Christian Reicharts, E. Hochedl. Raths andern Rathsmeisters, E. Hochehrw. Minist. Assess. und der Koͤnigl. Deuts. Gesells. in Goͤttingen, und der Churfuͤrstl. Mayntzis. Academie nuͤtzlicher Wissenschaften, Mitgliedes, Land- u. Garten-Schatzes Fuͤnfter Theil. Von vieljaͤhriger Nutzung der Aecker ohne Brache und wiederholte Duͤngung, Wobey zugleich eine Anweisung die Korn- und Huͤlsen-Fruͤchte, nebst dem Hanfe, Flachse und einigen Klee-Gewaͤchsen, zu erbauen, gegeben und mit Kupfern erlaͤutert worden; Benebst einer Vorrede Herrn Joachim Georg Darjes, Hochfuͤrstl. Sachsen Weimar- und Eisenachischen Hof-Raths, der Pbilo- sophie und beyder Rechten Doctors, wie auch der Sitten-Lehre und Staats-Klugheit ordentlichen Professors zu Jena. Mit Kön. Poln. und Churf. Sächs. allergn. Freyheit. Erfurt, verlegts Joh. Heinr. Nonnens sel. Wittib , 1754 . Dem Durchlauchtigsten Fuͤrsten und Herrn, Herrn Ernst August Constantin, Hertzogen zu Sachsen, Juͤlich, Cleve und Berg, auch En- gern und Westphalen, Landgrafen in Thuͤ- ringen, Marggrafen zu Meissen, Gefuͤrste- ten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Marck und Ravenstein ꝛc. Meinem Gnaͤdigsten Fuͤrsten und Herrn. Durchlauchtigster Herzog, Gnaͤdigster Fuͤrst und Herr, E w. Hochfuͤrstliche Durchlaucht geru- hen in Hoͤchsten Gnaden auf- zunehmen, daß ich mich als ein a 3 Frem- Fremder und Chur-Mayntzl. Un- terthan unterwinde, Hoͤchst De- nenselbigen, diese geringe Blaͤt- ter in unterthaͤnigster Ehrfurcht zu uͤberreichen. Die Hoͤchste Gnade, welche ehedem von Ew. Hochfuͤrstl. Durchlaucht Hoͤchstseligen Herrn Vater, Jhro Hoch- fuͤrstl. Durchlaucht Ernst August, in Dero Residentz Wei- mar, und auf Dero Fuͤrstlichen Lust-Schloß Belvedere als ein un- wuͤrdiger Knecht etlichemal unver- dient genossen, stehet noch bey mir in unvergeßlichen Andencken. Und eben eben diese Hoͤchste Gnade ist es, welche mich so behertzt machet, diese geringe Schrift als ein schlechtes Denckmahl meiner unterthaͤnigsten Danckbarkeit zu Dero Fuͤssen nie- derzulegen. Der redliche Endzweck dieser Abhandlung, welcher haupt- saͤchlich dahin gehet, durch Verbes- serung des Feld-Baues, so wohl die Nahrung der Unterthanen, als auch die Landes-Obrigkeitlichen Ein- kuͤnfte zu vermehren, wird hoffent- lich dieses mein kuͤhnes Unterfan- gen bey Ew. Hochfuͤrstlichen Durchlaucht entschuldigen. Die Preißwuͤrdigen Eigenschaften, wel- a 4 che che an Ew. Hochfuͤrstl. Durch- laucht Jedermann bewundert, und welche allen Dero Unterthanen die gegruͤndete Hoffnung machen, an Hoͤchst-Denenselben einen Gnaͤdigsten und sorgfaͤltigsten Landes-Vater zu erhalten, erwe- cken auch bey mir das zuversichtlich- ste Vertrauen, daß Hoͤchst-Die- selben, um meiner guten Absicht willen, zur Befoͤrderung des allge- meinen Bestens etwas beyzutra- gen, dieses kleine Buͤchlein eines Gnaͤdigsten Anblickes wuͤrdigen werden. Mein Mein devotester Wunsch und Flehen zu GOtt ist inzwischen: daß dessen allmaͤchtige Hand Ew. Hochfuͤrstliche Durchlaucht, zum Troste Dero getreuen Unter- thanen mit allen Hoͤchst gesegne- ten Fuͤrstlichen Wohlergehen croͤnen wolle, damit unter Dero kuͤnftiger, GOtt gebe, langwieri- gen Regierung, die Wohlfahrt Dero saͤmtlichen Lande zum voll- kommensten Flor gedeyhen: ich aber, nebst den Meinigen, Dero unschaͤtzbaren Gnade und Huld mich jederzeit erfreuen moͤge, der a 5 ich ich mit unterthaͤnigsten und devote- sten Respect Zeit Lebens verharren werde Ew. Hochfuͤrst. Durchlaucht Meines Gnaͤdigsten Fuͤr- sten und Herrns Erfurt, den 15. May 1754. unterthaͤnigster Knecht C. Reichart. Herrn Hofrath Darjes Vorrede von der Verbesserung der Land-Wirthschaft zum Nutzen der herrschaftlichen Cammer. Jch kan es beynahe vermuthen, Ursache die- ser Vorrede. daß sich einige uͤber dieses Un- ternehmen verwundern, und bey sich selbst nach dieser Ursa- che fragen werden, die mich angetrieben hat, diese Schrift mit einer Vorrede zu begleiten. Eine Schrift, die sich mit solchen Wahrheiten beschaͤftiget, die der menschlichen Gesellschaft vorzuͤglich nuͤtzlich sind: Eine Schrift, die diese Wahrheiten deutlich und mit Ueberzeugung abhandelt: Eine Schrift, die das Reich dieser Wahrheiten merklich verbes- sert Vorrede. sert, und es von den Vorurtheilen befreyet, die seine Grenzen zum Nachtheil der menschli- chen Gesellschaft eingeschrenket haben: Eine Schrift, von dieser Art, erfordert keine fremde Vorrede. Kan eine Wuͤrkung nicht mehr als eine Ursache haben? Das angefuͤhrte Urtheil von dieser Schrift ist gegruͤndet, und ich mache auch mit zureichendem Grunde eine Vorrede. Er ist dieser: der Herr Verfasser ist mein Freund, den ich wegen seiner ungeheuchelten Menschen-Liebe hoch schaͤtze. Er verdienet un- ter andern Vorzuͤgen, auch wegen seiner grossen Einsicht in Wirthschafts-Sachen, die er sich durch unermuͤdete, und mit Vernunft angestell- te Versuche, vorzuͤglich erworben hat, Bewun- derung und unverfaͤlschte Hochachtung. Seine Lehren, ob sie zwar zum Theil den von vielen angenommenen Meinungen widersprechen, sind dennoch wahr. Sie sind auf regelmaͤssig an- gestellten Erfahrungen gegruͤndet. Und ich ge- stehe es, daß ich diesen einen merklichen Theil von den Begriffen zu danken habe, die ich mir von den Werken der Natur gebildet, und die so wohl mit der Vernunft, als auch mit der Er- fahrung uͤbereinstimmen. Dieser, mein Freund, fodert es von mir, daß ich mit seiner Schrift eine Vorrede verknuͤpfen soll: Dieß ist genug mein Unternehmen zu rechtfertigen. Absicht die- ser Abhand- lung. Dieß ist zugleich genug zu begreiffen, war- um ich jetzo die gewoͤhnliche Absicht einer Vor- rede Vorrede. rede verlasse, und mich vielmehr mit einer Lehre beschaͤftige, die mit dem Jnhalte dieser Schrift in einer genauen Verbindung stehet. Jch will meine Gedanken von der Verbesserung der Land-Wirthschaft zum Nutzen der herr- schaftlichen Cammer beschreiben. Es ist meine Absicht nicht, diese Lehre vollstaͤndig aus- zuarbeiten. Es ist unmoͤglich diese in einer Vor- rede einzuschliessen. Jch will nur einige Haupt- Stuͤcke erklaͤren, in welchen das uͤbrige, was hievon kan gesaget werden, gegruͤndet ist. Aus dieser Ursache will ich einmal beweisen, es sey vernuͤnftig fuͤr die Erhaltung und Vermehrung der herrschaftlichen Gefaͤlle zu sorgen. Fuͤrs andere, unter die sicherste Wege, diesen End- zweck zu erreichen, verdiene die Verbesserung der Land-Wirthschaft einen merklichen Vor- zug. Fuͤrs dritte, will ich die Haupt-Stuͤcke erklaͤren, auf welche man bey dieser Verbesse- rung, in Beziehung auf die angenommene Ab- sicht, zu sehen habe. Fuͤrs vierte, daß eine solche Verbesserung moͤglich sey. Fuͤrs fuͤnfte, die Hindernisse die dieser Beschaͤftigung gese- tzet werden. Der erste Punct, daß die Sorge fuͤr die Die Sorge fuͤr die Er- haltung und Vermeh- rung der herrschaft- lichen Ge- faͤlle ist ver- nuͤnftig. Erhaltung und Vermehrung der herrschaftli- chen Gefaͤlle vernuͤnftig sey, ist leicht zu beweisen. Niemand wird es laͤugnen, und niemand kan es laͤugnen, daß nicht der Wohlstand, und so wohl die innere als auch die aͤussere Verfassung eines Staats jetzo einen groͤsseren Aufwand er- fordern, Vorrede. fordern, als der in den vorigen Zeiten ist noͤthig gewesen. Muß der Aufwand vergroͤssert wer- den, so erfordert es die Vernunft, daß wir nicht nur auf Mittel denken, unsere jaͤhrlichen Ein- kuͤnfte zu erhalten, sondern auch diese zu vermeh- ren. Jst dieß eine allgemeine Wahrheit, so muß sie auch in diesem besondern Falle guͤltig seyn. Und darum ist die Sorge fuͤr die Erhal- tung und Vermehrung der herrschaftlichen Ge- faͤlle vernuͤnftig. Falsche Mittel zu diesem End- zwecke. Dieß ist eine Lehre die fast alle, die sich Cammeralisten nennen, im Munde fuͤhren, und von vielen wird sie angewendet, ihre unmensch- liche Gesinnungen zu beschoͤnigen. Sie sind vernuͤnftig, indem sie fuͤr die Vermehrung der herrschaftlichen Gefaͤlle sorgen. Allein in der Wahl der Mittel setzen sie sehr oft die Vernunft bey Seite. Eine Vermehrung der herrschaftli- chen Gefaͤlle, die diese mit der Zeit vermindern muß, widerspricht der Weisheit. Wie kan denn dieses weise seyn, wenn man diesen End- zweck zu erreichen, auf Mittel denckt die Abga- ben der Unterthanen zu erhoͤhen, ohne daran zu gedenken, wie ihre Einnahmen koͤnnen vermeh- ret werden. Der Grund von den un- truͤglichen Mitteln. Jch habe es an einem andern Orte bewie- sen, daß die herrschaftlichen Gefaͤlle, wenn sie nicht vergaͤnglich, sondern von einer Dauer seyn sollen, ein proportionirlicher Theil von den jaͤhr- lichen Einkuͤnften der Unterthanen sey. Jst dieß, so folget, daß der sicherste Weg die herrschaftli- chen Vorrede. chen Gefaͤlle zu vermehren dieser sey, wenn man auf untruͤgliche Mittel denket, viele Untertha- nen in einem Lande reichlich zu ernaͤhren. Tau- send Unterthanen, die sich in einem Lande reich- lich ernaͤhren koͤnnen, haben mehrere Nahrung, mehrere Kleidung und mehrere Wohnungen noͤthig als hundert. Diese Dinge stehen unter den Haupt-Quellen der herrschaftlichen Gefaͤlle. Man ziehe die Rechnung, so ist die Vermehrung dieser Gefaͤlle sinnlich, und mein Haupt-Satz ist befestiget. Es muͤssen viele Unterthanen in einem Lan- Unter die- sen verdie- net die Ver- besserung der Land Wirth- schaft einen Vorzug. de reichlich ernaͤhret werden. Wie findet man untruͤgliche Mittel diesen Endzweck zu erreichen? Viele verfallen auf Manufacturen und Ge- werke. Sie hohlen aus fremden Laͤndern die rohen Materialien, und lassen diese in dem Lan- de verarbeiten. Dieß kan nicht ohne Nutzen seyn. Doch aber ist es auch nicht schlechter- dings das nuͤtzlichste. Jch habe es in meiner Cammeral-Wissenschaft bewiesen, daß die Klugheit sehr oft eine solche Gemeinschaft der Staaten erfordere, daß der eine dem andern die Waaren liefert, die in diesem verarbeitet wer- den. Nichts desto weniger ist auch dieß eine Wahrheit, daß es den herrschaftlichen Gefaͤllen nuͤtzlicher sey, wenn man in dem Lande die Waa- ren bauet, die man in demselben verarbeitet. Jch will dieß nicht aus der gewoͤhnlichen Lehre beweisen, daß bey jenem Falle das Geld aus dem b Lande Vorrede. Lande gehet. Es ist dieß dem Staat sehr oft nuͤtzlich, weil es den Handel unterhaͤlt. Jch will vielmehr also schliessen: Ernaͤhret eine Ma- nufactur oder Gewerbe hundert Menschen, so ernaͤhret sie gewiß mehr als hundert, wenn man die Waaren zu den Manufacturen, oder zu dem Gewercke im Lande anbauet. Dieß aber ist ein sicherer Weg, die herrschaftlichen Gefaͤlle zu vermehren. Worauf es bey dieser Verbesse- rung an- kommet. Will man mir diesen Einwurf machen, daß die Anbauung der fremden Waaren in ei- nem Lande nicht allemal moͤglich, vielmal zu kostbar, und oͤfters der Anbauung der Nah- rungs-Mittel nachtheilig sey; so gebe ich diese Antwort, es sey nicht dieß meine Meinung, daß man in einem Lande alle auslaͤndische Waaren anbauen soll. Mir hat diese Bemuͤhung laͤngst verdaͤchtig geschienen. Will man in allen Stuͤ- cken allen Voͤlkern nachahmen, so muß zuletzt der gemeinschaftliche Handel unter den Voͤl- ckern aufhoͤren. Dieß muß den herrschaftli- chen Gefaͤllen nachtheilig seyn. Meine Mei- nung ist diese: Man lerne die Kunst, die Felder in einem Lande so wohl zu gebrauchen, als es moͤglich ist. Dies was sie hiervon vorbringen, in den Stand der Vollkommenheit zu setzen, den sie in ihrer Art nach der Beschaffenheit des Landes haben koͤnnen. Man untersuche, wie diese Wercke also koͤnnen verarbeitet werden, daß Meister-Stuͤcke der Kunst entstehen, die dem Vorrede. dem Menschen angenehm und nuͤtzlich sind. Dieß sind die Stuͤcke, auf welche man bey der Verbesserung der Land-Wirthschaft zu sehen hat, wenn diese einen mercklichen Vorzug un- ter den untruͤglichen Mitteln die herrschaftlichen Gefaͤlle mit Vernunft, und mit einer Dauer, zu vermehren verdienen soll. Will man dieser Verbesserung der Land- Der Vorzug dieser Ver- besserung wird befesti- get. Wirthschaft den angenommenen Vorzug strei- tig machen, so wird man vielleicht alsdenn seine Gedancken aͤndern, wenn man dasjenige genau uͤberleget hat, was ich erinnern werde. Jch habe behauptet, daß es bey der Verbesserung der Land-Wirthschaft auf drey Haupt-Stuͤcke ankomme. Wir wollen jedes Stuͤck besonders betrachten, und ein jedes Stuͤck wird uns als- denn diesen Vorzug vor Augen legen. Der erste Punct ist dieser, man soll die Durch Zer- legung des ersten. Kunst lernen die Felder in einem Laude so wohl zu gebrauchen als es moͤglich ist. Geschiehet dieß, so werden ungebauete Felder angebauet, tragbare Felder tragbarer gemacht, und Fruͤch- te von einem hoͤherem Werthe angebauet. Ge- schiehet dieß, so wird der Ertrag der Felder groͤsser. Es werden mehrere Leute zur Bearbei- tung der Felder erfordert. Der Wirh kan diese Vermehrung ertragen, weil seine Einkuͤnf- te vermehret werden, und in dem Lande koͤnnen sich mehrere Menschen reichlich ernaͤhren. Folg- b 2 lich Vorrede. lich wird die Quelle der herrschaftlichen Gefaͤlle vergroͤssert, und daher werden diese mit dem Nutzen der Unterthanen vermehret. Des an- dern Der andere Punct ist dieser: Man soll die Kunst lernen, die Wercke der Natur in den Stand der Vollkommenheit zu setzen, den sie in ihrer Art, nach der Beschaffenheit des Landes, haben koͤnnen. Diese Vollkommenheit wird entweder durch die Natur, oder durch die Kunst gewuͤrcket. Jst jenes, so erfordern die Felder mehrere Arbeit, und die Fruͤchte mehrere Pflege. Folglich werden mehrere Menschen zum Feld- Bau erfordert, und der Werth der gebaueten Fruͤchte machet es, daß sie sich reichlich ernaͤhren koͤnnen. Jst dieses, so sind so wohl Mittel noͤ- thig, diese Verbesserung zu besorgen, als auch Menschen, die durch ihre Beschaͤftigung diese Verbesserung wuͤrcken. Beydes machet es, daß sich mehrere Menschen reichlich ernaͤhren koͤnnen. Bey dem ersten Stuͤcke wuͤrcket dieß der Handel, und bey dem andern Stuͤcke die Vollkommenheit der Waaren. Folglich ist auch dieß eine mit Grund vermehrte Quelle der herrschaftlichen Gefaͤlle. und des dritten Haupt- Puncts. Der dritte Grund ist dieser: Man soll die Kunst lernen die Wercke der Natur also zu ver- arbeiten, daß Meister-Stuͤcke der Kunst entste- hen, die dem Menschen nuͤtzlich und angenehm sind. Geschiehet dieses, so werden Menschen er- fordert, Vorrede. fordert, welche die Wercke der Natur verarbei- ten. Es werden Menschen erfordert, welche die Meister-Stuͤcke der Kunst verhandeln. Sie sind den Menschen nuͤtzlich und angenehm, und darum wird es der Klugheit nicht schwehr fallen, Mittel zu erfinden, diesen Handel zu befestigen. Folglich ist auch dieß ein Mittel, mehrere Men- schen in einem Lande reichlich zu ernaͤhren, und also die Quelle der herrschaftlichen Gefaͤlle dauerhaft zu erweitern. Man wird sagen, der Vorschlag ist vortref- Wie diese Verbesse- rung moͤg- lich sey. lich, aber es ist schwer diesen auszufuͤhren. Jch gestehe dieß. Es ist muͤhsam, aber doch nicht unmoͤglich. Man raͤume die Hindernisse aus dem Wege, so wird es sich bald geben. Wir wollen uns zuvor von der Moͤglichkeit dieser Sa- che uͤberzeugen; und zwar zu diesem Ende wie- derum einen jeden Punct besonders betrachten. Der erste Punct. Jst es moͤglich, die Fel- Und zwar in Anse- hung des ersten Punckts. der in einem Lande besser zu gebrauchen, als es an vielen Orten geschiehet. Jch koͤnte diese Moͤglichkeit aus den Gruͤnden der Vernunft be- weisen, ich will es auch bey einer andern Gele- genheit thun. Hier wird es genug, und viel- leicht meinen Lesern angenehmer seyn, wenn ich diese Moͤglichkeit mit der Erfahrung unterstuͤtze. Es ist dieses, wornach gefraget wird, moͤglich, wenn es einmal moͤglich ist, ungebauete Felder anzubauen. Fuͤrs andere, wenn es moͤglich ist, b 3 trag- Vorrede. tragbare Felder tragbarer zu machen. Fuͤrs dritte, wenn es moͤglich ist, die Fruͤchte von ei- nem hoͤherem Werthe anzubauen. Jndem man unge- bauete Fel- der an- bauet. Soll es unmoͤglich seyn ungebauete Felder anzubauen, so muß entweder der Grund hiervon in der wesentlichen Unfruchtbarkeit der Felder, oder in den unproportionirlichen Kosten, welche die Anbauung erfordert, oder in der Nothwen- Der erste Grund die- ser Unmoͤg lichkeit. digkeit zur Weide stecken. Das erste giebt mir keinen Grund in diesem Stuͤcke eine Unmoͤglich- keit anzunehmen. Alles Feld, was sich bear- beiten laͤsset, kan zu einer gewissen Art von Fruͤchten nutzbar gemacht werden, ob ich zwar dieß gestehe, daß sich nicht alle Arten von Fruͤch- ten dahin schicken. Jch habe Felder, die man alle fuͤr unfruchtbar gehalten. Man hat mich ausgelacht, da ich sie gekauft. Jch habe sie aber doch dahin gebracht, daß sie mir jetzo zum Theil den schoͤnsten Duͤnkel, zum Theil vollkommenen Weitzen, zum Theil das schwerste Korn so gut, wie die besten Felder, liefern. Und gesetzt, es waͤre ein Fels. Jst denn der Gebrauch der Fel- sen unmoͤglich? Koͤnnen nicht die Steine ver- arbeitet werden? Hat man diese nicht zum Bauen noͤthig? Solte man hiedurch nicht seine Jnteressen von dem Felsen ziehen koͤnnen? Wie auch der andere wird geho- ben. Auch das andere ist keine hinreichende Ur- sache hier eine Unmoͤglichkeit zu suchen. Die Kosten, die hier eine Aufmercksamkeit verdienen, wer- Vorrede. werden zur Anfuhre der Duͤngung erfordert. Jst denn diese so schlechterdings noͤthig? Jch bin freylich der Meinung, und sie kan bewiesen werden, daß es am besten sey, wenn man einen Acker damit nicht ausduͤngen koͤnne; wenn man aber dieselbe nicht hat, oder die Zufuhr wuͤrde zu kostbar werden, so kan man sich indessen mit ei- ner kuͤnstlichen Duͤngung helfen. Jch will zwar dem, was hievon geschrieben wird, keinen allge- meinen Beyfall geben. Jch finde aber auch keinen Grund alles zu verwerffen. Jch will einen Versuch beschreiben, den ich seit einigen Jahren gemacht habe, und der mir allemal nach Wunsch gelungen ist: Jch lasse die fette Mistjauche in Gefaͤsse Zu diesem Ende wird ein Versuch beschrieben. sammlen, und zu dieser Urin von Menschen giessen, so, daß von einer jeden Art die Helfte im Gefaͤsse ist. Dieses Faß lasse ich an einen Ort setzen, wo es vor den Regen und vor den Son- nenschein bedecket ist. Wenn diese Materie in die Gaͤhrung gegangen, so lasse ich sie in einen eingemauerten Kessel schuͤtten, unter welchem man Feuer machen kan. Jch lasse ein gelin- des Feuer anmachen, daß sich diese Materie er- waͤrmet, und daß sie abrauchet, bis sie mit ei- ner Haut uͤberzogen wird. Alsdenn siehet sie aus wie ein Oel, das aus Nuß-Schaalen ge- sotten wird. So bald dieß geschehen, so lasse ich diese Materie in ein ander Faß schuͤtten, und in diesem stehen, bis sie sich abgekuͤhlet. b 4 Kommt Vorrede. Kommt die Zeit herbey, da soll gesaͤet werden, so lasse ich in diesen Saft den Samen schuͤt- ten, so, daß er wenigstens eine Hand hoch uͤber den Samen stehet. Der Same bleibet in die- sem Safte vier Tage und vier Naͤchte liegen, alsdenn wird er heraus genommen, naß auf das Feld gefahren und unter geackert. Jm Jahre 1750. habe ich dieß zuerst mit der Gerste versuchet. Hierzu einen recht ausgesogenen Acker erwehlet, der in dem vorhergehenden Jahre die Wicken kaum einen Finger hoch getrieben hat, und der erst in dem Fruͤh-Jahre ist gestoppelt worden. Mein Nachbar hat einen frisch ge- duͤngten Acker gehabt. Diese Felder sind an einem Tage bestellet worden, und meine Gerste hat weder an Schocken noch an Koͤrnern der Gerste meines Nachbarn etwas nachgegeben, sie hat vielmehr einige Vorzuͤge gehabt. Jm Jahr 1751. habe ich diesen Versuch unter einer- ley Umstaͤnden bey der Korn- und Weitzen-Saat, und 1752. bey dem Duͤnckel gemacht, und ich habe allemal das schoͤnste Getraide mit er- wuͤnschter Ausbeute erhalten. Jn dem ver- flossenem 1753. Jahre war der Versuch dieser: Jch ließ vier Acker, die in einem Stuͤcke gele- gen, und die von einerley Guͤte sind, auf einer- ley Art bearbeiten, die eine Helfte mit ordent- licher Gerste, und die andere mit Gerste, die von dem obigen Safte geschwaͤngert worden, in einem Tage, zu gleicher Zeit, auf einerley Art bestellen. Jene hatte das Schicksal des ver- Vorrede. verflossenen Jahres, das von dem Mangel des Regens gewuͤrcket worden, sie war kleinhaͤl- mig, und stund sehr duͤnne. Diese stund merck- lich besser. Die Aehren waren laͤnger wie je- ne. Und ich habe nicht nur von diesem Stuͤcke bey nahe anderthalb Schock mehr eingeerndet als von jenem, sondern das Schock von dieser Gerste hat auch bey nahe sechs Kannen mehr geschuͤttet, als das Schock von jener. Dieß hat mich endlich so dreiste gemacht, daß ich in dem verflossenem Herbste 30 oͤde Aecker mit Korn und Weitzen, der mit diesem Safte ist ge- schwaͤngert worden, habe bestellen lassen, und dieß stehet noch jetzo so, wie ich es wuͤnsche. Jch finde zwar Grund zu glauben, daß man dieß von mir beschriebene Beyspiel als eine Lehre ansehen werde, die dem widerspricht, was von dem Herrn Verfasser in dem ersten Theile auf der 66. und folgenden Seiten von Jmpraͤ- gnation derer Samen, wie ich es glaube, wohl ist erinnert worden. Es wird aber dieser Wi- derspruch sogleich verschwinden, wenn man es erweget, es sey ein anders den Samen aus Noth einquaͤllen, ein anders dieß Einquaͤllen der Duͤngung des Ackers vorziehen. Das letz- tere scheinet mir selbsten ungereimt zu seyn. Fer- ner, es sey ein anders den Samen in einem der Natur gemaͤß zubereiteten Safte schwaͤngern, ein anders den Samen in einer gekuͤnstelten Salpeter-Lauge, und dergleichen, die in den von dem Herrn Verfasser angefuͤhrten Schrif- b 5 ten Vorrede. ten beschrieben sind, einquaͤllen. Mit dem letz- terem werde ich keine Versuche machen, weil ich hieran keine Lust finde, daß ich mich in Ge- fahr setze, eine Ernde zu verlieren. Der dritte Grund zu dieser Un- moͤglichkeit wird ent- kraͤftet. Die, welche den Grund zu dieser Unmoͤg- lichkeit in der Nothwendigkeit zur Weide su- chen, werden es mir nicht verargen, daß ich sie zu meiner Anleitung zur Cammeral-Wissen- schaft verweise. Jch habe es daselbst, wo ich meinen Gedancken nicht zu viel traue, bewiesen, daß es so wohl dem Viehe, als auch dem Wir- the zutraͤglicher sey, wenn man die Weide-Plaͤ- tze abschaffet, diese anbauet, und das Vieh im Stalle und eingeschraͤnckten Plaͤtzen fuͤttert. Ein grosser Wirth in hiesiger Gegend, hat mit dem Rind-Viehe einen Versuch gemacht, und er befindet sich sehr wohl dabey. Wenige Ae- cker geben ihm so viel Gras, als noͤthig ist das Vieh reichlich zu fuͤttern, welches eine grosse Menge von Aeckern zur Weide noͤthig gehabt hat. Die uͤbrigen bezahlen das Gesinde, und geben noch einen mercklichen Ueberschuß. Tragbare Felder tragbarer macht. Daß es moͤglich sey, tragbare Felder trag- barer zu machen, dieß lehret uns alsdenn die Erfahrung, wenn wir Felder in Gaͤrten ver- wandeln, und unsere Felder bey nahe also mit dem Pfluge und mit der Egge bearbeiten las- sen, wie der Gaͤrtner gewohnt ist, seinen Gar- ten zuzubereiten. Die gegenwaͤrtige Schrift giebt Vorrede. giebt uns hievon vortrefliche und gegruͤndete Beyspiele, die billig einen jeden Wirth zur Nachahmung aufmuntern solten. Jch habe es in meiner kleinen Wirthschaft so weit ge- bracht, daß ich nur noch einige Brach-Felder habe. Jch bin den Begriffen, die ich mir von dem Wachsthum der Dinge gebildet habe, ge- folget. Jch habe meine Felder jezuweilen mit doppelten Furchen reissen lassen, und daher kan ich diese, wenn sie nach der Gewohnheit Bra- che liegen solten, zu Kraut-Ruͤben-Moͤhren- Laͤndern, und so weiter, gebrauchen, so, daß dieß dem zukuͤnftigen Getraide nicht schaͤdlich, son- dern vielmehr nuͤtzlich ist. Wolten wir endlich dieß unmoͤglich nen- und Fruͤch- te von ei- nem hoͤhe- rem Wer- the an- bauet. nen, daß man Fruͤchte von einem hoͤherem Werthe a nb auen koͤnne, so muͤste diese Unmoͤg- lichkeit entweder in dem gegruͤndet seyn, daß man in einem bestimmten Lande solche Fruͤchte nicht anbauen koͤnne, oder in dem, daß hiedurch der Anwachs der Nahrungs-Mittel wuͤrde ge- schwaͤchet werden. Das erste widerspricht der offenbaren Erfahrung. Nicht nur gegen- waͤrtige Schrift giebt uns hievon vorzuͤgliche Proben, sondern man kan den Beweiß hievon bey nahe in allen Wirthschaften finden, die mit Verstande getrieben werden. Das andere hat einen Schein, aber auch dieser verschwin- det so gleich, so bald man es uͤberleget, daß mehrere Vorrede. mehrere Felder sind angebauet, die vielen Brach-Felder sind vermindert, und die tragba- ren Felder tragbarer sind gemacht worden. Jst dieß geschehen, so kan man mehrere Nah- rungs-Mittel anbauen, als zuvor sind gebauet worden, und man behaͤlt noch Feld genug zum Anbau anderer Dinge, die nicht unmittelbare Nahrungs-Mittel sind, z. E. zum Toback, zum Oel, zur Farbe, und so ferner. Die Moͤg- lichkeit des andern Haupt- Punctes. Dieß ist jetzo genug von der Moͤglichkeit des ersten Puncts. Wir wollen uns auch von der Moͤglichkeit des andern uͤberzeugen. Die Wercke der Natur sollen in eine hoͤhere Voll- kommenheit gesetzet werden. Dieß kan theils dadurch geschehen, wenn wir diesen Dingen, indem sie wachsen, mit der Pflege zu Huͤlfe kom- men, theils durch die Wercke der Kunst. Von dem ersten finden wir wieder in dieser Schrift unumstoͤßliche Beweise, und von dem andern habe ich mehr als eine Probe gemacht. Jch will nur ein einziges Beyspiel anfuͤhren. Dieß wird es genug beweisen, was es beweisen soll. Jch habe durch die Kunst den Werck, der von dem Flachse zuruͤck bleibet, so biegsam, so fein und so glaͤnzend gemacht, daß die, die diesen Wercke haben spinnen muͤssen, es nicht glauben wollen, daß es Werck sey. Sie haben es fuͤr Baum-Wolle, oder fuͤr den Werk von der Seide gehalten. Die Vorrede. Die Moͤglichkeit des dritten Puncts ist Wie auch des dritten wird bewie- sen. ausser Zweifel, sowohl die Gewercke als auch die Manufacturen befestigen diese. Wie hoch hat man es nicht in den Gewercken gebracht, z. E. im Brandwein-Brennen, Bier-Brauen, Staͤrcke-machen, Oel-pressen, Farben machen, und so ferne? Wie hoch ist nicht die Kunst in den Manufacturen gestiegen? Warum solten denn die Wercke, die ein bestimmtes Land her- vorbringet, unvermoͤgend seyn, diese Wuͤrckun- gen der Kunst zu empfinden? Jch habe einen Kuͤnstler bey mir gehabt, der mir diese Versi- cherung gegeben, er wolte aus dem von mir zu- bereitetem Wercke so wohl ein Zeug, das dem Canefas, als auch ein Zeug, das dem Cattun sehr nahe kommt, verfertigen. Die Zuberei- tung ist nicht kostbar, und also koͤnnte das Zeug wohlfeil werden. Jst nicht dieß ein moͤglicher Vortheil. Jch koͤnnte noch sehr viele Faͤlle anfuͤhren, Dieser Ver- besserung werden vie- le Hinder- nisse gese- tzet. die Saͤtze, die ich angenommen habe, aus der Erfahrung zu bestaͤtigen, wenn es die Grentzen, einer Vorrede erlauben wolten, weitlaͤuftiger zu seyn. Hier ist es genug, daß ich dasjenige bewiesen habe, was ich habe beweisen wollen. Jch habe es bewiesen, wie eine solche Verbes- serung der Land-Wirthschaft moͤglich sey, die vermoͤgend ist, die herrschaftlichen Gefaͤlle dauerhaft und vorzuͤglich zu erweitern. Wie, werden diejenigen fragen, die mit mir in die- sem Stuͤcke einstimmig sind, ist es denn moͤg- lich, Vorrede. lich, daß so wenig an dieser Verbesserung im Ernste und regelmaͤßig gedacht wird? Diese Unterlassung hat mehr als eine Ursache. Jch will die wichtigsten, die einige Aufmercksamkeit verdienen, beschreiben. Das erste. Die erste Ursache ist die Unwissenheit der Land-Wirthe. Diese haben selten von den Wuͤrckungen der Natur einen Begrif. Sie wissen nichts mehr, als was sie von ihren Vor- Eltern gelernet haben, und von diesem wissen sie auch nichts mehr, als was das Gedaͤchtniß fassen kan. Wie koͤnnen diese die Land-Wirth- schaft verbessern. Sie denken auf Mittel ihr Gesinde zu vermindern, weil diese ein scheinba- rer Vortheil ist, da sie auf Mittel dencken sol- ten, diese Anzahl mit Vortheile zu vermehren. Sie bauen die gangbaren Felder nach der Ge- wohnheit, und verlachen die, welche von dem Anbau der oͤden Felder reden. Ja, wenn et- wa in jenen durch ein Schicksal eine Lust hie- zu entstehet, so verstehen sie es nicht, wie sie es angreiffen sollen. Sie fallen auf bekannte Mittel, und wollen an einem solchem Orte eine Schaͤfferey anlegen, und indem sie sich hierzu entschliessen, so kommt ihnen der Mangel des Wassers entgegen. Nun wissen sie sich nicht zu helffen. Die Verbesserung bleibt ein Wunsch. Das ande- re. Die andere Ursache ist ein falscher Wahn der Gelehrten. Diese glauben, ein rechter Gelehrter muͤsse ein Gottes-Gelahrter, ein Rechts-Gelahrter, oder ein Artzt seyn. Und dar- Vorrede. darum bekuͤmmern sie sich wenig um die Wirth- schaft. So weit gehen noch wohl einige, daß sie die moralischen und politischen Lehren fassen, die in der Wirthschaft einen Einfluß haben. Allein die wahre Wirthschaft ist ihnen zu gerin- ge, als daß sie ihre Gedancken damit besudeln solten. Diese Maͤnner vergessen es, daß die Gelehrsamkeit nur alsdenn einen Vorzug ver- dienet, wenn sie sich in der menschlichen Gesell- schaft, und in dem Staate nuͤtzlich beweiset. Jst nun dieß ein geringer Nutzen, der dem Nu- tzen der uͤbrigen nachzusetzen, wenn man durch seine Weisheit untruͤgliche Mittel erfinden kan, viele Unterthanen in einem Lande reichlich zu er- naͤhren, und bey dem wachsenden Reichthum der Unterthanen die herrschaftlichen Gefaͤlle zu vermehren? Die dritte Ursache ist das allgemeine Das dritte. Vorurtheil der Menschen. Die Verbesserung der Land-Wirthschaft ist ohne unendlich viele Versuche nicht moͤglich. Viele scheuen hier- zu die Kosten, weil man den Ausgang nicht mit Gewißheit vorher wissen kan. Diese sol- ten bedencken, daß es nicht weniger ruͤhmlich sey, den arbeitenden Armen Nahrung verschaf- fen, als den andern Allmosen geben. Findet sich ein Patriot, der zum Nutzen der Men- schen Versuche zu machen bemuͤhet ist, so ist dieser verschiedenen Urtheilen ausgesetzet, die bey nahe seiner Ehre nachtheilig werden. Er kan diese Versuche selten ins Geheime ma- chen, Vorrede. chen, und darum werden sie der Welt vor Au- gen geleget. Denn beurtheilet ein jeder diese nach seinen Leidenschaften, und nach seinen Vorurtheilen. Gluͤckt es endlich, so heißt es, es ist ein Gluͤck, wer haͤtte es dencken sollen. Gluͤckt es nicht, so werden alle vorher gefaͤllte Urtheile mit armen Gruͤnden und niedrig ge- sinnten Folgen unterstuͤtzet, ohne die Gruͤnde des Versuchs gehoͤrig zu uͤberlegen. Das vierte. Die vierte Ursache liegt in den falschen Meinungen der unaͤchten Cammeralisten. Jch verstehe hierunter diese, die das herrschaftliche Jnteresse besorgen wollen, es aber nicht verste- hen, worauf dieß wahre Jnteresse ankommt. Jch habe Grund hieher folgende Lehren zu zehlen. Dieses wird durch fal- sche Lehren unterstuͤtzet. Die erste Lehre. Einmal, es muͤssen in einem Lande kei- ne Gewercke, keine Manufacturen, keine Handlungen gedulder werden, als von wel- chen der Herrschaft etwas koͤnne gegeben werden. Diese Lehre ist irrig, und dem herr- schaftlichen Jnteresse nachtheilig. Jch will dieß beweisen. Kan ein solches Geschaͤfte die Arbeiter reichlich ernaͤhren, und ihnen noch einen Ueber- schuß geben, so ist es eine Schuldigkeit der Unter- thanen, daß sie von diesem ihrer Herrschaft einen proportionirlichen Theil abgeben. Und kein pa- triotisch gesinnter Unterthan wird dieses mit Verdruß thun. Gesetzt aber, daß ein solches Ge- schaͤfte hundert Unterthanen reichlich ernaͤhren, ihnen aber keinen Ueberschuß geben koͤnne, und sie Vorrede. sie sollen doch abgeben, so werden sie verdruͤßlich, die Arbeit bleibet liegen. Verlieret nun nicht der Fuͤrst hundert Unterthanen, die in seinem Lande reichlich haͤtten leben koͤnnen? Verlieret er hier- durch nicht alle Einkuͤnfte, die an ihm durch die Nahrung, durch die Kleidungen und durch die Wohnungen dieser Menschen wuͤrden gefallen seyn? Heißt dieß das herrschaftliche Jnteresse besorgen? Man kan hierbey zweyerley einwenden: Ein- Es wird ei- nigen Ein- wuͤrfen be- gegnet. mal, diese Menschen gehen nicht sogleich aus dem Lande. Das ist wahr, was helffen aber einem Staate Unterthanen, die sich nicht ernaͤhren koͤn- nen? Fuͤrs andere, sie koͤnnen sich mit andern Dingen beschaͤftigen, die eintraͤglicher sind. Auch dieß ist wahr. Allein koͤnnen nicht andere diese Arbeit treiben, wenn sich jene mit der ersten be- schaͤftigen? Befoͤrdert nicht dieß den Flor des Staats, und folglich eine dauerhafte Vermeh- rung der herrschaftlichen Gefaͤlle? Ans diesem ersten Lehr-Satze folget der ande- Die andere Lehre. re, der nicht weniger irrig ist. Nemlich, sobald einer im Lande etwas neues anfaͤnget, so muß man ihm auch eine neue Auflage machen. Auch dieß ist gesehlt. Faͤngt einer etwas neues an, der macht einen Versuch. Warum wil man ihm Hindernisse setzẽ, da man ihm solte behuͤlflich seyn. Man warte bis er seine Sache zum Stan- de gebracht hat. Alsdenn ist es Zeit zu urtheilen, ob er eine Abgabe tragen koͤnne oder nicht. Jn c bey- Vorrede. beyden Faͤllen gewinnt das herrschaftliche Jn- teresse. Welches das vorhergehende beweiset. Die dritte Lehre. Fuͤrs dritte. Die Freyheit der Untertha- nen muͤsse bey den wirthschaftlichen Beschaͤf- tigungen eingeschraͤnket werden. Solte auch wohl nicht dieser Satz dem herrschaftlichen Jn- teresse zuwider lauffen? Jch glaube, es sey dieß unlaͤugbar. Sind einem die Haͤnde gebunden, wie viel Gutes bleibet alsdenn liegen. Wie viele Versuche, die dem Lande nuͤtzlich werden koͤnnen, bleiben zuruͤck. Bleibet einem jeden in diesem Stuͤcke die Freyheit, so wird einer durch den an- dern aufgemuntert seine Werke zu verbessern. Dieß befoͤrdert den Handel, und dieß das herr- schaftliche Jnteresse. Die Staͤdte, die Laͤnder, wo diese Freyheit herrschet, beweisen meine Ge- danken. Einem Ein- wurfe wird begegnet. Wil man mir dieß entgegen setzen: wenn sich in einem Lande zu viele mit einerley Dinge be- schaͤftigen, so koͤñe keiner recht leben, und die herr- schaftlichen Gefaͤlle tragen, darum sey es noͤthig, diese Freyheit einzuschraͤnken; so wil ich diesen Satz, in Ansehung der Handwercker, verwilli- gen. Allein, in Ansehung der uͤbrigen wirthschaf- lichen Beschaͤftigungen laͤugne ich diese gemachte Folge. Haben diese Leute Lust zu arbeiten, so werden sie alsdenn, wenn ihnen ihre Beschaͤfti- gungen keinen reichlichen Unterhalt verschaffen, auf eine Verbesserung dencken, neue Verrichtun- gen ersinnen. Hat nicht dieß jederzeit einen nuͤtz- lichen, Vorrede. lichen, und dem Staate vortheilhaften Ausgang gehabt? Ein aͤchter Cameralist betrachtet die Dinge nicht fuͤr sich, sondern in dem ganzen Zu- sammenhange. Er siehet nicht allein auf das Gegenwaͤrtige, sondern auch in die Zukunft. Wolte man mir noch dieses einwenden: wenn Noch einen andern. eine solche Freyheit gedultet wuͤrde, so koͤnnte der Staat die Beschaͤftigungen der Unterthanen nicht wissen. Und wenn dieß, so koͤnnten Unter- schleiffe geschehen. So laͤungne ich diese Folge. Hebet die Freyheit der Unterthanen dieß auf, daß man den Staat seine Beschaͤftigungen erzeiget? Kan nicht dieses bey jenen bestehen? Dieß ist der kurze Entwurf meiner Gedanken Schluß der Vorrede. von der Verbesserung der Landwirthschaft zum Nutzen der herrschaftlichen Cammer. Die ge- genwaͤrtige Schrift wird dir, Geneigter Leser! verschiedene nuͤtzliche und nicht gemeine Dinge zeigen, die dir die Anwendung dieser Lehre auch zu deinem eigenen Nutzen erleichtern kan. Wirst du diese Schrift mit Aufmerksamkeit, und mit einem philosophischen Gemuͤthe lesen, so wirst du gewiß so wie ich diese Bemuͤhung dem Herrn Verfasser mit Danck erkennen, und wuͤnschen, daß er fortfahren moͤge, alle seine vieljaͤhrige Wirthschafts-Erfahrungen, so, wie diese, uns bekannt zu machen. Wobey auch ich mich dei- ner fernern Wohlgewogenheit empfehle. Ge- schrieben Jena 1754. im Monat May. I. G. Darjes. Jnnhalt. Jnhalt. Vorrede, von der Verbessernng der Land- wirthschaft, zum Nutzen der herrschaftli- chen Cammer. Das erste Capitel. Von achtzehnjaͤhriger Nutzung der Aecker oh- ne solche Brache liegen zu lassen. pag. 1. Das zweyte Capitel. Von Korn-Fruͤchten uͤberhaupt. 82. Das dritte Capitel. Von den Korn-Fruͤchten insbesondere. 114. Das vierte Capitel. Von den Huͤlsen-Fruͤchten welche unter den Pflug gehoͤren. 144. Das fuͤnfte Capitel. Vom Hanffe und Flachse. 164. Das sechste Capitel. Von verschiedlichen Sorten des Klees. 179. Das siebende Capitel. Von Reinigung, Zubereitung der Grase- und Gaͤrten-Wiesen zu Erziehung der Garten- und anderer Fruͤchte. 215. Das Das erste Capitel. Von achtzehnjaͤhriger Nutzung der Aecker ohne solche Brache liegen zu lassen und binnen solcher Zeit wieder zu duͤngen. §. 1. E s sind zwar viele begierig im Garten- Klage uͤber das intere s- sirte Wes en und Tr aͤg- heit einiger Hauswirthe. und Ackerbaue immer neue Vortheile von andern zu erfahren, und wuͤn- schen von ihren Feldern und Gaͤrten grossen Nutzen zu ziehen, und gleichwohl wollen sie weder Kosten anwenden, noch sich die Muͤhe ge- ben durch eigenes Nachsinnen und angestelte Ver- suche dieses Geschaͤfte des menschlichen Lebens zu erleichtern und nutzbarer zu machen. Dahero bleiben ihnen auch oͤfters die gemeinsten Dinge verdecket und verborgen. Und wenn ihnen gleich der Weg von andern erfahrnen Oeconomis gezei- get, und die Bahn gebrochen wird, so scheuen sie doch vielmahl die Muͤhe und Kosten, bleiben bey ihren einmal gewohnten Schlendrian, und lassen 5. Theil. A lieber 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung lieber den Vortheil, welchen sie mit GOttes Huͤlfe gewiß haben koͤnten, fahren. §. 2. Faͤnde man diese Traͤgheit nur bey einfaͤltigen Dieser Fehler wird auch bey Gel e hrten angetrof- fen. Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir- then, als welche meistens mit groͤster Blindheit und ohne Nachdenken in der Erden zu wuͤhlen pflegen, so waͤre es eben nicht so sehr zu bewundern; aber so wird man diese Sorglosigkeit in Verbesserung des Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und zwar bey solchen, deren Amt es doch erforderte, sich ernstlich darum zu bekuͤmmern, woruͤber man sich billig wundern muß. Und wird daher die Klage des Herrn von Kohrs, welche er (in seiner Haush. Biblioth. Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng- laͤnder anfuͤhret, wohl nicht zu mißbilligen seyn. Als: „Viele Gelehrten wuͤsten dasjenige nicht, was sie ”alle Tage ansaͤhen, sie schaueten viel Sachen in ”der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und ”damit es doch nicht das Ansehen gewoͤnne, als ”ob sie keine sonderliche Erkaͤntniß davon haͤtten, ”so sagten sie hiervon einige umverstaͤndliche Woͤr- ”ter her, um die Beschaffenheit der Sachen aber ”bekuͤmmern sie sich nicht sonderlich. Dieses ” Raisonement moͤchte man wohl appliciren auf ”die Erkaͤntniß derer meisten Gelehrten, die sie ”von Feld-Fruͤchten haben. Viele bemuͤhen sich ”allerhand einheimische und auslaͤndische Ungezie- ”fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er- ”forschen und aufzuschliesen, aber uͤber die Feld- ”Fruͤch- der Aecker ohne Brache. ”Fruͤchte allerhand physicalische Anmerkungen zu ”machen, und sie zu anatomiren, stehet denen ”meisten Gelehrten nicht an, aus keiner andern ” Raison, als weil sie meynen, es lohne sich nicht ”die Muͤhe, solche Sachen, damit alle Bauern ”und Tageloͤhner fast taͤglich umgehen, zu obser- ”viren und zu untersuchen. Aber gleichwie die Menschen sich in den mei- sten Geschaͤften und Handlungen ihres Lebens gar zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und sich durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren las- sen, so gehet es in der That auch mit dem Acker- bau. §. 3. Nach der gemeinen und fast durchgaͤngigen Die gemei- ne Cultur und Nu- zung der Aecker ist sehr unvol- kommen. Art und Weise, werden so wohl die Ritter- als Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter- Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein- getheilet, so, daß der Acker ein Jahr mit Winter- Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be- stellet wird, und das dritte Brache lieget und leer bleibet, ausser einige ganz wenige Flecke, worauf Erbsen, Linsen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren und Ruben gesaͤet werden, welches sie soͤmmern zu nennen pflegen. Allein warum muß eben so vieler Acker alle drey Jahr einmal ohnbestelt liegen bleiben? solte man nicht auf Mittel denken, solchen alle Jahre zu nutzen? Jst er etwan weiter nichts zu tragen im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man sonst nichts A 2 darauf 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung darauf bestellen will? Solte man nicht billig alle Sorgfalt, Muͤh und Kosten anwenden, den man- nigfaltigen Segen, den GOtt in die Erde geleget, heraus zu bringen, und auch allerhand andere Fruͤchte auf den Aeckern zu zeugen suchen, welche den Menschen zur Speise und andern Gebrauch dieneten Fuͤtterung vor das Vieh abwuͤrfen, die Handlung befoͤrderten, und vielen Leuten ihr Brod zu verdienen Gelegenheit gaͤben, und besonders der Obrigkeit jaͤhrlich viele Accise und Tribut ein- braͤchten. §. 4. Solte bil- lig von den Camerali- sten und Oecono- mis verbes- sert werden. Es ist bisher zwar ungemein vieles von den Cameral- und Commercien-Wesen hin und wieder geschrieben worden, welches allerdings zu loben ist; allein die Verbesserung des Feldbaues als das beste Mittel das Commercium zu befoͤrdern, ist doch gar sehr hinten angesetzet worden, wo nicht gar bey vielen in Vergessenheit gerathen. Man betrachte nur was vor Handel getrie- ben werde mit Mohne, Safflor, Anis, Waid, Ta- back, Fœnum græcum, Coriander, Fenchel, Kuͤm- mel, Hopfen, Graupen, welche aus der Gerste ge- machet werden, Heyde-Gritz, Weitzen, Rocken, und andern dergleichen Fruͤchten. Solte nicht bil- lig ein Cameralist alle Gnade und Gunst, die er sich bey seiner Herrschaft erworben, dazu anwen- den, daß er derselben anrathe, die Unterthanen an- zuhalten, an Orten wo es moͤglich, dergleichen ac- cisbare Waaren zu zeugen, und allerhand Planta- gen der Aecker ohne Brache. gen von Wein, Hopfen, guten Baͤumen, Bau- und Brennholze anzulegen, und also das Land in einen guten Nahrungs-Zustand zu setzen. Denn grosse Herren koͤnnen wegen ihrer wichtigen Regierungs- Geschaͤfte ohnmoͤglich auf solche Dinge so genaue Obacht haben. Hierbey will ich den Herrn D. Kuͤnhold aus seiner Oeconomia Experimentali Sect. VII. Remarques ad §. 15. p. 189. 190. nachfolgen- des abborgen: „Allein es ist auch wahr, daß ”der Fleiß und die Emsigkeit eines Haus-Va- ”ters zwar ebenfals viel contribuiren koͤnne, je- ”doch aber nicht alles, sondern das allermeiste ”koͤmmet auf die hohe Landes-Obrigkeit wohl an. ”Denn gleichwie in heiliger Schrift; Eccles. 5. ”v. 8. Der Koͤnig im ganzen Lande ist, das Feld ”zu bauen; also solten hohe Landes-Obrigkeiten ”vor allen Dingen, auch ehe sie andere Gesetze ”publicirten, die Einrichtung ihrer Landes Oeco- ”nomie, und daß ein jeder Privatus seine Guͤter ”auf das beste, als nur moͤglich, anbauen, viel ”darauf erbauen und nutzen moͤge, besorgen. ”Und weilen ein solches ohne sattsame Duͤngung, ”einfolglich vorhergehende Vieh-Haltung un- ”moͤglich ins Werk zu richten, so hat alle Obrig- ”keit auf alle Weise und Wege dahin zu trach- ”ten, wie desselbigen Aufnahme befoͤrdert wer- ”den moͤge. Jnsbesondere, weil die soge- ”nannten Coppel-Triften dergestaltige Landesver- ”derbliche boͤse und uͤbele Gewohnheiten sind, ”vermittelst welchen die meisten Hauswirthe A 3 ab- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung ”abgehalten werden, ihre Guͤter, also, wie sichs ”gehoͤret, zu besaͤen und zu nutzen. Und am Ende dieser Section: ”Mit einem Worte, wenn die Obrigkeit vim ”coactivam gegen einem jedweden zu seinem selbst ”eigenen Nutzen gebrauchete, so waͤre dergleichen ”hochnuͤtzlicher Gezwang, das hoͤchste Recht und ”Billigkeit; denn sonsten alle gute und loͤbliche ”Dinge bey denen meisten trotzigen Koͤpfen kei- ”nen Ingress finden. Hierzu wuͤrde aber freylich ein rechtschaffener und erfahrner Mann erfordert, welcher von seinem Landes-Herrn mit hinlaͤnglichen Befehlen und An- sehen versehen seyn muͤste, damit er nicht nur denen Unterthanen den noͤthigen Unterricht und Anwei- sung geben, sondern sie auch zur Arbeit anhalten, und zum Gehorsam bringen koͤnnte. Wovon in den Leipz. Saml. p. 723. sqq. im vierten Bande mit mehrern nachzulesen. Allein hier fehlet es mehrentheils an Ein- sicht und Erfahrung, welcher Fehler wohl groͤsten- theils daher ruͤhret, weil die Collegia Oeconomica auf hohen Schulen meistens mit veraͤchtlichen Au- gen angesehen, und vor nichtswuͤrdige Sachen ge- halten werden. Wenn aber eine hohe Landes-Obrigkeit durch guten Rath sich dahin bewegen liesse, daß in ihren Landen allerhand accisbare Waaren erzogen, und nach Beschaffenheit derselben, Fabbriken angeleget wuͤrden, so muͤste von den erbauten Fruͤchten und fabri- der Aecker ohne Brache. fabricirten Waaren, nicht alsobald Accise gefordert werden, sondern man solte billig dergleichen Leute und Fabricanten auf einige Jahre von all e n Abga- ben frey lassen, bis sie erstlich ihre Versuche und Proben mit Nutzen ausgefuͤhret und in voͤllige Ordnung gebracht haͤtten. Nach verflossener Zeit, koͤnnten von jeden Centner Waaren, es moͤgten sol- che bestehen worinnen sie wollen, die Abgaben ein- gerichtet werden, und die Unterthanen wuͤrden auch alsdenn solche gewiß ohne Murren entrichten. Wenn aber dergleichen Jmposten zu zeitig und uͤbereilig abgefordert werden, so werden die Leute verdruͤßlich, und lassen es lieber bey dem alten Her- kommen bewenden. Es ist mir noch gar wohl erinnerlich, daß an einem gewissen Orte von den Acker-Leuten angefan- gen wurde, den Taback ackerweise zu zeugen; als ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, also- bald, da sie noch erstlich Versuche und Proben an- stelten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha- ler jaͤhrlich zu geben auferleget wurde, ehe und be- vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in Ordnung gebracht war, so wurden die Leute hier- durch abgeschrecket dergleichen mehr zu bauen. Es war aber in der That von denen Rathge- bern eine alzuschleunige und ohnuͤberlegte Abfor- derung, und waͤre meines Erachtens viel besser ge- wesen, erstlich binnen einigen Jahren die Fabricken in Ordnung bringen zu lassen, hernach aber, wie es denn billig, von jedem Centner ausgehender und A 4 ver- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung verkaufter Waaren, aber nicht von den Aeckern ei- ne gewisse Accise zu fordern. Dergleichen be- schwerliche Abgaben sind nicht so wohl nach der Anzahl der Aecker, als nach den darauf erbauten Fruͤchten einzurichten. Denn da solche gar viel- mal auf den Aeckern nicht nach Wunsch anschlagen, so wuͤrden folglich die Unterthanen in doppelten Schaden kommen, wenn sie nemlich bey schlech- ten Fruͤchten ihre aufgewendeten Kosten wohl nicht einmal heraus bringen, und doch gleichwohl noch darzu solche schwere Auflagen auf die Aecker ent- richten solten. Mit der Unterthanen Beschwerde und Seuf- zen etwas anzugeben, und dergleichen Auflagen zu ersinnen, bedarf kein grosses Nachdenken, und ist in Wahrheit eine schlechte Kunst, gereichet auch am Ende dem Landes-Herrn mehr zum Schaden als zum Nutzen. Denn obschon die damahligen Rathgeber gemeynet, es werde der Herrschaft ein grosser Vortheil zuwachsen, wenn solche Auflagen auf die Tabacks-Aecker gesetzet wuͤrden, so haben sie dennoch derselben hierdurch vielmehr einen merk- lichen Schaden verursachet, indem die Leute den Tabacks-Bau gar unterlassen. Koͤnte denn der Taback, wenn er in unserm Lande gezeuget wuͤrde, nicht eben so wohl gehoͤrig zugerichtet, die Blaͤtter fortiret, gesponnen, auf der Tabacks-Bank ge- schnitten, und theils in unserm Lande consumiret, theils in andere Laͤnder geschaffet werden, wie sol- ches an andern Orten auch geschiehet? Was wuͤr- de nicht dieses so wohl den Unterthanen als der Obrig- der Aecker ohne Brache. Obrigkeit jaͤhrlich vor ungemeinen Vortheil brin- gen. Wenn ein Cameralist nur darauf bedacht ist, denen armen Unterthanen neue Auflagen zu ma- chen, so ist das wohl die allerelendeste, und eine hoͤchst unverantwortliche Beschaͤftigung, besonders wenn alsobald die Execution zur Hand genommen wird. Wie viel waͤre hier noch zu sagen? allein wer die Wahrheit geigt, dem schmeiset man mit dem Fiedel-Bogen auf den Kopf. Es hat mir daher der gute Rath sehr wohl gefallen, und solte solcher billig von denen Acker- Leuten besser befolget werden, welcher Herr I. B. S. v. E. in den Grund-Risse der Fuͤrsten-Kunst p. 155. von Verbesserung des Landes und von den Anbau neuer Fruͤchte gegeben. Seine Worte lautet also: „Nicht zu gedenken, daß auch der schlechteste ”Acker durch fleißigen Bau immer besser, und ”endlich dem guten fast gleich werde. Weiter ”halte ich dafuͤr, man solte an den alten Haus- ”halts- und Acker-Gebraͤuchen nicht uͤberal so fe- ”ste kleben bleiben, sondern wie die Beduͤrfnisse ”und der Vertreib des Landes sich ergeben, nach ”solchen auch den Bau desselben in thunlicher ”Maaße einrichten. Nicht alles was unsere Vaͤ- ”ter gezogen und gepflanzet, ist heut zu Tage uns ”nuͤtze und angenehm, so wenig als sie verschie- ”dener Dinge, welche unsere jetzige Lebens-Art ”theils noͤthig, theils unentbehrlich machet, be- ”duͤrft oder darnach verlanget haben. Auch hier- A 5 ”innen 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung ”innen hat der menschliche Geschmack ein grosses ”Gebiete. Daher wolte ich, daß man in einem ”Lande alles dasjenige zu bauen versuchen solte, ”was man zum Lebens-Unterhalte, auch wie kurz ”vorher erwehnet worden, zur Lust und Vergnuͤ- ”gen des abwechselnden Geschmackes, aus frem- ”den Gegenden, gegen Geld, oder sonst mit Un- ”statten holen muß. Hierbey wird man ohne ”mein Erinnern verstehen, daß ich von keinen, ge- ”gen die Himmels-Stellung und Erdlage vorzu- ”nehmenden Feldbau zu reden gemeinet sey. Wer ”bey uns Oliven und Zimmet-Baͤume in einen ”Fichten- oder Tannen-Wald pflanzen wolte, der ”wuͤrde an sich so laͤcherlich, als dessen Arbeit ver- ”gebens seyn. Es beweiset solches indessen nicht, ”daß Grund und Boden in unsern Landes Gegen- ”den schon uͤberal bearbeitet und genutzet werde, ”wie selbige die Natur tuͤchtig gemachet, und ”durch Fleiß solches erstlich erweislich wird. Oh- ”ne die unzehlige Baum- und Garten-Gewaͤchse ”zu beruͤhren, welche man seit nicht alzuvielen ”Jahren aus fremden Laͤndern in deutsche Erde ”versetzet, und daselbst zu kuͤnstlichen Wuchs und ”Fruͤchten befoͤrdert hat. Wer haͤtte also noch vor wenigen Jahren vor moͤglich gehalten, daß man alle diejenigen Ge- waͤchse, deren Cultur ich in meinem Land- und Garten-Schatze beschrieben, in unsern Erfur- tischen Feldern und Gaͤrten erziehen koͤnnte, wie es wirklich jetzo geschiehet. §. 