung der verfallenen menschheit uͤberwaͤltiget/ und zwar noch unter einem schein der heiligkeit/ die menschheit in ihrer boßheit desto mehr zu staͤrcken. 5. Weil aber das le- ben GOTTes vom tode nicht ist/ hats der tod nicht halten koͤnnen/ sondern es ist durch- gebrochen/ und hat dem tode seinen tod wie- der zugebracht. 6. Nun gebeut das leben der irrdischen menschheit: So toͤdte deine irrdische glieder/ hurerey/ unreinigkeit/ lust/ boͤse begier- den/ geitz/ ꝛc. Cap. 50. Daß/ wann die menschheit die Gottheit im leben erkennt und annimmt/ sie das siebende ge- bot: Du solst nicht die ehe brechen/ empfange. 2. Welches zeugt/ daß sie mit den irꝛdischen luͤsten im fleische die einwesigkeit des lebens zwischen der Gottheit und der menschheit nicht brechen soll/ sondern allzeit acht haben auff die ehe und vereinigung GOttes/ daraus die rech- te kinder und erben des einwesigen lebens gebo- ren werden. 3. Welches die kinder/ die zuihm kommen sollen/ und die weißheit gepriesen wird. 4. Diß ist die schoͤne geburt/ mit lie- be/ dero gedaͤchtniß unsterblich. 5. Diese hei- lige kinder bewahren die reine ehe/ die ehebreche- rische kinder aber sind dem HErꝛn ein greuel. 6. Weil die menschheit sich in lust der unkeusch- heit mit den fremden irꝛdischen geistern zur fruchtbarkeit begiebt/ wird durch ihre geburt und saamen das reich der hoͤllen im hertzen der irꝛdischen menschheit gestifft/ und der boͤse geist hat gewalt uͤber sie: Welches der Gottheit zu- wieder ist. 7 Darum gibt sie der mit einem hurischen hertzen eingenom̃enen menschheit das gebot aus ihrer gerechtigkeit/ daß sie den huri- schen lust toͤdten solle. Cap. 51. Daß wann die menschheit die heilige einwe- sigkeit in GOtt erkennt/ sie das achte gebot: Du solt nicht stehlen/ empfaͤngt. 2. Das ist/ daß sie sich im luste ihres lebens GOTTES gerechtem wesen ergeben/ und ihr nichts annehmen solle/ weil ihr nichts zukommt. 3. Alles was die menschheit ihr anmast ausser dem heiligen wesen GOttes/ darinn ist sie vor GOtt ein dieb. 4. Wann sie wesentlich auffs recht GOttes angewiesen wird/ befindet sie/ daß sie alles verlassen muß/ was sie ihr selbst zur eigen- schafft angemast hat: Ja alles was sie begehrt hat. 5. Du solt nicht begehren was deines naͤchsten ist. Wer ein weib ansieht und ihr be- gehrt/ hat schon die ehe gebrochen. 6. Es ist alles dieberey/ was das irꝛdische wesen fuͤr sich selbst begehrt/ und ist der menschheit zu einem urtheile/ daß sie in der gemeinschafft GOttes nicht sey. 7. Darum sie sich/ (so lange sie nicht aus GOtt geboren ist) allzeit unter das gerechte wesen beugen/ und darmit ihre begier- gen abmessen muß. 8. Daß das gerechte we- sen GOTTes sich allein der gerechtigkeit an- nimmt/ die das urtheil fuͤhrtuͤber gut und boͤß. Welches die regierung GOttes/ die alle einfaͤl- tige seelen fuͤr den luͤsten im fleische bewah- ret. 9. Wer auff die gerechtigkeit acht hat/ stiehlt nicht. Wird doch an nichts mangel haben. 10. Wer nicht zu stehlen geneigt ist/ hat gnug; und der nicht begehrt/ ist reich: Wer aber zu stehlen geneigtist/ hat nimmer gnug. 11. Welches die diebische begierden vor dem ta- ge des urtheils schwerlich erkennen wollen/ und daher mit allerley schrifft-spruͤchen zu bedecken suchen. Achten das wol/ daß GOtt seinem volcke aus Egypten gehende befahl silberne und guͤldene gefaͤse von ihren naͤchsten zu entlehnen/ fuͤr eine erlaubte dieberey. 12. Da doch die meinung GOttes ist/ daß wann die mensch- heit durch die krafft der gerechtigkeit GOttes aus der angst und dienstbarkeit des fleisches ausgehen werde/ sie dann die liebe und lust ih- res hertzens/ die sie GOtt entwendt und dem fleische giebt/ entlehnē und mitnehmen solle. 13. Daher die begierde des fleisches draussen blei- ben muß und sich nicht entschuldigen kan/ aber wol verurtheilt dardurch wird. Cap. 52. Daß die menschheit/ wann sie diß voll- bracht/ das neunte gebot: Du solt kein falsch zeugniß geben wider deinen naͤchsten empfan- ge. Welches bezeugt/ daß sie acht auff die we- sentliche wahrheit haben und anders nicht we- der von GOtt noch der menschheit zeugen solle/ als wie sie drinnen befestigt ist/ damit sie durch die wahrheit beschirmt werde. 3. Durchs zeug- niß der falschen geister wiꝛd die einfaͤltige wahr- heit in der menschheit dem tode uͤbergeben. 4. Daß diese falschheit und tod an den falschen zeugen gerochen werden muͤsse. 5. Daß die menschheit GOttes gerechtes wesen in der see- len wol wahrzunehmen/ daß sie sich keines eit- len ruhms anmasse/ als ob sie mit GOtt und seiner wahrheit eins sey/ so lange sie mit ihrem luste des lebens noch im irꝛdischen wesen verei- nigt ist. 6. Kan sie aber darauff nicht wesent- lich mercken/ wird sie vom falschen zeugniß nicht moͤgen erloͤset werden/ und viel straffe vom gerechten geiste des HErꝛn unterworffen seyn. ꝛc. 7. Dann weil GOtt die wahrheit/ muß die luͤgen und das falsche zeugniß gestrafft wer- den. An Anania und Saphira zu sehen. 8. Darum ermahnt Paulus; Leget ab die luͤgen/ und redet die wahrheit/ ꝛc. Cap. 53. Daß/ nachdem die menschheit das wahre zeugniß begreifft/ sie das zehende gebot: Du solt nicht begehren ꝛc. empfahe. 2. Das ist/ die unter die Gottheit sich beugende menschheit soll nichts zur eigenschaft im fleische von ihꝛem naͤchsten be- gehrē. 3. Jhr aller naͤchster ist die gerechte Gott- heit/ die in ihrer wohnstaͤtte/ im innersten der seelen/ wohnt. 4. So sie dañ/ das hertz innenhat/ gehoͤrt ihr alles menschliches und thierisches/ so drinnen ist/ zu. 5. Des naͤchsten der Gott- heit hauß ist hertz und leben der menschheit/ A. K. H. Vierter Theil. F f f f daß Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. daß sie zu ihrer eignen lust nicht begehren soll. 6. Des naͤchsten weib ist die erkaͤntniß und begriff der vernunfft/ das der Gottheit zugehoͤrt. Wordurch die menschheit GOttes gnade er- greiffen und nicht zu den luͤsten im fleische ge- brauchen solte. 7. Woraus dannlauter ehe- brecherische kinder geboren werden. 8. Daß diß das ehebrecherische geschlechte/ vor welche man CHristum bekennen solle. 9. Diß geschlecht zu mindern soll man des naͤchsten weib nicht begehren. 10. Des naͤchsten knecht ist der dienst/ wormit man die Gottheit in ih- rem hause/ dem hertzen/ ehren und ihr dienen solle/ und nicht zu den verderblichen luͤsten und begierden gebrauchen. 11. Auch soll man der magd/ die diß hauß in reinigkeit haͤlt/ nicht begehren. 12. Sie in den luͤsten des fleisches um ihrer schoͤnheit willen zu gebrauchen/ ꝛc. 13. Der ochse des naͤchsten ist diekrafft/ mit der man pfluͤgt/ und die gerechtigkeit GOttes/ wor- mit er das irꝛdische hertz umringt uñ uͤberwindet Dieser krafft soll die menschheit nicht begehren/ seine boßheit als gerecht darmit in gewalt zu vertheidigen/ sondern sie GOtte lassen in ihrer schwachheit/ als ein kind in gehorsam des va- ters bleiben. 15. Diesen ochsen soll die menschheit/ so sie ihn zu ihren eignen begierden gebraucht hat/ zur versuͤhnung ihrer suͤnde GOtte wieder auffopffern. 16. Der esel/ der die menschheit nicht begehren soll/ ist die ein- faͤltige demuth/ worauff CHristus in sein hauß einreitet. 17. Dieser soll die menschheit nicht zur heiligkeit im fleische begehren. 18. So lange die menschheit unter den irrdischen begier- den gefangen steht/ kan sie der Gottheit in ih- rem heiligen wesen nicht nahen. 19. Und so viel die menschheit der Gottheit wesentlich naht/ so viel verliehrt sie ihre begierden nach dem fleische und wird durch die Goͤttliche natur frey darvon. Cap. 54. Daß nachdem die menschheit durch die ge- rechte gebote in den begierden nach dem fleische getoͤdt und gestorben/ so viel sie in der zeit ver- mag/ beginnt sie CHristo zu nahen/ werden diese mancherley gebot vermindert/ und CHri- stus zeugt: Du solst den HErrn deinen GOtt lieben in gantzem hertzen und seelen/ und deinen naͤchsten als dich selbst. 2. Diese liebe kan die menschheit nicht dann durch die geburth in CHristo erlangen/ daß die Gottheit in ihr und sie in der Gottheit wesentlich geboren werde. Dann empfaͤht sie die liebe im hertzen. 3. Als- dann sind alle gebot in einem erfuͤllt. 4. Die gebot/ die ihr zuvor ein tod waren/ sind ihr ein leben worden/ die sie zu thun/ ihre lust ist. 5. Das eine gebot ist die Gottheit selbst. 6. Al- le getheiltheiten werden geeiniget. 7. Alle ge- theilte uͤbungen fuͤhren zu dem einwesigen leben. 8. Die uͤbung/ so dahin nicht bringt/ ist aus dem menschen/ nicht aus GOtt/ und bringt in mehrere getheiltheit als man vor war. 9. Was aus getheiltheit/ das wircktnichts dann getheiltheit. Und was aus der einwesigen Gottheit ist. Das wirckt zu mehrer einigkeit. 10. Jm letzten theile der zeit empfaͤht man ei- nen unterscheid zwischen der Goͤttlichen und selbst angenommenen uͤbung. Cap. 55. Daß man die vertheilte erwehlung zu mei- den/ in der seelen scharffe acht auff das begehren der ermeldten geburt haben/ und mit bitten und flehen der wuͤrckung GOttes im menschlichen wesen warnehmen solle. 2. Nachdem man sich den geboten GOttes im leben und tode zu gehorsamen/ mit bitten und flehen/ dem einwe- sigen GOtt ergeben/ zieht er uns aus aller ver- theilten wahl des irꝛdischen wesens/ macht uns zu kindern und miterben/ und verklaͤrt uns die verborgene wuͤrckungen/ in seinem volcke bewie- sen/ wesentlich. 3. Wordurch er sich seines volcks GOtt erweist/ und macht durch seine Testa- menten einen unterschied zwischen seinem vol- cke und den gottlosen/ und bringt einem das le- ben dem andern den tod zu. 4. Ausser den Te- stamenten kan man Gottes volck von den frem- den Nation en nicht unterscheiden. 5. Was GOtt durch seine wesentliche krafft/ gesetz/ Pro- pheten/ CHristum und seine Apostel im gehor- samen menschen wuͤrckt/ besiegelt er durch seine Testamenten. 6. Wie zweyerley voͤlcker unter der regierung GOttes/ so auch zweyerley Testa- mente. 7. Diese zweyerley voͤlcker sind zweyerley geburten im menschen von denen die fleischliche den vorgang hat unterm gesetzlichen gehorsam/ daruͤber die vaͤter mit zwang und furcht der ver- dam̃niß regieren/ welches die ruthe/ die luͤste des fleisches damit im zaum zu halten. 8. Unterm dienst des zwangs richtet Gott mit dē vaͤteꝛn das erste Testament auff. Welche vaͤter von Goͤttli- cher natur nach dem fleische unter den frommen Nation en geborē im unerleuchteten menschlichen wesen von den fremden Nation en nicht zu un- terscheiden. 10. Durchs Testament der be- schneidung in allem was fleischlich und ungoͤtt- lich ist/ werden die fremde Nation en vom volck GOttes unterschieden. Alles muß beschnitten werden. 11. Die beschneidung geschicht in der maͤnnlichkeit des fleisches/ so die krafft und lust der vorm gesetzlichen dienst unbekannten suͤnden. 12. Geschicht zum bunde und unter- scheid des volcks GOttes und der fremden Na- tion en. 13. Dieser bund wird durch den tod im fleische mit Gottes gerechtigkeit versiegelt. ꝛc. Cap. 56. Daß dieser bund in zweyerley bedienung em- pfangen werde/ nach art der zweyerley gebur- ten. Und ist der dienst des glaubens. Und der dienst des gesetzlichen zwanges. Jener fuͤr die glaͤubigen/ dieser fuͤr die irꝛdische geschlech- te. 2. Die vaͤter in ihnen selbst/ sind der Gott- heit durch den glauben unterthan/ und haben die verheissung fruchtbar zu werden/ koͤnnen a- ber die freye kinder nicht erzeugen/ biß der magd sohn/ der aͤngstliche dienst im fleische gebohren sey. 3. Dann wird doch die irꝛdische geburt noch von der himmlischen geboren. 4. Diese zweyerley geschlechte nach dem fleische und nach der Goͤttlichen natur/ empfangen jedes ihren dienst. 5. Die aber nach dem fleische/ haben weder krafft des glaubens/ daꝛaus zu leben/ noch lust oderliebe zu GOTTes himmlischer gerech- tigkeit/ darum wird ihnen die beschneidung des fleisches zur bereitung des tods in luͤsten und be- gierden angekuͤndigt/ daß sie den bund der vaͤter mit dem tode/ so viel sie nach dem fleische leben/ besiegeln. 6. Diesen bund soll die menschheit wahr- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. wahrnehmen/ wann sie in ihrem unbeschnitte- nem hertzen die gerechtigkeit GOttes zur ver- dammniß empfindt/ und keine lust noch liebe zu GOttes gerechtigkeit/ sondern lust und liebe zu ihr selbst im fleische befindt/ das eine feindschaft wider GOtt ist. 7. Dieser feindschafft loß zu werden/ und friede mit GOtt zu erlangen/ muß die menschheit die beschneidung zu einem bunde GOttes mit zwange und unluste im fleische an- nehmen/ und dann opffer bringen dem HErꝛn von widdern/ boͤcken/ stieren/ so alle kraͤffte/ luͤste/ wille und begierden sind/ und alles ihm zugehoͤrt/ aber mißbraucht und verunreinigt woꝛden/ und daher durchs feuer wieder geꝛeinigt werden muß. 8. Und die muß morgens und abends/ so lange die suͤnde und luͤste herꝛschen/ durch zwang des gesetzes geschehen; daß das menschliche wesen seine straffe zum tode des irꝛ- dischen lebens empfange/ und dann einen unlust der suͤnden in der seelen empfinde. Cap. 57. Daß dieser unlust der suͤnden sein werck zur reue und leyd des suͤndlichen lebens beginne. Wordurch Johannes in solchem hertzen ge- hoͤrtwird: Welch gehoͤr die hoffnung und den glauben erweckt. Durch den glauben laͤst sich die menschheit zur reue und leyd der suͤnden tauf- fen. 2. Nachdem sie getaufft/ hoͤrt der gesetz- liche bund auff in seinem zwang und toͤdten/ weil die menschheit keine lust noch leben mehr in den suͤnden hat/ sondern dieselbe ihr ein tod ist. 3. So lang aber sie lust in der suͤnde hat/ steht sie unterm zwange des bunds der vaͤter. 4. Und am luste oder unluste der suͤnden erkennt man/ ob man unterm A. Testamente der gerechtig- keit GOttes/ oder unterm Neuen der gnaden CHRISTI stehe. 5. Das A. Testament hoͤrt in der menschheit nicht auff/ so lange die luͤst der suͤnden in ihr lebt. 6. Dann nicht ein titel am gesetze vergeht/ biß alles vollbracht was drinnen geschrieben. 7. So lang etwas vom alten himmel und erden in der menschheit lebt/ das sich in der Goͤttlichen natur nicht uͤbergibt/ mag das gesetz nicht auffhoͤren. 8. Wann aber alles in ihr durch reu und leyd zu einem bußfer- tigen leben aus dem irꝛdischen ins himmlische sich veraͤndert/ dann wird der dienst des gesetzes vollendt/ und der alte himmel und er de muͤssen vergehen/ und durch den tod der suͤnden zu ei- nem ewigen Testamente im leben der Goͤttli- chen natur besiegelt: nach der verheissung/ Abraham geschehen bey der beschneidung. Cap. 58. Daß/ wann der vaͤter dienst wider die suͤnde im fleische zu einem ewigen Testamente im tode der suͤnden besiegelt/ der dienst JEsu CHristi das erneute leben beginnt/ zu einem neuen Te- stamente/ ohne zwang. 2. Und alles was durch den zwang des gesetzes getoͤdt ist nach dem fleische/ wird durch JEsum CHristum wieder lebendig und selig gemacht im geiste. Dann empfaͤngt die seele das froͤliche Evangelium zur ewigen dancksagung GOttes. 3. Dessen schall durch alle die welt geht und verkuͤndigt wird. Und diß leben wird dann ein licht allen/ die um der suͤnden willen im finstern sitzen/ und auff das licht hoffen. 4. Dieser bund und Testament vereinigt die Gottheit und die er- neute menschheit im neuen einwesigen leben der Goͤttlichen natur zu einem wesen. 5. Dann wird erfuͤllt das wort: Jch will einen neuen bund mit dem hause Jsrael auffrichten/ nicht wie vormals/ da ich sie aus den aͤngsten des fleisches ausfuͤhrte/ welchen bund sie im zwan- ge nicht gehalten: Sondern diß soll der bund seyn: Jch will mein gesetz/ den geist des einwe- sigen lebens/ ins innerste ihrer hertzen schreiben/ ꝛc. 6. Diß sind die verheissungen des HCrrn/ die nun in der gehorsamen menschlichen natur und in der Goͤttlichen befestigt werden/ amen. Cap. 59. 1. Daß die seele auf diese zwey Testamente nun in ihrem hertzen ein| wesentlich nachsehen uñ empfinden haben solle; damit durch das alte die suͤnde in ihr mit zwange offenbaret werde. 2. Daß diß alte oder der vaͤter Testament der ge- rechte geist des HErrn/ der wieder die suͤnden und luͤste des fleisches im menschen gesetzlich wirckt/ biß der glaube fruchtbar in ihm wor- den ist. 3. Alsdann ist dieser der vaͤter dienst/ in uͤberwindung der suͤnden durch den glau- ben/ zu einem ewigen Testament in der Gott- heit versiegelt/ und wird der salbung des Hei- ligen Geistes uͤbergeben. 4. Wordurch al- les erneuret und wieder zu recht gebracht wird. 5. Und diß erneute leben in JESU Christo ist die himmlische klarheit im leben der Goͤtt- lichen natur. 6. Wo diß erneute leben nicht regiert/ da ist kein haus oder wohnung Got- tes nach der him̃lischen wahrheit. 7. Und wie es den ewigen frieden wirckt; so wirckets auch die ewige feindschafft wieder die suͤnde und ungerechtigkeit. 8. Dieser friede und feind- schafft wieder die suͤnde wird versiegelt zur e- wigen dancksagung Gottes. 9. Daß die seele sich hieruͤber freuen soll. 10. Seuffzer/ daß Gott alles/ so vor ihm ein tod ist/ auch der seelen zu einem tode machen wolle. 11. Wordurch sie frey und ungeeignet seyn/ und das sterben und leben vom HErrn im gehorsam annehmen wird. Cap. 60. 1. Daß diese freyheit in der seelen zu empfan- gen jeder die wirckliche uͤbung des einwesigen lebens darzu warnehmen solle (dann ohne sol- che darzu nicht zu kommen sey. 2. Nicht durch vernunfft-wehlen/ sondern man muß erst von sich selbst scheiden/ und in einfalt auf die ein- sprache GOTTes warten/ des Geists des HErrn in sich taͤglich wahrnehmen/ und die sinne und gedancken allzeit zum wesen GOt- tes (so viel es erkant und empfunden wird) ein- kehren lassen. Dann worzu diese gekehrt sind/ das wird im hertzen meistens angenommen. 3. Wer sein selbst und der lehre des Geists beharrlich wahrnimmt/ macht sich selbst/ und die ihn hoͤren/ selig. 4. Wer einen saamen aus dem Geist empfaͤht/ nimmt des Geists in sei- ner geburt wahr/ und wird von ihm gelehrt. 6. Der Geist muß durch seinen eigenen wesentli- chen saamen gebohren werden. 7. Dieser saa- me kan in der menschheit anders nicht als durch die vereinigung mit dem geiste zu einem wesen und geiste empfangen werden. 8. Es mag kei- ne fruchtbarkeit geschehen/ dann in der verei- nigung zu einem wesen. 9. Zwischen GOTT und menschen keine vereinigung ohne in der A. K. H. Vierter Theil. F f f f 2 frucht- Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. fruchtbarkeit des lebens. 10. Das ist das le- ben der Goͤttlichen natur/ so nun uͤber alles von seines gleichen gesucht und gefunden wer- den soll. 11. Wer das leben in seiner einwe- sigkeit sucht/ wirds im leben finden. 12. Da- hin die ans irrdische wesen gebundene mensch- heit nicht mag folgen/ und den tod zu ihrem theile empfangen muß. 13. Jhr geist kan das leben im himmel nicht erreichen/ sondern muß mit dem irrdischen tod in pein und schmertzen gefangen bleiben. 14. Himmel und hoͤlle/ le- ben und tod haben keine gemeinschafft mit einander. 15. Streiten zwar bildlicher weise eine zeitlang mit einander/ koͤnnen aber/ wo sie keinen dritten zu huͤlffe kriegen/ einander nicht uͤberwinden. 16. Dieser dritte ist die mensch- heit/ die zwischen zweyen wiederwaͤrtigen we- sen wohnet; wirds aber erst innen/ wann sie ihr innerliches wesen im lichte Christi begin- net zu erkennen und zu empfinden. 17. Das eine wesen oder geist ist die Goͤttliche natur/ die sich in der irrdischen menschheit verborgen haͤlt/ sie aus der finsternis mit der zeit ins licht zu ziehen. 18. Das andere ist das irrdische grobe wesen/ zur eigenschafft und wahl geneigt/ und die wahl zum verderben. 19. Mit beyden diesen geistern ist die menschheit wesentlich vereiniget. 20. Das eine wesen heißt man au- gen/ das andere heist man Christum. Cap. 61. 1. Daß die menschheit in ihrer schoͤpffung/ nach der Gottheit/ ihren freyen willen habe/ zu einem von diesen beeden zu kehren. 2. Nach der natur des irrdischen wesens aber ist sie nicht frey/ sondern an ihre begierlichkeit vereignet/ doch aus ihrem eigenen/ nicht aus GOTTes willen. 3. Nach der Gottheit heißts: Jch lege dir vor tod und leben/ greiff nach welchem du wilst. 4. Das ist das wesen gegen dem die weißheit GOTTes durch ihre liebe diß zeugnis ausge- hen laͤßt/ hat freyen willen zur Goͤttlichen na- tur einzukehren; so viel aber die menschheit der irrdigkeit theilhafftig/ ist sie eigen an ihre luͤste verbunden/ und kan den freyen willen nicht gebrauchen. Und das ist der streit in der mit GOTT noch nicht wieder zu einem wesen vereinigten menschen. 5. Jhr werden zweene wege vorgelegt/ und sie kan nur einen gehen; doch hat sie lust sich auf beede zu begeben/ weiß in ihrer unversuchtheit nicht/ wohin sie sich wenden soll/ ist aber mehr zum irrdischē geneigt. 6. Gibt sie sich zum irrdischen/ dahin ihre groͤ- ste lust/ muß das himmlische den streit verlie- ren und den tod leiden. 7. Auch laͤst die Gott- heit sich erst uͤberwinden und toͤdten/ ehe sie ihrem feind wieder vergilt. 8. Hierzu muß die Gottheit ihrer zeit erwarten/ biß die menschheit ihr elend und verderben innen wird/ und ihren trost an ihr zu suchen beginnt. 9. So viel sie sich dann zur Gottheit wendet/ so viel kom̃t sie zu freyem willen; wordurch sie ihre verbuͤnd- nis an die eigenschafft erkennt. 10. Durch den freyen willen erwehlet sie die Gottheit zu ihrē troste/ und wird betruͤbt/ daß sie der Gottheit in ihr den tod hat helffen anthun/ so ohne ih- ren zufall nicht geschehen moͤgen. 11. Die Gott- heit laͤßt sich uͤberwinden/ damit die mensch- heit das boͤse erkeñen und sich darvon bekehren moͤge/ anders solte sie drinnen umkommen. 12. Darum erweckt eine liebe die andere. 13. Kei- ne liebe noch gerechtigkeit ist/ dann in der Goͤtt- lichen natur. 14. Wer sie haben will/ muß sie aus der Gottheit empfangen. Cap. 62. Daß/ wann die menschheit endlich die liebe GOttes/ und dann auch das verderben des irꝛ- dischen wesens in ihrer seelen empfinde/ sie auff GOttes guͤte und liebe zu mercken beginne. 2. Seelig ist die seele/ die des HErrn stimme hoͤrt/ mit danck annimmt/ und acht hat/ was sie be- gehre. 3. Auch die ohren/ die das Goͤttliche zeugniß hoͤren und vor dem lust und liebe des irrdischen wesens zugestopfft sind. 4. Selig die menschheit/ die alle ihꝛe liebe und lust inwen- dig zur Gottheit einkehrt/ ꝛc. 5. Dann laͤst sich die Gottheit ergreiffen/ und wird ein HErꝛ uͤber himmel und erden. 6. Das leben uͤber- windet den tod und macht die menschheit seelig. 7. Dann geht lob und danck auff. 8. Hier verklaͤꝛt deꝛ Vateꝛ den Sohn/ und deꝛ Sohn den Vater. 9. Der Sohn betet den Vater an. 10. Der Sohn empfaͤht vom Vater macht uͤber al- les fleisch/ und bittet fuͤr die/ so sich zu ihm bekeh- ren/ daß sie das leben moͤgen empfangen. 11. Das ist das ewige leben/ daß man den Vater in seinem heiligen wesen erkenne/ ꝛc. 12. Wann der mensch das in der seelen empfindet/ zeugt der Sohn gegen den Vater: Vater/ ich hab dich im irꝛdischē hertzen verklaͤrt/ ꝛc. Verklaͤre auch mich mit der klarheit/ die ich vor der welt grundle- gung bey dir hatte. 13. Daß diese welt durch die irꝛdische finsterniß seine klarheit verliert. ꝛc. 14. Da dann der mensch ins verderben verfaͤllt/ und im finsterniß umtappt/ biß er des ver- dammlichen tods im leben gewahr wird/ und den zug des Vaters empfindet. 15. Dieser zug des Vaters ist/ daß der mensch die wesent- liche krafft der Goͤttlichen natur in seiner suͤnde erkennt/ und in der seele mit reu und leyd em- pfindet. 16. Wann der Vater den menschen gezogen/ gibt er ihn CHristo uͤber/ der ihn der Goͤttlichen natur theilhafftig macht/ ꝛc. Cap. 63. Daß/ wann die himmlische geburt die irr- dische uͤberwindt/ und ihr die verdammniß zu- bringt/ und der gantzen menschheit in allen ih- ren sinnen/ ꝛc. bekannt machet/ daß die irrdi- sche geburt verlohren gehen muß/ sie ihre zu- flucht zum Vater nehme und zeuge: Nun komm ich zu dir/ und zeuge diß in der welt/ ꝛc. Item: Jch bitte nicht/ daß du sie von der welt nehmest/ dann sie noch versucht und gepruͤfft drinnen werden muß/ sondern fuͤrm boͤsen bewahrest/ ꝛc. 2. CHristus zeugt weiter: Jch bitte nicht al- lein fuͤr die menschheit/ ꝛc. 3. Item: Nun geht das urtheil uͤber die welt. Und der fuͤrst dieser welt wird ausgestossen/ und der menschheit wird die herꝛlichkeit gezeigt und gegeben. Zur vollkom- menen freude/ die in der menschheit auffgehet. 5. Dann zeugt CHristus: Jch habe der mensch- heit deine herꝛlichkeit gegeben/ ꝛc. 6. Weiter: Gerechter vater/ die welt hat mich nicht erkant/ ꝛc. 8. Gleichwie die Gottheit vollkommen ist; so soll auch die menschheit vollkommen seyn. Cap. 64. Daß man durch diese in der menschheit er- kante| vollkom̃enheit die wuͤrckung zwischē dem Vater und Sohne in der menschheit anhoͤre/ und eine stille im himmel und auf der erden wer- de/ dañ heist es: Wer den Vater siehet/ der siehet den Sohn/ ꝛc. Und die menschheit wird mit dem Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. dem Vater und dem Sohne einwesig im leben/ und das leben begiebt sich/ die krafft GOttes zu empfangen/ mit der Gottheit in die stille. 2. Wann der tod verschlungen/ bringt der sohn dem Vater alle krafft wieder zu. 3. Dann wird der himmel vor allen toͤdtlich vertheilten geistern zugeschlossen/ daß sie keine krafft dar- aus bekommen koͤnnen. 4. Der himmel wird mit einem feurigen schwerdt bewahrt/ daß die irꝛdische geister keine huͤlffe zu ihren irꝛdischen luͤsten draus bekommen koͤnnen. 5. Wie die irꝛdische geister zur vertheiltheit wuͤrcken; Also die himmlische zu aller einigkeit. 6. Wann alle himmlische geister in ein leben und wesen be- griffen/ wird der himmel geoͤffnet und mit dem feurigen schwerde die gestrafft/ die das blut der Heiligen vergossen auff erden. 7. Den himm- lischen geistern folgt die einigkeit und der berg Sion stehet gegen uͤber. 8. Dann sieht die gnade GOttes auff dem berge Sion (der Goͤttlichen verklaͤrung) ein lammstehen ꝛc. 9. Und hoͤrt eine stimme aus dem himmel/ wie ei- ne wasserfluth/ und wie ein starcker donner. 10. Diese geht aus die einwohner der erden zur bu- se und besserung des lebens zu bewegen. 11. Die stimme aus dem himmel/ in der gnade gehoͤꝛt/ ist den himmlisch-gesinnten anzuhoͤren als ein lieblich harffenspiel. 12. Hierneben singen die heerschaaren ein neu lied vor dem lam̃e und dem throne. 13. Diß neue lied kan niemand ler- nen/ denn die heerschaaren des einwesigen Got- tes/ die vom lamme erkaufft/ reine jungfrauen sind. ꝛc. Cap. 65. Fernere erklaͤrung dieses 14. capitels der Of- fenbarung Johannis vom 6. vers biß ans ende. Und des 15. capitels biß ans ende desselben. Cap. 66. Daß die Gottheit vom anbeginn dem boͤsen wiederstanden habe. 2. Und je mehr es sich wie- der fie empoͤrt/ jemehr sie ihm entgegen gestan- den. 3. Steht die suͤnde in einem gesichte von fernen/ so steht die gerechtigkeit auch also. 4. So viel geister das irꝛdische wesen zum boͤsen ausgibt/ eben so viel gibt das wesen GOttes zueinem gegenwesen aus. 5. Scheint die suͤn- de in Prophezeyhungen/ wird die gerechtigkeit darinnen erkannt. 6. Wird die suͤnde in ge- theiltheit gesehen/ so wird auch die gerechtig- keit in getheiltheit erkannt. 7. Jn den gesetzen oder menschen-satzungen. 8. Jm gesetze GOt- tes. 9. Aber wesentlich in ihrer krafft und that. 10. So viel leyd man uͤber die suͤnde hat/ so viel lieb hat man uͤber die gerechtigkeit. 11. So viel man deꝛ suͤnde stirbt so viel lebt man der gerechtigkeit. Und so viel man ihr lebt/ so viel kan man in wahrheit von ihr zeugen. Aus- ser dem leben des gerichts kan man GOtt nicht erkennen. Und das leben GOttes ist der tod der gottlosen. 12. Wo das geschicht/ hoͤren die gesichte/ prophezeyhungen und dunckelhei- ten/ die von fernen zwischen himmel und erden hangen/ auff/ und haben keinen dienst mehr. ꝛc. Cap. 67. Daß alle gesichte und prophezeyungen/ bilde und schatten vom wahren vollkommnen wesen ausgeisten/ dem irꝛdischen menschen eine zeit- lang in dunckelheit zu dienen. Wer drauff acht hat/ biß das licht wesentlich in seinem her- tzen auffgeht/ thut wol. 2. Die geister der Propheten und die irꝛdische geister/ die keine verklaͤrung des wesens Gottes mit sich bringen/ soll man an der unterthaͤnigkeit des einwesigen lebens unterscheiden und in der seelen erkennen. 3. Daß die geister der Propheten den Prophe- ten unterthan sind. 4. So ist auch ein unter- scheid zwischenden himmlischen und irꝛdischen Engeln zu machen/ ꝛc. 5. Daß die himmlische Engel anweisen zum einwesigen leben sich zu bereiten. 6. Die irꝛdischen Engel aber bewe- gen die menschheit zu allem verderben/ als gaͤh- zorn/ rachgierigkeit ꝛc. 7. Einige verstellen sich unter einem schein der heiligkeit/ aber sie sind an ihrer boßheit zu erkennen. 8. Allein die menschheit kan die Engel und geister in den Pro- phetischen und gesichtlichen zeit schwer unter- scheiden/ und wird oͤffters unter einem heiligen scheine betrogen. 9. Darum soll man die gei- ster pruͤfen. 10. Ein Engel oder Prophet/ der uns vom HErꝛn ableiten will/ muß nach Mosis gesetze sterben. 11. 12. Daß sich fuͤr denen in schafskleidern kommenden Pꝛopheten zu huͤten; dann sie wolffs-art/ und nur in ihren falschen begierden genehrt zu werden suchen. 13. Sie prophezeyen in der menschheit/ es werde wol ge- hen/ wann man ihnen zu essen giebt/ ꝛc. 14. All ihr prophezeyen falschheit. Die sonne wird uͤ- ber ihrem prophezeyen untergehen/ ꝛc. 15. Al- les was seinen dienst aus dem irrdischen wesen annimmt/ muß den verdammlichen tod zu lohn empfangen. 16. Die mit ihnen vereinigte menschheit empfaͤht eben den lohn. 17. Wer seinen lust des lebens GOttes gesetze/ Engeln uñ geistern in allen gehorsamergiebt/ wird von ihnen fuͤrm boͤsen beschirmt. 18. Der geist des Herrn redet zur unterthaͤnigen menschheit durch seine Engel/ Propheten und Geister/ biß die Gottheit in ihr eine geburt bekomme. 19. Nachdem solche geburt zur mannheit in der menschheit erwaͤchst/ wird GOTTes gerech- tigkeit lebendig in ihr verklaͤrt. 20. Dann wird erfuͤllt das wort: Gleich wie GOtt auff mancherley weise durch die Propheten/ ꝛc. zu den vaͤtern geredt/ also nun in dem Sohne/ ꝛc. 21. Dann geht die herrlichkeit in der seelen auff. 22. Durch den Sohn werden die himmlische und irꝛdische Engel im menschen unterschieden. Die himmlische Engel ehren ihn/ die irꝛdische laͤstern und versuchen ihn. Cap. 68. Daß/ weil der Sohn GOttes das menschli- che wesen von den irꝛdischen Engeln erloͤsen soll/ er vom geiste dar zu/ sie zu bestreiten/ ins verwuͤ- stete hertz getrieben/ kein brod noch speise der ge- rechtigkeit finde. 2. Nachdem er viertzig tage und nacht nach der menschen seligkeit gefastet/ hungert ihn nach dem himmlischen leben. 3. Dann meint der irꝛdische Engel/ er hungeꝛt nach seinen eignen luͤsten/ und spricht/ mach das ver- wuͤstete hertz und luͤste zu brod. 4. Er antwor- tet/ es hungere ihn nach dem brod seines himm- lischen Vaters in der menschheit. 5. CHri- stus wird zur vermessenheit versucht. 6. Ver- laͤugnet sich aber selber/ daß er GOtt nicht ver- suche. 7. Wird versucht die Gottheit zu ver- lassen/ und der begierde im fleische anzuhangen. 8. Bleibt GOtt anbeten/ da ihn der teuffel ver- lassen muß/ und die Goͤttlichen Engel dienen ihm. 9. CHristus nim̃t seines Vaters lehre we- sentlich wahr/ wird uͤber die Engel erhaben/ die als feuerflammen durch das gute das boͤse ver- F f f f 3 zehren. Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. zehren. 10. Durch die verzehrung des irꝛdi- schen wesens wird alles erneut/ und das leben uͤ- berwindet den tod. 11. Dann zeugt die mensch- heit: GOtt hat uns das leben gegeben/ daß wir durch dentod ins leben gehen. Wer den Sohn GOttes nicht hat/ der hat kein leben. 12. Wo das leben GOttes nicht ist/ da ist kei- ne wohnung GOttes nach der himmlischen wahrheit und krafft. Cap. 69. Daß CHristus diese wesentliche krafft em- pfange/ nachdem er die menschliche geburt im tod und leben vollbracht/ und darinn ein Ho- herpriester nach der ordnung Melchisedech wer- de. 2. Verliehrt sein geschlecht-register nach dem fleische/ und wird ein Koͤnig zu Salem und Priester des Hoͤchsten/ der Abraham segnet. 3. Abraham giebt ihm den zehenden/ der GOtt sich ergebenden weißheit/ erst ein Koͤnig der ge- rechtigkeit/ dann auch des friedens/ so das ein- wesige leben der Goͤttlichen natur selbst/ ꝛc. 4. Wie groß der sey/ der vom Abraham den ze- henden empfaͤht der durch GOttes krafft von den irꝛdischen Koͤnigen eroberten beute. 5. Wer der Obrigkeit gehorsamt/ beweist GOtt in GOtt gehorsam. 6. Was sich willig re- gieren laͤst/ ist auch eine Obrigkeit. Wer sich in GOTT zur demuth uͤberwunden/ hat von GOtt macht empfangen in GOtt sich regieren zu lassen. 7. Wer sich nicht so wol kan lassen regieren/ als gerne er andere regiert/ dessen macht und Obrigkeit ist nicht vom freyen Gott des himmels. 8. Daß der irꝛdische geist seine tyranney offt fuͤr Gottes Obrigkeit erkannt ha- ben will. 9. Aber es ist nicht aus GOtt/ dann GOttes macht ist GOtt unterthan. 10. Ob wol die macht/ die der irrdische geist zum boͤ- sen gebraucht/ auch GOtt zugehoͤrt/ ihm aber entnommen und mißbraucht wird. 11. Daß zwar alle macht von GOtt/ der boͤse aber sie nicht in GOtt gebrauche. 12. Erklaͤrung der worte: Jst auch ein ungluͤck in der stadt/ das der HErꝛ nicht thue? Aber leydender weise/ biß er durchs gerichte das boͤse dem/ der es aus- gewuͤrckt/ wieder zubringt. 13. Dann stehet die macht wieder in Gott und ist ihm gehorsam. ꝛc. Cap. 70. Daß man der Gottheit alle krafft/ willen/ lust/ liebe/ neigung/ begierde und wuͤrckung/ die man im vermoͤgen hat/ schuldig sey. 2. Wer sie nun GOtt nicht wieder heim bringt/ der thutihm gewalt und unrecht an/ und wird von seiner gerechtigkeit gestrafft. 3. Wer sich nun fuͤr der Obrigkeit nicht fuͤrchten will/ der thue guts. 4. Die Obrigkeit von GOtt fordert ge- horsam um gehorsam. 5. Daß die Gottheit sich in diesem letzten theile der zeitin der gehor- samen menschheit verklaͤrt/ die sich GOtt erge- be. 6. Wie die Gottheit einwesig; so be- wahrt sie alle in ihr begriffne Engel/ seelen und geister. 7. Nachdem sie ihren dienst voll- bracht/ sind sie mit deꝛ Gottheit wiedeꝛ eines we- sens. 8. Nur ein GOtt/ der himmel und erden regieret/ durch GOtt lob/ ehr und preiß em- pfaͤht. 9. Die himmel erzehlenseine krafft. 10. Jm leben GOttes gehet auff die freude des himmlischen wesens in einerley Harmoni e 11. Dann erthoͤnt eine helle stimme/ singt GOtt mit klingen der posaunen ꝛc. Lobsingt dem/ der Koͤnig auff dem gantzen erdboden worden ist. 12. Die Fuͤrsten sind zu einerley volck versam- melt. 13. Dann loben sie GOtt mit einerley stimme und zunge. 14. Kein ort so verborgen da man die stimme des Herꝛn nicht hoͤren werde 15. Der ewige geist des HErꝛn wird nicht muͤde in seiner arbeit/ dann sie ist ruhe/ leben und licht. Cap. 71. Daß wer nun ein fuͤncklein dieses geists in sich empfindt/ dasselbe zum lobe GOttes fuͤr diese wolthat erheben soll. 2. Sonn/ mond und sterne werden ein licht des himmels/ so alle finsterniß erleuchtet/ das leben zu empfangen. 3. Wann das leben des himmels und erden ver- einbart wird/ alles zur fruchtbarkeit befruchtet. 4. Alle bittere/ saure und wiedrige wasser be- kommen einerley schmack zum leben. 5. Fliessen allesamt ins grosse Meer. 6. Der grosse wind/ der him̃el/ erde und meer bewegt/ vereinbart alle wiedrige winde/ die ihr gifft wider einander ausgeblasen haben/ da dann nur ein geist in der seele empfunden wird. 7. Alles wird einwesig mit einander und in der einwesigkeit ruht alle getheiltheit. 8. Dann erhebt sich in allen seelen ein wesentlich sanfftes sausen/ und empfangen alle einerley wesen und leben/ zur ewigen krafft und uͤberwindung aller vertheilter eigensinni- ger geister und leben. 9. Alle vertheilte leben werden ein wesentlich leben. Welch leben das licht des himmels und der erden ist. 10. Das licht ist der tag/ den der HErꝛ macht/ darinn das leben froͤlich ist. 11. Da dann das lob in freu- de auffgehet/ mit dancken und singen ꝛc. 22. Al- lein das einwesige leben kan vom tode erloͤsen. Cap. 72. Daß wann der mensch alle wunderwercke GOttes/ gesetz/ Propheten/ zeichen/ wunder/ geburten und aufferstehung/ in ihrer wuͤrckung durchgangen/ die seelen das leben der Goͤttli- chen natur fuͤr ihre ruhe im stillen himmel er- wehlen und GOtt loben und dancken. 2. Dann erkennt er/ daß er alle wuͤrckungen im menschen von GOtt hervor gebracht/ das leben der Goͤtt- lichen natur anzuweisen. 3. Was Lazari tod und erweckung im geheimniß andeute. 6. Item die erweckung des Juͤnglings zu Nain/ und des Obersten toͤchterlein. Cap. 73. 1. Daß man in der seelen zwischen dem to- de und leben/ auch welcher tod verdammlich/ einen unterschied lernen solle. 2. Den verdam̃- lichen tod aus der seelen treiben/ und sie Gott ergeben. Die thuͤren des hertzens zuthun/ daß das gerechte volck (das leben der Goͤttlichen natur) eingehen koͤnne/ das den glauben be- wahret/ uñ bestaͤndig im friedē bliebē ist/ daher der tod keine macht uͤber sie haben moͤge. 4. Wo das volck ins hertz kommt/ muß der tod der Gottlosen heraus weichen/ und kan nicht mehr verschlingen. 5. Die sinnen des fleisches/ die des menschen seele regieren/ koͤnnen noch em- pfinden das friedsame leben der Goͤttlichen na- tur nicht; darum sie keine lust noch lie- be darnach haben. 6. Welches die grosse un- bekante finsternis und das abscheiden von Gott ist. 7. Man verlaͤßt den Geist des HErrn/ der an allen orten zu finden/ wo er mit einer de- muͤthigen seele gesucht wird/ und ergiebt sich dem tode. 8. Eine greuliche verblendung/ weil man seinen ursprung von Gott hat/ und aus- ser ihm nicht leben kan. 9. Aber man kan das nicht Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. nicht erkennen/ auch von der finsternis nicht weichen/ dann durch elend. 10. Wie GOTT den irrdischen sinnen im fleische bange zu ma- chen drohe. 11. Sie werden den tod suchen/ aber nicht finden. Cap. 74. 1. Daß/ wann den irrdischen sinnen diß wiederfaͤhrt/ das auserwehlte bluͤmlein Jsrael und die menschheit Christi/ die von ihnen all- zeit getoͤdt ist/ erfreuen/ und GOTT dancken solle. 2. Daß GOTTes wunder nicht zu be- schreiben/ sondern von GOTT im geiste gelehrt werden muͤssen/ wann er sie nach seiner verheissung ins hertz schreibt/ ꝛc. 4. Diese Schrifft des Geists dem/ der sie lesen kan/ der rechte Lehrmeister/ ꝛc. 6. Diese Schule/ worin- ne man diß lehret/ ist/ da man von Jerusalem nach Emaus/ da man den rath GOTTes fuͤrchtet und liebt/ gehet. 7. Auf solchem wege erscheinet Christus/ als ein fremdling/ und er- klaͤrt die Schrifft den verfinsterten hertzen im lichte. 8. Welches man erst in der herberge im brodbrechen innen wird/ da man Christum auf dem wege/ den man in traurigkeit reiset/ tracti rt oder speist/ und er sich erst als ein fremd- ling (weil er in der auferstehung des lebens noch nicht erkant ist) erzeigt/ biß alle sinnlich- keit und lust nach dem fleische gebrochen/ und man ihn zum leben empfahe; dann sieht man/ daß er wahrhafftig auferstanden ist. 9. Dann kehrt man von Emaus wieder nach dem him̃- lischen Jerusalem/ die auferstehung zu verkuͤn- digen. Cap. 75. 1. Daß/ wann das leben in der seele die voll- kommene klarheit empfaͤngt/ es seinen dienst in der einwesigkeit des lebens beginne 2. Dann lobt es GOTT/ daß er seine gerechtigkeit in der seelen offenbaret/ die zuvor ferne war: 3. Durch die gerechtigkeit wird das him̃lische und irrdi- sche wesen geschieden. 5. Was fuͤr freude das in der seelen erwecke. 7. Daß GOTT allmaͤchtig. 8. Gerecht. 9. Gnaͤdig. 10. Ewig. 11. Ein Gott des lichts. 12. Herrlich. 13. Troͤstlich. 14. Guͤtig. 15. Gemeinsam. 16. Wesentlich. 17. Vollkom- men. 18. Daß man die freude des lebens ausser dem wesen Gottes nicht gebrauchen moͤge/ da- her Autor sie darinn gelassen/ und zum verfall- nen menschlichen wesen gekehrt/ und dessen trau- rigkeit sich auch theilhafftig gemacht/ um mit der seele Christi leben und tod durchzugehen. 19. Hat der menschheit in ihrer traurigkeit/ so viel sie Goͤttlich gewest/ eine froͤliche bottschafft bracht/ damit sie in ihrer traurigkeit nicht un- tergehen moͤchte. Cap. 76. 1. Daß das menschliche wesen die ohren des hertzens aufthun solle/ diese bottschafft zur freu- de des lebens in der seelen zu verstehen/ weil wir in der seelen wesentlich empfunden/ daß GOtt den betruͤbten tod/ den man um Gottes willen leidet/ in seinem leben aus gnaden aͤndern kan. 2. Daß jeder wissen und empfinden muͤs- se/ ob er um seiner lust willen im fleische oder um der gerechtigkeit Gottes willen/ daß sie in ihm nicht lebe/ betruͤbt sey. 3. Allen Goͤttlich be- truͤbten wird nun das heilige Evangeliumver- kuͤndiget. 4. Alle Goͤttlich betruͤbte sollen erken- nen/ daß sie durch den tod ins leben gehen sollen; und der Goͤttlich betruͤbte tod ein mittel sey zum leben einzugehen. 5. Alle die betruͤbt sind/ daß sie ihren luͤsten im fleische nicht gnug thun koͤnnen/ sollen umkehren/ und Gottes diener werden im Goͤttlichen betruͤbten tode/ damit sie auch das freudige Evangelium (den neuen tag des wah- ren wesens Gottes) hoͤren und empfangen moͤ- gen/ zum ewigen lobe Gottes. Cap. 77. Daß kein kraͤfftiger Gottesdienst/ dann ein bruͤnstig eyferig gebet aus einer erniedrigten de- muͤthigen seele im wesen GOttes gebetet und zu GOttes preise begehrt. Autor bittet fuͤr das leben/ das die Goͤttliche natur im menschlichen wesen moͤge fruchtbar werden. 2. Daß GOtt alle zu seinem lebendigen wesen und wesentli- chem leben gutwillige seelen/ die noch in der irꝛdi- schen vernunfft begriffen/ seine gaben ergreiffen lassen wolle. 3. Die himmlische gaben haben ausser dem einwesigen leben keine krafft ins men- schen hertzen/ das irrdische auszutreiben. 4. Daß GOtt bas doch dem menschen in der seelen bekannt machen wolle/ damit er seine lust des le- bens allein in das einwesige leben wenden/ und auff die einbildung der vernunfft nicht achten moͤge/ weil sie nichts dann vertheiltheit gebiert/ und ihre scharffsinnigkeit sein einwesig leben in seinem einfaͤltigem wesen nimmermehr erken- nen wird. 5. Daß doch GOtt den menschen lehren wolle/ damit er mit der vernunfft nicht nach der himmlischen verborgenen gnaͤdigen gabe des einwesigen lebens trachte oder arbeite. 6. Daß doch Gott dem menschen wider die irꝛ- dische vernunfft mit seiner Goͤttlichen natur zu huͤlffe kommen wolle/ damit er in niedrigkeit und einfalt des hertzens/ durch verlaͤug- und verlassung seinerirꝛdischen vernunfft/ seiner gnaͤ- digen gabe des einwesigen lebens wahrneh- men und in der seelen empfangen moͤge. ꝛc. 7. Daß alle menschen doch diß ihr verderben in gnaden moͤgen einsehen und empfinden/ sich in aller demuth ins gebet und flehen begeben und bekennen/ daß sie nicht GOtt/ sondern sich selbst gesucht haben. 8. Dann wird er der Goͤttli- chen gabe mit danck wahrnehmen und die ein- bildung der vernunfft verlassen/ auch GOtt lo- ben/ preisen und ihm dancken. 15. Wann der mensch den irrdischen tod in seiner verdammniß in der seelen empfindet/ wird er einen lust zu dem einwesigen leben empfangen. ꝛc. 21. Daß GOttes name ewiglich im leben leben werde: Zu einem lebendigen troste allen/ die das ver- gaͤngliche irꝛdische leben als einen betruͤbten tod in der seelen geschmaͤckt haben. Cap. 78. Daß GOtt dem Autor seinen geist gegeben. 2. Die prophezeyung| (die GOtt/ dem men- schen sein verderben bekant zu machen/ zur ge- huͤlff in gebraucht) in seiner menschheit entschlos- sen und wesentlich bekant gemacht/ darauff ihn schrecken und beben ankommen; als er gesehen/ daß GOttes gerechtigkeit und der menschen un- gerechtigkeit einander so contrar waͤren. 3. Je mehr er sich darum bekuͤm̃ert/ je unmuͤglicher es geschienen. 4. Muste endlich alles der gerechtig- keit und barmhertzigkeit GOttes heimstellen. 5. Da dann GOttes gerechtigkeit allen irꝛdischen sinnen und gedanckē/ die ihren lust von der Goͤtt- lichen natur ab- und in die begierde des fleisches gewandt/ den verdammlichen tod zubracht. 6. Darwider hat sich die barmhertzigkeit zur mitt- lerin erboten/ ihn erst zur busse oder besseꝛung des lebens zu bewegen/ weil der ungerechte mensch Gottes Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels. Gottes gerechtigkeit nicht ertragen/ noch einige hoffnung oder glauben zu seiner seligkeit durch dieselbe empfangen kan. 7. Dann haͤlt sich die ge- rechtigkeit stille/ biß die gerechtigkeit ihren dienst im menschen im tod und leben vollbracht. Uber alles was sie zur busse bringen kan/ faͤllt die ge- rechtigkeit kein urtheil der verdammnis. 8. Wie die barmhertzigkeit ihrer zeit mit ernste wahrneh- me den menschen zu ermahnen/ ꝛc. 9. Jhre auff- munterung uñ anmuthigung/ auch veꝛtꝛoͤstung. 10. Wie gesch wind die menschheit den trost er- greiffe. 11. Nimmt dessen sich in der vernunfft nicht im Goͤttlichē wesen an/ daher er einmal als das andere in seinen irꝛdischen luͤsten bleibt/ wird auch stoͤltzeꝛ uñ freyeꝛ/ als eꝛ zuvor war/ ehe er sol- ches in der vernunfft begreiffet. 12. Welches die barmhertzigkeit eine zeitlang duldet. 13. Wartet aber auff die fruͤchte/ damit sie die gerechtigkeit versuͤhnen moͤge. 14. Weil sie aber keine fruͤchte siehet/ und ihn einen feind der Goͤttlichen natur findet/ muß sie gezwungen von ihm scheiden/ uñ ihn der gerechtigkeit uͤbergeben. 16. Dañ bringt die gerechtigkeit ihr urtheil der verdammnis uͤ- ber ihn. 17. Da er dann bekennen muß/ daß er deꝛ gnaden-zeit nicht wargenommen/ und der ver- dammniß wuͤrdig sey. 18. Und wie zuvor die ge- rechtigkeit stille hielte im dienste deꝛ baꝛmheꝛtzig- keit/ so haͤlt sie sich nun im dienste der gerechtig- keit auch stille. 19. Der dienst der gerechtigkeit ist zwietracht/ hunger/ der tod/ und das verder- ben. ꝛc. 22. Und weil die gnade und barmher- tzigkeit in diesem streit/ da alles wider einander/ nicht zugegen ist/ hat einer mit dem andern kein mitleyden/ und koͤnnen anders nichts thun/ dann einander aus neyd in den streit erwecken/ und zu berauben/ und dann von dem geraub- ten gute in wolluͤsten zu leben. 23. Und diese speise wird augenblicklich zu einem bittern hun- ger. 26. Wann die gerechtigkeit dann ihren dienst in pein/ straffe/ tode/ und ausrottung im menschen vollendet/ laͤst sich die barmhertzig- keit aus ihrer stille wiedeꝛ vernehmen/ und bittet/ daß die gerechtigkeit doch in ihrem dienste ein wenig innen halten wolle/ und sie den gestꝛafften menschen eins besuchen lassen. 27. Behaͤlt doch die gerechtigkeit bey ihr/ von selbiger vor der boͤsen art des menschen beschirmt zu werden/ weil solche art sich von niemand als der gerech- tigkeit fuͤrchtet. 28. Hierauff laͤst sie sich beym gestrafften menschen sehen zu erfahren/ ob er gedemuͤthigt/ oder um der straffe willen mehr in der boßheit verhaͤrtet und verbittert sey/ welches im wesen des menschen sich befinde. 29. Befindet sie/ daß er verbittert/ laͤst sie ihn unter der straffe der gerechtigkeit biß zum tode bleiben/ uñ erzeigt ihm ihren dienst nicht/ weil er ihm zur verdamm- niß gereichen wuͤrde. 30. Hat er aber seine see- le in demuth gewendt/ und ihn die straffe der gerechtigkeit gebessert/ so troͤstet sie ihn/ und verbindet ihm seine wunden/ und unterweist ihn sehr lieblich ꝛc. 31. Uber diesen trost erfreut sich der gestraffte mensch/ und es wird eine lie- be in ihm zur guͤte GOttes aus dem tode er- weckt/ welche die straffe uͤberwindet und zur se- ligkeit macht/ und Gott wird in seiner gerechtig- keit so wol gedanckt und gelobt/ als in seiner gnade: Weil sie die suͤnde in ihrer boßheit dem menschen bekannt gemacht/ und den tod zuge- bracht hat. 32. Dann wird GOtt im erneuten menschen erkannt und in allem gepriesen. 13. Dann sein toͤdten so wol zur seligkeit/ als sein lebendig machen/ und die begraͤbniß des todten leibs/ als die aufferstehung des lebens aus dem grabe ist. Aber diß kan der mensch in der zeit/ da der tod sein werck uͤber ihn hat/ nicht erkennen/ weil die gegenwaͤrtige zeit des todes die zukuͤnff- tige zeit des lebens nicht erreichen kan. 34. Dar- um muß der mensch in der leydsamkeit CHristi seine toͤdtliche zeit durchgehen lassen; und ge- dencken/ daß der tod sein leben sey/ und muß die ungnade (die GOttes gerechtigkeit uͤber die boßheit des irꝛdischen wesens bringt) fuͤr seine gnade annehmen. Dann es heist: Wen ich lieb habe/ den zuͤchtige ich/ ihn zum reiche GOt- tes bequem zu machen. Cap. 79. Daß Autor diß erkennend in seiner kuͤmmer- nis getroͤst worden/ auch gefunden/ daß seine weißheit allen irꝛdischen vernunfften unbegreiff- lich/ und sein wesen der eigensinnigkeit im flei- sche unerfindlich sey. 2. Darum sagt des HErrn geist/ er wolle die verborgene heimlichkeiten des HErꝛn den weisen verkuͤndigen/ die sie in GOtt wesentlich erkennen. 3. Wenig menschen nun hierzu tuͤchtig. 4. Mensch so grob und unem- pfindlich worden/ daß er weder begriff noch em- pfinden mehr von den wercken Gottes hat/ daß er nichts in gewißheit von Gottes wesentlicher natur erkennt noch in der seelen empfindt. Doch anbey so eigenweiß/ daß er sich laͤst duͤncken/ er wisse alles was Gott angehe. 5. Auch ist er so un- temperi rt/ rauch und empfindlich/ daß er weder von Gott noch dem menschen einige strafe zu sei- ner seligkeit annehmen kan. Und ist zu besorgen/ es seyn nicht so viel tugend von Gottes natur in ihm/ daß er Gottes geꝛechte straffe zu seiner selig- keit koͤnne in demuth annehmen. Woꝛmit er dañ die gnade GOttes gar von sich stoͤst. 6. Die lust/ die eꝛ zu Gott haben solte/ ist ihm ein tod woꝛden/ darum er Gott in seinem heiligen wesen nicht er- reichē kan. 7. Und allzeit das schwerdt der gerech- tigkeit zu einem tode vor ihm in seinē wege stehen sehen muß. 8. Darum muͤssen nun grosse truͤbsa- len und elend uͤber den irrdischen menschen kom- men. Dann sein verfall ist so groß/ daß er weder auff den lust zu Gott/ noch auf die straffe der ge- ꝛechtigkeit Gottes/ noch auch auf die zwietꝛacht/ die er mit dem menschē hat/ in seinē gewissen acht hat. Und also unwissend die verdam̃liche straffe erwaꝛtet/ die leib uñ seel wegnehmē wird. 9. Die- se straffe hangt der welt uͤberm haupte/ und wird je laͤnger je schwerer/ biß sich die boßheit selbst in abgrund stuͤrtzt. 10. Was sich in der vorigen stꝛaffe deꝛ geꝛechtigkeit in demuth aus deꝛ boßheit in einē lust zu Gottes barmhertzigkeit gewendet/ wird uͤberbleiben. 11. Eꝛklaͤrung der worte: Es ist ein feuer entbrandt ꝛc. 15. Die dem hungerent- lauffen/ werden eꝛschlagen weꝛdē. 22. Daß autor mit allen vorigen Propheten GOttes an allem verderbē unschuldig/ den unterschied der seligkeit und verdam̃niß klaͤrlich bezeugt habe/ nicht aus der vernunfft/ sondern aus dem einwesigen leben GOttes. Cap. 80. Daß/ weil Autor befunden/ daß das irꝛdi- sche wesen in seiner gottlosigkeit untergehen muß/ Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. muß/ er seine Hoffnung und Zuflucht zum uͤ- berbleibenden (dem Sproͤßling Jacobs und Bluͤmlein Jsraels) das uͤberblieb/ da die Welt im Wasser untergienge/ und Sodoma im Feuer verbrante/ genommen. Welches ihm die sorge abgenommen. 2. Das uͤberbleiben- de wird/ wann die Boßheit ihr selbst den ver- dam̃lichen todt zubracht/ herꝛlich und groß werden. 3. Gleichwie alle Voͤlcker vormals zum Hause Gottes/ das Salomon bauete/ zum Dienste Gottes beruffen wurden: so sollen nun alle Voͤlcker zum Hause Gottes im Geiste geruffen werden/ des wahren Gottesdiensts zu- pflegen. 4. Dann es soll hinfuͤro kein Ort gefunden werden/ da man Gott einen ange- nehmen Dienst wird thun koͤnnen/ dann im wesentlichen Hause Gottes. 5. Und der wah- re Gottesdienst ist der Eingang ins einwesige Leben. 6. Ein Beweiß/ daß man das Gott- lose Wesen verlassen und seinen Lust zur Goͤtt- lichen Natur gewandt. Da die Boßheit kei- ne Herꝛschafft haben kan. 7. Wann die Lust des Lebens zur Gottheit einkehrt/ ist die Suͤn- de und alle Boßheit krafftloß. 8. Wem der Mensch seine Lust gibt/ das herꝛscht uͤber ihn/ Gott oder die Boßheit. 9. Worauß sich der Mensch leicht urtheilen kan/ wer sein Herꝛ und hauͤpt sey. 10. Dann der einwesige Geist er- kennt den baum an der frucht. Cap. 81. Daß/ weil wir alle vor dem Richterstuhl er- scheinen muͤssen/ und der Tag alles klar machen wird/ wir genau auffzusehen. 2. Allein daß wir ins Leben eingehen/ was mit der Goͤttli- chen Natur zu einem Wesen vereinbahrt ist/ o- der einen Lust darzu im Hertzen hat. 3. Wañ die Gnade des Herꝛn ihren Dienst an den schwachen Menschen vollendt/ dann wird Gott in seiner vollkom̃nen Krafft/ in Todt und Le- ben erkandt und wesentlich in der Seelen em- pfunden. 4. Selig ist/ der Gottes Gnade in ihrer Zeit zu seiner Seeligkeit warnim̃t. 5. Daß jeder dis in seiner Seelen einsehen/ und das Werck Gottes (die Gnade und Gerechtig- keit) nicht weit von und ausser sich deuten/ noch dencken solle/ daß er der Gnade am En- de seines Creatuͤrlichen Lebens warnehmen wolle. 6. Dann diß der Gottlose Geist/ der die inwendige Seele in Vergessigkeit bringt/ und allen Goͤttlichen Eyfer außloͤscht. 7. Troͤstet sich selbst mit eitelkeit: Haͤlt sich ruhig/ und merckt nicht eins auff die Verschiedenheit des Wesens/ die zwischen ihren irꝛdischen Luͤ- sten und Begierden und der Goͤttlichen Natur ist. 8. Und weil sie dar auff nicht acht hat/ uͤ- berfaͤllt sie das verderben schnell. ꝛc. Cap. 82. Daß wir Gott in dieser gefaͤhrlichen Zeit in Demuth um Gnade und Barmhertzigkeit zur Huͤlff und Bewahrung anruffen sollen/ uns fuͤr solchem falschen Troste zu behuͤten. 3. Daß doch Gott in unser Unachtsamkeit uͤber unsere Seele wachen/ und uns dieselbe nicht zu einer Schuld des Todes zu rechnen/ son- dern durch seine Gnade unsere Suͤnden und Ubertrettung außwischen wolle. 4. Daß uns die Demuth Christi zu Huͤlffe moͤge eilen unsere Seele zu erniedrigen. 5. Daß Gott doch seinem Heil. Geist in allen vertheilten Her- tzen einen Wohnplatz bereiten wolle/ daß er sei- ne Goͤttliche/ untern vertheilten irꝛdischen geistern gefangen liegende/ und zum tode gepeinigte natur moͤge erloͤsen/ damit sie auch unser verdorben menschlich wesen zum leben ein leite. 6. Wo Gott nicht hilfft/ moͤch- te sein wesentlicher nahme in allen vertheilten irꝛdischen hertzen außgeloͤscht werden. Daß man sein nicht mehr gedaͤchte. 7. Welches sein einwesiger Geist in Gnaden verhuͤten wolle! Ende des Jnhalts auß den Schrifften des so genannten Hiels. NUM. X. Die oben im 3. theil am 3. Cap. 6. 7. verspro- chene Relation vom streit D. Mich. Waltheri mit P. C. unter dem titul: D. Mich. Waltheri Concertatio quædam cum P. C. Past. W. de Orthodoxia ex aliquot libellis suspecto. Quæst. I. D. Waltheri. Ob der HErꝛ Christus vor dem juͤngsten Gerichte sichtbarlich wieder auff Erden kommen/ alle Gottlose toͤdten/ und tau- send Jahr lang mit den Seinigen regie- ren werde. Sententia Past. Das hat er nicht allein offt und viel gepredi- get/ uñ wohl ehe privatim gegen mich gesagt/ die tausend Jahr stuͤnden je in Apocalypsi cap. 20. und Matth. 24. v. 3. wuͤrde von den Juͤngern unterschiedlich gefraget/ welches wird das Zei- chen seyn deiner Zukunfft und der welt Ende? Sondern man verspuͤret dieses Chiliastischen Erroris nechst der eignẽ bekandtnuͤß in bald fol- gender erklaͤrung auff diese frage zimliche nach- richtung in dem geistlichen Hiob lit B. ab initio usque ad medium, da er saget/ der Allmaͤch- tige wird nach der Truͤbsal geistlichen donner lassen kommen. Er wird geistlich wasser las- sen regnen. Er wird geistlich blitzen lassen außgehen/ Er wird verstaͤndige gedancken ge- ben/ unaußsprechlich wird des geistlichẽ him̃els schoͤnheit seyn. Geistlich-reiche außgiessungen vom himmel werden kommen/ der mensch/ als staub/ wird begossen von oben herab/ zusammen bracht werden. Sic ille. Wo geht das anders hin/ als auff das ertraͤumete Aureum secu- lum? Und pag. ult. sagt er vom 42. Capit. Jobi: von diesem Cap. weiter dißmahl zu re- den/ ist noch zu fruͤh/ der Allmaͤchtige wird zeit und gelegenheit geben/ auch von diesem zu re- den zu rechter Zeit. Wo siehet das abermahl hin/ als auff die falsche eingebildete guͤldene Zeit? Consensus Weigelii. So schreibet dieser Ketzer-Meister fol. 37. Tert. Patt. Postill. Der Engel saget/ GOtt der HErꝛ werde ihm den Stuhl seines Vatters Davids geben/ ꝛc. Darauß zu verstehen ist/ daß Christus muͤsse offenbahr werden/ und musse herꝛschen uͤber sein heilig Volck auff Erden/ ei- ne gute Zeit/ wann die Reiche der Welt weg seyn/ und alle Staͤnde geistlich und welt- lich auffgehaben seyn. Wiewohl das nicht A. K. H. Vierdter Theil. G g g g geglau- Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. geglaubet wird dem Propheten/ auch nicht an- genommen von den weltgelehrten/ liget nichts an. Etpost pauca cap. 38. 39. Es muß das weib mit zweyen fluͤgeln wieder auß der wuͤsten her- fuͤr geruffen werden und das neue Jerusalem muß auff erden wohnen/ und noch auff erden muß sich Christus ereignen/ NB. nicht/ daß er als leiblich in der Person kommen/ wie zuvor sichtbar/ sondern daß er in den seinen leibhaff- tig wohnen werde im hause Jacob/ also daß wir alle unter ihm von Gott gelehret/ keines Predi- gers mehr beduͤrffen/ keines Propheten/ da wird es Christus alles seyn in uns/ wann der falsche Prophet/ und das thier und der teuf- fel wird gebunden seyn/ und in den pfuhl ge- worffen. Soll aber satan außgetrieben seyn auß dieser welt/ so muß er seine wohnung veꝛlie- ren/ daß ist/ sein fleisch/ als luͤgner/ diebe/ moͤr- der/ wucherer/ hurer/ saͤuffer/ spieler/ hoffaͤrtige/ falsche außleger/ falsche buͤcherschreiber/ fal- sche Obrigkeiten/ und alle staͤnde/ so da seynd feinde Gottes und seines Christi/ die muͤssen hinunter in den feurigen pfuhl. Alsdenn wird es gehoͤret werden/ noch hie auff erden/ alleluja. Nun ist das reich Gottes kommen und seines Christi/ nemlich hier auff erden in allen glaͤubigen/ freuet euch ihr himmel und die ihr drinnen wohnet/ die welt gelehr- ten/ das ist/ die feinde Gottes haben die sei- nigen genennet/ Chiliastas Millenarios, die da NB. die Propheten herfuͤr gezogen haben auß der heiligen schrifft/ das Christus auff erden noch regieren muͤsse tausend Jahr/ das ist eine solche zeit/ die Gott allein bekandt ist/ es stehe lang oder kurtz an/ ꝛc. das evangelium muß bekandt werden/ uͤber die gantze welt/ unge- hindert/ und muͤssen hinweg alle rotten und secten/ und muß angehen die guͤldene welt/ wie NB. alle Propheten angezeiget haben. Et ita deinceps pag. 40. anderer oͤrter de triplici se- culo p. 232. 233. post. etalibi passim, und uͤber- einstimmender fantastischer grillen/ vieler fan- tasten wil ich jetzt nicht gedencken. Responsio P. ad. Q. 1. Jch weiß von keiner irꝛdischen/ sichtbar- lichen wiederkunfft/ oder leiblich tausendjaͤh- rigen regierung des HErꝛn Jesu Christi vor dem juͤngsten tage/ in massen des HErꝛn Jesu Christi reich mit nichten ist von dieser welt Joh. 18. Also wird seine regierung nimmer weltlich oder irꝛdisch befunden werden auff erden. Replica D. Waltheri. 1. Jn unsern reinen/ Lutherischen kirchen glauben wir von hertzen/ daß der HErꝛ Je- sus nicht wieder kommen werde/ als zu rich- ten die lebendigen und die todten/ wie das Symbolum Apostolicum lautet. 2. Wir glauben auch/ daß der juͤngste tag nahe fuͤr der thuͤr sey/ und der richter bald kommen wer- de/ weil die Zeichen des letzten gerichts mei- stentheils fuͤruͤber/ und noch taͤglich fuͤr au- gen schweben. 3. Jm 17. Articul der aug- spurgischen Confession verwerffen unsere kir- chen zugleich außdruͤcklich den Chiliasmum: Hie werden verworffen/ spricht die Confession, etliche juͤdische lehre/ die sich auch jetzund er- aͤugen/ daß vor der Aufferstehung der todten eitel heilige/ fromme ein weltlich reich haben/ und alle gottlosen vertilget werden. 4. Gruͤnde und Ursachen solcher verwerffung/ mag man bey den unsrigen nachschlagen/ son- derlich beym HErꝛn D. Gerhardo, Tom. 9. Cap. 7. de consum. Sec. beym D. Feurbornio, T. 7. Gies. in app. disp. 13. beym D. Thummio in Jmpietate Weigelianâ à. p. 242. ad 359. 5. Und hilffet nicht/ daß nur die irꝛdische/ sicht- barliche widerkunfft des HErꝛn/ und tau- send jaͤhrige leibliche regierung/ dessen vor dem juͤngstentag wil verneinet werden/ den unterdessen wird gleichwohl eine noch so lang auff erden waͤhrende geistliche regierung da- mit statu iret die eben so unwahr ist als der vo- rige Chiliasmus et Phantasmus sive subtilis sit sive crassus. 6. Was die tausend Jahr in Apocalypsi sind und wie sie schon lange geendi- get/ 3. sehe man bey angezogenen unsern Theologis. 7. Das Matth. 14. ein unter- schied gemachet wird zwischen der zukunfft des HErꝛn und dem Ende der welt erzwinget kein tausendjaͤhriges interstitium. Uterque actus erit quidem ordinis respectu distinctus; nam con- sum̃atio seculi sequetur adventum Domini, con- junctainterim illa erit cum hoc, ratione tempo- ris. Quæstio II. D. Waltheri. Ob die nachfolge des heiligen lebens Chri- sti/ uns zur gerechtigkeit fuͤr Gott/ und zur seligkeit befoͤrdere? Sententia P. Erscheinet auß allen seinen predigten/ und unbedingten privat-reden/ wird auch ersehen auß seiner drunten ertheilten antwort. Consensus Weigelii. p. 3. post. p. 21. das sequere me, muß man vor das allernothwendigste stuͤck halten zur seligkeit. Part. 1. p. 177. Nachfolge ist noͤ- thig allen Menschen/ die da begehren mit Christo/ NB. er saget nicht/ durch Christum und sein blut/ tod und gehorsam/ seelig zu werden. Responsio Past. So die nachfolge des satans zur ungerech- tigkeit fuͤhret/ und an unserer seeligkeit schaͤd- lich ist/ achte ich/ daß die nachfolge des heili- gen lebens Jesu Christi zur gerechtigkeit fuͤh- ret/ und zur seeligkeit sey befoͤrderlich/ Matth. 11. v. 29. Omnia in Renovatis, doch nicht meritoriè, sondern ratione fidei conse- cutoriè, Luc. 14. v. 27. Hierauff hat er etliche tage hernach eine solche Declaration mir zugefertiget: Als ich verstehe/ daß meine antwort auff die frage/ ob gute wercke zur selig- keit befoͤdern? nicht soll angenom̃en worden seyn/ so gebe ich diesen fernern bericht/ daß ich/ als ein gemeiner Pre- diger/ Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. diger/ die frage nicht dahin verstanden/ ob die guten wercke einen Menschen fuͤr Gott gerecht und selig machten/ sondern schlecht dahin/ ob noͤthig/ daß ein Mensch/ der e- wig selig werden wolte/ rechte wahre busse muste thun/ und sich der guten wercke befleis- sigen? Daher ich dann auch/ damit man je nicht vermeynen moͤchte/ daß ich den guten wercken/ so da sind als ein pannus menstrua- tæ, und sehr unvollkommen/ die seligkeit zu- schreibe/ dabey gefuͤget/ daß solches dennoch nicht meritoriè, sondern consecutoriè besche- hen und verstanden werden muͤsse. Das ist/ daß sie der justification, so durch den glauben ge- schicht/ muͤssen folgen/ also daß ein recht- schaffener Christ mit dem Propheten David und Esaia muͤsse vom boͤsen ablassen und das gute thun/ Psalm 34. Esai. 1. Allermassen als auch HErꝛ D. Joh. Gerhard. in Sch. Pietat. lehret/ daß die busse| die gerechtigkeit giebet/ per Luc. cap. 18. wie auch ewi- ges heil und seeligkeit/ Act. 11. Daher ein Christ sich auch nothwendig muͤsse uͤben in der wahren reue/ und in der creutzigung seines fleisches/ in verleugnung seiner selbst/ und in der nachfolge Christi; wie solches gar herꝛlich er/ der HErꝛ D. Gerhard/ in unter- schiedenen Capiteln außfuͤhret. Replica D. Waltheri. 1. Daß die Phrasis: Die nachfolge des lebens Christi/ und die guten wercke be- foͤdern uns zur gerechtigkeit fuͤr Gott/ und zur seligkeit/ nicht allein in heiliger schrifft nirgend stehe/ sondern derselben auch schnur- stracks zuwider lauffe/ ist in unsern reinen Lutherischen kirchen ausser allen zweiffel gesetzet; und deswegen unnoͤthig all- hier zu wiederholen/ was zur hintertrei- bung dieses kraͤfftigen irꝛthums son- sten weitlaͤufftig produc iret wird. 2. Der Opposition schluß: So die nachfolge des satans zur ungerechtigkeit fuͤhret/ und an unserer seligkeit schaͤdlich ist/ so muß die nachfolge des heil. lebens Christi zur gerechtigkeit fuͤhren/ und zur seligkeit be- foͤrderlich seyn/ ist das alte verlegene argu- ment der Papisten: Si mala opera damnant; Ergo bona salvant: dessen sich nun auch un- terschiedliche andere ketzer zu ihrem vor- theil gebrauchen/ und ist auch denen Stu- diosis Theologiæ bekant/ was man darauff antworten muͤsse. 3. Matth. 11. vers. 29. stehet der befehl des HErꝛn: Nehmet auff euch mein joch/ und lernet von mir/ dann ich bin sanfftmuͤthig und von hertzen de- muͤthig/ so werdet ihr ruhe finden vor eu- re seele; darauß wird nicht behauptet/ daß die nachfolge Christi und die guten wercke koͤnnen befoͤrderlich seyn zur ge- rechtigkeit fuͤr Gott/ und zur seligkeit; dann zu geschweigen/ daß etliche solch joch außlegen von der lehr und von dem evangelio des HErꝛn/ welches freylich eine krafft Gottes ist selig zu machen alle/ die daran glauben/ Roͤm. 1. da es doch am eigentlichsten/ wie auß allen umstaͤnden erscheinet/ von dem joch des creutzes verstanden werden muß: so hindert es unsere gesunde lehre weniger als nichts/ wann man es gleich mit annimmet von dem joch des neuen gehorsams der wi- dergebohrnen/ daß sie gesinnet seyn sollen/ gleich wie Jesus Christus auch war/ Phil. 2. welcher ihnen mit seinem heiligen leben ein fuͤrbild gelassen/ daß sie nachfolgen sol- len seinen fußstapffen/ 1. Pet. 2. Sinte- mahl das ruhe-finden fuͤr die seele eine geist- liche und ewige verheissung ist/ die denen/ so fleissig sind in guten wercken/ nicht gege- ben worden/ als wuͤrden sie derer theilhaff- tig/ wegen solcher ihrer wercke; dann de- nen nach sind sie allein discipuli, und lernen nur von ihrem HErꝛn und Meister sanfft- muͤthig und von hertzen demuͤthig seyn/ und werden auff dieser welt darinnen nimmer- mehr vollkommen/ sondern weil sie glauben an ihren einigen Seligmacher/ in und an dem sie durch den glauben ergreiffen sowohl sei- ne theuer-erworbene wohlthaten/ als sein heiliges vollkommenes Leben. Dann der gantze Christus ist ihr mit allem seinem thun und leiden/ daß sie sich ruͤhmen koͤnnen mit Paulo: Jch vermag alles durch den/ der mich kraͤfftig machet/ welcher ist Chri- stus/ Philipp. 4 Drum kan und mag daher nimmermehr erhalten werden/ daß solche ruhe- findung und erquickung/ wie sie vorher ge- nennet wird/ solte der nachfolge des HErꝛn dergestalt beygemessen werden/ daß uns sol- che koͤnte befoͤrderlich seyn zur gerechtigkeit fuͤr Gott und zur seligkeit/ darinnen beyder- seits die ruhe unserer seelen fuͤrnemlich beste- het. 4. Die mitangehaͤngte Distinction/ daß jetztgedachte befoͤrderung zur seligkeit und zur gerechtigkeit nicht meritoriè, sondern ratione fidei consecutoriè, von der nachfolge des le- bens Christi zugewarten/ annull iret eines theils die vorige opposit ion/ alldieweil die nachfolge des satans zur ungerechtigkeit fuͤh- ret/ und verdammet/ nicht consecutoriè, son- dern meritoriè, und so muͤste vi oppositionis, wann sie guͤltig waͤre/ folgen/ daß auch meri- toriè die nachfolge des lebens Christi zur ge- rechtigkeit fuͤhren/ und zur seligkeit befoͤr- dern koͤnne/ welches je unrecht und ungereimt. Andern theils statu iret sie ad minimum aliquem justificandi et salvandi modum, an der nachfol- ge des HErꝛn und an guten wercken/ weil solches vermeynentlich consecutoriè geschehen soll; da doch die guten wercke nullo modo und auff keinerley art und weise jemand zur gerech- tigkeit und seligkeit koͤnnen befoͤrderlich seyn/ weil inter fidem et opera in hoc passu eine perpe- tua oppositio in der heiligen schrifft verspuͤret wird/ und die kirche singet: Es ist das heil uns kommen her auß lauter gnad und guͤte/ die wercke helffen nimmermehr/ sie moͤgen nicht behuͤten. So gestehet auch gegentheil selbst/ daß sie Pannus menstruatæ und unvollkommen sind. Eben darum koͤnnen sie nicht zur gerech- tigkeit fuͤhren/ noch die seligkeit befoͤrdern/ 5. Daß sie noͤthig seyn/ ist wahr/ aber weder zur gerechtigkeit noch zur seeligkeit. Daß sie auff und aus dem glauben folgen muͤssen/ ist auch wahr/ aber deswegen befoͤrdern sie uns nicht zur gerechtigkeit und zur seligkeit/ con- juncta sunt cum fide bona opera, sed cum eânon operantur in negotium salutis. 6. Daß dahin A. K. H. Vierter Theil. G g g g 2 die Th. IV. Sect. III. NUM. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. die frage so propon iret worden/ habe verstan- den werden muͤssen; giebet der klare buchstabe/ sintemahl sie notanter so institu iret worden: Ob die nachfolge des heiligen lebens Christi uns NB. zur gerechtigkeit fuͤr Gott fuͤhre und zur seligkeit NB. befoͤrdere; Wie mag denn der Adversarius sagẽ/ Er/ als ein gemeiner Prediger (fuͤr den er sonsten nicht will geachtet werden) habe die frage nicht dahin verstanden/ ob die guten wercke einen menschen fuͤr Gott gerecht und selig machten (welches traun die verba formalia expressè im munde fuͤhren) sondern schlecht dahin: Ob noͤthig sey/ daß ein mensch/ der ewig selig werden will/ rechte wahre bus- se muͤsse thun/ und sich der guten wercke be- fleissigen? welches je muthwillig den statum controversiæ verkehren heisset. 7. Scheinet es/ als weñ gegentheil inrecidivam gerathen wolle/ in dem er/ nescio, an ex ignorantia, an ex mali- tia, zur bescheinung seiner irꝛmeynung/ HErꝛ Doct. Gerhardum anziehet/ daß der in schola pietatis, lib. 2. c. 2. p. 147. et 148. schreibe/ die busse gebe gerechtigkeit und ewiges heil und seligkeit: da doch der fuͤrtreffliche Theologus sich stracks darauff gnugsam erklaͤret/ wohin und wie weit die schrifft solches von der busse anfuͤhre/ nemlich/ daß solches nicht zuverste- hen ratione meriti, als wenn die busse ein solch wichtiges/ verdienstlich werck an ihr selber waͤre/ dadurch wir diese grosse himmliche schaͤ- tze erwerben koͤnten/ sondern ratione medii, weil sie ist das selige/ von Gott selbst verord- nete mittel/ dadurch Gott der HErꝛ uns diese guͤter wolle außtheilen und schencken. Ja daß diese wirckungen und nutzbarkeiten der busse zugeleget werden/ nicht so eben ratione contrititionis wegen der reu und leid uͤber die suͤnde/ als wenn dieselbe diese schaͤtze und guͤter verdienstlicher weise koͤnte erlangen/ son- dern respectu fidei, und in anschauung des glaubens an Christum/ welcher glaube das andere wesentliche stuͤck ist/ und also zure- den/ die seelder busse/ welcher glaub Christum ergreiffet/ und in Christo Gottes gnade/ ver- gebung der suͤnden/ schenckung des Heiligen Geistes und das ewige leben. Idem Theolo- gorum hodiè facilè Princeps scribit in Loc. d. Pœn. etc. Quando pœnitentiæ tribuitur effe- ctus remissionis peccatorum, gratiæ divinæ, vitæ et salutis æternæ, nec tamen diserta fit men- tio fidei, tunc in illis dictis pœnitentiæ nomine totum conversionis opus intelligendum est. Jn der bekehrung des hertzens zu Gott schaltet und waltet auff unserer seiten allein der glaub/ und der Mensch hat sich passivè solùm, der nichts mit wircket noch thut. Wie kan man sich denn mit dem HErꝛn Gerhardo, auff den sich auch Rasel beruffet/ und andere neue Pro- pheten/ die unter dem edlen pfeffer ihren maͤuse- dreck zuverkauffen sich nicht entfaͤrben/ beschoͤ- nen. 8. Wenn David und Esaias ablassen vom boͤsen/ und thun das gute/ und uns sol- ches auch anbefohlen/ so ist es je kundt und of- fenbahr/ daß sie nicht reden von der bekehrung zu Gott/ und consequenter nicht von der fuͤr ihm geltenden gerechtigkeit/ und ewigen seligkeit/ auch nicht propriè loquendo von der busse/ zwischen welcher/ und zwischen der be- kehrung ein unterschied gemacht wird Jerem. 31. v. 19. sondern von denen rechtschaffe- nen fruͤchten der busse. Matth. 3. v. 8. wel- che man nicht findet in convertendo, und noch nicht in conversione ipsa, sondern in jam conver- so et justificato. Und diese unterschiedliche sachen/ muͤssen nicht confund iret/ noch das hundert ins tausend geworffen werden: Wie man nun thut/ nicht allein bey denen Papisten sondern auch bey etlichen Calvinisten/ bey de- nen Photinianern/ Wiedertaͤuffern/ und son- derlich bey dem Weigelianischen geschmaͤiß/ bey denen fanaticis und neuen Propheten. Darum/ wenn schon sonsten nichts tadelhaffti- ges bey meinem Adversanten zufinden waͤre/ so ist doch die ketzerische verkehrung dieses eini- gen hohen articuls/ von dem die andern alle depend iren/ ursach mehr als gnug/ der giffti- gen neuerung und schwaͤrmerey sich mit gan- tzer macht zu widersetzen/ und die heilsame leh- re S. Pauli und des Herꝛn Lutheri, die sie mit grossem heiligem eiffer getrieben/ mit uner- schrockenemhelden-muth zu vertheydigen. Und lasse ich es bewenden bey dem wohlgegruͤnde- ten Judicio Amsdorffii in præf. sup. Tom. Luth. die erste und letzte/ auch die aͤrgeste und schaͤd- lichste Ketzerey/ so je auff erden kommen ist/ daß gute wercke zur seligkeit vonnoͤthen sind. Man suche und lese darvon ein schoͤnes und weitlaͤufftiges bedencken der Theologorum Mansfeldensium in Consiliis Bidemb. Dec. 10. Cons. 8. und conferire Chemnitium auß seinen Locis in der Quæstion. An opera bona sint ne- cessaria ad salutem. Quæst. III. D. Waltheri. Ob ein Christ unrecht thue/ wenn er um zeitliche guͤter betet/ und selbige unter dem taͤg- lichen brod verstehet in der vierten bitte des Vater unsers? Sententia Past. Jst ja/ es sey unrecht/ wie ich und andere auß seinem munde gehoͤret/ und drunten seine eigene antwort bestaͤttiget wird. Consensus Weigelii. Part. 2. post. pag. 70. Jn erklaͤrung des Vater unsers und namhafftig in der vierten bitte: Die Christen bitten nicht um irꝛdische dinge/ sondern zum ersten suchen sie das reich Gottes/ das andere wird euch nun zugeworffen; dann sie wissen wohl/ daßsichs nicht gebuͤhre/ sorg- faͤltig zuseyn um ein alt par stiffeln/ kleider/ schuh/ essen/ trincken/ Gott giebet es allen/ allein man suchezuvor sein reich. Confer. pag. 178. et. 255. Responsio past. Daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu bit- ten/ ist unstreitig. Weñ aber das brod im Vater unser ohne bedingung uns wird zu bitten befohlen/ so ist zu vermuthen/ daß mehr vom himmlischen als irꝛdischen da werde ge- handelt. Wie das viele der gelehrten auch also verstanden haben/ auch der Herꝛ Lutherus sel- ber/ wie in seinen Tomis zulesen. Replica D. Waltheri. 1. Ob die leibes-guͤter mit/ oder ohne bedingung Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. bedingung des Goͤttlichen willens uñ unserer wolfahrt/ wann sie uns nuͤtzlich und selig/ zu erbitten stehen/ wird hie durchauß nicht ge- fragt/ ꝛc. 2. Weil gesaget wird/ es sey un- streitig/ daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu bitten/ so conced iret der Adversarius, daß man darum bitten moͤge und hat darinnen recht. 3. Kan und muß man dann um sie bitten/ so werden sie je mit begriffẽ seyn im Vater unser/ sonsten wolte das kein vollkommenes Formu- lar, um alle dinge Gott zu bitten/ mehr verblei- ben. Jn keiner andern bitte aber koͤnnen sol- che irꝛdische und zeitliche guͤter verfasset seyn/ als allein in der vierten. 4. Die bedingung des Goͤttlichen willens/ umbs zeitliche/ wird zwar allezeit in und unter dem gebet/ um sol- che guͤter/ mit verstanden/ sie ist aber von den Heiligen nicht staͤtig außgedꝛucket worden/ daß man dahero folgern koͤntẽ/ wo solche be- dingung nicht stehet/ da ists vermuthlich/ daß mehr um das himmlische/ als um das irꝛdi- sche gebeten werde; dann da jener aussaͤtzige Matth. 8. v. 2. bath: Herꝛ/ so du wilt/ kanstu mich wohlreinigen; so wird bald darauff des Capernaitischen hauptmanns gedacht/ der schickte anfaͤnglich die Eltesten der Juͤden zu Christo/ und bath ihn/ daß er kaͤme/ und sei- nen Knecht gesund machte/ Luc. 7. v. 3. darauff kam er selbst/ Matth. 8. v. 6. und bath: HErꝛ/ mein Knecht liegt zu hause/ und ist gichtbruͤch- tig/ und hat grosse qual. So bath der vater des monsuͤchtigen Marc. 9. v. 22. Kanstu was so erbarme dich unser/ und hilff uns. Und der fromme Gottesfuͤrchtige Agur seuffzet zu Gott/ Prov. 30. vers. 8. Armuth und reich- thum gib mir nicht/ laß mich aber meinen be- scheidenen theil speise dahin nehmen: Da al- lerseits der bedingung des Goͤttlichen willens expresse nicht erwehnet/ und selbige doch/ nach beschaffenheit der zeitlichen guͤter/ und nach anweisung anderer schrifft-oͤrter/ noth- wendig darunter verstanden werden muß. 5. Jsts falsch/ daß uns das brod im Vater unser ohne bedingung zu bitten befohlen wird/ alldie- weiln vorher die dritte bitte uns klaͤrlich solli- cit iren uñ supplic iren lehret: Herꝛ dein will ge- schehe/ wie im himmel also auch auff erden! Wo bleibet denn der vergeblich prætend irte schein-grund? 6. Daß viel gelehrte leute/ Hieronymus, Ambrosius Augustinus, Chrysosto- mus, das brod in geistlichem verstand ange- nommen/ ist uns gar wohl bewust/ und zwar unterschiedlich; in dem es etliche außgeleget/ von Jesu Christo/ etliche vom wort Gottes/ etliche vom hoch wuͤrdigen Abendmahl/ etliche gar vom ewigen leben/ und vom brod im reich Gottes. Aber es sind hingegen viel andere zu allen zeiten gewesen/ die das brod allein vom leiblichen und irꝛdischen gut außgeleget haben; und wañ man in solchen und dergleichen sachen nur bloß auff die Patres und gelehrte leute sehen/ und nicht der menschlichen autoritæt die mehr geltende argumenta præfer iren wil/ so doͤrff- ten wohl wenig irꝛthume seyn/ die sich nicht auß den Schrifften der alten lehrer beweisen lassen solten. 7. Unsern Herꝛn Lutherum betreffend/ ist es zwar an dem/ daß er nicht in Tomis, (wie der Adversant arglistig redet/ die einfaͤltigen zu bezaubern/ als wann in al- len Tomis, und staͤts solches defend iret worden waͤre/) sondern in Tomo primo Jen. G. in der außlegung des Vater unsers fuͤr die leyen/ das brod geistlich interpret iret hat/ aber das ge- schah Anno 1518. da er seinem selbst eigenem bekaͤndtnuͤß nach/ in der vorrede/ uber den Tom. 1. Jen. 1. A geschrieben/ Anno 1545. ge- betten/ man moͤchte seine erste schrifften cum judicio lesen/ imò cum multa miseratione, und wissen/ se fuisse aliquando Monachum et Papi- stam insanissimum, submersum in dogmatibus Papæ. Weil dann im Pabstthum damahls/ und noch/ solche erklaͤrung des Brods statt hatte/ daß zum wenigsten das brodt de spirituali pane, accept iret wuͤrde/ wie beym Bel- larmino zu ersehen/ l. 1. de oper. in part. c. 6. so ists kein wunder/ daß der HErꝛ Lutherus in primis illis annis in dem Punct es noch mit ihm hielt. D. Schilterus, der Leipzigische Theo- logus, schreibet davon so in Explic. Catech. Min. pag. 389. et 390. Juniores monendi sunt, Doctores Ecclesiæ veteris, aliquid huma- ni passos esse, maximè vero Scholasticos, qui pa- nem in hac petitione voluerunt intelligi de pane corporali, neque in specie voluerunt peti à Deo bona corporalia, quod, quibus indigeamus, Deo quàm nobis notius sit, reste Christo et Apostolo, sed panem de Christo, pane vitæ æternæ, quo a- nimæ substantia fulcitur, interpretati sunt, quo- rum Nugis dementatus Lutherus, antequam o- culos ex cœno, et tenebris Sophistices et Barba- riei scholasticæ, efficaciâ Spiritus S. ad lucem veritatis cœlestis clarissimam attolleret, ipse quoque primis annis interpretationem meta- phoricam hujus quartæ petitionis retinuit, abs- que ullis veritatis insidiis, et dolo malo ecclesiæ. Et pag 392. iterum: Lutherus ex Scholasticorum lectione, velut vitio contracto, in errorem in- ductus fuit, ut aliquantisper hanc petitionem de speciali petitione bonorum corporalium, ti- midiùs et parciùs interpretaretur, donec, velami- ne isto Scholastico oculis illius per Spiritum Sanctum paulatim detracto, acies oculorum mentis luce cœlestis veritatis clarius illuminata altius ascenderet. Hactenus ille. Und daß dieses wahr sey/ erscheinet auß seinen folgenden Schrifften: Anno 1520. hat der selige Vater eine kurtze und gute außlegung des heiligen Vater unsers public iret/ die Tom. 1. Jen. Germ. fol. 400. zubefinden/ darinnen fing er schon allmaͤhlig an zu dubit iren: Ob er bißhero die vierte bitte recht gebettet haͤtte/ und erklaͤret zwar das brod noch vom worte Gottes und Sacrament/ setzet aber imme- diatè darzu: Wiewohl durch das taͤgliche brod auch das leibliche mag verstanden wer- den. Jn kuͤnfftigen zeiten hat er es durch fernere erleuchtung Gottes immer bes- ser verstanden/ und nur allein hin und wie- der/ vom leiblichen brod bestaͤndiglich expo- n iret. Jn dem Tom. 5. Jen. G. fol. m i hi 246. Edit. anno 1557. sub anno 1532. lehret er deutlich: Wir bitten/ daß er uns unser taͤglich brod gebe/ das ist/ alles was uns noth ist zur Erhaltung dieses lebens/ nahrung/ gesunden leib/ gut wetter/ hauß/ hoff/ weib/ kind/ gut regiment/ friede/ und behuͤte uns G g g g 3 fuͤr Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. fuͤr allerley plage/ kranckheit/ pestilentz/ theurer zeit/ krieg/ auffruhr ꝛc. Tomo 6. sub anno 1535. Jn der einfaͤltigen weise zu beten/ an einen guten freund/ hat er das auch. Nicht weniger Tomo 8. in seinem gesang/ Vater unser im himmelreich/ ꝛc. und in den beyden Catechismis. Denn im kleinen fraget er: Was heisset taͤglich brod? und antwortet: Alles was zur leibes-nahrung und nothdurfft gehoͤret ꝛc. Und im grossen Catechismo spricht er: Hier bedencken wir den armen brodt-korb/ unsers leibes und zeitlichen lebens nothdurfft. Diese bitte will mit eingeschlossen haben alles/ was zu diesem gantzẽ leben in der welt gehoͤret. Darauß siehet maͤnniglich/ was des HErꝛn Lutheri meynung und deutung sey. Worauß ich 8. billich also schliesse: Den Cate- chismum Lutheri und dessen gesang: Vater unser im himmelreich ꝛc. behaͤlt mein Adversa- rius in der Kirchen/ oder thut es nicht. Thut er es nicht/ so verraͤth er sich fuͤr aller welt/ daß er kein Luther ischer Pastor mehr sey/ denn die beyden Catechismi gehoͤren zu unsern bey- den libris symbolicis, darzu sich unsere kirchen in allen und jeden puncten mit hertz und mun- de bekennen; behaͤlt er aber beydes/ die erklaͤ- rung und den gesang/ so lehret er anders auff der cantzel/ nemlich/ daß das brod in der vier- ten bitte vom himmlischen gut handele/ und laͤsset anders singen und beten in der Kirche. Wormit er sich je selbst zuwider ist/ und die ar- men einfaͤltigen zuhoͤrer hoch-gefaͤhrlicheꝛ mas- sen aͤrgert und verwirret. Will man aber 9. unserer außlegung der vierten bitte von zeit- lichen guͤtern fundamenta wissen und zwingen- de ursachen/ so behertzige man fleissig nachgesetz- tes: 1. Jst das der gnaͤdige wille unsers liebẽ himlischen Vatters/ daß wir auff ihn werffen sollen alle unsere sorgen. 1. Pet. 5. v. 7. Freylich nicht nur die geistlichen/ zu unserer se- ligkeit noͤthig/ sondern auch die leiblichen/ zur unterhaltung unsers nothduͤrfftigen lebens. Drum gleichwie wir ihn um viel zu bitten schuldig sind/ also muͤssen wir ihm auch trauen/ und um diese in unserm gebet ansprechen. Be- vorab/ weilen er dadurch von uns miterken- net werden will/ daß er es sey/ von dem wir alles empfangen/ 1. Corinth. 4. v. 7. und zuͤrnet uͤber die zumahlen hoch/ die solches nicht erken- nen wollen. Hos. 2. v. 8. Joel. 2. v. 22. wel- ches seinem netze und garn opffern heisset. Habac. 1. v. 16. Drum hat er auch gebotten und verstattet/ 1. Reg. 8. v. 35. man soll um den regen bitten/ wenn der himmel verschlos- sen ist. Jnmassen ihn auch der Ertzvatter Jacob, um sein brod zu essen und um seine kleider anzuziehen/ angeruffen hat. Gen. 28. v. 20. Nichts zuwider holen von dem/ was dro- ben allbereit erinnert ist. Wolte das also ei- ne grosse suͤnde seyn/ nicht erkennen/ daß die zeitliche guͤter gaben Gottes sind/ und ihn nicht/ wiewohl mit bedingung/ darum ersu- chen und anruffen wollen. 2. Jst das heilige Vater unser ein so vollkommenes gebet aller gebete/ und eine so unerschoͤpffliche weißheit/ wie es Lutherus titul iret/ ja ein grund aller an- derer bitten/ nach dem elogio Cypriani, darin- nen durchauß nichts außgelassen/ das zu unse- rer Nothdurfft gehoͤret/ an seel und leib/ und in welchem alles/ worum wir bitten sollen/ geist- reich und kuͤnstlich verfasset ist. Sollen wir nun Gott den HErꝛn auch anruffen um das irꝛdische/ wie das namen haben mag/ in allen Staͤnden/ geschlechtern und altern/ wie jetzt bewiesen/ so muß je solche bitte auch ihren raum und stelle im Vater unser finden. Welches in keiner andern bitte als in der 4. geschehen kan. 3. Wird um die geistlichen guͤ- ter nicht allein in denen 3. letzten/ sondern auch in denen 3. ersten bitten/ ihrer unterschiedlichen arten wegen/ unterschiedlich gebeten. Und kan keine erhebliche ursache angedeutet werden/ warum die auch in der 4. das objectum petitio- nis seyn sollen. Es wird auch mitten unter die 6. andere das zeitliche darum gesetzet/ daß wir uns mehr um das geistliche bewerben sollen/ als welches vor und nach gehet. Wie denn auch darum wohl glaͤublich/ daß des himmels im Vater unser zu zweyen mahlẽ gedacht wird/ und der erde nur einmahl. 4. Daß woͤrtlein brod wird billich in seinem verstande/ von dem uns keine wichtige motiv abdringet/ wil ge- schweigen/ einiger spruch des worts Gottes an andern orten/ accepr iret/ darinnen es be- deutet entweder das speise-brod am gemein- sten/ oder das getreidig/ darauß es gebacken wird/ Gen. 47. v. 13. Ps. 104. v. 15. oder allerley speise/ 2. Reg. 6. v. 32. oder eine gantze mahlzeit/ Exod. 18. v. 12. Luc. 14. v. 1. oder al- les/ was sonsten zur nahrung gehoͤret/ Prov. 31. v. 14. als da ist victus et amictus, wie es an- derswo genennet wird/ Gen. 28. v. 20. Matth. 6. v. 32. 1. Tim. 6. v. 18. 5. Das Griechische woͤrt- lein betreffend/ mit dem solch brodt per epitheton beschrieben wird/ in der vierten bitte/ so wohl beym Matthæo, als beym Luca, mag man von ihm herꝛliche sachen lesen apud Chemnitium in Harm. Ev. c. 51. p. m. 427. 428. 429. et apud Schilterum in Catech. Luth. p. 393. 394. nec minus ap. Forsterum Dec. 2. de Or. Dom. prob. 4. et Meisnerum part. 2. Phil. Sob. sect. 1. cap. 2. q. 19. Sub finem achte ich nicht undienlich seyn/ hieher zu setzen die schoͤne worte Schelhammeri, des al- ten wolverdientẽ Hamburgischen Theologi auß seiner gruͤndlichen der vermeinten postill des verfluchten Ertzketzers Weigelii widerlegung/ die publicè approb iret worden/ nicht nur von ei- nem ehr wuͤrdigen Ministerio zu Hamburg/ son- dern auch von den loͤblichen Theolo gischen fa- cultæten zu Leipzig und Wittenberg: Es ist zu- vernehmen/ schreibet er pag. 569. 570. 571. daß Weigel im̃er schreyet/ blosse nothdurfft/ blosse nothdurfft/ ohne eigenthum/ ohne vorrath/ ꝛc. Antwort/ wer seine viel liebe Kinder hat/ uñ soll sie lassen stud iren/ oder sonst was ehrlichs ler- nen/ dem wird seine nothdurfft bloß gnug/ und ist bey vielen ernsten Gottes-dienern mangel vom armuth. Deñ die welt lauffet reinen dienern uñ lehrern nicht so bald mit ihren gaben zu/ wie den schleichern und heuchlern/ die was neues bringen. Denn die welt ist des alten zu satt und muͤde/ hat gerne neue klipperer. So ist es auch zu betrachten/ daß der Heilige Geist durch Paulum saget 1. Tim. 5. So jemand die seinigen ꝛc. Aber die grossen himmel- heiligen koͤnnen alles zeitliche verachten/ ihrenthalben haͤtte der HErꝛ Christus die vierte bitte im Vater unser wohl moͤgen Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. moͤgen außlassen. Wir armen buchstaͤbler haben gelernet/ daß wir das Vater unser be- ten. 1. Beichtweise/ lieber himmlischer Vatter/ wir deine Kinder sind arme Kinder und bettler/ ohne dich sind wir nichts und haben nichts. 2. Danckweise/ wir dancken dir a- ber von hertzen/ daß du auß vaͤterlicher Goͤttli- cher guͤte uns des leibes nothdurfft giebest reichlich. 3. Das taͤgliche brod auß gnaden geben um Christi willen/ der dich uns zum Vatter/ und uns dir zu kindern gemacht hat. Sonsten wuͤrde uns armen sundern nicht ein Strohhaͤlmlein auff der erden wachsen. Drum bitten wir die grossen heiligen/ sie wol- len uns das heut/ und das taͤgliche brod nicht zu enge spannen/ das uns der liebe him̃lische Vater so mildiglich giebet; wenn 5. Rein- hard eurer heiligkeit bruder uns speisen solte/ muͤsten wir auch wohl auff den heiligen Oster- tag die fasten halten. Auch hat Christus nicht gesaget/ betet nicht fuͤr den morgen/ son- dern sorget nicht fuͤr den morgen; beten aber und sorgen ist zweyerley. Mercke fleissig/ daß du ein grosser dieb bist/ und hast ihm seine gaben abgestohlen/ wenn du ihn nicht erst darum hast angesprochen/ und dein gebet mit ernst gethan. Quæstio IV. D. Waltheri. Ob man mit gutem gewissen/ alle und jede spruͤche und exempel der heiligen schrifft in al- legorias verwandeln koͤnne. Sententia Past. Jst denen abermal gnugsam bekant/ die ihn predigen und sonsten reden hoͤren. Es zeuget auch davon gnugsam/ was er bißhero ge- schmiret und uͤbel public iret de Monitro, und vom geistlichen Hiob. Welches alles auff eitel allegorien gegruͤndet ist. Und ist mir unentfal- len/ was er einmal in meiner præsentz uͤber den vorangezogenen spruch Agur: Armuth und reichthum gib mir nicht ꝛc. fuͤr eine wundeꝛliche bruͤhe gemacht. Wie er denn auch nicht zu- geben wil daß S. Paulus/ wenn er saget: Wer die seinigen nicht versorget/ ist aͤrger als ein heid/ und hat den glauben verlaͤugnet/ von der leiblichen versorgung rede. Consensus Weigelii ex omnibus propè locis. Part. 2. post. p. 284. pervert iret der Archihæ- reticus den spruch Psalm 110. v. 1. Setze dich zu meiner rechten/ so: Steige hinab/ und werde mensch/ erloͤse das menschliche geschlecht in an- genommener menschlicher natur an sitten und geberden/ wie ein mensch aus Adam/ biß ich al- le deine feinde unter deine gewalt bringe/ auch den tod selber. Responsio P. Daß man alle Spruͤche der heiligen schrifft in allegorias wolte verwandeln/ achte ich gottloß. daß man aber auß der heiligen schrifft moͤge viel erklaͤren allegoricè, doch also/ daß alles auff Christum und seine kirche werde applic iret/ haben wir dessen vieler gelehrten exempel. Gibt das auch zu Herr D. Lutherus in præfat. V. T. also schreibend: Wenn du wilt wohl und si- cher deuten so nimm Christum fuͤr dich/ denn das ist der Mann/ dem es alles gantz und gar gilt. So mache nun auß dem Hohenpriester Aaron niemand/ denn Christum allein/ wie die epistel an die Hebraͤer thut. ꝛc. Replica D. Waltheri. 1. Wird es gern angenommen/ daß es gottloß sey/ alle spruͤche der heiligen schrifft in allegorias verwandeln. Wolte nur Gott/ man enthielte sich solcher gottlosig- keit. 2. Daß viel auß der heiligen schrifft moͤge allegoricè erklaͤret werden ist auch recht. Und das zu thun/ schreibet Hy- perius de Stud. Theol. rect. instit. persva- d iret durch die nutzbarkeit. Und das gehet nicht allein an in etlichen historien/ in denen doch gleichwohl der sensus lite- ralis ceu unicè genuinus, allzeit unverruckt behalten werden muß/ sondern auch vor andern in den Mosaischen Ceremonien, und Levit ischem Gottesdienst/ welche eitel schat- ten und bilder waren der zukuͤnfftigen guͤ- ter. Jn denen gehet man am sichersten/ wenn der Heilige Geist im neuen testament etwas selber weiset/ entweder manchesmal nur mit einem einigen woͤrtlein/ oder zu zei- ten mit einer vollkommenen weitlaͤufftigen erklaͤrung. Und das lobet und liebet 3. Lutherus billich/ (der sonsten ausser dem wenig von den allegorien zu halten/ und sie pro scripturæ spuma zu vendit iren pfleget/) denn er beruffet sich des Aaroni schen Priester- thums wegen auff die Epistel an die Hebræ- er. Wenn so nach dem anleiten der schrifften etwas typicè, oder allegoricè er- laͤutert/ und auff Christum/ oder seine Christliche kirche aptè und der aͤhnlichkeit des glaubens gemaͤß applic iret wird/ das auß der schrifft ein unbetrieglich fundament genommen und dadurch das hertze vest ge- macht werden kan/ welches mit allem recht fuͤr ein koͤstlich ding geruͤhmet wird/ so laͤsset man alles gerne passi ren. 4. Jn den præceptis moralibus aber/ in den promissionibus, comminationibus und tracta- tionibus dogmatum muͤsse keine allegoria ge- sucht werden; Und ist derowegen unrecht/ wenn man Agurs droben angefuͤhrte bitte/ und andere dergleichen spruͤche/ vergeblich und ohne noth und nutzbarkeit in allego- rias verwandeln will. Wie es denn auch 5. Was vom geistlichen Hiob geschrieben worden nun und nimmermehr wird koͤn- nen bestaͤttiget werden. 6. Recht lehret hievon D. Gerhardus Tom. 1. Loc. de int. Scr. 142. Qui intempestivè et absque judicio allegorias tractant, facilè proferre possunt, quod periti contemnunt, malevoli derident, et quo infirmi offenduntur. Certe Orige- nes hoc nomine â veteribus fuit reprehen- sus. Quæstio V. D. Waltheri. Ob David mit seiner Psalmordnung eine Chronologiam angestellet/ und darin- nen von seiner zeit an/ den verlauff der kirchen Gottes Th. IV. Sect. III. NUM. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. Gottes biß an den juͤngsten tag verzeichnet habe. Sententia \& responsio P. Meine Harmonia Psalmorum ist laͤngst dem Herꝛn Superintendent en uͤberlanget zu censur i- ren/ mir aber in derselben kein irꝛthum nahm- kuͤndig gewiesen. Unter dem tausendfaͤltigen nutzen der psalmen/ habe ich durch Gottes gna- de angemercket/ daß selbige auff die zeit der kir- chen/ von David biß zum juͤngsten tage/ oder zu den letzten zeiten koͤnnen applic irt werden doctrinaliter. Replica D. Waltheri. 1. Die so genante Harmonia ist mir zwar vor etlichen jahren gewiesen und zugestellet worden/ aber nicht zu censur iren/ davon ist kei- nes einigen woͤrtleins gedacht worden. 2. Als ich selbige nur ein wenig durchgeblaͤttert/ habe ich stracks gar viel seltzame gedancken darin verspuͤhret/ und deswegen das ding alsbald weggeworffen/ und dem Auctori wieder einge- haͤndiget/ drum ist es 3. falsch/ was er gegen ei- nem unter unsern Pastoribus erwehnet/ ich haͤt- te solche Harmoniam approb iret/ welches mir nie in den sinn kommen. Daß ich aber ihme 4. keinen irꝛthum darauß nahmkuͤndig gewie- sen/ ist bloß um des guten friedens wegen ge- schehen/ und daß ich dessen nie vermuthet/ daß etliche solcher grillen solten von ihme wider mein vorbewust und ante exactam censuram, in den oͤffentlichen druck gegeben werden. 5. Ob sonsten die edlen Psalmen auff die Zeit der kirchen/ von David an biß auff uns Doctrinali- ter applic iret werden moͤgen/ daran ist gar kein zweiffel; dann was vorhin geschrieben ist/ das ist uns zur lehre geschrieben/ Roͤm. 15. v. 4. Und so das/ was vorzeiten denen Jsraeliten in der wuͤsten begegnet/ uns zum fuͤrbilde wieder- fahrẽ/ wie geschrieben ist/ uns zur warnung/ auf welche das ende der Welt kommen ist. 1. Cor. 10. v. 11. so werden uns vielmehr die lieben Psal- men angehen. Daher judic iret der HErꝛ Lu- therus in seiner vorrede uͤber sie gar wohl: der Psalter sey aller Heiligen buͤchlein. Und ein jeglicher/ in wasserley standt er sey/ finde darin- nen Psalmen und wort/ die sich auff seine Sa- chen reimen/ und ihm eben so sind/ als waͤren sie allein um seinet willen also gesetzet. Sum- ma/ spricht der theure Mann darbey/ wiltu die heilige Christliche kirche gemahlet sehen/ mit lebendiger farbe und gestalt in einem kleinen bilde gefasset/ so nim̃ den Psalter fuͤr dich/ so hastu einen feinen/ hellen/ reinen Spiegel/ der dir zeigen wird/ was die Christenheit sey. Ja du wirst auch dich selbst drinnen/ und das rech- te finden/ darzu Gott selbst und alle Creaturen. 6. Giebet man auch nach/ daß so wohl der gantze Psalter ins gemein als ein jeder insonderheit/ ordentlich uñ lieblich an dem andern hange/ und zwischen den edlen Psaͤlmlein/ eine feine tieffsiñige ordnung anzu- treffen sey. Jmmassen solches nahmhaffti- glich D. Gesnerus schoͤn gewiesen und geprie- sen. Daß aber 7. in solchem buche eine rich- tige Chronologia solte entdecket worden seyn/ und die Psalmen in ihrer ordnung auff die Zei- ten vor dem juͤngsten tage dergestalt zielen/ daß sich dieser auff so viel/ der andere auff so viel Jahr erstrecke/ dessen sehe ich keinen sattsamen grund/ weder in der bibel noch bey der gottseli- gen Antiquitæt. Drum ist man es nicht ver- pflichtet zu glauben/ biß daß es richtig und gnugsam demonstr iret worden ist. Quæst. VI. D. Waltheri. Ob David im 119. Psalm durch das wort Gottes/ welches er eine leuchte seines fusses/ uñ ein liecht auff seinem wege nennet/ den HErꝛn Jesum Christum meine? Sententia Pastoris. In Prognost. p. 18. Ach! wie hat Gott ein schoͤn liecht unsern fuͤssen gegeben/ Psalm 119. nemlich seyn heilig wort. loh. 1. sein heiliges wort ist Jesus Christus unser HErꝛ. Responsio ejusdem. So jemand aus dem 119. Psalm im wort Gottes den HErꝛn Jesum Christum als den rechten wegzeiger/ Psalm 25. auch weg/ warheit und liecht mit verstehet/ achte ich/ daß er sich da- mit nicht versuͤndige. Replica D. Waltheri. 1. Dem Schwenckfeld und seinen Applau- denten ist es gebraͤuchlich/ daß sie das in der schrifft verfaßte und darauß gepredigte wort Gottes/ mit dem wesentlichen wort des Vat- ters/ des eingebohrnen Sohns Gottes/ gefaͤhr- lich vermengen/ und eines fuͤr das andere neh- men. 2. Daß der 119. Psalm ex professo von der lehre des worts Gottes handele/ das bezeuget alles was in ihm verfasset stehet. Wie dann auch Augustinus, der sonsten die meisten Psal- men von Christo interpret iret/ ihn nicht an- ders angenommen/ 3. Daß darvon auch abson- derlich der 105. vers. rede bestaͤttiget St. Peters 2. Epist. 1. v. 19. welcher auch darauß das veste prophetische wort ein liecht nennet/ das da scheinet in einem dunckelen orte/ biß der tag an- breche. Und die kirche singet daher: Meinen fuͤssen ist dein heiliges wort eine brennende lucerne/ ein liecht/ das mir den weg weist fort/ ꝛc. 4. Das Jesus Christus der rechte wegzei- ger/ auch weg/ warheit und liecht sey/ das wird auß andern locis scripturæ recht behauptet/ un- recht aber auß dem 119. Psalm. 5. Jst es ein an- ders/ im wort Gottes/ das geprediget wird/ den HErꝛn mit verstehen/ und das laͤugnet und verwirfft niemand/ dann die schrifft zeuget von ihm. Joh. 1. v. 4. 5. Cap. 5. v. 39. Luc. 24. v. 27. Daher heisset er des gesetzes Ende/ Rom. 10. v. 3. und widerum ists ein anders/ sagen/ die- ses gepredigte wort Gottes/ von dẽ der 119. Ps. handelt/ sey Jesus Christus unser HErꝛ wer das saget/ der versuͤndigt sich freylich/ mit fal- scher außlegung und mit auff sich ladung des verdachts des Sch wenckfeldianismi. Quæst. IIX D. Waltheri. Ob niemand die Propheten einsehe/ als die Fanatici. Sententia Past. Hiob A. II. b. die Propheten sind in der Juͤdischheit gar zu wenig verstanden/ ja sehr uͤ- bel außgeleget worden; daruͤber der wah- re verstand im alten testament ist verloh- ren worden grossen theils A. III. a. Von Anno 300. im neuem testament ist der Prophe- ten innigliche verstand von vielen und grossen geheimnuͤssen an vielen oͤrtern bey vielen in grossen abgang kommen. Postpauca. Wer sich der Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. der welt veꝛzeihet und sich dem Herꝛn Jesu Chri- sto gelaͤsset/ und sich in des Herꝛn Jesu Christi lehr und leben versencket/ der wird durch GOt- tes gnade der geheimnissen GOttes/ zu GOt- tes ehre/ und zum gemeinen nutzen kundig wer- den. Fac. b. \& A. IIII. Fac. a. iterum pergit. Die Propheten haben alles in sich/ was uns noth ist zu wissen/ der Prophet Da- vid hat von seiner zeit an den verlauff der kir- chen GOttes biß an den juͤngsten tag verzeich- net. Es bleibt aber biß daher meist im finstern liegen/ die geheimniß belangend. Eben also Salomo in allen seinen buͤchern. Moses auch und alle Propheten; die alle unsere zeiten mit lebendiger farbe uns vorgestellet in geheimnis- sen/ die werden im finstern grosses theils gelas- sen. Oseas ist eigentlich der Teutschen Pro- phet/ wuͤrde demnach sein geheimniß verstan- den/ es gieng viel anders in Teutschland/ als es jetzt gehet. Jch der allergeringste unter allen/ die GOttes wort lesen/ nach dem ich nun 28. jahr in den Prophetischen Schrifften zu lesen/ lust gehabt/ und noch/ befinde/ daß es mir gehet wie dem blinden mañ Marc. 8. der nach auff- legung des HErꝛn JEsu CHristi hand/ men- schen konte sehen gehende/ als baͤume/ so mer- cke ich auch/ aber von weitem/ daß in Mose/ David/ Salomo/ und allen Propheten gros- se geheimnissen sind vorhanden. Hactenus omnia ipsius verba. Dahin gehoͤret auch/ was er von seinem schuster/ dessen drunten erweh- net werden soll/ gegen mich ausgestossen mit sol- chen worten: Jch bin auff 12. Universit aͤten gewesen/ und habe unter allen Theolog en niemand gehoͤrt/ der die Propheten so verstuͤn- de als Bruno/ und ihr verstehet sie auch nicht. Eben diese worte hat er hernach bey der leichen- predigt dieses Brunonis publicè wiederholet. Consensus Weigelii \& Fanaticorum. Jst nun aller welt bekant/ wie von ihnen Schelhammerus p. 165. schreibet: Sie laͤstern grausam alle getreue/ gelehrte leute und lehrer im gantzen Europa, veꝛnichten und neñen sie fal- sche Prophetē/ als die es nicht wissen und verste- hen/ die herꝛlichsten Gottes-maͤnneꝛ unserer zeit/ auch den theuern mann GOttes Lutherum/ samt allen hohen und niedrigen schulen/ ihren schrifften/ schreiben/ buͤchern/ nuͤtzlichen exercitiis, auffeitel gut wiedertaͤufferisch/ und noch aͤrger. Sic ille. Man lese nur des rasenden Rasels Schluͤssel Davids/ so wird man in dem fall wunder sehen. Und Weigelius lehret in der zu Hamburg ausgeflogenen fledermauß: Es seind noch viel andere sachen in den Propheten/ in Apocalypsi und auch Daniel/ die sich zuvor verlauffen muͤssen/ die grossen propheceyungen sind noch dahinden/ die ihre figur noch nicht ge- habt/ noch erlanget haben. Responsio Past. So wenig ein narr mag weißheit verstehen/ so wenig/ achte ich/ mag ein Fanatic ꝰ die geheim- nisse der Propheten verstehen. Nam sine ad- sistentia \& Spiritus Sancti illuminatione nul- lum Propehtas posse intelligere firmiter credo. Replica D. Waltheri (1) Daß der Adversarius ein Fanaticus sey/ ist mir und andern so kund/ als daß die sonn am himmel scheinet. Und das bezeugen alle sei- ne grillen/ und eben die voꝛangezogne woꝛte/ daꝛ- innen viel phrases fuͤrlauffen/ die er mit den neu- en Propheten und Phantasten gemein hat. Drum weil/ seinem eignen urtheil nach/ ein Fa- naticus die geheimniße der Propheten so we- nig verstehen mag/ so wenig ein narr weißheit verstehet/ so verraͤth er sich hiermit/ als ein , was er sey/ und was er von sich selbst saget/ wie er dann droben bekennet/ daß es ihme hierinnen gehe/ wie dem blinden mann Marc. 8. der von weitem mer- cke/ was in den Propheten stehe/ welches man gern nachgibt/ und fuͤr bekant annimmt. Sintemal es blind und weit gnug gesucht ist/ was er daraus daher plappert. (2) Ob bey und in der Juͤdischen kirchen/ die thoͤricht die Juͤdischheit genennet wird/ die Propheten gar zu wenig verstanden/ und sehruͤbel ausgeleget worden/ daß daruͤber der wahre verstand im A. Testament grosses theils verloren worden? daß moͤgen rechtschaffene Christen urtheilen. Sind nicht in solcher kirchen nicht nur immer dannoch 7000. gewesen/ die fuͤr dem Baal ihre knie nicht gebeuget haben/ sondern auch vor und nach der Babylonischen gefaͤngniß die hei- ligen Propheten selber? Haben denn dieselbe die Propheten nicht verstanden/ uͤbel ausgele- get/ und den wahren verstand verlohren? Wo will es doch mit laͤstern und schwermen noch hinaus. (3) Also von anno 300. an nach CHristi geburt/ haben je die fuͤrtrefflichsten Patres floriret, und zu unserer großvaͤter und vaͤter zeiten der wagen und reuter Jsrael Lu- therus/ und viel fuͤrnehme Theologi. Jsts nicht ein teufselischer stoltz ein hoͤllischer otternstich/ und stinckende verachtung/ sich einbilden/ daß der Propheten inniglicher verstand/ bey solchen maͤnnern Gottes in grossen abgang kom̃en und einem solchem gemeinem Prediger/ wie er sich droben selbsten genennet/ und einen brauwer und schuster offenbar worden sey. Gleich als haͤtten sie allein Spiritus Sancti assistentiam \& illuminationem. Jch erinnere mich hierbey der worte Magni Lutheri in præfat. sup. Zach. T. 4. Der art sind auch jetzt etliche schwaͤrmer/ die grosse kunst und geist ruͤhmen/ von den alten historien der Bibel/ es muͤsse der tabernackel Mosis und die Priesterkleider herfuͤr/ es sey noch dahinten Imago \& veritas, und weiß nicht wie viel hohes/ vortreffliches ding fuͤrhanden ist/ damit sie nichts thun/ dann sperren dem fuͤrwitzigen poͤbel das maul auff/ gerad als waͤre es ein gering ding das uns offenbaret ist/ wie wir durch CHristum sind erloͤset und selig worden von suͤnden und vom tod/ daß wir wis- sen/ wie GOttes gebot zuhalten sind/ und das creutz und verfolgung zutragen sey. Nein/ sol- ches ists nicht/ das koͤnnen sie vorhin sein/ ja gleichwie die gans den Psalter. Jch habe selbst bey zehen solche hohe Prophetẽ fuͤr mir ge- habt/ welche auch immer haben hohe dinge/ und den aller geistlichsten geist lehren/ und wann ichs dann nicht annehmen/ sondern bey dem schlechten gecreutzigten einfaͤltigen CHristo bleiben wolte/ wurden sie zornig/ giengen weg/ und richteten rotten an. Sic Lutherus. Jch referire auch hier essentialem Weigeliani definitionem ex Jmp. Weig. Thummii p. 373. omnes \& singulos homines in omnibus ac singulis statibus spernere, \& se DE um pu- A. K. H. Vierter Theil. H h h h tare, Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. tare nempe Weigelianisatum \& spiritui fica- tum. Quœstio VIII. D. Waltheri. Ob von der grossen truͤbsal Dan. 12. Alle Propheten/ die grossen und kleinen/ zeugnis geben. Sententia P. Prog. p. 17. Es sind wahrhafftiglich in Mo- se/ Job/ David/ Salomo/ in Esaia/ Jeremia/ Ezechiel/ Daniel/ Hosea und allen kleinen Propheten/ wie auch den buͤchern/ die man Apocryphos nennet/ alsdenn auch im Neuen Testament durch und durch unsere zeiten ab- gemahlet. Et pag. 43. Der Sohn GOTTes nennet eine grosse truͤbsal/ die uͤber den erdkreiß wird kommen/ Apoc. 3. Von welcher truͤbsal alle grosse und kleine Propheten zeugnis ge- ben/ wenn sie mit erleuchteten augen werden angeschen/ Joel. 2. Malach. 3. Responsio ejusdem. Daß in specie alle Propheten explicitè von der grossen truͤbsal Dan. 12. solten handeln/ ach- te ich nicht. Deß HErrn JEsu Christi wort sind davon offenbar Matth. 24. Replica D. Waltheri. 1. Die grosse truͤbsal beym Daniel ange- deutet durch den Engel/ hat schon ihren an- fang und mittel hinweg/ wegen des leidigen Pabstthums/ von dem daselbsten/ nach einmuͤ- thiger auslegung der meisten/ ja aller Lutheri- schen Theolo gen/ allein meines wissens D. Phi- lippum Nicolai ausgenommen/ ex professo ge- handelt wird. Das ende aber wird bald an- brechen/ wie ichs ehe gezeiget concione 10. in Danielem. Und von der truͤbsal wird 2. pro- priè nichts geredet bey einigen Propheten/ viel weniger bey Mose/ Job/ David/ und Sa- lomo/ am allerwenigsten in den Libris Apo- cryphis, weder explicitè noch implicitè, sie moͤ- gen mit augen angesehen werden/ waserley sorten sie sind. Hie gilt nicht das blosse sa- gē/ sondern es heisset da/ demonstrandum. Das gilt nur bey denen Discipulis Py- thagoræ, und nicht bey denen/ die aller sachen zwingende fundamenta mit fug und recht be- gehren. 3. Die grosse truͤbsal/ von welcher Christus beym Matthæo und Luca, c. 21. weis- saget/ hat die Juͤden fuͤrlaͤngst betroffen/ und gehet uns Christen directè und propriè nicht an/ wie es Herr D. Gerhardus cap. 160. Harm. gruͤndlich deduci ret à pag. 483. ad 487. 4. Die stunde der versuchung (und nicht die grosse truͤbsal) Apoc. 3. so uͤber den gantzen weltkreiß kommen/ ist auch fuͤruber/ und gehet auf die persecutiones der Roͤmischen Heydnischen Kaͤyser/ und auf die Hæreses, die damals un- ter den Christen eingerissen/ wie es Lyra erklaͤ- ret. Dessen explication Herr D. Hoë in Com- ment. pag. 353. l. 1. apptobi ret/ und vor ihme Osiander in Paraph. Bibl. und Winckel- mannus. Quœstio IX. D. VValtheri. Woher es zu beweisen/ daß Hiob ein Pro- phet gewesen/ und daß alles von ihme ange- eu tet worden/ was ohn allen grund/ mit wun- derlichen verdeckten worten/ nicht ohne greiffli- che thorheit/ in anderthalb bogen von ihme publici ret worden. Sententia P. Klaͤret auf aus solchen anderthalb bogen; in derer Frontispicio nennet er Hiob einen Propheten/ der anzeige/ wie es mit den aͤus- serlichen kriegen der Christen wieder den Anti- christ werde ein ende gewinnen? v. lit. a. 1111. klag e t er/ der alte Prophet Hiob/ der mit Mo- se uͤber dreytausend jahr in der kirchen aufge- wartet/ sey wenig/ von sehr wenigen bißhero verstanden worden. Er aber mercke unter de- nen Propheten/ daß der Prophet Hiob/ auch was sonderliches habe/ daran der kirchen Got- tes gelegen/ und bey diesen unsern zeiten sey es wohl zu mercken/ \&c. Responsio ejusdem. Daß Hiob ein Prophet moͤge genennet werden/ ist Luc. 16. \& 24. wohl zu verstehen. D. Philippus Presbyter, S. Augustinus, Venera- bilis Beda nennen ihn also/ wie Joh. Pinedæ allegata bezeugen. interpretatiuncula mea Jo- bica juxta concessionem Lutheri, allegoricè à me est instituta, uti suis temporibus fece- runt Ph. Presbyter, Gregorius M. Ven. Beda, Nic. de Lyra, Petrus Bertorius, Rupertus Tui- censis Abbas. Replica D. Waltheri. (1) Die Heilige Schrifft fuͤhret das woͤrt- lein Prophet in manchfaltigem verstande an/ und in dem allersonderlichsten (nach welchem es die jenigen H. Menschen/ die getrieben von dem H. Geist von zukuͤnfftigen dingen schrifft- lich geweissaget/ bedeutet/ nemlich die Pro- pheten/ welche Mosi/ dem heerfuͤhrer der andern/ contradistinguiret werden) faͤnget sie die Pro- pheten anzurechnen/ von Samuel Act. 3. v. 24. vor dem/ wie auch vor Mose/ Hiob lange ge- lehret uñ gelebet hat. Und weñ sie dessen geden- cket/ welches geschicht im Neuen Testament/ Jacob. 5. v. 11. und im alten Ezech. 14. v. 14. und 20. (nichts zu sagen von dem buͤchlein Tobi æ cap. 2. v. 12. als welches extra Cano- nem ist) so tituliret sie ihn nirgends ausdruͤck- lich und specialiter einen Propheten. Ja weil Christus selbst Luc. 24. v. 44. die buͤcher des Alten Testaments eintheilet in Mosen/ in die Propheten/ und in die Psalmen/ und wie et- liche wollen/ damit gesehen auf die gewoͤhnli- che Distribution der alten Hebraͤer (derer ve- stigium verspuͤret wird apud Siracidem cap. 49. ubi nulla fit mentio Danielis inter Prophe- tas cæteros, eo, quod antiquitùs adnumera- tus sit Hagiographis, non Prophetis, idque ob Chaldæum sermonem, uti putatur, quem per aliquot capita Hebraico intertexuit, quum re- liqui Prophetæ purè Hebraicè sint locut ) wel- che die biblischen buͤcher dividiren in legem, Prophetas (tam priores, quam posteriores) \& Hagiographa, oder , und den Hiob nicht unter die Propheten mitrechnen/ sondern un- ter die letzte sorten/ die etliche Metricos und Poëticos Libros in sich verfasset. Die der HERR unter den Psalmen ver- muthlich mit verstanden/ so wird auch daher gefordert/ daß Er den Hiob so un- Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Walth. Streit mit P. C. nicht unter die Propheten gezehlet habe/ sondern unter die Libros metrieos; dann Hieronymus zeiget/ von seinem buch in præf. quod constet versibus hexametris è spondæo \& dactylo, ab initio tertii usque ad lineam sextam postremi capitis. Quamvis ratio metri nobis hodie sit penitus incognita. Weil dann weder die heilige schrifft noch die alte Hebræ ische kirche Hiob absonderlich einen Propheten außtruͤck- lich nennet/ so solle man billich bedencken tra- gen/ in dem fall eine neuerung auffzubringen/ bevorab weil die Propheten alle auß denen Ju- den entsprossen/ und vom hause Jacob kommen sind/ da hingegen Job ein Idumæer war/ und der Jobab auß den posteris Esavi, Gen. 36. v. 34. 2. Alldieweil aber gleich wol die heilige schrifft alle Canoni sche buͤcher des alten Testamentes ins gemein ein vestes prophetisches wort bena- met/ 2. Pet. 1. v. 19. und selbige buͤcher sonsten so wohl von Christo Luc. 16. v. 29. als von Luca cap. 24. v. 27. und von Paulo Actor. 26. v. 22. ab- und eingetheilet werden in Mosen und in die Propheten/ so wird in generali sen- su unter solchem propheten-namen und prophe- tischem wort das buch Hiob mit verstanden. Und zwar theils wegen der canoni schen und Goͤttlich-beglaubten authoritæt/ daß der/ so es geschrieben/ wer es auch mag gewesen seyn/ entweder Job selber/ oder Moses/ oder ein an- derer/ den geist der heiligen propheten gehabt/ mit seiner maß und gabe/ im schreiben nicht zu irren/ theils wegen der schoͤnen weissagung vom Messia cap. 19. Und so haben 3. den Hiob nach den Allegatis Pinedæ cap. 9. præf. com- ment. so wohl die Græci, als die Latini in Martyrologiis suis, wie auch Philippus Pres- byter, Beda und Gregorius M. einen prophe- ten genennet. Jmmassen Augustinus serm. 6. de temp. qui secundus est de nativ. ihn darum klaͤrlich eximium Prophetarum titul iret, quod de Christi incarnatione \& resurrectione præ- dixerit. Und der Jesuwider Pineda, der vom Adversario allegiret wird/ hat nicht allein nir- gends nichts in seinen prolixis commentariis, von dem/ was in den anderthalb bogen stehet/ sondern er schreibt auch bedachtsam loc. alleg. num. 2. ut subtilem \& accuratam de prophetiæ \& Prophetæ appellationibus atque generibus disputationem nunc præteream, certè si non ut Jsaias, Jeremias, Ezechiel, saltem ut Moy- ses atque David, Job quoque Propheta ex- titit, nimirum, quod subsequentia verba aper- te clamant, ob vaticinia de Messia edita, quo cum Auctor ille Jobum in multis ceu typum, confert in schemate Tomo 2. præfixo. Daß aber 4. einer entweder unter den alten oder neuen lehrern Hiob in dem verstand solte jemals/ vel per somnium, aut febrim, einen Propheten genant haben/ wie meine frage ei- gentlich formiret worden/ der/ nach dem titul der offtgedachten anderthalb bogen/ anzeigung solte gethanhaben/ wie es mit den aͤusserlichen kriegen der Christen wieder den Antichrist ein end gewinnen werde/ das kan der Auctor nim- mermehr beweisen/ wann er auch alle Patres, und alle Recentiores durchsuchen wolte. Ja er bekennet es selbst/ daß seine einbildung etwas gar neues sey/ wieder aller Interpretum erklaͤ- rung/ in dem er in droben angezogenen worten vermeldet: Hiob sey in 3000. Jahren/ we- nig/ von sehr wenigen/ biß hieher verstanden worden/ und NB. Er mercke unter den Prophe- ten/ daß dieser Prophet auch was sonderlichs habe/ daran der Kirchen GOttes gelegen. Womit dann 5. seine Responsio ad Quæstio- nem alsobald wiederleget wird/ interpreta- tiunculam suam Jobicam, juxta concessionem Lutheri â se allegoricè esse institutam, uti fe- cerunt suis temporibus Phil. Presbyter \&c. Dann bey keinem unter den allen finde ich sol- che gedancken; und wo man sie finden koͤnte/ so haͤtte NB. er es nicht gemercket/ wie er sich dessen kindisch ruͤhmet. Daß man auch so mit Job umgehen/ und sein edles buch so greulich zermartern soll/ geschicht nicht per concessionem Lutheri, dessen judicium wir droben gehoͤret/ und darinnen nichts verspuͤhret/ das hieher gehoͤrete. Der theure mann faͤnget seine vorre- de uͤber solch buch viel anders an/ und saget/ es handele diese frage/ ob auch den frommen un- gluͤck von GOTT wiederfahre? und am ende selbiger Præfation spricht er/ diß buch fuͤhret die Historiam endlich dahin/ daß GOTT allein gerecht sey/ und doch wohl ein mensch gegen den andern auch gerecht sey fuͤr GOTT ꝛc. Mit anhefftung/ das sey das hoͤchste stuͤck in die- sem buch/ welches allein die verstehen/ so auch erfahren und fuͤhlen/ was es sey GOttes zorn und urtheil leiden/ und seine gnade ver- borgen seyn/ das ist Lutheri judicium, andere Concession wird man auß allen seinen Tomis nicht erfischen 6. Sonsten das figment und comment des auctoris an sich selbsten betref- fend/ lasse ich es in allen/ ohne was hie specia- liter, als das noͤthigste/ disputi ret und beruͤh- ret wird/ beruhen bey dem wohl fundirten ur- theil Hr. D. Lyseri, so bey den Actis zu zwey- mahlen ertheilet zu befinden. Und halte bestaͤn- diglich mit dafuͤr/ es seyn die anderthalb bo- gen allein/ nichts von andern schmieramenten zu erwehnen/ und derer wenige blaͤtter mit fa- natischen grillen so durchfuͤllet/ daß es gewiß ein schlechter Theologiæ Studiosus seyn muͤste/ der diesen geist nicht deprehendir te/ dem sco- pus, modi loquendi \& phrases, principia \& conclusiones mit den jetzigen fanaticis ge- mein sind. Und zweiffle ich nicht anderer Theo- logorum censuræ werden mit uns beyden per omnia uͤbereinstimmen. An welche weil der handel gelangen soll/ so achte ich es unnoͤ- thig/ in hoc stercore plusquam Enniano laͤnger umzustuͤren/ dann es will sich dochgar kein gold darinnen finden lassen. Quæstio X. D. Waltheri. Ob Rom. 11. Von einer solchen bekehrung der Heyden und Juden geweissaget worden/ die erst noch zu unsern zeiten geschehen soll? Sententia P. Prog. B. 11. b. pag. 12. Wann man an den bruͤsten JEsu Christi hing/ so wuͤrde man wis- sen/ daß auch den heyden ein gewisses ziel einzu- gehen sey gesetzet/ nach dem das Jsrael werde se- lig werden/ Rom. 11. und daß die decke von der Juden augen werde abgethan/ 2. Cor. 3. und sie sich zum Herrn/ ihrem GOTT/ wer- den bekehren 2. Par. 15. Os. 3. Deut. 4. A. K. H. Vierter Theil. H h h h 2 Respons. Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Walth. Streit mit P. C. Respons. P. Ob der Juden bekehrung zu unsern zeiten werde geschehen/ davon ist mir nichts bewust. Jst auch weit von mir/ momenta temporum zu scruti ren in divinis. Daß aber/ wann die fuͤlle der heyden eingangen/ noch viel der Juden werden bekehret werden/ ist klar/ Deut. 4. 2. Par. 15. Os. 3. Rom. 11. Welches Herr Doct. Balduinus p. m. und mehr andere/ auff solche verstehen. Replica D. Waltheri. Von der Juden bekehrung kurtz vor dem en- de der welt/ sind auch unter unsern lehrern un- terschiedliche meynungen; wiewohl der Hr. Lu- therus Tom. 8. Jen. G. f. 119. D. Cramerus de Regno Christi part. 2. cap. 4. q. 6. und an- dere orthodoxi lieber statui ren wollen/ man habe sich einer solchen universal conversion nicht zu versehen. Und ziehen dessen stattliche ursachen an; mit denen haͤlt es auch D. Ger- hardus T. 9. loc. de extr. Jud. § 3. und setzet p. 267. diese worte: Talis Judæorum conversio, qualem Chiliastæ sperant, futura non est. 2. D. Balduinus beatæ recordationis haͤlt zwar darfuͤr/ in Comm. sup. Epist. ad Rom. p. 719. diese offt in der schrifft versprochene bekehrung der Juden sey noch zu erwarten/ und sonder- lich S. Pauli vaticinium Rom. 11. noch nicht erfuͤllet; p. 728. aber in Q. 2. p. 2. schreibet er: Per particulam omnis, scil. Jsrael, salvus fiet, non notari universalitatem Judæorum simpli- citer, sed secundum quid, quasi dicatur, maxima pars Judæorum convertetur, quæ respectu cæ- terorum, qui non convertuntur, quandam qua- si univerialitatem constituit; und produciret, mit den droben specificirten Theologis, etliche argumenta, mit denen er beweiset/ quod non omnes omnino in individuo Judæi converten- di sint. 3.) Mir mißfaͤllet in dieser quæstion, daß es auch darinnen/ wie in vielen/ bey nahe allen andern dingen/ mein contra-part lieber mit den neuen propheten/ Weigelianern und Fanaticis halten thut/ als mit dem Herrn Luthe- ro. Hingegen laß ich mir in dem handel gefal- len die sententiam Origenis, super dictum Apo- stoli: Quis sit iste, omnis Israel, qui salvus fiet, \& quæ erit ista plenitudo etiam gen- tium, Pater cœlestis unus solus novit \& ejus unigeni tus. 4.) Sehe ich nicht/ obs dem Ad- versario ernst sey/ was er hie ruͤhmet/ es sey weit von ihm momenta temporum zu scruti ren in- divinis. Warum passet er so viel auff die literas numericas, in den Lateinischen spruͤchen und woͤrtern? warum bestimmet er die zeit der gros- sen truͤbsal in prognost. pag. 46. 47. durch die 120. Jahr der ersten welt weiland zur busse nachgegeben. Warum schreibet er pag. 37. pro- gnost. Wann die zwey geistliche stunden sind/ und wie die geistlich zurechnen/ muͤssen wir um der zarten welt willen nicht herzu setzen. Quæstio XI. D. Walth. Obein Christ heut zu tage im gewissen ver- bunden sey an das weiland gegebene Apo- stolische verboth/ Act. 15. vom essen des bluts/ und des erstickten? Sententia \& Responsio P. Vom blut essen enthalte ich mich/ etiam pro- pter sententiam Apostolicam, Act. 15. aber we- der privatim noch publicè noͤthige ich jemand dasselbe zu halten. Replica D. Walth. Was fuͤr ein hefftiger streit zu allen zeiten uͤber diesem interdicto Apostolico in der Kir- chen entstanden/ mag man sehen beym Che- mnitio part. 4. Exam. Conc. Trid. de jejunio: den erregen die Weigelianer wieder/ und machen sich ein gewissen/ ersticktes und blut zu essen. Welchen wir entgegen setzen nicht allein die Auctori taͤt Augustini l. 32. contra Faustum cap. 13. und Lutheri l. de Concil. T. 7. len. G. fol. m. 238. \& 258. sondern auch theils die Regul Pauli 1. Cor. 10. v. 25. Alles/ was feil ist auff dem marckt/ das esset/ und forschet nichts/ auff daß ihr des gewissens verschonet: theils die loca Matth. 15. v. 11. Act. 10. v. 15. Rom. 14. per totum 1. Tim. 4. v. 4. Tit. 1. v. 15. theils die Christliche freyheit/ welche sich unter das Joch des Ceremonia lischen Juden- gesetzes nicht wieder gefangen nehmen lassen wil/ Gal. 5. v. 1. auch nicht eine stunde lang/ Gal. 2. vers. 4. 5. 2. Das gebott der heiligen Apostel auff ihrem Concilio war nur auff eine kleine zeit angesehen/ wegen der bekehrten Juden/ die sich aͤrgerten/ wann die bekehrten Heyden das assen/ das ihnen sonsten Deut. 14. und Lev. 7. untersaget war. Da aber beyde parten mit der zeit die Christliche freyheit besser erkennten/ so ist solch interdictum auffgehaben worden. Und hat S. Paulus/ der es mit decreti ren und ma- chen helffen/ so gar lang nicht darnach 1. Cor. 8. auff gewisse maß und weise zugelassen/ von den Goͤtzen-opffern zu essen/ ungeachtet solches in dem interdicto auch mit verboten war. Dar- um weil das zulaͤssig worden/ so hat man leicht- lich zu schliessen/ daß es auch mit der zeit zulaͤs- sig worden sey/ vom blut und erstickten zu essen. Darum 3. sagen/ man enthalte sich vom blut essen/ etiam propter sanctionem illam Apo- stolicam, heisset je kein auß dem han- del machen/ sondern ein factum simpliciter ne- cessarium. Und wann das so waͤre/ wie solte man 4. niemand weder privatim noch publicè darzu (nicht noͤthigen/ dann das stehet nicht in der lehrer gewalt/ sondern) vermahnen? 5. Daß aber der Adversarius dessen etliche/ so wohl mannes-als weibes personen/ im geistlichen und weltlichen stand sich unternommen zu bereden/ als wenn es suͤnde und unrecht waͤre/ das ist mir bekant/ und kan ich auff erforderung der noth- durfft solche personen wohl namkuͤndig machen. Quæstio XII. D. Walth. Ob es wieder das verbott Christi sey/ Matth. 23. v. 8. 9. 10. daß sich die gelehrten lassen Ma- gistros und Doctores nennen. Sententia P. Progn. pag. 42. zu der zeit sind die geistlichen Ackerstudenten ehrsuͤchtig worden/ denn weil Petrus Lombardus ehren halben Magister genen- net worden/ da wolten hernach andere auch Ma- gistri und Doctores genant werden. Wie heut auß ehrgeitz noch viel thun/ wieder das verbot JEsu Christi/ Matth. 23. v. 8 9. 10. Jhr sollet euch nicht Rabbi nennen lassen/ denn einer ist euer meister. Jhr solt euch nicht lassen meister nennen/ dann einer ist euer meister. Consensus Anabaptistarum, Carlstadii, Zwinglii \& Rod. Gualtheri notus est, uti \& quorundam è Photinianis \& Fanaticis. Respons. Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Walth. Streit mit P. C. Respons. Auß fleischlicher ehrsucht sich Rabbi, Doctor, Magister nennen zu lassen/ achte ich verbothen seyn; ihr solt euch nicht Rabbi nennen lassen. Daß aber unter den gelehrten gradus und ordi- nes sind/ kan ich nicht laͤugnen; jedoch so einer auß eigner liebe und ehre den gradum an sich nimmet/ und zur aͤusserlichen pracht und anse- hen gebrauchet/ der handelt ungezweiffelt wie- der das verbot des Herrn JEsu Christi. Wie auch Mathesius in vita Lutheri in derselben meynung ist. Replica D. Walth. 1. Warum die gradus bey uns toleri ret wer- den/ mag man lesen beym Herrn Gerhardo, Tom. 6. loc. de Min. Eccl. §. 127. Wie auch 2. was ex ipsissimis textus visceribus zu ant- worten sey/ ad interdictum Salvatoris, nemlich daß so wenig der v. 9. absolutè verbiete/ man soll niemand Vater heissen auff erden/ eben so wenig untersage auch v. 8. \& 10. bloß und aller- dinges dahin/ daß man sich nicht Rabbi und meister nennen lassen soll. 3. Der mißbrauch/ stoltz und ehrgeitz kommet nur bey etlichen per accidens darzu/ das hindert die gradus an sich selbst nicht/ als wann sie perse verworffen wer- den muͤsten; usus habet laudem, crimen abusus habet. 4. Ob aber der Adversarius nicht die gra- dus an sich selbst improbire, das stehet auß sei- nen worten in prognostico zu schliessen. Ja in dem jetzigen Responso sprichter/ daß unter den gelehrten gradus und ordines sind/ kan ich nicht leugnen. Daß sie sind/ ist weltkuͤndig und auch den bauern bewust. Daß sie aber wohl seyn koͤnnen/ und man selbige salva con- scientia annehmen moͤge/ wil er nicht nachge- ben. Und was solche leute davon fuͤr gedan- cken haben/ das weiß man wohl. Der thoͤrichte Rasel nennet die graduir ten Personen schimpff- lich Do (ct) om und Magisterculos. Ja al- len Weigelianern und himmlischen Propheten muͤssen sie nur weltgelehrte heissen. Sie hinge- gen sind allein die Gotts-gelehrten/ zweiffels ohn wegen dessen/ der sie reitet und leitet/ welcher ein GOTT dieser welt genennet wird/ 2. Cor. 4. v. 4. der solcher unglaubigen sinne verblen- det/ daß sie nicht sehen das helle licht des Evangelii. Quæstio XIII. D. Walth. Ob man nicht disputi ren soll von Christi Tauff/ Nachtmahl und seinem sitzen zur rechten hand GOttes. Sententia. Progn. p. 29. Von Christo wird disputi- ret/ und wird sein Tauff und Nachtmahl/ wie auch sein sitzen zur rechten hand vielfaͤltig verthaͤdigt/ und im grund der warheit ist doch er/ JEsus Christus/ den meisten gantz unbekandt. Jm Hiob B. 11. a schreibet er/ man soll nicht mit gezaͤnck die zeit zubringen; dann GOTT sey dem gezaͤnck und unnuͤtzen disputi ren feind/ Esai. 6. v. 19. Prediger Salom. 6. v. 11. Consensus Weigelii. Post. 1. Theil p. 193. 194. Wer kan leug- nen der welt unnuͤtzes zancken/ kriegen/ disputi- ren unter einander um außwendige mitteldinge/ vom beicht gehen/ von der Nothtauff/ von der Erbsuͤnd/ vom freyen willen und dergleichen. einer verthaidiget das/ der andere ein anders/ giessen einer den andern an bey der weltlichen Obrigkeit/ daß sie vertrieben/ verjaget/ incarce- riret werden und in leibs-gefahr kommen um eines elenden pfaffen-articuls willen. Bey solchē disputan ten ist Christus nicht. Vide plura in hanc sententiam part. 2. Post. p. 152. 187. 282. Responsio P. So jemand in der heil. Tauff/ im Nacht- mahl/ an der person Christi/ und seinem sitzen zur rechten GOttes zweiffel traͤget/ und in solchem zweiffel nachfraget/ sich dabey berichten zu lassen/ das achte ich nicht allein vergoͤnnet/ sondern auch nutz und noͤthig. So aber sich je- mand in vorwitzigem disputi ren laͤsset gebrau- chen/ achte ich das nicht ohne suͤnde seyn. E ccl. 3. Esa. 8. Den Academicis und andern exercitiis nichts benommen. Replica D. Walth. 1. Daß das unnuͤtze disputi ren suͤnde sey/ wissen wir wohl/ aber nicht das disputi ren an sich selbst/ welches ein mittel ist/ die warheit zu erforschen/ dessē sich Christus und die Apostel wider ihre feinde offt gebrauchet. Und was die Weigelianer mit dem zancken und unnuͤtzen disputi ren meinen/ das ist uns unverborgen. Was sie nicht koͤnnen/ und nie gelernet haben/ das wollen sie auch an andern improbi ren. Und fliehen fuͤr den Controversiis, wie der Teuffel fuͤr dem Creutz/ weil ihnen bang ist/ daß man dadurch sie eintreibe/ und ihre kraͤff- tige irrthuͤmer offenbahre. 2. Eccl. 3. fin- de ich nichts vom verboth des disputi rens. 3. Cap. 6. v. 11. auch nichts/ ohne daß v. 10. ste- het/ was ists/ wann einer gleich hochberuͤhmt ist/ so weiß man doch/ daß er ein mensch ist/ und kan nicht hadern mit dem/ das ihm zu maͤchtig ist. Welches sich auff die disputatio- nes und exercitia der Gelehrten nicht reimet. 4. Was de loco Esa. 8. v. 19. zu halten/ weiset Forsterus in Comm. p. 247. Susurrantes in Hebr. sunt , à radice quod propriè est prosundè ac tacitè secum meditari; ergo erunt vel enthusiastæ \& Ec statici qui raptus quosdam sibi fingunt \& imaginantur, quales patrum nostrorum memoria extitere Schwenckfeldius, Thomas Müntzerus, \& alii factionis Anabaptisticæ authores, (notent sibi hoc Weigeliani horum omnium conger- rones) vel sophistæ, qui profundis speculatio- nibus indulgentes omnis generis argutias com- miniscuntur, quibus verum ac genuinum scripturæ sensum pervertere \& obscurare au- dent, qua in arte Magistri sunt tum Jesuitæ tum Calviniani. Et hoc sensu Lutherus vertit, disputi ren. Qui etiam in margine id ita interpretatur: Die da klug seyn wollen/ und mit vernunfft die Schrifft meistern/ solch disputi ren ist freylich unrecht. Wer ist aber 5. unter den Gelehrten/ dem nicht von den ho- stibusveritatis solten scrupuli gemacht werden/ in sublimissimis fidei Articulis. Ergo disputan- dum est, inquirendum est, probandum est, quod piè creditur; \& confutandum est, quod malè objicitur. Und weil das in Responso suo adver- sarius endlich mit gestehet/ serione, an pro for- ma, ipse optimè novit; so ists unnoͤthig/ sich hierinnen laͤnger auffzuhalten. Quæst. XIV. D. Walth. Ob bey maͤnniglich das gesetzbuch verloren sey. H h h h 3 Sententia Th. IV. Sect. III. Num. X. Doct. Mich. Waltheri Streit mit P. C. Sententia. P. Hiob a. III. 6. wir sind jetzund in sehr ge- faͤhrliche zeiten gerathen/ daß bey unser vielen nur nicht weniger/ als zu des Koͤnigs Josiaͤ zeit das gesetz buch ist verloren/ 2. Reg. 22. 2. Chron. 34. Da war es verlohren/ und war doch im tem- pel. Die bucher zwar haben wir/ aber nach den buͤchern wird wenig gelebet. Das macht/ daß wir sie zu viel verlieren/ und unter der banck las- sen liegen. Dann so lang wir wuͤrcklich nicht nach ihnen leben/ so lange achte ichsie verloren zu seyn. Warlich ist bey maͤnniglich das gesetz- buch verloren. Responsio ejusdem. Daß das gesetzbuch sey verloren/ nenne ich/ daß man die suͤnde nicht erkennet/ dann wann GOttes gesetz uns waͤre fuͤr augen/ so wuͤrden die suͤnden mehr und besser erkannt und vermei- det. Replica D. Walth. Daß die meisten menschen-kinder durch boß- heit und beliebung ihrer suͤnde/ nicht allein die heil. bibel/ sondern auch Christum selber geistlich verlieren/ ist leider am hellen tage. 2. Das aber das gesetzbuch bey maͤnniglich so verloren sey/ und maͤnniglich die suͤnde nicht erkenne und meide/ so gut man kan in dieser eussersten schwachheit/ ist falsch/ sonsten waͤren keine Außerwehlten/ und keine rechte Kirche mehr auff erden; und wo wolten 3. die vermeinten GOttes-gelehrten bleiben? Solten die das ge- setzbuch verloren haben/ und die suͤnde nicht er- kennen? Zwar beydes wird von ihnen mit warheit gesaget/ sie aber werden keines dessen gestaͤndig seyn. Quæstio XV. D. Walth. Ob man bey uns Lutheranern an allen orten luͤgen predige/ und zu der lieben warheit GOt- tes keine zuneigung trage. Sententia P. Progn. in præfat. ) o (11. 6. O weh/ weh/ weh den armen leuten/ grossen und kleinen/ da der warheit GOttes wiederfochten wird/ und an statt der warheit/ luͤgen geprediget werden da man an statt der gerechtigkeit zur unzeit pre- diget die barmhertzigkeit GOttes. O! o! o wie viel/ viel/ viel geschicht das nun noch in der welt zu unsern zeiten/ und laͤsset GOTT denn der luͤgen platz an allen orten/ da man zu der lieben warheit GOttes keine zuneigung traͤget? darum an allen orten/ auch mitten in der koͤnige hoͤffe/ da man die warheit nicht liebet/ da muͤs- sen sie sich mit luͤgen behelffen zur verfuͤhrung und verdamnuͤß. Responsio ejusdem. Daß an allen orten unter uns Lutheranern man nur luͤgen predige/ achte ich GOtteslaͤste- rig zu seyn. Daß aber unter uns viel sind die zu der warheit GOttes wenig neigung tra- gen/ und ohne ernstliche busse ihren zuhoͤrern die seligkeit zusagen/ ist auch fuͤr GOTT und menschen bekandt; daß auch noch GOTT die seinigen habe/ ist ausser allem zweiffel. Replica D. Walth. 1. Die unbedungene vorige erste rede kan man nicht anders deuten/ als wann die luͤgen platz haͤtte an allen orten. 2. Weil das nun deut- lich erleutert worden/ so nimmet man es ger- ne an. Und wird der/ so zu der warheit GOttes wenig neigung traͤget/ und ohne ernst- liche busse den zuhoͤrern die seligkeit zusaget/ er sey gleich in der Koͤnige haͤuser/ oder auff Universitæten/ oder in den Staͤdten/ oder in den flecken/ oder auff den doͤrffern/ sein ur- theil tragen/ und GOTT dem Herrn schwere rechenschafft dafuͤr geben muͤssen. 3. Ob aber die/ so sich bemuͤhen falsche irrige lehren in die leuth zu stecken/ zu der warheit GOttes zuneigung tragen/ das moͤgen sie selbst bedencken/ wo sie nicht schon in verkehr- ten sinn gegeben sind. Quæstio XVI. D. Waltheri. Ob der Herr Lutherus nicht vocation von GOTT erhalten/ das Pabstthum zu re- formi ren? Responsio P. Daß Lutherus p. m. von GOTT hab vo- cation gehabt/ das Pabstthum zu bestreiten/ solches bekenne ich von hertzen/ und hab zum gedaͤchtniß dessen zu Dornum drey gantzer tage Jubel-predigten gehalten/ Anno 1617. Replicatio D, Waltheri. Wohlan/ so ist der punct richtig. Jch hab denn einsmals nur von jemand referi ren hoͤren/ als solte man auch daran zweiffeln. Quæstio XVII. D. Walth. Ob der grosse Antichrist/ der Pabst zu Rom/ und sein anhang noch nicht offenbah- ret sey? Responsio P. Daß der Antichrist/ der Pabst und sein an- hang in Europa vielen sey offenbahr/ solches ist kuͤndig. Daß aber auch noch viel sind in Hispania, Italia \&c. die ihn als einen Anti- christ nicht kennen/ ist auch kuͤndig. Replica D. Waltheri. Daß post reformationem B. Patris Lutheri noch eine offenbahrung des Antichrists erfolgen und nicht vielmehr die vorige/ dadurch der boß- hafftige geoffenbahret/ und durch den Hn. um- gebracht worden mit dem geist seines mundes/ 2. Thess. 2. v. 8. continuiret werden soll/ ist ein gedicht; dann wo stehet es/ daß auch in Hi- spania und Italia er noch/ durch eine neue offen- bahrung in der streitenden kirchen zu erwarten/ fuͤr den Antichrist erkennet werden muͤsse. Daß in beyden reichen ihn schon viel darfuͤr erkennen/ und es doch oͤffentlich nicht bekennen doͤrffen/ ist wohl zuzulassen/ daß das Kind des verderbens sitzet in dem tempel GOttes/ 2. Thess. 2. v. 4. und wo er am maͤchtigen ist/ als er da ist/ da hat auch GOTT heimlich seine 7000. die fuͤr dem Roͤmischen Baal die knie nicht beugen; unterdessen bleiben gleich wohl die allermeisten an solchen orten ihme/ dem Pabst/ anhangend/ und haben das mahlzeichen des thiers an ihren stirnen. Und die werden ihn nimmermehr alle fuͤr den Antichrist erkennen/ biß an den juͤng- stentag. Alsdann wirder erst vollkomment- lich und generali ter geoffenbahret werden al- len und jeden menschen/ wann der Herr seiner ein ende machen wird/ durch die erscheinung seiner zukunfft. Quæstio XVIII. D. Walth. Ob kein Koͤnig/ und fromme Gottesfuͤrch- tige Obrigkeit in dem Jsrael der Christl. Kirchen mehr uͤbrig sey? Sententia Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. Sententia P. Hiob a III. b. Es ist in Jsrael kein Koͤnig/ wie im buch der Richter c. 17. 15. 19. 20. 21. Responsio ejusdem. Ob kein Koͤnig und fromme Gottesfuͤrchtige Obrigkeit in Jsrael und der Christlichen Kirchen mehr uͤbrig/ achte ich Gottloß zu sagen. Replica D. Walth. So sey und bleib es Gottloß/ dann droben ists gesagt/ und der zustand des volcks GOt- tes/ zur zeit der Richter/ ohne unterscheid auff unsere Regenten applici ret worden/ wie dann auch er immerdar promiscuè pflegt auff die Ob- rigkeiten zu schelten/ und sie auff gut wieder- taͤufferisch und Photinianisch bey den untertha- nen verhast zu machen/ davon die zeugniß ge- ben koͤnnen/ die ihn gehoͤret haben. Quæstio XIX. D. Walth. Ob es heisset nach Heidnischer art herꝛschen/ wann grosse Potentat en sich lassen gnaͤdige Her- ren nennen/ und ob solchen namen CHristus ihnen verboten. Luc. 22. Sententia P. Progn. p. 10. Wann an solchen bruͤsten alle Koͤnige im Christenthum hingen/ ꝛc. so wuͤrden so viel nicht befunden/ die nach Heidnischer art herꝛschen/ und lassen sich nennen gnaͤdige Her- ren/ fuͤr welchen Heidnischen Regent en CHri- stus die Seinigen warnet/ und derer regierung verdammet. Et p. 19. Die Heidnischen Koͤ- nige herꝛschen/ und lassen sich gern Everget en und gnaͤdige Herren nennen/ fuͤr deren exempeln der HErꝛ JEsus CHristus die seinigen warnet Matth. 20. Luc. 22. Responsio ejusdem. Herꝛschen und sich lassen gnaͤdige Heꝛꝛen heis- sen/ hat der HErꝛ JEsus seinen Juͤngern ver- boten. Unterdessen Potentat en ihren ehren- titul abzuschneiden ist nicht meine meinung. Replica D. Walth. Mit den Juͤngern und allen geistlichen hat das seinen bescheid/ er redet aber in progn. nicht von denen/ sondern von den Regent en an beyden orten. Und mit solchen worten wird je klaͤrlich ihnen der ehren- titul, daß sie Evergetæ und gnaͤdige Herren heissen/ abgeschnitten. Wel- ches CHristo zu verbieten nie in den sinn kom- men ist. Quæst. XX. D. Walth. Ob die Obrigkeit ihre regieꝛung nicht mit an- stellen koͤnne salvâ conscientia, nach den loͤb- lichen exempeln/ reguln und gesetzen der Heid- nischen Koͤnige uñ/ ob selbige alle im grund und in der wahrheit streiten mit den exempeln/ re- guln und gesetzen JEsu CHristi? Sententia P. Progn. p. 18. 19. Nach des Koͤnigs JEsu CHristi exempel/ reguln und gesetzen/ soll ein jeder Regent seine regierung allein/ allein und eintzig anstellen/ und nicht nach den exempeln/ reguln oder gesetzen/ der Heidnischen Koͤnige. Et paucis inter jectis: Warum solte man auff des Koͤnigs exempel/ reguln und gesetze nicht eintzig und allein sehen? Seynd seine exempel und reguln und gesetze nicht gnug? Oder ist ein Koͤnig in der welt/ dessen exempel/ reguln und gesetze vollkommener moͤgen funden wer- den? Ja ists nicht viel mehr also/ daß/ wann aller Koͤnige der gantzen welt exempel/ reguln und gesetze mit unsers Koͤnigs exempel/ reguln und gesetzen werden verglichen ins hunderttau- senste/ viel ihm nicht koͤnnen gleich seyn/ ja mei- stentheils mit ihren exempeln/ reguln und gese- tzen streiten. Man nehme die exempel/ reguln und gesetze aller Monarchen/ ꝛc. auch in ihren allerbesten regierungen/ und man vergleiche die mit Gottesgelehꝛten erleuchteten augen und her- tzen/ uñ besehe/ ob sie mit unserm Koͤnige der ehrẽ koͤnnen/ oder moͤgen verglichen werden/ Ps. 24. Dem alle thore billich sollen geoͤffnet/ Zach. 9. und der von allen toͤchtern Sion fuͤr einen Erb- koͤnig soll angenommen werden/ Matth. 21. Post pauca iterum p. 20. Man besehe das grosse Roͤmische reich/ auch in seinem besten flor/ und vergleiche der Romaner exempel/ reguln und alle ihre gesetze/ deren sie so grosse hauffen ge- macht/ mit unserm Koͤnige JESU CHRI- STO ; Jhre exempel/ reguln und ge- setze/ die streiten im grund und wahrheit wahr- hafftig mit JEsu CHristi exempeln/ reguln und gesetz; Wenn nun dem also/ als wahr- hafftig ist und bleibet/ wie koͤmmts/ daß die Christen/ Koͤnige/ Printzen/ Fuͤrsten und alle Oberherꝛn nicht einig und allein auff dieses Koͤniges JEsu CHristi exempel und seine gese- tze acht haben/ und sich und die ihrigen in allem darnach allein regieren? Das thut nichts als die verdam̃liche blindheit/ damit man uͤberall ist behafftet/ und gleichsam bezaubert: Kenneten die Koͤnige und alle Regent en den HERRN JE- sum CHristum/ sie wuͤrden Nathan den Pro- pheten offt lassen mit ihnen reden/ mit Josa- phat gern Micham hoͤren/ mit Josia Huldam und die Pꝛophetinnen fragen/ und fragen lassen/ wie es mit dem jetzt wiedeꝛgefundenem gesetz des HErꝛn anzugreiffen/ und wie das recht zu brau- chen/ und wuͤrde dann mit Josia die Reforma- tio nach GOTTES willen und ehren in weltlichen und geistlichen sachen gluͤcklich koͤn- nen angestellet werden. Consensus Weigelii. Part. 3. post. p. 48. Es spricht der Heid und der unglaͤubige Jurist, der JEsum CHri- stum noch nie erkannt hat/ man muß ja land und leut regieren/ und das boͤse straffen. Ant- wort. Ja man soll land und leute regieren/ nach dem gesetz CHristi/ und soll das boͤse straf- fen nach dem Processu juris, den uns CHristus vorgesaget hat/ Matth. 18. Marc. 15. Et pau- lò antè p. ead. \& 47. Mit dieser wahren juris prudentia, daß wir Jurist en seyn nach dem N. Testament/ und legen nieder das gantze recht Justiniani, als Heidnisch. Responsio P. Es werden die Oberhe r rn unter die disciplin ihres Ertz-Koͤnigs mit grossem ernst gefordert/ Psal. 2. Sap. 6. Halte aber unterdessen/ daß man denselben in dem was loͤblich/ was ehr- lich Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. lich/ was recht ist/ und wol lautet/ wol folgen moͤge/ als solches mit den reguln CHristi nicht streitet expressè. Replica D. Waltheri 1. Daß das Jus Romanum ex Christianis rebus publicis zu exterminir en sey/ ist der alte irꝛthum des Carlsstadts/ dem die Muͤnsteri- schen Wiedertaͤuffer und andere Fanatici in fol- genden zeiten beygepflichtet/ wie zu sehen ex disputatione Bernhardi Textoris Anno 1592. edita, und ex præfat. Zepperi in Tract. de le- gibus Mosaicis. 2. Dem opponir en wir naͤchst andern fundamenten/ die Dn. D. Gerhardus produciret T. 3. Loc. de Leg. Cer. \& For. 39. die Regulam Theologicam, Evangelium non tollit politiam. 3. Das reich JESU CHri- sti ist nicht von dieser welt/ und dieses geistli- chen reichs exempel/ reguln und gesetze sind nicht darum geben/ daß man nach ihnen allein die welt regieren soll/ sondern daß man dadurch zur erkaͤntniß GOttes und zum himmelreich er- bauet werden moͤge. 4. Ob schon solche exem- pel/ reguln und gesetze viel vollkoͤmmlicher sind/ als alle weltliche/ weil sie nicht allein vom dem allerweisesten Legislatore herkommen/ son- dern auch fuͤrnemlich die seele und derer seligkeit betreffen; dahingegen weltliche statuta leib und leben/ ehre und zeitliche guͤter anreichen/ so sind doch solche mundanæ sanctiones in mun- danis negotiis jenen zu præferir en/ non simplici collatione, sed temporum, loci \& gentis condi- tione 5. Wie koͤnnen doch alle exempel/ reguln und gesetze der Roͤmer und anderer weisen Heiden/ im grund und in der wahrheit wahr- hafftig streiten mit den exempeln/ reguln und gesetzen CHristi/ weil ja die meisten aus dem ge- setz der natur geflossen/ von dem CHristus Matth. 7. v. 12. saget. Alles was ihr wollet/ das euch die leute thun sollen/ das thut ihr ihnen auch/ das ist das gesetz und die Propheten. Jst dann CHristus mit seinen exempeln/ regeln und gesetzen wider das gesetz und Propheten? Es nennet ja Weigel loc. alleg. selbst das ge- setz CHristi die liebe und das eingeschriebene gesetz Matth. 7. Und unser discipulus Wei- gelii bekennet im Responso, man koͤnne dem Oberherrn wol folgen in dem was loͤblich/ was ehrlich/ was recht und was wol lautet/ wann solches mit den reguln CHristi nicht streitet expressè. Womit er seine vorige meinung im Prognostico mehr als halb revociret, und nach giebet/ es sey gleichwol noch etwas bey ih- nen/ das ehrlich sey/ loͤblich/ recht/ und wol lau- te/ da er doch zuvor das laͤstermaul so weit aufgethan/ daß er ungescheut zu mehrmalen ge- eiffert/ die Koͤnige sollen allein und eintzig ihr regiment anstellen/ nach den exempeln/ reguln und gesetzen CHristi/ und nicht nach den exem- peln/ reguln und gesetzen der Heidnischen Koͤ- nige/ die streiten mit jenen wahrhafftiglich/ und damit sey man uͤber all behafftet/ und gleich be- zaubert. 6. Die Regenten werden freylich locis dictis, unter die disciplin ihres Ertz- Koͤnigs/ mit grossem ernst gefodert/ aber theils in spiritualibus, theils in mundanis, respectu rationis reddendæ, und nicht/ daß sie nach dessen geistlichen legibus weltlich regieren sollen/ sin- temal ein anders ist das himmelreich/ und ein anders ist das weltreich; ein jedes hat seine sta- tuta, quæ quidem sibi invicem non debent esse contraria, possunt interim esse, \& revera sunt distincta, adeoque quadantenus subordinata. Dann so die Obrigkeit von GOtt ist/ und man derselben unterthan seyn muß/ nicht nur aus noth/ sondern auch um des gewissens wil- len/ Roͤm. 13. so muͤssen auch traun ihre leges observiret werden/ wann sie nicht wider GOtt/ und wider sein wort lauffen. 7. Warum aber so scharff auff dieses Thema beym gegen- theil gedrungen werde/ das merckt man dar- aus/ man soll die neugewachsene Propheten auch in terrenis consulir en/ wie vor zeiten die Koͤnige die Goͤttlich-erweckten Propheten und Prophetinnen rath gefragt haben/ da liegt der hund begraben. Und so wuͤrden wir in ei- nem subjecto und individuo beysammen ha- ben einen Gottesgelehrten/ erleuchteten Theo- logum, einen experimentirt en Medicum, und einen Christlichen Jurisconsultum; scilicet. (8.) Wohin auch die Reformation gehet/ das rie- chet man leicht. Eben dahin/ dahin der Ro- sencreutzer/ des Felgenhaueri, und anderer mitfantasten traum ausgehet/ das ist/ auff das erlogene Aureum Seculum Spiritus S. Quæstio XXI. D. Waltheri. Ob es suͤnde und unrecht sey/ daß die Ob- rigkeit rechtmaͤßige kriege fuͤhret? Sententia P. Erscheinet ex Hiob, darinnen er Bellum Suecicum simpliciter ungut heisset/ und B II. a. b. saget: Der Europeische Hiob haͤtte uͤber seine feinde nicht sollen unzeitige rache fordern. Men schliche aͤusserliche mittel thun nichts in dieser sachen. Und nennet doch gleichwol A. 11. a. Solche sache die allerhochwuͤrdigste/ nicht allein gantz Europam, sondern auch das gantze Christenthum betreffend. Consensus Weigelii. Videatur libellus vom Kriegs-Muster per totum: Part. 1. Post. p. 184. schreibt er: Die Christen haben zu streiten nicht mit fleisch und blut/ das ist/ nicht mit sichtbahren leiblichen feinden/ die da fleisch und blut haben/ da man buͤchsen/ schwerdt/ lange spiese brauchet/ wie Jsrael die sichtbahren/ leiblichen feinde bekrie- gen muste/ zur figur in dem N. Testament/ welches anjetzo der Antichrist nimmet zum deck- mantel/ das kriegen zu vertheidigen/ daß man soll den glauben/ das wort GOttes/ beschir- men mit langen spiesen. Und solche lehr wird auffgenommen fuͤr recht/ da lauffet jung und alt vor den Tuͤrcken/ ja wol vor andere Fuͤrsten/ und vermeinet/ man sey in einem gar guten stande. Aber wuͤrde CHristus erkennet/ der Friedefuͤrst/ so soll man innen werden/ wie un- gebuͤrlich die Schrifft ausgeleget sey/ von de- nen kriegen/ davon liß meine feldpredigten. Respons. P. Daß die Obrigkeit rechtmaͤßige von GOtt zugelassene kriege wol fuͤhren moͤge; wer dem wiederspricht/ das achte ich ein gottloß wieder- sprechen seyn. Replica D. Waltheri. Wolan/ so haͤtte der punct seine richtigkeit/ wo nicht Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. wo nicht darunter heimlich vergraben lieget/ dann Hæreticorum mos est, ut sint . Das Thema, ob und wie weit man in causa Religionis kriege fuͤhren koͤnne? ist altioris indaginis, und haben sich in seculo superiori \& nostro viel sehr gelehr- te leute die koͤpffe daruͤber zerbrochen; Einfaͤlti- ge und geringe Pastores solten billich bedencken tragen/ ihr judicium darinnen zu præcipitir en. Quæstio XXII. D. Waltheri. Ob die Obrigkeit befuget/ den armen suͤn- der/ der busse gethan/ zum tode zu verurtheilen. Responsio \& sententia P. Ob die Obrigkeit berechtiget/ die suͤnder/ so busse gethan/ zum tode zu verurtheilen/ darvon moͤgen Gottsfuͤrchtige Jurist en antwort ge- ben. Consensus Weigelii. Post. Part. 2. pag. 140. 141. Die falsche kir- che und Cain mit ihren gliedern erkennet man wol an den fruͤchten/ dann sie nicht CHristo folgen/ sondern Processum Justiniani des Hei- den halten/ haͤngen den dieb/ koͤpffen den ehe- brecher/ toͤdten die suͤnder/ verjagen die ketzer. Und GOTT will/ daß der suͤnder bekehret werde in dem leben/ und lebe/ das todte soll nicht getoͤdtet/ sondern lebendig gemachet wer- den ꝛc. Dergleichen hat er offt p. 149. 150. 151. 155. 169. 175. 330. 331. da er sagt: Die glied- massen in der falschen kirchen/ halten den pro- cessum Juris nicht/ den CHRISTUS giebt/ fragen Justinianum darum/ ob man den dieb hencken soll und den suͤnder toͤdten? Er als ein Heide spricht das urtheil/ ja/ man solle es thun/ und GOTT nicht folgen/ der da nicht des suͤnders tod wolle/ sondern man muͤsse das boͤse straffen/ meinend/ die suͤnde werde durch leibes- straffe hingenommen; Et post pauca: Der falsche Theologus samt dem Justiniano, sind wider CHRISTUM gantz und gar/ sie toͤdten/ und er ist um der suͤnder willen kommen. Ein dieb ist ein suͤnder/ ein ehebrecher ist ein suͤn- der/ ein todtschlaͤger ist ein suͤnder/ GOtt will/ daß er in suͤnden nicht sterbe/ sondern in dem le- ben bekehret werde/ busse thue/ und lebe; So kommt der Justinia n us, der doch extra Eccle- siam, und spricht ihm das leben ab. Der fal- sche Theologus billiget es/ und veꝛtꝛoͤstet den suͤn- der/ er soll sich hencken oder koͤpffen lassen/ er habe es verdient/ er soll es gedultig leiden/ so werde ihm die suͤnde vergeben. Welches gantz wider das Evangelium ist/ und wider das licht der natur; dann es hilffet dich nichts/ daß du ihn toͤdtest um der suͤnde willen/ und hilfft den suͤnder auch nichts/ daß er sich toͤdten laͤsset; ist beydes unrecht und ein grosses irꝛsal; man soll keinen um der suͤnde willen hencken/ dann Chri- stus hat sein theures blut fuͤr die suͤnder vergos- sen/ und du nimmst ihm dieselbe durch das recht Justiniani. Conf. part. 3. post. pag. 45. \& 48. R eplica D. Walth. (1) Der Discipulus Weigelii weiset die Decision der Gottsfuͤrchtigen Jurist en an/ als wenn die Quæstio nicht ein casus conscientiæ waͤre/ der allein aus GOTTES wort von denen Theologis decidir et werden muß; (2) der Præceptor hingegen fuͤhret nur schrifft ein/ doch absurdi sch gnug/ welches anderswo ge- wiesen wird. Daß man aber die facinorosos toͤdten moͤge und muͤsse/ probir en wir ex Gen. 9. v. 5. 6. \& ex Rom. 13. v. 4. de quorum loco- rum elucidatione \& accommodatione viden- dus est Thummius in Imp. Weig. pag. 226. 227. 228. ubi etiam pag. seqq. respondet ad Weigeliomanitarum objectiones. Quæstio XXIII. D. Walth. Ob das Jus civile und die Landrechte eine ur- sache sind/ daß bey ihren gesetzen nunmehro alle ungerechtigkeiten uͤberhand nehmen. Sententia P. Progn. p. 29. Man regieret/ und an den mei- sten oͤrtern brauchet man unzehlbare gesetze. Da ist Jus civile, da ist Jus canonicum, da sind auch Land-rechte. Und alle ungerechtigkeit nimmt nur mehr/ mehr/ mehr uͤberhand/ bey allen solchen gesetzen. Consensus Weigelii. Patescit ex supra dictis de non judicando secundum leges Regum \& Principum terreno- rum, sed secundum leges CHristi. R esponsio P. Daß das Jus civile, und Landrecht/ wann die in Christlichem gebrauch/ ursach sind/ daß alle ungerechtigkeit uͤberhand nehme/ achte ich naͤr- risch und gottloß zu seyn/ daß aber solche offt- mals mißbrauchet werden/ kan niemand laͤug- nen. R eplica D. Waltheri. Der Adversarius redet vom gebrauch der ge- setze in Progn. An den meisten oͤrtern/ spricht er/ brauchet man unzehlbahre gesetze. Und droben hat er alle exempel/ reguln und gesetze verworf- fen/ und nach CHristi exempeln/ regulen/ und gesetz allein zu richten gerathen. Sonsten bleibet es wahr/ was man saget/ ex bonis legi- bus nascuntur mali mores, zufaͤlliger weise per abusum. Quæstio XXIV. D. Walth. Ob ein Christ mit gutem gewissen auff er- forderung der Obrigkeit einen eid leisten koͤn- ne? R espons. Past. So die falschen zeugnisse verboten/ achte ich/ daß die zeugnisse der wahrheit wol sind zu- gelassen; Fromme richter und Jurist en werden zusehen/ daß der name GOTTes darbey nicht werde gemißbrauchet. Wolte GOTT/ man moͤchte leben nach dem gebote GOttes/ daß ja und nein uns scheideten. R eplica D. Walth. Das erste in hoc responso wird acceptir et/ das mittlere auch approbir et/ das letztere zu- gleich mit exoptir et/ doch daß darunter kein unterschleiff heimlich und oblique gesuchet werde/ pro Catabaptistis, die sich des gebotes CHristi contra legitima juramenta mißbrau- chen. A. K. H. Vierter Theil. J i i i Quæ- Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. Quæstio XXV. D. Walth. Ob man ohne gewissens verletzung/ die vom Roͤmischen Reiche vergoͤnstigte renten 5. oder 6. pro centum eines capitals nehmen koͤnne. R esponsio P. Vom wucher in wucherlichen haͤndeln hat Herꝛ D. Lutherus gnugsam geschrieben/ und die sache zu den Gottesfuͤrchtigen Jurist en ver- wiesen/ dabey ich es auch lasse verbleiben. R eplica D. Walth. Uber die Quæstion, die quoad conscientiam den Theologis zu decidir en gebuͤhret/ hat man allzeit hefftig controvertir et/ und sind die mei- sten unter denen unserigen darinnen eins/ daß solche leidentliche rente/ und derer nehmung/ das gewissen keines weges verletzen; man besehe Ægidium Hunnium sup. 8. cap. 2. Cor. Chy- træum in c. 23. Deut. D. Hoe in pecul. Germ. scripto, D. Gerhard de Mag. Pol. \&c. 223. \& seqq. multis. Quæstio XXVI. D. Walth. Ob die Reichsthaler fuͤr sich ein groß verder- ben der menschen sind? Sententia P. Progn. 48. An. 1519. Sind die Reichs- thaler ein groß verderben der menschen/ im Joa- chimsthal gemuͤntzet worden. R esponsio ejusdem. Die Reichsthaler achte ich nichts mehr im verderben der menschen als brod und wein/ und dergleichen GOttes gaben. Daß aber damit sich viel verdammt machen per accidens, das ist klar am tage. R eplica D. Walth. Jn dem verstande ist es recht. Und das haͤt- te dem Prognostico stracks mit einverleibet werden sollen/ so waͤre die frage nicht vonnoͤ- then gewesen. Quæstio XXVII. D. Walth. Ob die Teutsche Theologia absolutè und in allen ein Goͤttlich buch seye. Sententia Past. Prog. p. 4. Des hanenkrehens stimme hoͤ- ren wir jetzund in den edlen buͤchern/ so nun wieder an den tag kommen/ als Johann Tau- leri/ und die Teutsche Theologia, die der Herr Lutherus zum hoͤchsten selbst commendir et. P. 44. nennet der Auctor den schreiber der Teutschen Theologie einen durchlaͤuchtigen. NB. (der doch ein kuͤster war.) Consensus Weigelii \& adseclarum et- iam hic in vulgus est notus. R espons. Past. Die Teutsche Theologiam, dafuͤr die Herr Lutherus ausgeruffen/ und gepriesen/ dafuͤr halte ich sie auch von hertzen. Wolte GOtt/ sie moͤchte mit rechtem verstande gelesen/ und ihr in abnegatione sui, \& mundi contem- tu, nachgefolget werden. R eplica D. Walth. Darauff antworte ich mit dem Herꝛn D. Hunnio, zu Luͤbeck Superintendente, aus der Christlichen betrachtung der neuen Paracelsi- schen und Weigeliani schen Theologia, pag. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. (1.) Daß der Herꝛ Lutherus solch buͤchlein nur comparativè commendir et/ gegen andere Paͤbstische buͤcher zu achten/ nach selbiger zeit gelegenheit/ denn die præfatio ist gar fruͤzeitig Anno 1518. ge- machet/ statim post Reformationem, da der natuͤrlichen kraͤfften vollkommenheit/ die freyheit des menschlichen willens und rechtfer- tigung/ aus den guten vollkommenen wercken fast in der gantzen Christenheit zum hoͤchsten getrieben worden. Damals war das buͤch- lein vor allen andern Paͤbstischen libellis sehr nuͤtzlich. (2.) Daß Lutheri buͤcher jedem fuͤr augen stehen/ darinne diese grillen nicht stehen/ welche Weigelius aus der Teutschen Theologie schoͤpffet. Und zu dem ende hat sie Lutherus keines weges commendir et. (3.) Daß Luthe- rus in aller Christlichen lehr will das verdienst CHristi zum hoͤchsten getrieben haben/ dessen die Teutsche Theologie nicht gedencket; Wie kan sie denn von Luthero absolutè und zum hoͤchsten commendir et werden? (4.) Daß harte knoten in solcher Theologie stehen/ dar- durch ein einfaͤltiger/ sonderlich bey der grossen verkehrung/ die vor augen/ gar balde mag hin- tergangen und betrogen werden. Und solche knoten/ ja grobe errores, bin ich D. Walther er- boͤthig/ aus solchem buͤchlein einem jeden zu weisen/ der es begehret. Wann demnach/ schliesset D. Hunnius, die zeiten/ darinnen D. Lutherus diß buͤchlein commendir et/ und in denen wir heutiges tages leben/ gegen einan- der gehalten werden/ so wird darvon anjetzo nicht unbillig geachtet/ daß man zu dieser zeit solche buͤcher/ die dersprache und tractation hal- ben etwas verworren/ auch in grossen miß- brauch kommen sind/ wol kan fahren lassen/ weil durch GOttes gnade die heilige Bibel/ neben andern schoͤnen Meditationibus/ und gebetbuͤchern fuͤrhanden. Biß hieher Hunnius. Jch an meinem ort getraue mich/ nebst der H. Goͤttlichen Schrifft das wahre Christenthum viel gruͤndlicher und sicherer zu studiren und zu practicir en/ aus den herrlichen und sehr geist- reichen buͤchern unsers seeligen Lutheri, als aus der Teutschen Theologia, aus dem Taulero, aus dem Thoma de Kempis, und anderen/ mit de- nen man jetzt auff der Weigelian er seiten den armen einfaͤltigen Laͤyen sich unterstehet die au- gen zu verblenden. Und weil solche leute dar- fuͤr angesehen seyn wollen/ sie halten hoch von der Teutschen Theologia, weil sie Lutherus commendir et/ so solten sie jevom Luthero und dessen buͤchern mehr halten/ als von jener/ weil es heisset/ propter quod unum quodque tale, illud magis tale. Aber Lutheri autorit aͤt wird nur zum schein prætexir et/ sie sind dem mann GOttes im hertzen feind/ aͤndern seine Cate- chismus-erklaͤrungen/ und befuͤrchten sich/ wenn sie in seinen Tomis viel lesen/ sie moͤchten etwa auch kommen auff die schrifften von de- nen himmlischen Propheten/ von denen schlei- chern/ und winckel-predigern. Das koͤnnen die guten Herꝛn nicht wol vertragen/ daß sie darin- Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. darinnen ihn conterfey ad vivum depingir et sehen. Quæstio XXVIII. D. Walth. Ob Gratianus, Petrus Comestor, und Lom- bardus so grosse baumeistere an den geistlichen kirchen-acker gewesen/ daß vor ihnen des Herꝛn Lutheri gantz muͤsse vergessen werden? Sententia Past. Stehet in Prog. 42. Darauff/ saget er/ sind kommen die grossen baumeister des geistlichen ackers Gratianus, Petrus Comestor, Petrus Lombardus Anno 1140. Diese maͤnner haben grosse und sehr verwildete aͤcker fuͤrgenommen zu bauen/ und haͤtten auch groͤssers koͤnnen aus- richten/ wann ihnen die welt nicht im wege ge- standen. Responsio ejusdem. Daß Gratianus, Petrus Comestor und Pe- trus Lombardus zu ihrer zeit der kirchen bestes/ nach ihrem verstand/ haben gesuchet/ inmassen von ihnen und ihren nachfahren respectivè die Biblische buͤcher sind in capita redigir et/ und die Concordantia Biblica gemachet ist/ solches bezeuget die that. Daß aber Herꝛ Lutherus, als der nicht auff menschen/ sondern nur auff GOtt und sein wort gesehen/ mehr hat koͤn- nen ausrichten/ und ausgerichtet/ das ist billig mit danck zu erkennen. Replica D. Walth. 1. Ergo haͤtte dessen sollen gedacht/ und sei- ne arbeit im geistlichen ackerbau/ die nach der Apostel zeit ihres gleichen nie gehabt/ nicht be- trieglich untergeschlagen/ vielweniger densel- ben andere præferir et werden/ die ihr das wasser nicht reichen kan. (2.) Was sonderbare arbeit zum geistlichen ackerbau ist die libros Biblicos in capita redigir en/ und die Concordantias adornir en? Was ist doch das gegen dem uner- messlichen Reformation s-werck zu rechnen? 3. Die distinctionem capitum machen etliche viel aͤlteꝛ/ und wollen sie gaꝛ dem Eßdras beymessen/ andere schreiben sie ex Dalæo etlichen bekehr- ten Juden zu/ circa annum Domini 1220. Die dritten tribuir en sie Hugoni Card. circa annum 1254. Videatur idea disposit. Biblic. Bald part. 3. cap. 1. v. 4. Was Petrus Comestor mit sei- ner Historia scholastica, Gratianus mit dem corpore Canonico und Lombardus mit seinen scholasticis controversiis bey wenigem nutz fuͤr grossen schaden gestifftet/ ist denen Gelehr- ten unverborgen. Quæstio XXIX. D. Walth. Ob ein Pastor mit gutem gewissen koͤnne artem medicam treiben/ und maͤnniglich in sei- ner Gemeine darmit auffwarten? Sententia \& Responsio Pastoris. Ob ein Pastor mit gutem gewissen koͤnne ar- tem medicam treiben/ und maͤnniglich darmit auffwarten/ ist meine meinung/ daß die wercke der liebe allezeit sollen geuͤbet werden/ wenn das ordentliche befohlne amt deßwegen nicht wird in unacht gesetzet/ und der betrug und der geitz darvon bleibet. Replica D. Walth. 1. Sirachs meinung ist cap. 3. v. 22. seqq. Was GOtt dir befohlen hat/ dessen nimm dich staͤts an/ denn es frommet nichts/ daß du gaffest nach dem/ das dir nicht befohlen ist. Und was deines amtes nicht ist/ da laß deinen fuͤrwitz. Denn dir ist vor mehr befohlen/ we- der du ausrichten kanst/ einem vermessenen menschen gehet es endlich uͤbel aus/ ꝛc. 2. Was jemand ohne Goͤttlichen und menschlichen be- ruff fuͤrnimmt/ das kan das gewissen nicht stil- len; Solcher beruff beyderseits fehlet dem Me- dicastro, der indeß in der Medicina so viel weiß/ als das maul-pferd vom lauten-schlagen. 3. Die wercke der liebe soll ein jeder ausuͤben/ aber nach erforderung seines amts und stan- des; dann die liebe ist eine tochter des glau- bens/ der glaube haͤlt sich an das wort GOttes. Drum wer sich nach dem nicht beruffen befin- det zu der arte medica/ der lasse sie nur anste- hen. Sonst moͤchte ein Pastor auch wol cau- sas in foro agir en/ weil das je ein werck der liebe ist/ sich seines naͤchsten erbarmen/ und anneh- men. 4. Es lieget und stecket aber auch dar- unter etwas anders; denn gemeiniglich wollen die Weigelian er kranckheiten curir en/ damit sie auch durch dieses schleicher-mittel/ desto ehe applausum vulgi erhalten/ und fuͤr wunder- thaͤtige Propheten angesehen werden/ wie sie sich denn der Donorum miraculosorum unge- scheueter massen ruͤhmen/ ungeachtet ich noch keinen gesehen/ der entweder teuffel ausgetrie- ben/ oder mit neuen zungen geredet oder todten aufferwecket/ oder die krancken mit blosser handaufflegung gesund gemachet/ oder etwas toͤdtliches getruncken haͤtte/ das ihm nicht ge- schadet/ wie solche zeichen den Aposteln nachzu- folgen verheissen worden. Marc. 16. v. 17. 18. und nicht den selbst-auffgeworffenen Pro- pheten. Quæstio XXX. D. Walth. Ob es nicht verdaͤchtig sey/ mit den Wei- geliani schen ertz-phantasten/ Felgenhauero, Raselio, und ihres gleichen Familiar umzuge- hen/ und sie vertheidigen. Responsio P. Felgenhauer/ Raselius, M. Joachim Geber- hard/ und mehr Exulant en/ haben bey mir her- berg gehabt. Und moͤchte wuͤnschen/ daß allen armen ich helffen koͤnnte. Daß aber dieselben solten bey mir sich falscher lehr vernehmen las- sen/ wird niemand mit wahrheit sagen koͤn- nen/ oder daß ich die in falscher lehre solte ver- theidigen. Replica D. Waltheri. 1. Wie ein vogel gern mit seines gleichen flieget/ so halten sich die tockmaͤuser/ die im fin- stern verborgen liegen/ gern zu einander. Et noscitur ex sociis, qui non cognoscitur ex se. Wer pech angreiffet/ der besudelt sich damit/ sa- get Sirach cap. 13. Daher ist die suspicio nicht unguͤltig/ zumalen weil der consensus in erroribus nunmehr kundt wird. Rasel soll von ihme ein gantzes jahr hindurch beherberget/ und ihme verstattet worden seyn/ oͤffentlich zu N. zu predigen/ sicutmihi narravit vir fide di- A. K. H. Vierter Theil. J i i i 2 gnus. Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. gnus. Ob nun das nicht gehandelt sey wieder Johannis verbot/ Epist. 2. v. 10. 11. So je- mand zu euch kommet/ und bringet diese lehre nicht/ den nehmet nicht zu hause/ und gruͤsset ihn auch nicht; dann wer ihn gruͤsset/ der machet sich seiner boͤsen wercke theilhafftig? das lasse ich ver- staͤndige leute urtheilē. 3. Solche buben sind kei- ne arme und exulant en/ sondern sind zum theil wegen des ehebruchs/ und alle wegen ihrer teuff- lischen ketzerey von andern orten relegir et wor- den. 4. Ob nicht derer lehr vom Adversario mit macht vertheidiget werde/ bezeuget/ was bißher gehandelt. Es solte mir eine leichte muͤ- he seyn aus des von Hambuꝛg rechtmaͤßiger wei- se verwiesenen Rasels chartis alles das zu wei- sen/ was ich in religione an meinem Adversan- t en desiderire. Daher Rasel auch in zweyen schmieramenten seiner ausdruͤcklich mit namen gedencket/ setzet ihn den hochbegabten Theolo- gis D. Luthero, Philippo Melanchthoni und D. Philippo Nicolai unter gleichem titul, an die seiten/ commendir et sein Prognosticum als verè divinum, mit bitte/ man woͤlle es kauffen und lesen/ es werde die muͤhe wol belohnen/ und referir et sich auff ein gesicht/ das er von ihm verstanden/ welches einem eꝛleuchteten Christen (zweiffels ohne Brunoni ) wie dem H. Anto- nio, wegen der Communicant en beym tisch des HErꝛn gezeiget worden. Daß man aus sol- cher conspiration nichts widriges schliessen soll/ das will in meinen kopff nicht. Und GOtt weiß/ was heimlich in dem fall geschicht/ wiewol ich gaͤntzlich hoffe/ die zeit soll noch viel offenbaren. Quæstio XXXI. D. V Valtheri. Ob dem/ der der Augspurgischen Confessi- on will zugethan seyn/ gezieme die Orthodo- xos Theologos ohne unterscheid zu verachten und zu verkleinern/ auch wol in oͤffentlichen pre- digten/ und hingegen sich zu ruͤhmen/ er verstehe die Propheten allein. Responsio P. Die Orthodoxos Theologos, und alle Leh- rer und Prediger ohne unterscheid zu verachten stehet nimmer einem redlichem Prediger zu/ und ist weit von mir. Mich aber zu ruͤhmen/ als daß ich die H. Schrifft allein verstuͤnde/ ware naͤr- risch/ und moͤchte billich denn von mir gesaget werden: Hoc faciunt stulti, quos gloria vexat inanis. Erachte mich den allergeringsten un- ter allen Predigern und dienern GOttes. Replica D. Walth. 1. Wessen er sich hie entbrechen will/ dessen ist er schuldig/ und also kein redlicher Prediger/ sondern stultus, quem gloria vexat inanis. Denn droben ist es ausfuͤhrlich gemachet/ wie er sich ruͤhme/ daß er die Propheten verstehe/ besser als jemand unter den Patribus de anno CHristi 300. an. Und seine geschwuͤlstige worte sind angezogen worden. Wie er/ will nichts von mir/ und denen greulichen in juriis sagen/ mit welchen er mich offt und viel onerir et/ die Aca- demicos Doctores verwerffe/ und denen/ die auf den 12 Universit aͤten docir en/ darauff er vermei- net studir et zu haben/ seinen gewesenen schuster und brauer/ wegen des verstandes der Prophe- ten/ privatim und publicè vorziehe/ das ist auch bekant. Jn der supplication an unsern gnaͤdigen Graffen und Herrn/ ipso die Epi- phan. anno 1634. geschrieben/ appellir et er ab Academia cœlesti \& ab Academiis terre- nis an ihro Hochgraͤffliche Gn. an dero Hoch- weise Herren Cantzler und Raͤthe/ wie auch an andere GOtt- und wahrheitliebende Christliche Juris Consultos, \& quidem in causa Religi- onis, more inaudito, mit fuͤrwendung/ Jeremi- as zeige an/ daß die Priester/ Weisen und Pro- pheten alle irren koͤnnen/ Paulus haͤtte eben das gethan/ und an den Kaͤyser/ der doch ein Heid und gottloß war/ appellir et/ von den fal- schen Theologis. Meine intention und fuͤrneh- men waͤre unziemlich/ un-Christlich und unbil- lich/ daß seine sachen solten auff Academi en ver- schicket werden; ich haͤtte die meisten Theologos mit meinem præjudicio non sine insigni ipsius injuria eingenommen/ daß er sich befahre/ er moͤchte wegen dessen von solcher Theologorum judicio gravir et werden/ ꝛc. Hoͤret man da nicht den Geist Weigelii auff pantoffeln ge- hen? Man sehe dieses Heiligen Post. P. 4. p. 95. 96. und anderswo/ so wird man sehen/ daß er eben das von hohen schulen haͤlt. Und droben haben wir seinen gleichstimmenden ter- minum verstanden/ daß die Doctores und Professores ihm seyn muͤssen falsche Theologi. Heisset dann das nicht die Orthodoxos Theo- logos verachten und verkleinern? Was er von andern Predigern halte/ und wie er die vernichte/ hoͤret man wol tausendmal aus seinem munde. Niemand uͤberall ist ihm gut gnug. Man lese das Prognosticon: In de- dicationc, ) o (schilt er sie Postillanten/ mit vor- gesetztem NB. und ziehet auff sie mit den haa- ren die verba: Jch will an die Propheten/ die mein wort stelen/ einer dem andern. Gleich als waͤren da schon unsere Postillen uͤber die Evangelia im druck gewesen. Und vergisset des Scholii Lutheri, weil sichs auff ihn und sei- nes gleichen neue Propheten schicket/ mit sel- bigem gantzem capitel. 2. Das/ daß er seyn will der aller geringste/ unter allen Predigern und dienern GOttes/ ist ihm kein ernst/ und man kennet die Weigeliani sche sprache und heucheley wol/ davon man D. Hunnii juͤngst publicir te Consultation lesen mag p. 400. \& seqq. Quæstio XXXII. D. Waltheri. Ob man mit gutem gewissen koͤnne auff ge- sichter und traͤume in Religion s-sachen trauen und bauen/ und die schuster und braͤuer/ die sich derer ruͤhmen/ hoch achten/ undfuͤr Propheten halten. Responsio P. Est nimis prolixa; und weil derselbe mann/ der sich der gesichter ruͤhmet/ nun todt und in GOttes gericht ist/ so mag ich seinetwegen kein wort mehr verlieren/ auch nichts von dem sagen was unrecht ex Act. 23. v. 9. auff ihn applicir et/ und sonst narrir et wird. Fides sit penes referentem. Man hat mit Melancho- licis sonsten dergleichen historien wol ehe und mehr in der welt erfahren. Was er eins- mals geschrieben bey mir eingegeben/ daran uͤber die massen viel zu desiderir en war/ und wie Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. wie er begehret/ man moͤchte ihn predigen las- sen und ihme die cantzel verstatten/ das will ich auch nicht lang aus- und anfuͤhren. Der HErr ists/ der uns alle richtet. Wie sonsten die Weigelian er auff gesichter bauen/ und die hoch halten/ die solche ihrer einbildung/ oder des satans verfuͤhrung nach sehen/ ist kund und bekand. Quæstio XXXIII. D. Waltheri. Ob ein Pastor befuget sey/ ohne vorbewuft und Censur seines Superintendentis, oder des Consistorii, etwas in den truck zu geben. Responsio P. Vom Truckerwerck/ weil bißher kein Lex ist publicir et/ ergo ubi nulla lex, nulla quo- que est prævaricatio, Rom. 4. So ich hinfer- ner etwas wuͤrde edir en/ (ausgenommen/ das ich zu meiner kinder information thun moͤchte) soll das dem Herrn Superintenden- ti wol vorgezeiget werden/ wie mit meiner Har- monia ist geschehen. Replica D. Walth. 1. Wunder ists/ daß/ der 12. Academi en will besuchet haben/ nicht wissen soll/ was des censurir ens wegen in allen wol bestellten kir- chen gebraͤuchlich sey. 2. Zu erbarmen ist es aber/ daß der spruch Roͤm. 4. der de lege mo- rali handelt/ zum schanddeckel der unwissenheit/ nicht ohne schrecklichen mißbrauch der Heil. Schrifft/ der solchen leuten staͤts gebraͤuchlich ist/ angewendet worden. 3. Die hohe Ob- rigkeit hat es ihme/ auff meinen rath/ verbie- ten muͤssen/ hinfuͤꝛo nichts sine censura zu publi- cir en. Gleichwol will er pro liberis suis sine censura was drucken lassen/ die moͤchte er zum Catechismo Lutheri weisen. 4. Wie die Harmonia mir vorgezeiget worden/ ist schon droben berichtet. Das Prognosticon, den Hiob/ und den Hertzspiegel/ sonderlich des- sen erste edition, darinnen seltsame anzeigun- gen des H. Geistes zu befinden/ solte er mir zu censurir en zugeschickt haben. Aber er wuste es wol/ daß ich dem Weigeliani schen geschmeiß von hertzen gram bin/ und dessen geschworner feind leben und sterben will. Quæstio XXXIV. D. Waltheri. Ob ein Pastor pro concione seine zuhoͤrer fuͤr schelme und diebe ausschreyen/ und mit eh- renruͤhrigen/ unflaͤtigen worten/ und hoͤni- schen/ laͤcherlichen geberden/ unter dem schein eines sonderbaren eiffers/ angreiffen moͤge? Responsio P. Ob man seine zuhoͤrer fuͤr schelme/ \&c. pro concione moͤge ausruffen/ solches ist mir mit unwahrheit aufgedichtet/ meine zuhoͤrer koͤñen ein bessers davon zeugen. Und gebuͤhrte dem uͤberbringer und seines gleichen wol ein guter lohn dafuͤr. Replica D. Walth. Redliche leute habe ich daruͤber offt klagen hoͤren; So ist er auch deßwegen schon laͤngst von etlichen besprochen worden/ es gezieme sich das nicht zu thun. Auff die unflaͤtigen worte/ und hoͤnische laͤcherliche geberden antwortet er nichts. Wer ihn predigen hoͤret/ der vernim- met dessen gnug. Unsere hohe Obrigkeiten koͤnnen sich nicht gnug verwundern uͤber zwo angehoͤrte Tauff- und Traupredigten; was wunderlich zeug er einmal zu N. geprediget ha- be/ ist noch vielen bewust. Summa, ubi rerum adsunt testimonia, ibi non opus est verbis. Und weñ ihm das zu gemuͤthe gefuͤhret wird/ so heis- set es/ also muß man die Propheten predigen. Quæstio XXXV. D. VValtheri. Ob sichs gebuͤhre/ die versionem vulgatam der versioni Lutheri fuͤrzuziehen. Sententia P. Elucescit ex prima pagella Iobi commenti- tii fac. b. his verbis, Lectori: Wer diesen tra- ctat mit Hiob will conferir en/ der muß vulga- tam Latinam editionem dabey nehmen. Responsio ejusdem. Wann Vulg. versio von mir wird nach ihrer gelegenheit geꝛuhmet/ ist damit versio des Herꝛn Lutheri nicht verunehret. Nam non argumen- tor: Versio Latina est bona; Ergo versio Lu- theri est mala. Replica D. Waltheri. 1. Ob und warum versio Latina in den chartis (und nicht im tractat, dann was fuͤr ein stattlicher tractat ist es doch/ anderthalb bogen schmieren?) præferir et werde versioni Lutheri, ist die frage. Da doch je alles Teutsch ist/ und aus Lutheri versione alle spruͤche angezogen werden. 2. Mit solchen chartis ist entweder den Gelehrten gedienet worden/ oder den Ungelehr- ten. Wo diesen/ was ists ihnen nuͤtze/ die La- tinam vers. darzu zu nehmen/ die sie nicht ver- stehen. So jenen/ das ich wol von keinem grundgelehrten jemals hoͤren werde/ daß solche grillen ihme dienlich seyn solten/ so waͤre es bes- ser/ daß es Latinè geschrieben waͤre/ alsdenn moͤchte die versio Vulg. etwas geholffen haben. Aber vielleicht haͤtte der arme Priscianus sich leiden muͤssen/ wie in den Episteln an mich ge- schrieben. Und doͤrffte wol etwa das ein Ana- grammatismus genennet worden seyn/ das ein ist/ wie in einer gedruckten char- ta geschehen. 3. Daß sonsten Lutheri versio der vulgatæ bey weitem fuͤrzuziehen/ und viel tausendmal besser sey/ als diese/ ist bey den recht- glaͤubigen/ und derer sachen erfahrnen extra controversiam. Quæstio XXXVI. D. Waltheri. Obs recht sey/ geheimnisse und jahrzahlen suchen auff Lateinische art zu rechnen/ in den J i i i 3 dictis Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. dictis scripturæ so wol Germanicis, die doch unrecht allegir et werden/ ( exempli gratia im Hiob p. 1. fac. a. Das verderben wird sie ge- wisse uͤberfallen. 1. Thess. 5. Da in versione Lutheri nicht gewiß stehet/ sondern schnell) als Chaldaicis, sonderlich in denen worten/ die jene hand GOttes an die wand schrieb/ Dan. 5. Mene, Mene, Tekel, Upharsin, da in fon- te kein caph oder ch ist/ wie es etliche perperam schreiben/ sondern ein kuph, das entweder bey den Latinis einem Q gleichet/ oder bey den Græcis \& Germanis einem K, welches beyder- seits keine literæ numericæ sind. Sententia P. Progn. p. 67. Mene, Mene teCheL Vpharsln. Die woͤrter habe ich hinzu gesetzet/ ob jemand GOtt wolte augen bescheren/ daß er mit Daniel die woͤrter moͤchte verstehen/ und die koͤnnte applicir en. Responsio ejusdem. Jn jahrzahlen zu suchen/ werde ich keine ketzerey anrichten. Conjecturaliter setze ich die zahl-buchstaben/ wie ich die finde. Jst jemand/ der seine gute erinnerung mag dabey haben/ lasse ichs gut seyn. Wie denn Herꝛ D. Men- tzerus in dem wort judicium auch/ und Creutz- honnig weitlaͤufftiglich/ auch Herbergerus in dem woͤrtlein judicium ingleichen gethan. Replica D. VValtheri. 1. Wolte GOTT / daß der Adversarius sonsten keine ketzerey anrichtete/ so koͤnte man ihm den Lusum in etlichen zahlen wohl goͤn- nen. 2. Doch in solchen buchstaben/ die vim nu merandi in der sprach in sich haben/ zu welcher- sie gehoͤren/ denn sonsten ists eine laͤcherliche thorheit. Und 3 zumalen neu und irrig/ daß man meinet/ es gehoͤre eine sonderbare augen- eroͤffnung von GOTT darzu/ daß man die jahre in einem Spruch aus zahl-buchstaben verstehen uñ applicici ren moͤge/ die in ihme gar nicht fundi ret stehen/ neque quoad omnes li- teras neque quoad modum numerandi. 4. Jsts gewiß/ daß auch Weigel viel von solcher ungegruͤndeten narrheit zu halten pfleget/ und darinnen sonderbare mysteria suchet/ wie zu sehen im buch/ studium universale genannt/ cap. 3. p. 21. seq. da er vermeinet/ die zahl 666. Apoc. 13. v. 18. auszurechnen. Wovon D. Hunnius in der Paracels. Theol. pag. 412. 413. schreibet: Es ist gewiß/ daß diß allein ein zei- chen sey des Widerchrists/ und mehr die histo- rie betreffe/ denn etwas/ so unsere seligkeit an- gehet/ daß deßwegen niemand als irrdisch/ welt- gelehrt \&c. zu verachten/ der die zahl des thiers nicht weiß. Hergegen der jenige nicht grosse ursach hat hoch daher zu pralen/ als waͤre er ein Gottsgelehrter/ geistreicher und hocher- fahrner Theologus, der schon den eigentlichen verstand dieser zahl erlanget. Jnsonderheit ist nicht unbillig/ die hohe weißheit etwas ge- nauer zu besehen/ ob auch andere leute davon urtheilen koͤnten/ was dahinter stecke. Es rechnet einer diese zahl also: Erstlich setzet er die zahl des thiers 666. drauf spricht er/ die- ses sey das Mene Mene, so gegen dem leuch- ter uͤber in Koͤnig Beltsatzers zahl und saal ge- schrieben worden. Diese Schrifft zu lesen muß man in das Allerheiligste gehen/ und den verstand suchen/ \&c. Vide cætera apud Hunni- um. Woraus abermahl erscheinet/ aus was fuͤr einer Schulen solche grillen herfliessen. Und weil mein Adversarius Balthasarem periturien- tem zu edi ren pag. alleg. verheisset/ so wird man erst consensum plenius und planius se- hen/ wo solche stolidi taͤt solte gedrucket wer- den. 5. Daß etliche der unserigen das omino- s e woͤrtlein judicium gebrauchen/ und darin- nen das jahr nach allen solchen zahl-buchsta- ben/ die in ihme ausser und ohne andere ver- fasset/ entworffen/ in welchem sie etwas geschrie- ben/ ist nicht unrecht/ und hat eine feine erin- nerung gegeben. Sie haben es aber nicht ge- than/ daß sie daraus haͤtten behaupten wol- len/ es muͤste eben darum in solchem bezeich- neten jahr der juͤngste tag kommen/ wie ande- re gethan/ die damit so wol als andere solche phantasten zu spott und schanden fuͤr aller welt gemachet worden sind. Jnmassen sich auch ohne das dieses exempel mit den vorigen nichts reimet/ als welche gar aliena, und noch darzu falsata \& perversa. Quæstio XXXVII. D. VValtheri. Ob nicht ein stinckender stoltz und hoffart sey aus dem vierten Fabel-buch Eßdraͤ forn auf die chartas schmieren: Expergefactus sum \& dixi. Factum P. Jm Hiob pag. 1. welches er wiederholet in Anagrammatismo votivo sub finem. Und ex v. 16. c. 13. istius libri daruͤber setzet: Intelli- go, quæ sunt reposita in diebus novissimis 1628. Und ferner , VenIt GVstaVVs ADoLphVs Ger ManIæ Llberator. 1628. Responsio ejusdem. Ob Liber IV. Esdræ/ das Ecclesia Latina fuͤr so viel hundert jahren der Bibel einverlei- bet/ doch extra canonem gelassen/ moͤge das vierte Fabel-buch genennet werden/ ver- stehe ich nicht. Daß aber die worte/ expergefa- ctus sum \& dixi, auf meine person werden ge- zogen/ darinn geschicht mir fuͤr GOTT un- recht: Qua impudentia solte ich die person Eßdraͤ auf mich nehmen? Die worte sind je- dem Leser nachzuschlagen/ und zum nachden- cken præmitti ret worden. Replica D. Waltheri. 1. Daß es aller Weigelianer und Rosen- ereutzer gewohnheit sey/ das dritte oder vierte buch Eßdræ groß zu machen/ ist weltkuͤndig. Gleich als doͤrffte man der luͤgen darzu/ daß man das Gebot halte/ und haͤtte nicht gnug am wort GOttes/ wenn man anders recht lehren wolte/ Sir. 34. v. 8. 2. Ob schon Ambrosius das vierte buch commendi ret in lib. de bono mortis, l. 2. in Luc. \& in Ep. ad Horontianum, auch vor ihme Cyprianus et- was daraus allegi ret 1. adversus Demetr. wie etliche meinen/ daß daher Genebrardus l. 2. Chron. Ann. M. 3638. bewogen worden/ es zu colloci ren in posteriorem Hebræorum Ca- nonem, Th. IV. Sect. III. Num. X. D. Mich. Waltheri streit mit P. C. nonem, so wird es doch mit dem dritten bil- lich inter Apocrypha gerechnet/ aus denen er- heblichen ursachen/ die apud Dn. D. Gerhar- dum erzehlet worden in Exeg. Loc. Theol. de Script. S. 174. und Tom. 9. de Consum. Sec. §. 94. 3. Daß es ein Fabelbuch sey/ bezeuget ex Patribus Hieronymus in ejus Præfat. qui quæ in eo narrantur somniâ vocat \& fabulas, ex nostris Lutherus ipse Præfat. sup. Baruch. (die zwey buͤcher Eßra/ spricht er/ das dritte und vierte/ haben wir schlechts nicht wol- len verteutschen/ weil so gar nichts drin- nen ist/ das man nicht viel besser in Æsopo o- der geringern buͤchern kan finden/ ohne daß im vierten buch zwar eitle traͤume sind) Ex Pon- tificiis Bellarminus lib. 1. de Verbo Dei c. 20. ubi agnoscit, in utroque Fabulas contineri Ju- daicas. Quæ certè Æsopicis fabellis præstan- tiores non sunt. Ut malè Lutherum accusa- rit Pistorius, quod hoc judicium de ipsis tu- lerit eosque è Bibliis evulserit. Und wer die fabeln wissen will/ der lese es nur durch/ er wird sie stracks mercken in den meisten Capi- teln; nichts zu sagen von dem/ darinnen den Libris Canonicis apertè contradici ret wird. 4. Ecclesia Latina hat solche beyde buͤcher der Bibel zwar einverleibt/ aber propter allega- tiones quorundam Patrum. Die Griechische kirche hingegen hat sie nicht accepti ret/ wie klar ist ex Concilio Laodiceno Can. 59. Epipha- nio lib. de Mens. cit. Pond. Melitone apud Eu- sebium lib. 4. c. 25. aliisque. Etliche hingegen in der Lateinischen Kirchen haben sie mit der Griechischen ausgemustert/ als Hieronymus und Gelasius in Concil. Rom. 70. Episcopo- rum; Lyra, Strabus und Hugo haben sie nicht erklaͤren wollen. 5. Wie das buch ist/ so ist auch der Auctor nicht der rechte Eßdras/ denn der gedencket dessen nicht in seinem buch/ Nehemias auch nicht/ sondern der Fabelhanß/ etwa ein bekehrter Juͤde/ der es gedichtet/ und ist glaͤublich erst nach der Apostel zeit und nach- zuaffen der Apocalypsi Johanneæ gemacht. Des- sen person auf sich zu nehmen/ wird dem Ad- versario wohl gegoͤnnet/ weil er zu solchen fa- beln so grosse lust hat. Und was solche leute mit dergleichen spruͤchen und jahrzahlen mei- nen/ das ist wohl bewust. 6. Der andere Spruch ex cap. 13. v. 8. und nicht 16. damit er sich nolens volens schicke auf das 1628. jahr/ muß sich das woͤrtlein nunc, so in dem angezogenen versicul auch stehet/ intelligo nunc, quæ \&c. ausstossen lassen/ denn es haͤt- te 105. jahr zu viel gebracht. Und das muß hohe/ tieffe/ breite/ lange weißheit und ein ge- heimnis seyn/ secundùm quatuor dimensio- nes, nicht allein zu applici ren auf dergleichen zahl sich verfassenden namen der glorwuͤr- digsten Koͤniglichen Majestaͤt von Schwe- den/ sondern auch dero intention zu improbi- ren/ wegen der krieges- expedition. Und den hochtheuren seligsten Helden nennet er darbey Liberatorem Germaniæ, da er doch die ange- fangene liberation im Hiob allerdings ungut heisset/ und Jhre Majestaͤt schlecht und un ci- vil gnug anredet/ und sich zu dero Rath in gewissens-sachen angibt/ sine vocatione, nach art vieler phantasten/ die bald hie/ bald dorten etwas geschmieret haben/ was ihnen getraͤu- met hat. Quæstio XXXIIX. D. VValtheri. Ob ein Pastor, der Lutherisch seyn will/ sine suspicione \& conscientiæ læsione, seinen sohn in die Schulen der Jesuwider schicken koͤnne? Responsio P. Daß ich meinen Sohn/ von vierzehen jah- ren alt/ ein halb jahr bey den Jesuitern gehabt/ ist nicht geschehen ihren Orden oder Religion anzunehmen/ sondern die Grammaticam zu ler- nen. Und so bald ich vernommen/ daß dahero aͤrgernissen wuͤrden geschoͤpffet/ ist er alsobald abgesondert/ und auf Luͤbeck verschicket. Replica D. Waltheri. Was von dem casu zu halten/ hat D. Myli- us seliger gedaͤchtnis/ sein gewesener Præce- ptor in einem schoͤnen consilio gezeiget/ welches zu befinden in consil. Bidembachii dec. 7. con- sil. 6. Darinnen bewiesen wird/ daß solche eltern damit viel eine schwerlichere suͤnde thun/ als vorzeiten die Juden/ welche ihre kinder dem Moloch auffopfferten. 2. Die Grammaticam koͤnnen/ GOTT lob/ die knaben auch bey uns lernen/ und wir selbst haben sie in unsern schu- len so geleꝛnet/ daß wir dem Prisciano nicht doͤꝛf- fen irreverenter maculam inurir en; Was auch fuͤr seelengifft bey der Grammatica institutione, die Jesuwider der jugend mit einfloͤssen/ und wie selbige mit zu der meß zu gehen/ und ihrer andern abgoͤttischen ceremon ien allmaͤhlig zu gewohnen/ angehalten werde/ ist denen bewust/ die in solchen synagogis satanæ, wie der Jesu- wider Seminaria D. Æg. Hunnius seliger in concionibus postremis sup. Dan. nennet/ gewesen sind. Jhr lebenlang koͤnnen sie die Paͤb- stischen tuͤcke und stuͤcke nicht ablegen. 3. Das grosse/ schwere und hochgefaͤhrliche aͤrgerniß ist damit gegeben/ und nicht von mir und anderen genommen und geschoͤpffet worden. Weh aber dem/ durch welchen aͤrgerniß koͤmmt. Matt. 18. Wiewol 4. die Weigelianer das so genau nicht nehmen/ denn ihr Patriarch und groß- vater Weigel lehret part. 1. Post. pag. 140. \& pag. 171. Es soll niemand des glaubens halber verketzert und angefeindet werden. Es sey umsonst/ daß eine Sect e die andere verfolget und verketzert um der Sacramenten willen. ꝛc. Und daraus allerseits erkennet man schon hand- greifflich den geist des Adversarii, GOtt weiß es/ was er sonsten proconcione lehret. Solte ich auch mehr specialia aus seinen chartis anzei- gen/ so muͤste eine groͤssere zeit darzu angewendet werden. Dennoch pralet er/ ich habe ihm kei- nen irꝛthum gewiesen/ geschweige dann ihn dessen uͤberwiesen/ das werde ich in ewigkeit nicht thun koͤnnen. Audiendi ergo sunt \& consulendi, majoris consensus \& autoritatis gratiâ, Theologi orthodoxi ahi. HErꝛ/ ich hasse die flatter-geister/ und die halten auff gottlose lehre. Ende dieser Relation D. Mich. Waltheri. NUM. XI. Erlaͤuterung der Rosencreutzer-hi- storie. Von dem ursprung der Rosencreutzerischen haͤndel habe ich seithero uͤber den vorigen bericht nach- Th. IV. Sect. III. Num. XI. Erlaͤuterung der Rosencreutzer-historie. nachfolgendes erfahren. Man hat in M. Christoph Hirschens/ Predigers zu Eisleben hinterlassenen schrifften gefunden/ daß Johann Arnd an ihn als seinen vertrauten freund und ehemals daselbst gewesenē colleg en im veꝛtrau- en berichtet gehabt/ wie ihm D. Joh. Valenti- nus Andreæ auch sub rosa dieses secretum ent- decket haͤtte/ daß er ( D. Andreæ ) nebenst an- deren 30. personen im Wuͤrtenberger land die Famam Fraternitatis zu erst heraus gegeben/ da- durch hinter dem vorhange zu erfahren/ was vor judicia in Europa daruͤber ergehen/ und was vor verborgene lieb haber der wahren weiß- heit hin und wieder stecken/ und sich hiebey vor- thun wuͤrden. So hat auch dieser M. Hirsch auff Arndtens angeben viel solcher Rosencreu- tzerischen schrifften heimlich publici rt/ sonder- lich den Pegasum Stellatum, die Astronomiam Supracœlestem, die Gemmam Magicam und dergleichen. So soll auch der Auctor des buchs/ welches der Rauchmarck derer Ro- sencreutzer genennet wird/ dieses gantze werck hernach entdecket haben/ welches mir aber noch nicht zu handen kommen. Der gedachte An- dreæ bekennet selbst in einer Epistel an Come- nium, so in dessen Operibus didacticis stehet/ daß in die 30. verstaͤndige maͤnner dergleichen reformation vorgehabt/ und durch diese Fa- mam nur einen versuch thun wollen. Aus welchem allem denn zufoͤrderst erlaͤutert wird/ was in der historie von Johann Arnds liebe zur geheimen Philosophie, Magie und Chimie aus seiner Epistel angemercket worden. Jn- gleichen daß die meisten Autores der Rosencreu- tzerischen buͤcher vornehme Lutherische lehrer ge- wesen/ und zwar so gar in Lutheri vaterland selbst: welches denen eifferern grosse materie zu schelten und boͤse zu thun wuͤrde gegeben ha- ben/ wo es ihnen kund worden waͤre. Uber diß siehet man auch hieraus/ wie so gar allezeit weise und cordate maͤnner um die besserung der kirchen bekuͤmmert gewesen/ und selbiges auff allerhand art angefangen/ obwol durch die hindernisse derer gottlosen und heuchler mei- stentheils vergebens. Jn dessen ist mir auch aus Holland ein altes in forma patenti gedrucktes gebet zu handen kommen/ darinnen ein Rosencreutzer vor dem allwissenden GOtt selbst seine intention und seinen sinn ausdrucket. Es kan hier zum an- dencken und mehrer erlaͤuterung dieser historie stehen. Alleen spraake tot GODT , van de Broederen des Rosen-Cruyces. Δ J Esus Mihi Omnia. Ogy overal tegenvvoordige, en die alle goed sijt; gedenkt, ik bidde V dat ik stoffe ben, en als een damp opgeresen uyt de Aard; die door uwe minste Adem kan verstroyt werden. Gy hebt my een Ziel gegeven, en vvetten om die te rege- ren; laat die Eeuvvige regel, die gy in het eerst gesteld hebd, my verbinden, tot sorgvuldig- heyd om uwe Glorie te be-oogen in alle myn Wegen. En daar ik V niet reght kennen kan; dat daar niet alleen myn Verstand, maar ook myn onvvedenheyd U verheerlyke. Gy Zyt alles dat Volmaakt is, uwe Openbaringen hebben my ge- lukkig gemaakt; ghy daarom ô Goddelycke! ô God hoogste Schepper, laat het uw behagen, om dese geopenbaarde verborgendheden toe te la- ten niet tot myne, maar tot uwe Eere als synde uwe gaven. Ik bid Vvv genadigste God, dat die niet mogen vallen in de hand van onweten- de nydige Menschen, die de Waarheyd tot uwe oneere beswalken, seggende dat het niet ge- oorloft is, het gene God geopenbaard heeft, ge- meen te maken. Dog de Philosophen des Ro- sen cruyces leggen dese verborgenheyd op, in de boesem Godes. Die ik my verstout hebbe gemeen te maken; ik bidde de Goddelyke drie Eenheyd dat het gedrukt mag werden gelyk ik de selve beschreven hebbe. Op dat de Waar- heyd, door Spreekwysen niet meer mag verduy- sterd werden. Goede God behalven uw is niets. Ag Stroomd uw selven in myne Ziele. En bevogt die met uwe genade, verligtinge, en Openbaringen; laat my van uw af hangen. Het behaagd uw dat den Mensch uw erkend als syn Koning, en den Honing der Kennisse niet ver- bergd die gy hem geopenbaard hebt. Ik wer- pe my aan Vvve voeten als een die Vvv Eerd. Versterkt in uw myn vertrouwen. Want gy si jt de Fon-teyne aller genade, en kond niet an- de r s als barmhertigh sijn; noi jt suld gy de ver- nederde Ziel bedriegen die in uw vertroud. En dewyl ik niet kan verdedigd werden, ten syick na uwe vvetten leve; Bewaard my ô Heerscher myner Ziele , in de gehoorsaamheyd uwer vvil- le , dat ik myne Conscientie niet besmette, ver- bergende Vvve giften die gy aan my gegeven hebt, want dit soude myn binnenste verderven, en uwe verligtende geest van my doen wyken. Ik vrese dat ik al rede van de openbaringe uwer Goddelijke geleyde afgeweken ben, die gy ge- steld hebd, om my in de vvaarheyd ta geleyden. Hierom werp ik my neder als een boetveerdige, voor uwen Troon, en beroep my op de veelheyd uwer vergevingen. O myn Godt ik wete dat het een verborgendheyd is, boven de bevattinge der Ziele, en daarom genoegsaam voor den men- sche om daar in veylig te rusten, O gy vvesen aller vvesens, geef dat ik my tot uw brenge, en my werpe in de ontfangende armen uwer va- derlijcke barmhertigheyd. Ik bedanke uvv voor het gene gy my, en ik aan andere gegeven heb- be vry en opregt in den name der H. Drieeenig- heyd sonder iets te verbergen het gene aan my geopenbaard is, en ondervonden te syn, geen duyvels bedrog, of droom, maar het ingeven uwer ryker genade. Het geven, en beroven sijn beyde in uwe handen, en ik ben te vreden in het gene gy my gegeven hebt; goede God schynd in myn ziele geeft my een herte om uw te beha- gen, ik bidde niet meer als gy my al rede gege- ven hebt; en dat he selve by my onsmadelyk mag behouden werden; bewaard my voor des Duyvels list, en Menschen, en de Vrese der sterf- lykheydt die myn ziele soekt te brengen in laagte, en verderf. Laat het myn Eere sijn; sijnde in een Edelder hoogte om deselve te veragten. Neemd my van my selven, en ver vuld my met Vvv. Betrekt uw zegeningen in dese tvve, te weten dat ik regt goed, en vvijs mag sijn, en om de ceuwige vvaarheyd uwer zake vergund my dit, en maak my dankbaar. FINIS By J. van de VELDE. Der Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. Der jetzige Professor Physices in Kiel hat noch anno 1696. ohne bedencken folgendes von denen Rosencreutzern bekant in dem Osculo Philosophiæ Adeptæ \& Theologiæ Orthodo- xæ, in Postloqu i o p. antepenult. „Unter den Adeptis gibts auch verschiedene „grade der vollkommenheiten: die vornemsten „darunter sind die Rosencreutzer/ deren al- „lerheiligste gesellschafft durch die welt zerstreu- „et ist. Jedoch macht sie sich nicht ohne ur- „sach/ bekannt. „Belangend ihre religion/ so sind sie der „unveraͤnderten Augspurgischen confession zu- „gethan/ und gehen davon nicht ein haarbreit „ab. Es fliegen viel schrifften unter ihrem na- „men herum/ aber bißher haben sie unter dem „namen des Rosencreutzes nichts heraus gege- „ben/ werden auch nichts publicir en; die schriff- „ten/ die mit diesem namen pralen/ sind nicht „der Rosencreutzer/ sondern anderer/ die mit die- „sem namen ihren schrifften ein ansehen machen „wollen. (Hier setzt der Auctor diese anmer- „ckung: die Rosencreutzer sind keine „Weigelianer/ oder Fanatici/ sondern „wircklich Lutheraner oder Evangeli- „sche/ davon man klare zeugnisse vorlan- „gen koͤnte/ wenn es noth waͤre: welches „der Auctor ohne zweiffel sich zu legitimir en „setzet) „Diese bruͤder haben nun einen freyen zutritt „zu den innersten geheimnissen der natur. Jch „kehre mich hier nicht an das urtheil der Theo- „log en zu Leyden/ welches die falschen bruͤder „angehet/ nicht aber die wahren/ welche GOt- „tes geliebte sind. Der Engellaͤnder Flud hat „eine verantwortung vor sie geschrieben/ und „grosses lob zwar damit verdient/ doch hat er „diese societ aͤt noch lange nicht erkant. Micha- „ël Majerus hat auch in seinem silentio popla- „mores dieselbe defendi rt/ und ist endlich selbst „ein Adeptus worden/ wiewol er dieses gluͤck „nach vielem schweiß und arbeit erlanget hat. NUM. XII. Pantel Trappens lehre und schriff- ten. Alldieweil oben in dem III. theil cap. X. §. 29. versprochen worden/ die schrifft des sonst unbekanten mannes Pantel Trappens zu re- censir en/ selbige auch sowol den grund seines glaubens (in welchem er sich naͤchst der heili- gen Schrifft meist auff Johann Arndts Chri- stenthum beziehet/ und ihn von dem Weigelia- nismo und Enthusiasmo vindicirt ) als auch die gegensaͤtze seiner anklaͤger/ derer Orthodox en prediger/ gar deutlich zeiget: So wird nicht undienlich seyn/ das scriptum, dessen titel an gedachtem ort genennet worden/ hier gantz ein- zuruͤcken/ zumalen es uͤberaus seltsam und be- reits vor 60. und mehr jahren an auswaͤrtigen orten gedrucket worden. So lautet denn die vorgesetzte zuschrifft also: Allen meinen wahren mitgliedern in CHri- sto/ so da durch GOttes gnade lieber in CHri- sti fußstapffen zuwandeln/ als mit der welt uͤber hohen artickeln/ nach eigner meinung (die doch nur auff ein wort-gezaͤncke und keine Gott- selige erbauung hinauß lauffen) streit und con- troversi en zu fuͤhren/ bruͤnstig seyn. Fuͤrs andere/ denen/ so einen funcken der wahr- wahrheit in sich empfinden/ und aber durch die verwerffliche menschliche namen/ oder neue opiniones von dem wahren dreyeinigen GOtt/ der person CHristi und seinem fleisch ꝛc. (wo- von besser ist die empfindliche krafft in sich ver- spuͤhren/ als in worten viel davon disputir en. Denn wer es in sich schmeckt/ der weiß es: wer es nicht wie alle andere artickel offenbar und em- pfindlich im geist und wahrheit hat/ dem ist das aͤusserliche wissen und glauben nichts nutze/ sondeꝛn nur schaͤdlich/ darum die beste disputir- kunst in der pruͤffung beruhet. 2. Cor. 13. v. 4. 5.) geaͤrgert wird. Und denn drittens/ allen und jeden menschen/ weß standes und wuͤrdens sie seyn/ zur auff- munterung sich recht zu pruͤffen/ ob sie auch im wahren glauben und dessen eigenkaͤntlichen fruͤchten leben/ oder ob CHristus in ihnen fruchtbar sey in allen guten wercken/ zu ehren seines himmlischen Vaters namens; offerire und dedicire ich dieses tract aͤtlein/ GOtt allein die ehr zu geben bit- te ich P. T. durch CHri- stum meinen einigen Meister und Lehrer. An den Christlichen leser die vorrede. Guͤnstiger lieber leser/ es ist ja der heiligen Schrifft gezeugniß nach einjeder mensch schul- dig/ an und fuͤr sich nach seinem inwendigem gezeugniß des H. Geistes und in krafft dessen nach dem auswendigen wahrhafftigen gezeug- niß der heiligen Schrifft/ alle und jede geister erstlich recht zu pruͤffen/ nemlich ob sie aus GOtt zeugen/ durch CHristum reden/ oder von dem H. Geist getrieben werden/ und her- nacher erstlich zu urtheilen; in keinem wege aber auff menschen (sie seynd auch wes stan- des sie wollen) urtheile andere zu verketzern/ zu verdammen oder zu verbannen anzufahen/ da eꝛ sich anders nicht wissentlich in das eꝛschreckli- che gerichte Gottes stuͤrtzen wil. Gleichwie nun ein jeder mensch nach dem inwendigen grunde und aͤusserlichen gezeugniß der heiligen Schrifft zur pruͤffung verbunden ist 1. Joh. 4. v. 1. 2. seq. Rom. 12. v. 2. Eph. 5. v. 10. Phil. 1. v. 10. 1. Thess. 5. 21. Act. 8. 35. c. 17. 2. 11. c. 18. 24. 25. 26. 28. also ist er auch durch die liebe ver- pflichtet/ sein von GOtt empfangenes gnaden- talent oder pfuͤndlein zum liebe-wucher (aber ohne alle eigenheit oder einmischung natuͤrli- cher wissenschafft/ so auch hoch im erkaͤntniß der geheimniß steigen kan/ und aber doch fuͤr GOtt nichts ist 1. Cor. 13. Denn es quillet nicht aus der reinen liebe oder lebendigen quelle/ Jer. 2. 1. Joh. 4. Darum vergehts wie stoppeln 1. Cor. 2. v. 13.) auszulegen/ und in keinem wege in und bey sich verschlossen und begraben zu halten/ da er desselben nicht anders beraubet/ und dazu noch in abgrund der hoͤllen gestuͤrtzet werden wil. Matth. 25. v. 24. 25. 26. Denn GOtt will sich mit keinen vernuͤnfftigen ursa- chen oder subtil en schein gruͤnden (so aber in wahrheit nur zu entfliehung des creutzes CHri- sti hinauslauffen/ wir einen jedem sein hertz/ wenn ers recht durchforschet/ wol bezeugen wird) abweisen lassen/ sintemal er keine gna- de umsonst gibt/ sie sey so klein als sie wolle/ so A. K. H. Vierter Theil. K k k k will Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. will er doch wucher davon haben. Wer nun nicht das creutz Christi erwuchern will/ der wird besorglich sehr uͤbel bey ablegung seiner rechnung bestehen; denn ein jeder mensch im Neuen Testament/ wenn er Christo angehoͤ- ren/ denselben angezogen haben/ von ihm ge- taufft seyn/ und also ein glied seines leibes seyn will/ muß ein Priester/ Hirte/ Lehrer und Evangelist seyn/ ob er schon ein Bischoff/ El- tester oder in den gaben der fuͤrtrefflichste ist/ Rom. 1. v. 12. cap. 7. v. 6. 25. cap. 8. v. 17. cap, 12. v. 6. 1. Cor. 12. per tot. 2. Cor. 6. v. 16. Ephes. 1. v. | 12. 13. 14. cap. 2. v. 10. Phil. 1. v. 11. 29. 30. cap. 2. per tot. 1. Petr. 2. per tot. NB. Apoc. I. 6. Denn Christus kan und mag bey keinem unfruchtbar seyn/ sondern muß des vatern ehre/ des naͤchsten bestes/ und seine aͤhn- lichkeit suchen/ so wol bey/ denen/ die fuͤnff cent- ner haben/ als die einen haben. Darum/ wer den glauben hat/ es sey in welcher maaß er wolle/ der laß ihn leuchten/ und setze ihn nicht aus furcht vor der welt/ unter den scheffel des fleisches/ der vernunfft verborgen/ Matth. 5. v. 14. 15. 16. ob er gleich hohn/ schmach/ spott und creutz-fruͤchte zur belohnung krieget/ denn der wahre glaube ringet darnach/ daß er auf den creutz-weg/ als die strasse zum himmel 1. Cor. 1. v. 18. Hebr. 11. \& cap. 12. gelangen und darauf wandern moͤge. Ach lieber mensch/ bey der Neu-testamentischen liebe kan der Satan leicht heucheley mit der welt einfuͤhren/ und als ein Lieb-Engel einen faͤllen/ darum alles/ was das creutz fleucht und meidet/ der ver- nunfft bewegung und des teuffels list ist/ um welcher daͤmpffung man am hoͤchsten GOtt zu bitten hat. Ach dieser ranck der listigen schlangen ist ihr hefftig zur befestigung ihres reichs in allen staͤnden gerathen/ sintemal der eine hier/ der ander da vermeinet/ es sey noch nicht zeit des HErrn tempel zu bauen/ Hagg. I. v. 2. oder es sey seines standes nicht/ sich um das reich Christi und den tag des HERRN zu bekuͤmmern/ 2. Petr. 3. Matth. 24. Es gehoͤ- re der Clerisey zu/ lehren/ predigen/ \&c. Jerem. 18. v. 18. Aber/ lieber mensch/ wiltu ein Christ seyn|/ so mustu auch ein Clericus oder Geistli- cher seyn/ bistu kein Geistlicher oder Geistreicher oder Christ/ so ruͤhmestu dich vergeblich Chri- sti; denn Christus ist in den seinen ohne mitthei- lung des Heiligen Geistes gar nicht/ 1. Joh. 3. v. 24. cap. 4. v. 13. darum ein jeder den einge- schwaͤtzten wahn wohl fahren lassen/ und sich besser zu pruͤfen und zu erforschen anheben mag/ nemlich/ ob wahrhafftig/ geistlich/ we- sentlich/ gegenwaͤrtig/ wuͤrcksam/ redend/ leh- rend denn Christus ist nicht im himmel/ wie etliche wollen/ noch weniger verborgener wei- se im menschen eingeschlossen/ daß er nicht re- den/ lehren/ regieren/ seine schaͤfflein seine eige- ne stimme hoͤren/ und derselben folgen solten; sondern ist noch heute also in den seinigen/ wie er von anfang gewesen ist/ ob er gleich sich auf der weltweisen begehren nicht mit zeichen und wundern erweiset) uñ also in empfindlicher wei- se Christus in ihm sey. Empfindet das einer nicht in der krafft/ der entheilige den namen JESU nicht mit dem munde/ denn GOtt wird schwere rechenschafft fordern. Also em- pfindet aber einer in der krafft Christum in sich/ wenn sein alter Adam in ihm/ samt seiner wissenschafft/ erkaͤntnis/ grossen geheimnissen und zierlichen reden und discuzi ren/ \&c. ersaͤufft/ und er uͤber alles vernuͤnfftige lesen und be- greiffen Christi meisterschafft in sich verspuͤ- ret/ und dadurch zu zeugen getrieben wird/ al- so daß er kan dem inwendigen grunde nachsa- gen: Jch weiß/ wer in mir redet/ wuͤrcket/ leh- ret/ zeuget/ darum rede und zeuge ich aͤusser- lich/ und aus keines menschen schrifften/ so ich ins gedaͤchtnis gebracht habe/ sondern aus Gott/ fuͤr| Gott/ durch Christum zeuge ich/ welcher der ewigwaͤhrende grund ist der H. Schrifft/ darauf alle Propheeen und Apostel gebauet haben/ und alle glieder Christi noch darauf bauen. Es ist hier gar nicht zeit zu disputi ren/ scrupuli ren/ conferi ren/ sondern sich nur selber recht zu pruͤfen/ damit man sich nicht selber betriegen moͤge. Was aus Christo oder dem lebendigen glauben von iñen zu heraus fleußt/ das traͤget fruͤchte ins ewige leben; was von aussen zu eingefuͤhret wird/ das verzehret das feuer alles/ denn es seynd natuͤrliche wercke/ so in der Goͤttlichen feuers- proba nicht koͤnnen oder moͤgen bestehen/ sondern der Schrifft zeugnis nach vergehen. Ein jeder wird ge- naue acht auf sich selbst haben/ denn der teuf- fel ist ein sehr listiger fuchs/ und ein geschwin- der scheinheiliger Engel/ welcher mit unaus- sprechlicher list den menschen von Christo auf die natur und creatur bringen/ und dabey in scheinheiliger gestalt betriegen kan. Damit ich aber zu meinem zweck gelangen moͤge/ so stehe ich/ guͤnftiger leser/ in diesen ge- dancken/ daß so wenig es einem fremdenoder von menschen unbestellten waͤchter kan und mag verdacht werden/ wenn er ein feuer siehet ent- stehen/ oder einen feind zu einer stadt ziehen/ daß er daruͤber lermen machet/ und die in si- cherheit eingeschlaffene waͤchter und einwohner erwecket und aufmuntert/ zu sehen/ wie es so gefaͤhrlich zustehe: Eben so wenig/ hoffe ich/ werde es mir oder andern Christlichen hertzen auch von weltgesinneten koͤnnen verarget wer- den/ daß ein jeder nach seines glaubens maaß die schreckliche feuers-brunst des zorns Got- tes/ so aller oͤrter brennet/ nebenst der wahren ursache des immer zunehmenden kriegswesens anzeiget/ und einen jeden aus dem schlaff der boßheit aufmuntert/ seinen unglauben zu er- kennen/ und durch wahre Ninivitische busse dem verzehrenden zorn GOTTes zu entflie- hen/ ehe und zuvor das verderben ihn an leib und seel uͤbereilen moͤchte. Wenn ich aber viel blinde und auf eigenen hefen stilliegende allzu- zeitlich/ ihrer meinung nach/ erwecket und un- lustig gemacht/ daruͤber sie mich mit vielen auflagen beschweret haben/ (welche ich aber durch Gottes gnade in ihrem fleischlichen rich- ten wohl weiß zu tragen/ auch fuͤr sie zu bit- ten/ daß GOTT ihnen die augen recht oͤff- nen wolle) dabey aber viel guthertzige auch moͤgen geaͤrgert seyn; demnach so habe ich oͤf- fentlich fuͤr jedermaͤnniglichen mich resolvi ren/ und den grund meiner hoffnung entdecken wollen/ jedoch mit ausdruͤcklicher bedingung/ daß ich mich keines menschen namens oder wercks hierdurch anmassen will. Denn so we- nig ein mensch ausser Christo fuͤr mich gecreu- tziget/ auch ein mensch aus eigenen kraͤfften was gutes kan herfuͤr bringen (denn ists gut/ so ist Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. so ist es Christi/ was habe ich mich denn der creatur anzunehmen?) eben so wenig habe ich ursache/ mich nach einem menschen zu nennen/ oder eines menschen opiniones, controversi en und wort-gezaͤncke zu vertreten. Jch er- kenne aber alles gut/ was aus GOTT geflos- sen ist; Hat jemand was neues/ so nicht mit der Schrifft allerdings einstimmig/ das stelle ich GOttes gerichte heim/ weil ich eines jeden grund ohne umstaͤndliche conferen tz nicht aus dem buchstaben schlechter dinge urtheilen kan. Jst aber etwas/ so dem hellen zeugnis der H. Schrifft dem wahren grunde nach (so da ist Christus mit seinem heiligen Amts-wercke in dem menschen) entgegen und ausdruͤcklich zu wieder ist/ das verwerffe ich hiemit oͤffent- lich/ und bedinge ausdruͤcklich/ daß ich keines adhærent oder adstipulant bin/ so Christo und seinem Ampt was entzeucht/ oder von dem oͤf- fentlichen zeugnis der Heiligen Schrifft ab- weichet. Jhr fleischliche Spoͤtter/ ich schreibe dieses gar nicht/ euch euer gespoͤtte dadurch zu benehmen/ denn ihr seyd von GOTT in ei- nen verstockten sinn dahin gegeben/ sondern vielmehr spott uͤber mich zu erwecken: Denn je aͤrger ihr spottet/ je mehr ihr das gerichte GOttes befoͤrdert/ nach welchem ich mit mei- nen mitgliedern ein hertzliches verlangen trage/ und also ursach habe euch danck zu sagen/ weil euer thun/ obs euch gleich schaͤdlich ist/ den wahren kindern GOttes doch zum besten dienē muß. Dahero ihm niemand die gedancken ma- chen wolle/ daß ich mich mit ihm werde in wort- gezaͤncke und Philosoph. Theologi sche contro- versien einlassen; denn der wahren kinder GOt- tes art nicht ist/ mit denen so darauß seyn zu controverti ren/ weil doch die finsternuß das licht nicht begreiffen/ noch ein blinder die farbe sehen kan/ es oͤffne ihm denn GOTT die au- gen. Denen aber/ so nebens mir nichts be- gehren/ als den gecreutzigten JESUM in sich recht zu erkennen/ wuͤnsche ich auß in- bruͤnstigem geist/ daß der GOTT unsers Herrn JESU Christi/ der Vater der Herꝛ- ligkeit uns allerseits ferner geben wolle den geist der weißheit und der offenbahrung/ zu sein selbst erkaͤntniß/ und erleuchtete augen des verstaͤndniß/ damit wir also erkennen/ wel- ches da sey die hoffnung unsers beruffs/ und welcher da sey der Reichthum seines herrlichen erbes in uns/ uñ welche dasey die uͤberschwenck- liche groͤsse seiner krafft in uns/ als die wir glau- ben nach der wuͤrckung seiner maͤchtigen staͤrcke/ so er wuͤrcket durch Christum in uns/ zu ehren sei- nes namens. Welchen JEsum wir erkennen und bekennen fuͤr das einige Haupt seiner ge- mein/ so da ist sein leib/ nach der fuͤlle/ damit er alles in allem in einem jeden erfuͤllet/ wuͤr- cket/ schaffet/ verrichtet/ thut/ redet/ regieret/ lebet/ webet/ und schwebet: Welcher JEsus dann ist der grund meines Apostolischen Glau- bens/ von welchem mich die Pforten der Hoͤllen nicht werden abwenden/ weil seine gnaden hand mich wird fest halten. Welcher Apostolischer grund/ damit er sich bald in Juden und Heyden seiner verheissung nach offenbahren wollen/ ich von hertzen wuͤnsche und bestaͤndiglich hoffe. Weil aber immit- telst gedult der heiligen von noͤthen ist/ so er- wecke GOTT durch Christum in uns den geist des gebets/ damit wir also in den geist- lichen waffen uns ritterlich/ kraͤfftig und be- staͤndig wieder alle feinde unsers haupts und Heylandes JEsu Christi wehren/ und durch ihn den Sieg zu seiner und unsers Vaters Ehre erhaletn moͤgen. O Vater aller guten gaben/ gib regen und segen von oben herab/ damit allenthalben der alte Adam mit allem seinen thun und wesen recht verwesen/ und Christus JEsus dein hertzliebster sohn in voller krafft in uns auffstehen/ und hundertfaͤltige fruͤchte in uns taͤglich tragen moͤge/ Amen. Pantel Trappe. Guͤnstiger lieber leser: Jch haͤttelieber mei- nen namen verschweigen wollen/ damit kein mensch moͤge betrogen werden auff mich elen- den menschen zufallen/ und daruͤber GOttes werck zu vernichtigen. Wenn aber auch oͤff- ters die Goͤttliche warheit deßwegen verlaͤstert/ und fuͤr einer fledermauß werck außgeruffen wird/ da der name nicht wird angedeutet/ so habe ich denselben setzen/ und aller menschen judiciis mich unterwerffen wollen. Sinte- mahl es mir gleich gilt/ wie und welcherley art ich von menschen gerichtet werde. GOTT erhalte mich nur nebenst allen/ so ihn von hertzen lieben/ in seiner gnade/ so kan und ver- mag ich alle richter wohl zu tragen. Folget der Tractat selber. Christus allein ists/ und sonsten kein ander wort/ nahmen/ weg/ warheit und leben in den menschen/ dardurch sie koͤnnen oder moͤ- gen selig werden: Darum wer von diesem in dem menschen gelegten grunde zur rechten oder zur lincken abweichet/ und einem andern nach- eilet/ der ist verduͤstert/ und weiß nicht wo- hiner gehet/ denn er hat das licht/ so ihm ei- neleuchte seyn soll und seyn muß/ auff allen sei- nen wegen und in allem seinem thun nicht in sich scheinend: Und also weiß er nicht in der krafft von diesem licht/ so da alle menschen erleuchtet zum ewigen leben/ zu reden/ predigen oder zu zeugen. Guͤnstiger lieberleser/ es bezeuget die heilige schrifft/ so wohl auch die erfahrung/ daß ein unauffhoͤrlicher streit zwischen des weibes sa- men und der schlangen samen/ der finsterniß und dem licht/ den warhafftigen und falschen Christen gewesen sey: Also daß die alte listige schlange niemahlen in den Kindern des unglau- bens geruhet/ sondern den abfall von GOTT auff allerley art bey andern zu befoͤrdern hoͤchst bemuͤhet gewesen/ dergestalt/ daß sie in schein- heiliger gestalt/ auch mit dem von GOTT selbst verordnetem aͤusserlichem GOttes-dienst und Ceremonien die leute/ dem gerechten ge- richte und verhaͤngnuß GOttes nach/ bezau- bert/ und durch ihre betriegliche Apostel ver- fuͤhret und bethoͤret hat. Darzu die listige schlange/ unter andern listigen practicken, auch diese meisterlich zu gebrauchen/ und den leuten einzubilden weiß/ daß sie alles das jeni- ge/ so mit dem gewohnten aͤusserlichem GOt- tes-dienst nicht uͤbereinstimmet/ gantz fuͤr ir- rig und falsch halten muͤssen/ denn hierdurch kan sie die menschen fein vom innern grunde/ A. K. H. Vierter Theil. K k k k 2 dar- Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. darauff sie tag und nacht sinnet/ ab- und in einen wort streit und schul-gezaͤnck fuͤhren/ daß die menschen anheben muͤssen nach dem geist der welt wieder einander zu streiten zu hadern und zu kaͤmpffen/ und in der falschen meynung/ diß sey alles GOttes betrieb/ da sie doch wis- sen solten/ daß so wenig das innerliche Reich GOttes/ und darinnen Christi heilsames dreyfaches Ampt/ in ihrem zanck- und streit- reiche geglaubet/ oder recht in der warheit er- kant wird/ daß so wenig sie auch koͤnnen vom heiligen Geist getrieben werden; jedennoch aber werden sie in dem Reich der finsternuß/ so in ihnen bey dem eigenkraͤfftigen buchstaͤbischen wissen der heiligen schrifft doch offenbar ist/ so verblendet/ daß sie sich darfuͤr halten/ sie koͤnnen nicht irren/ falsch lehren/ oder geleh- ret werden. Darum alles/ was sich ihnen opponirt, teufflisch/ neulehrisch/ verfuͤhrisch/ ketzerisch seyn muß/ zumahlen wann der aͤus- serlicher GOttesdienst in eingefuͤhrter anti- christischer form nicht wird gehalten/ der greu- el der verwuͤstung angebettet/ und also der falsche GOttes-dienst (so derselbe unzweifflich ist/ dabey kein heiliges gerechtes und unstraͤff- liches leben gefuͤhret wird) nicht fuͤr den wah- ren dienst gehalten werden will: dahero auch zu allen zeiten geschehen/ daß die jenigen so GOTT erwecket/ daß sie den leuten ihre Ab- goͤtterey fuͤr augen stellen/ von ihnen außgehen/ und durch Goͤttliche krafft eines rechten Goͤttli- chen lebens und wandels sich befleissigen muͤs- sen/ uͤbel geschmaͤhet/ verlaͤstert/ verjaget/ verfolget und gar getoͤdtet worden seyn: Aber doch solches nicht unter den warhafftigen Nah- men/ als solten sie es um Christi nahmens und bekantnuß willen leyden/ sondern unter dem vom teuffel erfundenen Prætext, sambt wolten sie alle kirchen-ordnungen und Polic ey auffheben/ auffruhr erwecken/ das volck von ihren priestern/ als welche von GOTT dar- zu gesandt/ daß sie der laͤyen seelen-hirten und aͤrtzte seyn solten/ und an Christi statt auff er- den seyn muͤsten/ (dardurch der teuffel dem einigen ertz-hirten und seelen-artzt Christo JE- su seine ehr nehmen/ und seinen stinckenden und unheiligen gefaͤssen/ dafuͤr sie sich ja halten und offentlich bekennen/ darum sie sich auch so feuereyfferig in defendi rung des suͤnden-reichs bezeigen/ zulegen will/ welchen teufflischen gifft aber ja niemand mercken/ oder ja nicht entde- cken soll) so auch von der ordentlichen Obrig- keit abwendig und abfaͤllig und sich ihnen auch anhaͤngig machen wolten: Dahero sie als GOttes-laͤsterer und auffwiegeler billich allem recht nach muͤssen auß dem mittel geraͤumet werden/ zumahlen sie auch nicht wuͤrdig/ daß der Erdboden| sie tragen solte. Welchen process der hoͤllische drache in seinem jetzigen luͤgen- reich mit aller gewalt wieder erneuert gegen des lam̃s glieder/ allerdings/ wie solches in der heiligen schrifft klaͤrlich verkuͤndiget/ und of- fenbarlich am tage ist. Denn/ guͤnstiger leser/ es ist warlich kein laͤsterungs-name/ damit der ertz-laͤsterer Christum und seine glie der fuͤr dem geschmaͤhet/ den er jetzo nicht solte wieder holen/ und solches ebenmaͤssig unterder gewohn- ten schein heiligkeit/ damit alle welt in dem wahn durch die vielfaͤltigen laͤsterungen moͤ- ge erhalten werden/ samt sey es eine neue Wei- gelianische lehr/ was man von Christo und sei- nem innerlichen ambt in den menschen zeuget. Also/ guͤnstiger leser/ ist des teuffels gewon- heit/ Christi warheit zu verlaͤstern/ nemlich daß sich (weil man davon in den Kirchen nichts hoͤret/ noch auff Universitætẽ davon informiret worden) ein jeder fuͤr solcher neuen lehr fuͤrzuse- hen/ dieselbe und die menschen/ so der lehr zuge- than/ als der teuffel selbst zu fliehen/ und zu mei- den haͤtte/ ja daß auch aller druck billich zu ver- bieten sey/ damit den leuten nichts hiervon moͤge wissend werden. Denn schreyen sie an allen orten: Diese neue propheten verachten GOttes wort/ die heilige Sacramenta/ das heilige Ministe- rium, alle heilige versam̃lungen den stand der Obrigkeit/ und alle andere staͤnde/ und un- terstehen sich die gantze welt zu reformi ren/ da- hero sie sich neuer offenbahrungen/ und des Hei- ligen Geistes einsprechen ruͤhmen/ welches al- les aber im grunde dahinauß laͤufft/ daß sie den geistlichen stand zu erste auffheben/ und die Priester verhaͤssig und verdaͤchtig machen/ und hernach alles aͤndern und umkehren wol- len/ ꝛc. Aber/ guͤnstiger leser es wird der teuffel als ein Vater der laͤsterung und luͤgen nicht wuͤrdig geachtet/ sich hieruͤber in streit und Controvers -schrifften mit ihm einzulas- sen/ sintemahl seine luͤgen doch die laͤnge nicht bestehen/ sondern bald werden offenbahr wer- den. Euch armen menschen/ die ihr also auß unwissenheit uͤber euern aͤusserlichen GOttes- dienst eyffert/ und gar von dem froschgeschrey bezaubert seyd/ gebe ich zur warhafftigen nach- richt zu vernehmen/ daß solches den leuten nie- mahlen in ihr hertz und sinn kommen. Solte aber jemand seyn/ der also lehrete/ den wird kein wahrer Christ fuͤr seinen Mitchristen achten oder halten/ wessen sie faͤlschlich be- schuldiget werden/ massen denn die laͤsterun- gen mit keinem warhafftigem schrifft-grunde koͤnnen bewiesen und dargethan werden/ wie ein jeder kuͤrtzlich (so ers nur mit unpartheyischen augen ansehen/ und schrifft maͤssig/ auch nach der vernunfft ohne vorgefaste Opinionen beden- cken wird) auß nachstehendem zu erkennen haben wird. Denn guͤnstiger leser/ daß sich die leu- te absondern von dem aͤusserlichen GOttes- dienst/ geschicht gar nicht auß haß gegen GOttes ordnung; weniger der gemei- ne/ unter welcher GOTT seinen samen ver- borgener weise kan haben/ verachtung oder verdammung/ sondern auß liebe/ die menschen anzureitzen/ daß sie sich nicht so starck und schlechter dinge auff den aͤusserlichen GOt- tes-dienst verlassen und sprechen solten: Wir seynd reich/ dann wir haben GOttes wort rein und lauter; wir seynd satt/ dann wir haben die heilige Sacramenta, dardurch koͤnnen wir unsere seelen speisen und saͤttigen; wir doͤrffen nichts/ weil wir das predig- ampt/ die aͤussere Sacramenten/ und andere Kirchen- Ceremonien nebst der wissenschafft haben/ daß wir uns nur in unserm suͤnden- lauff und wercken des fleisches/ Christi ver- dienst duͤrffen zurechnen/ weil er schon fuͤr alle suͤnder bezahlet hat: Darum auch leyder auff solchen verdienst und vermeinte gnaͤ- dige zurechnung ein jeder getrost hin fuͤr diget/ und Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantels Trappe lehre und schrifften. und den billich fuͤr einen narren haͤlt/ so durch Christi krafft den suͤnden abstirbet/ und sich der welt gleich stellet. O mein lieber mensch/ wann in solchem aͤusserlichen GOt- tes-dienst und dabey aͤusserlicher zurechnung des verdienstes JESU CHristi der grund der seligkeit bestuͤnde/ so muͤste kein nam- Christ verlohren werden: Sintemahl ein jeder solches gemein hat/ und mit natuͤrlicher hitziger andacht es auch treibet. Ach mein mensch/ es gehoͤret zum aͤusserlichen GOttes- dienst die warhafftige innerliche pruͤffung/ nemlich also: Ob der aͤussere GOttes- dienst warhafftig auß GOTT/ und also dem innerlichen warhafftigen allein seligmachendem grunde/ als dem lebendigen worte GOttes/ so allein kan unsere seelen selig machen/ welches ist Christus in uns/ (wie nebenst der heiligen Schrifft der warhafftige zeuge JEsu Johann Arnd. sel. in seinem dritten buch des wahren Christenthums klaͤrlich zeuget) gehe und ur- spruͤnglich entspringe. Denn wo Christus nicht ist/ da kan seine geistliche frucht als der Glau- be auch nicht seyn. Wo nun der auß Christo inunserer seelen entspringende lebendige Glaube nicht ist/ da ist in warheit aller eusserlicher GOt- tes-dienst heucheley/ zauberey und also koth/ unflath/ und ein greuel fuͤr dem lebendigen GOTT / und je laͤnger solcher eigenkraͤfftiger natuͤrlicher GOttes-dienst getrieben/ je heff- tiger daruͤber GOTT erzuͤrnet wird/ wie uns unser eigner schade wohl lehren moͤchte/ wenn wirsnur wolten zu hertzen nehmen/ und uns recht erweichen lassen. Aber es scheinet/ daß fast allzu eine dicke decke von den Phari- seern fuͤr die menschliche seelen gezogen/ und daß man darzu dieselbe nicht einmahl will hin- weg ziehen lassen von CHristo/ damit man durch ihn recht sehend und hoͤrend gemacht wer- den moͤge. Nun/ mein lieber mensch/ wo ist die rechte innerliche pruͤffung mehr bey lehrern und zuhoͤrern zu vernehmen? Ja wie soll/ kan oder mag sich einer recht pruͤffen ohn des Heili- gen Geistes krafft und wuͤrckung? Wie soll aber der Heilige Geist die krafft der pruͤffung so mittheilen/ denen/ sein innerliches ampt auffgehaben/ und dem aͤusserlichen buchstaben der heiligen Schrifft zugeleget haben: Da doch der heiligen Schrifft heilsamer ver- standt muß auß dem Geist/ aber nicht der Geist auß den buchstaben kommen/ ob er sich gleich derselben zum aͤusserlichen zeug- niß gebrauchet und die einhellige Concor- dan tz seines noch fuͤhrenden ampts/ mit dem/ so er in den Scribenten gefuͤhret/ bestaͤttiget? Darum billich ein jeder in der heiligen Schrifft forschet und sich pruͤffet/ ob er das leben Chri- stum in sich habe/ wie es seine zeugen gehabt/ und in der krafft empfunden haben/ so die hei- lige Schrifft hinterlassen. Was nutzet einem krancken eines Medici gezeugnuß/ wenn er nicht will zum Medico kommen? Ja was nutzets dem krancken/ daß er weiß/ der Medicus habe andere gesund und lebendig gemacht/ wenn der Patient auch nicht gesund und leben- dig wird. Ach ihr lieben menschen-kinder/ es ist ja unmoͤglich also zur rechten pruͤffung zu ge- langen/ weil der gantze Process GOttes ver- kehret und umgekehret ist. Jhr beruffet euch ja alle auff die heilige Schrifft/ wolan/ liebe menschen/ pruͤffet und forschet euer wesen recht/ stellet nach der heiligen Schrifft zeugniß eine Comparation an/ und sehet/ wie ihr bestehet in euerm vermeinten Christen-Reich. Die Heil. Schrifft zeugt von Moyse an biß zum ende/ daß JEsus CHristus der Sohn des hochgelobten GOttes/ das einige ewige wort des Vatern in den menschen sey/ und ihre seelen selig oder le- bendig mache/ und daß kein ander wort oder name sey den menschen gegeben/ dadurch sie koͤnnen und moͤgen selig werden/ als allein durch JEsum CHristum den einigen seligmacher. Jhr arme menschen aber wollet von diesem in- nerlichen wort/ und seiner krafft/ macht und staͤrcke/ seinem heiligen dreyfachen ampt nach in euch/ nichts wissen/ sondern haltet es auß dem einschwatzen der Schrifftgelehrten fuͤr eine Ima- gination, Phanta sey und schwermerey/ und ha- bet eben damit die außrottung JEsu CHristi auß euern seelen/ der lebendigen krafft nach/ be- foͤrdern/ und die suͤndenhafftige Babel in euch erbauen lassen: Und niemand soll uͤber solchen grossen hohen und unaußsprechlichen seelen- schaden (da die arme seele ohne ihres braͤutigams wesentliche ein- und beywohnũg todt/ und nicht in GOtt lebendig/ noch mit dem rock der gerech- tigkeit und dem kleide des Heils/ sondern mit dem scheußlichē unflaͤtigem suͤnden-blutfluͤssi- gem kleide uͤberzogen/ und also eine grund Hu- re des lebrndigem Teuffels ist) nicht klagen/ noch schmertzliche mitleidentliche beschwerung fuͤhren. So wenig aber ein feur ohne licht/ so wenig wird der lebendige glaube ohn liebes- que- relen seyn koͤnnen/ ob er gleich noch so hart dar- uͤber moͤgte verspottet/ verhoͤnet und verlaͤstert werden/ deñ dis muß bey dem warhafftigen auß dem innern grunde gehendē bekantniß und zeug- niß JEsu seyn/ wie die H. Schrifft klaͤrlich hier- von zeuget/ und aller wahren zeugen exem- pel bestaͤtiget. Die heilige Schrifft zeuget und alle warhafftige glieder des leibes JEsu Christi zeugen mit ihr/ daß das Reich GOttes inwen- dig in dem menschen sey/ und aͤusserlich seine krafft in heiligen wercken zu erkennen gebe/ und durch einen gerechten Goͤttlichen wandel fuͤr der welt offenbahre: Jhr menschen wollet zwar ja solches nicht verleugnen/ aber es geschicht doch leyder allzu sehr/ eben damit/ daß ihr das Reich GOttes aͤusserlich zu suchen/ und von dem genanten Ministerio (so doch selber entfrembdet von dem leben/ so auß GOTT ist/ und welt- oder geld- und ehrsuͤchtig ist/ wie es niemand verleugnen kan/ noch verleugnen wird/ wann er sich nur nach Christi und seiner H. Aposteln Exempel und der H. Schrifft zeug- nuß nach recht ohne heucheley und liebkosen sei- nes alten Adams pruͤffen/ und den inwendigen grund erforschen wird) zu erlangen seyn/ außge- bet: Aber der Apostel zeigete einen andern grundseinē mitbruͤdern zu Corintho/ in der 2. ep. 13. cap. massen denn Christus selber hertzlichfuͤr solchemaͤusserlichem suchen und außgeben war- net Matth. 5. 