Halla in verlegung Christoph Milij Anno 1662 FLORILEGIUM FORTIFICATORIUM TRIPARTITUM Oder Kurtze/ leichte/ iedoch gruͤndliche und richtige Anwei- sung zu der ietzigen Zeit uͤblichen Krieges-Bau-Kunst/ und was derselben anhaͤngig/ in dreyen Theilen/ Als I. Etlichen Geometri schen Handgriffen/ zu nuͤtzlicher/ und unverhinderlicher Ubung dieser Kunst noͤthig. II. Der Fortifici rung oder Kriegs Baukunst/ uñ was der zugehoͤꝛig an ihm selbeꝛ. III. Compendiosi scher Solution und Ausrechnung der rechtlinischen Triangul beydes nach der gemeinen Art durch multipliciren und dividiren, und dann auch nur durch ad- diren und subtrahiren, nach des Schottischen Freyherrns Neperi gar kuͤnstlichen Canone lo- garithmorum, und derer an diesem Orte nuͤtzlichen gebrauche/ mit angehengten unterschiedlichen/ hieher gehoͤrigen/ Tabellen/ und 212. Krieges-Reguln/ abgehandelt. Alles aus den besten und bewehrtesten Autoren und derselben weitlaͤufftigen und kostbahren Wercken Methodicè und in richtiger Ordnung zusammen gelesen/ und mit vielen nothwendigen Kupffern ausgebildet. Halla / Jn Verlegung Christoff Myly / Anno M. DC. LXII. Gedruckt zu Leipzig / bey Christian Michaeln. Denen Hoch-Edlgebornen/ Hoch- und Wol-Edlen/ Ge- strengen und Vesten/ auch Hochgelahrten Herꝛn Curt Christophen von Pfuel; auff Seeben. ꝛc. Herꝛn Melchiorn von Schlomach; auff Melß- und Geberßdorff. ꝛc. Herꝛn Ehrenfried Klemmen; auff Wiedebach ꝛc. Fuͤrstl. Saͤchs. Magdeburg. respectivè Hochbestalten/ Ober- Caͤmmerern/ Ober-Hauptman der Thuͤringischen und andren Erb- Landen/ so wol Stallmeistern und Ampts-Hauptman zu Weißenfels/ wie auch Cammer- Direction, wuͤrcklichen Rath/ Ober-Steuer- Einnehmern und Land-Rent-Meistern; Meinen insonders Hochgeehrten Herꝛen/ geneigten Patronis unnd maͤchtigen Befoͤrderern. (:) Hoch- Hoch-Edlgeborner/ Hoch- und Wol-Edle/ Gestrenge und Veste/ auch Hochgelaͤhrter: Groß- und Wolgeneigte Hoch geehrte Herꝛen und Patronen. V Nter den Philosophis und absonderlichen den Moralisten wird quæstio- ni ret/ an Fortitudo Prudentiæ, an verò hæc Prudentia scilicet ipsi Forti- tudini, sit anteferenda, und wird aus diesem auch folgendes abgebrochen/ an Leges Armis an vero Arma Legibus anteponenda sint. Wie nun die meisten da- hinaus fallen/ daß/ weiln ein Corpus, ob es gleich an Mannschafft noch so starck/ ob gleich eine Stadt und Castel noch so fest mit Mauren/ Waͤllen und Graͤben verwahret/ dennoch einigen Abbruch den Feinde nicht allein/ nicht thun/ beson- dern wider deren Angriff/ sich nicht einsten manuten iren koͤnne/ wenn es an klu- gen und verstaͤndigen Leuten ihnen fehlet/ und durch deren Verstand nichts/ wie es seyn solle/ disponirt und angeordnet ist Jene die Leges, diesen den Armis und also die Prudentia und Scientia Legum der Scientiæ Armorum vorzuziehen sey/ Vis Consilii expers mole ruit suá, Horatii sunt verba, \& ex Ennio, Cicero alle- gat. Parvi sunt foris arma nisi sit Consilium domi; und jener Regent hat jhme mehr Cives benèmoratos, quàm muros vallatos gewuͤnschet; Also goͤnne ih- nen ich diesen Anschlag gerne/ halte aber gleichwol meines wenigen Ermessens dafuͤr/ daß auch die Scientia Armorum und wie ein und der andere Ort contra hostium impetum zu verwahren/ oder auch demselben fuͤglich beyzukommen sey seines Ruhms wuͤrdig und keines ohne den andern wohl seyn oder dessen entra- then DEDICATIO. then koͤnne/ als eben der Vrsache halber ipso in Institutionum Principio der Im- peraror Justinianus die Prædicata Legum ct Armorum gleichsam hinc inde communici ret und das Legum proprium, quod est armis, Armorum verò Legi- bus attribuiret hat/ qnod arma \& Leges, fraternizare quasi videantur \& arma Legibus, Leges vero armis indigeant, L. 1. in pr. C. d. Nov. Cod. fac. Vnd nach- dem daß dieser meiner Meinung auch meine hochgeehrte Herꝛen und hochge- neigte Patroni allerseits beypflichten werden/ dero ruͤhmliche Conatus und gute Proben/ so dieselbe utraque in arte erstanden und abgestattet/ mich persuadiret; So habe meine schuldige Observanz und Devotion zu contestiren ich Gele- genheit gesucht/ und gegenwertigen Tractarum Forilegium Fortificatorium Tripartitum intituliret so auff meine Kosten und Verlag dem Drucke uͤbergeben/ Ewr. Hoch- und Wohl-Edl. Gestr. und Groß-Achtb. Herꝛl. zuschreiben wol- len/ nicht daß denenselben fuͤr dero meiner Wenigkeit erwiesenen großen Affe- ction, ich dadurch gnuͤglichen Danck erstattet zu haben mir Einbildung mache/ besondern daß ich nur den begierigen Willen in etwas contestiren moͤge/ unter- dienst. bittende/ diese Kuͤhnheit in besten anzumercken/ und dero Affection fer- ner hin hochgeneigt zu continuiren, ich werde dieselbe zu verdienen/ lebenslang ver bleiben Halla/ am 20. Martij. Anno 1662. Ewr. Hoch- und Wohl-Adel. Gestr. und Groß-Achtb. Herꝛl. unter Dienst schuldigster Christoph. Mylius/ S. (:) 2 Vorrede an dem guͤnstigen Leser/ Guͤnstiger Leser N Achdem ich mich Zeithero bey einem vornehmen Freunde allhier in der Fortification etzlicher Maßen geuͤbet/ und mir solche Præcepta von andern/ dieser Wissenschafft erfahrnen/ geruͤhmet worden: So habe ich mich erkuͤhnet/ dieselbige heraus gehen zu lassen/ Weil aber der Autor in Parte offensiva gar kurtz/ Als habe ich die nothwendigsten Stuͤcke/ was darzu noͤtig/ aus andern bewehrten Autoren zusammen lesen/ und die Prætepta wo sie dunckel/ so viel immer muͤglich/ deutlicher expliciren wollen/ welches ich dem guͤnstigen Leser/ damit derselbe nicht in Gedan- cken gerathen moͤchte/ als wolte ich dieses vor meine Arbeit außgeben/ und dadurch eintzigen Ruhm suchen wissend machen wollen. Jm uͤbrigen befehl ich mich des guͤnstigen Leser beharꝛlichen Gewogenheit/ und verbleibe/ Hall/ den 20 Martij. Anno 1662. desselben Dienstwilligster Johann: Georg: Pascha. I. N. J. A. D Je Fortificir- Kunst/ sonsten Architectura militaris, Kriegs-Bau- Kunst/ ist ein Stuͤck oder Theil der Geometria, welches lehret wie man nach derselben/ durch kuͤnstlichen Bau und Gegen-Bau sich wider deß Feindes Anfall verwahren/ oder auch demselben fuͤglich beykom- men und Abbruch thun koͤnne/ Oder: Die Architectura Militaris ist eine Kunst/ welche lehret/ wie man einen ieg- lichen fuͤrgegebenen Ort sol fortificiren und feste machen/ es sey umb denselben wider allerhand feindliche Gewalt und Angrieff zuverthaͤtigen/ oder ausdem- selben andere feindlich anzugreiffen. Cellarius. Architectura Militaris oder Krieges-Bau-Kunst wird sie genant/ zum Unterscheid anderer/ als Haͤuser-Bau-Kunst/ Schiff-Bau-Kunst/ und der- gleichen. Die solche Kunst verstehen und uͤben/ werden Ingeniarii, Ingenieurs genañt ὶξοχήν weil sonderlich zu dieser Kunst eines scharffsinnigen Nachdenckens von noͤthen/ indem nicht alles in gewisse Regulen und Præcepta kan verfasset/ sondern viel des Kuͤnstlers Verstande/ Ingenio und Nachsinnen muß heimgestellet wer- A iij den/ FORTIFICATION den. Daß selbige ein Stuͤcke der Geometria, wird niemand in Abrede seyn. Denn gleich wie die Geodæsia, Geographia, \&c. Feldmesser-Kunst; Erdbeschrei- bung/ Schiff-Kunst/ und andere/ die allgemeinen Principia Geometrica, ihrem particular scopo und Zweck appliciren, also auch diese/ und sind solche Kuͤnste ein- ander sehr nahe verwandt/ entlehnen auch offtmahls eine (sonderlich die Fortifi- catoria ) dieses oder jenes von den andeꝛn. Durch die Woͤrter Bau und Gegen- Bau/ wird sie von andern Krieges-Kuͤnsten/ sonderlich der Pyrotechnia, und Feu- erwercks-Kunst/ als durch welche man sich auch entweder gegen dem Feinde verthaͤdiget/ oder denselben beschaͤdiget/ aber doch nicht durch bauen/ ꝛc. separi- ret und abgesondert/ denn solche eigentlich nicht hieher gehoͤret/ wiewohl bißwei- len/ sonderlich in parte offensiva die generaliora derselben mit eingemischet wer- den; Jns gemein wird sie getheilet in partem defensivam \& offensivam; Jener begreifft den Auffbau einer Stadt und Vestung mit denen darzu gehoͤrigen Wer- cken/ dieser handelt von Belagerungen/ Feld-Schantzen/ Feld-Lagern uñ derglei- chen/ Deñ ob zwar die Belagerten in einer Stadt allerhand Gegen-Schantzen/ Gegen-Battereyẽ/ Gegen-Minen/ ꝛc. Wider den Feind bauen/ und also auch mit offension Wercken umbgehen; Hergegẽ auch die Belaͤgerer vielerley defension- Wercke/ als Redniten/ Feldschantzen/ und dergleichen/ wider der Stadt/ als ihres Feindes Ausfaͤlle/ oder gegen den ankommenden Entsatz/ auffwerffen muͤssen/ heisset es doch allhier à potiori fit denominatio. Den weil der Belaͤgerten ei- gendlicher und principal Zweck/ sich gegen den Feind/ der draussen ist/ zu defen- diren, der Belaͤgerer Scopus und Intent aber/ die Stadt und Vestung zu offen- diren, oder Kriegs-Bau-Kunst. diren, oder feindlich anzugreiffen; Als gehoͤren diese eigendlich mit ihren Wer- cken ad partem offensivam, jene aber und derselben Wercke ad partem defen- sivam. Es ist sich aber in diesen Præliminaribus nicht laͤnger auffzuhalten/ sondern vielmehr zum Wercke selbst zuschreiten/ und wird also dieses Tract aͤtlein in drey- en Theilen nachfolgender Ordnung abgehandelt; Jm ersten Theile werden erstlich etliche wenige/ iedoch nothwendige Geome trische handgriffe/ ohne wel- che man ungehindert in diesem Wercke nicht fortkommen kan. 2. Die fuͤgliche ab- theilung einer Scalæ oder Meßstabes/ und was man sonsten zu uͤbung dieser Kunst fuͤr Instrumenta bedarff/ 3. Die Grundlegung/ wie ein Abrieß ins Feld mit dem Instrument und ohne Instrument/ und hergegen wie ein Ort oder Plan vom Felde auffs Pappier zu transferiren und zubringen/ beschrieben und geleh- ret. Jm andern Theil wird die Architectura militaris oder Fortificir- Kunst an ihr selbst abgehandelt. 1. Die Termini artis oder Kunst-Woͤrter/ wie auch etliche Termini oder Woͤrter so gantze Wercke/ oder sonst andere Kriegessachẽ benehmẽ. 2. Die General- und Fundamental-Canones und Regulen/ mit welchen diese gan- tze Kunst gleichsam umbschrencket und beschrieben/ nebst dem Unterscheid der Oerter/ die da sollen befestiget werden/ und unterschiedlicher ungleicher Meynun- gen/ welche Oerter besser und den andern vorzuziehen seyn/ auch von Befestigung des Grundes/ darauff eine Vestung gebauet werden soll. Desgleichen wie starck eine Vestung mit Mannschafft zubesetzen. Und mit was zubehoͤrungen dieselbe vor- FORTIFICATION vornehmlich zuvorsehen sey. 3. Unterschiedliche vierzehen Maniren zu forti- fici rung der Regular-Royal-Wercke von unterschiedlichen Autoren inventiret nebst der rechten proportion des kleinen Royals. 4. Die Regular Feldschan- tzen und Aussen Wercke. 5. Die irregular- Wercke alles den einfachen grundrissen und Jhrer Ichnographiæ nach. 6. Aller dieser vorigen Wercke orthographia uñ profil. 7. Wie die Orthographia der Ignographiæ, das ist/ die Profile, den einfa- chen Grundrissen zu appliciren und also ein vollkommen Werck zuverfertigen/ und was sonsten bey Auffbauung der Wercke und Waͤlle zu observiren, und in acht zu nehmen. 8. Wie Castelle oder Schloͤsser an Vestungen zu legen/ und wie man sich in Oertern so an Wasser gelegen verhalten sol/ desgleichen wie hohe Oerter/ oder dieselbigen Oerter/ so von hohen nicht weit gelegen/ zu fortificiren seyn. 9. Was vor Belaͤgerung einer Vestung vornehmlich in acht zu nehmen seyn/ und wie auch von March/ und Feld-Laͤgern/ und wie dieselben mit Trenche- menten unnd Schantzen/ nachdem es die Gelegenheit erfodert zubefestigen. 