5. der Aecker ohne Brache. §. 5. Die obengedachte uralte und algemeine Ge- Daß in un- sern Erfur- tis. Feldern solche Ver- besserung geschehen, und worin- nen solche bestehe. wohnheit, die Laͤndereyen in drey Felder einzuthei- len, und lediglich zu Erziehung der Korn-Fruͤchte zu brauchen, ist in unserer Erfurtischen Flure meh- rentheils abgeschaft. Wir wissen von keinen Winter- Sommer- und Brach-Felde, sondern haben ein ge- mengtes Feld, wo man Winter-Fruͤchte, Sommer- Fruͤchte, Specerey- und Kuͤchen-Gewaͤchse, auch leere Brach-Aecker unter einander antrift. Ein jeder kan seine Laͤnderey alle Jahr bestel- len, womit er dieselben nur am besten zu nutzen denket. Er kan sie auch lassen Brache liegen, wo und zu welcher Zeit er es nach seiner Einsicht vor noͤthig und rathsam haͤlt. Wie denn die um un- serer Stadt herum liegenden Aecker von mir und andern, ordentlich alle Jahr, theils mit Korn- Fruͤchten, theils mit Kuͤchen- und Specerey-Ge- waͤchsen bestellet werden, so, daß man selten einen Brach-Acker darunter antreffen wird. Und so ja hin und wieder einige gesehen wer- den, so gehoͤren sie doch meistens nur den Cloͤstern, oder einigen unverstaͤndigen und eigensinnigen Leuten, welche auf den wunderlichen Vorurtheile beharren, man muͤsse doch einem Acker auch seine Ruhe goͤnnen, wenn er solte Fruͤchte tragen, wel- ches aber, wie aus den nachfolgenden erhellen wird, recht einfaͤltig ist. §. 6. 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung §. 6. Aecker wer- den 18 Jahr ohne Brache und Duͤn- gung bestel- let. Diese Art, die Aecker viele Jahre hinter ein- ander ohne Brache zu bestellen, und mit denen Fruͤchten kluͤglich abzuwechseln, ist von meinen se- ligen Eltern vor mehr denn 80 Jahren angefan- gen, und eine ziemliche Zeit fast alleine getrieben worden. Sie haben aber die Abwechselung der Fruͤchte und jaͤhrliche Bestellung der Aecker ohne frische Duͤngung nicht hoͤher als auf zwoͤlf Jahr bringen koͤnnen. Allein, nachdem ich den Acker- bau uͤbernommen, habe ich mich bemuͤhet, die Sa- che immer weiter zu treiben, und habe es endlich durch gehoͤriges Nachsinnen, viele angestelte Ver- suche und aufgewandte Kosten dahin gebracht, daß ich bey meiner Abwechselung der Fruͤchte die Aecker 18 Jahr hinter einander ohne Brache und frische Duͤngung aljaͤhrlich mit Nutzen bestellen lasse, welches auch unsern Erfurtischen Landes-Leuten mehr als zu wohl bekant ist, und von vielen, so weit sich ihre Einsicht erstrecket, nachgeahmet wird, aber ohne Ruhm zu melden, mir noch von keinen hat koͤnnen gleich gethan werden. §. 7. Dieser Vor- theil sol mit- getheilet werden. Und dieses ist eben der Vortheil, welchen ich in diesem fuͤnften Theile meines Land- und Gar- ten-Schatzes zu entdecken mir vorgenommen ha- be; denn ob ich gleich diese Wissenschaft anfaͤnglich lediglich vor meine Familie zu Papiere gebracht, um solche vor die Meinigen zuruͤck zu behalten, damit sie sich einmal darnach richten koͤnten; so habe der Aecker ohne Brache. habe dennoch aus wichtigen Ursachen und wahrer Begierde meinem Naͤchsten zu dienen, meine Ge- danken geaͤndert. Denn nachdem ich aus glei- chem Triebe einmal angefangen, die Erfurtische Cultur der Aecker und Gaͤrten bekant zu machen, auch besonders die Erziehung derer Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte in den vorhergehenden Theilen schon beschrieben, so sehe gar wohl ein, daß der be- reits gegebene Unterricht ohne die Wissenschaft mit den Fruͤchten gehoͤrig abwechseln, noch nicht hin- laͤnglich sey, solche Cultur mit Nutzen vorzuneh- men und nachzuahmen, und halte mich auch da- her verbunden, mit diesen hierzu unentbehrlichen Vortheil nicht laͤnger zuruͤck zu halten. Jch habe das Vertrauen, daß Gott, dem ohngeachtet, vor die Meinen sorgen werde. Und wer weiß, war- um der Geber alles Guten, mir einen Theil zeitli- cher Guͤter zugeworfen, dessen ich nicht werth bin? Vielleicht ist es eben deswegen geschehen, daß ich mit meiner geringen Erfahrung andern desto un- eigennuͤtziger soll zu dienen suchen. Jn diesem meinen gefaßten Entschlusse bestaͤr- ken mich auch folgende Worte, welche ich in mei- nem oͤconomischen Collectaneo finde, alwo ich aber den Ort, wo ich solche gelesen, aus Ver- sehen nicht notiret habe: Sie lauten also: „Es ”giebt viel edle Gemuͤther, welche sich von ei- ”ner schnoͤden und niedertraͤchtigen Eigennuͤ- ”tzigkeit nicht so sehr bezaubern lassen, daß sie ”nicht bereit und willig seyn solten, wenn sie Ge- ”legenheit haͤtten, andern ihre Erfahrungen und ”Ein- 1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung ”Einsichten mitzutheilen, und dadurch das alge- ”meine Beste, nachdem sie ihren Privat-Vor- ”theil dabey gefunden, auch zu befoͤrdern. Und ”eben diesen bieten wir die Gelegenheit an, sich ”um ihren Naͤchsten ohne Kosten und Unbequem- ”lichkeit verdient zu machen.“ Denn ob man gleich in den vorhergehenden Theilen eine volstaͤndige und aufrichtige Anweisung findet, solche Fruͤchte zu erziehen, so fehlet doch noch die Einsicht, mit denen Fruͤchten dergestalt abzu- wech seln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen bestellen, und folglich die theure Duͤngung, nebst den andern jaͤhrlichen schweren Kosten, nach und nach wieder herausbringen kan. §. 8. Jst eine hoͤchstnoͤthi- ge Wissen- schafft. Ohne diese Wissenschaft koͤnte Jemand mit Erziehung der Kuͤchen- und Specerey-Gewaͤchse, besonders bey jetzigen Zeiten, den groͤsten Schaden leiden, wie es manchem allhier, welche mir diese Cultur mit Unverstand nachgeaͤffet, also ergan- gen ist. Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder keinen Heller anwenden Versuche und Proben an- zustellen, sondern alles auf andern ihre Kosten an- kommen lassen, und hernach eine Sache ablauren wollen; oder sie duͤnken sich so weise, daß sie sich es vor einen Schimpf achten, wenn sie fragen oder eiue Lehre annehmen solten, da doch im Land und Garten-Bau kein Mensch auslernen kan. So oft ich eine noch nicht bekante Bestellung oder neue Ein- der Aecker ohne Brache. Einrichtung auf meinen Aeckern und in meinen Gaͤrten vorgenommen, oder sonst eine neue Sorte von Fruͤchten herbey geschaffet, und auf meinen Guͤ- tern angeleget, so sind sie gleich das andere Jahr auch damit angestochen kommen, haben mir wohl gar den Samen von denen neuen Fruͤchten gestoh- len, auch weil sie nicht alles einsehen koͤnnen, sich hinter meine Tageloͤhner gestecket, solche zu Verraͤ- thern gebrauchet, und bey einer Kanne Bier auszu- forschen gesuchet, wie dieses und jenes eingerichtet und cultiviret worden. Wenn ich nun gemerket, daß dergleichen Leute auf meine Abwechselung der Fruͤchte in Bestel- lung der Aecker, Achtung gegeben, sich darnach ge- richtet, und solche nachahmen wollen, so bin von meiner Ordnung der Fruͤchte bey dem Bestellen abgegangen, und habe eine Veraͤnderung vorge- nommen, welches, wie unten zu ersehen seyn wird, auf vier- und mancherley Art geschehen kan. Hier- durch sind sie so irre gemachet worden, daß sie nicht gewußt was sie haben sollen anfangen. Weil sie nun die Abwechselung der Fruͤchte nicht selbst ver- standen, so haben sie zuweilen eine unrechte Frucht auf ihre Aecker bestellet, und dadurch grossen Scha- den erlitten. Und gewiß, wer hierinnen ganz uner- fahren waͤre, der koͤnte leicht solche Fruͤchte auf ei- nen Acker bringen, welche sich endlich uͤberwuͤchsen, oder gar nicht gedeyten, oder aber die Duͤngung gar zu bald heraus saugten, daß ein solches Stuͤck her- nach zu weiter nichts zu brauchen, und von neuen erst muͤste geduͤngt werden. Hieraus erhellet, wie viel 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung viel an dieser Wissenschaft von der Abwechselung der Fruͤchte gelegen. Dieser Vortheil, die Aecker durch erfahrne Abwechselung der Fruͤchte ohne Brache so viele Jahre hinter einander zu bestellen, ist bey uns um so viel noͤthiger, da die Aecker in einen so hohen Preis stehen, daß sie mit 130. bis 40 Rthlr. bezah- let werden, folglich ein grosses Capital darinnen stecket, und keiner unter 5. bis 6. Thaler verpach- tet wird. Ueber dieses ist die Duͤngung jetzo im Preise mehr als noch einmal so hoch gestiegen, als was sie sonsten gekostet. Vor etwan 50 Jahren, welches ich mich noch gar wohl erinnern kan, kam ein Fu- der Duͤngung nicht hoͤher als 15 Gr. mit dem Fuhr- lohne zu stehen. Jetziger Zeit aber ist kein Fuder ohne das Fuhrlohn unter 1 Thl. 3 Gr. zu haben. Hierzu kommt nun erst noch 9 Gr. auf ein Fuder vor Fuhrlohn, 6 Gr. vor zwey Tageloͤhner zum Aufladen, 3 Gr. vor Bier und Brandewein. (wel- ches seinen Gesatz hat) Da nun des Tages nicht mehr als vier Fuder gefahren werden, so betraͤgt es auf ein Fuder 1 Thlr. 14 Gr. 3 Pf. Diese Theurung kommt daher, weil nunmehr so wohl die Eigenthuͤmer als Pachter, diese Veraͤn- derung mit den Fruͤchten, in Bestellung der Aecker, auch zum Theil lernen einsehen. Ob sie es nun gleich nicht so hoch treiben, und die Abwechselung mit den Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchten nicht auf so viele Jahre zu continuiren wissen, als ich bisher gepfleget, auch wohl manchmal hierinnen gar sehre stol- der Aecker ohne Brache. stolpern; so brauchen sie doch alle Duͤngung, wo- durch solche nothwendig theuer gemachet werden muß. Nicht zu gedenken, daß das Arth- und Graber- Lohn welches 2 Thlr. und von der Duͤngung einzu graben 2 Thlr. 12 Gr. betraͤgt, nebst den andern vielen Kosten, welche noch aufzuwenden, ehe die Fruͤchte koͤnnen verkaufet werden, sich ebenfals hoͤ- her belaufet als sonsten, so komt noch hinzu, daß verschiedene Kuͤchen-Fruͤchte und Specerey-Waa- ren nicht mehr in dem Werthe und Preiße sind wie sonsten, weil die Cultur derselben, wie bereits er- wehnet, von weit mehrern Leuten als ehedem ge- trieben wird. Wie wolte man also zu unsern Zeiten den theuren Pacht, die kostbare Duͤngung, das Arth- und Graber-Lohn nebst andern vielen Aufwand wieder herausbringen, wenn man den Acker nicht alle Jahr zu bestellen, und die einmal darauf ge- bracht Duͤngung nicht viele Jahre nach einander zu nutzen wuͤste. Ein gemeiner Buͤrger und Ackermann, der ei- nige wenige Aecker besitzet oder gepachtet, und de- nen Tagloͤhnern bestaͤndig auf dem Halse seyn und solche zum Fleisse antreiben kan, auch mit den Seinigen selbsten Hand anleget, ja wohl gar die meiste Arbeit mit seiner Familie selbsten verrichtet, und die erzeugten Fruͤchte durch die Seinigen zum Marckte tragen und einzeln verkauffen laͤsset, der doͤrfte ja noch wohl zur Noth, wenn er die Sache sonst verstehet, etwas verdienen und ein gut Tage- 5. Theil B Lohn 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Lohn heraus bringen, wenn er auch gleich die Ver- aͤnderung in Bestellung der Fruͤchte nicht auf alzu viele Jahre hinaus zu bringen weiß, Allein wenn ein solcher seinen Acker nach geschehener Duͤngung so viele Jahre hinter einander, als ich bestellen und nutzen koͤnte, so wuͤrde er bey seiner sauren Arbeit ohne Zweifel vielmehr Vortheil von dem Acker ziehen. Jch wenigstens, da ich alles durch Tageloͤh- ner muß verrichten lassen, und vieler wichtigen Geschaͤfte auch oͤfterer Leibes Schwachheit halber solche oft viele Tage nicht zu sehen bekomme, und noch vielweniger bey ihnen bleiben kan, auch uͤber- dieß die Waaren nicht einzeln verkauffe, sondern denen Hoͤcken so wohl in unserer Stadt als von andern Orten in Quantitaͤt uͤberlassen, und auch einen Profit goͤnnen muß, bey diesen Umstaͤnden, sage ich, wuͤrde ich zumal bey jetzigen Zeiten ge- wiß von meinem vielen Ackerbau die Kosten nim- mermehr heraus bringen und den groͤsten Schaden leiden, wenn ich nicht ans langer Erfahrung mit denen Fruͤchten haͤtte also lernen abwechseln, daß ich meine Aecker 18 Jahr hinter einander ohne wiederholte Duͤngung mit Nutzen bestellen koͤnte. Die 18jaͤhri- ge Bestel- lung mit Kuͤchen- Specerey- und Korn- Fruͤchten ist hoͤchst vor-heilhast §. 9. Daß diese Cultur, da die Aecker alljaͤhrlich be- stellet, und nebst den Korn-Fruͤchten auch allerhand schoͤne Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte mit gehoͤri- ger Abwechselung darauf erzeuget werden, vor der gemeinen Cultur, da man die Felder nur zu Korn- Fruͤch der Aecker ohne Brache. Fruͤchten brauchet, und allezeit das dritte Jahr laͤßt Brache liegen, einen sehr grossen Vorzug habe, hat auser allen Streit seine Richtigkeit; denn die viel- faͤltige Erfahrung giebt es, daß ein mit Garten- und Specerey- Fruͤchten wohl begatteter Acker mehr abwerffe als die Korn-Fruͤchte welche auf etlichen Aeckern erwachsen. Jch so wohl als meine selige Eltern habe ohne Ruhm zu melden, wie auch jederman alhier bekant ist, mit dieser Cultur etwas ansehnliches erworben, welches zu Zeiten meiner Vorfahren freylich viel leichter war, als jetzo, indem sich nicht so viele auf diese Cultur legten, weil sie die Ver- aͤnderung mit denen Fruͤchten noch nicht so einse- hen konten, folglich, wie schon gedacht, die Duͤn- gung nicht halb so hoch kam, und die Fruͤchte gleichwohl angenehmer und theurer waren als jetzo. Bey diesen Umstaͤnden ist leicht zu erach- ten, was diese Cultur damals vor einen ansehnli- chen Profit muͤsse abgeworfen haben. Dahero auch meine sel. Eltern von vielen nei- dischen und unverstaͤndigen Leuten allerhand uͤble Nachreden erdulten musten, als wenn es nemlich mit ihren Vermoͤgen und Erwerb nicht von rech- ten Dingen zuginge, und was dergleichen un- christliche Beschuldigungen und Calumnien mehr waren, womit rechtschaffene fleisige und erfahrene Hauswirthe gemeiniglich belaͤstiget werden. Jetzo pflegen viele diese Cultur nachzuahmen, welches auch einigen wohl gelungen, manchen aber B 2 auch 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung auch mißlungen ist. Ja so gar haben einige Pachter, welche anfaͤnglich nicht eine eigenthuͤm- liche Furche Land gehabt, sondern nur von andern einige Aecker in Pacht genommen, sich mit solcher Cultur ein feines Vermoͤgen erworben. Es komt hier nicht allezeit darauf an, ob man eigen Land habe, denn derjenige, welcher solches be- sitzet, und sein Capital daran gewendet hat, bringet die Interesse durch das Pacht-Geld nicht wieder heraus, und muß noch uͤber dieses der Obrigkeit die jaͤhrlichen Onera, und die auf den Aeckern ste- henden Erbzinsen und Majazin oder Decimation abtragen. Daher der Eigenthuͤmer zuweilen viel schlechter dabey faͤhret, als der Pachter selbst, wel- cher einige Aecker zur Miethe oder in Pacht nimt, und jaͤhrlich von jedem 5 Thaler Pachtzins, oder 6 Fl. Meißnischer Waͤhrung, giebet, wie oben p. 16. erinnert worden. Und obgleich bey jetziger Zeit, wegen alzuvieler Erziehung der Kuͤchen- und Spe- cerey-Fruͤchte, wie bereits gedacht, um der theuren Duͤngung willen, der Nutzen alhier nicht allemal mehr so starck heraus komt, so bleibet ihnen doch nebst goͤttlicher Verleihung ein jaͤhrlicher Ueber- schuß, daß ihre Arbeit wohl belohnet wird. Wenn ich meine Cultur mit Veraͤnderung der Fruͤchte auf so viele Jahre wie ein Kuͤnstler, welcher sich nicht gerne zusehen laͤßt, oder wie ein Handwerks-Mann in der Stube haͤtte treiben koͤnnen, so daß Niemand solche koͤnnen einsehen und nachahmen, ich wolte gewiß damit ungleich mehr erworben haben. Allein so ist meine Art, die der Aecker ohne Brache. die Acker zu begatten aller Augen unterworffen, und kan, weil sie im freyen Felde muß vorgenom- men werden, von Buͤrgern und Bauern mit ange- sehen und nachgeahmet werden; jedoch bleibt noch immer etwas uͤbrig das vor ihren Augen ver- borgen ist. Nebst dem Profit, welchen man aus den Fruͤchten erhaͤlt, hat diese Cultur auch ihren herr- lichen Nutzen bey der Viehzucht; denn nicht zu ge- dencken, daß man auf solchen wohl zubereiteten Aeckern, durch das Jaͤten der Fruͤchte, das schoͤn- ste und fetteste Gras zur Fuͤtterung erhaͤlt, so be- trachte man, was vor Blaͤtter vom Kraute, Blu- men-Kohle und Kohlrabi abgehen, wie viel Graͤsig von denen Moͤhren-Ruben- und Pastinat-Wur- zeln abgeschnitten werde; ja was von eben diesen Wurtzel-Gewaͤchsen vor eine Menge Ausschuß oder zackichte Wurzeln, die zum Verkauf nicht die- nen, zuruͤck bleiben, so wird man leicht erachten koͤnnen, was diese Cultur vor herrliche Fuͤtterung, so wohl vor das Rind-Vieh, als auch vor die Schwei- ne und anderes Vieh, abwerffe. Nicht zu geden- ken, daß das Mohn- und Safflor-Stroh, bey jetzi- gen grosen Holz-Mangel, in einem Hauswesen zu dem Verheitzen gar ungemeine Dienste thut. Siehet man aber auf das Gemeine Wesen, so wird diese Cultur auch in vielen Stuͤcken ihren besondern Nutzen offenbahren: Denn erstlich werden dadurch viele schoͤne Kuͤch-Speisen und Gemuͤse in einen Ort geschaf- fet, wodurch nicht nur Haus-Vaͤter die Jhrigen B 3 leich- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung leichter bekoͤstigen koͤnnen, sondern auch Fremde wohlfeilere Zehrung finden. Zum andern wird durch diese Cultur sehr vielen Leuten Gelegenheit geschaffet ihr Brod zu verdienen, wie ich denn, ohne Ruhm zu melden, al- leine vielen Familien durch meinen Acker- und Garten-Bau Nahrung und jaͤhrlichen Unterhalt schaffe, indem ich das ganze Jahr hindurch taͤglich wohl 30 Tageloͤhner, aber den Sommer uͤber bey dem Jaͤten, Saflor abnehmen, und anderer Arbeit deren zuweilen wohl 100 und noch mehr haben muß. Denn bey dieser Cultur giebt es auch mit- ten im Winter, besonders bey uns, gar vielerley zu thun. Einige Tageloͤhner muͤssen sich mit der Brunnen-Kresse beschaͤftigen, einige in die Scheu- ren gehen, einige Mist laden, einige muͤssen Wur- zeln aus der Erde holen, ausputzen und zum Ver- kaufe einbinden, Hierbey wird mancher denken, wie es denn moͤglich, die Wurzeln zur Winterszeit, wenn alles zugefroren, aus der Erden zu holen? Hierauf dienet zur Antwort: daß die Pastinat- Wurzeln mit denen Wurzel-Speis- sen, zu solcher Zeit, wenn es gleich einen halben Schuh tief in die Erde gefroren hat, am besten heraus zu he- ben sind; denn diese erfrieren niemahlen, siehe hier- von im 3ten Theil pag. 144. einige haben die Weiden zu sor- tiren, auszuschneideln und zu spalten, mit welchen die gruͤne Waare und Wurzeln das Jahr uͤber ein- gebunden werden. Diese gespalteten Weiden wer- den in Bindlein gebunden, auf die Boͤden ge- schaft, und so man sie hernach noͤthig hat, eine Stun- der Aecker ohne Brache. Stunde vorher ins Wasser geweichet, so sind sie so gut zu gebrauchen als wenn sie frisch waͤren. Es wird sich der geneigte Leser wundern, wenn ich versichere, daß mir dergleichen Weidlein, mit dem Macherlohne jaͤhrlich uͤber 50 Thaler, und wohl noch hoͤher, zu stehen kommen. Zum dritten wird durch den Verkauf der er- zeugten Waaren und Specerey-Fruͤchte, Handel und Wandel befoͤrdert, und vieles Geld von aus waͤrtigen Oertern herbey gezogen. Viertens werden die Einkuͤnfte der Hohen Obrigkeit durch diese Cultur um ein merkliches vermehret. Denn jeder Tageloͤhner, er sey Buͤrger oder Schutz-Verwander (woran es jetziger Zeit fast fehlen wil) muß der Obrigkeit jaͤhrlich etwas gewisses abgeben. Durch so viel Leute wird die Consumtion, an Victualien, Getraͤnke, Kleidung, und anderer Nothdurft, viel staͤrker, wovon die Obrigkeit jaͤhr- lich eine erkleckliche Accise erhaͤlt. Und was ziehet die Obrigkeit nicht jaͤhrlich vor Geld von einer so grosen Menge der accisbaren Waaren, welche in andere Laͤnder geschaffet werden. Jch koͤnte noch vieles von dem Einfluß dieser Cultur in das Cameral-Wesen hinzufuͤgen; allein weil ich gewiß erfahren, daß der Herr Hofrath Daries in Jena seine Cameral-wissenschaf- ten unter der Presse hat, und ehestens ans Licht stellen wird, so bin ich der Muͤhe uͤberhoben. Es ist kein Zweifel, das dieser gelehrte Mann hierin- nen ein solches Werk liefern wird, dergleichen B 4 wohl 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung wohl noch nicht zum Vorschein gekommen ist, in- dem der gelehrten Welt dessen vortrefliche Schrif- ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent- halben Ordnung und Gruͤndlichkeit herrschen. Dahero ich so wohl als andere diesem schoͤnen Werke mit Verlangen entgegen sehen. §. 10. Diese Cul- tur ist ein- zufuͤhren und weiter zu poußiren Hieraus wird man nun zur Gnuͤge erkennen, wie nuͤtzlich einem Lande die Erziehung der Kuͤ- chen- und Specerey-Fruͤchte sey, und daß man al- lerdings Ursache habe, von der alten Gewohnheit, die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos und alleine mit Korn-Fruͤchten zu bestellen, wo sichs wil thun lassen, abzugehen, und hingegen die an- gegebene Cultur in einem gewissen Districte einzu- fuͤhren, und so viel moͤglich, zu poußiren. Denn nach meiner wenigen Einsicht halte ich davor, daß es allerdings der Muͤhe werth waͤre, daß derglei- chen Anbau, dem gemeinen Wesen zum Besten, von Jemand anders noch genauer und gruͤndlicher untersuchet werde, denn ich stehe nicht in einer sol- chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn von andern einer Sache nicht auch nachgedacht und etwas neues und mehreres erfunden wer- den koͤnte. Und es wuͤrde gewiß eine grose Ein- falt seyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir angegebene vieljaͤhrige Nutzung der Acker, ver- mittelst der Abwechselung der Fruͤchte, gaͤnzlich erschoͤpfet waͤre. Ja ich habe selbst mit vierte halb Ackern gleich vor unserm Schmidstaͤdter-Thore ei- ne der Aecker ohne Brache. ne Probe gemachet, und solches Stuͤck nach den verflossenen 18 Jahren noch dreymal bestellet, und wuͤrklich in dem verflossenen Jahre zum 21ten- mal, ohne Brache und frische Duͤngung genutzet. §. 11. Was nun aber diese Wissenschaft, von wel- Die Urthei- le hieruͤber werden un- gleich seyn. cher ich bisher nur vorlaͤufig gehandelt, anbelan- get, so kan ich leicht erachten, daß die Urtheile dar- uͤber ganz ungleich fallen werden. Manchen wird es unglaublich vorkommen, und werden es vor eine blosse Pralerey, oder vor ein solches Angeben halten, wohinter nichts son- derliches stecke, oder wovon man doch den vermein- ten Nutzen nicht zu hoffen haͤtte. Andere werden es vor eine Sache ansehen, die zwar in Erfurt, aber keinesweges an andern Orten practicabel sey, und dahero allerhand Ein- wuͤrfe dagegen machen. Doch dieses wird mich wenig beunruhigen; denn es pfleget ordentlich so zu gehen, daß neue Erfindungen und Anschlaͤge von vielen getadelt und verworffen werden, bis ih- nen der augenscheinliche Nutze und Werth dersel- ben, durch die Erfahrung, in die Augen leuchtet. Es ist mir auch schon zur Gewohnheit wor- den, daß unerfahrne und unverstaͤndiche Leute, wenn sie meine Erfindungen und Anschlaͤge gese- hen, anfaͤnglich sich daruͤber aufgehalten, und wohl allerhand Spottreden dabey gefuͤhret, wenn sie aber wahrgenommen, wie wohl solche von statten B 5 gegan- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung gegangen, und was vor Nutzen ich davon gezogen, so haben sie es hernach selbst nachgeahmet. Mit dem Anbau des Brunnenkresses, ist es mir eben so ergangen: denn als ich viele hundert Reichs- thaler anwendete, und kleine Berge und Anhoͤhen hinweg schanzen ließ, um neue Brunnenkreßklin- ger anzulegen, (wie aus meiner Historischen Be- schreibung der Erfurtischen dreyen Brun- nen-Gaͤrien zu ersehen,) so wurde solches von vielen vor unmoͤglich gehalten. Man meinte, ich wuͤrde das Werk nicht hinaus fuͤhren, und meinen Zweck nicht erreichen, und ich wurde hoͤchstens ver- dacht daß ich so vieles Geld vergeblich aufwendete. Es hies: wenn ich auch etwas zuwege braͤchte, so wuͤrde doch solches die Kosten nimmermehr abwer- fen; aber nachdem ich eine ganz unvergleichliche Brunnenkreßklinger in behoͤrige Ordnung ge- bracht, dergleichen im ganzen Dreyen-Brunnen nicht zu finden ist, daß auch Fremde, wenn sie solche betrachten, sich uͤber die Erfindung, so wohl derer Klinger, als auch der gefuͤhrten Gewoͤlber unter der Erden, in welchen man wie in einer Stube sich aufhalten kan, wundern muͤssen; so fanden sich gleich Leute, welche mir solches nachzuthun sucheten. Eben so ist es mir auch ergangen, als ich vor einigen Jahren, ein Stuͤck Landes, gleich an unserm Schmiedstaͤdter-Thore mit August- und Weixel- Kirsch Baͤumen Alleenweise anlegen lassen, da man sonsten in diesem Felde dergleichen niemals gehabt. Es funden sich nemlich alsobald naseweise Schnaͤr- cher, der Aecker ohne Brache. cher, welche sagten, daß wegen des Schattens, welchen die Baͤume in Zukunft machen wuͤrden, auf dem Lande nichts wuͤrde wachsen; allein da sie mit ihren Zelken nunmehro anfangen zusammen zu wachsen, so empfinde ich hiervon zur Zeit noch nicht den geringsten Abgang an den Fruͤchten, wel- che auf denselben Lande noch bis dato erbauet werden. Und gesetzt, daß sich auch einiger Abgang ins kuͤnftige ereignete, so wird doch der Nutzen von diesen Baͤumen solchen weit uͤbersteigen. Weil auch diese Baͤume in gerader Linie ge- pflanzet worden, so kan man ganz bequem darzwi- schen ackern und graben, und die Sonne kan auch fuͤglich zwischen den Baͤumen hindurch schei- nen. Jngleichen wurde vorgegeben, daß ich nur durch diese Baͤume die Spatzen oder Sperlinge aus der Stadt dahin locken werde, daß sie den Korn-Fruͤchten, sonderlich der Gerste, wie auch dem Sommer- und Winter-Weitzen, wenn sie noch in der Milch stuͤnden, grosen Schaden thun wuͤrden. Eben als wenn vorher, ehe diese Baͤume ge- pflanzet worden, die Sperlinge nicht eben so wohl aus der Stadt in das Feld geflogen, und auf de- nen um die Stadt herumliegenden Aeckern vielen Schaden gethan haͤtten. Von den Schaden, welche diese Voͤgel an den Baͤumen und Fruͤchten verursachen, kan in Hrn. Cammer-Rath Kretschmars Oeco- nomi- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung nomischen Vorschlaͤgen p. 147. nachgele- sen werden, nach dessen Berechnung ein ein- ziger Sperling jaͤhrlich an ordinairer Kost und verursachten Schaden 4 Rthlr. 2 Gr. U+2150 Pf. zu erhalten kostet. Jch werde also im Anfange uͤber meine ange- gebene Cultur wohl eben keine besseren Urtheile hoͤren muͤssen, wie mir es denn schon vielmahls be- gegnet, daß mir die besten und erfahrensten Haus- wirthe widersprochen, und es vor unmoͤglich gehal- ten einen Acker so viele Jahre nach einander, ohne neue Duͤngung, zu bestellen, ja vielweniger haben sie es glauben wollen, daß ich dreymal hinter ein- ander Winter-Rocken auf einen Acker mit Nutzen erbaue. Wenn ich ihnen aber mein schriftliches Verzeichnis gewiesen, in welchen sie haben sehen koͤnnen, was ich vor Fruͤchte von vielen Jahren her nach einander auf meinen Aeckern gezeuget: wenn ich sie hernach mit auf das Feld genommen, und Jhnen den Winter-Rocken selbsten vor Augen ge- stellet, welcher zum drittenmal auf den nehmlichen Acker gestanden, und so schoͤn, ja wohl noch schoͤ- ner gewesen, als derjenige, welcher nach der ge- meinen Art und Bauern-Regel, auf Brach-Aecker bestellet worden: ja wenn ich Jhnen, um allen Zweifel zu benehmen, die einzelen von der letztern Ernde auf den Acker zuruͤck gebliebenen Rocken- Stoppeln gezeiget, so sind sie doch endlich voͤllig da- von uͤberzeuget worden. §. 12 der Aecker ohne Brache. §. 12. So unmoͤglich und unglaublich also man- Doch ist sie gewiß und bewaͤhret. chen diese Cultur vorkommen duͤrfte, so gewiß und bewaͤhrt ist dieselbe, und man hat folglich dasje- nige, was ich bereits davon gedacht, und noch wei- ter communiciren werde, keinesweges als blosse theoretische Gedancken und unversuchte Vorschlaͤ- ge, sondern vielmehr als einen, auf hinlaͤnglichen Gruͤnden und natuͤrlichen Ursachen beruhenden, und durch so lange Erfahrung bewaͤhrten Vortheil anzusehen. §. 13. Ehe ich aber die eigentliche Bescheribung die- Herr D. Kuͤhnhold hat auch schon etwas davon ange- fuͤhret. ser Cultur selbsten anfange, so wil nur noch geden- ken, daß Herr D Kuͤhnhold in seiner Oconomia Experimentali Sect. 7. p. 231 von unserer Ver- aͤnderung auch etwas gedacht. Weil er aber nur in Geselschafft von mir hiervon discuriren gehoͤret, und die Sache zur selben Zeit nicht recht gefasset und eingesehen, so ist es ihm eben so ergangen als wie mit seiner angegebenen ungeheuren Sta- chel-Walze, da er mich ebenfals nicht recht verstan- den, wovon im I. Th. meines Land- und Gar- ten-Schatzes p. 129 und in den Leipziger Saml. im 5ten Bande p. 868. kan nachgelesen werden. Jch muß aber billig dasjenige, was er von unserer Veraͤnderung, in Bestellung der Ae- cker meldet, anfuͤhren. Seine Worte lauten also: „Die Sache komt lediglich darauf an, wenn ”der Acker vom Unkraute reine gehalten, und mit ”sattsamen unctuoso versehen wird. Gestalten ”denn 1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung ”denn das alhier in Erfurt stadtkuͤndige Exem- ”pel gar bekant, wie nemlich viele Gaͤrtner Wir haben hier eigentlich keine Gaͤrtner, in dem sie die Gaͤrtnerey nicht gelernet, sondern lauter Ackerleute. Es gehoͤret zu einem Gaͤrtner viel mehr Wissenschaft und Erfah- rung, als unsere Leute besitzen. Doch ist es hier alzuwohl bekant, wenn ein Pferde- Knecht vom Pferde faͤllt, oder ein Bauer von einem Dorfe herein in unsre Stadt ziehet, und nachdem er einige Jahr gedienet, oder als Taͤgeloͤhner gearbeitet, ein paar Aecker pachtet, so ist er gleich ein Gaͤrtner, und laͤs- set sich auch oͤffentlich also tituliren. „im freyen Felde auf einen Acker 30 starke Fu- ”der Mist, Dieses waͤre wohl zu fett geschmelzet, denn da es, wie aus dem beygesetzten Preise zu er- sehen, nicht anders, als von dreyspaͤnnigen Fudern kan verstanden werden, so wuͤrde man den Mist, wegen der Vielheit, weder durch das Ackern, noch durch das Graben mit genugsamer Erde bedecken koͤnnen. „wobey jedes Fuder auf einen Rthlr. und 16 ”Gr. zu stehen kommt, fuͤhren lassen, Diese Ausrechnung ist abermal unrichtig, wie oben p. 16. zu ersehen ist. „zum erstenmal Kraut darauf stecken, fleißig ha- ”cken und von allem Unkraute reinigen, hernach- ”mals Fruͤchte darauf saͤen, darzwischen aber al- ”lezeit uͤber das dritte Jahr abermal Gaͤrtnerey- ”Waa- der Aecker ohne Brache. ”Waaren bauen, und auf solche Weise muß der ”Acker alle Jahr tragen, Wohl geschossen, aber nicht getroffen. Die Korn-Fruͤchte wuͤrden gewiß auf einen so starck geduͤngten Acker, im andern Jahre, sich dergestalt uͤberwachsen, daß man nichts als Luder bekommen, und folglich den groͤsten Schaden davon haben wuͤrde. Jch glaube, wenn Hr. D. Kuͤhnhold die eigentliche Abwechselung mit den Fruͤchten gewust, er wuͤrde sie gewiß angegeben haben. „und bedarf ehender nicht denn in zwoͤlf Jah- ”ren wieder geduͤnget werden. Diese angegebene Zeit von 12 Jahren waͤ- re bey jetziger Zeit viel zu kurz, und wuͤrde ich und andere Leute, wegen der theuren Duͤn- gung, und andern vielen Neben-Kosten gar schlecht zurechte kommen, und weng Nutzen von unserer Cultur haben, Der Hr. D. hat also wohl etwas gesagt, aber es wird schwer- lich jemand daraus klug werden. §. 14. Jch habe zwar auch schon hin und wieder Jst sonst vom Aucto- re nur be- ruͤhret wor- den, sol aber jetzo voͤllig beschrieben werden. in meinen Piecen, von dieser Cultur etwas we- niges mit einfliessen lassen, und gleichsam den Schluͤssel zu diesem oͤconomischen Geheimniß an- gegeben; in dieser Abhandlung aber wird die ganze Sache in ein voͤlliges Licht gesetzet und um- staͤndlich gezeiget werden, wie die 18jaͤhrige Be- stellung der Aecker, ohne Brache und Duͤngung, anzufangen sey. §. 15. 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung §. 15. Was vor ein Acker, u. wie derselbe hierzu muß geduͤnget werden? Wer gesonnen ist diese Cultur vorzunehmen, der muß gegen den Herbst einen magern Acker, welcher keine Korn-Fruͤchte mehr tragen will, und folglich Brache liegen muͤste, hierzu erwehlen, und solchen im Herbst mit 24 dreyspaͤnnigen Fudern Mist befahren lassen. Dieser Mist mag nun etwas strohig, oder verfaulet seyn, so ist er hierzu gar wohl zu gebrau chen. Man hat auch nicht noͤtig, solchen, wie et- liche wollen, Jahr und Tag in dem Hofe liegen zu lassen, sondern wenn er nur auf einander erwar- met, und in etwas zur Fermentation gekommen ist, so ist er zu dieser Absicht volkommen gut. Ja wir sind unterweilen genoͤthiget um des Verkaufes willen, solchen von den Gast-Wirthen aus den Staͤllen zu nehmen. Diese Duͤngung muß, wo es moͤglich ist, vor dem Winter zeitig eingegraben oder eingeackert werden, welches dem Acker uͤberaus nuͤtzlich ist, indem derselbe dadurch den Winter uͤber neue Kraͤfte zum Wachsthume der Fruͤchte erhaͤlt, und die Salze von der Duͤn- gung recht in sich ziehet. Denn es ist ganz begreiflich, daß die in der Duͤngung vorhandenen Theilchen sich mit der Er- den besser vereinigen, und wenn der Frost, Schnee, Regen und Sonne hinzu kommt, die Fruchtbarkeit ehe zuwege bringen, und folglich den Wachsthum der Pflanzen und Fruͤchte besser befoͤrdern, als wenn der Mist erst auswarts in die Erde kommt. Solte der Aecker ohne Brache. Solte aber der Mist wegen des herannahenden Winters nicht koͤnnen unter die Erde gebracht wer- den, so muß ein Haus-Vater dahin bedacht seyn, daß ein jedes Fuder auf einen Hauffen geschlagen werde, denn wenn solcher einzeln in kleinen Huͤ- geln auf einen Acker hin und wieder lieget, so nimt der Frost, Sonne und Winde, die besten Kraͤfte, welche sich darinnen befinden, hinweg. Man muß sich wundern, daß die wenigsten Bauers-Leute auf denen Doͤrfern dieses einsehen, denn diese lassen die Duͤngung 8, 14 Tage bis drey Wochen, und zuweilen noch viel laͤnger, zerstreuet auf den Aeckern liegen, daß hernachmahlen fast nichts als das wenige kurze Stroh uͤbrig blei- bet. Es ist dieser Umstand nicht als eine Kleinig- keit anzusehen, sondern es kommet gar sehr viel dar- auf an, daß von dem Miste, welcher auf den Acker gefahren worden, niemahlen mehr aus einander gestreuet werde, als was die Leute durch das Gra- ben oder Ackern gedenken des Tages uͤber unter die Erde zu bringen, Wer dieses nicht beobachtet, der wird gewis- lich grosen Schaden leiden. Denn wie kan eine Duͤngung, aus welcher die besten Kraͤfte und Sal- ze herausgezogen worden, zum Wachsthum der Fruͤchte etwas helfen? Und ob auch gleich einiger- massen etwas darauf waͤchset, so thut solche Duͤn- gung doch nicht so gut, und nicht so lange ihre Wuͤr- kung, als wenn sie bey Zeiten mit der Erden waͤre bedecket und vermischet worden. 5. Theil. C Jst 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Jst eine Duͤngung sehr schmaͤrig und schwer, so hat man nicht Ursache solche so uͤberfluͤßig in die Erde zu bringen, sondern sie muß nur so eingethei- let werden, daß immer ein Klumpen bey dem Gra- ben oder Unterackern den andern beruͤhre. Es ist aber hierbey noch zu merken, daß der- gleichen starke Duͤngung mit 24 Fudern bloß zu meiner 18jaͤhrigen Bestellung der Aecker erfordert werde, und muß ein Oeconom hier wohl unter- scheiden, ob er zu meiner Cultur oder bloß zu Korn- Fruͤchten das Duͤngen vornehmen wolle. Denn zu diesen Fruͤchten koͤnnte der Sache gar leicht zu viel gethan werden. Und gewiß, wenn man 24 Fuder hierzu gebrauchen wolte, so wuͤrde sich das Getraͤide uͤberwachsen, lagern und endlich gar ver- faulen. §. 16. Wie solcher Acker zu graben und zu pfluͤgen ist. Die Duͤngung aber macht es nicht alleine aus, sondern es muß zu dieser Cultur der Acker auch zu rechter Zeit gegraben, oder mit 3 oder 4 Pferden fein tief gepfluͤget werden. Es ist daher nicht genug zu loben, daß der Herr Cammerrath Kretschmar in seinem Ackerbau- Raͤtzel, das doppelte Pfluͤgen so ernstlich anrathet, und die Art und Weise solches zu bewerkstelligen dem Publico mittheilet. Es bestehet nehmlich des- sen nutzbarer Vorschlag, welcher p. 127 zu lesen ist, darinnen: „Daß man bey dem sogenannten Vonein- ”ander-Pfluͤgen des Ackers, mit dem ordentli- ”chen der Aecker ohne Brache. ”chen Pfluge, einmal wie bisher geschehen, hin- ”auf fahren, und wenn man auf der andern Sei- ”te wieder dahin gekommen, solches Pfluͤgen in ”der gemachten ersten Fuhre (Furche) oder dem ”Antreiben nochmals wiederholen moͤge, damit ”als denn die obere andere Furche commode in ”solche erst hinein fallen, und durch die andere ”aus der Tiefe herausgebrachte Furche bedecket, ”folglich die obere Furche zu ihrer Ruhe gebracht ”werden koͤnne. Da nun auf solche Art die obe- ”re Furche, zusamt denen Kraͤutern die darauf ”stehen, welche also faulen und hierdurch zugleich ”auch Duͤngung hinunter komt, und durch die an- ”dere neue und wohlgeruhete, auch durch die na- ”tuͤrliche und kuͤnstliche Duͤngung von den Regen ”und den Mist geschwaͤngerte Furche bedecket ”wird, so siehet ein jeder, daß auf solche Weise die ”obere Furche in einer recht erquickende Ruhe ”zu Sammlung ihrer vorigen Kraͤfte gesetzet wer- ”den muͤsse. Es ist also der Herr Cammerrath auf eben die Gedanken und Erfahrung gekommen, wie un- sere Vorfahren, welche vor sehr langen Jahren die Aecker eben so tief umpfluͤgen lassen, wie sol- ches auch noch bestaͤndig in unsern Erfurtischen Feldern geschiehet, nur daß das Umpfluͤgen nicht auf einerley Weise vorgenommen wird. Denn wenn wir die untere ausgeruhete Erde herauf ho- len wollen, so spannen wir alsobald 3 oder 4 Pfer- de vor den Pflug, welches bey uns ohne weitere Umstaͤnde gar leicht zu practiciren ist, indem wir C 2 an 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung an den mehresten Orten einen nicht alzufesten und guten Grund haben, welches auch besonders mit daher komt, weil die Erde nach einigen verflosse- nen Jahren durch das Graben und tiefe Ackern aufgelockert und milde gemacht worden. Unsere faulen Acker-Knechte gehen zwar nicht gerne an diese Arbeit mit drey oder vier Pferden zu pfluͤgen, indem sie den Pflug mit den Haͤnden viel fester halten muͤssen, als bey ihrer sonst gewoͤhnli- chen Ackerschinderey; Allein man hat sich nicht da- ran zu kehren, sondern man halte sie dazu an, und fuͤhre dabey gute Aufsicht, damit dergleichen Ar- beit gehoͤrig gemacht werde. Eine andere Bewandnis aber hat es mit solchen Aeckern, welche von unendlichen Jahren her nur oben hin und nach der alten faulen Ge- wohnheit sind geschunden und durch das bestaͤndi- ge jaͤhrliche Trampeln der Pferde, und Auftrei- bung der Schafe und des Rind-Viehes, in den Grund und Boden nach und nach so feste und com- pact gemacht worden, daß es mit vier Pferden auf einmal nicht zu erzwingen ist, die untere Erde herauf zu bringen. Bey solchen Umstaͤnden hat man noͤthig das Land umzugraben, welches man hernach bey uns pfleget frisch geboͤdent Land zu nennen, hiervon kan auch im 3t en Theile p. 152. nachgelesen werden. Oder man muͤste bey solchen festern Aeckern das von obbelobten Herrn Kretschmar angerathene doppelte Pfluͤgen vornehmen. Hievon kan auch vie- les der Aecker ohne Brache. les in D. Kuͤnholds Oeconom. Experiment. p. 183. 184. 185. alwo er ebenfals schon eines solchen Reol-Pfluges gedacht, und das tiefe Ackern recommendiret. Wie aber bey jeder Frucht, welche man be- stellen will, zu verfahren, auch wie ein jeder Acker darzu soll zubereitet werden, solches ist in dem 3t en Theile meines Land- und Garten-Schatzes ausfuͤhrlich zu finden. Doch muß ich noch hierbey gedenken, daß das tiefe Ackern, bey Bestellung der Korn-Fruͤchte, wo solche, wie bey uns gewoͤhnlich ist, untergepfluͤ- get werden, eine Ausnahme leide, indem der Sa- me sonst alzutief wuͤrde in die Erde kommen, daß er nicht koͤnte hervorkeimen, daher das Unterpfluͤ- gen der Korn-Fruͤchte flach geschehen muß. Jnzwischen bleibet es dabey, daß das tiefe Pfluͤgen auch bey Zubereitung der Laͤndereyen, nemlich in der Brache und Rure, zu den Korn- Fruͤchten hoͤchst nuͤtzlich sey. Aber wie viel sind derer, welche diese wohl- meinende Erinnerung annehmen und sich darnach richten und bedenken, daß sie dadurch eine reichere Ernde und bessere Fruͤchte erhalten wuͤrden? Die meisten bleiben lieber in ihren uͤblen Vorurtheilen stecken, und richten sich nach ihrer al- ten Leyer und Gemaͤchlichkeit, ja sie sind so eigen- sinnig, daß auch die besten Vorstellungen bey ih- nen nichts auszurichten vermoͤgen. C 3 Die 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Die bestaͤndige Einwendung ist, daß durch das tiefe oder zweymalige Pfluͤgen, die hungrige, todte und taube Erde herauf kaͤme, und daß sie folglich keine so schoͤne Fruͤchte, als sonsten bekom- men wuͤrden; allein, solches ist eine falsche Ein- bildung, denn gesetzt, welches doch selten geschie- het, man braͤchte ja etwas schlimmere und magere Erde in die Hoͤhe, so wird doch solche, sie mag gelbe, roth, blau oder schwarz aussehen, durch den Regen, Schnee, Frost, Luft und Sonne, beson- ders, wenn noch die Duͤngung hinzu komt, eben so gut, locker, milde, und wohl noch tragbarer ge- machet, als diejenige, welche hinunter in die Tieffe gebracht worden. Wovon in dem 2 ten Theile meines Land- und Garten-Schatzes p. 17. 19. 20. 21. kan nachgelesen werden. Man betrachte einen fleißigen Gaͤrtner, wenn derselbe merket, daß ein Beet in seinem Garten nicht mehr so tragen wil als sonsten, so graͤbt er solches gedoppelt. Womit also verfahren wird: Man leget den obersten ersten Stich der Erde auf die Seite, thut noch einen Stich in die Untere-Er- de, und bringet solche in die Hoͤhe, alsdenn faͤhret man im Graben so fort, daß der oberste Stich der Erde allemal in die Tieffe geworffen, und der an- dere Stich, oder Untere-Erde, allezeit in die Hoͤhe gebracht wird. Diese von der eingesenkten Besserung fruchtbar gemachte ausgeruhete und aufgelockerte Erde, in welcher die Wurzeln der Fruͤchte und Gewaͤchse viel eher, als in einen festen Boden eindringen, und ihre Nahrung suchen koͤn- nen, der Aecker ohne Brache. nen, thut ihm alsdenn eben die Dienste als wenn sie waͤre geduͤnget worden. Wird aber noch etwas Duͤngung hinzu gefuͤget, so traͤget sie alsdenn ganz unvergleichliche und ungleich schoͤnere Fruͤchte als ein ordentlich geduͤngtes und einfach gegrabe- nes Land. Daß die aus der Tieffe in die Hoͤhe gebrach- te Erde von sonderbarer Fruchtbarkeit sey, ist auch aus folgenden gar deutlich abzunehmen. Wenn die Hamster-Graͤber den Fruͤchten, welche die Hamster in ihre Kammern eingetragen, nachsu- chen, so muͤssen sie oͤfters gar tief graben, damit sie die Loͤcher oder Gaͤnge bestaͤndig offen behalten, denn wenn sie solche verlieren, haͤlt es schwer die- selben wieder zu finden. Hierdurch wird folglich die unterste Erde herauf gebracht und locker ge- machet. Wenn nun diese Hamster-Loͤcher wieder zugescharret, oder zugeahren werden, so wird sich in folgenden Jahre, wenn der Acker bestellet wor- den, ganz augenscheinlich finden, daß an einem jeglichen Orte, wo ein Hamster ausgegraben wor- den, die Fruͤchte allezeit viel schoͤner, groͤsser und gruͤner hervorwachsen, daß man dergleichen Fle- cken in den Korn-Fruͤchten von weiten sehen kan. Es wundern sich manche bey Erblickung derselben, ohne zu wissen woher solches komme, und bin ich selbst von einigen befraget worden: was es damit muͤsse vor eine Bewandniß haben? wenn ich ih- nen denn die Ursache entdecket und gezeiget, so ha- ben sie mir muͤssen Beyfall geben. C 4 §. 17. 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung §. 17. Das Gra- ben und Um fluͤgen muß zu rechter Zeit geschehen. Es ist aber zu dieser Cultur, mit Abwechselung der Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte nicht nur noͤ- thig, daß der Acker tuͤchtig geackert und gegraben werde, sondern es muß solches zu rechter Zeit ge- schehen, und ist die Zubereitung des Landes vor Winters die allerbeste. Jch habe bereits in dem 1 sten und 3 ten Thei- le das Ackern und Graben der Laͤndereyen im langsamen Herbste, welches hiesige Acker-Leute durchgaͤngig Winter-Kraft nennen, recommen- diret. Weil aber solches von vielen mit fluͤchti- gen Augen uͤbersehen wird, auch verschiedene gute Freunde von entlegenen Orten in ihren Schrei- ben mir gemeldet, daß sie hiervon nichts wuͤsten, und daß bey Jhnen die Laͤnderey in den Gaͤrten zu Bestellung der Fruͤchte, niemalen vor Win- ters gegraben wuͤrde, sondern sie liessen erst im Fruͤhjahr, wenn sie bestellen wollen, darzu gra- ben; so habe es doch um desto noͤthiger erachtet, die Zubereitung des Landes vor Winters nochmals anzupreisen, und den herrlichen und ungemeinen Nutzen, welchen man davon zu gewarten hat, zu zeigen. Ein Acker oder Garten-Land, welches vor den Winter umgesturzt, gegraben oder gepfluͤget wor- den, wird 1.) durch den Frost, Duft, Regen und Schnee den Winter uͤber locker und milde gemachet, daß die Erde im Fruͤhjahr im Ansehen und Anfuͤhlen ei- ner Baum-Erde fast aͤhnlich wird. 2.) Fal- der Aecker ohne Brache. 