24. welches niemand von der aͤusserlichen bekennung oder bezeugung verste- hen/ sondern von der verleugnung der innerli- chen vereinigung (als welcher geistlichen vereinigung die externa imputatio gar ent- gegen und zu wieder laͤufft) vermercken wolle. Die heilige Schrifft und der Leib CHristi mit ihr zeugen/ daß in den warhafftig getaufften K k k k 3 Christen Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. Christen muͤste der alte Adam sambt seinen luͤ- sten und begierden ersaͤuffet seyn/ also daß ob sich gleich die noch im fleisch wohnende luͤ- sten regen/ jeden noch dieselben in den heiligen nicht herschen koͤnnen/ alldieweil die rechte in- nerliche Tauffe/ so durch den heiligen Geist in der seelen geschicht/ ihre krafft und macht dawieder erweiset: Jhr aber saget/ daß die getauffte Christen suͤnder seyn und bleiben/ nach wie vor der Tauffe/ die eitel straffe verdienen/ das ist/ in welchen die suͤnden herschen; denn wo die suͤnde nicht herschet/ da kan keine straffe verdienet werden/ sintemahl der Geist GOt- tes die suͤndliche lust in den heiligen/ so in der gelassenheit oder schuldigem gehorsam leben/ daͤmpffet/ daß sie keine krafft haben kan/ die suͤnde zu empfahen/ den tod zu gebaͤhren/ und die den gottlosen getreuete straffen zu er- regen. O verstuͤnde man dieses in der Babel recht/ wie wuͤrde man die GOtteslaͤsterliche ohrenbeichte als den Brunnquell der offenbah- rung des gantzen Antichristischen suͤnden- Reichs/ außmustern. Ach/ liebe menschen/ last euch dieses nicht zu hart fuͤrkommen/ denn die aͤusserste noth erforderts. Sintemahl das beichten und absolvi ren wieder das gantze in- wendige Reich JESU Christi ist/ denn er dar- um die gnaͤdige vergebung der suͤnden staͤts ist oder bleibet. Es ist wieder die gantze heilige schrifft/ denn darin nicht ein eintziges Exem- pel zu befinden; Es ist wieder die gemein- schafft des leibes JEsu Christi/ denn kein glied in der wahren Kirche sich jemahlen unterwun- den seinem neben-gliede suͤnde zu vergeben/ weil solcher gestalt Christus ihm selber die suͤn- de vergeben muͤste/ als welcher in einem gliede so wohl ist als dem andern/ und sein Ampt sel- ber verrichtet. Daß ein Christ den andern troͤ- stet/ erbauet/ unterrichtet/ lehret/ oder die von Christo erlangte gnaden-gaben mittheilet/ das ist schrifftmaͤssig/ und erfodert das band der liebe/ aber hiemit hat das beichten gar kei- ne verwandnuß. Die heilige Schrifft und die rechte Kirche Christi mit ihr/ zeugen/ daß das heilige Abendmahl/ nur ein bruͤderliches liebes-mahl sey/ so fuͤr denleib Christi/ so da ist die gemeine der heiligen/ bloß allein eingese- tzet/ zu deme sich niemand ohne rechte vorher- gehende pruͤffung/ ob er auch durch Christi blut innerlich gereiniget/ und dem leibe Chri- sti durch vereinigung des Geistes in dem bande der rechten Goͤttlichen liebe einverleibet sey/ hal- ten oder finden solle/ da er es anders nicht zum gerichte/ daß er sich nicht wegen seiner Unrei- nigkeit vom leibe Christi enthalten/ das ist/ gedoppelte hoͤllische| Pein empfahen will. Jhr menschen aber machet auß diesem bruͤderlichen liebe-mahl ein rechtes Cyclopi sches moͤrder- mahl/ indem ja heute ohn allen scheu und un- terscheid/ hunde/ saͤue/ woͤlffe/ nattern ꝛc. hinzulauffen/ und ihren inwendigen greuel mit dem heiligen fleisch Christi vermeintlich be- decken wollen/ gerade/ als wem Christus den boͤsen verruchten Sardanapa lischen welt-saͤuen zu einem solchen schand deckel und suͤnden diener gemacht sey. Daß mag aber wohl recht alle Goͤttliche ordnung ver- und umgekehrt heissen/ wie die verkehrer solches andern beymessen. O blindheit! o thorheit! daß ihr elende menschen denselben vom Abendmahl wollet außschliessen/ der in feindschafft mit seinem naͤchsten/ oder die- berey und hurerey lebet/ und koͤnnet doch nicht gewahr werden/ daß ihr euch selber damit von dem rechten innerlichen Abendmahl außschlies- set/ weil ihr in oͤffentlicher feindschafft mit GOtt lebet/ ja in der geistlichen dieberey und hurerey so veruneiniget/ daß auch GOttes name da- her bey den unchristen sehr verlaͤstert wird: Ach wie sollen Juden und Heyden zu Christen wer- den/ weil bey den genanten Christen ein unchrift- lichers/ Gottlosers und Epicu rischers leben und wesen gefuͤhret und getrieben wird/ als bey den leuten/ so von Christo nichts wissen wollen? Ein jeder fahe nur an in seinem stande sein thun/ und wesen recht zu erforschen/ warlich warlich so wird er nicht Christi sinne/ sondern seine fleischliche sinne/ nicht GOttes willens belie- bung/ sondern seines eignen willens wohlgefal- len/ nicht das neue wesen des geistes/ sondern das alte wesen des fleisches/ nicht ein Christo gleichfoͤrmiges leben und wandel/ sondern wie er in des Teuffels schranckē lauffe/ gnugsam be- finden. Trettet herfuͤr/ die ihr euch der Aposteln Succession ruͤhmen duͤrffet/ und sprechet von hertzen zu euren gemeinen: Seyd unsere nach- folgere gleich wie wir Christi nachfolger seyn/ stellet euch nicht der welt in ehrgeitz/ hoffaͤrtigem leben/ in geitz und liebe der zeitlichen Guͤter/ in rachsinnigkeit und andern werckē des fleisches/ gleich wie wir uns nicht darinnen der welt gleich stellen: Jhr lieben Herrn/ es ist niemals/ wie schon beruͤhret/ das Abendmahl also schaͤndlich miß- brauchet worden/ als heute geschicht! Dar- um weil es nicht Christi und der heil. Aposto- lischen kirchen gebrauch nach gehalten wird/ so wirds auch ein siegel zu gedoppelter hoͤllischer verdammniß/ weil ein jeder gewust/ daß er sich hat sollen erstlich recht pruͤffen/ ehe er zur gemei- ne gelassen/ oder sich fuͤr ein glied des leibes Chri- sti außgegeben/ und doch solches keiner gethan/ sondern einer so wohl als der ander den befehl GOttes verachtet hat/ darum nicht zu fragen/ woher es komme/ daß der zorn GOttes fort- bricht/ ob gleich das Abendmahl gehen haͤuf- fig und milde geschicht? Das ist die ursach/ daß das Abendmahl nicht nach Goͤttlicher ordnung gehalten und innerlich empfunden wird/ dem das rechte Abendmahl ist die wesentliche/ kraͤff- tige und allmaͤchtige gegenwart JEsu Christi des Sohns des lebendigen GOttes in der seelen/ daran die transsubstantia lische/ Christliche und muͤndliche wortstreiter gedencken/ und also al- len streit fuͤhren/ und nun die krafft des Abend- mahls auß einer geheiligten seelen leuchten lassen solten; darum auch kein Christ/ so fuͤr der welt offenbahr ist/ mit gutem gewissen dazu gehē kan/ wie her nacher soll mit mehrerm beruͤhret werden Die H. Schrifftnebst allen gliedern JEsu Chri- sti bezeuget oͤffentlich/ daß das Apostol. predig- amt ein amts-werck des H. Geistes sey/ so er in- nerlich in dem menschen fuͤhret/ und dem men- schē zum aͤusserlichen zeugnuß seiner innerlichen krafft und wuͤrckung also treibet/ daß sie auch nichts reden muͤssen/ so ers ihnen nicht in munde leget/ wuͤrcket/ und den menschen durch seine in- nerliche krafft zu solchem aͤusserlichem zeugniß- amt außruͤstet/ also daß lehr und leben muͤssen gleichfoͤrmig seyn/ und durch einen so wohl als den andern die gemeine CHristi erbauet und im geringstē nicht durch ein anders leben als die lehrer Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. lehre ist/ (wie ein solcher wahn-glaube/ daß lehr und leben nicht koͤnnen noch moͤgen uͤber- einstimmen/ die menschen gantz bezaubert hat) daß die innerliche und aͤusserliche aͤhnligkeit ver- schmaͤhet werden muß/ wie leider uͤberall dassel- be geschicht/ also daß man auch ungescheut/ aber in wahrheit GOtteslaͤsterlich sagen und schreiben darff/ daß solch amt des H. Geistes auch wol von einem boͤsen suͤndhafftigen/ das ist durchteuffelten menschen (denn wer suͤnde thut/ der ist mit dem teuffel vereiniget) koͤnne gefuͤhret und getrieben werden. Aber so sich einmal das Antichristische predigamt (so heu- te eitel hoch- und wolgelehrte/ aber gar nicht GOttes-gelehrte; eitel in eigener natuͤrlicher wissenschafft auffgeblasene/ aber gar nicht in CHristi demuth und einfalt einhergehende; eitel in controversi en wolgeuͤbte HErꝛ HErꝛ sager/ und nicht durchs creutz CHristi in liebe geuͤbte und wuͤrckliche thaͤter des willens GOt- tes/ noch also gerechte/ heilige/ unstraͤffliche leute erfordert/ wie Johann Arndt in der præfa- tion des 3. buchs seines Christenthums dar- uͤber auch schmertzliche klage fuͤhret) womit verrathen und offenbaret/ warlich so gibts sichs hiermit offentlich und handgreifflich an tage und zu erkennen/ nemlich daß es nicht in rechter Apostolischer form von dem H. Geist gefuͤh- ret/ sondern durch den hoͤllischen geist (denn es muß der H. Geist oder der hoͤllische geist in dem menschen wuͤrcken/ lehren/ regieren/ ein drittes kan aus der H. Schrifft nicht bewiesen werden. Weil nun der H. Geist sein unmit- telbares/ das ist/ sein innerliches amt nicht mehr in dem menschen muß haben/ so ist ja dem teuf- fel alles uͤbergeben/ welches dann die fruͤchte auch zeigen) in recht scheinheiliger gestalt dem blossen buchstaben nach getrieben werde: Als welcher hoͤllische geist aus GOttes gerechtem zulassen selber kan sagen/ du bist CHristus der Sohn des lebendigen GOttes/ und solch zeug- niß der H. Schrifft (so aber einen maͤchtigen unterscheid von dem/ so aus dem geist und wahrheit ergehet/ hat/ wie die H. Schrifft zeu- get) vielmehr durch seine betruͤgliche Apostel in grosser scheinheiligkeit verrichten kan/ aber nicht zu GOTTes ehren/ sondern zu seines namens hohn und spott. Darum der Koͤnig der wahrheit den luͤgengeist wird heissen still- schweigen/ wenn die zeit der verfuͤhrung nach dem gerechten gerichte GOttes (als welches sich darinn gerecht erweiset/ daß wenn man die innerliche wahrheit und lebendige quelle der gerechtigkeit aus sich verwirfft/ daß man darauff muͤsse dem luͤgen-geist gehorchen/ und kraͤfftigen irꝛthumen folgen) vorbey- und die zeit seiner bindung wird daseyn: Dar- uͤber mancher seufftzer an manchem ort zu Gott abgehet/ so nicht leer geschehen/ sondern die er- fuͤllung der verheissung GOttes befoͤrdern wer- den; immittelst ist und muß gedultder heiligen seyn. Die heilige schrifft zeuget/ daß der leib CHristi/ so da ist die gemeine der heiligen/ die rechte wahre durch CHristi blut gereinigte kir- che/ in welcher der lebendige GOtt lebendig wohnet/ heilig sey/ wie GOtt heilig ist: Daß sie gerecht sey durch den gerechten CHristum in ihr warhafftig durch den geist der wahrheit/ so in ihr zeuget; liebreich durch die liebe GOttes/ so sich in allen gliedern/ ebner massen wie fuͤr dem geschehen (denn GOtt hat sich nicht worin geaͤndert/ wie die Fanati sche Philosophi sche schwaͤtzer den armen leuten einschwatzen und ihre phantasey andern affingir en und aufftrin- gen wollen) reichlich ausgeust: Denn das seynd die Goͤttliche wercke/ so GOtt in der neuen cre- atur/ so nach CHristo gestaltet ist/ wircket/ und im glauben mit derselben lebendig vereiniget/ aus welcher lebendigen/ warhafftigen oder we- sentlichen vereinigung und erkaͤntniß sie GOtt recht erkennen/ das ist/ empfinden/ sehen/ hoͤren/ schmecken und seine lieblichkeit riechen/ und eben damit abgeschieden werden von den welt- boͤcken/ geld-saͤuen/ suͤndenfreßigen hunden/ listigen und betrieglichen fuͤchsen/ ungerechten und gewaltthaͤtigen loͤwen/ vergifftigstem luͤ- gen- und lasterhafftigem schlangen- und ottern- gezichte/ und fuͤr GOttes angesicht/ nicht in dem alten Adamischen/ runtzlichten/ beschmutz- ten und abscheulichen suͤndenkleid/ sondern in dem kleide der gerechtigkeit und dem herꝛlichen neuen rock des heils mit rechter kindlicher furcht staͤts stehen und| in gehorsam mit furcht und zit- tern dienen. Denn hierinn bestehet die krafft des verdienstes JEsu CHristi: nemlich daß GOtt und mensch seynd vereiniget/ also daß GOtt nun nicht ein verzehrendes feuer/ wie bey den gottlosen und von CHristo abtruͤnnigen weltkindern/ sondern ein liebreicher vater bey den bruͤdern und schwestern JEsu CHristi ist/ an welchen er seine vaͤterliche lust hat/ dieselben segnet/ von dem herꝛlichen reichthum seiner geistlichen guͤter sie saͤttiget und mit allerley Goͤttlicher fuͤlle/ so kein phantastisches erdich- tetes imputir en oder zurechnen ist/ erfuͤllet; wel- che heimliche weißheit und heimliche himmli- sche seelen-schaͤtze die heilige schrifft billich ein ge- heimniß nennet/ so den kindern Gottes bekant/ und den klugen schrifftgelehrten eine thorheit ist und bleiben wird/ so lange sie den innern wahrhafftigen grund verleugnen/ verlaͤstern und in ihrer betriegerey ohne umkehrung und zum kinde werdung fortfahren werden: da- gegen denn GOtt in seinem zorn mit verstoͤren/ verwuͤsten/ außtilgen und ausrotten continu- ir en/ und in keinem wege nachlassen wird die menschen zu schlagen und zu plagen/ sie erken- nen denn/ daß sie sein kind JEsum auffs neue gecreutziget/ ausgerottet und seinen heiligen tempel/ so da seyn die menschliche seelen/ verun- reiniget/ und zu teufflischen suͤnden cloacken ge- macht haben. Denn ihr menschenkinder/ die in eurer gemein und genantem Christenthum nicht wollet nach dem haupt (nach welchem ihr doch euch neñet/ weil diese leute in so oͤffentlichen Gotteslaͤsterlichen worten duͤrffen ausbrechen/ nemlich daß ihr elende schaffe bey der fuͤrstellung eines solchen Priesters/ sollet sehen und hoͤren/ wie ihr mit demselben sollet geistlich vermaͤhlet werden. O ihr ertzschaͤnder der vermaͤhlung JEsu CHristi/ wo wollet ihr fuͤr CHristi rich- terlichem angesichte bleiben/ wenn ihr werdet innerlich und aͤusserlich uͤberzeuget seyn/ daß ihr CHristo seine braut entfuͤhret habet/) ge- staltet seyn/ sondern nach denen haͤuptern/ so ihr selber an CHristi statt unter euch auffgeworffen und euch als bilder fuͤrgestellet habet/ ihr muͤs- set selber anheben euch zu pruͤffen/ ob der name CHristi/ den ihr euch zueignet/ auch mit eurem leben/ worten und wercken uͤbereinstimme/ wie Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften wie die H. Schrifft von einem/ so CHristi na- men nennet/ ernstlich erfordert; ein jeder wird fuͤr sich CHristo muͤssen rechenschafft geben/ dar- um ein jeder darnach streben muß/ daß er nach ihm moͤge gestaltet seyn/ und in seinen fußstapf- fen wandeln. Warum richtet ihr menschen- kinder euch denn nach menschen lehr und leben/ als die da sagen und recht bekennen/ daß sie un- heilige/ ungerechte und suͤndhaffte menschen seyn und bleiben/ dahero ihr auch denselben leuten fein nachschlachtet und zu euren selbst ei- genen schaden saget und bekennet: Thut doch unser Priester das und das/ er saͤuft einen guten rausch mit/ er ist lustig mit/ kan huͤpsch mitsto- cken/ possen reissen/ schandieꝛen/ er geitzet mit/ uñ hat das geld so gewaltig lieb/ strebet nach reich- thum/ wil gerne ehr von und bey menschen ha- ben ꝛc. darum kan ja das nicht so grosse suͤn- de seyn: ja unsere Priester lehren wol recht/ aber sie thun selber auch nicht darnach/ denn sie sind so wol suͤndhafftige boͤse menschen als wir. Aber o lieber mensch/ wenn du das weist und in der pruͤffung befindest/ so hastu schon/ der hei- ligen Schrifft zeugniß nach/ den richtigen schluß gemacht/ daß dein vermeinter seelsorger nicht in CHristi schule erzogen/ noch von dem H. Geiste regieret werde/ dieweil ihm CHri- stus schon den senten tz gefaͤllet/ daß weiler Herꝛ Herꝛ saget/ und nicht den willen GOttes thut/ weil er sich GOttes ruͤhmet/ und doch GOtt durch uͤbertrettung seiner geboten schaͤndet/ daß er solle als ein unfruchtbarer baum abge- hauen/ und ins hoͤllische feuer gewoꝛffen weꝛden. Ach ihr menschen-kinder/ warum habt ihr eure seelen von Christo abgewendt/ uñ dieselbe an sol- che nichtige und unnuͤtze seelen-aͤrtzte gehangen/ die ihre eigne seele zu heilen keine mittel wissen/ noch das rechte mittel leꝛnen wollen! Wie sollen/ koͤñen odeꝛmoͤgen deñ solche suͤndeꝛ euch helffen/ absolvir en und loßsprechen/ da doch ihre eigne seele noch ein behaltniß aller unreiner suͤnden- voͤgel ist und bleibet! Ach ich bitte euch hirten mit den schaffen um euer selbst eigene und eines jeden seligkeit willen/ es doch einmal recht nur nach der natur und vernunfft liecht zu erwegen/ obs moͤglich ist/ daß zwey unversoͤhnliche ertz- feinde in einem haus seyn koͤnnen/ und ein knecht beeden zugleich dienen moͤge! Obs moͤg- lich/ daß es in einem hellen lichten tage koͤnne fin- ster/ und in einer stock finstern nacht licht seyn? Obs moͤglich/ daß ein brunn zugleich und doch zu gleich in unterscheid koͤnne sauer und suͤß was- ser geben! Obs moͤglich/ daß einer zugleich koͤnne todt und lebendig seyn! Obs moͤglich/ daß einer halb gerecht/ halb ungerecht/ und halb heilig/ und halb suͤndhafft seyn koͤnne! Obs moͤglich/ daß einer koͤñe halb teufflisch und halb Christlich seyn! Ach ihr menschē-kinder/ warum machet ihr solche vergifftigte unnoͤthige und teufflische treñungen und zerschneidung/ die wi- der GOtt/ die natur/ und euere selbst eigene ver- nunfft lauffen? Ach/ ach warum hoͤret ihr lie- ber des teuffels stimme/ so das suͤnden-reich mit gewalt oder in scheinheiliger gestalt in euch will erhalten/ und Christum zu einem staͤtigen suͤnden-diener machen/ mit aͤusserlichem be- tuͤnchen und zurechnungen des verdienstes Je- su CHristi/ als daß ihr wollet CHristum lie- ber in euch auffnehmen/ damit er das suͤnden- reich in euch zerstoͤren/ sein heiliges reich in euch anrichten/ und also nicht in der wahrheit euch zu erben| und miterben seines ewigen reichs ma- chen moͤge. Ogrosser Gott/ von gnade/ guͤte und barmhertzigkeit/ errette/ erloͤse/ bekehre das ar- me menschliche geschlecht/ und laß es doch nicht ferner den hoͤllischen woͤlffen zum raub werden/ so wirds dich in wahrheit mit neuen zungen/ so griffel des H. Geistes seyn werden/ fuͤrchten/ ehren/ loben und preisen/ und also recht ein hirt und ein schaffstall werden. Jnzwischen aber o guͤtiger GOtt/ muß ja ein unterscheid seyn und bleiben/ zwischen deines hertzliebstē Sohns JEsu CHristi heiligem leibe oder der gemeine der Heiligen/ und des teuffels gemeinschafft; zwischen den kindern des lichtes/ so in dem ewi- gen erleuchtenden lichte wandeln/ und ihres lichtes wercke leuchten lassen/ und den kindern der finsterniß/ so im Fuͤrsten der finsterniß wan- deln/ und die unfruchtbare wercke der finster- niß treiben; denn man soll ja keinen menschen/ so sich einen bruder CHristi nennen laͤst/ und doch unordentlich/ das ist/ weltlich/ fleischlich/ oder irꝛdisch wandelt/ und auff gethane ermah- nung von solchem handel abzustehen keine fol- ge leisten will/ nicht gruͤssen/ nicht einen bruder nennen/ nicht mit ihm essen/ noch einige ge- meinschafft mehr mit ihm haben/ wenn man aller hoffnung der bekehrung destituir et und be- raubet wird/ und doch aber inmittelst mit aller gedult tragen/ das ist/ fuͤr alle menschen bit- ten/ daß ihnen GOtt wolle aus gnaden und barmhertzigkeit die erkaͤntniß der suͤnden und JEsu CHristi verleihen. Aber hilff ewiger guͤtiger GOtt/ wo ist dein gebot geblieben? Jsts doch so gar vernichtiget/ verachtet und verlachet/ als weñs eine fabelwaͤre? Ach wer ist/ der damit nicht ein gespoͤtt und gelaͤcher treibet? O wer darff im ernst davon sagen/ und daruͤber schmertzlich klagen? Muß nicht der/ so auff deine gebote und rechte haͤlt/ ein zech-liedlein/ ein hon und spottauff der strassen/ und im thor und allenthalben ein soͤnderling/ schwaͤrmer und hasenkopff seyn/ als welcher sich unterste- het/ die welt zu aͤndern? Zwar die HErꝛ HErꝛ sager sagen ihrer gewohnheit nach ja wol hier- von/ daß es solte anders seyn; aber es ist gar nicht gnug/ sagen/ sondeꝛn es gehoͤret bey der sa- ge in diesem so wol als allem andeꝛn das thun/ nemlich daß man anheben muß die boͤsen aus- zuscheiden/ oder selber davon abzuscheiden/ da- mit man nicht in das schreckliche urtheil GOt- tes fallen moͤge/ weil man sich der fremden suͤn- den/ wegen unterlassung der so ernstlich gebo- tener abschneidung/ gewiß der Heil. Schrifft zeugniß nach theilhafftig machet. Dar- um heute/ heute/ so ihr des HERRN stimme in euch hoͤren/ und eine geistliche be- wegung in euch empfinden werdet/ so fahet an ihr hirten euch abzuscheiden von den Miedlingen/ so um das fette der heerde die- nen/ und das predigamt zum gewerbe ge- machet/ haben/ also daß sie zwar aͤusserlich GOttes liebe/ ehr und nutzen fuͤrwenden/ aber in wahrheit eigene liebe/ ehr und nutzen suchen; denn es ist ja fast kein eintziges Apostolisches zei- chen in der grundwahrheit mehr zu sehen/ oder zu hoͤren: Oder verfluchten teufflischen reden/ als daß es nun nicht mehr so seyn koͤnne/ die kir- che haͤtte nun eine andere form und gebrauch: welches allzuwahr/ aber mit blutigen thraͤnen zu beweinen ist. Denn du verfluchter luͤgen- teuffel weist ja wol/ daß GOtt nirgend seine ordnung Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. ordnung veraͤndert/ noch nach deiner form es zu richten/ als nur zur straffe/ zugelassen hat? Ach ihr menschen-kinder/ warum hoͤret ihꝛ doch der listigen schlangen stimme? Jhr wissetja/ daß sie eine grundlistige verfuͤhrerin ist! Nehmet fuͤr euch die heilige Schrifft/ fahet an das Neue Testament in die laͤnge und breite durchzulesen/ und recht zu erwegen/ und sehet/ ob ihr einen buchstaben finden koͤnnet/ so den Goͤttlichen in- nerlichen beruff auffgehaben/ das amt CHristi in den menschen auff gewisse zeit und masse wie- dergeleget/ und des heiligen geistes innerliche verrichtung und wirckung dem aͤusserlichen zeugniß der Heiligen Schrifft in der wahrheit zugeleget/ und also eine neue amts-bestellung ge- macht habe. Wenn ihr das thun koͤnnet/ so tꝛetet heꝛfuͤr/ so wird ein jeder sagen: ihr habt eine gerechte sache: Wenn ihrs aber nicht thun koͤn- net/ ey warum ist euch denn eure eigne ehr lieber denn GOttes ehr! Warum haltet ihr mehr auff eure vernuͤnfftige wissenschafft/ so doch aus der finsterniß und nicht dem lichte entstanden/ nemlich der wahrhafftigen innerlichen krafft JESU CHristi? Soll aber das buchstaͤb- liche wissen auch ein werck des lichts seyn/ so muß der teuffel/ als welcher alle buchstabē weiß/ auch des lichtes wercke in sich haben. Ach liebe menschen/ ists nicht besser/ wo man geirret hat/ den irꝛthum bekennen/ als in dem irꝛthum an leib und seel verderben? Jsts nicht besser sich bekehren lassen von GOtt/ als in einem verkehr- ten sinn bleiben? Jhr besorget euch/ daß das amt in solcher gestalt werde von euch genom- men werden: Das meineten die Phariseer im alten vernunfft-wahn auch. Nein/ das amt in der krafft und wirckung soll des einigen Mei- sters JEsu CHristi bleiben/ und er soll euch zu seines amts zeugen bereiten/ daß ihr hernacher koͤnnet im geist und wahrheit sagen/ wir wis- sen/ wer in uns wircket/ darum reden oder zeu- gen wir/ und unser zeugniß ist aus dem wahr- hafftigen. O bedenckets doch recht/ was ihr oͤffters saget/ daß das blut der zuhoͤrer wird von euren haͤnden gefodert werden. Warlich es vergehen einem Christlichen hertzen/ sinne/ ver- nunfft und verstand/ wann es an das schreckli- che urtheil gedencket/ so uͤber deme/ welcher eine seele/ fuͤr die CHristus sein blut vergossen/ geaͤr- gert/ verfuhret/ und in die hoͤlle gestuͤrtzet hat/ ergehen wird. O was will denn werden/ wenn einer soll sehen/ daß er durch erhaltung seines wesens viel hundert vergifftet/ und ertoͤdtet hat? Wenn hieran bey den menschlichen vo- cation en gedacht wuͤrde/ warlich es wuͤrden so viel junge/ hitzige/ bursali sche burschen und controversi en-meister nicht also frech zur Can- tzel/ wie zum tantz lauffen/ und ihren in den un- geistlichen hoͤhen ge studirt en hohen verstand und gesammleten distinction s-cram in zierli- chen reden auslegen. Wer ihm will rathen las- sen/ der wirdanfahen sich recht zu pruͤfen: wer a- ber will ein spoͤtter seyn/ der wird endlich mit ach und weh erfahren/ wen er verspottet hat. O ihꝛ aꝛme veriꝛꝛte schaͤflein/ hebetdoch heute an euch recht zu pruͤffen/ nach Pauli vermahnung/ ob CHristus in euch ist/ und da ihr seine lebendig- machende krafft zu allen guten wercken von rei- nen hertzen nicht findet/ so fahet an/ der heiligen Schrifft vermahnung nach/ euch selber durch erkaͤntniß eurer verderbung und boͤsen geistli- chen seelen-aussatzes abzuscheiden/ biß GOtt rechtschaffene reue und busse in euch wircket: denn/ liebe menschen/ die wahre busse muß GOtt wuͤrcken/ und ist davon/ was zur wah- ren busse gehoͤret/ nichts in den menschlichen kraͤfften zu finden. Die busse aber/ so GOtt wuͤrcket/ hat diese eigenschafft/ daß sie keine suͤnde mehr zulaͤst/ davon CHristus zeuget/ suͤndige nicht mehr/ und Johannes/ daß sie/ die wahre buß/ so aus dem neuen saamen entstehet/ den menschē bewahre/ daß er nicht suͤndigē kan. Ach lauffer doch nicht so mehr ohne rechtschaffe- ne pruͤffung/ ob Gott auch rechtschaffene buß in euch gewircket/ zum H. Abendmahl/ wie eine garstige sau zumtroge. Warlich es ist sonsten euer thun nur ein thierisches/ viehisches und gar kein Christliches communicir en. Wenn ihr aber euch recht pruͤffen werdet/ so werdet ihr andersbey der communion und vereinigung im geistund in der liebe euch finden/ und das Abend mahl nicht so mehr zu eurer seelen vergif- tung schaͤnden. O ihr menschen kinder mer- ckets doch/ daß der gerechte GOtt wil ein schreiben machen: Denn darum brennet sein zorn und wird im geringsten nicht nachlassen/ sondern je laͤnger je hefftiger brennen/ biß daß das boͤse von dem guten abgeschieden ist. Dar- um hoͤret auff ihr menschen kinder dem willen GOttes zuwiderstreben/ und einjeder fahe an aus seiner eignen suͤndtlichen/ und der gemei- nen boßhafftigen Babel auszugehen/ das ist/ sei- nen suͤndlichen luͤsten und begierden des flei- sches/ der boͤsen worte und wercken und der grund-gottlosen aͤrgerlichen boͤsen welt/ so nie aͤrger in dem argen gelegen/ und offenbarlicher in den wercken des teuffels (als hoffart/ almo- dir en/ stoltziren/ fressen/ sauffen/ uͤberfluß trei- ben/ huren/ buben/ schandieren/ geitzen/ schin- den/ rauben/ stehlen/ nehmen/ luͤgen/ laͤstern/ verlaͤumden/ und des naͤchsten gut unter dem schein des rechten an sich bringung/ und doch in grosser scheinheiligkeit und selbst-erwehlter Gottseligkeit oder heucheley) gewesen/ abzu- sterben/ und CHristo JEsu sich gantz zu er ge- ben/ damit er nicht der zeitlichen und ewigen plagen/ so erschrecklich noch kommen werden/ moͤge theilhafftig werden. Ey lieber mensch/ denck doch einmal an die klare zeugniß der heili- gen Schrifft/ so da helle zeuget/ daß du weder darum geschaffen/ noch durch CHristum erloͤset bist/ daß du solt die welt lieben/ nach vergaͤng- lichem reichthum streben/ nach weltlicher ehr/ hoheit und reputation trachten/ dich in einem fleischlichen wolleben/ in essen/ trincken/ klei- dung und andern uͤppigkeiten/ wie Heiden der vermeinten geistlichen so wol als der weltlichen gastereyen also angeordnet und gehalten wer- den/ erlustigen/ mit narrenpossen/ vexir en und auffziehen ergetzen/ in allem deinen willen trei- ben/ und dich den vergaͤnglichen welt-menschen gleichstellen/ und also in dem unordentlichen welt-lauff mitlauffen sollest. O nein/ lieber mensch/ deines Heylandes JEsu CHristi bestal- lung/ (so du in der H. Tauff angenommen/ und dich vom teuffel und allem seinem wesen und wercken/ dazu aller welt-lust und liebe/ so auch deines fleisches wolleben und verderblicher eigener sinn mit zugehoͤren/ abgeschworen hast) lautet viel anders/ sintemal du dich schlechter dinge zu CHRISTI leben und creutzwege A. K. H. Vierter Theil. Lll l verpflich- Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. verpflichtethast. Ey lieber mensch/ war um ver- giessest du so gar nebenst dem innerlichen/ auch des aͤusserlichen bundes/ so du mit GOtt ge- macht/ und lebest in allem demselben entgegen. Es solte dir dem bunde nach die welt gecreutzi- get seyn/ und du der welt/ aber in wahrheit die welt ist dir lieb/ und CHristus ist dir ein uner- traͤgliches creutz/ darum du auch sein heiliges leben/ well es der welt veraͤchtlich ist/ gaͤntzlich verschmaͤhest/ und mit demselben im geringsten keine aͤhnligkeit zu haben begehrest. Wie aber/ o mensch/ heist das CHristi Juͤnger und nach folger seyn/ wenn man auff der breiten welt- strassen wandelt? Warlich ihr verkehrten nam-Christen/ ihr habt die wege GOttes gaͤntzlich verkehret/ darum ist auch GOtt wie- derum gegen euch ein verkehrter GOtt. Ein jeder muß richtig ja in der meinung leben/ daß der breite weg nun zum himmel und der schma- le weg zur hoͤllen fuͤhre/ dieweil niemand sich begehret von dem grossen hauffen abzugeben. O weme seind doch heutiges tages die fußstapf- fen JEsu CHristi lieb? Wer ist ein freund und liebhaber des heilsamen creutzes JESU CHristi! Wer ringet nach CHristi aͤhnligkeit in armuth/ schmach/ hohn und spott/ und den innerlichen und aͤusserlichen schmertzen? Wem ist der welt freundschafft ein feindschafft? Es ist gantz nicht gnug/ repetire ich nochmalen/ von CHristo und seinem creutz huͤpsche disposi tiones machen/ zierlich davon reden und predi- gen/ oder hoͤren und lesen koͤnnen: Sondern es gehoͤret das auffnehmen/ die nachtragung auch dazu: Denn das thun ist nuͤtzlich/ das blosse wissen verdammlich. Darum ists pruͤ- fens zeit/ o lieber mensch/ wenn du dein hertz recht erforschen wirst/ das wird dir bald sa- gen/ daß du im grunde der wahrheit ein halb- hertziger Christ bist/ mit einem theil CHristo/ mit dem andern theil dir selber und deinem wil- len und luͤsten zugethan. Es hilfft aber bey dieser probirung kein betuͤnchen/ kein bemaͤn- teln/ kein beschoͤnen oder prætendir en/ denn GOtt will reine hertzen/ und dieselbe allein inne haben/ die halb-hertzige Christen sind die lau- lichten/ zum reich der finsterniß gehoͤrende: Darum laß dir nicht lieber mensch/ den teuffel die feygenblaͤtter so kraͤfftig fuͤrmahlen/ als wann du damit deine schalckheit/ boßheit/ schande und scham bedecken koͤntest. Es ist sol- che imagination nicht eine paradisische/ son- dern eine hoͤllische frucht/ so Adam nicht aus GOtt/ sondern dem teuffel ersehen. Darum ein jeder bald finden kan/ von weme er hat das schmuͤcken seiner boͤsen sache eꝛlernet. Es ist diß zu keinem richten oder verdammen/ wie die unzeitige richter fuͤrgeben/ sondern zu einem hertzlichen verwarnen und erinnerung geschrie- ben/ daß weil du dich auff die H. Schrifft be- ruffest/ du auch moͤgest nach anleitung der Heil. Schrifft dich recht pruͤfen und erfor- schen/ ob du innerlich also beschaffen/ wie die H. Schrifft dich aͤusserlich als einen Christen nach CHristi und seines heiligen leibes glie- dern exempel beschreibet/ erfordert und haben will. Findest du es aber nicht/ so kehredich zu GOtt/ und schuͤtte dein hertz fein und rein fuͤr ihm aus/ das ist/ bekenne deinen abfall von CHristo/ und die druͤber in dir entstandene boßheit/ heucheley und scheinheiligkeit/ damit du GOtt beleidiget hast/ warlich der das wol- len schon in dir gewuͤrcket hat/ der wird das vollbringen nicht hinterlassen: Aber es ge- hoͤret eine gaͤntzliche ergebung in den willen GOTTES dazu/ darein ergib dich/ o mensch/ so wirst du keinen mangel haben an irgend einem guten. Die H. Schrifft zeuget/ daß kein wissen oder wortliches erken- nen gnug sey/ wo dieses nicht aus dem le- bendigen erkantniß und dem lebendigen glau- ben ergehe/ also daß die wissenschafft in des le- bens-krafft/ und die wort in des geistes macht bestehen. Nun pruͤfe dich/ o mensch/ ob dir CHristus zur weißheit gemachet: denn es muß/ o lieber mensch/ alles in dir seyn/ was du von CHristi menschwerdung an/ biß zu seiner auf- farth von ihm hoͤrest und die schrifft zeuget/ sonsten hast du nur ein buchstaͤbliches/ histori- sches/ und gar kein lebendiges oder seligmach- endes erkantniß: Sprichst du/ du glaͤubest es/ daß dir CHristus zur weißheit gemacht/ so must du es empfinden/ denn der lebendige glau- be empfindet/ was er von CHristo glaͤubet: Empfindest du aber solches in dir nicht/ so ist dein glaube nicht ein lebendiger glaube/ son- dern todter buchstaͤblicher wahn-glaube/ und dein bekaͤntniß ist ein todes bekaͤntniß/ denn es gehet ja nicht aus dem leben/ so da CHristus ist in dir/ wie die H. Schrifft zeuget/ darum so ist so wenig ein lebendiges gezeugniß/ so we- nig du CHristum wuͤrckend und lebendig ha- ben wilst/ darum offenbaret sich auch der glau- be nicht in den wercken und leben. Ein wisser und thaͤter/ ein bekenner und vollbringer/ das sagen und erfuͤllen gehoͤret uͤberall zusammen/ wie die H. Schrifft klaͤrlich zeuget. Brauche/ o elender mensch/ keine vernunfft-schrifft/ deine boͤse sache damit zu schmuͤcken/ denn deine ver- nunfft will das gute thun aus CHristo nicht lernen/ sondern wil lieber bey dem verdammli- chen gesange verbleiben: Es sey dem menschen unmuͤglich so zu leben/ wie es die H. Schrifft erfordert/ es lebe auch so kein mensch in der welt. Aber siehe/ lieber mensch/ wie fein du dir bey deiner erlerneten wissenschafft CHri- stum/ der dir in der H. Schrifft fuͤr die augen gemahlet/ laͤst aus deinem hertzen reissen. Denn ist CHristus nicht der mensch der also gelebet hat: Warum? Daß er moͤchte den himmel ererben? Nein fuͤrwahr/ den er ist vor- hin seyn: Sondern darum/ daß du in und durch seine krafft (so du menschenkind woltest einmal deiner natuͤrlichen unmoͤgligkeit/ so/ ob sie gleich nicht allegir t und angezogen wuͤr- de/ einem jeden doch gnugsam bekannt ist/ ent- gegen setzen/ und damit die verleitende ver- nunfft gefangen zu nehmen lernen woltest) moͤchtest zu einem neuen menschen werden/ und in rechtschaffener heiligkeit und gerechtigkeit/ so GOtt allein gefaͤllig (dadurch ja gnugsam alle suͤnde ausgeschlossen ist/) gefaͤllig seyn/ geschaffen oder wiedergeboren werden/ und GOtt leben/ und ihm allein darinn dienen moͤgest. O ihr menschen-kinder/ lernet doch einmal euch entsetzen fuͤr CHristo JEsu dem allmaͤchtigen Koͤnig/ und hoͤret auff seine Goͤttliche krafft/ die ihr ja sonsten muͤndlich gestehet/ in der that und wahrheit zu verlaͤug- nen/ daß sie nicht in euch solte oder wolte kraͤff- tig seyn/ daß suͤnden-reich zu zerstoͤren/ und das reich Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. reich GOttes zu eroͤffnen/ oder das bild GOt- tes zu ersetzen. Fuͤrwahr/ fuͤrwahr/ es ist die allergrausamsteabscheulichste Gotteslaͤsterung! Es ist die gedoppelte creutzigung JEsu CHri- sti! Es ist die bey Christen vor nie erhoͤrte be- truͤbung des H. Geistes/ und also die eigentli- che suͤnde in dem H. Geiste. O mensch/ aus dieser vom teuffel eingefuͤhrten meinung ist die rechte suͤndhafftige Babel erbauet/ und auch starck in ihrer boßheit worden/ daß GOtt gnug- sam durch seine plagen daran zubrechen hat. Das ist der rechte teufflische grundstein/ daß es nicht seyn koͤnne. So langedieser unglaubens und boͤser zweiffelstein in dir lieget/ o mensch/ so lange ist dir nichts zu rathen oder zu helffen. Sprichstu/ warum das! Ey darum/ denn du verleugnest und verlaͤsterst CHristi geburth/ leiden/ sterben und sieghaffte aufferstehung/ so eben darum geschehen/ daß es in dir die rechte alles in allen vermoͤgende krafft seyn/ und mit einem wort aus dir teuffelischem suͤndhaftigem menschen/ ein kind GOttes wieder machen moͤge und wolle: warum wiltu denn/ o elen- der mensch/ CHristi bitter leiden an dir lassen vergeblich seyn? Oder wie kanstu mensch sa- gen/ daß dich CHristus von den banden des to- des/ den stricken des teuffels und dem suͤnden- dienst erloͤset habe/ wenn du noch in suͤnden todt/ und im dienst des teuffels bist/ darin ein je- der ist/ der suͤnde thut/ wie die H. Schrift zeuget! Es ist schon voꝛhin gesaget/ und wiꝛd noch gesa- get/ daß wo kranckheit ist/ daß da keine gesund- heit sey: und wo keine genesung ist/ daß da alle ar- tzeney vergeblich sey/ auch der Medicus keinen ruhmhabe. Wo bleibet nun bey euch suͤndhaftig bleibenden und immer straff verdienenden men- schenkindern CHristi ruhm/ den ihm die heilige schrifft bey seinem heiligen leibe (der gemeine der heilige) zugelegt/ daß er nemlich dieselbe gesund/ rein/ heilig/ gerecht und von allen flecken und suͤnden-mackeln frey mache/ weil ihr ungesund/ unrein/ unheilig/ ungerecht/ voller eiterbeulen/ suͤnden/ wunden/ und striemen seyn und bleiben wollet? Heist das nicht CHristo seine ehre ge- raubet/ und seinen heiligen namen samt seinem tode nicht schaͤnden? Es muß hier kein impu- tir liches fabelwerck gemacht werden/ als wann du menschen kind seyst schuldig worden/ und CHristus habe dafuͤr bezahlet/ und daß das eben so sey/ als wenn Titius Caji schuld bezah- lete? Jst die schuld bezahlt/ so muß Cajus seine handschrifft wieder haben/ oder gnugsam quitiret seyn: wie kommt aber die imaginir li- che oder imputir liche bezahlung herbey/ alldie- weil der teuffel die handschrifft/ das ist/ das suͤnden-reich in dir behaͤlt/ weil du ein suͤnder bleiben wilt? Die suͤnde ist seine handschrifft/ wo er die suͤnde findet/ da hat er einen recht- maͤßigen zuspruch wie die heilige schrifft zeuget. O mensch/ es ist hier mit keineꝛ imputation aus- gerichtet/ denn Christus muß in dir das gesetz er- fuͤllen/ und also recht von der handschrifft be- freyen. CHristus muß dich fuͤr suͤnden be- wahren/ sonsten du warlich in den banden des todes und stricken des teuffels noch bist/ und weniger denn nichts hilfft/ was du vernuͤnfftig und wolklingend von CHristi aufferstehung kanst hersagen. Darum ihr vernuͤnfftige Pharisceꝛ wol moͤchtet wideꝛ die hoch-und wol- gelahrte vernunfft dahin schicken/ da ihr sie ge- holet habet/ und euch als kinder in CHristi schul begeben/ so wuͤrdet ihr aus der krafft der aufferstehung CHristi in euch zeugen. Die heilige Schrifft zeuget im N. Testament nicht von einem sonntaͤglichen sabbath/ da man nach Juͤdischer arth/ maß und weise/ aber doch gleichwol nicht in solchem ernst (sonsten auff manchem acker/ stege und wege viel steine wuͤr- den ligen/ und der geistlichen so wol als der welt- lichen creutz bloß stehen muͤssen) zusam̃en kom̃t/ den aͤusserlichen Gottesdiensthaͤlt/ und mit Juda CHristum kuͤsset/ aber in den andern ta- gen oder nach bestalltem Gottesdienst/ also lebet/ als wuͤste man von CHristo und sei- nem heiligem leben und wandel nichts/ der uns nicht einmal zu imitir en angienge/ weil man ihn in seinen bestalten sabbath abgedienet/ und also fernern dienst zu leisten nicht schuldig waͤre. Lieber mensch/ solcher gestalt fraget GOtt nach deinem sabbath gar nichts/ ja es waͤre ihm lie- ber/ du nehmest nur nicht einmal seinen bund in deinen mnnde/ weil du doch den innerlichen sabbath verachtest/ und zucht/ das ist/ ein aͤusser- liches/ zuͤchtiges/ heiliges/ gerechtes und maͤs- siges leben hassest: Das alte ist auffgehaben/ des Alten Testaments gesetze ist durch Christum nicht in andern tagen zu suͤndigen/ sondern hei- lig zu leben/ und der wercke GOttes in sich war- zunehmen erfuͤllet. Es soll nun und muß alles neu seyn/ nemlich ein neuer sabbath in dem neu- en Sabbaths-Herrn/ und zwar ohn auffhoͤren/ ohne unterlassen/ denn ob gleich der leib wegen dersuͤnde seine last tragen/ und die schweißtroͤpff- lein durch lesen so wol als andere arbeit (denn beedes ist eine suͤnden-straff) empfinden und haben muß/ und also staͤts casteyet werden/ da- mit ihn das fett/ die im muͤßiggang auffstei- gende lust/ nicht stechen moͤge/ so benimmt solche aͤusserliche lebens-arbeit der seelen sabbath nichts/ wenn sie nur von der welt lust und liebe/ dazu die verkehrte welt die suͤnden-last machet/ nicht isset/ und sich damit verunreiniget/ son- dern in ihrer ruhe/ so da ist CHristus JEsus/ als welcher allein was heilsam und lebend ist/ wircket/ sonsten der mensch durch sein lesen und eigenkraͤfftiges meditir en auch was thun koͤnte/ der doch in heiligen und geistlichen sachen nichts vermag/ weil ihm das geistliche leben ei- ne thorheit ist/ drum ers recht thoͤrlich achtet/ daß der natuͤrliche mensch mit wircken soll/ staͤts verbleibet: dahin zielet/ was Paulus schreibet/ Coloss. 3. v. 14. cap. 2. v. 16. \& seqq. Hebr. 3. v. 1. cap. 7. per totum. Denn es muß der tem- pel GOttes/ so da ist die durch CHristum ge- heiligte oder lebendig gemachte seele/ nicht ein gauckelkammer des teuffels zugleich mit seyn/ in welche entweder zugleich oder verwechselter weise GOtt und der teuffel ihre wercke haben koͤnnen/ oder sollen/ wie die wahnsinnige Chri- sten ihnen solches einbilden/ und uͤber ihrer phantasey noch wol disputir en duͤrffen/ als koͤnne es nicht anders seyn. Aber du moͤch- test das bild/ lieber mensch/ wol recht conside- rir en und erstlich verstehen lernen/ was das al- lerheiligste bedeutet habe/ als in welches nie- mand hat duͤrffen eingehen/ als der hoheprie- ster allein. Woher kommts denn/ daß nun dem teuffel auch will ein eingang zugelassen werden? warlich durch seinen betrieglichen geist/ so ein rechter kraͤfftiger Lehrer ist in aller Pro- A. K. H. Vierter Theil. Lll l 2 pheten Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. pheten und Phariseer mund/ so nicht aus Gott durch CHristum reden/ sondern die wort aus der H. Schrifft stehlen/ und damit meisterlich an erhaltung der suͤndlichen Babel hanthieren und arbeiten/ aber doch vergeblich/ denn Gott will und wird sie stuͤrtzen. Die H. Schrifft zeuget auch von einer freyheit der kinder GOttes in ihrem freyen haupt CHristo/ und daß sie nicht noth haben sich mit aͤusserlichen satzungen fangen oder binden zu lassen/ es sey denn/ daß sie empfinden/ daß es zu GOttes ehre und Chri- sti reichs ausbreitung geschehe/ dann so seynd sie ohne das gesetze/ auch unter dem gesetze durch der reinen liebe zwang/ nicht zwar/ daß sie sonsten auch die von GOTT geordnete aͤusserliche wercke veraͤchtlich unterlassen wol- ten/ wie die falsche aufflage ist/ (denn das waͤre eine rechte geistliche hoffart und ein rech- ter Adamsfall) sondern daß sie den leuten wegen ihrer abstinen tz den mißbrauch moͤgen zu erken- nen geben/ wie nemlich ohne veraͤnderung des iñerlichē grundes/ aller aͤusserliche Gottesdienst vergebens und umsonst sey/ also/ daß die Hei- ligen/ so keine gemeinschafft zu verspuͤren/ den aͤusserlichen Gottesdienst unterlassen koͤnnen/ auch endlich muͤssen/ wann sie verspuͤren/ daß nur Abgoͤtterey damit getrieben wird/ so als- denn gewiß geschicht/ wenn man das innerliche verwirfft/ darinn doch alle krafft beruhet/ und das aͤusserliche treibet/ so ohne alle in- nere Goͤttliche treibende krafft in einem woͤrt- lichen wissen und sagen verbleibet. Darum mensch sey mit deinem vernunfft-urtheil und daraus geflossenen menschlichen satzungen/ nach welchen du die Heilige Schrifft drehest/ nicht so eylfertig die leute also fort zu ver- dammen und zu verurtheilen/ so sich gewis- sens und deiner selbst eigener wohlfahrt (da- mit du dich recht pruͤfen lernen moͤgest) hal- ben des aͤusserlichen Gottesdienstes enthalten/ und im verborgenen seufftzen muͤssen/ daß doch Gott die grosse blindheit/ so die leute bedecket/ in gnaden vertreiben/ und das innerliche licht JEsum Christum in der menschen seelen wolle aufgehen lassen/ damit sie in krafft desselben recht in der warheit sich selber pruͤfen moͤgē/ ob sie einen lebendigen oder todten glauben/ das ist/ bey dem aͤusserlichen Gottesdienst in Christi oder Belials reiche seyn/ welches ein jeder bey pruͤfung seiner selbst eigenen wercken kan am besten wahrnehmen/ denn als die wercke seyn/ so ist der innerliche meister/ so sie wuͤrcket/ nur hat der mensch genaue acht zu geben/ daß der teuffel in scheinheiliger gestalt ihn nicht betrie- gen moͤge/ welches er an eigener liebe/ ehr und ruhm oder nutzen bey dem Gottesdienst wahr- nehmen kan: Der aber/ so da wil ursachē wissen/ warum einer sich von der Gemein; so nach dem getrieb des Heiligen Geistes gnugsam ermah- net und gewarnet/ sich also starck auf den Priester und aͤusserlichen Gottesdienst nicht zu verlassen/ weil darauf der grund der seligkeit gantz nicht/ sondern in der innerlichen regie- rung des Heiligen Geistes beruhete/ und doch sich nicht aͤndert oder bessert/ enthalten muͤs- se/ der erwege/ was die Schrifft oͤffentlich zeu- get und die natur klaͤrlich lehret. Die Heilige Schrifft zeuget/ daß das/ so GOTT zusammen gefuͤget/ kein mensche soll scheiden/ welches ebenmaͤßigen verstand in dem geistlichen als dem natuͤrlichen ehestand hat/ (denn alles aͤusserliche nur ein bild des inner- lichen ist/) und was GOTT von einander geschieden haben und wissen will/ daß das kein mensch solle zusammen thun oder gehen lassen. Nun will ja GOTT / daß seine kinder/ so er durch Christum gezeuget/ sollen abgeschieden seyn und bleiben von den kindern Belial s/ als welche sich den Geist Christi nicht wollen in- nerlich lehren und regieren lassen/ drum muß ja da keine geistliche gemeinschafft (denn die leibliche muß bleiben/ so man anders nicht die welt raͤumen solte) seyn/ denn es wuͤrde son- sten eitel befleckung und besudelung daraus werden/ wie die Heilige Schrifft zeuget. Denn GOTT hats ja ernstlich gnug geboten/ daß die reinen und unreinen/ die Heiligen und unheiligen nicht sollen durch einander lauffen/ damit sie sich nicht in gesamt moͤchten verunrei- nigen/ dahero das volck GOttes kein unreines anruͤhren muste/ derowegen denn/ so einer un- ter dem volck GOttes befunden ward/ so muth- willig GOttes gebot uͤbertreten/ so muste sol- cher weggethan werden/ oder die straff plagen uͤberfielen das gantze volck/ darum daß sie den/ so sich verunreinigt hatte/ nicht wolten von sich hinaus thun/ wie dann warlich sehr genaue und ernstliche achtung die Propheten und Lehrer im Alten Testament/ und Bischoͤffe und Aeltisten im Neuen Testament hierauff geben musten/ also daß es GOtt selber auch als ein kennzeichen gesetzet/ darnach man einen von ihm/ durch den trieb des H. Geistes beruffenen und einen aus eigener wissenschafft entstandenen oder gelauf- fenen Propheten/ Lehrer und Apostel erken- nen und unterscheiden solle. Denn warlich kein lauffer und eigenkraͤfftiger miedlingischer Apostel bindet und schleust auff in rechtem Apo- stolischem ernst/ was zu binden oder auffzuloͤsen ist/ damit er nicht mit dem creutz CHristi wie- der moͤge gebunden und ausgeschlossen werden. O wie hoͤnisch und laͤcherlich wissen die betrieg- lichen Apostel mit ihren verfuͤhrten schaͤfflein hiervon noch zu stocken/ und schimpfflich zu ju- dicir en/ gerade als wann GOttes gebot zu aͤn- dern in ihrer gewalt stuͤnde/ dessen sie sich als an CHristi statt zwar mehr als ihnen verantwort- lichen ist/ annehmen/ aber sie werden erfahren/ wie der selbst allenthalben gegenwaͤrtige HErꝛ und Koͤnig mit solchen eingeschlichenen statt- haltern wird zu letzte zu frieden seyn. Jnmit- telst moͤget ihr welt-Apostel immerfort das con- tra-spiel mit Christi Aposteln treiben/ aber euch gleichwol nicht einbilden/ daß der Koͤnig der eh- ren nicht werde scharffe und genaue rechenschaft fordern/ darum daß ihr das zeitliche und ewige wehe/ wehe/ um das leibliche sanfft zu forderst gegen den hohen leuten vergessen/ und euch ei- gener vernuͤnfftiger weise nach eingebildet ha- bet/ wañ ihrs nuꝛ in euereꝛ zu predigen bestallten stunde gesaget/ gesaget/ so seyd ihr gnugsam ent- schuldiget/ da ihr doch aus dem buchstabē selber wisset/ daß bey dem wort die that auch muͤsse seyn/ und auff das sagen/ wann keine besserung zu verspuͤhren (wie sie denn fast nirgends nach der aͤhnlichkeit CHristi warzunehmen ist/ ent- weder das ausschliessen oder das ausgehen muͤsse erfolgen/ und daß sie in keinem wege/ schein oder prætext koͤnnen und sollen separir et werden. So beruhet auch eines jeden men- schen Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. schen seelen-gefahr darauff/ wann einer nach dem erlangten gnaͤdigen und lebendigen erkaͤnt- niß GOttes nicht ausgehet/ wann er ermahnet und vermahnet hat/ und die ehebrecherische/ zauberische und diebische art sich nicht aͤndern und GOtt den unergruͤndlichen abgrund der in- nerlichen finsterniß und boßheit bekennen/ und sein hertz ausschuͤtten will/ damit der alles in al- len durch seinen H. Geist wuͤrckende Gott in dem verfinsterten hertzen buß wircken/ und darin in gnaden sich offenbaren moͤge/ wie hievon die H. Schrifft klar gnug zeuget/ wenn nur die na- tuͤrliche vernunfft nebenst dem innerlichen auch das aͤusserliche zeugniß nicht verwuͤrffe. Es ist auch unlaͤugbar/ daß wann der mensch so durch CHristi geist gelehret und erleuchtet ist/ nicht wil ausgehen/ daß er CHristum ent- weder aus furcht/ damit er nicht moͤge mit Chri- sti creutz verfolget werden/ oder aus heucheley/ damit die irrenden in ihrem falschem Christen- thum nicht moͤgen beschuldiget oder beschaͤmet werden/ verleugnet/ welches aber abgoͤtterey- suͤnde ist/ (dann sonsten keiner dem andern was sagen/ sondern nur fuͤr sich hinleben/ und mit furcht und zittern schaffen duͤrffe/ damit er moͤge selig werden/ und seine seele zur beute davon b r ingen/ ob gleich die andern moͤchten zum teuf- fel fahren) aber ihr natur-vernuͤnfftige Schrifftgelehrten/ die ihr einen aͤusserlichen be- ruff so starck erfordert/ wo soll die liebe/ als das einige kennzeichē des lebendigen erkaͤntnis Got- tes bleiben? Soll man sie in erden graben/ das ist/ in sich verschlossen ohn leuchten liegen lassen wann man nicht aus lieb fuͤr schaden warnen/ die irrende erinnern/ und zu rechte brin- gen/ die wiederspenstige anschreyen und ihren greuel fuͤr augen stellen solle? Wo soll die krafft des gnaͤdigen erkaͤntniß GOtes bleiben/ wann man nicht das seinem naͤchsten thun soll und muß/ was man ihm gerne wolte gethan haben/ und GOtt aus gnade und liebe einem erzeiget und bewiesen hat! Wolte der mensch bey dem wahren erkaͤntniß GOttes nur sich lieben/ und nicht durch hassung und verfolgung der eigenen liebe/ auch die abtruͤñigen suchen und druͤbeꝛ lei- den wolte/ was haͤtte er fuͤr eine aͤhnligkeit mit CHristo? Ja warlich/ es haͤtte die eigene liebe/ schon die Goͤttliche liebe vertrieben/ und den menschen durch und durch vergifftet mit dem allergreulichsten abgott der eigenheit/ welcher heute mehr geehret/ und in acht genommen wird als der lebendige GOtt. Wuͤrde auch der mensch nicht eine ursache mit der versto- ckung derer/ so aus unwissenheit in blindheit dahin gehen/ und in eigener natuͤrlicher ver- nunfft gedencken/ es sey alles gar richtig/ loͤb- lich und Goͤttlich/ was sie thun und vorneh- men/ welches denn die rechte haupt-ursache ist/ darum die hochnoͤthige innerliche pruͤffung un- terlassen wird: welche fallstrick des teuffels der tausendeste mensch nicht einmal gewahr wird/ dahero auch die welt so verstockt bleibt/ daß GOtt auch durch straffen und plagen sie nicht zum auffmercken/ warum er sie so schlage/ er- muntern und zu rechter pruͤffung treiben und bringen kan. Es heist ja CHristus das einige le- bendigmachende/ und heil und seligkeit allein wuͤrckende wort/ weil er die rechte krafft GOt- tes die menschen selig zu machen ist/ also in der heiligen schrifft forschen/ daß man in sich gehen und darauff recht pruͤffen solle/ ob er als das leben/ davon die H. Schrifft zeuget/ in und nicht ausser einem sey/ das ist/ ob er in ihme das wort der versoͤhnung/ dadurch sie ans dem tod ins leben versetzet: das rechte Prophe- tische und Apostolische wort so in den Propheten und Aposteln und allen gliedern seines leibes redet und wircket: Und das Koͤnigliche wort/ so da in seiner krafft zer- stoͤret alles/ was sich wider sein innerliches erkaͤntnis und daraus gehends aͤusserliches be- kaͤntnis erhebet/ und sein eigenthum fuͤr suͤn- den bewahret. Weil aber die alten Phariseer so wenig als die heutigen neuen davon nichtswuste noch zu wissen lernen wolten/ so zeugete JEsus recht/ daß seine seligmachende stimm gehoͤret/ Er in ihnen nicht wohnend/ bleibend/ redend oder wuͤrckend waͤre/ sie auch dasselbe von ihm nicht einmahl erwarten wolten/ in der betrieg- lichen und noch verfuͤhrenden meinung/ die Heilige Schrifft waͤre an seiner statt da/ durch die/ und nicht seinen Sohn handelte und rede- te GOTT mit ihnen. Das ist die rechte aus- rottung JESU Christi/ welche alle und jede Schrifft gelehrten und Phariseer aus dem hoͤllischen getrieb befordern/ so Christi innerli- ches ampt aufheben/ und dem buchstaben zu- legen. Jch bitte einen jeden menschen um GOttes willen/ er wolle ablassen/ diesen eini- gen gnadenthron/ so odem in der nasen hat/ auszurotten/ und sich nicht ferners an diesen Eckstein/ so da ist zum einigen meister in dem menschen von GOTT dem himmlischen Va- tet geleget/ zu reiben/ Er wird sonsten fuͤrwahr zeitlich und ewig/ wie den Juͤdischen baumei- stern wiederfahrē ist/ von ihm zerquetschet wer- den. O wie groͤblich wird auch an dem Gebot der liebe geirret/ wenn man die absonderung unterlaͤst/ denn dieselbe so wohl in der abson- derung und abscheidung/ als im lehren/ er- mahnen/ troͤsten/ straffen ihre krafft hat/ welche krafft keine wuͤrckung hat/ wenn einer um des verborgenen innerlichen Abgotts/ (als daß er nicht moͤge aller welt ein schauspiel werden) in einer/ oder bey einer Gemeine/ so nicht rich- tig fuͤr GOTT wandelt/ verbleibet/ und mit derselben heucheley treibet/ so doch darinn die warheit oͤffentlich verworffen/ uñ Christus mit einem ampt verlaͤstert wird. Mein mensch/ es ist unaussprechlich/ wie derteuffel so listig/ soschein- heilig/ so lieblich die eigenheit dem menschen beybringen/ und darinn sich/ als ein rechter Engel des lichtes verstellen kan/ darum in wahrheit niemand so sicher darff dahin ge- hen/ sondern ein jeglicher hat grosse und hohe ursachen GOTT von hertzen zu bitten/ daß er ihm die listige practicken des teuffels wolle zu erkennen geben/ damit er sich fuͤr ihm durch sei- ne Goͤttliche gnade huͤten/ und auf seine fall- stricke nicht tretten moͤge. Jch repeti re es a- bermahl/ daß es unmoͤglich sey und bleibe/ die liste des teuffels zu erkennen/ wie er einen menschen von dem creutzweg Christi und der liebe abschrecket und zuruͤcke haͤlt/ ihn in sei- ner capellen nicht zu molesti ren/ sondern ruh- sam seine wercke in den kindern des unglau- bens treiben zu lassen/ da es GOTT nicht dem menschen entdecket/ der aber es gerne durch CHRISTUM wil thun/ wenn man nicht wiederstrebet. Was will auch der Chri- Lll l 3 sten Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. sten streit/ leben und wandel/ guͤnstiger Leser/ anders/ als den trachen und seinen reichsge- nossen in allem entgegen und zu wieder seyn/ ihm zu entfliehen/ und nichts darauf zu ach- ten/ ob er gleich einen hefftigen stanck (denn mehr kan er doch nicht ausrichten/ als liegen/ laͤstern/ verleumden und nach Gottes willen die boͤse irrdische huͤtte zerstoͤren) hinter den Chri- sten herschiest/ damit er das kleinod der wah- ren Christen nicht besudelt/ wie ers seinen Ca- pell-Christen faͤlschlich einbildet/ und bey denselbē grosses jubilirē/ doch in grosser blindheit druͤber/ wenn er die zunge weidlich zu seiner laͤ- sterungs-geissel brauchet/ erwecket/ daß sie muͤs- sen fuͤr CHristo und seinem heiligen leibe den kopff schuͤtteln/ das pfuy dich ausspeien/ und CHristi Paßion nach der H. Schrifft zeugniß mit seinem leibe erneuren muͤssen/ denn soll ein Christ (wie er denn muß die malzeichen des hauptes an seinem leibe tragen/ dahero denn leicht abzunehꝛnen ist/ daß kein wissen oder hievon zierlich und rhetori sch sagen und schwaͤtzen koͤnnen gnug seyn/ sondern es muß in der that und wahrheit erkuͤllet werden) aͤhnlich werden dem ebenbilde/ so muß er einen Simo- nem agir en/ wie sauer/ schwer/ herbe bitter und unertraͤglich es auch dem alten Adamfuͤrkommt. Dazu aber auch niemand sich aus eigenen kraͤfften bequemen kan/ sondern er muß dazu von dem bezwungen werden/ der den alten Adam weiß recht baͤndig/ geduldig/ gehorsam zu machen/ und das creutz-gebiß in mund zu legen. Sehet/ ihr lieben menschen kinder/ auch nur eure eigene natur an/ so koͤnnet ihr daraus auch eben so wol judicir en/ was in diesem fall zu thun und zu lassen ist. Werden euere leibes-glieder ingesamt inficir et/ so suchet ihr huͤlff wie ihr bloß das hertz bewahren moͤ- get/ als welches im leibe hernacher kan den glie- dern wieder zu huͤlff kommen/ oder daß das hertz nur moͤge erhalten werden/ wenn ja die glieder unheilsam seyn/ so suchet ihr her- tzens-staͤrckung/ und lasset die uͤbrigen glieder gehen nach GOttes willen/ jedoch in mitleiden- der liebe. Wenn das hertz aber empfindet/ daß alles in den neben-gliedern verlohren/ so verbirget sichs gleichsam fuͤr denselben/ damit es nicht moͤge inficir et und ertoͤdtet werden. Ja das hertz gibt endlich selber zu erkennen/ daß es am besten sey/ daß das ungesunde/ unheilsame und schon erstorbene glied nur moͤge abgeschnit- ten und weggeworffen werden. Dahin der Pro- cess, so mit den aussaͤtzigen gehalten ist/ als im bild der natur auff den geistlichen leib CHristi zielet. Es ist freylich unlaͤugbar/ daß es mit dieser absonderung seltsam daher gehe/ denn auch der teuffel (als welcher GOttes affe in al- lem seyn/ uñ noch seine boßheit/ daß eꝛ auch gerne wolle Gott mit seyn/ zuerkennen geben will) auch in der absonderung als ein Engel des lichts sich verstellen/ und durcheine absonderung/ treñung/ spaltung/ zerschneidung anrichtē/ uñ also feind- schafft/ zorn/ haß und andern seinen boßhaffti- gen saamen dabey fein in der menschen hertzen einstreuen kan: Darum ein jeder sich recht zu pruͤfen hat/ was ihn zur ausgehung treibet. Denn es gehen ja viel falsche geister auch aus/ und verfuͤhren viel menschen (wie die boßheit sich schon bey der Apostel zeit erreget/ und we- nig jahre hernach die kirche CHristi zur huren worden ist/ wie Eusebius bezeuget) unter al- lerhand namen/ nach welchen namen als ihres betruͤglichen Apostels die leute sich denn tren- nungs-weise nennen/ und damit kraͤfftiglich bezeugen/ daß ihr thun gantz fleischlich sey/ weil sie mehr auff einen fleischlichen menschen als auff CHristum sehen/ und dessen thun und lehr fuͤr GOTTes thun und lehr/ ohne rechte pruͤfung im geist/ achten/ und also einen men- schen zu ihrem Abgott machen/ nach welchem sie sich dann billig nennen/ weil sie ihn fuͤr ihren Abgott erwehlet haben/ auch ihr hertz an den menschen so hangen/ daß sie auch alle sein thun mit worten und schwerdtern defendir en wol- len/ das ist eigentlich die probe eines Anti- christischen Apostels/ und einer unchristi- schen kirchen/ daß die leute CHRISTUM aus sich verlassen und an seine statt menschen setzen/ so CHristi namen und amt verwalten sollen/ da doch CHristus seinem leibe der eini- ge meister/ der einige lehrer/ der einige name/ die einige krafft/ die einige uͤberwindung/ die rechte pruͤffung der geister/ und in summa alles in al- lem bleibet/ aber in einen mercklichen unter- scheid von den betrieglichen Aposteln/ mit ih- ren rotten/ als bey welchen eitel zorn/ zanck ha- der/ streit ist/ da ist auffruhr und tumult/ da seind schwerter und stangen/ da seind ketten und bande/ da ist verjagung/ verfolgung und toͤd- tung/ wann wider ihr abgoͤttisches Christen- thum und heuchlerischen Gottesdienst etwas geredet und gezeuget wird; denn die leute han- genihren goͤtzen in rauhen maͤnteln so hart und feste an/ daß sie auch aus einem vermeintem eifer zu GOtt ihr leben bey ihrem Gottesdienst auff- zu setzen keine scheu tragen/ unbedacht/ daß ohne CHristo und seinem innerlichen amt kein aͤus- serlicher GOtt-gefaͤlliger dienst seyn koͤnne oder moͤge; darum auch keine gedult nach CHristi form, sondern eine fleischliche rachgierigkeit/ zorn und grim̃ bey dem eigenkraͤfftigen Gottes- dienst ist/ denn weil sich die menschen selber ei- nen solchen Gottesdienst auffgeladen/ und aͤusserliche verordnung gemacht haben/ so soll und muß wider solchen dienst/ welches derab- goͤtterey keñzeichen ist/ niemand was reden oder sagen/ sondern sterben/ der nicht wil mit an- beten/ das ist/ alles fuͤr Goͤttlich und den rechten Gottesdienst halten. Siehe/ so bezaubert/ so verblendet der teuffel dich/ o du menschen kind/ wenn du dein hertz von dem einigen meister ab- wendest und fremden meistern als menschen nacheylest/ so kriegestu solch hertzeleid/ daß du samt deinen Goͤtzen zeitlich und ewig verdirbest/ und doch schwuͤrest/ du dienetest keinem abgott/ sondern dem wahren lebendigen GOtt. Die wahre probe/ so du iñerlich habē kanst/ o mensch/ ist der trieb des H. Geistes/ welchen trieb du an deꝛ reinen liebe Gottes eꝛkeñen kanst/ also daß du gewiß empfindest/ daß dich nichts beweget/ deñ nur bloß die ehre Gottes und des menschlichen geschlechtes heil und bestes ohn allen eigen-nutz/ ehre/ liebe/ und wie die eigenheit sonsten kan und mag sich erheben/ dabey denn auch das kennzei- chen sich befinden muß/ daß der mensch gleich CHristo und seinen heiligen Aposteln auch wolte gerne verbannet seyn/ wenn nur seinem naͤchsten moͤchte gerathen werden/ darinn ist der liebe CHristi eigenkennliches zeichen/ wie die H. Schrifft samt allen maͤrterern zeuget. O mensch/ die eigenheit ist eine gemeine abgoͤt- tin Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. tin in allen staͤnden/ welche aber/ wie schon ge- dacht/ niemand erkennen/ und in sich warneh- men kan/ er werde denn erstlich in ein pur lauter nichtiges kind resolviret, denn in solchem nichti- gem kinde (als wir seyn sollen und seyn muͤssen/) gewinnet Christus eine gestalt/ und machet deñ das nichtige maͤgdlein die seele zu etwas/ wel- ches etwas als das Goͤttliche neue/ darinn die seele GOtt wider erkennet/ doch ein Nicht blei- bet in der seelen/ also daß sie sich des neuen we- sens nicht erhebet/ sondern in der aͤussersten nie- drigkeit oder nichtigkeit verbleibet/ welches/ lieber mensch/ der Schrifft zeugniß nach/ ge- heimnissen seyn. Darum/ onatuͤrlicher mensch/ sey gebeten und zugleich hertzlich gewarnet fuͤr dem fleischlichen urtheil uͤber eines menschen gewissen/ das CHristo in allem und mit al- len die ehr (dem sie allein gebuͤhret) gibt/ da- mit du nicht in das schroͤckliche urtheil des er- schroͤcklichen GOttes fallen moͤgest/ denn das amt des richtrrs ist gar nicht des buchsta- bens/ sondern des Heil. Geistes/ der richtet die welt und straffet sie: Wo aber der sein un- mittelbares amt nichtfuͤhret: wie kan dann ei- ner richten? und wie will sein richten bestehen? Und wie kan er wissen/ was die H. Schrifft er- fodert! Jch wiederhole nochmaln/ daß denje- nigen/ so Weigelian er insgemein genant wer- den/ (welche aber fuͤr dem abgoͤttischen namen/ so wol als einem fleischlichen abgott durch GOttes gnaden wolwerden bewahret werden/ also daß sie in pruͤfung der gaben solten auff menschen fallen/ und einen menschen zum haupt erwehlen) nie ins hertz kommen/ die H. Schrifft/ das rechte wahrhafftige Apostolische predigamt/ die H. Sacramenta/ die H. Ge- meine GOttes zu verachten/ zu verwerffen und gaͤntzlich auffzuheben: Sondern das ist die ei- gentliche meinung/ daß kein aͤusserliches ohne das rechte innerliche/ keine heilsame wissen- schafft oder lehr ohn ein heiliges leben und wan- del/ (denn das ist der rechte Antichristische un- grund/ daß einer heilsam lehrē koͤnte/ ob er nicht selber heilig und gerecht lebet/ dawider doch die H. Schrifft klaͤrlich zeuget/ auch Johann Arndt in seinem Christenthum Lib. I. cap. 38. als ein beschuldigter Weigelian er bestaͤttiget: ehe dieser abgott ausgemustertwerden wird/ ist die Babel gar nicht zu heilen/) und niemand einen Christen ohne CHRISTUS allein machen koͤnne/ denn ein Christ ist eine neue lebendige creatur/ welche ohne CHRISTO dem einigen leben und seinem lebendigmachenden geist nicht wer- den kan: darum wem CHRISTUS von seinem leben oder geist nicht mit- theilet/ der ist und bleibet lebendig todt/ und alle seine wercke mit allem Gottesdienst sind todte unfruchtbare wercke der finster- nis/ so nichts anders als eitel zorn/ ungnade/ straffen und plagen erregen. Wann einer gleich alle H. Schrifft weiß/ und darnach sei- ner vermeinten religion nach auff das aller- schoͤnste reden/ disputir en/ schwatzen und pre- digen kan/ so redet doch nur eine thoͤnende schel- le mit der andern aus dem todten buchstaben/ ja ein todter oder natuͤrlicher mensch will dem andeꝛn vom geist sagen/ den er selber in der krafft und wuͤrckung nicht hat/ so fuͤhret ein blinder den andern/ und verfehlen beyde des rechten we- ges/ so da ist CHristus alles in allen. Olie- ber mensch/ steinerne kirchen/ steinerne Priester/ und eine steinerne gemeine hat keine gemein- schafft mit CHristo/ sondern es muß alles neu inwendig rein sey/ das ihm gefaͤllt. Wolte GOtt/ du moͤchtest/ lieber mensch/ ein Christli- ches hertze sehen koͤnnen/ wie hertzlich gut dassel- be es mit dir meinet/ du wuͤrdest schon anders reden. Siehe CHristum und die Phariseer samt dem Juͤdischen volck an/ und glaube/ daß die- ser Chꝛistus noch in seinem heiligen leibe die liebe ist/ so wird er anfahen das natur-feuer in dir zu daͤmpfen und dich zu seinem gliede zu bereiten. Mein mensch/ es schaͤtze sich keiner selber/ weni- ger ruͤhme er sichs/ daß er das kleinod in voll- kommenheit so gaͤntzlich erlanget/ daß er auch von aller schwachheit befreyet waͤre: nein/ ein solcher mensch waͤre ein ertzluͤgner/ sintemal er wider sein wissen und gewissen zeugen wuͤrde: Sondern ein jeder ruͤhme sich CHristi/ daß er durch ihn gnade erlanget/ alldieweil er ihn auff seinem irꝛwege ergriffen/ und von seinem geist ihm zum neuen leben mitgetheilet habe/ in wel- cher krafft des kindlichen geistes er laufft/ daß er die vollkommenheit erlangen moͤ- ge. Jn welchem neuem lauff des geistes ein je- des glied CHristi/ schmertzlich/ peinlich und uͤber alle maas hoch schaͤdlich noch empfin- det/ die im fleisch sich regende lust und boͤse eigene begierde/ die fuͤr augen schwebende aͤrgerliche welt mit ihren oͤffentlichen suͤnden/ schanden und laster-kram/ samt den feurigen pfeilen des boͤßwichts. Dahero er denselben allen in der krafft des aus CHristo erlangten geistes wiederstrebet/ und gerne wolte helffen/ in und durch CHristi krafft das suͤnden-reich zu zerstoͤren/ die welt durch ein neues leben in CHristo zu uͤberwinden/ und den hoͤllischen loͤ- wen in allen und mit allen abbruch zu thun/ damit dername GOttes nicht moͤge gelaͤstert/ sondern in der rechten heiligung der seelen ge- heiliget/ das reich CHristi nicht gaͤntzlich in dem menschen zerstoͤret/ sondern erhalten/ er- weitert/ und dadurch der aͤusserliche Gottes- dienst dem lebendigen GOtt wieder gefaͤllig ge- macht werden moͤge/ weil der guͤtige GOtt al- so innerlich und aͤusserlich seinen heiligen guten willen haben/ und in dem menschen wieder zu wuͤꝛcken und zu regieren anheben wuͤrde. Wel- chen willen GOttes in sich die glieder des lei- bes CHristi gerne geschehen lassen/ und in kei- nem wider GOttes willen/ CHristi exempel und des H. Geistes regierung zu leben/ sondern GOtt in allem gelassen oder gehorsam zu seyn/ in hertzlichem seufftzen wuͤnschen und bitten. Das ist/ mein lieber mensch/ die meinung und gar keine andere/ darum laß doch den dir ge- machten dunst/ als waͤren die leute aͤrger als der teuffel selbst/ fahren/ und traue doch ohne pruͤfen nicht so leichtlich dem falschen luͤgen- geist: Sondern die ihr nach der schrifft urthei- len und richten wollet/ forschet recht als kinder ohne voꝛgefaste gedancken/ opinion en und eꝛstu- dirte meinungen in der schrifft/ mit innerlicher bitte um dieerleuchtung des H. Geistes/ und kommt darauff/ und last uns mit einander in der liebe und sanfftmuth reden/ so wird sich al- les geben. Denn ein wahrer Christ und ein natuͤrlicher gelehrter mensch koͤnnen sich so we- nig verstehen/ als himmel und erden in einan- der Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. der zu bringen seyn. Warlich mensch/ CHri- stus JEsus der Sohn des hochgelobten GOt- tes ist noch der erste und alte CHristus/ der da kanin dir schaffen/ daß du den willen GOttes thun kanst/ heilig/ gerecht und GOtt gefaͤllig leben und wandeln. Aber mensch/ dein un- glaube/ dein boͤser zweiffel/ so durch den sauer- teig deiner falschen lehrer und betruͤglichen Apo- steln bestaͤtiget wird/ in dem sie fuͤrgeben/ und du es glaubest/ es moͤge oder koͤnne CHristus dein leben so in dir nicht seyn/ und dein amt fuͤh- ren/ wie er fuͤr dem gethan in seinen gliedern: Warlich das ist der rechte verdammliche un- glaubens-riegel/ den du fuͤr deine seele gestossen/ dafuͤr dieser Koͤnig der ehren nicht eingehen kan. Darum thue doch heuteauff die suͤnden-thor uñ unglaubens thuͤr/ das ist/ bekenne und erkenne (denn GOtt erfordert nichts mehr als deine suͤnde/ innerliche noth/ seelen-schlamm/ boß- heit/ eigenheit oder eigenen verderbten willen zu erkennen/ und ihn um errettung/ erloͤsung/ und reinigung anzuruffen/ so will er dich erret- ten und du solt ihn preisen) nur deine boßheit/ heucheley/ abgoͤtterey und Phariseischen sauer- teig/ und laß den Koͤnig der ehren eingehen/ so wirst du in der krafft empfinden/ daß ers noch ist/ der alles wol machen kan? Du wirst/ lieber mensch/ fuͤr das buchstaͤbliche wissen und er- kaͤntniß ein lebendiges empfinden und darauff geistreiches bekaͤntniß thun/ daß er wahrhafftig in dir der rechte wesentliche Hohepriester/ Pro- phet und Koͤnig sey/ und seines geistes krafft dir mittheile nach der ihm gefaͤlligen maaß: Darum ohn diese lebendige empfindung sich niemand was ruͤhmen soll von CHristo/ damit er moͤge bey den menschen angesehen seyn/ und von CHristi bekaͤntniß sein gewerbe haben: Sondern CHristi wahrhafftiges bekaͤntniß so aus dem geist und wahrheit gehet/ beruhet dar- auff bloß allein/ daß in allen/ mit allen/ uñ durch alle Gottes des Vaters wille geschehen/ und sei- ne ehre allein gesuchet werden moͤge. Ach ihr menschen kinder/ sollet ja lieber GOtt von her- tzen loben/ wenn ihr vernehmet/ daß GOTT durch CHristum auch seine wercke in euch ha- ben/ und seinen heiligen willen in der lebendi- gen krafft offenbaren will/ welches er auch thun wird/ wenn ihr nur erstlich euren in- nerlichen greuel erkennen/ und GOTT in dem vernunfft-licht nicht wiederstreben wer- det. Jhr spoͤtter und laͤsterer/ als von wel- chen schon die Apostel gezeuget haben/ daß ihr euch also dem reich Christi wiedersetzen werdet/ euch bitte ich noch einmal zum beschluß dieses puncts/ daß ihr doch erstlich diß/ daß das iñerli- che amt JEsu CHristi und die mittheilung sei- nes geistes auffgehaben/ uñ nun nicht mehr al- so mit CHristi leibe beschaffen sey/ als es son- sten gewesen/ (daraus denn folgen wuͤrde/ daß Christus einen andern leib oder gemeine erweh- let/ in der er nicht selber das haupt/ sondern nur die H. Schrifft solle und muͤsse eine regiererin seyn) mit der H. Schrifft klaͤrlich beweisen/ und hernacher zu laͤftern fortfahren wollet. Daß es in euch so nicht beschaffen/ das beklaget und bereuet schmertzlich/ aber schliesset aus euerer selbst eigenen ausrottung nicht/ daß deßwegen CHristus mit seinem amt aus allen menschen ausgerottet sey. Denn sein verborgener same ist ihm bekannt/ ihr wollet denselben nicht knospen gewinnen/ ausschlagen/ und fruͤchte tragen lassen/ welches ein schreckliches urtheil verursachen wird/ denn ihr werdet mit eueren vernunfft-koͤpffen so an den eckstein stossen/ daß ihr zerschellen werdet. Niemand verlasse sich auff menschen-huͤlffe schutz und beystand/ denn es wird am tage des HErꝛn mit aller menschlicher huͤlff ausseyn. O fallet doch nicht aus einer laͤsterung in die andere und schreyet: Ja sehet und hoͤret/ sie heben auch den stand der Obrigkeit auff/ denn es ist mit wahrheit nicht zu beweisen/ auch keinem in sinn kommen. Denn man gestehet/ daß Obrigkeit eine ord- nung GOttes sey/ und bleibe/ aber ein bild GOttes/ dadurch GOtt sein volck regieret und weidet/ seyn muͤsse/ wenn es eine Christliche Obrigkeit heist/ so in allen worten und wercken den namen von GOttes gnaden beweist; denn wer von GOttes gnade ist/ was er ist/ der muß sich durch GOttes gnade schlechter dinge regie- ren/ leiten und fuͤhren lassen/ und muß der gnade GOttes alles zu GOttes ehren und der unter- thanen/ so sich durch die heilsame gnade GOt- tes wollen zuͤchtigen und regieren lassen/ (denn gegen den boßhafftigen traͤget sie das schwerdt nicht umsonst/ sondern muß es als eine dienerin GOttes seiner gerechtigkeit nach/ aber in kei- nem wege nach eigenem willē/ schneiden lassen) bestes bloß allein anwenden/ in keinem aber ein zorn oder ungnaͤdiges bild erweisen/ denn die- se koͤnnen nimmermehr zusammen seyn/ liebe/ zorn/ geist/ fleisch ꝛc. Aber ihr lieben Herren/ sehet zu/ wie ihrs zu verantworten habet/ daß ihr eine solche trennung gemacht/ und von dem stande der Obrigkeit das Priesterliche amt se- parir et/ abgeschieden/ und|aus einem stande zwey gemacht/ und also eine vermeinte geistli- che und weltliche Babel erbauet habet. Jst das CHristi reichs-form gemaͤß/ daß sie hier Christ- lich und dort weltlich heissen kan und muß? Sein reich ist ja nicht weltlich/ noch von der welt: Warum nennet ihr denn Christi ordnung nach seinem abgesagten feinde? Warum muß es nicht nach CHristi reichs- form allenthal- ben Priester-Koͤniglich und Koͤnig-Priesterlich zugehen? Weil der geist GOttes so wol in der Obrigkeit/ wenn sie sich nach CHristi namen neñet/ als den genañten priestern wuͤrcken soll/ und alles in allen staͤnden seyn muß/ damit die glieder seines heiligen leibes die gaben zu GOt- tes des himmlischen vaters ehren/ und des naͤch- sten besten in einmuͤthigkeit der wahren unge- faͤꝛbten bꝛuͤdeꝛlichen liebe/ ohn eigen nutz und na- tuͤrlichem gutduͤncken moͤchten zusammen tra- gen/ damit also in dem leibe CHristi nach der H. Schrifft zeugniß eine liebreiche/ und keine ei- gene ehr-fleisch-und nutz-suͤchtige regierung seyn moͤge. Derowegen eine jede Obrigkeit auch selber pruͤffen und den inwendigen grund erfor- schen soll und muß/ ob sie nemlich eine rechte reichs-aͤhnlichkeit JEsu CHristi als ihres ober- haups inneꝛlich und aͤusseꝛlich habe? Ob sie in al- len und mit allen/ nach CHristi als des Ober- haupts befehl/ GOttes ehr allein suche? Ob sie lust habe nach dem inwendigen menschen an dem gesetze des HErꝛn/ davon zu reden tag und nacht/ und alles ihr thun in Christ-gebuͤhrli- cher schuldigkeit nach CHristi exempel anstelle/ damit seine liebes-strahlen allenthalben erquick- ilchen leuchten moͤchten? Ob sie alle rathschlaͤge aus Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. aus GOtt durch CHristum den einigen von GOtt geordneten rath/ und also rechter Goͤtt- licher liebe nehme/ oder ob fuͤr CHristo eigen- sinnige vernunfft/ kluge politische koͤpffe (de- ren rath doch eitel finsternis ist und wuͤrcket/ weiler nicht aus dem einigen raths liecht CHri- sto urspruͤnglich entstehet/ daruͤber denn auch endlich alles zu bodē gehet) rathen uñ alles diri- gir en muͤssen? Ob sie in rechter Christlicher un- gefaͤrbter bruͤderlicher liebe die unterthanen als sich selbst lieben/ und in allen deroselben bestes der rechten Christlichen liebe arth nach suchen/ und nicht nur die wolle sammt dem fleisch und marck zum wolleben und eigennutziger berei- chung meinen? Jn summa/ ob sie thun/ was dem HErꝛen aller Herꝛn und dem Koͤnig aller Koͤnige wolgefalle/ weil sie demselben fuͤr alle wortuñ wercke genaue rechenschafft geben/ und den lohn ihrer wercke daruͤber erwarten muͤssen? Wol und aber wol der Obrigkeit/ so sich von dem geiste GOttes/ als ein rechtes lebendiges bild GOttes/ regieren/ leiten und fuͤhren laͤst/ die wird den segen des HErꝛn haben uñ empfinden/ sintemal sie thut/ was GOtt ihrem HErꝛn wol- gefaͤllt. Und denselben der H. Schrifft zeugniß nach auff kindes-kind transferir en. O wol dem lande/ und aber wol dem lande/ darin GOtt durch die glieder seineshertzliebsten soh- nes JEsu in liebe und gnaderegieret/ da muß sich auch der H. Schrifft zeugniß nach friede und gerechtigkeit/ liebe und wahrheit kuͤssen/ und der segen deß HErꝛn alles in allen erfuͤllen. O des edlen standes! O des seligen und gluͤck- seligen standes/ darinn die liebe GOttes flori- ret und sich offenbaret! Billich soll und muß der verflucht seyn/ und bleiben/ so solche heilige liebe ordnung wolte auffheben/ und CHristi Koͤnigliches bild zerstoͤhren. Es wird aber niemand leugnen koͤnnen zuwider der H. Schrifft zeugniß/ daß auch zornige weltliche Obrigkeit sey/ so von GOtt im zorn gegeben wird/ darum daß das volck sich von der liebe CHristi und ihrem haupt JEsu inwendig in ihren hertzen abgewandt und dadurch den innerlichen frieden auffgehaben/ und das eusserliche band der wahren Goͤttlichen liebe in worten und wercken/ durch eigensinnig- keit/ eigennuͤtzigkeit/ vernuͤnfftige verschla- genheit/ raͤncke und fuͤndlein reich zu werden/ wolzu leben undin der boßheit und schalckheit sich uͤber andere zu erheben/ gaͤntzlich getrennet/ also daß an statt der wahrheit luͤgen/ der ge- rechtigkeit ungerechtigkeit/ der liebe schinderey/ der aufrichtigkeit in handel und wandel schein- rechtliche vervortheilung/ und in summa/ an statt eines Christlichen gerechten und heiligen lebens und wandels/ ein rechtes uͤberheydni- sches/ ungerechtes und teuffelisches leben und wesen/ in worten und wercken/ in essen und trin- cken/ in nahrungs-mitteln und aͤusserlichen geberden (darinn der almode teuffel recht fuͤr GOTTes augen stoltzieret/ und den menschen einbildet/ als sey kein GOTT mehr/ der einen greuel haͤtte an solchem hoffaͤrtigem/ ungerech- tem und unchristlichem teuffelslauff und wan- del) zu verspuͤren/ und mit blutigen thraͤnen zu vernehmen ist. Darum denn auch GOtt solchem abtruͤnnigen und meineydigen volck/ solchem boßhafftigem saamen und teuffelskin- dern/ ein bild seines zornigen und feuereyfferi- gen hertzens an der grimmigen unbarmhertzi- gen/ und verzehrenden Obrigkeit fuͤr augen stellet: dabey sie denn billich allerley plagen/ straffen/ beschwerungen/ abgoͤtterey/ wie die gerechten zornspiegel des gerechten Gottes in der Heiligen Schrifft und taͤglicher erfahrung es mit sich fuͤhren/ wie ihre werck und aͤusser- licher Gottesdienst ohn den innern grunde verdienen/ von dem gerechten gerichte Gottes billich leiden/ und denn im zorn so hergehen muß/ was man in befohlener liebe und barm- hertzigkeit-uͤbung nicht thun wollen. Darum/ ihr menschen kinder/ neh met an den aͤusserli- chen bildern ab/ wie ihr mit GOTT stehet und daran seyd; fuͤrwahr nicht in liebe und freundschafft/ wie euch dessen eure Goͤtzen be- reden/ sondern in zorn und feindschafft/ wie ihr dessen bald koͤnnet wahrnehmen/ wenn ihr an- fahet/ heute/ heute Christum und seinen hei- ligen leib/ so da ist die Gemeine der Heiligen/ nach der H. Schrifft zeugnis zu erwegen/ und also mit euch eine comparation anzustellen/ da sichs dann bald finden wird/ ob ihr eine aͤhnlichkeit mit Christo und seinem heiligen leibe/ oder mit dem teuffel und seinen werck- zeugen der Gottlosen boͤsen welt habet. O ihr menschen-kinder/ verstocket doch eure hertzen nicht fuͤr der innerlichen pruͤfung: verstopffet doch eure ohren nicht vor den hertzlichen war- nungen: verhartet doch eure hertzen nicht fuͤr GOTTes zorn-ruthen und ausgereckten armen seines grimmes; sondern lasset euch doch solches zu erweichung der versteinerten hertzen also dienen/ daß ihr fuͤr GOTT kom- men/ und sagen moͤget: Ach HERR / unse- re Koͤnige/ Fuͤrsten/ Priester und wir das gan- tze volck muͤssen uns schaͤmen/ daß wir deinen Sohn Christum JESUM sampt seinem heiligen ampt aus uns ausgerottet/ und den den greuel der verwuͤstung in uns selber an- gerichtet/ und denselben mit dem aͤusserlichen Gottesdienst/ gleich dem Juͤdischen volck be- tuͤnchet/ geschmuͤcket und fuͤr deinen augen be- schoͤnet haben/ darum trifft uns auch der fluch und schwur/ der geschrieben stehet im 3. buch Moysis am 26. und im 5. buch Moysis am 28. Aber/ O HErr JESU / du einiger Gna- den-thron/ aus dem und durch den wir alles muͤssen erlangen/ dadurch des Vaters zorn moͤge gestillet werden/ so jetzo uͤber uns alle brennet. Ach kehre dich doch um dein bitter leiden aus gnaden wieder zu uns/ wuͤrcke du in uns rechtschaffene reue und busse/ daß wir ingesam̃t in allen und mit allen deinem him̃- lischen Vater entgegen gewandelt/ weil wir dich innerlich gecreutziget/ fuͤr einen spott mit deinem heiligen ampt gehalten/ und also dem Heiligen Geist wiederstrebet haben/ dadurch du uns oͤffters hast erinnern/ zuͤchtigen und vermahnen lassen. O du einiger wuͤrcker alles guten/ so du wirst aus gnaden wieder anfahen in uns zu wuͤrcken/ so werden wir uns bekehren/ busse thun/ und gnade bey GOtt und menschen erlangen; denn sonsten ist doch warlich kein mittel im himmel noch auff erden zu finden/ dadurch dein zorn in gnade der unfriede in frieden/ und also alles gottloses wesen in ein Christliches leben verwandelt wer- den koͤnte/ wie wir nun wol mercken. Nun ihr menschen-kinder/ richtet ein rechtes gerichte/ ob A. K. H. Vierter Theil. Mmm m das Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. das heisse den stand der Obrigkeit auffheben/ wenn man nach GOttes willen eine sehnliche und schmertzliche klage fuͤhren muß/ daß es gar nicht in der welt zugehe/ wie es GOtt durch Christum in seinem liebes-reiche gerne haben wolte. Richtet selber/ ihr Muͤntzerische gesellen/ die ihr das schwerdt der Obrigkeit zu erhaltung eures abgoͤttischen Gottesdiensts in die haͤnde geprediget/ und an allem vergossenem blut die schuld zuforderst habet und traget/ Apoc. 16. Matth. 5. 24. Ob ihr nicht eure wercke andern auffbuͤrden wollet? Soll aber das Muͤntzerisch seyn/ wann eineꝛ uͤber den von euch angerichteten verkehrten zustand klaget/ und dabey GOttes gerechtes so sonnenklar in H. Schrifft auch be- schriebenes gerichte andeutet? so seynd Noah/ Loth/ Moyses/ alle Propheten/ ja CHristus selber und alle seine Apostel/ insonderheit die helden GOttes und Jerem. 18. Dan. Esr. im 4. und Johannes in Apoc. ja Muͤnsterisch ge- wesen? oder meinet ihr/ daß der blutduͤrstigen falschen heilande angerichtetes unwesen/ samt eurem verkehrten urtheil/ Gottes gericht hinter- treiben/ und zu keiner erfuͤllung kommen lassen wird/ wie ihr faͤlschlich laͤstert/ und den lohn eurer laͤsterung/ wie er euch in der H. Schrifft fuͤr augen gemahlet/ stehet/ deßwegen zu rechter zeit wol erlangen werdet; Achtet nur nicht GOttes willen fuͤr einen verzug/ er wird euch viel zu eilig treffen. Ach wer ist doch/ der da sa- get/ daß die unterthanen rebellir en/ sich auff- machen und die Obrigkeit vertreiben sollen/ wie laͤsterlich geschrieben und geschrieen wird: Jhr menschen-kinder seyd schuldig/ so wol der boͤ- sen zornigen/ als der guͤtigen liebreichen Obrig- keit zu gehorsamen/ denn ihr leidet/ was eure thaten werth seyn. O du menschen-kind haͤt- testu ein rechtschaffenes hertz in liebe zu GOtt/ so wuͤrde GOtt solches wieder zu dir haben und tragen. Darum O land/ daß du scorpion- stiche und harte schlaͤge der treiber empfindest/ seuffze zu GOtt/ daß er dein zorniges/ das ist/ suͤndhafftiges boͤses hertz verwandeln/ und durch CHristum in dir ein neu hertz schaffen wolle. Siehe/ so wird GOttes hertz und das hertz der Obrigkeitauch veraͤndertwerden; denn GOtt hat es in seinen haͤnden/ und will und kan es bald aͤndern/ wenn er furcht und ehre von euch zu gewarten haͤtte. Er richtet sich nach euch menschen/ seyd ihr fromm/ so ist er auch fromm: Seyd ihr liebreich/ so ist er auch lieb- reich: Seyd ihr barmhertzig und mitleidend/ so ist GOttes vater hertz in gnaden uͤber euch: Lebet ihr boͤß/ lieblos/ ungerecht und verkehrt/ so habt ihr auch solchen GOtt nach seiner ge- rechtigkeit/ Ps. 18. Deut. 28. Es pruͤfe nun wol wer pruͤfen kan/ ob diß eine schrifftmaͤßige mei- nung oder eine teuffels-lehre sey? Ob hier- durch eines einigen menschens schaden/ nach- theil/ verderb und untergang gesuchet werde/ und hernach richte er. Also ists auch ferner da- mit beschaffen/ daß man den krieg in rechter Goͤttlicher form/ wie davon die H. Schrifft zeuget/ wolle auffheben (damit aber der heuti- ge krieg nicht kan comparir et werden/ wie un- schwer aus der H. Schrifft zu erweisenist. Denn Christliche kriege werden schlechter dinges nach GOttes recht und gerichte zu erloͤsung der ar- men und elenden gefuͤhret/ zorn-kriege a- ber zu bestraffung des unglaubens/ unge- rechtigkeit und abfalls von GOTT / damit die leute ihre abgoͤtterey nnd hertzens-boß- heit an den aͤussern bildern moͤgen lernen erkennen; denn wie der mensch inwendig be- schaffen/ also ist GOTT bey ihm in der be- lohnung. O waͤret ihr Maul-Christen keine zornkrieger (als die nach nichts ringen/ lauffen und rennen/ als wie sie moͤgen kriegen das zeitli- che gut/ ehre/ gewalt uñ uͤbermuth) schinder/ raͤu- ber/ pluͤnderer/ ungerechte/ unbarmhertzige und scheußliche thiere fuͤr Gottes angesicht/ wie koͤn- ten eures gleichen uͤber euer haupt herfahren/ das waͤre ja wieder GOTT und die Heilige Schrifft (daß man alle handwercker/ aͤmpter/ ꝛc. wolle aufheben und verbieten. O lieber mensch fahe an dich selber heute recht zu reformi ren in deinem stande/ darinn du nicht nach Chri- sto formi ret oder gestalt lebest/ sondern viel- mehr des teuffels gestalt (es sey nun oͤffentlich oder scheinheilig) præsen tirest/ so darff niemand uͤber deinen vorhergeßenden greuel seufftzen/ klagen und denselben straffen. Niemand bilde ihm ein/ daß ers nicht beduͤrffe sich zu pruͤfen/ oder zu reformi ren; denn eben damit stuͤrtzet er sich in die verdammliche hoffart und sicher- heit/ in meinung/ er stehe so wohl in seinem vermeintem Christenthum oder stande/ daß er auch keines reformi rns und erinnerns beduͤrf- fe; das war des Juͤdischen volcks irrthum bey dem aͤusserem Gottesdienst und der Heiligen Schrifft/ dabey sie doch zu grunde giengen/ welchen irrthum der teuffel wieder erwecket/ also/ daß wir auch dabey ferners gaͤntzlich an leib und seel zu grunde gehen werden/ wo wir uns nicht bald in den innern grund kehren wer- den. O ihr menschenkinder uͤberall/ erkennet es fuͤr ein zeichen der barmhertzigkeit Gottes/ daß er euch straffen/ warnen und erinnern laͤst/ von euren werckē des fleisches/ betrieglichen/ gewiñ- nuͤtzigē haͤndeln/ list/ geitz/ betrug/ wucher/ fuͤnd- lein/ practicken/ scheinrecht/ hoffart/ uͤppigkeit/ stoltziren/ zorn/ feindschaft/ hader/ zancken/ mor- den/ wuͤrgen/ rauben/ pluͤndern/ huren/ bu- ben/ schaͤndieren/ fressen/ sauffen/ uͤber- fluß treiben. So all daraus entstan- den/ daß ihr Christum/ das wort des lebens/ aus euch verlassen/ und aͤusserliche Abgoͤtterey getrieben habet/ abzustehen/ ehe die gnaden- thuͤr wird verschlossen werden. Ein je- der bespiegele sich/ wie oͤffters gedacht/ Christi exempel und der Heiligen Schrifft zeugnis nach/ so wird er bald gewahr werden/ zu wel- chem reich er gehoͤre/ (denn die beyden reiche/ O mensch/ seynd in und nicht ausser dir/ nem- lich Christi und des teuffels/ darum ist nur alles an der pruͤfung/ und gar nicht an viel schwatzen und wissen gelegen) zu verneh- men/ was fuͤr ein reich in dir offenbar/ und fuͤr ein Herr sey/ der dich innerlich regieret/ und dem du aͤusserlich dienest. Aber habe genau acht auf des teuffels heucheley und scheinhei- ligkeit/ darinn er sich als ein licht verstellen kan/ uñ ist doch eitel finsternis/ dazu alle natur- wercke mit gehoͤren/ deñ die natur ist finsternis/ und kan also auch nichts als finsternis wuͤr- cken/ wie Johann Arndt heilsamlich in sei- nem Christenthum cap. 7. lib. 2. andeutet/ und auch in Glossa selbst 1. Cor. 2. bezeuget wird. Also ist summenweise/ lieber Leser/ diß der streit/ der gefuͤhret wird/ daß nemlich ein jeder solle Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. solle von GOTTes Geist/ welchen er durch Christum mittheilet/ so ihn wollen aufneh- men/ sich regieren lassen/ und in krafft des Gei- stes recht/ oder nach der Schrifft zeugnis sein thun und vornehmen stets pruͤfen/ obs Goͤtt- der lich/ welches an der reinen liebe kan erkant werden/ und sein wandel Christo aͤhnlich aus liebe/ und sich der ja nicht laͤnger von der schlan- gen verfuͤhren und bethoͤren lassen/ daß es nicht so seyn koͤnne/ denn diese teuffelische leh- re und meinung der Unschrifftgelehrten und Ertz-Phariseer ist eben die lehre/ so die gantze Heilige Schrifft/ das rechte Apostolische Pre- dig-ampt/ die heiligen Sacramenta verwirfft/ und aus einer Christlichen Gemeine eine teuffelische Gemeine machet/ wie sie leyder of- fenbar also in den wercken fuͤr augen schwe- ben. Diese lehre der falschen Geister zerstoͤret das rechte bild der Obrigkeit/ und hat ein Zorn-bild angerichtet/ und fuͤr die lie- be oder leyden in CHRISTI Reich das schwerd in die haͤnde geprediget. Diese lehre hat aus aller menschen hertzen/ so ihr an- hangen/ Christum JEsum den rechten grund der seligkeit ausgerottet/ und dem teuffel/ dar- aus sie gangen/ die bahn und den weg bereitet zu den menschlichen seelen/ darinne der hoͤllische drache seine wercke so lange her getrieben/ daß sie GOtt nun auch in seinem grimm und zorn an- gestecket/ und die fruͤchte der Religion zum ver- derben und unaussprechlichen jammer und elend die menschen essen und geniessen laͤst. Das ist eben/ ihr menschen-kinder/ die rechte neue teufflische lehre/ so sich schon bey der Apo- stel zeit als eine boßhafftige erreget/ die solchen innerlichen jammer in den menschen gestifftet/ und solch zerstoͤren auff erden angerichtet/ den zorn GOttes/ angestecket/ und die rechte ural- te Religion/ oder die wahre hertzliche GOttes- furcht/ so da ist nach der Schrifft zeugniß/ Christus in und nicht ausseꝛ den menschen durch sein amt/ gaͤntzlich vertilget. So lange nun die- se neue suͤnden-religion also welche Chꝛistum zu einem offentlichen suͤnden-diener gemacht/ bey euch menschen continuir en wird/ so lange wird Gottes zorn zu verderben/ zu zerstoͤren und ver- tilgen/ und alles auff dem erdboden umzukehren nicht nachlassen. Es sey dir solches/ o mensch/ hiermit zuletzt gesagt/ wilt du ferners laͤstern/ so magst du des urtheils des gerechten richters erwarten/ niemand hat lust mit dir zu streiten/ weil du nicht wilt anheben wider deinen anti- christischen innerlichen greuel und aͤusserliches boͤses leben zu streiten/ siehe/ so ists vergeblich in und mit worten gegen dich zu streiten/ denn die finsterniß kan doch das licht nicht begreiffen/ noch ein blinder die farben erkennen/ (wie an- fangs schon beruͤhret ist) wozu dienet denn wort-streit und controversi en treiben/ als daß man will wider CHristi gebott die edle perlen den saͤuen fuͤrwerffen/ die geheimniß GOttes/ so allein den kindern GOttes seyn und bleiben muͤssen/ der welt zu GOttes laͤsterung entde- cken? Es bleibe bey CHristi senten tz: Wer nicht will mit ihm oder in ihm seyn/ der sey wi- der ihn/ und wer nicht will von ihm sammlen/ daß der moͤge zerstreuet/ und seine spreu oder werck mit feuer verbrennet werden. Denn er hat nicht wollen sich von CHristo sammlen/ oder fruchtbar machen lassen zu solchen wercken/ die in ewigkeit bleiben. Die krafft JEsu CHri- sti sey aller deren macht/ so ihn von hertzen su- chen/ meinen uud begehren/ wider alle ver- nunffr und welt-hoͤhen/ so sich wider sein heili- ges erkaͤntniß inwendig in den menschen ent- weder durch offentliche laͤsterung/ oder schein- heilige gestalt/ in zierlichen und praͤchtigen wor- ten erheben/ und befestige seine glieder durch seine krafft/ damit sie ja nicht wancken/ son- dern in ihm ritterlich ringen/ und das sieges- liedlein im geist und wahrheit singen moͤgen: Consumm atum est. Wer aus GOtt geboren ist/ der hoͤret GOttes wort/ CHristum; wer ihn nicht hoͤret/ der ist nicht von GOtt geboren/ wie die H. Schrifft zeuget. Das innerliche heist die thoͤrigte welt un- mittelbar/ und das aͤussere mittelbar. Aber/ lieber mensch/ es ist ein CHristus und ein leib/ und die seynd eins/ und durch und durch ver- mittelt/ darum alles aus dem einigem Mittler kommt/ und alles in dem einigem Mittler blei- bet/ also |daß gar unnoͤthig ist uͤber mittelbar und unmittelbar streiten oder controvertir en dann CHristus ist alles in allen/ und ausser ihm ist nichts/ wie der summari sche Extract aus des von Gott erleuchteten mannes Johann Arnds sel. Christenthum nachricht gibt: Recht und wol zeuget der wahrhafftige zeuge JEsu CHri- sti in dem andern buch des wahren Christen- thums cap. 7. daß ein jeder Christ zweyfach sey/ und sich in ihm befinden zweyerley wieder- waͤrtige menschen/ und also auch zweyerley wiederwaͤrtige reiche mit ihren wiederwaͤrti- gen kraͤfften und eigenschafften/ also daß dar- uͤber billig kein aͤusserlicher wort-streit bey de- nen/ so Christen heissen und seyn wollen/ seyn noch gehoͤret werden solte. Ach liebe menschen waͤre der innerliche streit JESU CHristi so hefftig und starck in euch wider das reich des alten Adams/ fleisches/ finsterniß/ eigenen willens ꝛc. als er aͤusserlich in worten gefuͤhret wird; o was wolten wir fuͤr ein herꝛliches Chri- stenthum haben: aber weil die krafft des inner- lichen stꝛeits in einen aͤusseren veꝛgeblichen wort- streit und schul-gezaͤnck verkehret/ so haben wir ein rechtes verkehrtes Christenthum/ und da- bey einen in dem veꝛzehrenden feuer aus deꝛ liebe und barmhertzigkeit verkehrten Gott und Chri- stum/ als welcher eines willens und sinnes mit dem vateꝛ ist und bleibet ewiglich/ welches wider den subtil en/ Photinischen irꝛgeist heute sehr wol in acht zu nehmen ist. Damit nun ein je- der eines jeden reichs fruͤchte aͤusserlich recht er- kennen/ und darauff zu innerlicher pruͤffung be- wogen werden moͤge: so ist das reich der finsternis in dem menschen/ und ist ei- gentlich der alte Adam/ so da eitel boͤse fruͤchtetraͤget/ und darauff eitel straffe bey GOtt erreget/ boͤse fruͤchte wider GOtt und den naͤchsten. Wider GOtt oͤffentlich/ oder schein-heilig: oͤffent- lich/ durch herꝛschende boͤse luͤste und begierden/ als augenlust/ fleisches-lust und innerliches hoffaͤrtiges leben und wesen: durch unnuͤtze worte/ faule gesch waͤtze/ unerbauliche reden/ un- ziemliche uñ zur zeit-vertreibung dienliche scher- tze/ (wie der welt wahn ist/ samt sey ihr solches von Gott wol zugelassen) possenreissen/ vexieren/ rollen/ auffziehen/ narrentheydungen/ und in A. K. H. Vierter Theil. M m m m 2 summa/ Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. summa/ alle die wort und reden/ da durch Got- tes ehre nicht/ und des naͤchsten erbauung im Christenthum gesuchet und defoͤrdert wird: durch fleischliche wercke/ die alle sein/ so nicht aus CHristo/ sondern aus der natur/ ihrem licht/ verstand/ vernunfft/ und wissenschafft/ entstehen/ und also ehrbare wercke der natur heissen und bleiben/ so aus keinem glauben doch entstehen oder entspringen/ noch also fuͤr GOtt gelten oder bestehen. Scheinheilig/ durch falsche Propheten/ Lehrer/ Pro- fessores, Præceptores, mit allem ihrem betten/ singen/ predigen/ studier en/ prof i tir en/ dis- putir en/ absolvir en/ distribuir en/ fest- und bußtage halten/ und in sum̃a/ allen aͤusserlichen Gottesdienst/ so nicht aus der innerlichen le- bendigen quelle JEsu CHristo urspruͤnglich entstehet. Durch Regenten/ Oberste und Niederste/ so nicht aus der gnade GOt- tes/ so CHristus in ihnen seyn solle und muͤsse/ in liebreicher/ gnadenreicher regierung/ sondern aus eigenem vernuͤnfftigem gutachten und menschlichen rechten/ dabey das Goͤttliche recht uñ wahrheit gar nicht ist/ sonsten sie es von aus- sen zu/ uñ zwaꝛ von Heiden nicht eꝛleꝛnen duͤꝛffen. Durch alle haußstaͤnde/ mit fleischlicher heyrathung/ kinder zeugung/ schaͤtzsam̃lung/ trachtung nach der welt und ihrer wolluͤsten/ mit allem/ was welt ist und heist/ beliebung/ denn wo bey den Christenthum eine einige an- dere als Goͤttliche liebe ist/ so ists eine pur lau- tere abgoͤtterey/ es mag aͤusserlich betuͤnchet wer- den wie es wil. Wider den naͤchsten ins gemein/ durch die verfluchte eigene liebe/ ei- gen-nutzen/ und in summa/ alles was der eigen- heit an und zugehoͤret/ denn die kan und mag keine reine liebe des naͤchsten zulassen: und in- sonderheit durch schein-recht/ als die Got- tesfurcht zum gewerbe/ und den Gottes dienst zur kraͤmerey machen. Jurist en- proceß, cau- tel en und allem ihren wesen/ so nicht aus liebe zu Gott/ sondeꝛn des naͤchstē gut durch das schein- recht an sich zu bringē uñ zu bereiten. Geld cu ren/ kauff-und handelsmanns-fuͤndlein/ uñ veꝛschmitzigkeit/ einen zu belistigen/ zu veꝛvoꝛ- theilen/ uͤbersetzen ꝛc. Augendienst/ unge- treuheit/ ungehorsam/ und alle und jede des teuffels/ der welt und fleisches und vernunfft nuͤcke/ tuͤcke/ list/ stuͤcke/ damit der meister der boßheit seine glieder meisterlich weiß zu erfuͤllen/ und so auszuruͤsten/ daß sie sich sel- ber in ihrer blindheit uͤber seine raͤncke ver- wundern muͤssen/ daß ihnen des teuffels stuͤcke so gluͤcklich angangen seyn; welches aber nicht/ was hier angedeutet ist/ dahin zu ziehen/ daß aller liebe dienst solle aufgehaben/ und der liebe vergeltung solle verboten seyn; nein/ sondern daß ein jeder sich recht pruͤfen moͤge/ ob sein thun wahrhafftig aus der liebe GOttes flies- se/ und alles/ was er thut/ redet und vornimmt/ dahin gehet/ daß GOTT moͤge geehret/ und dem naͤchsten in liebe moͤge geholffen werden. Wann es aus der liebe Christi gehet/ so ist die irrdische welt/ geld/ ehre/ begierde nicht ein ab- halt vom fernern dienst; dann liebe stellet al- les GOttes gericht anheim/ die es belohnet/ und den boͤsen vergilt. Darum muß eine pruͤ- fung bey allen staͤnden seyn/ so sich Christlich nennen; dann sie muͤssen in allem Christi aͤhn- lichkeit haben in der liebe/ sonsten seynds nicht seiner gnaden staͤnde/ wie sich die zornige faͤs- ser einbilden/ und daruͤber mit allem ihren thun und wercken eitel zorn und straffe erregen/ zeit- lich und ewiglich. Zeitlich ins gemein/ als den fluch Gottes uͤber seel und leib: Seele mit ver- finsterung des verstandes/ mit einfuͤhrung ei- nes verdammlichen willens/ und mit ausloͤ- schung des gedaͤchtnis JESU Christi. Uber den leib uñ seine glieder/ daß sie zu des teuf- fels dienst muͤssen bereit seyn: Jnsonderheit aber mit krieg/ pest und hunger innerlich und aͤusserlich/ wie denn alle plagen Gottes hieher gehoͤren/ dadurch GOTT den alten Adam ertoͤdten will/ daß er soll seine boßheit erkennen/ und zu suͤndigen aufhoͤren/ weil es noch gna- den-zeit zur busse oder umkehren ist. Ewi- glich/ ein- oder zweyfachtig: einfachtig uͤuͤer diese/ so das aͤusserliche gezeugnis von GOTT und Christv nicht gehabt/ aber das innerliche nicht wahrgenommen/ daß sie sich dadurch haͤtten also zuͤchtigen lassen/ daß sie Gott von hertzen zu fuͤrchten angefangen/ oder Gott in sich wuͤrcken lassen. Gedoppelt uͤ- ber dieselben/ so nebenst dem innerlichen ge- zeugnis und bund das aͤusserliche gezeugnis und bund gehabt/ und eines mit dem andern verworffen und darzu den leib Christi/ als die Heiligen/ verfolget/ verspottet/ getoͤdtet/ und al- le wunder und zeichen in wind geschlagen ha- ben; hieher gehoͤret alles/ was boͤse ist/ davon die Schrifft und lib. 1. und 2. zeugen/ darauf denn in libro tertio, welches den Schrifft- gelehrten ein dorn und stachel in den augen ist/ angehet/ und ist das reich des lichtes des neuen Adams oder JESU Chri- sti inwendig in den menschen/ und of- fenbaret sich innerlich und aͤusserlich. Jnnerlich/ an und fuͤr sich aus lauter gna- de/ guͤte und barmhertzigkeit/ ohn einiger mensch- licher wercke huͤlffe oder zuthun/ wenn nur der mensch nicht wiederstrebt/ sondern des lichtes krafft/ wirckung/ regierung oder lehrung lei- den und gehorsam seyn will/ so offenbaret sichs anfaͤnglich durch den Geist des Gesetzes/ als welcher in allen menschen durch Christi verdienst streitet oder verhaͤrtet. Das le- bendige Gesetz des geistes streitet wieder die seele und den leib. Wieder die see- le/ mit zuͤchtigung durch die anklagende ge- dancken/ daß der mensch nicht recht handle fuͤr GOTT/ durch beschwerung des gewissens/ so da ist die geistliche traurigkeit oder reue uͤber die erregende luͤste im fleisch/ durch staͤttiges erinnern/ daß der seelen wille nicht schlechter dinge dem willen GOTTes untergeben sey/ und derselbe sie beherrsche; daß der verstand nicht durch Christi verstand wuͤrcke/ noch des geistes krafft im gedaͤchtnis habe/ und also nicht recht beschnitten/ getauffet/ wiedergeboh- ren/ oder in der rechten vollkommenheit sey/ welches der seelen anfechtungen seyn/ dadurch sie recht geniedriget/ gedemuͤthiget/ zerquetschet und zerschlagen wuͤrde. Wieder den leibe/ durch betaͤubung/ creutzigung/ toͤdtung/ gefan- gennehmung aller glieder luͤsten und begierden/ damit er also unter Christi gehorsam durch den stecken dieses rechten treibers gefuͤhret und gebracht werde/ also/ daß seine nuͤcke nicht in geilheit oder oͤffentliche wercke koͤn- nen Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehr und schrifften. nen ausbrechen. Dieses Gesetze ver- haͤrtet/ verstocket/ gibt in einen ver- verkehrten sinn dahin/ verlaͤst/ weichet aus/ wird ein geruch zum zeitlichen und ewigen tod/ denen so es verlaͤstern/ verschmaͤhen/ muthwil- lig wiederstreben/ betruͤben/ in sich creutzigen fuͤr einen spott halten/ und also sich gantz und gar nicht wollen den geist GOttes straffen/ re- gieren und zuͤchtigen lassen. Wann nun im ge- setz-ofen die seele recht gelaͤutert/ probieret/ be- waͤhret und versiegelt ist/ so quillet das liebli- che freuden-oͤl des ewigen Evangelii oder der geist der unaussprechlichen lie- be herfuͤr/ troͤstet zu rechter zeit als ein Hoher- priester die seele/ und spricht: Sey getrost/ dir seynd deine suͤnden vergeben. Erfuͤllet sie als ein Prophet mit himmlischer weißheit/ erkaͤnt- niß/ verstaͤndniß/ offenbahrung oder mitthei- lung seiner gnaden-gaben/ mit versoͤhnung/ vertrettung und vorbitte/ weil die seele noch vie- len schwachheiten in der irꝛdischen huͤtten un- terworffen ist. Beschuͤtzet sie als ein Koͤnig mit errettung aus der geistlichen und leiblichen noth/ alldieweil sie in dem kampff ist und blei- bet/ solange sie in der irꝛdischen huͤtten stehet. Als machet der geist Christi innerlich todt und lebendig/ fuͤhret in die hoͤlle und in himmel/ und wuͤrcket alles in allen in dem innerlichen gna- den-reiche GOttes in und bey den gnaden-kin- dern/ daß sie in der wahrheit sagen und beken- nen muͤssen/ umsonst ohne mein zu thun habe ichs empfangen/ darum will ich es umsonst gerne wieder mittheilen/ das ist die rechte schule und Universit aͤt CHristi/ da er selber profitir et und welche zubereitet/ zu Aposteln/ Propheten/ Lehrern/ Regierern/ ꝛc. Wer nicht in dieser schule erzogen/ sondern von aussen zu gelehret/ und durch menschen zu einem mei- ster gemachet ist/ der ist ein miedling und kennet CHristi stimme nicht/ sondern verfolget diesel- be vielmehr. Aeusserlich offenbaret sich nun auch das reich CHristi durch die in- nerliche krafft/ so er in seinem leibe austheilet/ uñ sie davon zu zeugen treibet/ zu Priestern und Bischoffen/ zu Aeltesten oder Regenten; zu Priestern/ als den gantzen leib und gemei- ne der Heiligen/ als durch seinen geist vereinigte glieder/ so im bande der liebe sich tragen/ auff- nehmen/ dadurch das gesetz erfuͤllen/ und un- ter sich in geistlicher freyheit ohne menschen-sa- tzungen und gebot leben. Zu Bischoffen/ so durch hoͤhere gaben ausgeruͤstet werden/ an- dern mitzutheilen/ und sie auffzumunterndurch lehr und leben in CHristo gleichfoͤrmiger aͤhn- ligkeit/ denn lehr und leben muͤssen gleich seyn/ oder es ist beedes falsch. Zu Ael- testen oder Regierern in liebe/ gnade und barmhertzigkeit/ oder bestraffung/ nach dem geist des gerichts rache und straffe/ dann wie der geist CHristi die leute im A. Testament gefuͤh- ret und getrieben hat/ so ist er noch unveraͤn- dert/ darum sich niemand an dem geist des ge- richts stossen oder aͤrgern muß. Eine treuhertzige vermahnung an die zancksuͤchtige Disputant en/ so et- wa bey lesung dieses durch die galle zu auskoͤchlung eines verkehrten urtheils entzuͤndet werden moͤgen. Lieber mensch/ der du alles auff deine fleisch- liche Disputir- sucht stellest/ und damit die wahrheit zu unterdrucken dir vom teuffel in scheinheiliger gestalt laͤssest einbilden; beden- cke doch erstlich/ daß alle disputir- kunst aus dem teuffel ihren ursprung gewonnen/ und in Adam ein gefuͤhret worden/ dadurch sie in allen seinen natuͤꝛlichen vernuͤnfftigen kindern propa- gir et/ uñ als ein natuꝛ-licht sich dem ewigen licht opponir et habe/ uñ daß du dahero schuldig bist wider dich/ deine vernunfft/ deinē willen/ deinen verstand/ deine wissenschafft/ und alles was na- tuͤrlich ist/ also lange erst zu disputir en/ ha- dern und zu streiten/ biß du dich gar zu einem kinde/ narren/ thoren und nichtigen/ elenden/ wuͤrmlein darnieder fuͤr GOTTes angesicht disputi rest/ so da liegt in seiner finsternis/ noth und seelen-tod/ und in der allertieffsten miß- faͤlligkeit alles seines thuns/ weil es nur greuel und scheuel fuͤr GOTT ist/ biß es von GOtt in gnaden angesehen/ aufgerichtet oder erneuet wird. O lieber mensch/ es ist ja gar nicht so bald geuͤbet als gesaget/ sich selber verlaͤug- nen/ alles/ was natur und creatur ist/ verlassen/ sich hassen/ sein lebē zu verlieren suchen/ das heil- same creutz Christi innerlich und aͤusserlich aufnehmen/ und damit wieder die vernunfft/ als ein narr/ esel/ thier und phantaste/ Christo nachfolgen. Pruͤfe dich/ lieber Disputan t/ ob du dich zu ehren oder von ehren wilt disputi- ren/ von eigener liebe zu haß und spott/ von ei- genem nutz und gewinn zum gemeinen diener und fußwascher/ und ob all dein thun dahin gerichtet/ daß du in dir und fuͤr der welt wilt zu schanden werden/ damit Christus allein al- les in allem dir seyn und bleiben moͤge/ wenn du diß recht in der wahrheit hast durch- und ausge disputi ret/ so kom̃/ und laß uns mit furcht und zittern vom glauben und allen seinen ei- genschafften disputi ren/ oder die gaben des glaubens unter einander conferi ren/ denn du wirst nicht aus einer wissenschafft/ sondern aus der lebendigen erfahrung oder geist oder wahrheit zeugen/ und recht erkennen und beken- nen/ wie das reich der finsternis im eigenen willen in dir scheinheilig gewesen/ und wie das reich GOTTes aus lauter gnade und barm- hertzigkeit (damit sich kein fleisch oder natur etwas ruͤhmen moͤge) sich in dir offenbaret/ das reich der finsternis in einen schweren an- fechtungs-kampff zerstoͤret/ und dich also zu einem rechten und echten lichtskind/ Doctore Theologiæ, Juris \& Medicinæ gemacht. Dann wenn Christus anhebet in dir zu profiti ren/ so wirstu ein rechter Gottesgelahrter; dahin Jo- hann Arndt im 3. buch zielet/ welches buch darum den natuͤrlichen Schrifftgelehrten ein brand im hertzen/ und dorn in den augen ist/ darum sie es gerne verwuͤrffen/ wenn sie sich fuͤr dem volcke nicht fuͤrchteten. Wenn die Sonne der gerechtigkeit in dir aufgehet/ so verschwindet das nebel- oder naturrecht/ und decidi ret alles die gerechtigkeit/ so fuͤr GOtt gilt/ welche bey denen/ so sich Christen nen- nen/ allein flori ren und herrschen solte; O wie wuͤrden die Heydnische Process e denn zerstaͤu- ben/ und in liebe/ glauben und gerechtigkeit ei- ner mit dem andern Proceß fuͤhren/ da- mit er einen jeden durch wohlthun uͤberwin- den moͤge. O wie wuͤrde der himmlische Me- dicus nach der seelen- cur so herrlich die natur segnen/ und alles wol machen/ und also uͤberall M m m m 3 bewei- Th. IV. Sect. III. Num. XII. Pantel Trappens lehre und schrifften. beweisen/ daß er derselbe sey/ der alles in allem wohl kan ausrichten. Jmmittelst bleibet dem alten Adam sein joch/ als lesen/ studi ren/ ar- beiten/ \&c. auf dem halse als eine suͤnden-straf- fe/ und gar nicht als ein mittel/ als koͤnte er dadurch was auswuͤrcken/ schaffen und ver- richten/ so fuͤr GOTT bestuͤnde/ nem; dann hierdurch wird es Christo entzogen/ und dem aͤusserlichen menschen zugeleget/ welches die eigentliche abgoͤtterey-suͤnde ist/ darum bey dem alten adamischen wissen das aufblaͤhen/ geistlicher stoltz und hoffaͤrtiger Lucife r sich im hertzen befindet/ ob gleich liebe/ liebe auf der zungen schwebet/ und eine selbst-erwachsene demuth sich an tag gibt. Lieber mensch/ be- triege dich selber nicht; denn GOTT weiß doch besser den abgrund deiner boßheit als du/ derowegen laß dich die wahrheit zu keinem zorn/ sondern zur rechten pruͤfung bewegen/ so wirstu wohl befinden/ wie es in dir beschaffen ist. Lieber mensch/ der alte Adam muß mit aller seiner kunst und wissen Christo zugefuͤh- ret werden/ daß er alles moͤge regieren/ und der alte Adam sich in leidentlicher weise von Chri- sti Geist moͤge treiben/ leiten und fuͤhren lassen/ sonsten ist alles verkehret/ du magsts auch schmuͤcken/ wie du wilt. So gleich- wohl noch jemand ist/ der lust wieder seiner Seelen heyl/ leben und seligkeit/ so in der wesentlichen einwohnung oder ver- einigung beruhet/ zu disputi ren hat/ der resol- vi re erstlich nachstehende fragen: 1. Ob der geistliche Eyestand ohne wesent- liche vereinigung seyn koͤnne/ und wie er ausser der vereinigung koͤnne ein Ehestand seyn/ dar- inn zwey eins werden. 2. Ob der Goͤttliche same (so ein lebendig- machender same ist) bey dem ehestand ohne vereinigung seyn koͤnne/ und was des samens krafft ausser der vereinigung seyn solle? 3. Ob etwas koͤnne aus dem geist geboren werden ohne geistliche vereinigung/ und wie das geborne ohne wesen koͤnne geistlich genannt werden/ davon Johann Arnd l. 9. c. 5. seines Christenthums/ daß aus GOtt geboren wer- den kein schatten-wesen sey ꝛc. zeuget. 4. Ob eine neue creatur ohne wesen seyn oder genannt werden koͤnne/ und die Imputatio ex- terna eine solche creatur bereiten koͤnne? 5. Ob ein haupt ohne vereinigung bey dem leibe eben so wol per imputationem als com- municationem seyn koͤnne? 6. Ob ein neu leben ohn wesen seyn koͤnne? 7. Ob in CHristo etwas anders als wesen/ und also etwas anders als wesen koͤnne dem menschen mitgetheilet werden. 8. Weil nun dem menschen von CHri- sto was mitgetheilet wird/ wie die H. Schrifft zeuget/ obs etwas anders als ein wesen seyn koͤnne. 9. Da es keine wesentliche mittheilung ist/ woher dann die glaͤubige kinder GOttes koͤn- nen genennet werden/ da sie nicht aus Goͤttli- chem samen gezeuget/ sondern nur durch eine imputation entstehen soll? 10. Da es kein wesen/ sondern eine einbil- dung oder zurechnung ist/ wie dann die Heil. Schrifft zu verstehen sey/ so da zeuget/ daß die kinder GOttes/ aus GOtt/ aus seinem leben- digen wort/ aus dem H. Geist geboren/ der Goͤttlichen natur theilhafftig/ mit GOtt ein geist/ und mit CHristo eins werden/ ꝛc. Wel- che erklaͤꝛung aber aus keiner menschlichen glos- s en muß genommen/ sondern dem grunde der wahrheit gemaͤß gefuͤhret werden. 11. So das neue leben kein wesen/ sondern eine imputatio, wie es denn kan das alte wesen toͤdten/ herꝛschen/ regieren/ und solche fruͤchte tragen/ so in ewigkeit bleiben? 12. Woher der himmel (so gar nicht von dem elementarischen/ vergaͤnglichen/ sondern dem Goͤttlichen himmel zu verstehen ist) unse- re mutter/ wie auch die erde unsere mutter ge- nannt werde? 13. So CHristus nicht in den seinigen we- sentlich wohnet/ und von seinem wesen mit- theilet/ wie dann die H. Schrifft zuverstehen/ so von der wesentlichen mittheilung seines gei- stes/ fleisches und bluts redet/ und von seinem empfindlichem amt im versoͤhnen/ lehren/ und regieren zeuget/ der wahrheit nach zu verstehen? 14. Soll es kein wesen/ sondern ein glaube seyn/ ob nicht der glaube eine wesentliche krafft oder substan tz/ wie Johann Arnd alleg. loc. zeuget/ sey/ dadurch die seele alles in allen von GOtt erlanget/ so gar/ daß die schrifft auch alle eigenschafften und wercke CHristi dem mitge- theilten wesentlichen glauben zuleget? 15. So CHristus dem wesen nach in dem gesegnetem brod seyn soll/ warum er dann nicht in seinem eigenthum als der menschlichen seele substantialiter oder wesentlich seyn solle? 16. Ob nicht die spiritualis inhabitatio, wie sie von etlichen genannt wird/ eine we- sentliche einwohnung sey? 17. Da es keine wesentliche einwohnung sey/ sie heisse nun in der seelen spiritualis, und im Abendmahl sacramentalis, warumb man dann mit den Reformir ten einen so heff- tigen streit fuͤhret/ als welche alles geistlich und nicht wesentlich (welches doch dem grunde der wahrheit nach eins ist) haben wollen? 18. Ob nicht/ wie GOTT in Christo/ al- so Christus in den seinigen wohne? Jhr sa- get/ Christus wohne per hypostasin im fleisch/ aber in den glaͤubigen durch den glauben/ wel- cher glaube doch hypostasis ist/ Hebr. 11. at- testante Johann. Arnd. Es ist ein elend ding/ daß die verfinsterte vernunfft sich in Goͤttli- che sachen mischet/ und verblendet schleust/ daß sonsten so viel Christi wuͤrden als Christen seyn; gerade/ als wann diese thorheit schon in Heiliger Schrifft nicht gnugsam entdecket waͤre/ indem sie zeuget/ aber geheimnis-weise/ welches die Schrifftgelehrte wohl zu mercken haben/ daß Christus und seine Gemeine eins seyn/ durch den geist vereiniget. 19. Ob nicht die wesentliche einwohnung in den glaͤubigen/ gleich wie die Goͤttliche in Christo damit gnugsam bestaͤttiget wird/ daß gleich wie Christus nichts gethan/ gewuͤrcket/ gelehret/ geredet/ und verrichtet hat ohne den trieb des Vaters/ daß also auch die seinigen nichts thun/ reden und verrichten/ als was Christus innerlich in ihnen wuͤrcket? 20. Ob nicht die verlaͤugnung der wesent- lichen einwohnung/ die eigentliche ausrottung JESU Christi sey/ dadurch das reich des Anti-Christen (darinn man ausgibt/ Chri- stus sey aͤusserlich in der steinern kirche/ in der kam- Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Johann. Angelii Werdenhag. schrifften. kammer/ in der wuͤsten/ das ist/ bey den verwuͤ- stern des innerlichen grundes zu suchen) in den armen seelen/ (in welchen doch Christus in ipso conceptionis momento gegenwaͤrtig ist) ein- gefuͤhret/ und eben damit der grund der se- ligkeit verworffen worden/ dahin Joh. Arndt im 3. buch klaͤrlich weiset? 21. Ob nicht alles in allem/ was zur selig- keit noͤtig/ in Christo verfasset/ und wesentlich aus Christo in die seele fliessen/ oder ihr mitge- theilet werden muß/ es heisse glaube/ liebe/ hoff- nung/ gerechtigkeit/ heiligkeit/ weißheit/ erkaͤnt- nis/ offenbarung/ \&c. Denn diese fruͤchte des Geistes Christi koͤnnen so wenig vergehen/ als der Geist vergehet/ darum man den wort- streit wohl moͤchte fahren lassen/ weil doch der natuͤrliche mensch/ dem alle vergaͤngliche wort zugehoͤren/ nichts von dem/ was des geistes oder wesens ist/ verstehet/ sondern ihm eine thorheit ist und bleibet/ wie die erfahrung solches auch augenscheinlich in den wortzaͤn- ckern bestaͤttiget. 22. Ob nicht alles in allem/ davon die H. Schrifft zeuget/ und ein jeder mensch in sich boͤß und suͤndhafftig befindet/ des alten Ada- mischen Anti-Christischen menschens wesen und thun sey; und hingegen alles in allem/ was gut ist und heist/ Christi ist/ wie Johann. Arndt lib. 2. cap. 7. in seinem Christenthum bezeuget/ und die gantze Heilige Schrifft kuͤrtz- lich in zwey worten fasset/ nach der Heiligen Schrifft zeugnis/ und also das rechte erkaͤnt- nis darinn beruhet/ daß der mensch in sich durch Christi krafft des alten Adams wesen/ es heisse nun/ wie es wolle/ gedaͤmpffet/ und die wercke Christi zur ehre GOTTes/ und des naͤchsten nutzen empfindet/ das ist/ Christo ge- horsam und unterthaͤnig wird/ darum keines Heydnischen perori rens/ sondern nur einen je- den zur innerlichen pruͤfung zu treiben von noͤthen ist/ dann ein jeder text zeuget von Got- tes und des teuffels werck/ darum soll und muß der mensch sich erforschen/ welche wercke er in ihm empfindet und beliebet/ dann dessen knecht ist er/ welche Theologiam niemand von Ho- hen Schulen holen/ sondern nur seinen inwen- digen grund erforschen darff/ wer darinn pro- fiti ret/ und wem er zuhoͤret oder wercke thut/ dahin Johannes in seiner ersten Epistel cap. 3. kuͤrtzlich weiset. Wer Christo will die ehre ge- ben/ denselben wird er erfuͤllen mit allen fruͤch- ten der gerechtigkeit; wer aber ihm selber klug gnug ist/ der mag sein urtheil erwarten. Ende. NUM. XIII . Daß uͤber das kleine buͤchlein Joh. Angelii Werdenhagen s/ so er unter dem namen Angeli Mariani geschrieben mit dem titel: Offene hertzens-Pforte oder getreue einleitung zu dem wahren Reich CHristi; viel beschuldigungen derer Lutherischen Prediger an tag gekommen: ist aus ihren schrifften gnugsam bekandt. Und dieses mag einen begierig machen die worte des scriben ten selber zu lesen/ welche denn hiemit vor augen ge- leget werden/ so weit er nehmlich von der Secti rerey der Clerisey/ und der allgemeinen er- loͤsung/ erleuchtung und heꝛwiederbringung al- ler menschen handelt/ in dem IIX. und folgen- den capiteln. Angelus Marianus vom ewigen Evan- gelio/ und denen spaltungen und Sect en/ ꝛc. Weil nun leider! der leib der Christen biß- hero in sich selbst uneins ist/ zertrennet und wol gar zerrissen/ und eitel neid/ zanck und uneinig- keit unter ihnen ist/ also schrecklich zwar/ daß auch ein glied das ander anfeindet/ verstoͤret und toͤdtet/ und also hieruͤber das rechte wahre Chri- stenthum gantz unteꝛgehet/ und CHristus selbst/ nach Dan. c. 9. v. 26. Danielis weissagung/ scheinet aus- gerottet|zu seyn/ und also CHristus den rechten glauben nicht findet auff erden; Luc. c. 18. v. 8. so ist of- fenbar/ daß sie freylich alle wieder muͤssen zu ei- nem sinne kommen/ ehe Gott die erde mit bann schlage Malach. c. 4. v. 5. 6. und sie alle zugleich verderbe. Sol- che general und algemeine bekehrung aber nun wil nicht geschehen durch fleischlichen/ mensch- lichen buchstaͤbischen sinn/ sondern durch den sinn des geistes GOttes/ Joel. c. 2. v. 28. 32. welcher nicht ist Paulisch/ Kephisch oder Apollisch nach der Corinther meinung und eigen gutduͤnckel/ auch nicht nach buchstaͤbischer Christen mei- nung und eigensinnigkeit/ sondern der sinn Pauli/ Petri |und Apollinis ist des gei- stes sinn/ von deme sie denselben empfangen haben; ob aber nun Paulus pflantzet/ Apollo begeusset/ und Petrus pfleget und reiniget Act. c. 20. v. 29. 30. so sind sie darum nicht getrennet/ obschon unterschieden. Jst nun der sinn der Sect en auch des geistes/ und haben sie denselben vom geist empfangen/ so ist es recht und gut/ und seynd des geistes diener. Ob aber nun einer mehr gearbeitet hat/ als der andere/ und einer das Christenthum unter den Heiden gepflantzet/ der andere begossen/ der drit- te|gereiniget/ so moͤgen sie darum einander nicht hassen/ vielweniger ihren juͤngern befehlen/ ein- ander todt zu schlagen/ oder ob hier und da/ ja auch gleich mehrern theils falsche Apostel mit unter seyn/ und also viel woͤlffe unter den schaf- fen/ 1. Cor. c. 3. v. 5. 7. Act. c. 20. v. 29. 30. ist darum nicht das gantze Apostel-amt oder die gantze herde zu verwerffen/ sondern es bleibet vielmehr die gemeine GOttes unter allerley volck/ unter allerley aͤmtern/ und auch unter allerley staͤnden/ bey diesem siegel an ihren gliedern/ nemlich: Der HErꝛ kennet die seinen/ und sonst niemand. Joh. c. 10. v. 14. 2. Tim. c. 2. v. 19. Und ist diß das wahre kennzeichen eines Christen/ nemlich lieben von reinem hertzen/ gu- tem gewissen/ und ungefaͤrbtem glauben: 1. Tim. c. 1. v. 45. und allerley volck/ das GOtt fuͤrchtet und recht thut/ das ist ihm angenehm/ Act. c. 10. v. 35. und in summa/ diß ist der allerkoͤstlichste weg zur se- ligkeit/ nemlich die liebe/ diese ist das groͤsseste fuͤr allen. 1. Cor. c. 13. v. 13. Wie soll nun der zerrissene leib der Christen wieder heil und gantz gesund und se- lig werden? fuͤrwahr anders nicht dann durch die liebe. 1. Pet. c. 4. v. 8. Apocal. c. 2. v. 5. Hier muͤssen alle gelehrte un- ter allerley Secten ihre grosse weißheit/ kunst und verstand verwerffen/ umkehren/ und wie die kin- der werden/ und die liebe ergreiffen/ sonst wer- den sie nimmermehr eins werden/ noch in das himmel- Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Joh. Angel. Werdenhag. schrifft. himmelreich eingehen/ und ewig selig werden; Matth. c. 18. v. 3. Marc. c. 10. v. 15. darum spricht die schrifft/ wo ist der ver- stand der verstaͤndigen? wo seind die schrifft- gelehrten? die klugen und weisen? hat sie GOtt nicht alle verworffen/ und zu schanden gemacht und umbracht in ihrer weißheit? 1. Cor. c. 1. v. 20. freylich also; darum wehe denen/ die einen hauffen glaubens-articul machen/ und gehen fuͤr dem gericht und liebe GOttes furuͤber/ Luc. 11. v. 42. Waͤren wir klug/ so wuͤsten wir auch/ daß nicht mehr denn nur ein articul des glau- bens/ das ist nur ein gebot des glaubens ist/ Joh. c. 15. v. 12. Rom. c. 13. v. 10. 1. Joh. c. 4. v. 7. das wir lernen bekennen und beweisen solten/ nemlich die liebe/ und zwar gegen GOtt und alle menschen/ auch gegen die feinde/ diß ist ein solcher articul, den alle menschen glauben koͤn- nen/ fassen und verstehen/ sie heissen Heiden/ Tuͤrcken/ Juden oder Christen/ es seyen kinder/ junge oder alte/ mann und weib/ und was nur einen vernuͤnfftigen siñ hat; uñ zwar kan ihn ein jeglicher mensch gar leichte/ bey sich selbst in sei i nem eigenẽ gewissen uñ hertzen erkennē/ uñ darff demselben nicht widersprechen/ kan auch nicht/ in diesem wird auch das gantze/ gesetz/ ja alle ge- setz gebot und Evangelium begriffen. Matth. c. 7. v. 12. Ibid. c. 22. v. 35. 40. Diß heist und ist das ewige Evangelium/ welches verkuͤndiget werden wird und soll/ denen die auff erden sitzen und wohnen/ Apocal. c. 14. v. 6. nemlich al- len Heiden/ geschlechten/ sprachen und voͤlckern/ dadurch werden auch in kurtzen alle Heiden/ Juden/ Tuͤrcken/ und Unchristen zu GOtt be- kehret werden/ darum ist dieser einige articul freylich uͤber alle andere/ so von menschlichem sinn und eigenduͤncken gemacht/ und der aller- fuͤrnemste/ ja der erste und letzte/ und der einige. Er ist uͤber allen glauben/ weissagung/ geheim- niß und erkaͤntniß/ ja uͤber alle guͤter uñ uͤber alle menschliche und Engelische zungen/ 1. Cor. c. 13. v. 1. 2. und hat einē festen grund uñ wahrheit/ daß er von keinem einigen menschē getadelt/ viel weniger gerichtet noch verworffen werden/ und ein solch bestaͤnd- niß/ daß er in ewigkeit nicht aufhoͤren wird/ al- ler glaube/ hoffnung/ weissagung/ sprachen/ er- kaͤntniß/ ꝛc. Ibid. v. 8. 13. hoͤren auff/ aber dieser einige ar- ticulsaller wahren Christen wird nimmermehr auffhoͤren/ in ewigkeit nicht. Diß ist nun un- ser ewig Evangelium/ 1. Joh. c. 4. v. 11. welches wir ver- kuͤndigen; diß ist unser gesetz und Evangelium/ welches wir empfangen haben; diß ist unser glaube/ unsere weissagung/ unscre weißheit/ er- kaͤntniß und unser geheimniß/ ja diß ist der allerkoͤstlichste weg zur seligkeit/ 1. Cor. c. 12. v. 31. welcher nun einmahl allen menschen wird gezeiget wer- den im Evangelio vom reich Gottes/ das da ge- prediget weꝛdē wird in deꝛgantzen welt zu einem zeugniß uͤber alle voͤlcker/ und darauff wird als- dañ das ende kommen/ Matth. 24. v. 14. Diß ist nunendlich unseꝛe einige wahre seligmachēde religion/ glaube und bekaͤntniß fuͤr Gott/ allen auserwehlten engeln und menschen/ nach dem wir nemlich kinder seynd/ kinder GOttes und mitkinder des eingebornen Sohnes Gottes/ 1. Cor. c. 3. v. 21. 23. uñ kinder des geistes: Unser ruhm ist nicht Pau- lisch/ Cephisch/ Apollisch; Ibid. v. 18. 19. meine kinder/ sind wir nicht grosse leuthe/ thoren fuͤr der welt/ Matth. c. 18. v. 2. 4. Marc. c. 10. v. 13-15. Matth. c. 11. v. 25. unweise/ unmuͤndige/ nicht weise/ hochgelehrte meister und rabbi; und solchen ist die verheissung geschehen/ nicht den klugen/ weisen und schrifftgelehrten dieser welt; nein/ denen ist es verborgen/ den unmuͤndigen aber ist es offenbaret/ wer beydes der Vater und der Sohn sey: ihr menschlich gelehrten unter allen sect en/ ihr kennet CHristum nicht/ Johann. c. 7. v. 20. 28. 29. c. 8. v. 19. c. 17. v. 25. 1. Joh. c. 3. v. 1. ibid. c. 4. v. 7. 8. dann ihr kennet die liebe nicht/ und der ihn lieb hat/ demselben wird und wil er sich offenba- ren: Joh. c. 14. v. 21. darum wer sich duͤncket weise seyn unter euch allen/ der kehre mit uns um und wer- de wie ein narr in dieser welt/ 1. Cor. c. 3. v. 18. so wird er weise werden; wir muͤssen alle umkehren und kinder werden/ sonst wird das Reich GOttes nicht in uns kommen/ Matt. c. 18. v. 3. und wir auch nicht hinein in dafselbe; ihr moͤget niemand bekehren zu CHristo/ es sey dann/ daß ihr zu vor selbst um- kehret und werdet wie die kinder; Luc. c. 6. v. 39. vom nie- drigen muͤssen wir anfangen/ und nicht vom ho- hen/ sonst fallen wir. Darum das niedrige ist es/ auff welches der HErꝛ siehet im himmel und auff erden. Ps. 113. v. 5. 6. Ps. 13. v. 6. Derowegen lasset uns selbst erniedrigen in uns selbst/ und demuͤthigen unter die gewaltige hand GOttes/ auff daß er uns erhoͤhe zu seiner zeit/ 1. Pet. c. 5. v. 6. das andere alles wollen wir ihm befehlen/ er wirds wol machen. Der offenen Hertzens-Pforte. CAP. IX . Worin die wahre bekehrung des men- schen stehe/ und wie dazu zu gelan- gen. Was wollen wir nun weiter sagen/ lieben bruͤder im HErꝛn/ weil eine grosse veraͤnderung vorhanden ist/ kan auch einige seele allhie et- was hoffen? Nein; dann es ist fleischlich und menschlich/ und nicht des geistes sinn/ und von GOtt darum nicht erkannt. Wie dann? Was menschliches sinnes ist/ muß in sich zerfal- len/ dann es ist nicht deß geistes sinn/ auch ists nicht der sinn CHristi/ Paulisch/ Cephisch/ oder Apollisch seyn/ sondern Goͤttlich seyn/ das ist/ beydes des geistes CHristi und auch seiner Apostel siñ/ von welchem die Apostel zeugen uñ sagen/ wir haben CHristi sinn? 1. Cor. c. 2. v. 16. Was ist nun solches vor einsinn. Kindlich zu reden ist es eintraͤchtig seyn in der liebe/ 1. Pet. c. 4. v. 1. 12. Phil. c. 2. v. 2. 8. eines sin- nes im erkaͤntniß/ und eines geistes in CHri- sto. Was ist nun unser glaube und meinung von diesem sinn? Dieser nemlich/ daß wir alle werden Christen werden/ es sey Heid Tuͤrck/ oder Jud/ es sey ein menschlicher sinn wie er wolle/ so sollen wir alle zu GOtt bekeh- ret/ eine heerde und ein hirte werden; Joh. c. 10. v. 16. so muͤssen alle diese aberglaubische/ abgoͤttische/ und Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Joh. Angel. Werdenhag. schrifft. und alt-Adamische namen 1. Cor. c. 1. v. 12. abgeschaffet/ vergessen/ nnd ausgerottet werden/ auff daß allein der name des HErꝛn erkennet/ bekennet und genennet werde/ von allem munde/ zungen und heꝛtzen der menschen; denn es stehet geschrie- ben: Mir sollen sich alle knie beugen/ spricht der Herꝛ/ Es. c. 45. v. 23. 24. Rom. c. 14. v. 11. und nicht dem Baal/ dann ich will die namen der Baalim ausrotten/ Hos. c. 2. v. 16 17. und mir sollen alle zungen und aller mund bekennen/ daß ich der HErꝛ bin/ Dan. c. 7. v. 14. Rom. c. 14. v. 11. Phil. c. 2. v. 11. und will meine ehre keinem andern geben/ noch meinen ruhm den goͤtzen. Es. c. 42. v. 8. Wahr ist es nun/ daß alle welt zum HErꝛn wird bekehret werden/ in kuͤnfftiger und vorstehender zeit/ und wann nun der HErꝛ den zorn seines eiffers an aller welt wird vollen- den/ wie jetzund vor augen ist/ so wird er auch alsdenn den voͤlckern anders predigen lassen mit freundlichen lippen/ daß sie alle sollen des HErꝛn namen anruffen/ und ihm dienen ein- muͤthiglich/ ꝛc. Zephaniaͤ 3. v. 8. 9. Darum strafft nun GOtt eine sect durch die ander/ und mit der andern also/ daß sie unter einander selbst nicht wissen was sie thun/ und kennen den rathschlag des HErꝛn nicht/ und merckens nicht/ zusammen gebracht/ hat wie auf einer ten- nen/ daß er sie tresche mit allerley plagen/ Ezech. c 7. v. 8. seqq. alsdann wird er seinen grimm vollenden/ Mich. c. 14. v. 12. und sein muͤthlein kuͤhlen an ihnen; und wann nun also der Heiden zeit wird erfuͤllet/ und ihre fuͤlle eingegangen seyn/ so wird sich der HErꝛ des gantzen hauses Jsrael wieder erbarmen/ Rom. c. 11. v. 25. 26. und sie ruffen durch ein ewiges Evangeli- um/ und sammlen und wiederbringen/ aus al- len landē/ Deut. c. 30. v. 1. 8. Es. c. 43. v. 5. 7. Zeph. c. 3. v. 19. 20 uñ wieder heimfuͤhren in das land/ welches eꝛ ihꝛen vaͤteꝛn geschworē hat/ mit einem ewigen bund und eid/ uñ neben dem gantzẽ samē Abrahams/ auch alle Heiden zu sich bekehrē/ uñ das reich Jsrael wieder auffrichten/ mit ewiger heꝛꝛlichkeit. Alsdañ wiꝛd deꝛ Herꝛ heꝛꝛlich eꝛschei- nen in seiner zukunfft/ 2. Thess. c. 1. v. 9. 10. und die gantze schoͤpf- fung verneuren und neu gebaͤren/ Es. c. 65. v. 17. Apoc. c. 21. v. 1. 5. alsdann werden wir erkennen/ die uͤberschwengliche krafft der heilsamen geburt unsers Heilandes und grossen GOttes JEsu CHristi/ welche bißhero in ihren geheimnissen allen weisen/ schrifftge- gelehrtē und klugen dieser welt veꝛboꝛgen gewe- sen/ biß auff den tag der offenbarung/ an wel- chem die gantze welt und schoͤpffung ihre con- ception und empfaͤngniß bekoͤmmt von oben herab durch die offenbarung JESU CHristi des Sohnes des menschen im himmel/ an sei- nem tage in der verkuͤndigung des ewigē Evan- gelii/ nach welcher empfaͤngniß alsdann auch die welt in der herꝛlichen zukunfft des HErꝛn/ das kind der gerechtigkeit gebaͤren wird/ 2. Pet. c. 3. v. 13. in der wiedergeburt und verneurung aller dinge/ in einer neuen schoͤpffung und creatur/ da alles alte wird verschleissen wie ein kleid/ und mit heil und gerechtigkeit alles angethan werden/ zur hochzeit des lammes im Paradiß GOttes. So haltet nun gewiß dafuͤr/ die ihr die gehei- me weißheit liebet/ daß die zeit kommen ist/ in welcher alles muß offenbar/ vom licht gestrafft Eph. c. 5. v. 13. und gerichtet werden; die zeit der sibenden posaunen ist kommen/ in welcher der tempel GOttes wird recht erkannt/ auffgethan und gesehen werden/ und in demselben die lade des bundes; Apoc. c. 12. v. 1. 19. die reiche dieser welt werden alle/ alle/ alle/ zerstoͤret und endlich CHristo und sei- nen Heiligen eigen werden/ Dan. c. 9. v. 26. 27. und der satan/ drache/ boͤßwicht samt dem thier/ welches biß- hero niemand bekennet/ dann die den geist der weissagung haben/ verworffen werden/ und in den abgrund verstossen und versiegelt werden ewiglich/ Apoc. c. 12. v. 9. 10. Ibid. c. 19. v. 20. Halleluja. Wann nun die zeit der offenbarung kommet/ wie sie dann schon da ist/ so werden wir erst bekennen und erkennen daß wir in erkaͤntniß bißhero nur kinder ja fleischlich gesinnet gewesen seyn/ in erkaͤntniß CHristi/ in aller unser tieffsinnigkeit/ weißheit und ge- lehrtheit/ und werden dennoch von obgedach- ten sieben puncten/ weit und gar viel anders re- den und predigen hoͤren/ weder bißher; dann man freylich mit neuen zungen reden wird von dem grossen geheimniß GOttes des vaters und CHristi; bißher hat man nicht gekunnt/ dann der fleischlich gesinneten ist die gantze welt voll/ der Geistlichen aber sehr wenig unter den men- schen-kindern/ Ps. 12. v. 12. dann einer redet mit dem andern unnuͤtze dinge/ fleischliche und ungoͤtt- liche worte/ die von CHristi sinn nichts ha- ben/ unterdessen aber seyn dennoch etliche hier und dar/ die schon einen blick vom Vater des lichts empfangen haben/ und warten zugleich mit uns auff die herꝛliche offenbarung der kin- der GOttes/ 1. Cor. c. 1. v. 7. welche dann unter allerley volck annoch verborgen seyn. Dann ferne sey es/ und falsch ist es/ daß alle in den sect en solten verworffenseyn; dann GOTT wird noch vie- le aus ihnen ruffen/ sammlen und als wehrte steine zum gebaͤude seines herꝛlichen/ grossen und letzten dritten tempels gebrauchen. Un- recht uñ abgoͤttisch ist es/ daß nach der Catholi- schen eigenduͤnckischheit/ die Lutheraner solten ketzer und verdammt seyn; dann nicht wenige hat ihm der HErꝛ auserwehlt/ die er zu Evan- gelisten machen wird/ und sie mit schaaren sen- den/ sein heil zu verkuͤndigen: Ein grosser miß- verstand ist es von einer sect e/ daß sie meinet die andere seyn fuͤr GOtt ein greuel/ so doch der HErr viel ausserwehlte ruͤst-zeuge aus ihnen beruffen wird/ daß sie arbeiten am tempel des HErꝛn/ und sein volck Jsrael bekehren/ durch den geist/ der uͤber uns alle ausgegossen werden wird. Joel. c. 2. v. 18. Also de paribus idem judicium \&c. Darum siehet/ richtet und urtheilet GOtt nicht wie ein mensch/ sondern er siehet das hertz an/ und hat uͤberschwengliche gedult mit uns allen/ 2. Pet. c. 3. v. 9. er regieret uns mit viel verschonen/ Sap. c. 12. v. 16. 18. und erbarmet sich unser ohne auffhoͤren/ Sap. c. 11. v. 24. warum solten wir uns dann nicht auch erbar- men uͤber unsere mitknechte/ Matth. c. 18. v. 33 Rom. c. 15. v. 1. sie seyn dem buchstaben nach wie sie wollen/ und ihn von hertzen lieben/ und also daruͤber unsern Vater im himmel preisen: Seynd wir staͤrcker weiser und gerechter als er/ nun so wollen wir seine A. K. H. Vierter Theil. N n n n schwach- Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Joh. Ang. Werdenhag. schrifft. schwachheit/ thorheit und suͤnden tragen/ Rom. c. 14. v. 1. 1. Thess. c. 5. v. 14. wie CHristus/ auff daß wir dessen gesetz erfuͤl- len; Gal. c. 6. v. 2. irret er/ nun so wollen wir ihn in der liebe unterweisen nach kindlicher einfalt/ nicht mit vielen articulē/ damit er nur mehr veꝛwiꝛꝛet wird: Jst er gefallen/ so wollen wir ihm wieder auffhelffen/ Gal. c. 6. v. 1. nicht mit schmaͤhen/ laͤstern uñ schelten/ sondern mit sanfftmuͤthigem geist/ und weꝛ da meint/ eꝛ stehe/ der mag wol zusehen/ daß er nicht falle: 1. Cor. c. 10. v. 12. Jst er wiederspenstig/ nun so wollen wir ihn tragen/ dann das ist kei- ne kunst einen leichten tragen/ sondern einen schweren/ auff daß man erkenne/ daß die krafft GOttes bey uns wohne/ die gedult CHristi und sanfftmuth seines geistes: Waͤre er dann gar ein unkraut/ so wollen wir ihn wachsen lassen biß zur zeit der ernde/ und nicht ausrotten/ auff daß wir nicht etwan am weitzen schaden thun/ Matth. c. 13. v. 29. 30. Was ist es nun/ daß wir einander bißher so unchristlich veꝛachten/ richten/ laͤstereꝛn und ver- dammen? Vor zeiten war ich leider auch mit unter den veraͤchtern/ thoren/ laͤsterern/ und un- zeitigen richtern/ dessen ich mich jetzt schaͤmen muß. Darum ruͤhme dich nicht/ lieber mensch/ wer du bist/ gegen einen andern/ dann wer hat dich fuͤrgezogen? 1. Cor. c. 4. v. 7. Rom. c. 14. v. 4. 10. oder was hast du fuͤr ei- nem andern/ das du nicht empfangen haͤttest? oder warum richtest du einen andern knecht/ Gal. c. 6. v. 45. und fluchest daruͤber seinem Herꝛn? er stehe oder falle/ so stehet und faͤllt er seinem Herꝛn; wir muͤssen alle vor dem richterstul JEsu CHristi erscheinen/ und ein jeglicher muß fuͤr sich selbst rechen schafft geben/ auch wird ein jeglicher seine eigene last tragen/ und ehre und schande an ihm selber haben/ und nicht an einem andern: Was erhebest/ ruͤhmest und blaͤsest du dich auff wider einen andern/ wer hat dich gerecht- fertiget fuͤr deinem naͤchsten? Meinest du/ daß du es besser verstehest/ weder ein ander/ Jac. c. 3. v. 13. 18. und seyest geschickter in der weißheit? Meine lieben ruͤhmet euch nicht wider einander/ sondern lie- bet vielmehr einander/ dann der geist der weißheit und wahrheit kommet/ er ist kommen und wird kommen/ und euch sect en uͤber einen hauffen ziehen/ daß ihr CHristum nicht erken- net/ auch euch selbst nicht/ noch weniger einen andern/ zumal so ihr euch beduͤncken lasset/ ihr seyd weiser/ verstaͤndiger/ gelehrter/ auch gerech- ter als ein ander/ seyd ihr aber einfaͤltig/ so blei- bet in der liebe CHristi/ und richtet nicht/ ver- achtet und verdammet nicht/ so werdet ihr auch nicht verdammet werden/ Matth. c. 7. v. 1. 5. sondern gnade wird euch vom HErꝛn wiederfahren. Wann nun der geist des gerichtes kommen wird/ so werden wirs gnug erfahren/ wie schwerlich wir alle geirret haben/ einer so wol als der ander/ nicht einen auch nur ausgenommen. Darum/ o mensch/ bedencke dich wol/ auff tausend koͤñen wir nicht eins antworten; darum lasset uns mit hertzlicher reu und busse die liebe ergreiffen/ einer gegen dem andern/ auff daß wir auch von deꝛ lie- be er griffen werden/ Eph. c. 4. v. 1. 2. 32. Coloss. c. 3. v. 12. 15. und mit einander erhal- ten zur ewigen seligkeit. Duͤnckets dich aber seltsam zu seyn/ wenn man saget/ wir ha- ben alle geirret und gefehlet/ und meinest als solten wir darum auch nicht selig werden/ weil wir die vollkommne erkaͤntniß nicht gehabt biß- her/ so wisse als ein verstaͤndiger/ daß dich kein glaubens-artickul/ kein weissagen/ noch er- kaͤntniß/ noch weißheit/ noch geheimniß/ ja auch kein glaube deines wissens nach/ oder wie du dich in denen buchstaben duͤncken laͤssest/ auch keine Tauffe/ Beicht und Abendmahl wird selig machen/ sondern allein der geist/ der geist/ ja der geist CHristi ist es/ der da selig ma- chet/ 2. Cor. c. 3. v. 6. wo der ist/ da ist alle das ander zugleich mit da/ es sey was es wolle/ uñ heisse/ wie es wol- le; darum muß es geistlich gerichtet seyn/ und nicht animali sch/ menschlich uñ fleischlich/ wer a- ber dē geist Christi nicht hat/ der ist nicht sein/ Rom. c. 8. v. 9. er singe und sage/ und lasse sich duͤncken was er wolle. Darum hat GOtt die zeit der unwis- senheit uͤbersehen Actor. c. 17. v. 30. bißher/ (mit allen sect en/ sie heissen wie sie wollen/) weil die zeit des greu- els der verwuͤstung gewesen/ und in derselben CHristus ausgerottet/ Dan. c. 9. v. 26. und der mensch der suͤnden an der heil. staͤtte gesessen ist/ und sich fuͤr Gott dargestellt/ 2. Thess. c. 2. v. 34. auff daß er nun den uͤber- schwenglichen reichthum/ und die grossen ver- borgenen tieffen seiner weißheit und erkaͤntniß offenbahrete/ und also nicht nur die verwirreten Christen unter einandeꝛ/ sondeꝛn alle alle Juden/ Tuͤrcken und Heiden zugleich/ ja aller welt en- de zu sich bekehrete/ darumer auch uͤberschweng- liche barmhertzigkeit an allen menschen in der gantzen welt/ ja auch an allen Creaturen/ und geschoͤpffen erweisen wird. Der offenen Hertzens-Pforte CAP. X . Wie wir zu CHristi Reich endlich all- hier eingehen/ und wie wir uns fuͤr denen hinderungen zu huͤten haben. Weil er nun alles beschlossen hat unter den irꝛthum der thorheit/ Rom. c. 11. v. 32. Gal. c. 3. v. 21. und verwirrung der grossen Babel/ so wil und wird er sich auch al- ler erbarmen/ nicht allein der verwirreten Chri- sten/ sondern auch der verwirreten Juden/ und Schaffe von dem hause Jsrael/ ja auch aller Heiden/ die von anfang her irre gehen/ auff daß sich keiner wieder den andern ruͤhme/ sondern daß sie sich vielmehr alle schaͤmen/ und ein jegli- cher seine eigene schuld erkenne und bekenne/ Rom. c. 3. v. 19. und wir uns alle allein des HErꝛn ruͤh- men/ 1. Cor. c. 1. v. 29. 31. und nicht Pauli/ Petri/ oder Apollinis/ vielweniger der sect en/ sondern allein des HErꝛn/ daß wir nemlich von ihm und duꝛch ihn haben barmhertzigkeit/ 2. Tim. c. 1. v. 2. recht und ge- rechtigkeit auff erden. Darum haben wir auch in diesen zeiten weder Juden/ Tuͤrcken/ noch Heiden moͤgen bekehren zu CHristo; die ursach war und ist unser verwirreter glaube/ al- so zwar/ daß wir uns selbst nicht untereinander daꝛiñ haben schicken koͤñen; zu geschweigē ein an- derer/ woran sie sich dann billig gestossen/ und ist ihꝛe bekehꝛung also nach gebliebē. Die andere ur- sach war und ist unsere verzweiffelte hoffart/ durch welche wir einander selbst zum tod/ zur hoͤllen und verdammnis verurtheilet/ gerichtet und gar wol verbannet haben/ und wollen doch alle Christen seyn; fuͤr welchem greuel billig Juden/ Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Joh. Angel. Werdenhag. schrifften. Juden/ Tuͤrcken/ und Heiden erschrocken seyn und sich entsetzet haben/ uñ also/ wie sie gewesen/ blieben seyn; die 3. ursache war und ist unser verfluchte lie- be/ das ist/ das teufflische neiden und alle unsere boͤse wercke/ nach welchen wir den wahren Gott/ die lie- be Christi und die Einigkeit des geistes verleugnet mit fuͤssen getretten und gelaͤstert/ mit der that im hertzen/ den wir doch mit dem munde bekennen/ ja singen und sagen/ wiꝛ glauben all an einen Gott/ uñ bekriegē doch einander/ verjagē/ verderben/ ver- folgē/ toͤdtē einander/ viel aͤrger uñ grimmiger als die wilden thiere/ noch wollen wir Christen seyn/ und moͤgen Juden/ Tuͤrcken/ und Heiden wol sa- gen: Kan man auch trauben lesen von den dornen/ oder feigen von den diesteln? darum solt ihr sie an ihren fruͤchten erkennen Matth. c. 7. v. 16. 20. oder meinet ihr/ daß die da sagen/ HErꝛ HErꝛ/ ins himmelreich kom- men? nein; GOttes willen sollen wir thun/ Matth. c. 7. v. 21. der ist/ daß wir uns unter einander lieben sollen/ gleich wie er uns geliebet hat. Joh. c. 15. v. 17. Darum wer- den viel Juden/ ja auch Tuͤrcken/ Heiden aufftret- ten an jenem tage/ und uns Unchristen verdammē/ dann sie sind in ihrem aberglauben/ abgoͤtterey und religion viel ernstlicher/ emsiger und andaͤchti- ger als wir/ und an guten wercken wil reicher als wir/ und moͤgen wir uns wieder sie derowegen nicht ruͤhmen/ sondern vielmehr schaͤmen. Wo ist nun unser CHristlicher glaube/ dessen wir uns gegen die Juden/ Tuͤrcken/ und Heiden ruͤhmen? hat ihn nicht Babel verwirret/ Baal verlaͤstert/ uñ Belial vertilget/ daß der Beeltzebub/ leider/ leider/ mehr fliegen-geschmeiß und schwaͤrmer unter den so genanten Christen hat/ als unter Juden/ Tuͤr- cken und Heiden. Wo ist unsere hoffnung/ rich- ten wir sie nicht selbst an uns und sind selbst unter- einander verlohren/ und die da solten zum leben eingehen/ verurtheilen wir selbst zum tode? Ps. 32. v. 33. Ps. 109. v. 31. Jac. c. 5. v. 6. Wo ist unser liebe nach dem gebot Christi/ daß wir unse- re feinde sollen lieben/ Matth. c. 5. v. 44. hassen wir nicht unsere ei- gene freunde/ hassen und verachten verkauffen sie/ ja noch wol unsere glaubens-genossen/ und ge- ben das schwerdt denen in die haͤnde/ die ihnen nach dem leben stellen? Was haben wir nun fuͤr ruhm fuͤr andern/ seinds nicht greuel uͤber greuel/ greuel aller greuel/ uñ eben derselbe greuel der ver- wuͤstung/ davon Christus selbst/ seine Aposteln uñ Propheten geweissaget haben; Matth. c. 24. v. 15. Dan. c. 9. v. 27. was sollen wir dann nun aber thun fuͤr alle diese greuel/ die Babel begangen hat? ausgehen sollen wir von Babel/ Esa. c. 52. v. 9. 12. 2. Cor. c. 6. v. 14. 18. und rechtschaffene fruͤcht der busse thun und auffhoͤren zu suͤndigen; Luc. c. 3. v. 8. 9. ob uns vielleicht der HErꝛ barmhertzigkeit erzeigen moͤch- te/ und uns nicht gar verstossen/ auff daß wir mit Jsrael moͤchten gnade finden/ und mit ihm zum HErꝛn bekehret werden. Darum sey nicht mehr so stoltz und auffgeblasen/ in deinem eiteln glau- ben/ du Heidnischer Christ/ und ruͤhme dich nicht gegen den stamm Jsrael. Rom. c. 11. v. 11. 32. Dann nicht du traͤgest ihn/ sondern er dich; du bist nur ein ast und zweig/ die axt ist da und wird dich abhauen/ in einem nu/ und den natuͤrlichen oͤlbaum mit sei- nen zweigen wieder einpfropffen/ und den wilden stamm ausrotten/ der Koͤnig Jsrael wird alle Koͤ- nigreiche vertilgen/ und das reich Jsrael wieder auffrichten/ dañ sie haben die gantze erde verder- bet Jer. c. 12. v. 10. 11. ibid. c. 51. v. 17. 26. Apoc. c. 19. v. 1. 2. mit ihrem thierischen tyrannischen und tollen wesen/ und haben Jsrael in seinem sinn wie- der from̃ gemacht/ Jer. c. 3. v. 11. Ezech. c. 16. v. 48. 52. darum wird er ihr Hey- land seyn/ mit einer starcken hand/ und maͤchti- gen arm/ Esa. c. 11. v. 11. 16. ibid. c. 66. v. 18. 23. und wird sie herbringen aus dem meer/ und aus den Jnsulen/ und von dem ende der himmel und von dem ende der erden/ dann starck ist der Herꝛ Zebaoth/ ihr Erloͤser/ Zeph. c. 3. v. 14. 17. Apoc. c. 8. v. 18. und maͤch- tig ist der GOtt Jacob/ uud freundlich der trost Jsraels/ seine verheissung wird nicht fehlen/ und was er zu saget/ das haͤlt er gewiß/ Ps. 33. v. 4. seinen bund wird er nicht brechen/ und seinen eid halten ewiglich/ er wird Jacob wiederbꝛingen/ Es. c. 10. v. 20. 22. ibid. c. 14. v. 12. uñ seine staͤm̃e zu sich kehren/ uñ Jsrael erloͤsen aus allen sei- nen suͤnden/ er wird wunder thun auff erden/ wun- der im meer/ wunder im himmel/ in den wolcken wiꝛd man seine heꝛꝛligkeit sehen/ uñ die sterne werdē jauchzen Act. c. 2. v. 16. 21. Joel. c. 2. v. 28. 32. fuͤr dem HErꝛn/ wann der stern Jacob Es. c. 44. v. 23. wieder auffgehen wird/ sonn und mond werden einander kuͤssen/ wann die jungfrau Jsrael Num. c. 24. v. 17. wiederkehren wird/ froͤlich wird sein der Libanon Jer. c. 31. v. 14. und wieder gruͤnen/ und seine Cedern werden sich ruͤhmen/ und mit einander lob- singen dem GOtt Jacob/ die berge Jsrael wer- den jauchzen Hos. c. 14. v. 5. 10. mit einander und fuͤr freuden springen/ der huͤgel Jerusalem wird huͤpffen/ wie ein junges lamm/ und sich troͤsten/ freuen/ daß seine schande weg genommen wird/ zur hoch- zeit des lammes; Es. c. 49. v. 13. sie werden alle gen Zion wiedeꝛ kommen/ Apoc. c. 19. v. 6. 7. uñ daselbst wird ihre ehre auff- gehen von dem HErꝛn ewiglich/ Halleluja: O wer wird leben/ und es sehen und den HErꝛn prei- sen? Wer ist nun weise/ und kan sich in die zeit schicken; Es. c. 35. v. 10. ibid. c. 51. v. 11. wer weiß es/ was fuͤr grosse veraͤn- derungen vorhanden seyn/ und wer wil mit uns umkehren/ und zum kinde werden? Viel/ viel wer- den gereiniget/ gelaͤutert; Deut. c. 32. v. 28. 29. Ps. 107. v. 42. 43. und etliche gar ausge- speyet und ausgemustert werden/ und ob man sie es nicht achten/ ob man ihnē suͤß oder sauer pfeifft/ beklage oder belache; sie ermahne mit gutem/ oder ungutem: dañ sie duͤncken sich viel weiser zu seyn/ Dan. c. 12. v. 9. 10. und wollen von recht und wahrheit nichts wissen/ als die es schon besser wissen/ und wer von gerech- tigkeit prediget Prov. c. 3. v. 7. 1. Cor. c. 3. v. 18. 20. muß ihr schwaͤrmer und ketzer seyn/ pfeifft man ihnen/ so wollen sie nicht tantzen/ uñ sich auf das zukuͤnfftige mit uns freuen; beklagt man sie/ wollen sie ihre suͤnde nicht beweinen; Es. c. 59. v. 4. 15. Ezech. c. 33. v. 30. 33. c. Matth. c. 11. v. 16. 17. dann sie seynd gerecht in ihres hertzens sinn; prediget man von dem Reich CHristi in tausend jahren/ Apoc. c. 20. v. 1. 10. so muß man ihr Chiliast/ Enthusi- ast/ und Phantast seyn; in summa/ sie koͤnnen weder gutes noch boͤses hoͤren oder leiden. Aber lieber freund/ der du dich weise zu seyn duͤnckest/ kehre um/ kehre um/ und werde wie ein kind mit A. K. H. Vierter Theil. N n n n 2 uns/ Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer streit mit dem Ministerio. uns/ ein narꝛfuͤr der welt; 1. Cor. c. 3. v. 18. 20. und ein schuͤler der weißheit/ so wird dein hertz staͤts wacker wer- den/ sie zu suchen/ und alsdann wirst du erst recht deine thorheit erkennen/ und mit den albern weise werden; Prov. c. 1. v. 20. 33. gedencke nicht ich bin ein grosser Doctor, meister ꝛc. Nein/ das ist alles von heuch- lern/ und nicht von CHristo/ und wo du dich nicht selbst erniedrigest Matth. c. 23. v. 12. und fuͤr der welt ein narꝛ mit uns wirst/ so wirstu nimmermehr zu ehren kommen/ du solt nicht meinen/ daß wir dich un- terweisen; nein/ nur einer ist unser einiger Meister und HErꝛ/ Ibid. v. 1. 10. der will uns alle unterweisen/ den rechten weg zur ewigkeit in GOtt/ und er ist auch eben selbst der weg die wahrheit und das leben; Joh. c. 4. v. 6. in seiner empfaͤngnis und geburth/ durch welche wir vom alten Adam muͤssen wieder umkehren uñ kinder werden/ sonst koͤnnen wir nicht ins himmelreich kommen: Also in seinem le- ben/ leiden/ ꝛc. dem sollen und wollen wir nach- folgen; Matth. c. 18. v. 2. 4. Er achtet nicht auff daß/ was mensch- lich ist/ sondern auff das/ was Goͤttlich ist. Luc. c. 14. v. 26. 27. Darum laß die grosse thorheit fahren/ mit allem deinem schmuck damit du dich bißher zierest/ dann CHristus wird dich am jenen tage/ wann wir nun alle muͤssen rechenschafft geben/ nicht fragen/ ob du seyst einiger sect e zugethan gewesen/ wie viel glaubens-articul du gehabt/ was du von ei- nem jeglichem fuͤr meinung gehabt/ wie du habest studier et und profitir et/ gelehret und geprediget/ wie fleißig du zur predigt ꝛc. gegangen seyst ꝛc. nein/ der Modus und weise des gerichts ist dir schon deutlich und Deutsch gnug vorgeschrieben/ von CHristo selbsten nemlich die wercke der liebe werden uns richten/ Matth. c. 25. v. 31. 40. beydes zur seligkeit und verdammniß; und das ist wahr und wahrhafftig gnug/ CHristus wird dich da nicht fragen was du von ihm geglaubet hast/ oder welcher sect e dein sinn gewesen sey? Nein/ dann das wissen er- kaͤntniß/ und weißheit des buchstabens machet nicht selig/ eben gleich wie auch das unwissen des aͤussern buchstabens und aͤussern menschens nicht verdammet/ dannenhero richten wir niemand nach dem wissen und unwissen/ zur seligkeit oder verdammniß/ nemlich unter denen/ welche kinder seyn der liebe/ die andern aber richten sich selbst/ und nicht wir/ es sey nach dem wissen/ oder unwis- sen/ dann wir richten niemand/ Joh. c. 8. v. 15. 1. Cor. c. 4. v. 4. 5. der HErr aber ists/ der uns alle richtet/ welcher nun kommt mit seinem gerichte/ von welchem wir einmuͤthig- lich bitten gnade und barmhertzigkeit/ und daß er nicht mit uns ins gerichte geben wolle/ Ps. 43. v. 2. sonst waͤren wir alle verlohren. Er wolle uns aber ge- ben den geist des gerichts/ daß wir uns durch den- selben unter einander selbst richten/ ermahnen und straffen moͤgen/ in der liebe als die lieben kinder/ so lange es noch heute heisset/ Ps. 95. v. 8. Ebr. c. 3. v. 7. 8. auff daß wir nicht mit der welt verdammet 1. Cor. c. 11. v. 31. 32. sondern durch seine gnade/ in glauben/ hoffnung und liebe/ der war- heit/ ewig gerecht und selig allesamt werden/ durch JEsum CHristum Amen. NUM. XIV . Hamburgischer streit mit dem Ministerio. Es ist im jahr 1663. zu Hamburg einiger streit entstanden zwischen dem gesam̃ten Ministerio da- selbst und etlichen Studiosis, namens M. Theo- doro Volschio, Stephano Doͤhren/ und Joh. Chrstiophoro Holtzhausen/ indem diese Studi- osi aus trieb ihres gewissens/ wie sie bezeugt ge- habt/ die Prediger ihrer pflicht und noͤthigen fleis- sigern sorgfalt in ihrem schweren amte muͤndlich und schrifftlich/ wiewol sehr bescheidentlich und de- muͤthig erinnert gehabt. Weil aber dieses die Prediger sehr verdrossen/ die es vor eine insolente und frevelhaffte sache angenommen: so haben sie diese Studiosos bey dem Rath verklagt/ und sich dahin bemuͤhet/ daß sie nicht allein stille schweigen/ sondern auch Holtzhausen und Doͤhren die stadt raͤumen sollen/ ungeacht dieselben unter- schiedliche Responsa auswaͤrtiger Theolog en vor sich gehabt/ welche ihre sache gut geheissen. Da mir nun die Acta solcher sache zu handen kommen/ und darinn viel merck wuͤrdige puncte mit vorkom- men/ die den zustand der Lutherischen/ und sonder- lich deꝛeꝛ Niedeꝛsaͤchischē kirchen um selbige zeit sehr erlaͤutern koͤnnen so will selbige von wort zu wort treulich allhier vorlegen und dem gescheiden leser den ausschlag uͤberlassen. Erstlich stehet das schreiben derer Studiosorum an die Consistoriales in Hamburg/ welches also lautet: Jm namen JEsu Christi! Wohl-Ehrwuͤrdige/ Wohlgelahrte Herren Consistoriales: Naͤchst demuͤthiger vergewisserung unserer schul- gen liebe/ treu und gehorsams in Christo/ wuͤn- schen wir E. Ehrw. aus aufrichtigem hertzē/ gnade und friede von Gott unserm Vater uñ unserm HErrn Jesu Christo. Wo die zum H. volck GOTTes beruffene menschen fast ins gemein/ etliche gar wenige ausgenommen/ theils in gro- ber unwissenheit und unverstand ihrer selbst/ ih- res GOTTes/ seines willens/ seines Evangelii von Christo/ seiner person und ampt/ und wie man sich solche in einfalt zu nutz machen soll/ stecken/ auch nicht darnach trachten oder zu wis- sen begehren/ was GOttgefaͤllig sey oder nicht/ theils aber/ so sie ja etwas darvon wissen/ noch dannoch die lebendige quelle Christum und sein wort verlassen/ einen eckel an solchem heiligen Manna haben/ dasselbe nicht mit andachtlisen/ fleißig betrachten/ nachdencken/ oder mit ihrem hertzen darinn zu ruhen und lust zu suchen trach- ten/ sondern ihnen hie und da ausgehauene/ loͤcherichte/ wasserlose brunnen graben/ in grosser ehr und reputation, in reichthum und in wolluͤ- sten des fleisches ihre ruhe suchen/ und darnach am meisten trachten und gedencken/ was zur bauch- sorge und ehrgeitz gehoͤret/ die Gottesfurcht unter- dessen aus den augen setzen/ GOttes wort und nachdenckliche Spruͤche der Bibel gering schaͤ- tzen/ in den wind schlagen/ sich wenig drum be- kuͤmmern/ ob etwas von GOTT verboten sey oder nicht/ weder GOttes freundliche lockung noch ernstliche draͤuung sich wollen zuhertzen ge- hen lassen/ frech/ sicher und vermessen ihre luͤ- ste und begierde herrschen lassen/ den Geist GOTTes sich nicht wollen straffen lassen/ son- dern die jenigen/ so ihnen zu allem guten ra- then wolten/ hassen/ neiden/ fluchen/ schelten/ mur- ren/ darwieder wuͤten und toben/ ja sich ruͤh- men ihres muthwillens/ sauffens/ fressens/ leichtfertigkeit/ ihres betrugs und schindens; auch sich nicht durch zeichen am himmel/ im meer und lufft/ auf erden wollen zur busse erweichen las- sen/ Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer streit mit dem Ministerio. sen/ oder es zu hertzẽ nemen: da regiret die Egypti- sche finsternis/ da gehet es bestiali sch zu da ist Babel, Gen. 11. v. 4. da muß sich der himmel fuͤr so einer Gemeine entsetzen/ erschrecken und erbeben/ Jerem. 2. v. 12. \& 13. da ist Pharaoni- sche verstockung und halsstarrigkeit/ da ist das volck wie zur zeit der Suͤndfluth/ da ist das volck Ottergezicht/ Ps. 58. v. 5. da ist ein ver- stockt Jerusalem/ Matth. am 23. da ist ein volck von eiserm nacken und ehernen adern. Wo die meisten leute GOTT/ den HErrn JESUM Christum nicht hertzlich lieb ha- ben noch darnach meisten trachten/ seufftzen/ dencken/ sich schnen/ sondern die welt/ augen- lust/ fleisches-lust und hoffaͤrtiges leben/ gold/ silber/ kleider/ garten/ haͤuser/ pferde/ korn/ wein/ ꝛc. eigene gaben/ weißheit/ kunst/ spra- chen/ ꝛc. der liebe GOttes vorziehen/ da sind auch die meisten leute Anathema Maharam Motha, 1. Cor. 16. 22. Wo die meisten leute oh- ne reu und leyd/ ohne streit und wiederstre- ben unrecht thun/ und suͤndigen/ da sind auch die meisten kinder des teuffels/ 1. Joh. 3, 9. \&c. Wo oͤffentlich/ ungestrafft/ sicher/ frech und frey in allen haͤusern und auf allen gassen von sechs oder siebenjaͤhrigen kindern/ juͤnglingen/ jung frauen/ maͤgden/ knechten/ maͤnnern/ weibern/ alten/ jungen gelahrten und ungelahrten/ aus so viel tausend Deutschen woͤrtern/ diese woͤr- ter und formu len/ GOTT/ JEsus Christus/ GOttes hundert element/ sacrament/ blut/ wunden/ liederlich/ unnuͤtzlich bey allen garsti- gen unnuͤtzen possen und narrentheidungen/ weltlichem gespraͤch zum beywort gebrauchet und gefuͤhret werden/ und ohne hochdringen- de noth so hoch und theur/ bey Gott/ so wahr als Gott lebt/ so wahr als mir GOtt helffen soll/ bey meiner seel/ \&c. geschworen wird/ und mit diesen formu len/ daß dich der hagel und donner zuschlage/ der teuffel hole dich/ GOtt straffe mich/ daß dich Gottes sacrament/ ele- ment und blut schaͤnde/ sacramenti sche schelm/ galgen-hure/ \&c. schrecklicher weise/ un- gescheuet so viel tausendmahl in einem tage gefluchet wird/ (weh/ weh/ dieser stadt allein umb dieser suͤnde willen/ wo nicht bald/ bald busse gethan wird) auch niemand daruͤber eif- fert/ straffet oder wiederspricht/ da ist die ehre GOTTes schon aus den hertzen gerissen/ und mag von solcher stadt wohl heissen Esa. 3. v. 8. Jerusalem faͤllt dahin/ und Juda lieget da/ weil ihre zunge und ihr thun wider den HErrn ist/ da sie den augen seiner Maje staͤt wiederstreben. Wo am heiligen Sonntage die eine helff- te mit pancketi ren/ sauffen/ fressen/ tantzen/ spielen/ lusti ren fahren/ jungferiren/ muͤßig ge- hen/ weltliche gewerb bestellen/ weltlichen Dis- cursen, Comœdi en besuchen/ \&c. oͤffentlich zu- gebracht wird/ die erste helffte aber so ange- wandt wird/ ein particul zum schlaff/ ein par- ticul zum hoffaͤrtigen kleider-schmuck oder zum halben rausch/ den sie in den vor- und nach der Predigt offenstehenden bier-wein- und brandte-wein-buden bekommen koͤnnen/ und kaum der zehende theil des tages zum aͤusserlichen kirchengehen und (ach wie verwir- reten und unandaͤchtigen) Gottesdienst/ wo offenbarlich am tage des HErrn solchen per- sonen der leib und blut des sanfftmuͤthigen und demuͤthigen Christi gereichet wiro/ die doch mit ihrem fluchen/ geitz/ hadern/ zancken sauffen/ unbarmhertzigkeit/ weltformigem al- modisi ren/ hoffaͤrtigem unverantwortlichem fuͤrstlichem pracht in kleidern/ geberden und stoltzem zutritt zu dem altar des HErrn die gan- tze Gemeine aͤrgern; da ist ein zun steinen/ ausrotten und tode verdam̃tes volck/ Num. 15. v. 35. Num. 19. v. 20. 2. Sam. 6. v. 7. Wo eltern fast ins gemein ihre kinder in der zucht und vermahnung nicht auferziehen/ lehren/ unterweisen/ und uͤben sie nicht fleißig im Catechismo/ knechte und Maͤgde un exami- ni rt lassen/ sie nicht unterrichten und taͤglich einen haͤußlichen Gottesdienst in aller andacht mit ihnen anstellen zu keinem Bibellesen ge- wehnen/ lassen die soͤhne und toͤchter nach ih- rem willen gehen/ gestatten ihnen allen muth- willen/ straffen sie nicht zu rechter zeit/ versor- gen nur ihren leib/ nicht die seele/ und beschwe- ren ihre hertzen mit welt-gedancken/ hoffaͤrti- gen kleidern/ fressen und sauffen/ geitzen und schinden; da ist das rechte thal Hinnom/ da die seele der kinder dem hoͤllischen Moloch auf- geopffert/ und ihnen mit pfeiffen und trommeln der weltlichen eitelkeiten die ohren des hertzens so vertaͤubet werden/ aus blinder liebe und E- picurischem unverstand der Eltern/ daß sie nicht mercken koͤnnen/ wie sie in den gluͤenden armen des hoͤllischen Molochs schon sitzen. Wo die meisten leute sich unter einander nicht treulich meynen/ in Christlicher liebe und aufrichtigkeit nicht einig seyn in Christo/ son- dern sich unter einander neiden/ hassen/ um ein geringes zuͤrnen/ zancken groll und feindschafft im hertzen tragen/ schelten/ fluchen und erschreck- liche ungluͤcke wuͤnschen/ murren/ mit zornigen geberden und gesicht sich unter einander begeg- nen/ schlagen/ hauen und stechen/ den naͤchsten in ihrem hertzen fuͤr sich verachten/ ihm nicht in leibes-noͤthen helffen/ sondern frey sprechen: was gehet er mich an? was habe ich mit ihm zuthun? was habe ich das noͤthig? Jch bin ihm ja nichts schuldig/ soll ich meines bru- ders huͤtter seyn? soll ich fuͤr ihn sorgen/ ra- then/ helffen/ warnen/ und zum guten leiten? Soll ich arbeiten/ daß die Pracher etwas ha- ben koͤnnen? Soll ich meinem staat/ pracht/ uͤppigkeit/ niedlichen speisen etwas abbrechen/ daß die duͤrfftigen auch haben? daß die hun- gerige gespeiset/ die duͤrstigen getraͤncket/ die nacketen gekleidet/ und die elende ins haus ge- fuͤhret werden? Solt ich mich darum viel bekuͤmmern/ meinen staat/ lust/ pracht/ sauf- fen und fressen desto geringer anstellen/ daß die Christliche kirche so bedruͤckt/ die Schaͤfflein so zerstreuet/ der name Gottes so verachtet/ und die gemeine noth so groß ist? Phantasterey! Da ist ein Cainisch/ Nabalisch geschlecht und ein stall voll boͤcke/ die zur lincken hand ge- hoͤren. Wo bey alten und jungen kragen und ma- gen immer voll geschuͤttet gefressen/ gesoffen/ getobet und gesprungen/ des nuͤchternen lebens und Christlichen fastens nicht gedacht/ alle tage herrlich und in freuden/ in koͤstlichen klei- dern/ auslaͤndischen aͤrgerlichen modellen, in pfauischen ausbruͤstungen gelebet und gegan- gen wird/ wo die hertzen mit essen und trin- cken/ geitzen/ sorgen der nahrung/ weltlichen geschaͤfften und eitelkeiten so beschweret wer- Nnn n 3 den/ Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer streit mit dem Ministerio. den/ daß sie ungeschickt seyn/ die geschaͤffte des HErrn und seiner haͤnde werck/ gericht und wohlthat zu betrachten/ ihn dafuͤr zu loben und zu dancken/ im geist und in der wahrheit zu be- ten/ wo einen guten rausch sauffen fuͤr keine suͤnde gehalten wird/ wo solche Christen gelit- ten werden/ die sich darvon ernehren/ daß sie andern Christen haͤuser und plaͤtze halten/ da sie an Sonn- und werckeltagen sauffen/ fres- sen/ schwelgen/ tantzen/ springen/ narrenthey- dung und schertz/ die den Christen nicht gezie- men/ fuͤhren/ uñ mit faulem unnuͤtzem geschwaͤtz den Heiligen Geist Eph. 4. betruͤben koͤnnen/ da hat gewißlich die hoͤlle ihren rachen weit auf- gethan/ daß hinunterfahren \&c. Esa. 5. v. 14. Kommt zu diesem allem ein unzuͤchtig huͤrisch wesen in begierde/ kleidung/ lieder singen/ Dis- cursen, naͤchtlichen hochzeiten/ da jungfern und jungegesellen gantze naͤchte beym wein und auch voͤllerey zusammen verharren/ das volck schon eckel hat an solchen gesellschafften/ da von GOTT und seiner sache geredet wird/ so ist schon Sodom und Gomorrha da. Wo die meisten wollen reich werden/ und daher geitzen/ schinderey treiben/ einer auf den andern/ ein jeglicher uͤber seinen naͤchsten/ Es. 5. geld auf wucher austhun/ die waare/ korn und andere zur nahrung nothduͤrfftige sachen auf- steigern/ so hoch sie koͤnnen/ allen handel treiben/ darinn sie nur etwas gewinnen koͤn- nen/ es mag wieder die Christliche liebe/ de- muth/ gerechtigkeit/ sparsamkeit/ maͤßigkeit und keuschheit seyn oder nicht/ da werden auch vie- le menschen ins verderben und verdammnis versencket/ 1. Tim. 6. v. 9. Summa, wo die leu- te ihnen selbst leben/ und nicht dem/ der fuͤr sie gestorben ist/ 2. Cor. 5. v. 15. sich nicht selbst verlaͤugnen/ hassen/ absagen allem dem/ was sie haben/ ihr creutz auf sich nehmen/ und des de- muͤthigen/ sanfftmuͤthigen Christi fußstapffen folgẽ/ Matth. 16. v. 24. Luc. 14. v. 26. \& 33. 1. Pet. 2. v. 21. ihr fleisch creutzigen samt den luͤsten und begierden/ Gal. 5. v. 24. auch nicht begehren von allen befleckungen des geistes und fleisches sich zu reinigen/ und mit der heiligung in der furcht Gottes fortzufahren/ 2. Cor. 7. v. 1. \&c. und was dergleichen mehr allen Christen als Koͤ- niglichen Priestern gebuͤhret/ sich nicht befleis- sigen zu thun; da ist ein falsch heuchlerisch maul- und wiederchristliches Christenthum/ da wird GOTT am meisten gelaͤstert und geschaͤndet/ da muͤssen maͤchtig viel seelen ver- lohren werden/ ja eine solche Stadt und Ge- meine ist fuͤr Gottes augen ein greuel. Nun aber gehet es leider! leider! allhier in unserer Lutherischen Gemeine so Sodomitisch/ Babelisch/ heydnisch/ Anti-Christisch und Gotteslaͤsterlich/ heuchlerisch und maul- christisch zu/ daß gar wenig sind/ die ihre klei- der nicht besudelt haben/ Apoc. 3. v. 4. Jhr Ehrw. Herren aber als Hirten und Waͤchter dieser Gemeine koͤntet solchen verderbten scha- den durch Gottes krafft/ gnade und beystand/ wo nicht gantz wegnehmen/ doch ziemlich min- dern/ heilen/ bessern/ mancher boßheit wehren/ manche seele dem teuffel aus dem rachen reis- sen/ und GOttes Ehre retten/ wenn ihrnemlich I. Solche eine anordnung machetet/ daß ein jegliches glied in dieser hiesigen gemeine/ es sey knecht/ magd/ jung/ alt/ arm/ reich/ gering/ oder hoch/ juͤngling oder jungfrau/ mann oder weib mit deꝛ wissenschafft/ erkaͤntniß und gꝛuͤnd- lichem verstand des Catechismi versehen wuͤrde/ daß sie beydes mit dem munde sagen/ beydes und fuͤrnemlich mit ihrem verstande erkennen koͤnten/ was sie von natur seyn/ CHristus seine person/ aꝛnt/ was suͤnde oder nicht suͤnde sey/ ꝛc. auch wenn ein jegliches glied fleißig geuͤbet wuͤr- de durch frage und antwort/ wie er solches zu nutz machen koͤnte/ was er im Catechismo gelernet/ wenn auff ein jegliches glied fleißig acht gegeben/ gepruͤfet und examinir et/ und be- sehen wuͤrde/ wie fleißig es waͤre im Christen- thum/ wie es in dem erkaͤntniß und uͤbung des Christenthums zunehme und wachse/ worauff sie denn allererst mit nutzen den allgemeinen oͤf- sentlichen Homili en und Predigten zuhoͤren koͤnten; durch diß mittel koͤnte ein schoͤnes volck dem HErꝛn zubereitet werden/ sonderlich wenn der Catecheta im erkaͤntniß CHristi gegruͤndet/ exemplari sches lebens/ treu und fleißig waͤre/ und nicht zu viel Catechumenos auff einmal fuͤr sich naͤhme/ damit ein jeglicher desto besser koͤnte unterrichtet/ gepruͤfet und geuͤbet werden/ und ja nicht ein eintziger versaumet wuͤrde. Ach wenn diese Catechumini in der furcht des Herꝛn langsam und mit andachtein Vater un- ser alle tage beten wuͤrden/ das wuͤrde dieser stadt mehr helffen als alles lange Heidnische plap- pern/ das hier in allen schulen geschicht; auff diese weise koͤnnte der unwissenheit und dem un- verstande gewehret werden; der boßheit aber koͤnnet ihr steuren und wehren/ wenn ihr II. Auff der cantzel immer und fleißig mit klaren deutlichen schlechten und einfaͤlti- gen worten/ die arth/ uͤbung und eigen- schafften des Christlichen lebens den zuhoͤ- rern vorhaltet und lehret/ auch die laster/ suͤnd und untugend mit ihrer art und formul en/ e. g. formul en des fluchens/ schwerens und mißbrau- chens des namens GOttes beschreibet/ und das volck davō abmahnet/ eine jede suͤnde in allẽ pre- digten/ so es im̃er die zeit leiden will/ mit beweg- lichen worten gedencket/ so lange sie im schwan- ge gehet/ wie Chrysostomus gethan/ da er so manche predigt de juramento eine nach der an- dern gehalten/ und unter andern so spricht: Etsi heri \& nudius tertius de hac vobis locutus sum materia, neque tamen hodie desistam, neque cras neque perendie; \& quid dico craftinam aut ter- tiamd| iem? donec vos correctos videam, non de- sistam. Tom. V. Homil. V. III. Wenn ihr alle haͤuser und kammern so- wol der armen als der reichen Lutheraner alle jahre etlichemal fleißig/ darnach es die noth und grobe traͤgheit der leute erfordern wird/ visici- r et/ das gantze haußgesinde/ vater/ mutter/ sohn/ tochter/ knecht/ magd/ alt/ jung/ vornehmet/ uñ forschet/ ob auch ein jeder e. g. der haußvater/ mit Bibel- oder Postillen lesen/ zucht halten ꝛc. sein gebuͤhrend amt thue/ auch dabey ihnen nachmalen die rolle ihrer gebuͤhr deutlich und ernstlich vorhaltet/ mit freundlichem bitten/ er- mahnen und anhalten/ daß sie doch ihrer gebuͤhr mit allem fleiße nachkommen wolten. Denn warlich es von den Principale sten ursachen ist der hiesig-greulichẽ verwuͤstung/ daß haußvaͤter und haußmuͤtter ihr lehr-amt/ straff-amt und auffsicht-amt bey ihren kindern und lehrjungen/ maͤgden und knechten nicht verrichten; sed cæ- cus cæcum num ducere potest? Ipsi patres fa- milias ignorantes sunt. IV. Wann Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer streit mit dem Ministerio. IV. Wann ihr der gantzen gemeine offent- lich und einem jedem insonderheit mit allem ernst zu gemuͤthe fuͤhret/ wie daß sie alle/ nach dem ein jeder verstand und judicium discretionis hat/ als Koͤnigliche Priester schuldig seyn/ ih- ren irrenden naͤchsten zu rechte zu bringen/ freundlich und bruͤderlich zu straffen/ ermahnen/ uñ dafern er von seiner hoffarth/ geitz/ sauffẽ/ flu- chen nicht ablassen wolte/ weiter zu verfahren; nach dem befehl CHristi Matth. 18. Denn wie ernstlich gebietet solches Paulus 2. Thess. 3. v. 6. Wir gebieten euch in dem namen des HErꝛn JEsu CHristi/ daß ihr euch entziehet von allem bruder/ der da unordig wandelt/ und nicht nach der satzung/ die er von uns empfangen hat; \& v. 14. So aber jemand nicht gehorsam ist unserm worte/ den zeichet an durch einen brieff/ und habt nichts mit ihm zuschaffẽ/ auff daß eꝛ scham- roth werde. Doch haltet ihn nicht als einen feind/ sondern vermahnet ihn als einen bruder/ Lev. 19. v. 17. c. 5. v. 1. 1. Thess. 5. v. 14. Jst also gewiß/ daß zwar die offentliche hirten son- derlich/ doch auch alle Christen in ihrem gewis- sen verpflichtet sind/ wo sie suͤnde an ihrem naͤch- sten sehen oder hoͤren/ freundlich zu straffen/ und so er halsstarrig ist/ ihm in conviviis odeꝛ andern conventibus nicht viel zu hofiren oder comple- mentir en/ sondern sich zu entziehen. Diß ist auch Lutheri meinung an vielen orten/ sonder- lich in Explic. c. 3. Joel. Tom. 4. Lat. Si vides vicinum injustis ditari lucris, fornicari, mœcha- ri aut negligentius regere familiam, tu primus admone eum, \& admone piè, ut rationem ha- beat salutis suæ \& vitet scandalum. Atque quam sanctum feceris opus, si ita eum lu- crifeceris. Sed quæso quis hoc facit? Pri- mum odiosa res est veritas: Tu mavis retinere amicitiam \& familiaritatem vicini \&c. Et pau- lo post: Si pietas ut æquum erat, omnibus cordi esset, pluris faceremus Christi Præceptum quam omnia hujus vitæ commoda. Tamhoc de admonendo fratre necessarium mandatum est, quam illud. Non occides \&c. Plura loca citat D. Mengering. in hoc casu Conscientiæ pag. 142. Chrysost. in concione prima adversus Judæos: Non solum qui impie agunt, verùm \& illi, qui cum possint ab im pietate revocare, tamẽ vel ob pigritiam, vel ob timiditatem id facere nolunt, simili cum illis plectuntur pœna: Et paulo post: Tu quidem etsi ipse purus \& innocens per- severies, ceterùm non augeas talentum, neque fratrem peccantem revocesad salutem, eadem, qui ille patitur, patieris: \& in Conc. 1. ad pop. Antioch. Nec mihi illud frigidum verbum di- cas: Quæ verò mihi cura est? cum ipso com- mune habeo nihil. Cum diabolo solo com̃une nihil habemus: cum omnibus hominibꝰ multa habemus communia. Hom. 2. Quisque proxi- mum corrigat \&c. Nisi enim hoc faciamus, à quocunque commissa prævaricatio commune quoddam \& intolerabile damnum civitati af- feret. Hom. de Convers. Pauli: Magnum bonum est ferre reprehensiones: magnum \& bonum est posse reprehendere. Nam hoc fides \& cura, quam proximo debemus, exigunt. Et postea: Hoc est quod omnem vitam nostram confundit, quod omnem ordinem subvertit, quia neque boni consulimus, cum reprehendi- mur, neque alios reprehendere volumus. V. Wenn ihr niemand die Absolution ver- kuͤndiget/ noch das heilige Abendmahl reichet/ es sey denn/ daß ihꝛ nach fleißigeꝛ nach forschung gewiß wisset/ daß er den grund seines Christen- thums recht verstehet/ und sich selbst pruͤsen kan; auch wann ihr diejenigen/ an denen ihr solche suͤnden und so einen fleischlichen sinn mercket/ der mit dem rechten seligmachenden glauben nicht bestehen kan/ nicht zum Heil. Abendmahl oder absolution kommen lasset/ als da sind saͤuffer/ geitzige/ hurer/ hoffaͤrtige/ wucherer/ flu- cher/ haderer und zaͤncker ꝛc. Matth. 7. Jhr solt das heiligthum nicht den hunden geben und eu- re perlen nicht fuͤr die saͤu werffen. 1. Tim. 5. Die da suͤndigen/ die straffe fuͤr allen/ auff daß sich auch die anderen fruͤchten; NB. NB. Jch be- zeuge vor GOtt und dem HErꝛn JEsu CHri- sto uñ den auserwehlten Engeln ( Augustinus 1. lib. contr. Cresconium Grammaticum cap. 6. Quis hæc audiens, si DEo fideliter servit, si do- losus operarius non est, ab hac diligentia \& in- stantia conquiescat? Quis sub tanta testifi- catione segnis esse audeat? Lutherus. Tom 2. Jen. fol. 135. Si Episcopus videat malos mo- res in Ecclesia, \& non corripiat, ac communicet impœnitentes, se ipsum constituit reum omni- um peccatorum ) daß du solches haltest ohne eigen gutduͤnckel/ und nicht thust nach gunst. Die haͤnde lege niemand bald auff/ mache dich auch nicht theilhafftig fremder suͤn- den; (Cum officium nostrum, quo peccata repre- hendiac puniri debebant, negligimus, quod sit intempestivo silentio, conniventia ac nimiâ lenitate. D. Gerhard Tom. 2. Loc. Comm. pag. 549.) Chrysost. Hom. 83. in Matth. Animam potius tradam meam, quam Dominicum cor- pus alicui dare indignè, ac sanguinem potius ef- fundi patiar, quam sanctissimum illum sangui- nem indigno concedam. D. Lutherus: Wenn ich dich/ der du in offentlicher feindschafft le- best/ und auff der gassen gescholten und dich nicht versoͤhnet hast/ wissentlich also las- se zum Sacrament gehen/ so nehme ich deine suͤnde auff mich/ und mache mich derselben theil- hafftig. Wie kaͤme ich nun dazu/ daß ich um deinetwillen solt verdammet werden? so waͤre es viel besser/ ich waͤre ein sauhirte. Man soll sich ja entziehen von allem bruder/ der unordent- lich wandelt/ 2. Thess. 3. v. 6. wie darff er deñ zum heiligen Abendmahl gelassen werden? Weil ihr nun auff solche weise der unwissen- heit und boßheit viel rathen/ steuren/ und weh- ren koͤnnet/ als wagen wirs unten benennte/ ein ehrwuͤrdiges Ministerium mit dieser schrifft zu besuchen/ und bitten demnach/ euch Hirten/ Waͤchter/ Vaͤter/ Haußhalter und Episcopos dieser Gemeine/ als fuͤr den augen unsers uñ eu- res GOttes/ unsers und eures Ertzhirtens Jesu CHristi; wir flehen und bitten durch das theure blut JEsu/ durch die wunden des Soh- nes GOttes; wir bitten und flehen euch durch die liebe und barmhertzigkeit des himmlischen Vaters/ durch die vereinigung aller Christ- glaͤubigen mit unserm haupt CHristo/ lasset euch die grosse noth dieser verderbten gemeine zu hertzen gehen/ habt mitleiden mit etlichen tau- senden in blindheit/ unwissenheit und boßheit steckenden seelen/ eiffert mit Goͤttlichem eiffer uͤber eure nach dem fleisch lebende gemeine/ eif- fert uͤber der grossen schmach/ die der gantzen H. Dreyfaltigkeit von dieser gemeine fuͤr aller Ju- den/ Papisten/ Calvinisten und anderer ketzer augen taͤglich/ stuͤndlich/ ja augenblicklich ange- than Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer streit mit dem Ministerio. than wird. Greiffet doch zu diesem nicht in unserm gehirn gewachsenen/ sondern in der H. Schrifft gebotenen/ gezeigten/ und in der ersten kirchengebrauchten/ auch durch fuͤrnehme The- ologos Lutheranæ Religionis approbirt e/ als zum Hirten und Waͤchter-amt gehoͤrige mittel/ resolvir et und vereiniget euch doch in der liebe CHristi zusammen/ leib/ blut/ weib/ kind/ hauß/ hoff/ ehr/ gunst/ freundschafft eher zu verlassen als ein eintziges stuͤcklein des von JE- su euch seinen mitarbeitern/ und nachfolgern an- befohlenen Hirten- und Waͤchter-amts zu ver- saͤumen/ anzugeben oder nachlaͤßig zu treiben/ und also an einer eintzigen seelen verdammniß ursach zu seyn. Sintemal ihr ja selber wisset/ wer sein leben/ menschen/ gunst/ welt-freund- schafft/ ehre/ reichthum/ wollust/ hie findet/ der wirds in ewigkeit verlieren/ und wer es verleu- ret um CHristi willen/ der werde es finden Matth. 10. v. 39. haben sie den Hausvater Becl- zebub geheissen/ so werden sie vielmehr seine ge- treue hausgenossen also heissen/ Matth. 10. v. 25. Jhr wisset ja selber/ daß derjenige CHri- stus knecht nicht ist/ der den menschen noch ge- faͤllig ist/ Gal. 10. Ach gedencket doch/ daß er euch von GOtt auff euer gewissen anbefohlen ist/ und ihr darum Waͤchter heisset/ daß ihr fleis- sig wachen/ wol zu sehen/ 1. Pet. 8. v. 2. getrost (ohne furcht fuͤr menschen schmach oder verfol- gung) ruffen/ nicht schonen (hohes oder niedri- ges/ armens oder reichens/ gelahrtens oder un- gelahrtens) eure stimm erheben wie eine posau- ne/ (nicht allein auff der Cantzel sondern al- lenthalben wo ihr seyd und untugend mercket) und dem volck Gottes ihre uͤbertretung/ uñ dem hause Jacob ihꝛe suͤnde veꝛkuͤndigẽ sollet/ Es. 53. Wir eriñern euch/ (weiß Gott/ nicht zu dem en- de/ daß wiꝛ junge privat peꝛsonẽ euch graue hau- pter/ gelahrte maͤnner/ vorgesetzte lehrer/ ja un- sere beichtvaͤter von uns entruͤstet machen wol- len/ sondern um euer eigenen und unser eigenen/ uñ unserer mitbruͤder seligkeit willen) daß ihr ja von dem H. Geist zu Bischoffen gesetzt/ zu wei- den die gemeine Gottes/ welche er mit seinem ei- genen blut erworben hat/ und daß ihr auff die NB. gantze heerde acht haben sollet (wir bilden uns hie ein NB. daß niemand von euch durch lauffen und rennen/ geld oder andere practik en zu diesem amt gekommen sey) damit ihr an je- nem tage/ wenn der ertzhirte ein jegliches schaͤf- lein/ eine jegliche zu eurer gemeine gehoͤrige seele/ von euren haͤnden fordern wird/ rein seyd/ von allem blut. Actor. 20. 26. Nun aber koͤnnet ihr nicht rein seyn/ so lange ihr einen NB. jegli- chẽ gottlosen nicht warnet/ Ezech. 3. Luth. tom. 1. Lat. Jen. fol. 109. omnisprædicator s. Verbi minister est vir rixarum \& judicii, ac cogi- tur ex officio reprehendere, quicquid vitiosum est, non habità ratione vel personæ vel officii in auditoribus; so lange ihr dem unbuß- fertigen welt-kinde mit absolvir en und Abend- mahl reichen einbildet/ es stehe so gefaͤhrlich um ihn nicht/ so lange ihr nicht das verlohrne wie- der suchet/ NB. das verirrete holet/ NB. der schwachen wartet/ die krancken heilet/ das ver- wundete verbindet Ezech. 34. v. 4. \& 16. Zach. 11. v. 16. so lange ihr nicht fuͤr die Catechu- menos (darunter jetzund warlich die meisten leute alt| und jung gehoͤren) eine eigene/ institution und taͤgliches exam en anstel- let durch frage und antwort/ wie die emphasis des woꝛts catechizare es mit sich bringet. Dieses lehret Lutherus in præfat. Catechism. Dieses zeiget die primitiva ecclesia zum exempel Pau- li discipulus Dionysius Areopagita, qui seculo primo vixit, Eccl. Hierarch. c. 3. tom. 1. Bi- blioth. M. P. P. p. 126. C. D. Postremus or- do Catechumenis; i. e. iis qui erudiuntur, tribu- tus est. Aditus enim ad omne id quod in Hie- rarch. perficitur, præclusus est, neq; de ullis sa- cris initiati sunt, neque divinam subsistentiam consecuti, quæ in divino partu consistit, ha- bent, sed \& Patris verbis tanquam obstetrican- te manu foventur, vitalibusque figurationibus \& lineamentis finguntur ad beatum illum pro- gressum vitæ lucisque principem, qui à di- vino ortu prosiciscitur. Et paulo post: Sic sa- crorum sapiens disciplina \& scientia pri- mum quidem eos divinorum scriptorum quæ formandi vitæque dandæ vim habent, cibo, qui instituendo \& introducendo valet, ob- obstetricat: cum autem eorum naturam ad divi- num ortum absolvit, tum denique utiliter eis ordine concedit aditum ad ea, quæ illustrant \& perficiunt. Cyrillus Hierosol. qui seculo quarto vixit in præfat. in Catech. tom. 4. Bibl. M. P. P. p. 396. C. D. ita inquit: Accipe hanc admonitionem, ut ea, quæ in catechesibus traduntur, sic discas, quo possis ea in perpetu- um custodire. Nonexistimes institutiones istas esse similes Homilus: Quamvis \& illæ bonæ sint \& fide dignæ, tamen siquid in illis hodie neglexerimus, cras discere poterimus. Hæc vero quæ de lavacro regenerationis per ordi- nem tradimus documenta, si hodie neglexeris, quando tandem corrigentur? Existima tempus id esse plantationis arborum, quo nisi fodia- mus \& inseramus, quando tandem poterit recti- us plantari, quod semel male est plantatum? Æ- dificium quoddam esse intelligis Catechesin; ac nisi ordine vinculis constringamus structuram, ne quid laxum \& hians reperiatur, debile fiet ædificium: sed est operæ pretium, lapidem ap- poni \& angulum angulo conjungi, atque su- perfluis abscissis perfectas ædes efficere? Ad eundem modum adferimus tibi tanquam lapi- des cognitionis, audire oportet te DEO viven- te de CHristo, de resurrectione \& alia permul- ta. Si vel unum ex his non perceperis, etsi pri- morum aut secundorum memineris: Ædi- ficator quidem bene ædificat, tu vero flu- xum \& debile habebis ædificium. Cum aut Catechesis recitatur, si Catechumenus ex te quæsierit, quid dicebant Doctores, nihil dicas extra. Ignatius in Epistola ad Poly- car pum, ut \& in Epistola ad Hieronem: Forsche nach einem jeglichen mit namen. Plura testi- monia possunt afferri ex ceteris Patribus. Ja die H. Schrifft zeiget es auch klaͤrlich/ daß NB. ein jeglicher muͤsse unterrichtet/ vermahnet und gelehret werden/ Act. 20. v. 20. wie ich nichts verhalten habe/ das da nuͤtzlich ist/ das ich euch nicht verkuͤndiget haͤtte/ und euch ge- lehret offentlich und sonderlich/ v. 31. Seyd wacker und dencket dran/ daß ich nicht ab- gelassen habe 3. jahr/ tagund nacht/ einen jeglichen mit thraͤnen zu veꝛmahnen/ v. 5. Jch habe es euch alles gezeiget/ daß man also arbeiten muͤsse/ Col. 1. v. 28. wir verkuͤndigen und vermahnen alle menschen/ und lehren alle menschen mit aller weißheit/ auff daß wir darstellen einen jeglichen menschen voll- Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. vollkommen in Christo JEsu; in notabi- lissimo illo capite 2do 1. ad Thess. v. 11. Wie ihr denn wisset/ daß wir als ein Vater seine Kin- der einen jeglichen unter euch ermahnet und getroͤstet und bezeuget haben/ daß ihr wandeln sollet wuͤrdiglich vor GOTT / v. 7. Wir sind muͤtterlich gewesẽ bey euch/ gleich wie eine amme ihrer kinder pfleget. 1. Thess. 2. v. 10. Wir erstatten/ soet was mangelt an euerm Glauben. (O utinam legeretur hic Menge- ringi à tot Academiis approbatum scrutinium conscientiæ de hoc casu conscientiæ pag. 1405. ubi Chemnitii, Musculi, Simonis Pau- li, Musæi, Tarnovii, Crameri judicia citantur.) Ach wer weiß/ ob nicht der himmlische Va- ter/ der so eine schreckliche boßheit und greuel tag und nacht in dieser stadt/ deren Obrigkeit und kirche die reine lehre hat/ sehen muß/ des erbarmens bald muͤde werden moͤgte/ ja sein rachschwerd schon gezucket habe/ nur daß der Herr JESUS seine wundmahlen ihm zeiget/ und durch dieselbige bittet/ er wolle noch ein Jahr den baum stehen lassen/ ob er sich bessern wuͤrde? Luc. 13. Wer die Pro- pheten betrachtet/ zweiffelt hieran gar nicht. Ach seyd doch versichert/ und bildet euch nur feste ein/ daß der Ertz-hirte der erste und der letz- te und der lebendige/ Christus JEsus/ anje- tzo fuͤr und bey euch stehet/ eure gedancken siehet/ eure hertzen und nieren pruͤffet/ was ihr auff die- se supplication gedencket/ und solt er muͤndlich zu euch Engelen dieser gemeinen reden/ er wuͤr- de euch warlich ernstlich ermahnen und reitzen/ daß ihr wacker seyn/ und das andere/ das ster- ben will/ bald/ bald staͤrcken wollet. Apoc. 3. als die ihr wenig namen habet/ die ihre kleyder nicht besudelt/ und hierzu alle stunde tages und nachtes nehmen/ so viel die gesundheit leyden will; Er wuͤrde euch ermahnen/ daß ihr doch lehren und thun wollet/ was er gethan hat und gelehret/ zum fuͤrbilde guter wercke/ Tit. 2. der gantzen heerde euch fuͤrstellen I. Pet. 5. denen in der irr lauffenden und verlohrnen Schaffen biß in ihre stube und haͤuser nachlauffẽ/ und das verlohrne suchen/ biß ihrs findet/ und wenn ihr es funden habet/ auff eure Achsel legen und he- ben/ tragen/ speisen/ ermahnen und unter- richten/ daß es endlich unter die starcken scha- fe mit gehen und einerley speise mit ihnen genies- sen koͤñe/ Luc. 15. Jhr wollet doch nicht angeben dem hoͤllischen Loͤwen und Baͤren nachzulauf- fen/ der schon so manche 100. schaͤfflein von euer heerde im maule hat/ sie demselben wieder neh- men/ nach art der getreuen hirten/ 1. Sam. 17. (Das schaͤfflem kan sich selbst nicht herauß reissẽ/ der hirt durch treu und mitleyden bewogen muß von sich selber ihm nachlauffen) Jhr wollet doch lieber des tages fuͤr hitze und des nachts fuͤr frost verschmachten/ als an der hut etwas mangeln lassen/ nach art der getreuen hirten/ Gen. 31. Act. 20. Jhr wollet doch ein jegliches schaͤfflein mit namen kennenlernen/ und das le- ben lieber lassen/ 1. Joh. 3. v. 16. alsdẽ wolff nach seinem gefallen die heerde verderben lassen/ Joh. 10. 15. Er ermahnet und bittet euch/ ihr wol- let doch seinen H. reinen Leib von so vielen maul- Christen nicht laͤnger creutzigen und sein theu- res blut unter so vieler welt-kinder fuͤsse nicht treten lassen Hebr. 10. 29. Jhr wollet doch sein Heiligthum so nicht verunheiligen/ Zephan. 3. die edle perle der Absolution nicht den unrei- nen saͤwen/ noch seinen leib und blut den nei- dischen beissigen hunden/ stoltzen Pfauen und Gottslaͤstern den fluchern geben/ die euch so offt mit ihrer heuchel-busse und mund-beichte betrogen haben. Und hierum bitten wir euch mit Christo durch Christum/ werdet doch nicht muͤde/ das ambt eines Evangelischen predi- gers redlich außzurichten/ gebaͤret doch/ o liebe Vaͤter/ eure Kinder/ unsere mitbruͤder mit aͤngsten/ daß Christus eine gestalt in ihnen be- komme/ Gal. 4. 19. Haltet doch an/ straffet/ draͤuet und ermahnet/ es sey zur rechter zeit oder unzeit. 2. Tim. 4. 2. Ach wie viel sind/ die da sagen/ sie kennen GOTT/ aber mit den wer- cken verlaͤugnen sie es/ gehorchen nicht/ und sind zu allen guten wercken ungehorsam/ Tit. 1. 16. Darum straffet sie doch scharff/ daß sie ge- sund seyn im Glauben/ v. 13. und GOtt nicht laͤnger einen greuel an ihnen habe. v. 16. Ach wie viel sind der ungeistlichen/ die da haben einen schein eines Gottseligen wesens/ aber seine krafft verlaͤugnen/ darum meidet sie doch; kom̃t truͤb- sal darauff/ ey leidet euch als gute streiter JE- su Christi/ kein Kriegsmann flichtet sich in haͤn- del der nahrung/ 2. Tim. 3. auff daß er gefalle dem/ der ihn angenommen hat/ 2. Tim. 2. v. 34. Jhr wisset ja/ daß ihr vor andern darzu gesetzt seyd/ daß ihr leydet biß an die bande als Ubel- thaͤter. 2. Tim. 2. v. 9. 1. Thess. 3. v. 3. Lasset euch zu hertzen gehen so viel 100. seelen kleiner kinder/ juͤnglingen und jungfrauen/ die von ihren eltern aus blinder liebe so schaͤnd- lich versaͤumet/ so aͤrgerlich erzogen werden; sie schicken euch ihre seuffzer zu/ daß ihr euch doch uͤber sie erbarmen wollet/ und was/ ihre leibliche vaͤter und muͤtter versaͤumen/ als geistliche vaͤ- ter und muͤtter erstatten/ oder doch fuͤr sie bey ihren eltern wachen/ daß sie besser von der welt ab- und zu dem Him̃el angefuͤhret werden. Las- set euch doch zu hertzen gehen das gewiß kuͤnffti- ge wehklagen der annoch saugende und in mutterleibe liegenden und anderer zukuͤnfftigen nachkommen; denn es ist gewiß vermuthlich/ wo ihr nicht bald diesem greuel der verwuͤstung wehret/ und das volck busse thun lasset/ Apoc. 2. so wird der Sohn GOttes den leuchter von hie wegstossen/ und sie die nachkommen werden also der reinen lehre/ und consequenter der ewi- gen seligkeit beraubet werden. Lasset euch zu hertzen gehen die noth und angst so vieler angefochtenen/ die theils wegen des mangels gruͤndlicher Erkantniß/ theils we- gen mangels der freude in GOTT und gutes gewissens itaͤglich hauffen weise erfunden wer- den/ welche freude in GOTT und ruhe des gewissens daher verstoͤret und verhindert wird/ weil man sich so vieler suͤnden theilhafftig ma- chet/ als des fluchens ꝛc. Denn weder alte/ noch junge sind von euch hierzu disponiret, daß sie straffen oder sich straffen lassen koͤnnen. Gedencket doch/ fuͤr eine jegliche seele/ die ihr errettet/ werdet ihr himmlische belohnung krie- gen/ wie denn die untreuen fuͤr eine jegliche seele/ deren huͤter sie nicht haben seyn wollen/ hoͤllische marter werden in ewigkeit leyden muͤssen; denn eine jegliche seele wird von euern haͤnden gefor- dert werden; Ezech. 33. Wir bekonnen auff- richtig/ soltet ihr so redlich euer amt außrichten/ so wird eine bley-schwere arbeit euch zustossen/ A. K. H. Vierter Theil. Oooo und Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. und wenig irdisches dancks oder lust; aber was wollet ihr thun? so viel euer ordentlicher weise beruffen seyn/ so viel euer sind auch zu solcher schwerẽ last erwehlet; aber seyd versichert; so fern ihr nur williglich diese last auff euch nehmet/ wird der JEsus/ der die marterer so freudig gemacht/ euch diese last redlich tragen helffen; und wenn euch die welt hasset oder verfolget/ euere hertzẽ durch seinen freuden-geist staͤrcken/ daß ihr durch ehre und schande/ durch gute geruͤchte und boͤse geruͤchte/ in noͤthen und aͤngsten/ als diener GOttes in allen dingen euch werdet beweisen koͤnnẽ. Bedencket die schoͤ- ne unverwelckliche cron der ehr und gerechtig- keit/ die den rechten kaͤmpffern/ den saͤulen und vorstehern der gemeine/ sonderlich von dem Ertzhirten in præsentz der gantzen welt wird auffgesetzet werden. 1. Pet. 5. 4. 2. Tim. 4. 8. Ge- dencket an den schoͤnen glantz/ da ihr getreue und unverdrossene lehrer fuͤr andern wie des himmels glantz leuchten/ und als die/ so viele zur gerechtigkeit gewiesen/ wie die sterne immer und ewiglich glaͤntzen werdet; gedencket an die schoͤne him̃els-koͤnigliche stuͤle/ da ihr an jenem tage auffsitzen werdet/ so ihr um Christi willen alles verlasset/ das Creutz auff euch nehmet und euer leben nicht liebet biß an den tod/ Apoc. 12. Da hergegen die jenigen verflucht seyn werden/ die des Herrn werck nachlaͤssig treiben. Ach solte doch ein jeder Christ billich gesinnet seyn/ al- le muͤhe und verfolgung zu leyden/ ja seines lebens nicht zu sparen/ wenn er auch nur 3. seelen durch solche eyfferige amts-verwaltung retten koͤnte/ propter pœnarũ gravitatẽ \& æter- nitatem. Es mũssen ja ohne dem alle/ die Gott- selig leben wollen/ in Christo JEsu verfolgung leyden/ wie vielmehr die offentlichen diener? 2. Tim. 3. Ja es ist je ein kennzeichen der außer- wehlten mit/ von der welt und von den welt- klugen/ hohen/ reichen/ gehasset werden Johann. 15. v. 19. Freuen sich die Engel im himmel uͤber einen suͤnder/ der busse thut; was werdet ihr maͤnner fuͤr freude im him̃el er- wecken/ wenn ihr so viel 100. schaͤfflein wieder zu rechte bringet. Ach es sind unter euch Herren schon graue haͤupter/ dieselbe bitten wir hertz- lich/ daß sie sich zu gemuͤthe fuͤhren wollen/ daß sie ihren lauff bald vollenden werden/ und allen menschen und weltfreude/ ehre/ lust/ gunst/ reichthum werden verlassen muͤssen. Da wird zwar derleib ins grab getragen/ aber die seele wird alsbald GOTT dem Herrn/ als ein haußhalter seinem Herrn/ rechenschafft thun muͤssen von einer jeden NB. euch an- befohlnen seele/ wie ihr sie im Catechismo unterrichtet/ ermahnet/ gewarnet/ gestraffet und angeleitet habet/ wie ihr eure haußhaltung verwaltet/ speise außgetheilet/ sein Heiligthum und weinberg verwahret und in acht genom̃en habet. Euer leich-gehen/ commentarien le- sen/ lustiren gehen und spatziren fahren wird nicht gedacht werden/ sondern der seelen sorge/ Hebr. 13. v. 17. Drum so greiffet doch diß werck desto ernstlicher an/ desto mehr ihr ge- wiß seyd/ daß uͤber euere seele das ewige urtheil ergehen wird. Pœnitentia vera nunquã est sera, ut in Manasse \& latrone. Jhr andere Ehrwuͤr- dige maͤnner aber/ seyd desto munterer zu so- thaner ernstlichen amts-verwaltung/ desto mehr ihr noch zeit habet/ viel gutes zuthun; denn ja gewiß ist/ je mehr jahre/ tage/ stun- den einer treulich wuchert/ je mehr wird er auch gekroͤnet und geehret werden in Ewigkeit/ leich- gehen/ commentarien lesen/ lustiren fahren wird euch nicht belohnet werden; denn GOtt fordert solches von euch nicht/ sondern getreue seelsorge/ Mat. 25. Hebr. 13. v. 17. Dieses ist unse- re demuͤtige uū flehentliche bitte/ durch das blut Christi an euch ehrwuͤrd. Maͤñer/ hirtẽ/ waͤchter auffseher/ seelsorger; wir hoffen nicht anders/ es werde ein Ehrw. Consistorium diese hochnoͤti- ge erinnerung und bitte nicht uͤbel auffnehmen/ sondern uns unsere bitte gewaͤhren um der Ehre GOttes/ um ihrer eigener/ unser uñ unserer mit- bruͤder seligkeit willen. Solte der Satan uns bey euch etwa eines irthums halben in der lehre verdaͤchtig machen/ und also die anneh- mung unserer bitte verhindern wollen/ so zeugen wir alle fuͤr den augen GOttes/ daß wir die Quaͤckerische und andere Phantastische grillen und schwermerey verfluchen/ der reinen Luthe- rischen lehre aber/ als sie nechst der bibel in Lu- theri und anderer Evangelischen Theologen schrifften/ Academien und predigten/ sonderlich in libris symbolicis fuͤrgetragen ist/ mit hertz und mund glauben/ und darinn biß an unser ende durch die krafft des Heil. Geistes zuver- harren begehren. Solte es auch etwa Eu. Ehrw. unbillich/ polypragmosy nisch/ vermes- sen oder auch laͤcherlich vorkommen/ daß wir geringe/ junge/ privat-personen an so ein Wohl- Ehrw. Consistorium so vieler hochgelahrten und bejahrten maͤnner und lehrer eine Suppli- cation abgeben/ so seyd versichert/ daß solches nicht geschicht auß einem gemuͤt/ welches euch als zum hohen amt beruffene maͤnner so gering achte/ daß man euch wohl zuschreiben duͤrffe/ was uns in den sinn komt; auch nicht auß einer kuͤtzelender begierde euch zuentruͤsten und lieder- lich zu bemuͤhen; auch nicht auß einer eingebil- deten klugheit/ als wenn wir solche leute waͤ- ren/ die so eine sache zu befoͤrdern wuͤsten; auch nicht auß einer vermessenen Intention, unsere eigene ehr/ namen und ansehen dar- unter zu suchen oder dergleichen; sondein/ GOtt ist unser zeuge/ auß nachfolgenden Ursachen. Erstlich/ so sind wir ja (ob wir gleich gering schwach und einfaͤltig seyn) krafft des worts/ GOttes schuldig unsern naͤchsten zu lieben als uns selbst/ gern das unsere zuversaͤumẽ/ und des feindes irrendem oder gefallenem ochsen oder esel (wie vielmehr unserer lieben mitbruͤder und mit- glieder seele) wieder zu rechte zu helffen/ Exod. 23. v. 4. 5. Huͤte dich/ und lasse ihn nicht ꝛc. vid. Hülsemann de Corrept. Fratern. p. 16. cap. 5. \& cap. 6. pag. 20. Zum 2. sind wir auch ja schuldig krafft des andern gebots ( considerarè, humillimè quæ- sumus, verba Lutheri in der Sermon von gu- ten wercken/ und zwar/ da er redet vom dritten werck des andern gebots §. 28. Tom. 1. Ien. ) unsers GOttes und Erloͤsers ehre zu suchen/ befoͤrdern/ und wo er geunehret und geschmaͤ- het wird/ zu steuren und wehren/ so viel wir schwache werckzeuge durch die krafft GOttes koͤnnen. Nun stehet uns aber der greuel dieser gemeine nicht wenig fuͤr augen/ wie denn auß dem ersten theil unserer Supplication zu sehen (denn wir selbigen darum etwas weitlaͤufftig gemachet/ damit ihr sehen sollet/ daß wir nicht um Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. um ein oder anderer geringer suͤnde willen dieses gewaget haben) wir wissen auch noch zur zeit kei- nen bessern weg oder mittel/ unsernin grosser see- len-gefahr schwebendẽ mitgliedern bruͤdern uñ schwestern/ zuhelffen/ und unsers lieben Vaters im him̃el und bruders JEsu Christi ehre (welche durch das boͤse leben der Christen und unachtsa- me außspendung der Absolution und Heiligen Abendmahls gelaͤstert und geschaͤndet wird) zu retten/ und dem mißbrauch seines allerheilig- sten namens zu widerstehẽ/ als eben durch dieses; drum haben wir auch auff diese weise im namen GOttes es versuchet/ gleichsam als geringe schiffjungen euch schifflich zuruffen und erin- nern wollen/ daß das schiff dieser gantzen ge- meine in grosser gefahr stehe/ und euch zugleich demuͤthig bitten/ daß ihr dasselbe doch bald (nam periculum multarum animarũ \& ultio- nis divinæ est in mora) so viel moͤglich erretten wollet. III. So gehen je diese Gebote GOttes alle men- schen an/ Levit. 19. Du solt deinen naͤchsten straffen auff daß du nicht seinet halben schuld tragen muͤstest/ Prov. 9. Straffe den weisen/ er wird dich lieben/ Matth. 18. suͤndiget dein bru- der an dir so straffe ihn zwischen dir und ihm allein. Nun suͤndiget ihr ja an uns/ wenn ihr unserer mitglieder seligkeit/ und unsers Va- ters und Herrn ehre verwahrloset/ drum so duͤrffen wir es ja nicht lassen/ euch demuͤthig zuermahnen und zu bitten/ daß ihr doch unse- rer mitbruͤder und unsers GOttes Ehre euch besser annehmen wollet. Wir haben zwar selbst eine zeitlang gemeinet/ eine privat-person duͤrffe eine im oͤffentlichen amt sitzende person/ sonderlich im geistlichen amt/ nicht straffen/ aber endlich hat uns unser eigen gewissen auff die generali taͤt der gebote geweiset/ daß da ja kein stand außgenommen werde. Darinn uns auch gestaͤrcket D. Hulsemans herrliche schrifft de corrept. fraterna darinn er erweiset: Teneri omnes inferiores ad corrigendos su- periotes in casu Necessitatis. Imo inferiores tanto magis teneri ad corripiendum supe- riorem, quantò proprior, \& subordinatio est inferioris ad cavendum superioris damnum, præ damno æqualis \& proximi, quanto magis tenetur ad liberandã animã Patris, quam servi, si necessitates horum concurrant, p. 34. sonder- lich auch Lutheri reden an vielen ortern/ als unter andern Tom. 1. Ien. Germ. in der andern schrifft wieder Sylvestrum Prieriatem, Anno 1518. da er spricht: daß der Pabst/ wenn er gleich auß Goͤttlichem recht seine gewalt haͤt- te/ deñoch so er wieder eines der gebote GOttes/ fuͤrnemlich der ersten dreyen/ suͤndiget/ er einem jeden Christglaubigen unterworffen sey/ daß er ihn kan er mahnen und straffen/ laut der wor- te Christi Matth. 18. \& seq. Jn der Sermon von guten werckenin der außlegung des 4. Gebots num. 13. Die geistliche gewaltist gar ein uͤber- schwenglich groß gut/ und viel zu koͤstlich von ihm geacht/ daß der allergeringste Christen- mensch solte leyden und schweigen/ wo sie ein haarbreit von ihrem eigenen amt tritt. IV. Hat uns hierzu getrieben unsere eigene noth und gewissens-angst/ denn das gewis- sen hat unser etliche eine geraume zeit schon nicht wenig gemartert und geplaget mit den 3. vor- hingesetzten Argumenten, so offt wir haben beten wollen/ oder mit einer kindlichen zuver- sicht durch die wunden JEsu Christi in un- sers liebreichen Vaters hertze ruhe suchen wol- len/ sind wir von unserm gewissen gestraffet worden/ warum wir nicht besser die ehre GOt- tes retteten/ die lebe des naͤchsten uͤbeten/ und dem gebote GOttes von der bruͤderlichen straffe nachkaͤmen? Ob das der danck waͤre dafuͤr/ daß GOTT mit semem blute uns erloͤset/ ja fuͤr so viel 1000. andern zur reinen Evangeli- schen lehre gebracht haͤtte/ daß wir unsere ehre/ freundschafft/ menschen-gunst/ gute Hospi- tia, ruhige tage lieber haben wolten/ als GOttes ehre/ Christi gebot und unserer neben- Christen seligkeit? welche gedancken wir als auffrichtige Kinder in Christlicher einfalt euch unsern Vaͤtern zu offenbahren keinen scheu tragen/ um desto eher gnade fuͤr euch zu fin- den. Wollen wir nun dieses unser priesterli- ches amt 1. Pet. 2. verrichten/ um hoffart/ geitz/ fluchen/ haß und andere suͤnde unsern naͤchsten freund|. straffen/ so befinden wir/ daß der grund des Christenthums nicht da ist/ das volck weiß nicht/ daß solch ein bruͤderlich ermahnen unter den Christen muͤsse vorgehen/ brummen und murren darwider/ und wenn sie ja keine außfluͤchte mehr wissen/ so spre- chen sie: Unsere Prediger haben ja auch ein gewissen/ wenn das Christliche leben so seyn muͤste/ wann dis oder jenes suͤnde waͤre/ sie wuͤrden wohl anders daruͤber halten/ thut es doch unser Pastor selbst/ hat mir doch mein beicht-vater immer davon gesaget? Ey wie offt habe ich dieses wohl gesaget/ da der Do- ctor beygesessen/ hat mir aber nichts davon gesagt ꝛc. Dencket nicht/ daß wir diese formu- len euch zu beschimpssen/ sondern unsers begin- nens billigkeit desto besser vorzumahlen hieher setzen/ haben also abermahl kein ander mit- tel gewust/ als dieses/ damit wir desto bessere bahn haben moͤgten unserm irrendem neben- Christen beyzukommen und zu ermahnen/ auch daß solche straffe mit desto besserm nutzen gesche- hen moͤgte/ und also unser gewissen von dieser hierob erregten angst befreyet wuͤrde/ doch haͤtten wir diesem gewissens trieb nicht gefolget/ wenn er nicht mit GOttes wort uͤbereinstim̃et. V. Auß solcher furcht denn uns bange ist/ wo nicht bald ein Pinehas uͤber die offenbahre flucher/ die hier in Ham- burg alle augenbl cktaͤg und nacht gehoͤret werdẽ/ offen- bahrlich eyffert/ GOtt diese Stadt schrecklich straffen werde/ beyde Thaͤter und stillschweigende Zuhoͤrer/ die die flucher und Sabbat schaͤnder nicht angeben nach art der heil. kirchen/ als Levit. 24. II. Num. 15. 33. auch darum daß das Heiligthum Christi verunheiliget wird/ denn wie solches GOtt raͤche und straffe/ ist auß des alten Testament s typis, spruͤchen und Exempeln zusehen. Darum so haben wir auff unserer seite so viel thun wollen/ als wir durch GOttes gnade gekoͤnnt/ werdet ihr zu Pineh en und eyffert bald daruͤber oͤffentlich/ denn es stehet euch am besten an/ damit es nicht welche thun muͤssen/ denen es vielleicht so wohl nicht anstehẽ wuͤrde. Dencket an den spruch lerem. 6. II Jch bin des Herrn draͤuen so voll/ das ichs nicht lassen kan/ schutte auß beyde uͤber die kinder auff der gassen/ und uͤber die mañ- schafft im Rath. Dieses find die ursachen/ so uns zu diesem supplici ren genoͤthiget haben/ welche/ wenn ihr sie recht betrach- tet/ eure gemuͤter uns gnaͤdig machen werden/ daß ihr unsern wunsch/ verlangẽ uñbitte erfuͤllet. Sehet nicht an/ wie schlechte junge geringe leute wir sind/ sehet auch nicht darauffwas fuͤr muͤhe/ arbeit/ schmach/ verfolgũg darauff sitze/ sondern sehet darauff/ daß es euer amt ist/ A. K. H. Vierter Theil. Oooo 2 die Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. die allerhoͤchste noth erfordert es/ eure eigene und eurer Zuhoͤrer seligkeit ist dran gelegen/ den- cket auch nicht: ja fangen wir es so an/ so wer- den wir nicht lange bleiben/ und werden denn falsche miedlinge kommen/ und die heerde gantz verderben; befehlet ihr das GOTT/ lasset Christum dafuͤr sorgen/ thut ihr unterdessen was euer amt ist. Entschuldiget euch auch nicht mit mangel der zeit/ sondern lasset dieß dilem- ma auff euer gewissen gepreget seyn: Entweder ihr muͤsset euer Commentarien- lesen/ leich-gehen und politische haͤndel bleiben lassen/ oder ihr muͤsset manche seele verwahrlosen/ oder zum wenigsten mancher seelen versorgung und un- terrichtung muß noch etwas auffgeschobenwer- den. Dabedencket/ wie grausam/ tyrannisch und moͤrderisch es seyn wuͤrde/ wenn ihr lieber eines eintzigen bettlers seele verwarlosen oder sie zuver- sorgen noch etliche wochen auffschieben woltet/ als das unnoͤthige lauffen und studiren bleiben lassen. Wie? wenn der mensch unterdessen stuͤr- be/ dessen huͤter zu seyn ihr noch etwas auffge- schoben hattet? Sein blut wuͤrde von euren haͤnden gefordert werden. O Mordstunden/ die ihr auff andere unnoͤthi- ge sachen anwendet/ da noch seelen sind in eurer gemeine/ die eurer huͤlffe beduͤrffen. Denn ho- ris illis, in quibus pascendos non pavistis, oc- cidistis. Ambrosius. O diebstal/ da ihr so viel edle stunden alle wochen so unnuͤtzlich zubringet/ und sie GOtt und eueren zuhoͤrern stelet. Schi- cket euch doch in die zeit/ dann es ist boͤse zeit/ ihr seyd ja keine Professores, was habt ihr denn mit so weitlaͤufftigen Commentarien zu thun? haͤttet ihr zeit darzu/ so gieng es hin/ aber nun ist solch ein studium bey euch unverantwortlich/ ein gewissenhaffter hirte wird in den Bibli schen buͤchern und Lutheri schrifften so viel finden/ daß er rebus sic stantibus keine zeit wird uͤbrig haben zu andern Glossen. Eurer zuhoͤrer sind zu viel/ die unwissenheit und boßheit ist zu groß/ die zeit ist zu kurtz/ zu dem nuͤtzlichen beichtsitzen habet ihr die gantzevorhergehende woch enoͤthig; denn es ist unmuͤglich/ daß euer 3. innerhalb 4. oder 5. stunden etliche 100. personen recht ver- hoͤren/ pruͤffen/ examini ren/ ermahnẽ/ unterrich- ten und troͤsten koͤñet. Jn den stunden/ da ihr zur leiche gehet/ koͤntet ihr auch noch viel wuchern mit catechiziren, visiti ren; denn 3. stundenlauffet ihr auff der gassen/ wenn ihr zu hauß kom̃et/ seyd ihr muͤde/ euren leib mattet ihr ab und schwaͤchet ihn/ wenn der Pastor und beicht-vater der jeni- gen kirchen/ der die leiche zugehoͤret/ mitfolgeten/ so waͤre es allgnug/ ihr machet euch einer grossen suͤnde theilhafftig mit eurem stillschweigen und compræsen tz/ da ihr doch pompose, ehrgeitzige/ stoltze/ außsaugende leich- processen straffen sol- tet; dieleute seuffzen und klagen daruͤber; daß ihnen die leich- processus so hoch kommen/ und niemand daruͤber sprechen will/ daß es etwas gemindert| wuͤrde. Es wuͤrde euch auch an der nuͤhrung deßwegen nicht viel abgehen; denn wenn die leute fein unterrichtet wuͤrden/ daß sie Christliche hertzen kriegten/ auch wenn sie eu- ren ernstlichen eyffer merckten/ daß ihr gern euer eigenes versaͤumet/ Exod. 23. ihre irrende seeln zu recht zu bringen/ so wuͤrden sie ihnen auch die- se gebote: Ein arbeiter ist seines lohnes werth; Du solt| dem ochsẽ/ der da trischt/ nicht das maul verbinden/ wohl zu hertzen gehen lassen/ und euch lehrern allerley gutes mittheilen/ daß ihr uñ die eurigen nahrung und kleider haben wuͤrden. Zum beschluß bitten wir E. E. verdencket uns nicht/ daß wir diese Supplication so lang gemacht; wir haben/ gern zu befriedigung unsers gewissens/ unser hertz auff einmal außschuͤtten wollen gegen; ingl. auch damit ihr Ehrw. maͤn- ner hernach nicht noͤthig haͤttet/ lang mit uns jungen leuten/ von einem oder anderm punct, zu reden oder zu fragen; auch damit ihr desto eher zum werck greiffēmoͤchtet: deñ/ wie obengedacht periculum animarum \& iræ divinæ in mora. Solte E. E. Ministerio belieben uns noch weiter hieruͤber zu rede zu stellen/ so erbieten wir uns euch hierin zu allem gehorsam/ und fuͤrch- ten uns nicht durch die krafft GOttes fuͤr euch zu erscheinen/ und auff eure fragen/ einfaͤltig zu antworten/ doch bitten wir/ E. E. Ministe- riū wolle nicht einen von uns allein/ sondern alle zugleich fordern lassen/ so sie uns zu sprechen be- gehren. Hiemit befchlen wir euch GOTT/ und wuͤnschen von hertzen/ daß der barmhertzige GOTT und Ertzhirte JEsus euch mit dem geist der weißheit/ des raths/ der krafft/ des verstandes/ staͤrcke und freudigkeit außruͤsten und krafft zu eurem wort geben wolle/ auff daß ihr mit vielem segen geschmuͤcket werdet/ undei- nen sieg nach dem andern erhaltet/ daß man se- hen koͤnne der rechte GOTT sey zu Zion. Der geist desfriedes und der demuth verbinde auch eure hertzen mit bruͤderlicher einigkeit/ hertz- licher vertraulichkeit und Gottseliger uͤberein- stimmung nach dem willen GOttes; wir verheis- sen mit unserm schwachen gebett unsern GOtt zu ersuchen/ daß euch gegeben werde das wort mit freudigem auffthun eures mundes/ Ephes. 6. v. 19. verbleiben ꝛc. Copia literarũ D. D. Henr. Mülleri Rostoch. ad Joh. Christophorum Holtzhausen. In Correptione fraterna attendenda sequentia: I. Subjectum quod, oder der sie verrichten soll. Tenentur id facere omnes Christiani, sine dis- crimine ætatis \& conditionis; si tamen adaños discretionis venerint, ut possint dignoscere ma- lum à bono. Denn was man nicht kennet/ kan man weder loben noch laͤstern/ weder gut heissen noch straffen. Die spruͤche/ so Matth. X. \& XVIII. gefunden werden/ gehen alle Christen an: Alle Christen/ ob sie gleich keine special voca- tion zum predigamt bekom̃ẽ haben sie doch eine general vocation zum geistlichen priesterthum/ deñ sie sind in der tauffe Christen wordenund ha- ben die salbung empfangen. Worzu nutzet eine salbe/ wann sie nicht mit ihrem guten ruch den stanck vertreiben soll. Alle Christen ( si sunt viva Ecclesiæ membra ) sind tempel des H. Geistes/ der H. Geist aber strafft die welt/ nicht allein per eos, quibꝰ præsens est donis administrantibus, sondern auch und viel kraͤfftiger per eos, quosor- nat donis sanctificantibus. Das ist aber noͤthig/ daß das subjectum/ so andere straffen will/ zuvor sich selbst straffe. Wir moͤgen anderemit nutzen nim̃er reformiren, es sey dann/ daß wir den an- fang machen von uns selbst/ ne, quod verbis ædificamus, factis destruamus, es heisset sonst: Medice, cura te ipsum, und du heuchler/ zeuch zuvor den balcken auß deinem eigenem auge ꝛc. 2. Subjectum recipiens correptionem, das muß also disponiret seyn/ daß man den finem correptionis fraternæ bey ihm erreichenkan/ finis Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. finis autem correptionis est correctio. Wenn ein subjectum dermassen incorrigibile ist/ daß keine spes emendationis mehr vorhanden (als die heutige Statisten, Atheisten, soldaten ꝛc. mehrentheils seyn) soll mans dem lieben GOtt befehlen/ und die perle nicht den saͤuen/ noch daß heiligthum den hunden vorwerffen/ inson- derheit/ da bey weiterer correption lebens-gefahr zu befuͤrchten waͤre. Hoc volunt dicta prov. IX. 7. 8. Matth. 6. Wann wir aber extra pericu- lum vitæ positi sind/ koͤnnen wir auch wohl die incorrigibiles corripir en res pectu aliorum, qui per istos scandalizantur, ut illorum saluti hac ratione subveniatur. III. Causa movens soll nicht seyn eine knecht- liche furcht/ contra Rom. 8. 1. Joh. 4. vielweniger fuͤrwitz oder laßduͤnckel contra. Sir. III. \& VI. \& XX. sondern ein heil. reiner Goͤttl. eyffer/ so auß kindlicher liebe entspringet. Ps. 119. Rom. 12. Denn der liebe art ist/ daß sie eyffert umb die geliebte. Wie zuͤrnen wir/ wann man boͤses re- det von unsern freunden? das macht die liebe. Die hoͤchste liebe (so wir GOtt schuldig sind) soll auch den hoͤchsten eyffer erwecken. Wer das boͤse nicht hasset und straffet/ der liebet GOtt nicht. IV. Delicta proximi. So der naͤchste et- wa wieder seinen willen ex nuda inadvertentia \& infirmitate von einem paraptomate uͤbereylet wuͤrde/ da soll man ihn nicht fort schamroth ma- chen/ sondern nach der ermahnung Petri. 1. Ep. 4. 8. die fehler zudecken/ doch kan man ihn her- nach wohl/ wann man allein mit ihm ist/ erin- nern/ daß er hinfort fleissiger auffsicht habe auff sich selbst/ damit der geringsten keiner durch ihn geaͤrgert werde. V. Circumstantia temporis. Wenn man recht keinen straffet als zu der zeit/ da so wohl der corripiens als corripiendus disponi ret seyn/ jener/ die correption mit frucht zuverrichten/ dieser dieselbe mit frucht anzunehmen v. 9. Der corripiens muß die correption nicht dann vor- nehmen/ wenn er noch im frischen zorn und pa- roxismo ist; denn des menschen zorn thut selten was vor GOTT recht ist/ und der corripien- dus muß etwan nicht truncken seyn/ denn so wird er durch die straffe mehr erbittert als er- bauet werden. Omnia suo tempore. VI. Modus. In genere muß die corre- ptio fraterna 1. gegruͤndet seyn in GOttes wort. Col. 3. 16. Des menschen wort haben menschen krafft und ruͤhren das hertze nicht/ geist und leben/ spiritus spiritum movet. 2. Auß Christlicher liebe gehen und des naͤchsten besse- rung suchen. 2. Cor. 2. 4. 2. Thess. 3. v. 15. 3. ge- wuͤrtzet seyn mit sanfftmuth und lindigkeit/ daß wir nicht brechen/ sondern bauen/ Gal. 6. v. 1. 2. Tim. 25. Absonderlich aber muͤssen die suppe- riores ab inferioribus, seniores à junioribus de- bita cũ reverentia corripiret werdẽ. Iob. 31. 13. Kan vor dißmal nicht weiter/ weil ich gleich zur Cantzel gehen muß. Empfehle den Herrn samt allen frommen Christen der suͤssen gnade JEsu Christi zu aller erwuͤnschten seelen und leibes wohlfahrt. Rostoch. Dom. Reminisc. Anno 1662. T. Præst. propensissimus, Henricus Müller. D. Copia literarum Dom. D. Henr. Muͤlleri Rostoch. ad Steph. Doͤhren. JESUM cum omni sua salute. Hochgeehrter Herr Doͤhren/ vielgeliebter freund im Herrn JEsu; Sein den 18. Jul. da- tir tes schreiben habe ich den 9. Aug. wohl erhal- ten/ und im durchlesen mich theils hoch erfreuet/ theils hertzinnig betrubet. Erfreuet habe ich mich/ daß mein Herr JESUS in dieser grund ver-derbten weltneige noch allenthal- ben seine treue zeugen und bekenner hat/ die sich seines H. Creutzes nicht schaͤmen/ deß sich sonst alle welt schaͤmet. Ach daß doch der frommen im̃er mehr wuͤrden auff erden! Doch die zahl der außerwehlten muß voll seyn. Der Herr ist na- he. Es betruͤbet mich aber hertzlich/ daß die zeugen JEsu/ als die rechtschaffene Abeliten vom Cain dem moͤrder/ dessen Vater und gan- tzem anhang/ so jaͤmmerlich verfolget/ gejaget/ geplaget und schier alle stunde ermordet werden. Ach wann du es wuͤstest/ Cain, wann du es wuͤstest! (mein hertz wil mir brechen) du wuͤrdest wohl besser bedencken/ was zu deinem friede dienet/ aber/ daß sich GOTT erbarm! nun ist es fuͤr deinen augen verborgen. Ach daß ich wassers gnug haͤtte in meinem haupt/ und meine augẽ thraͤnen-quellen waͤren/ tag und nacht zu beweinen den seelen-jammer der heutigen falschen Christenheit/ die bey Christlichem (aber erlogenem glauben) mehr deñ Tuͤrckisch und heydnisch lebet. Fuͤrwar/ koͤnte man so viel thraͤnen weinen/ als tropffen im meer sind/ ja koͤnte man alle sein blut außwei- nen/ waͤrs doch nicht gnug/ diesen jammer recht zu beweinen. Moͤchten doch/ wanns moͤglich/ die wunden JEsu auffspringen und blut stuͤr- tzen uͤber diß verderben. Wir heylen Babel, aber sie will nicht heyl werden/ lerem. 51. 9. Jhr schade ist groß/ wie ein meer/ wer kan sie hey- len? Thren. 2. 13. Es ist keine salbe in Gilead, die diesen schaden heylen koͤnte. Ier. 8. 22. Nun was sollen wir thun? wir leben mitten unter den greueln/ aber seuffzen druͤber. Wir wohnen mit in Sodom/ aber ihre ungerechte wercke quaͤlen unsere durch JEsus blut gerechte seelẽ. Wirsitzẽ gefangen in Babel/ aber unsere thraͤnen ge- hen hin nach Zion/ unser hertz sehnet sich nach einer seligen erloͤsung! Ach du Herr/ wie lange? Billich bedauret ihr/ mein freund/ den unlau- tern zustand unserer Lutheri schen Christenheit; sie war eine reine Jungfrau/ und ist nun zur hu- ren worden. Sie ruͤhmet sich des wahren glau- bens/ aber wo sind die fruͤchte? kan man auch drauben lesen von dornen? ꝛc. Alles ihr Chri- stenthum bestehet im Herr Herr sagen und thut doch nicht den willen dessen/ den sie taͤg- lich anrufft: Vater unser/ der du bist im him- mel. Jacobs stim̃e/ aber Esaus haͤnde. Waͤren sie Abrahams kinder/ sie thaͤten Abrahams wercke. Durch sie wird der name GOttes gelaͤstert un- ter allen voͤlckern. Sie ist das andere Babel und Sodom/ und kan keine suͤnde so abscheu- lich erdacht werden/ die sie nicht mit lust voll- bringen solte. Und/ daß GOTT geklaget sey! sie decket mit dem purpur-mantel des blutigen verdienstes JEsu Christi alle ihre schande und suͤnden-pfuͤtzen zu/ ach GOTT vom himmel sieh darein/ und laß dich des erbarmen! Fragt man nach den ursachen solches zerruͤt- teten elenden zu standes unserer kirchen. So ist keine andere als die sicherheit/ daß man in den tag hineinlebet/ und GOttnicht vor augen hat/ nur dencket an die gegenwaͤrtige zeit/ und nicht an die kuͤnfftige Ewigk. die wurtzel/ auß welcher Oooo 3 solche Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. solche sicherheit waͤchst/ ist die verachtung Goͤtt- liches worts/ dadurch die furcht GOttes in uns solte gepflantzet werden/ und wir zur be- trachtung der Ewigkeit gefuͤhret werden/ daß aber das liebe wort GOttes so schnoͤde verach- tet wird/ ruͤhret unter andern mit her/ auß dem straͤfflichen und aͤrgerlichen leben der hir- ten/ die der seelen nicht achten/ weil sie nicht be- dencken/ wie sauer sie Christo gewordẽ/ und wie theuer sie von ihm erkaufft seyn. Sie tragen kein hertz zu den schafen/ denn sie suchen nur die milch und wolle. Jhre arbeit gehet nicht da- hin daß sie Christo den himmel/ sondern ihnen selbst den beutel und bauchfuͤllen/ sie wieder- legen ihre eigene lehre durch ihr leben/ und ma- chen sich also selbst zu luͤgnern. Sie legen dem wort Gottes eine hindernuß/ daß es in den zuhoͤ- rern nicht wircken kan was es solte. Sie gebẽ aͤr- gernuß ohne scheu/ und machen/ daß ihr Goͤttl. amt verlaͤstert wird. Sie sind feinde des creu- tzes Christi/ und reissen mit ihrem verfluchten leben nieder/ was JEsus mit seinem Creutz hat auffgerichtet. Daruͤber weinet Paulus, und die mit Paulo durch Christi geist erleuchtet sind/ bittere thraͤnen/ Phil. 3. Wie soll man ihm aber thun? ein jeder Christ ist schuldig/ vermoͤge der salbung/ die er in der tauffe hat empfangen/ zu arbeiten an dem verwuͤsteten Zion GOttes im geist/ da- mit Christi Reich außgebreitet werde in der menschen hertzen. Solche arbeit geschicht durch heilsame lehre und heilsamen wandel/ dahero ich nicht absehen kan/ wie der Herr zu laͤstern/ daß er die einfaͤltige unterrichtet/ und angefochtene troͤ- stet/ massen er darinn nichts anders thut/ als/ was ihm als einem getaufften Christen ob- lieget/ und die Christliche liebe erfordert/ ja auch das gesetz der natur; quod tibi vis fieri, al- teri feceris. Es waͤre denn/ daß sich der Herr entweder 1. zu diesem werck getrungen/ oder 2. die schaffe von ihrem rechten hirten abgefuͤhret/ und zur verachtung des predigamts anlaß gege- ben/ da doch ab officio die Personæ zu unter- scheiden/ und ob vitium Personæ ipsum officium, quod Dei est, nicht zu conculciren. Ausser diesen faͤllen ist der Herr vielmehr zu lo- ben als zu laͤstern/ daßer sich der seelen ange- nommen/ die sonst keinen hirten gehabt/ sonder- lich quoadcorreptionem fraternam, privatam, eamque piam \& modestam, die in dieser welt- neige so noͤthig ist/ als das liebe taͤgliche brod/ auch unserm Herrn JESU Christo und seinen Aposteln befohlen. Vollkommen koͤn- nen wir in dieser schwachheit niemand machen/ doch muß ein jeder mit Paulo der vollkommen- heit nach jagen und von tage zu tage voͤlliger werden. Stillstehen heist zuruͤck gehen. Wir muͤssen dem ziel immer naͤher kommen/ und uns drum saur werden lassen/ denn die zeit ist kurtz/ der weg ist lang und sind der hinter- nuͤssen viel; kirchen gehen und HErr HErr sa- gen wils nicht thun. Viel 1000. seelen sitzen schon in der hoͤllen/ die viel eyfferiger in solchen aͤusserlichen wercken gewesen/ als unsere heu- tige maul-Christen. Menschen sind wir/ aber in Christo neue menschen/ gehen einher in der krafft GOttes/ undkoͤñen mit Paulo ruͤhmen Phil. 4. Jch vermag alles ꝛc. Habe dieses dem Herrn/ als meinem vielge- liebten freunde im HErrn JEsu/ zu dienlicher antwort zufertigen wollen. Empfehle ihn samt allen from̃en Christen/ so die erscheinung JEsu (welche nũmehr vor der thuͤr ist) liebhabẽ/ Goͤtt- licher obhut zu aller Gottgelassenen seelen- und leibes wohlfahrt/ mich aber und meine liebste gemeine eurer treuhertzigẽ vorbitte/ der ich bin uñ bleibe euer aller im Herrn verbundener freund Rostoch den 20. Aug. An. 1663. Henr. Müller. D. P. S. Liebster freund/ Brecklingii buͤcher wolte ich wieder zuruͤck senden/ massen ich vor meine arbeit/ damit ich frommen hertzen im Herrn diene/ nichts begehre/ habe es aber vor dißmahl behalten/ damit es nicht das ansehen habe/ als ob ich ein geschenck außliebe geflos- sen verschmaͤhete. Bedancke/ mich/ und will gern mit einem geistreichen buͤchlein nach diesem wiederum dienen. Was ich da- rinn gelesen/ ist mehrentheils die bittere warheit. Mag aber noch zur zeit kein judicium darvon geben/ weil ich keine gnugsame zeit gehabt/ sie durch zublaͤttern. Mein Liebes-kuß wird/ ob GOtt will/ kunfftige ostern in octav. mit neuen kupffern und einem indice herauß kom̃en? Li- bros Cant. habe ich zwar 6. Jahr geprediget/ weiß aber nicht so viel zeit/ daß ich eine Medita- tion davon solte zu papier bringen/ wasvon mei- ne Fest-Episteln zu hoffen/ kan ich auchnoch nichtsagẽ/ JEsus gebe uns allengute erbauung. Ejusdem D. Henr. Mülleri Theolog. schrifft- maͤssige antwort auff beykommende fragen. I. Kein wahrer Christ kan ohne abbruch des allgemeinen/ und also auch seines koͤniglichen geistlichen Priesterthums die Christbruͤderliche straffe unterlassen/ und seinen naͤchsten mit still- schweigen neben sich umkom̃en lassen (das waͤre ein seelẽ-mord cõtra 5. Præcept. ) sõdernist schul- dig ihn zu straffen/ damit er nicht eine frembde schuld auff sich lade/ Lev. 5. Matth. 18. Gal. 6. und gereichet solche fraterna correptio so wohl zur erleichterung der hierin den kirchen-dienern sonderlich obliegender pflicht/ als auch zu mehrer befoͤrderung ihres oͤffentlichen kirchenamts in er- weisungdessen krafft/ wirckung und nachdrucks. II. Ein privat-Christ ist schuldig einen jeden bruder/ der da suͤndiget/ er sey hoch oder nie- drig/ Prediger oder Obrigkeit/ bekant oder un- bekant mit Christlicher bescheidenheit und ehr- erbietung nach eines jeden standes gebuͤhr zu straffen/ und ihn seines amts und Christen- thums zu erinnern/ ohnangesehen er druͤber solte in schande/ duͤrfftigkeit und truͤbsal/ ja in gefahr leibes und lebens gerathen/ wann er nur darbey in seinem hertzen versichert/ daß es im glauben auß reiner liebe geschicht/ und zur heiligung des Goͤttlichen namens und besse- rung des naͤchsten bloß und allein angesehen/ auch darzu durch GOttes gnade gedeyen kan/ wiewohl es zufaͤlliger weise werden moͤgte ein geruch des todes zum tode/ denen/ die verlohren werden. Mandatum Christi Matth. 18. \& Pauli Gal. 6. est universale, nec in regno Christi datur discrimen Personarum, Gal. 3. Wir sind allzu- mahl einer in Christo. III. Recht und billich ists/ daß an allen orten/ als in gastereyen/ bey hochzeitẽ/ auff oͤffentlichen gassen und sonsten/ das offenbahre fluchen/ miß- brauch des Goͤttlichen namens/ unbilligkeit wie- der die urmen/ unzuͤchtige discurs en/ fressen/ sauffen/ kleyder-pracht und dergleichen suͤnden und aͤrgerliches leben und wesen oͤffentlich ge- strafft wird: Quia Mandatum Christi \& Apostolo- Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. Apostolorum præcisè nulla loca vel tempora excludit. Jedoch wird ein jeder hierbey dieser geistlichen klugheit und vorsichtigkeit sich ge- brauchen/ wann etwa bekant oder vermuthlich/ daß dieser oder jener durch die oͤffentliche straffe vielmehr erbittert und erhaͤrtet/ hingegen da er in geheim vermahnet/ heilsamlich gewonnen werden moͤgte/ daß man denn in solchen faͤllen zwar mit oͤffentlicher harter straffe biß zur gehei- men unterredung vernuͤnfftiglichen inhalte/ immittels aber mit wehmuͤtigen gebaͤrden/ seuf- zen/ zeitigem weg oder fuͤruͤbergehen/ und andern Christlichen anzeigungen des hertzens mißfallen offenbarlich bezeuge. IV. Der naͤchster muß nach obbeschriebener wei- se so offt gestraffet werden/ als er suͤndiget/ und kan man mit gutem gewissen nicht stillschwei- gen/ sonderlich da mans taͤglich vor augen hat; solte dann auff gebuͤhrende einseitige Christ- bruͤderliche straffe kein gehoͤr/ sondern nur er- bitterung erfolgen/ so ist darauff ferner nach der ermahnung Christi Matth. 18. v. 16. 17. 18. mit zuziehung 2. oder 3. zeugen und so fort- an in gutem vertrauen und hertzbruͤnstiger liebe zu GOtt und dem suͤndigen bruder gebuͤhrlich zuverfahren. V. Alle und jede straffbahre dinge/ als die bey- woͤrter/ bey GOTT/ o JEsu ꝛc. haarlocken/ bundfarbiger kleyder-pracht ꝛc. sind obgesetzter massen billich zu straffen: Vigore mandati Chri- sti \& Pauli, und ist hierbey allewege auff die be- schaffenheit des straffwuͤrdigen sonderlich zu se- hen/ und ob etwa dieses oder jenes/ auß ohnbe- dacht/ verfuͤhrung und angenom̃ener boͤser ge- wonheit/ oder auß vorbedacht mit frechem/ sicherm und ruchlosem gemuͤthe begangen werde/ um die bruͤderliche straffe darnach entwe- der zumaͤssigen oder zu schaͤrffen/ mit fleissiger sorgfalt anzumercken. VI. Wann sonsten vorhero alle von Christo Matth. 18. auch im H. worte GOttes vorge- schriebene gradus oder staffeln Christlich-bruͤder- licher straffe und an derer heilsamer bekehrungs- mittel gebuͤhrlich in acht genommen worden/ und daß solches alles in den wind geschlagen wird/ so soll man nach der ermahnung des H. Geistes/ 1. Cor. 5. \& alibi, mit solchen weder essen noch trincken/ noch etwas sonst zu schaffen haben/ damit man sie durch solche gemeinschafft nicht im boͤsen staͤrcke noch die schwachen aͤrge- re/ und sich ihrer suͤnden theilhafftig mache. VII. Wann man die jenige/ so nicht durch recht- maͤssigen beruff zum amt kommen/ darzu gott- loß leben/ der seelen nicht achten/ alle greuel im beichtstul absolviren, dessen allen mit Christ- licher bescheidenheit erinnert/ und darauff bey ihnen keine wahre busse und aͤnderung erfolget/ so hat man zwar das Ministerium oder kirchen- amt/ das sie fuͤhren/ von ihrer person zu unter- scheiden/ und die krafft des worts und der Sa- cramenten, welche bloß und allein von GOtt kommt/ an und vor sich nicht in zweiffel zu zie- hen/ sondern vielmehr bey andern/ vornemlich unwissenden/ schwachen und einfaͤltigen die- selbe in ihrer verborgenen Goͤttlichen wirckung zu lassen: Es ist aber dennoch von bewaͤhrten Christen solcher lehrer und prediger/ als unrei- ner gefaͤsse/ dienstleistung/ insonderheit ihre ab- solution, billich zuvermeiden/ und hat man wie- der gewissen dieselbe Ehrwuͤrdige liebe Herren nicht zu tituliren, damit sie hierdurch beschaͤ- met/ das heil. amt vindiciret und gereiniget/ hingegen ihr verkehrtes heilloses wesen offenba- ret/ geschwaͤchet/ vernichtet/ stinckend und verhast gemacht werde. VIII. Man ist nicht verbunden an den beichtstuel dergestalt/ daß man einem das heil. Abendmal schlechter dinge versage/ wo er nicht allda zu erst erschienen/ sonderlich solchen personen/ die auß Evangelischen orten gekommen/ da die beichte nicht im brauch gewesen; denn solcher gestalt wird auß dem beichtstuel ein gewissens- zwang werden/ welches keines weges zu billi- gen/ cum Confessio privata non sit institutio- nis divinæ, sed tantum humanæ, nec universa- lis, sed particularis, tã quoad loca quã tempora. Wie offt ist der Lutherus ungebeichtet zum heil. Abendmahl gegangen? Der GOttes-dienst ist nicht an gewisse oͤrter gebundẽ/ sondern an allen oͤrtern kan man ihn im geist und in der warheit verrichten. Wiewohl unterdessen der rechte uñ nuͤtzliche gebrauch der bey uns uͤblichen beichte nicht zuverwerffen/ sondern von dem hin und wieder eingerissenem schaͤdlichem leidigem miß- brauch zu unterscheiden/ auch vorgedachte per- sonen um verhuͤtung einiges anstosses bey ein- faͤltigen und schwachen darzu guͤtlich zu dis- poniren und zuvermahnen sind/ daß sie den beichtstul besuchen. IX. Wann prediger der ihnen anvertrauten see- len nicht abwarten koͤnnen oder wollen/ so mag ein rechtschaffener Christ (oder Christin) welcher auch sonsten krafft der salbũg/ die er in der tauffe empfangẽ/ und des daher ihm bey gelegten geistl. koͤnigl. priesterthums zu bruͤderlicher unterwei- sung allenthalben und allezeit verbunden/ etliche versammlete Christen und Christinnen im Cate- chismo Lutheri, nach des sel. D. Lutkemans oder Gesenii anleitung unterrichten/ die betruͤbten troͤsten/ die nothleidenden besuchen/ und heist solches nicht in ein frembd amt gegriffen/ son- dern hierdurch wird vielmehr aller mangel/ son- derlich bey volckreichen gemeinen/ ersetzet/ ge- treuer hirten fleiß und arbeit befoͤrdert/ hinge- gen was von nachlaͤssigen treulosen dienern ver- absaͤumet/ nach gnaͤdiger versehung GOttes erstattet werden. X. An orten/ da man das H. Abendmahl haben kan/ mag sich kein Christ mit gutem gewissen deß enthaltẽ/ Necessaria est usurpatio SS. Cœnæ Dominicæ, necessitate non saltem mandati di- vini, HOCFACITE, sed \& finis ac propriæ in- digentiæ; des Predigers unrechtmaͤssiger beruff und aͤrgerlicher wandel vereinigt mit dem abusu Clavium, hebt des Sacraments nothwendigkeit/ wuͤrde und krafft nicht auff. Auch ist nicht ver- muthlich/ daß GOtt einer so grossen gemeine/ dieaus so viel 1000. seelen bestehet/ nicht solte einẽ treuen hirten gegoͤnnet haben/ dem man koͤnte mit gutem gewissen seine seele anvertrauen. Er hat noch uͤberall in allen staͤnden die seinigen/ die er allein kennet/ quoad interiora, auch den frommen durch ihre lehre und lebens-fruͤchte zu- erkennen gibt. XI. Gleich- Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. XI. Gleich wie eine Christliche Gottselige frau durch freundl. erinnerung und Goͤttlichen wan- del in demuth und heiliger unterthaͤnigkeit mit sanfftem und stillem geist nichts unterlaͤsset/ wordurch etwa ihr weltlich gesinneter mann ge- wonnen und selig gemachet werden moͤge: So kan dieselbe hingegen ihrem verstockten un- christlichen und heillosen mann/ von dem sie wegen ihrer Gottseligkeit staͤtigen zorn und sauersehen hat/ zu willen und gefallen (weil ers haben weil) mit gutem gewissen koͤstliche ohrperlen/ zoͤpffe/ seiden und sammet/ zu diesen elenden betruͤbten zeiten nicht tragen/ weil dasselbe schnur stracks den Apostolischen vermahnungen zu wieder/ 1. Tim. 2. 4. 1. Pet. 3. 3. Sondern muß vielmehr/ ohngeachtet des mannes zorn und sauersehens Christo zu ehren/ in schlechtem Habit hereingehen/ und dabey allermeist den verborgenen menschen und inner- lichen schmuck des hertzens/ nicht auß einigem fleischlichem wiederwillen/ (womit auch die H. angefochten werden) sondern im reinen Glau- ben und ungefaͤrbter tieffer erniedrigung/ je mehr und mehr erweisen ꝛc. NB. Rationes decidendi sind aus dem unterstriechenen zu finden v. 9. in casu 1. I. A damno. Was mit sich fuͤhret einen ab- bruch des allgemein en Koͤnigl. Priesterthums/ das ist zu vermeiden; dann ein jeder Christ ist schuldig seine Privilegien, so er hat im Reich Christi/ zubeobachten. Atqui intermissio cor- reptionis fraternæ \&c. II. Ab interdicto divino Omne homicidiũ est vitandum, quia est , contra 5. præceptum. Atqui intermissio correptionis fraternæ estho- micidium, dann der tod ist der suͤnden sold; drumb wer seinen bruder in suͤnden laͤsset/ der laͤsset ihn auch im tode stecken. E. III. A Mandato divino. Quicquid est ex- pressi mandati divini, id necessarium est, nec si- ne peccato intermitti potest. Nam omne man- datum Domini respectu servi, si justum, præcisè est obligatorium. Atqui correptio fraterna. Lev. 5. cap. 14. Matth. 18. Gal. 6. E. IV. Ab utili. Quicquid facit ad promoven- dam efficaciam Ministerii sacri, id utile est ac necessarium. Atqui correptio fraterna \&c. E. Soli Deo Gloria. J. N. J. A. Abgenoͤthigte Erzehlung. Des gantzen verlauffs/ was in der laͤngst stadtkuͤndigen sache zwischen E. E. Ministe- rio der stadt Hamburg und 3. SS. Theol. Stud. M. Theodor. Volschio Hamb. Stepha- no Doͤhren Magd. und Joh. Christ. Holtz- hausen Westph. so wohl ins gemein als mit einem jeden insonderheit/ auch nachgehends zwischen den Herrn Deputir ten des Raths und ihnen vorgelauffen. Auff vieler begehren blos der lieben warheit zur steuer/ und/ so viel moͤglich/ allen luͤgen zu wehren/ in der furcht GOttes/ ohn alle bitterkeit in der gelindigkeit und sanfftmuͤ- thigkeit JEsu Christi auffgesetzet und ab- gefasset von denen beyden SS. Theol. Stu- diosis, Stephano Doͤhren und Johann Christ. Holtzhausen/ als welche deßwe- gen die Stadt Hamburg innerhalb 24. stunden haben raͤumen sollen. Eph. 4. v. 25. Leget die luͤgen ab/ und re- det die warheit/ ein jeglicher mit seinem naͤchsten/ sintemal wir untereinander glie- der sind. Hamb. 1663. im November. §. 1. Nachdem wir in Erkantniß dessen/ was GOTT an unserer seelen gethan/ wie er sie auß dem tode ins leben gebracht/ und von dem ewigen verderben erloͤset/ ernstlich dahin getrachtet/ solche theure gnade danck- barlich zu erkennen und an unserm leibe und geiste zu preisen/ haben wir in GOttes wort nach der vermahnung Pauli Eph. 5. v. 10. \& 17. fleissig nachgeforschet/ was da sey wohlgefaͤl- lig dem Herrn/ und was dasey des Herrn wille/ und befunden/ daß wir unserm Christenthum nach schuldig waͤren/ unsern neben-Christen zuvermahnen/ zu unterrichten/ zu troͤsten und bruͤderlich zu straffen/ wo wir sehen/ daß ihm in seinem erkantniß und wandel zum nachtheil seiner seligkeit etwas gebreche. §. 