10. Von den Battereyen oder Geschuͤtzstellungen/ und ihrem Zugehoͤr/ so wohl in als ausserhalb der Stadt/ und den zu der Batterey/ so ausserhalb der Stadt/ ge- hoͤrigen profill, desgleichen von Cavallieren oder Katzen. 11. Von Approchen, das ist/ Lauffgraben/ und wie eine Gallerie oder Schirm-Dach zubereitet werden soll desgleichen von Contr' Approchen und Gegen-Graben. 12. Von Miniren oder Sprengwerck und gegen Minen. 13. Wie man sich in einer Vestung ehe sie belaͤgert wird/ verhalten muͤsse/ deßgleichen wie sich die Belaͤgertẽ in einer Stadt zur Gegenwehr sollen verfasset machen/ und von abschneiden/ auch was sonst in der oder Kriegs-Bau-Kunst. der Belaͤgerung einer Stadt fuͤr Behelff an die Hand zunehmen. 14. Von Bruͤ- cken/ Pallisaden/ Sturmpfaͤhlen/ Schlagbaͤumen/ wie auch von Beschaffen- heit und Zubereitung der Schantzkoͤrbe/ und dergleichen/ was in diesem andern und principalisten Theil kan erinnert und beygebracht werden/ eroͤrtert und besehen. Jm dritten Theil wird demonstriret und angewiesen/ 1. Wie alle rechtlini- sche Triangul auszurechnen/ beydes nach der gemeinen Art durch multiplici- ren und dividiren, und denn auch via compendiosiori, nur durch addiren unnd subtrahiren, ohne einige Multiplication und Division, nemlich nach des Schot- tischen Freyherrens Neperi gar kuͤnstlichen Canone Logarithmorum. 2. Mit einem oder dem andern Exempel angezeigt/ wie voriges nuͤtzlich in Ausrechnung der Lineen einer Vestung zugebrauchen. 3. Etliche Tabellen von unterschied- lichen Autoren, ausgerechnet sampt derer nuͤtzlichen Gebrauch und wie aus den- selben eine Vestung zuverzeichnen und aufzureissen/ Alles so viel muͤglich auffs kuͤrtzeste und deutlichste hinangehenckt/ und denn endlich 4. Und zum Beschluß 212. Aphorismi Militares oder Krieges-Regeln welche von Herrn P. Nothna- geln aus bewehrten Autoren zusammen gelesen. Erstes Theil CAPUT I: Von den Geometri schen Hand-griffen. Sect. 1. VOn den lineen. Die lineen sind zweyerley/ gerade und krumme/ die B Krum- FORTIFICATION Krummen sind mancherley/ gehoͤren aber keine eigentlich hieher/ als Circkel und Circkelstuͤcke. Eine gerade Linee ist die kuͤrtzeste distan tz zwischen zweyen puncten; Bey den Lineen sind zweyerley Accidentia und Zufaͤlle insondeꝛheit zubetrachten/ Pa- rallelismus und intersectio, Parallel oder gleichlauffende Lineen seyn/ welche an allen Enden und Ecken gleich weit von einander stehen/ und nirgend/ wenn sie auch in infinitum erstreckt wuͤrden/ zusammen kommen. Problem. 1. Einer gegebenen geraden Lineen eine Parallel- Linie zu ziehen. Es sey gegeben die Liniee a b/ dieser eine andere parallel zu ziehen/ beschreibe ich aus den punct c und d Bogen oder Zirckelrisse e und f, so weit die parallel- Lineen von einander stehen sollen/ als nemlich in der Laͤnge A B, und ziehe genaw uͤber solche Bogen eine gerade Linee g h. Wann die Linee lang/ kan man wohl 3. oder mehr Bogen machen. Man hat zwar mehr und andere Modos dieser abeꝛ ist in praxi der leichteste und kan auff dem Felde auch leicht zu Wercke gestellet werden/ wenn ich nemlich die Kette oder Strick in den Puncten c und d mit Pfaͤhlen fest mache/ und denn so weit die parallel- Lineen sollen von einander ste- hen/ die Bogen e und f beschreibe/ und mit Staͤben abstecke Fig. 1. Problem. 2. Ener gegebenen Linee eine Parallel- Linee durch einen gewissen gegebenen Punct ausserhalb der Lineen zuziehen: Es sey gegeben die Linee i k uñ uͤber derselben der Punct l, Als setze ich den einen Fuß des Circkels in den gege- benen Punct/ und ziehe einen Bogen der die Linee gerade in m beruͤhre; Behalte deñselbe apertur deß Circkels/ und setze einen Fuß nach Beliebung auff die Linee in oder Kriegs-Bau-Kunst. in n, und mit dem andern ziehe ich den Bogen o, So ich nun durch den punct l, uͤber den Bogen o eine gerade Linee als p q, ziehe/ ist solche der vorigen parallel; Da aber der punct weit ausserhalb der Lineen als in r were/ muß ich die Linie i k biß in s nur blind verlaͤngern/ und wie vorgemeldt procediren. Fig. 2. Oder Fig. 3. beschreibe ich aus dem gegebenen Punct p, den Circkel-Bogen vv u, nach Beliebung behalte denn des Circkels- apertur, und beschreibe aus vv den Bogen p x, mache vv u mit p x gleicher Laͤnge/ und ziehe durch p und u die Linee y z ꝛc. Wer mehr casus zu wißen begehrt/ der besehe Metium, Ursinum Trewen/ Svventerum und andere. Sect. 2. Von den Concursu der Linien und Winckel: Weñ zwey Linien (man redet dieses Orts nur von den geraden Linien/ mit den Krummen hat man vor diesesmahl nichts zuschaffen) nicht parallel/ sondern mit den Enden zusamme lauffen/ machen sie einen/ wo aber eine die andere vor- bey laufft/ zwey: Wo sie aber einander durchschneiden/ vier Winckel. Solche Winckel sind entweder recht/ wenn nemlich die Lineen perpendiculariter, Win- ckelrecht/ oder nach den Winckelhacken an einander fallen/ oder nicht recht/ son- dern obliq. und dieser sind zweyerley/ spitziger so kleiner/ Stumpffe/ so groͤsser als recht. Problem: 1. Eine perpendicular- Linie zu machen so gerade mitten auff die gegebene Linee auffaͤllet/ oder selbige rechtwinckelich durchschneidet. Es sey gegeben die Linee a b, auff diese setze ich den einen Fuß des Circkels in a, und thue Jhn nach Beliebung/ doch etwas uͤber die Helffte auff/ und reisse unten und uͤbeꝛ B ij der FORTIFICATION. der Linee zwey Circkulrisse/ solche schneide ich unverꝛuͤcktes Circkuls aus b, in c, und d durch/ ziehe deñ die Linee c d, solche faͤllet in e auf die Linee a b perpendi- culariter, so ich sie aber biß d verlaͤngere/ schneidet sie dieselbe rechtwincklich durch/ und machet nicht allein mit derselben 4. rechte Winckel/ sondern theilet auch selbige zugleich in zwey Theil; So ich aber zu den Durchschnitt d, unter deꝛ Linee keinen Raum habe/ thue ich den Circkul etwas weiter auff/ und mache uͤber den Durchschnitt c einen Durchschnitt oder thue den Circkul etwas naͤher zusammen/ doch daß er uͤber die Helffte der vorgegebenẽ Linee ist/ und mache un- ter den Durchschnitt c einen andern in f und ziehe durch c f eine Linee/ biß sie die gegebene Linee in e beruͤhret. Fig: 4. Wie ich nu oben zwey Durchschnitte machen kan/ wenn unten kein raum ist/ also kan ich auch unten zwey Duꝛchschnitte machẽ/ wenn oben kein raum ist. Consect. 1. Wenn ich iedes Theil der Linee a b Fig. 4./ nemlich a e/ und b e, wider obgedachter massen in zwey Theil theile/ so ist dieselbe in vier/ und dẽ iedes wieder in zwey/ ist sie in 8. Theil/ und so fort an/ abgetheilet/ als g a, ist ein Viertheil der Liniea a b. Consect. 2. Eben auff diese Weise kan ich auch eine krumme Linee oder Cir- ckul-Stuͤcke/ wie auch einen Winckel in 24. 8. oder dergleichen Theile abtheilen. Es sey gegeben das Circkul-Stuͤcke/ g h, als setze ich einen Fuß deß Circkuls in g, thue den Circkul etwas uͤber die Helffte auff und beschreibe uͤber demselben ei- nen Bogen/ solchen schneide ich aus dem andern Ende h, in i, durch/ ruͤcke den Circkul etwas naͤher zusammen/ (denn sonst faͤllet der unterste Schnitt zu weit hin- oder Kriegs-Bau-Kunst. hinaus/ doch wo man wil/ und raum hat/ kan man vorige apertur des Circkuls wohl behalten) und mache aus g und h den Durchschnitt k unterwarts/ und ziehe denn die Linee i k, solche theilet den Circkul-Bogen g h, in l, in zwey Theile/ wenn ich nun ein Stuͤck desselben als h l, wiederumb besagter massen in zwey Theil theile/ so ist m h, ein Viertel des Circkuls-Stuͤcks/ und da die Linee i k, und n o, einander/ als nemlich in p durchschneiden/ ist solcher punct das Centrum desselben Circkul-Stuͤcks. Fig. 5. Und auff solche Masse kan man auch in ei- nem gantzen Circkul das Centrum suchen/ dafern man solches nicht hat/ wann man nur zwey Gemercke/ ohngefehr in die mittẽ a b in Circkul macht/ solch Stuͤ- cke/ welches die zwey Gemercke begreifft/ vor ein Circkul-Stuͤcke sich nur einbil- det/ und angewiesener massen procediret, wie Fig. 6. zeiget. Gleich wie ich nun in gerader Lineen-Zertheilung/ oben oder unten/ wenn an einem Orte kein Raum ist/ zwey Durchschnitte machen kan/ also kan ich auch in Zertheilung eines Cir- ckuls-Stuͤcks procediren. Die Theilung eines Winckels betreffende/ setzet man einen Fuß des Cir- ckuls in des Winckels Spitze oder punct q, und machet auff beyden Seiten Lineen/ q vv, und q x Gemerck in r und s, nach Beliebung/ iedoch daß sie gleiche lang seyn/ und aus diesen Puncten den Durchschnitt t, so ich nun die Linee t q ziehe/ theilet selbige dem Winckel in zwey Theile/ wenn ich nun den Winckel x q t oder vv q t, wiederumb in zwey Theil theile/ so procedire ich wie vorhin/ und ist vv q u ein Viertheil des Winckels vv q x, und die Helffte des Winckels vv q t Fig. 7. Auff dem Felde schlaͤget man nur bey r und s, nachdem man die Lineen q r B iij und FORTIFICATION und q s, gemessen/ und gleich lang gemacht pfaͤhle ein/ und haͤnget ein Ende der Ketten auff r, daß andere auff s, und nimmt zwey gleiche lange Stuͤck zu beyden Seiten/ und haͤlt sie mit den Haͤnden in Punct t, zusammen und stecket den von q durch t mit Staͤben eine Linee ab/ oder da die Lineen lang/ richtet man aus r und s pcrpendicular - Lineen auff/ so einander in y durchschneiden/ wie allbereit angewiesen/ in dem man auff den Lineen q x und q vv, auff ieder noch ein Ge- mercke machet/ in a und b, so lang als q s und q r ist/ und stecket deñ von q durch y eine Linee mit etlichen Staͤben ab/ so lang als man wil/ wie Fig. 8. weiset/ die- ses ist zuerinnern/ daß nur ein Durchschnitt uͤber den Punct s und r, zu den per- pendicular- Lineen gemacht werden darff/ weiln allbereit die Puncta r, und s, worauff die perpendicular- Lineen fallen sollen/ verhanden seyn; Wenn man nun zwey puncta hat/ kan man alsobald perpendicular oder parallel- Lineen zie- hen/ und darff also des dritten Puncts nicht; Problem. 2. Eine perpendicular- Linee/ auff eine andere zumachen/ so nicht mitten/ sondern in einem andern Punct auffaͤllet/ oder dieselbe durchschneidet: Es sey gegeben die Linee a b, und auff derselben der punct c, auff diesen soll eine Linee perpendiculariter auffallen/ als setze ich den einen Fuß des Circkuls in c und mache zu beyden Seiten auff der Linea a b in d, und e gemercke/ nach Be- liebung/ iedoch gleiche weit. Aus diesen Gemercken mache ich denn einen Durch- schnitt in f oder nun in g, weiln ich allbereit den einen Punct in c habe/ und nicht mehr als einen Durchschnitt unten oder oben machen darff/ und ziehe die Linea f c oder g c, nachdem ich oben oder unten den Durchschnitt gemachet habe Fig. 9. Pro- oder Kriegs-Bau-Kunst. Problem. 