2.) Fallen den Winter uͤber durch den Re- gen und Schnee einige Salze und fruchtbare Theil- gen mit herunter, welche sich viel besser auf einen lockern Boden der Erde einverleiben, und wohl zwey bis drey Schuhe tief in derselben sich sam- len und einsenken koͤnnen, welches auf einen festen und compacten Grunde nicht geschiehet, von wel- chen die Luft und Sonne solche gar zeitig wieder hinweg nimt. 3.) Und gesetzt, man bekaͤme von den herab- fallenden Regen und Schnee nicht die allergering- sten Salze und fruchtbaren Theile, als welches einige leugnen, so bekomt man doch so viele Feuch- tigkeit in das Land, welche das Wachsthum der Fruͤchte maͤchtig befoͤrdert, und fast den ganzen Sommer uͤber in der Erden anhaͤlt, und den Fruͤch- ten bestaͤndigen Nahrungs-Saft mittheilet, wel- ches von einem frischen und lockern Grunde, wel- cher erstlich im Fruͤhjahre umgewendet worden, keinesweges zu erwarten ist. 4.) Wenn wir unsere Laͤnderey vor dem Win- ter oder Herbste nicht wolten graben und ackern lassen, wenn wuͤrden wir mit unserer Begattung und Bestellung, welche mit vielen Aeckern geschie- het, fertig werden? Denn da das Saͤen mancher Saͤmereyen z. E. Pastinat, Zwiebeln, Anis, Pe- tersil-Wurzel, u. d. gl. in den halben Februar, oder so bald man in die Erde kommen kan, gesche- hen muß, so waͤre es wohl nicht moͤglich zur sel- ben Zeit die Aecker umzugraben oder umzupfluͤgen, indem noch so viele Feuchtigkeit in der Erden sich C 5 befin- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung befindet, daß folglich nichts als Kloͤser und Schrol- len daraus werden wuͤrden, wenn man dergleichen Arbeit so bald vornehmen wolte, absonderlich wenn die Mertzen-Luft hinzukomt, welche aus der fri- schen Erde die darinnen befindliche Feuchtigkeit gewaltig hinweg nimt. Wolte man aber warten, bis sich das Land gut bearbeiten laͤßt, so kostet es hernach gar viele Zeit, ehe ein einziger Acker, ge- schweige denn viele, gegraben, besaͤet, gefuͤsselt und so fort gerechnet wird, da denn gewiß die beste Be- stellzeit wuͤrde verstrichen seyn, ehe man mit Be- stellung seiner Aecker fertig waͤre. Hingegen wenn das Land vor Winters zubereitet worden, so kan man die Bestellung ganz zeitig, so bald der Acker nur oben grau oder trocken wird, vornehmen, und solche gehet alsdenn geschwind von statten, denn man darf nur den Samen aufsaͤen, unterziehen, und das Land mit der kleinen Garten-Ege uͤber- fahren, so ist die Sache geschehen. Solte man aber durch den allzufruͤhzeitig hereinbrechenden Frost verhindert werden, das Land vor Winters zu graben oder zu ackern, so muß man freylich aus der Noth eine Tugend machen, und solches im Fruͤh-Jahre, so bald sich es will thun lassen, zubereiten, wobey aber die im 1 sten Theile p. 127 und im 3 ten Theile p. 5. gegebe- nen Regeln zu beobachten. Besonders darf man auch das Graben und Um- pfluͤgen dererjenigen Aecker, welche man etwas spaͤt, e. g. zu Kohl-Gewaͤchsen oder auch zu Korn Fruͤch- ten gebrauchen wil, nicht so lange aufschieben. Denn der Aecker ohne Brache. Denn es ist ganz natuͤrlich, daß man im Fruͤh- Jahre, wenn die Erde von der Winter-Feuchtig- keit aufgeloͤset und der Acker locker und milde ge- machet worden, bey der ersten tiefen Ahrt mit drey oder vier Pferden viel besser in die Erde greiffen koͤnne, als wenn man den Acker erst laͤst zu feste werden, da mitlerweile das Land vom Unkraute ausgesogen wird, auch die Pferde hernach bey ge- waltsamen Herumbrechen sich fast zu Tode mar- tern muͤssen. Hiervon wird auch unten bey der Zubereitung der Aecker zu den Korn-Fruͤchten mit mehrern gehandelt werden. §. 18. Nunmehro komme ich auf die Bestellung Abwechse- lung der Fruͤchte ist hierzu noͤ- thig, und worauf sol- che beruhe. und Abwechselung mit den Fruͤchten selbsten, wel- ches bey der 18jaͤhrigen Nutzung der Aecker ohne Brache und frische Duͤngung das vornehmste und wichtigste Stuͤck ist. Es beruhet aber hierbey alles auf diesen dreyen Gruͤnden: 1.) Thun nicht alle Gewaͤchse auf frisch geduͤng- ten, oder auch auf solchem Lande gut, worinnen noch zu viele Besserung ist, denn wie im 3 ten Theile p. 141. gemeldet worden, entstehen unter den Wur- zel-Gewaͤchsen von der frischen Duͤngung viele Kretschbeine oder zackichte Wurzeln. Auch schi- cken sich diejenigen Fruͤchte nicht wohl auf ein frisch geduͤngtes Land, welche des Jaͤtens noͤthig haben, indem auf solchen Aeckern das Unkraut nicht wuͤrde zu tilgen seyn. Von denen Korn-Fruͤch- ten aber ist bekannt und auch oben p. 31 und 34 ge- dacht 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung dacht worden, daß sie auf einen Acker, worinnen sich noch zu viele Besserung befindet, verderben und zu Luder werden. 2.) Jst bekant, daß einige Fruͤchte, als z. E. Pastinacken, rothe, gelbe und weisse Ruͤben, das Land gewaltig ausmergeln, andere aber, als z. E. die Specerey- und Korn-Fruͤchte nicht so scharf zehren. 3.) Jst gewiß, daß eine jede Frucht oder Ge- waͤchse nur diejenigen Salia oder Saͤfte und Be- stand-Theile aus der Erden sauget, welche zu ihrer Natur und Wesen erfordert werden, hingegen die uͤbrigen Kraͤfte, welche zum Wachsthum anderer Fruͤchte und Gewaͤchse erfordert werden, zuruͤck laͤßt. Es brauchet solches gar keines weitlaͤufti- gen Beweises, denn die Wahrheit dieses Satzes faͤllt alsobald in die Sinne. So ist es ja auch aus dem Ansehen, Geschmack, Geruch und Wirkung of- fenbar, daß eine Zwiebel ganz andere Salze und Bestand-Theile aus dem Lande muͤsse an sich geso- gen haben als eine rothe Ruͤbe oder Moͤhre, des- gleichen, daß diese und andere Wurzel-Gewaͤchse nicht solche Theilchen aus dem Acker gezogen, wel- che die Mohne, Anis, Safflor, u. d. gl. erfordern indem diese hauptsaͤchlich aus oͤlichten Theilen be- stehen. §. 19. Regeln zu solcher Ab- wechselung. Hierauf gruͤndet sich nun die ganze Ordnung und Abwechselung der Fruͤchte, welche die 18 Jahr uͤber auf einen Acker muͤssen bestellet werden. Aus der Aecker ohne Brache. Aus dem ersten Grunde folgt, daß man zum Anfange der 18jaͤhrigen Bestellung eine solche Frucht erwehle, welche die gedachte starke Duͤn- gung mit 24 Fudern vertragen kan, ohne sich zu uͤberwachsen, oder sonst einen Schaden zu neh- men, und zwischen welcher man das von der frischen Duͤngung haͤufig hervorkommende Unkraut be- quem hinweg schaffen kan. Und hierzu schickt sich das weisse Kraut, Blumen-Kohl und andere Kohl- Gewaͤchse am allerbesten, welche auch dahero oͤf- ters im andern Jahre wieder darauf gebracht werden. Aus dem andern Grunde folget, daß es nicht gut thue, solche stark auszehrende Fruͤchte, wie die Wurzel-Gewaͤchse, und besonders die Pastinacken, Moͤhren und rothe Ruben sind, etliche Jahre hin- tereinander, oder doch sehr oft auf einem Acker zu bestellen; denn da dieselben, wie bereits gedacht, den Acker sehr aussaugen, so werden die ihrer Na- tur gemaͤssen Theilchen gar bald dergestalt aus der Erden heraus geholet, daß die Wurzeln die fol- genden Jahre hernach nicht sat Nahrung finden, und also ohnmoͤglich recht anschlagen und gera- then koͤnnen. Dahero muß man nach den Wur- zel-Gewaͤchsen, und hauptsaͤchlich nach Moͤhren und Pastinat-Wurzeln, Specerey-Fruͤchte erweh- len, und mit Mohne, Safflor, Fœnum Græcum, Anis, grosen Garten- oder Futter-Bohnen, aller- hand andern Phaseolen, oder Bohnen, Hirsen, Canarien-Saat u. d. gl. wie auch mit Korn-Fruͤch- ten abwechseln, welche alle das Land nicht so sehre aus- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung aussaugen, und demselben gleichsam wieder eine Ruhe geben, daß man hernach dann und wann wieder Wurzeln darauf bringen kan. Aus dem dritten Grunde folget, wenn gleich ein Land von einer gewissen Frucht ausgesogen worden, und die folgenden Jahre solche Frucht nicht mehr zu tragen im Stande ist, daß dennoch ein solches Land noch Kraͤfte genug habe, welche zum Wachsthum anderer Frucht gehoͤren. Da- hero muß man so wohl in den Gaͤrten als auf den Aeckern so viel moͤglich, mit den Fruͤchten ab- wechseln, und bey der Bestellung eine Veraͤnde- rung vornehmen, auch eine Frucht nicht eher wieder auf einen Acker bringen, bis man aus der Erfah- rung erlernet, daß sich derselbe an denjenigen Sali- bus und Kraͤften, welche zum Wachsthum solcher Frucht gehoͤren, wieder erholet. Fragt man aber, wie es denn zugehe, wenn durch eine gewisse Frucht die ihr zukommende Sa- lia aus dem Lande heraus geholet worden, daß sol- ches Land, nachdem es einige Jahre mit derselben Frucht verschonet geblieben, sich an solchen Salibus und Kraͤften, welche diese Frucht erfordert, wieder erholen koͤnne, wo es nicht von neuen geduͤnget werde? so halte ich davor, daß sich dergleichen Salia und Kraͤfte von den Regen, Schnee und Thau wieder in der Erde samlen; hauptsaͤchlich aber von der noch darinnen befindlichen Duͤngung nach und nach aufgeloͤset, und zum Wachsthum der Fruͤchte wieder zubereitet werden. Auf der Aecker ohne Brache. Auf diesen Regeln beruhet nun die ganze Abwechselung mit den Fruͤchten; doch muͤssen bey Ausuͤbung und Anwendung derselben, das eigene Nachsinnen, die angestelten Versuche, und die da- durch erlangte Erfahrung einander bestaͤndig die Hand bieten. §. 20. Weil aber diese Regeln allzu generell seyn Exempel solcher Ab- wechselung und zwar das erstere. duͤrften, so will ich einige Exempel von der 18jaͤh- rigen Abwechselung mit den Fruͤchten beyfuͤgen, damit man sich desto eher kan lernen darnach rich- ten. Das erste mag folgendes seyn: Das erste Jahr. Wird auf einen nach oben vorgeschriebener Weise geduͤngten und zubereiteten Acker Weiß- Kraut und allerhand andere Kohle gepflanzet. Auch koͤnnen allerhand Sallaͤte darauf gesaͤet oder gestecket werden. Das zweyte Jahr. Ordentlicher Weise saͤen wir nach denen Kohl- Gewaͤchsen, welche im ersten Jahre darauf gestan- den, in dem andern Jahre Zwiebel-Samen dar- auf. Wer aber nicht gesonnen ist, dergleichen in einer solchen Vielheit zu bauen, wie bey uns zu ge- schehen pfleget, oder auch gar keine erziehen will, weil das Ausnehmen aus dem Acker, das Trockenen und Wenden auf den Boͤden, wie auch das Fegen oder Reinigen von den Schalen und Unrath, wel- cher sich darauf befindet, gar viele Muͤhe und Ar- beit verursachen, der kan den Acker im Herbste gra- ben 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung den und doch einmal Kohl-Gewaͤchse darauf ste- cken lassen, welche unterweilen, wenn die Witte- rung fruchtbar ist, im zweyten Jahre noch viel schoͤner zu wachsen pflegen als in dem ersten. Es kan auch abermal Sallat darauf gesaͤet oder geste- cket werden. Man kan auch Rettige darauf legen, oder Gurken-Kern darauf bestellen. Hier koͤnte jemanden der Zweifel einfallen, daß ja dieses wider die obige Regel sey, da ich be- hauptet, daß ein Gewaͤchse nicht etlichemal hinter einander auf einen Acker doͤrfe gebracht werden, sondern daß man alle Jahr muͤste abwechseln. Al- lein hier ist zu merken, daß bey den Kohl-Gewaͤch- sen eine Ausnahme statt habe. Denn da sie gleich das erste Jahr auf einen so stark geduͤngten Acker gestecket werden, so ist die viele Besserung noch voͤllig zusammen, die Duͤngung auch noch nicht verweset, und mit der Erde recht vermischet, folg- lich die darinnen befindlichen Salia noch nicht recht aufgeloͤset, dahero koͤnnen sie auch das erste Jahr auf einmal nicht heraus gesogen werden, und die Kohl-Gewaͤchse finden das andere Jahr noch eben so gute Nahrung als das erste. Ja man kan aus angefuͤhrtem Grunde wohl im dritten Jahre noch einmal Moͤrsing, Rettige und Gurken darauf be- stellen, wie aus den andern Exempel der Abwech- selung zu sehen ist. Jedoch ist die weitere Continuation mit Kohl-Gewaͤchsen nicht zu rathen, und ist dieses ein gewaltiger Fehler, daß man an vielen Orten das Kraut alle Jahr wieder auf ein Land stecket, wel- ches der Aecker ohne Brache. ches auch daher alle Jahr muß frisch geduͤnget werden, und dennoch eben kein besser Kraut traͤ- get als ein frisches Land, welches erst nach vielen Jahren geduͤnget, und zum Kraute gebrauchet wird. Ob nun gleich die Erziehung der Zwiebeln weggelassen worden, so kan dennoch in den andern Jahren mit der angegebenen Veraͤnderung der Fruͤchte fortgefahren werden. Das dritte Jahr: Pfleget man Pastinat-Wurzeln, rothe Ruͤ- ben, Rettige oder Moͤhren darauf zu bringen, auch koͤnnen Gurken-Kern darauf gesaͤet werden. Das vierte Jahr: Safflor, Mohne, allerhand Bohnen. Hierzu hat man nicht noͤthig das Land zu arbeiten, indem solches im Herbste durch das Ausnehmen der Moͤh- ren oder Pastinat-Wurzeln hinlaͤnglich gearbeitet worden. Man darf nur das Land im Fruͤh-Jahre mit der kleinen Garten-Ege gleich ziehen lassen, so kan man die besagten Fruͤchte alsobald darauf be- stellen, welches in diesem Falle ordentlich zu merken. Das suͤnfte Jahr: Rothe und weisse Ruͤben, Moͤhren, auch Pa- stinat-Wurzeln. Das sechste Jahr: Safflor, Mohne, Hirsen. Das siebende Jahr: Winter-Rocken. Wenn das Mohnen oder 5. Theil. D Safflor- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Safflor-Stroh von dem Acker gebracht werden, wird derselbe alsobald von einander gepfluͤget, und darnach zu gehoͤriger Zeit mit den Rocken bestellet. Das achte Jahr: Abermal Winter-Rocken, wobey aber fol- gendes zu merken: Sobald als in der Ernde-Zeit der Rocken abgefahren worden, muß man die Stoppeln umackern lassen, welches bey uns Faͤl- gen genennet wird. Und so es wegen der vielen Arbeit in der Ernde moͤglich seyn will, muß der Acker auch sogleich bestrichen werden. Wenn nun der in der Ernde ausgefallene Rocken und Unkraut voͤllig aufgegangen, und der Acker gruͤne werden will, muß man ihn abermal in schoͤnen und tru- ckenen Wetter ruhren und bestreichen lassen. Hier- auf wird der Rocken vierzehn Tage, auch vier bis fuͤnf Wochen nach Michael, nachdem es die Lan- des-Art, und das Clima leiden will, bestellte. Bey uns gehet das spaͤte Bestellen gar wohl an, und an andern Orten stehet es zu versuchen. Vielmal habe ichs versuchet, und vor gut befunden, daß ich acht bis neun Wochen nach Michael bestellen las- sen, ja, wenn ich nur den Samen noch vor Weih- nachten in die Erde gebracht, so habe ich dennoch den schoͤnsten Rocken erhalten. Und ich versi- chere, daß auf solchen Rocken-Stoppeln oft bes- serer und frischerer Rocken waͤchset, welcher auch mehr ins Maaß giebet, als auf manchem geduͤng- ten Brach-Acker, auf welchen er sich uͤberwaͤch- set, lagerhaft, taub und luderich wird, und folglich der Aecker ohne Brache. folglich bey weiten nicht so gut ins Maaß gie- bet. So gar gehet es recht wohl an zum dritten- mal Winter-Rocken auf solchen Acker zu bestellen. welches alsdenn das neunte Jahr waͤre. Der Acker aber muß eben so, wie im achten Jahre zu- bereitet und begattet werden. Auf diese Art wuͤr- de aus den folgenden neunten Jahre das zehende werden. Jnzwischen blieben die nachfolgenden Jahre darnach in ihrer Ordnung. Hierbey ist aber noch zu merken, daß diese Bestellung mit Winter-Rocken dreymal hinter einander nur von guten, und nach meiner angege- benen Art geduͤngten und zubereiteten Aeckern zu verstehen sey, keinesweges aber auf magern, stei- nigten, bergigten, oder nach der gemeinen Bau- ern-Art cultivirten Lande angehe. Denn da ein solcher Acker so stark geduͤnget worden, und von der Duͤngung an, noch keine Korn-Fruͤchte getra- gen, auch dann und wann gegraben oder tief ge- ahren, und durch die Erziehung der Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte vom Unkraute dergestalt be- freyet worden, daß der darauf erzeugte Rocken so reine wird als wenn er gelesen waͤre, so folget, daß er so gut im Stande sey, Rocken zu tragen, als ein leicht geduͤngter, und nach der gemeinen Leyer ge- pfluͤgter Brach-Acker, dessen Kraͤfte allezeit halb durch das Unkraut ausgezehret worden. Doch darf man in den folgenden Jahren, bey der weitern Abwechselung mit denen Fruͤchten mit den Winter-Rocken, nicht wieder zwey oder D 2 drey 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung dreymal hintereinander kommen, indem das Land alsdenn nicht sat Kraͤfte mehr hat solchen etliche- mal hintereinander zu ertragen. Das neunte Jahr: Gerste auch Sommer-Rocken, oder Som- mer-Weitzen mit oder ohne Hacheln. Das zehende Jahr: Nunmehr muß das Land wieder gegraben, oder mit vier Pferden geackert werden, worauf man Moͤhren, weisse Ruͤben, auch rothe Ruͤben bestellen kan; wiewohl diese letzteren nicht so dicke als in dem dritten und fuͤnften Jahre zu wachsen pflegen. Jnzwischen sind sie fast noch angenehmer und theilhafter, als wenn sie alzugroß und dicke werden. Zur Noth kan man auch Pastinat-Wur- zeln darauf bestellen. Das eilfte Jahr: Mohne, Safflor, Fœnum Græcum, Schwarz- Kuͤmmel, Coriander, Anis. Das zwoͤlfte Jahr. Winter-Rocken. Wenn das Mohnen- oder Safflor-Stroh von dem Acker geschaffet worden, welches zeitig geschehen muß, wird das Land, wie bereits gedacht worden, alsobald von einander ge- pfluͤget, und der Rocken nach Michaelis bestellet. Doch habe ich auch gesehen, daß einige, ohne das Land von einander zu pfluͤgen, alsobald Rocken darauf gesaͤet und eingepfluͤget haben, welcher auch schoͤne gerathen ist. Das der Aecker ohne Brache. Das dreizehende Jahr: Gerste, Sommer-Rocken, auch Sommer- Weitzen. Der Acker muß hierzu ebenfals im Herbste von einander gepfluͤget werden. Das vierzehende Jahr: Hirsen, Fœnum Græcum, Schwarz-Kuͤm- mel, Erbs-Bohnen, und allerhand andere Phaseo- len, Futter- oder Esels-Bohnen, worunter man Klunker-Erbsen mengen kan, besiehe hiervon den vierten Theil p. 146. auch grosse Garten-Bohnen. Wer Erbsen und Linsen hierzu gebrauchen will, kan es auch thun. Das funfzehende Jahr: Gerste. Das sechzehende Jahr: Anis, Moͤhren, Wicken, Coriander. Das siebenzehende Jahr: Haber. Wenn man nun im neunten Jahre das Land noch einmal mit Rocken bestellet, so kom- men die achtzehen Jahre heraus. Wem aber die- ses nicht beliebet, der kan im siebenzehenden Jahre Mohne, und im achtzehenden Haber darauf saͤen. §. 21. Man kan die Abwechselung mit denen Fruͤch- Das andere Exempel der Abwech- selung. ten auch folgendermassen einrichten: Das erste Jahr wird das Land, wie vorher ge- dacht worden, mit Kohl-Gewaͤchsen bestecket. D 3 Das 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Das zweyte Jahr: Wenn man meinet, daß der Wind-Haber und anderes Unkraut, welches theils durch die Duͤngung mit auf den Acker gebracht worden, theils von den ausgefalnen Samen hervorschiesset, im ersten Jahre nicht alle solte vertilget seyn, so ist am besten ge- than, noch einmal allerhand Kohle darauf zu stecken. Denn wenn man schon im zwey- ten Jahre Zwiebel-Samen auf solches un- reines Land saͤen wolte, so wuͤrde wegen all- zuhaͤufigen Unkrautes durch das Jaͤten gar zu viele Kosten verursacht werden. Das dritte ‒ ‒ Zwiebeln mit etwas Petersil- Wurzeln-Samen untermenget, Rettige, Moͤrsing auch Sallat. Das vierte ‒ ‒ Pastinat, Kohl-Ruͤben, Moͤh- ren. Das fuͤnfte ‒ ‒ Safflor, Mohne. Das sechste ‒ ‒ Rothe Ruͤben, Moͤhren, Pa- stinat. Das siebende ‒ ‒ Safflor, Mohne. Das achte ‒ ‒ Winter-Rocken. Das neunte ‒ ‒ noch einmal Winter-Rocken oder auch Hirsen. Das zehende ‒ ‒ Gerste, Sommer-Rocken, Fut- ter-Bohnen, Erbsen. Das eilfte ‒ ‒ Moͤhren. Das zwoͤlfte ‒ ‒ Mohne, Safflor, Siebenzei- ten, Schwarz-Kuͤmmel. Das dreyzehende ‒ ‒ Rocken oder Gerste. Das der Aecker ohne Brache. Das vierzehende Jahr: Anis, Coriander, Schwarz-Kuͤmmel. Das funfzehende ‒ ‒ Winter-Rocken. Das sechzehende ‒ ‒ Gerste, Haber, Som- mer-Rocken, Canarien-Saat. Das siebenzehende ‒ ‒ Erbs-Bohnen, oder Tuͤrckische Erbsen. Das achtzehende ‒ ‒ Gerste oder Haber. §. 22. Die dritte Ordnung mit denen Fruͤchten die Das dritte Exempel der Ab- wechselung. achtzehen Jahr hindurch abzuwechseln ist folgende: Das erste Jahr: Kohl-Gewaͤchse. Das zweyte ‒ ‒ Zwiebeln und etwas Petersil- Wurzeln darunter. Das dritte ‒ ‒ abermal Zwiebeln mit Petersil- Wurzeln vermischt, Rettige. Das vierte ‒ ‒ Pastinat, rothe Ruͤben. Das fuͤnfte ‒ ‒ Mohne, Safflor, Das sechste ‒ ‒ Winter-Rocken oder Weizen. Das siebende ‒ ‒ Winter-Rocken. Das achte ‒ ‒ Sommer-Rocken und Gerste. Das neunte ‒ ‒ Hirsen, Siebenzeiten, Schwarz- Kuͤmmel. Das zehende ‒ ‒ Gerste. Hier ist zu wissen, wenn der Acker die besagten Jahre hin- durch vom Unkraute reine gehalten wor- den, worauf es hauptsaͤchlich ankomt, so kan in denen naͤchstfolgenden Jahren mit weissen Ruͤben, Erbsen, allerhand Bohnen, D 4 Hirsen, 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Hirsen, Schwarz-Kuͤmmel, Coriander, Anis und dergleichen, die Veraͤnderung gemachet werden. Das eilfte Jahr: Mohne, Safflor. Es muß aber der Acker, nachdem die Gerste einge- erndet worden, im spaͤten Herbste mit drey oder vier Pferden umgepfluͤget werden. ‒ zwoͤlfte ‒ Winter-Rocken. ‒ dreyzehende ‒ Gerste oder Sommer- Rocken. ‒ vierzehende ‒ Moͤhren. ‒ funfzehende ‒ Erbsen, Bohnen, Corian- der, Siebenzeiten. ‒ sechzehende ‒ Haber, Canarien-Saat. ‒ siebenzehende ‒ Anis, Coriander. ‒ achtzehende ‒ Gerste oder Haber. §. 23. Das vierte Exempel der Abwech- selung. Man koͤnte mit diesen dreyen Veraͤnderun- gen zufrieden seyn, weil mir aber jetzo beyfaͤllt, daß bey uns viele Aecker mit Gurken-Kern (Cu- cumern) besaͤet werden, um solche in die benach- barten Staͤdte zum Verkauf zu fuͤhren, so bin ge- noͤthiget noch ein Exempel zu geben wie man mit den Fruͤchten abzuwechseln habe: Das erste Jahr: Kraut. ‒ zweyte ‒ Gurken. ‒ dritte ‒ Zwiebeln ‒ vierte ‒ Gurken. ‒ fuͤnfte ‒ Pastinat. ‒ sechste ‒ Mohne, Safflor. Das der Aecker ohne Brache. Das siebende Jahr: Rothe oder weisse Ruͤben, Pastinat, Moͤhren. ‒ achte ‒ Mohne und Safflor. ‒ neunte ‒ Winter-Rocken. ‒ zehende ‒ Winter-Rocken. ‒ eilf t e ‒ Winter-Rocken. ‒ zwoͤlfte ‒ Gerste, Sommer-Rocken, Sommer-Weitzen. ‒ dreyzehende ‒ Moͤhren. ‒ vierzehende ‒ Mohne, Safflor. ‒ funfzehende ‒ Winter-Rocken. ‒ siebzehende ‒ Anis. ‒ achtzehende ‒ Gerste, Haber. Mehrere Exempel zu geben halte vor uͤber- fluͤßig, und waͤre es mir, wenn ich es vor noͤthig erachtete, etwas leichtes, die Abwechselung mit de- nen Fruͤchten, welche ich auf allen meinen Aeckern von Anno 1721 bis hieher beobachtet, zu specifi- ciren. Wer nun einen geduͤngten Acker so lange Zeit alle Jahre genutzet, der kan damit zufrieden seyn, und gar wohl so viel anwenden, daß der Acker wieder geduͤnget und die Bestellung von forne angefangen werde. Wer aber gesonnen mehrere Proben anzu- stellen, und die Abwechselung mit den Fruͤchten noch uͤber die achtzehen Jahre zu continuiren, wie ich selbsten einen Anfang damit gemachet habe, der kan es auch thun, und den Acker Jm neunzehnden Jahre mit Moͤhren, D 5 Jm 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Jm zwanzigsten mit Mohne, Jm ein und zwanzigsten mit Winter-Ro- cken, Jm zwey und zwanzigsten mit Gerste oder Haber bestellen. §. 24. Einige An- merkungen uͤber die ge- gebenen Exempel. Zu diesen gegebenen Exempeln muß ich noch einige Anmerkungen hinzufuͤgen: 1.) Beruhen sie auf vernuͤnftigen Gruͤnden, und sind durch vieljaͤhrige Erfahrung bewaͤhret worden, daß sich folglich Jederman sicher dar- nach richten kan. 2.) Will ich nicht in Abrede seyn, daß sie wegen des verschiedenen Climatis, und Landes-Art, auch anderer Neben-Ursachen und Umstaͤnde, zuweilen eine Ausnahme und Einschrenkung leiden koͤnnen, wobey aber ein verstaͤndiger Haus-Wirth allezeit sein Nachdenken wohl brauchen, und bey einer vorzunehmenden Ver- aͤnderung sich dennoch nach meinen Grundsaͤ- tzen richten muß. 3.) Muß derjenige, welcher diese Cultur vorneh- men wil, alle Jahr aufschreiben, was er auf seine Aecker vor Fruͤchte bestellet, damit er in den folgenden Jahren aus solchem Verzeich- nisse sehen koͤnne, was der Acker bereits vor Fruͤchte getragen, und was bey der ferneren Bestellung vor welche zu erwaͤhlen. 4.) Muß man bey dieser Cultur sich bestaͤndig nach denen in meinem Land- und Garten- Schatze der Aecker ohne Brache. Schatze gegebene Regeln richten, und insbe- sondere bey jeder Frucht, den dritten und vier- ten Theil desselben zu Rathe ziehen. Wer sich zu Erziehung der Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte ein gutes Land erwaͤhlet, solches nach meiner Art zubereitet, und die Fruͤchte nach der gegebenen Anweisung bestellet und wartet, der wird mit Huͤlfe der Abwechselung, welche jetzo ge- zeiget worden, nebst goͤttlichen Segen, seinen Acker ebenfals achtzehen Jahre hinter einander ohne Brache und frische Duͤngung, so gut als ich bestellen koͤnnen. §. 25. Es wird also hoffentlich wohl Niemand zwei- Zweifel ob auch die Fruͤchte werden gut seyn, benebst der Beant- wortung. feln, daß es angehe, nach diesen gegebenen Exem- peln, einen Acker achtzehen Jahre, ohne Brache und frische Duͤngung zu bestellen; allein man doͤrfte doch dabey gedenken, daß auch die Fruͤchte darnach seyn wuͤrden, indem es gar nicht begreif- lich, daß ein Acker so viele Jahre hintereinander koͤnne schoͤne Fruͤchte tragen, wo man ihn nicht einmal ruhen, oder doch von neuen duͤngen lasse. Hierauf dienet zur Antwort: Wenn ich gleich gar keinen weitern Grund angeben koͤnte von der Moͤglichkeit dieser achtzehenjaͤhrigen Nu- tzung der Aecker ohne Brache und frische Duͤn- gung, so wuͤrde doch meine vieljaͤhrige und noch bestaͤndige Erfahrung, statt aller andern Beweise dienen, indem ich auch in den letzteren Jahren meine Aecker allezeit noch mit guten Nutzen bestelle, wo 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung wo nicht die schlechte Witterung oder sonst ein ausserordentlicher Umstand solches verhindert. Al- lein man kan die Moͤglichkeit solcher vieljaͤhrigen und nutzbaren Bestellung auch aus ihren Gruͤn- den einsehen. Erstlich erwege man, was vor haͤufige Duͤn- gung auf einen solchen Acker geschaffet werden muß, welche ja die ordentliche, und zu den Korn- Fruͤchten gewoͤhnliche Duͤngung, in Ansehung der Vielheit, zwey-auch wohl dreymal uͤbersteiget, dahero ist ja leicht zu erachten, daß auch solche um so viel laͤnger in der Erde anhalten und dauren muͤsse. Zum andern werden bey der vorgegebenen Abwechselung der Fruͤchte, die Kraͤfte von der Duͤngung nicht so bald hinter einander, sondern nur nach und nach aus dem Acker heraus geholet. Und da die mannigfaltigen Fruͤchte auch verschie- dene Kraͤfte und Theilchen zu ihrem Wachsthum brauchen, so findet bey der Abwechselung auch eine jede ihre Nahrung, und der Acker kan folglich solche tragen, dahero nothwendig bey der Bestel- lung mehrere Jahre heraus kommen, als wenn man bestaͤndig nur bey einerley Fruͤchten bleibet, oder nur mit etlichen wenigen abwechselt, bey wel- cher letztern Art man freylich den Acker viel fleißi- ger duͤngen, oder doch zu rechter Zeit muß lassen Brache liegen, welches aber bey meiner Cultur nicht noͤthig ist. Zum dritten wird das Land nach geschehener Duͤngung durch das tiefe Ackern und Graben, beson- der Aecker ohne Brache. besonders wenn es vor Winters geschiehet, so lo- cker und milde gemachet wie Baum-Erde. Wor- aus leichte zu schliessen, daß es weit bessere Fruͤchte tragen koͤnne als ein nach der gemeinen Leyer ge- pfluͤgter Acker. Denn in einen klaren und lockern Grunde koͤnnen die Wurzeln aller Fruͤchte mit ih- ren Faͤserlein viel besser um sich greiffen, und so wohl aus der Tiefe, als von denen Seiten her, mehr Nahrung an sich ziehen, als auf einen gemei- nen Acker, wo das Erdreich nicht so milde, und der Grund nicht so locker ist. Eben dahin gehen auch die Gedanken des Hn. v. Rohrs in seiner Land- und Feld-Wirth- schafts-Kunst p. m. 85. wenn er also schreibet: „Diejenigen Felder, die man immerdar bauet, ”tragen mehr als andere, weilen wegen Festig- ”keit des Bodens und verstopften pororum der ”Erde die innerliche Kraft der Fruchtbarkeit und ” fermentation nicht ausdaͤmpfen kan, dahero ”die lang ausgeruheten verlegenen und neuen ”Bruͤche nicht so hoch zu schaͤtzen, als diejenigen, ”welche stets gebauet werden. Zum vierten ist zu merken, wenn ein solcher Acker in den letzten Jahren etwas mager werden will, und abermal recht tief umgegraben wird, daß ihm solches so gute Dienste thue als eine leichte Duͤngung, indem dadurch die ausgeruhete, und mit den von der Duͤngung Regen und Schnee in die Tieffe eingesenkten Salzen und Kraͤften ange- fuͤllte Erde, in die Hoͤhe gebracht wird, welche so gut traͤget, als wenn sie waͤre geduͤnget worden. Be- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Besonders wenn das Graben im Herbste gesche- hen, indem solchergestalt die Winter-Feuchtigkeit eher in den Acker bleibet, und den folgenden Som- mer uͤber die Fruchtbarkeit und das Wachsthum der Fruͤchte ganz ungemein befoͤrdert, welches freylich die wenigsten einsehen. Zum fuͤnsten kan bey dieser Cultur auf dem Lande kein Unkraut aufkommen; denn bey den tiefen Ackern und Umgraben kommen theils die Stoͤcke und Wurzeln des Unkrautes, welche nicht herausgelesen worden, theils der ausgefallene Sa- me desselben, hinunter in die Tieffe, daß sie mit ih- ren Keimen nicht hervor kommen koͤnnen, und verdummeln muͤssen. Was aber dennoch vom Grase und Unkraute hervorschiesset, das wird ent- weder ausgejaͤtet oder durch das Arbeiten mit den Jaͤte-Haͤcklein, welches den Sommer uͤber wohl zwey- bis dreymal nach Beschaffenheit der Witte- rung geschehen muß, zwischen den Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchten hinweg geschaffet, wovon das Land so reine wird, daß man hernach auch unter den Korn-Fruͤchten fast gar kein Unkraut gewahr wird. Dieses ist ein Haupt-Umstand, woraus es be- greiflich wird, wie ein Acker, der in so vielen Jah- ren weder geduͤnget worden, noch Brache gelegen, dennoch gute Fruͤchte tragen koͤnnte. Denn da gar keine Kraͤfte von dem Unkraute weggenom- men werden, so folget, daß die Fruͤchte desto eher Nahrung flnden, und daß das Land dennoch nicht so ausgemergelt werde, als wie gemeiniglich auf den der Aecker ohne Brache. den Korn-Aeckern, wo sich viel Unkraut findet, zu geschehen pfleget. Ja es ist gewiß, daß manche un- ter den angegebenen Fruͤchten, wie auch bereits erinnert worden, oft nicht einmal so viele Kraͤfte hinweg nimt, als das Unkraut auf einen nach der gemeinen schlechten Art begatteten Brach-Acker. §. 26. Jch sehe zum voraus, daß dennoch wider die Einwurf wegen des schlechten Landes an andern Or- ten. angegebene achtzehnjaͤhrige Bestellung der Aecker viele Puncte werden eingewendet werden. Viele werden sagen, es moͤchte diese Cultur auch bey ihnen wohl angehen, wenn sie auch sol- chen guten Grund und Boden haͤtten, wie in den Erfurtischen Feldern angetroffen wird. Es ist wahr, daß sich um unsere Stadt her- um ein schoͤnes und recht gutes Feld befindet. Der Herr von Hochberg in seinem adelichen Land- und Feld-Leben im zweyten Theile p. 11. meldet, daß die Alten diese Zeichen einen Grund zu probiren angegeben haͤtten; wenn man nem- lich eine Grube im Felde gruͤbe, und die heraus- geworffene Erde wieder hinein scharrete, und man faͤnde, daß solche nicht zulange, das Loch wieder auszufuͤllen, so sey es ein schlechter Grund. Wuͤrde aber die Grube gleich und eben wieder ausgefuͤllet, so sey es ein mittelmaͤßiger Grund. Bliebe aber nach Ausfuͤllung der Grube noch et- was Erde uͤbrig, so waͤre es ein guter Grund. Und ein solcher wird an den mehresten Orten in unserer Flure angetroffen. Denn wenn die Gru- ben, 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung ben, welche zur Herbstzeit zu den Moͤhren, Pa- stinat-Wurzeln und andern Fruͤchten gemachet worden, nach Winters wieder zugescharret wer- den, so bleibet allezeit viel Erde uͤbrig, daß man genoͤthiget wird solche von Schichten zu Schich- ten einzutreten, und dennoch bleibet der Ort, wo die Grube gewesen, etwas hoͤher als der andere Crdboden. Jedoch wird auch etwan eine halbe Stunde von hier schlimmer Grund angetroffen. So ver- haͤlt sichs auch in andern Laͤndern und Orten, daß mehrentheils guter und schlimmer Acker anzutref- fen ist, und ist es in der That Schade, daß man- che schoͤne Gegenden zu nichts anders als zu Korn- Fruͤchten gebrauchet werden, und denen Einwoh- nern eben nicht mehr nutzen als mittelmaͤßiger Acker. Wuͤsten sie, was vor herrlicher Nutzen sie von einem solchen Lande haben koͤnten, so wuͤr- den sie gewiß darauf bedacht seyn, dasselbe besser zu gebrauchen. Man wird in der That allenthalben eine Ge- gend finden, wo man sich einen gewissen District zu dieser Cultur aussuchen kan. Und zwar ist es gut, wenn ein solcher Strich Landes dazu kan er- wehlet werden, welcher unten am Fusse eines nach Mitternacht zu liegenden Berges oder Huͤgels sich befindet, weil die Sonne nicht nur auf einen sol- chen, an der Mittages-Seite befindlichen Flecke ihren Widerschein besser haben kan, sondern das Land auch wider die kalten Winde bedecket wird. Kurz, es muß, wo moͤglich, solcher District in einer Aue der Aecker ohne Brache. Aue liegen, doch aber auch keinen Wasser-Fluthen unterworfen seyn. Es ist also gewiß, daß dergleichen Cultur an unzehligen Orten kan vorgenommen werden. Man lasse mir nur die Freyheit einen Ort dazu auszu- suchen, so traue ich mir in andern Gegenden eben dieses zuwege zu bringen, was wir auf unsern Aeckern praͤstiren. Der Grund und Boden mag leichte oder schwer seyn, auch an der Farbe aus- sehen wie er will, wenn er nur nicht felsicht, und lettig ist, oder aus lauter groben Sandsteinen be- stehet, und wenigstens zwey Schuh hoch gute Erde hat; denn mit solchen felsichten, steinichten und lettigem Grunde ist nicht viel anzufangen; oder man muͤste denselben erst zu verbessern su- chen, welches aber gar zu viel Kosten verursachen wuͤrde. Ja, es giebt zuweilen solche unfruchtbare Flecke, welche durch keine Duͤngung zu verbessern sind. Dergleichen Mistfressiges Land findet sich auch an einigen Orten in unsern Dreyen-Brun- nen-Gaͤrten, welches schwer und mit groben Sand- Steinen untermenget ist. Wenn solches gleich noch haͤuffig geduͤnget worden, so findet man doch nach einem Jahre von der eingegrabenen Duͤngung nicht die geringste Spur und Besserung in der Erde, und so man im andern Jahre aller- hand Garten-Fruͤchte darauf bauen will, so waͤch- set nichts sonderliches von der Stelle. Um des- willen muß dergleichen Grund und Boden alle Jahr geduͤnget werden. Einer solchen schweren 5. Theil. E Erde 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Erde kan weder mit der Duͤngung noch sonst mit etwas anders geholfen werden, als nur mit der Seiffen-Sieder Asche. Wenn diese darauf ge- bracht und eingegraben worden, und sich mit der Erde wohl vereiniget hat, so pfleget die Duͤngung alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, laͤnger zu dauren; wovon in meiner kleinen historischen Nachricht von den Dreyen-Brunnen p. 83. seqq. kann nachgelesen werden. Unterdessen aber ist es doch auch wahr, daß die fast allgemeine Klage uͤber das schlechte Land, welche man an vielen Orten hoͤret, gar oͤfters un- gegruͤndet und ungerecht ist, und daß vielmehr die Leute uͤber sich selbsten klagen solten. Denn es ist gewiß, wer es verstehet, Geld, Zeit, Arbeit und Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbes- sern. Aber daran wollen die wenigsten. Ein- ernden haben sie gerne, aber um die Verbesserung des Erdreichs bekuͤmmern sie sich nicht. Derglei- chen Leute sind nicht werth einen Schuh breit Land zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Muͤhe und Arbeit, nebst den noͤthigen Kosten, richten unter goͤttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und ob man es auch gleich durch die Verbesserung nicht dahin bringen kan, daß ein schlechtes Land einem recht guten Grunde gleich komme; so wird man doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht koͤnn- te tragbarer gemachet, und weit besser, als gemei- niglich geschiehet, genutzet werden. Wenn nun ein Hauswirth gesonnen, meine angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gerne recht der Aecker ohne Brache. recht sicher gehen will, so kan er ja auf einer guten Lage nur mit einem halben Acker die Probe machen, und allerhand Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchte dar- auf bestellen, so wird sich bald zeigen, ob sich das Erdreich zu solchen Fruͤchten schicke oder nicht. Doch darf man sich nicht gleich im ersten Jahre, wenn es fehl schlagen solte lassen abschrecken, indem zuweilen die Witterunng, oder sonst ein Umstand hinderlich ist, daß die Fruͤchte nicht gerathen koͤn- nen. Man muß dahero solche Versuche zum we- nigsten drey bis vier Jahr fortsetzen, so wird man sich alsdenn sicher darnach richten koͤnnen, ob man solches Land weiter mit Nutzen zu dergleichen Fruͤch- ten brauchen koͤnnen. §. 27. Ferner wird mir eingewendet werden, daß Einwurf von dem Mangel der Wissen- schaft. es an andern Orten an der Wissenschaft fehle, die Fruͤchte, welche zu der achtzehnjaͤhrlichen Bestel- lung der Aecker gehoͤren, zu erziehen. Allein, was diese Wissenschaft betrift, so ist solche nicht sonderlich schwer, und man wird von allen hierzu noͤthigen Stuͤcken in dem Land- und Garten-Schatze hinlaͤnglichen Unterricht fin- den, indem bey jeder Frucht insbesondere gezeiget worden, wie solche zu bestellen, den Sommer uͤber zu begatten, und im Winter aufzubehalten sey, auch wie man mit den Fruͤchten abzuwechseln habe. Wenn man sich meine gegebenen Regeln wohl bekannt machen und solche ins Gedaͤchniß fasset, E 2 auch 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung auch hernach die noͤtige Arbeit jedesmal darnach anstellet, so wird man gewiß seinen Zweck erreichen. Man muß sich die Sache nur nicht alzuschwer vor- stellen, und in seinem Vorhaben mit GOtt fortfah- ren, so wird es gewiß gluͤcklich von statten gehen; denn was hier in Erfurt moͤglich zu machen ist, das kan an andern Orten ebenfals bewerckstelliget werden. Jch bin gewiß versichert, daß begierige und kluge Hauswirthe, welche dem alten Schlendrian nicht so feste anhangen, die von mir communicirte Wissenschaft und Erfahrung gar wohl fassen, und bey der Ausuͤbung richtig und wichtig befinden werden. Ja ich glaube, daß diese Wissenschaft, wenn man einen unermuͤdeten Fleiß und reiffes Nachsinnen anwenden will, durch GOttes Gnade noch zu weiterer Vollkommenheit koͤnne gebracht werden. §. 28. Einwurf von dem Mangel der Tage- loͤhner. Mancher doͤrfte mir auch einwenden, daß man an vielen Orten nicht genugsame Tageloͤhner und Arbeits-Leute bekommen koͤnte, und also waͤ- ren alle gegebene Regeln umsonst, und man muͤste aus dieser Ursache die angerathne Cultur unter- lassen. Es ist wahr, wenn es an Arbeits-Leuten feh- let, so kan dergleichen Anbau nicht vorgenommen werden. Allein ich solte nicht meynen daß der Mangel an solchen Leuten so groß sey, zumal bey jetzigen Zeiten, da es allenthalben muͤsiges Volck gieb der Aecker ohne Brache. giebet, welches entweder andern Leuten mit Bet- teln beschwerlich ist, oder sich durch das Spinnen vor die Garnhaͤndler kuͤmmerlich hinbringen muß. Wenn man die Leute ordentlich und ehrlich be- zahlet, so wird man Tageloͤner genug bekom- men, besonders wenn man ihnen, wie bey mir ge- schiehet, fast das ganze Jahr hindurch Arbeit gie- bet. Und so ja an einigen Orten Mangel daran waͤre, so kan man doch solche von den benachbar- ten Doͤrfern und Flecken herbey holen. Und so es ja bey den Jaͤten der Garten- und Specerey-Fruͤchte, wie auch bey dem Abnehmen des Safflors an Leuten fehlen solte, welches doch nicht zu vermuthen, so koͤnte hierzu das auf der Gasse herumvagirende Bettel-Gesindel durch Obrigkeitlichen Zwang zu solcher Arbeit angehal- ten werden. Oder man koͤnte sich auch in denen Staͤdten, von denen bestellten Aufsehern und Vor- stehern der Waysenhaͤuser, eine Anzahl Waysen- Kinder ausbitten; denn es sind sowohl Jungen als Maͤgdlein, wenn sie nur zehen Jahr alt, zu solcher leichten und geringen Arbeit zu gebrauchen, welches auch den Waysen-Haͤusern einigen Nutzen verschaffen koͤnte, indem ein jedes Kind des Tages 2 Gr. Lohn bekomt. Es muͤste aber der Aufseher, oder die Aufse- herin uͤber dergleichen Gesindel und Kinder einem jedem insbesondere die jungen Fruͤchte kennen und von dem Unkraute unterscheiden lernen, damit sie nicht eins mit dem andern ausraufen. Sobald ihnen die Fruͤchte gewiesen worden, so muß der E 3 Auf- 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Aufseher eines jeden examiniren, und sich mit dem Finger zeigen lassen, welches die guten Fruͤchte sind, die auf dem Lande bleiben sollten, Es ist gewiß, daß sie es in Zeit einer Minute lernen wer- den. Dergleichen Tageloͤhner werden bey uns also gehalten: Fruͤhmorgens muͤssen sie 5. Uhr auf den Acker seyn und den Anfang mit Jaͤten machen bis 8. Uhr, denn halten sie eine halbe Stunde Mor- genbrod, hernach fangen sie wieder an zu jaͤten bis 11. Uhr, sodann halten sie eine Stunde Mittag, 12. Uhr fangen sie wieder an zu jaͤten bis auf den Abend 6. Uhr, alsdenn ist das Tagelohn verdie- net. Hierbey aber ist noch zu merken, daß man die Jaͤter anhalten muͤsse, daß sie das ausgeraufte Gras hinter sich fein auf haufen werffen, und vor der Mittages-Stunde zusammen tragen, in Koͤrbe thun und nach Hause schaffen, indem sol- ches, wenn es fein reine gewaschen worden, gar un- gemein zur Fuͤtterung vor das Rind-Vieh dienet. Wenn sich die Tageloͤhner bey den Jaͤten auf dem Lande hinlegen und nach und nach fort- rutschen, so thut solches den jungen Fruͤchten kei- nen Schaden, sondern es richten sich solche den andern Morgen alle wieder auf. Doch aber darf man denen Leuten nicht gestatten, wenn sie mit ei- nem Johne oder Flecke, die Quere mit Jaͤten durch- gekommen sind, daß sie auf den Acker hin und wie- der laufen duͤrfen. Sondern wenn sie an das En- de des Ackers gekommen sind, so muß eins nach dem der Aecker ohne Brache. dem andern in der Furche hingehen, und sich wie- der von neuen anlegen, denn sonst wuͤrde das be- stelte Land, einem Scheun-Tenne aͤhnlich und viele junge Fruͤchte zertreten werden. Was sonst noch von den Jaͤten und Reinigen der Fruͤchte vom Un- kraute zu merken, das ist bey jeder Frucht in den vorhergehenden Theilen schon erinnert worden. Das einzige muß noch hinzufuͤgen, daß man bey dieser Arbeit denen Tageloͤhnern bestaͤndig auf dem Dache seyn, oder einem getreuen Mitar- beiter die Aufsicht uͤber dieselben uͤbergeben muͤsse, sonsten pflegen die jungen Pursche mit den Maͤd- gen zu scherzen und Narren-Possen zu treiben, woruͤber die Zeit vergehet, daß den Tag uͤber nicht viel geschiehet. Denn dergleichen Leute bekuͤm- mern sich gemeiniglich wenig um ihres Herrn Nu- zen, sondern meinen, wenn nur der Tag hinge- bracht werde, damit sie auf den Abend die Haͤn- de aufhalten, und den Lohn nehmen koͤnnen, so waͤre die Sache schon gut. Dennoch aber darf man nicht alles auf solche Aufseher ankommen lassen, denn diese uͤbersehen gemeiniglich vieles, und wollen die andern Tage- loͤhner und Arbeiter nicht gerne verrathen. Wa- rum? weil sie selbsten mehrentheils auch dabey faullenzen, und meinen, sie haͤtten vor denen an- dern einen Vorzug. Wenn also ja ein Haus- Vater nicht ordentlich selbsten bey denen Arbeits- Leuten zugegen seyn kan, und einen verstaͤndigen Tageloͤhner die Aufsicht zu uͤbergeben genoͤthiget ist, so muß er dennoch solche oͤfters und unver- E 4 merkt 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung merkt hinterschleichen, und von weiten zusehen, ob sie ihre Arbeit, wie sichs gebuͤhret verrichten, wo- durch sowol der Aufseher als die andern Tage- loͤhner in Furcht gesetzet werden. §. 29. Einwurf von dem Mangel der Duͤn- gung auf grossen Guͤ- thern und Feldern. Es koͤnte mir noch weiter eingewendet wer- den, daß auf grosen Ritter-Guͤtern, oder auch sonst bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul- tur durchaus nicht angehen koͤnne, weil man nicht sehe, wo die viele Duͤngung herkommen solle, folglich wuͤrden die meisten Aecker ungeduͤngt lie- gen bleiben und verderben, und die einmal ge- machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige Unordnung gebracht werden. Was diesen Punct belangt, so geht auch mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Guͤ- ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul- tiviren solle, denn solches wuͤrde freylich gar vie- ler Ursachen halber ganz unmoͤglich seyn. Meine Meinung ist vielmehr, daß man nach Proportion seiner Guͤter nur eine gewisse Anzahl Aecker zu solcher Cultur widme. So koͤnte man z. E. auf einem grossen Guthe einen Strich Landes von sech- zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh- len, solche nach meiner Anweisung duͤngen und begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß der Fruͤchte aljaͤhrlich bestellen, so wuͤrde auf ei- nem solchem Gute nicht nur die Kuͤche wohl be- stellet, und das Vieh mit guten Futter versorget werden, sondern man wuͤrde auch durch den Ver- kauf der Aecker ohne Brache. kauf der erzeugten Fruͤchte, besonders der Spece- rey-Waaren, jaͤhrlich ein ansehnliches Stuͤcke Geld machen koͤnnen. Die Duͤngung betreffend, so wuͤrde jaͤhrlich 24. Fuder Mist auf einem grosem Guthe nicht viel oder doch sehr wenig gespuͤret werden, zumal da ohne diß, zur Erziehung des weissen Krautes, wel- ches in einer jeden Haushaltung unentbehrlich ist, alljaͤhrlich ein Stuͤck Land muß geduͤnget wer- den. Eben so noͤtig ist es auch weisse Ruͤben, Moͤhren, Pastinat-Wurzeln, Esels- oder Futter- Bohnen, Erbsen u. d. gl. sowol zur Speise als auch zum Futter vor das Viehe zu erziehen. Denn wenn Jemand alle Aecker mit Korn-Fruͤch- ten bestellen wolte, so muͤsten jene nothwendig von andern Leuten gekaufet, und der Profit dem Verkaͤufer gegeben werden. Es giebt zwar Hauswirthe, welche in der Meinung stehen, daß man solche Fruͤchte wohlfei- ler kauffen als erziehen koͤnte, welches ich mir aber nimmermehr werde einreden lassen. Dergleichen Fruͤchte werden nach der gemei nen Cultur ordentlich auf die Brach-Aecker als eine Soͤmmerung Soͤmmern heisset einen Acker in dem Brach-Felde, welches ordentlich ohnbestelt liegen bleibet, mit ei- ner Frucht bestellen, welche in demselben Sommer oder im Herbste reif wird. gebracht, und solche besoͤmmer- te Stuͤcke muͤssen entweder vor der Bestellung E 5 frisch 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung frisch geduͤnget seyn, oder es wird der Mist, wenn die gedachten Fruͤchte reif sind, und vom Lande weggeschaffet worden, alsobald darauf gefahren, damit solches noch im Herbste mit Winter-Ro- ken, oder im Fruͤh-Jahre mit Sommer-Rocken oder auch Sommer-Weizen koͤnne bestellet wer- den. Wenn man nun die Duͤngung, welche man auf einem Land-Guthe, oder sonst bey einem starken Haushalte und Ackerbau jaͤhrlich auf das Kraut- Land und auf die besoͤmmerten Flecke schaffen muß, zusammen naͤhme, so koͤnte man in der That ein schoͤnes Stuͤck Land nach meiner Manier duͤngen, und im ersten und zweyten Jahre weiß Kraut und andere Kohl-Gewaͤchse darauf stecken, in den fol- genden Jahren aber mit der Abwechselung der Fruͤchte nach den oben gegebenen Exempel fort- fahren. Auf diese Weise koͤnte man alle Jahr ei- nen andern Acker vornehmen und zu meiner Cul- tur einrichten, so wuͤrde man solche nach und nach einfuͤhren koͤnnen, ohne einen Abgang der Duͤn- gung zu spuͤren, oder die Besserung denen Korn- Aeckern zu entziehen. Es ist zwar dieses ganz und gar wider die Gewohnheit der Leute auf den Doͤrffern und an den meisten Orten, als welche ihre Kraut- und Kohl-Pflanzen alle Jahr auf einen Ort, welchen sie ihre Kraut-Laͤnder nennen, zu stecken pflegen. Hierzu erwehlen sie ordentlich solche Flecke, welche an einem Bache oder Wasser-Graben lie- gen, damit sie die Pflanzen fleisig begiessen koͤn- nen der Aecker ohne Brache. nen, und sind dabey der festen Meinung, wenn sie ihre Pflanzen auf ein ander Land braͤchten, be- sonders wo sie kein Wasser zum Begiessen haben koͤnten, daß sie gewiß kein Kraut bekommen wuͤr- den. Allein man kehre sich nicht an solchen irri- gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem hinlaͤnglichen Regen stecket, oder wenn man sol- chen bey anhaltender Duͤrrung nicht erwarten kan, dieselben nur so viel begiesset, daß sie bekleiben koͤn- nen, so ist es hinlaͤnglich, und man hat hernach kei- nes weitern Begiessens noͤthig. Und wie ich oben p. 45. und 46. bewiesen habe, so thut es durchaus nicht gut, immer einerley Fruͤchte alle Jahre nach einander auf einen Acker zu machen, und man muß, wenn man das Land gehoͤrig nutzen wil, noth- wendig mit den Fruͤchten abwechseln. Jch ver- sichere nochmals, daß das Kraut auf einem frischen Lande im freyen Felde, auf welchen der- gleichen sonsten nicht gezeuget worden, viel besser gedeye, als auf einem solchen Flecke, welches viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor- den, ob solches gleich alle Jahr frisch geduͤnget, und die Pflanzen fleissig begossen worden. Die Ursache hiervon kan oben p. 46 nachgesehen werden. Man siehet also hieraus, daß die Duͤn- gung, welche alljaͤhrlich auf die gewoͤhnlichen Kraut-Laͤnder geschaffet wird, gantz vergeblich auf- gewendet werde, und daß man solche weit besser nutzen koͤnte, wenn man mit den Fruͤchten ab- wechselte. §. 