2. Als wir nun solchem willen GOttes zugehorsamen uns beflissen/ haben wirbey den meisten (mit welchen wir nach begebener gele- genheit umgangen) grosse unwissenheit/ aber- glauben und sehr tieff eingewurtzelte suͤndliche Gewohnheiten/ sonderlich aber diesen falschen und seelen-gefaͤhrlichen wahn gefunden/ als koͤnne man doch wohl ein Christ seyn/ ob man schon so strenge nicht lebe/ es sey an der uͤbung des Christenthums so viel nicht gelegen/ es waͤren nur etlicher melancho lischen und schwer- muͤtigen leute einbildungen: Sie verliessen sich auff Christum/ der haͤtte fuͤr uns gnug ge- than; haͤtten wir uns was koͤnnen erwerben/ so haͤtte er nicht duͤrffen fuͤr uns sterben: Sie wolten auch eben so wohl in den himmel kom- men/ als die/ welche es ihnen noch so sauer werden liessen. Worinnen doch die armen menschen eine meynung haben/ die da laufft (a) wieder die art und eygenschafft des selig- machenden und durch die liebe thaͤtigen Glau- bens/ dadurch Christus im hertzen wohnet/ Eph. 3. v. 12. der die welt uͤberwindet/ 1. Joh. 5. der auß GOTT wieder gebieret/ 1. Joh. 1. v. 13. der mit wissentlichen muthwilligensuͤnden nicht bestehen kan/ sondern unsere hertzen rei- niget/ Act. 15. v. 9. und wie Lutherus in der Goldguͤldenen vorrede uͤber die Ep. Pauli an die Roͤmer saget/ ein Goͤttlich werck in uns ist/ der uns verwandelt ꝛc. (welche vorrede ein je- der nachschlagen und zu seiner seelen heyl oͤff- ters und fleissig betrachten wolle.) (b) Wieder das hoheverdienst Christi/ welches ist ein sol- cher uͤberschwencklicher reichthum seiner gna- den uͤber uns/ Eph. 2. v. 7. und ein solcher reich- thum seines herrlichen erbes an den heiligen/ und eine solche uͤberschwenckliche groͤsse seiner krafft andenen die da glauben/ Eph. 1. v. 8. \& 19. daß solches verdienst freylich nicht allein eine bezahlung aller unserer suͤnden (wie ihn unver- staͤndige Gottlose leute verstuͤmpeln/ und sich hierdurch an ihrer seligkeit uͤbel verkuͤrtzen) sondern aus Christo/ seinem leyden/ tod und aufferstehung quillet/ als auß einem heylbrun- nen/ und entspringet als eine lebendige frucht und krafft desselben/ die neue geburt oder er- neuerung und heiligung/ ohne welche niemand Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. niemand Gott sehen kan/ Hebr. 12. v. 14. Und eben daraus wird erkannt/ ob wir in ihm seyn und bleiben/ indem er uns auch von seinem H. Geist gegeben hat/ Joh. 4/13. es gilt ja auch nichtsin Christo Jesu als eine neue creatur gal. 5/15. welche/ wo sie nicht erfolget/ die schaͤdliche und monstro fische mißgeburth der maul-chri- sten bringet/ deren die Christenheit jetzund so voll wimmelt/ wie solches der hocherleuchtete Joh. Arnd in dem sehr nuͤtzlichen und hoch- nothwendigen tractat, Informatorium B iblicum genannt/ welches anjetzo in den buchladen all- hier auffs neue feyl lieget/ gar herꝛlich und er- baulich nach der laͤnge außfuͤhret; (c) ja wider alle die jenigen spruͤche/ welche bezeugen/ daß das rechte wahre Christenthum/ so dem heuti- gem (ach leyder! allzugemeinem/ verdammli- chem) heuchel-und maul-christenthum gerade entgegen gesetzet wird/ etwas mehrers auff sich habe als der grosse hauffe ihm traͤumenlaͤs- set/ und daß keiner ohne kaͤmpssen/ ohne rin- gen/ keiner mit sicherheit und lachendem mun- de/ sondern mit furchtund zittern/ Phil. 2. v. 12. Keiner mit vollbringung seines willens oder zaͤrtelungseines fleisches; sondern biß auff das blut widerstehen/ Heb. 12. v. 4. uͤber dem kaͤmpffen wider die suͤnde/ mit schmertzlicher toͤdtung des fleisches/ keiner mit verzagtheit und allzugrosser kleinmuͤthigkeit/ sondern mit uͤberwinden in dem blut des lamms durch das wort der warheit Gottes in den himmel kom- men koͤnne. Als wann der Sohn Gottes gar ernstlich spricht Luc. 13. v. 24./ Ringet darnach/ daß ihr durch die enge pforte eingehet; deñ viele werden/ das sage ich (Jesus Christus die selb- staͤndige warheit) euch/ darnach trachten/ wie sie hinein kommen/ und werdens nicht thun koͤnnen. Und im 9. cap. Luc. v. 23. 24. 25. sagt Christus abermahl: Wer mir nachfolgen wil/ der verlaͤugne sich selbst/ und nehme sein creutz auff sich taͤglich/ und folge mir nach ꝛc. Also spricht Paulus Phil. 2/ v. 12. Schaffet/ daß ihr selig werdet mit furcht und zittern; und Gal. 5. v. 24. Die Christum angehoͤren/ die creutzigen ihr fleisch/ sammt den luͤsten und be- gierden. Man lese auch das 1. cap. in der 1. Ep. Petr. und gehoͤren hieher die 7. Uberwin- dungen Ap. 2. v. 3. §. 3. Weil wir nun solche grosse see- len-verderbliche unwissenheit und boß- heit in der conversation mit den leuten ersehen/ auch manch zappelndes zagẽdes und trostloses hertz angetroffen/ vielmehr aber noch auß dem wahren geruͤcht von dem allen vernommen/ haben wir so grossen seelen-jammer etwas tief- fer in der furcht des Herrn zu hertzen gezogen/ und Christlich darauf gesonnen/ ob nicht durch die/ so krafft ihres offentlichen lehr-ampts da- zu beruffen/ heylsame mittel an die hand ge- nommen werden koͤnten/ daß solchem grossem seelen-jammer/ wo nicht in allem/ doch in etwas moͤchte gewehret werden koͤnnen. Haben al- so fuͤr beilsamst erkannt/ derowegen ein ehrw. Ministerium allhie bittlich zu ersuchen/ daß sie/ als denen es eigentlich obliege/ auff die gemei- ne Christi/ die er durch sein theures blut er- worben/ acht haben/ den jetzigen gar zu grossen schaden Josephs erkennen/ zu her- tzen nehmen/ und einmuͤtiglich darauff bedacht seyn wolten/ solche heilsame mittel zuerden- cken/ und vor die hand zu nehmen/ damit doch ja nicht etwas/ was zur steurung der groben unwissenheit und allzugrosser bosheit/ als haupt-quellen alles seelen-verderben dienen koͤnnte/ unterlassen wuͤrde. §. 4. Haben demnach vorm Jahr am 9. und 24. Octob. Herꝛn Doctor Mauritium daruͤber consuliret, welcher uns aber solches wiederrathen/ mit dem versprechen/ daß er schon darzu sehen und dafuͤr sorgen wolte/ worzu wir uns sicherlich verlassen solten. Auff dieses des Herꝛn Doctor Mauritil gut- duͤncken sind wir auch ein gantzes Jahr mit diesem vornehmen still gewesen. Es hat aber indessen unser gewissen nicht ruhen noch zu frieden seyn wollen/ sonderlich weil wir gemercket/ daß keine mittel mehr/ als zuvor geschehen/ obgedachtem seelen-jammer zu wehren/ vorgenommen wuͤrden/ sondern in der betrachtung gegenwaͤrtigen grossen see- len-verderbens/ und in dem gebet umb Ab- wendung desselden uns immerdar verklaget/ daß wir durch unser stillschweigen alles ver- derbens theilhafftig wuͤrden. Dazu dann kommen die reiffere erwegung so vielfaͤltiger anmahnung Lutheri/ des tract aͤtleins Doctor Nicolai Hunnii (in welchem bewiesen wird/ daß Lutherus zur reformation| des P abst- thumbs beruffen) cap. 6. Jngleichen des tractats Doctor Hulsemanni von der bruͤderli- chen bestraffung ꝛc. welche alle einen jeden Christen bey verluft seiner seligkeit treiben/ auch die geistlichen im fall aͤuserster noth zu erinnern/ fleissig fuͤr alle und jede seelen zuwachen; womit denn klar uͤbereinkom- met der spruch S. Pauli Col. 4. 17. sammt der Außlegung Doctor Osiandri desselben spruchs. Nicht weniger haben uns bewogen die vielfaͤl- tigen klagen und seufftzer vieler Christglau- bigen/ ja das treiben unterschiedlicher seelen/ die uns vorhielten die schuldigkeit/ nach un- serm erkaͤntnuͤß auch vor unsere bruͤder zu reden/ und alles zu ihrer errettung zu versu- chen. Darumb wir endlich in der furcht des HERRN entschlossen/ nach dem wirs GOtt ernstlich zuvor im gebet vorgetragen/ unser gewissen/ von dieser beschuldigung zu be- freyen/ und das so lana bedachte Christliche vornehmen mit GOTTES beystande ins werck zu setzen/ und unsere Christenthums- Pflicht vor GOTTES ehre und unsere bruͤder abzulegen/ damit wir der suͤnden und der gewiß darauff kuͤnfftig erfolgenden zeitli- chen und ewigen straffen (wo nicht durch wahre hertzens-busse abwendung geschicht) dieser gemeine/ deren glieder wir sind/ nicht moͤgen theilhafftig werden/ auch in der letz- ten todes-stunde und am juͤngsten tage an unserer umgekommenen bruͤder und schwe- stern blute rein und unschuldig ersunden wer- den. §. 5. Ehe und bevor wir aber solche unsere bittliche erinnerung an ein gantzes ehrw. M inisterium abgehen liessen/ hielten wirs fuͤr rathsam/ etliche subjectiva M inisterii, bevorab die Herren Pastores privatim zube- sprechen/ ob sie dahin zu disponi ren waͤren/ daß sie dieses unser Christliches/ zu GOttes Ehre und dieser gantzen gemeine seelen-bestem intendi rtes vorhaben bey sichuͤberlegen/ dem A. K. H. Vierter Theil. Pp pp selben Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. selben nach gewissen beypflichten/ und unsert- halben/ damit wir in der Liebe von einem gan- tzen Ministerio moͤchten gehoͤret/ unser bitt- liches ersuchen selbst erkant und wol ponde- ri ret werde freundlich ansuchung thun wol- ten/ in hoffnung/ wann wir vor ein gantzes E. Minist. in GOttes sache gehoͤret/ wuͤrden un- ter 25. haͤuptern noch einer oder andere nicht alle/ in sich gehen/ die sache nach GOttes sinn uͤberlegen/ und also unserer Christl. intention und heylsamen begehren beypflichten. Haben derowegen mit etlichen davon geredet und ge- beten/ daß solch unser suchen dem gantzen Mi- nisterio moͤchte vorgetragen werden. [ NB. Da wir dann das jenige/ was wir mit denen gere- det/ die gar vertraulich sich gegen uns in dieser sachen herauß gelassen/ auch unsere meynung von anfang biß zu ende gehoͤret/ gepruͤfet und gut geheiffen/ unentdecket bleiben lassen; das jenige aber/ was wir mit andern geredt/ die un- ser vorbringen anders/ als wir gehoffet/ aufge- nommen/ ja wol gar sich beschwehret/ als haͤt- ten wirs bey ihnen zu grob gemacht/ dasselbe wollen wir theils in erzehlung dieser sache/ theils zu ende ausfuͤhren/ damit ein jeder unpartheyischer rechtschaffener Christ/ sein Christlich urtheil selbst daruͤber faͤllen koͤnne. §. 6. Ward demnach so fern unser be- gehren angesehen/ das E. E. Ministerium den 18. Septembr. Hieruͤber zusammen kam: Da wir denn noch denselben morgen zuvor mit ei- nem oder andern redeten/ umb unsere vor- sorderung instaͤndig baten/ auch versprochen in der Kirchen zu S. Mariaͤ Magdal. zu war- ten/ wann sie uns etwa sprechen wolten. Als wir nun fast 2. stunden in der Kirchen gewar- tet/ giengen wir auf das kloster hinauf/ damit wir ihnen desto naͤher waͤren/ wann sie uns et- wa noch einruffen wuͤrden. Jndem wir nun wegen langen verzugs fast zweifelten/ daß wir wuͤrden eingefordert werden/ da kompt M. Muͤller des Herꝛn Senior en sohn heraus/ welchem M. Volsch sagte/ wann es E. E. Mi- nisterio beliebt haͤtte/ uns vorzulassen/ solte es uns sehr lieb seyn/ wo aber nit/ wolten mir geꝛn warten/ biß auf eine andere Zeit/ da es E. E. Ministerio gefiele/ nur daß wir nit zu lange hie gehalten wuͤrden. Darauff gieng M. Muͤller hinein/ kam aber bald wieder heraus/ und for- deꝛte M. Volschen beyseits/ ihn bey deꝛ hand fas- sende/ sagte er/ er haͤtte in geheim und vertrau- en etwas mit ihm zu reden. Darauff sprach so fort M. Volsch/ Hr Magister, ich lasse mich diß- mal von diesen beyden St. Dohren und J. C. Holtzhausen nicht trennen: sahe damit sich umb/ und ward gewahr/ daß die Herren Pre- diger voneinander giengen/ vermeynende demnach/ daß nun auß der voꝛforderung nichts werden wuͤrde/ folgete er Herꝛn M. Muͤllern/ mit vorher gehender Bitte jemand an die bey- den Studiosos zu senden/ daß er nicht zu ihnen kommen koͤnte/ aus hoffnung/ selbige wuͤrden sich alsobald auch bey ihm einfinden. Unter- dessen gehen die meisten Prediger weg/ heis- sen Dohren und Holtzhausen/ warten umb den beschluß und bescheid zu vernehmen. §. 7. So bald sie hinab/ kompt Herꝛ M. Elmenhorst und noͤthiget uns (St. Dohren und J. C. Holtzhausen) alsbald in den kir- chen-saal S. M. Magdalenaͤ hinein zu kom- men/ und gehet darauf weg. Da giengen wir (St. Dohren und Holtzhausen) hinein/ funden 5. Deputir te vom Ministerio/ als Hn. M. Chesi- um, Hn. D. Mauritium, Hn. M. von Petkum/ Hn. M. Saurland und Hn. Fursen/ und weil solche keine rede uns angeboten/ fieng St. Doͤh- ren seine rede ohngefaͤhr mit diesen worten an: Jhnen wuͤrde ohne zweifel die ursach unser er- scheinung wissend seyn/ nemlich/ daß wir nun- mehro auff ihre eygene verguͤnstigung/ war- umb wir durch ihrer etliche ansuchung gethan/ kom̃en E. E. Ministerium freundl. und bittlich zu ersuchẽ/ das jetzige gegenwaͤrtige verfallene Christenthum und grossen allgemeinen seelen- jammer/ daruͤber so viele hertzen seuffzeten und klagten/ in hertzliche consideration zu ziehen/ und darauf bedacht zu seyn/ alle muͤglichste mittel nebst denen/ so bißhero sonst recht ge- brauchet/ vor die hand zu nehmen/ umb dem- selben zu wehren. Sintemahl es ja hell gnug vor augen/ wie so eine grosse unwissen- heit aus mangel sattsamen unterrichts/ und greuliche offenbahre boßheit aus mangel ernstlicher kirchen- disciplin unter den meisten menschen dieses orts (leyder) im schwang gieng/ daher dann eygentlich aller seelen-jam- mer entstuͤnde: Welcher unaussprechlicher seelen-jammer nebst taͤglicher schaͤndung und verunehrung des heil. namens GOttes/ uns/ und vielen from̃en seelen billich zu hertzen gan- gen: deßwegen wir zwar beflissen gewesen/ an unserer seiten mit uͤbung unsers geistl. Prie- sterthums [ NB. Welches wie es Lutherus in Tractatu de instituendis Ministris Ecclesiæ Tom. 2. Lat. p. 548. b. \& seqq. ausfuͤhret/ alle solche Christenthums-wercke/ als das wort leh- ren/ den nechsten unterrichten/ vermahnen/ absolvir en/ troͤsten/ straffen und binden/ ꝛc. in sich begreifft] alles an unsern nechsten privatim zu versuchen/ (zumahl es hin und wieder von uns ist begehret worden) weil wir aber mit den wenigsten conversirt en/ darzu auch die Leute gar nicht disponi rt befunden/ die bruͤderliche erinnerung fruchtbarlich anzunehmen/ daͤch- ten wir wenig auszurichten/ wo nicht das Mi- nisterium selbst/ als welches das meiste in dieser sache thun koͤnte/ vor allen alle mittel der verbesserung an die hand nehme: Weswegen wir weder ruhe noch friede in unserm hertzen und gewissen haben/ nicht laͤnger mit kind- licher zuversicht beten koͤnnen/ ehe und bevor wir anfangs absonderlich mit etlichen Ministe- rii Membris hiervon geredet/ und durch selbige von allen und jeden hieruͤber gehoͤret zu wer- den/ demuͤthig und instaͤndig angehalten. Wann demnach nunmehr wir auf eigen belie- ben E. Ministerii (wiewol leyder nicht alle 3. zusammen/ auch nicht vor dem gantzen Mini- sterio, wie wir sehen) vorkommen/ als sind wir nun da/ dasselbe hertzlich/ theils kindlich/ theils bruͤderlich bittweise zuersuchen/ nicht etwa aus eygenem vorwitz/ unbedachtsamkeit oder ver- messenheit/ auch nicht animo reformandi oder sonst einigẽ falschen grund/ sondeꝛn allein vor- nehmlich (a) in ansehung des allerheiligsten GOttes/ dessen nahme taͤglich und ohn unter- laß durch allerhand offenbahꝛliche suͤnden- greuel/ sonderlich aber durch das erschreckliche fluchen und mißbrauch des heiligen namens GOttes und JESU ungescheuet und unge- strafft Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. strafft verlaͤstert wird. Dann auch (b) in an- sehung so vieler 1000. seelen/ die wegen ihrer unwissenheit und suͤnden ewig muͤssen verloh- ren gehen. Und dann endlich (c) in ansehung E. E. Minist. daß dasselbe seine ehre und wuͤr- de durch erweisung ihrer getreuen und sorg- faͤltigen aufsicht/ auf die mit dem blut JEsu theuer-erkauffte heerde Christi/ so ihnen zu weyden anbefohlen/ erhalten und durch ver- saumnuͤß nicht verlaͤstert machen moͤchte/ man auch hinfuͤhro den Laͤsterern das maul stopf- fen koͤnte. §. 8. Als nun St. Dohren diese rede vollendet/ fieng der Herꝛ Pastor zu S. Nicolai M. C hesius an: Sie haͤtten unser vorbringen vernommen/ waͤre aber das was Stephanus vor wenig stunden in seinem hause kuͤrtzer vor- gebracht. Was nun E. E. Ministerium, hier- auff beschlossen/ wuͤrde sein Herꝛ Collega uns andeuten: Darauff hub Herꝛ von Petkum Diaconus zu S. Peter an E. E. Ministerium haͤtte ihnen ein solch Decissum uns anzumel- den hinterlassen. [ NB. Hie siehet man/ daß wir vom gantzen Ministerio schon sind verdam̃t worden/ ehe wir kaum von dem 5ten theil recht gehoͤret worden.] Nach dem wir E. E. Mini- sterium bey den leuten bißher cavilli ret und zu dessen verachtung anlaß gegeben/ und nun- mehr uns unterstanden sie samptlich selbst zu erinnern/ auch in den haͤusern winckel-predig- ten gehalten/ so begehrte E. E. Minister. daß wir solche verbrechen erkennen/ bereuen und abbitten solten/ darneben auch angeloben/ daß wir ausser unsern 4. Pfaͤlen niemand mehr belehren/ unterrichten oder bestraffen wolten: Jm widrigen/ haͤtte E. E. Ministerium be- schlossen/ daß wir von dem heiligen abendmahl solten ausgeschlossen seyn/ und wuͤrden sie das Brachium seculare bey die hand nehmen/ und uns ein anders weisen. Daran fuͤgte Herꝛ Saurland/ Dohrens beicht-vatter/ dieses: Wir haͤtten auch verdaͤchtige buͤcher/ als Brecklings/ Pelky und Großgebauers schrifften/ die solten wir angeloben abzu- schaffen. Begehrten darauff/ wir solten uns alsbald mit ja oder nein resolvi ren/ dann sie mit uns nicht lang disputi ren wolten/ stelleten sich auch/ als wolten sie auffsteben und wegge- ben. Da sprach Stephanus, die ehrw. Herꝛn Deputir te wolten ohne verdruß nur kuͤrtzlich unsere antwort auf die 3. vorgebrachte be- schuldigungen hoͤren. Was (a) die C avill en be- trifft/ haben wir E. E. Ministerium nicht ca- villi ret/ soll uns auch von keinem menschen mit wahr heit bewiesen werden; haben wir aber sonst vor diesem einige klag-reden/ wegen des jaͤm̃erlichen zustandes unserer Kirchen wieder sie gefuͤhret/ so haͤtten wir darinnen nichts wei- ter gethan/ als was der seel. D. Luͤtkemann in seiner apostolischen aufmunterung Dom. 3. Adventus allen frommen Christen frey giebet/ daß sie nemlich uͤber die gegenwaͤrtige greuel untereinander moͤgen seuffzen/ damit sie sich nicht frembder suͤnden theilhafftig machen: Wofern aber bey solchen klagen ein- oder an- derm dann und wann ein hartes wort entfah- ren/ ist unser jedem dasselbe vor seine person leyd/ auch schon laͤngst durch das blut JESU bey GOtt ausgesoͤhnet. [ NB. Massen dann auch Stephanus, nach dem er einsmahls ein hartes wort wider seinen beicht-vatter gere- det/ ihm selbst im beichtstul solches sampt al- len andern abgebeten.] (b) Gegenwaͤrtige erinnerung aber waͤre nicht das M inisterium zu cavilli ren angesehen/ sondern/ wie GOtt wuͤste/ allein sie hertzlich weh- und demuͤthig zu bitten/ mit mehrerm fleiß und ernst/ als bißhe- ro geschehen/ vor aller und jeder seelen selia- keit zu wachen/ zu sorgen und zu arbeiten. (c) Winckel-Predigten haben wir/ sprach Stepha- nus ferner/ nie gehalten/ sondern nur mit geist- hungrigen seelen und auch sonst andern hertzẽ Christliche gespraͤche gefuͤhret/ an statt der un- nuͤtzen eytelen Discurs en/ uns untereinander zuerbauen/ auf daß also/ nach der vermah- nung Pauli das wort Christi reichlich unter uns wohnen moͤchte/ daß er/ St. Dohren/ aber etlichen einfaͤltigen seelen den Catechismum Lutheri mit der Franckfurther Lutherischen Theologen schoͤnen herꝛlichen und nuͤtzlichen erklaͤrung/ zu Wittenberg gedruckt/ vorgele- sen/ und den Verstand der fragen einfaͤltig und deutlich gezeiget/ dazu haͤtten ihn etliche seelen/ welche sich oͤffters bey der lang und hochangefochtenen Frauen Anna Schelhorns in ihrer grossen noth und truͤbsal eingesunden/ und seinen gespraͤchen mit ihr zugehoͤret (durch welche/ nach der frauen eigenem muͤndlichem und ihres mannes schrifftlichem zeugnuͤß/ sie auch nechst Goͤttlicher huͤlffe/ als welche eigent- lich zufoͤrderst zuerkennen/ errettet worden) hoͤchlich gebeten/ welcher bitte er ohne verle- tzung der liebe und seines gewissens nicht haͤtte ausschlagen koͤnnen/ sonderlich weil keine an- dere da waren/ die es abwarten konten. [ NB. Solte aber Stephanus hieran so hoch gesuͤn- diget und dem M inisterio in ihr Ampt (wie mans mit der zeit auslegen wil) gegriffen ha- ben/ so waͤre ja billich gewest/ daß er von dem gantzen M inisterio hieruͤber zu rede gestel- let/ und seines vermeynten verbrechens er- innert worden waͤre/ bevorab solche C atechi- sation ein gantzes jahr gedauret/ und da er von Hn. Saurland der Herren Predigeꝛ unwillen/ auch bedrauung/ daß sie ihn wuͤꝛden citi ren las- sen/ verstanden/ er Stephanus vor Herꝛn Saur- land von hertzen gewuͤnschet/ daß solches ge- schehen moͤchte] (d) Was die buͤcher betreffen/ sprach Stephanus ferner/ hat uns ja Paulus selbst alles zu lesen und zu pruͤfen zugelassen/ und das gute zu behalten ernstlich befohlen/ se- hen auch nicht/ was fuͤr verdaͤchtige dinge da- rinn sind/ sonderlich in Großgebauers herꝛli- chem buche die Waͤchter-Stimme genant. Da sprach Herꝛ Fuͤrsen: Ob er (St. Doͤhren) in allem mit Herꝛn Großgebauer einig/ E. g. von der kinder-tauffe? da sprach Stephanus, es waͤre ihm entfallen/ was der seel. Herꝛ Groß- gebauer davon statuir te/ (weil er lange nicht in seinem buche gelesen) was er aber vor seine person davon halte/ wolte er sagen: Nemlich die tauffe sey den kindern ein kraͤfftig mittel zur wiedergeburth/ als durch welche sie in den ewigen gnaden-bund GOttes auffgenommen/ und mit aller seligkeit begnadet wuͤrden; doch sofern/ daß sie/ wann sie erwachsen/ der tauffe krafft in toͤdtung des alten- und erweckung des neuen menschens an ihnen mercken liessen/ sonsten waͤre ihnen die tauffe vergeblich erthei- let/ wuͤrde ihnen auch nicht helffen/ daß sie ge- A. K. H. Vierter Theil. Pp pp 2 taufft Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. taufft waͤren/ wo sie nemlich in solcher unbuß- fertigkeit biß an ihr lebens-ende verharreten. Darauff Hr. D. M auritius: Darinnen sind wir mit ihnen eins. Er (St.) sprach ferner/ wann sie uns nun dieser ursachen halber wolten das heilige abendmahl versagen/ das muͤsten wir geschehen lassen. Da sprach Herꝛ von Pet- kum: Sehet! sie treiben/ daß der bann einge- fuͤhret werde/ und selbst achten sie ihn nicht. Er (St.) antwortete: Man solte Schelmen/ Die- ben/ Ungerechten/ Wucherern/ Unversoͤhnli- chen und andern groben suͤndern das heilige abendmahl versagen. Die sonst ja alle/ wann sie nur zum beichtstul kommen/ zugelassen wuͤrden. Daß man uns aber mit dem brachio seculari drauete/ koͤnte uns nicht schrecken/ in hoffnung/ man werde die sache erst der ge- rechtigkeit nach eroͤrtern und erkennen/ ehe man uns verurtheilete. §. 9. |Ferner wolte man uns auch damahls beschuldigen/ wir haͤtten in ein frembd ampt gegriffen/ wir sagten nein/ wir haͤtten gethan/ was uns nach GOttes wort und unserm Chri- stenthum oder geistlichen Priester-Ampt ge- buͤhret/ wie dann die schrifft/ sonderlich das neue testament/ voll von den spruͤchen/ daß ein Christ den andern unterrichten/ lehren/ er- mahnen/ straffen und troͤsten/ und sich alle untereinander auf den allerheiligsten glauben erbauen muͤssen. Darbey lieffen noch andere reden vor/ welche/ weitlaͤufftigkeit zu vermei- den/ anietzo vorbey gegangen werden. Sonst baten wir/ man moͤchte die sache selbsten erwe- gen und recht behertzigen/ und auf mittel der eingerissenen unwissenheit und boßheit zu- steuren ernstlich bedacht seyn. Da sprach Herꝛ D. M auritius, was duͤncket euch dann/ was vor mittel wol heylsam seyn solten? [ NB. Hier haͤtten wir mit erlaubnuͤß der Hn. Depu- tir ten ohne einigen vorgriff unsere meynung/ als sie hinten beygefuͤget/ eroͤffnen wollen/ wann nicht Herꝛ von Petkum mit sehr rauhen worten die rede zerstoͤret haͤtte/ wie folget:] Da sprach Herꝛ von Petkum/ was solten wir uns von ihnen sagen lassen? Was solten sie uns reformi ren/ sie ziehen nach ihrem ort/ und reformi ren da. Wir sagten/ daß uns GOtt hie zum Præceptorat beruffen und wir Membra dieser Kirchen waͤren/ begehreten aber keines weges zu reformi ren/ sondern nur zu bitten/ daß sie ihrer ampts pflicht nach auf heylsame verbesserungs-mittel bedacht seyn wolten. Darauff Herꝛ Saurland zu Stephano: Was/ habt ihr mich nicht wollen reformi ren? habt ihr mich nicht wegen des geschwinden betens auf der cantzel/ wegen des eilfertigen tauffens/ und oͤfftern ausfahrens reformi ret? Stepha- nus sprach: Ach! nur freundlich/ in geheim erinnert/ und zwar was seine beicht-kinder da- von gesagt/ wofuͤr er ihm ja damahl gedancket und versprochen/ sich hinfuͤro in acht zu neh- men. [ NB. Es haͤtte sonst Stephanus wol an- dere dinge ihn zu beschuldigen und seine untreu aufzudecken vorbringen koͤnnen/ als (a) daß er unser vornehmen gebilliget/ nun aber mit demselben wiederspraͤche/ selbst anlaß zu re- den gegeben/ und wie wir/ wann man uns nicht wuͤrde vorfordern/ es solten machen/ (mit an- klopffen vor dem kirchen-saal) daß wir dan- noch unsere sache vorbringen koͤnten; Jnglei- chem anleitung geben/ wie man die Prediger selbst der unwissenheit ihrer zuhoͤrer uͤberwei- sen koͤnte/ wann man sie nur wiese auf das viertel-jaͤhrige Exam en in der Kirchen/ ja auch muth eingesprochen/ wir solten freudig reden und bedencken/ daß sie menschen waͤren/ auch daneben zugesagt/ es uns anzumelden/ so bald das M inisterium zusammen kaͤme/ umb desto schleuniger zu unserm vorhaben zuge- langen. Aber Stephanus verschwieg da- mahls solches/ nicht boͤses mit boͤsem zu ver- gelten. [ NB. Welches je dannoch anietzo der wahrheit zu steur muß angedeutet wer- den/ als woraus man sehen kan/ daß uns in etwas boffnung gemacht worden/ daß aus unserm begehren/ GOTT zu ehren und vielen seelen zum besten/ noch wol etwas werden moͤchte. §. 10. Als nun unterschiedlicherede und wiederrede geschehen/ fragten wir (Dohren und Holtzhausen) endlich/ ob man uns nicht zum heiligen abendmahl lassen wolte? Sie sagten/ nein: Es sey dann/ daß ihr depreciret und angelobet/ euch still zu halten/ mit lehr und unter- richten an den naͤchsten/ auch die ge- dachte buͤcher abschaffet. Darauff sprachen wir/ ob sie uns unser geist- liches Priesterthumb und folgends un- sere gantze Christenthumbs-Pflicht le- gen wolten/ die uns Christus mit sei- nem Goͤttlichen blute erworben? Dar- auff stunden sie auff/ die Herren Diaconi zwar sehr entruͤstet; da fieng Holtzhau- sen mit weinen an zu fragen: Ob Herꝛ von Petkum sein beicht-vatter ihn fol- genden tags nicht zum beichtstul lassen wolte? Denn er muͤste seinen schwa- chen glauben mit der absolution und heiligem abendmahl staͤrcken. Da sprach er mit grossem eyfer/ nein/ das hoͤrete er wol/ er solte nur wegbleiben. Da sprach Holtzhausen mit thraͤnen/ so nehme ich euch maͤnner zu zeugen/ daß mir unbillich umb dieses willen das heilige abendmahl mit der absolution versaget wird; Herꝛ D. Mauritius troͤste- te ihn/ er solte sich zu frieden geben/ das abendmahl wuͤrde ihm wol wer- den. Da lieff Hr. von Petkum zornig zur thuͤr mit diesen worten/ ich ha- be hier kein beystand/ so nehmet ihr ihn hin zum beicht-kinde. Die an- dern begehrten unterdeß unsere weitere resolution zu uͤberbringen. Da sprach Stephanus: Wir bitten nochmahls ein gantzes Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. gantzes Ministerium umb GOttes ehr und so vieler tausend armen seelen wil- len/ alle heylsame mittel an die hand zu nehmen/ damit der unwissenheit und boßheit/ und also dem allzugrossen allge- meinen seelen-verderben moͤge gesteu- ret werden. Darauffsie antworteten/ da wolten sie nachsehen; wir haben auch ein gewissen/ sprach Herꝛ Fursen; wol- ten also hinweg gehen; da nun Stephanus und Holtzhausen sahen/ daß man kein bitten achtete/ noch ihrem freundlichen ersuchen im geringsten nicht statt geben wolte/ sondern alles dahin gerichtet war/ sie zu verbannen und verdammen/ sprach Stephanus, ehe sie aus der thuͤr giengen/ durch das grosse elend/ darinn so viel tausend menschen der seelen nach- stecken/ bewogen: Wir citiren euch vor das gerichte GOttes und JEsu Chri- sti/ rechenschafft zu geben/ von aller see- len blut/ die durch euch verwarloset werden/ und verlohren gehen/ auch vor diesen mit uns gehaltenen unchristli- chen Proceß. §. 11. Jn dem nun dieses im kirchen-saal auff dem kloster mit Dohren und Holtz- hausen gehandelt worden/ ist zwischen obgedachtem Herꝛn M. Hieronymus Muͤller und M. Volsch in der Kirchen zu St. Mariaͤ Magdalenaͤ folgendes gespraͤch vorgefallen/ wie es M. Volsch damahls fort erzehlet. Anfangs sprach Herꝛ M. Muͤller: Hilff ewiger GOtt! was ist all im Ministerio zu thun gewest/ und ietzt fangen doch die Herren an? zu dem ist der Herꝛ bey meinem lie- ben alten vater am vergangenen dienst- tage gewesen/ und hat so viel wunderli- ches wider denselben und bey demselben geredet/ daruͤber er sehr alterirt und hoch beleidiget woꝛden/ da er ohne das anietzo in einem grossen hauß-creutz wegen ab- sterben meiner lieben seel. mutter begrif- fen/ darauff sprach M. Volsch: Was sei- nen Herꝛn Vatter anlanget/ das sind Personalia, womit wir uns anietzo nicht aufhalten wollen/ besondern ich gebe euch hierauf an dieser Herren stelle mei- ne hand/ daß wofern sein Hr. Vatter mit warheit mir darthun kan/ daß ich bey ihm und wider ihn etwas geredet/ welches offenbahrer wahrheit und Christlicher liebe zu wieder/ dessen mein gewissen mich nicht uͤberzeuget/ so will ich ihm solches in gegenwart eines gan- tzen Ministerii uͤffentlich abbitten. Dar- auff sprach Hr. M. Muͤller: Wolan/ da- mit bin ich zu frieden/ und wil solches anietzo nicht weiter beruͤhren: nur al- lein zur gegenwaͤrtigen sache zu schrei- ten/ frage ich/ wie kommen sie doch hin- zu/ daß sie sich ein solches unternehmen/ welches doch nicht von GOtt und einem guten geiste herruͤhret? Darauff ant- wortet M. Volsch: Wie kan der Herꝛ hievon urtheilen/ ob unser beginnen gut oder vom guten geist/ oder boͤß und vom boͤsen geist/ da er doch noch nie gehoͤret/ was uns hierzu nicht treibe/ oder was uns treibe/ was oder worzu wir dieses suchen welches alles darzuthun/ wir gern haͤtten wollen gehoͤret seyn. (Dann M. Volsch wuste nicht/ daß die andern beyden/ Dohren und Holtzhau- sen/ waren vorgefordert worden) Hier- nechst fieng Herꝛ M. Muͤller an Vol- schen seiner alten liebe und stuben-ge- sellschafft zu erinnern/ ihn auf allerley weise zu commendiren, und die andern beyden (Dohren und Holtzhausen) maͤh- lich und maͤhlich gegen ihn zu verachten/ auch Volschen zu bitten/ obs nicht muͤg- lich/ daß er sich von diesen beyden men- schen sonderte. Da sprach M Volsch: Was unsere ehemahls gepflogene her- tzens-liebe anlanget/ habe ich dieselbe noch nie in einen haß gegen den Herꝛn verwandelt/ daß ich aber mit demsel- ben nicht so vertraulich nach wie vor umbgehe/ das hat seine ursachen/ die dem Herꝛn zu seiner zeit koͤnnen eroͤff- net werden. Was aber betrifft die beyden Studiosos, (Dohren und Holtz- hausen) welche der Herꝛ gegen mir sehr verachtet/ so wisse der Herꝛ/ daß er mich weder im glauben so rein noch auch im leben so fromm kan achten/ (massen ihm beliebet hat/ mich also gegenwaͤr- tig zu ruͤhmen) daß sie nicht darinnen durch GOttes gnade eben so gut/ wo nicht besser seyn solten. Wuͤrde ihn derowegen weder teuffel noch tod von ihnen trennen koͤnnen/ weil er versichert waͤre/ daß GOtt selbst diese liebe und freundschafft zwischen sie gestifftet haͤt- te. Darauff fieng Herꝛ M. Muͤller in etwas entruͤstet an: Der Herꝛ glaube mir/ daß in denen beyden leuten nichts guts/ ja der satan wohnet in ihnen. Diese gar rauhe rede/ wie M. Volsch sofort gegen uns bekant/ hat ihm sein gantzes gemuͤth und gebluͤt erre- get/ sein inwendiges umbgekehret und ihn zu hertzlichem eyfer gebracht/ daß er folgende harte worte dargegen ge- setzet/ und zu M. Muͤllern gesprochen: Das redet der satan aus euch/ und das bittet nur GOTT ab/ als eine schwere suͤnde; und nun wil ich kein wort mehr mit euch reden. Hat also voll unmuths Pp pp 3 davon Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. davon gehen wollen/ da ihm aber Herꝛ M. Muͤller nachgelauffen/ ihn bey dem mantel ge- fasset und wieder zuruͤck gezogen/ mit bitte/ er wolle ihn noch in einem oder andern hoͤren. Darauff wandte sich M. Volsch und sprach: Jhr muͤsset aber die vorige rede als sehr suͤnd- lich GOtt abbitten/ denn ich weiß/ daß diese beyde menschen nicht satans/ sondern GOttes tempel sind; darauff antwortete Hr. M. Muͤl- ler: Weil ihr ja diese meine worte so gar suͤndl. achtet/ erklaͤre ich mich also: Es treibet ja wol der satan auch from̃e menschen etwas boͤses zu dencken/ zu reden oder zu thun. Da antwor- tete Volsch/ diese erklaͤrung ist mehr fuͤr meine als des Herꝛn worte/ denn es viel ein anders/ wenn man spricht: Der satan treibet diese menschen hier-oder darzu/ und aber ein an- ders/ der satan wohnet in ihnen. Hierauf fuhr M. Muͤller fort und sprach: Es wird dieses doch ein beginnen seyn/ das etwann aus anrei- tzung des Brecklings herruͤhret/ der doch ein Gotteslaͤsterer/ Majestaͤten-Schaͤnder/ und des teuffels mit leib und seel ist. Darauff sprach M. Volsch: Unser beginnen ist von kei- nem menschen/ sondern von GOTT selbst uns eingegeben; ist aber Breckling ein solcher mann/ wie der Herꝛ saget/ warumb wieder- legt man ihn nicht? und solte doch der Herꝛ einen solchen menschen nicht so schlechter dings verdammen/ und dem teuffel zueignen. Da antwortete Hr. M. Muͤller: Daß euer be- ginnen von GOtt/ kan ich nicht sehen/ was aber Breckling anlanget/ hat man nicht noͤthig ihn zu wiederlegen/ denn es sind alte verlege- ne sachen. Da sprach Volsch: Jch halte aber/ wann jemand Breckling wiederlegen wolte/ er wuͤrde so wenig wider ihn fortkommen/ als Doctor Osiander wider den gottseligen Arnd. Da sprach Herꝛ M. Muͤller: So wil dann der Herꝛ sich von diesen beyden men- schen nicht trennen lassen? Wie dann aber? wann sie von ihm werden getrennet wer- den. Da antwortet M. Volsch: Das muß ich leyden/ und GOTT befehlen. Da fieng M. Muͤller ferner an zu Volsch/ sprechende: der Herꝛ bedencke doch/ in was fuͤr elend er sich hiedurch mit ihnen stuͤrtzen werde. Darauff M. Volsch: Das sehe ich nicht/ man moͤchte uns dann unbilliger und unschuldiger weise/ dieser sachen halber/ dieser Stadt als meines Vatter- landes verweisen wollen/ worzu/ wann es nach GOttes willen so seyn muͤste/ wir alle miteinander durch GOttes gnaden-krafft be- reit und willig sind. M. Muͤller: Das sagen die Quacker auch. Volsch: Wir sind keine Qua- cker/ denn wir halten uns in wahrem glauben an unsern JESUM. M. Muͤller: Die Quacker geben auch vor/ daß sie sich an JE- sum halten. Volsch: Das thun sie aber nicht/ und luͤgen hieran/ alldieweil sie das wort GOttes und die Sacramenta selbst (die doch der HErꝛ JEsus selbst als ordentliche mittel der seligkeit eingesetzt) gering achten/ und gar verwerffen/ darauff wir aber mit gantzem her- tzen uns verlassen. M. Muͤller: Trauet mirs dann der Herꝛ Magister nicht zu/ daß ichs von hertzen gut mit ihm meyne/ und ihm alles gu- tes rathe. Volsch: Ja/ das glaube ich wol/ aber ich sehe nicht/ daß mir der Herꝛ dißfals guten rath ertheilet. Sonsten versichere ich den Herren wiederumb/ daß ich ihn von her- tzen lieb habe/ durch welche sonderbahre liebe getrieben/ ich den Herꝛn bey seiner einfuͤhrung der heil. Dreyfaltigkeit mit bruͤnstigem ge- bet/ und heissen thraͤnen anbefohlen/ daß ich ihn ja am juͤngsten tage als einen treuen diener JESU Christi mit freuden vor mir finden moͤchte. M. Muͤller mit beweglichen gebaͤr- den: Hat der Herꝛ das gethan? Ach GOTT! Volsch. Ja Herꝛ Magister, daß weiß GOtt/ daß ich das gethan habe/ weils aber die zeit nicht leyden will/ daß wir anietzo von der sache selber miteinander reden/ so wil ich hiemit von dem Herꝛn abschied nehmen/ mit dar- reichung meiner hand/ und angehengter bitte/ daß (ob ich zwar wol nicht sehe/ daß ich ihm unrecht auff seine harte rede von den beyden mir sehr lieben menschen D. und H. begegnet/) ich dennoch gebeten haben wil/ wofern ich et- wan eben dadurch an GOtt und ihm mich sol- te in etwas vergriffen haben/ mir solches umb der liebe JEsu willen zu verzeyhen. M. Muͤl- ler: Ach mein lieber Herꝛ M agister, wann er mich auch mit fuͤssen getretten haͤtte/ wolte ichs ihm wol vergeben. Darauff sind sie bey- de voneinander geschieden. §. 12. Diß alles ist den 18. Septembris ergangen. Den folgenden tag gehet Holtz- hausen zum beichtstuel/ aus geistlicher seelen- armuth gedrungen/ nicht gedenckend/ daß das verbot des beichtstuels so strictè wuͤrde ge- halten werden: Da er aber kommt/ stehet Herꝛ von Petkum auff/ sprechende: Jch habe euch sagen lassen/ daß ihr euch nach dem ge- strigen Edict des M inisterii des beichtstuels und abendmahls enthalten sollet. Holtzhau- sen antwortet: Er haͤtte nicht gemeynet/ daß es darbey bleiben wuͤrde/ weil wir es nicht dar- nach gemachet. Von Petkum: Perturbi ret mich nicht in meinem ampt. Holtzhausen: Jch perturbi re euch nicht/ aber GOTT vergebe es euch; darauff fuͤhrte Herꝛ M. von Petkum Holtzhausen beym arm zum beichtstuel hin- aus. §. 13. Wie wir nun meynten/ es solte die sache/ zwischen uns und dem M inisterio ge- handelt/ in geheim bleiben/ haben doch etliche der Prediger solches von den cantzeln rucht- bar gemachet/ und uns sehr uͤbel ausgeschrie- en/ und also sich selber und uns unbillich ins geschrey gebracht/ da es von uns wol haͤtte sollen verschwiegen bleiben; denn wir nicht ihre beschimpffung/ sondern GOTTES ehre/ unsers naͤchsten seligkeit/ und unsers ge- wissens befreyung gesucht. Ja sie haben uns vor der hohen Obrigkeit hart verklaget und angegeben/ weswegen uns dann auch dieselbe etliche tage hernach/ nemblich am 1. Octobris umb 12. Uhr/ zu rathhause citi ren lassen/ daß wir nachmittags darauf præcissè umb 3. Uhr erscheinen solten. Diesem gebot haben wir gehorsamet/ und uns alle 3. nemblich M. Volsch/ Dohren und Holtzhausen zur be- stimmten Zeit auff das rathhauß eingefun- den. Da wir dann vom Herꝛn Syndico D. Brod. Pauli und Hn. von Holten in die rath- stube gefuͤhret/ und der Herꝛ Syndicus alsbald die klagen vom M inisterio wider uns/ ihnen vorgebracht/ im namen des gantzen Hochw. Raths uns insgemein hin/ nit aber stuͤck-weise vorge- Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. vorgehalten/ dergestalt/ daß E. ehrw. Ministerium eine klag-schrifft wieder uns ein- gegeben/ darinn sie sich beschwexten/ daß wir gantz freventlich dasselbe so wohl pri- vatim im hause/ als auch hernach ungefor- dert im kirchen-saal M. Magdalenaͤ angelauf- fen/ dieselbe wieder gebuͤhr und beruff nicht anders/ als wenn wir ihre Inspectores waͤ- ren/ reformiren wollen/ daß sie ihrem ampte nach mehrern fleiß auff die seelen zu retten wenden/ und dem grossen uͤbel und jammer steuren solten/ haͤtten uns beruf- sen auff unser geistliches Priesterthum. Nun solten wir wissen/ daß er auch wol wuͤste/ was Christen vor herꝛliche leute waͤren/ nehmlich geistliche Koͤnige und Priester/ und das waͤre krafft seiner tauffe er so wol wie wir/ so wir anders rechtglaͤubig waͤren/ darauff aber duͤrfften wir Phantasten uns nicht unternehmen sie zu reformiren, und wir solten das wis- sen/ daß wir damit nicht nur an das Mi- nisterium, sondern vornehmlich an E. hochw. Rath uns vergriffen/ als bey wel- chem das Jus Episcopale und folgends die macht allein waͤre den Predigern einzu- reden/ wann sie es in allen dingen nicht recht in acht naͤhmen. Wir junge Phan- tasten aber duͤrfften uns unterstehen solche alte maͤnner/ die unser alter wol zwey- mahl haͤtten/ zu informiren und reformiren, die wir nicht werth waͤren dahin ꝛc. Haͤt- te demnach E. hochw. Rath. solch unser freventlich beginnen/ uͤbel empfunden/ und solten bald darauff hoͤren/ was sie uͤber uns beschlossen/ wann wir erst hierauff wuͤrden geantwortet haben. M. Volsch beantwortete diese beschuldigungen mit hoͤch- ster bescheidenheit/ gebuͤhrender demuth und ehrerbietung. Weil aber auß des Herrn Syndici reden schiene/ daß wir bey ihm in verdacht falscher lehre waͤren/ so bezeugete M. Volsch erstlich/ daß wir in allen stuͤcken unsern reinen Lutheri schen Libris Symbolicis im lautersten verstande von hertzen zugethan waͤren/ auch jeder- mann/ der es nur begehrte/ rechnung un- sers glaubens geben wolten: Wir waͤren auch nicht mit ungestuͤmm hinein gelauffen/ sondern wir haͤtten sie vorher bescheident- lich gebeten/ und waͤren ehe nicht hinein gegangen/ ehe man uns geruffen/ wie aus den 5. 6. \& 7. §. zu sehen. Wir haͤt- ten auch nicht informativè, reformativè o- der accusativè, sondern nur bittlich mit ihnen gehandelt/ unser gewissen zu befrey- en. Als dieses der Herꝛ Syndicus hoͤrete/ schwieg er gantz still von dem punct/ fieng aber einen frembden Discurs an/ der nicht zur sachen gehoͤrete/ und da der vollen- det/ wolte der Herꝛ Syndicus ernstlich wissen/ was das fuͤr leute waͤren/ zu denen wir giengen. Da nenneten Mag. Volsch und Dohren auff feine gar genaue und umstaͤndlich-scharffe befragung etliche/ welches sie darum viel lieber thaten/ daß sie da- durch erweiseren/ wie sie nirgends hingeschli- chen/ sondern allenthalben gefordert/ frey und ohne scheu am hellen tage jederzeit gegangen; Holtzhausen aber sagte/ er haͤtte keine. Dar- auf fragte der Herr Syndicus in specie gar ey- gentlich/ wie es mit Anna Schellhorns zugan- gangen? welches Stephanus damahls or dent- lich erzehlete/ so wohl die occasion, daß die frau einen Studiosum, der ihr in ihrer sehr schweren Anfechtung rechtschaffenen trost und unter- richt ertheilete/ suchend/ und daher in Herrn Reiniers Haus kommen/ ihme mit weinen und flehen ihre grosse noth geklaget/ wie er sie nebst der andern Frau Anna Dahmens/ welche gleicher gestalt in grosser anfechtung des glaubens gestecket/ nach verliehener gna- den-krafft Gottes getroͤstet/ wie er sie auf ihre sehnliche bitte und begehren offtmahls besu- chet/ wie da etliche ihrer bekandten solcher be- suchung beygewohnet/ wie die angesochtene erloͤset worden/ wie sie ihn gebeten/ alle wo- che einmahl sie zubesuchen/ wie darauf sie nebst etlichen andern von ihm begehret aus dem Ca- techismo Lutheri unterrichtet zu seyn/ wie er ferner Lutheri Catechismum mit der Franck- furter Lutherischen Theolog en schoͤnen erklaͤ- rung discuꝛsweise ihnen vorgetragen/ und wie er auch sonst zu den andern kommen. H ierbey fragte der Herr Syndicus, ob ihre der Schell- horns und Anna Dahmens Beichtvater sie nicht getroͤstet? da sprach Stephenus ja/ das haͤtten sie zwar gethan/ aber wie A nna S ch ell- horns sagte/ haͤtte sie vom H errn S auerland nicht so viel trostes als sie wohl beduͤrfftig jewesen/ koͤnnen erlangen/ alldieweil er offt durch viele geschaͤffte waͤre verhindert worden. Wie aber Anna Dahmen sagte/ sey sie von H n. Edzardi ungetroͤstet in ihrer grossen traurig- keit gelassen worden. F e rner begehrte der H err Syndicus zu wissen/ womit Stephanus die angefochtene getroͤstet/ seinen grund des glaubens zuerforschen/ darauf er ihm so ge- antwortet/ daß er zu frieden gewesen. Da nun der Herr Syndicus sahe/ das wir in der lehre richtig und nicht zu tadeln; NB. wiewohl wir gar wenig raum hatten uns zuverantwor- ten/ angesehen der H err Syndicus die zeit mit vielen discursen binbrachte/ auch wohl daruͤ- ber dann und wann unser judicium begehrte/ welches wann wir in einfaͤltiger furcht Gottes gaben/ er uns nur dabey verlachte uñ aushoͤne- te/ uns nur fuͤr phantasten und narren aus- rief/ welches daß es eines hochw. Raths befehl nicht gewesen/ wir gar leicht verspuͤren koͤn- nen an den geberden und worten der andern Hn. Deputirtẽ/ sonderlich des Hn. von H oltẽ/ der unterschiedliche mahl den kopff schuͤttelte/ und sagte: Ey last sie seyn wer sie sind/ warum wollen wir sie aushoͤnen/ vielmehr last uns ihnen andeuten/ was eines hochw. Raths be- gehren. Darauf sprach endlich Herr Broderus Pauli: Dem allen sey demnach wie ihm wolle/ so solt ihr dennoch wissen/ daß solche weise und manier/ die ihr allhier vornehmet euch ein hochw. Rath nicht gestatten wil: thut euch deswegen durch uns ernstlich gebieten/ daß ihr euch hinfuͤhro alles unterrichtens/ vermah- nens/ troͤstens und besuchens so wohl der ge- sunden als krancken enthalten sollet/ oder sie wollen euch raum machen/ da ihr lehren koͤn- net/ und das| thor weisen. Wann aber leute von euch wollen unterrichtet/ getroͤstet und ge- holffen seyn/ sollet ihr dieselbe zu ihrem beicht- vater Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. vater werfen/ thaͤten die ihnen dann nicht gnug/ so sollet ihr die Prediger erst erinnern/ und wo die dann euch entweder uͤbel abweisen/ oder es auch nicht machen/ daß die leute mit ihnen vergnuͤget/ so solt ihrs der Obrigkeit andeuten/ dann sollen sie hieruͤber zu rede gesetzet werden und zu verrichtung ihres ampts angehalten werden. Wir antworteten darauff/ wir thaͤten damit unserm Chri- stenthum nicht gnug/ zu dem/ truͤge eine je- de seele zu einem jeden solch hertz nicht/ daß sie ihm ihre noth entdecken koͤnte; wann nun uns jemand darzu erwehlete/ sein hertz vor uns auszuschuͤtten/ koͤnten wir selbigen ohne grosse verantwortung nicht abweisen/ be- vorab uns GOTTES wort auch darzu verbindet. Daruͤber war nun viel strei- tens/ und weil wir hierin nichts nachgeben konten noch durfften/ sie es aber haben wol- ten/ wurden sie sehr zornig/ und bedraueten uns aus der Stadt zu weisen. Wir aber schuͤtzten uns mit GOTTES wort/ darvon wir nicht ein haarbreit abweichen konten oder durfften/ sonsten wolten wir der weltlichen Obrigkeit in allem unter GOTT williglich gehorsam seyn. Blieb also nach aussage Herrn Doct. Brod. Pauli dabey/ wir sol- ten uns enthalten/ oder die Prediger wuͤrden wohl fleissige achtung auf uns ge- ben; wann wir dann daruͤber befunden wuͤr- den/ wuͤrde uns solches nicht frey ausge- hen. Was sonsten fuͤr schmaͤhung und beschimpffung bey diesem fast dreystuͤndigen gespraͤch von dem Herrn Doct. Brodero Pauli uns angethan worden/ das befehlen wir GOTT . §. 14. Nachmals sind wir alle drey den 21. Octob. auff den kirchen-saal zu S. Peter vor fuͤnff Deputirte des Ministerii, als den Herrn Senior Doct. Muͤller/ Herrn Mag. Chesio, Herrn Mag. Jaͤger/ Herrn Mag. Caspar Muͤller/ Herrn Mag. von Pet- kum vorgefordert und anfangs sehr freund- lich empfangen worden; da dann so fort der H err Senior uns unser bewustes beginnen vorgehalten/ und unterschiedliche dinge wie- der uns ex relatione Doct. Brod. Pauli an- gefuͤhret/ dadurch man uns vieler figmenten und calumni en uͤberfuͤhren wolte. Wor- auff wir aber von stuͤck zu stuͤck/ so viel uns dazu raum gegeben/ das waswahr recht be- richtet und gestanden/ dem aber/ was unrecht berichtet/ der warheit zu steuer billich wie- derstanden haben: da dann anfangs Mag. Volschen ex relatione Doct. Pauli vom Se- niore verwiesen worden/ daß er schon die warheit gesparet/ in dem er M. Jaͤgern beschuldiget/ als haͤtte derselbe des Rade- machers Caspar Neuhaus seine frau aus dem beichtstul ungetroͤstet von sich gelassen/ da doch M. Jaͤger selbige Frau nie in sei- nem beichtstul gehabt. S ehen also die H erren/ schloß Doct. Muͤller/ wie sie mit figmenten und calumnien umbgehen. Dar- auff M ag. Volsch antw. dieser relation Herrn Pauli ist ein zweyfacher irrthum/ der per- son so wohl als auch der worte/ nicht Caspar Neuhauß seine frau habe ich genandt/ daß sie M. Jaͤgers beichtkind/ sondern Matthias Ja- cobsen/ und daß dieselbe bey ihm in beichtstul uͤber gar hohe und schwere geistliche anfech- tung geklaget; da ich denn den worten nach/ nicht also gesprochen/ M. Jaͤger hat diß sein beichtkind ohne trost von sich gelassen/ beson- dern nur auß ermeldter frauen eigenem Mun- habe ich also gesagt: M. Jaͤger haͤtte zu der hochbetruͤbten frauen folgender weise gespro- chen: daß sind boͤse gedancken/ das sind boͤse gedancken/ dawider muß man beten/ dawider muß man beten/ wollen aber die H n. sprach M. Volsch die vorige rede darauß folgen/ dawieder koͤnte er nicht/ zumahl auch sie als verstaͤndige lehrergar wol mercktẽ/ daß durch solche worte/ vorige frau wenig oder gar nichts getroͤstet worden. Hierauf fuhr M. Jaͤger Volschen an/ Jch halte euch fuͤr einen C alumnianten, und das ist eine calumnie. Darauff M. Volsch/ Herꝛ M. was ist das fuͤr eine calumnia, da ich doch nichtsmehr geredet/ als was die frau selbst mir gesaget/ darauff M. Jaͤger. Jch habe aber die frau darnach ins hauß zu mir gefo- dert. Da saate Volsch/ das hat mir die frau nie gesaget. NB. wiewol M. Volsch nicht lan- ge hernach von einem/ voriger frau nahe an- verwandtem vernommen/ daß sie M. Jaͤger in seinem hause nicht nach begehren getroͤstet/ und befriediget von sich gelassen. Darauff sprach der H erꝛ Senior: Was haͤttet ihr aber noͤthig gehabt einen oder andern prediger bey den Deputirten des Raths also anzugiessen und sie gleichsam zu verkleinern. Darauff sprach Volsch: Der mañ/ wie dort die bruͤder Josephs sagten/ drang so hart auff uns/ daß wir ihm umstaͤndlich aussagen musten/ wo wir alle ge- gangen/ und wie wir dahin gekommen/ und was wir daselbst gemacht/ und ob solche leute nicht ihre beicht-vaͤter haͤtten? Worauff wir dann so viel freudiger und umstaͤndlicher ant- worteten/ als haͤrter man uns beweisen wol- te/ wir waͤren haußschleicher/ winckel-predi- ger fuͤhreten die weiblein gefangen/ haͤtten in ein frembd ampt gegriffen/ denn wir hoffeten solch unsere vollstaͤndige erzehlung solte uns leicht bey einen jeden unpartheyischen vonallen solchen beschuldigungen befreyen. §. 15. Hiernechst wurde Stephano Doh- ren vorgehalten/ als waͤre er auch einer zwey- fachen luͤgen schuldig befunden worden/ theils als haͤtte Herꝛ Saurland Anna Schellhorns ohne trost von sich gelassen/ die doch vor Herꝛ Jodocus und Hn. Biestert bekannt/ daß sie ihm am juͤngsten tage vor seinen treuen unterricht dancken und hoch ruͤhmen wolle: theils auch als haͤtte Herꝛ Jodocus Edzardi einen frau (An- na Dahmen/ zu A ltona | wohnend) ohne allen trost von sich gelassen/ da doch Herꝛ Edzard solches vor eine lautere unwarheit haͤlt/ und sich dessen gantz nicht bewust ist darauff Ste- phanus; A nfangs habe ich nicht diese worte vor den Herrn Deputirten des Raths geredt/ das Herꝛ S aurland Anna Schellhorns ohne trost haͤtte von sich gelassen/ sondern daß sie offt bey ihm gewest auch getroͤstet worden/ aber nicht nach ihrem begnuͤgen/ dieweil er offters ab- geruffen und verhindert worden. NB. Von wem aber vorige aussage der frau Schellhorns zuver- Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. zuverstehen/ gibt ihre und ihres mannes schrifftlich bekaͤntnuͤß gnug zu versteyen] zu dem sagte Stephanus, habe ich nicht schlechter dings vor den Deputir ten des Raths gesaget/ daß das wahr waͤre/ mit Hn. Edzardi und der andern Fr. An. Dahmen/ sondern darzu gese- tzet diese worte/ wie fie mich berichtet/ woruͤber meine beyde Mit-Bruͤder M. Volsch und Holtzhausen meine zeugen/ daß aber Stephanus nicht die unwahrheit hierinnen vorgebracht/ beweiset selbiger frauen wiederholte außsage in beyseyn unterschiedlicher personen/ die wir schrifftlich haben. [ NB. Da doch die Herren Prediger uns nit auff beweiß solcher und der- gleichen dinge so hart treiben solten/ sinte- mahl es ja gnug bekant/ und wir ihnen gnug von unterschiedlichen darthunkoͤnten/ wann es nicht gantz von unserm zweck und Christ- lichem begiñen abgienge/ nach welchem wir im geringsten nicht die Prediger dieses orts zu be- schimpffen gesuchet/ sondern nur bittlich zu er- innern mit mehrerm fleiß und ernst fuͤr die see- len zu wachen.] §. 16. Hierauff fuhr der Herꝛ Senior weiter fort: Was unternehmet ihr euch uns unsers amps zuerinnern/ da ihr doch keinen of- fentlichen beruff/ nit geschick und bestand gnug habt/ und solche leute seyd/ die mit dem ersten spies lauffen/ annoch in der ersten hitze seyd/ kei- ne erfahrung habt/ nicht wisset/ was das Pre- dig-Ampt all auff sich hat/ mit einem wort Splitter-richter seyd/ die unsere splitter sehen/ und ihrer eigenen balcken nicht gewahr wer- den. Und da ihr euch ja auff D. Hulsemanns Tractat. de Corrept. Fraterna beruffet/ so wisset ihr wol/ daß krafft dessen der inferior superio- rem zu erinnern keinen fug habe/ es sey dann in extremo necessitatis casu. Darauff antwor- tete M. Volsch: Solte das nicht ein extremus necessitatis casus seyn/ da man vor augen sie- het/ wie so viel seelen/ durch unwissenheit/ so viel auch durch bosheit verlohren gehen. Dar- auff sprach M. Casp. Muͤller des Senioris bru- der: Sind wir dann Prediger daran schuld? Da sprach M. Volsch: Jch halte dafuͤr/ aus und nach GOttes wort/ daß die Prediger auff alle orden und staͤnde vermoͤge ihres hir- ten-ampts zu sehen schuldig sind/ und was sie bey einem jeden stande versehen/ daß sie dafuͤr dermahleins muͤssen rechenschafft geben. §. 17. Da wolte man uns einiger rot- terey beschuldigen/ als zu dem ende M. Casp. Muͤller aus der kirchen-ordnung uns vorlaß/ daß niemand sich unterstehen solte in den haͤu- sern zu lehren/ dadurch rotterey und faction zu machen/ M. Volsch: Das weiß der from- me GOtt/ daß uns nie in den sinn kommen/ einige rotterey im geringsten zu verurfachen/ viel mehr wenn die leute etwas hartes wider die Prediger reden/ vermahnen sie wir ihres ampts zu schonen/ fuͤr sie zu beten/ und da sie was ihnen zu sagen haben/ es ihnen fein selbst beybringen/ nicht aber hinter ihren ruͤcken sie zu schmaͤhlern/ M. Casp. Muͤller zu Volschen: So viel traue ich dem Herꝛn wol zu/ daß er oder sie solche gedancken nicht gehabt/ aber es koͤnte durch ihre veranlassung leicht darzu kommen. Volsch: Das sehe ich nicht/ wie hierdurch einige rotterey sich anspinnen koͤn- te/ zumahl die schrifft einen jeden Christen vermahnet vid. 1. Thess. 5. v. 11/ 14. Ja sprach Volsch ferner/ solten die Herren uns koͤnnen ins hertz sehen/ wuͤrden sie befinden/ daß wir nichts als GOttes ehre vieler seelen wolfarth und des Ministerii eigene wuͤrde suchen. Der Hr. Senior: Das haben auch vor diesem wol andere Ketzer und Schwermer gesagt. Volsch: Das waͤren aber Ketzer und Schwermer in der that/ wir aber halten uns an der reinen lauteren Lutherischen Evangelischen Wahr- heit/ in und nach allen Glaubens-Articuln/ wie sie in der H. Schrifft und in den Libris Sym- bolicis verfasset. Der Herꝛ Senior: Jhr sech- tet aber mit ihren der irrigen Lehrer waffen. Volsch: Das thun wir nicht/ sondern wir fechten mit GOttes wort. D. Muͤller: Wo habt ihr GOttes wort? Volsch: Jm hertzen und in der bibel. Sonsten wolte man uns damahls auch uͤberweisen/ als waͤren wir zu dem ende zu denen einfaͤltigen weiblein gan- gen/ nur die Prediger bey ihnen schwartz zu machen/ uns aber in sonderliche gunst zu brin- gen. Ja wir haͤtten auch dieser unserer ge- schehenen erinnerung halben an das Ministe- rium uns auff der Universi taͤt Giessen beleh- ren lassen/ deren keines/ wie GOTT weiß/ wir es auch zur gnuͤge darthun koͤnnen/ wann es von uns gefordert wird/ von uns geschehen. Wann wir aber in erwas ernstlich uns ver- antworteten/ und etwa zugleich unsere rede fuͤhreten/ sprach D. Muͤller: Was soll das bauren-geschrey? Worauff Volsch: (weil es unterschiedlichemahl von D. Muͤllern gesaget ward) ich sehe wol/ wann wir hierunten uns mit ernst verantworten/ daß muß bauren-ge- schrey seyn/ wann sie aber droben dergleichen thun/ das muß lauter Goͤttlich seyn. §. 18. Hiernechst fuhr der Herꝛ Senior ferner fort/ zu M. Volsch sprechend: Der Herꝛ hat sich auch beklaget/ daß er dieser sachen hal- ben viel leiden muͤsse/ er solte aber wissen/ daß er dißfals nicht leide als ein Christ/ sondern als einer der in ein frembd ampt greiffet. 1. Pet. 4. v. 15. Volsch: Das muß noch be- wiesen werden/ daß wir/ und wodurch wir in ein frembd ampt gegriffen. Und anietzo zu- geschweigen/ daß man sich an uns so vielfaͤltig durch den bann/ durch das verklagen/ durch das schelten und verdammen auff der cantzel gerochen; weil ich anietzo/ sprach Volsch zum Herꝛn Senior, nur dis berichten/ daß sein Herꝛ Sohn M. Muͤller eben diesesmahl daran schuld/ daß ich aufs neu in meine elende haupt- kranckheit gerathen/ indem er so uͤberaus harte worte ( vid. §. 11.) wider meine Mit-Bruͤder geredt/ welche worte mich von hertzen geaͤr- gert/ und mein inwendiges gantz umb gekeh- ret. Darauff sprach der Hr. Senior, der Herꝛ hat ihm auch hart gnug darauff geantwortet/ und muß man wissen/ daß obsessio satanæ du- plex sey/ alia est spiritualis alia corporalis. [ NB. Es explicir te und aplicir te aber der Herꝛ Se- nior diese Distinction nicht/ weil andere reden dar zwischen fielen/ so sehen wir auch nicht/ wie durch diese Distinction sothane rauhe rede koͤnne beschoͤniget werden.] §. 19. Was? fieng M. Muͤller an/ wolt ihr dann so gar nicht gestehen/ daß ihr habt in ein frembd ampt gegriffen/ wie wolt ihr dann das entschuldigen/ daß einer unter A. K. H. Vierter Theil. Qq qq euch Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. euch mit 2. Missethaͤtern hinaus zu gehen sich unterstanden/ worbey sich ja beruffene Pre- diger gefunden/ und niemand anders darzu erfordert wird. Darauff Stephanus: freylich war ich darzu erfordert/ durch instaͤndige bit- te meines alten Hospitis Herꝛn Reiniers/ der die Missethaͤter gantz betruͤbt und traurig/ und auf ihre hertzliche bitte mit der zusage am Sonntage abends verlassen/ ihnen alsobald einen Studiosum (weil damahls ja kein Pre- diger da war/ und die betruͤbte Suͤnder mitten unter dem getuͤm̃el der vollen zapffen in der buͤtteley sassẽ) zuzusendẽ/ der sie in ihrer schwe- ren betruͤbnuͤß aus GOttes wort troͤsten moͤchte. Darauff Herꝛ Reinier mir solches bittlich aufgetragen/ da ich mich des spruchs Petri erinnerende/ 1. Epist. 4. v. 10. Einer diene dem andern mit der gabe/ die er empfan- gen hat/ wie billich/ hierzu bereit gewest/ den Sonntag abends noch mit Herꝛn Reinier und seiner frau in die buͤttelley gangen/ ihnen in die 2. stunden Gesetz und Evangelium vorgetra- gen/ nach dem vermoͤgen als aus GOtt. Da dann auch/ GOtt allein sey ewig lob/ diese meine arbeit nicht vergeblich war/ und die ar- men suͤnder noch instaͤndig baten/ ich moͤchte ja den folgenden morgen wieder zu ihnen kom- men/ welches ich auch gerne gethan/ und des morgens/ fruͤhe umb 4. Uhr/ mich bey ihnen wieder eingefunden/ da ich billich das Evan- gelium so viel reichlicher ihnen vortrug/ als seh- rer ich den vorigen abend das Gesetz geschaͤrf- fet hatte/ und daruͤber sie den morgen Goͤtt- lich traurig befunden/ weßwegen sie mit bitte nicht ablassen wolten/ ich moͤchte doch bey ih- nen bleiben/ und mit ihnen hinaus gehen/ da- mit sie in| ansehung meiner/ sich des trostes/ den ihnen GOtt durch mich gegeben/ allezeit gleich- sam auffs neu erinnern koͤnten. Welch ihr begehren auch Herꝛ M. Dessauen angedeutet worden/ der mir nicht gewehret/ mit ihm auf der lincken seiten des Missethaͤters/ dabey er zur rechten gieng/ mitzugehen. Darauff sprach Herꝛ M. C. Muͤller: Warumb mach- tet ihr euch dann unter den Galgen/ zu denen/ dabey ich gegangen war/ da er gleich solte aufge- zogen werden. Stephanus: Das that ich aus hertzlichem mitleiden/ in dem ich sahe/ wie er zitterte und bebete/ die Schergen ihn schon an- fielen/ und die ketten um den halß legten/ auch niemand wuͤrcklich ihm zurieff. Als aber der Herꝛ M. C. Muͤller kam/ mich anfuhr/ was habt ihr hie zu schaffen/ antwortete ich da- mahls/ so ein anderer da ist/ gehe ich. [ NB. Welches alles/ da es Stephanus im Convent auffm kirchen-saal in etwas ernstlicher be- haupten wolte/ schrie M. Muͤller und sprach: Halts maul. Darauff er auch schwieg und ihn reden ließ. Wann aber/ wie die Herren Prediger sagen/ St. Dohren hierdurch in ein frembd ampt gegriffen/ auch daran unrecht gethan daß er auf begehren einfaͤltiger hertzen catechisi ret/ wie auch wir ingesampt in all un- serm vornehmen geirret/ und secundum erro- neam conscientiam gehandelt/ massen der Hr. Senior sagte/ daß er schon lang darvon gehoͤ- ret/ so haͤtte ja den Predigern als Seelen- Hirten gebuͤhret/ uns/ als (ihrer meynung nach) irrende Schaffe/ fein also fort zu rechte zu bringen/ und nicht auff dem vermeynten irrwege bleiben zu lassen. Wiewol uns/ GOTT lob/ GOttes wort und unser dar- aus recht unterrichtetes gewissen versichert/ daß wir in keinem vorgedachtem stuͤcke/ von der rechten Christenthumbs bahn abge- tretten.] §. 20. Endlich schloß im gedachten Con- vent des kirchen-saals S. Petri der Herꝛ Senior, sagende: Die Herren vernehmen/ was durch uns das Ministerium an sie begehre; Nemlich/ ob sie wollen erkennen/ daß sie an diesem allem unrecht gethan/ und dann auch/ ob sie sich von diesem allem hinfuͤro enthalten wollen? Darauff sprach M. Volsch/ zweyer- ley wird uns zugemuthet/ 1. Daß wir sollen erkennen/ wie wir unrecht gethan/ das koͤn- nen wir noch zur zeit in unserm gewissen aus GOttes wort nicht erkennen. Das 2. be- treffend/ daß wir uns von allen solchen din- gen enthalten sollen/ frage ich: Ob die mey- nung diese/ daß wir/ keinen einfaͤltigen un- terrichten/ keinen traurigen troͤsten/ kei- nen irrenden zurecht bringen/ keinen kran- cken besuchen sollen/ wenn es gleich von uns begehret wũrde? Da antwortete M. Casp. Muͤller: Ja/ das ist unsere Meynung. Volsch: Wann GOttes wort uns davon frey spricht/ so koͤnnen wir uns auch da- von frey sprechen. Jedennoch wollen wir muͤndlich weder mit ja oder nein anietzo hier- auff antworten/ besondern bitten/ die Herren wollen umb der liebe JESU willen sich so weit herab lassen/ und ihr begehren uns schrifft- lich ertheilen/ so wollen wir schrifftlich uns darauff erklaͤren. Da fuhr der Herꝛ Senior heraus: Jhr solt uns nicht gebieten/ was wir thun sollen. Volsch: Wir gebieten nicht/ sondern bitten nur. Senior: Wir sind nicht das gantze M inisterium, und stehet solches nicht allein bey uns. Volsch: So bitten wir de- muͤthig/ solches dem gantzen Ministerio anzu- tragen. Senior: Das wollen wir thun. Dar- auff stunden wir auff/ sagende: GOTT be- wahre die Herren/ und giengen nebst gehoͤri- gem gruß davon. §. 21. Nach der zeit sind wir nirgends mehr gehoͤret worden/ besondern den 11. Novembr. am mittwoch auff Martini tag seynd wir bey- de (Dohren und Holtzhausen) im namen des Raths citi ret/ und uns zu weichen innerhalb 24. stunden von 2. Deputir ten der Obrigkeit/ Herꝛ Lic. Westermann Richt herrn und Lic. Bock aufferleget worden. Wel- chem Decret (unangesehen/ ob es billich oder unbillich uͤber uns ergangen/ worvon GOtt einmahl das rechte urtheil faͤllen wird) wir beyde Dohren und Holtzhausen auch in aller einfalt gefolget haͤtten/ nur allein/ weil wirs ja zufoͤrderst unsern Hospitibus, Hn. Joachim Dietert/ und Herꝛn Jan Jansen, (massen wir uns auch also/ gegen die beyde ietzt-genante Herren des Raths also erklaͤret) haben ausa- gen muͤssen/ damit sie ihrer Kinder halben an- derwaͤrts sich umsehen koͤnten/ haben selbig e unsere Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. unsere Herren Hospites uns nichts dimitti ren wollen/ und nicht so schleunig sich ihrer (Gott allein die ehre) getreuen Præcepto ren berau- ben lassen/ besondern uns befohlen/ auff ihre verantwortung zu verbleiben/ auch uns da- heim zu halten/ biß sie bey der Obrigkeit ihrer selbst und unserthalben/ was hierinnen recht und billich waͤre/ vorgenommen haͤtten. Wor- zu uns/ sprachen sie/ unser gewissen so viel seh- rer treibet/ als weniger wir erkennen/ daß ihr solcher straffe der Stadt-verweisung schuldig seyd. Haben wir demnach dieselbe fuͤr sich und uns sprechen lassen/ und darbey in stiller gedult erharren wollen/ was GOtt weiter uͤber uns verhaͤngen wuͤrde/ zu beyderley durch GOttes gnade bereit/ entweder aus der Stadt zu gehen oder auch darinn zu bleiben/ jedoch ohn alle begebung alles dessen/ was wir vermoͤge unsers Christenthumbs an ei- nem jeglichem naͤchsten aus und nach GOttes wort (absonderlich da es an uns gesucht und begehret wird) zu leisten schuldig und ver- pflichtet seyn. S. D. G. I. N. I. A. Folget das Privat-Gespraͤch/ wel- ches zwischen Herꝛn D. Muͤllern Seniore und M. Volschen den 15. Septembris am Dien- stage nach der Predigt in des Herꝛn Senioris Hause angestellet worden/ und was da- bey vorgelauffen. §. 1. Selbigen Herꝛn Doct. Muͤllern Sen. als das haupt E. E. Ministerii hat M. Volsch an obgedachtem tage (nechst hertzlichem gebet und seuffzen zu GOtt im namen seines heiligen Kindes JESU dieses Christliche werck wol zu fuͤhren) in aller demuth/ liebe und freund- lichkeit (dessen allen GOtt selbst zeuge ist) be- sucht (ihn allererst sein Christliches mitleiden/ wegen absterben der in GOtt ohn zweiffel se- lig-ruhenden Fr. Doctorin, aus ungefaͤlschtem hertzen angedeutet/ deß Herren Senioris ant- wort darauff vernommen/) und folgends ei- ne ziemlich lange vorrede (wegen dererlaͤnge er auch gedult zu haben gebeten) gemacht/ ehe er wolte zur sachen schreiten/ und sein hertz aus- schuͤtten. Alles/ wie der fromme GOTT weiß/ zu dem ende/ damit er ja das hertz des Herꝛn Senioris gewinnen/ und zur befoͤrderung dieses Christlichen wercks/ durch die hertz-lenckende krafft GOttes/ in et- was zubereiten moͤchte. Nach dem aber M. Volsch seine meynung ausfuͤhrlich/ worvon zu lesen im anfange vor angefuͤgter erzehlung/ eroͤffnet/ hat der Herꝛ Senior geantwortet: Daß das Christenthumb gar sehr verfallen waͤre/ koͤnte kein mensch laͤugnen. Aber/ fuhr er fort/ was meynet dann der Herꝛ/ wie man solchem unheil wehren koͤnne/ und was ich als das haupt des Ministerii thun solte. Darauff M. Volsch: Jhr Excell. dieses haͤtte ich mich nicht unternommen/ zu sagen/ damit es nicht schiene/ als wolte ich sie unterweisen: Jeden- noch weil es Jhr Excell. begehren/ so wil ich in aller einfalt aussagen/ was meine meynung hiervon: Wie nemlich durch mehrere mittel/ als geschicht/ durch GOttes gnade zu heben vieler unwissenheit/ und dann auch zu ver- treiben vieler menschen voßheit. §. 2. Darauff wolte M. Volsch die mittel nach einander erzehlen/ sagende/ der unwissenheit mag gesteuret werden (1.) durch eine fleissige Catechisation \&c. da er kaum hieruͤber sich er- klaͤret/ fiel sofort der Hr. Senior ihm in die rede/ was/ wird hier der Catechismus nicht gnug getrieben? erzehlete auch/ wann und wie das geschehe; darauff M. Volsch: Man sihet aber ja wol/ daß so uͤberaus viel nach als vor un- wissend bleiben. So beweisets auch der sel. Großgebauer klar/ auch umbstaͤndlich/ daß das allein-predigen es durchaus nicht thun wolle. Darauff der Herꝛ Senior: Was fuͤr gifft in dem buche des Großgebauers stecket/ das verstehet der Herꝛ nicht. Es hat mirs geschrieben Herꝛ D. Varenius von Rostock/ Herꝛ D. Calovius von Wittenberg/ auch unser Herꝛ D. Mauritius er zehlet/ was an dem buche sey: So ist auch selbiger Großgebauer gar bald nach seinem Penal-Jahr befoͤrdert wor- den/ und zu dem dienste kommen. Was kan ein solcher grosse erfahrung haben. Volsch in aller demuth: Es kan wol seyn/ Jhr Excell. daß ich nicht alles verstehe/ aber so viel verstehe ich gleichwol (GOtt lob) wol/ daß seine vor- schlaͤge das verfallene Christenthumb in der krafft GOttes wieder auffzurichten/ sehr gut und heylsam. Senior: Jch zwar selber habe das buch nicht gelesen/ sondern nur einmahl hinein geguckt und befunden/ daß der mann erfordere eine englische vollkommenheit/ da- hin man es nimmermehr in dieser schwachheit bringen kan/ darumb waͤre mein rath an den Herꝛn/ daß er solche buͤcher ungelesen und un- geruͤhmet liesse; deñ ich hoͤre/ daß der Hr. auch des Brecklings buͤcher den leuͤten commendi- ret/ derselbe Breckling aber ist ein Schelm/ ein Ehren-schaͤnder/ und er hat ein buch/ ge- nant Biblia Diaboli, geschrieben/ das waͤre werth/ daß mans ins feur wuͤrffe/ und ihn dar- zu. Volsch: Jst durch selbiges buch etwas versehẽ/ und jemand geaͤrgert/ so hat Breckling sich schon daruͤber mit seinem Gott mit wahren bußthraͤnen in dem Blute JESU abgefun- den/ sonst wuͤste ich nicht/ daß ich eben Breck- lings buͤcher den leuten solte commendi ret ha- ben. [ NB. Dann Volsch gedachte da eben nicht an die verse/ die ihm nachmahls in letz- tem Convontu auff dem Kirchen-Saal zu S. Peter vorgehalten worden. §. 3. Jn summa/ weil darauff der Herꝛ Senior gar weitlaͤufftig anfieng zuerzehlen/ was sie alle zu thun haͤtten und sich abmatten muͤsten/ auch nchit sehe/ was man ihnen mehr billich zu- muthen und auffbuͤrden koͤnte/ koͤnte er nicht anders dencken/ als dieses/ mein und anderer A. K. H. Vierter Theil. Qq qq 2 vor- Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. vornehmen waͤre ein vornehmen solcher leu- te/ die da nicht wuͤsten und verstuͤnden/ was all ein Prediger dieses orts zu thun haͤtte. Jch achte/ sagte der Doctor, solche leute muͤssen uns Prediger ja vor gewissenlose leute achten/ die sich umb ihr ampt nicht recht bekuͤmmern. Weil/ wie gesagt/ der Herꝛ Senior dieses so gar weitlaͤufftig machte/ sahe M. Volsch gar wol/ daß der Herꝛ Doctor seine folgende mittel zu erzehlen nit leicht gedult haben wuͤrde/ so war er auch damahls im anfange noch sehr bloͤde. Jedoch weil er nicht gern mit beschwertem ge- wissen/ wegen des Herꝛn Senioris, ihn freund- lich zuerinnern/ wieder weggehen/ und ohn er- zehlung der zuvor vom Herꝛn Seniore begehr- ten mittel unterschiedliche dinge eroͤrtern wolte/ fieng er an/ sagend: Ach ich bitte hoͤch- lich/ Jhr Excellentz verarge mir ja nicht/ daß ich einmahl kindlich und gruͤndlich mein hertz vor Jhr ausschuͤtte. (1.) Es kan ja gleich- wol nicht gelaͤugnet werden/ daß diese gute Stadt voller unbußfereiger/ verruchter Suͤn- der/ daruͤber man gnug auff den Cantzeln kla- get/ wo ist dann die rechte kirchen-zucht/ der Bind-Schluͤssel/ der solche boͤse leute in die we- ge Christi wieder bringe? Senior: Das redet der Herꝛ aus unwissenheit/ es werden oͤffters solche kumpen vom beichtstul und abendmahl gewiesen/ eben daher wir Prediger so viel haß auff uns laden. [ NB. Ob nun das so viel und mit solchem ernst geschicht/ als wol die hohe nothdurfft erfordert/ wissen wir alle dieses ortes gar wol/ zumahl ja Herꝛ Hardekopff selbst in einer Predigt vor wenigen zeiten ge- sagt: ( Verba Annæ Informatricis ) Was soll ich reden von dem Binde-Schluͤssel? derselbe ist sehr verrostet/ wo nicht gantz und gar ver- lohren.] §. 4. Hierauff sagte M. Volsch weiter/ Jhr Excellentz: Es gehet aber auch hier taͤglich ein solches greuliches fluchen vor/ daß man ohne quaal seiner Seelen nicht leicht auff den gassen gehen kan/ da/ deucht mich/ solte man vielmehr wieder predigen als geschicht/ und solte auch instaͤndiger bey der Obrigkeit anhalten/ daß sie solches mit allem ernst/ so viel an ihr/ ab- schaffete. Darauff antwortete der Herꝛ Se- nior: Es hat die Obrigkeit offt deßwegen M andata ablesen lassen/ es wird auch offt da- wider geprediget. Volsch antwortete: Es solte aber noch viel mehr geschehen. Darauff der Herꝛ Senior: Solte man dann nur allein vom fluchen predigen/ so wuͤrden andere fra- gen: Warumb prediget man nicht wider die Juden/ wieder die Papisten/ Calvinisten/ Wiedertaͤuffer/ Quacker/ ꝛc. O man weiß nicht/ was dieses orts all darzu gehoͤret/ wann nur etwas geringes soll abgeschaffet werden. Darauff M. Volsch: Jhr Excellentz verzeyhe mir/ es kommt mir vor/ als lasse man sich zu balde schrecken. Darauff der Herꝛ Senior: Was schrecken? Was schrecken? §. 5. Weiter fuhr Volsch fort: Jhr Excell. so ist auch der Prediger besuchen der leute in den haͤusern sehr abkommen/ dadurch viel gutes koͤnte mit GOttes huͤlffe gestifftet wer- den. Darauff Herꝛ D. Muͤller: Was? sol- ten wir nicht die leute besuchen? ich werde noch heute deßfals an einen vornehmen ort gehen; auch deßgleichen kuͤnfftige woche an einem vor- nehmen ort thun/ ihre suͤnde und laster ihnen zu verweisen/ wir werden nicht allemahl zu solchen leutenn kommen und sagen: Heute sind wir da und da gewesen. [ NB. Ob aber nun das ein solch besuchen/ als wol hochnoͤthig waͤre/ und nach Pauli sinn von uns gewuͤn- schet wird/ siehet man leicht. GOTT gebe doch den muͤtterlichen sinn Pauli allen Leh- rern aus gnaden wieder ins hertz/ daß sie mit ihm einer jeglichen Seelen auffs genaueste sich annehmen. vid. Dicta. §. 6. Hierauff fuhr Volsch fort/ sagend: Jhr Excellentz verzeyhen mir doch noch eines. Wann man denen leuten aus GOttes wort vorhaͤlt/ sie sollen doch ihre innerliche hertzens- demuth durch die aͤusserliche kleider-demuth erweisen; So geben sie zur antwort: Ja wann das noͤthig waͤre/ so wuͤrden die Predi- ger selbst mit den ihrigen nicht sammet und seiden gebrauchen/ noch die ihrigen mit zoͤpf- fen/ gold und perlen herein gehen lassen. Darauff D. Muͤller: Was an andern orten gantz braͤuchlich/ und auch wol die Maͤgde tra- gen/ als zumahl zoͤpffe/ nun man das hier auff- bringet/ solls stracks suͤnde seyn. Darauff M. Volsch seine bibel hervor gezogen/ und den Hn. Senior geweiset auff den spruch Paull/ 1. Tim. 2. v. 9. 10. Da/ sagt er/ ists klar verboten de- nen weibern/ die da wollen gottseligkeit be- weisen. Darauff der Herꝛ D. Muͤller seinen Brill auffsetzend/ und Volschens bibel zu sich nehmend/ selbst den Text gelesen; und dar- auff gesagt: Wann das der Herꝛ so schlecht treiben wolte/ so muͤsten die weibs-personen auch keine flechten tragen/ denn das sind auch zoͤpffe. Darauff Volsch/ das siehet man leicht Jhr Excellentz/ daß es so nicht zu verste- hen/ sondern Paulus und GOtt durch Pau- lum wil| hier nicht haben/ daß man hoffarth oder leichtfertigkeit mit den zoͤpffen treiben soll. Darauff der Herꝛ D. Muͤller die Bi- bel Volschen wieder gebende/ sagte: Ja/ es ist am besten/ daß man maas darinn gebrauche. Ach/ sagte hierauff M. Volsch/ es faͤlt mir ein/ was mir wol ehe ein gottsel. mensch von Herꝛn D. Schmidio zu Straßburg erzehlet/ der da soll in einer Predigt gesagt haben: O du sel. Luther und ihr andern sel. Theologi, wann ihr soltet auff stehen/ und sehen/ wie sich unsere Geistlichen mit den ihrigen heutiges tages mit seiden und sammet zieren/ ihr wuͤr- det euch entsetzen. Was? sagte D. Muͤller/ so man unter den leuten fort wil/ so muß man sich und die seinigen noch etwas halten. O das seynd reden solcher leute/ die nicht wissen/ was allda zugehoͤret/ ehe man eine tochter befoͤr- dern kan. Darauff M. Volsch: Ach Jhr Ex- cellentz Herꝛ D. Luther sagt: Wilt du deine tochter befoͤrdert haben/ so bete fleissig/ traue GOtt Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. GOTT und erwarte der zeit. Das weiß man wol/ sagte der D octor, daß man beten muß/ aber weil GOTT durch mittel han- delt/ so muß man auch mittel gebrauchen/ oder es gieng einem wie jenem/ der den kar- ren in koth schuͤb/ und ausser dem beten nicht felbst hand anlegen wolte/ ihn heraus zu ziehen. §. 7. Ach/ sagte hierauff M. Volsch/ daß ich so vertraulich rede/ Jhr Excellentz/ und daß ichs so gerne anders sehe/ das kommt her aus einer erbarmenden lie- be/ da ich so gerne wolte/ daß die Lehrer sampt den zuhoͤrern selig wuͤrden. A- ber mein hertz thut mir offt wehe (Jhr Excellentz werden ja nicht zornig/ daß ichs so klar heraus sage) wann ich viel Lehrer manchmahl ansehe/ so kommt mirs vor/ als wann sie schon auff dem wege der verdammnuͤß. Ursach: Denn D. Luther sagt in der Kirchen-Postill: Wann ein Prediger vor seine person/ wie ein Engel lebte/ und liesse nur eine Seele in ihrer suͤnden ungestrafft/ so muͤste der Prediger/ der sonst vor seine persen wol selig werden koͤnte/ umb jenes willen verdammt werden. Doch was darffs Lutherus worte/ sagt doch der Prophet Ezechiel auff gleichen schlag. Besiehe das 3. Cap. v. 17. seqq. Nun kan ich nicht anders sagen/ so weit ichs verstehe/ es gehen viele durch vieler Prediger saͤum- nuͤß verlohren/ in dem nicht alles und jedes zur hand genommen wird/ dar- durch man noch manche Seele retten koͤnte. Darauff D. Muͤller: Ey das weiß man wol/ daß es einem jedem Christen schwehr wird/ seiner selbst ei- genen seligkeit recht wahrzunehmen/ vielmehr einem Prediger/ der fuͤr viele zu wachen und zu sorgen. Jch sage aber dem Herꝛn/ daß wir unser ampt gnugsam verwalten. Und wann/ sa- ge er mir doch/ solte man zeit haben zur mehrer Catechisation? Darauff ant- wortete M. Volsch: Voraus am lieben Sonntage/ da waͤre das eine viel seli- gere arbeit/ als daß am selbigen tage die Priester denen leichen folgen/ daran sich ohne das viel fromme hertzen aͤr- geren/ daß durch solch leichgehen viel viel versaͤumet wird. Darauff Herꝛ D. Muͤller: Wann solten dann die Sonntags-Leichen bestaͤttiget werden. Volsch antwortet: Am Montage/ da keine bestaͤttiget werden. O/ sagte Herꝛ D. Muͤller/ das ist schon gewest/ ehe ich anhero kommen/ und auch damahls schon abzuschaffen versuchet wor- den. §. 8. Zuletzt sagte Volsch: Was haͤlt doch Jhr Excellentz von der bruͤderli- chen bestraffung/ daß die recht moͤchte wieder unter den Christen im schwan- ge gehen? Darauff antwortet D. Muͤl- ler/ daß einer den andern Christlich be- lehret und bedeutet/ ist gar nicht un- recht/ aber solche leute die wollens zu weit ziehen/ und gar unsere Inspectores seyn. Ach nein/ Jhr Excellentz/ sagte Volsch/ wie wolte man sich das unter- nehmen/ dahin ist es nicht gemeinet/ das weiß der liebe GOTT. [ NB. Die- ses alles ist so in gemein geredet wor- den. Was die sonderlichen und indivi- dual- erinnerungen des Herꝛ Senioris an- langen/ sind ebenmaͤssig dieselbe nur in hoͤchster demuth und behutsamkeit be- ruͤhret worden/ welche man mercket/ daß sie der Herꝛ Senior gar nicht wol auffgenommen/ noch ausgedeutet habe. Es hats aber M. Volsch gar behutsam und bescheiden vermeinet zu machen/ in dem er folgender gestalt geredet. §. 9. Eins/ Jhr E x cellentz/ haͤtte ich wol Jhrer Excellentz eigener person hal- ber wolmeinentlich zu erinnern/ wie es die leute deuten und davon reden: Was ist dann das? sagte der Herꝛ Se- nior. Darauff Volsch: Es sagen die leute: Der Herꝛ D. Muͤller hat wol feine gaben zu predigen/ auch feine ga- ben zuschreiben/ aber wanner die laster straffen soll/ so ist kein motus heroicus und zelus divinus dabey. Welche hoͤffliche worte Volsch brauchte/ die gar harte reden/ die er offt hievon gehoͤret/ zu ver- saͤnfftigen. Was? sagte Herꝛ D. Muͤl- ler/ solche leute wollen von mir ha- ben bengeley/ flegeley/ luͤmmeley/ daß ich schelten soll/ ich folge meinen mir von GOTT verliehenen gaben nach. Dar- auff Volsch: Wollen Jhr E x cellentz hoͤren/ wie ichs habe pflegen zu entschul- digen? Jch habe pflegen so zu sagen: Lasset doch diesen mann darinn ungeta- delt/ thut ers umb ungunst zu ver- meiden/ daß er nicht eyferiger wie- der die laster prediget/ so thut er nicht recht; thut ers aber so nach dem trieb und lauff seiner gaben/ alles auffrichtig vor den augen GOTTES/ so kan man ihn deßwegen nicht ta- deln. Darauff schwieg der Herꝛ Se- Qq qq 3 nior Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. nior still. Darauff sagte Volsch: Als zum exempel/ Jhr Excell. neulichst ward gegen mir gesagt: Daß Herꝛ D. Muͤller gerne leise uͤberhin gehet/ sahe man unlaͤngst daraus/ daß da er den rath Jetro, M oysi gegeben/ erklaͤrete/ nur bloß R equisita Eligendorum an- fuͤhrete/ nicht aber wie solcher leute wahl gar genau und in der furcht GOttes behutsam vorzunehmen. Darauff D. Muͤller: Solt ich oͤl ins feur giessen? Darauff Volsch: Man hoͤret gleichwol/ Jhr Excell. daß es wun- derlich zugehen soll. Darauff der Hr. Senior: Wenn Hans/ Kethe/ Lene sagen: Der hat so viel Geld genommen/ solt ich das auff die can- tzel bringen? Das sage ich nicht/ sprach M. Volsch/ entschuldigte sich dar auff nochmahls auffs fleissigste/ ihm doch nichts zu verar- gen/ weil alles wolmeynentlich aus kindli- chem hertzen waͤre geflossen/ und er gedrun- gen worden/ sein hertz hievon einmahl aus- zuleeren. §. 10. So hat auch zu diesen erinnerungen/ fuhr Volsch fort/ Jhr Excell. durch ihre eigene Predigten mir anlaß gegeben/ in dem sie in ei- ner Predigt erwehnet: zur zeit Lutheri/ wenn die Lehre verdorben gewest/ da haͤtte GOtt Lutherum tanquam reformatorem doctrinæ ge- sandt; nunmehr waͤre das leben gantz verdor- ben/ waͤre also zu wuͤnschen/ daß GOtt moͤchte einen schicken/ tanquam reformatorem vitæ. Welches ich bald darauff Christlichen hertzen erzehlete/ daß der Herꝛ Doctor also gepredi- get/ und also dadurch zuverstehen gegeben/ wie ers vor seine person vielleicht wol gut mei- nete mit auffrichtung des verfallenen Chri- stenthumbs. Darauff mir nicht uneben ge- antwortet ward; der Herꝛ D. Muͤller mit sei- nen Herren Collegen koͤnte und solte durch GOttes gnade selbst vitam Christianorum nach aͤusserstem fleiß reformi ren. Darauff der Herꝛ Senior: Jch sehe nicht/ was wir mehr thun solten/ als wir thun. §. 11. Hierauff sagte Volsch ferner: Noch ein- mahl fuͤhrte Jhr Excell. merckliche worte in einer Predigt am vergangenen S. Johannis- Tage/ also sprechende: Es sind viele gottse- lige gelehrte Leute/ welche sehr klagen uͤber das verfallene Christenthumb/ auch heylsame mittel vorgeschlagen/ wie solches durch GOt- tes gnade wieder auffzurichten. Jch meines theils/ sprach Jhr Excell. in selbiger Predigt/ achte es fuͤrs rathsamste zu seyn/ daß mans mit der jugend in den schulen und haͤusern recht vornehme/ und sie auffs beste zur wahren GOttesfurcht braͤchte. Das waͤre wol/ sprach Volsch/ unter andern ein sehr gutes mittel/ wann es nur in der that in acht genommen wuͤrde. Da sprach D. Muͤller: Wird die Jugend nicht in unsern schulen zur gottselig- keit gewehnet? Da sprach Volsch: Jch habe in der schul (leyder!) keine fundamenta pietatis geleget/ zu dem wissens die umbwohnenden an S. Johannis Schul gar wol/ was vor froͤmmigkeit die Knaben an ihnen mercken lassen/ wenn sie aus der Schule kommen. Uber das sind auch viele in der Stadt/ die da schulen anfangen und doch selbst nicht wis- sen/ was rechte gottseligkeit sey/ und das wahre Christenthumb erfordere. Darauff der Herꝛ Senior: Jch bin manchmahl deß- wegen nach der schulen zugegangen/ auch wol in Neumanns buchladen gestanden/ umb den jungen eine furcht beyzubringen/ die auch/ wann sie mich sehen/ still sind. Jch kan aber nicht allezeit nach der schulen lauffen/ und al- lein darauff warten/ denn ich habe noch mehr zu thun. Was anlanget/ sprach der Herꝛ Se- nior ferner/ daß der Herꝛ sagte/ wie viele leu- te/ so da schulen anfiengen/ selbst nicht verstuͤn- den/ was rechte gottseligkeit sey/ und das wah- re Christenthumb erfordere; darauff soll er wissen/ daß niemand de jure eine schule an- fangen muß/ der nicht von mir examini ret/ und also einen schein von mir bekommen. Wiewohl viel de facto sich hin und wieder se- tzen/ und unangemeldet schulen anfangen/ welches ich in dieser grossen Stadt allenthal- ben nicht wehren kan/ zumahl die Obrigkeit hierinn zu connivi ren pfleget. §. 12. Hier ist auch endlich wol zu mercken/ daß der Herꝛ Senior zu M. Volschen in diesem Privat-Gespraͤch gesagt: Alles was der Herꝛ erinnert/ gehet mich nicht allein/ sondern das gantze Ministerium an/ derowegen so es der Herꝛ begehret/ daß ichs demselben vortrage/ und man ihn gegenwaͤrtig daruͤber hoͤre/ wil ich dasselbe thun. Dar auff antwortete Volsch: Das waͤre unser aller hertzliches ersuchen/ daß wir moͤchten von dem gantzen Ministerio gehoͤ- ret/ und unser vornehmen Christlich examini- ret werden. Darauff ist M. Volsch mit aller ehrerbietung und freundlichkeit von dem Hn. Seniore gegangen mit nochmahls angehengter bitte/ ihme doch ja nichts zu verargen/ sondern alles im besten zu vermercken/ sintemahl es von ihm alles Christlich und wol gemeinet. S. D. G. Copia Literarum D. Petri Ha- berkorn Prof. P. Giessensis ad J. C. Holz- hausen exaratarum. I. Adquæstionem propositam. An quivis fidelis teneatur Christianum alium cujuscunque sexus, ætatis \& dignitatis, cum quo consuetudinem antea non habuerit, mo- desta correptione de peccato quocunque, e. g. abusu nominis Jesu velDei, de juramento levi, execreatione, superbia in vestibus \&c. scur- rilibus sermonibus \&c. admonere, si fidelis ille tale peccatum vel in templo, vel in plateâ, foro, curiâ, ædibus \&c. admitti videat? Re- spondeo. I. Omnino quemlibet Christianum vi mandati divini teneri, ut proximum - viventem reprehendat, \& monitio fideli Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. fideli ad Pietatem adducat. Hoc officium cui- libet Sacra Scriptura injungit, Lev. 19. v. 17. Ps. 51. v. 15. Job. 4. v. 3. Luc. 22. v. 32. Rom. 15. v. 14. 1. Cor. 5. v. 2. 11. 12. 13. Gal. 6. v. 1. Eph. 5. v. 11. 1. Thess. 5. v. 14. 2. Thess. 3. v. 6. 15. Hebr. 3. v. 12. 13. cap. 12. v. 12. 13. Jac. 5. v. 19. 20. Unde Augustinus Tom. 10. Serm. 18. de verb. Dom. cap. 18. v. 35. rectèscribit: Duobus modis te non maculat malus, non consentias \& redar- guas. Quia parum erat non consentire, si seque- retur negligentia Disciplinæ, magis [inquit Apo- stolus Ephes. 5. v. 11.] autem \& redarguite: R e- prehendite, corripite, coërcete. II. Reprehensio autem proximi ambulantis, quæ nobis est demandata, nequa- quam fieri debet illicito modo \& animo ini- quo. Quod enim alias bonum est, nisi bene fi- at, bonum non est manetque. Proinde \& hac in parte abesse debet: 1. Pharisaica Justitia \& superbia, quæ eò ho- minem abducit, ut etiam proximireprehensione ceu bono opere \& justitia propria constituat sui justisicationem \& salutem æternam. Quæ est su- perbia \& fastus spiritualis, Deo quam maxime exosus; solum autem Christi M eritum verâ fi- de apprehensum est nostra justitia \& salus. Qua de re vide Esa. 2. v. 11. M atth. 6. v. 2. sequi cap. 19. v. 17. seq. Luc. 16. v. 15. cap. 18. v. 9. R om. 10. v. 3. Gal. 6. v. 3. \&c. Qua de causa \& Anabaptistici \& alii suspecti libri sunt evitandi, ne ex illis vene- num illud de propria \& prorsus perfecta j nstitia hauriatur. 2. Contemptus proximi, quem reprehende- re præsumis, Luc. 18. v. 9. Syr. 11. v. 2. Sæpe enim aliquis aliũob nævum alto quasi supercilio con- temnit eiq; se longe præfert, qui tamen pluribus sceleribus, inter quæ maximum facilè est fa- stus spiritualis, qui est Confidencia in propria ju- stitia, est commaculatus. Sæpe alterius nævi ta- xantur, qui tamen cæteroquin virtutibus aliis est insignitus, \& quidem præ reprehensioreillo su- perbiente \& inflato. In ipsa correctione vel co- ercitione alienorum peccatorum cavendum est, ne sese extollat, qui alterum corripit, \& Aposto- lica illa cogitanda sententia est: Quapropter qui se putat stare, videat, ne cadat, 1. Cor. 10. v. 12. ait August. dicto loco. 3. , qua alterum quis reprehendere studet, ut vanam inde gloriam \& laudem aucupetur, ut sanctulus audiat \& alteri se præferat; item ut Invidiam suam satiet, qua æ- stuat animo suo contentioso ut stomacho, quem fovet, satisfaciat, \& libidinem quemvis judi- candi \& damnandi adimpleat. Qualem Repre- hensionem S. Scriptura severè prohibet Syr. 6. v. 2. seq. Luc. 6. v. 37. seq. Gal. 5. v. 26. Phil. 2. v. 3. 4. Pruritus quemvis in proximo nævum reprehendendi aut quamvis in ejus oculo festu- cam observandi, traducendi \& corripiendi: qui pruritus inconsideratus efficit, ut proprii sce- leris \& trabis non habeatur ratio. Cum il- le qui alterũ reprehendere gestit, à se ipso repre- hensionis initium facere debeat \& jubeatur Syr. 11. v. 7. 8. cap. 18. v. 20. 21. Luc. 6. v. 42. Gal. 6. v. 4. \&c. Quod ergo si aliquo modorum isto- rum aut omnibus simul reprehensio proximi in- stituatur, tum omninò reprehensio illa fit illicita \& improba, \& præstaret illa supersedere quam cam contra Deum adhibere. III. Reprehensio autem proximiest icita, \& debita, quando sequentibus, quos ex verbo Dei enumerabo, modis peragitur, v. g. 1. Christiana Charitate, utpote quam Pau- lus nobis sedulo inculcat. 1. Cor. 13. cap. toto. Unde Augustini regula nota profluxit, dicentis: Dilige prius \& tum reprehendas. Acloco supe- rius allegato ait: Foris terribiliter personet in- crepatio, intus lenitatis teneatur dilectio. Quis- quis violatcharitatem, quodlibet magnum ha- beat ipse, nihil est. 2. Attemperata modestia quam egregiè Paulus in reprehensione proximi commendat Gal. 6. v. 1. 2. Tim. 2. 24. 25. cap. 4. v. 2. \&c. Unde etiam in jure Canonico ex Augustino cap. 23. q. 4. de malis, recitatur sententia, quę ita habet: Neque ergo consentientes sitis malis, ut appro- betis, neque negligentes, ut non arguatis, neque superbientes, ut insultanter arguatis. 3. Circumspecta Prudentia, utpote quæ Christianis commendatur, sicut in quibusliber Actionibus, ita etiam in reprehensione proximi, quæque intempestivè \& imprudenter adhibita rectius \& prudentius omittenda dicitur Matth. 10. v. 16. Col. 4. v. 6. Prov. 25. v. 11. cap. 24. v. 11. Syr. 19. v. 28. cap. 22. v. 6. \&c. Proinde pru- denter aliquis à reprehensione proximi impru- denti abstinere potest \& debet, vel quando uno ex illicitis illis antea memoratis modis suscipi- tur. Quò merito pertinet illud Eccles. 7. v. 17. vel quando homo aliquis est foris seu extra Eccle- siam aut jam antea excommunicatus: Ejusmodi enim hominem à nostri judicii \& censuræ Ec- clesiasticæ necessitate ipse Apostolus eximit 1. Cor. 5. v. 11. 12. 13. Vel quando aliquis est sive à conversatione \& sodalitio nostro plane alienus, nec unquam cum eo consuetudinem habnimus, sive conversatione nobis cognitus, at ita, ut aliter suspicari \& cogitare de co non liceat, quam illum more suo perverso \& inveterata malitia reprchensionem in derisionem aut su- spicionem Invidiæ, iræ, arrogantiæ, aut conten- tionem conversurum esse. Vel quando nec lo- cus nec tempus reprehensioni est conveniens. Quò omnino illud insigne Salomonis monitum spectat, dicentis: Qui corripit derisorem, colligit sibi ignominiam \& qui arguit, impium, maculam sibi inurit. Noli arguere derisorem, ne oderit te. Argue sapientem, \& diliget te, Prov. 9. v. 7. 8. Quo nomine C hristus \& Apostoli derisores præfractos ulterius admonere cessarunt Matth. 21. v. 43. Act. 13. v. 46. seq. \&c. Prudenter v. reprehensionem proximi aliquis suscipere potest \& debet è contrario, cùm illud non ex modo aliquo illicito, de quo in membro 2. actum fuitperflcit, verum ex Christiana charita- te \& , debita gravitate, aliena ab o- mni sinistra suspicione, observato \& con- gruo loco\& tempore atque ex studio sin- ceræ pietatis, \& augendæ gloriæ divinæ, \& Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. \& dilatandi regni cælestis gratia, atque spes subest proximum admonitionem nostram bono ammo suscepturum \& ad meliorem frugem se recepturum esse Argue sapientem \& diliget te. Da sapienti, \& addetur ei sapientia; doce justum, \& proficiet in doctrina, ait Salomon. Prov. 9. v. 9. Qui unicus Salomonis sermo totam hanc Con- tr oversiam recte decidit, \& verum hacin re a- gendi modum accuratè ostendit. 4. Ordine debito. Etsi non modo hacte- nus recensito Christianus pius per se ipsum proximum suum reprehendere \& in viam rectio- rem revocare possit \& debeat, alius tamen casus incidere potest, quo consultius est, ut Christia- nus errores \& peccata proximi scandalosa ad Pa- storem Ecclesiæ publicum \& ordmarium referat eique notificet. Quod \& tutissimum est, quando ei vel arrogantiæ alicujus suspicio, vel sinistra in- terpretatio, vel contentio aliqua, vel turbati ju- dicii, quod plerumq; melancholica nimis consci- entia parere solet apud alios opmio inde metu- enda est, aut etiam quando Christianus quidamest nimium scrupulosus, utque scrupulosa sua con- scientia modum in vera reprehensione facile excedat. Tum enim abunde officio suo \& man- dato de reprehendendo proximo satisfaciet, si ordinario Pastori rem patefacit \& commendat, utpote cujus officium propriè \& præprimis est, ut errantem ovem revocet. Sicut enim potentia videndi totiquidem personæ per prius \& imme diatius competit, exercetur autem nihilominus 2ctu non nisi per oculos, ceu organa ad visum à natura destinata: Ita potentia \& debitudo repre- hendendi proximum toti quidem Ecclesiæ est de mandata, attamen ita ut cum primis per M ini- stros Ecclesiæ, utpote ad illud solum idoneos, re prehensionis actus exercendus sit. Unde sicut tota S. Scriptura passim, ita \& Paulus istam pro- ximi R eprehensionem \& infractionem sicut \& E- pistolas \& exh ortationes factas cum primis ad Pastores Ecclesiæ semper retusit. Vide M al. 2. v. 7. Lev. 10. v. 11. 2. Par. 35. v. 3. Ezech. 44. 23. Act. 20. v. 17. 28. seq. Phil. 1. v. 1. 1. Tim. 3. v. 2. cap. 5. v. 1. seq. 17. seq. 2. Tim. 2. v. 25. seq. cap. 4. v. 2. seq. Tit. 1. v. 9. 1. Pet. 5. v. 2. seq. \&c. Rectis- sime ergo Christianus tranquillabit conscien- tiam suam, sicubi Pastori ordinario ovis errantis lapsus secretò patefecerit, ut debito modo, cu- jushaud quilibet Christianus gnarus esse potest reprehensionem ex verbo Dei ad Ædificationem perpagat. Quam à M inisterio Ecclesi- astico factam quilibet Christiani peragere cen- sentur, quando vel ex detectione illorum illa fit, vel in illam consentiunt ita ut post illam spre- tam jam arctiorem cum illo familiaritatem, in ruborem illius evitent, jubente S. Scriptura 1. Cor. 5. v. 11. 2. Cor. 6. v. 14. seq. 2. Thess. 3. v. 6. 15. 2. Joh. v. 10. Quo accommodari potest quod Augustinus Tom. 3. lib. 3. de Doct. C hristia- na cap. 17. de præceptis etiam moralibus tradit, scilicet alia omnibꝰ communiter præcipi, alia sin- gulis, quibusque generibus, personarum, ut non solum ad uni versum statum valetudinis, sed \& suam cujus que Membri propriam insirmitatem medicina pertineat. Denique 5. Firma in Christi M erito fiducia. Quia enim omnia Christianæ vitæ opera, inter quæ \& reprehensio proximi locum habet etiam optima intentione \& diligẽtia peracta, nihrlominus mul- tis adhuc modis imperfecta \& sordibus macula- ta sunt \& nunquam ad persectionem summam assurgere possunt. Ideo perfectio \& justitia coram Deo nequaquam in illis nostris qualibuscunque operibus est quærenda \& constituenda; verum in solo SS. \& perfectissimo M erito Christi, utpote quod solum nobis ad justificationem \& Salvatio- nem nostri per veram fidem imputatum \& quo solo omnia nostra peccata teguntur, ut ab o- mni damnatione simus absoluti Syr. 18. v. 6. P. 143. v. 2. Prov. 20. v. 9. R om. 8. v. 1. 1. Cor. 4. v. 4. Phil. 3. v. 8. 9. Gal. 3. v. 13. 14. 1. Joh. 1. v. 7. 10. \&c. Quo pertinent dicta Veterum, v. g. Hieronymi : Peccata non nocent, si non placent, Et B ernhardi Serm. 3. Petri \& Pauli Peccatorum præteritorum conscientiam te non cruciet, sed tantum humiliet. Ac sane Diabolus turbando Conscientias Christianorum aliud nil intendit, quam ut illas à M erito Christi \& fiducia in illud unicum avocet; contra vero ad propria bona o- pera Legi præstanda adigat, \& inde, quia illa per- fecta non sunt, verum multis peccaminosis im- perfectionibus contaminata, consequenter in desperatione illos præcipites agat. Quas Dia- boli \& laqueos nos evitare oportet \& \& media inter scopulos via incedere, Eph. 6. v. 11. seq. 2. C or. 2. v. 9. 10. Apoc. 2. v. 24. \&c. Dab. Giessæipso purificationis M ariæ die Anno 1663. Petrus Haberkorn. Unterdienstliche rechtmaͤßige hitte pro Steph. Dohren Magdeburgensi SS. Th. Stud. Joh. C hrist. Holzhansen Herfurdensi, SS. Th. St. wegen Communication deß/ dem berichte nach ergangenen E. E. Raths Decreti und zu- gehoͤrigen Schrifften. Edle/ Veste/ Großachtbare/ Hochge- lahrte/ Hoch und Wolweise/ sonders Großguͤn. Hoch geehrte H erꝛen. Demnach mit gros- ser bestuͤrtzung vernommen/ welcher gestalt in kurtz abgewichenen tagen in namen E. E. Hochw. Rathes/ durch die Herꝛn Gerichts- Verwalter unsern respectivè nahen anver- wandten und haußgenossen angedentet wor- den/ als solte zu Rathe decretiret und geschlos- sen seyn/ daß sie innerhalb 24. S tunden sich ausser dieser stadt erheben und dieselbe raͤu- men solten; Als haben wir nicht unterlassen/ so bald erst angezogenen Decreti und der jenigen eingebrachten schrifften; worauff so vermuth- lich/ Decret sothaner erfolge C ommunication so wohl bey dem jetzo wortfuͤhrenden Eltesten Herꝛn Burgermeister als bey dem Herꝛn Secre- tario instaͤndigst zu suchen. Wann selbige a- ber durch besagtes unser instaͤndiges anhal- ten nichts haben erhalten moͤgen; Gleich- wohl uns wegen gemeldter unserer anver- wandten hieran ohnneielich hoͤchlich ge- legen/ damit dieselbe hieruͤber mit ihrer rechtmaͤssigen Nothdurfft gehoͤret/ und ih- nen ihre nothwendige Defension nicht moͤ- ge abgeschnitten werden/ wie dann solche C ommunication uns von rechtswegen nicht verweigert werden mag. Zumahln an uns wie derdieselbe niemahln einige klage eingekommẽ/ sie daruͤber vernommen/ viel weniger einiger Ungebuͤhr wie recht uͤberwiesen worden. Diesem Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. diesem nach gelanget an E. E. Vest Großachtb. Hoch- und Wohlw. unser unter dienstlich suchen/ sie geruhen gnaͤdigl. eingangs erwehntes De- cret zusamt allen zubehoͤrigen schrifften/ da- durch solches Decret außgewuͤrcket/ uns fuͤr- dersam zu communici ren. Solches/ wie es an sich recht und billich/ als versehen uns hierinn ohngezweiffelt der gewierigen erhoͤrung; ver- bleibende nebst Empf. Goͤttl. schutzes E. E. Vest. Großachtb. Hochgel. Hoch- und Wohlw. unterdienstw. gehorsame buͤrger. Joachim Dietert. Jan Janten. Die Studiosi beschuldigen E. Ehrw. Ministe- rium nachfolgender dinge. NB. Klag-puncten des Ministerii vor dem Rath gegen die Studiosos. 1. Daß man die angefochtene betruͤbte ohne trost von sich lasse/ welches sie mit dem Ex- empel M. Jaͤgers/ M. Jodoci Edzardi, und Herrn Saurlandes bekraͤfftigen wollen. 2. Daß man nicht gebuͤhrlich straffe: Man haͤtte vom Seniore erwartet/ daß er wie- der die naͤchste Rathwahl predigen wuͤrde/ so er nicht gethan: Er habe keine gaben zu straf- fen/ und wuͤrde bey ihm kein motus Heroicus gespuͤret. 3. Die prediger visiti ren nicht mehr in den haͤusern/ die privat- vermahnung habe bey ihnen auffgehoͤret/ brauchen auch kemen bann. 4. Die prediger lassen viel leute in inscitia \& malitia liegen/ brauchen nicht alle mittel/ durch welche sie die unwissenheit und boßheit den leuten benehmen koͤnten. 5. Jn schulen werde die Pietæt nicht ge- trieben/ Magister Volsch saget/ daß er in S. Jo- hannis Schule die Fundamenta Pietatis nicht gelernet. Die Invocationem Spiritus Sancti \& lectionem Capitis Biblici hat er gering ge- achtet. 6. Stephanus Döhren koͤnte nicht laͤugnen/ daß er Magister Müllern in sein amt gegriffen/ in dem er unter dem gerichte einen missethaͤter zum tode getroͤstet/ da doch Magister Müller darzu bestellet gewesen/ er entschuldigets nur/ daß er darzu gebeten worden. 7. Holtzhausen hat zu Magister von Pet- kum gesaget in gegenwart eines buͤrgers/ das Ministerium allhier thue sein amt nicht/ dar- uͤber der buͤrger sich verwundert/ daß man mit gedult solches anhoͤren koͤnne. 8. Holtzhausen saget/ er nehme die kirchen- ordnung so weit an/ so weit sie mit GOttes wort uͤberein komme. 9. Sie haben wiederholet/ daß sie auß in- nerlichem getrieb und grosser gewissens-angst die leute muͤssen unterrichten. 10. Holtzhausen hat bekant/ daß die beleh- rung von D. Haberkorn auß Giessen ihrem vorhaben zuwider gewesen. Er bekante auch daß viel seelen ihnen anhiengen. 11. Der schluß war/ sie wolten/ und koͤn- ten nicht erkennen/ daß sie in dieser sache un- recht gethan/ darauff wolten sie leben und sterben/ ins kuͤnfftige wolten sie nach GOt- tes wortin den haͤusern lehren/ troͤsten und un- terrichten/ wie sie bißher gethan. Act. 28. Octobr. 1663. I. N. I. A. Christliche-verantwortungs Schrifft. Wohl-Ehrwuͤrdige und Wohlgelahrte Herren. Demnach E. Wohl-Ehrw. Minist. unser wohlmeinentliches zu GOttes Ehr und dieser gemeine ewigem besten intendiren des be- ginnen so uͤbel auffgenommen/ daß man auch/ ehe wir einmahl vorgelassen sind/ die verwei- gerung der Absolution und des Heil. Abend- mahls uͤber uns beschlossen hat; hernach gar bey E. Edl. Hochw. Rath dermassen uͤber uns sich beschweret/ daß uns aus der Stadt zu wei- chen befohlen worden/ und aber (da wir be- reit waren solchem strengen Gebott der hohen Obrigkeit zu gehorchen/ die sache GOtt heim- stellende) unsere Herren Hospites sich verpflich- tet geachtet/ ihrer buͤrgerlichen freyheit nach fuͤr uns zu sprechen/ in so weit/ daß so ein stren- ges Decret ohne Communici rung des Decrets und der beschuldigungs- puncten, unser unver- hoͤret undohne gnugsame erkaͤntnuͤß der sachen/ extrajudicialiter nicht moͤgte vollzogen werden; auch so weit die sache gekommen/ daß ein Hochw. Rath großguͤnstiglich zugelassen uns die Beschuldigungs- puncten vorzulesen/ auch naͤchst Anhoͤrung unserer kurtzen verant- wortung eines jeden punct s befohlen uns in- nerhalb 5. oder 6. tagen mit einer verantwor- tungs-Schrifft bey E. E. Ministerio einzu- finden mit dem großguͤnstigen erbieten/ da- fern E. E. Ministerium hierauff zu frieden/ koͤn- te E. E. Rath gar wohl leyden/ daß wir uns dieses orts auffhielten/ und waͤren nicht ge- meinet/ etwas zuverhaͤngẽ/ dadurch unsere Pro- motion kuͤnfftiger zeiten behindert oder diffi- culti ret werden moͤgte/ als haben wir sol- chen wohlmeinenden schluß E. E. Hochw. Raths mit grossem danck angenommen/ und stellen uns also ein auff befehl E. E. Hoch- weis. Raths bey E. E. Ministerio mit die- ser bescheidentlichen anbefohlenen verantwor- tungs-Schrifft/ freundlich bittend/ E. E. Mi- nisterium wolle selbige in der furcht des Herrn zu lesen sich nicht verdriessen lassen/ mit Christ- licher hindansetzung alles dessen/ was unsere Person bey demselben veraͤchtlich machen kan/ der sachen grund/ warheit und zweck behertzigen und den gefasseten unmuth und mißfallen uͤber unsere sache gaͤntzlich ablegen. Anlangend nun die beschuldigungs puncta, deren uns 11. vorgelesen sind/ so achten wir es noͤthig und billich/ daß wir sonderlich auff die rechten haupt- puncta uns gegen E. E. Ministeriũ | gebuͤhrlich und bescheidentlich ver- antworten/ damit/ in dem man auff die neben- puncta faͤllet/ der rechten haupt- punct en nicht A. K. H. Vierter Theil. R r r r vergessen Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. vergessen werde/ bevorab/ weil der 1. 2. 3. 5. 6. 7. 8. 9. 10. nicht uns ins gemein angehen/ son- dern etliche als der 2. 3. und 5. allein den Herrn Magist. Volschen (als der seiner punct en halber von der hohen Obrigkeit nicht mehr be- sprochen wird) etliche allein Stephan. Döhren, als der 1. und 6. etliche aber allein J. C. Holz- hausen, als der 7. 8. 9 und 10. von denen ein jeder besonders seine ihm allein angehoͤrige pun- cta nach seinem gewissen in denen beylagen be- antwortet. Weil demnach in dem 4. punct auff die rechte hauptsache gezielet wird/ so bitten wir freundlich E. E. Ministerium wolle doch be- trachten/ daß wir mit solchen beschuldigungs- worten/ wie uns dieselben von den Herrn De- putir ten des Raths sind vorgelesen worden/ ihnen nicht begegnet/ sondern nachdem man auff unser vorhergegangenes ansuchen/ fuͤr die Herrn Deputir te des E. Minist. uns zur Audientz hat kommen lassen/ haben wir E. E. Minist. bittweiß mit bescheidenen worten ersu- chet/ dasselbe wolle doch mehr mittel gebrauchen der seelen verderblichen Unwissenheit und Boßheit zu steuren und zu wehren um der ehre GOttes und dieser gemeine zeitlicher und ewi- ger wohlfahrt willen. Dieses ist es/ welches als eine beschuldigung auffgenommen wird/ da es doch nur eine bitte und dahin angesehen ist/ daß uͤber hiebevor gebrauchte mittel noch mehrere und zulaͤnglichere zur hand genommen und der taͤglich je laͤnger je mehr einreissender boß- und Unwisstnheit dadurch kraͤfftiger gesteuret werden moͤge. Ob wir nun wohl aus GOttes wort und reiner Theologen Schrifften solche unsere bitte als rechtmaͤssig behaupten koͤnten/ so wollen wir doch solches/ weitlaͤufftigkeit zu- vermeiden/ unterlassen/ in Hoffnung E. E. Ministerium werde in Christlicher betrachtung nach GOttes wort selbst erkennen/ daß wir hieran nicht unrecht gethan haben. Die andere hauptsache belangend/ worauff der 2. verlesene punct zielet/ vom lehren/ troͤsten und unterrichten/ so bitten wir auch hier E. E. Minist. freundl. es wolle unsere kurtze erklaͤrung hieruͤber recht betrachten/ und dann nach GOt- tes wort hieruͤber urtheilen. Winckel-predig- ten haben wir nie gehalten/ sind es auch nicht sinnes zuthun/ viel weniger haben wir uns bey einem oder anderm eingetrungen oder heimlich verbottener weise eingefunden/ sonsten aber (je- doch nicht anders/ auch nicht weiter als es ei- nem jeden Christen in GOttes wort zugelassen) wenn uns ein mensch bittet/ wir moͤgten ihn doch bißweilen besuchen/ ein Christlich ge- spraͤch mit ihm halten/ oder wenn er angefoch- ten und betruͤbt ist/ ihn zu troͤsten/ oder da er woruͤber unterricht von uns begehret/ dem- selben nach dem maaß unserer gaben zu will- fahren/ das befiehlet uns GOttes wort/ unser Christenthum/ unser gewissen/ die Christliche liebe/ ja das recht der natur/ wie wir solches abermahl auß GOttes wort und vieler reinen Theologen judiciis gnugsam beweisen koͤn- nen/ wenn es noth ist. Mit diesem wenigem haben wir E. E. Hochw. Rath willigst gehorsamen/ nach muͤglichkeit E. E. Minist. zu befriedigen uns dienstlich ver- antworten/ und die billichkeit der beyden haupt- puncten, die uns ins gemein angehen/ kuͤrtzlich vorstellen wollen/ hoffende/ E. E. Minist. wer- de (in betrachtung/ daß man ja keiner unlauter- keit und irrthums in glaubens-sachen/ deß wir uns vor GOTT allerdings frey wissen/ beschuldigen kan/ auch daß man ja nichts/ E. E. Minist. zu beschimpffen/ sondern al- les unsern tauffbundem oder allgemeinen Chri- stenthums-pflicht nachzukommen gethan/ auch solches nicht von uns/ sondern von den Herrn Predigern selbst wieder unser vermuthen oder willen unter die leute gebracht) die sache reiff- licher erwegen/ abzustehen/ den gefasten argwohn/ ob suchten wir rotterey oder unchrist- liche neuerung/ fallen und schwinden zu lassen/ unsern auffenthalt nicht zubehindern/ sondern vielmehr wolle sich doch E. E. Minist. Christ- ruͤhmlich bemuͤhen/ uns von allem verdacht irriger lehre und unverantwortlicher gesuchter uneinigkeit/ so uns biß anhero beygemessen werden wollen (auch deßwegen bey einem und andern schwerlich gesaubert werden koͤn- nen) so viel muͤglich zuentfreyen. Welches wie wir es sambt den vorigen bittlich bey E. E. Minist suchen/ also versehen wir uns großguͤnst. willfahrung/ damit unsern uͤbel-wollenden nicht anlaß gegeben werde uns einiger unrich- tigkeit in der lehre/ wie auch gegenwaͤrtiger sa- che zu beschuldigen/ und versprechen/ E. E. Minist. hinwiederum unsere dienste und de- muͤtige vorbitte bey GOtt. St. D. und J. C. Holtzhausen. Copia der beantwortung St. D. Kurtze beantwortung der beschuldigungs- puncten, nemlich des ersten und sechsten/ die mich Stephan Döhren allein angehen. Anfaͤnglich und zum ersten nachdem wir von dem Herrn Syndico D. Brodero Pauli so hart getrungen worden/ zu bekennen/ was fuͤr leute wir besuchet/ habe ich unter andern der Anna Schelhorns und Anna Dahmens ge- dacht/ welche von mir unterrichtet und getroͤ- stet worden; und als er ferner ernstlich anhielt zu sagen/ wer ihr Beicht-Vater/ und ob dieselbe sie nicht getroͤstet haͤtten/ habe ich (nicht E. E. Minist. zubeschimpffen/ sondern) we- gen des Herrn Syndici gestrengen anmuthens die Herrn Beicht-Vaͤter nennen/ und ursach geben muͤssen/ warum ich darzu erfordert worden: Es sind aber meine worte dahin uͤbel auffgenommen: Ob haͤtte Herr Saurland die angefochtene Person Anna Schelhorns gantz ohne trost von sich gelassen/ sondern meine rede ist dahin gangen/ daß sie vom Herrn Saurland zwar getroͤstet worden/ aber nicht so viel als sie bedurffte/ weil er sehr offt wegen anderer geschaͤfften von ihr abgeruf- fen worden/ und daher auch keinen bestaͤndigen trost habe fassen koͤnnen/ gestalt ich mich deß- wegen auff ihres mannes schrifftlich zeugniß beruffen thue/ auß welchem dieses auch er- hellet/ von wem sie eigentlich geredet/ da sie gesaget vor den Herrn Predigern in der Kirchen Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. Kirchen/ daß sie am juͤngsten tage dem/ der naͤchst GOTT ihr geholffen zeugniß geben wolle. Was aber Anna Dahmens belanget/ wird dieselbe nicht in abrede stellen koͤnnen/ daß sie in bey seyn Magister Volsch, Holtzhausen und anderer bestaͤndig bekant/ daß Herr Ma- gister Edzardus Pastor, als sie zu ihm nach der dienstags-predigt in die gaͤrbe kammer kom- men/ ihm ihre grosse noth und anfechtung (weil sie gesinnet gewesen den folgenden Donnerstag zum Heil. Abendmahl zugehen) vorher zu kla- gen/ insonderheit/ daß sie nicht glauben koͤnte/ ihr geantwortet/ so sie nicht glaube/ koͤnte sie nicht selig werden/ und hat sie darauff un- getroͤstet von sich gelassen/ auch nicht gesaget daß sie wieder zu ihm kommen solte. Welches ich abermahl gar ungern melde/ weil unsere Intention nicht gewesen/ die Herrn Prediger zu beschimpffen/ warum ich auch die außge- strichene wort Herrn Ezardi vor den Herrn De- putir ten E. E. Raths damahls nicht außge- saget/ muß aber anjetzo nothwendig der war- heit zu steuer geschthen. Darnach habe ich laut des andern mich al- lein angehen den beschuldigungs- punct s nicht gestanden/ daß ich Herrn Magister Caspar Müllern durch troͤstung des uͤbelthaͤters in sein amt gegriffen/ sondern bekant/ daß ich auff instaͤndige bitte der sehr betruͤbten uͤbelthaͤter. E r durch Herrn Johann Reinier an mich/ sie in der buͤttcley/ da es von rohen leuten wim- melte/ und sie trostloß unter den vollen zapffen sassen/ besuchet/ unterrichtet und getroͤstet/ ferner auff ihr flehentliches anhalten mit zulas- sung Herrn Magist. Dassauen hinauß gangen/ und unter dem gerichte den von Herrn Magist. Casparo Müller begleiteten uͤbelthaͤter/ da er unter der buͤttel-knechte haͤnden zitternd und bebend ohne Prediger allein gestanden/ auß tringen der liebe des von mir in der buͤtteley em- pfangenen trostes und seiner darauff gethanen Christlichen Resolution erinnert: So bald aber Herr Magist. Müller herzu kommen und mich abgewiesen/ bin ich alsbald hinweg gan- gen mit diesen worten: So ein anderer komt/ gehe ich. Ob nun dieses (da ich den armen suͤnder/ der allein unter der buͤttel- knechten haͤnden so hoch betruͤbet stund/ auß tringender liebe und hertzlichē mitleyden getroͤ- stet) in ein frembd amt gegriffen seye/ gebe ich E. E. Minist. Christlich zu bedencken/ angesehen ja einem jedem gemeinem Christen solches frey gestanden/ solte ich aber in der that/ wie sie sagen/ Herrn Magist. Müller in sein amt ge- griffen haben/ waͤre es ja billich gewesen/ daß ich bald nach solchem vermeintem verbrechen von E. E. Ministerio daruͤber waͤre zu rede gese- tzet worden/ mit vermahnung/ mich dessen hin- fuͤhro zu enthalten. Kurtze beantwortung der puncten 7. 8. 9. 10. die mich J. Holtzhausen allein angehen. Was den 7. punct betrifft/ so gebe ich E. E. Minist. zu bedencken/ ob hierauß einige Injuria oder beschimpffung koͤnne bezwungen werden/ in ansehung ich erstlich als ein beicht- kind mit einem Beicht-Vater; 2. Und zwar privatim und heimlich (denn der buͤrger/ so da- bey gewesen/ war meiner Mutter bruder/ auff dessen/ wie auch auff meine bitte Herr Magist. von Petkum mich hatte fordern lassen) gere- det und mein Hertz außgeschuͤttet. 3. Ohne fernere Andung jederzeit von ihme absolviret und zum Heiligen Abendmahl gelassen bin. Und da ja Herr Magist. von Petkum deßwe- gen mit mir nicht zu frieden gewesen waͤre/ haͤt- te ich ja gern zu ihm kom̃en/ und den grund/ wie auch den zweck meiner damals gefuhrten rede/ darauß dieser 7. punct zusammen getragen und gezogen gebuͤhrlichen entdecken wollen/ daß er in Christlicher erwegung desselben ver- hoffentlich mich keiner ungebuͤhrlichkeit beschul- diget haͤtte/ wie ich dann/ ob gleich solches an- hero zuerholen ich bedencken trage/ auff E. E. Minist. begehren solches zu entdecken/ mich noch anjetzo nicht scheue. Den 8. punct belangend/ der mich auch al- lein angehet/ so bedarff derselbe keiner ver- antwortung; denn ich hoffe/ sie werden hier keine kirchen-ordnung haben/ die nicht mit GOt- tes wort uͤbereinstimmen solte; wenn man aber zum gehorsam einer geschriebenen oder getruck- t e n ordnung/ die man nie gesehen hat/ ermah- net wird/ so antwortet ein jeder Christ ja bil- lich und am sichersten/ er wolle solche ordnung annehmen/ so fern sie mit GOttes wort uͤber- einstimme. Den 9. punct belangend/ so kan und will ich nicht laͤugnen/ daß ich von aller meiner glaubens freudigkeit zuaͤusserster seelen- und gei- stes-armuth gekommen/ eben daher daß ich der allgemeinen Christenthums-pflicht/ welcher ich in meinem gewissen durch GOttes wort vom Heil. Geist staͤtig erinnert worden/ mit bruͤ- derlichem ermahnen unterrichten und freund- lichẽ/ straffen nicht gebuͤhrlich nachgekommen/ auch da ich auß menschen-furcht solches unter- lassen/ sehr betruͤbet und durch betrachtung der klaren spruͤche und vieler rechtschaffenen Theo- logen judicium in meinem gewissen geaͤngstet und gestraffet worden bin/ welches wie es zu einer beschuldigung koͤnne gerechnet werden/ ich nicht sehe. Den 10. Punct belangend/ so setze ich hieher den Casum Conscientiæ wie ihn Doctor Haberkorn gesetzet hat: An quis fidelis te- neatur Christianum alium, cujuscunque sexus, ætatis \& dignitatis cum quo consuetudinem antea non habuerit, modesta correptione de peccato quocunque e. g. abusu nominis JE- SU vel DEI, de juramento levi, execratione, superbia in actibus \&c. scurrilibus sermoni- bus \&c. admonere, si fidelis ille tale peccatum vel in templo, vel in platea, foro, curia, ædi- bus \&c. committi videat. Darauß zusehen/ auff was fuͤr eine frage die belehrung geschrieben/ und da dieselbe solte gezeiget werden/ wuͤrde man sehen/ ob sie nicht viel mehr fuͤr uns als wie- der unssey. Daher ich dann nicht kan bekant haben/ daß Doctor Haberkorns belehrung mir zuwider/ was diese sache belanget/ gestalt ich auch nicht sagen kan/ wie mir beygemessen wer- den will/ ob hiengen mir viel seelen an. A. K. H. Vierter Theil. R r r r 2 Copia Th. IV. Sect. III. Num. XIV. Hamburgischer Streit mit dem Ministerio. Copia des zeugnisses Frantz Schell- horns. Weil demnach/ leyder GOttes/ wie es GOTT im himmel undeinem jeden menschen wohl bewust/ daß meine liebe Haußfrau/ uͤber die 2. Jahr lang leyder vom Satan und schwer- muͤchigen melancholi schen gedancken geplaget worden/ daß er nicht wolte zulassen/ daß sie erkennen solte/ daß ein GOTT im himmel waͤre/ und sie zwar bey Herrn Saurland unter- schiedliche mahl gewesen/ und der Herr da- mahls die weile nicht gehabt/ daß einer oder ander gekommen ist/ und sie so keine staͤtig- keit oder trost hat fassen koͤnnen von dem Ehrw. Herrn Saurland: Also bin ich demnach in er- fahrung kommen/ daß ein Studiosus solte seyn/ der solchen trostlosen leuten mit trost/ da sie es begehrten/ beyspringe/ so ist dieser Stephanus Döhren, der Student, uͤber 2. Jahr auff meiner und meiner Frauen bittezu meiner Frauen ins hauß gekommen/ in dem ersten Jahr fast alle abend/ und durch GOttes gnade/ so viel ihme muͤglich war/ mit trost ihr beygestanden auß GOttes wort. Dann meine frau war leyder GOttes so weit/ sie konte nicht glauben/ daß noch ein GOTT im himmel waͤre/ und wu- ste auch von keiner vergebung der suͤnden/ son- dern dieser gute Studiosus, mit namen Steph. Döhren, hat ihr von neuem wiederum den wah- ren glauben durch GOttes gnade/ huͤlff und beystand/ als einem kinde einbilden muͤssen/ wann sie sagte/ es waͤre kein GOTT im him- mel/ so weisete er ihr den himmel/ sonne/ mond und die sternen/ und die erde/ ob es nicht GOtt im himmel waͤre/ der es alles gemacht und ge- schaffē haͤtte/ und hat durch Gottes gnade nach seinem vermoͤgen sie so viel wieder zu rechte ge- bracht/ daß sie nun/ GOTT sey gelobet und gedancket/ wiederum zu ihrem guten verstande kommen ist/ und er darvor von mir nicht einen heller oder pfennig begehrend gewesen/ welches wenig gnug ist/ sondern/ GOTT wolle ihm den lohn darvor geben/ was er bey meiner ar- men betruͤbten frauen gethan hat/ und was die andern Herrn Pastoren und ihr Herr Beicht- Vater ingleichen gethan/ wolle GOTT ih- nen auch belohnen/ und vergelten vor das gute/ daß sie ihr haben mit trost geholffen und auß GOttes wort unterrichtet; was demnach be- langet/ von wegen daß damahlen meine frau ist in die Kirche gefordert worden von ihrem Herrn Beicht-Vater/ und Herr M. Jodocus und Herr Joh. Birster gefraget/ ob Herr Johann Saur- land sie haͤtte trostloß auß seinem hause weg gehen lassen? hat sie darauff geantwortet: Das sey ferne/ und das wuͤrde ihr ampt ja nicht mitbringen/ daß sie einen trostlosen menschen solten ohne trost von sich wieder weg gehen las- sen/ sondern was die Herrn gutes bey ihr gethan haben/ das wird ihnen GOTT auch vergelten/ aber sie saget noch und will solches gestaͤn- dig bleiben/ daß sie gesagt habe/ daß sie am uͤngsten tage/ wann sie ihre haͤnde zusammen chlaͤget/ will sprechen und bekennen/ das ist der mensch/ dieser Stephanus, der meine seele naͤchst GOttes huͤlffe und gnade wiederum errettet/ und auß den stricken des hoͤllischen Satans ge- holffen hat/ und von uns nicht ein truͤnck- lein wassers. begehrend gewesen/ GOTT wolle ihm solches reichlich belohnen/ was er bey meiner frau gethan hat. Frantz Schellhorn. Chemnitius Harmon. pag. 218. Principum \& Prælatorum vitia, præ- sertim quando Exemplo nocent, à Mini- stris Ecclesiæ non dissimulatione, quod Noachi pallium quidam esse fingunt, otegenda, sed liberè ad emendationem, utipsi corrigan- tur, \& ad ædificationem, ut reliqui timorem habeant, arguenda. Pag. 1105. Fideles verbi Ministri me- minerint, non postremam commissi muneris partem esse, ut fructus fidei, pietatem \& bo- na opera ab Auditoribus suis exigant. Pag. 2166. Novisse vero debent Pastores oves suas. Hoc nemo impossibile esse judi- cat, nisi fortassis in populosioribus civitati- bus, ubi tamen Pastor multum proficiet, si diligentiam aliquam adhibeat. Novit autem, an ovis sit languida, an robusta, \& si morbi- da, an sit obligata vel non. Ideo neægre fe- rant Auditores, si Pastores diligenterinqui- rant, an \& frequentes sintin usu Cœnæ, an non. Hoc enim est ipsorum Officium, \& minatur DEUS se ex ipsorum manibus re- poscere velle sanguinem eorum, qui illorum incuria peccant. Et ad hoc conducunt visita- tiones Ecclesiarum atque catechetica exami- na juventutis. Pag. 705. Monet Apostolus, ut verita- tem Doctrinæ ab omnibus corruptelis puram diligenter conservent, \& usum ejus ad Audi- tores recte adhibeant, ne fiat sal insulsum: h. e. ne mundum vel foveant \& confirment in sua putrefactione \& corruptione, vel ne peregrino, fictitio \& pravo sapore ipsum co- ram Deo inficiant. Dupliciter autē hoc fit â Ministris 1. Quando doctrina \& sal ipsum cor- rumpitur \& depravatur 2. Quoniam Doctri- na quidem per se sana est, sed non ita adhibe- tur \& accommodatur in prædicatione, ut virtutem suam exerat in mordicando, con- diendo \& præservando, idque ideò, ne ho- mines mordicando offendantur, veteres pu- trefactionem salis infatuati interpretantur de remotione ab officio docendi \& excommu- nicatione eorum, qui vel doctrina vel vita sunt sal infatuatum. 1. Quia multos in æternam proditio- nem præcipitant. 2. Quia sunt inutiles in Ecclesia, quantumvis magnis alias donis præ- diti. 3. Q. ex gradu suo apud DEUM \& in Ecclesia dejiciuntur. 4. In EccIesia apud pios in extremum veniunt contemtum, id enim concuIcatio significat. 5. Ex Civitate Dei projiciuntur in tenebras exteriores, ubi præceteris hominibus graviter punientur. Pag. 205. l. 5. Harm. Pro tertio parvulorum adducendorum ordine in primi- tiva Ecclesia egregium \& utile habuerunt ex- ercitium, Th. IV. Sect. III Num. XIV. Hamburgisch. Streit mit dem Ministerio. exercitium, quod singulis annis certo tempore pueruli, juvenes, adolescen tes ad Pastorem vel Episcopum istius loci addcti sunt, ut ab iis examina- rentur, quid in Doctrina pietatis profecerint. Hic certè juniores in discendo diligentes \& ferventes fue- runt, ut bonum à Doctore suo re- portarent testimonium. Et hoc ex- ercitium nominarunt confirmatio- nem suorum juniorum in fide. Post- ca in Papatu accesserunt nugæ Pon- tificiæ, Chrisma, fascia, alapa. Ob hasce nugas in prima Evangelii re- formatione totus actus confirmatio- nis est abrogatus. Man hat das kind mit dem bade hinweg geschuͤttet. Et malè; exercitium confirmationis retinere potuimus rescissis istis næniis Pontificiis. Nam quam difficulter nunc ejusmodi Catechetica Examina rursum instituantur, id expriununtur illi, quibus salus \& ædificatio Ecclesiæ curæ cordique est. Gerhardus. 462. 7. Pastor vocat oves, \& quidem nominatim; sic Mini- ster Ecclesiæ Auditorum suorum inge- nia, mores \& qualitates pernoscere discat, ut pro diversitate naturarum cos compellare \& tractare possit. D. M. Luther in der Sermon von guten wercken vom dritten werck des andern gebots Tom. 1. len. Germ. pag. 234. a. \& 235. a. adde pag. 236. Ibid. im 4. Gebott â pag. 246. b. verbis illis: Zum vierten/ wo nun die Eltern so naͤrrisch sind ꝛc. lectu digna ad pag. 249. NB. zum dreyze- henden. Tom. 1. Ien. Germ. Jn dem tra- ctat an den Christl. Adel Teutscher Nation von der ersten maure pag. 290 291. Iegatur usque ad verba, worvon in dem Concilio zu handeln. In eodem tract. pag. 304. sub titu- lo: Rath von besserung Christlicher staͤnde zum ꝛc. wer den glauben solche zu wagen. Tom. 1. In Tractat. warum der Paͤpste buͤcher verbrant sind \&c. lectu dignissimus tractatus von der beicht/ ob die der Papst macht habe zugebieten. Notentur autem verba §. 15. 16. \& 17. des dritten theils Tra- ctatus hujus \& §. duo ultimi Lege ultima verba in tractatu: unterricht der beicht- kinder NB. S. Ignatius ad Hisp alenses Ep. die eltesten sind wie ein gesessener rath von GOtt geordnet/ und wie eine versammlung der Aposteln Christi. ohne ihnen kan eine außerwehl- wehlte gemeine nicht seyn noch zu- sammenkunfft der heiligen oder ver- sammlung der frommen. In Epist. ad Polycarpum: Forsche nach eines je- den namen. Luth. Tom. 2. Witteb. fol. 251. Wir haben wohl erfahren/ wie der poͤbel auß der predigt wenig lernet/ wo er nicht insonderheit gefraget und verhoͤret wird. Folgen etliche Verse Magister Volschens: Wird der LUTHER nicht gele- sen/ Achtt man nicht/ wer ARND ge- wesen/ Wird EGARDUS nicht erwaͤ- get/ LUTKEMANN nicht uͤberle- get/ Wird der BRE CKLING nur verachtet/ GROSGEBAUER nicht betrachtet/ Fragt man nach dem MULLER nicht/ Folgt gewiß ein schwer Gericht. Ferner: Will man TAULERN nicht auffschlagen/ Wenig nach dem SARCER fragen/ Nicht mit HES HUS treu bekennen/ Von der laulichkeit sich trennen/ Muß PRÆTORIUS (Steph.) nichts gelten/ Will man STATIUM nur schel- ten/ Wird SAUBERTUS nicht beliebet/ BUSCHERS lehre nicht ge- uͤbet/ Wird ANDREÆ nur verlachet/ SCHMIDIO nicht nachgewachet/ BETKJUS gar nicht ge- hoͤrt/ Kommt GOTT / der die boßheit stoͤrt. Num. XV. Dreßdnischer streit uͤber den Juden. Dieweil weder in oͤffentlichen schriff- ten/ noch auch in dieser Historia etwas von folgender streitigkeit zu finden ist; so wird es desto angenehmer seyn davon etwas zu vernehmen. R r r r 3 Es Th. IV. Sect. III. Num. XV. Dreßdnischer streit uͤberden Juden. Es hat nemlich ein Goldschmied in Dreßden um das Jahr 1655. bey veranlas- ung seines handels und buͤrgerlichen um- gangs mit einigen Juden ein verlangen be- kommen/ mit diesen leuten etwas naͤher zu tractiren und nach seinem erkaͤntniß ihnen den wahren Messiam zu zeigen. Als er nun nicht allein mit solchen leuten freundlich/ und nicht so barbarisch und hochmuͤtig/ wie die meisten so genannten Christen/ conver- sir et/ sondern auch an sie nach Boͤhmen gar bescheiden geschrieben: habe ihn das Mini- sterium zu Dreßden und hernach das Con- sistorium deßwegen uͤbel angelassen und auff folgende weise besprochen. Die gantze erzehlung moͤchte dienen/ das verkehrte Tractament der Prediger so wohl gegen die ohne dem elenden Juden als alle die jenigen/ welche nur noch dem kleinsten licht der liebe und des friedens nachgespuͤret/ zu erkennen. Die Schrifft/ wie sie auß Dreßden von glaubwuͤrdigen Personen beybehalten worden/ ist dieser folgende auffsatz. Verzeichnuß und antwort auff die Puncte/ so Elien Goͤpperten/ Gold- schmieden allhier wegen seines/ an die Juden in Doͤplitz gethanen schreibens/ furgehalten im Ober- Consistorio den 11. Junii. 1655. 1. Ob er das schreiben an die Juden/ so ihm in Original gezeiget ward/ fuͤr das seine erkenne? Resp. Ja/ er haͤtte es geschrieben. 1. Was er darmit suche? Resp. Hier erzehlet er/ wie er zwey Ju- den/ so allhier fuͤr seinem hause fuͤruber gan- gen/ zu sich geruffen/ sie wegen des klopf- fens/ so bey ihrem fuͤruͤbergehen bey den be- nachbarten entstanden/ gefraget/ ihnen ei- nen tranck vorgesetzt/ sie ihn zur hoch zeit ih- rer Tochter eingeladen/ drum haͤtte er/ freund- schafft mit ihnen zuhalten/ solch schreiben ge- schrieben. 3. Ob er dann glaube/ daß das warten der Juden auff einen kuͤnfftigen Heyland recht seye? Resp. Ja/ was die leibliche Erloͤsung der Juden anbelangte/ (machte also darmit zween Christus oder Messias). 4. Ob denn die Juden heute zu tage den wahren GOtt anbethen? Resp. Ja/ er hielte es darfuͤr/ denn sie be- teten an den schoͤpffer himmels und der erden. Nachdem ihm nun hier weitlaͤufftiger be- weiß geschahe/ wie ja die heutigen Juden den wahren GOtt nicht anbeteten/ die weil sie (1) Christum den sohn GOttes laͤsterten (2) Die schrifft klar seye: Welcher beken- net/ daß JEsus Christus GOttes sohn ist/ in dem bleibet GOTT/ und er in GOTT. 1. Joh. 4. 15. Wer nicht bleibet in der lehre Christi/ der hat keinen GOTT; wer in der lehre Christi bleibet/ der hat beyde den Vater und den Sohn/ 2. Joh. v. 9. Und darauß geschlossen wuͤrde/ daß die Juden/ weil sie nicht bleiben in der lehre Christi/ haͤtten also keinen GOTT/ beteten demnach nur ihren haußgoͤtzen an: Und daß (3) nothwendig folgete/ daß/ so die heu- tigen Juden den wahren/ rechten und leben- digen GOTT anbeteten/ so thaͤten es auch Tuͤrcken und viele der Heyden/ welche doch GOttes wort als Abgoͤtter verdam̃te/ die und waͤren wir/ die wir Christen sind/ so den wahren GOTT nicht anbeteten/ dieweil wir glaubten eine hochgelobte Dreyfaltigkeit/ die Juden aber nur eine Person/ und diesen wahren GOTT/ so da ist Vater Sohn und Heiliger Geist/ auffs greulichste verfluchen: Fiel er (4) Auff diesen Arriani schen und Photiniani schen schwarm: Der Vater waͤre principaliter GOTT (5) Wir haͤtten eytel hauß-goͤtzen/ denen man in die kirchen/ fahnen/ sporen/ degen auffhienge/ auch solche Epitaphia auffge- richtet/ daran Mars zu finden waͤre: Schei- nete also/ als wann er mit den Juden die bilder thaͤte bloß verwerffen. 4. Warum er in seinem gantzen schreiben nicht einmahl seines Heylandes Christi JEsu gedacht haͤtte? Resp. Damit die Juden nicht moͤchten laͤstern: Und als ihme der heiligen Apostel Exempel fuͤrgehalten worden/ daß sie/ wenn sie mit den Juden zuthun gehabt/ dennoch Christi JEsu gedacht; und was S. Bern- hard sage/ daß ihm keine schrifft gefalle/ wo er nicht JESUM darinnen finde; Ant- wortete er/ dieses waͤren hocherleuchtete maͤnner gewesen/ vermeinete auch endlich/ er wolte den namen im schreiben finden/ und weil er ihn nicht fandt/ fiel er auff die worte in seinem schreiben: Jch bey euch gute Hertzen/ welche auff das Heyl und Huͤlffe auß Zion warten/ welches GOTT zu seiner zeit verspro- chen/ und gesagt/ finden moͤchte. Und als ihm hier wurde angedeutet/ wie er (1) Solcher gestalt ihme selbsten contradi- cirte, denn er ja gesagt/ er haͤtte den namen aussen gelassen/ damit er nicht verlaͤstert wuͤr- de; wie er zum (2) auch redete von dem Heyl auß Zion/ darauff die Juden heute zu tage noch warteten/ welches ja nicht waͤre Christus JEsus/ denn auff den warteten sie nicht; so waͤre das Heyl auß Zion Chri- stus JEsus schon kommen/ und die frage waͤre von der klaren benennung Christi JESU / fiel er endlich auff den rechten Calixtini schen schwarm/ daß man im alten Testament nie recht geglaubet/ daß Christus JESUS wahrer GOTT; und als ihm der schwarm gnug wiederleget und gezeiget ward/ wie er das gantze Christen- thum umkehrete/ und solches auß der Heil. Schrifft/ dargethan/ wie er auff dem hoch- gefaͤhrlichen irrthum/ daß auch die/ so unwis- send an Christum JEsum nicht glaubten/ die Th. IV. Sect. III. Num. XV. Dreßduischer streit uͤber den Juden. die wuͤrden selig/ und laͤge den Juden die decke Mosis auff dem gesichte: Als ihm nun hier bewiesen wurde/ wie (1) Die decke Mosis ihnen/ den Juden/ wegen ihrer boß- heit und unglauben auff dem gesichte laͤge; denn S. Stephanus sie genennet die halsstarri- gen/ welche allzeit dem Heiligen Geiste wieder- strebet/ (2) Solches GOttes wort sonnen- klar zu wiederlauffe/ (3) Setzete viel wege zur seelen seligkeit/ Da doch in keinem andern Heyl/ und seye auch kein ander name den menschen gegeben/ darinnen sie sollen selig werden/ als der name JEsu Christi/ Act. 4. 12. Und endlich auß unserer heiligen tauffe/ und dem worte 1. Joh. 3. 18. Wer aber nicht glaubet/ der ist schon ge- richtet/ denn er glaubet nicht an den namen des Sohns GOttes. Jnglei- chen Marc. am 16. 16. Wer da glau- bet und getaufft wird/ der wird selig/ wer aber nicht glaubet/ der wird verdam- met. Und darauß geschlossen wurde/ die Juden glaubten nicht an Christum JEsum/ darum waͤren sie verdammt: Blieb er darauff/ er wolte niemand verdammen. 6. Wer der Churfuͤrstliche Leib- Medicus, dessen er gedacht/ mit welchem er abrede ge- nommen/ und was solche abrede seye? Resp. waͤre Olitzsch/ die abrede waͤre/ daß er das schreiben haͤtte sollen uͤbergeben/ und bath/ man moͤchte ihn Olitzschen ent- schuldiget halten. 7. Wie er sich dann im Herrn mit den Ju- den erfreuen wolte/ da doch bekant/ daß die freude im Herrn bestehe/ in der rechten er- kaͤntniß JEsu Christi? Resp. Darauff fuͤhrte er weitlaͤufftig an/ wie gut er es mit diesem schreiben gemeinet; Es waͤre ja Christlich/ daß man sich dieser leute erbarmete/ und er haͤtte darmit auff ihre bekehrung gesehen. Und da ihm fuͤrgehal- ten wurde/ man muͤste nicht allein (1) Den zweck/ ob etwas gut gemeinet/ ansehen/ sondern auch die form/ ob es recht gehe; denn nichts boͤses zu thun (seines Christi JE- su nicht einmahl gedencken) damit gutes fol- gen moͤchte/ so doch zweiffelhafftig/ wie er in der that solcher gestalt nichts folgern koͤnte: (2) So tadelte man nicht/ daß er sich er- barme/ wie wohl die Heil. Goͤttliche Schrifft dieses als einen fluch setzete/ daß sich niemand ihrer solte erbarmen; (3) So waͤre die zukuͤnff- tige bekehrung eines Juden gantz ungewiß/ denn Daniel sagte klar im 9. Capitel. Daß biß ans ende die verwuͤstung uͤber sie trieffen wuͤrde; Gab er die antwort durch eine abentheurliche verkehrung: Die verwuͤstung werde uͤber sie trieffen biß ans ende der verwuͤstung. Da doch ihme das wort biß ans ende schon gewiß ist/ daß die verwuͤstung/ so lange sie verwuͤstet/ treuffelt oder bleibet. Und weil er so offt die Juden fuͤr fromme und gute leute ruͤhmete/ ist ihme/ aber doch vergeblich/ ihr taͤgliches fluchen und laͤstern/ und die worte Lutheri sel. auß dem 8. Jeni- sten theil/ dahin in der antwort gesehen wor- den/ und also lauten fol. 105. b. Wenn du siehest oder denckest an einen Juden/ so sprich bey dir selbst also: Siehe/ das maul/ das ich sehe/ hat al- le Sonnabend meinen lieben Herrn JEsum/ der mich mit seinem theuren blut erloͤset hat/ verflucht und vermale- deyet und verspeyet/ darzu gebetet und gefluchet fuͤr GOTT/ daß ich/ mein weib und kind und alle Christen erstochen und auffs jaͤmmerlichste untergangen waͤren; wolts auch gerne thun/ wo er koͤnte/ daß er unsere guͤter besitzen moͤchte: Hat auch vielleicht heute dieses tages vielmals auff die erden gespeyet uͤber dem namen JEsu/ wie sie pflegen/ daß ihme der Speichel noch im maule und bart hen- get/ wo er raum haͤtte zuspeyen. Und ich solte mit solchem verteufflischen maule essen/ trincken oder reden/ so moͤchte ich auß der schuͤffel oder kanne mich voller teuf- fel fressen und sauffen/ als der ich mich gewiß damit| theilhafftig machte aller teuf- fel/ so in den Juden wohnen/ und das theure blut JEsu Christi| verspeyen/ da behuͤte mich GOtt fuͤr. fuͤrgehalten worden. Allein er blieb darbey/ er hielte sie fuͤr from- me und gute leute. Examen und unterricht/ gehalten den 16. Julii ab hora 8. utque 12. merid. Præliminaria. 1. Ob er Elias Goͤppert der Churfuͤrstl. Gnaden befehl an den Herrn Superintenden- ten haltende/ wolle respecti ren? Resp. Klar/ mit Ja. 2. Ob/ weil gedachter befelch andeutete/ daß/ ehe er zum heiligen beichtstuhl und Abend- mahl gelassen werde/ er sich solle seinen beicht- Vater informiren lassen/ er solches auch wil- lig thun/ und also Christlichen unterthaͤnigen gehorsam zu leisten gedencke? Resp. So viel als GOttes wort gemaͤß/ und er in seinem gewissen befinde. 3. Ob er sich auch in der anzustellenden unterweisung/ so ohne wichtige fragen nicht fuͤrgehen koͤnne/ recht von grunde seines Hertzens/ und was seine eygentliche meinung in diesem oder jenem/ wolle herauslas- sen/ damit in allen/ worinnen er irrig waͤre/ man ihn eines besseren unterweisen koͤnne? Resp. Will es gegen mir als seinem Beicht- vater offenhertzig bekennen/ und wo noͤthig un- terrichten und weisen lassen. 4. Ob er auch gedaͤchte/ solche ihme gezeigete irꝛthuͤmer fahren zu lassen/ und bessern unter- richt also anzunehmen/ daß er vorigen irꝛthuͤ- men von hertzen absage/ und aller wahrheit Goͤttlichen worts beypflichte? Resp. Sagt ja. 5. Ob Th. IV. Sect. III. Num. XV. Dreßduischer streit uͤber den Juden. 5. Ob er auch die H. Schrifft/ Altes so wol als Neues Testament/ gleicher krafft/ warheit und wuͤrde achte/ daß aus einem/ wie aus dem andern alle noͤthige glaubens- articul koͤnnen/ muͤssen und sollen allein bewiesen werden? Resp. Ja/ doch aus einem klaͤrer als aus dem andern. 6. Ob er auch die regul bey jetzigem gespraͤch und unterricht wolle in acht haben: Wer sich unterweisen will lassen/ der muß seinem Lehrer glauben? Resp. Wenn es mit GOttes wort/ und sei- nem hertzen oder gewissen uͤbereinstimmen thaͤte. 7. Ob dahero ohne weitlaͤufftige ausfluͤchte er auff die vorgehaltene fragen deutlich/ ohne grosse umschweiffe/ verkehrte und mißzudeuten- de arten zu reden/ mit ja oder nein wolte ant- worten/ und so er je darbey was zu erinnern haͤtte/ er es bescheidentlich thun/ und sich spitzi- ger anzuͤglicher worte enthalten wolte? Resp. Klar/ ja. 8. Ob er auch alle und jede fragen in lehr- und lebens-sachen gedaͤchte mit eigener hand zu unterschreiben/ also daß er seine meinung entweder mit ja oder nein/ oder zu ende eigen- haͤndig unter dem voꝛgelegten concept selbst hin- zu setzen/ und so dann des unterrichts gewarten wolte? Resp. Ja/ ja. 9. Ob er auch erkennen und bekennen wolle/ daß/ wenn ihme seine irꝛthuͤmer aus GOttes wort gezeiget und wiederleget/ er daran groͤb- lich sich an GOtt und menschen versuͤndiget/ und es dahero seinem GOtt mit hertzlicher reue und leid abbitten/ und hinfuͤro sich darfuͤr huͤ- ten wolle? Resp. Will/ im fall er irrig befunden wuͤrde/ sich weisen lassen/ und was Christen gebuͤhret/ sich befleißigen. 10. Ob auff fuͤrgegangene reue und leid/ auch im glauben an CHristum/ er auffs ge- wisseste hoffe vergebung der suͤnden/ und erlas- sung derer verdienten straffen bey GOtt zu er- langen? Resp. Ja. Unterschreibe diese zehen fragen/ wie verzeichnet/ Elias Goͤppert/ mein hertz und mund. REALIA . 1. Ob er glaube/ daß ein einiger GOtt in drey unterschiedenen personen/ Vatter/ Sohn und H. Geist/ welche alle eines/ auch gleiches wesens/ ehre/ willens ꝛc. und die allesamt von unausdencklicher ewigkeit her in ihrem wesen und personen bestanden? Resp. Zu allen und jeden puncten: Ja/ es bekennet sich Elias Goͤppert zu dem Apostoli- schen glauben/ denen Nicaͤnischē/ Ephesinischen/ Athanasischen und Chalcedonischen glaubens- bekaͤntnissen in allem/ wie die worte lauten/ auch zu der Augspurgischen Confession, so ferne sie GOttes wort gemaͤß. Was belanget die ge- fuͤhrte rede/ der Vater sey principaliter Gott/ so erklaͤret er sich/ daß er die drey personen/ so da ei- nes/ auch gleiches wesens/ macht ꝛc. unter dem namen GOtt verstehe/ und was er wegen des Vatters/ der principaliter GOTT von ihm solte genennet worden seyn/ beschuldiget/ dar- von wisse er eigentlich nichts/ waͤre es ihm ja heraus gefahren/ verstuͤnde er es also/ daß/ weil der Vater den Sohn von ewigkeit gezeuget/ so seye er der brunnquell der Gottheit zu nennen/ auch weil man den Vater vor dem Sohne nen- ne/ und es in der schrifft also meist zu finden. 2. Ob diese lehre nicht von anbegin der welt seye geglaubet/ und dahero in Gottes gepredig- tem und geschriebenem worte deutlich befun- den und gelehret worden: Ja/ ob es nicht habe muͤssen also geglaubet werden? Resp. Es seye zweiffels ohne geglaubet und gelehret worden/ doch habe der H. Geist ei- nem mehr erkaͤntniß gegeben als dem andern/ auch haͤtten wir es im N. Testament am helle- sten. 3. Ob nicht die lehre von der heiligen Dreyei- nigkeit denen heiligen Vaͤtern vor und nach der suͤndfluth bekannt gewesen/ und von ihnen ge- glaubet worden? Resp. Ja. Und ob dahero nicht eine grosse verstockung der meisten Juden im N. Testament/ und heu- tiger ihrer nachfahren/ daß je deutlicher ihnen zu ihren zeiten solche lehre offenbaret worden/ je mehr sie doch solche lehre/ sonderlich von der mittlern person JEsu CHristo nicht glauben/ noch annehmen wollen? Resp. Begehret denen Juden ihr wort nicht zu reden/ doch sie auch deßwegen nicht zu ver- dammen/ weil CHristus fuͤr sie am creutze ge- betet/ und der Vater ihn allzeit erhoͤret. 4. Ob es dann darmit gnug seye/ daß man glaube/ es seye nur ein GOTT / in einer per- son bestehend/ die da heisse der Schoͤpffer himmels und der erden? Resp. Es seye nicht gnug: Jedoch/ weme nicht mehr gegeben/ dem koͤnte nicht mehr ab- gefordert werden/ haͤtte mitleiden mit ihrer/ der Juͤden/ blindheit/ und wuͤnschete ihnen GOttes erleuchtung. 5. Ob ausser den glauben an Christum/ und ohne denselbigen ein einiger mensch koͤn- ne selig werden? Resp. Nein/ was uns Christen anbelanget; was Juͤden/ Heyden und Tuͤrcken belangete/ stellete er alles GOTTes barmhertzigkeit an- heim. 6. Ob er Christum JEsum fuͤr den ewi- gen Gottes- und in der zeit gebohrnen Ma- rien Sohn halte/ der mit dem Vater und H. Geist/ seiner Goͤttlichen natur nach/ von ewig- keit her bestanden/ als wahrhaffter GOTT in eigener Person? Resp. Ja/ ja. 7. Ob einige menschen die unwissenheit die- ses JEsus/ Gottes Sohns/ koͤnne entschuldi- gen/ Th. IV. Sect. III. Num. XV. Dreßdnischer streit uͤber den Juden. gen/ so er doch oͤffentlich geprediget/ sein ver- dienst allen verkuͤndiget/ und alle wohlthaten/ die er erworben/ frey dargeboten worden? Resp. Bey uns Evangelischen koͤnne sich niemand entschuldigen mit unwissenheit. An manchen oͤrtern aber waͤre die erkaͤntnis Chri- sti schlecht gnug geprediget/ meinete hiermit das Pabstthum/ darunter die meisten Juͤden wohneten. 8. Ob er diesen JESUM halte und ach- te fuͤr das heil/ das denen Juͤden zufoͤrderst/ nachmahls aber auch denen Heyden zu gute kommen solte? Resp. Ja/ ja. 9. Ob GOTT in verheissung des HErrn Messiæ auf ein leibliches heil und erloͤsung fuͤrnehmlich gesehen/ und nicht allererst auf das geistliche heil derer armen seelen? Resp. Er habe mehr auf das geistliche heil gesehen. 10. Ob dann etwan zween Messias verheis- sen/ ein geistlicher und leiblicher? Resp. Nein. Und mit welchem er es halte? Resp. Alleine mit dem Geistlichen. Auch was er achte/ daß der Juͤden meinung seye? Resp. So viel er wisse/ warten sie auf einen leiblichen/ der seelen heil wegen haͤtten sie sich mit ihm nicht viel in gespraͤch eingelas- sen/ sondern vertraueten GOTTes barmher- tzigkeit. 11. Ob er dann mit denen Juͤden noch auf einen Heyland hoffe/ und daß selbiger nicht komme/ deswegen mit denen Juͤden ein mit- leiden und erbarmen trage? Resp. Die Juͤden hoffeten zwar auf einen/ er aber halte nicht darfuͤr/ daß einer komme/ es waͤre dann/ daß GOTT Christliche Po- tentaten erweckete/ die sich ihrer recht anneh- men/ und zur erkaͤntnis Christi braͤchten. 12. Ob er nicht unrecht thue/ daß indem alle verheissungen GOttes/ denen Juͤden ge- schehen/ allein und fuͤrnemlich handeln von dem geistlichen Heylande/ heyl und erloͤsung/ so aus Zion/ das ist/ der wahren kirchen kom- men solte/ er gleichwohl solche wieder den zweck des Heiligen Geistes von einem irrdi- schen Heyland/ leiblichem heyl und erloͤsung verkehret/ und also mit solchem irrthum die Juͤden in ihrer boßheit und irrthum be- staͤrcke? Resp. Er thaͤte das nicht/ sondern haͤtte in seinem schreiben beyde huͤlffe zusammen ge- fuͤget. 13. Ob der jenige den wahren GOTT an- bete/ der da saget: Jch bete an den Schoͤpf- fer himmels und der erden/ wenn er nicht zu- gleich anbetet JESUM Christum sambt dem Heiligen Geiste/ die gleichfals himmel und erden erschaffen? Resp. So vollkommen nicht/ als wie wir Christen/ die wir zu voͤlliger Erkaͤntnis bracht. 14. Ob alle bilder aus denen Kirchen zu schaffen? Resp. Es waͤre nicht befohlen solche zu machen. Und dahero fahnen und andere gemaͤhlde unrecht in der Kirchen gedultet wuͤrden? Resp. Wuͤnschte/ daß heydnische bilder nir- gends in Kirchen waͤren. 15. Ob dessen glaube fuͤr einen rechten glau- ben zu halten seye/ welcher denen abgesagten feinden Christi zu gefallen/ und daß sie ihn nicht laͤstern moͤchten/ seines heiligen namens nicht gedencken will; und ob dieses nicht eine halbe verlaͤugnung des HErrn JESU sey? Resp. Er haͤtte den Juden zu gefallen den namen JESUS nicht verschwiegen/ haͤtte auch nie gehoͤret/ daß sie den namen Jesus gelaͤstert; Jedoch auch ihnen/ im fall es etliche thaͤten/ ursache nicht geben wollen/ ihn zu laͤstern. 16. Ob/ wenn er JESUM Christum denen Juͤden nicht predigen/ noch selbigen er- kennen lernen wolte/ von angewandter seiner muͤhe und arbeit auch was zu halten/ und es nicht mit Paulo fuͤr koth zu schaͤtzen? Resp. Wenn es darzu haͤtte kommen sol- len/ daß er im durchreisen sich bey ihnen aufge- halten/ wolte er ihnen freylich die erkaͤntnis JESU nach der von GOTT verliehenen gnade geprediget haben/ nicht als ein oͤffent- licher lehrer; sondern als ein guter Christ den andern zu erweisen schuldig. 17. Ob wenn er allein um der zeitlichen er- loͤsung willen ein erbarmen mit denen Juͤden trage/ Er nicht vielmehr unbarmhertzig gegen dieselbigen seye/ daß er nicht vielmehr wegen ihrer geistlichen erloͤsung/ daran es ihnen aus- ser Christo ewig fehlen wird/ mit ihnen erbar- mung trage? Resp. Er erbarme sich um beyderley/ sonder- lich aber um des geistlichen elends und blind- heit willen ihrer/ darauf auch zeitliche wohl- fahrt vielleicht folgete/ welche er ihnen goͤn- nete. 18. Ob und worinnen er der Juͤden ihre bekehrung suche? Resp. Jm Geistlichen. Und ob er darzu beruff zu haben meine? Resp. Er haͤtte keinen beruff/ aber einen ruff/ zug und trieb/ in dem ihn offt hertzlich jam- merte ihre verstockung und blindheit/ da sie doch mit CHRISTO ein fleisch und blut waͤren. Jngleichen: Ob er befinde/ daß er mit sol- chen gaben ausgeruͤstet seye/ die hierzu noͤ- thig? Resp. Er befinde sich nicht geschickt/ ohne was GOTT thun wuͤrde. 19. Ob er nicht fuͤrchte/ daß er allzuhohe dinge ihm fuͤrnehme/ die ihm zu schwer wer- den moͤchten. Resp. Hielte es nicht dafuͤr/ weil GOTT ihn sonst darvon abhalten wuͤrde; Sein mei- ster zweck seye gewesen/ nur zu versuchen/ ob sie/ die Juͤden/ auch mit sich Christlich umgehen/ und zur erkaͤntnis der wahrheit bringen lassen wuͤrden/ haͤtte also diesen brieff als eine erkuͤn- digung vorher senden wollen. 20. Ob er mit seinem fuͤrnehmen meyne einigen danck bey ihnen/ den Juͤden/ zu ver- dienen/ auch solche hertzen bey ihnen finden werde/ wie im schreiben er wuͤnschet? Resp. Das koͤnne er nicht wissen/ unter- dessen wuͤnschete er ihnen alles gutes an leib und seele. A. K. H. Vierter Theil. S s s s 21. Ob Th. IV. Sect. III. Num. XV. Dreßdnischer streit uͤber den Juden. 21. Ob er sich nicht fremder suͤnden theil- hafftig machte/ indem er mit denen laͤstermaͤu- lern/ die JEsum und uns taͤglich verfluchen/ sich allzugemein mache/ nach denen anweisun- gen Pauli 1. Cor. 5. 2. Joh. v. 10. Resp. So wenig als Petrus und Paulus sich haben fremder suͤnden theilhafftig ge- macht/ die nicht alle haben bekehren koͤnnen/ so wenig hoffe er durch seinen vorsatz gethan zu haben/ sehne sich sonst nicht groß zu ihnen; daß die Juͤden aber Christum verlaͤstern/ waͤ- re sein groͤstes hertzeleid/ und wuͤnschte/ daß sie es nicht thaͤten/ wolte sie auch eben gar gerne darvon abmahnen helffen. 22. Ob er nicht wisse den Spruch 1. Cor. am 16. Wer den HErrn JESUM nicht lieb hat/ der sey verflucht zum tode/ welcher ja die Juͤden genau trifft/ und alle/ die ihres sin- nes gegen den HErrn JEsum seynd? Resp. Er verstehe den Spruch von denen/ die zur erkaͤntnis Christi kommen/ nicht aber/ die solchen nicht erkennet. 23. Ob/ und was er dann gutes und from- mes an den Juͤden finde/ und ob er meyne/ daß ihr Rabbi ein solcher guter/ frommer und Gottsfuͤrchtiger Mann/ wie er ihn hoffet anzu- treffen/ auch mit ihm zu unterreden? Resp. Hielte sie fuͤr fromm/ weil sie ihm nie was boͤses gethan/ und mehr gutes als boͤses sie reden hoͤren; was den Rabbi betrifft/ haͤtte er geforschet. 24. Was er dann mit ihme reden wolle? Resp. Aus der H. Schrifft/ was zu ihrer bekehrung dienete. 25. Ob der wunsch in seinem brieffe nicht von Christo JEsu zu verstehen? Resp. Ja/ Er verstehe es von Christo JESU . Welcher doch redet von zukuͤnfftiger zeit/ und dahero wieder die allbereits geschehene gnaden-zukunfft Christi lauffe? Resp. Er meyne nicht/ daß Christus denen Juͤden zu gefallen wieder kommen werde auf erden/ denn er haͤtte einmahl gelitten; jedoch koͤnte er ihnen wohl seine gnade und erkaͤnt- nis auf allerley weise geben? 26. Ob das wohlergehen der seele und die huͤlffe des HErrn durch bußfertigkeit und ge- dult alleine koͤnne erwartet und erlanget werden? Resp. Er rede meist von der leiblichen erloͤ- sung/ und fuͤhre die art zu reden nach ihrer wei- se; Der glaube wuͤrde durch GOttes gnade/ so sie erleuchtet wuͤrden/ sich alsdann finden. 27. Ob nicht das fuͤrnemlich der wille GOt- tes seye/ daß man erkenne und glaube an den Sohn GOttes/ Joh. am 6. Resp. Ja/ ja/ das habe er gemeinet/ und ihnen gewuͤnschet. 28. Ob er nicht wider den vom hochloͤbli- chen Ober- Consistorio erlangten abschied ge- handelt/ indemer zum andernmal an der Ju- den einen geschrieben? Resp. Er habe andem schreiben nicht gesuͤn- diget/ denn ihm das schreiben nicht verboten werden koͤnnte/ weil er es gleich den Aposteln dort auff guten antrieb GOttes/ und zu keinem boͤsen zwecke ge than. 29. Ob er annoch desfuͤrsatzes/ gegen den herbsthinein zu den Juden zu reisen? Resp. Weiß es nicht/ wenn er mittel haͤtte koͤnnte es geschehen. 30. Ob nicht vernuͤnfftig aus bißherigem thun zu schliessen/ daß ihme die Juͤdische Reli- gion/ oder vielmehr irꝛthuͤmer gefielen/ und er sich gar zu denen Juden wenden/ und ihren aberglauben annehmen wolle? Resp. Da seye GOtt fuͤr/ und wolle ihn GOtt darfuͤr behuͤten. Zu solcher bekaͤntniß und beantwor- tung solcher mir vorgehaltenen 30. puncte bekenne ich mich/ ha- be es mit gutem bedachte gethan/ ohne alles uͤbereilen und zwang. Elias Goͤppert meine eigene hand/ hertz und mund/ wel- cher GOtt wol wissend. Endlicher zusatz aus vorigen entstanden/ und besonders gefraget den 17. Julii 1655. Weil aus der beantwortung der 5. 7. 13. 22. frage so viele erscheinet/ daß zweyerley wege zur seligkeit (einer durch den glauben an CHri- stum/ der an der durch GOttes grosse und der maaß und weise nach uns unbekannte barmher- tzigkeit) von ihm solcher gestalt gesetzet wuͤrden/ welches doch der H. Schrifft klar zu wider/ da es heisset: Es ist in keinem andern heil ꝛc. Wer nicht an CHristum glaubet/ der ist schon gerich- tet/ und was dergleichen spruͤche mehr: Wel- ches auch endlich die leute dahin braͤchte/ daß man in einer jedweden Religion/ ja auch in dem aller Epicurischesten leben koͤnne durch Gottes barmhertzigkeit dennoch selig werden/ ob man auch gleich CHristum zu verlaͤugnen/ zu ver- fluchen/ und von neuem zu creutzigen fortfahre/ welches doch eine erschreckliche falsche lehre. So ward er damals befraget|/ ob er glaube und bekenne/ daß allein ein weg zur seligkeit/ nem- lich in rechtschaffener glaubiger erkaͤntniß Got- tes und seines Sohnes JEsu CHristi. Joh. 17. Und daß er die andern mittel und wege fahren lasse und ihnen absage/ auch sich unbekuͤmmert lasse um das/ was GOtt nirgends gesaget oder offenbaret/ und dahero auch practicir en wolle was Paulus saget: Was gehen mich an/ die draussen seynd/ der HErꝛ richte sie? Resp. Es seye nicht mehr dann ein weg/ dar- durch man seelig werde/ nemlich JEsu CHri- sti verdienst/ dardurch die gnade GOttes er- worben/ und unsaus gnaden offenbaret/ das uͤbrige befiehlet er GOtt und seiner gnade. NUM. XVI . Zu erlaͤuterung der sache Peter Moritzens zu Halle/ welche ich im III. theil allhier beruͤhret habe werden gegenwaͤrtige vollstaͤndige acta dienen/ wie sie mir von glaubwuͤꝛdiger hand zu- gefeꝛtiget woꝛden/ und mit denen original-act en im fall der noth collationiret werden koͤnnen. Acta Peter Moritzens zu Halle. Acta, Peter Moritzens irrungen in glaubens sachen betreffend. Anno 1669. M. Andr. Chr. Schubarts schreiben an den Rath. Edle/ Wohl Ehrenv. Groß-Achtb. Hoch- und Wol-Gelahrte/ Hoch- und Wol- Weise/ besonders Groß-Guͤnstige Hoch- Geehrte Herꝛn und Patron en. Was der abgesagte GOttes- und menschen- feind Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. feind Satanas fuͤr meine wolgemeinte hoͤllē-pre- digten/ so ich durch die also genannte lehr-artder Christlichen und seligen hoͤllen-flucht/ mittelst Goͤttlicher gnade in diesem jahre biß dato ge- halten/ in fester hoffnung/ bey diesen letzten zei- ten der welt noch manches zuhoͤrers seele zu er- retten/ mir vor ein gratial gegeben/ indem er ei- nen unverschaͤmten ertz-schwermer/ dergleichen wol niemals bey dieser stadt gewesen/ namens Peter Moritzen/ wider mich erwecket/ kan Jch E. E. Großachtb. Herꝛl. und Gunsten aus grosser betruͤbniß meiner seelen klagende nicht verhalten. Es erinnert sich E. E. Hochw. Rath guter massen zuruͤck; welcher gestalt dieser Peter Moritz/ da er als ein hiesiger saltz- knecht aus den ordentlichen schrancken seines be- ruffs geschritten/ und eigenthaͤtiger weise der alchimiste rey und artzney-machens sich unter- fangen/ unter dem Regiment derer damaligen Herren Rathsmeister Herꝛn Christian Zeissens und Herꝛn D. Johann Andreas Ockels etli- cher verfaͤnglicher redens arten wegen/ die er in einem schrifftlichen bericht angefuͤhret/ von dem Herꝛn Superintendent en und meiner wenigkeit ernstlich ermahnet worden/ daß er so wol von dem unternommenen artzney-machen und cu- rir en als von den gefaͤhrlichen irꝛwegen/ dar- auff er sich allbereits in der Religion befinde/ ablassen solle/ damit er nicht in Weigelianische und Quackerische schwermerey und grosse ge- fahr seiner seelen gerathen moͤchte. Massen auch solches dasjenige attestatum besaget/ welches E. E. Hochw. Rath. bald im anfang dieses jah- ꝛes von meiner wenigkeit dieses Peter Moritzens wegen begehret hat. Allein wie er sich gebessert und seine zusage gehalten habe/ ist nunmehꝛo lei- der offenbar und am tage. Es ist dieser mystische Sal-operarius/ wie er sich selbsten ungereimter weise nennet und schreibet/ vom Soñtage Qua- simodogeniti des abgewichenen jahrs biß jetzo nicht in den beicht-stuhl und zu dem H. Abend- mahl gekommen. Habe dannenhero amts und gewissens halber/ zumalē es auch die Fuͤrstl. Ertz- Bischoͤffl. Magdeb. kirchen-ordnung cap. VII. §. 5. \& 6. erfordert/ ihn dreymal durch sein weib/ und zweymal durch seinē bruder Gregor. Mori- tzē zum gebrauch des H. Abend mahls eꝛmahnen lassen/ da aber solches weniger dann nichs ver- fangen wollen/ hat am juͤngst abgewichenen 7. Jun. auff mein begehren der Custos Mauritianus ihn seines Christenthums erinnern muͤssen/ ge- gen welchen er einige anzuͤgliche/ und fast Gottslaͤsterliche worte ausgestossen/ so gar/ daß er am 17. dieses fuͤr die drey Prediger zu S. Moritz beschieden worden. Wenn er aber auff gedoppeltes erfordern nicht erschienen/ son- dern abermal etliche spitzige verfaͤngliche reden zuꝛuͤck entbieten lassen/ also ist eꝛvon denen mei- sten des Ministerii aus treu gemeinter sorge fuͤr seine seligkeit/ sonderlich weil die hiesige loͤbliche stadt-kirchen-ordnung pag. 4. unslehrer dahin weiset/ daß alle irrige lehren und corrupte- len/ so wider die reine lehre streiten/ von dieser kirchen wir abwenden/ und mit gutem grunde ausrottē sollē/ uͤber 21. fragen vernommen wor- den. Was er aber fuͤr freche schwaͤrmerische antwort/ die zum theil der ungeaͤnderten Aug- spuꝛgischen Confession schnuꝛ stꝛacks zuwieder laͤufft gegeben habe/ auch selten directè ja oder nein geantwortet/ hat E. E. Hochw. Rath aus der beylage sub lit. A. zu ersehen. Bey dieser Conferen tz uͤbergab er zugleich mir seinem ge- wesenen Beichtvater eine sehr gifftige schrifft/ die von ihm brevi Apologia inscribir et ist/ und hieꝛbey eigenhaͤndig sub. lit. B. in originali uͤbeꝛ- schickt wird. Was fuͤr greuliche und erschreckli- che Paͤbstische/ Calvinische/ Wiedeꝛtaͤuffeꝛische/ Weigelianische/ Schwenckfeldische/ Paracelsi- sche/ Rosencreutzerische/ Quackerische uñ andere irꝛthuͤmer/ verkehrungen uñ eigene glossit ungen der schrifft/ wie auch sehr viele manchfaltige be- zuͤchtigungen/ calumni en und unwahrheiten ꝛc. darinnen zu finden/ ersiehet E. E. Hochw. Rath aus dem bedencken/ welches ich auff fleißige an- ruffung GOttes unter vielen amts-hindernis- en eyligst entworffen habe sub lit. C. Wenn denn hieraus eine grosse verfuͤhrung bey dieser stadt/ sonderlich seines eigenen wei- bes/ kinder und freunde zu besorgen/ zumalen/ da man schon hoͤret/ daß ein und der andere von dem schwaͤrmer eingenommen seye/ uͤber diß auch wider meine person/ und oͤffentliches bey- nahe in das 13. jahr gefuͤhrtes kirchen-amt uͤberaus hefftige calumni en von dem schwaͤr- mer ausgeschuͤttet worden/ indem er nicht allein in der gehaltenen conferen tz besage der 14. Quæstion sub lit. A. mich einen teuffelsban- ner genennet/ sondern auch in seiner vermeinten Apologia mich oͤffentlicher auff der cantzel vor- gebrachter luͤgen beschuldiget/ ich rede durch den geist des satans/ ja etlichemal gar pfuy satan heisset/ keiner andern ursache wegen/ als daß nach der praxi Christi, Pauli, Johannis und Lutheri in præfat. Catechismi minoris ich ihn am buß-tage/ nach seiner eigenen applicati on/ nebst andern veraͤchtern des heiligen Abend- mahls ein teuffelskind geheissē/ da ich doch wie- der Peter Moritzen noch jemand anderst mit na- men genennet: Wolle mich am juͤngsten tage fuͤr CHristi richterstul anklagen/ daß ich seine sache notoriè und kundbar machte. Als ge- langet an E. E. Hochw. Rath/ als der hiesi- gen drey pfarrkirchen von GOTT gegebenen Christlichen und der allein seligmachenden Re- ligion eiffrig zugethanen Patron en/ aus obli- gender sorgfalt fuͤr die lauterkeit Goͤttlicher wahrheit mein unterdienstliches bitten; Sie wollen um der ehre GOttes und ihrer unter- thanen ewigen seligkeit willen diesen schwaͤrmer nach verlesung dieses vor sich fordern/ und im gehorsam behalten/ auch darauff forderlichst in præsen tz des Herꝛn Superintendent en und Pastorum ihn uͤber seine schwaͤrmerey verneh- men/ und vermoͤge ihres hochtragenden Re- genten-amts so wol uͤber seine irrige schwaͤrme- rische meinungen/ als uͤber die manifest e wi- der mich insonderheit/ und mein amt ausge- schuͤttete calumni en ein benachbartes Evange- lisches Consistorium erkennen lassen/ worfuͤr er eigentlich zu halten/ und was er verdienet ha- be/ dabey aber auch dieses schreiben/ und dessen drey beylagen sub lit. A. B. \& C. uͤberschicken/ zumalen da auch der Fuͤꝛstliche Ertz-Bischoͤff- liche Magdeburgische visitation s-abschied im ersten haupt-punct klare masse gibt Art. IV. wie und welcher gestalt mit solchen irꝛgeistern zu verfahren seye/ und ich nicht hoffen will/ daß E. E. Hochw. Rath an meiner wenigkeit einen solchen Prediger habe/ aus welchem des satans geist redet/ und der wie ein teuffelsbanner A. K. H. Vierter Theil. S s s s 2 laͤstere. Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens von Halle. laͤstere. Hielte auch/ wiewol unmaßgeblich darfuͤr E. E. Hochw. Rath koͤnne um so viel desto besser hinter seine sachen kommen/ wenn also fort/ nachdem er in gehorsam gebracht/ unvermerckter weise ein Notarius benebenst ein paar zeugen/ in der Lieutenant Daͤhmelien gasthoff/ da er sich zur miede befindet/ auff sei- ne stube geschickt/ und alles/ was an buͤchern/ schrifften und brieffen zu finden/ auff das Rath- hauß geholet wuͤrde. Hierdurch befoͤrdert E. E. Hochw. Rath. die ehre des grossen GOttes/ und wendet besorgliches unheil von der Christ- lichen gemeinde dieser stadt abe/ ich aber bin es mit amts-schuldigem fleis zu erkennen jeder- zeit eingedenck/ und verbleibe E. E. Groß-Achtb. Herꝛl. und gunsten Halle den 22. Junii 1669. unablaͤßiger vorbitter bey GOtt M. Andr. Christ. Schubartus Pastor zu St. Moritz. A. Fragen des Ministerii. Fuͤr uns unterschriebenen Superintendente, Pastoribus, Diaconis und Adjunctis aus dem Ministerio allhier/ in angelegener absen tz des Archi-Diaconi und Diaconi zu S. Ulrich ist am 18. Junii dieses 1669. jahrs hor. 1. po- mer. auff erfordern gantz trotzig und unbeschei- den erschienen Peter Moritz Mysti scher Sal- Operarius, wie er sich ungereimter weise nen- net/ und hat auff XXI. von seinem bißdaher gewesenen Beichtvater M. Andr. Christ. Schu- bart abgefassete fragen mit hefftiger importu- nit aͤt geantwortet/ wie folget: Quæst. I. Ob das offentliche gepredigte wort GOt- tes und das heilige Abendmahl mittel der selig- keit seyen? Resp. Nach langem tergiversir en hat er ge- antwortet/ ja; Wiewol er es in seiner also ge- nannten Apologia sub lit. B. etlichemal leugnet und ausdruͤcklich schreibet: CHristus habe der menschen seligkeit an das heilige Abendmahl nicht gebunden. Quæst. II. Ob die Predigt Goͤttlichen worts den glau- ben in uns wuͤrcket? Oder woher doch sonsten der glaube komme. Resp. Neg. Man soll niemand an das hoͤ- ren des Goͤttlichen worts binden; wenn ich das wort Gottes lese/ es ist schon gnug. Jch kan schon selig werden/ wenn ich schon das Wort GOttes nicht hoͤre. Es duͤrffte kein Prediger fuͤr seine seligkeit sorgen/ Er muͤste selber sehen/ wie er selig werde. NB. Welches schnur stracks dem V. Art. der A. C. zuwieder laufft. Quæst. III. Ob das Heilige Abendmahl unter dem ge- segneten brod und wein zu geniessen nicht e- ben noͤthig seye/ sondern daß mans ohne brod und wein taͤglich geniessen koͤnne? Resp. Es soll beydes genossen werden. Quæst. IV. Warum er die predigten GOttes worts und das Heilige Abendmahl verachte? Resp. Er thue es nicht/ sondern habe seine ursachen/ warum er nicht in den beichtstuhl komme/ habe sie auch nicht in seinen schriff- ten/ die er hiermit M. Schubarten uͤbergabe/ angefuͤhret. Quæst. V. Ob die Prediger hier zu Halle recht predi- gen/ und die Heilige Schrifft auch recht ver- stehen? Resp. Jch will von diesen dingen jetzt nichts sagen/ denn die Prediger bringen offt heydnische sachen vor. Quæst. VI. Warum er ad Custodem Mauritianum ge- sagt: Es ruͤhre vom teuffel her/ daß M. Schu- bart zum gebrauch des Heiligen Abendmahls ihn ermahnen lasse? NB. Der Custos Mauritianus gestehet es bestaͤndig/ und kan daruͤber vernommen werden. Resp. Er soll es ihm beweisen; wer ihn condemni ret/ der seye schon condemni ret. Als man ihm vorgehalten/ die Fuͤrstliche Magdeburgische Kirchen-ordnung verbinde uns Prediger darzu/ daß wir unsere zuhoͤrer zum gebrauch des Heiligen Abendmahls sol- len ermahnen; wolte er nicht kommen/ muͤste es vor die Obrigkeit gebracht werden? Resp. Man solle ihm beweisen/ daß streit- sachen in der Religion vor die weltliche O- brigkeit sollen gebracht werden; Es seye un- recht/ die Obrigkeit habe darmit nichts zu thun. Quæst. VII. Was er jetzo vor ein anderer mensch seye/ der vorhero nicht verstanden/ daß er so offt zum Heiligen Abendmahl gegangen? Resp. Jch will darvon nichts wissen/ das waͤren Menschen-gesetze/ wenn man einen zum gebrauch des Heiligen Abendmahls er- mahnen lasse/ es stehe darvon nichts in Got- tes wort. NB. Der Custos Mauritianus berichtet/ daß er noch weit andere dinge mehr geredet/ die er nicht allerseits recht eingenommen. Quæst. IIX. Was er vor einen geist habe/ den er aus- lassen wolle/ daß jedermann sehen solte/ was er vor gaben habe/ wenn er vom Predig-ampt angetastet wuͤrde? Resp. Das seye aus dem Teuffel ge- redet. Quæst. IX. Warum er zu M. Schubarten nimmer- mehr wieder in den Beicht-stuhl kommen wolle? Resp. Nachdem sie ihre dinge practici ren/ nach dem will ich auch schon wissen/ was zu thun. Da er doch in seiner also genanten Apo- logia die Privat beichte und Absolution, dem XI. Artic. der Augspurgischen Confeßion zu wieder/ gaͤntzlich verwirfft. Quæst. X. Ob er glaͤube/ daß M. Schubart suͤnde ver- geben koͤnne? Resp. Jch halte mich an Gottes wort; Es kan mir niemand suͤnde vergeben/ sondern nur verkuͤndigen. Es waͤre nur eine verkuͤndigung/ keine vergebung/ welches dem XXV. Art. der A. C. Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens von Halle. A. C. zuwieder/ hat hierbey gesagt: Die Pre- diger haͤtten einen Pharisaͤischen geist. Quæst. XI. Ob er vollkommen seye/ und das gesetz Got- tes erfuͤlle? Resp. Jch bin nicht vollkommen/ ich kans auch nicht erfuͤllen. Quæst. XII. Warum er doch das Beicht-Geld nehmen so hoͤchlich verdamme/ und seiner frauen nichts darzu habe geben wollen? Resp. Was mir von GOTT nicht ge- boten/ das ist unrecht; dann die Priester ver- kauffen die vergebung der suͤnden/ wenn sie geld nehmen/ darbey er dann incidenter ge- sagt: Die Hebraͤische/ Griechische und Latei- nische Bibel seye nicht mehr noͤthig/ denn man habe sie Deutsch. Wo hat Christus mich auf die Academi en geweiset? Quæst. XIII. Warum er den Donnerstag/ da er vor der Predigt sich zum erscheinen erboten/ nach der Predigt aber/ alle die drey Prediger auf ihn gewartet/ sagen lassen: Er habe einen brand angestellet/ der betreffe GOttes ehre/ und des naͤchsten wohlfahrt/ und seye also mehr daran gelegen/ als daß er zum Prediger in die kirchen gehe? Ob M. Schubart etwan einen Pickel- hering aus ihm machen wolle? Resp. Es seye ihm an seinem brand viel gelegen gewesen/ den habe er nicht koͤnnen ste- hen lassen. Quæst. XIV. M. Schubart haͤtte ihn am Buß-fest pro Concione ein kind des teuffels genennet/ (weil er zum Heiligen Abendmahl nicht komme) da- mit habe er die gantze anwesende Gemeine gelaͤstert. Quæst. quæ consequentia, und wie er solche allgemeine laͤsterung zu erweisen ge- dencket? Resp. M. Schubart haͤtte als ein teuffels- banner gelaͤstert. Quæst. XV. Ob er fuͤr etlichen jahren Herrn Superinten- den ten mit M. Schubart auf dem Rathhause dergestalt eingetrieben/ daß sie fuͤr ihm ver- stummen muͤssen? Resp. Es sind thorheiten/ was die leute sagen. Quæst. XVI. Ob er weder nach E. E. Rath/ noch nach dem Predig-ampt etwas frage/ und solle ihm auch niemand etwas abhaben/ er seye/ wer er wolle; Die Medicos habe er nun alle einge- trieben/ daß sie ihn zu frieden lassen muͤsten/ so wolle er es auch mit den Predigern machen? Resp. Jch halte mich an GOttes wort/ die Medici muͤsten ihn doch alle zu frieden lassen/ es verstehe auch keiner/ was er wisse. Quæst. XVII. Warum er bey seines kindes begraͤbnis kei- ne kraͤntze auf dem sarge dulten wollen? Resp. Aus gewissen ursachen/ weil es nicht noͤthig ist. Es sey auch nicht noͤthig/ daß Pre- diger mitgehen. Es treffe die seligkeit nicht an. Man halte so viel auf das gelaͤute/ da man wohl einem mit Schaf schellen koͤnte hinaus laͤuten. Die Glocken haͤtte erst vor achthundert jahren ein Muͤnch erfunden. Quæst. XIIX. Warum er von des Thorwaͤrters kind im Moritz-thor vorgegeben/ es muͤsse ein neuer mensch/ und von neuem getaufft werden? Resp. Negat. Quæst. XIX. Ob er nicht neben des Theophrasti verfuͤh- rerischen buͤchern Quaͤckerische schrifften lese/ und dieselben andern lobe und ruͤhme? Resp. Theophrastus ist ein mann/ uͤber wel- chen keiner. Wer in GOTT gegruͤndet ist/ der kan nicht verfuͤhret werden. Quæst. XX. Ob er nicht das buch/ welches/ seinem ei- genen vorgeben nach/ er wieder M. Schu- barten und andere Prediger allhier geschrie- ben/ und solte er gleich funffzig meilen darnach ziehen/ daß es gedrucket wuͤrde/ schrifftlich aus- antworten wolle? denn so beduͤrffte er ja des muͤheseligen reisens und der grossen unkosten nicht? Resp. Er habe kein buch geschrieben/ son- dern eine Apologia, die er uͤberreicht/ seye da- durch gemeinet. Quæst. XXI. Warum er doch sein saltzmachen/ welches er von jugend auf gelernet/ eigenthaͤtiger weise verlassen/ und sich auf die Alchymiste rey gele- get habe? Resp. Wenn ich den verstand habe/ so mag ich anfangen/ was ich will/ ein jeder ist in Chri- sto JESU beruffen. GOTT hat mirs be- fohlen/ und mich beruffen. Sie tretten auf al- len Universi taͤten auf/ und thun mirs nach/ ich will es sehen. Haͤlt die Prediger vor seine feinde/ die koͤn- nen nichts gutes von ihm zeugen; wie grob/ unverschaͤmt und unbescheiden er sich gegen das Predig-ampt bezeiget/ ist nicht zu be- schreiben. Gottfrid. Olea- rius, D. Super- int. \& ad B. Virg. Pastor. M. Joh. Gottfr. Olearius, ad B. Virg. Diac. M. Wolffgang. Melch. Stieller, Æ. M. A d j. Sextus Bertram, Doctor. M. Christoph. Lucht/ Ulricens. Diaconus. Huic homini sanam mentem cordicitus pre- catur. M. Andreas Christoph, Schubartus. Pastor zu S. Moritz. Jo. Nic. Ben- cker. Diac. Maur. M. Michael Heller, Past. Xenodoch. \& Adj. Maur. B. Brevis Apologia Peter Moritzens/ Herrn M. Schubarten uͤbergeben. Brevis Apologia, das ist/ * * Sophia Kurtze Christliche schutzrede gegen meine feinde Zur warheit Gottes und wahrer Christen Anno 1669. Christiana * Num. 1 N. 2. N. 3. Joh. 3. v. 20. 21. Saget Christus: Wer arges thut der has- N. 4. set das licht/ und kommet nicht an das licht/ auf daß seine wercke nicht von den wohlwis- senden und rechtwissenden gestrafft werden; S s s s 3 Wer Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens von Halle. Wer aber die wahrheit thut/ der kommt an das licht/ daß seine wercke offenbar werden/ (damit die sehen/ die solche wahrheit lieben/ wie kinder GOttes lieben sollen/ und daß die/ die luͤgen lieben/ in den luͤgen muͤssen stecken bleiben/ und mit der unwahrheit bestehen fuͤr jedermann/ dieweil sie nicht aus und von Gott N. 5. sind) denn sie sind in GOTT gethan/ (und fliessen aus der wahrheit/ die GOtt selbst ist; wie hier dieser Auctor thut.) Und doch sollen N. 6. die arges und gutes thun/ offenbar werden fuͤr jedermann/ fuͤr freunden und feinden/ \&c. Darzu der Dreyeinige GOTT helffen wird. NB. Dieser Christliche bericht von der wahren N. 7. Gottseligkeit soll aufs erste public iret wer- den. AD LECTOREM . Christlicher lieber leser und freund/ dieser Christlicher bericht wird zubeden- cken der welt und den rechten Christen fuͤrgestellet/ so nun etwas der vernunfft nicht angenehm und schwaͤchlich darinnen waͤre/ der nehme GOttes wort zur hand/ und so er das nicht recht fassen und verstehen kan/ der bitte Gott um verstand im H. Geiste/ so er aber das von mir will weiter erklaͤrt haben/ das bin ich zu thun schuldig aus liebe/ und nicht aus haß. NB. So aber der vernunfft etwas moͤchte fuͤrkommen/ als ob was wieder GOtt darinnen seye ꝛc. Der er- weise mirs oͤffentlich in CHristi sanfftem geiste und krafft besser/ mit geoffenbar- tem worte GOttes/ als ich es erweise/ und erweisen will ꝛc. Das will ich gerne annehmen/ und mich weisen lassen/ und wolte wol von einem kinde ler- N. 8. nen/ und mich unterweisen lassen/ so es gut gemeinet und Christlich waͤre/ und meiner seligkeit nuͤtzlich ꝛc. So mich aber einer ohne wahren grund und fundament wolte bereden/ als solte ich irren/ da es doch nicht geirret waͤre/ nur seiner ehre dieser welt zum bestenes nicht gelten lassen wolte/ und nicht GOtt zu seiner ehre und des naͤchsten nutz lassen gut seyn/ was gut ist/ der bleibe wol zu hause/ er erlanget nichts ꝛc. Es soll allhierbey angezeiget werden/ daß man mir nicht die worte verkehren soll/ wie deñ fuͤr der welt die wahrheit muß luͤgen/ und die luͤgen wahrheit seyn. So das aber geschehen soll/ so wird GOTT in CHristo JEsu gewiß der wahrheit beystehen/ dardurch der luͤgen-teuffel offen- 1. Cor. 2. 5. saget St. Paulus: Auff daß euer glaube nicht stehe auff menschen-weißheit/ son- dern auff GOttes krafft/ es sollen die 2. cap. gele- sen werden. bar werden soll ꝛc. NB. Es bekenne einjeder Christ CHristum gantz und nicht halb vor jedermann/ wie CHristus seinen Vater und lehre bekant hat/ und alle rechte Christen gethan/ und auch noch thun ꝛc. was CHristus sey und gelehrt hat. Denn einjeder soll S. Petro folgen in dem/ da er sagt: Lieben bruͤder seyd allzeit bereit zur verantwortung gegen jedermann/ der da grund fordert (von euerm glauben) denn wer mich bekennet fuͤr den menschen/ spricht CHristus Matth. 10. den will ich wieder bekennen fuͤr meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet fuͤꝛ den menschen/ den will ich wiedeꝛ veꝛleugnen fuͤr meinem himmlischen Vater. Dieweil du lau bist/ und weder kalt noch warm/ stehet in der Offenb. J. ( Apoc. 3.) so werde ich dich aus meinem munde speyen. Das soll gesagt seyn allen menschen/ die CHristen seyn wollen ꝛc. Nun lieber bruder/ so lerne dann Christlich glauben/ bekaͤntniß auch ungescheut thun/ es sey fuͤr freunden oder feinden/ wie Lutherus und andere gethan haben/ solches mercket wol. Also nun lieber mensch bekenne deinen HErꝛn CHristum und seine lehre mit worten und in der that/ im leben und sterben/ und bleibe getreu biß in den tod/ so wirstu die hell-leuchtende himmels-crone Ap. 2. aus gnaden er- N. 9. Gal. 6. 14. saget die- ses auch also: Es sey aber ferne von mir ruͤhmen/ denn allein von dem creutz JEsu CHristi; durch welchen mir die welt gecreutziget ist/ und ich der welt; und Ps. 17. meldet er die mahlzeichen Luc. 9. 53.-56. CHri- stus haͤtte in einem au- genblick alle menschen dahin bringen koͤnnen/ daß sie ihn geliebet/ und angenommen haͤtten; aber nein/ das will er nicht thun/ er hat uns 2. wege fuͤrgestellt: 1. zur verdammniß/ den 2. zur seligkeit/ der und die er selber ist/ er will keinen zwingen/ sondern sie sol- len fꝛey und gutwillig sei- ner lehre und ihm folgen; das vergesset nicht. langen und haben. 1. Petr. 3. 12. 18. sagt Petrus also: Denn die augen des HErꝛn sehen auff die gerechten und seine ohren auff ihr gebet (und die ihn fuͤrch- ten/) das angesicht aber des HErꝛn siehet auff die da boͤses thun/ und wo ist/ der euch sagen koͤnte/ so ihr dem guten nachkommet. Matth. 5. v. 5. 10. Und ob ihr auch leydet um der gerechtigkeit willen/ so seyd ihr doch selig/ fuͤrchtet euch aber fuͤr ihrem trotzen nicht/ heiliget aber GOtt den HErꝛn in euern hertzen/ seyd allzeit bereit zur verantwortung jedermann/ der grund fordert der hoffnung/ die in euch ist/ und das mit sanfftmuͤthigkeit und furcht/ und habt ein gut ge- wissen/ auffdaß/ die so von euch affter-reden als von uͤbelthaͤtern zuschanden wer- den/ daß sie geschmaͤhet haben euern guten wandel in CHristo/ denn es ist bes- ser/ so es GOttes wille ist/ daß ihr von wolthat wegen leidet/ denn von uͤbel- that wegen; sintemal auch CHristus einmal fuͤr unsere suͤnden gelitten hat/ der gerechte/ fuͤr die ungerechte/ auff daß er uns GOtt opfferte/ und ist getoͤd- tet nach dem fleisch/ aber lebendig gemacht nach dem geist. NB. NB. Nun N. 10. sind jetzo solche Juͤnger und Apostel/ die ihre macht nicht mit Got- tes geist und krafft bekꝛaͤfftigen und ihꝛe sachen regir en/ sondern neh- N. 11. men weltliche Obrigkeit in geistlichen glaubens sachen zu huͤlffe/ wider CHristum und die wahren Juͤnger und Apostel; Daß sie solche N. 12. menschen/ die nicht gantz uñ gar gesinnet sind wie sie/ alsdann dazu zwingen/ daß sie glauben sollen/ was sie sagen und setzen allein ꝛc. Phy Satan! bistu N. 13. ein Engel in der ewigen finsternis? das kan ich nicht glaubeu/ dieweil keine liebe noch treue gegen dem naͤchsten bey ihm ist/ und auch keine furcht des Herrn/ N. 14. sondern eitel hoffart/ geitz und eigen-nutz. NB. Solches kurtze beden- cken geschiehet nun durch einen verachteten geringen und von der welt ausge- sonderten/ der von der welt geachtet wird als ein cadaver, darvor man die nase zuhaͤlt Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. N. 15. zuhaͤlt/ und sonst vor unwissenden ein unwissender heist/ und genennet wird/ o blindheit uͤber alle blindheit der Maul-CHristen/ Vale Perseverando o mnia, anno 1669. Meus Symbolum. N. 16. Multa à DEO accepisti bona. N. 17. Omne donum perfectum à DEO, N. 18. Imperfectum à Diabolo. N. 19. Ein Christlicher Bericht an Herꝛn M. Schubarten/ Primario zu S. Moritz zu bedencken geschrieben/ unser heyl im glauben/ le- ben/ liebeẽ/ willen/ geboten/ hoffnung und erloͤsung Jesu Christi. Meinen Christ-schuldigen und freundlichen gruß zuvor/ E. Hr. M. Jch habe vernommen/ daß er sich offentlich uñ heimlich hat verlauten lassen von mir/ NB. Mein und mei- nes Heren Christi freun- de/ soll sie ihr gewissen uͤberzeugen wider ihren willen/ daß sie mir un- recht thun/ darfuͤr sie sol- len rechen schafft geben fuͤr dem gewaltigen rich- terstul GOttes/ da wer- den ihnen ihre wercke nachfolgen. als verachte ich das hochwuͤꝛd. Sacꝛament des Abendmahls/ uñ das geoffenbarte wort GOttes ꝛc. Wie mir solches etliche mal von leuten angezeiget worden/ N. 20. und er selber zu aller ungebuͤhr den 7. Junii den Kuͤstner zu mir ge- schicket/ mit solchen dingen/ die weder CHristus noch einiger wah- rer Apostel gelehret noch gethan hat. Daß so ferne ich mich nicht am 12. Junii zur beichte einfinde/ und hernach den 13. das Sacrament nehme/ so waͤ- N. 21. re es schon bey weltlicher Obrigkeit angegeben/ und waͤre schon der rath gehalten/ daß sie mich solten darzu zwingen. Jst das nun Christlich und Apostolisch? Das lasse ich einen jeden/ dem GOttes wort be- kant ist/ erkennen ꝛc. Als ob weltliche Obrigkeit uͤber die seele macht haͤtte/ sie glaubig zu machen/ oder gar zu toͤdten; nein/ das ist nicht also/ uͤber alle leibliche weltliche dinge hat sie macht/ (und sollen doch auch rechenschafft dar- N. 22. von geben von irrdischen dingen) und nicht uͤber geistliche ꝛc. Nun sage ich/ so ich den wahren glauben nicht haͤtte/ und weltliche Obrigkeit wolte/ N. 23. mich erst zum glauben zwingen/ das wuͤrde GOtt und rechten Christen N. 24. uͤbelgefallen ꝛc. solches mercket. Daß mir solches aus feindschafft zugemes- sen wird/ als verachtete ich das Sacrament und wort GOttes/ das wird sich nicht so verhalten/ wie mir von Unchristlichen menschen/ ohne grund und rech- tes wissen gezeihet/ beschuldiget werde ꝛc. Jch wil durch krafft der H. Dreyfal- tigkeit beweisen/ daß ich solches nicht verachte/ und mir soll das auch erwiesen N. 27. Jch will nun alle zuhoͤrer zu zeugen an- nehmen/ daß ich bin den 11. Junii an dem bußtage oͤffentlich belogen worden von der cantzel anno 1669. und soll mir das gering- ste darvon oͤffentlich er- wiesen werden/ daß ich solches gethan. GOtt siehet nicht auff die ceremonie/ sondern auff das hertze/ darum die 2. ersten menschen Cain und Abel/ und der Phariseer und Zoͤll- ner ꝛc. hiervon besiehe du Johann Arndts wahres Christenthum Lib. 2. 3. 2. cap. 11. 12. diese wer- den dich in vielen mehr berichten. werden offentlich fuͤr jedermañ/ daß ich solches verachte. So man das aber beweisen will/ so wird das ein schwer beweisen werden/ aber ich werde das leicht beweisen koͤnnen ohne schaden meines zeitlichen und ewigen guts ꝛc. Will mans aber darmit beweisen/ daß ich mich nicht nach der gewohnheit darzu finde/ N. 25. zumal zur ohren-beichte ꝛc. wie von andern geschiehet/ und will damit N. 26. probir en/ so ist es elend uͤber elend/ daß man einen Christen nicht anderst zu probir en weiß/ ob er ein Christ oder Unchrist seye/ so wird das wol betruͤglich seyn und bleiben ꝛc. in der falschheit/ so man keinen bes- sern pruͤff-stein hat als solchen/ einen Christen zu probir en. Lutherus saget in seiner Kirchen-Postill am 8. Sontag nach Trinit. und spricht: Nun gehen ihrer viel dahin/ einer gebrauchts recht/ der ander unrecht/ nun sage man nach der aͤusserlichen ceremonie, der hat es recht/ der andere hat es unrecht genommen/ denn der maul-Christ und vernuͤnfftige mensch kan nicht sagen/ wenn ihrer 2. zum Sacrament gehen/ dieser hat es recht/ der andere unrecht empfangen; Nun saget er ferner also: Der eine ist glaubig/ der andere nicht/ uud ist doch ein aͤusserlich werck/ das sie alle beyde gebrauchen. Was scheidet es dann? der glaube im hertzen ( a ) und der unglaube/ daß es der eine fuͤr ein gut werck ansiehet/ der ander ander nicht; Kurtz um aus den aͤusserlichen wer- cken und ceremoni en kanst du nicht richten; Aber unten werdet ihr wol die rech- te probe ein wenig erfahren/ worbey man erkennen soll und kan/ wer es hat recht oder unrecht genommen. Weiter saget Lntherus also: Taulerus hat das auch erkant/ daß die unglaubigen |und glaubigen offt so gleich sind im aͤussern schein/ daß sie niemand scheiden koͤnne/ noch keine vernunfft urtheilen mag; sondern einer habe dann den H. Geist/ ꝛc. S. Paulus saget 1. Cor. 2. Ein geist- licher mensch (der in dem willen GOtt lebet) richtet alle andere/ und er wird von niemand gerichtet. Nun saget Lutherus an obgemeldtem orte auch von den fruͤchten eines wahren Propheten/ Apostels und rechten Christen ꝛc. daß C. Denn einer der se- lig leben und seyn will/ der darff ihn nicht eine stunde hindansetzen zu ge- dencken mit fuͤrsatz und willen in seinem hertzen; deñ dieweil er keine stun- de sicher ist zu leben; das mercket alle fleischliche Maul-und Heuchel- Christen. uns solches hier zulange wird zu beschreiben. Jch frage und sage: Soll ich nun solches verachten/ was CHristus gestifftet hatte (ihn) dardurch seinen tod um unserthalben zugedencken/ mit dem aͤusserlichen siegel und pfande N. 28. meinen erloͤser damit zu bezeugen und zu verkuͤndigen; Der ich doch solches mehr liebe in der that/ als alle falsche und fleischlich gesinnte maul- heuchel-Christen/ die ihr nicht ehe gedencken oder verkuͤndigen wollen/ N. 29. als etwan des jahrs 3. oder 4. mal. Phy Satan! So lange als die maul- Christen fleischlich gesinnet seynd und bleiben/ so lange koͤnnen sie CHristi Sa- crament des leibes und blutes nicht recht zu seiner gedaͤchtniß gebrauchen und verkuͤndigen ꝛc. Daß man nun einem wahren Christen will gesetze/ maaß und ziehl Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. ziehl geben/ GOtt|zu dienen ꝛc. das wider CHristum ist; Nun saget CHri- stus/ zu seinen Juͤngern/ so offt ihr das thut/ das thut zu meiner gedaͤchtniß ꝛc. Nun wird durch die Juͤnger und 12. zahl die gantze wahre Christenheit ver- standen/ und hat der HErr CHristus nicht ziehl und zahl gesetzet ꝛc. (Er aber saget/ wenn du deine gaben auff dem Altar opffern wilst/ und hast was wider N. 36. Es ist aber an- jetzo also bekant/ wenn sich einer zum Sacra- ment und ohren- beichte findet/ er mag seyn wer er will/ zumal da man seinen ☉/ stattli- chen beichtpfenning noch zu bekommen/ so wird er schon selig ge- schaͤtzt/ das ist aber der Universal labyrinth/ der alle un-und maul- Christen irre machet/ und verfuͤhret; Aber ein jeder bitte um den H. Geist/ lese und hoͤre GOTTes wort fleißig/ und schaff mit forcht und zittern/ daß er selig werde/ denn er hat keine stunde sicher zu leben/ * ist/ nicht von CHristo/ Joh. 6. Von dem Sacrament des Altars zu verstehen. ✠. Das brod und fleisch Joh. 6. muß in und mit dem wahren glauben ge- nossen werden im geist. deinen naͤchsten) vielweniger unsere seligkeit an das Sacrament ge- N. 30. bunden; Haͤtte er unsere seligkeit an das Sacrament gebunden/ so wuͤrden ihrer weniger seelig/ als auch so selig werden/ denn so er das gethan uñ gewolt/ so haͤtte eꝛ es muͤssen den tag siebentzigmal sieben befehlen zu thun/ daß mir solches sacramentlich unmoͤglich ist zu vollenden/ aber wol auff solche weise/ wie Joh. 6. stehet: Denn kan ein mensch siebentzigmal siebenmal suͤndigen des tages/ und seynd auch also alle menschen allen augenblick sterblich ꝛc. und keine stunde sicher/ vielweniger alle vierteljahr; Dieweil nun solches nicht geschehen kan/ wie oben gemeldet/ daß man so vielmal kan das Sacrament gebrauchen; Also hat CHristus auch N. 32. nicht die seligkeit daran gebunden ꝛc. NB. Das Sacrament ist den schwachen glaubigen ein Objectum/ dardurch der glaube bey ihnen er- N. 33. wecket werde ꝛc. und ist sein zeichen und siegel/ damit er von einem un- N. 34. terschieden wird/ der CHristum nicht bekennet/ als Heiden/ Juden und Tuͤrcken ꝛc. die das siegel und zeichen nicht fuͤhren; Nun sind das auch nicht alle Christen/ die sich nur des zeichens und siegels mit dem munde falsch- lich bedienen/ und doch in der that solches verlaͤugnen. Nun wird das Sacra- ment zu CHristi gedaͤchtniß gebrauchet/ und durch den wahren glauben inden HErrn Christum empfaͤhet er Christi leib und blut zur seligkeit/ wer ihn aber nur bloß sacramentlich empfaͤhet/ und geniesset/ der kan ihn zur verdammniß gebrau- chen/ dieweil er nicht unterscheidet den leib des HErrn/ als leib-und geistli- chen/ wer aber alles beydes zusammen gebrauchet und empfaͤhet/ der empfaͤhet ihn geist-und leiblich ꝛc. Geistlich im wahren glauben/ und leiblich im Sacra- ment. Nun hoͤret/ was unser Lutherus davon saget in der Kirchen-Postill am wahren Leichnams-tage also: Es muß eine andere speise seyn/ die hie der HErr giebet. Joh. 6. Denn das Sacrament des Altars/ davon es der Pabst ausleget/ ist nicht von CHristo Joh. 6. Von dem Sacrament des Altars zu verstehen; Das brod und fleisch Joh. 6. muß in und mit dem wahren glauben genossen werden im geist/ denn das Sacrament kan man brauchen zu grossem schaden. Man kan ja nicht S. Paulo das maul verstopffen/ da er saget 1. Cor. 11. v. 27. 30. also: Welcher unwuͤrdig von diesem brod isset/ oder von demkelch des HErrn trincket/ der ist schuldig an dem leib und blut des HErrn/ (wie Judas) und bald hernach: Welcher unwuͤrdig isset und trincket/ der is- set und trincket ihm selber das gericht/ damit daß er nicht unterscheidet den leib des HErrn; Darum sind auch so viel krancke und ungesunde (im N. 35. wahren glauben) unter euch/ und ein gut theil schlaffen; (im leben und lieben und willen JESU CHRISTI ) Nun brauchen sol- che das Sacrament miß und unrecht/ die CHRISTUM nur Sa- cramentirlich geniessen/ und machen eine abgoͤtterey daraus ꝛc. Nun sa- get Lutherus, daß der es nicht allein unrecht gebrauchte und verunehrte/ son- dern auch der/ der solches ihm gebe/ dieweil ein jeder bleibet wie er ist/ in dem alten suͤnden-leben und fleische ꝛc. Diß ist der alte Adam/ und sie wollen nicht lassen den neuen Adam/ den geist GOttes/ ( ) bey sich regir en im her- Nun thun die men- schen/ die sich Christen nennen/ der welt noch fast nicht recht/ daß sie besser werden als sie sind/ ꝛc. Dieweil sie in gefahr sind/ daß sie gehas- set/ verfolget und gelaͤ- stert werden/ so sie Christ- lich lebeten/ ꝛc. Weil nun niemand um CHristi willen etwas leiden will/ also sind auch so wenig rechte hertzen/ und ✠ Christen in der welt. N. 38. Man soll auch nicht darzu gewisse zeit/ ziel und art setzen/ auch nicht die seligkeit daran binden. Es solte mei- nem hertzen eine freude tzen und daß der geschaffene geist sich mit dem ungeschaffenen ver- einige ꝛc. Davon wissen sie so viel als der esel von der lauten. Von obgemelten worten an die Corinther saget Lutherus ferner alda: welche worte alle dahin gehen/ daß man das Sacrament unwuͤrdig nehmen kan; Aber die speise/ davon der HErr Joh. 6. redet/ kan man nimmermehr unwuͤrdigem- pfangen. Hiervon saget auch der hocherleuchtete Taulerus, daß der/ welcher das Sacramentliche genieset als den leib und blut CHristi/ der kan es nicht alle tage gewuͤrdigt seyn ꝛc. Aber der welcher es in wahren glauben empfaͤhet/ der kan es den tag wol uͤber 100. mal wuͤrdig nehmen ꝛc. Und Lutherus saget wei- ter an den orthen alda: CHristi fleisch essen und sein blut trincken ist wahrhaff- tig glauben an CHristum JEsum ꝛc. Es soll nun doch bey leibe nicht jemand das Sacrament verachten zugebrauchen/ und man sol auch also zusehen/ daß man mit Juda nicht nur leiblich/ Sacramentlich des HErꝛn leib und blut em- pfahe/ davon in meinem vollkommenem Christlichen glaubens-bekaͤntniß ein mehres; Lutherus: Deßhalben geschiehet das essen im hertzen/ und nicht mit dem maul; das essen im hertzen betruͤget nicht. Aber das essen mit dem maul betrieget; das essen mit dem maul hoͤret auff/ aber das essen im hertzen waͤhret ewiglich ohne auffhoͤren ꝛc. Denn das hertz/ (das in GOttes willen gelassen ist) das nehret und weydet sich staͤts im wahren glauben in CHristum weiter alda: das bringet das geistliche/ und nicht das leibliche essen zu wege/ das geistliche und inwendige im hertzen thuts/ nicht das auswendige/ welches im Sacrament ge- schiehet/ und halte es ja bey leibe nicht darfuͤr/ daß es gnug seye/ wenn du des leibes Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens von Halle. leibes und bluts JEsu CHristi geniessest aͤusserlich im Sacrament; Gleich als seyn/ so ichs offt solte mit rechten Christen ohne aͤr- gerniß gebrauchen zu der Christlichen und leibli- chen gedaͤchtniß unsers Erloͤsers JEsu CHristi. nicht gnug ist/ wenn man einem pferde haber fuͤrmahlete und solte davon essen/ und solches darmit gespeiset werden/ als wenn es rechte speise waͤre ꝛc. Nein/ es will rechten haber und speise haben: Also gehet es hier auch zu/ wie wol das Sacrament eine rechte speise ist/ aber wer es nicht mit dem hertzen durch den wahren glauben nim̃t/ den hilfft es nichts/ denn es machet niemand from̃/ noch glaubig/ sondern es erfordert/ daß er zuvor from̃ und glaubig sey/ der das Sa- N. 39. Denn so das fromm machte und glaͤu- big/ so haͤtte CHristus die seligkeit daran gebunden/ und der es gebraucht/ der waͤre se- lig und glaubig/ \& è contra. crament gebrauchen will; wer nun also ist/ der empfaͤhet es zur leiblichen und geistlichen gedaͤchtniß unsers Erloͤsers JEsu CHristi. Darum wenn man glaubet/ daß CHristus der wahre GOttes Sohn sey vom himmel kommen/ und habe sein blut fuͤr uns vergossen zur vergebung aller unserer suͤnden/ die wir durch den alten Adam erlanget haben/ und daß er mich habe gerecht und selig gemacht/ und lebendig in seinem leben/ und lebe in seinem willen/ geboten/ liebe und leben in wahrem glauben und hoffnung in das ewige leben ꝛc. so bin ich satt und habe diese speise recht genossen/ da verwandele ich mich durch den wahren glauben in N. 51. Joh. 6. 51. 52. 53. 58. und 63. da er- klaͤret sich der HERR CHristus/ was er will durch das fleisch und blut verstanden haben/ so saget er also: Der geist ist es/ der da lebendig und selig macht/ das freisch aber leiblich ist kein nutze. Die worte/ die ich rede/ sind geist und le- ben; nun wol/ und aber wol deme/ der das im CHristi geist ergreiffet/ und biß in seine letzte ster- be- stunde darinnen be- staͤndig verbleibet. diese speise/ leib-und geistlich in dem geiste/ und aͤusserlich werde ich seinem bilde auch aͤhnlich/ andern zu gutem exempel und diese speise verwandelt sich wieder in mich/ wie es dann mit der natuͤrlichen speise zugehet/ das meinet der HErr/ da er spricht: wer von meinem fleisch isset/ und trincket von meinem blute/ der bleibet in mir und ich in ihm ꝛc. Hæc Luth. du magst weiter davon lesen an seinem orte in seiner Kirchen-Postill. Da siehe nun/ ob ich solches verachte/ und wer das N. 40. saget/ der redet es nicht durch den geist CHristi/ sondern durch den satans- geist ꝛc. NB. Und so mir solches solte zugemessen werden/ das doch nim- mermehr in mein hertze kommen waͤre/ so will ich durch CHristi beystand und N. 41. seinen geist in mir/ mein Christlich glaubens bekaͤntnis von allen stu- cken des wahren Christenthums thun/ damit ich freulich mit gutem ge- wissen leben und sterben will/ und wie ich bekenne fuͤr der welt und wahren Christen/ also will ich auch mit dem HErrn JEsu CHristo die ewige herrligkeit N. 42. in seinem verklaͤrten leibe besiegen/ wider der welt und des satans wil- len in meinem Erloͤser bleiben ewig und ohne ende/ und will mit allen auser wehl- ten wahren hertzen/ und mit der that Christglaubigen die herrligkeit GOttes se- N. 43. hen ꝛc. Nun will ich mit ehesten mein Christlich glaubens-bekaͤnt- nis thun/ nicht mit worten allein/ sondern auch in und mit der that als ein rech- ter Christe/ CHristum gantz bekennen ohne ansehung der person/ und heilig/ es N. 44. sey der grosse oder kleine Hanß/ und solte mir Caiphas, Herodes und die N. 52. Nun hoͤret ihr verleumder/ las- set mich unangeta- stet/ noͤthiget euch zu einem andern/ da ihr besser ankommt/ denn bey mir ist keine staͤttenoch platz zu finden. N. 45. Schrifft-gelehrten und Hohepriester mit meinem vorgaͤnger Chri- sto und S. Paulo den irrdischen leib nehmen/ um CHristi willen/ so soll N. 46. mirs eine freude GOttes seyn ꝛc. So sie keinen rechten und wahren menschen und Christen leiden koͤnnen/ gleich denen Sodomitern ꝛc. Die N. 47. den gerechten Loth nicht leiden konten. Nun sollen sie durch CHristi bey- N. 48. stand an mir einen Christen zu sehen und zu hoͤren bekommen/ so sie ja nicht wissen/ was ein rechter Christ in CHristo JEsu fuͤr ein ding ist und sey ꝛc. Das sollen sie er fahren/ wer ein wahrer oder ein falscher Christ ist und sey. Nun ist mir die welt gestorben/ und ich hinwieder der welt/ daß N. 53. Hiervon wolle doch der Herr M. seinen eingang besehen in der Predigt am Sontage nach Cantate fluchs im anfange/ da er andere meiner/ und trifft sich so sehr selber mit. Das ver- gesse er nicht. ich also jetzo nicht mir lebe und meines willens/ wie auch des lebens/ sondern Christus lebet in mir mit seinem willen und leben/ daß ich ihm allein lebe und kei- nem andern; aber solchen kan die welt nicht leiden/ sondern mit Christo ihrem vor- gaͤnger hassen/ verfolgẽ/ verketzern/ verdenteln/ wol gar toͤdten ꝛc. Es soll nun nach des Dreyeinigen GOttes willen durch mich schwaches und geringes werckzeug N. 49. des allmaͤchtigen GOttes und der natur so viel offenbaret werden/ daß N. 50. es niemals geschehen seyn soll. Es wird GOtt niemand wehren moͤgen noch koͤnnen; Denn was GOtt thut/ das ist wol gethan/ trotz deme/ der ihm wiederstehet/ je staͤrcker GOtt wiederstanden wird in seinen werckzeugen/ je staͤr- cker GOTT in den seinigen wird/ daß also das werckzeug starck und maͤchtig gnug wider CHristi und seines weꝛckszeugs feinde zu streiten seyn wird/ mit und im geiste CHristi und Pauli/ nicht mit schwerdt und verfolgung ꝛc. der welt- lichen Obrigkeit/ das mercket. GOtt mag der wahrheit und seiner ehre bey- stehen/ und daß sein wille geschehe auff erden wie im himmel. Denn ich bin nicht von mir selber/ das ich bin/ sondern was ich bin/ das bin ich von und aus GOtt/ seinem willen und gnade. Soll nun ein CHriste in CHristo JEsu mit men- Allhier verstehe men- schen gesetze/ gebot und zwang/ wenn ein mensch nur die liebe CHristi hat/ und haͤlt sie feste/ der herꝛ- schet uͤber das gesetze. N. 54. schen-gesetze genoͤthiget werden? Das sey ferne/ sondern ein Christe thut selber frey und guthwillig/ was einem Christen zukommt/ von Christo Jesu zu thun; Das mercket. Nun hoͤret was S. Paulus Gal. 5. 16. saget: Wandelt im geiste/ so werdet ihr die luͤste des fleisches nicht vollbringen. Denn das fleisch geluͤ- stet wider den geist/ und den geist wider das fleisch/ dieselben sind wider einander/ daß ihr nicht thut/ was ihr thun sollet/ regiret euch aber der geist/ so seyd ihr nicht unter dem gesetze (also thut ihr vor euch selbst ohne gesetze/ was GOtt gefaͤllig ist/ und wann ihr nicht nachdem geiste lebet/ und wollet das gesetze halten/ so haltet ihrs nicht/ wenn ihrs aber nicht haltet/ und lebet nach dem geiste/ so haltet ihrs/ das ist/ die das gesetze halten/ die halten das nicht/ und die das nicht halten/ die A. K. H. Vierter Theil. T t t t halten Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Joh. 9. v. 31. saget CHristus: Wir wissen aber/ daß GOtt nicht die suͤnder hoͤret/ sondern so jemand Gott fuͤrchtet/ ist und thut seinen willen den hoͤret er; ließ darzu den 39-41. verstehe Gal. 6. 25. sagt St. Paulus also: So wir im geiste leben/ so lasset uns nicht an eiteler ehre geitzig seyn unter einander zu entruͤ- sten und zu hassen; darzu koͤnte der 4. 7. 8. 9. gele- sen werden. die halten das. Offenbar sind die wercke des fleisches/ als da sind/ ehebruch/ hoffart/ hurerey/ unreinigkeit/ unzucht/ abgoͤtterey/ luͤgen/ zauberey/ feind- schafft/ hader/ neid/ geitz/ zorn/ zanck/ zwietracht/ rotten/ haß/ mord/ sauf- fen/ fressen und dergleichen/ von welchen ich euch habe gesagt zuvor/ und sage euch noch anjetzo/ daß die solches thun/ werden das reich GOttes nicht ererben; Die frucht aber des geistes ist liebe/ demuth/ die ehe rein halten/ keuschheit/ reinigkeit/ die liebe GOttes und des naͤchsten/ freundligkeit/ guͤtigkeit/ sanfft- muth/ glaube/ freude/ friede/ gedult/ einigkeit nach dem geiste/ maͤßigkeit in allen dingen/ im essen und trincken; Der nun nach und im geiste GOttes le- bet/ der hat gnugsamkeit ꝛc. Wider solche ist das gesetze nicht/ sondern sind des gesetzes Herr. Welche nun aber CHristo angehoͤren/ und in seinen gebo- ten und willen leben/ die creutzigen ihr fleisch samt den luͤsten und begierden/ zu obgemelten boͤsen fruͤchten und wercken ꝛc. Also wird das fleisch dem geiste unter- than: Nun ist das fleisch leib und seele/ der geist aber das dritte N. 55. stuͤcke in dem menschen ist Goͤttlich/ und GOtt oder das reich GOttes in uns ꝛc. Lebet nun das fleisch in des geistes willen/ so ist das fleisch in des gei- stes willen/ also ist das fleisch dem geiste unterthan/ daß wir alsdann hierdurch den neuen menschen anziehen/ der nach GOtt geschaffen ist in gerechtigkeit und heiligkeit/ die fuͤr GOtt gilt/ daß wir dann also GOtt leben in JEsu CHri- 1. Cor. 2. v. 11. 12. da saget St. Paulus also: denn welcher mensch weiß/ was im menschen ist/ ohne der geist des menschen/ der in ihm ist/ ꝛc. wir aber haben nicht empfangen den geist der welt/ sondern den geist aus GOtt/ daß wir wissen koͤnnen/ was uns von GOtt gegeben ist/ ꝛc. Joh. 14. 21. saget CHristus: Wer meine gebote hat/ und haͤlt sie/ der ists der mich liebet/ wer mich aber liebet/ der wird von meinem Vater geliebet werden/ und ich werde ihn lieben/ und mich ihm offenba- ren/ wer das ge- schmaͤcket hat/ der weiß es/ 1. Cor. 1. 7. sto. NB. Wenn wir nach dem fleische leben/ so leben wir nach dem aͤusserli- chen menschen und alten Adam; Leben wir aber nach dem geiste/ so leben wir nach dem innerlichen menschen und neuen. Hierinnen liegt der schluͤssel N. 56. zur gantzen Biblia und geheimen weißheit GOttes und der natur/ daß wir den menschen vollkommen verstehen koͤnnen/ in-und aus- wendig ꝛc. Wo das nicht da ist/ so sind wir blind an der wahren er- kaͤntniß aller dinge. Mercket weiter von der seelen/ jemehr unsere seele nach GOttes geist ein verlangen hat/ jemehr kan sie ein verlangen nach ihm haben/ und jemehꝛ sie ihn liebet/ jemehr kan sie ihn liebẽ. Also kan man Gott recht anhan- gen/ und ein geist mit ihm werdẽ Daß zwischen dem geschaffenen und un- N. 57. geschaffenen geiste eine vereinigung und vermaͤhlung geschiehet; Der geist im menschen ist ungeschaffen/ und die seele ist geschaffen/ wenn sich dann der geschaffene geist mit dem ungeschaffenen geiste durch den wahren glauben/ liebe/ gebot/ leben/ willen nnd hoffnung vereiniget/ so ist GOtt und mensch N. 58. ein Possessor in Christo Jesu/ dieses lasset euch wol zu bedencken seyn; So nun ein solcher mensch und Christe/ der freywillig und gutwillig nach GOttes wil- len lebet/ solle zu menschen gesetze und willen gezwungen werden/ und genoͤthiget durch weltliche Obrigkeit seine seligkeit zu erlangẽ: Das solle GOtt kein dienst seyn/ und dem auch nicht nuͤtzen/ der an zeit/ ziehl und masse gebunden wuͤrde. Sondern GOTT will in CHRISTO JESU ein freywilliges opffer seines lobes haben/ und kein gezwungenes/ das mercket alle/ die ihr in der finsterniß lebet ꝛc. Wenn nun solches wahr waͤre/ was die blin- den und finstern verkehrte welt-Christen ohne Christenthum von mir judici- r en/ so waͤre es nichtgut fuͤr mich in zeit und ewigkeit. Dieweil nun die NB. Das mercket alle fleischliche welt-und heu- chel-Christen/ weil ihrs mercken koͤnnet/ denn die zeit koͤmmet/ und ist schon jetzt/ daß alles soll offen- bahret werden/ was noch der blinden welt verbor- gen ist. O welt! o blin- de welt! was du erweh- lest/ das GOtt nicht ge- faͤllt. blind und finstern welt-maul-heuchel-Christen luͤgen/ so sollen sie es gewiß und wahrhafftig fuͤhlen/ daß es gut seyn soll; Und soll sie solches gereuen hier und dort/ so sie in ihrer blindheit und finsterniß der Egyptier moͤchten hinsterben ꝛc. NB. Es wird sie nun gewiß ihrer viel gereuen ohne wahre reue/ die nicht zur seligkeit nuͤtzet/ sondern zur verdammniß; Dieweil sie es reuen wird/ daß sie sollen ihre herrligkeit dieser welt verlassen/ und Chri- sto unter dem creutz nachfolgen/ das wird den alten Adam schwer und sauer duͤn- cken. Lutherus in der Kirchen-Postill Evangel. in CHrist-messespricht: So muß der gantze mensch in der Evangelischen kirchen/ und allda neu werden/ die alte haut Adam ausziehen/ wie die schlange thut/ wenn ihre haut alt wird/ su- chet sie ein eng loch in einem feld oder stock/ da kreucht sie hindurch/ und ziehet ab ihre haut selbst/ und laͤsset sie draussen fuͤr dem loche; wir wollen aber hier der schlangen klugheit in etwas besser betrachten/ dieselbe nun/ wenn sie empfindet/ Joh. XV. 9. 10. saget CHristus also: Gleich wie mich mein Vater lie- bet/ also ich euch auch/ bleibet in meiner liebe; so ihr meine gebote haltet/ so bleibet ihr in meiner liebe/ gleichwie ich mei- nes Vaters gebot halte/ und bleibe in seiner liebe; wer das auch thut/ der ist in Christo der einigen seligkeit ꝛc. Matth. 21. 42. und fuͤhlet/ daß ihre haut beginnet alt und loß zu werden/ sich zuruͤmpffen und zu stincken/ so suchet sie gelegenheit/ wo sie etwan durch zwey nahe bey einander liegende steine oder eingewurtzelte staͤmme sich schleiffen moͤge/ da dann ihre alte haut abgehet und sie also verneuert und wieder geboren und jung wird: also nun soll der mensch auch thun/ er soll nemlich seine alte Adams haut abziehen/ das ist des fleisches eigenschafften damit das neue herfuͤrkomme/ der neue Adam mit seinem geist und eigenschafften; so das nun geschehen soll/ so muß er sich gantz und gar in den willen JEsu CHristi/ sein leben/ geboth/ liebe/ glaube und hoff- nung ꝛc. einergeben/ das ist alles/ was er von und aus der natur hat/ wie vor- trefflich/ groß und gut dasselbige auch seyn moͤge/ ablegen/ welches aber nicht geschehen kan/ er dringe sich dann mit gewalt durch diese zwey steine/ der eine ist N. 59. die Gottheit/ der ander die menschheit unsers lieben HErrn JEsu CHristi/ so da ist der weg/ wahrheit und leben/ zu der neuen geburth/ durch diese zwey steine; Nun sagen wir/ soll der mensch sein gantzes leben/ wesen und thun Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. thun/ alle seine natuͤrliche und sittliche tugenden ziehen und schleiffen; sinte- mal das eben der stein ist/ davon S Paulus Eph. 2. 21. sagt: Auff welchen der gantze bau in einander gefuͤget/ waͤchset zu einem H. Tempel in dem HErꝛn. Ja der stein ists/ davon CHristus selbst geredet und gesagt: der stein/ den die bauleute verworffen haben/ ist zum eckstein worden. Die bauleute sind alle vern uͤnfftige menschen/ gelehrte und ungelehrte/ die in der wahren weißheit sind N. 60. verkehrte. ꝛc. Davon S. Paulus sagt: Der natuͤrliche mensch/ in der al- ten Adams-haut verstehet nicht/ was des geistes GOttes/ an dem neuen Adam ist ꝛc. Es ist ihm eine thorheit/ er kan es nicht erkennen. So ers dann erforschen will/ so wird er ein narr ꝛc. Aber wer mit GOtt ein geist ist/ N. 61. Dieses ist der gantze Biebel-schluß/ zweck und das fuͤrnemste fundament des Chri- stenthums. und wird/ der kan forschen die tieffe der Gottheit. Nun moͤchte der blinde alte Adam sagen und fragen/ wie mag man aber ein geist mit GOt werden/ wir sind ja leib/ darum stehet auch der welt-kluge und weise Nicodemus und verstarret/ wie er soll von neuen geboren werden ꝛc. Nun hoͤre S. Pauli antwort da er saget: wenn du wilst ein geist mit GOtt werden/ so mustu GOtt gaͤntzlich anhangen/ alle deine sinne und gedancken von der erden zum himmel fuͤhren/ und must gar zu nichts werden vor der welt/ allem absterben/ und CHristo allein leben ꝛc. so du N. 62. das thust/ so wirstu ein geist dem willen und gemuͤthe nach hier in der zeit schon mit GOtt ꝛc. Worauff haͤtte der HErr CHristus geziehlet mit dem gleichniß von der schlangen/ da er saget Matth. X. Seyd klug wie die schlangen ꝛc. Als auff die neue geburth/ darin wir sollen gesinnet seyn/ gleichwie er gesinnet gewe- sen/ und wer nicht also ist/ und seinen geist nicht hat/ der ist seiner nicht wehrt/ und N. 63. seiner herꝛligkeit nicht wuͤrdig ꝛc. Er mag sagen 100. oder 1000 mal/ CHristus ist fuͤr mich gestorben/ er hat mich erloͤset/ das glaube ich/ und brauche auch die H. Sacramenta/ gehe in die aͤusserliche kirchen ꝛc. Nein/ das ist GOtt und JEsu CHristo nicht gnug/ daß ihr saget/ wir glauben an CHristum/ nein ihr muͤsset auch mit ihm leiden/ wollet ihr seiner herrligkeit theilhafftig werden. Matth. XIX. 20. 21. 22. Dieses wird dem alten Adam und fleische nicht schmaͤcken/ wie jenem/ der zu CHristo kam: HErr was soll ich thun/ daß ich das ewige leben erlange/ CHri- stus saget: Gehe hin und halte GOttes gebote ꝛc. Da sprach der juͤngling/ das N. 71. Dieses gilt allen welt-menschen/ so Christen werden wollen/ Matth. XIII. 37. saget CHristus: was ich euch also sage/ das sage ich al- len/ und wacht alle stun- den; Lutherus saget: viel bedecken ihre suͤnden/ schande und laster mit empfahung des Sacra- ments/ aber das ist wider CHristum Matth. VII. Jhr solt das heiligthum nicht den hunden geben/ noch die Perlen vor die saͤue werffen. ※ Durch das geoffenbarte wort GOttes und durch er- langung des H. Geistes/ dardurch ich verstaͤndig im guten worden bin. Ps. XXXVI. 10. stehet: O HErꝛ in deinem licht se- hen wir das licht/ sonst ohne das tappen wir im finsterniß. habe ich gethan; Darauff sprach CHristus wieder also: wilstu vollkommen seyn/ so gehe hin und verkauffe alles/ was du hast/ und giebs den armen/ und komm und folge mir unter dem creutz nach/ das du um meinet halben be- kommen wirst/ so du nach meinem leben/ liebe/ willen/ geboten/ glauben und hoffnung lebest ꝛc. Da der Juͤngling diese worte hoͤrete/ gieng er betruͤbt von CHristo/ denn er hatte viel zeitliche und wenig himmlische guͤter. Da sprach Christus ein solcher wird schwerlich ins Reich Gottes kommen; Das mercket ꝛc. N. 64. Und erwehlet mit Marien Magdalenen das beste theil. Daß ich aber wieder auf das kom̃e/ da ich es forne gelassen/ nemlich auf das Sacrament. War- um ich aber das thue/ daß ich nemlich nicht aus blinder gewohnheit zum Sa- crament gehe/ das geschiehet nicht aus verachtung/ oder fleischlicher boßheit/ son- N. 65. dern es hat seine gewisse ursachen/ daß ich solches thue/ nicht aus meinem wil- len/ sondern aus GOttes willen/ und solche ursachen werden in meiner N. 66. Christlichen wahren glaubens-bekaͤntniß angezeiget werden; Das wird Christus Jesus zu rechter zeit eroͤfnen und an den tag bringen/ ihm zu seiner ehre und vielen menschen zum besten; Das mercket alle fleischliche/ N. 67. falsche maul-heuchel-Christen; Wenn aber die zeit kom̃et/ so wird mit der zeit kom̃en das/ was mit der zeit kom̃en soll Nun sollẽ die maul-Christen nicht vermeinẽ in ihrer blindheit und finsterniß/ daß ich in Christo auch blind und N. 68. finster bin/ und seyn soll wie die fledermaͤuse und nachteulen im hellen mittag sind. Nein/ nicht also/ sondern in dem lichte/ darinnen GOtt selbst ist/ ich sehend bin ꝛc. Joh. 13. 7. 10. Da wollen wir mit Johañe sagen/ N. 69. was wir gesehen/ gehoͤret und geschmaͤcket haben ꝛc. Nun verkuͤndi- gen wir/ daß die GOttes geistlich gesinnte Christen-menschen/ auff daß auch sie mit uns gemeinschafft haben/ und unsere gemein- schafft seye mit dem Vater/ Sohn und H. Geist/ solches schreiben werden kinder CHristi wider ihnen auff daß ihre freude voͤllig sey/ und N. 72. Nun ist eine solche blindheit fuͤr der welt und ihren Chri- sten von CHristo und seinen Christen/ als noch nie gewesen ist/ so lange als die welt gestanden hat; das mer- cket wol. das ist die verkuͤndigung/ die wir von gehoͤret haben/ und solches ver- kuͤndigen wir/ daß GOtt ein ungeschaffen licht ist/ und in ihm ist keine finster- niß. So wir sagen/ daß wir gemeinschafft mit ihm haben/ und wandeln in finsterniß/ so luͤgen wir/ und thun nicht die wahrheit/ dieweil wir nicht unter dem ✠ leben wollen/ und mit CHristo leyden ꝛc. So wir aber im lichte wan- deln/ wie er im lichte ist/ so haben wir gemeinschaffe unter einander ꝛc. Das sind alle die/ die CHristo mit wort und that in seinem edlen leben nachwandeln/ und in seinem willen geboten und liebe bleiben/ und alles zeitliche verachten und N. 70. verlassen/ ohne ihre blosse nothdurfft nicht/ der arme madensack will sein nutriment haben/ so lange er in zeitlicher welt ist/ und man soll ihm auch geben/ so viel ihm noth ist/ mit massen und gelegenheit/ so man was hat/ und nichts mehꝛ als die hoͤchste nothduꝛft eꝛfordert ꝛc. Und daß man sich also um nichts anders/ als allein bekuͤmmere/ auff dieser welt A. K. H. Vierter Theil. T t t t 2 um Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. um GOTT/ und seine seligkeit/ und mit forcht und zittern schaffen/ daß man N. 79. Wenn nun viele solche un-Chri- sten in Halle waͤren/ wie ich bin/ so wuͤrde die gantze stadt von Got- te zum teuffel gefuͤhret/ das waͤre erschrecklich; derohalben muß man fuͤrbauen/ daß sich nicht mehr solche teuffels- kinder finden/ und Un- Christen auffkommen; Aber phy satanas/ es ist schande/ daß man oh- ne GOttes licht re- det von GOtt und den Seinigen. selig werde/ und man soll dem naͤchsten mit seiner gabe und talent sich gar erge- ben GOtt zu ehren/ und dem naͤchsten zum nutze ꝛc. Das ist Christlich/ sonst ausserhalb solchem ist alles fleischlich/ weltlich und endlich gar des teuffels. Das mercket alle/ die nicht mit wort und that im leben JEsu CHristi leben/ und biß an ihr ende bestaͤndig darinnen verbleiben/ so gehen sie unsern HErꝛn JEsum CHristum nicht an ꝛc. Und das blut JEsu CHristi macht uns rein von allen un- sern suͤnden; So ferne wir erstlich die suͤnden und den alten menschen nicht herꝛschen lassen durch den wahren glauben in ihm/ und in seinem willen/ ge- boten/ liebe und leben JEsu CHristi leben/ der solches nicht thut/ der hat CHristi geist nicht/ also ist er seiner nicht werth/ und hilfft ihm auch das blut CHristi nichts/ so lange er mit dem munde nur allein saget: Jch bin ein Christ ꝛc. der doch kein Christlich leben fuͤhret/ in CHristi leben und geboten ꝛc. Also hat er auch den wahren glauben nicht; Der wahre glaube ist nicht jedermanns ding ꝛc. Und das reich GOttes bestehet nicht in worten und kleidern/ N. 73. sondern in krafft und geiste CHristi ꝛc. Jst nun einer im wahren glauben/ so brin- get er gute fruͤchte des glaubens/ denn durch den wahren glauben wird GOtt und mensch in CHristo JEsu vereiniget ꝛc. Nun sind die guten fruͤchte im N. 74. leben JEsu nicht ohne wahren glauben ꝛc. Nun saget Johannes wei- ter also: So wir sagen/ wir haben keine suͤnde/ so verfuͤhren wir uns selbst/ und die wahrheit ist nicht in uns. NB. Wir sollen aber der suͤnden nicht gewalt lassen uͤber uns zu dominir en oder herꝛschen/ sondern durch CHristi krafft und Nun soll sich ein jeder den spiegel eines neuen menschen und rechten Christen in der bußfer- tigkeit fuͤrstellen thun/ erst den Zoͤllner 2. Marien Magdalenen uñ an- dere mehr/ ꝛc. wie auch Zacheum den Zoͤllner. geist/ seinen edlen leben/ den alten Adam mit seinen qualitæt en und eigenschaff- ten toͤdten/ auff daß der neue Adam in uns moͤge her r schen und leben mit seinen eigenschafften (wie auch schon oben ist gedacht) dardurch CHristus offen- bar werde/ und daß man erkennen kan/ daß wir wahre Christen sind/ mit wort und that/ und wenn wir mit einem fehl uͤbereilet werden/ daß wir denn alsdann fluchs erkennen/ bereuen/ auff daß wirs nicht fuͤruͤber gehen lassen ꝛc. Daß wir uns nicht eine suͤnden-last auffbuͤrden/ zu schaden unser seligkeit; Das mercket: So wir aber unsere suͤnden erkennen/ bereuen/ und mit wissen und willen sol- ches nicht mehr thun/ so wir gefehlet wider GOTT und den naͤchsten/ so ist GOtt getreu und gerecht/ daß er uns die suͤnde vergiebet durch und in CHristo JEsu/ und reiniget uns von aller untugend; Die untugend ist/ so wir sagen/ wir haͤtten nicht gesuͤndiget/ also koͤnnen wir auch keine reue haben/ und auch keine vergebung durch CHristum der suͤnden erlangen ꝛc. NB. Die nun nicht ab- stehen vom suͤnden-leben/ ob sie schon im beichtstul nach ihrer gewohnheit und gewoͤhnlichen beichte wie ein papagey etwas hersagen ꝛc. Sie seyen suͤnder und haben unrecht gethan/ ihren GOtt und den naͤchsten beleydiget ꝛc. So ist es ihnen doch niemals leyd gewesen solches zu lassen ꝛc. Denn das siehet man ja/ daß sie einmal bleiben wie das andere/ vor und nach der ohren-beich- N. 75. te und derer suͤnden vergebung/ darvon man nicht viel worte ma- chen mag/ denn es ist offenbar mehr als zu viel/ bey grossen und kleinen; Das mercket alle die fleischlich gesinnet seynd/ und nicht in dem willen/ geboten/ lie- be/ wahren glauben und edlen leben JEsu CHristi leben/ und darinnen bestaͤn- dig verbleiben biß in ihr ende von dieser welt; Die sagen/ daß sie nicht gesuͤndi- get haben; Liessen sie aber ein neues leben und Christlichen wandel nach der ab- solution sehen/ so haͤtten sie recht in wahrer reue gesaget: wir haben gesuͤndiget und unrecht gethan; so das nun geschehe/ daß man ein neu leben fuͤhrte nach der absolution, so waͤre mans gewiß/ daß die suͤnde getilget und uͤberwunden waͤre/ N. 78. NB. Dieweil nun ein jeder geloͤset wird durch die oh- renbeichte/ so wird eine solche sicherheit unter den maul-heuchel-Chri- sten/ daß also keine besse- rung zu hoffen/ so lange als nicht eine gewaltige moderation darin gehal- ten wird; das mercket. und daß man auch das Sacrament in wahrem glauben recht empfangen haͤt- te. ✠ Also saͤhe man auch/ daß ihnen ihre suͤnden vergeben waͤren; Das mercket. Dieweil man aber keine besserung nach ihrer absolution siehet/ so suͤndigen sie mit wissen und willen/ und wollen die suͤnde doch nicht erkennen/ und lassen/ also haben sie auch keine vergebung/ ob ihnen schon nach der gewohnheit den tag 100. oder 1000. vergeben wuͤrden. Der seine suͤnde nun wahrhafftig erkennet und bereuet/ der hat auch einen solchen Christlichen vorsatz sein leben zu bessern/ und die geringste suͤnde mit wissen und willen nicht mehr zu thun/ solche ist nun gewiß vergeben in CHristo JEsu/ und dem nun wahrhafftig ver- geben ist/ der laͤsset auch sein Christlich leben in der wahren bußfertigkeit sehen; daß er ist aus dem alten fleischlichen Adams-leben in ein neues geistlich Adams-leben getretten ꝛc. Dem aber nicht vergeben worden/ der bleibet N. 76. ✠ Joh. 6. 27. saget CHristus: Wircket spei- se/ die nicht vergaͤnglich ist/ sondern die bleibet in das ewige leben/ wel- che euch des menschen Sohn geben wird/ denn demselbigen hats GOtt der Vatter versiegelt. Es immer/ einmal wie das ander/ in dem alten Adam und suͤnden-leben/ dieweil er nicht geistlich/ sondern fleischlich gesinnet ist/ und deßhalben der welt gefaͤl- lig seyn will/ und will auch ein Christe seyn/ das hat keine Harmoni e mit einan- der/ sondern es ist eine Antipathi e/ da aber wer ein Christ in CHristo JEsu seyn und werden will/ der muß alles zeitliche fahren lassen/ biß auff seine N. 77. blosse nothdurft/ und Christum gantz lieben und dienen aus wahꝛem glaubẽ/ liebe/ gantzem gemuͤthe ꝛc. des geschaffenen menschen/ dadurch dergeschaffene mit dem ungeschaffenen geiste vereiniget werde in zeit und ewigkeit. Also muß er nur sehen/ daß er GOtt allein zum freunde bekomme und habe/ und muß N. 80. keinem Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. keinem menschen mehr gehorsamen als GOtt/ er muß auch keinem kan nun einer das gantze cap. lesen/ aber im fleische soll er es nicht verstehen/ sondern im geiste/ das mercket. menschen nichts zuleyde thun mit wissen und willen/ und sich mit niemanden um N. 81. des zeitlichen willen in rechten und fechten einlassen ꝛc. sondern GOTT die rache und sache befehlen/ ist das allerbeste und liebste; um GOttes und CHri- sti willen soll er die wahrheit nicht verschweigen/ sondern offentlich bekennen und sagen vor jederman/ es werde angenommen oder nicht/ so hat er das seinige 1. Cor. 1. 5. da spricht St. Paulus also: Daß ihr seyd durch CHristum in allen stuͤcken reich ge- macht/ an aller lehre und in aller er kaͤntniß/ damit wir alles pruͤfen und recht urtheilen koͤnnen und moͤgen. gethan; Thut ers aber nicht/ so er die wahrheit weiß und verschweiget sie/ es sey in Goͤttlicher oder natuͤrlicher. Der hat GOtt verlaͤugnet ꝛc. Er kan auch mit gutem hertz/ muth/ und gewissen nicht sterben ꝛc. Wo er in seinem leben die wahrheit ums menschen willen verschwiegen und die zeitliche schanden mehr ge- fuͤrchtet dann GOtt/ will einer seiner seligkeit vergewissert seyn und bleiben/ hat und weiß er die wahrheit/ wie oben gedacht/ der heuchele nicht/ und sehe auch nicht das zeitliche gut mehr an/ dann das ewige gut; Denn CHristus und Paulus sagen: So ein mensch die gantze welt gewinnete/ und litte doch schaden an seiner seelen/ so waͤre doch alles dahin/ und helffe ihm das zeitliche in dem Matth. 5. 10. 11. Selig seyd ihr/ die ihr um gerechtigkeit willen verfolget werdet/ denn das himmelreich ist euer; selig seyd ihr/ wenn euch die menschen um meinet willen schmaͤhen und ver- folgen/ und reden aller- ley uͤbels wider euch/ so sie dran liegen. ewigen nichts; Also bekenne ein jeder die wahrheit bey jedermann/ so er hat/ und solcher fuͤrchte sich nicht/ daß er die welt und ihren GOTT den satan zum feind bekomme und erlange/ er setze sein vertrauen und zuversicht allein auff GOtt in JEsu CHristo/ so werden sie ihm nicht schaden koͤnnen/ der satan und seine engel die boͤsen menschen. Aber die CHristum gantz lieb haben/ und im wah- ren glauben sich mit ihm vereiniget/ die sind seine freunde. Viel freunde der wahrheit halben/ viel ehr und liebe bey verstaͤndigen und GOttes ehr liebenden leuten/ ist ein altes Teutsches spruͤchwort. NB. Die fleischlich gesinneten trachten tag und nacht/ wie sie den menschen moͤgen gefaͤllig und angenehm werden und leben/ darzu wie sie groß/ reich und herꝛlich vor der welt moͤgen wer- N. 82. den/ daß sie sich koͤnnen uͤber den armen naͤchsten erheben/ das mercket; Die das thun/ die haben noch niemals ihre gedancken gehabt/ daß sie GOtt wollen gefallen in CHristo JEsu ꝛc. Also machen sie GOtt zum luͤgener/ und N. 83. sein wort ist nicht in ihnen; Das wort GOttes ist CHristus JEsus ꝛc. Solches ist das lebendige wort des ewigen lebens aller seligen/ und ist auch al- ler verdammten tod ꝛc. So nun solches in seinen nachfolgern lebet/ so uͤber herꝛ- schen sie die welt ꝛc. mit dem teuffel und ihrem eigenen fleisch und blut ꝛc. in der krafft des worts als CHristi JEsu und seines geistes ꝛc. Darvon ein andermal nach GOttes willen ein mehrers/ denn solches ist bey ungelegener zeit geschehen N. 84. und auffgezeichnet und gemercket worden durch den willen Gottes worts in mir/ damit nehmet vor willen/ biß ein mehreres kommt/ vale. EPILOGUS . 1. Joh. 3. 4. saget er also: Wer in der liebe bleibet/ der bleibet in GOtt/ oder GOtt in ihm/ und wer seinen bru- der hasset/ der seye ein todtschlaͤger. Ephes. 4. saget Paulus: Alle bit- terkeit/ grimm/ zorn/ und geschrey/ alle laͤsterung sey ferne von euch/ samt aller boßheit/ seyd aber unter einander hertzlich und freundlich/ und ver- gebet einer dem andern. Dieser soll fuͤrhalten eine gewisse sorte derer/ die mit mir zu thun haben ꝛc. N. 85. Dieweil sie sich Christen nennen/ so sollen sie an mir probieret werden/ ob sie Christen oder Unchristen sind/ seind sie Christen/ so werden sie mit sanfftem geiste sehen und hoͤren die wahrheit/ und nicht verbergen oder verkehren/ N. 86. wie sie dann vielmehr auff ihre autorit aͤt sehen als auff GOttes und wollen nicht haben/ daß ein mensch in CHristo JEsu (der nicht auff hohen schulen gewesen und solches gelernet) was wissen soll von der wahrheit und der menschen blindheit ꝛc. Nun soll es gewiß ersehen und erfahren werden/ wer sie sind/ die keinen Christen sehen noch hoͤren koͤnnen ꝛc. Das soll also probieret N. 87. werden/ daß solche alle falsche maul-heuchlerische Christen seind/ welche ihre ehre und ansehen der weltlieber haben denn GOttes ehre/ ansehen und ih- N. 88. re seligkeit mit des naͤchsten nutz ꝛc. Die sich wider mich und meines glei- chen setzen/ und machen suͤsse sauer und das sauer suͤsse/ wehe denen/ die da N. 89. sprechen/ das gute sey boͤse/ und das boͤse gut/ die aus licht finsterniß/ und aus finsterniß licht machen; wehe euch/ die ihr in euren augen weiß und bey euch Num. 94. Es. 5. Es waͤre gnug/ so GOtt seine gaben an Universit aͤten ge- bunden haͤtte/ mit dem H. Geist und an das geld. Da solte St. Peter kommen und sagen: Daß du ver- flucht waͤrest mit dei- nem geld/ meinestu/ daß man die gaben GOttes und den H. Geist um geld erkauffet/ bey men- schen/ Eph. 4. gleich- wie euch Gott in Christo JEsu vergeben hat. selber witzig seid und verachtet den einfaͤltigen * dieweil er nicht auff hohen schulen ist gewesen/ wie ihr ꝛc. Darum muß er ein narr/ phantast/ schwaͤr- N. 90. mer und kaͤtzer seyn. Jch meine/ ihr werdet schwaͤrmen an dem gros- N. 91. sen gerichts-tag JEsu CHristi ꝛc. Denn Lutherus sagts: wer mich einen Schwaͤrmer heist/ der ist ein 1000. faͤltiger Schwaͤrmer selbst aus-und inwendig; Das mercket alle/ die ihr den naͤchsten laͤstert/ urtheilet und schaͤndet/ und machet andere leute auch also/ die euch hoͤren/ dieweil ihr mich richtet und urtheilet/ so habt ihr euch selber gerichtet und verurtheilet zur ewigen verdammniß/ so solche boßheit nicht bereuet wird/ und nicht mehr gethan. Aber die welche GOttes ehre/ ansehen und die wahrheit mit ihrer seligkeit lieber haben als die welt ꝛc. die werden der wahrheit beyfallen/ und mit sich zur ewigen seligkeit vereinigen ꝛc. Die aber/ welche die wahrheit fliehen/ hassen und verleug- nen/ die haben gewiß die verdammnis in der ewigen finsterniß. NB. Solche N. 92. die sich feindselig gegen mich verhalten und setzen/ die setzen sich wi- der CHristum/ und welche mich verfolgen/ die verfolgen CHristum in den N. 93. seinigen; Denn CHristus spricht: wer die meinen verfolget und boͤses T t t t 3 anthut/ Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Eph. 5. Wer den geringen verachtet/ der laͤstert desselben Schoͤpf- fer/ das mercket. anthut/ der hat meinen augapffel angegriffen/ ꝛc. So sie nun solches an mir thun/ so verrathen sie sich oͤffentlich/ daß sie Unchristen/ und selbst 10. faͤlti- ge teuffels-kinder seind/ dieweil sie solche fuͤr teuffels-kinder halten/ die doch in Christo JEsu niemals vorsetzlich boͤses wider GOtt und den naͤchsten gethan ꝛc. Luc. 11. 52. saget Christus: Wehe euch Schrifftgelehrten/ denn ihr den schluͤssel des er- kaͤntniß habt/ und kom̃t doch nicht hinein/ und wehret denen/ die hinein wollen/ das mercket alle. ♁ Luc. 6. 22. 23. saget CHristus also: Selig seyd ihr/ so euch die men- schen hassen/ und abson- dern/ und schelten euch und verwerffen euren na- men/ als einen boßhaff- tigen um des menschen Sohns willen; desglei- chen thaͤten ihre vaͤtter den Propheten auch; und noch alle solche maul-und heuchel-Christen. vielweniger des teuffels gelebet. Haben sie nun CHristum nicht gescho- net/ da sie sprachen/ er hat den teuffel/ und wo hat er solches gelernet? wir kennen ihn ja wol/ auch wer sein Vater und Mutter ist/ er ist ein Zimmermanns Sohn ꝛc. und will uns lehren? Und ist doch auff keiner hohen schulen gewesen/ wie wir; Da sehet/ wie die welt-kinder thun gegen glaubige kinder GOttes. Phy Satanas, du bist ein luͤgner von anfang der welt gewesen/ du bist der luͤgen N. 95. vater/ und die dir folgen sind deine kinder/ dieweil du nicht in der wahrheit bist bestanden/ so wirstu mit deinen engeln und kindern in der ewigen finsterniß blei- ben muͤssen. Dieweil sie nun so luͤgen durch den teuffel/ und wollen from- N. 96. me in CHristo JEsu beschuldigen mit boͤsen dingen aus teuffelischer blindheit und luͤgen/ und glauben allen ihres gleichen den luͤgenmaͤulern/ die ihnen kund- schafft zubringen muͤssen/ sagen das alsbald fuͤr wahrheit von der cantzel herab/ als wenn es GOTT vom himmel redete ꝛc. Nun thut solches kein wahrer Christ ꝛc. dem andern/ er laͤstert/ schaͤndet/ verfolget/ hasset/ toͤdet den andern nicht ꝛc. Und wanns gleich ein gottloser mensch waͤre/ so koͤnte ein rechter Christ ihm doch nichts boͤses thun/ dieweil er nach CHristi befehl den aͤrgsten feind soll lieben wie seinen besten freund/ und so ihn hungert und duͤrstet/ so soll er ihn speisen und traͤncken; das mercket (Matth. 5. v. 44. da besiehe dich) und wie ihr hier lebet/ also solt ihr auch vor dem allgewaltigen richter-stuhl GOTTES als CHRISTO JESU erscheinen und rechenschafft geben. Aber GOTT / die H. Dreyfaltigkeit/ wolle alle Christlieben- de zur wahrheit fuͤhren/ die solche lieben/ und doch nicht recht begreiffen koͤnnen/ sie verstaͤndigen/ daß es gereiche zu seiner ehre und viel menschen zum gemeinen nutzen ꝛc. NB. Nun hoͤret ferner/ was der hocherleuchtete mann Taule- rus saget vom richten und urtheilen den andern/ so spricht er also: Ach mein lieber bruder ich bitte und ermahne dich freundlich/ daß ja keiner sich unterfange Nosce te ipsum. aus eigener gewalt andere leute zu richten und zu verdammen/ er habe sich dann zuvor selber wol gepruͤffet und gerichtet/ wie CHristus spricht ꝛc. denn es ein sehr jaͤmmerlich ding und schreckliche blindheit/ daß mancher mensch will/ der andere/ der ihn doch nichts angehet/ und auch niemals sein hertze und thun erfahren hat/ soll seines willens und meinung leben/ da er doch sich selbsten mit allen seinẽ kraͤf- ten niemals gnugsam verwahren noch veꝛschaffen koͤnnen/ daß er der worden waͤ- re/ der er billich seyn solte ꝛc. Es soll auch keiner seines naͤchsten fehl und gebrechen zuspitzen moͤgen/ wenn er anders begehret/ daß Gott seine suͤnden nach barmher- tzigkeit uͤbersehen und zudecken solle. Wenn einer auch schon gantz gewiß wuͤ- N. 97. ste/ daß seines naͤchsten worte oder wercke in der that selber gantz unrecht uñ boͤse waͤren/ so soll er doch/ so lieb ihme seine seligkeit ist/ nicht darvon urtheilen und richten; Soll er das nun nicht mit unbedacht thun/ so er schon gewiß weiß/ daß der mensch unrecht waͤre? Vielweniger soll das geschehen/ da er das nicht ge- wiß weiß/ noch wuste ꝛc. Denn wer in diesem fall nach CHristi ordnung recht Das ist allen splitter- richtern gesaget. fahren und handeln will/ der muß am ersten den grossen balcken aus seinem auge ziehen/ ehe er sich unterstehet den geringen splitter aus seines bruders und Neben- Christen auge zu ziehen. Ein jeder gehe in sich selbsten/ und pruͤfe sein eigen wort und wercke/ findet er an sich selber viel suͤnden/ und gottlosigkeit/ warum will er solche an sich lassen hangen/ und sich um andere leute so hart bekuͤmmern/ ohne rechtschaffenes wissen wider das gewissen? Jst aber einer in einem solchen amte/ daß er soll und muß straffen/ so erwarte er des rechten orts und zeit mit rechtem wissen/ daß solches wahr seye/ was man von einem saget/ und solches mit GOttes wort klar erweisen kan/ alsdann richte und straffe er/ doch aus lie- N. 98. NB. Joh. 13. 15. 16. 17. sagt CHristus: Ein bey- spiel habe ich euch gege- ben/ daß ihr thut/ wie ich gethan habe; Warlich/ warlich ich sage euch/ der knecht ist nicht groͤsser denn sein Herꝛ/ noch der Apostel groͤsser dann der ihn gesandt hat; so ihr solches wisset/ selig seyd ihr/ so ihr solches thut. Diese worte gelten mir mehr/ als alle menschen- worte. be und erbarmung/ aus sanfftmuͤthigkeit/ und mit einem holdseligen freundli- chen angesicht/ wie Gregorius darvon lehret/ und nicht mit rach gier/ feindschafft/ dem man sonst nicht gut ist/ und ihm mit weltlicher Obrigkeit zu N. 98. trotzen zufaͤllt ꝛc. Daß solches nicht von CHristo/ oder einigen wahren Apo- steln und Christen ist gelehret worden ꝛc. Muß es also von dem teuffel her- ruͤhren/ weils Christus und die seine nicht gethan haben/ einen zu zwingen mit boßheit und weltlicher Obrigkeit/ die doch selbst mit forcht und zittern muß schaffen/ daß sie seelig werde ꝛc. und deßhalben keine macht uͤber den glau- N. 99. ben hat. Der nun soll einen wissentlichen boͤsen menschen mit sanfftmuth und nicht mit zorn richten/ vielweniger einen der selber thut nach CHristi befehl und lehre; was er thun soll/ darvon schreibet S. Paulus also 2. Tim. 4. 2. Straffe/ trohe/ vermahne/ doch mit aller gedult und lehre. Weiter spricht Jacob 2. Es wird ein unbarmhertzig gericht ergehen uͤber den der nicht barmhertzigkeit gethan hat/ Matth. 7. 2. cap. 12. 7. cap. 9. 13. cap. 6. 6. Wenn ihr das aber wisset/ was das seye/ ich habe wolgefallen an der barmhertzigkeit/ und nicht an dem opffer/ haͤttet ihr die unschuldigen nicht ver- dam- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. N. 100. dammet ꝛc. Vale. Deß dreyeinigen Schoͤpffers staͤts geflissener diener CHristi und meines naͤchsten. N. 101. Jch sage nun danck dem dreyeinigen GOtt/ der mich im Goͤtt-und natuͤrlichen erleuchtet hat. Bittet/ so wird euch gegeben/ suchet/ so werdet ihr finden/ klopffet an/ so wird euch auffgethan: Das mercket alle menschen-kinder. N. 102. PETER MORITZ/ Mystischer Sal Operarius. Geist/ Seele/ Leib. Halleluja/ Halleluja/ Halleluja. Heilig/ Heilig/ Heilig. Lob/ Lob/ Lob/ Dem dreyeinigen GOtt/ dem billig solches heiliges lob zustehet/ Amen. C. M. Andr. Christoph. Schubarts Bedencken uͤber Peter Moritzens Apologie. Eiligst entworffenes bedencken von Peter Moritzens/ Freytags nach dem I. Sonn- tag Trinit. war der 18. Junii, in Conses- su Ministerii, mir uͤberreichten Schmach- Schrifft. Gleich wie aus der Inspection und durch- gehend zu ersehen/ daß Peter Moritz ein rech- ter Ertz- Idiot und grober ungeschliffener Ignorant seye/ der in Teutscher Sprache fast nicht eine zeile orthographicè schreiben/ viel weniger ein wort Latein (dessen er sich doch zu gebrauchen unternommen/ auch Doctor Pe- ter oder den Hall- Doctor nennen laͤsset) zu- sammen setzen kan/ wie alsobald Num. 1. bre- vi Apologia, Num. 16. Meus symbolum, und Num. 19. an Primario zu S. Moritz auswei- set/ also erhellet beym durchlesen/ daß in der un- ordentlichen aus vielen schwaͤrmerisch-verfuͤh- rerischen buͤchern/ sonderlich aber auch aus Precklings Schrifften ohne einigen verstand zusammen geschmierten scartecken und misch- masch zu finden sind I. Abscheuliche schreckliche Schwaͤr- mereyen und grobe irrthuͤmer. Schwaͤrmerisch ist (1) daß Prediger in glau- benssachen weltliche Obrigkeit nicht zu huͤlffe nehmen sollen/ Num. 11. \& Num. 22. Schwaͤrmerisch/ (2) daß er die privat beicht schaͤndlich verlaͤstere/ Num. 25. 