3. Eine perpendicular- Linee zu machen die Gerade auffs Ende auffalle. Jn vorgegebener Figur soll ich eine perpendicular- Linien ziehen/ die auffs Ende b auffalle/ setze derowegen den einen Fuß des Circkuls in b mit den andern uͤber der Lineen hineinwerts/ wo ich hin wil/ mache ich einen Punct i, behalte desselben apertur, lasse den einen Fuß des Circkuls in i stehen/ und ziehe ein Cir- ckul-Stuͤcke/ so die Linee a b in k, durchschneidet/ vom k setze ich dich distantz i b, oder i k dreymahl auff den Circkul-Stuͤcke biß in l herum/ und ziehe von l die Li- nee l, b, Fig. 10. Oder ich ziehe von k durch i, eine gerade Linee/ in dem ich zuvor uͤber der Lineen hineinwarts ein Punct in i gemacht/ und aus i ein Circkul- Stuͤcke/ so die Linee a b, in k, durchschneidet/ gezogen habe/ die beruͤhret daß Cir- ckul-Stuͤcke in l, und ziehe dann die Linee l b, Fig. 11, Oder ich setze den einen Fuß des Circkuls in b, mache mit dem andern uͤber der Lineen hineinwerts wo ich wil einen Punct i, wie zuvor behalte desselben apertur, und mache auff der Li- neen a b, in k ein Gemercke/ ziehe von k durch i, eine Linea/ nehme die distantz von k biß i, oder von b biß i, und setze sie von i biß l, und ziehe von I die Linee l b Fig. 12. Auff den Felde lassen sich beyde folgende Modi am besten practiciren, es sey gegeben die Linee m n, als nehme ich von m eine distantz in o nach beliebung/ und beschreibe einen gleichseittigen Triangul m o p, (welches ich gar leicht mit der Ketten oder zwey Stricken gleicher Laͤnge zu Wege bringen kan) und ver- laͤngere dessen Seiten o p biß in q also/ daß p q so lang sey als o p und ziehe den von q auff m ein Linea Fig. 13. Oder auff dem andern Ende bey n, messe ich von n in r, FORTIFICATION n, in r, 5 Schue/ henge denn das eine Ende der Ketten auf einen Pfahl in n einge- schlagen und fasse 4. Schue/ das ander Ende henge ich auff einen Pfahl in den Punct 3 geschlagen/ und fasse mit der andern Hand 5. Schue/ halte beyde Haͤn- de zusammen/ so habe ich den Punct 5/ von dannen kan ich zu n die begehrte per- pendicular- Linee ziehen; Jst aber die distan tz und die Linee lang/ nehme ich nach voriger proportion/ 6/ 8/ 10/ oder 9/ 12/ 15/ oder 12/ 16/ 20/ oder 15/ 20/ 25/ ꝛc. Schue/ denn 3/ 4/ 5/ ist das Fundament/ das kan ich doppelt/ dreyfach/ vierfach/ fuͤnf-fach und so fort annehmen/ wann ich es doppelt nehme so henge ich in n ein Ende der Ketten/ und das ander Ende in den Punct 6/ fasse aus n, 8. Schue/ uñ auß den Punct 6. 10. Schue/ und halte die Enden zusammẽ/ und also fort Fig: 14. Consect. 1. Ausdiesen Fundament kan man auch am allerbesten auf dem Fel- de parallel- Lineen beschreiben/ denn so ich erstlich auff die Enden der Lineen m n perpendicular- Lineen/ wie gelehrt/ aufsetze/ und messe denn von m und n gleiche lange Stuͤcke biß in u und t, und ziehe die Linee u t, ist solche der Lineen m n, paral- lel, und ist also beschrieben das parallelogram m, n, u, t, Fig: 15. Problem: 4. Auß einem gegebenẽ Punct uͤber der Linee eine perpendicular auf dieselbe zufaͤllen Solcher Punct ist entweder fast umbs Mittel der Linee oder na- he am Ende: Jst er fast umbs Mittel/ als uͤber der Linee a b in c, setze ich den einen Fuß des Circkuls in c, mache auf der Linea a b in d, und c gemercke nach belie- bung und auß demselben entweder unter der Lineen in f, oder ist unten kein raum/ unter den Punct c. in g/ oder uͤber denselben in h einen Durchschnitt/ dañ ich darff nur einen Durchschnitt/ weil ich schon den Punct c habe/ und ziehe so dann die Li- nea oder Kriegs-Bau-Kunst. nea von einẽ Durchschnitt durch dẽ gegebenẽ Punct/ Fig: 16. Jst aber der Punct gantz nahe beym Ende/ als uͤber dem Ende b der Punct i, mache ich zwey Ge- mercke nach Beliebung/ auß i nach einander auf der Linee in k und l, auß densel- ben aber nach der distan tz k i, und l i, einen Durchschnitt in m, und ziehe die Linee i, m, Fig: 17. Dann wann ich in diesen nach der 16. Fig. procediren wolte/ wuͤrden sich die Durchschnitte gar zu sehr schleiffen und also die intersection nicht gesehen werden koͤnnen/ wo der Punct were. Jst aber unten kein raum/ so ziehe ich von dem Punct i, auf die Linee a b eine schrege Linee nach Beliebung so auff derselben in n auffaͤllet/ und theile diese in o in zwey gleiche Theile/ und auß o mache ich nach der Laͤnge n o, oder i o, ein Gemercke/ so die Linee a b in p durchschneidet/ so ich nu von i zu p, eine Linee ziehe/ ist diese operation verrichtet Fig: 18. Problem: 5. Einen gegebenen Winckel einem andern an eine fuͤrgestellte Linee gleich zu machen. Es sey gegeben der Winckel a c b, Nu soll ich an die Linee d e in Punct f, einen ansetzen den vorigen gleich/ als setze ich den einen Fuß des Circkuls in des Win- ckels Punct c, und ziehe zwischen desselben Schenckeln den Bogen h l nach Belie- bung/ ziehe auch mit selbiger Eroͤffnung des Circkuls aus dem Punct f auf die Linee d e den Bogen g k, mache dem g i gleich h l, und ziehe die Linte i f, so wird der Winckel i f g, auch gleich seyn dem Winckel a c b, Fig: 19. Problem: 6. Eine gegebene Linee in gewisse Theile zu theilen/ Oben ist gemeldet/ wie eine Linee in 2/ 4/ 8/ 16/ und zwar gleiche Theile abzu- theilen/ Wenn aber andere fuͤrfallen so nicht gleich/ sondern ungleich/ hat man C unter- FORTIFICATION unterschiedliche Wege/ ich wil einen nicht alleine in Theilung/ sondern auch in proportioni rung der Lineen beqvem zugebrauchen anhero setzen. Es sey gegeben/ die Linea a b, diese soll ich in drey Theile theilen/ nehme dem- nach eine andere fuͤr mich/ nemlich d e, lang nach Beliebung/ und setze Vngefehr den Circkel von d in e f und g dreymahl fort/ doch daß d e f g, welches dreymahl fortgesetzet/ etwas laͤnger sey als die Linee a b, faße denn die gantze Laͤnge d g, uñ beschreibe einen gleichseitigen Triangel g h d, nehme die gegebene Linee a b, und setze sie von h biß k und i, und ziehe i k zusammen/ so wird i k auch so lang seyn als a b, so ich nu von f uñ e Lineẽ zu h ziehe/ durchschneidẽ solche die Linee i k, (welche mit a b, gleicher Laͤnge) in l und m, und theilen also solche in drey Theile. Fig: 20. Wil ich solche Lineen in mehr Theile theilen/ so setze ich den Circkel so vielmahl fort/ in wie viel Theil ich selbige theilen wil/ und procedire wie gelehrt. Problem: 7. Zu dreyen bekandtẽ Lineẽ die vierdte proportional- Linee zu findẽ/ also daß wie die erste zu der andern sich verhalte/ die dritte zu der vierdten/ oder wie die erste zu der dritten/ die andere zu der vierdten. Als es seyn gegebẽ die drey Linien a b, a c und d e, zu diesen sol ich die qvartam proportionalem suchen; Die- ses wird eben durch vorhergehende Triangel verrichtet; Jch nehme die Laͤngste a b zur Basi , und beschreibe den gleichseitigen Triangel a b d, die andere a c setze ich auch auf die Basin von b in c, die dritte d e aber trage ich von d herunter biß in e und g, und ziehe die Linee g e, solche ist d e gleich/ so ich nun von c zu d eine Linee ziehe/ durchschneidet dieselbige g e in f, und ist also f e die vierde gesuchte pro- portional- Linee/ denn/ wie sich verhaͤlt a b zu a c, also e g oder g d zu e f, wie Fig: 21. zuerse- oder Kriegs-Bau-Kunst. zuersehen. Oder ich trageauff die erste a b nachdem ich zuvorhero einen Trian- gul gemacht habe/ von a biß in h, die dritte d e und die andere a c setze ich von d in k und l, und ziehe l k, solche ist a c gleich/ so ich nun von h zu d eine Linee ziehe/ duꝛchschneidet selbige l k, in l uñ ist also auch i k die vieꝛdte gesuchte Proportional- Linee/ denn wie sich verhaͤlt a b zu a h, also i k, oder k d, oder l d zu k i, Fig. 22. Diese proportion wird in Arithmeticis Regula Detri oder de Tribus genand/ und hat beyderseits/ so wohl in Geometria als Arithmeticis großen Nutzen. Sectio 3. Von Circkuͤln und Circkul-Stuͤcken. Problem. 1. Zu einem gegebenen Circkul oder Circkulstuͤck das Centrum zufin- den. Es sey gegeben daß Circkul-Stuͤck a c, zu diesem das Centrum zu finden/ mache ungefehr umbs Mittel den Punct b, und theile denn ieglich Stuͤcke a b und b c durch die Lineen f h und d e in zwey theile/ da solche ein ander als in g durchschneiden ist daß Centrum, aus diesen kan ich nun den gantzen Circkul com- pliren Fig. 23. Also kan ich auch umb drey Puncta einen Circkul beschreibẽ: Als es seyn gegeben die Puncta a b c, diese ziehe ich mit zweyen Lineen/ alß a b uñ b c zusammen/ theile jegliche in zwey Theil/ wie oben gelehret/ da solche einander als in g durchschneiden/ ist das Centrum, aus welchem ich umb selbige drey Pun- cta einen Circkul beschreiben kan. Fig. 24. Problem. 2. Wenn eines Circkuls Diameter bekant/ dessen Peripheriam und Vmbkreiß zufinden. Die Proportion des Diameters zum Umbkreyß zu suchen/ sind zwar viele hoch bemuͤhet gewesen/ ist aber biß anhero noch nicht erhalten/ wird auch wohl uner- fundẽ bleiben. 1. Reg. cap. 7. v. 23. stehet/ daß Salomons großer Keßel oder Meer C ij sey FORTIFICATION sey 10. Ellen oben breit gewesen/ uñ eine Schnur von 30. Ellen der Umbkreiß das ist wie 1. zu 3. Diese proportion aber ist nicht richtig; Archimedes hat folgende er- fundẽ: Wie 7. zu 22. also der Diameter zum Umbkreiß/ und were also nach dieser das Meer in Umbkreyß 31 . Ellen gewesen/ ist zwar besser denn vorige/ und ge- het in kleinen Circkuln an/ in großen wil sie noch nicht Stich halten. Ludolph von Colln koͤmmt wohl am nehesten dessen ist folgende: Wie 100 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 Zu/ 314 159 265 358 979 323 846 264 338 327 951. Also verhaͤlt sich der Diameter des Circkuls zu seiner Circumferen tz. Welche pro- portio ein wenig groͤsser/ und so ich an statt der letzten 1 ein 0 nehme/ ist sie ein we- nig kleiner. Metius meinet/ sein Vater sey auch ziemlich nahe kommẽ/ uñ setzet wie 113. zu 355. also der Diameter zur Circumferen tz, differirt weniger von obiger des Ludolph von Coͤlln als \frac{1}{1000000} . Von den Lineen und Winckeln/ sind folgende nuͤtzliche Theoremata zu mercken. Theorem. 1. Die Winckel zwischen zwey parallel- Lineen/ eins umbs ander ge- setzet ( alternatim positi ) sind einander gleich als Fig. 25. dem Winckel a b c, ist gleich der Winckel d c b, und dem Winckel f c b, ist gleich der Winckel e b c. Theorem. 2. Die Winckel so Creutzweise gegeneinander stehen/ (per crucem oppositi) sind einander gleich als Fig. 26. dem Winckel h i k, ist gleich der Win- ckel l i m, und dem Winckel l i h, ist gleich k i m. Theo- oder Kriegs-Bau-Kunst. Thorem. 3. Ein ieglicher gantzer Circkul wird in 360. Theil oder Grad gethei- let/ und derer ieglicher in 60. minuta prima \&c. Theorem. 4. Ein ieglicher Winckel wird so groß geschaͤtzet/ so viel Grad das Stuͤcke des Circkuls hatt/ welches zwischen dessen beyden Seiten oder Schen- ckeln begrieffen ist/ als Fig. 27. wie viel Grad der Bogen b c ist/ so viel Grad wird auch der Winckel b a c, geschaͤtzet. Theorem. 5. Wenn zwey Winckel von einem gleichen Circkulstuͤcke unterzogẽ werden/ und des einen Spitze ist beym Centro, des andern an der Circumfe- rentz, ist dieser halb so groß wie jener/ als Fig. 28. ist das Circkul-Stuͤcke a b den beyden Winckeln a c b und a d b, unterzogen/ jenes Spitze c aber ist beym Centro, dieses d bey der Circumferentz, ist derowegen der Winckel a c b noch eins so groß als der Winckel a d b. Theorem. 6. Welche Winckel von kleinern Bogen unterzogen werden/ sind kleiner/ welche von groͤssern/ groͤsser/ welche von gleichen/ gleiche. Theorem. 7. Die Linee/ so mitten durchs Centrum eines Circkels gehet/ ist die groͤsseste/ so in demselben Circkel mag beschrieben werden/ und wird der Diame- ter, dessen helffte Semidiameter, und in der Trigonometria Radius oder Sinus totus genand. Theorem. 8. Ein rechter Winckel haͤlt allewege 90. Grad/ wo aber eine Li- nee auf die ander nicht Winckel-recht auf-faͤllet/ machet sie einẽ spitzigen und einẽ stumpffen Winckel/ welche doch beyde zusam̃en zwey rechte oder zweymal 90/ dz ist 180 Grad halten/ und ist einer des andern zu zwey rechten Winckeln Comple- C iij ment FORTIFICATION ment, als Fig. 29. halten die Winckel a b c, und a b d, zusammen 180. Grad. Sect. 4. Von den Recht-Linischen Figuren. Wenn mehr als zwey Lineen an den Enden zusammen kommen/ begreiffen sie ein planum oder Figur, unter welchen der Triangul die erste unvollkommẽ- ste/ der Circkul aber (tanqvam ex infinitis lateribus compositus) die letzte und vollkommenste; Diese sind eneweder Regular/ welche alle winckel und Seitten gleich/ oder irregular; und diese zwar etliche ordinatæ, in denen die gegen einan- der uͤberstehende Winckel und Seitten einander gleich (zu diesen gehoͤren auch die Oval-Figuren, aus zweyẽ Circkuln componirt ) oder inordinatæ, in welchen nichts (Es geschehe denn etwa fortuito oder casu, daß ein oder der ander Win- ckel oder Linee der ander gleich fiehle) den andern gleich. Problem. 