30. 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung §. 30. Einwurf von den Schaf-Trif- ten. Noch ein scheinbarer Einwurf faͤllet mir jetzo bey, welcher mir koͤnte gemachet werden. Es wird nemlich heissen, daß sich die vieljaͤhrliche Bestellung der Aecker, ohne darzwischen kommen- de Brache, wegen der Schaf-Triften nicht thun liesse, indem man um derselben willen die einmal von undenklichen Zeiten her fast allenthalben ein- gefuͤhrte Gewohnheit, die Felder in das Winter- Sommer- und Brach-Feld einzutheilen nothwen- dig beobachten muͤste. Folglich habe man nicht die Freyheit, wie die Erfurter, seine Guͤter zu be- stellen, wenn und womit man wolle, sondern man muͤsse sich an andern Orten nach der gewoͤhn- lichen Ordnung richten. Ja so gar sey es an ei- nigen Orten so schlim, wenn die Leute ihre Brach- Aecker besoͤmmerten, und die Fruͤchte nicht vor Michaelis von dem Lande wegschaffeten, daß die Schaͤfer solche ohne Consideration abhuͤteten. Auf diesen Punct dienet folgendes: Jch weiß allzu wohl, daß an vielen Orten die alljaͤhrliche Bestellung der Aecker wegen der Schaf-Triften nicht angehen will; allein ich solte doch meinen, daß man hierinnen gar wohl eine bessere Einrich- tung machen koͤnte. Denn entweder gehoͤret das Trift-Recht denen Besitzern grosser Guͤter selbsten, und so koͤnnen ja dieselben ihren Hirten alsobald befehlen, daß sie dergleichen Aecker, wel- che zu meiner Cultur bestimmet sind, verschonen sollen; oder es gehoͤret solches Recht gantzen Ge- mein- der Aecker ohne Brache. meinheiten, und so koͤnnen ja solche ebenfals in ih- ren Fluren die Einrichtung machen, daß ein gewis- ser District nicht von den Hirten bedarf betrieben werden. Solte aber dieses Recht von der Landes- Obrigkeit dependiren, so koͤnte man bey derselben um einen gewissen District anhalten, daß er von der Trift ausgenommen werde. Wenn man einer Herrschaft recht vorstellete, daß durch solche Cultur Nahrung in ein Land gebracht, und die Einkuͤnfte der Obrigkeit vermehret wuͤrden, so glaube ich ge- wiß daß es wuͤrde erlaubet werden, in Betrachtung, daß es ja viel nuͤtzlicher und besser seyn wuͤrde, wenn man nicht nur allerhand schoͤne Fruͤchte vor Men- schen und Viehe, sondern auch viele accisbare Waa- ren erzeugte, als wenn man ausnehmend schoͤne Aecker Brache liegen laͤsset. Gesetzt auch, daß dergleichen Fruͤchte um Michaelis muͤsten hinweg geschaffet werden, und daß man weiter keine Freyheit erhalten koͤnte, so sind sie doch zu solcher Zeit gemeiniglich zur Reif- fung gelanget, daß sie koͤnnen von dem Lande weg- geschaffet, und zum Theil verkauffet, zum Theil aber auch in den Gaͤrten, Gruben oder Kellern verwahr- lich eingeschlagen und aufbehalten werden. Es pflegen zwar die Schaͤfer und Metzger, wenn sie zuweilen bey uns im Herbste, nachdem die Fruͤchte von den Aeckern weg sind, ihr Vieh darauf treiben, zu sagen: daß die Schafe wo sie hintraͤten lauter guͤldene Huf-Eisen haͤtten, indem sie 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung sie von ihrer Duͤngung bestaͤndig etwas fallen liessen, und solche waͤre dem Golde gleich zu schaͤtzen. Allein vor solche Ueberredung, werde ich mich mit andern verstaͤndigen Leuten bedancken. Die Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret, wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe, auf solchen muͤrben und lockern Boden, sonderlich in nassen und feuchten Wetter getrieben worden, daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum hat sollen gegraben oder geackert werden, folglich auch bey dem Bestellen vor Winters, zu lauter Schrollen und Kloͤsern geworden ist. Und ob auch gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren und trockenem Wetter geschiehet, da es dem Lande nicht so viel Schaden bringet, so wird es dennoch hiervon derb gemachet. Um deßwillen ist es bes- ser, daß solches Auftreiben der Schafe, auf derglei- chen gute Laͤnderey unterlassen werde. §. 31. Einwurf daß man die Fruͤchte nicht ver- kaufen koͤn- ne. Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle gehoben worden, so wird es doch bey einigen heis- sen: gesetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ- chen- und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie in den Erfurtischen Feldern, wer wuͤrde uns sol- che abkaufen? Jch antworte: niemalen habe ich gesehen oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg geschmissen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn man die der Aecker ohne Brache. die erzeugten Wurzeln und andere gute Kuͤchen- Speisen an einige nicht weit entlegene Oerter und Staͤdte zum Verkauf fuͤhrete, daß man nichts da- von wiederum mit nach Hause wuͤrde nehmen muͤs- sen. Ja wenn es die Leute an andern Orten erst wuͤrden kuͤndig werden, so bin gewiß versichert, daß sich fremde Kaͤufer genug wuͤrden einfinden, welche die Kuͤchen-Fruͤchte einkaufen, und ihren Handel und Nahrung damit treiben. Die besten Fruͤchte koͤnnen also zum Ver- kauf aufbehalten, die geringen koͤnnen zum Theil in der Haushaltung verbrauchet, und was nicht kan consumiret werden, ist vor das Rind- und andere Vieh gar ungemein wohl zu gebrauchen. Zur Mohne, Safflor, Siebenzeiten, Coriander, Anis, Hirsen, u. d. gl. finden sich allezeit in den Staͤdten Kauf-Leute, welche dergleichen Waaren zusammen kaufen und in andere Laͤnder Handlung damit treiben. §. 32. Ueber dieses alles aber wird sich doch noch Zweifel, ob man die vie- le Duͤngung bey den Kornfruͤch- ten nicht besser, oder doch eben so gut uutzen koͤnte. mancher Oeconomus aufhalten, uͤber die starke Duͤngung mit 24. dreyspaͤnnigen Fudern stutzig werden, und vielleicht gedenken, daß man ja da- mit einen Korn-Acker, nach der gemeinen Art- vielmal duͤngen, und folglich auch auf eben so viele und wohl noch mehrere Jahre nutzen koͤnte, als ich, da es dann noch dahin stuͤnde, ob man bey solcher ordentlichen Duͤngung und fleisigen Abwartung eines Ackers mit denen Korn-Fruͤch- ten 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung ten nicht noch besser thaͤte als mit denen Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchten. Was diesen Punct betrift, so kan ich mich freylich auf eine genaue und weitlaͤuftige Berech- nung und Vergleichung der Duͤngung zu Korn- Fruͤchten, und zu meiner Cultur, nicht einlassen, indem ich weiß daß manche Haus-Wirthe ihre Aecker schwach und selten, manche aber auch staͤr- ker und oͤfterer duͤngen, daß also nichts gewisses hierinnen zu setzen. Wenn ich aber doch eine Vergleichung anstellen sol, so ist mir wissend daß gute Haus-Wirthe, wenig- stens 6 Fuder auf einen Acker zu schaffen, und solche Duͤngung, wo moͤglich, alle 6 Jahre zu wiederholen pflegen. Folglich kan er einen Acker mit 24 Fudern viermal duͤngen. Da sich nun der Acker allezeit 6 Jahre damit behelfen muß, so kommen 24 Jah- re heraus. Weil aber der Acker alle 3 Jahr Bra- che lieget, so wird derselbe in den 24. Jahren nur 16mal bestellet. Halte ich nun diese Cultur ge- gen die meinige, so komme ich erstlich mit eben der Duͤngung 2 Jahr weiter. Zum andern muß sich das Capital welches in einem solchen guten Acker stecket, nach meiner Art, alle Jahr verinteres- siren, wodurch die Unkosten, welche etwan bey die- ser Cultur mehr drauf gehen, wieder mit verguͤtet werden. Hingegen bey der gemeinen Cultur, verintereßirt sich der Acker in 24 Jahren nur sech- zehen mal, folglich muß man sein Capital, ehe man es sechzehenmal nutzen wil, allezeit noch acht Jahr todt liegen lassen. Drittens hat es seine voͤllige der Aecker ohne Brache. voͤllige Gewißheit, was ich bereits oben versichert habe, daß ein mit Kuͤchen- und Specerey-Fruͤch- ten wohl begatteter Acker, mehr abwerfe, als die Korn-Fruͤchte, welche auf etlichen Aeckern erbauet worden. Jch kan mit Wahrheit sagen, daß wenige Jahre ausfallen werden, da man die Duͤngung und uͤbrigen Aufwand nicht fast im ersten Jahre solte herausbringen, indem das weisse Kraut, Blu- men-Kohl, Kohlrabi, Savoyer-Kohl und Woͤrsing, welche theils einzeln, theils aber auch ackerweise an die Kraut-Haͤndler und Hoͤcken verkaufet werden, gar vieles Geld machen, wie denn ich und andere in dem verflossenen Jahre 35. Rthlr. vor einen Acker Kraut erhalten haben. Und gesezt, daß man wieder verhoffen, in dem zweyten Jahre auch die Helfte des Profites von denen darauf bestellten Fruͤchten noch dazu nehmen muͤste, so waͤre doch die Duͤngung nebst allen Unkosten bezahlet. Folglich kan man hernach einen solchen Acker, oh- ne einigen weitern Aufwand vor Duͤngung, noch 16. Jahre mit grossen Nutzen gebrauchen. Gleichwie ich nun jetzo die vornehmsten Eine wuͤrfe, welche nur koͤnten gemachet werden, beant- wortet, so traue mir auch gar leicht alle andere Zweifel, welche etwan jemandem noch koͤnten bey- fallen, aufzuloͤsen, woraus folglich erhellet, daß meine angegebene Cultur auch andern Orten pra- cticabel sey. 5. Theil. F Das 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Das 2. Capitel. Von den Korn-Fruͤchten uͤber- haupt. §. 1. Einthei- lung der Felder zu den Korn- Fruͤchten. D a ich gesonnen bin, auch von den Korn- Fruͤchten etwas anzufuͤhren, so wuͤrde ich gewiß wider alle Klugheit handeln, wenn ich die weitlaͤuftigen und in allen Haushaltungs- Buͤchern, in den Journalen, wie auch in denen oͤconomischen Lexicis, so vielmal aufgewaͤrmten Beschreibungen von der Zubereitung und Begat- tung der Aecker zu diesen Fruͤchten wiederholen sol- te. Jch wil also nur um der Ordnung willen, das- jenige, was mir noͤthig zu seyn scheint, hiervon an- fuͤhren. Nach der gemeinen Art werden die Aecker also eingetheilet, als: Das erste Jahr. Bleibt der Acker leer, und liegt Brache; ei- nige soͤmmern auch solche mit Erbsen, Erbs-Boh- nen oder Wicken ꝛc. Das zweyte Jahr. Wird auf die vorhergehende Brache Weizen oder Rocken, auch Winter-Ruͤb-Saat bestelt. Das dritte Jahr. Wird Gerste, Haber, Sommer-Weizen, Sommer-Rocken, auch Wicken gesaͤet. Dieses uͤberhaupt. Dieses ist also die durchgaͤngig bekante und gemeine Art die Felder zu bestellen. Hingegen bey uns, und auf unsern guten Laͤndern pfleget man mit der Bestellung folgende Ordnung, welche ich vor gut befunden, zu beobachten: Das erste Jahr. Bleibt der Acker Brache, und wenn er von Wind-Hafer und Quecken befreyet ist, pflegen sie Erbsen, Wicken auch Erbs-Bohnen darauf zu bringen. Das zweyte Jahr: Bestellen sie nach gehaltener Brache oder geschehenen Soͤmmerung Weizen oder Winter- Rocken darauf. Das dritte Jahr. Wird Gerste oder Sommer-Rocken und Sommer-Weizen darauf bestellet. Das vierte Jahr. Pflegen sie Hafer, Erbsen, Wicken und Fut- ter, auch Erbs-Bohnen darauf zu machen. §. 2. Es ist hin und wieder in denen Leipziger Von den Pfluͤgen zu den Korn- Fruͤchten. Samlungen, in denen oͤconomischen Nach- richten in D. Kuͤnholdens Oeconomia expe- rimentali, in Herrn Cammerrath Kretschmars Ackerbau-Raͤtzel, wie auch in andern Piecen pro \& contra weitlaͤuftig von den Pfluͤgen zu den Korn-Fruͤchten gehandelt worden. Was mich betrift, so werde ich mir uͤber die verschiedenen Meinungen der Ackerverstaͤndigen in F 2 die 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten diesem Puncte keinen Kummer machen. Es hat ein jeder hierinnen seinen freyen Willen, ob er das tiefe oder flache Umpfluͤgen vorziehen und seine Laͤnderey also begatten wil. Nach meiner Erfahrung, und nach unseren Erfurtischen Anbau der Korn-Fruͤchte, haben wir von undenklichen Jahren bis hieher, allezeit das tiefe Ackern und Graben mizlich und profitabel befunden. Denn es ist gewiß, daß eine aufge- lockerte, und aus der Tiefe herauf geholte Erde, welche eine Zeitlang die Ruhe genossen, zum Wachsthum ungemein geschickt sey, weil der Re- gen und Schnee sich desto leichter hinein senken koͤnnen, wovon ich an andern Orten weitlaͤuftiger gehandelt habe. Man kan auch hiervon im zwey- ten Theile p. 19. und im dritten Theile p. 153. nachlesen. Wir machen uns keine Gedanken daruͤber, daß eine wilde Erde solte in die Hoͤhe gebracht werden, wovon ich in dem vorhergehenden ersten Capitel gehandelt habe. Denn so tief als der Regen und Schnee sich in die Erde gesenket, wel- cher die vormals auf den Acker gebrachte Duͤngung mit hinunter genommen hat, kan die Erde nie- malen wilde genennet werden, denn eine solche von so vielen Jahren ausgeruhete und nicht ge- brauchte Erde, kan gewiß mehr Dienste thun, als ein vorher zu den Fruͤchten bestaͤndig gebrauchter Grund und Boden. Und gesezt, man braͤchte durch das tiefe Pfluͤgen und Graben Steine und andere grobe Erde in die Hoͤhe. Koͤnnen denn diese uͤberhaupt. diese nicht abgelesen, und der Grund und Boden verbessert werden? Doch dieses macht Muͤhe und Kosten, daher lassen solches unfleißige und traͤge Leute lieber unterwegens, wovon p. 19. in dem zweyten Theile meines Land- und Garten-Scha- tzes nachzulesen ist. §. 3. 1) Was eigentlich eine Brache ist, solches ist Von der Brache, wie solche soll vorgenom- men wer- den. jedermann bekant. Man verstehet nehmlich da- durch dasjenige Feld, welches, nachdem es das Jahr vorher Sommer-Fruͤchte getragen, ordentli- cher Weise nicht besaͤet und bestellet wird, sondern zur Ausruhung und Zubereitung auf das folgende Winter-Feld ein ganzes Jahr leer liegend bleibet, wie aus obiger Abtheilung der Felder zu erse- hen ist. Dieses Ruhe- oder Brach-Feld wird zu den zukuͤnftigen Winter-Fruͤchten, als zum Winter- Weitzen und Winter-Rocken dreymal, und nach unserer Begattung auch wohl viermal geackert. Das erste Umpfluͤgen der Aecker zu den Korn-Fruͤchten, welches man eigentlich Brachen nennet, muß im Fruͤh-Jahre, in trockenem Wetter, und so viel moͤglich, fein zeitig und tief geschehen, damit das Land nicht erst vom Unkraute ausgezeh- ret werde, und die in dem Sommer kommende Regen sich in den lockern Grund einsenken koͤn- nen. Denn wenn ein Acker erst von der Sonne und Luft feste und duͤrre gemacht worden, und ohne daß er umgepfluͤget wird, so lange liegen bleibet, F 3 so 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten so lauft der nutzbare Regen mehrentheils von den- selben herunter, und nimt wohl gar die in der obern Flaͤche der Erden annoch befindliche Besserung mit hinweg, es waͤre denn, daß ein solcher Acker gleich und eben laͤge, daß das Wasser darauf muͤste stehen bleiben, und sich einsenken koͤnte. Wenig- stens kan die Feuchtung von dem Regen, wenn das Land schon zu hart ist nicht recht anziehen und dauren, sondern wird von der Luft und Sonne gar zu bald wieder hinweg genommen, daß man einen gelinden Regen bey dem Umpfluͤgen fast gar nicht spuͤret, und in ein oder zwey Tagen der Erdboden wieder so hart ist wie vorher, daß die Acker-Leute mit dem Pfluge wieder nach Hause fahren, und das Brachen versparen muͤssen; bis ein durchdringen- der Regen sich einstellet, da waͤhrender Zeit der Acker vom Unkraute vollends ausgezehret und ausgemer- gelt wird. Und so sie denselben, wenn ihnen die Zeit zu lang wird, dennoch mit Gewalt herum reis- sen, so werden es ungeheure Klumpen und Kloͤser, welche so lange groß bleiben bis in die Bestellzeit, und worunter hernach manches Samen-Koͤrnlein liegen bleibet und verdummelt. Es waͤre denn, daß ein durchdringender und anhaltender Regen solche Klumpen voͤllig durchweichete, so wuͤrden sie doch endlich zerfallen. Ferner, wenn die Brache zu spaͤt geschiehet, so komt die Rure auch so weit hinaus. Bleiben nun die Regen aussen, so kan sich das Land in so kurzer Zeit nicht setzen und wieder Feuchtigkeit samlen, daß hernach in der Bestellzeit die Erde wie uͤberhaupt. wie Staub ist, da denn der Same ebenfals nicht recht aufgehen, und vieles, ehe die Regen kommen, verdummeln muß. Doch, hier wollen unsere gemaͤchlichen Acker- Leute nicht daran, sondern sie lassen mehrentheils ihre Aecker liegen bis in den Brach-Monat, fuͤrch- ten sich auch wohl davor, daß sie um des fruͤhzeiti- gen Braches willen noch eine Rure mehr thun muͤ- sten, und wollen also lieber den Nutzen, welchen sie hiervon zu gewarten haͤtten, entbehren. Auf diese vorgeschriebene Brache habe ich und andere alhier befunden, daß wir viel schoͤnern und bessern Rocken erhalten, welcher auch mehr ins Maaß gegeben als unsern Nachbarn ihrer, welche ihre Aecker geduͤnget und gebessert hatten. Und ob wir wohl eine Ahrt oder Rure mehr thun muͤssen, so ist doch diese geringe Arbeit gedoppelt wiederum be- lohnet worden. Hiervon muß p. 37. in dem drit- ten Theil meines Land- und Garten-Scha- tzes nachgelesen werden. Ferner hat man von der zeitigen und tiefen Brache den Nutzen, daß die Schaͤfer und andere Hirten von solchen Stuͤcken bleiben muͤssen, weil sich kein Gras und Unkraut darauf befindet, folg- lich auch das Land durch das Auftreiben des Vie- hes nicht wiederum derb gemachet wird. Das Ruren oder zweyte Umpfluͤgen muß in schoͤnem Wetter, wenn der Acker vom Unkraute und Grase wieder wil gruͤne werden, geschehen. Man hat nicht noͤthig bey dem Ruren so tief in die Er- de zu greiffen, wie bey dem Brachen zum erstenmal F 4 gesche- 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten geschehen, sondern man laͤßt das Land, wie sonst gewoͤhnlich, umpfluͤgen. Nach einiger Zeit, wenn dergleichen Acker abermal will gruͤne werden, so muß man das Ru- ren wiederum bey gutem Wetter vornehmen. Wenn das Gras und Unkraut noch nicht zu- ruͤcke bleibet, so muß man sichs nicht verdruͤssen lassen, das Ruren zu wiederholen. Es ist auch nuͤtzlich, wenn allezeit nach dem Ruren der Acker mit der Ege bestrichen wird, in- dem dadurch das Gras, Unkraut und Gewuͤrzlich aus der Erde herausgezogen wird, daß es verwel- ken und verdorren muß. Das letztemal vor der Bestellzeit ist es noch noͤthiger, daß das Land fein gleich und eben bestri- chen wird, wodurch die Kloͤsse und Erdschrollen ent- zwey gerissen werden, damit bey der Bestelzeit der Same im Auswerfen fein gleich und ordentlich falle. Doch pflegen ihrer viele den Samen oben auf die geackerten Furchen zu saͤen, und egen her- nach denselben unter, wovon ich aber nicht viel hal- te. Denn wenn der Same aufgehet, so siehet man lauter Linien wie die Furchen vorher gewesen sind, indem die Koͤrner bey dem Auswurf mehrentheils in die Tiefe fallen, folglich gehet die Saat in den Linien allzudicke auf, und der Zwischenraum von den gewesenen Hoͤhen der Furchen bleibet leer. Bey uns und an vielen andern Orten, wird der Weitzen und Rocken fuͤnf bis sechs Zol tief un- tergeackert und bestrichen. An denen hohen und anhaͤngigen Bergen, z. E. uͤberhaupt. z. E. um Jena und an andern Orten, habe ich ge- sehen, daß die Acker-Leute ihre Felder nicht die Laͤn- ge an den Bergen hinunter, sondern die Quere zu ackern pflegen, damit bey Gewittern und Regen- Wetter, der Duͤnger, wie auch die milde und locker gemachte Erde, nicht moͤge hinweg genommen wer- den, indem das Wasser in den gemachten Quer- Furchen eherstehen bleiben muß. Es scheinet auch diese Vorsicht gewiß nicht uneben zu seyn; doch bey alzuheftigem Regen und anhaltenden Donner- Wettern, ist solches dennoch nicht allezeit zu ver- meiden, daß nicht einige Erde solte mit hinweg ge- nommen werden, wiewohl nicht alle Jahr derglei- chen heftige Guͤsse zu kommen pflegen. Ungleich mehr aber wuͤrde hingegen die Erde hinweg gefuͤh- ret werden, wenn die abhaͤngigen Berge, die Laͤnge hinunter solten geackert werden. §. 4. Aller Mist, er sey von was vor Viehe er wolle, Von der Duͤngung zu den Korn- Fruͤchten. ist zu den Korn-Fruͤchten zu gebrauchen, wenn er nur einigermassen zur Faͤulung gekommen, denn wenn die Duͤngung gar zu strohig und lang ist, und untergeackert wird, so bleibet die darauf ge- brachte Erde locker und hohl, daß sich die Maͤuse gar leicht darinnen einnisten koͤnnen. Auch pfle- gen die darauf gesaͤeten Korn-Fruͤchte bey heissen und warmen Tagen zu verbrennen, indem die Koͤrner mit ihren Keimen und Wurzeln nicht hindurch greifen, und ihren Nahrungs-Saft an sich ziehen koͤnnen. F 5 Bey 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Bey einer solchen langen und strohigten Duͤngung hat man auch noch uͤber dieses die ver- gebliche Muͤhe und Kosten, daß man bey jedem Acker-Knechte zwey Personen stellen muß, welche den Mist hinten her in die Furchen mit einen Har- ken ziehen muͤssen. Hiernaͤchst hat man auch diese Beschwerlich- keit davon, wenn eine solche lange Duͤngung nur in etwas aus der Erden hervorraget, und die Ae- cker mit der Ege sollen bestrichen werden, so wird der Mist mit den Zinken herausgezogen, daß folg- lich ganze Haufen Stroh auf den Acker herum liegen. Und ob auch gleich ein fleißiger Acker- Knecht zuweilen die Ege in die Hoͤhe hebet, und sachte daruͤber hinziehen laͤßt, so kan er es dennoch nicht verhindern, daß keiner solte mit heraus gezo- gen werden. Es ist also am besten gethan, daß man eine solche strohigte Duͤngung ein Viertel- Jahr auf Haufen im Hofe, oder in der Mist-Lacke zur Fermentation und Entbrennung kommen laͤßt, in welcher Zeit das lange Stroh verfaulen und hernach sich gar leicht von einander zertheilen wird. Das Duͤn- gen, wenn solches ge- schehen sol. Zu welcher Jahres-Zeit das Duͤngen ge- schehen sol, und wie viel Fuder Mist auf einen Acker sollen gefuͤhret werden, sind die Hauswirthe nicht einig. Ueberhaupt ist nichts gewisses zu be- stimmen, wie viel Fuder auf einen Acker sollen ge- fahren werden, indem die Aecker nicht einerley Groͤsse haben, um deswillen muß ein jeder sich nach dem Gehalt seiner Aecker richten. Bey uͤberhaupt. Ein halber Erfurter Schuh. Bey uns pflegen die Acker-Leute auf einen Acker, welcher aus 168. Quadrat-Ru- then zu 14 Schuh, oder zu 28 halben Schuh gerechnet, welches aus dem hierbey befind- lichen Maaß zu ersehen ist, Auf auswaͤrtiger vornehmen Goͤnner und Freunde schriftliche Erinnerung habe diesen halben Schuh beysetzen muͤssen. acht zweyspaͤn- nige Fuder zu fahren, welches zu den Korn- Fruͤchten, und bey dem Ausbreiten hinlaͤng- lich befunden wird. Hingegen an andern Orten, auf den Doͤrfern gehen sie sparsamer damit um, und fahren auch im Nothfall nur sechs Fuder darauf, welches ihnen hinlaͤng- lich zu seyn scheinet. Man muß hierinne der Sache weder zu viel noch zu wenig thun, denn bey den Korn-Fruͤchten, wenn die Duͤngung ihre Wirkung thun sol, muß Ziel und Maaß Erfurter Ruthen- Maaß. gehalten werden. Zur Winter-Saat wird das Duͤngen nach der allgemeinen Art im Junio gleich nach Pfingsten, oder auch so bald die Som- mer-Fruͤchte bestellt worden sind, vorge- nommen. Wenn der Mist aufgefuͤhret ist, muß er fein zeitig, nachdem er eben und gleich auseinander gebreitet worden, unter- geackert werden. Und ist hier als eine Haupt-Regel zu merken, daß die Duͤn- gung niemalen lange auf dem Acker, vielweniger aus einander gebreitet liegen bleiben darf, wovon ich die 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten die Ursachen in dem vorhergehenden ersten Capitel angefuͤhret habe. Die Mist-Haufen muͤssen von gleicher Groͤsse seyn, und auf den Aeckern fein in gleicher Weite und gerader Linie abgeschlagen, und uͤberhaupt so eingetheilet werden, daß nicht nur auf einen Ort so viel Duͤngung komt als auf den andern, sondern daß es auch bey dem Auseinanderbreiten den Ar- beitern nicht so sauer wird. Einige Acker-Leute pflegen auch, entweder we- gen Mangel der Zeit, oder des Mistes, ihre Aecker im August, und wohl gar zur Bestellzeit erstlich zu duͤngen, da sie denn den Mist alsobald zerwerfen, den Samen oben aufsaͤen, sofort beydes zugleich unterpfluͤgen, und das Land hernach bestreichen las- sen. Doch brauchen sie hierbey die Vorsicht, daß sie verfaulten und kleinen Mist nehmen. Jch hal- te aber daß es besser gethan ist, wenn das Duͤn- gen, wie oben gesaget worden, im Junius vorge- nommen wird. Auf einigen Doͤrfern bey uns, wie auch nach Halle zu, pflegen die Bauers-Leute auf albereit aufgegangene Saat kurzen Mist zu fuͤhren, und solchen auf den Fruͤchten herum zu streuen. Den Winter uͤber lassen sie denselben also liegen, und ge- ben dabey vor, daß die Saat darunter warm liege, und nicht so leicht ausfriere. Andere hingegen fahren kleinen verfaulten Mist, im Winter wenn es recht stark gefroren hat, und der Erdboden Last-Wagen traͤgt, auf die hervorgewachßne Saat, und werfen solchen auf den Acker uͤberhaupt. Acker herum, welcher den Fruͤchten eine Duͤngung und Nahrung geben sol. Jch glaube aber, daß eine solche aufgewor- fene Duͤngung zum Wachsthum gar wenig helfen, und zehenmal bessere Wirkung thun wuͤrde, wenn man sie unterpfluͤgte, und mit der Erden vermi- schen liesse, denn es ist gewiß, daß die Luft, Sonne und Frost den Winter hindurch, und sonderlich im Merz die darinnen befindlichen Salze heraus ho- let. Und wenn die Saat sonsten erfrieren soll, wird solches der darauf geworfene Mist nicht ver- hindern koͤnnen, sonderlich wenn er schmaͤrig, schwer und verfault ist, denn dieser frieret eben so wohl wie die Erde zu einem Klumpen Eiß, wie die Erfahrung deutlich lehret. Wenn z. E. schwerer und fetter Mist auf die Artischocken und andere Gewaͤchse, in dem langsa- men Herbst gelegt wird, daß sie nicht erfrieren sol- len, so gehen gewiß alle Stoͤcke zu Grunde, indem sie samt dem Miste und der Erden zu einen Klum- pen Eis werden. Wird aber langer und leichter Mist darauf gebracht, so werden sie niemalen er- frieren. Noch anders wird die Duͤngung vorgenom- men, wenn der Mist, nachdem die Arbeit mit der Bestelzeit zur Winter-Saat vorbey ist, in langsa- men Herbst, im October und November auf die Weizen- und Rocken-Stoppeln, und sonderlich auf diejenigen Aecker geschaffet wird, welche in der Brache zu den Winter-Fruͤchten nicht haben koͤnnen geduͤnget werden. Da nun ohne diß die Aecker 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Aecker zu den Sommer-Fruͤchten vor Winters ein- mal muͤssen umgewendet werden, so kan man die darauf gefahrne Duͤngung alsobald mit unterpfluͤ- gen, welche den Winter uͤber verfaulet, ihre Kraͤfte in die Erde einsenket, und sich mit derselben ver- mischet. Auf das Fruͤh-Jahr saͤet man Gerste, Sommer-Rocken, Boͤhmischen Weitzen mit und ohne Hacheln darauf. Andere nehmen auch die Duͤngung zu den Sommer-Fruͤchten zeitig im Fruͤh-Jahre vor, so- dann besaͤen sie den Acker, und pfluͤgen den Mist zugleich mit unter. Nun ist solches zwar nicht zu verachten, wenn anders der Mist kurz und klein ist. Es ist aber dennoch ohnstreitig besser und vortheil- hafter, wenn das Duͤngen im Herbste vorgenom- men wird. Mehres hiervon anzufuͤren halte ich vor unnoͤ- thig, indem albereits vieles von der Duͤngung und deren mancherley Arten, in den Leipziger Sam- lungen, oͤconomischen Nachrichten, und in Herrn D. Kuͤnholds Oeconomia experimenta- li, wie auch in vielen andern Haushaltungs- Buͤchern, gehandelt worden. Wer also hiervon weitlaͤuftige Nachricht verlanget, der kan sich in besagten Buͤchern umsehen. Stoppeln duͤngen nicht. Bey dieser Gelegenheit muß ich noch die Frage beantworten, ob nicht die untergepfluͤgten Stoppeln dem Acker auch eine Duͤngung geben? Jch weiß wohl, daß viele Leute in diesen Gedanken stehen, und meinen, daß auch daher das alzuzeitige Sammeln des Rech-Strohes verboten sey, damit die uͤberhaupt. die Ackerleute Zeit gewinnen moͤchten, die Stop- peln als eine Besserung unter zu ackern. Ja, viele, wenn sie gesehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop- peln umpfluͤgen lassen, so sind sie auch auf die Ge- danken gekommen, daß ich solches um der Besse- rung willen thaͤte. Allein ich halte davor, daß die Stoppeln zur Duͤngung wenig oder nichts bey- tragen, und ist das Rech-Stroh-Sammeln viel- mehr von hiesiger Obrigkeit, wegen der vielen dar- unter verborgenen Dieberey bis in den September verboten worden. Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der Ernde umpfluͤgen lasse, so geschiehet solches kei- nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu entziehen, sondern weil das Land zur abermaligen Winter-Saat nothwendig schleunig muß zuberei- tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber sehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter waͤren, und die armen Leute solche in ihren Haͤu- sern haͤtten, als daß sie mit eingeackert werden. Denn wenn solche Jahre kommen, in welchen es viele Maͤuse giebet, so retiriren sich solche von wei- ten unter die eingepfluͤgten Stoppeln, bauen ihre Nester darein, und thun so wohl an den ausge- streueten Samen, als an der aufgegangenen Saat im Herbste, und den Winter uͤber unter dem Schnee grossen Schaden. Hierinnen doͤrfte mir von manchen wiederspro- chen werden. Die Einwendung wird seyn: Wenn das auf dem Acker zuruͤk gebliebene Stroh oder 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten oder Stoppeln nicht duͤngen sollen, warum duͤnget denn der Mist, welcher ja auch groͤstentheils aus Stroh bestehet? Es ist wahr, das Stroh, wenn es zu Mist gemachet worden, hat es die Kraft zu duͤngen, aber nicht als blosses Stroh vor sich allei- ne, denn es ist ja bekant, wie wenige und geringe Kraͤfte und Salze sich in dem Stroh befinden, da- hero es auch dem Viehe keine sonderliche Nah- rung giebet. Es kan auch dessen Asche weder von den Seiffensiedern, noch in einer Haushaltung zur Lauge gebrauchet werden. Folglich ruͤhret die duͤngende Kraft des Mistes hauptsaͤchlich her von den mit dem Stroh vermischten Excrementen des Viehes, und von den Salzen, welche sich aus denenselben in das Stroh gezogen und eingewickelt haben, wodurch solches zugleich auch maceriret und zur Fermentation gebracht wird, daß es sich mit der Erden vermischen, und seine, obwohl we- nigen Kraͤfte und Theile zum Wachsthum der Fruͤchte mittheilen kan, welches aber bey blosem Stroh, wie die Stoppeln auf den Aeckern sind, wohl schwerlich so gut geschiehet, weil es mit kei- nen fremden Salzen und Kraͤften angefuͤllet ist, und auch durch die blose Erde nicht so leicht aufge- loͤset wird. Doch wil ich nicht in Abrede seyn, daß das Land, durch Einpfluͤgung der Stoppeln, beson- ders wenn deren viel vorhanden, in etwas locker er- halten werde. Mistlacke hilft zur Duͤngung. Einen deutlichen Beweiß, daß das Stroh das wenigste zur Duͤngung beytrage, kan man auch daher nehmen, weil man mit klarem Miste, wel- cher uͤberhaupt. eher aus lauter Excrementen vom Vieh bestehet, und kein Stroh bey sich hat, vortreflich duͤngen, und mit ein wenig desselben mehr ausrichten kan, als mit zehenmal so viel leichten und strohigten Zeuge. Ja, was kan man nicht mit dem Schlamme aus den Teichen und andern Wasser-Graͤben, gleichsam vor Wunder thun? obgleich kein Haͤlm- lein Stroh darunter kommet, wovon auch im zwey- ten Theile p. 38. nachzuleseu ist. Anno 1727. und 1728. ließ ich dergleichen Schlam aus unsern Stadt-Graͤben etwas hoch auf einige von meinen Aeckern fahren. Nachdem nun solcher den folgen- den Winter uͤber durch den Frost, Luft und Sonne milde und trocken gemachet worden, so hat dersel- be mit seiner bey sich habenden Fettigkeit und Kraͤften so viele Dienste gethan, als die allerstaͤrk- ste und beste Duͤngung, daß ich das Land kaum in zwanzig Jahren zu Korn-Fruͤchten habe brauchen koͤnnen. Und ob ich solches gleich so viele Jahre uͤber bestaͤndig mit weissem Kraute, Kohlrabi, Pastinat-Wurzeln, Moͤhren, Safflor u. d. gl. be- stellet, und in die zwanzig Jahre genutzet, so haben sich dennoch die Korn-Fruͤchte, wenn ich solche nach der Zeit darauf gebracht, uͤberwachsen, daß sie la- gerhaft, taub und ludrich worden sind, wenn ich solche auch gleich habe schrapfen lassen. Man siehet also hieraus, daß das Stroh bey dem Miste, kein wesentlich Stuͤck der Duͤn- gung sey, indem solche auch ohne Stroh geschehen kan. Es ist folglich dasselbe gleichsam nur ein 5. Theil. G Vehi- 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Vehiculum, wodurch man den Koth und Urin des Viehes, und die daraus entstehende Mist-Lacke auf die Aecker schaffet, und der Erden einverlei- bet. Doch will ich diese meine Meinung Nie- manden aufdringen, noch vielweniger aber mich mit Jemanden hieruͤber in einen Streit einlassen, indem es mir gleichviel gelten kan, wenn anderen ihre Gedanken hierinnen nicht mit den meinigen uͤbereinstimmen solten. Hiervon hat auch der Herr von Rohr in der Einleitung zu der Land- und Wirthschafts-Kunst p. m. 93. etwas gedacht. Daß dieses, was von der Duͤngung gesagt worden, richtig ist, kan aus nachfolgenden bewiesen werden. Man betrachte nemlich in sehr warmen Sommer-Tagen bey einem guten Hauß-Wirthe, in einem Hofe, die in einer Vertiefung befindliche Mist-Pfuͤtze, so wird der Augenschein lehren, daß unzehlich kleine Wuͤrmer sich darinnen befinden, wodurch ganz deutlich erhellet, daß die von Herrn D. Kuͤnhold in seiner Oeconomia experimen- tali p. 310. und von Hn. L. Hoffmann im zwey- ten Buche seiner Klugheit haus zu halten. p. 16. angegebene Saͤtze ihre Richtigkeit haben. Einige Bauers-Leute, welche es nicht verste- hen, was vor Fettigkeit in der Mist-Pfuͤtze sich be- findet, pflegen zuweilen solche auf die Gassen und Strassen, oder an andere Oerter laufen zu lassen, welches aber eine uͤble Wirthschaft und Unverstand anzeiget. Man erwege nur, was die Feuchtigkeit von dem Miste auf dem Felde und Wiesen vor augen- uͤberhaupt. augenscheinlichen Nutzen bringet. Wenn z. E. der Mist, welcher in einer solchen Pfuͤtze gele- gen, hinaus gefahren, und auf den Acker auf Hau- fen geschlagen wird, und eine Zeitlang liegen blei- bet, ehe er kan unter die Erde gebracht werden, so senket sich hiervon die Feuchtigkeit oder Mist- Lacke in die Erde, und theilet den Orten, wo der- gleichen Hauffen liegen, so starke Fettigkeit und Kraͤfte mit, daß man dieses nach zwey bis drey Jahren an den darauf stehenden Fruͤchten erken- nen kan, indem dieselben allezeit viel schoͤner, gruͤ- ner und hoͤher wachsen als auf den andern Fle- cken. Ja man kan fast so viel Oerter zehlen, so viel Haufen auf einen Acker abgeschlagen worden. Es folget also hieraus, daß man die Mist-Pfuͤtze viel hoͤher zu halten, als daß man sol- che hinweg lauffen lasse; vielmehr muß man die- selbe in den Hoͤfen in eine Vertiefung leiten, und den Mist, welcher ebenfals etwas feuchte liegen muß, oͤfters damit begiessen lassen. Hat man Stroh im Ueberfluß, so kan solches darein gestreuet werden, damit es verfaule, und die darinnen be- findlichen Salze an sich ziehe. Einige Hauswir- the aͤstimiren die Mist-Lacke so hoch, daß sie zur Winters-Zeit das Eiß davon als eine gute Duͤn- gung auf ihre Aecker schaffen. Und ist mir unter andern ein gewisser Garten-Liebhaber, drey Stun- den von unserer Stadt, bekant, welcher den Win- ter uͤber seine gefrorne Pfuͤtze mit Aexten aufhauen, und die Stuͤcker Eiß auf seine Spargel- und Mee- rettig-Beeter fahren ließ, welche hernach malen bey G 2 dem 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten dem Than-Wetter zerschmelzten, und nach und nach in die Erde sich einsenkten. Hiervon erhielte er ungemeinen dicken Spargel und Meerettig, welcher letztere, wenn er auf dem Reib-Eisen gerie- ben wurde, so gelinde und so gut aussahe wie die allerschoͤnste weisse Seinmel-Krumen. Diese Auffuͤhrung des Mist-Pfuͤtzen-Eises hat er alle Jahre nach einander vorgenommen, wodurch er mit Erzeugung und Verkaufung des Spargels und des Meerettigs guten Nutzen sich verschaft. Wer hiervon noch ein mehres zu wissen verlanget, kan in D. Kuͤnholds Oeconomia experimentali, Sectio VII. p. 321. nachlesen. Wenn man solche Stuͤcker Eiß auf die Wiesen fahren, fein ordent- lich ausbreiten und zerwerffen laͤßt, so wird man zwar im ersten Jahre an dem Grase den Nutzen nicht sonderlich, wohl aber in den darauf folgen- den Jahren augenscheinlich spuͤren. §. 5. Von Sa- men und Bestellen der Korn- Fruͤchte. Jch komme nun auch auf den Samen und auf das Bestellen der Korn-Fruͤchte, welches eine so weitlaͤuftige Sache, daß sie eine besondere Abhand- lung abgeben koͤnte; aber wozu wuͤrde solche die- nen? Zu weiter nichts, als dem geneigten Leser be- schwerlich zu fallen. Denn es ist allbereits in so vie- len Schriften hin und wieder hiervon gehandelt worden, daß auch die Verfasser so gar daruͤber in ei- nen auf Prostitution hinaus lauffenden Feder- Krieg gerathen sind, daß man des Lesens daruͤber ganz satt wird. Wer von dieser Sache schon etwas verstehet, der kan zwar aus solchen Abhandlungen eines uͤberhaupt. eines und das andere lernen; wer aber in dem Acker-Bau noch nicht sonderlich weit gekommen ist, der wird am Ende wenig Nutzen daraus er- langen. Es heisset auch hier, pruͤfet alles, und das Beste behaltet. Jch will dahero gar gerne einen Jeden bey seiner Meinung lassen, und meine Erfahrung hierinne nur ganz kuͤrzlich mittheilen, ohne mich weiter darum zu bekuͤmmern, ob Je- mand meine Proben und Versuche annehmen will oder nicht. Von allen Korn-Fruͤchten muß man billig zur Aussaat die schweren und reinen Koͤrner su- chen zu uͤberkommen, und dieses geschiehet am besten, wenn man gleich nach der Ernde die gan- zen Garben durch die Drescher fein sanfte vor- schlagen laͤßt, wodurch die besten und groͤsten Koͤrner aus denen Aehren heraus springen, denn ein voͤllig Korn gehet allezeit leichter aus den Aehren als ein geringes. Man betrachte nur die bey dem Abladen der Fruͤchte von selbst ausgefal- lenen Koͤrner, so wird man finden, daß solche or- dentlich die schoͤnsten und groͤsten sind, und folg- lich, wenn sie sonsten reine, am besten mit zum Samen koͤnnen gebrauchet werden. Das Dreschen aber darf um deswillen nicht zu heftig geschehen, damit die Koͤrner nicht zerschlagen, zer- quetschet und verderbet werden, als wodurch das Aufkeimen und Fortwachsen merklich gehindert wuͤrde, welches die wenigsten Acker-Leute einsehen koͤnnen. Hiervon ist in der entdeckten Gruft natuͤrlicher Geheimnisse Cap. 1. p. 98. folgen- G 3 des 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten des zu lesen: „Wie leicht kan nicht im Dre- ”schen die zarte Disposition der Theilchen ver- ”aͤndert werden, daß also hernach ein solch laͤdir- ”tes Korn bey weiten nicht so viel Frucht brin- ”gen kan, als ein anderes, welches noch in sei- ”ner Vollkommenheit ist. Jch zweifle also nicht, ”wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all- ”zu vehemente Art ausklopfete, daß es nachge- ”hends haͤufiger aufgehen, und mehrere Fruͤchte ”tragen wuͤrde. Eines der groͤsten Fehler von unsern Land- Leuten ist es auch, daß sie nach ihrer einmal an- genommenen uͤblen Gewohnheit, zu ihrer Aussaat, alle Koͤrner, ohne Unterscheid, wie sie solche gedro- schen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und sich auch nicht weiter darum bekuͤmmern, ob sie etwan kleine, flach, eingeschrumpft, oder breit ge- schlagen und zerquetschet sind. Einige zwar, die kluͤger seyn wollen, pflegen nach dem Ausdreschen, bey dem Worfeln, den Vor- sprang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar gut zu seyn scheinet; allein koͤnnen denn nicht auch eben so wohl diese Koͤrner durch das starke Dre- schen Noth gelitten haben, und durch einen unrech- ten Schlag verderbet worden seyn. Hierbey betrachte man auch, daß unter den vollkommenen Koͤrnern eben sowohl viel Unkraut- Samen mit hervor springet. Und um eben dieser Ursache willen muß man dahin sehen, daß man mit Huͤlfe der Feg-Siebe, oder einer andern Maschine, die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa- me uͤberhaupt. me davon abgesondert werde, sonsten bringet man diesen mit aufs Feld, welcher sich nach und nach so sehr vermehret, daß das gute Getraide mit der Zeit zur Aussaat nicht mehr zu gebrauchen ist. Durch besagten Vordrasch erhaͤlt man nicht nur voͤllige Samen-Koͤrner, sondern man hat auch davon den Vortheil, daß ein Acker, wenn man son- sten das gehoͤrige Quantum beobachtet, nicht leicht kan uͤbersamet werden, indem der Saͤe-Mann nicht so viel grosse als kleine Koͤrner in die Hand bringen kan, folglich hat man von den vollkommenen guten und reinen Samen mehr Nutzen zu hoffen. Wenn man eine Hand voll grosen und vollkomme- nen Samen, so viel als man ergreifen kan, und auf gleiche Weise eine Hand voll kleinen nimt, so wird sich finden, daß von den letztern, an der Zahl der Koͤrner, der dritte Theil mehr heraus kommen wird. Wenn nun solche kleine Koͤrner auf ein leichtes Land gesaͤet werden, und bey guter Witte- rung aufgehen, so ist gewiß, daß ein Acker davon uͤbersamet wird. Hiervon besiehe das vier zehende Capitel im ersten Theile meines Land- und Garten-Schatzes, allwo ich allbereits von dem duͤnne und dicke Saͤen gehandelt habe. Nimt man also den Vordrasch, und die reif- sten Koͤrner zur Aussaat, und bleiben bey dem ge- woͤhnlichen Maaße, was sonsten auf einen Acker ge- saͤet wird, so wird bey dem Aufwachsen das Getrai- de seine rechte Weite erhalten, daß es weder zu na- he, noch zu weit von einander zu stehen komt, und die Standen werden sich recht ausbreiten, und ih- G 4 ren 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten ren Nahrungs-Saft viel besser, als wenn sie gar zu dicke an einander stehen solten, an sich ziehen koͤn- nen. Es kan auch wohl nicht anders seyn, wenn dergleichen kleine Koͤrner zum Aussaͤen genom- men, und die Aecker alzuhaͤufig damit uͤberstreuet und besamet werden, daß sie als kleine Aehren und Koͤrner geben muͤssen, um deswillen auch wieder einige Acker-Leute auf die Gedanken gerathen, daß die Korn-Fruͤchte sich in ihrer Gegend ausarteten, und aus dieser Ursache muͤsten sie sich von fremden Orten andern Samen anschaffen. Daß aber die- ses Grundfalsch ist, wird ein jeder begreiffen koͤn- nen, denn wenn dergleichen Leute durch den Vor- drasch die groͤsten Koͤrner absonderten, und ihre Aecker nicht uͤbersamten, sondern vollkommenen Samen, und in gehoͤriger Maaße saͤeten, so wuͤr- den sie gewiß wiederum groͤssere Koͤrner uͤberkom- men, denn es ist gewiß, kleine Aehren, bringen kleine Koͤrner. Folglich wird keine Ausartung bey dem Rocken und Weitzen dadurch zuwege ge- bracht, denn obgleich die Rocken- und Weitzen- Koͤrner kleine sind, so bleibet dennoch ein jedes bey seiner Natur, und koͤnnen durch die grossen Koͤrner wiederum verbessert werden. Es gehet aber keinesweges meine Meinung dahin, daß man die Korn-Fruͤchte gar zu duͤnne saͤen solte, denn durch das alzuduͤnne saͤen, und son- derlich auf guten Aeckern, wie ihrer viele anra- then wollen, wuͤrde das Gras und Unkraut Luft und Raum bekommen, und dem Getraide ei- ne grosse Hinderung im Wachsthume verursachen, ja uͤberhaupt. ja solches fast gar ersticken, daß hernach so wohl die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen- den Unkraute wuͤrde verunreiniget werden. Es wird auch ein uͤbersamter Acker niemalen solche schoͤne und lange Aehren hervor bringen, als einer, welcher nach der gehoͤrigen Art besaͤet worden, und wenn man die Aehren genau untersuchet, so wer- den sie niemalen Koͤrner von einerley Guͤte und Groͤsse haben, sonderlich diejenigen, welche noch nachschiessen, und auf Neben-Haͤlmern erwach- sen. Die vielen Anmerkungen von dem Brande im Weitzen, welche andere gemacht haben, sind zwar vernuͤnftig und gut; allein es ist meines Beduͤn- kens, welches ich auch aus vieljaͤhriger Erfahrung habe, kein besser Mittel hievor zu finden, als daß man sich zur Aussat vorigjaͤhrigen und alten Sa- men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage fruͤ- her als der neue bestellet werden, indem er weit staͤrker ausgetrocknet ist, als dieser. Der Weitzen muß auch das ganze Jahr uͤber auf einen luͤftigen Boden, und zwar nicht uͤber einen Schuh hoch lie- gen, fleissig gewendet, und auch ein- oder zweymal gerollet werden, damit er sich bey heissen und war- men Sommer-Tagen nicht auf einander erwaͤrme, oder durch die Wuͤrmer angestochen werde. Doch habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht zu verwehren gewesen, daß der aufbehaltene Sa- men-Weitzen und Rocken, von den Wuͤrmern ziem- lich durchloͤchert worden; allein bey Untersuchung dieser Koͤrner, welche ich mit einem scharfen Feder- G 5 Messer 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Messer von einander geschnitten, habe ich gefun- den, daß sie die Keimen nicht benaget hatten, son- dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum Theil hinweg gefressen. Jch wagte es dahero, und lies dennoch von diesen ausgestochenen Koͤrnern saͤen, und befand wuͤrklich, daß sie keimten und schoͤ- ne hervor wuchsen, welches also daher gekommen, weil die Herzlein oder die Keimen noch unbeschaͤ- digt geblieben waren. So verhaͤlt sichs auch mit denen Erbsen von allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in den Gaͤrten stehen. Wenn sie anfangen wollen gelbe und reif zu werden, so pfleget es auch in man- chen Jahren zu geschehen, daß die Maden und Wuͤrmer in den Schoten das Mark aus den Erb- sen uͤber die Helfte hinwegfressen, und dieselben hohl machen, und dennoch, wenn sie auf das Fruͤh- Jahr gesaͤet werden, so schadet es ihnen an dem Aufgehen und Fortwachsen nichts. Die Ursache ist eben diese, wie bey dem Weitzen, weil nemlich ihre Keime nicht angefressen worden, und noch un- beschaͤdiget sind. Warum die Wuͤrmer aber die Keimlein nicht angehen, und heraus fressen, mag wohl dieses die Ursache seyn, weil ihnen vielleicht dieselben nicht so angenehm schmecken. Auf eben diese Art verhaͤlt sichs auch mit den Futter- und grossen Garten-Bohnen. Obgleich die Wuͤrmer das Mark oder das Mehl uͤber die Helfte aus sol- chen ausgehoͤlet haben, so gehen sie dennoch, nach- dem sie eingeackert oder gesteckt worden, auf, und hin- uͤberhaupt. hindert sie solche Beschaͤdigung an ihrem Wachs- thum im geringsten nicht. Ein jeder Haus-Vater soll auch genau unter- suchen, was er vor ein Land vor sich hat, ob es leichte oder schwer ist. Das erste erfordert niema- len so viel Samen als ein schwerer und lettiger Boden, weil manches Korn, da es unter einen sol- chen festen Grunde lieget, nicht hervor stechen kan, und folglich verdummeln und zuruͤck bleiben muß, welches um desto eher geschiehet, wenn ein starker Schlag- und Platz-Regen gleich nach dem Bestel- len erfolget, welcher den locker gemachten Grund feste zusammen schlaͤget. Auch ist es ein Fehler, wenn zur Unzeit gesaͤet wird, da der Acker zu naß ist, und man anhaltende Regen uͤberkomt. Jn diesem Falle ist mit nichts am besten zu helffen, als wenn man die auf den Acker gemachte Rinde bey trockenem Wetter, mit der Ege wiederum aufreissen laͤßt, wenn aber der Samen hervor ge- keimet waͤre, so ist diese Arbeit nicht nur verge- bens, sondern vielmehr schaͤdlich. Bey dem Win- ter-Rocken, welcher vorgedroschen worden, und welchen man zum Samen und zur Aussaat neh- men will, ist auch zu gedenken, so bald als er in das Reine gebracht worden, daß er auf einen luͤf- tigen Boden einige Tage fein duͤnne soll ausgebrei- tet und gewendet werden, damit er nicht auf ein- ander erwaͤrme und schimlicht werde, und die bey sich habende Feuchtigkeit, welche er auf der Scheu- er-Tenne an sich gezogen hat, ausdunste, u. dadurch hin- 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten hinweg getrieben werde. Es darf auch der Samen nicht uͤber ein Jahr alt werden, und wer derglei- chen jaͤhriges Korn saͤen muß, soll zum wenigsten das Bestellen acht bis zehen Tage eher vornehmen, indem dieses viel haͤrter an den Koͤrnern ist, wie schon bey dem Weitzen erinnert worden, und sich durch das zeitige Bestellen desto eher aufloͤsen und zu rechter Zeit hervor keimen kan. §. 