75. \& 78. Schwaͤrmerisch/ (3) daß Christus unser se- ligkeit an das sacrament des heiligen Abend- mahls gar nicht gebunden/ Num. 30. 32. 38. 39. Schwaͤrmerisch/ (4) daß er Christi hochheili- ge stifftung reformi ret/ Num. 31. Schwaͤrmerisch/ (5) daß das sacrament seye dem schwachglaͤubigen ein Objectum, dadurch der glaube bey ihm erwecket werde/ Num. 33. Und seye sein zeichen und siegel/ damit er von einem unterschieden wird/ der Christum nicht bekennet/ Num. 34. Schwaͤrmerisch/ (6) ein Christ soll nicht mit Menschen-gesetze genoͤthiget werden/ Num. 54. 58. Schwaͤrmerisch/ (7) daß drey unterschiedene stuͤcke an dem menschen befindlich/ der geist/ seele und leib/ Num. 55. \& 102. Schwaͤrmerisch/ (8) der schluͤssel zur gantzen Bibel und geheimen weißheit Gottes und der natur liege darinnen/ daß wir den menschen vollkoͤmmlich verstehen koͤnnen in- und aus- wendig/ Num. 56. Schwaͤrmerisch/ (9) die Num. 62. angefuͤhr- te und seltsam probir te meynung von der neuen geburt. Schwaͤrmerisch/ (10) daß er den gebrauch des Heiligen Abendmahls unterlassen/ nicht nach seinem/ sondern nach GOTTes willen/ Num. 65. Schwaͤrmerisch/ (11) daß Christus durch ihn etwas werde eroͤffnen und an den tag bringen vielen menschen zum besten/ Numer. 66. \& 67, Schwaͤrmerisch/ (12) daß er die besitzung zeitlicher guͤter uͤber die nothdurfft verwirfft/ Num. 70. \& 77. Schwaͤrmerisch/ (13) daß eine solche blind- heit unter den Christen seye/ als noch nie ge- wesen/ so lange die welt gestanden hat/ Nu- mer. 12. Schwaͤrmerisch/ (14) daß man sich mit nie- mand in rechten und fechten einlassen soll/ Num. 81. Schwaͤrmerisch/ (15) daß er sich zum pruͤf- stein machet/ an welchem wahre Christen sollen probi ret werden/ Num. 85. Schwaͤrmerisch/ (16) daß Prediger die ein- reissenden suͤnden von der cantzel nicht straf- fen solten. Num. 96. Schwaͤrmerisch/ (17) daß niemand von sei- nes naͤchsten gantz unrechten boͤsen worten und wercken urtheilen soll/ ob sie Christlich oder unchristlich seyen/ Num 97. Schwaͤrmerisch/ (18) es ruͤhre vom teuffel her/ wenn Prediger mit der weltlichen Obrig- keit draͤuen/ Num, 98. Schwaͤrmerisch/ (19) daß er sich fast Offen- barungen post Num. 58. in margine uͤber den NB. Offenbarungen ruͤhmet und saget: Wer das geschmaͤcket hat/ der weiß das/ und daß er Num. 101. schreibet: GOTT habe ihn in Goͤttlichen und natuͤrlichen dingen er- leuchtet. II. Eigene Glossen-erklaͤrungen und ver- kehrungen der Schrifft. Als Num. 4. Num. 35. Darum sind so viel krancke und ungesunde im wahren glauben unter euch/ \&c. Num. 58. \& 69. Num. 64. sagt der Idiot, der sich des Bibel-lesens so hoch ruͤhmet/ Maria Magdalena habe das beste theil erwehlet/ Num. 92. Christus sage: Wer die meinen verfolget und boͤses anthut/ der habe seinen Augapffel angegriffen. III. Ver- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. III. Verfaͤngliche reden/ die vorher er zu erklaͤren schuld i g. Als was er Num. 2. durch die Sophiam Christianam Num. 3. durch die wahrheit Got- tes und wahrer Chr i sten/ Num. 12. durch die wahren Aposteln (ob er etwa selber derglei- chen sey) Num. 18. Omne imperfectum esse à Diabolo. Num. 42. daß er mit Christo die ewi- ge seligkeit in seinem verklaͤrten leibe besi- tzen wolle. Num. 57. Was er durch den geschaf- fenen und ungeschaffenen geist/ und dessen vermaͤhlung/ Num. 59. durch das dringen zur neuen geburt/ durch die zwey steine der Gott- heit und menschheit Christi/ Num 60. durch das fuͤrnehmste fundament des Christenthums/ Num. 88. wen er durch seines gleichen ver- stehe? IV. Ungereimte reden. Als Num. 46. Prediger koͤnten keinen rech- ten und wahren menschen leiden/ Num. 35. Un- gesund in wahrem glauben/ Num. 53. Am Sonntage nach Cantate. Num. 73. Das reich GOTTes bestehe nicht in worten und klei- dern/ Num. 74. Gute fruͤchte im leben JEsu Christi sind nicht ohne wahren glauben. V. Eigener stinckender ruhm. Num. 6. 16. 28. 47. 49. 50. 85. seqq. \& 101. VI. Unwahrheiten. Sonderlich Num. 7. da er seinen vel quasi Christlichen bericht von der wahren Gottselig- keit nennete/ da doch weniger dann nichts von der wahren Gottseligkeit darinnen zu finden. Num. 8. saget er/ Er wolle wohl von einem kinde lernen/ da er doch von Christi die- nern in hiesigem Predig-ampt im geringsten nichts lernen wollen/ sondern wie sub lit. A. Quæst. 2. zu befinden/ ihnen oͤffentlich ins an- gesicht gesagt/ es habe sich niemand umb sei- ne seligkeit zu bekuͤmmern/ Num. 21. Jch habe ihn bey der Obrigkeit angegeben/ daß sie ihn zum brauch des heiligen Abendmahls zwingen solte. VII. Bezuͤchtigungen. (1) Der Obrigkeit. Num. 23. Als wolten sie ihn zum glauben zwingen/ Num. 44. Nennet sie Caipham und Herodem, wie er dann auch im Consessu Mi- nisterii sagte/ ob wir ihn mit Caipha und Herode bedraͤuen wolten/ es gehoͤrte nicht vor dieselbigen. (2) Der Prediger insgemein. Num. 10. 12. 15. Num. 36. daß sie um dieb- stahlen beichtpfennigs willen jedermann selig schaͤtzen/ Num. 52. nennet er sie verleumder/ Num. 68. fledermaͤuse uñ nachteulen. Num. 86. daß er mehr auf ihre/ als auf Gottes auctori- taͤt sehen/ Num. 89. daß sie aus licht finsterniß/ und aus finsternis licht machen. (3) Meine wenige Person. Num. 20. 24. sonderlich Num. 27. daß ich ihn am Buß-fest von der cantzel oͤffentlich be- logen/ Num. 53. Jch haͤtte Sonntage Canta- te andere gemeinet/ und mich selber getroffen/ und bin ich zwar ein mensch/ wie ein anderer/ der sich nichts als seiner suͤndlichen schwach- heit ruͤhmen kan/ doch sey ihm trotz geboten/ daß er mich einiger oͤffentlichen groben miß- handlung uͤberfuͤhre. IIX. Offentliche Calumni en. Wieder alle Prediger. Sonderlich Num. 13. Pfui Satan/ Num. 14. 86. 88. 91. Jhr werdet schwaͤrmen am grossen Gerichts-tage Christi Jesu/ Num. 93. Sie errathen sich oͤffentlich/ daß sie Unchri- sten und selbsten zehenfache Teuffels- kinder seynd/ Num. 96. daß sie ihn aus teuf- felischer blindheit beschuldigen/ und allen ihres gleichen Luͤgen-maͤulern glauben. Wieder mich insonderheit. Jndem er mich etliche mahl mit dem pfui Satan angespruͤet/ denn er hat ja besage Num. 19. dieses an mich geschrieben/ und mir auch in die haͤnde gegeben/ Num. 40. Jch haͤt- te nicht aus Christi/ sondern Satans geist geredet/ da ich ihn einen veraͤchter des heiligen Abendmahls genennet/ Num. 98. Jch seye ihme nicht gut. IX. Fuͤhret er auch ungeschickte Probatio- nes an/ sonderlich Num. 99. X. Setzet zu Lutheri worten/ was er nicht geschrieben/ und sich zu seinem beweiß nicht reimet und schicket/ das thut er auch aus dem von ihm so hoch beruͤhmten Taulero. XI. Jst er verbunden sein Christliches voll- kommenes Glaubens-bekaͤntnis/ wor- auf er sich Num. 37. 41. 43. 64. beruffet/ E. E. Hochw. Rath und Ministerio ein- zuhaͤndigen/ damit seine schwaͤrmereyen und greuliche irrthuͤmer noch weiter klar und offenbar werden moͤgen. GOTT bekehre den irrigen und verfuͤhr- ten menschen durch seinen Heiligen Geist/ und helffe/ daß meine hertzliche und treugemeinte aufrichtige vermahnung/ die ich fuͤr der gantzen Gemeine des HErrn am gestrigen II. Sonn- tage nach Trinitatis, da er auf der Orgel ge- standen/ bey ihm angeschlagen sey/ und durch- drungen habe/ daß er nemlich um der hertzli- chen barmhertzigkeit GOTTes und des theu- ren verdienstes JESU Christi willen/ so lieb ihme seine zeitliche/ geistliche und ewige wohl- fahrt sey/ von seinen greulichen irrthuͤmern gaͤntzlich abstehen/ und sich mit mund und hertz zu der allein seligmachenden und himmlischen wahrheit bekehren solle/ so wolte ich ihn als- dann/ so wahr als ich selbsten hoffe selig zu werden/ ihn seiner seligkeit wieder versichern/ Amen. Halle den 21. Junii Anno 1669. M. Andreas Christophorus Schubartus. Registratur. Den 25. Jun. anno 1669. hor. pomeridian. præsent. Herr Rathmeister D. Knorr. Herr Rathmeister Re- del. Herr Worthalter D. Wesner. Herr Cam. Rudloff. Herr Geheimt. Redel. Herr Rathmeister D. Wachsmuth. Herr Vice-Synd. D. Cortrejus. Herr Worthalter D. Seyfart. Herr Geheimt. Muͤhl- beck/ Ego. Nach dem E. E. Hochw. Rath vor noͤthig erachtet/ den irrigen Peter Moritzen durch die Geistlichen nochmahls von seinem irrthum abmah- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. abmahnen zu lassen/ und zu solchem ende den Herrn Superintenden ten/ Herrn D. Gottfried Olearium; den Ober-Priester zu St. Ulrich/ Herrn D. Bertram; den Ober-Priester zu St. Moritzen/ Herrn M. Schubarten/ erfor- dern lassen/ dieselbige auch voritzo erschienen; Als dancket der worthaltende Rathmeister/ Herr D. Friedrich Ernst Knorre denselben freundlich/ daß sie von ihren Ampts-geschaͤff- ten sich abmuͤßigen/ und E. E. Rath in seinen angelegenheiten assisti ren wollen/ es erkennet hochermeldter Rath daraus ihre ruͤhmliche sorgfalt/ so sie fuͤr die geistlichen Gemeinen allhier und eines jeden seel und seligkeit truͤ- gen/ und waͤre nun denenselben ihr weitlaͤuff- tiges anfuͤhren bekant/ in was irrigen Re- ligions-gedancken Peter Moritz begriffen/ und wie er biß anhero wider das Goͤttliche wort/ die Fuͤrstliche Policey-und E. E. Raths Kirchen-ordnung sich des Beichtstuhls und heiligen Nachtmahls uͤber ein jahr geaͤussert/ und was er sonst vor irrige principia im glau- ben haͤtte/ so Herr M. Schubart extrahi rt/ und bey den Act en befindlich waͤren/ dahero noͤthig/ daß er im Christl. glauben ferner angewiesen wuͤrde/ damit das malum nicht weiter einreis- se/ es hat nun E. E. Rath das feste vertrauen in sie gesetzt/ sie wuͤrden ihm hierin beysprin- gen/ und wie die sache am fuͤglichsten zu tracti- ren ihre sentiment eroͤffnen. Es geben zwar so wohl die H. die Schrifft als die Kirchen-ord- nung und Casuist en klare masse/ daß solches zuforderst mit sanfftmuth/ und nicht mit ful- mini ren anzufangen; fides seye ein bonum per- svasibile, und habe der Magistratus keine vim coactivam in Glaubens-sachen. Wenn aber die nachmahlige anmahn-und verwarnung derer Herren Geistlichen zuvor gegangen/ so dann wuͤrde E. E. Rath sicher darbey thun/ was dem Magistratui publico oblaͤge. Herr Superintendens wuͤnschte/ daß Peter Moritz nicht in solchem irrthum steckte/ und weilen die sache von einer wichtigkeit/ baͤten sie/ E. E. Rath wolte ihnen einen abtritt ver- statten/ damit sie sich daruͤber berathen koͤn- ten. Nach genommenem abtritt eroͤffnete er seine und der andern beyden Geistlichen gedancken nachfolgender gestalt: Es erinnerte sich E. E. Rath/ was allbereit vor jahren mit gedach- tem Peter Moritzen vorgegangen/ und wie er so wohl von ihm/ dem Herrn Superintenden- ten und Herrn M. Schubarten in Glaubens- sachen/ als den Herren Medicis in Chymicis examini ret/ und seine principia in beyden irrig befunden/ und ihme von wohlermeldtem E. E. Rath sich der singulari taͤten in Religions-sa- chen zu enthalten/ so wohl auch der Chymi e und Cu ren an diesem orte gaͤntzlich zu aͤussern anbefohlen waͤre/ gestalt er solches stipulata manu dazumahl angelobet haͤtte; wie er aber deme nachgekommen/ gebe die erfahrung/ in deme er allerhand singulari taͤten/ so nicht we- nig aͤrgernis geben/ an sich spuͤren liesse; neu- lich/ wie er sein kind begraben/ habe er keine kraͤntze auf dem sarge dulten wollen/ worvon fol. Actor. --mit mehrerm; das gelaͤute verach- tete/ in jahr und tag seye er nicht zum heiligen Abendmahl kommen; Und ob zwar sein Beicht-Vater ihn durch seine frau und bru- der darzu etliche mahl anmahnen lassen/ ihn auch auf seiner stuben vorgenommen/ und wie solches alles nichts verfangen wollen/ ihn per Custodem zweymahl vor das Collegium Pa- rochiale zu St. Moritz fordern lassen/ seye er doch nicht erschienen/ sondern habe schimpff- liche reden gefuͤhret/ und alles in den wind geschlagen/ letztlich seye er vor das gantze Mi- nisterium gefordert/ woselbst er sich nach Cy- clopi scher art bezeiget/ auch auf keine frage recht antworten wollen/ inmassen die gehalte- ne Registratur fol. Act. --mit mehrerm zeuget. Als nun dieses alles nichts helffen wollen/ ha- be ihn gedachter sein Beicht-vater auf oͤffent- licher cantzel vermahnet/ was solches alles ge- fruchtet/ seye am tage; Er haͤtte sein lebetage viel unbesonnene schwaͤrmerische leute fuͤr sich gehabt/ aber dergleichen nicht. Jn deme nun alle gradus vorgenommen/ sehen sie nichts mehr uͤbrig/ als daß ihme die stadt verboten wuͤrde/ gestalt E. E. Rath vor dieser zeit bey dergleichen exempel/ so er memori ret/ es so ge- halten und angeordnet. Herr M. Schubart muͤsse bekennen/ daß dieser mensch biß dahero ihm viel betruͤbnis in seinem ampte verursachet/ er habe nicht gnug/ daß er vor sich schwaͤrme/ sondern verfuͤhre auch noch andere; Es habe Barthel Heydemeyer/ der juͤngere/ am vergangenen Sonntage/ wie er/ Herr M. Schubart/ Peter Moritzens schwaͤrmerey auf der cantzel in etwas beruͤh- ret/ in der kirchen oͤffentlich gesaget: M. Schu- bart moͤchte sagen/ was er wolle/ Peter Mo- ritz haͤtte doch recht/ solches haͤtte ihm des Schultheisens Meister gesaget/ daß es Hanß Pril/ der aͤltere/ gehoͤret. Herꝛ Rathmeister Knorr/ mit der emigrati- on koͤnte man nicht also fortfahren/ er hielte darfuͤr/ man solte ihn vorjetzo nochmals vor- nehmen auff |die irrige puncten/ und insonder- heit/ warum er in so geraumer zeit nicht zum H. Nachtmahl gekommen/ fragen/ und ihn fein glimpfflich in den irrigen puncten unterweisen. Peter Moritz/ nach dem er herein geruffen/ macht einen solchen eingang: Hier stehe ich im namen der H. Dreyfaltigkeit/ GOtt zu ehren und meinem naͤchsten zu nutz/ und will verneh- men/ was man mit mir machen wolle. Herꝛ Rathmeister Knorr befragte ihn/ war- um er so lange nicht zum H. Nachtmahl gewe- sen? Ille: Thaͤte es nicht aus verachtung/ son- dern haͤtte seine ursachen. Jhm wird gesagt: Er solle solche ursachen andeuten. Ille: Habe sich an dem beichtpfennige geaͤr- gert/ hielte auch nicht noͤthig/ daß man beich- ten muͤsse; solches zu behaupten/ lieset er unter- schiedene Loca aus Herꝛn Lutheri Postille vom papier ab. Jhm wird dargegen von den Herren Geistlichen remonstrir et/ er muͤsse wol nicht verstanden haben/ worvon Herꝛ Lutherus rede/ er rede im angezogenen orte nicht von der pri- vat beichte/ sondern von der ohren-beichte im Pabstthum/ er muͤsse auch einen unterscheid machen unter denen schrifften des Herꝛn Luthe- ri, so er anfangs geschrieben/ wie er allererst aus dem Pabstthum kommen/ und unter denen/ welche er nach der zeit geschrieben; in jenen steck- ten zuweilen irꝛthuͤmer/ so er nachhero in denen letzten schrifften selbst verworffen. A. K. H. Vierter Theil. U u u u Herꝛ Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Herꝛ Rathmeister Knorrfraget weiter/ ob er sich zur Augspurgischen Confession bekenne? Ille, so weit sie mit GOttes wort einig seye/ lies- se sich daran nicht binden/ binde sich an keinen menschen/ sondern an GOttes wort. Jhm wird hierauff weiter aus der H. Schrifft mit dem exempel Davids/ so Nathan gebeichtet/ und andern orten der H. Schrifft dargethan/ daß die privat- beicht und absolu- tion in H. Goͤttlicher Schrifft nicht verworf- fen/ sondern zugelassen. Ille, Solche worte der H. Schrift waͤren ins- gesamt von der gemeinen beichte/ so jeder Christ in der gemeine vor sich thun muͤsse/ und von der absolution, welche der Priester von der cantzel thaͤte/ nicht aber von der ohren-beichte zu verste- hen. Jhm wird remonstriret/ es seye keine ohren- beichte/ ohren-beichte seye im Pabstthum/ da man alle suͤnden specialiter dem Priester erzeh- len muͤssen. Ille, Man moͤchte die suͤnden specialiter erzehlen oder nicht/ so haͤtte doch solche unsere beichte ihren uhrsprung von der Paͤbstischen oh- ren-beichte. Herr M. Schubart nahm die puncte nachein- ander vor/ so er aus Moritzens Apologia fol. Act. — gezogen/ und fragete ihn erstlich/ ob die predigeꝛ in glaubens-sachen weltliche Obrigkeit nicht zu huͤlffe nehmen duͤrfften? Ille: Lutherus habe solches verboten. Hr. M. Schubart, Er wolle einen spruch aus der Bibel sagen/ damit er es behaupten koͤnne. Tacet. er fragt ihn (2) ob er nicht wolle beichten/ wie andere? Ille, Wolle es wol thun/ wenn man nur nicht ein gesetze daraus machen wolte/ er hielte sich an CHristi lehre/ der die beichte nicht an ge- wisse personen/ sondern an die gemeine ge- bunden. Jm wird nochmals remonstriret, daß die beichte der H. Schrifft nicht zu wider/ Davids exempel/ so dem Nathan gebeichtet/ seye klar; Hr. Lutherus rede nur von dem Paͤb- stischen gewissens-zwange. Ille, Das waͤre im Alten Testament/ da David gebeichtet haͤtte/ wir lebeten vor jetzo nicht nach dem Alten/ sondern nach dem Neu- en Testament/ es waͤre ihme nicht nur der beichte halber um sich/ sondern auch um seine nachbaren und andere Christen zuthun/ man- cher wolte gerne zur beichte gehen/ und muͤste es des beicht-pfennigs halber unterlassen. Jhm wird gesagt; Ob er mit wahrheit behaupten koͤnne/ daß ein Priester allhier ihme oder andern jemals einen beicht-pfennig abge- heischet/ es waͤre eines jeden freyer wille/ und ein zeichen der danckbarkeit und neuen gehorsams; wer es nicht thun wolte/ der koͤnte es lassen. Ille, Wenn die Geistliche den beicht-pfennig gleich niemand abforderten/ waͤre es ihnen doch meistens um das geld zu thun. Herr M. Schubart faͤhret fort/ und fraget weiter/ ob nicht Christus unsere seligkeit an das Sacrament des H. Nachtmahls gebunden? Ille, Finde es in GOttes wort nicht. Jhm werden die worte der einsetzung CHri- sti vorgehalten/ und remonstriret, daß er auff solche weise die einsetzunge des HErꝛn CHristi laͤstere. Ille, Er seye ein Christe/ habe seinen freyen willen/ moͤge es brauchen/ so offt er wolle. Jhm wird vorgehalten/ wie er in seiner Apologie setzen koͤnne; er unterlasse den brauch des H. Nachtmahls aus GOttes willen? Ille, So weit er mit der ohren-beichte und beicht-pfennige nicht einig/ unterlasse er es aus GOttes willen/ denn keines haͤtte GOtt gebo- ten/ waͤre ihm vielmehr zu wieder. Er wird ferner befraget: Ob der mensch aus dreyen unterschiedenen stuͤcken/ als geist/ seele und leib bestehe? Affirmat/ und saget weiter/ wenn er das centrum naturæ erkenne/ koͤnne er solche dinge alle wissen/ das destehe in drey stuͤ- cken/ als Sal. Sulphur und Mercurius. Jhm wird dargegen remonstriret/ daß der mensch nur zwey wesentliche stuͤcke habe/ dar- aus er bestehe/ als seele und leib. Worauff er endlich erkennet/ daß der geist kein wesentlich stuͤcke des menschen seye. Er wird weiter befragt: ob es verdammlich seye/ zeitliche guͤter besitzen? Ille, Will solches behaupten mit Lutheri verbis aus der Postill am 2. Sonntag nach Trinitatis. Jhm |wird remonstriret, es rede der Herr Lutherus vom mißbrauch zeitlicher guͤter/ so den reichen mann verdammet/ welcher seines reich- thums halber in suͤnden so sicher gelebet/ und endlich darinnen zur hoͤllen gefahren sey. Ille, Das mache die Priester-beichte/ denn dardurch wuͤrden die menschen so sicher/ in dem sie gedaͤchten/ wenn sie nur dem Priester beich- teten/ waͤre alles gut/ sie moͤchten suͤndigen wie sie wolten. Er wird weiter gefraget: Warum er sich dañ zum pruͤffe-stein anderer Christen mache? Ille, Es koͤnne ihm niemand nachsagen/ daß er wider GOtt und seinen naͤchsten hande- le/ wer ihm nun was thaͤte/ der thaͤte es Christo/ wenn er ein unglaubiger mensch waͤre/ wuͤrden ihn die hiesigen geistlichen schwerlich zum glau- ben bringen/ in dem sie alles mit gewalt thaͤten/ so sie doch mit sanfftmuth thun solten/ sie mach- ten ihn noch viel verkehrter. Jhm wird gesaget: Ob er keine scham truͤge vor der Obrigkeit solche dinge zu sagen? Ille, Es moͤchte die Obrigkeit thun/ was sie wolte/ moͤchte ihm leib und blut nehmen. Er wird weiter gefraget: Ob er offenbarung habe? Ille negat. Warum er dann in solche Apologie gesetzt haͤtte: Wer das geschmaͤcket haͤtte/ der wisse es? Ille, Stehe in GOttes wort. Er wird ferner befraget: Ob er sich zu denen Schrifften der Aposteln bekenne? Resp. Alles was dem Goͤttlichen worte ge- maͤß/ darzu bekenne er sich. Er wird ferner gefraget: Ob er den kleinen und grossen Catechismum Lutheri gelesen/ und ob er sich daran halte? Ille, Wenn es mit der Bibel einig/ er haͤtte es noch nicht examiniret, er hielte sich an die Bibel/ und an Johann Arnds buͤcher. Jhm wird nochmals der beichte halber/ und daß er zum Abendmahl gehen solle/ beweglich zugeredet. Ille, Er seye darwider nicht/ aͤrgere sich aber nur an der ohren-beichte und dem beicht-pfen- ning; Denn CHRISTUS habe nicht gesagt: Gehe erst hin und beichte; der beicht- pfen- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. pfenning seye eine heucheley und schmeicheley/ liesse die beichte endlich noch gelten/ wenn man nur keinen zwang daraus machte. Jhme wird fuͤrgehalten/ es seye nicht allein dem Goͤttlichen worte/ sondern auch der poli- cey und der kirchen-ordnung gemaͤß; Wer nun in der gemeine allhier seyn und bleiben wolle/ der muͤsse sich der obrigkeitlichen ordnungen ge- maͤß bezeigen. Ille, Es moͤchte wol was anderst in solchen ordnungen stehen/ daran koͤnne er sich nicht bin- den lassen. Jhme wird remonstrir et/ es seye ein jeder unterthaner in seinem gewissen verbunden/ sol- chen ordnungen nachzuleben. Ille bestehet auff seiner meinung. Jhm wird befohlen abzutretten. Herr Rathmeister Knorre: Es wuͤrde schwer seyn/ daß er auff den rechten weg gebracht wuͤr- de/ weil er sehr halsstarrig/ dahero zu bedencken/ wie man mit ihme verfahren moͤchte/ man koͤnnte ihme zwar wol andeuten/ wenn er in 14. tagen sich nicht zum beichtstul finden wuͤrde/ daß er so dann die stadt raͤumen solte. Es stuͤnde aber zu besorgen/ daß so dann das Haͤl- lische volck/ so ihm sehr anhinge/ tumultuir en und E. E. Rath bezuͤchtigen moͤchte/ ob haͤtte man mit ihme zu geschwind und wider recht ver- fahren. Herꝛ M. Schubart wuͤnschte/ daß GOtt den verstockten menschen bekehren/ und zu andern gedancken bringen wolte/ bittet/ (1) weil er ihn so wol in der uͤber gebenen vermeinten Apo- logi e/ als auch sonsten sehr gelaͤstert/ E. E. Rath wolle ihm den schutz leisten/ so ihm in sei- ner vocation versprochen waͤre/ und bittet dahe- ro (2) Peter Moritzen entweder in gehorsam zu behalten/ oder auff vorgehende gnugsame caution in arrest in seinem hause haltẽ zu lassen/ bittet (3) daß E. E. Rath ihme vergoͤnnen wolle/ sich der rechts-mittel wider gedachten Moritzen wegen der zugefuͤgten injuri en zu ge- brauchen. Herꝛ Rathmeister Knorr verheisset ihm den gebotenen schutz/ und solte Moritzen den arrest im hause zu halten angekuͤndiget werden/ eine absonderliche action wider ihn an- zustellen/ wuͤrde unnoͤthig seyn/ E. E. Rath wol- te schon ex officio uͤber die injuri en erkennen las- sen. Herr Rathmeister Knorr deutete Peter Mo- ritzen an/ E. E. Rath betruͤbte sich uͤber seine ir- rige wege/ bittet GOtt/ daß er ihm einen an- dern sinn geben wolle/ remonstrir et ihm darne- ben beweglich/ wie hoch er sich an GOtt/ der Obrigkeit/ dem naͤchsten versuͤndige/ er solle sich erklaͤren/ ob er ehesten zum beichtstul sich fin- den wolle? Ille, auff solche weise koͤnne er nicht/ er liesse ihm nicht weisen was wider seinen glauben waͤ- re. Jhme wird nochmals beweglich remonstri- r et/ er seye irrig/ und moͤchte sich bekehren. Ille negat constanter, daß er irrig seye. Er wird nochmals verwarnet von denen irri- gen gedancken abzustehen/ oder zu gewarten/ daß aus Obrigkeitlichem amte mit allem ernste wider ihn verfahren werden solle. Ille, So stuͤnde so viel auff dem punct/ daß GOtt ehesten wo nicht durch ihn/ doch durch andere was thun wuͤrde/ das man wol fuͤhlen wuͤrde; Es solle ihm eine freude seyn um der wahrheit GOttes willen zu leyden. Jhm wird befohlen abzutretten/ und von E. E. Rath geschlossen/ ihn im gehorsam zu behal- ten/ zumaln auch besorglich/ daß wenn er her- unter gelassen wuͤrde/ er einige des Haͤllischen volcks an sich zu ziehen und noch mehr verfuͤh- ren moͤchte/ gaͤbe doch zum wenigsten einen schrecken/ daß kuͤnfftig andere nicht leicht auff seine seite treten wuͤrden. Ille, wird nach angedeutetem gehorsam ziemlich kleinmuͤthig/ bittet ihn herunter zu las- sen/ weil ihm sonst an seinen sachen grosser scha- de geschehe/ er wird aber seines vorwendens ungeachtet in gehorsam behalten. Johann Zacharias Bierck. NP. \& Actuarius in fidem subscr. Registratur Caͤmmerey den 28. Junii, præsent. Herꝛ Rathmeister Knorr/ Herr Rathmei- ster Wachsmuth/ Herr D. Cortrejus, Herr D. Wiesener/ Herr Geheimter Redel. Rathmeister D. Knorr haͤlt Peter Moritzen fuͤr/ es seye ihme neulich gnugsam remonstri- r et/ was er fuͤr irrthuͤmer habe/ es seye besser/ er halte sich zu dem glauben/ darzu sich andere glaubige bekennen/ und finde sich fordersamst zum beichtstul und heiligen Abendmahl ein/ die hindernissen/ so er vorschuͤtzte/ waͤren von keiner wuͤrde/ des beicht-pfennings halber wird ihm ex charitate proximi latè remonstrir et/ daß dardurch nichts suͤndliches begangen wer- de/ zumalen es kein gezwungen werck/ sondern ein gratuitum. Jhm wird ferner beweglich sub periculo salutis civilis \& æternæ zugeredet/ abzustehen von solchem irꝛthum/ und sich um die Theologi e weiter/ denn ihme zu seinem Christenthum noͤthig/ unbekuͤmmert zu lassen/ auch auff die verfaste artickul sein bekaͤntniß zu thun/ nicht nur mit dem munde/ sondern wie ers erst von hertzen meine/ denn er durch die heu- cheley nicht die Obrigkeit allein/ sondern GOtt/ und sich selbst betruͤge. Ille, erklaͤret sich/ hinfuͤro in der Theologi e sich weiter nicht/ dann sein Christenthum er- fordere/ um keine scrupulo se dinge zu bekuͤm- mern/ auch auff die verfaste articul die reine wahrheit/ wie er sie im hertzen haͤtte/ auszusa- gen/ es seye aber zu betauren/ wie die Geistliche mit ihm umgehen/ nemlich wie ihme sein kind kranck gelegen/ und er dem Priester 6. pfenning geschicket fuͤr dasselbige zu bitten/ haͤtten sie sol- che wieder zuruͤck gegeben/ und ehe nicht bitten wollen/ biß er ihnen einen groschen geschicket; So muͤste man auch viele unnoͤthige kosten auffwenden/ als wenn unzeitige kinder zur welt kommen/ die muͤsten mit grossen Ceremo- nien begraben/ und viele unkosten darauff ge- wendet werden/ und was dergleichen dinge mehr waͤrẽ. Jhm wurde auff das letztere geant- wortet/ daß solches nicht in arbitrio der Prie- ster/ sondern in der verordnung der Obrigkeit bestuͤnde/ dahero den Priestern hierunter nichts beyzumessen/ es wuͤrde auch niemand gebeten ein mehreres auffzuwenden/ dann sein zu- stand leyden wolte/ woran E. E. Rath/ wann es geschehe/ selbst einen mißfallen truͤge. Johann Zacharias Bierck NP. Et Actuarius in fidem subs. A. K. H. Vierter Theil. U u u u 2 Peter Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Peter Moritzens aussage auff arricu ln. Articu l daruͤber Peter Moritz Mystischer Sal. Operarius zu befragen. 1. Ob er sich zu der wahren Evangelischen insgemein genannten Lutherischen Religion bekenne? Ja. 2 Ob er glaube und darfuͤr halte/ daß er dar- innen selig werden koͤnne? Warum nicht? 3. Ob er wisse/ woraus dieselbige zu fassen und zu erlernen? Daß man GOttes wort fleißig hoͤre/ und sich an die Sacramenta halte wie es billig und recht. 4. Ob er den kleinen und grossen Catechi- smum Lutheri gelesen? Ja. 5. Ob er die drey Haupt- Symbola, als das Apostolische/ Nicaͤnische und Athanasische ge- lesen? Ja/ er haͤtte sie gelesen/ und hielte sie vor gut. 6. Ob er die Augspurgische Confession gelesen? Ja/ er haͤtte sie gelesen. 7. Ob er darfuͤr hielte/ daß was in den ob- angezogenen Catechismis, Symbolis und Augspurgischer Confession enthalten/ den Schrifften der Propheten und Aposteln ge- maͤß seye? Das hielte er alles darfuͤr. 8. Warum er darvon in einem und anderm puncte in seiner Herꝛn M. Schubart en uͤberreich- ten Apologie abgewichen? Solche puncte muͤsten benennet werden. 9. Ob er nicht glaube und darfuͤr halte/ daß das Sacrament des H. Nachtmahls von dem HErꝛn CHristo als ein mittel der seligkeit eingesetzet? Weil es CHristus eingesetzet/ muͤsse es auch ein mittel zur seligkeit seyn. 10. Wormit er solches aus der H. Schrifft beweisen wolle? Weil es CHristus eingesetzt und geboten/ es nicht zu unterlassen. 11. Warum er dann in seiner Apologie Num. 30. gesetzet habe/ CHristus habe unsere seligkeit an das Sacrament des H. Nacht- mals nicht gebunden? Weil man es nicht alle tage haben koͤnte/ und dennoch alle tage sterblich/ so habe CHristus auch die seligkeit nicht daran gebunden/ es solle es aber niemand hin- tan setzen/ sondern so offt mans gebrau- chen koͤnne/ so offt solle man es im leben gebrauchen/ zu CHristi gedaͤchtniß und staͤrckung seines glaubens. 12. Ob er nicht glaube/ daß derjenige/ so zum H. Nachtmahl gehet/ einen festen glauben zu GOtt haben muͤsse? Den muͤsse er haben; wenn er den nicht habe/ so brauche ers zu seiner verdam̃niß. 13. Warum er dann in seiner Apologie Num. 33. gesetzet habe/ das Sacramentum seye ein ob jectum derer schwachglaubigen/ dar- durch der glaube in ihnen erst erwecket werde? Er verstuͤnde das medium oder ein mittel. 14. Ob er nicht darfuͤr halte/ daß man vor empfahung des H. Nachtmahls dem Priester seine suͤnden beichten und bekennen muͤsse? Es seye nicht von GOtt geboten/ daß man es thun soll/ weil es aber in der kirchen eingefuͤhret/ so hielte er es darfuͤr/ daß mans thun solte; Lutherus haͤtte meistens dardurch auff den unterricht der jugend gesehen. Er hoͤre GOttes wort. 15. Warum und aus was ursachen er es nicht darfuͤr hielte? Cessat. 16. Ob er glaube/ daß er ein armer suͤndet sey? Er seye ein suͤnder/ und mangele des ruhms/ den er vor GOtt haben soll. 17. Ob er nicht seiner suͤnden halber angst im gewissen empfinde? Da waͤre er staͤts damit beladen/ muͤste auch mit forcht und zittern staͤts schaffen/ daß er selig werde. 18. Ob er nicht darfuͤr hielte/ daß er durch das mittel der privat- beichte und Priesterlichen absolution von solcher suͤnden-last befreyet werden koͤnne? Wenn er an das wort glaube/ das ihm der diener GOTTes sage/ immassen er dar- an glauben muͤsse/ so koͤnne er freylich dar- durch von seiner suͤnden-last befreyet wer- den. 19. Warum er sich dann in jahr und tag nicht zum beicht-stul und H. Abendmahl ein- gefunden? Die ursache seye das aͤrgerniß wegen des beicht-pfenniges/ und wie ihm neulich sein kind kranck gewesen/ habe er den geist- lichen 6. pf. geschicket/ fuͤr solches zu bitten/ so sie ihm aber wieder zuruͤck geschicket/ und 1. gr. abfordern lassen. 20. Ob er nicht der meinung seye/ daß ein Christ in seinem gewissen verbunden seye/ die gesetze der Obrigkeit und kirchen-ordnung/ so GOttes wort nicht zuwider/ zu halten. Wenn sie GOTTes wort nicht zuwider/ muͤsse sie ein jeder Christ halten/ so lange er in der welt seye. 21. Ob er dann aus H. Schrifft behaupten koͤnne/ daß derjenige punct der policey und hie- siger stadt kirchen-ordnung/ darinnen die pri- vat-beichte geboten/ GOtt und seinem worte zuwider seye? Es seye ihme nicht zuwider. 22. Aus was ursachen er in seiner Apologi e p. 65. gesetzet/ er unterlasse den gebrauch des H. Nachtmahls aus GOttes willen? So weit unterlasse ers aus GOttes willen/ weil die menschen mit dem beichtpfenning gefaͤsselt/ und die gewissen darmit irre ge- machet werden/ indem sie ihre hertzen oͤff- ters mehr auff den beichtpfenning/ als auff die andacht richten. 23. Ob er darfuͤr hielte/ daß es unrecht seye/ wann einer/ so sich zum Evangelischen glauben bekennet/ von der Obrigkeit angehalten werde/ daß er sich in seinem leben und wandel wie an- dere Christen bezeige/ und sich zum beicht-stul und H. Nachtmahl halten muͤsse? Nein/ da seye er niemals darwider gewesen/ duͤrffte auch darvon nicht viele worte ma- chen. 24. War- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. 24. Warum er dann solches in seiner Apo- logi e num. 9. 10. 11. 12. seqq. gesetzet. Er verstehe solches von dem glauben/ wenn einer darinnen irrig waͤre/ den koͤnte die Obrigkeit zum rechten glauben nicht zwingen. 25. Ob er darfuͤr hielte/ daß wahr seye/ was in seiner Apologi e num. 55. \& 102. gesetzet/ daß drey unterschiedliche stuͤcke an dem menschen be- findlich der geist/ leib und seele? Der natuͤrliche mensch bestuͤnde nur in leib und seele/ und wuͤrde fleisch genennet/ aber der geist GOTTes triebe die men- schen zum guten/ waͤre aber kein wesent- lich stuͤcke des menschen/ immassen er in den Tuͤrcken/ Heiden und boͤsen Christen nicht zu finden. 26. Ob er erkenne/ daß diejenige meinun- gen/ so in solcher Apologie begriffen/ irrig und verdammlich seyen? Wenn sie so waͤren/ wie sie ihme gedeutet werden wolten/ hielte er sie vor irrig und verdammlich. 27. Ob er seine meinungen/ so er in solcher Apologie angefuͤhret/ aͤndern und wiederruffen wolle? Wenn sie falsch waͤren/ und also beschaffen/ wie sie gedeutet wuͤrden/ so wolte er sie wiederruffen/ sie waͤren aber nicht so. 28. Ob er darbey/ was er jetzo in glaubens- sachen ausgeredet/ standhafftig und feste biß an sein ende verharren wolle? Ja/ das hoffe er/ und haͤtte den vorsatz. 29. Ob er sich forderlichst zum beicht-stul und H. Nachtmahl einfinden; und wie bald er solches thun wolle? So bald ihn seine andacht darzu bewegen wuͤrde. 30. Ob er auch HErrn M. Schubart en fer- ner als seinen Beicht-Vater halten/ und ihme alle gebuͤhrende liebe und ehre bezeigen wolle? Daß wuͤste er nicht/ denn der mensch waͤre ihm so feind/ koͤnte auch seine affect en nicht lassen/ dahero er keine wahre zuver- sicht zu ihme haben koͤnte/ er wolle lieber zu Herꝛn M. Benckerten oder zu einem andern gehen. 31. Ob er sich darum nicht mit ihme versoͤh- nen wolle? Er wolle sich wol mit ihme versoͤhnen/ ihme verzeihen/ aber kein hertze koͤnne er zu ihme tragen. Registratura. Fernere aussage Peter Moritzens. Jhm wird beweglichen zugeredet/ sich von grund seines hertzens zu bekehren/ damit er sich nicht um seine zeitliche und ewige wohl- fahrt bringen moͤge; Es haͤtte sein Beicht- Vater/ Herr M. Schubart/ gnugsame ursa- chen gehabt/ ihn auf der cantzel zur busse zu vermahnen/ es braͤchte solches sein ampt mit sich/ und wer ein wahrer rechtschaffener Chri- ste seye/ der koͤnne ihme solches nicht verar- gen/ mit den Geistlichen muͤsse er sich anderst begehen/ sonst koͤnte er weder an diesem/ noch anderm Evangelischem orte gedultet werden/ wendete er sich gleich von hier weg/ so wuͤrde es doch an andern orten kund und offenbar; wendete er sich zu denen Catholischen/ litte er gefahr an seiner seelen/ und koͤnne also nicht anderst seyn/ er muͤsse sich gegen die Geistlichen anderst bezeigen/ wenn er sonst in der welt leben und fortkommen wolte; dahero E. E. Rath/ welcher an seinem verderben keinen wohlgefallen haͤtte/ ihn nochmahls treulich warnete/ sich wohl zu begreiffen und zu erken- nen/ wie er sich an GOTT versuͤndiget/ sei- nen naͤchsten und insonderheit seinen Beicht- Vater beleidiget/ dem muͤsse ers oͤffentlich ab- bitten/ und sich hinfuͤro solches scrupuli rens in Glaubens-sachen gaͤntzlich enthalten/ wei- len man wohl spuͤrete/ daß er des verstandes nicht seye/ in der Theologi e sich weitlaͤufftig umzuthun. Ille, wenn er im glauben irrig waͤre/ wuͤr- de er durch die procedu ren/ so die Geistlichen allhier mit ihme fuͤrnehmen/ mehr geaͤrgert als gestaͤrcket. Registratura. Caͤmmerey den 29. Jun. hor. antemer. præsent. Herr Rathmeister Knorre/ Herr Rathmei- ster Wachsmuth/ Herr D. Cortrejus, Herr D. Wesener/ Herr Geheimder Redel. Herr Rathmeister D. Knorre referi ret Herrn M. Schubarten/ was gestrigen tages mit Pe- ter Moritzen fuͤrgelauffen/ wie er uͤber gewis- se Articul befraget/ was er darauf geantwor- tet; und wie beweglich er vermahnet/ von sei- nen irrthuͤmern abzustehen/ und sich mit ihme/ als seinem Beicht-Vater zu versoͤhnen/ ihme abzubitten/ und sich zu bezeigen/ wie ein ande- rer Christ/ und was er dargegen zu seiner ent- schuldigung angefuͤhret/ wie hart er in publi- cis Concionibus angegriffen/ und dahero kuͤnff- tig lieber einen andern Beicht-Vater erweh- len wolte/ worbey er auch/ aller gegen- remon- stration ungeachtet/ bestanden; dahero E. E. Rath dem Herrn Magistro zu erwegen gaͤ- be/ ob nicht ein expediens hierunter zu treffen waͤre/ und ob der Herr Magister ihn aus freyen willen erlassen wolte. Herr M. Schubart/ er befinde/ daß er noch in ein-und andern stuͤcken irrig/ bittet um Commu- nication derer Articul n und aussage/ damit er mit denen andern Herren des Ministerii sich hiervon unterreden koͤnne; Er bezeugete mit Gott/ daß er ihn dreymahldurch seine Frau und Schwaͤger ermahnen lassen/ sich zum Beicht-stuhl und Nachtmahl einzufin- den. Endlich seye der Custos auf seiner Frauen selbst-eigenes begehren zu ihme geschi- cket worden; daß sie einen groschen von ihme begehret/ vor sein kranckes kind zu bitten/ seye wieder die wahrheit/ sie haͤtten mit den din- gen nichts zu schicken/ sondern der Custos; bittet/ E. E. Rath wolle| solchen daruͤber zu re- de setzen/ und nach befinden es ihme ernstlich verweisen. Jm uͤbrigen wolle er unterdienst- lich gebeten haben/ ihn bey seinem ampte zu schuͤtzen; die Kirchen-ordnung liesse ihme zwar fol. 39. einige mutation zu/ es ruͤhreten aber Moritzens ursachen nur bloß aus privat-affecten her/ und er liesse ihn durchaus nicht/ er haͤtte ihme denn zuvor andere ursachen gezeiget; bittet/ E. E. Rath wolle die Acten nach rechtlichem er- kaͤntnis verschicken/ so ihme auch verheissen. U u u u 3 Hier- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Hierauf wurde von E. E. Rath geschlos- sen/ vor verschickung der Acten Peter Mo- ritzen uͤber gewisse Articu l wegen der schmaͤh- worte/ so er wieder E Ehrw. Ministerium all- hier/ und Herrn M. Schubarten insonderheit/ in der also genannten Apologi e angefuͤhret/ zu vernehmen. Joh. Zach. Birck/ N. P. \& Actua- rius in fidem subscr. Fernere aussage Peter Moritzens auf Articu l. Actum in der Caͤmmerey den 29. Junii fol. 40. 1669. horis pomeridianis. Præs. Herr Rathmeister Knorr/ Wachs- muth/ Syndicus D. Adamus Cortrejus, Herr D. Wiesener/ Herr Geheimder Redel. Herr Rathmeister D. Knorr traͤgt Peter Moritzen vor/ wie er so wohl in seiner Apolo- logi e/ als sonsten/ die Herren Geistlichen sehr injuri rt/ woruͤber er jetzt vorgenommen wor- den/ und deutliche antwort zu geben ermahnet seyn solte/ gestalt ihme denn deswegen seine A- pologi e à fol. Act. 9. usque 19. zu recognosci- ren vorgeleget/ welche er dann/ daß es seine ei- gene hand/ agnosci ret. 1. Warum er die Geistlichen allhier mit dem Satan verglichen? Wie koͤnte er die mit dem Satan verglei- chen/ das koͤnte ja kein Heyde thun. 2. Wen er dann unter den worten ver- stuͤnde/ wenn er in seiner Apologi e num. 11. 12. und 13. setze/ es waͤren jetzo solche Juͤnger und Apostel/ die ihre macht nicht mit GOTT es Geist und krafft bekraͤfftigten/ sondern neh- men weltliche Obrigkeit in Glaubens-sachen zu huͤlffe wieder Christum und dessen wahre Juͤnger und Apostel/ und daß sie solche men- schen/ die nicht gantz und gar gesinnet seyn/ wie sie/ alsdann zwingen/ daß sie glauben sol- len/ was sie sagen und setzen allein? Wen koͤnte er da gemeinet haben/ da haͤtte er keinen rechtschaffenen diener GOT- tes gemeinet/ der sich mit lehren und worten auch guten Christlichen exem- peln gegen seinen naͤchsten bezeiget. 3. Ob er dann nicht Herrn M. Schubar- ten und alle Geistliche des Ministerii allhier vor solche diener Christi hielte? Ja/ auf solche weise hielte er sie dafuͤr/ wenn sie wuͤrden sich erzeigen/ wie rechte die- ner GOttes gegen ihren naͤchsten sich erzeigen sollen/ und nicht mit solcher ty- ranney/ wie mit ihme umgegangen wuͤrde/ verfuͤhren. 4. Worinnen sie sich dann nicht als diener Christi bezeigten/ und der Christlichen Ge- meine mit guten exempeln nicht fuͤrgiengen? Darinnen/ daß sie sich anjetzo an seiner ein- falt und geringen person aͤrgerten/ und daß sie ihm mit keinem gutem exempel vor-und mit ihme/ gleich einem Tuͤr- cken/ umgiengen. 5. Worinnen solche tyranney bestehe? Darinnen/ daß sie ihn aus freyen stuͤcken haͤtten angefasset/ und ihme sagen lassen/ wenn er sich in der und der zeit zum hei- ligen Nachtmahl nicht finden wuͤrde/ haͤtten sie allbereit alhier zu Rathhause einen rath geschlossen/ wie mit ihme ver- fahren werden solt/ und daß Herr M. Schubart an demselbigen Sonntage/ da er sich nicht zum heiligen Abendmahl ge- funden/ ihn auf der cantzel gelaͤstert/ und ein Teuffels-kind geheissen/ und wohl nicht einmahl/ sondern mehrmahl/ wie die gantze Gemeine bezeugen koͤnne. 6. Wohin/ und auf wen er mit den worten: Pfuy Satan/ eigentlich ziehle? Auf keine gewisse person/ wer aber ihn auf solche weise/ wie er in vorigen Articul n gesaget/ so fassete/ den haͤtet er gemeinet. 7. Dieweil er im vorigen Articu l Herrn M. Schubarten also beschrieben/ muͤsse er ja nothwendig unter dem Satan ihn verstanden haben? Deswegen bliebe Herr M. Schubart nicht ein Satan; da er sichs aber anmassete/ koͤnte er nicht darfuͤr. 8. Warum er die Geistlichen Schwaͤrmer geheissen? Das haͤtte er niemahlen gethan. 9. Zu was ende er dann Num. 14. 86. 88. 91. gesetzet/ ihr werdet schwaͤrmen am grossen Gerichts-tage JEsu Christi? Ja/ wer das thaͤte/ und ohne ursache wieder ihn so schwaͤrmete/ der moͤchte sichs anmassen. 10. Ob dann das Herꝛ M. Schubart ge- than? Das haͤtte er gethan zuvor etlichemal. 11. Warum er die Priester teuffels-kinder geheissen? Das haͤtte er niemals gethan. 12. Auff wen er dann mit den worten ziehle/ wenn er Num. 39. setze; sie verrathen sich offent- lich/ daß sie unchristen/ und selbst zehenfache teuffels-kinder seyen? Ja/ wer ihn erstlich vor einen solchen hielte/ von dem man doch noch nicht wuͤste/ was sein wesen waͤre/ den verstuͤnde er darun- ter. 13. Ob wahr seye/ und er bestaͤndig darbey bleibe/ daß das Ministerinm allhier ihn aus teuffelischer blindheit beschuldiget/ und allen ih- res gleichen luͤgen-maͤulern glaubten? Wer diese dinge an ihme thaͤte/ wie jetzo ge- than wuͤrde/ und allen leuten und weibern glaubte/ die solche dinge vorbraͤchten/ da er doch koͤnte nicht beschuldigt wer- den mit solchen dingen 14. Ob dann die geistliche allhier solche din- ge gethan? Auff solche weise/ daß sie es noch ausuͤbten/ wenn sie es noch nicht gethan. 15. Ob er nicht unter den worten: pfuy Sat- an/ Herꝛn M. Schubart en insonderheit verstan- den? Nein. 16. Ob Herꝛ M. Schubart aus des satans/ und nicht Christi geiste geredet/ wie er ihn einen veraͤchter des H. Abendmahls geheissen? Ja/ wenn es wahr waͤre/ daß er es verachtet|/ so haͤtte Herꝛ M. Schubart recht geredet. 17. Ob er dann darfuͤr hielte/ daß er kein ver- aͤchter des H. Nachtmals seye/ und daß dahe- ro Herr M. Schubart nicht aus GOttes geist geredet? Da Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Da man einen mit solchen dingen beschul- diget/ das doch nicht waͤre/ massen er es dann niemals verachtet/ so muͤste es so ge- deutet werden. fol. 43. 18. Warum er Herrn M. Schubart en Num. 27. in marg. beygemessen/ daß er ihn am Buß- tage den 11. Junii oͤffentlich von der cantzel be- logen haͤtte? Darum/ daß er ihn mit solchen dingen be- schuldiget/ die ihm weder ins hertze noch mund kommen. 19. Ob Herꝛ M. Schubart am Sonntage Cantate andere gestraffet/ und sich selbst getrof- fen/ und worinnen solches geschehen? Damit/ daß er hat angezeiget/ wie man mit einem Christen umginge/ und mit ihm hause/ und solches an ihme jetzo geschehe. 20. Ob die Geistlichen allhier/ und inson- derheit Herꝛ M. Schubart des beicht-pfennings halber jedermann selig schaͤtzen? Da meinet er nicht/ daß sie sie selig schaͤtzen/ sondern er verstuͤnde darunter/ daß der ge- meinemann seiner gewohnheit nach ohne wahre reue und busse hinlieffe. 21. Ob M. Schubart ihn als ein teuffels- banner auff oͤffentlicher cantzel gelaͤstert? Da wuͤste er nichts darvon. Quæritur: Ob er solches nicht vor dem gan- tzen Ministerio bey dem 14. articul gesaget? Resp. Davon wuͤste er nicht. Jhme wird vorgeleget ad recognoscendum des saͤmtlichen Ministerii eingebrachter bericht: Resp. Sie moͤchten ihme wol was anderes schuld geben; es haͤtte der HErꝛ Superintendent und die andern ihn unterschiedliche mal beym examine ein teuffels-kind geheissen/ und fast verschelmet/ daß er wuͤnschen moͤchte/ daß einer beym examine gewesen/ der es registrirt, wie sie ihn mit injuri en tractiret, er wolte es GOt- tes gerichte befehlen. ꝛc. fol. 44. H. Rathmeister/ D. Knorre deutet ihme an/ es haͤtte zwar E. E. Rath gestrigen tages ver- heissen/ ihn heute auff gewisse conditiones aus dem gehorsam zu lassen/ nach dem aber die Hn. Geistlichen anderweit sich uͤber ihn beschwe- ret/ und ihrer beleidigung halber durchaus sa- tisfaction haben wolten/ koͤnte E. E. Rath die dimission anderst nicht willigen/ dann daß er sich durch buͤrgschafft ver obligirte jederzeit zu stellen/ und biß zu austrag der sachen in seinem hause zu halten/ niemand von der bruͤderschafft im thal/ noch sonst/ an sich zuziehen/ oder de- nenselben seine irrungen beyzubringen ꝛc. Erstes Urtheil wider Peter Moritzen. Auff das P. T. Als ihr uns verfaste inqui- sitional articul, darauff Peter Moritzens ge- thane antwort/ auch was Herꝛ M. Andr. Christoph Schubart benebst dem gesamten Mi- nisterio eures ortes wieder ermelten Moritz/ und dieser unter dem namen einer Apologie eingege- ben/ samt andern Registratur en und einer frage zugeschicket/ und euch des rechtens dar- uͤber zu lehren gebeten habt. Demnach sprechen wir Churfuͤrstl. Saͤchs. Schoͤppen zu Leiptzig darauff vor recht: Hat Peter Moritz eine zeit hero alles ermahnens un- geachtet sich zu dem beicht-stuhl und H. Abend- mahl nicht finden wollen/ auch als er dessent- wegen endlich von einem gesam̃ten E. Ministe- rio euers orths vernommen worden/ denensel- ben gantz trotzig/ wiederspenstig und unbe- scheiden begegnet/ und sich darbey viel aͤrgerlich schwaͤrmerischer und wider GOttes wort und die articul der ungeaͤnderten A. C. lauffender reden verlauten lassen/ auch eine schrifft/ so er brevi Apologia tituli ret/ uͤbergeben/ darinnen er Ehrw. M. Andr. Christoph Schubart/ und die uͤbrigen des Ministerii groͤblich ange- griffen/ der oͤrter der H. Schrifft mißbrauchet/ und denenselben einen andern und falschen ver- stand angedichtet/ auch sonst viel irrige/ schwaͤr- merische und aͤrgerliche dancken und meinun- gen gefuͤhret/ und mit ungleicher und verkehr- ter deutung der H. Schrifft zu behaubten ge- suchet; hernach aber bey seiner auff die inqui- sitional articul gethanen antwort sich seiner ge- habten irrungen in glaubens-sachen meisten- theils begeben/ und reine erklaͤrung/ so denen ar- ticuln der wahren Evangelischen religion nicht allerdings ungemaͤß/ gethan/ auch sich mit Ehrw. M. Schubart en wiederum zuversoͤhnen/ und bey demselben zur beichte zu gehen/ erboten/ nach mehrerm inhalt der uͤberschickten act en und euer frage. So ist Peter Moritz Ehrw. M. Schubar- ten/ wie auch dem gesamten Ehrw. Ministerio eures ortes eine Christliche abbitte und erklaͤ- rung zu thun schuldig/ und wird hieruͤber 14. tage mit gefaͤngniß gestraffet/ und zu erstat- tung der unkosten auff vorhergehende liquida- tion und richterliche ermaͤßigung angehalten/ ihme auch mit ernst von euch mit zuziehung des Ministerii angedeutet/ sich kuͤnfftig in seinem Christenthum GOttes und der Obrigkeit ord- nung gemaͤß/ ingleichem gegen das Ministeri- um und seinen Beicht-vater bescheidentlich und ehrerbietig zu bezeigen/ und fuͤr derglei- chen schwaͤrmerischen/ unchristlichen und aͤr- gerlichen reden und schrifften zu huͤten/ damit wiedrigen falls etwas aͤrgeres wider ihn nicht erkannt werden moͤge/ V. R. W. Publ. 14. Jul. hor. 10. Schoͤppen zu Leiptzig. Registratura. Caͤmmerey den 14. Julii. fol. 48. Præs. Herꝛ Rathmeister D. Knorr/ Wachs- muth/ Syndicus Cortrejus, Herꝛ Wort- halter D. Wiesener/ Herꝛ worthalter D. Seyfarth/ Herr Caͤmmerer Rudloff/ Herr Geheimter Muͤhlbeck/ Herr Ge- heimter Redel. Nachdem in dem eingelangtem urtheil zu Leiptzig unter andern erkannt worden/ daß Pe- ter Moritz so wol Ehrn M. Schubarten/ als dem gesamten Ehrw. Ministerio eine Christli- che abbitte und erklaͤrung thun solte ꝛc. Als hat E. E. Rath den Superintendent en Herꝛn D. Olearium, den Ober-Pfarrer zu St. Ulrich Herrn D. Bertrammen/ und Ober-Pfarrern zu St. Moritzen Herꝛn M. Schubarten erfor- dern lassen; denen traͤgt Herꝛ Rathmeister D. Knorre vor/ es seye bekannt/ was biß anhero mit Peter Moritzen vorgangen/ und wie er nicht allein uͤber 31. articul seiner Religion/ als auch der ausgegossenen injuri en halber uͤber 31. articul vernommen/ die Acta darauff nach rechtlicher erkaͤntniß geschickt/ und aus dem Churfuͤrstl. Saͤchs. Schoͤppenstul zu Leiptzig ein Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. ein urtheil eingeholet worden/ eroͤffnete teno- rem sententiæ, und ob zwar in dem urtheil er- kannt/ daß dem gantzen Ministerio eine abbitte schehen solte/ hielte doch E. E. Rath solches unnoͤthig/ und vor sufficient, wenn die abbit- te dem Herꝛn Superintendent en und den Ober- Pfarrern geschehe/ die verwarnung seye also einzurichten/ daß solche so wol von Herrn M. Schubarten/ als dem Ministerio geschehe/ die bestraffung gehoͤre fuͤr E. E. Rath/ welcher dasjenige/ was seines amts/ hierinnen schon beobachten wuͤrde. fol. 49. Herr D. Olearius wuͤnsche von hertzen/ daß wie E. E. Rath im vorigen und diesem Seculo das lob gehabt/ daß er uͤber die wahre selig- machende Religion steiff und fest gehalten/ also auch hinfuͤro solch lob in ewigkeit continuir en moͤge/ koͤnnten bey dem eingelangten urtheil unerinnert nicht lassen/ daß die Herren Schoͤp- pen den punctum deprecationis uͤbergangen/ dennoch seye gleichwol am tage/ daß Peter Moritz die gemeine sehr geaͤrgert/ bittet E. E. Rath wolle auch hierinnen gebuͤhrende ord- nung machen/ und weiln gleichwol Herrn ur- theils-fasser seine gethane Confession nicht al- lerdings gebilliget/ sondern ausdruͤcklich gese- tzet/ daß er seiner gehabten irrungen in glau- bens-sachen sich meistentheils begeben/ so waͤre Peter Moritz anzuhalten/ daß er auch die uͤbri- gen errores revocir en/ und da er sich zu der ab- bitte nicht verstehen wolte/ die stadt raumen muͤste. Herr M. Schubart urgir et gleichfals die de- precationem publicam, stellet das gegebene aͤr- gerniß fuͤr/ und wuͤnschet/ daß E. Ehrw. Mini- sterum dazumal ante transmissionem uͤber Pe- ter Moritzens gethane Confession auch ver- nommen waͤre/ conformir et sich/ im uͤbrigen mit dem Herrn Superint. Herr Rathmeister D. Knorr/ E. E. moͤchte seines ortes wuͤnschen/ daß/ wie E. E. Ministe- rium Peter Moritzen die vorhaltung in des fol. 50. Herrn Superintendent en hause gethan/ die ca- sus, so Balduinus und andere Casuist en gar herꝛlich vorgestellet/ beobachtet/ und ihn also tractir et haͤtten/ daß er sich zu beschweren nicht ursach gehabt; Dieweil aber E. E. Rath an- gemercket/ daß auff solche weise sie wenig frucht bey ihm schaffen wuͤrden/ haͤtte man fuͤr unnoͤ- thig erachtet/ sie weiter darzu zu ziehen; waͤren doch Herrn M. Schubarten die articul und Peter Moritzens gethane aussage vorgelesen/ und er befraget worden/ ob bey Moritzens Con- fession er noch etwas zu erinnern/ haͤtte aber in specie nichts anzufuͤhren gewust/ deprecatio- nem publicam anlangende/ wolte man diesel- bige in weitere consideration ziehen/ waͤre aber biß anhero in dergleichen faͤllen nicht zur obser- van tz bracht; die articul/ woruͤber Peter Mo- ritz in glaubens-sachen vernommen/ solten ih- nen nebst der gethanen aussage jetzo nochmals vorgelesen werden/ stuͤnde ihnen frey/ wenn sie etwas anmercketen/ darinnen Peter Moritz noch irrig/ es anzuzeigen/ die formula depre- cationis koͤnte ohnegefaͤhr also eingerichtet werden: Er bekenne/ daß er in glaubens-sa- chen geirret/ und sich dardurch so wol an GOtt versuͤndiget/ als seinen naͤchsten geaͤrgert/ waͤ- re ihm auch von hertzen leidt/ daß er sich so wol an E. Ehrw. Ministerio/ als seinem Beicht- vater Herrn M. Schubarten mit unziemlichem reden und schreiben vergriffen/ wolte sich hinfuͤ- ro so wol gegen das Ministerium, als seinen Beicht-vater bescheidentlich und ehrerbiethig fol. 51. bezeigen/ und vor dergleichen reden und schriff- ten sich huͤten. Denen anwesenden geistlichen werden hier- auff die hierbey befindliche Articuln und Peter Moritzens darauff gethane antwort vorgelesen/ haben aber darbey nichts zu erinnern gewust/ als daß er beym andern articul nicht absolutè, sondern nur conditionaliter \& dubitativè ge- antwortet/ er koͤnne in der Evangelischen Reli- gion selig werden/ wenn andere darinnen selig wuͤrden. Peter Moritzen werden hierauff von dem Herꝛn Rathmeister D. Knorren vorgehalten: (1) die irꝛthuͤmer/ darinnen er biß anhero ge- steckt (2) seine gethane Confession, und in- sonderheit die (3) aussage uͤber den 2. articul, und wird hierauff nochmal befraget/ ob er glau- be/ daß die wahre Evangelische/ insgemein ge- nant die Lutherische Religion, GOttes wort gemaͤß seye? Resp. Ja. Quæritur ulterius, ob er glaube/ daß er dar- innen selig werden koͤnne? Resp. Ja/ er koͤnte darinn selig werden/ le- bete auch darnach. Porrò, ob er dann hinfuͤ- ro der Lutherischen Religion in seinem Christen- thum sich gemaͤß bezeigen/ und die gehabte irꝛ- thuͤmer gaͤntzlich fahren lassen wolle? Resp. So weit sie GOttes wort gemaͤß/ wuͤste von keinen irꝛthuͤmern/ so er gehabt haͤtte/ was er gethan und geschrieben/ darauff wolle er leben und sterben. Jhm wird hierauff das urtheil publicir et/ fol. 52. und durch den Herꝛn Rathmeister D. Knorren nochmals beweglich zugeredet/ von seinen irꝛ- thuͤmern abzustehen/ und dem urtheil ein gnuͤge zu thun/ also daß er irrig gewesen/ und vieler- ley schwaͤrmereyen im kopffe gehabt/ haͤtten die Herꝛn Urtheilsfasser selbst erkant/ E. E. Rath haͤtte aus sonderbarer Consideration die acta an ein Juristisch Collegium uͤberschicket/ damit er nicht gedencken solte/ es seye denen Herren Geistlichen favorisir et worden; Jndem nun so viele verstaͤndige leute in dem Schoͤppen-stul zu Leiptzig befunden/ und erkant haͤtten/ daß er ge- irret/ und sich groͤblich versuͤndiget haͤtte/ solle er doch in, sich gehen/ und sich bequemen/ und dem urtheil ein gnuͤge thun. Ille: Das koͤnte und wolte er in ewigkeit nicht thun/ die Geistlichen waͤren mit ihm umgangen aͤrger/ als waͤre er in der Tuͤrckey/ haͤtten ihn oh- ne ursache geschaͤndet/ und um seinen ehrlichen namen bracht. Herr M. Schubart in sonder- heit haͤtte noch neulich offenbar wider das ach- te gebot gehandelt/ indem er oͤffentlich von der cantzel gesagt/ er/ Peter Moritz/ waͤre am tage Joh. Baptistæ in eines alten buͤrgers hauße ge- wesen/ der ihn in seinen irrthuͤmern gestaͤrcket und angemahnet haͤtte/ darinnen zu verharren; So bezeuge er nun hier vor der heiligen Drey- faltigkeit/ daß er nicht aus dem hauße kommen; daferne nun Herr M. Schubart nicht erkennen fol. 53. wuͤrde/ daß er unrecht und ihme zuviel gethan/ koͤnne er sich zu deme/ was erkant waͤre/ durch- aus nicht verstehen. Herꝛ Rathmeister D. Knorre redete ihme noch- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. nachmahls scharff und beweglich zu/ er muͤsse sich bequemen/ und dem urtheil ein genuͤge thun/ er solle doch bedencken/ daß er hierunter in zeitliche und ewige gefahr gerathen koͤnne. Ille bleibet auff seinem vorsatz/ er koͤnne dem urtheil kein gnuͤge thun/ seine schrifften waͤren Gottes wort nicht zu wider/ wann er von de- me/ was er darinnen gesetzet/ abwiche/ waͤre er ein teuffelskind/ solle in offentlichen druck kom- men/ er haͤtte die warheit durch die Gnade Got- tes/ und muͤstē alle menschen vor Gott zu schan- den werden/ so mit ihme zu schaffen haͤtten. Hr. Rathsm D. Knorre deutet ihme hierauff an/ man haͤtte sich eines bessern erkaͤntnuß zu ih- me versehen/ dieweil man aber befinde/ daß kein ermahnen und zureden bey ihme etwas gelten wolte/ so moͤchte er auch gewarten/ was darauff erfolgen wuͤrde E. E. Rath bedaure/ dz er sich so muth willig in die gefahr seiner seelen begebe. Ille, das wolte er nicht hoffen/ was er gere- det/ darbey bliebe er. Jhm wird hieꝛauf angedeutet gehoꝛsam zu hal- ten/ biß er dem urtheil ein gnuͤge thun wuͤrde. Ille, seye in E. E. Raths gewalt/ moͤchten mit ihme machen was sie wolten/ ob sie ihme auch gleich leib und leben naͤhmen/ wuͤrde ers wenig achten. Registratura. Fol. 54. Den 17. Julii, præsent. Herr Rathsmeister D. Knorre/ Hr. Raths- meister Wachsmuth/ Herr Synd. D. Cor- trejus, Herr Worth. D. Wiesener. Herr Worth. | D. Seyfarth/ Herr Caͤmmerer Rudloff/ Herr Geheimter Muͤhlbeck/ Herr Geheimter Redel. Peter Moritzen wird durch den Hn. Raths- meister D. Knorren nochmahls beweglich und ernstlichzugeredet/ von seinen irthuͤmern abzu- stehen/ und dem urtheil ein gnuͤge zu leisten. Ille, ihm waͤren gruͤndliche ursachen zu handen gestossen/ dargegen er sich defendi ren muͤste/ koͤnte und wolte dem urtheil kein gnuͤge thun/ er waͤre von den Geistlichen/ insonderheit vom Herrn M. Schubart en so greulich geschmaͤhet und gelaͤstert/ geschaͤhe auch die stunde noch; haͤtte er gleich gesuͤndiget/ so solle man doch nit so laͤstern/ er wolle Gott stille halten/ es moͤchte auch mit ihm gehandelt werden/ wie es wolle/ so wuͤrde es Gott richten/ wann die alle mit einan- der/ so im Rath zugegen waͤren/ nur eine einige vierthelstunde die freude im Geist empfinden solten/ die er haͤtte/ wuͤrden sie viel anderst mit ihme umbgehen/ er stuͤnde in E. E. Raths haͤn- de/ moͤchten mit ihme thun was sie wolten/ er haͤtte kein recht in der welt/ das wisse er wol. Hr. Rathsm. D. Knorre/ wann er so Christ- lich uñ Gottselig seyn wolte/ wie er vorgebe/ muͤ- ste er auch verzeihen/ und sich mit seinem Beicht- vatter und dem Ministerio versoͤhnen. Ille, wol- le Herrn M. Schubart en alle schmaͤhungē ver- zeihen und vergeben; wann er das auch thaͤte/ so waͤre es schon gut. Herr Schubart muͤsse auch erkennen/ daß er unrecht gethan/ sonst koͤnne kei- ne versoͤhnung geschehen. Fol. 55. Herr Rathsmeister D. Knorre/ es seye Hn. M. Schubart en keine abbitte oder erklaͤrung zu- erkannt/ wie ihme/ Peter Moritzen geschehē; wz Herr Schubart gethan/ das habe er ampts und gewissens halbeꝛ thun muͤssen. Ille, haͤtte darauf nicht zu sehen/ was erkant waͤre/ aͤusseꝛe sich alles rechts in der welt/ er seye in Gottes willen/ sie moͤchten thun was sie wolten/ wider ihn koͤnne nichts vorgenommen werden/ Gott wuͤrde es schon richten. Jhm wird darauff angedeutet/ es solle ihm frey gelassen seyn/ seine nothdurfft bin- nen achttaͤgiger frist/ und die beschwerden wider Hn. M. Schubart en/ daferne er einige zu haben vermeynte/ jedoch decenter und bescheidentlich/ ad Acta zu bringen/ widriges falls soltē dieselbē ohne fernern auffschub nach rechtlicher erkaͤnt- niß wider geschickt werden. Ille, wolle nichts einbringen/ haͤtte kein recht in dieser welt/ darbey bliebe er. Er wird hierauff befraget/ ob dann nicht sei- ne gelegenheit seye/ seine fortun anderstwo zu su- chen/ dann er doch bey so gestalten sachen allhier wenig nuͤtze seyn wuͤrde. Ille, das koͤñe hiernechst wol geschehen/ aber so schleunig nicht/ dann er eine und andere wercke im feueꝛhaͤtte/ begibt sich nochmahln allen rechtlichen einbringens/ E. E. Rath/ moͤge mit ihm machen was er wolle/ seye in ihrer gewalt und haͤnden. Registratura. Den 23. Julii. Herr Rathsmeister D. Knorre/ Herr Raths- meister Wachsmuth/ Herr Rathsmeister Zeiß/ Herr Geheimbter Muͤhlbeck. Peter Moritz wird gefraget/ ob er sich be- dacht/ und ob er dem juͤngsten urtheil ein gnuͤ- ge leisten wolle/ anderst wuͤrde E. E. Rath ge- Fol. 56. noͤthiget werden/ die Acta fernerweit zu verschi- cken/ da ihme dann leicht ein hartes zuerkannt werden moͤchte? Ille, uͤbergibt etliche verse zu seiner antwort; Und als ihm zugeredet wurde/ man stelle die verse/ und daß er das Wort Got- tes in seinem Hertzen habe/ und auff Gott sein vertrauen setze/ dahin/ aber er muͤste es auch in der that erweisen/ und seinem Seelsorger eine abbitte thun. Ille, er haͤtte M. Schubart en nicht/ sondern M. Schubart ihn beleidiget/ und gemahne ihn eben/ als wann ihm einer 1000. Reichsth. gestohlē/ und er es von selbigem wie- der forderte/ jener aber solches von ihme haben wolte/ als haͤtte er es ihme gestohlen: Jhm wird gesagt/ es haͤtte M. Schubart sein straff ampt in genere wider die unbußfertigen und veraͤchter deß H. Abendmahls gefuͤhret/ und die jenigen/ so in den wegen deß glaubens und lebens irrig/ gestraffet; weil er sich nun in seinem gewissen ge- troffen befunden/ so solte er sich auch in die sache schicken/ seine irthuͤmer erkennen/ sich bußfertig erweisen/ und mit Herrn M. Schubart en und dem Ministerio, welches er beleidiget/ versoͤhnē. Ille, Christus sagte/ wann er sein unrecht nicht erkennen wolte/ koͤnte ihm auch nicht vergeben werden. Herr M. Schubart haͤtte ihn fuͤr der Stadt und Land zu schanden gemacht/ und ihn umb seinen ehrlichen namen gebracht/ den muͤ- ste er wieder haben/ und koͤnte er in ewigkeit dem urtheil kein gnuͤge thun. Worauff er wiederumb in den gehorsam ge- bracht/ und ihm angedeutet worden/ er moͤchte sein bestes bedencken/ und sich nicht selber in fernere ungelegenheit bringen/ ꝛc. Kurtze Frage (von Gallion dem Richter zu Corintho) und Antwort. Man hoͤre erst: Da Gallion zu Corintho Man kan auch das exempel Johannis detrachtē/ Richter/ und Achaio Landvogt war/ der da nicht wolte Richter zwischen Paulo und seiner wiederpart seyn/ auß ursachen/ dieweil der han A. K. H. Vierter Theil. X x x x del Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. da er umb der war- heit willen sterben muste. Matth. 14. 6. 12. Act. 18. v. 9. 17. da ist ein guter zeiger zu diesem handel/ Act. 7. v 7. 60. Act. 5. 34. da kan man sehēd werden. del von dem glauben und lehre GOttes war/ deßhalben wolte er das nicht thun; Da wird nun gefragt/ ob er habe recht gethan/ daß er nicht habe wollen richter seyn zwischen diesem handel? Die antwort ist diese/ mit der andern frage: Haben dann die recht gethan/ die Ste- phanum zu tode steinigten/ verurtheileten und richteten? Diese frage loͤse mir nun auff/ so wird erfunden/ ob er habe recht oder unrecht gethan/ daß er nicht hat wollen richter darzwisehen seyn. Wer sich nur noch nicht darauß finden kan/ der nehme dē albeꝛn Gamaliel zum richter an/ der wird ihm ein gewisses und unfalsches ur- theil faͤllen/ das wollet ihr alle mercken/ wer ihr seyd/ ꝛc. Vale. Peter Moritz/ aller menschen liebhaber/ gegeben auß meinem gefaͤngniß/ Musæo und Orato- ria zu Halle/ Anno 1669. Wer vor-ergangene dinge betracht/ Und gegenwaͤrtiges hat in acht/ Darauß zukuͤnfftiges ermessen kan/ Den halt ich fuͤr einen weisen mann. Nun folget ein Gebet Lutheri uͤber Pilatum/ da er die haͤnde wusch/ daß er unschuldig wolte seyn/ Matth. 27. v. 24. Gebet. HErr JEsu Christe! wie gar ein schroͤck- lich urtheil hat Pilatus der falsche richter uͤber dich gegeben/ daß man dich creutzigen solte/ und er wusch seine haͤnde/ damit er sich entschuldi- gen wolte an deinem tode/ da die Juden schry- en/ creutzige ihn/ und sein blut gehe uͤber uns und uͤber unsere kinder. Wir bitten dich/ lieber HErr/ durch dein heiliges blutvergiessen/ hilff uns auß allen unsern noͤthen und aͤngsten/ Amē. Es koͤnte nun auch eine frage gethan werden/ ob Pilatus entschuldigung haͤtte/ (mit seinem haͤnde waschen) fuͤr Gott-und Christ-verstaͤn- digen? Die antwort wird wol seyn/ daß nicht/ dieweil er die macht hatte/ loß zu lassen/ und auch zu creutzigen/ Joh. 19. v. 10. 11. Matth. 27. v. 18. stehet: dann er wuste wol/ daß sie ihn auß neid uͤberantwortet hatten. Hierzu kan Luc. 23. der 13. und 14. vers. genommen werden/ darauß wird jedermañ ermessen koͤnnen/ ob ge- meldtes recht oder unrecht seye/ ꝛc. Vale. Vom ewigen wort Gottes. Meine Christli- che gedan- cken und erklaͤrung was ich thun und lassen kan/ und bin also noch gesinnt/ als ich vor war/ das mer- cket. O Wort! ein wahrer mensch geboren/ Sonst waͤr ich ewiglich verloren/ Du liebes wort erbarm dich mein/ Weil du mein bruder woltest seyn/ Dein blut macht mich von suͤnden rein/ Das fast der glaub an Christ allein. O wort! du bist mein steck und stab/ Laß mich nicht fall’n vom glauben ab/ Darzu gib mir den Heiligen Geist/ Den du mir/ liebes wort/ verheist/ Dann ob mich schon die boͤse welt Fuͤr einen fluch und greuel haͤlt/ So bin ich doch im himmelreich Den heilgen engeln Gottes/ und dem ver- klaͤrten Leibe Christi gleich. Ob sich die welt wol sauer stellt/ Thu ich doch nicht was ihr gefaͤllt/ Hab ich schon zeitlich guͤter nicht/ So ist doch Gott mein zuversicht/ Jch hab bey mir das liebe wort/ Dasselbe ist mein treuer hort/ Jch hab bey mir den ewigen GOtt/ Das ist mein trost in aller noth/ Der gantzen welt entschlag ich mich/ Wann ich nur hab HErr Christe dich; Welt wie du wilt/ hier steh ich frey/ Und acht nicht deine wuͤterey/ Jch hab das liebe wort bey mir/ Derhalben frag ich nichts nach dir. Ade/ ade/ du falsche welt/ Das wort/ welchs mir allein gefaͤllt/ Fuͤr allem uͤbel mich erhaͤlt/ Das wort hat sich zu mir gesellt. Das wort hab ich/ da bleib ich bey/ Das wort macht mich von suͤnden frey/ Das wort Gotts ewig bey mir sey/ Darzu mir Christ sein gnad verleyh/ Amen. NB. Niemand soll den Pfaffen das schwerd/ Zum geistlichen ampt lassen auff erd/ Er solt mit heiliger zung regieren/ Mit Gottes wort sein ampt außfuͤhren/ Dieses waͤr viel besser zu loben/ Als daß man will fechten mit den kolben. Jn meinem gefaͤngnuß und Ora- torio in Halle/ Anno 1669. Peter Moritz/ alle zeit Gott- ergebener/ und freund aller menschen. Folget die uͤbersendung derer Acten. Fol. 61. Das andere urtheil wider Peter Moritzen. M. Jul. 1669. P. P. Demnach sprechen wir Churfuͤrstl. Saͤchs. Schoͤppen zu Leipzig darauff vor recht/ hat Pe- ter Moritz/ als ihm der inhalt unsers juͤngsthin gesprochenen urtheils angedeutet und eroͤffnet worden/ alles glimpfflichen/ beweglichen und ernstlichen ermahnens/ auch aufferlegten ge- horsams ungeachtet/ sich demselben/ vermittelst der zuerkannten abbitte und erklaͤrung folge zu leisten bestaͤndig verweigert; Ob nun wol bey verspuͤrter solcher hartnaͤckigkeit mit auffle- gung der migration in ihn getrungen werden will/ auch sonsten denen jenigen/ so dergleichen irrungen in glaubens-sachen bestaͤndig bey sich hegen/ nach gebrauchten gradibus die Land- raumung angedeutet werden kan. Dieweil aber dannoch eines theils Peter Moritz sich von seinenirrthuͤmern gewendet/ und fol. 35. sein bekaͤntnuß dermassen gethan/ und fol. 51. fac. 6. erlaͤutert/ daß er darbey gar wol gelassen wer- den kan/ und also mit aufflegung der migration, so nur bey denen jenigen/ so endlich bey ihrer schwaͤrmerey verharren/ statt hat/ nicht verfah- ren werden mag/ anders theils dem urtheil dar- durch nicht folge geleistet/ noch der ungehor- sam/ so er durch die verweigerung der zuerkann- ten abbitte und erklaͤrung begehet/ coërcirt, und seine hiebevor gehabte irrung in Glaubens-sa- chen/ von dieser widerspenstigkeit gegen die Ob- rigkeit und das Gerichte/ also auch bey der be- straffung und coërcition voneinanderzu unter- scheiden/ Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. scheiden/ man auch vor gewiß nicht wissen kan/ ob die in dergleichen faͤllen sonst uͤbliche gradus und bestraffungen an ihme nicht verfangen/ nach mehrerm inhalt der uͤberschickten Acten, und eurer frage/ so wird Peter Moritz billich noch einen monat lang mit gefaͤngniß gestrafft/ und zu leistung der zuerkannten abbitte und er- klaͤrung angehalten/ und da er immittelst sich darzu nicht verstehen wird/ ergehet alsdann darauff ferner was recht ist/ V. R. W. Publ. d. 31. Jul. 1669. Schoͤppen zu Leipzig. Registratura. Den 31. Julii, Anno 1669. Peter Moritzen wird das zu Leipzig im Schoͤppenstul eingeholte urtheil publici rt/ und er durch den regierenden und worthalten- den Rathsmeister Herrn D. Friederich Ernst Knorren nochmahls beweglich und ernstlich vermahnet/ sich zu der erkanten abbitte zu be- quemen. Ille, bittet umb Gottes willen/ E. E. Rath moͤge an ihm thun was er wolle/ zu der abbitte koͤnne und wolle er sich in ewigkeit nicht verste- hen; Es koͤnten die Hochgeehrten Herren Geist- lichen/ und insonderheit Herr M. Schubart ih- me mit 2000. Reichsth. nicht ersetzen/ was sie ihme genommen haͤtten/ er kaͤme dardurch umb seinen ehrlichen namen/ und zeitliche wolfarth/ stellete es in Gottes willen/ muͤsse mit Gott zu frieden seyn/ er waͤre schuldig seinem naͤchsten zu vergeben/ weil aber Herr M. Schubart nicht er- kennen wolte/ daß er ihn so hart beleidiget/ so waͤre es Inquisit auch nicht zu thun schuldig/ thaͤte es auch nicht/ ob ihm auch gleich tausend- mahl die haut abgezogen wuͤrde. Baͤte noch- mahls umb Gottes willen/ E. E. Rath wolle nur an ihm Inquisit en thun/ was er wolte/ dar- mit er nur der hafft erlassen werden moͤchte. Herr Rathsmeister Knorre/ seine außfluͤchte ruheten auff keinem grund/ remonstri ret ihm seine irrthuͤmer/ so er der abbitte halber habe/ la- tè ex sacris; Hn. M. Schubart en waͤre keine ab- bitte erkannt/ seye Inquisit en auch keine zu thun schuldig/ ermahnet ihn nochmahls/ redet ihm auch ernstlich und hart zu/ die erkannte abbitte abzustatten. Ille, bestehet auff seinem wahn/ wann Hr. M. Schubart ihm wolle eine abbitte thun/ wolle er es auch thun/ sonsten nicht. Inquisit wird hierauff wieder in die Gehorsamsstube gebracht. Joh. Zacharias Bieck. N. P. Peter Moritzens Schreiben an Herrn Rathsmeister D. Knorren. Præsent. den 8. Aug. Anno 1669. Meinen Christ- und dienst-freundlichen gruß zuvor/ hochgeehrter Herr Doctor, und hoch- weiser Herr Rathsmeister/ ꝛc. Jch werde ihm hiermit etwas berichten und zu bedencken geben vor sich allein/ dieweil er wol weiß/ wie meine sache stehet/ daß ich umb der warheit willen so leiden muß/ ꝛc. und daß ich von meiner und meiner Patron en arbeit abgehalten werde/ welches mir und meinen Herren ein gros- ser schade und verhinderung ist/ wie ich dann ge- wiß bezeugen kan/ daß mir ein glaß mit koͤstli- chen sachen zu schaden gangen/ weil ich nicht bin zu hause gewesen/ das nicht mit 40. Reichs- thalern kan bezahlt werden/ und andere dinge mehr/ die ich habe muͤssen stehen und ligen las- sen/ in und ausseꝛ denen oͤfen/ ꝛc. Nun haben das in etwas meine Patron en von mir erfahren/ was mit mir hier gethan wird/ und haben etli- che personen hieher geschickt/ ins geheim zu er- kundigen/ wie es dann hier zugienge/ und dar- neben mir bericht gethan/ daß ich solte meine sache zu papier bringen/ wie es mir hier gienge/ und fuͤr haͤtte/ und hinwider auch/ was ich von meiner wider part fuͤr unfug habe/ ꝛc. Nun so be- richte ich dem Herrn Doctor und Rathsmei- ster/ daß er doch wolte verhelffen/ daß ich wieder zu meiner arbeit kaͤme/ damit ich nicht genoͤthi- get und gezwungen wuͤrde ein solches zu thun/ wie es meine Patron en begehren/ welches dann dieser stadt nicht ein gutes lob seyn wuͤrde/ wo es geschehen solte/ ꝛc. wie jetzt mit mir umbge- gangen wird/ auß ursach/ daß ich den Ablaß- kram/ und andere kraͤmerey/ das wol anjetzo un- ter dem Pabst nicht so zugehet/ als es an etli- chen orten bey den Lutheranern zugehet/ ꝛc. und mit Luthero solches habe angezeigt/ welches wi- der Gottes klares wort ist/ welches einem leden Christen zukommt zu offenbahren/ so etwas ge- than wird/ das wider Gottes wort ist/ und sol- chem ungemaͤß/ das ist einem jeden Christen auff sein gewissen und seligkeit befohlen/ sol- ches nicht zu verschweigen/ und wann es ihm sein leib und blut solte kosten/ ꝛc. Also werde ich solches alles nach der gelegenheit thun/ wo nicht mit mir besser umbgegangen wird/ als es jetzo geschicht/ das ich zwar nicht gerne thue/ aber doch endlich thun muß; und wolte lieber dieser Stadt ehre und nutzen suchen/ als nicht/ wanns begehret wird/ wo mans aber nicht haben will/ so bin ichs schon auch zu frieden. Und muß doch berichten/ wie mit mir unschul- digen umbgegangen wird zu Halle/ von mei- nen neidigen feinden/ umb der gaben GOttes willen/ die mir GOTT auß Gnaden gegeben hat/ ihm zu seiner ehre/ und meines naͤchsten nu- tze/ ꝛc. Daß ich dann endlich gezwungen werde/ ein solches zu offenbahren/ wie es dann auch schon die gemeine mercket/ daß mir unrecht ge- schicht/ ꝛc. So werde ich alles schrifftlich meinen Patron en berichten/ wie unchristlich mit mir ge- hauset wird/ und schon so lange/ als erstlich 4. tage/ hernach ist ein urtheil geholet/ das hat 14. tage gefaͤngniß gebracht/ und habe noch darzu 8. tage wider das urthel gefaͤnglich seyn muͤssen; und darnach haben sie wieder ein urtheil holen lassen/ das hat 4. wochen gefaͤngniß bracht/ sol- che zu sitzen/ ꝛc. und daß ich also gequaͤlt werde/ daß mirs wol bey heyden und tuͤrcken nicht koͤn- te aͤrger gehen/ und thun doch nicht alsobald/ was ich der warheit halber verdienet habe/ ꝛc. Solches alles werde ich schrifftlich an 2. Chur- fuͤrstl. hoͤfe/ uñ an etliche andere oͤrter außschrei- ben/ da meine Hn. Patron en sind/ und ihnen be- richten/ daß ich anjetzo von ihren laboribus ab- gehalten werde/ und mir solcher schaden gesche- hen ist/ ꝛc. darbey vermelden/ was auff der Su- perintendentur vorgegangen/ und wie sie mich gelaͤstert/ geschmaͤhet/ gespottet/ und er Super- intendent mich gar geschelmet hat/ ꝛc. und auch das/ daß ich den andern tag auff das Rathhauß ge citirt bin worden/ und friede gewuͤrcket/ und mit vermelden/ daß ich mein Glau- bens-bekaͤntniß gethan/ darmit die Geistlichen zu frieden waͤren/ ich solte sie hinfuͤro A. K. H. Vierter Theil. X x x x 2 wieder Th. IV. Sect. III. Num. XVI . Acta Peter Moritzens zu Halle. wieder mit frieden lassen/ ꝛc. Jch koͤnte ja auch wol mit frieden bleiben/ und das meinige war- ten/ ꝛc. aber daß es nicht also geschehen/ sondern hernach unchristlich mit mir ist umbgegangen worden/ ꝛc. Nun frage ich/ ob das Christlich ist/ und ob man auff solche weise mich koͤnte glaubig ma- chen/ so ich nicht glaubig waͤre/ oder aber ver- kehrter und unglaubiger wuͤrden sie mich ma- chen/ und nimmer glaubig und bekehrt/ son- dern verkehrt/ dieweil es wider Christi und der Apostel lehre ist/ und gethan wird. Dieses soll nun schrifftlich meinen hochgeehrten Herren Patronen zugeschickt werden/ und mit meiner ersten und andern schrifft/ darinnen mir Herr M Schubart beweisen soll/ was er mir oͤffent- lich von der cantzel und der gantzen gemeine hat offentlich schuld gegeben. Darbey sollen die zwey urtheile auch geleget werden/ wie er- baͤrmlich uͤber mich ist geurtheilet worden/ und wie die urtheile und meine schrifft zusammen stimmen. Nun soll er mir es beweisen schrifft- lich werich seye/ dieweil er die gantze Gemeine geaͤrgert hat. Und daß er mirs in alle ewigkeit nicht beweisen kan/ was er mir wider das 8. Ge- bott schuld gegeben hat. Solches soll leuten zu erkennen gegeben werden/ die keine bauren seynd/ ꝛc. Jch will nun nichts anders seyn als ein Stephanus/ uͤber mich und Stephanum sollen die Christen seyn/ wollen ein urtheil faͤl- len/ darauß wird man ersehen/ ob sie besser oder boͤser judici ren werden/ als jene Unchri- sten/ ꝛc. Aber ich meyne/ sie werden urtheilen/ daß Gott ein urtheil uͤber solche faͤllen wird/ daß ihnen in ewigkeit nicht wol seyn wird/ ꝛc. aͤrger als uͤber jene/ die zur zeit Christi und der Apo- steln gelebet und geurtheilet haben; Dann was jene gethan/ haben sie in solcher blindheit gethan/ dieweil sie Gottes Wort und willen nicht so klar gehabt/ als wir es haben/ ꝛc. Dar- zu haben sie sich auch nicht Christen genennet/ wie wir uns nennen/ und thun doch aͤrger/ als sie gethan. Nun probire jemand/ wie Christ- lich es zugehet unter den Christen/ so wird man ein solches sehen/ daruͤber ein ewig wehe ergehen wird vor Gott/ ꝛc. und wird ein solch elend uͤber diese Stadt gehen/ wo sie also bleiben wird/ wie sie jetzo ist/ und thut; das mercket. Jch aber will gedultig Gott außhalten/ und bey Gott blei- ben/ und nicht abfallen von dem/ was er mir ge- zeiget hat/ nehmlich seine ewige Herrligkeit/ und lebe mit St. Paulo/ ꝛc. Also will ich sagen mit Paulo meinem lieben Bruder Rom. 8. 17. Sind wir dann Kinder Gottes/ so sind wir auch Erben/ nehmlich Gottes Erben/ und Mit- erben Christi/ so wir auch anderst mit ihme lei- d. n/ auff daß wir auch mit zur Herrlichkeit er- haben werden/ vers. 33. biß zu ende deß capitels/ spreche ich von S. Paulo/ umb der Herrlichkeit und Liebe Gottes willen also: Wer will die Außerwehlten Gottes beschuldigen/ Gott ist hier/ der gerecht machet/ wer will verdammen? Christus ist hier der gestorben ist/ ja vielmehr der auch aufferwecket ist/ welcher ist zur rechten Gottes/ und vertritt uns? wer will uns schei- den von der Liebe Gottes/ die in Christo JEsu ist? Truͤbsal oder angst/ oder verfolgung/ oder hunger/ oder bloͤsse/ oder gefaͤhrlichkeit/ oder schwerd? wie geschrieben stehet: umb deinet willen werden wir getoͤdtet den gantzen tag/ und sind geachtet wie schlacht-schaafe; aber in dem allen uͤberwinden wir weit/ umb deß willen/ der uns geliebet hat. Dann ich bin gewiß/ daß weder tod noch leben/ weder engel noch fuͤrstenthumb/ noch gewalt/ weder ge- genwaͤrtiges noch zukuͤnfftiges/ weder hohes noch tieffes/ noch keine andere creatur mag uns scheiden von dieser Herrlichkeit und Liebe Gottes/ die in Christo JEsu uns gezeiget ist worden von GOtt unserm HErrn. NB. Dieweil es aber wol gemeynet wird/ daß sich niemand meiner annimmt/ ꝛc. darmit wollen sie stattlich auff mich loß stuͤrmen/ und ihr muͤthlein wol kuͤhlen. Aber ich dancke meinem lieben GOtt der H. Dreyfaltigkeit darfuͤr/ daß er mich laͤsset so wuͤrdig werden/ umb seiner warheit willen schmach zu leiden. So ich aber das haben wolte/ daß sich jemand meiner solte annehmen/ so solten nicht 8. tage in das land gehen/ ꝛc. so solte man sehen/ ob sich niemand meiner annehme; dann ich gebrau- che niemand in meiner sache/ als GOtt und sein wort/ ꝛc. aber solches alles will ich solchen leuten zuschicken/ die auch wissen/ was recht oder lincks ist/ und ihnen zu erkennen geben/ und so ich das begehren werde/ so werden sie es meinem hiesigem gnaͤdigstem Landsfuͤrsten auch zuschreiben/ und berichten/ wie es mit dem verachteten zugehet/ umb der warheit willen/ ꝛc. Und so ich auch begehre solches/ daß es gedruckt werden soll/ so wird es alsobald geschehen/ so ich will/ ꝛc. Jch will aber die ge- legenheit sehen/ wie es noch mit mir gehandelt wird/ ꝛc. Und so es nicht besser mit mir gehet/ als es jetzo geschicht/ so mag Gott der warheit beystehen/ und seinen willen geschehen lassen auff erden wie im himmel/ Amen. Anno 1669. den 8. Augusti. Peter Moritz/ der warheit liebhaber/ gegeben auß meinem gefaͤngniß. D. Psal. 116. vers. 10. Jch glaube/ darumb rede ich/ ich werde aber N. 1. sehr geplaget. Zweyter und letzter beschluß meiner N 2. Apologia Christiana. 1. Petr. 3. v. 16. 17. Habet ein gut gewissen/ auff daß die/ so von N. 3. euch affterreden als von uͤbelthatern/ zu schan- den werden/ daß sie geschmaͤhet haben euren gu- ten wandel in Christo. Zu schutz meines ehrlichen und Christlichen namens. Vers. 17. Dann es ist besser/ so es Gottes wille ist/ daß N. 4. ihr von wolthat wegen leidet/ dann von uͤbel- that wegen. Peter Moritz/ Mystischer Sal Operarius in Halle/ Anno 1669. Psalm. 55. v. 23. Wirff dein anligen auff den HErrn/ der wird dich versorgen/ und wird den gerechten nicht ewiglich in unruhe lassen. Weil es umb der warheit willen geschiehet. N. 5. 2. Tim. 3. v. 14. 15. Du aber bleibe in dem/ das du gelernet hast/ uñ dir vertrauet ist/ sintemahl du weissest/ von wem du gelernet hast. Und weil du von kindheit auff Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Hall. auff die heilige Schrifft weisest/ also kan dich dieselbige unterweisen zur seeligkeit durch den glauben an Christum JEsum. Matth. 10. 24. Wer beharret biß ans ende/ der wird selig werden. Apoc. 2. Sey getreu biß in den tod/ so wird dir Gott die Crone des lebens geben. N. 6. Matth. 10. Christus will alle die ver- laͤugnen/ die nicht gantz und gar ihn fuͤr fuͤr der welt bekennen. N. 7. Johann Arndt in jeinem Paradiß-Gaͤrtlein saget also: Und den hoch muth der lehrer/ die Gott und den nechsten nicht lieben/ und spricht/ sie verharren in ihrer hoffarth/ und predigen lauter fluch und widersprechen/ sie vernichten alles/ und reden uͤbels darvon/ und reden und laͤstern hoch her/ was sie reden/ das muß vom himmel geredet seyn/ was sie sagen/ das muß gelten auff erden/ darum faͤllt ihnen ihr poͤbel zu/ und lauffen ihnen zu mit hauffen/ wie wasser. N. 8. Nun bin ich nicht ein schul-gelehrter/ sondern von GOtt und der Natur gelehret/ darum kan ich nit nach der schulweise mit ihnen mich behelf- fen. 2. Cor. 11. 6 Und ob ich gleich alber bin mit reden/ so binich doch nicht alber in der erkaͤnt- niß; Und 1. Tim. 6. 5. N. 9. Schulgezaͤncke (saget S. Paulus) solcher menschen die zerruͤttete sinne haben/ und der wahrheit beraubet seynd/ die da meynen/ gottse- ligkeit seye ein gewerbe und handelschafft/ thue dich von solchen; auch Malach. 1. 6. 10. cap. 2. 1. 2. 3. und vom 5 — 12. Malach. 3. 14. 15. 16. 17. 18. Das solt ihr nicht vergessen. NB. da wirst du sehen/ was anjetzo getrieben N. 10. wird. Christliche gedancken auß Johann Arndts Paradiß-Gaͤrtlein. Achgib lieber Vatter mir/ daß ich meines hertzens gedancken zu dir richte/ ehe ich etwas anfahe/ und um deinet willen in dir/ zu dir/ durch dich alles thut/ was dir wohlgefaͤllt/ daß ich deinen willen in allen dingen durchs gebett erforsche/ und mit dir rathschlage und rath nehme/ daß ich darnach erwehle/ was recht ist/ und dir wohlgefaͤllig. O ewiger dreyeiniger Gott/ laß mich deinē H. Geist als einen Geist der widergeburt erneuern/ zum tempel GOTTes heiligen/ daß die H. Dreyfaltigkeit zu mir kom- me/ und wohnung in und bey mir mache/ daß ich durch deinen geist eine neue creatur wer- de/ daß mein HErr Christus in mir lebe/ und daß meine glieder Christi glieder seyn moͤgen/ und durch welchen du alle dinge gemacht hast/ welcher ist das leben und liecht der menschen. Ach ich bekenne/ daß mein fleisch allzuschwach ist/ ob gleich der geist willig ist ( das fleisch ist N. 11. leib und seele/ der geist aber ist GOttes) ver- gib mir dieselbige meine suͤnde/ und rechne mir sie nicht zu/ wende deine gerechte straffe von mir/ da du sorgest; die abweichen/ an denen wird der HERR keinen gefallen haben/ sondern laß mich dein gewisser/ bestaͤndiger/ freudiger Geist erhalten/ und gib mir einen starcken muth/ daß ich deine liebe und ehre allem reichthum und ehre dieser welt/ und der liebe der creatu- ren vorziehe. Gib mir auch deine gnade/ daß ich die welt mit ihren luͤsten uͤberwinde/ auch die boͤse luͤste meines fleisches daͤmpffe/ daß ich mich auch nicht bewegen lasse alle undanck bar- keit dieser welt des guten und wahren halber/ und alle verachtung/ so ich leyden muß der gottseligkeit halber und Christlicher tugend. Gib mir ein tapfferes himmlisches gemuͤthe/ daß ich das zeitliche verachte/ und dem himm- lischen nicht vorziehe. Gib mir/ daß ich im gluͤ- cke mich nicht uͤberhebe/ und im ungluͤcke nicht verzage; Gib mir den geist der staͤrcke/ daß ich die wahrheit liebe und bekenne (ohne scheu und furcht der menschen) daß ich der gerechtigkeit ohne wandel beystehe/ dieselbe biß an den tod vertheidige und verantworte/ daß ich daruͤber getrost und unverzagt moͤge leyden/ was dein wille ist; Daß ich seye lauter und unanstoͤssig im glauben und heiligem leben/ erfuͤllet mit fruͤchten der gerechtigkeit/ die durch JEsum Christum geschehen zu lobe und preise GOttes/ daß mir moͤge die crone der gerechtigkeit beyge- leget werden. GOtt kennet die seinen/ bewahre mich durch deine Goͤttliche macht und krafft zur seligkeit; Laß uns deinen namen bekennen fuͤr den menschen/ auff daß du uns wieder bekennest fuͤr deinem Vatter/ und allen heiligen und en- geln. Ach mein Erloͤser und Seligmacher/ lebt du in mir/ und ich in dir/ bleibe du in mir/ und ich in dir. Vertreibe aus meinem hertzen alle untugend/ behalte und beziehe du allein das hauß meines hertzens/ daß du bey und in mir/ und ich in dir ewig bleibe/ staͤts mit dir esse und trincke (von dir rede/ singe und sage/ ohne unter- laß an dich gedencke/ daß ich moͤge in diesem glauben einschlaffen/ am juͤngsten tage froͤlich aufferstehen/ und in die ewige freude GOttes eingehen/ daß mein leib/ meine seele/ und mein geist heilig sey/ Amen. NB. Aber nicht ausser uns/ sondern in uns wird dieser schatz seyu/ und alles gut/ welches du selbst bist; dann du wirst seyn alles in allem/ und was die außerwehlten wuͤnschen werden/ das werden sie alles in dir ha- ben/ und dich selbst in ihnen/ da werden wir un- ser reichthum in uns selbst haben/ wir werden in GOtt/ und GOtt in uns seyn/ in Gottes liebe werden wir uns sehen eingeschlossen/ und Gott in unserer liebe/ wir werden uns in Christi lieb- reiches hertze eingeschlossen sehen/ und Christum in uns/ Amen. Hæc Joh. Arndt. Man kan wei- ter in dem Cap. von der begierde und verlangen nach dem ewigen leben lesen/ und seine gantze schrifften besehen/ Vale. (1) Nun frage ich/ hat nicht Hr. M. Schu- N. 12. bart gegen mich wider das achte gebott gehan- delt und gethan? da er von der cantzel hat oͤf- fentlich gesaget/ ich waͤre am St. Johannis tage in eines alten buͤrgers hauß kommen/ und dem- selbigen alten buͤrger gesaget/ daß/ was ich fuͤr haͤtte/ ꝛc. darauff haͤtte der alte buͤrger gesaget: Jch solte nur bestaͤndig seyn und bleiben/ es koͤn- te mir nichts widerfahren/ ꝛc. Nun bezeuge ichs mit der H. Dreyfaltigkeit und meiner seelen se- ligkeit/ daß ich denselben gantzen tag nicht aus dem hause kommen bin/ ꝛc. sondern ich selbigen tag in noͤthiger arbeit gestanden/ ꝛc. Jst das nicht schande von einem/ der ein diener GOttes seyn soll? das lasse ich einen jeden Christ. ver- staͤndigen urtheilen/ daß ich und der alte buͤr- ger also geschaͤndet seynd worden von der can- tzel und der gantzen gemeine/ daß zu erbarmen ist gewesen/ da ich doch nicht einmal weiß/ was X x x x 3 vor Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. vorein alter buͤrger es sey/ oder seyn soll/ solches soll mir bewiesen werden/ ꝛc. Und dieser dinge sind vielmehr/ darmit ich bin beschuldiget wor- den wider das 8. gebot/ das da saget: Du solst kein falsch zeugnuß geben wider deinen nechsten. Darzu kan die antwort gelesen werden. Jn Conrad Dieterichs catechismo, da kan wei- ter nachgelesen werden/ was vor verheissung hat dieses gebot? wer die wahrheit redet von gantzem hertzen/ und mit seiner zungen nicht ver- leumdet/ der wird wohnen auff dem berge Got- tes/ Psal. XV. 23. IX. 14. N. 13. Auff solche art und weise ist die gantze stadt/ und auch fast das gantze land verursachet worden/ wider das 8. gebot zu leben/ ist das nicht schrecklich und unchristlich/ daß man al- les/ was andere leute sagen/ alsobald dort N. 14. von der cantzel bringet. Psal. 15. 2. 3. Was vor straffen haben die uͤbertretter des gesetzes zugewarten? Falsche maͤuler sind dem HErrn ein greuel/ Prov. XI. 22. Der HErr bringet die luͤgner um/ Psal. 5. 7. saget hiervon Conrad Dieterich in seinem carechismo und hier gemeltes ist nun geschehen fuͤr der gan- tzen gemeine. Ach GOtt erbarm es! wie es mit den unschuldigen hergehet; ich weiß/ Gott wird meine unschuld zu rechter zeit eroͤffnen und ans licht bringen/ ꝛc. Und solches nicht unge- strafft bleiben lassen/ daß ich um der wahrheit N. 15. willen leiden muß. NB. Darum hat er mich nicht ein-sondern etlich mahl von der cantzel vor einen Quacker/ Widertaͤuffer/ Calvinisten/ Rosencreutzer und Theophrasti schen schwaͤr- mer/ ꝛc. gescholten. Und solches soll mit erwie- sen werden fuͤr der gantzen gemeine/ ꝛc. dieweil ers fuͤr der gantzen gemeine gethan hat/ dann die gantze stadt weiß/ daß er mich offentlich unterschiedliche mahl ein teuffels, kind geheis- sen/ daß man eine gantze stadt darmit geaͤr- gert hat/ zc. Und dieses soll mir alles bewiesen werden/ daß ich ein solcher obgemelter sey/ wie er mich geheissen und beschuldiget hat/ ꝛc. dieses alles will ich dem dreyeinigen Schoͤpffer befeh- len/ wie er mich inquirir et und geschaͤndet/ von anfange/ da ich weder wort noch Leilen mit ih- me gewechselt hatte gehabt/ ꝛc. Johan. VII. 8. N. 16. Den 4. Sonntag nach Trinitatis hat er wie- der von der cantzel gesagt: Jch verachtete die weltliche Obrigkeit/ und welte sie nicht haben; N. 17. Darzu hieß er mich ein verfuhrer/ das soll er mir beweisen/ wen ich verfuhret habe von N. 18. GOtt oder Christo/ das mercket. Wo das aber nicht geschehen wird/ so wird und soll es ihm ein staͤtiges plagen in seinem gewissen erre- gen/ und machen als einem nagendem wurm N. 19. gleich. Weil er mirs dann nun beweisen will/ so soll er mirs schrifftlich und muͤndlich erwei- sen/ daß nicht umstoͤßlich sey/ und bleibe/ mit N. 20. klaren worten GOttes. NB. GOtt wird den gerechten nicht ewiglich in unruhe lassen ꝛc. son- dern wird den unschuldigen zu rechter zeit offen- bahren fuͤr jedermañ/ wer recht oder unrecht hat in dieser sache/ ꝛc. Was ich nun gethan habe in meiner Apologia Christiana, das habe ich muͤs- sen thun/ um meinen ehrlichen und Christli- chen namen zu defendir en und zu retten/ ꝛc. daß solches keine Rechte widersprechen koͤnnen mit recht. Wo aber das contrarium geschicht/ ꝛc. Jerem. XXVI. 14. sage ich mit Jeremia also: N. 21. Siehe ich bin in euern haͤnden/ ihr moͤ- gets machen mit mir/ wie es euch recht und gut duͤncket/ und so weit als es Gott uͤber mich verhaͤnget mich zu probiren/ ꝛc. weiter nicht/ ꝛc. Jtem v. 15. Doch solt ihr wissen/ wo ihr mich toͤdtet/ oder sonst boͤses anthut/ so werdet ihr unschuldig blut (oder unschuld) laden auff euch/ (und euere kinder) selbst auff diese stadt und ihre einwohner. Dann warlich der HErr hat N. 22. Act. 18. v. 14. 15. Da saget Gallion ein richtes zu Achaia- er wolle keine kla- ge von GOttes wort an- mich zu euch gesandt/ daß ihr sollet an mir probiret werden/ und ich an euch; das mer- cket/ daß ich solches alles fuͤr euern ohren reden soll/ NB. was ich fuͤr euch geredet habe/ biß hie- her. Jerem. 6. v. 8. Bekehre dich Jerusalem (ich sage Halle) ehe sich mein hertz von dir wen- det/ und ich dich zum wuͤsten lande mache/ dar- innen niemand wohnet/ spricht der HERR Zebaoth/ der HErr unser GOtt/ Hallel. Jerem. XVII. 6. 7. da spricht der HErr unser GOtt: N. 23. nehmen/ und dem glaubē ꝛc. sagt: sehet selber zu/ ich will daruͤber kein rich- ter seyn/ Actor 17. v. 47-60. Da sehet/ wie esdem Stepha- no gieng/ da er die Verflucht ist der mann/ der sich auff menschen verlaͤst (in Christlichen glaubens-sachen und Christlichen dingen) und haͤlt fleisch fuͤr seinen arm (in glaubens-sachen) und im hertzen von seinem HErrn weichet. Gesegnet aber ist der mann/ der sich auff den HErrn verlaͤst (in ob- gemeldten dingen/ ꝛc.) und der HERR seine zuversicht ist (in allen obgemeldten sachen des Christlichen glaubens/ des HErrn weiß/ und seiner wahrheit/ ꝛc. Vale. Dieses durch den verachteten und geringen vor der welt wird den menschen verkuͤndiget/ Halleluja/ Amen. (3.) Allhier will auch die ursachen mit bey- N. 24. wahrheit redete/ vom rech- ten Got- tesdienst/ solches mercket. 1. Cor. 3. Es ist al- les euer; von sol- chem wor- te saget Lutherus in der Glosse da- bey: dar- um hat kein mēsch macht uͤber die Christen gesetze zu machen/ die gewis- sen zu bin- den. setzen/ warum ich so gehasset und verfolget wer- de von denen Geistlichen in Halle/ daß ich aus einer sonderlichen predigt Lutheri von denen zehen aussaͤtzigen gesagt habe/ wie allda Luthe- rus selbst also spricht; Wann wir nun fragen/ warum sie dann so gerne beichte hoͤren/ und die Priester-beichte also loben/ die doch wie als menschen-gebot und gesaͤtze scheinen? So findet sich die redliche ursache/ weswegen solches ge- schiehet/ der heilige beicht-pfennig/ der grosse nothhelffer/ wann der thaͤte/ daß sie nicht des bauchs fuͤrchteten/ er moͤchte verschmach- ten/ so soltest du wohl sehen/ daß die Priester- beichte weder noth noch geboten waͤre; aber auff daß derselbe zinß nicht abgehe/ darauff so viel baͤuche und mast - saͤue (und Lutherische geistlose) erhalten werden/ (wann sie nun kein geldt fuͤr die beichte nehmen/ so waͤre noch zu erkennen/ daß es gut gemeynet seye/ ꝛc. sonst ohne das/ \& è contra so lange es geschiehet) in grosser herrlichkeit ohne creutz Christi und unser lehre willen/ ꝛc. Deshalben mus gemeldte beich- te von GOTT geboten seyn/ daß nun davon ein geschrey unter die unwissende gethan wird/ daß der HErr diener des bauchs/ und das zarte freß-volck durch die Priester-beichte unser armen suͤnder seligkeit suchen/ und wer das glaubet/ der glaubet den obersten Christlichen/ besten und richtigsten Articul des heiligen Christlichen glaubens; dann er traͤget ja groß gut und reich- thum: So die andern/ welche Christus und St. Paulus geboten hat/ alle arm machen. Wer aber den Articul laͤugnet/ der hat GOTT verlaͤugnet/ (da ihm zwar nicht so viel daran ge- legen ist) sondern hat ihnen ein loch in ihren bauch gestochen/ welcher ihr rechter GOtt ist/ darvon St. Paulus sagt: Quorum Deusventer est. Der bauch ist ihr Gott/ darum ists ihnen kein kinder- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. kinder spiel und schertzwerck mit dem bauche/ er ist ein reicher und zarter GOtt/ der keine beine hat/ solcher kan gar schnell zerstochen werden/ wann sie ihn nicht fleissig warten/ wahrnehmen und huͤten; so weit der vatter Lutherus. Weiter sagt er in obgemelter predigt uͤber die zehen aus- saͤtzige also: Die dinge/ die den bauch-gott nicht helffen fuͤllen/ die lassen sie wohl stehen/ wann gleich alle macht der menschen seligkeit mit dar- an lege; hiermit will ich das vermeldet haben. Saget abermahl Lutherus, wie stattlich ihre beichte gegruͤndet ist/ darzu besihe 2. Cor. 11. 7. 8. 9. (4) Nun hoͤret/ was in der Augspurgischen Confession von dieser beichte stehet/ Art. 25. in f. also: So lehret auch die Glossa in decretis de pœnitentia distinct. 5. daß die priester-beichte nicht durch die Schrifft geboten/ sondern durch die kirchen eingesetzet sey/ doch wird durch die lehrer dieses theils fleissig gelehret/ daß diese beichte von wegen der absolution, welches das hauptstuͤcke und das fuͤrnehmste darinnen ist/ zu trost der erschrockenen gewissen/ darzu um etlicher andern ursachen willen/ solche zu erhal- ten seye; so weit die confession von der beichte. Diese habe ich nun noch niemahls wollen auff- heben/ so sie recht gebrauchet wuͤrde/ auff daß die menschen nicht dardurch so sicher gemacht wuͤr- den/ und gantz vermeinten/ als waͤre solches al- les genug/ so sie es des jahrs 1. 2. 3. oder 4. mal verrichteten/ und das Sacrament gebrauchten. N. 26. Et NB. Sie vermeynen den suͤnden-sack auszuleeren/ ꝛc. (5.) Es wird mir nun schuld gegeben/ als wann ich den Herꝛn Geistlichen ihr ampt angegriffen haͤtte; Nun sage ich mit Luthero aus seiner kirchen-postill Epistel am 4. Sonntag Trin. also: Ja du greiffest gleichwol mein ampt an/ darein ich gesetzet bin? Resp. Nein/ lieber bruder/ das heisset nicht das ampt angreiffen/ wann man mir und dir saget/ daß wir in unserm ampte nicht recht thun/ oder das- selbige nicht fuͤhren/ wie wir solten; sondern eben darum straffet uns GOTT und sein wort/ daß wir dem Goͤttlichen ampte die unehre an- thun/ und es also mißbrauchen wider sein gebot; 2. Cor. 11. v. 13‒16. darum darffst du mich hierunter nicht zu rede se- tzen. Jtem Tom. 4. in Genes. Heute zu tage re- N. 27. den ihrer viel vom Evangelio/ als wann sie engel waͤren; aber da du wirst auff ihr leben und wer- cke sehen/ so seynd es lauter teuffel. (8.) Ach barmhertziger dreyeiniger GOtt/ ich bitte dich/ du wollest deiner wahrheit beyste- hen/ dieweil es zu deiner ehre und meines nech- sten nutzen geschiehet. Das wilst du auch alleine haben/ daß man das licht nicht unter den schef- fel/ banck und tisch stecke/ sondern frey auff den tisch soll das gesetzet werden; darzu soll man auch nit mit jenem untreuen knechte das pfund vergraben/ sondern darmit wuchern/ zu deiner ehre allein/ und des nechsten nutz/ Amen. Vale. Ende. Epilogus. N. 28. Psal. 116. 10. 11. 2. Corinth. 4. 13. David spricht; ich glaube/ darum rede ich/ ich werde aber sehr geplaget. S. Paulus spricht: Dieweil wir aber denselben geist des glaubens haben/ nachdem geschrieben stehet: Jch glau- be/ darum rede ich/ so glauben wir auch/ darum wir auch/ (daß wir glauben) Prov. 17. 15. Wer den gottlosen recht spricht/ und den gerechten verdammet/ die seynd beyde dem HEr-ren ein greuel. Jerem. 17. 5. 7. wie oben gemeldet/ Ps. 29. 25. Psal. 146. 3. Psal. 118. 8. 9. Fuͤr menschen sich fuͤrchten oder scheuen/ bringet zu fall/ wer sich aber auff den HErrn verlaͤsset/ der wird be- schuͤtzet. Verlasset euch nicht auff Fuͤrsten/ sie seynd menschen/ sie koͤnnen ja nicht helffen. Es ist gut auff den HErrn vertrauen/ und sich nicht verlassen auff menschen; Es ist gut auff den HErrn vertrauen/ und sich nicht verlassen auff Fuͤrsten. Der HErr ist mit mir/ darum fuͤrchte ich mich nicht/ was koͤnnen mir fleisch menschen thun. Hebr. 13. 6. Also/ daß wir duͤrffen sagen: der HErr ist mein helffer/ und will mich nicht fuͤrch- ten/ was solte mir ein mensch thun? 1. Pet. 3. Und ob ihr auch leidet um gerech- tigkeit willen/ so seyd ihr doch selig/ fuͤrchtet euch aber fuͤr ihrem trotzen nicht/ und erschrecket nicht. Matth. 5. 10. Selig sind/ die um gerechtig- keit willen verfolget werden/ dann das himmel- reich ist ihr. Psal. 116. 11. Jch sprach in meinem zagen: Alle menschen seynd luͤgner/ (darum ist sich nicht auff sie zu verlassen.) NB. 1. Jn der Fuͤrstl. polic. Kirchen-Ordnung N. 29. kan man cap. 22. von kirchen-buß/ und von dem 12 -- 18. satz besehen/ wie man sich gegen eine person verhalten solle/ die etwan mit lastern be- schuldiget wird/ ohne wahres wissen/ ꝛc. 2. Buch. cap. 7. vom H. Abendmahl/ 2. \& 3. satz/ wie auch 6. und 7. Jtem das 5. cap von der beicht den 12 -- 14. satz; dieses haben sie nicht an N. 30. mir bewiesen/ sondern mit tyrañey/ als Tuͤrcken nicht mit einem Christen koͤnten thun/ (wie ge- saget wird von ihnen/ so sie einen Christen zu sich bekommen.) Nun wollen sie Christen seyn/ und handeln so schlim̃ mit einem rechten Christen/ als kein Tuͤrcke oder Heyde wol nit thun solte/ ꝛc. Es ist nicht mehr bey ihnen als der name/ die that ist Tuͤrckisch und der name Christisch/ also N. 31. begehren sie auch unchristliche dinge/ das GOtt erbarmen moͤge/ dieweil sie die wahrheit nicht hoͤren noch leiden koͤnnen. Aber sie werden sehen mit uns zu rechter zeit/ N. 32. was und wen sie gehasset/ veꝛfolget und gelaͤstert haben ohne ursache und gruͤndliches wissen/ ꝛc. Nur darum/ daß mir GOtt mehr koͤstlicher ga- ben gegeben hat/ in der einfalt/ als ihnen in ih- rem hochmuth und hoffarth. Solches kan nun kein stuͤcke von einem Christenthum fuͤr recht er- kennen/ ich geschweige ein gantzer Christ/ der in dem willen Gottes und seinen geboten lebete/ ꝛc. es solte recht sprechen; Solches mercket alle/ die ihr mit mir zu thun habt. Vale. Fol. 75. Registratura den 9. Augusti, Anno 1669. Hr. Rahts M. D. Knorre haͤlt Peter Moritzen die anzuͤglichkeiten vor/ so in dem schreiben/ wel- ches er ihm ins hauß geschicket/ zu befinden/ ver- weiset ihm dieselbē ernstlich/ mit der andeutung/ sich derselben hinfuͤro zu enthaltē oder zugewar- ten/ daß man uͤber den anzuͤglichkeiten zugleich erken- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. erkennen lassen wolle/ E E. Rath empfinde miß- faͤllig/ daß er die gelindigkeit mißbrauche/ solle sich dahero huͤten/ daß man nicht haͤrter mit ih- me/ wie biß anhero geschehen/ procedi re. Ille, Das koͤnte niemand anderst sagen/ als daß unchristlich mit ihme umgegangen wuͤrde/ die Geistlichen muͤsten in ihren unthaten recht haben/ er aber unschuldig leyden. Jhm wird ferner remonstri ret/ daß ihme gar nicht unguͤtlich/ viel weniger unrecht geschehe/ solte sich dahero bequemen/ und dem urtheil ein gnuͤge leisten. Ille, Das solte in ewigkeit nicht geschehen. Er wird hierauff wieder in die gehorsams-stube ge- bracht. Joh. Zacharias Bieck/ NP. E. Fol. 77. Præsent. d. 16. Aug. An. 69. M. Andr. Chr. Schubarts antworts-schrei- ben auff Peter Moritzens zweyten und letzten beschluß seiner Apologiæ Christianæ. I. N. J. Wie und welcher gestalt Peter Moritzens also genandte brevi Apologia eiligst examini ret/ und was in derselbigen fuͤr greuliche schwaͤrmereyen/ verkehrungen und eygene glossi rungen der schrifft/ ungereimte und verfaͤngliche reden/ wie nicht weniger grausame/ schreckliche bezuͤch- tigungen/ laͤsterung- und verleumdungen so wohl des hiesigen Ministerii insgemein/ als in- sonderheit meiner person und ampts angemer- cket worden/ besagen die Acten sub lit. B. \& C. Den 14. Junii uͤbergab er bey publici rung des eingeholten urthels eine neue gifftige scarte cke/ die er also inscribir et hat: zweyter und letzter be- schluß meiner Apologia Christiana. Nun will ich allhier nicht anfuͤhren die vielen groben schnitzer/ so in dieser unchristlichen Apologie eben wie in der vorigen zu befinden seynd/ sinte- mahl ein jeder/ der nur ein schul schreiber/ und ein paar worte hat lernen zusammen setzen/ die- selben alsobald siehet/ kan aber gleichwol ampts und gewissens wegen nicht unberichtet lassen/ daß er darinnen (1) Muthwilliger und vorsetzlicher weise handelt wider die meisten gebotte des allerhei- ligsten gesetzes GOttes/ und zwar wider das (1) daß er Num. 22. vorgiebet/ die einwohner dieser Stadt sollen an ihme probiret werden. Jtem N. 32. daß ihme GOtt mehr koͤstlichere gaben gegeben in der einfalt/ als den geistlichen allhier im hoffarth und hochmuth. Wider das (2) daß er durch ungegruͤndete application und verkehrung der schrifft so offt bey GOttes namen luͤget und truͤget/ N. 1. 3. 4. 5. 9. 10. 16. 23. 25. 27. 28. ꝛc. zugeschweigen/ daß er Lutheri und Arnds schrifften/ die er aus andern ausgeschrieben/ und nicht gelesen/ viel weniger verstehen wollen/ wie nicht weniger die Fuͤrstl. Magdeburgis. Kirchen-Ordnung mani- festa crimina falsi addendo \& detrahendo NB. zu seinem boͤsen zweck mißbrauchet. Es koͤnte ihme auch gar leicht mit seiner eigenen hand dargethan werden/ daß er aberglaubische signa- turas und schedulas schreibet/ die wider alle boͤse geister und zaubereyen dienlich seyn sollen. Wider das (3) daß er N. 8. kein schul-gelehr- ter/ sondern von GOtt und der Natur gelehrt/ N. 12. daß er am Johannis-Fest in noͤthiger arbeit gestanden/ da er also in keine kirchen kom- men/ daß er N. 22. den unmittelbahren und Goͤttlichen beruff Jeremi æ auff sich ziehet/ und aus dem 26. cap. v. 15. saget: Warlich/ der HErꝛ hat mich zu euch gesandt/ daß ich solches alles fuͤr euern ohren reden soll/ und setzet N. 22. darzu: was ich fuͤr euch geredet habe biß hieher. Ja er prediget aus dem 6. cap. v. 8. Jerem. der Stadt Halle busse ꝛc. Wider das (4) daß er den geistlichen seelen- Fol. 78. vaͤttern sich so hefftig widersetzet/ und sie zum aͤrgsten verunehret/ N. 7. u. f. Wider das (7) daß er N. 24. das beicht geld/ welches wohlthaͤtige Christen nicht nur hier zu Halle/ sondern fast in den meisten Evangelis. kirchen aus gutem und freyem willen den predi- gern von undencklichen jahren her gereichet und reichen/ so hefftig wiederum verlaͤstert/ und waͤnns bey ihm stuͤnde/ gaͤntzlich abschnitte/ da es doch von niemand gefodert/ und ohne dasselbige manche person alle wochen/ ohne ruhm zu melden/ auch von mir absolvi ret/ und demselbigen durchaus keine krafft zugeschrieben wird/ als wann dardurch die vergebung der suͤn- den verkaufft geschehen kan/ sondern es wird von frommen Christen freywillig in acht ge- nommen/ allein zu einer aͤusserlichen anzeigung ihres versprochenen neuen gehorsams und danckbaren gemuͤths gegen den seel-sorger/ nach der ermahnung des Apostels Pauli zun Gal. am 6. cap. Der unterrichtet wird mit dem worte/ der theile mit allerley gutes dem/ der ihn unterrichtet. Wider das (8) indem er/ wie bald dargethan werden soll/ zum oͤfftern wider die lautere wahr- heit redet; indem er das saͤmtliche predigampt allhier zum allerhefftigsten verlaͤstert/ und dessen beschuldiget N. 30. \& 31. was doch GOTT und unser gewissen anderst weiß. Hat demnach hohe ursachen/ GOtt bey zeiten zu bitten/ daß er ihme diese grosse und schwere suͤnde verzeyhe/ wann ihn nicht die straffe treffen soll/ die er N. 14. selbsten angefuͤhret. Zum (2) greifft er boßhafftiger weise mein hoͤchstnoͤthiges wohlgemeintes straff-ampt an/ und verkehret mir die worte/ die ich offentlich vor GOtt und viel hundert zuhoͤrern an der hei- ligen staͤtte des HErrn geredet/ da er doch sie nicht selbsten gehoͤret/ sondern aus einiger ad- hærent en verlaͤumderischem munde/ die/ GOtt sey es geklaget! in der kirchen nur auff den pre- diger halten/ und es ihme zu ohren gebracht ha- ben. Was der Apostel Paulus in der 1. Cor. 2. schreibet: Wir reden nicht/ als wolten wir den menschen gefallen/ sondern GOTT / der unser hertz pruͤffet/ deñ wir nie mit schmeichel-worten seynd umgegangen/ wie ihr wisset/ noch dem geitze gestellet/ GOtt ist dessen Zeuge/ haben auch nicht ehre gesuchet von den leuten/ weder von euch/ noch von andern; habe ich mir in meinem ampte durch die gnade Gottes und bey- stand festiglich fuͤrgesetzet/ und nicht allein die/ die suͤndigen/ fuͤr allen zu straffen/ auff daß sich die andern fuͤrchten/ 1. Tim. 5. sondern auch acht zu haben auff die anvertraute gantze heerde/ Actor. 20. dieselbe zu ermahnen durch die heil- same lehre/ und zu straffen die widerspenstigen/ Tit. 1. und wann dieses letztere nicht geschehen solte/ so wuͤrde Christus in den tagen seines fleisches Th. IV. Sect. III. Num. XVI . Acta Peter Moritzens zu Halle. fleisches die Phariseer nicht schlangen-und ot- ter-gezuͤchte/ narren und blinde/ verblendete leiter/ uͤbertuͤnchte graͤber/ ꝛc. genennet/ und das wehe zum oͤfftern uͤber sie außgeruffen/ und Matth. 23. geurtheilet haben/ daß sie sich mit allen kraͤfften bemuͤhen/ die leute auff ihre sei- ten zu bringen/ und wann sie dieselben in ihre schulen bekommen/ so machen sie auß ihnen kin- der der hoͤllen. Es waͤre unrecht gewesen/ daß Paulus Gal. 1. geschrieben: So jemand ein ander Evangelium predigte als er/ wann es auch ein engel vom himmel waͤre/ solte er ver- flucht seyn. Unrecht/ daß er 1. Timoth 1. Hymeneum und Alexandern dem sathan uͤber- geben/ daß sie gezuͤchtiget wuͤrden nicht mehr zu laͤstern; und 2 Tim. 4. geschrieben: Alexander der Schmid hat mir viel boͤses beweiset/ der HErr bezahle ihm nach seinen wercken/ fuͤr welchem huͤte du dich auch/ dann er hat unsern worten sehr widerstanden. Es haͤtte auch uͤbel gethan die himmlische stimme Apoc. 2. welche Johanni befohlen/ daß er dem Bischoff der Gemeine zu Pergamo schreiben solle/ er habe unter seinen zuhoͤrern solche leute/ so an der lehre der Nicolaiten hielten/ die hasse Gott. Dannenhero ich auch auß schuldigem eyfer fuͤr die ehre GOttes/ und meiner zuhoͤrer ern- ster verwarnung/ einige schwaͤrmereyen auß den vorhabenden Evangeliis widerleget; zumah- len nit wenig Hall-leute fuͤr der Superintendē- teur unter den fenstern gestanden/ und alles an- gehoͤret/ was der verkehrte mensch auff befra- gung deß Ministerii mit grossem/ hefftigem/ unbeschreiblichem geschrey vorgebracht/ unge- achtet wir Prediger ihn etlichemahl zur be- scheidenheit vermahnet. Gestehe also (1.) gar gerne/ daß ich seine ir- rige meynungen/ die in dem eingeholten urtheil selbsten von dem hochloͤblichen Collegio der Herren Scabin en erkennet worden/ Papisti- sche/ Calvinische/ Wiedertaufferische/ Weige- lianische/ Paracelsische/ Rosenkreutzerische/ Quackerische schwaͤrmereyen genennet/ daß ich ihn aber/ wie er Num. 15. schreibet/ etlichemahl fuͤr einen Quacker/ Wiedertauffer/ Calvinist und Rosenereutzer gehalten/ redet er wider die oͤffentliche warheit. Daß er aber dergleichen schwaͤrmereyen zugethan/ bedarff keines bewei- ses mehr/ wie er Num. 15. begehret/ sondern es ist ihm allbereits so muͤnd-als schrifftlich be- wiesen/ und den 25. Julii coram magnifico Se- natu auß seiner brevi Apologia dargethan worden. Gestehe (2.) gar gerne/ daß ich am 3. Son- tag nach Trinit. bey eroͤrterung der frage/ wel- cher gestalt ein Christ mit zoͤllnern und suͤndern umbgehen koͤnte/ nehmlich sie nicht zu verstaͤr- cken/ oder sich ihrer suͤnde theilhafftig zu ma- chen/ viel weniger ihren irrigen meynungen beyzupflichten/ sondern sie vielmehr zugewin- nen/ und wieder zu recht zu bringen; dann wer das thue/ habe einer seelen vom tode geholffen/ Jac. 5. unter andern gedacht/ es wolte verlau- ten/ daß der irrige mensch dieser tagen in eines eingepfarrten Buͤrgers hauß gewesen/ da man ihn ermahnet/ er solle nur bestaͤndig bleiben/ und sich nicht geben/ man wuͤrde ihm doch nichts abhaben koͤnnen/ das seye eine grosse schwaͤre suͤnde. Gestehe zum (3.) daß ich darzu gesaget/ man muͤsse leyder hoͤren/ daß wol etliche alte feine Buͤrger seinen irrigen meynungen beyfall ge- ben solten. Welches alles auß hertzlicher treuer sorgfalt/ und abwendung besorglicher verfuͤh- rung/ wie nicht weniger zum schrecken und ver- warnung geschehen/ daß diese leute darvon ab- stehen/ und andere sich darfuͤr huͤten solten. Daß ich aber eben den Johannistag genennet/ ist mir unwissend/ und haͤtte also sich Peter Mo- ritz bey der h. Dreyfaltigk. nit verinessen doͤrffen. Jsts nicht am Johannis-tage/ so ists vielleicht am abend oder vorhergehende tage geschehen. Sein gewissen wirds ihm schon sagen/ er mags laͤugnen wollen/ wie er will. Kan aber gleich- wol/ so wahr als ich unter Gott bin/ sanctissimè bezeugen/ daß ich nicht gesaget/ er seye in eines alten Buͤrgers hauß kommen/ und habe demsel- ben alten Buͤrger sein vorhaben entdecket/ ꝛc. wie er Num. 12. ungescheuter weise schreibet/ dann damit begehet er eine fallaciam composi- tionis \& divisionis, und entbloͤdet sich nicht/ wider die offentliche warheit das jenige zu be- richten/ was er doch selbsten nicht gehoͤrt. Obs aber wider meine Ampts-pflicht seye/ daß ich meine zuhoͤrer fuͤr seinen schwaͤrmereyen so treu- lich gewarnet/ und die Goͤttliche warheit ver- theidiget/ kan mit uͤberschickung der Acten auff einem benachbarten Evangelischen Consisto- rio erkannt werden. Jch bin in meinem gewis- sen versichert/ daß fuͤr die Ehre Gottes/ und der zuhoͤrer seelen-wolfahrt niemahls zu viel/ es ge- schehe zur rechten zeit oder zur unzeit/ greyfert werden kan. Paulus schreibet zun Gal. 4. Eyfern ist gut/ wanns immerdar geschicht umb das gute. Sage auch deßwegen mit dem Pro- pheten Esaia auß seinem 49. cap. meine sache ist deß HErrn/ und mein ampt meines Gottes. Wie spricht Ezech am 33. unter der person deß Propheten zu einem jeglichen rechtschaffenen Prediger: Jch habe dich zum waͤchter gesetzt/ daß du sie von meinetwegen warnen solst. Wo solches nicht geschich!/ will er das verwahrlose- te blut von der Prediger haͤnde fordern/ ꝛc. warnest du sie aber/ so hast du deine seele erret- tet. Wie hefftig die schroͤcklichen verlaͤsterun- gen meines ampts/ so in seiner brevi Apologia zu finden/ mir zu gemuͤth gestiegen/ und wie viel hundert seufftzer sie bey mir erwecket/ weiß Gott der hertzenkuͤndiger am besten/ und haͤtte dahero auß grosser betruͤbnuß meiner seelen wol ursache gehabt auß dem Propheten Zacharia cap. 3. zu sagen: Der HErrschelte dich/ du sa- than/ ja der HErr schelte dich/ der Jerusalem erwehlet hat. Habe mich aber dessen enthal- ten/ und die rache GOTT/ und dem hoch- loͤblichen Magistrat allhier/ zu gebuͤhrender rettung meines ampts uͤbergeben. Darbey aber gleichwol meine zuhoͤrer vermahnet/ daß sie fuͤr den irrigen menschen/ als eiñ verlohr- nes schaaf beten/ und sich erinnern solten/ was wir alle Donnerstag in allen Beistun- den singen: Alle irrige und verfuͤhrte wieder bringen. Daß man aber etwa meynen wol- te/ als waͤre Peter Moritz durch meine den 3. Sontag post Trinitatis gehaltene Straff- predigt nach seiner erklaͤrung auff andere gedancken gebracht worden/ kan nicht wol seyn/ dann am 25. Junii wurden ihme auff dem Rathhause seine schwaͤrmereyen/ wie sie in der brevi Apologia zu befinden/ ordentlich A. K. H. Vierter Theil. Y y y y fuͤrge- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. fuͤrgehalten/ er darauff in gehorsam behalten. Den 27. habe ich die Predigt/ darauff er sich be- ziehet/ abgelegt; den 28. ist auff unterschiedene Articul seine erklaͤrung geschehen/ welche den 29. war der tag Petri und Pauli/ meiner we- nigkeit eroͤffnet/ umb die verschickung der Acten gebetten/ und er von 2. Saltzmeistern loß gebuͤr- get worden. Jst also diese Predigt eben/ da er in gehorsam gewesen/ gehalten/ und zweiffels- ohne schon ante declarationem von seinen leu- ten ihme zu ohren gebracht wordē. Daß er sonst Num. 17. vorgibet/ er seye von mir angegriffen worden/ ehe er weder wort noch zeile mit mir ge- wechselt/ so kan ich darfuͤr nicht/ daß ers auff sich gezogen. Die Application ist nicht mein/ sondern sein/ und ist eine anzeigung/ daß er sich selbst schuldig befunden/ was ohne meinen vor- satz und meinung/ die Gott bekannt/ bey jetzigen Hoͤllen-predigten an den Candidatis in ferni ins gemein gestraffet worden. Mag dahero zuse- hen/ daß in entstehung wahrer und ungefaͤrbter busse nicht uͤber ihn komme/ was er auß grim̃i- gen gifftigē privat-affecten mir Num. 18. wuͤn- schet; mein trost ist auß dem 26. cap. Proverb. daß ein unverdienter fluch nicht trifft. (3) Thut er den hiesigen saͤmptlichen Geistli- chen fuͤr Gott und der welt die hoͤchste gewalt und unrecht an/ und bezuͤchtiget sie nicht allein N. 24. sondern auch N. 30. \& seqq. dessen/ was er nimmermehr beweisen/ und schwerlich Gott abbitten kan. Ob sie es bey ihrer gerechten sache verschmertzen koͤnnen/ gebe ich ihrer Christlichen uͤberlegung heim/ Gott bekehre den verkehrten menschen/ Amen. Daß dieses ad Acta gebracht/ und nach be- findung mit verschicket werde/ bittet umb der ehre Gottes willen E. Wol-Edl. Hochw. Raths Halle den 18. Julii, 1669. Gebet und dienst-schuldiger M. Andreas Christoph Schu- bart/ P. zu S. Moritz. Fol. 81. Registratura. Den 30. Augusti, Anno 1669. Herr Rathsmeister D. Knorre fuͤhret Peter Moritzen tenorem sententiæ Lipsiensis noch- mahls zu gemuͤth/ und ermahnet ihn tertia vi- ce beweglich/ derselben ein gnuͤge zu leisten. Ille, Das koͤnne in alle ewigkeit nicht gesche- hen/ die abbitte kaͤme ihm nicht zu/ wann die urtheils-fasser seines zustandes kundig waͤren/ wie die Herren deß Raths/ wuͤrden sie wol an- derst gesprochen haben/ er waͤre auff diese wei- se/ wie es Herr M. Schubart an ihn gebracht/ nicht schuldig; wann ihm was haͤrteres zuer- kannt wuͤrde/ wolle er seinem GOTT darfuͤr dancken/ der wuͤrde schon in die zeit sehen/ und einem jeden am juͤngsten tage eroͤffnen/ wie es umb sein gewissen stuͤnde; Wann er Herrn M. Schubart en eine abbitte thun solte/ und er thaͤte Inquisiten keine/ handele er offentlich wi- der GOTT/ und muͤste deß teuffels seyn; wann er ihme eine abbitte thaͤte/ wolle ers auch thun/ sonst nicht. Jhme wird angedeutet/ den außgang der sachen in gehorsam zuerwarten. Ille, Da danckte er Gott dafuͤr/ wuͤrde auch wol das beste seyn. Joh. Zach. Bieck. Folget E. E. Raths Schreiben an den Schoͤppenstul zu Leipzig. Das dritte Leipziger urtheil. P. P. vor recht; Hat Inquisit Peter Moritz/ Fol. 83. ungeachtet er zu folge unsers vorigen urtheils noch einen monat in gefaͤnglicher hafft behal- ten/ und Ehren M. Schubart en die zuerkannte abbitte und erklaͤrung zu leisten/ zu drey unter- schiedlichen mahlen beweglich und ernstlich er- mahnet worden/ sich dannoch solches zu thun bestaͤndig verweigert/ und außtruͤcklich erklaͤrt/ daß er lieber alles/ was erkannt werden wuͤrde/ leiden und erdulten/ als M. Schubart en/ ehe und bevor solches von ihme geschehen/ eine abbitte und erklaͤrung thun wolle/ nach mehrerm inhalt der uͤberschickten inquisitions-Acten. So wird Peter Moritz mit haͤrterm gefaͤngniß noch ei- nen monat lang zu abstattung der zuerkannten abbitte und erklaͤrung angehalten/ und mit wasser und brod gespeiset/ mit dieser außdruͤck- lichen verwarnung/ da er immittelst sich nicht bequemen wuͤrde/ daß er alsdann mit haͤrterer straffe/ als da sind Landes-verweisung und der- gleichen/ beleget werden solle/ V. R. W. Publ. den 6. Sept. 1669. Schoͤppen zu Leipzig. Caͤmmerey den 6. Sept. 1669. Peter Moritz ist das anderweitig auß dem Fol. 58. Schoͤppen-stul zu Leipzig eingeholte urtheil public irt/ und er darbey nochmahls beweg- lich und ernstlich ermahnet worden/ Ehren M. Schubart en und dem gantzen Ehrw. Mini- sterio die zuerkannte abbitte zu thun. Bleibet aber darbey/ daß er nichts thun wolle/ man moͤchte ihme wol das leben nehmen/ er danckte GOTT/ daß er dieser wegen was leiden solle/ E. E. Rath moͤchte mit ihm umbgehen wie er wolte/ es moͤchte erkannt werden was da wolte/ er kehre sich daran nicht/ GOtt wuͤrde ein an- ders erkennen/ es waͤre einer so gut als der an- dere/ der es erkennete/ und der demselbigen fol- gete und exequir te. Nachdem alles zureden und vermahnen nichts verfangen/ ist er dem Stockmeister anbefohlen/ ihn in die kuche/ als eines von den haͤrtesten gefaͤngnissen zu brin- gen/ und nichts als wasser und brod zu geben. Joh. Zach. Bieck/ N. P. Fol. 86. ex Act. Vorbericht an den Hochweisen Magistrat. Matth. 27. vers. 18. Danner (Pilatus) wuste wol/ daß sie ihn auß neid uͤberantwortet hatten. Meinen Christ-dienst-freundlichen gruß zuvor/ ehrenveste/ wol weise Herren/ ꝛc. Jch will ihnen allhier in diesem spiegel vor- stellung thun/ was Goͤttlich/ Christlich/ oder teuffelisch und unchristlich ist: wol und selig deme/ der sich darinnen mit der furcht deß HERRN besiehet/ und darauff mercket/ wo sein mangel ist/ und woran es fehle/ daß wir so ungoͤttlich/ unchristlich leben/ und dannoch Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. dannoch wollen wir gute Christen seyn/ da wir doch nicht mit einem blutstropffen Christlich leben/ wie die herrliche und doch schroͤckliche Proba mehr als zu viel erweiset und erwiesen hat/ und wollen doch die verfolgen/ martern und quaͤlen/ die in Christi edlem leben/ und Got- tes willen wandeln/ nach Christi befehl und geboten. Nun wollen mir meine und meines Christi feinde nichts lassen/ das bißgen nothdurfft neh- men sie mir und meinem weib und kindern/ dar- zu auch meine gesundheit/ die mir GOtt gege- ben hat. Diß ist aber noch nichts/ das sie mir thun/ sondern sie wollen mir auch meine selig- keit nehmen/ die mir Christus Gottes Sohn auß gnaden geschencket/ und mich erloͤset hat von der welt/ dem teuffel/ und meinem eigenen fleisch und blut/ ꝛc. auß ursache/ daß ich mit meinem vorgaͤnger Christo JEsu die warheit einem jeden ohne scheu sage/ und nicht heuchele/ wie die/ die Christum/ den teuffel und die welt/ darzu sich selbst nicht kennen wollen. Und daß ich mich mit Christo verlobet habe durch den wahren glauben in ihm/ ꝛc. ihme und der Goͤtt- lichen warheit beyzustehen so lange/ als ich einen bluts-tropffen in meinem leibe habe. NB. Nun wollen die jenige/ die sich wider Chri- stum in mir/ als ihren vorgaͤnger setzen/ ꝛc. wel- che welt/ ehre/ gut und geld/ freunde nicht fah- ren wollen lassen/ die sie mehr lieben als Chri- stum und sein edles leben/ liebe und willen/ ꝛc. Die wahren Christen setzen uͤber Christum all ihr zeitlich gut und leben/ gute freunde und al- les was sie haben/ hinden an/ auff daß sie das ewige gut/ leben und gute freunde im himmel bekommen. Aber die falschen heuchel-maul- geld-und welt-Christen setzen umb das zeitliche gut leben und freunde/ ihre seele in die ewige ge- fahr der verdammniß/ ꝛc. Allhier ist eine gewis- se proba, was Christlich oder teufflisch ist. NB. Matth. 10. vers. 26. da saget Christus: Es ist nichts verborgen/ das nicht offenbahr werde/ und ist nichts heimliches/ daß man es nicht wis- sen werde/ dann die zeit ist und kommet/ da es geschehen soll/ ꝛc. und man die Außerwehlten verfuͤhren will/ so es Gott zuliesse. NB. Nun so es die noth erfordert/ so stehet mein Christlich blut allda/ JEsu stehe mir bey. NB. Mein und meines Jesu Christi feinde wollen mich præci- piti ren/ da sie aber das gedencken zu thun/ so ex- alteri ren sie mich vielmehr/ ꝛc. sie wollen es boͤse mit mir machen/ und Gott gedenckets gut mit mir zu machen/ ꝛc. NB. Sie wollen das ∆ feuer loͤschen/ und giessen oͤhl/ und werffen zu/ da sie doch solten ∇ wasser zugiessen/ und je mehr sie es dencken zu loͤschen/ je mehr zuͤnden sie sol- ches ∆ feuer an. NB. Und darauff gehen die geld-ehr-und hoffaͤrtige welt-Christen umb/ ꝛc. So ich meinen Christlichen glauben nicht ver- laͤugnen will und absagen/ daß sie mir auch das natuͤrliche leben gerne nehmen wolten/ so es ih- nen Gott zuliesse/ ꝛc. Nun will ich alle die/ die sich wider mich setzen/ (dieweil sie es Christo thun) vordem allgewaltigen Richterstul Christi citirt haben/ allda will ich mein recht außfuͤhren/ und da soll sie ihr eigen gewissen verklagen/ und auch verurtheilen durch die uͤberzeugung/ so fern als sie also bleiben/ wie sie jetzo seynd/ ꝛc. werden sie es aber erkennen und bekennen/ und in wahrer reue und busse solches nicht mehr zu thun wil- lens seyn/ so will ich selber fuͤr sie helffen bitten bey GOtt/ daß ihnen GOtt gnaͤdig seye/ und ihre grosse suͤnde vergebe/ ꝛc. dann umb Christi willen/ und der warheit halben haben sie mich also tract irt/ als einen moͤrder/ dieb und schelm/ und tracti ren mich auch noch anjetzo also. Jch sehe es an/ als wann sie sich an mir einen un- sterblichen ruhm und namen machen wollen/ und meynen in Pharaonischem sinn/ sie thun GOtt einen angenehmen dienst und ehre dar- mit: ach GOtt erbarme dich uͤber sie/ die un- wissende hoffaͤrtige/ und im geitz/ ehre/ ersoffene verblendete menschen/ so fern als noch erbar- mung helffen will/ so thue es mein einiger und dreyfaltiger GOtt/ damit du geehret werdest hier zeit-und dort ewiglich/ Amen. Luc. 6. v. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. Allda saget Christus zu allen/ die unter dem creutz nachfolgen. Also: Selig seyd ihr/ so euch die menschen hassen/ und euch absondern/ und schel- ten euch/ und verwerffen euern namen als eines boßhafftigen/ umb des menschen und GOttes Sohns willen. Selig seyd ihr armen/ dann das reich GOttes ist euer; Aber dargegen/ wehe euch reichen/ dann ihr habt euern trost da- hin. Wehe euch/ die ihr voll seyd/ dann euch wird hungern/ wehe euch/ die ihr hier (uͤber die verachteten und geringen/ demuͤthigen nachfol- ger Christi) lachet/ dann ihr werdet weinen und heulen. Wehe euch/ wann euch jedermann wohl redet/ deßgleichen thaͤten ihre (der Pha- risaͤer/ Hohenpriester und Schrifftgelehrten) Vaͤter den falschen Propheten auch. Aber ich sage euch/ die ihr zuhoͤret/ liebet euere feinde/ thut wohl denen/ die euch hassen. Segnet die/ so euch verfluchen/ bittet fuͤr die/ so euch beley- digen. Jtem v. 45. 46. da saget Christus al- so: Was heisset ihr mich HErr/ HErr/ und thut nicht/ was ich euch sage; Wer zu mir kommet/ und hoͤret meine rede/ und thut sie/ den will ich euch zeigen/ wem er gleich ist/ dieses ist derhoͤchste schatz und gut/ wie auch das hoͤch- ste und groͤsseste mysterium magnum, wohl und selig dem/ der dieses siehet/ schmaͤcket/ fuͤh- let und hoͤret in sich selbst: O summum bo- num! NB. Jst das nicht schande/ daß man solche dinge sich unterfaͤnget/ daß man uͤber die seele und glauben herrschen will/ das doch Gott nicht haben will/ und kan auch nicht seyn. NB. Meine Herren wolten doch das betrachten/ was ich in meiner Apologia 1. vermeldet habe/ ob es luͤgen oder warheit seye/ was ich allda ge- schrieben habe in der einfalt/ wie es mit mir umbgegangen werden wird. Jst das nicht ge- schehen? und folget nicht das darauff/ was ich gesaget? und wird noch ferner geschehen/ was geschehen soll nach Gottes willen in und ausser mir/ das mercket. NB. So nun die Hochweisen Hn. deß Raths solche schrifft in der furcht deß HErrn betrachtet haben/ ꝛc. so bitte ich sie/ daß sie solche auch den Herren Geistlichen uͤbersenden wollen/ daß sie sich auch darinn bespiegeln wolten/ ob sie noch einst sich bekehrten/ (oder ein anders gedencken moͤchten/) von der hochmuth/ hoffart/ geitz und neid/ damit wir alle selig werdē moͤgē; das helffe Gott das hoͤchste gut uns allen/ so fern wir erst selber wollen/ und mit unserm wollen in deß Geistes Gottes wollen und willen leben wollen. NB. Warum will man aber das/ welches Gott A. K. H. Vierter Theil. Y y y y 2 gegeben Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. gegeben hat dem/ der es besitzet/ nehmen/ das doch in alle ewigkeit nicht geschehen kan noch soll. NB. Die einander folgen/ die moͤgen es auch einander dancken/ ꝛc. Vale. NB. Hierauff wolle jedermann merckē/ nem- lich auff das/ daß man uͤber Gottes deß H. Gei- stes dinge/ als die seele und den Christlichen Glauben herrschen will (der doch Christus selbeꝛ ist) und seine nachfolger mit menschlichen/ fleischlichen und weltlichen urtheilen richten/ welches die groͤste suͤnde ist/ die man thun mag auff dieser welt. Nun will man doch damit das recht fuͤr Gott und der welt erhalten/ und ver- meynen/ man thue Gott einen sonderbaren wol- gefallen darmit/ ꝛc. Und darneben/ es moͤchte dem grossen namen/ und der welt-ehre etwas abgehen/ da doch Christus sagt: Mein reich ist nicht von dieser welt/ welches sich nit mit dem leiblichen und fleischlichen schwerd verfechten laͤsset/ sondern darzu gehoͤret das Geistliche und Goͤttliche schwerd/ das ist der Geist Gottes/ der harnisch und schild/ damit man fechten muß gegen den teuffel/ welt/ und unser eigen fleisch und blut/ ꝛc. und den sieg erhalten/ damit wir in dieser zeit recht kaͤmpffen/ daß der kampff zur seligkeit/ und nicht zur verdammniß gereiche ꝛc. NB. Wann es aber hauß/ hof/ acker und wiesen/ oder andere zeitliche dinge waͤren/ so moͤchts noch hingehen/ daß man mit gleichen urtheilen die sache richte/ ꝛc. Aber wir erkennen/ daß uͤber die jenigen/ die ursacher sind/ und die die sache vollfuͤhren und außuͤben/ nach dem fleischlichen urtheilen uͤber Gottes Geistlichen sachen/ die werden mit dem urtheil deß zweyschneidigen schwerds gerichtet werdē/ das erschroͤcklich seyn wird/ damit das gute zum guten/ das boͤse zum boͤsen geschieden werde/ nemlich zur rechten und lincken. NB. Es ist mit dem weltlichen urthei- len also bewand/ zumahl in Christlichen Glau- bens-sachen/ damit man will die haͤnde waschen mit Pilato/ Pilatus wusch seine mit wasser/ jetziger zeit wollen sie solche mit den fleischlichen und weltlichen urtheilen waschen/ dardurch man will unschuldig seyn fuͤr Gott und der welt; Ja weit gefehlet? Aber man hoͤre doch ein ge- ring exempel: Jch haͤtte ein schwerd in meiner gewalt/ damit wolte ich einen verletzē/ und doch so scheuete ich mich von wegen der unschuld/ es moͤchte gemercket werden/ daß ich nicht recht dran thaͤte/ so gaͤbe ich es einem andern/ der solte es thun/ wie und auf was gelegenheit er es thun koͤnte; nun/ der thaͤte es also/ wie gemeldet. Nun frage man/ welcher ohne schuld seye? oder/ wer unrecht seye? wir erkennen/ alle beyde muͤssen die schuld tragen. Waͤre der ursacher nicht/ so waͤre auch der vollbringer nicht/ damit hoͤret man dz hierinnen keiner keine entschuldigung habe/ we- der fuͤr GOtt/ noch rechtschaffenen Christen. Daß man sich nun will mit dem urthei- len entschuldigen/ und unschuldig seyn; mit dem/ daß man sagt/ das urtheil habe es anderst nicht mit sich bracht; wir koͤnnen nichts darfuͤr/ wir muͤssen thun/ was das urtheil in sich haͤlt/ ꝛc. Jst das nicht schroͤcklich und er- baͤrmlich von denen/ die Christen seyn wollen/ zu hoͤren? da doch allen ihr eigen gewissen muß sagen/ daß es nicht recht ist fuͤr Gott/ und allen Heiligen im himmel und auff erden; Aber Gal- lion zu Corintho hat unrecht gethan/ daß er uͤber S. Paulum nicht hat wollen richter seyn/ und ihn nach der welt richten/ und dargegen die/ welche Stephanum verurtheilten und richtetē fleischlich und weltlich/ die haben nicht unrecht gethan/ sondern sie haben ihn nach dem urtheil gerichtet. NB. Das moͤchte man ja wol bey zeit besser betrachten/ auff daß nicht dermahleins ein ewiges und schroͤckliches urtheil vom allge- waltigen Gott und Richter gefaͤllet werden moͤchte/ ꝛc. Vale. Gott gebe es zu erkennen. Confirmir ung meiner Apologiæ Christianæ, oder Christliches Bedencken. Dem Hochweisen Magistrat uͤber die Her- ren Geistliche zugeschrieben und uͤbergeben; und solches ist auß Joh. Ristens/ Joh. Gerharden/ Joh. Arnden/ Henrich Muͤllern zu Rostock/ Luthero und Biblia ihr eigentliches zusammen getragen/ GOtt zu Ehren/ und dem naͤchsten zu nutz/ wie auch dem satan zu trotz/ durch Peter Moritzen/ Gottes und der natur liebhabern/ und insonderheit Myst ischer- - - - Sal Operarius in Halle/ der sonst von unwissenden ein unwissender heisset/ A. 1669. Jn dem gefaͤngniß/ darinnen man schelmen und diebe pflegt zu tracti- ren/ darfuͤr sey Gott 1000. mahl gedancket. Ad Lectorem. Christlicher lieber Leser und Bruder; ich will NB. So sich die ver- meinten geist-und weltliche Christen werden wider das hier setzē/ so ist|es gewiß ein wahres zeichen/ daß sie der Antichrist sind. dir allhier so viel anzeigen/ als unterschiedlicher und Christlicher maͤnner zeugniß von der rechten warheit in Christlichen Glaubenssachen/ ꝛc. und doch erfahren und vernehmen/ ob solche auch Quacker/ Kaͤtzer/ Schwaͤrmer/ Weigelianer/ Rosencreutzer/ Enthusiasten/ Widert auffer/ ꝛc. seynd. Nun solle das ein gewisses und unfehl- bares signum seyn und bleiben/ so lange als die maul-heuchel welt-und geld-Christen also blei- ben/ wie sie anjetzo in der proba bestanden sind; darauß jedermann ersehen soll/ daß der rechte und warhafftige Antichrist uͤberall ist in der welt/ und nicht zu Rom allein particulariter, sondern universaliter, d. i. in der gantzen welt/ und am staͤrcksten unter denen/ die gantz vermei- nen/ sie sitzen Gott in dem schose/ es koͤnte ihnen nichts fehlen/ sie moͤchten nach Christi edlen Le- ben und Willen leben oder nicht; so sind sie doch gute Christen/ und Gott wolgefaͤllige Kinder deß allerhoͤchsten Gottes. Ja è contra. Gerhardus 25. Dom. Trin. fol. 5. 24. saget: Es sind nunmehr kommen die greuliche zeiten/ von welchen S. Paulus 2. Timoth. 3. geweissaget: Die liebe ist erkaltet/ die ungerechtigkeit hat uͤberhand genommen/ Matth. 5. v. 4. wie dann hiervon eine alte Prophecey vorhanden/ Reve- lato Antichristo homines erunt carnales. Wer nicht mit mir ist/ spricht Christus/ der ist wider mich/ Luc. 11. v. 23. darauff folget/ wer Christi edles Leben nicht will an sich nehmen/ der eben so Antichristisch sey als der seine Goͤttliche Lehre verlaͤugnet und verfaͤlschet. Davon kan noch weiter an gemeldtem ort gelesen werden. Johann Gerhard in dem 6. theil deß 3. Act. vom Leiden Christi uͤber den Passions- text; der anfang der erklaͤrung daruͤber/ so saget er allda: Als Christus in dem 22. Psal. uͤber seine fein- de und verfolger/ die Hohenpriester/ Schrifft- gelehrten Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Hall. gelehrten und Phariseer jaͤmmerlich klaget/ spricht er unter andern: Grosse farren haben mich umgeben/ fette ochsen haben mich umrun- gen/ ihren rachen sperren sie auff wider mich/ wie ein bruͤllender und reissender loͤwe/ und bald darauff/ hunde haben mich umgeben/ und der boͤsen rotten haben sich um mich gemacht; in diesen worten vergleichet Christus seine feinde und verfolger dreyerley grimmigen thieren/ erstlich grosse farren/ und fette ochsen/ weil sie das volck gefressen/ daß sie sich moͤchten neh- ren/ Psalm. 53. Haben der wittwen haͤuser ge- fressen/ und lange gebehte fuͤrgewendet. Matt. 23. Darnach vergleichet er sie reissenden und bruͤllenden loͤwen/ weil sie wider ihn gebruͤllet/ und im verborgenen gelauret ihn zu toͤdten/ wie ein loͤwe in der hoͤle lauret/ Psalm. 10. Endlich vergleichet er sie beissenden hunden/ weil sie nicht allein unverschaͤmt mit ihren luͤgen ihn ange- bellet/ sondern auch als jagthunde des leidi- gen teuffels/ die er an seinen stricken gefuͤhret/ ihn uͤberfallen/ von einem orthe zu dem andern gejaget/ und endlich gar getoͤdtet. Wie nun die- ses alles die Geistlichen zu Jerusalem erfuͤllet haben/ dasselbige wollen die Geistlichen jetziger zeit nun auch an denen/ die ihnen nachfolgen/ ausuͤben/ wie der anfang schon gut gemachet ist/ nach dem ende streben sie auch/ ꝛc. aber sie sollen/ wie sie anjetzo mit mir umgangen/ fuͤr dem all- gewaltigen richter-stuhl JEsu Christi erschei- nen/ die ich will dahin citir et haben/ und alle/ die Christum in den seinigen/ als mir geringer per- son/ in bann thun/ und warheit luͤgen/ und die luͤgen wahrheit heissen/ und das gute boͤse/ und das boͤse gut/ ꝛc. das mercket. Gerhard im 3. P. des II. Act. vom leyden und sterben unsers HErrn JEsu Christi/ unsers vorgaͤngers/ des weges zum leben. Jm anfange der erklaͤrung. Cantic. II. spricht die Christliche kirche: Se- het mich nicht an/ daß ich so schwartz bin/ dann die sonne hat mich so verbrandt/ meiner mutter kinder zoͤrnen mit mir. Jn diesen worten beken- net die Christliche kirche/ daß sie dem aͤusserli- chen schein nach in dieser welt schwartz seye/ d. i. verachtet und unansehnlich/ dieweil die sonne mancherley truͤbsal und verfolgung sie verbreñe. Setzet auch darneben/ von welchen leuten sie am meisten geaͤnstiget werde: Meiner mutter kin- der/ spricht sie/ zoͤrnen mit mir; darmit sie an- deutet die falschen bruͤder/ welche sich auch filios Ecclesiæ ruͤhmen/ und doch die rechte wahre kir- che unter dem schein der Gottseligkeit verfolgen. Weil nun Christus als das haupt der kirchen zuvor uͤber sich hat wollen ergehen lassen/ was auff seine glieder/ die rechten Christen/ kommen solte/ (da er saget) die juͤnger und knecht/ sollen es nicht besser haben/ dann der HErr es gehabt hat/ und als ein treuer Artzt zuvor selber aus demselben becher getruncken/ welchen erseiner kirchen darreichet/ auff daß sie ein exempel haͤt- ten/ so es auch an sie kaͤme/ daß sie aus dem cꝛeutz- becher trincken solten und also einen guten trost an ihrem vorgaͤnger haben. Hierzu 4. pars den anfang der erklaͤrung. Gerhard 2. pars III. Act. anfangs seiner erklaͤ- raͤrung also: Genes. 39. wird vermeldet: Daß Potiphars ehebrechisches weib den frommen/ keuschen/ unschuldigen Joseph vor ihrem Herꝛn dem Potiphar verklaget/ als wann er sie zu schanden machen/ und ehebruch mit ihr habe treiben wollen/ da sie doch selber ein buͤbisches hertz hatte/ und ihn zufall bringen wolte. Jn dieser historie ist Joseph ein fuͤrbild des HErrn Christi/ und der HErr Christus ein fuͤrbild sei- ner nachfolger/ der selber ist von der ehebreche- rischen art/ den Hohenpriestern und Schrifft- gelehrten/ wie auch Phariseern/ (wie sie Matth. 12. genennet werden) fuͤr Pilato verklaget wor- den/ als wann er eine falsche lehre/ welche die Schrifft gelehrten ehebruch pflegten zu nennen/ unter das volck ausgesprenget/ da sie doch sel- ber ein heuchlerisches gottloses hertze hatten/ und durch verfaͤlschung der Goͤttlichen wahr- heit/ die aͤrgsten hurer und ehebrecher fuͤr GOtt waren/ und auch noch anjetzo also seynd. Hier- zu kan man fast dergleichen in der vorrede Joh. Arndts uͤber die nachfolge Christi lesen; da Jo- seph nicht wollen mit des Potiphars weib buh- len/ und was eigentlich darunter verstanden wird/ das wird darinnen gezeiget und gelehret. Jtem 4. pars 3. Act. den anfang in der erklaͤ- klaͤrung also: Psal. 118. weissaget David von dem HErrn CHristo auff solche weise: Der stein/ welchen die bauleute verworffen haben/ ist zum eckstein worden/ das ist vom HErrn ge- schehen/ und ist wunder vor den augen der fleischlichen-welt-heuchel-Christen/ daß diese prophecey einig und allein auff CHristum und dessen getreue nachfolger deute/ lehret er selber Matth. 21. und St. Peter Act. 4. Derselbe unser Heyland CHristus wird ein stein genen- net/ weil er ist der einige feste grund unserer se- ligkeit/ er ist von seinem himmlischen Vatter zum eckstein des geistlichen hauses seiner kirchen gemachet. Es ist aber dieser stein von den bau- leuten verworffen worden. Durch die bauleute werden verstanden die Phariseer/ Schrifft ge- lehrte und Hohepriester zu Jerusalein/ welche dazumahl gelebet/ als Christus in den tagen seines fleisches herumgewandelt/ wie uns diese erklaͤrung gibt Petrus/ Actor. 4. Was aber/ und wer seynd die bauleute jetziger zeit? Wer- det ihr in meiner Apologia Christiana und hier in dieser bekraͤfftigung derselben zu vernehmen haben. Nun saget Christus/ sie haben des himmelreichs schluͤssel/ und kommen selber nicht hinein/ und wehren es doch denen/ die hinein ge- hen wollen/ ꝛc. Joh. Gerhard cap. 151. Henrich Muͤller in geistlichen erquick-stunden und den eigenen farben der treuen diener Christi und GOttes. Als die verfuͤhrer/ und doch wahrhafftig/ 2. Cor. 6. 8. Das gluͤck hatte mein JEsus/ seinen Apo- steln wards nicht besser/ wie den andern treuen dienern. Jch will dirs sagen/ waren nicht Atha- nasius, Lutherus, Joh. Arnd/ hocherleuchtete GOttes Maͤnner? wie lautet ihre Symbolum? Als die verfuͤhrer/ und doch wahrhafftig; trifft dichs auch mein CHrist? O wie selig bist du! Das heilige creutz auff erden/ der heiligen cron im himmel. Freue dich von hertzen/ setze muthig in dein schildt: Als die verfuͤhrer/ und doch wahrhafftig. Fuͤr GOTT wahrhafftig/ fuͤr menschen ein verfuͤhrer/ wahrhafftig Y y y y 3 fuͤr Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Hall. fuͤr den frommen/ ein verfuͤhrer fuͤr den gott- losen. Worfuͤr hielten Caiphas und seine geistlose Christum? fuͤr einen Samariter und verfuͤhrer; worfuͤr hielten ihn Nicodemus/ Josephus und andere gottselige hertzen? fuͤr ei- nen wahrhafftigen. Du redest und predigest nach der wahrheit des rechten erkaͤntniß/ wie man nicht auff den schein der aͤusserlichen wercke oder ceremoni en sehen/ sondern Christo im le- bendigen glauben nachfolgen soll. Fromme her- tzen erkennen die krafft der wahrheit und lobens; was sagen die Phariseer darzu? Er ist ein ketzer/ er verfuͤhret die leute/ richtet auff ruhr an im ge- wissen. Heisset das nicht GOtt gelaͤstert? aus licht finsterniß/ aus wahrheit luͤgen/ aus Christo Satanam/ oder einen Samariter gemacht/ und aus GOtt einen teuffel? Was wunder! wer die wahrheit Goͤttlicher lehre loben soll/ muß sie lie- ben/ wer sie lieben soll/ muß sie kennen/ wer sie kennen soll/ muß erleuchtet seyn vom H. Geiste GOttes. Wie ein blinder von der farbe/ so rich- tet ein unerleuchteter lehrer von der lehre. Jener soll wohl schwartz blau/ weiß gruͤne nennen; so nennet dieser boͤse/ was gut ist/ und kaͤtzerey was wahrheit ist. Wie kan aber der Gottes licht und Geist haben/ der vom fuͤrsten der finsterniß durch geitz/ neid/ hochmuth verblendet/ JEsum das licht der welt in seinen gliedern hasset und ver- folget? Du verwahrest ja/ was du koͤstliches hast nicht an einem unsauberm orthe/ solte dann Gott wohl sein licht und gnade in ein stinckend gefaͤse/ in eine unreine seele legen? Wie moͤ- gen licht und finsterniß/ Christus und Belial/ GOtt und teuffel bey emander wohnen in einem hertzen/ und gleiche herrschafft haben? Laß dichs nicht kraͤncken/ wann sie dich einen ketzer/ ver- fuͤhrer schelten/ die vom teuffel besessen sind/ und JEsum und die wahrheit nicht kennen. Wer hat sie zu richtern reiner lehre gesetzet? die werck- zeuge des unsaubern geistes/ die woͤlffe in schaafs-beltzen/ die teuffel in engel des licht ver- stellet? Kan der auch wohl riechen und schmaͤ- cken/ der starcken fluß oder schnuppen hat? die sauffen das unrecht in sich wie wasser/ ihr hertze quillet boßheit/ als ein voller brunn/ darum schmaͤcket ihnen bitter was suͤsse/ und heissen aͤr- gerlich was besserlich/ luͤgen was wahrheit ist. Sie seynd schon verstocket wie Pharao/ und verhaͤrtet/ und verhaͤrtē sich im̃er mehr und mehr in ihrem stoltzen sinn. Man muß sie Gott befeh- len/ recht muß doch recht bleiben/ und dem wer- den alle fromme hertzen anhangen; darzu besiehe das 152. Cap. allda/ das von der abgoͤtterey der maul-christen handelt/ da wird man sehen/ was ich auch gesehen habe. Heinrich Muͤller von eigensuͤchtigen priestern in erquick-stunden/ cap. 157. fol. 328. 343. 344. da saget er also: Fordert man sie zu diensten/ ist die erste frage/ wie vermoͤglich die eingepfarrete? wie reich das salarium? wie viel der beicht-pfen- nige? wie hoch die accidentia? Nach der ehre GOttes und menschen seligkeit ist gar keine fra- ge; an solchen haͤngst du dich/ du verraͤther dei- ner eigenen seele! Wann Christus Petrum zum dienst fordern will/ machet er es auch also? Mein Petre/ saget er/ liebst du mich? Nicht dich/ nicht deinen bauch/ und beutel/ sondern mich/ meine ehre/ meine schaͤflein? die schaͤflein/ die ich so theuer erkaufft habe mit meinem blu- te/ und wann Petrus ja saget/ so spricht er: So weyde meine laͤmmer/ so solst du mein hir- te seyn; Christus will keine miedlinge zu seinen dienern haben. So uns ehr- und geld-sucht ein- genommen/ so wir den wolluͤsten nachgehen/ und mit nahrungs-sorgen das hertze beschwe- ren/ kan GOtt nicht unser theil seyn/ wir koͤn- nen auch nicht Gottes priester seyn; wollen wir das eine zum erbe haben/ das alles ist/ so muͤs- sen wir um des einen willen alles andere verlas- sen; Hieronymus schreibet gar nachdencklich/ Epist. zun Tit. 12. Der HERR spricht: wer dem altar dienet/ soll vom altar leben; leben heisset nicht reich werden. Mehrsoll ein predi- ger nicht begehren von seinem dienste/ als was an nahrung und kleidung zur erhaltung des le- bens vonnoͤthen ist. Guͤldne worte setzet Chry- sostomus 25. pr. in 1. Tim. Jch darff keck und kuͤhnlich sagen/ daß die priester nicht mehr als nahrung und kleidung haben muͤssen. Solte der theure mann noch leben/ und es der geitzi- gen kappen so keck und kuͤhnlich sagen/ er wuͤr- de ja von ihr verbrandt und verkaͤtzert werden! Spricht man nicht/ er ist ein ketzer? warum dann? er nimbt kein beicht-geld. Jsts dann nicht gnug/ daß du verfluchter Baals-pfaffe selber geitzest/ wo nicht alle welt auch mit dir geitzet? Behalt du dein theil auff erden/ mein theil ist im himmel und will doch nicht hungers sterben; dieses betrachtet alle/ er seye im ampte oder nicht. Wohl und selig deme/ der es zu her- tzen nimmt/ und nach Christi edlem leben seines anstellet. Hæc Mülleri. Johann Rist Compendieuse anzeigung was er in sei- nem Mayen-gespraͤche von sich und den andern geistlichen ge- dencket. Darvon vernehmet also: Es verwundern sich etliche meiner guten freunde/ (saget Riste) und sagen: Warum ich mich dann jetzo so in- nen und einsam hielte/ und nicht/ wie vor/ gu- ten freunden zuspraͤche? Resp. Dieses kan mir nicht uͤbel gedeutet werden/ sondern sie es viel- mehr loben muͤssen/ angesehen ich hierinnen dem exempel lieber/ gottseliger und hochver- staͤndiger personen etlicher massen nachahme; Dann saget mir/ ihr meine lieben freunde/ mit was vorleuten solle man wohl bey dieser gegen- waͤrtigen grundlosen zeit umgehen? und mit was fuͤr art menschē solte ich fuͤr mein haupt ein recht gruͤndliche und hertzliche vertrauligkeit pflegen? Vielleicht werdet ihr meinen/ ich solte mich zu geistlichen stands-personen fuͤr andern halten/ dann die wuͤrden es ja rechtschaffen treu/ redlich und auffrichtig mit mir meinen? Ja wohl/ ihr lieben garten-leute/ meiner mei- nung nach duͤrfftet ihr euch leicht betruͤgen; dann ob ich zwar nicht laͤugne/ daß noch bis- weilen eine auffrichtige person und hertz unter solchen leuten zu finden/ so wird man hinge- gen andere antreffen/ mit welchen gefaͤhrlicher umzugehen/ als mit loͤwen und baͤhren/ wel- ches ihr demjenigen/ der es hat versuchet/ kuͤhn- lich moͤget zutrauen. Die garten-leute sagen weiter/ man koͤnte doch noch wohl etliche geistliche Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Hiervon tractiret meine er- ste schrifft in der kuͤr- tze; Mit Christo und den geistlich- gesinnten stim̃et es uͤberein/ aber den ungeist- lich- und fleischlich boͤsen nit/ und das ist elende und er- baͤrmlich; das mer- cket. geistliche finden/ mit welchen man bisweilen ein vertrauliche unterredung hielte/ und dar- nebenst ein haupt- und hertz-staͤrckendes gespraͤ- che und labe-truͤncklein thun koͤnte? Diese mei- nung ist zwar allen nicht zu verwerffen/ ant- wortet hierauff der Ruͤstige/ aber meine freunde ihr koͤnnet es nimmer mehr glauben/ wie treff- lich duͤnne auch gesaͤet seynd solche personen/ mit welchen man recht vertraulich und ohne aͤrgerniß koͤnte umgeyen; unter hundert wer- det ihr schwerlich einen eintzigen finden/ der von dem wahren erkaͤntniß GOttes/ von den un- fehlbahren wegen der seligkeit und seligmachen- den widergeburt/ von der ertoͤdtung des alten Adams/ und erneuerung des inwendigen menschen/ von den Goͤttlichen gespraͤchen/ ja von den himmlischen vermaͤhlungen des hoͤch- sten guts mit unserer seelen/ und dero gleich- wichtigen glaubens- articuln (worinnen doch unser ewiges heil bestehet) etwas gruͤndlicher weiß fuͤrzubringen/ den meisten beduͤncket die- ses Boͤhmische doͤrffer zu seyn/ dieweilen sie nie- mahlen insgemein etwas von solchen koͤstli- chen sachen gehoͤret/ oder erfahren/ etliche ha- ben die art an sich/ daß/ so bald man anfaͤhet mit ihnen von gemeldten theologi schen oder geistlichen sachen zu reden/ sie |flugs wollen hoͤ- ren lassen/ wie trefflich sie disputir en koͤnnen/ da muͤssen alle die jenige ketzer und schwaͤrmer seyn/ welche ihrer meinung nicht also fort beypflich- ten/ da verdammen sie offt ihren neben-bruder mit ehren grossen eyffer zur hoͤllen/ und das thun sie bisweilen/ nur um etlicher schlechter kirchen- ceremoni en willen/ welche doch zu un- serer seligkeit das allergeringste nicht geben. Da kom̃t dañ ein schluß nach dem andern heꝛfuͤr/ und zwar mit solchem geschrey/ daß einem die ohren darfuͤr bersten moͤchten. Nun urtheile ein jedwe- der verstaͤndiger Christ selber/ was doch das fuͤr eine elende lust seye/ mit solchē zaͤnckern und staͤn- kern umzugehen/ und ihre unzeitige klugheit mit aͤusserstem verdꝛuß anzuhoͤren. Solte man nicht tausendmal lieber darfuͤr in einem einsamen orte seyn/ und die unaussprechliche wunder und wer- cke des allerhoͤchsten Schoͤpffers betrachten/ und seine wonne und freude an denselbigen haben? andere Geistliche haben den gebrauch/ daß/ so bald sie zusam̃en kom̃en/ sie von nichts anderst/ als von ihrem einkom̃en reden/ daß der so viel/ der ander so und so viel des jahrs uͤber haͤtte/ und was ihre weiber sonst fuͤrhaͤtten/ damit sie auch was das jahr uͤber einbringen koͤnten/ und was des verdruͤßlichen/ unnuͤtzen geschwaͤtzes mehr ist. Wann ich mich nun mit solchen Geistli- chen/ die nichts anderst koͤnten/ (einliesse/) als entweder zancken/ verdammen/ verkaͤtzern/ und verschwaͤrmern/ von ihren einkommen re- den/ welches mir eingreuel ist/ darvon zu hoͤ- ren/ ich geschweige ihnen die sache zu billigen/ und deswegen gehe ich ungerne mit ihnen um. Gleichwie auch fuͤr den fuͤrnehmen staats- und welt-leuten/ dann ich fast bey keinem eintzigen deroselben dasjenige kan finden/ was mein gemuͤthe koͤnte oder solte befriedigen; immit- telst rede ich doch noch bißweilen mit dem ein und andern/ gemeiniglich aber nur mit sol- chen leuten/ von welchen ich weiß/ daß sie schlecht/ recht und gottsfuͤrchtig seynd/ da solche leutlein mich weder koͤnnen aͤrgern noch betriegen. Dann hoͤret/ meint liebe garten- leute/ ich war auch einmahl bey welchen in der gesellschafft/ da hatten wir auch einen geistli- chen discurs, und wie ich meine rede vollen- det/ und ich hinweg war/ und sich die gesell- schafft noch eine weile zusammen gehalten und geblieben/ da haben sich die Syncreti sten recht- schaffen leiden muͤssen/ man hat sie vor stum- me hunde gehalten/ die eyfferer aber/ die tapf- fer ihre neben-Christen koͤnten schelten und schmaͤhen/ waren die rechtschaffenen verfech- ter der Evangelischen wahrheit/ welchen die himmlische crone wegen solches ihres unauff- hoͤrlichen haders und katzenbalgens wird auff- gesetzet werden. Die garten-leute fingen an und sagten: wir moͤchten gerne wissen/ was doch die Syncreti sten eigentlich fuͤr leute/ und ob sie nicht auch wie wir andere/ die wir uns Evangelisch nennen/ Christen waͤren? Resp. Ja freylich seynd sie Christen/ und vielleicht die allerbesten Christen/ versetzte der Ruͤstige/ wann man betrachtet/ wie gerne sie nach der treuhertzigen ermahnung ihres Seligmachers und dessen Juͤngern und Aposteln mit ihren ne- ben-Christen in bestaͤndiger liebe und barmher- tzigkeit Christi/ und in friede und eintracht le- ben wolten/ welches aber vielen Phariseern und Schrifftgelehrten gantz und gar nicht gefallen will/ als die der gaͤntzlichen meinung seynd/ daß der groͤsseste theil ihres ampts und Goͤttlicher lehre nur darinnen bestehe/ daß sie ihren nech- sten/ der nicht eben in allen punct en und clau- sul en/ sonderlich in den aͤusserlichen ceremo- ni en/ mit ihnen gantz einig ist/ verdammen/ verketzern/ ja gar dem teuffel uͤbergeben; Aber es solte von diesem handel unser gespraͤche fast zu weitlaͤufftig werden/ zu deme m̃oͤchten es etliche Phariseer auskundschafften/ was wir mit einander geredet/ daß sie mich dann nicht in ei- nen boͤsen verdacht ziehen/ und greulich auf mich los donnern doͤrfften. Jch habe es aber nur zu dem ende erinnert/ daß ich erweisen moͤchte/ wie grosse ursache ich haͤtte/ mich von der leute ge- sellschafft auch gar von vielē der Geistlichen ab- zusondern/ dieweil man so bald und leicht/ uur durch die gespraͤche/ bey ihnen in lose geschrey/ verkehrung und verschwaͤrmerung gerathē kan; Davon kan man etwas weitlaͤufftiger in seinem orthe lesen. So weit Joh. Riste/ der hoch- und wohl-erfahrne liebhaber und der natur diener. Jch will sie/ die Geistlichen/ aus gedachten au- tor en uͤberzeugen/ daß alle ihre dinge nur zu eigen ehr/ eigen nutzen/ und zu GOttes unehr/ und zu des nechsten schaden gereichen/ dasie jetzo die mei- sten treiben/ ꝛc. das mercket alle menschen. Joh. Gerhard am 17. Dom. Trin. fol. 466. 467. da er unterscheidung haͤlt von dem Sabbathe in der zeit/ und in der ewigkeit/ von dem in der zeit und Christl. Sabbathe/ der taͤglich in uñ bey uns ge- schehen muß/ und also geistlich ist/ welchen wir Gott dem HErrn die gantze zeit unsers lebens zu leisten schuldig sind/ der gestalt und also/ daß wir vom dienste der suͤnden frey feyꝛen/ uñ Gott dem HErrn seine werke in uns blos allein lassen sollē. Dieser geistliche Sabbath ist ein rechter anfang und vorschmack des ewigen lebens und un- aufhoͤrlichen Sabbaths/ und bestehet dariñ/ daß wir unser hertz und seele Gott dem HErrn gantz ergeben/ unsern geist oder seele von zeitlichen dingen abziehen/ und GOttes Geist in uns blos lassen reden/ lehren und herꝛschen/ fol. 518. vom aͤusser- und innerlichen worte: Durch das aͤusserliche wort gibet uns Christus trost/ indem Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzeus zu Halle. in dem er uns viel herrliche trost-spruͤche in der heiligen Schrifft hinterlassen/ welche das objectum und fulcrum fidei, die grund-feste deß wahren Glaubens seynd. Durchs inner- liche wort und staͤrcke deß Heiligen Geistes/ dann wie Simeon eine antwort vom Heiligen Geist empfienge/ Luc. 2. also haben alle wahre glaubige den Heiligen Geist bey sich/ der sie in- nerlich lehret und troͤstet; ja er vertritt sie mit unaußsprechlichen seufftzen/ Rom. 8. verstopffe nur deine innere ohren nicht/ daß du hoͤren moͤ- gest/ was der HErr in dir redet. Fol. 466. 467. Wo dieser Geistliche inner- liche Sabbath nicht gehalten/ und GOTTes rede innerlich gehoͤret wird/ da ist es verge- bens mit dem aͤusserlichen Sabbath/ und ver- geblich Gottes wort aͤusserlich zu hoͤren; dann die H. schrifft saget: sie haben ohren/ und hoͤ- ren nicht/ augen/ und sehen nicht/ und mit den ohren/ da sie es hoͤren/ werden sie es nicht hoͤ- ren; dann es gehet zu einem hinein/ zum andern wieder herauß. Von diesem seligen innerli- chen Sabbath spricht GOtt der HERR Esa. 66. Welches ist die staͤtte/ da ich ruhen (und meinen Sabbath halten) soll/ ich sehe an den elenden/ und der zerbrochenes Geistes ist/ und der sich fuͤrchtet fuͤr meinem wort/ * d.i. der mit furcht und zittern schafft taͤglich und stuͤndlich/ daß er selig werde/ und da er alles gethan/ was er thun sollen/ dannoch spreche: Jch bin ein unnuͤtzer knecht; und da der gerechte kaum er- halten wird/ wie will es dann dem sicheren und ungerechten ergehen? der niemahls in das edle leben/ liebe/ willen/ gebot und nachfolge J. Chr. tretten wollen? Wir erkennen/ daß die schroͤck- lich in ewiger Gewissenspein/ (auß ursachen/ daß sie die verfolget/ gemartert und geaͤngsti- get haben/ die ihrem vorgaͤnger Christo nach- folgen/) mit Pharao in der ewigen finsterniß seyn und bleiben werden/ welche Pharao in Egypten fuͤrgestellet ward aͤusser- und inner- lich/ ꝛc. Aber die kinder Jsrael waren im liecht/ das sie in und ausser ihnen hatten/ daß solches in der zeit ihnen auch fuͤrgebildet ward; und die in der finst rniß leben/ die koͤnnen deß rechten Sabbaths weder in dieser noch jener welt und Ewigkeit geniessen noch schmecken; die aber im liecht leben/ die koͤnnen deß rechten Sabbaths hier in der Zeit und Ewigkeit geniessen und schmecken in sich selbst. * Von diesem seligen innern Sabbath hoͤret eine bußfertige seele ger- ne reden/ und feyert GOtt dem HErrn diesen geistlichen Sabbath recht; dann soll das hertz Gott dem HErrn gelassen und ergeben seyn/ so muß es zuvor von allen aͤusserlichen dingen ab- gezogen/ daß man an demselbigen nicht mit un- ordentlicher liebe und lust hange. Dahin gehoͤ- ret/ was Taulerus so oͤffter von der anklebigkeit/ von der einkehrung zum inwendigen grund deß hertzens/ von der gelassenheit/ und dergleichen schreibet/ ꝛc. Davon kan man weiter allda lesen/ Hæc Johan. Gerhard. der auch in seiner Po- stille Dom. 23. Trin. fol. 508. sagt von den Pha- riseern uñ Schrifftgelehrten also: sie wollen sich uͤber die weißheit Gottes uͤberhebē/ da doch die ewige Weißheit alle Sophist ische nebel-men- schen-klugheit weit uͤbertrifft. Es gehet noch offtmahls heut zu tage also her und zu/ daß die Phariseer/ d.i. vermeinte Geistliche/ wider Chri- sti Geistl. leib/ d.i. wider die kirche sich aufflegen/ bißweilen nehmen sie auch gar zu sich das bra- chium seculare, die gewalt der weltlichen Obrigkeit. Aber durch Gottes Gnade uͤberwin- det endlich Goͤttliche Weißheit/ und in krafft derselben uͤberwindet auch die kirche Christi; fol. 507. Es ist nun ein zeichen eines recht- schaffenen und falschen Lehrers/ soll er ins hertze reden/ (der erbaulich und nicht zer- stoͤrlich mache) muͤssen ihm die worte auch aus dem hertzen gehen; Die wahre erkaͤntniß Got- tes stehet in der krafft und in der empfindung/ wie dann David spricht/ Psal. 34. Schmaͤcket und sehet/ wie freundlich der HErr ist. Wer nun selber in seinem hertzen die wahre erkaͤntniß Got- tes nicht empfindet/ wie kan der dann andere zur erkaͤntniß GOttes bringen? was einer selber nicht weiß/ mag er auch andere nicht lehren/ und solches ist ein gewiß zeichen und merckmahl. fol. 506. Das ruͤhret her aus der hoffarth/ dann wie der HErr zeiget/ Joh. 5. Sie suchen ehre bey den andern/ und ein mensch ist in Chri- sto JESU ehr geitzig/ darum koͤnnen sie nicht glauben/ wie folget das auff einander? Sie nehmen ehre von einander/ und richten alle ihre wercke dahin/ daß sie gesehen und geehret wer- den. Weil nun Christus gewaltig zu seiner zeit predigte/ und GOttes gaben in ihme klar leuchteten/ furchten sie sich/ es moͤchte ihrer wuͤrde und hoheit verkleinerlich seyn/ wann sie Christum und die seinige gehoͤret und gedultet haͤtten. Daraus dann erscheinet/ wie ein hoͤchst- schaͤdliches ding es sey/ wann man in seinen wercken eygene ehre und nutzen suchet/ dann dardurch mag ein mensch leichtlich zu den groͤ- sten suͤnden gebracht werden. Eigene ehre ist ein schlangen-saame/ wann der teuffel densel- ben in das hertze streuet/ mercket mans nicht so bald/ wie schaͤdlich er ist; wann aber dieser saame fovir et und nutrir et wird/ daß er in die fruͤchte herausschlaͤget/ so siehet man es erst; dann daraus waͤchset hoffarth/ neid/ verach- tung anderer/ haß/ zwietracht/ ja auch end- lich muthwillige widersetzligkeit; und dahero sehen wir/ warum der teuffel sich also bemuͤhet habe/ unsere ersten eltern in eigen willen/ eigen liebe/ eigen ehre/ eigen nutzen zu bringen. Aber die wahren Christen mussen nicht allein von oͤf- fentlichen verfolgern leyden/ sondern von ver- mienten freunden/ von den falschen bruͤdern und den nechst-verwandten. So weit der viel- geliebte Johan. Gerhard. Man kan weiter an selbigem orthe davon lesen/ ꝛc. in angezeigter pre- digt/ ist ein groß theil von Tauleri lehre/ das Gerhard lehret. Welche lehre den rechten grund des willens GOttes lehret/ und den auch zu thun/ stehet auch an dem Sonntag Invocavit also: * Es fuͤhret der H. Geist die wahre kinder Gottes erst- lich zur widergeburt und einem neuen leben/ Rom. 8. Vors andere in alle weißheit/ daß sie zur erkaͤntnis Christi kommen; drittens auf den weg der gerechtigkeit/ daß sie nicht auf demselbi- gen irren noch muͤde werden/ Psalm. 23. Vors vierte bißweilen fuͤhret er auch in die wuͤsten allerley mangels/ creutz/ elend und verfolgung/ daß er uns probire. Es fuͤhret auch der H. Geist seine glaubige auff zweyerley weise auff den weg der gerechtigkeit; 1. Aeusserlich durch die Heil. Schrifft/ und seine him̃lische lehre; dann durch das zeugniß/ welches er in den hertzen der men- schen innerlich gibet/ * biß so weit Gerhard. Nun sollet ihr auch vernehmē/ was Lutherus von Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. von den Geistlichen saget/ die nichts als ihren eigen nutz und ehre suchen/ auff solche art also: 1. Pet. 5. v. 2. weidet die heerde Christi/ so euch befohlen ist/ und sehet wol zu/ nicht gezwungen/ sondern williglich/ nicht umb schaͤndlichen ge- wins und genusses willen/ sondeꝛn von hertzens- grund/ nicht als die uͤber das volck herrschē (mit weltlichē schwerd) sondern werdet fuͤrbilde der heerde (in Christi geist und krafft/ auff daß es die heerde euch kan nachthun im guten/ uñ nicht im boͤsen euch folgen muß/) so werdet ihr (wann erscheinen wird der Ertzhirt) die unver- welckliche cron der ehre Gottes empfangen/ nit gezwungen/ williglich/ nicht um schaͤndli- chen gewins willen/ d.i. ihr solt das nicht unger- ne/ noch verdrossen/ oder unlustig thun/ als die allein das werck ansehen von ampts wegen/ und sich nit der seelen nutz bewegen lassen. Non tur- piter lucrosi, sed voluntariè, i.e. williglich/ und von hertzen gerne. Non dominanter, sed exem- plariter, voluntariè, auch inarmut/ verfolgun- gen und mangel lustig bleiben in der demut uñ niedrigkeit/ zu lehren gantz umsonst/ GOtt zu lob/ und dem naͤchsten zu nutz/ d.i. man soll es um Gottes willē thun/ und was man ohne zwang/ gutwillig nach vermoͤgen bekommt/ es seye es- sen und trincken/ oder auch geld/ soll man Gott und menschen darfuͤr dancken; so weit Lutherus. 1. Thess. 2. v. 4. biß 10. da saget S. Paulus also: wir reden nicht/ als wolten wir den men- schen gefallen/ sondern Gott/ der unser hertz pruͤ- fet/ dann wie nie mit schmeichel-worten unser hertz ist umgangen/ (wie ihr wisset/) noch dem geitz (der ehre und geld) nachgestellet/ Gott ist deß zeuge; ihr wisset auch/ daß wir nicht die ei- gen ehr und guͤter gesuchet von den leuten/ weder von euch noch von den andern/ Gott und ihr seyd zeuge. Actor. 20. v. 33. 34. 35. da saget St. Paulus ferner: Jch habe euer keines begehret/ weder silber/ gold noch kleider/ ich habe euch al- les gezeiget/ daß man also arbeiten und lehren muͤste/ und auch gedencke an das wort deß HErrn Jesu/ das er saget und gesagt hat: Ge- ben ist seliger dann nehmen; als wolte er spre- chen: Jch wolte euch lieber selber geben/ so ich was haͤtte/ als daß ich es von euch nehmē solte. 2. Cor. 2. v. 7. biß 20. saget da St. Paulus wei- ter/ und fraget also: Oder habe ich gesuͤndiget/ daß ich habe euch das Evangelium umsonst verkuͤndiget/ und habe ich an der Gemeine ge- raubet/ und geld von ihr genom̃en/ daß ich euch geprediget habe? und habe mich in allen stuͤcken euch unbeschwerlich gehalten. So gewiß die warheit Christi in mir ist/ so soll mir dieser ruhm in denen laͤndern Achaia nicht gestopffet werdē. Matth. 20. v. 9. 10. da saget Christus zu seinen Juͤngern: Jhr solt nicht geld/ noch silber/ noch ertz in euern guͤrteln haben noch tragen/ auch keine tasche zur wegfahrt/ auch nicht zwey roͤ- cke; als wolte Christus sagen: So viel als man zur Leibes-nothdurfft bedarff/ das bekompt ein jeder wol/ dann ein Arbeiter ist seines Lohns werth. Luc. 10. v. 4. biß 8. saget er ferner: Wo ihr in ein hauß kommet/ da sprechet zu erst/ Friede seye in diesem hause/ in demselbigen hause aber bleibet/ esset und trincket was sie haben/ dann ein Arbeiter ist seines Lohnes werth/ (da achtet Christus Lohn und Speise fuͤr eines/) ihr solt nicht von einem hause in das andere gehen/ und wo ihr in eine Stadt kommet/ und sie euch auffnehmen/ da esset/ was euch wird vorgetra- gen. M. Schubart aber sagte auff der Superin- tendentur, Christus habe es nicht gesaget von der Speise nehmlich sondern Lohn; Lohn muß groß gelt und gut seyn/ sonst waͤre man kein die- ner Christi. Lutherus in der Kirchen-Postill am Sontag Sexag. Epist. saget von der geitzigkeit der Predi- ger also: Es ist der geitz natuͤrlich wider das Predigampt/ dann gleich wie das Predigamt auff Gottes Ehre in unser schande gehen soll/ so soll es gehen zu nutz und bestem deß naͤchstens/ und nicht auff den eigennutz/ und wo es nicht so gehet/ da bringet es mehr schaden als nutzen/ die- weil ein falscher Lehrer nichts als seinen eigenen nutzen suchet/ also ists unmoͤglich/ daß er recht predigen solte/ dieweil er mehr auff seine eigene ehre und nutzen siehet/ als auff Gottes Ehre/ und deß naͤchsten nutz/ ꝛc. und daß er seine bauch-voͤlle behalte/ Rom. 16. Dann die gantze Schrifft straffet ihren geitz an vielen orten/ ein solcher kan mir nicht das edle Leben JEsu Christi/ seinen willen/ liebe und gebot lehren/ er muß solche din- ge alle halb/ und nicht gantz lehren/ sonst wo er mir solche gantz lehrete/ da muͤste er miꝛ ein exem- pel Christi und S. Pauli erst geben/ wie dann S. Paulus sagt: Folget ihr mir nach/ gleich wie ich Christo nachgefolget habe/ ꝛc. sie also/ wann das geschehen solte/ in einem vierteljahr mehr Christen und Kinder Gottes seyn wuͤrdē/ als sonst in hundert jahren nicht geschehen kan. Wer nun ein Prediger/ und ein Juͤnger Christi seyn und werden will/ der huͤte sich fuͤr eiteler ehre und eigennutz dieser welt/ und den gelt-geitz/ mit der eigenen ehre auffs hoͤchste/ oder wo er darinnen fehlet/ so meide er das Predigampt/ er wird sonst nichts guts schaffen/ sondern nur Gott schaͤnden/ die seele verfuͤhren/ und ihr Gut stehlen und rauben/ ꝛc. Weiter am obgemeldten Sonntage: Den ehr-und gelt-geitz solten sie toͤdten mit dem eigen-nutz/ sie solten mit dienst ihrem naͤchsten unterworffen seyn/ deß thun sie keines; sie thun aber sonst allerley/ doch daß dar- durch der ehr-und gelt-geitz/ und eigen-nutz staͤr- cker werde/ schwoͤren dannoch darauff 1000. Eyde/ sie suchten Gottes Ehre/ und nicht ihre ei- gene ehre/ des naͤchsten nutz/ und nicht ihren ei- genen nutzen. Da pruͤfe nun nach diesem heuti- gen leben/ Tom. 1. Germ. fol. 556. Die geitzige und ehrgeitzige moͤgen nicht Prediger des Evan- gelij seyn/ sondern es muͤstens die thun/ die kei- nes guten/ ehre/ lust noch ansehen des Lebens achten/ und das alles in den wind schlagē. Dar- zu will ich mein Christlich blut setzen/ so mir es die falschen maul- heuchel- und tuͤrcken-Christē solches nehmē wollen/ und sich wider Gott/ und Christum Jesum in seinen Werckzeugen empoͤ- ren; so stehet und weichet nicht/ weder auff die rechte/ noch auff die lincke/ ꝛc. Darum ists recht/ daß wir also gemartert/ verfolget/ geaͤngstet/ (und doch nicht gemartert/ und nicht geaͤngstet/ sondern es ist lauter Zucker-manna) werden/ (von jedermann) sonst wann es nicht also er- gienge/ sondern ergienge in der welt-ehre/ so waͤ- re keine wahre und rechte erkaͤnntniß und be- kaͤnntniß unsers HErrn Christi da; also bleiben wir in einem rechten seligen stand/ daß wir deß todtes gewarten umb unsers HErrn Jesu Chri- sti willen/ wie es je und je gegangen ist von an- fang der welt/ und wird auch noch so lange waͤ- ren/ biß das unkraut hinweg kom̃t. S. Paulus sagt Gal. 1. v. 9. 10. predige ich dann jetzt men- A. K. H. Vierter Theil. Z z z z schen Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. schen oder Gott zu dienste? oder/ gedencke ich menschen gefaͤllig zu seyn? wann ich denen men- schen gefaͤllig waͤre/ so waͤre ich Christi knecht nicht; (aber wol ein welt-geld-eigenehr-und ei- gennuͤtziger diener) und Christus sagt: niemand kan zweyen Herren dienen/ er muß einen hassen/ und den andern lieben/ ꝛc. NB. Dann Christus will keinen hohen Apostel haben/ sondern kleinē/ geringen/ nidrigen/ armes geistes/ und von allen creatuͤrlichen dingen abgewendet/ ꝛc. Luc. 9. v. 23. biß 26. da saget Christus zu seinen juͤngern und allen/ so lang die welt stehet: wer mir folgē/ und mein juͤnger seyn will/ der verlaͤugne sich selbst/ und nehme sein creutz auff sich taͤglich/ uñ folge mir nach unter dem creutz. Da ist nun kei- ner sonderlich dazuer waͤhlet/ (es muß niemand sein Leben lieb haben umb Christi willen/ seiner ehre und lehre/ sondern das gantz auffopffern; dann wer sein Leben lieb hat/ der wirds verlierē/ und wer das verlieren wird/ der wirds erhalten zum ewigen leben; und was nutzen haͤtte der mensch/ ob eꝛ die gantze welt gewoͤñe/ und nehme doch schaden an seiner seelen? Proverb. 16. v. 8. Es ist besser wenig mit gerechtigkeit/ dann viel einkommens mit unrecht und boͤsem schwaͤrem gewissen solches zu besitzen/) Gemeldtes soll wol von jedermann/ der sich einen diener Christi nen- nen laͤsset/ betrachtet werden. Christus sagt: wer sich mein und meiner worte schaͤmet/ deß wird sich Gottes und deß Menschen Sohn auch schaͤ- men/ wann er kommen wird in seiner Herrlich- keit seines Vatters/ und der H. Engel. Joh. Butzenhog Pommer/ uͤber die wort 2. Tim. 3. v. 16. 17. saget also: wann wir Christi Lehre und Gebot halten/ und darinnen leben/ so werden wiꝛ fromm inwendig fuͤꝛ Gott/ und auß- wendig fuͤr der welt/ (die uns doch uͤbel lohnet) und werden gefuͤhret durch den H. Geist immer weiter und weiter in die erkaͤntniß unsers HErꝛn J. Chr. biß in das neue und ewige Leben/ in die ewige Herrlichkeit zu Gott/ die Gott selbst ist. Joh. Arnd im Tract. vom Glauben und hei- ligem Leben 11. cap. vom Creutz und verfolgung deß H. Christlichen Lebens sagt also: Gleich wie die reine Evangelische Lehre/ der wahre Glaube und bekaͤntniß viel verfolger hat von der falschē kirchen/ (was und wo sie ist/ die falsche/ | ist eben in der vorrede zu vernehmen/) also auch dz creutz Christi/ davon saget S. Paulus 2. Timoth. 3. Alle die Gottselig leben wollen in Christo Jesu/ die muͤssen verfolgung leiden. Darum auch der HErr Christus die nachfolgung seines heiligen Lebens eines jeden rechten Christen-menschen creutz nennet; wer mir nachfolgen will/ der neh- me sein creutz auff sich/ und folge mir nach. Wilt du Gottes diener seyn/ sagt der weise mann/ so schicke dich zur anfechtung/ und sollst erstlich wissen/ daß das Gottselige Leben im Glauben und in der Liebe Christi der wahre reine Gottes- dienst ist/ durch den H. Geist erwecket/ welchen der satan gerne zerstoͤren wolte/ und so er anderst nichts kan/ so laͤstert er die/ so Gottselig leben; und thut/ wie sein name lautet/ dann er heisset ein laͤsterer und luͤgner/ und alles/ was Christo unserm HErrn gefaͤllet und seinen Engeln/ und widerstrebet demselben/ darum heisset er satan/ ein wider streber. Selig seyd ihr/ wann ihr ge- schmaͤhet werdet uͤber dem namen Christi/ dann der Geist/ der ein Geist der Herrlichkeit und Got- tes ist/ ruhet auff euch/ bey ihnen ist er verlaͤstert/ bey euch aber ist er gepreiset/ 1. Pet. 3. Jst es nun nicht besser fuͤr Gott geehret werden fuͤr allen H. Engeln umb der Gottseligkeit willē/ als von der welt geehret zu werden umb der Gottlosig- keit willen. Das Gottselige Leben ist das edle Le- ben Christi in seinen glaubigen gliedern/ und sind fruͤchte deß H. Geistes/ ob es gleich von hoffaͤrtigen/ stoltzen und wolanstaͤndigen welt- kindern/ (die kluͤger sind in ihrem geschlecht/ als die kinder deß liechts und deß himmels/ verstehe in der spitzfindigkeit der weltlichen weißheit/ aber blind und alber in Gottes erkaͤnntniß und Christlichen klugheit/ die da selig machet/ die an- dere aber machet verdammlich/ als der weltkin- der klugheit/) verachtet/ verschmaͤhet und ver- folget wird; und so da ein solches Christliches leben gehasset und verfolget wird/ so wird Chri- stus in seinen bruͤdern gehasset und verfolget/ (das betrachtet/) bedeutet wol den außwendi- gen menschen; aber es ist gnade bey Gott/ spricht S. Paulus/ die laͤsterer aber werdē rechenschafft geben deme/ der bereitet ist zu richten die leben- digen und die todten/ 1. Petr. 4. Das Christliche leben machet einē unterscheid zwischen den kin- dern Gottes/ und den kindern deß satans/ zwi- schen den kindern Gottes/ und den kindern deß Antichrists/ d. i. dieser welt/ und denen die Chri- sto angehoͤren/ und die ihme nicht angehoͤren/ 2. Joh. 3. v. 1. Gal. 5. Die H. schrifft urtheilet und haͤlt alle die vor Gottlose/ die nach dē fleisch leben/ und spricht ihnen das Reich Gottes ab/ derohalben muß nothwendig das fleischl. leben abgelegt/ und ein geistl. leben angenom̃en wer- den/ welches dem fleischl. leben gantz zu wider seyn muß/ d. i. die augen-lust/ fleisches-lust/ und das hoffaͤrtige leben; diese 3. puncta haltē in sich eigen ehre/ eigen wille/ eigē liebe (eigen-nutz) wo solches geschicht/ so koͤnnen wir vor Christi glie- der nicht erkannt werden; Die den Geist Christi nit haben/ die sind nicht sein/ wo aber der Geist Christi ist/ da sind auch die fruͤchte deß Geistes/ und das sind allein die kinder Gottes/ die der Geist Gottes treibet/ und die gehoͤren Christo an/ die ihr fleisch creutzigen/ sampt den wolluͤstē und begierden dieser welt/ mit obgemeldten drey eigenschafften/ dariñen ihrer viele sind. Und ebē dieses ist die enge pforte/ dardurch wir zum le- ben eingehen muͤssen/ und der schmale weg/ der zum leben fuͤhret/ und wenig sind ihrer/ die ihn findē; die aber darauf gehē/ die haben die verheis- sung/ so sie mit Christo leiden/ so werden sie auch mit ihm zur Herrlichkeit erhaben werden. Mei- nestu/ daß dieses ein schertz und toder glaube ist? was solls dann nun seyn/ daß diese so hoch noͤ- thige lehre von denen uͤberklugen/ super feinen und hochsinnigen gelehrten und ungelehrten stoltzen verachtet wird/ wie auch verlaͤstert/ da doch allenthalben deꝛ warhafft-lebendige glau- be und neue geburt zum grund und fundament geleget wird/ ohne welche grundfeste kein heilig und Christlich leben seynkan und mag/ und sa- ge in warheit/ daß diese leute nicht wissen/ was sie laͤstern/ haben den wahren Glauben nie recht verstanden/ auß welchem der mensch neu ge- boren wird/ verstehen die kindschafft Gottes nicht; was das Geistliche Reich Christi ist/ ha- ben sie nie erkannt/ noch das hohe geheimnuß deß haupts der Christl. kirchen/ und die voͤlle sei- ner gemeine/ welche ist sein leib/ auch nicht deß Heiligen Geistes regiment und wohnung in den glaubigen. Jtem l. 3. c. 3. Wir koͤnnen aber den Glauben nicht verstehen noch uͤben lernen/ dann durch seine eigenschafften/ de- rer Th. IV. Sect. III. Num. XVI . Acta Peter Moritzens zu Halle. rer wollen wir 8. nacheinander setzen und an- hoͤren: Die erste ist die Geistliche freyheit von Suͤnden/ Tod/ Teuffel und Hoͤlle/ Fluch deß Gesetzes von allen Mosaischen figuͤrlichen Ceremonien, und von allen Satzungen und Geboten; Dann gleich wie der seelen grosse angst und plagen wiederfahren mag/ und keine groͤssere seelenpein seyn kan; dann wann sie leiden muß die feurigen pfeile deß satans/ und tyranney deß Antichrists/ dardurch die Gewissen mit Menschen-Geboten gefangen/ bestricket und geaͤngstet werden/ also ist hin- wieder keine groͤssere ruhe/ friede/ trost und freu- de der Seelen/ dann die warhafftige freyheit deß Gewissens von der Gewalt deß Teuffels und der Suͤnde/ und von allen Menschen-sa- tzungen/ welche freyheit deß Gewissens wahr- hafftig nichts anders ist/ dann der seligma- chende Glaube/ der seine freyheit wider alle Menschensatzungen erhaͤlt/ welches der HErr Johan. 18. mit dem kurtzen spruͤchlein begreif- fet: So euch der Sohn frey machet/ so seyd ihr recht frey. Jtem lib. 3. cap. 1. dann fuͤr GOTT gilt nichts aͤusserliche/ sondern das innerliche/ nicht was in dem Buchstaben beste- het/ sondern was auß dem Geist gehet/ und in dem Geist bestehet. Darum ist (wie in der vorrede vermeldet/) ein grosser unterscheid un- ter einem Welt gelehrten und Gottes-gelehr- ten/ oder unter einem Gelehrten und Heili- gen; der Gelehrte von aussen auß den Buch- staben/ der Heilige lernet auß GOTT; in- wendig auß dem Heiligen Geist/ auß der Sal- bung/ die uns alles lehret; der Gelehrte hat sei- ne kunst in worten/ der Heilige in der krafft/ darvon kan man weiter allda lesen; dann das Reich GOttes bestehet nicht in worten/ son- dern in der Krafft und Geist JEsu Christi/ welches die rechte schule ist/ darinnen wir den wahren Glauben erlernen. Aber die das Creutz Christi fliehen/ die zarte Creutz-fluͤch- tige Heilige meinen/ sie wollen den rechten Glauben auff polstern ohne creutz lernen. Ja/ wartet biß morgen/ ach! nimmermehr/ das mer- cket. Hierzu kan man das 34. cap. lib. 2. wel- ches wider in 12. capitel ist eingetheilet/ davon lesen 10. 11. 12. Es wird denen Heiligen Geists Kindern/ die die welt fliehen/ wol verstaͤndigen helffen. Jtem lib. 2. cap. 50. von der hoffnung: Gleich wie der wahre glaube nichts anders ist/ als eine feste und ungezweiffelte zuversicht auff GOttes Gnade in Christo verheissen/ dardurch das gantze hertz und muth Gott anhanget; also ist die hoffnung eine gedultige außwartung/ und bestaͤndige zuversicht deß/ das man glau- bet/ und ist nichts anders/ dann der gedultige/ bestaͤndige/ wartende wahre Christliche Glau- be biß ans zeitliche ende/ darumb hat die hoff- nung so wol als der glaube und liebe allein Gott zum object und gegenwurff/ lib. 3. cap. 23. Unter tausend Christen aber findet man kaum einen/ der zu dieser vollkommenheit gekommen ist/ daß er der welt nicht begehre zu gefallen; dann wer der welt gefallen will/ kan GOTT nicht gefallen/ und wer der welt voll ist/ der ist GOttes leer; dann so viel der mensch der welt uud ihme selbst stirbet und außgeht/ also viel ge- het unser HErr Gott wieder ein/ der das Leben ist. Kein mensch gefaͤllet Gott besser/ dann an deme Gott seinen liebsten willen vollbringet. Lib. 1. c. 6. ab initio usque ad verba: schlan- gens-saamen/ weiber-saamen. Folgen ver- ba Autoris: Summa/ Gott hat die gantze H. schrifft in den geist und glaubē gelegt/ und muß alles in die geistlichen geschehen/ das mercket. Jtem/ dein HErr Christus muß das alles in dir seyn er hat alles zusammen gefast in den neuen menschen/ und in den Geist/ und wird alles in dem glauben vollbracht/ ja offt in einem seuff- tzer; dann die gantze Bibel fleust zusam̃en in ein centrum in dem menschen/ gleich wie auch die gantze natur ☿ Sal, Sulphur, Mercurius. Und weil ich auß Christo bin eine neue creatur geschaffen/ so muß ich auch in ihme leben und wandeln. Jch muß mit ihme und in ihme im exilio und elende seyn/ ich muß mit ihme in de- muth und verschmaͤhung der welt/ in gedult uñ sanfftmut in der liebe wandeln; ich muß mit ih- me meinen feinden vergeben/ und sie lieben wie meine besten freunde/ und barmhertzig gegen sie seyn/ den willen deß Vatters thun; ich muß mit ihme vom satan versuchet werden/ und auch uͤ- berwinden; ich muß mit ihme umb der warheit willen/ die in mir ist/ verspottet/ verachtet/ gehoͤ- net und gefeindet werden/ und so es seyn soll/ auch den tod umb seinet willen leiden/ wie alle Heilige zum zeugniß fuͤr ihm und allen Außer- wehlten/ daß er in mir/ und ich in ihme gewesen/ und geliebet habe durch den wahren glauben. Du kanst das gantze capitel lesen/ das dich in vielem gruͤndlich unterrichten wird. Jm Tract. vom glaubē und H. leben/ (7. von gnaͤdiger ver- gebung der suͤnden/ ꝛc. ab initio usque ad verba: darum ist auch bey ihme allein die verge- bung. Ja ob ein mensch alle suͤnden der gantzen welt allein gethan und auff sich haͤtte/ so ist deß HErrn Christi leidē und tod so maͤchtig/ starck/ kraͤfftig und muthig/ daß es alle suͤnden hinnim̃t und tilget/ und selbige dem glaubigen/ welcher vergebung der suͤnden in Christi tod suchet/ ver- geben seyen/ und nimmermehr zugerechnet wer- den/ Hebr. 5. auf daß wir barmhertzigkeit erlan- gen am tage/ wanns uns noth seyn wird; dann ists uns noth/ Gott wird dich wieder ruffen/ wie den Adam. Der HErr spricht: wann dein bru- der 7. mahl/ ja 70. mahl 7. mahl wider dich suͤn- dige/ und kaͤme zu dir/ und spraͤche: vergib mirs/ so soltu ihme auß grund deines hertzens verge- ben; so er das aber nicht thut/ und nicht erken- net/ noch erkennen will/ und auch nicht zu dir kommt/ so kanstu ihme auch nit vergeben; auch vielmehr wirds Gott thun/ Jer. 3. komm wieder zu mir; darum gehoͤret diß auch zu dieser lehre/ daß uns Gott wieder auffrichtet/ Psal. 16. und laͤsset uns nit in unsern suͤnden stecken oder ver- derben/ wie manchen. Hæc Johann Arnd. Heinrich Muͤller in Geistl. Erquickstunden im 228. cap. 451. 452. von keñzeichen deß Christ- lichen lebens: Jch hoͤre dich nie uͤber suͤnde kla- gen/ als nur/ wann du in der H. beicht sprichst: ich bin ein armer suͤnder. Wie kan ich dañ glau- ben/ daß du Christlich lebest? was lebet/ wider- stehet seinem feinde/ ein wurm windet sich/ wañ man ihn zertritt/ oder zertretten will. Welcher kampff erhebet sich in uns zwischen den natuͤrl. kraͤfften und kranckheit/ wanns zum tode gehet? lebestu Christlich/ so wirst du empfinden/ daß in dir der geist wider dz fleisch streite/ also auch S. Paulus sagt: den geist geluͤstet wider dz fleisch/ und das fleisch wider den geist/ Gal. 5. v. 17. Henrich Muͤller im Himmlischen Liebeskuß cap. 10. von der im Abendmahl speisenden und A. K. H. Vierter Theil. Z z z z 2 traͤn- Th. IV. Sect. III. Num. XVI . Acta Peter Moritzens zu Halle. traͤnckenden Liebe Gottes/ fol. 198 da er von der buß und beicht handelt/ und saget also: Ein zeuge und dollmetscher der wahren busse ist die beicht. Wann du beichtest/ thustu nichts anderst/ als daß du reue/ das vertrauen und den vorsatz deines hertzens anzeigest/ darumb muß in der beicht der mund nichts anders reden/ als das hertze fuͤhlet. Die rechtschaffene beicht ler- net man nicht auß buͤchern/ sie waͤchset auch nicht auff der zungen/ sondern im hertzen/ wie die beicht/ die da gethan wird auß gewohnheit. Die Kirche hat den Beichtstul eingesetzt/ nicht umb deß Beichtpfennings willen/ ꝛc. Der mei- ste hauffe fasset ein Beicht-gebetlein auß diesem oder jenem buche ins gehirn/ ꝛc. da kan man weitlaͤufftig darvon lesen Jtem in den Erquick- stunden cap. 214. von der H. Beicht: wie thut ihm der hauffe? wann ein quartal- jahr umb ist/ da spricht man: der kerbstock ist voll/ der suͤn- den-sack muß außgeschuͤttet werden/ brich ein stuͤndlein ab/ eyle zum Beichtstul/ stande/ per miserere mei tolliturira Dei. Siehet der Prie- ster sauer/ ein schwerer Beichtpfenning kan es wieder gut machen/ die hand nur auff den kopff geleget/ und loß gesprochen/ loß/ zum wuͤsten wilden leben/ ꝛc. Jtem 252. vom geitz der Pre- diger: Die kappe ist geitzig/ sprichstu; ich spreche nein: wolff-und schaafbeltz/ wurm und apffel sind ja nicht einerley/ so auch nicht die Kappe und Pfaffe. Was kan der schaafsbeltz darzu/ daß sich der wolff unter ihm verbirget? was kan die Kappe darwider/ daß der Pfaffe geitzig ist? es stecket fuͤrwahr noch mancher darinnen/ der dem geitz feind ist/ als dem teuffel selbst. Jch gebe dir es zu/ daß mancher kappentraͤger geitzig ist/ nichts umbsonst/ ist sein symbolum, auch keine thuͤr zugeschlossen am Hause deß HErrn/ und kein liecht auff dem Altar angezuͤndet. Soll er Beicht hoͤren/ geld her. Soll er tauffen oder trauen/ geld her. Soll er krancke troͤsten/ oder todte zum grab geleiten/ geld her. Rom bauet man allenthalbē/ da umb geld alles feil ist/ auch Gott selbst/ auch sein himmelreich. Wie siehet und hoͤret mans uͤberall? die armen gibt man zusammen mit ein paar worten/ da weder krafft noch safft innen ist/ den reichen wird ein langer Prediger-sermon her gekuͤntzelt. Der arme liget in todtesnoth/ kein Prediger troͤstet ihn mit ei- nem troͤstlichen wort; dem reichen thut kaum ein finger wehe/ wird taͤglich besuchet/ und mit trost beschuͤttet; der arme wird begraben/ kein Prediger wuͤrdiget ihn ohne geld deß geleites/ keiner ruͤhmet sein Christenthumb/ auch nicht mit einem wort; den reichen traͤget man dahin mit grossem gepraͤnge/ die gantze Clerisey folget und thut leidlich/ der Beichtvatter erhebet sei- ne thaten biß in den himmel/ da er vielleicht schon in der hoͤllen brennet; O greuel fuͤr den allerheiligsten augen Gottes! \& 43. cap. von der falschheit der Geistlichen: traure wer trau- ren kan; warum dann? weil die welt so falsch ist. Hat doch nun die falschheit den trauer- habit angeleget; wo findet man mehr falschheit als unter den langen maͤnteln? Der Theolo- gi stische schalck ist der subtil ste/ er hat manchen schaafsbeltz/ damit er sich bedecken kan; du nen- nest die schalckheit eine politic; ach wie man- cher Politicus gehet mit der kappe und krause herein! du nennest es eine hoͤflichkeit/ wo man luͤgen fuͤr warheit verkauffen kan; du kanst wei- ter daselbst lesen. So weit Heinrich Muͤller. Gerhard in der Postill vom Leyden Christi fol. 88. da saget er: Wir haben diß zu mercken/ wie es allhier Christo dem Haupt der Kirchen gehet/ daß er als ein Gottslaͤsterer und uͤber- tretter deß Goͤttlichen gesetzes beschuldiget/ und unschuldiger weise angeklaget wird/ daß es auch seinen wahren gliedern also gehet/ daß sie als wie die aͤrgsten uͤbelthaͤter/ und freventliche uͤ- bertretter deß Goͤttlichen gesetzes vielmahl be- schuldiget werden/ (von den Phariseern und Schrifftgelehrten) angeklaget; dann wir muͤs- sen doch seinem bilde aͤhnlich werden/ Rom. 8. Es waren die Schrifftgelehrte/ Phariseer und Hohenpriester selbst die aͤrgesten uͤbertretter deß gesetzes/ wie ihnen Christus offt schuld gibet/ Matth. 23. Jhr lasset dahinden das schwaͤreste in dem Gesetze/ nemlich das Gerichte/ die Barm- hertzigkeit und den Glauben/ Joh. 17. Niemand unter euch thut das Gesetze. Gleichwol klagen sie alle Christum unschuldiger weise an/ als ha- be er durch uͤbertrettung deß gesetzes/ und ver- fuͤhrung halber den tod verwuͤrcket? So gehets noch/ die groͤsten heuchler und verfuͤhrer doͤrffen wol am ehisten die wahre bekenner der Goͤttli- chen warheit als ketzer/ und die lieben kinder Gottes als verfluchte leute anklagen und ver- dammen. Jtem am 15. Sontag Trin. fol. 452. \& 453. von der bauch-sorge saget er also: was hilfft es nun/ wann einer gleich viel sorget/ wie er wolle brod und vorrath sammlen? es mag ihn doch nicht saͤttigen/ es mag ihme nicht zu gute kommen/ wann nicht Gottes sorge darbey ist. Offtmahls geschiehets/ wann man mit grossen sorgen/ und mit grosser muͤhe geld und gut ge- sammlet/ so zerstreuet es Gott der HErr durch den wind deß verderbens/ und gehet uns eben wie den kindern/ welche mit eintzigem fleiß haͤußlein bauen/ so blaͤset manchmahl der vatter alle ihre arbeit und muͤhe voneinander mit ei- nem anhauchē; So thut auch Gott offtmahls/ wann wir mit grossen sorgen geld und gut offt- mahls gesammlet/ so blaͤset er mit seinem zorn darein/ und zersteubet es/ wie der staub vom winde verjaget wird/ daß wir sehen/ wie so gar nichtige und naͤrrische arbeit es ist/ wollen ohne Gottes willen reich seyn; nach allem solchen trachten die heyden/ sagt Christus. Darum sollen wir uns deß zeitlichen lebens nicht so an- nehmen. Wer auffs kuͤnfftige siehet/ achtet das gegenwaͤrtige nicht groß; wer auff die Ewig- keit dencket/ achtet das zeitliche gar nicht/ oder gering; wer in seinem hertzen geschmecket hat die seligkeit oder suͤssigkeit der himmlischen guͤ- ter/ dem werden die weltliche nicht mehr so suͤsse seyn/ sondern bitter/ daß er seine liebe und be- gierde daran haͤnge. Wir haben hier keine bleibende staͤtte/ sondern die zukuͤnfftige suchen wir/ Joh. 13. Warum wollen wir dann sorgen/ und in dieser kurtzen zeit reich werden? Dieses sollen wir nun nicht obenhin hoͤren/ daß Chri- stus die den Heyden gleich achtet/ welche in der bauchsorge stecken/ sondern es wol zu hertzen nehmen/ und billich darvor erschrecken; dann sind das alle heyden/ die auff das zeitliche allein sehen/ tag und nacht darfuͤr sorgen/ hilff Gott/ wie werden so wenig Christen in Christo seyn? aber wol in der welt/ wie wird die heydenschafft so groß seyn? man meynet ja wol/ die Christen seyen weit auff erden außgebreitet/ und das ist wahr/ Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. wahr/ dem |aͤusserlichen bekaͤntniß nach; Aber hier hoͤrest du/ daß das nicht rechte Christen (in der wahrheit/ sondern in der falschheit) seyn/ welche in der bauchsorgfaͤltigkeit oder zeitlichen nahrung stecken; so weit Joh. Gerhard. Hein- rich Moͤller in den geistlichen erquick-stunden/ c. 278. vom trost des Christen-namens: Trotz teuffel! ich bin ein Christ/ Christum habe ich in der Tauffe angezogen/ er ist mein/ ich bin sein/ du hast an mir nichts; kein troͤpfflein bluts kein haͤrlein ist dein/ ich gehoͤre JEsu an. Nihil ju- ris in Christiano habes, saget St. Martinus zum teuffel da er auff ihn in seinem letztem ende mit seinen feurigen pfeilen zutrang/ an einem Chri- sten hast du kein theil. Trotz welt! ich bin ein Christ; was kanst du mir geben/ das ich in Christo nicht bereits viel herrlicher haͤtte? Und was kanst du mir nehmen/ das ich an Christo nicht behielte! Mich wirst du aus seiner hand nicht reissen/ und ihn nicht aus meinem hertzen. Trotz suͤnde! ich bin ein Christ/ den menschen kanst du zwar verdam̃en/ aber den Christen nit/ weil nichts verdammliches ist an denen/ die in Christo JEsu seynd Bist du wider mich? Chri- stus ist fuͤr mich/ Christus der suͤnden-tilger/ der von GOtt zur suͤnde gemacht ist/ auff daß ich in ihme wuͤrde die gerechtigkeit/ die vor Gott gilt. Trotz Moses! ich bin ein Christ; wer will be- schuldigen? GOtt ist hier/ der gerecht machet. Wer will verdammen? Christus ist hier/ der ge- storben ist/ ja der auch aufferstanden ist/ und sitzet zu der rechten hand GOttes/ und vertritt uns/ Rom. 8. Trotz alle hoͤllen-pforten! mein felß ist Christus; wer will mich verstossen? wer an diesen felsen lauffet/ muß anstossen/ und fal- len. Trotz creutz und leyden! Christiana sum, Christiana sum, rieff Blandina, das Gottselige/ zarte jungfraͤulein/ in ihrer hoͤchsten marter/ ich bin eine Christin; und bekante: So offt sie die- sen namen genennet/ habe sie neue lebens-kraͤffte uͤberkommen und keine marter gefuͤhlet. Chri- stus/ der in mir wohnet/ ist meine staͤrcke/ und sei- ne krafft ist in meiner schwachheit maͤchtig. Pa- tior ut Christiana, saget die fromme Martyrin Felicitas, selig bin ich/ wann ich in Christo leyde um der gerechtigkeit willen. Wer mit ihm leidet/ wird mit ihme herꝛschen. Trotz armuth! ich bin ein Christ/ ein erb- und eigenthum Christi/ sor- get er fuͤr die wuͤrmlein/ die er erschaffen/ wie viel mehr wird er sorgen fuͤr diejenigen/ die er so theur erkaufft hat mit seinem blute. Jch bin ein Christ/ Christus ist mein leben/ sterben ist mein gewinn. Gewiß bin ich/ daß weder todt noch leben mich scheiden mag von der liebe (und herꝛ- ligkeit) GOttes/ die da in Christo JEsu mei- nem HErrn. Jch bin ein Christ/ und gefalle in Christo meinem himmlischen Vatter/ ein ge- liebter im geliebten. Welt gefalle ich dir nicht? daran ist mir nichts gelegen/ wann ich nur Gott gefalle/ du gefaͤllst mir nicht/ und ich gefalle dir nicht/ wir sind gescheiden. Gott gefaͤllet mir uͤber alles/ ich gefalle ihm uͤber alles/ als in Christo Je- su seinem theursten schatz. Jch bin ein Christ/ mit Christo im glauben verbunden/ seine staͤrcke mei- ne staͤrcke/ meine schwachheit seine schwachheit/ meine suͤnde seine suͤnde/ seine gerechtigkeit meine gerechtigkeit/ mein fluch sein fluch/ sein segen mein segen. JEsu alles mein/ mein todt sein/ sein leben mein/ was fehlet mir dann? Jch bin ein CHrist/ darum muß ich leiden; keine rose ohne dornen/ kein meer ohne wellen/ kein himmel ohne wolcken/ kein Christ ohne creutz; Aber was ich leide/ das leide ich in ihme/ und er leidets in mir/ mein elende fuͤhlet er/ und thut ihm wehe als mir/ er wird schon/ wann es zeit ist/ zutretten/ und aus meinem leyde freude ma- chen. Jch bin ein Christ! Trotz allen teuffeln? Vale. NB. Man wolle doch lesen den 6. theil in 3. Act. des leyden Christi Joh. Gerhards, da wird ein jeder sehen/ wie es mit Christo und sei- nen nachfolgern umgegangen wird/ ꝛc. von der welt; dieses mercket wohl. Dieses geschriben an einem solchen orte/ nemlich in einer moͤrder-grube um der Christlichen warheit willen. Allezeit Christ- bereit- und dienst- willigster diener Got- tes und des nechsten. Caͤmmerey/ den 13. Septembr. 1669. Thomas Diebler der stock-meister berichtet/ Fol. 87. daß der gefangene Peter Moritz sehr schwach/ haͤtte in etlichen tagen nicht einen bissen brodt/ noch einen trunck wasser begehret zu nehmen/ sehe einem verblichenen menschen nicht ungleich/ dahero er/ der stock-meister E. E. baͤthe/ den ge- fangenen aus dem harten gefaͤngniß zu neh- men; massen er nicht getrauete/ daß er sonst die nacht uͤberleben wuͤrde; Worauff dem stock- meister anbefohlen worden/ den gefangenen aus der kuche wieder in die gehorsams-stube zu- bringen/ und ihme an speise und tranck/ so viel zur gesundheit noͤthig/ doch ohne allen uͤberfluß/ reichen zu lassen. Caͤmmerey/ den 2. Octobr. Nachdem E. E. Hochw. Rath auff alle dien- same mittel bedacht gewesen/ Peter Moritzen zum erkaͤntniß zu bringen/ daß er E. Ehrw. Mi- nisterium allhier/ und Hn. M. Schubarten in- sonderheit beleidiget/ gedachter Moritz aber in waͤhrender seiner hafft gegen einem und anderm zu unterschiedenen mahlen von sich vernehmen lassen/ daß er Hn. M. Luchten vor andern Geist- lichen allhier werth hielte; Als hat E. E. Rath dem Herꝛn Luchten angedeutet/ sich an Peter Moritzen zu machen/ und allen fleiß anzuwen- den/ daß er zum erkaͤntniß kommen moͤchte/ wor- auff vor E. E. Rath heute gedachter M. Luchten erschienen und referir et/ wie er zwar zu dreyen unterschiedenen mahlen sich zu Peter Moritzen verfuͤget/ und so viel ihme moͤglich gewesen/ zugeredet/ er bliebe aber auff seinen gedancken/ begehrte Herꝛn M. Schubarten keine abbitte zu- thun/ es haͤtte dann derselbe ihme/ Peter Mori- tzen/ eine gethan zuvor/ wendete vor/ er koͤnte kei- ne frembde suͤnden auff sich laden. Er haͤtte ihme remonstri ret/ daß er keine fremde suͤnde auff sich luͤde/ dann gesetzt/ daß er/ Hr. M. Schubart, be- leidiget waͤre/ so muͤsse Peter Moritz an die wor- te gedencken des HErrn Christi/ daß man auch seinem aͤrgsten feinde verzeihen und vergeben solle; Peter Moritz bliebe darbey/ er koͤnne kei- ne frembde suͤnde auff sich laden/ haͤtte gebeten morgendes tages ihm das Abendmahl zu rei- chen/ worauff Hr. M. Lucht ihme geantwortet/ er koͤnne das hochwuͤrdige Nachtmahl ihm eher nicht reichen/ er muͤste erst eine erklaͤrung von ihm hoͤren; Moritz haͤtte geantwortet/ er haͤtte Herꝛn M. Schubarten alles verziehen und ver- geben; Herr M. Lucht haͤtte ihme respondir et/ Z z z z 3 derglei- Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. dergleichen haͤtte Hr. M. Schubart auch gethan/ und gesaget: Es solte ihm eine freude seyn/ Fol. 90. wann er hoͤren wuͤrde/ daß er sich bekehret. Ille, warum er dann da laͤge? so waͤre es ja schon gut? Herꝛ M. Lucht/ seines ungehorsams hal- ber. Ille, nicht seines ungehorsams/ sondern um GOttes willen laͤge er da/ kuͤnfftig wolle er sich bequemen/ und bey Hn. M. Luchten beichten/ auch zu rechter zeit allemahl zum H. Abendmahl gehen. Was er nun mehr thun solte? es waͤre Peter Moritzens frau neulich in seiner/ des Hn. M Luchten/ gegenwart fuͤr ihrem manne nieder- gefallen/ und ihn gebeten/ er wolle doch weichen/ haͤtte auch dazumahl gute hoffnung an sich spuͤ- ren lassen/ nunmehro aber waͤre er sehr hart und alle hoffnung an ihm verlohren/ befinde ihn sonst an der leibes- constitution sehr schwach/ und koͤnte gar leicht geschehen/ daß er das leben dar- uͤber einbuͤssete. Compendiose erklaͤrung Peter Moritzens. Fol. 91. Zuvor meinen Christlichen gruß in Christo. Gegen meine widerwaͤrtige noch anjetzo/ so sie aber dem werden nachkommen/ wie folgends angezeiget wird/ so seynd sie solches nicht/ son- dern sind mein und meines gleichen/ GOttes angenehme freunde; ohne solches aber contra. Nun folget/ was ich thun und lassen kan in meiner unschuldigen sache: So sie/ die mit mir zu thun haben/ werden bekennen/ daß mir ist/ und seye unrecht geschehen/ und un- Christlich mit mir umgegangen worden/ so will ich ihnen hertz- und freundlich verge- ben/ ohne solches aber \& è contrà; Und so sie es auch hertzlich meinen/ so wird ihnen GOtt zu- gleich vergeben; weꝛden sie es aber falsch meinen/ so hat ihnen GOtt zur zeit nicht vergeben/ ob ich ihnen schon tausendmal vergeben haͤtte/ und sind also Gottes straffe nicht entlauffen. Et (3) und daß ich meinen schrifften nicht will wider- sprochen haben/ weder von mir/ noch von jemand anderst; aber so sie werdẽ mit mir Chꝛistlich han- deln/ so soll es seyn/ als haͤtte ich niemals mit ih- nen was zu thun gehabt/ und kein woꝛt soll von mir noch von ihnen nit von unsern sachen sagen/ noch meldē/ wie wir von einand erseyen kom̃ē/ ꝛc. So das aber nicht geschehen solte/ auff einer sei- ten wie auff der andern/ wie schon vor vierzehen/ fuͤnffzehen wochen geschehen ist/ da der friede ist gewuͤrcket/ und ist doch gebrochen von denen selbsten/ die ihn begehret/ und gewuͤrcket ist wor- den/ ꝛc. so wuͤrde gewiß die letzte sache aͤrger/ als die erste; das sollen sie wohl mercken/ und nicht geringe achten. (4) Und so mir und den meini- nigen der wille gemacht wird/ mit was mittel zu unserer nothdurfft/ dieweil sie mir und den meinigen feindlicher weise ist entzogen worden/ welche ich anjetzo haben koͤnte/ und duͤrffte keine noth leiden mit weib und kindern/ ꝛc. Nun ist mir meine leibliche gesundheit auch geschwaͤchet worden/ darzu werden 100. Rthlr. nicht kle- cken/ so mir allein ist schaden die 14. oder 15. wochen uͤber geschehen/ an meinen und anderer leute sachen/ darvon viele ver dorben/ und auff andere weise die glaͤser mit dingen zerbrochen sind worden/ daß ichs sobald nicht uͤberwinden werde/ da fast meine gantze handthierung ist zu grunde gegangen/ mit anderm schaden mehr/ nemlich wie gemeldet/ daß mir die gesundheit ist genommen worden durch so lange zeit der ge- faͤngnuͤsse um der warheit willen; damit mir ist die nothdurfft und die allgemeine lufft auch ent- zogen worden/ und tractir et bin so arg/ als kein moͤrder und dieb. (5.) So mir auch meine Christliche ehre und namen fast ist abgeschnit- ten/ und ich daran geschaͤndet bin worden vor der gantzen gemeine und stadt/ welche nicht wohl geschaͤtzt werden koͤnnen/ darzu auch/ wie schon gemeldet/ meine gesundheit/ die doch edler ist dann gold/ ꝛc. (6.) Sage ich de- nen obgemeldten allen/ so sie solches thun/ wie allhier angezeiget wird/ wohl gut; werden sie es aber nicht thun/ es gilt mir gleich viel/ sie thun es/ oder nicht; also moͤgen sie nun thun/ was sie wollen/ es soll mir lieb seyn/ und wills mit freu- den erwarten. (7.) Und werden sie solches nicht in acht nehmen/ die Herren/ daß sie gelinder ge- hen mit denen dingen/ die ich ihnen mit meinen schrifften gezeiget habe/ die vor GOttes augen und den wahren Christen aͤrgerlich seynd/ so will ich solche und solches Gott und der zeit befehlen und anheim stellen; So sie solches nun nicht verbessern werden/ so wird Gott die plagen und straffen nicht von ihnen wenden/ die er ihnen ge- trohet hat/ ꝛc. Wird es aber geschehen mit der verbesserung/ so wird sich Gott ihrer aller erbar- men/ die solches thun/ ꝛc. Jch habe es ihnen nun gesaget/ und sage es noch einmahl/ ich will ent- schuldiget und unschuldig seyn/ ich habe das meinige gethan/ ein anderer thue es auch/ so ist es sehr gut. (8.) Zum letzten/ und wann ich hin- fuͤro werde mit frieden bleiben/ daß der warheit in GOtt und in der natur nicht widersprochen wird/ so werde ich einen jeden unangezeiget las- sen/ er seye/ wer er wolle; So aber das nicht ge- schehen solte/ so bin ich da mit der warheit/ gegen die unwarheit die warheit zu vertheidigen zu GOttes ehre und meines nechsten nutz/ so lange als ich lebe in GOtt und in der natur/ die weil ich die wahre erkaͤntniß in allen dingen habe ohne eigenen ruhm gemeldet/ ꝛc. solche von dem allgewaltigen Schoͤpffer aller dinge sie empfan- gen/ ꝛc. Und so ich der wahrheit nicht beystehen und sie vertheidigen wuͤrde/ dieweil sie mir ver- trauet ist von GOtt/ so wuͤrde ich meine selig- keit daran verschertzen und verlieren/ ꝛc. Deswe- gen muß ich solches thun/ nicht aus zwang/ son- dern aus freyem willen/ mit und in Gottes wil- len. Vale. Aller menschen freund/ ohne der laster und untugend nicht/ dieser dingen bin ich so feind mit der eigen ehre/ liebe und nutzen/ als dem teuffel selbsten. Mysti scher Sal. sulphur und Mercurius Operarius in Halle. Peter Moritz aus meiner gefaͤng- niß und schwachheit des leibes/ aber starck im geiste uͤbergeben/ GOtt seye danck/ der ewige Gott stehe der warheit bey hier und dort/ Amen. Solches sollen alle menschen thun/ so des gewissen bescheide und bericht haben/ und dieses auffnehmen mit gutem Christlichem hertzen/ auf daß uns GOTT gnaͤdig seye in zeit und ewigkeit/ solches aus kindlicher einfalt geschrieben und angezei- get. Ade, Ade, Ade. Schreiben Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. Schreiben des Raths zu Halle an den Schoͤpp e - stuhl zu Leiptzig. Fol. 92. Unsern freundlichen dienst zuvor. Aus denen wider Peter Moritzen ergange- nen und anderwerts beykommenden Acten, ha- ben unsere hochgeehrte Herren à fol. 85. usque ad 91. mit mehrerem zu ersehen/ was massen ge- dachter Moritz/ weil er E. Ehrw. Ministerium allhier/ und Ehren M. Schubarten die erkandte abbitte zu thun/ sich nochmahls bestaͤndig ge- wegert/ in ein haͤrter gefaͤngniß gebracht/ und daß ihme nichts als wasser und brodt gereichet werden solte/ verordnet worden. Ob wir nun zwar verhoffet/ er wuͤrde dardurch zum erkaͤnt- niß kommen/ ist er dennoch auff seiner vorsetzli- chen verweigerung so hart bestanden/ daß er auch in etlichen tagen nicht einen bissen brodt/ noch einen trunck wasser zu sich nehmen wollen. Damit wir aber/ so viel an uns gewesen/ sein zeit- liches und ewigliches heil erhalten moͤchten/ ha ben wir Ern. M. Christoph Luchten/ zu welchem er das beste vertrauen gehabt/ etliche wochen her zu ihme gesandt/ und die sache auffs beweglich- ste zu gemuͤth fuͤhren lassen; Es hat aber dersel- bige mit seinem unverdrossenen fleiß bey ernan- tem Moritzen ein mehrers nicht schaffen koͤn- nen/ als daß er ihm die fol. 91. befindliche v e r- meinte erklaͤrung heutiges tages ausgestellet. Ob nun dieselbige zulaͤnglich/ werden unsere Hochgeehrte Herren ihrer hoͤchst bey wohnenden legali tat nach ermessen. Wir besorgen uns ei- nes grossen aͤrgernuͤsses/ angesehen einige wuͤr- ckere und arbeitere im thal/ welche ihme mit bluts-freundschafft und schwaͤgerschafft ver- wandt/ ziemlich durch ihn eingenommen/ und daferne er allhier verbleiben solte/ noch weiter eingenommen werden duͤrff en weilen er sich zu- mahl vernehmen laͤsset/ seine irrige schrifften durch offentlichen druck an tag zu bringen. Er- suchen demnach unsere Hochg. Herren dienst- freundlich/ sie wollen die sache nochmahls reiff- lich erwegen/ und uns/ wie bey solcher bewandt- niß wider besagten Peter Moritzen nunmehro zuverfahren/ ihre Rechtliche gedancken eroͤffnen/ denen/ ꝛc. An den Schoͤppen-stuhl zu Leipzig. Rath in Halle. Das vierdte Leiptziger Urthel. Fol. 94. P. P. Vor Recht/ ist Peter Moritz zu folge unsers vorigen urthels/ und dieweil er sich Ehren M. Schubarten, wie auch dem gesammten Mi- nisterio die zuerkante abbitte und erklaͤrung zu erkanter massen zuthun verwegert/ nicht allein in ein haͤrteres gefaͤngniß gebracht/ sondern auch/ daß ihme nichts als wasser und brod gerei- chet werden solle/ verordnet worden/ es ist aber derselbige dessen ungeachtet bey seiner vorsetzli- chen verweigerung so hart bestanden/ daß er auch in etlichen tagen nicht einen bissen brodt noch einen trunck wassers zu sich nehmen wol- len/ und wiewohl ihr zum uͤberfluß demselben einen Geistlichen/ Ehrn. M. Christoph Luchten/ zu welchem er sonst das beste vertrauen gehabt/ untergeben/ hat es doch derselbe uͤber all nan- gewendeten grossen fleiß weiter nicht bringen moͤgen/ als daß er die fol. 91. so genandte erklaͤ- rung uͤbergeben/ darinnen aber dem urthel die geringste folge nicht geleistet/ und auch so viel zu verspuͤren/ daß er aus boͤsem vorsatz eher ver- schmachten/ als einige besserung von sich spuͤren lassen werde/ nach mehrerem inhalt der uͤber- schickten Acten und euerer frage. So wird dem buͤttel des orths an statt und im namen des ge- fangenen/ jedoch daß er darbey mit zur stelle/ of- fentlich fuͤr gerichte die zuerkante erklaͤrung zu leisten/ Peter Moritzen aber euere gerichte/ wie auch das gantze Ertz-stifft Magdeburg zeit sei- nes lebens bey vermeidung haͤrterer straffe zu meiden/ aufferleget. V. R. W. Publ. 12. Octobris. Schoͤppen in Leipzig. Registratura. Actum in der alten Caͤmmerey/ den 12. Octobr. An. 1669. Fol. 96. Peter Moritzen wird das von denen Churf. Saͤchsis. Schoͤppen zu Leipzig gesprochene ur- thel in beyseyn George Schmeissers kuͤsters zur lieben Frauen/ und George Vogts kirchhuͤters daselbst/ als abgeordneten E. Ehrw. Ministerii, und Martin Fritschens/ kuͤsters zu St. Moritz/ als Herꝛn M. Schubarts abgeordnetens publi- ci ret/ und er nochmahls befraget/ ob er selbi- gem ein genuͤgen thun wolle? Und als er sich er- klaͤret/ er koͤnte und wolte es nicht thun/ hat der stock meister solche erklaͤrung/ wie nach stehet/ in seinem namen und in seinem beyseyn gethan; nach solcher erklaͤrung ist ihme angedeutet wor- den/ die stadt und das ertz-stifft zum laͤngsten binnen 8. tagen zu raͤumen/ und sich nicht wie- der darinnen auffzuhalten/ auch an niemand zu vergreiffen/ bey vermeidung schwerer straffe/ welchem nachzukommen er angelobet/ Actum ut suprà. Stock-meisters abbitte an statt Peter Moritzens. Fol. 97. Demnach ich Peter Moritz an dem gesamb- ten ehrwuͤrdigen Ministerio allhier/ und Herrn M. Christoph. And. Schubarten insonderheit in schrifftē und worten mich groͤblich ergriffen/ und mir daher durch eingelangtes urthel eine Christ- liche abbitte und erklaͤrung zuerkandt worden; Als will ich dieselbe hiermit so abgestattet ha- ben/ daß alles und jedes/ was jetzund in meinen uͤbergebenen schrifften befindlich/ und ich mit worten auch gegen sie ausgestossen/ dardurch wohlgemeldtem Min sterio und Hn. M. Schu- barten zu nahe getretten/ mir bertzlich leid seye/ und bitte dißfalls um Christliche verzeihung. Missiv des Oberamptmanns von Dreßden nach Halle. P. T. Denenselben kan ich nicht verhalten/ Fol. 98. daß unlaͤngst auf ihrer Churf. Durchl. zu Sach- sen M. Gn. Herin gnaͤdigsten befehlig ein etzli- che jahre sich allhier auffhaltender Chymi scher laborante, Christian Amoureus, so seinem eigenen bericht nach sonst Peter Moritz geheis- sen/ und von Halle buͤrtig/ wegen einiger grossen irꝛthuͤmer in der Religion und ande- rer beguͤnstigungen sambt seinem weibe in verhafft gezogen/ und bißhero wieder sie Th. IV. Sect. III. Num. XVI. Acta Peter Moritzens zu Halle. sie inquifitoriè verfahren worden. Nun will verlauten/ daß er hiebevor und zwar etwann vor 4. biß 5. jahren zu Halle eben solcher ursa- chen halber in verhafftung gewesen/ wie er dann auch dessen nicht in abrede ist/ gleichwohl aber auch sein damahliges verbrechen nicht entde- cken will. Und weils die nothdurfft erfoͤrdert/ daß dißfalls erkundigunge eingezogen werde; als ersuche amptswegen meine Hn. ich hiermit in juris subsidium dienstlich/ sie wollen sonder beschwerde/ ob ihnen dieses Christian Amourei oder Peter Moritzens person und die seinige be- kandt/ ob er dessen weib/ und warum bey ih- nen incarceri ret gewesen/ auch wie er oder sie damahls dimittir et worden/ mich mit wenigem benachrichtigen. Es soll solches bey dergleichen begebenheiten willigst erwiedert/ auch diese muͤhewaltung sonsten mit allen moͤglichsten dienstbezeigungen verschuldet werden. Datum Dreßden den 28. Novembr. 1673. Chur-Saͤchsis. Ober-Ambtmann. Joh. Sigm. Leisener. Fol. 99. Hat der Rath die sache so/ wie sie in Actis enthalten/ dem Ambtmann Leisern referir et sub dato den 8. Decembr. 73. fol. 102. Bittet der Ober-Ambtmann eigentlich zu berichten/ worauff die vormahligen irꝛthumer bestanden/ und wie die revocation beschaffen gewesen. Dreßden/ den 16. Jan. 1674. fol. 104. Lieget sub lit. A. Peter Moritzens bekantniß des glaubens/ so der Oberambtmann uͤber- sandt. Mein Christian Amourei offentliches glaubens-bekaͤntniß. Jch glaube/ daß mich GOTT der Vatter geschaffen. Jch glaube/ daß mich JEsus Chri- stus mit seinem theuren blute erloͤset/ und fuͤr alle meine erb- und wuͤrckliche suͤnde gnug ge- than hat. Jch glaube/ daß mich GOtt der hei- lige Geist geheiliget hat/ und eine aufferstehung der todten seyn werde/ und ein jeder mensch vor dem gestrengen Gerichte dereinsten erscheinen wird/ die frommen zum ewigen leben eingehen/ die boͤsen aber zum ewigen feuer verdammet werden. So glaube und halte ich auch davor/ daß in und unter dem brodt der wahrhafftige leib Christi sey; Jmgleichen/ daß in genissung des weines auch wahrhafftig das wahre blut Christi empfahe/ und auff solch verdienst JEsu Christi gedencke ich zu leben/ so lange als ich in dieser welt und irꝛdischem leibe bin/ und also zu sterben und ewig selig zu werden/ gewiß bin. Jch werde auch ferner hin mich als einen Christ- und bußfertigen suͤnder erweisen/ die gemeine Christi besuchen/ und gleich mich zum beicht- stuhl und heiligen Nachtmahl in dero kirchen einfinden. Dreßden/ den 9. Januarii 1674. Christianus Amoureus, Th. \& M. P. T. fol. 106. Senatus Hallensis uͤberschicket darauff die Articul nebst Peter Moritzens gethaner ant- wort darauff/ und berichtet/ daß apud Acta verschiedene schrifften/ so er uͤbergeben/ wolte der Oberambtmann ein paar Rthlr. schreib- gebuͤhr uͤbermachen/ koͤnte er selbe bekommen. Halle/ den 21. Januarii 1674. Dancket der Herꝛ Ober-Ambtmann Senatui fol. 107. fuͤr die nachricht/ und sendet copiam sententiæ, so fol. 108. seqq. lieget. Fol. 108. Leipziger urthel zu Dreßden publici ret. Uff das P. T. als ihr uns unterschiedene Churfuͤrstl. Saͤchs. Gn. befehle in originali, angebrachte ruͤge/ eingezogene erkundigung/ verfassete inquisitional articul Christian A- mourei, sonst Peter Moritz genandt und dessen eheweibs/ Sophien Reginen, darauff gethane antwort/ unterschiedener vermittelst eydes ab- gehoͤrter zeugen aussage und confrontation samt denen andern actis \&c. Demnach sprechen wir Churfuͤrstl. Saͤchs. Schoͤppen zu Leipzig darauff vor recht: wer- den jetzt gedachte Inquisi ten beschuldiget/ daß sie ein ruchloses/ aͤrgerliches und un-Christli- ches leben fuͤhren/ die predigten Goͤttliches worts gantz veraͤchtlich halten/ in langer zeit dieselbigen nicht angehoͤret/ auch zum beicht- stuhl und gebrauch des Heil. nachtmahls sich nicht eingefunden/ insonderheit daß das weib vielfaͤltig bey denen Heil. Sacramenten und sonst abscheulich gefluchet/ darbey sich verneh- men lassen/ es waͤre weder eine auffer stehung der todten/ noch ein juͤngstes gericht/ der mensch waͤre ein aaß/ bliebe ein aaß/ staͤncke wie ein aaß/ und stuͤrbe wie ein aaß/ es waͤre ein blend-werck mit dem H. abendmahl/ und weder der wahre leib/ noch das wahre blut CHristi zugegen/ die Pfaͤrr-Herrn koͤnten keine suͤnden vergeben/ sie plapperten und prahleten auff der Cantzel/ man solte es nicht glauben/ es waͤre alles erlogen; Ferner von der Evangelischen religion, und de- nen/ so in die kirche gegangen/ schimpfflich gere- det/ darneben unterschiedliche personen groͤblich injuri ret/ wie sie dann Magdalenen Reginen Knorrin geschlagen/ vor eine hure/ eine raben- staub pesi- Pagen- und ausgebauckete und jeder- manns hure gescholten und gesaget: daß sie mit 7. teuffeln besessen und verdammet/ auch M. Bernhard Schmidt und M. Paul Bose/ bey- de Diaconi an der kirche zum H. Creutz in Dreß- den ihre huren-schelmen/ und jener ein prahler waͤre/ sie wolten ihnen nasenstieber und schnap- pen geben/ ingleichen D. Romulum und dessen eheweib auch hefftig angegriffen und bedrohet/ sie vor eine Jsabel/ item jedermanns hure/ so 2. kerlen auff der streue hielte/ und ihn fuͤr einen Cains-bruder/ auch beyde vor Sodomitische leute ausgeschrien/ und was des unverantwort- lichen beginnens mehr. Dem ehemann Chri- stian Amoureo aber wird absonderlich beyge- gemessen/ daß er seine magd/ als sie zur beichte gehen wollen/ davon abgehalten/ und da sie des- sen ungeachtet bey diesem ihrem vorsatz verblie- ben/ gesaget: sie solte zum Teuffel gehen/ auch sie/ als sie deswegen sich beklaget/ geschlagen; Hieruͤber am gruͤnen Doñerstage dieses 1673. jahres sich nebst seinem eheweibe an den tisch gesetzet/ seine 3. soͤhne/ deren der aͤlteste seinem bericht nach 11. der andere 6. und der juͤngste 3. jahr alt/ dahin zu sich erfordert/ sie anfaͤnglich das Vater unser beten lassen/ nachmals aber zu ihnen gesaget: sie wolten das Abendmahl mit einander gebrauchē/ es haͤtte es der HErr Chri- stus/ wie er das osterlamm mit seinen juͤngern verzehret/ auch also gemacht/ hierauff die wor- te der einsetzunge reciti ret/ und dem weibe/ so Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. so wol jedem kinde ein bißgen brod gegeben/ auch jedem aus einem silbernen und verguͤldeten becher ein wenig wein geschencket/ mit diesen worten: Sie solten es nehmen im namen des Vaters/ Sohnes und H. Geistes. Ob nun wol beyderseits inquisit en/ als sie hieruͤber articul s-weise vernommen/ eines und das an- dere/ insonderheit das weib/ die von der auf- erstehung der todten/ von dem| predigt-amt/ der Evangelischen religion/ von der gegenwart des leibes und bluts CHristi im H. Abend- mahl/ und daß dieses ein blend-werck seye/ an- gefuͤhrte leichtfertige laͤsterliche reden verleug- net/ deßwegen auch und der von der D. Romu- lin angegebenen bedrohunge halber/ wie auch/ daß der mann die magd von dem beichtstuhl ab- gehalten/ oder darum geschlagen/ kein gnug- samer beweiß vorhanden; dieweil aber dennoch beide nicht in abrede/ daß sie in langerzeit zum tische des HErꝛn gar nicht/ und sonsten in die kirche zu anhoͤrung der predigten solten kom- men/ ingleichen der mann ohne scheu gestaͤndig/ daß er jetzt erzehlter massen das H. Abendmahl zuhalten sich unterstanden/ und sonsten aus dem so genanten glaubens-bekaͤntniß fol. 47. gnugsam zuersehen/ daß er abscheuliche irꝛthuͤ- mer wider die wahre religion hege; Jm uͤbri- gen/ daß das weib zum oͤfftern bey denen H. Sacramenten und sonsten sehr gefluchet/ von denen/ so in die kirchen gangen/ uͤbel geredet/ und sie verwuͤnschet/ M. Schmiden und M. Bosen/ den D. Romulum und dessen ehe- weib/ wie nicht weniger die Knorrin/ dem an- ziehen nach geschaͤndet/ die letztere auch samt ihrem ehemanne geschlagen/ die zeugen bestaͤn- dig aus- und zum theil bey gestellter confrontati- on derselben unter die augen gesaget/ nach meh- rerem inhalt der uͤberschickten inquisition s- act en; so ist das eheweib/ jedoch wenn Mag- dalena Muͤhlbachin ihre in Act. Pol. sub lit. A. fol. 4. gethane aussage eidlich bestaͤrcket/ M. Bernhard Schmieden/ M. Paul. Bosen/ D. Romulo und dessen eheweibe und Magdalenen Reginen Knorrin einen oͤffentlichen wieder ruff zuthun schuldig/ und uͤber das allbereits ausge- standene gesaͤngniß annoch 2. oder 3. jahr des landes zu verweisen/ jedoch vor der execution des veruͤbtē fluchens halber 1. oder 2. stundē lang an das halseisen jedermaͤnniglich anzuschauen/ und andern zum abscheu zu stellen/ auch mit al- lem ernst zuverwarnen/ daß sie die predigten fleißig anhoͤren/ und zum beicht-stuhl und H. nachtmal sich gebuͤhrend einfinden/ ja wol son- sten in ihrem Christenthum GOttes und der Obrigkeit ordnung gemaͤß/ und gegen das pre- digtamt sich ehrerbietig bezeugen/ imgleichem alle unchristliche aͤrgerliche reden meiden sollen/ damit in verbleibung dessen ihr nicht etwas aͤr- geres wiederfahre; Dem ehemann aber wird vor allen dingen durch einen oder mehr aus dem Ministerio sein grausamer irthum in der religi- on gebuͤhrend verwiesen/ und er eines bessern unterrichtet/ wenn nun derselbe hierauff seine erklaͤrung gethan/ und daraus/ ob er hiervon abstehe oder nicht/ erscheinet/ ergehet/ was fer- ner mit ihme vorzunehmen/ was recht ist. Jm uͤbrigen sind beyderseits inquisit en/ die in dieser sache auffgewandten unkosten/ nach vorgehender liquidation und richterlicher ermaͤßigung pro rata abzustatten verbunden. V. R. W. zu urkund mit unserem insiegel versiegelt. Churf. Saͤchs. Schoͤppenstul. An den Ober-Amtmann und den Rath zu Dreßden M. Dec. 1673. NUM. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. Das leben der beruͤhmten Jungfrau Antoi- nette Bourignon ist zwar im III. theil am 16. capitel ziemlich ausfuͤhrlich beschrieben wor- den. Weil aber dennoch das sehr weitlaͤuffti- ge buch des Herrn Poirets hiervon nicht so gar genau und nervosè excerpi ret werden moͤ- gen; so habe ich zu mehrerer vergnuͤgung der begierigen den extract und die kurtze summe von wort zu wort publici ren wollen/ wie er von ihm selber eigenhaͤndig zugesendet wor- den/ und zwar in Lateinischer sprache; dem ich dann noch einige stellen aus der Antoinette eigenen Schrifften anhaͤngen werde/ so von dem zustand der heutigen Kirch-Gemeinen et- was ausfuͤhrlicher handeln. Ein kurtzer auszug des lebens der from- men und von Gott erleuchteten Jungfer Antoniæ Bourignon. 1. Ob zwar in den schrifften der Jungfrau Antoniæ Bourignon so viel und so hohe sa- chen vorkommen/ welche einem jedem der heil- samen wahrheit begierigem menschen zur gnuͤ- ge darthun koͤnten/ daß diese Jungfer nicht nur ein Christlich leben gefuͤhret/ sondern auch von GOTT mit allen tugenden reichlich be- gabet/ und dazu mit weißheit ausgeruͤstet ge- wesen sey/ andere zur ewigen seligkeit anzufuͤh- ren; Uber dem auch die freunde gemeldeter Jungfer/ welche um sie selbst/ und sihre le- bens-art und schrifften gute wissenschafft hat- ten/ ihre historie genau gnug beschrieben/ ihre lehre erlaͤutert/ und die gegensaͤtze der widerwaͤr- tigen (welche ihr mehrentheils solche dinge auf- buͤrdeten/ die sie keines weges vor die ihrigen er- kante) uͤberfluͤßig beantwortet haben/ wel- ches sie auch selbst in ihren eigenen schrifften aufs gruͤndlichste gethan hat; also/ daß nicht noͤtig waͤre von dieser sache noch mit mehrern zu handeln/ sondern gnug seyn koͤnte/ die leute zu erinnern/ daß sie nun die schrifften selbst durchlesen/ in welchen der gewisse weg zum le- ben beschrieben ist/ also/ daß ein jeder/ der mit ernst den willen des Vaters zu vollbringen begehret/ gar leicht wird unterscheiden koͤnnen/ ob die lehre dieser Jungfer aus GOTT sey/ oder ob sie aus eigenem triebe geredet habe. 2. Da aber nichts desto weniger einige wi- dersprecher nicht nur die lehre der A. B. son- dern auch ihre person antasten/ und sich allein dahin bemuͤhen/ damit sie verhindern moͤgen/ daß ihre schrifften nicht moͤchten gelesen wer- den/ als ob es der muͤhe nicht werth waͤre/ die zeit damit zuzubringen; so scheinet es rath- sam zu seyn/ in einem kurtzen begriff die vor- nehmsten verrichtungen des lebens der A. B. zusammen zufassen/ damit ein jeder/ dem seine seligkeit ein ernst ist/ selbige schrifften lesen/ den sinn gruͤndlicher bemercken/ und also mit eige- nen augen sehen und urtheilen moͤge/ ob sie A. K. H. Vierter Theil. A a a a a nicht Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. nicht in gegenwaͤrtigem verderbten zustand der welt und der seelen so wol sehr heilsam/ als auch hoͤchstnoͤthig seyn; derohalben greiffe ich ohne weitere vorrede unter dem beystand GOt- tes das werck selbsten an. 3. Antonia Bourignon ist anno 1616. den 13. Januarii in der Flanderischen stadt Rüs- sel von ehrlichen eltern/ denen es an noͤthi- gen mitteln zu unterhaltung ihrer Familie nicht mangelte/ gebohren worden. Bald nach ihrer geburt hat man wegen der schwartzen haare/ welche ihre stirn bedeckten/ wie auch we- gen der obern leffze/ welche an der nase so fest gewachsen war/ daß sie den mund nicht zuma- chen koͤnnen/ einige ungestalt an ihr wahrge- nommen; als aber hernach die haare ausge- fallen/ und die lessze durch einen wundartzt ge- loͤset worden war/ ist sie zu einer wohlgestal- ten Jungfrau aufgewachsen. Diese ungestalt/ ob sie zwar denen eltern sehr unangenehm war/ haͤtte dennoch ein mittel/ so wohl die Jung- frau vor einer verderbten weltlichē auferziehung zu bewahren/ als auch eine anzeige der kuͤnffti- gen staͤrcke und der freudigkeit im reden/ wel- che beyde stuͤcke in dieser Jungfrauen sehr vor- trefflich waren/ seyn koͤnnen. 4. Sie ist von ihrer ersten jugend/ ja von ihrer geburt an/ denen verfolgungen der men- schen unterworffen gewesen; sintemahl die mutter/ welche ihrer vorigen ungestalt einge- denck war/ sie hassete; dergleichen wurde sie auch von ihrem brudeꝛ und denen schwesteꝛn auf allerhand art und weise bedraͤnget/ sonderlich in abwesenheit des vaters/ welcher zu der zeit diese tochter vor andern hertzlich liebete; die- ses kunte ihr dennoch wenigen trost geben/ weil der vater seiner geschaͤffte wegen gar sel- ten zu hause war. Jndessen sind diese truͤbsa- len/ wie allen Heiligen/ also auch offtgenannter Jungfrauen/ sehr nuͤtzlich gewesen; Denn sie wurde dadurch angetrieben die einsamkeit zu suchen/ und die weltliche unruhe und vielheit zu fliehen/ welche verhindern/ daß die stimme GOttes/ der die geheimnisse im verborgenen offenbaret/ von uns nicht gehoͤret werde; zu deren aufmerckung die A. B. von ihrem ersten alter an/ welches dieses dinges faͤhig seyn koͤn- nen/ sich also gewehnet/ daß sie hernach die gantze lebens-zeit uͤber in keiner andern sache ei- nige ergoͤtzlichkeit hat haben koͤnnen; Ja/ sie hat auch dazumahlen gelernet/ GOTT um huͤlf- fe anzuflehen/ und ihm allein zu vertrauen. 5. Hier darff niemand gelegenheit nehmen zu spotten; denn es ist gewiß/ daß/ gleichwie die sonne von tage zu tage alle menschen beleuchtet/ also redet auch GOtt ohne unterlaß zu allen/ und diese gnade vermehret er/ nachdem er die seele frey von hindernissen/ und treu im auff- mercken findet. Da aber das kindliche alter sehr einfaͤltig/ und mit keinen vorurtheilen einge- nommen ist/ so scheinet selbiges zum auffmer- cken auff GOttes wort das bequemste zu seyn; und GOtt offenbaret auch denen unmuͤndigen die geheimnisse/ welche er denen weisen verbir- get: indem er den zugang in sein reich nur de- nen vergoͤnnet/ welche sich selbst als die jetzt ge- borne kindlein demuͤthigen/ und na chder ver- nuͤnfftigen lautern milch des Goͤttlichen wor- tes verlangen haben/ dasselbige aber denen zu- schliesset/ welche nach art der erwachsenen ihnen selbst weise zu seyn duͤncken lassen. Diese/ die seele erleuchtende stimme GOttes/ hat unserer heiligen jungfrauen/ da sie kaum 4. jahr alt ge- wesen/ den erbaͤrmlichen zustand des heutigen Christenthums entdecket/ so/ daß sie unter denē/ welche sich dennoch Christen | nenneten/ wahre Christen suchete/ und sich in ihre gesellschafft zu begeben verlangete. Zu diesem suchen hat dieses stammlende kind gewisse ursache gehabt/ wie sie es hernachmals selbst erlernet/ und mit un- wiedertreiblichen schluͤssen bewiesen hat; Eben dieses ist auch allen denen/ die Gott fuͤꝛchten/ aus eigener erfahrung bekannt. 6. Wie die A. B. am alter zunahm/ also wuchs auch in ihr die liebe zu den ewig-bleiben- den dingen nnd zugleich die hoͤchste abkehr von dem vergaͤnglichen und zerbrechlichen. So gar/ daß weder die lockungen des fleisches/ noch die weltlichen wolluͤste/ noch die nachstel- lungen des teuffels/ imgleichen auch nicht das bitten oder draͤuen der eltern dieselbe von dem wege/ welcher zu GOtt fuͤhret/ haben abkehren koͤnnen. Demnach/ als ihre aͤltere schwester sich befliesse die andern zu uͤberreden/ daß die Antonia, weil sie nicht wol bey verstande/ un- geschickt waͤre mit andern jungfrauen umzuge- hen/ hat diese versuchung so viel vermocht/ daß jetztgedachte jungfrau sich einiger massen der welt gleich stellete/ indem sie sich bequehmete mit ihres gleichen umzugehen/ welches den- noch ohn einiges laster geschahe/ dessen sie von ehrliebenden leuten haͤtte koͤnnen beschuldiget werden. Nichts destoweniger sind der A. B. wegen dieser ihrer abkehr von GOtt/ welche insgemein von denen so genannten Christen gering geachtet wird/ die inwendigen troͤstun- gen entzogen worden; So daß sie empfand/ daß GOtt auch ein scharffer zuchtmeister seyn koͤnne/ indem er sie ohne unterlaß ergriff/ biß sie ihm die haͤnde/ oder/ daß ichs eigentlicher sa- ge/ sich selbst gantz und gar ergab/ daß er nach seinem gefallen mit ihr und alle dem ihrigen schalten moͤchte. Jn welchem vorsatz sie her- nach so getreu gewesen/ daß sie in ihrer uͤbrigen gantzen lebens-zeit nicht einmal den geringsten gedancken gehabt sich von GOtt abzuneigen. Dessen guͤtigste einfluͤsse sie dennoch nicht al- so fort wider genoß/ sondern erst nach einer viel- jaͤhrigen busse; Jn welcher sie ihren eigenen leib so grausam bekriegete/ daß sie ihm auch den noͤ- thigen unterhalt entzog/ indem sie sich gaͤntzlich von allen leiblichen und sinnlichen wolluͤsten enthielt/ da sie denn so gar die maß uͤberschritte/ daß sie nicht haͤtte am leben bleiben koͤnnen/ wenn GOtt sie nicht wunderthaͤtlich erhalten: Deme diese busse angenehm war/ weil sie aus einem hertzē/ welches seinen fall wuste/ und den- selben mit aller macht zu verbessern suchte/ her- vorkam. Daß aber diese busse ernstlich gewe- sen/ wird unter andern auch hieraus bewiesen/ weil die A. B. dieselbe so heimlich that/ daß es fast kein mensch hat mercken koͤnnen. Wer demnach ernstlich erwegen wird/ daß alle Patriarchen/ Propheten/ Apostel/ Mar- tyrer/ Bekenner/ und daß ich mit einem wort alles sage/ alle Heiligen/ ja auch CHristus selbst durch leyden in die herꝛlichkeit eingegangen sey- en/ der wird auch dieses nicht fuͤr ungereimt halten/ daß die A. B. mit so grosser arbeit sich beflissen hat/ die verlohrne gnade GOttes wie- der Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. der zu erlangen/ sonderlich wenn man erwegen wird/ daß die verwahrlosung des von GOtt uns gethanen ruffes und wuͤrckung/ eine solche suͤnde sey/ die die ewige straffen verdienet/ wie das licht GOttes solches der A. B. und allen Heiligen vor augen geleget. Von dieser lebens- art unterstunden sich mancherley gattung leute/ und insonderheit der vater selbst/ die Antoniam abzuͤziehen/ indem der letztere noch dazu sie mit einer heyrath auch wider ihren willen zu bestri- cken sich bemuͤhete/ wovor doch die A. B. einen groͤsseren eckel als vor dem allerschaͤdlichsten gifft hatte. Sintemal sie sich dem braͤutigam CHristo verlobet hatte/ daher hielte sie es vor einen greuel mit einem sterblichen manne sich zu verbinden/ deme hernach die durch heurath ge- fesselte weiber zu gefallen trachten/ da hingegen die verlobten jungfrauen GOtte allein ergeben seyn koͤnnen und muͤssen/ und diese sind es/ die dem lamme folgen/ wo es hingehet. 8. Die hartnaͤckigkeit des vaters/ welcher wolte/ daß die A. B. einen reichen Frantzoͤsischen kaufmañ heurathen solte/ brachte sie dahin/ daß sie gezwungen wurde/ ihre eltern samt allē zeitli- chen dingen zu verlassen/ und damit sie nicht ver- rathen wuͤrde/ hatte sie sich in eines waldbru- ders kappe/ welche sie vorher heimlich in ihrem schlaffzimmer verfertiget hatte/ gekleidet. Jn dieser flucht hat sie so gar all ihr vertrauen auff GOtt gesetzet/ daß sie sich auch nicht einen pfen- ning mitzunehmen unterstanden. Da denn GOtt nicht unterlassen/ sie wunderthaͤtiger weise zu versorgen/ und vor dem muthwillen der kriegs-gurgeln zu beschuͤtzen/ indem er sie der pflege Gottesfuͤrchtiger leute uͤbergab/ welche bereit warē/ alle ihre haabe zur befoͤrderung des vorsatzes der Antoniæ anzuwenden: Unter welchen beruͤhmt ist ein Priester zu Blatton/ dessen merckwuͤrdige bekehrung/ GOtt ergebe- nes leben/ und blutigen marter-tod zu beschrei- ben/ verhindert das gesetz eines auszuges/ an welches ich jetzt gebunden bin. Wer hievon sowol als auch den andern sachen/ deren in die- sem auszug gedacht werden weitlaͤufftiger be- richt begehret/ der lese die Schrifften der A. B. wie auch ihr ausgefuͤhrtes leben. Uber dem/ daß die furcht des ehestandes die A. B. zuver- lassung der eltern und aller irꝛdischen dinge an- trieb/ wurde sie hiezu auch beweget dadurch/ daß GOtt gesaget hatte; Sie wuͤrde nun in der wuͤsten GOttes vollkoͤmmlich geniessen. Derohalben suchte sie auch einen von aller menschlichen gesellschafft befreyeten und entfer- neten ort/ dergleichen sie in Welschland gefun- den zu werden/ gehoͤret hatte. 9. Zu Blatton/ welcher flecken zwischen den staͤdten Dornieck und Bergen im Hennegau lie- get/ wird die Antonia von dem Priester in der kirchen verwahret/ biß sie von dem Ertz-Bi- schoff zu Cammerich verhoͤret wuͤrde/ welcher ihr daselbst/ als er eine weitere reise nach der wuͤsten wiederrathen hatte/ als eine versperre- te auff dem kirch-hoff zu verbleiben gestattete. Und dieses waͤre auch geschehen/ wenn nicht ih- re Eltern an eben selbigem tage zu Blatton an- gelanget waͤꝛen/ und sie/ ungeachtet ihres vielfaͤl- tigen widerstrebens/ weil sie sich nicht wieder in weltliche haͤndel einlassen wolte/ wieder zuruͤck nach Ruͤssel gefuͤhret haͤtten: Nachdem zuvor der vater so wol als der Ertz-Bischoff verspro- chen hatten/ jener zwar/ daß er seine tochter wol- te frey und ungehindert/ nach der weise/ wie es ihr von dem gesetze GOttes und dem zeugniß ihres gewissens wuͤrde vorgeschrieben werden/ GOtt dienen lassen; dieser aber/ daß die A. B. so sie der vater wieder in weltliche haͤndel ver- wickeln wolte/ zu ihm kommen solte/ so wolte er vaters-stelle bey ihr vertreten. 