1. Aus einer gegebenen Lineen einen gleichseitigen Triangul zube- schreiben. Es sey gegeben die Linee a b, auß dieser einen gleichseittigen Triangul zumachen/ fasse ich derselben Laͤnge a b, und mache auß beyden Enden a und b oben einen Durchschnitt in d und ziehe von d zu a und b Lineen/ Fig. 30. Jn ei- nen Circkul wird solcher beschrieben/ so ich den halben Diametrum sechsmahl in Circkel herumb setze/ und denn immer einen Punct vorbey schlagend/ eines umbs ander gerade Lineen ziehe. Fig. 31. Problem. 2. Aus zweyen gegebenen ungleichen Lineen einen gleichschencklich- ten (æqvicrurum) Triangul zu machen Jch fasse mit dem Circkul die eine Li- nee/ so die crura oder Schenckel geben soll/ nemblich d f, setze sie auff die ander/ als die Basin, d e, und beschreibe von beyden Enden derselben Durchschnitt in f, und ziehe f d und e f Fig. 32. Pro- oder Kriegs-Bau-Kunst. Problem. 3. Aus dreyen ungleichen Lineen einen Triangtil zumachen; dieses wird eben gemacht/ wie das vorige/ nur daß ich zu den cruribus zwey ungleiche Lineen/ iede absonderlich nehme/ wie beym Triangul h i k Fig. 33. zuersehen. Problem. 4. Einen rechtwinckelichten Triangul zu beschreiben: Jch beschrei- be umb die Basin einen halben Circkul und mache daß ein Winckel gerade an die Cirumferentz deß Circkels/ und die andern beyde an die Enden der Basin fallen/ so ist selbiger allezeit recht/ faͤlt er auch zugleich mitten in denselben Circkul/ so ist er auch gleichschencklicht als Fig. 34. sind die bey den Triangul l q m, und l o m, rechtwinckelicht/ und jener/ weil der Punct q mitten in den halben Circkul faͤlt/ gleichschencklicht. So ich aber aus zweyen gewissen gegebenen Lineen umb den rechten Winckel stehent/ einen machen soll/ setze ich die eine auff die ander perpen- diculariter auff/ wie vorhin gelehret worden/ und ziehe die andern bey den Enden zusammen. Fig. 35. Consect. Aus diesem fundament kan ich einen ieglichen Winckel eines Trian- guls probiren/ ob er rechtspitzig oder stumpf/ denn faͤllt er oben uͤbern halben Cir- ckel hinaus/ so ist er spitzig/ faͤllt er gerade an die Circumferentz des halbẽ Circkuls umb seine Basin beschrieben/ so ist er recht/ faͤlt er einwaͤrts/ so ist er stumpf/ wie Fig. 36. an den Winckeln r q s zusehen. Problem. 5. Uff eine Linee einẽ rechtẽ Winckel nach eineꝛ gewissen gegebenẽ Laͤn- ge anzusetzen. Es sey gegeben die Linee t u, auf dieselbe soll ich in den Punct vv einen rechten Winckel ansetzen/ dessen ieglich Crus so lang sey/ wie die Linee x y, Nehme demnach die Linee x y, und beschreibe auß vv einen halben Circkul solchen theile FORTIFICATION theile ich erstlich durch die Linee i vv, in zwey und iedes durch die Linee b vv und c vv wiederumb in zwey Theil/ so wird c vv b der begehrte Winckel seyn Fig. 37. Alle dieser Aꝛten Triãgul koͤnnen auff dem Felde mit einer Ketten/ oder mit ei- nem oder mehr Stricken/ nach Gelegenheit beschrieben werden. Von den Tri- anguln sind folgende Theoremata in obacht zunehmen. Theorem. 1. Jn allen Trianguln machen alle drey Winckel zusammen zwey rechte/ das ist 180 Grad. Consectio 1. So derowegẽ in einem rechtwincklichtẽ Triangul uͤber dem rech- ten Winckel als welcher allezeit 90 Grad haͤlt/ noch einer bekant/ kan der dritte auch nicht verborgen seyn/ denn er mit dẽ andern auch 90. Grad machen muß. Consect. 2. Jn einem gleichschencklichten Triangul/ wenn ein Winckel bekant/ der gegen der Basi uͤberstehet/ koͤnnen die andern beyde auch nicht unbekand seyn/ denn so ich denselben von 180 Grad subtrahire, den Rest halbiere habe ich einen derselben Winckel. Consect. 3. Jn einem ieglichen ungleichseitigen Triangul geben zwey bekandte Winckel den dritten unbekandten/ denn so ich die beyde bekande addire/ und von 180. Grad abziehe/ gibt der Rest den dritten. Theorem. 2. Die Triangul so gleiche Seitten haben/ habẽ auch gleiche Winckel. Theorem. 3. Die Triangul so gleiche Winckel haben/ haben die Seiten gegen einander proportional. Theorem. 4. Wenn eine Linee in einem Ttiangul eine Seite desselben parallel laͤuft/ theilet sie die andern Seiten proportionaliter/ als Fig. 38. ist die Linee d e der oder Kriegs-Bau-Kunst. der Seiten a b parallel, derowegen theilet selbige die Seiten a c, und b c, proportionaliter/ denn wie a c/ zu c d/ also c b zu c e/ etc. Problem. 6. Ein gleichwincklicht und gleichseittig Vier-Eck zubeschreiben/ Es sey gegeben die Linea a b/ auff diese solich ein gleichseitig Quadrat/ dessen jegliche Seite so lang sey/ wie a b/ auffsetzen. Dieses zu erlangen/ setze ich auf das Ende a eine perpendicular- Linea/ a c/ fasse mit dem Circkul die Laͤnge a b/ und trage sie von a in d/ behalte desselben apertur und beschreibe auß d und b/ uͤber dem Ende b einen Durchschnitt in e/ so ich nun d e und e b zusammen ziehe/ ist das Quadrat fertig. Auff dem Felde setze ich auff beyden Enden der Linea a b/ wie schon gelehret/ perpenticularen auff/ mache selbige mit a b/ gleicher Laͤnge/ und ziehe sie oben zusammen. Fig. 39. Eben also wird auch ein Parallelogram be- schrieben/ nur daß zu solchen 2. Lineen/ derer die eine kuͤrtzer als die ander/ erfo- dert werden. Jn dem ich auff das Ende a die kuͤrtzeste Linea a c perpendicula- riter auffsetze/ fasse dann die Laͤnge der laͤngsten Lineen und beschreibe auß c uͤber dem Ende b einen Durchschnitt in c/ fasse widerum die Laͤnge der kuͤrtzesten und beschreibe auß b in e/ und ziehe c e und b e zusammen. Fig. 40. So ich aber in ei- nem Circkul ein Viereck sol beschreiben/ theile ich denselben durch die zwey Dia- metros f g/ und h i/ in vier Theil/ solches aber zuverrichtẽ/ ziehe ich erst dẽ Diame- trum f g/ und theile den Diametrum in zwey Theil/ in dem ich nur oben in h oder unten in i einen Durchschnitt mache/ weiln ich allbereit das Centrum habe/ ziehe dann die puncta g i/ i f/ f h und h g zusammen/ so ist das Vier-Eck im Circkul be- schrieben/ Wenn ich nun ein Viertheil als h f wieder in k in zwey Theil theile so ist D h k ei- FORTIFICATION h k eine Seite eines Achtecks/ und gehet solches in einen dergleichen Circkul acht- mal herumb/ Fig. 41. Problem. 7. Ein gleichseittig Fuͤnff-Sieben- und Zehen-Eck in einen Circkul zu beschreiben/ Fig. 42. Ziehe ich durch des gegebenen Circkuls Centrum a den Dia- metrum c b, den halben Diametrum a b, theile ich in d in zwey Theile/ und richte zugleich auß a und d perpendicularen auf/ so den Vmbkreiß des Circkuls in e und l, beruͤhren/ setze denn den einen Fuß deß Circkuls in d, und thue ihn auf biß in e, und ziehe den Bogen e f, dessen Subtensa e f, ist eine Seite eines Fuͤnffecks/ f a, eines Zehenecks/ d l, aber eine Seite eines Siebenecks in selbigen oder dergleichen Circkul zu verzeichnen. Problem. 8. Ein Regulier Neun-Eck zu beschreiben. Jch beschreibe nur erstlich einen gleichseittigen Triangul in den Circkul/ und theile denn ein jedes Bogenstuͤck wieder in drey Theile/ so wird solches ein Neuͤn- Eck geben/ Fig. 43. Oder ich theile den Semidiametrum A B in C halb/ und ziehe durch solchen Mittelpunct des Sediametri C, eine Winckelmaͤssige oder perpenticular-Sub- tensa D E, die den Circkul auff beyden Seiten in D und E beruͤhre/ darnach ma- che ich uͤber den Semidiametrum A B mit unverruͤcktem Reiß Circkul/ darauß der Vmbkreiß beschrieben worden/ auß D und E zween Bogen A G B und A F B, und theile denn ferner den Semidiametrum A B in 3. gleiche Theile/ und ziehe durch den beym Centro A nechsten Theil eine perpendicular- Linee F G, welche die beyde Bogen in F und G beruͤhret/ wenn ich nun das Linial an das Centrum A, und oder Kriegs-Bau-Kunst. A, und diese Puncta F und G anlege/ so begreiffen die nach dem Linial gezogen zwo Lineen A F H und A G I, im Vmbkreiße den neunden Theil des Circkuls/ dessen Subtensa H I, ist die Seite der Neun-Ecken/ und so ich damit auff dem Cir- ckul herumb fahre/ und die Bogen mit Lineen unterziehe/ so schliesset sich das Neun-Ecke/ wie Fig. 44. zeiget. Problem. 9. Ein Regulier Fuͤnffzehen-Eck in einem Circkul zu beschreiben/ Dieses zu verrichtẽ/ beschreibe ich erstlich in demselben ein Drey-Eck/ und denn ein Fuͤnff-Eck/ also daß diese beyde in einem Winckel zusammen lauffen/ so gibt die Distan tz der untersten Puncten deß Trianguls und Fuͤnff-Ecks eine Seite deß Fuͤnffzehen Ecks/ als Fig. 45, a b und c d. Problem. 10. Noch etliche andere Polygonal- Figuren/ so mit den andern kei- ne Verwandtschafft/ oder auß denselben deduciret werden koͤnnen/ Mechani- ce zu beschreiben/ zu einem Eilff-Eck/ theilet man den halben Diametrum in 16. Theile/ derselben 9 sind eine Seite desselben. Eine Seite deß Dreyzehenecks gibt der halbe Diameter in zwey Theile gethei- let/ Weiln aber gemeiniglich der halbe Semidiameter hierzu in etwas zu groß faͤl- let/ und den Circkul nicht gantz genau eintheilet/ so kan man ein wenig darunter biß auff 13. von 27. Theil deß Semidiametri nehmen/ und da es nicht gantz ein- treffen wolte/ etwas mit dem Reiß-Circkul nach oder zu geben/ sintemal dieses ohne daß nur ein Modus Mechanicus ist/ selbiger in 30. Theile getheilet/ derer 11. machen eine Seite deß Siebenzehen-Ecks. So ich einen gleichseittigen Triangul in einem Circkul beschreibe/ und eine Seitte desselben Trianguls in fuͤnff Theil theile/ ist solcher ein Theil eine Seite deß Achzehen-Ecks. D ij Zum FORTIFICATION Zum Neunzehen-Eck nimbt man ⅓ deßhalben Diametri. Weil aber diese Cir- ckul-Theilung nur mechan isch/ und ziemlich muͤhesam/ pflegt man sich dersel- ben nicht gern zu gebrauchen/ sondern man kan Adiæ trewen Rath hierinne fol- gen und mit auff- und zuthuung des Circkels so lange suchẽ/ biß man die begehrte Theilung findet/ oder wie Metius wil/ welches besser ist/ ich theile den Circkul durch zwey Diametros in vier gleiche Theil/ und ein Viertheil desselben wieder in so viel Theil/ als der Circkul sol getheilet werden/ diese viere geben denn eine Seite der begehrten Vielseittigen Figur. Sonsten kan man sich auch folgen- der Tabellen gebrauchen. Jn der ersten Columna seynd die Seitten der Regu- lar-Figuren/ von Dreyeck biß zum Dreißig Eck aufgezeichnet/ wenn der Radius oder der halbe Diameter 100. Ruthen/ o Schue/ 9 Theile oder Zolle haͤlt. So ich nun auß einen bekanten Maaßstabe 100. Ruthen/ o Schue/ o Zoll/ nehme/ und einem Circkul beschreibe/ kan ich auß beygefuͤgter Tabelle leicht die Seite/ nach jhrer Zahl finden/ und/ so offt noͤtig/ in den Circkul herumb setzen. So oder Kriegs-Bau-Kunst. So ich aber auß einer gegebenen Linea und unbekandten Radio oder halben Diametro eine vielseittige Figur beschreiben sol/ muß ich mich der proportio- ni rung gebrauchen. E. gr. Es sey gegeben die Linea a b, 60. Ruthen/ oder 600. Fuß/ auß dieser sol ich ein Siebeneck beschreiben/ dessen jegliche Seite 600. Fuß halte/ Spreche derowegen per Regulam de tribus die Seite eines Siebenecks in besagter Tabell 86. R. 7. S. 8. Zoll gibt den halben