7. Vom Be- stellen. Wie tief die Korn-Fruͤchte bey dem Bestel- len in die Erde sollen gebracht werden, ist nicht so genau anzugeben, denn an einigen Orten pfle- gen sie den Samen oben auf die Furchen des ge- pfluͤgten Landes zu saͤen, und sobald als dieses ge- schehen, wird er mit der Ege untergestrichen. Hin- gegen in denen Erfurtischen Feldern, und noch an vielen andern Orten, wird das gebrachte Land erst- lich geeget, darauf gesaͤet, alsdenn der Same drey- vier bis fuͤnf Zoll tief untergeackert, und nachge- hends mit der Ege uͤberfahren und bestrichen, von welcher Bestellung vielmehr zu halten ist, als von der erstern. Es kaͤme hierinnen auf einen Ver- such an, wo dergleichen Aussaͤen auf die Furchen ge- braͤuchlich ist, ob es nicht viel besser und vortheil- hafter waͤre, wenn der Same eingeackert wuͤrde, denn es ist ganz natuͤrlich und begreiflich, wenn die Samen-Koͤrner gar zu flach in die Crde kommen, so koͤnnen die Stauden nicht so viele Neben-Kei- men und Wurzeln schlagen, als wenn sie gehoͤrig in die Erde gebracht worden. Bey dem Unteregen ge- hen uͤberhaupt. hen auch viele Koͤrner zu Grunde, welche nur in et- was, oder wohl gar nicht mit der Erde bedeckt, oder auch, weil sie zu flach liegen, vom Winde und Re- gen wieder entbloͤset, und von den Voͤgeln aufge- sucht und weggefressen werden. §. 7. Das Bestellen uͤber Winter geschiehet meh- Wenn das Bestellen der Korn- Fruͤchte ge- schehen sol. rentheils bey uns 14 Tage vor, und 14 Tage nach Michel, doch ist diese angegebene Zeit, nicht aller Orten gemein, indem einige auch wohl drey Wo- chen eher bestellen. Es muß ein jeder hierinnen sich nach seinem Clima, nach dem Samen, ob er alt oder neu ist, und nach andern Umstaͤnden richten, und beobachten, ob bey ihm die zeitige, mittel- maͤssige oder langsame Aussaat am besten zu gera- then pfleget. Es ist in denen Feldern und Flu- ren hierinnen ein merklicher Unterschied zu finden. Jn unsern Feldern fangen die mehresten vierzehn Tage vor Michael an zu bestellen, und continui- ren damit bis in den December, welches leztere die Noth wegen des Wild-Schadens von sich selb- sten lehret. Wenn wir den Samen nur noch vor den Heil. Christ-Feyertagen in die Erde bringen, so bekommen wir eben solche schoͤne ja unterwei- len noch bessere Fruͤchte als wenn wir zeitig bestellet haben, welches ich und viele andere, deren ihre Ae- cker nahe an der Waldung liegen, fast jaͤhrlich also vornehmen muͤssen. Wenn wir nach der gewoͤhn- lichen Art unsere Aecker 14 Tage vor Michael be- stellen wolten, und die Korn-Fruͤchte mit ihren Stauden fein gruͤne in die Hoͤhe wachsen wuͤrden, so 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten so ist gewiß, welches leider die Erfahrung geleh- ret, daß das Hohe-Wild, den ganzen Winter hin- durch, nicht von solchen Aeckern kommen, alles abfressen, und bey nasser und schluͤpfriger Witte- rung in den Erdboden treten wuͤrde. Wenn wir aber langsam bestellen, so kommt der Same erstlich am Ende des Decembers und im Jenner, auch wohl noch langsamer, nachdem es die Witterung giebet, unter dem Schnee hervorgestachelt, wobey wir wegen des Ausfrierens so leicht nichts zu be- fuͤrchten haben. Da nun auf solche Weise das Wild den Samen nichts anhaben kan, so lauft es an an- dere weit entlegene Oerter, und suchet die schoͤnen aufgewachsenen Saat-Fruͤchte, welche sich wohl be- stockt haben, zu seinem Futter. Wenn hernach das langsam bestellte Korn im Fruͤhjahre sich bestocket und in die Hoͤhe waͤchset, so wachsen zur selbigen Zeit Gras und andere Kraͤuter in dem Walde auch hervor, daß sie den Fruͤchten nicht leicht mehr Schaden zu thun pflegen. Was ich von der Jm- praͤgnation oder von Einweichung des Getraides halte, habe ich in dem ersten Theile p. 66. allbereit angefuͤhret und wer ein Liebhaber solcher Quelle- rey seyn moͤchte, kan meine Gedanken und Erfah- rungen allda nachsuchen. §. 8. Von Saͤen der Korn- Fruͤchte. Das Saͤen der Korn-Fruͤchte geschiehet auf dreyerley Art. Wobey aber zum voraus zu er- innern, daß man erstlich bey dem Auswerfen alle- zeit einen egalen Gang und gleichen Wurf haben muͤsse, damit die Koͤrner einmal so weit als das andere- uͤberhaupt. anderemal springen. Die gewoͤhnliche Breite eines Ganges ist eine halbe Ruthe. Desgleichen ist zu merken, daß der Saͤe-Mann auch einmal so viel in die Hand fasse als das andere, wie er sichs mit dem Griffe angewoͤhnet hat. Wenn dieses nicht wohl in Obacht genommen wird, so wird ein jeder Auswurf staͤrker oder duͤnner, mithin folget, daß man bey dem Aufwachsen derer Korn-Fruͤchte alle Schritte und Wuͤrfe erkennen kan. Hier- naͤchst muß sich auch ein jeder nach der Breite sei- nes Stuͤckes richten, wie er die Gaͤnge einzurich- ten habe. 1) Die erste Art geschiehet folgendermassen: Man faͤnget am Ende zur rechten Seite mitten in der Furche an, wirft den Samen vor sich hin, einmal wie das andere, gehet also rund um das Stuͤck herum, und continuiret damit bis man in der Mitte zu Ende kommt, wie p. 98 bey der Fi- gur I. b. im ersten Theile zu ersehen. 2) Wenn aber in der Brache zur Winterfrucht, wie auch bey dem Faͤlgen oder Umpfluͤgen der Stoppeln zur Sommer-Saat die Stuͤcke, wie es gemeiniglich zu geschehen pfleget, von einander ge- ahren worden, der Ackermann mit dem Pfluge auch gleich zugegen ist, so folget, daß der Saͤe-Mann in der Mittel-Furche auf der linken Seite hinauf, und auf der andern Seite an eben dieser Furche wieder hinunter saͤen muß. Alsdann nimmt er seinem Gang auf der rechten Seite hinauf, so daß der Auswurf dieses Ganges dem Auswurffe des ersten Ganges entgegen gerichtet ist, und auf glei- che 2. Cap. Von den Korn-Fruͤchten che Weise geht er auf der linken Seite wieder herun- ter. Jst das Land aber noch breiter, so nimt er her- nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan- ze Feld fertig ist. Warum aber der Saͤe-Mann so wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des Ackers den Anfang machen muß, geschiehet des- wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra- che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter- ackern des Samens den Anfang machen muß, da- her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be- saͤet werden, und dieses nennen die Acker-Leute mit Zwey-Gaͤngen besaͤen. Und ob auch gleich wie an einigen Orten gebraͤuchlich ist, der Same oben auf die Furchen gesaͤet wird, so muß dennoch der Acker-Knecht in der, mitten in dem Stuͤcke gemach- ten Furche, mit ackern oder zusammenpfluͤgen den Anfang machen, weil sonsten ein tiefer Graben in der Mitte entstehen und bey den letzten Furchen in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen wuͤrde. Der Saͤe-Mann aber kan bey den Auf- saͤen, wenn das Stuͤck erst voͤllig gepfluͤget ist, an- fangen wo er will. 3) Die dritte Art des Saͤens, oder des Aus- wurfes, geschiehet auf eine ganz andere Art als wie vorher beschrieben worden, welche noch nicht aller Orten gemein und bekant ist, und diese nennen die Ackerleute auf Zwey-Beine saͤen. Solches wird folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Saͤe-Mañ muß sich nach seinem Acker-Knechte richten, wo er mit seinem Umpfluͤgen den Anfang machen will; doch gilt dem Saͤe-Mann alles gleich, indem es auf eins uͤberhaupt eins hinaus lauffet, ob er in der Mitten oder am Ende mit seinem Saͤen den Anfang machet. Der Saͤe-Mann machet seine Positur also: erstlich setzet er den linken Fuß voraus, wobey er den ersten Aus- wurf, wie es sonsten ordentlich geschiehet, vor sich hin thut. Er thut so fort den andern Schritt, und stellt den rechten Fuß voran, bey welchen er den andern Grif und Auswurf thut, bieget sich ein wenig auf die linke Seite und wirft solchen uͤber die linke Achsel hin, jedoch etwas vehemen- ter und staͤrker. Und dieses Auswerfen muß alle- zeit bey jedem Fortschritte, so wohl bey dem linken als rechten Fusse einmal vor sich hinaus, daß an- deremal zur linken Seite geschehen. Wenn ein solcher Gang gesaͤet worden, so scheinet es nicht anders, als wenn der Saͤe-Mann allbereit zwey Gaͤnge gethan haͤtte. Bey dieser Art des Saͤens, wenn es recht ver- richtet wird, hat man den gewissen Nutzen zu hof- fen, daß man niemahlen zu besorgen hat, daß ein Acker moͤchte uͤbersamet werden, wie ich denn auch fast alle Jahre erfahren habe, daß die Saat auf diese Weise viel gleicher aufgegangen ist, als wenn ich mit zwey Gaͤngen saͤen lassen. Was sonsten noch von Besaͤung eines irre- gulai ren Stuͤck Landes zu merken, da man nicht so ordentliche Gaͤnge halten, und allezeit einen voͤlli- gen Auswurf thun kan, das wird einem jeden, der einmal Hand an diese Arbeit geleget, und ein re- gulai res Stuͤck Land zu besaͤen sich geuͤbet hat, die gesunde Vernunft von selbsten lehren. Und wenn 5. Theil. H ein 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten ein Saͤe-Mann nur ein klein wenig seine Ueberle- gung brauchen will, so wird er auch bey einen ir- regulair en Acker gleich sehen, wie er seine Gaͤnge einzutichten, und den Auswurf zu fuͤhren habe, daß kein Fleck leer bleibe, und der Same auch allenthal- beu gleich ausgestreuet werde, und nicht etwan an einem Ende dicke, und an dem andern duͤnne zu liegen komme. Das dritte Capitel. Von denen Korn-Fruͤchten ins besondere. §. 1. Vom Win- ter-Wei- tzen. N achdem ich in dem vorhergehenden Capitel von den Korn-Fruͤchten und deren Cultur nur uͤberhaupt gehandelt, so hoffe den Liebhabern des Feld-Baues keinen unangenehmen Dienst zu beweisen, wenn ich nun auch von diesen Fruͤchten ins besondere handele, und wie in den vorigen Theilen, bey den Baͤumen, wie auch bey den Kuͤchen- und Specerey-Fruͤchten gesche- hen, eine jede Sorte des Getraides alleine vorneh- me und eines und das andere, was etwan zur Cul- tur desselben noch gehoͤret, hinzu fuͤge. Unter diesen Fruͤchten ist die vornehmste und theuerste der Winter-Weitzen, Triticum hyber- num aristis carens. C. B. P. Triticum vulgart glumas triturando deponens. J. B. Hier- ins besondere. Hierzu wird das Land drey- und mit dem Be- stellen viermal geackert. Es verlanget der Win- ter-Weitzen, wenn er wohl gerathen soll, ein schwarzes und leimichtes Land, welches einen guten Grund und Boden hat, auch wohl zubereitet und geduͤnget worden, oder doch sonst noch gute Besse- rung in sich hat. Die beste Bestell-Zeit faͤngt sich an von Ma- riaͤ Geburt, und dauert bis Michaelis, wobey zu merken, daß das Bestellen des Weitzens, wo moͤg- lich, bey schoͤnen Wetter, muß vorgenommen wer- den. Auf einen Acker pflegen wir insgemein fuͤnf Erfurtische Metzen zu saͤen. Hierinnen hat sich ein jeder nach seiner Landes-Art, nach der Groͤsse der Aecker, und nach dem uͤblichen Gemaͤß zu richten. Will sich aber Jemand gerne nach unserm Samen- Quanto richten so habe ich in dem ersten Theile p. 120. und 122. das Gewichte beygefuͤget, u. auch in diesem fuͤnften Theile p. 91. das eigentliche Maaß unserer Aecker angegeben, wornach ein ac- curater Haus-Wirth schon seine Vergleichung und Berechnung wird anzustellen wissen. Zu dieser Aussaat muß der Samen ein Jahr alt seyn, damit der Brand, wie oben gemeldet wor- den, nicht so leicht in den Weitzen komme. Obgleich hin und wieder noch so viele Mittel wider dieses Uebel angegeben worden, so thun sie doch alle wenigen oder gar keinen Effect solches zu verhindern. H 2 Wer 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Wer neuen Weitzen zur Aussaat nimt, und damit alle Jahr continuiret, wird gewiß erfahren, daß sich der Brand allezeit aͤrger einstellet. Je- doch leidet diese Regel auch ihre Ausnahme: nemlich, wenn man zuweilen keinen alten Weitzen hat, und den Samen von den allererst eingeern- den neuen Koͤrnern einmal nimt, so doͤrfte es zur Noth noch angehen, wenn er nur von alten Wei- tzen, welchen man das Jahr vorher gesaͤet, erbauet worden. Aber damit zu continuiren waͤre gewiß nicht wohl gethan. So lange als ich das Bestellen mit alten Samen vorgenommen habe, kan ich keine Klage uͤber den Brand fuͤhren, und habe ich solchen her- nach nur bey einem lang anhaltenden Regen, wor- auf grosse Hitze und Duͤrrung erfolgte, wiederum, jedoch nicht sonderlich, unter meinen Weitzen wahr- genommen. Wenn der Same oben aufgesaͤet worden, wird er bey uns drey, vier bis fuͤnf Zoll tief einge- pfluͤget, und das Land mit der Ege fein gleich und eben bestrichen. Diejenigen geben keinen guten Rath, welche haben wollen, daß man den Weitzen in tieffe Auen und Felder saͤen solle, denn es ist bekannt, daß in tieffen Gruͤnden, viel eher als in erhabenen Feldern boͤse Duͤnste und schaͤdliche Nebel aufsteigen, wel- che gemeiniglich verursachen, daß der Meel-Thau, Reifen und Froͤste den niedrigen Feldern grossen Schaden thun, welches ich und andere in einem gewissen Districte unseres Feldes fast jaͤhrlich an- ge- ins besondere. gemerket, und befunden haben, daß die Koͤrner, wel- che auf solchem Striche erwachsen, aus angefuͤhrter Ursache, kleine und mehrentheils eingeschrumpft werden. Daß die Reifen und Froͤste eher in die tiefen, als in die erhabenen Felder einzufallen pfle- gen, solches siehet man an den niedrigen Weinber- gen so wohl im Fruͤh-Jahre, als sonderlich auch in dem Herbste, indem bey einfallenden Reifen das Laub oder die Blaͤtter an den Weinstoͤcken mehren- theils in der Tiefe erfrieren, und hingegen in der Hoͤhe gut bleiben, und von Froͤsten nicht so stark ge- troffen werden. Unsere Acker-Leute, und sonderlich die Bau- ern zu Udestaͤdt, welches das Weitzen-Dorf ge- nennet wird, wissen es besser, denn sie pflegen ih- re Felder, welche zum Theil erhaben liegen, mit Weitzen zu bestellen, und erhalten gemeiniglich ei- ne gute Ernde, zum Theil sind auch ihre Aecker mit vielen Kiesel-Steinen angefuͤllet, und dennoch tra- gen sie den schoͤnsten Weitzen. Wenn der Weitzen schoͤne aufgegangen, und sich schon vor Winters wohl bestocket hat, und man besorget, daß er sich, wegen der guten Besserung des Landes, lagern moͤchte, so ist nicht undienlich, wenn man bey starkem Froste, so lange die Saat noch nicht mit Schnee bedecket ist, die Schaafe laͤsset dar- auf treiben. Doch muß hieruͤber gehoͤrige Aufsicht gehalten werden, damit das Abhuͤten nicht zu stark geschiehet. Solte die Saat im Fruͤh-Jahre sehr gruͤne und fett in die Hoͤhe wachsen, so ist noͤthig, daß sie H 3 zeitig, 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten zeitig, etwan gegen Pfingsten, nach dem es die Wit- terung giebet, und zwar ehe der Weitzen in die Schoß-Baͤlge tritt, oben an den Blaͤttern abge- schnitten werde; jedoch muß man darauf Achtung haben, daß die Maͤgde nicht zu tief greiffen, und den vorhandenen Segen mit hinweg schneiden. Es soll auch dieses Abschneiden niemalen bey allzuheis- ser Fruͤhlings-Witterung geschehen, weil dadurch die verschnittenen Blaͤtter weiß und gelbe, und die Stauden an ihrem Wachsthume verhindert wer- den. Das Abgeschnittene nennen sie bey uns Schrapfe, und ist ein treffliches Futter vor das Rind-Viehe. Wer von der Ernde, Schneiden, Binden, Heimfahren in die Scheure, Dreschen und Reine- machen Nachricht verlanget, der kan in andern Haushaltungs-Buͤchern sich umsehen, indem sol- ches zu beschreiben nach meinem Zwecke zu weit- laͤuftig waͤre. §. 2. Vom Sommer- Weitzen oh- ne Hacheln. Der Sommer-Weitzen ohne Hacheln. Triticum æstivum C B. P. Triticum æstivum aristis carens J. B. Wird bey uns der Boͤhmische Weitzen genennet, und ist an den Aehren eben so anzusehen, wie der ordentliche Winter-Weitzen. Es ist auch sonsten zwischen beyden eben kein sonder- licher Unterschied zu finden, ausser daß die Koͤrner von dem Sommer-Weitzen etwas vollkommener und weisser sind. Zum Gebrauch thut er in der Haushaltung zum Backen eben die Dienste als der Winter-Weitzen. Er ins besondere. Er verlanget ein Feld, welches vorher in der Brache zu den Winter-Fruͤchten ist geduͤnget wor- den. Es werden nach der Ernde, im Herbste, die Rocken- und Weitzen-Stoppeln etwas tief umge- pfluͤget. Hierauf wird das Land mit der Ege be- strichen, und bleibet den Winter uͤber also liegen. Wenn aber das Duͤngen vor der Bestellung der Winter-Fruͤchte in der Brache nicht solte geschehen seyn, so ist solches auch noch im October und No- vember zu dem Sommer-Weitzen vorzunehmen, da denn der Mist, nachdem er fein gleich auseinan- der geworfen und zerstreuet worden, alsobald, wie auch oben schon erinnert worden, muß unterge- ackert werden. Jm Fruͤh-Jahre, so bald man in die Erde kommen kan, muß auf einen Acker fuͤnf Erfurtische Metzen gesaͤet, und vier, fuͤnf bis sechs Zoll tief untergeackert, und das Land gehoͤriger mas- sen mit der Ege fein gleich bestrichen werden. Zur Aussaat nehme man ebenfals, wie bey dem Winter-Weitzen erinnert worden, den Samen nicht von der letztern, sondern von der zweyten vorher- gehenden Ernde. Wenn dieses nicht geschiehet, und neuer Same gesaͤet wird, so gehet er in zwey Jahren aus der Art, und verwandelt sich uͤber die Helfte in den bartigen Sommer-Weitzen. Nimt man im dritten Jahre abermal neuen Samen hier- von, so wird er sich voͤllig in den Stachlichten arten. Jch habe es selbst versucht, und ein Jahr neuen Samen, welcher von alten Weitzen gezeuget war, ausgesaͤet, so ist solcher bey seiner, Art geblieben. H 4 Weil 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Weil ich aber fortgefahren neuen Samen zu neh- men, so ist der Weitzen das dritte Jahr voͤllig hach- licht geworden. §. 3. Vom barti- gen Kaul- oder Som- mer-Wei- tzen. Es ist im vorigen §. 2. gemeldet worden, daß der bartige Weitzen, Triticum aristis longioribus spica alba C. B. von den Boͤhmischen sich ausartet. Wenn man alle Jahr von diesen den Samen nimt, so verwandelt er sich niemalen wieder- um in den Boͤhmischen, sondern behaͤlt hernach- malen bestaͤndig seine Hacheln. An Koͤrnern sie- het er etwas groͤsser und heller aus, als der ordent- liche Winter- und Boͤhmische Weitzen ohne Ha- cheln. Dieser kan mit unter den Winter-Weitzen und Rocken gemahlen werden; doch muß man hierbey die Vorsicht gebrauchen, daß niemalen mehr als der dritte oder vierte Theil darunter ge- nommen wird, denn der Teig davon fliesset so sehr aus einander, sonderlich wenn er soll alleine geba- cken werden, daß solcher bey dem Wuͤrken nicht zu- sammen zu bringen ist, und das Brod davon be- komt lauter Risse, und wird etwas strenge. Er dienet ungemein zum Maͤltzen, und man kan gutes Bier und Breihan, wenn Gersten-Malz darunter genommen wird, davon brauen. Es wird dieser bartige Weitzen, an den Or- ten wo es viel hohes Wild giebt, um deswillen haͤu- fig gebauet, weil sie ihn wegen der Hacheln nichts rechts anhaben, und nicht so leicht abfressen koͤn- nen, indem die Hacheln ihnen an der Nase gruͤbeln, und in dem Halse kratzen; doch wenn sie in ein sol- ches ins besondere. ches Stuͤck gerathen, allwo sich die Helfte Boͤhmi- scher Weitzen ohne Hacheln darunter befindet, so suchen sie alle Aehren heraus, fressen solche ab, und trampeln den uͤbrigen hachlichten Weitzen in den Erdboden, daß man kaum den vierten Theil einernden kan. Mit der Zubereitung des Landes, und mit dem Bestellen verhaͤlt sichs eben so, wie in dem vorigen §. bey dem Boͤhmischen Sommer-Weitzen die Beschreibung gegeben worden. §. 4. Der Winter-Rocken, Secale hybernum ma- Vom Win- ter-Rocken. jus C. B. P. Rogga five secale Dod. Pempt. verlan- get eben die Begattung der Laͤnderey, in Ackern, Duͤngen und Saͤen als der Winter-Weitzen, und es waͤre vergebens solches noch einmal zu wieder- holen! nur das einzige ist zu merken, daß der Ro- cken nicht so zeitig als der Weitzen, sondern 14 Tage vor oder nach Michael pfleget bestellet zu werden. Jn den Erfurtischen Feldern nehme ich und viele andere das Bestellen noch langsamer vor, und wenn wir nur den Samen kurz vor den Christ- Ferien in die Erde bringen koͤnnen, so haben wir eben die Ernde davon zu gewarten, als von demje- nigen welcher zeitig bestellet worden. Doch schi- cket sich dergleichen langsames Bestellen nicht an allen Orten, sondern es muß sich ein jeder nach sei- ner Landes-Art und Clima richten, und diejenige Zeit beobachten, welche nach den gemachten Pro- ben vor gut befunden worden. H 5 Zum 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Zum Samen erwehlet man alle Jahr von den eingeerndeten Rocken, und hat man des Brandes wegen, wie oben bey dem Winter-Weitzen erinnert worden, keine Sorge zu haben. Bey trockenem und schoͤnem Wetter ist das Bestellen ebenfals am besten zu verrichten, denn wenn der Same im Nassen eingeschmieret wird, so gehen viele Koͤrner in der Erden zu Grunde, indem sie mit ihren Keimen durch die feste und schrollicht gemachte Erde nicht hindurch stechen koͤnnen. Jn gutem und fetten Boden hat man nicht Ursache hierzu zu duͤngen, indem es dadurch nur lagerhaft und dohl wachsen wuͤrde. Die mehresten pflegen den Rocken in Stau- de und gemeinen Winter-Rocken einzutheilen; al- lein ich kan keinen Unterschied darunter finden. Und andere moͤgen von den Wallachischen oder Sclavonischen Korn halten was sie immer wollen, so glaube ich dennoch nicht, daß wir bessere Sor- ten, als wir allbereits haben, uͤberkommen werden. Nur komt es darauf an daß man zur Aussaat, und zum Samen den Vordrasch, und zwar recht reines Korn nimt. Wer von jetzigen ungemei- nen schlechten Korn-Bau weitlaͤuftig zu lesen ge- sonnen, kan in denen oͤconomischen Nachrich- ten im zweyten Bande p. 617. nachschlagen. Allhier muß ich anfuͤhren, was ich in des Fran- cisci Philippi Florini klugen und Rechtsver- staͤndigen Haus-Vater p. 611. gefunden habe: „Ein Haus-Vater soll Sechstens dahin trachten ”wie ins besondere. ”wie er das Getraide vor dem Reif und kalten ”Thau, wo er sonsten von der heissen darauf ”scheinenden Sonne erhitzet, absonderlich wenn ”es schon geschost hat, schwartz und brandicht ”wird, bewahre, damit es hiervon keinen Scha- ”den nehme: Worbey die Feld-Verstaͤndigen ”dieses Mittel an die Hand gegeben, daß zwey ”Knechte mit einem langen Stricke oder Seil, ”das Feld auf beyden Seiten uͤbergehen, die Spi- ”tzen von den Aehren, wie man in Sachsen mit ”den Stoppeln bey dem Lerchen-Streichen zu ma- ”chen pfleget, damit beruͤhren, und den ange- ”hangeuen Reif, ehe er von der heissen Sonne ”beschienen und entzuͤndet wird, abschuͤtteln las- ”sen solle; allermassen auch die fleisigen Gaͤrt- ”ner, an den bluͤhenden Baͤumen zu thun pfle- ”gen, daß sie, nemlich den daran hangenden ”Reif vor der Sonnen-Aufgang abschuͤtteln. ”Wenn aber das Feld groß, koͤnte das vorige ”Spiel wohl zu Pferde gefuͤhret werden, welches, ”wenn das Feld nicht mit Baͤumen untermarkt, ”ist, eine bequemliche Sache ist. Dieses Mittel laͤßt sich so anhoͤren, und doͤrf- te bey manchen einen Eindruck machen, allein in der Ausuͤbung haͤlt es keinen Stich, und verursa- chet den groͤsten Schaden, und will ich vor derglei- chen Bemuͤhung einen jeden Haus-Vater gewar- net haben; denn es verhaͤlt sich hiermit eben also, wie ich oben p. 84. im Ersten Theile meines Land- und Garten-Schatzes bey der Roßma- rie und andern Gewaͤchsen gemeldet habe, daß sie nem- 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten nemlich, wenn sie in einem Reife und Froste be- ruͤhret werden verderben. Damit aber solches dem geneigten Leser desto glaublicher vorkommen moͤge, will ich allhier eine Begebenheit anfuͤhren, welche sich in dieser Sache allhier zugetragen: Es hatte vor vielen Jahren ein gelehrter und vornehmer Mann, welcher zu- gleich Vorsteher in unserm Grossen-Hospital war, allerhand artige Einfaͤlle. Wenn er sie aber zur Ausuͤbung bringen wolte, kam das Hospital mei- stens in grossen Schaden. Jch will unter andern nur eins, das zu meinem Zwecke dienet, anfuͤhren: Es war nemlich kurz vor Johannis-Tag, da allbe- reit die Rocken-Saat geschosset, und den Anfang zu bluͤhen gemacht hatte, zwey Tage vor der Bluͤthe die Witterung ziemlich rauh und kalt. Nach ver- flossener Zeit fieng es gegen Abend um vier Uhr an stark zu schneyen, welches die ganze Nacht hin- durch dauerte, dergestalt, daß der Schnee die Korn- Aehren durch seine Schwere niederbeugete, und darauf liegen blieb. Den folgenden Tag blieb der Himmel dunkel, und als es den dritten Tag gegen 8 Uhr Morgens aufhoͤrete zu schneyen, verfuͤgte sich unser Herr Vorsteher benebst zweyen Tagloͤh- nern auf das Feld, und lies mit einem langen Seile, auf vielen Aeckern den Schnee von denen Aehren herunter streichen. Um 3 Uhr Nachmittage fieng der Wind in etwas an zu wehen, u. die Sonne kam unter den Wolken herfuͤrgeblicket welche den uͤbri- gen Schnee, den der Wind nicht abschuͤtteln konte, voͤllig hinweg thauete. Hierauf stellete sich eine gute ins besondere. gute Witterung ein, und die Korn-Aehren richte- ten sich nach und nach wiederum in die Hoͤhe. Jn der hierauf folgenden Ernde fand sich alsdenn, daß der Herr Vorsteher fast die Helfte taube Aehren auf den Aeckern, welche er bestreichen lassen uͤber- kam, hingegen andere Leute welche ihre Aecker der wuͤrkenden Natur uͤberlassen hatten, erhielten eine reiche und gesegnete Ernde. Hiervon kan auch p. 174. im zweyten Theile des Land- und Gar- ten-Schatzes nachgesehen werden. §. 5. Obgleich andere von den Sommer-Rocken, Vom Som- mer-Ro- cken. Secale vernum, vel minus, C. B. Rogga, five secale astivum, Dod. vorgeben, daß er viel schlechter, als der Winter-Rocken waͤre, so ist es doch in der Wahrheit nicht gegruͤndet. Doch koͤnte es leicht- lich kommen, daß dessen Koͤrner flach und leichte wuͤrden, wenn man denselben auf gar zu geringes und mageres Feld saͤete, welches aber bey dem Winter-Rocken ebenfals geschiehet. Jch habe viel- mehr von vielen Jahren her, und bis diese Stunde, aus der gewissen Erfahrung, daß er mehrentheils schoͤner und heller an den Koͤrnern ist, ja fast noch besser Mehl giebet als der Winter-Rocken. Die Becker kauffen ihn auch uͤberaus gerne, und geben vor die Erfurter Metze allezeit etwas mehr als vor den Winter-Rocken. Er verlangt eben ein solches Land und Be- gattung wie der Sommer-Weitzen. Er geraͤth auch oͤfters so gut als der Winter-Rocken, und wo es 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten es Sommer-Weitzen traͤget, so waͤchset auch der Sommer-Rocken; nur muß der Acker nicht so ma- ger und gar zu geringe seyn, indem er einen guten Grund und Boden haben will. Einige geben vor, und wollen behaupten, daß der Sommer- und Winter-Rocken eigentlich keine unterschiedene Sorten waͤren, sondern der Unter- schied kuͤhre nur her von der Saͤezeit, zu welcher er nach und nach gewoͤhnet worden, wovon auch in Herrn G. A. Hoffmanns Klugheit haus zu halten, im zweyten Buche p. 87. gehandelt worden. Jch muß gestehen, daß ich noch keine hinlaͤng- liche Untersuchung dieser Sache angestellet, und es wuͤrden auch die hierzu noͤthigen Proben und Ver- suche ziemlich weitlaͤuftig seyn, und verschiede- ne Jahre hinter einander geschehen muͤssen. Wenn man es probirte, den Winter-Rocken alle Jahr etwas langsamer, und den Sommer-Rocken hingegen alle Jahr etwas eher zu saͤen, vielleicht waͤre es nach und nach dahin zu bringen, daß man jenen im Fruͤh-Jahre, und diesen im Herbste be- stellen koͤnte. Und wenn dieses waͤre, so haͤtte die Sache ihre Richtigkeit, daß der Winter- und Som- mer-Rocken nicht wesentlich unterschieden, sondern fuͤr eine Sorte zu halten seyn. Dem sey nun aber wie ihm wolle, genung daß wir einmal den ordentlichen Sommer-Rocken haben, welcher bey dem Aussaͤen mit dem Winter- Rocken durchaus nicht darf verwechselt werden. Denn ich habe allhier gesehen, daß ein hiesiger Acker- ins besondere. Ackerbau-Verstaͤndiger Herr L. aus Versehen vor nunmehro sechs Jahren drey Acker statt des Som- mer-Rockens im Mertzen mit Winter-Rocken be- stellet. Es wuchs solcher auch schoͤne hervor, doch gieng er viel langsamer in seine Schoßbaͤlge als der ordentliche Sommer-Rocken, den dieser letz- tere faͤngt eben zu der Zeit an zu bluͤhen und zu reifen wie der Winter-Rocken. Hingegen der aus Versehen gesaͤete Winter-Rocken bluͤhete erstlich Bartholomaͤi. Als ich nun solches gewahr wurde, so meldete ich besagten Herrn, er moͤchte nur den- selben abschneiden lassen und zu Heu machen, so koͤnte er vor das Rind-Viehe noch einigen Nutzen davon haben, das Land alsobald umpfluͤgen, ruh- ren, und hernach mit Winter-Rocken wiederum be- stellen lassen. Er blieb aber dabey, machte sich noch Hoffnung Koͤrner zu bekommen, und lies sol- chen stehen bis in den halben September. Zu dieser Zeit wurde das Stroh zwar gelbe, allein in den Aehren befand sich selten ein Ansatz von einen kleinen Koͤrnlein. Und also muste er das Stroh abschneiden lassen und solches vor das Viehe zur Streue gebrauchen. Hingegen begegnete mir vor einigen Jahren, daß meine Leute an stat des Winter-Rockens, wo- mit ich drey Wochen vor denen Christ-Feyertagen noch sechs Acker wolte bestellen lassen, Sommer- Rocken ergriffen. Als ich nun nach der Bestellung erfuhr, daß sie aus Unachtsamkeit uͤber den Som̃er- Rocken gekommen waͤren, so aͤrgerte ich mich, wie leicht zu gedenken, daruͤber, und befuͤrchtete, daß die Koͤr- 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Koͤrner, wenn sie in ihrer Milch stuͤnden und her- vor keimen wolten, den Winter uͤber Schaden lei- den und erfrieren wuͤrden. Doch lies ich den Sa- men auf Hofnung liegen, und dachte wenn die Saat erfrieren solte, so wolte ich Gerste oder an- dern Sommer-Rocken darauf bestellen lassen. Als nun der Mertz fast zu Ende gieng, kam mein Som- mer-Rocken recht schoͤne hervor gestachelt, und wuchs mit andern Rocken recht gut in die Hoͤhe, daß ich davon eine unvergleichliche und fast noch bessere Ernde als von dem Winter-Rocken erhielte, welches aber ohne Zweifel daher kam, weil ich so langsam bestellen lassen, daß der Same erstlich im Fruͤh-Jahre hervor gekommen. Waͤre aber das Bestellen im September geschehen, so wuͤrde ich vermuthlich auch Schaden gelitten haben. Jnzwi- schen folget doch gar deutlich hieraus, je zeitiger man den Sommer-Rocken im Fruͤh-Jahre in die Erde bringen und bestellen kan, desto eher er ge- deyet. Meines Orts lasse ich den Sommer-Rocken niemalen abgehen, indem ich mehrentheils damit gluͤcklicher gefahren bin, als mit der Sommer- Gerste. Denn es ist wegen theurern Verkauffes der Koͤrner, wie auch wegen des Strohes mehr Nutzen davon zu hoffen. Besonders muͤssen wir solchen wegen der Sperlinge (Spatzen) beybehal- ten, weil sie denselben nicht so angehen wie die Gerste, welche sie auszuhuͤlsen pflegen. Und wenn wir dergleichen auf unsere nahe an der Stadt gele- gene Aecker saͤen und bestellen wolten, so wuͤrden wir ins besondere. wir wenige Koͤrner davon in unsere Scheuren bringen. §. 6. Weil die Winter-Gerste Hordeum poly- Von der Winter- Gerste. stichum hybernum, C. B. P. Hordeum polysti- chum, J. B. bey uns nicht bekant, vielweniger in unsern Feldern gebauet wird, so muß ich hierinnen meine Unwissenheit bekennen. Jn dem Saͤchsi- schen Land- und Hauswirthschafts-Buche, pag. 434. alwo man mit mehrern nachlesen kan, finde ich, daß diese Gerste nicht zum Brauen diene, indem sie viel flachere Koͤrner als die Sommer Ger- ste haͤtte. Doch diene sie zum mahlen besser, weil sie ein schmackhafter Brod gebe, und koͤnte der Ar- me, wenn er mit seinem Brod-Korn fertig waͤre, mit der Winter-Gerste den Mangel ersetzen. Es ist mit Bestellung der Winter-Gerste aber noch die Frage, und komt darauf an, ob es nicht besser und ertraͤglicher waͤre: wenn solche Aecker mit Winter-Weitzen oder Rocken bestelt wuͤrden, indem ja zu solcher Gerste das Land auch muß ge- brachet, geruret, und in allen eben so zubereitet werden, als wie zu den Winter-Weitzen und Ro- cken. Jch kan also die Ursache nicht finden, war- um man dergleichen Bestellen mit der Winter- Gerste vornehmen wolte. Doch koͤnnte man es wohl durch versuchte Proben erfahren haben, daß dieselbe an den Orten, wo sie im Gebrauch ist, viel- leicht bessere Fruͤchte und Koͤrner giebet als der Weitzen und Rocken selbst, welches seinen Grund in dem schlechten Lande, und in dem Mangel der 5. Theil. J Besse- 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Besserung haben kan. Auch ist bekannt, daß an einem Orte diese oder jene Frucht viel besser ge- deyet als an dem andern. §. 7. Von der Sommer- Gerste. Unsere ordentliche Sommer-Gerste, Hor- deum distichum, C. B. Hordeum trimestre mi- nus. Tab. binis versibus, Matth. hat an jeder Aehre nur zwey Reihen Koͤrner. Es wird diese auf ein solches Land gesaͤet, alwo das vorige Jahr Win- ter-Weitzen oder Rocken gestanden hat; doch muͤs- sen hierzu die Stoppeln im Herbste fein tief umge- pfluͤget, und der Acker von einander geahren wer- den, damit man denselben auf das Fruͤh-Jahr, wenn er vorher besaͤet worden, wiederum kan zu- sammen pfluͤgen. Auf einen Acker werden bey uns fuͤnf Metzen Samen gesaͤet, welcher fuͤnf bis sechs Zol tief untergeackert, und hernach mit der Ege uͤberfahren wird. Mit dem Bestellen kan im April der Anfang gemachet, und damit laͤngstens bis zu Ende des Mayes fortgefahren werden. Das Bestellen muß man, wo moͤglich, vor- nehmen, wenn es auf dem Acker trocken ist, wobey man nicht zu besorgen hat, daß der Same einge- schmieret und Erd-Kloͤser verursachet werden. Diejenigen thun nicht wohl, welche die Ger- ste im Merz bestellen, indem dieselbe, wenn kalte Witterung erfolget, gar leicht erfrieret und um- schlaͤget, weil sie keine Kaͤlte vertragen kan. Wenn die Gerste voͤllig aufgegangen ist, wird sie mit einer Walze uͤberfahren, wodurch die Erd- Kloͤser ins besondere. Kloͤser zerdrucket, und die Gerste desto besser kan abgemaͤhet werden. Zur Aussaat muß man recht reinen Samen, worinnen sich weder Wind-Hafer, Raden, Wicken, Trespen, noch anderer Unrath befindet, erwehlen, welches die wenigsten Bauers-Leute zu besorgen pflegen, wodurch ihre Gerste von Jahren zu Jah- ren immer schlechter und unreiner wird, daß sie endlich mehr Unkraut als Gersten-Koͤrner uͤber- kommen. Es koͤnnte auch nicht undienlich seyn, wenn die Bauers-Leute auf einigen unserer Doͤrfer, an statt ihres Muͤßigganges und Saufens in den Schenken, die Gerste und anderes Getraide, wel- ches sie zur Aussaat brauchen wollen, von den Un- kraut Samen befreyeten, und nach und nach mit ihren Weibern und Kindern solchen fein reine aus- laͤsen; durch die nuͤtzliche und geringe Arbeit wuͤrden sie gewiß reine Koͤrner in ihre Scheure bringen, und die Aecker wuͤrden auch durch das Ausfallen solcher schaͤdlichen Samen nicht verunreiniget und verder- bet werden. Auch habe ich selbsten durch solches Le- sen noch diesen Nutzen, sowol von der Gerste als Sommer- und Winter-Rocken erhalten, daß viele Leute wegen der Reinlichkeit zu ihrer Aussaat von mir den Samen kauffen, auch allezeit mehr davor geben, als der ordentliche Markt-Preis ist. Ob man aber gleich den Leuten dieses saget, und den bereits erwehnten Nutzen vorstellet, so bleibet sie dennoch lieber bey ihrer Traͤgheit, als daß sie sol- che geringe Muͤhe anwenden solten. J 2 Viel- 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten. Vielmal habe ich auch wahrgenommen, wenn die Ackerleute ihren Samen in einen alzunassen und feuchten Boden gebracht haben, so ist die Erde nachgehends auf einander zu feste und bindig wor- den, daß viele Koͤrner darinnen verdorben, und der Same sehr duͤnne aufgegangen, weil die Keimen nicht so viel Macht haben durch einen solchen com- pacten Boden hindurch zu dringen, sondern darin- nen verdummeln muͤssen. Wer vielen Wind-Hafer besorget oder auf seinen Aeckern hat, der kan solchen durch das lang- same Bestellen vertreiben; denn wenn die Gerste nicht eher bestellet wird bis der Wind-Hafer auf- gegangen, so wird solcher durch das Umpfluͤgen verderbet. Siehe hiervon nach im dritten Theile p. 31. Das Abmaͤhen, oder Abhauen der Gerste ge- schiehet am besten wenn sie gelbe ist, und die Kuͤr- ner hart geworden sind. Hernach laͤßt man sie ei- nige Tage auf dem Acker liegen, daß das Gras so sich darinnen befindet duͤrre wird. Denn wo die- ses nicht geschaͤhe, so wuͤrde die Gerste in der Scheure auf einander erwaͤrmen und verschim- meln, auch das Stroh vor das Viehe nicht zu ge- brauchen seyn. Von solcher Erwaͤrmung der Ger- ste in der Scheuer sol auch der Brand herruͤhren. Solche erwaͤrmte Gerste muß man auf einen luͤfti- gen Boden duͤnne ausbreiten und fein duͤrre wer- den lassen. Laͤßt man sie uͤber die Zeit stehen, so kruͤmmet und bieget sie sich bis zur Erde, daß her- nachmalen die besten Aehren durch das Abmaͤhen mit ins besondere. mit der Sense in zwey gehauen werden, und auf den Acker liegen bleiben. Die mehresten Pachter und Bauer-Leute ste- cken in den uͤblen Vorurtheile, daß die Gerste, wenn sie abgehauen worden, drey bis vier Wochen auf dem Lande in Geschwaden liegen bleiben muͤste, da- mit sie roͤstete. Das ist, sie muͤste erstlich einige starke Thaue oder Regen bekommen, wodurch die Koͤrner aufquoͤllen und mehr in das Maaß gaͤben. Allein ich habe niemalen gewahr werden koͤnnen, daß die Koͤrner dadurch aufgequollen und groͤsser geworden waͤren, sondern wenn sie recht gelbe und gehoͤrig abgedorret ist, lasse ich sie allezeit sammlen, binden und einfuͤhren, denn es ist ungleich besser, wenn die Gerste bey Zeite in die Scheure kommt, als wenn sie alzulange auf dem Acker lieget, indem die Koͤrner im ersten Falle nicht nur fein gelbe blei- ben, sondern auch nicht so haͤufig ausfallen. Hinge- gen wenn die Gerste in den Geschwaden lange lie- get, so werden die Koͤrner nicht nur durch den Re- gen und Thau schwaͤrzlich, und verlieren ihren Glanz und Ansehen, sondern fallen auch bey dem Sammlen und Einfahren dergestalt aus, daß sie Samens dicke auf dem Acker liegen bleiben; zuge- schweige des Schadens welcher durch die Aehren- Leser, und durch die Voͤgel, Maͤuse und anderes Un- geziefer geschiehet. Ein anders ist es bey dem Ha- fer und Weitzen, welche, wenn sie nicht einige Tage gelegen und geroͤstet, bey dem Treschen nicht gerne aus dem Stroh gehen. Die Gerste, welche auf Pferch- oder Schaaf- J 3 Duͤn- 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Duͤnger gebauet worden, waͤchset oder keimet bey dem Malzmachen nicht so gut und nicht so bald aus, als diejenige, welche auf andern Aeckern er- wachsen ist; denn sie haͤlt sich nicht allein einige Tage laͤnger auf als andere Gerste, sondern es bleiben auch viel Koͤrner zuruͤck, um deswillen ist es vor die Bier Brauer eine schlimme Sache, wenn sie dergleichen Gerste auf dem Markte bekommen, besonders wenn die Verkaufer solche zuweilen un- ter andere Gerste mischen, denn wenn hiervon sol Malz gemachet werden, so keimen die Koͤrner von der Schaaf-Duͤnger Gerste, wie schon gesaget wor- den, langsamer hervor als die anderen, welche einige Tage eher auswachsen. Wenn nun diese letzteren auf die vorigen langsam Keimenden warten muͤs- sen, so wachsen sie zu stark aus, und werden rasen- keimig, wodurch dem Biere ein wiedriger Ge- schmack verursachet wird. Wenn die Bier-Brauer erfahren koͤnnen, daß die Gerste auf Schaaf-Duͤn- ger gewachsen ist, so verwerfen sie solche gaͤnzlich, indem uͤberhaupt das hiervon gebraute Bier keinen guten Geschmack bekommen sol. Daher hat man sich bey dem Einkauf der Gerste zum Brauen vor- zusehen, und wohl zu erkundigen, an welchen Or- ten, und auf was vor Aeckern die Gerste erwachsen ist. Die uͤbrigen Sorten der Gerste welche zum Theil vier auch wohl sechs Reihen Koͤrner haben, alhier zu beschreiben, halte ich vor uͤberfluͤßig, in dem die Cultur mit der vorigen in allen Stuͤcken auf eins hinaus laufet. §. 8. ins besondere. §. 8. Das Tuͤrkische Korn, Tuͤrkischer Wei- Tuͤrkisch Korn. tzen, Mays, granis aureis, Frumentum Indicum, Mays dictum, C. B. P. Triticum indicum, J. B. Fru- mentum Turcicum. Dod. Mays hoc granorum colore mirum variat, hinc Mays granis albicanti- bus, violaceis, spadiceis, nigricantibus, rubris, al- bospadiceis, rubrospadiceis, aureis \& albis, \&c. apud Tournefort \& tot apud Tabernamontan. figuræ, ist bey uns nicht sonderlich im Gebrauch, doch wird es hin und wieder in denen Gaͤrten zur Curiositaͤt gepflanzet, wiewohl einige vor einigen Jahren anfiengen solches im freyen Felde acker- weise zu bauen, alwo es ungemein anschlug, und schoͤne reiffe Kolben und Koͤrner von allerhand Far- ben hervor brachte. Allein diebische Leute, weil es was neues war, brachen des Nachts die mehresten Kol- ben heraus, daß der Eigenthuͤmer wenig einernden konte, und um solcher Dieberey willen ist der Anbau des Tuͤrkischen Korns bey uns unterlassen worden. Es hat diese Frucht eine weisse zasigte harte Wurzel, und treibet einen dicken runden und festen Stengel, der auf guten Boden vier bis fuͤnf Schuh hoch wird, und unterschiedene Kolben oder Zapfen hervorbringet. Diese Kolben, welche statt der Aeh- ren sind, haben die Form wie ein Tannen-Zapfen, und enthalten inwendig ein grobes Mark, auswen- dig aber sind sie mit den Koͤrnern, welche Reihen- weise feste an einander sitzen um und um umgeben. Die Blaͤtter sehen dem Schilffe ganz aͤhnlich, doch sind sie nach Proportion viel breiter und anderthalb J 4 Schuh 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Schuh lang, auch am Ende etwas rauch. Die Bluͤte, welche gemeiniglich im Junius und Julius hervor komt, sitzet oben an den Stengel Buͤschel- weise, und bestehet aus vielen weissen, gelben und purpurfarbigen kleinen Faͤserlein. Es kommet aber die Frucht nicht wie bey andern Gewaͤchsen an demjenigen Orte hervor, wo die Bluͤte gestanden, sondern ein ganz Fleck weiter unten, woraus man schliesset daß die Bluͤten mit ihrem Staube die Kol- ben nur impraͤgniren und fruchtbar machen, daß sie Koͤrner tragen koͤnnen. Vom Staube der Blumen und anderer Fruͤchte, ist in dem Ham- burgischen Magazin, vieles zu lesen, wovon ich aber alhier weiter nichts gedenken wil, weil bis diese Stunde diese Sache noch nicht voͤllig ausge- machet ist, obgleich in vielen Schriften davon ge- handelt worden. Gemeiniglich bringet eine jede Blume einen, auch unterweilen zwey Kolben, welche sich unten in dem Laube oder Rohr-Blaͤttern befin- den. Wenn man die Blumen vor der Zeit abschnei- det ehe die Koͤrner reif werden, so wird man gewis keinen Zapfen oder Kolben erhalten, welches ich ei- nigemal probirt habe. Wenn nun die untersten Kolben zur voͤlligen Reifung gelanget sind, so findet man viele gelbe, weisse, blaue und rothe Koͤrner, welcher groͤsser und breiter sind als die Zucker-Erb- sen. Jnwendig sind sie voller Mark und Mehl, welches ganz suͤsse schmecket, aber doch zum Brod- Backen, nicht wohl dienet, indem der Teig davon alzusehr fliesset, oder man muͤste es mit andern Rocken-Mehl untermischen. Doch kan es auf grossen ins besondere. grossen Land-Guͤthern zum Brey vor das Gesinde, und vor das Vieh zur Mastung gebrauchet werden. Jn Kriegs-Zeiten ist dieses Korn mit guten Nu- tzen zu erziehen, weil dasselbe nicht kan fouragiret werden, da man denn in Ermangelung des ordentli- chen Getraides solches zur Noth in der Haushal- tung gebrauchen kna, welches in vorigen Kriegs- Zeiten am Rheinstrohme vielfaͤltig geschehen ist. Am besten dienen diese Koͤrner, wenn sie eingeweichet werden, zum Stopfen der Capaunen und Calecutischen Huͤner, welche davon sehr fett werden. Dieses Gewaͤchs erfordert ein mittelmaͤßig geduͤngtes, und ein Jahr vorher gebrauchtes Land, welches langsam im Herbste mit drey oder vier Pferden umgepfluͤget oder gegraben worden, wel- ches letztere noch besser ist. Desgleichen verlan- get es einen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, und kan auch nicht die geringste Kaͤlte oder Reifen er- dulten, deswegen darf man die Koͤrner nicht eher als zu Ende des Aprils in die Erde bringen. Zu solcher Zeit werden dieselben mit einem Pflanzer einen Schuh weit von einander, und drey Zol tief nach der Schnure gestecket. Wenn die Koͤrner aufgegangen und in etwas erwachsen sind, muß das Unkraut darzwischen mit einer Hacke weggeschaffet werden, welche Arbeit ein- bis zweymal, nachdem es die Witterung giebet, den Sommer uͤber zu wiederholen ist. Wenn nun die Kolben wirklich da sind, und die obersten Sten- gel anfangen zu dorren und gelbe werden, so schnei- J 5 det 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten det man sie benebst einigen Blaͤttern ab, welches ein gutes Futter vor das Rind-Viehe giebet. Gegen den Herbst, in der Mitte des Septem- bers, pflegen die Kolben gemeiniglich reif zu wer- den, und wenn sie zu ihrer Duͤrre gelanget, bricht man sie an einem hellen und trockenen Tage ab, und breitet sie fein duͤnne auf einen luͤftigen Bo- den, daß einer an dem andern zu liegen koͤmmt. Nach Verfliessung einiger Tage muͤssen sie fort ge- stossen und mit einem hoͤlzern Rechen gewendet werden. Sind nun die Koͤrner recht duͤrre und trocken, so werden sie mit einem Holze, welches wie ein Kerb-Holz zugeschnitten ist, abgestossen, womit es geschwinde von statten gehet. Diese Koͤrner werden abermal eine Zeitlang duͤnne auf einen luͤf- tigen Boden ausgebreitet, damit sie nicht auf ein- ander schimmeln, und wenn man findet daß sie recht duͤrre geworden, so koͤnnen sie nachgehends auf ei- nen Haufen, jedoch nicht alzudicke geschuͤttet wer- den. Auch hat man sie vor den Maͤusen zu ver- wahren, indem sie solche uͤberaus gerne fressen. §. 