10. Als nun einige monate vorbey lieffen/ hebt der vater von neuem an/ (in dem er seyn versprechen nicht hielte) der A. B. vom hey- rathen und verrichtung weltlicher geschaͤffte vorzuschwatzen. Welche ungestuͤm̃igkeit/ (da vornehmlich noch die inwendige bewegung der seelen dazu kam) die Antoniam dahin brachte/ daß sie von dem vater urlaub zu dem Ertz-Bi- schoff zu ziehen bath/ von welchem vorsatz der vater die tochter mit ungerechten draͤuworten abzuschrecken begehrte/ welche aber/ nach dem sie so wol durch das zeugniß ihres gewissens/ als auch durch den segen der gegenwaͤrtigen maͤnner/ (unter welchen auch ihr Beicht- Vater war/) auffgemuntert worden/ sich zu der vorgesetzten reise bereitet. Da sie zu dem Ertz-Bischoffe kom̃et/ wird sie guͤtigst von ihm auffgenommen. Und nach dem sie ihm kund ge- than hatte/ daß sie von GOtt getrieben wuͤrde/ ein von allen weltlichen geschaͤfften freyes leben anzurichten/ daß da von aller begierde der ver- gaͤnglichen dinge ledig seyn und in gaͤntzlicher verleugnung sein selbst gefuͤhret weꝛden moͤchte/ auff die weise/ wie vormals in der ersten kirchen von denen Christen/ uͤbergibt der Ertz-Bischoff diesen der A. B. vorsatz der untersuchung sei- nes Consistorii, von welchem nicht nur ihr vorhaben als Goͤttlich gebilliget worden/ son- dern man hat ihr auch vergoͤnnet in demselben Bischoffthum solche lebens-art anzufangen/ da sich denn gleich einige fromme toͤchter zur ge- sellschafft/ eine Blattonische wittwe aber ein stuͤck landes anbote/ woselbst diese Gottverlobte toͤchter sich auffhalten moͤchten. 11. Eben zu der zeit war es/ als einige so ge- nante Geistliche/ welche der A. B. nicht wol wolten (da sie sich zu der reise nach Blatton zubereitete/) den Ertz-Bischoff durch eine leere furcht antrieben/ daß er den vorhin festgestellten schluß wiederrieff/ und der Antoniæ verbot in seinem Bistum das Evangelische leben anzu- fangen. Diese aber bleibet fest bey ihrem vor- haben/ und ziehet auf zurathen einiger frommen freunde nach Luyck/ woselbst sie gaꝛleicht freyheit ihr vorhaben ins werck zu setzen gefunden haͤtte/ wann nicht grosse schwierigkeiten darzwischen kommen waͤren/ welche die A. B. sehr druͤck- ten/ und sie eine zeitlang zu Bergen zu bleiben noͤ- thigten. Hernach/ als sie von der frommen Graͤfin von Willerval beruffen worden/ hat sie sich etliche monathe bey ihr auffgehalten/ und gleich anfangs entdecket/ daß ob zwar die Graͤ- fin mit sittlichen tugenden uͤber die massen bega- bet/ so mangelte es ihr doch nicht nur an den Goͤttlichen tugenden/ sondern sie waͤren selbige zu fassen und zu besitzen auch gantz ungeschickt. Weil sie also daselbst gleichsam als auffeꝛ ihꝛem element lebete/ verlangte sie nach ihrer nutzba- ren einsamkeit/ daß sie dem in ihr redenden und sie troͤstenden GOtte zuhoͤren und dienen moͤch- te. A. K. H. Vierter Theil. A a a a a 2 12. Jn- Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. 12. Jn zwischen wird sie nach Ruͤssel beruf- fen/ daß sie der mutter/ welche inletztē zuͤgen lag/ an die hand gienge/ und abschied von ihr neh- me. Diese hat sich uͤber die ankunfft ihrer toch- ter sehr gefreuet/ und GOtt hertzlich gedancket/ auch zuletzt viel und mancherley truͤbsahlen der A. B. vorher verkuͤndiget/ da sie denn bald darauff ihre seele in GOttes hand gegeben. Als die leichbegaͤngniß der mutter vorbey war/ bereitete sich die Antonia wider die einsamkeit zu suchen/ der vater aber und dessen freunde un- terstunden sich durch beredung/ ihr Goͤttliche und menschliche rechten auffzubuͤrden/ daß sie nemlich dem vater in der mutter haußhaltung huͤlffliche hand boͤthe. Als sie nun durch dieser menschen schluß-reden uͤbertaͤubet worden/ be- williget sie in des vaters hauß zu bleiben/ da sie denn des hauß-wesens also sich angenommen/ daß sie dennoch die seele nicht verabsaumete/ welcher zu gut/ sie taͤglich eine gewisse zeit be- stimmet hatte. Diese lebens-arth hat der vater ob sie ihm gleich an seel und leib nuͤtzlich war/ dennoch nicht lange ertragen koͤnnen/ denn die lust des fleisches trieb ihn an zu einer heyrath mit einer gewissen tochter/ welche sich zu seinem stande mit nichten schickete. Die Antonia, als sie einige monathe mit der stieffmutter zuge- bracht hatte/ uͤbergab ihr die herꝛschafft des hauses. Hernach aber wurde die gute Anto- nia durch die unbillichkeit der neben-eingekom- menen stiffmutter aus ihres eigenen vaters hause gleichsam gejaget/ und das noch dazu in der allergroͤsten armuth. Sintemal der vater/ wieder die statur en selbiger stadt/ die guͤter der mutter einbehielte/ und der tochter alle huͤlffe versagte: So gar/ daß sie ihren unterhalt durch die arbeit ihrer haͤnde zu suchen gezwun- gen worden/ welches ihr auch nach wunsch ge- lungen: Denn in dem sie maͤßig lebete/ brauchte sie weniger mittel. Und wenn sie gleich in einigē stuͤcken mangel litte/ so trug sie es gedultig/ aus liebe zu Gott/ welcher sie zu der zeit mit so gros- sen troͤstungē aufrichtete/ daß sie in ihrem gantzē lebẽ keine gꝛoͤsseꝛe geistliche eꝛgoͤtzligkeit genossen hat; sonderlich aber in der vorstadt S. Andreæ, woselbst sie einige jahr in einē kleinē hause woh- nete. Sie lebte fast allezeit zu hause. Jhre aͤlte- ste schwester besuchte sie jaͤhrlich einmal/ sie aber kam zu der schwester niemals. Jhre geistliche ergoͤtzligkeiten waren so groß/ daß sie bey nahe nicht wuste/ ob sie schon gestorben waͤre/ oder ob sie noch lebete/ in dem sie aller creaturen ver- gessen hatte; ja sie fragte einsmals GOtt/ ob auch die himmlische freude groͤsser seyn koͤnte. 13. Diese ergoͤtzlichkeiten waren dennoch nicht so vollkommen/ daß sie nicht waͤren durch einige wiederwaͤrtigkeiten gemaͤßiget worden. Denn ein unsinniger Juͤngling fieng an die A. B. hefftig zu lieben/ als ihm aber diese wider- stund/ verkehrte er seine liebe in einen rasenden haß/ so gar/ daß er tag und nacht um ihr haͤuß- lein lieff/ und sie auff mancherley weise vexirete/ ja hernacher gar ein falsches geruͤcht in der stadt außsprengete/ wovon die Antonia doch nicht das geringste wuste/ daß nemlich sie ihm die ehe zugesaget haͤtte. Welches geruͤchte/ als die A. B. das gegentheil bezeugete/ leichtlich ver- schwand. Hernach ist sie durch das Frantzoͤsi- sche Kriegs-heer/ welches der stadt Ryssel eine belaͤgerung draͤuete/ gezwungen worden/ die- se ihr so angenehme retirade zu verlassen/ und sich auf manche wideꝛwaͤrtige reisen zu begeben/ biß sie endlich zu der Graͤffin Willerval/ welche instaͤndigst darum bat/ verreisete/ woselbst sie so lange ihr wesen hatte/ biß sie wiederum nach Ryssel zu dem sterbenden Vater beruffen wur- de. Derselbe/ (welcher durch die wiederwaͤr- tigkeiten der andern ehe in traurigkeit gestuͤr- tzet/ und gantz ausgemergelt war) wolte zu erst die Antoniam (auff angeben der stieff-mut- ter) nicht sehen/ dennoch hat er sie kurtz vor sei- nem abdruck/ zu sich holen lassen/ ihr den Vaͤ- terlichen segen mitgetheilet/ und bald darauff seinen geist auffgegeben. Welches geschehen anno 1648. 14. Als der vater zur erden bestattet worden war/ geraͤth die Antonia in zweiffel: Denn die zerstreuungen/ welche entstehen wuͤrden/ wenn sie ihr muͤtterliches erbtheil/ welches der vater bißher mit unrecht besessen hatte/ zu erlangen/ bemuͤhet seyn wuͤrde/ schrecketen sie ab von der weiteren handhabung ihrer gerechten sache/ vor- nemlich da sie mit wenigem vergnuͤget war/ und solcher guͤter nicht bedurffte/ welche ihr nur zur last werden wuͤrden. Uber dem besorgete sie/ daß sie andern aͤrgerniß geben moͤchte/ als ob sie gleich einem hund/ den ausgewuͤrgten schlamm wieder hineinschluckte/ indem sie die irꝛdischen guͤter/ welche sie vormals maͤnnlich verworffen hatte/ nun wieder annehme. Als sie durch die- se zweiffel umgetriebē wurde/ wird ihr von Gott eingegeben/ sie solte ihr recht handhaben: denn es waͤre unrecht der stieff-mutter die guͤter zu las- sen/ welche ihr nicht zukaͤmen: vornemlich/ da diese derselben sich nicht zur ehre GOttes und nutz des naͤchsten/ sondern zu weltlichen eitel- keiten und ihrer schwereren verdammniß/ ge- brauchen wuͤrde/ hierzu kam/ daß GOtt die Antoniam veꝛsicherte/ sie wuͤꝛde in kuͤnfftiger zeit ihrer guͤter so wol zur ehre Gottes als auch zum heil des naͤchsten beduͤrffen. Diese und derglei- chen ursachen wirckten/ daß die A. B. ohnerach- tet ihreꝛ grossen neigung zur ruhe und einsamkeit ihr muͤtterliches erbtheil antrat/ und derweil/ biß die sache ihr ende erreichte/ viele und grosse beschwerlichkeiten gedultig ertrug. 15. Wie sie hiemit noch zu thun hatte/ be- gegnete ihr einsmals auff oͤffentlicher strasse ein mann/ welcher Saint Sanlieu geneñet wurde/ welcher unter einem heiligen vorwand mit vie- len schein-gruͤnden sie uͤberredete/ alle ihren fleiß/ muͤhe uñ guͤter zu erziehung armer waͤysen/ welche schon in ein Hospital versammlet waͤren/ anzuwenden. Die Antonia sahe wol vorher die unzehligen verstreuungen und beschwerlich- keiten/ welche sie aus so verdrießlicher uͤbung ha- ben wuͤrde. Jndem sie aber wuste/ daß ein Christ alle arbeit zur ehre GOttes thun solte/ so gehet sie getrost im November des 1653sten jahres in den Hospital; woselbst sie alles in grosser unordnung und voll unflaths findet/ da- mit nun dieses wieder in richtigen stand gesetzet wuͤrde/ so nimmt sie eine fast unaussprechliche muͤhe und arbeit auff sich/ wobey sie dennoch Gottes helffende gnade uͤber ihr bitten und ver- stehen empfand; die maͤgdlein/ ob sie zwar un- wissend und plump gnug waren/ lerneten den- noch sehr leicht lesen/ schreiben/ nehen/ spinnen und dergleichen zu erwerbung der kost noͤthige dinge. Uber dem wurden sie unterrichtet in dem grund Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. grund des Christenthums/ so gar/ daß die gan- tze stadt durch solche uͤbung erbauet wurde/ und die maͤgdlein auch andere lehren des Christen- thums zu fassen geschickt zu seyn schienen. Alle menschen eꝛhebeten und lobeten die froͤmmigkeit und liebe der Antoniaͤ/ sonderlich aber der oben benante Saint Sanlieu. 16. Dieser hatte einen solchen schein der gottseligkeit/ daß es schiene/ als ob er von einem Apostolischen eiffer getrieben wuͤrde; er konte von den geheimen mystischen dingen so bered- sam discuriren/ als ob er der einleuchtung des H. Geistes geniesse. Und hiedurch hat er zu wege gebracht/ daß die Antonia fast bruͤderli- che freundschafft mit ihm gepflogen/ indem sie seiner auffrichtigkeit/ welche bey ihm in grossem maß zu seyn schiene/ vieles zutrauete. Es war aber von vieler zeit her die verstellung bey diesem armen menschen durch die lange gewohnheit und uͤbung derselben gantz zum wesen worden/ wie auch die A. B. innerhalb etlichen jahren nichts boͤses von ihm hat argwohnen koͤnnen; biß er sich selbst verrieth/ die larve beyseit legte/ und die fromme Antoniam durch schmeicheley/ list/ draͤuworte/ gewalt/ laͤsterungen und/ ich weiß nicht/ durch welche mittel er nicht sich un- terstanden sie zu verleiten/ daß sie sich mit ihm verpflichte. Diese aber hatte beschlossen ihre GOtte gewidmete keuschheit unverletzt zu be- wahren/ und trieb also diesen gottlosen heuch- ler von sich/ sintemal er sich mit dem teuffel ver- bunden hatte/ wie eꝛ selbst bekante/ und auch auß seinem verzweiffeltem ende |gnugsam zu sehen war. Sie die Antonia erhielte auch von dem Rath/ daß er niemals ihr wieder unter die au- gen kommen durffte. 17. Damit sie aber nicht weiter gleicher ge- fahr/ wegen des Saint Sanlieu so wol/ als an- derer moͤchte unterworffen seyn/ als beschlos sie/ sich selbst zugleich mit dē waͤysen in das kinder- hauß versperren zu lassen. Damit niemanden/ als denen Priestern/ welche den Gottesdienst daselbst zu verrichten bestellet waren/ der zugang frey seyn moͤchte. Als dieses genau und sorg- faͤltig von dem weltlichen und geistlichen ge- richte uͤberleget worden war/ ist die A. B. ihres begehrens endlich gewaͤhret worden/ welche zwar des vorigen uͤbels wegen sich in sicherheit gesetzet hatte/ aber bald darauff ein viel schwe- reres/ welches auch ihr den untergang draͤuete/ entdeckte: Sintemal man befunden/ daß alle maͤgdlein/ die zu der zeit im Hospital waren/ mit dem teuffel in buͤndniß stunden/ und nur dar- auff allein bedacht waren/ wie sie die A. B. wel- che sie als ihre geist- und leibliche mutter lieben solten/ (wie sie sich denn auch stelleten/ als ob sie es thaͤten) ausrotten moͤchten. Die Antonia, welche nicht begreiffen konnte/ auff was weise doch der teuffel so grosse gewalt uͤber die maͤgd- lein haben koͤnnen/ indem sie ohne unterlaß/ zur furcht und liebe GOttes mit worten und wercken angemahnet wurden/ bath einige Pa- stores und Prediger/ daß sie keines dinges scho- nen solten/ damit die maͤgdlein von diesen ver- fluchten buͤndnissen befreyet wuͤrden. Als die Herren Geistlichen hiemit umgehen/ wird die Antonia bey der Obrigkeit von einem alten weibe/ deren tochter wegen der zauberey war weggerissen worden/ verklaget/ als ob sie mit den kindern nicht gut gnug umginge/ als man aber die sache untersuchet/ hat man es gantz an- ders gefunden. Nichts desto weniger hat die Obrigkeit die entdeckung deꝛ zaubeꝛey uͤbel auff- genommen/ und ist deshalben so ungeꝛecht gegen die A. B. gewesen/ daß sie an ein hoͤheres gericht zu appellir en gezwungen worden. 18. Dieses ist die ursach gewesen/ warum die A. B. nach Gent/ Bruͤssel und Mecheln ge- zogen/ woselbsten sie in kundschafft mit unter- schiedlichen Lehrern und frommen maͤnnern ge- kommen/ nemlich mit den Herꝛn Gillemans, Coriache, de Cort, Noels und andern/ welche nach genauer untersuchung die der Antoniæ mitgetheilte einleuchtungen hochgehalten ha- ben. Vornemlich aber hat solches gethan der Herr Cort, Pastor an der vornehmsten Pfarꝛ zu Mecheln. Dieser/ nachdem er von der wahrheit und nothwendigkeit ihrer lichter eine uͤberzeugung in sich gefuͤhlet/ hat mit allem fleiß sich bemuͤhet/ sein leben nach denselbigen einzu- richten/ und sie den menschen zu nutz offenbar zu machen. Damit eꝛ nun dieses desto bequemeꝛ ins werck setzete/ danckete er denē aͤmtern/ welche er in Braband verwaltete/ ab/ und reisete nach Am- sterdam/ woselbst hin ihn die A. B. begleitete. 19. Anfaͤnglich zwar hatte die A. B. vor die- ser reise einen grossen eckel/ nicht nur aus furcht zerstreuet zu werden/ sondern auch/ weil sie mei- nete/ daß man sich vor denjenigen menschen/ welche nicht Roͤmischer Religion waͤren/ huͤten muͤste. Als ihr aber von GOTT angezeiget wurde/ daß man die menschen nicht nach der auswendigen bekaͤntniß zu dieser oder jener se- cte, sondern nach der liebe/ die sie zu GOtt und ewig-bleibenden dingen haͤtten/ schaͤtzen muͤste/ hat sie hernach keinem theil beygepflichtet/ son- dern die frommen allenthalben geliebet. Von Mechelnist sie im December des 1667. jahres nach Amsterdam gereiset/ mit dem vorsatz/ da- selbst einen Tractat, das licht der welt genennt/ drucken zu lassen/ nnd von dannen gegen das vor-jahr nach Holstein zu reisen/ um daselbst in der benachbarten insul mit solchen leuten/ die nach dem wahren Christenthum ein verlan- gen haben wuͤrden/ ein Evangelisches und von weltlichen geschaͤfften ungestoͤrtes leben zu fuͤh- ren. Nach GOttes eigener schickung aber hat sie sich noch laͤnger zu Amsterdam auffgehalten. Denn als sie ruchtbar wurde/ wolten viele und sehr gelehrte leute/ aus allen sect en/ deren jegli- chen gattung in selbiger stadt gefunden wer- den/ diese jungfrau sehen/ und sich mit ihr bespre- chen. Und da sie merckete/ daß sie mit ihren re- den einigen nuͤtzlich seyn koͤnnte/ wegerte sie sich nicht/ ob gleich der geist dadurch verstreuet wur- de/ mit andern/ dergleichen erbauliche unterre- dungen anzustellen. Bey dieser gelegenheit offenbarete ihr GOtt so wol das gute als das boͤse/ welches eine jede sect e an sich haͤtte/ und dieses viel gewisser/ als es denen sectir ern selbst bekant seyn mochte. 20. Jndem die Antonia sich hier noch auff- haͤlt/ reiset der de Cort nach Holstein/ als er aber von dannen wiederkam/ wurde er durch betrug seiner feinde/ unter dem vorwand vieler schuldē/ in das allererbaͤrmlichste gefaͤngniß zu Amster- dam eingeschlossen! Die Antonia konte ihn hieraus duꝛch keine angewandte muͤhe befreyen/ A a a a a 3 muste Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. muste derohalben die sache GOtt allein befeh- len/ welcher auch nach seiner verheissung/ die er der Antoniæ vorher gethan hatte/ den gefan- genen auff eine wunderthaͤtige weise erloͤsete. welcher aber kurtz darauff nach Holstein verrei- sete/ und durch anstifften seiner feinde von einem liederlichen kerl mit gifft hingerichtet wurde. Er hatte noch bey leb-zeiten durch ein Testa- ment die Antoniam zu einer erbin aller seiner guͤter eingesetzt. Sie aber hatte ohne dem schon mehr guͤter als sie bedurffte. Nichts destoweni- ger/ als sie vergewissert worden war/ es waͤre GOttes wille/ daß sie die erbschafft antrete/ ob gleich die feinde des HErꝛn de Cort unter eben demselben schein ihr auff gleiche weise mitzu- spielen sich unterstanden hatten/ sie auch zu un- terschiedenen malen durch langwuͤrige kranck- heiten in unaussprechliches elend gerathen war/ verlaͤsset sie dennoch Amstelredam und reiset im Junio des 1671. jahres nach Holstein/ unter der gesellschaft dreyer oder vier freunde uñ eines maͤgdleins/ welche davor hielten/ daß sie unter ihrer der A. B. anfuͤhrung desto leichter den weg zur seligkeit wuͤrden antreten koͤnnen; Welches ins werck zu setzen sie zwar keine muͤhe gesehonet/ ungeachtet alles wiederstrebens der verderbten natur ihrer freunde/ welche sich dem suͤssen joch CHristi nicht unterwerffen will. Welches sondeꝛlich kund wuꝛde an einigen men- schen/ die aus Frießland zu der A. kamen/ wel- che ob sie zwar davor hielten/ daß sie alles irꝛdi- sche verlaͤugnet haͤtten/ nichts destoweniger/ da es zur probekam/ an vielen dingen/ sonder- lich an dem eigenen willen so hartnaͤckig hin- gen/ daß sie nicht laͤnger bey der Antonia zu blei- ben vermochten. 21. Jndem die A. B. die guͤter/ welche ihr der Herꝛ de Cort vermacht hatte/ und in einem theil der insul bestunden/ in besitz nehmen will/ da- mit sie daselbst desto sicherer vor dem getuͤm- mel/ samt ihren freunden/ in Gott er gebener stil- le leben moͤchte/ so findet sie viele hindernisse. Denn es wiederstunden ihr die Roͤm. Priester so wol als die Lutherische Prediger/ welche letz- tere den Hertzog und dessen raͤthe mit ihren un- ablaͤßigen klagen dahin brachten/ daß die An- tonia nebst ihren freunden in derselben land- schafft nicht sicher bleiben konte/ indem sie nicht nun vieles litten/ sondern auch ihrer guͤter auffs ungerechteste und gewaltsamste beraubet wurden/ ja endlich gar anno 1676. die Antonia nach Hamburg zu fliehen gezwungen wurde. Jn dieser stadt hat sie sich anfaͤnglich 15. mo- nath in grosser ruhe auffgehalten/ weil nur ihre freunde wusten/ daß sie daselbst waͤre. Sobald es aber denen Predigernkund wurde (weil sie schon einige buͤcher hatte drucken lassen/ welche sich mit der lebens-art dieser Herren gar nicht reimeten) war ihre ruhe-zeit vorbey: Denn sie bewegeten den Rath/ daß er die haͤscher sie zu fangen senden moͤchte/ sie aber/ da sie des vo- rigen tages war gewarnet worden/ hatte ihre wohnung geaͤndert/ und reisete kurtz darauff von Hamburg nach Ost-Frießland. 22. Es hatte aber der Herꝛ des orts instaͤn- dig begehret/ daß sie dahin kaͤme/ indem er sich selbst und alle das seinige Gott gewidmet hatte/ also daß die Antonia mit ihren freunden da- selbst in einem winckelgen/ das von der welt fast gantz abgeschieden war/ sicher gnug ver- borgen seyn konnte. Dennoch hat sie hernach/ von einigen/ welche sie zu ihren haußgenossen auffgenommen hatte/ nicht nur grosse un- danckbarkeit und verlaͤumdungen/ son- dern auch verfolgungen und recht teuf- felische laster/ ja gar die grausamsten nachstellungen erfahren muͤssen. Als diese hin- tertrieben waren/ und das gemuͤth der Herren desselbigen ortes sich veraͤndert hatte/ wurde ihr auffs neue nach gestellet/ da sie denn/ ob sie gleich kaum von einer schweren kranckheit auffgestan- den war/ gezwungē wurde/ nach Franecker einer stadt in West-Frießland zu fliehen/ woselbst sie in die vorige kranckheit fiel/ welche auch von ta- ge zu tage also zunahm/ daß sie daruͤber ein buͤs- sete/ und also/ am 30. Octobris neuen Calen- ders anno 1680. ihre seele in GOttes haͤnde be- fahl. So weit gehet der lebens-lauff von der An- toinette: Die erstgedachten stellen aus ihren schrifften von dem heutigen zustand der groͤssesten kirch-gemeinen sind folgende/ und zwar aus der hohen schule der Got- tes gelehrten (gedruckt zu Amsterdam 1682. in 8 vo. ) Parte 1. cap. IIX. p. 147. u. f. Das achte Capitel: Jnhalt. Von den boͤsenlehren/ die man Catechis-“ mus an statt des gesetzes GOttes einfuͤhret.“ Von der pflicht und beschaffenheit der Pfarr-“ herren. Von den anmerckungen und aus-“ legungen uͤber das gesetz GOttes/ das unser le-“ ben des Herꝛn Jesus seinem zuwider sey. Daß“ die Heiden am juͤngsten gerichte wieder uns“ auffstehen werden. Daß die menschliche weiß-“ heit dem H. Geiste sich wieder setze. Daß“ man in der einbildung seiner seligkeit und in“ andern suͤnden wieder den H. Geiste lebe. Daß“ die finsterniß allgemein sey und uͤber die ge-“ samte welt lauffe/ welche die welt betrieget/ in“ dem sie verursachet/ daß man ohne busse stir-“ bet.„ 1. Vor kurtzer zeit ist mir ein Catechismus/ der zu Bruͤssel gedruckt war/ zuhanden kom- men/ welchen mehr der teuffel als ein mensch ge- schrieben zu haben schien: Weil darin so viel arglistige betrieglichkeiten/ betriegereyen/ und loͤcher oder fenster in das paradieß zu steigen gefunden werden/ daß es scheinet nicht mehr noͤthig zu seyn den HErꝛn JEsus/ der die thuͤre des paradieses ist/ zu suchen; in dem man all- da nichts vom gesetze GOttes/ sondern lauter selbst eꝛfundene andachtē zu sehen bekam. Die er- ste frage war/ warum der mensch geschaffen sey? hierauff ward der wahrheit gemaͤß geantwor- tet/ damit er Gott lieben und dienen/ und also in das paradieß eingehen solte. Aber das gifft war in der folge verborgen/ unter der frage/ was man thun solte/ GOtt recht zu dienen/ und also in das paradies einzugehen? dann es ward ge- antwortet/ man solte GOtt dancken/ des mor- gens und abends in die messe gehen/ und sein gebet thun vor und nach der mahlzeit. Hier ha- ben wir/ diesem vorgeben nach/ das einige mittel in das paradieß zugehen/ und dasselbe zuverrich- ten/ warum wir geschaffen worden/ wie wol da- bey vergessen wird/ daß man GOtt lieben solte von gantzem hertzen/ und seinen naͤchsten als sich selbst. 2. Wann Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. 2. Wañ es wahr waͤre/ daß man nichts mehr thun solte/ als zur messe gehen und etliche Vater unser hersagen/ wann man selig werden wolte; So ist es kein wunder/ daß die welt in allerley greuel lebet/ und sich der verdam̃niß nicht be- fahret. Dann was das messe gehen/ das her- sagen des Vater unsers nach einer gewissen zahl des Rosencrantzes/ und dergleichen dinge betrifft/ das thut ein jeder gnug/ aber thut das nicht das gesetz GOttes abschaffen? Wann diese vaͤter solches zu gelehrten sagten/ so koͤnte man meinen/ sie haͤtten darum nicht beyfuͤgen wollen/ daß man selig zu werden das gebote GOttes halten muͤste/ weil ein gelehrter sol- ches ohne das wuͤste. Aber sie redenzu den kindern/ welche noͤthig haben den grund unsers glaubens zu lernen/ gleichwol zeigen sie ihnen nichts als wenig noͤthige mittel/ damit sie nur immeꝛ mehꝛ moͤchten zum ziele gelangen/ in dem sie diese junge seelen mit ihren selbst erdichteten lehren erfuͤllen/ und also ihren geist mit unnuͤtzen dingen aͤffen/ sie unter der einbildung zu erhal- ten/ daß sie ohne gute wercke selig werden koͤn- ten; welches eine suͤnde wider den H. Geist ist. 3. Jch glaube nicht/ daß der teuffel selbst ge- faͤhrlichere dinge lehren koͤnte/ die gantze welt an sich zu ziehen: weil unter der stuͤtze der gebo- te und andacht einjeder seiner seligkeit versichert zu seyn urtheilen wuͤrde/ wann es schon am aller gefaͤhrlichsten um sie stuͤnde/ dergestalt daß er wenig fleisses anwendete/ die liebe gegen Gott oder gegen dem naͤchsten zu erlangen/ in deme er glaubete den weg der seligkeit zuwandeln/ und GOtt sehr wol zu dienen: dann Petrus und die eꝛfahꝛung lehꝛet uns gnug daß diese verdam̃- liche lehre die gantze welt verblendet. Dann nie- mand hat einige liebe mehr weder zu GOtt noch zum naͤchsten/ und ein jeder lebet sicher dahin/ uñ thut gantz keine muͤhe dahin zu gelangen. Wañ diese GOttesgelehrten solche lehre nicht einge- fuͤhrt haͤtten/ so wuͤrden viel fromme seelen sich beeiffrigen/ gemeldte liebe gegen den naͤchsten zu finden/ und zur liebe GOttes/ die so hoch noͤ- thig ist/ zugelangen. 4. Aber weil sie den H. Geist selbst nicht ha- ben/ so koͤnnen sie ihn andern auch nicht geben. Ehe der HErꝛ JEsus den menschen die macht gab/ die suͤnde zuvergeben/ sprach er zu ihnen empfanget den H. Geist; als wolt er sagen/ sie koͤnten diese macht nicht haben/ als durch den H. Geist. Aber itzund dringet sich ein jeder zum lehren/ die suͤnde zu vergeben/ da er doch den H. Geist nicht empfangen/ als nur durch aͤusser- liche zeichen: Jndem ihre seelen von innen eben viel/ ja zu weilen wol mehr mit der liebe zu irꝛdi- schen dingen erfuͤlletseynd/ als die welt-leute; uñ dieses widerstrebet schnur stracks den wirckun- gen der gaben und fruͤchte des H. Geistes/ und dem zur folge der macht ihn andern einzublasen. Daher kommt es/ daß weder der eine noch der andere die liebe GOttes hat; in dem der eine sich vergnuͤget haͤlt/ die aͤusserlichen Christlichen pflicht- schuldigkeiten/ zu lehren und der ande- re sie zu thun/ als da seynd das gehen nach der messe/ das tragen des Rosenkrantzes/ das beichten und empfangen des Nachtmals und das verrichten etlicher gebete nach einander; da sich unterdessen keiner befleißiget von der er- de sein hertz abzuziehen/ noch sich selbsten zu ver- leugnen/ damit er zur liebe GOttes gelangen moͤchte. Und also schicken sich sehr wol zu den heutigen Christen diese worte: Dieses volck betet mich mit seinen lippen an/ aber ihr hertz ist ferne von mir. Hiesige worte sind mir offt in den sinn gekommen/ wann ich in der Messe sin- gen hoͤrete: Hebet eure hertzen auff! in dem ich glaubete/ daß die antwort: Herꝛ/ wir haben sie erhoben/ nicht wahr sey. Zumal weil das aͤus- serliche wesen und die gebaͤhrden gnugsam be- zeigten/ daß man zu GOtt sein hertz nicht auff- gehoben/ sondern vielmehr von ihm hier und dort hin abgewendet. Dieses ist eben/ das gros- sen anlaß gibt zu so weniger andacht des volcks/ welches glaubet sehr wohl zu thun/ wann es den Priestern und Hirten seiner seelen nachah- met/ die verpflichtet seyn die vollkommenheit zu haben/ ehe sie dieselbe denen/ welche sie su- chen/ anzuweisen sich unterfangen. 6. Dann es wird von einem Pfarrherꝛn oder Priester erfodert/ daß er vollkommen sey; und von einem Pfarrkinde/ nach der vollkom- menheit zu streben: darum fragte der HErr Je- sus den H. Petrum dreymal ob er ihn lieb haͤtte/ eh er ihm befahl seine schafe zu weiden; damit er sein gewissen wol untersuchen moͤchte/ zu wis- sen/ ob er GOTT in seiner seelen warhaff- tig liebete/ und ob er ihn noch als GOtte lie- bete; ja er fraget ihn eben darum drey unter- schiedliche mal/ damit er zeugniß von seinem ge- wissen haben moͤchte/ zu wissen/ ob er geschickt und voꝛbereitet gnug waͤre/ zum hirten der schafe des HErꝛn JEsu bestellet zu werden; welcher zwar/ ohne ihn zu fragen/ seine geschicklichkeit wol wuste/ weil er derselbe ist/ der die nieren durchgruͤndet/ und die gewissen kennet. Es schiene unnoͤthig zu seyn/ daß er ihn dreymal fragete/ ja so/ daß es dem H. Petro zu verdries- sen begunte; aber es geschahe darum/ damit er wissen moͤchte/ es sey nicht gnug/ daß nur GOtt die liebe/ die er zu ihm truͤge/ kennete; son- dern er muͤsse sie auch selbst kennen/ und von sich selbst richten und urtheilen/ ehe er zum urtheiler und richter anderer gemacht wuͤrde. Dann derselbe/ der die gerechtigkeitnur vor GOTT hat/ ist noch nicht faͤhig gnug andere zu recht- fertigen; er muß seine gerechtigkeit auch vor den menschen sehen lassen/ aus furcht/ es moͤchte derselben unwissenheit ihnen einiges aͤrgerniß verursachen. Dann derselbe/ der sich auff das zeugniß seines guten gewissens nicht gegruͤndet befindet/ ist eben als ein schilffrohr/ das der wind hin und her wehet; indem er durch die geringste bewegung etwan einer wiederwaͤrtigkeit oder verfolgung veraͤndert wird. 7. Dieses seynd die eigenschafften/ die ein rech- ter Pfarrherꝛ haben soll/ ehe er fuͤr wuͤrdig mag erkant werden/ daß man ihn zum Vater der Christen/ oder einen richter und versorger ihrer seelen bestelle. Aber ach leider! ein jeder strebet und lauffet darnach/ ja dringet sich dazu ein/ ehe man untersuchet hat/ ob er GOTT liebet/ und ob diese liebe aus seinen wercken erscheinet. Daher kommt es/ daß sie blinde seyn/ welche die blinde leiten/ und alle beyde in die grube fal- len. Dann der meiste theil hat weder die liebe GOttes noch des naͤchsten/ auch sucht er die mittel nicht sie zu erlangen; indem er mit dem zu frieden ist/ daß er den namen Pfarꝛherꝛ fuͤh- ret/ und sein Pfarꝛ-amt aͤusserlich verrichtet. Ob es schon von der liebe/ die er zu Gott tragen soll/ Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. soll/ nicht herruͤhret; eben als wann es gnug waͤ- re die menschen zu vergnuͤgen/ und nicht auff das gericht des gerechten Richters ein auge zu haben: welcher mit seiner wurff-schauffel kom- men wird die spreu/ das ist alles was wir dem menschen zu liebe thun in den wind fliegen zu lassen. Dann er wird nichts fuͤr gutes korn achten/ als dasselbe was wir aus lauter liebe ge- gen GOtt gethan haben. Darunter werden sich viel betrogen finden/ welche meinen/ daß al- les/ so den namen der guten wercke fuͤhret/ muͤste belohnet werden; und daß GOtt die zahl unser guten wercke ansehe/ da er doch auff nichts sie- het als auff dasselbe/ was uns dazu bewogen. Ja er wird selbst unsere gerechtigkeit richtē/ das ist/ unsere guten wercke die offtmals unsere ver- dammniß verursachen/ weil sie nicht GOTT zum ziele haben/ und machen/ daß wir uns die ehre/ die allein GOTT gebuͤhret/ zueignen. 8. Wann diese vaͤter alle solche umstaͤnde wol betrachteten/ so wuͤrden sie sich so leichtfer- tig auff den richterstul nicht dringen/ anderer richter zu seyn/ ehe sie selbst ihre richter ge- habt/ welche geurtheilet/ ob sie den H. Geist empfangen/ den sie andern mittheilen wollen. Sie machen sich zu lehrern des gesetzes/ ehe sie desselben rechte lehrlinge worden/ und ver- messen sich dasselbe andere zu lehren/ was sie selbst noch nicht gelernet/ nemlich die lehre des HErrn JEsus/ die allein die wahre seligma- chende lehre ist. Jch rede von dieser lehre/ wann sie in der uͤbung gefunden wird. Dañ dem buch- staben nach fuͤhret sie mancher in munde/ lieset das heilige Evangelium/ darinnen sie begriffen ist/ welches noch vollstaͤndig uñ unveraͤnderlich gefunden wird. Und hierinnen ist die zusage des HErrn JEsus/ die er seiner kirche gethan/ erfuͤllet worden: nemlich daß sie durch den sturm wol wuͤrde beweget/ aber nicht ersaͤufft werden. Wie viel hoͤllenstuͤrmer haben sich wider diese lehre erhoben? Wie viel ketzereyen haben sie wollen verderben? wie viele von den Roͤmisch-gesiñten haben sich bemuͤhet/ ihre an- merckungen und auslegungen dabey zu flicken. Gleichwol ist sie so gantz und vollkom̃en/ wie sie der HErꝛ JEsus gelehret/ und die Evangeli- sten aufgeschrieben/ in unsern haͤnden geblieben/ und dieses ist das allergroͤste gut/ das ich in der welt kenne. Dann wann uns diese lehre nicht geblieben waͤre/ so wuͤrde bey uns alles verdor- ben seyn/ und niemand selig werden/ weil die Roͤmisch-gesinnten so wol als die ketzer und an- dere in ihren unterweisungen nicht einig seynd und man seine seligkeit auff so vieler lehr-kuͤnst- ler wiederwaͤrtige meinungen und neue suͤnde nicht gruͤnden kan. 9. Eben darum bin ich bewogen worden vielmal zu wuͤnschen/ daß die schulen und stu- dia niemals moͤchten begonnen seyn; damit die Evangelische einfalt in denen seelen/ welche sie suchen/ haͤtte bleiben koͤnnen/ dagegen sie jetzund mit mancherley anmerckungen und auslegungen so verstellet/ und mit menschlichen suͤnden uud vernunfft-gruͤnden so zugerichtet ist/ daß die allervollkommensten anders nichts als einen todten glauben oder nur die aͤusserliche blosse beschauligkeit der lehre des HErꝛn JEsu/ und nicht die auswuͤrckungen oder wercke selbst haben. Gleichwol duͤrffen sie noch glauben/ sie waͤren lebendige glieder der kirche und lehrlinge des HErꝛn JESUS. Aber dieses wird manche unvermuthet in das verderben stuͤrtzen. 10. Dann was wuͤrde es nuͤtzen zu glauben/ daß GOtt allmaͤchtig sey/ daß er den himmel und erde geschaffen/ mit allen was darinnen ist/ dem menschen zu gute/ wann wir uns nicht befleißigten/ einen solchen Herꝛn als unsern ei- nigen wolthaͤter anzubeten/ zu lieben und ihm zu dienen? Was wuͤrde es helffen/ wann wir an den HErꝛn JEsus CHrist/ seinen einigen Sohn/ unsern Seligmacher/ glaͤubetē/ welcher unsere natur an sich genommen/ und sich leiden- de gemacht/ damit er fuͤr unsere suͤnde gnug thun koͤnnte; wann wir ohne lieb gegen unsern naͤchsten lebeten/ und ihm in seiner noth nicht beystehen/ noch seinetwegen einig ungemach lei- den wolten? Wir lassen uns beduͤncken/ es sey gnug/ wann wir ihm kein boͤses thaͤten. 11. Und es scheinen auch in der that die- selbē heilig zu seyn/ die heut zu tag dem naͤchsten kein ungleich thun/ gleichwol ist es noch weit gefehlet/ wann sie sich nicht auch dem leiden un- terwerffen ihn aus etwan einer gefahr zu erret- ten/ dem zur nachfolge/ was der HErꝛ JEsus unserthalben gethan/ der auch zugleich gesa- get hat/ daß er seine wercke verrichtet/ uns ein beyspiel zu geben: daher wir ihm auch dancken und ihn preisen sollen/ nach der pflicht-schuldigkeit/ die wir zu haben aus dem glauben/ zu dem wir uns bekennen/ er- lernen. Wann wir glauben/ daß der HErꝛ JEsus/ als er auff erden war/ nicht hat wollen bedienet seyn/ sondern die aꝛmuth und das unge- mach erwehlet/ da gleichwol unser leben mit trachten nach ehꝛe nach reichthum/ nach wollust erfuͤllet ist; haben wir dann nicht einen todten glauben/ in dem unsere wercke dasselbe/ was wir glauben/ in allen stuͤcken mit luͤgen bezuͤchtigen; denn wann wir glauben/ daß der HErꝛ JEsus gelitten habe unter dem Land-Pfleger Pontius Pilatus/ daß er schmach/ verfolgung/ ungemach und pein erdultet/ ja selbst schaͤndlicher weise am stamme des creutzes gehangen und gestorben/ wir aber indessen nichts/ was unsere ehre verle- tzet/ ja nicht die geringste verachtung leiden wol- len/ sondern alles/ was gemaͤchlich ist/ suchen/ und unsern geist und gedancken mit allem/ was unsern sinnen lustig/ erfrculich/ und er- wuͤnscht ist/ speisen/ da wir uns um die seligkeit unserer seelen/ dafuͤr der HErꝛ JEsus so einen grausamen tod hat leiden wollen/ wenig be- kuͤmmern; ist es wol/ den glauben haben/ wann wir solche den glauben widerstrebende wercke verrichten? dieser glaube kan anders nichts seyn als ein blosseꝛ betrachtender glaube/ welcher der seelen nichts giebet als eine laß duͤnckende ei- telkeit/ darinnen wir leben und sterben zu unserer verdammniß. 12. Dann wann wir durch das blosse glau- ben gedencken selig zu werden/ so betriegen wir uns. Die ketzer glauben auch alle die vornehm- sten stuͤcke unsers glaubens; gleichwol halten wir ihre verdam̃niß fuͤr gewiß/ und sehen un- terdessen nicht/ daß unser verdam̃niß viel er- schrecklicher seyn werde; weil wir die wahre Lehre des HERRN JESUS erkant/ doch nicht darnach gelebet: da jene noch in vielen irꝛthuͤmern ihres glaubens steckten/ und Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. und die rechte warheit nicht erkennen. Darum wird es ihnen am juͤngsten gerichts-tage viel er- traͤglicher ergehen/ als uns. Dann es stehet geschrieben/ daß derselbe/ der seines vaters wil- len gewust/ und nicht darnach gethan/ mit vie- len streichen wuͤrde geschlagen werden: Da- hingegen ein anderer/ der ihn nicht gewust/ ob er schon gethan/ das der schlaͤge werth waͤre/ weniger streiche bekommen wuͤrde. 12. Jch habe mich offt verwundert uͤber den grossen ruhm/ den sich unsere Priesteꝛ und Geist- liche zugeschrieben/ indem sie nach Jndien zie- hen/ die Heyden allda zum Roͤm. glauben zu be- kehren/ da sie unterdessen den glauben selbst nicht haben/ als nur durch die beschauigkeit o- der betrachtung/ und nicht durch die that oder durch die wercke. Wozu kan es solchen Hel- den dienen? wann sie die lehr-stuͤcke unsers glaubens lernen/ und ihn mit dem munde be- kennen/ da die wercke des glaubens mit dem/ was sie glauben/ nicht uͤbereinstimmen? sie werden viel tieffer in der hoͤlle stecken/ in dem sie solcher gestalt einen todten glauben haben/ als sie wuͤrden thun koͤnnen/ wann sie im Heyden- thum geblieben. Darum kan ich nicht begreif- fen woher es komme/ daß man es fuͤr eine so grosse gluͤckseligkeit schaͤtzet/ wann jemand sich zu unserm glauben bekehret/ in dem er nach der bekehrung/ die ehre/ die lust und den reichthum der welt eben so/ ja zu weilen wol mehr liebet/ als er vor seiner bekehrung gethan. Jch finde bey dergleichen bekehrungen mehr traurigkeit als freude. Dann wann sie warhafftig und rechtschaffen waͤren/ so wuͤrde der glaube/ den man angenommen/ seine wuͤrckung thun: wel- cher kraͤfftiglich glaubte/ daß der HErr JEsus arm und veracht gewesen/ wuͤrde niemals mehr nach reichthum/ noch nach ehren und hohem stande streben; sondern nach seinem glauben und der lehre des HErrn JEsus/ darinnen man ihn unterwiesen/ leben wollen. Es seynd in warheit rechte affen-spiele/ wann man glau- bet/ man seye ein rechter Christ/ und gleichwol nach der heutigen weise lebet/ darinnen man nichts vom wahren Christenthum verspuͤhret. Solche Christen seynd nur nahm- und wort- Christen. Die ketzer haben viel mehr gerech- tigkeit in ihren sitten/ und goͤnnen dem naͤchsten vielmehr gutes/ als dieselben/ die sich Catholi- sche/ Apostolische und Roͤmische Christen nen- nen. 13. Wann man das leben und die lehre der Apostel/ mit dem leben und lehre derselben/ die sich jetzund Apostel nennen/ in vergleichung zie- hen wolte/ so wuͤrde man nichts gleiches fin- den; ob man es ihnen schon nicht sagen darff. Dann in ihren schulen und weißkuͤndi- gungen seynd so viel scharffsinnige beweiß-re- den und vernunffts-gruͤnden erfunden worden/ daß sie vor den menschen waͤhre Christen zu seyn scheinen/ wiewohl sie. GOtt dafuͤr nicht erkennen wird; sondern er wird vielmehr/ vermoͤge seiner worte/ die weißheit der weisen verstoͤhren/ und die klugheit der klugen abschaf- fen. Auch wird er alsdann fragen: Wo ist der Weise? Wo ist der Schrifftgelehrte? Wo ist der untersucher der gewissen dieser welt? und was werden alle diese Lehrer des gesetzes/ die in allen Weisen gewesen/ doch nicht gnug wahre Christen zu seyn/ hierauff wohl antwor- ten? Ja/ wozu werden alle ihre wissenschaff- ten dienen/ die in unserer zeit sich so gewaltig vermehret? zu nichts als zu ihrer groͤsserer verdammnis. Dann von demselben/ deme viel gegeben worden/ wird auch viel wieder ge- fordert werden; und wer wenig empfan- gen/ von deme wird auch wenig geheischet werden. 14. Daß Gott den geist und die wissenschafft der menschen zu itziger zeit vermehret hat/ das ist zu keinem anderm ende geschehen/ als daß sie die boßheit des teuffels/ der als ein Kaͤyser oder Welt-Herr auff erden herrschet/ umb so viel besser entdecketen/ und das gesetz GOttes mit der lehre des HErrn JEsus umb so viel mehr untersuchen solten. Aber an statt solches zu thun wendet man allen seinen geist und alle sei- ne wissenschafft auff eiteln vorwitz an/ oder wel- ches noch schlimmer ist/ mittel zu erdencken/ wie man durch eine solche lehre/ die der lehre des HErrn JEsus gantz zuwider/ seiner seligkeit wegen unbesorget leben moͤchte; eben als wolte man die anstalt Gottes mit der gnade selbsten/ welche man von ihm empfangen/ vereitelen. Als GOtt den menschen geschaffen/ hat er ihm eine vernunfft gegeben/ und einen verstand vor allen andern geschoͤpffen/ damit er faͤhig seyn koͤnte ihn zu erkennen und zu lieben. Aber an statt daß er sich befleissigen solte solches zu thun/ vergaffet er sich an den unnuͤtzen dingen der er- den/ und liebet dieselben/ die weniger seynd/ als er/ ja viel weniger/ ohne vergleichung/ als Gott/ den er lieben solte; in dem er also die gaben und gnaden/ die er zu diesem ende bekommen/ miß- brauchet. 15. Es haben sich niemahl so fuͤrtreffliche geister gefunden/ auch hat man allda niemahls eine solche unwissenheit des Evangelischen gei- stes gehabt/ als eben jetzund. Niemand erken- net ihn/ sich darnach zu halten/ und wenig ihn zu unterhalten. Ein jeder ist weise in allen natuͤrlichen und zeitlichen dingen. Aber was die ewigen betrifft/ darzu scheinet man unem- pfindlich und sinnloß zu seyn. Man weiß die verborgenheiten der natur/ den stand und die be- schaffenheit der sterne/ ja alles was vor unsern augen erscheinet. Hingegen weiß man nicht/ daß man auch ein lehrling des HERRN JESUS/ wann man selig werden will/ seyn solte. Worzu dienen alle diese wissen- schafften/ alle diese gelehrtheiten/ und vor- witzigkeiten/ wann sie uns nicht unterwei- sen/ wie man GOTT lieben soll? sie seynd alle gantz eytel ein verlust der zeit und geben dem Geiste viel zu schaffen. Die am allerwenig- sten wissen/ seynd vor GOTT vielmahls die allerweisesten; in dem uns nur eines noͤ- thig ist/ nemlich/ GOTT lieben. Alles das uͤbrige gehet nur das gegenwaͤrtige leben an; welches so kurtz und voll elends ist/ daß man es billich so wuͤrdig nicht achten solte/ die geringste sorge darauff anzuwenden; weil al- les/ was nicht GOttes ist/ vergehet/ und so kur- tze zeit dauret. 16. Man solte sich billich beklagen/ daß man nur einen einigen tag zur erlangung der wissenschafften die GOOTT nicht angehen/ angewendet: weil alles/ was ausser GOtt A. K. H. Vierter Theil. B b b b b sich Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. sich befindet/ nichts ist. Es ist eine grosse thotheit sein leben mit erlangung der menschli- chen wissenschafften zuzubringen; weil sie uns in der stunde des todes zu nichts nuͤtze seynd/ als daß sie uns offtmahls leydwesen und angst verursachen/ daß wir unsere zeit auff solche vergaͤngliche dinge angewendet/ die uns in unserer noth verlassen/ und im tode/ da wir mit ledigen haͤnden stehen werden/ nicht nachfolgen. Haͤtten wir schon alle wissen- schafften der welt erlanget/ so muͤssen wir sie doch auff erden lassen/ und koͤnnen nichts darvon mitnehmen. Und was wuͤrde dem menschen darmit geholffen seyn/ wann er die gantze welt gewoͤnne/ und unterdessen scha- den litte an seiner seelen? Es waͤre besser man waͤre niemahls geschaffen worden: ja besser waͤre es/ daß man niemahls das leben empfan- gen/ als daß man in alle ewigkeit ungluͤckse- lig leben solte. 17. Das groͤste ungluͤck/ das sich jetzund in der welt findet/ ist die blindheit des Geistes/ welche verhindert die warheit zu entdecken/ und der ewigen verdammnis gewahr zu werden/ in- dem sich alda so eine dicke finsternis/ welche die gantze welt uͤberzogen/ befindet/ daß ein jeder sich einbildet die seligkeit ohne gute wercke zu erlangen. Aber dieses ist eine suͤnde wider den Heiligen Geist/ welche weder in dieser noch in der folgenden welt wird vergeben wer- den. Man wuͤrde denselben/ der nicht glaub- te seligzu werden/ gewissenloß oder verzweif- felt nennen: Gleichwohl thut niemand/ was der HERR JESUS zu thun gelehret/ wann man es seyn wolte. Nemlich/ man will sich selbst nicht verleugnen/ noch sein creutz tragen/ wann man sich dessen entziehen kan. Auch will niemand/ der ein wenig weise ist/ wieder zum kinde werden/ noch busse thun/ ohne welche man nicht selig kan werden. Wie der HERR JESUS selbst bezeuget/ wann er spricht: Wann ihr nicht busse thut/ werdet ihr alle verderben. Kan man wohl klaͤrere worte finden unsere verdammnis anzu- zeigen? unterdessen bildet man sich wohl die seligkeit ein/ ob man schon keine busse thun/ noch ein lehrling des HERRN JESUS/ noch auch ein kind werden will/ und was son- sten mehr zu unserer seligkeit noͤthig ist/ wel- ches alles der HERR JESUS angezeiget/ und gedranet. 18. Es ist nicht ohne grund/ daß diese einbildung der seligkeit nicht werde vergeben werden/ weder in dieser noch in jener welt. Dann es ist nichts unertraͤglichers als seiner se- ligleit sich anmassen wollen wider GOT- TES vorhaben und anordnung/ welcher uns nicht selig machen will/ als durch solche mittel die er uns vorgeschlagen. Und glau- ben/ daß unsere seligkeit uns zufallen muͤste durch dieselben mittel/ die wir uns selbsten nach unser weise setzen; welche gantz anders seynd/ als die seinigen unterwerffen solten; das ist eine gantz unverzeihliche suͤnde; die auch/ weil sie wider den Heiligen Geist ist/ nimmermehr wird vergeben werden. Selbst am juͤngsten gerichts-tagewird GOTT diese keines weges vergeben/ noch auch einige an- dere suͤnde wider den Heiligen Geist/ ob er schon alsdann den Juden ihre suͤnden/ welche sie wider des menschen Sohn begangen/ ver- geben wird? weil man seine unwissenheit nicht wird vorwenden koͤnnen/ gleichwie die Ju- den die ihrige/ welche den HERRN JE- sus niemahls vor den Sohn GOttes erkannt haben. 19. Aber wir erkennen dasselbe/ was er uns gelehret/ und wiederstreiten doch dieser er- kannten warheit mit unsern wercken/ welches noch eine andere suͤnde wider den Heiligen Geist ist. Ja wir begehen auch die dritte/ durch den geistlichen neyd und haß gegen an- dere. Dann derselbe/ der heutiges tages nach dem Evangelischen gesetz wandelt/ wird von allen denen/ die sich/ ohne solches zu thun/ die seligkeit einbilden/ beneydet/ gehasset/ und verfolget: weil das leben und der wan- del allezeit der guten eine bestraffung der boͤsen ist; welche in ihren flatterenden augen das licht nicht vertragen koͤnnen/ und also hart- naͤckigt in ihren suͤnden verharren/ und ohne busse sterben. Hier haben wir wieder andere suͤnden wider den Heiligen Geist. Dann der- selbe/ der sich einbildet/ durch die mittel die er nach seiner weise selbst erwehlet/ selig zu wer- den/ unterhaͤlt diese mittel so hartnaͤckigt/ daß er sie nimmermehr verlaͤsset. Und also stirbet er ohne busse/ indem er umb dasselbe/ daß er nicht glauben will boͤse zu seyn/ keine busse thun kan. 20. Darum hat man gantz keine seligkeit fuͤr dergleichen leute zu hoffen. Und gleich- wohl haͤlt sie die welt fuͤr Heiligen/ sie selbst bilden sich solche zu seyn verwegentlich ein. Dieses ist eine betriegerey/ die heut zu tage den allerweisesten anklebet/ welche durch ihre ver- nunffts-gruͤnde das gesetz GOTTES nach der neigung und dem geschmacke der leute wis- sen einzurichten: weil es den sinnen angenehm/ die seelen aber unvermercket in die hoͤlle stuͤrtzet. Jst es nicht zu erbarmen/ daß man so sehr viel menschen muß sehen verderben/ und ihnen nicht helffen kan? Dann sie haben ihre lust an ihrer blindheit/ und lieben die finsternis mehr/ als das licht/ ob es sich schon ihren augen darstellete. Was ihren sinnen gefaͤllt/ ist ihnen allezeit angenehmer/ als dasselbe was GOTT behaget. Was fuͤr huͤlffs-mittel solte man wol finden koͤnnen fuͤr diese geschoͤpf- fe/ welche durch die suͤnden wider den Heili- gen Geist/ die nimmermehr werden vergeben werden/ schon verdammet seynd? 21. Sehen wir nicht diese allgemeine fin- sternis den gantzen erdboden bedecken? Dann die Heyden/ die goͤtzen-diener/ und ketzer glauben selig zu werden/ und die Christen massen sich eben dieselbe seligkeit an/ ob sie schon die lehrsaͤtze/ welche GOTT ih- nen zu diesem ende vorgeschrieben/ nicht beobachten. Es muͤssen ihre geister gewiß- lich bezaubert seyn/ weil sie unter einer so falschen und betrieglichen hoffnung vergnuͤ- get dahin leben/ und in ruhe sterben. Das licht des glaubens macht uns an das Evangelium glauben. Das wort und die wercke des HERRN JESUS seyn uns Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. uns zum beyspiele gegeben. Und gleichwohl thun wir gantz das wiederspiel/ die gebotte GOTTES seynd uns gegeben/ sie zu beob- achten: aber niemand treibet sich zu solcher betrachtung an. Gleichwohl hoffet und glau- bet man in das Paradieß zu gehen. Ach wel- che tollsinnige hoffnung? an statt GOTT zu lieben von gantzem hertzen/ lieben wir uns selbst/ und seynd goͤtzen-diener aus unserm ei- genem willen/ und aus eigener zuneigung: und hiermit meinen wir unserer pflicht/ GOtt zu lieben/ gnug gethan zu haben. 22. Es kan nicht anders seyn/ als daß der teuffel die gewalt bekommen/ alle unsere gei- ster zu bezaubern: weil man nicht einen siehet/ der gutes thut/ und sehr wenige/ welche glauben boͤses zu thun: da doch ein jeder die suͤnde wie das wasser mit grossen zuͤgen ein- schlucket; und dieses so begierig/ daß man nichts mehr fuͤr suͤnde achtet/ was es vor dem menschen nicht ist/ die GOttes-verleugner haben hierinne eben dieselbe vollkommenheit/ als die heutige Christen. Dann sie huͤten sich straffbahre dinge vor den augen und dem ur- theile der menschen zu thun auß furcht/ deß- wegen gestrafft zu werden. Aber die Christen erkennen wohl/ daß sie einen GOTT haben/ der die nieren durchgruͤndet/ und die gewissen untersuchet. Wie koͤnnen sie dann geruhig seyn/ wann sie eine gnade nicht haben/ die in seiner liebe und in der beobachtung seiner ge- botte bestehet/ darvon sie so weit entfernet seynd/ als von der hoͤlle der himmel? 23. Dann wann man GOTT liebete/ so wuͤrde man sich selbst nicht lieben/ noch auch die geschaffenen dinge/ zumahl weil alles un- ter GOTT stehet und ihm nichts gleich/ ja so gleich/ daß es mit eben einem solchen her- tzen solte geliebet werden. Alle dinge/ wel- che GOTT in der welt geschaffen/ hat er zum dienste der menschen geschaffen/ ja eben so wenig als ein Herr fuͤr seinen knecht/ wann der knecht gemacht ist seinem Herrn zu dienen/ so ist er nicht gemacht ihm zu gebieten. Die liebe ist allezeit desselben/ das sie liebet/ leibei- gene. Es ist nichts/ das den menschen mehr unterwuͤrffig macht/ als seine gemuͤths-be- wegungen. Wann er sich selbst liebet/ als- dann ist er sein eigener leibeigener und goͤtzen- diener/ und kan GOTT nicht lieben/ lie- bet er etwas anders ausser sich/ so ist er ein leibeigener des geliebten dinges/ und kan GOTT auch nicht lieben/ dann ein hertz und eine liebe koͤnnen unter die voneinander ent- ferneten oder abgeschiedenen dingen/ wie GOTT und das geschoͤpff seynd/ nicht zer- theilet werden; Auch ist derselbe/ welcher die welt-lust/ den reichthum oder die ehre lie- bet/ und hierbey glaubet GOTT zu lieben/ vom teuffel verfuͤhret/ weil der HERR JE- SUS/ wann dieses lieben alles zusam- men sich mit der liebe GOTTES stallen koͤnte/ nicht wuͤrde verordnet haben sich selbst zu verleugnen/ noch alles was man habe zu verkauffen/ und es den armen außzutheilen; die vollkommenheit zu erlangen. Dann alles ist in sich selbst gut/ in dem GOTT nichts boͤses kan gemacht haben. Aber des menschen gebrechlichkeit ist so groß/ daß er alles dieses mit GOtt zugleich nicht lieben kan. 24. Man soll sich dessen nur im nothfalle ge- brauchen; Aber es ist nicht lieben/ ja eben so wenig sich selbst; weil wir GOTTES unterworffene seynd/ gleichwie man jene un- tergeschoͤpffe uns unterworffen siehet. Und es ist in uns nichts zu lieben/ als diese unter- werffung GOTTES; gleich als dieselbe aller andern menschen. Aber wir thun es we- der GOTT/ noch unserm naͤchsten/ noch uns selbsten; und seynd keine wahre Chri- sten. Ferner schreibet die Antoinetta im zweyten theil des gedachten buchs am 7. cap. p. 112. u. f. also: Das 7. Capitel. Jnhalt. Von den unterschiedlichen staͤnden/ welche“ die leute von guter art wehlen/ in dem sie mei-“ nen GOtt dardurch zu gefallen. Daß wir“ unsere seligkeit in allen staͤnden außwircken“ koͤnnen/ daß die tugend/ wie auch die suͤnde“ keine leibliche/ sondern geistliche und unsicht-“ bare dinge seyn. Daß die menschen/ ja wir“ selbst uns betriegen/ wann man glaubte/ daß“ die andacht und geistlichkeit/ in vielen kirchen-“ gehen und in offtmahligem gebrauche des H.“ Nachtmahls bestehe/ ob man schon dardurch“ nicht vollkommen wuͤrde.„ 1. Also sehen wir/ daß in allerhand staͤnden und beruffen einige gefahr zu finden/ es seye dann/ daß GOTT die selbsten handhabe. Dann derselbe/ welcher begehret zu etwan ei- nem ampte befoͤrdert zu werden/ in dem er vorgiebet/ die gerechtigkeit darinnen zu hand- haben/ wird solches vielmahls nicht thun: weil die menschliche einsichten so gar sinniglich seynd/ in dem die begierde den menschen/ die in hohem ansehen leben/ oder aber den freun- den zugefallen zu seyn/ die sinne vielmahls rei- tzet wider den guten vorsatz zu thun; und die zahl derselben/ welche die gerechtigkeit nicht lieben/ so groß ist/ daß man den staͤrcksten hauffen/ dem man offtmahls nicht zu wiederste- hen vermag/ weichen muß/ also daß man jetzund nur uͤberlast und unlust in den staͤnden findet. Wann jemand alda die gerechtigkeit beobachten will/ so macht er ihm einen hauf- fen feinde/ und richtet doch nichts aus: weil das boͤse uͤberall herrschet/ wiewohl wider den willen desselben/ der gerne nach der gerechtig- keit handeln wolte. Er muß weichen/ er wolle oder wolle nicht/ er muß seinen guten vorsatz fahren lassen/ und der ungerechtigkeit entwe- der gerade oder seitlings folgen/ ob er schon ein ehrlicher mann ist. 2. Wer als ein wahrer Christ leben will/ der muß heutiges tages nach keinem ampte streben/ weil die liebe nicht mehr im schwange gehet/ die warheit keinen glauben mehr findet und die gerechtigkeit nicht mehr beobachtet wird. Man muß anders nichts wissen als wohl zu schwaͤtzen/ wohl zu luͤgen/ und die ge- A. K. H. Vierter Theil. B b b b b 2 woͤhnli- Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. woͤhnlichen rechts-griffe zu beobachten/ die sache zu gewinnen/ und die gerechtigkeit und unschuld unterzudruͤcken. Ein Richter wird offt gezwungen/ demselben/ den er unrecht zu haben in seinem gewissen urtheilet/ das recht uͤberzulassen. Und also kan kein redlicher mann nach keinem ampte/ wie es auch seyn mag/ wuͤnschen: weil man darinnen weder GOtt zu ehren/ noch die gerechtigkeit zu erfuͤl- len vermag. 3. Viel bilden sich ein/ daß er zum wenig- sten manches grosses uͤbel/ das so wohl im geist-als weltlichen stande vorgehet/ verhin- dern koͤnte/ in deme sie glauben/ daß ein gewis- senhafftiger mann im gemeinen wesen viel nu- tzen zu schaffen vermoͤge. Aber mich duͤncket/ daß er allda kein gutes mehr schaffen koͤnne als eine bessere/ aͤusserliche anstalt zu machen/ und zu verhuͤten/ daß das boͤse sich so oͤffent- lich nicht und vor dem gemeinen manne sehen lasse. Doch dieses scheinet nur kein gutes zu seyn. Dann es waͤre zu weilen viel besser/ daß das boͤse bekannt gemacht/ als verhaͤlet wuͤrde/ weil derselbe/ der es bekennete/ so umb so viel besser huͤten koͤnte; Dahingegen ein anderer/ der es nicht bekennete/ in ge- fahr stuͤnde/ unverhuͤts uͤberfallen und be- schaͤdiget zu werden. Ja derselbe selbst/ der das boͤse thut/ wuͤrde es offt weniger thun wann es offenbahr/ als wann es verborgen/ und aus einiger staats-ursache bedecket waͤre. Hiemit verhaͤlt es sich eben also/ als wann man eine roͤhr verstopffete/ zu verhindern/ daß der unflath aus dem hause nicht floͤsse: da er nicht vermindern/ sondern das hauß dadurch unflaͤthiger und mehr stincken wuͤrde/ als wann solcher unflath heraus auff die gasse floͤs- se/ da ihn ein jeder zusammen fegen/ und noch einiges vortheil damit schaffen koͤnte; Gleich wie man offt thun wuͤrde/ wann man den unflath erblickte/ der sich heut zu ta- ge in allen staͤnden und hohen aͤmptern be- findet. 4. Hieraus siehet man/ daß es nicht gut sey hohe staͤnde oder aͤmpter zu wuͤnschen/ mit dem vorsatze GOTT zu ehren/ und die ge- rechtigkeit zu handhaben; weil es eine allzu- schwere/ ja gefaͤhrliche sache ist/ wann GOTT uns nicht krafft und staͤrcke verheis- set/ ehrliche leute mitten in so grosser ver- dorbenheit zu bleiben. Wann die welt noch also beschaffen waͤre/ daß sie moͤchte verbes- sert werden/ so wolte ich allen gewissenhaff- tigen leuten rathen/ sich in aͤmpter zu bege- ben: Aber man kan allda nichts mehr auß- richten. Die welt ist verdammet/ und wird immer schlimmer. Wer es nicht siehet/ zu- mahl unter denen/ die der herrschafft des volcks vorstehen/ der muß gewiß seiner sin- ne beraubet seyn. Darum ist es besser/ daß ein ehrlicher mann sich befleissige seine seele zu retten/ als andere zu beherrschen/ und darbey sich selbst in das verderben zu stuͤr- tzen. 5. Dieselbe/ die einige geistliche einkuͤnff- te begehren/ damit sie mittel haben moͤchten/ ihren verwandten beyzustehen/ seynd nicht besser daran. Dann sie beladen sich mit einer last/ andern auffzuhelffen/ welche sich offt- mahls gluͤcklicher befinden/ weil sie eine solche last nicht tragen. Dann das allergluͤckseligste und heilsamste leben fuͤhren dieselben/ die mit erleidlicher arbeit ihren unterhalt im schweisse des angesichts gewinnen/ und nicht nach reich- thum noch ehre streben/ sondern mit ihrer nothdurfft vergnuͤget seynd. Diese leben viel geruhiger und mehr in der stille/ dann die rei- chen/ und seynd auch geschickter sich GOTT zu ergeben/ in dem sie taͤglich die busse voll- bringen/ die ihnen im irrdischen Paradiese aufferleget worden; Da dann Adam/ nach deme er seine suͤnde bekannt/ zur busse dersel- ben befohlen ward/ im schweisse des ange- sichts sein brod zu gewinnen. Und darum ist kein beruff so heilsam als derselbe des hand- wercksmannes/ der getreulich arbeitet/ die buͤsse/ welche GOTT allen menschen in A- dam aufferleget/ zu erfuͤllen: weil derselbe der muͤssig lebet/ nichts verdienet/ und nicht wuͤrdig ist das brod zu essen; wer nicht mit dem leibe arbeitet/ der soll es mit dem geiste thun: weil die faulheit die mutter ist alles boͤ- sen. 6. Derselbe/ der GOTT zu dienen ge- dencket/ wann er seine freunde von der pflicht zu arbeiten erloͤset/ betrieget sich gar sehr. So thun auch dieselben so unterhalten zu werden wuͤnschen/ damit sie gemaͤchlich leben koͤnten: weil die gemaͤchlichkeit und zaͤrtlichkeit/ wann sie nicht allzu groß ist/ den geist erwackert/ und den naͤchsten selbst viel geschickter und wil- liger machet GOTT zu suchen; davon ihn die gemaͤchligkeit und uͤberfluß abhaͤlt. Dar- um soll man kein einkommen suchen oder begeh- ren/ seinen freunden zu helffen. Dann/ wann sie reich seynd/ wird ihnen unsere huͤlffe nur zur uͤppigkeit und vermehrung des hochmuths und der eytelkeiten dienen. Und wann sie arm seynd/ werden sie einen viel gluͤcklichern stand/ als derselbe ist/ darein man sie setzen will/ ver- lassen: weil es/ wie man sich in seiner armut vergnuͤget befindet/ vielmehr wehrt ist/ als tau- send guͤlden einkommens. Hieraus siehet man/ daß es nicht gut seye ei- nige einkuͤnffte zu wuͤnschen/ damit man sei- nen freunden beystehen koͤnne: Zumahl/ weilen unser beystand ihnen schaͤdlich seyn kan: wann sie redliche leute seynd/ so wird sie GOTT in mangel und nothduͤrfftiger dinge nicht lassen/ die den gerechten niemahls feh- len werden/ es seye dann/ daß er ihn noch gerechter und vollkommener machen wolle/ de- me man sich dann nicht wiedersetzen soll; weil die gerechtigkeit und vollkom̃enheit mehr gilt/ als alle schaͤtze der welt. 7. Wann wir einiger wohlthat abson- derlich fuͤr uns zu geniessen haben/ so sol- len wir alle unsere zeit anwenden/ GOTT zu preisen/ weil wir sie nicht anwenden doͤrffen/ die nothwendigen mittel zur er- haltung unsers lebens zu erwerben. Ein Geistlicher/ der einiger wohlthat zu seiner gnugsamen unterhaltung geniesset/ soll sich fort und fort auff die geistliche dinge legen: Dann eben darum ist ihm das zeitliche ge- geben/ und zu keinem andern ende. Wen- det Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. det er aber sein einkommen zu seiner lust an/ nemlich/ auff pracht/ haußrath und pfer- de/ oder andere uͤberfluͤssige dinge/ so be- trieget er sich/ und wird schamroth stehen/ wann GOTT kommen wird rechnung zu fordern/ biß auff den letzten heller/ daß er ihm alles wiedergebe/ was er uͤber seinen nothduͤrfftigen unterhalt empfangen hat; weil es ihme nicht gehoͤrt/ und es ihme nur allein zur nothdurfft zu gebrauchen/ anver- trauet worden/ ja damit er nicht verbunden seyn doͤrffte/ seine zeit auff andere dinge/ als auff den Gottesdienst/ und auff die liebe des naͤchsten anzuwenden; dann er vom uͤbri- gen seiner einkuͤnffte/ nachdem er darvon so viel genommen/ als er zu seiner ehrlichen und maͤssigen unterhaltung noͤthig hat/ in seiner duͤrfftigkeit nothwendig beybringen muß. 8. Dann es ist einem Geistlichen/ der von den kirchen-guͤtern lebet/ nicht vergoͤn- net dem wesen der welt zu folgen/ oder pracht und eytelkeit zu treiben. Es stehet einem die- ner des HERRN JESUS mit nichten zu/ daß er sein ansehen durch weltliche gepraͤnge/ behaupten wolle: in dem der tugend allein al- les ansehen gebuͤhret. Die Aposteln/ denen man doch so viel ge- folget/ haben keine Himmel-wagen/ noch pferde/ noch leib-diener gehalten/ wiewohl sie nach dem HERRN JESUS/ haͤup- ter der kirchen waren. Wir haben noch eben denselben GOTT zum Vater/ und eben dieselbe lehre/ die uns der HERR JESUS in seinem Evangelio hinterlassen. Entweder wir muͤssen betrogen seyn/ oder sie seynd gro- be toͤlpel gewesen; in dem wir GOTT ge- fallen koͤnnen/ wie man heutiges tages zu thun meinet/ mitten unter allerhand gemaͤchlig- keiten/ gepraͤngen und eytelkeiten der welt. Doch dieses ist ein grosser irrthum/ dann sie haben die weißheit des Heiligen Geistes und die lehre des HERRN JESUS gehabt/ und wann sie derselben gefolget/ haben sie nicht irren noch fehlen koͤnnen. Aber wir feh- len groͤblich und irren in den erschrecklichsten finsternissen herum/ in dem wir uns ein an- der durch falsche einbildungen verblenden/ und glauben/ es seye vergoͤnnet deme zu folgen das im schwange gehet/ zumahl weil die ge- wonheit der menschen GOTTES gebott nicht veraͤndert. Wann ein anderer boͤses thut/ so bevollmaͤchtiget er uns nicht derglei- chen zu thun. Ein jeder wird seine eigene rech- nung thun/ und seine last tragen muͤssen. Wann die gantze welt nach ihrer verdamm- nis ringet/ und wir es auch mit ihr/ so wird unsere pein nicht geringer seyn/ als die ihrige/ ja sie wird umb so viel mehr haͤuffen als die zahl der verdampten sich haͤuffet. Dar- um lasset uns keine geistliche einkuͤnffte begeh- ren/ damit wir uns erhalten koͤnten/ und GOTT ohne dieselben dienen. Dann sie seynd anders nichts als eine last und gefaͤhr- liches gut/ dessen man anders nicht gebrau- chen darff/ als zu seiner und der armen noth- durfft. Was man sonsten darmit thut/ das muß alles erstattet werden. Ach! wer wol- te dasselbe nehmen/ das er hernach wieder ge- ben muͤsse? die wiedererstattung wuͤrde sich zuweilen so hoch belauffen/ daß man davor nicht gnug thun koͤnte als durch ein ewiges gefaͤngnis. 9. O welche blindheit des Geistes! O wel- che dicke finsternis/ darinnen wir jetzund le- ben! Man glaubet sehr wohl zu leben/ wann man weniger boͤse lebet/ als die andern. Und man siehet die suͤnde nicht/ wo sie ist. Dann derselbe/ der nach dem urtheile der menschen kein boͤses thut/ meinet sehr vollkommen zu seyn/ und glaubet er lebe/ wie ein wahrer Christ/ wann er keine grobe und leibliche suͤn- de/ als ein ding/ das haͤnde und fuͤsse hat/ be- gehet. Man meinet staͤts einen guten vor- satz zu haben/ wann man die dinge liebet/ wel- che die menschen gut nennen und urtheilen/ a- ber wir betriegen uns vielmahls/ und die men- schen schmeicheln uns/ indem sie unsern be- trug gut heissen/ dann die suͤnde ist kein sicht- bares ding/ sondern ein geistliches und un- sichtbares ding/ gleich wie die tugend ist; die GOTT allein kennet/ und unser gewissen zeugnis giebet/ welches die menschen nicht thun koͤnnen; weil sie nicht vermoͤgen in unser hertz zu sehen/ indem es GOtt allein ist/ der die hertzen durchforschet. 10. Wann die menschen einige gute wercke sehen/ welche wir aͤusserlich thun/ so urtheilen sie/ daß wir gut seynd. Aber wann sie den ein- wurff oder die antwort unsers gewissens/ und unsers hertzens meynung sehen koͤnten/ so wuͤr- den sie offt gewahr werden/ daß wir boͤse waͤ- ren/ auch selbst in der zeit/ da wir das gute thun: weil nicht gut ist/ das nicht vollkommen ist/ und den menschen auch vollkommen machet. Als zum beyspiele: man wird jemand die Sa- cramenten taͤglich gebrauchen/ und allen kir- chen-diensten beywohnen sehen/ auch wird die gantze welt glauben/ daß er recht andaͤchtig und tugendhafftig seye: Aber vielmahls wird ein solcher alles dasselbe thun/ aus eigen-lie- be; in dem er eine natuͤrliche zuneigung em- pfindet dasselbe zu lieben/ das gut scheinet/ und darnach gleichsam verlanget auß einem innerlichen geschmack zur andacht/ oder aber eine einige eigene belustigung daran hat. Al- les dieses ist nicht gut/ dann der teuffel selbst kan auch wohl zur kirchen gehen/ und die Sacramenta empfangen; aber er kan die lie- be zu GOTT nicht haben. Und wann man solches nicht thut/ allein umb die liebe GOT- TES/ so ist man keines weges gut/ ob uns schon die gantze welt/ gut zu seyn urthei- let. Vielmehr stehen wir in gefahr/ durch dergleichen andacht/ in suͤnde zu fallen; weil das lob der menschen verursachen kan/ daß wir uns eiteln ruhm zueignen/ oder uns selbst leichtlich einbilden koͤnnen/ solche zu seyn/ davor uns die welt ansiehet/ und dem zur folge glauben/ unsere seligkeit zu be- sitzen ohne gute wercke/ in deme keine zu finden/ die den namen der guten| wercke mit recht fuͤhren koͤnnen/ als allein dieselben/ die ohne eigene liebe oder natuͤrliche zunei- gung oder menschliche einsicht geschehen; sondern bloß darum/ damit man GOTT B b b b b 3 gefal- Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. gefallen/ und sich mit ihm umb so vielmehr ver- einigen moͤge. 11. Wann man sich in der naͤhe will unter- suchen/ so wird man gnug sehen/ aus was fuͤr einem triebe man offtmahls die Sacra- menten gebraucht oder zur kirchen sich einfin- det/ nicht aus betrachtung unsers geistes; weil ihn die eigene liebe stets verblendet/ und mit so vielen vernunffts-gruͤnden/ sich selbst zu schmei- cheln reitzet/ daß man der sache warheit nicht entdecken kan/ es seye dann aus der erfahrung/ die wir in unsern seelen finden/ die uns viel klaͤrer als die Sonne werden sehen lassen/ ob es GOTT zu gefallen geschehe/ daß wir die- se andacht/ die kirche oder den offtmahligen gebrauch der Sacramenten lieben. Dann wie man den baum an seinen fruͤchten kennet/ so kennet man die andacht daran/ was sie fort bringet/ ihr eigener name zeiget an/ wie der- selbe/ der sie besitzet/ muͤsse beschaffen seyn. Er muß GOTT gewidmet oder geheiliget seyn. Das ist die rechte andacht. Alle die andern dinge/ bey denen diese wiedmung nicht ist/ sind nur ein aͤusserliches spiegelfech- ten und affen-spiel. Und wann wir zu einem andern ende zur kirchen gehen/ als zu diesem/ uns GOTT zu wiedmen und zu ergeben/ in deme man die kirchen darzu verordnet/ so seynd wir heuchler/ und wollen dieselben scheinen/ die wir nicht seynd. 12. Dasselbe/ was wir in uns selbsten gewahr werden/ kan uns gnug anzeigen/ ob wir die an- dacht haben oder nicht: weil derselbe/ der sich GOtt geheiliget und ergeben/ seiner selbst nicht mehr maͤchtig ist/ an nichts mehr gedencket als an GOTT/ seinen eigenen zuneigungen nicht mehr folget/ keinen willen und keine begierde mehr hat/ noch sich um die irꝛdischen guͤter mehr bekuͤmmert/ noch sich selbsten mehr als einen andern liebet/ ja sich selbsten nichts zueignet/ in dem er| wohl weiß/ daß alles/ sampt seinem leibe und seiner seele/ GOtt geheiliget und uͤbergeben seye. Alle diese zeugnisse koͤnnen es bewaͤhren/ ob wir die rechte andacht haben: und wann wir dieselben in uns nicht finden/ mag man sich wol befahren/ ja versichert halten/ daß wir die an- dacht nicht haben; Das ist/ daß wir GOtt nicht ergeben sind/ ob wir schon noch so offt zur kirchen gehen: weil die fruͤchte dieser andacht und ergebenheit GOttes weder an unserm leibe noch an unsern seelen erscheinen/ so lange wir mit unser eigen-liebe und irꝛdischen zuneigungen erfuͤllet seynd. 13. Wann uns das kirchen-gehen das mit- tel nicht giebet/ uns in unsern hertzen mit GOtt zu unterhalten/ so hat es wenig zu bedeuten/ daß unser leib allda gegenwaͤrtig seye. Die ratten und hunde kommen auch wohl in die kirchen/ doch verdienen sie allda nichts als mit stoͤcken geschlagen zu werden. Wann wir die Sacra- menta vielmahls gebrauchen/ und nicht empfin- den/ daß sie uns staͤrcke geben/ dem boͤsen zu wie- derstehen/ mit der liebe zum guten/ und dem hunger oder durste nach der gerechtigkeit/ so ist es ein zeichen/ daß unser beschaffenheit nicht gut seye. Und wie die besten speisen einem bloͤden/ oder verdorbenen magen schaͤdlich seynd/ so seynd die Sacramenta einer uͤbel-ertoͤdteten see- len schaͤdlich. Wann die offtmahlige genies- sung der gemeinschafft des Heil. Nachtmahls uns mit Gott nicht mehr vereiniget/ so ist es ein zeichen/ daß uns seine gnade/ die gemeinschafft mit ihm nicht gegeben/ oder sie selbst uns nicht gemein gemacht worden/ durch solche vielmah- lige wiederholung. Dann sonst wuͤrden wir mit GOTT so gemein worden seyn/ daß wir und er durch solche lange und offtmahlige geniessung der gemeinschafft/ mehr nicht als ein ding seyn wuͤrden. 14. Hieraus erscheinet es gnug/ daß wir nicht eben GOtt zu liebe/ so offt zur kirche gehen/ und das H. Nachtmahl gebrauchen; weil wir in un- serer seele die wirckungen davon nicht empfin- den/ da sie doch bey dem rechtmaͤssigen vorsatze/ den wir haben/ oder haben solten/ uns dahin zu begeben/ sich allezeit und scheidbahr befinden muͤssen. Und wir seynd durch unsere natuͤrli- che zuneigung so verblendet/ daß wir offtmahls glauben/ wir thaͤten es GOtt zu liebe/ was wir uns selbst zu liebe thun. Man kan lust haben in die kirche zu gehen/ weil sie schoͤn und gezieret seynd/ und weil alle menschen dahin gehen/ oder aber weil man allda geruhig ist/ oder auch/ weil uns das singen gefaͤllt. Auch kan man gern zum Abendmahl gehen/ weil wir allda einige ver- gnuͤgung finden/ oder glauben dadurch einige gnade zu empfangen: Gleich wie derselbige/ welcher glaubet/ gnug gebetet zu haben/ wann er einen hauffen Vater unser oder Ave Maria auff einem Rosenkrantze/ oder andere gebeter aus den buͤchern hergeplappert. Aber alles dieses ist nichts/ und wird unserer seelen keinen nutzen bringen/ so fern bey allen sol- chen dingen sich keine andacht zu Gott findet: weil das gebet anders nichts ist/ als eine zusam- men-sprache des Geistes/ welche die seele mit Gott haͤlt/ und alle dergleichen unterschiedliche Gebete nur eitel sind/ wann sie uns nicht zu mit- teln dienen/ zu solcher erhebung zu gelangen. Doch dieses ist sehr seltzam/ dann wir erfahren vielmahls/ daß unser Geist bey der vielheit der offt-wiederholten worte/ von Gott weiter ent- fernet sey/ als wann man schweiget und still ist. 15. Unsere eigene erfahrung kan und soll uns viel weiser machen/ als alles dasselbe/ was man uns zu glauben vorschwatzet/ oder wir nach un- serer eigenen weise glauben wollen. Wann wir gewahr werden/ daß der Rosenkrantz/ die Got- tesdienste/ oder die Gebete/ die wir etwan in ei- nem buch finden/ uns nicht bewegen/ unser hertz zu Gott erheben: so ist es ein zeichen/ daß diese mittel in uns nicht dienen/ warhafftig zu beten. Darumb muß man ein anders versuchen. Aber unsere eigene liebe/ und feste einbildung ist so starck/ daß man eher vergehen/ als dasselbe/ das man mit liebe umbhaͤlset/ verlassen wolte. Man haͤlt alles was man liebet/ fuͤr andacht/ und meinet/ man wuͤrde Gott verlassen/ wann man seine gewoͤhnliche schein-andacht verliesse. 16. Und wann man ihre halsstarrigkeit se- hen will/ so darff man ihnen ihren irthumb nur anzeigen/ und wege weisen zur rechtschaffenen andacht/ stracks wird man sie verunruhiget/ ver- wirret/ und in vollen waffen sehen/ der warheit zu widerstehen/ und sich der meinung/ die der ihrigen nicht beyfaͤllt/ zu widersetzen/ und ihre weise zu thun besser schaͤtzen/ als alles dasselbe/ was man ihnen sagen koͤnte. Wann Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. Wann alle diese aͤusserliche schein-andacht/ ihnen zum rechten mittel dienete/ GOTT zu finden/ so wuͤrden sie daran so fest nicht han- gen bleiben: weil die mittel das ziel nicht seynd/ und derselbe/ der das ziel erreichet/ die mittel nicht mehr achtet/ und sie mit freuden fahren laͤsset/ in dem er dessen geniesset/ was er durch die mittel gesuchet. 17. Wann man zu einem solchem andaͤchti- gen sagte/ daß er die gewonheit taͤglich oder sehr offt zum Nachtmahl gehen veraͤndern sol- te/ weil er mit GOTT nach verlauff einer zwantzig-jaͤhrigen zeit nicht mehr vereiniget sey/ als er den ersten tag gewesen/ da er solches zu thun angefangen; so wuͤrde man ihm seinen geist verruͤcken; weil er sich einbildet mit sol- chem offtmahligen gebraucht des Nachtmahls in das Paradieß zu gehen/ wiewohl er sonsten selbst siehet/ daß er dadurch nicht ein staͤublein der liebe GOttes erlanget/ sondern dargegen an seiner eigenen viel fester haͤnget als zuvoren jemahls. 18. Er wird vielleicht vorschuͤtzen/ daß er ohne den gebrauch deß Nachtmahls verschlim- mert worden/ und ihn derselbe fuͤr einem groͤs- sern uͤbel/ das ihm zustossen moͤgen/ haͤtte be- wahren koͤnnen/ wiewohl er im guten nicht zugenommen. Aber dieses vorgeben ist falsch. Dann die seele hatte sich entweder wohl oder uͤ- bel zu solchem gebrauche des Nachtmahls vor- beteitet gehabt/ so wuͤrde sie unfehlbahr diese gnade GOttes empfangen haben/ dann GOtt befindet sich nirgend ohne seine gnaden-geschen- cke. Sie seynd von ihm unscheid bar. Und weil der HERR JESUS saget/ daß er der weg/ die warheit und das leben seye/ wie kan derselbe/ der ihn im Nachtmahl empfan- gen zu haben glaubet/ ohne diese drey dinge seyn/ nemlich: nicht auff dem wege des Pa- radieses/ noch in der warheit/ noch auch im leben der gnade/ welches das einige leben ist/ weil das gegenwaͤrtige/ das anders nichts/ als ein staͤtiger todt ist/ kein leben heissen kan; es ist erlogen/ wann man es glaubet/ weil der HERR JESUS/ er mag seyn/ wo er will/ nicht mehr ohne gnade ist/ als die Son- ne ohne licht; darum ist derselbe/ welcher glau- bet das Nachtmahl sehr wohl empfangen zu haben/ wann er die wirckung aller dieser gnade nicht empfindet/ gewißlich betrogen. 19. Und wann er zu solcher empfaͤngnis des Nachtmahls uͤbel vorbereitet ist/ wie kan er sich einbilden/ durch dasselbe vom allergroͤssesten boͤsen/ das er begehren koͤnte/ verhindert zu wer- den/ weil Judas/ da er ein Apostel des HErrn JEsu ware/ durch das Nachtmahl die gnade der reue/ daß er seinen HErrn verrathen wollen/ nicht empfangen/ sondern ihm vielmehr durch dasselbe sein hertz verhaͤrtet worden? dann er stunde darvon nicht ab/ ob ihn schon der HErr JEsus verdeckter weise warnete/ wann er sage- te/ daß einer von seinen Aposteln ihn verrathen wuͤrde/ und dabey fuͤgte/ daß er derselbe seye/ der mit ihme zugleich in die schuͤssel griffe/ ja zu ihm selbst sprach: was du thun wilt das thue geschwinde. Alle diese worte waren ermahnun- gen/ daß Judas sein vornehmen bereuen solte/ und wolten das boͤse/ das er zu thun gesonnen/ verhindern. Aber es ware vergebens: Dann so bald er das Nachtmahl empfangen hatte/ gieng er hin seinen Heyland zu verkauffen/ und zum tode zu uͤbergeben. 20. Wann uns das Nachtmahl die gnade GOttes zu wege braͤchte/ zum wenigsten die- selbe/ welche verhinderte/ daß wir ein so grosses uͤbel nicht begiengen/ so wuͤrde Judas das sei- nige durch das Nachtmahl nicht vermehret haben: welches das Evangelium gnug anzei- get/ wann es saget/ daß er/ nach dem Nacht- mahl seye hingegangen den HErrn JEsus zu verrathen/ und den Juden zu uͤberantworten/ ja sich nachmahls erhaͤnget haͤtte. Alles die- ses boͤse/ das er nach dem Nachtmahl gethan/ ist viel groͤsser und entsetzlicher/ als dasselbe was er zuvor begangen; welches nur ein blosser wille war/ seinen HErrn zu verkauffen/ das er durch seine reue leichtlich wieder gut machen koͤnnen; weil noch niemand darmit zu thun hatte/ oder dardurch geaͤrgert ware. 21. Aus dieser begebnis siehet man gnug/ daß das vorgeben/ dz man weniger boͤses thaͤte/ wann man das Nachtmahl empfangen/ falsch uñ betrieglich seye/ weil im Apostel das wieder- spiel erscheinet/ von dessen beschaffenheit wir/ in dem wir weder die lehre/ noch die tugend die er hatte/ haben/ weit entfernet seynd; wiewohl wir uns einbilden/ durch das Nachtmahl mehr gnade zu empfangen/ als er besessen. Sehen wir nicht/ daß wir betrogen seynd/ und uns selbst betriegen/ in dem wir solches glauben; dann es ist gewiß/ daß wir uns/ wann wir nicht wol vor- bereitet seynd/ in dem wir zum Nachtmahl ge- hen/ die rache GOttes uͤber den hals ziehen/ welche/ je laͤnger er damit verziehet/ je hefftiger seyn wird. Dann die gedult GOttes giebet uns keine linderung/ noch minderung. Je laͤn- ger sie ist/ je mehr beschweret und belaͤstiget sie. 22. Wann wir ohne rechtmaͤssige vorberei- tung zum Nachtmahl gehen/ unter dem scheine/ die gnade/ welche wir verlohren/ wieder zu er- langen/ so gebrauchen wir das rechte mittel nicht/ sondern begehen eine grosse vermessenheit und leichtfertigkeit. Derselbe/ der arm ist an der gnade/ soll sie durch gebet und busse erlan- gen/ und nicht durch offtmahligen gebrauch des Nachtmahls. Dann weil der HErr JEsus jenen Pharisaͤer verdam̃te/ seiner guten wercke/ die er gethan/ ungeachtet; wie vielmehr wird derselbe verdammet werden/ der sich unver- schaͤmt und unwuͤrdig zum tische des HErꝛn be- giebet/ in dem eꝛ/ wie deꝛ Pharisaͤer/ gerechtigkeit zu besitzen sich einbildet? Wann er sich arm an tugend und der gnade beraubet zu seyn glaube- te/ wie solte er sich ohne diesen hochzeit-schmuck/ zum hochzeit-mahle duͤrffen einfinden/ weil der HErr JEsus/ der uns darzu eingeladen/ in sei- nem gleichnis/ einem solchen hochzeit-gaste die haͤnde und fuͤsse binden/ und ihn in die aͤusserste finsternis werffen lassen? Solte die seele sich nit befahrē/ daß ihr ein solches eine solche ungnade wiederfahren wuͤrde/ wann sie so unvorsichtig zum tische des HErrn gienge? Sie hat sich des- sen gewiß zu befahren/ dann eben von ihr redet der Heyland im gemeldten gleichnisse. 23. Sie solte zittern fuͤr furcht und das haupt vielmehr fuͤr scham sincken lassen/ in dem sie sich so armselig siehet/ als daß sie es erheben/ und hingehen solte/ einen GOTT mit Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebens-lauff. mit einem so uͤbel-gezierten gewissen zu empfan- gen/ und mit ihme/ als einem leibeigenen/ in der fremde zu handeln. Dann so lange wir unsern gemuͤths-treibern unterworffen leben/ haben wir GOTT die herrschafft uͤber unsere seele nicht eingeraumet/ sondern vielmehr un- serm eigenem willen/ den wir GOtt/ so viel in unserer macht stehet/ unterthaͤnig machen wol- len. Jst nun dieses das eigene mittel seine gnade zu erwerben? vielmehr ziehen wir uns dar- durch seine rache zu. Dann wann wir glau- ben/ daß im Nachtmahl der leib des HErrn JESUS selbst/ welcher GOTT und mensch ist/ gegenwaͤrtig seye/ wie doͤrffen wir dann so nahe hinzu treten/ und ihn so offt in unsern magen empfangen/ da wir doch wol wissen/ wie unvollkom̃en wir seynd? Man solte viel lieber mit jenem Zoͤllner von ferne ste- hen/ und an seine brust schlagen; weil man sich vor einem solchem HERRN/ der unsere suͤnden gruͤndlich und solcher gestalt ken- net/ wie sie vor seinen klar-sehenden augen er- scheinen/ und nicht/ wie wir sie uns vor- bilden wollen/ nicht kuͤhnlich darff blicken lassen. 24. Dann wann wir unsere suͤnden/ wel- che wir begehen/ in dem wir so verwegentlich zur tafel des HERRN treten/ warhafftig kenneten/ so wuͤrden wir uns huͤten/ unsere vergnuͤgung allda zu suchen/ und so offt nicht hinzu treten doͤrffen. Und wann wir nicht ver- messentlich hinzu giengen/ so haͤtten wir nur noͤthig einmal das Abendmahl zu empfangen/ wann wir uns heiligen/ und alle unsere irrei- sche begierden/ den himmlischen raum zu ge- ben/ vernichtigen wolten. Ja/ wann das Nachtmahl solches in unserer seele nit wircket/ so ist es ein gewisses zeichen/ daß wir eben al- so suͤndigen/ als Judas/ der nach dem Nacht- mahle schlimmer ward. Viele sagen/ er ha- be/ an statt des leibes unsers HERRN JE- SUS/ den teuffel in seiner seelen empfan- gen. Dieses ist ein exempel/ das uns weise ma- chen und anlaß geben solte/ uns wohl zu un- tersuchen/ damit wir erfahren moͤchten/ wie wir unser leben nach der empfaͤngnis des Nachtmahls geaͤndert. Wann es nicht besser worden ist/ so muß es durch vervielfaͤltigung der suͤnden nothwendig viel schlimmer seyn. Der teuffel reitzet uns offtmahls darzu an/ un- seresuͤnde zu haͤuffen/ und machet/ daß wir lust darzu bekommen/ damit er uns umb so viel besser beruͤcken moͤchte. Dann diese lust und diese sinnlichkeit ist keine tugend/ sondern eine natuͤrliche gnugthuung/ die der seele nichts giebet/ und verursachet/ daß wir dasselbe fuͤr andacht halten/ das unreine blosse sinn- lichkeit ist. Und weiter pag. 129. lautet das 8. Capitel also: Jnhalt: „Vom aͤusserlichen gebet: von der andacht: „vom kirchen-gehen: vom hoͤren der Messen „und predigten/ vom beywohnen der umgaͤn- „ge/ und der ehre/ die man den gebeinen und bil- dern der Heiligen anzuthun pfleget. Daß alle“ diese dinge nichts anders seynd/ als mittel“ unser hertz zu Gott zu erheben/ und als ein guter“ Christ zu leben/ daß man aber daran/ als am“ ziele selbst/ nicht haͤngen solte; weil man wohl“ allerhand aͤusserliche andachten verrichten/“ und doch nicht warhafftig andaͤchtig seyn koͤn-“ ne. Dann die wahre andacht bestuͤnde im“ hertzen und in den empfindlichkeiten der see-“ len.„ 1. Dieses ist die finsternis/ darinnen wir je- tzund leben/ niemand unterscheidet das war- hafftige vom falschen. Wir bleiben an den leiblichen dingen kleben/ eben als wann unser glaube menschlich waͤre. Man nimmt die an- dacht fuͤr das mittel zur andacht zu gelangen: und wann man an solchen mitteln hangen blei- bet/ so verhindern sie uns zu solchem ziele zu ge- langen; eben wie derselbe/ der allezeit auff dem wege bleibet/ zu dem hause/ da er seyn solte/ nim- mermehr kommen wuͤrde. Eine gleiche be- schaffenheit hat es auch mit allen gottseligen dingen/ die man uns anzeiget/ zur andacht oder vollkommenheit zu gelangen. 2. Man wird uns buͤcher voll gebete geben/ und wir werden sie in der kirchen/ bey der Mes- se/ und wo wir sonst beten wollen/ lesen. Die- ses ist gut zur auffmunterung unserer hertzen zu GOtt/ durch gute worte/ die allda vielleicht von etlichen heiligen menschen geschrieben wor- den; Gleich wie die Psalmen Davids/ wel- cher zu GOtt mit dem munde so wohl/ als mit dem hertzengesprochen. Aber wann diese wor- te oder reden ihr hertz nicht entzuͤnden/ und un- sern geist nicht reitzen auff dasselbe/ was wir sa- gen/ oder durch solche gebette von Gott bitten/ zu mercken/ so ist es eben als ein klingendes ertz/ und hat keinen verstand. Einen hauffen gebe- te herplaudern/ und an dasselbe/ wann man plaudert/ nicht einmal gedencken/ ist eben als wann eine Elster kaͤckelt/ und schnattert; in dem man GOtt lobet als ein Pappagey. Die ver- nuͤnfftigen geschoͤpffe/ die nicht anders bitten/ thun mehr nicht als was die unvernuͤnfftigen thiere thun; weil GOtt mehr auff ihr hertz als die vielheit der worte siehet. Die Maria Mag- dalena hat die vergebung ihrer suͤnden durch vieles schwaͤtzen nicht empfangen; weil sie an- ders nichts thaͤt/ als daß sie dem HErrn JEsus zuhoͤrete. Aber es wurden ihr viel suͤnden ver- geben/ weil sie viel geliebet. Derselbe/ der zei- gen will/ daß er GOtt liebe/ durch lange gebe- te/ thut eben/ als die Pharisaͤer/ welche der HErr JEsus bestraffet/ in dem er fraget/ ob sie mein- ten durch vieles beten erhoͤret zu werden? GOtt ist kein kauffmann/ der nach gantzen schocken o- der mandeln seine kauffmannschafft treibet; und zehlet die menge unser gebete nicht/ aber er erwaͤget wol die begierden unsers hertzens und die bewegungen unserer seele. 3. Wann unser hertz eben dieselbe begierden nicht hat/ welche die Heiligen hattē/ die diese ge- bet gemacht haben/ so hilfft es uns wenig/ wañ wir sie herlesen/ oder hersagen/ wie sie. Wann unsere seele sich nicht beweget Gott zu loben/ und gnade von ihm zu bittē/ so ist es vergeblich/ wañ der mund redet. Wir koͤñen ohne auffmerckung keine andacht haben/ wann wir schon noch so viel gebete hersagten/ von morgen biß in den a- bend. Ein solches beten/ wuͤrde kein beten seyn/ sondern Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. sondern nur unnuͤtze worte/ ja zu weilen gar luͤgen. Dann wir sagen zu Gott/ daß wir ihn lieben/ und es ist gleichwohl nicht wahr. Wir bitten Gott um tugend und gleichwohl verleugnen wir die krafft derselben in der that. Wir sagen/ daß wir ihm gantz zu willen le- ben wolten/ und bleiben gleichwohl an uns fe- ste hangen. Ja wir seynd rechte luͤgner/ in dem wir die worte mißbrauchen/ welche die Heil. auß uͤberfluͤssiger bewegung ihrer seelen/ außgesprochen. Wann sie die liebe/ die sie zu Gott trugen nicht vermochten verborgen zuhalten/ sondern getrieben worden sie mit dem munde zu offenbahren/ und sie Gott selbst/ dessen gnade sie noͤthig zuhaben in ihren hertzen erkanten/ warhafftig zu verstehen ga- ben/ solche gnade zu erlangen; wiewohl sie gnug wusten/ daß Gott ein hertzkuͤndiger sey/ und keine worte noͤthig habe unsere begierden zu verstehen. Und also verursachte der uͤber- fluß solcher begierden/ daß gemeldte Heilige mit heller stimme ihr gebet und lob/ das sie Gott thaͤten/ ausrufften und sungen. 4. Aber unsere sinnen seynd von ihren sin- nen/ unsers hertzens begierden von ihren be- gierden/ allzuweit entfernet. Gleichwohl duͤrffen wir noch eben dasselbige sagen/ und al- so dem heiligen Geiste luͤgen. Ja wir durf- fen wohl glauben/ daß wir alsdann die gerech- tigkeit erlanget/ wann wir auß gewohnheit unsere ordentliche gebete hergeplappert/ und uns ein gewissen machen/ wann etwas daran fehlet; wiewohl wir es thun doͤrffen/ daß wir sie mit so wenig wahrheit und auffmer- ckung hersagen. Dann wann wir offtmahls unser gewissen untersuchten/ wuͤrden wir be- finden/ daß wir zuweilen nicht wuͤrdig waͤ- ren/ den namen Gottes zunennen; Und gleichwohl duͤrffen schweren/ daß wir ihm er- geben seyn wollen/ daß wir ihn lieben/ daß wir ihn loben; da wir doch in der that ihm keines weges ergeben seyn/ noch ihm zugehoͤren/ noch seine ehre oder seinē ruhm befoͤrdern wol- len/ in dem wir uns selbsten dasselbe/ was Gottes ist/ zueignen. 5. Hier sihet man die erschreckliche blind- heit/ welche gleichwohl unter denen selbst her- schet/ die man fuͤr andaͤchtige leute haͤlt/ und die sich solche zu seyn selbst einbilden; weil sie aͤusserlich die Zeichen der andacht durch gebe- te/ und andere pflichten/ beweisen. A- ber im tod werden sie sich betrogen befinden. Dann wann ihre gebete warhafftig waͤren/ so wuͤrden sie von Gottschon vorlaͤngst die wirckungen ihres gebets erlanget haben; weil Gott zu bitten oder zu begehren nicht lehret/ daß er uns nicht hoͤren/ noch erhoͤren/ oder unser bitte nicht geben wolle. Wann wir dann/ was wir bitten/ nicht erhalten/ so ist es ein Zeichen/ daß wir nicht in der wahrheit bit- ten/ daß unsere worte uns schmeicheln/ und unsere begierden uns betriegen. Dann Gott hoͤret allzuleise/ daß er das lob/ daß wir ihm geben/ nicht vernehmen solten: Und er ist auch allzufreygebig/ daß er uns die bitte/ die wir ihm rechtmaͤssig thun/ versagen solte. 6. Wir seynd verfuͤhrt/ und verfuͤhren uns selbst/ wann wir meinen/ daß das aͤusserli- che die rechte andacht sey. Wie viele wer- den auch gefunden/ welche durch die messe ver- meinen heilig zu werden? sie bemuͤhen sich viel davon zu sagen und zu verstehen/ mit keinem nutzen: Weil die messe niemahls jemand hei- lig machen wird/ es sey dann/ daß er sich selbst Gott geheiliget. Die messe ist eingesetzt des leidens unsers Heylandes sich zu erinnern/ und Gott zu opffern. Nun kan derselbe der zwar mit dem leibe der messe beywohnet/ aber mit dem Geiste und den gedancken bey den sorgen oder geschaͤfften der welt ist/ die messe nicht hoͤren noch verstehen. Weil dieses verstehen anders nichts ist/ als an das leyden des HErꝛn Jesus gedencken/ der auch selbst saget/ thut dieses zu meinem gedaͤchtnuͤß. Wann unser gedancken ernstlich sich bemuͤheten/ das ley- den unsers seligmachers bey waͤhrender einer messe/ zu betrachten/ so waͤre es nicht noͤthig viel messen in einem tag zuhoͤren. Dann die- ses andencken wuͤrde faͤhig gnug seyn/ uns ein gantze woche/ ja wohl die gantze zeit unsers lebens zu unterhalten/ im fall uns nicht ver- goͤnnet waͤre einige messe mehr zuhoͤren. Dann das leyden des HErꝛn Jesu ist demselben/ der es gruͤndlich betrachtet/ so empfindlich/ daß es alle liebe seiner selbst außreutet/ und ihn be- weget/ sein leben zum dienste eines solchen Herꝛns/ der so viel fuͤr uns außstehen wollen/ wohl tausendmahl in den tod zugeben/ hinge- gen wann wir sehen/ daß unsere seele so verhaͤr- tet ist/ daß sie sein leyden nicht achtet/ und so wenig geschickt ist/ das kleine boͤse/ das uns be- gegnet/ außzustehen/ ist es ein zeichen/ daß das andencken des leydens unsers Heylandes von unserm gedaͤchtnuͤsse weit entfernet sey. Dann sonstẽ wurdẽ wir uns schaͤmen einiger schmach und einiges unrechts uns zu beklagen: vielmehr wuͤrde uns unser leiden eine lust seyn/ wann wir uns errinnerten/ daß ein Gott fuͤr einen so kleinen erdwurm/ dessen er im geringsten nicht noͤthig haͤtte/ so viel gelitten. 7. Die wirckungen/ welche wir in unsereꝛ see- le spuͤren/ seynd die warhafftigen zeugnuͤsse des nutzens/ den wir auß der messe ziehen/ auff deren verstand wir so erpicht seynd/ daß wir offtmahls glauben Gott zu erzurnen/ oder uͤbel zuthun/ wann wir nur einen tag ver- saumeten in die messe zu gehen: und gleich- wohl glauben wir nicht/ ihn durch unsere ei- gene liebe zu beleydigen/ wann wir unsern sund- hafftigen begierden folgen/ in dem wir glauben/ daß die messe und andere derglei- chen uͤbungen der Gottseligkeit alles dassel- be gut machen wuͤrde. O welche betriegerey und verblendung des geistes! Dann ob wir schon alle messen verstuͤnden/ welche die gantze welt hersaget/ so wuͤrden wir doch nichts ver- dienen/ wannwir unsern eigenen willen Gott nicht heiligten und opfferten. Weil wir alle Priester und opffer-leute seynd/ nicht das brod allein zu opffern/ sondern auch unsere eigene seele/ die Gott viel angenehmer ist als alle unsere sichtbare und leibliche gaben/ in dem sie allein nach seiner gleichheit und seinem ebenbilde ge- schaffen worden. 8. Daß der leib des HErꝛn Jesus seinem Vater geopffert ward/ das geschahe nur allein darum uns wider zu kauffen. Dann als Gott konte er eben demselben Gott zum opf- fer nicht dienen/ in dem das opffer niemahls so viel gelten mag/ als der/ dem es geopffert A. K. H. Vierter Theil. C c c c c wird: Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. wird: Und weil der leib des HErꝛn Jesu Gott geopffert worden/ solte wol dieses opffer an unser statt angenommen werden/ wann wir nicht zugleich unsern willen/ ja uns selbst gantz und gar opfferten? doch dieses thut niemand/ in dem er es gnug zu seyn glaubet/ wann er nur dem leibe nach bey der messe sich findet/ und allda die gewoͤhnliche gebraͤuche beobachtet: Aber dabey nicht gedencket/ daß dieses opffer uns angehet/ die wir Glieder seynd des Lammes/ das Gott soll geopffert wer- den/ weil er allein um unsert willen Mensch ge- worden ist/ und sich taͤglich auff den Altaren ge- opffert/ und wann unser Vorsatz nicht uͤberein- stimmet mit demselben des Priesters/ der Gott den leib des HErꝛn Jesu mit dem Willen al- ler/ die in der Messe seynd/ opffert/ eben demsel- ben Gott durch das Verdienst des leidens un- sers Heylandes gewiedmet und geheiliget zu werden: so werden wir ihm ein sehr angeneh- mes opffer seyn/ indem wir durch die suͤnde sein ebenbild/ welches durch den tod und das leiden unsers Heilandes wieder erneuert wordẽ/ ent- stellet und verdorben. Ja wann ein solcher vor- satz uns nicht beweget zur messe zu gehen/ nem- lich uns selbsten als ein opffer gantz und gar Gott zu opffern/ so ist es vergebens/ daß wir der meß beywohnen; weil die blosse leibliche bey- wohnung uns keinen nutzen bringet. Dann wañ wir mit dẽ priester nicht zugleich uñ eben also opffern/ so wird es eben so viel seyn/ als wann wir nicht in der messe waͤren: Weil er al- lein dasselbe/ was wir nicht geben wollen/ kei- nes wegs zu opffern vermag. Und ob wir schon mit dem munde das Amen sprechen/ so ist doch Gott damit nicht vergnuͤget/ wie es die Men- schen seynd. Dann er durchgruͤndet die nie- ren und untersuchet die gewissen/ ja er siehet recht gruͤndlich/ ob wir ihm geopffert seyn oder nicht. 9. Auch koͤnnen wir ein zeugnuͤß dessen auß der beschaffenheit alles unsers thuns ziehen. Dann eine Seele die einmahl Gott geheiliget ist/ kan der Welt nicht mehr dienen/ ohne sich zu entheiligen. Derselbe/ der Gott geheiliget ist/ kan keinen gefallen haben/ an einem andern geschaͤffte/ als an dem/ das er zur ehre Gottes verrichtet. Was Gott gewidmet und uͤber- geben ist/ das soll es dem menschen nicht mehr seyn. Und wann wir befinden/ daß unsere zu- neigung auff die geschoͤpffe oder ander irꝛdische dinge faͤllet/ so ist es ein zeichen/ daß wir Gott nicht geheiliget oder geopffert seynd: Weil das feuer dieses opffers alles was irꝛdisch ist/ verzehret und nichts mehr hat/ als die ehre Gottes. Eben wie das opffer-vieh des al- ten gesetzes/ durch das opffern zur asche ge- brandt ward/ so soll die begierde sammt den willen des Menschen/ der sich Gott geopffert/ auch seyn. 10. Hier sihet man den irꝛthum und miß- verstand derselben/ welche glauben andaͤchtig zu seyn/ wann sie viel messen hoͤren; wie auch derer/ die ihre andacht gruͤnden auff viel pre- digten zu hoͤren/ in dem sie glauben die vielheit werde sie zu Gottes freunden und weise ma- chen; da sie doch nun so viel verdam̃licher seynd. Dann wann die predigten sich auff die Evan- gelische wahrheit gruͤnden/ alsdann sollen wir vielmehr darnach thun/ als daß wir derer so eine grosse menge hoͤren wolten. Wann die ersten Christen eine oder zwey predigten gehoͤ- ret hatten/ so waren sie vergnuͤget/ und thaͤ- ten nach der lehre/ die sie darauß vernommen. Dann die Aposteln gingen von einem orte zum andern/ und blieben nicht an einem allein/ ihre predigten allda fortzusetzen/ sondern predig- ten auch anderwerts. Aber jetzund hat man die gewohnheit vielmehr die predigten zu hoͤren als darnach zu thun. Man gehet taͤglich in die predigt und bessert sich nicht/ eben als wann es gnug waͤre die ohren zu vergnuͤgen/ ohne sich zu bemuͤhen Gott vergnuͤgung zu ge- ben; in dem er dasselbe thaͤte/ was er uns ge- lehret/ wie wir auß den warhafftigen predig- ten vernehmen/ welche den seelen viel nuͤtzlicher seynd/ als alle andere andachts-pflichten deren seyn koͤnnen/ die das Evangelium und was ein wahrer Christ sonsten wissen muß/ nicht wissen. 11. Solche leute haben mehr noͤthig in die predigten/ als in die messe zu gehen: Weil ih- re seligkeit am wissen solcher dinge/ die dazu noͤthig/ oder zum wenigsten derselben/ die zur seligkeit nichts helffen/ haͤnget. Auch ist das wort Gottes das brod und die speise der seelen/ ohne welche sie nicht leben koͤnnen: weil sie in der unwissenheit gebohren seynd/ und daher niemand dasselbe/ was er thun oder lassen soll/ wissen kan/ wo es ihm nicht angezeiget wird. Aber dieses ist nicht dahin gemeynet/ daß man auß einer predigt in die andere wechsels weise/ oder auß vorwitze zu hoͤren/ welcher am besten predigt oder am besten schwaͤtzen kan/ lauffen solte. Man soll nicht luͤstern seyn viel zu hoͤ- ren/ sondern dieselbe/ die zur seligkeit am nuͤtzlichsten sind/ in dem man keine andere be- gierde haben muß/ als das zu hoͤren was wir chun sollen: sonsten ist alles nur eitel/ und man wird davon rechenschafft geben muͤssen. Wann wir viel gewust und wenig gethan ha- ben/ so werden wir deswegen in der andern welt groͤssere strasse zu leyden haben/ als diesel- ben/ die nicht viel wissen koͤnnen/ und nach ihrem wenigen wissen gethan. Dann von demselben/ dem viel gegeben worden/ wird man auch viel wider fodern/ und der knecht der den willen seines HErꝛn gewust/ und ihn nicht vollbracht/ wird viel streiche leyden muͤssen. dieselben/ die dem HErꝛn folgeten/ und sein wort hoͤreten/ seynd nicht alle selig worden/ sondern nur die/ die nach seinem worte gethan haben. 12. Darum ist man betrogen zu glauben/ man werde vollkommen seyn/ wann man viel predigten gehoͤret. Eine einige ist offtmahls zu unserer heilsamen unterweisung gnug: Weil so manchfaͤltige widerholungen dem- selben/ der begierig ist darnach zu thun/ nichts nuͤtze seynd. Es ist besser/ daß man seine zeit anwende mittel zur thaͤtigkeit zu suchen/ als sie verlieren durch das so vielfaͤltige hoͤren. Es ist ein muͤssiger uͤberfluß/ wann wir schon gnugsam unterwiesen seynd/ wir wissen es zu weilen eben so wohl/ ja wohl besser/ als ein prediger selbst/ und gleichwohl wollen wir nicht eine predigt versaumen. 13. Die- Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. 13. Dieses kan anders nichts seyn/ als ein ei- teler vorwitz/ oder eine eigne gnugthuung/ da- mit wir uns in gefahr setzen solche predigten zu hoͤren/ die mit unsern sinnen uͤbereinstimmen/ und uns vom wege der seligkeit ableiten. Dann viele predigen heutiges tages nur maͤhr- lein/ und solche dinge/ dadurch unser suͤnden entschuldiget werden; in dem sie uns lehren/ daß der weg zum paradiese breit und wohl gebahnet sey/ an statt/ daß uns der HErꝛ Jesus einen sehr schmalen und dornichten an- zeiget. Es waͤre besser man bliebe zu hause/ als daß man solche prediger hoͤrete/ welche dasselbe/ das der Herꝛ Jesus gebauet/ uͤber einen hauffen werffen wollen. Unser vorwitz und unser unfleiß nach seiner lehre zuthun/ ha- ben verursachet/ daß Gott diesen falschen Chri- sten ihre irꝛthuͤmer außzusaͤen verhaͤnget. Wenn wir bey der einfalt geblieben waͤren/ nichts anders zu hoͤren/ als die Evangelische lehre/ die zu unserer seligkeit gnug ist; so wuͤrde Gott nimmermehr zugelassen haben/ daß der Geist des irꝛthumbs an der heil. staͤdte geherꝛschet haͤtte/ oder daß die Prediger auff dem stuhle der warheit die luͤgen geprediget. 14. Solches haben wir durch unsere ver- kehrte andacht verursachet/ in dem wir die- selbe fuͤr warhafftig halten wollen/ da sie doch falsch ist. Dann wann wir sie auff das hoͤren so mancher predigten stellen/ so ists eben so viel als wolte man sie suchen/ da sie nicht ist: Weil die wahre andacht darinnen bestehet/ wann man nach der lehre des Herꝛn Jesus thut/ und nicht in diesen aͤuserlichen dingen. Maria hatte das beste theil erkohren/ das ihr nimmer- mehr solte entwendet werden: Wiewohl sie nur das wort gehoͤrt/ und in ihr hertz einge- graben. 15. Dieses ist auch in wahrheit das beste theil/ und das allein nothwendige/ das man waͤhlen koͤnne; weil uns niemand die thaͤtig- keit entziehen kan/ ob er uns schon alle aͤusserli- chen mittel/ und daß wir nicht koͤnten hier oder dort hingehen unsere andacht zu suchen/ entzoͤge. Der Herꝛ Jesus hat solches gnug angezeiget/ als er zu allem volck sagte: Diesel- ben seynd meine mutter/ meine schwestern/ und meine bruͤder/ die mein wort hoͤren und darnach thun. Denn damit wolte er zu ver- stehen geben/ daß man nicht auff die walfahrt/ noch in die oͤffentlichen versamlungen gehen duͤrffte die freundschafft Gottes zu suchen/ son- dern nur allein seyn wort hoͤren und ihm fol- gen solte/ ja er zeiget an/ daß solches besser sey als seine natuͤrliche Mutter zu seyn/ die/ ihm auß guter zuneigung suchte. Wir meinen daß unser zuneigung gut sey/ wann wir sie zu einer heiligen oder bildern der Jungfrau Mut- ter/ oder aber hinterlassenen dingen derselben tragen. Auch glauben wir/ wir haͤtten die wahre Andacht gefunden/ wann wir ihnen an etwan einigen sonderlichen orthen/ da sie sich befinden/ dieneten/ oder sie ehreten. A- ber dieses kan noch gantz eine eigene liebe seyn/ und der lautere vorsatz keines weges den Herꝛn Jesum zu suchen/ gleich wie ihn die Jungfrau Maria/ und der heilige Johannes gesuchet. Gleichwohl scheinet er sie nicht zu achten/ wann er fraget; welche seynd meine mutter und meine Bruͤder? Er wuste zwar wohl/ daß sie es waͤren: aber er wolte damit anzeigen/ daß er dieselben hoͤher schaͤtzte/ welche seyn wort hoͤ- reten und ihm folgeten/ als andere die eine sin- liche und natuͤrliche zuneigung haͤtten. 16. Zuweilen lieben wir ein bild der Mutter Gottes vielmehr/ als Gott selbsten. Wir reden davon vielmehr und tragen mehr sorge solches außzuschmuͤcken/ als wir mit unserm ge- wissen thun/ welches der lebendige tempel des Heiligen Geistes seyn solte/ und doch zuwei- len mit suͤnden dermassen erfuͤllet ist/ daß wir keine sorge tragen dasselbe zu reinigen. Es ist ein grosser irꝛthum/ daß man ein holtz oder ei- nen stein hoͤher achtet/ als unser gewissen/ wir kuͤssen und ehren die bilder/ ja wir buͤcken uns vor den uͤbergebliebenen dingen der Heiligen und halten einen umgang um sie her: Aber ge- gen das wort Gottes/ welches unendlich hoͤher zu schaͤtzen/ lassen wir dergleichen zuneigung nicht blicken/ wir wehlen einen/ oder den an- dern Heiligen zu unserm schutzheiligen/ uñ wol- len den Herꝛn Jesus zu unserm lehrmeister/ von Jhm zu lernen/ daß er sanfftmuͤthig/ guͤ- tig/ und niedrig von hertzen sey/ nicht waͤhlen. 17. So seynd dann unsere andachten/ alle miteinander leiblich/ und menschlich/ ja un- wuͤrdig einer geistlichen und ewigen Seele. Wir thun wie die thiere/ und nicht wie die Christen/ wañ wir uns an den sichtbahren mit- teln vergaffen/ wo sie uns nicht dienen zum unsichtbahren zugelangen. Alsdann ist es vergoͤnnet sie zu gebrauchen: Aber nicht daran hengen zu bleiben/ und un- ser hertz darauff zu setzen/ weil es Gott gantz haben wil. Diese zertheilung mißfaͤllet ihm; und es wuͤrde nach einer abgoͤtterey schmecken/ wann wir vor einem bilde oder vor etwas/ das uns von den Heiligen uͤbergeblieben/ was die- se dinge selbsten betrifft/ beugeten/ oder uns ehrerbietigerwiesen; weil wir Gott allein an- beten und ehren sollen. 18. Man wird vorwenden/ daß die Ketzer eben dasselbe sagten. Aber sie sagen nicht uͤbel und seynd hierinne keine ketzer/ wann sie es in diesem verstande glauben/ daß man die bil- der nicht fuͤr sich selbst/ aber wohl Gott in den bildern ehren solte. Zum beyspiel sey: man gehet rings um einige uͤbrig gebliebene dinge der Heiligen herum/ oder haͤlt einen umgang um dieselben her. Dieses zu thun waͤre naͤrrisch/ wann man Gott darinnen nicht betrachtete: Weil es das evangelium nicht lehret/ daß man diese gaͤnge thun solle. Aber derselbe der um etwas uͤbergebliebenes von einem Heiligen he- rum gehet/ thut es auß liebe gegen den Hei- ligen; weil er Gott gedienet und ihm ange- nehm gewesen/ und weil wir durch unser bit- te zu demselben/ von Gott die gnade begehren ihm zufolgen/ in dem wir ihm die Heiligen darstellen/ als schutzheil. dergleichen wir zu werden/ und solche tugenden/ als sie auff er- den gehabt/ zu haben begehren; damit wir Gott durch ihre bemittelung so angenehm/ als sie gewesen waͤren/ uns machen moͤchten; ja weil wir mit dem leibe daherum gehen/ die zu- neigung zu bezeugen/ welche wir in der seele haben uns umzukehren/ und ihnen in der tu- gend zu folgen/ eben wie wir ihnen mit dem leibe folgen/ und sie umringen. Dieser vor- satz ist recht und rein. Eben ein solcher ist es/ A. K. H. Vierter Theil. C c c c c 2 wann Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. wann wir in den umgaͤngen/ dem kreutze fol- gen/ und es darum thun/ daß wir den fußstapf- fen des Herꝛn Jesus/ die er uns im außwircken unserer seligkeit hinterlassen/ folgen; in dem wir durch eine bewegung des leibes/ anzeigen/ daß wir ihm/ als wahre Christen zu folgen ge- willet. Wann alle solche bewegung des lei- bes/ auß der zuneygung und liebe/ die wir zu Gott tragẽ/ herruͤhrẽ/ so seynd sie ihm gewißlich angenehm/ und die eigenen mittel uns mit ihm gleichsam zu besprechen/ durch die betrachtung der gnaden/ die er uns durch den gang/ den er unser seligkeit wegen gethan/ erwiesen. 19. Aber es ist zu beklagen und wuͤrdig zu mißpreisen/ daß wir alle solche gute dinge/ auß menschlicher und natuͤrlicher ein sicht/ ohne in- nerliche bewegung fuͤr uns selbsten thun. Und also nuͤtzet es uns nichts: Weil diese aͤus- serliche dinge nichts anders seye solten/ als zeugniße der liebe/ die wir zu Gott tragen; die aber falsche zeugnisse seyndt/ wann unser liebe solcher gestalt nicht beschaffen/ wie wir sie durch unser aͤusserliches thun blicken lassen. Dann das creutz/ und die bilder oder uͤberblei- bungẽ der heiligẽ lieben/ ohne diesen vorsatz/ da- mit sie unser hertz bewegen moͤchten Gott zu lie- ben/ gleich wie die liebe gegen unsere eltern/ die todt oder weit vor uns seynd/ sich durch die be- trachtung ihrer gestalt erneuert? das waͤre nichts anders als die bilder nicht mehr lieben/ als unsern rock oder irgend was von unserm haußrathe. Und derselbe findet sich betrogen/ der in das paradieß zu gehen glaubet/ weil er die bilder geschmuͤcket/ oder einigen heiligen ge- glaubet/ geliebet; in dem er zum oͤfftern Gott in denselben nicht betrachtet/ noch auch sein hertz/ vermittelst solcher bilder/ oder an- der gottseligen dingen in der liebe Gottes/ bruͤnstig zu seyn geworden verspuͤhret; sondern sie nur auß gewohnheit oder weil es andere thun/ derer bewegursachen solches zuthun man nicht weiß/ kuͤsset und ehret. So oͤffnet man dasselbe nach/ was man thun sihet/ gleichwie die affen/ und bringet seine zeit vergeblich zu/ ja stirbet ohne verdienst; in dem man sich um- sonst eingebildet/ mit guten scheinwercken/ die nicht warhafftig gewesen/ selig zu werden: Welches man im tode viel zu spaͤte gewahr werden wird/ weil man alsdann nicht wider- kehren kan/ solches zu bereuen. Das neunte Capitel. Jnhalt. Daß unser gerechtigkeiten sollen verdammet „werden; weil sie in den augen Gottes die- „selben nicht seynd/ die sie in den unsrigen „scheinen; und weil sie machen/ daß wir in ein- „bildung leben/ und ohne busse sterben/ daß „die lehrer/ die uns darinnen unterhalten/ fal- „sche Propheten seynd/ die uns in der saͤnffte „sehr leichtlich nach der hoͤlle zu fuͤhren; in dem „wir unsere sinnlichkeit und eigen liebe fol- „gen; daß alles unser aͤuserlichesthun an- „ders nichts sey als zeugnuͤß der liebe unsers „hertzens/ daß dasselbe thun weder die tugend „noch die suͤnde verursache/ sondern nur das „was unser hertz thut/ anzeige: Weil wir „ohne die aͤusserliche boͤse that allerhand „suͤnden begehen koͤnnen/ in dem alles was doͤ- „se ist/ allein auß dem hertzen herruͤhret. 1. Es waͤre viel besser/ man haͤtte diese leib liche andachten nicht verrichtet/ als daß man sich darauff/ als auff einen gebrochenen stab/ der unsere todes reise gefaͤhrlicher machet/ leh- nen wil. Dann wir werden uns allda mit leh- ren haͤnden befinden/ in dem uns alle unsere aͤu- serliche wercke nicht selig machen koͤnnen; zu- mahl weil der HErꝛ Jesus selbst saget: Wann eure gerechtigkeit nicht besser ist/ als dieselbe der Pharisaͤer/ so werdet ihr in das Himmel- reich nicht kommen. 2. Die Pharisaͤer waren in ihren aͤuserli- chen weꝛcken viel vollkommener als wir; gleich- wohl saget der HErꝛ Jesus/ daß man besser seyn muͤsse/ wann man in das Himmelreich ein- gehen wolte. Sie gaben armen steuren sie entrichteten den zehenden. Sie fasteten und beobachteten alle gebraͤuche des gesetzes. Und wir thun alles dasselbe lange so vollkommen nicht als sie. Gleichwohl glauben wir selig zu werden/ in dem wir nicht bedencken/ daß sol- ches uns zur warnung gesaget sey/ und daß unser wercke/ wie gut wir sie halten/ nicht als leiblich und aͤuserlich seynd/ und nach unserer eigenen zuneigung geschehen. 3. Wir solten ehe fuͤr forcht zittern/ als uns die seligkeit selbst verheissen: weil eben dersel- be HErꝛ Jesus sagt/ daß er unsere gerechtig- keiten bewaͤhren wolte/ daß ist so viel zu sagen/ als daß er solches mit unsern aͤuserlichen guten wercken/ dadurch wir uns zu rechtfertigen ge- dachten/ thun wolle. Diese seynd unsere ge- rechtigkeiten; weil sie vor unsern augen recht scheinen/ doch gleichwohl von Gott werden gerichtet und verdammet werden/ in dem sie nicht geschehen seynd in seiner gerechtigkeit/ sondern in der unsrigen/ die uns viel leichter in das ewige verderben stuͤrtzet/ als zuweiln ei- nige grobe suͤnden/ die uns allezeit in der furcht halten wuͤrden/ dahingegen diese wercke/ wel- che wir fuͤr gut schaͤtzen/ machen/ daß wir in der einbildung unserer seligkeit ohne reue und bu- se hinleben/ und hinsterben. Jch sage die- ses nicht zu denen seelen/ die sich den suͤnden und boͤsen wercken ergeben; weil dieselben schon verdammet seynd/ und weder durch das liecht noch durch warnung koͤnnen bewogen werden/ als solche/ derer hertz gantz verstocktist. Son- dern ich rede zu denen seelen/ welche noch die begierde haben Gott zu gefallen/ und unter des- sen in der dicken finsternuͤß stecken/ dergestalt/ daß sie nicht sehen koͤnnen/ wo sie wandeln. 4. Daher ist es/ daß sie auff dem wege der verdammnuͤß seynd/ in dem sie meinen densel- ben zur seligkeit zu gehen: Zu mahl weil wir je- tzund in der zeit leben/ da der teuffel uͤber al- les herꝛschet und die meisten frommen leute/ so fern sie sich nicht wohl huͤten/ unter dem Schei- ne der Gottseligkeit verfuͤhret wird. Er ist all- bereit so hoch gekommen daß die besten leibeige- ne/ und die boͤsen seine lohnknechte seynd. Und also hat er alles in seiner gnade: Ja man mag von dieser unser zeit wohl sagen/ daß das Wort Davids erfuͤllet sey/ wañ er spricht: Daß Gott vom himmel auff alle Menschen-Kinder gesehen; und keinẽ gefunden/ der gutes thue auch nicht einen. Jst dieses nicht erschrecklich zu hoͤ- ren? Unterdessen findet sich gleichwohl keiner der darauff mercke. 5. Man laufft blindlings nach der hoͤlle zu/ oder Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. oder man wird vielmehr auff der saͤnffte dahin getragen. Die offentlichẽ suͤnder gehẽ auff dẽ hoͤl- len-wege zu fusse/ mit muͤhe und arbeit: Aber diesel- ben/ die noch einen guten vorsatz haben/ thun es gemaͤchlich und mit leisem tritte; Weil die Gelehr- ten sie allda auff der saͤnffte tragen/ indem sie ihre weise zu leben gut heissen/ und aͤusserliche andacht loben/ ja was inwendig und vollkommen ist/ ta- deln/ als solche/ derer bloͤdes gesicht/ ein klaͤrers liecht/ als das ihrige ist/ nicht vertragen kan. Jhr hochmut verhindert sie solches anzusehen/ und laͤsset auch nicht zu/ daß ein anderer es ansehe; weil sie alle die ehre dessen/ was schoͤn und gut ist/ al- lein haben/ und keinem andern davon etwas uͤ- berlassen wollen. Daher sagt der HErꝛ Chri- stus/ ich wil die weißheit der weisen vernichti- gen/ und die klugheit der klugen vereitelen: Und solches wird er nun so viel mehr thun/ weil sich ihre weißheit und klugheit dem rechte Gottes widersetzt/ und ihm keines weges weichen wil. 6. Gottsendet sein liecht in die welt/ und die weisen wollen es nicht annehmen/ in dem sie ihre finsternuͤß mehꝛlieben als das liecht. Die Heiligen selbst haben bekant/ daß sie in der fin- sternuͤß lebeten/ und daß/ sie in der heiligen schrifft dappten und tasteten/ wie die blinden. Aber die heutigen lehrer leben in ihrem eygenen urtheile/ sicher/ in dem sie andere durch eben dieselbe finsternuͤß fuͤhren; und also verderben alle: Weil niemand das liecht Gottes suchet und ein jeder sich mit der menschlichen weißheit/ und klugheit vergnuͤget haͤlt. Ja weil ein blin- der den andern leitet/ werden sie beyde in die grube fallen. Es ist ein groͤsses uͤbel blind zu seyn; aber es ist noch ein viel groͤsseres seine blindheit nicht erkennen wollen; dieses ist ein verzweiffeltes uͤbel: weil man also auß einem sturtzfalle zun andern faͤllet/ und keinen zu ver- meiden weiß. 7. Hier sehen wir den armseligen zustaͤnd der heutigen Christenheit. Man weiß nicht mehr/ wo die warheit ist. Dieselben/ welche vorgeben sie zu haben/ stecken voll irthuͤmer; in dem sie die warheit/ die uns der HErꝛ Jesus nachgelassen/ weder reden noch darnach thun/ ja welches noch schlimmer ist/ nicht einmahl gestatten wollen/ daß ein ander ihr folge. Dann sie haben handgriffe/ welche sie nach ihrer son- derlichen weise/ selbst erfunden: Damit wol- len sie die gantze welt leiten. Dieses verursa- chet/ daß alle sinne verdorben seynd/ in dem ein je- der seinen sonderlichen verstand hat. Und das volck/ welches auff so unterschiedliche/ und wi- derwaͤrtige weise gefuͤhret wird/ lebet in eben vielen verwirrungen-als man fick-fackereyen in geiste ihrer lehrer findet. Auch ist es kein wun- der/ daß die welt immer aͤrger und schlimmer wird: Weil das boͤse/ wann man es nicht kennet/ keines weges kan verbessert werden. Ein jeder lebet so sicher/ als wann es mit ihm sehr wohl stuͤnde: Wiewohl man/ so lange die welt gestanden/ niemahls so boͤse gelebet. Man hat zwar darinnen allezeit boͤse Menschen gefunden; aber jetzund ist das boͤse so allge- mein/ daß auch dieselben die from und gut seyn wollen/ so wohl boͤse sind als die andere. Ja mich duͤncket selbst/ es sey viel groͤsser unter de- nen/ die man fuͤr from̃ haͤlt/ als unter den uͤbri- gen/ welche beruffen seyn/ daß sie boͤse seynd/ weil unter ihnen mehr einbildung/ und weniger busse zufinden. 8. Man sihet allda nicht mehr/ das die wahre gerechtigkeit besitze. Alles ist verdorben/ auch der gebrauch selbsten der sacramenten. Man taufft die Kinder auß lauter gewohnheit. Man bekraͤfftiget ohne andacht. Man gehet zum abendmahl/ weil es von langer zeit her ublich gewesen. Man beichtet ohne bereu- ung seiner suͤnden. Man empfaͤngt die letzte einoͤhlung/ weil es also gebraͤuchlich ist. Man giebet sich in den geistlichen stand ohne vorbe- reitung. Man verehliget sich auß lauter liebe. Man glaubet/ durch die aͤusserlichen Zeichen allein/ die gnade Gottes zu empfangen: und hiermit meynt man ein Christ zu seyn/ und in das Himmelreich einzugehen. Jst das nicht eine grosse betriegerey/ ja eine ver- achtung Gottes/ in dem man der heiligen dinge solcher gestalt mißbrauchet? Wann wir glau- ben/ daß alles dieses ein sacrament sey/ bege- hen wir nicht eben so offt einen geistlichen diebstahl/ als offtmahls wir es unwuͤrdig empfangen? Gleichwol nimmt alles dieses niemand in acht/ weil sich jetzund uͤberall so viel falsche Propheten finden/ welche sagen/ friede und sicherheit/ und unsere aͤusserlichen wercke preisen/ damit sie uns die sorge fuͤr un- sere seligkeit entziehen moͤchten/ in dem sie uns denselben durch solche mittel/ die uns weit davon abfuͤhren/ versichern. Dann derselbe/ der nichts anders hat/ als aͤuserliche gute wercke/ wandelt in der gerechtigkeit Gottes nicht; sondern ist ein heuchler/ indem er an- daͤchtig scheinet/ da er es nicht ist/ als nur vor dem Menschen. 9. Man muß den worten und verheissun- gen dieser betriegerey nicht glauben: weil sie unser buͤrde nicht tragẽ werdẽ. Wir allein wer- den vor Gott mit unsern wercken erscheinen muͤssen: Welche er also richten wird/ wie sie vor ihm befunden werden/ und nicht/ wie die Menschen davon urtheilen/ noch wie wir sie selbst geschaͤtzet. Alles wird alda so rechtmaͤs- sig abgewogen werden/ daß nicht das gering- ste wird fehlen duͤrffen. Wir muͤssen besser in uns selbst gehen/ und den grund unsers gewis- sens untersuchen/ zu sehen/ wie alles unser thun geschehen sey. Ja wir muͤssen die fehler ver- bessern/ und uns auff das geschwaͤtze der Men- schen/ oder ihr urtheil nicht verlassen; weil sie uns zum oͤfftern schmeicheln/ und dasselbe fuͤr gut achten/ welches vor Gott nur boͤse seyn wird. 10. Sie werden uns so leichtlich auß der hoͤlle nicht ziehen koͤnnen/ als sie uns hinein gefuͤhret. Last uns unser bette machen/ wie wir uns legen wollen: Und diese ermahnung/ die von Gott kommt/ wie ein jeder sehen kan nicht verschmaͤhen. Dann der teuffel reitzet niemahl zur busse/ auch ist er ein Geist der fin- sternuͤß/ der unser fehler nimmermehr an den tag giebet/ in dem er sich befahret/ daß wir sie/ wann wir ihrer gewahr wuͤrden/ bereuen und busse thun moͤchten. 11. Man uͤberdencke die warheit ein we- nig/ welche sich allhier befindet/ und urtheile auß eigener Erfahrung/ ob wir nicht der heiligen dinge/ sondeꝛlich deꝛ sacramenten/ mißbrauchen. C c c c c 3 Zu Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. Zu erst sehe man zu/ ob wir Gott in Geist und in der warheit anbeten/ ob wir Gott/ der im him- mel ist/ anbeten/ wañ wir vor einem bilde die knie beugen/ od er niederfallen/ ob wix unter waͤhren- dem gebete/ das wir thun/ dem geiste nach mit Gott sprechen/ ob wir uns ihm in der messe heili- gen oder uͤbergeben: Ob wir durch die ehre/ die wir der Jungfrau Mutter und den Heiligen er- weisen/ Gott fuͤr die gnade/ die er ihnen erzeiget/ dancken/ uñ daruͤber uns erfreuen/ eben als haͤtten wir solche gnade empfangen: Ob wir bey dem ge- brauche des nachtmals unsere seelen mit Gott vereiniget/ ob unser beichte eine wahre busse und besserung des lebens gewesen/ und so fort im uͤ- brigen. Wann wir nun solches in uns selbsten nicht gewahr werden/ so sollen wir denen die uns vorschwatzen/ daß wir in gnaden bey Gott stehen/ nicht glauben/ weil die wirckungen uns gantz das widerspiel anzeigen. Man beweine vielmehr seine blindheit/ und entschliesse sich sein leben zu bessern; Ja man verlasse sich nicht auff dasselbe/ was die welt glaubet/ nemlich daß wir andaͤchtig seynd/ weil wir aͤusserlich viel gute wercke verrichtet; in- dem dieselbe nichts seyn als zeugnuͤsse der wahren andacht/ die wir in unsern seelen haben sollen. 12. Man gedencke/ daß Gott keiner zeugnuͤsse noͤthig habe: Weil er den gꝛund unserer gedanckẽ/ und die geringste bewegung unserer zuneigung siehet. Es ist nur eitel und vergebens/ wann wir fuͤr andaͤchtig und tugendhafft unser aͤusserlichen wercken wegen gehalten werden/ weil in den guten aͤusserlichen wercken die tugend eben so wenig be- stehet/ als die suͤnde in dem boͤsen; indem die suͤn- de so wol als die tugend geistlich ist/ und beyde nur allein Gott bekandt seyn/ und nicht den men- schen/ welche nur von aussen sehen/ und nach ih- ren sinnen urtheilen. Dann es kan jemand etwas boͤses aͤusserlich thun/ und gleich wol keine suͤnde begehen; weil sie auß dem hertzen herruͤhret/ und nicht auß den wercken/ welche von der gutheit o- der boßheit unseꝛs hertzens nur zeugnuͤß geben/ und es nicht schlimmer noch besser machen/ wann sie ohne auffmerckung geschehen. Daher sagte der Herꝛ JEsus/ was zum munde eingienge/ verunrei- nigte die seele nicht/ sondern dasselbe was auß dem hertzen kaͤme/ weil unsere gedancken unsere begier- den/ unsere suͤnde uñ unsere tugend bildẽ/ und nicht unsere wercke. 13. Hierinnen werden viel betrogen/ wann sie glauben/ sie begiengen keine suͤnde/ wann sie kei- ne boͤse That begiengen. Diese betriegerey gehet unter denen/ die die vollkommenheit suchen/ ge- meiniglich im schwange. Sie werden sagen; ich lebe keusch/ ich schwoͤre noch laͤstere Gott nicht/ und so fort von allen andern boͤsen thaten/ darum thue ich keine suͤnde/ als von der unvollkommen- heit. Aber dieses ist ein grosser mißverstand/ weil derselbe/ der sich dieser boͤsen thaten enthaͤlt/ eben so viel suͤnden begehen kan vor Gott/ als ein an- derer/ der sie aͤusserlich begehet/ ja zuweilen wohl mehr. Dann sie koͤnnen mit dem willen allerhand suͤnden begehen/ welche vor Gott so viel gelten/ als die thaten selbst/ das aͤrgernuͤß und die wie- dererstattung außgenommen. 14. Aber die einbildung und die verachtung der andern suͤnden uͤbertrifft noch alle ihre boß- heit/ weil die Einbildung wohl zu leben und selig zu werden/ eine suͤnde wider den Heili- gen Geist ist/ welche weder in dieser noch in der zukuͤnfftigen welt wird vergeben werden. Dann es ist nicht verzeyhlich/ daß jemand sich der gerechtigkeit und vollkommenheit/ die er nicht besitzet/ ruͤhme/ noch auch/ daß er seinen bruder verachte/ wann er in eine boͤse that ver- faͤllet: Weil der HErꝛ Christusden Phariseer verdammete/ weil er sagte/ daß er ein solcher nicht waͤre/ wie der zoͤllner. Wie viel dergleichen men- schen findet man heutiges tages/ die keine Au- gen haben/ als die gebrechen anderer zu sehen/ und keine liebe/ als die ihrigē zu entschuldigen? Wañ sie wahre Christen waͤrẽ/ so wuͤrden sie Gott prei- sẽ/ so offt sie gewahr w uͤrdẽ/ daß ein ander in sunde verfiele/ weil er sie ohne ihr verdienst davor bewah- ret. Deñ alles was jemãdbegehet/ kã einander auch begehen: Und wann er es nicht begehet/ das hat er der gnade Gottes/ die ihm vorgekommen ist/ zu dancken/ und nicht sich selbsten/ als wann er vollkommener sey als derselbe/ der aͤusserlich ge- fehlet; ein niedriges hertz wird allezeit glauben/ daß es viel gebrechlicher sey als ein anders; und wann es in grobe suͤnden nicht verfaͤllet/ daß es nirgends anders herruͤhre/ als daß ihm Gott mehr gnade verliehen. Darum befindet es sich verbunden zu seyn zu beten/ und den ge- brechlichern zu helfen/ an statt daß es sie ver- achten solle/ wie gemeiniglich dieselben thun/ welche sich ohne gute wercke die seligkeit einbil- den. Von solcher arth seynd alle Muͤnche/ Nonnen/ und geistliche/ welche meinen/ es sey gnug/ wann sie geistliche kleider tragen/ und ihre pflicht und andacht aͤusserlich verrichten/ auch viel von der liebe Gottes und des naͤchsten herschwatzen/ ob sie schon weder die eine noch die andere in ihrer seele haben/ vielweniger thaͤtlich erweisen. 15. Dieses seynd die blinde/ welche fallen/ ehe sie es gewahr werden/ und glauben auffge- richtet und fest zustehen/ wann sie in ihren suͤn- den gantz darnider liegen/ und sich nicht wi- der auffrichten wollen. Dann wann man zu einem Geistlichen oder Muͤnch sagte: Du must dich bekehren zu Gott/ und busse thun; so wuͤrde er diese worte verachten uñ antworten/ es kaͤme den oͤffentlichen suͤndern zu/ sich zu bekehren: was mich betrifft/ ich habe einen heiligen beruff erwaͤhlet und beobachtet meine kloster-gesetze und andachten/ die mir seynd vorgeschrieben. Auch thue ich busse gnug/ weil ich kein geld bey mir trage/ und einem anderm unterthan bin/ ja weil ich des ehestandes und anderer weltlichen lust beraubet seyn muß. Verdienet nun alles dieses nicht das paradieß? wie solte ich mich dann bekehren/ und andere busse thun koͤnnen? Diese reden gleichen denen des Pharisaͤers gantz und gar; der alle wochen zweymahl fastete/ und was es mehr wahr/ das er vorwandte sich zu rechtfertigen/ und den de- muͤthigen Zoͤllner zu tadeln: Welcher doch seine augen nicht auffschlagen durffte/ fuͤr scham seiner suͤnden wegen/ und dermassen an seine brust schlug zum zeichen seiner reue und busse/ daß er endlich gerechtfertiget/ und der Pharisaͤer verdammt ward/ gleichwie es auch alle geistliche seyn werden/ die ihnen so viel zumessen/ und glauben/ die seligkeit gar gewiß zu haben/ weil sie aͤusserlich gefastet/ oder etliche gebethe Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. gebethe hergeplappert: Wie wohl sie indes- sen/ da sie sich der speisen enthalten/ ihre suͤnd- liche begierden saͤttigen/ und an statt sich mit Gott durch das gebeth dem Geiste nach zu un- terreden und zu unterhalten/ solches alle ta- ge ihres gantzen lebens mit ihrer eigenen liebe thun und wann sie sich des ehelichen lebens ent- halten/ so seynd sie um so viel mehr ergeben ih- ren andern sinnen zu folgen/ in dem sie vorwi- tzig und luͤstern seynd zu sehen/ zu hoͤren/ zu schmecken/ und alle lust und gemaͤchlichkeit ihres leibes lieben. Ja wann sie je einiger lust der welt-leute beraubet werden/ so seynd sie deswegen vielmahls uͤbel zu frieden: Weil sie derselben mit begierde genossen/ wie auch al- le der andern/ welche sie haben koͤnnen. 16. Sollen diese dinge gnugsamer voll- kommenheiten seyn/ wann man sich die selig- keit einbildet/ und sich hoͤher achtet/ als die weltlichen/ welche doch offtmahls vielmehr in- nerliche vollkommenheiten haben/ als alle die- se Geistliche/ die etwas zu seyn scheinen vor dem urtheil der Menschen/ aber nicht vor Gott/ welcher allein unser hertzen/ unsern glauben unser hoffnung/ unser liebe ansihet/ und nicht den stand und beruff der Menschen? Ein je- der derselben solte einen solchen stand erwah- len/ der ihn zur vereinigung mit Gott mehr anfuͤhrete/ und nicht densel- ben/ dazu sich unsere sinnen mehr neigeten: Wie dann viele thun/ die ohne betrachtung ihrer seligkeit/ alle zeit dasselbe suchen und an- nehmen/ das ihnen am gefaͤlligsten/ und mehr ehre und vortheils zu bringet. Und hierbey sa- gen und glauben sie/ daß es ein beruff Gottes sey/ der sich doch nirgẽd weniger befindet: Weil man ihn selbst erwehlet und allein darum/ da- mit man entweder sich versorgen/ oder seine lust und gemaͤchlichkeit haben moͤchte/ in dem man dieses alles mit dem willen oder beruff Gottes uͤbermahlet. 17. Einer der sich verehlicht/ wird sagẽ/ seine ehe sey im Himmel beschlossen/ und daß sie Gott eingesetzet. Aber wann er es im grun- de betrachtete/ so wuͤrde er befinden/ daß ihn nichts als das fleisch/ oder das geld zur heuraht antriebe/ oder vielmehr alle beyde zu- sammen die begierde zu haben/ zu sammt der unkeuschheit. Ein ander begiebet sich der kir- che/ und saget/ er thaͤte solches darum/ da- mit er die welt verlassen und Gott dienen moͤchte. Wenn man aber in sein Hertz sehen koͤnte/ so wuͤrde man darinnen nichts finden/ als die sorge fuͤr sich selbst/ und daß das mit- tel gemaͤchlig zu leben die fuͤrnehmste beweg-ur- sache/ dagegen der Gottesdienst nur ein zu- fall sey. 18. Alles dieses koͤmpt daher/ weil wir nur die aͤusserliche dinge betrachten/ und nicht auff die inwendigen bewegungen sehen/ daher bey- des die tugend und das laster entspriesset/ wel- che sich durch die vermoͤgenheiten/ der seele bilden/ und nicht durch die glieder unsers lei- bes/ mit denen wir allein aͤusserlich anzeigen/ was in unserm inwendigen geschmiedet wird. Diese anzeigungen koͤnnen wahrhafftig seyn/ und zuweiln auch zufaͤlliger weise falsch. Nem- lich wañ jemand durch den schuß eines rohres/ welches er auff einen vogel loͤsete/ einen men- schen erschoͤsse/ so beginge er keine suͤnde; wie- wohl die that selbst bezeugete/ daß er ein todt- schlaͤger sey. Denn es waͤre nur ein falsches zeugnuͤß: Weil seyn hertz niemahls gedancken gehabt hat/ ihn zu toͤdten/ noch sein wille ge- neigt gewesen solches zuthun. Ein ander koͤn- te Gotteslaͤsterliche worte sprechen in einer andern sprache/ die er nicht verstuͤnde/ aber vor Gott hat er keine suͤnde begangen/ weil er den boͤsen vorsatz zuthun nicht gehabt/ sondern viel- mehr eine begierde Gott zu ehren. Eben also gehet es mit allerhand andern suͤnden zu: Weil keine aͤusserliche/ oder leibliche boͤse thaten sun- den seynd/ wann unser wille darein nicht be- williget; zumahl weil die suͤnde ein geistliches und unsichtbahres ding ist/ welche durch die be- wegung unsers willens und unser seele gebil- det wird. Und diese suͤnde kennet niemand/ als Gott/ und derselbe/ der sie begehet/ wann er seine gemuͤths-bewegungen wohl durchfor- schet/ und Gott bittet/ daß ersie ihm offenbahre/ welches dann die allergroͤste gluͤckseligkeit ist. Dann sonsten wuͤrden wir viel suͤnden/ die wir kenneten/ begehen und unser seligkeit auff das urtheil der Menschen gruͤnden/ die eben so blind seynd als wir selbst. 19. Man muß wissen/ daß allerhand suͤnden wie sie seyn moͤgen/ auß dem hertzen entspriessen/ wie auß dem willen des Menschen/ auser dem- selben keine suͤnde gefunden wird: Zumahl weil sie bloß allein geistlich ist; und man sehr viel suͤnden begehen kan/ welche die Menschen nicht wissen/ in dem sie nichts sehen als was wir aͤusserlich thun/ und nichts verstehen als was wir reden. Dieses eben ist es/ daß uns offtmahls betrieget/ in dem wir meinen solche zu seyn/ wo fuͤr man uns an- sihet/ welches unserer seligkeit schaͤdlich ist/ die durch das urtheil der Menschen keines weges erlanget wird/ sondern durch die liebe Gottes und des nechsten; die eben auch innerliche tu- genden seynd/ und nicht leibliche/ wie wir zu un- serm eigenem schaden und verlust der seligkeit glauben wollen. 20. Dann wir meinen zuweilen einige tu- genden zu haben/ da sie doch weit von uns seynd; und glauben keine suͤnde zu begehẽ/ da wir doch mit vielen beschmitzt werden. Nemlich wir glaubẽ die suͤnde des hochmuths nicht zu haben/ wañ wir einfaͤltig und aͤrmlich gekleydet gehen; da unterdessen unser hertz viel von sich selbsten haͤlt/ und sich uͤber andere erhebet/ ja wir/ weder unsers gleichẽ/ noch den mindern/ als wir seynd/ uns gleich halten wollen/ in dem wir begehren von allen hochgehalten zu werden/ und uns mit nichts/ das geringe uñ veraͤchtlich ist/ vergleichẽ wollen/ ja gern sehen/ wenn man uns ehret und achtet/ dagegen uͤbel zu frieden seynd/ auch wohl gar ergrim̃en werden/ eben als wann alle ehre uns zugehoͤrete. Wir wollen das schoͤnste und beste/ den vorzug und die bedienung haben; aber unsere fehler oder unvollkom̃enheiten/ sollẽ wir nicht entdecket sehen. Wir reden und zeigen gern dasselbe/ das zu unserm vortheile dienet; uñ verschweigẽ oder verbergẽ was zu unserer klein- achtung strecket. Wir wollen andere nicht ver- tragen noch ihnen an geschicklichkeit uñ tugend weichen. Hingegen wollen wir/ daß uns jeder- mañ nachgebe/ in dem wir nicht einem nachgebẽ wollen. Wir wollen/ daß man rede/ was uns ge- faͤllt/ und unserm willen folge/ unsere fehler wollen wir nicht erkeñen/ sondern sie allezeit auf andere schieben. Alle diese dinge und noch mehr andere Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. andere/ seynd die zweige des hochmuths unsers hertzens/ die durch die veꝛmoͤgenheiten un- serer seelen uͤber sich schiessen. gleichwohl wollen wir nicht bekennen/ daß wir die suͤnde des hochmuths an uns haben/ weil wir de- muͤthig gekleidet gehen/ und mit keinem praͤch- tigẽ vorrathe/ noch mit dienern versehen seynd. 21. Aber wir seynd hierinnen sehr betrogen. Dann dieselben/ welche von aussen hoffaͤꝛtig ge- kleidet seyn/ haben offtmahls keine hoffart im hertzen/ und seynd viel demuͤhtiger als zuwei- len ein armer bettler: Weil die suͤnde von in- nen in der seele bestehet/ und nicht in aͤusserli- chen dingen/ die nichts anders seynd als zeug- nuͤsse der suͤnden/ und offtmahls ein falsches zeugnuͤs von dem/ das nicht ist/ geben koͤn- nen. Gute wercke koͤnnen geschehen ohne tu- gend/ so auch die boͤsen/ ohne suͤnde: Wie es sich zu dieser unserer zeit/ da man so verblen- der ist/ daß man nur nach dem aͤusserlichen urtheilet/ zum oͤfftern begiebet. Und also stuͤrtzet sich die gantze welt ins verderben/ in dem sie nicht mehr das innerliche und geistli- che betrachtet/ wie wohl alle tugenden und al- le suͤnden darauß entstehen. NUM. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. Von diesen hat der offt allhier erwaͤhnte Friederich Brecklingius folgende nachricht freywillig uͤbersendet/ welche denn zu erleu- terung der gantzen Historie/ sonderlich des 15. Capitels im III. Theil dienen moͤgen und ist dieses zu erinnern/ daß dieses folgende ver- zeichnuͤß der personen nicht nach ordnung der zeit oder materie gestellet sey/ sondern wie sie dem verfasser etwa beygefallen. Auch hat er nicht einen vollstaͤndigen bericht von ihnen zu- thun gesuchet/ sondern nur einen vorschmack des grossen vorraths von solchen schrifften zu geben/ die noch bey ihm verbor- gen liegen/ indessen mag ein vorsichtiger leser demselben desto sicherer glauben/ je mehr der mañ von so vielen Jahren her in solchen sachen sich geuͤbet/ und durch so manchen streit/ reisen uñ correspondenz gꝛosse erfahꝛūg uberkom̃ẽ hat/ die schrifft ist auß seiner eigenen hand folgende: Catalogus tertium veritatis post Lutherum continuatus huc usque. Die zeugen der warheit unter uns wider unsern. abfall vom glauben und leben Christi in uns auff einen menschlichen glauben und aͤusserlichen falschen Got- tesdienst und tempel-wesen sind gnugsam be- kant/ so fern sie im offentlichen lehrampt ge- standen/ und koͤnnen fuͤglich in gute/ bessere und besten unterschieden werden/ derer nah- men in Herrn D. Spenert Historia Pietistarum und auß ihren Piis Desideriis bißher offenbar seyn/ davon ich die vornehmsten in meinem Anti Calovio benennet/ und Brand in Historia Reformationis viele anziehet/ die hier in den Nie- derlanden das eyß durchbrochen/ und hernach von den Reform irten außgebissen seyn/ Mi- crælius in Hist. Ecclesiastica und das Theatrum Diabolorum auch ihre nahmen unsterblich ma- chen/ davon die besten seyn J. Arnd. J. Val. Andreas H. Amersbach/ und welche von ihnen in ihren schrifften weiter alleg iret sind. M. Brellerus. St. Buscherus, Joach. Betkius, Fr. Bal- duinus, Barnerus, D. Chemnitius, D. Chytræus. G. Calixtus, Andr. Cælichius, Joh. Corvinus, Otto Casmannus, J Crugerus. Balth. Cellarius, Casp. Mauritius, M. Frid. Dam, Dan. Dilger, J. Dor- scheus, I. C. Danhauvver, Dilherr, Dedekennus, Derschau, Dreyerus, C. Dietericus, Draconites, P. Egardus, B. Elsnerus, Sig. Evenius, D. Henr. Ernst/ Ahasv Fritschius, M. Flacius, W. Franzius, M. C. Th. Fü r sen, Th. Fabricius, Val. Fromman, Fabricius Chemnicensis, Georgius Milius, D. Gosmannus, Aug. \& Ioach. Giesse, Th. Grosge- baur, S. Glassius Iustus Giessenius, Ioh. Gethar- dus, M. Geier, T. Heshusius, D. Hoffmannus, I. H. Horbius, Hornejus, L. Hattmannus, I. H. Hopfnerus, I. C. Holzhausen, Israel Murschel, Chr. Irenæus, Chr. Kortholt, Kronmayer, And. Keslerus, D. Klesken, Iust. Klager, M. Lutherus, Lütkeman, Ptyserus, I. Lassenius, Eilh. Lubinus, M. Meyfartus, Arn. Mengering, M. I. Mayer, A. Musculus, H. Müllerus, M orlinus, M. Neander, Ph. Nicolai, Chr. Nifanius, Georg Nigrinus, B M evius, D. Pandochæus, Steph. Prætorius, Conr. Potinius, Quistorpius, A. Reisserus, I. A. Rhein, D. Kil, Rudrauff, D. Simon M usæus, M. Mollerus, I. Saubertus, I. Schmidius, I. Stegman, Ioach. Schroͤderus, D. Spenerus, I. B Schuppius, Chr. Scriverius, Th. Spizelius, Erasm. Sarcerius, Chr. Scheiblerus, M. Statius, Strigenitius, Sigism. Schererzius, Spangenberg Tarnovius, Elias Tad- del, El. Veiel, I Viliz, Varenius, I. Ulr. Weis, Winckler, M. Waltherus, Wellerus, Wigandus, Werdenhagen. Unter den Politicis, Augustus Giessen in dem Spiegel des Christẽthums/ Henrich Bessel, Casp. Barthius Reinh. von Derschan in Hodosophia, D. Henr. Ernst im Pharisaͤischen Pabstthum und S ophos asophos. Abasv. Fritschius, Gottlieb Hey- land/ Hortlederus, Harsdörffer, Christoph. Leibni- zius, Henr. Lubbertus, W. Christ. Kriegsmann, Th. Reinking, Matthias Ratzenburg/ D. Sluterus, V. L. von Seckendorff/ 1. Aug. Werdenhagen, und andere/ die sie in ihren Schrifften mitein- fuͤhren. Unter die theils verfolgete theils verketzerte und außgestossene gehoͤ- ren Aug. Giessen. Iacob Bœhm, Niclaus Chroni- us, loach. Betkius, Lud. Brunquellius, Ioh. Cor- vinus, Culpis, Steph. Doren, I. Casp. Charias, Sig. Evenius, I. Iac. Fabricius, Gottf. Friedeborn, A- dolph. Fabricius, Aug. Fuhrman, Herm. Iungius, Sam. Bohlius, Thom. Hôpferus, Chr. Matthiæ, M. Ioh. Pickerus, H. Rathmannus à Meisnero defensus, Ambr. Rodius, I. M. Stenger, G. Laur. Seidenbecher, Thom. Tanto, Iacobus Taube, I. Tarnovius, Frid Zvvetgius, Dominicus Beer, Ti- motheus. Ausser dem offentlichen Ampt unter Privat-Personen/ die doch Christi Glieder und Koͤniglich Priesterthum ge- nennet werden/ findet man auch viel Zeugen der Warheit/ deren etzliche in Sacerdotio D. Spe- ners/ und in meinem Anti Calovio und andern Schrifften angezogen werden. Ja auch gar in des Colbergs Platon ischem Christenthum/ D. Po- marii, Calovit Anti-Bœmio, D. Pfeiffers Enthu- siasmo uñ Antichiliasmo, welche ihrẽ Namẽ auch wider ihren willen unsterblich machen muͤssen; doch muß man mit grosser vorsichtigkeit die wahren von den falschen/ und das unkraut von dem guten Kraut/ wie auch die Spreu vom Weitzen wol unterscheiden/ wie auch Fla- cius und Wolfius viel dergleichen mit unter die zeugen der warheit anziehen/ die doch sonst mit Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. mit Papistischen oder andern irrigen meynun- gen behafftet gewesen; hierunter gehoͤren Hans Engelbrecht, Jurgen Frese, Tranckmeister, L. Langerman, Herman von der Hu- de, Rathardus Hoffman, Niclaus Wolff, Bruno Lamberts Jacob Bœm, Peter Treichel Peter Tau oder Thrauw. Joh. Görgen und andere/ welche Fabricius und Comenius in Hi- storiavisionum \& videntium anziehen wie- der Stolterfooth. Die besten und verbor- gensten Zeugen der warheit der welt meist unbekant/ werden hernach erst wie die Propheten offenbahr. Darunter die besten sind/ derer schrifften oder Personen mir be- kant worden/ nachdem ich durch vieles her- umreisen solche verborgene freunde Got- tes/ und bey ihnen die warheit/ wie Josias bey Hulda, gefunden. 1. Ludwig Friderich Gifftheil eines Abts sohn auß dem Wuͤrtenberger lande gebuͤrtig/ und von GOtt mit dem Cometen Anno 1618. auff gewecket/ um in gantz Europa die zeit und ankunfft der gerichte GOttes samt dem einigen Evangelio zur erloͤsung Zions und aller rechtglaͤubigen kaͤmpfer erhoͤhung mit Christo in seiner ruhe und triumphreich aller welt anzukuͤndigen/ welche gerichtebißher fortgegangen und nun zum ende und außgang ellen mit dem an- kommenden 1700. und folgenden Jahren/ wie alle Copien seiner vielfaͤltigen zeugnissen an alle Koͤnige und Potentaten/ laͤnder und staͤdte von Anno 1618. biß Anno 1661. davon ihnen zum zeugniß auffgehaben sind/ daß wenn solche erfuͤllet werden/ sie erkennen muͤssen/ daß Gott sie fruͤhe gewarnet/ uñ solchen boten seines Gerichts uñ grimmigenzorns Got- tes nicht umsonst/ vorab in ihren kirchen- him̃el/ laͤnder und staͤdte gesandt und herdurch flihen lassen/ biß er Anno 1661. zu Amsterdam gestorben/ und von vielen rechtschaffenen und frommen leuten zu seiner ruhestaͤte begleitet/ die alle einen Goͤttlichen ernst/ eyffer und be- staͤndigkeit/ biß ans ende in ihm bemer- cket/ und daher geliebet und begabet. 2. Lorentz Grammendorff Cammer- Gerichts- Advocat in Berlin hat mit seinem sel. bruder und frauen dem gifftheilen treulich biß in den tod beygestanden/ und viel herrliche zeugnissen von der welt-Babel und ihrem fall offentlich truͤcken lassen/ daruͤber er von den priestern sehr verhasset und von ihrem kirchhoff auch nach dem tode außge- schlossen/ aber von dem Churfuͤrsten geschuͤ- tzet und auff der Reformirten kirchhoff mit seiner frauen begraben/ dessen zeugnisse noch bey mir beruhen. 3. Pantel Trappe ein gelehrter und bestaͤndiger zeuge der warheit/ der zuvor burgemeister zu Havelberg gewesen/ und durch L. Grammendorff/ welchen er von der ihme zugerechneten Enthusiast erey bekehren wollen/ selbst umgekehret und zu Gifftheil gebracht/ deme er hernach biß in den tod gedienet/ und auch mit seinen guͤtern in fortpflantzung der warheit beygestanden/ er hat sehr auff die rechte Christformige absonderung der rechtglaubigen von den welt-kindern getrungen/ um nicht mehr den sectiri schen welt-menschen und bauch-priestern ihre thierische bilder anzubeten/ und dabey weiter in den zorn GOttes zu verfallen nach Ap. 14. Wie seine nachgelassene schrifften/ Apologia, Niniviti sche busse und andere Tractaten, bey mir auffgehoben/ solches bezeugen. 4. Joachimus Betkius ein Prediger zu Linum von Gifftheilen und Grammendorff auffgewecket/ hat bestaͤndig biß in den tod die vo n ihnen bekante warheit zugleich mit und nach ihnen fortgezeuget/ und mir als seinem geistlichen sohn sein Excidium Germaniæ, Grammendorffs und andere manu- scripta im Testament vermachet/ und durch seinen sohn/ Herrn D. Bankovium zusenden lassen/ um zum truck zu befoͤrdern. 5. M. Conradus Potinius Prediger zu Wittmund in Ost-Frießland ein treuer freund von Gifftheilen und Grammen- dorff/ und eyfferiger mitzeuge der warheit ist im eyffer wieder der welt boßheit kranck worden und gestorben/ dessen schrifft de tribulatione magna instanti von Christophoro Roselio zusammen gezogen und gedrucket/ bey mir nebenst andern von ihm auffgehoben ist. Sein sohn Benjamin Poti- nius hat mir bezeuget/ daß er Bruno Lam- berts eines GOTT gelehrten Schusters unschuld wieder seinen Superintendenten D. Michael Walthern in einer ernsten Schrifft verthaͤdiget/ und also der warheit und gerechtigkeit ohne wancken beyge- standen hat/ ohne einiger Personen an- sehen. Catalogus, darinn deren von der welt ver- folgeten und verborgenen creutz-diener und warheits-zeugen und zustand ent- decket. 6. Hermanus Jungius auß Holstein ge- buͤrtig/ des gelehrtn Samuelis Bohlii zu Ro- stock vornehmster Discipul und Evangeli- scher Prediger zu Monkedam, da er bey 36. Jahren unter viel Creutz und verfolgung von dem Lutherischen Consistorio zu Amster- dam auffgehalten/ ob er gleich nach Gotha und Sultzbach zur Superintendentur von beyden Fuͤrsten um seiner vortrefflichen ga- ben willen/ sonderlich in Catechisation beruffen/ so hat er doch seine ihm einmahl anver- traute Gemeinde nicht wollen verlassen/ biß er alle seine wiedersager mit lieben und leiden uͤberwunden/ und daselbst selig gestor- ben und begraben ist Anno 1678. 69. Jahr alt Er war ein recht von GOtt gelehrter Theologus, Philologus und Philosophus, und informirte bey seinem schweren amt allezeit gern diejugend/ wenn sie nur zu ihm kommen und lernen wolten/ catechisirte mit ihnen die gantze H. Schrifft durch/ hielte alle tage Collegia Biblica, um seinen zuhoͤrern den vollkommenen sinn des Geistes auß dem gantzen wort GOttes beyzubringen/ war so erfahren in arte memoriæ/ daß erdie gantze Ebræi sche Bibel dadurch per metho- dum Alpheticam nach Davids weise Ps. 25. außwendig konte: Dienete dem Gifftheile in uͤbersetzung seiner schrifften in Latein gern/ und hielte ihn fuͤr einen wun- dermann und botten der gerichte Gottes: A. K. H. Vierter Theil. D d d d d Bezeu- Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. Bezeugetein allen gesellschafftē/ Shuiten und gelegenheiten freymuͤtig GOtteswort und warheit unpartheyisch/ und ohne men- schen-furcht/ auch stimmete er mir in mei- nen-zeugnissen offentlich bey/ auch von dem Chiliasmo Sancto, also daß er mich und andere zeugen der warheit offentlich mit gedruckten schrifften wieder der Amster- dammer und Priester in Holstein verfol- gungen verthaͤdiget/ und ihnen das maul gestopffet/ hat also mit der warheit obge- sieget/ und ist auch von seinen feinden ge- liebet mit Ehren im friede gestorben und begraben zu Monkedam/ da mein bru- der Laurentius Breckling sein Discipul bey ihm in der grossen kirchen begraben ist. 7. Johannes Friderich Münster eines D. Medicinæ und Professoris zu Giessen sohn/ und des alten Münsteri obersten Prie- sters zu Heilbrun sohns sohn/ hat freywil- lig gesuchet und erwehlet dem sel. Ludwig Frid. Gifftheil als sein Amanuensis zu dienen/ und 28. Jahr darinn wie ein getreuer Baruch bey Jeremias verharret/ biß er endlich zu mir kommen/ und Anno 1666. selig im Herrn ent- schlaffen/ und alle seine und anderer vieler zeu- gen der warheit manuscripta an mich hinter- lassen/ da ich ihn auff S. Agnet. kirchhoff bey Thomas de Kempis begraben lassen zu Zwoll. 8. Johann Paul Ludwig, Fuͤrstl. Hes- sischer Commissarius und Chur-Branden- burgischer Rath zu Cleve/ hat GOttes wort und warheit mit Gifftheilen und Gram- mendorff sehr ernstlich fortgezeuget/ und viel geld zum truck der rechten schriff- ten angewandt/ auch allē verfolgeten um der warheit willen treulich fortgeholffen/ ja auch den Gifftheilen offentlich in einer ge- truckten schrifft/ Europeischer Herold genant/ verthaͤdiget/ deme sein schwager Israel Hiebner darinn wacker beygestanden und secundiret, biß sie beyde selig im Herren entschlaffen/ nachdem sie auch mir geholffen meine schrifften durch den druck gemein zu machen/ und des Gifftheils Secretarium Münsterum allezeit unterhalten. 9. Niclaus Wolff, ein Goldschmid zu Ber- lin/ der falschen lehrer luͤgen und Practicken wieder Grammendorff anmerckend/ hat solche hertzhafftig in nachdencklichē schriff- ten uͤberzeuget/ und die warheit auffrichtig biß in den tod wieder sie verthaͤdiget. 10. Rathardus Hoffmann ein treuer Ad- vocat zu Berlin/ von L. Grammendorff uͤber- zeuget/ hat die warheit offentlich be- kannt/ und viel daruͤber gelitten/ auch gar im Gefaͤngniß dabey außgehalten/ biß die warheit ihn gerettet/ und er endlich als ein uͤberwinder im dienst der armen sein leben beschlossen/ daruͤber er gantz arm von den Reformirten begraben ist/ nachdem seine eigene Priester ihn gnug gequaͤlet. 11. Georgius Laurentius Seidenbecher ein treuer Prediger und zeuge der warheit des Chiliasmi Sancti, ist daruͤber durch huͤlf- fe der Academie zu Jena von seinem dienst zu Unterneubrunn bey Eißfeld in Francken ab- gesetzet/ und nach dem er mich zu Zwoll be- suchet/ und meine schrifft/ Christus Ju- dex, zu seiner verthaͤdigung gedrucket/ noch in seiner kranckheit durchlesen/ ist er freudig und getrost im bekaͤntniß des Chi- liasmi Sancti gestorben/ deme der Rebhan sein wiedersager/ der ihm das Abendmahl geweigert/ bald gefolget/ davon viel und rounderlich geredet und geschrieben ist. 12. M. Johann Jacob Fabricius ein treu- er und wunderbahr von GOTT bekehr- ter Evangelischer Prediger zu Swelm/ Zwoll und Sultzbach/ mit vielfaltigem leiden gecroͤnet und außgestossen/ ist endlich zu Amsterdam Anno 1673. gestorben. Die- ses vielgeplagten Jobs wunderbahten lebenslauff hat sein treuer Discipul D. Holterhoff auß reiner liebe beschrieben und drucken lassen/ er war in der Theologia Pra- ctica, Mathesi und Hebræi schen sehr erfah- ren/ daß auch sein gantzes hauß/ frau und kinder immer Hebræi sch redeten/ und hat nicht allein die Januam Comenii ins Hebræ- i sche uͤbersetzet/ sondern auch auß der staͤti- gen Cohæren tz und Connexion der heiligen schrifften eine voͤllige Concatenation der Bibli schen buͤcher ans licht geben wollen/ wie er denn sehr schoͤne Tractaten von der bus- se/ von dem vielgeplagten und doch verstock- ten Egypten/ und uͤber Matth. 5. 6. 7. item von der ursache alles elendes hat druͤcken lassen/ und unter dem namen von Justus Kläger viele kurtze und nachdenckliche zeugnis- sen wieder aller Staͤnde verfall außgegeben. 13. M. Justus Brauw Prediger zu Campen und Superintendens zu Sultzbach/ ein tapffe- rer und treuer zeuge der warheit/ der dem Fabricio in allen treulich beygestanden/ und in sprachen sehr erfahren war/ daß er mit seinem gantzen hauß Hebræi sch geredet/ dabey er in Theologia, Philosophia \& Chimia sehr excellier te/ ist um Anno 1666. gestorben. 14. Johann Caspar Charias, ein Studiosus juris auß Berlin/ nachdē er durch meinendienst zu Zwoll von GOTT gantz umgekehret ist/ hat freywillig erwehlet GOTT al- lein zu dienen/ da er nach vielfaͤltigen an- fechtungen bepruͤffungen und versuchungen mit Taulero sehr hoch und tiefferleuchter/ und zum Prediger nach Campen an Justi Brauen stell beruffen/ mit solchem licht und krafftgeprediget/ daß Hermannus Jun- gius ihn hoͤrend oͤffentlich bezeuget/ sein lebtage dergleichen gruͤndliche Predig- ten nicht gehoͤret zu haben/ und hat ihn daher offenbahr in schrifften wieder das Amsterdammische Consistorium verthaͤ- diget/ darinn er auch meine Person/ und Fa- bricium, Brau und Fr. Zwetgium so hertz- hafftig gerettet/ daß die Amsterdammer davor verstummen muͤssen/ nachdem sie Gichtel und Charias von Zwoll und Campen vertrieben/ und ich ihnen nach Amsterdam bey der Frantzen einfall in Zwoll gefolget. 15. Fridericus Zwetgius Evangel. Predi- ger zu Utrecht/ ist von dem Amsterdam̃ischen Lutherischen Consistorio abgesetzet/ aber von der Obrigkeit zu Utrecht wieder einge- setzet und geschuͤtzet/ biß er im frieden gestorben ist/ und die Amsterdammer an ihm ange- lauffen/ und an Herm. Jung. gar die hoͤrner abgestossen/ biß sie nun selbst wieder von an- dern Lutheris. Gemeinden außgestossen/ und Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. und mit vielen schrifften uͤberzeuget von ihrem verfall und Antichristischem Pab- stum/ daß sie nicht mehr antworten koͤn- nen. 16. Peter von Aengelen ein Holsteiner aus Angelen/ und Evangelischer Prediger zu Monkedam und Sardam/ ist durch die Amsterdammer und seiner zuhoͤrer un- danckbarkeit von seinem dienst vertrieben/ und hat endlich sein leben in der stille zu Alck- mar geendiget/ da er den mitleidigen Sa- maritan und ein schoͤnes Herbarium samt der Horticultur durch alle 12. monaten ausgege- ben/ wie auch den sterne sehenden Engel/ uñ einen tractat von der wandelenden see- le/ die rechte Christen suchend/ gar wenig im verborgenen gefunden. Catalogus Testium veritatis. 17. Augustinus Fuhrmann ein unpar- theyischer Prediger in Schlesien/ dessen sehr herꝛlichemystische schrifften von ihm zeu- gen/ was fuͤr ein theurer und tieff sinniger mann er gewesen/ und wie bestaͤndig er die allgemeine besserung gesuchet. 18. Gottfried Friedeborn aus Stettin ge- buͤrdig/ ein Priester zu Sames in Holstein/ da er wegen des Exorcismi abgesetzet/ und weil er den Cantzler Kielmann so ernstlich bestraffet/ ist er lang zu Kiel gefangen gewesen/ doch loß gebeten/ und endlich zu Luͤbeck nach seiner erledigung gestorben/ er hat ein grosses licht und erkaͤntniß gehabt in dem artickel von der hoͤllenfahrt CHristi/ und von der tief- fe der barmhertzigkeit GOttes durch CHristi predigt in der zukuͤnfftigen gei- ster-welt/ davon seine schrifften/ bey miꝛ nie- dergeleget/ vielfaltig zeugen. 19. M. Joh. Block Archidiaconus aus Coͤßlin vertrieben/ hat fuͤnff theile von dem untergehenden Lutherthum in seinen Priestern herausgegeben/ und mit grossem muth wider D. Schwartzen und andere Su- perintendent en uͤber die grosse mißbraͤuche im beruf der Priester vorgehend gestritten/ biß er daruͤber von soldaten uͤberfallen und ver- folget zu Schleßwig/ nach Copenhagen ge- reiset und huͤlffe bey D. Lassenio gefunden/ daß er mit den Daͤnischen huͤlfbaͤnden nach Ungarn gesandt/ und alldar gestorben ist. Da unterdessen sein 6. und 7. theil/ damit er das heutige Jericho bestuͤrmen wollen/ von seinen freunden verbrant sind. 20. Petrus Serrarius ein unpartheyischer Lehrer und zeuge der wahrheit zu Amster- dam/ nachdem er aus Coͤln veꝛtriebē/ auf sei- nem eigenen geding wohnend/ hat daselbst Christliche Collegia helffen anstellen/ und sehr Gottselige und gelehrte schrifften wi- der die Quacker/ Socinian er/ Spinosist en/ Maresium, Antoinetta und andere ausgegeben/ wie auch pro millenario Christi wider den Amyraldum. Er hat den allgemeinen ver- fall der sectiri schen Priester und Christen gruͤndlich geoffenbart/ und eine schoͤne auslegung uͤber die gantze offenbarung Johannis in manuseript. hinterlassen/ dessen copie bey mir vorhanden ist/ nachdem er um 1666. gestorben ist. 21. Ludovicus Brunquellius ein vertriebe- ner Prediger aus dem Wuͤrtenbergischen lan- de um den tractat von der suͤnde in den H. Geist/ hat von den schluͤsseln des himmel- reichs und andern heut noͤthigen sachen sehr hertzhafft und treflich gezeuget/ so daß M. Joh. Jac. Zimmermann und viel andere durch ihn sind aufgewecket/ die wahrheit fortzu- zeugen/ darunter M. Joh. Smidt aus Wuͤr- tenberg noch hier in Holland zu finden ist. 22. Christophorus Andreas Roselius ein vielfaͤltig verfolgeter Prediger hat viele schoͤne und nuͤtzliche tractat en und zeugnissen fuͤr die wahrheit wider die Hamburger und ande- re falsche Lehrer herausgegeben/ zusamt des C. Potinii buch de tribulatione magnain epito- men gebracht. Deren einige bey mir zu fin- den/ darauß gnug kan erkannt werden/ wie hertz- lich er der menschen bekehrung und heyl gesu- chet habe. 23. Wilhelmus Nothard ein Prediger zu Zwoll/ der mit grossem ernst die wahrheit hat gesuchet fortzupflantzen/ und die so noͤthige Catechisation einzufuͤhren/ hat aber daselbst kein gehoͤr gefunden/ da sie 6. Prediger nach einander vertrieben. 24. Matthias Pauli eines treuen Predigers bekaͤntniß fuͤr die wahrheit ist aus seinem ge- drucktem sendschreiben an die Herren von Ganerben offenbar um 1650. aus Bennig- heim geschrieben. 25. Ernestus Hesichius ein treuer zeuge der wahrheit im Osten ist bekannt aus seinem probier-stein der Heiligen zu Torn ge- drucket/ fuͤr den rechten wider den falschen mund-glauben der welt. 26. M. Herm. Rathmannus dessen auff- richtiger zweck/ unschuld und zeugniß pro millenario aus seinen Gottseligen schrifften vom reich CHristi und glaubens-posau- ne aus Luthero, wider die/ so ihn verfolget/ nun hernach offenbar wird/ so daß Balthasar Meißnerus sich nicht gescheuet ihn mit der wahrheit zu verthaͤdigen. 27. Michael Fahrendorp ein Gottseli- ger und tugendliebender Student, ist bey uns zu Zwoll gewesen/ und hernach Pꝛediger in Lief- land/ da er bald darauff selig gestorben ist/ hat etliche schoͤne lieder nachgelassen. 28. Jacobus Taube Evangelischer Pre- diger aus Arnheim vertrieben/ hat in seiner gedruckten Confession an die Lutherischen Prediger zu Luͤbeck und Amsterdam ihre ver- folgungen und betruͤglichkeiten gegen seine person bezeuget/ und nachdem er eine zeitlang zu Narden und Hamburg gewohnet/ im Stifft Bremen gestorben/ um anno 1678. 29. Thomas Tanto ein Christlicher Stud. Theol. aus Luͤbeck hat von dem oͤfftern ge- brauch des Abendmahls nach dem vorbild der ersten Apostolischen kirchen geschrieben/ und wiewol er daruͤber von den Tempel- Herren zu Luͤbeck in ihr ketzer-register und inquisition gekommen/ dennoch bestaͤndig bey CHristo und seiner wahrheit geblieben/ darauff er in Hamburg selig gestorben ist. 30 Caspar Koͤnig ein Studiosus Theolo- giæ aus Copenhagen zweymal vertrieben/ weil er wider der falschen Christen verdammli- A. K. H. Vierter Theil. D d d d d 2 che Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. che mord-kriege mit grossem ernst gezeu- get/ dessen schrifften und Gottselige zeugnis- sen fuͤr die wahrheit in Holland gedrucket und bey mir auffgehoben sind; hat sich hernach in Luͤbeck auffgehalten. 31. Wolffgangus Dominicus Beer ein Studiosus Theologiæ aus Nuͤrnberg hat von dem rechten ausgang aus dieser welt Babel gar wol geschrieben/ und daruͤber viel creutz/ elend und armuth ausgestanden/ und nachdem er in Holland ein zeitlang ver- harret ist er endlich nach Hamburg gereiset/ da er selig im HErrn entschlaffen ist um 1670. 32. Erasmus Hoffmann ein Studiosus Mysticæ Theosophiæ und grosser liebhaber der verborgenen weißheit und wahrheit/ hat alles in Teutschland verlassen/ und oh- ne zuruͤcksehen sich hieher zu uns in Holland begeben/ da er sich mit corrigier en ernehret hat/ und nachdem er je laͤnger je mehr in de- nen verborgenen creutzwegen wunder- bar von GOTT erleuchtet und geuͤbet worden/ ist er endlich um anno 1679. selig ge- storben und in Amsterdam auff der Kothuyser kirchhoff begraben bey Charias und Gifftheil. 33. Christian Hoheburg/ sonst Elias Prætorius, Bernhardus Baumann/ de mon- te alto und durch andere namen bekannt/ aus seinen vielfaͤltigen schrifften/ hat viele ande- re zeugen der wahrheit in seiner Apologia und spiegel der mißbraͤuche ans licht gestel- let/ biß er von den Lutherischen und Reformier- ten ausgestossen/ den Mennisten gepredi- get/ und bey ihnen zu Altenau gestorben ist. 34. Niclaus Chronius ein Rector aus Chri- stianien in Norwegen hat ein trefflich buch vom rechten und falschen glauben ne- benst andern schrifften in Daͤnischer sprach drucken lassen/ worinn er ohne heu- cheley die wahrheit offentlich bezeuget hat/ daruͤber er lang in Dennemarcken verfol- get und endlich zum ewigen gefaͤngniß ver- dammet ist/ biß die Schweden durch ih- ren einfall ihn anno 1658. entlediget ha- ben und er in Amsterdam Christlich gelebet und selig gestorben ist. Dessen mitzeuge Ambrosius Rohdius auch endlich in Norwe- gen aus dem gefaͤngniß erloͤset und frey gema- chet ist. 35. Johannes Zarnou ein treuer eyf- ferer und zeuge der wahrheit/ hat unter dem namen von Johannes Sorgern einen Christ-Apostolischen glaubens und lebens-spiegel herausgegeben/ und ist darauff zu Hamburg selig gestorben anno 1654. 36. Hermannus Herbert s ein Evangeli- scher Prediger zu Gouda in Holland/ da er die wahrheit sehr freudig bekannt/ und mit andern seinen mitbekennern/ derer viel in des Brands Historie der Reformati on und Joh. Uytenbogart beneñet sind/ mit namē und zunamen/ viel gelitten hat/ nachdem Jo- hannes Pistorius, der Backer und Priester aus Woerden im Haag offentlich um der wahrheit verbrannt ist/ und viele schoͤne schriff- ten von ihnen herauskommen/ die nun erst recht hervorgesuchet werden/ unter denen auch Henrich von der Bulck/ ein Predi- ger im stifft Utrecht in seiner abmahlung der neuen creatur gnugsam bezeuget/ was fuͤr einen hohen geist und erkaͤntniß die ersten Reformatores in Holland gehabt/ die hernach von Calvini und Gomari discipu- len ausgebissen/ und vom Dordrechtischen Synodo gar ausgestossen seyn/ wo nicht gar mit unter die Arminian er gebannet. 37. Diederich Raphael Camphus en/ hat unparteyisch die wahrheit in seinem un- betrieglichen urtheil/ predigten und sendbrieffen/ reimen und psalmen be- zeuget/ und lieber ein schulmeister als Predi- ger bleiben wollen/ dessen schrifften billig hoch- geachtet werden. 38. Adolphus Fabricius, Prediger aus Stade/ ist aus seinen 14. predigten wider die boͤse welt gnugsam bekannt. 39. Bartholomæus Sley, ein tieffsinni- ger Mysticus, ist aus seiner Theosophia uni- versali nun gnug bekannt/ was er gesuchet hat. 40. Justinianus Ernestus, Baron von Wels/ nachdem er alles um CHRISTI liebe verlassen und alle seine guͤter verkaufft/ und im Testament zum dienst GOttes auff- geopffert/ auch alles in Deutschland und zu Regenspurg mit grossem fleiß/ arbeit und un- kosten zur bekehrung der Heyden und Ju- den auffzuwecken gesuchet/ und kein ge- hoͤr noch eingang wegen der grossen Su- perintendent en gegenstand gefunden/ hat er endlich zu Zwoll in der gemeinde bey uns sich selbst oͤffentlich verleugnet/ und mit haͤnde-aufflegung sich einsegnen lassen/ den Heyden in West-Jndien das Evangelium zu predigen/ darauff er nach Surinam und Essekebe gefahren/ den Deut- schen zum zeugniß/ daß solches an- dern so wol als ihm practicab el sey/ biß ihn GOTT daselbst kurtz hernach zu sich auff- genommen/ da seine von ihm nachgelasse- ne schrifften gnugsam bezeugen/ was er gesu- chet hat. 41. Robbert Robberts ein vortreffli- cher mann und zeuge derwahrheit/ unter der Goͤttlichen thorheit verborgen/ ist von den Mennoniten ausgebannet/ und hat her- nach unparteyisch CHristum gelehret/ da- bey auch sein tausendjaͤhrig Triumph- reich offentlich angekuͤndiget/ und viel schoͤ- ne und wunderbahre schrifften nachge- lassen/ derer etliche gedrucket sind/ als von den festen Jsraels und ihrer zeit-rech- nung/ von dem tempel GOttes und des- sen abtheilung und zertrennung/ von dem lincken und rechten fluͤgel des heers CHristi/ schonbrieff/ erinnerung an das Synod von Dortrecht/ und auch an die ihn verlaͤsterende Jesuiten/ er ist dabey ein gelehrter Mathematicus gewesen/ und mit einem wunderbahren Prophetischen geist von GOtt begabet/ der alle falsche Lehrer offentlich ausgefodert/ um mit ihnen uͤberdie verfuͤhrung und zertreñung des volckes GOttes fuͤr Gott zu rechten/ wie auch Lud. Fried. Gifftheil in Deutschland gethan/ funden aber kein gehoͤr. Timon Claes Hong, und andere mit ihren schrifften sind von ihm verthaͤdiget/ er ist zu Amersfort ge- boren/ und im Haag gestorben um anno 1670. 42. Dirck Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. 42. Dirck Volckersen Cornhard/ ein Se- cretarius in Harlem und sehr erfahrner klu- ger mann/ der Hollaͤnder Seneca, nach dem er im gefaͤngniß die wahrheit gelernet/ hat er sich mit grossem ernst allen falschen Priestern/ Propheten und freygeistern widersetzet/ und fuͤr die wahrheit biß in den tod ge- stritten von anno 1550. biß 1600. wie seine vielfaͤltige schrifften solches ausweisen in 3. tomis in folio gedrucket. 43. Jacob von Alien/ ein tieffsinniger er- leuchteter und erfahrner zeuge der wahrheit/ wie aus seinem buch/ wehklage des HErꝛn uͤber die suͤnde der menschen/ offenbar ist/ darin er dem Pabstthum den untergang prophe- zeyet und wider D.I.H.N. uñ andere hochruͤhm- lich schreibet a. 1604. wie denn auch einer Arent Barens in seiner beschreibung aller Anti- christen/ alles was wideꝛ Christi lehꝛ und le- ben streitet/ unteꝛ den Antichristē stellet. 44. Hiel, sonst Henrich Jansen genannt/ ein verborgener und sehr tieffsinniger zeuge der verborgenen weißheit/ ist aus seinem gezeugniß von dem verborgenen acker- schatz/ reidantz/ sendschreiben und an- dern vielen ins Hochteutsch uͤbersetzten schrifften offenbahr/ wie hoch und tieff er alles eingesehen und in die tieffe der schrifft hineinfuͤhret. 45. Ægidius Gutmann ein Rosencreu- tzer zu Augspurg um 1580. dessen wunder- bahre gaben und er kaͤntniß in allen Goͤtt- lichen und natuͤrlichen wundern aus sei- nen trefflichen buͤchern der offenbah- rung Goͤttlicher Majestaͤt/ und Ency- clopædia durch mich Siderocratem heꝛausge- geben hervorleuchtet/ darin wie in allen andern menschen-schrifften man doch al- les pruͤfen/ und das gute hehalten muß. 46. Guilhelmus Postellus, ein wunderbah- rer zeuge von vielen geheimnissen/ die in diesen letzten zeiten sollen offenbahr wer- den/ wie auch Cusanus de novissimis tempo- ribus davon handelt; so hat Postellus viele dinge geschrieben und prophetier et/ und viele herꝛliche schrifften mit aus dem orient herausgebracht/ deren Catalogus in des Gesneri und Simleri Bibliotheca zu finden ist/ vixit circa annum 1550. 47. Georgius Preuning, ein tieffer Mysti- cus und sehr durchlaͤuterter mann in Aug- spurg/ dessen tieffes erkaͤntniß aus seinen zwey schoͤnen sendschreiben im buch/ Rui- kerken der liebe genannt/ mit grossem nu- tzen kan erkannt und nachgelesen werden. 48. Matthys Weyers eines tieffgelaͤu- terten und hocherleuchteten mannes schriff- ten und muͤndliche spruͤche koͤnnen aus sei- nem buch durch Peter Speet ausgege- ben um anno 1560. nachgesuchet werden. 49. Johann Junius, ist aus seinem buch/ einleitung zum allgemeinen frieden be- kannt/ daß er ein hocherleuchteter mann gewesen/ und gelebet habe um 1589. 50. Daniel Roboam, ein exulirend er Predi- ger/ ist aus seiner himmlischen erklaͤrung uͤber die artickeln des glaubens/ Tauff und Abendmahl/ in Holland gedrucket/ in Holland bekannt. 51. M. Jacobus Wormius, ist wegen eines Tractats von Dan und Bethel/ in Denne- marck auffgerichtet/ aldar abgesetzet und nach Ost-Jndien veꝛsandt/ da er die Bi- bel in Ost-Jndischer sprache uͤbersetzet. 52. M. Olof Biorn/ Prediger in Testedt bey Aalborg/ ist von dem Bischoff daselbst ver- folget und in ewig gefaͤngniß nach Born- holm gesandt/ weil er mit GOtt dem teuf- fel in den besessenen konte kraͤfftigen ge- genstand thun/ welche die andere fuͤr nicht be- sessen zu seyn achteten/ und also Gottes geist und finger in Olof Biorn verfolgeten. 53. Laurentius Andreæ Ulstadius, Predi- ger aus Ulo in Finland/ ist um seiner bestaͤndi- gen predigt zur busse in gantz Finland nach Schweden gefuͤhret und im zuchthauße zu Stockholm gefangen gesetzet. 54. Jacobus Boëtius, ein gelehrter und tieff- sichtiger Gottes-mann ist nach Marstrand ins gefaͤngniß gesandt; warum? wird Gott zu seiner zeit offenbahren/ wenn seine verfolger rechenschafft geben muͤssen. 55. M. Christophorus Hirsch/ ein verbor- gener Theosophus und busemfreund von Joh. Arnd/ Predigeꝛ zu Rosa und Eißleben/ hat auff Arnds angeben den Pegasum Firma- menti, Auroram Astronomiæ cœlestis und Gemmam Magicam geschrieben; an diesen hat der seel. Arndt alle seine secreta geoffenbah- ret/ und was fuͤr verborgene Theosophi un- ter dem namen der Rosencreutzer in Deutsch- land latitirt en/ derer bey 30. im Wuͤrten- berger lande sich vereiniget/ und die Fa- mam fraternitatis herausgegeben/ um alle ver- borgene liebhaber der weißheit dadurch auffzuwecken/ und ihre urtheil daruͤber zu entde- cken/ wie aus dem buch/ Turris Babel uñ invi- tatio ad fraternitatem Christi Joh. Val. Andreæ einem jeden durchsichtigen offenbar seyn kan. 56. Jacob Boͤm/ ein schuster aus Goͤrlitz/ von Gott hoch begabet und erleuchtet/ und der gelehrten welt zum zeichen und wunder ge- stellet/ daß vieler hertzē gedanckē an seinen wun- derschrifften offenbahr werden moͤchten. 57. Johannes Banier, ein bestaͤndiger zeu- ge der wahrheit/ hat die falsche Geistlichen aus GOttes wortklar uͤberzeuget/ daß sie nicht aus GOtt seyn koͤnten: und alle men- schen zum Abendmahl des lam̃s einge- laden/ wie sein gedꝛucktes zeugniß davon bey mir solches bekraͤfftiget. 58. M. Goͤrg Bunemann/ ein Hoffprediger des Fuͤrsten von Luͤneburg/ um der wahrheit willen vertrieben/ hat hernach als ein Exul in Holland/ Rostock und Wittenberg/ privatim gelebet/ und den wieder lebenden Luther Joh. Michaelis informir et. 59. Diederich Oldenberg/ ein vielge- plagter Jeremias/ staͤtig jammerend und seufftzend uͤber die greuel des Deutschen Jerusalems/ daruͤber er biß in die aͤusserste armuth getrieben/ und als ein ehrlicher bur- ger in Halberstadt von Christlichen freun- den der wahrheit unterhalten ist/ biß er um anno 1663. selig gestorben ist/ dessen schrifften bey mir zu finden/ und in der Apologia Præto- rii allegir et sind p. 111. 60. Johannes Beer ein Medicus und gros- ser wundermann in Silesi en/ so daß er auch den geistern im gefaͤngnis geprediget/ ist D d d d d 3 aus Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. aus seinen tieffgegruͤndeten und theils ge- druͤckten schrifften offenbar gnug/ daß GOtt mit ihm gewesen/ wer da suchet/ der findet solche. 61. Adamus Cæsar Medic. D. ein treffli- cher zeuge der wahrheit und freund von Gifft- heiln/ hat Clangorem Buccinæ Propheti- cæ geschrieben. 62. Bruno Lamberts ein von Gott gelehrter Schuhmacher zu Wittmund in Ostfrieß- land/ dessen Joh. Angelius Werdenhag en in seiner Psychologia p. 365. lobwuͤrdig geden- cket/ so gar daß M. Conr. Potinius ihn oͤffent- lich wider D. Walthern verthaͤdiget. 63. Peter Treichel ein von GOtt er- leuchteter Schuhmacher aus Dantzig ist aus seinen schrifften gnug offenbar/ wessen geistes kind er ist. 64. Peter Tau oder Trauw ein hoͤckers- mann/ der den gantzen zustand der kirchen Christi im Hohenlied Salomonis tieff eingesehen und beschrieben hat/ und daher von D. Spener in seinem Sacerdotio recommen- diret wird/ eben wie D. Joh. Henr. Majus ei- nen von Gott gelehrten Schulmeister zu Homburg billich bekant machet. 65. Johann. Amos Comenius ist aus sei- nen Pansophicis \& Didacticis operibus, und in- sonderheit aus seiner Consultatione de totius generis humani emendatione gnug offenbar/ was er intendiret hat. 66. Johannes Duræus ist aus seiner vielfaͤlti- gen und treugemeinten arbeit und schrifften zur vereinigung der Evangelischen gnug offenbar/ was fuͤr danck er davon getragen. 67. Balthasar Trebsdorff ein Post- meister in Norwegen ist aus seinem Gottse- ligen tractat uͤber die Sonntags-Evan- gelien offenbar/ da er mit Herꝛn Ægidius Hoyer Predigern die wahrheit bekante. 68. Hans Engelbrecht von Brauns- wyck ist aus seinen offt gedruckten schrifften/ gesichtern vom neuen himmel und erden an die Gelehrten und drey Staͤnde gnug bekant/ von denen ertheils gelobet/ theils gelaͤstert wird. 69. Carstenbull ein Gottsuchender Schiff- mañ hat die wahrheit/ wo er hinkom̃en/ vielfaͤl- tig bezeuget/ uñ daruͤber zu Stralsund im ge- faͤngnis viel erleiden muͤssen/ biß GOtt ihm ausgeholffen/ da er ein buch von der tauffe und buß-predigt Johannis nebenst andern in Holland druckē lassen/ und darin die historie seiner verfolgung mit ans licht gebracht. 70. Paulus Lautensack/ aus seinen Apo- calypti schen schrifften und figur en bekant/ daß er einige tieffe offenbarungen von solchen dingen gehabt/ die wenig verste- hen/ ist ein Mahler zu Nuͤrnberg gewesen/ und von Weigelio mit commentariis illustriret. 71. Daniel Sudermann ein wolge- uͤbter mystischer schreiber in Straßburg hat vielfaͤltige geistliche sinnen-bilder samt einer erklaͤrung uͤber das hohelied Salo- mons ausgegeben/ und viel aus Taulero und der Bibel in reimen verfasset. 72. Julius Sperber ein tieffgelehrter Theosophus, medicus, magus und cabalista, Fuͤrstlicher Anhaltischer Rath zu Dessau/ hat viele tieffe und hohe mystische/ magische und Theosophische schrifften hinterlassen. 73. Petrus Wintzer/ oder Wintzig/ ein Medicus zu Preßlau/ hat viele geistreiche schrifften in ein volum en zu sammen gebꝛacht/ welche vom Julio Sperbero in seinem Eccho Fraternitatis mit grossem lob angezogen sind: habe nur eines davon gelesen. 74. Johann Angelus Werdenhagen ein tꝛeff- lich gelehrteꝛ Politicus, aus seinen 8. secularibus orationibus de Luthero, zu Helmstaͤdt gehalten/ gnug bekant/ hat nebst andern grundgelehrten schrifften auch die 40. fragen von der seelen aus Jacob Boͤhmen ins Lateinische uͤberge- setzet/ und in seiner Psychologia die beste zeugen der wahrheit biß auff seine zeit bekant gemacht/ hat dazu unter dem na- men Angeli Mariani von GOttes Reich in der seelen und der rechten liebe art wol ge- schrieben. 75. Abraham von Franckenberg ein Schlesischer Edelmann/ und liebhaber der Goͤttlichen und natuͤrlichen Pansophi e/ hat Jacob Boͤhmen treulich beygestanden/ und viele schoͤne tractat en/ magische uñ cabalistische schrifften nachgelassen/ die in Henrici Betkii und anderen mystischen catalogis zum theil benennet sind/ darunter das Nosce te ipsum und sein oculus æternitatis, wie auch Raphael hoch zu loben sind. 76. Franciscus Zobel ein sehr frommer Ju- ris consultus, medicus und chimicus zu Sach- sen-Lauenburg/ der die wahrheit unpartheyisch bekant/ auch von der frage/ ob Judas das A- bendmahl mit den andern juͤngern genossen/ ein treffliches Judicium gestellet/ und vielen armen und verfolgeten als ein treuer Obadias viel gutes gethan/ biß er endlich selig in diesem seculo ge- storben. 77. Henrich Bessel Fuͤrstl. Luͤneburgischer Cantzler zu Harburg/ hat viel schoͤne und erbau- liche schrifften fuͤr die wahrheit drucken lassen/ deme auch das hauß Ahab und richterstuhl Pi- lati zugeschrieben wird. Weil er GOtt zum predigamt auffgeopffert war/ so hat er mit schreiben wollen erstatten/ was er im predigen nach gelassen/ wie er mir selber bezeuget hat. 78. Melchior oder Michael Brellerus, ein frommer Medicus und liebhaber der wahrheit/ durch Johann Arndt bezeuget/ hat ihn und sei- ne schrifften sehr gelehrt und hertzhafft verthaͤ- diget wider die Priester zu Hamburg in seinen vindiciis pro mysterio im pietatis. 79. Paulus Kaim ein Kaͤyserlicher zoll-ein- nehmer zu Liegnitz/ ist aus seinem glaubens-be- kaͤntnis/ erklaͤrung uͤber das hohe lied Salo- mons und uͤber die offenbarung Johannis/ wie auch vom alten und neuen menschen und vom creutz und trost der glaubigen/ offenbar; wie treulich ihn Jacob Boͤhme erinnert uͤber eine eigen-gefassete meinung vom Chiliasmo, kan man in Jacob Boͤhmens sendschreiben fin- den/ und auch dabey anmercken/ wie viel Mysti- ci Theosophi zu der zeit die weißheit/ die im ver- boꝛgenẽ ist/ gesuchet/ und mit Jacob Boͤhm daꝛ- uͤber correspondieret, welche auch solche wahr- heit so ferne uͤber gantz Europam ausgebreitet/ daß der Satan solche in ewigkeit nicht ausrot- ten wird. 80. Johan. Theodorus Tschesch ein Schle- sischer Edelmann/ hat viele schoͤne schrifften nachgelassen von der rechten religion/ von den sieben Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. sieben stuͤcken Christlicher lehr/ vom gesund- machung des aͤussern und innern menschens/ von der vorbereitung zun pfingsten/ und von dem rechten verstand der Jacob- Boͤmischen schrifften/ welche er mit zwo Apologien ver- thaͤdiget hat. 81. M. Paulus Nagelius ein Adeptus Astro- logus, der viele wunderbahre schrifften zum ver- stand der mysti schen Astrologie herauß gege- ben/ und dariñ von dem sel. Joh. Arnd hochge- halten ist/ aber in der Application der rech- ten zeitrechnung auff seine zeiten hat er noch nicht so wohl und nahe zum ziel getroffen als Mag. Johan Jacob Zimmerman und Hans Henrich Voigt zu Stade in ihren nach denckli- chen schrifften/ und nach ihnen Thomas Be- verly und Joh. Henrich Horchius in seinem und bey nahe das weisse getroffen haben/ davon D. Georgius Nigrinus und David Chytræus in Apoc. wie auch M. Andr. Stüf- fel oder Stüble nicht weit aberriren. Michael Güllerus auß Schlesien hat in seiner Apoca- lypsi reserata viel gutes mit eingefuͤhret/ das auch zur verbesserung der zeitrechnung dienen kan/ so auch GOttlieb Heyland in seinem Examine Chronologico und schoͤnen erklaͤrung uͤber die Apocalypsin/ darinn er auch den Chi- liasmum Christi sehr wohl statuminiret; und was solte uns bewegen/ solches zu aͤndern und verleugnen/ was Christus uns davon offenba- ret uñ zu glauben befohlen hat; glaubet ihr nicht/ so bleibet ihr nicht/ und gehet nicht mit ein zu sei- ner ruhe/ heist es hier billich. Ravius uñ Wasmuth und hier in Holland/ Lieuwe Willems Graed, ha- bē viel an der zeitrechnung gebessert/ wie auch daques Aholes de la Peires in semem Mercure veritable contra Petavium, biß einer Andreas Lachtenburg allhier alle zeiten nach dem Horo- logio cœlesti einzurichten/ und darauß alles mit grosser gewißheit zu demonstriren gesuchet. 82. D. Johann Ulrich Weis, ein Medi- cus und Philosophus Adeptus hat in seinem schoͤnen buche ( Revelatio summi boni cœlestis \& terrestris. hoc est, medicamentum ca- tholicum ad omnium sanitatem \& unanimita- tem fidei frugiferæ procurandam, \& consi- lium catholicum, quomodo divinarum \& humanarum rerum scientiæ procurandæ \& propagandæ, ) alles was heut noͤthig zu erin- nern geoffenbahret/ und recht zum ziel ge- troffen/ Anno 1634. bey Matth. Merian zu Franckfurt gedrucket/ aber weil unsere Theo- logi und Superlativi von solchen Medicis à Deo doctis nicht wollen curiret seyn/ noch an- dere curiren lassen/ so muͤssen sie mit den al- ten Phari seern in ihren suͤnden-kranckheiten sterben/ darinn sie wie die rasende noch dazu verlaͤstern und verfolgen/ die GOTT zu ih- nen sendet. 83. Popke Popkens ein unpartheyischer Mennisten- lehrer in Gröningen, hat allen vertriebenē um der warheit willen viel gutes ge- than/ und ihnen also mit seinen guͤtern in dem zeugniß der warheit fortgeholffen/ da- bey er einen GOttseligen Tractat von der grossen Conjunction Anno 1662. geschrie- ben hat. 84. Hans Oelschlagers, eines Christli- chen und im Creutz viel gepruͤfften Reuters auß Berlin schoͤne Historia und Vaticinia, so er auß Schweden mitgebracht/ sind bey mir in Mss. noch vorhanden. 85. Matth. Capaun von Creutzthal/ ein Pommerischer von Adel und Oberster/ der in vielem creutz die warheit gefunden/ und auff allerley weise befoͤrdern helffen/ hat mir eine erklaͤrung uͤber Apoc. von D. Elsner ihm di- ctieret mitgebracht/ und ist bey uns zu Amster- dam gestorben um Anno 1670. 86. Adolph de Wreet ist 14. sprachen kuͤndig gewesen/ und hat darinn Gifftheilen treulich gedienet mit uͤbersetzung seiner schriff- ten in Englischer/ Frantzoͤsischer/ Jtalianischer und Spanischer Sprache/ und hat also die warheit biß in den tod befoͤrdern helffen. 87. Meister Johann Renard und Gott- fried zum Berge/ zween hertzhaffte bekenner der warheit zu Cleve/ haben muͤndlich und schrifft- lich daselbst sampt Gottfried Friedeborn die warheit verthaͤdigen helffen/ biß sie daruͤber unter vielem creutz gelaͤutert mit der warheit bestanden/ und also siegend selig gestorben seyn. 88. Juncker Otto Fri tz von Olden- burg/ deme GOTT grosse gaben und ver- stand von dem geheimniß und Harmonie der zeiten im gantzen alten Testament und dessen Concordan tz mit dem N. Test, und der nun vorhandenen gerichte GOttes uͤber gantz Europam gegeben/ ist in solcher arbeit zu Am- sterdam gestorben/ und hat alles unvollendet hinterlassen/ weil er keine huͤlffe zu solchem grossen universal werck gefunden/ nachdem er die gantze Historiam und Chronologiam in einembaum sehr kuͤnstlich abgerissen/ und 42. hundert Jahr biß auff Christum ver- lauffen zu seyn bewiesen hat. Wie auß seinem getruckten Spiegel der Christen zu sehen ist/ Anno 1691. 89. Johann Backhuys von Ebbinkho- ven bey Mullem hat gar fein von der wieder- geburt geschrieben/ daruͤber Henr. Sluy- ter commentiret hat. 90. Joh. Sam. Saltzman D. Med. hat D. Lutheri sinn und schrifften so wohl ge- fasset/ und so treulich bekant zu Hamburg/ daß er daruͤber von allen verlassen und entbloͤs- set gantz froͤlich und selig gestorben ist/ Anno 1678. circiter. 91. Jacobus Koelman ein Reformiter Pre- diger auß Sluys in Flandern verstossen/ der viel gute buͤcher auß dem Englischen ins Nie- derteutsche uͤbergesetzet hat/ und alles/ was einem menschen muͤglich/ vorgestellet zur Re- formation aller staͤnde in diesen Niederlanden/ insonderheit unter den Predigern und Propo- nenten; und da alles nichts geholffen/ hat er ihnen ihren gewissen untergang angekuͤndiget/ in seinem|buch/ Niederlands untergang/ und das nahe bey. Dabey er viel andere buͤ- cher und protestatien außgegeben/ und hat endlich nirgends herberg als in Utrecht ge- funden; allda er Christlich gestorben/ und sehr ehrlich von der Academie begraben ist. 92. Jodocus oder Justus Lodenstein Pre- diger zu Utrecht/ ein unstraͤfflicher mann/ ge- waltig im lehren und schrifften/ hat alle seine besoldung und endlich im sterben alle seme guͤter unter die armen außgetheilet/ das Abendmahl hat er nicht mehr wollen auß- theilen/ noch GOTTES namen mit unnuͤtzen Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. unnuͤtzen Predigen entheiligen/ sondern sei- nen abschied genommen mit Jeremias worten/ darinn auch ihm geboten war nicht mehr fuͤr solche in von GOtt abtruͤnnig volck zu beten; die ihm gehorchten und folgeten/ hat er biß in die Theologiam mysticam Tauleri und ande- rer hineingefuͤhret. Die Academie und seine mitbruͤder haben ihn in diesem allem gedultet/ hochgeehret und mit grossem lob parentiret, und zur ruhe gebracht. Seine schrifften/ son- derlich die beschauung auß Zion/ sind sehr erbaulich zu lesen/ und sein gedaͤchtniß in gros- sem ruhm in gantz Hollaud. 93. Guilhelmus Saldenus ein sehr gelahr- ter und GOttseliger Prediger in Delfft und Gravenhagh/ wie solches auß seinen vielen theils gelahrten/ theils sehr Christlichen schriff- ten offenbahr ist/ darunter die otia Theolo- gica, de usu \& abusu librorum, der weg des lebens/ das leben auß dem tod und alle andere wuͤrdig zu lesen sind. Er hielte es mit den Lutherischen in der Prædestinatie und mei- sten Glaubens|-Artickulen/ lebte sehr Christ- lich/ predigte durchtringend und geistreich/ und ward von dem Koͤnig in Engelland und allen frommen/ auch unter den Grossen/ geliebet/ ge- fuͤrchtet und groß geachtet. Er suchte bey mir alles zu erfahren und bekommen/ was in Teutschland vorgieng und ans licht kam. Und that auch gutes an mir biß an sein Ende. 94. Gualtherus Boudan Prediger zu Amsterdam/ dem Cocceio zugethan/ ein fleissi- ger untersucher der warheit/ und treuer mann/ der alle sein einkommen oder besoldung an die armen gab/ und Bernhardus von Someren sein mit- collega, der des Admiral Reuters tochter geheyrathet/ und ein mann von grossem erkaͤntniß/ liebe und gutthaten/ diese beyde sind kurtz nach einander in ihrer besten bluͤth und jahren gestorben/ und haben einen gu- ten namen in ihren schrifften nachgelassen/ da denn das buch von dem glauben und ge- dult der Heiligen auch dem Boudan zugele- get wird/ der an den Ungerischen Predigern viel gutes that. 95. Dominus Conradus Wittmarius auß Bremen/ Prediger zu Brummen bey Zutphen, so Goͤttlich als einfaͤltig/ deme GOTT alle kuͤnfftige gerichte uͤber diese und andere laͤnder in Europa offenbahrete/ welche er mir vorge- lesen/ daher selbst der Koͤnig in Franckreich gros- se achtung auff ihn hatte/ und ihn in seine son- derbahre gnade und schutz in dem Frantzen-krieg mit seinem dorffe auffnahm/ und ihn auch in wichtigen sachen consulierte: Wie auch des- sen Gesandten in Delfft einen Prophetischen mann in Delfft mit namen Vater Abraham von 75. jahren zu rath gefraget/ und GOttes wort bey ihm gesuchet/ der von einer grossen veraͤnderung mit dem 1703. und folgenden Jahren allhier prophetieret und mir wohl be- kant ist. Wie denn alle diese obenbenandte Prediger mir bekant und zugethan gewesen/ und auch andere unpartheyische von den Refor- mirten und Coccejanern, davon die Hebreer her- kommen/ bey mir den zustand und die veraͤn- derung in Teutschland gern hoͤren und ver- nehmen/ weil sie auch solches glauben und hof- fen/ und endlich den Chyliasmum Christi offenbahr lehren und bekennen/ und den Ja- cobum Alting de millenatio \& converfione Judæorum noch hoͤher als Cocceji schrifften æstimiren. 96. Theodorus Gerhardi â Brakel Pre- diger zu Maccum hat in seinem geistreichen buch von dem geistlichen leben und von den dreyen graden zur vollkommenheit so Christlich geschrieben/ als kaum einer vor ihm/ deme sein sohn Brakel und Everdyk Prediger zu Rotterdam/ Dn. von Acken zu Delfft/ D. Harlæus zu Arnheim/ und andere unter den Reformirten und ihren vielen Colle- giis hier im lande folgen/ darunter Joh. von Lancken in seinen schrifften und weg zum le- ben hervor leuchtet/ unter den Mennoniten wird von Petrus Serrarius in seinem schoͤnen Tractat von der zertrettung der heiligen stadt/ sonderlich geruͤhmet Christian Entfel- ders dieners des worts zu Eywatschutz vor 170. Jahren seine bedenckung uͤber die vie- lerley zertrennungen und irrthuͤmer/ die in diesen letzten und verwirreten zeiten in glau- bens-sachen unter uns vorgefallen/ und wor- auß solche entstanden seyn. Wie denn auch Hans Denck seine schrifften auffs neue zu Sultzbach auffgeleget sind/ und Sebastian Franck seine Paradoxa auch mit grossem nu- tzen koͤnnen gelesen werden von solchen/ die alles pruͤfen und das gute behalten koͤnnen/ wie Johann Arnd selbst sein Christenthum auß dem Schwenckfeld, Weigelio, Paracelso und andern dergleichen schrifften/ als eine biene ihr honig auß allen auch gifftigen feld-blumen/ zusammen gesammlet. Daher auch Dirck Philips sein handbuch/ die wandelende seele/ die guͤldene harffe/ D. I. handbuͤ- cher/ der seelen lusthoff und andere derglei- chen von unpartheyischen Mennonisten ge- machtebuͤcher und lieder hier von vielen ge- lesen und geachtet werden. Der stern Jacobs oder das licht der se- henden in 4to gedrucket zu Ulissingen Anno 1688. hat ein solches tieffes und hohes zeug- niß der rechten warheit und unpartheyischen weißheit/ die in Christo ist/ in sich/ als kaum nach Tauleri zeiten und schrifften ist her- auß kommen/ dessen Author 97. Joost von Ooghdruyven ofte van Hou- tenryve, wunderbahr durch einige blaͤtter vom N. Test. das ein pfaff verbrant hatte/ auß dem Pabstthum zu GOtt bekehret/ sein va- terland und alles in Flandern verlassen/ und in Seeland hernach unter den Mennoniten gepre- diget/ und da solche seine scharffe saltz-predig- ten nicht mehr vertragen konten/ hat er an alle unpartheyische liebhaber der warheit solche geistreiche central- brieffe geschrieben und nachgelassen/ dergleichen man heut kaum un- ter den menschlichen schrifften finden| solte/ darinn er auch den Taulerum und andere my- sticos an reinigkeit und lauterkeit uͤber- triefft. 98. Jan Steffens oder Staff von Ni- cuwenveen, ein einfaͤltiger mann/ und unter- sucher der warheit/ hat endlich/ da der gelahrter Erasmus Roterodamus auffgehoͤret in seiner Para- Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. Paraphrasi uͤber das Neue Testament fortgear- beitet und eine solche auslegung uͤber die Offenbarung Johannis ausgegeben/ die von vielen hochgeachtet uud mit grossem nu- tzen gelesen kan werden/ darinn er auch Luthe- rum als einen Engel des ewigen Evange- lii fuͤr allen Reformatoribus sehr hoch ruͤh- met/ und da D. Galenus Abrahams mit sei- nem grossen Collegio sich zum Pabst ma- chen und uͤber die bruͤderschafft erheben wolte/ hat er ihn mit seinem anhang so tapffer ange- griffen und herunter geworffen/ als kaum ein Scribent vor ihm unter den Mennist en gethan/ deme Carol Henrich/ Catz/ Homma/ von Nickelen/ und andere folgen/ und alle eigen angemassete hochheit der menschen unter den Mennonist en herunter werffen/ gleichwie Georg Keith/ und sein anhang auch dasselbe unter den Quackern anfangen/ und also durch ihren glauben und hertzhafftige bekaͤntniß der wahrheit triumphieren/ und alles mit sich zu der einigkeit und gemeinschafft der rechten Catho- lischen kirchen/ die allein in CHristo ist/ und be- stehet wiederbringen koͤnnen. 99. Ulrich Pfeffer/ ein Holsteiner/ Chirurgus und Medicus, der mit Andreas Rudolphi, Pe- ter Arndts/ Johannes Grimmenstein/ und vielen andern den ersten Quaͤckern zugefal- len/ und da sie ihren falschen grund und licht entdecket/ mit Taulero aus dem 12. Capitel seiner institution en/ sind sie von ihnen aus-und zu GOtt eingegangen/ und alles von dem men- schen zu ihrem Schoͤpffer und Seligmacher und dessen geist und reich in ihnen hineinwerts und zuruͤck gewiesen. Aus dessen gabe der Ulrich Pfeffer vielerley schrifften aus Boem. Basil. Va- lentino, Helmontio, Paracelso und Weigelio, die er fleißig gelesen/ zusammen geschrieben/ un- ter dem namen E P I H, heist Elricus Pfeffer Itzehoa Holsatus, welche ein Studiosus, Fran- ciscus Rottmann/ und andere von ihm abge- schrieben/ und fuͤr Philosophi sche schrifften von einem unbekanten Adepto ausgegeben/ biß der betrug offenbar worden/ da sonst solche schriff- ten in ihrem werth bleiben/ und nicht so gar hoch zu halten/ noch zu verachten sind/ weil sie den betrug vieler falschen Chimist en und Phi- losophist en anweisen. 100. Olaus Mollerus Prediger in| Flenß- burg bey S. Nicolai, und Diaconus, auch beicht- vater von D. Klotz/ ein tugend-liebender mann/ vater der armen und unstraͤffliches exempel der gantzen gemeinde/ ward von dem D. Klotzen in meiner verurtheilung aus dem Consistorio ma- lignantium, die er aus seinen creaturen wider mich versammlet/ ausgesetzet/ unter dem schein weil er meine schwester haͤtte/ aber aus furcht/ daß er mir in der wahrheit beyfiel/ und daß er ihren boͤsen rath wider mich hindern wuͤrde. Jst aber um seiner auffrichtigkeit willen/ und weil er fest an der wahrheit blieb/ von der gantzen burgerschafft/ die mich/ weil ich ihr/ da Klotz fuͤr den Schweden geflohen/ ein gantz jahr an Klotzens stelle predigte/ und ihn/ weil er bestaͤn- dig in der wahrheit bliebe/ liebte/ hernach nach D. Klotzen und seines Schwagers abscheid/ an D. Klotzen stelle zum aͤltesten Prediger erhaben/ dabey er die Probstey nicht annehmen wolte/ die also auff Herꝛn Joh. Lycius deferir et ward. Henning Witten gedencket seiner parentation uͤber D. Klotz/ und dessen lebenslauff. Er hat 8. soͤhne hinterlassen/ davon 7. studier en/ und der aͤltester Joh. Mollerus, die Cymbriam litte- ratam ausgeben wird/ M. Nicolaus Mollerus aber Professor Antiquitatum zu Kiel ist. Er ist anno 1685. gestorben und nach ihm 1698. sein sohn Olaus Mollerus, der mich zu Amster- dam besuchet/ und hernach Prediger zu Egbeck gewesen ist. 101. M. Johann Sturmius Prediger zu S. Marien/ aus Teutschland als ein exul herun- ter gekommen/ der auch viel in seinem amte hat leiden muͤssen/ von seinen wiedersachern in Flenßburg und in meiner verfolgung/ und des Klotzen und seines anhanges rath wider mich so gar nicht hat billigen noch consentir en wol- len/ daß er auch in einem gottseligen brieffe an ihr Concilium sie davon abgemahnet/ und dem Klotz davor gerathen/ seine Priester zu untersu- chen und zu reformiren/ daher Klotz ihn noch mehr als zuvor angefeindet/ biß Sturmius selig gestorben ist. 102. M. Henrich Dame/ des vorigen Probstes sohn und Prediger zu Oversee/ hat ein ernstes buch wider das gottlose sauffen der men- schen in Holstein und Dennemarck ausgegeben/ und ist/ wie auch meine andere freunde/ von des Klotzen Conciliabulo wider mich ausgeschlos- sen/ und sein sohn vom dienst/ wie auch 103. Hn. Johann Andreas Jessens/ Pre- digers in Groß-Wiehe seine soͤhne vom dienst und befoͤderung/ durch D Klotzen wieder unsers vaterlandes recht und gewohnheit ausgebis- sen/ darauff Jura studieret und hernach am Daͤnischen hoffe sehr hoch aus brete gekommen/ da auch ihr aͤltester bruder/ Martinus Jessen/ offentlich meine buͤcher in Flensburg verkaufft/ und hernach Burgermeister geworden/ an dem ort/ da Klotzens name und same kaum mehr zu finden; sie transit gloria mundi. Diese beyde Pre- digeꝛ hatten des Klotzen veꝛfolgung ihꝛgluͤck viel zu dancken/ der eben daduzch/ daß er in M. Fried. Damen/ meines Großvaters geschlechte such- te zu unterdruͤcken/ davon M. Henr. Dame/ meiner mutter bruder war/ und 104. Herꝛ Joh. Andr. Jessen/ meiner mutter schwester gehabt; dasselbe in Hollstein so erhoͤhet hat/ daß sein eigen geschlecht dafuͤr fallen und vergehen muͤssen/ da meines vaters schwester sohn/ der Herꝛ Lilienkron Cantz- ler in Gluͤckstadt ist/ des Koͤnigs weinschenck/ Herr Johann Hoyer/ meine juͤngste schwe- ster geheyrathet/ Herꝛ Johann Moth/ mei- nes vatern bruder/ Herr Joh. Brecklingii frau- en sohn/ ein Cantzeley-Rath/ und die Herren Jessens Præsident zu Altenau und Koͤnigl. Rath in Dennemarck sind. 105. Fridericus Petri, Prediger zu Vioͤl/ meiner mutter schwester sohn/ hat nach meiner verfolgung wieder auffgenommen die wahrheit fortzuzeugen/ darin er von Herꝛn D. Kort- holt zu Kiel/ und August Giessen/ Secretarii zu Husum Gottseligen schrifften noch mehr be- festiget ward: colligirte daher aus Luthero und unsern vornehmsten Theologis viele testi- monia von dem verfall unserer kirchen in praxi und vielen noͤthigen stuͤcken/ durch ihre eigene Superintendenten und bauchdiener veꝛuꝛsachet/ und uͤbergab solches allen seinen Hartz-Predi- gern auff ihr gewissen zu bedencken/ und bewie- A. K. H. Vierter Theil. E e e e e se daß Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. se/ daß D. Lutherus, Lassenius und Muͤller zu Rostock noch haͤrter als ich wieder das predig- amt geschrieben/ ist daruͤber von D. Josua Schwartzen/ und seinem anhang citiret und examiniret, und da sie ihm nicht beykommen konten/ wiedeꝛ in friede zu seinem dienst gelassen/ da er mit huͤlffe einiger von GOtt durch meine schrifften und verfolgungen erweckter und hoch- begabter bauren/ die wahrheit/ so weit er kon- te/ ausgebreitet/ und auch den Chiliasmum CHristi bezeuget/ biß der D. Schwartz dadurch wieder zu seiner voͤlligen verfolgung und aus- stossung gelegenheit suchte/ biß GOtt Frideri- cum Petri/ der bestaͤndig biß in den tod mit mir correspondirte, und seine uͤbergebne zeug- nissen deꝛ wahrheit zusandte/ durch einen seligen tod vor des Schwartzen und Drachen verfol- gung zu sich in den himmel entruͤcket/ dagegen die bauren noch fest im glauben stehen/ und des D. Schwartzens draͤuung nichts achten/ auch einer daruͤber/ daß er seinen Prediger vom geist- lichen diebstal schrifftlich uͤberzeuget hat/ vor- gefodert/ mit der wahrheit bestanden und uͤber- wunden hat. 106. M. Johann Walter Prediger S. Johannis in Flenßburg fiele dem D. Klotz zu erst bey/ und wolte in gegen mich verthaͤdigen/ GOtt aber gab ihm also ins gewissen zu reden/ daß seine frau dadurch geruͤhret mit vielen thraͤ- nen auffrichtig die wahrheit bezeugete/ er kurtz hernach mit einer schweren kranckheit von Gott besuchet/ und mit hoͤllischen anfechtungen so hart angetastet ward/ daß er nicht eher ruhen konte/ ehe er mich zu sich beruffen lassen/ seine schuld mit vielen thraͤnen bekant und abgebe- ten/ und also uͤberwindende darauff selig gestor- ben ist. Und da sein schwager und nachfolger im dienst M. Gerh. Ouw, solches nicht behoͤr- lich zu hertzen genommen/ sondern noch D. Klotz/ und seine parthey halten wollen/ ist er nicht lange hernach gestorben/ wie auch alle die- jenige/ die dem D. Klotzen beygestimmet/ und im gantzen lande von allen cantzeln wieder mich ge- betet/ auff Klotzens verordnung/ daß weil der teuffel in mir ihr heilig-predigamt reformir en wolte/ GOtt dem teuffel und mir steuren und stuͤrtzen wolle/ biß alle solche widersacher in die grube gefallen/ die sie mir gegraben und so ploͤtz- lich gestorben sind/ daß alles volck im lande dar- aus gemercket/ daß diß GOttes werck waͤre. 107 Adrianus Wengeler, ein Prediger zu Egbeck in Holstein/ von unseꝛ freundschafft/ hat- te auch einen tractat vom verfall und gottlosig- keit der Priester in Holstein und der Acade- mi schen Student en und Lehrer im Lutherthum auffgeschrieben/ welchen er an D. Klotzen und sein Consistorium uͤbergeben wolte/ aber er ist durch den todt daran gehindert/ und kurtz dar- nach/ da er mir solchen vorgelesen/ und mein Advys daruͤber eingenommen/ selig im HErrn entschlaffen/ da hernach M. Marcus Esmarck, Prediger in Klybuͤlein geluͤbde zu GOTT gethan/ und die veꝛkehꝛte haͤndel in beꝛuffung deꝛ Prediger/ durch D Klotzen in Holstein began- gen/ zu beschreiben und offenbaren/ von welchem Voto ihn der Fuͤrstliche Superintendens und Consistorium absolvirt, da sie ihn in ihrem Fuͤrstenthum beruffen haben. Herr Johannes Kreinkamp/ Prediger zu Bredtstaͤtt/ den Klotz wider mich erreget/ solche gerichte anmerckend/ hat Klotzens parthey verlassen/ und meines vatern bruders tochter geheyrathet/ mit der er friedlich gelebet und selig gestorben; und so kan auch ein Christliches weib einen mann aus dem feuer heraus rucken: dagegen Daniel Luther/ Prediger zu Breckling/ da mein vater herstam- mete/ wider die wahrheit wuͤtete/ biß ihm und seinem sohn hauß und hoff mit grossem reich- thum abbrante. 108. Herꝛ Johannes Lysius Prediger und Probst zu Flenßburg zu erst wider die Pieti- st en seyende/ ward so wunderbar von Gott be- ruͤhret und umgekehrt/ daß er seine beyde soͤh- ne nach Hall und D. Spenern hinsandte: Da- von der eltester durch D. Schwartzen in Hol- stein beschuldiget/ sich zu Coppenhag en purgi- ret/ und mit der wahrheit triumphiret hat/ an- dere in Holstein noch latitiren de und mit den buͤrgern und bauren seuffzende uͤber alle die greuel/ die in Holstein und unter den Predigern vorgehen/ verschweige ich gern biß nach ihrem tode: darunter der sel. Henricus Jacobs, Bur- germeister in Flensburg zur zeit meiner verfol- gung billich mit zu rechnen ist/ dessen soͤhne auch Flensburg/ und das Koͤnigl. Holstein ver- lassen/ und der eine zu Schleßwig/ der ander bey dem Fuͤꝛsten von Gotha in bedienung seyen- de/ mich zu Amsterdam besuchet/ und fast als Lutherus redete/ ist er bald darauff gestorben. 109. D. Hermannus Schuckmann zu Gu- strou, ein auffrichtiger liebhaber der wahrheit/ der nicht minder als D. Henrich Muͤller/ und M. Joach. Schroͤder/ zu Rostock und D. Joh. Corfinius, zu Hamburg/ wie auch D. Jo- achim Lutkemann die wahrheit auszubrei- ten/ zu verthaͤdigen und befoͤrdern suchte/ wie sei- ne brieffe und treuer vorschub im Exilio an mich gethan/ davon zeugniß geben koͤnnen. Dabey er auch Herꝛn M. Johann Jacob Fabricium schrifftlich wider seine verfolger verthaͤdiget. Juncker Samuel Voß/ Meusmann/ Preen/ Henrich Witzius und Hans Simon Holtzbecker/ meine und seine freunde/ koͤnnen davon gnugsam zeugen. 110. Johannes Grugerus, Prediger zu Bos- sou im Mecklenburgischen/ der die schoͤne Deli- neationem interioris hominis geschrieben/ hat sehr hertzhafft und vielfaͤltig mit uns dar- uͤber correspondir et/ und die wahrheit recht im geist und glauben ohne wiedersprechen ange- nommen: ist hernach nach Ost-Frießland beruf- fen/ da er selig gestorben ist/ um ohngefaͤhr 1670. 111. M. Daniel Klesche der hier eine zeit- lang in Holland bey uns verkehret/ auch in Am- sterdam geprediget/ und viel gutes genossen/ da- her der armen vertriebenen Hungaren ihre rechtmaͤßige klage wider die Teutsche Pre- diger und Superintendent en/ nebenst entschuldi- gung der rechtschaffenen/ hat druͤcken lassen/ und mir viel davon erzehlet/ sonderlich wie es dreyen von ihnen zu Straßburg ergangen/ da sie die stadt raͤumen muͤssen/ und ein wunderbar ge- sicht gesehen/ welches hernach bald durch die Frantzosen uͤber Stratzburg erfuͤllet ist. Die- ser Klesche oder andere noch von den verfolgeten lebende Hungaren moͤgen derer mir unbekanten Hungarischen Prediger Fata beschreiben/ wel- che ich auff allen Academi en noch die besten un- ter allen Student en zu seyn gefunden; und wenn das gericht also am hause GOttes angefangen/ und der gerechter kaum unter den Hugenotten/ Hungaren und Silesier n erhalten wird/ was will es fuͤr Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. es fuͤr ein ende mit denen fleischlich-gesinnten bauchdienern/ und geld sammlern nehmen/ nun da der zorn GOttes so uͤber die hirten entbrant/ und GOtt es mit allen falschen hirten ein ende machen will/ nach Ezech. 34. wie wenig unter den Ungaren recht bestaͤndig im creutz ausge- halten/ und wie D. Pomarius und andere geheu- chelt/ ist endlich hier in Holland offenbar wordē. 112. Johannes von Buͤnen ist vor mir Prediger zu Zwoll gewesen/ da er mit grosser muͤhe/ herumreisen und unkosten/ ihnen die frey- heit eine kirche zu bauen/ bey den Herren gesand- ten zu Muͤnster erlanget/ und hernach die Luthe- rische kirche zu Zwoll erbaͤuet/ zu einem nest und ruhestaͤtte in seinem hohen alter/ darauß seine eigene unruhige zuhoͤrer ihn vertrieben/ daß sie nicht rechnung vondem eingesam̃leten und ihnē anvertraueten gelde thun duͤrfften/ muste also mit seiner lieben und tugendsamen frauen den hoͤchsten undanck erleiden/ und mit ledigen haͤn- den davon ziehen/ welches einen solchen fluch uͤber die gemeinde der rebellischen gebracht/ daß sie allezeit in streit wider ihre Prediger und un- tereinander gelebet/ und 6. Prediger nach ein- andervon sich ausgestossen/ biß sie die uͤbrigen ihnen selbst zur straffe erwehlet/ die sie nun wi- der ihren willen ernehren und behalten muͤssen. 113. Stephanus Doͤhren/ M. Joh. Chri- stophorus Holtzhausen/ und M. Dieterich Volsch/ nebenst andern als Saccus, Stoll, \&c. haben zu Hamburg mit grosser demuth/ bitten und flehen/ bey dem Ministerio um eine verbes- serung angehalten/ die von den Herren Predi- gern muͤste angefangen werden/ daruͤber die Prediger/ die sich fuͤr andern getroffen und schuldig gefunden/ so lange die Obrigkeit ange- lauffen/ biß sie solche einfaͤltige bekenner der wahrheit zu ihrer stadt hinaus setzen muͤssen/ dazu sie noch den Herrn Volschen von solcher wahrheit und gesellschafft abzuweichen uͤberre- det/ und Herꝛ Doͤhren und Holtzhausen zu uns in Holland angekommen/ da sie die gantze hi- storie von ihrer verfolgung auffgesetzet/ und bey mir niedergeleget/ da sie sich im predi- gen geuͤbet/ und auch Teutschland durchgerei- set/ um die wahrheit weiter auszubreiten/ biß Holtzhausen nach Hildesheim beruffen/ von einem Dorff in Westphalen/ wo mir recht ist Schilske genant/ und da er das Beneplacitum Stultitiæ Divinæ, das er bey mir ziemlich wol eingenommen/ oͤffentlich in druck ausgehen las- sen/ ist er daꝛuͤber vom Hildesheim ausgestossen/ und so nach Amsterdam gekommen und her- nach nach Franckfurt beruffen/ da er nach gros- sen anfechtungen selig gestorben ist. 114. M. Christophorus Jaͤger/ Hoffpre- diger bey dem Fuͤrsten zu Gluͤcksburg in Hol- stein/ ein liebhaber der wahrheit/ der seinem Fuͤr- sten/ nachdem alle gelinde vermahnungē nichts geholffen/ auch unerschrocken die wahrheit/ wie der sel. D. Joachim Luͤtkemann zu Wolffenbuͤttel vor augen gestellet/ daruͤber der Fuͤrst den Herꝛn D. Klotzen und D. Joh. Reinboth beyde Superintendent en zu Flenß- burg und Schleßwig zu huͤlffe geruffen/ und den guten M. Christophorum Jaͤger verdam- men und absetzen lassen/ auch unter dem vor- wand der D. Klotz ihn desto weniger vertragen konte/ weil er mit dem M. Breckling umgangen/ und ihn nicht verdammen wolte. Da doch D. Reinboth mich in einem publico scripto noch verthaͤdigen will/ wie auch D. Valentinus Alberti meinen Modum catechizandi offen- bar commendir et/ als darinn der rechte Luthe- rische glaubens-grund wieder herfuͤrgebracht ist; unterdessen hat der Herꝛ D. Klotz ein paar schoͤner pferde vor seine carosse/ wel- che ihm die Schweden zuvor genommen/ wie- der bekommen/ und D. Reinboth eine ton- ne voll butter fuͤr solchen reuterdienst/ wel- chen sie dem Fuͤrsten bewiesen/ wie mir Herꝛ Magister Jaͤger solche geschichte aus Sachfen/ da er zu hauß gehoͤret/ nach Schwoll uͤberschrie- ben. So machen es viele Superintendent en/ wie ich in meiner Superintendent en- Politica ihnen solches fuͤr augen gestellet/ solte GOtt solches nicht sehen und richten/ daß sie sich selbst also in GOttes tempel wider und uͤber GOtt als neue Paͤbste erheben/ und nach ihrem gefal- len Prediger eindringen uñ absetzen/ so wie es ih- nen gut duͤncket/ so habē sie es dem M. Block zu Coͤslin gemachet/ an dem 5. Superintend enten den todt gefressen/ wie er mir selbst geschrieben. So hat man es dem M. Melchior Stenger zu Erffurt auff des Hn. Hartnacken anhalten ge- machet. So hat man zu Schleßwig einen mit ruthen ausgehauen/ der Eliæ Prætorii schriff- ten gelesen/ und einen Homagium in Hessen ge- geisselt/ biß der zorn GOttes uͤber solche Hohe- priester entbrant/ drey dergleichen in einem monden zu Luͤbeck/ Lauenburg/ und Luͤneburg veꝛtilget/ und zweene zu Leiptzig/ und nun zweene ploͤtzlich zu Hamburg/ einen zu Schleßwig/ da GOTT andere in verkehrten sinn dahin giebt/ um viel andere mit sich in ihrer conjuration zu verfuͤhren und zu draͤngen. 115. Johann Friederich Wieland/ ein Prediger zu Auspurg abgesetzet/ welchen ich durch GOttes schickung von ohngefaͤhr zu Am- sterdam angetroffen/ da er mir den gantzen ver- lauff erzehlet/ wie man das straff-amt des gei- stes in ihm nicht vertragen wolte/ sondern seiner muͤde ward und gelegenheit suchte ihm beyzu- kommen/ biß GOtt ihnen das/ was sie suchten/ ließ an die hand kommen/ nicht durch einen Ju- das/ sondern durch eine undanckbare magd/ aus seinem hause/ die mehr credit bey seinen wi- dersachern und Priestern/ mit ihrem falschen bericht/ als er mit der wahrheit/ fand/ und wu- sten es hernach so zu belegen/ daß der gute Wieland ein recht wackerer und verstaͤndiger mann/ seinen dienst quitir en muste. Da sie zu- vor 2. tapffere maͤnner D. Hoͤpffer und M. Bayr auch abgesetzet; warum? wird GOTT schon zu seiner zeit ans licht bringen und rich- ten/ denn das gute kraut und die schafe verfol- gen niemand/ die aber andere außdraͤngen und verfolgen/ offenbaren sich selbst eben damit/ daß sie des satans unkraut und woͤlfe unter dem schaffskleid sind/ wie man auch also den Jo- haͤnnem Wigandum, Conrectorem an der schule zu Flenßburg durch gestohlene briefe aus- gedraͤnget hat/ und den Martinum Richter/ in Teutschland bey Weissenfels ins gefaͤngniß versperret/ und endlich von seinem dienst abge- setzet/ daher solche bey den Reformirten mehr liebe und treue/ schutz und herberge finden/ und durch solche liebe verblendet ihnen in einem oder anderm desto eher beyfall geben/ darauff solche verfolger unter den Lutherischen dennoch dazu triumphiren/ und ihre verfolgte bruͤder gar ver- laͤstern und verketzern/ wie Saulden David/ da A. K. H. Vierter Theil. E e e e e 2 sie doch Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. sie doch die erste und meiste schuld ihres verfalls sind/ uñ daß sie wie David zu den Philisteꝛn/ oder Christ. Hoheburg zu den Mennisten sich ver- fuͤgen muͤsten um schutz und herberge zufinden. 116. So hat Christ. Abel Peterson aus Dennemarck weichen/ und den Daͤnischen in Amsterdam das Evangelium in einer grossen versamlung predigende/ von dem Lutherischen Consistorio in Amsterdam viel verfolgung lei- den muͤssen/ dagegen ihn Herm. Jungius offent- lich verthaͤdiget und die Obrigkeit in Amster- dam geschuͤtzet/ und er also ihrem Consistorio sich untergeben hat/ dergleichen exempel man mehr hat/ daß die von Lutherischen so uͤbel ge- handelt/ sich zu den Papisten/ Reformirten und andern sect en gewandt/ und vonihnen mit gros- ser liebe empfangen und befoͤrdert sind. 117. Augustus Giesse Secretarius zu Hu- sum in Holstein/ sehende/ daß meine supplicati- on fuͤr die armen in Dennemarcken nicht recht angenommen noch ponderiret ward/ und D. Kron zum Fiscal bestellet vom Koͤnig Friede- rich in Dennemarck zu untersuchung der ungerechtigkeit durch die reichen und amtleute an die armen gepfleget/ vor der list und gewalt der grossen Hansen sich nach Amsterdam reteriren muste/ fieng desto mehr an die noth der armen und elenden im Fuͤrsten- thum/ und andern zum exempel in der stadt Hu- sum zu hertzen zu nehmen uñ durch huͤlffe einiger Buͤrgermeister eine gute ordnung zur gnugsa- men unterhaltung aller armen in der stadt zu machen/ woruͤber M. Holmer/ weil sie ihm sein hauß nicht groß und koͤstlich gnug von der armen geldern wolten bauen/ den Herꝛn Augu- stum Giessen am Gottorfischen hofe durch huͤlf- fe eines Holmers/ im dienst am hofe seyend/ ver- klaget und ein urtheil heraus gebracht/ ihn und seine ihm beystimmende Burgermeister ab- zusetzen/ welches kaum vollbracht war/ so mu- ste der Fuͤrst mit seinen bedienten fuͤr der verfol- gung aus Dennemarck das land raͤumen/ und Hr. August. Giesse bekam raumseine sache in sei- nem schoͤnen spiegel von unseꝛm verfallenen Christenthum in unserem elendem allmo- sen-geben/ ans licht zubringen/ und mit bey- stimmung von D. Kortholt/ D. Morhoff und M. Joachim Giesse Prediger in Kiel/ und ihren brieffen druͤcken zu lassen/ dessen sohn hernach Hofprediger bey der Fuͤrstin/ und an M. Holmers stelle stadt-prediger in Husum wor- den/ dabey oder bey dessen erben die sehr schoͤne von Hn. Augusto Giessen nachgelassene manuseripta, sonderlich wider die falsche bauchpriester/ beruhen/ welche er vom ho- hen altar herab in locum peccatorum hin- absetzet/ und mich und andere verfolgete un- ter einem artigem emblemate gar kuͤnstlich ver- thaͤdiget/ p. 306. ad num. 60. vom Symbolo der nachteule anno 1687. zu Hamburg gedrucket. 118. Thomas Lundius, ein treuer Prediger zu S. Ma- rien in Flensburg hat von der Goͤttlichen verklaͤrung der H. Dreyeinigkeit untereinander/ und von dem geist- lichen Koͤnigreich CHristi und der Juden noch vorhan- denē bekehrung gar gruͤndlich geschrieben/ und hernach auff anrathen Hn. D. Sandhagens/ vorgenommen eine ausfuͤhrliche erklaͤrung uͤber die Offenb. Joh. her- aus zugeben/ und das alles zu continuir en und vollen- den/ was der sel. M. Laurentius Friese in seinen tabu- lis Apocalypticis und muthmassung von den kuͤnf- tigen zeiten angefangen/ und promittiret eine Exegesin und Apocalypsin, Apocalypseos heraus zugeben/ wel- che muthmassung zu Amsterdam durch Niclaus Ewalt zum druck befodert/ daher der sel. Thomas Lundius mit mir schrifftlich uͤber sein vorhaben confe- riret, ihm dariu zu rathen und zu helffen/ diß er kurtz darauff selig gestorben ist/ und mir allen nachricht von des sel. M. Laurentii Frisen nachgelassenen manuscri- pt en bey dessen freunden in Holstein uͤberschrieben/ wel- che ich zu deren perficir ung und edir ung angemahnet/ dieser. Thomas Lundius ist a. 1694. gestorbē/ und a. 1691. Hr. Andreas Zoyer/ Prediger zu Carlum/ der so gar mit mir in der wahrheit uͤbereinstim̃ete/ daß er mir auch mit rath/ that und schreiben im exilio beygestanden. 119. Hermannus Brockmannus Prediger zu Hilteren in Westphalen hat nicht allein alle meine schrifften von mir begehret/ sondern auch mit solchen vers en und lob oneriret, daß ich mich fast entsetzen solte/ solche anders als zu des Brockmanns eigenem lob und unverzagtembe- kaͤntnis ans licht zugeben/ welche er mit folgen- den versen beschliesset/ und biß ans ende getreu geblieben ist. Alter es, oftendunt sicut tua scripta, Lutherus, Perge docendo DEI dogmata, \& alter eris. Perge refutando \& scribendo, perge fidelis, Nil enim obesse potest, nulla pericla tibi. His ego tutelæ Dominique DEI que potentis Tecommendo, quibus vive valeque diu. Vive valeque diu longos ad Nestoris annos, Corde hæc eximio sunt mea vota, vale. So haben auch Hr. D. Christianus Nifanius, mein landsmann Superintendent zu Bilefeld/ und D. Watson zu Rintelen an mich geschrie- ben und meine schrifften gesuchet/ da andere aus furcht vor den Juden kaum antworten duͤrffen/ und wo nicht entgegen stehen/ doch mit dem Herꝛ schone dein gern hindern wollen. 120. Laurentius Lange aus Pommern buͤr- tig/ Prediger zu Deventer, Zwoll und Leiden/ ist von dar durch huͤlffe des Lutherischē Consistorii zu Amsterdam durch ihren eingedrungenē Wa- cker und seine parthey ausgebissen und nach sei- nem exilio allhier im Haag predigende gen Alkmar beruffen/ da er ihm eine neue kirche auf- bauen helffen/ und von dar nach ter Gou, um seinen getreuen zuhoͤrern zu Leiden naͤher zu seyn/ auff ihren beruff gezogen/ da er bald darauff selig gestorben ist/ ein mann von ungemeinen gaben/ anno 1697. Darauff ihm Dn. Joh. Boͤcker Evang. Prediger zu Rotterdam ein Discipel von D. Spenern und freund der Pieti- sten/ nach dem er vom Amsterdamischen Con- sistorio grausam gehandelt und ausgestossen/ kurtz nach seiner gedruckten antwort an die Am- sterdammer gefolget/ denen ich zeugniß geben kan/ daß sie mir nicht allein in der wahrheit und bekentniß des millenarii Christi beygestimmet/ sondern auch die besten Prediger hier im lande gewesen/ und also am ersten fuͤr dem ungluͤck weggerucket/ anno 1697. da bald der groͤsseste streit darauff erfolget. 121. M. Joh. Piker/ Prorect. zu Koͤnigsberg und Rect. zu Jnsterburg/ der viel gelehrte und Gottselige Discipu- l en hinterlassen/ und in seiner predigt von der busse am offentlichen bußtage zu Koͤnigsberg allen staͤnden ohne unterscheid und ansehung der personen alle ihre haupt-suͤnden zu erkennen und bessern vorgehalten/ und solche predigt vor dem gantzen Consistorio muͤndlich und schrifftlich verthaͤdiget/ auch hernach dem sel. M. Melch. Becker Ertzpriester zu Jnsterburg in sei- ner sache wider das Consistorium treulich beygestan- den/ und daruͤber nach Jnsterburg beruffen/ aldar 3. schoͤne Pfingstpredigten gehalten und drucken las- sen/ wie auch seine rechte Gottselige Aretologiam mit einer vorrede von Hn D. Spener zu nutz der ju- gend ausgegeben/ wie er denn mit mir uͤber 20. jahre cor- respondiret, und Hn Georg Schultzen/ Oecon. am Pauper-Hause/ Hn. M. Georg. Rackmann Rector. im Loͤhenicht/ Hn. M. Leonh. Kreutern Conr. daselbst/ und Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. und viele seiner discipul en an mich recom̃endiret, und mit mir zur corresponden tz auffgewecket/ auch mir von seiner nothdurfft treulich beygestan- den/ biß er und M. Becker samt den andern um anno 1693. gestorben sind; sein sohn D. Christian Picker ist ihm im amt und todte gefolget a. 1699. 122. Georgius Grabovius, aus seiner Latei- ni schen Parænesi und Teutschen weg des lebens gnug bekand/ was fuͤr Christliche gaben/ ernst und eiffer zur Christlichen erbauung der Ju- gend in ihn geleget/ daher die welt ihn nicht lei- den koͤñen/ sondeꝛn mit deꝛ welt lohn uñ danck ihm seine treue arbeit belohnet/ und er Franckfurt ver- lassen/ und Berlin wieder zu seiner herberg su- chen muͤssen/ da er nun das secretum meum mi- hi cum alethea exule lernen muß/ und sehen/ wie die welt sich selbst aller gaben GOttes so muth- willig beraubet/ und betrogen seyn wil/ und wenn der noch an seinem Gott getreuer Herꝛ D. Joh. Fi- scher zu Riga dem theuren Hn. M. Joh. Uppen- dorf/ meinen landsmann aus Tundern nicht im Rectorat zu Riga erhielte/ wuͤrden die Stadt- Priester ihn nicht so lange in ihrer stadt dulten/ da doch solche treue Præceptotes heut so rar als noͤthig sind/ und doch wie M. Ernst Christ. War- tenbeꝛg weichen/ und den gelehrten und veꝛkehrten verfuͤhrern der Jugend den raum lassen muͤssen. 123. D. Christianus Matthiæ, der aus Den- nemarck und Sohr entweichen/ und sich nach Holland begeben muͤssen/ da er erst in Gra- venhagh geprediget/ biß er hernach in Utrecht ge- storben/ ist aus seinen trefflichen schrifften gnug bekant. Es scheinet/ daß die welt ihrer nicht werth/ oder sie der welt nicht werth seyn. 124. D. Bartholomæus Elsnerus Profess. Theol. zu Erffurt/ wie treu er gewesen/ offentlich die wahrheit in seinen Teutschen tractat en von allen glaubens-aꝛticuln zu bekeñen/ so fuͤꝛsichtig ist er gewesen/ das was Gott ihm hernach und in vie- lerley creutz und kranckheit geoffenbaret/ nicht vor die saͤue zu werffen/ sondern an einē busen-freund/ 125. Herꝛn Matth. Capaun/ von Creutz- thal/ auff seinem siegbette in die feder zu dictir en/ und also an mich nach Zwoll eine sehr kurtze/ doch voͤllige erklaͤrung uͤber die offenb. Joh. zu senden/ so wie GOtt ihm solche auffgeschlossen und geof- senbaret hat/ um mir zur nachricht zu dienen/ ne- benst andern schoͤnen manuscript en/ die Herꝛ Ca- paun mir von ihm nebenst seinem letzten gruß mit- brachte/ und bey mir niederlegte/ daruͤber im geist sich erfreuend/ daß er den auffgang des reichs und wortes Christi mit Simeon vor seinem unter- gang und heimfahrt erleben moͤchte; wil Teutsch- land keine neue offenbarungen/ so hat GOTT doch/ die solche lieben und sparen. 126. M. Fridericus Dame/ Probst zu Flensburg und in Holstein bey 33. jahren/ mein großvater/ ist aus dem schoͤnen buch vom alten und neuen menschen/ item vom eyd schweren und andern schrifften bekant/ darin er dem seligen Johann Arndt succediret und secundiret hat/ um anno 1630. mit deme M. Johann Moth und Paulus Walter in der wahrheit einig gewesen und denen Rottengeistern ernstlichen wiederstand gethan/ daß sie nicht einwuꝛtzeln konten bey ihnen. 127. M. Johannes Brecklingius Prediger zu Handewitt bey Flensburg/ mein vater/ dessen bruder Johannes Brecklingius Pastor zu Breck- lum in Holstein von Koͤnig Christiano dem 4. in Tennemarck fuͤr allen andern Predigern da- selbst herfuͤr gezogen/ geliebet und gelobet ward/ weil er ihm die wahrheit so gruͤndlich und deut- lich ohne ansehung der person unter augen stellete/ und in seinem gewissen entdeckte: ist aber friedlich gestorben/ und selbst von dem Koͤnig beklaget/ al- so daß die wahrheit vom anfang der reformation her durch unser geschlecht in Holstein verkuͤndiget ist/ und ihre herberg genommen/ darin mein va- ter seliger dem seligen Johann Arndio beygestim- met/ und was Johañ Arnd in dem tractat von der vereinigung mit CHristo entworffen/ das hat mein vater seliger in seinem tractat de Paradiso re- serato vollkoͤm̃lich aus GOttes wort erklaͤret und ausgefuͤhret/ und hernach eine vollkommene scalam cœli als die rechte himmels leiter in Chri- sto nach allen graden auffgerichtet/ und in der schoͤnen voꝛrede uͤber und mit den 7. Buß-Psalmē ausgegeben: naͤchst dem hat er eine voͤllige er- klaͤrung uͤber die Klaglieder Jeremiaͤ/ ein gros- ses buch von der gelassenheit in allen dingen inneꝛ- lich und aͤusserlich mit gruͤndlicher relignation sein selbst in GOTT zu bewahren/ ein buch von der gerechtigkeit des glaubens und lebens in CHristō/ ein buch vom seligmachenden glauben/ und einen tractat vom ewigen leben geschrieben/ welche aber wegen des einfallenden krieges nicht gedrucket sind. Wie er von D. Klotzen wegen der freyen bekaͤntnis der wahrheit schon zuvor ange- fochten war/ der doch wider ihn nicht auffkonte/ weil mein vater fuͤr andern unstraͤfflich zu wan- deln suchte/ so war doch mein vater dadurch desto mehr bey Klotz verhasset/ daß er ihm in meiner sache einredete/ und offentlich bekante/ daß die Prediger in Dennemarck die erste und meiste schuld an allen suͤnden und straffen des gantzen landes waͤren/ durch die alle verwuͤstende raub- und mord-kriege unter uns A. 1657. 58. 59. 60. in Holstein und Dennemarck verursachet worden/ daher D. Klotz nicht allein mich/ sondern auch ihn hernach aus seinem dienst getrungen und ei- nen andern hinein geschoben hat. 128. M. Fridericus Brecklingius Predigerzu Handewitt in Holstein/ anno 1629. geboren/ nach dem er alle Teutsche Academi en bey nahe von Koͤnigsberg und Rostock biß in Straßburg durchgereiset/ und die heimlich verborgene wahr- heit und weißheit zu beruhigung seines gemuͤths gesuchet/ hat er doch in zehen jahren mit vielem reisen und unkosten nichts weiter als den rechten grund der wahren Philosophiæ und Chimiæ bey Herrn D. Joh. Tackius zu Giessen gefunden/ biß er zu Hamburg in der grossen Bibliothec weiter suchend/ von einem Laico und Materiali sten- knecht/ den GOtt zu ihn gesandt/ gefunden/ und durch ihn zu seinem GOtt und Schoͤpffer wieder gebracht/ und von allen aͤusserlichen dingen/ men- schen und creaturen zu CHristo und seinem reich/ geist/ salbung/ licht und wort in uns eingeleitet/ darin er durch GOttes wort und Tauleri schriff- ten befestiget/ und durch Lutheri Kirchen-Postil zum lebendigen glauben und bekaͤntniß auffgewe- cket/ dergleichen bekenner aufs neu in Teutschland uͤber 200. meilen gesuchet/ aber kaum gefunden/ als in Holland einen alten bekenner und zeugen der wahrheit Ludw. Fried. Gifftheiln/ bey dem er/ wie Josias, nach findung der H. Schrifft und durchle- sung von Joh. Aꝛnds Christenthum/ auch fꝛeywil- liger auffopfferung sein selbst an seinen GOtt/ zu allem seinem dienst und wolgefallē/ das lebendige wort und oraculum GOttes also gefunden hat/ wie Gottes heut und hieꝛ von uns will gesaget uñ bezeuget haben/ darinn er von Domino Herman- E e e e e 3 no Jun- Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. no Jungio bekraͤfftiget/ und von dem S. Joach. Bet- kio, biß in die interiora velaminis, und durch das decretum stultitiæ uñ mysterium crucis biß in die penetralia sapientiæ divinæ eingeleitet ist: Da- durch er im glaubē erhoͤhet alles gantz contrari der welt und ihren fleischlich gesiñeten Schriftgelehꝛ- ten hat lernē nach dem inwendigē grunde im geist einsehen/ wie es fuͤr GOtt beschaffen ist/ und was GOtt in seinem worte zu allen dingen saget/ und auch heut und hier von uns will gesaget und ap- plicir et haben; daꝛaus er denn folgende buͤcher geschrieben und wieder zu GOtt und sein wort zu recht zu bringen/ die durch so vielerley menschli- che schrifften und irrgeister je zu wenig und zu viel verwirret und verirret waren. Als 1. Specu- lum s. lapis lydius pastorum. 2. Speculum repur- gatum. 3. Das ewige Evangelium. 4. Ankuͤn- digung des gerichts. 5. Triumphus veritatis. 6. Nosce te ipsum, ut cognoscas Christum. 7. My- sterium magnum, Christus in vobis. 8. Ruffen- de stimme aus mitternacht. 9. Excidium Ger- maniæ. 10. Supplication an den Koͤnig in Den- nemarck fuͤr seine arme/ und schlachtschafe un- ter den woͤlffen in seinem reich gefangen. 11. Chri- stus Triumphans per decretum stultitiæ \& my- sterium crucis. 12. Christus cum suis Prophe- tis \& Apostolis redivivus. 13. Tribunal consci- entiæ; prodromus judicii divini. 14. Biblia pau- perum. 15. Anatomia mundi. 16. Mysterium iniquitatis. 17. Modus catechisandi. 18. Chri- stusjudex secundum judicium \& justitiam. 19. Abfall der Lutherischen von der Augspurgischen Confession. 20. Ankuͤndigung des gerichts an Behemoth und Leviathan allhier. 21. Biblia dia- boli ad suos Apostolos in mundo. 22. Regina pecunia, mundi Politica \& Antichristi Theolo- gia. 23. Mysterium Babylonis \& Sionis. 24. Pharisaismus. 25. Majestas \& potentia Christi- anorum cum Christo. 26. Libertas Ecclesiæ. 27. Religio libera. 28. Soli DEO Gloria. 29. Liber librorum, Confessio Christianorum. 30. Syna- goga satanæ. 31. Wiederlegung der schrifft Ur- sini, die er wider Justimanum ausgegeben. 32. Excidium Germaniæ Betkii mit seiner vorrede. 33. Pruͤfung der geister. 34. Schluͤssel der er- kaͤntniß. 35. Turcken-krieg. 36. Von bekeh- rung der Juden. 37. Compendium Apocaly- pseos reseratæ. 38. Leo rugiens. 39. Vis veritatis fidei \& verbi DEI. 40. Mysterium paupertatis 41. David Redivivus. 42. Revelatio abscondi- torum \& futurorum. 43. Fridericus Resurgens. 44. Abominatio desolationis. 45. Pseudosophia mundi deturbata. 46. Christus Mysticus. 47. Krieg und sieg des wortes GOttes. 48. Christ- liche erinnerung und warnung aus der geister Babel und falschen liebe auszugehen. 49. Sum- ma dicendorum. 50. Ausgang aus Babel und eingang zu GOtt durch CHristum im geist. 51 Consummatio præcisa ad inundationem justi- tiæ. 52. Verbum abbreviatum. 53. Biblia Redivi- va cum suis testibus. 54. Anticalovius pro Jac. Boëmio. 55. Paulus Redivivus. 56. Fridetici Brecklings unterschiedliche schrifften die allge- meine noth dieser letzten zeit betreffende durch Herꝛn M. Ammersbach in Deutschland ausge- geben. Meine uͤbrige manuscripta habe ich vor dem Herꝛn niedergeleget/ biß er sie offenbar ma- chen oder vernichten wird/ daß sein wort allein die uͤberhand uͤber aller menschen schrifften und vor- haben bekommen und biß auff jedes jota erfuͤllet werden moͤge; der es geredet/ kan und will es auch thun. Weil fuͤr uns keine errettung uͤbrig ist als durch den HErꝛn unsern GOtt; was fuͤr lohn und danck ich und andere zeugen der wahrheit fuͤr und von der welt bekommen/ das lasse ich GOtt sehen und richten/ der bißher alle feinde seines wortes und creutzreichs fuͤr uns hat fallen machen/ daher auch die uͤbrigen fuͤr ihm beugen oder brechen muͤssen/ nachdem wir mit Gott und GOtt in und mit uns und seinen uͤbrigen zeugen aller seiner ar- men und elenden sache uñ rache wider das unhei- lige volck ausfuͤhren wil/ kan und muß. Wenn der tag ihrer prediger uͤber sie kom̃t/ sollen sie er- fahren/ wie fruͤhe/ offt und treulich GOtt sie ge- warnet hat/ auch durch uns/ und daß sie keine entschuldigung mehr fuͤr GOtt noch menschen haben koͤnnen/ denn GOtt hat posaunet/ und sie haben nicht hoͤren noch sich bessern wollen/ und uns dazu verstossen und verlassen/ daß unser seuff- tzen und ihre boßheit sie stuͤrtzen wird. 129. Johann Etlebens kurtze und schoͤne schrifft/ wie sich ein diener des wortes GOttes in alle seinem thun halten solle/ und sonderlich ge- gen die denen das Evangelium zuvor nicht gepre- diget ist/ daß sie sich nicht aͤrgern. Zu Wit- tenberg anno 1525. mit D. Lutheri consens aus- gegangen/ und anno 1638. zu Luͤneburg auffs neue gedrucket/ da auch des Sigismundi Evenii 3000. klagē uͤber das verdorbene Christenthum zu erst und hernach zu Quedlinburg anno 1691. wie- der auffgeleget sind. J. V. Andreas beklaget ihn. 130. Johannis Permejeri Austriaci sanctæ so- cietatis Regalis IEsu Christi Primarii schrifften und sendschreiben anno 1636. welcher des Irenæi Philalethæ dissertation de pace \& concordia ec- clesiæ anziehet/ und an Florianum Crusium, Theo-Philosophum \& Medicum zu Danzig wunderbare brieffe geschrieben hat/ und zehen fragen den gelehrten vorstellet. 131. Michael Weyden/ Organisten in Koͤnigsberg wahrhafftiger bericht und verant- wortung wider 121. luͤgen/ welche D. Mislenta, Colbius und ihr anhang ausgegeben/ um die un- uͤberwindliche wahrheit/ die GOtt selber ist/ zu unterdruͤcken anno 1651. 132. Claude Brousson von den wundern Got- tes und von GOtt gelehrten und auffge- weckten hirten-kindern und Prophetischen zungen in Franckreich. 133. Burgermeister Conrad von Beunin- gen sendschreibē an Christen und Juden/ dar- in er sie von ihrem abfalle uñ von der zukunft und herꝛlichem reich Christi auf erden gar gruͤndlich und deutlich uͤberzeuget. ao. 1690. 134. Pieter Plemper, Spiegel von dem ab- fall des Christenthums. Von dem Abfall der Heiligen/ darin er die gantze Reformirte kir- che von ihrem abfall in allen stuͤcken be- schuldiget/ und von dem heutigen Babel al- ler sect en alles mit sich zu GOtt dem braͤuti- gam entgegen fuͤhret/ darauff man ihn als einen kauffmann und buͤrger zu Leiden ge- zwungen Diacon in ihrer kirchen zu wer- den/ oder ihm die stadt zu entsagen/ wie man Herꝛn Laurentium Lange/ Thielmann/ und 4. Hebraͤer aus der stadt gesetzet hat. 135. Heinrich Bernhard Coͤster/ Dani- el Falck/ Joh. Kelpius, und M. Petrus Schaͤffer/ samt anderen/ die nach Pensylvani- en gezogen/ brieffe und schrifften aus Ame- rica zu uns uͤbergesandt/ samt ihrem tapfern glaubens-kampff/ wie sie sich durch alle sect en Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. sect en herdurchgeschlagen um die frey- heit in CHristo zu erhalten. 136. Johann von Holtzen Medici in Purmerent universal Postbote in alle welt (wie Samuel Rinck aus Londen an die Lutherische welt ) ausgesandt/ und die wunderbahre historia des auffganges des neuen Jerusalems/ und anfangs der neuen Philadelphi schen gemeinde unter ih- nen in gegenwart Herꝛn Albert Otto ha- ber s Med. Doctoris (der hernach in Londen gewohnet und vom Auro potabili geschrieben) Graff Rantzauen/ Volckert von der Velde und anderer hochbegabter manns- und frauens-personen/ als eine sonderbahre comœdi e zu herrlicher uͤberwindung vorge- lauffen/ und was es damit fuͤr ein ausgang genommen. 137. Johannis Fabricii Hanovici Exul Chri- stianus anno 1635. zum Amsterdam gedrucket in Latein, ein sehr gutes und troͤstliches buch fuͤr alle Exulant en/ damit er sich selbst und alle seine bruͤder in ihrem exilio getroͤstet hat. Da- hin auch das buch Trauern uͤber trauren/ und trost uͤber trost/ gehoͤret/ anno 1629. gedrucket. Item: 138. Andreas Bruder/ Exulis JEsu CHristi/ vergleichung und unterscheid/ nebenst denen kennzeichen der wahren und falschen kirchen/ dadurch das geheimniß der boßheit samt dem greuel der verwuͤ- stung an der heiligen staͤtte geoffenbaret wird/ anno 1648. zu Amsterdam gedrucket. 139. Andreas Michael Winterstein/ exulirend en Predigers geistlicher seelen schatzkam̃er. a. 1679. zu Franckfurt gedruckt. 140. Frirderich Liebhabers Staͤdte- wecker/ neben meiner ankuͤndigung des gerichts an die heutige thiere Behemoth und Leviathan, im geistlichen und weltli- chen stande/ ist durch M. Amersbach/ und zu Goͤrlitz anno 1666. gedrucket. Und wie ein Buchdrucker zu Nuͤrnberg meine Regi- nam pecuniam, die doch offenbahr in allen staͤn- den herꝛschet/ zu Nuͤrnberg nachdrucken wol- len/ hat man ihn ins gefaͤngniß gesetzet/ dar- uͤber ich solche verfolger der wahrheit fuͤr den thron der gerechtigkeit citir et/ in meiner vor rede uͤber das buch/ Soli DEO Gloria ge- nannt/ da sie mir und allen bißher auch unter dem namen des unkrauts verfolgeten Chri- sten antworten und rechenschafft fuͤr ihr thun geben sollen/ da soll offenbahr werden/ wie sie GOtt in sein gericht gegriffen/ auch in allen/ darinn sie mit dem Pabst die ketzer und Chiliastē unter dem schein des unkrauts verfolget haben; dagegen das gutekraut niemand verfolget; unterdeß haben sie zeit zu bedencken/ ob sie an uns und alle verfol- gete restituir en wollen/ alles was sie uns ab- genommen/ und wovon sie uns verstos- sen/ wie man in der welt die rente mit dem hauptstuͤck bezahlen muß/ biß auff den letz- ten heller; wo nicht/ so stehet GOttes wort und recht wider alle solche verfolger feste und unbeweglich/ daß ihnen geschehen soll/ wie sie uns gethan/ und mit dem maaß muß ausgemessen werden/ damit sie uns ein- gemessen haben/ und wir haben recht und macht unser und aller elenden sache und rache wider ihre betraͤnger auszufuͤhren/ wie Elias/ Joseph/ David/ und CHristus gethan/ da alsbald auff ihn verachtung und verfolgung/ das gericht uͤber die Ju- den und Heiden gefolget ist. Sic penuria pauperum perdet divites, Ps. 43. 