Diametrum, 100. R. o. S. o. Zoll/ Was gibt die Linea a b, von 60. Ruthen/ o/ Schue/ o Zoll/ vor einen halben Diametrum. Multiplic ire derowegen 60. Ruthen/ o/ Schue/ und o. Zoll/ mit 100. Ruthen/ o/ Schue/ und o/ Zoll/ und was herauß kombt/ dividire ich mit 86. Ruthen/ 7 Schue 8. Zoll/ so kommen 69. Ruthen/ 1 Schue/ und 4 Zoll zum halben Dia- metro herauß: So ich nun diese auß einem Maaßstabe fasse/ und einen Cir- ckul beschreibe/ nehme darnach aus selbigen Maaßstabe 60/ Ruthen/ o/ Schue/ o Zoll/ reichen selbige gerade siebenmal herumb/ und theilen den Circkul in sieben Theile/ und also procedire ich auch mit denen andern Exempeln, So ich aber Geometricè ohne Calculation den begehrten halben Diametrum suchen wolte/ nehme ich auß einen Maaßstabe den Radium oder halben Diame- trum c d, 100. Ruthen/ o Schue/ o Zoll/ und beschreibe mit demselben den gleich- seittigen Triangul c s d, fasse denn auß selbigem Maaßstabe die Seitte deß Viel- Ecks/ so ich beschreiben wil auß obiger Tabelle/ E. g. eines Siebenecks/ welche ist 86. Ruthen 7. Schue/ 8. Zoll/ trage selbige in dem Triangul von f biß in g und h herunter/ und ziehe die Linee g h, auff diese trage ich die Linca ab, 60. Ruthen/ o. Schue/ o. Zoll/ von h, biß in i, also daß h i mit a b gleicher Laͤnge sey/ und ziehe D iij von FORTIFICATION von f, durch i, eine Linee/ so die Basin deß Trianguls in e beruͤhret/ also wird e d der begehrte halbe Diameter oder Radius seyn/ mit welchem/ so ich einen Circkul beschreibe/ reichet die Linea a b oder h i, gerade siebenmal in denselben herumb/ und also mit allen andern/ Fig. 46. Jst aber die gegebene Seite laͤnger/ als die in der Tabellen/ E. gr. Es sey gegeben vorige Linea a b, auß dieser sol ich ein Sechzeheneck beschreiben/ als nehme ich wiederum auß dem Maaßstabe den Ra- dium oder halben Diametrum c d, 100. Ruthen o. Schue/ o. Zoll/ und beschreibe mit demselben den gleichseittigen Triangul c f d, und nehme dann auß der Ta- belle die Seite eines Sechzehen-Ecks/ nemlich 39. Ruthen/ o Schue/ 2. Zoll/ und setze sie von f biß k und l, und ziehe die Linea k l, solche verlaͤngere ich biß in m, und trage die Linea a b biß auff k m, also daß k m, gleich sey ab, 60. Ruthen/ o Schue o Zoll/ verlaͤngere die Basin von c biß in n ein Stuͤcke nauß/ und ziehe von f durch m eine Linea/ so die verlaͤngerte Basin, d c in n, erreichet/ und ist also d n, der gesuchte halbe Diameter, mit welchem/ so ich einen Circkul beschreibe/ gibt k m oder a b ein Latus oder Seite eines 16. Ecks in demselben. Fig. 47. 3. So letzlich die Seite in der Tabellen laͤnger ist/ als der Radius, welches sich nur begibt in Drey-Vier- und Fuͤnff-Eck alleine/ als E. G. in Vier-Ecken/ so nehme ich abermals auß dem Maaßstabe den Radium oder halben Diame- trum c d, 100. Ruthen/ o. S. o. Zoll/ und beschreibe mit demselben den gleich- seittigen Triangul c f d, und verlaͤngere die Seiten f c, und f d, biß in o und p, also daß f o und f p eine Seite deß Vier-Ecks auß der Tabellen/ nemblich 141. Ruthen/ 4. Schue/ 2. Zoll halte/ ziehe die Linee o p zusammen/ und oder Kriegs-Bau-Kunst. und trage von p in q die gegebene Linea a b, und ziehe denn von q, zu f eine Linee/ solche durchschneidet die Basin deß Trianguls in r, und ist also d r, der gesuchte Radius oder halbe Diameter, mit welchem/ wenn ich einen Circkul beschreibe/ ge- het p q viermal in denselben herum/ Fig. 48. Die ander Columna haͤlt in sich die perpendicula der Trianguln in den vielsei- tigen Figuren; Dieser Nutzen ist/ wenn ich die Latera oder Seiten mit jhren per- pendiculis multiplicire, das product halbiere/ und den Rest mit der Zahl der Seitten wieder multiplicire allhier mit 7/ weiln es ein Sieben-Eck ist/ was her- aus komt/ gib mir den Superficial- Jnhalt der gantzen vielseittigen Figur. Da aber die Seitten der Figuren anders seynd/ als in beygefuͤgter Tabelle/ muß ich auch/ wie vor/ nach denselbẽ proportionaliter die perpendicula suchẽ/ Als/ wenn eine Seite in 7. Eck/ 60 Ruthen/ o Schue/ o Zoll were/ spreche ich/ die Seite der Tabellen in Sieben-Eck 86. Ruthen/ 7. Schue/ 8. Zoll/ gibt das perpendiculum 90. Ruthen/ 1. Schue/ o Zoll/ was gibt die Seite 60. Ruthen/ o Schue/ o Zoll vor ein perpendiculum; Wann ich nun 60. Ruthen/ o Schue/ o Zoll/ mit 90. Ruthen/ 1. Schue/ o Zoll/ multiplicire, und was heraus kombt/ mit 86. Ruthen 7. Schue 8, Zoll dividire, so kommen herauß 62. Ruthen 2. Schue/ 9. Zoll/ diese miteinander multipliciret, geben 3737.40.00. derer Helffte/ 1868.70.00. mit 7. multipliciret, kommen 13080.90.00. das ist 13080 quadrat- Ruthen/ 90 quadrat- Fuß. oo quadrat- Zoll fuͤr den Superficial- Jnhalt eines Sieben Ecks/ dessen jeg- liche Seite 60. Ruthen/ o Fuß/ o Zoll halte \&c. Problem. 11. Auff eine jede gegebene Linea eines jeden begehrten Viel-Ecks/ Poly- FORTIFICATION Polygon oder Figur, wie auch Centri Winckel auffzusetzen. Es sey gegeben die Linea a b, auff diese sol an den Punct c eine Linea fallen/ die auff der eine Seiten den Polygon, auff der andern den Centri Winckel eines Fuͤnff-Ecks gebe; Als be- schreibe ich aus dem Punct c einen halben Circkel nach Beliebung/ theile densel- ben in 5 Theile/ und schneide solcher 2 durch die Linea c d ab/ so ist b c d des Cen- tri, und a c d der Figur Winckel eines Fuͤnffecks. Fig. 49. und also auch in an- dern/ es seyn 6/ 7/ 8 Eck/ \&c: so muͤssen allezeit 2. Theil fuͤr den Winckel deß Cen- tri abgeschnitten werden/ und in so viel Theil muß der halbe Circknl getheilet wer- den/ so viel Eck die begehrte Figur haben sol/ als in 9 Eck in 9. Theil/ in 12. Eck in 12. Theil und so fort an/ allezeit aber werden 2. Theil vor dem Centri Winckel abge- schnitten. Problem. 12. Ein Oval, oder Figur/ wie ein Ey gestalt/ auffzureissen/ Diese und die beyden nachfolgenden Figuren/ so man Irregulares ordinatas nennet/ schicken sich gar wol/ alte gebauete Staͤdte/ die meistentheils in die Laͤnge/ oder auff den Principal-Gassen nach den Pforten zu außgebauet/ an den Seitten aber eingezogen/ und also nicht ohne grosse Erweitterung oder Abschneidung in Rcgular- Figuren koͤnnen gebracht werden/ damit zu belegen: Jetzo wird nur angewiesen/ wie solche Figuren zu vorzeichnen; Wie sie aber sollen ge fortificir t werden/ wird unten gemeldet. Eine Oval- Figur zu machen beschreibet man E. G. auf die Linea a b einen gleichseittigen Triangul a b c, und auff der andern Seiten auch einen a b d, und verlaͤngert desselben Crura oder Schenckel zu bey- den Seiten in e f g, und h, nimbt denn mit dẽ Circkul eine Laͤnge nach Beliebung/ und oder Kriegs-Bau-Kunst. und reisset aus dem Punct a zwischen die Lineen e f ein Circkul-Stuͤck i k, behaͤlt desselben Circkuls apertur und reisset aus b auch ein solches/ nemlich l m, setzet dann einen Fuß des Circkuls in d, und thut ihn auff biß k, und reisset den Bogen l k, behaͤlt desselben apertur, und reisset aus c den Bogen i m, so ist die Oval- Fi- gur fertig. Fig 50. Problem. 13. Die andern Irregulares ordinatas, zubeschreiben. \&c. Vnter diesen hat die erste die Seitten eines umbs ander laͤnger und kuͤrtzer/ und wird aus einem Regular, Sechs-Acht- oder Zehen-Eck genommen; Diese zu verzeich- nen/ mache ich eine Regular-Figur, so halb so viel Seiten hat/ als dieselbe/ daraus sie genommen/ als ist sie aus den Sechs-Eck/ einen Triangul/ aus dem Acht-Eck/ ein quadrat, \&c. Allhier wird das Sechs-Eck behalten/ nehme derowegen aus vorgehender Tabelle aus einem Maaßstabe die Seitte eines Sechs-Ecks/ 100. Ruthen o. Schue/ o Zoll/ und beschreibe den Triangul a b c, und uff dessen jegli- che Seite mache ich ein Parallelogram, dessen kuͤrtzeste Seiten die Laͤnge des Per- pendiculi im Sechs-Eck 86. Ruthen/ 6. Schue/ o Zoll haben/ nemlich a b f g, b c d e, a c i h, verlaͤngere dann die auswendigen Seitten der Parallelogrammen zu beyden Seiten hinaus/ und verlaͤngere auch die Seiten des Trianguls/ biß sie mit den auswendigen verlaͤngerten Seitten der Parallelogrammen in den Pun- cten k l m n und o p zusammen stossen/ und ziehe dann k l, m n, und o p auch zu- sammen Fig. 51. Die ander dieser Art zeucht sich in die Laͤnge/ und hat nur die zwey gegen einander uͤber stehende Seitten laͤnger als die andern/ Jch ziehe eine Linea a b von 100. Ruthen. o Schue/ o Zoll/ und setze an dieselbe zu beyden Sei- E ten 2. FORTIFICATION ten 2 Parallelogrammen nach obiger proportion, als a b, c d, und a b e f, verlaͤn- gere die außwendigen Seiten der Parallelogrammen wie auch die Linee a b zu beyden Seiten hinaus/ aus den Puncten a, und b ziehe ich mit dem Radio 100. Ruthen/ o. Schue/ o Zoll einen halben Circkul/ solcher beruͤhret die verlaͤngerte außwendige Seiten der Parallelogrammen in g, h, i, k, und die verlaͤngerte Li- nee a b, in l und m, von g und i, Jtem/ von h und k ziehe ich zwey Latera oder Seitten eines Sechs-Ecks biß in l und m. Jst die Figur aber auß dem Acht-Eck genommen/ theile ich die Circkul-Stuͤcke g l i, und h m k in drey auß dem Zehen- Eck in vier Theil. Wil man die Figur lang haben/ kan man die Seitten der Parallelogrammen c d und e f, 2/ 3 oder 4 mal so lang nehmen/ doch denn muß man auch 2/ 3/ 4 oder mehr platte Bollwerck daran legen/ davon hernacher/ Fig. 52. Theorem. 1. Eine iegliche Regulier- Figur haͤlt so viel gleichschencklichte Tri- angul in sich/ als sie Seitten hat/ derer Puncta in Centro zusammen lauffen. Theorem. 2. Eine iegliche Irregulier- Figur/ kan in so viel ungleichseittige Triangul/ als sie Seitten hat/ abgetheilet werden/ weniger zwey. Als/ eine fuͤnff- seittige gibt 3. eine sechsseittige 4. Triangul/ wie Fig. 53. a b c d e zu sehen/ Denn so ich von dem Winckel a zu d und c, Lineen ziehe/ werden drey Triangul daraus/ als a b c, a c d, und à d e. Theorem 3. Einer ieglichen vielseittigen Figur Winckel machen in einer Summa so viel rechte Winckel/ oder halten so vielmal 90 Grad/ als die Figur doppelte Seitten hat/ weniger viere. Als/ so ich habe eine fuͤnffseittige Figur/ ist derer oder Kriegs-Bau-Kunst. derer duplum zehen/ davon viere/ bleiben sechse/ machen also alle Winckel dieser Figur sechs rechte/ oder halten sechsmahl 90. Grad/ das ist 540. in einer Summa. Consect. Hierinne bestehet nun die rechte Proba, wenn ich einen Orth nach den Winckeln inesse/ ob die Winckel auch recht genommen seyn; denn komt derer Summa zusammen genommen/ mit obgedachter Regul uͤber ein/ hab ich recht observiret, wo nicht/ ist in einem oder andern Winckel ein Fehler begangen. Die außwendige eingebogene Winckel aber haben hier nichts mit zuthun/ sondern ich rechne die eingebogene Seitten nur fuͤr eine gerade Lineen/ die eingebogenen Winckel aber ziehe ich von 180 Grad ab/ den Rest aber von der zusammen ge col- ligirten Summa der Winckel/ Vid. Pitisc. Trigon. Theor. 4. Einer ieden vielseittigen Figur Jnhalt zu finden/ ist am besten/ daß man selbige zu Triangulen mache/ eines ieglichen Trianguls Jnhalt abson- derlich suche/ und denn zusammen in eine Summam colligire. Eines ieglichen Trianguls Jnhalt wird gefunden/ so ich ein Perpendiculum, (welches eine Linea ist/ von einem desselben Winckel auff die gegen uͤberstehende Seitte perpendiculariter, oder recht wincklicht auffallend) mit der halben Basi/ oder die halbe Basin mit dem gantzen Perpendiculo multiplicire, oder auch das gantze Perpendiculum mit der gantzen Basi, und das Product halbiere/ Solches gibt den Superficial- Jnhalt desselben Trianguls/ Do his \& aliis vid. Sebastia- num Curtium von Landmeß. Theor. 