9. Vom Ha- fer. Es werden in den Haushaltungs-Buͤchern man- cherley Arten und Benennungen des Hafers gefun- den; aber bey denen Botanicis finde ich nicht mehr denn dreyerley Arten angemerket, als erstlich den weissen oder gelben, avena vulgaris vel alba, C. B. zum andern den nackenden, avena nuda, C. B. und drittens, den Flug-Wind- oder wilde Hafer, avena ins besondere. avena semine nigro, C. B. welcher ein schaͤdliches Unkraut ist, und die Aecker sehr verunreiniget, wo- von ich albereits in dem dritten Theile pag. 31. gehandelt habe. Weitlaͤuftigkeit hiervon zu machen wird ver- gebens seyn, indem von dieser Erziehung in allen Haushaltungs-Buͤchern und Schriften vieles zu lesen ist; doch muß ich alhier, um der Ordnung willen, einiges bemerken. Es wird hierzu ein solcher Acker erfordert, wie bey der Sommer-Gerste angegeben worden. Man saͤet denselben gemeiniglich im Fruͤh-Jahre zeitig, im Merz und so fort bis im May, auf ein Land wo vorher Weitzen oder Rocken gestanden, doch muͤs- sen die Stoppeln noch vor Winters fein tief umge- pfluͤget werden, damit die Schrollen, wenn etwa das Land schwehr oder lettig ist, durch den Frost den Winter uͤber locker und milde gemachet werde. Viele Bauers-Leute geben zwar vor, daß der Ha- fer, wenn man das Land nicht faͤlgete, sondern sol- chen nur auf die Stoppeln bestellete, noch besser gerieth, wozu ich mich aber nimmermehr wer- de bereden lassen, denn es ist gewiß, je besser ein Land zugerichtet, und je milder und muͤrber es durch das Umpfluͤgen, und durch den Frost gema- chet worden, desto besser gedeyet die Frucht. Und die Erfahrung bezeuget es an vielen Orten, daß auf den guten und wohlgebaueten Aeckern der Ha- fer gemeiniglich schoͤner waͤchset als auf einen schlecht begatteten und festen Boden. Und 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Und wenn es auch zuweilen geschiehet, daß der Haber auf einem ungefaͤlgtem Lande besser geraͤth als auf den gefaͤlgten, so ruͤhret doch solches nicht von Unterlassung des Faͤlgens, sondern von andern Neben-Ursachen her. Es kan, zum Exempel, das ungefaͤlgte Land in guter Besserung, das gefaͤlgte aber sehr mager seyn. Oder der Same ist auf den gefaͤlgten Acker bey feichter Witterung eingeschmie- ret, und hingegen auf den ungefaͤlgten fein locker und milde in die Erde gebracht worden. Diese und andere dergleichen Umstaͤnde, welches die Bauers-Leute selten bemerken, koͤnnen zwar, wie leicht zu erachten, zuweilen eine Ausnahme von der gegebenen Regel machen, aber doch selbsten keine bestaͤndige Regel abgeben, daß der Hafer auf un- gefaͤlgtem Lande besser gut thue als auf gefaͤlgten. Man nehme nur zur Probe zwey neben einander liegende Aecker von gleicher Guͤte und Besserung, lasse den einen faͤlgen, den andern aber nicht, und bestelle solche zu gleicher Zeit und Witterung mit einerley Samen, und mit gleichem Fleisse und Ac- curatesse, so wird man gewiß finden, daß der auf dem gefaͤlgten Lande den Vorzug behaͤlt. Jn unsern guten Feldern bestellen einige Acker-Leute den Hafer auf Gersten- und Sommer- Rocken-Land, und also erstlich im dritten Jahre, da denn ebenfals die Stoppeln langsam im Herbste umgepfluͤget werden muͤssen. Jm Fruͤh-Jahre, so bald die mehresten Froͤ- ste vorbey sind, wird von dem in der letzten Ernde gebaueten Hafer der beste, welcher nemlich fein gelbe, ins besondere. gelbe, schwere und volkommene Koͤrner hat, und vom Unkraut-Samen befreyet ist, wiederum ausge- saͤet und nicht alzutief untergepfluͤget, und mit der Ege bestrichen. Es sind uͤberhaupt von dieser Bestellung keine gewisse Regeln, welche sich aller Orten schicken zu geben, denn es komt gar viel auf das Clima und Landes-Art an, wo ein Haus-Wirth wohnet, und muß daher ein jeder wohl Acht haben, welche Sorten an seinem Orte am besten gut thun, auch ob es besser sey den Hafer unter zu pfluͤgen oder unter zu egen. An einigen Orten habe ich es gesehen, daß die Leute mit kleinen Furchen erstlich zur Saat geackert, den Samen alsobald oben aufgesaͤet und hernach wohl unter geeget haben. Auf einen nassen und sumpfigten Boden thut der Hafer niemalen gut, indem die Koͤrner zum Theil bald, und zum Theil langsam aufgehen, folg- lich derselbe nicht zu einer Zeit reif wird. Es ist also am besten solche Aecker hierzu zu erwehlen wo vorher Winter-Weitzen oder Rocken gestanden. Wo diese gut gewachsen, wird der Hafer auch schoͤne Rispeln hervor bringen. Wenn der Hafer aufgegangen, und der Acker schrollicht und kluͤmpricht ist, muß man ihn wal- zen lassen, daß sich die Kloͤse zerdrucken, welches am besten geschiehet nach einen Regen; hierdurch wird das Land fein gleich und eben, daß in der Ernde-Zeit das Abhauen und zusammen rechenen desto besser und reiner geschehen kan. Solte 3. Cap. Von den Korn-Fruͤchten Solte der Acker gleich nach der Bestel-Zeit durch starke Regen eine derbe Rinde oder Ruft bekommen, daß der Same mit seinen Keimen nicht hindurch wachsen koͤnte, so ist kein anderer Rath zu geben, als daß ein solches Land mit der Ege abermal bestrichen und uͤberfahren werde, wovon in dem ersten Theile p. 131. im 6ten Ca- pitel ein mehrers zu finden. Jst der Hafer zu seiner Reifung gelanget, und fein gelbe und schoͤne an seinen Koͤrnern anzu- sehen, so wird er abgehauen, und muß acht bis vier- zehen Tage in den Geschwaden liegen bleiben, damit er entweder beregnet oder von den starken Thauen muͤrbe gemacht werde und roͤste. Wenn dieses nicht geschiehet, so gehet er bey dem Dreschen nicht gerne aus den Stroh. Das Ausdreschen ist bey kalter Witterung, wenn starke Froͤste sich einstellen am besten vorzunehmen. Eine sehr uͤble Gewohnheit ist es auch bey man- chen Acker-Leuten, daß sie den Hafer, wenn er noch halb gruͤne, und an seinen Koͤrnern noch nicht reif und hart ist, abzumaͤhen pflegen, welches sie darum thun, daß diese Arbeit desto besser und geschwinder von statten gehen sol, den Schaden aber, welcher hiervon erfolget bedenken sie nicht. Wenn solcher Hafer gedroschen, und nachgehends auf den Boden gebracht wird, so schrumpfen die Koͤrner zusammen, und koͤnnen folglich nimmermehr so viel in das Maaß geben als volkommene Koͤrner. Ferner lassen sie auch den Hafer, nach dem er abgemaͤhet worden, in denen Reihen und Geschwaden alzu lange auf ins besondere. auf dem Felde liegen. Wenn sich nun viele Re- gen einstellen, so wird er unansehnlich und schwarz, waͤchset auch unterweilen gar aus in den Geschwa- den. Waͤhrend solcher langen Zeit fressen die Ra- ben und andere Voͤgel, wie auch die Maͤuse und Hamster gar vieles weg, welche letztere den mehre- sten Schaden thun, und den Hafer in ihre Kam- mern schleppen, der Dieberey nicht einmal zu ge- denken. Und was noch das schlimmste ist, so neh- men sie auch von solchen Hafer wiederum zur Aus- saat. Wie koͤnnen dergleichen corrumpirte und ver- dorbene Koͤrner aufgehen, keimen und hervor wach- sen. Es ist gewiß, daß sie bey nahe die Helfte zu- ruͤcke bleiben, welches man nachmals dem Grunde und Boden, wie nicht weniger der Witterung bey- meßen wil. Wenn der Hafer in der Scheure aufgehoben worden, so muß er anfaͤnglich auf den Boden fein duͤnne geschuͤttet und einigemal gewendet werden, damit er nicht auf einander moderich oder dumpfigt werde. Wenn er diesen garstigen Geruch an sich hat, so fressen ihn die Pferde nicht gerne, werden hiervon ungesund, und crepiren wohl gar daruͤber. Der alzuneue Hafer fuͤttert auch nicht gut, und verstopfet die Pferde. Das Hafer-Stroh, wenn es den Pferden un- ter gestreuet und Mist darvon gemacht wird, dienet nicht wohl zu den Treibe- und Mist Beeten, denn ich habe einigemal angemerket, daß er anfaͤnglich alzusehr hitzet, daß die darauf gesaͤeten Blumen. Kohl, Kohl-Rabi und andere Pflanzen, gelbe ge- wor- 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten worden, und nicht von der Stelle gewachsen sind, ob ich gleich nach gehoͤriger Art, wie gebraͤuchlich ist, die staͤrkeste Hitze vorbey gehen lassen. Wem es nicht glaublich vorkommt, der kan es probiren, so wird ihn der Glaube in die Haͤnde kommen. Am besten dienet zu den Mist-Beeten das Gersten- und Rocken Stroh. Das 4. Capitel. Von den Huͤlsen-Fruͤchten welche unter den Pflug gehoͤren. §. 1. O bgleich von einigen Huͤlsen-Fruͤchten in dem vierten Theile des Land- und Gar- ten-Schatzes schon gehandelt worden, so gehoͤren doch selbige mehrentheils in die Gaͤrten- und muß darzu gegraben werden; hingegen gehoͤ- ren diejenigen, von welchen jetzo sol gehandelt wer- den, ordentlich zum Ackerbau. Von der gemeinen Feld-Erbse. Hieher gehoͤret die gemeine langsame Feld- Erbse, Pisumarvense, C. B. P. Pisa vulgaria, par- va, alba sive arvensia, I. B. Flore purpureo \& al- bo variat, non secus ac pisum maius. Die Leute auf denen Doͤrfern saͤen solche gemeiniglich auf die Brach-Acker, welcher nemlich im ersten Jahre Winter-Rocken oder Weitzen, und im andern Gerste getragen, im dritten aber ordentlich leer blei- welche unter den Pflug gehoͤren. bleibet, damit er zur kuͤnftigen Winter-Saat be- quem zubereitet werden koͤnne, welches Bestellen der Brach-Aecker sie Soͤmmer zu nennen pflegen, wie oben bereits gedacht worden. Man muß sich billig wundern, daß sich die wenigsten Acker-Leute um rechte gute Samen-Erb- sen bekuͤmmern. Die meisten nehmen solche ohne Unterscheid von ihren Boͤden, und saͤen sie wie sie gewachsen sind, es mag sich Unkraut und allerhand andere Samen-Koͤrner darunter befinden oder nicht. Ja so gar sind sie so traͤge und faul, daß sie auch nicht einmal die Stock-Erbsen heraus lesen, welche aus ihrer Art gegangen sind, und braune aussehen, sich auch nicht kochen lassen, sondern hart bleiben, und einen uͤblen Geschmack haben. Man kan sie auch gleich an ihren purpurfarbigen Bluͤten erkennen, und von den andern guten Erbsen unter- scheiden, als welche, wenn es recht seyn sol, alle weisse Blumen haben muͤssen. Dieses sind die besten, die uͤbrigen Sorten, als die gruͤne, schwarze und blaulichte gemeine Feld-Erbsen, kommen niemah- len den weissen weder an Geschmack noch im Kochen bey, um deßwillen sie auch von den wenigsten geach- tet werden. Eben so sehr muß man sich wundern, daß die Bauers-Leute bestaͤndig bey ihrer Art der Erb- sen bleiben, welche gemeiniglich einen Monat lang- samer zu ihrer Reifung gelangen, als unsere fruͤh- zeitige Erbsen, daher folglich der Acker, da die Erbsen so langsam eingeerndet werden, nicht so bald als es billig seyn solte, umgepfluͤget und ge- 5. Theil. K brachet 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten brachet werden kan. Es waͤre also wohl gethan, daß sie sich die Fruͤh-Erbsen anschaften, wovon in dem ersten Theile p. 50. und p. 62. und im vier- ten Theile p. 151. ein mehrers zu sinden ist. Die mehresten saͤen die Erbsen, wenn die Froͤ- ste vorbey sind, im April, auf die Gersten-Stoppeln, und zwar am Gemaͤß eben so viel als zum Win- ter-Rocken gebraͤuchlich ist, ackern solche vier bis suͤnf Zol tief unter, und uͤberfahren hernach den Acker mit der Ege. Diejenigen aber thun besser, welche das zu den Erbsen bestimte Land im Herb- ste faͤlgen lassen. Noch andere pflegen die Erbsen auf frisch ge- duͤngtes Land zu bestellen, welches ich aber nicht bil- ligen kan, indem sie erstlich dadurch sehr hoch wer- den, sonderlich wenn sich viele Regen einstellen. Zum andern legen sie sich wegen ihrer Laͤnge auf einander, wodurch das Stroh eine Faͤulniß bekomt, daß das Schaaf- und Rind-Viehe hernach solches nicht gerne angehet, ob es ihnen gleich sonsten ein angenehmes Futter ist. Drittens, wenn die Duͤn- gung etwas strohigt ist, und die untergefluͤgten Erbsen, theils unter die Mist-Klumpen, theils mit- ten darinnen, theils auch oben darauf zu liegen kom- men, so muͤssen bey aussenbleibenden Regen und warmen Sonnenschein viele Stengel verwelken und verdorren, weil ihre Wurzeln hohl liegen, folglich nicht genugsamen Nahrungs-Saft zum Wachsthum an sich ziehen koͤnnen, und von der Duͤrrung und Hitze verbrennen muͤssen. Viele Acker-Verstaͤndige wollen auch behaupten, daß welche unter den Pflug gehoͤren. daß die auf geduͤngtem Lande erwachsene Erbsen nicht so gut kocheten als diejenigen, welche auf ma- gern Aeckern gebauet wuͤrden. Andere hingegen halten das Wiederspiel. Wenn die Erbsen sich nicht weich kochen las- sen, so nehmen unsere Weiber drey bis vier Tage gestandenes Wasser hierzu, wovon sie weich werden sollen. Sonsten weiß ich auch, daß das Regen- Wasser die allerbesten Dienste thut, die Huͤlsen- Fruͤchte weich zu kochen, welches auch, wie die Me- dici davor halten, sehr gesund seyn sol. Was ich al- hier von dem Einernden dieser Frucht noch anmer- ken solte, solches ist albereits in dem vierten Theile p. 152. geschehen. An einigen Orten habe ich gesehen, daß die Acker-Leute im Fruͤh-Jahre Erbsen in die Brache bestellet, und solche, wenn sie gebluͤhet und ihre Schoten angesetzet, wiederum umgepfluͤget haben. Wenn nun das Land eine Zeitlang gelegen, und das Erbs-Stroh in der Erden verfaulet, so ruren sie das Land, wie in der ordentlichen Brache zu gesche- hen pfleget. Und dieses sol eine Duͤngung abge- ben und guten Nutzen zuwege bringen. Allein ich kan nicht einsehen, daß dieses zur Besserung des Landes etwas beytragen solte. Es haͤlt wohl das Stroh, wenn es in einem festen und schweren Lande untergeackert worden, die Acker etwas locker und milde, weiter aber wird es wohl schwerlich zur Duͤngung etwas beytragen koͤnnen. Man bringt sich auch bey einer solchen vermeinten Klugheit nur um den Vorrath der Erbsen, da doch solche in der K 2 Haus- 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten Haushaltung besser zu gebrauchen, indem sie so wohl vor die Pferde, in Ermangelung des Hafers dienen, wenn man sie allezeit einen Tag vorher ein- quellet, als auch zur Fuͤtterung vor das Rind- und andere Viehe koͤnnen geschrotet werden. Und ge- setzt, es waͤren auch einige zur Besserung dienliche Salze und Theilchen in den untergeackerten Stroh befindlich, so sind doch solche aus der Erden vorher heraus gesogen worden, folglich koͤnnen durch die eingepfluͤgten Erbsen eben nicht mehr Kraͤfte in den Acker gebracht werden, als vorher darinnen besind- lich gewesen sind. Jn einigen Haushaltungs-Buͤchern werden mancherley Geheimnisse, und unter andern auch folgendes angegeben, daß die Erbsen nicht Wurm- stichig wuͤrden, wenn man sie nicht in dem Mittags- und auch nicht in dem Mitternacht-Winde saͤete, der erste sol sie wurmig, und der andere hart ma- chen daß sie nicht weich kocheten. Jch kan aber nicht finden, daß die Winde solche Uebel zuwege bringen solten; denn was das schlechte Kochen be- trift, so kommt uͤberhaupt hierinnen vieles auf die Jahres-Witterung an, wenn nemlich die Regen aussen bleiben, und die Erbsen duͤrre und trocken er- wachsen, so werden ihre Huͤlsen zaͤhe und hart, daß sie folglich nicht bald zerkochen und weich werden koͤnnen; doch komt auch vieles hierinnen auf die Landes-Art an, indem es Gegenden und Striche in den Feldern giebet, von welchen die Erbsen niema- len weich kochen. Wenn aber in einigen Jahren mehrere Wuͤr- mer welche unter den Pflug gehoͤren. mer in den Schoten gefunden werden, als in andern, so kan solches gleichfals kein Wind zuwege bringen, denn es ist eine ausgemachte Sache, daß keine Made oder Wurm ein Leben gewinnen kan, wo nicht vorher ein Samen-Ey von einen Papilion oder Sommer-Vogel angeschmeist worden, daher entstehen diese Wuͤrmer gemeiniglich in solchen Jahren, wenn viele dergleichen Ungeziefer in der Luft herum flattern. Man sehe hiervon nach im er- sten Theile p. 63. Doch koͤnte es von ohngefehr geschehen, daß solcher Wind dergleichen Jnsecten aus einer andern Gegend, wo es eben deren viel gie- bet, herbey fuͤhrete, welche hernach ihre Eyerlein an die Erbsen anschmeissen, wovon nachgehends die haͤuffigen Wuͤrmer entstehen muͤssen. Es moͤchte hierbey Jemand einwenden und sa- gen: wie kommen aber die Maden in die Schoten zu den Erbsen, da man doch an denselben kein Loͤch- lein findet? Dieses gehet also zu: wenn die Eyer- lein von der Sonne ausgebruͤtet worden, so schlu- pfen oder fressen sich die kleinen Maden alsobald durch die subtilen und annoch sehr weichen Samen- Capseln von aussen hinein, hernach wachsen die klei- nen Loͤchlein wiederum zu, und die Wuͤrmer erhal- ten sich in den Schoten, und naͤhren sich von den Erbsen bis zur Ernden-Zeit. Wenn sie mit einer Erbse, so viel sie hiervon fressen wollen, fertig sind, so kriechen sie fort, gehen also immer eine nach der andern an, und nagen solche uͤber die Helfte aus bis an die Keimen, als welche sie nicht leicht auf- fressen, sondern nebst noch einigem Marke zuruͤcke K 3 lassen, 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten lassen, weil ihnen der Geschmack derselben muß zu- wider seyn, dahero auch dergleichen angefressene Erbsen, wenn sie gesaͤet werden, dennoch aufgehen. Kurz, es verhaͤlt sich mit diesen Maden eben so, wie mit den Wuͤrmern, welche sich in dem Obste befinden, wovon im zweyten Theile p. 122. etwas gedacht worden. Ferner sol den Erbsen der Mehl-Thau und das Wetterleuchten in ihrer Bluͤte sehr schaͤdlich seyn. Von dem ersteren hat es zwar seine Richtig- keit, welches auch im ersten Theile p. 62. angemer- ket worden; das andere aber ist ihnen an sich selbst nicht schaͤdlich. Weil aber das Wetterleuchten ge- meiniglich mit starken Donnerwetter und Regen verbunden ist, so pflegen hierauf die Erbsen sehr quat und weichlich zu wachsen und aufzubluͤhen. Wenn nun, wie mehrentheils geschiehet, nach sol- cher Witterung heisser Sonnenschein ersolget, so werden die in der Hoͤhe stehende zarte Bluͤten mei- stens verbrennet, wovon im ersten Theile p. 51. auch etwas gedacht worden. §. 2. Pferde- Bohnen. Obgleich die Pferde-Bohnen, Esels- Bohnen, Futter-Bohnen, Faba minor, seu equina, C. B. P. Faba rotunda, oblonga, seu cylindracea minor, seu equina alba. Moris. H. O. P. Faba minor, fructu nigro. C. B. P. in der Haushaltung grossen Nutzen haben, und zur Fuͤtterung vor die Pferde und anderes Viehe, be- sonders zur Mastung trefliche Dienste thun, auch in welche unter den Pflug gehoͤren. in grosser Theurung zum Brodbacken dienen, wenn Rocken- oder Gersten-Mehl darunter gemenget wird; so finde ich doch in den wenigsten Haushal- tungs-Buͤchern, daß solche eigentlich waͤren be- schrieben worden. Mehrentheils haben die Aucto- res die Phaseolen, Schmink- oder Tuͤrckische- wie auch die grossen Garden- und endlich die Pferde- oder Futter-Bohnen unter eine Beschreibung ge- bracht. Wer nun nicht albereits einen Unterscheid zu machen weiß, und hierinnen eine Erfahrung hat, der kan gar leichte irre gemacht werden, denn die Phaseolen, die grossen Garten-Bohnen, und die Esels-Bohnen, sind gaͤnzlich von einander unter- schieden, und brauchet eine jede Sorte eine ande- re Erziehung. Es verlangen diese Bohnen ein solches Land, auf welches man pfleget Gerste, Sommer-Rocken, oder Sommer-Weitzen zu saͤen, und muß dasselbe eben also wie zu den gedachten Sommer-Fruͤchten vor Winters von einander gepfluͤget, und auf das Fruͤh-Jahr bestellet werden. Doch gehet es auch an, daß man sie in die Brache saͤet, und da nehmen sie mit magerem Lande vorlieb, wenn anders der Acker nicht mit Sau-Disteln, Quecken und Wind- Hafer verunreiniget ist. Wir saͤen von solchen Bohnen zu Ende des Merzes und im April sechs Erfurter Metzen auf einen Acker, und lassen solche vier bis fuͤnf Zol tief unterpfluͤgen, und das Land hernach mit der Ege uͤberfahren. Es pflegen auch einige bey uns eine Metze K 4 Klun- 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten Klunker- oder Fontanel-Erbsen, Pisum hortense maius, mit unter diese Bohnen bey der Aussaat zu mischen, sie nehmen aber eine Metze Bohnen weni- ger. Wenn nun diese mit einander in die Hoͤhe wachsen, so klammern oder haͤngen sich die Erbsen mit ihren Faͤserlein an die Bohnen-Stengel an, und gelangen mit einander zu gleicher Zeit zur Rei- fung, wovon ich oben p. 148. und 149. im vierten Theile etwas angemerket habe. Beide sind dem Viehe, sonderlich wenn sie geschrotet werden sehr angenehm. Auf den hiesigen, und nach Go- tha zu liegenden Doͤrfern werden dergleichen Bohnen stark gebauet, womit die Leute ihre Pfer- de treflich zu fuͤttern wissen; sonderlich sollen sie den traͤchtigen Mutter-Pferden gute Dienste thun daß sie nicht verwerfen. Es muͤssen aber die Bohnen vorher zum wenigsten 24 Stunden einge- quellet werden, ehe man sie mit dem Heckerling (Hexel) vermischet und den Pferden zu fressen giebet. Es kan auch nicht schaden, obgleich solches die wenigsten thun, wenn die in etwas erwachsent Bohnen von dem groͤbsten Unkraute befreyet und gejaͤtet werden, wodurch nicht nur der Acker gerei- niget wird, sondern auch die Bohnen besser in die Hoͤhe wachsen und bessere Fruͤchte bringen. Solte sichs aber zutragen, daß bey nassen Jahren die Stengel gar zu hoch wuͤchsen, und im- mer mehr Bluͤten ansetzen wolten, da sie doch al- bereits ihre Schoten haͤtten, so koͤnnen die Gipfel einen halben Schuh hoch abgeschnitten werden, da- mit welche unter den Pflug gehoͤren. mit der Saft gehemmet werde, und nicht mehr in die Spitzen gehen koͤnne, wodurch so wohl die Boh- nen als das Stroh eher zur Reifung gelangen. Die abgeschnittene Gipfel thun dem Rind-Viehe zur Fuͤtterung auch gute Dienste. Wenn ihre Schoten oder Samen-Capseln an den Stengeln schwarz geworden sind, so werden sie wie das Korn abgeschnitten. Und obgleich ei- nige die Stenge mit ihren Wurzeln aus der Erde ziehen, so ist dieses doch nicht kluͤglich gehandelt, in- dem die Erde und kleine Steine zwischen den Gewuͤrzlich hangen bleiben, wovon so wohl das Stroh als auch die Bohnen unreine werden, daß hernach das Schaaf-Viehe dadurch an den Zaͤhnen Noth leiden, auch deswegen solches Stroh nicht gerne abfrisset. Nachdem sie abgeschnitten worden, laͤßt man sie acht bis zehen Tage, auch wohl laͤnger, nachdem es die Witterung giebet, auf den Acker liegen, da- mit sie recht trocken werden, ausserdem wuͤrden sie sonsten in der Scheure verschimmeln, oder wohl gar auswachsen, daß weder die Bohnen noch das Stroh zu gebrauchen waͤren. §. 3. Die gemeine Linsen, Lens vulgaris semine Von Lin- sen. subrufo, C. B. P. Lens minor Dod. wie auch die Pfennig-Linse, Lens maior, C. B. P. Lens Itali- ca, Camerar. haben beyde einerley Erziehung, und werden im April wie die Erbsen gesaͤet, verlangen auch ebenfals einen solchen Grund und Boden, K 5 wel- 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten welcher vor Winters umgepfluͤget worden. Bey uns nehmen die Leute geringe sandige Aecker hier- zu, doch aber, je bessere Acker hierzu erwehlet wird, desto besser gedeyen sie. Wenn das Land im Fruͤh- Jahre hierzu geackert worden, so pflegen unsere Acker-Leute vier Erfurtische Metzen oben auf die Furchen zu saͤen, und den Acker ein auch wohl zwey- mal mit der Ege zu bestreichen. Wenn ihre Schoten braͤunlich werden, wel- ches gemeiniglich im August geschiehet, so muß man sie abschneiden; wenn sie zwey bis drey Tage auf dem Acker gelegen, werden sie bey trockenen Wetter aufgebunden und eingefuͤhret. Man hat bey dem Abschneiden und Einernden auf die Wi tterung sorgfaͤltig Acht zu geben, theils daß man sie nicht abmaͤhen lasse wenn Regen Wetter zu vermuthen ist, theils daß man dieselben, so bald sie abgedorret sind, besonders bey anscheinender Veraͤnderung des Wetters eilfertig ins trockene zu bringen suche. Denn wenn sie wieder beregnet werden so springen die Schoͤtlein oder Samen-Capseln von einander, und die Linsen laufen heraus, daß man kaum die Helfte in die Scheune bekommet. Siehe hiervon im vierten Theile p. 152. Das Stroh ist ein ungemein gutes Futter vor die Schaafe, Laͤmmer und Kaͤlber. Wenn die Pfer- de von Jugend auf an dergleichen Stroh gewoͤhnet worden, und es den Winter uͤber an Heu mangelt, so dienet solches eben so gut zur Fuͤtterung als das Heu selbsten. Wenn es aber alten Pferden, welche an dergleichen Fuͤtterung nicht gewoͤhnet sind, vor- gele- welche unter den Pflug gehoͤren. geleget wird, so werden sie leicht krank davon. Die Metzger geben zum Theil vor, wenn die Schweine Finnen haͤtten, und man weichete Linsen 24 Stunden in Wasser ein, und gaͤbe ihnen beydes zugleich eine Zeitlang unter das Futter, daß ihnen solche hiervon vergiengen. Allein, wo koͤnnen sie diesen Fehler der Schweine erkennen ehe sie ge- schlachtet werden? §. 4. Man darf die Saat-Wicke, Vicia sativa Von der Saat-Wi- cke. vulgaris, semine nigro, C. B. P. Vicia vulgaris, sativa, J. B. mit den uͤbrigen Sorten, welche wild wachsen, nicht confundiren, denn dieses ist ganz ei- ne besondere Art, und thut in der Haushaltung zur Fuͤtterung des Viehes ungemeine Dienste. Die Wicken welche man zur Aussaat gebrau- chen wil, sollen billig fein reine seyn, daß keine Ra- den oder anderes schaͤdliche Gesaͤmig sich darunter befindet, wodurch nicht nur der Acker verunreiniget wird, sondern das Vieh frisset auch die Wicken nicht so gerne, und ortzet solche wegen des darunter auf- gewachsenen Unkrautes, welches demselben zum Theil zuwider ist. Gemeiniglich werden diese Wicken zu Ende des Aprils auf die Brach-Aecker gesaͤet, nicht alzutief untergeackert, und das Land mit der Ege uͤberfahren. Wenn man sie alleine, ohne etwas von ande- rer Saͤmerey darunter zu mengen Ackerweise be- stellet, so ist es, in Ansehung der Viehzucht eine trefliche Huͤlfe, sonderlich an denjenigen Orten wo es wenig Gras und Wiesenwachs giebet, indem man 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten man die Wicken gruͤne abhauen, doͤrren, und anstat des Heues brauchen kan; doch darf das Abmaͤhen nicht eher geschehen als bis die Koͤrner in den Scho- ten wollen gelbe werden. Nachdem sie aber abge- hauen worden, muͤssen sie wie das Heu auf dem Fel- de gewendet und getrocknet werden, und dienen zur Fuͤtterung vor die Pferde und Rind-Viehe fast noch besser als das Heu selbsten, indem die halbreifen Koͤrner, welche in ihren Schoten unter den Wicken- Stroh bleiben dem Viehe, wie leicht zu erachten, eine sehr gute Nahrung geben muͤssen. Einige saͤen auch diese Wicken hauptsaͤchlich um der Koͤrner willen, und mengen solche den Pfer- den mit unter den Hafer, nachdem sie einen Tag vorher eingeweichet worden. Vor die Huͤner und Tauben sind sie ebenfals ein gutes Futter. Bei dem Abschneiden und Einfuͤhren, hat man in Ansehung des Wetters eben die Vorsichtig- keit noͤthig, welche in den vorhergehenden dritten §. bey den Linsen angerathen worden. Wiederum andere, nehmen den vierten Theil Wicken, und drey Theile Gerste, und bestellen solche unter einander, welches sie Wicken-Gerste zu nen- nen pflegen, denn sie werden gemeiniglich mit der Gerste zu einer Zeit reif. Es ist wahr, daß dieses vor das Schweine-Viehe eine trefliche Mastung gie- bet; allein zum Malzmachen ist diese Gerste durch- aus nicht zu gebrauchen, weil das Bier, wenn man gleich die Wicken heraus feget, und so viel moͤglich abzusondern suchet, dennoch keinen guten Geschmack bekommt, indem doch allezeit einige Wicken unter solcher welche unter den Pflug gehoͤren. solcher Gerste bleiben. Nach meiner geringen Ein- sicht halte davor, daß man lieber eine jede Sorte alleine saͤe, und wenn man ja dergleichen Futter ha- ben wil, so koͤnnen die Koͤrner auf den Boden unter einander gemenget, und zum Schroten in die Muͤh- le geschaffet werden. Viele Acker-Leute bey uns bestellen auch die Wicken also: sie mengen Wicken, Erbsen, Hafer und Gerste unter einander, eines so viel als das an- dere, und besaͤen ganze Aecker damit, welches sie Wick-Futter nennen. Wenn dieses einen Schuh, und hoͤher, erwachsen ist, lassen sie solches nach und nach durch das Gesinde vor das Viehe abschneiden, welches dem Sommer uͤber, sonderlich wenn er am Grase wil fehlen, grosse Dienste leistet; so bald aber das Wick-Futter abgeschnitten worden, muß der Acker umgepfluͤget, hernach geruret, und nach Mi- chaelis uͤber Winter bestellet werden. Wird aber das Wick-Futter an einen Ort bestellet, wo vieler wil- der Hafer angetroffen wird, so hat man nicht Ursache guten Hafer mit darunter zu mengen, denn der Wind Hafer gehet unterweilen so stark auf, daß man es nimmermehr haͤtte meynen sollen, wovon ich in dem dritten Theile p. 31. und 32. gehandelt habe, welches hierbey noͤthig ist nachzulesen. Jch erinnere mich auch folgenden Vorschlag, in den Leip 3. Samml. im zweyten Bande p. 290. gelesen zu haben, daß man durch Bestellung mit Wicken-Koͤrnern die guten abgelegenen Aecker, zum Korn-Bau fruchtbar machen koͤnte. Hierzu brachete und duͤngete man den Acker, und liesse sol- chen 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten chen fein locker zur Saat arbeiten. So bald es im Fruͤh-Jahre die Witterung zuliesse, besaͤete man solchen mit Wicken. Wenn nun die Wicken voͤllig erwachsen und zur Bluͤte gelanget, so solte man den obern Theil zur Rind-Fuͤtterung abschneiden las- sen, und so viel von diesen Wicken dem Acker uͤberlassen, so viel nur moͤglich schiene, unterpfluͤ- gen zu koͤnnen. Wenn also der Acker eine Zeit- lang gelegen, und das untergepfluͤgte Wicken- Futter verfaulet waͤre, so muͤste derselbe gehoͤrig gehackt, und nachhero zur Herbst- und Winter- Saat ordentlich beschicket, und mit Samen-Korn versorget werden. Hierdurch habe man nicht nur die reichsten Fruͤchte zu erwarten, sondern auch den Vortheil, daß diese Art der Duͤngung in den Fel- dern laͤnger dauere, und solche Vortheile hervor braͤchte, als man von den ordentlichen Duͤnger kaum erwarten koͤnte. Und dieses muͤste denenje- nigen zum besondern Vortheil gereichen, welche wegen sehr gebuͤrgichten Gegenden keinen Duͤnger anfuͤhren koͤnten, und dergleichen Felder unbestelt liegen lassen muͤsten. Auf diese angegebene Gedanken von Verbes- serung der weit entlegenen, steiligten und abhaͤngi- gen Aecker koͤnte sich mancher Haus-Vater fast be- reden lassen, dergleichen Bestellung mit den Wicken vorzunehmen, um den Aeckern eine dauerhaftere Besserung zu schaffen, als kaum durch die ordent- liche Duͤngung zuwege zu bringen ist. Es werden mir also diejenigen, welche sol- cher Meinungen sind, erlauben meine Gedanken hieruͤber zu eroͤffnen. Die welche unter den Pflug gehoͤren. Die Erfahrung bestaͤtigt es, daß das Stroh oder Stoppeln, sie moͤgen seyn wovon sie wollen, weil keine gehoͤrige Kraͤfte und Salze darinnen sind, vor sich alleine zur Duͤngung wenig oder gar nichts beytragen. Siehe hier von in diesem Theile p. 94. Wie kan man also den Wicken-Stoppeln eine solche Kraft, und mehr als der Duͤngung selb- sten, beylegen. Wolte man aber einwenden: es sey ein Un- terschied zu machen zwischen reifen und duͤrren Stroh und Stoppeln, und zwischen unreifen und gruͤnen. Die erstern haͤtten freylich keine sonder- lichen Kraͤfte und Salze mehr, wohl aber die lez- teren, als welche durch die Luft und Sonne noch nicht ausgetrocknet waͤren, und ihre Kraͤfte und Sal- ze noch in sich haͤtten, welches auch von den auf dem Acker zuruͤck gebliebenen frischen und gruͤnen Wi- cken-Stroh zu sagen. Folglich koͤnne man solchen, wenn es alsobald eingepfluͤget werde, die Kraft zu duͤngen nicht absprechen. Jch antworte hierauf, daß es zwar wahr ist, daß das gruͤne Stroh und Stoppeln mehr Kraͤfte und Salze bey sich habe, als wenn sie reif und duͤrre sind. Allein da sie solche vorher aus der Erden heraus gesogen, so folget, daß durch dergleichen gruͤnes Stroh und Stoppeln von den Wicken eben nicht mehr Kraͤfte und Besserung in den Acker ge- bracht werde als vorher schon darinnen befindlich gewesen. Mithin wird wohl Niemand mit Grund behaupten koͤnnen, daß diese angegebene Duͤngung und Verbesserung des Landes ihre Richtigkeit habe. Wie 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten Wie ich denn der festen Meynung bin, daß auch die allerbeste und fetteste Fuͤtterung, welche die mei- sten Salze und Kraͤfte bey sich fuͤhret, wenn man sie wolte kleine machen, und zur Probe auf ein Stuͤck Land streuen, und einpfluͤgen lassen, dennoch nimmermehr die Wirkung thun wuͤrde, als wenn solche erstlich von dem Viehe verdauet, und durch die starke fermentation in ihren Leibern aufgeloͤ- set worden. Und es erfordert allerdinges noch eine genaue Untersuchung, ob die Verwesung der Vegetabilien, welche in der Erde nach und nach geschiehet, so geschickt ist, dieselben so gut aufzuloͤ- sen und zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit zuzu- bereiten, als solches durch die Verdauung und Faͤul- niß in den Leibern der Thiere geschiehet. Doch wil ich keinesweges leugnen, daß die untergepfluͤg- te Stoppeln, das schwere und lettigte Erdreich in etwas locker und milde erhalten koͤnnen, wodurch auch der Vortheil erhalten wird, daß die in dem Regen und Schnee befindlichen fruchtbaren Theil- chen sich desto besser in den locker gemachten Grund einsenken koͤnne, es folget aber deswegen doch nicht, daß das Wicken-Stroh selbst eine gute Duͤngung seyn solte. Jch kan auch nicht einsehen, warum man das Land brachen, duͤngen, zur Saat locker arbeiten, und hernach auf das darauf folgende Fruͤh-Jahr mit Wicken bestellen solte, da man doch ein solches wohl zubereitetes Land mit Winter-Fruͤchten be- stellen koͤnte, wovon gewiß ungleich mehr Nutzen zu hoffen waͤre als von den Wicken und deren Unter- pfluͤgen. Fer- welche unter den Pflug gehoͤren. Ferner wird angegeben, daß der Acker, mit welchen man die Probe gemachet zu den Wicken vorher geduͤnget worden, und gleichwol sol dieser Vorschlag zu besonderm Vortheil vor diejenigen dienen, welche wegen sehr steilen und gebuͤrgigen Gegenden keinen Duͤnger anfuͤhren koͤnnen, worin- nen in der That ein Widerspruch enthalten. Daß man aber eine gesegnete Ernde nach dem eingepfluͤgten Wicken-Stroh und Stoppeln erhal- ten, solches kommt nicht hiervon her, sondern es ruͤhret vielmehr von der Tragbarkeit des Grundes und Bodens, indem hierzu ein guter Acker verlan- get worden, besonders aber von der vorigen Duͤn- gung und guten Zubereitung des Landes her. Ein jeder hat die Freiheit alles zu pruͤfen, und das Beste zu behalten. Jch habe hierbey keine an- dere Absicht, als die Wahrheit und den Nutz des Naͤchsten zu befoͤrdern; bin dahero auch nicht ge- sonnen, hieruͤber mich in einen Streit mit Jeman- den einzulassen. §. 5. Die Kicher, Kecher, Ziser-Erbse, Cicer Von den Kichern. sativum, C. B. P. Cicer sativum sive arietinum nigrum, Park, Cicer arietinum, J. B. frunctu al- bo \& nigro wovon jetzo sol gehandelt werden, ist diejenige Art, welche mehrentheils in der Haushal- tung, und in der Arzeney-Kunst nuͤtzlich gebrauchet wird. Die uͤbrigen Sorten kommen alhier in kei- ne Betrachtung. Ob man gleich diese Kichern an unserm Orte nicht sonderlich bauet, so werden doch in andern Laͤndern ganze Aecker damit besaͤet. Sie verlan- 5 Theil. L gen 4. Cap. Von den Huͤlsen-Fruͤchten gen einen mittelmaͤssig geduͤngten Boden, welcher vor dem Winter tief umgepfluͤget worden. Alsdenn werden die Kichern im Fruͤh-Jahre im April, wenn man pfleget die Erbsen zu bestellen, gesaͤet, und hernach drey Zol tief untergepfluͤget, und mit der Ege uͤberfahren. Doch ist hierbey zu merken, daß man solche viel duͤnner als die Erbsen saͤen muß, indem sie viel mehr Raum auf dem Lande er- fordern, und wo moͤglich sechs Zol weit von einan- der liegen muͤssen. Wer aber zur Lust und zum Gebrauch eine Quantitaͤt in seinem Garten erziehen wil, der kan solche auf die nemliche Weise, wie ich sie gebauet, auf einigen Beeten erziehen; man steckt solche mit einem Pflanzer nach der Garten-Schnure zu oben besagter Zeit, ein Schuh weit von einander, in das Gevierte. Jn jedes Loch werden deren zwey ge- worfen. Wenn sie aufgegangen sind muß man sie vom Unkraute reine halten, alsdenn wachsen sie auf- recht, etwas gebogen, in duͤnne holzigte Stengel, mit vielen Neben-Zweigen, welche ein wenig rauch sind, vier Schuh, sonderlich wenn sie guten Grund und Boden finden, in die Hoͤhe. Die Blaͤtter sind etwas eingeschnitten. Jhre Bluͤten, welche theils weiß, theils leibfarbig sind, bringen sie gemeiniglich im Junius, hierauf folgen kleine aufgeblasene laͤngliche Schoͤtlein, auf die Art wie die Cosu- tea vesicaria traͤget, in welchen gemeiniglich zwey solcher Erbsen sich befinden, welche laͤnglicht, rund und forne zugespitzt sind. Anfaͤnglich sehen sie hochgelbe aus, und ihre Farbe faͤlt in das roͤth- liche; wenn sie einige Zeit liegen, werden sie braͤun- lich welche unter den Pflug gehoͤren. lich, und endlich nach einem Jahre schwarz; den Grund und Boden saugen sie wegen ihrem holzigen Stengel viel staͤrker aus als die Erbsen. Wenn die Stengel- und Samen-Blasen gelbe werden, so ist es Zeit dieselben abzuschneiden, man laͤßt sie einen oder zwey Tage auf dem Lande liegen bis sie recht trocken und duͤrre werden, alsdenn schaffet man sie bey schoͤnem hellen Wetter nach Hause, laͤßt sie dre- schen und in das reine bringen. Es ist war, was D. Mich. Bern. Valentini in seinem Kraͤuter-Buche angemerket: ”Wenn ”man die Kicher-Erbsen roͤstet, bis sie schwarz ”werden, zu Pulver stosset, und in Wasser siedet, ”so schmecken sie wie Coffee, weswegen einige ”dieselbe Coffe Erbsen nennen; sie riechen wohl, ”und ob die Bruͤhe davon schon etwas bitter ”schmecket, ist diese Bitterkeit doch nicht widrig, ”und kan man solche schon angenehme machen, ”wenn man halb Kichern, und halb Coffee-Boh- ”nen roͤstet, und damit vermischet, und gehet an den- ”selben eben so viel ab als an dem Coffee. Es ist ”gewiß und sicher, daß unter allen Huͤlsen-Fruͤch- ”ten, mit welchen man den Coffee nachahmen wol- ”len keine gefunden worden sey, mit welchen diese ”Sache so wohl angegangen, als die Kichern. Jch selbsten habe die kluͤgsten Coffee-Schwe- stern, welche von dem guten Geschmack eines aͤch- ten Coffees urtheilen wollen, einigemal damit an- gefuͤhret, und wenn ich dieselben befraget: Was sie denn vor ein Getraͤnke genossen? so haben sie mir zur Antwort gegeben: einen recht guten Cof- fee. Ja, wenn ich ihnen gleich den Possen eroͤf- L 2 net, 5. Cap. Vom Hanfe net, so haben sie es daraus nicht glauben wollen, und mir versichert, es moͤchte die Sache seyn wie sie wolte, so waͤre dennoch der Coffee gut gewesen. Mit dem Roͤsten und Mahlen bin ich eben so verfahren, als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma- len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe auch bey den Kichern angemerket, wenn sie ein und wohl zwey Jahr alt geworden, daß sie den Erbsen- Geschmack merklich verlieren. Sie sollen eine erwei- chende und eroͤfnende Kraft haben, den Stein trei- ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein entstehet, stillen. Doch wil ich dieses keinesweges zur Befoͤrderung des ohne diß alzustark einreissenden Coffee-Trinkens geschrieben haben, dessen Miß- brauch bey vielen zum groͤßten Schaden ihres Ver- moͤgens und ihrer Gesundheit gereichet; denn es ist leider! mit diesem Panquerot-Wasser bey uns so weit gekommen, daß auch die gemeinesten Leute, welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe haben, dennoch ihren Coffee trinken muͤssen, wo- durch sie sich endlich, und ihre Kinder, an Bettelstab bringen, und hernach dem Publico zur Last sind. Das fuͤnfte Capitel. Vom Hanfe und Flachse. §. 1. Vom Hanfe. S owohl der zahme Hanf, Cannabis sativa, C. B. oder Cannabis mas, I. B. als der wilde, Cannabis erratica, C. B. Cannabis fœmi- und Flachse. fœmina, J. B. oder das Weibgen, werden von einerley Samen erzogen, und ist der leztere nur eine Ausartung von dem ersteren. Diese andere Sorte, oder das Weiblein, traͤgt keinen Samen, und wenn er anfaͤngt zu steiben, auf die nemli- che Art, wie in dem vierten Theile des Land- und Garten-Schatzes pag. 26. von dem Spi- nat gedacht worden, so ist es ein Zeichen daß er reif ist, und wird alsdenn aus dem guten und zahmen ausgeraufet, und der zahme bleibet noch eine Zeit- lang auf dem Lande stehen. Es waͤchset das Weiblein nicht nur hoͤher als das Maͤnnlein, sondern es sol auch jener ein besseres und subtileres Gespinste geben als dieser. Der Hanf erfordert ein vorher geduͤngtes Land, und einen guten Grund und Boden. Es wird hierzu der Acker im Herbste mit drey oder vier Pfer- den umgepfluͤget, und mit der Ege fein gleich be- strichen. Doch thut hierzu das Graben vor dem Winter viel bessere Dienste; man laͤsset hierauf das Land den Winter uͤber liegen, damit waͤhren- der Zeit die Erde friere, und bey der Bestell-Zeit fein klar und milde werde, und den Sommer uͤber die fruchtbare Feuchtigkeit eher behalten moͤge. Der Same, welcher kein Unkraut Gesaͤmig bey sich haben darf, wird in der Helfte des Aprils et- was dicke gesaͤet, damit die Hanf-Stengel, oder die Haͤlmer nicht zu stark und dicke wachsen koͤnnen, sondern fein duͤnne und klar bleiben muͤssen, wo- von auch das Gespinste viel zaͤrter wird. Den oben aufgesaͤeten Samen ziehet man mit Kaͤrsten L 3 unter- 5. Cap. Vom Hanfe unter. Hiervon siehe die fuͤnfte Figur im er- sten Theile p. 126. Wenn diese Arbeit geschehen, wird das Land mit der kleinen Garten-Ege bestrichen. Jch habe oben gesaget, daß man, ehe der gute Hanf zur Reifung kommt, die Stengel, welche keinen Samen bringen, sondern nur Staub von sich geben, zuvor ausrauffen und sammlen muͤsse. Dieselben wer- den auf dem Acker, oder an einem solchen Orte, wo die Sonne dem ganzen Tag hinscheinen kan, ausgebreitet, gewendet und recht trocken gemachet; ist dieses geschehen, so wird er nach Hause geschaf- fet, und in die Hoͤhe geleget bis auf das Fruͤh-Jahr. Wenn der uͤbrige gute Hanf auch reif gewor- den, und in seine Samen-Koͤrner gewachsen ist, wird er gleichfals ausgezogen oder abgeschnitten, welches einem jeden frey stehet, und in Haͤuflein oder kleine Schober auf den Acker gestellet, daß die Samen-Knospen in die Hoͤhe zu stehen kommen, damit sie recht trockenen und doͤrren koͤnnen. Wenn dieses geschehen, wird er zusammen gebun- den, nach Hause geschaffet und ausgedroschen. Man merke aber hierbey, daß der Same auf den Boden fein duͤnne muß ausgebreitet werden, da- mit er sich nicht auf einander erwaͤrme und mo- derich werde. Die Maͤuse gehen ihn auch gerne an, und um deswillen hat man Ursache, denselben nachdem er trocken geworden, an einen verwahre- ten Ort zu schaffen, wo sie nicht darzu kommen koͤnnen. Das ausgedroschene Stroh, oder die Stengel, werden und Flachse. werden auf die Boͤden unter die Daͤcher, oder sonst an einen trockenen und luͤftigen Ort geleget, und auf das Fruͤh-Jahr, wenn die Baͤume ausschla- gen, vierzehn Tage bis drey Wochen in das Wasser gebracht, mit Steinen beschweret und geroͤstet. Das Kennzeichen ob er satt geroͤstet, ist dieses, wenn der Bast locker und geschmeidig wird, und sich willig von dem Marke abloͤset. Wenn er nun aus dem Wasser gezogen und heraus geschaffet worden, so stellet man solchen auf Haufen oder kleine Schober, daß er wohl abtrockene. Was die uͤbrige Zubereitung anlanget, so wird solche den Haus-Muͤttern uͤberlassen. §. 