72. 94. da sol- len unsere Priester/ Academi en und sect en- meister nicht allein uͤber ihꝛe verfolgung und ketzermachung/ sondern auch uͤber alle zer- trennung und verwirrung der gantzen Christenheit/ und noch dazu uͤber alle ver- saumung und veraͤrgerung der noch uͤbri- gen Juden/ Heiden und Tuͤrcken fuͤr Gottes gericht rechenschaft geben/ davon 141. Christian Entfelders bedenckung/ uͤber die vielerley zertrennung und irꝛ- thuͤmer und deren ursachen/ durch Petrum Serrarium anno 1659. ausgegeben/ wol zu le- sen ist/ und Nicolaus Henrich Rosendal sein brieff an die fꝛeunde in Wesel von den keñzeichen der rechten und falschen hirten gruͤndlich zeuget. 142. M. Johann Jaeob Zimmermann ein grundgelehrter Astrologus, magus, cabali- sta und Prediger aus dem Wuͤrtenberger lan- de (kurtz vor ihrer verwuͤstung durch die Frantzosen) ausgetrieben/ hat viele grund- gelehrte schrifften von der naturkuͤndi- gung/ Astrologia und Cometen/ wie auch von der zeitrechnung/ unter dem namen Am- brosi. Sehmann aus Caminietz geschꝛieben/ und weil er darin Jacob Boͤhmen anziehet/ ist er dar uͤber abgesetzet vom dienste zu Bietigheim/ da er hernach des Jacob Boͤh- men schriften wieder D. Hinckelmann und M. Holtzhausen tapfer verthaͤdiget hat/ und meinen tractat vom Chiliasmo an den sel. D. Horben gesandt/ auff seine recommenda- tion zu Hamburg drucken lassen/ und auch das liebliche gespraͤch zwischen Pater Ernest und D. Eymern anno 1696. ausgegeben/ samt der darreichung der gemeinen liebe gegen die uͤbrige Juden/ Tuͤrcken und Heiden/ zu ihrer seligmachung in der bruͤ- derlichen liebe/ anno 1689. und weil er nir- gends gehoͤr und eingang mit der wahr- heit gefunden/ als bey D. Horbius und etli- chen wenigen zu Hamburg/ hat er resolvi- ret, das undanckbare Europam gantz zu ver- lassen und mit seiner lieben haußfrauen und kindern nach Americam uͤberzuschiffen/ mit denen 40. bruͤdern und schwestern/ die aus Hamburg verfolget nach Pensylvani en sich re- terirt en/ da der M. Zimmermann denn hier bey uns abschied nehmende/ kurtz darauff zu Rotterdam gestorben ist/ seine frau und kinder wurden daruͤber von frommen hertzen reichlich begabt und veꝛsorget/ und also nach Pensylvani en mit der andern gesellschafft fortgesandt/ da sie noch gegenwaͤrtig wohnen/ uñ sich mit ihrem handwerck ehr- lich ernehren. Pelagius Eremita auf der Jnsul Majorca und sein discipul Libanius haben gar tieffsinnige schrifften von der Magia und lehre der geister geschrieben/ und an den Abt Trithemium mitgetheilet. 143. Thomas Hayne de pace ecclesiasti- ca ist heut sehr noͤthig und nuͤtzlich zu lesen. 144. Johann Thamsen ein kauffmañ aus Dennemarck/ der zu Husum in Holstein so viel kꝛancken duꝛch den glauben und gebet gesund ge- machet/ Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. machet/ daß auch die Prediger uñ Obrigkeit ihn habē bitten muͤssen/ solche von sich abzuweisen/ damit nicht ein tumult und unordnung daꝛaus entstehe; darauff er gen Friederichstadt gereiset/ und alldar still gelebet/ sich mit wenigē freunden bekant gemachet/ und bald darnach gestorben ist/ eben um die zeit/ da der Muͤnch Marcus Avi- ano im Pabstum herum gereiset/ und freyheit gehabt/ allenthalben das volck zu segnen und wunder zuthun/ welches man beydes von sich stoͤsset und verleugnet; dessen historiam und zeugniß von der stadt oder predigern zu Husum samt der historia von Jurg en Frese aus seiner Atheisten-brill von uͤbeꝛzeugung deꝛ uͤbeꝛgrossen guͤte Gottes gegen die aller groͤsseste suͤnder durch ergreiffung eines feurigen rings hat Andreas Lapius gedrucket. 145. Andreas Kempe/ ein Medicus aus Schweden vertrieben/ der Jsraels erfreuliche bottschafft einem reichen Juden von Hamburg dediciret, welcher ihn als ein Judas an die Hamburger Priester verrathen/ die ihn durch Pilatus huͤlffe an meister Hansen uͤbergeben/ und zum feuer verurtheilet/ weil er der Priester greuel/ dadurch sie das feuer vielmehr als er verdienet/ ziemlich scharff offenbaret/ und auch dem Felgenhauer in etwas zugethan war/ biß D. Johann Friederich Meyer nach D. Luthe- ri rath und CHristi Wort/ um auch das un- kraut wachsen zu lassen/ dawider protestiret, und der Priester Blutrath zu nichte gemachet: daß Kempe also aus Hamburg verwiesen/ kurtz hernach zu Altona gestorben ist/ ann. 1689. 146. Otto Richardi ein sehr gelehrter mann aus Franckfurt vertrieben/ weil er des zweyhoͤr- nigten thiers malzeichen nicht annehmen noch ihre thierische menschē und bilder anbeten konte/ sondern Bartholomaͤi Sleyen Theosophiam universalẽ zu offenbarung der thorheit aller fal- schen Priester und Sect en nach 2. Tim. 3. v. 4. al- dar an freunde bekant machte/ fand daher keine herbeꝛge/ biß er duꝛch huͤlffe und beystand von D. Overbeck uñ anderer freunde der wahrheit nach Cleve beruffen/ und daselbst eine vornehme di- scipulin informirte, und heꝛnach zum Conrector angenom̃en/ und daselbst kurtz hernach gestorbē ist um 1691. So ist auch ein Oesterreichischer Edelmann/ mit namen Talienscher/ durch die Priester in Franckfurth verfolget/ biß er ihnen entwichen und ausser der stadt wohnende ge- storben ist. 147. Johannes Haybertus Royens ein bekehr- ter Muͤnch/ wunderbar von GOtt herumgefuͤh- ret/ der mir und andern solche wundeꝛbare dinge von der wunderlichē regierung Gottes uͤber und mit ihm erzehlet/ dafuͤr wir verstummen und ihn als einen im glauben wolgeuͤbten und in der liebe getreuen GOttes-menschen an seinen GOtt lassen und befehlen musten/ dessen rath und wege so wunderbar/ daß sie von keines men- schen vernunfft moͤgen begriffen werden/ welche er doch auch offt durch gantz verkehrte mittel zum herꝛlichen ende hinaus zufuͤhren weiß/ nach Esa. 28. 1. Cor. 1. 2. 3. 4. wie mit David und CHristo/ Job und Joseph/ Jacob und Daniel. Dersel. D. Horbius hat ihm viel gutes gethan/ und an mich recommendiret, auch duꝛch mich ihm geldnachgesandt/ da eꝛ hie duꝛch nach Ost-Jndien reisen wolte. Wo er geblie- ben/ weiß man nicht/ ohne daß man meinet/ daß er bey Bremen mit einem paß von Branden- burg todt gefunden worden. 148. Einer/ Georg Zimmermann/ ist in Marpurg gefangen genommen/ biß er alles re- vocir en muͤssen/ und Homagius, ein gelahrter mañ/ der bestaͤndig blieb/ mit ruthen ausgehau- en/ ohne zweiffel nicht um uͤbelthaten/ denn was unsere Phariseer/ als die groͤste uͤbelthaͤter/ von solchen schreiben/ offt alles verkehrt und er- logen ist/ weil sie in eigener sache richter und hencker seyn/ biß GOtt und CHristi Juͤnger die wahrheit davon antag bringen. 149. Ein Gottseliger mann mit namen Christoff Baumhauer/ hat aus Silesi en an L. Fr. Gifftheil geschrieben von einem Baltzer oder Balthasar Jaͤckel/ der lange im gefaͤng- niß geplaget ist/ gleichwie auch andere freun- de/ davon man bey den Silesi ern nach fragen kan/ welcher leiden unter den Papisten so viel groͤsser ist/ so vielmehr sie von ihren untreuen bruͤdern unter den Evangelischen verlassen/ und in den rachen der Antichristischen thiere uͤbergeben/ aller wilden thiere speise seyn muͤssen: Daher die an ihnen untreue Evangelische eben solche straffen und gerichte treffen werden/ dann sie ihre bruͤder als elende schlacht-schafe| in Silesi en/ Boͤhmen/ Maͤhren/ Ungarn/ Oester- reich/ Siebenbuͤrgen/ Franckreich und andern laͤndern verkaufft und verlassen haben. Mer- ten John/ Goͤrg Hauptmann/ und an- dere liebhaber der wahrheit/ darunter auch Friederich Dennert/ ein schul- collega, und Georg Matern/ haben einen Hans Meurer zweymal heraus zu uns in Holland ge- sandt/ um allerley schrifften und zeugnissen der wahrheit ihnen hinein zusenden/ so daß alldar noch viele hungerige seelen zu finden/ wenn noch Apostolische maͤnner des geistes unter uns uͤbrig waͤren/ die gleich denen ersten Apo- steln in der nach folge CHRISTI solche verlohrne schafe fuͤr ihren 99. satten und selbst gerechten wolten besuchen/ das schwache im glauben staͤrcken/ und die unter die moͤrder ge- fallne zu recht bringen wolten; daher CHri- stus nicht vergebens noch heut zu uns saget: Gehet hin in alle welt/ und machet Juͤnger/ und thut allen also/ wie ich euch gethan/ |Matth. 10. 28. Luc. 10. Denn wer nicht zu erst ein Sa- maritan seines naͤchsten wird/ der mag kein ma- gus noch Gottes-gelehrter diener des N. Te- stamentes werden/ deme GOtt das seine ver- trauen koͤnne/ weiler in dem zeitlichen und ge- ringsten untreu ist. Mercket das/ die ihr GOttes vergesset. 150. Guͤrgen Muͤller/ weil er ein scheids- mann zwischen den Hamburgischen Predigern werden/ und offenbahre zeugniß geben durffte von dem guten/ das er an D. Horbius, und boͤ- sen/ das er an seiner gegenpartey gefundë/ muste er ins gefaͤngniß/ und elend herum geschleppet/ und endlich zur stadt hinaus verwiesen werden/ da er hernach in Friederichstadt herberge gefun- den/ und sein glaubens-bekaͤntniß ausgegeben. 151. M. Henticus Schevius, Prediger im Waldeckischen/ ist allda uͤber dem straff-amt ab- gesetzet/ und hat so viel dadurch gelernet/ daß er nach keinem Predigamt sich mehr umsehen wollen. Und wie hier Dominus Lodenstein in Utrecht/ so ist einer Dominus Mercker in Essen/ der um der vielen mißbraͤuche und ge- wohn- Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. wohnheit zu predigen ohne besserung/ davon Großgebaur die rechte ursachen entdecket/ nicht mehr predigen; aber wol catechisir en wol- te/ um das was an den alten verlohren/ an den kindern in und mit CHristo zu ersetzen/ daran das meiste gelegen ist; andere als M. Andreas Mullerus Probst in Berlin und M. Ernst Christian Wartenberg Collega an deꝛ schu- le daselbst/ haben selber abgedancket um ihre see- len zu retten/ dahin David Hering/ der nun in Wittstock leben soll/ und andeꝛe deꝛgleichen mit- gehoͤren. 152. Joh. Chrysostomus Egenfeld/ der in vielen jahren in Meckelnburg gefangen gehal- ten/ biß er/ als den Catholischen zugethan/ end- lich von der Fuͤrstin und Frantzosen loß gebeten/ und sein Fuͤrst selbst Catholisch geworden ist/ den er zuvor bestraffet hatte/ ist mit seinem reise- gesellen Augustus Deutschbein aus Calbe bey uns hier in Holland gekommen/ und haben all ihr wiederfahren erzehlet/ da sie zugleich viel ge- lehrte und zum theil unparteyische manuscripta im gefaͤngniß concipir et uñ mit sich gebꝛacht um allhier drucken zu lassen/ biß sie auch hier wenig glauben und treue gefunden/ und sich wieder nach Deutschland gewandt haben/ desgleichen ist hier bey uns von D. Sophronius Kozack, Me- dico zu Bremen/ ein Studiosus Maternus Har- wigh mit einem Catalogo von wol 400. ge- schriebenen tractat en gekommen/ aber hat keinen verleger gefunden. 153. Florianus Beb, der in fuͤnff jahre von den Jesuitern zu Prag gefangen gehalten/ ist wunderbar von GOtt aus solcher raubvoͤgel klauen errettet/ und darauff durch Holland nach Ost-Jndien gereiset/ um an das bꝛod zu kom̃en/ von dar er nach veꝛlust des schiffes wieder gleich arm hieher gelanget/ und eine Epistolam mun- diversalem DEI vivi nomine zu Leiden ausge- geben anno 1695. Suchet nun CHristi ehren- reich auffzurichten/ und lebet in grosser armuth zu Amsterdam. 154. Udalricus Deicher/ aus dem Pabst- thum zu uns uͤbeꝛtꝛettend/ hat keine ungerechtig- keit billigen noch zu der luͤgen und heucheley un- ter uns herꝛschend stillschweigen wollen/ sondern den unterdruͤcktē mit hertz/ mund und hand bey- gestanden/ und ihnen ihre sachen wider dero un- gerechte verfolger ausfuͤhren helffen/ daruͤber er viel hat leiden muͤssen/ aber doch freudig in sol- chem allgemeinen Christlichen beruff geblieben/ und fuͤr die wahrheit und gerechtigkeit biß in den tod gestritten hat/ wie seine brieffe an uns aus dem hofe Mesou in Pommern zeugen koͤ- nen/ und da ihn einige bruͤder nach Cleve beruf- fen zum predigamt/ hat er solchen beruff nicht annehmẽ/ sondeꝛn lieber bey dem præceptorir en in unterrichtung der jugend sein leben zubrin- gen wollen. Er hat um anno 1665. gelebet/ und ist uns unbewust/ wo er hinkommen ist. 155. Paulus Linck/ ein Doctor Medicinæ ist aus seinem schoͤnen tractat de tribus judiciis divinis bekannt/ daß er ein hocherleuchteter mann und tꝛeuer zeuge deꝛ wahrheit und kuͤnffti- gen gerichte GOttes muß gewesen seyn/ dann er grossen verstand hatte/ und derer Harmoni e gruͤndlich offenbarete. 156. Abraham von Beyerland ein buͤr- ger in Amsterdam hat mit grossen unkosten alle schrifften von Jacob Boͤm/ und andern von GOtt gelehrten zeugen der wahrheit an sich ge- kauffet/ und ins Hollaͤndische uͤbergesetzet: Da- her solche nun wie zuvor schon in Engelischer sprache/ als auch ins Hollaͤndische gedrucket sind/ und mit grosser danckbarkeit angenom- men werden/ zur gerechten schande der undanck- baren Deutschen und ihrer Latein er/ Schrifft- gelehrten und Hohenpriester/ die ihren eigenen ihnen von GOTT erwecketen und gelehrten Deutschen Propheten aus gifftigen neid ver- achten und verfolgen/ und auch einen/ 157. Lorentz Sebold, daruͤber zu Regen- spurg vom Abendmahl ausgebannet und heff- tig verfolget haben/ biß er mit denen/ die ihm beygestanden/ auff des Kaͤysers befehl durch das kammergericht zu Wetzlar mit grossen ehren zu solcher Priesterschande in Regenspurg wieder eingesetzet/ und Jacob Boͤmen seine liebha- ber und buͤcher also wieder im Deutschen reich privilegir et seyn/ welche auch hier und in En- geland frey passir en/ gekauffet und gelesen wer- den/ und neulich durch einen Edelmann aus Jrꝛ- land/ namens 158. Eduart Tayloor, mit dessen lebens- lauff und auffloͤsung der von Jacob Boͤmen hinterlassen 177. fragen vermehret/ und also mit dem besten auszug davon unter dem ti- tel von I. B. Theosophia in Engelland gedrucket sind; Da I. B. buͤcher schon zuvor durch seines aͤrgesten verfolgers Gregorii Richters sohn in locos communes gebracht/ und in 8. baͤnden zu Thoorn gedruckt waren/ deme D. Cramer ge- folget/ und eine Ideam Theologiæ Bœmianæ herausgegeben/ und D. Neus ihn treulich wi- deꝛ D. Hinckelmans 40. fꝛagē veꝛthaͤdiget/ und die fragen gnugsam beantwortet/ da man bil- liger den D. Hinckelmann 40. dergleichen fra- gen/ von seiner eigenen person/ amt/ beruff und verhalten darinn haͤtte vorlegen sollen/ daß er seinen eigenen balcken haͤtte sehen lernen/ ehe er zum splitter-richter uͤber Jacob Boͤm werden wolte. 159. D. Joh. Pordætsch, in seiner Theolo- gia Mystica hat das schweꝛeste in Jacob Boͤmso deutlich und einfaͤltig erklaͤꝛet/ uñ Joh. Theodor. Tschesch in seiner schoͤnen einleitung in den edelen lilienzweig des grundes und der er- kaͤntniß des hocherleuchteten Jacob Boͤmens an Hen. Prunium M. C. anno 1641. solchen unterscheid darinn angewiesen/ daß wer sich dagegen aufflegen wolte/ seine eigene blindheit offenbaren und keine entschuldi- gung haben wuͤrde. So haben auch 3. freun- de bey Erfurt Jacob Boͤmen gegen den Fanati schen Joh. Moͤller und andere so gruͤndlich verthaͤdiget/ daß Jacob Boͤm nun endlich recht bestehen und seine feinde fuͤr ihm zu grunde gehen muͤssen/ Amen. Dazu mein Anti- Calovius fuͤr Boͤmen noch feste stehet. 160. Johannes Olsonius ein Medicus zu Bergen in Norwegen/ und grosseꝛ fꝛeund von Gifftheiln hat Jacob Boͤmens schꝛifftē in Daͤnischer sprach uͤbersetzet/ und in solche lo- cos communes gebracht/ daß die dunckele oͤrter und redens-arten durch andere klaͤrer und deut- licher erlaͤutert werdē/ weil niemand Jacob Boͤ- mens schꝛifften besser als er selbst verklaͤren mag. Dum quilibet verborum suorum interpres est: Wie auch die H. Schrifft in allen dunckeln or- ten und redens-arten sich selbst am besten ausle- get; so auch Lutherischrifften/ in denen offt vielmehr anstoͤßliches als in Jacob Boͤmens A. K. H. Vierter Theil. F f f f f schriff- Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. schrifften vorlaufft/ und doch zum besten auff- genommen wird/ warum nicht eben so wol in Jacob Boͤmen/ wenn der neid uns nicht so gar einnehmen und unsere augen gegen so schoͤ- ne sternen/ lilien und rosen verblenden moͤchte. Dabey hat dieser Olsonias sehr viel gutes im veꝛboꝛgenen an den aꝛmen gethan/ also daß auch bey 40. wittwen sich nach seinem tode geoffenba- ret haben/ die er unterhalten hat/ und das ge- ruͤcht von ihm gegangē/ als weñ er den lapidem Philosophorum besessen/ daher er auch in Frie- rici III. Koͤnigs zu Dennemarck sein laborato- rium genoͤthiget ist/ um darinn mit Hr. Olaus Borrichius zu arbeiten und allerley kuͤnste anzu- geben/ und zu probir en/ biß er endlich zu Ber- gen gestorben/ und seine parentation, von H. D. Paulus Bꝛand gehalten/ hieꝛ in Holland gedru- cket ist anno 1685. durch deren correctur ich mit ihnen bekannt worden/ und ihnen alles/ was zu ihrem zweck dienen koͤnte/ aus Holland uͤber- schrieben/ da kurtz hernach sich ein 161. Philosophus und Chymicus adeptus mit namen Joh. Zeiger an meinen grossen freund Hr. Frid. Popping, Gouverneur von der insel Fero geoffenbaret hat/ und vor 2. jahr einer zu Rotschild in Seeland. Solche vorgaͤnger ha- ben in Norwegen einige grosse liebhaber der wahrheit hinterlassen/ derer namen bey mir in Catalogo regionum \& urbium cujusque testis veritatis auffgezeichnet zu finden. 162. Georgius Gellmann/ ein sehr erfahr- ner Medicus und Chirurgus, ist aus Nurn- berg vertrieben/ weil er nicht bey ihren Prie- stern zur Beicht und Abendmahl gehen wollen/ noch daꝛinn mit ihnen abgoͤtterey treiben/ nach- dem sie das Abendmahl als ein kennzei- chen ihrer sect e zur offenbarung der ver- meinten ketzer und Schwenckfelder unter ih- nen mit dem Pabst auffs neue gemachet/ wie der S. D. Henrich Muͤller in seinem tractat von den 4. neuen abgoͤtteren der Lutherischē ihnen solches vorhaͤlt/ ist also im durchreisen durch Bamberg von dem Papistischen Bi- schoff daselbst mit grossen gnaden auffgenom- men und in vollkom̃ene fꝛeyheit seines gewissens hergestellet/ beschuͤtzet und beherberget/ den Lu- therischen zur schande/ daß die Papistē und Re- formirten das auffnehmen/ was sie mit unrecht verstossen/ und ihnen ihre Religion frey lassen/ biß GOtt solchen verfolgern eben das/ und so alles auff ihren kopff vergelten wird/ was und wie sie es andern und uns bißher gethan haben. Ja auch von dem grossen Babel der Papisten ihnen also wieder geschehen muß/ wie sie solches an den Phaꝛiseern in Jerusalem sehen koͤnnen. Exitus acta probabit. Tandem in fine videbitur, cujus boni sint 3. Ranæ coaxantes; omnia in bellum minime bellum, quando vox clamans \& gemitus effusi sanguinis ipsos in- undabit ac tandem eradicabit, perdens eos qui terram perdiderant sub Apollyone omnia per- dente. So name auch der Kaͤyser mit grossem danck auff den Tycho Brahe, welchen die un- danckbare Daͤnen und mit ihm alle kuͤnste ver- stiessen. Des Gellmanns recht sittsame und verstaͤndige tochter ist nach seinem tode aus Coͤln herunter zu uns in Holland kommen/ und hat uns alles erzehlet. Wie auch sein Chirurgi- sches Kleebatt von seiner kunst zeuget. 163. Fast eben so ist es dem grossen kuͤnstler und kupfferstecher/ Nicolaus Haͤublein/ er- gangen/ der die Medullam Theologiæ Tau- lerianæ herausgegeben/ und das groffe kunst- stuͤck von Jacob Boͤm in kupffer gestochen/ mit vielen andern dergleichen/ daher er unter den Lutherischen keinen raum gefunden/ biß ihn die Reformirten zu Hanour im leben und ster- ben angenommen. Catalogus Gottseliger frauens-personen welche die wahrheit bezeuget/ oder viel erlitten/ oder wunderbar von Gott begabet/ erleuchtet uñ geleitet sind/ gleich denen vorigen in der schrifft. 1. Annecken Hooghwandt ist eine Christ- liche frau von Crevel aus der Graffschafft Meurs gewesen/ welche all ihr gut in dienst der armen und elenden/ wittwen uñ weisen/ vertrie- benen und verfolgeten angewandt/ und hernach von andern beygestandē arme kinder zum dienst GOttes auffzuziehen und bey frommen leuten anzubringen/ biß sie gantz arm und machtloß von freunden in Holland unterhalten und in solcher ledigkeit sehr schoͤne schꝛifften geschrieben und gedrucket nachgelassen hat. Als Sions klagte/ der morgenstern/ die neujahrs- gedancken/ pruͤffstein/ geistliche lieder odeꝛ lust hof des gemuͤths/ und eine tieffsiñige auslegung uͤber die Offenb. Joh. Anno 1660. hab ich sie noch in Amsterdam gekennt/ darauff sie bald hernach zu Meurs gestorben/ nachdem Juffrou Terbeeck aus Graven- hagh sie kurtz zuvor alldar besuchet/ und durch GOttes schickung das geld zu ihrem begraͤbniß aus Holland hinauffgebracht/ so sorget GOtt im leben und sterben. 2. Tanneck en De Nys eines bleichers toch- ter aus Blumenthal bey Harlem/ die von ju- gend auff wunderbar von GOtt gelehret und gefuͤhret ist/ da sie drey tieffsinnige tractat en von dem gegenwaͤrtigen verfall und andern mit Ja- cob Boͤmen in einem grunde uͤbereinkommen- den sachen unter dem namen der Christli- chen lilienblum ausgegeben/ und vieleꝛley ur- theil daruͤber erleiden muͤssen/ biß sie mit dem Hr. Henderyck von Swinder en getrauet/ und in einer wunderbaren figur ohne zweiffel dieser laͤnder und ihrer kuͤnfftigen umschwebung und gerichte gesetzet/ darinn sie biß in Schott- land und von dar nach dem Osten in Luͤbeck/ von dar nach Utrecht/ und von dar nach Horn/ biß 2. oder 3. mal nach Engeland/ und so wieder zuruͤck in den Haag gereiset mit ihrem hause/ biß Gott ihr eine eigene und gewisse wohnstaͤtte in dem Haag bescheret/ darin sie endlich am wasser gestoꝛben/ nachdem sie die lilie unteꝛ den dor- nen uñ eine auslegung uͤber das Hohelied und Offenb. drucken lassen/ abeꝛ ihre beste und geheimeste tractat en ungedruckt hinterlassen. 3. Christina Ebnerin/ welche um anno 1422. eine Abtißin in einem kloster 4. meilen von Nuͤrnberg gewe- sen/ und in innigster gemeinschafft mit Christo gelebet/ und durch ihr auhaltend gebet fuͤr die gantze Chri- sten heit grossen segen erhalten/ derer/ wie auch Catha- rina ihrer schwester historia und gesichter bey einigen freunden in Nuͤrnberg zu finden. 4. So kan auch die beschreibung des lebens Jo- hannæ Chambræ oder de Chambray mit grossem nutzen gelesen werden/ welches buch mir ein grosser liebhaber der Theol. Mysticæ Joh. Lyster aus Engeland hoͤch- lich recommendir et hat. 5. Dergleichen ist auch das leben Marina de Eschobar, und das leben und wercke von Ange- la de Fulginio, nicht minder als der mutter Te- resa ihr leben und tractat von der vollkom- menheit und casteel der seelen zu preisen/ dazu Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen| der warheit. dazu dersel. Catharinæ Senensis ihregespraͤche in 6. tractatē von Raymundo de Vineis A. 1583. ausgegeben/ auch hingehoͤren/ eine andere ist die Catharina von Genes in Franckreich/ deren Gottselige wercke und gespraͤche in Frantzoͤ- sischer sprache gedrucket und wehrt sind/ daß sie fuͤr vielen andern in Teutsch uͤbersetzet werden. So auch das schoͤne buch Mysticà Civitas Dei genant und außgegeben von Maria â JESU Abtissin des Closters de Agreda. 6. Dergleichen hat eine Anna Maria von der Stadt Bangency eine hertzhaffte erinnerung an die Parlamenten in Franckreich Anno 1662. uͤbergeben/ von wegen der grossen seelen- und leibes noͤthen so vieler geistlich und leiblich ar- men und elenden in gantz Franckreich zu ihrer errettung/ davon eine Copey bey mir ist; solche eusserste noth hat Meurou Guijon durch ihre Gottselige schrifften/ und sonderlich durch ihr kurtzes und leichtes mittel um wohl zu lehren/ bitten/ und in der angehengten ver- mahnung an die hirten heben wollen/ aber dafuͤr der welt lohn empfangen/ und sitzet noch in der Bastille gefangen Anno 1699. Unter den Lutherischen sind auch derglei- chen rate Exempeln von Gottseligen und in vielerley anfechtungen sehr geuͤbten heldin- nen zu finden/ davon wir nur/ die am wenigsten bekant sind/ ans licht bringen/ und andern ur- sach geben wollen solches und dergleichen ande- rer namen und leben/ schrifften und außgang desto mehr nachzuforschen. 7. Dahin gehoͤret das buch von M. Ni- claus Bertram von den sieben-jaͤhrigen an- fechtungen von Agnes einer Graͤffin zu Barby, darinn er bezeuget/ daß kein be- truͤbter weibs bild auff Erden von ihm gese- hen/ und daß er auß ihren anfechtungen mehr denn auff allen hoh e nschulen gelernet. Wie M. Joh. Käyser Prediger zu Cleve von dem angefochtenen Christenthum/ muͤh- seligē kriege und gluͤck seligem Siege des so hoch bestrittenen Nommen Nomme ns zu Calcar solches mit anfuͤhret und bezeuget An- no 1694. Jtem Thomæ Masecovii warhaffti- ge beschreibung dessen/ so sich mit einer ange- fochtenen Jungfrau zu Koͤnigsberg An. 1683. begeben/ mit anmerckungen und nach- dencklichen geschichten erlaͤutert/ sambt einer Vorrede von D. Bernh. von Sanden. Jtem M. Friderici Stimeri Pfarr-herren im Loͤbenicht warhafftiger bericht von ei- ner frommen Magd Barbara, welche wun- derbahrer weise entzuͤcket uñ wiederbracht wor- den/ und von einem einfaͤltigen mann/ der das weh uͤber Koͤnigsberg und Preussen- land oͤffentlich außgeruffen Anno 1653. mit Consens des gantzen Ministerii in den drey- en staͤdten außgegeben. 8. Sara Wichts wunderbahre Historia und anfechtungen/ und wie sie durch die Hoͤlle biß in den himmel und alle vollheit Christi her- durch gekaͤmpffet/ ist von Petrus Serrarius auß dem Englischen uͤbersetzet. 9. Martha Helwigs ihr Goͤttlicher glaubens- kampff wieder aller hoͤllen-pforten biß zur froͤ- ligen uͤberwindung/ ist von ihr zu Friederich- stadt auffgeschrieben/ und unter dem namen der augensalbe gedruckt. 10. Christina Vechters von Overzyl ihr wunderbahres creutz-leben und sterben ist durch Oudan zu Rotterdam beschrieben Anno 1676. 11. Mayke Hendricks ihr tieffer grund und er- fahrung ist außihren zwey brieffen an Isabella von Wardenburg zu Amsterdam gedrucket offenbahr. 12. Jeske Claes ihre Historia wie sie nach 14. jaͤhrigem Elend und vielfaͤltigen leiden wunderbahr durch einen Engel zu Amster- dam gesund gemacht/ ist in gantz Holland offenbahr und gedrucket zu finden. 13. Anna von Medum ihre wunderbahre gaben und liebe fuͤr die Jnden zu ihrer bekeh- rung ist auß ihrem Jndischen wundbalsam of- fenbahr/ deren tochter Anna Dorothea von Medum an J. Poleman getraut und mir Anno 1660. in Amsterdam bekant/ nicht minder die warheit und tugend geliebet die ihre Mutter ihr angeerbet hatte. 14. Anna Ovena Hoyers ist auß ihren Poë- ti schen schrifften so bekant/ daß sie daruͤber von den Priestern auß Holstein vertrieben/ und dar- gegen in Schweden von der Koͤnigin und vie- len grossen hoch geehret worden. 15. Benigna Königin in Pommern/ ihre Exstases und wunderbahre reden sind durch D. Jacobum Fabricium Superintendenten außgegeben. 16. Margaretha Heidenwetterin/ ihre ent- zuckungen und geistreiche reden sind auß dem Speculo Pœnitentiæ Cotbusiano Anno 1624. zu Leipzig gedrucket mit verwunderung nachzu- lesen/ die wunderbahre genesung an Neltie Tieerds in Harlingen/ nach tausend elenden be- wiesen ist Anno 1685. durch H. T außgegeben. Jch solte ein gantzes buch schreiben muͤssen solte ich alles beschreiben was ich vor wunder GOttes an den klugen/ und betrug des Satans an den thoͤrechten maͤgden/ jungfrauen und weibern bey meiner kurtzen lebens-zeit erfahren/ davon ich nur etlicher namen nach dem Alphabeth will auffsetzen/ deren schrifften theils bey mir auffgehoben/ ein ander mag andere mehr offenbahren. 17. Agtic Bouwings tot Amsterdam. Anna Gorges und Wentwort Antonetta Bourignon, Anna Maria Schurmannin, Agnes Fabricia, Ca- tharina Göbels und ihre Schwester in Leiden/ Corneli schen in Zwoll, Christina Fischerin, Dorothea Seidenbecherin, Elisabetha Prin- cessin/ Eva Margaretha Frölich, Catharina Calepins, Duyvertic Dircks, Johanna Wa- steliers, Lisbet Willems zu Horn, Martha Paulin, Maria Pamperins, Lisbet Witkops und Mahlers, Maria Luykens, Maria von Holtzen/ Neltic Willems, Maria Daniels in Leiden, Anna Catharina von Löwenstein und ihre tochter Trintze Charias, Anna Hilgard Jeschel steins, Judith Swems, Elisabeth Pycks, Juffrou Rutebeck, Sophia Lutherin, Susanna Rügerin, Stintic Beest, Christina Po- niatovia:| Jannetie de Pleckere Alte, Claessen Cothout, Maria Regina Angliæ, die Graffin von Horn/ Margaretha Taubin, Trintze im Dollhauß zu Leiden/ die im Geist mit den Geistern wandeln konte/ Magdalena und ihre tochter/ Margaretha Kulmans, Trintze Barents, Juffrou Treschoue JACO. Menius in Historia videntium hat auß D. Fabricio viel mehr ange- zogen. Sic alii alios descripserunt. A. K. H. Vierter Theil. F f f f f 2 NUM. XX. Th. IV. Sect. III. Num. XIX. Friedrich Brecklings Schrifft NUM. XX. Auß des noch lebenden Friederich Breck- lings schrifften und vortrag ist im III. theil fast wenig angefuͤhret worden/ darauß man seinen sinn umstaͤndlich ersehen koͤnte/ dahero ich hier gelegenheit finde/ etwas anzufuͤgen/ und zwar weil mir von ihm einige anmerckungen von denen kirchen-geschichten ins gemein und dem zustand der kirche zu haͤnden kommen/ will ich selbige auß dem Manuscripto hersetzen/ und darauff einige kleine schrifften von dieser materia beyfuͤgen. Folget also Friedrich Brecklings schrifft vom zu- stand und beschreibung der kirchen. Wie der dreyeinige GOTT alle dinge schaffet/ erhaͤlt/ ordnet/ regieret/ verwaltet/ versorget/ schuͤtzet und offt wie eine Tragœdie oder Comœdie durch wunderbahre mittel und wege/ zum herrlichen ende hinauß fuͤhret/ nach dem verborgenen Rath seines willens; und wie Christus das einige haupt seiner kirchen/ alles in allen seinen gliedern ist/ thut und re- gieret durch eben die wunderbahre creutz-wege/ darinn er uns selber vorgegangen/ und also al- les/ was er hier/ vom stall in Bethlehem/ an- faͤnget/ biß in ein himmlisch Jerusalem herrlich hinauß fuͤhret/ und nicht auffhoͤret/ ehe er wie fuͤr uns/ also auch in und durch uns alle worte GOttes erfuͤllet und vollendet/ nach der maß/ zahl und gewicht/ laͤnge und tieffe/ hoͤhe/ und vollkommenheit seiner Goͤttlichen Groͤsse zu GOttes Ehre und der seinigen erloͤsung auß dieser welt Babel/ und Egypten/ und erhoͤhung in und mit ihm in seinem herrlichem Triumph- reich/ durch alle Propheten zuvor| bezeuget/ und in Israels einfuͤhrung zu ihrer ruhe und voͤlli- gen auffbauung ihres Tempels durch Josua und Salomon in gantzen a. Testament vorge- bildet: So muß dieses alles gruͤndlich und or- dentlich nicht allein in beschreibung der 4. Monarchien und aller welt-reiche Historien, sondern auch absonderlich in einer rechten Christformigen Kirchen-historie in acht ge- nommen/ und also alle dinge/ wie sie von GOtt kommen/ und nach dem inwendigen grunde vor GOtt stehen und beschaffen sind/ auch durch GOTT regieret/ beschwert und zugelas- sen und als nach GOttes wort/ rath und wil- len regieret werden/ daß sie zu GOttes Ehr hinauß lauffen muͤssen/ und zu der menschenheyl gedeyē/ angemercket werden/ dergleichenso welt- als kirchen-historien niemand als der durch GOttes Geist erleuchtet/ bekehret/ wieder ge- bohren und tuͤchtig gemachet/ gruͤndlich und ordentlich nach GOttes wort/ rath und willen beschreibenkan/ daher wir nach beschreibung der Biblischen Historien im a. und Neuen Te- stament nichts recht Goͤttliches gewisses und glaubwuͤrdiger der vollkommenes in der men- schen welt- und kirchen-historien finden und von solchen hoffen koͤnnen/ die selbst blind/ unerleuchtet/ unbekehret/ sectisch/ falsch/ luͤ- gener/ partheyisch/ und verkehrt/ alles nach ihrem eigenen finn/ luͤsten/ willen/ affecten passion und absichten beschreiben/ oder auß an- dern blinden menschen buͤchern-außschreiben und ihr eigen Interesse/ ehr und nutzen in allen dingen und schrifften suchen/ oder alles also beschreiben/ wie es ihnen anscheinet/ und nach- dem sie von menschen-gunst oder furcht einge- nommen/ und mit allerley falschen meynun- gen/ bildern und Præjudiciis verbildet seyn. Denn wie die gantze welt mit allen ihren gelahr- ten/ Academien und Historien-schreibern und allen andern buͤchermachern vor ihrer volligen bekehrung/ reinigung/ erleuchtung und vereim- gung mit GOTT zur neuen geburt/ gantz verkehret/ suͤndig/ fleischlich/ thoͤricht/ blind/ eitel/ Antichristisch und widerspenstig wie- der GOTT und sein wort/ Christum/ Geist und creutzreich ist/ so sind alle ihre gedancken worte und wercke/ gerichte und schrifften fuͤr sich selbst zu ihrer eigenen erhoͤhung und nutzen/ wieder Christi creutz/ reich/ wort und geist/ eingerichtet/ wie kan man die feigen von den dornen/ oder trauben von den disteln/ oder ei- ne rechte Christliche kirchen- historie/ von den Phariseern/ falschen Apost eln, Esseern, Sad- duceern oder sich selbst absonderenden falschen geistern hoffen die nur suchen was ihnē geluͤstet/ oder das was nach ihrem sinn/ lust/ zweck und augmerck ist/ und zu ihres eigenen namens ruhm/ Interesse und nutzen dienenkan/ hervor suchen auß allen ihres gleichen Scribenten, und sich wieder alles/ was recht/ gut und auß dem geist nach Christi art und wort ist/ mit den Pha- seern/ Papisten und fladern-geistern biß in den tod wiedersetzen/ daß sie ihre eigene waare zu marck bringen/ und damit kraͤmerey treiben/ und Christo mit seinem creutz/ wort/ reich/ und dienern vollends creutzigen und begraben helffen/ dahin meist alle sectierer, ketzer und buͤcherschreiber heut zielen/ und meinen/ der bauch muͤste ihnen mit Elihu bersten von groͤs- ser Academi scher weißheit/ wofern sie nicht alles papier beklecken/ und wie die trunckine alle tische und cantzeln mit ihrem gespey und froschge- schrey erfuͤllen/ nach Esa. 28. 76. 78. und mein volck hat es gern also/ saget GOtt ler. 8. vers. 31. Wie die welt mit ihren weltweisen Phari- seern und schrifftgelehrten/ gantz verkehrt wie- der GOtt und Christum in seinen glaubigen ist; so sehen solche welt-gelehrten/ wie die nacht- eulen/ finsterniß fuͤr ihr licht/ und licht fuͤr fin- sterniß/ Christum fuͤr Belial, und den Antichrist/ fuͤr ihren Christum/ fleisch fuͤr geist/ und was des geistes ist fuͤr thorheit/ warheit fuͤr luͤgen/ uñ luͤ- gen fuͤr warheit an; wie koͤñen sie deñ von den hi- storien und allen Goͤttl. und natuͤrlichen dingen recht schreiben oder urtheilen/ da sie es alles ver- kehrt und nach dem aͤusserlichen falschen schein ansehen/ und nicht die Interiora velaminis, wie es inwendig und nach der warheit fuͤr GOtt ist/ einsehen und unterscheiden koͤnnen? darauß man jaleicht urtheilen kan/ was von den vie- len sectiri schen buͤcher machern und Historien- schreibern heut zu halten sey/ die immer zur rech- ten oder zur lincken/ von dem rechten weg und zweck abirren/ und also dem dinge zu wenig o- der zu viel thun/ daher denn so viel miß gebur- ten/ enormitæten, extremitæten, exorbitantion und eccentrici oder irrige Planeten in den buch- laden zu finden/ und wenig zum ziel treffen/ oder zu solcher einfaͤltiger central -warheit und glau- bens grund/ licht und recht gelangen/ und unter den heutigē buͤcherschreibern/ nach der Apostel zeitē/ sonderlich in historicis selten anzutreffen/ welche die rechte pruͤfung des geistes an Gottes wort/ oder in der feuer- probe außhalten moͤgen. Dergleichen menschen-buͤcher wie bißher/ also hinfuͤro noch mehr fuͤr der H. Schrifft fallen und unter- Vom zustand und beschreibung der Kirchen. unter gehen/ oder in der Paͤbste decretalien, durch den geist Elias zum feuer der falschen Pabsts- Propheten an GOtt sollen auffgeopffert werden. Wer das Mysterium pietatis \& impietatis nicht durch GOttes Geist recht verstehet und einsiehet/ der kan kein rechtes buch und historien beschreiben/ weil er es nach dem aͤusserlichen namen/ und fal- schen schein fasset/ und nicht wie es fuͤr GOtt ist/ da alles rechtgute unterm schein und namen des boͤsen/ und alles boͤse und thierische menschen-bil- der unter dem schein und namen des guten/ ja selbst der teuffel uñ alle Antichristische Sect en heut fuͤr lauter Christus wollen gehalten/ und ange- betet seyn. Wie denn alle welt das thier mit gros- ser verwunderung angebetet/ und ihre thierische buͤcher und historien fuͤr die besten will gehalten haben. Apoc. 13. Wer nicht durch den rechten uͤbernatuͤrlichen glauben/ den GOtt selbst in uns anfangen und vollenden muß/ in und mit Chri- sto zur gemeinschafft seiner Goͤttl. weißheit/ lichts und rechts vereiniget/ und also mit Mose, Jerem. und Christo ein GOtt der welt/ und Gottfoͤrmiger Historicus zu erst selbst von GOtt gemacht ist/ wie kan der reden und schreiben/ wie es fuͤr GOtt recht ist/ und wie kan der nach der Regel und vorschrifft des Heil. worts GOttes/ Gottfoͤr- mige Historien mit Lucas schreiben/ so lange er selbst noch weltfoͤrmig/ blind und fleischlich ge- sinnet ist/ oder mit falscher liebe verbildet und ein- genommen ist/ da alle liebe ja offt auch die gute liebe den menschen verblendet/ daß er fuͤr grosser liebe an denen/ die er unwuͤrdig liebet/ nicht sehen kan/ was recht oder unrecht/ zu loben oder zu straf- fen ist/ daher die gantze welt heut am meisten durch eigen-liebe/ und liebes-urtheil oder gedancken verfuͤhret wird. Welche nicht/ als durch einen Goͤttlichen haß und feindschafft/ wieder alles/ was mā unordentlich und wieder Christū liebet/ kan zu recht gebracht werdē/ nach Genes. 3. Luc. 14. Da- her es auch von allen buͤchern und historien schrei- bern heisset: Wehe denē/ welche die welt liebet und lobet. Was unter den menschen hoch geachtet/ das ist fuͤr GOtt ein greuel; Luc. 6. 16. denn GOttes wege und gedancken sind nicht wie des menschen/ sondern ihnen gantz zu wieder/ wie der geist dem fleisch entgegen stehet. Solten wir so heut aller dinge und kirchen historien beschreiben/ wie sie heut im innern grunde fuͤr GOtt stehen und an- geschen seyen/ und ihnen darbey offenbahren/ was GOtt zu ihrem wesen saget und fuͤr gerichte sen- den wird/ so wuͤrde es uns nicht besser als den Propheten und Aposteln gehen/ und wuͤrden bald zum Ende geschrieben haben mit Stephanus und Jeremias. Da doch ein jeder Historien- schreiber wie ein GOTT und Richter der welt/ ohne eigen-liebe/ gunst und furcht/ alles wie es fuͤr GOTT ist/ nach dem Goͤttlichen glau- bens-lichte/ recht und warheit/ einsehen/ urthei- len/ richten/ und beschreiben muß/ wofern er nicht wie ein falscher zeuge und richter der Chri- stenheit erkannt und noch vielmehr von den nachkommen wil gehalten seyn; wenn ich auch alles was von der liebe so hoch und tieff/ wie Moses/ kan geschrieben werdē/ auß allen buͤchern sammlen/ und den heutigen mit eigen-weißheit und liebe angefuͤlleten alten schlaͤuchen hinein schuͤtten wolte/ wuͤrde der riß nur desto aͤrger. Nosse verum \& hominum differentias, \& unum quodque suo posse insignire nomine, uti scri- ptura docet, est signatura Theodidacti, sapientis \& Historici. Wie man von einer Comœdie und derselben gantz entgegē lauffenden Tragœdie nicht recht urtheilen kan/ ehe man selbst darinn mit gespielet/ oder alles vom anfang biß zum Ende recht eingesehen hat/ wie GOTT unter so vielerley larven verborgen/ der grossen | welt Tragœdie und die verdeckte kirchen -Comœdie bißher so wunderbahr und gantz verkehrt/ wie- der aller welt und menschen sinne/ hoch und tieff angefangen/ und noch viel tieffer und hoͤher endigen will/ wie mit Cain und Abel, Ismael, und Isaac, Esau und Jacob, Joseph und sei- nen feinden/ den Phariseern und Christo/ den Papist en und Luthero \&c. So kan keiner davon recht nach GOttes sinn und wort reden und schreiben/ als der von GOTT darzu erleuchtet/ gelehret und tuͤchtig gemachet ist; und der ohne ansehung der Personen/ das fuͤr GOTT hochheilig/ recht/ edel/ weise/ wiedergebohren/ und zu beschreiben wuͤrdig ist auch von dem aͤr- mesten Lazaro und geringsten gliedern/ zeugen und bruͤdern Christi auß dem koht und dreck dieser welt hervor ziehet/ und in den stand/ grad und segen erhoͤhet/ darein es von GOTT ge- setzet ist/ und hingegen alles das/ was fuͤr der welt hoch/ reich/ weise/ gelehrt/ maͤchtig/ fromm/ hend/ ansehentlich und herrlich geachtet/ geliebet und gelobet wird/ mit dem reichen mañ/ Saul, Pha- rao Pilatus, und den Phariscern herunter setzet/ ja offt biß urhoͤll e n ernidri get dah in es mit den Apocalypti schen thieren gehoͤret w as der men- schen thierische bilder bißher fuͤr Christi bilde/ geist/ creutz/ wort und kirche anberet/ ehret und verehret. Deus in minimis maximus est \& agno- sci vult, daher wie Christus selbst alle welt dar- nach theilet/ unterscheidet und beschreibet/ seg- net oder verfluchet/ nachdem sie sich seiner in sei- nen geringsten bruͤdern und gliedern mit Christ- licher liebes-gemeinschafft angenommen haben oder nicht; so muß auch ein recht Christlicher Historicus alles nach der art und regel des worts GOttes einsehen und beschreiben/ wie GOtt durchauß in seinem wort uns dann vorgehet/ da hernach die meiste Historici davon abgefallen/ und GOtt dann am meisten entgegen wandeln/ eben wie sie auff Academien von ihren Theologis belehret und angefuͤhret sind. Memoria justi ex- tollatur, ut mancat in benedictione, ubi ê contra memoria impiis à terra deleatur, wie der Comineus und Mirandula den Savanorolam ver- theidiget/ und dessen verfolger mit einer schwartzen kohle gezeichnet haben/ darinn Thuanus vielen andern vorgegangen/ und samt dem Aventino am nechsten zum ziel treffen; wie deñ alle Historici nach den 7. Graden des guten/ bessern/ bestens uñ des boͤsen aͤrgern/ uñ alleraͤrgstē/ wie auch des mitt- lernstandes am allerfuͤglichsten koͤnten abgetheilet und unterschieden werden/ nach dem sie entweder von Gott gelehret/ oder auch auß natuͤrlichē licht/ gaben und auffrichtigkeit/ ohne eigen-gesuch oder menschen-gunst und furcht/ die Goͤttl. kirchen-hi- storien oder Goͤttl. macro- und microcosmi sche welt-historien beschrieben haben; und also muͤsten alle zeugen der warheit/ wie hoch und tieff sie auch von der welt gehasset/ denigriret uñ verfolget sind/ biß auff diese stunde continuiret und ans licht ge- stellet werden/ und ihre feinde und verfolger alle/ waͤren sie auch noch so hoch/ maͤchtig/ groß/ weise und gelehrt/ wie die Phariseer und schrifftgelehr- ten/ Pilatus und Herodes in Credo angemercket F f f f f 3 und Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friedrich Brecklings Schrifft und gebrandmercket werden/ wie die gantze heilige Schrifft in allen Historien der Jsraeli- ten von David und Saul, den Juden und zehen staͤmmen/ von Christi und seiner nachfolger außgang und feinden uns darinn vorgegangen/ daß wir solche recht-warhafftige und reine Kirchen-Historien also continuiren/ und biß ans Ende zur hoͤchsten vollkommenheit absolvi- ren und hinauß fuͤhren solten: Darinn die ersten und reinesten kirchen-historien uns den weg ge- bahnet. Flacius und andere solche repurgieret und nicht allein die Martyres und Confessores, sondern auch die Testes veritatis biß auff Lutheri zeiten ans licht herfuͤr gebracht/ und Wolfius ihm gluͤcklich darinn folget/ daß wir solchen Catalo- gum Testium veritatis biß auff unsere zeiten con- tinuiren, und wieder die/ so boͤsen unterscheid machen/ und alles was nicht nach ihrem Phari- saͤischen sinne mit ihnen heulen wollen/ verketzert/ ihre unschuld retten/ nach Proverb. 24. vers. 11. 12. Errette die/ welche die welt toͤdtē will oder ver- letzet hat; denn es ist nichts verborgen/ was offen- bahr werden muß/ und werden verborgenē GOtt in allen ( divinum quod est in omnibus ) und sei- ner verborgenen warheit gezeugen hilfft offenbah- ren/ und ans licht heistellen/ wie Lucas Christum und seine Apostel wieder aller welt rasen und ver- folgen/ der dienet GOTT/ koͤm̃ mit zu ihrēm segen und gemeinschafft/ und wird dann mit ih- nen erhoͤhe t werden da die warheit/ die er verthaͤ- diget/ maͤch tig gnug ist ihn zu schuͤtzen: Dage- gen untreu/ faͤ lsc hen und luͤgen ihre eigene Herren in die grube des verderbens stuͤrtzen/ wie alle welt samt ihren schrifftgelehrten/ Secten und Academ. heut am meisten eine grosse Reformation von noͤ- then hat/ da olche unter den Evangelischen fuͤr allen andern meinen/ daß sie reich/ sehend/ weise/ voll und satt sind fuͤr allen andern/ und daher am wenigsten zu heilē und helffen mit Babel/ ja wohl am ersten gerichtet und außgespeyet werden koͤn- ten/ mit Capernaum und Jerusalem; daher denn auch ihre vielfaͤltige bucher und historien auch ei- ne maͤchtige reformation oder verschneidung vonnoͤthen haͤtten; oder wenn rechte von GOtt gelaͤuterte und erleuchtete manner des geistes sich dar zu von GOTT auffwecken liessen/ alles das gute besseren und das beste auß allen buͤchern/ wie die Bienen das Honig von allen blumen zusam- men zu lesen/ und in eine Encyclopædiam oder Pansophiam zu concentrieren, und also eine sum- mam summarum auß allen vorgehenden zu colli- gieren, die wuͤrden GOTT und der Christen- heit Christlich dienen und nutzen fuͤr allen andern; Hier heist es billich omnium rerum omnium cir- culus, omnia dant tibi crux globus, atque cubus. Wer aller dinge zahle/ maß/ gewicht/ ordnung uñ ziel ihnen von GOTT gegeben/ gesetzet und beyge- leget/ recht in Goͤttl. lieht einsehen/ abzehlen/ ponderiren numeriren, componiren, dividiren und resolviren kan/ das im purum und unnoͤh- tige/ davon abschneiden/ und das beste/ wie die Chimici, davon extrahiren und purificiren kan/ und also eines jeden dinges circulum cum exclu- sione Heterogeneorum concludiren kan/ in einem Lexico Lexicorum alles concentriren, und gleich wie eine Biene in seinen Apiariis digerieren oder methodicè und harmonicè zusammen fassen/ alles was heut zu lernen und zu wissen vonnoͤh- ten ist/ und dafuͤr muͤssen denn/ alle unnuͤtze und unvollkommene buͤcher fallen und von selbst zu grunde gehen. Denn wie alles in der gantzen natur/ zur vollkommenheit eylet/ zielet und arbeitet/ und das zum gemeinen nutzen mit seinem eigenem untergang und schaden/ ut aliis inserviendo seipsosconsumant so muͤssen Chri- sten durch einen voͤlligen Glauben/ uͤbergebung und liebe Christo darin so viel mehr nachfolgen biß in den tod/ wie viel mehr und reiner Christus selbst fuͤr allen menschen uns darin vorgegangen/ biß in den tod. Dargegen fast alle Menschen/ und insonderheit/ die secten -meister/ darauß wir offt die groͤsten Abgoͤtter machen/ und ihnen mehr als Christo selbst anhangen und nachlauffen/ vor solchen einigen und rechten weg/ ziel und zweck durch zu wenig und zu viel zur rechten und lincken von Christo abweichen/ uti humanum est errare, sed in crrore perseverarevelle diabolicum est, \& Diabolismum ex Christianismo procreavit, cum crescunt \& rationes donorum \& dona, ani- mi sui communione maxime ac crescunt, ac sicut semen emissum infrugiferum agrum multipli- cantur. So fern wir im rechten Glauben Abra- hams Christo allein ohne zuruck sehen/ nach an- dern secten -meistern folgen und alle menschen mit unserm licht zu erleuchten und anzuzuͤnden su- chen/ so koͤnnen wir alles/ was von Adam biß auff uns von GOtt verheissen/ erbeten und auß- gesaͤet ist/ dann als eine reiche ernde/ und nach der heutigen zeit/ maß und gabe mit von GOTT empfangen und geniessen. Fuͤr allen dingen muß man kein ding noch menschen in hoͤhern oder nie- dern grad setzen/ ansehen und achten/ als sie es in der that meritiren, und das nach GOttes wort, Samuels, Davids, Christi/ und seiner Apostel Exempel noch mit grossen welt titulen veneriren, was nicht fuͤr GOTT ehrwuͤrdig sondern ver- achtet ist/ nach Ps. 15. 37. 69. 109. man muß nicht raben fuͤr tauben/ noch ketzer und schismaticos, fuͤr rechtglaubige ansehen/ viel weniger aber auch rechte zeugen der warheit fuͤr ketzer außruffen helf- fen/ sondern in allen bey der warheit bleiben/ und gerade in der schrifft durchgehen/ und zum ziel treffen; was vor uns bißher alle teure und treue maͤnner GOttes und warheit gezeugen/ ans licht gebracht bearbeitet und bezeuget/ dadurch sie wie Abraham, Jacob und David grosse verheissun- gen und segen auff ihre nachfolger im glauben erlanget/ und ererbet. Darinn muͤssen wir als ihre mit arbeiter in des Herrn weinberg fort arbeiten/ biß wir alles zur vollkommenheit hinauß fuͤhren/ so haben einige in Sauli und Lutheri andere in Jo- hannis und Arndii, andere in Jacobi Sauberti Meyfartiet, \& Sigism. Eveni, andere in Petri Jo- achimi Betkii, Augustini Fuhrmans, andere in Judæ Thaddæi, zeugniß wieder die falschen Hir- ten/ lehrer/ und Secten -meister/ per revolu- tionem Donorum Dei, fort gearbeitet. Mein Vater Johann Brecklingius, in Paradiso Rese- rato, und Bußspalmen \&c. und mein Groß- Vater M. Frid. Damen in Tractatum vom alten und neuen menschen haben/ beyde denn Johann Arnd secundiret, und mit ihnen Paulus Egar- dus in Holstein. Nun sind wir biß an die Apo- calypsin kommen/ welche denen/ die in Pathmo mit Johanne exuliren, und von GOTT im geist erhoͤhet/ und gewuͤrdiget werden/ die interiora velaminis zu beschauen/ mit einer offenen thuͤr in geistl. nacher oͤffnung der sieben Siegel und uͤberwindung aller feinde des creutzes/ nach in- halt der sieben send-brieffe wird geoffenbahret werden/ daß sie als geistliche Adler auff- fliegen/ und allerdings penetralia intima biß Th. IV. Sect. III. Num. XIIX. Mehrere zeugen der warheit. biß ins centrum durchschauen moͤgen/ und also Theosophi per crucem \& lucem, per ignem \& spiritum werden/ welche die welt nicht kennen noch vertragen mag/ weil sie mit CHristo und Christus in ihnen kom̃en/ ein licht und feuer zum gericht der welt anzuzuͤnden/ denn alles stroh sich selbst mit ihren verfolgern offenbaren/ im rauch aufffliegen und verbrennen muß Wer unter des alle historien/ und zeichen der zeiten mit dem A. T. und zeiten der Juͤden und die historie des geistlichē kirchen-leibes Christi mit Christi 33½. jahren/ leidens-sterbens-und aufferstehungs-zei- ten/ und so denn alles mit den Apocalypti schen zahlen und zeiten conferir en/ und in eine Har- moniam concertir en und concatenir en kan/ nach der regel des worts GOttes/ der wird am naͤchsten zum ziele treffen. Nicolaus Cusanus in tractatu optimo de no- vissimis temporibus, hat darauß viel conclu- dir et/ was nach ihm in den kuͤnfftigen zeiten ge- schehen muͤsse/ Davids und Caroli Magni, un- sere und der Maccabeer zeiten/ kommen wol uͤberein/ ex Harmonia V. \& N. Test. so auch Christi geburt/ verfolgung/ und erscheinung im 12. jahr seines alters mit den ersten versolgun- gen biß auff Gregorii Magni zeiten/ und nach den Jubilæis Lutheri auffweckung nach Johann Hussen, und Savanorolæ verbrennung mit Jo- hannis und Christi predigt/ darauff dann die geistliche Passion des kirchen-leibes Christi von. den besten und Juͤngern CHristi/ als von dem hause Gottes/ anfangen/ und die Evangelische Priester mit ihrem tempel-wesen sehr hart tref- fen/ und endlich auff die grosse Babel/ dar- inn Jerusalem erst umgeschmoltzen werden muste/ sich endigen wird/ nach Apoc. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. seqq. die Harmonia und synchro- nismi temporum geben groß licht/ aus dem vergangenen das zukuͤnfftige zu concludir en/ und alles nach der methodo Apocalyptica zu coordinir en/ welche man daher am meisten at- tendir en und nach der concatenirt en ordnung der gantzen H. Schrifft/ und deren summa summarum deꝛ Apocalypsi Johannis auffschlies- sen/ coordinir en und als in einen circul conclu- dir en muß/ daraus uns nichts entgehen/ oder entfallen mag. Also kan man pet numeros \& circulum die gantze Apocalypsin præeunte lumine Spiritus recht einsehen und auffschlies- sen/ und dadurch die gantze Historiam Vet. \& N. T. regulier en und concentrir en. Doch hat ein jeder seine gabe von dem Herrn/ und wenn er darinn getreu ist/ so kommen ihm anderer ne- ben-glieder gaben zu huͤlffe/ biß aus vielen glie- dern und gaben ein vollkommener leib wird. Und so viel wir uns andereꝛ schwachen/ veꝛachte- ten und verfolgeten glieder entziehen/ oder schaͤmen/ so viel berauben wir uns felbst ihrer gaben und segens/ daruͤber GOtt erzuͤrnet/ solchen ihr pfund abnimmt/ und es denen gie- bet/ die ihm wuchern mit ihren gaben/ biß in den tod getreulich bey Christo am creutz verbleiben/ wie die Apostel also lehrer aus fischern wurden; die schwachen sind uns die noͤthigsten. Johann Henr. Majus, weil er getreu ist/ da fortzuarbei- ten/ da Johann Valentinus Andreæ, und ande- re auffgehoͤret/ und je laͤnger je mehr thut oder fortgehet/ biß er endlich die Utopiam sophiæ \& Labyrinthum Moriæ Mundanæ ausgefunden/ und darauff bedacht ist/ die sophiam Exulem mit der Alethea exule Joh. Valent. Andreæ, wie Eliam mit seinem segen und regen zu reduci- r en/ und in ihre von GOtt ihnen behoͤrige stel- len zu restituir en/ so kan er de reformatione o- mnium disciplinarum, \& restitutione Historiæ Mundanæ \& Ecclesiæ, mit nutzen gelesen uñ auf- gefolget werden. Wie Joh. Val. Andreæ, in seiner Christianopoli und Turri Babel ꝛc. ejus doctissimis scriptis, und Comenius in tractatu de universali totius generis humani emendati- one gute anleitung dazu geben. Denn alles verderb ist an uns und aus uns selber/ es man- gelt allein an uns menschen/ die so blind sind/ alle huͤlffmittel GOttes dazu in CHristo zu su- chen/ und finden/ wie Taulerus de decem cœ- citatibus uns solches beweiset. So lange wir nicht erst von GOtt uns selbst reformir en und zu neuen creaturen/ in CHristo wieder gebaͤren lassen/ koͤnnen wir nichts als alles mit uns defor- mir en/ CHristi ehre ist es/ daß er/ wie fuͤr uns/ also auch in-und durch uns alles mit ihm neu machet/ transmutir et/ tingir et/ und reformir et und also einen neuen kirchen-himmel und erde einer Christfoͤrmigen Policey in-mit und durch uns schaffet. Da denn auch bey dem an- fange des N. T. alle vorhergehende weissagun- gen und zeugnissen aus den Heiden/ die auff Christi zukunfft zielen/ und von Christi geburt/ lehr/ leben und leiden/ sterben und aufferstehung und dem anfang des Christenthums gewisse nachricht geben/ sehr nuͤtzlich koͤnnen mit ein- gefuͤhret werden/ um die Evangelische Histori- am desto mehr zu bekraͤfftigen wider alle geistli- che Spinosisten und Naturalist en/ und aus den aͤltesten Rabin en/ zu uͤberzeugung der Juͤden/ wie Binæus dazu in seinen historien von Chri- sto gute anleitung giebt. Und ist auch viel dar- an gelegen/ daß wie Huetius die historien des A. T. von Mose und Christo im N. T. in seinem buch de Demonstratione Evangelica, wie auch Eusebius de præpar. Evang. aus den Heiden/ die Heiden uͤberzeuget/ wir auch also die Papisten und alle andere sect en uͤberzeugen moͤgen von der reformation und wunderbarem auffgang des Evangelii/ und aller Goͤttlichen vorberei- tung/ und bestimmung dazu in Luthero. Die Testes Veritatis von Luthero biß auf uns koͤnnen garwol in gute/ bessere und beste ordi- nari en/ und extraordinari en/ reine und unreine/ von GOTT sonderlich erweckete oder im be- wusten getreue/ laicos \& clericos, maͤnner oder weiber/ ja offt kinder/ von der welt angenom- mene oder verletzete/ offenbare oder verborgene/ Goͤttliche oder menschliche/ in ihren natuͤꝛlichen gaben und gelehrtheit/ auffrichtige/ sectiri sche/ unpartheyische/ universales, oder particulares, Nicodemist en oder offenbare bekenner/ die zum ziel treffen/ oder nur lufftstreiche machen/ welche die erste und vornehmste ursache alles verfallens und kranckheiten unter uns anzeigen/ und solche in den schulen/ Academi en/ lehrern uñ Priestern finden/ und zu erst von gewissen und Goͤttlichen remediis nach Gottes wort curir en wollen/ oder welche die hauptursache vorbeygehen und nur palliativè curir en/ daß sie nit von der welt gehas- set werden; die von GOtt gelehret/ gerade ohne menschen fuꝛcht und ansehē/ wie ein loͤwe in Got- tes amt und beruf durchbrechen und ohne zuꝛuͤck sehen/ Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friedrich Brecklings schrifft ꝛc. sehen/ nach menschen fortgehen und zu schan- den machen/ ohne schonen/ was etwas seyn will/ oder die diesen beyfallen/ so lange es vor den wind gehet/ und abfallen/ wenn alle welt ruf- fet: Creutzige ihn/ die GOtt zu Reformatores erwehlet und gesandt/ oder die unlauter und sich selbst auffwerffen aus einigem unvergnuͤgen/ oder auch ihnen einen namen und lob zu erwer- ben/ und dergleichen viele andere vielfaͤltige ar- ten/ weisen oder thoͤrichten/ nichts oder hoch- geachteten \&c. ex 1. Cor. 1. abgetheilet werden. Die H. Schrifft ist uns am reinesten und besten darinn vorgegangen/ und hat alle solche am er- sten/ und meisten mit ihren schrifften als sterne des himmels erhoͤhet/ und mit CHristo/ wel- che ordinarie oder extraordinarie die welt am besten gelehret/ und gestraffet haben/ sie moͤgen priester oder fischer/ laici oder clerici, maͤnner oder weiber/ buͤrger oder bauern gewesen seyn/ bey GOtt gilt kein ansehen der person. Und warum solte GOtt nicht heut dasselbe thun koͤnnen oder wollen/ warum solte GOtt nicht heut (da die welt-gelehrten und Lateiner am hoͤhesten und meisten wider sein reich/ creutz- wort und wahrheit auffgestanden/ GOtt alles abgeraubet/ und sich selbst darinn mit dem Luci- fer/ Pabst und Antichꝛist eꝛhoͤhet und allein recht und macht haben wollen/ zu lehren und die pre- digstuͤhle zu besitzen) eben so wol als vom an- fange und CHristi zeiten die thoͤrichten/ schwa- chen und nichts geachteten Zoͤllner/ Suͤnder Fischer und Bauren erwehlen/ durch seinen geist aus GOtt gelehrt machen/ und also nach seiner ersten und alten ordnung und worten/ dadurch alle ruhmredige und titul-suͤchtige Herren und Baals-buͤcher/ Bauchs-Bels-und Bethels- diener zu schanden machen/ auff daß sich hin- fuͤhro kein fleisch mehr fuͤr ihm ruͤhme/ noch die Lateinischen sich einiges dinges und vorzuges wider GOtt erheben/ und weiter rebellir en moͤ- gen/ nach 1. Cor. seqq. Oder kan/ wird/ und soll/ GOtt nicht eben durch solche ihm getreue und GOtt-glaͤubige bekenner und schreiber/ seine Biebel/ reich und wort continuir en/ vollfuͤhren und endigen/ als er solche bißher angefangen und biß auff uns continuir et? oder sollen wir alle und jede aus Babel erloͤsete ihm nicht sein geistlich Jerusalem und tempel wieder helffen auffbauen/ und vollenden/ nach dem vorbild der Juͤden/ und auch wieder reinigen/ und einwei- hen nach der Maccabeer und CHristi exempel/ und also mit den kindern und Apostolischen fi- schern/ sein lob/ reich/ wort und macht biß ans ende der welt ausbreiten/ und vermehren helffen als das Koͤnigliche Priesterthum GOttes? und das alles so/ wie es GOtt schicket/ dirigir t/ traͤ- get und ordnet; und wer hierinn nachlaͤßig ist/ oder GOttes werck/ wege/ wort/ und ordnung hindert/ wehret/ auffhaͤlt/ und wie ein feuer in den dornen daͤmpffen will/ der wird billich von dem Herren verfluchet/ und von dem feuer Got- tes wie stroh verzehret werden/ wie Aarons und Eli soͤhnen/ Hannas und Caiphas geschehen. Und auff solche weise wird GOtt auch die welt richten/ und durch das feuer und schwerdt seines wortes uͤberwinden; alle pflantzen/ die er nicht ge- pflantzet/ ausrotten/ und alle sect en-meister und Phariseer/ die ihm entgegen stehen/ anlauffen und fallen machen an den eckstein CHristum in seinen glaͤubigen/ biß sie so gar aus dem wege geraumet werden/ daß man fragen wird/ wo sind nun die Schrifftgelehrten? wie er solches durch Jeremiam/ CHristum und alle Prophe- ten und Apostel angefangen/ also wird er sein werck durch sein wort enden und seine Biebel be- schliessen. Jer. 1. 2. 5. Esa. 12. 3. 5. 13. 14. 34. 66. Ps. 45. 149. 2. Sam. 1. Luc. 12. GOtt wird und will nun alle seine worte/ wercke erfuͤl- len/ welche er an einigen angefangen/ und an den Juden im Alten Testament vorgebildet/ also daß es nicht an deꝛ einem mangeln solle/ das nicht vollkoͤmmlich solle erfuͤllet werden/ und zuerft von GOttes heiligthum/ tempel/ wein- berg und Jerusalem angefangen und auff die grosse Babel geendiget werden. Die zeit ist da/ und alle zeichen beynahe vorbeygangen/ GOtt will auffs wunderbarlichste mit diesem heuchel- volcke und Priestern umgehen/ daß der verstand der verstaͤndigen soll verblendet/ und die weißheit der weisen untergehen/ und sie ihr eigen untergang/ gericht und verstoͤrung durch ihre eigene weißheit/ rath/ anschlaͤge und vornehmen/ befoderungen/ dadurch sie es mei- nen zu hindern und zuruͤck zu treiben/ daß sich fuͤr GOtt alle welt fuͤrchten/ und erkennen lerne/ daß er der HErr ist; Wenn sie es auffs kluͤgste greiffen an/ so geht doch GOtt eine andeꝛe bahn/ es steht in seinen haͤnden. Selbst der satan mercket es/ und fuͤrchtet sich mit Herodes auch fuͤr jedem kinde/ das geboren wird/ und fuͤr der eisern ruthe/ damit GOtt die Heiden straffen wird/ darum erreget er alles was er kan/ in allen sect en und staͤnden/ in- und ausser dem predig- amte und Academi en und unter allē fladder-gei- stern/ nicht allein ein neues Phariseisches Pabstthum unter uns auffzurichten/ sondern auch viel falsche Christus und neue ketzereyen auszubruͤten/ ja auch endlich mit zeichen und wundern auszubrechen/ daß er also in seinen fal- schen Christis fuͤr den rechten GOtt und Chri- stus angebetet werde/ uñ Chꝛistum in seinē recht- glaͤubigen voͤllig creutzigen/ und ausrotten moͤ- ge/ in diesem Egypten/ Sodom/ und Babel/ so daß auch die auserwehlten in gefahr der ver- fuͤhrung stehen/ und kein menschendlich selig werden moͤchte. Wann GOtt diese tage der verfuͤhrung/ darin er selbst kaum den rechten alles uͤberwindenden glauben mehr auff erden findet/ nicht aus gnaden verkuͤrtzen wuͤrde. Solte ich nach meiner geringen erkaͤntniß und erfahrung nur einfaͤltig auffschreiben/ und im licht nach GOttes worte/ jedermann vor augen stellen/ wie es heut in allen staͤnden/ Academi en/ kirchen/ sect en/ und unter allen von ihnen aus- gegangenen frey-und fladder-geistern voꝛ GOtt zustehet/ ich wuͤrde keinen raum noch glauben auff der welt finden. So daß wenn GOtt uns nicht alle und jede durch seine unaussprechliche/ und vaͤterliche barmhertzigkeit/ langmuth und gedult/ als seine boͤse unachtsame und unge- horsame kinder tragen/ und verschonen wuͤrde/ und das allein um Christi veꝛdienst und vorbitte willen/ so waͤren wir alle kinder des todes/ die uͤber sich selbst eigen geꝛicht singen/ predigen und aussprechen/ in allen kirchen und haͤusern; wo bleibet die bruͤderliche liebe/ die gantze welt ist volleꝛ diebe/ sie haben Gott seinē namen/ ehꝛ/ amt und wort/ titel/ guͤter/ alles abgestohlen/ und sich selbst darinn in und uͤber Gott erhoͤhet. Der glaub ist auch verloschen gar bey allen menschen- kindern Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. kindern/ nonest qui faciat verè bonum, neque ad unum, so daß alles/ was GOttes wort von allen zeiten/ Priestern und gerichten der ver- fallenen welt zeuget/ und an ihnen straffet/ nun in dieser grund-suppen am meisten und in hoͤchstem grad als eine Goͤttliche wahrheit zu glauben und bekennen ist. Der Enthusia- mus non verus, sed falsus, Epicureismus, Natura- lismus, \& Atheismus, Anti-Christianismus, Soci- nianismus und Belagianismus nehmen gar die uͤberhand/ und herschen bey nahe in allen hey- den-tempeln/ staͤnden und hertzen der men- schen/ uͤber und wider Gott und seinen Gesalb- ten; denn man schon laͤngst alle herꝛschafft uͤber und in uns auffgesaget und abgesprochen hat/ und da unsere Cantzel-Goͤtzen und Priester den Quaͤckern/ Weigelianern/ Enthusiasten/ neuen Propheten und Frey-Geistern alle schuld auffbuͤrden und beylegen wollen/ daß sie zur lincken abweichen: So beschuldiger GOttes wort die ordinari Priester im ampt doch eben so hart/ daß sie zur rechten declini- ren/ und die vornehmste schuld und ursache an allem verfall/ zerstreuung und unordnung in Kirchen und Schulen seyn/ so daß aus der welt ein rechtes Babel/ Diabolismus und vor- burg der hoͤllen worden/ darinn alle recht- glaubige ihr feg-feur taͤglich findẽ/ und ruffen: HErꝛ wie so lange? Psal. 6. 13. 14. 22. 31. 69. 102. 109. 88. 142. Num. XX. Folget ferner eben desselben FRIDERICI BRECKLINGII Letzter Abschied und Außgang. V On allen heutigen Phari- seern/ Seeten/ falschen Pro- pheten und Aposteln mit al- len ihren eigen-gemeinschaff- ten/ falschem GOttesdienst/ Babel- Kirchen/ zusammen-rottungen/ und aͤusserlichen Tempel-wesen/ dar- innen sie wie die Fleder-maͤuse/ Nacht-eulen/ Kirchen-teuffel/ Jrꝛwi- sche/ Polter-Geister/ Gespenster und Nacht-thiere/ in und ausser ihren Stein-Kirchen/ um ihre guͤldene Kaͤl- ber/ und thierische Menschen-bilder her- umb lauffen/ heulen/ singen/ tantzen/ und mit ihren Cantzel-goͤtzen/ Menschen und Creaturen/ denen sie mehr als GOTT selbst nachlauffen/ lauter ab- goͤtterey treiben: Dafuͤr daß sie mit den klugen Jungfrauen/ von der welt und ihrem Babel-wesen/ ausgehen/ und mir dem Braͤutigam durch recht Christliche absonderung zu seiner ruhe eingehen solten; ja auch keinen falschen Geistern/ Lehreꝛn/ Seelen und Prophe- ten mehr glauben zustellen/ als sagten sie auch hier oder dar ist Chrstius selbst/ weil uns der Richter Christus einmahl so hoch fuͤr solche gewarnet/ und auch die klugen Jungfrauen/ mit Daniel das alles von sich bekeñen/ und sich dessen alles schuldig geben/ was GOttes wort an ihnen straffet/ ja daß sie noch dazu eingeschlaffen sind/ da nun im finstern alle Katzen und Brod-Ratzen/ nach Gold und Brod/ Geld und Welt her- umb lauffen/ und viele gutmeinende Seelen/ mit ihrem falschen Engelschein und vorgewandten Glaubens-leben verfuͤhren und betriegen. J. N. R. J. W Eil die heutige falsche Lehrer und Sectenmeister ihnen selbst einbilden/ daß sie ein jeder fuͤr sich mit ihrer Sect allein das auserwehlte ge- schlecht/ volck und kirche GOttes seyn/ und daß alle andere Secten/ Juden/ Tuͤrcken/ Hey- den mit ihren kindern fuͤr ihnen verlohren seyn muͤssen/ well sie Christum nicht nach dem fleisch erkennen/ noch seine tauffe/ wort und abendmahl unter sich haben/ daran doch nie- mand mehr schuld ist/ als wir Christen/ die wir solches bey uns unfruchtbar liegen lassen/ und nicht weiter unter den heyden fortpflan- tzen. Nach dem nun die heutige Prediger und Lehrer/ sonderlich unter den Lutherischen ihnen selbst einbilden/ und oͤffentlich von sich selbst schreiben duͤrffen/ daß sie das unicum me- dium illuminandi oder einiges mittel und weg seyn/ dadurch GOTT die blinden menschen in der welt erleuchten wolle/ und daß GOtt ausser ihnen keine mittel/ weg und weise ha- ben noch erfinden koͤnne/ um die menschen zu erleuchten und selig zu machen/ als durch sie und ihre academische Lehrer und Predigten/ und also selbst damit bekennen muͤssen/ daß sie dadurch die einigste und vornehmste schuld und ursache aller blindheit und unwissenheit unter den uͤbrigen Secten/ seyn muͤssen/ weil sie als das einige mittel zu erleuchten/ und der welt das Evangelium zu predigen/ von GOtt verordnet seyn/ und doch den Juden/ Heyden/ Tuͤrcken solches Evangelium nicht biß ans ende der welt fortgeprediget/ dazu GOTT solches biß auff sie geerbet/ und ihnen weiter biß ans ende der welt außzubreiten/ und fort- zupflantzen/ befohlen hat. So/ daß die uͤbrige Tuͤrcken/ Juden und Heyden durch keine an- dere ursach als durch solcher Prediger/ schuld in ihrer blindheit stecken bleiben/ und durch mangel und außbleibung der Lutherischen Pre- diger/ die allein die rechte Kirche seyn wollen/ solches lichts beraubet bleiben/ und werden darnach noch dazu mit ihren kindern von den Lutherischen Lehrern verworffen und verdam- met als blinde Heyden/ und Jacob Boͤm/ der ihnen einige hoffnung der seligkeit machet/ auch daruͤber verstossen. So daß GOTT von keinem volck rechtmaͤssiger die ursache und schuld aller blindheit und verkehrtheit/ unter den uͤbrigen Juden/ Heyden und Tuͤr- cken fordern kan/ als von den Christen/ die ih- nen ihr behoͤriges licht vorenthalten/ und ih- nen dazu so grosse aͤrgerniß und ursach geben/ an die wahrheit der Christlichen religion zu zweiffeln/ weil die Christen selbst so uneinig/ und ihre eigene religion und glauben nicht bes- ser beleben/ ja durch ihr laͤstern machen/ und ihnen dazu noch selbst einbilden/ daß sie allein zum ewigen leben außerkohren muͤssen seyn. A. K. H. Vierter Theil. G g g g g Weil Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. Weil nun die Lutherische Lehrer sich selbst fuͤr allen andern Secten die recht Christliche Kir- che zu seyn/ traͤumen und ruͤhmen/ und doch am allerwenigsten davon mit der that bewei- sen/ oder darumb besorget seyn/ wie das Ev- angelium nach Christi befehl/ biß an der welt ende allen creaturen moͤge geprediget werden/ da es doch der rechteu kirchen vornehmste art und eigenschafft ist/ daß sie ihr licht fuͤr den menschen andern zum exempel und auffer- weckung muͤsse leuchten lassen/ und also den samen Goͤttlichen worts ans en- de fort pflantzen solle. Wo nicht/ und sie ihr pfund bey sich begraben/ so verlieret sie den na- men und vorrecht der kirchen/ und muß als die vornehmste schuld aller blindheit und ver- kehrtheit der welt fuͤr allen andern Secten ge- richtet werden/ ja die heyden mit ihren kindern muͤssen selbst das ach und weh/ uͤber solche un- danckbare Christen schreyen. Die ihnen das licht und wort Gottes/ das sie fuͤr ihnen em- pfangen/ vorenthalten/ die als untreuꝛ Haus- halter ihnen nicht zu rechter zeit alle seelen- speise und nothdurfft besorgen/ und dabey den heyden alle ihre leibliche guͤter/ schaͤtze und ga- ben/ zu lande und wasser abraͤuben/ und sich selbst darin maͤsten/ zieren und erhoͤhen/ und dazu die arme blinde Heyden/ als das thum̃e vieh schlachten und verkauffen; ja ewig fuͤr ihre sclaven halten wollen. Und da wir Ja- cob Boͤm bestraffen/ da stossen sie uns noch da- zu mit Gottes wort/ licht und warheit von sich aus/ sondern uns von sich ab/ treiben uns von unserm ampt und dienst weg/ wie Saul den David/ uñ schellẽ uns hernach fuͤꝛ Separati sten/ Quaͤcker und Quieti sten/ und verfolgen uns mit worten und wercken/ so weit sie kommen/ oder stimmen auch mit den verfolgern uͤberein/ so daß wir kein theil noch loß mit unter ihnen haben noch finden moͤgen/ wie die Hamburger/ D. Pomarius, D Calovius und andere gethan/ was ist denn fuͤr uns uͤbrig zu thun/ als daß wir nach Christi unsers HErꝛn wort und be- fehl von solchen falschen Lehrern und Babel- Secten ausgeden/ ihnen ihren staub auff ih- ren kopf abschuͤtteln/ zu einē zeugniß uͤber sie/ solche als blinde leiter/ verfolger | der warheit halbẽ uns zu den uͤbrigen Heyden/ Juden/ Tuͤr- cken und andern lahmen und blinden wenden/ die auff den gassen der Stadt an der Landstras- sen der welt im finsterniß sitzen/ ihnen das Ev- angelium von Christo predigen/ und solche zu dem grossen abendmahl des grossen Gottes einladen/ daß die vollheit der Heyden einge- hen und sein hauß voll werden moͤge; und al- so endlich gantz Jsrael durch den auffgang des allgemeinen lichts der welt erwecket/ mit uns zu Christi reich und seligkeit wieder gebracht werde/ damit der reichthumb der barmhertzig- keit Gottes/ der uͤber alle menschen schwebet/ und ihnen allen durch Christum erworben ist/ auch ihnen allen bekandtwerden moͤge. Weil GOtt als ein vatter der barmbertzigkeit und aller geister noch heute nicht wil/ daß jemand verlohrẽ werde/ sondern daß allen menschẽ ge- holffen werde/ und sie zur erkaͤntnis der war- heit wieder bekehret werden moͤgen/ auf daß ein jeglicher also busse thun/ und durch den glauben das ewige leben ererben solle/ dazu Gott uns alle durch den reichthumb seiner guͤ- te und gedult noch bißher traͤget und einlaͤdet/ und uns allen befiehlet/ eben so barmhertzig/ langmuͤthig und gedultig zu seyn/ und unser licht/ regen und segen uͤber alle menschen zu ihrer uͤberzeugung und erleuchtung uͤber sie lassen auffgehen/ wie GOtt taͤglich uͤber uns alle thut/ und nicht ohne/ sondern durch menschen mit menschen han- deln/ und ihnen seine gnade und war- heit wil offenbahren und verkuͤndigen lassen. Wer sich hiezu nicht auffwecken/ uͤber zeugen und in den weinberg seines HErꝛn beruffen laͤsset/ als ein treuer arbeiter diese letzte stunde in seines Herren werck und dienst zu befoͤrde- rung seines reichs/ und untertrettung seiner feinde ihm mit seinem Pfund deß Christlichen glaubens zu dienen/ so getreu als ein diener/ knecht/ soldat und arbeiter/ in seines Herrn dienst solches thun muß/ und also seinen glau- ben nicht weiter bekennen noch fortpflantzen/ noch in dieser allgemeinen noth und brandt wil retten und leschen helffen/ sondern sich selbst dem allẽ entzeucht/ und zur ruhe nieder- setzet/ ehe Christus selbst die arbeiter rufft/ und zur ruhe mit sich einfuͤhret/ der wird es schwer fuͤr GOtt zu verantworten haben/ und so fer- ne von GOtt gerichtet werden/ als er schuld und ursach an dem verderb/ blindheit und un- tergang des gantzen menschlichen geschlechts fuͤr Gott in seinem gericht daruͤber wird er- funden werden/ und als jeniger mensch durch seine nachlaͤssigkeit und versaumniß an leib und seele umkommen und verwahrloset ist. Dafuͤr Gott euch bißher treulich gewarnet/ und euch solches durch so viel zeugen der war- heit/ so vielfaͤltig erinnert hat/ daß ihr keine entschuldigung fuͤr Gott haben und vorwen- den koͤnnet/ als haͤttet ihrs nicht gewust/ noch erfahren koͤnnen/ da ihr selber gantze buͤcher von Gottes wort und zeugniß auff erden schreibet/ und doch dabey so blind und verkehrt seyd/ daß ihr GOTTes wort und zeugniß von| euch selbst nicht mehr wissen noch hoͤren wolt/ sondern noch dazu alle gute schrifften und zeugen von euch hinauß stosset/ wie die al- ten Phariseer/ die doch noch land und leute herumb reiseten/ einen Judengenossen zu machen/ das ihr nicht thut; und der Propheten graͤber baueten/ da ihr Jacob Boͤm und ande- re zeugen der warheit biß in den abgrund der hoͤllen verdammet. Was soll Gott denn end- lich mit solchen falschen Lehrern und verstock- ten Phariseern die ihr falsches wesen ewig wi- der Gott wollẽ stehende erhalten/ machen/ als daß ers mit ihnen ein ende mache/ uñ die arme schafe aus ihrem maul crette/ damit sie solche nicht auff fressen/ nach Ezech. 34. Psal. 12. 14. Zach. 11. 13. Mich. 5. Jer. 6/ 7/ 8/ 23. Matth. 23/ 24. Wie eyferig und ernst die Papisten und andere Secten seyn/ um die uͤbrige Hey- den ist Ost- und West-Jndien zu bekehren/ kan man aus ihren Jndischen Historien und Episteln in dem sehr gelehrten buch des Tho- mas à Jesu und andern ihren schrifften de convertendis Gentibus, aus des Xaverii, Casp. Barei und vieler andern lebens-lauff ersehen; noch verdammen wir solche. Wo sind denn unsere Christ-foͤrmige fruͤchte/ damit wir be- weisen/ daß wir der rechte weinstock und oͤl-baum Christi sind/ und es besser machen? Die Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. Die Quaͤcker/ dafuͤr wir heut alle zeugen der wahrheit insgemein schelten/ handeln darinn tausendmahl besser mit den Heyden/ als wir und alle Secten und Papisten gethan haben/ werden die denn nicht im gerichte aufftretten/ und uns verdammen koͤnnen? Was haben denn die Lutherische Lehrer bißher hierinn ge- than/ als daß sie verstummen und fuͤr GOtt engeln und menschen sich schaͤmen muͤssen/ daß sie ihr Psund so undanckbar vergraben/ und nur ihren eigennutzẽ/ ehr/ lust/ und erhoͤhung mit dem Evangelio Christi gefuchet haben/ was koͤnnen sie denn anders vorwenden und gewarten/ als daß sie mit dem unnuͤtzen knecht und Capernaum in die hoͤlle und finsterniß hinaus geworffen werden/ die sie biß ihr mit ihrem phariseischen wesen verdienet/ und daß das reich GOttes von ihnen genommen/ und den uͤbrigen Heyden und Juden eingegeben werde/ die mit Christo zu seiner ruhe eingehen und am letzten abendmal zu tische sitzen werdẽ/ davon sie selbst/ weil sie sich ja fuͤr andern kin- der des reichs zu seyn einbilden/ aus gestossen werden sollen/ wie sie Christi creutz/ wort und zeugen bißher von sich außgestossen habẽ/ weil sie doch selbst GOttes zeugniß von dem kuͤnff- tigen sabbath/ ruhe und triumph-reich Christi ihrer erquickung nicht mehr wollen hoͤren noch annehmen/ und auch ihren zuhoͤrern dar zu mit ihrem widersprechen ewig solche seligkeit und neues Jerusalem abschneiden wollen/ da- von des Baron von Wels Justiniani und unse- re schrifften ihnen zum zeugniß in dem gantzen Lutherthum bekant geworden. Sind noch einige unter den Lutherischen Lehrern und gemeinden/ wie auch unter an- dern Secten/ die an ihrer falschen bruͤder of- fenbahrer verkehrtheit einen greuel und ab- kehr haben/ die muͤssens mit der that und offentlicher bekaͤntniß fuͤr aller welt offenbah- ren/ daß sie sich fuͤr Christi wort/ wahrheit/ reich/ ruhm/ herꝛligkeit und kirche wider des satans falsche kirche/ lehre/ heucheley und luͤ- gen oͤffentlich als freunde Christi und feinde der welt/ wie Paulus/ wider die P hariseer und falsche Apostel erklaͤren und stehen/ so wollen wir solche gerne auffnehmen/ die sich selbst durch rechtẽ außgang aus Babel von dem fal- schẽ Babel-wesen dieser welt und ihrer sectiri- schen bauch-diener als rechte soldaten und diener Christi offenbahren/ wo nicht/ und sie weiter mit dem grossen hauffen/ secten/ geld und welt-priestern/ heucheln/ schweigen/ uͤber- einstimmen/ und fort lauffen werden/ so wird GOTT ihrer nicht schonen/ sondern sie unter und mit denen richten/ unter welchen er sie fin- det/ und weil sie sich durch ihr schweigen und heucheln aller welt suͤnde theilhafftig machen/ so werden sie auch aller welt lohn mit Babel und ihren falschen Lehrern empfahen/ denn der welt freundschafft ist GOttes feindschafft/ und wer der welt freund seyn und bleiben wil/ dem sagen wir alle freunds. und seindfchaft hiermit auff/ und gehen nach Christi und seiner Apostel eigen wort/ befehl und| exempel/ aus von solchẽ/ nach 2. Cor. 6. 1. Cor. 5. 2. Tim. 2/ 3/ 4. 1. Tim. 4. 6. 2. Pet. 2. Tit. 1. Apoc. 18. Wer den fal- schen Lehrern/ Christen und Secten weiter glauben und nachfolgen wil/ zu seinem selbst untergang und verderbmit ihnen in ihrem fal- schen Jerusalem/ der mag es frey thun und se- hen/ wie er fahren wird/ GOtt hat mir befoh- len Christum und seinen Geist in dessen creutz- dienern und gliedern zu hoͤren/ und alle fremb- de hirten/ falsche Christussen/ Sectenmeister/ fladder-geister/ blinden-leiter/ creutzfeindische bauch-diener/ ketzer und satans aus menschen/ wenn sie sich auch zu Engeln des lichts und Predigern der gerechtigkeit vorstellen/ eben so wohl als alle falsche P ropheten und Apostel/ zu fliehen und meiden/ und das nicht ohne wichtige ursachen; denn wer sie gruͤsset oder herberget/ der machet sich theilhafftig ihrer boͤsen wercke/ nach 2. Jo. v. 10/ 11. dem wil ich gehorchen/ glauben und folgen nach so viel wichtigen spruͤchen der schrifft. Matth. 7/ 15./ 23/ 24. Joh. 10. Rom. 16. Eccl. 2. Phil. 1/ 2/ 3. Gal. 1. 5. 2. Cor. 1/ 6. 11. 2. Thess. 2. 2. Tit 1. 2. Pet. 2. Apoc. 18. Wer solches nicht mit mir thun wil/ noch von Babel außgehen/ der sehe/ wie es ihm bey seinem unglauben/ und un- gehorsam gehen wird. Wollen die Obrig- keiten und zuhoͤrer ihren falschen Lehrern/ Phariseern und Sectenmeistern wider Chri- sti außdruͤckliches wort und befehl gehorchen/ und solchen cantzel-goͤtzen mehr als dem leben- digen GOtt in Christo nachlauffen/ das ste- het ihnen frey/ doch sollen die Obrigkeiten das wissen/ daß sie fuͤr ihrer unterthanen seelen muͤssen rechenschafft geben/ wenn sie ihnen sol- che falsche lehrer/ wie Jerobeam den Jsraelit- ten/ auffdringen/ und mit ihrem wort und ex- empel sie von Christi nachfolge abhalten/ und an solche kirchen-teuffel anbinden/ und daß sie daruͤber endlich mit solchen Lehrern und Se- cten eben so gewis als die Obrigkeit der Jsrae- liten und Juden mit ihren Phariseern und Hohenpriestern in Jerusalem muͤssen zu grun- de gehen: Woferne sie nicht von ihren Secten und blinden leitern außgehen und wieder zu Christo kehren/ daß sie ihn und seine Juͤnger hoͤren und folgen/ wie Ricodemus/ Joseph von Arimathias und viel tausend Juden ge- than/ und dadurch in der gemeinschafft der von den P hariseern ausgestossenen und verfolg- ten creutz-dienern und kirchen Christi im zeit- lichen und ewigen leben behalten worden/ und so ist das creutz/ das sie daruͤber gelitten/ ihre behaltung fuͤr dem untergang der welt gewesẽ/ und weilsie sich der creutz-glieder Christi mit gantzem ernst angenommen/ sind sie mit ihnen in ihrem Pella behalten worden. Jch gebe ih- nen auff ihr gewissen zu bedencken/ warumb Christus uns so offt fuͤr den falschen Lehrern warnet/ und ob GOttes wort ohne ursache so offt und hoch drauff dringet solche zu flie- hen? Ob solches heute nicht hochnoͤthig ist? Ob nicht die gantze welt und alle ihre Secten durch ihre falsche Lehrer von dem rechten creutz Christi verfuͤhret sind? Ob die alleraͤrgeste Thiere und feindselige Voͤgel/ Dieb/ Raͤuber und Moͤrder heut aͤrger sind/ und mehr scha- den thun/ als solchefalsche Lehrer in kirchen und schulen/ in der welt und ihren koͤnigreichen gethan haben? Ob die menschen nicht nothwen- dig mit ihnen muͤssen untergehen und verder- ben/ wie mit den alten Phariseern und Secten zu Jerusalem/ so sie nicht von ihnen außgehen? Ob und worinn die heutige besser sind als die alten? Ob Gott uns nicht gnug dafuͤr gewar- A. K. H. Vierter Theil. G g g g g 2 net Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frideriei Breklingii letzter Abschied u. Außgang. net hat? Wer denn endlich schuld dran ist/ daß die gantze welt und ihre sect en durch alle ihre falsche Lehrer in solches verderben/ zertrennung/ krieg/ unruhe kom̃en oder nicht? Uñ was Gottes wort uns vor ꝛath uñ mittel zur eꝛꝛettung giebt/ so sie unsvon sich ausstossē/ wie bißheꝛo geschehē? Ob wiꝛ solchērath Gottes zum ausgang aus ih- rem Babel-wesen annehmen/ oder mit unter die viele bleiben wollen/ die den falschen Lehrern in ihren verderblichen sect en biß zur endlichen verdammniß nachfolgen wollen/ wieder GOt- tes wort 2. Pet. 2. v. 1. sq. wer sich nicht von ihnen und der welt absondert/ der kan keine ge- meinschafft mit Gott haben. Jhr kinder/ schuͤler und studenten derer eltern/ lehrer und schulmei- ster in kirchen/ haͤusern und schulen mit der welt von Gott abgefallen und auff ihꝛen breiten welt- weg in unglauben so nicht willig beharren und verlohren gehen wollen/ GOtt redet euch noch heut an durch alle seine Propheten und spricht: Jhr solt nach euer vaͤter geboten nicht leben/ und ihre rechte nicht halten/ und an ihren goͤ- tzen euch nicht verunreinigen/ welche sie GOtt zu verdrieß in ihren tempeln/ cantzeln/ kirchen/ und schulen/ und hertzen/ auff denen sie mehr als Gott nachlauffen/ nachdem sie alle von GOtt abgefallen und nach dem goͤtzen ihres hertzens wandeln/ darnach sie euch mitziehen/ und also dem Baal und Moloch dieser welt auffopffern wollen. Wie GOtt solches selber bezeuget/ und wer darff sagen/ daß solches nicht wahrheit von uns ist. Ezech. 8. 14. 20. Jer. 23. sq. Denn der Herꝛ euer GOtt hat euch CHristum zu hoͤren und folgen befohlen/ und nicht die Antichristi- sche lehrer und sect en/ ihr sollet euch von GOtt lehꝛen lassen/ von Gott weißheit bitten/ uñ euch durch den geist und salbung CHristi straffen und lehren lassen/ zu halten alles was euch Chri- stus besohlen hat/ nach dem bund des N. Te- staments/ dem ihr in der Heiligen Tauffe ein- verleibetseyd. Hebr. 8. 10. 1. Joh. 2. Matth. 3. 15. 16. 17. 23. 24. 28. Jac. 1. Joh. 6. 10. Darum gehet aus von dem breiten welt-weg/ und tretet uͤber auff den engen creutzweg CHri- sti/ und fraget nach den vorigen wegen der Apostolischen kirchen/ und wandelt darinnen/ so werdet ihr ruhe finden fuͤr euereseelen/ nach Jer. 6. v. 16. Sprecht mit denen auff GOt- tes beruff zuruͤck kehrenden kindern Jsrael/ un- ser vaͤter arbeit/ die wir von jugend auff gehal- ten haben/ muͤsse mit schanden untergehen/ ꝛc. Denn wir suͤndigten damit wider den HErꝛn unsern GOtt von jugend auff/ ꝛc. Wofern ihr also von ihrem Phariseischen welt-uñ Babel- wesen ausgehet/ so will GOtt euch wieder wie den verlohrnen sohn annehmen/ und will euer vater seyn/ und ihr sollet seine soͤhne und toͤchter seyn/ saget GOtt heute zu euch/ Jer. 3. 4. 2. Cor. 6. v. 17. Psalm. 45. Gott will euch also hun- dertfaͤltig wieder vergelten/ was ihr in der welt um seinet willen verlieret/ wofern ihr aber va- ter und mutter/ und euer alte Phariseische lehrer und Babel-wein lieber habt als Christum/ und saget/ wir wollen es nicht thun. Jer. 6. v. 17. Jer. 44. v. 16. 17. so wird es euch wie den un- gehorsamen kindern Jsrael ergehen/ Ezech. 20. v. 21. sq. GOTT selbst draͤuet uns noch heut/ wie den ungehorsamen kindern Js- rael/ daß so wir in unserm unglauben und un- gehorsam unsern vaͤtern nach fortwandeln/ daß er uns denn siebenmal mehr wil schlagen/ und das viermal nach einander/ wie er auch sol- ches taͤglich an uns erfuͤllet/ und in der Offenb. Johannis solche 4. doppelte sieben fache zuͤchti- gung und straffe vor augen stellet/ wenn wir sei- ner vaͤterlichē vermahnung uñ zucht in den wor- ten der 7. sendbrieffen an unsnicht gehorchen wollen/ daß er seine 7. siegel uͤber uns offnen uñ mit allerley verfolgung/ krieg/ hunger und pe- stilentz uns schlagen wil/ und da solches nicht hilfft/ seine 7. posaunen uͤber uns blasen lassen/ und uns mit allerley ketzereyen/ sect en/ rotten/ geistern/ falschen lehr und verfuͤhrung zur unge- rechtigkeit straffen will/ und da solches nicht hilfft/ uns nicht allein mit seinen 7. donnerstim- men schrecken/ sondern auch endlich seine 7. zorn- schalen/ uͤber uns ausgiessen/ und mit demsel- ben seinen zorn an uns vollenden/ und also das gar aus mit dieser welt-Babel spielen wil/ daß das ende vom lied soll heissen/ es ist geschehen/ und die staͤdte der Heiden fielen ꝛc. Apoc. 2. 6. 8. 10. 16. Ezech. 20. 21. 22. 23. 24. sie sind alle da- hin/ denn sie wolten nicht/ daß man des Herrn namen in wahrheit und gerechtigkeit unter ih- nen gedencken solte. Esa. 48. 59. Amos 6. weil wir denn nun aus GOttes wort gewiß wissen/ was fuͤr ein ende es mit dieser welt-Babel und ihren falschen leh- rern uñ sect en nehmen wird/ nach Jes. 13. 14. 34. 47. 48. so fliehen wir aus Babel und wenden uns gen Zion/ zu dem lam̃ und seiner heiligen gemeinschafft auff dẽ berge Zion aufzusteigen/ da allein unter seinen fluͤgeln unser heil und be- schirmung zu suchen und finden ist/ nach Esa. 48. 49. 50. 51. 52. 55. seq. Jer. 50. 51. Joel 2. Apoc. 14. und weil GOtt selbst Adam wieder zuruͤck geruffen und zu gnaden angenommen/ und solchen bund auffs neue mit Noha und al- len seinen nachkommen biß an der welt ende wieder auffgerichtet und bestaͤttiget hat/ und dazu alle menschen in CHristo erloͤset/ versoͤhnet beruffen uñ eingeladen/ und noch alle menschen auff dem gantzen erdbodē duldet/ traͤget/ erhaͤlt/ schuͤtzet/ versorget/ uͤberzeuget/ ziehet/ beruffet und auffwecket/ so noͤthigen wir alle menschen/ Juden/ Tuͤcken und Heiden ein zu diesem letzten Abendmahl/ ruhe/ erquickung/ himmelreich und hochzeit des lamms und Loͤwens aus dem stamm Juda ein/ daß das haus des grossen Gottes voll werde/ und bitten alle menschen und Christen/ dahin zu arbeiten und ringen; daß alle und jede worte GOttes an uns davon erfuͤllet und an alle Heiden/ Juden und Tuͤrcken auff der gantzen welt bekand gemacht werden/ damit sie alle hineinkommen zu einerley glauben und erkaͤntniß des sohnes GOttes/ und ein vollkom- mener mann werden/ der da sey in der masse des vollkommenen alters CHristi/ nach Eph. 3. 4. Col. 1. 2. weil GOtt wieder an seinen ersten bund gedencken/ und sein wort/ das die falsche Christen verachten wieder zu allen Heiden und voͤlckern in der gantzen welt aussenden will/ daß also endlich allen menschen geholffen/ und sie zur erkaͤntniß der wahrheit kommen moͤgen/ nach 1. Tim. 2. wer nicht sein pfund vergraben und mit schuldig wil eꝛfunden weꝛden an der uͤbrigen menschē/ Tuͤrckē/ Juden uñ Heiden untergang/ blindheit uñ verderb/ der muß mit allē vermoͤgen und gaben/ die er von Gott zum gemeinen nutzen uñ dienst alleꝛ menschē empfangē/ als ein gemein glied dahin streben/ daß den uͤbrigen blinden menschen das licht in deꝛ finsteꝛniß wiedeꝛ offen- baꝛet uñ biß an deꝛ welt ende veꝛkuͤndiget wer- de/ wofern er nicht nachlaͤssig im dienst und werck Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. werck seines Herrn in seinem weinberg wil er- funden/ und also um sein eigentlich pfund/ vorzug und gaben/ wie vormahls die Juden/ durch seine undanbarkeit wil gebracht wer- den/ weil er nicht damit gewuchert/ noch sol- ches fortgepflantzet und fruchtbar erfunden worden/ in dem das GOtt ihm zum gemeinen nutzen als seinem haußhalter auff rechnung anvertrauet hat. Matth. 21. 22. 25. Luc. 16. Was ich von den uͤbrigen Juden/ Tuͤrcken/ Heyden und ihren unmuͤndigen kindern/ und derer aller zustand im leben und sterben hal- te/ das finde ich in keinen buͤchern/ besser auß- gedruckt und beschrieben/ als in der heiligen Schrifft/ und auch in Jacob Boͤmen seel. schrifften/ sonderlich in der fuͤrtrefflichen vor- rede uͤber die Auroram/ wer nur augen und weißheit von GOtt hat/ solches recht einzuse- hen/ wie alles im grunde fuͤr GOtt lieget und beschaffen ist. Was auch der sel. Jacob Boͤm von den heutigen undanckbaren Chri- sten und ihren Secten/ von den Papisten/ Lutherischen/ Reformirten/ und denen ar- tickeln/ die unter ihnen streitig seyn/ sehr gruͤnd- lich nach warheit geschrieben hat/ kan ein je- der selbst bey ihm nachlesen. Nach dem Gott uns ein grosses licht aller verborgenen weiß- heit und warheit in ihm angezuͤndet/ und zum gemeinen dienst auff den leuchter gestellet hat. Welche solches nun nicht danckbar als von GOtt erkennen/ vornehmen/ und den guten saamen aus seiner spreu auslesen wol- len/ die moͤgen ihre eigene blindheit behalten/ und alles was sie in Jacob Boͤm/ Sley und andern boͤß und verkehret zu seyn erachten/ das moͤgen solche undanckbare veraͤchter fuͤr ihr theil behalten und daruͤber zancken/ dispu- ti ren/ predigen/ schreiben/ streiten und perori- ren/ biß sie endlich muͤde werden/ die schluͤssel und thuͤr zu Loths haus unter ihnen zu fin- den/ und Christi geist/ licht und gnade eben so wenig unter sich erkennen moͤgen/ als die al- ten Phariseer/ da er gleich mitten unter ihnen getreten/ und noch alle tage in und bey uns ist/ biß an der welt ende. Jhr wollet doch euch selbst und alle menschen mit euch von solchem algemeinem licht/ gnade Gottes/ gelehrheit/ geist/ leben/ erkaͤntniß und gaben berauben/ so bleibet euch euer finsternis und blindheit/ und muͤsset euch selbst mit euren falschen mer- nungen und urtheilen zu tode richten/ und al- so an uns und andern zeugen der warheit euch selbst auffreiben/ anlauffen und fallen/ ver- stricket und zu schanden werden/ so lange als GOTT das thoͤrichte erwehlet/ und die wei- sen und klugen dadurch zu schanden machet/ nach 1. Cor. 1. Weil die Goͤttliche thorheit und schwachheit kluͤger und maͤchtiger als al- le eure menschliche kraͤffte/ weißheit und ver- moͤgen ist; wie und worinn wollet ihr denn wider die Goͤttliche macht und warheit des worts und lichtes GOttes bestehen/ dafuͤr aller menschen schein-lichter und auch alle himmels-sternen verdunckeln muͤssen/ wenn diese sonne unter uns auffgehet! Jes. 1. 11. 60. GOTT hat seine Weisen/ Propheten und Schrifftgelehrten zu euch in euer Jerusa- lem gesandt/ welche ich mit grossem fleiß/ muͤhe und reisen gesuchet/ biß mir GOTT derer etliche hat finden oder ihre schrifft hat/ zukommen lassen/ unter welchen ich auch den sel. Jacob Boͤmen/ Gifftheilen und ande- re in meinem Friderico Resurgente angezoge- ne zeugen der warheit mit rechne/ weil ihr aber solche nicht achten/ noch erkennen/ noch hoͤren und annehmen wollet/ sondern eben so un- danckbar als das alte Jerusalem von euch aus- stosse und verfolget/ so wendẽ wir uns mit den Aposteln Christi zu den uͤbrigen Juden/ Hey- den und Tuͤrcken/ daß ihnen der unaussprech- liche Reichthumb der guͤte langmuth und gedult GOttes/ dadurch GOTT alle men- schen bißher getragen/ und zur busse eingelei- tet/ bekandt werden moͤge/ und daß also die laͤnge und breite/ hoͤhe und tieffe deꝛ Goͤttlichen liebe/ barmhertzigkeit und gnaden offenbah- ret werden moͤge/ die eben so wol kraͤfftig als gnugsam zu ihrer aller bekehrung und selig- keit ist/ biß endlich die allweise/ verborgene und wunderbare regierung und vorsorge Gottes uͤber alle und jede menschen zu ihrer behaltung und seligkeit allen und jeglichen auffgeschlossen werde/ zur ehre/ lob und er- hoͤhung seines hochheiligen namens/ und großmaͤchtigen gnade und warheit/ uͤber alles/ damit niemand GOTT die ur- sache und schuld von jemands untergang oder versaumniß zulege/ und Gott unschuldig an aller menschen verderben erfunden werde: Auch zugleich die vornehmste schuld und ur- sache ausgefunden werde/ wodurch hißhero so viel millionen seelen/ unter Juden/ Tuͤr- cken und Christen Heyden/ in ihrer hlinheit auffgehalten und umkommen seyn/ daß wenn solche ursache unter uns weggethan/ auch das licht/ das uns fuͤr ihnen zu ihrer erleuchtung gegeben/ auffs neue zu ihnen hindurch brecken moͤge/ und Gottes sache und rache wider so vie- ler seelen moͤrder/ raͤuber der ehren Gottes entheiliget seines H. Namens nach der warheit und gerechtigkeit seines heiligen worts außgefuͤhret werde zur endlichen und aller herrlichsten erloͤsung und erhoͤhung der bißher in finsterniß des nachts/ und schatten des todes auff hoffnung gefangenen und be- drangten kinder GOTTES unter allen voͤlckern/ wenn er seinen heiligen Namen nun bald auß dem munde der jungen kinder und saͤuglingen in aller welt mit der vertilgung seiner rachgierigen feinde herꝛlich machen und erhoͤhen wird. Amen/ Halleluja/ und weil wir alle von GOtt abgefallen und mit uns selbst menschen/ und creaturen/ gelt und welt/ buͤchern und priestern/ Absolution und kirchen/ tauff und a- bendmal/ und auch den besten uns von Gott gegebenen gaben und mitteln grosse abgoͤtterey und geistliche hurerey getrie- ben haben/ so ist es auch recht und billich/ daß wir solche unser schuld/ mit Daniel gruͤndlich erkennen/ bekennen/ abbitten uns von hertzen daruͤber fuͤr GOTT demuͤhtigen/ und uns also von gantzem hertzen zu ihm bekehren/ und gnade zur vergebung/ besserung und genesung suchen/ welche er noch den groͤssesten suͤndeꝛn und rebellen anbeut/ und schweret/ daß er nicht wolle den tod des sterbenden und auch gottlosen suͤn- ders/ sondern daß er sich bekehre und lebe/ nach Ezech. 18. 23. Wo nicht/ so bezeugen wir solchen unbußfertigen Phariseern sonderlich unter den Lutherischen alle das jenige/ was Gottes wort/ Jeremias/ Christus/ Paulus/ Lutherus/ und alle zu ihnen/ von GOtt gesandte Propheten/ Weisen/ und Schrifftgelehrten/ bißher wieder sie zu ihrem gericht be- zeuget/ und in ihren buͤchern ihnen zum zeugniß auffgeschrie- ben haben/ und werden hinfuͤro solchen verborgen und stumm bleiben. Und wie Lutherus kurtz vor seinem ende von ihnen außgehen muͤssen/ ihnen zum zeugniß/ daß ihr gericht fuͤr der thuͤr ist/ und bleiben doch aller rechtsuchenden und hoͤ- renden schuldener/ ihnen/ worin wir koͤnnen/ zu dienen. Hierauff sol sich nun offenbahren/ wer sich fuͤr Christi Wort/ warheit und dessen creutz/ glieder und diener/ als freund oder feind erklaͤren wird. Und auch/ wer sich fuͤr oder wieder die welt und ihre falsche heuchel-kirchen/ bauch-diener/ secten/ anti-christen und welt-priester/ als freund und seind mit hertz/ mund/ hand/ lehr und leben bekennen wird; Ob er der welt uñ ihren Priestern fuͤrstehen/ oder widerstehen wolle. Ob er der welt mit ihrem fuͤrsten dem satan den kopff zertreten oder den G g g g g 3 satan Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. satan um der welt herrligkeit dienen wolle? ob er das thier und dessen bilde im menschen anbeten/ oder Christum und dessen bilde in uns hoͤren/ ehren und zu seinen thoren einneh- men wolle? ob er sich selbst und all sein eigen und der welt wesen oder auch Christum und sein himmlisch wesen und creutzreich verleug- nen/ absagen/ richten und vernichten wolle? ob er mit Christo des Satans Welt-reich zer- tr etten und uͤberwinden/ oder von dem satan/ der welt/ fleisch/ und eigen ehre/ lust und liebe wolle uͤberwunden und zertretten werden? ob er sein eigen leben/ seinen willen/ weißheit/ thun und nutzen hassen verlieren und abster- ben/ oder lieben/ behalten und dadurch ewig verlieren wolle? Wer der welt uñ ihrer Sect en/ Kirchen und Priester freund sein und bleiben wil/ der wird Christi und seiner Creutzkirchen und diener feind seyn. Man kan hier nicht neutral bleiben noch zwischen beyden stehen/ denn die lauen wil Christus außspeyen/ Apoc. 3. Und ist uns besser/ daß wir von der welt und ihren Priestern mit Christo verach- tet/ verlaͤstert/ abgesondert/ verfolget/ gecreu- tziget/ gehasset und getoͤdtet werden/ als daß uns die welt lieben/ loben/ ehren/ hoͤren/ beruf- fen/ und erhoͤhen solte? wehe uns/ so uns diese arge welt gerne hoͤret/ liebet/ hoch achtet/ lobet und hervor ziehet! denn die welt liebet das ih- re/ und muß ja unter der kirche und welt so ein unterscheid als unter Christo und Antichrist/ licht und finsterniß/ geist und fleisch/ Gott und Lucifer/ leben und todt/ himmel und hoͤlle/ schaafe und woͤlffe/ tauben und raub-voͤgel bleiben. Wollet ihr geld und welt- priester der welt und ihren todten nachlauf- fen? wir nicht. Wollet ihr die beste und fetteste kirchen-dienste suchen/ und die reichste toͤchter dieseꝛ welt nach eigenem willen und erwehlung heyrathen/ so sollet ihr daran offenbar wer- den/ wessen geistes kinder ihr seyd? Gen. 6. wollet ihr allen unbußfertigen/ miedlingen/ laͤuffern und kaͤuffern die Haͤnde aufflegen/ und sie in ihrer boßheit staͤrcken und einwiegen helffen? wir nicht; wollet ihr Jacob Boͤhmens uns und andere zeugen der warheit von euch und der ewigẽ seligkeit ausschliessen? ihr sollet wieder außgeschlossen werden; wollet ihr euch von Christo und uns um der waꝛheit willeu ab- sondern? ihr sollet wieder abgesondert werden. Wollet ihr Christi creutz/ kirche/ glieder und diener verlassen? ihr sollet wieder verlassen werden. Wollet ihr uns mit Bethulia be- laͤgern/ außhungern und allen trost und huͤlffe abschneiden? so sol euch wieder ge- schehen wie Haman/ Pharao/ Holofernes/ Assur und deren anhang. Wollet ihr uns has- sen/ richten und verdammen? ihr sollet euch selbst eben dadurch verurtheilen/ und verdam- men. Wollet ihr uns verfolgen? ihr sollet wie- der verfolget werden. Wollet ihr auch das gu- te kraut unterm namen des unkrauts vor der zeit außrotten? ihr sollet wieder außgerottet werden. wollet ihr die Heyden in blindheit ver- lassen? ihr sollet wieder in blindheit vergehen. es sol euch mit allem ergehen/ wie ihrs mit uns und andern bißher gemacht und im sinnhabet/ wie den Phariseern in Jerusalem/ da sie Chri- sti reich/ creutz/ kirche und nachfolger unter sich vertilgen wolten. Wollet ihr Gott sein ampt/ ehre/ Gottheit/ kirchen-dienste uñ alles abrau- ben/ und euch selbst ewig darin wieder Gott er- hoͤhen? ihr sollet mit Lueifer herunter gestos- sen/ und als diebe/ moͤrder und raͤuber der eh- ren Gottes gerichtet werden. Wollet ihr dem D. Calovio, Pomario, Phariseern zu Ham- burg und dem grossen hauffen auf ihrem welt- weg folgen? ihr sollet mit ihnen fallen und zu grunde gehen. Wollet ihr euch selbst mit ihnen rechtfertigen/ und uns mit allen zeugen der warheit verdammen? ihr sollet mit ihnen zu schanden werden: Erwehlet hier selbst/ was ihr wollet. Sols denn alles umsonst seyn/ daß wir Gottes Wort und so vielen zeugen der leh- re/ leben und wandel so lang und vielfaͤltig von Luthero her uͤber euch geklaget/ und Gott selb- sten durch die gantze H. Schrifft und Prophe- ten und Aposteln so uͤber euch doli ret/ weinet/ ruffet und wehklaget? wollet ihr eure schuld und abfall erkennen oder nicht? wollet ihr euch bessern und alles gottlose wesen/ sauerteig/ fal- sche lehre/ geld-bauch- und welt-priester von euch hinauß stossen oder nicht? wollet ihr euer Antichristisches wesen und geistlose lehr/ laͤuf- fer/ kaͤuffeꝛ auß Gottes tempel hinauß treiben/ oder solches mehr denn P hariseisches wesen wieder Gott stehende erhalten? Wie ihr lehret und thut/ so wird es euch gehen. Wir haben unser leben/ wolfahrt und alles/ was ihr in der Welt suchet/ verlieren/ hassen/ verleugnen/ verlassen und zuruͤck setzen muͤssen/ um Gott zu dienen/ Christo zu folgen/ fuͤr seine arme zu reden/ seine warheit zu bekennen/ und euch das wort/ das uns Gott gegeben und gelehret/ zu bezeugen/ welches so gerade wider euer wort/ predigt/ Gottesdienst/ tempelwesen und cantzel-goͤtzen hinaus laufft/ als der P ro- pheten/ Christi und seiner Apostel Wort und wesen wieder die Judischen Priester/ Phari- seer/ falsche Propheten und Apostel hinauß lieff. Und ihr habt es/ wie die undanckbare Ju- den/ in uns und andern zeugen der warheit verfolget/ verlaͤstert und von euch außgestos- sen/ biß es zum feuer/ ham̃er und schwerdt wie- der euch wird/ daran ihr euch selbst so viel mehr offenbahren/ auffreiben/ verzehren und ver- stoͤhren muͤsset/ wievielmehr ihr es in uns daͤmpffen und außrotten wollet/ wie die Papi- sten in Luthero und die Juden in Paulo. Jhr werdet auch kein regen noch seegen vom him- mel uͤber euch haben/ biß ihr an GOtt restitui- ret/ was ihr ihm geraubet/ und sein verstosse- nes/ wort zeugen/ und creutz-diener wieder su- chet/ einnehmet/ hoͤret und folget/ wie den E- liam/ David und Joseph/ Job und Christum/ welche auch Ahab/ Zedekia/ und Belsazer su- chen mnsten/ und alle ihre Weisen/ Priester und Propheten dafuͤr zuruͤck setzen musten/ daß sie Gottes rechtes wort und zeugniß in ei- nem noch uͤbrigen Micha/ Daniel und Jere- mia/ hoͤren und finden moͤchten/ wie Jesaias in und bey einer Hulda. Was ihr und euer D. Arcularius auch schreibet und schreiet von Gottes wort auff euren cantzeln/ und Gottes zeugniß auff erden/ in und bey euch zu suchen und hoͤren/ und bey den todten das leben/ wie feigen bey den doͤrnern. Jhr kennet weder Christum noch Gottes wort/ kirche/ reich und creutz-diener unter euch nach dem geist der neu- en creatur/ und habet solche laͤngst verworf- fen/ und von Lutheri zeiten an von euch aus- gestossen/ wie wollet ihr denn nach dem fleisch Gottes Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. Gottes wort/ kirche und zeugniß auff erden finden? Das ihr uͤber euch selbst weder ken- net/ noch hoͤret/ noch annehmen wollet. Und eben so verkehrt als die Phariseer und Papisten in Christo und Luthero urthei- let/ hasset und versolget in uns Jacob Boͤmen/ und alle zeugen der warheit unter euch? Die vornemste zeugen der war- heit unter uns/ von Luthero her/ kan ein je- der in des D. Joh. Micrælii Historia Ecclesia- stica, in des Petri Glaseri prophezeyungen Lutheri/ in des Amers-bachs/ Spicelii, Sau- berti, Win cklers/ Kortholts/ Meyfarts/ Henrich Muͤllers schrifften/ in meinem spe- culo Pastorum, und andern Tractaten/ in des Joach. Betkii Excidio Germaniæ, in des Potini schrifften und buch de tribularione Ma- gna, in |des R athmanni Glaubens-posaune/ in der Apologia Prætorii und Hochburgs schrifften/ D. Derschvvaven Hodosophi in den Piis Desideriis, in des D. Speners Theo- sophia, Sacerdotio u. 12. Klagen uͤber das aͤrger- liche Christenthumb/ wie auch in meinem Friderico R esurgente, und Anticalovio sehen und nachlesen; ein Prediger in Holstein Fridericus Petri, mein Blut-freund/ hat einen hauffen solcher zeugnißen zusammen gelesen/ und seinen Hardes/ Predigern zu bedencken uͤbergeben. Der gleichen ha- ben H. M. B ecker/ und Picker in Koͤ- nigsberg gethan. Wer alle dergleichen zun- gen und zeugnissen zusammen samlen und ausgeben wil der welt zum zeugniß/ wie Flacius, VVolfius, Lauterbach und andere ge- than/ der thut ein gut werck. Ein jeder kan/ die ihm bekandte verfolgete und auß- gestossene an seinem ort offenbaren und hinzuthun. Mit allen rechtschaffenen glau- bens-bekennern/ von Adam/ Christo und Lu- thero ber/ suchen wir eins zu seyn/ und uͤber- einzustimmen/ in einerley glauben und be- kaͤntniß der warheit. Aber nicht mit de- nen heut von GOtt abtruͤnnigen/ sich selbst suchenden/ erhoͤhenden/ rechtfertigenden/ fal- schen/ welt foͤrmigen/ fleischlichen uñ Pharisei- schen secten/ Priestern/ Propheten/ alarm- blasern/ auffruͤhrischen freh und fladder-gei- ftern/ und ihrem neuen Evangelio/ damit sie denalten Adam troͤsten/ absolviren, und in den himmel hinein predigen wollen von Cain her biß auf diese stunde. Solche fallche ver- nunffts-lehre/ fleischliche Theologiam, Geist- lose lehre/ menschliche wercke und Pharisei- sche scheinheiligkeit muß ich biß in den tod has- sen und zertrennen/ wie Lutherus/ Tarnovius und so viel fromme Lehrer unter uns biß auf diese stunde gethan haben. Wie deß Holtzhau- sen schrifften fuͤr seinem B eneplacito Stultitiæ D ivinæ solches klar beweisen. Wer nun nicht von solchem ihrem Babel-wesen und Antichri- stischen P hari s eerthumb außgehen/ und zu uns in Christi warheit/ Creutzreich und kir- chen/ gemeinschafft im Geist auf dem B erge Zion wil uͤbergehen/ sondern das licht/ geist/ und gemeinschafft Christi und seiner Creutz- glieder im guten verlaͤsset/ der muß in alle Luciferische scheinheiligkeit oder Sata- nische boßheit/ luͤgen und finsterniß der Welt verfallen/ und also sich selbst sehend/ reich/ gerecht/ fromm/ satt/ etwas und alles zu seyn einbilden/ zu sein selbst gericht/ verderb- und verdammniß wie der Quirin Kulmann Eva Froͤlich/ Peter Mauritz und viel andere falsche secten/ Boͤmisten/ Luthera- ner/ Quietisten/ Quacker/ Separati sten/ frey und fladder-geister/ mit welchen ich keine gemeinschafft habe/ |und weh mir/ wenn mich solche loben; je mehr solche mich schelten/ ver- achten/ verlaͤstern/ je mehr und lieber ich es habe/ und je seliger preiset GOTTES Wort uns Luc. 6. weil unsere Lutherische Lehrer gleich den alten Juͤdischen Priestern fuͤr allen andern sect en meinen/ daß sie recht von GOTT gesandt und beruffen seyn; daß sie GOTTES Wort recht lehren; daß sie GOTTES rechte diener und P redigampt sind/ dadurch GOTT die leute allein recht lehren/ bekehren und erleuchten wolle und muͤsse/ und daß aus- ser ihrem dienst und ampt kein Wort und erleuchtung deß geistes zu finden. Daß sie GOTTES zeugniß fuͤr andern auff erden recht haben und wissen/ weil sie die H. Schrifft fuͤr sich haben/ daß sie al- lein recht reformi ret und die reine wahre kir- che sind/ davon sich nie mand absondern dern muͤsse. Daß sie allein die rechte reine Apo- stolische Lehre haben und predigen oh ne fehl. Daß an ihrer Lehre und Lehr ern k ein man- gel/ sondern allein am leben und an den zuhoͤrern aller mangel ist; daß sie recht und voͤllig von der Welt und Babel auß- gegangen und zu GOTT in sein Zion ein- gegangen. Und dergleichen vorzuͤge mehr/ derer sie sich mit den alten Juden wieder GOTT und sein Wort noch heute ruͤh- men/ gleich wie die Papisten und alle an- dere sect en sich nicht minder aller solchen vorrechten wieder GOtt und uns ruͤhmen. So habe ich in allen meinen schrifften ihnen bißher dieses alles wiederleget/ und das gegentheil sonnenklar bewiesen/ eben so warhafftig warheit zu seyn/ als von den Judischen Phariseern. Und erbiete mich noch als ein schuldener aller menschen/ wo Christliche Obrigkeiten lehrer und zu- hoͤrer dasselbe schrifftlich oder muͤnd- lich begehren/ und sich durch GOTTES Geist und Wort wollen sagen/ uͤberzeugen und berichten lassen/ ihnen solches son- nenklar auß GOTTES Wort zu beweisen/ weil GOTT mir und ih- nen befohlen/ seinen alten Propheten und Aposteln davon zu glauben/ ihr zeugniß davon zu erforschen und anzunehmen/ zu ihnen in der warheit uͤberzutretten/ und GOTTES altes Wort und warheit wie- der diese neue Phariseer biß in den tod zu verthaͤdigen/ und also noch heute Christo und seinen Propheten und Aposteln mehr als den heutigen fal s chen Lehrern/ und A posteln zuuzhoͤren/ glauben und folgen/ weil Christus mit seinem zeugniß/ geist und Th. IV. Sect. III. Num. XX. Friderici Breklingii letzter Abschied u. Außgang. und Wort noch heut in seinem geistlichen kir- chen-leibe unter uns lebet/ wandelt/ redet und zeuget/ so gar/ daß wenn wir gleich die heilige Schrifft mit Josias und seinen Priestern ge- funden/ wir dennoch eben hochnoͤthig haben Gottes zeugniß auff erden zu suchen und for- schen/ was Gott dennoch heut gegenwaͤrtig zu unserm wesen saget/ und von unsern leh- rern/ kirchen/ wort und secten zeuget/ weil doch so viel disputi rens und zanckens dar- umb ist in der welt/ und ein jeder sich selbst rechtfertigen/ und der erster/ groͤssester und bester seyn wil/ und Gottes wort nach seinem eigenem sinn/ geist/ meinung und kopff auß- leget/ und niemand mit Johannes dem Teuf- fer die leute von sich zu ihrem licht/ heil/ weg/ warheit/ weißheit/ haupt/ leben/ koͤnig/ hir- ten/ lehrer/ hohen priester und braͤutigam Christo hinweiset/ ihn allein zu hoͤren und folgen/ sagende/ ich bins nicht/ ich muß abneh- men/ groß/ reich/ weiß/ gelehrt und alles seyn/ werden/ thun/ lehren/ und wils außrichten ohne Gott/ und also wird Gott in allen ver- laͤugnet und fuͤr nichts geachtet/ so lange er mit Babel saget/ ich bins/ und meinet/ daß er al- lein der beste lehret/ priester/ cantzel-goͤtze und hahn in korbe ist/ da Johannes so ein grosser von Gott selbst gesandter lehrer saget ich bins nicht/ und Dani el mit allen Propheten und Aposteln si ch unter alle und in aller suͤnden demuͤth iget wie Christus und Paulus/ Jo- han. 1. Gal. 6. 1. Tim. 1. da erhoͤhen sich unsere Phariseer hergegen so hoch/ und sitzen selbst so fest in dem tempel Gottes mit dem Antichrist/ und meinen/ daß sie allein recht und macht ha- ben zu lehren/ und daß Gott nicht mehr sol macht haben einen emfaͤltigen schuster/ wie den Jacob Boͤmen/ zu gebrauchen/ und mit seinen gaben ans licht zu bringen/ oder ungelehrte fischer zu Aposteln zu machen/ oder einen zoͤllner zum evangelisten und kuͤhhirten zum propheten zu beruffen/ oder das thoͤrigte zu erwehlen umb die weisen zu schanden zu ma- chen/ oder ihm selbst auß dem munde der jun- gen kinder ein lob in dem tempel zu bereiten/ oder durch seine peitsche die kaͤuffer auß dem tempel zu treiben/ oder seinen sohn und boten zu ihren weinberg zu senden/ und dessen fruͤch- te von ihnen zu fodern/ oder einen prediger und zim̃erman/ der nicht von der Phariseer a- cademi schen zunfft ist/ in seinem tempel einzuse- tzen/ oder durch eines einfaͤltigen menschen/ weibes/ kindes und eselin mund zu reden/ was/ wenn/ wo und wie er wil. So gar haben unsere Luthersche Lehrer und hohen Priester Gott seine Gottheit/ macht/ ehre/ ampt/ regiment und alles abgeraubet und sich selbst darin wieder Gott erhaben/ daß sie nun alles selbst seyn/ thun/ außrichten/ lehren/ pre- digen/ und alles wol/ ja besser als Gott machen wolten/ und eben damit verleugnen sie Gott/ und halten ihn in allem ihrem thun fuͤr nichts/ nach Psalm 14. 53. 73. Sie wollen keinen Gott mehr kennen noch wissen/ der sie meistern oder uͤber sie herrschen/ oder ihnen gebieten solte/ sein unter ihnen gefangenes volck und schaffe auß ihrem geistl. Egypten und Babel frey zu lassen. Luc. 19. Gott muß unter ihnen eben so wenig als bey Pharao zu sagen haben. Kom̃t ein bekehrter Saul in hren tempel/ der ist fort ein auffruͤhrer/ und Barrabas gilt bey ihnen mehr als Chri- stus. Was soll denn Gott mit solchen Phari- seern anders anfangen als mit den alten? und wie kan es besser mit ihnen als mit dem alten jerusalem ablauffen; Gott hat sie mit sich selbst mit blindheit und Finsterniß/ mit ver- kehrtem sinn und urtheil/ mit falscher geistlo- ser lehre und meinungen/ mit grossen lasten voll Titulen und buͤchern/ mit ihrem eigenen geist und gutduͤncken/ mit allerley geistlichen suͤnden und plagen gestraffet/ damit er das alte Egypten und Jerusalem heimgesuchet/ wie Johann Arnd uͤber die zehen plagen Egy- pten gruͤndlich bewiesen; noch wollen sie es nicht mercken noch bedencken/ was zu ihrem frieden dienet/ sondern suchen nur sich selbst und ihr alt Phariseisches wesen und frieden mit eben solchen verkehrten mitteln/ als die al- ten Phariseer zu erhalten/ und weder Chri- stum noch Paulum unter ihnen zu hoͤren oder dulden/ so sie nicht ihr guͤlden kalb und cantzel- goͤtzen anbeten. Daher muͤssen sie sich selbst mit allem ihrem eigenem thun/ urtheil und vornehmen straffen und verdammen; und in allem/ das sie wider Gott und seine thoͤrichte creutz-diener anfangen/ selbst anlauffen und zu schanden werden. Wie betruͤglich sie mit uns und andern umgehen/ so muß ihnen wie- der geschehen/ wie sie uns verurtheilen/ laͤstern und verfolgen/ so muͤssen sie sich selbst dadurch verdammen und auffreiben/ wie sie uns ver- lassen/ verstossen und außhungern/ so muß ihnen wieder vergolten werden. Sie sehen uns mit ihrem eigenen sinn und brillen an/ und schelten uns fuͤr solche/ die sie selbst im bertzen fuͤr Gott sind. Sie halten uns fuͤr Separati sten/ und sind selber Separati sten/ die sich selbst von Christo/ seiner Creutzkirche und uns abson- dern. Sie schelten uns fuͤr Enthusiasten und Quacker/ und folgen selbst ihrem eigenem geist/ und deß Satans eingeben mit Judas. Sie ruffen andere fuͤr syncretisten auß/ und haben selber mit fleisch und welt/ satan und hoͤllen einen syncretismum und ewigen frie- dens-bund gemacht. Alles/ dafuͤr sie uns auß- ruffen/ koͤmmt auß ihnen selbst/ und das sind sie selbst und wir nicht/ und alles was sie mit Saul wieder uns vornehmen/ darin versuͤn- digen und verfuͤhren sie sich selbst/ und muͤssen uns eben dadurch wie den David und Joseph wie der sich selbst auffschaͤrffen und erhoͤhen/ so muͤssen die Phariseer ihr eigen Jerusalem zerstoͤhren/ noch sind fie so blind/ und sehen das nicht/ sie wollen auch nichts bessers lernen. Sie sind an Christo in seinen glaubigen schon laͤngst gepruͤfet/ abgewogen und zu leicht er- funden worden/ nachdem Christus noch alle tage ihnen zur proba im verborgen in seinen gliedern unter ihnẽ wandelt. Wir haben recht und macht allein/ in allen kirchen- Consisto- rien und Academi en/ zu setzen und thun/ was und welche wir wollen; was wir setzen/ das gilt gemein/ und wer ist der uns wolt meisteꝛn? oder wer wil uns einreden und beweisen/ daß unser lehre und thun nicht recht ist. Wir haben die H. Schrifft fuͤr uns/ und hier ist des Herrn Tempel. Hier ist Christus. Wir sitzen in dem ampt Gottes/ und all es unser predigenund absolvi ren ist lauter Gottes Wort und stim- me; denn Gott hat sein Wort an sein ampt gebunden; wer uns nicht hoͤret/ der hoͤret Gott Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frid. Brecklingii letzter abscheid und außgang. GOtt nicht. Wer wil sagen/ daß unser beruff nicht Goͤttlich sey/ oder daß wir nicht GOttes reines wort lehren/ und seine rechte kirche sind? Was solte GOtt nach Jacob Boͤm fragen/ was solte der Hoͤchste auff den Breckling und andere achten/ die wir bißher gehasset/ ver- laͤstert außgestossen und verfolget haben? Solte GOtt solche alte sachen wieder auff- holen oder richten wollē? So stoltz und verkehrt sind unsere Pharisaͤer/ daß sie GOttes wort und gericht fuͤr nichts achten/ biß es sie gewiß treffen wird? Wer machet sie so blind und tro- tzig/ als der Satan? Wer machet uns ihnen so unleidlich auch anzusehen/ nach Sap. 2. 5. als Satan? Wer lehret sie das HErr schone dein/ und daß sie sich selbst zur ruhe niedersetzen/ so bald sie einen fetten dienst und reiche heyrath erjaget haben/ daß sie dencken: Habenun einen guten muth meine seele/ denn nun hastu alles nach deinem sinn und vorrath auff viele jahre/ als der Satan? nach Matth. 16. Luc. 12. Wer hat sie oben auff die zinne des tempels/ und vor den hohen altar gestellet/ allda so ver- messen wie der Phariseer fuͤr GOtt zu re den/ und vom Cantzel-Himmel solche ungeistliche und ungesaltzene predigten herab zu speyen/ als der satan? Wer machet sie so stoltz/ den Jacob Boͤmen/ und uns/ so vermessen zu verur- theilen und verdammen/ als der Satan? Wer treibet sie zu dem Calovio, mit ihm und dem grossen hauffen in allen uͤbereinzustim- men/ als der Satan? Wer bildet solchen ein/ daß sie sich fuͤr Engel des Lichts/ und Prediger der Gerechtigkeit außgeben/ als Satan? Esa. 28. 29. Luc. 18. Wer hat ihnen alle herr- ligkeit der welt beygebracht/ die Christus ver- schmaͤhet/ und alles creutz und elend zu lohn fuͤr seine treue dienste und predigten bekommen/ mit Paulo und allen seinen Aposteln/ als der satan/ dem sie mit dem Antichrist um geld und welt dienen? Matth. 4. Wie wollet ihr fuͤr dem feuer und hammer/ und fuͤr dem eisern zepter und zweyschneidigem schwerdt des wortes Gottes bestehen? Werden nicht alle Glaubi- gen GOtt preisen/ daß sein wort und warheit euch uͤberwindet? Wer solche falsche lehrer fuͤr Christi diener ansiehet/ und ihre predigten fuͤr Gottes reines wort achtet/ das GOtt heut und hier wil gelehret haben/ der ist blind gnug/ und offenbahret sich selbst/ daß er nicht von GOtt gesandt und erleuchtet ist? Wer solche welt- hauffen mit ihren blinden leitern fuͤr Christi geistlichen kirchen-leib ansiehet/ der kennet die rechte kirche Christi/ und dessen unterscheid von der welt nicht. Wann Jacob Boͤm/ ich/ oder ein ander thoͤrichter Creutz-Diener von Gottes wegen sie anreden/ oder ihnen Gottes wort und zeugniß vor ihnen schreiben und bekand machen muͤssen/ da sind die fort zu pferde/ dencken und sagen: Was hat uns dieser zu schreiben? Was solt uns dieser einreden/ oder straffen? oder unterweisen was recht und gut ist? Was ist das anders als lauter Geistlicher hoffart und Phariseischer stoltz/ frechheit und vermessen- heit? Was bildet ihr hoffaͤrtige maul-esel euch ein? was seyd ihr als blinden und narren nach Christi wort und urtheil? Matth. 23. Jhr heuchler und uͤbertuͤnchte todten-graͤber/ wer hat euch so stoltz gemachet? Worin seyd ihr besser als ich/ Jacob Boͤm/ und andere/ die Christo ohne zurucksehen nach der welt und ihren befoͤrderungen biß in den tod unter sei- ner creutz-fahne zu dienen und folgen suchen? sollen wir euch denn zu gefallen mit unserm pfunde und gaben nicht wuchern? oder sol der teuffel allein macht in der welt/ und ih- ren Priestern zu reden haben/ und Christus in seinen creutz-gliedern fuͤr euch schweigen und verstummen? Wer hat euch vorgezogen und auff der cantzel erhoͤhet? GOtt oder menschen und luͤgener? lasset frey euren hof- faͤrtigen pfauen-schwantz/ und trotzigen muth fallen/ oder GOtt wird euch balde so demuͤ- thigen/ und mit solchen spoͤttlichen lippen/ und ernstem zorn mit euch reden/ daß ihr es fuͤh- len sollet/ daß ein GOtt im himmel ist/ der es mercket/ und solch fuͤrnehmen nicht gelin- gen laͤsset/ nach Psalm 2. 1. Sam. 2. Wer hat euch gesandt? Woher seyd ihr? Was suchet und intendi ret ihr? Weme prediget und dienet ihr? Wo habt ihr GOttes wort gelernet/ und von wem habt ihrs empfangen? Weme lebet/ studi ret und folget ihr/ was fuͤr ein geist treibet und beweget euch? Wessen werck treibet ihr? Warum lehret und absol- vi ret ihr? Was habt ihr noch zu sagen/ die ihr alle welt mit euch in das gegenwaͤrtige und kuͤnfftige verderben hinein geprediget habet? Was wird euer ende und lohn seyn/ als/ gehet von mir ihr verfluchten uͤbelthaͤter? nach Matth. 7. 25. Urtheilet nun selbst/ ob man dem Heil. GOtt zur hoͤchsten unehr seines heiligen namens solle beymessen/ daß er solche fleisch- liche/ blinde/ und verkehrte und untuͤchtige leh- rer und waͤchter in seine kirche sende als unser meiste Lehrer und Priester seyn? Ob Gott sol- che nicht erst mit seinem Geist salbe/ erleuchte und|tuͤchtig mache/ die er zu unserm Jerusalem sendet? und wie solche von uns erkannt und angenommen werden? nach Matth. 22. 23. Ob wir das wort reden/ und predigen/ das Gott heut und diesem volck von uns wil geprediget haben? und ob GOtt selbst mit geist und krafft solch sein wort in und durch uns lehret? Ob wir GOttes wort und zeugniß von ihm durch seinen Geist gelernet/ und auff solche art und weise/ als GOtt es heut wil gelernet haben/ im Geist und Warheit an allen recht bezeugen ohne menschen-furcht und ansehung der person? als Gottes wort und zeugniß auff erden! 1. Pet. 4. oder ob wir es nur von men- schen durch die vernunfft gelernet/ oder aus der Bibel gestohlen/ und also im fleisch mensch- lich fassen/ reden und nachsagen/ wie die papa- geyen? Ob unser beruff Goͤttlich oder mensch- lich sey? Da es noch auffs beste/ ohn eigen lauffen/ betteln und freyen zugehet? Ob wir Gottes oder unser eigene predigt fuͤhren? Gott oder uns selbst darin meinen und suchen? Ob kein mangel an unser vernuͤnfftigen menschen- lehre/ Theologia, Catechismussen/ und ihren buchstaͤbischen wissen ist? Ob nicht vielmehr aller mangel an unserer Geist-und krafftlosen lehre/ predigen und ungeistlichen priestern ist? und ob nicht alles geistlose und verkehrte le- ben unter uns aus der geistlosen lehre/ und fleischlichen Priestern unter uns herkoͤm̃t? Ob wir Christi geistlichen kirchen-leib/ glieder und diener unter uns kennen/ hoͤren und annehmen/ oder hassen/ verfolgen und ausstossen? Ob A. K. H. Vierter Theil. H h h h h wir Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frid. Brecklingii letzter abscheid und außgang. wir uns nicht laͤngst von solchen abgeson- dert/ und solche von uns absondern/ gleich den alten Pharisaͤern? Was fuͤr ein un- terscheid zwischen CHRisti kirchen und der welt unter uns ist/ ob unsere heutigen Kir- chen-Lehrer und Secten/ die wir nach dem fleisch erkennen/ auch CHRisti Kirche und Lehrer nach dem Geist und in der warheit seyn oder nicht? Weil wir niemand nach dem fleisch erkennen/ und das fleisch/ und fleischliche Lehrer kein nuͤtz seyn? nach Joh. 6. 2. Cor. 5. 6. 7. Ob nicht die heutigen fleisch- lichen lehrer die erste und vornehmste schuld an allem verfall/ ungluͤck/ straffen und verkehrtheit/ mit ihren fleischlichen predig- ten/ vernuͤnfftigen lehren und verkehrtem absolvi ren unter uns seyn? Was GOtt und sein wort dazu saget? Ob sie von al- ler solcher verkehrtheit sich wollen uͤberzeu- gen und zu recht bringen lassen? so erbie- ten wir uns als schuldener aller menschen/ ihnen darin aus liebe CHRisti durch den Geist/ der in alle warheit leitet/ zu dienen/ mit dem wort und gaben/ die GOtt uns dazu geben und darreichen wil/ und die GOtt uns in tausenderley creutz und elend nun biß in unser sechzigstes jahr gelehret/ um mit unserm pfund jedermann zum gemeinen nu- tzen zu dienen. Wo nicht/ und sie solches noch nicht achten noch erkennen wollen/ sondern mit den alten Pharisaͤern sagen: Wie solte uns dieser lehren was recht und gut ist? Wir sind die Herren/ uns muß man hoͤren und nachlauffen/ nach Psalm 4. 73. Jer. 2. 5. 6. 7. 8. und wollen also al- les volck mit sich in die grube des verder- bens verfuͤhren. So schuͤtteln wir hiermit nach CHRisti seinem befehl euren staub von unsern fuͤssen ab auff euer haupt/ und be- zeugen euch/ daß ihr an dem juͤngsten gericht sollet rechenschafft geben von euer hauß- haltung/ und von allen seelen/ die durch euch bißher und noch verfuͤhret werden. Daher nun die grosse versuchung/ truͤbsal und ge- richts-tag uͤber euch/ und euer Jerusalem anbricht. Jhr habet keine entschuldigung mehr vor GOtt/ und koͤnnet noch GOtt be- schuldigen/ noch uns/ daß ihrs nicht gewust habet/ noch haͤttet wissen koͤnnen/ GOtt hat euch alles uͤberfluͤßig durch uns/ und so viel zeugen der warheit bezeuget/ und ihr habet GOttes zeugniß auff erden und unter euch verachtet/ verfolget und gaͤntzlich auß- zurotten gesuchet/ euer blut sey auff euerm haupt. Wir haben geposaunet/ nach Esa. 58. Ezech. 3. 33. GOTT wird der menschen blut und untergang von euer hand fodern/ und es mit allen falschen hirten ein ende machen. Amen. Ezech. 34. Das ist euch an- gesaget: So auch alle andere seelen/ men- schen und frey-geister sich wollen sagen/ und von ihrer blindheit und irrwegen zu dem einigen rechten wege CHRistus wol- len zu recht bringen lassen durch GOttes Wort und Geist/ der in alle wahrheit lei- tet/ so sind wir schuldig nach GOttes wort ihnen darin zu dienen/ als schuldener aller menschen/ und sie mit der warheit zu uͤber- zeugen/ oder ihnen solche zeugnisse und schrifften der rechten zeugen GOttes anzu- weisen/ dadurch sie von den streitigen pun- cten und verfall unter ihnen koͤnnen rech- ten nachricht bekommen/ und zu rechte ge- bracht werden/ so sie es behoͤrlich warneh- men/ und GOTT darum ersuchen und an- ruffen wollen. Dazu auch die unpartheyi- sche schrifften des Jacob Boͤmens vielen bißher gedienet haben/ und noch dienen koͤn- nen/ wenn man dieselbe recht in demut un- ter GOtt gebraucht zu sein selbst-erhoͤhung/ und fall mit Lucifer. Wer sich nun sagen/ und unterweisen lassen wil/ der sol erfah- ren/ daß es an GOtt nicht mangelt/ und hat nicht ursache GOtt zu beschuldigen/ kan auch nichts zu seiner entschuldigung vor- wenden; als wenn er die warheit nicht in allen/ und von allen dingen haͤtte wissen und finden koͤnnen. Wir sind bereit/ uns von allen lehren und sagen zu lassen/ die ein bessers wissen/ und eben wie solche schuldig sind uns mit ihren gaben zu dienen/ so auch wir ihnen nach GOttes wort. Urtheilet selbst/ ob auch ein arglistigerer betrug des Satans koͤnne erdacht werden/ als daß er aller welt menschen wort fuͤr GOttes wort/ fleischliche predigten fuͤr geistliche/ eine Vernunfft- Theologiam fuͤr Gottesgelehrt- heit/ werckheiligkeit fuͤr des Glaubens le- ben/ buchstaben fuͤr geist/ spreu fuͤr korn/ wort fuͤr krafft/ und todte litter-knechte fuͤr diener des Geistes auffdringen wil? Wie koͤnnen die GOttes wort haben/ und Got- tes diener seyn/ die CHRisti creutz/ wort und diener hassen/ außstossen und verfol- gen? sie kennen das rechte wort GOttes nicht/ es ist ihnen eine thorheit/ sie verlaͤ- stern es in CHRisto und allen seinen creutz- gliedern; wie koͤnnen sie es denn recht nach dem Geist predigen/ das sie in uns verdam- men? Wie koͤnnen sie das creutz-wort des Geistes lieben/ das des fleisches/ und aller eigen-weißheit creutz und tod ist? Wie koͤnnen solche die Goͤttliche thorheit erweh- len/ welche der welt weißheit/ ehre/ lob und ruhm suchen/ welche als grosse Docto- res ihr theil/ ehre und erhoͤhung hier bey den menschen nehmen? Wie koͤnnen die sich selbst verleugnen/ und CHRistum recht mit der that/ warheit und nachfolge im Glauben bekennen/ predigen und erhoͤhen? Urtheilet selbst/ ob CHRistus nicht seine Goͤttliche feindschafft zwischen des Satans welt-reich/ ehre/ lust/ freude und freund- schafft/ und zwischen sein geistlich creutz- reich in der welt gesetzet und erneuert hat? Ob nicht alle feinde CHRisti auch unsere feinde werden/ so bald wir von der welt/ und ihren Pharisaͤern mit Paulo zu CHRisto in seine Creutz-Kirche und Heerlaͤger uͤber- gehen? Ob wir hier nicht mit CHRisto also streiten muͤssen/ daß wir auch uͤberwin- den/ so ferne wir mit ihm alles ererben/ und nicht von der welt und uns selbst wollen uͤberwunden werden zu unser selbsteigenem ver- derb? Ob wir denn nicht alle feinde Chri- sti und seines creutzes fuͤr unsere feinde hal- ten/ und ihnen einen ewigen krieg ankuͤn- digen muͤssen/ so lange sie dem Satan und Th. IV. Sect. III. Num. XX. Frid. Brecklingii letzter abscheid und außgang. und der welt anhangen/ und wider CHRistum in seinen Glaubigen auffste- hen? Urtheilet selbst/ ob solche ehrsuͤch- tige Welt-Priester das boͤse oder das gu- te/ Belial oder CHRistum mit seiner wahrheit in uns hassen/ anfeinden und verfolgen? Ob sie nicht suchen GOttes Reich/ Geist/ creutz-wort und weissa- gungen in uns/ und den einfaͤltigen leu- ten/ die GOtt erleuchtet und begabet/ zu daͤmpffen/ und ihnen ihre freyheit zu rau- ben/ daß sie nicht alles pruͤffen/ und das gute behalten moͤgen? nach 1. Thessal. 5. urth ei let/ ob sie nicht sich selbst vielmehr als CHRistum lieben? ob sie nicht sich selbst vielmehr als CHRistum pre- digen? ob sie nicht die leute an sich und ihr gehoͤr/ predigt und absolution mehr als an CHRistum haͤngen/ binden/ und hinweisen? Ob sie nicht eben wie die Pharisaͤer und Papisten alle leute von CHRisto und sei- nem tempel in ihnen abfuͤhren/ und an ihre aͤusserliche stein-kirchen und falsche gottes-dienste anbinden/ und damit solche blinde leute mit sich ewig in ihrem Babel wollen gefangen halten/ ihnen den bauch zu fuͤllen/ und ihre thierische bilder fuͤr CHRisti bild anzubeten/ darauff doch so grosser zorn und plagen von GOTT auß- gesprochen ist/ Apocal. 14. Wer wil uns uͤberreden/ daß wir solche falsche Apostel und bauch-diener des Satans fuͤr Christi Creutz-kirche und Diener halten sollen? daß wir die feinde des Creutzes CHRisti fuͤr seine freunde halten/ und diesen mehr als CHRisto nachfolgen solten? daß wir raub-voͤgel fuͤr tauben/ distel fuͤr feigen- baͤume/ woͤlffe fuͤr schaafe ansehen? daß wir der menschen geist/ gedancken/ wor- te/ predigt/ vernunfft und luͤgenwercke fuͤr GOttes Geist und Glauben/ oder der menschen thierischen bilder und namen fuͤr GOttes bild und namen fuͤr CHRisto an- sehen solten. Wer muthwillig blind seyn und mit den blinden leitern ins verderben lauffen wil/ der thue es/ wir thuns nicht mehr/ sondern muͤssen nun von der welt auß dem Braͤutigam entgegen gehen/ und also un- sere seele von der welt untergang erretten. Alles was euch bißher getroffen/ und kuͤnfftig uͤberkommen wird in der welt/ und ihren Secten/ das habt ihr euren selbst erwehlten falschen Lehrern zu dan- cken/ das ist der lohn ihres falschen Got- tesdienstes/ und das sind die fruͤchte euerer falschen Propheten/ daran man sie in der welt erkennen kan/ und nun sie euch in alles ungluͤck hinein geprediget/ lassen sie euch darin stecken/ und mit leib und see- le verderben/ wie die Juden und ihre Koͤnige in Jerusalem und Babel/ Jerem. 22. und ich muß mit Jeremias sagen: Wo sind nun eure Propheten/ die euch weissagten/ daß der koͤnig von Babel nicht uͤber euch/ noch uͤber diß land kom- men wuͤrde? Jerem. 37. v. 19. Also muͤs- set ihr erfahren/ was fuͤr jammer und hertzleid das mit sich bringet/ wenn man CHRistum in uns verlaͤsset/ den uns GOTT zu hoͤren befohlen/ und von die- sem licht/ leben und Braͤutigam mit dem hertzen abweicht/ und denen blinden men- schen und cantzel-goͤtzen mehr als GOtt nachlaufft/ die doch kein licht und was- ser des lebens geben koͤnnen/ noch wil je- dermann mit menschen und creaturen geist- liche hurerey treiben. Jst CHRistus nicht euer leben/ Lehrer und Licht in euch/ so seyd ihr todt/ blind/ finsterniß/ ohne und ausser CHRisto/ und eure lehrer mit euch/ wenn sie auch noch so gelehrt viel und wei- se sind! Urtheilet selbst/ ob das nicht eine arglistige verfuͤhrung des Satans sey/ daß er CHRistum in uns und alle diener des Geistes aus der kirchen außhaͤlt und verstoͤsset/ und dagegen alle cantzeln mit fleischlich-gesinneten und todten lit- ter-knechten besetzet/ und dadurch alle welt mit unkraut besaͤet/ erfuͤllet und toͤd- tet. Ob unser abfall daher nicht tieffer ist/ als wirs erkennen koͤnnen? Ob wir nicht alle von der Goͤttlichen thorheit und kin- der-glauben auff menschliche weißheit und aͤusserliches tempel-wesen mit den Hey- den und Juden verfallen sind? Ob wir nicht das wort vom Creutz fuͤr eine thor- heit halten/ achten/ und als den tod und creutz fliehen/ weil es nicht mit unserm sinn uͤbereinkoͤmmet/ und unser eigen le- ben creutziget und toͤdtet? Dagegen wir die menschliche vernunffts-weißheit und litter-gelehrtheit/ mit dessen predigern/ weil sie nach unserm sinn seyn/ auffs hoͤchste suchen/ lieben und loben/ ob daher das letzte nach der Reformation nicht aͤrger mit uns worden/ als das erste? nach 2. Petr. 2. ob wir mit Paulo aus der welt zu CHRisto/ oder mit Judas von CHRisto zu den Pharisaͤern um des gel- des und bauchs willen uͤbergangen/ die CHRistum mit seinem Geist und Wort in und unter sich außgerottet haben? Ob wir es heut besser machen und seyn als die erste Welt/ Sodom/ Egypten und Jerusalem/ zu Noah/ Loth/ Mosis/ Jeremi æ und CHRisti zeiten? Ob CHRistus und Jeremias so viel raum und gehoͤr unter uns als bey ihnen finden solten? Ob wir CHRistum und seiner geistlichen kirchen leib recht nach dem Geist in und unter uns kennen/ oder aus un- serm hertzen und thoren außgestossen/ und uns selbst einen falschen Christum/ wort/ geist/ diener und kirchen nach dem fleisch machen/ und andern einbilden? Ob wir das rechte creutz-wort von der heimlich verborgenen Weißheit GOttes unter und in uns haben/ oder ein neues und fal- sches Evangelium mit den falschen Apo- steln erfunden/ dabey wir groß/ reich/ weise und herrlig werden koͤnnen mit dem alten Adam? Urtheilet selbst/ ob wir se- hend oder blind/ weise/ oder narren/ et- was oder nichts/ CHRisto oder der welt gleich seyn? Ob wir ein abgesondert und von der welt erwehltes heiliges kirchen- A. K. H. Vierter Theil. H h h h h 2 volck Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft volck sind nach dem vorbild Jsrael/ oder ob wir uns mit der welt und Heyden vermenget/ und ihre weisen angenommen haben/ biß aus der kirchen ein welt-reich worden/ darin der welt-geist/ reichthum und hochheit herrschet/ und die oberhand hat? Ob GOtt uns nicht daher mit falschen lehrern und secten gestraffet/ weil wir nicht mit CHRisto dem gecreutzig- ten und GOttes creutz-wort/ darin alle fuͤlle und schaͤtze der weißheit verborgen/ danckbahr vergnuͤget gewesen/ sondern an solchem him̃lischem Manna uͤberdruͤßig worden/ und alle nach was neues mit dem abtruͤnnigen Jsrael geluͤstert haben/ oder mit den Heyden und Juden nach weißheit und zeichen/ traͤumen und ge- sichtern gefraget/ daher der Satan alle thuͤren bey uns offen funden/ uns wie die Evam durch seine neue Propheten falsche Christos und Fladder-Geister zu verfuͤh- ren/ und zu bezaubern/ weil sie alle nach unserm sinn sind/ und reden einmuͤthig gutes fuͤr uns/ wie fuͤr Ahab/ Reg. 22. Daß wir unsere blindheit und verfall nicht mehr erkennen/ und den rechten CHRistum mit seiner creutz-kirche und dienern der wahrheit/ wie die thuͤr zu Loths hause unter uns nicht mehr finden koͤn- nen? Ob wir denn durch GOttes wort verbunden sind solchen falschen Aposteln/ Propheten und lehrern zu glaͤuben/ gehor- chen und folgen/ die nicht zur rechten thuͤr eingehen/ sondern CHRisto zuvor lauf- fen/ und als diebe und moͤrder in den schaaf-stall hinein steigen und herrschen? Ob der Satan mit seinen falschen Lehrern und Propheten nicht unter dem schaafs- kleide/ und namen CHRisti/ als ein En- gel des Lichts vielmehr schaden thut/ und vielmehr von uns zu meiden ist/ als die of- fenbahre teuffel und woͤlffe? Ob der Sa- tan nicht alle seine falsche waare und leh- rer unter dem schein und namen Christi und seines worts wie gifft mit zucker ver- menget/ auffpruncket und verkaufft in der welt/ und was von CHRisto koͤmmt/ fuͤr lauter boͤse und verkehrt außruffet? Ob die verkehrte menschen nicht das gute fuͤr boͤse/ und das boͤse fuͤr gut ansehen und erwehlen/ weil diß mit ihrem fleisch- lichen sinn uͤberein koͤmmt/ darinnen sie auch alles gute/ wie die spinnen den ho- nig in gifft mit sich verkehren und ver- derben/ und also GOttes wort gantz verkehret nach dem fleische predigen und lehren? Ob der Satan nicht alles bes- ser und scheinheiliger/ als solche/ lehren und vorstellen kan? Ob GOttes wort uns nicht fuͤr solchem falschem schein am meisten warnet? Hierauff bedencke und urtheile ein jeder selbst/ was ihm heut im Gottesdienst/ sache und werck von Gottes wegen zu thun und zu lassen ist. Wie und wovon man sich heut abson- dern und außgehen muͤsse mit Paulo nach GOttes wort/ und CHRisti exem- pel/ und wovon man nicht außgehen muͤsse mit Judas. Was und welche man fuͤr freunde oder feinde in CHRisto halten und erklaͤren muͤsse. Ob wir nicht alle feinde CHRisti fuͤr unsere feinde hal- ten und bestreiten muͤssen biß in den tod; und alle freunde CHRisti biß in den tod lieben und erretten muͤssen? Ob nicht CHRisti volck und reich ein von der welt abgesondert volck ist/ und ob man solches mit der welt-reich vermen- gen solle? Ob man sich selbst da und von solchen absondern solle/ wo und mit welchen sich CHRistus vermenget hat/ oder hingegen mit solchen vermengen/ da- von sich CHRistus nach dem Geist ab- gesondert hat? Ob man von GOtt zu dem menschen/ und ihrem Babel-wesen in der welt/ oder von der welt und ihren Priestern zu GOtt wieder kehren solle? Ob man sich von der wahrheit und ver- folgten Creutz-kindern absondern solle? Oder ob man von den verfolgern auß- gehen/ und den verfolgten biß in den tod beystehen/ und sie wider ihre verfolger verthaͤdigen solle oder nicht? Ob wir nicht mit dem leidenden mitleiden/ und die gemeinschafft der creutz-kirchen fuͤr al- ler welt und ihrer Secten und Welt-Prie- ster freundschafft erwehlen muͤssen nach GOttes wort? Urtheilet selbst/ ob nicht alle euere buͤcher ohne geist/ licht/ saltz/ feuer/ leben/ safft und krafft/ anfang und ende/ kopff und schwantz sind? Und da GOtt etwas vollkommenes unter euch geben wil/ ob ihr solches nicht hasset und ausstosset? Ob ihr denn nicht wieder als thum̃ saltz werdet außgeworf- fen werden? Die selbst kein geist/ licht/ krafft in sich haben/ wie koͤnnen die was gutes außlieffern? und die alle ih- re auch beste dinge nicht mit Paulo fuͤr schaden und dreck achten/ wie moͤgen diese Christen gewinnen und finden? Musten nicht alle Juden zu Jerusalem mit ihren Pharisaͤern untergehen/ daruͤber daß sie ihnen mehr als CHRisto anhiengen? Wie wird es euch denn endlich gehen? wenn CHristus sagen wird: Freund/ wie bistu herein kommen? Der Satan selber wird euer spotten? und sagen: Wer seyd ihr? Actor. 19. und wozu ist solches thum̃ saltz nuͤtze? Aber wer glaubet unser pre- digt? Da Christus selbst heut kaum glauben noch gehoͤr findet/ wie solten wirs dann finden? Luc. 18. 19. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft vom boͤsen Hertzen der Menschen und Secten. Das eigensinnige/ unglaubige und abgoͤttische hertz der welt/ und aller menschen und Secten/ als ei- ne wurtzel aller abgoͤtterey und boß- vom boͤsen hertzen der Menschen und Secten. boßheit/ mit allen seinen inwen- digen greuel-bildern geoͤffnet/ und jedermann einzusehen vor au- gen gestellet. Ob sie sich davon durch wahre busse und glauben wollen reinigen/ und mit GOTT in CHRisto wieder vereinigen las- sen/ zu dienen dein lebendigen GOTT/ nach seinem wort und willen im Geist und in der Wahr- heit/ der uns reichlich dargibt aller- ley gutes zu geniessen; Durch FRIDERIC. BRECKLING, Dienern und Nachfolgern des rech- ten Lam̃s auff dem berge Zion/ den Menschen zur bekehrung oder zeug- niß in alle welt außge- sandt. Anno Christi 1682. Daß die abgoͤtterey/ abfall von GOtt/ bilder machen/ und suͤnde wider das erste Gebot nie groͤsser/ allgemeiner/ hoͤher/ laͤnger/ breiter/ tieffer/ subti ler/ greu- licher und gefaͤhrlicher auff der gantzen welt/ und in allen ihren Secten gewe- sen/ als sie heut in allen Secten/ und fast bey allen Menschen ist/ solches ist denen offenbahr/ welchen GOTT er- leuchtete augen gegeben/ solches im Geist und Glauben nach dem inwendigen grunde/ wurtzel und centro, wie es fuͤr GOtt ist/ einzusehen; und kan auch al- len/ die GOttes wort und warheit davon gehoͤr geben/ sonnenklar aus den fruͤch- ten und wercken aller menschen zu ihrer seelen rettung bewiesen werden/ ob ihre hertzen von sich selbst/ und allen creatu- ren im Glauben auff GOTT gekehret/ oder von GOtt auff sich selbst/ und alles/ was nicht Gott ist/ in unglauben ab- gekehret seyn; welches in der proba durch allerley versuchung/ anfechtung/ gluͤck und ungluͤck/ armuth und reichthum/ an andern tausend noͤthen und zufaͤllen taͤglich offenbahr wird. Welche sich a- ber nicht fuͤrchten/ noch an sich selbst/ und allen ihren dingen verzweifflen/ noch die wahrheit suchen/ hoͤren/ pruͤffen und folgen/ noch sich dadurch einreden und sagen lassen/ sondern sicher ohne furcht in allen ihren dingen fortfahren/ und meinen/ daß sie alles besser wissen und haben/ die werden daran offenbahr/ daß sie abgoͤtter/ blind/ todt/ sicher/ ohne furcht GOttes/ vermessen/ reich/ satt/ und von GOtt abtruͤnnige menschen seyn/ die sich selbst und ihre eigene meinungen/ bilder und traͤume fuͤr ihrem GOtt erhoͤ- het/ und ihnen selbst samt ihren eige- nen einbildungen mehr als GOTT und seiner wahrheit glauben und folgen. Denn wer GOTT nicht in allen dingen fuͤrch- tet/ glaͤubet/ liebet/ ein siehet/ gehor- chet/ dienet und folget/ dessen hertz ist voll abgoͤtterey/ eigenheit/ eigen sinn/ willen/ liebe/ lust/ begierde/ ehre/ nu- tzen/ vertrauen/ einsichten und meinun- gen/ wie aller menschen hertzen von A- dams fall her ein solcher brunnquell/ ur- sach/ wurtzel und ursprung aller abgoͤt- terey und suͤnden in der gantzen welt sind/ so lange sie nicht durch wahre busse/ be- kehrung und glauben an CHRistum von allen inwendigen abgoͤttereyen/ eigen- leben/ liebe/ sinn/ willen/ lust und ein- sichten/ ungehorsam und falschem ver- trauen/ meinungen und einbildungen gereiniget/ geheilet und erneuert sind. Und obschon von der welt anfang biß hie- her viele außwendige zweige/ blaͤtter/ blumen und fruͤchte/ von dem abgoͤt- tischen suͤnden-baum abgefallen/ offen- bahret/ und abgehauen sind/ so leben und herrschen doch alle suͤnde/ abgoͤtte- reyen/ und falsche meinungen nach der wurtzel in aller unglaͤubigen und unwie- dergebohrnen hertzen/ sinn/ verstand/ willen/ vernunfft/ affect en/ begierden/ dichten/ trachten/ sinnen/ beginnen/ gedancken/ worten und wercken heut so viel gefaͤhrlicher und ungeneßlicher/ so viel inwendiger/ geistlicher subtil- verborge- ner und gemeiner/ in dieser alleraͤrgsten grundsuppe der welt/ solche inwendige greuel sind mit dem aͤusserlichen schein des Gottesdienstes uͤbertuͤnchet/ absolvi- ret/ und offt fuͤr den besten Gottesdienst so wol von den falschen Christen/ als von Juden/ Tuͤrcken und Heyden ge- achtet worden. Und wer ist hieran die vornehmste schuld und ursach/ als die fal- schen lehrer und tuͤcker/ die alle inwendi- ge abgoͤtterey/ greuel/ bilder und fal- schen Gottesdienst zu allen zeiten angerich- tet eingefuͤhret/ verthaͤdiget/ und mit losem kalck uͤbertuͤnchet haben? nach Ezech. 13. 22. Da CHRistus selbst heut kaum auff der gantzen erden glauben findet; da ma- chet und bildet ein jeder Mensch und Secte ihm doch einen eigenen glauben/ gottes- dienst/ confession, articul en/ tempel/ weg/ Christum/ Geist/ Evangelium und himmel/ dem sie mehr als GOtt selbst glaͤuben/ gehorchen/ dienen/ anhangen/ nachlauffen/ anbeten/ und folgen von dem hoͤchsten Pabst/ Kaͤyser/ Bischoͤf- fen/ Regenten/ Priestern und Vorstehern/ biß auff den untersten sauhirten/ da bey nahe einjeder sein eigener Gott/ helffer und retter seyn wil/ und ihm einbildet/ und meinet/ er wisse/ wolle und koͤnne alles besser als GOtt machen/ ordnen und re- gieren/ welches in der noth/ wenn GOtt ein wenig mit Samuel verziehet/ inne haͤlt/ zuruͤck bleibet/ und die menschen auff die proba setzet/ offenbahr wird/ wie H h h h h 3 wir Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Breklings Schrifft wir solches nicht allein an den unglaubi- gen Sauliten/ sondern auch an den besten und froͤmmesten/ und unserm eigenem exempel taͤglich abmercken und fuͤr augen sehen; wie sich unser abgoͤttisches und unglaubiges hertz offt zur rechten und lincken/ im unglauben und aberglauben/ durch zu wenig auch zu viel/ in Mose/ Aa- ron/ David/ Salomon/ Hiskia/ Josia/ und den besten offenbahret/ und von GOtt abweicht; davon der mensch durch kein ding gebracht wird/ als durch gaͤntzliche ver- leugnung/ verlierung/ absagung/ toͤd- tung/ richten und vernichtung sein selbst/ mit allem auch dem besten wesen/ das er aus sich selbst hervor bringen kan; darum GOttes Geist eine gantz neue geburt und creatur durch den Glauben an CHri- stum und GOttes wort in uns wircken/ auffrichten und befoͤrdern wil/ biß zum vollkommenen maaß des alters CHRisti/ daraus alles gutes und neues muß hervor- kommen/ was GOtt in semem worte von uns fodert/ und alles alte und boͤse/ sampt der alten geburth und wurtzel alles boͤsen in uns muß gerichtet/ untertreten und getoͤdtet werden. Welcher mensch nun durch GOttes Geist/ Wort/ Glauben und neue geburth wieder durch CHRi- stum mit GOTT vereiniget wird zu aller gemeinschafft GOttes/ und dadurch eins mit GOTT wird/ ist/ glaubet/ beken- net/ gedencket/ wil/ vernim̃t/ redet/ thut und wuͤrcket/ zu GOttes ehre und aller menschen nutzen/ der ist recht von aller mwendigen und außwendigen abgoͤt- terey zu GOTT bekehret/ hat einerley geist/ leben/ sinn/ weg/ wort/ zweck/ werck und centrum mit GOTT/ und ist von dem eigen geraubten leben/ Gott- heit/ wissen/ wollen/ wircken/ centro, weg/ wort/ meinung/ geist/ sinn/ und zweck Adams und aller abgoͤttischen bilder so weit gereiniget. Welcher aber noch in Adams leben und eigen geraubter Gottheit/ wissen und wollen/ fuͤr sich selbst lebet/ sorget/ wircket/ stehet/ und redet/ und sich selbst dadurch helffen/ retten/ versorgen/ erhoͤhen/ schuͤtzen/ er- halten und selig machen wil/ ihm selbst ein eigen centrum, wort/ weg/ und zweck formieret und machet/ umb sein eigen kalb herumb danzet/ sein eigen Babel-Bild/ her- tzens gutduͤncken/ und gefaste meinungen mehr als GOttes Geist und wort recht- fertiget/ verthaͤdiget/ folget/ ehret/ und anbetet/ und seine eigene dinge/ Gottes- dienste/ wercke/ scheinheiligkeit/ und froͤmmigkeit wider GOttes wort/ Geist/ zeugen und wahrheit wil stehende erhal- ten/ ja noch dazu frech verachten/ ver- laͤstern und verfolgen darff/ was nicht seine eingebildete meinungen anbeten/ folgen/ und fuͤr Goͤttlich annehmen wil; dessen hertz/ sinn/ worte und wercke sind voll aller abgoͤtterey und greuel fuͤr GOtt. Ein jegliches centrum, gedancken/ bild/ ding/ wort/ meinung/ werck/ und zweck/ das man ihm selber macht/ for- mi ret und auffrichtet/ und dazu man sich von GOTT und seinem CHRisto/ Geist/ wort/ bild/ werck und centro ab- kehret/ das ist ein eigen bild/ werck/ Gott/ und neuer abgott/ wider GOTT und sein wort zum hoͤchsten verdrieß und unehre GOttes in dem tempel unsers hertzens auffgerichtet/ welches alle un- sere wercke und Gottesdienste verunrei- niget/ und uns von GOTT loßmachet/ biß wir uns von gantzem hertzen davon wieder zu GOTT bekehren/ und durch gaͤntzliche verleugnung unser selbst/ und alles eigen geraubten lebens und wesens mit vereinigten hertzen in einem sinn/ wort/ willen/ weg und zweck/ wieder durch CHRistum zu GOTT einkeh- ren. Daher offenbahr ist/ daß alle men- schen/ welche noch in der wurtzel der ei- genheit/ oder selbst-eigenen geraubten le- bens und Gottheit stehen/ und nach ei- genem sinn/ willen/ lust/ und gutduͤn- cken leben/ lehren/ wircken/ geden- cken/ reden und thun/ was sie selbst er- wehlen und vor gut achten/ in lauter abgoͤtterey ohne und wider GOtt leben. Omne quod dicitur \& cogitatur de DEO extra præter aut con- tra verbum ejus, est impium \& da- mnatum. Quia DEUS solo verbo \& voce sua consilia \& voluntatem suam definit, \& significat, quid sibi placeat aut displiceat. Hinc impossibile est, ut homines suis con- ceptibus, imaginationibus aut in- spirationibus fidentes rectè de DEO sentiant, cogitent, prædicent aut colant. Sic DEUS fit \& mutatur, secundum quod affectus sensus \& conceptus noster de DEO muta- tur. Omnis varietas operum, cor- dis nostri figmentum aut imagina- tio propria de DEO extra fidem verbi ejus est idololatria. Hinc abnegatione \& desperatione tui ipsius opus est, ne multos facias Deos. Natura enim non potest non ido- lolatrare, sive propria figmenta, conceptus \& imagines de DEO intus formare, licet omnia idola ex- terna abneget, donec se ipsam \& omnia proprii arbitrii placita ceu internam omnis idololatriæ radicem abnegaverit \& mortificaverit per gra- tiam DEI in CHRISTO . Cor infidele DEO ejusque verbo in se- cundis \& adversis non purè credens, tot alienos Deos sibi quærit, quot effugia \& adjutores per vanam fi- duciam creaturarum sibi intùs for- mat. Hinc vom boͤsen hertzen der Menschen und Secten. Hinc ab omni gloria \& fiducia suiipsius, operum, creaturarum ac o- pinionum evacuandum est, antequam in fiduciam gratiæ per CHRISTUM erigi potest, sic mors naturæ est vita gratiæ, \& Adami corruptio est Christi generatio in nobis. Ut hinc imago \& idea cordis nostri intra nos sæpe ma- gis noceat, quàm idolum secundùm exemplar internum formatum extra nos, cum cor infidele non possit nisi infinita idola, conceptus, phantasias, ideas \& imaginationes sibi extra De- um, ejusque verbum ac vocem for- mare, \& in sui auxilium ac solatium invocare. Cor, quod non credit \& confidit DEO, neque eum unicè ti- met, amat \& honorat, non potest non credere, aut confidere sibi ipsi, creaturis aut aliis hominibus \& me- diis, \& ca omnia præ DEO timere, amare ac præferre, quia non potest esse sine affectibus, qui nisi in Deum eriguntur, in seipsum \& idola varia relabuntur, adeo ut homines post devictam externam idololatriam sæpe de operibus bene peractis cum Jehu inflentur, \& pejora idola loco exter- norum in corde erigant ac statuant, scilicet fiduciam \& gloriam tam spe- ciosi operis, ex qua multæ sævæ be- stiæ nascuntur, ut sunt: Præsumptio, securitas, vana gloria, superbia, so- cordia, elatio contra Deum; de qui- bus omnibus videatur Luth. in Deut. 4. 6. 7. 8. Esa. 1. 2. 27. 4. Hieraus ist es offenbahr/ wie die welt heut in allen Secten und Staͤnden voll Ab- goͤtterey/ und thierische Babel-bilder von innen ist/ dadurch sie zu allem boͤsen/ auch unter dem besten schein des guten wider GOtt angetrieben wird. Wie der Anti- christ im tempel; so regieren allerley falsche bilder/ phantaseyen und meinungen aus der inwendigen wurtzel und menschen der suͤnden im hertzen/ entspriessen in aller un- wiedergebohrnen hertzen und gemuͤthern/ als eine koͤnigin mit ihren dienern offt uͤber GOtt und GOttes wort in GOttes thron und stelle; so gar daß auch ein gemein sprichwort darauß worden/ mundus opinio- nibus regitur, die welt wird durch ihre eigene einbildungen/ wahn und meinungen verblen- det/ bezaubert/ regieret und verfuͤhret; und ver- fuͤhret also alles wie ein starcker strom mit sich biß in den abgrund. Einbildung ist aͤrger als pestilentz. Alle menschen sind luͤgener/ ein jeder bildet ihm einen solchen Gott und Gottesdienst ein/ als er gern nach seinem sinn/ weg und zweck haben wil. Eine jede Secte und Mensch verdrehet und verkehret Gottes wort so nach seinen bildern/ als ers gern fuͤr sich wider die andern haͤtte. Die eigenheit/ als eine wurtzel alles boͤsen/ huret ohn unterlaß mit dem gestirn/ und dessen geistern und bildern/ und generi ret/ formi- ret und bildet ihm immerdar solche gedan- cken/ worte und wercke/ weg und zweck ein/ dazu ihn sein eigen hertz/ gestirn/ ele- menten/ natur und temperament treibet/ und erhebet das fuͤr seinen Gott/ als das hoͤchste/ edelste/ beste/ das er aus dem ge- stirn/ geistern und kraͤfften seines freyen wil- lens machen und hervorbringen kan; und so betet ein jeder seiner haͤnde werck/ gedan- cken/ predigt/ buͤcher und bilder in ihm selbst oder andern an/ und bahnet ihm selber ei- nen breiten weg/ darauff er gemaͤchlich nach seinem sinn und willen zu sein selbst er- hoͤhung/ lust/ plaisier/ ruhe/ und ergoͤ- tzung biß in den himmel auffsteigen kan. Einen solchen himmels-leiter traͤumet und machet ihm eine jegliche Secte wider die an- dere/ und ruffen ein jeder fuͤr sich: mein goͤtze/ bild/ leiter/ Christus/ confession, kirche und gottesdienst ist der beste/ kom̃t hieher und last die andern fahren. Hier Christus selbst. Darum GOtt nicht ohne ursach die eigene gedancken/ gutduͤncken/ worte/ wege/ goͤ- tzen/ bilder machen/ traͤume/ gesichte/ phan- taseyen/ einbildungen/ meinungen/ men- schen-wahn/ und alle eigenerwehlte wercke und Gottesdienste so hoch und offte in sei- nem worte verbeut/ verwirfft und verdam- met als lauter abgoͤtterey/ hurerey/ luͤgen/ und ehebrechen/ mit dem himmels-gestirn/ menschen und creaturen/ durch alle seine Pro- pheten/ weil er wol vorher gesehen/ wie das abgoͤttische hertz/ sinn und phantasey aller menschen hiezu von natur geneigt ist/ und wie die menschen in allen Secten und Staͤn- den außwendig oder inwendig ihnen an des einigen GOttes statt| so viel unzehlige eigene goͤtzen/ Babel-bilder und meinungen ohne auffhoͤren machen/ formi ren/ wider Gott in ihres hertzens thron und tempel erheben/ und allda fuͤr ihren Gott ehren und anbe- ten wuͤrden/ wie die Quacker ihr eigen licht. 5. Daraus offenbahr ist/ wie ein jeder ihm einen eigenen abgott/ wort/ Babel und sectirisch menschen-bilde ohne und wider GOttes wort nach seinem eigenem sinn/ ge- hirn/ begriff und gutduͤncken einbildet/ ei- nen eigenen weg nach dem himmel traͤumet/ eine eigene brunnquell graͤbet/ eigene hoͤhen/ haͤyne/ lust-waͤlder/ gaͤrten/ schloͤsser/ him- mel/ paradieß und ruhe-bette machet/ darin er mit dem hertzen beruhen/ trost/ frieden/ lust/ leben und freude schoͤpffen/ und allen andern/ die ihn hoͤren und folgen wollen/ ihre eigene bilder ausbilden/ und sein eigen thie- risches bilde wieder einbilden koͤnne/ solches anzubeten/ und sein selbst und anderer Gott zu seyn nach alle seines hertzens wolgefallen. Daher bey nahe/ so mancher mensch/ so man- ches goͤtzen-bild/ abgott und eigene meinung von Gott und seinem wort zu ihrer selbst erhoͤ- hung/ daß sie auch etwas mit seyn/ koͤnnen und wissen moͤgen/ oder zum wenigsten davor von andern angesehen und angebetet werden; und wenn uns alle solche eigene einsichten/ außfluͤchte/ meinungen/ bilder/ helffer und Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Breklings Schrifft und abgoͤtter durch GOttes wort/ ampt und schickung von GOtt verstoͤhret oder be- nommen/ oder verzaͤunet worden/ da wil man alsbald verzweiffeln/ und ruffet schreyende mit Micha hinter nach/ was hab ich nun mehr? Jud. 18. v. 24. Hos. 2. Jer. 2. Jes. 30. 31. Eine jede Secte bildet ihr heut selbst ein/ die beste zu seyn/ mit verachtung aller anderer/ und ein jeder mensch bildet sich selbst ein/ etwas weise/ reich/ gelehrt/ hoch und satt zu seyn wider GOttes wort und warheit/ welches uns lehret/ daß die groͤssesten die gering- sten werden sollen/ nach CHRisti exem- pel/ und daß solche die aͤrgesten und ver- kehrtesten seyn/ die sich selbst fuͤr andern die besten und vornehmsten zu seyn traͤu- men; daher GOtt endlich gerechte ursache hat/ solche sich selbst erhoͤhende Menschen und Secten zu erniedrigen/ aus seinem munde zu speyen/ und aus den letzten oder blinden Heyden noch die ersten zu machen. Was bilden ihnen denn die menschen ein/ die alle nichts/ luͤgener und eitel sind/ und das unrecht wie wasser in sich sauffen; und mit solchen falschen einbildungen verfuͤhren sie sich selbst/ und alle welt mit ihnen/ gleich wie alle Juden/ Heyden und Pharisaͤer vor ihnen gethan? Ein jeder Mensch und Secte bildet ihm selbst von ihm das ein/ das sie nicht fuͤr GOtt in der that und war- heit sind; hingegen bilden sie ihnen das nicht ein/ was GOttes wort von ihrem sectirischen wesen und Babel-bildern saget/ und was sie in der that und warheit gleich den Pharisaͤern fuͤr GOttes augen seyn. So verkehret stehet aller menschen hertz/ sinn/ wille/ meinungen und einbildungen gegen GOTT und sein wort/ alles fleisch gegen geist/ tod gegen leben/ finsterniß ge- gen licht/ und Satans reich und urtheil wider GOttes reich und wort stehen; Noch wollen alle Secten und Menschen recht gegen GOtt haben/ und nicht einmal an ihrem thun zweiffeln/ und nachdencken/ was thue ich doch? Jst es auch betrug und falsche einbildung mit mir? liebkose ich auch mir selbst? Bilde ich mich auch mit aller welt sehend/ reich satt/ weise und etwas zu seyn ein/ da ich doch nichts bin? Worin bin ich von mir selbst besser als an- dere? Oder wodurch bin ich versichert/ daß ich mir selbst und andern nicht sowol flattiere/ betriege und verfuͤhre als andere das thun? 6. Summa/ die welt wil be- trogen/ verfuͤhret und belogen seyn/ und erhebet ihre verfuͤhrer und secten-meister mit grossem lohn und lob fuͤr andern auff ihrer cantzel so wol/ als in ihrem hertzen; wel- che aber die welt mit CHRisto bekeh- ren/ zu recht bringen/ aus solchem falschem wahn und abgoͤtterey zu GOtt zuruͤck fuͤh- ren/ und selig machen wollen/ solche creu- tziget und verfolget die welt ohn unterlaß. So gar wil die heutige welt vergifftet/ be- zaubert/ und muthwillens mit verfuͤhrern gestraffet seyn. Sie laden ihnen selbst sol- che Cantzel-Goͤtzen und Kirchen-Teuffel auff/ die sie mit grosser muͤhe/ sorgfaͤl- tigkeit und unkosten suchen/ hoͤren und unterhalten/ wenn sie ihnen solche bilder/ gemaͤhlde und schildereyen fuͤr augen mah- len koͤnnen/ die mit ihrem fleischlichem neugierigem sinn und juckenden ohren und luͤsten uͤberein kommen/ nach 2. Tim. 3. 4. Daher werden alle Secten durch falsche meinungen und einbildungen re- gieret/ getrieben und verfuͤhret. Ein je- der folget und wirfft seinen Secten-Mei- ster und Priester auff fuͤr seinen Gott mit Micha. Jud. 18. Was der uns von sei- nem Cantzel-himmel einbildet/ das gilt bey uns/ und wird gelobet und angenom- men fuͤr das einige rechte GOttes wort. So auch CHRistus selbst und alle Prophe- ten dawider redeten/ so muͤssen sie ans creutz; oder ist kein falscher mahler da/ so bildet ihm ein jeder seine eigene meinung/ und fleischlichen gefasseten sinn und Erb-Reli- gion so fest ein/ und betet also seine eigene bilder/ oder anderer meinungen/ und thie- rische bilde/ so halßstarrig und eigensinnig fuͤr GOtt und sein wort an/ daß er ehe CHRistum selber mit allen seinen guttha- ten und wunderwercken toͤdten/ als davon ablassen solte. So tieff ist die heutige aller- aͤrgeste welt in des teuffels reich geflochten und verstricket/ daß sie sich weder durch guͤte noch durch boͤse/ weder durch ver- heissungen/ wolthaten/ leben und segen/ noch durch alle draͤuungen/ straffen/ fluch/ tod und hoͤlle wil schrecken/ auffwecken/ rahten/ sagen/ erretten/ bekehren/ und helffen lassen durch ihren GOtt. Es ist un- muͤglich zu schreiben/ wie die Menschen und Secten heut an ihren meinungen/ bildern/ cantzel-goͤtzen und falschen gottesdiensten wi- der einander mit hertz/ mund und hand/ mit worten und schwerdtern/ schelten/ laͤ- stern/ verdammen/ verbannen/ fluchen und morden/ streiten/ fechten/ kaͤmpffen/ und einander verfolgen biß in den tod/ aͤr- ger und gifftiger als alle schlangen/ wilde thiere und teuffel aus der hoͤllen; noch wol- len sie alle fuͤr Christen angesehen und ge- halten seyn/ und verdam̃t doch eine jede Secte die andere/ und sie sich also alle un- tereinander als unchristen/ so daß Tuͤrcken und Heyden endlich diese falsche Christen im gericht verdammen moͤgen/ derer aller wer- cke/ fruͤchte und signatu ren vor ihnen selbst zeugen/ wessen geistes kinder sie sind mit den alten Pharisaͤern. Denn alles was die Juden und Heyden vor uns aͤusserlich tha- ten/ und anbeteten/ nemlich des himmels gestirn/ und allerley eingebildete Abgoͤtter und Creaturen/ das thun und anbeten alle unwiedergebohrne Christen/ innerlich nach dem falschen grunde/ affecten, fleisch- lichen luͤsten/ liebe/ neigungen/ und wurtzel aller abgoͤtterey in ihrem hertzen; Und ob- gleich die aͤusserliche grobe abgoͤtterey bey vielen gefallen/ und veraltet ist/ so ist doch die innerliche wurtzel/ blindheit/ verderb- und verkehrtheit in uns noch eben so groß/ als in vielen Juden und Heyden/ und offt so viel aͤr- ger/ so vielmehr wir uns ihnen vorziehen/ oder besser als sie zu seyn einbilden. Wie der Pabst als ein Antichrist sich selbst in den tempel GOttes vom boͤsen hertzen der menschen und setten. GOttes uͤber GOttes wort/ volck/ kirche/ und Gottesdienst ja uͤber GOtt und Christum selbst erhaben/ darin als ein eigen Baal/ Bel und Babel-bild herschet/ sein eigen thierisch menschen-bild uͤber GOttes-bild erhoͤhet/ sich selbst nach der wurtzel der eigenheit in GOt- tes thron setzet/ sein eigen wort und bild allen die ihn hoͤren und folgen einbildet/ und als ein Gott der erden und Herr aller Herren/ wil ge- halten/ geehret und angebeten seyn/ oder auch mit schwert und feuer verfolget alles/ was ihn davor nicht erkennen/ hoͤren und anbeten wil/ solches ist offenbahr in aller menschen augen/ die nur einfaͤltig sehen/ und sich nicht muthwil- lig wollen verblenden lassen: So/ daß die hier- nach blind seyn und bleiben wollen/ keine ent- schuldigung haben moͤgen/ weil sie solchen so offenbahr verkehrten Anti-Christ noch mehr als Christum ehren/ verehren/ dienen/ gehor- chen und folgen/ der doch in allen stuͤcken Christi lehre und leben entgegen wandelt. Daß viel Kaͤyser/ Koͤnige/ Fuͤrsten und Obrig- keiten sich selbst in GOttes ampt als eigen Herren uͤber ihre unterthanen und bruͤder er- heben; selbst als Souverainen alles in eigen- heit beherschen/ unterdruͤcken und aufffressen; ihr eigen thierisch bild/ macht/ nahmen und majestaͤt mehr als GOtt wollen gefuͤrchtet/ gedienet und angebeten haben: alles fuͤr sich und ihre kinder und anbeter zusammen rauben; keinen GOtt noch Mosen mehr mit Pharao hoͤren/ die armen und elenden nicht erretten/ noch das so viel und lang bedrengte Jsrael loß lassen; sondern alles mit Saul und den ersten Tyrannen verfolgen/ und mit krieg/ blutver- giessen/ raub und mord vertilgen wollen/ was ihr eigen geraubte Authorit aͤt/ pracht und ho- heit nicht mehr als GOtt ehren und anbeten wil: solches ist fuͤr GOtt und menschen in al- ler welt offenbar; noch heuchelt und betet je- derman ihr thierisch bild mehr dann GOtt an/ so lange sie nuͤtzen und schaden koͤnnen/ also daß solche keine entschuldigung fuͤr GOtt ha- ben/ weil GOtt jederman heut fuͤr solcher ab- goͤttischen anbetung der thierischen bilder und sectrischen Babel-kinder lang genug mit ern- ster drauung seiner darauff folgenden zorn- straffen treulich gewarnet hat. Apoc. 14. wie die Papisten sich selbst uͤber alle andere Kirchen und sect en erhoͤhen/ und allen andern mit dem Phariseer vorziehen; ihnen so fest ein- bilden/ daß sie allein die wahre Kirche seyn/ und daß der Pabst ihr Haupt nicht irren koͤnne/ sondern Christi stadthalter uͤber al- le Kirchen in der welt seye/ und daher ihre meynungen und traditionen fuͤr lauter war- heit und Gottes wort wollen erkandt und angebetet haben/ und also die gantze welt mit ihren falschen bildern und meynungen bezaubern/ regieren und unter ihr Babylo- nisch joch gefangen nehmen und halten wol- len/ wie sie selbst zuvor vom Satan geblen- det/ gefangen/ und bezaubert sind/ daß sie alle entweder fuͤr ihre Babel-bilder die knie beugen/ oder auch in ihren feurigen zorn- offen sollen geworffen werden/ ist so offen- bahr als die Sonne am himmel/ adeo ut hodierna idola narrasse, sit sufficienter con- sutasse. Aber was helffen alle sternen-lichter und brillen/ so lang die blinde und verfuͤhrte menschen nicht sehen noch hoͤren wollen. Wie falsch/ arglistig und betrieglich die Pa- pisten wider all ihr besser wissen und gewis- sen/ in allen ihren predigten/ buͤchern/ dispu- tir en und umbgang wider andere Religions- verwandten/ sich selbst als einen baum an sei- nen fruͤchten offenbahren/ um ihre eigene dinge und abgoͤttische lehre und gottesdienste zuverthaͤtigen/ und alles verfolgen was nicht all ihre greuel fuͤr Gottes wort und werck annehmen/ und ihre Kirche allein hoͤren wil/ ist in ihren und allen menschen gewissen of- fenbar. Wie auch die Papisten mit ihrem Pabst/ falschen Geistlichen Orden/ Muͤn- chereyen/ Kloͤstern/ Babel-kirchen/ Altaren/ Missen/ falschen Gottesdienst/ Brod-goͤtzen/ Confession en/ Concili en/ Decretali en/ Alt- vaͤtern/ Religion mit dem falschen ruhm und nahmen der Kirchen/ mit den heiligen Reliquien/ menschen-werck/ verdienst/ froͤm- migkeit/ vorzug/ bildern/ procession/ wahl- fahrten/ kloster-geluͤbden/ mit der heiligen Schrifft/ beichtstuhl/ ablaß kraͤmerey/ pre- digten mit Petro/ Paulo/ ja mit Christi nah- men selbst/ und mit tausend andern auch in selbst guten dingen/ mitteln und Creaturen nach ihrem allgemeinen abfall von GOtt ab- goͤtterey treiben/ und alles mit dem Baby- lonischen kelch zur geistlichen hurerey mit sich verfuͤhret/ verirret/ bezaubert/ und verwir- ret haben/ und dagegen alles zu verfolgen suchen/ was nicht solche ihr gemachte bilder und Goͤtzen/ mehr als GOtt und sein wort annehmen und anbeten wil: Solches ist in aller augen und gewissen offenbahr/ die nicht muthwillig blind sind/ und menschen-werck mehr als GOtt anbeten wollen? daher sol- che keine entschuldigung fuͤr GOtt vorzu- wenden haben. Und ob gleich GOtt durch seinen knecht Lutherum solches Sodom/ E- gypten und Babel mit allen ihren menschen- nahmen/ tradition/ Anti- Christenthumb/ und allen eigen erwehlten und eingefuͤhrten Babel-kram/ was die falsche Geistlichen auß eigenem willen/ krafft und vermoͤgen in der welt zu hoͤhen und goͤtzen-bilder auffge- richtet/ durch den geist und wort deß mun- des Christi herunter gerissen/ und Christi wort/ nahmen/ bilde/ Creutz-zeichen/ geist/ glauben/ licht/ und gnade/ dafuͤr allein an- zubethen und recht zugebrauchen/ erhoͤhet haben; So sind doch die Lutheraner und Ev- angelischen nach Lutheri todt/ wie viel sub- tiler/ so viel aͤrger und gefaͤhrlicher von GOtt auff sich selbst/ die welt/ und allerley suͤnden greuel abgefallen/ gleich wie die Ju- den nach der Richter Hiskias/ Josias/ Esre und Christi Reformation; Haben den nah- men/ creutz/ wort/ ampt/ geist/ leben/ weg und nachfolge Christi fahren lassen/ und ihr eigen nahmen/ predigt/ Confession, for- muli ren/ schrifften/ bauchdienst/ herrschafft/ hoheit und thierisch bilde dafuͤr auffgerichtet/ und alle ihre dinge/ Academi en, schulen/ beichtstuͤhle/ kirchen und Gottesdienste/ mehr nach der Papisten/ als nach Christi wort/ weise/ bilde und exempel angestellet/ damit sie nun/ gleich den Papisten/ lauter abgoͤtterey treiben/ und sich selbst in solchen Phariseerthumb so gar rechtfertigen und verthaͤtigen/ daß sie auch alles verfolgen/ A. K. H. Vierter Theil. J i i i i verlaͤ- Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Brecklings Schrifft verlaͤstern und verketzern/ was solche ihre Goͤtzenbilder nicht mit ihnen anbeten/ son- dern dawider reden/ zeugen und ihre darunter verborgene inwendige abgoͤtterey/ verkehrheit/ thierische bilder/ greuel und hertzens-unreinig- keit bestraffen wil. So gar/ daß wenn Christus selber mit seinen Aposteln/ und andern von ihm erweckten und gesandten zeugen zu uns kaͤm/ und gleich den alten Propheten unser re- formirt es Jerusalem und Phariseerthum be- straffen und verwerffen wuͤrde/ er eben so wenig gehoͤr und glauben bey uns/ als bey den alten Juden finden solte/ und noch wohl aͤrger unter uns bey allem falschen ruhm des glaubens/ als von anfang her moͤchte verworffen/ verstos- sen/ außgerottet und verfolget werden. Es ist heut kaum ein land oder Reich in Europa, da nicht die warheit Christi und des- sen zeugen/ so wohl von den Lutherischen als andern sect en verfolget oder außgestossen sind/ daß sie nur ihr eigen ding/ nahmen/ ehre/ ho- heit/ authorit aͤt/ reputation, und falschen Gottesdienst erhalten und verthaͤtigen moͤ- gen/ und dazu muͤssen die heutige Academi en/ Classes und Consistoria mit ihren censur en und consens rechtschaffen contribuir en/ und helffen/ daß sie ihre eigene suͤnden mit fremb- den suͤnden und schulden biß in den himmel haͤuffen/ und so ihre thierische bilder und sectrische abgoͤtter-kaͤlber/ Moloch/ Baalim/ Astralische kuͤnste/ welt-weißheit/ ehre und reputation ewig wider GOtt stehende erhal- ten/ biß GOtt sie/ wie bißher also endlich/ durch krieg/ hunger/ pestilentz/ verwirrung und alle zorn-plagen/ vollends herunter reis- sen/ verbrennen und verstoͤhren wird/ wie er uns solches an den Juͤdischen Synagogen und hoͤhen vorgebildet/ um alle der greuel/ mord/ blutvergiessen/ und verfuͤhrungen/ die darin geschehen/ und bißher vorgegangen sind/ und da die Lutherische gleich den andern secten alles unkraut deß Satans dulden/ und so offt umb geld absolvir en/ da wollen sie doch Christi weitzen und zeugen wider Christi be- fehl/ nach ihres eigenen geistes und mord- gottes sinn und trieb mit gewalt außrot- ten/ wie Saul den David/ biß sie selbst da- durch in ihr eigen schwerdt und mord-gruben fallen und zu grunde gehen muͤssen. So machen die kleine Anti- Christen und toͤchter der Babylonischen huren es alles nach dem vorbilde ihrer mutter und groß-vaters Cain; Sie machen alles nach deß thiers/ und nicht nach Christi wort/ geist und bilde/ und lassen eben sowohl ihre eigenheit und alten menschen der suͤnden ungetoͤdtet in Christi Kirchen und innern hertzens-tempel herꝛschen/ und frey ungehindert alles nach eigenen sinn/ willen und gutduͤncken regieren/ als der Pabst zu Rom/ und wollen ein jeder fuͤr sich ein eigen Pabst/ Baal/ Herr und Gott/ wie der bester hahn im korbe/ oder auf seinem mist-stall/ seyn/ alle dinge nach ihrer hohen weißheit/ zu ihres nahmens ruhm und außbreitung/ viel besser als Christus in seinen armen zeugen anordnen/ und ihr eigen thierisch bild mehr als Gottes bild angebetet haben/ oder auch andern ein- bilden/ umb viele menschen/ zuhoͤrer und juͤn- ger an sich zu hangen/ und solche ihre eigene Religion/ secte und schule mit hertz und mund/ hand/ laͤsterung/ raub/ mord/ feuer/ schwerdt und gefaͤngniß zu verthaͤtigen/ und alles biß in den todt zuverfolgen/ was GOtt wieder aufwecket und antreibet/ solches schein- heiliges wesen/ gleichwie das alte Jerusalem und Synagoge zu zerbrechen/ verstoͤhren/ außzurotten/ und vertilgen/ Jerem. 1. O ihr Anti- Christen und Satans-froͤsche/ wie habt ihr die welt mit raub und mord/ heucheley und falschem Gottesdienst erfuͤllet/ und ab- solvir et noch dazu alle solche unbereuete suͤn- den/ damit ihr die gantze welt verfuͤhret/ Juden und Heyden geaͤrgert/ und sie in ihrer blindheit gestaͤrcket und auffgehalten; an sol- chen fruͤchten soll man die falsche Christos/ Propheten und woͤlffe unter den schaffs-klei- de erkennen/ fliehen und meiden/ wer seine seele mit Loth auß dem Sodom suchet zuerretten. Darum endlich das raach-schwerdt uͤber sie kommen/ und das urtheil von ihnen als von Jerusalem anfangen muß/ nach dem sie CHRIsti zeugen/ warheit/ und creutz-kinder von ihnen außgestossen/ die sol- che ihre abgoͤtterey/ cantzel-goͤtzen/ kaͤlber/ und thierische menschen-bilder mit Loth/ Abraham und den Aposteln gewissens halb nicht anbe- ten koͤnnen. Denn dieser letzten verwirreten und zertrenneten welt kan nicht ohne mit dem untergang solcher falschen Babel/ Se- cten und Satans-Aposteln wieder auffge- holffen werden/ nach GOttes wort. Ezech. 13. 23. 24. 34. Jerem. 23. 22. Luc. 19. Apoc. 16. 17. 18. 19. 20. Alle welt urtheile hieruͤber/ ob das recht fuͤr GOtt und menschen ist/ daß wenn GOtt un- ter ihnen zeugen der warheit auffwecket/ oder einigen die augen eroͤffnet/ daß sie ihre heuti- ge abgoͤtterey/ abfall/ suͤnde/ greuel und Pha- riseerthum erkennen/ offenbahren und straffen muͤssen/ daß man solche von GOtt/ zu unserm Jerusalem gesandte weise und schrifftgelehr- te so ungoͤttlich verachtet/ verlaͤsset/ verstos- set/ verfolget und außhungert/ oder gar als unkraut toͤdtet/ verbrennet und außrottet/ wie Saul/ die Phariseer und Papisten/ dem David/ Aposteln und zeugen Christi nach Cains art gethan/ Matth. 23. Wo hat euch Gott befohlen/ auch das unkraut deß Satans außzurotten/ und ihr wollet mit Cain und den Papisten noch das gute kraut außtreiben/ und bekuͤmmert euch eben so wenig um den schaden Josephs/ als alle heuchler von anfang/ biß ihr dem gerechten Richter in die haͤnde fallet/ des- sen herrschafft und gesandten ihr bißher ver- leugnet/ und von euch außgetrieben/ da wird es gewißlich heissen/ bringet solche her/ erwuͤr- get sie vor mir/ die nicht wolten/ daß ich in und durch meine knechte uͤber sie herrschen solte. Wo werden dann die falsche hirten/ Priester/ Phariseer und secten bleiben? Luc. 19. Und das auß gerechter vergeltung/ weil die von euch verfolgete und außgestossene creutz-kin- der/ zeugen und nachfolger Christi unter euch nirgends keinen raum/ herberge/ auffenthalt/ gemeinschafft und bleibende staͤdte gefunden/ und uͤber euer heucheley beynahe an leib und seele haͤtten verschmachten muͤssen/ oder auch zu andern secten/ wie David zu den Philistern uͤbergehen/ oder auch eigene secten mit Jero- beam anrichten muͤssen/ wenn GOtt sie nicht offt wunderbar durch raben wie Elias versor- get/ und das Lamb auff dem berge Zion solche nicht von boͤsen hertzen der menschen und secten. nicht in seine gemeinschafft/ schutz und himmel auffgenommen/ nach Apoc. 11. 2. 14. Bedencket und urtheilet unter deß selbst/ wo wil das mit solchem wesen hinauß? wird GOtt solches nicht ansehen und raͤchen? nach Psal. 43. 55. 96. Wird GOtt nicht seiner armen/ elenden/ vertriebenen/ und beynahe von allen menschen verlassenen und verhasseten creutz-kindern sache und raache wider die welt und alle ihre secten/ verfolger und bedrenger außfuͤhren/ so gewiß als er solches verheissen/ und von anfang her gethan hat nach seinem wort? Psal. 40. 9. 10. 11. 12. 13. seq. sic ex Egoitate idolo cordis fiducia \& amo- re sui ipsius omnia totius mundi idola \& pecca- ta oriuntur. Davon Lutherus in allen seinen schrifften/ Dranckmeister von der geistl. hoffarth/ und Fabricii schoͤnes buch von heiligen und ge- lehrten Teuffeln mit grossem nutzen koͤnnen gele- sen und nachgesuchet werden. Die Reformirte lehrer haben es bißher nicht besser/ sondern viel aͤrger gemacht/ weil sie nicht um die warheit/ son- dern um ihre eigene meynungen/ luͤgen/ præde- stinatie, secten-meister und menschen-nahmen die warheit und Christi Kirche verlassen/ und ein eigen absonderung/ secte/ confession und kalb auffgerichtet/ daran sie so bestaͤndig hangen/ und solches so hartnaͤckigt und betrieglich verthaͤti- gen/ daß sie auch alles verfolgen und außstossen/ was nicht ihre sectrische babel-bilder und mey- nungen mit ihnen annehmen und anbeten wil/ wie auß den historien der Reformation von Uh- tenbogard/ Brand und andern Kirchen-historien offenbahr ist: Wie betrieglich und arglistig sie die rechtschaffene zeugen der warheit allenthalben außgebissen/ und sich selber mit ihren falschen meynungen in vielen orten und kirchen als fal- sche Christi eingeschlichen/ eingeflicket/ eingedrun- gen und erhoͤhet/ und darnach alles eben so arg als die Papisten verstossen und außtreiben/ was nicht ihre eigene deformation, abfall/ confes- sion, Catechismus, formulir en und thierische menschen-bilder fuͤr Gottes wort/ Kirche und Re- formation anbeten und recht heissen kan/ wie sol- ches auß der Schweitzer/ Armenianer und vielen andeꝛn kirchen-historien kan nach gelesen werden. Und weil sie sich davon nicht wollen uͤberzeugen und zurecht bringen lassen/ so ist das letzte mit ih- nen aͤrger geworden/ als das erste/ und waͤre ihnen besser daß sie den weg deꝛ gerechtigkeit nie erkennet haͤttẽ/ als daß sie von dem heil. gebott und gemein- schaft deꝛ Kirchen/ die sie selbst vor eine rechte Kir- che bekennen muͤssen/ abkehren/ und sich also in ein eigen centrum und secte so fest verschlossen/ daß sie viel eher mit des Satans froͤschen die koͤnige der erden in allerley aufruhr und krieg zusammen hetzen/ umb ihre eigene dinge/ staat und wesen zu erhalten und verthaͤtigen/ als daß sie ihre abgoͤtti- sche meynungen/ bilder/ secte und erb-religion verlassen/ uñ zuruͤck zu Christo in die gemeinschaft seiner heil. auf dem berge Zion einkehren solten/ darum ihr untergang nahe ist. Wie die Evan- gel. Obrigkeiten sich selbst an deß Pabstes stelle in Gottes Kirche und tempel zu herꝛscher und rich- ter uͤber Gottes wort und sachen/ diener und Got- tesdienst erhaben und fest gesetzet/ und nicht allein alles nach eigenen sinn und welt-weise decidir en/ richten und herꝛschen wollen; sondern auch wohl fuͤr haͤupter und Kirchen in ihrer eigen geraub- ten herrschafft wollen angebeten seyn/ das ist unter den Evangelischen und Reformirten so gar offenbahr/ daß viele Lehrer es in ihren buͤchern bekennen/ und selbst daruͤber klagen muͤssen. Daher sie mit Jerobeam alle solche heuchler zu Priester/ Lehrer und auffseher in ihren Kir- chen/ schulen und Academi en erheben/ welche ihre thierische bilder anbeten/ kuͤssen und sich dadurch in solche eigene angenommene meister- schafft einheucheln/ einbetteln/ einfreyen und einkauffen. Welche aber GOtt allein fuͤrchten/ anbeten und ihm die ehre geben/ und all solche goͤtzen-bil- der straffen/ die moͤgen sehen/ wie und wohin sie fahren/ woferne sie nicht gar zum lande hinauß/ oder mit Micha zu wasser und brod hingesetzet werden muͤssen. Wie solches auß der Heil. Schrifft und vielen historien offenbahr ist. 13. Wie viel Mennisten durch eine selbst erwehl- te neue absonderung sich selbst in einen eigen circul und secte beschlossen/ und auß ihren aͤus- serlichen selbst-erwehlten falschen geistlichen sinn/ demuth/ feinen schaffs-kleidern/ kurtzen haaren/ wieder-tauff/ eigen einbildungen/ wahn/ und geistlicher hoffart/ erhebung/ zertrennung/ und vorziehen vor andern lauter Goͤtzen-bilder ihrer greuel und scheuel gemacht/ und damit bißher abgoͤtterey getrieben/ so daß kaum ein hoffaͤrti- ges volck voll von falschen einbildungen zu fin- den/ als die heutige in so viel secten/ zertrenne- te Wiedertaͤuffer/ ist so gar offenbahr/ daß es keines beweisens bedarff. Und wie sie sich selbst durch solche hoffaͤrtige absonderungen wehrlose schafe nennen/ und viel von sich selbst halten/ so verfolgen sie hinwieder mit dem schwerdt ihres mundes und fleischlichen affect en alles unter ihnen/ was ihre abgoͤtterey nicht fuͤr den rechten Gottesdienst erkennen/ noch ihre dartenheit und thierische Babel-bilder unter den feinen schaffs- kleidern nicht fuͤr Christi wahre Kirche/ und lau- ter goͤttliches wesen anbeten und verdrehen wil. Wie Robbert Robberts und viel andere unter ihnen solches erfahren/ und mit der that und warheit bezeugen koͤnnen. Wie die Quaͤcker auß ihren falsch-eingebildeten meynungen/ præ- sumption, licht und eigen hoffaͤrtiger absonde- rung eine neue secte und abgoͤtterey in der welt angerichtet/ und alles verdammen/ verwerffen und außbannen/ was nicht ihre thoͤrichte men- schen-bilder/ meynungen/ schrifften und all ihr eigen angenommene dinge und weisen fuͤr goͤtt- lich erkennen/ ehren und anbeten kan/ ist offen- bahr genug; und daß solches nicht auß Christi geist und licht/ sondern auß eigen geist/ einbil- dung und phantasey herruͤhret/ kan man dar- auß klar mercken/ daß sie auch Christi wort/ ord- nungen und Sacramenten auffheben/ aͤndern und arglistig verkehren/ und ihr eigen wort/ schrifften/ unordnung und aͤusserliche thoͤrichte dinge dafuͤr als neue goͤtzen-bilder in ihre secte so gar halßstarrig und hartneckigt erheben und ver- thaͤdigen; daß sie auch alles was nit ihrer tollkuͤh- nen weise folget/ noch ihrer secte und schrifften oh- ne genaue pruͤfung beyfallen wil/ oder auch wider ihre weisen fuͤr andern auß ehrbarkeit den hut ab- nimt/ leichtsinnig mit dem schwerdt ihres mun- des verfolgen und außbannen duͤrffen. Jst denn das nicht ein falscher Christus/ licht und abgoͤt- terey? Wo hat der rechte Christus solches gethan/ gelehret und befohlen/ wie und was sie heut thun/ und auch weiber oͤffentlich in ihrer A. K. H. Vierter Theil. J i i i i 2 gemein- Th. IV. Sect. III. Num. XXI. | Frid. Brecklings Schrifft gemeinten lehren lassen. Wer Christi geist/ wort und weise gegen der Quacker geist/ worten und wesen in allen stuͤcken halten/ und an ein ander pruͤfen wil/ der wird außfinden/ wie falsch ihr licht/ weg/ ordnung und secte ist/ und wie betrieglich sie in vielen stuͤcken wider die warheit handeln. Wie die Socinianen ihres eigenen Seligmachers Gottheit/ und das hochheilige geheimnis der H. Dreyeinigkeit mehr als sich selbsten suchen arglistig zu verleug- nen/ die heil. Schrifft mit ihrer eigenen ver- nunffts-weißheit zu verdrehen/ und alles von dem rechten Christo mit sich zu ihrem falschen Christo/ denn sie ihnen nach ihren Sinn bil- den/ betrieglich und scheinheilig zu verkehren suchen/ und also mit sich in die grube deß verderbens| zu fuͤhren/ ist aus allen ihren eige- nen fruͤchten/ luͤsten/ umgang und wercken/ so offenbahr/ daß es keines beweisens mehr be- darff. Wie fast alle Menschen und handwer- cker sich mehr auff ihre handwerck/ als auff den lebendigen GOtt und dessen wort verlassen/ und der Welt mehr um deß bauchs willen/ als Chri- sto um das Himmelreich nachlauffen/ wird daran offenbahr/ wenn ihr Abgott faͤllt/ so fal- len sie mit. Jud. 18. v. 24. Wie alle sich selbst absonderende frey-und fladder geister ihren eige- nen sinn/ meinung/ liebe/ ruhe und ein- bildung/ fuͤr ihre Goͤtter auffwerffen/ und alle ihre dinge und menschenwerck andern ohne pruͤfung fuͤr lauter Goͤttliche ding einbilden/ beybringen und fuͤr das beste wollen angebetet haben/ ist daraus offenbahr/ daß ein jeder der groͤssester und bester mit verwerffung/ richtung und vernichtung aller andern wil erkandt und vorgezogen seyn/ und sein ding fuͤr das beste wil gehalten und gewiesen haben/ darunter ein alter Teufel und neuer Abgott/ mit fuͤrgebung grosser scheinheiliger liebe ohne Christformigen glauben/ eyffer/ that und warheit verborgen ste- cket. Wie viel gelehrten mit den Astralischen kuͤnsten hurerey treiben/ und ihre eigene gelehr- heit/ weltweißheit/ buͤcher/ schrifften und Bi- bliothecken fuͤr ihre Goͤtter auffwerffen/ und von allen wollen angebetet/ geehret und geruͤh- met haben/ ist so offenbahr/ daß die gelehr- ten nun verkehrten heissen. Wie viel Juri- sten mit recht und unrecht ihre clienten mehr und wider GOtt verthaͤtigen/ und sich selbst zu Abgoͤtter/ auch uͤber GOtt und sein wort er- heben/ und alles recht verkehren/ ist offenbahr genug. Wie viel Medici GOtt zu vor lauf- fen/ und sich selbst uͤber und wider GOtt er- hoͤhen/ selbst meister seyn/ und offt ohne und wider GOtt den krancken auffhelffen wollen/ und unter allen schoͤnen worten und erbietun- gen nur sich selbst suchen und meinen/ ist jeder- man offenbahr genug. Wie viel Præceptores sich selbst zu Ab- goͤtter auffwerffen/ und mit ihrer geistlosen weißheit und Heydnischen kuͤnsten die zarte jugend verfuͤhren und alle welt verirren/ ist offenbahr. Wie viel Doctores, lehrer und Priester sich selbsten in kirchen/ schulen und Academien zu solchen Goͤtzen mit ihren eigen- meinungen/ einbildungen/ auffgeblasenen wissen/ und krafftloser lehre in eigen-meister- schafft erheben und auffwerffen/ daß die blin- de jugend und zuhoͤrer ihnen offt mehr als GOtt selbst nachlauffen/ und ihr geldt/ zeit und jugend daruͤber elendiglich verschwen- den/ ist einem jeglichen offenbahr/ der nicht muthwillig blind und verfuͤhrt seyn will. Wie viel Eltern mit ihren kindern/ und die kinder mit ihren Eltern Abgoͤtterey treiben/ und ih- nen mehr als GOtt wider sein wort gehor- chen/ dienen/ liebkosen und folgen/ ist leicht zu sehen. Wie viel Herren und Frauen mit ihren knechten und maͤgden offt wider GOttes wort handeln/ und die knechte und maͤgde ih- ren Herren und Fr. mehr als GOtt selbst die- nen und zu gefallen seyn/ ist all zu offenbahr. Wie die kleinen den grossen/ und die armen den reichen mehr als GOtt selbst um befoͤr- derung/ huͤlffe und almosen nachlauffen und anbeten/ siehet jederman. Wie viel kran- cken den artzten eher und mehr als GOtt su- chen/ ehren/ verehren/ ist sonnenklar genug. Wie alle welt/ menschen/ secten/ Priester und Richter sich selbst an GOttes stell erhoͤ- hen/ ihr eigen ding und werck anbeten/ oder auch anbeten/ preisen und ruͤhmen lassen/ alles ohne GOtt durch sich selbst und ihr eigen kunst/ weiß- heit und vermoͤgen außrichten wollen: oder auch anderer menschen thun/ meinungen und bilder anbeten/ und damit abgoͤtterey treiben/ ist nicht mehr noͤthig zu beweisen/ denn auff menschen und creaturen bauen und trauen/ ist der gantzen welt werck. Wie viel arme blinde zuhoͤrer mit ihren lehrern/ secten/ predigten/ kirchen gehen und tempel wesen heut lauter ab- goͤtterey treiben/ und solche die nach ihrem sinn seyn und predigen biß in den himmel erheben/ hingegen die jenige/ welche durch das wort deß glaubens/ creutzes/ todes CHristi alles eigen leben/ wesen/ vernunfft/ falschen Gottes- dienst/ eigen sinn/ willen/ luͤste/ der fleisch- lichen menschen toͤdten/ brechen/ creutzigen/ vernichten/ und verdammen/ als ketzer und Samariter biß in den todt verfolgen; ist und wird taͤglich durch der menschen eigen wercke so klar von ihnen selbst bewiesen/ daß wir sol- ches nicht noͤthig haben/ durch zu wenig und zu viel verfuͤhret der Satan die menschen von dem mittelweg Christo ab/ zur rechten und zur lincken/ in ihr eigen verderb und verdam- nis/ noch wollen sie es nicht mercken/ son- dern glauben offt dem Satan mehr/ als GOtt selbst und seinen worten. Alle suͤnde ist ab- goͤtterey/ darinnen man sich selbst seinen eige- nen sinn/ willen/ liebe/ luͤste/ nutzen/ fuͤr- sichten/ ehre/ ansehen/ gelt/ welt/ und alle zeitliche/ leibliche/ irdische/ sichtba- re und vergaͤngliche dinge dem allein gu- ten GOTT und seinen geistlichen guͤtern/ wort und himmelreich vorziehet/ zu unser selbst untergang/ schmach/ schande/ und Ge- richt. Wie nun fast alle und jede menschen/ Priester/ Doctores, Academien, secten und fiaͤnde und ihr eigen erwehltes leben/ wer- cke/ wort/ willen/ weißheit/ gerechtig- keit/ froͤmmigkeit/ scheinheiligkeit/ Got- tesdienste/ außlegungen/ predigten/ bil- de/ vorsorge und regiment dem Goͤttli- chen vorziehen/ und ihr eigen thierisch bild und menschen-werck fuͤr GOTTES wort/ werck/ geist/ und gut wollen an- gebetet/ und mehr als GOTT selbst geglau- vom boͤsen hertzen der menschen und secten. geglaubet/ geehret/ gehorchet/ gedienet/ und gelobet/ gepriesen haben/ oder solches ist andern menschen thun/ solches ist in allen secten durch ihre eigene wercke offenbar genug. Wie ein je- der beynahe in seiner erb-religion/ eigen/ einge- bildeten weg/ meynung und falschen ruhe heut beruhet/ und damit abgoͤtterey treibet/ und sich auff seinen falsch eingebildeten wahn-christum und gottesdienst mehr als auff den lebendigen GOtt/ und dessen rechtes creutz-wort und Chri- stum verlaͤsset/ bauet und trauet/ beweisen ihre eigene wercke. Wie man an statt der vorigen aͤusserlichen abgoͤtterey sich selbst und seine eigen bilder/ secte/ meynungen/ concept en/ affect en/ begierde/ sinn/ willen und luͤste/ fuͤr seinen abgott auff- geworffen/ und darumb alles thut und laͤsset/ was man umb GOttes und seines nechsten willen gutes oder boͤses lassen solte/ ist auß aller menschen und secten thun offenbar genug. Wie man sein eigen hertz/ welches voll aller eigenen gedancken und greuel-bilder/ und offt greulicher als abgoͤtterey der welt/ die darauß hervor gekommen/ fuͤr seinen GOtt gefolget/ und fast aller welt und menschen eigene mey- nungen/ thorheit/ eitelkeit und greuel darein wider GOtt erhebet/ einfuͤhret und herberget/ und GOtt seinen hauß-herren damit ferne von seinem heiligthumb auß seiner seelen außtrei- bet/ und also das alles innerlich im hertzen thut/ und das hertz zu solchem greul der ver- wuͤstung machet/ als die Juden es aͤusserlich in ihrem tempel Bethaven und Baals-kirchen thaten; ist auß der gantzen heiligen Schrifft/ historien/ exempeln und taͤglicher erfahrung in al- len secten offenbar genug. vid. Ezech. 8. 9. 11. 13. 14. 16. 20. 21. 22. 23. 24. Matth. 15. 23. 24. 16. Wie man sich selbst/ fromme men schen/ Engel-erscheinungen/ neue Propheten/ visiones, gesichten/ offenbahrungen/ einsprachen/ Enthusiasmos, exstases, raptus, traͤume/ geistliche gespraͤche/ zusammenkuͤnfften/ collegi en/ versam- lungen/ geistliche lieder/ ja selbst die h. schrifft/ Tauf/ predigten/ Abendmal/ Beichtstuhl und alle gute creaturen/ mittel und ordnungen Got- tes zu abgoͤtter machet/ daran mehr als an GOtt hanget/ solche zu sein selbst erhoͤhung und abgoͤtterey mißbrauchet/ denen mehr als GOtt selbst dienet und nachlauffet/ in aller welt und secten damit die groͤsseste abgoͤtterey treibet/ ist beynahe auß aller menschen thun/ handel und wandel mehr dann zu viel of- fenbahr. Wie arglistig und betrieglich viel gelehr- ten/ Academi en/ Kirchen und secten die men- schen von andern ablocken/ und an sich allein hangen/ ein den andern verlaͤstern/ verketzern und verdammen umb eigene meynungen/ o- der seine meynungen/ ja auch GOttes wort selbst/ wider besser wissen und gewissen ver- drehen/ verkehren und verfaͤlschen/ und also alle menschen in so vielerley secten von dem einigen unzertheilten Christo/ ist heut auß allen ihren disputir- buͤchern/ predigten/ schrifften/ secten und tempel-wesen so offenbahr/ daß es niemand mehr verleugnen kan. Summa fast ein jeder mensch wil sein selbst oder an- derer abgott seyn/ und alles ohne und wider GOtt nach machen/ oder gar besser ordnen/ regieren und einrichten/ als GOTT alles biß- her von anfang der welt regieret/ geordnet/ und gemacht hat. Ein jeder will ihm selbst eine neue erde/ welt/ himmel/ paradieß/ stadt/ tempel/ secte/ confession, nahmen/ bilde/ ruhe/ Babel und himmelreich machen/ und alle seine anbeter die ihm mehr als Gott glauben/ gehorchen/ dienen/ glauben und folgen/ mit in seiner Vabel erhoͤ- hen; Welche aber Gott mehr als den menschen gehorchen/ dienen/ glauben und folgen; Die wil er in seinen feurigen zorn ofen mit eigen eyfer und rache verfolgen/ verbrennen und also in seine hoͤlle werffen. Wer aber nicht auß ihm selbst einen abgott machen kan/ der machet auß andern menschen und creaturen seinen abgott/ und lauffet ihnen mehr als dem lebendigen Gott nach/ biß Gott ihn an allen creaturen zu schan- den und verzweiffeln machet/ daß er also seinen Gott muß wieder suchen. Hos. 2. Hinc impos- sibile est in Deum sperare, nisi de omnibus creaturis desperetur. So lange das nicht ge- schicht/ bildet ihm ein mensch und secte einen eigenen abgott/ secten/ meister/ religion/ goͤtzen- bild oder falschen Gott/ Christum und Gottes- dienst so vest ein/ daß er auch alle die andern verdammet und verfolget/ die solche menschen/ nahmen und bilder/ nicht vor ihren abgott an- beten koͤnnen/ das thun alle secten/ und wollen doch bey Christi schafe seyn; Da ein Christ und schaf/ ja niemand verfolget/ sondern auch die woͤlffe und wilde thiere duldet und meidet/ nach Christi lehr und exempel/ der sich selbst ehe oͤd- ten ließ/ ehe er jemand schaden thun/ toͤdten/ oder vom Satan wolte verschlingen lassen. Da her- gegen verfolgen/ verlaͤstern/ rauben/ stehlen/ mor- den/ betriegen/ verfuͤhren/ und arglistig umb- ringen deß Teuffels und seiner Phariseer wercke seyn/ daran alle antichristen/ falsche lehrer/ secten und Satans Apostel/ unter dem Evangelischen schafs kleide Christi verborgen/ sich selbst und ihre hertzens gedancken offenbahren muͤssen/ daß man sie/ als deß Satans woͤlffe fliehen und meiden kan/ weil uns nicht bewust ist/ was sie mit den Schaffen in dem Sinne haben. Und darauß wird heut der Papisten/ Lutherischen/ Reformir- ten und aller verfolger hertz/ Gottesdienst und inwendiger falscher Christus offenbar an allen menschen/ auß ihren eigenen signaturen, gedan- cken/ worten und wercken/ nach dem sie sich selbst bißher als boͤse baͤume/ durch ihre eigene blaͤtter/ blumen und fruͤchte/ so fern fuͤr aller welt geoffen- bahret/ und dadurch von sich selbst bewiesen/ daß die meisten unterihnen/ sonderlich/ die deß Sa- tans scheinheilige wercke thun/ auch deß Satans diener/ Apostel und falsche Christi seyn muͤssen/ auff daß ein jeder von ihrem Babel außgehen/ seine seele auß ihrer suͤnden-gemeinschafft ret- ten/ und nicht mit ihnen in ihrem Babel unter- gehen und verderben moͤge/ denn sie haben ihr suͤnden maas vollgemacht/ und ihre suͤnden rei- chen und schreyen uͤber sie/ biß in den himmel/ darumb ihr urtheil/ ende und gericht/ uͤber die- se letzte alleraͤrgste welt/ so gewiß als uͤber Jeru- salem und alle gottlose welt-reiche vor ihnen heran koͤmmt; Wie GOTT solches durch soviel zeugen/ wunder/ cometen/ zeichen und schrifften/ lange und fruͤh genug bezeuget/ und alle unsere/ und anderer schrifften/ da- von aller welt zum zeugnuͤß/ offenbahr an dem tag liegen/ entweder/ zu ihrer bes- J i i i i 3 serung Th. IV. Sect. III. Num. XXII. Frid. Brecklings|Schrifft serung oder gericht/ wie sie es selber erweh- len und haben wollen/ denn wofern sie nicht buse thun/ muͤssen sie alle umbkommen nach Luc. 13/ 17. Alles was nicht auß dem glauben/ liebe/ GOttes furcht/ innerlichen hertzens ge- horsam/ Christo und dem Geist der wieder- gebuhrt/ hervor koͤmbt/ das ist suͤnde/ abgoͤt- terey und falscher Gottesdienst fuͤr GOTT in allen secten/ staͤnden/ und menschen/ alles was auß der wurtzel der eigenheit/ eigen le- ben/ liebe/ sinn/ willen/ lust/ geist/ wort/ dichten/ trachten/ studieren/ welt-weisen/ fleisches-klug- heit und menschenkrafft/ weißheit und vermoͤ- gen hervor koͤmpt/ das ist abgoͤtterey und men- schen-werck/ und suchet seine eigene ehre/ nu- tzen/ und erhoͤhung wider GOTT. Alles was nicht sich selbst verleugnet/ verlieret/ absaget/ richtet/ hasset/ vernichtet/ creutziget und mor- tificiret, das ist nicht auß GOTT noch mit Christo/ sondern wider Christum/ und ein ver- borgener Antichrist unter dem nahmen Chri- sti/ dessen Gottesdienst lauter abgoͤtterey ist/ denn ein unwiedergebohner mensch/ und boͤser baum/ kan nicht gute fruͤchte bringen; Denen unreinen ist alles unrein/ noch will die welt in allen secten/ trauben/ und feygen/ von deß Sa- tans diesteln und dornen suchen/ wider Christi so ernste wort und warnungen/ Matth. 7. die welt wil doch allezeit den irrweg durch zu wenig und zu viel nach der hoͤllen zu/ entweder machet sie auß den menschen abgoͤtter/ oder sie ver- achtet sie/ und tritt alles unter die fuͤsse/ was nicht mit ihrem fleischlichen sinn uͤber einkompt: oder sie wil GOtt und dessen mammon zugleich dienen/ weil sie weder GOtt noch sich selbst recht erkennet. Denn niemand kan GOtt recht su- chen/ lieben und dienen/ bekennen und nachfol- gen/ ohne mit verleugnung und verlierung sein selbst. So viel man sich selbst suchet/ liebet/ vertrauet/ vorziehet/ und erhebet/ soviel verleug- net man Gott. Wer sich selbst liebet/ der hasset Gott; wieviel man sich selbst verlaͤsset und verlieret/ soviel fin- det man Gott. Sollen wir auff Gott allein rein ohne alle abgoͤtterey bauen und trauen/ so muͤs- sen wir an uns selbst/ und aller creaturen huͤlffe erst mißtrauen und verzweiffeln. Soll Gottes gnade/ in und durch uns erkandt und gepriesen werden/ so muͤssen alle eigen eingebildete men- schen-wercke/ verdienst und froͤmmigkeit in uns erst untergehen/ sterben/ verwesen/ und zu nichte werden: Biß wir uns fuͤr solche arme suͤnder in uns erkennen/ als wir in der that fuͤr Gott sind/ unter GOttes schwerdt und gericht uns beu- gen/ und Gnade in Christo zu unserer besserung und behaltung suchen/ nach Matth. 18. Soll Christus mit seinem leben/ geist und licht in uns auffgehen/ leben und herrschen/ so muͤssen wir/ nach dem selbsteigen geraubten Adams-leben erst mit unserm eignen geist und vernunffts-licht untergehen und sterben. Soll christ/ reichthumb/ weißheit/ suͤlle/ krafft/ wort/ reich/ licht und geist/ in uns offenbar und alles werden/ so muͤssen wir erst arm/ elendig/ leidig/ schwach/ gering/ thoͤricht/ kinder und nichts in uns selbst werden/ und unser eigen weißheit/ regie- rung/ fuͤlle und einbildung verleugnen/ hassen und toͤdten. Wer aber sich selbst und sein eigen leben/ weißheit und reichthumb von Adam be- halten will/ der wird es verlichren. Wie viel man GOtt liebet/ glaubet/ ehret und erhoͤhet/ so viel lernet man sich selbst hassen/ mißtrauen/ schaͤ- men und erniedrigen mit Daniel/ weil Gott und seine ehre nicht ohne mit unser selbst de- muͤthigung/ erniedrigung/ und bekaͤndtniß un- ser schandwuͤrdigkeit/ recht in uns kan erhoͤhet/ und Christi leben nicht ohne durch unser selbst absterben in uns kan offenbahr werden/ auff daß also alle abgoͤtterey mit sich selbst/ menschen und creaturen/ auch inwendig in uns/ nach allen wurtzeln von grund auß/ außgerottet/ und Gott in Christo allein in uns erhoͤhet werde/ in gerech- tigkeit. Dieses gebe ich einem jeglichen auff sein eigen gewissen/ als fuͤr Gottes augen zu beden- cken. Wie Gott solches alle tage durch seinen Geist/ wort/ zeugen/ und alle creaturen aller welt in ihr eigen bibel/ hertz/ seele und gewissen bezeuget und zuruffet. Wer ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre seinen Gott/ zu sein selbst behaltung und seeligkeit/ Amen. Halleluja. NUM. XXII. Friederich Brecklins Außgang auß Babel/ und eingang zu Gott/ durch Christum im Geist. Weil nun das gericht und fall der falschen christen/ und aller ihren secten fuͤr der thuͤr ist/ und dennoch viel arme unwissende/ verirre- te/ verlohrne/ verfuͤhrte/ verwahrlosete/ und als im Babel gefangene elende seelen/ unter ihnen sind/ die offt keinen unterscheid unter wahrheit und luͤgen/ euserlichem schein deß gu- ten und rechtschaffen wesen/ unter rechte und falsche Kirchen und heiligen wissen/ noch das einige noͤthige/ und was GOtt heut von ihnen wil gethan haben/ recht behertzigen und unter- scheiden koͤnnen/ dazu auch nicht erdencken moͤ- gen/ wo sie sich heut hinkehren und wenden sol- len/ um christliche Kirche/ wort/ wahrheit/ und gemeinschafft/ in solcher allgemeinen finsterniß und verwirrung zu ihrer seelen/ und kinder be- haltung zu finden. Da man auch von einem meer biß zum andern lauffen/ und doch Got- tes wort und oraculum zum rechten verstand/ application und gebrauch der H. Schrifft kaum finden solte/ wie Josias/ und Hiskias/ bey der Prophetin Hulda suchten/ und funden. 2. Chron. 34. und GOtt uns doch so offt und hoch befohlen/ das verirrete zu suchen und zu rechte zu bringen; die so da sterben wollen/ zu staͤrcken/ und uns unter einander als glieder an einem leibe wahr zu nehmen/ mit reitzen zu rechter christfoͤrmiger liebe und guten wercken/ und die versammlung der nachfolger und creutz glieder Christi nicht zu verlassen. Ezech. 34. Hebr. 10. So muß ich als ein schuldner aller menschen/ solchem zu nachricht/ etliche wenige grund re- guln auß Gottes wort auffsetzen/ durch welche sie auß dem irr-garten dieser welt-babel/ und ihrer vielen secten zu recht gebracht/ den rechten alten und einfaͤltigen creutz-weg/ wort/ wahr- heit und leben Christi mit mir hervor suchen/ und getreu biß ans ende darin fort wandeln moͤ- gen/ auff daß sie also fuͤr allen falschen christusen und verfuͤhrischen geistern/ buͤchern/ und gemein- schafften/ und fuͤr allen falschen ruhestaͤdten be- wahret/ endlich zur ruhe-und frieden-staͤdt Christi mit uns eingehen und gelangen moͤgen/ wie Jsrael mit Josua/ Caleb und David. So es uns nun darumb ein ernst ist/ und wir uns wollen sagen/ leiten und zu rechte brin- vom boͤsen hertzen der menschen und secten. bringen lassen/ und alles zeitliche/ leibliche/ ir- dische/ sichtbare/ vergaͤngliche/ eigene und unnoͤthige fuͤr dem geistlichen/ himmlischen/ goͤttlichen/ ewigen/ und einigen noͤthigen wollen zuruͤck setzen. So muͤssen wir erst in zeitlichen uns bewu- sten/ und| von Gott anvertrauten guͤtern und gaben getreu seyn/ solche nach bestem wis- sen und gewissen/ als treue haußhalter Got- tes recht zu verwalten und gebrauchen/ wer wil uns sonst das geistliche und ewige gut vertrauen/ so lange wir Gott/ unsern nech- sten/ und unser eigen seelen und hause un- treu sind/ nach Luc. 16. Wir muͤssen alle unser eigene præjudicia, meynungen und gute einbildungen von uns selbsten und anderen fahren lassen/ und ein jeg- lich ding nach der wahrheit und inwendigen grunde so lernen einsehen/ als es fuͤr GOtt ist/ ungeachtet dem eusserlichen schein/ den sie fuͤr der welt haben/ und was die menschen und gelehrten gutes oder boͤses davon sagen und halten. Apoc. 2. 3. Wir muͤssen uns selbst pruͤffen/ reinigen/ entledigen von aller eigen weißheit/ sinn/ willen/ begierden und lust/ sucht und einsich- ten/ und uns GOtt gantz untergeben/ als seine knechte/ zu allem dienst und gehorsam/ welchen Gott und sein wort von uns erfodern moͤge. Wir muͤssen uns selbsten als eine wurtzel/ anfang und ursach alles boͤsen lernen beken- nen/ wie wir in der that fuͤr Gott sind/ und darnach unser gantzes leben/ und thun/ wan- del und lassen/ von jugend auff untersuchen/ uns selbst im gewissen fuͤr Gottes gericht dar- stellen/ mit Gott uͤber allem was wir ihm schuldig sind/ und von ihm bißhero zum ge- meinen nutzen empfangen/ abrechnung hal- ten/ und worin wir befinden/ daß wir jemand zukurtz gethan oder betrogen/ oder vorent- halten/ was wir ihm nach Gottes wort schul- dig seyn/ das muͤssen wir ihm mit Zacheo wie der ersetzen/ und abbitten/ und uns also mit allen menschen außsoͤhnen/ in friede und liebe/ ohne jemandes schaden und nachtheil mit ih- nen zu leben; Denn also und mit solchem ge- richts-proceß muß das himmelreich in uns auffgehen/ und der articul der rechtferti- gung fuͤr Gott/ als mit einem armen suͤnder fuͤrs gericht/ und auff den schavot unter das schwerdt gebuͤcket/ gelernet und durchgangen werden/ Matth. 5/ 18. Rom. 3. Wir muͤssen freywillig von unserm eigenen lauff/ Phariseischen pferde/ eifer/ ruhm/ weg/ zweck/ und Gottesdienst abstehen/ unser eigen leben und gerechtigkeit dem urtheil deß gese- tzes zum tode uͤbergeben/ an uns selbst und all unsern kraͤfften verzweiffeln/ uns selbst als deß Satansbild/ leibeigene und gefangene kinder deß zorns unter den suͤnden verkaufft/ in de- nen nichts gutes nach dem fleische wohnet/ und die geistlich in suͤnden todt/ und feinde Gottes durch unser eigen vernunffts-klugheit sind/ erkennen/ hassen und verliehren; Gott und seinem worte davon in allem recht geben/ und bey Christo allein dawider gnade/ trost/ rath/ licht/ und huͤlffe suchen: Daß er uns alle unsere suͤnde vergeben/ von allen thieri- schen/ fleischlichen und satanischen unarten/ suͤnden verderb/ und schlangen saamen rei- nigen/ und zum neuen leben deß Geistes an- nehmen/ wieder gebehren/ erneuren/ herstel- len/ und mit Gott wieder veꝛeinigen wolle. Wie er solches an Paulo uns zum vorbilde gethan. Wir muͤssen unserer selbst/ und ander men- schen thierisches bild der eigenheit nicht mehr anbeten/ alles sectirische wesen/ sinn und ge- meinschafft im hertzen verlassen/ dazu uns nicht mehr auff uns selbst/ oder einige men- schen/ priester und secten unser seeligkeit hal- ber verlassen/ daß wir nicht mehr wie alle welt von uns selbst/ oder andern menschen/ die alle gleich luͤgener/ und nichts auß sich selbst fuͤr Gott sind/ betrogen und verfuͤhret werden. Wir muͤssen der anfangenden und taͤglichen buse/ bekehrung und besserung von gantzem hertzen nachjagen/ unsere sinne/ geist/ und gemuͤth ohn auffhoͤren zu Gott erheben/ und in den verborgenen grund der seelen ein- fuͤhren/ daß sie allda Christi stimme/ an- klopffen und auffweckung wahrnehmen/ ihme deß hertzens thuͤr auff thun/ mit ihm sein A- bendmahl halten/ und auß ihm alle Gottes- fuͤlle durch einen stetswaͤrenden glaubens-hun- ger/ durst/ verlangen und begierde/ an uns zie- hen/ biß wir dadurch am inwendigen men- schen/ wie ein kind/ reben und glied in Christo erwachsen/ zur goͤttlichen groͤsse/ und an ande- re wieder solche fruͤchte und kraͤffte außgiessen/ die wir von ihm eingesogen haben/ Joh. 15. Apoc. 3. Wir muͤssen uns selbst/ unser eigen leben/ und alle das unsere/ was wir in eigenheit nach dem fleisch lieben/ besitzen/ seyn und ver- moͤgen/ gantz mit dem hertzen absagen/ verlas- sen/ hassen/ verliehren/ verleugnen und weg- werffen/ und uns in toͤdtung unsers eigenen lebens/ gantz an Gott zu eigen uͤbergeben/ Chri- sto in taͤglicher auffnehmung seines creutz-jo- ches/ allein/ ohne zuruͤck sehung nach einig ding zu folgen/ und Gott also ohne eigen beding und vorbehalt/ zu leben und dienen unser le- benlang nach seinem willen/ daß wir von allem falschen vertrauen und liebe der creaturen ge- reiniget/ und abgekehret alles fuͤr der welt/ fuͤr Christo und seinem himmelreich/ verkauffen und zuruͤck setzen/ und seine himmlische fuͤlle/ reichthumb/ schaͤtze/ gaben/ und einfluß durch steten einkehr in uns wahrnehmen/ ge- niesen und besitzen moͤgen. Wir muͤssen erst niedersitzen und wohl be- dencken; wie wir den geistlichen tempel und seelen bau/ krieg und streit recht/ nach absa- gung alles des unsern/ in und mit Christo an- fangen und vollenden moͤgen: Damit wir al- les wohl außrichten/ und einerley leute/ sieg/ kron/ und lohn mit den letzten arbeitern im streiten davon bringen moͤgen/ denn wer uͤberwindet/ solls erben. Wir muͤssen mit Abraham und Jsrael auß dem fleischlichen vatterland/ geburt und Egy- pten außgehen/ und durch das rechte glaubens leben/ kampff und streit uͤber dem wort und verheissungen Gottes mit Christo/ durch die wuͤsten dieser welt durch ringen/ und mit streit/ das inwendige centra lische Canaan/ ruhe/ frie- denstadt/ Jerusalem/ und himmelreich einneh- men und besitzen. Wir muͤssen mit dem verlohrnen sohn und klugen jungfrauen gantz von uns selbst und der welt ausgehen/ und allein durch Chri- stum Th. IV. Sect. III. Num. XXI. Frid. Brecklinas Schrifft stum zu GOTT in sein vatter-hauß/ schaff- stall und gemeinschafft der Heiligen im Geist eingehen/ daß der thuͤr-huͤter uns also alles von Adam in uns verschlossene/ wieder in Christo auffschliessen/ und durch seine er- leuchtung offenbahren koͤnne/ und also al- le verborgene schaͤtze der weißheit wieder in Christo zu finden/ die wir in Adam verlohren haben. Wir muͤssen das alte fleischliche suͤnden- hauß gantz in uns zerbrechen/ und nach tief- fer grabung und wegraumung deß falschen grundes/ uns gantz von uns selber abtrei- ben/ und allein auff Christum gruͤnden und erbauen/ und mit ihm vereinigen lassen/ zu einem neuen lebendigen tempel und behau- sung GOttes im Geist/ und darin Christi of- fenbahrung/ gegenwart/ einwohnung/ wir- ckung und wunderbahre erscheinung wahr- nehmen. Wir muͤssen uns vielmehr/ als ein acker/ garten/ wolle/ flachs/ papier und alle din- ge unter recht von GOTT gesandte lehr- meister bereiten und zu richten lassen zum werck deß ampts/ und erbauung deß leibes Christi/ und also in Christo zur goͤttlichen groͤsse erwachsen/ nach der maaß deß vollkom- menen alters Christi: Gleichwie alle lehrlin- gen bey ihren werckmeistern/ und Christi Juͤnger bey ihm in seiner creutz-schule selbst zu erst alles hatten gelehrt/ was er ihnen be- fohlen/ umb uns wiederumb in demselben zu uͤben und aufferziehen Ephes. 4. Matth. 18. Wir muͤssen uns nicht in anderer gaben buͤ- cher und leitung verbilden/ sondern unsern eigenen verstand/ beruff/ werck und gaben wahrnehmen/ und uns von unserm haupt Christo und dessen Geist also setzen/ bega- ben/ regieren und gebrauchen lassen zum ge- meinen dienst und nutzen deß leibes/ wie GOTT solches heut von uns fodert und haben will/ umb also in den schrancken unsers beruffs sein werck und lauff zu vollenden. Wir muͤssen alle abgoͤtterey mit uns sel- ber/ mit menschen/ buͤchern und creaturen gantz abschaffen/ und alle frembde greuel und sche- welbilder/ welche wir fuͤr GOTT in unsern hertzens-tempel eingefuͤhret/ darauß werffen/ daß Gottesbild in Christo wieder in uns auff- gerichtet/ und wir wieder mit GOtt in Chri- sto vereiniget werden zu aller gemeinschafft. Wir muͤssen den wunder tieffen articul der rechtfertigung im gantzen leben uͤben/ und uns immerdar dem gnaden-gericht und gerech- tigkeit untergeben/ und uns also unter dem straff-ampte und schwerdt deß geistes beugen und demuͤtigen lernen/ daß GOttes gna- de/ wort in uns zum neuen leben deß gei- stes je laͤnger je mehr auffgehe und kraͤfftig werde/ und wir gleiche barmhertzigkeit wie- der gegen unsern schuldigen nechsten allwe- ge beweisen lernen; Wie GOTT unser schuldherr an uns duͤrfftigen ohne auffhoͤren thut. Wir muͤssen alle eigen absonderungen hassen/ und uns von der liebe und huͤlffe un- sers duͤrfftigen nechsten nimmermehr ab- sondern/ noch mit dem Priester und Leviten hier vorbey gehen: sondern mit gemeiner liebe und treue in der that beweisen/ daß wir alle einen vatter im himmel und auff er- den haben/ der alle eigen absonderung/ ver- mengung und zertrennung hasset/ und uns alle zur kindlichen liebe und gliederlicher ge- meinschafft/ erschaffen/ erloͤset und beruffen hat/ daß wir darin ohne ansehung der per- sonen und nutzens wandeln/ und einer deß andern sampt der gantzen gemeinschafft wohl- stand und seligkeit suchen/ und/ wie GOTT selbst aller menschen behaltung suchet/ und sie alle in Christo zur seligkeit beruffen/ so muͤssen wir auch mit GOTT dahin arbei- ten und ringen/ daß solche allgemeine gnade/ versuͤhnung und Evangelium allen menschen biß an der welt ende verkuͤndiget/ und sie alle durch wahre buse und glauben an Chri- stum zum himmelreich wieder bracht werden/ weil GOTT alle und jede darnach richten wird/ wie fern sie an ihres nechsten und al- ler menschen verderb und untergang schuld und ursach seyn. Wir muͤssen glauber/ daß Christus der wahrhafftige GOTT und das ewige leben/ nach seiner goͤttlichen und menschlichen natur durch seine menschwer- dung/ verdienst/ leiden und sterben/ hoͤllen- und himmelfahrt unser aller gerechtigkeit/ weißheit/ licht/ leben und alles ist wider alle unser suͤnde/ mangel und elende zu unser rechtsertigung/ erneuerung und herstellung/ so wir ihn davor im glauben annehmen/ und bestaͤndig bey ihm in allem creutz biß ans en- de beharren. Darumb wir uns Christo gantz im glauben uͤbergeben muͤssen/ daß wie er fuͤr uns in unsere person/ an unser stell/ uns zu gut alles vollbracht hat/ und uns solches durchs Evangelium zur gerechtigkeit zu rechnet/ im glauben/ als wenn wir solches alles selbst gethan/ gelitten und erworben haͤtten: Also auch Christus in uns und von aller eigenheit und suͤndenverderb/ durch sei- ne einwohnung reinige/ und auch durch uns das alles gegen andere vollbringen moͤ- ge/ was er fuͤr uns durch sich vollendet hat/ biß also alle worte GOttes erfuͤllet/ und Christus fuͤr/ in und durch uns alles allein in uns und allen menschen werde/ zur ehre seines Vatters im himmel. Wir muͤssen glauben/ daß GOttes wort und wahrheit uͤber alles maͤchtig ist/ und wir durch den glauben daran mit GOTT wi- der aller welt/ Teuffelund hoͤllen pforten be- stehen und uͤberwinden koͤnnen/ auch daß wir durch den alles vermoͤgenden glauben deß worts/ alles was GOtt verheisset/ auch hun- dertfaͤltig koͤnnen hoffen und erwarten/ fuͤr alle den sichtbahren und irdischen dingen/ welche wir hier umb Christi nahmens willen verlassen und verliehren/ und so koͤnnen wir unsers glaubens leben. Die gegenwaͤrtige Bibel Gottes/ taͤgliche wercke/ wunder und regierung/ und die gemeine rott deß gantzen menschlichen geschlechts/ muͤssen wir recht ler- nen einsehen/ und zu hertzen nehmen/ und auff allerley weise und rath/ that/ und gebet nicht allein was wir von Gott dazu empfangen ha- ben/ dahin bedacht seyn/ wie wir mit Gott allem unfall abhelffen/ allen schaden heilen und al- ler menschen beil/ wolfahrt und seligkeit an leib und seel befodern moͤgen/ weil Gott alle menschen darnach richten/ belohnen oder straffen wird/ nach dem ein jeglicher schuldig ist an seines nechsten behaltung oder verderb. und eingang zu Gott durch Christum in Geist. Zu allem was wir anfangen und vornehmen muͤssen wir uns selbst und alles erst fuͤr Chri- sti fusse niederliegen/ und Gottes mund und wort zu rath fragen. HErr was wilt du das ich thunsoll? Auff daß wenn wir von unser eigen werck/ thun und gutduͤncken ablassen/ und in gruͤndlicher gelassenheit Gott stille halten und abwarten/ Gott selbst sein werck/ in und durch uns anfangen und vollenden moͤge. Se ipsum evacuare \& Deo vacare est unum necessarium \& summus Labor. Wir muͤssen immer in wachen und beten fuͤr uns und die euserliche leibes und seelen noth und elend aller juden/ Christen und heyden/ so lange bey Gott anhalten/ biß Gott auffste- hen/ darein sehen/ selbst dazu thun/ alle seine elenden rotten/ alle ihre sache und rache wie- der das unheilige volck ausfuͤhren und also alles herstellen wird nach seinen wort. Wir muͤssen allen falschen geistlosen eigen gemachten/ natuͤrlichen/ menschlichen fleischli- chen/ sectri schen/ eigennuͤtzigen/ welt foͤrmi- gen/ betruͤglichen/ sich selbst suchenden eigen erwehlten todten mund und heuchel-glauben/ liebe/ hoffnung/ demuth/ sanfftmuth/ geduld/ gehorsam vertrauen/ schein tugenden und Gottes dienst der welt und aller ihrer secten gegen ihre goͤtzen bilder und abgoͤtter die ein jeder ihm nach seinem eigenen sinn/ willen und gutduͤncken in ihren hertzen und kirchen an Gottes stelle auffgerichtet hat fliehen und meiden. Und dafuͤr den einigen rechtschaffenen geist- lichen Gottes artigen Christ foͤrmigen treu um hertz gruͤndlichen/ lebendigen und bestaͤndigen glauben/ liebe/ hoffnung/ demuth/ sanfftmuth/ geduld fuͤrsichtigkeit/ einfalt/ thorheit/ schwachheit/ niedrigkeit knechts gestalt und gehorsam Christi biß in den todt und wieder hervorsuchen/ da durch wir in allen noͤthen und bepruͤfungen bestehen/ in still seyn leiden und hoffen/ bey Gott aushalten/ mit Gott alles auff seyn wort wagen (uͤberwinden und wol ausrichten/ und also durch gemein- schafft des leidens und todes mit Christo in seine herrligkeit einringen koͤnnen. Darum muͤssen wir uns an der welt fal- schen schein liebkosen/ urtheil/ verleumdung laͤsterung uud verfolgung nicht kehren/ noch nach ihren sodoms wesen zuruͤck sehen/ son- dern Christo allein in seinen heil. fußstapffen nachfolgen/ und von/ und in allen dingen/ also lernen glauben/ lieben/ hoffen/ still seyn/ aushalten/ vertrauen/ klein/ niedrig/ nichts werden/ meiden/ dulden/ sterben/ leiden/ schweigen/ vertragen/ dienen/ gehorchen/ fuß waschen/ helffen/ rathen/ speisen/ lehren/ pre- digen/ leben/ wandeln/ gedencken/ reden/ thun/ wuͤrcken/ anfangen/ mitteln und vollenden/ als Christus uns selbst gelehret/ und mit le- bendigen exempel darinn biß ans ende vorge- gangen/ so moͤgen wir nicht irren/ noch von der welt und ihren secten verfuͤhret werden. All werden wir daruͤber von allen auch den besten menschen gehasset und abgesondert/ und solte es uns gleich daruͤber wie Paulo/ Christo und allen heiligen in der welt ergehen/ so kommen wir eben dadurch in der heiligen gemeinschafft loß und erbtheil von anfang her/ und werden vor aller gemeinschafft der sunden und straffen dieser gegenwaͤrtigen ar- gen welt zur ewigen seeligkeit bewahret/ GOtt und genung in dem wir alles viel bes- ser haben. Wir muͤssen alle dinge nach dem geist und Gottes wort gantz verkehret wieder der welt fleischlichen sinn und urtheil einsehen ler- nen und der welt ihren besten Gottesdienst und tugenden fuͤr lauter abgoͤtterey seelen moͤrderey und menschen werck/ auff den weg des moͤrders glauben halten und achten nach Gottes wort/ ob gleich jederman ihren secten und cantzel-goͤtzen wohl redet/ nach laufft/ und zu faͤlt. Hergegen was die welt hasset verlaͤstert und ausfeget als ihnen unleidlich darunter muͤssen wir die rechte kirche/ glau- ben/ wort/ warheit und gemeinschafft Christi nach dem Geist suchen/ ob solche gleich eben so verworffen/ verachtet/ verspottet/ verfolget und aus allen ihren secten ausgestossen ist/ als Joseph/ Jacob/ Job/ David/ Moses/ Noah/ Loth/ Jeremias und Christus selbst in der welt gewesen. Weil es aller menschlichen ver- nunfft und klugheit unbegreifflich ist/ wie verborgen/ thoͤricht und wunderbahr Chri- stus in seinen recht glaubigen und verborge- nen freunden/ braut und glieder mitten un- ter uns in der welt herum wandelt und durch welche tieffe/ und unerforschliche wege/ er die- se welt pruͤfet/ und seyn gericht in der nie- drigkeit wieder die gantze welt zum sieg aus- fuͤhret; indem die welt durch ihr eigen ge- richt/ damit sie bißher Christi creutz glieder gerichtet/ schon fuͤr Gott verdammet ist/ und Gott sie daher durch ihr eigen urtheil uͤber den verborgenen Christum Mysticum unter uns wieder verurtheilen und zumessen wird/ was sie bißher andern eingemessen hat. So muͤs- sen wir uns fuͤr den verborgenen Gott und sei- nen verborgenen gerichten/ kindern/ dienern und nachfolgern fuͤrchten und fuͤrsehen/ daß wir nicht wieder Gott in solchen anlauffen/ welche er bisher unter dem geheimnuͤß diß creutzes und der goͤttlichen thorheit verschlos- sen/ und zum aͤrgerniß und anstoß in dieser welt gestellet hat/ daß er vieler hertzen gedan- cken an solche offenbahr mache/ und aller men- schen glauben und liebe an ihnen bepruͤffe; um einen jegelichen darnach zurichten und vergelten/ wie er sich gegen Christi geringste glieder und bruͤder bißher mit hertzen/ worten und wercken gehalten hat oder nicht. Dar- inn die goͤttliche thorheit/ schwachheit und fin- sterniß/ weiser/ maͤchtiger und heller als in al- ler welt/ licht/ weißheit und staͤrcke/ durch lei- den und gedult herschet und uͤberwindet. Darum auch Gott solche narren/ schwache/ geringste und verachteste/ zum sonderbahren werck und gericht wieder die selbst weisen/ rei- chen/ maͤchtigen und hocherhabenen und al- les seyn wollen den dieser welt erwehlet/ um durch ihren glauben/ bekaͤnntniß/ geduld und thoͤrichtes creutz-wort die wohlgelehrten/ hoch- edlen vorachtbarn/ durchleuchtigen/ groß- maͤchtigsten und superlativos, die sich bisher in eigenheit wieder Gott mit Babel erhoͤhet/ zu schanden zu machen/ daß sich fuͤr | ihm kein fleisch mehr ruͤhme/ und Gott allein geehret/ gehei- liget und erhoͤhet werde in gerechtigkeit. Wir muͤssen uns allein zu Christo unserm A. K. H. Vierter Theil. K k k k k haupt Th. IV. Sect. III. Num XXII. Frid. Bencklins ausgang aus Babel haupt halten/ daß er alles in und durch uns anfange und vollende/ und auch dabey Got- tes gaben/ geist/ lehr/ und straff-ampt/ wort/ boten/ zeichẽ/ wunder/ gesichte/ traͤume und an- dere tausent mittel und wege dadurch Gott in- nerlich u. euserl. mit uns handelt/ und uns auff mancherley weise auffwecket/ lehret/ warnet/ er- innert/ straffet und vermahnet/ taͤglich in und ausser uns wahrnehmen/ hoͤren und in acht- nehmen/ daß wir also Gott in allen dingen/ stimmen/ mittelen und creaturen lernen an- schauen leiden/ schmecken/ hoͤren/ anmercken/ loben und preisen moͤgen. Denn auch der geist der propheten den prophetẽ unterthan ist. Und wer Gott | in allen suchet der findet ihn in allen dingen. Wir muͤssen in keinẽ dinge als in Gott allein unsere geistliche seelen-ruhe/ friede und wolstandt suchen/ und dabey nicht mehr uns selber/ sondern Gott und unsern nechsten lie- ben/ zum gemeinen nutz und dienst des leibes Christi/ auch dahin arbeiten/ daß wir den duͤrfftigen geben/ und die noht leidenden so in allen zu recht helffen/ als Christus an uns ge- than/ von uns erfordert und uns darnach rich- ten wird/ wofern wir nicht als diebe und un- treue haußhalter wollen verurtheilet werden. Wir muͤssen die rechte kirche und gemein- schafft der heiligen durch den geist der wieder- gebuhrt allein bey und in Christo auff dem geistlichen berge Zion und unter den klugen jungfrauen suchen/ und mit ihnen von uns selbst und der welt aus und dem nun balt an kommmenden Braͤutigam entgegen gehen. Und was uns von solchen glauben und hoff- nung der verhandenen ruhe/ erquickung/ freyheit/ offenbahrung des reichs Christi und wunderbahren erscheinung in seinen glaͤu- bigen abfuͤhret/ das muͤssen wir fuͤr falsch/ ir- rig und betrieglich erkennen/ und als die fal- sche verspieder des landes Canaan fliehen und meiden/ daß satan uns nicht weiter von dem glaubens kampff und gehorsahmen nachfol- ge Christi zu seinem herrlichen triumph-reich durch solche satans Apostel/ wie Jsrael in der wuͤsten verfuͤhre. Wir muͤssen uns durch alles was Gottuͤber uns verhenget und sendet nach dem fleisch un- tertretten/ creutzigen/ uͤben/ bepruͤfen/ demuͤh- tigen und mortisiciren lassen und also den rechten einigen creutz-weg mit Christo durch sein leiden/ creutz/ todt und erniedrigung in sein reich der herrligkeit eingehen/ denn so viel wir nach dem fleische untergehen/ verwe- sen und sterben/ so viel koͤnnen wir nach dem geist in Christo auffgehen/ leben/ herschen und gen himmel fahren. Wir muͤssen die wahr- heit und gerechtigkeit/ und allen die daruͤber noth leydende/ wieder alle luͤgen/ ungerech- tigkeit/ verfuͤhrung und verfolgung der phariseer und tyrannen bis in den tod getreu beystehen/ so wird der HErr wieder fuͤr uns streiten/ der uͤber alles maͤchtig ist und her- schet. Wir muͤssen freywillig rwehlen dem allerhoͤchsten/ reichsten/ maͤchtigsten/ weisesten/ besten und ewig herschenden Gott/ vatter/ koͤ nig/ troͤster/ hirten/ haupte/ artzte/ lehrer/ priester/ mitler/ Advocat, freunde/ meister/ kriegesman/ schutz-herr/ erloͤser/ durchbrecher und vergel- ter uͤber alle menschen und creaturen in allen dingen und noͤthen zu glauben/ gehorchen/ dienen/ folgen/ leben/ und sterben/ weil er es nun uns verdienet/ und uns dabey versorgen und beschuͤtzen kan. Alles was sich in eigen- heit/ eigenleben/ sinn/ willen/ wircken/ meinen/ meinung/ weg/ zweck/ weißheit/ meisterschafft/ hochheit scheinheiligkeit/ werck/ gerechtigkeit und Gottes dienst/ mit dem antichrist und al- len Babel- secten wieder Christum und seinen creutzweg/ wort/ diener/ kirchen und Gottes- dienst/ bißher in der welt erhoben/ und uns mit in ihre ketzereyē und sectri schen weg zur an- betung ihrer thierischen Babel-bilder verfuͤhrẽ und beschliessen wil/ das muͤssen wir mit gan- tzem ernst fliehen/ meiden und davon ausge- hen/ all solten wir auch daruͤber von Babel in ihren feurigen offen geworffen werden: so ist Gott maͤchtig uns zu retten und wo ers nicht thun wil so ist es uns besser/ daß wir hier durchs feuer gelaͤutert werden/ als das wir mit der welt ins ewige feuer gehen muͤssen. Gehet aus von Babel mein volck/ spricht Gott vom himmel/ daß ihr nicht theilhafftig werdet ihrer suͤnden auff daß ihr nicht empfahet etwas von ihren plagen: sollen wir solches glauben und thun auff Gottes befehl/ oder nach eigen gutduͤncken unterlassen? Ein ieder bedencke hier was Babel vor eine behausung aller unrei- nen und sectri schen geistern/ teuffel und feind- seeliger raub-vogel ist? wo solche heut zu findẽ? woraus sie hervor gewachsen/ nemlich auß der alten geburth und eigen scheinheiligen hoch- ruͤhmenden falsch geistlichen/ mit worten pra- lenden/ und von jederman geruͤhmten/ liebe/ demuth geistlichkeit/ werck heiligkeit/ Gottes- dienst/ froͤmmigkeit und schein tugenden der phariseer/ heuchler/ und Babel-bauer. Woran man solche kann erkennen/ und von Christi glauben/ liebe/ eyffer/ rache/ zorn/ draͤu- en/ feindschafft/ straff-ampt/ geist und wort und wercken in seinen glaubigen unter schei- den? Nemlich an der eigenheit/ eigen seyn wol- len wissen/ erhebung/ ruhm/ weißheit/ herr- schafft/ zorn/ rache/ eyffer draͤuen/ feindsee- ligkeit/ sicherheit/ vermessenheit/ blindheit/ frie- de/ ruhe und versicherung vor allem fall und untergang. Wie und warum und wann mann davon ausgehen muͤsse? ob das uns heut angehe/ oder nicht? ob die lutherischen und alle andere secten bißher aus Babel genugsam ausgegan- gen oder ein neues Babel und verwirrun gs- reich auffs neue auffgebauet haben oder nicht? ob das gericht vom Pabst zu Rom oder von ihnen allen anfaͤnget? ob/ wenn Rohm ver- brennen wuͤrde als denn alle Koͤnige/ schiffer/ kaufleute traurẽ wuͤrden? ob hierzu nicht geist- liche augẽ gehoͤren dieses recht wie es fuͤr Gott nach dem innern grunde ist/ ein zusehen? und ob man nicht erst durch die wieder gebuhrt/ eigenheit/ antichristum und Babel in uns ausgehen muß/ ehe wir die euserste Babel recht kennen und davon ausgehen koͤnnen? ob man nicht von allen ketzereyen und secten wieder ausgehen muͤsse/ die sich durch eigene absonderung in ein eigen secte beschlossen ha- ben/ ehe man wieder zu Christo eingehen koͤn- ne? und eingang zu Gott durch Christum im Geist. ne? Wohin man die leuthe aus dem pabst- thum und secten weisen muͤsse/ zu Christo oder einigen andern secten? ob es recht ist daß man von einer secte zur andern faͤlt/ und ob sol- ches aus Babel außgehen und sich zu Gott bekehren heist? Ob man auch von den lutheri- schen ausgehen muͤsse und wohin? Wann die lutherischen uns verfolgen und mit der warheit Christi außstossen/ wo wir denn blei- ben sollen? ob andere unterihnen schuldigsind der verfolgten warheit zu folgen/ und ohne wancken beyzustehen/ oder ob sie bey dem grossen hauffen der verfolger bleiben/ und mit ihnen um des bauchs willen heuchlen sollen? ob die secten alle und jede nicht ihren eigenen glauben/ liebe/ hoffnung/ Gottesdienst/ wort/ prediger/ schulen/ kirchen/ confession, und goͤtzen-bilder haben/ diese in ihrem hertzen und tempel wider Gott aufgerichtet haben/ daher heut fast so mancher abgott als mensch und secte in der welt zu finden? und ob solches al- les fuͤr Christi wort/ kirche/ und Gottesdienst zu halten sey? ob man nicht alles das jenige zum abgott machet/ und als ein verdrießlich bilde uͤber und wider Gott im hertzen erhebet/ welches man mehr als Gott selbst liebet/ begeh- ret/ anhaͤnget/ dienet/ gehorchet/ folget und nachlauffet? nach Ezech. 8. 