5. So ich die gantze Circumferentz eines Circkuls mit der Zahl der E ij Seiten FORTIFICATION Seiten der Figur dividire, was heraus kombt/ gibt mir den Winckel beym Cen- tro, diesen von 180. abgezogen/ bleibt der Figur- oder Polygon- Winckel/ Als so ich 360. mit 5. dividire, kommen 72. ist solcher der Winckel des Centri in Fuͤnff- Eck/ diesen von 180 abgezogen/ bleiben 108. Gr. fuͤr den außwendigen Figur- oder Polygon- Winckel/ und also auch in andern. Das ander Capittel Von der Maße und Instrumenten, zu Vbung der Fortificir- Kunst noͤtig. Sectio I. Von der Maße. Von diesem ist zu mercken/ daß selbige an unterschiedlichen Oertern unter- schiedlich/ nicht allein was die Schue/ sondern auch die Ruthen betrifft: Denn erstlich die Schue anlangend/ gebrauchen sich etliche der Nuͤrnberger/ Straß- burger und anderer Stadt-Schue: Etliche einer halben Brabandischẽ/ ander ei- ner halben Schwedischen Ellen: Etliche rechnen nach Geomet rischen Schritten fuͤnff Schuauff einen Schritt/ und zwey Schritt auff eine Ruthe. Am ge- braͤuchlichsten aber ist/ sonderlich in den Niederlanden/ der Colnische oder Rein- laͤndische Schu/ welcher mit der alten Roͤmer Schu/ wie Snellius wil/ uͤberein kommen sol. Zum andern die Ruthen: So nehmen etliche 16. etliche 12. Fuͤß oder Schu oder Kriegs-Bau-Kunst. Schu auff eine Ruthe. Die Recentiores aber behalten zwar die Reinlaͤndi- sche zwoͤlfffuͤssige Ruthe in ihrer rechten Laͤnge/ theilen aber solche nicht in 12. son- dern umb besserer Bequemligkeit halber im rechnen in 10. Theile/ welche ein jeder seiner Beliebung nach Schue oder Zehender einer Ruthen nennen mag/ derer auch in hernachfolgender Calculation sollen gebrauchet werden/ daß zwar Ru- then/ Ruthen ihrer rechten Laͤnge nach bleiben/ solche aber werden in Zehentheil/ und ieder Zehender wieder in zehen Zoll/ und Theile getheilet/ welche die 12. oder 16. schuige Ruthe behalten/ theilen auch wieder einen Fuß in 12. oder 16. Theil. Allhie ist zu mercken/ wenn in diesem Tractat eine Zahl gefunden wird/ so mit Puncten unterschieden/ daß die erste Ruthen/ die ander Schu/ und die dritte Zoll bedeute/ als wenn ich setze 17. 8. 4. seynd 17. Ruthen/ 8 Schue/ 4 Zoll/ oder 17 \frac{84}{106} Wie die zwoͤlfffuͤssige Ruthẽ in zehenfuͤssige/ und hergegen sollen verendert werden/ haben Freitagius und Svventerus in sonderliche Tabellen verfasset. Die beygefuͤgte Linea A B ist ein Viertheil deß Nuͤrnbergisches/ C D des Rein- laͤndischen Schuhes/ nach der zwoͤlfffuͤssigen Ruthen/ wie er von Metio, Freita- gio, und Lochmanno verzeichnet/ E F aber ein Viertheil eines Zehen Wercke einer Reinlaͤndischẽ Ruthẽ/ und koͤnnen ohne Jrrung dafuͤr gebraucht werdẽ Fig. 54. Problem. Einen kleinen Maßstab oder Meß-Linee/ darnach die Figuren auff dem Papier ins klein auffzureissen/ zumachen. Diesen belangend/ kan ich densel- ben groß oder klein machen/ nach dem ich die Figuren haben wil/ Als ich ziehe ei- ne Linea a b, fasse den Circkul zusammen/ und setze ihn von b in c, 10. mal fort/ nehme denn alle 10. Theile b c/ und trage sie noch etliche mal fort/ nehme denn E iij all FORTIFICATION 5. mal/ die kleinen gelten Fuͤß/ die grossen Ruthen/ Fig. 55. Da ich aber die Thei- lung noch genauer haben wil/ kan ich folgende Schalam oder Meßleiter verfer- tigen: Jch ziehe eine lange Linee c d nach Beliebung/ und dieser auf 1. oder 1½ Zoll breit eine ander f h, parallel, und connectire beyde mit der Linea c f, nach rechten winckeln/ thue darnach den Circkul so enge zusammen/ als ich wil/ nach dem ich die Scal groß oder klein haben wil/ und setze ihn in solcher Distantz von c in e/ und von f in g zehenmal fort/ fasse denn alle zehen Theile c e, und trage sie auff der obersten und untersten Parallel- Linien etliche mal fort/ als hier viermal/ und schliesse also das Parallelogram, c d f h, ziehe auch die gegeneinander uͤberstehen- de Puncta mit Quer-Linien zusammen/ die Quer-Linien c f und d h, theile ich in 10. Theile/ und ziehe noch zwischen den Lineen c d und f h, neun andere mit dieser Parallel; Mit den kleinen Theilungen aber procedire ich also: Jch fange bey g an/ und ziehe biß e, eine Quer-Lineenauffwerts/ von e ziehe ich wieder biß i eine Quer-Linien niederwerts/ und von dannen wieder biß 2. auffwarts/ von 2 zu 3/ wieder niederwarts/ und so fort an/ biß in den Punct c, zeichne die obersten Puncta von e biß c mit 2/ 4/ 6/ 8/ 10/ und die untersten von g biß f, mit 1/ 3/ 5/ 7/ 9/ 10/ die Parallel- Lineen aber zeichne ich so wol niederwarts von c, biß f, als auff- warts von g, biß e, mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Die andern Zwerg-Linien aber oben und unten mit 1. 1. 2. 2. 3. 3. \&c. als gleiche gegen einander uͤberstehende Zah- len/ und ist also die Schala fertig. Fig. 56. Jhr Gebrauch nun ist dieser; Jch habe eine Linee i k, solcher rechte Laͤnge auff der Schal zu erfahren/ fasse ich dieselbe mit dem Circkul/ und trage sie auff den paral oder Kriegs-Bau-Kunst. parallel- Lineen auff und nieder/ biß sie mit beyden Enden/ mit einem in den gros- sen/ und mit dem andern in den kleinen Theilungen eine Zwerg-Linea (doch auff einer Parallel ) beruͤhre/ als die gemeldte faͤlt in den grossen Theilungen mit einem Ende auff die Quer-Linee 1. 1. und in den kleinen/ uff der fuͤnfften Parallel- Linien erreicht sie mit dem andern die Quer-Linea zwischen 6. und 7, Als sage ich/ solche Linea sey lang 1. Ruthe/ 6. Schue. 5. Zoll. Dieses ist zu mercken/ wann der Circkul auf eine Linee/ so von oben herunter laufft/ zu stehen kombt/ so zehle ich die Schue oben/ und die Zoll von c herunter biß f, wenn aber der Circkul auf eine Linee/ so von unten herauf laufft/ zu stehen kombt/ so zehle ich die Schuh unten/ und die Zoll von g biß e herauff. Consect. Diese Schala ist auch nuͤtzlich allerley Art Linien nach Beliebung zu theilen. Es sey gegeben die Linea l m, die sol ich in 3. Theil theilen/ als fasse ich die- selbe mit dem Circkul/ setze denn einen Fuß in g/ und den andern auf die dritte Quer-Linie in o/ und ziehe die Linea g o, welche gleich ist l m, und von den Quer- Lineen 1. 1. 2. 2. 3. 3. nicht allein in 3. Theile/ sondern auch von den Parallel- Lineen in 9. gleiche Theile getheilet wird. Jst die Linea lang/ und sol in viel Theile gethei- let werden/ kan ich ein Theil zwey oder drey gelten lassen; Jst sie kurtz/ kan ich die Parallel- Linien zur Theilung/ an statt der Quer-Lineen/ gebrauchen. Wer es noch genauer sucheu wil/ kan eine solche Meßleiter oder Instrument zurichten/ wie Svventerus beschreibet/ Tract. 1. lib. 1. propos. 15. auf welchen man ein 100. Theil eines Zolles finden kan/ Solche Scrupulosi taͤt aber wird dieses Orts unnoͤtig ge- achtet. Sectio FORTIFICATION Sectio II. Von den Instrumenten. Die Instrumenta sind zweyerley/ etliche gebrauchet man auff dem Felde/ ettli- che auff dem Papier. Jm Felde gebrauchet man insgemein/ Erstlich/ einen hal- ben oder gantzen Messings-Circkul (wer einen gantzen gebrauchen wolte/ koͤnte des Metii Anleitung nach/ das Linial nicht beym Centro, sondern bey der Cir- cumferentz anmachen/ und den gantzen Circkul nur in 180. Grad theilen/ so wuͤrden die Theilungen noch eins so groß/ als sonsten; Man kan auch nur einen Quadrant en/ ja Sextanten und Octanten/ das ist vier/ sechs/ und acht Theil ei- nes Circkuls gebrauchen/ und da die Winckel groͤsser fallen/ mals man sie auff dẽ Instrument haben kan/ an statt derselben ihre Complementa nehmen/ aber dieses ist nicht fuͤr einen Incipienten, sondern fuͤr einen in dieser Kunst geuͤbeten/ der ei- nen Winckel auß dem andern zu colligiren weiß/ denn sonst gibt es leichtlich Jr- rung: Dieser gantze oder halbe Messings Circkul (welcher am gemeinsten) wird mit oder ohne ein Compaß zugerichtet/ wer einen solchen nicht hat kan fuͤr den- selben ein fein viereckicht oder rund und glatt gehobelt Brett/ und ein Lineal mit zweyen Absehen/ von Messing oder Zinn/ (welches fast besser/ weil es fein schwer und gewisse lieget) fein starck gemachet/ auff einen dreybeinichten hoͤltzern Stul geleget/ gebrauchen. Vnd kombt man hiermit fast besser/ gewisser und ge- schwinder fort/ denn mit den kuͤnstlichen Instrumenten: denn erstlich kan man als fort ex tempore auff dem Felde einen jeglichen Plan damit in den Grund legen/ oder Kriegs-Bau-Kunst. legen/ und darff man nicht allererst die Winckel in eine Schreibe-Taffel/ (wel- ches sonderlich bey kalten Wetter sehr beschwerlich und leicht Jrrungen verur- sachen kan) verzeichnen/ und denn zu Hauße auffs Papier mit einem Transpor- teur uͤbertragen; Zum andern/ kan man stracks/ wenn die Figur auffs Brett ge- rissen (auff welches doch ein Papier zuvor fein glatt aufgeklebet oder gehefftet seyn muß) dieselbe in Augenschein nehmen/ und bald sehen/ ob etwa hie oder da ein Fehler begangen/ und denselben leicht endern. Zum dritten/ gibt es mit dem einstecken des Stabes grosse Beschwerung/ dann bald weicher/ bald steinicher/ oder auch wol gefrorner Grund; und da schon der Grund gut/ wackeltdoch gleich- wol das Jnstrument hin und wieder/ wenn es ein wenig wehet/ oder sonst ange- ruͤhret wird/ das Lineal zurichten; und betreuget also das Gesichte/ und gibt un- gewiß messen; Wenn ich aber einen dreybeinigen Stul habe/ dessen Fuͤsse unten mit eyssern Spitzen oder Stacheln beschlagen/ bin ich dieser in commodi taͤt uͤberhoben. Noch betruͤglicher ist es/ ohne Zuruͤcksehen nach dem vorigen Stan- de/ sich auff den Compaß alleine/ der auff dem Jnstrument ist/ verlassen/ denn es sol niemals fast zutreffen/ ob man schon einen Winckel mit dem Compaß un- terschiedliche mal nimbt/ daß er die eine Zeit falle wie die andere/ sondern es varii- ret allewege/ die Nadel mag auch so gaͤnge seyn/ wie sie immer wolle. Jst derowe- gen/ wie gedacht/ diesem keines weges umb geschwinder operation halben/ allei- ne/ so man etwas recht und just/ wie allhier in Fortificatoriis noth/ messen wil/ zu trauen; Fuͤrnemlich aber ist in diesem/ wie auch allen andern Messungen sehr gut uud gewisse die Mensura oder das Tischlein M. Prætorii, wie es von Svven- F tero FORTIFICATION tero beschrieben/ und anzufertigen an die Hand gegeben wird/ denn es also zu- gerichtet/ ein sonderlichen Fuͤrzug fuͤr allen andern Jnstrumenten/ wie die auch Namen haben moͤgen dieses Ortes hat. Ferner gehoͤren auch zu dem messen etliche kurtze und lange Staͤbe/ an statt der langen in den Graben und tieffen Gruͤnden zugebrauchen/ kan man Piquen nehmen/ der kurtzen in einer Mannes-Laͤnge/ muß man ein Stuͤck zwey oder drey selbst bey der Hand haben/ so unten mit eissern Spitzen beschlagen/ und dennoch etliche andere gemeine Staͤbe/ sonderlich/ so man eine Festung auff dem Felde von newem abstecken wil. Zum andern/ muß man auch eine Kette haben/ von eis- sern Gelencken/ eines Schues lang/ mit messingen Ringen zusammen gehenget/ etwa 5. Ruthen lang (denn ist sie laͤnger/ wird sie zu schwer und unbequem) Die Ringe zwischen den Ruthen muͤssen groͤsser seyn/ als die zwischen den Schuen/ da denn sonderlich dieses zu mercken/ daß die Glieder/ oder eisserne Staͤbe/ umb- so viel/ als die Ringe aufftragen/ kuͤrtzer als ein Fuß oder Zehender seyn muͤssen/ daß allewege ein Glied und ein Ring einen Fuß machen. Der grossen Ringe Dia- metrum kan man noch eins so lang nehmen/ als der kleinen/ und mitten unter- scheiden/ doch muͤssen die letzten Glieder an einer jeglichen