2. Vom Flachse. Obgleich von dem Flachse, Linum sativum, C. Vom Flachse. B. Linum sativum vulgare cœruleum Lobel, in den Haushaltungs-Buͤchern, sonderlich in dem Saͤchsischen Land- und Haus-Wirthschafts- Buche gar feine Beschreibungen zu finden, so mangeln doch einige Umstaͤnde so bey der Erzie- hung desselben noch zu beobachten noͤthig sind. Ehe ich aber von dem Flachs-Baue selbsten handele, so erinnere zum Voraus, daß ich auch hierbey die Beobachtung des Mond-Wechsels und anderer Himmels Zeichen gaͤnzlich verwerfe, und denen Haus-Vaͤtern lediglich anrathe, auf die Jah- res-Witterung, so wohl bey der Bestell-Zeit, als auch bey andern dabey vorzunehmenden Arbeiten Acht zu haben. L 4 Der 5. Cap. Vom Hanfe. Der Same des Flachses wird bey uns Lein genennet. Es hat derselbe eine kleine Wurzel, und treibet einen runden, geraden, ganz duͤnnen und einfachen Stengel, welcher sich oben in kleine Zwei- gelein zertheilet, daher die Arbeits Leute bey dessen Einernden ganze Haͤnde vol auf einmal auszurauf- fen pflegen. Er waͤchset gemeiniglich zwey auch wohl auf einen guten zubereiteten Acker drey Schuh hoch. An den Stengeln befinden sich ganz kleine, laͤnglichte, schmale und spitzige Blaͤtter. Die Bluͤten stehen oben auf den Spitzen der Zweigelein, und bestehen aus schoͤnen blauen Bluͤmgen, deren jedes fuͤnf Blaͤtterlein hat. Wenn diese verbluͤ- het und abgefallen, so folgen darauf runde Samen- Capseln oder Knoͤpfe, so gros als eine Zucker-Erb- se, welche die Bauers Leute Knotten zu nennen pfle- gen. Eine jede Knotte, oder Samen Capsel ist in zehen Faͤcher oder Behaͤltnisse eingetheilet, in welchen sich eben so viel laͤnglichte, platte Sa- men Koͤrner besinden, welche an einem Ende et- was mehr zugespitzet sind als an dem andern, sehr glatt, glaͤnzend und braͤunlich aussehen, und im Angreiffen und Ansehen eben so beschaffen sind, wie der Roͤmische Nessel-Samen, Urtica urens, pilulas serens, I. Dioscoridis, semine lini, C. B. Urtica romana, I. B. Es verlanget der Flachs einen guten, klaren wohlzugerichteten und vor Winters geduͤngten Acker. Die Duͤngung hierzu muß durchaus nicht strohig, sondern fein kleine und kurz seyn, und ge- gen den Herbst, im October untergepfluͤget, und also- und Flachse. alsobald mit der Ege wohl uͤberfahren werden. Die mehresten erwehlen hierzu solche Aecker, wel- che ohnediß sollen Brache liegen. Durch das Umackern vor Winters, wird die Erde durch die Froͤste, Duft, Regen und Schnee recht klar und milde gemachet, daß hernach das Bestellen im Fruͤh Jahre desto besser kan vorgenommen werden. Wenn man aber den Lein auf einen Acker be- stellet, wo vorher Kraut, Moͤhren, Ruͤben, Pastinat. Wurzeln, Weitzen oder Gerste gestanden, und wel- cher hierzu geduͤnget worden, so hat man nicht noͤ- thig solchen wieder zu duͤngen, sondern wenn nur der Acker vor Winters wohl umgepfluͤget, und mit der Ege ein bis zweymal fein bestrichen wird, so kan er dennoch mit Lein bestellet werden. Und wenn ja nach dem Bestreichen einige Erd-Schrol- len und Kloͤser solten zuruͤcke bleiben, so werden sie doch schon durch den Frost den Winter uͤber muͤrbe und geschmeidig werden. Von der Zubereitung des Ackers im Fruͤh- Jahre, welche vielen gefaͤllt, halte ich nicht viel, indem die Merzen- und April-Luft, bey und nach dem Herumpfluͤgen, da die Erde locker und hohl lieget, die Feuchtigkeit aus dem Acker hinweg nimt, mithin das Land bey dem Bestellen nim- mermehr so klar und milde wird, als wenn es vor Winters zubereitet worden. Wie denn die Win- ter-Kraft, wie ich schon oͤsters erinnert habe, vor der Zubereitung im Fruͤh-Jahre allezeit einen gros- sen Vorzug hat. Siehe hiervon im ersten Theile pag. 126. und 128. L 5 Das 5. Cap. Vom Hanfe Das Land, worauf man Lein saͤen wil, muß fein gleich, oder auch etwas abhaͤngig liegen, und darf keine Vertiefungen haben, alwo bey vielen Re- gen und Gewittern das Wasser stehen bleiben kan; denn an solchen Oertern verdirbet der Lein, indem er die starke Feuchtigkeit nicht leiden kan, und wenn er ja aufgehet, so waͤchset der Flachs nicht von der Stelle, wird gelbe und ersaͤuft endlich. Einige Acker-Leute pflegen auch das vor dem Winter umgepfluͤgte Land, im Fruͤh-Jahre in der Fasten-Zeit, wiederum jedoch nicht zu tief umzu- pfluͤgen und zu ruren, damit der Flachs nicht alzu stark unter sich wurzeln, sondern seine Kraͤfte de- nen Stengeln mittheilen solle, welcher Meinung ich aber nicht beypflichten kan. Denn es ist be- kannt, je tiefer ein Gewaͤchs mit seinen Wurzeln den Nahrungs Saft suchen und an sich ziehen kan, je mehr kan solcher den Stengeln mitgetheilet wer- den. Wil man hierbey einwenden und sagen, wenn den Stengeln zu viel Kraͤfte zugehen, so wird der Flachs hiervon grobhaͤrig, wozu ich aber nicht Ja sagen kan; denn wenn der Same so dicke wie sichs gebuͤhret, gesaͤet worden, so muß nothwendig folgen, da ein Stengel dem andern die alzustarke Nahrung wegnimt, daß sie dennoch zart und duͤnne werden, und folglich einen klaren Past bekommen, wird aber ein Acker zu duͤnne besamt, so mag er tief oder seichte geackert worden seyn, so werden die Stengel allezeit dicke und grobhaͤrig wachsen, weil sie mehr Raum haben, und folglich viele Nah- rung an sich ziehen koͤnnen. Hin- und Flachse. Hingegen andere, pflegen auch wohl das Ruren und Egen im Fruͤh-Jahre zweymal vorzu- nehmen, damit die Kloͤse klar gemachet und das Gras von dem Acker weggeschaffet werde. Man laͤsset hierinnen einen jeden bey seiner Art, wie er es nach seiner Meinung vor gut befindet. Doch bleibet es gewiß, daß nach meiner langen Erfah- rung, die Winter-Kraft, wie oben gedacht worden, vorzuziehen ist. Die Saͤe-Zeit wird in die fruͤhe und langsame eingetheilet. Das fruͤhzeitige Be- stellen wird von vielen zu Anfange des Aprils bis zu Anfange des Mayes vorgenommen. Der Same muß fein dicke gesaͤet werden, daher man das vor Winters zubereitete Land zwey bis drey- mal mit dem Leine zu uͤberstreuen hat. Nach die- sem eget man nach der gemeinen Art denselben un- ter, zu welchem Ende der Acker wohl dreymal, und so lange mit der Ege muß uͤberfahren werden, bis kein Same auf der Erde mehr zu sehen ist. Besser wuͤrde es aber seyn, wenn nach meiner Manier der Same mit Kaͤrsten ganz flach untergezogen, und mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren wuͤrde; denn mit der grossen Pferde-Ege wird das besaͤete Land, durch das hin und wieder Trampeln der Pfer- de nicht nur derb gemacht, sondern auch vieler Sa- me so feste und tief eingetreten, daß er nicht hervor keimen kan und verdummeln muß. Die andere Aussaat des Leines, geschiehet zu Anfange des Junius bis gegen Johannis Tag. Es wird derselbe eben auf die Art, wie bey der 5. Cap. Vom Hanfe. der fruͤhzeitigen Bestellung in die Erde gebracht. Jnzwischen halte ich die zeitige Bestellung viel bes- ser als die langsame, indem bey der ersteren Art der Flachs weit eher, und noch vor der Ernde vom Lande koͤmt, folglich der Acker auch eher umgea- ckert, und zur Winter- oder Sommer-Saat zu- bereitet werden kan. Sonsten sind auch einige der Meynung, wenn man den Lein auf den Freytag vor Ostern saͤete, so wuͤrde der Flachs fein subtil und kleinhaͤrig. Es wird aber ein jeder vernuͤnftiger Haus-Vater gar leichte sehen, daß dieses ein grosser Aberglaube ist. Warum sol denn solches Saͤen eben auf den stil- len Freytag, und nicht zu einer andern Zeit vorge- nommen werden? da man sich doch hierinnen hauptsaͤchlich nach der Witterung richten muß. Am besten geschiehet es nach einem Regen, und zwar, wenn sich wiederum schoͤn und helle Wetter anlaͤsset, da er denn fein zugleich hervor sticht und aufgehet. Man darf sich auch hierbey nicht be- sorgen, daß ein starker Platz- und Schlag Regen das Land derb mache, oder eine Rinde verursache, worunter sonst der keimende Same verderben muß. So aber ja, wider Verhoffen eine solche Ruft oder Rinde auf den Acker entstehen solte, so waͤre meine im ersten Theile p. 135. beschrie- bene Stachel-Walze zu gebrauchen. Gleichwie aber mit andern Fruͤchten eine Ver- aͤnderung auf den Aeckern muß vorgenommen wer- den, also sol und muß es auch nothwendig mit dem Flachse geschehen, und wenn es moͤglich seyn wil, so muß und Flachse. muß man allezeit ein Land, auf welchen vor kurzen Jahren kein Flachs gestanden, hier zu erwehlen, wo- von im ersten Theile p. 61. und in diesem fuͤnsten Theile p. 15 nachzulesen ist. Ferner geben einige Haushaltungs Buͤcher wider die Erd-Floͤh dieses Mittel an, daß man un- ter den Lein, wenn er solte gesaͤet werden, Christ- Asche, oder in Ermangelung derselben andere Asche mengen solte, welches aber ebenfals eine Fratze ist, und zu nichts weiter hilft, als daß die Asche dem Saͤe Manne bey dem Ausstreuen des Samens in die Augen flieget, damit er nach der Arbeit mit Aus- wischung derselben etwas zu thun habe. Jch ver- sichere, daß wider dieses Ungezieser weder Christ- noch andere Asche was hilft. Wenn der Lein zei- tig bestellet wird, und die aufgegangene Pflaͤnz- lein einige Tage gestanden haben, und etwas derb geworden, so koͤnnen ihnen die Erd-Floͤhe so nicht viel schaden, sonderlich, wenn sich unterweilen wie im Fruͤh Jahre gemeiniglich zu geschehen pfleget, abwechselnde Regen einstellen. Wenn der Flachs zwey bis drey Zol hoch er- wachsen ist, muß man solchen in schoͤnem hellem und trockenem Wetter jaͤten lassen; doch hat man nur noͤthig nach dem groͤßten und grobsten Unkraute zu greifen, denn das ganz kleine wird durch den di- cken aufgegangenen Flachs ersticket, daß es nicht in die Hoͤhe wachsen kan, weil demselben durch den Flachs das Wachsthum und der Nahrungs-Saft benommen wird. Es wird auch in einigen Haushaltungs Buͤ- chern, wie im Florino und andern zu finden, fol- gende 5. Cap. Vom Hanfe gende laͤcherliche Meinung angegeben: daß der Lein, welcher aus einem Hause, darinnen eben je- mand gestorben, genommen werde, zur Saat, wie viele unzweiflich glauben, allerdings untuͤchtig sey, massen er im Felde verlaͤge und nicht aufgehe, wieder welchen Schaden gut sey, wenn man ihn zu einer andern Thuͤr, durch welche der Tode nicht getragen werde, oder, welches noch rathsamer und gewisser, noch vor entstehendem Todes-Falle zeit- lich hinaus bringe, und bis zur Saat anderswo aufbehalte. Man muß sich billig sehr wundern, daß kluge Leute dergleichen Fabeln so hingeschrie- ben, und die einfaͤltigen Bauers-Leute in solchen Aberglauben bestaͤrken, welche ohnediß mit aller- hand Vorurtheilen angefuͤllet sind. Warum ge- schiehet dieses nicht auch mit vielen andern Saͤ- mereyen? Es sind in meinem Hause nach und nach wohl uͤber zehen Personen gestorben, und gleich- wohl habe niemahlen einen Fehler, wegen des Auf- gehens, weder an dem Leine noch andern Samen, deren ich wohl uͤber 150 Sorten liegend gehabt, an- gemerket. Glaublich ist es, daß dieses Vorgeben mit dem Lein-Samen daher gekommen, weil man alten und verlegenen Lein ergriffen, oder die Jahres-Witte- rung das Aufgehen verhindert hat, zur selbigen Zeit aber zufaͤlliger Weise, jemand im Hause ge- storben, woraus hernach der Schluß gemacht wor- den, daß die Schuld der Leiche beyzumessen sey. Es ist auch wohl kein Wunder, daß es bey dem Lein und Flachse so viel Aberglauben und ungegruͤn- dete und Flachse. dete Meinungen giebet, da es eine Sache ist, wo- mit die Weiber sich groͤstentheils zu beschaͤftigen haben. Der Flachs wird gemeiniglich, wenn er gelbe werden wil, und noch nicht voͤllig reif ist, geraufet, denn wenn er noch etwas gruͤne ist, so bekommet er fein kleine und subtile Haare, und giebet ein besseres Gespinste. Ein gewisses Kennzeichen ist es auch, den Flachs zu raufen, wenn er unten her an seinen Stengeln die Federn, das ist, seine Blaͤt- tergen, fallen laͤßt, und die Knotten oder Samen- Capseln gelbe werden; Hernach wird er auf den Acker duͤnne ausgebreitet, und bleibet acht Tage lang, auch wohl noch laͤnger, nachdem es die Wit- terung giebet, liegen. Und ob er auch gleich waͤh- render Zeit beregnet wird, so thut es ihm doch kei- nen Schaden, und ist hernach nicht noͤthig, daß er so lange im Wasser liegen und roͤsten darf. Doch an vielen Orten und auf unsern Doͤrfern, lassen sie solchen nach Hause fahren, und alsobald durch ei- nen eisernen Kamm, welcher auf ein starkes Stuͤck Holz wohlbefestiget ist, und eine Reffe genennet wird, ziehen, damit die Knotten oder Samen- Capseln herunter gehen. Von einigen aber werden die Knotten auch von dem Flachse abgedroschen und voͤllig zerschla- gen, daß der Lein alle heraus gehet, und reine gema- chet werden kan. Doch ist von dem Abstreffen der Knotten mehr zu halten, welche alsobald auf Tuͤcher gebracht, und in die warme Sonne gele- get werden. Wenn sie abgetrocknet und von einan- der 5. Cap. Vom Hanfe. der platzen, so werden sie gedroschen, hernach durchge- siebet, damit der Lein, und das Zerschmissene von den Knoten durchfalle; was aber von solchen noch ganz bleibet, wird abermal gedroschen, bis die Capseln alle zerschlagen sind. So bald als dieses geschlagen, wird der Lein und Staub mit dem Re- chen auf einem Haufen gestossen geworfelt, und wie anderes Getraide in das Reine gebracht. Alsdenn muß der Lein auf den Boden duͤnne geschuͤttet, und wohl getrocknet werden; doch muß man zur zu- kuͤnftigen Aussaat bey dem Aufheben in der Scheu- re, den Vorsprung aufbehalten. Wenn nun der Flachs von den Knotten be- freyet worden, so wird er in kleine Bindlein, wel- che die Bauers Leute Bussen nennen, gebunden, ins Wasser geschaffet, und mit Holz, Steinen, Ra- sen Stuͤcken, oder auch mit Schlamm und Erde stark beschweret, so, daß das Wasser daruͤber hin- gehet, denselben aber doch nicht fortfuͤhren und wegschwemmen kan, zu dem Ende auch wohl durch jedes Bindel ein Pfahl geschlagen wird. Man muß aber hiebey Acht haben, damit er nicht uͤber die Zeit lieget und stark roͤstet, besonders wenn er auf dem Acker schon beregnet worden, und et- was geroͤstet hat. Den vierten Tag muß man dar- nach sehen, und einige Bussen heraus nehmen und an der Sonne duͤrre werden lassen, um dadurch zu erfahren, ob er recht geroͤstet, welches man unter der Breche versuchen kan, da man bald siehet wie er sich an den Stengeln, oder an den Haaren an- laͤßt. Diese Probe muß fast alle Tage geschehen, auch und Flachse. auch so lange damit angehalten werden, bis man vermeinet, daß er genug im Wasser gelegen. Doch ist hierbey zu merken, daß der Flachs in hel- len, kalten und frischen Quell-Wasser, oder auch bey kaltem Herbst-Wetter, niemahlen so bald und so gut roͤstet, als in stille stehenden Suͤmpfen, und sehr langsam fliessenden Baͤchlein, da das Wasser matt, warm und weich ist, indem es von weiten her- geflossen. Wenn die Stengel sich wohl brechen las- sen, und das Bast, oder die aͤussere Schale davon leicht abgehet, so ist es auch ein gut Zeichen daß er recht geroͤstet. Das Roͤsten darf weder zu viel noch zu wenig geschehen, beydes ist schaͤdlich, doch ist es allezeit besser daß er weniger als zu viel gewaͤssert oder geroͤstet werde, weil der Bast durch das alzu- starke Roͤsten seine Festigkeit verlieret. Viele ge- ben auch diese Probe an: Wenn das Haͤutlein, oder die aͤussere Schale von den Wurzeln sich gelinde mit den Fingern herab streifen lasse, so sey er ge- nug geroͤstet. Das allerbeste Kennzeichen der hin- laͤnglichen Roͤstung ist, wenn man nach einigen Tagen, da man vermeinet, daß es moͤchte genug seyn, einige Haͤlmer heraus ziehet, und solche weich anzufuͤhlen sind, auch, so man sie mit ei- nem Messer in der Mitten von einander schneidet, an der Schaͤrffe einige Faͤserlein hangen lassen, und im stilstehenden Wasser, wenn man sie hin- ein wirft, nach und nach untersinken. Dieses ist ein ohnfehlbares Kennzeichen daß der Flachs recht geroͤstet ist. Solten aber die zerschnittenen Haͤlmer auf dem Wasser schwimmen, und sich 5. Theil. M nicht 5. Cap. Vom Hanfe. nicht in die Tiefe begeben wollen, so laͤsset man den Flachs noch etwas laͤnger im Wasser liegen, bis es genung ist. Findet man solches, so wird der Flachs fein reine im Wasser abgewaschen, auf einen Rasen oder bequemen Ort geschaffet, und eine Busse nach der andern aufgestuͤrzet, alwo er in der Luft und Sonne so lange stehen bleibet bis er recht trocken ge- worden, hernach wird er abermal in Bindel zusam- men gebunden, und an einem trockenen und luͤfti- gen Orte aufbehalten. Nach Gelegenheit wird der Flachs wiederum an die Sonne gebracht, und wenn er recht duͤrre ge- worden, mit einem Blauel oder Hand Keile auf einem Steine stark geklopfet, auch nach eines je- den eigenen Erachten, wohl in der Sonne aber- mal fein ausgebreitet, hernach gebrechet, und alsdenn wiederum an einen trockenen Ort geschaf- fet. Das Abtrocknen und Abdorren in den Back- oͤfen, oder in den Stuben ist gefaͤhrlich, und sol- te solches von allen hohen Obrigkeiten billig bey nahmhafter Strafe verboten, und gewisse Aufseher bestellet werden, welche bey den Leuten deswegen Visitation halten muͤßten; denn wie leichte kan zwischen einer Kachel eine kleine Klunze sich befin- den, oder eine Kachel ausgestossen werden, so ist Feuers-Gefahr und Ungluͤck vorhanden. Ob es gleich an der Sonne langsamer hergehet, so ist es doch am besten und sichersten indem man kein Ungluͤck dabey zu besorgen hat. Endlich und Flachse. Endlich, wenn alle diese Arbeit verrichtet wor- den, so wird der Flachs geschwungen, und zuletzt gehechelt und vom Werge abgesondert. Das uͤbrige was noch koͤnte angefuͤhret werden, wil ich den Wei- bern uͤberlassen. Das 6. Capitel. Von verschiedlichen Sorten des Klees. §. 1. W eil sich bey dem Acker-Bau nicht allenthal- ben hinlaͤngliche Weide und Graͤserey vor das Viehe befindet, so pfleget man sich an vielen Orten, mit Erziehung derjenigen Klee-Ge- waͤchse zu helfen, welche zur Fuͤtterung vor das Vieh wohl zu gebrauchen. Dahero ist es billig, daß ich auch etwas von Erziehung dieses schoͤnen Vieh-Futters hinzufuͤge. Hieher gehoͤret vor allen Dingen der Schne- Von den Schnecken- Spargel- oder Luser- ne-Klee. cken- oder Spargel-Klee, welcher nach dem Franzoͤsischen auch Luserne genennet wird, Medica sativa, siliqua cornuta, magis tortili, Moris. Fœ- num Burgundiacum, sive Medica legitima, Par- kins. Trifolium siliqua cornuta, sive Medica, C. B. P. Medica maior erectior, floribus purpura- scentibus, J. B. Es hat dieses Gewaͤchse eine lan- ge, dicke, gerade, holzig und fasichte Wurzel, wel- che die groͤßte Kaͤlte ausstehen kan. Die Stengel M 2 welche 6. Cap. Von verschiedlichen welche daraus wachsen, werden zwey auch wohl auf guten Grund und Boden drey Schuh lang, rund, gerade und so stark, als die kleinen Spargel- Stengel, wenn diese in die Hoͤhe gehen, und in den Samen schiessen, weswegen ihn auch die Leute Spargel-Klee zu nennen pflegen. Oben wachsen die Stengel aͤstig, und sind mit vielen kleefoͤrmigen Blaͤttern besetzet. Siehe hiervon den Kupfer- Stich I. Jm Julius bringen sie Violpurpur- farbige, aber nicht gelbe Bluͤmlein hervor, wie einige vorgeben, welche in gekerbten Kelchlein stehen. Wenn diese verbluͤhet haben, folgen die Samen-Gefaͤßlein, welche aus zweyen Haͤutlein be- stehen, die sich wie eine Schnecke zusammen rol- len, oder wie eine Schraube kruͤmmen. Zwischen diesen zweyen Haͤutlein finden sich die Samen- Koͤrner, welche mehrentheils die Form eines ganz kleinen Nierleins haben. Wenn diese noch neue sind, ist ihre Farbe weislich und bleichgelbe, wenn sie aber aͤlter werden, vergehet ihnen diese Farbe, und werden brauner. D. Mich. Bernh. Valentini meldet in seinem Kraͤuter-Buche p. 406. daß die- ser Klee in warmen Laͤndern, als in Dauphine, um Languedoc, und in der Provence, wie auch um Paris, und in der Normandie haͤufig gezeuget wuͤrde. Er schreibet von denselbigen folgendes: ”Das ganze Kraut hat einen Geschmack wie ”die Kressen, aber nicht gar so scharf, (etwas hier- ”von) indem es mehr Oel, als fluͤchtig Salz in sich ”hat; weswegen er das Gebluͤt reinigen, und den ”Urin treiben kan, wird aber zur Artzeney gar ”nicht Sorten des Klees. ”nicht gesuchet, sondern giebt dem Vieh ein vor- ”treslich, Futter, welchem es gute Nahrung giebt, ”und bey den Kuͤhen viele Milch zeuget, auch zur ”Mastung derselben, und den Ochsen unvergleich- ”lich gut thut, indem es des Jahres wohl fuͤnf bis ”sechsmal kan abgemaͤhet werden, dafern der Sa- ”me in ein fettes, wohl geduͤngtes und feuchtes ”Erdreich gesaͤet wird; weßwegen denn dieser ”Samen auch bey den Materialisten in Frankreich ”sehr gesuchet wird, wie Pomet in seiner Franzoͤ- ”sischen Material-Kammer (so nunmehr auch ”ins Teutsche uͤbersetzet, aber ohne Kupfer. Stich ”verkaufet wird) mit mehrerem berichtet. Ob zwar dieses vor das Rind-Vieh nutzbare und trefliche Gewaͤchse in Teutschland noch nicht durchgaͤngig bekant ist, und wenig erzogen wird, so ist es doch schon vor einigen 20. Jahren in unsern Erfurtischen Feldern, und sonderlich auch in den zwey Stunden von unserer Stadt gelegenen Dorfe Stotternheim mit sonderbaren Nutzen angebauet worden. Es hat auch der Freyherr von Hohen- thal, so wohl im ersten als zweyten Bande seiner Oeconomischen Nachrichten schoͤne Anweisun- gen zur Erziehung dieses Klees gegeben, welche theils aus dem Franzoͤsischen uͤbersetzet, theils von andern gelehrten und erfahrnen Haus-Wirthen sind eingesendet worden. Dem ohnerachtet halte ich doch davor daß es der Muͤhe werth sey von unse- rer Art dieses Gewaͤchse zu erziehen, nach meiner Erfahrung, dem Publico eine Beschreibung mitzu- theilen. Jch habe schon oben gedacht daß der M 3 Luser- 6. Cap. Von verschiedlichen Lusernen-Same Nierenfoͤrmig, welches Eigen- schaft andere Klee Sorten auch an sich haben. Der- gleichen sind: Jgei-Klee, Cochleata echinata, aculeis sur- sum \& deorsum, Tournef. Schnecken-Klee, Medica cochleata, capsula rotunda spinosa, foliis eleganter dissectis, H. L. Eine andere Sorte Schnecken-Klee, Medica cochleata maior, fructu ovali, spinis longioribus accuratioribus. Jtem, Medica cochleata, capsula nigra maio- re, spinis paucioribus \& rigidioribus armata. Raupen-Klee, Campoides hispida, Riv. Scorpioides siliqua campoide hispata, J. B. Da- hero muß man sich in Acht nehmen daß man diese Samen wegen ihrer Gleichfoͤrmigkeit nicht con- fundi re. Alle diese, und noch mehrere Gattungen, wer- den nur aus Curiositaͤt in den Gaͤrten erzogen; wie man denn mit dieser letzteren Sorte eine beson- dere Kurweile haben kan, wenn man bey einer Mahlzeit, von deren Frucht- oder Samen Capseln einige oben auf den Sallat (Lattig) leget. So bald das Frauenzimmer diese auf dem Sallate gewahr wird, so machen sie einen gewaltigen Lerm daruͤber, und sagen: ey! es sind Raupen auf dem Sallate, wer wolte davon etwas essen? Eine schimpfet auf den Koch oder Koͤchin, die andere faͤngt an zu spu- cken, die dritte wil s. v. gar vomiren; wenn man nun ihnen hernach eine solche vermeinte Raupe recht zeiget, Sorten des Klees. zeiget, und zur Untersuchung giebet, (welche sie an- faͤnglich nicht angreifen wollen) so fangen sie als- denn an einander auszulachen. Die Luserne hat wegen ihrer aufwachsenden geschmeidigen Stengel vor den andern Kleen einen gewaltigen Vorzug, indem die andern niemalen so hoch zu wachsen pflegen, auch zum Theil niedrig auf der Erden liegen bleiben. Es ist auch dieser Klee in der That zweymal nahrhafter als das unter einander gewachsene Gras oder Heu von den Wiesen, indem, wie oben ge- saget, das Rind Viehe vielmehr Milch hiervon giebet, als von andern Gras-Gewaͤchsen. Dem hohen und rothen Wildpret, als Hirschen und Re- hen, ist er gleichfals ein angenehmes Futter. Man glaube aber nicht, wie einige vorgeben, daß das Viehe hiervon eine gewisse Krankheit, wel- che man das Blut nennet, bekommen solte. Die eigene Erfahrung hat mich von dem Ungrunde die- ser Meinung uͤberzeuget, indem ich von diesem Futter niemalen solchen Unfall an meinem Vieh verspuͤret. Und gesetzt, wenn auch dieses jemanden wiederfahren, so ist es ohn Zweifel zufaͤlliger Weise geschehen, und entweder von anderer Fuͤtterung, oder von der vorherigen Disposition des Vie- hes, oder sonst einer Ursache hergekommen. Und wenn man ja dieses Uebels halber in Sorgen ste- het, so kan man mit diesem Klee, und anderem Wiesen-Grase, in der Fuͤtterung eine Umwechs- M 4 lung 6. Cap. Von verschiedlichen lung machen, wodurch diese vermeinte Gefahr gar leicht abgewendet wird. Wil man aber den drit- ten Theil Gersten Stroh mit untermengen, so ist man noch gewisser versichert, daß hiervon das Viehe keinen Anstoß bekomme. Dem Schaaf Viehe aber ist dieses Futter, wie auch andere fette Kraͤu- ter, nicht so nuͤtzlich, als diejenigen, welche an tro- ckenen Bergen und Huͤgeln wachsen, als wovon die Schaafe viel gesunder, staͤrker und fetter werden. Die Luserne verlanget einen Ort, welchen die Sonne den ganzen Tag bescheinen kan, und wo keine Baͤume vorhanden sind, indem solche mit ih- rem Schatten den Wachsthum verhindern; wie denn dieser Klee unter und neben den Baͤumen gar nicht gut thut, massen er mit seinen dicken, langen und fahsichten Wurzeln den Obst- und andern Baͤu- men sehr gefaͤhrlich ist, daß beyde mit einander verderben muͤssen; denn da die Luserne, die in der Erde befindlichen Kraͤfte bestaͤndig aussauget, und besonders die Feuchtigkeit, welche durch den Regen und Schnee von oben herunter faͤlt, durch ihre Wurzeln, weil sie flaͤcher als die Baum-Wur- zeln stehen, alsobald hinweg nimt, so folget, daß die Baͤume noth leiden, und endlich zu Grunde gehen. Der Grund und Boden zu diesem Klee muß also beschaffen seyn, wenn er anders gerathen und gedeyen sol, daß solcher in einer Gleiche und Ebene lieget, und am Erdreiche weder zu schwer noch zu leichte ist. Ein solcher Acker muß auch von Que- cken und andern Gras-Gewaͤchsen befreyet seyn. Beyde Sorten des Klees. Beyde sind ihm schaͤdlich, sonderlich aber wird die Luserne durch die Quecken an ihrem Wachsthume gehindert. Anno 1751. geschahe die Bestellung dieses Klees auf einen meiner Aecker vor unserm Schmidtstaͤt- ter Thore mit besonderem Gedeyen, daß man seine Lust und Vergnuͤgen daran sehen, und solchen dem Sommer uͤber viermal abschneiden kan; wenn man an einem Ende mit Abschneiden den Anfang machet, und alle Tage nach und nach damit fort. faͤhret, so waͤchset der zuerst abgeschnittene, ehe man an das Ende kommet, wiederum herbey, daß man mit Abmaͤhen abermal den Anfang machen kan. Wenn man ihn aber zum Samen stehen laͤsset, so waͤchset er drey Schuh hoch. Ob zwar dieser Acker bis dato mein Eigen- thum ist, so uͤbergab ich doch solchen, nach meiner obhabenden Schuldigkeit, und sonderbarer Ursa- chen halber, jemanden, zu dieser Nutzung. Gewisse Umstaͤnde hielten mich aber zuruͤcke, das ich die Be- saͤe- und Bestellung nicht uͤber mich nahm, sondern es mußte dieses ein anderer Acker-Verstandiger be- sorgen. Meine Bedenklichkeit, warum ich diese Bestellung nicht uͤber mich nehmen wolte, war die- se, weil solche auf einen im Fruͤh-Jahre zubereite- ten Acker geschehen solte, welches niemalen so sicher und gewiß ist, als auf einen vor Winters zuberei- tetem Lande. Denn wenn bey der im folgenden be- schriebenen Bestellung, die Regen ausgeblieben waͤren, so haͤtte es gewiß mißlich ausgesehen. M 5 Die 6. Cap. Von unterschiedlichen Die Zubereitung des Ackers geschahe also: weil vorher Winter-Rocken darauf gewesen war, so wurden die Stoppeln im Herbste mit zwey Pfer- den umgepfluͤget, und das Land mit der Pserde-Ege bestrichen. Hierdurch wurde der von der Ernde ausgefallene Rocken, Gras und anderes Unkraut un- ter die Erde gebracht, daß es verderben mußte, und der Acker blieb den Winter hindurch also liegen. So bald als das Wetter im Fruͤh-Jahre auf- gieng, wurde so viel kleiner Kuͤh-Mist, wie man pfleget zu den Korn-F r uͤchten zu duͤngen, auf den Acker gefahren, welcher fein gleich zerstreuet, und alsobald tief und wohl untergegraben wurde. Als dieses auch verrichtet war, wurde das gegrabene Land mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren, und die Erde klar und milde gemachet. Zwoͤlf Tage blieb das Land also liegen, bis in die Helfte des Aprils, alsdenn wurde das Bestellen vorgenom- men. Ehe aber der Saͤe Mann das Ausstreuen des Samens verrichtete mußte zuvor die Erde auf dem ganzen Acker gefuͤsselt, und mit der Garten- Ege nochmals bestrichen werden. Siehe hiervon im ersten Theile p. 127. die VI. Figur. Hierauf wurde der Luserne-Same oben aufgesaͤet, abermal gefuͤsselt, und das Land so fort mit der kleinen Ege zweymal bestrichen. Eben zur selbigen Zeit, als diese Bestellung vorgenommen wurde, nahm ich aus Curiositaͤt ohn- gefehr zwey Loth von diesen Samen, streuete sol- chen hin und wieder unter das Gras, weiter ließ ich nichts damit vornehmen. Dem ohneracht ist er hier Sorten des Klees. hier und da aufgegangen, daß man die Stoͤcke wel- che allezeit fast einen Schuh uͤber das andere Gras hervor wachsen, von weiten erkennen kan. Bey dieser jetzo angefuͤhrten Art die Luserne zu bestellen, wuͤrde in der That alle Arbeit verge- bens gewesen seyn, wenn das Land vorher nicht waͤ- re zusammen getreten oder gefuͤsselt worden, denn da die Erde locker und hohl wuͤrde geblieben seyn, so wuͤrde erstlich die Merzen-Luft aus dem lockern Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho- let und weggefuͤhret haben; zum andern wuͤrde der Luserne-Same, weil er sehr kleine und glatt ist, alzutief in die Erde gefallen seyn, daß er hernach mit seinen zarten Keimen nicht vermoͤgend gewe- sen waͤre hervor zu wachsen. Als der Same nach dem Anfange des Mayes aufgieng, und in seine Blaͤtter erwachsen war, wur- de er gejaͤtet, und vom Unkraute gereiniget. Nach zehen Tagen war dieses Jaͤten abermal vorgenom- men; Nachhero wuchs er freudig in die Hoͤhe, daß er in diesem Jahre zweymal konte abgemaͤhet wer- den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit- tenmale waͤre angegangen, wenn die Zubereitung des Landes vor Winters geschehen waͤre, indem die Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen Gewaͤchsen grosse Dienste thut. Jn den nachfolgenden Jahren hat man das Jaͤten nicht noͤthig, es waͤre denn daß im zweyten Jahre die Melden sich einschleichen wolten, welche mit leichter Muͤhe koͤnnen heraus gezogen werden. Laͤsset man aber solche darinnen stehen, so faͤllt de- ren 6. Cap. Von verschiedlichen ren Same tausendfaͤltig aus, und hindert die Luser- ne an ihrem Wachsthum. Wenn der Same so dicke, wie sichs gebuͤhret, gesaͤet worden, so kan kein Unkraut oder anderes Gras zwischen den Stoͤcken aufwachsen, indem die wachsende Stengel durch ihren Schatten, und Entziehung des Nahrungs-Saftes solches verhin- dern und ersticken. Die Stoͤcke duͤrfen von rechts- wegen nicht uͤber sechs Zol weit von einander ste- hen, wenn sie aber ja etwas weniges naͤher oder weiter kommen solten, welches man bey dem Aus- streuen des Samens nicht so genau haben kan, so hat solches auch nicht viel zu sagen. Mit dem Einkauf des Samens hat man sich ebenermassen vorzusehen, daß man solchen aufrich- tig uͤberkomt, und daß kein Unkraut-Same sich darunter befinde, welches man alsobald, wenn man ihn recht ansiehet erkennen kan. Man komt durch solchen Betrug nicht nur um sein Geld, sondern der Klee gehet hernach duͤnner auf als sichs gebuͤh- ret, und man hat noch uͤber dieses mit dem Jaͤten doppelte Muͤhe und Kosten. Nunmehro muß ich auch von meiner Zuberei- tung des Ackers zu diesem Klee eine Beschreibung mittheilen: Es mag auf einen Acker vorhero Win- ter-Rocken, Gerste, Moͤhren, Pastinat-Wurzeln u. d. gl. gewesen seyn, oder es mag das Land Brache gelegen haben, so dienet solches zur Luser- ne, wenn es anders also beschaffen ist wie oben gedacht worden. Es Sorten des Klees. Es muß aber der Ort, wo man gedenket sol- chen Klee hin zu saͤen, erstlich geduͤnget werden, und je besser solches geschiehet, je zutraͤglicher ist es der Luserne zu ihrem Wachsthum, jedoch muß der Mist nicht alzu strohig, sondern verweset und entbrannt seyn. Denn wenn er zu strohig ist, so lieget die Erde darauf hohl und locker, und wenn der Same aufgegangen, die Stengel im Fort- wachsen begriffen sind, und mit ihren Wurzeln darauf kommen, so fangen sie an zu stocken, und wachsen hernach nicht von der Stelle, ja, wenn sehr heisses Wetter ist, so verdorren und verderben sie wohl gar. Wenn also die Duͤngung zur Herbst Zeit, im November, aufgefahren worden, so muß solche ein- gegraben, und fein mit Erde bedecket werden. Bey dem Graben muß auch das Gras und Un- kraut fein untergestuͤrzet werden, daß es verfaule und verderbe, damit es der aufgehenden Luserne nicht hinderlich werde. Oder wenn es an Leuten, welche das Graben zu verrichten pflegen, mangeln solte, so koͤnte ein solches Land auch mit drey oder vier Pferden umgeahren werden; doch solcherge- stalt, daß ein Tageloͤhner mit einem Rechte hinter dem Acker-Knechte her den Mist ordentlich in die Furchen einziehen muͤßte, damit derselbe mit der Erde fein bedecket werde. Jst nun der ganze Ort auf diese Weise geahren worden, so muß der Knecht den Acker mit dem linken Theile der Ege bestrei- chen; denn wenn er den rechten Theil oder die Spitzen der Zinken, hierzu gebrauchen wolte, so 6. Cap. Von verschiedlichen so wuͤrde er die mehreste Duͤngung, sonderlich wenn sie noch strohig waͤre, aus der Erden wiederum her- aus ziehen. Hierauf laͤsset man den Acker, er mag gegraben oder geahren seyn, den Winter uͤber lie- gen, da waͤhrender Zeit, der Regen und Schnee sich einsenken kan. Jst die Saͤe-Zeit, nemlich der halbe April her- bey gekommen, so wird die Erde gefuͤsselt, mit der kleinen Ege uͤberfahren, und wiederum gleich ge- strichen, wodurch sie so klar und milde wird, wie ein Majoran-Beet, weil sie den Winter uͤber, durch die Kaͤlte und Frost aufgeloͤset und muͤrbe gemachet worden. Alsdenn saͤet man den Lusernen-Samen darauf, ziehet solchen mit Kaͤrsten ganz gelinde und subtil, gleich wie bey der Mohne p. 89. im vierten Theile zu lesen, unter die Erde, und be- streichet den Acker abermal mit der kleinen Ege. Man hat also bey dieser Bestellung nicht so viele Muͤhe und Quackeley, als bey der vorhergehenden, und gehet doch mit dieser viel sicherer und gewisser. Die Luserne kan 24. bis 30. Jahr auf einem Orte stehen bleiben, wenn sie nicht zu duͤnne gesaͤet worden, denn sonsten pfleget sich das Gras mit unter zu mischen, welches man in solchem Falle alle Jahr mit einem Jaͤte-Haͤcklein nicht ohne Beschwerlich- keit hinweg schaffen muß. Jedoch ist hierbey noch zu merken, daß die Stoͤcke im Herbste, wenn die Sten- gel voͤllig abgemaͤhet worden, zum wenigsten alle ze- hen Jahr mit kleinen Kuͤh-Miste etwas stark uͤber- streuet werden muͤssen, so, daß solcher fein zwischen die Stoͤcke fallen, und seine Fettigkeit und Salze den Win- Sorten des Klees. Winter uͤber den Wurzeln mittheilen kan. Wenn man binnen solcher Zeit diesem Klee mit der Duͤn- gung zu Huͤlfe kommet, so kan er viele Jahre er- halten werden, wo aber dieses nicht geschiehet, so faͤnget er wegen seines Alters und Mangel der Nah- rung an, nach und nach abzunehmen, und waͤchset nicht mehr so schleunig in die Hoͤhe. Diese wegen der Duͤngung aufzuwendende Kosten, wird sich auch gewiß Niemand dauern las- sen, der da bedenket, daß man hingegen in so vie- len Jahren keinen Heller auf die Zubereitung des Landes, und auf den Samen zu verwenden brauchet, und daß ein einziger Acker mit diesem Klee, wenn solcher wohl anschlaͤget, bessere und mehre Fuͤtterung vor das Rind Vieh giebet, als drey Acker der besten Wiesen. Denn erstlich waͤchset das Wiesen-Gras ordentlicher Weise bey weiten nicht so hoch als das Lusernen Gras, und zum andern, so ist bekannt, daß man ordentlich eine Wiese jaͤhrlich nicht mehr denn einmal abmaͤhen kan. Auf einigen Wiesen, welche einen guten Trieb haben, und nach der Heu- Ernde der Weide und Trift nicht unterworfen sind, wird zwar im Herbste Spat-Heu, oder wie man es hier nennet, Grummet gemachet; allein es bedeutet, in Ansehung der Quantitaͤt, nicht viel, und ist auch vor das Vieh nicht so kraͤftig und nahr- haft. Hingegen kan man die Luserne jaͤhrlich vier- mal, und wenn die Witterung favorabel ist, wohl fuͤnfmal abmaͤhen. Genung, daß sich albereit die Luserne bey uns also legitimiret, daß wir von den Nutzen derselben voͤllig uͤberzeuget sind. Auf 6. Cap. Von verschiedlichen Auf einen Lusernen-Acker darf weder das Rind- noch Schaaf-Vieh getrieben werden, weil sie die Stoͤcke, und die daran befindlichen Sturzeln mit ihren jungen Augen, welche im Fruͤh-Jahre wie- derum ausschlagen muͤssen, zertreten. Wie denn auch durch das Auftreiben des Viehes, der Erdbo- den derb und feste gemachet wird, wodurch die Stoͤ- cke in ihrem Wachsthum gehindert werden daß sie kleine bleiben muͤssen. Auch ist das Abfressen und Abbeissen der Thiere den Stoͤcken ebenfals schaͤd- lich, indem viele Storzeln, woran sich junge Augen befinden, mit losgerissen werden. Das Auftreiben der Gaͤnse und Trut-Huͤner, zur Herbst-Zeit, tauget ebenfals nichts, denn es verursachet den Stoͤcken eine Zuruͤkschlagung, indem dieses Vieh alle junge Augen herunter holet. Zum Heumachen dienet dieser Klee nicht wohl, wie ich selbsten aus einer gemachten Probe gese- hen. Meine Leute mußten ein Fleck hierzu abmaͤ- hen. Jch lies auch solchen, wie man pfleget, wen- den und abtrocknen. Als aber solches Heu zusam- men gemachet, aufgeladen, und nach Hause gefah- ren wurde, so fielen die Blaͤtter die Helfte herun- ter, und was noch daran blieb, das fiel bey dem Abladen auch noch voͤllig ab, daß ich also nichts, als die Stengel uͤbrig behielt, welche das Viehe auch nicht so begierig angehen wolte, als da sie gruͤne waren, sondern der Hunger mußte sie erst hierzu antreiben. Doch duͤrfte dieses Heumachen viel- leicht eher angehen, wenn man die Stengel nicht so hoch und alt werden liesse, damit sich solche fein un- ter- Sorten des Klees. tereinander wickeln koͤnten. Auch muͤste die Sam- lung solches gedoͤrreten Klees nicht in alzugrosser Waͤrme, sondern fruͤh morgens vorgenommen werden, und kaͤme es auf eine Probe an, ob nicht auf solche Art gut Heu zuwege gebracht werden koͤnte. Den Samen zu erziehen und zu uͤberkommen ist sehr leicht; Man laͤsset hierzu ein gewisses Fleck- lein, so viel als man denket vonnoͤthen zu haben, unabgeschnitten stehen, und in Samen schiessen; wenn er nur zur Reiffung gelanget, und einige Koͤrner in den Samen Capseln hart sind, so ist es Zeit solchen in der Hoͤhe, so weit als der Same ge- het abzuschneiden, welches am besten fruͤhe mor- gens geschiehet, wenn er noch feuchte ist, denn Nachmittags, bey warmen Sonnenschein, springen die Samen-Koͤrner gerne hinweg. Man schaffet solchen hierauf in einem Tuche nach Hause, da- mit nicht der Same zum Theil verlohren gehe, und leget ihn fein duͤnne auf einen luͤftigen Boden, al- wo er ein paar mal muß gewendet werden Wenn er trocken ist, so leget man ihn samt dem Tuche bey einem schoͤnen hellen Tage an die Sonne. Wenn er nun recht duͤrre geworden, so klopfet man ihn mit einem Stecken aus, und schwuͤnget alsdenn mit einer Mulde die Spreu und den Unrath hinweg. Wenn die Samen-Capseln etwas zu lange stehen, und ohngefehr beregnet, hierauf aber von der Sonne wieder bescheinet werden, so springen dieselben von einander, und der Same faͤlt auf die Erde. 5. Theil. N Die 6. Cap. Von verschiedlichen Die Stengel, von welchen der Same oben ab- genommen worden, muͤssen zeitig hinweg geschnit- ten werden, damit die Stoͤcke wiederum treiben, und von neuen hervor wachsen koͤnnen. Der Sa- me kan vier Jahr zur Aussaat aufbehalten werden. Wer gesonnen ist einen solchen von vielen Jah- ren her genutzten Lusernen-Acker abzuschaffen, muß ein Jahr vorher, ehe er solches vornimmt, ein ande- res Stuͤck Feldes dazu begatten und damit besaͤen, damit er in der Fuͤtterung keinen Mangel leide; alsdenn kan er in folgendem Herbste die alten Stuͤ- cke ausheben lassen, womit es aber muͤhsam zugeht, denn es sind die Wurzeln so feste eingewachsen, daß man sie mit einem Karste oder andern leichten Jn- strumente nicht bequem heraus bringen kan; oder es muß der Arbeiter einigemal darnach hacken. Am besten und geschwindesten sind sie mit einer Baum-Hacke oder Wurzel-Spiese heraus zu heben. Siehe hiervon im dritten Theile p. 143. Man hat nicht Ursache die ausgehobenen Wurzeln und Stoͤcke hinweg zu schmeissen, sondern man laͤßt solche auf dem Lande liegen, und wenn sie binnen zehn bis zwoͤlf Tagen abgewelket sind, so koͤnnen sie mit einem Rechen umgewendet werden, welches man so lange wiederholet, bis sie trocken gewor- den. Man schaffet sie nachgehends nach Hause, und wirft sie auf einen luftigen Boden fein duͤnne auseinander, damit alle Feuchtigkeit voͤllig heraus gehe; alsdenn thun sie zum Einheitzen bey jetzi- gem grossem Holz-Mangel gute Dienste. Ein grosser Fehler und Unverstand waͤre es, wer Sorten des Klees. wer auf einen solchen Acker, wo dergleichen Wur- zeln ausgehacket worden, abermal Lusernen-Sa- men saͤen wolte. Wenn er auch noch so stark hierzu duͤngete, so wuͤrde dennoch nichts tuͤchtiges daraus werden: denn da die Luserne von vielen Jahren her diejenigen Salze und Kraͤfte, welche sie zu ih- rem Wachsthume gebrauchet, aus der Erde heraus gesogen, so wuͤrde der von neuen darauf gesaͤete Same, und die hervorgewachsene junge Stoͤcke, kei- ne hinlaͤngliche Nahrung mehr finden, weil das Land von den Theilchen und Kraͤften, welche sie erfordern schon allzu sehr ausgemergelt worden, welchen Abgang auch die frische Duͤngung nicht ersetzen kan. Und ob auch gleich der Acker durch den darauf geschaften Mist wiederum einige Bes- serung erhalten, so ist doch solche zum ferneren ge- hoͤrigen Wachsthume der Luserne nicht hinlaͤnglich. und wuͤrde ihre Wuͤrkung nicht halb so gut, und nicht halb so lange dauren, als auf einem frischen Lande welches noch nicht hierzu gebrauchet worden. Es verhaͤlt sich mit diesem Klee eben wie mit an- deren Gewaͤchsen, wenn man solchen vielmal nach einander auf einen Acker bestellen wolte. Siehe hiervon nach im ersten Theile p. 61. und in die- sem Theile p. 5. Jst nun ein solcher Acker von den Lusernen- Wurzeln voͤllig befreyet worden, so muß das uͤbri- ge Unkraut mit Kaͤrsten ausgehacket, und das Land reine gemachet werden. Nach diesem laͤsset man den Acker begatten und Brache liegen, damit er sich an den Kraͤften, welche er in so vielen Jahren ver- N 2 lohren 6. Cap. Von verschiedlichen lohren hat, wiederum erholen moͤge. Jst aber der Acker von Quecken leer, oder sonst wenig Unkraut darinnen zu finden, so kan er mit 24 Fudern Mist geduͤnget, gegraben, und hernach alljaͤhrlich bestel- let und genutzet werden, wie ich oben in dem er- sten Theile weitlaͤuftig gezeiget habe. §. 2. Von dem Esparsett. Von dem Esparsett. Die andere Sorte des Futter-Grases, wel- ches in einer Haushaltung bey der Viehzucht gute Dienste thut, ist der Esparsett, Hahnen-Kamm, Hahnen-Kopf, Tuͤrkischer Kleber-Klee, Onobrychis major siliculis echinatis cristatis, in spica digestis. Morris. Onobrychis orientalis major foliis filosis, Rupp. Wenn ich wuͤste, daß ich diejenigen, welche auch schon hiervon geschrieben, durch meine Ab- handlung beleidigen wuͤrde, so haͤtte ich solche lieber weglassen wollen. Allein ich habe das Vertrauen, daß man es dennoch nicht ungeneigt aufnehmen werde; wenn ich, um der einmal ge- machten Ordnung willen, von der Erziehung dieses Gewaͤchses, nach meiner wenigen Erkenntniß und Erfahrung, eine kurze Anweisung mit beyfuͤge. Der Name Esparsett, kommet eben so wohl von den Franzosen her, als das Wort Luserne. Da nun einige die Namen der Luserne, Esparsette, oder den Tuͤrkischen Kleeber-Klee, und den Spa- nischen Sorten des Klees. nischen Klee, sonderlich was die Teutschen Namen betrift, mit einander verwechseln und vermengen, so habe ich eine jede Sorte alleine beschrieben, und deren Abzeichnung in Kupfer beyfuͤgen lassen, da- mit diejenigen, welche die drey Sorten nicht eigent- lich kennen, sich einen Begrif davon machen, und solche von einander unterscheiden lernen, welches mir anfaͤnglich selbsten schwer gewesen ist. Es gehoͤret aber der Esparsett, wovon ich jetzo handele, eigentlich nicht unter die Klee-Ge- waͤchse, weil er kein dreyblaͤtterig Kraut hat. Siehe hiervon die Figur No. II. Es sind auch dessen Blaͤtter laͤnger als die Klee-Blaͤtter, und stehen deren zu beyden Seiten an ihren Stie- len, mehrentheils zwoͤlf bis dreyzehen in einer Reihe nach einander; auch ist dessen Same wohl sechsmal groͤsser als der Luserne-Same, und fast noch achtmal so groß als der Spanische Klee-Sa- me, welcher letztere den weissen und braunen Senf- Koͤrnern fast gleich siehet. Hingegen der Espar- sett-Same siehet dunkelbraune aus, hat kleine Gruͤblein, und ist an einem Ende mit vielen klei- nen Spitzen besetzet. Dieses ist aber nur das aͤus- serliche Haͤutlein, oder Huͤlse, welches das inwendi- ge Korn, das eigentlich hervor keimen muß, um- schliesset. Wenn es gesaͤet worden, so faͤnget es nach einigen Tagen an zu quellen, und wenn es seinen Fortwachs suchet, so springet das Haͤutlein end- lich von einander. Obgleich dieses Gewaͤchse Tuͤrkischer Klee genennet wird, so ist es den- noch in unsern Erfurtischen Feldern, an den Ra- N 3 sen 6. Cap. Von verschiedlichen sen-Raͤndern hin und wieder, wie auch in vielen an- dern Fluren anzutreffen. Es kan das Esparsett-Kraut, eben so wohl wie die oben beschriebene Luserne, mit grosen Nu- tzen den Sommer uͤber gruͤne vor das Melk- oder andere Rind-Viehe zur Fuͤtterung nach und nach abgeschnitten und gebrauchet werden, und ist den ordentlichen Wiesen Grase merklich vorzuziehen. Wenn der Esparsett zu rechter Zeit, nemlich in oder nach seiner Bluͤte, im Junius oder Julius, abge- maͤhet, und zu Heu gemachet wird, so dienet er auch ungemein vor die Pferde, so, daß man we- gen dessen guter Nahrung kaum die Helfte des sonst gehoͤrigen Hafers den Pferden vorzuschuͤtten brauchet. Es giebt bey uns Doͤrfer, wo nicht viel, oder auch gar kein Wiesenwachs ist, daher viele Bauers- Leute sich in einer Zeit von 30 Jahren stark darauf beflissen den Esparsett anzubauen. Man kan ihn drey bis viermal, nachdem es die Jahres-Witte- rung giebet, vor das Viehe gruͤne abschneiden. Will man ihn aber zum Heu gebrauchen, so darf man solchen nicht eher abmaͤhen lassen, bis er erstlich ver- bluͤhet, und in seinen Huͤlsen die Samen-Koͤrner etwas angesetzet hat; denn die in den Samen- Capseln befindliche verwelkte Koͤrner, geben den Pferden den Winter uͤber die beste Nahrung. Und ob es gleich, wenn er in der Bluͤte abgemaͤhet wird, auch ein gutes Heu giebet, und das Viehe, weil es weicher und gelinder wird, solches noch lie- ber angehet, so behaͤlt doch das nach der Verbluͤ- hung Sorten des Klees. hung gemachte Heu, in Ansehung der Fuͤtterung, einen Vorzug. Es ist aber hierbey zu merken, daß man ihn nicht zu lange stehen lasse, sonst wer- den die Stengel alzu hart haͤlmig. Wenn er aber, wie anderes Wiesen-Gras, den Winter uͤber zum Heu soll gebrauchet werden, so kan man ihn nicht mehr denn zweymal abmaͤhen lassen. Wenn das Abschneiden geschehen, welches gemeiniglich in der Mitte des Junius, oder auch aus Mangel der Fuͤtterung etwas eher vorgenom- men wird, so fangen die Stoͤcke alsobald an wieder- um von neuen zu treiben. Der Esparsett dauret eben so lange in der Erde als die Luserne, weil er gleichfals ein sehr hartes Winter-Gewaͤchse ist, son- derlich wenn er einen nicht gar zu schlechten Bo- den findet. Er waͤchset und bohret mit seinen Wur- zeln, drey, vier und wohl noch mehre Schuh tief in die Erde, und suchet seine Nahrung darinnen. Dieserwegen bleiben seine Stengel in der groͤßten Hitze aufrecht stehen, und werden niemalen wie andere Gewaͤchse welk. Wenn man den Esparsett auf einen gleichen, guten Grund und Boden gesaͤet hat, so kan er ebenfals nach zwoͤlf Jahren mit verfaultem Duͤn- ger uͤberworfen werden; er bringet hernachmalen die Kosten und Muͤhe gedoppelt wiederum ein, wird auch dadurch viel mehre Jahre erhalten. Auf steilichten und abhaͤngigen Aeckern aber, gehet das Aufwerfen der Duͤngung nicht wohl an, indem dieselbe bey Entstehung grosser Gewitter N 4 und 6. Cap. Von verschiedlichen und starker Regen Guͤsse mit in die Tiefe wuͤrde genommen werden. Auf allen duͤrren Leeden, Raͤndern und steinig- ten Oerten, wo elendes Getraide und Gras waͤch- set, und welche unterweilen den ausgestreueten Samen nicht wiederbringen, hat man von dem Esparsett, wenn er recht bestellet, wird gewiß mehr Nutzen zu hoffen, als von den Korn-Fruͤchten. Jst aber ein solcher Ort thonicht, und mit lau- ter groben Kieseln beleget, so ist nicht viel damit anzufangen, weil der Thon, Letten und Steine so feste auf einander liegen, daß die Wurzeln nicht hindurch bohren koͤnnen. Man merke ferner, daß der Esparsett auf kei- nen sumpfigten Boden fort komt. Auf guten Laͤndereyen waͤchset er ungleich besser, und wird wohl zwey bis d r ittehalb Schuh hoch, auf einem duͤrren Felde aber, waͤchset er auf das hoͤchste kaum zwey Schuh hoch. Ob er aber gleich daselbst nicht so hoch wird, so halte ich doch davor, daß er vor das Vieh fast noch besser sey, als derjenige, welcher auf gutem Lande gebauet worden, welches man daran abnehmen kan, weil das Schaaf-Vieh von duͤrrer Weide allezeit gesunder und fetter wird als von fet- tem und in tieffen Gruͤnden gewachsenem Grase. Wenn der Esparsett einige Jahre gestanden, und seine Wurtzeln ihre Staͤrcke erreichet haben, so trei- bet mancher Stock 20, auch wohl noch mehr Sten- gel, und jeder Stengel fast eben so viel Bluͤten, wel- che an der Farbe wie die Pfirsig-Bluͤten aussehen, ja wenn sie erstlich aufgebluͤhet, fast eben so hoch roth sind Sorten des Klees. sind wie die Blumen des Hedysari clypeati; doch machet sie die Sonne unten her an den ersten Blaͤt- tern bloß, und ziehet die Farbe aus. Man muß aber hierbey nicht denken, als wenn ich das Hedy- sarum mit dem Esparsett in eine Gleichheit stelte, denn dieses will den Winter uͤber mit andern Ge- waͤchsen beygesetzt seyn, indem es die Kaͤlte nicht kan ausstehen und leicht erfrieret. Daß aber der Esparsett-Same mit dem Hedysaro einerley An- sehen haben soll, wie einige vorgeben, glaube man nicht, denn der Same des Hedysari ist hellgelbe, et- was rauch und breit, und stehen von dessen Schild- lein drey, vier, fuͤnf bis sechs uͤbereinander, und sind subtil angewachsen. Und wenn man sie gebrauchen will, so muß man sie erstlich von einander trucken. Es werden auch die Blumen davon bey uns zum Straͤussern (Bouqueten) und Auszierung des Con- fects gebrauchet. Die Zubereitung und Begattung der Aecker, Leeden oder Raͤnder zu dem Esparsett betreffend, so muͤssen solche den Sommer uͤber erstlich mit dem Pfluge umgerissen, hernachmahls geruhret, u. drit- tens langsam im Herbste wiederum geahren, und mit der Ege fein gleich bestrichen werden. Je tiefer man mit dem Pfluge unter die Erde greiffen kan, je zutraͤglicher ist es dem gesaͤeten Samen, damit die Keimen in dem lockern Grunde leichter hervorkom- men, und die Wuͤrzelgen gleich anfaͤnglich desto besser unter sich wachsen koͤnnen. Solten aber die Raͤnder und sehr abhaͤngi- gen Berge mit dem Pfluge nicht koͤnnen umgerissen N 5 wer- 6. Cap. Von verschiedlichen werden, so muß man sich gefallen lassen solche dreymal zu hacken, und die Kloͤser und Rasen-Stuͤ- cke zu zerschlagen, damit der Same in zukuͤnftigem Fruͤh-Jahre desto bequemer kan unter die Erde ge- bracht werden. Findet man bey dem Umackern, oder Umhacken an solchen Oertern Heuhecheln, Huhecheln, Sta- chel-Kraut, ( Annonis spinosa, fl. purpureo \& albo. C. B. P. ) oder anderes starkes Gewuͤrzlich, so muß man solche mit einer Baum- oder Rade- Hacke aus dem Boden heraus schaffen, welche son- sten dem Esparsett im Wachsthume ein grosses Hinderniß verursachen. Man laͤßt also, das auf solche Art zubereitete Land den Winter uͤber liegen, da es in solcher Zeit fein locker und milde frieret, auch durch den Regen und Schnee Feuchtigkeit uͤberkommet, daß der Sa- me desto eher aufkeimen und gedeyen kan. Auf das Fruͤh-Jahr wird der Same in der Mitte des Merzes bis zu Ende des Aprils, oben aufgesaͤet, und ein- auch wohl zweymal eingeeget. Ob nun gleich dieses unterweilen auch gut anschlaͤ- get, so halte ich doch diese Bestellung nicht vor rath- sam, indem der Same großkoͤrnig und rauch ist, folglich mit der Ege nicht so leicht ordentlich unter die Erde kan gebracht werden. Wo die Ege mit ihren Zinken in die Erde greiffet, so faͤllt der Sa- me zu tief hinein; hingegen, wo die Zinken neben den Koͤrnern hingehen, so komt er zu flach in die Erde, mithin wachsen die Koͤrner auch nicht zu gleicher Zeit hervor. Vor Sorten des Klees. Vor weit besser halte ich es, wenn der vor Winters zugerichtete Acker im Fruͤh-Jahre besaͤet worden, daß der Same mit Kaͤrsten, jedoch nicht alzutief untergezogen, und mit der kleinen Garten- Ege hernachmahlen uͤberfahren werde, wovon in dem ersten Theile pag. 126. und 135. nachzulesen. Denn man betrachte nur den Mohn-(Mag-) Sa- men welcher wohl sechzehnmal kleiner ist, als der Same des Esparsetts, und dennoch mit dem Karste untergezogen wird, ohne zu besorgen, daß er zu tief in die Erde kommen moͤchte. Hiervon ist im vier- ten Theile pag. 89. nachzusehen. Warum sollen denn solche grosse Koͤrner nur untergeeget werden, da doch gewiß ist, daß sie, wegen ihres rauchen We- sens mit der Erde, nimmermehr durch das Unter- egen alle koͤnnen bedecket werden. Eines der groͤßten Fehler ist es auch, wenn die Acker-Leute mit diesen Samen im Aussaͤen zu spar- sam umgehen, denn wenn solcher zu duͤnne gesaͤet wird, so bekomt das Gras und Unkraut Luft, daß solches zwischen den Stoͤcken wachsen und aufkom- men kan. Er muß wenigstens so dicke gesaͤet werden, daß die Koͤrner zwey bis drey Zoll an ein- ander zu liegen kommen, welches man aber im Auswurfe nicht so genau haben kan, doch schadet es nicht, wenn sie auch gleich noch etwas enger fal- len solten, indem doch wohl einige Koͤrner mit ih- ren Keimen zuruͤcke bleiben, sonderlich, wenn der Same aufgekaufet wird, unter welchen oft viele unreife und unvollkommene Koͤrner sich befinden; oder es pflegen auch die Verkaͤuffer alten verlegenen Samen 6. Cap. Von verschiedlichen men darunter zu mischen, wie denn hierinnen meh- rentheils Betruͤgereyen vorgehen. Und gesetzt, welches doch nicht wahrscheinlich ist, daß der Same zu dicke aufgehen solte, so ist doch solchem mit einem kleinen Jaͤte Haͤcklein gar bald, und ohne sonderli- che Muͤhe zu helfen, denn wenn die Staͤudgen zu nahe an einander stehen solten, so koͤnnen solche da- mit hinweg geschnitten werden. Nach der Bestell- Zeit bleibet der Same mehrentheils 14 Tage bis drey Wochen in der Erde liegen ehe er aufgehet; wenn aber nach der Bestellung bald ein Regen er- folget, so keimet er in zehn bis zwoͤlf Tagen hervor. Wenn er aufgegangen, und in seine zwey Blaͤtter- gen, oder Gaͤblein getrieben, so ist er ebenfals wie andere Fruͤchte den Wuͤrmern unterworfen, daß er von denselben zum Theil abgenaget wird, sonderlich wenn kein Gras und Unkraut mit hervor waͤchset. Und obgleich die mehresten den Erd-Floͤhen die Schuld solches Schadens beymessen wollen, so fin- det sich doch solches in der Wahrheit nicht gegruͤn- det, indem dieselben bey kuͤhler Witterung im Fruͤh-Jahre den wenigsten Schaden thun, sondern die Spinnen und Goldhaͤner sind es, welche die aufgegangenen Pflaͤnzlein, wie andere junge Fruͤchte, abnagen, wovon in dem dritten Theile p. 157. nachgelesen werden kan. Wenn der Esparsett in etwas erwachsen, so muß man das groͤßte Gras sonderlich die Disteln und Melden ausrauffen, damit er nicht von solchem Unkraute uͤberwaͤltiget und unterdrucket werde. Und wenn dergleichen wiederum zum Vorschein kom- Sorten des Klees. kommen solten, muß man ihn abermal jaͤten bis er die Erde mit seinen Stoͤcken und Blaͤttern voͤllig bedecket, so bleibet hernach das Unkraut zuruͤcke, und ersticket. Es darf auch der aufgewachsene Es- parsett im ersten Jahre nicht abgemaͤhet werden, sondern man muß damit warten bis auf das andere Jahr, damit die Stoͤcke und Wurzeln die gehoͤri- ge Staͤrke erreichen, und im Abmaͤhen mit der Si- chel oder Sense nicht aus der Erde gezogen wer- den koͤnnen. Der Esparsett bringet niemahlen seine Blumen im ersten, wohl aber in andern und und nachfolgenden Jahren im Ueberfluß hervor. Der Same ist ebenfals leichte zu erziehen. Man laͤsset nemlich hierzu einen Fleck stehen, so viel man denket zur Aussaat oder zum Verkauf noͤthig zu haben. Weil aber die Blumen, wie bekannt ist, an den Aehren niemahlen zu gleicher Zeit, sondern nach und nach aufbluͤhen, und auch wiederum also verbluͤhen, folglich auch der Same nicht zu glei- cher Zeit zur Reiffung gelanget, so muß man bey dem Abschneiden desselben die Zeit beobachten, wenn die untersten Koͤrner an den Aehren uͤber die Helfte reif und hart sind, denn wenn man auf die obersten warten wolte bis sie ihre Groͤsse und Reif- fung erlanget haͤtten, so wuͤrden inzwischen die er- sten und besten Koͤrner abfallen, und zu Grunde ge- hen. Wenn man also findet, daß es Zeit ist, so schnei- det man den Samen mit der Sichel eine Hand voll um die andere ab, und thut ihn in eine Schuͤrze oder Sack, wobey man sich aber in Acht zu nehmen hat, daß sich der Same nicht auf einander im Sacke er- waͤr- 6. Cap. Von verschiedlichen waͤrme, welches demselben an den Hervorwachsen hindert; dahero muß man ihn alsobald auf einen luͤftigen Boden fein duͤnne auseinander breiten, und einigemal umwenden, damit er recht duͤrre und trocken werde. Wenn dieses geschehen, so muß man solchen mit einem Stecken ganz sanfte abklopfen lassen; denn mit einem Dresch-Flegel solches vor- zunehmen, waͤre gefaͤhrlich, indem durch die hefti- gen Schlaͤge die Koͤrner gar leicht koͤnnen verder- bet und zum Aufgehen untuͤchtig gemachet werden. Der Uberbleibsel von dem Samen Aehren wird dem Viehe gegeben. Und dieses ist eben der halb- reife Same, welchen die Verkaufer gemeiniglich unter den guten und vollkommenen Koͤrnern las- sen, um nur mehr Geld davor zu bekommen. Folg- lich kan es nicht anders seyn, als daß hernach der Same, wenn er gesaͤet worden zu duͤnne aufgehet. Wer also dergleichen kaufen muß, der kan einiger massen die Gefahr vermeiden, wenn er den Sa- men mit einer Mulde schwinget, wodurch die leich- ten Koͤrner heraus fliegen. Jst nun der Same, wie oben gedacht, abge- klopfet worden, so schaffet man solchen auf einen Scheuer-Tennen, und worfelt ihn, so werden die guten und vollkommenen Koͤrner ferne wegsprin- gen, die halbreifen aber zuruͤcke bleiben, welche letztere den Schweinen mit unter das Futter koͤn- nen gegeben werden. Die Stengel von welchen der Same abge- schnitten worden, muͤssen alsobald abgemaͤhet und dem Viehe gegeben, oder Heu daraus gemachet wer- den, Sorten des Klees. den, und ob solche gleich grob und hart anzugreiffen sind, so kan sie das Vieh dennoch gar wohl fressen. §. 