14. ob man heut nicht mehr den priestern/ kirchen/ Academien/ secten und cantzel-goͤtzen als Gott in Christo nachlauffet/ hoͤrt/ glaubt/ anhanget/ und bey- faͤlt? ob man nicht Gottes Ehre/ wort und warheit also bekennen/ offenbahren/ und auff allerley weise retten solle/ daß man alles was in lehre und leben sich dawider erhoͤhet hat ohne ansehung der persohn straffe/ herunter stosse und zu schanden mache/ biß sie sich bes- sern oder nicht mehr hoͤren wollen? ob die secten nicht ein jeder des andern Gottesdienst/ priester/ confession und tempel-wesen verdam- men? ob sie nicht alle im antichristischen grun- de der eigenheit stehen/ und wider Gott und seine warheit streiten? ob man recht zu Christo eingehen und ein glied seiner algemei- nen Christlichen kirche seyn und bleiben koͤn- ne; Ehe man von allen thierischen menschen- bildern/ sectri schen zertrennungen und anti- christischen Eigenheit und Babels-wurtzel ausgehet? ob die eigen vermengung mit der welt und ihrẽ weltformigen wesen nicht eben so schaͤndlich in der kirchen Christi/ als die eigen sectri sche Absonderung von anfang biß hie- her ist. Wie welche und auff was weise man Babel vergelten und wider alle ihre eigene gerichte und bosheit einmessen solle nach Got- tes wort? auff daß Gottes wort raht und vornehmen ewig bestehe und aller menschen meinung/ rath und gutduͤncken da wieder zu grunde gehe. Darum lieben bruͤder lernet Babel recht in und ausser euch erkennen/ alle Partheyschafft/ sectri schen sinn und abgoͤtte- rey mit menschen hassen/ recht von Babel aus- gehen und zu Christo allein in seine creutz-kir- che und nachfolge eingehen/ daß ihr mit Jsrael und David in der geistlichen Wuͤsten wieder recht glauben/ lieben/ hoffen/ dulden/ leiden/ gehorchen/ beten/ loben/ dienen und dancken lernet/ und also in einigkeit und ge- meinschafft des Geistes wieder mit Christo und unter einander zusammen wachset/ Gott und euren nachsten hinfuͤhro zu leben und sterben/ dazu Gott euch alle einladet/ durch eu- er aller geringsten diener Friederich Breckling. Num. XXIII. Allgemeine Betrachtungen des heutigen zustands in der kirchen. Diese hier folgende schrifft eines unge- nannten Autoris ist zuvor niemals in druck/ mir aber zu dem ende vor die hand gekommen/ selbige an die vorhergehendẽ mit anzuhencken/ ob sie villeicht von einigẽ nach dem grunde ver- standen und also gebrauchet werden moͤchte. Der titel/ welchen der scribent selbst gemacht ist folgender: Siegende Heilsame Gerechtigkeit und warheiten Gottes/ Aus seinem wort und geist aller creatur Gottes/ und sonderlich denen freunden JEsu mitgetheilet: Jhnen zur freude und auffmunterung/ de- nen boͤsen zum zeugnis/ und allen zur unter- scheidung und huͤlffe in den verworrenen welt- und kirchen-zeiten von einem zeugen JEsu. Fragest du oder forschest du/ o mensch! was zu thun/ was huͤlffe/ was rath sey/ nach eines jeglichen anliegen; So ist die antwort: I. Die hineinsenckung in die Liebe Gottes in JEsu/ ist das erste und das letzte. II. Fasse solche liebe recht als ein wesen/ das sich zu dir (mit ihrem schaden/ kampff/ noth/ und gefahr) herab laͤsset/ deinen geist/ seel und leib aus dir und deinen verderben herauß zu reissen/ und dich in ihre gluͤckseligkeit/ vollkommenheit/ herrlichkeit und macht zu ver- setzen. III. Brich aus/ so bald du solches erken- nest/ und sprich bey dir: Was war und bin ich verderbliche schnoͤde und tieffe/ daß du/ Gott in JEsu/ o ewige liebe! zu mir herab kommst durch die staffeln des gehoͤrs/ uͤbens und erwegens deiner goͤttlichen worte und schrifften und sendungen: theur muͤsse mir seyn alles was nach dir lautet und außsiehet: Aber was in und an mir ist ohne dir/ sey nichts: hinfuͤhro sey mein leben ausser mir in dir/ o Gott/ du liebe! verborgen. IV. Aber was geht da vor eine sonne von verklaͤrten und durchgefeurten worten auff! welche so bald ich sie sehe/ alsbald uͤber/ durch/ um in und unter mir ist/ und alles mit eben sol- chen gostalten/ ordnungen/ kraͤfften und thoͤn angefuͤllet/ wie ein buch in sich haͤlt/ daß man die heilige schrifft/ die Bibel oder das wort Gottes nennet. V. Da wirst du/ o menschenkind! so bald du die sonne der ewigen liebe auffgehen siehest/ zugleich sehen/ daß sie sammt ihrer er- waͤrmung zugleich helle/ schnell/ starck und er- weiternd sey/ nirgend eingeschlossen/ nirgend ausgeschlossen. VI. Hierbey wirst du sie auch zugleich selbst unterscheiden weil sie dich ihren unterscheid schnell lehret/ und wider das feindselige mangelhaffte demselben mit einem reinen star- cken unuͤberwindlichen beweisungs-blitz A. K. H. Vierter Theil. K k k k k 2 als Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen als von Gott in seinem wort kommend be- hauptet/ und mit einem festen feuer welches sich doch auff die schnelleste blitze/ weiß aus zu- lassen und einzuhalten/ alle ihre erstrittene sie- ge bewahret. VII. Darum ist das keine liebe/ welches solcher staͤrcke/ klarheit und algemeinen erwei- terung widerstehet. Alles was arg ist/ ist der wahren liebe zuwider. Der teuffel/ wiewol im blinden wust/ hasset und verdirbt sich selbst und alles mit sich/ was er kan; und also auch die aͤrgsten menschen. Boͤse menschen insgemein pflegen ihrer selbst/ und hassen al- les ausser sich. Natuͤrliche heydnische menschen pflegen nur ihrer selbst und dessen was von oder zu ihrem leibe ist. Christen lieben sich und ihre nechste creatur/ woran sie reichen koͤnnen wie sich volkommene Chri- sten und engel opffern sich und alles der obersten oder ersten liebe auff. So redet und wircket das neue und alte testamentische pro- phetische wort. VIII. Die liebe wird starck genannt/ Cantic. 8. Und Gott hat starck oder fest gestellet (das ist/ biß zum todt und testament Cantic. 8.) die liebe seiner staͤrcke Cantic. Habac. 3. 4. secund. LXX. Die staͤrcke ist auswendig und inwen- dig: Diese regieret sich selbst/ jene das was aussen und neben ihr ist. Denn Gott/ wel- cher die liebe ist/ heisset der Allgewaltige oder Allbeherrschende. IX. Wann die liebe nicht starck waͤre/ wuͤrde sie nicht liebe seyn und bleiben. Drum heisset Gott Ebrœisch EL, ELohim, von einem starcken. Die staͤrcke ist dennoch weiter als die liebe: denn sie umgibt diese als ein held. Darum wird auch die staͤrcke Gottes mitten unter den feinden Gottes offenbahr. Die staͤrcke ist allenthalben/ wo die liebe ist und wircket und erscheinet nicht allenthalbẽ/ wo die staͤrcke. Wo die liebe unter den feinden er- scheinet/ so sticht sie denen nur in die augen als eine vortrefflichkeit und gesellin des starckẽ. X. Der liebe kindern und geschoͤpffen be- darff ich von dem wesen der liebe/ zu welcher sie den weg im wort Gottes und zeugnuͤß JEsu wissen/ nicht zuschreiben. Den feinden be- darffichs auch nicht zu thun. Aber uͤbrig ist daß die feinde der liebe Gottes und JE- su ihre staͤrcke fuͤhlen/ und darvon nie- dergelegt oder verwandelt werden: welches die auffrichtigen hertzen noch mehr zum preiß der liebe Gottes und JEsu Christi bewegen wird. XI. Darum ist mein zweck hauptsaͤchlich/ daß / gleichwie der HErr JEsus in seinen ta- gen offenbahrete und bewieß/ sagende/ Also hat Gott die welt geliebet/ biß zur ge- bung seines eingeliebten Sohns ꝛc. auch nun bewiesen werde und ausgefuͤhret erscheine/ Wie der starcke EL, ELohim biß hieher und, ewiglich die herrliche thaten sol- cher liebe siegreich ausfuͤhre. Die himm- lische historie solcher ausfuͤhrung wird genañt die offenbahrung/ die behauptung solcher staͤrcke wird genañt ein starcker engel mit dem geoͤffneten buͤchlein Apoc. 10. Denn gleich wie sich die liebe ihren freunden/ das ist/ de- nen kirchen/ offenbahret/ c. 1. Also die staͤr- cke den freunden und feinden zugleich c. 10. Allwo das herabkommen der staͤrcke von so vie- len vorher gemeldten feinden verursachet wird/ wie auch von denen die sich nach der huͤlffe Sions soͤhnen. XII. Der HErr JEsus ward in seinem blutigen angst-schweiß starck/ nachdem ihn kurtz vorher ein crscheinender engel seines vat- ters vom himmel gestaͤrcket hatte Luc. 22/ 43. Also muste auch der engel des HErrn wie ei- ne blitz- Idea (nach dem griechischen Matt 28. 2. 3.) den grossen stein vom grabe JEsu wal- tzen/ und die verhinderungen des leibes JEsu und seiner gemeine wegthun. Also hat auch Gott die offenbahrung JEsu Christo gege- ben/ und sie durch seinen engel seinem knecht Johanni uñ denen kirchen gesandt. Apoc. 1. 1. XIII. Gleichwie der HErr Jesus/ das haupt der kirche/ ist von dem engel seines vat- ters gestaͤrcket worden; Also wird auch sein leib/ die kirche/ von dem engel seines vatters von oben gestaͤrcket werden bey denen groͤsse- sten schwuͤhrigkeiten: Nur mit dem unter- scheid/ daß dieser zu letzt von Gott und Chri- sto mit außdruͤcklicher order und vereinigten zeugniß gesandt wird: Wie dann Christus Apoc. 22. Jhn auch seinen engel nennt; wie- wol ihn Christus eigentlich an seine kirchen c. 1. 2. \& 3. und 22. und Gott ihn an viel Koͤ- nige und voͤlcker und zungen sendet/ cap. 10. am ende beydes in der vollmacht der rede Gottes. XIV. Und darauß soll offenbahr werden/ daß JEsus in der herrlichkeit seines vatters siehend und ankommend sey/ und als mit der stimme eines ertz-engels seiner kirchen feinde anbruͤllen/ und einmahl zeugen wolle das recht der vergeltung Sions wider ihre und seine feinde 2. Thess. 1. Und also wie Chri- stus nicht von sich selbst/ sondern von seinem vatter wieder aufferweckt gedacht wird in der Apostelgeschicht; also wird auch die kirche von der herrlichkeit/ die JEsus bey seinem Vat- ter hat/ und nicht von der/ so bey ihr ist/ wieder erwecket. XV. O daß solches alle aus Europa her- stammende kircheneyferer und engel bedaͤch- ten! weisen sie denn nicht/ daß Gott noch et- was vonnoͤthen fand/ an alle kirchen-Engel zu erinnern durch die letzte offenbahrung/ sei- nem sohn und dessen kirchen-reich gegeben/ Sind sie reicher/ weiser und groͤsser als Chri- stus/ der kirchen haupt/ der in allen seines him̃- lischen vatters rath und gebot sich unterworf- fen hat? Aber sie haben sich wie Corinther/ zu regieren/ eyfern/ protestiren, disputiren, bau- en/ umgraben/ kauffen/ verkauffen/ verdam- men/ absolviren/ zertheilen/ und versammeln gesetzt/ eher/ laͤnger/ weiter und hoͤher als Christus/ Paulus/ und der wahre Apostolische kirchen-geist sich jemahls angemasset. XVI. So wie vormahls in denen eine hart- naͤckigte art und eiserne eherne ader war vor ihre aͤusere prærogativen und fleischliche ab- sonderungen uͤber die andern voͤlcker: So sind die heutigen religionen der itzo in der welt auffgenommenen kirchen. Sie sind alle in poͤpel und vergaderungen und aͤusserlichen weltlichen Absichten ver- zaubert/ und vergessen daruber die kraͤffte des lebens von oben; Und die hoͤchste freuden- des heutigen zustandes in der kirchen. freuden-empfindungen uͤber der gemein- schafft der eroͤffnung solches lebens in Gottes wort und Geist bleiben bey ihnen ersticket. XVII. Drum wird GOtt als ein GOtt/ das ist/ Ebr. Elohim, als ein starcker richter/ auffstehen in denen graͤntzen der heyden/ und sie stille seyn und erkennen lehren/ daß er al- lein GOtt sey/ und daß er des juͤdischen ce- remonien- und kirchen-fechtens/ als welches auch nur weibisch ist/ gar nicht beduͤrffe. Wie vormals die aͤussere juden durch das leibliche natur-schwerdt; also sollen jetzo die aͤussere elementen-christen in ihrer harten bit- terkeit durch ihr kirchen- disputen- schwerdt gegen einander fallen/ und sind gefallen/ und fallen jetzt. NB. Die aber nach erfuͤllung ihres glaubens-bekaͤnntnuͤsses erst reden/ die siegen. XVIII. Jch bezeuge oͤffentlich/ daß ich al- le kirchen-und bibel-und wiederstellungs-und geister-und quaͤcker-oder gefuͤhl-und sacra- menten- disputen oder Predigten NB. oh- ne und vor solcher erfuͤllung/ und vor feststellung der tugenden und seligkei ten JEsu/ Matth. 5. hertzlich hasse/ und immer gehasset und geeckelt habe/ als ein ge- schwuͤꝛ unruhigeꝛ geister/ die voꝛ dem wuꝛm ihres gewissens und nicht-erfuͤllens kei- nen frieden haben. Jch erklaͤre/ daß es eine scheußliche monströs- oder wunder-thiers-art ist/ welche die secten/ oder die davon noch uͤ- brige menschen an sich haben/ ihren partheyen andere unschuldige seelen/ so niemals von de- nen religions-practiquen gewust haben/ an- zukoppeln. Christen-leben ist in Gott ver- borgen. Die wahre kirche disputi ret un- ter den heyden mit leyden. Sie wil und be- darff nichts in dieser welt/ auch gar keine wie- derstellung. Die wahre jungfrau ist nie- mals verfallen. Aller creaturen oder dinge wiederstellung wird gedacht Act. 3. aber nicht einer separaten, divisen reformation, denn sie bedarff keine in ihrem Christo. XIX. Ey/ du ehebrecherische kirchen-art in den Quackerischen/ Baptistischen/ Mennisti- schen/ Calvinistischen/ falsch-Lutherischen/ Papistischen/ der heutigen Griechen/ der Ar- minianer/ und allen dergleichen ankoppelun- gen/ wie eckele und hasse ich dich! Die du mehr vertrauen auf deine religion und zusammen- laͤuffe als auff den lebendigen GOtt/ und auf den durch leyden verklaͤrten JEsum setzest! Wie wil ich dich bestreiten und gegen einan- der zermalmen durch die krafft des Got- tes JEsu Christi/ dessen er mein koͤnig/ A- poc. 3/ 12. gedencket/ und welche er denen bey- geleget/ die auff die wercke seiner haͤnde/ und auff das wort seines reichs sehen. Die andern aber wil er niederreissen. Ps. 28/ 5. XX. Darum/ ihr stillen des landes! ihr un- schuldigen kinder der liebe des vaters! die ihr eine kindliche veꝛnuͤnfftige furcht voꝛ den re- den der starcken liebe eures Gottes und va- ters habt! verberget euch ein wenig in die wunden eures JEsu/ biß der zorn des HErrn fuͤruͤber gehe. Die blitzende und scheltende re- de wird als ein zuvor verborgenes schwerdt des vaters aus der bibel-scheide hervor bre- chen uͤber die stoltzen und unruhigen heyden. Schauet aber aus euren festen sichern verbor- genen felß JEsu/ die wunder-gerichte des HErrn an/ und erhebet eure lob-bekenntnuͤsse und triumphs-lieder zu der herab kunfft des neuen Jerusalems der grossen obern gemeine. Leget eure hertzen in die heers-krafft des obern Jerusalems/ und vergrabet und schaffet ab eure eigene unreiffe natur-uñ religions-kraͤff- te/ und lasset das sich selbst entscheidende scharffe wort der krafft alles wuͤrcken duꝛch den platz seiner kaͤmpffe und siege in der kirche und welt. Was durch euch und aus euch blitzen/ und euer verlangen in den sieg ausfuͤh- ren wird/ ist voͤlliger in der staͤrcke als ihr. Kurtz: Ein vermoͤgen schneller und gegen- waͤrtiger erfuͤllung ist der sieg eines goͤttlichen kaͤmpffers in verwandelung und befreyung seines gantzen sinnes von der erden. XXI. Auch dieses mein verlangtes kennzei- chen ist schnell erhoͤret und erfuͤllet/ ehe ich noch ausrede. Die kinder des vaters als in eben dem geist mitsprechend und mithoͤrend/ sind verwandelt und frey sammt mir/ und eylen mit grossen Adelers-fluͤgeln zu ihrer verber- gung und ewigen himmels-nahrung/ und ge- ben ihrem und ihres JEsu Gotte und seinem starcken engel raum/ welches ist der offenbah- rungs-engel. XXII. Die offenbahrung ist eine entschei- dung des ausschlages aller welt-und kirchen- kaͤmpffe/ und zeuget die glor-wuͤrdige gestal- ten und namen der wahren geister und crea- turen/ und hingegen auch die niederlagen/ straffen/ verwerffliche gestalten und namen aller feinde der gerechten wege Gottes. Dar- um ist die offenbahrung offener einem voll- staͤndigen knechte und bothen Gottes/ als die uͤbrige gantze schrifft und creatur. XXIII. Die Offenbahrung ist eine eroͤff- nung ihrer selbst/ und der gantzen heil. schrifft. Denen die offenbahrung zugeschlossen ist/ de- nen ist die gantze schrifftzugeschlossen. Saget jemand: Diß oder das stuͤck/ als nachfolge und gebothe Christi/ mit dem wercke der schoͤpffung verstehet gleichwol mancher einfaͤltiger aus der uͤbrigen schrifft? Antwort: Das verstehet er auch in der offenbahrung. Aber eben der einfaͤltigen ihr engel koͤmmt/ zu zeugen die herrlichkeit derunzehligen vielfaͤltigen strah- len/ so aus der wahren einfalt fliessen. XXIV. NB. Nun soll es heissen: Aus dem munde der jungen kinder und saͤuglingen hast du dir ein lob bereitet um deiner feinde willen/ einen garaus zu machen mit dem/ der sich selbst raͤchet und ein feind ist Ps. 8. Da hingegen das vielkoͤpffichte kirchen-thier sich ewig um die oberstelle zancken soll. JEsus wird nun sammt seinen bruͤdeꝛn die voͤllige niedeꝛlegung stiner und ihrer feinde von der rechtẽ hand sei- nes vaters/ als der heers-krafft des loͤwen vom stam̃ Juda empfahen/ der wie ein starckeꝛ engel prediget und bruͤllet. Apoc. 5. und 10. XXV. Vormals waren zweyerley tobende heyden und raͤcher/ und feinde deꝛ obern gluͤck- seligen allgemeinen friedens-stadt: Erst He- rodes und Pontius Pilatus mit ihren hey- den: Hernach die heyden und voͤlcker Jsraels und der juden (die wol vormals pflegten zu K k k k k 3 sagen Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen sagen/ gib uns einen koͤnig wie alle andere heyden) wie Petrus den 2. Ps. ausleget Act. 4. Nun in der christl. schoͤpffungs-und kirchen- zeit sind auch zweyerley heydẽ/ Erstheyden/ die aͤusserl. schwerdter und regimenter haben; her- nach heyden/ deren zungen wie schwerdter/ uñ deren zaͤhne wie spiesse uñ pfeile sind. Ps. 57. 4. Worinn der meisten widertaͤuffer/ quacker/ reformirten/ falscher Lutheraner/ papisten und dergleichen/ ihre heydnische ruͤstung bestehet. Beyderseits fechten mit gleichen grimm/ geitz und spaltung/ jegliche nach art ihrer faust-oder maul-waffen/ vor ihre haͤute/ oder mammons- oder irrdische kirchen-freyheit. Etliche sind wehrloß an faͤusten/ aber woͤlffe oder schlan- gen an zungen und hertzen: Etliche dem schein nach/ wehrloß an allem/ aber gewaffnet mit bruder-haß/ welches ein bruder-mord ist/ 1. Joh. 3. Etliche bewaffnet mit allem. Alle luͤgen wider sich selbst vid. infrà N. XLIII. Jch verstehe aber sonderlich ihre kirchen-lehr/ concilien- predigt- und satzungs-schwerdter/ wormit sie vor platz und ehre und guth unter dem ehebrecherischen geschlecht fechten. XXVI. Alle solche heyden nun sollen aller- seits aneinander mit der eisernen ruthe ge- weidet/ und aneinander zerschellet werden/ wo sie nicht ihre frechen faͤuste oder zungen ein- halten/ uñ solches heydenthum im grunde ver- lassen. GOtt wil seine gerechtigkeit nicht durch das vielkoͤpffige thier entscheiden. Er hat JEsu Christo und seiner kirchen einen engel und eine bottschafft beschieden/ wodurch die oͤffnung und entscheidung soll verrichtet werden. Alle vorgedachte heyden aber sollen zur straffe mit den scheuß- lichsten welt-geistern/ ja endlich mit dem Roͤ- mischen drachen selbst in die versuchung und befleckung der weltlichen und geistlichen Eu- ropaͤischen Babels-verbindung fallen. XXVII. Das zeichen der wahren unterschei- dung ist dieses: Die thiere und heyden drin- gen mit ihren phantasie- augen und maͤulern auff den elementarischen kirchen-und zeiten- und oͤrter-boten/ wie thiere: Die himmlischen obern Adams-kinder suchen und dringen auff die gerade hinauffwaͤrtssteigende leibes-gei- stes-und seelen- positur und tugenden JE- su/ sie moͤgen auff dem sinnlichen/ irrdischen kirchen-oder sacramenten-boden seyn/ oder in der entzuͤckung dem obern Jerusalem ihrer muͤtter entgegen/ doch lieber droben als drun- ten. XXVIII. Diese erinnerungen habe ich aus uͤberzeugung goͤttlicher billigkeit und gerech- tigkeit auffgesetzet/ damit ich/ so viel an mir ist/ meinem zerstreueten bruͤdern/ und allen wah- ren geschoͤpffen Gottes dienete/ und ein zei- chen waͤre/ sich durch uns in kein kirchen-arti- ckel oder ceremonien dispute und laͤrmen ein- zulassen/ oder derenthalben/ um sie zu haben/ oder ihrer loß zu werden/ bey einiger von allem jetzt auff Erden wohnenden kirchen-und reli- gionen sich anzugeben oder sich anzufesseln: Denn sie trachten alle nach ehre und guͤtern einen hauffen auff erden/ und sind lebendig todt/ abgefallen von dem lebendigen GOtt/ und von der liebe der erscheinung des ver- herrlichten coͤrpers Christi. Meine resolu- tion in GOtt ist/ allen aberglaͤubischen trug zu entdecken und abzuhauen/ und sonderlich die grimmigen drachen-koͤpffe unter wieder- taͤuffern und Quackern mit creutz-hieben des schwerdtes des geistes des wortes Gottes wi- der einander zu zerfchmettern / und sie ein- zelen wie staub zu machen durch JEsum. XXIX. Solches zu vermeiden/ leuchte vor erst ein jeder in seinem staͤnde/ worinn er ist/ von denen gemuͤths-und seelen-tugenden JE- su Christi/ damit er durch dieselben in de- muth/ stille/ gutthaͤtigkeit/ redlichkeit/ leit- samkeit/ gedult/ gerechtigkeit/ unschuld|/ hei- ligkeit/ gebet/ weißheit/ maͤssigen religions-re- den/ (die mehr auff die tugend/ als auf das ele- mentarische zielen/) feinde und freunde uͤber- zeuge/ und frucht schaffe an seinem naͤchsten durch exempel. Solte es denn zur verfol- gung und zum gegen-satz kommen/ so ist es ruhmlich solcher tugenden halber verfolget zu werden/ wie Petrus saget/ daß jene befremb- det sind/ weil ihr nicht mitlauffet in die aus- giessung ihrer uͤppigkeit 1. Petr. 4. Summa/ solche Aretologia oder trieb der christlichen tu- gend-lehre/ welche den gecreutzigten und ver- klaͤrten leichnam JEsu zum beweiß der nach- folge/ huͤlffe/ erleuchterung und belohnung hat/ ist der eigentliche coͤrper der christlichen religion: Und Petrus in der 2. Epist. c. 1. nennet alles blintzeln und verkehrtheit/ ohne denen durch den glauben dargereichten haupt- tugenden. So faͤngt auch JEsus seine pre- digt Matth. 5. an mit den neuen goͤttlichen tugend-und belohnungs-seligkeiten. Ja/ ist nicht liebe und staͤrcke Gottes das gantze we- sen der goͤttlichen regierung und haushaltung mit den menschen und engeln durch die gantze schrifft? Und was sind die bewaͤhrten/ ver- klaͤhrten/ belohneten tugend-perlen/ und edel- gesteine des neuen Jerusalems anders? XXX. Da siehest du den kalten todten monden-schein der heydnischen tugenden/ wel- che verweßlichkeit und gedichte zum zweck und grund-beweiß gehabt haben/ unterschieden von dem siegenden lebendigen auferstehungs- schein der tugenden der sonne der gerech- tigkeit JEsu Christi/ und der unter ih- ren fluͤgeln mit glaͤntzenden genesenden kuͤch- lein. Malach. 4/ 2. Wann nun der erbar- mer und erretter selbst mit seinem eigenthum erst verklaͤret ist/ und der verfall und die un- echtheit aller andern nach seiner aufferste- hungs-warheit und krafft schreyen muß aus noth/ alsdann wird Christus auch den hey- den einen Mosen oder David senden/ sie aus den drancksalen des heynischen grossen Ae- gyptischen welt-drachens/ des teuffels/ her- aus zu reissen. Aber so lange die heyden noch in der genuͤgsamkeit ihrer eigenen tugenden und weißheit-lichter von sich selbst oder von andern gecroͤnet werden muͤssen sie unter dem druck ihrer verwerffligkeit erst Christi und seines aufferstehungs-lichts abwesenheit und ermangelung empfinden. XXXI. Es koͤmmt ein tag in dem himmel-und erden-craͤyß/ da GOTT auch die falsche Christos oder Messias, die mit dem christlichen und apostoli- schen zeichen ohne christliche tugend und des heutigen zustandes in der kirchen. und Apostostolische gemuͤths-und lebens-lau- terkeit umgegangen sind/ urtheilen/ und das verborgene der menschen richten wil/ krafft des Evangelii Pauli/ Rom. 2. Das verborgene ist der grund und preiß der wercke und fruͤch- te. Die welt ist an sich eine nacht und unfaͤ- hig/ religions-scheine durchzustrahlen/ und den innwendigen grund von dem auswendi- gen scheine zu unterscheiden/ oder zu verglei- chen und auszurechnen/ ob der mensch nach proportion des auswendigẽ genung inwendi- ges habe. Gottes tag uñ sonne abeꝛ veꝛmag sol- che entdeckung und unterscheidung. Die sonne sind die gerechten uñ heiligen. Matth. 13. 43. Der tag ist die uͤbrige creatur/ so licht wird von denen erstlingen des Geistes/ Rom. 8. 20. XXXII. Eine warheit ist jetzo sonder- lich hauptnoͤthig/ nemlich/ daß keiner mit und vor Christi reich oͤffentlich eyfern und kaͤm- pfen soll/ als nur der/ welcher 1. Mit denen aposteln seiner gantzen na- tuͤrlich- | oder weltlichen regenten-kriegs-kir- chen-und ehe-und haus-standes belustigung/ gemaͤchligkeiten selbst-liebe und beeyferung wuͤrcklich verlaͤugnet hat (und eben so ein jeglicher in seinem ledigen stande) und darinn nicht eingeflochten ist/ sondern nur Chri- sti auswendiger und innwendiger unstraͤff- lichkeit nachspuͤhret/ mit gaͤntzlicher auffhe- bung sein selbst: Weil die vorstellung eines krieges-mannes/ der sich aller dinge enthaͤlt/ 1. Cor. 9. 2. Tim. 2. sammt der wuͤrcklichen verlaͤugnung hauses/ weibes/ kinder/ eltern/ eigenthums/ vatterlandes/ verwandten und dergleichen/ krafft Matthaͤi c. 19. v. 27. 28. 29. wuͤrcklich an denen aposteln und aposto- lischen maͤnnern/ mit denen das reich Chri- sti als durchbrechern und pfeilern in uñ durch die welt siegete und bestund/ erfuͤllet ward/ indem ihnen das haben und nicht-haben gleich seyn muste. 1. Cor. 7. v. 29. 30. 31. 2. Er muß geuͤbet seyn/ krafft langer goͤtt- licher und christlicher zuͤchtigung/ in der aͤus- sern natur/ conversation und humôr der men- schen bey vorfallenden gegen-saͤtzen billig/ sanfftmuͤthig und leidsam/ und nur in unver- weslichen warheits-und gerechtigkeits-kraͤff- ten und beeyferungen/ die sich nicht in den af- fect des fleisches und blutes setzen/ starck und gewiß zu seyn; und ist also die zweyte erfode- rung kuͤrtzlich/ nicht nur wie in der ersten den natuͤrlichen menschen und staat/ sondern vor- nemlich den seligten oder thierischen religions- affecten- menschen/ der sich wie ein Antichrist in den tempel Gottes gesetzet hat/ zu uͤberwin- den/ creutzigen/ toͤdten und begraben. 3. Er muß auch vor der ausfuͤhrung des geistlichen menschen in seine himmlische kriegs- bedienung nach der tauff erklaͤrung und ein- schreibung mit Christo/ Paulo/ Mose/ David/ Elia und andern haupt-werck-zeugen in die wuͤste der aͤusseren und inneren entfeꝛnung von natuͤrlicher und selichter menschen reden/ ge- niessungen/ verbindungen/ umgaͤngen und partheiligkeiten geheiliget/ das ist/ abgeson- dert/ und zu unuͤberwindlichrr enthaltsamkeit oder maͤssigkeit eingeweihet uñ gehaͤrtet seyn; und kuͤrtzlich: Er muß/ wann er redet/ oder disputi ret/ allbereit in der erfuͤllung und that dessen stehen. 4. Er muß entweder von einer durch alle zeiten continui rten/ und niemals unterbroche- nen Jsraelitischen christlichen policey-gesetzes- und geschlechts-fortsetzung und ordre depen- di ren/ oder feste klare unuberwindliche gruͤn- de seiner sendung und bedienung aus dem gantzen prophetischen wort haben von samm- lung aller christlichen und wahren Jsraeliti- schen uͤberbleibsal/ und von wiedereinrichtung des verfallenen priester- uñ lehr-standes/ nicht wieder auf die vorige Ephraͤimische uñ Siloi- sche/ oder auch Saulitische salbung uñ policey/ sondern auff die Sionitische und Davidische. 5. Er muß den Geist der weißheit und des verstaͤndnuͤsses haben/ zur oͤffnung aller schoͤpf- fungen/ wege/ gerichte/ geheimnuͤssen/ ewig- keiten/ fortgaͤnge und ordnungen des reichs Gottes/ vornemlich zu unterscheiden nicht al- lein den sinn des gantzen gesetzes und worts/ sondern fuͤr allen/ was vor eine veraͤnderung/ versetzung und bewegung im himmel und er- den in der religion und welt/ vorgehe/ wann der abfall der welt und kirche mit seiner straffe vollendet wird/ und der lohn der frommen ei- nen neuen himmel und eine neue erde erfodert. 6. Er muß im geist des raths und der krafft/ mit dem trieb und nachdruck aller wunder/ und ausfuͤhrungen und schoͤpffungen und be- wegungen Gottes und seines Christi vereini- get und gleichsam vermaͤhlet und beerbet seyn/ wie David sagt Ps. 119. HErr/ ich habe deine zeugnuͤsse/ deine gerichte/ deine satzun- gen ererbet/ sie sind in ewigkeit mein; wie dann um Davids halben gesagt wird/ Ps. 76. Gott ist in Juda bekant; und folglich Mich. 4. Lasset uns eylen zum berge Zion/ daß sie uns allda lehren die wege und rechte des Gottes Jacob; und hernach Joh. 4. 22. Wir be- ten an was wir wissen/ weil das heil aus den Juden ist; und Act. 13. 34. Jch wil euch- geben die getreuen heiligkeiten Davids aus Jes. 55. 3. Ja so gar Apoc. 3. in Philadel- phia wird es der oͤffnende und zuschliessende schluͤssel Davids genannt/ mit der gleichheit der 24. zahl-ordnungen des koͤnigl. priester- thums der eltesten Apoc. 4. nach 1. Par. 24. 25. 7. Er muß an keiner secte/ eintzeler versam̃- lung/ einzeln stamm/ Ceremonie, volck und leh- re/ worinnen er gebohren/ aufferzogen und er- halten worden/ mit seiner lehr und seligkeit allein kleben/ sondern mit David/ Christo/ A- braham/ Paulo und den Aposteln anderwaͤrts/ wo kein tempel und Priester uñ gesetz ist/ groͤs- sern glaubẽ finden uñ preisen/ als jemals in J- srael/ wie Christus vom Capernaitischẽ haupt- mañ saget/ wie auch von denen/ welche von al- lẽ Quartiren der welt kom̃ende mit Abraham/ Jsaac und Jacob werden zu tische sitzen/ da hingegen die kinder des reichs werden ausge- stossen werden; welches/ wie es vormals im particuli ren vorbilde von den Juͤden gesagt wird/ als geht es nun die Christen an. XXXIII. Wer nicht in solchen 7. eigenschaff- ten allbereit in der zeit/ da er vom sacramenten/ ceremonien/ religions-artickeln/ uñ kirchen-re- gierungen uñ versam̃lungen/ oder auch von an- dern neuen saͤtzen uñ meynungen reden/ schrei- ben oder anordnung thun/ oder davon eyfern wil/ mit mir die sache angreifft/ der ist schon wi- derlegt von sich selbst und seinem richter. Wer aber Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen aber solche widerlegung von GOtt und sich selbst/ nicht erkennet/ wird sie niemals von mir oder einigen menschen annehmen/ sondern nur trachten/ sein unruhiges gewissen da- durch zu befriedigen/ daß er seinen vor GOtt und ihm selbst offenbahren und empfindlichen verfall noch vor menschen zweiffelhafftig ma- che oder verkleistere/ und also wieder das ge- richte von eben waͤnde uͤbertuͤnche. Die Sar- dischen kirchen bleiben bey hoͤren und empfan- gen: Die wahre Philadelphische aber faͤngt an/ und endet mit halten des siegenden creutz-und aufferstehungs-worts. Doch de- nen todten in Sarden muͤsse es auch gepredi- get heissen. Apoc. 3. 1. Petr. 4. 6. Aber nur in einer wiederkehrenten Bothschafft. NB. Von nun an aber soll halten die grosse predigt und versam̃lung heissen. XXXIV. Diesem nach bin ich uͤberzeuget/ alles was Antichristisch und aberglaͤubisch ist zu meiden/ wie ich deñ in dem zustande/ da ich solches schreibe/ es allbereit meide) zu uͤber- winden/ zu entdecken und zu widerlegen. Denn zur niederreissung der gewalt des sa- tans/ des welt- und suͤnden-fuͤrsten/ des An- tichristischen oder thierischen falschen kirchen- reichs und des todt- oder zorn-reichs/ hat ein jeglicher/ der die obbemeldten 7. eigenschaff- ten hat/ ewige ordre/ autori taͤt und krafft von GOtt. XXXV. Sagte aber jemand: Solcher leu- te moͤchte man wenig finden; so wiederhole ich den anfang dieser schrifft: Die hineinsen- ckung in die ewige liebe Gottes in JE- su vermag solches alles. Und darzu ge- hoͤret nicht etwa nur einer/ nicht hundert/ nicht tausend/ sondern am wenigsten hun- dert und vier und viertzig tausend der grossen Sionitischen versammlung dro- ben. Apoc. 7. \& 14. Mit Hebr. 12. sagte aber jemand: Die sehe ich nicht/ antwort: Alsdenn siehe erst/ wenn du den thierischen secten-und welt- laͤrmen abgestorben und wie- dergebohren und getaufft biß zu dem leben und lande der lebendigen: Wer aber noch in oder unter dem wasser/ oder noch im bauche der natuͤrlichen conversation oder deß seligten Jsraels ist/ kan nicht sehen. XXXVI. Mancher wird sagen: Jch bin ja getaufft: Mancher/ ich bin leiblich und geistlich getaufft/ oder nur geistlich/ als ge- nung zur sache; was wilt du dann mehr? Ant- wort: Von dem berg Sinai wird man auch leiblich und geistlich getaufft/ zur knechtschafft und ohmacht des fleisches/ zur irrdischen be- sitzung und bleibenden stadt (wie der seligte Jsrael das falsche als bleibend annimmt) zur zertrennung und mißgunst zwischen Manasse/ Ephraim/ Juda und den Heyden. Viele wur- den getaufft geistlich/ das ist/ mit dem weissa- gungs-geist in der wuͤsten und zu Sauls zei- ten/ wie auch Saul; und demnach schloß sie der eyd-schwur des zorns von der ruhe aus. Ey lieber/ sage mir/ was vor eine geist-und leibliche tauffe war das/ welche Mosen/ Da- vid/ Eliam/ alle Propheten/ Johannem/ JE- sum/ Paulum ꝛc. alle Apostel und aposto- stolische treue mit-kaͤmpffer zu pilgrims/ fremb- den/ verhasseten/ maͤrtyrern/ Antipas, wider- sprechern und widersprochenen machte unter ihren so wol neuen als alten testament-staͤm- men: Die groͤste und letzte von allen verfol- gungen Pauli meldet er selbst/ nach vielen/ wie- wol auch sehr wichtigen/ die er vorher gemel- det hatte/ das war seine taͤgliche unruhe/ die sorge aller kirchen/ 2. Cor. XI. 28. Siehe den schluß mit den Corinthern/ Galatern und an- dern. XXXVII. Soll dir das/ du armer mensch/ eine erquickungs-zeit/ wiederbringung oder vollendete darstellung und scalam oder Sa- lomonische friedreiche gluͤckselige einrichtung aller prophetischen und evangelischen verheis- sungen heissen? ja meynest du/ du habest es besser getroffen/ du ruchloser Atheist und ge- setz-loser/ der du gar keine religion hast: Sie- he/ dich eben sollen die vorgedachte eiserne Jsmaeliten wie buͤttel zermalmen. XXXIIX. Hast du deñ was bessers? Mag ein jeglicher fragen. Ja/ antworte ich/ freudig und unwideꝛsprechlich/ vorheꝛ gegruͤndet und geruͤ- stet in dem worte Gottes/ das dem/ der ohren hat und augen bekoͤm̃t nach un- verdrossener erforschung/ uͤbung und bitte/ geoͤffnet ist und wird/ habe ich ein uͤber alle massen edeles loß und erdtheil/ licht/ recht/ staͤrcke und sieg gefunden; und das soll mir keine macht nechst GOtt aus dem hertzen und verstande und munde reissen. Doch er- warte ich alle gegen-saͤtze unter dem freyen himmel in Gottes grossem hausse/ wogegen andere versammlungen und haͤuser nur win- ckel sind. Jn dem grossen hause predige ich oͤffentlich. XXXIX. Was ist es denn/ fraget mich je- mand aus dem volck und ihren staͤmmen und lehrern? Antwort: Hoͤret und verstehets nicht; sehet und sehets nicht/ lasset es euch er- zehlen/ und glaubets nicht/ lasset die hand zu euch ausstrecken den gantzen tag/ und nehmet es doch nicht an/ lasset euch weisen/ und gehet doch eurem rath und triebe nach. Matth. 13. 14. 15. Act. c. 13. 41. Es. 65. 2. Aber die ein nicht-volck scheinen/ und ausser der gemein- schafft der teppiche Sions/ und ohne GOtt waren/ denen soll es erscheinen. Es. 65. 1. Hos. 1. \& 2. Siehe! ich predige zu allen frey in dem grossen Hause Gottes unter freyem himmel: Da erwarte ich die zungen/ so stoltz sind auff ihres eigenen volcks mist-hauffen. XL. Es ist eine verborgene gluͤckseligkeit/ eine triumphirende staͤrcke/ eine unvergaͤngli- che und unsterblichmachende speise | und traͤn- ckung/ den willen Gottes vollfuͤhren koͤnnen/ und die gestalt/ proportion, harmo- nie, laͤnge/ weite/ hoͤhe und tieffe der tugen- den/ wunderthaten/ regierungen und gemein- schafften Gottes zu erkennen/ zu geniessen und darinn verwandelt/ und deßwegen von GOtt geadelt und gekroͤnet zu werden in der zur er- fuͤllung eilenden hoffnung und verheissung/ wer uͤberwindet/ soll alles ererben/ und ich wil ihm der GOtt seyn/ und er soll mir ein sohn seyn. Hierzu bringet das verstaͤndnuß und die haltung der worte der weissa- gung des buchs/ wovon der engel zu Jo- hanne redet/ und saget: Jch bin dein mit- knecht/ und deiner bruͤder der propheten und fest- und eingang zu Gott durch Christum im Geist. festhaltere einer der rede dieses buchs. Apoc. 22/ 10. Das ist der herrliche vorzug der sech- sten kirche im schluͤssel Davids; welche kirche allein die ware Sionitische jung- frau ist/ die keinen thierischen/ Sinaitischen/ Weibischen/ Edomitischen/ Pharisaͤischen/ oder sonst einigen blindentfernden Gesetzes- trieben/ sauerteigen/ eingebungen/ constelli- rungen, aspecten, sympathien, anti- pathien, humeuren, klagen/ selbst-liebenden sehnsuchten/ gebluͤten und mannes wil- len mehr anklebet oder unterworffen ist; son- dern ist allezeit vor Gott und allem so gesiñten Engeln und menschen freudig/ fest/ friedreich/ fortbluͤhend/ auffsteigend/ auffwachsend/ sie- gend/ frey/ regierend/ heldmuͤthig/ schoͤne/ voll raths/ kraffts/ geists und urtheils/ wunderbar im zweyschneidigen schwerdt kriege fuͤhrend gern die anschlaͤge des widersachers und der meisten menschen. Freuet euch/ ihr kinder Sions! an aller himmel enden uͤber die siege der warheit. Die secten-hirten verkriechen sich hinter ihr volck und haͤuser. Sie fliehen die oͤffentlichen warheiten und geister- proben im offenen grossen platz und hause Gottes. XLI. Die meisten muͤssen erst im tode oder schaden erzehlen/ und empfinden was ihnen das creutz-schwerdt vor Creutzhiebe versetzet habe: Denn die meisten menschen gehen quer und unrichtig mit Gott umb: darum thut Gott wieder so mit ihnen Lev. 26. Sie wollen das himmelreich haben/ aber ihr eigenes dar- bey. Zweyerley reiche in Babel fallen und sind gefallen/ nemlich das weltliche und kirch- liche: Das dritte/ nemlich das hauß-reich/ wird die heffen außtrincken muͤssen. Darum wer biß zur verlaͤugnung und uͤberwindung des letztern noch nicht kommen ist/ masse sich der anordnung des hoͤhern/ nemlich des kirchẽ- reichs nicht an/ vielweniger unterstehe er sich/ den stand/ der Gottes ordnung in der schrifft genannt wird/ und das schwerdt nicht verge- bens fuͤhret/ zu richten oder geringer als sich und seinen stand zu achten. XLII. Jch behalte eine allgemeine liebe in Christo zu allen menschen insgemein/ son- derlich aber zu denen/ welche sich der tugen- den und gebot der tugenden Gottes und Christi befleissigen/ sie moͤgen heissen heyden/ tuͤrcken/ juden/ christen und dergleichen/ und also behalte ich auch eine allgemeine liebe zu allen christlichen Prosessionen, nur die der Religion halben nicht toͤdten. Jch achte ei- nen der 1. pfund erkennet und zwey thut/ noch einmal so hoch als einen/ der 2. pfund erken- net und auch nur 2. pfund thut. Jch achte einen/ der nur 2. pfund vermoͤgen vom an- fang hat/ und noch bißher zu 4. pfund solches geistlichen vermoͤgens mit und in GOtt fort ringet/ 2. mal hoͤher/ als einen der 4. pfund erkennet/ und bey dem ersten vermoͤgen von 2. pfund es bewenden laͤsset/ und also nur 2. er- fuͤllet. Jch achte einen/ der vor 2. pfund einer auch wahren meynung disputi ret und genug beweiset/ und nur ein pfund thut/ noch einmal so schlimm/ als einen der wider 2. pfund wah- rer meynung disputi ret und doch wider ver- muthen seiner meynung und erkantniß nach vor ein pfund thut. Das urtheil dieser pro- portions-Harmonie hat bißhero alle heyden gen Orient und Occident mit der eysernen ru- then geweydet/ wie nahe und ehrgeitzig sie sich auch in dem christlichen kirchen-schooß und vorzug gesetzet haben durch das gericht ihres verkchrten raths/ der vom Gottes rath/ wie die erde vom himmel ab ist/ und vergehet/ Es. 55. Ps. 33. 10. 11. XLIII. Von allen jetzo sichtbaren Religio- nen uͤbertritt ein jegliche den satz/ wodurch sie sich von der andern also absondert/ am meist/ am allermeisten aber das hoͤchste gebot der liebe. Es ist eine/ die das innwendige und den geist und das liecht wil/ und ist keine die groͤber an den aͤussern thoͤnen/ stimmen/ verwandelungen/ gegenwarten und gebehr- den des alten aͤuseren Adams und des thieri- schen menschen klebet/ als die/ weniger erleuch- tete augen des verstaͤndnuͤsses hat als die/ und weniger den zierrath des verborgenen men- schen des hertzens und der inwendigen herr- lichkeit und jungfrauschafft der tochter des koͤniges keusch und verborgen haͤlt/ als die denn Almah heisset/ auff hebraͤisch eine jungfrau und verborgene. Es ist eine Profes- sion, welche will eine einschreibung unter Christi panier durch die tauffe bey verstaͤndi- gen mannbaren alter zu einen einigen heerla- ger Christi: und ist keine/ die mehr von ein- ander befremdet und zertrennet ist/ als die. Es ist eine/ welche wil die allgemeine toleranz und gnade aller menschen/ Religionen und Staͤnde/ und ist keine untuͤchtiger bey ihrer see-schinderey und vermischten traffiken- getuͤmmeln unter den unreinen heyden/ das le- bendige Canaan und friedens- Salem, den ver- langenden wahren voͤlckern zu oͤffnen/ als die/ sonderlich da die 2. schaale allen seehandel zum blute eines todten Apoc. 16/ 3. macht. Es ist ei- ne/ die wil die gnaden-wahl der gerechten und ausserwehlten/ und ist keine/ welche die gerech- testen zeugen Gottes mehr außgeschlossen hat/ als die. Und so mit andern. XLIV. Drum ist Gott Zebaoth auff/ die sache seines Jerusalems selbst außzufuͤhrẽ/ und Seinem Sohne JEsu Christo und seinem kirchen-reich und dem zeugnuͤsse JEsu alle feinde zuunterwerffen durch das wort Got- tes/ welches das wahre siegende und in das aͤussere durchbrechende Liecht ist. Es ist ein sie- gendes schnelles schwerdt/ aber vor freye ge- uͤbte/ himmlische/ wachsame/ fortwachsende/ unermuͤdete heilige gemuͤther. XLV. Euch uͤbrigen einzelen zerstreueten personen in Thyat iren oder Sarden zeuge ich krafft der offenbarung Jesu Christi/ daß/ so viel eure diese und dergleichen warheiten vor bewaͤhrt erkennet/ und dennoch langsam seyd/ euch zur letzten und ertz-englischen posaune voͤllig zu heiligen/ zu umguͤrten/ und auß eurem verdorbenen haußgruͤnden euer gemuͤthe zu erheben derso augen hat wie feuerflam̃en und fuͤsse wie feuer-pfeiler/ euch wie ein dieb kom- mẽ/ und euch alsdeñ nicht gefallen wird in der stunde da ihrs nicht wissen werdet; dann sey die schuld euer. Siehe mir koͤm̃t die posaune Chri- sti schnell. Es thoͤnet/ es geschicht/ siehe ich kom̃e niemand nach dem fleisch mehr. Jch baue auff den alten hauß-kirchen- und policey-grund nicht; Es ist gezeuget und gethoͤnet: sie he die probe kommt schnell uͤber alle staͤmme des A. H. K. Vierdter Theil. L l l l l erd- Th. IV. Sect. III. Num. XXIII. Allgemeine betrachtungen. erd-crayses. Uber dieser probe siehe/ wie sternẽ/ lehrer/ bekenner/ kirchen/ regenten/ policeyen/ geister und zeugnuͤssen fallen von der gerech- tigkeit des himmels ab auff die erdreiche. Jch glaube niemand/ als dem/ der alle irrdische lie- be/ und besitzung/ und verknuͤpffung/ so viel sein ist/ mit umguͤrtung zum reich und un- sterblichkeit/ uͤberwindet/ auch aͤusserlich/ und wie der Jsrael Gottes zum durchzug durch den Jordan/ und zur posaune gen Jericho sich heiliget und ruͤstet/ und frey zu allen geist- lichen bewaffnungen darstellet. Wer sich da- vor fuͤrchtet/ oder zu schwach und unlustig darzu ist; da doch bey Christo und seinem heer staͤrcke ist/ der fechte ja nicht mehr vor Christen- und Religions-Cronen und titel/ sondern freu sich/ daß er noch mit einem frommen Tuͤrcken/ Jndianer/ Juden oder Heyden gleich ge- rechnet werde/ und stille sey in der furcht Got- tes/ nach der maaß die er hat im worte Gottes/ oder im gewissen oder im exempel. Das erste ist zwar das herrlichste/ wer die krafft darinnen findet/ und uͤber alles liebet. Sonst liegen alle jetzt sichtbare kirchen fast alle gleich in folgenden haupt-maͤngeln. (1.) Sectiris. eigenliebe und einbildung (2.) Welt- licher verwickelung (3.) Kein fortgang in himmlischen guͤtern/ und erkaͤntnuͤssen Got- tes. Darum NB. NB. NB. : Nunmehr hat Gott seine offenbare uñ verborgene maͤr- ter unterallen wider alle. Das wirckt nun. XLVI. Sie haben Mosen und die Pro- pheten/ die Aposteln und das gewissen/ ja das zeugniß Gottes durch die sichtbare crea- tur Rom. 1. \& Act. 14. Die last sie hoͤ- ren. Hoͤren sie die nicht/ so werden sie keinen wiederbringer oder reformator hoͤren. Denn dir wiederbringung nach dem verfall wird seyn wie ein leben auß dem toden. Rom. 11/ 15. Doch muß auch selbst die wiederbringung allen zum zeugnuͤß verkuͤndiget werden. Denn das zeugnuͤß ist ein sieg/ gericht und thron/ erbherrschafft/ auch uͤber das verfallene Jsrael und Christenthum/ nur nicht uͤber die dem Antiocho und Thieres-bilde oͤffentlich zufal- lende ertzfeinde und Belials/ daran der ewige und zweyte tod ist. Aber die unter Gottes und Christi herrschafft sich beugende toden/ werden durch truͤbsal in dieser oder jener welt gereiniget werden; Darum ist ihnen der kir- chen und versammlungs-rock vor einer voll- kommenen heiligen gemeine/ darstellung zu kostbar: und thun sie besser/ daß sie sich schwach und unheilig erkennen/ und die pre- digt JEsu auß der schrifft annehmen/ als jene private- schwache in Jsrael und unter den heyden. Durch diesen weg werden die menschen erst recht nuͤchtern werden zu sich selbst von dem stoltzen tollen Religionswein. Wem ein ander weg gefaͤllt/ der mache es erst mit seinen feinden auß/ die eben die auff- ruhr-wege lieben. Selig/ der sich erniedriget; aber wehe denen stoltzen secten: wie werden deren haͤuser krachen. Jch bleibe unterdes- sen allen frommen zur erbauung fertig. Nur ort/ zeit/ anzahl der leute und dergleichen soll mir keine regel seyn. Jch wil freywillig werck. XLVII. Schließlich/ ich halte tauffbund und abendmahl mit allen mitgenossen der tugenden JEsu/ mit geist/ seel und leib/ der im aufferstandenen und erhoͤheten leibe Chri- sti; der auch schnelle kommt/ in der offenba- rung. Amen. XLVIII. Nun muß ich noch allen zerstreue- ten wahren Jsraeliten zu liebe folgende kurtze noͤthige vermahnungen hinzuthun/ um sie zu warnen fur der grossen versuchung/ die auff dem erboden schon anbrennet. (1.) Ein jeglicher huͤte sich vor der pesti- lentz/ damit er nicht durch einige art von auff- lauffen/ hier und da rennen groͤsse oder neue versammlungen zu hoͤren oder zu stifften/ oder neue revelationes und gesichter von der zwey- ten herrlichen erscheinung JEsu Christi mit fleischlicher neugierigkeit in die winckel der er- den zu sehen/ und damit sein gewissen und schwachen glauben zu troͤsten und zu staͤrcken sich bewegen/ oder erschrecken oder auffbieten lasse. Heiliget euch vielmehr/ ein jeglicher in stille und aller nuͤchterkeit und wachsamkeit/ und in fleissiger betrachtung des wortes Got- tes und seiner wunder und verheissungen auf den herrlichen tag der erscheinung JEsu Chri- sti: meydet aber alle die/ so dergleichen sagen: das Jahr/ dem Monat oder tag koͤmmt Chri- stus/ da oder alsdenn erwarten wir in den Wolcken weggeruͤckt/ oder nach diesen oder nach jenem irrdischen Jerusalem gefodert zu werden. Des HErrn stunde und tag/ jahr und monath weiß niemand. Wer allezeit in heiligung und verlangen und gehorsam auff seinen Koͤnig sich schicket/ dem bleiben seine verheissungen wohl wahr/ und zwar auf das obere Jerusalem und die neue schoͤpffung: Und der wird nicht nachbleiben/ wenn er auch im tieffesten abgrund saͤsse; wie ich mich denn in America der entfernung von Jerusalem gar nicht befuͤrchtete: Alle wahre uͤbergeblie- bene Jsraeliten unter allen Religionen wird Gott wunderbahr wider ihr vermuthen auß den getuͤmmeln und zertheilungen ihrer vor- hoͤffe/ herauß schmeltzen/ daß sie werden die ver- derbheiten ihres eigenen volcks sehen/ oder unter denen selbst maͤrter oder sonst leydende seelen werden/ wie es denn vielen schon so geschicht/ und wir unzehlige proben davon in haͤnden haben. (2.) Namentlich warne ich euch fuͤr alles natuͤrliche geschlepp und getuͤmmel/ vorwi- tzigen und unnoͤthigen reysen/ doch verlan- get einer billig/ mit wahren freunden in der stille zions weit vom welt-getuͤmmel sich in Gott außzubreiten/ wie fern es auch sey. De- nen nuͤchternen und klugen mit oͤhl versehenen jungfrauen ist alles heilsam/ befoͤrderlich und ruͤhmlich: denen thoͤrichten aber alles schaͤd- lich/ thoͤricht und schaͤndlich/ ob gleich bey- derley auff einer reise oder in einerley aͤusserer bewegung seyn moͤgen. Mercket auff Christi und der Apostel vorher verkuͤndigung: siehe die erfuͤllung aller worte gottes muß erst vor- her gehen (worvon unsere tage ein grosses an- gehet) ehe der leibliche/ sichtbare tag des HErrn komme. 3. Kindlein und wahre freunde! eyfert niemanden zu fruͤhzeitig nach zu gleichen wor- ten/ affecten, gelegenheiten/ gegensaͤtzen und auß und eingang zu Gott durch Christum im Geist. außbruͤchen. Gott weiß/ wen er zu extra- ordinai ren kaͤmpffen und durchbruͤchen tuͤch- tig machet und sendet: fuͤrchtet euch vielmehr/ und retiri ret euch alsdann in Salems felsen auff den weissen verborgenen rechen-stein und namen vor dem angesicht des pfeils und schwerdts am tage des streits/ biß ihr bey nuͤchterner außrechnung des zornes und der rechten hand Gottes (Ps. 9. 11. 12.) euren thierischen muth creutzigen und zaͤhmen lernet/ und durch ein starckes schloß eure zunge erst gehorsam unter ihren feld-herrn/ welcher die Rede Gottes heisset/ sich angewehne/ ehe sie in die oͤffentliche kampff-plaͤtze der ewigkeit ziehe. Staͤrcket/ vermehret und freuet euch in stillem sanfftem wesen und sinn mit dem durchbrechenden warheiten biß ihr voͤllig werdet. Gott wird euch schon spannen und loßschiessen zu seiner zeit/ wenn ihr das seine recht suchet/ und euch darauff geruͤstet habt. O wie viele sind durch ihren unzeitigen vor- witz blind/ lahm/ zerstossen/ verbrandt/ gestuͤr- tzet/ geaͤrgert/ gefangen oder sonsten beschaͤdi- get worden/ welche sich unterstanden haben in die Religions-feuer zu rennen/ ehe sie ihr eigen hauß (verstehe so wol ihre familie, als ihre eigene person stand/ und eigenschafften und wercke) beschicket: Fleisch und blut hindert den sieg/ gebuͤhret klage/ ach und weh/ mit bit- terkeit im bauch/ wie Ezechielis buͤchlein: doch wahre Propheten und Prophetin- nen werden dieses durch die suͤssigkeit im mun- de uͤberwinden. Nur die zur gaͤntzlichen sieg- reichen und glorwuͤrdigen außfuͤhrung genug zu sehen trachten/ umb mit David die schmach vom haar des HErrn auff die feinde zu brin- gen/ muͤssen seyn wie der Engel des HErrn vor ihnen/ wie das hauß Davids/ als ein hauß Gottes. Zach. 12. 8. Apocal. 10. Welches ist/ wie ein Engel-gleiches leben auß den toden am tage der wiederbringung des gantzen neu- lebenden Christlichen Jsraels; welches die toden/ so ihre todten begraben/ nicht sehen koͤnnen/ sondern werden sich umsonst in irr- discher toden-phantasie lange nach der herrli- chen gestalt der verklaͤrten maͤnner Gottes und des weibes des lammes umsehen; darum 4. Hinfuͤhro erklaͤre ich mich frey und abge- sondert von aller irrdischer erbschafft/ eigen- thum/ begraͤbnuͤß/ hochzeit/ kindertauffe/ han- del und wandel/ Amt/ zunfft/ bedienung/ sab- bath/ neumond/ ersten tages/ siebenden tages oder dergleichen gesetz und verbindung oder aberglaͤubischer außwehlung; achte den gan- tzen mond oder zeit-kraͤyß mit allen Staͤdten/ Laͤndern/ oͤrtern und haͤusern alle gleich/ und gleich nahe im gesichte der ewigkeit. Jch er- kenne dreyerley tage (1.) Einen leydens- und kampff-tag nicht allein unter dem heydnischen natur-geschlecht/ son- dern auch unter den falsch-christlichen/ seeligten oder thierischen kirchen-ge- schlecht/ (2.) einen ruhe-tag mit allen ein- zelen stillen wahren Jsraeliten/ prophetischer Art/ wie David/ Elias/ Daniel/ Maria/ Nathanael/ JEsus/ Johannes/ Jo- seph von Arimathia und dergleichen/ (3.) Einen tag der verherrlichung und des siegenden gerichts der ewigkeit/ welche auch die zeit endlich zum fuß-schemel macht/ krafft der offenbahrung JEsu Chri- sti/ gemaͤß dem buch Apocalypsis; welches tages morgenroͤthe vielen und sonderlich de- nen mitgenossen der 6ten gemeine in der irrdi- schen huͤtte ihres leibes allbereit auffgehet: wer diese tage erreichen will/ der beschicke erst sein hauß als zur tauffe in den tod; und denn wol- len wir zur grossen versammlung der lebendi- gen eylen. XLIX. Zuletzt kuͤndige ich allen versam̃- lungen auff erden an/ daß sie nur vor par- ticulare haͤuser uñ zerstreuungẽ sich hal- ten/ und keine das recht und den namen der allgemeinen sichtbaren Kirche Christi/ oder des volcks oder der herr- schafft Gottes sich anmassen kan: Wie denn auff erden naͤchst und ausser dem Apostolischen Concilio zu Jerusalem keines mehr seyn oder gelten soll. Alle andere sich vor dergleichen außgebende und beeyfernde sollen in ihre eigene schwerdter fallen/ und mit ihren untergebenen nachfolgern in truͤmmern zergehen. Gott und die heilige schrifft fuͤrchten/ und denen tugenden JESU nachfolgen/ soll die grosse allgemeine versammlung heissen. Drum sind alle andere/ nur particulare Socie taͤten und zu- sammenkuͤnffte: ja was unter ihnen das Ca- tholicon wie der himmel sich angemasset/ soll nun erscheinen wie zerstreuete bau-leute und sprachen des allgemeinen prætendirten irrdi- schen thurns und gemeinen wesens/ wozu sie ihre tauffe/ abendmahl/ biebel/ versammlung und geist allerseits gebrauchet haben. Aber ich bin in einem freyen lob und bekanntnuͤß- wasser goͤttlicher schrifft und ihren hauffen und zungen allgemeiner wahren freyen bruͤ- der von Christo als allgemeinen obersten leh- rer untergetaucht mit worten uñ wercken: und siehe nun komme ich herauß zur aufferstehung. L. Den wahren unschuldigen und stil- len liebhabern der herrlichen erscheinung Je- su Christi wuͤnsche ich unuͤberwindliche standhafftigkeit und immerwaͤhrende fort- gaͤnge in aller weißheit/ warheit/ friede und freude im Heil. Geist/ sonderlich aber die lauterkeit der gedancken und reden nach dem worte Gottes. Vieler wackeren maͤnner zeug- nuͤsse von der ersten aufferstehung/ von den 1000. Jahren/ von wiederbringung des gantzen Jsraels/ von erneuerung der voͤlcker und welt-zeiten in den tagen der 7. tẽ Posaune/ von dem maͤchtigen und allerhoͤchsten reich des vatters/ von dem auffbruch der Philadel- phi schen gemeine/ und dergleichen/ ist an sich wahr: nur es sind viele schlacken da herum in ihren schrifften und wercken; und es muß in der fuͤlle der tugenden JEsu/ Pauli/ Davids und anderer helden Gottes erscheinen. Da- rum seyd wachsam und sehet nicht auff men- schen/ sondern auff Gottes wort/ und haltet eure urtheile/ worte und feder/ so viel moͤglich ein. Es ist eine goͤttliche wortes und geistes masse/ genannt ein starcker Engel mit dem offenen buͤchlein Apoc. 10. die alles oͤffentlich außfuͤhren und darstellen wird/ mit unwider- treiblichen gruͤnden und mit einem maͤchtigen siegreichen gericht und loͤwen-gebruͤlle uͤber al- alle widersacher. Unterdessen bleibt die hand des HErrn uͤber die gottlose unbußfertige welt A. K. H. Vierter Theil. L l l l l 2 noch Th. IV. Sect, III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. noch erhaben in den 3. wochen. Apoc. 9. 12. Aber zu seinem volcke wird der HErr Jesus frieden reden vom regen-bogen des ewigen bundes/ darin er komt Ps. 85. Es. 54. Apoc. 10. Und solchen bund seines volcks weit und breit uͤber viele creaturen außbreiten/ weit uͤber alle bißherige kirchen-ceremonien-meynung-und Sacramenten-waͤnde. Jm uͤbrigen thue ich euch/ und durch euch uͤberall kund (wie ich denn nicht wolte/ daß ihr dieses jemand vorenthalten und bey euch ver- stecken sollet) daß ich alle auff ihre eigene secte sich bruͤstende menschen auff die Num. 32. oben vorgestelte 7. conditiones zu einer oͤffent- lichen rechtfertigung und beweisung alles ih- res kirchen und welt-wandels dringe/ um ihnẽ zu beweisen/ daß keine von ihnen die sichtbare allgemeine Apostolische kirche/ noch alles das/ worvon sie mehr werck/ als von der wahren lie- be Gottes machen/ sey; sondern daß sie den wahren zeugen und bothen Gottes zuvor lauffen/ wie auch dem wahren ertzhirten/ und mit der gottlosen welt und ihren guͤtern und Protectionen sich verkuppeln und unrecht ma- chen. Wie vormals Jsrael auff dem wege nach Egypten/ Assyrien/ Babel Jerem. 2. Ez. 23. Weßwegen uͤber das bißhero geoͤffne- te grosse Europaͤische mitternaͤchtige Reli- gions-und welt-thor das verwirrungs-ge- richte/ so Ezech. 43. 44. stehet/ ergehet/ und der weg denen Koͤnigen von auffgang des hohen aufferstehung-reichs durch den Engel der sech- sten schale wird vorbereitet werden/ auff dem grossen streit-tag des Gottes der Heerschaa- ren/ zu dessen glorwuͤrdigen einzuge alle biß- herige secten zu enge sind. Darum wird sie Gott dahin geben/ wie die juden/ in dem ver- stockten sinn ihres hertzens; aber uͤber den sonst verworffenen Jsrael wird allgemach der Davidische morgenstern auffgehen. Zu er- klaͤrung dieser und aller anderer warheiten Gottes gabe ich mich als ein mitgenosse der leyden und der herrlichkeiten Jesu geheiliget/ wie auch andere thun und thun werden/ denen Gott dieselbige glaubens-krafft giebet/ an dem tage der wunder Jehovaͤ wie rechte kaͤmpffer gleichfals mit Gott vor ihre personen zustehen/ daß sie nicht vonnoͤthen haben/ hinter einige irrdische socie taͤt der communion- decken ih- res himmlischen standes halben zukriechen; nur daß sie eins seyn/ wie alle helden Gottes den rechten streit-gericht und sieges- tact der rede Gottes außzuuͤben. Die sechste kirche wird seyn wie lauter Engel Gottes/ von denen ein jegli- cher wie viel 10000. des volcks seyn wird. Ein jeglicher wird wie 2. zeugen seyn (1.) wie Jesus sagt/ der mich gesand hat/ ist mit mir/ es hat mich der vatter nicht allein gelassen/ Joh. 8. Solches ist uns nun im N. T. das siegende wort Gottes/ rath/ krafft/ held/ ewiger vatter/ der vatter der kuͤnfftigen welt/ friede-fuͤrst auff den stuhl Davids. Es. 9/ 6. 7. Luc. 4/ 32. Der den schluͤssel Davids hat. Apoc. 4. in Philadel- phia, und sonst weiter cap. 1. beschrieben wird; (2.) Der zweyte zeuge ist das zeugnuͤß Jesu der geist der weissagung Apoc. 19. 10. ja amen. Mit-knechte/ hiebey kennen wir uns. Huͤtet euch vor andern falsch-juͤdischen und falsch- christischen meynungs-goͤtzen. Ein wahrer kaͤmpfer laͤsset sich mit und von seinem feld- herrn auff seinen tod-und aufferstehungs- sieg tauffen. So thue und erklaͤre ich auch in eben dem alter und jahre da mein Koͤnig und Heyland begraben und aufferstanden ist; und habe auch hiermit vor mich selbst allen insgemein gebraͤuchlich hauß-kirchen und policey-stande so lange abgesagt; nur daß ich eine wohnung finde dem Gott Jacob und der bundes-lade seiner heiligung. Ps. 132. Jn dem grossen hause Gottes dessen thron der himmel und dessen fußschemel die erde ist. Es. 66/ 1. Da finde ich Gottes und seiner heiligen besitz und gericht. Die haltung und bekant- nuͤß des wortes Gottes und des zeugnuͤsses Je- su auff den von Gott allein gemachten und ge- deckten boden sey die lohsung. Aber die Egy- ptischen beschwerer und zauberer sollen sich in ihres eigenen volcks stauͤbe verkriechen/ und darauß wie froͤsche stimmen. Apoc. 16. Es. 29. v. 4. Cap. 8. 19. Jch aber bleibe mit Gottes wort und dem zeugnuͤß Jesu in Gottes gros- sen ort an allen orten zugleiche da lobe/ singe und predige ich/ und bedarff darzu keiner ge- machten haͤuser! da habe ich einen sabbath undneumond nach dem andern Es. 66. welche tode irrdische phantasie das nicht fassen kan/ die wil es auch nicht. Nun es bleibt bey der versammlung an dem grossen helleleuchtenden Sonntage auff dem freyen meer und lande des Gottes der gantzen erden/ in dem angesicht dessen der wie die sonne leuchtet Apoc. 10. \& 1. Da wollen wir lebendigen uns sprechen/ und den HErrn loben. Psal. 115. lebet und sieget in Gott. Amen/ Hallelujah! Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbe- chers/ abgesetzten Pfarrers bey Gotha. Gleich bey vollendung dieses Buchs kommt mir noch zu handen nachfolgender Extract oder kurtzer außzug auß denen Actis und Protocollo, so bey der im III. Theil erwaͤhn- ten absetzung des bekanten scribenten Sei- denbechers ergangen. Weil nun diese sache nicht wenig dienen mag/ den unter den lutheranern gehaltenen Proceß wider die so genante irrige uñ kaͤtzer auß der praxi zu erfahren: so finde mich ge- muͤssiget/ diesen communic irten Extract vor augen zu legen/ das urtheil aber davon ei- nem jeden zum reiffen nachsinnen geschick- tem leser zu uͤberlassen. Von der glaubwuͤr- digkeit des Extract selber kan man daher gewiß genug versichert seyn/ weil man sich dabey getrost und auffrichtig auff die Ori- ginal-Acten und das eigentliche protocoll des Hochfuͤrstl. Gothais. Consistorii zum frieden-stein beruffet/ mit welchen alle hier angezogene folia und andere umstaͤnde rich- tig und genau eintreffen werden. Folget also: Erstlich der Extract auß denen Actis selbsten. Und zum andern: Eine summarische Relation welche einer von dessen Richtern mag auffgese- tzet haben. Ext. Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. I. Extractus Actorum Consistorii Ducalis Saxo-Friedensteinensis G. Seidenbecherum in puncto asserti Sanctorum Regni in Terris Millenarii. Fol. 1. Lit. A. Denuncii rt der Superintendens mit Uberge- bung des M. Scripti Seidenbechern als Fanaticum. Fol. 30. B. D Emnach vor E. hochloͤblichen Fuͤrstlichen Saͤchß. Consistorio auff Friedenstein we- gen meines bewusten M. Scripti de Regno San- ctorum in Terris millenario ich zur rede gestel- let/ und bey demselben es das ansehen gewon- nen/ als wenn nicht allein in gedachtem Scripto, sondern auch in meiner gethanen antwort ich mich nicht genugsam erklaͤret/ dannenhero von mir begehret worden/ mich auff eine absonder- liche doch kurtze weise noch ferner und deutlicher zu erklaͤren/ und heraus zulassen/ was etwa mei- ne Intention, eigentliche meynung und sonder lich auch der nutz solcher lehre von dem noch zu- kuͤnfftigen 1000. jaͤhrigen reich Christi auff er- den sey; Als habe solchem begehren ich hiemit in unterthaͤnigkeit gehorsamlich nachleben/ und uͤber vorige muͤndliche und auffrichtige bezeu- gung gegenwaͤrtige erklaͤrung schriftlich/ so viel als mirs orts und zeit halber noͤthig gewesen/ in folgende puncta verfassen wollen. 1. Intentio Scriptoris. Die Intention und meynung meines latei- nischen Manuscripti betreffend/ erklaͤre ich mich nochmahls also/ und bezeuge es mit GOtt und meinem gewissen/ daß ich bey solchem Scripto niemals die gedancken gehabt/ auch noch nicht habe/ einige unnoͤthige streit-und unerhoͤrte neurung zu erregen/ oder sonsten aus etwa einem vorwitz und angemassten kluͤgel an- dere damit zu belaͤstigen/ zu verachten oder zu beschimpffen/ und also eine verworffene und ungegruͤndete lehr an tag zu bringen/ wovor mich GOTT der Allerhoͤchste noch ferner in gnaden bewahren wolle. Son- dern was ich dißfals und zwar privatus privato damals bey ereigenter gelegenheit geschrieben/ ist aus bruͤnstiger liebe zu der jenigen warhelt/ welche bey der ersten reinen und Apostolischen kirchen sich befunden/ und aber mit der zeit bey ankunfft des paͤpstischen gewalts in der kirchen Gottes verloschen/ jetzt aber wiederum bey et- lichen eine zeitlang empor zu kommen angefan- gen/ geschehen/ so wol mich als andere die anlaß gegeben/ hierinnen zu uͤben. Wor- bey ich denn zugleich ein fuͤr allemal protesti ren wil/ daß ich vor mich niemand/ welcher biß- her solcher meynung (wie ich auch vormals) nicht gewesen/ zu verachten/ zu verkleinern/ viel- weniger zu| verdammen begehre/ in betrach- tung/ daß dis eine solche meynung oder glau- bens-punct sey/ welche nicht eben de via salutis omnibus credentibus absolutè necessaria, son- dern de particulis sapientiæ divinæ einem zu halten/ welche sich zu unterschiedener zeit in der kirchen Gottes bey den glaͤubigen unterschied- lich mercken laͤsset/ und je laͤnger je mehr an tag giebet/ wie die experienz bezeuget. 2. Hypotheses quædam substratæ. Fuͤrs ander erklaͤre ich mich also/ daß ich bey accepti rung solcher in meinem manuscripto be- griffenen meynung von den 1000 jahren mich folgender gewissen hypothesium und grund- saͤtze aus heiliger schrifft aliorum exemplo ge- brauchet. (1) Die Offenbahrung Joh. ist ein solch buch voller geheimnuͤß/ welches Gott von allen Christen gaͤntzlich wil gelesen/ und zu gewis- ser zeit/ die er bestimmt/ richtig und voͤllig durch gebuͤhrende mittel verstanden haben/ krafft cap. 1. v. 3. \& cap. 22. v. 7. da die jenigen see- lig gepriesen werden/ so darinnen lesen und es behalten. (2) Unter den geheimnuͤssen der heiligen schrifft bestehen die vornehmste mit in der zeit und zahlen/ die niemand verachten oder gering- schaͤtzig halten sol/ weil sie Gottes geoffenbahr- tes wort eben so viel als das andere sind/ massen solches der gottselige Joh. Arnd wol erkannt und oͤffentlich geschrieben Libr. 2. de V. C. cap. 58. Die Offenbahrung Joh. hat viel mit der zeit und mit der zahl zu thun/ und darinnen stehen die groͤsten geheimnuͤß. Confer. Flac. p. 2. Clav. Tr. 2. p. m. 118. (3) Alle geheimnuͤsse der schrifft haben ihre gewisse von Gott bestimmte zeit/ wenn sie ver- moͤge goͤttlichen willens ohne ansehen der per- son offenbahr werden muͤssen Marc. IV. v. 22. Dannenhero weil unsere heutige zeiten ohn- sehlbar in diesem Seculo die letzten sind (wie nie- mand leugnet) als ist kein zweiffel/ daß solcher geheimnuͤß/ die bißher noch unerkannt blieben/ nunmehro viel werden offenbahret werden/ laut Dan. XII. 4. 9. Zach. 4. v. 7. worunter die 1000. jahr auch gehoͤren. (4) Wenn solche Mysteria offenbahr wer- Fol. 32. den/ kan es anders nicht seyn/ als daß die vori- ge erkaͤntnuͤß oder wissenschafft auß der schrifft in vielen stuͤcken eine erlaͤuterung oder hoͤhern grad/ als vorhin/ erlangen/ wie an den Apo- steln selbst zu ersehen/ denen im anfang das ge- heimniß von bekehrung der heiden unbekannt war/ und hernach gleichwol von ihnen oͤffent- lich geprediget worden. Dannenhero wie in Apocalyps. ein siegel nach dem andern auffge- than wird: Also offenbahret Gott seine wun- der und geheime wercke von zeiten zu zeiten je laͤnger je mehr/ welche unter Christen billich in hohem werth sollen gehalten/ die unterschiedene gaben des lieben Gottes zugleich untereinan- der mit lieb und lust erduldet/ und beschauet werden 1. Cor. 12. (5) Beym verstand und auslegung aller geheimnuͤssen gehet man am sichersten/ wenn man die worte des H. Geistes laͤsset bleiben/ wie sie stehen/ und verstehet sie/ wie sie lauten/ sintemal wie keine weissagung der schrifft aus menschlichen willen ist herfuͤr gebracht 2. Petr. 1. Also auch keine nach menschlichen willen ausgelegt werden kan und soll. Dannenhero Cyrillus an einem orth recht geschrieben: In Mysteriis credendum est simpliciter, quod dicitur quia ideò sunt Mysteria. Hieher ge- hoͤrt Lutheri regel in manuscripto. (6) Tunckele spruͤche muͤssen durch andere hellere und also ein locus parallelus mit dem an- dern harmonicè erklaͤret/ keiner aber verworf- fen oder hintangesetzt werden. Dann wie Chri- stus saget: Joh. 10. Die schrifft kan und soll L l l l l 3 nicht Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. nicht gebrochen/ noch ein eintziger tittel vom gesetz hindan gesetzt werden/ der nicht erfuͤllet und also mit der zeit verstanden werde Matth. 5. Dannenhero schreibt Augustinus in Ps. 54. al- legante Flacio recht und wol: Si locus aliquis intellectu difficilis occurrat in S. literis, du- rur sit ille impio, non Christiano, quandoque enim solvetur, \& fiet oleum usque ad ossa pene- trans. (7) Unter zwo oder mehr meynungen/ so nicht zusammen stimmen/ ist die jenige am ge- wissesten und bestaͤndigsten/ die am naͤchsten das oder den aus gedruckten buchstaben der schrifft vor sich hat. Weil denn nun die Fol. 33. lehre vom 1000. jaͤhrigen reich Christi auff er- den in meinem manuscripto abgefasset/ nichts anders ist/ als das ausgedruͤckte wort Gottes/ da das zum ersten grund oder Argu- ment gelegt ist; Als halt ich sie um solcher und anderer angefuͤhrten Hypothesium willen so lang vor guͤltig und bestaͤndig/ biß das contra- rium erwiesen wird. 3. Christi Officium triplex. Weiter meine erklaͤrung betreffend/ glaub ich ohn allen zweiffel mit andern fest und ge- wiß/ daß dem HErrn Christo wegen seiner 3. goͤttlichen aͤmpter/ als dem prophetischen/ ho- hen-priesterlichen und koͤniglichen/ an einem so viel gelegen als am andern/ und daß sie alle 3. dahingehen/ wie uns armen suͤndern an seel und leib zugleich moͤge durch gewisse gradus zur ewigen seeligkeit verholffen werden. Nachdem er nun so offt und vielmahl ein Koͤnig genen- net wird in heiliger schrifft/ so wird und kan er auch sich dermassen auff erden/ doch alles auff himmlische/ heiligliche und uns noch unergruͤn- dete arth/ so wol einen Koͤnig sichtbahrer weise mit seinem heiligen 2. Thess. 1. in seiner herr- lichkeit erzeigen/ als er vor dessen auff erden ein prophet und hoherpriester eine zeitlang gewe- sen/ beydes ohne abgang seiner ehren uñ goͤttli- cher majestaͤt/ die damals in den tagen seines fleisches im verborgen/ noch gelegen/ hernach sich zwar offenbahret an ihm/ als dem haupt/ inskuͤnfftige aber an seinen gliedern saͤmptlich offenbar werden wird Rom. 8. Col. 3. Dar- um bleibt er nun jetzt und inskuͤnfftig billig ein Koͤnig/ deme Gott seines vatters Davids-stuhl (so auff erden gewesen) geben wird Luc. 1. Der auff erden recht und gerechtigkeit anrichte Jer. 23. Der das elende volck bey recht erhaͤlt/ und den armen hilfft und die laͤsterer zuschmeisset Ps. 72. wie solcher Psalm neben vielen andern oͤrtern ( Dan. 2. ) mehr das herrliche reich Chri- sti auff erden nach der laͤnge beschreibet. Wel- che weissagungen zwar bißhero im reich der gnaden erfuͤllet zu werden angefangen/ noch endlich aber auch im reich der herrlichkeit ihr gaͤntzliches complementum an den gliedern Fol. 34. und dem haupt erreichen muͤssen: Weil beyde reich einander nicht zuwider/ son- dern vielmehr einander præsupponi ren oder eins vom andern dependi ret. Christus hilfft seinen glaͤubigen im reich der gnaden zufoͤrderst an der Seel innerlich und im glauben/ noch unterm Creutz: Jm reich der herrlichkeit wird er auch ihr gaͤntzlicher Erloͤser/ Helffer und Seeligmacher an ihren glorificir ten leibern bey- des innerlich und aͤuserlich in der herrlichkeit uñ also ein voͤlliger und uͤberfluͤssiger wiederbrin- ger alles im paradieß verlohrnen gutes seyn Act. 3. Rom. 5. 4. Regni Christi Qualitas. Dannenhero ich mich ferner also erklaͤre (welches sonderlich begehret worden) wofuͤr ich solch reich des HErrn Christi auff erden mit seinem heiligen/ da er mit ihnen/ und sie mit ihm Apoc. 1. cap. 2. c. 5. c. 20. 2. Tim. 2. \&c. regieren werden/ halten thue? Nemlich fuͤr kein weltliches/ jrrdisches/ wolluͤstiges/ ꝛc. son- dern himmlisches heiliges und geistliches reich/ ja das ewig seyn und bleiben wird Luc. 1. je- doch mit solchem Unterscheid/ daß nach innhalt der schrifft solch reich der herrlichkeit secundum duas oder nach zweyerley verwal- tungs arten verstanden werden muͤsse; Die ei- ne ist Antecedens visibilis \& certo tempora di- vinitus limitata, die 1000. jahr uͤber waͤhren- de nach ergangener particular oder ersten auffer- stehung Apoc. 20. so der gerechten genannt wird Luc. 14. Conf. cap. 20. von welcher - Regni Christi in terris gloriosi in meinem Scripto aus vielen spruͤchen der schrifft gehan- delt wird: Die andere ist Succedens purè cœ- lestis \& illimitata, wann Christus das reich Gott und dem Vatter uͤberantworten wird 1. Cor. 15. v. 24. da alles sichtbare weltwesen mit vergehen wird/ nach ergangener letzten oder allgemeinen aufferstehung der todten Apoc. 20. v. 11. 12. Beyde reichs-arten gehoͤren zur herr- lichkeit unsers Koͤnigs JEsu Christi und seiner treuen reichs-genossen: Nur die eine wird zwar auff erden/ doch nicht jrrdisch sondern himm- lisch/ nicht menschlich sondern goͤttlich/ nicht unsichtbar sondern vor aller welt sichtbar seyn: Die andere wird gantz himmlisch/ unsichtbar und unauffhoͤrlich seyn/ beyde aber Fol. 35. werden ein reich der herrlichkeit zusammen machen/ so kuͤnfftig noch zu hoffen stehet. Joh. 18. 5. Exemplum Christi Capitis s. Regis. Solche sache desto deutlicher zu machen und fester zu bestaͤtigen/ hat man das exempel des HErrn Christi selbsten nach seiner eigenen per- son zu betrachten/ welcher nachdem er von den todten erstanden/ so balden in seine herrlichkeit eingegangen/ und doch noch eine zeitlang (in solcher herrlichkeit unverhindert) 40. tage uͤber mit seinen juͤngern auff erden conversi ret hat Act. 1. c. 10. zum muster und exempel dessen/ was sich kuͤnfftig mit seinem geistlichen leibe als der triumphirenden kirchen/ nach vorher- gangener aufferstehung der gerechten auch be- geben solle/ massen solches der alte Theologus D. Justus Jonas in seiner im manuscripto alle- gir ten predigt genugsam bezeuget. Summa/ wie er Christus als das haupt seiner gemeine noch auff erden vor diesem in 2. fachen Stan- de/ wie bekannt/ Exinanitionis \& Exaltationis betrachtet wird: Also verhaͤlt sichs ebener mas- sen mit seiner kirchen/ welches dißmahl wegen mangel der zeit allhier noch weiter auszufuͤhren nicht moͤglich. Sage also/ daß das reich Chri- sti kuͤnfftig auff erden wie die Propheten viel- faͤltig lehren/ einen weg als den andern Re- gnum Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. gnum Gloriæ seyn und bleiben werde (wie es sonsten insgemein secundum posteriorem - also genennet wird) in welchem die aus- erwehlten und seeligen stetig bey Christo seyn und bleiben 1. Thess. 4. alles leiblich und geist- lichen uͤbels vollkommen befreyet seyn/ sich ste- tig in GOtt/ seinen geschoͤpffen und wercken hertzlich erfreuen/ ein stetig Halleluja singen/ sich fuͤr keinem eintzigen feinde (weil Satanas gebunden Apoc. 20. Und das thier sampt al- len gottlosen ausgerottet cap. 19. Sie auch nicht mehr leiden oder sterben koͤnnen) zu fuͤrch- ten/ hergegen aber noch leute/ voͤlcker und zun- gen auff der erneuerten erden ihnẽ dienen Dan- 7. wodurch der name des HErrn vom auff- gang der sonnen biß zum wiedergang durch be- kehrung aller voͤlcker sonderlich auch der Juden Roͤm. 11. 2. Cor. 3. Deut. 30. ꝛc. gefuͤrchtet/ geehret und gepreiset/ und also in aller welt ein gantz anderer friedsamer und froͤlicher zustand Fol. 36. gefunden werden Jes. 2. c. 4. v. 11. biß so lan- ge Satanas nach denen 1000. jahren/ da er wieder loßgelassen werden sol/ auff erden bey etlichen das spiel wiederum verderben/ den Gog und Magog versamlen werde/ alles aber dem reich Christi ohne Abbruch oder schaden. Apo- calyps. 20. 6. Usus hujus Doctrinæ. Schließlich betreffend den nutzen/ welchen sothane lehre vom 1000. jaͤhrigen reich Christi auff Erden geben kan/ beruhet solcher vornem- lich darauff: (1) Koͤnnen alle Vaticinia oder weissagungen in der schrifft vom reich Christi deutlicher und vollkom̃ner ausgelegt werden/ da man sonsten viel figuren/ Tropos und andere arten zu lehren brauchen muß/ wenn man nach gemeiner art solche weissagungen lehren thut/ wie leichtlich aus allen Propheten zu erweisen/ und die angefuͤhrte worte Castellionis in ma- nuscripto dahin gehen. Dienet also zu voͤl- ligem verstand der schrifft/ und kommen die ge- heimnissen/ so in den zahlen liegen/ solcher ge- stalt antag/ und schickt sich eben hieher/ was beym Flacio in seinem Clave part. 2. an einem orth zu lesen/ da er die regel ex Chrysostomo alleg irt: In S. literis nihil est supervacuum, und weiter also: Sunt homines quidam, qui postquam S. libros in manus sumserunt deinde repererunt vel ANNORUM NUMERUM vel nomina recensionum, illicò prætercurrunt, \& incusantibus respondent: Nomina tantùm sunt, neque quicquam habent utilitatis: Quid ais? Deus loquitur \& tu audes dicere: Nul- la est dictorum utilitas. Hieronymus in Cap. 3. Epist. ad. Ephes. Singuli, inquit, serinones, syllabæ, apices \& puncta in divi- nis scripturis plena sunt sensibus. (2) Die jenigen absurda, welche aus der andern ge- meinen meynung des widerparts nothwendig folgen muͤssen (wie in meinem scripto beym 5. Argument dargethan) werden nach dieser mey- Fol. 37. nung alle abgelehnt. Man betrachte nur was von der kleinen zeit Apoc. 20. v. 3. 7. ge- sagt wird/ welche sonst von An. Christi 1300. bißhieher uͤber 350. jahr gewaͤhret haͤtte (von Constantino M. anzurechnen) so siehet man al- sobald den nutzen/ so aus dieser meynung von denen noch zukuͤnfftigen 1000. jahren entste- het. (3) Erlaͤutert solch Dogma die wolthaten unsers Erloͤsers JEsu Christi/ von welchen Apoc. 5. also stehet: Du bist erwuͤrget und hast uns erkaufft mit deinem blut aus allerley geschlecht und zungen/ und voͤlckern/ uñ heiden/ und hast uns unserm GOtt zu koͤnigen und priestern gemaͤcht/ und wir werden Koͤnige seyn auff Erden. Solche wort reden die 4. thiere und 24. Eltesten zum erwuͤrgeten lamm/ so Christum bedeutet/ und melden damit auch zugleich an den zustand/ den sie inskuͤnfftige noch nach ihren tod haben werden auff erden zur zeit des reichs Christi auff erden. Gehoͤret also auch hieher die senten tz Tertulliani: Justum est \& Deo dignum, illic exultare fa- mulos ejus, ubi \& sunt afflicti in nomine ipsius. (4) Die sanfftmuͤthigen sollen ja das erdreich besitzen Matth. 5. Was es vor eine besitzung seyn werde/ lehret der 37. Psal. als locus paral- lelus, eine solche/ nemlich/ da die gottlosen her- gegen ausgerottet werden sollen Conf. Prov. 2. ult. Gibt also diese lehre beyde einen schoͤnen trost fuͤr die frommen/ und auch zugleich ein staͤrck incentivum oder anreitzung zur wahren gottesfurcht/ die also sol belohnet/ und oͤffentlich vor aller welt noch auff erden coroni ret und beehret werden. Vide Sap. V. v. 16. 17. Dannenhero Petrus solchen nutzen ausdruͤck- lich anfuͤhret 2. Epist. 3. da er von der neuen er- den und him̃el redet/ wie auch Paulus an vielen orten v. 9. 1. Cor. 6. v. 9. Offenb. Johan. 22/ 13. 7. (5) Dienet zur rettung der unschuldigen warheit/ welche bey den aͤltesten Patribus, ja wie Justinus meldet/ zu seiner zeit bey allen Or- thodoxis Christianis und rechtglaͤubigen Chri- sten in der ersten kirchen sich gefunden und oͤf- fentlich gelehret worden/ hernach mit der zeit/ als es zum abfall gerathen/ verloschen/ und also noch heutiges tages injuria temporum \& præ- judiciis eruditorũ plerorumq; fast vor schwer- merey oder eine irrrige meynung ohne ursach Fol. 38. gehaltẽ wiꝛd. Ob nun zwaꝛwol bey solcheꝛ war- heit auch heutiges tages wie vor diese noch võ unterschiedlichen/ unterschiedlich/ von etlichen wol gar (wenig oder viel) verstossẽ/ auch weil ir- ren menschlich/ nicht allerdings uͤberall schrifft- maͤssig davon gelehret/ und also das uͤbrige gantz mit veꝛdaͤchtig gemacht wiꝛd/ so haͤtte man doch gleichwol auff andere seite nicht alsobald das kind mit dem bade gantz auszuschuͤtten/ noch die unschuldige mit den schuldigen zu ver- dammen/ zumahl Paulus selbst befiehlet: Alles zu pruͤfen/ das gute zu behalten 1. Thes- sal. 5. (6) Dienet zur vermeydung der sehr ersten Bedrohung der schrecklichen straffen/ denjeni- gen angekuͤndiget/ welche an solchem buch Jo- hannis oder vielmehr des sohnes Gottes auff zweyerley weise sich vergreiffen/ davon die wort im letzten cap. v. 17. 18. 19. also lauten. Weil denn nun in meinem gewissen anders ich nicht halte/ als daß ich mich solcher ernstli- chen bedrohung des allerhoͤchsten auch wuͤrde unterwuͤrffig machen/ wann ich an meinem orth Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers orth solch vornehm stuck dieses buchs von de- nen noch kuͤnfftigen 1000. jahren/ wie ich vor GOtt und in der warheit (ohne zwang und belaͤstigung eines andern gewissens hierinn) nicht anders glaube/ solte hindan setzen oder anders glauben/ als ich uͤberzeuget; So wil hiermit ein hochloͤbl. Fuͤrstl. Consistorium in tieffer demuth und unterthaͤnigkeit geflehet und gebeten haben/ mich nicht von solcher meynung abzutretten zuheissen/ ich sey denn aus Gottes wort/ der rechten Norma Fidei, durch Christliche mittel und proceß eines an- dern sattsam und bestaͤndig uͤberwiesen. Die gnade JEsu Christi (Apoc. 22. ult. ) sey mit uns allen Amen. Sign. Gotha, den 14. Junii. Georgius Laurentius Seidenbecher/ Pfarrer in Unter-Neubron. Fol. 39.Tit. C. Schrifftlicher Jnnhalt etlicher sonderbahren Gewissens-Fragen uͤber der Lehre vom tausend-jaͤhrigen Reich Christi auff Erden/ in nach fol- gende Puncta verfasset. Es wird gefragt: 1. O B nicht alle und jede glaubens-articul in der H. schrifft ihre sonderbahre und eige- ne sedes oder oͤrther haben/ da sie mit hellen und deutlichen worten gefasset zu befinden/ also daß man beym der fchrifft alsdenn noth- wendig verbleiben/ und sich nach demselben in andern neben-puncten stetig richten muͤsse? Jsts Nein/ so muß dessen ursach und unter- scheid zur antwort gegeben werden; Jsts aber Ja/ so bleiben die jenigen/ welche mit der aͤl- testen kirchen den punct de regno Christi in ter- ris millenario fuͤr einen glaubens-articul in suo genere \& ordine halten/ billig beym oder ausgedruckten buchstaben der schrifft/ welcher so wol in sede Cardinali Apoc. 20. als an vielen andern oͤrthern mehr zu finden/ und verstehen also die wort/ wie sie an und vor sich selben lauten. 2. Ob nicht zu befoͤrchten sey/ wann so viel und mancherley weissagung der H. Schrifft sonderlich in denen Prophetischen Buͤchern/ da sie vom Reich Christi im Neuen Testa- ment reden/ nur allein auch einen mysti schen und allegori schen verstand/ welcher sich zumal nicht applici ren laͤsset/ nach menschlichen wil- len (2. Pet. 1/ 20. 21.) gezogen/ und die eigent- liche worte deß Heiligen Geistes/ darunter kein Titel umbsonst in der Bibel stehet/ in sensu literali hindan gesetzet werden/ daß es Gott den HErrn alsdenn mißfallen thue/ und der bekandten regel aus Lactantio zu wider lauffe: Num Deus \& Mentis \& Vocis \& Lin- guæ Artifex disertè loqui non potest? Imò ve- rò summâ providentiâ carere fucô voluit ea, quæ divina sunt, ut omnes intelligerent, quæ ipse Omnibus loquebatur. Und wie Augustinus schreibet: Nullo locutionis genere utitur S. Scriptura, quod in consuetudine hominum non inveniatur, quia utique hominibus loqui- tur. Wie wolten sonsten die Laien oder einfaͤltigen auch die Schrifft mit nutzen lesen oder verstehen? 3. Weil die Evangelische Kirche bißhero Fol. 40. wider die Papisten bestaͤndig dargethan/ daß die Heil. Schrifft hell und deutlich zu verste- hen sey/ so fragt sichs nicht ohn ursach/ woher es komme/ daß man bey diesem Punct vom 1000. jaͤhrigen reich Christi auff erden/ (wel- ches doch wie schon gemeldet/ die aͤltisten Patres selbsten fuͤr wahr/ und der schrifft ge- maͤß gehalten) solch principium an sehr vielen orten der Schrifft hindan setzet/ und so herrli- che Spruͤch und Capitel nicht fuͤr hell/ sondern gantz fuͤr dunckel haͤlt? Da denn billig die je- nige warnung des Allerhoͤchsten jederman sol- te zu hertzen gehen/ welche gelesen wird Esai- 29. 9. seqq. 4. Ob und welcherley gestalt unsere evange- lische kirchen/ nachdem sie sich vom Pabstthum abgesondert/ sich dieses vorzugs und privilegii ruͤhmen koͤnnen/ daß bey ergangener reforma- tion Lutheri zugleich alle und jede geheimnuͤß in der schrifft (sonderlich auch der punct von den 1000. jahren Apoc. 20.) ihnen richtig entdeckt/ und saͤmptlich von ihnen bißhero gelehrt wer- den? Jsts Ja/ so bitte ich solches auch gelehret zu werden. Jsts Nein/ so kan man der weiß- heit Gottes nicht vorschreiben/ wenn/ weme/ wo und wie viel er seiner geheimniß noch ins- kuͤnfftige vermoͤg seiner verheissung Dan. 12. v. 4. 9. nacheinander soll lassen offenbahr werden/ damit es nicht das ansehen gewinne/ als wolle man wider Gott streiten Act. 5. v. 39. Cap. 23. v. 9. 5. Ob die Propheten/ indem sie den zustand des reichs Christi auff erden im N. Testament an vielen orten so herrlich und nachdencklich be- schrieben/ nur allein Internam Gratiam, und nicht auch zugleich Externam Gloriam an- deuten/ und zwar eine solche/ die noch niemals auff erden gewesen/ derer auch alle creatur mit sehnen erwartet zur herrlichen freyheit der kin- der Gottes? Conf. Ps. 84. v. 12. Rom. 8. v. 19. 6. Wenn alle schrifft von GOtt eingege- Fol. 41. ben nutz ist 2. Tim. 3. theils zur lehr/ zur straff/ zur besserung/ zur zuͤchtigung in der gerechtig- keit/ daß ein mensch Gottes sey vollkommen/ zu allem guten werck geschickt; So fragt sichs ob solcher nutz nicht auch die Offenbahrung Joh. und speciatim das 20. Cap. darinnen angehe? Jsts Ja/ so kan und soll ein Christ nach de- nen von GOtt verliehenen gaben und an die hand gegebenen mitteln billig darinn lesen und forschen ohne einbuß oder hinderung an der gottseeligkeit. Conf. Apoc. 1/ 3. c. 22/ 7. Waͤre es Nein/ so entweder Paulus unrecht das woͤrtlein alle schrifft gesetzt/ oder es muͤste erwiesen werden/ daß die Offenbahrung Jo- hannis kein Liber oder von GOtt eingegebenes buch sey. 7. Ob Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. 7. Ob der locus Apoc. 20. 1. seqq. von einer ver- gangenen oder noch zukuͤnfftigen zeit rede? ist sie vergangen/ so bitte ich/ man wolle solche zeit ohnfehlbar anzeigen/ und sie nach den umstaͤn- den/ die hier im text stehen/ richtig und bequem applici ren/ welches ja ohne sonderbare muͤhe alsdann wird koͤnnen und muͤssen geschehen/ wann solch vaticinium zu seiner erfuͤllung nun- mehro vorlaͤngst/ als man glaubt/ soll gekom̃en seyn/ vermoͤge des bewusten Canonis Irenæi. Omnis Prophetia, priusquam impleatur, ænigma est, quando autem Im pleta fuerit, manifestam habet expositio- nem \& Intelligentiam. Solche manifesta expositio \& intelligentia findet sich bey den gemeinen auslegungen uͤber gemeldten locum Apoc. 20. keines weges/ als bekannt/ dannenhero ohnfehlbar zu schliessen/ daß alda von keiner vergangenen/ sondern noch zukuͤnfftigen zeit gehandelt werde. 8. Warum gemeiniglich von Constantini M. zeiten oder ohngefehr nach A. C. 300. biß etwa 1300. die 1000. jaͤhrige gluͤckseligkeit der kirchen gesetzt und gerechnet werde/ da doch die histori- en klares zeugnuß geben/ daß innerhalb selbiger zeit/ die truͤbsal/ verfolgungen/ elend/ papstum/ moͤncherey/ ketzerey/ Tuͤrckische tyranney/ der Christen eigene heucheley und laster samt an- derm vielfaͤltigem unheil mehr bey deꝛ Christen- heit nicht ab-sondern taͤglich je laͤnger je mehr zu- genommen/ (wie argum. V. in meinem manu- scripto angefuͤhret) und also der teufel selbige zeit uͤber niemals gebunden oder gefangen ge- sessen/ sondern so wohl unter den Christen als andern voͤlckern sich einen drachen/ alte listige schlange/ teufel und satan auf mancherley weise erwiesen. 9. Fol. 42. Wann der ausgang der 1000. jahr nach ge- meiner rechnung solte um A. C. 1300. gewesen seyn/ so fragt sichs nicht unbillig/ mit was fuͤr recht man seithero diß fuͤr eine kleine zeit/ Apoc. 20. v. 3. 7. gegen die 1000. jahr gerechnet/ hal- ten koͤnne/ welches uͤber 350. jahr/ und also mehr als das dritte theil vom gantzen ist. 10. Was die ursach sey/ warum diejenige aufer- stehung/ welche Apoc. 20. v. 45. 7. mit nach- dencklichen worten beschrieben wird/ in keinem sensu proprio, sondern nur figurato s. meta- phorico koͤnne und muͤsse verstanden werden/ da doch die bewuste und in Problem. arg. 1. an- gefuͤhrte regul aus Luthero und Chemnitio sensum proprium totius scripturæ sacræ lang fuͤr guͤltig halten thue/ biß entweder ex contex- tu oder sonsten ex analogia Fidei das contra- rium dargethan worden/ unter welchen beyden ursachen aber keine alhie. zufinden? Eben diese frag betrifft auch loc. Joh. 5. 21. 25. seqq. 11. Ob und wie der spruch Pauli 1. Corinth. 15. 22. seqq. seinen deutlichen und richti- gen worten nach koͤnne anders verstanden werden/ als das er handele von dreyerley aufer- stehung/ darunter die mitlere particularis ist/ und nur denjenigen zugelegt wird/ welche Chri- stum angehoͤren/ oder wie 1. Thess. 4. 14. ste- het/ die da entschlaffen sind durch JESUM/ item Psalm 16. die todten in Christo genennet werden? Johannes Apoc. 20. v. 6. neñet die erste auferstehung zum unterscheid der andern/ so all- gemein seyn wird/ davon er handelt ibid. Psalm 12. 12. Ob nicht noch andere Spruͤche mehr/ v. 9. Jes. 26. v. 19. Luc. 14. v. 14. cap. 20. v. 35. Phil. 3. v. 11. 2. Tim. 2. v. 18. ꝛc. eine particula- rem resurrectionem confirmi ren/ und wiesol- che oͤrter der schrifft sonsten auf eine andere dem context bequemere weise ohne zwang koͤnnen ausgelegt werden. 13. Weil zwischen der ersten oder particular auf- erstehung und der uͤbrigen allgemeinen oder letzten eben die 1000. jahr samt der kleinen zeit in der mitten stehen/ und also einen grossen un- terscheid machen/ binnen welcher zeit der an- dern todten keiner lebendig werden soll/ so fragt sichs nothwendig/ warum die geistliche aufer- stehung (im fall sie nach gemeiner auflegung hier verstanden wuͤrde) innerhalb so geraumer zeit unter den geistlichen todten/ daran es nach Constantini zeiten auch unter den Christen nie- Fol. 43. mals ermangelt/ nicht solte platz haben/ son- dern allererst nach 1000. jahren wiederum un- gereimter weise anheben/ da doch die vermah- nung Pauli Eph. 5. 14. universaliter absque exclusione tem poris gestellet/ und jederzeit die Busse noͤthig ist. 14. Warum solte auch hier/ wann die resurre- ctio spiritualis gemeinet wuͤrde/ solche nur de- nen beatis cœlitibus, (wie sie Joh. c. 20. v. 4. andeutet) und nicht vielmehr denen in dieser welt noch uͤbrig lebenden/ und also solchen per- sonen zugeschrieben werden/ die den suͤnden noch unterworffen und der Buß beduͤrffen? welches von jenen absurdè gesagt wird/ dan- nenhero ja nicht unbillich folgendes argument formi rt werden kan. Resurrectio spiritualis est hominum adhuc naturaliter viventium. Ratio: Quia nil aliud est quàm vera Pœnitentia. Atqui resurrectio Apoc. 20. descripta non est homine adhuc naturaliter viventium, vi descriptionis v. 4. positæ. E. Resurrectio Apoc. 20. non est spiritualis. 15. Weil die Bekehrung der Juden laut vieler oͤrter Alten und Neuen Testaments ins kuͤnff- tige noch zu hoffen stehet/ massen solches unter unsern Theolog en etliche/ bey denen Reformir- ten aber ein grosser hauffe es bekennen; als verlange zu vernehmen/ ob nicht alsdann sol- che bekehrung einen sehr neuen hochbeliebten und gantz herrlichen zustand auf erden mit sich bringen werde/ und wo sich die zeit solcher ehr und herrlichkeit des Juͤdischen volcks (Jes. 49. 7. c. 60. c. 62. c. 65. v. 18. c. 66. 10. seqq.) anders wohin besser schicken thue/ als ins kuͤnff- tige reich Christi auf erden? weil noch eine an- dere zukuͤnfftige welt ( Hebr. 2. v. 5.) vorhanden/ darinnen gerechtigkeit wohnen soll/ Jes. 65. 2. Petr. 3. 16. Ob das reich des H. volcks/ wie es Dan. 7. nach vielen umstaͤnden/ sonderlich der zeit und des orts halber beschrieben wird/ anders koͤnne A. K. H. Vierter Theil. M m m m m ausge- Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. ausgelegt werden/ als von dem noch zukuͤnffti- gen reich Christi auf Erden? Jsts ja/ so bitte ich unterricht; ists nein/ so bleibt die meynung von denen noch zukuͤnfftigen 1000. Jahren richtig. 17. Fol. 44. Ob die verheissung Christi Matth. 5. selig sind die sanfftmuͤthigen/ denn sie werden das erdreich besitzen (nemlich also/ daß die gottlo- sen dargegen sollen ausgerottet werden/ v. 37. Prov. 2. v. 21. 22.) sey erfuͤllet oder nicht? 18. Endlich fragt sichs alhier/ ob der jenige recht oder unrecht thue/ welcher die zeiten und zeichen der heutigen nunmehro zu ende lauffenden welt mercket und pruͤfet/ deswegen auch den zahlen und andern bißhero verborgenen sachen in der H. Schrift nach seinem von Gott verliehenen kleinen talent in der furcht des Herrn aus lieb zur warheit ohn anderer leuten verdammen/ in- ter privata studia nachforschet? zumahl das licht oder die lehre uͤber die bewuste frage vom 1000. jaͤhrigen reich Christi auf erden allbereit von vielen in der Christl. kirchen nicht mehr un- ter einen scheffel gestecket/ sondern bey gegen- waͤrtigen zeiten an manchem ort auf einem of- fenbaren leuchter gestellet/ und also starck und mit besonderem fleiß/ obschon noch mit einigem unterschied davon gelehret und geschriebẽ wiꝛd/ da denn die eigentliche warheit bey solcher frag sich endlich durch Goͤttl. verleihung wohl fin- den/ und auf solche weiß das licht der theologi- schen wissenschafft mit dem abend noch je laͤn- ger je heller scheinen muß/ Zach. 14. 7. 1. Cor. 14. 7. Jst aber jemand unter euch/ der lust zu zan- cken hat/ der wisse/ daß wir solche weise nicht ha- ben/ die gemeine GOttes auch nicht. Georg Laurentius Seidenbecher/ Min. Verbi in Unter. Neubron scripsit d. 13. Jul. 1661. Fol. 49. lit. F. Copia Schreibens an Herrn M. Andreas Bechmann Superintendent. in Eißfeld. Was vom Fuͤrstl. Consistorio auf Frieden- stein an E. Wol-Ehrw. meinetwegen unlaͤngst sub d. 31. Jul. vor befehl ergangen/ hab ich wohl vernom̃en/ thue auch solchen mir neulichst com- municir ten befehl hiemit wiederum gebuͤhrend uͤberliefern/ und kan darauf E. Wohl-Ehrw. unverborgen nicht seyn lassen/ daß meine bey neulicher conferen tz in der Superintendur auf des Hrn. Superintendens zureden gethane er- klaͤrung nicht dahin (wie das Fuͤrstl. Consift. die gedancken schoͤpffet) zuverstehen oder zu zie- hen sey/ als haͤtte ich meine vorige argumenta, die mich darzu gebracht/ und noch hafftende dubia alle und jede mit einander fahren/ und al- so solche anderswo vor genehm und schrifftmaͤs- sig gehaltene meynung uͤber den locum Apoc. 20. auf einmal gaͤntzlich fallen lassen/ dannen- hero anjetzo gleichsam noͤthig waͤre/ solche in ei- ner begehrten schrifftl. declaration beym Fuͤrstl. Consistorio zu revoci ren; sondern auch das be- gehrte ablassen von solcher meynung hab ich nicht allein damahls/ sondern auch jetzo nach vermoͤg meines gewissens/ nicht weiter verste- hen noch promitti ren koͤnnen/ als daß ich selbi- ge nicht mehr so tenaciter apprehendi ren/ mor- dicus defendi ren oder publicè propagi ren/ son- dern selbige (wie andere mehr gethan und gut geheissen) an ihrem ort beruhen lassen wolte/ in betrachtung/ daß gleich wohl noch unterschiede- ne dubia und schwere argumenta darbey uner- oͤrtert anzutreffen um welcher willen die pro Fol. 50. babilitas hujus sententiæ bey ihrer vielen an- derswo statt gefunden/ ja wohl gar pro veris- sima behauptet und firmiter statui rt worden/ wie die experienz bezeuget. Jch habe mich ja sonst im uͤbrigen (als der Herr Superintendent wissen wird) je und alle wege so gehalten/ daß ich mich habe wollen weisen und eines bessern berichten lassen/ auch spondi rt/ daß dieses thun weder einige hindeꝛniß in meinem amt uñ Chri- stenthum mir bringen solte/ noch ich andern aͤr- gerniß damit geben wolte/ dannenhero ich mich damit still gehalten. So ist auch seiner Excell. dem Herrn Hof-prediger noch im frischen ge- daͤchtniß/ welcher gestalt bey naͤchsteꝛ visitation zu Unter-Neubron gegen ihn ich mich auf eben- maͤssige weise erklaͤret/ womit er auch wohl zu frieden gewesen. Daß ich aber sagen solte/ es wohnete von solcher meynung/ ohnerachtet ein- und anderer schweren noch zur zeituneroͤrterten argumentorum oder dubiorum, mir nichts mehr bey/ laufft allzusehr wider mein gewissen/ und kan um des willen/ weil es mir/ in der war- heit zu sagen/ ohnmoͤglich auf solche weise/ wie im Fuͤrstl. Constist. befehl von mir rigidè be- gehret wird/ mich nicht weiter erklaͤren; sondern will hoffen/ es weꝛde E. Hochehrw. Fuͤrstl. Con- siftorium damit zu frieden seyn/ wann ich (gleichwie andern vergoͤnnet wird) das - hierinn gebrauche/ und darneben meinen pflichten gemaͤß im lehren und leben dieses orts mich so verhalte/ daß ich nicht allein vor mei- ner vorgesetzten hohen Obrigkeit (als welche die gewissen uͤber geleistete pflicht weiteꝛ zu beschwe- ren/ sonst niemahls vorgenommen) sondern auch zufoͤrderst vor Gott im himmel dem ge- rechten richter und eigentlichen hertzenkuͤndiger es gedencke zu verantworten. Sonsten erklaͤre ich mich nochmals/ wie vorhin im Fuͤrstl. Con- sistorio und anderswo schon geschehen/ daß ich der Augsp. unveraͤnderten Confession, als bey welcher ich gebohren und erzogen/ von hertzen noch zugethan sey/ und vor gewiß \& sincerè da- fuͤr halte/ daß die bewuste und von mir angezo- gene meynung oder erklaͤrung loci Apocalypti- ci, so andere inter Lutheranos auch beliebet und toleri ret worden/ keinem eintzigen articul dar- innen zuwider lauffe. Welches also hiermit Eu. Wohl-Ehrw. ich schuldiger massen nicht ver- halten sollen/ Goͤttl. gnade uns allerseits treu- lich empfehlende. Dat. Eißfeld den 22. Aug. 1661. Des Herrn Superintendent en unterdienstwillig-und geflissener allezeit Georg Laurentius Seidenbecher/ Pfarrer in Unter Neubron. Fuͤrstl. Saͤchsische Hoch-wohl-verord- Fol. 58. lit. H. nete Herren/ Præses und saͤmtl. Consistoria- les, insonders hochgeehrte Herren und vielvermoͤgende befoͤrderer. Eu. Magnisicenz und Herrlichk. erinnern sich sonder zweifel guter massen/ was unlaͤngstẽ sub d. 31. Jul. ausm Fuͤrstl. Consist. an den Herrn Superintenden ten zu Eißfeld meinet- wegen in bewuster sache vor befehl ergangen/ welcher mir auch sobald publici ret/ und nach inhalt dessen meine schrifftl. erklaͤrung von mir zugeben/ begehret worden. Welcher gestalt ich mich nun darauf gegen gedachten Herrn Su- perint. so wohl muͤnd-als auch von ihm begehr- ter massen schrifftl. sub d. 22. Aug. erklaͤret ha- ben Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. ben Eu. Magnif. und Herrl. aus beygelegter copia unbeschwert zu ersehen. Weil aber solche meine erklaͤrung vom Hn. Superint. nicht allein in einem hitzigen scripto, (darinnen ich theils vor einen laͤngstverdammten schwaͤrmer und ketzer gehalten/ mein gewissen ohne gnugsame pruͤfung gar vor teufflisch ausgescholten/ unbe- weißliche sachen mir schuld gegeben/ und son- sten mit andern præjudiciis oneri rt werde/ wel- ches alles ich zwar mit gedult und gutem ge- wissen zu vertragen/ darneben aber Gott im himmel dem unpartheyischen richter solche sa- che zu seineꝛ zeit zurichten/ uñ meine unschuld an tag bringen zu lassen gesonnen) hefftiger weise niedergeschlagen/ sondeꝛn ich auch dahin gewie- sen worden/ E. Hochloͤbl. Consist immediatè meine declaration selbst zu eroͤffnen: Als habe ich solches hiemit zu werck richten/ meine gegen Hn. Superint. albereit gethane erklaͤrung noch- mals gleichsam repeti ren/ ja auch etwas aus- fuͤhrlicher darthun/ und so dann eines Fuͤrstl. Consist. ausspruch unterthaͤnig erwarten wol- len Beruhet also nunmehro (so viel ich an mei- nem ort ersehen kan) dieser handel auf sonder- baren drey mitteln/ wodurch ihm kan abgeholf- fen werdẽ/ woruͤber ich mich dann folgender ge- stalt categoricè, wie begehrt wordē/ erklaͤrē will. Erstlich/ so ich gefragt werde: Ob ich von der vorhin mit andern gefuͤhrten meynung uͤber den verstand des loci Apocalyptici c. 20. nicht allein gaͤntzlich ablassen/ sondern auch durch ei- ne begehrte Schrifft dieselbe verwerffen und al- so revoci ren wolle? kan ich hierauf anders nicht dann nein sagen/ um folgender ursachen willen. Fol. 59. (1.) Weil ich damit wider mein gewissen re- den/ und wo man mich noͤthigen wolte/ zum heuchler werden muͤste/ der ein anders mit dem mund sagte/ ein anders im hertzen gedaͤchte. Sintemal ja keine geringe/ sondern sehr grosse und wichtige dubia bey solcher meynung vor- lauffen/ die mir und andern noch mehr im wege stehen/ warum davon nicht gaͤntzlich idque viâ revocationis abzulassen. (2.) Solte ich die affirmativam de annis Apocal. adhuc futuris simpliciter verwerffen und contemni ren/ so muͤste ich nicht allein der alten Patrum in der aͤltisten kirchen N. T. einen grossen hauffen/ sondern auch so manchen inter nostrates s. Lutheranos (ut cœterostaceam) gelehrten und gottsfuͤrchtigen mann/ so wohl unter privat als auch in vornehmen aͤmtern/ ja gar in Ministeriis verhandenen personen/ vor einen ketzer oder schwaͤrmer halten/ weil ja zu erweisen/ daß solche leute die affirmativam ge- fuͤhret und noch fuͤhren/ ohne abbruch ihres glaubens oder hinderniß an der gottseligkeit/ und doͤrfften alsdenn solche mir wohl zur ant- wort geben aus 1. Cor. 14. Jst das wort GOt- tes von euch auskommen? oder ists allein zu euch kommen? (3.) Jch wuͤste alsdann nicht vor meine per- son/ wie ich Johannem in seiner Apoc. solte las- sen recht behalten/ wenn er de seculo illo mille- nario das so deutlich gesetzet/ dabey man ja am sichersten kan verbleiben. Es hat der liebe Lutherus zu seiner zeit mit seinen adverfariis es unterschiedl. mal practici ret/ und damit durch- gedrungen/ daß er beym hellen buchstaben der schrifft geblieben. Also kan ich noch zur zeit nicht sehen/ was mich eigentl. dringen solte/ das oder hellen verstand der heil. schrift Apoc. 20. und anderer oͤrter strictè zu verwerffen/ einẽ dunckeln verstand an dessen statt zu ergreiffen/ und darneben kraft einer revocation die jenige vor ketzer und schwaͤrmer zuhalten/ welche beym ersten als dem verbleiben. (4.) Weil die sententia adversæ partis de an- Fol. 60. nis illis Apoc. 20. quasi jam præterlapsis selbst nicht kan apodictivè demonstri rt werden/ son- dern man glaubt also nur probabiliter, sie haͤttẽ sich zun zeiten Constantini M. (andere sagen an- ders) angefangen/ und uͤber 1000. jahr hernach/ nunmehr schon vor 350. jahren geendet; als kan die contradictoria de annis illis nondum præ- terla psis, sed adhuc futuris nicht pro hæretica s. impia gehalten werden. Laͤsset man nun pro- babilitatem sententiæ auf beyden seiten gelten/ so kan man keine vor der andern ejuri ren oder condemnir en. (5.) Halte ich nochmals mit andern dafuͤr/ daß solche meynung oder erklaͤrung der 1000. jahr ex Apoc. 20. massen ich solche bißhero bey etl. Neotericis eroͤrtert gesehen/ vorhin in keinẽ Concilio verdam̃t/ noch auch in Aug. Confess. gemeinet und verworffen worden. Solte aber in dieser nicht nur der Juͤdischen meynungen (wie die worte des articuls lauten) sondern alle und jede auslegung von denen noch zukuͤnftigẽ 1000. jahren verdamt woꝛden seyn/ so haͤtte sich die ecclesia primitiva purioribus his seculis unschuldiger weise auch mit verdammen lassen muͤssen/ da doch die confessio mit solcher eccle- sia in allen articuln will eins seyn. (6.) Gleichwie es so wol in andern als auch vorneml. in glaubens-sachen sich niemals auf- richtig thun laͤsset/ menschẽ zu gefallẽ etwas zu approbir en: Also laͤsset sich ebener massen in iis- dem rebus sidei s. salvificæ s. historicæ aus blos- ser menschen ansehen uñ um gunst willen nichts improbir en oder verdammen/ weil das gewis- sen bessern grund und zeugnuß haben muß/ wo ihm soll geholffen werden. Um solcher und etwa noch mehrer ursachen willen/ will ich der hoff- nung leben/ es werde E. Hochl. Consist. mich nicht noͤthigen lassen/ die jenige meynung/ so heutiges tages auch noch bey mehr unterschie- denen Evangel. und der Aug. Conf. zugethanen personen und lehrern privatim uͤber denen noch zukuͤnfftigen 1000. jahren Apoc. 20. sich findet/ zu condemni ren/ sintemal ich selbige numehro/ als jetzo folgē wird/ an ihren ort beruhen lassen/ niemand darzu noͤthigen/ noch eines andern ge- wissen darmit beschweren/ sondern mit Paulo sagen will/ Rom. 14. v. 5. Ein jeder ꝛc. Fuͤrs andere hab ich mich erklaͤret/ daß ich Fol. 61. bey solcher meynung wegen einer und anderer dubiorum, welche ab utraque parte zu finden/ das gebrauchen/ selbige an ihrem ort in medio hinfuͤhro beruhen/ und weiter da- von nichts urgir en oder propalir en wolle/ wie in meinem schreiben an Herrn Superint. zu Eißfeld ausdruͤcklich zu finden. Solches hab ich durch das ablassen verstanden/ als der Hr. Superint. den 19. Jul. uͤber meine auffgesetzte quæstiones in der Superintendur mit mir con- ferirte und endlich von solcher meinung ab- zulassen vermahnete. Denn das selbige confe- ren tz mir gaͤntzlich und auff einmal alle und jede dubia so geschwind und kurtz (etwa innerhalb 2. oder 3. stunden) haͤtte benehmen sollen/ ist A. K. H. Vierter Theil. M m m m m 2 nicht Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. nicht allein an und vor sich selbsten schwer zu glauben/ sondern ich habe auch selbigesmal im anfang/ als Hr. Superintend. also anfieng in sei- nem Museo mit miꝛ zu conferir en/ und uͤber mei- ne dubia oder quæstiones (an der zahl 18.) eine oralem responsionem zu formir en/ so balde mich vernehmen lassen/ ich zweiffelte/ ob solcher mo- dus conferendi wuͤrde seinen intendirt en scopũ erreichen/ massen ich auch bate/ wo mir auff die verzeichnete quæstiones solte eine sufficiens re- sponsio gegeben werden/ so moͤchte es schrifft- lich geschehen/ alsdenn koͤnte ich die sache wol und reifflich erwegen/ mich sine præcipitantia daruͤbeꝛ bedencken/ uñ also vernehmen/ mit was gruͤnden derselben begegnet wuͤrde; So felix waͤre ich nicht/ daß ich auff alle und jede argu- menta oder vorgebrachte sachen mich ex tempo- re resolvir en koͤnte/ massen auch D. Calixtus sel. den modum scripto tenus conferendi dem gewoͤhlichen modo disputandi in rebus gravio- ribus vorgezogen/ und darzu gerathen ꝛc. Weil aber nun keine schrifftliche antwort/ sondern nur ein discutsus oralis gefiel/ als bleibẽ die vornem- sten dubia mir unbenommen. Jch unterdessen (wie schon gemeldet) habe nichts destoweniger auff oben besagte weise von solcher controver- abzulassen mich erklaͤrete/ begehre es auch noch- mals hiemit zuthun/ wil also mit gedult und stillem wesen erwarten/ was Gott uñ die zeit bey eroͤffnung derer in der schrifft noch verborgenen geheimnissen (weßwegen D. Philippus Nico- lai taͤglich gebeten c. 2. de R. C. c. 1. circa finem ) ins kuͤnfftige durch andere noch an tag bringen wird. Mag demnach solche sache dem eventui heim gestellet verbleiben/ utpote dexterrimo Mysteriorum interpreti. Fol. 62. Jm fall aber nun endlich und vors dritte bey solcher meiner erklaͤrung ein F. Consistorium nicht acquiescir en wollte/ haͤtte ich so dann auff kein ander mittel ferner zugedencken/ als daß bey J. F. Gn. um eine gnaͤdige dimission ich anhal- ten muͤste/ nicht zweiffelnde/ GOtt wuͤrde mir mittel und wege zeigen/ an andere der Evange- lischen religion zugethane ort und ende zu gelan- gen/ allwo ich fuͤr keinen Schismaticum, Fana- ticum oder wol gar hæreticum (worzu mich hiesiger orten etliche gerne machen/ und beym gemeinen mann gleichsam diffamir en wolten/ wo sie koͤnten) sondern noch einen weg als den andern fuͤr einen einfaͤltigen diener Christi ge- daͤchte erfunden und gehalten zu werden/ nach derjenigen ermahnung/ welche der Gottselige Johann Arnd p. m. an einem ort seiner geistrei- chen buͤcher nachdencklich hinterlassen mit fol- genden worten: Jn so viel religions-streiten laß die verachtete einfalt des worts Gottes deine ei- nige festung seyn: wort-krieg und schul-ge- zaͤnck gebaͤren nur zanck/ helffen zum jetzt schwe- benden ungoͤttlichem wesen/ und verrucken un- sere siñe von der einfaͤltigkeit in Christo Jesu: von der einfaͤltigkeit aber wirst du grossen nutzen uñ Goͤttliche erleuchtung erlangen uñ bekommen. Die ersten und besten Christen lobten Gott mit einfaͤltigem hertzen/ und war diß der Apostel (wie auch heute ihꝛer wahren nachfolger) einiger ruhm/ daß sie in einfaͤltigkeit/ und nicht in jetzt uͤberall fleischlicher weißheit gewandelt haben. Hactenus ille in informat. Biblic. Sola simpli citas Deum agnoscere potest, sagt Tertullianus, und kommen mir dißmal eben vor die hand et- liche wort/ so der vornehme Theologus D. Joh. Valent. Andreas, p. m. in seinem Menippo di- al. 33. gesetzet: Ego ut maximè probem dispu- tandi distinguendique acrimoniam, tamen qui minus illis fastigiis par sum, simplici ac rustica propè fide comprehendo, quæ vides scripturæ consentanea, nec in vocabulis tanto- pere timidus sum, ut exinde mihi incognitæ hæreseos metuam. Ob ich nun bißhero in ge- dachter einfalt gewandelt und gelehrt hab/ oder nicht/ wil ich meine Pfarꝛ-kinder auff bedoͤrf- fenden fall lassen aussagen/ verhoffende/ sie wer- den mir hierinne alle gut zeugniß geben. Sol- ches habe E. Magnificen tz und Herꝛlichk. begehr- ter massen demuͤthig hinterbringen/ und zu de- ro ferneren consideration es stellen sollen/ hierauf erwartende/ was selbige hierin zum unparthey- ischen ausschlag der sachen vor das beste beliebẽ werden. Goͤttlicher gnade uns allerseits empfeh- lende. Datum Unter-Neubron den 28. Aug. 1661. E. Magnificen tz und Herrl. Unterdienstwilligster und gehorsamer Georg Laurentius Seidenbecher Pfr. ꝛc. Durchlauchtigster/ Hochgeborner Fol. 106. Fuͤrst und Herꝛ; E. Fuͤrstl. Durch- leuchtigk. ꝛc. gnaͤdigster Fuͤrst. ꝛc. Was E. F. D. gnaͤdigst an uns den 19. die- ses wegen Georgii Laurentii Seidenbechers/ Pfarrers zu Unter-Neubrun im amt Eißfeld ge- langen lassen/ solches haben aus E. F. D. gnaͤ- digstem schreiben/ so uns beneben denen beyla- gen den 22. August abends zu recht zukommen/ mit mehrerm vernommen/ haben auch so bald folgendes tages uns collegialiter zusammen ge- than/ die acta und fragen mit fleiß durchlesen/ in der furcht des Herꝛn nach denen dabey befindli- chen umstaͤnden reiflich und mit gewissenhaften hertzen erwogen/ und darauff nachfolgenden gutachtens und bedenckens uns einmuͤthig ver- glichen: Nemlich: Was die 1. frage anbelanget: was zu thun sey/ weñ der Pfaꝛreꝛ zu Unteꝛ-Neubrun seine mei- nung nach abermaliger gruͤndlicher und sattsa- mer remonstration auff seine scrupel præfractè vertheidigen/ und was er unterschiedlich in sei- ner erklaͤrung setzet als lit. C. num. 3. als wenn die lehre vom regno millen. in denen von ihme angefuͤhrten spruͤchen so hell und deut- lich vorgeleget wuͤrde/ daß die/ welche solche zeugniß vor dunckel hielten/ nach den worten Es. 29. 9. sqq. verblendete und verstarrete men- Fol. 107. schen zuhalten/ und ibid. n. 4. als wann die/ so solcher offenbarung (deren er sich ruͤhmet) nicht beyfallen/ wieder Gott stritten/ behaubten wol- te: so ist es zwar an deme/ daß solcher irꝛthum von den 1000. jahrẽ des R. Chꝛisti auf eꝛden den grund der seligkeit an uñ fuͤr sich selbst nicht um- stosset/ und in einer privat person/ so fuͤr sich sol- chem beygethan/ und andern nicht aͤrgerlich ist/ koͤnte gedultet werden/ massen auch anfangs/ ehe die sache in der Christlichen kirchen gnug- sam erwogen und eroͤrtert worden/ auch etliche alte fuͤrtreffliche kirchen-lehrer/ Papias, Irenæus, Tertullianus, Lactantius und andere solchem falschem wahn beygethan gewe- sen; so kan doch aber nunmehr/ nach dem die sache in Christlicher kirche gnugsam erlaͤutert/ in einem Prediger und Lehrer solcher irꝛthum nicht Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. nicht geduldet werdẽ/ aldieweil derselbe ein und das andere lehrstuͤck unsers Christlichen glau- bens mit angreiffet/ und dadurch viel spruͤche der H. Schrifft nicht nach der aͤhnligkeit des glaubens/ sondern nach eigner außlegung und vorgefastem wahn erklaͤret werden/ auch wider die articul der Augspurgischen Confeßion ist/ und dannenhero bey zuhoͤrern vielerley irrung nach sich ziehen koͤnte und muͤste; Haben dan- nenhero E. F. T. samt dero wol loͤblichem Con- sistorio und dem Superintendenten zu Eißfeld Christ-Fuͤrstl. loͤblich und wol gethan/ daß Fol. 108. sie hierunter wachsam und sorgfaͤltig gewesen/ damit nicht rotten und thoͤrliche irrungen unter die zuhoͤrer und schaͤfflein Christi einschleichen moͤchten. Wofern er dennoch seinen irrigen wahn/ præfractè vertheidigen/ und was er unterschied- lich in seiner erklaͤrung setzet/ als Lit. C. n. 3. als wenn die lehre vom Regno Millenario in denen von ihm angefuͤhrten spruͤchen so hell und deut- lich vorgelegt wuͤrde/ daß die/ welche solche zeugniß vor dunckel hielten/ nach den worten Es. 29. v. 9. seqq. vor verblendete und erstarrete menschen zu halten/ und ibid. n. 4. als wenn die/ so solcher offenbarung (deren er sich ruͤhmet) nicht beyfallen/ wider GOtt stritten/ behaup- ten wolte; Und dannenhero zu befahren/ er moͤchte weiter greiffen/ und allerley irrungen/ spaltungen und unruhe anrichten/ auch seine an- vertraute gemeinde/ die der Herr durch sein blut erloͤset hat/ uͤbel anfuͤhren und weiden; so kan bey seinem dienst und anvertrauter so hochtheu- rer seel-sorge er ferneꝛ nicht gelassen weꝛden/ denn was solche geisterey fuͤr ungluͤck gestifftet/ ist aus der Wiedertaͤuffer geschichten und denen En- gellaͤndischen exempeln leider mehr/ denn zu viel bewust und offenbar worden. Damit man aber doch noch alles bey ihm/ als bey einem iꝛrenden/ veꝛsuchte/ auch eꝛ nicht uꝛsach sich zu beschweren haben moͤchte/ als habe man keine gedult mit ihm/ als einem/ der von einem fehl uͤbereilet worden/ gehabt; So koͤnnen E. F. D. auff angesetzten termin ihm nochmalige gruͤndliche remonstration gnaͤdigst thun/ auch ungeachtet er sich noch nicht geziemend bequemẽ wuͤrde/ doch noch einmal etwas bedenckzeit ge- ben/ und vorige scharffe inhibition/ daß von sol- cher meinung er weder predigẽ noch mit jeman- Fol. 109. den ferner handeln wolle/ sub pœna remotio- nis oder angedroheter beurlaubung vom dienste gnaͤdigst widerholen lassen. Darauff die II. frage betꝛeffend/ was hingegen solchen falls voꝛ- zunehmen/ wenn er sich erklaͤrete/ daß er solche meinung/ ob er schon nach seinen worten lit. F. nicht sagen koͤnne/ daß ihm nichts mehr darvon beywohnete/ dennoch wie ins Superintendentis zu Eißfeld schreiben lit. D. stehet/ vor indifferent halten/ oder wie er in seinem schreiben/ lit. H. setzet/ das hierinnen gebrauchen/ selbige an ihrem ort beruhen lassen/ und weiter nicht urgir en oder propalir en wolte/ und wie in einem andern lit. F. weiter zu befinden/ dar- neben seinen pflichten gemaͤß im leben und leh- ren sich verhalten mit ferneꝛm erbieten/ daß er die sonst vor seine meinung angezogene spruͤche/ insonderheit Ps. 84. 12. Matth. 5. v. 5. Rom. 8. v. 19. und mehr dergleichen/ wie auch den 3. articul unsers Christlichen glaubens/ in sensu orthodoxo, und nach der in unserer Lutherischen kiꝛche receptâ interpretatione anfuͤhren und voꝛ- tragen wolte/ im fall man aber bey solcher sei- ner erklaͤrung nicht acquiescir en wolte/ wie Lit. H. zusehen/ um gnaͤdige dimission anhalten wuͤrde. Waͤre ihm ferner anzuzeigen/ wie er ja selbst gestehen muͤsse/ und es auch erkant haͤt- te/ daß er in etlichen hypothesibus/ als na- mentlich von dreyerley hauffen der menschen geirret/ und dannenhero das uͤbrige/ daruͤber er Fol. 110. ein irrend gewissen haͤtte/ auch selbst nur fuͤr scrupel gehalten/ auch waͤre ihm sein gewissen und gethaner theurer eid auff die Augspurgische Confeßion zu ruͤgen/ und wol fuͤr augen zu stel- len/ wie groͤblich er sich damit versuͤndiget/ daß er wider derselben klaren buchstaben im 17. arti- cul auff eine wiedrige meinung sich gewendet/ und denen Juͤdischen fabeln/ wie sie daselbst ge- nennet werden/ aus bloß eingebildeter klugheit/ eigensinnigkeit und liebe gegen die Fanati sche buͤcher und deren Autores beygepflichtet haͤtte/ und hielten wir dann dafuͤr/ daß/ wenn er sich dahin erklaͤrete/ daß er zwar in dieser sache noch scrupel haͤtte/ waͤre auch erboͤtig/ sich noch fer- ner unterweisen zu lassen/ und derselbigen entle- diget zu werden/ unserer reinen Theolog en schrifften fleißig zu lesen; wolte auch seine ihme noch beywohnende dubia weder publicè noch privatim, ausser bey weme es seineꝛ information wegen zu thun/ ihme gnaͤdigst wuͤrde anbefohlẽ werden/ propalir en/ auch sich in allem seinem beruff/ schweren pflichten und theurem amte in lehren und leben gemaͤß bezeigen/ ingleichen aller solcher geistereyen und Fanati schen we- sens/ wie auch lesung der buͤcher/ so von der- gleichen dingen handelten/ enthalten/ und hergegen die spruͤche der Heil. Schrifft samt allen andern lehr-puncten in gesundem und dem glauben aͤhnlichem verstande/ seiner anbe- fohlnen gemeinde ohne falsch fuͤrtragen und er- klaͤren/ auch selbst GOtt bitten/ daß er ihm von dergleichen gaͤntzlich erledigen/ und dafuͤr in gnaden hinfuͤro bewahren wolte: So koͤnte er bey seinem dienst und amts-verrichtung noch weiter gelassen und gedultet werden/ biß GOtt gnade gebe/ daß er auch aus denen uͤbrigen scru- Fol. 111. pel n sich auswickeln moͤchte/ doch daß er sol- cher erkaͤrung/ und dessen wegen/ so etwa/ nach befindung der umstaͤnde auch mit einzuruͤcken fuͤr noͤthig wuͤrde erachtet werden/ um mehrer versicherung willẽ sich schrifftlich an eides statt obligi re/ auch darauff mit allem fleiß acht auff ihn gegeben/ und fleißige inspection uͤber ihn gehaltenwuͤrde. Erklaͤrete er sich aber nicht also/ sondern wolte seine meinung pertinaciter be- haupten/ bliebe es bey der im ersten punct zuer- kenneten Remotion/ dabey er doch auch noch vorhero mit einem Revers, niemanden zu ver- fuͤhren und in irrung zu bringen/ zu vinculir en waͤre/ die blosse dimission aber/ wofern er sol- che suchen wuͤrde/ koͤnte ohne einige wuͤrckliche bestraffung entweder der Remotion, Arrest s oder dergleichen und eines Reverses nicht fuͤg- lich gerathen werden/ weil die halsstarrigkeit groß/ und das gegebene aͤrgerniß und unheil bey dem naͤchsten mit einiger schaͤrffe abzuwen- den seyn wuͤrde. Was ferner das III. anlanget: Wie zu verfahren/ wenn er/ nachdem er auff jetzt ge- dachte masse seine erklaͤrung gethan haͤt- te/ gleichwol hernach das gegentheil von M m m m m 3 sich er- Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. sich erfahren liesse? so koͤnte solches falls nach be- findung der umstaͤnde/ ob es aus vorsatz solchen irthum zu vertheidigen oder weiter fortzupflan- tzen/ oder ob es uͤber vermuthen etwa aus pri- vat-discursen/ die wieder verhoffen weiter ge- bracht worden/ geschehen/ entweder noch mit et- was gedult oder arrest und vorgedachter gaͤntz- lichen beurlaubung/ wie auch dem reverse/ wi- der ihn verfahren werden. Fol. 112. Und dann IV. was zu thun seye/ wann befun- den wuͤrde/ wie schon verlauten wollen/ daß er seine meynung schon bey andern weiter außge- breitet/ und sich noch darzu geruͤhmet/ als haͤtte er die sache vor dem Consistorio obtini rt/ wel- cher gestalt das aͤrgernis abzuwenden? So waͤre vorher gruͤndliche erkundigung einzuzie- hen/ ob solche seine widrige und irrige mey- nung von oͤffentlicher cantzel waͤre geprediget worden/ waͤre rathsam/ daß durch den Superint. derselbigen diœceseos eine oͤffentliche predigt ge- halten/ und die zuhoͤrer eines bessern berichtet/ auch angezeiget wuͤrde/ wie ihr Pfarrer solchen irrigen wahn nunmehro erkennet/ oder deßwe- gen removi ret worden waͤre/ dann nhero sich nun niemand daran ferner zu aͤrgern haͤtte. Waͤre es aber allein in privat-conversation ge- schehẽ; so wuͤrde es unsers erachtens gnug seyn/ das doch kund wuͤrde werden/ wie sein irriger wahn verworffen worden/ und was deßwegen fuͤr E. F. Drl. Consist. vorgegangen und ver- Fol. 113. ordnet waͤre. Solte aber ja jemand gefunden werden/ so diesen irrigen wahn gefasset und von ihm eingesogen haͤtte; Waͤre solche person mit allen fleiß durch ihren Prediger oder Superin- tendens wieder mit GOttes huͤlffe zurecht zu weisen. Auch wo das beruͤhrte glorii ren sich al- so befinden solte/ koͤnte solches gleicher gestalt ihm hart verwiesen/ uñ sich dessen zu enthalten/ in dem gedachten revers mit eingeruͤcket weꝛden. Welches E. F. Drl. unsern gnaͤdigsten Fuͤrsten und Herrn wir zu unserm unterthaͤnigen beden- cken in demuͤthigem gehorsam hiemit eroͤffnen sollen: Befehlen E. Fuͤrstl. Durchl. samt dero hertzliebsten Gemahlin/ und Fuͤrstl. jungen Herrschafft und Fraͤulein/ wie auch alle dero lande und kirchen der Hochheil. Dreyeinigkeit und verbleiben E. Fuͤrstl. Durchl. Jena am 25. Nov. A. C. 1661. Unterthaͤnigste und gehor- samste diener am wort Gottes und gebet. Decanus, Senior und ande- re Doctores der Theo- logi schen Facul taͤt da- selbsten. Fol. 233. lit. A. Actum Friedenstein den 2. Dec. 1661. jussu speciali Domini Serenissimi in præs. Domini Cancellarii, Domini Præsid. Consist. Aul. Dn. Superint. Gothani. Als dem Durchl. Hochgebohrnen Fuͤrsten und Herrn/ Hn. Ernsten/ Hertzogen zu Sach- sen/ Juͤlich/ Cleve und Bergen ꝛc. unserm gnaͤ- digsten Fuͤrsten und Herrn/ aus denen gehalte- nen protocoll en die gefertigte relation vorge- tragen worden/ und S. F. Drl. daraus ersehen/ was nicht allein in denen 2. ersten tagen/ den 27. und 28. bey der Conferen tz vorgangen/ sondern auch wie endlich gewisse puncta dem Pfarrer Seidenbecher vorgelegt/ und dadurch wohl- meinend versucht worden/ ob und wie weit man etwan gegen einer erleidlichen erklaͤrung mit ih- me ferner gedult haben koͤnte/ er Pfarrer daher aber den 29. sich darauff beydes schrifftlich und muͤndlich so viel vernehmen lassen/ daß S. F. Drl. wol nach solchen umstaͤnden einen gewis- sen schluß haͤtten daraus abfassen lassen koͤñen/ sie dannoch vor rathsam er chtet/ die jenige um- staͤnde/ welche wider ihn/ Seidenbechern/ hier- unter am meisten moͤchten militi ren/ und wel- che zumahlen der sache den außschlag geben Fol. 234. koͤnten/ kurtz zu extrahi ren (aller massen so bal- den geschehen) und mehrgemeltem Pfarrer noch einsten und zum uͤberfluß vorzulegen und zu fra- gen/ ob nicht die summ und inhalt der gantzen Conferen tz dahin außgelauffen/ und er solcher umstaͤnde noch mahls gestehen muͤste/ oder ob er sich eines bessern besonnen/ damit er sich desto weniger zu befahren ursach bekommen moͤge/ als wann man wider ihn etwas aus solchen præsuppositis verfuͤget/ dessen er doch nicht ge- staͤndig seye. Demnach solle man ihme solche vornehmste umstaͤnde zwar erst muͤndlich eroͤff- nen/ darnach schrifftlich zu stellen/ mit erinne- rung/ daß er sich darinn ersehen/ und morgen im Fuͤrstl. Consist. wiederum muͤndlich seine ant- wort/ ob nicht deme also/ oder was er darbey noch zu erinnern habe/ mit Ja und Nein thun/ und darauff nach befindung fernerer verord- nung erwarten soll ꝛc. A meridie præs. Dn. Cancellar. Præsi- de Consist. \& Superint. Gothano. Jst auff vorbeschriebene masse dem Seiden- Fol. 235. bechern die eroͤffnung geschehen/ uñ die puncten extradi rt worden/ sich darauf zu bedencken/ und morgen im Consist. seine antwort kuͤrtzlich ab- zugeben. Ille wolte fideliter auff die puncta antworten/ damit er doch einsten aus dersachen kommen/ und nicht laͤnger in dubio bleiben moͤchte. Folgen hierauff die puncta oder summa und inhalt der bißherigen mit dem Pfarrer zu Un- ter-Neubrun gehaltenen Conferen tz wegen sei- ner de Regno Millenario fuͤhrenden opinion, welche endlich da hinaus gelauffen/ daß (1) Zwar er Seidenbecher eins theils mit worten sich vernehmen lassen/ wie er fernere in- formation dißfalls anzunehmen begehre. (2) Jedoch andern theils die hierzu gehoͤri- ge principia, wo nicht gar geleugnet/ doch in zweiffel gestellet. (3) Hingegen in der that die gemeldte opini- on de isto regno fest in seinem hertzẽ gefast/ auch (4) Unerachtet er selbst gestehen muͤssen/ er seye externè convinci rt/ dannoch (5) Es in seinem gewissen vor die helle war- Fol. 236. heit/ it. wie er es gegen GOtt zu verantworten getraue/ halte/ und (6) Keines wegs vor sich pro re indifferenti achten koͤnne/ auch (7) Wann die Augspurg. Confess. Art. 17. einen solchen ihme wiedrigen verstand habe/ und dabey die vorgelesene Pfarr-pflicht dahin mitgezogen werden solte/ er gestehen muͤste/ es koͤnten hinfuͤro diese pflicht und sein gewissen nicht beysammen stehen. (8) Demnach er umb gnaͤdige dimission nochmals zu bitten haͤtte. (8) Dem- Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. Fol. 238. lit. B. Dem Fuͤrstl. Saͤchsis. hochloͤbl. Consisto- rio auff Friedenstein zu schuldiger folge/ erklaͤre ich ends benahmter Pfarrer/ wegen derer mir uͤbergebenen summari schen 8. puncten/ die ge- pflogene Conferen tz in bewuster sach betref- fend/ mich hiermit also: 1. Bleibet wahr und gestaͤndig/ daß ich biß- hero/ wie vor diesem anderswo uͤber der ent- standenen quæstion de Reg. Mill. information anzunehmen/ mich erboten/ bey welcher unter andern mein erstes absehen gewesen/ ob und welcher gestalt meine in Problemate angefuͤhr- te argumenta durch andere staͤrckere koͤnten in- fringi rt uñ niedergelegt werden/ da ich dannoch zweyerley dafuͤr gehalten: (1) Es wuͤrde solche informatio activa intra terminos puræ arbitra- tionis beruhen/ und nicht eben so strictè auff ei- ne apertam appositionem s. contradictionem hinaus lauffen. (2) Daß es ein anders seye/ in- formi rt zu werden de quæstione in se considera- ta, was sonderlich den principalem controver- siæ statũ betrifft/ welchen ich in meinem gewis- sen allbereit vor richtig und gewiß gehalten: Ein anders/ information annehmẽ in iis, quæ circa quæstionem illam sunt, was etwa dabey oder daraus noch weiter folget/ ferner zu betrachten uñ auch consequenter vorzunehmen seyn moͤch- te: jenes theils wuͤrde zwar bey mir einige wie- derwaͤrtige information nicht groß habẽ fuͤrch- ten koͤñen/ weil ich (wie schon gemeldet) in mei- nem gewissen allbereit uͤberzeuget/ dz es die war- heit seye woruͤber ich Gott allein und keinẽ men- schen zum Richter anruffen und leiden koͤnnen: Dieses theils aber hab ich anderer und unter de- nenselben auch des Fuͤrstl. Consist. information, fuͤrnehmlich quoad pragmaticum conscientiæ statum annehmen koͤnnen/ sintemal ich dieselbe dißfals nicht als contradicentes s. adversarios, sondern als meine vorgesetzte und gebietende Hnn. Superiores zu erkennen noͤthig befunden. (2) Durch die principia (welche ich/ wo nicht gar geleugnet/ dannoch in zweiffel gestellet habẽ soll) verstehe ich principia cognoscendi oder a- xiomata vel dicta S. Scripturæ, bey welchẽ zwey- erley zu beobachten. (1) Materiale oder die buch- staben und wort/ wie sie in der H. Schrifft zu- finden. Solche habe ich als ein Christ nirgends leugnen koͤnnen/ auch niemals in zweiffel gestel- let. (2) Formale oder den verstand/ so in den worten begriffen. Wo ich nun da etwas geleug- net/ oder in zweiffel gestellet/ ist es geschehen aus ursach/ nicht als wann ich keinen richtigen verstand solcher principiorum selbsten haͤtte/ oder auch von niemand anders anzunehmen be- gehrete; sondern weil ich angestanden/ denselben verstand der worte eben auf solche weise und auf solche application anzunehmen/ wie auf gegen- theils seiten zu geschehen pflegt. e. g. die worte Apoc. 20. Der Satan wird keine Heyden mehr verfuͤhren/ haben ihren eigenen/ bequemen und richtigen verstand/ dañ so wol die worte im text vor sich selbsten in genere, als auch die gewoͤhn- liche art zu reden in der Schrifft ( Matth. 24, 5. 11. 1. Tim. 4, 1. 2. Tim. 3, 13. Apoc. 2, 20. c. 13, 14. \&c. ) samt den locis parallelis Zach. 13, 2. \&c. mit sich bringen/ wie bey gepflogener Conferen tz vorkommen. Bey solchem schrifft- maͤssigen verstand bleibe ich/ und gehe damit am sichersten. Jch leugne aber oder zweiffle zum wenigsten an dem jenigen/ wann gesagt wird: Die Heyden verfuͤhren heisse so viel/ als: Durch die Heydnische Kaͤyser verfolgung erregen. Also auch bey andern exempeln mehr. Summa: Jch leugne nicht die principia, son- dern/ principiorum applicationem in etlichen stuͤcken. (3) Beym 3ten punct sage ich nochmals/ daß die bewuste sententia de Regno Christi vel San- ctorum ejus in terris Millenario, laut so vieler spruͤche der H. Schrifft/ mein hertz und gewis- Fol. 240. sen nunmehro in der that dermassen fest gefasset (was nemlich die quæstiones principales bey solchem dogmate belangen thut) daß ich dabey biß ans ende bestaͤndig gedencke zu verharren/ obschon in etlichen neben-fragen und andeꝛn ac- cidentalibus ich noch einige erinnerung und un- terweisung kan annehmen. 4. Die externam convictionem (welche ich solle gestandẽ haben) betreffend/ erklaͤre ich mich dabey also: (1) Bekenne ich/ daß ich bey so ge- brauchtẽ modo vel methodo oraliter conferen- di, uͤber etliche argumenta, consequentias, und angefuͤhrte expositiones dictorum scripturæ (wie sie anders theils secundum communem sententiam gebraucht werden) ex infirmitate quadam judicii mich nicht ex tempore gruͤnd- lich resolvi ren koͤnnen; dannenhero ich gerne se- hen wollen/ wann es muͤglich gewesen/ daß nach dem uͤbergebenen consilio irenico Joh. Melle- tii die sache ad ponderandum haͤtte moͤgen vor- genom̃en werden/ worin mir aber freylich nicht gebuͤhren koͤnnen/ E. F. Consrst. etwas vorzu- schreiben. (2) Wolle E. Fuͤrstl. Consist. unbe- schwert selbsten hochvernuͤnfftig arbitri ren/ ob und auf was wege mir/ als inferiori, simplici \& subdito homini unico wohl angestanden und moͤglich habe scheinen koͤnnen einen so schweren stein zu heben/ und also von ihnen das jenige zu hoffen oder zu sagen/ was ich in etlichen stuͤcken bey gepflogener Conferen tz uͤber mich geringen Pfarrer nunmehro mit gedult und unberuͤhm- ter demuth gern habe ergehen lassen/ und zu zei- ten gutwillig geschwiegen/ welches eine convi- ctio apparens, non vera gewesen. (3) Concesso, dzich bey etlichẽ argumen ten seye convinci ret o- der ad silentiũ redigi ret/ bin ich doch keines da- hero vermeintẽ irrthums kraͤfftig zu beschuldigẽ/ welches sich exempli loco mit einem einfaͤltigẽ/ Fol. 241. doch rechtglaubigen idio ten erweisen laͤsset; dann ein subtiler opponens leichtlich externè convinci ren und mit gebrauchten argumen ten ad silentium redigi ren kan/ da doch jenes sein glaube und bekante meynung nichts destoweniger richtig und bestaͤndig verbleibet: Also wird wol ein eintziger subtiler Photinianer offter- termahl viel tausend einfaͤltige und rechtglaubige Lu- therauer oder andere mit seinẽ argumen ten oder schein- baren spruͤchen der Schrifft externè convinci ren und beweisen wollen/ v. g. Christum non esse verum Deũ \&c. Dannoch bleibt die contradictoria orthodoxa, welche wir alle bekennen/ wahr und richtig/ videlicet Chri- stum esse verum Deum. (4) Wann die convictio externa allweg einen irr- thum bey dem convicto andeutet/ so koͤnte ich es auch auff meine seite deuten/ und fuͤr mich schliessen/ daß bey dieser quæstion de Regno Millenario die negativa falsch sey/ weil ich bey etlichen (ohne ruhm zu melden) inter discursum, da man es an mich bracht/ die convictionẽ externam oder silentium auch erhalten/ wie ich mit war- heit noch etliche exempel E. F. Consist. eroͤffnen kan. (5) Ferner/ daß ich nunmehro die bewuste meynung de Regno Millenario quoad essentiam dogmatis in meinem gewissen andeꝛs nicht/ als vor eine richtige und in H. Schrifft begriffene warheit halte/ welche ich gegẽ Gott und bey allen unpartheyischẽ gemuͤthern gedencke zuver- Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. zu verantworten/ bekenne ich abermal/ wie vor- hin schon geschehen/ massen mir ebẽ hiemit durch solches nunmehro ergangenes bekaͤntnis mei- nes glaubens in hoc passu \& gradu gleichsam eine last vom hertzen geweltzet/ und also meinem bey geraumer zeit erlittenem kummer ein ende gemacht worden. Fol. 242. (6) Worauff ich ferner und nochmals bey solcher aussage verbleibe/ daß an meinem ort ich solch dogma in principalibus pro re indifferen- te nunmehro zu halten nicht vermoͤge. Jeden- noch sind ein und andere neben-fragen/ die cir- cumstantias oder minutias betreffend/ noch uͤ- brig/ da ich das zu brauchen gesonnen/ biß GOtt ein mehrers offenbahren wird. (7) Wo nun die Augspurgische Confess. Art. 17. einen solchen mir wiedrigen verstand (den ich bißhero nicht geglaubet) haben/ und darbey die vorgelesene Pfarrer-pflicht (welche ich de dog- matibus Publicis verstanden) dahin mitgezo- gen werden solte/ so muß ich freylich bekennen/ es koͤnne hinfuͤro solche pflicht und mein gewis- sen nicht beysammen stehen. (8) Dafern auch schließlich ihre Fuͤrstl. Drl. samt dero hochloͤbl. Consist. kein ander expedi- ens zu erfinden moͤglich. Als sehe ich nichts mehr uͤbrig/ dann daß umb gnaͤdige erlassung meineꝛ sothanēpflichten (wideꝛ welche ich muth- willig oder mit vorsatz sonsten etwas begangen zu haben mich nicht erinnere) und also um gnaͤ- dige enthebung meines Pfarr-ampts (worin- nen ich mich sonsten im uͤbrigen auff ein geruhi- ges und gutes gewissen vor GOtt und der welt verlassen und beruffen kan) ich nochmals in un- terthaͤnigkeit zu bitten/ darneben aber und im uͤ- brigen Jh. Fuͤrstl. Durchl. auff andere weise hold/ getreu und unterthaͤnig zu verbleiben mich obligi rt befinde/ als mir Gott gnade gibt/ und unser HErr Christus hilfft. Gotha den 3. Decembr. 1661. Georg Laurentius Seiden- becher/ Pfar. in Unter- Neubron. Fol. 243. lit. C. Etliche puncten/ so aus G. L. Seiden- bechers Pfarrers zu Unter-Neubron dem Fuͤrstl. Consist. den 3. Decembr. uͤberreich- ten letzten erklaͤrung/ wegen der ihm uͤ- bergebenen summari schen 8. puncten im Fuͤrstlichen Consist. zu beantwor- ten/ muͤndlich vorgehalten worden. 1. Wie er die worte beym 1sten punct/ da er dafuͤr gehaltẽ/ es wuͤrde solche informatio acti- va intra Terminos puræ Arbitrationis beruhen/ und nicht eben so strictè auff eine apertam Ap- positionem s. Contradictionem hinaus lauf- fen/ verstanden haben wolle? 2. Ob er dann nicht dafuͤr halte/ daß GOtt in strittigen religions-sachen sein Richter-ampt allhier durchs wort fuͤhre/ und darinnen anzei- ge/ was recht oder irrig? 3. Beym 2ten punct/ warum er den richti- gen verstand der beyder Conferen tz vorgelauf- fenen dictorum scripturæ nicht angefuͤhret und behauptet/ so er denselben inne gehabt? Fol. 244. 4. Beym 4ten punct/ ob er nicht bey der Con- feren tz die convictionem externam außdruͤck- lich gestanden/ uñ warum er dann nun vorgebe: Jch soll solche gestanden haben. It. Es ist eine convictio apparens, non vera gewesen? 5. Was er mit den worten meine: Ob und auff was wege mir/ als inferiori, simplici \& subdito homini unico, wol angestanden und moͤglich habe scheinen koͤnnen/ einen so schweren stein zu erheben/ und als von ihnen das jenige zu hoffen/ oder zu sagen/ was ich in etlichen stuͤcken bey gepflogener Conferen tz uͤber mich geringen Pfarrer/ nunmehro mit gedult und unberuͤhm- ter demuth gern habe ergehen lassen/ und zu zeiten gutwillig geschwiegen? 6. Warum er in denen vorigen erklaͤrungen gemeldet: Er wolle von diesem dogmate mit niemand weiter reden/ da er doch nun selbsten bekenne/ er habe andere convinci rt/ da sie mit ihm daraus conferi rt. 7. Beym 5. punct: was er vor leute dadurch Fol. 245. verstehe/ die er vor unpartheyisch halte/ und fuͤr welchem er seine meynung de Reg. Mill. geden- cke zu verantworten? Actum im Fuͤrstl. Consistorio den 4. Decembr. anno 1661. Herrn Georgio Laurentio Seidenbechern Fol. 246. lit. D. ist auff seine den 3. Decembris uͤbergebene letz- te erklaͤrung auf die ihm zugestellte 8. puncten seine meynung das Reg. Mill. Christi betref- fend/ vom Fuͤrstl. Consist. auf empfangenem gnaͤdigen befehl vorgehalten worden/ daß er sich nochmals auf etliche puncten heraus lassen sol- te/ so er nach folgender gestalt gethan. Ad 1. respondi rter: Er haͤtte anfaͤnglich das Consistorium pro judice \& arbitro gehalten/ weilen aber hernach- mals von ihme opponi rt und alle wege contra- dici rt/ haͤtte er uns pro adversariis gehalten. Herr Hof-prediger Weiset ihm/ daß/ wer einen unterweiset und ampts-halber vorhaltung thut/ und ihm den grund seiner meynung vorlegt/ nicht stracks ein Adversarius seye. Ille: Er beschuldigte das Fuͤrstl. Consist. gar nicht Fol. 247. wegen gefuͤhrten Processes/ sondern weil er haͤt- te informi rt werden sollen/ und doch ihme con- tradici rt waͤre worden/ haͤtte er dieses gesetzt/ er tadele aber den modum nicht/ der mit ihm waͤ- re gehalten worden. Ad 2. Ille: Er verstuͤnde es nicht/ daß neben GOtt die Schrifft außgeschlossen seyn solte/ oder andere subordinati judices und ministri, die die Schrifft gebrauchen: Er recusir te das Consi- storium nicht. Ad 3. Ille: Auff vieles demonstri ren erklaͤret sich: Er haͤtte nichts anders verstanden/ als daß er bey dem verstande/ den das Consistorium gegeben/ nicht habe allemal acquiesci ren koͤnnen. Ad 4. Factâ remonstratione gestehet nochmals/ daß die convictio externè geschehensey. Ad 5. Ille: Weil man sein dogma vor dem Consistorio Fol. 248. vor ein solches gehalten/ so wider den 17. Art. Augspurgis. Confess. stritte/ so haͤtte er solchen schweren stein wider das Fuͤrstenthum und alle andere nicht heben koͤnnen. Herr Hof-prediger: Man habe von solchem 17. Artic. nichts be- son ders geredet und gehandelt/ zu deme man ja nicht tyrannisch mit ihm gehandelt. Ille: Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. Ille: Er rede de convictione, es waͤre ihm nicht thunlich/ anstaͤndig/ und muͤglich erschienen/ das Consistorium zu convincir en/ dieses waͤre seine meinung hierbey. Nos: Was es sey/ das er nicht hoffen koͤnnen/ und habe es in demuth getragen? Ille. Weil man â parte Consistorii dieses dogma pro somnio gehalten/ da haͤtte er ja nichts zu hoffen gehabt/ uñ weiln es bey ihm richtig/ haͤt- te er dieses/ daß man es vor einē traum geachtet/ in demuth getragen. Ad 6. Habe studio mit niemanden davon geredet/ als er aber jetzo herein gereiset/ haͤtte der Pfarrer zu Moͤrbach an ihn gesetzt/ dem haͤtte er ein ar- gumentum vorbracht/ darauff er nicht ant- worten koͤnnen/ dergleichen waͤre auch bey dem Pfarrer zu Heubach seinem Beicht-vater ge- schehen. Ad 7. Ille: fol. 249. Er hielte diese leute vor unpartheyisch/ die nicht contradictoriam halten/ halte aber das Consistorium nicht vor partheyisch. Theologi: Er contradicir e ihm selbsten/ denn das Con- sistorium halte contradictoriam. E. wuͤrde fol- gen/ daß auch das Consistorium partheyisch sey. Ille: Nehme das partheyisch seyn in latissima signi- ficatione, nicht also/ wie es von richtern genom- men wird/ wenn gesagt wird/ daß einer par- theyisch sey. Thate hinzu/ daß er die vor un- partheyisch hielte/ die dieses Dogma in suspen- so liessen/ worauff ihm zwar die nothdurfft gnugsam repræsentir et wurde. Georg Laurent. Seidenbecher/ Pfarrer in Unter-Neubron ꝛc. fol. 275. lit. C. n. 3. Kurtze jedoch richtige antwort we- gen etlicher puncten worauff E. F. S. hochloͤbl. Consistorium meine er- klaͤrung begehret. (1) Ob ich diejenige/ welche die von mir de Regno Millenario angefuͤhrte spruͤche und zeug- nisse vor dunckel halten/ nach den worten Es. 29. v. 9. seqq. vor verblendete und erstarrete men- schen zu halten/ behaupten wolle? Resp. Nein/ dieweil solcher Locus Esaiæ in meinen gewissens-fragen nicht assertivè, vel applicativè, sondern nur interrogativè, und ei- ne gewisse information daruͤber einzunehmen/ angefuͤhret worden/ mir auch ohne dieses wol bewust/ daß nicht ein jeder alsbald vor einen ver- blendeten und erstaꝛreten menschen zu halten sey/ welcher in der schrifft etwas noch vor dunckel haͤlt oder siehet; Sonsten muͤste ich diejenigen auch dafuͤr halten/ an welche Petrus 2. Epist. 1. geschrieben/ daß sie wol thun/ wenn sie auff das licht achten/ das da scheinet in einem dunckeln oꝛt/ biß der tag anbreche/ und der morgenstern auffgehe in ihren hertzen. (2) Ob ich die bewuste meinung von dem- selben Millenario, wenn ich gleich nicht sagen kan/ daß mir nichts mehr davon beywohne/ dennoch meines orts vor indifferent achten wolle? Resp. Ja; jedoch mit zweyerley beding ( a ) daß indifferens so viel heisse/ als quod non est præcisè ad salutem omnibus scitu necessarium, \& de quo adhuc in utramque partem potest disputari, und daß ( b ) mir zu sagen vergoͤn- net sey/ daß die Argumenta pro affirmativa il- lius sententiæ nach meinem verstand und gewis- sen mir viel wichtiger noch vorkommen/ als die andere. (3) Ob ich das hierinnen ge- brauchen wolle? Resp. Ja: Wie ich vorhin mich allbereit erbothen/ um gewisser ursachen willen/ wor- unter diese der vornehmsten| eine ist/ dieweil ich selbst bekenne/ daß bey solchem Dogmate noch unterschiedene dinge mir so wol als andern ver- borgen sind. (4) Ob ich solche meinung an ihren ort be- ruhen lassen wolle? Resp. Ja: So lange biß die zeit und der Eventus ins kuͤnfftige nach Goͤttlicher ordnung ein mehrers und gewissers eroͤffnen wird. (5) Ob ich weiter davon nichts urgir en fol. 276. wolle? Resp. Ja: Es solte dann zuvor/ im fall mich entweder mein gewissen/ oder andere noch un- vermuthete ursach darzu treiben wolte/ mit vor- bewust und vergoͤnstigung meiner Herren Su- periorum geschehen. (6) Ob ich mich derer noch beywohnenden scrupel halben wolle ferner informir en lassen? Resp. Ja: gar gerne! Massen ich solches nie verweigert oder abgeschlagen/ sondern mich darzu erbothen/ wofern nur solche Informatio ègenuinis fidei nostræ principiis, nicht etwa via coactionis, sed persuasionis wird vorgenom- men werden. (7) Ob ich meine mir noch beywohnende dubia weder publicè noch privatim, ausser bey weme es zu meiner information zu thun/ mir gnaͤdigst wird erlaubt werden/ propalir en wolle? Resp. Nein! jedoch aber/ wofern etwa sol- che gemeinte dubia jemand anderer orten ihme zu eroͤffnen/ und darbey ein und andere erinne- rung zu gebrauchen/ mir zumuthen wuͤrde/ daß ich so dann bey meinen Herren Superiori- bus mich raths erholen/ und ohn ihr vorbewust nichts thun will. (8) Ob ich unserer reinen Theologorum schrifften fleißig lesen wolle? Resp. Ja/ in alle wege! Vermoͤge meiner Profession und meines amtes. (9) Ob mich in allem wolle meinem beruff/ schweren pflichten und theurem amt im lehren und leben gemaͤß bezeigen? Resp. Ja: so viel mir durch GOttes gnade wird moͤglich seyn. Dannenhero wie ich biß- her wider solche stuͤcke mit willen oder vorsatz et- was begangen zu haben/ nicht gestaͤndig: Al- so verhoffe ich gleichfals denenselben hinfuͤro A. K. H. Vierter Theil. N n n n n nachzu- Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. nachzukommen/ und also in denjenigen pflich- ten/ welche meiner gnaͤdigsten Landsfuͤrstl. ho- hen Obrigkeit naͤchst GOtt ich geleistet habe/ noch ferner bestaͤndig/ gehorsam und getreu er- funden zu werden/ so lange derselben ich damit werde verbunden seyn. (10) Ob ich mich aller geistereyen und Fa- nati schen wesens enthalten wolle? Resp. Ja/ so lang ich werde das leben ha- ben. Sintemal wie ich mir bißhero solcher ge- nanten geistereyen/ schwaͤrmereyen/ oder an- dern phantastischen wesens/ es moͤge namen haben/ wie es wolle/ im geringsten nichts be- bewust (dessen GOtt mein zeuge seyn soll) al- fol. 277. so gedencke ich mich dessen inskuͤnfftige durch GOttes huͤlffe bestaͤndig noch weiter zu enthal- ten. Dannenhero unter andern mein gewoͤhn- liches seuffzen und beten hierinnen/ wie bißher: Also hinfuͤro noch taͤglich seyn soll: Ach JEsu CHrist/ mein GOtt und Herr/ Erhalt mich staͤts bey reiner lehr|/ All schwaͤrmerey weit von mir kehr/ Glaub/ lieb und hoffnung mir vermehr/ Zuletzt ein selig end beschehr/ Diß ist allzeit mein hoͤchst begehr Ach GOtt/ mich dieser bitt gewaͤhr/ Amen. (11) Ob ich mich der lesung der buͤcher/ so von dergleichen dingen handeln/ enthalten wolle? Resp. Ja/ mit unterscheid und auff solche weise/ daß ich/ was vorgenante und gemeinte schwaͤrmerische/ phantastische und dergleichen verfuͤhrische buͤcher anlangt/ mich derselben mit allem willen enthalten wolle. Wofern aber bey der bewusten frag de statu Ecclesiæ Millenario entweder aus unsern eignen Theologis Ortho- doxis jemand was haͤtte geschrieben/ oder noch schreiben wuͤrde/ auch sonsten etwa ein und an- dern moderata \& Scripturæ S. conformis sen- tentia an tag kaͤme/ so sehe ich solches falls nicht/ mit was gruͤnden die lesung derselben buͤcher ( si qua occasione fieret ) mir gaͤntzlich solte ver- bothen seyn/ nach der vermahnung Pauli 1. Thess. 5. 19. 20 21. (12) Ob ich die sonst vor meine meinung angezogene spruͤche/ insonderheit Ps. 84. 12. Matth. 5. v. 5. Rom. 8. 19. seqq. und derglei- chen mehr/ wie auch den 3. articul unsers Christ- lichen glaubens in sensu orthodoxo und nach der in unserer Lutherischen kirchen recepta interpretatione meiner anbefohlnen gemeinde ohne falsch fuͤrtragen und erklaͤren wolle? Resp. Ja/ mit unversehrtem gewissen/ doch auff solche masse; indem ich dafuͤr halte/ daß meine bewuste privat- meinung solchen ange- deuteten spruͤchen/ wie sie in unsern kirchen com- muniter verstanden und ausgelegt wuͤrdē/ groͤ- stes theils nicht tanquam contrarium contra- riis zuwiderlauffe/ sondern entweder nach dem allgemeinen verstand/ quem formalia verba præ se ferunt, mit einander uͤbereintreffen ( v.g. Ps. 84. 12. welcher locus meiner meinung im ge- ringsten nichts zuwider begreifft) oder doch et- fol. 278. wa/ wo einige discrepan tz moͤchte vorkommen/ quasi subalterna mit einander zu conciliir en seyn: Jn welchem fall beyderseits ich die com- munem \& receptam interpretationem so lang behalten/ und meine privatam sententiam sus- pendir en kan/ und will/ biß GOtt mit der zeit und erfuͤllung des eventus ein hoͤher licht uns of- fenbaret. (13) Ob ich selbsten GOtt bitten wolle/ daß derselbe mich vor dergleichen scrupel gaͤntz- lich entledigen/ und dafuͤr/ hinfuͤhro in gnaden behuͤten moͤge? Resp. Ja/ in alle weg/ was nicht allein mich/ sondern auch andere betrifft. Denn was in mei- nem gewissen einigen scrupel oder irꝛthum biß- hero entweder solte gebracht haben/ oder auch noch unverhoftes falls etwa bringen koͤnte/ deß- wegen will ich nicht allein meinen lieben GOtt tag und nacht inbruͤnstig anruffen/ daß er mir alsdenn solchen aus blosser gnade und barmher- tzigkeit um CHristi willen benehmen und auch verzeihen wolle; sondern auch bitten/ daß ebe- nermassen andern (wer und wo sie waͤren) sol- che auch benommen/ andere desgleichen dafuͤr bewahret/ ja wir alle mit einander in der wahr- heit geleitet und erhalten werden moͤgen/ in- massen ich auch hinwiederum mich in aller frommen Christen gebet solches falls will einge- schlossen haben. (14) Ob ich mich hierzu in diesem allem ver- mittelst eines schrifftlichen Reversus an Eides- statt obligir en wolle? Resp. Ja/ ohne bedencken// wo es nicht an- ders seyn wag. Wofern nur derselbe auff vor- hergesetzte puncte gerichtet/ und meinem gewis- sen weiter keine belaͤstigung wird angethan weꝛ- den/ worinnen uns GOtt alle regieren wolle. Georg Laurentius Seidenbecher/ Pastor in Unter-Neubron. Gothæ scripsit d. 29. Novemb. 1661. Durchl. Hochgeborner Fuͤrst und fol. 190 Herr/ Eur. Fuͤrstl. Durchl. sind un- ser andaͤchtiges gebet und gehor- samste pflichtschuldigste dienste in unteꝛthaͤnigkeit und demuth bevoꝛ. Gnaͤdigster Fuͤrst und Herꝛ! Was Eur. Fuͤrstl. Durchl. anderweit gnaͤ- digst an uns wegen Georgii Laurentii Seiden- bechers/ Pfarrers zu Unter-Neubron gelangen lassen: solches haben aus dero gnaͤdigstem schreiben/ wie auch Post scripto/ summarischer relation, denen acten und |andern beylagen wir unterthaͤnigst mehrern inhalts vernommen auch uns darauff collegialiter zusammen ge- than/ und alles fleißig in der furcht GOttes mit einander erwogen. Und befinden aus alle dem/ so fuͤrgegangen/ daß Georgius Laurentius Sei- denbecher bey gehaltener fernerweitiger confe- ren tz/ und nothduͤrfftiger Remonstration aller bey ihm gethanen treuhertzigen/ Christlichen und vaͤterlichen erinner-und vermahnung unge- achtet/ wieder alle gemachte hoffnung/ bey seiner gefassetē opinion de Millenatio fester als zuvor bestanden; Und ob er gleich endlich in seiner sub lit. C. n. 3. gethanē erklaͤrung sich so weit her- ausgelassen/ daß er besagtes Dogma fuͤr indiffe- rent hielte/ und wovon in utramque partem sal- vâ salute koͤnne disputir et werden/ und sich da- hin erklaͤretin denen ihm annoch beywohnenden dubiis sich weiter informir en zu lassen/ indessen aber das zu ergreiffen/ und seine opinion Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. Opinion weder publicè noch privatim zu doci- fol. 291. r en oder propalir en; So erscheinet doch ander- weitig/ daß diese seine erklaͤrung nicht auffrich- tig und ernstlich gemeinet gewesen/ sondern er hingegen ausdruͤcklich gestanden/ daß er die meinung von dem Millenario Regno an sich selbst so fest und bestaͤndig gefasset/ auch dersel- bigen in seinem gewissen dermassen uͤberzeuget/ daß bey ihme darinnen keine information fruch- ten wuͤrde/ und die beruͤhrte information nur auff andere neben- puncta, und solche din- ge/ die ihme so wol als andern bey solchem Dogmate veꝛboꝛgen waͤren/ gezogen/ und nichts weniger auch endlich das dahin erklaͤ- ret/ wie aus der beylage lit. C. Respons. ad 3. und lit. B. ad 1. 3. 5. \&. 6. deutlich und un- ter seiner eigenen hand ist zu ersehen. Worzu denn kommet/ daß er/ besage der Act en/ der- gestalt seiner irrigen meinung uͤberfuͤhret wor- den/ daß er gestehen und bekennen muͤssen: Er sey externè convincir et. Und wiewol er nun vorgiebt: Er sey hingegen internè und in sei- nem gewissen convinci rt und uͤberzeuget/ daß obiges sein Dogma und lehre recht und wahr sey; So koͤnnen wir doch diese seine vorgeschuͤtz- te innerliche uͤberzeugung fuͤr keine uͤberzeu- gung achten/ sondern muͤssen sie fuͤr eine blosse obstination und hartnaͤckigkeit halten. Denn weil cujusque rei una simplicissima veritas est, und zwey contradictoriæ nicht koͤnnen zugleich wahr seyn; So muͤssen entweder die gruͤnde/ worauff seine gefaste opinion beruhet/ falsch oder doch so bewand seyn/ daß sie nichts buͤn- diges schliessen/ noch das gewissen uͤberzeugen und convincir en koͤnnen: Oder muͤssen die gegengruͤnde/ dadurch er/ seinem bekaͤntniß nach/ externè convinci rt worden/ also bewandt seyn/ daß sie seine meinung nicht mit bestand umstossen koͤnnen. Weil er aber diß letztere nicht bejahen kan/ in betrachtung/ er seinem selbst eigenem bekaͤntniß nach/ sich dardurch convinci rt befunden; So muß nothwendig sein eingebildetes gewissen irrig/ und seine mit grosser obstination und hartnaͤckigkeit gefasste meinung auff keinen festen gruͤnden bestehen/ und wo nicht falsch/ doch zum wenigsten zweif- felhafftig oder also bewandt seyn/ daß er deren in seinem gewissen nicht uͤberzeuget sey/ darbey denn nichts zur sachen thut der fuͤrgebrachte un- terscheid unter dem aͤusserlichen und innerlichen convincir en/ indem die ihme entgegen gesetzte gruͤnde und schluͤsse/ ob sie gleich mit aͤusserli- chen worten seiner meinung entgegen gesetzt worden/ dennoch das innerliche gemuͤth und verstand so weit convinci rt/ daß er in loco Confessionis selbst bekennen muͤssen: Er be- finde innerlich in seinem gewissen und gemuͤ- the nichts/ das er daran tadeln oder als falsch verwerffen koͤnne. Welches denn in wahr- heit nichts anders als eine innerliche uͤberzeu- gung des gemuͤths ist/ welche nothwendig sei- nen uͤbelgefasten wahn/ und zu dessen bestaͤr- ckung eingewendete uͤberzeugung seines gewis- sens und gemuͤthes auffhebet/ oder doch unum- gaͤnglich/ wie fest er auch denselbigen sich einge- bildet/ zweiffelhafftig machet. Es kan ihn auch ferner nicht schuͤtzen/ daß er vorwendet: Es koͤnne eine Thesis wahr seyn/ ob man gleich nicht auff alle und jede einwuͤrffe begegnen koͤnte. Denn ob gleich es an deme/ daß ei- nem einfaͤltigen zum wahren glauben nicht vonnoͤthen ist/ daß er seine glaubens-lehr wieder die wiedersprecher vertheidigen/ und auf fol. 293. dero einwuͤrffe aller dings antworten koͤnne/ und hier statt findet der spruch Augustini Lib. 14. de Trin. C. 1.|Aliud est scire tantummodò, quid homo credere debeat propter adipiscen- dam vitam beatam, quæ non nisi æterna est; Aliud a. scire, quemadmodum hoc ipsum \& piis opituletur \& contra impios defendatur. So ist doch ausser zweiffel/ daß wer von der allgemeinen uͤblichen kirchen-lehre abschreiten/ und derselben zuwieder eine andere glaubens- lehre einfuͤhren/ und als gewiß vertheidigen wolle/ derselbige seiner wider die allgemeine kirchen-lehre fuͤrgebrachten meinung muͤsse bestaͤndigen grund haben/ und wider alle ge- gengruͤnde solche mit bestande vertheidigen koͤnnen/ und so lange andere aus GOTTes wort angefuͤhrte gruͤnde seiner meinung im we- ge liegen/ und gruͤndlich nicht koͤnnen beant- wortet werden; so lange bleibet seine mei- nung/ wo nicht falsch/ doch ungewiß und un- gegruͤndet/ daß was auch ein solcher hernach von seiner innerlichen gewissens-uͤberzeugung fuͤrwendet/ obgedachter massen nichts anders ist als conscientia erronea/ und bey so deutli- chen aus GOttes wort und unwiedersprech- lichen gruͤnden geschehener erweisung eine ob- stination und hartnaͤckigkeit/ so allerdings fol. 294. verwerfflich und zweiffentlich zu halten und zu achten ist. Endlich gestehet auch mehr besagter Seidenbecher/ daß sein so fest eingebildeter wahn de Millenario, welcher dem 17. Art. der Augspurgischen Confession schnurstracks zu wiederlaufft/ und seine gelei- stete pflicht nicht koͤnnen beysammen stehen; Derentwegen denn bey solchen bezeigungen und wol erwogenen umstaͤnden/ und im fall mehr besagter Seidenbecher/ wie die Acta ge- ben/ daß ers bißhero gethan/ bey solcher obsti- nation auch nachmals bey eintziger letzten vor- forderung verharren wuͤrde; halten wir GOTTes wort/ dem Religions-eid/ und der in unsern kirchen uͤblichen Praxi gemaͤß/ daß er seines lehr-und predig-amts entsetzet/ auch damit er nicht seinen irrigen wahn weiter fortpflantzen/ und mehr aͤrgerniß stifften moͤ- fol. 295. ge/ mit einem coͤrperlichen eide/ oder zum we- nigsten einen an eides-stadt unterschriebenen Revers vinculir et und dahin verbunden wer- de/ daß er mehrgedachtes sein Dogma de Millenario und was dem anhaͤngig/ weder schrifftlich noch muͤndlich fortzupflantzen oder jemand beyzubringen/ und ihn damit zu ver- fuͤhren/ suchen wolle. Und weil auch so viel erhellen will/ daß allbe- reit diese sach ziemlich bey andern erschollen/ und zu befahren/ es moͤchten hin und wieder neueꝛ dinge begierige leute ferner davon seineꝛ gehabten meinung wegen forschen und nach- richt begehren/ und also das aͤrgerniß weiter um sich greiffen; So hielten wir unmaßgeb- lich fuͤr dienlich/ daß nicht allein zu Unterneu- brun/ sondern auch andern umgelegnen orten von dem Herꝛn Superintendenten und Pfar- rern jedes orts eine erinnerung und bericht von der cantzel gethan/ der aber nach gelegenheit in die predigt eingeruͤckt/ und die zuhoͤrer fuͤr dergleichen neuerungen und irꝛthuͤmen sich zu A. K. H. Vierter Theil. N n n n n 2 huͤten/ Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. huͤten mit Christlicher bescheidenheit erinnert fol. 296. werden moͤchten. Das haben E. F. Durchl. unsern gnaͤdigstem Fuͤꝛsten und Herꝛn zu unseꝛm nuterthaͤnigstem bedencken wir anderweit also gehorsamst eroͤffnen sollen. Und befehlen E. F. D. samt dero getreuen landen und kirchen dem haupte der kirchen Christo Jesu/ der zutrete den satan unter unsere fuͤsse in kurtzem/ und gebe frie- den allenthalben und auff allerley weise! Verbleiben E. F. Durchl. unsers gnaͤdigsten Fuͤrsten und Herꝛn Jena den 8. Decembris 1661. Unterthaͤnigste/ gehorsamste und pflichtschuldigste Diener Decanus, Senior und an- dere Doctores der Theologi schen Facul- t aͤt zu Jena. fol. 309. Prælecta sententia Remotionis d. 12. De- cembris faͤngt Seidenbecher nach erwehnung seines weibes und der kinder hierdurch erfolgen- des elendes zu weinen an/ bleibt jedoch der haupt-sache halber sine revocatione bestaͤndig. fol. 311. Seidenbecher erinnert bey durchlesung des Reversus, daß er die worte: Niemand zu verfuͤhren nach des Consistorii meinung ver- standen haben wolle. Consist. beliebt solche zu punctir en. fol. 312. Fuͤrstl. Saͤchs. zum Hochloͤbl. Consi- storio wolverordnete Herren Præses und saͤmtl. Affessores \&c. Großg. Hochgeehrte und gebietende Herren ꝛc. E. Magnificen tz und Herꝛl ist bester massen bekannt/ was in vorigen wochen biß dahero in meiner bewusten sache nun unterschiedlich vorgelauffen/ auch wessen ich mich solches han- dels wegen so wol mund-als schrifftlich erklaͤ- ret/ und darauff nunmehro etliche zeit allhier der endlichen Resolution mit verlangen erwartet. Wie ich nun solches dem Fuͤrstlichen Consisto- rio zu gebuͤhrender folge und schuldigem Re- spect biß dahero gern und willig gethan: Also kan ich ferner nicht unterlassen ꝛc. ꝛc. bittet um verstattung sich wieder zu seinem weib und kin- dern zu begeben. Gotha den 10. Decembris 1661. REVERS. fol. 322. Jch Georg Lorentz Seidenbecher/ zeithero gewesener Pfarrer zu Unterneubron uhrkunde und bekenne hiermit/ demnach in dem vom F. S. Consistorio auff Friedenstein wegen meines von dem also genannten Regno Mil- lennario habenden wahns heute dato ertheil- ten bescheide mir unter andern auch auferleget worden/ mich durch einen Revers ausdruͤck- lich dahin zu verbinden/ daß ich jetzt gedach- tes mein Dogma de R. M. und was demselben anhaͤngig/ in diesem Fuͤrstenthum und dazu gehoͤrigen landen weder muͤndlich noch schrift- lich fortzupflantzen/ oder dasselbe jemand bey- zubringen/ und also ihn damit zu verfuͤh- ren/ mich unterfangen wolle/ und dann mir oblieget und gebuͤhret solchem Consistorial- bescheide gehorsamlich nachzukommen; Als gelobe und verpflichte ich mich hiemit/ und fol. 323. krafft dieses an eides statt/ daß ich solchem be- scheide und aufflage in alle wege getreulich nachkommen/ und also mehr angeregte mei- ne von dem 1000 jaͤhrigen reich fuͤhrende mei- nung oberwehnter massen in diesem Fuͤrsten- thum und landen weder muͤndlich noch schrifft- lich fortpflantzen/ oder dieselbe jemand bey- bringen/ sonsten aber insgemein mich aller Christlichen gebuͤhr nach und bescheidentlich erweisen will. Uhrkuͤndlich und zu dessen al- len fest und unverbruͤchlicher haltung habe ich neben dem an eides statt gethanen handgeloͤb- niß gegenwaͤrtigen Revers eigenhaͤndig unter- schrieben/ und unter meinem auffgedruckten gewoͤhnlichen pittschafft wissentlich von mir gestellet. So geschehen auff dem Fuͤrstlichen hauße Friedenstein den 12. Decembris 1661. Georg Laurent. Seidenbecher ꝛc. (L. S.) Bescheid. Auff erhaltene nachricht/ darauff weiter ein- fol. 325. gezogene erkuͤndigung/ gepflogene verhoͤr und Conferen tz in sachen den von Georg Laurentio Seidenbechern/ bißherigen Pfarrern zu Un- ter-Neubrun/ im amt Eisfeldt/ so wol wider die Augspurgische Confession als allgemeine uͤbliche kirchen- lehr gefasten und bißhero ge- fuͤhrten wahn de Regno Millenario betref- fend/ geben des Durchl. Hochgebohrnen Fuͤrsten und Herrn/ Herrn Ernsten/ Hertzo- gens zu Sachs. Juͤlich/ Cleve und Berge ꝛc. Unsers gnaͤdigst. Fuͤrsten und Herꝛn/ mit dero vorwissen und genehmhaltung/ wir anhero verordnete Præses/ Raͤthe und Beysitzer des fol. 326. geistlichen Consistorii auff die uͤberschickte in dieser sach ergangene vollkoͤmmliche Acta ein- geholten Rath der Theolog en diesen bescheid: Ob wol Georgius Laurentius Seidenbecher/ bißheriger Pfarrer zu Unterneubron/ die bey sei- ner gefasten Opinion de Millennario zum grund gesetzten Hypotheses auf sattsam bey vo- riger den 20. Junii allhier gehaltenen verhoͤr und Conferen tz aus klaren spruͤchen des heiligen Goͤttlichen worts beschehene unterweisung und Remonstration fallen/ auch sich darbey ferner Information zu gewarten vernehmen lassen; Alldieweilen er jedennoch aber bey der juͤngsten fol. 327. den 27. 28. und 29. verwichnen monats allhier abermals angestellten verhoͤr und Conferen tz nicht allein vorberuͤhrte Hypotheses wieder reassumir et/ sondern auch seine haupt- opini- on von dem Millennario, unerachtet ihm seine vermeinte gruͤnde aus heiliger Goͤttlicher Schrifft zu verschiedenen malen dergestalt zur gnuͤge wiederleget worden/ daß er auch sich selbsten vor externè convincir et bekennen muͤs- sen/ von neuem vertretten wollen/ also gar/ daß er auch dieses Dogma, welches er zuvorher insgemein vor indifferent geachtet/ hernach- fol. 328. mals/ so viel ihn und seine person belanget/ nicht vor indifferent gehalten/ darzu auch ausdruͤck- lich gestanden/ daß er solches und die meinung von dem Regno Millennario an sich selbsten so fest und bestaͤndig gefasset/ auch derselbigen als einer wahrheit/ und daß es der HErꝛ gesa- get/ in seinem gewissen dermassen uͤberzeuget sey/ daß bey ihm darinnen keine information (wie denn in der that geschehen) fruchten wuͤr- de/ dann auch unter der handlung die allerherꝛ- lichsten und trostreichsten Biblischen texte de Regno Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. Regno Gratiæ \& Gloriæ auff seine meinung gezogen/ und dergestalt gedeutet/ daß viel un- gereimte dinge daraus erfolget/ hieruͤber auch/ als ihm weiter gewiesen worden/ wie solcher wahn so wol dem 17. Art. August. Confess. und der auslegung des 3ten haupt-art. in dem Catechismo/ als auch seiner abgelegten pflich- te/ wormit er eidlich gelobet/ sich nach heiliger Goͤttlicher Schrifft/ den 3. haupt- symbolis, fol. 329. Augspuꝛgischē Confession, deren Apologi e/ und formula concordiæ richten/ auch allem irꝛthum/ der dieser Norm jetzt albereit/ oder noch kuͤnff- tig dem buchstaben/ verstand oder folge zuwider erhoben/ entsagen und widersprechen solle/ und wolle/ schnur stracks zuwider lauffen thaͤte/ er solches zwaꝛ/ und daß solcheꝛ pflichten wegen voꝛ angezogeneꝛ symboli sche buͤcheꝛ und dieses dog- ma nicht beysammen stehen koͤnten/ jedoch aber bey solchem einen weg als den andern beharret/ und dabey allen falls um entlassung seines amts gebeten. Aus welchen allen dann/ und was in denen Act en mehr enthalten/ seine bestaͤndige obstination und hartnaͤckigkeit klaͤrlich zu ver- spuͤren. Als ist er/ mehr gedachter Georg Laur. Seidenbecher bey so gestallten dingen und um- staͤnden/ und nach denen/ zumalen auff die ge- striges tages auff anderweitige Fuͤrstl. gnaͤdig- ste verordnung ihme gethane anzeige und ver- warnung/ was er nehmlich auffn fall seiner be- harrung zugewarten haben wuͤrde/ bey seiner meinung nochmals geblieben/ um weiter aͤr- gerniß zu verhuͤten/ und ander befahrendes un- heil in dem kirch-spiel zu vermeiden/ seines lehr-und predig-amts billig zu enturlauben/ inmassen er dann hiemit desselbigen nach anlei- fol. 331. tung deß in der Fuͤrstlichen confirmation aus- druͤcklich beschehenen vorhalts enturlaubet und zugleich dahin gewiesen wird/ dem besor- genden aͤrgerniß zubegegnen/ einen an eides- statt eigenhaͤndig unterschriebenen Revers, des inhalts/ daß er vielgedachtes sein dogma de millennario, und was demselben anhaͤngig/ in diesem Fuͤrstenthum und landen weder schrifft- lich noch muͤndlich fortpflantzen/ oder jemand beybringen wolle/ auszuantworten/ und von sich zu stellen. Signatum Friedenstein den 12. Decemb. anno 1661. PERSONALIA. fol. 392. Anlangende nun des (im HErꝛn) verstor- benen Herꝛn Georgii Laurentii Seidenbe- chers/ hiebevor verordneten Pfarrers zu Unter- Neubron lebens-anfang/ mittel und ende; so ist zu wissen/ daß derselbe von Christlichen und ehrlichen eltern auff diese welt erzeuget und ge- boren worden in Coburg anno Christ. 1623. den 22. Februarii dessen Herꝛ vater gewesen der Wohl-Ehrwuͤrdige/ großachtbare und wolge- lehrte Herꝛ Philippus Gualtherus Seidenbe- cher/ dieses orths an die 20. jahr verordneter Pfarrer und Superintenden s/ nunmehr selig; seine frau mutter/ die wohl-ehr und tugendsa- me frau Susanna/ des Edlen und Hochgelahr- ten Hn. Andreæ Libavii, weit beruͤhmten Philo- sophiæ \& Medic. Doctoris, auch des loͤblichen Gymnasii zu Coburg wolverdieneten Directo- ris seligen hinterlassene eheleibliche tochter; von welchen seinen vornehmen und ehrlichen eltern er so foͤrderlich nach dessen leiblichen geburth zu der geistlichen wiedergeburt in H. Tauffe/ vermittels seines tauff-pathens des wol-ehren- vesten/ vorachtbaren und wolgelahrten Herꝛn Georg Unraths Fuͤrstlichen Saͤchsischen Casimiriani schen Hauß- Vogts zu Coburg sel. befoͤrdert/ und CHristo einverleibet worden. Als er nun gegen das 6ste jahr seines alters kommen/ haben vorgedachte seine eltern mit ihm zur schulen geeilet/ da denn gleich anfangs bey ihm sich ein gut faͤhig ingenium eraͤuget/ dessen sich die eltern gefreuet/ indeme er in dene auf ein- ander folgenden class en der stadt-schul dergestalt proficirt, daß er im 15. jahr seines alters von ge- dachter stadt-schul mit lob in das Pædagogium des loͤblichen Gymnasii daselbst/ und 2. jahr hernach ins Publicum auditorium promoviret worden/ worinnen er noch 3. jahrverblieben/ mit perorir en und disputir en sich geuͤbet/ und darauff im 20. jahr seines alters anno 1643. erstesmal auff die Universit aͤt Wittenberg be- geben/ alda sein studium Theologicum gruͤnd- lich zulegen und zu continuir en. Als er zwey fol. 393. jahr zu Wittenbeꝛg gewesen/ ist er zu seinem Hn. vater nach hauß beruffen worden/ bey welchem er sich eine zeitlang auffgehaltē. Ann. Chr. 1645. den 13. Maji, hat er sich anderweit auff gut- achten seines Herꝛn vaters auff die Universit aͤt Jenam begeben/ allda seine collegia gehalten/ und unter D. Cundisio zweymal in Theologicis publicè disputirt. Dieweil aber wegen des kriegswesens damalen sehr schwere zeiten einge- fallen/ hat ihn sein vater nach verfliessung eines jahres wieder nach hause beruffen/ bey welchem er seine privatstudia eine zeitlang continuirt. Bald hernach hat ihm beliebet zu reisen/ und unter solcher gelegenheit andere academi en zube- suchen/ wie er denn nach Rostock und Koͤnigs- berg in Preussen kommen/ sich mit denen Pro- fessoribus alda bekant gemacht/ auch endlich eine zeitlang zu Dantzig auffgehalten/ biß er anno 1648. wieder nach hause kommen. Anno 1651. ist er auff verordnung unsers gnaͤdigsten Fuͤrsten und Herꝛn nach Gotha genommen/ und sowol bey der Fuͤrstlichen Bibliothec als auch bey den vorfallenden visitation en/ als ein Amanuensis gebraucht worden. Und weil sein Herr vater seliger anno 1652. mit einem schlagfluß befallen worden/ daß er mit predi- gen nicht mehr fortkommen koͤnnen/ ist er neben andern fuͤr den vater eine weile per vices zu pre- digen bestellet worden. Endlich ist er nach des vaters seligem tod anno 1655. Dominica Judi- ca auff gnaͤdige verordnung des Durchl. hoch- loͤblichen Fuͤrsten und Herrn/ unsers gnaͤdigen Landes-vaters/ zur pfarꝛ Unter-Neubruñ præ- sentiret und befoͤrdert worden/ darauff gefol- get/ daß er sich in den heiligen ehe-stand be- geben/ und den 29. Maii desselben 1655. jahrs mit damaliger jungfer Dorothea/ des ehren- vesten und wol-weisen Herꝛn Johann Hoff- manns der zeit regierenden Buͤrgermeisters allhier sel. einigen tochter/ seiner jetzt hinterlas- senen hochbetꝛuͤbten Wittib/ seinen oͤffentlichen hochzeitlichen ehrentag alhier gehalten/ in wel- cher ehe er mit ihr durch GOttes segen erzeuget 4. kinder/ als 2. soͤhne und 2. toͤchter/ welche noch alle am leben/ so lang Gott wil. Betreffend sein gefuͤhrtes Christenthum/ leben und wan- N n n n n 3 del/ Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. del/ hat er sich/ bevorab in seinem waͤhrenden dienst und pfarr-amt dergestalt im leben bezeu- get/ daß man mit ihm wolzufrieden seyn koͤn- nen/ indem er sich/ so viel moͤglich/ unaͤrgerlich erwiesen/ treu und fleißig in seiner beruffs-arbeit gewesen/ die seinige in guter zucht gehalten/ sich auch sonst still/ bescheiden und freundlich gegen seinen naͤchsten verhalten. Nachdem er aber leider! vor etwa 3. jahren ausser zweiffel durch verleitung anderer in eine irrige meinung gera- then/ welche schnur stracks wieder den 17. arti- fol. 401. cul unserer Lutherischen Augspurgischen Con- fession lauffet/ und darinnen verworffen wird/ daruͤber auch solche irrige meinung starck ver- fochten: Als hat E. F. hochloͤblich Consisto- rium zu Gotha ihn deßwegen zu 2. malen vor sich erfordert/ und ihme so gruͤndlich als beweg- lich remonstrirt, wie diese seine meinung so gar keinen richtigen grund in GOttes wort habe/ sondern vielmehr viel ungereimtes dinges dar- aus erfolge. Es hat aber solches bey ihme nichts verfangen moͤgen/ sondern ehe daruͤber seines dienstes verlustiget seyn wollen/ massen er dann auch anno 1661. den 3. Sonntag des Advent s auf verordnung unsers gnaͤdigsten Fuͤrsten und Herꝛn seines Pfarꝛ-amts entsetzet worden/ ob wol sonst Jhro Fuͤrstl Durchl. gantz ungern daran kommen/ und ihme gern ausser diesem so starck verfochtenen irꝛthum sein ehren-amt ge- goͤnnet haͤtte. Diese zeithero nun hat er sich dieses orths mit den seinen bey seiner frau schwieger auffgehalten/ und ein still eingezogen leben gefuͤhret. Und obwol waͤhrender zeit von dessen naͤchsten anverwandtē und andern ihme gantz hertzbeweglich zugeredet worden/ diesen irꝛthum fahren zulassen/ hat er doch keines we- ges koͤnnen darzu bewogen werden. Seine kranckheit belangend/ hat die noch immer hitzige boͤse seuche ihn auch ergriffen/ indem er veꝛschie- nenen donnerstag 8. tage zu erst mit einem frost befallen woꝛden/ welchen er aber nicht sonderlich geachtet/ sondern sich noch 2. tage aufgehaltē uñ umher gegangen/ biß er Soñabends darauf sich gaꝛ geben und zu bette legen muͤssen/ da denn an- fangs die hitze starck angesetzet/ worauff mat- tigkeit/ gluchzen und auffstossen des magens erfolget. Ob man nun wol hierunter des Me- dici rath und cur gebrauchet/ so haben doch die medicamenta nicht anschlagen wollen/ sondern die kranckheit von tag zutag zugenommen/ in welcher er sich dann gar gedultig erwiesen/ seine zuflucht zu CHristo genommen und fleißig ge- betet. Wir im Ministerio allhier haben auch unsers orts/ und zwar auff verordnung des F. Consistorii an uns mit heꝛtzbeweglichem zuredē und ermahnen/ von der so starck gefasten irri- gen meinung noch vor seinem ende abzustehen/ nichts erwinden lassen. Weil wir aber gese- hen/ daß nichts zu erhalten/ ihm auch das gehoͤr vergangen/ also/ daß wir mit unserm zureden fol. 402. ihm nicht wol beykom̃en moͤgen/ haben wir ihn der gnade und barmhertzigkeit GOttes befoh- len/ darneben mit starckem zuruffen ermahnet/ an unsern allgemeinen Heiland CHristum JEsum mit wahren ungefaͤrbten glauben sich bestaͤndig zuhalten/ ihn um verzeihung seiner wissent-und unwissentlichen suͤnden anzuflehen/ und ihm seine seele zu treuen haͤnden zu befehlen. Und weil er sich sonst Christlich und bußfertig erwiesen/ seinen HErrn JEsum zum oͤfftern mit auffgehabenen haͤnden inniglich angeruf- fen/ so wollen wir Christlich hoffen/ wie denn die liebe alles hoffet/ GOtt werde ihm auff sei- ne wahre buß und glauben diesen irꝛthum nicht zurechnen/ sondern vergeben haben aus gna- den/ um seines liebē Sohnes willen/ und solchen als stoppeln und heu in dem feuer der truͤbsal und anfechtung auff dem grund CHristo JEsu/ darauff allein das klare gold des wahren glau- bens zu bauen gehoͤret/ verbrennen lassen. Jn- deme nun keine artzney mehr wuͤrcken wol- len/ haben sich vorgestrigen Sonntags die vorboten des todes allgemach angegeben/ da ihme die sprache entfallen/ worauff nachmitta- ge gerade 3. uhr ihn der liebe GOtt aus dieser elenden angst-welt ausgespannet/ und als wir Christlich hoffen/ seine seele zu treuen vaters- haͤnden auffgenommen/ seines alters 40. jahr/ 6. monat/ 8. tage. Nun GOttverleyhe dem coͤrper in der erde ꝛc. Des Herꝛn Superintenden s zu Eißfeld fol. 394. schreiben an Herꝛn Hoff-prediger Brunchorst. JESUS ! Wohl-Ehrwuͤrdiger/ großachtbar/ hoch- und wolgelahrter/ insonders großguͤn- stiger hochgechrter Herꝛ Hoff-prediger/ lieber vater ꝛc. Herꝛ Georg Laur. Seidenbecher war eisern und staͤlern/ und demnach von seiner irrigen meinung nicht zubringen/ so viel ihme von uns zugeredet/ und nach dem wenigen von GOtt verlichenen vermoͤgen quoad præsens demon- strirt und remonstrirt wurde. Am vergangnen Sonnabend um 10. uhr schickte er zum Herꝛn Vicario, und da er kam/ begehrte er das H. Abendmahl/ mit diesen worden: gebe man doch einem hunde die brosamen/ warum wir ihm deñ das H. Abendmal nicht reichen wolten? es waͤ- re ja so gar keine liebe in unsern kirchen/ wir sol- ten ihm doch nur ein brosamlein von der gna- de GOttes mittheilen. Worauff ich auch noch kam/ und dem guten Seidenbecher aber- mal wiese/ wie seinem petito, wie hertzlich und beweglich es sey/ nicht ehe statt gegeben werden koͤnte/ biß er seinen irrthum fahren liesse/ wol- fol. 395. ten wir anders unserer gewissen warneh- men/ und nicht aͤꝛgeꝛniß in der kiꝛchen anrichten; Er solle doch bedencken/ wie das H. Abend- mahl an der einmuͤthigen bekaͤntniß derer glau- bens- articul hange: wann er nun mit uns nicht einig sey in der lehre/ daß er fuͤr eine gewis- se wahrheit und hochnoͤthigen articul des glaubens halte/ was die kirche im 17. articul Augspurgischer Confession ver- worffen ꝛc. mit was fuͤr gewissen er bey uns das H. Abendmal begehren koͤnne? Wenn er sich nun fein erklaͤren wuͤrde/ alsdenn ihm nicht nur ein brosamlein der gnade GOttes/ sondern eine gantze taffel voll him̃lischer tractament en vorgesetzet und gereichet werden solte: daß er uns beschuldige/ als waͤre keine liebe bey uns/ da thue er uns allhier zu viel/ denn eben dieses die rechte liebe mit sich bringe/ wenn wir uͤber der Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. der einigkeit der Confession hielten/ der ge- wissen schoneten/ und nicht aͤrgerniß anrichten fol. 396. wolten. Bey ihm sey dieliebe etwas duͤnne/ indem er sich selbst hindere mit seiner hartnaͤ- ckigkeit andem gebrauch solches hochwuͤrdigen Sacraments/ und damit ein grosses aͤrgerniß hinterlasse/ und was die nothdurfft mehr zu reden an die hand gab. Endlich wolte er et- was ungedultig werden/ und zwar uͤber mich/ gleich als haͤtte ich ihn pro excommunici rt ge- halten/ daß er hier nicht waͤre ad cœnam ad- mitti rt worden/ sey meine schuld ꝛc. Welches ich ihm aber auffs bescheidenste beantwortete/ ihme die rechte ursach seiner enturlaubung/ und was etwan darauff erfolget/ schließlich fuͤr die augen legte/ seine nichtige gruͤnde/ dar- auff eꝛ sein dogma bauete/ kuͤꝛtzlich beredete/ dar- neben fuͤrhielt/ daß bey ihm Conscientia erro- nea sey/ welche ihn nicht obligi re/ zumal der Error ex ignorantia vincibili herkommen; Und nochmals bath um der barmhertzigkeit GOttes willen/ er wolle sich noch bedencken/ was zu seinem frieden diene/ es moͤchte ihm die sprache entfallen/ daß/ ob er hernach gleich re- tractir en wolte/ nicht koͤnte/ inzwischen zu GOtt um verzeihung aller seiner wissendlichen und unwissendlichen suͤnden hertzlich seufftzen/ wie auch umerlaͤuchtung des verstaͤndniß/ und fol. 397. ja keinen groll im hertzen behalten/ sonst ihn all sein glaube nichts helffe/ und wenn er berge damit versetzen koͤnnte. Welches er anhoͤre- te und zur antwort gab: Er wolle sein dogma fuͤr dem richterstul CHristi wol verantworten/ und bleibe dabey/ daß es rationem divinæ ve- ritatis haͤtte/ wiewol er den modum Regni Chi- liastici nicht so groß disputir en wolte/ doch in seinem gewissen uͤberzeuget waͤre/ so und nicht anders muͤste es erfuͤllet werden/ wie der lite- ra an sich selbst lautete: Auch wolle er GOtt ein versoͤhnlich hertz mitbringen/ von seinem dogmate wiche er nicht ein haar. Weil wir nun sahen/ daß bey ihm nichts zu erhalten war/ auch das gehoͤr sich mercklich verlohr/ befah- len wir ihn der gnade GOTTes/ und gin- fol. 398. gen gar traurig nach hause. Nach unserm abtritte hat sich die schwachheit je mehr und mehr herbey gefunden/ darzu verwirrung des haupts geschlagen/ biß er den folgenden tag/ war der gestrige eilffte sontag post Trinitatis nachmittag gegen 3. uhr gestorben. Sie sa- gen: Er habe die haͤnde offt auffgehoben/ den HErꝛn CHristum genennet/ und was er mehr vor andachtmercken lassen. Mit der begraͤb- niß ists also gehalten worden/ wie des Herrn Hoffpredigers schreiben klare masse gab; (1) Wurden nicht alle klocken gelaͤutet/ doch die groͤsten (2) Wurde das lied nicht gesungen: Nun last uns den leib begraben. (3) Wurde fol. 399. der Locus Commun. von reiner lehre pro con- cione tractir et. (4) Der verstorbene nicht absolutè selig genennet/ wie die beyliegen- de personalia ausweisen. Meines hertzens wunsch und flehen war/ daß Herꝛ Seidenbe- cher selig sterben moͤchte/ welches ich auch hoffe. Jn der zeit er enturlaubet gewesen/ ist er einmal zu Amsterdam zum heiligen Abend- mahl gegangen/ woselbst seyn soll Ecclesiola, welche seiner meinung beypflichtet/ wie er uns vor seinem ende bekennete. Er soll auch ein buͤchlein allerneulichst haben ausgehen lassen/ welches bey ehester gelegenheit allhier ankom- men wird/ so bald die Franckfurter fuhre kommt; was darinn enthalten sey/ weiß ich nicht/ kans aber leichtlich greiffen. GOtt er- halte uns alle in der wahrheit durch JEsum CHristum. Amen. ꝛc. Eißfeld die Aegidii 1663. D. H. H. dienstschuldigster Andreas Bechmann. Summarische Relation Dessen/ was in der meinung Herꝛn Georgii Laurentii Seidenbechers/ Pfarrers zu Unterneubron de Regno Millennario vor dem Fuͤrstlichen Consistorio/ und sonsten vorgelauf- fen. Anfangs hat sein vorgesetzter Superinten- dens zu Eißfeld/ Herꝛ Andreas Bechmann Communication eines von Seidenbecheꝛn uͤber diese meinung aufgesetzten ausfuͤhrlichen scripti erlanget/ und nachdem er mit ihm daraus un- teꝛredung gepflogen/ und von ihm veꝛnommen/ daß er von solchem seinem scripto rede und antwort zugeben/ es moͤchte hinkommen/ wo es hin wolte/ bereit waͤre/ wieder Superinten- dent en schreiben Lit. A. besaget/ ist die sache anhero berichtet worden/ worauff man ihn be- schieden/ und von ihm begehret/ daß er was eigendlich seine meinung von dem Regno Millennario waͤre/ nun desto besser aus der sache zu kommen/ an tag geben solte/ dieweil er aber theils tergiversir et/ und daß er nur mit der schrifft in terminis terminantibus, wie sei- ne worte lauteten/ rede/ vorgab; Theils aber hernach ambiguè handelte/ und nicht bey ei- nerley erklaͤrung bliebe/ indem er einmal sag- te: Die Electi wuͤrden in statu gloriæ, jedoch auff erden seyn. Die gottlosen wuͤrden nicht vertilget/ sondern nur den Electis unterthan seyn muͤssen/ und noch deren etliche von ihnen bekehret werden/ solches aber hernachmals nicht gestehen wolte/ und daß die feinde CHri- sti wuͤrden vertilget/ die andere aber/ die die mittel zum glauben nicht haͤtten gehabt/ in den statum kommen wuͤrden/ in welchem Adam in statu innocentiæ gewesen/ vorgab/ ist von ihm erfordert worden/ seine erklaͤrung schrifft- lich auffzusetzen/ und zu uͤbergeben/ welche bey den Act en Lit. B. zu befinden. Hierauff sind aus seinem muͤndlichen und schrifftlichen geschehenen bericht etliche pun- ct en und Hypotheses, auff welchen die sache fuͤrnemlich bestanden/ um ihn desto engeꝛ zu fas- sen/ gezogen und mit ihm darauff die handlung am 20. Junii in Consistorio beyseyns der saͤmt- lichen Consistorial en/ und vier dazu erforderten Superintendent en/ als dessen zu Waltershau- sen/ Jchtershausen/ Eißfeld und Ohrdruff im namen Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. namen GOttes angefangen worden/ solcher gestalt: Weil er erstlich zwey hauffen der men- schen statui ret/ als den ersten der Electorum, welche im Regno Millennario glorifici ret wuͤr- den seyn; den andern Renovatorum, welche wie Adam in statu Paradisiaco seyn wuͤrden/ jedoch nicht gar ohne suͤnden; und den dritten der Gottlosen/ oder der feinde Christi/ welche wuͤrden vertilget werden/ ist ihm so bald auß klaren spruͤchen der heiligen Schrifft remon- stration geschehen/ daß die menschen nur in glaͤubige und unglaͤubige getheilet wuͤrden. Worauff er unter den unglaͤubigen einen unter- scheid gemacht/ unter denen/ die die mittel von der seligkeit gehabt/ und unter denen/ welchen es daran gemangelt/ welche letztere man nicht verdammen koͤnne/ und wie eben diese diejenigen seyn wuͤrden/ so die Electi wuͤrden bekehren/ ist ihm abermahls der un- grund dieser meynung dermassen klar auß heil. Schrifft gezeiget worden/ daß er sich auß- truͤcklich erklaͤret/ er wolle die Hypothesin de triplici hominum genere fallen lassen. Und als er des mittags nach gehabter bedenck-zeit wei- ter gefraget ward/ wie er doch beweisen wolte/ daß die leute/ so die mittel zur seligkeit nicht gehabt haͤtten/ in glorioso Christi adventu also wuͤrden renovi ret werden/ daß sie dem Adam im Paradiß gleich seyn wuͤrden/ hat er zur antwort geben/ weil ihm die vorige Hypothe- sis detriplici hominum genere, welche er vor gewiß gehalten/ genommen waͤre/ so ge- traue er dieses nicht zu behaupten. Darneben vorgegeben/ daß er dißfals noch einen scrupel, als wann der Prophet Esa. c. 5. 20. 21. das dritte genus hominum statuire te/ habe/ hat er doch solchen seinen scrupel auff vorhergegan- gene remonstration fallen lassen. Ferner ist von ihm vernommen worden/ wie er dupli- cem resurrectionem propriè sic dictam be- haupten wolle/ da die heilige Goͤttliche Schrifft nur von einer allgemeinen zukuͤnffti- gen aufferstehung der todten am juͤngsten Ge- richt mit klaren und deutlichen zeugnissen/ welche ihm vorgelegt worden/ rede/ und er darbey vorgeben/ daß der locus Apocaly- pticus c. 20. eben so deutlich seye/ als die an- gezogene zeugniße Dan. 12. \& Joh. 5. ihm aber das gegentheil gewiesen und dargethan worden/ daß seine außlegung uͤber den locum Apocalypt. 20. irrig und falsch/ und nicht bestehen koͤnte/ hat er endlich bekant/ er koͤn- ne anjetzo nichts darwider einwenden/ man wolle ihn nicht uͤbereilen/ sondern bedenck- zeit geben/ er koͤnne nicht auff einmahl alles alsbald fallen lassen. Hierauff ist ihm noch eine und die andere frage/ unter andern auch diese vorgelegt worden. Ob es seine meynung sey/ daß alle Christen/ wie er in seiner schrifft an- gedeutet lit. b. num. 2. die Apocalypsin Johannis lesen und verstehen muͤsten/ hat er endlich gestanden/ daß er mehr geschrieben/ als er verthaͤdigen koͤnne. Letzlich ist ihm noch ein und andere Remon- stration geschehen/ sonderlich wie dieses sein dogma dem 17. Art. der Aug. Confes. zu der er sich mit einem Eyde verpflichtet/ imglei- chen auch dem 3. Art. des Apostoli schen glau- bens-bekaͤntniß zu wieder/ und wie unverant- wortlich es sey/ daß er seinem eignen bekaͤntniß nach bey seinen zuhoͤrern anders gelehret/ und ei- ne andere meinung in seinem hertzen gehabt/ und darneben freundlich verwarnet worden/ sei- nen eignen gedancken und einbildungen nicht ferner nachzuhaͤngen/ wie bißhero geschehen/ damit nicht/ wie bey der gehaltenen Conferen tz unterschiedlich verspuͤret worden/ er nachdem man ihm den ungrund seines vorgebens vor augen gelegt/ zu abwendung schimpffs ursach ergreiffen/ dasselbe zu leugnen/ und dardurch vor GOTT und menschen eine schwere ver- antwortung auff sich laden moͤchte/ und daß es viel besser seyn wuͤrde/ wo er geirret/ und ihm deßwegen sattsamer unterricht ertheilet worden/ daß er GOTT die ehre gebe/ seinen fehler erkenne/ und davon abstehe/ auch kuͤnff- tig darauff bedacht sey/ wie er sonsten seine von GOTT anvertraute zuhoͤrer in ihrem Christenthum richtig anfuͤhre und erbaue/ als daß er seine zeit auff solche ungewisse Spe- culation de Regno Christi Millennario wen- de. Worauff er sich erklaͤret/ er wolle der sache ferner nachdencken/ in denen Puncten/ da er sich noch nicht finden koͤnte/ und wenn er mehr scrupel haͤtte/ solche mit seinem Su- perintendenten communici ren mit fernerm an- hang/ wenn ihm im anfang solche Remon- stration geschehen/ oder/ wie seine wort lau- teten/ er solche Opponenten gehabt/ so wuͤrde er sich in dieser meinung nicht so ver- tieffet haben. Nachdem nun des folgenden tages Jhro Fuͤrstl. Durchl. unterthaͤnigste Relation von dem gantzen verlauff erstattet worden/ ist auff empfangenen gnaͤdigsten be- fehl ihm angedeutet worden/ daß er von die- sem seinem Dogmate ferner mit niemanden reden/ die gethane Remonstration in der furcht des Herrn bey sich erwegen/ fleissig be- ten/ und die scrupel, so ihm noch beyfallen moͤchten/ seinem Superintendenten eroͤffnen/ und seine schrifftliche offenhertzige erklaͤrung innerhalb 4. Wochen in das Fuͤrstl. Consisto- rium einschicken solte. Wie nun fast bey endi- gung der gesetzten 4. wochen/ deren Superin- tendens denselben erinnert/ mit seinen du- biis, wo ihm derselben noch etl. beywohneten/ herauß zugehen/ oder wegen des gefuͤhrten dogmatis seine erklaͤrung zuthun/ damit solche dem Fuͤrstlichen Consistorio hinter- bracht werde/ hat er hierauff 18. gewis- sens-fragen dem Superintendenten: wie Lit. C. zu sehen/ geschicket. Als nun auff die- selbige ernennter Superintendens ihme geant- wortet/ hat er sich wie lit. D. zuersehen/ zieml. wohl erklaͤret. So bald nun dem Fuͤrstlichen Consistorio zeitiger bericht hiervon vorkommen/ hat dasselbe um besserer ver- sicherung willen Lit. E. befehl ergehen lassen/ wie und welcher gestalt selbiger sich schrifftlich zu erklaͤren habe. Ehe er aber solche seine schrifftliche erklaͤrung gethan; ist immittelst die General-Visitation bey seiner gemeine auff gnaͤdigsten befehl gehalten/ und darbey befunden worden/ daß bey derselben er nicht wie vor diesem/ mit unterweisung auß dem Catechismo rechten fleiß gebrauchet/ daher sie mehr vergessen gehabt/ als sie vor etlicher zeit gewust/ ohne zweiffel daher/ weil er/ der eingelangten kundschafft nach/ seine zeit und Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. und Gedancken auff das Dogma de Millenario gewendet/ massen ihm solches auch Christlicher Nothdurfft noch damals verwiesen/ und ihme darbey von dem Hoffprediger hertzliche An- mahnung gethan worden/ wegen dieser Sach sich in des HErrn Furcht wohl zu fassen/ und und die begehrte Erklaͤrung in das Fuͤrstliche Consist. also zu thun/ daß das Hertz und schrifft- liche Erklaͤrung einstimmig seye/ und er ja nicht hierunter wider sein Gewissen handeln/ auch sol- chem nach/ wofern ihm etliche dubia noch bey- wohnten/ lieber vorher mit solchem Recht her- auß gehen/ und Christliche Information anneh- men solle. Ob er nun wol solchem treulich nachzukommen versprochen/ hat er jedoch sol- chem nicht treulich nachgesetzt/ sondern vielmehr gedachten Hoffpredigers treuhertzige Vermah- nung/ wie Lit. F. zu sehen/ gantz anders gedeu- tet/ darbey auch solche Dinge angefuͤhret/ um welcher willen mehrbesagter Superintendens zu E i ßfeld das Schreiben Lit. G. an ihn abgehen lassen/ da er dann eine Zeitlang hernach/ wie Lit. H. bezeuget/ die begehrte schrifftliche Erklaͤ- rung einsten in das Fuͤrstl. Consist. eingeschicket. Præsent. Dn. Cancellar. Dn. Præsid. Consist \& Omnibus Assessoribus, Superint. Waltershus. Superint. Eisfeld. \& tribus Diaconis Gothanis. Summarische Relation der anderen vor dem Fuͤrstl. Consist. mit dem Pfarrer zu Unterneubrun/ Herrn Georg Laurentio Sei- denbechern/ in Puncto des Regni Millennarii den 27. 28. und 29. Nov. vorgangener Hand- lung in Beyseyn der beyder Superintenden ten zu Waltershausen und Eißfeld/ wie auch der zehn Diaconorum zu Gotha. Den 27. Novemb. Vormittage nachgesche- hener Proposition und darauff erfolgten treu- hertzigen Erinnerung an den Pfarrer zu Unter- neubron/ daß er in der Furcht Gottes verfah- ren/ fein auffrichtig und ohne Tergiversation heraußgehen/ heilsamer Anweisung Raum ge- ben/ und nichts wider sein Gewissen vorneh- men wolte/ ward zu der Handlung auff solche Masse geschritten/ daß man erstlich die Hypo- theses, welche ihme hiebevor in der ersten Handlung genommen und umgestossen wor- den waren/ reassumir te/ und ob er solche nochmals ruhen und fallen lassen/ oder viel- mehr anderweit behaupten wolte/ fragete? Und war die erste de Triplici hominum Gene- re: Darauff ließ er sich vernehmen/ es gebe seiner Meynung nach in der Theologia keine Absurdi taͤten/ wann er schon nochmals Tri- plex Genus hominum statuir te/ und dieselben beschriebe er auff Erfordern also: Daß die Er- sten waͤren Electi in gloria cœlesti, wie die mit Christo aufferstandene; Die Andern die Da- mnati; Die Dritten Communis massa homi- num judicandorum in statu mortalitatis; Die- weil aber von ihme so wol die Applicatio auff das Regnum Millennarium, als eine weitere Erklaͤhrung des 3ten Generis, und ob dahin- nein Credentes oder Non credentes gehoͤreten/ begehret ward/ sagte er/ er wolle sie Credentes nennen: Discurrir te von ihnen weiters/ daß sie zwar Vergebung der Suͤnden schon er- langet haͤtten/ und sich in einem Stande ohne Suͤnde befindeten/ wie Adam vor dem Fall/ jedoch weil sie noch potentiam ad peccandum haͤtten/ so waͤre ihnen auff solchen Fall noͤthig um Vergebung der Suͤnden zu bitten; Jh- ren Glauben aber wisse er auff ferneres urgi- ren nicht zubeschreiben/ ohne daß er sich mit dem Glauben Adams vor seinem Fall behelf- fen wolte. Und nachdem ihm gnugsam dar- gethan wurde/ wie ungereimt solche sein Fuͤr- geben waͤre/ gestunde er endlich/ er koͤnte hier- innen nicht weiter fort kommen/ wie er dann auch anstunde/ ob er das Futurum Regnum ad Regnum Gratiæ aut Gloriæ referi ren solte/ wie wol er sich herauß liesse/ es waͤre dasselbe ad utrumque zu referi ren/ worbey er fast einen Unwillen zu vermercken gab/ daß man weiter fragen/ oder/ wie er redete/ gruͤbeln wolte/ und bezog sich letztlich auff den Eventum, vorgeben- de/ was man viel fragen wolte/ GOtt haͤtte es ihm noch nicht offenbahret/ und bezeugete also gnugsam/ daß er seine Assertiones ohne allen Grund der H. Schrifft vorbracht haͤtte. Nachmittage als ihme autoritate \& man- dato Serenissimi injungirt ward/ besser an die Sach zugehen/ und entweder seine Hypothe- ses testimoniis Scripturæ zubehaupten/ oder ohne unnoͤthige Worts- Verlierung fallen zulassen; producir te er den Locum Daniel am 7. Man begehrte denselben ohne Zwang zu explici ren und zu sagen/ ob alle die Voͤl- cker und Zungen/ die Christo dienen solten/ ad Regnum Gratiæ aut Gloriæ gehoͤreten. Er vermochte aber nicht allein das geringste zu beweisen/ sondern als auch darauß wider sei- ne Meynung de Regno Millenniario argumen- ti ret ward/ kunte er nicht ein Wort darauff antworten/ ohne daß er sagte/ wie er sich mehrmahls mit dieser Außflucht beholffen/ es koͤnte eine Thesis wohl wahr seyn/ ob man schon nicht auff alle Objectiones antworten koͤnte. Er befand sich aber doch also uͤberwunden/ daß er sich auff Zureden erklaͤrete/ er wolte nicht mehr contradici ren/ sondern die Sache reiff- lich erwegen/ ja zu diesemmal gar acquiesci- ren/ jedoch moͤchten ihm kuͤnfftig noch mehr Dubia einfallen. Dannenhero ist darauff die andere Hypothe- sis de duplici Resurrectione vorgenommen/ und er befragt worden/ ob er solche gleich der vorigen wolte fallen lassen: Als er sich aber sol- ches zu thun erklaͤhrete/ wann ihm ein Gnuͤge auff die Loca in der 1. Cor. 15/23. und Apoc. 20/ v. 5. gethan wuͤrde; So ist ihm theils auß dem Context selbst/ theils ex collatione aliorum Scripturæ sacræ locorum solche Remonstration geschehen/ daß er abermals schweigen muͤssen; Und als von ihm begehret wurde/ er solte sich nur auff die gethane Remonstration rotundè erklaͤhren/ was er daran desiderir te/ wolte er mit seiner Erklaͤrung nicht herauß; Endlich ließ er sich vernehmen/ er wolle seine Meynung sus- pendi ren; dieweil man ihm aber dieses nicht gestatten wollen/ ist er genoͤthiget worden/ auß dem gedachten 20. Capitel Apoc. fernere Huͤlffe zu suchen/ dahero man dann gedachtes Cap. expreßè vorgenommen/ und von ihm be- gehrte sein zu behaupten: Worauff er dann bald das ineptè urgi rete/ bald sich A. K. H. Vierter Theil. O o o o o in Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. in die groͤste Absurda, indem er asserir te/ als wann der Teuffel/ ob er schon ein Geist waͤre/ mit einer eisern ketten koͤnte gebunden werden/ implicir te/ bald distinguir te inter visionem, \& visionis significationem, bald vorgab/ wann der Teuffel als ein Teuffel gebunden waͤre/ so muͤste er absolutè gebunden seyn/ bald die sen- sus Scripturæ confundir te/ und viel umschweif- fens machte/ biß er endlich gestehen muste/ was durch des Satans binden angedeutet wuͤrde/ das wuͤrde Verbis figuratis proponirt. Nachdem er nun hierauff duplicem Resurre- ctionem mortuorum propriè sic dictam urgir te/ und ihm abermals das Gegentheil auß dem Text selbst dargethan/ auch auß dem gantzen Cap. angefuͤhret ward/ wie eines und das an- dere/ darauff er sich gruͤndete/ nicht nach dem Litera koͤnte verstanden werden/ mit begeh- ren/ das Gegentheil darzu thun/ gab er zur ant- wort; das haͤtte GOtt noch nicht offenbah- ret. Und als ihm unter andern/ data occasio- ne vorgehalten ward/ daß er der Calvinischen Lehrer in seinem problemate so ruͤhmlich erweh- net/ und sie Pientissimos genennet/ wolte er es mit unterschiedlichen außfluͤchten ent- schuldigen/ und sagte unter andern/ daß sie Hr. Lutherus vor bruͤder angenommen haͤtte/ aus- ser dem Loco de Cœna S. da ihm darauff aber- mal die nothdurfft vorgehalten wurde/ bezoge er sich auff das/ was er in seinem letztern Schrei- ben an das Fuͤrstliche Consistorium halt end/ angefuͤhret/ nemlich daß er um gnaͤdige Dimis- sion wegen seines ampts anhalten muͤste/ wo man mit seiner Erklaͤhrung nicht wolte befrie- diget seyn. Am 28. Novemb. ward in der handlung fort- gefahren/ und weil man ihn Seidenbechern vorher fragte/ ob er mit der gegebenen Expli- cation des Loci Apocalyptici zufrieden ware/ und er darauff antwortete: Wann er solche an- nehmen muͤste/ so geschehe es propter autorita- tem humanam darum/ weil ihn die Lutherische Kirche also erklaͤrete/ dann die vorgebrachte Argumenta convincir ten ihn noch nicht/ so ward von ihm begehrt/ seine vermeynte gruͤn- de ferner vorzubringen/ worauff er abermals repeti rt/ daß das angezogene Cap. 20. secun- dùm literam zu verstehen waͤre/ weil er nichts sehe/ das ihn darvon abtriebe. Versuchte sich darauff an einem argument, auff welches er den vorigen Tag nicht ein wort/ ob er sich schon lang gnug bedacht/ geantwortet/ und wolte zeigen/ daß es in tertia figura und vitiosum in forma waͤre/ da es doch in secunda figura war/ und er hernach selber bekennen muste/ op- ponir te darauff dieses argument: Resurrectio Spiritualis est hominum in terra viventium: Re- surrectio prima non est dominum in terra vi- ventium E. Dieweil ihm aber solches leichter/ als er ihm eingebildet hatte/ solvi ret und son- sten mit solchem Grund begegnet ward/ daß er nicht fortkommen konte/ uͤberreichte er nicht ohne anzeigung eines ziemlichen unmuths eine gedruckte Schrifft/ welche hier Lit. A. Num. 1. zu befinden/ und begehrte/ man wolle nach der- selben meynung mit ihm in Schrifften handeln/ weil der modus conferendi per discursum darin improbi rt und ihm nicht beliebig waͤre; Als ihm aber der unfug seines Suchens remonstrirt ward/ ließ er sich herauß/ er bliebe darbey/ weil er sich sonsten nicht finden konte/ und ihm seine dubia durch die conferenz noch nicht ge- nommen waͤren. Wann der von ihm vorge- schlagene modus nicht beliebt wuͤrde/ so koͤnte er nichts weiter sagen/ er hielte unterdessen sei- ne Opinion noch zur zeit fuͤr die reine warheit/ biß ihm ein anders gewiesen w u rde/ und das wolle er fuͤr GOtt und der Landes-Fuͤrstlichen Obrigkeit reden/ ob er schon so weit gebracht/ daß er auff die Argumenta nicht respondi ren koͤnnen/ wie er denn gestanden/ daß er externè convincirt worden/ so spuͤrte er doch den effect in seinem Gewissen nicht/ und wolle weiter nach- dencken/ daher er wider sein Gewissen r edete/ wenn er sagete/ er waͤre convictus, er hoffe/ man werde ihn darbey lassen/ und nicht w e iter in sein Gewissen dringen/ damit es nicht das ansehen gewinne/ als solte er in gratiam ho- minum und auff der Papisten art glauben/ was die Kirche glaubete/ er haͤtte es ohne das in respectum Consistorii moderi ret/ damit er nicht pro contumace \& perfrictæ frontis ho- mine gehalten wuͤrde/ einem andern wolte er wol anders geantwortet haben. Ob er nun wol hierbey weiter erinnert wurde/ ob er noch eines und das andere fuͤr seine meynung anzufuͤhren haͤtte/ so hat er sich doch weiter nicht einlassen wollen/ ohne daß er noch beylaͤufftig den Lo- cum Matth. 5/ 5. auff seine meynung gezogen/ und als darbey unter andern Herrn Lutheri glossa marginalis angefuͤhret ward/ sagte er/ es waͤre Autoritas humana, welcher er Autoritatem der alten Patrum entgegen setzen koͤnte/ dieweil ihm aber bald weiter antwort auß dem Text selber gegeben ward/ schwiege er still/ und kam endlich weiter auff sein welches er also ur- gir te/ daß er sagte: Der HErr rede es/ darum koͤnte er darvon mit gutem gewissen nicht weichen. Weil man dann auß der jetzigen action, und was dabey in viel wege vorgelauffen/ so viel ver- spuͤhret/ daß er viel contumacior gewesen/ als in der ersten Handlung/ und gegen ihn mit kei- ner Information wie gruͤndlich und deutlich sie auch mit aller Sanfftmuth und Bescheidenheit geschehen/ ichtwas außzurichten gewesen/ so hat man billich angestanden/ mehr zeit und worte vergeblich zu verlieren/ zumaln er begehret/ man solle nicht mehr in ihn dringen/ und dannenhero die Handlung beschlossen. Dieweil aber vor noͤthig befunden worden/ uͤber etliche puncta/ auff welchen der Sachen Außschlag und endliche Verordnung bestehet/ massen die Herrn Theologi zu Jena solche in ih- rem bedencken an die hand gegeben/ seine richti- ge und categorische erklaͤrung zu erfordern/ als sind dieselben/ wie sie beygefuͤgt Lit. B. Num. 2. zu befinden/ auffgesetzet/ und ihm schrifftlich noch selbigen Abend zur beantwor- tung zugesendet worden/ mit Erinnerung/ daß er candidè und wie in solchen Faͤllen nach Gottes Wort zu verfahren/ richtig und ohne gefehrde antworten wolle. Nach- Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. Nachdem er nun hierauff folgenden Mor- gen seine Antwort schrifftlich/ wie solche hie- bey Lit. C. Num. 3. zubefinden/ eingeschickt/ und darauß zuersehen gewesen/ daß er sich mit ambigui taͤten und generali taͤten loß wickeln/ und der Besorgnuͤß zu entbrechen gesucht/ hat man am 29. Novembr. von ihm eine genauere und richtigere Erklaͤrung uͤber etliche von ihm theils dunckel theils zweiffelhafftig und auff Schrauben gestellte puncta begehret und na- mentlich bey dem 1. Gefraget: Zu welchen scopo er die Worte ex 2. Pet. I angefuͤhret/ worauff er geantwor- tet/ es sey zu dem Ende geschehen/ darzuthun/ daß/ wi e Petrus diejenige nicht vor verblendete Leute g e halten/ die die Weissagung der Pro- pheten vor dunckel geachtet: Also hielte er die auch nicht vor Verblendete/ die die Weissa- gung vom Millennario Regno vor dunckel hiel- ten als man ihn aber urgi rete/ woher er dann auß diesem Spruch beweisen wolte/ daß die/ an welche Petrus geschrieben/ die Prophetische Schrifft vor dunckel gehalten/ machte er eine wunderliche Explication, und muste endlich ge- stehen/ er haͤtte das Fundamentum seiner appli- cation nicht troffen/ und gab die Schuld dem Tumult im Wirts-Hause/ unter welchem er seinen Auffsatz gemacht. Bey dem 2. Wie er seine Meynung de Regno Millen- nario vor indiffe rent halten koͤnte/ da er doch dieselbe noch gestern zum Beschluß vor die rei- ne Warheit außgegeben/ und gesagt: Der HErr rede es? Darauff antwortet er: Er in seinem Hertzen hielte diese Meynung nicht vor indiffe rent/ sondern er verstuͤnde den Termi- num also/ daß andere davon moͤchten pro- \& contra disputi ren. Bey dem 3. und 4. Weil er das nur auff die Dinge/ die ihm in diesem dogmate noch ver- borgen waͤren/ restringir te/ und doch hier die Frage vom dogmate selber waͤre/ wie er es ver- stehe? Resp. Seine Meynung waͤre/ wie er das dogma wolte ruhen lassen/ und niemand darzu bereden/ solches anzunehmen/ biß sichs in Eventu erwiese/ und distinguirte hierbey in- ter Substantiam hujus dogmatis \& inter even- tum \& alia circa hoc dogma non dum satis cognita, und sagte/ quoad prius liesse er das nicht gelten/ dieweil er in conscientia sua de veritate dogmatis certus esset, er gebrauch- te es aber respectu derer Dinge/ die auff dem Eventu und fernerer Revelation beruheten. Beym 5ten Punct bleibt er. Beym 6. Ward gefragt/ was er verstehe per viam coactionis, ob er sich/ daß dergleichen mit ihm vorgenommen worden/ zubeschwehren/ und ob nicht ê genuinis Fidei nostræ principiis mit ihm gehandelt/ und insonderheit die klaren Spruͤche/ die man ihm opponirt/ nicht genui- na Fidei principia waͤren? ℞. Er habe solche Worte gebraucht nicht das Consistorium zu accusi ren/ sondern sich bey kuͤnfftiger Action in Eventum zu verwahren/ daß er nicht gedrun- gen wuͤrde/ zu glauben/ was dieser oder ein an- der sagt/ und zog pro exemplo an die glossir te Bibel/ wann man ihm dieselbe vorlegen und zwingen wolte/ den Glossen in allem zu glau- ben. Beym 7. Ward gedacht/ es scheine/ als wann er mit andern von diesem dogmate correspon- denz hielte; ℞. Es habe ihm solches zu setzen verursacht/ daß Hr. Dr. Seldt Superintendens zu Roͤmhild vom ihm begehret/ die Beschaffen- heit dieser Sachen zu eroͤffnen/ mit Erbiethen/ ihm darauß zu helffen/ doch waͤre er nicht ge- sonnen/ solch dogma entweder vor sich oder/ durch andere jemand zu communici ren. Beym 8. ist er erinnert worden/ seine Er- klaͤhrung waͤre nicht genug/ weil die Meynung des Puncts waͤre/ daß er unserer reinen Theo- logen Schrifften wider dieses dogma lesen solle; Die Antwort aber ward zum 11ten Punct suspendirt. Beym 9. Punct/ weil er nicht gestaͤndig seyn wolle/ daß er die Zeithero wider seine Pflicht gehandelt/ so hat man ihm den Jnhalt seiner Confirmation und auß der Consistorial- Ordnung die gewoͤhnliche und hierbey sub Lit. D. n. 4. abschrifftlich beygelegte Eyds- Formul/ auff welche er seine Pflicht geleistet/ insonderheit aber diese Wort vorgelesen/ daß er allen irrigen Meynungen/ die den symboli schen Buͤchern unserer Kirchen zuwider/ absagen und widersprechen solle/ und Weisung gethan/ daß er einem dem 17. Art. August. Confess. in der Außlegung des 3ten Art. in unserm Catechismo zuwider | auffendem dogmati beygepflichtet/ da er doch schuldig gewesen/ demselben/ vermoͤge seiner theuren Pflicht/ zuwidersprechen? ℞. Er habe bißher nicht sehen koͤnnen/ daß er wider den 17. Art. August. Confess gehandelt/ und das Jurament nur dahin verstanden/ daß er pu- blicè nicht etwas wider die symboli sche Buͤcher lehren solte/ wann er aber etwas darwider ge- than/ so waͤre es nicht auß Vorsatz geschehen/ sondern er haͤtte es nicht besser verstanden; die- weil er aber hierauff gefragt ward/ ob er dann nun kuͤnfftig hierinnen seiner Pflicht nachkom- men wolte/ begehrte er Bedenckzeit/ und als er solche erlanget/ erklaͤhrete er sich Nachmit- tag/ wann dieses sein dogma den symboli schen Buͤchern zuwider waͤre/ und ihm dahero sei- ne Pflicht solchem zuwidersprechen dringete/ er aber dasselbige vor die Goͤttliche Warheit hielte; so sehe er wol/ daß beydes nicht bey- sammen koͤnte stehen/ dahero er die Sache GOtt befehlen/ wie|auch ins Fuͤrstlichen Con- sistorii Disposition stellen/ und umb gnaͤdige Dimission und Erlassung seiner Pflicht unter- thaͤnig anhalten wolte. Beym 10. Punct ward er erinnert/ weil er nicht ad rem geantwortet/ sondern nur in- gemein sich des fanati schen/ und welches er von dem seinen hinzugethan/ phantastischen We- sens zuenthalten/ Erklaͤhrung gethan/ daß| er in- sonderheit aber von disen fanati schem Jrrthum/ darvon die Quæstio seye/ abstehen wolte/ can- didè von sich geben solte. ℞. Er koͤnne sein do g ma vor kein fanati sch Wesen halten/ son- dern vor die Warheit/ und nicht darvon ablas- sen/ es moͤge gleich von andern gehalten werden/ wie es wolte. A. K. H. Vierter Theil. O o o o o 2 Beym Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georgii Laur. Seidenbechers. Beym 11. Weil er die Buͤcher excipiret haben wollen/ welche ins kuͤnfftige von einem und dem andern der unsern von diesem Dogmate (wie er denn einen Fall setzte/ daß es moͤchte von dem Fabricio zu Stettin oder M. Hogeln zu Erffurt gegeschehen) geschrieben worden: So hat man ihm gezeiget/ wohin dieser Punct gemeint/ nem- lich/ daß er sich der Lesung solcher Buͤcher enthal- ten solte/ durch welche er mehr in diese Meynung gefuͤhret/ als darvon abgefuͤhret werden moͤchte. Resp. Studio wolle er sie nieht suchen zu lesen/ aber wann sie ihm incidenter vorkaͤmen/ so koͤnte er solche nicht wol außschlagen/ und waͤre eine schwehre Sache/ Wann einer alle Buͤ- cher/ wie man im Papsthum thun muͤste/ ver- schwehren solte. Beym 12. hat man ihnen gezeiget/ daß seine Meynnung der receptæ Interpretationi, der an- gezogenen Spruͤche/ und des 3ten Art. nicht subalternirt, sondern opponirt wuͤrde/ und was status Quæstionis sey/ erklaͤret. Respond. Er wolte die Dicta, wie auch die Worte des Catechismi publicè in der recepta interpretatione anfuͤhren/ und mit seiner Meynung zuruͤck halten/ er gab aber an Tag/ daß er mit Fleiß vermeyden wolte was we- gen seiner Meynung controversum waͤre/ und als man ihm zu Gemuͤth fuͤhrete/ wie er ein an- ders lehren/ und ein anders in seinem Hertzen vor wahr halten koͤnte/ wolte er solches mit dem Exempel Pauli behaupten/ vorgebend/ daß der- selbe auch ein anders in seinem Hertzen von der Beschneidung gehalten/ als er oͤffentlich geleh- ret: Und wiewohl ihm hinwiederum solche re- monstration geschahe/ daß er nichts darwider uffbringen konte/ so war dochfast nicht zu ver- mercken/ daß er solches Vorgeben haͤtte fallen lassen wollen/ und gab also nicht undeutlich an Tag/ was er ihm vor ein Fundament zu seiner bißherigen vielmals an Tag gegebenen Tergi- versation und Simulation gesetzt habe/ doch ließ er sich endlich vernehmen/ wann man ihme da- rinnen ein solch Gewissen machen wolte/ so muͤ- ste er seine Meynung auch aͤndern/ nemlich daß er die obgedachte Stuͤcke nicht nach unser Kir- chen-Meynung lehren koͤnte. Als von ihm zu wissen begehret ward: ( x ) Wenn einer seiner Pfarr-Kinder von ihm forschete/ wie es um der Aufferstehung der Elector. beschaffen/ ob sie werde zugleich und auff einmal mit der Auffer- stehung der Todten geschehen/ ingleichen/ wenn diese seine Meynung ruchtbar worden/ ob ihnen nicht vermoͤge seiner Pflicht derselben publicè zu contradici ren obliege? ℞. ad (1) Es waͤre Casus vix dabilis, doch wolle er einen solchem Nachforscher auff die Worte deß Catechismi weisen. Ad (2) Wenn das seine Pflicht erfordere/ so koͤnte es freylich beysammen stehen/ nemlich/ daß er seine Mey- nung vor wahr hielte/ und doch derselben wieder- spraͤche. Beym 13. Hat man erinnert/ daß er abermals nicht ad rem geantwortet/ denn es waͤre die Fra- ge/ ob er GOtt bitten wolte ihme die Scrupel zu nehmen/ die er in diesem dogmate haͤtte. ℞. Da hielte ihn sein Gewissen zuruͤck/ denn ob er wol in einer und der andern Circumstan tz irren koͤnte/ so waͤre er doch wegen der Haupt- Quæstion gewiß/ daß das Seculum Millennarium noch futurum sey/ und wann er dieses fals Gott bitten wolte/ ihm diese Meynung zu benehmen/ so waͤre es eben/ als wenn er baͤte/ daß ihn Gott von der Wahrheit wolte abfuͤhren. Hierauff ist er biß zu fernerer Verordnung in sein Hospi- rium dimittirt, jedoch biß zu Außgang der Sa- chen allhier zu bleiben befehliget worden. Wel- ches er versprochen. Hierauff ist endlich die oben gedachte Remo- tion erfolget. Beschluß Dieses IV. Theils und der gantzen K irchen- H istorie. D Ergestalt waͤre auch nun diese Arbeit end- lich vollbracht/ nach welcher Vollendung mich lange Zeit verlangt gehabt/ damit mein Gemuͤthe von so mancherley Vorwuͤrffen und Bildern entlediget desto ungehinderter dem einigen ewigen Guth alleine platz und freyen Einfluß lassen moͤchte. Und eben dieser Sinn und Vorsatz verursachet/ daß ich mich nieman- den verbindlich machen kan/ entweder etwas in diesem Wercke zuverbessern/ ab- und hinzu zuthun/ oder auch auff einigen sich eraͤugenden Widerspruch zu reflecti ren. Zumahl ich ver- sichert lebe/ daß es hinfuͤro an dergleichen Leu- ten nicht fehlen werde/ welche diese und derglei- chen Arten des Vortrags ferner confirmi ren und noch ungleich besser außfuͤhren sollen. 2. Diesem nach sey hiermit dieser Historie und dem buchstaͤblichen wissen/ lehren und schreiben von mir ein endliches Valet gegeben! Was nicht von GOtt selber mir aufferlegt wird/ auch unmittelbar und allein zum Dienst des Geistes gehoͤret/ muͤsse von mir weiterhin unberuͤhret bleiben! Dann ob mich wol mein natuͤrliches arbeitsames und actives wesen auch unter guten Schein hiezu noch bewegen wolte: so weiß ich doch/ daß es nicht mehr leben noch sich bey dergleichen Arbeit nehren/ sondern durch leydenden Gehorsam entkraͤfftet und getoͤdtet wer- Beschluß dieses IV. Theils und der gantzen Kirchen-Historie. werden muͤsse. Ja wann auch gleich in ande- ren und besseren Materien etwas noch gesche- hen moͤchte: soll es dennoch nur den Bau des inwendigen Tempels angehen und betreffen: nachdem bißhero die aͤusseren Zeugnuͤsse von dem aͤusseren Kirchen-Wesen nach Vermoͤgen und zum Uberfluß oͤffentlich dargeleget worden. Wie wol in dessen mir dennoch diese Freyheit von GOtt gegoͤnnet und vorbehalten wird/ dasjenige/ was etwa ohne viel Zeit-verlust durch guter Leuten Communication muͤste zu Erleute- rung dieses Wercks vornehmlich in puncto der Kaͤtzer-Geschichten moͤchte beygetragen wer- den/ dem gemeinen Besten mitzutheilen. 3. Dieses aber habe zu dem Ende allhier zu gedencken vor noͤthig erachtet/ damit niemand im geringsten durch mein Exempel bewogen werde/ in dem vielen historischen Wissen eusser- licher ob wol scheinbarer Dinge/ oder auch gar in der menschlichen Erudition sich auffzuhalten/ und die von GOtt zur wahren Reinigung be- stimmte Zeit/ mit vielem lesen oder schreiben zu verderben. Sintemahl ich von mir mit Warheit bekennen muß/ daß/ woferne ich den allervollkommensten naͤchsten und hoͤchsten Zweck meines Lebens allezeit unverruͤckt in acht genommen und ihm gefolget haͤtte/ so wie er offt im Grund der Seelen durch den H. Geist gezeiget worden; ich weder in so weitlaͤufftige Arbeit und Zerstreuung des Gemuͤths/ noch in die Versuchung mit dem Ampte gerathen seyn wuͤrde. 4. Nachdem aber indessen GOtt einen jeden Menschen auff die Probe setzt und offenbahr werden laͤsset/ was in seinem Hertzen ist/ auch dahero ihm seinen freyen Willen uͤberlaͤst/ wo- zu er sich lencken und was er wehlen wolle; so ist dessen Erbarmung so groß und uͤberfluͤssig/ daß er auch alles ungleiche gerad und zu einem leydlichen guten Ende gedeyend machete. Und dahero geschichts/ daß alles/ was ein Gottfuͤrch- tender machet/ wol geraͤth/ ob es schon nicht alles seinem vollkommensten allerbesten Wil- len durchgehends gemaͤß ist/ sondern nach der geheimen condescendenz und dispensation nur unter Goͤttlicher Gedult behalten und regieret wird. Mag derowegen auch wol diese nun ge- endigte Arbeit ihren Nutzen haben/ welcher dann GOtt anheim gestellet bleibt. Jndessen ist mein hertzlicher Wunsch/ daß doch auch nie- manden der geringste Abbruch oder Hinder- niß/ Zeitverderb oder andere nicht intendir te Effect en darauß zuwachsen moͤge. 5. Gleichwie ich also niemanden von Ge- brauch dieses Buchs abhalten will: also kan ich eben auch keinem sonderlich dazu rathen: nachdem mir auß Erfahrung bekannt und ge- wiß worden ist/ wie leicht sich uͤberall die natuͤr- liche Curiosi taͤt/ Neugierigkeit/ Ruhmre- digkeit/ Eigenliebe und dergleichen schaͤndliche Natur-Kraͤffte bey dem lesen in solche Dinge miteinmischen. Ein jeder gebe bey Lesung der- selben nur auff sein Gemuͤthe Achtung/ so wird er eines Theils diese arge Fruͤchte wol mercken/ wann er anders erleuchtete Augen hat/ andern Theils wird er die staͤts warnende und abzie- hende Stimme der Weißheit vernehmen/ welche ihn von dem vielerley Wissen und Erzehlen ab- und zur Stille/ Einfalt und Samm- lung des Gemuͤthes bringen wird/ wo er nur gehorsam seyn mag. 6. Ferner/ wie auch keiner/ welchen GOtt zum aͤussersten Zeugnuͤß oder Streit wider den Greuel der Verwuͤstung unter allen Par- theyen und Hauffen selbsten beruffet/ und auß- ruͤstet/ davon zuruͤck zu halten oder deßwegen zu richten ist: Also faͤllet es im Gegentheil eben so bedencklich/ jemanden dazu anzutreiben/ zu bereden/ oder auch ihn zu verargen/ wo ihn GOtt davon ab- und zuruͤck haͤlt. Absonder- lich/ nachdem etwa die Hitze des ersten Eiffers durch einige außbruͤche ziemlich verrauchete/ und man mit Schaden innen worden waͤre/ wie wenig damit außgerichtet/ und den Greueln gesteuret/ oder auch das wahre Evangelium des Friedens befoͤrdert worden. 7. Diese und dergleichen Gedancken sind so gar nicht vor uͤberfluͤssig oder muͤssig zu halten/ daß sie vielmehr zu diesen bedencklichen Zeiten hoͤchst wichtig und noͤthig seyn moͤgen. Der taͤgliche Augenschein zeigets leyder zur Gnuͤge an/ wie die meisten von denen/ welche etwa den ersten Zug Gottes zur Busse in sich fuͤhlen/ so gleich sich vor schuldig/ faͤhig und beruffen ach- ten/ auch darauff schicken und applici ren/ daß sie wider andere eiffern/ und entweder in oder ausser einem Ampte etwas zu bauen (wie man es nennet) vermeynen. Da indessen ihr eigen Hertz uͤber lang oder kurtz (besage unzehlicher Exempel) ihnen Zeugnuͤß giebt/ wie sie noch selber warhafftig von den Abgoͤttern zu dem lebendigen und wahren GOTT bekehret und gebracht seyn. 8. Diß ist nun eine grosse List der alten Schlangen/ wodurch so manche feine Seele von ihrer eigenen Besserung abfaͤlt/ und zu- gleich es dahin bringt/ daß auch auff Seiten anderer/ die gebessert werden sollen/ durch solche unreiffe Werckzeuge nichts außgerichtet wird/ sondern die Heucheley und aͤusseren Formen nur fortgepflantzet werden/ und mithin geistlicher Hochmuth und alle Untuͤchtigkeit zum Reiche Gottes. Viele verzehren uͤber dem aͤussern Dienst/ der weder heilig noch vollkommen ma- chet/ auch ihre aͤussere Lebens-Kraͤffte/ wer- den dabey ihres natuͤrlichen Verderbens so gar wenig gewahr oder ledig/ daß sie vielmehr durch unverstaͤndigen Eiffer wieder die Welt die boͤsen Passionen des Zorns/ Herrsch-| und Zancksucht/ Eigensinns/ Selbstgefaͤlligkeit/ Erhebung uͤber andere und dergleichen Maͤngel in sich seblst nehren und mehren/ und also we- der sich selber noch andere bessern/ und zum Zweck der Lehre Christi befoͤrdern. 9. Wie nun dieses eine verkehrte und hoͤchst- schaͤdliche Art ist/ so von manchem guten Ge- muͤth allzu spaͤte bereuet wird: Also mag hin- gegen ein jeder GOtt hoch preisen und ihm ge- horsam werden/ wann ihm GOtt den richtig- sten und besten Weg zeiget/ der da ist: Ler- ne zuvor selber/ ehe du andere lehrest! Aber damit man nicht abermal wiederum auffs buch- staͤbliche Lernen derer Schulen falle; Nimm erst den H. Geisthin von Christo/ hernach gehe hin und lehre die Heyden. Laß erst- lich GOtt in dir innwendig/ (wie Paulus) O o o o o 3 sei- Beschluß dieses IV. Theils/ und der gantzen Kirchen-Historie. seinen Sohn selbst offenbahren/ so dann gehe auß/ und predige das Evangelium. Sir. XVIII, 20. Joh. XX, 22. Gal. I, 12. 15. 16. 10. So ist nun diß der allerseligste einige lauterste unbetruͤglichste Weg: “Vor allen „Dingen GOTT im Glauben von gantzem „Hertzen gehorsam werden/ ihn in wahrer „Busse um die Erkantnuͤß und Gemeinschafft „seines Sohnes bitten/ bey dessen Erlangung „in den Proceß seines Leydens und Absterbens „treten den alten verdeckten Menschen ertoͤd- „ten lassen/ und am neuen wiederum GOtt „leben/ und mit Christo warhafftig im Geist „aufferstehen. So dann HErrn als eine neue „Creatur sich darstellen zu allem Gefallen und „dannoch weder selbst auß Bekehrsucht lauf- „fen/ oder menschlichem Beruff blatthin fol- „gen/ wofern nicht der H. Geist selbst dazu salbet/ „außruͤstet und mit dringender Liebes-Gewalt „in eine Erndte außstoͤsset. 11. Diesen Weg haben nicht allein alle Pro- pheten/ Apostel/ Hirten und Lehrer zu allen Zei- ten gegangen/ sondern auch Johannes und Christus selber: Welche zu erst in der Wuͤsten versuchet und zubereitet worden/ ehe sie vor das Volck getreten. Und eben dieses ist der lautere Sinn der ersten Christen gewesen/ wie noch letzlich in dem Denckmal des alten Chri- stenthums auß ihren einstimmigen gewaltigen Zeugnuͤssen hin und wieder mit Vergnuͤgung zu lesen ist. Und wofern annoch die jenige/ welche in sich einigen Trieb zum Lehren finden/ sich unter diesem Proceß erstlich rechtschaffen beugen und eingeben wolten/ ehe sie das fluͤchtige unbaͤndige Wesen des auffblehenden Wissens außbrechen liessen: so wuͤrde in kurtzer Zeit ei- ne grosse Ernde des Evangelii vor der Thuͤr seyn. 12. Unterdessen ist vor die jenigen/ welche zur boͤsen Zeit kluͤglich handeln/ und lieber schwei- gen und verborgen seyn wollen/ von Gott nicht weniger ein grosser Segen bestimmet; welcher deßwegen eben vor den sichersten und seligsten zu achten/ weil ihn die Welt nicht weiß/ und niemand ihn durch Ruhm oder andere Be- lohnungen verderben kan. Das stetige Gebaͤt/ Kaͤmpffen und Flehen fuͤr alle Menschen in der Stille und Abgeschiedenheit wird an mancher Seele mehr fruchten/ zu welcher kein aͤusserli- cher Schall der Vermahnungen reichen kan. GOtt streuet im verborgenen seinen geheimen Saamen durch die unsichtbare Gemeinschafft und Mittheilung geistlicher Kraͤffte allenthal- ben auß/ welchen kein Tyranne noch falscher Eifferer oder auch ein Heuchler hindern mag/ daß er nicht Frucht schaffe/ und in viel 1000. mal 1000. wachse. 13. Und hierinn lieget eben der Grund/ war- um doch je und allezeit die wahre Kirche Christi unter allen Partheyen/ Voͤlckern und Sprachen unsichtbar/ verborgen/ unterdruckt und in der Wuͤsten seyn muͤssen. Weil nemlich das Reich Gortes allezeit inwendig/ und also denen leiblichen Augen unkaͤntlich gewesen/ auch in wenigen verachteten Außwuͤrfflingen bestanden/ welche einander nur an der innern Verbindung und Verwandschasst des Geistes gekannt/ nicht aber an aͤusseren Formen/ Ceremo- nien/ Satzungen/ Arten/ Zeiten/ und andern Umstaͤnden/ welche unsichtbare Gemein auch in allen ihren Gliedern uͤber der Freyheit/ damit sie JEsus Christus befreyet gehabt/ bestaͤndig gehalten/ oder wo ja einige auß heilsamer Fuͤh- rung Gottes jederman allerley werden muͤssen/ dannoch im Grund der Seelen abgeschieden und frey/ rein und unbefleckt verblieben/ da- von ihnen der H. Geist selbst Zeugnuß gegeben. 14. Diß ist ferner auch der wahre Grund/ warum zwar unter jeden Secten oder Par- theyen der sogenannten Christenheit viel er- kauffte von der Erden hin und wieder verbor- gen gewesen/ und noch sind; Dannoch aber solche Seelen bey dem Vermischten Zustande nicht von GOtt als ein voͤlliges Opffer ange- nommen/ noch der wahren vollkommenen Ruhe theilhafftig werden koͤnnen/ biß sie außgehen/ und sich absondern/ und nichts unreines mehr anruͤhren/ vermoͤg des klaren Befehls unsers Schoͤpffers und Erbarmers 1. Cor. VI. vers. 17. Dann wer die voͤllige Erloͤsung und Befreyung/ so durch JEsum Christum geschehen/ auch nicht in diesem Stuͤcke annimmt und brauchet/ der wird noch immer theilhafftig derer Plagen welche dem verwirrten Babel gedrohet sind/ und taͤglich uͤber den Halß kommen/ weil es Christi nicht theilhafftig worden. 15. So wenig nun als eine Seele in ihre Ruhe eingehen mag/ die sich noch mit Gefaͤllig- keit und falschen Absichten unter den aͤusserli- chen Satzungen gefangen nehmen und damit beflecken laͤsset: so wenig und noch viel weniger kan GOtt ihm Lehrer bereiten nach seinem Her- tzen/ wann sie nicht alle mit denen Aposteln ihre Schiffe/ Tempel/ Dienste und alles verlassen/ und Christi Ruff alleine folgen. Dann ob gleich das aͤussere Außgehen auß dem verfalle- nen Schutthauffen des ruinir ten Tempels mit nichten stracks einen wahren Juͤnger Christi oder Zeugen desselben außmachet/ wie sich viele auch unter diesem Schein verfuͤhren und verfuͤh- ren lassen: so wird doch auch das Kindlein/ so in uns muß Gestalt gewiñen/ geboren werden/ und weder zu Jerusalem im Tempel noch an Herodis Hoffe/ noch bey andern ordina ren gesetzlichen Dingen gefunden/ sondern bey einem unschul- digen/ einfaͤltigen/ lauteren/ stillen Wesen des Geistes/ das allein von der Welt inn- und aͤus- serlich unbefleckt bewahret/ und vor GOtt koͤst- lich erfunden wird. 16. Demnach wird ein Gemuͤth/ so nach der gewissen und wahren Fuͤhrung GOttes verlan- get/ weder im aͤusseren Außgang allein seine wahre vollkommene Freyheit suchen/ noch auch sich einbilden duͤrffen/ man koͤnne das Jn- nere alles ungehindert und voͤllig geniessen und behalten/ wann man gleich im aͤusseren nach al- len Stuͤcken sich gleich stelle. Angesehen leyder! Die klaͤgliche Erfahrung nach beyden Arten das Gegentheil erweiset/ und allem Scrupuli ren und Disputi ren von dieser Materie ein Ende machen koͤnte. Diejenigen/ welche ihre wahre Frey- heit auffs blosse eussere Enthalten setzen/ erfah- ren/ wie solches nichts mehr/ als einige Hin- wegreumung der groben Hindernuͤsse seyn/ dadurch Beschluß dieses IV. Theils und der gantzen Kirchen-Historie. dadurch aber noch lange nicht so viel 1000. an- dere inwendige und schwerere Anlaͤuffe abge- than und gehoben werden moͤgen: ob sie schon indessen einen grossen Vortheil vor andern diß- falls in Haͤnden haben/ wann sie ihn nur nach des H. Geistes Leytung brauchen. 17. Welche aber auch nicht einmal bey allen gewaltigen Regungen und Zuͤgen die eusseren groben Hinderungen des geistlichen Lebens von sich werffen; die werden uͤber lang oder kurtz inne werden/ wie wenig ihnen der gute Schein der gemeinen Erbauung oder Schuldigkeit nutzen koͤnne/ so bald sie einen Blick thun in die inwendigen noͤthigen Geschaͤffte zur Reinigung und Uberwindung so unzehlicher Kraͤfften in der Seelen/ ohne welchen inneren Bau alles eussere bauen schlechten Fortgang haben mag. Zumahl doch solche Gemuͤther niemahls deß- jenigen Zeugnuͤsses in sich loß werden moͤgen/ welches sie versichert/ es werde allerdings eine Zeit von GOtt erfordert/ und ihnen selbst noͤthig seyn/ darinne sie einig und allein ihrer innerlichen Leuterung obliegen und von ihrem eigenen thun/ wircken/ lehren und lernen ab- lassen muͤssen/ daß GOtt sein Werck in ihnen heben/ staͤrcken/ fortsetzen und vollenden koͤnne. Wol dem/ der diesem Zeugnuͤß lieber heute/ als morgen gehorsam wird/ es soll ihm dennoch nie weder an innerer noch eusserer Verrichtung mangeln/ vielweniger an Versorgung des duͤrfftigen eusseren Lebens! 18. Hoffendlich wird auß dieser gantzen Kirchen-Historie naͤchst der taͤglichen Erfah- rung kund und offenbahr gnug seyn/ wie un- ter so gar vielen und grossen Hauffen/ darun- ter sich ein jeder die wahre Kirche nennet/ kei- ner gefunden werde/ zu welchem sich ein Gott- suchendes Gemuͤthe mit ungezweiffelten Ver- trauen und sicherer persuasion einer Unbetrieg- lichkeit ohne die geringste Beysorge eines scha- dens/ Auffenthalts oder Hindernuͤß alleine ge- sellen/ halten und bey ihnen biß zum hoͤchsten Grad des Alters JEsu Christi verharren koͤnte. Welches dann nicht allein von denen groͤsse- sten Partheyen gewiß seyn mag/ welche ihre eigene Wercke und Fruͤchte schamroth machen und ihrer Bloͤsse uͤberzeugen: sondern auch von denenjenigen/ welche jene neben sich verachten/ und sich wegen ihrer schein-froͤmmigkeit und gleissenden Heuchel-Dienste allein vor recht- glaͤubig/ und untadelich halten und außgeben. Dann ob gleich die ersten Stiffter und Vor- fahren solcher geringeren Kirch-Gemeinen als zeugen der Warheit in ihrem Theil treu und besser dann ihre Verfolger und Anklaͤger ge- wesen: so ist doch denen nachkommen eben das begegnet/ was der gantzen Christlichen Kirche selbst bald nach der Apostel Tod wiederfahren/ daß sie nemlich mit der Zeit laulich/ sicher/ eigensinnig/ sectirisch/ hochmuͤthig und selbst- gefaͤllig worden. Welche Gebrechen viele in oͤffentlichen Schrifften auch an denen Wider- taͤuffern/ Remonstranten Labadi sten/ Quackern und dergleichen Secten bestraffet haben/ und annoch an neueren Partheyen bemercken/ de- nen sonst ihre eigene Feinde vermoͤge dieser Historie manch vortheilhafftig Zeugnuͤß ab- statten. 19. Weil dann nun dieses alles unlaͤugbar und gewiß ist; so folget ferner nothwendig darauß/ daß zwar (nach Petri Bekaͤntnuͤß) un- ter allen solchen Hauffen alle diejenigen GOtt angenehm seyn/ welche ihn fuͤrchten und recht thun/ und er also uͤberall seinen verborgenen Samen außstreue/ hege und bewahre. Daß es aber auch keinem sonst redlichem Gemuͤthe zu verdencken sey/ wann es seine Freude seyn laͤst/ sich zu GOtt allein zu halten/ dem eini- gen Hirten und Meister Christo JEsu bloß zu folgen/ und sich nach keines Menschen Na- men oder Auffsatz und gemachter Form zu nen- nen oder zu richten. Und dieses ist der sicherste und beste Weg derer Verstaͤndigsten zu allen Zeiten gewesen/ wovon in dieser Historie auß den 2. letzten Seculis so viel bedenckliche Exem- pel zu finden sind; ob gleich solcher Weg denen nicht angestanden/ so da gerne uͤber ihres Ne- ben-Menschens Glauben Herrē zu seyn suchen. 20. Es ist aber weiter hierauß wol und gruͤnd- lich zu erkennen/ wie weißlich und loͤblich Re- genten und Obrigkeiten handeln/ so da die Selige und von GOtt selbst zur gemeinen Ruhe und Ordnung versehene Gewissens-Freyheit auch hierinne mainteni ren/ daß niemand wider sein eigen Hertz und Gewissen zu dem gemei- nen Kirchen-Wesen und anderen Satzungen gezwungen/ oder deßwegen uͤbel angesehen werde. Jn Betrachtung es hoͤchst bedencklich und dem eigenen Gewissen derer Oberen be- schwerlich fallen wuͤrde/ eine solche Creatur zu binden/ welche GOtt selbst/ der oberste Gesetz- geber/ freygemacht/ oder denen verkehrten Eiffrern in ihren wahnsinnigen eigennuͤtzigen Saͤtzen nachzufolgen. Es sind solche Gemuͤ- ther/ welche den gemeinen Weg nicht mehr mit- lauffen koͤnnen/ gemeiniglich diejenigen Stillen im Lande/ von denen man sich nichts weniger/ als Unordnung oder Ungelegenheit zu besorgen hat. Angesehen sie selbst GOtt dancken/ wann sie vor sich als unschaͤdliche Schaafe ihrem Hey- land in der Stille folgen und anhangen koͤn- nen/ und so wol vor alle und jede Menschen/ als sonderlich vor die zu GOtt ruffen/ unter welchen sie ein geruhiges und stilles Leben fuͤh- ren duͤrffen. 21. Und 5. daß nur alle und jede unsterbliche Seelen zu diesem ihrem einigem und hoͤchstem Zweck ernstlich und eifferig zueilen/ nemlich zum warhafftigen Frieden mit GOTT und Men- schen/ und denen wenigen Schaafen Christi/ ja ihm selbsten/ dem Friede-Fuͤrsten/ gleichgesin- net wuͤrden! Gar gewiß sollten auch alle weltli- che Staaten/ Gemeinen und Socie taͤten zum Zweck ihrer Gluͤckseligkeit gelangen. Unterdes- sen/ und weil bey dem verkehrten Sinn der ar- men Menschen dieses noch nicht zu hoffen stehet: wird einigen wenigen solcher Vortheil gar wol zu goͤnnen seyn/ welchen Gott etwas bessers an- weiset und wuͤrcklich schencket. Man lasse es nur auff derer Verantwortung vor GOtt und auff ihren eigenen Schaden ankommen/ welche mit dem verderbten Hauffen der offenbahren Gottlosen und Heuchler an dem gemeinen Kirchen-Wesen/ an ihrem Essen und Trin- cken/ und andern Ubungen keinen Theil haben koͤnnen. Fuͤnden sie kein besseres Mahl/ keine bessere Beschluß dieses IV. Theils und der gantzen Kirchen-Historie. bessere Predigt oder Tauffe inwendig in sich selbst/ so seye es ihr eigener Schade. Geniessen sie aber wircklich etwas bessers/ wie sie sagen und zeugen/ so hat wol jederman hohe Ursachen ih- nen nachzufolgen/ und mit dem aͤusseren Men- schenwerck sich von dem inneren wahren Wesen und der rechten Nahrung des Geistes nicht laͤn- ger auff- und abzuhalten. 