gantzen und halben Ruthen allweg umb so viel kuͤrtzer seyn/ als die angehengten Ringe biß zu Endi- gung deß halben Schues außtragen. An bey den letzten Enden machet man auch einen grossen Ring/ da man einen Stab einstecken kan/ Aber dieses alles kan man ex ἀυτοψίᾳ oder den Augenschein viel besser/ als aus weitleufftiger Beschreibung fassen und einnehmen. Kan man keine solche Kette zur Hand haben/ thut ein Strick oder Kriegs-Bau-Kunst. Strick oder Schnur/ unrecht gedrehet/ in Oehl gekochet und wol uͤberwaͤchset/ hernach in gewisse Theil als Schu und Ruthen/ mit Gemercken oder Laͤplein getheilet/ im Fall der Noth auch das seinige. Da man gar accurat messen wil/ muß man auch einen Faden/ mit einem Bley-Gewichte bey der Hand haben/ das Cen- trum deß Jnstruments auff der Erden zu erforschen/ doch ist solche Curiosit aͤt und Subtilit aͤt selten noͤtig/ das Augen-Maß thut in diesen und dergleichen Faͤl- len viel. Zum dritten gehoͤren auch hieher die Docier oder Droßier Bretter (wie sie Faulhaber nennet;) Dieser sind zweyerley/ Einerley/ so den Ingenieurn oder Werck-Meistern zustaͤndig/ die gantzen Wercke damit zu probiren, die andern den Arbeitern und Setzern/ den Dorff oder Erden darnach anzusetzen. Jene werden folgender massen zugerichtet. Man machet aus einem feinen starcken und glatten Brette einen recht wincklichten Triangul/ dessen jede Seitten/ so den rechten Winckel umbschliessen/ ettwa 4. Schu lang sey/ wenn man nemlich das Jnstrument innwendig im Wall und Graben gebrauchen wil/ sol es aber zu der außwendigen Docir ung des Walles gebrauchet werden/ muß die eine Seitte viere/ die andere zwey/ wann man auff zwey Fuͤß einen in guter Erden dociret, oder sonst nach dem die Docir ung des Walles erfodert/ lang seyn/ dieses Orts wird eins/ so zur inwendigen Docir ung und Graben gebraucht/ beschrieben/ wenn man Fuß auff Fuß dociret, Solches Brett sey a b c, dessen Seiten a c, und c b jede 4. Fuͤß lang/ diesem lasse ich auff der Seitten a b eine gerade und ziemliche starcke Leiste anfuͤgen 1½ oder zwey Zoll breit/ so lang/ wie ohngefehr der Wall F ij hoch FORTIFICATION hoch sol gebauet werden; theile denn erstlich b c, in 4 Theile/ und jedes wieder in zwey/ jene sind gantze/ diese halbe Fuͤsse/ doch daß die Zwischen-Theilungen zum Vnterscheid ein wenig kuͤrtzer seyn/ denn die andern; Hernach theile ich die Seitte a b auch in 4 Theile/ und jedes in zwey/ und setze solche Theilung auff der Leisten etliche mal nach der Hoͤhe des Walles fort biß in e/ schneide denn die Leiste bey e gerade ab/ hinden bey b c, machet man ein Brett an 5 Fuͤß lang/ und 1 oder 1½ Fuͤß breit/ oben mit einem runden/ unten mit einem dreyeckichten Loch- und Bley-Ge- wichte/ wie Fig. 57. zeiget. Jn den andern/ so zur außwendigen Docir ung gebrauchet werden/ ist gantz keine Veraͤnderung/ nur daß die Seite a c, etwa die Helffte/ oder ⅔ (oder sonst nach dem die außwendige Doc irung des Walles angeleget) von c b seyn muß; Die Leiste b e wird etwas laͤnger genommen/ daß sie die Brustwehre/ welche mit dem Walle außwendig eine Docir ung hat/ mit erreiche. Zu der Brustwehre inwendig/ muß auch ein anders/ das nur 6. Fuͤß hoch/ und auff solche 6. Fuͤß ei- nen Fuß docier gemacht werden. Diese/ so die Werckleute oder Setzer gebrau- chen/ werden nur auß einẽ gantzen Brette 5 oder 6 Fuͤß lang/ nach der Docir ung abgeschnitten/ beduͤrffen sonst keiner Abtheilung/ an die schraͤge Seitte wird ein Brett in die quer so lang dieselbe und etwa ½ Fuß breit angefuͤget. Oben an der geraden Seitten machet man ein lange Licht-Loch/ und unten einen Handgriff/ umbselbe mit beyden Haͤnden fest zu halten und anzuschlagen/ in die Mitten hen- get man eine Bley-Wage/ unten ist fuͤr dieselbe ein dreyeckicht Loch. Fig 58. Die andern Instrumenta, so zu Auffuͤhrung eines Walles noͤtig/ als Schauf- feln/ oder Kriegs-Bau-Kunst. feln/ Spaten/ Hacken/ Schaubekarren/ Stellung/ Bruͤcken/ und dergleichen/ weil solche sonderlich den Werck-Meistern zugehoͤren/ und nach Gelegenheit ei- nes jeden Orts koͤnnen und muͤssen angeordnet werden/ auch ohne das bekandt/ werden dieses mal/ weitleufftigkeit zuvormeyden/ vorbey gangen Koͤnnen beym Freitagio, Cellario, und andern nachgeschlagen werden. Zum Wasserschopffen hat man auch allerley kunstreiche in ventiones hin und wieder beschrieben; Die Hand-Leyren (wie man sie nennet/ und in den Niederlanden gebraͤuchlich) sind wol am leichtesten und bequemesten unter andern zugebrauchen. Bessonus Koͤ- niglicher Frantzoͤsischer Sinnreicher Mathematicus (wie ihn Beroldus nennet) beschreibet unterschiedliche Machinas und Wasser-Pumpen/ und unter andern eine propos. 50. da man mit einem Rade/ mit auffgespanneten Tuͤchern oder Leinewant behenget/ so der Wind treibet/ er komme her wo er wolle/ das Wasser haͤuffig ohne einiges Menschen Arbeit/ auß gar tieffen Oertern/ außschoͤpffen koͤnne. Jst eine stattliche invention, und gar wol/ nicht allein in Wasserschoͤpfung/ sondern auch zu allerley Muͤhlwerck/ als Stampf-Schneide-Schmiede-Muͤh- len/ und dergleichen/ zugebrauchẽ; Doch wuͤrde es Kunst geben/ das Radt/ wenn es von dem Winde in voller Bewegung were/ nach Beliebung/ wenn mans noͤ- tig/ stille zu halten. Propos. 15. Hat selbiger Autor einen Schaubekarn/ mit welchem ein Mann so viel Last/ als sonst zwey oder drey mit einer andern Ruͤstung wie auch dieselbe beschaffen/ fuͤhren und fortbringen kan. Propos. 22. unnd 23. Hat er zwey Modos unnd Inventio- nes, durch zwey oder wenig Menschen Pfaͤhle perpendiculariter F iij oder FORTIFICATION oder auff recht/ und auch der Schraͤge nach/ einzuschlagen. Vnd propos. 39. be- schreibet er eine Machinam, damit 6. Menschẽ so viel Erde aus einẽ Graben auf- winden koͤnnen/ als sonst 30/ und was dergleichen sinnreiche Erfindung mehr/ so dieses Orts zu beschreiben zu weitleufftig seyn wolte/ wer wil/ kan sie bey er- wehntem Autore nachschlagen und seines Gefallens damit versuchen. Die Instrumenta, so man auf dem Papier gebrauchet/ betreffent: Muß man fuͤr allen Dingen ein gur Lineal/ und ein paar gute Messings-Circkul/ mit Staͤhlern Fuͤssen/ oben mit doppelten Koͤpffen und Gelencken zur Hand haben/ nur schlecht und recht/ mittelmaͤßiger Groͤsse/ denn von den andern Kunstreichen Proportional- und Schraube-Circkuln (von solchem Proportional- Circkul/ wie ihn Goldman und andere beschrieben haben/ redet man nicht) man wenig haͤlt/ haben keinen sonderlichen Nutzen/ sind muͤhesam zugebrauchen/ und doch selten just. Wer was grosses auffreissen wil/ kan einen solchen Lineal-Circkul/ wie Fig. 59. aus dem Metio verzeichnet/ oder dergleichen zurichten lassen; die Spitze bey a ist feste/ das Muͤtterchen q aber und Spitze b, loß/ und kan/ wann es noͤtig/ mit der obersten kleinen Schrauben fest gemachet werden; Zu diesem gehoͤret auch ein kleiner Transporteur oder Aufftrage-Circkul; Dieses ist ein halber Cir- ckul von Messing/ Horn/ oder Karten-Papier gemachet/ dessen Diameter etwa ¼ Schue/ in 180 Grad abgetheilet/ die Winckel damit anzulegen und zu probiren, Fig. 60. Die Lineen auff den Vmbkreiß als a b, c d, \&c. muͤssen/ wann man ihn von Messing machet/ gar subtil/ daß man mit einer Nadel durchstechen kan/ durchgeschnitten seyn/ denn auff diese Art kan man die Winckel netter haben. An oder Kriegs-Bau-Kunst. An diesem ist zur Nothdurfft gar gnug/ doch die Muͤhe der Perpendicular- und Parallel- Lineen mit dem Circkul zu suchen/ zuersparen/ schicket sich wol darbey ein kleiner Messings-Winckel-Hacken und ein Parallel- Lineal/ duͤrffen aber bey- derseits nicht gar groß seyn; Der Winckel-Hacke ist fuͤr sich bekant/ das Parallel- Lineal ist Fig. 61 zusehen/ muß an allen vier Ecken beweglich seyn. Ein Proportional- Circkul/ wer die Vnkosten daran wenden wil/ hat auch nicht geringen Vortheil in Proportionirung der Lineen/ dieselben geschwinder zu- finden/ ist auch sonsten zu vielen Dingen sehr nuͤtzlich. Dieses wil ein jeder fast In- ventor seyn; Die Itali schreiben dessen Invention ihrem Galilæo de Galilæis zu/ solches kan wol muͤglich seyn: Denn derselbe Mann ist gar eines scharffsinnigen Ingenii, wie seine Scripta außweisen/ gewesen/ und hat hohe und wichtige Din- ge erfunden. Lochmannus hat gar einen kuͤnstlichen Proportional- Circkul/ und Metius eine kuͤnstliche Proportional- Regul oder Lineal zu vielen andern Sachen nuͤtzlich zugebrauchen/ wie bey erwehnten Autoribus kan nachgesuchet werden/ absonderlich aber ist Goldmanni Proportional- Circkul/ wie er selbigen beschrie- ben/ sehr wol zu vielen Sachen zu gebrauchen/ wohin ich den Liebhaber/ weit- leufftigkeit zu vermeiden/ gewiesen haben wil; Hier wird Fig. 62. nur einer gezei- get/ welcher nur lineam Arythmeticam hat/ welche zu Theilung der Lineẽ nuͤtzlich ist. Des perfecten Proportional- Circkuls seinen Gebrauch kan man bey ge- dachtem Goldmann finden; So sind auch sonsten gar viel und mancherley Geo- m etrische Instrumenta bey den Autoribus hin und wieder zu finden/ und hat ein jeder fast ein besonders/ und meinet seine Invention sey die beste/ und hat auch zwar FORTIFICATION zwar ein ieder an seinem Ort Lob und Ruhm damit verdienet. Gar zu viel Instru- menta sind nicht von noͤten/ denn wer die fundamenta der Geometriæ und Tri- gonometriæ verstehet/ kan leicht ein Jnstrument finden/ daß zu seinem Scopo und Proposito dienlich; U nd da er auch schon keines hette/ Rath schaffen und sehen/ wie er zurechte kombt/ und vielmal besser/ als durch viel muͤhesame wunderliche Instrumenta. Wer Lust zu solchen hat/ kan beym Appiano, Gemma, Frisio, T. Brach. Metio, Longomontano, Alstedio, Svventero, Zublero, Loͤrern/ Satt- lern/ Hulsio, Lochmanno, Stegmanno, Ryff: Curtio, \& infinitis aliis, davon nachschlagen. Das dritte Capittel. Von dem Grundlegen und auff- reissen. Man bleibet in diesem von dem Grundlegen und auffreissen intra limites, und wird nicht etwa angezeiget/ wie ein gantz Feld/ Acker/ Holtz oder Busch sol abge- messen und getheilet; viel weniger/ wie eine gantze Landschafft/ mit denen darein liegenden Staͤdten und Doͤrffern/ sol beschrieben werden/ denn dieses zur Geo- graphia, jenes zur Geodæsia gehoͤrig/ ũd mag man hieriñe unter andern sonder- lich Curtium und Svventerum consuliren; Sondern es wird nur angewiesen/ wie etwa eine alte Stadt oder ander Plan/ so sol gefortificiret/ oder eine Fe- stung darauff gebauet werden/ abzumessen/ und auffs Papier zu tragen; U nd wie oder Kriegs-Bau-Kunst. wie hergegen eine abgerissene Festung von Papier ins Feld zu verlegen und ab- zustecken. Sectio I. Wie man einen Plan oder Becirck einer Stadt auffs Papier bringen sol. Dieser Plan ist entweder ein schlechter lediger Platz/ darauff eine gantze newe Stadt und Festung zu bawen/ oder eine alte Stadt/ umb welche ein gantz new Werck zu legen/ oder mit angelegten Wercken außzubessern. 1. Jst der Plan le- dig/ und man dessen Situm ohngefehr haben wil/ zu sehen/ wie sich die abgerissene Festung/ so darauf sol geleget werden/ am besten darauff schicke/ stecket man nur umher alle Ecken desselben mit Staͤben/ daran ein Faͤhnlein oder Zeichen gebun- den/ ab/ und erwehlet mitten auf dem Platz zwey Staͤnde/ in gewisser und bekan- ter Weitte von einander 100. 200. 