3. Die dritte Sorte des nutzbaren Futter-Gra- Vom Spa- nischen Klee. ses ist der Spanische Klee, Trifolium montanum purpureum majus, C. B. Trifolium majus, Clus. non album sed rubrum J. B. welcher No. III. im Kupfer-Stiche zu sehen ist. Jch will dahero auch von Erbauung desselben das noͤthigste anfuͤhren, und alle weitlaͤuftige Ausschweifungen, welche an- dere hiebey gemachet haben, mit Fleiß vermeiden. Unter allen andern Sorten des Klees, behaͤlt wohl diese den Vorzug; nur ist es Schade, daß er nicht laͤnger als vier Jahr kan genutzet werden, in- dem er in nachfolgenden Jahren abgehet, doch be- lohnet er in dieser Zeit die Muͤhe reichlich, sonder- lich wenn er wohl anschlaͤget. Es verlanget dieser Klee einen guten Grund und Boden, denn auf Leeden, auf hungrigen, wie auch auf sumpfigten und nassen Aeckern gedeyet er gar nicht, und bleibet klein und kurz, daß man ihn, wenn nicht bestaͤndig fruchtbare Witterung erfol- get, nicht einmahl abmaͤhen kan. Eben deßwegen nehmen die Bauers-Leute hierzu das beste Land, welches sie eben also begatten, wie einen ordentli- chen Brach-Acker. Erstlich duͤngen sie solches Stuͤck Land mit vermoderten Miste, doch etwas staͤrker als zu den Korn-Fruͤchten, ackern denselben unter, und ruren das Land hernach zweymal, wie ordentlich gebraͤuchlich ist. Jst aber ein Acker an sich gut und tragbar, so hat man das starke Duͤn- gen 6. Cap. Von verschiedlichen gen nicht noͤthig, sondern man bleibet dabey, wie es ein jeder an seinem Orte zu den Winter-Fruͤch- ten vor gut befindet. Man glaube aber nicht, wie einige vorgeben, wenn man den Acker mit Pferde Mist duͤngete, daß die Pferde den darauf gewachsenen Klee nicht fres- sen wolten. Desgleichen, wenn man solchen Klee dem Rind-Viehe geben wolte, so duͤrffe man aus eben diesen Grunde den Acker mit ihrem Miste nicht duͤngen, weil sie den Klee davon ebenfals nicht gerne fraͤssen. Es waͤre auch so wohl den Pferden, als Kuͤhen dieses, auf ihrem eigenen Miste erwachsene Futter ungesund. Allein es kommet hierinnen lediglich darauf an, daß die Duͤngung nicht so frisch und strohig ist, sondern zuvor in ihre Verwesung gegangen. Und wie koͤnnen denn die Pferde und das Rind Viehe einen Eckel und Ge- ruch von dem Klee bekommen, da ein solcher ent- brannter Mist auf dem Acker ausgestreuet, unter- gepfluͤget, und das Land zweymal geruret wird, da sich waͤhrender Zeit, so wohl den Sommer, als auch den Winter uͤber, durch die Froͤste, Sonne, Luft, Regen und Schnee dessen starke Ausduͤnstung verlieret. Ueber dieses, so wird, ehe der Klee an- faͤnget zu wachsen, wohl schwerlich von dem Ge- ruch der Duͤngung noch etwas zu spuͤren seyn, in- dem ein solcher Acker, wie gleich soll gedacht wer- den, zuvor mit Winter-Rocken bestellet, und in dem darauf folgenden Jahre erst der Klee-Same darauf gebracht wird. Nach obig gedachter Zubereitung und Duͤn- gung Sorten des Klees. zung des Landes wird solches erstlich mit Winter- Rocken bestellet. Wenn dieser in nachfolgendem Jahre eingeerndet worden, so werden die Stoppeln gleich darauf umgeahren. So bald der Acker von den ausgefallenen Rocken-Koͤrnern und anderen aufgehenden Gesaͤmig gruͤne werden will, so muß er abermal fein tief gepfluͤget, und mit der Ege be- strichen werden. Den Winter uͤber bleibet das Land also liegen, und im Fruͤh-Jahre wird solches zur gehoͤrigen Zeit, und nach der gewoͤhnlichen Art und Weise mit Gerste bestellet. Auf dieses mit Gerste bestellte Land, wird hernach fuͤnf bis sechs Pfund Klee-Samen, welchen die Materialisten zu vier bis fuͤnf Gr. verkaufen, gesaͤet. Der Aus- wurf desselben muß aus einer Hand zehn auch wohl zwoͤlf mal im fortschreiten geschehen, wie man z. E. den Ruͤbe-Samen (wovon man Oel schlagen laͤs- set,) und andere dergleichen kleine Gesaͤmige mehr, zu saͤen pfleget, wovon der geehrte Leser, um der Deutlichkeit willen p. 96. im ersten Theile nach- sehen kan. Nachdem das Saͤen verrichtet worden, so nehmen die Acker-Leute die Ege, legen solche auf das linke Theil, und uͤberfahren den Acker damit, und so ist die Bestellung geschehen. Wenn die Gerste auswaͤchst, und in ihre Schoß Baͤlge treibet, so giebet sie dem darzwischen aufkeimenden Klee-Schatten, und erhaͤlt auch die Feuchtigkeit viel laͤnger in der Erden. Man laͤsset beydes mit einander und unter einander wachsen bis zur Ernde, da waͤhrender Zeit der Klee einen 5. Theil. O Schuh 6. Cap. Von verschiedlichen Schuh hoch, ja, wenn ihn zu rechter Zeit einige Regen zu Huͤlfe kommen, auch wohl noch hoͤher waͤchset. Jst die Gerste reif, so laͤsset man beyde mit der Sense, oder wie es an manchen Orten ge- braͤuchlich, mit der Sichel abmaͤhen. Nach einen oder zweyen Tagen, wie es die Witterung giebet, muͤssen die Geschwaden, oder Gelege, fleißig umge- wendet werden, und dieses wiederholet man einige- mal, bis man meinet, daß sie genug abgetrocknet. Man hat hierbey die Witterung wohl in Acht zu nehmen, denn der Klee will gar eigentlich besorget seyn, weil dessen Blaͤtter fett sind, und viele Feuch- tigkeit in sich haben. Wenn ein starker Regen dar- auf komt, so wird er, wie anderes Heu, leicht schwarz und schimlich, daß ihn hernach das Viehe nicht so gerne, als wenn er reine und fein gruͤne ist, angehen will. Vermeinet man also, daß der Klee trocken ge- nung seyn moͤchte, so laͤsset man solchen, benebst der Gerste, mit Seilen zusammen binden, und schaffet ihn nach Hause unter eine Schoppe, oder sonst an einen luͤftigen Ort. Zu seiner Zeit wird beydes mit einander ge- droschen, und alsdenn die Gerste geworfelt, wie es sonst uͤblich ist, und in das Reine gebracht. Die- ses unter einander gewachsene Gestroͤdig ist nach- hero ein vortrefliches Futter vor die Pferde und vor das Rind-Viehe. Der Acker, wovon die Gerste und der Klee ab- gemaͤhet worden, bleibet den folgenden Herbst und Win- Sorten des Klees. Winter uͤber ruhig liegen, ohne daß man das Schaaf- oder andere Viehe darauf treiben laͤsset; denn nach geschehener Abmaͤhung, muͤssen erstlich die Klee-Stoͤcke sich recht bestauden, daß sie in nach- folgenden Jahren ihre schoͤne Fuͤtterung geben koͤn- nen. Es ist gewiß, daß das Schaaf-Viehe, die Klee Koͤpfgen, und ansetzenden Aeuglein zum zu- kuͤnftigen Wachsthum, mit groͤßten Appetit abbei- sen, wodurch die Stoͤcke in ihrem Wachsthum ge- hindert werden, und zum Theil verderben muͤssen. Das hohe Wild, weiches ich selbsten erfahren, lauft auch sehr weit nach diesem Klee, und wenn sie einmal einen solchen Ort ausgemacht haben, so liegen sie bestaͤndig auf denselben, scharren so gar die Erde von den Stoͤcken hinweg, und nagen die Koͤpfgen von den Wurzeln abe. Das andere; dritte und vierte Jahr waͤchset er in seine dicken Straͤuche, und seine Stengel wer- den drey Schuh hoch. Wenn er in voller Bluͤte stehet, so machet er in Wahrheit eine schoͤne Augen- Weide, und erwecket ein sonderbares Vergnuͤgen, welches gemeiniglich im Junius und Julius ge- schiehet. Wenn man gesonnen diesen Klee mit der Sichel oder Sense vor das Melk-Viehe nach und nach abzugrasen, so kan dieses viermal den Som- mer uͤber wiederholet werden. Jst man aber des Sinnes, Heu davon zu ma- chen, so darf man denselben hierzu nicht eher ab- maͤhen lassen, bis dessen Samen-Knospen verbluͤ- hen wollen. Dieses Abmaͤhen ist auch bey schoͤnem O 2 Wet- 6. Cap. Von verschiedlichen Wetter vorzunehmen, da denn der Klee muß fleis- sig gewendet, und so bald er recht abgetrocknet ist, eingefahren werden. Man hat sich auch bey alzuheissem Wetter vorzusehen, daß die besten Blaͤtter nicht abgeruͤh- ret werden, und eben deßwegen muß man die Heu- Schober fruͤh morgens, und zwar am Ende des Klee-Ackers machen lassen, damit man nicht Ur- sach habe mit den Wagen darauf zu fahren; denn wenn dieses geschehen solte, so wuͤrde gewiß durch die Fahr-Kleisen, und durch das Trampeln der Pfer- de, den Klee-Stoͤcken grosser Schade geschehen. Unsere Land-Leute zu Nottleben, und in den angraͤnzenden Dorfschaften, pflegen mit Bestel- lung dieses Klee-Samens auch also zu verfahren. Sie nehmen eben ein solches Land hierzu, wie oben beschrieben worden, bestellen erstlich die Gerste darauf, wie aller Orten gebraͤuchlich ist, und lassen den Acker ein, zwey bis drey Wochen also liegen, daß auch unterweilen die Gerste hervor sticht. Wenn sie merken, daß es regnen will, oder wenn es auch schon hierzu den Anfang macht, so lassen sie keine Zeit vorbey streichen, und saͤen den Klee- Samen eiligst oben auf die Gerste, ohne die ge- ringste Arbeit weiter daran vorzunehmen; dabey geben sie vor, daß der Regen die Koͤrner selbst mit der Erde bedeckte, daß sie aufgehen und Wurzeln schlagen koͤnten. Ob nun gleich dieses als eine liederliche Bestellung anzusehen ist, so gelinget es ihnen doch, daß man sich daruͤber verwundern muß Sorten des Klees. muß, indem sie bestaͤndig den allerschoͤnsten Klee zur Nahrung ihres Viehes haben. Jst nun der Klee im ersten Jahre, samt der Gerste eingeerndet worden, so lassen sie denselben den Herbst und Winter uͤber stehen, ohne ihn wie- derum abzuschneiden, damit er sich bestocken kan. Jn dem spaͤten Herbste, etwa um Martini, uͤber- streuen sie ihn mit langen strohigtem Miste, damit er einigermassen vor dem Froste, wie auch vor den Haasen gesichert seyn moͤge. Und wenn sich ja et- was gute Duͤngung darunter befindet, so faͤlt sol- che zwischen die Stoͤcke, und ist ihnen zum Wachs- thume ungemein befoͤrderlich. Auf das Fruͤh-Jahr, wenn es scheinet, als wenn der Klee anfangen wolte zu wachsen, rechen sie das lange Stroh herunter, und schaffen solches wiederum nach Hause, oder auf einen andern Acker, welchen sie duͤngen wollen. Von dieser Aufwer- fung des Mistes komt es, daß der Klee alle Jahr, wenn man kein Heu davon macht, zum wenigsten viermal kan abgeschnitten werden. Ob nun gleich nach verflossenen vier Jahren der Klee nicht abgehet, noch erfrieret, so waͤchset er doch im fuͤnften Jahre sehr schlecht und duͤnn- haͤlmig Um deßwillen graben solchen einige Leu- te, welche keine Pferde haben, im Herbste um, und saͤen auf das Fruͤh-Jahr Gerste oder auch Flachs darauf. Andere ackern die Wurzeln mit drey Pferden um, lassen das Land Brache liegen, und bestellen es in dem darauf folgenden Herbste mit Winter Rocken. O 3 Weil 6. Cap. Von verschiedl. Sorten ꝛc. Weil dieser Klee ohne diß, in dem letzten und vierten Jahre muß abgeschaft werden, so kan man die Schaafe und anderes Viehe langsam im Herb- ste darauf treiben lassen, damit sie, die nach dem letzten Abmaͤhen wieder hervor gewachsenen Blaͤt- ter voͤllig abnagen. Was den Samen zu erziehen anbelanget, so ist solches gar leichte. Man laͤsset hierzu ein Fleck, ohne daß man solches abmaͤhet, so lange stehen, bis die Koͤrner in den Koͤpfen hart sind, und brau- ne werden. Wenn man dieses findet, so schnei- det man das Stroh samt den Kolpen ab, und legt es fein duͤnne auf einen luͤftigen Boden. Jst nun der Same recht duͤrre und trocken, so klopfet man ihn aus, und bringet ihn in das Reine. Dieser Same bleibet zum Aufgehen vier Jahr gut. Wer aber genoͤthiget ist, dergleichen Samen von den Materialisten zu kaufen, der hat sich we- gen des Betrugs, daß er nicht alten verlegenen Samen, welchen sie gemeiniglich mit unter zu mi- schen pflegen, folgender massen vorzusehen, daß er sich erst etwas weniges hiervon geben lasse, und solchen vor der Bestell-Zeit nach meiner im ersten Theile pag. 19. gegebenen Anweisung probire. Findet sich nach geschehener Probe, daß die Koͤrner nur die Helfte, oder den dritten Theil hervor kei- men, so muß er nach Proportion mehr Samen zur Aussaat nehmen. Das Das 7. Capitel. Von Zubereitung der Grase-Gaͤr- ten und Wiesen zu Erziehung der Garten- und anderer Fruͤchte. §. 1. N icht nur die verschiedene Absicht und Neigung Verbin- dung mit dem vorher- gehenden. der Haus-Wirthe und Garten-Liebhaber sondern auch die Noth erfordert es zuwei- len, daß Grase-Gaͤrten und Wiesen umgerissen, und entweder bestaͤndig zu andern Fruͤchten und Gewaͤchsen, oder auch von neuen wieder zu Gras gebrauchet werden muͤssen. Dahero ist es noͤthig, daß ich zum Beschluß dieses Theiles auch hierzu eine kurze Anweisung gebe, und ins besondere zei- ge, wie das schaͤdliche Unkraut der Quecken zu ver- tilgen sey. §. 2. Es traͤget sich zuweilen zu, daß die Gras- Gras-Gaͤr- ten wollen nicht mehr tragen. Gaͤrten gar nicht mehr tragen wollen, und ob auch gleich die Jahres-Witterung, welche das Heu oder Gras sonst erfodert, noch so gut ist, so bleibet sol- ches dennoch hungrig und elend, ja so gar verspuͤret man von der darauf geschaften Duͤngung an dem Grase keine sonderliche Besserung. §. 3. Jch kan hiervon keinen andern Haupt Grund Ursache hiervon. angeben, als denjenigen welchen ich schon oben p. O 4 44. 7. Cap. Von Zubereitung 44. Num. 3. angezeiget. Weil nemlich von un- denklichen Jahren her auf einem solchen Orte nichts anders als Gras gewachsen, so sind die Salze und Kraͤfte welche dasselbe verlanget, nach und nach der- gestalt erschoͤpfet worden, daß endlich das Gras keine hinlaͤnglichen Theilchen und Nahrung zu sei- nen gehoͤrigen Wachsthum mehr findet. §. 4. Wie die- sem Uebel abzuhelfen. Einem solchen abgetragenen Garten kan man zwar einiger massen mit Aufstreuung guter Duͤn- gung zu Huͤlfe kommen, besonders wenn man vor- her das Mooß von den Rasen wegschaffen laͤßt; al- lein es ist diese Besserung auf einen solchen ausge- mergelten Boden nicht nur von keiner sonderlichen Wuͤrkung und Dauer, sondern auch wegen der theuern Duͤngung, welche man allerdings besser brauchen kan, sehr kostbar. Jch halte es daher vor weit besser und vortheil- hafter, daß man einen solchen vom Grase ausgeso- genen Grund und Boden tuͤchtig umgraben, und vom Rasen reinigen lasse, und hernach einige Jahre zu Kuͤchen- und andern Fruͤchten brauche. Jch ver- sichere, wenn der Grund und Boden sich sonst dazu schicket, daß solche so gut gedeyen werden als auf ei- nem frisch geduͤngtem Lande. Denn da ein solcher Garten-Grund so lange Zeit nichts anders als Gras getragen, so folget nach p. 46. daß noch viele andere Theilchen und Salze, welche zum Wachs- thum der darauf gebrachten Fruͤchte erfordert wer- den, darinnen befinden. §. 5. der Grase-Gaͤrten und Wiesen. §. 5. Jch habe selbsten mit einem Fleck Garten, wel- Wird aus der Erfah- rung bewie- sen. cher kein Gras mehr tragen wolte, die Probe gema- chet, und den jetzt gegebenen Vorschlag in der That sehr nuͤtzlich befunden. Jch ließ nemlich zu Anfange des Novembers den Rasen mit langen Grabescheiten tief umgra- ben, so, daß derselbe recht in die Tiefe zu liegen kam, und den Winter und das Fruͤh-Jahr uͤber verfaulen konte. Zu Anfange des Mayes mußten meine Leute die durch den Frost milde gemachte Erde mit brei- ten Hacken, wiewohl nicht tief fortarbeiten, welche Arbeit nach sechs Wochen wiederholet wurde. Nach Johannis-Tag ließ ich, nach einen durch- dringenden Regen, Blumen-Kohl-Kohlrabi- und Kraut-Pflanzen darauf stecken, welche auch auf die- sen umgewendeten Garten-Grunde ungemein gut und wohl noch besser als auf manchem geduͤngten Lande angeschlagen sind. Das andere Jahr darauf ließ ich diesen Gar- ten abermal umgraben, und mit Gurken Kern be- stellen, welche ebenfals schoͤne wuchsen, und bessere Fruͤchte brachten als zuweilen auf einem geduͤng- ten Lande, welches sie sonsten hauptsaͤchlich ver- langen. Das dritte Jahr wurde das Land abermal vor Winters gegraben, und zu gehoͤriger Zeit Zwiebel- Samen, welcher mit etwas Petersil-Wurzel-Sa- men vermischet war, darauf gesaͤet. Und ich muß sa- O 5 gen, 7. Cap. Von Zubereitung gen, daß ich mein Tage keine groͤsseren Wurzeln und schoͤnere Zwiebeln erbauet habe. Das vierte Jahr brachte ich ebenfals mit gu- ten Nutzen, Pasternacken, Moͤhren und rothe Ruͤ- ben darauf. Das fuͤnfte Jahr ließ ich Mohne darauf be- stellen. Weil aber die Koͤpfe klein wurden, so muth- massete, daß die Besserung aus dem Lande, von den die fuͤnf Jahr uͤber darauf erzeugten Fruͤchten, her- aus gesogen waͤre. Nun kan es zwar seyn, daß die- ser Abfall der Fruͤchte auch von der Witterung mit hergeruͤhret. Jnzwischen wolte ich es doch nicht wagen einen solchen, von undenklichen Jahren her nicht geduͤngten, von Grase ausgezehrten, und be- reits fuͤnfmal nach einander genutzten Acker weiter zu bestellen. Denn es bleibet doch ein Unterscheid zwischen einem nach der im ersten Capitel gegebenen Anwei- sung geduͤngten und cultivirten Lande, und zwischen einem solchen ungeduͤngten und umgegrabenen Grunde eines Gras-Gartens, welcher in so langer Zeit nicht einmal des Thaues und Regens recht ge- niessen koͤnnen, indem die Feuchtigkeit, wenn es nicht durchdringend regnet, von den Rasen theils wegge- sogen und weggezehret, theils aber auch aufgehal- ten, und folglich von der Luft gar bald wieder weggefuͤhret wird. Ob ich nun gleich gewiß glaubte, daß nach pag. 44. und 46. noch Salze und Kraͤfte zu allerhand andern Fruͤchten in diesem fuͤnfmal gebrauchtem Grunde sich befaͤnden, so hielte doch davor daß solche zum der Grase-Gaͤrten und Wiesen. zum voͤlligen Wachsthum und Gedeyen der Fruͤchte nicht wurden hinlaͤnglich seyn. Denn man muß hier- bey erwegen, daß die Kohl- und Wurzel-Gewaͤchse in den ersten vier Jahren, nicht nur die ihnen eigen- thuͤmlich zukommenden Salze und Bestand-Theile, sondern auch sehr viele Saͤfte und Theilchen, welche sie mit andern Fruͤchten und Gewaͤchsen gemein ha- ben, aus der Erden heraus gesogen. Und eben des- wegen waͤre es nicht rathsam gewesen, auf den ge- dachten umgegrabenen Garten, ohne Duͤngung mit der aljaͤhrlichen Bestellung fortzufahren, indem es in den folgenden Jahren den Fruͤchten gewiß an Nahrung wuͤrde gefehlet haben. Jch ließ daher die Helfte besagten Gartens im December, und wiederum im Merz mit Heu-Sa- men uͤberwerfen, welcher auch in der Helfte des Mayes aufgieng, und so schoͤne fortwuchs, daß ich das Gras um Bartholomaͤi konte abhauen lassen. Vorher aber ließ ich den Sommer uͤber die zwischen dem Grase her vorkommenden Melden und Disteln ausraufen. Jn dem folgenden Jahre, als sich das Gras bestocket hatte, wuchs es so hoch als auf einer geduͤngten schoͤnen Wiese. Die andere Helfte die- ses Gartens ließ ich nach meiner oben angegebenen Art duͤngen, und brauchte solche die nachfolgenden Jahre uͤber zu allerhand Fruͤchten nach der Ord- nung, welche §. 20. im 1. Capitel vorgeschrieben worden. §. 6. Auf folgende Art kan man auch einen Gras- Eine ande- re Art einen Grasgar- Garten, vom Rasen, besonders wenn Quecken dar- innen 7. Cap. Von Zubereitung ten umzu- reissen. innen befindlich sind, gar fuͤglich befreyen und rei- nigen. Es muß nemlich solcher mit Kaͤrsten im Herbste spaͤt umgehacket werden. Man muß aber die Rosen-Stuͤcken fein umwenden, so, daß das Gras unten, und die Erde oben zu liegen koͤmt, damit sie den Winter uͤber recht ausfrieren koͤnnen. Auf das Fruͤh-Jahr, um den May, kan man bey schoͤnem Wetter die Rasen-Kluͤmper mit Kaͤrsten fortzerren, die Erde abklopfen, und die Wurzeln und Quecken auslesen. Weil aber die Erde zum erstenmal nicht allemal voͤllig von den Wurzeln heruntergehet, auch der Rasen und die Quecken nicht so bald verwelken, so muß diese Arbeit wohl noch zweymal wiederholet werden, bis die Rasen- und Quecken-Wurzeln abge- trocknet sind. Hernach ist das Land, wenn es gegra- ben wird, zu den Gartenfruͤchten zu gebrauchen. §. 7. Solches ist auch von den Wiesen zu verstehen. Alles was jetzo von Umreissung, Reinigung, Zubereitung und Nutzung eines vom Grase ganz abgezehrten Gartens gesaget worden, das kan man auch auf eben die Art, und mit gleichem Vortheil, auf den Wiesen, welche durch die Wasser-Fluthen nicht koͤnnen uͤberschwemmet werden, practiciren. Wenn auf dergleichen Wiesen kein gutes Gras mehr wach- sen will, so grabe oder reisse man dieselbe um, reini- ge den Erdboden von den Gewuͤrzlich, und brau- che ihn eine Zeitlang zu Kuͤchen Gewaͤchsen, Korn- und andern Fruͤchten. Nach Verfliessung einiger Jahre aber, kan man solches Land wiederum zu Wiesenwachs liegen lassen. Man wird gewiß erfahren, daß man vermittelst dieser Abwechselung von der Grase-Gaͤrten und Wiesen. von einem Acker jaͤhrlich noch einmal so viel Nu- tzen erhalte, als wenn man ihn nach der gemeinen Art bestaͤndig ungebauet liegen laͤsset. §. 8. Was die Ausrottung der Quecken betrift, de- Von Que- cken. Sind ein schaͤdlich Unkraut. ren in dem 6. §. gedacht worden, so erfordert solche in der That eine besondere Anweisung, welche ich noch kuͤrzlich mit beyfuͤgen will. Es sind die Quecken, (Hunds-Gras) Gra- men loliaceum radice repende, sive gramen officin. Tourn. gramen repens officinarum, forte triticeæ spicæ aliquatenus simile, J. B. in der That unter allen Unkraut-Gewaͤchsen fast am allerschlimm- sten: man mag auf den Schaden sehen, welchen sie auf den Acker an den Fruͤchten verursachen, oder auf die beschwerliche Ausrottung derselben. Sie haben lange, duͤnne und etwas holzige Wurzeln, welche an der Farbe weiß sind, und einen suͤßlichen Geschmack haben. Aus diesen Wurzeln entstehen laͤnglige, zarte schmale zugespitzte Blaͤtter, zwischen welchen runde Stengel, oder Roͤhrlein hervor kommen, und wohl zwey Schuh hoch wachsen. Wenn die Blaͤtter mit ihren Spitzen hervor stechen, so sehen sie roͤthlich aus wie der aufgehende Rocken. Die Wurzeln haben viele Absaͤtze und Knoten wie das Schilf-Rohr, aus welchen bey ihrer Ver- mehrung die Faͤserlein zu den neuen Wurzeln her- vor kommen. Und wenn ein einziger solcher Knote oder Absatz in einen kleinen Erden Klumpen zuruͤcke bleibet, so setzet er alsobald wiederum neue Wur- zeln 7. Cap. Von Zubereitung zeln an, daß in kurzer Zeit ein ganzer Stock dar- aus entstehet. Es sind auch die Wurzeln an ihren Enden mit harten Spitzen versehen, womit sie den Erdboden leicht durchbohren koͤnnen. Ja so gar habe ich ge- sehen, daß sie mitten durch die Moͤhren und weissen Ruͤben, in der Erde hindurch gestochen und ge- wachsen, daß es nicht anders ausgesehen, als wenn dieselben mit Fleiß wie an einen Bindfaden waͤren angeschnuͤret worden. Es wuchert dieses Unkraut dergestalt um sich, und flicht so arg in einander, daß die Acker-Leute oft viel zu thun haben, wenn sie mit ihrem Pfluge hin- durch kommen wollen. Jch selbst habe dergleichen Acker unter den Haͤnden gehabt, von welchen ein umgewendeter Klumpen Erde von Quecken-Wur- zeln nicht anders ausgesehen wie eine alte verdorbe- ne Peruque. Wenn bey uns bequeme und nachlaͤßige Ei- genthuͤmer, oder auch wie mehrentheils geschiehet, gottlose Pachter die Aecker von Quecken verderben und verwildern lassen, so werden solche auch allezeit in dem Verkaufe wohlfeiler, weil erstlich viele Ar- beit und Geld kostet, ehe solche wieder in guten Stand gesetzet werden. §. 9. Wie sol- che zu ver- tilgen. Allein daran kehren sich kluge und erfahrne Haus-Wirthe nicht, sondern machen fein zeitig den Anfang, dergleichen verwilderte Aecker von diesem Unkraute zu reinigen. Einem solchen Acker der durch die Quecken voͤllig verdorben ist, kan am fuͤg- lich- der Grase-Gaͤrten und Wiesen. lichsten also geholfen werden, wenn man solchen fein ordentlich mit dem Karste umhacken, und bey jedem Schlage die Quecken auslesen und oben auf- werfen laͤßt. Wenn der Acker etliche Wochen lie- get, und wiederum einige von den in der Erde zu- ruͤck gebliebenen Quecken-Wurzeln hervor stechen, alsdenn muͤssen solche abermal heraus gehacket wer- den. Weilen aber ein solcher Acker durch das Her- aussuchen zum ersten und zum andernmale niema- len voͤllig von Quecken befreyet wird, so muß man diese Arbeit noch etlichemal wiederholen; doch hat man das Hacken nicht auf den ganzen Acker vorzu- nehmen, sondern man laͤßt nur nach den Quecken, welche sich hier und da annoch befinden, nachsuchen, solche auslesen und oben aufwerfen, damit sie bey warmen Wetter abdorren koͤnnen. Hernach duͤn- get man einen solchen Acker nach unserer Art, wie ich oben im ersten Capitel gemeldet, laͤßt die Duͤngung eingraben, und stecket allerhand Kohl-Gewaͤchse darauf. Kommen also vor der Verpflanzungs-Zeit oder auch zwischen den gesteckten Pflanzen noch ei- nige Quecken hervor gestochen, so muß man nicht ruhen, bis man solche mit einem kleinen Spiese oder Hebeisen heraus geschaffet. Jst es aber dennoch im ersten Jahre nicht moͤglich solche gaͤnzlich zu ver- tilgen, und man merket gegen dem Herbst, daß noch einige in der Erde sind, so steckt man noch einmal allerhand Kohl-Gewaͤchse darauf. Und da koͤnnen waͤhrender Zeit, ehe die Pflanzen gestecket werden, die zuͤruͤck gebliebenen, und in zweygerissenen Quecken vollens heraus geschaffet werden. Allein die wenig- sten 7. Cap. Von Zubereitung sten wollen an dergleichen Arbeit, weil es Muͤhe und Kosten verursachet, daher bringen sie auch ihre Aecker nimmermehr reine. Die herausgelesenen und oben aufgeworfenen Quecken muͤssen von dem Acker herunter, und an unbrauchbare Oerter, oder in die Wege geschaffet werden. Viele lassen zwar solche oben auf den Acker liegen, und meynen, daß sie von der Sonne und Luft ausgetrocknet und ver- derbet wuͤrden; allein es ist dieses nicht rathsam, denn wenn nur einige auf der Erden uͤber einander liegen bleiben, so wachsen sie alsobald mit ihren Knoten ein. Und ob sie auch gleich verwelket und verdorret scheinen, so werden sie dennoch, wenn sich eine feichte Witterung einstellet, wieder frisch, son- derlich diejenigen, welche auf der Erde fest auflie- gen, und wachsen gewiß wiederum ein. §. 10. Gehet nach der gemei- nen Art mit dem Pfluge u. mit der Ege nicht wohl an. Viele Acker Leute wollen die Vertilgung der Quecken aus den Aeckern durch den Pflug und durch die Ege mit eisernen Zinken erzwingen. Und es ist auch wahr, daß es damit angehet; allein die wenig- sten greifen solches recht an. Einige suchen solches nur durch das oͤftere Um- pfluͤgen, besonders bey trockenem Wetter, und durch das Bestreichen mit der Ege zu bewerkstelligen. Andere aber geben an, daß man einen mit Quecken verdorbenen Acker in der Brache die Quere pfluͤ- gen, und in die Laͤnge bestreichen, bey der Rure aber in die Laͤnge pfluͤgen, und in die Quere egen lassen solten, und dieses muͤßte man, so oft es noͤ- thig, wiederholen bis zur Bestellzeit. Ob der Grase-Gaͤrten und Wiesen. Ob es nun gleich richtig ist, daß auf beyder- ley Art den Quecken grosser Einhalt gethan, und ihre Vermehrung gar sehr verhindert wird, beson- ders, wenn sie nebst dem Bestreichen auch von dem Acker abgelesen werden; allein das ist auch rich- tig, daß hiermit dieses Uebel, besonders in Aeckern, welche darzu geneigt sind, noch nicht voͤllig gehoben ist, indem bey dem Umpfluͤgen nicht zu verhindern, daß nicht manche Wurzel in viele Stuͤcken solte zer- rissen werden, welche auf dem Acker hier und da wieder mit in die Erde kommen, wie denn auch manche gute Wurzeln alsobald mit den Furchen bedecket werden. Zugeschweigen, daß einige bey dem Umackern zu flach greiffen, und nur den ober- sten Theil der Quecken-Wurzeln abschneiden, daß ihre Faden zum Theil in der Erden zuruͤcke bleiben. Alle diese in dem Lande zuruͤck gelassene Ueberbleibsel schlagen wiederum aus, und vermeh- ren sich dergestalt, daß der Acker in wenigen Jahren eben wieder so sehr mit Quecken verunreiniget ist, als er zuvor gewesen. §. 11. Jch wil daher nach meiner Erfahrung eine Eine bessere Art solche auszurot- ten. ganz kurze Anweisung geben, wie man dieses Un- kraut durch das Umackern gaͤnzlich ausrotten kan. Man hat nicht Ursache das Land die Quere pfluͤgen zu lassen, welches ohnediß in den meisten Feldern wegen der schmalen Aecker nicht angehet, sondern man bleibet bey der gewoͤhnlichen und na- tuͤrlichsten Art den Acker der Laͤnge nach zu pfluͤgen. 5. Theil. P Es 7. Cap. Von Zubereitung Es muß aber der Pflug also gestellt werden, daß er mit dem Schare unter den Quecken-Wurzeln hingehet, welches weder zu flach noch zu tief seyn wird. Gehet aber der Pflug mitten durch die Wurzeln, so werden die obersten abgerissen, und die untersten bleiben in den festen Boden stecken. Und wenn man gleich meinet, daß die Quecken durch diese Arbeit, voͤllig von dem Acker herunter gebracht waͤren, so kommen doch die in der Tieffe gebliebene Wurzeln, um Bartholomaͤi, auch wohl noch eher wieder zum Vorschein. Folglich hat man nachgehends noch mehr Muͤhe als vorher, sol- che aus der Erden heraus zu holen. Wenn nun mit dem Pfluͤgen in gehoͤriger Tiefe der Anfang gemacht wird, so werden vier bis fuͤnf Leute erfordert, welche zehen bis zwoͤlf Schritte weit, nachdem es die Menge der Quecken erfordert, von einander stehen muͤssen. Ein jedes muß einen Rechen mit eisernen Zinken, oder in Ermangelung dessen, einen Karst haben, und alle- zeit in der gemachten Furche die Quecken damit aus der Erden heraus ziehen, und auf einen Hauf- fen legen. Dieses wird continuiret, bis der Knecht voͤllig mit Umpfluͤgung des Ackers fertig gewor- den; die heraus gezogene Quecken werden also- bald von den Leuten aufgelesen und hinweg ge- schaft; alsdenn wird der Acker mit der Ege bestri- chen. Und wenn noch einige Quecken-Wurzeln, aus Versehen der Leute, solten zuruͤck geblieben, und mit der Erde bedecket worden seyn, so werden sie durch die Ege meistens heraus gezogen und muͤs- sen der Grase-Gaͤrten und Wiesen. sen ebenfals aufgelesen und hinweg getragen wer- den. Man muß sich aber hierbey nicht einbilden, als wenn es durch diese Arbeit nunmehro mit den Quecken voͤllig ein Ende haͤtte, und nicht weiter noͤthig waͤre, auf die Vertilgung derselben zu den- cken: Nein, sondern nach Verfliessung einiger Wochen, nachdem es die Witterung giebt, kom- men die annoch zuruͤck gebliebene und verdeckte Quecken-Wurzeln hier und da auf den Acker wie- der zum Vorschein, und muͤssen folglich abermal aufgesuchet, und mit den Kaͤrsten heraus gehacket werden, welches nicht sonderlich muͤhsam ist, weil der Acker durch den Pflug vorher locker gemachet worden. Nach diesem wird das Ruren vorgenom- men, wobey abermal einige Leute das Aussuchen der Quecken mit den Rechen oder Kaͤrsten hinter den Pflug her verrichten muͤssen. Bey der an- deren Rure gehet es eben so her, und das letzte- mal bey den Bestellen ist solches gleichfals nicht zu verabsaͤumen. Es ist gewiß, wer es nicht auf diese jetzt be- schriebene Art anfaͤngt, der wird nimmermehr von diesem Uebel befreyet werden. Und wenn er sich auch gleich noch so viele Muͤhe giebet, und diese Arbeit nicht einigemal wiederholet, so ist es nach Verfliessung einiger Jahre eben so arg, als wenn es nicht geschehen waͤre. Es verursachet zwar diese angegebene Manier viele Muͤh und Kosten; allein der davon zu hof- P 2 fende 7. Cap. Von Zubereitung der ꝛc. fende Nutzen belohnet und ersetzet solche reichlich, und man kan hernach solcher beschwerlichen Ar- beit auf viele Jahre uͤberhoben seyn. Wie diese Wurzel in der Arzeney-Kunst zu gebrauchen sind, uͤberlasse ich denjenigen, die sol- ches gelernet haben. Doch muß ich das einige noch melden, daß einige Podagristen die Quecken- Wurzeln, wenn sie abgewelket sind, an statt des Thees gebrauchen, und in heftigen Schmerzen ihren Vorgeben nach, Linderung dadurch erhalten. Wie aber einer nassen Wiesen und sumpfichten Gegend zu helfen, davon kan in meiner kleinen historischen Beschreibung von den Dreyen- Brunnen p. 81. und 90. nachgele- sen werden. Regi- Register. A bgaben sollen nicht von Aeckern genommen werden 8 Abwechselung der Fruͤchte ist eine hoͤchstnoͤthige Wis- senschaft 15 ‒ ‒ ‒ ‒ auf 18 Jahr 43 Accise soll nicht zu zeitig abgefordert werden 7 Ackerbau ist negligiret worden 4 ‒ Cultur nach gemeiner Art ist unvolkommen 3 ‒ geringer kan verbessert werden 66 ‒ wie solcher sol gepfluͤger und gegraben werden 34 ‒ wie er zur 18jaͤhrigen Cultur soll beschaffen seyn 32 Ackern wie solches an Bergen geschehen muß 89 ‒ wie es mit 3 oder 4 Pferden vorgenommen wird 35 ‒ soll zu rechter Zeit geschehen 40 Acker-Knechte gehen nicht gerne an das Pfluͤgen mit drey oder vier Pferden 36 Aecker koͤnnen 21 Jahr nach einander bestellet werden 58 ‒ werden ohne Brache 18 Jahr bestellt 12 Anmerkungen uͤber die Abwechselung der Fruͤchte 58 Armes Volk kan zum Jaͤten und Durchschneiden der Frucht gebrauchet werden 69 Avena vulgaris vel alba 138 Aufsicht bey denen Tagloͤhnern ist hoͤchst noͤthig 71 August- und Weixsel-Kirschen werden angelegt 26 B auers-Leute stecken ihre Kohl-Pflanzen alle Jahr an einen Ort 74 Bauern werden sogenante Gaͤrtner 30 Bestellen der Korn-Fruͤchte wenn solches geschehen soll 109 ‒ wie solche zu bestellen 88 Bestellung 18jaͤhrige 18 P 3 Bettel- Register. Bettel-Volk und liederlich Gesindel kan zum Jaͤten und Durchschneiden der Fruͤchte angehalten werden 69 Böhmischer Weitzen 118 Brachen und umpfluͤgen soll zum erstenmal tief geschehen 84 ‒ warum es zeitig geschehen sol 43 Brach-Felder sind hier mehrentheils abgeschaft 11 Brand in Weitzen wie solcher zu verhuͤten 105 C ameralisten sollen den Ackerbau befoͤrdern 4 ‒ v e rhindern viel Gutes 8 Campoides hispida 182 Cannabis sativa 164 Cicer sativum 161 Cochleata echinata 182 Collegia Oeconomica werden veraͤchtlich angesehen 6 Consumtkon wird vermehret 23 Coppel-Trifften sind schaͤdlich 5 Cultur auf 21 Jahr 24 ‒ ist gewiß und b e waͤhrt 29 ‒ soll in gewissen Districten eingefuͤhret werden 24 D arjes Cameral-Wissenschaft soll ediret werden 23 Düngen wenn solches vorgenommen wird 90 - 93 Düngung ist sohr wohlfeile, auch sehr theuer 16 ‒ ‒ soll nicht auf den Acker zerstreuet liegen blei- ben 33 ‒ wie viel auf einen Acker zu bringen 34 ‒ ‒ wird nach und nach aufgeloͤst 46 ‒ ‒ starke wird fast im ersten Jahre bezahlet 81 E igennutz wird hindan gesetzt 13 Eintheilung der Felder nach gemeiner Art 82 Einwürfe werden wegen des schlechten Landes gemachet 63 Erbse gemeine 144 ‒ ‒ sollen nicht wurmig werden 148 Erde wird locker und milde gemachet 38 Er- Register. Erfahrung wird andern nuͤtzlich mitgetheilet 13 Erfurter Acker-Maaß oder Ruthe 91 Erziehung der Specerey- und Kuͤchen-Gewaͤchse soll mit Ueberlegung geschehen 14 . 58 Esels-Bohnen 150 Esparsett 196. wie das Land hierzu soll zubereitet wer- den 201 . wenn man solchen bestellen soll 202 . wie der Same zu erziehen 205 Exempel zur 18jaͤhrigen Bestellung werden angegeben 47 F aba minor, seu equina 150 Fabriquen sollen einige Jahre von Abgaben frey gelas- sen werden 7. sollen ernstlich in Ordnung gebracht seyn 7 Fehler werden bey Gelehrten und Ungelehrten im Feldbau angetroffen 2 Feldbau ist ein starkes Mittel das Commercium zu be- foͤrdern 4 Feld-Erbse, gemeine 144 Fester Grund, wovon solcher in gutem Lande entstehet 36 Flachs 167 . Flachs-Knotten wie sie zu reffen 175 . Flachs- Roͤsten 177 Früchte sind jaͤhrlich abzuwechseln 18 Früchte wachsen nicht auf mistfreßigem Lande 65 ‒ wie solche abzuwechseln 47 Futter-Bohnen 150 . wenn sie sollen gesaͤet werden 151 G ärtner gelernte muͤssen mehr Wissenschaft haben als unsere Ackerleute 30 Gärtner graben gedoppelt 38 . warum sie solches thun ibid . Gegenden werden zu dieser Cultur aller Orten gefunden 64 Geld-Kosten will niemand zum Versuch anwenden 14 Gemeine Bestellung der Aecker 5 Gemeine Feld-Erbse 144 Gerste Winter- 129 ‒ wenn solche zu walzen 132 . 133 Grabe-Lohn, wie viel von einem Acker 17 P 4 Gra- Register. Graben soll zur rechten Zeit geschehen 40-42 Gramen loliaceum radice repente sive gramen officin. 221 Gras-Gärten wie solche zu reinigen 220. wollen nicht mehr tragen 215 Grund und Boden kan verbessert werden 65 H aber 138 . Haber-Stroh dienet nicht zum Mist- Betten 143 Hahnen-Kamm 196 Hamster-Löcher bringen schoͤne Fruͤchte hervor 39 Hanf 164 Hedysarum clypeatum 201 Hohes Wild thut Schaden 110 Hordeum polystichum bybernum 129 ‒ ‒ distichum 130 Hunds-Gras 221 J ährige Abwechselung der Fruͤchte, Exempel hiervon 27 . sq . Jäten wie solches zu verrichten 70 Jgel-Klee 182 Jmposten sollen nicht uͤbereilig gefordert werden 7 K aul-Weitzen 120 Kichern, Kechern 161 . dienen zum Coffee-Trinken 163 Kluncker- oder Fontanell-Erbsen unter die Futter-Bohnen zu saͤen ist nuͤtzlich 152 Kohl Pflanzen solten nicht alle Jahr auf einen Ort geste- stecket werden 74 Korn-Früchte werden theils aufgesaͤet theils unter geackert 108 . wie sie zu saͤen sind 104 Kosten zum Versuchen und Proben will niemand an- wenden 14 Kretschmars gedoppeltes Pfluͤgen 34 Künhold D. hat unrichtige Begriffe von meiner Cultur 29 . wird darauf beantwortet 30 Künholds Reol-Pflug 57 Lein- Register. L ein-Same soll zum Aufgehen untuͤchtig werden und jemand in einem Hause gestorben 174 Lens minor \& major 153 Linsen 153 Linum sativum 167 Luserne Klee 179 . wie lange solcher dauert 190 . wie vielmahl man solchen abmaͤhen kan 185 . wie der Sa- me zu erziehen 193 M äuse retiriren sich unter die Stoppeln 95 Maden fressen den Keim nicht aus den Bohnen, Erbsen und Korn Fruͤchten 105 Mangel der Tagloͤhner, einige Borschlaͤge wie solche zu bekommen 68 Mays 135 Medica sativa \& major 179 Mist freßiges Land 65 ‒ Hauffen, wie sie auf den Aeckern sollen geschlagen werden 92 . 99 . Lacke hilft zur Duͤngung 96 . soll nicht zerstreuet auf den Acker liegen bleiben 33 N achsinnen ist bey den Acker noͤthig 1 Naseweise Leute werden gefunden 26 O brigkeit kan durch deren Bedienten die Landes-Oeco- nomie besorgen lassen 5 Onobrychis major 196 Ordnung der Fruͤchte, wie solche in den 18 Jahren nach einander zu bestellen sind 47 P achter haben mehr Nutzen als der Eigenthuͤmer 20 Pastinat koͤnnen in der Kaͤlte aus den Acker gehoben werden 22 Pferde-Knechte werden sogenannte Gaͤrtner 30 ‒ Bohnen 150 Pisum arvense 144 Plantagen sind nuͤtzlich anzulegen 4 Pro- Register. Proben mit der 18jaͤhrigen Bestellung wie solche anzu- fangen 66 Proben will niemand anstellen 14 Q uecken wie solche zu vertilgen 221 R aupen Klee 182 . wie vielmal man solchen abschnei- den kan 185 Regeln zur achtzehnjaͤhrigen Abwechselung 44 Regen und Schnee machen fruchtbar 41 Reol Pflug D. Kuͤnholds 37 Rocken- Stoppeln duͤngen nicht 90 . wie solcher zu bestel- len 121 ‒ ‒ dreymal hinter einander zu bestellen 57 Römische Nesseln 168 Ruren der Aecker wenn und wie es geschehen soll 87 S aat-Wicke 155 Säen, wie solches mit Korn Fruͤchten soll vorgenom- men werden 110 . auf zwey Beinen wie es zu verstehen 112 Samen soll von Unkraut-Koͤrnern befreyet werden 102 Schaafe verderben die Aecker 78 Schaaf Triften verhindern viel Gutes 76 Schlamm ist eine vortrefliche Duͤngung 97 Schnecken-Klee 179 . wie lange solcher dauret 190 Schnee, macht fruchtbar 41 . von Aehren abzustreichen ist gefaͤhrlich 124 Schnärcher werden gefunden 26 Schwere Körner sollen zum Samen genommen werden 101 Schwer Land erfordert mehr Samen als leichtes 107 Secale hybernum majus 121 . vernum, vel minus 125 Seiffensieder-Asche macht schwehres Land zum Tragen ge- schickt 66 Sömmern, wie es zu verstehen 73 Sommer-Gerste 130 Sommer- Rocken ist nutzbarer als Winter-Gerste 128 . wird an Register. an statt des Winter-Rockens bestellt 127 . wie er zu be- stellen 125 Sommer-Weitzen 118 . 120 Spanischer Klee 207 Spargel-Klee 179 Sperlinge wie viel einer des Jahres Schaden thut 28 Spott-Reden werden gefaͤllet 25 Starke Duͤngung wird im ersten Jahre fast bezahlt 81 Stoppeln duͤngen nicht 94 Stroh duͤnget alleine nicht 96 . ist das Vehiculum zur Duͤngung 97 T aglöhner haben bestaͤndige Arbeit 22 . denenselben soll man bestaͤndig auf dem Dache seyn 71 . muͤssen Ver- raͤther abgeben 15 . werden so genante Gaͤrtner 30 Teich- Schlamm ist eine starke Duͤngung 97 Tobacks-Spinnerey unterbleibet 7 Trifolium majus 207 Triticum æstivum 118 . 120 . hybernum 114 . indicum 135 Türckischer Kleeber Klee 196 Türckisch Korn, Tuͤrckischer Weitzen 135 V erbesserung der Erfurtischen Felder 11 Vergleichung derer 24 Fuder Mist gegen die Duͤn- gung der Korn-Aecker 80 Versuche mit der achtzehnjaͤhrigen Bestellung wie solche an- zufangen 66 . will niemand anstellen 14 Vicia sativa 155 U mpflügen warum es zeitig geschehen soll 43 Urtheile von der achtzehnjaͤhrigen Bestellung, wer- den ungleich seyn 25 W aysen-Kinder sind zum Jaͤten zu gebrauchen 69 Waltzen 132 . 141 Weiden kosten viel Geld 22 Weixel Kirschen werden angelegt 26 Wetterleuchten soll den Erbs-Bluͤten schaͤdlich seyn 150 Wicke Register. Wicke 155 . Wicken-Stroh duͤnget nicht 160 Wiesen , wie solche zu reinigen 220 Wild thut den Korn-Fruͤchten Schaden 110 Winter -Gerste 129 . Rocken wird aus Versehen an statt des Sommer-Rockens gesaͤet 127 . Weitzen, wie er zu bestellen 114 Würmer fressen den Keim nicht aus den Korn-Fruͤchten, Futter- und Garten-Bohnen 105 . wie sie in die Erbs- Schoten kommen 149 Wurzeln der Gewaͤchse koͤnnen in lockerm Grunde bessere Nahrung sinden 38 . zehren den Acker gemaltig aus 45 Z ieser -Erbse 161 Zubereitung der Aecker zum Korn-Fruͤchten 83 Zweifel wegen achtzehnjaͤhriger Cultur werden benommen 48 . werden beantwortet 59 . seqq . Druckfehler. Jm 4ten Theile p. 150. lin. 2. an statt 21 ließ 2 Schuh hoch