22. Selig ist/ der zu dem Hauß/ das nicht mit Haͤnden gemacht/ und zu der Gemeine de- ren Erstgebohrnen/ und zu der Tauffe des Heil. Geistes/ und zu dem Abendmahl des Lamms/ und zu der Predigt des grossen Propheten be- ruffen ist! Demselbigen soll es nicht mangeln weder am Tempel noch Altar/ weder an Speise noch Tranck im Reich Gottes/ das inwendig in ihm ist. Und hiezu muͤsse auch diese gantze Arbeit allein anfuͤhren/ damit alle Vorhaͤnge und Decken abgethan/ und alle Hoͤhen zerstoͤret/ die Goͤtzen außgeworffen/ die Tempel derer Hertzen gereiniget und mit Geist und Leben angefuͤllet werden! was Menschliche Vernunfft und eigner wille dabey suchet/ muͤs- se vergehen/ O GOtt/ du aber muͤssest alleine hoch seyn in deinem Geschoͤpff/ wie von An- fang. O HERR/ heilige uns in deinem Na- men dazu/ und fuͤhre deine Erkauffte biß zur Vollendung und Erfuͤllung alles dessen was von der Welt her geredet worden! ENDE . Einige ) 1. ( Einige ADDITAMENTA oder Z usaͤtze. An den L eser. E S sind seit der letzten Ausfertigung des ersten Tomi von allerhand Per- sonen hin und wieder verschiedene Observationes eingeschicket worden/ welche zu Vermehrung/ Erlaͤuterung oder auch einiger Emendation in allerley Umbstaͤnden dieser Historie dienen koͤnnen. Dahero man selbige allhier auffrichtig zu communici ren kein Bedencken getragen/ in Hoffnung/ es werde ein verstaͤndiger Leser/ ungeacht etlicher wenigen Verbesserungen/ indessen die Wahrheit derer Haupt-Sachen und des gantzen Corporis Historici vermoͤge derer gnugsamen Allegat en und Fontium erkennen und passi ren las- sen. Jn Betrachtung es eben nichts ungewoͤhnliches noch dem Haupt-Wercke selbst præjudici rlich seyn mag/ wenn bey so vielen/ ja fast unzehlichen Materi en zuweilen in ge- ringeren Neben-Dingen etwas von anderen anders referi ret wird; cum circumstan- tiæ rem ipsam non soleant variare. Jndessen wird mans ferner mit Danck erkennen/ wenn andere Wahrheit-liebende Personen mehr dergleichen Anmerckungen hinfuͤhro bey- zutragen belieben wuͤrden/ welches denn ohne Zancksucht und aus blossem Verlangen nach dem gemeinen Besten geschehen/ und auch eben also aufgenommen werden solte. Erster Zusatz. Historie von einem seltsamen Menschen aus dem XIII Seculo. D Ie folgende Historie ist eben nicht bekandt/ und dennoch dienlich/ ei- nes und anders daraus anzumer- cken/ dahero will sie als eine beson- dere Begebenheit Teutschlandes hieher schrei- ben/ aus einem alten Platt-teutschen Chro- nico Mscto, welches also lautet: Van St. Ogbert. A NNO 1218 do gewunnen des Stiffts-Ge- naten daer to ok de van Bremen dat Slot Vörde dem Hertogen van Brunswik af up fol- gende manier; daer was een Husman im Stif- te geseten mit syner Wanunge by Stade, de hete de Ocbert, desulvige underwant sig, teken un wunder te donde, undt gemene Volk helt ene vor nen geringen man, unde he betrog also de Lude, dewyle he grave und plump dul- le worde oder sprake gebrukede, unde segen- de. He word van fernen landen besogt, und seer grot geholden. den eme ward vel offers ge- bracht, des genot des Hertogen Vagd mede, de hetede Her Hinrich van Ostinghusen. van dem- sulvigen ward Ocbert beschermet. dat nemen de Stichts-genaten war, unde makeden unt vele rotten van Pelgrimmen, dat ene rot nae dem an- dern; und wo se jemand fragde, wor se henen wolden, so seden se, se quemen ut fernen Lan- den, St. Ocberten to besokende, den se hadden gehoͤret, wol van synem bade dranke de worde van syne suͤke wol to reke. also quam de ene rott na de ander to Voͤrde im Wykbelde, und ward also mit List des Hertogen Volk van dem Slate to Voͤrde afgebracht, und de Hertog word also dat Slot Vorde quit, und wart Ocbertus be- dregerie verstoͤret. Und kuͤmt daher dat Sprik- wort: dat helpet so vel als Ocbertus Segen. In Chronico Saxoniæ Germanico Moguntiæ 1462 in fol. impresso ad annum 1222 wird dieser Mensch Otheberne und ein Husman ofte en tor- neman genant/ een wantschapen Kerle, de on- derwand sig, dat he don wolde vele teken, un helt sik vor en Hilligen. \&c. se lepen daer hen un brachten öme offer. un wan dat volk dar quam, so ging he sitten up enen Konigs-stol, de was gestrawet met rosen, unde he sat naket, A. K. H. Zusaͤtze. a sunder ADDITAMENTA sunder enen slichten rock. Un wan dat volk quam, so gaf he öne inne lude mit enem horne. hier lep to mannig mensch ut allen landen, de öm opper brachten, un worden bedrogen. so dat de Heren unde Forsten de brachten den tornemann ut dem wege, dat öme nemet konde wedder vin- den. Die Summa der Erzehlung ist: Dieser Og- bert oder Othebern haͤtte sich bey damahliger grausamer Blindheit vor etwas sonderliches ausgegeben/ Wunder zu thun vermessen/ und mit einigen ungewoͤhnlichen Dingen das Volck an sich gezogen/ daß es weit und breit zu ihm gekommen/ und ihn als einen Heiligen be- suchet. Weil aber die Herren selbiges Lan- des deßwegen sich einiger Ungelegenheit be- sorgt gehabt/ haͤtten sie ihn unvermerckt aus dem Wege geraͤumet/ daß ihn niemand wie- der finden koͤnnen. Der Mangel naͤherer Nachricht von dieses Mannes Haͤndeln ver- beut allhier/ etwas gewisses davon zu urtheilen: vermuthlich aber ist er schwerlich unter die rechten Zeugen der Wahrheit zu zehlen/ weil ihm der Geist der Demuth und Weißheit ge- mangelt/ da er (wo anders die Relation wahr ist/) sich auf einen koͤniglichen Thron/ der mit Rosen bestreuet gewesen/ und zwar nackend ge- setzet/ und damit dem Volck etwas neues præ- senti ren/ und ein Blendwerck machen wol- len. Anderer Zusatz. Historie von einem Gesichte/ uͤber dem Zustand der Lutherischen Religion, aus dem XVI Seculo. D Iese folgende Schrifft ist mir im MScto von iemanden zugesendet worden/ der sie also zum Druck præpari ret/ und deßwegen eine kurtze Vorrede/ und hinten eine Erinnerung beygesetzt gehabt/ welche ich zusamt dem gan- tzen Bericht allhier einzuruͤcken nicht undien- lich befunden habe. Der Titel lautet also: FRAGMENTUM , oder uͤberbliebenes Stuͤck einer sehr merckwuͤrdigen in platt-teutscher Sprache verfasseten und hierbey ins Hoch-teutsche uͤbersetzten VISION , Welche umb die Helffte des vorigen sechzehenden Seculi, zur Zeit der Interimisti- schen Streitigkeiten/ einem Evangelischen Prediger in Teutschland wie- derfahren/ Und itzo zu dieser unserer Zeit ihre eigentliche Erfuͤllung zu haben scheinet. Mit einer nachdencklichen Er- klaͤrung Matthiæ Flacii Illyrici, Die sich nicht weniger auff diese unsere Zei- ten schicket/ aus einem gefundenen alten Manuscripto, und (wie es verschiedene Umbstaͤnde anzeigen) aus des vorgemeldten Predigers Autographo, Zu reiffen Nachdencken und Behertzigung oͤffentlich mitgetheilet. Vorbericht. W As allhier durch den Druck oͤffentlich mit getheilet wird; solches ist vor einigen Jahren von gaͤntzlichem Verlust auff sonder- bahre Art erhalten worden. Denn als es ge- schehen/ daß es in einer gewissen Churfl. be- ruͤhmten Residenz- Stadt/ nebst andern altem Papier/ in einem Krahm als unnuͤtzes Macula- tur hat sollen angewendet werden: ist es durch diese Gelegenheit an eine verstaͤndige Person gerathen/ die bald gemercket/ daß es etwas be- sonders in sich hielte/ und es in original an ver- traute Hand weiter communici ret; davon man denn das gegenwaͤrtige mit accurat em Fleiß abgeschrieben/ und alles ohne Veraͤnde- rung/ so wie sichs im Original befunden/ ge- treulich beybehalten. Der Anfang solcher Vision war von den uͤbrigen Blaͤttern des Msc. verlohren gangen: iedoch ist zu gutem Gluͤck aus goͤttlicher Providenz das meiste und vor- nehmste noch in salvo blieben. Derjenige/ dem solches Gesicht vor anderthalb hun- dert Jahren wiederfahren/ muß nach Aus- sage solcher Verzeichniß ein Evangelischer Prediger (und zwar/ wie sichs fast muthmas- sen laͤsset/ in oder bey Juͤterbock in Ober-Sach- sen/) gewesen seyn/ mit Nahmen/ Autor ; ein Mann/ der keine Visiones gesuchet/ sondern mit grosser Furcht und Vorsichtigkeit derglei- chen angenommen. So siehet man auch aus diesem MSCto, daß der Verfasser mit dem be- ruͤhmten Matthia Flacio Illyrico in gutem Vernehmen muͤsse gestanden seyn/ der ihm auch sein Bedencken uͤber solche Vision ertheilet/ und ihn zu deren Publication ermah- net hat: so daß es zu verwundern/ wo selbige nicht schon damahls waͤꝛe oͤffentlich edi ret wor- den; davon|man aber bißhero keine Nachricht angetroffen. Nach solchem Bedencken des Flacii, welches/ in mehr erwaͤhntem MSCto, der Vision (so wie es allhier communici ret wird/) angefuͤget war/ hat der Verfasser des Gesichts durch eine kurtze Notam seine eigene Ausle- gung und Gedancken eroͤffnet; also daß hier- aus/ und aus dem alten zu der Zeit gewoͤhnli- chen Character oder Buchstaben-Form des MSCti, man nicht undeutlich abnehmen koͤn- nen/ daß das gefundene und itzt edi rte Frag- mentum von dem Autographo des Verfassers noch uͤbrig blieben/ und ein Stuͤck desselbigen gewesen sey. Die Deutung oder Application auff diese unsere Zeiten hat man specialiter nicht anzeigen wollen. Wer verstaͤndig ist/ und oder Zusaͤtze. und alle Umbstaͤnde dieser Vision (von deren Erfuͤllung zwar noch ein mehreres zuruͤck ist/) nebst Flacii Auslegung gegen unsere itzige Zei- ten haͤlt; der wird solche von selbst leichtlich finden. Hiermit GOtt befohlen/ der sein vor- habendes Werck wunderbahrlich wird aus- fuͤhren! Nunmehr folget die Vision selbst/ so viel noch davon uͤbrig blieben ist/ in platt- teutscher Original- Sprache. H Imel. Und indem ich also de Seyffr dorchsach/ antwoꝛdet deꝛ/ de voꝛ mich stund/ und sprack: Ga hen uth/ und sihe an den Hi- mel. Averst ich slogs in den Windt/ und ach- tes nicht/ ginck ock nicht hen uth. Der averst/ de mit mick redede/ leth nicht aff/ sondern heilt vmmer an/ beth dat ich ohme folgede. Und bin nun by veeꝛtein Dagen her scheer all Dage twe- mal vor de Doͤre gegangen/ und steds hen up nach dem Himel gesehen/ averst am Himel nichts/ wen de gewontliche Wolcken na ohrer Schippinge sehen vmme lopen/ und gar nichts von Wunder-tecken gesehn und gewar wor- den. Do gedachte ich/ sihe/ id is duͤvelisch Ge- spense gewesen/ und dorfft es nimande openba- ren/ gedachte ock mehr nicht daran/ sondern badt Got den allmechtigen/ he wolde mick ock uth der Anfechtinge erloͤsen/ ꝛc. Na etlicken Dagen averst hefft id sick in der Warheit eroͤget/ dat ich to vorn gehoret hadde/ und hebbe duͤt nafolgent gesichte an dem Himel gesehen. Den Morgen des oven geschrevenen. Dages ungeferlich ein Qvartal vor veer Slegen/ do ich den gantze Nacht over im andechtigen Gebede und der Predige gearbeidet hadde/ de ich den folgenden Morgen dem Volcke na Christlicher Gewonheit verkundigede/ und do ick duͤt Ge- sichte vor der Predige schryffelich verfatet/ was ick Willens/ dat sulvige vor dem gantzen Vol- cke aff to lesende/ averst ick gedachte an miner Viende spotten/ und leits na. Jck sach uth dem Schoͤffenster/ dat vor mi- nem Lager is/ an den Himel/ und sach eine grote kostlichen wolgeschmuckeden Sael/ als eines mechtigen Koͤnigs Gemach/ darbinnen was de suͤlvige Sael schon geschmucket/ als scholden Koͤnige und Foͤrsten darinne sitten und froͤlich sin/ und id kam ein seer lang und groet schwartzberdiger Man heninnen/ und droch ein Dischdoch in einer Hand/ und in der andern Hand einen Broedkorff/ deckede de Taffeln/ set- tede guͤldene Gefesser mit koͤstlicker Spyse und Gedrancke erfuͤllet. Dussen Disch-decker volgede herna ein schwart Duͤvel/ dersulve sach gruwelich uth/ dat ich mick vor ohme ent- settede/ und nam uñ rapede dat Dischlaken mit allem wat darup stund tosamende/ und worptt thom Fenster henuth/ darnach oͤpende he des Saels Doͤr/ und sich/ do gingen dar heninnen grote Hanse in schwarten sammitschen Rocken und guͤldenen Stuͤcken/ etlicke under ohnen hadden korte als polnische mit Fossen und Martern gefuderte Rocke ane/ etlicke averst hatten lange Kleder ane beth an de Schoe/ und alle hadden sie kolschwarte An- gesichte und brennende Ogen/ als weren se vul helsches Fuͤers gewest/ gingen ein wenig spa- tziren/ ja twe und twe mit einander/ darna springet einer herinner in einen Ko- nigs Gestalt mit einer Kronen/ dussen gaven de andern alle ohre Hende mit gebo- gede Knien/ dersulve settede sich erst nedder/ darna de andern/ als man sick plegt um Rad- slaͤge to settende. Und einer manck ohn stund up/ und wenckede mit seiner Hand/ als ein Re- dener/ und hadde ein lang Kleid ane. Do dusser uth geredet/ und sick weder dael gesettet/ stund ock der up/ de de Kronen uppe hadde/ und boven ane satt/ unde toch sin Schwert uth/ heilt up twe Finger als einer/ de dar schweret. Do sich nun dusser wedder gesettet/ stecke- den de Meñer all mit einander ohre Hovede to- samende/ als runeden sie sick etwas tho/ stunden darna up/ und slogen in ohre Hende/ und sette- den sick wedder nedder. Und in dem nedder sitten/ sihe/ do erhevet sick ein gruwelicke Ungestimmheit als eines ge- weldigen Stormwindes/ darnach kam Blixen und Doñeꝛ mit einem seer erschꝛeckelicken Fuͤeꝛ/ unde im Fuͤer was ein glinig iseren Schranck/ als eine fuͤrige Roste/ darane hengeden krum- me und ingebogede Fuͤer-brende/ als weren sie vul Schweffels unde Pecks gewesen/ de sulven sprungen van einander/ fellen up de alle/ so in dem Sael by einander seten/ und dat Fuͤer vorterde se/ dat se alle als was vorschmulten ploͤtzlicken/ also/ dat man noch Sael noch Men- ner mehr sach. Und boven der fuͤerige Rosten stund ein lan- ge reralsche Person/ de sulve hadde ein fuͤerig Schwerd in siner Hand/ und slog dat Fuͤer van einander/ dat de Funcken um ohn her sta- ven. Hinder dußen stund ein ander/ de was noch laͤnger/ wen de/ de dat Fuͤer van ein ander slog/ glicker Gestalt/ als der HErre JEsus up dem Grave gemalet stehet/ de sulve hadde an si- nen Henden und Voͤten Wunden/ und ock de Wunden siner Siden geblotet/ und einen ro- den Mantel/ als were he van Syden gewesen/ overgehencket/ und foerde in siner rechten Hand ein Bannyr/ und sprack mit luder Stimmen: Also will ick gv alle toschmiten/ als duße to- schmetten sind/ wo gy nicht rechtschapene Bote dohn ꝛc. Und do ick duͤt alles/ als hieboven an- getekent is/ sach/ und hoͤrde duße Stemmen/ konde ick vor grotem Schrecken und Angst by einer Stunde nichts reden/ opende wol offt de Mund/ als einer de reden wil/ averst de Tungen konde ich nicht regen/ und mich word also ban- ge/ dat mich duchte/ Himel und Erde hedden mich up dem Live gelegen/ mich is ock to keiner Tidt also bange gewesen/ ock vellichter nummer mehr werden kan/ badt dennoch im Geiste und Herten also: O barmhertige und guͤdige HErꝛ Christe/ du einige Erloser und Mitler/ der du twisken uns und dinem leven Vader steist/ und biddest an underlaet vor uns; Jch bidde dich uth Herten-Grundt/ du wollest uns armen Minschen gnedig und barmhertig sin/ to warer Ruwe und Leth unser Suͤnden komen laten/ op dat wy up dinen Vordienst alleine sehen/ und darup vertruwen/ und bet an unser Ende im Glowen bestendichlick beharren moͤgen mit einem gottfruchtigen Wandel/ und wollest uns a 2 di- ADDITAMENTA dine Mit-Erven nicht/ als duße/ so plotzlich vor- derven/ sondern unsern wel schwacken Glowen/ vorkaldete Leve/ und alle suͤndliche Neging doꝛch dinen weꝛdigen hilligen Geist steꝛcken/ voꝛ- meren und hilligen/ ꝛc. Duth Gebed dede ick mit Thranen/ und lag im Bedde und schwetede/ als hedde ich in einer Kopen Waters gelegen/ und do ich also tuchte- de an dem Himel/ slog dat Fuͤer in de Kammer heninnen/ und Autor mine Sone reep mit lu- der Stemmen up/ und schriede/ och Moͤme/ wo heith und lecht is id. Averst de Moͤme erwacht nicht/ uñ word dußen Gesichte nicht gewar/ hor- de ock dat Schrien des Knapen nicht/ ick horde id averst wol/ averst ich konde ohme vor groter Angst und Bangigheit nicht antworden. Als id averst Dag word/ fragete ick ohme/ wat he gehoret und gesehen hedde/ do antworde he/ Jch hebbe nichts gehord/ Vader/ sondern ich sach ein grot Fuͤer/ dat wolde mick mine Har anste- cken. Herumme frage ick ohn offte/ op dat ick ohne in der Gedachtnysse dußes Gesichts behol- den moge. Um iiij Slege dar na vorschwand duͤt alles mit einander plotzlicken/ und wort sehr duͤster/ und gaff einen kleinen Platzregen. Und ich horde eine Stemme/ de sprack: Schryf duͤt tor Beteringe der Uthverweelden/ und thom Schrecken der Gottlosigen/ und Blod-dorstigen. EXPOSITIO VISIONIS Matthiæ Flacii Illyrici. Accepi tuam Visionem, mi D. Autor, qvæ vide- tur mihi tres actus continere, videlicet: 1. Restitutionem lucis Evangelicæ, hoc enim stratam mensam significare arbitror. 2. Abolitionem ejusdem Evangelii. 3. Punitionem impiorum perpetuam. Censeo autem, te non posse pie omittere ejus editionem, nam tibi mandatum est, ut eam scri- bas. Hoc non tantum sic intelligitur, ut uni aut alteri amiculo communices, sed ut toti Ecclesiæ reveles. Nec est, quod propter nomen Domini Papi- starum \& falsorum fratrum maledicta defugias. Viden me? qui per orbem terrarum ingratus præceptoribus, \& Ecclesiæ Christi perturbator audio, idque non ab iis, quorum judicia conte- mnenda sint, sicut Papistarum, sed à summis \& dilectissimis. Proinde vide, ne sub modium lu- cernam colloces, sed in candelabro, ut omnibus luceat. Ago tibi summas gratias pro admoni- tione tua nuper per quendam Scholasticum ad me missa, de ejus editione pro voto tuo ego cu- rabo. Vale. NOTA: Balde na dußen Gesichte drog sichs to/ dat Koͤnig Ferdinandus, do he besloten hadde to Treßen/ na Juͤterbock to reisen/ und dat Inte- rim int gantze dutsche Landt to dringen/ und horde dat dar sulvest to Juͤterbock de grusam Pestilentz regerde/ brack he op under Maltidt/ und floge darvan/ als hedde ohne sampt denen andern Forsten/ so aldar by einander weren/ hellisch Fuͤer und alle Duͤvele gejaget. Cogi- ta ista \& recogita. Hochteutsche Ubersetzung des vorher- gehenden Platt-teutschen Gesichts/ und dessen Lateinischer Auslegung. H Immel.) Und indem ich also die Seyffr (ist ein unbekandtes Wort) durchsahe/ antwortete der/ der vor mir stund/ und sprach: Geh hinaus/ und siehe an den Himmel. Aber ich schlugs in den Wind/ und achtets nicht/ gieng auch nicht hinaus. Der aber/ der mit mir redete/ ließ nicht ab/ sondern hielt immer an/ biß ich ihm folgete. Und bin nun bey vierze- hen Tagen her schier alle Tage zwey mahl vor die Thuͤre gegangen/ uñ habe stets hinauf nach dem Himmel gesehen/ aber am Himmel nichts/ denn die gewoͤhnliche Wolcken nach ihrer Schoͤpffung/ sehen umlauffen/ und gar nichts von Wunderzeichen gesehen und gewahr wor- den. Da gedachte ich/ siehe/ es ist teuffelisch Ge- spenste gewesen/ und durffte es niemand offen- bahren/ gedachte auch mehr nicht daran/ son- dern bat GOtt den Allmaͤchtigen/ er wolte mich auch aus der Anfechtung erloͤsen/ etc. Nach etlichen Tagen aber hat es sich in der Wahrheit eraͤugnet/ das ich zuvor gehoͤret hat- te/ und habe diß nachfolgende Gesicht an dem Himmel gesehen. Den Morgen des ob-beschriebenen Tages ungefaͤhr ein Viertel vor vier Schlaͤgen/ da ich die gantze Nacht uͤber im andaͤchtigen Gebet und der Predigt gearbeitet hatte/ die ich den fol- genden Morgen dem Volcke nach Christlicher Gewohnheit verkuͤndigte/ und da ich diß Ge- sichte vor der Predigt schrifftlich verfasset/ war ich willens/ dasselbige vor dem gantzen Volcke abzulesen/ aber ich gedachte an meiner Feinde Spotten/ und ließ es nach. Jch sahe aus dem Schiebe-Fenster/ das vor meinem Lager ist/ an den Himmel/ und sahe ei- nen grossen koͤstlichen wohlgeschmuͤckten Saal/ als eines maͤchtigen Koͤniges Gemach. Jn- wendig war derselbige Saal schoͤn geschmuͤ- cket/ als solten Koͤnige und Fuͤrsten darinne si- tzen und froͤlich seyn; Und es kam ein sehr lan- ger und grosser schwartz-baͤrtiger Mann hin- ein/ und trug ein Tisch-Tuch in einer Hand/ und in der andern Hand einen Brodt-Korb/ deckete die Taffeln/ setzete darauff guͤldene Ge- faͤsse/ mit koͤstlicher Speise und Tranck erfuͤl- let. Diesem Tisch-Decker folgete hernach ein schwartzer Teuffel/ derselbe sahe greulich aus/ daß ich mich vor ihm entsetzete/ und nahm und raffte das Tisch-Lacken mit allem was darauff stund zusammen/ und wurffs zum Fenster hinaus. Darnach oͤffnete er des Saals Thuͤre/ und siehe/ da giengen hinein grosse Hansen in schwartzen sammeten Roͤcken und guͤldenen Stuͤcken; Etliche un- ter ihnen hatten kurtze als Polnische mit Fuͤchsen und Mardern gefuͤtterte Roͤcke an/ etliche aber hatten lange Kleider an biß an die Schuhe/ und alle hatten sie kohl-schwar- tze Angesichter und brennende Augen/ als waͤ- ren sie voll hoͤllischen Feuers gewesen/ giengen ein wenig spatzieren/ ie zwey und zwey mit ein- ander. Darnach springet einer herein in einer Koͤnigs-Gestalt mit einer Krone; Diesem gaben die andern alle ihre Haͤnde mit gebogenen Knien; derselbe setzte sich oder Zusaͤtze. sich erst nieder/ darnach die andern/ als man sich pflegt um Rathschlaͤge zu setzen. Und ei- ner unter ihnen stund auff/ und winckte mit sei- ner Hand/ als ein Redener/ und hatte ein lang Kleid an. Da dieser ausgeredet/ und sich wie- der niedergesetzet/ stund auch der auff/ der die Krone auff hatte/ und oben an saß/ und zog sein Schwerdt aus/ hielt auff zwey Finger/ als ei- ner/ der da schweret. Da sich nun dieser wieder gesetzet/ steckten die Maͤnner alle miteinander ihre Haͤupter zu- sammen/ als redeten sie einander heimlich et- was zu/ stunden darnach auff/ und schlugen in ihre Haͤnde/ und setzeten sich wieder nie- der. Und in dem Niedersitzen/ siehe/ da erhebet sich ein greuliches Ungestuͤm als eines gewalti- gen Sturmwindes; darnach kam Blitzen und Donner mit einem sehr erschrecklichen Feuer/ und im Feuer war ein gluͤend eiser- nes Schrenck-Werck/ als ein feuriger Rost; daran hiengen krumme und eingebogene Feuer-Braͤnde/ als waͤren sie voll Schwe- fels und Pechs gewesen/ dieselben sprungen von einander/ fielen auff die alle/ so in dem Saal bey einander sassen/ und das Feuer verzehrete sie/ daß sie alle als Wachs ver- schmeltzten ploͤtzlich/ also/ daß man weder Saal noch Maͤnner mehr sahe. Und uͤber dem feurigen Rost stund eine lange regalische ( realsche ) Person/ derselbe hatte ein feurig Schwerdt in seiner Hand/ und schlug das Feuer von einander/ daß die Fun- cken um ihn her staͤubeten. Hinter diesem stund ein anderer/ der war noch laͤnger denn der/ der das Feuer von einander schlug/ gleicher Gestalt als der HErr JEsus auff dem Grabe gemahlet stehet; derselbe hatte an seinen Haͤnden und Fuͤssen Wunden/ und auch die Wunden seiner Seiten gebloͤs- set/ und einen rothen Mantel/ als waͤre er von Seyde gewesen/ uͤbergehencket/ und fuͤh- rete in seiner rechten Hand ein Panier/ und sprach mit lauter Stimme: Also will ich euch alle zerschmeissen/ als diese zerschmissen sind/ wo ihr nicht rechtschaffene Busse thut/ ꝛc. Und da ich diß alles/ als hier oben angezeiget ist/ sahe/ und hoͤrete diese Stimme; konte ich vor grossem Schrecken und Angst bey einer Stunde nichts reden/ oͤffnete wohl offt den Mund/ als einer der reden will/ aber die Zunge konte ich nicht regen/ und mir ward also bange/ daß mich duͤnckete/ Himmel und Erde haͤtten mir auff dem Leibe gelegen. Mir ist auch zu keiner Zeit also bange gewe- sen/ auch vielleicht nimmermehr werden kan; bat dennoch im Geiste und Hertzen al- so: O barmhertziger und guͤter HErr Christe/ du einiger Erloͤser und Mittler/ der du zwischen uns und deinem lieben Vater stehest/ und bittest ohn Unterlaß vor uns; Jch bitte dich aus Hertzens-Grund/ du wol- lest uns armen Menschen gnaͤdig und barm- hertzig seyn/ zu wahrer Reu und Leid unser Suͤnden kom̃en lassen/ damit wir auff dein Verdienst alleine sehen/ und darauff ver- trauen/ und biß an unser Ende im Glauben bestaͤndiglich verharren moͤgen mit einem gottfuͤrchtigen Wandel/ und wollest uns deine Mitt-Erben nicht als diese so ploͤtzlich verderben/ sondern unsern recht schwachen Glauben/ erkaltete Liebe und alle suͤndliche Neigung durch deinen werthen heiligen Geist staͤrcken/ vermehren und heiligen/ ꝛc. Diß Gebet that ich mit Thraͤnen/ und lag im Bette/ und schwitzte/ als haͤtte ich in einem Kuͤbel Wassers gelegen/ und da ich also auffmerckte ( tuchtede ) an dem Him- mel/ schlug das Feueꝛ in die Kammer hinein/ und Autor mein Sohn rieff mit lauter Stimme auff/ und schrie: Ach Mutter/ wie heiß und geschwuͤle ( lecht ) ist es. Aber die Mutter erwachte nicht/ und ward dieses Gesichts nicht gewahr/ hoͤrte auch das Schreyen des Knabens nicht; Jch hoͤrete es aber wohl/ aber ich konte ihm vor grosser Angst und Bangigkeit nicht antworten. Als es aber Tag ward/ fragte ich ihn/ was er gehoͤret und gesehen haͤtte; da antworte- te er/ Jch habe nichts gehoͤret/ Vater/ son- dern ich sahe ein grosses Feuer/ das wolte mir meine Haare anzuͤnden. Hierum fra- ge ich ihn offte/ auff daß ich ihn in dem Ge- daͤchtniß dieses Gesichtes behalten moͤge. Um 4. Schlaͤge darnach verschwand diß alles miteinander ploͤtzlich/ und ward sehr finster/ und gab einen kleinen Platz-Regen. Und ich hoͤrete eine Stim̃e/ die sprach: Schrei- be diß zur Besserung der Auserwehlten/ und zum Schrecken der Gottlosen und Blut- duͤrstigen. Auslegung dieses Gesichts Matthiæ Flacii Illyrici, aus dem Lateinischen uͤbersetzet. Dessen Vision, mein Herr Autor, habe wohl erhalten/ welche mir scheinet drey verschiede- ne Handlungen in sich zu begreiffen: nem- lich 1. Die Wiederbringung des Evangelischen Lichtes: denn dieses meyne ich/ daß es der gedeckte Tisch bedeute. 2. Die Wiederabschaffung desselben Evan- gelii. 3. Die immerwaͤhrende Bestraffung der Gottlosen. Jch achte aber/ daß derselbe nicht wohl un- terlassen koͤnne/ es zu edi ren; weil ihm befohlen ist/ daß ers schreiben soll. Dieses wird nicht nur so verstanden/ daß derselbe es einem oder dem andern guten Freunde mittheile/ sondern daß er es der gantzen Kirche offenbahre. Und es ist auch keine Ursache/ daß er/ um des Nah- mens des HErrn willen/ der Papisten und fal- schen Bruͤder Schmaͤhungen fliehen moͤge. Siehet er mich nicht selber? der ich durch die gantze Welt denen Præceptoribus undanckbar/ und ein Verwirrer der Kirche Christi heissen muß; und solches nicht bey denen/ deren Ur- theile zu verachten seyn moͤchten/ sondern bey den Vornehmsten und Liebsten. Derohalben sehe er wohl zu/ daß er nicht das Licht unter den Scheffel setze/ sondern auff den Leuchter/ damit es allen leuchten moͤge. Dabey sage demsel- a 3 ben ADDITAMENTA ben grossen Danck vor die Erinnerung/ die neulich mir durch einen Studenten ( Schuͤ- ler ) zugeschicket worden/ vor deren Edition ich nach dessen Wunsch will besorget seyn. Er lebe wohl! Eigene Auslegung des Autoris . Mercke wohl! Bald nach diesem Gesichte trug sichs zu/ daß Koͤnig Ferdinandus, da er beschlossen hat- te zu Dreßden/ nach Juͤterbock zu reisen/ und das Interim ins gantze Teutsche Land einzu- dringen/ und hoͤrete/ daß daselbst zu Juͤterbock die grausame Pestilentz regierete/ brach er auff unter der Mahlzeit/ und flohe davon/ als haͤtte ihn sammt den andern Fuͤrsten/ so allda bey einander waren/ hoͤllisches Feuer und alle Teuf- fel gejaget. Dencke und uͤberdencke dieses wohl! Erinnerung zum Beschluß. Aus dieser Auslegung siehet man wohl/ wie der Verfasser gegenwaͤrtiger Vision dieselbe auff die damahligen Zeiten gedeutet; und mag wohl seyn/ daß selbige nach ihrer Masse solcher gestalt erfuͤllet worden. Allein es ist vielmehr zu glauben/ daß deren voͤlligere Erfuͤllung sich noch weiter erstrecke: und wo solches Gesicht bißher noch nie oͤffentlich durch den Druck ans Licht kommen; so ists gewiß eine verborgene Hand GOttes darunter zu erkennen/ daß es nach anderthalbhundert-jaͤhriger Verbergung eben biß auff diese unsere Zeit hat muͤssen ge- spaaret seyn/ da sich nun eine weit-aͤhnlichere Erfuͤllung zeiget; und ist vielleicht dem Auto- ri ebendeßwegen das Gesicht zu schreiben befoh- len worden/ damit es der posteri taͤt vorbehal- ten/ und zu rechter Zeit ans Tages-Licht ge- bracht wuͤrde. Dritte Zusatz. Sonderbare Judicia von David Joris, (dessen letzte Reden mit ein geruͤcket sind) Hiels Schrifften und Jacob Boͤhmen. E S ist mir gleich ietzo/ da diese Additamen- ta zum Druck gelieffert werden sollen/ ein Manuscriptum zu Handen kommen/ worinne ei- nige sonderbare Judicia von Mysti schen Scri- benten an iemanden auffgezeichnet stehen. Und weiln dieselbe allerdings so beschaffen sind/ daß sie in einer unpartheyischen Ketzer-Historie gar fuͤglich stehen koͤnnen: so habe ich nur diese 3 Haupt- Loca daraus excerpi ren wollen/ die uͤbrigen aber auff eine andere Gelegenheit ver- sparen. Von dem Autore aber kan man nur so viel zur Nachricht mit Grund versichern/ daß es ein sehr beruͤhmter und in Schrifften bey der gantzen gelehrten Welt wohl renom- mir ter Theologus und Philosophus sey: dessen Nahmen aber man billich verschweiget/ damit man die unguͤtigen Ketzermacher demselben/ weil er noch am Leben ist/ nicht etwa auff den Hals/ und also eine so uͤble Belohnung vor ge- habte Muͤhe zu wege bringe. Jch will aber in meliorem fidem von der er- sten Person des Autoris eigene und zwar Fran- zoͤsische Worte/ die uͤbrigen wegen der Kuͤrtze nur verteutscht beyfuͤgen. Doch ehe ich solches thue/ muß ich noch zuvor eine andere kurtze Schrifft mit einruͤcken/ welche die letzten Wor- te dieses Mannes D. Joris vor Augen leget/ wie ich solche in einem MSto in Hollaͤndischer Spꝛa- che gefunden/ woraus ich sie Hochteutsch uͤber- setzen will. Die Relation lautet also: Ausgesprochene gottselige Reden/ welche D. Joris auf seinem Tod-Bette mit gꝛossem Rummer vorgebracht/ und die Seinen dadurch gewarnet hat/ von einigen schrifftlich auffgezeichnet zum Trost der Glaͤubigen. M Eine liebe Kinder/ ich muß euch nun den inwendigen Grund meines Hertzens frey heraus sagen. Sehet/ ich befinde mich so nich- tig klein und niedrig/ als das allerkleinste Wuͤrmgen auff Erden/ ja ich halte mich noch viel kleiner/ und habe auch die Tage meines Le- bens/ seit dem ich die Erkaͤntniß gehabt/ mich also klein unter der unvermoͤgenden Hand GOttes also befunden. Es ist wahr/ ich habe wohl grosse und hohe Dinge geredet und geschrieben/ aber mit was vor Hertze und in welcher Art/ ist dem HErren bekandt. Und wenn mich iemand in der War- heit wolte unter drucken/ mich um der empfan- genen Erkaͤntniß willen darinne zu verachten oder zu verkleinern; so empfunde ich auch sol- che Nothwendigkeit zum Rhum meines Got- tes/ daß ichs nicht groß genug machen konte/ denn ich konte es nicht leiden daß meines Got- tes Ehre verringert werden solte. Aber wenn es meine Menschheit angienge/ da gab ich mich gantz darunter/ als ich nun auch ferner thun will. Gedencket an die Lehre/ so werdet ihr finden/ daß es der Geist des HErren ist/ der da geredet hat. Und wenn ihr auch alle Schrifften von Adams Fall her auswendig wuͤstet/ und was geschehen waͤre/ so halte ich nicht davor/ daß es euch helffen/ oder Gottseligkeit geben werde/ wo ihr keinen Gehorsam und Niedrigkeit in euren Hertzen liebet/ oder Gottesfurcht erlan- get habt. Mein Hertze ist mit dem Werck des Glaubens eingenommen. Ach lieben Kinder/ das Gesichte des Auges wird mit einem so kleinem Puͤnctlein ausge- strecket/ daß mans nicht glauben kan. Eben also wird auch der innere Mensch GOttes von Satans geschwinder List gesucht/ daß er ihn unterdruͤcke und toͤdte. O ihr Freunde und Verwandten/ haltet ihr nicht hertzlich zusammen/ nemlich daß ihr der Auff- oder Zusaͤtze. Auffrichtigkeit nachjaget/ so wirds mit dem Hause nicht wohl stehen. Hier antworteten sie: Lieber Vater/ das wol- len wir von gantzem Hertzen thun. Er sprach ferner: O ihr N. N. versaͤumet die Zeit nicht/ gehet immer in den Wercken GOttes weiter/ erzeiget in eurer Widerwaͤrtigkeit Glauben und Gedult. Jch suche nichts als Liebe und Treue/ darinn seyd mir doch nicht entgegen. Sie antworteten: Das wollen wir auch thun. Er sprach aber: Ach! der Mensch kennet sich selber nicht; Ein Schalck hat niemals treue Liebe. Jch weiß euch nichts mehr zu sagen/ als daß die Auffrichtigen in groß Leiden kommen werden/ und viel Jammer wird sie ergreiffen: wer aber bestaͤndig bleibt biß ans Ende/ der soll selig werden. Woferne mich der HErr aus dem Fleische nimmt/ so duͤrfft ihr nicht dencken/ daß ich zu- letzt viel Worte machen werde/ denn ich habe zuvor genug geredet. Der HErr redete auch wenig in seinem Tode. Halt fest/ halt fest/ ob gleich sehr ange- strenget wird; es mag wohl ein guter Christ heissen/ wer einen auffrichtigen Christen bey sich leiden und vertragen kan. Ach Eg. hab ich euch nicht gesagt/ daß et- was vorhanden waͤre/ da ihr wohlthaͤtet/ daß ihr euer wahrnehmet. Jch dachte es wohl/ daß die Zeit nahe waͤre/ darum hab ich mich auch nicht versaͤumet. Ach wie ungerne sehe ich/ wie N. N. N. ver- lohren gehen/ denen die Wahrheit/ Liebe und Treue vorgetragen ist/ und die noch nicht ge- wolt haben! Kinder/ Kinder/ huͤtet euch doch vor allem irrdischen/ weltlichen/ eiteln und nich- tigen/ es sey Lust/ Freude oder Liebe/ euer Hertze darauff zu setzen/ denn es wird euch also verfuͤh- ren und betruͤgen/ und ins Verderben bringen. Jch suche nichts denn Liebe und Treue/ darinn wuͤnsch ich/ daß mir niemand zuwider/ sondern nuͤtzlich sey. Sie antworteten: Ja wir wollen euch darinn nicht entgegen/ sondern nuͤtzlich seyn. Er sprach: Ach/ der Mensch kennt sich selber nicht/ ‒ ‒ N. geht so viel zu. Mir sind keine Gaben angenehm/ oder lieb/ als nur die Auffrichtigen. Treue und Auffrichtigkeit; einem Hertzen/ das auffrichtig ist/ dem schadet alles nicht/ was es thut. Dencket auff keinen Lohn/ noch erwar- tet ihn. O man findet ihrer so wenig! O wie wehe thuts mir/ daß meiner treuen Arbeit nicht mehr wahrgenommen wird! An einem Morgen fruͤhe sprach er also: O was hab ich diese Nacht uͤber vor Wun- der gehabt: die hoͤchsten Hoͤhen der Him̃el/ und die tieffsten Abgruͤnde der Hoͤllen bin ich durch- gefahren. Gedult hab ich in allen behalten/ und mit GOtt will ichs ewiglich aushalten. Unter andern sprach er zu Brandeliers also: Ehe denn einer zur Niedrigkeit und zur Veꝛ- nichtung kommt/ muß er so viel durchgehen/ daß es zu verwundern ist. Wer dieses zu er- fahren kriegt/ ist mir lieber und werther als 10000 andere. Denn wer nur mit dem Mund davon redet/ und nicht zur Erfahrung kommt/ der wird einen grossen Teuffel in sich befinden. Ein Unwissender solte nun wohl sagen: Da liegt er nun; wie lange hat er von GOtt geredet und geruͤhmt/ was ists aber? Er liegt hier elen- der/ als ein ander Mensch. Daneben werde ich von mir selber angefochten/ nemlich also: Du hast doch deine Liebe und Lust allein an dem HErrn und sein Wort gehabt: ist diß nun deine Belohnung/ daß du also miserabel in der Noth allein stehen must/ und voll unertraͤglicher unnatuͤrlicher Pein? Denn mit GOtt will ichs halten/ und seine Hand oder Versuchung wahrnehmen/ ich habe auch den HErren nicht um Erleichterung der Schmertzen bitten duͤrffen/ denn ich habe wohl den kleinen Kindern befohlen/ daß sie vor ihren besten Vater bitten solten/ als die ihren besten Vater in solchen grossen Schmertzen erbaͤrm- lich sahen/ ob GOtt durch ihr Bitten mein E- lend ansehen wolte. Da sprach Brandeliers: Herr/ wir muͤssen an GOtt glauben/ und frey und fest auff ihn vertrauen/ einen starcken Muth biß ans Ende zu behalten. Er antwortete: Hierunter sehe ich doch noch einen Betrug/ welchen nicht ein ieder siehet. Denn ein Mensch/ der so frey und fest zu stehen veꝛmeynt/ moͤchte auff seinen freyen Muth vertrauen/ viel von sich selbst halten und uͤber andere sich erhe- ben/ und also großmuͤthig dahin gehen/ auch ei- nen kleinen furchtsamen verwerffen/ und vor nichts achten. Dahingegen ein anderer wohl in einen Winckel kroͤche/ und von seinen Suͤn- den beschwert und beaͤngstigt sitzen solte/ sich selbst vor nichts achten/ und dem kleinsten Wuͤrmgen auff Erden vergleichen/ seine Au- gen vor GOtt nicht auffheben/ wegen seiner Unwuͤrdigkeit und Nichtigkeit vor seinem GOtt. Ein solch Hertze achte und preise ich groͤsser/ mit diesem Grund will ich dahin fah- ren. Ach/ Eg. erkennt ihr die Zeit/ darinn ihr ste- stet/ und nehmet sie wahr. Ach es wird so vie- les versaͤumet! Ach die nun ihre Kisten und Kasten gefuͤllt haben! Da sprach der Eg. Ach dieses druckt mich nun sehr/ daß ich in meines GOttes Kisten und Kasten keinen Vorrath sehe/ und nichts habe/ damit ich mich troͤsten mag/ als mit des HErren Gnade. Da sprach er: Trachtet nach einem auffrichtigen Hertzen/ liebet und suchet Verstand/ und glaubet dem Geist der Warheit; der Tag/ der Tag/ ja der Tag wird alles offenbahren/ ja eines ieden Hertz wird er offenbahren. Ach es ist zu viel/ was ihr nun mir thut/ denn ich finde es mir doch alles unanstaͤndig/ ja un- wuͤrdiger bin ich/ als das kleinste Thierlein auf Erden. Erndtet nun/ wo ihr gesaͤet habt/ betet/ betet und wachet/ auch vor euch selbst/ bedenckt euch selbst ADDITAMENTA selbst und sehet wohl zu. Denn der Dieb und Raͤuber der Liebe/ der Zerstreuer der Friedsa- men ist auff der Bahn. Betet/ betet und se- het euch vor. Eines ieden Hertze wird versucht und gepruͤfft/ ja offenbar werden durch das Feuer der Truͤbsal. Ach daß ich diesen Tag erlebet habe unter uns/ da man solche Last und Muͤhe allein tra- gen und leiden muß/ und so wenig sind/ die sich darnach umsehen. Betet/ betet/ das sage ich/ oder es wird euer aller Schuld seyn. Mehr kan ich euch nicht/ als dieses sagen/ ich werde keinen Frieden haben/ biß ich das Ende sehe. Seyd des eingedenck/ ich habs euch zuvor ge- sagt: Betet und wachet! Folget nun/ was ich um der Schwachen willen auff- gezeichnet habe/ von etlichen verkehrten fal- schen Hertzen und verstockten Schalcks-Au- gen/ die das Gute boͤß/ und ihres Vaters treue Liebe vor nichts geachtet haben. Zwey Tage vor meines Herren David Jo- ris seligem Abschied kam ich erst zu ihm/ fand ihn gar schwach am Leibe/ und sehr beschwert mit vielerley Kummer und Sorgen uͤber den Seinen/ wider den argen betruͤglichen verfuͤh- rischen Geist. Da redete der Gesalbete GOt- tes am Ende seines menschlichen Lebens in grossem eyfferigen Ernst auff mancherley Wei- se bey Tag und Nacht also: Ach daß sie bewaͤhrt/ ach daß sie bewaͤhrt/ ach daß sie bewaͤhrt waͤren! Aber nun besorge ich/ daß sie sich werden verfuͤhren und betruͤ- gen lassen/ von dem verwirrenden Geist. O betruͤgliche Art! O betruͤglicher Geist! O Eigenduͤnckel und Selbst-Klugheit/ was habt ihr vor Boͤses gestifftet! Als er nun von dem selbst klugen schalck- hafften Geist etwas redete/ brummte/ murre- te und bruͤllete dieser dagegen/ wie ein bruͤllen- der/ verstoͤrender oder zorniger Loͤwe gegen das/ was er inne hat/ oder wem er von Natur recht feind ist/ ꝛc. Also brannte er in der hitzigen Liebe seines GOttes von innen; sprach auch ausdruͤcklich aus: Die Liebe meines GOttes hat mich verzehrt! Darum etliche sagten: Er redet irre/ oder es ist nur aus einem schwachen Ge- daͤchtniß geredet. Es befand sich aber leider! wohl anders/ denn wir wissen und haben erfahren/ daß er durch seine Goͤttliche Geburt einen bestaͤndi- gen Haß gegen die eigenweise gutduͤnckende schalckhaffte verfuͤhrische Geister aus Sorge vor die Seinen lange Zeit getragen hat; weil er lange unter den Seinen gesehen/ wie die Die- be und Raͤuber heimlich einbrachen/ daruͤber er lange Zeit geschrieben/ aber es habens wenige geglaubet/ die es recht gehoͤrt/ vielweniger recht verstanden/ daher man nun desto mehr Scha- den empfindet. Da er auch bey seinem Aus- gang die Seinen hertzlich warnen wolte/ war er durch seine grosse Kranckheit dermassen an seineꝛ Natuꝛ geschwaͤchet/ daß eꝛ nicht konte mit vernemlichen Worten es genug darthun/ son- deꝛn mehr mit Gebaͤrden und allen seinem We- sen hertzlich bewiese. Auch war er desto bekuͤmmerter uͤber seiner getreuen Hauß-Frau; weil man ihm ein we- nig von ihrer grossen Kranckheit und Absterben gesagt/ doch nicht alles berichtet hatte. Er vermuthete es aber desto mehr aus seiner Kinder Brtruͤbniß; indem am 3ten Tage nach seiner Frauen Tode kam sein Soͤhnichen sol- ches zu entdecken/ und sprach: Vater/ uns duͤnckt/ eure Seele sey in grossem Zweiffel um unserer Mutter willen/ wovon wir euch gerne entledigen wolten/ wenn wir koͤnten. Dar- um/ mein lieber Vater/ weil wir wissen/ daß euch des HErrn Werck wohl bekandt ist/ und ihr euch in seinem Willen gedultig erweisen koͤnnet/ so sagen wir es euch desto freyer/ wie es mit unserer Mutter gegangen sey. Vorgestern Morgen/ Vater/ gleich da es Tag worden/ ist sie Christlich verschieden. Da sprach er: Jst sie verschieden? Ja/ Vater. Da richtete er sich ein wenig auff/ that seine Haͤnde zusammen/ hub seine Augen gen Him- mel/ danckete und benedeyete GOtt in seinem Willen/ und betete mit Thraͤnen: daß GOtt ihm nach seinem Gefallen auch also thun solte. Da sagte ich: Mein Herr/ ich hoffe/ GOtt wird unser Elend ansehen/ daß er euch/ seinen Geliebten/ zu unseꝛem besten Lauff und Wachs- thum seines H. Nahmens/ uns noch lassen wird/ euren lieben Kindern zu dienen/ die noch nicht wohl im Stande sind. Da sprach er: Jch habe den HErren den- noch drum gebeten. Damit legte er sein Haupt ein wenig zu Ruhe/ seine Seele aber lag in gros- sen Sorgen/ Kummer und Unruhe/ daß die Seinen verfuͤhꝛt weꝛden solten von dem schalck- hafften eigenweisen betruͤglichen Geist. Auch sahe ich/ als er eine Zeitlang im Bette still gele- gen hatte/ daß er sein Haupt auffrichtete/ kehr- te sein Angesicht gegen die Seinen/ und sprach sehr hertzlich also: Kinder/ Kinder/ kriegt allezusammen ein neu Hertze/ das ist/ einen erleuchteten heiligen Ver- stand/ oder ihr bleibet allzumahl verlohren! Darauff legte er sein Haupt wiederum nie- der auffs Bette. Eine Weile darnach fieng er an von seiner Frauen zu reden/ und sprach zu seinen Kindern also: O welch einen schoͤnen Gang sehe ich eure Mutter dahin gehen! Jch sehe sie in einem an- dern Leben ihrer Seelen. Wenn ihrs wuͤ- stet/ ihr fielet vor Verwunderung zu Boden/ und wuͤrdet sie nicht lange zu sehen begehren. Jst sie gleich geschwinde kranck und in vielen Dingen gebrechlich gewesen: so siehet doch GOtt darauf nicht/ wohl aber auff das Hertze. Darnach hat er wenig Worte mehr ge- macht/ und ist immer schwaͤcher worden/ sehr stille und unbeweglich liegende/ daß er als eine Kertze ausgeloͤschet/ und hat sich mit Verlan- gen nach seinem GOtt schlaffen gelegt. Also hat ihn die ernstliche feurige Liebe seines GOttes mit der Zeit verzehrt/ und von innen auffgegessen/ weil er seine Seele mit Christo in den Tod gegeben hat/ als man in Warheit ge- sehen/ so wie ein gerechter Hirte thut. Daher hat ihm GOTT verheissen/ einen Saamen in der Ewigkeit zu erwecken/ der nim- mer vergehen noch mangeln soll: ein so lang- wieriger Saame soll es seyn/ und der Anschlag des HErrn soll ihm gelingen/ und seiner Hand und oder Zusaͤtze. und von seiner Muͤhe und Arbeit soll er noch sein Lohn seyn/ und soll erhoͤhet werden. Aber wer gaͤlubet unsern Predigten? sagte der HErr durch den Propheten Esaiam. So weit gehet der Bericht von David Joris Tode/ welcher zur Ergaͤntzung des oben aus einem Manuscripto gesetzten um- staͤndlichen Lebens-Lauffes dienen kan. Hierauff folget nun das vorhin gedachte Judicium eines Frantzoͤischen Autoris uͤber eben diesen Mann von Wort zu Wort also: DAVID GEORGE on JORIS . C E nom tout seul à esté jusque à present de mauvais augure à tout le monde; \& la qualitè d’ heretique estant trop peu de chose pour cet Auteur, on à crû luy faire grande gra- ce de ne l’ appeller qu’ heresiarque sans y ajou- ter quelque imprecation. Un temps étoit, que je n’ ay scû pour qui je devois avoir plus d’ aver- sion pour luy, ou pour le diable méme; tant étoit horrible l’ idée qu’ on m’ en avoit fait avoir: \& jamais surprise ne fut pareille á la mi- enne lorsqv’ ayant leu quelques livres anony- mes, qui me parurent entierement divins \& venants du St. Esprit, j’ apris, que c’étont des ouvrages de cet Auteur. Ma ressource estoit alors de penser, que si le Pere de famille avoit été ap- pellè Beelzebub, il ne falloit pas tant s’ etonner, qu’ on donnoit de tels tilters à ses serviteurs, con- tre qui, selon la prophetie du Maître, on devoit dire toutes sortes de meaux en mentant. Cer- tes il paroit clair comme le jour par les ecrits de cet homme admirable, que c’etoit une ame entierement regencreé en Dieu, vraiement eclai- rée de la lumiere divine, \& possedée de son St. E- sprit, un homme enfin tout Apostolique, fort \& parfait en Christ. Le Caractere de cet hom- me divin (pour me servir des termes d’un amy“ de la verité) est, qu’ il s’ est bien peinè à in-“ culquer aus ames ce grand principe du vray“ Christianisme, qui est, de connoitre d’ expe-“ rience dans la lumiere divine les profondeurs“ de la corruption \& de la misere, d’ en porter“ interieurement le de uil avec un desir intime“ pour le bien \& une vraie aversion pour le mal,“ \& de ne pouvoir étre delivré de l’un \& acque-“ rir l’ autre, que par la grace de J. Christ en-“ nous. C’ est en un mot d’abaisser l’ homme \& d’ elever Dieu. Il place l’homme si bas, \& decouvre tant de raison de cet Abaissement dans sa Corruption, dans ses fraudes \& dans ses ma- lices infinies, qu’ on en doit avoir horreur. Il eleve si haut la souveraine Majesté de Dieu dans sa saintetè, dans ses jugements \& dans toutes ses qualités \& condvites, qu’ on doit estre en tremblement continuel devant elle, \& n’y pen- ser qu’ avec une tres profonde veneration \& adoration; \& il inculque, que c’ est en se te- nant tres profondement, dans un abaissement, \& en s’ abandonnant par foy à la misericorde de Dieu en Christ, qu’ on sera repris à la qualitè de son enfant á la reception de son Esprit, \& à la réünion avec cette haute Majestê divine. Il anime \& exhorte les hommes à la vertu \& à leur devoir \& tache de détourner d’ eux la colere de Dieu \& de les introduire dans un état de salut avec une charité si ardente, avec des tendresses si paternelles, avec un empressement \& des in- stances si intimes \& si viscerales, qu’ il ne se peut concevoir rien de plus touchant. Ily a une force divinement vive \& puissante meleé à ses paroles. Tout cela ètant ce qu’ il y a de plus propre à detrauire l’ Empire de Satan. ce n’ est pas de merveille, que cet ennemy du salut des hommes ait couvert d’ une nuée de calomnies a- freuses la vertu \& les lumieres de ce veritable \& fidele serviteur de Dieu, qui à été persecuté \& ca- lomniê de tous \& durant sa vie \& apres sa mort, \& qui a eu son Judas jusques dans sa famille \& en son propre gendre. Comme il expliquoit sou- vent l’ Ecriture (ainsi qu’ on vient de dire de Hiel) d’ une maniere interieure, cela à servi a ses ennemis de source de calomnies; pour lui en im- puter, qu’ il nioit donc la verité de l’ exterieur, qu’ il auroit nié par exemple les Anges, \& les Diables exterieurs, parce qu’ il parloit d’ An- ges \& des Diables, qui è toient dans les pensees de l’homme, \& ainsi de plusieurs autres Choses. Les heresies, qu’ on luy impute, \& qu’ on voit ra- maßées, (par exemple dans Moreri \& dans plu- sieurs autres) ne sont en verité que des calomnies si grossieres \& si impertinentes, qu’ il faut non seulement n’ avoir jamais lû aucun de ses livres, mais mesme avoir perdu le sens pour les luy avo- ir suscitées: Car ce n’ est qu’ un amas de Chime- res toutes contradictoires, \& dont on peut de- truire les unes par les autres. Ses seules lettres (dont on à trois gros Volumes in quarto cha- cun de| quatre parties) sont plus que suffisantes pour convaincre l’ incredulité la plus opiniatre tant de la veritè \& puretè de sa doctrine \& de la faussetè des erreurs, qu’ on lui a imputées, que de l’ innocence \& de la saintete de sa vie \& de sa personne. C’ est domage que personne n’ ait encore entrepris comme il faudroit, \& comme il seroit fort facile l’ Apologie de la memoire \& de la vraie doctrine de ce saint homme \& il seroit à souhaitter que Dieu mist au coeur de quelqu’ un de faire paroitre si non tous, au moins les plus choisis de ses ecrits en meilleur êtat que le fla- mend ancien \& presque inintelligibile ou ilssont, \& que mesme on en traduisit quelques uns en d’ autres langues. Les ecrits de S. Ephrem \& les Homilies de S. Macaire (lequelles sans contre- dit sont la plus divine \& la plus excellente piece qu’ on ait, de l’ antiquitè) sont du même Cara- ctere que ceux de cet Auteur \& entre les plus re- cens, les ecrits de Herman Herberts en appro- chent beaucoup. Das ist: DAVID Georgens oder JORIS N Ahme ist biß dato in der gantzen Welt von sehr boͤsem Nachklang/ und die Qvalitaͤt eines Ketzers vor diesen Autor noch viel zu ge- ring gewesen: indem man geglaubet/ man thue ihm noch eine grosse Gnade/ wenn man ihn nicht einen Ertz-Ketzer geheissen/ und keinen Bann-Fluch darzu gesetzet. Es ist wohl auch eine Zeit gewesen/ da ich (ich weiß nicht warum) mehr Abscheu vor ihm hatte/ als vor dem Sa- tan selbst: so gar ein erschrecklich Bild und Concept hatte man mir von demselben ge- macht: und haͤtte wohl niemals kein groͤsserer Betrug seyn koͤnnen/ als der meinige/ da ich et- liche Buͤcher eines unbenannten Autoris hatte/ die mich innerlich ruͤhrten als Goͤttliche und A. K. H. Zusaͤtze. b vom ADDITAMENTA vom H. Geist herruͤhrende Schrifften/ von wel- chen ich erfuhr/ daß dieses die Wercke dieses Autoris waͤren. Jch gedachte dazumal als- bald/ daß/ wenn der Hauß-Vater Beelzebub genennet worden/ so solte man sichs nicht so sehr entgegen seyn lassen/ wenn man solche Titel sei- nen Dienern giebt/ indem nach des Meisters Propheceyung man allerley Boͤses luͤgenhaff- tig wider sie sagen wuͤrde. Dieses ist gewißlich so klar als der helle Tag aus den Schrifften dieses wunders-wuͤrdigen Mannes/ daß es eine Seele gewesen/ die inwen- dig in GOtt wiedergeboren/ wahrhafftig durch das Goͤttliche Licht eꝛleuchtet und von seinem H. Geist besessen worden: ja ein rechter Aposto- lischer Mann/ und ein starcker und vollkomme- ner Christ. Der eigentliche Character dieses GOttes- Mannes ist dieser/ daß er bemuͤhet ist/ denen Seelen diese grosse Grund-Lehre des wahren Christenthums einzubilden/ welche ist: aus der Erfahrung in dem Goͤttlichen Licht erken-“ nen die Tieffen der Verderbniß und des Elen-“ des/ daruͤber inwendig grosses Leidwesen em-“ pfinden/ nebenst einem innigsten Verlangen“ zum Guten/ und einem wahren Abscheu vor“ dem Boͤsen; item: daß man nicht koͤnne eines“ loß werden/ und das andere erlangen ohne“ die Gnade JEsu Christi in uns. Dieses ist“ mit einem Wort: den Menschen erniedrigen und GOtt erhoͤhen. Er machet den Menschen dermassen niedrig/ und entdecket so grosse Ur- sachen zu solcher Erniedrigung in dessen Ver- derbniß/ in dessen Betruͤgereyen und unendli- chen Boßheiten/ daß man davor erschrecken muß. Er erhebet die allerhoͤchste Majestaͤt GOttes so hoch in ihrer Heiligkeit/ und Gerich- ten/ und in allen ihren Eigenschafften und Wiꝛ- ckungen/ daß man vor ihr stets erzittern/ und nicht ohne die allertieffste Ehrerbietung und Anbetung an sie dencken muß. Er lehret auch/ daß/ indem man sich sehr tieff in der Erniedri- gung haͤlt/ und sich selbst verlaͤst durch den Glauben an die Barmhertzigkeit GOttes in Christo/ so erlange man den Stand seiner Kindschafft zu der Empfaͤngniß seines Geistes/ und zur Vereinigung mit dieser hohen Maje- staͤt. Er ermuntert und ermahnet die Men- schen zur Tugend und zu ihrer Pflicht/ und be- muͤhet sich/ den Zorn GOttes von ihnen abzu- wenden/ und sie in einen gluͤckseligen Stand einzufuͤhren mit einer solchen brennenden Liebe/ mit so vaͤterlichem zaͤrtlichen Liebkosen/ mit so angelegentlichem innigsten und hertzlichen An- halten/ daß man sich nichts nachdruͤcklichers einbilden kan. Er hat auch eine Goͤttliche lebendige und maͤchtige Krafft in seinen Worten. Und weil diß alles so bewandt ist/ daß es sehr wohl zur Zerstoͤrung des Reichs des Satans sich schicket: so ist kein Wunder/ daß dieser Feind von dem Heyl der Menschen die Tugend und die Lichter dieses wahrhafftigen und treuen Knechts GOttes mit einer Wolcke von gantz erschrecklichen Laͤsterungen bedecket hat/ wel- cher von iederman verfolget und calumnii ret worden/ so wohl bey Lebens-Zeiten/ als nach seinem Tod/ und seinen Judas so gar auch in seiner Famil ie gehabt an seinem eigenen Eidam. Da er ferner die Heil. Schrifft auff eine in- wendige geheime Art erklaͤret hat/ so hat sol- ches denen Feinden Anlaß gegeben/ ihn zu ver- laͤumden und zu beschuldigen/ als wenn er die Wahrheit aͤuserlich zu laͤugnen schiene; zum Exempel/ als wenn er sagte/ es waͤren weder Engel noch Teuffel aͤuserlich/ dieweil er von sol- chen Engeln und Teuffeln redete/ die in den Ge- dancken des Menschen waͤren/ und viel andere solche Dinge mehr. Diejenigen Ketzereyen/ die man ihm zuge- schrieben/ und die man zusammen gehaͤuffet sie- het/ (zum Exempel in dem Moreri und in vielen andern) sind in Wahrheit solche grobe/ und ungereimte Calumni en/ daß sie nicht allein nie- mand in diesen Buͤchern iemals gelesen haben muß/ sondern auch der seine Sinnen muß ver- lohren haben/ der dieselben Ketzereyen erdacht gehabt. Denn es nichts anders/ als ein Hauf- fen Chimæ ren und Ungeheuer/ die einander alle selbst widersprechen/ und eines das andere um- kehret und vernichtet. Seine Sendschreiben allein (die man in 3 grossen Qvart-Baͤnden/ deren ieder 4 Theile enthaͤlt/ hat) sind schon kraͤfftig genug/ den so eigensinnigen Unglauben zu uͤberzeugen von der Wahrheit und Reinigkeit seiner Lehre und von der Falschheit derjenigen Jrrthuͤmer/ die man ihm angedichtet hat/ wie auch von der Un- schuld und Heiligkeit seines Lebens und seiner Person. Schade ists/ daß noch niemand die Arbeit auff sich genommen/ wie sichs gebuͤhret/ und wie es gar leicht waͤre/ dieses heiligen Mannes Andencken und wahrhafftige Lehre zu verthei- digen. Und waͤre es zu wuͤnschen/ daß GOtt iemanden ins Hertz gebe/ wo nicht alle/ doch zum wenigsten aus den meisten den Auszug seiner Schrifften zum Vorschein zu bringen/ und zwar in besserer Sprache/ als die alte flaͤ- mische Sprache ist/ welche man fast nicht ver- stehen kan; und daß man solche in eine und an- dere Sprachen uͤbersetzte. Die Schrifften des heiligen Ephrem Syri und die Homilien des heiligen Macarii (die oh- ne Zweiffel der Goͤttlichste und vortrefflichste Theil der alten Schrifften sind/) haben eben denselben Character, als dieser Autor (David Joris,) und unter denen neuern kommen die Schrifften Hermanni Herberts diesen sehr bey. NB. Was dieser Mann wegen Ubersetzung de-“ rer Schrifften von David Joris allhier wuͤn-“ schet: das moͤchte mit der Zeit von iemanden“ in Hochteutsch zum gemeinen Nutz und desto“ genauerer Entscheidung derer daruͤber ent-“ standenen Streitigkeiten wol geschehen.„ Das andre JUDICIUM von HIELS Schrifften. D Ieser Autor hat auch gantz was sonderba- res in seinem Character, welcher da ist/ alle Sachen aus diesem wunderbaren Grunde auszufuͤhren/ welchen JEsus Christus befiehlt/ nemlich wie wir seinem Vater gefaͤllig und seiner Goͤttlichen Natur gleichfoͤrmig werden sollen/ nemlich den Geist/ das Leben und das Wesen oder die Wahrheit/ vermoͤge dieser Worte: GOtt ist ein Geist/ und will im Geist oder Zusaͤtze. Geist und Wahrheit angebetet seyn/ o- der auf eine lebendige wesentliche Art/ welches der Autor nennet das einwesige Leben. Dahin ziehet er alles/ und alles fuͤhret er da heraus/ und erklaͤret alles dadurch: und sehet das ist der Weg/ wodurch er fuͤhret/ und der Grund/ den er hat. Er lebte zu einer Zeit/ da nichts als Unru- he/ Spaltungen und Secten in der Christen- heit uͤber der Religion oder uͤber den Dienst GOttes waren. Und dieser Dienst/ den man so hefftig trieb/ war an sich selbst nichts anders/ als zum theil Ceremonien und aͤusseꝛliche Din- ge vom Christenthum/ zum theil Meynungen und Speculation en der Gemuͤther/ woran der Autor ohne Zweiffel vormals grossen Theil ge- habt hatte/ und sich vor sehr gewachsen im Christenthum schaͤtzte/ daß er sich bey einer Parthey befand/ die ihm besser zu seyn duͤnckte/ als die andere/ wenn er den Ceremonien und Sacramenten dienete (seinem Bericht nach) in ihrer Reinigkeit/ und damit er in seinem Hertzen und Glauben wahrhafftigere und heilsamere Meynungen und Betrachtungen annaͤhme/ als die/ so den andern Partheyen zugethan waren. Allein die Guͤte GOttes hatte ihm einen Sinn gegeben/ daß er (ungeacht dessen allen) in dem Stand der Verdamniß waͤre. Das Goͤttliche Licht hat ihm folgends so wol die vo- rigen Betruͤgereyen gezeiget/ als die gruͤndli- chen Wahrheiten/ wie sie seinen falschen Vor- urtheilen entgegen stunden/ sehen lassen/ wie zum wahren Christenthum und zum wahrhaf- tigen Gottesdienst/ und zum Stand der Se- ligkeit nicht Spaltungen und Partheylichkeit/ sondern Einigkeit gehoͤre; nicht Ceremoni- en/ Schatten/ Figuren und aͤusserliche Dinge/ sondern Wesen; nicht Einbildungen und ei- tele Betrachtungen und Meynungen/ sondern Leben: welches allerdings die drey Stuͤcke sind/ welche er in dieses Wort ein-wesig Le- ben eingeschlossen hat/ nemlich: (1) Ein Leben oder eine wirckliche Geistlich- keit/ (2) eine wesentliche und gruͤndliche/ und (3) in Eins vereinigte mit GOtt und seinen Kindern. Welches denn genau eben dasjenige ist/ was JEsus CHristus von seinem Vater bittet zur Vollendung aller Dinge/ Joh. XVII, 21. 23. Es ist gut/ den Grund dieses trefflichen und hohen Autoris zu fassen/ daß man gewisse fun- damentale Præsupposita oder Principia betrach- te/ wie sie hier folgen: (1) Daß die geistlichen und innerlichen Din- ge der Ursprung/ das Wesen/ die Krafft und Wuͤrckung aller Dinge seyn. Denn alle Dinge und sonderlich die leiblichen waren nichts (auch nach der Schrifft Ebr. XI, 3.) und sind nicht anders zum Wesen kommen/ als durch die Krafft der geistlichen und unsicht- baꝛen/ davon sie sind gleichsam wie heꝛvorschies- sende Aercker oder Schoͤßlinge so zu reden. (2) Folglich wie die innerlichen Dinge ein- gerichtet sind/ so werden auch die aͤusserlichen und materiali schen seyn/ die daher kommen: denn wie die Ursache ist/ so auch die Wuͤr- ckung. (3) Wenn nun eine geistliche Sache/ als eine Seele/ und alle ihre innerliche Wuͤrckun- gen wohl eingerichtet sind/ so wird ihr aͤusser- lich und leiblich Wesen eben so seyn. (4) Weiter/ wenn alle Geister/ oder See- len/ und eine iede darunter mit allem ihren Thun wohl eingerichtet seyn: so werden auch alle aͤusserliche/ leibliche und materiali sche Din- ge uͤberhaupt wol bestehen. Und dieses wird die allgemeine Erloͤsung und die heilsame und herrliche Herwiederbringung der gantzen Welt seyn/ welche von dem Jnwendigen eines ieden Geistes herkommet. (5) Daher ist klar/ daß kein besser und naͤher Mittel hierzu oder eine bessere Zubereitung vor eine Seele sey/ als ein Principium und solche le- bendige wesentliche und gruͤndliche Handlun- gen in Vereinigung mit GOtt und seinen Kin- dern: welches eben das ist/ was der Autor nen- net das ein-wesige Leben. (6) Die Ceremonien/ Figuren und Schat- ten/ der scheinbare Dienst sind nicht Wesen. Die Partheyen/ Secten/ Spaltungen/ Strei- tigkeit und Zerruͤttungen sind keine Einigkeit. Die Meynungen/ Betrachtungen/ Speculatio- nen/ Einbildungen/ und Worte sind nicht das Leben und der Geist. Und dahero sind es nicht die naͤchsten und lebhafften Mittel/ einen ieden Menschen insonderheit herwieder zu brin- gen/ oder auch insgemein die gantze Welt. Dergestalt sind ( a ) die Hindernisse an diesen nahen und lebendigen Mitteln Heu- cheley/ Pharisaͤischer Schein/ eigene Gerech- tigkeit/ eigene Heiligkeit/ eigene Wahl und Einbildungen/ wie der Autor in vielen Orten sich erklaͤret.| ( b ) Die Hindernisse an dem Endzweck oder Vorsatz/ dahin man zielen soll/ ist/ wenn man Goͤtter und Goͤtzen machet/ welches Abgoͤtterey ist. ( c ) Die zulaͤnglichen und schlechten Mittel aber zu dem einwesigen Weg fortzugehen sind ihr wahrhafftiger Gebrauch/ der nemlich vor die Schwachen dienlich ist: wiewohl auch die mehr erwachsenen sich dessen bedienen sollen und koͤnnen/ damit sie nicht denen Schwachen aͤrgerlich seyn/ sondern sie erwecken zu dem Ge- brauch dessen/ was ihnen wuͤrcklich so lange auch genuͤtzet hat/ damit sie sich in dasjenige sammlen/ wenn der Geist entweder zerstreuet und verwirret/ oder laulich und niedergeschla- gen ist. 7. Hierauff folget/ wie die| H. Schrifft von GOtt gegeben sey als ein Mittel/ dadurch die Menschen zu ihrem Heyl und in dem wahren Dienst GOttes befoͤrdert werden/ oder ein einwesig Leben zu fuͤhren. Der beste Nutz/ den man zu dem Ende haben koͤnte/ ist/ daß man alle die Materien betrachte/ so darinn enthal- ten sind/ und wie sie uns alles als auf einer Ta- fel vorlegt/ was in uns selbst vorgehet/ in un- sern Seelen Kraͤfften und inneren Bewegun- gen. Und also befindet sich die gantze Heil. Schrifft inwendig/ und muß sich geistlicher Weise in eines ieden Seelen erfuͤllen. Und das ists/ was dieser Autor auch durchgehends erklaͤret/ wie er denn einer der hoͤhesten und heilsamsten Allegori sten ist/ die man finden kan. A. K. H. Zusaͤtze. b 2 Die- ADDITAMENTA Diejenigen allegori schen und fymboli schen Theologi/ so ferne ihre Erklaͤrungen lauterlich auffs inwendige gehen/ sind diesem Character sehꝛ nahe. Origenes in vielen Stuͤcken/ Hesychius und Rusbrochius uͤber das 3 B. Mosis/ auch ein Theil von dem Mysterio Magno Jacob Boͤhms/ anderer zu geschweigen. Das 3te JUDICIUM von Jacob Boͤhmen. D Ieser ist der eintzige Scribent/ welchem GOtt den Grund von der Natur derer geistlichen und leiblichen Dinge entdecket hat/ und welcher den Ursprung der wahren Princi- pi en erkannt hat in der Philosophie, so wohl in der Metaphysique und Pnevmatique, als in der Physique. Er hat gesehen/ geschmeckt und ge- fuͤhlet/ wie GOtt heraus gegangen ist aus dem Punct seiner einfoͤrmigen Ewigkeit/ und sich ihm selbst geoffenbaret durch das unaussprech- liche Zeugen seines Worts/ und den Ausgang seines H. Geistes. Und wie er die unendlichen Tugenden/ Schoͤnheiten und Liebligkeiten sei- ner Goͤttlichen Formen/ und ihre Verbindun- gen und unermeßlichen Unterscheide beschauet hat; wie er von seiner Goͤttlichen Macht durch sein Wort und seinen Geist die geistlichen und leiblichen Wesen ausfliessen lassen/ nach dem Bild derer Idé en/ welche die Goͤttliche Weiß- heit gebildet gehabt: welche Wesen denn in ihrem natuͤrlichen Grunde und in ihren um- sonst geschenckten Vollkommenheiten solche Eigenschafften/ Schoͤnheiten und Liebligkei- ten hatten/ die dem Original, so in GOtt war/ gleich und aͤhnlich waren/ iedoch mit solchem Unterscheid unter ihnen/ daß die geistl. Wesen sie auff eine Goͤttliche Weise und in der Frey- heit besassen/ die leiblichen Wesen aber auff ei- ne niedrigere und umschraͤnckte Art/ iedoch gleichwohl mit einem Leben/ Sinn und lebhaff- ten Tꝛiebe. Hieduꝛch hat er erklaͤret die Schoͤpf- fung der Engel/ ihren Ort/ den Fall der Teuffel/ die Schoͤpffung dieser Welt/ den Zug des Chaos, welchen die Teuffel verderbet haben; die herrliche Schoͤpffung des Menschen erstlich vollkommen/ hernach in Mann und Weib ge- theilt; den Fall des Menschen/ dessen Her- wiederbringung durch JEsum Christum/ und unzehlich andere geistliche und natuͤrliche Ge- heimnisse. Wenn dieser tieffsinnige und Geheimniß- volle Autor aus dem Grund der Natur und den Beschaffenheiten so wohl Goͤttlicher als natuͤr- liche Dinge redet/ kan er nicht wahrhafftig und lebendig verstanden werden/ wenn GOtt nicht ausserordentlich und uͤbernatuͤrlich unsere Kraͤffte und Sinnen ruͤhret und auffwecket/ so wohl die Goͤttlichen als natuͤꝛlichen/ die wir ent- weder verlohren oder eingeschlaͤffert haben durch den Fall Adams. Ausser dem gesetzt/ daß man nach Lesung dieser Schrifften davon reden koͤnte/ so wuͤꝛde man doch nuꝛ lauter man- gelhaffte Idéen und todte Bilder davon ha- ben/ und nicht anders seyn/ als die Blinden/ die von der Farbe reden von hoͤren-sagen/ ohne daß sie lebendig wuͤsten/ was das gesagte bedeute. Es ist nicht genug/ daß man nur obenhin ein wenig hinein sehen kan in viele schoͤne Wahr- heiten/ und dennoch keine herrliche Dinge und Schluͤsse vor diejenigen heraus ziehet/ was so wohl die Lehre als die Praxin betrifft. Aber was er sagt von der Verderbniß des Menschen und der Welt/ von der Bekehrung zu GOtt/ von dem Christlichen Leben/ von den Pflichten des Menschen/ von Ubung der Tu- gend/ und kurtz/ von dem was zu wissen und zu thun noͤthig und wesentlich ist/ das kan man leichtlich verstehen und schmecken/ wenn man nur einen guten Willen hat/ welcherley Perso- nen sich ihrer Seits desto mehr zu Lesung seiner Schrifften begeben muͤssen/ und zwar vornem- lich derer/ welche dergleichen Wahrheiten vor- tragen (gleichwie ist der Weg zu Christo/ die Sendbrieff/ der andre und groͤste Theil des My- sterii Magni ) nicht aber so wohl der andern/ welche tieffsinnigere Speculatio nen begreiffen von der Natur und ihren Zusammenfuͤgungen/ natuͤrlichen Wirckungen/ und dergleichen Sa- chen; weil doch die meisten/ welche diß Buch recht zu æstimi ren wissen/ sich mehr applici ren auff die Materien/ welche er selbst recommen- dirt, als das einige und wesentliche/ als den Schluͤssel und Mittel-Punct aller Dinge/ nemlich die Busse und Ergebung an GOtt/ oh- ne Verlangen noch einigen Nutzen/ da man GOtt die Freyheit lasse/ uns seine ausserordent- liche Gnaden-Gaben und sonderbares Licht zu geben/ odeꝛ wiedeꝛ zu nehmen/ wobey man mehꝛ Entziehung als Verlangen sie zu besitzen ha- ben muß/ und dadurch die Eigen-Liebe/ die Cu- riosi taͤt/ die Eitelkeit/ Hoffart und geistliche Einbildung sich nicht einnisteln und festsetzen kan/ wie der Autor angemerckt/ gewiesen und selbst practici ret hat. Die Gaben dieses Autoris sind so gar son- derbar/ daß man andere dergleichen Original- Scribenten vergebens suchet/ die von eben die- sem Character seyn; Jndessen kommen Paracel- sus, Weigelius, Fluddius, und etliche Cabali sten diesem in gewissen Stuͤcken nahe bey/ aber doch ohne Vergleichung. Man kan diesen Auto- rem nicht wohl in eine neue Sprache versetzen/ die der Teutschen gleich kaͤme/ und die Fran- tzoͤische ist vor ihm gar zu weich und weibisch/ u. s. w. Vierdter Zusatz. Einige Emendationes von den Umstaͤnden bey der Historie derer Socinia ner. J M II Theil pag. 559 b. stehet: daß einer von denen aus Polen vertriebenen Soci- nia nern in Siebenbuͤrgen enthauptet worden: welcher aber nach genauerer Erkundigung kien Pole/ sondern ein gebohrner Siebenbuͤrger gewesen zu seyn befunden wird. Eben daselbst p. 562 b. num. 17 sind die Na- men derer Stegmannorum ohnversehens con- fun- oder Zusaͤtze. fundirt woꝛden/ indem nicht Joachimus Stegman- nus, sondern Petrus ein Prediger zu Dantzig/ jener aber bey Berlin Pfarrer/ und hernach Rector der Schulen zu Rackau gewesen: des- sen Sohn aber/ auch Joachimus genannt/ hat die Commentarios Wolzogenii aus dem Hoch- teutschen ins Latein versetzt/ und ist Anno 1678 zu Clausenburg in Siebenbuͤrgen verstorben. Er hat aber Wolzogenii Sachen wegen der Bibliothecæ Fratrum Polonorum vertirt gehabt/ indem jener selbst Hochteutsch geschrieben und viel aus Grotio genommen; Dahero der Edi- tor der Bibliothecæ nachmals das Exemplar des Teutschen Wolzogenii verbrannt hat/ damit es nicht dermaleins gedrucket wuͤrde/ und der Bi- bliothecæ Nachtheil verursachte. Von Joh. Preussen wird p. 564 §. 21 gesagt/ daß die Marck Brandenburg sein Vaterland sey: man hat aber seit dem gewissere Nachricht/ daß er zu Guben in der Nieder-Laußnitz geboh- ren gewesen. Fuͤnffter Zusatz. Erinnerungen uͤber die Historie derer Remonstran ten. J M IIX Cap. des XVII Buchs num. 1 ist zu eriñern/ daß der Nahme Arminia- ner Anno 1603 noch nicht entstanden oder be- kandt gewesen/ sondern erstlich Anno 1610 nach uͤbergebener Remonstranz auffgekommen. Denn weil die Remonstran ten Arminii Mey- nungen annahmen/ so wurden sie hernach ohne Unterscheid auch Arminia ner von ihren Gege- nern genennet. Der genauere Unterscheid aber derer bey- den Remonstran tien bestund darinne/ daß sie in jener ersten Anno 1610 ihre Meynung/ wie sie von der andern ihrer abgienge/ in 5 Artickein uͤbergaben: in der letzten aber Anno 1617 sich nur von der Anklage der Neuerung purgir ten. Jm 3 num. stehet zwar/ daß die Streitigkei- ten nach Arminii Tode ein wenig stille worden: es wollen aber andere versichern/ daß man eben wohl immer fort hefftig gestritten/ indem sich viele des Arminii angenommen/ und also pro und contra vieles geschrieben worden. Beym 8 num. ist zu mercken/ daß Hoger- bet und Grotius zur ewigen Gefaͤngniß ver- dammet gewesen. Jngleichen/ daß die Stadt Dordrecht es allzeit mit dem Printzen gehal- ten habe/ der Printz aber hat in allen Staͤdten von Holland den Magistrat veraͤndert/ und nach solcher geschehenen Veraͤnderung hat man den Synodum zu Dordrecht gehalten. Jndessen haben die Remonstranti schen Prediger an vie- len Orten noch heimlich geprediget/ sonderlich zu Roterdam/ da sie wegen ihres groͤsten An- hangs mehr Freyheit hatten. Bey dem 19 num. ist zu emendi ren/ daß Grotius nur Advocatus Fisci in Holland gewe- sen/ und hernach Syndicus zu Roterdam und Deputirter zu dem Convent der Staaten von Holland. Aus seiner Gefaͤngniß ist er zuerst bey Gorinchheim angelandet/ nicht aber bey Workum, und in Franckreich hat er sich her- nach biß ins Jahr 1631 auffgehalten/ da er so dann wieder in Holland kommen. Aber weil er alldort nicht sicher leben koͤnnen/ ist er nach Hamburg gereiset/ und nachmahls um das Jahr 1635 oder 1636 als Schwedischer Ambas- sadeur nach Franckreich gangen. Zu Erlaͤuterung und besserem Verstaͤndniß des 25 num. ist dieses von Barlæo noch zu mer- cken. Barlæus hat Anno 1615 vor Grotii Pieta- te wider Bogermannum geschrieben unter dem Titel: Bogermannus ; hernach Anno 1616 eine dissertation contra malesana quorundam Theologorum Consilia. Ferner Anno 1617 eine Epistolam nomine Ecclesiasta- rum Remonstrantium, wie auch hernachmals auff dem Dordrechtischen Synodo verschiedene andere Schrifften/ sonderlich die Declarationem Sententiæ Remonstrantium super 3 \& 4 Articu- lum. Der daselbst beruͤhrte Verdacht/ als haͤtte sich Barlæus aus Ehrgeitz/ weil ihm Spanhemius in der Profession zu Leiden vorgezogen worden/ in eine Cloack gestuͤrtzet/ faͤllet auch aus diesen Umstaͤnden hinweg/ weil Spanheimius bereits Anno 1642 Professor Theologiæ zu Leiden ge- wesen/ Barlæus aber als Professor Philosophiæ zu Amsterdam niemals nach jener Stelle ver- langet/ und erst Anno 1648 verstorben ist. Die uͤbrigen Umstaͤnde/ welche zu mehrerm Licht in diesem Theil der Historie dienen moͤch- ten/ sind oben im IV Theil aus Uytenbogaerto und anderen genaueren Scribenten nachgeho- let worden. Sechster Zusatz. Verbesserung eines Berichtes in der Historie derer Araber. J N dieser Historie ist der pag. 688 §. 17 aus einer muͤndlichen Relation gefassete Umstand seit der Zeit falsch befunden worden/ was nemlich den geheimen Rath von Kolhans betrifft: welches denn hiemit kuͤrtzlich zu ver- melden nicht unterlassen konnen noch wollen. Auch ist seit dem von andern erinnert wor- den/ daß William Penn, der juͤngere/ (welcher ietzo mit 300 Personen nach Pensylvani en gan- gen/) die Lateinische Sprache nicht verstehe: dahero die p. 686 stehende Relation, daß er eine Lateinische Epistel an die Stadt Emden dru- cken lassen/ also zu verstehen ist/ daß selbige et- wa von einem andern mag aus dem Englischen ins Latein uͤbersetzet seyn/ den Zweck desto eher zu erhalten. A. K. H. Zusaͤtze. b 3 Sie- ADDITAMENTA Siebender Zusatz. Ein Umstand in der Historie von Jacob Boͤhmen. A M 659 Blat §. 8 ist von Veraͤnderung des Dreßdnischen Chronici Antonii We- ckens eꝛwehnet woꝛden/ was den Punct betꝛifft/ daß Boͤhme in dem Ober- Consistorio zu Dreß- den vor einigen Theologen erschienen und gut- gesprochen sey. Hiervon wird aus Nuͤrnberg von gewisser Hand nachfolgendes versichert: Dieses Chronicon war unter der Censur “ eines der vordersten Consulen ten allhier/ wel-“ cher diese Relation von Jacob Boͤhmens Er-“ scheinung vor denen Theolog en zu Dreßden“ dergestalt eingeruͤckt fand/ daß sie ihm ver-“ daͤchtig vorkam/ weil etliche Blaͤtter davon“ mit anderer Schrifft in das Werck hinein ge-“ stecket waren. Hieruͤber fragte man einen “ Theologum um Rath/ welcher sagte: Es“ muͤste dieses etwa von einem Laboran ten oder“ Chymico zu Dreßden eingeruͤckt seyn. Man“ schrieb ferner an den Autorem (Weckium) “ welcher antwortete: Es waͤre in den Archi-“ ven zwar nichts davon zu finden/ es haͤtte ihm“ aber diese Schrifft ein guter Freund commu-“ nicirt, und mit zu inseri ren gebeten: wenn“ es aber denen Theolo gen ein Bedencken“ machen solte/ so moͤchte mans im̃er dar-“ aus lassen. Dieses ist also geschehen/ und“ hernach die Sache von dem damahligen Pro-“ Cancellario D. Fetzern mit 2 Zeilen anders“ connectirt worden. So weit gehet die Relation aus Nuͤrn- berg/ worinne von einiger geschehenen Mutation und geaͤnderter Connexion ge- dacht wird/ welche zweiffels fꝛey unnoͤthig ge- wesen waͤre/ daferne der Context des Autoris zu- vor nicht genau aneinander gehangen haͤtte. Das meiste Bedencken moͤchte wohl einem ver- staͤndigen Leser geben/ daß man dieses alles nach dem Ausspruch eines Theologi gethan/ und zwar/ der sich auff blosse Muthmassungen gegruͤndet/ als ruͤhrte die Schrifft von einem Laboran ten her: Da hingegen der Churfuͤrstl. geheimde Secretarius die Person vor seinen gu- ten Freund bekennet. So viel zum weitern Nachdencken. Achter Zusatz. Ein anderer Umstand in selbiger Historie. U Nter denen Liebhabern von Jacob Boͤh- men wird daselbst p. 682 eines Buͤchleins gedacht: Weg zum Sabbath der Ruhe genannt/ und zu dessen Autore Eduard Richard- soon angegeben. Man hat mich aber seit der Zeit berichtet/ daß in dem Englischen Exemplar der Nahme Thomas Bromley auff dem Titel ausgedruckt sey/ welches ein erleuchteter und wohlerfahrner Mann gewesen/ und dieses Buͤchlein schon im 24sten Jahr seines Al- ters gemachet haben soll. Wie denn auch auff der Hochteutschen Edition de Anno 1685 die Buchstaben T. B. stehen. Vor der Hol- laͤndischen Version aber de Anno 1682 (Amster- dam) wird nur der Ubersetzer benennet/ nem- lich Doctor Eduard Richardsoon/ der Autor aber ein Liebhaber der Warheit und Gliedmaß der wahren Kirchen/ und in der Vorrede p. 66 beschrieben/ als ein Mann/ der schon in die 20 Jahre diesen Weg gegan- gen sey/ wovon er selbst in seiner eignen Vorre- de ein mehrers zeiget/ p. 73 u. f. Hiebey ist auch zu gedencken/ daß eben in diesem XIX Cap. dieses XVII Buchs sehr offt der Autor von der Einleitung in den edlen Lilien-Zweig J. B. citi ret werde un- ter dem Namen Prunnii oder Prunneri, da doch der rechte Autor Johann Theodor von Tschesch gewesen/ welcher diese Schrifft als ei- nen Brieff an Prunnium abgehen lassen. Neundter Zusatz. Andere allgemeine Erinnerungen. E S haben auch uͤberhaupt einige Personen verschiedene andere Puncte in dieser Kir- chen-Historie desiderirt, davon ich etwas noch zu melden noͤthig finde. Etliche wuͤnschten/ die Historie derer Alt- Vaͤter/ Einsiedler/ Mysticorum, und anderer sonderbarer merckwuͤrdiger Personen mehr ausgefuͤhret zu sehen. Diesen und anderen zu Gefallen habe ich à parte die Vitas Patrum auffs neue uͤbersehen/ vermehren und in Quarto edi- ren wollen/ welche alsofort diß gantze Werck mercklich illustri ren werden. Andere haben gemeynet/ man haͤtte die hi- storiam Theologiæ Mysticæ und anderer solcher ungemeinen Materien gruͤndlich mit untersu- chen sollen. Weil aber dieses bey den uͤber- haͤufften Haͤndeln der aͤusseren Kirchen-Strei- tigkeiten nicht so fuͤglich/ reifflich und in gehoͤ- riger Connexion geschehen koͤnnen: so moͤchte es besser in einer sonderbaren Deduction an- derweit erfolgen; wiewohl nicht die Neugie- rigkeit der eitelen Gemuͤther zu stillen/ sondern den Grund der Warheit selbst mehr darzule- gen. Daferne auch iemand einige inæquali taͤt oder Disharmo nie in dem gantzen Wercke zu finden vermeynen solte: der wird gebeten/ nur dieses zu erwegen/ wie die Elaboration von dem Autore bey allerhand Veraͤnderungen seines aͤusseren und inneren Zustandes in etlichen Jahren geschehen muͤssen/ dabey man man- ches mit der Zeit genauer erkennen und also vortragen koͤnnen/ als wohl zuvor geschehen moͤgen. Weßwegen ein bescheidenes Gemuͤth ent- oder Zusaͤtze. entweder Gedult tragen/ oder es auch nach Gutbefinden besser machen wolle. Was den ungegruͤndeten Verdacht be- trifft/ (dessen die Herren Wittenberger in ih- rer Disputation gedencken) als ob ich die Aria- ner und Socinianer zu entschuldigen gesucht: bitte ich hoͤchlich/ mich mit solchen Aufflagen zu verschonen. Es soll mit der Zeit durch oͤf- fentliche und ernstliche Zeugnisse klar werden/ daß ich mit keiner solchen Lehre/ die der Ehre des HErrn JEsu Christi widerspricht/ zu schaf- fen habe/ wovon indessen die am Ende der er- sten Vorrede angehaͤngte Protestation redlichen Leuten Satisfaction geben wird. Die geschehene Entdeckung aber der grossen Gewaltsamkeit/ welche von Reformirter Sei- ten an einigen Socinianern veruͤbet worden/ hat allerdings die allgemeine Liebe zur histo- rischen Wahrheit verursachet/ und keines we- ges einige Neigung zu einer Secte. Es wird auch bey einigen gutmeynenden Personen das gefaßte Vorurtheil nicht den Stich halten koͤn- nen/ als wenn man in Serveti Historie des Cal- vini mehr schonen sollen/ weil man ihn noch vor einen Mann GOttes halten will. Angese- hen dieser hohe Titel noch lange nicht mainte- nirt werden kan durch einige buchstaͤbliche Schrifftgelehrtheit/ (bey welcher noch lange nicht GOTT und Christus lebendig erkannt worden/ wie aus der Lehre von dem absoluto Decreto zu sehen/) und durch geringe Einsicht in etliche Wahrheiten oder durch Sam̃lung einer sectiri schen Gemeine/ welche meist mit Unter- druͤckung und Verfolgung anderer bewerck- stelliget worden. Die im XVI Buch und im IV Theil vor Augen liegenden facta moͤgen bey Unpartheyi- schen den Ausschlag geben/ wie weit sie von GOtt seyn oder nicht: meines Orts aber will ich gerne einem ieden sein gehoͤriges Lob goͤn- nen und lassen/ wo nur die historische und gort- liche Wahrheit unverletzt bleiben kan. Jnzwi- schen aber darff auch diese wegen einer Per- son oder Secte, sie scheine auch noch so gut/ kei- nes weges gekraͤncket werden: Zumal eine ie- de bey allen eigenen Vorzuͤgen und Gerechtig- keiten dennoch ihre greiffliche Maͤngel an sich traͤgt/ welche gar leicht einem von Vorurthei- len/ Menschen-Satzungen und Ansehen be- freyeten Gemuͤthe zu entdecken waͤren/ wenn man nicht auff die rohe Welt reflecti ren wolte. Letzlich wird annoch meine in der 1 Vorrede gethane Protestation wegen Erzehlung derer unangenehmen Historien von der verderbten Cleꝛisey hoffentlich Statt finden und behalten/ obgleich solche Erzehlung den meisten Wider- spruch bey den Welt-Leuten und Unchristen er- regen mochte. Haͤtten die Leute bessere Histo- rien gemacht/ (das ist/ haͤtten sie sich besser auf- gefuͤhrt/) so koͤnte man auch bessere Historien von ihnen schreiben. Ein ieder wende sich dem- nach mit seinem Eiffer und Zorn wider sich selbst und seine natuͤrliche Verderbniß/ so er- langet GOtt seinen Zweck/ und man kommt zum Frieden im Gewissen. Und dieses soll auch hinfuͤhro nach Beschluß dieser Arbeit mein Vorhaben selbst seyn/ so/ daß ich mich weiter- hin um die aͤuseren Historien wenig zu bekuͤm- mern Zeit und Lust haben werde. Es finden sich schon andere/ welche da fortfahren/ wo es die vorigen gelassen: wie ich sehe/ daß| ein Frantzoͤischer Autor noch neulich in puncto von der Clerisey gethan/ mit einem Tractat/ dessen Auffschrifft folgende ist: Traite des Sources de la Corruption, qui re- gne aujourd’ uy parmy les Chretiens. 2. Part. Zehender Zusatz/ Zu Andreæ Osiandri Historie gehoͤrig. J Ch weiß nicht/ durch wessen Verschen in dem 24 Cap. des XVI Buchs dieser Kir- chen-Historie num. 5 p. 338 und 339 ein groß Stuͤck von denen thesibus Osiandri im Druck ausgelassen worden/ welches ich doch in mei- nem Manuscripto finde/ und daraus allhier beyfuͤgen will/ damit es der Leser nach Belie- ben an jenem Orte einruͤcken koͤnne. Es mangeln daselbst die theses von der 2 biß auff die 39ste exclusivè, welche nacheinander also lauten: II. Denn es rechtfertiget uns nichts/ das uns nicht auch lebendig machet/ und wieder- um macht uns nichts lebendig/ das uns nicht auch zugleich rechtfertiget. III. Also daß es recht gesagt ist/ daß wir durch den Glauben rechtfertiget werden/ denn der Gerechte wird seines Glaubens leben/ Gal. 3. Rom. 1. IV. Denn das Woͤrtlein Rechtfertigen in seinem urspruͤnglichen Verstand heißt aus einem Gottlosen einen Gerechten machen/ das ist/ einen Todten wiederum zum Leben bringen. V. Welches denn ist ein eigen Werck der Goͤttlichen Allmaͤchtigkeit/ Weißheit und Guͤ- te/ nicht weniger/ denn etwas von neuen schaf- fen. VI. Doch wird es offt gezogen in eine ande- re Deutung/ in der es eben so viel gilt/ als hal- ten/ bekennen/ bezeugen oder urtheilen/ daß ei- ner gerecht sey. VII. Das Gesetz aber/ das die Suͤnde an- zeigt und Zorn anrichtet/ dieweil es ein Amt des Todes ist/ ist es so ferne davon/ daß es solte rechtfertigen koͤnnen/ als ferne der Tod vom Leben unterschieden ist/ Rom. 3. 4. 7. 2. Cor. 3. IIX. Wir reden aber hier nicht vom Leben und Tod des Leibes/ sondern der Seelen. IX. Denn wie die Seele/ so die Suͤnde herr- schet/ todt ist/ also/ wenn Christus durch den Glauben darinne wohnet/ so lebet sie. X. Wir nennen aber den Glauben nicht ein fleischliches zufallen/ damit wir einem ieden allerley glauben/ sondern eine Bewegung des Geistes/ die GOtt durch die Predigt seines Worts und durch seinen H. Geist in unserm Hertzen erweckt/ daß wir an JEsum Christum seinen einigen Sohn glaͤuben/ Col. 2. XI. Und dieser Glaube wird recht beschrieben Ehr. XI. daß er sey das Wesen der Dinge/ die man ADDITAMENTA man hoffet/ und eine Bezeugung der unsicht- baren. XII. Wir lassen aber denen/ die sich beschei- dentlich in der Philosophia uͤben/ leichtlich zu/ daß dieser Glaube sey eine Qualitas, d. i. eine Geschickligkeit/ doch daß sie uns auch wieder zulassen/ daß sie nicht sey natuͤrlich oder Aristo- teli sch/ sondern uͤbernatuͤrlich von GOtt in uns erwecket. XIII. Wir tadeln sie| auch nicht/ wenn sie sagen/ er haͤlt sich relativè gegen das Wort des Evangelii/ dieweil es/ wenn mans recht verste- het/ den Handel etwas leichter machen kan. XIV. Denn der Gegenwurff des Glaubens/ gegen den er sich relativè haͤlt/ ist JEsus Chri- stus/ GOttes und Marien Sohn/ durch das Wort des Evangelii uns fuͤrgetragen und ge- schencket/ und durch den Glauben von uns er- griffen/ Esai. 9. XV. Und gleichwie der/ so man einen Knecht nennet/ so er keinen Herren hat/ in der Wahr- heit kein Knecht ist: also auch der Glaube/ der Christum nicht ergreifft/ empfaͤhet und hat/ ist in der Wahrheit kein Christlicher Glaube/ son- dern ein fleischlich zufallen/ das entweder aus dem Gebluͤt/ oder aus dem Willen des Flei- sches/ oder aus dem Willen eines Mannes sei- nen Ursprung hat/ Joh. 1. XVI. Derohalben ist der Glaube/ der da gerecht machet/ in der H. Schrifft mit einer Synecdoche zu verstehen/ nemlich daß er seinen Gegenwurff unsern HErrn JEsum Christum in sich schleußt. XVII. Denn wie der koͤnigl. Prophet sei- nen Kelch nennet einen Kelch/ der da truncken machet/ so doch nicht der Kelch an ihm selbst/ sondern der Wein/ der darinn ist/ kan truncken machen: Also nennet auch die Schrifft den Glauben/ der da gerecht machet/ so doch nicht deꝛ Glaube/ sondern Christus durch den Glau- ben ergriffen/ kan lebendig und gerecht machen/ Ps. 23. XIIX. Denn er ist worden fuͤr uns zur Weißheit fuͤr GOtt/ und zur Gerechtigkeit/ zur Heiligung und Erloͤsung/ 1. Cor. 1. XIX. Dahero wir mit grosser Freudigkeit und Bestaͤndigkeit vertheidigen/ daß der Glau- be nicht damit/ daß er eine Geschickligkeit/ auch nicht/ daß er eine relatio, auch nicht/ daß er eine fuͤrtreffliche Tugend ist/ auch nicht mit einer sei- ner Wuͤrdigkeit uns gerecht mache: sondern allein damit/ daß er Christum/ der ein Gegen- wurff ist/ ergreiffet/ und mit uns vereiniget. XX. Derohalben der Glaube/ der unsere Hertzen bereitet/ und reiniget/ machet uns ge- recht damit/ daß er empfaͤhet und hat: GOtt aber/ der da gerecht ist und gerecht macht den/ der da ist des Glaubens an JEsu/ der macht gerecht damit/ daß er uns seine Gerechtigkeit schencket und darreichet/ Act. 15. Rom. 3. XXI. Denn dieweil zweyerley Gerechtig- keit ist/ GOttes und der Menschen/ so ergreif- fen wir durch den Glauben nicht diese mensch- liche/ sondern seine Goͤttliche Gerechtigkeit. XXII. Welche nicht allein darum GOttes Gerechtigkeit genennet wird/ daß sie vor GOtt gilt und angenehm ist/ sondern daß sie wahr- hafftig GOttes Gerechtigkeit ist/ nemlich un- sers HErrn JEsu Christi/ der da ist GOtt uͤber alles gelobet in Ewigkeit/ Amen. Rom. 9. XXIII. Denn der HErr schauet vom Him- mel/ daß er sehe/ ob iemand nach GOtt frage/ Ps. 14. und 53. XXIV. Aber da ist keiner/ der da klug sey/ oder nach GOtt frage. XXV. Denn sie sind alle abgewichen/ und allesammt untuͤchtig/ ꝛc. XXVI. Sondern allein unser HErr Chri- stus/ der das Gesetz und alle Gerechtigkeit er- fuͤllet hat/ der ist gerecht/ wie Zacharias sagt: Siehe/ dein Koͤnig kommt zu dir/ ein Gerechter/ Zach. 9. XXVII. Er ist aber nicht darum gerecht/ daß er das Gesetz erfuͤllet hat/ sondern damit/ daß er aus dem gerechten Vater von Ewigkeit her ein gerechter Sohn gebohren ist/ wie er denn spricht: Gerechter Vater/ die Welt kennet dich nicht/ Joh. 17. XXIIX. Darum ist die Gerechtigkeit des Vaters und Sohnes/ darinne magstu auch/ so dirs geliebet/ setzen des H. Geistes/ einerley Ge- rechtigkeit/ mit der er/ der Gerechte/ den Gottlo- sen gerecht macht/ nemlich die Gerechtigkeit GOttes/ welche auch eben selbst die Gerechtig- keit des Glaubens ist. XXIX. Dieweil aber ausserhalb Christo nie- mand gerecht ist/ sondern alle todt durch Uber- tretung/ und von Natur Kinder des Zorns seyn: so wird niemand die Gerechtigkeit Got- tes und das ewige Leben dargereichet/ es wer- de ihm denn zuvor die Suͤnde vergeben/ durch das Blut Christi/ Eph. 2. Col. 2. XXX. Dahero wir denn 2 Theile unseren Rechtfertigung gerne erkennen/ nemlich Ver- gebung der Suͤnden und die Versoͤhnung. XXXI. Die Versoͤhnung aher verstehen wir nicht auff die gemeine Weise/ wie ein Mensch mit dem andern versoͤhnet wird/ sondern Theo- logisch/ also daß mit GOtt versoͤhnet werden so viel sey/ als mit Christo vereiniget/ und aus ihm wieder geboren werden/ daß er in uns und wiꝛ in ihm seyn/ und durch ihn leben/ und von desselben Gerechtigkeit wegen/ der in uns wohnet/ geꝛecht geschaͤtzet werden. XXXII. Denn Christus unser Braͤutigam vermaͤhlet uns ihm eine reine Jungfrau/ d. i. die mit keiner abgoͤttischen Lehre verruͤcket ist/ und vermaͤhlet uns ihm ewiglich in Gerechtigkeit und Gericht/ in Gnad und Barmhertzigkeit durch den Glauben/ Joh. 3. 2. Cor. 2. Hos. 2. XXXIII. Daheꝛo seyn wiꝛ mit ihm ein Fleisch/ Gliedeꝛ seines Leibes/ Fleisch von seinem Fleisch und Gebein/ Eph. 5. XXXIV. Darum wird der Mensch verlas- sen Vater und Mutter/ ‒ ‒ ‒ ich sage aber von Christo/ Eph. 5. XXXV. Daher werden wir neugebohren in ihm und aus ihm/ aus Wasser und Geist/ nicht aus vergaͤnglichem/ sondern aus unvergaͤngli- chem Saamen/ Joh. 3. 2. Pet. 1. XXXVI. Dieser Saame GOttes bleibet in den glaͤubigen Auserwehlten/ dahero wir denn GOttes Kinder und der Goͤttlichen Natur theilhafftig werden. Denn wer GOtt an- hanget/ der wird ein Geist mit ihm/ Joh. 3. Gal. 3. 2. Pet. 1. 1. Cor. 6. XXXVII. Doch wuͤrden wir nimmermehr mit oder Zusaͤtze. mit GOtt ein Geist/ wenn wir nicht zuvor mit Christo ein Fleisch werden. XXXIIX. So wohnet nun Christus durch den Glauben in uns/ als Paulus sagt/ und fol- gends auch der Vater und der H. Geist/ als Paulus sagt/ Eph. 3. Eilffter Zusatz/ bestehend in Kurtzen Anmerckungen uͤber die zu Wittenberg gegen diese Kirchen-Historie gehaltene Disputation. 1 J N denen vorher gehenden Additamentis habe ich aus auffrichtiger Liebe zur Wahrheit diejenigen Erinnerungen treulich publici ren wollen/ welche uͤber einige ange- merckte Fehler von allerhand Personen auff die in der ersten Vorrede geschehene Bitte freund- lich und bescheidentlich communicirt worden sind. 2 Daferne nun die Autores der Witten- bergischen Disputation, und sonderlich der Hr. Præses D. Hannekenius gleichfals ihre wider diß Buch gefaßte Vorurtheile in gehoͤriger und nur natuͤrlicher (will nicht sagen Christlicher) Bescheidenheit vorgeleget haͤtten: so wuͤrde ihre Bemuͤhung etwan noch zu mehrer Unter- suchung und Befestigung der Wahrheit und zur Besserung derer Leser gereichet haben. 3 Wenn aber jenes (ungeacht der in der Vorrede gesetzten auffrichtigen Obtestation ) nicht geschehen ist/ wie der Augenschein einem ieden Verstaͤndigen weiset: So wuͤrde es auch um die edle Zeit Schade seyn/ wenn man sie mit weitlaͤufftigen Gegen-Saͤtzen zubringen wol- te. Absonderlich da nicht allein die Art des Vortrags darinne wegen der unchristlichen Schmaͤh-und Spott-Reden allen Verstaͤndi- gen an sich selbst eckelhafft und abscheulich vor- kommen muß/ sondern auch die gantze Materie an sich selbst auff lauter falsche sectiri sche præ- judicia und oder vaͤterliche Weisen/ traditiones und Satzungen sich gruͤndet/ womit doch keiner mehr gegen die uhralte ewige Goͤttliche Wahrheit und Weiß- heit aus-und durchkommen kan noch wird. 4. Uberdiß verrathen die Herrn Autores den elenden Zustand ihrer Gemuͤther allzudeutlich vor allen auch nur natuͤrlich-erbaren Leuten/ wenn sie in der Disput. § X pag. F. 2 b. wegen des ietzt-beruffenen Mosis Germani dergleichen abscheuliche Expressiones bꝛauchen/ die nicht an- ders/ als unter die schandbaren Worte und un- verantwortliche Beschuldigungen des unschul- digen Nechstens gehoͤren/ die arme Jugend auf der Cathedra Lutheri gewaltig aͤrgern/ und so schwere Verantwortung vor GOTT dem Richter uͤber alles denen Autoribus erwecken muͤssen. 5 Solche liederliche Redens-Arten solte ein so genannter Theologus nicht einmal in den Gelagen derer Studenten/ geschweige in einer Theologi schen Disputation dulden: indem durch solche uñ die gantze Schreib-Art durchgehends klar worden ist/ wie man noch nicht einmal ei- nige Scheu und Furcht vor dem allsehenden Schoͤpffer/ oder die geringste Liebe zu dem Nechsten im Hertzen/ und folglich einer scharf- fen Umkehrung und Reinigung noͤthig haben muͤsse/ wenn man aus so tieffem Elend nuͤchtern werden solle. Wobey ich mich aber nicht auf- halten will/ zumal die an gedachtem Ort ge- schmaͤhete Person sich zur Gnuͤge verantwor- tet hat in der neulichen Schrifft/ unter dem Ti- tul: Der Geist des Widerchrists/ und noch ferner anderswo. 6 Jch werde auch anderer solcher klaren Kennzeichen des Vewuͤstungs-Greuels allhier weiter nichts gedencken/ viel weniger diejenigen Fragen untersuchen (wie ich wohl koͤnte) welche viel Verstaͤndige uͤber diese Disputation auffge- worffen/ zum Exempel: Warum doch diese purè historische Disputa- tion kein Historicus, sondern ein Professor Theo- logiæ gehalten? Warum der Herr Præses keine Theologi- sche Materien aus der Ketzer-Historie wider- legt/ die doch ohne Zahl darinne stehen? Und in specie: Warum man die fornen an gesetzte Anmerckungen von dem Ketzer-machen und die Lehren des I und II Seculi uͤberhuͤpffet/ und so gleich von der geringen Controvers uͤber dem Dionysio Areopagita angefangen? Ob man denn jene Puncte alle vor richtig und or- thodox, oder auch vor unwiderleglich achten muͤssen? Item: Weßwegen alle diejenigen Historien unberuͤhret blieben/ welche hauptsaͤchlich den Ort/ da die Disputation gehalten ist/ betreffen? 7 Es haben ferner kluge Leute gefragt: Warum man doch auff dem Titul mich schon Convictum oder uͤberzeugt und uͤberwun- den nennen duͤrffen/ gerade als waͤre ich bey ih- nen im Auditorio auff der Opponen ten-Banck gesessen/ und ad silentium gebracht? Und waꝛum man eben hiemit wircklich erfuͤllet und bekraͤff- tiget/ was von solchen verkehrten modis con- vincendi schon in denen allgemeinen Anmer- ckungen im IV Punct § 28 stehet: Es sey ei- ner nicht flugs damit widerlegt/ wenn einige Theses zusammen gerafft/ etlichen Discip eln oder Clien ten als Opponen ten (die nicht widersprechen koͤnnen/ noch duͤrffen/) zu ventili ren gegeben/ und der Actus mit Schmeicheleyen (darunter auch die magnifi- qu en Titul gehoͤꝛen) eignem Lob uñ Schmau- sen beschlossen/ dem Præsidi aber die Arbeit 2, 3 oder mehrfach bezahlet wird. 8. Weiter haben sich nicht wenige ver- wundert/ was doch die Autores meine resi- gnation des Professorats angienge oder hin- derte/ und woher sie selbige in der Præfat. mit A. K. H. Zusaͤtze. c Carl- ADDITAMENTA Carlstads Sache vergleichen koͤnten/ da die fa- cta selbst durchgehends greifflich das Gegen- theil ausweisen/ und ob diß nicht eine verkehrte Ketzermacherey sey? Item: ob sie aus der H. Schrifft gelernet/ den Gehorsam JEsu Chri- sti und seiner Lehre einen Enthusiasmum und Platonismum zu nennen/ wovon meine Be- kaͤntniß und die ietzo in der 6ten Edition ange- haͤngte Erinnerung allen un passionir ten Ge- muͤthern gruͤndliche Satisfaction geben wird: da ein ieder urtheilen mag/ ob die wahre Ge- meinschafft und Nachfolge des HErrn JEsu diese Namen verdienet/ oder mit was Grund man auch alle in der Kirchen-Historie enthal- tene Sachen falsche und naͤrrische Meynungen nennen koͤnne? Endlich wo der Epicureismus, Sadduceismus, Anti-Christianismus, ja der gꝛoͤbste Atheismus am greifflichsten herrsche/ so wohl im Lehren als Leben? 9 Von dem mehr als zu levi Specimine selbst (wie sie ihre eigene Arbeit in der Vorrede nen- nen/) waͤre allerhand mit augenscheinlichem Beweiß darzulegen/ wenn es die Muͤhe belohn- te/ und nicht der Ort und die Personen selbst be- reits allen und ieden gewissenhafften Gemuͤ- thern genugsam anzeigen koͤnten/ was daher zu gewarten sey? Jn Betrachtung man sich an demselben durch die bißherigen actiones derge- stalt bekandt gemacht/ daß die von dorther ent- stehenden Gegensaͤtze mehr zur Commenda- tion, als zur Verwerffung eines Buchs dienen koͤnnen. 10 Zum wenigsten ist auch mir meine Zeit zu kurtz und zu theuer/ als daß ich uͤber dem elen- den Zeug noch lange zancken solte: zumalen dieses nirgends etwas wichtiges/ sondern meist allotria betrifft/ wie sonderlich Cap. II § 3 und f. klar zu sehen/ da man gantze Blaͤtter mit ein Hauffen verwirrten und laͤngst bekandten Critiqu en angefuͤllet hat. 11 Jedoch muß ich nur einige Proben ihrer verkehrten Disputir- Art (wiewohl mit sehr we- nigem und nur in transitu ) vor Augen legen/ darunter eine der mercklichsten ist/ daß sie von denen Lesern prætendi ren/ man solle deßwegen diese gantze Kirchen-Historie verwerffen und vor ungegruͤndet halten/ weil sie (die Autores ) in ein Paar Bogen etliche loca daraus auff so- phisti sche Art verdreht und verkehrt/ mir einen andern Sinn angedichtet/ und also wider sol- che Saͤtze gestritten haben/ die ich niemals be- hauptet. 12 Ein ieder verstaͤndiger Leser urtheile un- partheyisch/ und goͤnne mir nichts mehr/ als das Beneficium, daß ich der beste Ausleger meiner eigenen Worte seyn duͤrffe. Jch hat- te im 1 Buch II Cap. n. 9 von den bekandten Schrifften des Dionysii (zum Unterscheid Areo- pagitæ) problematicè geschrieben: sie moͤch- ten auch wohl schon zu Eusebii Zeiten her- vor kommen seyn? und im 10 num. hatte ich protestirt: ich wolle niemanden etwas hieꝛ- von auffdringen/ woselbst ich auch die ihm zugeeignete Schrifften mit Bedacht genen- net/ u. s. w. und also nirgends categoricè und ausdruͤcklich setze/ daß diese Buͤcher dem Juͤn- ger Pauli zu Athen wahrhafftig und allerdings zugehoͤren. 13. Nun aber schreiben die Autores Cap. I § 1 ohne Bedencken: ich schaͤmte mich nicht/ diß untergeschobene Buch auff die Zeit der Apostel zuruͤck zu ziehen: wel- ches klar wider meine obige Erklaͤrung laͤufft/ und also eine falsche Beschuldigung ist. Deß- wegen sie auch vergeblich so viel Worte wider diese Schrifften machen/ und mir gar nicht con- tradici ren/ als der ich die gantze Sache mit Be- scheidenheit bloß muthmaßlich vorgetragen/ und bey so dunckler Sache beyde Meynungen in suspenso gelassen; daher sie auch selbst § 3 meinen Vortrag nur Conjecturas nennen/ und sich also selbst widersprechen. 14 Jnzwischen mag von dieser Sache ins kuͤnfftige ausfuͤhrlich zu handeln seyn/ gleich- wie auch von dem Ursprung der mysti schen Theologie/ dahin ich also diese Untersuchung verspare. Denn dieserwegen beschuldi- gen mich die Autores § 3, iedoch aber- mal offenbarlich mit Unrecht/ als ob ich die wahre himmlische Weißheit aus dem Gehirn Platonis herfuͤhrete. Denn wo ist doch nur eine Spur oder Anlaß zu so greu- lichen Unwahrheiten in meiner gantzen Kir- chen-Historie zu finden? Warum schaͤmet man sich nicht/ solche oͤffentliche falsa in Theologi- schen Schrifften zu begehen? Habe ich nicht den Goͤttlichen Sinn der ersten Christen genug- sam entdecket/ wie sie die wahre und himmli- sche Weißheit auch nur allein von oben erwar- tet? Habe ich auch nicht nun in dreyen Folian- ten und in meiner Bekaͤntniß genugsam dar- gethan/ daß ich die Weißheit weder aus Platonis noch einiges Menschen Gehirn zu deri- vi ren suche? O daß die elende Jugend ihre Schul-Weißheit nicht in ihren eigenen oder anderer Menschen Gehirn/ sondern die wah- re Goͤttliche und dauerhaffte Weißheit bey GOtt suchen/ und dieses niemanden ein En- thusiasmus und Platonismus heissen muͤste! Sie werden mit Schaden erfahren/ daß es die groͤ- ste Klugheit gewesen waͤre/ das Wasser in sei- nem Qvell und die wahre GOttes-Lehre in GOtt selbst/ nicht aber in Menschen-Tand und Traditio nen suchen/ weil sie auch allein bey Gott zu finden ist/ und nicht bey den ausgehauenen Brunnen derer/ die da verfuͤhren und verfuͤhret werden! 15 Was nun ferner im 5 num. der Disp. von den Platonicis und der mysti schen Theologie ge- sagt worden/ soll anderswo zur Gnuͤge eroͤrtert werden/ iedoch ausser dem schaͤdlichen Schul- Gezaͤncke/ wozu ich mich allhier desto weniger genoͤthiget finde/ weil ich mit Platone in der Kirchen-Historie nichts zu thun gehabt. 16 Eine andere offenbarliche falsche Auff- lage ists auch/ wenn sie § 6 setzen: ich haͤtte den Simonem Magum excusi rt/ welches sie nimmer- mehr beweisen koͤnnen. Angesehen ein anders ist/ einen offenbahrlich gottlosen Menschen ent- schuldigen/ oder als fromm und gut beschꝛeiben: ein oder Zusaͤtze. ein anders ist aus klaren Documen ten zeigen/ daß die Scribenten einem Mann/ (welchen ie- derman billich zwar an sich selbst vor verwerff- lich erkennet/) in einigen Anklagen (aus Heff- tigkeit oder Begierde die Sache recht abscheu- lich vorzustellen/) zu viel gethan. Dieses/ nicht aber jenes ist von mir im IV C. des 1 B. gesche- hen/ wie augenscheinlich iedeꝛman erken- nen kan. 17 Naͤchst dem beschweren sich die Autores § 6 und 7 vergeblich/ als ob man Epiphanium gaͤntzlich verwerffe: indem (1) sie ja selbst § 6 aus dessen eigenen Worten bekennen/ daß er geirret habe. Und (2) er nirgends gantz und gar uͤberhaupt verworffen/ sondern seine Zeug- nisse sehr offte als glaubwuͤrdig angefuͤhret/ nur aber in solchen Materien in Zweiffel ge- zogen worden/ worinnen andere gewissere Gruͤnde vorhanden seyn. 18 Dergleichen ist auch in der Frage von den Ebioni ten geschehen/ allwo die Autores § 7 sehr unbesonnen schreiben/ die Meynung (daß der vermeynte Ketzer Ebion niemals auff der Welt gelebet/) ruͤhre von gottlo- sen Scribenten her: da sie doch in der Kir- chen-Historie 1 B. 4 C. num. 13 gesehen/ daß unter andern der beruͤhmte Joh. Clericus und noch zuletzt Herr D. Jttig zu Leipzig eben die- ses ausdruͤcklich gelehret und gut geheissen ha- ben: welche sie ja hoffendlich nicht unter solche Leute rechnen werden. Alleine dieses Sophi- sma war noͤthig/ damit man dem Leser eine Furcht vor einer Ketzerey einjagen moͤchte. 19 Eben so verkehrt berichten sie den Leser in ihrer Disputation § 8 als wenn ich des Ce- rinthi Jrrthuͤmer emolli ret haͤtte/ welches abermal eine greuliche und unerweißliche Be- schuldigung ist. Jnmassen ich mich hiemit getrost auff alle unpartheyische Leser beziehe/ ob sie etwas anders in dem 18 und ferner num. des IV Cap. im 1 B. finden/ als ernstliche Ver- werffungen seiner Lehren. Jch setze ja daselbst ausdruͤcklich: Er habe seiner blinden Ver- nunfft gefolget/ er habe Christum JEsum verworffen/ u. s. f. Wie kan ich denn seine Jrrthuͤmer emolli ren? Ein anders ist wieder- um/ was ihm Philastrius und andere etwan wi- der alle Wahrheit angedichtet haben. 20 Jm 9 num. der Disputation (die ja theolo- gi sch seyn solte/) waͤre es hoͤchstnoͤthig gewesen/ die unverschaͤmte Beschuldigung zu erweisen/ wenn man in den Tag hinein geschrieben: Jch haͤtte bey der Lehre des 1 Seculi vieles ver- kehrter Weise erklaͤret/ die Worte der Schrifft und der ersten Lehrer bey den Haaren herzu gezogen/ u. s. f. Denn wer wird doch dieses denen armen Leuten so schlecht- hin ohne gefuͤhrten zulaͤnglichen Beweiß glau- ben/ da sie sich bißhero so offte bloß gegeben? Jhr Sagen und Setzen gilt nun nichts mehr/ und wo kein Beweiß ist/ davon wird sich kein Verstaͤndiger mehr uͤberreden lassen. 21 Dahin gehoͤrt/ was daselbst vom Abend- mahl aus § 15 Cap. V im 1 B. wiederum uͤbel angezogen wird/ als haͤtte ich dessen freywilli- gen und rechtmaͤßigen Gebrauch verworffen: Da ich doch im gedachten Ort deutlich vom Antichristischen Zwang alleine rede/ wo- durch die Clerisey unter dem Verfall alle und iede Menschen ohne Pruͤfung und Unterscheid zum Nachtmal um des Beicht-Pfennigs wil- len treibet und zwinget. Welches diese meine klare Worte ausweisen/ da ich den damahligen freyen/ heiligen und seligen Brauch des Abend- mals bey den ersten Christen dem erfolgten Mißbrauch entgegen setze/ und sage: Also ban- den sie ein ander nicht NB. strenge an das Abendmal/ u. s. w. davon die Abbildung der ersten Christen im II Buch am letzten Cap. mit mehrern zu sehen. Hieruͤber nennen sie mich nun einen hominem perfrictæ frontis, au- daciæ, impudentiæ, \&c. welches ich aber ihnen gerne zu gute halte/ und die Befreyung von sol- chen Lastern iederman ernstlich wuͤnsche. 22 Was weiter im 1 § des II Cap. in der Disp. von Ignatii Episteln stehet/ ist vorlaͤngst unter den Gelehrten ventilirt, daß es nicht so viel Ausschreibens bedurfft haͤtte/ und kan man einem ieden seine Meynung ja wohl goͤnnen: Alleine die folgende Dispüte im 2 § uͤber den Kirchen und Altaͤren ist abermahls vergeb- lich: weil man leichtlich oben aus dem II Cap. § 10 des 1 Buchs haͤtte sehen koͤnnen/ daß ich diese Dinge unter den Juͤdischen Aberglauben mitgerechnet/ und ihre Beschreibungen aus den Libris de Eccl. Hierarchia vor nichts weniger als vor des ersten Apostolischen Dionysii Worte ge- halten habe: Dahero hier abermal Lufft- Streiche genug geschehen. 23 Eben so uͤbel list die Beschuldigung im 3 § gegruͤndet/ die sie aus ihrem eigenen Wi- dersacher abborgen: indem sie ja schwerlich ge- stehen werden/ daß der Papiste Lanselius dem Casaubono erweisen koͤnnen/ seine Excercitatio- nes waͤren voller Unflaths und Luͤgen/ ob ers gleich/ eben wie sie/ fein dreiste in die Welt ge- schrieben. 24 Jn der Historie vom Basilide wollen sie mich wegen der Chronologie reformi ren/ daß ich ihn in den Anfang des II Seculi gesetzet/ da er doch mit Marcione um die Helffte des II Seculi zu Rom gewesen sey. Allein ich habe (1) be- dencklich geredet/ (im IV C. des II B. § 4) daß er nur im Anfang des II Seculi gelebet/ (so jung als er auch gewesen seyn mag/) dahero kan er zum (2) auch weit uͤber die Helffte desselben gelebet/ und hernach erstlich seine Lehre ausge- breitet haben. Sie gestehen aber (3) selbst/ daß es hier viel Difficul taͤten gebe/ u. wuͤnschen daheꝛ eine accurate Chronologie der Secten/ schlies- sen auch endlich selbst: Quicquid autem sit de temporum rationibus: und halten damit diesen ihren Widerspruch selbst vor unnuͤtze und uͤber- fluͤßig. 25 Eben daselbst geben sie vor/ ich haͤtte Ba- silidem als einen Zauberer entschuldigen wol- len/ wovon aber ein unpartheyischeꝛ Leser an ge- dachtem Ort keinen einigen Fußstapffen finden wird/ zumal wenn er sich erinnert/ was hier oben § 6 zum noͤthigen Unterscheid angemer- cket worden. A. K. H. Zusaͤtze. c 2 26 Sie ADDITAMENTA 26 Sie fuͤhren aber keinen andern Beweiß an/ als daß sie sagen/ ich haͤtte die Sache mit dem Abraxas derer Valentinianer nicht eben vor wichtig ausgegeben: welches sie abermal aus meinen Worten nimmermehr erweisen wer- den/ der ich ausdruͤcklich geschrieben § 10 daß diese Sache auff allerhand Aberglauben und Thorheiten gefuͤhret worden; deß- wegen ich mich auch dabey nicht auffhalten wolle: Die Disputatores aber haben dargegen (ohne Zweiffel/ weil es ein Specimen Academi- cum heissen soll/) etliche Blaͤtter davon voll ge- macht/ ungeacht diese Dinge biß zum Eckel in den Buͤchern laͤngst zu finden gewesen: 27 Jm folgenden 7 § fuͤhren sich die Autores recht eifferig und spoͤttisch auff/ und klagen da- bey/ ich haͤtte Valentinum wollen entschuldigen/ und zwar aus dem Grunde/ weil seine Schrif- ten vor sehr verfaͤlscht erkannt waͤren; wobey ich die Libros Clementis Alex. ohne paginis angefuͤhret habe/ weil ein ieder die Stel- len/ darinne Valentini eigene Worte angefuͤh- ret werden/ zum wenigsten im Register finden kan. Hier war mein Sinn dieser/ daß die Schrifften Valentini nicht mehr gantz vorhan- den/ sondern nur von dessen Gegenpart stuͤck- weise/ verstuͤmmelt und abgebrochen angefuͤh- ret waͤren: Dahero ein ieder Vernuͤnfftiger nicht so gleich denen Widersachern Valentini trauen koͤnne/ aus Beysorge/ man moͤchte eines und andeꝛs aus ihm ungleich angezogen haben/ wie der Eifferer Gewohnheit waͤre. Nun urtheile ein ieder/ ob dieses eine Unwahrheit sey/ (wie jene meynen) oder nicht vielmehr ein vorsichtiges Bedencken/ damit auch denen Jrrenden nicht Unrecht geschehen moͤchte/ nachdem ihre Schrifften nicht gantz und un- gestuͤmmelt mehr vorhanden seyn. Wer hat aber gesagt/ Clemens oder ein anderer bekenne/ daß Valentini Schrifften verfaͤlscht seyn? wor- uͤber sie so viel exclamationes und Schul- phra- ses aus den Poë ten vorbringen. 28 Noch elender klingts im 8 num. allwo sie mir eine Contradiction andichten/ als haͤtte ich gesetzt/ Epiphanius habe zu erst die Beschuldi- gungen von der Unzucht wider die Gnosticos auffgebracht: da doch Clemens Alex. vor ihm dergleichen bezeuge. Allein man haͤtte sollen die loca dieser beyden Autorum zusammen hal- ten/ so haͤtte man viel unnuͤtze Worte sparen koͤnnen. Clemens redet bloß und klaͤrlich de simplici voluptate, Epiphanius aber von den al- lergreulichsten Arten des Kinder-Mords/ des monstrose sten schaͤndlichsten Menschen-fres- sens und der heßlichsten Unzucht und Sodomi- terey/ welche Anklage er allerdings zu allererst auff die Bahn gebracht hat/ wie die im IV C. § 27 angezogene ansehnliche Scribenten/ auch selbst Lutherische Autores bekennen. 29 Nun haben die Autores zu bedencken/ ob nicht aller ihr verkehrter Eiffer und muth- willige Spott-Reden wider den beruͤhmten D. Christianum Kortholtum selbst gehen/ der die Gnosticos noch viel weitlaͤufftiger und ernstli- cher gegen ihre Ketzermacherische Anklaͤger de- defendi rt/ auch dabey den Consens der bekand- ten Historicorum Bosii und J. Thomasii angefuͤh- ret hat: Lib. de Vita Christiana Cap. IX p. 116 seqq. Heists denn auch von diesen ansehnlichen Maͤnnern/ oder von andern/ als Herrn D. Ittigio (der manche Jrrthuͤmer derer Hæresiologi en bißher entdeckt/) was sie mir zugeschrieben: Dum aliorum scelera extenuare \& mollire stu- dent, inscitiam atque suum cavillandi studium, produnt? Oder gilt auch diesen verstaͤndigen Leuten/ was sie mir am Ende des 8 § frevelhaff- tig beymessen/ als liebte ich deꝛer Gnosticorum Lehre/ und haͤtte ein Gemuͤth voller Affect en/ wie diese? Alleine derjenige muß mit ihnen Mitleiden tragen/ und kan hieruͤber sich nicht wundern/ wer den Zustand eines natuͤrlichen Menschen kennet. Jch brauche vielmehr all- hier die Worte Kortholti l. c. p. 116: Non de fidei aut Christianæ religionis capite aliquo heic agitur, sed de quæstione merè historica; de qua per me unicuivis statuere licet, quod libet, modò mihi aliisque similem sentiendi liberta- tem non negaverit. 30 So sehr als sie endlich ihren Uberdruß bey ihrer Disputation num. 9 an Tag legen/ so veꝛdꝛießlich ist miꝛs auch/ nur eine oder 2 Stun- den damit zuzubringen. Sie buͤrden mir aber- mal insgemein auff/ als suchte ich alle alte Ke- tzereyen zu defendi ren/ und zwar bloß auctorita- te dictatoriâ: ungeacht sie bey allen paragraphis meiner Historie den Uberfluß derer allegir ten autorum sehen/ auch aus bißheriger Eroͤrterung wohl erkennen moͤgen/ daß sie mir mit ihren Aufflagen Unrecht gethan/ und die Materien allerdings bestehen/ auch von Lutherischen Theologis und Philologis selbst bekraͤfftiget werden. 31 Dahero gehe ich die Schmaͤh-und Schelt-Worte vorbey/ die mich nicht im ge- ringsten ruͤhren/ weil ja die Wittenbergische Mode leider! Welt-bekandt ist/ und sonderlich dieser Autorum Ohnmacht und Gemuͤths- Schwachheit (da sie wohl recht besage des Titels More institutoque Majorum disputirt ha- ben/) aus allen Worten erhellet; zumahl man siehet/ wie der Eiffer und die Hitze der Affecten von Grad zu Grad in ihnen zugenommen/ und da sie anfaͤnglich noch bescheidentlich schreiben/ nach und nach immer boͤser werden/ biß sie gar zuletzt in eine zornige Anrede ausbrechen. 32 Nur diß eintzige will ich noch anmer- cken/ da sie im 9 § meine Worte von den En- crati ten also anfuͤhren: Encratitarum de cor- rupto Creaturarum statu sententiam non ita de- pravatè \& corruptè fuisse propositam, ex eo li- quet, quoniam tam multi sectæ huic adhæse- rint. Nun halte der Leser diese Worte gegen meine eigene/ und den gantzen Context, wie ich jene aus der K. H. pag. 76 § 43 hersetzen will. Nachdem ich die naͤrrischen Saͤtze erzehlt/ die man denen Encrati ten beygelegt: als: der Unter-Leib am Menschen gehoͤre dem Teuffel/ deꝛ Weinstock sey von der Schlan- gen gebohren/ die mit der Erden vermi- schet sey/ u. s. w. schreibe ich also: Daß aber die Meynunge von dem Verderbniß der Creaturen nicht so greulich und abge- schmackt oder Zusaͤtze. schmackt (hier solte es im Latein heissen: tur- piter \& absurdè ) muͤsse vorgetragen seyn/ er- hellet daraus/ weil ihnen so gar sehr viele angehangen haben. Dieses bestaͤrcke ich nun alsobald damit/ weil sie gantze Gemeinen und Bischoͤffe gehabt/ woraus ich schliesse/ NB. daß sie den Ehestand nicht gaͤntzlich ver- woꝛffen/ (der ad servandam societatem gehoͤꝛte) als welches ich auch aus Clemente Alex. Lib. III p. 461 beweise. Hieraus siehet der Leser klar/ daß ich nicht eben aus der Menge des Anhangs die Wahrheit ihrer Lehre oder ihren eigenen ver- kehrten Vortrag schliessen wollen/ sondern nur zeigen/ daß sie selbst (die Encrati ten) ihre Sachen gar anders und plausibl er moͤgen vor- getragen haben/ als ihre Anklaͤger entweder aus præcipitanz oder Vorsatz gethan/ weil son- sten nicht so ansehnliche Gemeinen (bey dem hellen Licht der Wahrheit) ihnen zugefallen waͤren; vornemlich weil NB. ihre Lehre auff die Verleugnung und Enthaltung mehr drunge/ und folglich der Christlichen Lehre naͤ- her trat/ als der anderen Hauffen ihre. Hier urtheile ein gescheidter Leser/ ob dieser Schluß nicht bindig sey/ wenn er schon von keinem Ca- theder legitimirt ist! 33 Die Autores moͤgen auch zusehen/ wie sie ihre ausgeschuͤttete Schelt-Woꝛte retten gegen diejenigen/ welche Montanum mit gutem Gꝛund entschuldiget haben/ daß er sich nicht vor den H. Geist ausgegeben. Der Herr Ittiglus schrei- bet am angezogenen Orte Sect. II de Hæres. c. 13 §. 3 p. 221 ausdruͤcklich also: Cùm Tertullia- nus Montanum à Paracleto passim distinguat, verisimile non est, quod vel ipse Montanus se Spi- ritum S. esse gloriatus fuerit, vel quòd ab asseclis suis pro ipso Spiritu S. habitus fuerit, ersi per- suasum sibi habuerint, Magistrum suum singula ri quadam ratione à Spiritu S. afflatum fuisse, \&c. Hier leugnet der Herr Ittigius, daß auch Montanus von den Seinigen der Heil. Geist waͤre geheissen worden/ und hat also folglich Montanus diesen Nahmen auch nicht doͤrffen von sich ablehnen oder depreci ren. Diesen letztern Satz aber (nemlich Montanum Para- cleti nomen fuisse deprecatum, ) nennet die Disp. §. 20 unbesonnen einen crassissimum errorem, der aus einem judicio male fascinato herkom- me/ u. s. w. welcher doch gantz deutlich des angezogenen Autoris seiner ist/ den aber der blinde Eiffer nicht erkennen wollen/ und daher iederman ohne Bedencken schmaͤhet und schimpffet. 34 Endlich soll es eine heissen/ wenn ich | geschlossen: p. 79 § 54 Tertullianus als ein kluger und ansehnlicher Mann wuͤrde nicht Montano beygefallen seyn/ wo eꝛ nicht dessen gute Lehre wohl erkannt gehabt. Den Schluß leugnen sie daher/ daß sie nicht ge- stehen wollen/ Tertullianus sey ein solcher Mann gewesen; Alleine sie nennen ihn selbst bald dar- auff p. F. 2 b. virum prudentem \& cordatum, und der beruͤhmte Spanheimius hat eben hievon ausdruͤcklich bekannt/ daß Tertullianum seine Liebe zu einem ernstlichen und genauen Christenthum bewogen/ zum Montano zu treten. Hist. Ecel. p. 226. Weil sie aber se- hen/ daß Tertulliano sein gehoͤriges Lob nicht ab- zu disputi ren sey/ so machen sie den Schluß: Ad quam impietatem præstantissimi doctissimique Viri accedunt, illa haud est improbanda \&c. Sub- sumi ren darauff von dem ietzt-bekandten Apo- stata Joh. Peter Speethen: oder Mose Germa- no: dabey sie aber 2 offenbahre falsa begehen/ indem sie (1) Tertulliani Zeugnisse wider die Roͤmische verderbte Clerisey auff gut Paͤb- stisch eine impietatem nennen/ dessen Gegen- theil am gedachten Ort der K. H. gezeiget ist/ und (2) diesen Juͤdischen Mamelucken unter die præstantissimos und doctissimos Viros rech- nen/ auch den gantzen Periodum mit abscheuli- chen stinckenden Calumni en anfuͤllen. 35 Und diese entsetzliche Greuel/ welche un- ter dem Vorwand des Religions-Eiffers wi- der den unschuldigen Nechsten mit Hindanse- tzung des Gewissens so gar ungescheuet in die Welt ausgeschuͤttet worden/ halten mich ab/ laͤnger in dem Andencken derselben zu verwei- len. Absonderlich da mein Gemuͤthe von selbst an allen Streitigkeiten einen aͤusersten Eckel tꝛaͤgt/ uñ desto geschwindeꝛ aus solchem Schul- Gezaͤncke und Woꝛt-Kriegen heꝛaus eilt/ nach- dem es zu etwas noͤthigers und heilsamers sich beruffen findet. 36 Nur dieses anzuhaͤngen dringet mich die allgemeine und schuldige Liebe gegen alle Men- schen/ daß ich denen Lesern insgemein/ und vor- nemlich denen beyden Autor en dieser Disput. wahre gruͤndliche Bekehrung zu GOtt und al- so wirckliche Errettung aus ihrem erschreckli- chen Elend treulich wuͤnsche. Die Wunden ihrer Hertzen und die hefftigen Plagen ihrer Affecten/ sonderlich des Zorn-Eiffers/ und der Schmaͤhsucht sind ja in den wenigen Bogen so gar greifflich dargelegt/ daß sie dabey unmoͤg- lich wahren Goͤttlichen Frieden und also das ewige Leben zugleich neben solchen Greueln ge- niessen moͤgen. Weil aber dennoch der Geist GOttes nicht unterlaͤßt/ auch bey allen und ie- den anzuklopffen: so ist mein Wunsch/ daß nie- mand denen heilsamen Regungen in seinem Hertzen widerstehe/ welche ihn zum Gehorsam des Goͤttlichen Glaubens/ zur Liebe/ Sanfft- muth und Demuth reitzen/ damit sie Frieden und Gemeinschafft erlangen mit ihrem Schoͤpffer und allen Menschen/ als wozu wir alle beruffen sind. 37 Damit aber ihnen auch von meiner Sei- te keine Hinderniß an dieser hoͤchsten Gluͤck se- ligkeit im Weg stehe/ oder zur Entschuldigung dienen koͤnne: so versichere ich die Herrn Au- tores hiemit auffrichtig und ohne Verstellung vor dem/ der unser aller Jnwendiges kennet/ daß ich dieses alles allein aus Liebe zur Wahr- heit geschrieben/ und im uͤbrigen sie in gehoͤriger Gedult gern ertrage/ das an mir begangene Unrecht gaͤntzlich und von Hertzen vergebe/ und ihr Bestes allewege zu suchen ernstlich trachten werde. Und weil ihre Schrifft durch- gehends zeiget/ daß sie von ihren alten Vorur- theilen/ vaͤterlichen Satzungen und Traditio nen so starck eingenommen und gefangen sind/ daß sie aus Unerkaͤntniß GOtt noch einen Dienst A. K. H. Zusaͤtze. c 3 daran ADDITAMENTA dran zu thun meynen/ weñ sie wider viele so ge- nannte Ketzer eiffern/ und also mich deßwegen auch anfeinden: So versichere ich sie und ei- nen ieden hiermit/ daß ich meiner Sachen aus GOttes Wort durch den H. Geist mehr als zu gewiß sey/ und/ was ich geschrieben/ alles vor den Augen des unsichtbaren GOttes zu meines Nechsten Heyl vorgetragen habe/ keines we- ges aber einer Secte zu gefallen/ wie jene mich aus Sectiri schem Sinne faͤlschlich beschuldigen/ dagegen ich allezeit und auch ietzo ernstlich will protesti ret/ und das Gegentheil auff mein Ge- wissen bezeuget haben. 38 Dieses mag mir nun iemand glauben oder nicht/ so wird mir doch mein gutes Gewis- sen in dem H. Geist der beste Schutz seyn/ wenn GOtt das Verborgene der Menschen richten wird. Und da die Herrn Autores selbst als Gegener mir im Beschluß ihrer Disput. das Zeugniß geben/ me olim probi emendatique moris fuisse: (wiewohl ich mir bey aller schein- baren Natur-Froͤmmigkeit mehr Ehrgeitz und anderer Academi scher Thorheiten auch von Wittenberg her bewust bin/) so koͤnnen sie ja leicht ermessen/ daß zum wenigsten noch ein Fuͤncklein der Furcht GOTTes in mir uͤbrig seyn werde/ so mich schuͤchteꝛn machen muͤsse/ et- was unrechts oͤffentlich zu proponi ren/ und so viel 1000 Seelen zu aͤrgern. Sie moͤgen mirs aber nun glauben oder nicht/ so sollen sie doch wissen/ daß ich dagegen auch ihre Dinge wohl kenne/ und nicht ohne grossen Ernst und Bekuͤmmerniß um mein wahres Heyl so viel Jahre lang alles bißanhero genau untersuchet habe. Dahero werde ich nun hinfuͤhro gantz ruhig seyn/ und sie dem allgemeinen Regenten uͤberlassen/ auch auff ihre Haͤndel nicht refsecti- ren/ da ich meine eigene Seele zu retten habe. 39 Jndessen kan ich zwar auch denen jeni- gen Predigern/ welche bißhero diese Kirchen- Historie auff denen Cantzeln und sonst hefftig ausgescholten/ ihren Muthwillen und Eiffer wohl goͤnnen: wuͤnsche ihnen aber auch helle- re Augen zu sehen/ wie sie damit nur ihnen selbst schaden/ und sich vor Verstaͤndigen mit ihren Affecten allzu bloß geben. Sie haben bißhe- ro nichts mehrers oder anders damit ausge- richtet/ als alle vorige Ketzermacher: nemlich/ daß sie das Buch nur desto bekandter und die Leute begieriger gemacht/ selbiges zu untersu- chen; so daß mancher daraus einen andern Be- griff von denen Kirchen-Sachen uͤberkommen hat. GOtt thue ferner in allen nach seiner Weißheit und Guͤte/ welchem ich die Leser/ und sonderlich die Widersprecher/ treulich uͤberlas- se und empfehle. 40 O daß doch der H. Geist/ als ein Geist des Friedens und der Liebe/ so viel Gehoͤr und Treue bey allen finden moͤchte/ daß niemand mehr um Worte und Meynung zanckte/ als welches nur die Gemuͤther verwirret und ver- bittert/ auch nicht den gerinsten Vortheil zum wahren ewigen Gut darreichet. Daß doch diejenigen/ welche um vaͤterliche Traditiones und Weisen so hefftig bißhero geeiffert/ nun- mehro aus dem so deutlich in der Schrifft aus- gedruckten Willen GOttes durch den Geist Christi erkenneten/ wie hoͤchstnoͤthig es sey/ daß sie nur bloß und allein wider ihr eigenes ver- derbtes Hertz eiffern und streiten lerneten! 41 O ihr unsterblichen Seelen/ die ihr in eu- ren vorgefaßten Urtheilen und Meynungen von Kindheit so gefangen und erbaͤrmlich ge- halten seyd/ daß ihr noch euren Eyffer vor einen Dienst GOttes und eure lange Gewohnheiten vor den Weg zum Himmel achtet! Kommt und lasset uns mit einander ernstlich zu unserm gemeinen Schoͤpffer kehren/ und uns in gleicher Erkaͤntniß unsers Elends zusammen vor ihm beugen! 42 Jch bin nach der Natur nicht besser/ als alle Menschen/ weil ich weiß/ daß es lauteꝛ Gna- de ist/ was GOtt einem ieden zuvoraus schen- cket. Darum kommt/ laßt uns in unsern Her- tzen in die Gegenwart der allerhoͤchsten und ent- setzlichen Majestaͤt stellen/ und den alten hof- faͤrtigen schwuͤlstigen Sinn vor ihr beugen! Laßt uns bedencken/ ob man vor dessen hochhei- ligsten Augen also barbarisch gegen seinen Nechsten verfahren/ und das Geschoͤpffe GOttes so schaͤndlich anfeinden/ und biß in die unterste Hoͤlle durch das unselige Ketzermachen verdammen duͤrffe? 43 Lasset uns doch nachdencken/ ob wir nicht vor unserm allgemeinen Vater an statt des Verketzerns und eckelhafften Verdammens einander lieben und im Friede begegnen solten? damit keiner hinfuͤhro bloß auff des andern aͤuserliche Worte und Meynungen sehe/ und sich dadurch zum Zorn/ Mißvergnuͤgen und Unruhe reitzen lasse. Sondern daß wir auff unser Leben und die Fruͤchte des rechten Goͤttli- chen Glaubens untereinander Acht haben/ und uns hiezu reitzen/ die da sind Liebe/ Friede/ Ge- dult/ Sanfftmuth/ Demuth und das heilsa- me Vertragen untereinander. 44 Sehen wir diese Wirckungen an ieman- den/ so haben wir ja Ursache uns zu freuen/ und dem falschen Anklaͤger unserer Bruͤder kein Gehoͤr zu geben/ der da lauter Argwohn/ Wi- derspruch/ Mißtrauen/ Hoffart und Verdam- mung wider den Nechsten einzustreuen vor sei- ne groͤste Freude haͤlt. Denn eben daher ent- springt das elende Eiffern/ und Ketzermachen der zerruͤtteten Sinnen. Dagegen nichts hilfft noch Statt findet/ als der Sinn JEsu Christi/ in Demuth und Sanfftmuth/ welche man nach wahrer Bekehrung von ihm allein lernen muß/ damit man Gedult habe mit Schwachen und Jrrenden/ und die Zeit erwar- te/ da GOtt einen ieden zu rechte fuͤhren wird. Jndem gleich wohl so viel 100 Jahre her durch den harten verkehrten Proceß derer falschen Eifferer keine einige Seele gerettet/ wohl aber so viel 1000 Menschen an Leib und Seel ver- derbet worden sind. 45 Findet man aber den Sinn des Flei- sches/ der Welt und des Teuffels an iemanden; so muͤsse die innigste Erbarmung JEsu Christi und die allgemeine Liebe hinfuͤhro nicht muͤde wer- oder Zusaͤtze. werden/ im Gebet und Vorbitte/ solche aus dem Feuer zu ruͤcken/ und/ wo keine Worte hinlan- gen/ desto emsiger im Verborgenen bey dem ewigen Liebhaber aller Menschen anzuhalten/ biß die allmaͤchtige lebendigmachende Krafft seines Geistes ihre Hertzen in die Enge treibe und ihm gehorsam mache. 46 Eben dieses wuͤnsche ich meines Orts vor die Autores dieser Disputation und vor alle ihres Gleichen mit Ernst zu thun/ wie mein Ge- muͤthe fernerweit gegen selbige in erbarmen- dem Mitleiden bleiben wird/ wie auch im Ver- langen/ sie in Frieden und Liebe vor GOtt und also von der Qvaal ihrer ungestuͤmen Affecten befreyet zu sehen. 47 Kein verstaͤndiges und erleuchtetes Ge- muͤth wird leugnen/ daß ihre gantze Schrifft ein uͤbel- constituir tes verblendetes und natuͤrlich verderbtes auch von so vielen argen Paßionen geplagtes Hertz anzeige. Dieser ihrer inwen- digen Last und Unruhe werden sie nimmer- mehr loß werden/ wo sie nicht von ihren Ver- nunffts-Hoͤhen herunter steigen/ in Busse um- kehren/ und als einfaͤltige Kinder dem Willen GOttes gehorsam werden. Diß einige ist ih- nen noͤthig/ daß sie nemlich bloß und allein um die wuͤrckliche Erloͤsung von ihrer eigenen Ver- derbniß bekuͤmmert seyn/ und nicht in einem blossen Wahn und Satz vom Glauben beru- hen/ sondern mit hoͤchstem Ernst suchen/ die un- endlichen Verheissungen GOttes in Christo in der That zu geniessen. 48 Werden sie auff dieses einige Nothwen- dige alle ihre Sorge/ Muͤhe/ Studia und Treue richten/ so wird ihnen bald das Schul-Gezaͤn- cke und die falsch-beruͤhinte Kunst ein Eckel werden/ so daß sie alles vergessen/ und vor Koth und Schaden achten gegen der lebendigen Er- kaͤntniß JEsu Christi. 49 Solten sie einmal nuͤchtern werden aus ihrem ietzigen erschrecklichen Zustand/ so wuͤr- den sie mit Erstaunen gewahr werden/ wie greulich der Geist dieser Welt seine elende Sclaven zu qvaͤlen pflege. Ja/ wie er sie auch unter dem Schein des Eiffers bey ihrem natuͤr- lichen Ehrgeitz/ Hochmuth/ und daher entste- henden Zorn/ Rachgier und Zanck-Sucht um- treibe/ und ihnen keine friedliche und in GOtt wahrhafftig-froͤliche Stunde goͤnne. Wie endlich die Begierden des Fleisches und die ver- wirrten Bewegungen des Hertzens unter ein- ander in der armen Seele streiten/ und den Menschen 1000 mal mehr als alle Hencker pei- nigen. 50 Sie wuͤrden so dann ihr voriges Elend nicht genug bedauren und beklagen koͤnnen/ da sie die von GOtt bloß zu ihrer Bereitung auff die Ewigkeit geschenckten Tage und Jahre mit unnuͤtzen Neben-Dingen verderbet. Ja/ da sie an statt der Goͤttlichen Liebe/ und daher ent- stehenden seligsten Gemuͤths-Ruhe mit fal- schem Eiffer/ Widerspruch/ Verdammung und Beleidigung anderer Leute sich nur selbst ge- schadet/ und eine rechte Hoͤlle im Eigenwillen und Eigen-Liebe geschmecket. 51 O ihr verkehrten und blinden Eifferer insgesammt/ dencket daran/ wie euch vor dem Feuer-Gerichte GOTTes nimmermehr ent- schuldigen werde/ daß ihr viel Leute zu Ketzern gemacht/ oder so viel 1000 Seelen verdammet habet! Alldieweil bey auffgewachtem Gewis- sen vor GOtt nichts gelten wird/ als eine neue Creatur: Diese aber zu erlangen viel mehr Zeit/ Krafft und Fleiß noͤthig ist/ als daß man etwas von diesen auff schaͤdliche Disputir- Sucht und Versuͤndigung an GOTT und Menschen wenden duͤrffe. 52 Darum eile ein ieder/ der noch klug ist und sein eigen Wohlseyn liebet/ aus diesem brennenden Feuer Sodoms/ worinne viel 100 Jahre heꝛ so manche arme Seele verdorben ist! Es ist noch immer vor iederman eine offene Thuͤre gegeben/ nemlich Busse und Glauben an den HERRN JEsum/ dadurch man ins Reich der Liebe/ des Friedes und der Freuden auch noch in diesem Leben eingehen mag. Jst iemand einfaͤltig/ getreu und der Stimme des allgemeinen Hirtensgehorsam/ so wird er auff- hoͤren zu suͤndigen/ und die hinterstellige Zeit nicht den Luͤsten und Gewonheiten des groͤsten Hauffens/ sondern dem Willen GOttes leben. Wobey ihm um Christi willen Ehre und Schmach/ Annehmung und Verwerffung/ Schade und Nutzen gleich viel gehalten wird/ weil er ein unbeweglich Reich in sich selbst zur Vergeltung der wenigen Verleugnung em- pfaͤnget. 53 Jst aber iemand weiter verstockt/ (wie denn sonderlich von denen Schrifft gelehrten und Phariseern zu besorgen ist/ Matth. XXI, 31.) der wird sein Urtheil in seinem gebrandmahlten Gewissen tragen/ und wird erfahren/ wie ihn dennoch die Hand GOttes halte/ und seinen Willen uͤberwaͤltigen werde auff uns unbe- kandte wiewohl harte und unertraͤgliche Wei- se: da denn die Vergeltung desto schwe- rer fallen moͤchte/ ie mehr unschuldige See- len durch die Verlaͤsterung des ewigen Raths GOTTes/ wie er in allen eroͤffnet und vorgeleget wird/ abgehalten und geaͤr- gert worden. 54 Dahero moͤchte es auch vor diese Auto- res hohe Zeit seyn/ die alte suͤndliche Natur foͤr- derlichst abzulegen/ und von neuem gebohren zu werden; wobey die uͤberschwengliche Erbar- mung GOttes an Rath und That in dero Her- tzen nichts wird ermangeln lassen. Jch bin gewiß/ daß der H. Geist nicht unterlaͤsset in ih- rem Gewissen ietzo auch/ da sie dieses lesen/ zu zeugen und sie zu uͤberfuͤhren/ daß diß der gute Wille GOttes an sie sey. Folgen sie nun die- sem allerseligsten Zug/ so wird sie die ewige Lie- be ergreiffen/ erleuchten und zu andern Men- schen machen/ die ihre Lebens-Zeit in dem Ge- nuß des ewigen Lebens zubringen koͤnnen. Denn wer die Stimme Christi in seinem Her- tzen hoͤret/ wenn er anklopffet ( Apoc. III. Jo- han. X. ) und ihm folget/ dem gibt er alsobald ewiges Leben/ weil er den Vater kennen lernet und den er gesand hat/ JESUM CHri- stum. 55 Zu ADDITAMENTA 55 Zu diesem Hochzeitmahl des Lamms/ zu diesem hoͤchsten Gut und einigem Zweck unse- rer Schoͤpffung laden wir ungeacht alles Spotts in allgemeiner Liebe iederman ein/ und vornemlich unsere Feinde und Widerspre- cher! wir noͤthigen sie hiermit aus treuem Ver- langen/ sie neben uns im Besitz der reichen Guͤ- ter des Hauses unsers Vaters/ und von dessen Wolluͤsten truncken zu sehen! Nichts ist nun- mehro in unsern Gemuͤthern als Goͤttliche Lie- be gegen alle ohne Unterscheid/ denn die Liebe GOttes geußt sich aus in die Hertzen ihrer Freunde durch den Heiligen Geist/ und lehret nichts als Liebe/ Frieden und Wohlgefal- len. 56 Von nun an ists moͤglich denen/ die da glaͤuben/ mit allen Menschen Frieden zu ha- ben/ weil in dem Reich GOttes/ das inwendig da ist/ nichts gemeines oder unreines Statt fin- det. Darum soll auch diß die letzte Gegen- Schrifft an die Widersprecher seyn! Alles/ was von iemand aus meiner Veranlassung moͤchte unrecht gedeutet seyn/ das sey hiemit iederman auffrichtig und demuͤthig abgebe- ten. Der Hertzog des Lebens muß nun in E- wigkeit durch Frieden und Liebe regieren und leben in den Seinen! Er hat ein Reich auff- gerichtet/ daß es ewiglich bleibe! wer das be- gehrt/ der suche es/ so findet ers gewiß! Amen! also muͤsse es in allen erfuͤllet werden! Nachdem dieses alles bereits geschrieben gewesen/ sendet mir der Herr D. Petersen nachfolgende Zeilen zu/ damit selbige zu mehrerer Ent- deckung derer in der Disputation enthaltenen Schluͤße zugleich all- hier mit angehaͤnget und publici ret werden moͤchten. Welches denn hiermit aus Liebe zur Wahrheit geschiehet/ mit gebuͤhren- der Bitte/ der geneigte Leser wolle ihm diese zum Haupt-Werck nicht eben gehoͤrige Sache nicht entgegen seyn lassen/ sondern den H. Geist ernstl. ersuchen/ daß so wol diese als alle andere vorher- gehende Zeugnisse ihren guten Zweck erhalten moͤgen. W Eil vernommen/ daß der Herr Pro- fessor Arnoldi Vorhabens ist/ die zu Wittenberg unter dem Præsidio des Herrn D. Hannekenii gehaltene Disputa- tion de Godofredi Arnoldi, in re sacrâ convicti, in dem vierdten Theil seiner Kirchen-und Ketzer-Historie zu untersuchen/ worinnen vorgemeldter D. Hannekenius auch meine Liebste mit Nah- men genant/ und sie § X gar uͤbel beschrie- ben/ und oͤffentlich von ihr aussaget/ daß der abtruͤnnige und vom Christenthum zum Ju- denthum abgefallene Johann Peter Speeth/ der sich itzo Mosen Germanum nennet/ bey den naͤrrischen Schwestern im grossen Ansehen/ und der Frau Petersin/ und ihres Ehlichen Bettes geheimter Freund gewesen sey/ welches doch eine gros- se Ertz-Luͤgen ist/ als bitte ich sehr/ nachfol- gende Anrede an den Herrn D. Hanneke- nium in seinem Buche mit einzuverlei- ben. Jch habe mich/ Herr Doct. Hannekeni, sehr entsetzet/ als ich die bittre/ und sehr an- zuͤgliche Worte in der unter seinem Præsi- dio neulich gehaltenen Disputation, davon er wol selbsten der Autor seyn mag/ mit hoͤchster Verwunderung gelesen/ die also lauten: Moses Germanus ( seu Johann Peter Speeth ) magnâ apud deliras vestras sorores auctoritate, \& Peterse- niæ à connubii secretis. Welcher un- ter den Lesern kan aus diesen Worten an- ders urtheilen/ als daß der vorgedachte Speeth muͤsse entweder ein Ehebrecher/ und meine Liebste eine Ehebrecherinne seyn/ als die solchen Speeth/ oder Mosen Ger- manum, bey ihres Mannes Leben zum ge- heimden Secretario ihres Ehe-Bettes ge- habt/ oder zum wenigsten ihre gantz gehei- me Sachen/ die das Ehe-Bette betreffen/ im Vertrauen entdecket haͤtte? Nun frage ich Jhn hierbey fuͤr GOtt/ wie es Jhm ge- fallen wuͤrde/ wenn jemand von seiner Ehe- Liebsten in die Welt geschrieben haͤtte/ sie haͤtte mit einer frembden Manns-Person/ und zwar einem solchen/ der JEsum CHri- stum schaͤndlicher Weise verlaͤugnet und verlaͤstert/ eine heimliche Correspondence gehabt/ in Sachen/ so das Ehe-Bette an- giengen/ wie wuͤrde/ sage ich/ solches Jhm gefallen? Wuͤrde er ihm solches nicht auff das allerempfindlichste zu Gemuͤthe ziehen? Wuͤrde er nicht urtheilen/ es haͤtte ein sol- cher/ der seine Liebste so uͤbel beschrieben/ gantz unverantwortlich gehandelt/ bevor- ab/ da er auff das allersicherste wuͤste/ daß sie gantz unschuldig/ und es eine erschreckli- che Blasme waͤre? Und solte er wol damit zufrieden seyn/ wenn man einwenden wolte/ es haͤtte doch gleichwohl der Abtruͤnnige von CHristo/ und zum Judenthum gefallene Speeth solches in einem Brieffe selbst be- kant/ es waͤre auch ja solcher Brieff durch einen Dantzischen Prediger/ Friderich Christian Buͤchern/ oͤffentlich zum Drucke befordert worden? wuͤrde er nicht auff die gerechteste Weise darauff antwor- ten/ ADDITAMENTA ten/ man solte solchen gottlosen juden und mammelucken nicht glauben/ noch gehoͤr ge- ben/ als der nun bey seinen abfall vom Chri- stenthum weidlich wuͤrde laͤstern/ und alles boͤse außschauen/ was er nur koͤnte; kan man auch glauben/ daß es wahr sey/ was der abtruͤnnige Porphyrius von den Christen und dem Christenthum gelogen? oder ist es recht gewesen/ was die juden gegen Christum/ und seine juͤnger/ gegen Stephanum und Pau- lum/ und andere Christen jemals außgesaget haben? wie solte man denn dazu kommen/ daß man einem solchen abtruͤnnigen Mam- melucken glauben beylegen wolte/ was er gottloser weise von meiner liebsten dahin ge- schrieben und gelogen/ welches doch gantz unverantwortlich der herr Doctor mit dem Dantzischen laͤsterer dem Buͤcher gethan hat. Jch wiederhole hiebey den brieff/ wel- chen meine liebste deßwegen hat drucken las- sen/ und in meinem tractat wider den geist des Antichristes pag. 66. 67. 68. mit einver- leibet ist. Jhre worte heissen also: Jch ha- be mich nicht gnug verwundern koͤnnen uͤber den frechen luͤgen-geist dieses mannes/ daß er schreiben darff/ ich haͤtte zu ihm in vertrauen gesaget/ daß ich ohne zuthuung des mannes meinen sohn gebohren/ da ich doch fuͤr den ewigen allwissenden und warhafftigen Gott bezeugen kan/ daß mir derglei- chen nie im sinne gekommen/ vielweni- ger gesaget habe. Das mag wol seyn/ daß ich bey Gelegenheit/ als mir von unterschiedlichen vorgehalten worden/ daß sich niemand von mir versehen haͤtte/ daß ich heyrathen wuͤrde/ und also mein veraͤnderter stand einige be- frembden wolte/ ich diesem verkehrten Juden/ gleichwie uͤnterschiedlichen an- dern/ mag geantwortet haben/ daß ich mit veraͤnderung meines standes mein jungfraͤuliches Hertz nicht verlohren/ sondern durch die gnade Gottes meinen ehestand also durch seine guͤte bewahret/ daß solche keine fleisches lust/ darinnen sich andere verderben/ mein hertz beruͤh- ret/ welches ich fuͤr dem angesicht meines Gottes zu ehren seiner gnade mit war- heit habe sagen und bezeugen koͤnnen/ daß es nicht liege an dem aͤusserlichen jungfraͤulichen stande. Denn nicht al- le/ die aͤusserliche jungfrauen sind/ sind darum auch jungfrauen des Lammes; so sind auch alle/ so aͤusserlich ehliche sind/ von der keuschen jungfrauschafft des Lammes nicht außgeschlossen; denn es kan auch die keuschheit im ehestande be- wahrt/ und die ehe unbeflecket bleiben/ ungeachtet in demselbigen kinder gezeu- get werden: wiederum so kan die keusch- heit verlohren gehen/ ob gleich keine Be- ruͤhrung vom mann geschehen. Die hertzens-keuschheit ist die rechte keusch- heit/ darnach sich der mensch zu pruͤfen hat/ wil er and ers theil an der wuͤrde der jungfrauen des Lammes ha- ben/ solcher art redē moͤgen wol in gegen- wart dieses laͤsterers gefallen seyn/ doch nicht anders als durch obgedachte ver- anlassung. Daß ich aber solte gesagt haben/ ich haͤtte meinen sohn/ ohne zu- thun eines mannes gebohren/ und waͤ- re noch jungfer/ das sind teufflische luͤgen/ die dieser laͤsterer von seinem vat- ter/ dem moͤrder/ und luͤgener von an- fang/ gelernet. Denn mein Heyland/ der alleinige mensch ohne suͤnde/ und also auch allein vom H. Geiste ohne zuthuung eines mannes empfangen/ und von der beydes nach dem bilde/ und dem geiste keuschen jungfrau gebohren ist/ und den ruhm allein hat. Jch be- zeuge nochmals fuͤr dem angesichte Got- tes/ und fuͤr Christo JEsu/ daß mir sol- ches/ wie mir dieser boͤse mann beymis- set/ nie in mein hertz gestiegen/ auch nicht in meine gedancken kommen/ vielweni- ger habe ich solches zu einigen menschen in dieser welt gesaget/ und am wenig- sten/ zu diesem laͤsterer/ den ich jederzeit fuͤr einen heuchler gehalten/ welches ich ihm freymuͤtig unter die augen gesaget/ als er einsmals in Luͤneburg auß der kir- chē kam/ sprechende/ daß ihm unterschied- liches gefallen/ allein/ wie sie das abend- mahl gehalten/ da es haͤtte klappẽ sollen/ waͤre es nichts gewesen; worauff ich ant- wortete: was hat deñ klappen sollen? hat etwa der priester sollen auß brod einen neuen Christum machen? Fuhr darauf fort/ und sagte ihm/ was ich von ihm hielte/ nemlich/ daß er unter dem na- men des lutherthums viele einfaͤltige und fromme hertzen zum pabstthumb verfuͤhrete/ und ihnen dasselbige suchte angenehm zu machen. Er wird auch von mir gespuͤret haben/ wie ihm nicht getrauet/ und habe gemercket/ wie er sich fuͤr mir gefuͤrchtet/ wie solte ich denn mit dem heuchler so vertraulich umbge- gangen seyn/ und ihm solche dinge ent- decket haben/ die mir nie ins hertz gestie- gen? der HErr schelte dich/ du luͤgener/ der seinen Sohn JEsum Christum in meinem hertzen offenbahret hat/ wel- cher die warheit ist/ und seine angehoͤrige zur warheit/ und in alle warheit leitet. Er aͤngstige so lange dein abtruͤnniges hertz/ biß du erkennen must/ daß der HErr JEsus an den ich glaube/ und dem du hohn gesprochen/ sey der Sohn des lebendigen Gottes/ der dein versoͤh- A. K. H. Zusaͤtze d ner oder Zusaͤtze. ner/ und dein erloͤser ist/ durch welchen und zu welchen du/ und alle dinge er- schaffen sind. Der HErr gebe dir wah- re reue/ und lehre dich JEsum Chri- stum anders erkennen/ als du ihn von deiner gebuhrt an/ bey dem falschen schein deines Christenthums erkannt hast/ auff daß du fuͤr seiner Majestaͤt zerschmeltzen/ und in seiner | gestalt er- scheinen moͤgest/ hier in der zeit/ und dort in der ewigkeit. Alles was hie meine Eheliebste/ die in der keuschheit deß Lammes stehet/ und in seinem blut ihre kleider helle ma- chet/ gegen den abtruͤnnigen Speeth geschrie- ben/ das nehme der Herr D. Hannekenig und Buͤcher wol in acht; und legen bey Zeiten solchen boͤsen argwohn ab/ damit nicht auch sie eben ein gleiches treffen moͤge/ was Gott in seinem worte den laͤsterern/ und denen/ die dem laͤsterer raum geben/ gedraͤuet hat. Jch kan fuͤr dem lebendigen und allwissenden Gott/ den ich auff meine seele zum zeugen an- ruffe/ nach aller warheit sagen/ daß ich nie von meiner Liebsten solche wort gehoͤret/ die ihr von dem abtruͤnnigen Speeth faͤlschlich beygemessen seyn/ die sie mir doch fuͤr allen an- dern wuͤrde entdecket haben/ wenn sie in sol- chen gedancken gestanden. Aber was sol ich sagen? Gott hat solche boßheit und verleum- dungen dieses abtruͤnnigen christen zugelas- sen/ auff daß vieler gedancken offenbahr wuͤr- den/ und daß man darauß sehen koͤnte/ in was fuͤr einen bittern haß die kinder der welt gegen die andern stehen/ und wie sie alles so gleich glauben und annehmen/ was da von ihnen außgesprenget wird/ solte es auch ein mamme- luck und offentlicher feind JEsu Christi ge- saget haben. Jch haͤtte neben meiner Liebsten solches alles wollen unbeantwortet lassen/ als die wir fuͤr Gott offenbahr seyn/ und uns ein geringes ist/ daß wir von menschen/ oder von einem menschlichen tage gerichtet werden/ in- dem es uns gnug ist/ daß wir ein besseres zeugniß fuͤr Gott und Christo Jesu haben/ und an jenem tage haben werden/ weil aber der name Jesu Christi/ und der gute geruch der warheit/ die seine kinder von ihm empfan- gen/ bey der nachwelt schaͤndlich moͤchte verlaͤ- stert werden/ so habe ich mich gemuͤssiget be- funden/ auch gegen ihn/ Herrn D. Hannekeni dieses auffzusetzen/ dessen namen ich noch alle- zeit in meinen schrifften geschonet/ ob ich gleich laͤngst vorhin gelegenheit gehabt haͤtte/ gegen ihn zu schreiben/ und das Programma auff dem Michaelis feste/ (welches er unter eines Professoris Juris namen auffgesetzet) zu beantworten/ und dessen bloͤsse zu zeigen. Der HERR weiß/ daß ich bey feinden und freunden ihn noch allezeit/ so viel ich gekont/ entschuldiget/ wie er wol dafuͤr halten moͤchte/ als muͤste er sich gegen die vermeynte gekraͤnck- te warheit setzen/ indem ich jederzeit einen me- tum Numinis sanctum auff Universi taͤten bey ihm gespuͤhret/ und mir auch viel gutes von ihm widerfahren ist/ bin auch versichert/ daß wenn er die goͤttliche warheit also in dem stuͤ- cke/ davon bißhero pro und contra disputi ret worden/ also einsehen solte/ wie ich sie auß der barmhertzigkeit Gottes erkannt habe/ er nim- mermehr die feder dagegen wuͤrde ergriffen haben/ darumb so bitte ich ihn hertzlich/ er wol- le sich fuͤr der ewigẽ warheit/ demuͤthigst in ei- nem heiligen bruͤnstigen gebet darstellen/ und umb erleuchtete augen bitten/ und oͤffentlich wieder verguͤten/ was er oͤffentlich gegen meine Liebste/ so positivè gegen die warheit ge- schrieben hat/ damit nicht Gott gegen ihn/ den Herrn Buͤcher/ und den abtruͤñigen Speeth ein schneller zeuge sey/ und seinen zorn beweise/ welches ihm nicht goͤnne/ sondern viel- mehr alles gutes in Christo Jesu anwuͤnsche. ENDE . Register ( o ) Register derer Capitel in dem D ritten T heil/ Der fortgesetzten und erlaͤuterten Kirchen- und Kaͤtzer-Historie/ bestehend Jn Beschreibung der noch uͤbrigen Streitigkeiten im 17den Jahr hundert. Das I. Capitel. V On Ægidio Guthmannen/ Paulo Lautensack/ denen Marpurgischen Weigelia nern und Bar- tholomæo Sclei. Cap. II. Von D. Henrico Cunrado, Julio Sper- bern/ und Matthæo Weier. III. Von dem Auctore des Hertzens-Spiegels und denen Schrifften Hiels. IV. Von Esaia Stieffeln und Ezechiel Methen. V. Von Paulo Nagelio und P aulo Felgen- hauern VI. Von Cornherten, Coolhæsen Hetberts, Stevarto, Eus. Meisnero, Torrentio, Welt- sio Boreel und andern Niederlaͤndern. VII. Von Isaaco Peirerio und denen Præ-Ada- miten, wie auch denen Illuminatis. VIII. Von Helmontio Brovvne und Campa- nella, wie auch einigen andern Medicis die von den Theologen verworffen worden. IX. Von Johann Angelio Werdenhagen A- braham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tsesch. X. Von Johann Bannier/ Philipp Zieglern/ Gottfried Friedeborn/ Gifftheil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. XI. Von Peter Moritzen zu Halle/ Kozak Regero und andern Adeptis. XII. Von M. Herman Rathmann/ Michael Weyda, Herman Neuwald/ und Henrich Nicolai. XIII. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Conrado Potinio, Joachimo Betkio. Chri- stian Hohburgen und Seidenbechern. XIV. Von Johann Melchior Stengern/ und Henrico Amerbachen. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto, Chri- stoph. And. Raselio, Friederich Brecklingen/ Justiniano, Block/ Fabricio, Richtern/ Grammendorff/ Barthut/ und vielen an- dern dergleichen Personen. XVI. Von der Anthoinette Bourignon und et- lichen andern Weibes-Personen/ wie auch von Petro P oiret. XVII. Von denen Quietisten. XVIII. Von Francisco Josepho Burrhi, denen P ajonisten, Gewissenern/ neuen Manich aͤ- ern u. s. f. XIX. Von Quirino Kuhlmann. XX. Von denen ausserordentlichen Dingen dieses 17. Seculi insgemein/ und sonderlich von denen daruͤber erregten Streitigkeiten und Neurungen. XXI. Von denen ersten offenbarungen des 17. Scouli biß auff das Jahr 1620. XXII. Von denen Offenbarungen von An. 1620. biß auff das Jahr 1630. XXIII. Von denen bekandt gewordenen ausser- ordentlichen dingen von Anno 1630. biß 1640. XXIV. Von Nicolai Drabicii und anderer weissagungen von Anno 1640. biß auff die letzten Jahre dieses Seculi. XXV. Von Johann Rothen/ und von Lau- rentio Andreæ Ulstadio. XXVI. Von Joachim Greulichs Gesichtern und Offenbarungen. XXVII. Von denen Gesichtern Anna Vetterin Jnhalt des ersten Theils. nach den Capiteln und Numern. Das I. Capitel. Von Ægidio Guthmannen/ Paulo Lau- tensack/ denen Marpurgischen Weigelianern, und Bartholomæo Sclei. §. 1. Guthmanns leben. §. 2. und schrifften/ deren edition. 3 Urtheile von ihm und lobspruͤche . 4. Des außgebers recommendation. 5. Dieses Buch wird sehr hoch geschaͤtzet und ge- kaufft/ von andern verworffen und confisc irt. 6. Jnhalt des I. Capitels auß dem I. Buch. 7. Jtem des I. Cap. auß dem II. Buch Guthmanns lehre von der erleuchtung von der h. schrifft. 8. Von nothwendigkeit des wachens und betens und Gottes noͤthigen beystand. 9. Seine andere verworffene lehren von meidung der suͤnde. 10. Von der vollkommenheit. 11. Von der krafft des glaubens und denen wundern auch in natuͤrlichen dingen. 12. Seine bekaͤntniß von den predigern und dem kirchendienst. 13. Von der heydnischen Philosophic und dem ge- meinen studieren/ wie auch den heydnischen Aucto- ribus in schulen. 14. Lautensacks leben und schrifften/ vortrag und in- halt derselben. 15. Außlegung der Offenbarung Johannis. 16. Offenbarung JEsu Christi von Weigelio edirt und sehr geruͤhmt. 17. Klage uͤber das verderbniß und bekaͤntniß von Gottes liebe und vereinigung. 18. Andere Weigelianer zu Marpurg ihr bekaͤntniß von den heydnischen Auctoribus, gefaͤngniß und andere Aussagen. 19. Von dem Seculo Spiritus S. ihre verfolgung. 20. Bart. Sclei schrifften/ dessen zweck und absehen. 21. Mate rien und inhalt/ sein grund auff Christum allein und zwar in der seelen/ von der wiedergeburth und deren inwendiger krafft/ vereinigung mit Chri- sto/ und derselben fruͤchte/ gerechtigkeit/ gemein- schafft der leyden. 22. Von der Prediger verderbniß. Das II. Capittel. Von D. Henrico Cunrado, Julio Sperbern und Matthæo weiern. §. 1. D. Cunradi leben. 2. Schrifften. 3. 4. Dessen lob. 5. Sein grund der geist Gottes/ gebet darum/ En- thusiasmus. A. K. H. Zusaͤtze d 2 6. Offen- Register deren Capitel im dritten Theil. 6. Offen barungen Gottes. 7. Und dessen noͤthiger weißheit/ von der gemeinschafft der Engel. 8. Von der gemeinen P hilosophie, zancksucht der Theologen. 9. Von der wahren und falschen Chimia, von dem lapide philosophorum, sein deswegen er littener widerspruch und verfolgung. 10. Sperbers leben/ schrifften/ und deren inhalt von den 3. haupt-zeiten. 11. Jnhalt des Mysterii Magni. 12. Sperbers labalistische gebete/ Isagoge. 13. Weihers leben/ schrifften und recommendation. 14. Veranlassung dieses buͤchlein/ inhalt der send- brieffe. 15. Jnhalt der spruͤche im I. Theil. 16. Jm II. Theil. 17. Jm III. Theil. 18. Weihers Urtheil vom freyen willen wider Calvi- num. 19. Von der neuen geburth und derselben unterscheid von der Busse. Das III. Capittel. Von dem Auctore des Hertzens-Spie- gel und den Schrifften Hiels. 1. Hertzens-spiegel. 2. Dessen Auctor Paul Kaim/ wer dieser gewesen mit wem er correspondi ret/ was er sonst geschrie- ben. 3. Sein vortrag von der erleuchtung/ beschuldigung der quackerey. 4. Bekaͤntniß von dem licht/ das alle menschen er- leuchtet und von der krafft des H. Geistes. 5. 6. Jnhalt des Hertzens-spiegels. 7. Bericht von einem streit P. C. mit D. Walthern. 8. Hiels Historiaͤ. 9. Wer der Author dieser schrifften gewesen. 10. Dessen eigene erzehlung von seinen fuͤhrungen. 11. biß 27. Eben dergleichen. 28. Warumb Hiel seinen namen verschwiegen. 29. Warum er sich den namen Hiel gegeben. 30. Seine schrifften. Das IV. Capittel. Von Esaia Stieffeln/ und Ezechiel Meth. 1. Stieffels Person und aͤusserliche lebens art: 2. Wird von seinen feinden unstraͤfflich erkandt. 3. Ob er an sich selbst boßhafftig gewesen. Sein streit mit dem rath zu Saltza/ und bekaͤntnis von der prediger verhalten dabey. 4. Des Superintendentens erste klage wider ihn. 5. Stieffels außbruch von Christi person. Der pre- diger antwort und gradus admonitionis 6. Stieffels fernere erklaͤhrung seines bundes. 7. Citation nach Leipzig. 8. Seine antwort hierauff (1.) Ob und wie er Christus sey/ (2.) Ob die glaubige suͤnde thun. 9. (3) Ob er der absolution beduͤrffe. (4.) Des Kir- chen-gehens oder predig hoͤrens. 10. (5.) Des abendmahls. 11. Von der tauffe. 12. Stieffel wird vom Consistotio dimitti ret/ wird wieder verklagt. 13. Gefangen gesetzt und uͤbel tractirt/ wechselt mit den predigern viel schrifften. 14. Antwortet auff ihren vorwurff. 15. Wird von ihnen widerlegt/ und wie? und vor- nehmlich daß sie zum weine gewesen. 16. Der prediger anklage und vorschlag/ sein hartes gefaͤngniß. 17. Erfolgte erklaͤrung/ revocation und befreyung abzug nach Erfurth 18. Stieffel wird eines meineydes beschuldiget sucht sich zu purgiren. 19. Lebet bey Erfurth auffm lande. 20. Der prediger klagen uͤber Methen und die seini- gen bitten commission auß und verhoͤren. 21. (1.) Gregotitschen/ welcher wider ste hefftig - det und von Christi menschwerdung in uns/ von dem unkraͤfftigen predigen/ vom glauben/ gehoͤr des worts und der h. schrifft. 22. II. Methen III. Stieffeln. 23. Die personen werden zu Leipzig verhoͤrt/ und fer- ner nebst andern verklagt. 24. Methens Titul. 25. Sie werden alle nach Dreßden citirt. 26. Wie auch Stieffel/ dessen aussage vor dem Rath zu Erfurth ob er sich Christum neune/ die Religi- on/ kirchen/ und prediger verwerffe/ wie auch die obrigkeit und Chur-Sachsen/ ob er andere verfuͤh- re/ seine schrifften allein ruͤhme/ sich und die sei- ne Christum nenne/ und Methen den Eliam oder sohn Gottes/ was ihr vorhaben sey/ warum er den widerruff gebrochen/ ob er offenharungen habe. 27. Stieffel wird in Erfurth gefangen gesetzt/ und um 500. Rthlr. gestrafft/ daruͤber er sich beklagt. 28. Die meisten widerruffen zu Dreßden nach har t er gefaͤngniß. 29. Die art ihrer widerleger und andere umbstaͤnde. Methens hefftigkeit. 30. Retractation seines widerruffs/ falsche Berichte von diesen leuten. 31. Methens lehre/ einstimmung mit Stieffeln/ des- sen brieff an Methen. 32. Methens beygemessene lehr puncte. 33. Von offenbarungen und gesichten. 34. Stieffels worte hievon/ Methens lehre von der vollkommenheit erfuͤllung des gesetzes. 35. Von dem zustand des Lutherthums/ von den predigern. 36. Schrifften wider Methen. 37 Stieffels fernerer zustand. 38. Und haͤndel in Erfurth sonderlich mit dem Seniore. 39. Und mit D. Webern/ dessen klage und relation hievon. 40. Mehrere umstaͤnde/ der Graͤffin von Gleichen- schrifft von Stieffeln. 41. Und beschwerungen wieder D. Webern. 42. Wie auch protestation gegen ihn. 43. Webers verhalten und sinn darbey/ blutduͤrstig- keit und spanisches Urtheil/ vorgeschuͤtzte ursachen. 44. Der Wittenberger antwort hierauff/ und be- scheidenes Urtheil von Stieffeln. 45. Webers replica. 46. Stieffels gefangeschafft und anhaͤnger von edel- leuten/ studiosis und andern. 47. Sein tractament im gefaͤngniß und kranckheit. 48. Sein letzter widderruff und erklaͤrung. 49. Commission daruͤber. 50. Der Prediger einwenden und forderung. 51. Widerlegungsschrifft. 52. Seine eigene erklaͤrung von Chrisii einwohnung/ gerechtigkeit. 53. Von zurechnung derselben und dem glauben be- weiß auß Form. conc. 54. 55: Von der wiedergeburth/ des Stieffels schriff- ten. 56. Die Buͤcher wieder ihn. 57. 58. 59. Urtheile uͤber dessen lehre der Wittenber- gischen Theologen/ und anderer Scribenten. 60. 61. 62. 63. 64. Andere exempel derer die sich vor goͤttlich außgeben zu Koͤnigsberg. 65. Eiues andern zu Pariß. 66. Wie auch eines in Engelland und zweyer zu Halle. Das V. Capittel. Von Paulo Nagelio und Paulo Felgen- hauern. 1. Nagelii leben und schrifften. 2. Defension. 3. Zeugnuͤsse von den boͤsen prediger n/ihr disputi ren und secterisch wesen. 4. Von den Schulen. 5. Von Register deren Capittel im dritten Theil. 5. Von der Schul-Theologie/ Logica, Astrono- mia, Methaphysica von der krafft des H. Geistes/ entstandener wider spruch. 6. Nagels meynung von bessern zeiten/ von der wah- ren weissagung. 7. Von den zeichen des Himmels. 8. Begangene fehler hierinnen. 9. Seine warnung vor dem kuͤufftigen zorn. 10. Und wie man ihm davor begegnet/ spott- und schmach-reden wider ihn. 11. Oeffentliche schrifften/ Nagels freunde. 12. Felgenhauers leben/ studia. 13. Schrifften. 14. Felgenhauers worte von der gewissens-Frey- heit und den Secten. 15. Von der heil. schrifft/ und der erleuchtung. 16. 17. Vom socianismo, von der menschheit Christi. 18. Vom abendmahl dem innern und aͤussern. 19. Vom Babel was es sey. 20. Von dem verderbniß der prediger. 21. Seine Gegener in schrifften und wircklicher ver- folgung gefaͤngniß und sein verhalten dabey. Das VI. Capittel. Von Cornherten, Coolhæsen, Herberts, Stevarto Eus. Meisnero Torrentio, Weit- sio, Boreel und andern Nieder- laͤndern. 1. Cornherts leben und studia, Aempter. 2. Streit uͤber der freyheit/ und uͤber dem gewissens- zwang. 3. Erlittene verfolgung deßwegen. 4. 5. Urtheile von Cornherten, lobspruͤche von ihm. 6. Seine schrifften. 7. Sein sinn von der heil. schrifft. 8. Bekaͤntniß von der Reformirten Kirchen/ und der- selben elenden zustand. 9. Von den partheyen oder Secten/ vom abendmahl ob es zugebrauchen. 10. Und warum es auffzuschieben. 11. Zeuguiß von der Clerisey/ von ihrer herrschsucht und Infallibili taͤt. 12. Gewissens-zwang unter den Reformirten. 13. Toranney und hoßheit. 14. Vom urtheil und Richter in glaubens-sachen/ vom Tractament der Kaͤtzer. 15. Von freyheit der glaubigen/ Libertinismus. 16. Von denen Secten. 17. Widerspruch gegen ihn/ schmaͤh-worte und Ca- lumnien Inquisition und verjagung. 18. Coolhæs leben und beschuldigungen. 19. Streit mit den predigern und den Consistoriis ver- dammung und Bann wider ihn. 20. Seine lehre. 21. Herberti leben/ Streit und verwerffung vom sy- nodo zeugniß wider die Consistoria, andere be- schuldigungen/ und schrifften. 22. Stevarti zeugniß und streit/ Meisneri vortrag von der heil. schrifft und denen offenbarungen. 23. Stevarti Schnl-zanck. 24. Hirnii vorhaben mit den hostien. 25. Torrentii meynungen. 26. Weitsii. 27. Dantziger-streit mit Jacob Adam uͤber dem Cal- vinismo. 28. Boreels Streit und lehren/ schrifften. 29. Seine widersacher. 30. Sein vortrag von der heil. schrifft/ und derselben gebrauch/ den Symbolischen buͤcher Catechismus und dergleichen vom zustand der kirchen und ihrem verderbnuͤs. 31. Von den lehrern und ihrer lehr-art/ ihrem beruff und grund. 32. Van ihren handlungen/ ordnungen und satzun- gen. 33. Von verlassung solcher kirchen. Das VII. Capittel. Von Isaaco Peirerio und denen Præ-Adami- ten, wie auch denen Illuminatis. 1. Alte P ræadamiren, P eirerii leben/ schrifft davon und Systema. 2. Der Theologen klagen daruͤber/ Peircrii vortrag von seiner meynung. 3. Jnhalt derselben. 4. Seine bedingung hiebey/ andere hypotheser, son- derlich von der frommen heyden seligkeit. 5. Von der Juden bekehrung und versammlung zu Christo. 6. P eirerii widerruff. 7. Illuminari in Spanien. Das VIII. Capittel/ Von Helmontio, Browne und Campanella, wie auch einigen andern Medicis, die von den Theologen verworf- fen worden. 1. Heimontii leben/ studia. 2. Eigene bekaͤntniß von dem Academi schen wesen/ von der falschen weißheit/ von der Morale. 3. Von der eytelkeit des wissens/ von der einigen weißheit in Christo. 4. Von den eigenen kraͤfften/ von der Stoi schen Phi- losophie von den gemeinen Schulen und buͤchern/ von der gemeinen Medicin. 5. Von dem anfang seines schreibens. 6. Seine schrifften und deren editiones. 7. Unterschiedliche urtheile von ihm/ lobspruͤche. 8. Widrige urtheile von ihm/ verkaͤtzerung. 9. Helmontii vortrag von der vernunfft/ dem ver- stand dem grund aller weißheit/ nemlich der erkaͤnt- nuͤß sein selbst. 10. Von verfuͤhrung durch die vernunfft/ deren ein- wuͤrffen und hoͤhen. 11. 12. Verwerffung und gefangennehmung. 13. Von armuth des geistes und Demuth/ einfalt lauterkeit. 14. Von Christo und dessen einwohnung und krafft. 15. Sein lob bekaͤntniß hievon. 16. 17. Von dem goͤttlichen ebenbild und dessen verlust. 18. Vom essen des verbottenen Baums/ von der Erb- lust. 29. Von der herwiederbringung des menschen/ erloͤ- sung und tilgung der suͤnden. 20. Von der prediger verderb und Atheismo. 21. Von den Schulen und deren elend/ wie auch der gemeinen gelehrsamkeit/ von dem Magister machen. 23. Von der Medicin. 24. Von seiner verfolgung/ 45. Absterben/ dessen sohn/ Franc, Merc, Helmontii lobschrifften. 26. Meynung von der seelen revolution, andere schrifften. 27. Andere Medici Quercedanus, Horstius, Sendivo- gius. 28. Brovvne dessen schrifften/ Religio Medici. 29. Urtheile hievon/ Beschuldigung des Scepticismi, Syncretismi und des Atheismi. 30. Lob von andern. 31. Seine Religion. 32. Bekaͤntniß von den spaltungen und Secten/ Con- troversien. 33. Seine worte von den Controversien, von der allge- meinen liebe. 34. Von der frommen heyden seligkeit durch Christum allein. 35. Von etlichen paͤbstlichen gebraͤuchen. 36. Von andern partheyen der Christenheit freyheit des gewissens. 37. Campanellæ leben/ lob und hochachtung/ Forstne- ri brieff an denselben. 38. Anderer zeugnisse. 39. Beschuldigung des Atheismi/ aulaß dazu. d 3 Ander- Register deren Capittel im dritten Theil. 40. Anderer moderates urtheil und entschuldigung. 41. Campanellæ intention und methode, worte von der Dreyeinigkeit. 42. Sein beweiß von der Gottheit. 43. Schrifften und deren editiones, 44. Seine worte von dem anfang seiner erkaͤntniß/ von seiner fuͤhrung. 45. Von dem erkaͤntniß Christi unter den Heyden. 46. 47. Von dem aberglauden und der Sectiri- schen Eigen-liebe. 48. Von dem falschen Religions-eyffer. 49. 50. Eytele absichten bey der Religion. 51. Von der Clerisey. 52. Von den falschen Philosophis. 53. Von Aristorelis greueln. 54. Sein lob bey den Politicis. 55. vortrag von der Gleichheit und gemeinschafft der guͤter. 56. von den ehren-stellen und den vorzug. 57. Seine verfolgung/ außgestandene Inquisition und grausame marter. Das IX. Capittel. Von Johann Angelio Werdenhagen A- braham von Franckenberg/ und Johanne Theodoro von Tsesch. 1. Werdenhagens leben. 2. Schrifften. 3. Andere teutsche tractaͤtlein und beschwerungen hieruͤber von der Heyden heil/ von den Domherren. 4. Urtheil hievon. 5. Werdenhagens lehre von Luthero, der Refor- mation und der heil. schrifft/ klage uͤber derselben verachtung. 6. Bekaͤntniß von Christo. 7. Klagen von dem verderhuiß der Christen/ sonder- lich des Lutherthums. 8. von dem zustand der prediger. 9. von der falschen Theologie vom gewissens- zwang. 10. von der rechten Barbarey. 11. von dem kaͤtzer machen und dem rechten Anti- christ. 12. von der heydnischen Philosophie, von den heydnischen Auctoribus in Schulen. 13. vom weltlichen Regiment von kriegfuͤhren. 14. Außlegung uͤber Boͤhmen. 15. Erlittene verfolgungen. 16. Franckenbergs leben/ schrifften. 17. Beschuldigungen wider ihn. 18. Seine lehre von der heil. schrifft der erleuchtung. 19. Sein Epitaphium. 20. Tseschens leben/ schrifften. 21. Und inhalt derselben. Das X. Capittel. Von Johann Bannier/ Philipp Zieg- lern/ Gottfried Friedeborn/ Gifft- heil/ Hoyerin/ Lohmann und Teting. 1. Banniers leben und schrifften. 2. vornehmste lehren von Christo in uns. 3. Urtheile daruͤber/ seine lehre von der geistl. geburth Christi. 4. Banniers enthauptung unter den Lutherauern. 5. Zieglers actiones, eyfer und erlittenes ungemach fernere haͤndel. 6. Schrifft von dem Seculo Spiritus S. 7. Friedeborns leben und lehre. 8. Gifftheils leben und lehre/ eyfer wider die Clerisey/ Epitaphium. 9. Schrifften und klagen uͤber dem gemeinen elend. 10. Andere schrifften. 11. Zeugnisse an Sachsen und Brandenburg. 12. An Dennemarck und Schweden. 13. Seine haͤndel zu Tuͤbingen/ und absterben/ wie auch uͤbrige gedruckte schrifften. 14. Der Hoyerin schrifften. 15. 16. Und leben/ bekaͤntniß von der erleuchtung. 17. von der gemeinen heucheley der falsch-Evangeli- schen verkehrten gelehrten/ Univer sitaͤten. 18. Von der blindheit der lehrer. 19. Heucheley/ predigten. 20. Angemaster unbetruͤglichkeit. 21. Grausamkeit/ von Teting und Lohmann. 22. Tetings und Lohmanns streit/ die umstaͤnde des- selben. 23. 24. verfolgungen/ Colloquium. 25. Tetings schrifften. 26. Gegenschrifft/ Enthusiasmus, von Christi mensch- heit. 27. Andere puncte. 28. u. f. von Pantel Trapp und seiner schrifft. Das XI. Capittel. Von Peter Moritzen zu Halle/ Kozak, Regero und andern Adeptis. 1. Moritzens leben/ anfang des streits. 2. Außgegangene schrifft hievon/ und Bericht von dem anfang M. Schubrots forderung/ Moritzens Antwort. 3. Citation vor das Ministerium, frage wegen des beicht- und abendmahl gehens/ Moritzens verant- wortung. 4. Und bekaͤntniß von den gemeinen lehrern. 5. Andere streit-fragen und seltsame einwuͤrffe. 6. Der prediger erbieten. 7. Moritzens gefaͤngniß/ verjagung und haͤndel zu Dreßden/ Patroni daselbst/ uͤbriger lebens-lauff. 8. Seine worte von der prediger lehr-art. 9. von der Simonie und geitz. 10. 11. Beicht-und beicht-geld/ Simonie und kraͤmerey. 12. von den Univer sitaͤten und gelehrten. 13. von der teutschen Bibel/ von denen Secten und namen Moritzens andere schrifften. 14. Kozaks leben/ schrifften. 15. Jnhalt derselben. 16. vortrag vom zustand des menschen nach dem tode/ sein uͤbriges leben und absterben. 17. Regerii Buch/ urtheil davon/ und seine warnung hiewider. 18. vortrag von dem verstand der heil. schrifft/ von der suͤnde/ gemejnschafft mit Christo. 19. Eines ungenanten Adepti Manuscripta. Das XII. Capittel. Von M. Hermann Rathmannen/ Mi- chael Weyda, Hermann Neuwald/ und Henrich Nicolai. 1. Rathmanns leben. 2. Anfang des streits mit ihm. 3. von D. Corvini zanck uͤber Arnds schrifften/ und Rathmanns predigten. 4. Dessen vortrag vom wort. 5. Corvini urtheil wider Arnden. 6. Hefftigkeit gegen Rathmannen/ und begangenes unrecht/ Academi sche Censu ren. 7. Rathmanns sinn und Intention von Christen- thum. 8. Seine schrifften. 9. 10. Ob ihn sein anklaͤger verstanden/ seine eigene worte von den Streit-Puncten von der heil. schrifft/ ihren ursprung. 11. 12. von dem liecht des heil. geistes in der seelen. 13. 14. Beschreibung der heil. schrifft/ und von ihrem aͤusserlichen zeugniß. 15. von wirckung der schrifft. 16. Ob sie die krafft Gottes selbst sey/ seiner widersa- cher gegensaͤtze. 17. Ber- Register deren Capittel im dritten Theil. 17. Verkaͤtzerung deswegen/ seine bekaͤntniß von Schwenckfelden. 18. Von der falschen Theologie. 19. Von denen Univer sitaͤten und ihren Responsis, klage von dem elend der prediger/ und ihrer unwissenheit. 20. Von dem gemeinen verderb. 21. D. Gerhards urtheil hievon/ D. Walthers, D. Hoͤpffners. 22. Gerhards bekaͤntniß/ beschaffenheit der Re- sponsorum. 23. Movii einstimmung mit Rathmannen/ streit mit Mislenta, Mislentæ urtheil. 24. D. Corvini uͤbles verhalten/ und laͤsterliche re- den/ schmaͤhsucht/ ehrgeitz/ grausamkeit. 25. Verbitterung wider Rathmannen/ schrifft wider Rathmannen. 26. Weyda haͤndel und bruch und klagen/ der Pre- diger beschuldigungen wider ihn. 27. Verbannung und außstossung/ seine verantwor- tung/ Neuwalds meynung. 28. H. Nicolai leben. 29. 30. Friedens vorschlaͤge/ derselben summa. 31. Der prediger gegensatz/ Nicolai antwort und er- folgter streit/ gesuchter vergleich. 32. Schrifften/ verfolgungen/ letzter vortrag und widerruf/ absterbeu und waͤhrender haß der andern. Das XIII. Capittel. Von Augustino Fuhrmann/ Adolph Held/ Conrado Potinio, Joachimo Bet- kio, Christian Hohburgen und Seidenbechern. 1. Fuhrmanns leben/ schrifften. 2. Lehren von der salbung/ von der Sectirischen Namen. 3. Von dem falschen Evangelio/ von andern hin- ternissen des Christenthums. 4. Ad. Heldens leben/ verfolgungen/ schrifften. 5. Lehre vom abendmahl/ von der noͤthigen Refor- mation. 6. Vortrag vom ewigen Evangelio. 7. Andere lehren/ von toleranz der Calvinisten. 8. Sein uͤbriges leben und tod. 9. Potinii sachen. 10. Betkii leben/ beurtheilung/ lob. 11. Schrifften. 12. Seine klagen uͤber dem gemeinen elend/ und boß- heit der meisten prediger. 13. Jnhalt seines Exoidii. 14. Hohburgs lebens-lauff. 15. Angehende erleuchtung/ zeugniß der Warheit/ verjagung. 16. Befoͤrderung im Wolffenbuͤttelischen. 17. Neue anklagen und vertreibung/ wohnung in Quedlinburg. 18. Prædicatur in Geldern und erfolgte absetzung/ le- ben unter den Mennisten und tod. 19. Sein erstes lob bey den Theologen D. Wagnern/ Sauberto Hornbekio und andern. 20. Hohburgs schrifften unter fremden namen. 21. Unter eignen. 22. Seine widersacher gegen die P raxin Arndianam, die Postill/ anklagen wider ihn als einen kaͤtzer. 23. und Atheisten/ verboth seiner Buͤcher. 24. Die ihm beygemessene lehren von der erleuchtung. 25. Und offenbahrung Christi ohne die innere krafft/ von der wahren rechtfertigung. 26. Von der falschen zurechnung. 27. Von der innerlichen tauffe. 28. Von der Beicht. 29. Von den Religions-Streitigkeiten/ und der Tolerantz. 30. Von dem kaͤtzermachen. 31. Von der schul-theologie und P hilosophie. 32. Seidenbechers historie/ verfolgung. 33. Absetzung/ schrifften. 34. Klagen von der Clerisey Monopolio, infallibi- taͤt/ predigten/ blutduͤrstigkeit. 35. Beichtsitzen/ unterdruckung der zeugen der war- heit. 36. Von falschen Theologen/ ihren Systematibus und Symbolis. 37. Responsis und Censuren. Das XIV. Capittel. Von Johann Melchior Stengern/ und Henrico Amersbachen. 1. Stengers leben/ und erste Orthodoxie. 2. 3. Anfang des streits/ schrifften. 4. Seiue lehr-saͤtze von der busse/ von Gottes barmhertzigkeit. 5. Von der offenbarung Gottes in der seelen/ von den Lutherischen lehrern und ihrer heucheley und sicher- heit. 6. Hinderung des Chrisienthums. 7. Falschen eyfer wider das thaͤtige Christenthumb/ von den Professoren, und ihren Responsis/ Sym- bolischen Buͤchern. 8. Stengers gegener Hartnaccius, dessen schrifften hierinn/ wie auch vieler facul taͤten und mini- steriorum censuren. 9. Stengers vorwuͤrffe gegen Hartnacken. 10. Ursachen des streits wider Stenger/ und daher entstandene fruͤchte. 11. Der Wittenberger elende urtheile von der sache. 12. Stengers Remotion, des raths verhalten hie- bey. 13. Stenger wird anderwert befoͤrdert. 14. Amersbachs schrifften. 15. Widerspruch hieruͤber von den Wittenbergern/ angeschuldigte kaͤtzerepen. 16. Von den Lutherischen predigern und Theologen/ Scheltworte wider ihn, 71. Amersbachs protestation von den Lutherischen lehrern auff Lutheri Stuhl. 18. Von ihrer auctori taͤt/ Doctor -Titeln. 19. Ob er ein kaͤtzer gewesen/ seine widersacher. 20. Dilefelds importuni taͤt und affecten, außgang des streits. Das XV. Capittel. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto, Christoph. Andr. Raselio, Friederich Breck- lingen/ Justiniano, Block/ Richtern/ Grammendorff/ Barthut und vielen andern dergleichen Personen. 1. Tanbens lebens-lauff verfolgung zu Arnhem. 2. Ciration ins consistorium nach Amsterdam/ haͤn- del in Luͤbeck. 3. Zusammenkuͤnffte daselbst/ und erfolgter wider- stand/ derselben vertheitigung. 4. Taubens folgende begebenheiten und tractament in Luͤbeck zu Jsselburg und Harlingen. 5. Seine antwort zu Luͤbeck an das Amsterdamische consistorium von desselben gewalt und verhalten. 6. Taubens worte von der Augsp. Confession, seine schrifften. 7. Auffenthalt bey den Menni sten/ revocation bey den Lutheranern. 8. Thomæ Tanto schrifft von zusammenkuͤnfften/ des- sen widerlegung/ des Tanto vortrag von der frey- heit der versammlungen und beweiß. 9. Haltung des abendmahls dabey und desselben gruͤnde/ gegensatz und dessen beweiß/ Tanto verja- gung und Tod. 10. Raselii leben und schrifften. 11. Sein vortrag von der erleuchtung/ von dem Lu- therthum und dessen predigern. 12. Von ihrer Theologie von den hohen versonen/ seine verfolgungen/ vorgegebeue revocation. 13. Brecklings Historie. 14. Und schrifften. 15. Beschnldigungen wider ihn/ sein vornehmster vortrag und protestation dabey. 16. Er Register deren Capitel im dritten Theil. 16. Erkaͤntnis und gegener. 17. Gichtels historie und verfolgungen/ seine erklaͤ- rung hievon. 18. Des Barons von Weltz historie/ versuch we- gen einer gesellschafft/ andere schrifften. 19. Andere vorschlaͤge deswegen. 20. Blocksschrifften wrder die lutherischen Prediger. 21. Fabricuͤ Buͤcher. 22. Dettelbachs. 23. Beers. 24. Richters haͤndel/ prophezeyhungen/ verjagung und schrifften. 25. Andere zeugen der Warheit. 26. Grammendorffs schrlfften. 27. Barthuts Buͤcher. 28. Beschwerungen wider die Prediger. 29. Michaelis schrifften. Das XVI. Capittel. Von der Authoinette Bourignon und etli- chen andern weibes-personen/ wie auch von Petro Poiret. 1. Der Anthoinette lebenslauff/ ihre geburth und Aufferziehung. 2. Erster zug zu Gott/ außgang auß ihres vatters hauß/ zuruͤckkunfft. 3. Und abermalige flucht/ einsames leben/ verfolgung von den Pfaffen/ erfolgte veraͤnderungen und le- bens-Arten. 4. Jhr absterben. 5. Jhre schrifften. 6. Urtheile der gelehrten von ihr/ zeugnisse ihrer fein- de und anderer Scribenten, Potrets. 7. Menagii, Schvvammerdammii und etlicher J Ctorum. Jhr bekaͤntniß von denen Secten und Religionen wie auch ob sie selbst eine gemachet. 9. Jhr sinn von der h. schrifft. 10. Von der erleuchtung und zwar so wol der mittel- als unmittelbaren und dem weg dazu der verlaͤug- nung sein selbst. 11. Von der Dreyeinigkeit. 12. Von Christo und desseu beyden Naturen/ von den Socianern. 13. Von Gottes Ebenbild/ von der rechtfertigung/ von der haltung der Gebotte Gottes. 14. Von Adams maun-weiblicher Natur. 15. Von der allgemeinen Verderbniß. 16. Von der Clerisey. 17. Von dem kirchen-dienst. 18. Und dem falschen gottesdienst/ von den Religions- streit. 19. Von der Gelehrsamkeit in denen Schulen. 20. Vom ehestande/ dessen grund und scheidung. 21. Von zukuͤnfftigen dingen/ von handelschafften. 22. Jhre widersacher/ Burchardus und dessen be- schaffenheit. Ouvv, Berckendall/ Yvon, Furly, die Lipsienses der herr von Seckendorff. 24. Die arten der widerlegungen und sonderlich Ber- ckendalls. 25. Colbergers verleumbdungen wider die Anthoinet- te Beschuldigung der Zauberey. 26. Andere aufflagen von ihren geistlichen empfin- dungen. Jhre thaͤtliche verfolgungen von den lutherischen predigern im Hollstein. 27. Naͤhere umbstaͤnde davon/ verbietung der Dru- ckerey/ Auffwieglung des Poͤbels. 28. Ubler Process mit einem bothen/ intend irte e- wige gefaͤngniß/ ihr zustand in Hamburg. 29. Anderer bescheidenes verhalten hierin/ D. Rein- boths Kielmanns und so ferner. Jhre freunde. 30. 31. Anderer unbestaͤndigkeit hiebey | Poirets be- kaͤntniß von der Anthoinette. 32. Poirets lebens-beschreibung/ studien/ seine be- kehrung. 33. Urtheile der gelehrten von ihm. 34. Dessen schrifften. 35. Poirets sinn von den heutigen secten und oͤffentli- chen aͤmptern. 36. Von der heiligen schrifft/ derselben brauch und mißbrauch/ nothwendigkeit/ falscher Außlegun- gen. 37. Von der noͤthigen krafft Gottes und Erleuch- tung. 38. Vom Enthusiasmo dem wahren und falschen. 39. 40. 41. Von der wahren und falschen Theologie. 42. Von der ersten wahren Theologie. 43. Von der falschen und verkehrten Theologie/ de- ren ursprung unter denen Christen/ vermengung mit der Philosophia und Rhetorica, meinungs- oder vernunffts-Theologie/ Secten-Theologie/ kn- chen-Theologie Critica Theologica. 44. Von den heydnischen Auctoribus, von den wis- senschafften und andern stuͤcken der gelehrsamkeit/ wie auch der wahren weißheit. 45. Seine Gegener. 46. Anneken Hoogvvandts schrifften und klage uͤber die veruunfft/ wie auch andere puncte ihres vortrags. 47. Vom mißbrauch des Abendmahls. 48. Tanneken Denys schrifften und Erinnerungen. 49. Wider die falschen lehrer. 50. Und ihre verfolgungen. Das XVII. Capittel. Von denen Quietisten. 1. Des Quietismi ursprung aus der Theologia My- stica. 2. Zustand der Mystischen Theologie in den letzten seculis zu Lutheri zeiten. 3. Die neuesten Theologi Mystici sonderlich The- resa, Joh. Evangelista, Joh. Angelus, Sandæus \& c. 4. Molinos lebens-lauff/ lob. 5. und schrifften/ wie auch derselben censur und re- commendation, editiones und versiones. 6 Grosser applausus deßwegen/ seine groͤsten freun- de und vermehrung seiner parthey/ grosse corre- spondenz. 7. Beschaffenheit seiner Anhaͤnger und ihre intenti- on und erfolgte veraͤnderung. 8. Der Jesuiten P ractiquen hiebey/ des Cardinals d’ Estrees verhalten/ wie auch des Pabsts selber und der Inquisitoren. 9. Der Jesuiten Buͤcher wider den Molinos und der- selben beschaffenheit. 10. Des Molinos gefaͤngniß wie auch anderer lente. 11. Außschreiben an die Jtaliaͤnischen kirchen. 12. Beschuldigungen wider die Quietisten/ und of- fenbare calumnien von unzucht/ Atheismo, Epi- cureismo. 13. Quakerismo, etlicher Lutheraner urtheil hievon/ warnung dagegen. 14. 15. Beygemessene lehr-saͤtze derer Quietisten. 16. Des Molinos widerruff/ ewige gefaͤngniß. 17. Tractament der andern Quietisten/ Molinos tod. 18. Ursachen solcher procedu ren/ das Interesse der Clerisey wegen verlassung der menschen-satzung. 19. Extract auß dem Buch und vollstaͤndiger lebens- lauff D. Molinos. Das XIIX. Capittel. Von Francisco Josepho Burrhi denen Pajo- nisten, gewesenen und neuen Mani- ch aͤern/ u. s. f. 1. Des Butthi lebens-lauff/ erste Inquisition wider ihn/ flucht und reise. 2. Seine andere gefangenschafft und angestelte inqui- sition. 3. Beschuldigungen wider ihn und harte Calumnien, bekaͤntnuͤß seiner feinde von ihm/ beygemessene leh- ren. 4. Andere puncte/ lob von andern. 5. Bescheide- Register des dritten Theils. 5. Bescheideneres Urtheil von ihm/ Burrhi ewige Ge- faͤngnis und Tractament darinnen. 6. Gewiesener in Sachsen/ Jhr Ursprung/ Schrifften Widerlegung. 7. Meinungen. 8. Der Pajanisten Ursprung/ Fortgang. 9. Lehren/ Widerlegung und Unterdruckung. 10. Manichaͤer ob im 17den Seculo gewesen von Luthe- ranern bekehrt. Das XIX. Capittel. Von Quirino Kuhlmann. 1. Kuhlmans leben/ Veraͤnderung. 2. Studia/ vorgehabtes Doctorat, erfolgte Erleuchtung. 3. Correspondentz mit Kirchero und deßen Urtheil von ihm/ Morhoffs Iudicium. 4. Kuhlmans Schrifften. 5. Sein Neubegeisterter Boͤhme und Vortrag darinnen/ vorgegebener Wiederruff. 6. Falschheit deßelben. 7. Seine Reysen und Verrichtungen/ Ankunfft in Moscau und erfolgte Verbrennung. 8. Anlaß dazu/ grausame Peinigung. 9. Andere Umstaͤnde/ derer Lutherischen Prediger Haͤndel hiebey/ falsche Anklage/ Befoͤrderung seines Todes/ Gefangenschafft. 10. 11. Seltsame Bekehrung der Boͤhmisten/ deß Luthe- rischen Pfarrers Gestaͤndniß/ daß er Kuhlmasien zum Tod gebracht. 12. Noch umstaͤndlicher Bericht von Kuhlmans Mutter selbst. Klage uͤber die Lutherischen Prediger. 13. Andere Anmerckungen hiebey/ Kuhlmans Verse von seinem Tod/ was darauf in Moscau erfolget sey. Das XX. Capittel. Von denen außerordentlichen Dingen dieses 17den Seculi insgemein und sonderlich denen daruͤber erreg- ten Strittigkeiten und Meinungen. 1. Connexion der folgenden Erzehlungen. 2. Bedingung dabey. 3. Bekaͤntniße derer Theologen von Offenbahrungen/ wie auch anderer Gelehrten/ D. Balduini, D. Rungii, D. Andreæ. 4. D. Hunnii, D. Ursini, Sauberti, Marci, Hogelii, Breleri, Spizelii, Schülteri. 5. Spharmanni deßen Antwort auf Lutheri Gegensatz und andere Einwuͤrffe. 6. Bedingungen von dem Nutzen der Offenbahrungen/ Klage uͤber die Prediger/ und deren Streit wider Gottes Wercke/ wie auch deren vornehmsten Ursachen. 7. Einige Streitigkeiten uͤber denen Offenbahrungen/ D. Fabricii deßen erste Schrifft und folgende Buͤcher/ Stol- terfoths Gegen-Schrifften. 8. Deßen Absicht und Grund/ Fabricii Antwort/ Anderer Urtheil hievon/ Vertheidigung vor Fabricio, und Bey- stimmung Baringii, Plasteri, Brokwedelii, Micrælii, Quistorpii. 9. D. Matthiæ, Sauberti, D. Andreæ. Anderen bescheide- nes Urtheil. Jnhalt des Vortrags D. Fabricii. 10. Von Beurtheilung der Offenbahrungen/ Kennzeichen der wahren Gesichter/ Art und Weise/ daß sie noch heu- tiges Tages geschehen/ Hauptgruͤnde davon. 11. Anderer Streit hieruͤber wider Comenium, deßen Buch und editiones. 12. Comenii Lob und gutes Zeugnis/ auch unter Luthe- ranern und Reformirten. 13. Seine Absicht bey Publication der Offenbahrungen und Bedingung dabey. 14. Letztes Bekaͤntnis von dem Ausgang. 15. Arnoldi Schrifften wider ihn/ Comenii Vortrag von den Offenbahrungen/ Antwort auf die Einwuͤrffe uͤber Ebr. I. 1. 16. Sein vornehmster Grund/ Antwort auf den Ein- wurff von Betrug des Teuffels/ Warnung an die Theo- logen. 17. Sein ferneres Bekaͤntniß und Verhalten gegen solche Personen/ Andere Scribenten von solchen Materien. Das XXI. Capittel. Von denen ersten Offenbahrungen des 17den Seculi biß auf das Jahr 1620. 1. Exempel aus dem Anfang des 17den Seculi, und zwar erstlich Jac. Usserii deßen Prophezeyung/ und derselben gewiße Erfuͤllung. 2. Andere Weißagungen von ihm/ Entzuͤckungen und Ge- sichter. 3. D. Parei Weißagung/ Sauberti Prophezeyung. 4. Andere Weißagungen vom teutschen Krieg/ D. Kampffs. Deßen Ausdruck von Beßerung der Kirchen. 5. Hußitische Weißagung. 6. Grebners Prophetien. Peltzers 7. Eines Weibes zu Freyberg. 8. 9. 10. 11. Jhre Anfechtungen und wunderbare Zufaͤlle. 12. Jhre Verkuͤndigung von instehenden Plagen. 13. Umgang mit einem Geist. 14. Englische Erscheinung bey einem Todten/ Habernfelds Prophezeiungen. 15. Plaustrarii Schrifften. 16. Deßen seltsame Einfaͤlle und Inventiones und derselben Widerlegung. Das XXII. Capittel. Von denen Offenbahrungen von Anno 1625 bis auf das Jahr 1630. 1. Kirchhoffs Weißagungen/ Kregels/ Droͤschers. 2. Engelbrechts Schrifften und deren Jnhalt. 3. Urtheil Egardi von ihm und gutes Zeugnus. 4. Engelbrechts Lebens Lauff/ große Traurigkeit/ uͤberna- tuͤrliches langwieriges Fasten. 5. Todes Noth/ Entzuͤckung/ Aufferstehung/ 6. Zeugnuß an die Prediger wie auch andere. 7. Sein uͤbernatuͤrlich Fasten. 8. Verfolgung von den Predigern/ sonderlich zu Ham- burg/ Jnhalt seiner Offenbahrungen. 9. Seine Erzehlung von Christo/ Zurede an die Betruͤbten. 10. Gebet und Erleuchtung/ Sein Sinn und Absehen. 11. Kotteri Historie/ Pelargi Bekaͤntnis von ihm. 12. Kotters Gefaͤngnis und Landes Verweisung. 13. Anfang seiner Offenbarungen/ Erscheinung eines Gei- stes und fernere Umstaͤnde/ vom Krieg des Pfaltz-Graf- fens/ von Chur Sachsen. 14. Jnhalt seiner Weißagungen/ von falschen Propheten. 15. Der Paniataviæ Historia. 16. Absterben und Aufferstehung/ Edition ihrer Gesichter/ Urtheile davon/ und approbation derer Theologen. 17. Anderer Muthmaßungen. 18. 19. Proben von ihren Gesichten. 20. Ein ander Gesichte. 21. Jhr Befehl an den General Wallenstein. 22. Weißagung von dessen Untergang. 23. Ein ander Exempel von Wiederaufftehung eines todten Juͤnglings. 24. Bischerers Offenbahrungen/ deßen Historie/ Englische Erscheinungen und Weißagungen von kuͤnfftigen Plagen Verstummung. 25. Gefahr und Errettung/ Flucht und ander weitige Be- foͤrderung/ Anderer Urtheil und Erzehlung hievon. 26. Der | Koͤnigin Entzuckung/ Edition ihrer Reden Urtheile der Gelehrten davon. 27. Jhre merckwuͤrdige Reden. 28. Coltbußer Maͤgdlein Entzuͤckung. 29. Urtheile davon. 30. Leiptziger Warnung/ Brigelii Offenbahrung. 31. Einer Jungfrau Catterin Gesichte. Das XXIII. Capittel. Von denen bekant gewordenen außer- ordentlichen Dingen von Anno 1630 bis 1640. 1. Prophet zu Zwickau. 2. Waßerlebische Erscheinung. 3. Eines Kohlbrenners Weißagung/ Siebenbuͤrgischer Wahrsager. 4. Hohenloische Prophetin/ Schwerinischer Knabe. 5. Ruͤgerin zu Nuͤrnberg. 6. Fraͤuleins zu Nuͤrnberg Offenbahrungen. 7. Warners Historie und angegebene Zeichen. 8. Urtheil hievon und approbationes. 9. Fabricii Examen und Zeugnis uͤber Warnern und Ho- gelii, Warners folgende Fata. 10. und Schrifften 11. Seine Beziehung auf die Heilige Schrifften/ sein Eiffer wider den Pragischen Frieden/ Handlung vor dem Dresdnischen Consistorio. 12. Schrifften wider ihn D. Wagners/ der Wittenberger/ Warners Klagen uͤber der Lutherischen Clerisey/ son- derlich der Saͤchsischen. 13. uͤber die Schweden. 14. uͤber die falschen Geistlichen. 15. Weissagung von dem Lutherthum/ Beschreibung der Lutherischen Schulen. A K H Register c Einwuͤrffe Register des dritten Theils. 16. Einwuͤrffe von unerfuͤllten Weißagungen/ Seine Mittgesellen/ Reichhards Anfang zu Prophezeyen. 17. Seine Schrifften/ Urtheil davon und Jnhalt. 18. Von dem ewigen Evangelio, falsche Deutung und ap- plication solcher Weiß a gung/ Klagen uͤber die Pre- diger. 19. und ihre angemaste Unbetruͤglichkeit. 20. Exempel hoher Personen Gustavi Adolphi, Christiani IV. eines Jtalianischen Bauers Weißagung. 21. Eines Schneiders bey Leiptzig/ Hermans von der hude Offenbahrungen/ Wezelii Schrifft dagegen u. Examen. 22. Der Prediger Gestaͤndnis hievon und angefuͤhrte Ur- sachen 23. Annaͤ von Modin Weißagungen/ Oppens/ Einsiedels. 24. 25. Einer Magd zu Koͤnigsberg. 26. 27. Eines Maͤgdleins zu Spremberg. 28. Eines Knabens in Thuͤringen. 29. Eines Studiosi zu Dantzig/ in Schweden. 30. Eines Kindleins zu Guͤstrau/ eines Schaffhirtens. 31. Hans Keils/ deßen hartes Tractament/ D. Wagners Eiffer dagegen. 32. Weil die Clerisey beschaͤmt worden/ Zeugniße vom Blutzeichen. Das XXIV. Capittel. Von Nicolai Drabicii und anderer Weißa- gungen von Anno 1640 bis auf die letzten Jahre dieses Seculi. 1. Drabicii Leben/ Anfang seiner Offenbahrungen. 2. Erste Entzuckung. 3. Weißagungen wider Oestreich/ von Beßerung der Kir- chen/ Bekehrung der Heyden und Juden. 4. Wider die falschen Lehrer. 5. Wider den Religio ns-Streit/ vom ewigen Evangelio und allgemeinen Frieden. 6. Jnhalt der Offenbahrungen Drabicii/ Sein Examen Widerspruch. 7. Erklaͤrung und Rechtfertigung. 8. Drabicii Gefaͤngnis und Hinrichtung. 9. Keyserliches Urtheil wider Drabicium. 10. Englische Erscheinung zu Zwickau. 11. in Laußnitz. 12. Melischens Gesichter. 13. Eines Edelmans Greulichs stridonii Prognostica. 14. Stadische Weißagung/ zu Halle/ 15. Von Hottingeri Todt/ Buchholtzens. 16. Gesicht eines Knabens zu Magdeburg/ eines Mannes in der Marck. 17. Rekins Erscheinungen. 18. Wundergeschichte eines Hamburgischen Kauffmans. 19. Thamss ens Wunderglaube in Heilung der Krancken. 20. Weißagungen eines Maͤgdleins in Franckreich. Das XXV. Capittel. Von Johann Rothen und Laurentio An- dreæ Ulstadio. 1. Rathens Historie. 2. Schrifften. 3. Beyfall von andern/ Sein Vortrag/ und deßen Be- wandnis. 4. Klage uͤber das gemeine Elend. 5. uͤber die Clerisey. 6. Von etlichen Regenten/ Gefangenschafft/ Tractament. 7. und Befreyung/ Seine Verklaͤrung und Bedingung. 8. 9. 10. Streit wider die Labadi sten/ und Errinnerun- gen wider sie. 11. Ulstadii Historie/ deßen erste Bewegung/ Fartgang und uͤbungen/ Elende Gestalt/ Außbruch seiner Bekaͤnd- nis/ und derselben Summa/ erfolgtes Ungemach/ Verhoͤr und Inquisition, Verdammung zum Gefaͤngnis und Zuchth a uß/ Bestaͤndigkeit dabey. Das XXVI. Capittel. Von Joachim Greulichs Gesichtern und Offenbahrungen. Das XXVII. Capittel. Von denen Gesichten Annaͤ Vetterin. Register des dritten Theils/ nach dem Alphabeth. Die erste Zahl bedeutet das Capit- tel/ die andere den Numerum oder Paragraphum. A A Bendmahls gebrauch VI. 10. Mißbrauch V. 18. XVI. 46. innerlicher Genuß. V. 18. haͤußliche u. freye begehung. XV. 8. 9. Academien verdertbt u. schaͤdlich I. 13. XVIII. 2. 4. 21. u. f. item 52. X. 12. c. 11. 12. XII. 19. Adams-Fall. s. Adam. Mann-Weibliche Natur. XVI. 14. Jac. Adams Streit. VI. 27. Alchimia. s. Chimia. Amadæi von Friedleben Schrifften. IX. 16. Amersbachs Schrifften. I. 2. XIV. 15. beygemeßene Jrrthuͤmer. n. 16. Klagen uͤber die Prediger u. Theologos n. 17. Widersacher und Streitigkeiten 20. u. 21. Amsterdamisch Lutherisch Consistorium XV. 2. u. 5. Joh. Angeli Schrifften XVII. 3. Angeli Mariani Schrifften. IX. 3. Anthoinette. s. Bourignon. Antichrist wer er sey? IX. 11. Aristotelis Philosophie verworffen. VIII. 53. Arnd verkaͤtzert und verlaͤstert. XI. 1. XII. 3. 5. u. 25. Arnoldi Streit wider Comenium. XX. 15. Astrologia welches die wahre. V. 6. 7. Atheismus unschuldigen beygelegt. VIII. 29. v. 39. XIII. 23. IX. 3. XV. 15. Augspurgische Confession wie sie anzunehmen? XV. 6. u. 27. B. B Abel sind alle Secten. V. 19. Banniers Leben und Schrifften. X. 1. Lehren und Vortrag n. 2. 3. und 4. Barbarey welches die rechte? IX. 10. Barthuts Schrifften und Streit. XV. 27. Baumans Buch. XIII. 20. Beers Schrifften. XV. 23. Beicht und Beicht-Geld verworffen. XI. 10. XIII. 28. und 35. Bekehrung der Heyden. s. Heyden der Juden. s. Juden Berckendals Streit wider die Anthoinette. XVI . 23. und 24. Befreyung der Kirchen geweissaget. XXI. 4. XXIV. 3. und 5. Betkii Leben und Lob. XIII. 10. Schrifften. 11. Klagen uͤber dem Verderb der Clerisey. 12. Jnhalt seines Excidii Germaniæ. 13. u. f. Biebel was sie sey? XII. 13. bey den Lutheranern verachtet. IX. 5. ob sie schlechterdings noͤhtig? XVI. 36. wie sie zu erklaͤren XVI. 36. ob sie im teutschen recht uͤbersetzet. XI. 13. ob sie die Krafft in sich selbst habe. XII. 4. u. f. was sie wircke. XII. u. f. Blocks Schrifften wider das Lutherthum X V. 20. Boͤhmens Fragen von der Seelen uͤbersetzet. IX. 14. D. Boͤhmens Streit wider Rathmannen. XII. 27. Boreels Streit/ Lehren und Schrifften. VI. 28. Widersacher und Vortrag. 29. von der Kirche und Symbolischen Buͤchern. 30. von den Lehrern. 31. Bourignoniæ Lebenslauff. XVI. ibid. 4. Schrifften. 5. Urtheile uͤber sie 6. und 7. Glaubens-Bekaͤntnis. 8. Vortrag von den Secten. 8. von der H. Schrifft. 9. von der Register des dritten Theils. von der Erieuchtung. 10. von der Dreyeinigkeit. 11. von Christo. 12. von dem Ebenbild Gottes und der Rechtfertigung. 13. von Haltung der Gebotte. 13. von Adams Natur. 14. von dem allgemeinen Verderbnis. 15. von der Clerisey. 16. vom Kirchen-Dienst. 17. von Religions-Streit. 18. von der Gelehrsamkeit. 19. ihre Widersacher. 22. u. f. Beschuldigungen. 25. Verfolgungen unter den Lutheranern 26. in Holstein 27. in Hamburg 28. Freunde und Bekandten. 29. und 30. Brecklings Historie XV. 13. Schrifften. 14. Beschuldigungen und Bekaͤntnis 15. Brigelii Offenbahrungen. XXII. 30. Brovvne Leben und Schrifften. IIX. 28. Beschuldigungen. 29. Lob und Recommendation. 30. Religion. 31. Bekaͤntnis von den Secten. 32. vom Religions-Streit. 33. von Seligk. der Heyden. 34. von Paͤbstischen Gebraͤuchen. 35. von andern Partheyen. 36. Bscherers Gesichte. XXII. 24. und 25. Burckhardi Buch wider die Anthoinette XVI. 23. Burrhi Leben/ erste Verfolgung und Reyse. XVIII. 1. andere Gefangenschafft und Inquisition. 2. Beschuldigungen. 3. andere beygemessene Lehren 4. Urtheil und Verdammung/ wie auch fernere Fata 5. Busse ob sie die neue Geburth sey? II. 19. C. C Alvini Meynung vom freyen Willen. II. 18. Campanellæ Leben und Lob. VIII. 37. anderer Zeugnisse von ihm. 38. Beschuldigung des Atheismi. 39. Verantwortung dagegen. 40. Intention, Methode, und Außdruck von der Dreyei- nigkeit. 41. Beweiß von der Gottheit. 42. Schrifften und Editiones derselben. 43. Anfang seiner Erkaͤntnis und Fuͤhrungen. 44. Vortrag von der Heyden Seligkeit. 45. vom gemeinen Aberglauben. 46. u. f. von der Clerisey. 51/ 52. von der gemeinen Philosophie 53. von der Politica 54. von Gemeinschafft der Christen 55. Seine Verfolgungen/ Marter und Tod. 57. Chimie welches die wahre oder falsche. II. 9. Christiani IV. K. in Dennemarck Gesicht XXIII. 26. Christi Menschheit ob sie vom Himmel. V. 16/ 17. X. 26. Weißheit und Erkaͤntniß. VIII. 3. inwendige Wirckung I. 21. X. 2. und 3. Clerisey verderbt und boͤse. I. 12. und 22. V. 3/ 20. und 51. IX. 8. XI. 4. XIII. 12. XV. 11. und 20. XXIII. 12/ 18/ 19. XXIV. 5. u. f. uͤbler Beruff. VI. 31. ob sie vom H. Geist dependire. VI. 31/ 32. Atheismus bey vielen. IIX. 20. XXIII. 14. Blindheit. X. 17. und 18. XII. 19. elende Lehr-Art. XI. 8. angemaßte Unbetrieglichkeit. VI. 12. und 32. X. 20. und 37. XIV. 18/ 19. XXIII. 19. XXV. 8. exercirt er Gewissens-Zwang. VI. 12. Herrschafft und Monopolium. XIII. 34. XXV. 8. Heucheley. X. 19. XIV. 6/ 7. Trunckenheit und Schwelgerey. IV. 3. und 15. XXIII. 32. Blutduͤrstigkeit. X. 21. XIII. 34. XIX. 9/ 10/ 11. Verfolgung wider die Frommen. XVI. 26. und 49. XX. 6. XXIII. 14. Geitz und Simonie. XI. 9. und 10. XXIII. 32. bevorstehende Straffe. XXIV. 4. Colhaes. s. Kohlhas. Comenii Schrifften. XX. 11. Lob-und Recommendation. 12. Absicht bey Publici rung der Offenbahrungen. 13. Bekaͤntnis hievon. 14. Widerspruch von Arnoldo. 15. Beweißthumer von den Offenbahrungen 15. und 16. Verhalten und Auffrichtigkeit 17. Conrad s. Cunrad Consistoria wie sie beschaffen. VI. 19. und 21. Controversien s. Zancksucht. Coornherts Leben. VI. 1. Streitigkeiten 2. Verfolgungen. 3. Urtheil und Recommendation von ihm 4. und 5. Schrifften 6. Erklaͤrung von der H. Schrifft. 7. von noͤhtiger Reformation der Kirche 8. von den Secten 9. und 16. vom Abendmal 10. von der Clerisey. 11. bis 15. seine Beschuldigungen und Verfolgungen. 17. Corvini Laͤsterungen wider Arndten XII. 3. und 5. Streit wider Rathmannen. 5. Leichtfertigkeit. 25. Critica Theologia. XVI. 32. Cunradi Leben II. 1. Schrifften. 2. Lob und Recommendation. 3. und 4. Grund und Principia. 5. Bekaͤntnis von der Erleuchtung 5. und 6. andere Lehren 7. u. f. Ubung in der Chimie. 9. Verfolgung daruͤber. 9. D. D Antziger Prophet. XXIII. 29. Denys Schrifften und Vortrag. XVI. 47. Dilefelds Streit mit Amersbachen. XIV. 21. Disputi ren als schaͤdlich verworffen. V. 3. VIII. 33. s. Zancksucht. Dittelbachs Schrifften. XV. 22. Doctor- Titul was davon zu halten. XIV. 19. Domherrn verworffen. IX. 3. und 4. Drobicii Lebens-Lauff. XXIV. 1. Anfang seiner Offenbahrungen/ 1. und 2. Jnhalt derselben. 6. Widerspruch dagegen und Verantwortung 7. Gefaͤngnis und Hinrichtung. 8. Urtheil wider ihn 9. Dresdnische Haͤndel mit Peter Moritzen. XI. 7. Dreyeinigkeit in der Gottheit bewiesen IIX. 41. XVI. 11. Droͤschers Prophezeihungen. XXII. 1. E. E Benbild Gottes was es sey. IIX. 16. Egardi Urtheil von Engelbrechten. XXII. 3. Ehestands Verbindung und Trennung. XVI. 20. Einsiedels Prophezeihung. XXIII. 23. Englische Gemeinschafft mit den Menschen. II. 7. Englische Erscheinungen und Offenbahrungen s. XXI. bis XXVI. Engelbrechts Schrifften. XXII. 2. Beurtheilung von andern. 3. Leben/ Traurigkeit und wunderbahres Fasten. 4. Tod wiederaufferstehung und Zeugnis an die Predi- ger 5. Beweiß seines Beruffs mit uͤbernatuͤrlichen Fasten. 6. Verfolgungen durch die Prediger. 7. Tractament in Hamburg. 8. Jnhalt seiner Offenbahrungen. 8. und 9. Gebaͤt/ Sinn und Intention. 10. Enthusiasmus was es sey. II. 6. X. 26. welches der wahre oder falsche. XVI. 37. s. Offenbahrungen. Entzuͤckungen. s. Offenbahrungen. Erb-Suͤnde was sie sey? IIX. 10 Ausrottung derselben ob sie moͤglich. 19. Erleuchtung derselben Nohtwendigkeit/ Beschaffenheit und Nutzen I. 7. II. 5. u. 6. v. 6. vi. 22. ix. 18. x. 15. xi. 18. xii. 12. xiii. 24. u. 25. xv. 11. xvi. 10. u. 36. Erleuchtete in Spanien vii. 6. Ethica. s. Moralia. A K H Register c 2 Ioh. Register des dritten Theils. Joh. Evangelistæ Schrifften. XVII. 3. Evangelium welches das falsche. X. 19. XIII. 3. ewiges. XIII. 6. XXI. 4. XXIII. 18. XXIV. 5. F Fabricii Zeugnis vom Verfall und Schrifften. XV. 21. D. Jacobi Fabricii Schrifften. XX. 7. Defension derselben. 8. u. 9. Jnhalt. 9. u. f. Fall Adams. VIII. 16. Franckenbergs Leben und Schrifften. IX. 16. Beschuldigungen. 17. Lehre Von der Schrifft u. Erleuchtung. 18. Absterben und Grabschrifft. 19. Fresens Wunder-Glaube. XXIV. 18. Freybergische Prophetin. XXI. 7. u. f. Freyen Willens Beschaffenheit wider Calvinum. II. 18. Freyheit des Gewissens. VI. 15. s. Gewissen. Frideborns Leben und Lehren. X. 7. u. f. Fridericus V. s. Pfaltz Graff. Friedlebens Schrifften. IX. 16. Fritshii Jesus-Gesellschafft. X V. 19. Fuhrmans Lehen und Schrifften. XIII. 1. Lehren. 2. u. 3. G H. Geist. s. Erleuchtung. Gelehrsamkeit. s. Studieren und Schulen. Gemeinschafft der Guͤter. IIX. 55. Gerechtigkeit. s. Rechtfertigung. Gesellschafft. s. Socie taͤt. Gesichter. Offenbahrungen. Gewissener wer sie gewesen? XIIX. 6. und 7. Gewissens-Zwang widerlegt. VI. 11. und 12. IX. 9. Gichtels Zeugnis und Verfolgungen. XV. 17. Giftheils Leben-Eiffer und Epitaphium. X. 8. Schrifften. 9. und 13. Klagen. 10. Schrifft an Chur Sachsen und Brandenburg. 11. an Dennemarck und Schweden. 12. Haͤndel in Tuͤbingen. 13. Glaubens-Krafft. I. 11. s. Wunder. Gleichische Graͤffin faͤllet Stifelio bey. IV. 40. Gottes Dienst. s. Kirchen Dienst. Gottheit aus der Natur bewiesen. IIX. 42. s. Dreyeinigkeit. Gradus. s. Doctor und Magister. Grammendorffs Schrifften und Streit mit den Predi- gern. XV. 26. Grebners Prophezeyungen. XXI. 6. Gregotischens Meimmgen. IV. 21. Gustaphi Adolphi Traum. XXIII. 20. Guͤstrauischer Prophet. XXIII. 30. Guthmanns Leben. I. 1. Schrifften. I. 2. Urtheil davon. 3. und 4. widerige Urtheile. 5. Jnhalt derselben. 6. und 7. Vortrag von der Schrifft und Offenbahrungen 7. von wachen/ beten und andern Mitteln. 8. von der Suͤnden Ausrottung. 9. von der Vollkommenheit. 10 vom Glauben und dessen Wunderkrafft. 11. von der Clerisey. 12. von der Philosophie und uͤbrigen Gehorsamkeit. 13. H. H Aellischen Ministerii Streit mit Peter Moritz s. Moritz. mit zweyen andern Burgern. IV. 66. Haͤllische Weissagung. XXIV. 14. Hartnaccii Streit mit Stengern und Beschuldigungen. XIV. 9. Heydnische Auctores werden verworffen. I. 13. und 18. IX. 12. XVI. 43. Heyden ob sie selig werden koͤnnen? VII. 4. IIX. 34. und 45. IX. 3. Heyden sollen noch bekehrt werden. XXIV. 3. Heydwaͤrterin Offenbahrungen. XXII. 28. und 29. M. Heldens Leben Absetzung und Schrifften. XIII. 4. Lehren. 5. von der reformation. 6. vom ewigen Evangelio. 6. Hellmontii Leben und studia. IIX. 1. Bekaͤntnis von den Universi taͤten. 2. 21. Schrifften und deren editiones. 5. und 6. Urtheile von ihm und Lobspruͤche. 7. Widerspruch und Verkaͤtzerung. 8. Lehre von der Vernunfft. 9. u. f. von der Einfalt des Glaubens: 13. von Christo. 14. und 15. vom Ebenbild Gottes und dem Fall Adæ. 16. 17. und 18. von der Herwiederbringung. 19. von der Clerisey. 20. von der gemeinen Medicin. 23. seine Verfolgungen. 24. Todt. 25. Helmontii des Juͤngern Leben und Schrifften. IIX. 25. Meinung von Revolution der Seelen. 26 Herberts Bekaͤntnis VI. 21. Hertzens-Spiegel von wem er Geschrieben. III. 1. Hiels Leben und Jnhalt desselben und Grund. 4. und 5. Schrifften. III. 9. u. f. Hirnii Vorhaben mit dem Abendmal. VI. 24. Hoberfelds Prophezeyungen. XXI. 14. Hohburgs Lebens Beschreibung. XIII. 14. u. f. Urtheile von ihm 18. und 19. Schrifften. 20. und 21. Verkaͤtzerung. 22. Beschuldigung der Atheisterey. 23. Vortrag. 24. von der Erleuchtung und Rechtfertigung. 25. und 26. von der Tauffe. 27. von der Beicht. 28. von andern Mißbraͤuchen. 29. 30. und 31. Hohenloische Prophetin. XXIII. 4. Homagius ein Weigelian er I. 18. Hoogwandtin Schrifften und Vortrag. XVI. 45. und 46. Hottingeri Todt und Weissagung davon. XXIV. 15. Hoyerin Leben und Schrifften. X. 14. und 15. ihre Worte von der Erleuchtung. 15. von der gemeinen Heucheley. 16. von der falschen Theologie. 17. von denen Predigern. 18. u. f. Hermanns von der Hude Weissagungen und Streitda- wider. XXIII. 21. 22. J J Esus. suche Christus. Jesus-Gesellschafft. s. Societ aͤt. Illuminati in Spanien. VII. 6. Iohannis Evang. Schrifften. XVII. 3. Gilberti lonæ Schrifften. IX. 3. Jtaliaͤnischen Bauers Weissagung. XXIII. 20. Juden Bekehrung geweissaget. VII. 5. XXIV. 3. Justinianus. s. Weltz. K K aͤtzer wie sie zu tractieren. VI. 13. u. f. unter den Lutheranern umgebracht. IV. 43. 44. X. 4. XIX. 9. u. f. Kaͤtzer machen. IX. 11. XIII. 30. u. 35. s. Gewissens-Zwang und Zancksucht. Kaim Auctor des Hertzens-Spiegels III. 1. dessen Leben u. Schrifften. 2. Verkaͤtzerung. 3. Kampffs Weissagungen. XXI. 4. Keils Proͤphezeyungen. XXIII. 31. Kirche im Grund verderbt. VI. 9. u. 31. ob sie deßwegen zuverlassen? VI. 33. Kirchen-Dienst wie er bewand? XVI. 17. Kirchoffs Prophezeyungen. XXII. 1. Kohlhasens Lehre. VI. 18. Streit und Verdammung. 19. Bekaͤntnis. 20. Koͤnigin einer Jungfrauen Entzuckungen und schoͤne Re- den. XXII. 26. u. f. Koͤnigsbergische Entzuͤckungen. XXIII. 24. Kornhertz s. Coornhert. Kotteri Historie und derselben approbation, XXII. 11. Verfolgungen. 12. Anfang Register des dritten Theils. Anfang seiner Offenbahrungen. 13. Jnhalt derselben. 14. Kotzacks Leben und Schrifften. XI. 14. Jnhalt derselben. 15. Andere Meinungen. 16. Kregels Prophezeyungen. XXII. 1. Krieg ob er unter Christen zulaͤssig. IX. 3. u. 13. Von der Clerisey verursachet. X. 21. XIII. 34. Kuhlmans Leben. XIX. 1. u. 2. Correscondentz mit Kirchero. 3. Schrifften. 4. u. 5. erdichteter Wiederruff. 5. falsche Beschuldigungen. 6. Reysen und Tod. 7. dessen naͤhere Umstaͤnde und Anstifftung durch die Lutheraner. 8/9/10/11/12. Kunrad. s. Cunrad. L. L Abad isten Lehr-Art. XXV. 8. Lapis Philosophorum. II. 9. Lautensacks Leben/ Schrifften und Vortrag. I. 14. u. f. von Verderbnus und von Vereinigung mit Gott. 17. Lebendigwerdung der verstorbenen. XXII. 3. 16. u. 23. Leipziger Prophezeyung. XXII. 29. Libertinismus. VI. 15. Licht Gottes ob es allgemein? III. 4. Lohmans Streit. X. 22. u. f. Lehre/ Verfolgung und Schrifften. 25. Lotterin Gesichter. XXII. 31. Luͤbeckische Haͤndel wider Tauben. XV. 2. Lutherisch ob man sich also nennen duͤrffe. XI. 13. Lutherthums Verfall. XV. 11. u. 20. XXIII. 12. u. 13. Lutherischen falsches Evangelium. IX. 7. X. 17. Lutherthum soll gestraffet werden. XXIII. 15. Lüxin tenebris. XX. 11. u. f. M M Agister-machen auff Universitaͤten. IIX. 21. Manichaͤer ob auch im 17ten Seculo? XIIX. 10. Marpurgische Weigelianer. I. 18. Mauritius s. Moritz. Medicin ob sie richtig. IIX. 4. u. 23. Medin Weissagungen. XXIII. 23. Eus. Meisneri Streit. VI. 22. Melischens Gesichter. XXIV. 12. Methens Anklage und Verhoͤrung. IV. 20. u. f. Inquisition zu Dreßden 25. Gefaͤngnis und Widerruff. 28. Widerlegung und Streit. 29. Retractation 30. Lehre. 31. u. 32. von Offenbarungen. 33. von der Vollkommenheit. 34. vom Lutherthum und den Predigern. 35. Schrifften wider ihn. 36. Michaelis Leben und Schrifften. XV. 28. Micrælii Meinung von Offenbahrungen. XX. 8. Mislentæ Ausspruch von Rathmannen. XII. 14. Molinosii Leben/ Lob und recommendation. XIIX. 4. u. 5. Applausus, Freunde und Correspondentz. 6. Sinn und Zweck. 7. Verfolgung. 8. Schrifften wider ihn. 9. Gefaͤngnis. 10. Beschuldigungen. II. u. f. Revocation. 16. u. f. ewiges Gefaͤngnis. 16. Tod. 17. eigentliche Lehren 18. u. f. s. Quietisten. Morale welches die falsche. IIX. 2. Moritzens Leben. XI. 1. Schrifften. 2. u. 14. Streit mit den Haͤllischen Predigern 2. u. 3. Aussage von Beicht/ Abendmal und den Predigern. 3. u. 4. fernerer Streit. 5. u. 6. Gefaͤngnis und Verjagung. 7. Dreßdnische Haͤndel. 7. Klage uͤber die Clerisey. 8. u. f. anderer Vortrag. 13. u. f. Movii Consens mit Rathmannen. XII. 24. Mystica Theologia. s. Theologie. N. N Agelii Leben und Schrifften. V. 1. Vertheidigung. 2. Klage uͤber die Prediger. 3. uͤber die Schulen. 4. Vortrag von der Erleuchtung. 5. von bessern Zeiten. 6. Warnung vor den instehenden Plagen. 9. Tractament hierbey. 10. Widersacher. 11. Neuwalds Meinungen. XII. 28. Henr. Nicolai Leben. XII. 29. Syncretismus 30. Vorschlaͤge dazu. 31. andere Streitigkeiten. 32. Vergleich und Widerruff. 32. Schrifften. 33. Absterben. ibid. Nuͤrnbergische Prophezeyungen. XXIII. 5. u. 6. O. O Esterreichs kuͤnfftiger Zustand prophezeit. XXIV. 3. Offenbarung goͤttlicher Majestaͤt. s. Guthmann. Offenbarungen von Theologis approb irt. XX. 3. u. 4. von andern. 5. vor nothwendig und nuͤtzlich erkant. 5. und 6. Streit daruͤber. 7. u. f. Beurtheilung derselben und Kenzeichen. 10. Beweiß daß sie noch geschehen. 18. u. f. Antwort auff die Einwuͤrffe. 15. und 16. Exempel aus dem XVII. Seculo. XXI. biß XXVI. falsche welche es seyn? XXII. 14. verworffen. XX. 6. XXIII. 14. aus was Absichten. XX. 6. u. 8. Olear i Streit mit Moritzen s. Moritz. Oppens Weissagungen. XXIII. 23. P. P aͤbstische Gebraͤuche ob sie alle zu verdammen? IIX. 35. Pajonismi Historie. XIIX. 8. und 9. Paræi Prophezeyung. XXI. 3. Peganius wer er sey? IIX. 26. Peirerii Leben und Schrifften. VII. 1. Meintingen. 2. Jnhalt seines Buchs. 3. hypotheses. 4. Hoffnung von Bekehrung der Juden und Heiden. 5. Pelargi Bekaͤntnis von Offenbarungen. XXII. 11. Peltzers Prophezeyungen. XXI. 6. Pfaltz Graf Friedrichs Haͤndel und Weissagungen davon. XXI. 5. u. 16. XXII. 13. u. 14. Philosophie der Heiden verworffen. I. 13. IIX. 21. u. 52. IX. 12. XIII. 31. unter die Theologie gemenget. XVI. 42. s. Studiren. Plaustrarii Schrifften. XXI. 15. seltsame Einfaͤlle. 16. Widerlegung desselben. 16. Poirets Leben/ Studia und Veraͤnderung. XVI. 32. Urtheile von ihm. 33. Schrifften. 34. Vortrag von den Secten. 35. von der H. Schrifft. 35. von der Erleuchtung. 36. vom Enthusiasmo. 37. von der Theologie. 38. seine Widersacher. 43. Poniatoviæ Historie. XXII. 15. Tod und Wideraufferstehung. 16. A K H Register c 3 Offen- Register des dritten Theils. Offenbahrungen und Urtheile davon. 16/ 17. Exempel von denselben. 18. und 19. u. f. Prophezeihungen von Wallensteiner. 22. Potinii Sachen. XIII. 9. Præadami ten. s. Petrerius. Eliæ Prætorii Buch. XIII. 20. Pragischer Friede gemißbilliget. XXII. 11. u. 12. Prati Englische Erscheinungen. XXI. 14. Prediger. s. Clerisey. Predigten elende. X. 29. Prophezeyungen. s. Offenbahrungen. Pserer s. Bscherer. Q. Q uacker Streit mit der Anthoinette. XVI. 23. werden die Quietisten geheissen. XVII. 13. werden Unschuldige genennt. III. 3. Quercetani Lob. IIX. 27. Quietismi Ursprung aus der Theologia Myst. XVII. Feinde sind die Jesuiten. 8. Quietist en werden gefangen genommen. 10. werden calumniirt 11. u. f. von den Lutheranern uͤbel beschrieben. 13. ihre Verfolgungen. 15. u. f. Ursachen derselben. 16. s. Molinos. R. R aselii Leben und Schrifften. XV. 10. Lehre von der Erleuchtung. 11. andere Puncte. 12. Verfolgungen. 12. Rathmans Lebens- Lauff. XII. 1. Schrifften wider ihn 2. u. 3. sem Sinn und Intention. 7. Schrifften. 8. Vortrag von der H. Schrifft. 9. u. 10. von dem Goͤttlichen Licht. 11. 12. 16. Widersacher. 16. Verkaͤtzerung. 17. Erklaͤrung von Schwenckfelden. 17. Von der falschen Theologie. 18. von denen Universitaͤten. 19 von der Clerisey. 20. vom gemeinen Verderben. 21. seine Freunde und Einstimmige. 21. 22. 23. Feinde und derselben Boßheit. 25. Schrifften wider ihn. 26. Ende des Streits. 27. Rechtfertigung heuchlerisch erklaͤrt. XIII. 28. Reformation elend vollbracht. XIII. 5. ist zukuͤnfftig. s. Besserung. Reformirter Kirchen-Verderbnis. VI. 9. u. f. Gewissens Zwang. 11. 12. 20. u. f. 31. u. f. Regeri Buch. XI. 17. Vortrag darinnen. 18. Reich Christi. s. Besserung. Reichharts Prophezeyungen. XXIII. 16. u. f. Schrifften. 17. Verwerffung derselben. 18. Zeugnis wider die Clerisey. 18. u. 19. Rekins Weissagungen XXIV. 17. Religio Medici. s. Browne. Religionen. s. Secten. Responsa der Universitaͤten was davon zuhalten? XII. 19. u. 23. XIII. 37. XIV. 7. Revelationes. s. Offenbarungen. Revolution der Seelen. IIX. 26. Richters Weissagungen u. Schrifften. XV. 24. Richters eines Hirten Prophezeyung. XXIII. 30. Rothens Historie. XXV. 1. Schrifften. 2. Jnhalt derselben. 3. Bekaͤntnis vom gemeinen Verderben. 4. von der Clerisey. 5. 6. von den Regenten. 6. Gefangenschafft u. Befreyung. 7. Errinnerungen gegen die Labadisten 8. u. f. Ruͤgerin gehabte Erscheinungen. XIII. 5. u. 6 Ruholtzens Prophezeyungen. XXIV. 25. S. S aͤchsischer Clerisey Verhalten. XXIII. 12. u. f. Salbung was sie sey? XIII. 2. s. Erleuchtung. Saͤuberlichs Buch. XIII. 20. Sauberti Bedencken von Offenbahrungen. XX. 8. Prophezeyung. XXI. 3. H. Schrifft. s. Biebel. Schubarts Streit mit Peter Moritzen. s. Moritz. Schulen sind verderbet und unnuͤtze. V. 4. VIII. 4. u. 21. XIII. 31. XVI. 19. XXIII. 15. s. Academien. Schweden im teutschen Krieg handeln gottloß. XXIII. 13. Schwedische Propheten. XXIII. 29. XXV. 11. u. f. Schwenckfelds Lob. X. 15. Vertheidigung XII. 17. Schwerm ischen Knabens Prophezeyung. XXIII. 4. Sclei Schrifften. I. 20. Zweck und Grund. 20. Seckendorfs Schrifft wider die Anthoinette. XVI. 23. Sectirerey wird verworffen. V. 14. VI. 9. u. 16. IIX. 32. 46. 47. 48. XI. 13. XIII. 29. XVI. 8. 35. u. 42. Sectirische Nahmen XIII. 2. Secula drey vornehmste der Welt. II. 10. Seculum Spiritus S. I. 19. IV. 65. X. 6. Seder Olam wer es geschrieben. IIX. 26. Seidenbechers Historie. XIII. 32. Absetzung. 33. Zeugnis wider die Clerisey und gemeinen Mißbraͤu- che 34. u. f. Sendivogii Lob. IIX. 27. Siebenbuͤrgischer Prophet. XXIII. 3. Simonie unter den Lutheranern. XI. 9. u. 10. s. Clerisey. Sitten-Lehre. s. Morale. Societät von Jesu XV. 18. zu Bekehrung der Heiden. 19. Socinianer Jrrthum. V. 16. XVI. 12. Sonthans Guͤldenes Kleinod verdammet. XIV. 12. Sparmans Schrifft von Offenbarung. XX. 56. Sperbers Leben und Schrifften. II. 10. Jnhalt derselben. 11. andere Buͤcher. 12. Sprembergischen Maͤgdleins Prophezeyung. XXIII. 26. und 27. Stadische Weißagung. XXIV. 14. Kirchen-Streitigkeiten. XIII. 4. und f. Stengers Lebens Lauff. XIV. 2. Schrifften. 3. Lehre von der Busse. 4. Stengers Lehre von der Erleuchtung und andern Puncten 5. und f. Widersacher. 8. 9. Ursache seiner Verfolgung. 10. und 11. anderwettige Befoͤrderung. 14. Stevartii Lob. VI. 22. u. 23. Steyermarckischer Prophet. XXIII. 3. Stifels Leben. IV. 2. Anfang seines Streits. 3. erste Klage wider ihn. 4. Erklaͤrung von Christo. 5. und 6. von der Tauffe. 6. Inquisition wider ihn. 7. seine Antwort u. dimission 8 bis 12. andere Anklage 12. hartes Gefaͤngnis. 13. Schrifften wider die Prediger. 14. Widerlegung von denselben. 15 Gefaͤngnis/ Revocation. u. Befreyung 16. 17. Entschuldigung. 18. Lebens-Art bey Erffurt 19. Citation nach Dreßden. 25. 16. Neues Gefaͤngnis und Bestraffung an 500. Thalern. 27. Einstimmung mit Methen. 31. fernerer Zustand 37. Erffurtischer Streit. 38. wider D. Webern 39. und 40. Anschlag der Clerisey ihn umzubringen. 43. und 44. Anhaͤnger. 46. letzter Wiederruff. 48. Schrifften. 55. Gegen-Schrifften. 46. Tod. Register des dritten Theils. Tod. 46. Lehren von Christi Vereinigung. IV. 6/ 8/ 26. und 52. von der Rechtfertigung. 52. und 53. vom Glauben 53. von der Suͤnde 8. von der Beicht. 9. vom Kirchen-Gehen und Predigten 9. und 26. vom Abendmahl. 10. von der Tauffe. 11. von der Obrigkeit 26. von Offenbahrungen. 34. von der Wieder-Geburth. 54. Urtheile uͤber dessen Lehren. 57/58. Stoici verworffen. IIX. 3. und 4. Stolterfots Schrifften und Streit. XX. 7. Streit der Theologen. s. Zanck. Stridonii Weissagungen. XXIV. 13. Studieren was davon zu halten? I. 13. IIX. 2. u. f. Jt. 21/ 52. u. f. XI. 12. XIII. 31. XVI. 19. 32. und 44. Suͤnde ob sie ausgerottet koͤnne werden. IIX. 19. Symbolische Buͤcher vorschaͤdlich gehalten. VI. 30. XIII. 36. XIV. 7. Syncretismus versuchet. XII. 30. Systemata. s. Theologie. T. T Anneken Denys Schrifften. XVI. 47. Tanto Schrifften. xv. 8. Meynung von Zusammenkuͤnfften und Haltung des Abendmahls. xv. 8. Verjagung und Tod. 9. Taubens Leben und Verfolgungen. xv. 1. Haͤndel in Luͤbeck. 2/ 3. in Jsselburg und Harlingen 4. Schrifften. 6. Auffenthalt unter den Mennisten Revocation und Tod. 7. Tauffe innerliche und eußerliche. xiii. 27. Tetings Streit mit den Predigern. x. 20. Verfolgung u. Lehren ibid. Teutschen Kriegs Verkuͤndigung. xxi. 3. u. f. xxii. xxiii. xxiv. Thamsens Wunder-Glaube. xxiv. 19. Theologen Zancksucht. s. Zancksucht. Theologie welches die falsche? ix. 9. x. 7. xii. 18. xiii. 31. u. 36. xv. 12. xvi. 38. u. f. item 42. Ursprung. xvi. 42. Theologia Mystica gelobet und excoli ret. xiii. 29. xvii. 2 u. 3. Welches die wahre? xvi. 41. Theresæ Schrifften. xvii. 3. Thilesii Haͤndel mit Stifeln. s. Stifel. Thuͤringischen Knabens Entzuͤckungen. xxiii. 28. Torrentii Meinungen vi. 25. Tseschens Leben und Schrifften. ix. 20. Jnhalt derselben. 21. Trappens Haͤndel und Schrifften. x. 28. u. f. U. U Lstadii Zeugnis und Historie. xxv. 11. Universit aͤten. s. Academi en. Usserii Offenbahrungen und Prophezeyungen. xxi. 1. und 2. V. V Ereinigung mit Christo. s. Christus. Vernunfft in Glaubens-Sachen verworffen. viii. 9. u. f. Versammlungen. s. Zusammenkuͤnffte. Visiones. s. Offenbahrungen Vollkommenheit ob sie erlanget werden koͤnne? I. 10. W. D. Wagners Streit wider Warnern. I. 23. wider Keilen. xxiii. 31. u. f. Wallensteins Tod und Prophezeihung davon. xxii. 21. Warners Historie. xxiii. 7. Urtheile von seinen Weissagungen. 8. Examen und Approbation desselben. 9. Schrifften. 10. Grund seines Vortrags. 11. Streit wider den Pragischen Frieden. 12. Schrifften wider ihn. 12. Streit gegen die Clerisey. 13/ 4. Zeugnis wider die Schweden. 13. vom Lutherthum und von den Schulen 15. Einwuͤrffe gegen ihn. 16. Wasserlebische Prophetin. xxiii. 2. Webers Schrifften und Streit mit Stifeln. iv. 38. Blutduͤrstigkeit dabey. 43. Weigelius publicirt Lautensacks Schrifften. I. 16. Weigelianer zu Marpurg. I. 18. Weyers Leben und Schrifften. ii. 13. Jnhalt derselben 14. u. f. Probe von seinem Sinn. 18. Weissagungen. s. Offenbahrungen. Weißheit der Schulen s. Schulen und Studieren. Weißheit ist Christus allein. iix. 3. Anfang derselben. 8/9. und 13. Weitsii Meinungen. vi. 26. Weltzens Historie. xv. 18. Werdenhagens Leben. i X. 1. Schrifften. 2. und 3. Beschuldigung des Atheismi. 3. andere Urtheile von ihm. 4. Bekaͤntnis von Luthero und der H. Schrifft. 5. von Christo. 6. von dem allgemeinen Verderb des Lutherthums. 7. von den Predigern und der Theologie. 8/ 9. von der eingerissenen Barbarey. 10. vom Kaͤtzermachen. 11. von der gemeinen Philosophie. 12. von den Heydnischen Auctoribus. 12. vom Krieg-und Blutvergiessen. 13. von Boͤhmens Schrifften. 14. von Verfolgungen. 15. Weydaͤ Streit wider die Prediger und Schrifften. xii. 27. und 28. Wider-Christ. s. Antichrist. Wieder-Geburth ist nicht die erste Busse II. 19. Wort Gottes in wendig in uns. X ii . 4. u. f. s. Erleuchtung. Wunderwercke ob sie noch moͤglich? I. 11. warhafftig geschehen. xxiv. 18. und 19. Y. Y Vons Streit wider die Anthoinette. xvi. 23. Z. Z Ancksucht derer Theologen. II. 8. iix. 32. und 33. xiii. 29 xvi. 18. und 42. xxiv. 5. Zieglers Haͤndel und Lehren. x. 5. und 6. Zimmermann ein Weigelianer. I. 18. Zwickauische Prophezeihungen. xxiii. 1. xxiv. 10. c 4 Register ENDE . R egister des IV. T heils. von der Kirchen und Ketzern Historie. oder Jnhalt der Tractaten und Materien/ so theils aus geschriebenen und nochnie edir ten/ theils aus getruckten raren Documen ten bestehen. Vorrede Jn sich haltend einen klaren Beweiß/ daß es noͤthig und nuͤtzlich sey/ auch verketzerte Schrifften zu publici ren/ und zwar/ theils aus unlaͤugbaren Beweiß-Gruͤnden/ theils aus Beystimmung ansehnlicher Scribenten. Continuation Der Allgemeinen Anmerckungen von denen Ketzer-Geschichten. N Um. 1. Eines Chur Brandenb. Leib- Medici Zeugnis von gemeiner Unterdruckung der Warheit. 2. Pici Mirandulæ Klage uͤber das gottloße verketzern der Clerisey. 3. Iac Acontii Urtheil und Remonstration hievon. 4. Eben deßelben Gedancken von Symboli schen Buͤchern. 5. lohann à Lasco Discours von der Gewißens-Freyheit. 6. Antonii Covrani Klage uͤber den Religions-Zanck der Lutherauer. 7. Ahasveri Fritschii gleiche Beschwerung. 8. D. Meyfarts Zeugnis von Zancksucht der Luth. Theolo- gen und Professorum. 9. Arnoldi Mengeri ngs von Academi schen dispu ten und Schul-Gezancke. 10. Einige Special -Exempel hievon. 11. D. Balth. Meisneri Beweiß wider den Gewißens- Zwang und Kaͤtzer-Bann. 12. Andr. Kesleri Schrifft hiervon. 13. Adriani ab Andria Discurs vom Kaͤtzermachen. 14. Flacii Gedancken von denen alten verketzerten Zeugen der Warheit und Orthodo xen falschen Propheten. 15. Apricocaci von der Orthodo xie u. Kirchen Namen. 16. Philalethæ Klage von der Ketzermacherey. 17. D. Pordage vom bißherigen Religions-Streit. 18. Ejusdem Urtheil von denen Sectirischen Menschen. 19. Andere Zeugnisse hievon aus einem Engellaͤndischen Buche; it: aus einem Manuscripto. 20. Coornherts Beweiß-Gruͤnde wider das muthwillige Ketzermachen Verdammen u. Verfolgen nach 30. Pun- cten oder Haupt-Stuͤcken. 21. Des Kaͤyserlichen Cammer-Gerichts Mandatum sine Clausula in Sachen eines wegen der Schrifften Jacob Boͤhmens verfolgten Mannes. Des IV. Theils Erste Section. Begreiffend einige uͤberbliebene Schrif- ten von denen wichtigsten alten Keligions-Streitigkeiten. N Um. 1. Eme alte Schrifft von der Lehre derer Valen- tinitianer: denen angehencketen 1. Etliche andere Fragmenta aus Valentini eigenen Buͤchern. 2. Eine Tabelle uͤber dessen Æones. n. ii . Ein Fragmentum eines Brieffs von Manichaͤo. n. iii . Eines Manichaͤers weitlaͤufftige Schrifft an Au- gustinum. n. iv . Origenis vornehmste Lehr-Puncte aus dessen eigenen Schrifften und Worten: und zwar 1. von der allgemeinen Erloͤsung Christi vor alle Creaturen. 2. von denen Engeln und ihrem Zustande/ sowol boͤser als guter. 3. von dem Menschen und dessen Seele. 4. von dessen Zustand nach dem Fall. 5. von der Juden und Heyden Seeligkeit. 6. von der Vollkommenheit. 7. von Haltung der Geboten. 8. von der Rechtfertigung/ Heiligung und Vollendung. 9. von der Aufferstehung. 10. von der Reinigung und Bestrafung der Seelen nach dem Tode. 11. von der Seeligkeit. 12 von dem Paradis. 13. von der allgemeinen Herwiederbringung aller Dinge. 14. von denen Æonibus und Ewigkeiten. 15. von Gewalt der Lehrer. 16. vom Ehestande. 17. Pici Mirandulæ Vertheidigung Origenis. V. Bruno Neusserus. von Origenis Verdammung. VI Henricus de Noris von Origenis Lehre wegen der all- gemeinen Erloͤsung. VII. Idem von Origenis Felagianismo. IIX. Tertulliani Buch und Lehre vom Ehstand und dessen Beschaffenheit. ix . Eine Schrifft eines alten Donatisten. x . Ein anderer Brieff gleiches Jnhalts. xi . Eines Donatisten Schrifft an die Orthodoxen. xii . Eines Pelagianers Schrifft von der Vollkommen- heit. xiii . Kayser Sigismundi Offenbahrung. xiv . Catharinaͤ Senensis Prophezeihung. xv . Zeugnisse von der teutschen Theologie. Andere Section Des IV. Theils. Jn sich haltend allerhand Documenta und Schrifften zu Erlaͤuterung der Kir- chen und Kaͤtzern Geschichte von Anno 1500. bis 1600. oder des XVI ten Seculi. N Um. 1. Eine alte Historische Relation von denen Ge- schichten/ so sich unter Churf. Joh. Friedrich/ Mauri- tio und Augusto der Religion wegen in Sachsen zugetra- gen. ii . Ulrichs von Hutten Sache und deren Bewandnis. iii . Artikel der Rebellischen Bauern. iv . Der Theologen Verhalten in den damahligen Kriegen. V. Landgraff Philipps von Hessen Leben/ Ehestand/ Sinn und Religion. VI. Landgraff Philipps bescheidenes Urtheil von Serveto, Schwenckfelden/ den Antinomis/ Wiedertaͤuffern/ Zwinglianern/ Osiandro/ Majoristen/ Adiaphoristẽ ⁊c. VII. Urtheil von dem Libro Confutation um. VIII. Julii Pflugs Erinnerungs-Schrifft wegen der Reformation. IX. Magdeburgischen Krieges weitere Umstaͤnde/ und der Prediger aͤrgerliche Haͤndel. X. Bekaͤntnisse von Unvollkommenheit der Reformation. XI. Dergleichen von derselben Verfall. XII. Verfaͤlschung der Schrifften Lutheri und deren kla- ren Proben und Exempel. XIII. Lutheri erster Sinn von denen Kirchen. XIV. Fernere Zeugnisse von der Prediger Zustand im XVI. Seculo. XV. von Symbolischen Buͤchern. XVI. Von der Formula Concordiæ und ihren Fehlern. XVII. Von Veraͤnderung der Augsp. Confession. xiix. Noch einige Exempel von Weissagungen im xvi Seculo. als: 1. vom Churfuͤrst Joachimo II. zu Brandenburg. 2. von Michaele Nostraidamo in Franckreich. 3. vom Bruder Claus in der Schweitz und dessen Weissa- gungen und anderen. xix. Von anderen unparteyschen oder neutralen Maͤn- nern/ sonderlich: 1. Andrea Dudithio. 2. Os v valdo Myconio. 3. Udalrico Zasio. 4. Adamo Reusnero \&c. XX. Von Theophrasti Lehr und Leben mehrere sonderba- re Anmerckungen/ und zwar betreffende seinem Sinn. 1. von dem Lichte Gottes im Menschen. 2. von der Gottheit und Dreyeinigkeit. 3. Christo und der Erloͤsung. 4. vom wahren und falschen Glauben. 5. von der Wiedergeburt. 6. von wahrer und falscher Philosophia. 7. von der wahren und falschen Medicin. 8. wider die Zauberey. 9. von den Characte ribus Magicis. 10. von der Trunckenheit und Maͤssigkeit. 11. vom Register deß dritten Theils. 11. vom Grund der wahren Weißheit. 12. vom Sitz derselben im Menschl. Gemuͤth. 13. von ihrer Offenbahrung und Wirckung in der Welt. Num. XXI. Paracelsi Buch/ secretum Magnum genannt. XXII. Andere außfuͤhrliche Berichte von der wahren und falschen Magie, und zwar 1. aus dem Anonymo Auctore de Magia Veterum. 2. aus Paracelso. 3. aus Jacob Boͤhmen. 4. aus Luthero selbst. XXIII. Vom Schwenckfelds Absterben eine Erzehlung seines Freundes. XXIV. Eben desselben ausfuͤhrlichere Erklaͤrungen und Bekaͤntnisse. 1. von Unterscheid des Worts und Geistes. 2. Gottes Wort und dessen Natur und Eigenschafft. 3. Wahren Nachtmahl. 4. Glauben und dessen Wesen. 5. Glauben und geistl. Essen im Abendmal. 6. Jnnerlichen sehen/ wissen und erkennen des Glaubens. 7. falschen und erdichteten Vernunffts Glauben/ und dem wahren wesentlichen Glauben. 8. Lutherischen Glauben beym Abendmal. 9. Ursache aller Jrrungen beym Abendmal. 10. Geheimnis des wahren Nachtmahls. 11. Austheilung desselben. 12. Tischgaͤsten desselben. 13. Einsetzung desselben. 14. Geistliches Essen und zweyerley Brod. 15. Christi Gegenwart dabey. 16. Verstand der Worte: das ist mein Leib. 17. der andern Worte: thuts zu meinem Gedaͤchtnis. 18. wahrer geistlicher Mund. 19. Goͤttliche Liebe. 20. Anhang anderer Schwenckfeldischen Schrifften. XXV. Carlstadtes Lob von einigen Lehrern. XXVI. Thomas Muͤntzers Schrifften und Erklaͤrungen. XXVII. Der Muͤnsterischen Wiedertauffer Schrifft von Verborgenheit des Reichs Christi: worin sie handeln. 1. von der h. Schrifft als einem Kasten der Geheimnuͤße. 2. vom Schluͤssel der h. Schrifft. 3. vom Zeugnis von Christo in der Schrifft. 4. vom rechten Glauben und Erkaͤntnis des Lebendigen Christi. 5. von Schoͤpffung u. Verordnung aller Dinge in Christo. 6. von Bildern und Warheiten der Schrifft. 7. von Vollendung der Welt. 8. Vollbringung der Schrifft hier auff Erden. 9. Geistl. Verstand der Schrifft u. ihrer falschen Auslegung. 10. Vollendung dieser Welt. 11. Zeiten der Herwiederbringung. 12. Tag des Herrn. 13. Reich Christi und der dritten Welt. XXIIX. Erzehlung der Muͤnsterischen Begebenheiten. XXIX. Mehrere Zeugnisse von den Mennonisten. XXX. Mermo Simonis ausfuͤhrliche Lebens Beschreibung. XXXI. Joh. Denckens eines Wiedertaͤuffers Schrifften. 1. von der Hoͤlle und deren Uberwindnng. 2. von aͤusseren Kirchen Gepraͤnge. 3. von der wahren Liebe. 4. Erklaͤrung des Authoris von seinem Sinn. 5. von der H. Schrifft. 6. von Christi Genugthuung. 7. vom Glauben. 8. vom freyen Willen. 9. von guten Wercken. 10. von Absonderung und Secten. 11. von Ceremonien. 12. andere Anmerckungen von dem Autore und dessen Lohn wegen Erloͤsung der boͤsen Geister. XXXII. Von David Joris/ und dessen Beschuldigungen/ auch Verfolgungen derer David Joristen in Holstein durch die Lutherischen Prediger. XXXIII. Bekaͤntnis derer David Joristen in Holstein und der Prediger Censur daruͤber. XXXIV. Vertheidigung David Joris aus dessen eigenen Schrifften. XXXV. Gegenbericht wider David Joris Anklaͤger. XXXVI. David Joriseigene Verantwortung. XXXVII. Ausfuͤhrliche Apologie von demselben wider Ubbonem Emmium und andere durch Andreas Huygelmum Zorn. XXXIIX. David Joris eigene Schrifften aus dem Nieder- laͤndischen uͤbersetzt: und zwar die 1. von Toͤdtung des Fleisches. XXXIX. 2. von der wahren Gemeine Christi. u. den rech- ten Kaͤtzern. XL. 3. wie der Mensch von Gott gefallen sey/ und zu Gott wieder gebracht werde/ was das Haubt und der Leib Christi und beyder Werck sey- XLI. 4. Ejusdem Warnung vor dem schaͤdlichen Betrug des Menschl. Gutduͤnckels/ Ehrgeitz u. Eigen-Weißheit. XLII. 5. Ej. Traurige Klage uͤber des Menschen Verderben. XLIII. 6. Ej. Klare Aneige/ dadurch man mercken kan wo der rechte Glaube sey. XLIV. 7. Ej. Erklaͤrung des 7. Capittels an die Roͤmer vom Weg zur Seeligkeit. XLV. 8. Eben dieses Dav. Ioris Schrifft von den Gottlosen u. Ungerechten/ und von den From̃en u. rechten Predigern. XLVI. 9. von Gottes u. der Menschen Erkaͤndmis/ samt ihrer beyder Fruͤchten. XLVII. Andere Tractaͤtlein von D. I. als. 10. Von der Schnoͤdigkeit des alten u. von der Tugend des neuen Menschen. 11. Wie ein Christ sich selbst durchbrechen u. in Christum einfliessen muß. 12. Was Gottes Werck an uns befoͤrdere und wie im gegen- waͤrtigen zu arbeiten sey. 13. Von der Allmacht Gerechtigkeit und Barmhertzigkeit. 14. Von dem rechten wahren Zion u. Jerusalem. 15. Vom Glauben. 16. Vermahnung und Lehre zur Gottseligkeit. 17. Sonderbare Lebens Beschreibung. XLIIX. Fernere Erzehlung von Ostandri Streitigkeiten. XLIX. Osiandri erste Lehre. 1. von Gottes Wort. 2. Christliche Lehre. 3. euserlicher Predigt. 4. falschen Propheten. 5. der h. Schrifft. 6. derselben gewissen Zeugnis. 7. Gesetz und Evangelio. Num. L. Graphei Streit mit Pindero. LI. Wigandi Streit mit Heßhusio. LII. Flacii Haͤndel und deren Anfang. LIII. Mehrere Umstaͤnde von Serveti Hinrichtung. LIV. Religions-und Gewissens-Zwang bey denen Refor- mirten. LV. Calvini grosse Hefftigkeit und Ungestimmigkeit/ wie auch Bezæ und anderer. LVI. Tyranney unter denen alten Reformirten in Gewissens-Sachen/ u. grosse Mißhelligkeiten in Holland. LVII. Castellionis Lob und Entschuldigung. LIIX. Unruhiger Sinn vieler Reformirten. LIX. Eislebische Streit-Haͤndel wegen Crypto-Calvinismi. LX. Churf. Christiani I. Außschreiben wegen des Elenchi und Exorcismi de Anno 1588. LXI. von D. Nic. Crellii Sache Antonii Weckens Erzeh- lung. LXII. Eines ungenannten geschriebene Relation hiervon. LXIII. Andere Nachrichtungen von dessen Execution. LXIV. Erffurtische Haͤndel uͤber einem des Crypto Cal- vinismi beschuldigten Predigers. LXV. Laͤsterlicher Mißbrauch der Schrifften wider die Crypto-Calvinist en. LXVI. Uble Begraͤbnis derselben. Des IV. Theils Dritten Section begreiffend Allerhand Documenta und Schrifften aus den XVII. Seculo. N um. I. Des gefangenen D. Zeæmanni ausgestelter Revers. II. D. Hoͤrns Verhalten im Teutschen Krieg. III. D. Hoffmanns u. anderer Zeugnisse wider die Schul- Philosophia. IV. Anderer Lutheraner Zeugniße wider die hohen Schulen und ihre Philosophia. V. Praxis der Reformirten bey dem Abendmahl. VI. Verhalten der Lutheraner gegen die Reformirten. VII. Gruͤndliche Erlaͤuterung der Arminianischen Histo- rien nach vielen merckwuͤrdigen Umstaͤnden: als 1. Vom Anfang selbiger Streitigkeiten. 2. = = Delphischen Synodo. 3. vom Dordrechtischen Synodo. 4. vom Iurament derselben. 5. Tractament der Remonstran ten dabey. 6. Abschied derselben aus dem Synodo. 7. Von Conradi Vorstii Sache und Vertheitigung. 8. Dessen Worte von der gemeinen Theologia und anderen Puncten. 9. Eben desselben Glaubens-Bekaͤndtnis. 10. Handlung mit denen gefangenen Remonstran ten. 11. Ledenbergs schrecklicher Tod. 12. Olden- Register des vierdten Theils. 12. Olden Barnefelts peinlicher Proceß und Hinrichtung/ mit sehr bedencklichen Umstaͤnden. 13. Grotii Tractament und Verantwortung. 14. Dessen Erklaͤrung von der Reformation und denen er- folgten Spaltungen. 15. Wie auch von andern Maͤngeln derer Protestanten/ und dem gemeinen Verfall der Christen. Num. IIX. Lutherischer peinlicher Proceß wider einen Hand- wercks-Gesellen/ der Christi Gottheit geleugnet. N. ix . Jnhalt der Schrifften des sogenannten Hiels. N. x . D. Waltheri Relation vom Streit uͤber der Ortho- doxie mit einem Prediger. N. xi . Erleuterung und Bekraͤfftigung derer Anmerckun- gen von den Rosencreutzern. N. xii . Pantel Drappens Lehre und Schrifften. N. xiii . Angeli Mariani Worte vom allgemeinen ewigen Evangelio und Bekehrung aller Voͤlcker. N. xiv . Hamburgischer Streit zwischen etlichen Studiosis und den Predigern. N. xv . Dreßdnischer Streit uͤber denen Juden und dem Umgang mit ihnen N. xvi . Vollstaͤndige Acta Peter Moritzen zu Halle wider die Prediger daselbst. N. xvii . Anthoinette Bouvignon Lebens-Lauff. N. xiix . Friderici Breklingii geschriebene Relation von mehr als anderthalb Hundert Zeugen der Wahrheit im 17den Seculo. Als: 1. Ludwig Friedrich Gifftheil. 2. Lorentz Grammendorff. 3. Pantel Trappe. 4. Joachim Betkius. 5. Conradus Potinius. 6. Heermannus Jungius. 7. Joh. Friedrich Munster. 8. Joh. Paul. Ludwig. 9. Nicolaus Wolff. 10. Rathardus Hoffmann. 11. Georg Laurentius Seidenbecher. 12. Joh. Jac. Fabricius. 13. Justus Brauw. 14. Joh. Caspar Charias. 15. Friedrich Zwetyius. 16. Peter von Aengelen. 17. Augustin Fuhrmann. 18. Gottfried Friedeborn. 19. Joh. Block. 20. Petrus Serrarius. 21. Ludwig Brunnguel. 22. Christop. Andr. Raselius. 23. Wilhelm Nothard. 24. Matthias Pauli 25. Ernestus Hesichius. 26. Hermannus Rathmannus. 27. Michael Fahrendorp. 28. Jacob Taube. 29. Thomas Tanto. 30. Caspar Koͤnig. 31. Wolffgang Dominicus Beer. 32. Erasmus Hoffmann. 33. Christian Hohburg. 34. Nicolaus Chronius. 35. Joh. Zarnow. 36. Hermannus Herberts. 37. Dieterich Raphael Kamphuysen. 38. Adolphus Fablicius. 39. Bartholomaͤus Scley. 40. Justinianus Ernestus Baron von Wels. 41. Robert Roberts. 42. Dierk Volkertsen Coornheerts. 43. Jacob von Aken. 44. Hiel oder Henrich Jansen. 45. Aegidins Guthmann. 46. Guilielmus Postellus. 47. Georgius Preuning. 48. Matthys Wegers. 49. Joh. Junius. 50. Daniel Roboam. 51. Jac. Wormius. 52. Olof. Biorn. 53. Laurentius Andreas Ulstadius. 54. Jacobus Boetius. 55. Christoph. Hirsch. 56. Jacob Boͤhm. 57. Johann Banier. 58. Georg Bunnemann. 59. Dietrich Oldenburg. 60. Joh. Beer. 61. Adamus Caͤsar. 62. Bruno Lamherts. 63. Peter Treichel. 64. Peter Tau. 65. Joh. Amos Comenius. 66. Joh. Duræus. 67. Balthasar Trebsdorff. 68. Hans Engelbrecht. 69. Carsten Bull. 70. Paul Lautensack. 71. Daniel Suͤdermann. 72. Julius Sperber. 73. Petrus Wintzer oder Wintzig. 74. Ioh. Angelus Werdenbagen. 75. Abraham Von Franckenberg. 76. Franciscus Zobel. 77. Henrich Bessel. 78. Mich. Brellerus. 79. Joh. Theodorus von Tschesch. 80. Paulus Keim. 81. Paulus Nagel. 82. Joh. Ulrich Weis. 83. Popke Popkens. 84. Joh. Oelschlaͤger. 85. Matthias Capaun von Creutzthal. 86. Adolph de Wreet. 87. Johann Renand und Grodfried zum Berge. 88. Otto Fritz von Oldenburg. 89. Joh. Bakhuys von Ebbinkhoven. 90. Joh. Samuel Saltzmann. 91. Jacob Koelmann. 92. Justus Lodenstein. 93. Guilielmus Saldenus. 94. Gualtherus Boudan. 95. Conradus Wittmarius. 96. Theod. Gerbardi à Brakel. 97. Joost van Ooghdruynen. 98. Joh. Steffens. 99. Ulrich Pfeffer. 100. Olaus Mollerus. 101. Joh. Sturmius. 102. Henricus Damius. 103. Joh. Andreas Jessens. 104. Joh. Moth. 105. Frid. Petri. 106. Joh. Walter. 107. Adrianus Wengeler. 108. Joh. Lysius. 109. Hermannus Schukmann. 110. Joh. Crugerus. 111. Daniel Kleske. 112. Joh. van Buͤnen. 113. Steph. Doͤren/ Joh. Christoph. Holtzhausen. und Dieterich Volsch. 114. Christoph Jaͤger. 115. Joh. Friedrich Wieland. 116. Christian Abel Petersen. 117. Augustus Giessen. 118. Thomas Lundius. 119. Hermannus Bickmannus. 120. Laurentius Lange. 121. Joh. Piker. 122. Georgius Grabovius. 123. Christianus Matthiaͤ. 124. Bartholt. Elsnerus. 125. Matthias Capaun von Creutzthal. 126. Fried. Dame. 127. Joh. Breklingius. 128. Fried. Breklingius. 129. Joh. Etleben. 130. Joh. Permeierus. 131. Mich. Weide. 132. Claude Brousson. 133. Conrad von Beuningen. 134. Petrus Plemper. 135. Koͤster/ Falkner/ Kelpius ⁊c. 136. Joh. von Holtzen. 137. Joh. Fabricius. 138. Andreas Bruder. 139. Andreas Michael Winterstein. 140. Friederich Liebhaber. 141. Christian Entfelder. 142. Joh. Jacob Zimmermann. 143. Thomas Hayne. 144. Joh. Thamsen. 145. Andreas Kempe. 146. Otto Richardi. 147. Joh. Huybertus Royens. 148. Georg Register des vierten Theils. 148. Georg Zimmermann. 149. Balthasar Jaͤckel. 150. Georg Muͤller. 151. Henricus Schevius. 152. Joh. Chrysostomus Egenfeld. 153. Floxianus Beb. 154. Udalricus Deicher. 155. Paulus Linck. 156. Abraham von Bayerland. 157. Lorentz Sebald. 158. Conrad Tayloor. 159. Johann Pordage. 160. Joh. Olsonius. 161. Joh. Zeiger. 162. Georgius Gellmann. 163. Nicolaus Haͤublein. Hierauff folget ein Register solcher Frauens-Persohnen/ Welche die Wahrheit bezeuget/ oder sonst wunderbahr von Gott erleuchtet und gefuͤhret werden/ Als: 1. Anneken Hoghwandt. 2. Tanneken de Nys. 3. Christian Ebnerin. 4. Johanna Chambra. 5. Maria d’ Escobar. etc. 6. Anna Maria de Baugeney. 7. Agnes Graͤff in zu Barby. 8. Sara Wicht. 9. Martha Helwigs. 10. Christina Vechters. 11. Mayke Hendrichs. 12. Jeske Claes. 13. Anna von Medum. 14. Anna Owena Hoyers. 15. Benigna Koͤnigin. 16. Margaretha Heyden Wetterin. und wohl 40. andere dergleichen. Num. xix . Friedrich Brecklings Schrifft vom Zustand und Beschreibung des Kirchen-Wesens. Num. xx . Ejusdem Abschied und Außgang von allen Secten. Num. xxi . Eben desselben von dem boͤsen Hertzen aller Menschen und Secten. Num. xxii . Brecklings Außgang aus Babel/ und Eingang zu Gott. Num. xxiii . Anonymi allgemeine Betrachtungen des heutigen Kirchen-Staats. Num. xxiv . Extract aus den Actis in Sachen Georg Lau- rentii Seidenbechers/ abgesetzten Pfarrers in Unter- Neuborn. Beschluß dieses IV. Theils und der gantzen Kirchen-Historie. Verzeichnis derer Additamentorum. 1. Historie eines seltsamen Menschen. 2. Offenbahrungen eines Lutherischen Predigers im 16. Sec. 3. Iudicia von David Ioris, Boͤhmens und Hiel -Schrifften item David Ioris letzte Reden. 4. Anmerckungen uͤber der Socinian er Historie. 5. Errinnerung uͤber die Geschichte derer Remonstran ten. 6. Verbesserung eines Berichts in der Quaker Historie. 7. Ein Umstand wegen Iac. Boͤhmens. 8. Noch ein Umstand bey dessen Historie. 9. Andere allgemeine Errinnerungen. 10. Zu Andreæ Osiandri Historie gehoͤrig. 11. Anmerckungen uͤber die Wittenbergische Disputation. ENDE .