300. weniger oder mehr Fuͤß/ nach dem der Plan klein oder groß/ setzet das Instrument oder Brett in den ersten Stand A. stecket in den andern B einen Stab/ und siehet durch des Lineals Absehen nach denselben. Wenn man nun diesen im Gesichte hat/ zeucht man an dem Lineal eine gerade Linea/ und traͤget auff dieselbe die Distantz der beyden Staͤnde/ aus ei- nem kleinen Maaßstabe genommen/ solche sey a b; Jn A stecket man einen Stifft/ oder machet sonst das Lineal feste/ und zielet von demselben auff alle herumb ge- steckte Staͤbe 1. 2. 3. 4. 5. und zeucht blinde Lineen. Denn gehet man in den andern Stand B, laͤsset in dem ersten Stande A einen Stab stecken/ leget das Lineal auff G die FORTIFICATION die Linee a b auffs Jnstrument und ziehlet den von andern Stand B/ zu den Er- sten A aus der gedachten Lineen an den Punct b, Auff dem Jnstrument oder Brett ziehlet man zum andern mahl auff die herumb gesteckte Staͤbe/ und zeucht blinde Lineen/ und da dieselbigen die vorigen durchschneiden/ sind die Ecken oder Puncta des Platzes/ welche man mit geraden Lineen kan zusammen ziehen/ und derselben Laͤnge auß der Linea a b, als welche bekant/ erfinden/ solches alles gibt der Augenschein auff dem Felde am besten/ Fig. 63. Jst der Platz groß/ und man ein gantzes Feld oder Landschafft wil in den Grund legen/ kan man wol drey/ vier oder mehr Staͤnde nehmen/ doch allewege in Erwehlung eines n ewen Standes seinen respect und Absehen auf den vor- hergehenden habe n d amit man eines ans ander hengen koͤnne. Man kan auch wol die Staͤnde au ßer halb der Figur/ oder Platzes nehmen/ so man durch oder zu denselben nicht geh e n kan oder darff/ So kan auch auff diese Art eine Stadt von zweyen Thuͤrmen/ davon man solche uͤbersehen kan/ mit den Gassen und nothwendigsten Gebaͤuden in den Grund geleget werden. Camilli Ravertæ von Meyland invention aus einen Stande zumessen/ gehet zwar auf dem Papier und kleinen Plaͤtzen an/ und ist Geometricè und in demonstratione richtig/ weñ aber die Plaͤtze uneben oder etwas groß/ wil es in der praxi sich nicht thun las- sen/ denn die Interfectiones der Lineen sich gar lang miteinander schleppen/ daß man nicht eigentlich wissen kan/ wo die Puncta Interfectionis seyn/ thut man derowegen besser/ man enthalte sich solcher muͤhesamen und unrichtigen subtili- taͤten/ und brauche dafuͤr die Kette und Staͤbe/ so gehet man gewisser/ und kan man auch ehe damit fertig werden. 2. Wil oder Kriegs-Bau-Kunst. 2. Wil man ein gantz new Werck umb eine Stadt legen/ tritt man etwas/ so viel/ als noͤtig zu seyn scheinet/ davon a b/ als in A, richtet die Haupt-Regul gera- de forthin aufwerts in B, hernach die bewegliche Regul herumbwerts gegen C, und laͤsset Zeichen auff solche Puncta stecken/ die einem gerade im Gesichte blei- ben/ jedesmahl/ so ferne man kan/ doch daß solche Staͤbe B C \&c. Kein merckliches weiter von der Stadt/ als der Stab A, hernach thue man dergleichen bey den uͤbrigen Staͤnden/ C D E, biß man zum ersten Stande A (da man angefangen hat) wiederumb herum komme/ und mercket allezeit auff der Scheiben (Brett) oder andere Jnstrument die Groͤsse der Winckel bey A, B A C, bey C, A C D, \&c. und mißet die Distantz/ B A, A C, C D \&c, so hat man die Polygonen, nach welcher Anleitung eine Befestigung umb die Stadt kan gefuͤhret werden. Fig. 64. 3. Da aber eine Stadt mit Wercken außzubessern/ muß man præcisè der Mauren Bezirck haben/ so kan man entweder gerade an die Mauren/ sich mit dem Jnstrument anstellen/ und so weit man jedesmal an der Mauren hin siehet/ einen Stab stecken/ oder man kan sich gar auff die Mauren hinauff machen/ und Staͤbe auf die fuͤrnehmsten Ecken/ von welcher einer zu denen andern man gerade auff der Mauren hinmessen kan/ einstecken/ oder einen Gehuͤlffen halten lassen/ mit Abmessung hernach/ wie vorgemeldet/ procediren. Eben dieses kan man practiciren, wenn man eine Festung abmessen wil/ nemblich daß man die Staͤbe A, B, C, D \&c. anff die Kehl- Puncta stecke/ und also wie gemeldet/ mit dem abmessen herumb gehe. Da man auff diese Art inwendig eine Stadt mit jhren G ij Gassen FORTIFICATION Gassen wil in den Grund legen/ mißet man die principal- Gassen und Winckel/ die kleinen Zwerg-Gassen geben sich selbst/ wenn man derer Anfang und Auß- lauff in den principal- Gassen nur fleissig observiret. Wie ein Becirck einer Stadt oder Festung/ so man nicht betretten darff/ in der Ferne abzumessẽ/ gehoͤret hieher nicht; Denn es verstehet sich/ daß ein Archi- tectus oder Ingenieur, welcher eine Stadt zu befestigen befehliget/ ja noch wohl an Hoffe sey/ welcher zu der Mauer gehen doͤrffe/ Vid. Abdiam Trew. Da aber solches noͤtig were/ kan es auß etlichen Staͤnden von ferne umb die Fe- stung genommen nach obiger Anleitung geschehen/ per lineas intersectionis, und mag man so viel Puncta/ als auß zweyen Staͤnden koͤnnen ersehen werden/ auf- zeichnẽ/ und denn zum dritten/ vierden/ \&c. Stande gehẽ/ biß man herum komt/ und alle nothwendige Puncta verzeichnet hat. Wie die Hoͤhen/ Laͤngen/ und Tief- fen zu messen/ gehoͤret eigentlich hieher nicht/ sondern man kan/ wenn ein Baum oder Thurm zu messen/ einen Stab nehmen/ der so lang were als der jenige/ so den messen wil/ denselben in die Erde einstecken/ leget sich dann hinter denselbigen nieder mit den Fußsohlen an den Stab/ und versuchet/ ob man gerade uͤber den Stab das Ende des Baums ersehen moͤge/ erreichet man solches/ so ist es gut/ wo nicht/ ruͤcket man ab und zuwerts/ biß man solches haben koͤnne/ doch daß die Fuͤße allewege bey dem Stabe bleiben/ hernach mißet man von dem Orte/ da der Kopff gelegen/ biß an dẽ Stam des Baums; So weit nun dieses ist/ so hoch ist auch derselbe. Sed hæc obiter. Wie die Hoͤhe eines Walles zu erkundigen/ ob er nach gegebenen profil recht ange- oder Kriegs-Bau-Kunst. angeleget sey/ hat Metius Geom: Pract. lib. 2. Cap. 2. Axiom. 9. einen gebraͤuchli- chen Modum angezeiget/ wie aus der 65. Figur kan gesehen werden; a b ist die Hoͤhe des Walles/ so sol erkundiget werden/ c d, ist eine lange Stange uͤber den Graben gestecket/ in gewisse Schu abgetheilet/ e f, ein kurtzer Stab auff dem Walle/ g h, noch einer selbiger Laͤnge; So ich nun uͤber die Enden dieser beyder Staͤbe welche oben gleich seyn muͤssen/ nach dem langen zu ziehle/ und das Zeichẽ d, (welches etwa ein Schnupftuch oder ander Gemerck seyn kan/ und von einem muß ab und nieder geschoben werden/ biß ich es gerade uͤber die beyden Enden der Staͤbe im Gesichte habe) ersehe/ mercke ich/ wie viel Schu an der langen Stangen solches abschneidet/ von diesem ziehe ich den kurtzen Stab e f, ab/ der Rest gibt die begehrte Hoͤhe des Walles a b oder c i. Etliche stecken zwar nur einẽ Stab/ und gebrauchen ein Jnstrument/ mit zwey Staͤben aber kan man es eben so wohl ohne Jnstrument verrichten/ nur daß sie just gleiche lang seyn. Vom Messen ist insgemein dieses zu observiren und in acht zu nehmẽ/ daß/ wo Hoͤhen/ Tieffen oder Gruͤnde seyn/ man allewege von den hoͤhesten Oertern (so man kan) anfange/ und die Kette oder Schnur so ziehe oder halte/ daß man nicht nach den Schragen oder Abgaͤngen der Hoͤhe oder Berge hinunter messe/ son- dern in den Gruͤnden laͤngere Staͤbe auffstecke/ die Staͤnde desto kuͤrtzer nehme/ und die Kette in die Hoͤhe halte/ daß sie so viel muͤglich Horizontaliter und gera- de aus moͤge erstrecket werden; Auch hergegen/ da man etwas ins Feld/ da Hoͤhen und Tieffen seyn/ verlegen wil/ daß man solches Horizonta- liter, ohne einigen respect der Tieffen oder Hoͤhen abstecke und abtrage/ G iij Denn FORTIFICATION Deñ man muß sich einbilden/ als wenn keine Gruͤnde oder Hoͤhen weren/ sondern nur ein planum Horizontale, Was aber die Gruͤnde abtragen/ solche muß man nicht hineinwarts/ wie sonst/ weñ es ein ebener Plan ist/ gebraͤuchlich bauen/ sondern so viel außwarts zu bauen anfangen/ biß die Gruͤnde den Hoͤhen gleich/ und den erst von Besteck/ als wenn man sonst auf der ebene bauete/ den Wallanfangen hinein zu legen. Als zum Exempel/ Wenn eine Gesicht-Linee were/ so oben bey der Schulter hoch/ und am Bollwercks-Punct niedrig oder in Grunde lege/ und man alsbald im Grunde von den Bollwercks-Punct nach dem Abstecken wolte hineinwarts anfangen zu bauen/ muͤste nothwendig die Schulter eine Ruthe oder mehr/ so viel die Hoͤhe aufftragen kan/ abgehen/ wel- ches wol zu observiren. Sectio II. Vom Abtragen. Wienemlich eine auff dem Papier abgerissene Figur ins Feld zu transferiren, und abzustecken. Dieses wird abermahl mit Abdiæ trewen Worten/ weil son- derlich derselbe hierinne fein kurtz/ anhero gesetzt. Wenn man es haben kan/ muß man sich mit dem Jnstrument: oder auch einen Brett und Tischlein/ darauff doch die Figur/ so man abstecken wil/ muß gerissen seyn/ mitten auff den Platz stellen/ darauff der Bau kommen sol als Fig. 66. in A, und ruͤcket hernach die aus dem Centro gehende Regul mit den Absehẽ herumb/ von einer Ecken zu der andern/ in der Distantz/ welche der Angulus Centri erfo- dert/ oder Kriegs-Bau-Kunst. dert und laͤsset ihm einen Gehuͤlffen/ in gebuͤhrender und zuvorgerechneter Di- st antz von Centro in das Gesicht stecken/ Erstlich die Bollwercks- Puncta B, b, b, hernach ferner hereinwerts D, c, d, die Keel- Puncta, so sind die eussersten und in- nersten Polygoren außgesteckt/ hernach messe man von C gegen D und d, die Laͤnge der Keel-Lineen/ und stecke nach solchen Puncten Staͤbe in E und e, ferner messe man entweder nach der Laͤnge der Cortin aus e in f, oder abermals nach der Laͤnge der Keel-Lineen von d in f, so hat man die Cortin ef, von e und f messe man auffwerts nach geraden Winckeln die Laͤnge der Streichen oder Schultern/ und stecke solcher nach Staͤbe in G g, H h, so sind die gemeldete Schultern und zugleich auch die Gesicht-Lineen b h, b g, und G außgesteckt: Ferner damit auch die Dicke des Walles recht außgestrecket werde/ kan erstlich von den Streich- Puncten e oder f gegen den Keel-Puncten c, D, d, \&c. Vnd von dannen gerade hinneinwarts gegen i die Dicke oder Anlage des Walles abgesteckt/ und durch solche puncta parallela i o, dem Walle oder der Cortin. i k der Schulter k l, der Gesicht-Linea/ (wofern die Bollwercke hohl werden sollen) m o n p, aber allein den Walle parallel, wenn die Bollwercke außzufuͤllen) gezogen und außgestecket werden. Eben diese Meinung hats auch von aussen her mit Abzeichnung des Vnter-Walles/ Randes/ Grabens und bedeckten Weges/ daß man nemlich nach geraden Winckeln/ recht von den Walle/ Puncta in solcher Dist antz nimbt/ wie der Durchschnitt oder profill zeiget/ und durch solche parallelen den Walle gerings umher zeucht Hactenus Trewe. Wie man aber solche parallelen machen sol/ ist droben angezeiget worden; Hier FORTIFICATION Hier ist zu mercken: Erstlich/ daß von dem Besteck an/ der Wall in wendig abgeste- cket und gebauet werden muß/ die Faußebraͤy aber/ Borm/ Graben/ verdeckter Weg alle außwerts ins Feldt hin. Zum andern/ wenn man auß dem Centro die Haupt- und Keelpuncten abgesteckt/ daß man hernach fleißig die Latera oder Seiten der Figur uͤberschlage/ und nachmesse/ ehe man weiter im Abstecken fort- faͤhret; Denn man sich leicht umb ein Haar breit in Anschlagung eines Winckels versehen kan/ man nehme es auch so genau man immer wolle/ welches hernach an den Lineen nicht allein etliche Schue/ sondern auch/ wenn sie lang hinnaus fal- len/ etliche Ruthen verfehlen kan: Derowegen muß manwie gesagt/ Erstlich alle Polygon- Lineen wol uͤberschlagẽ/ und nachmessen/ und aus ihrer bekanten Laͤn- ge eine gegen der andern vergleichen/ welches wol in acht zu nehmen. Wenn man aber auff das Centrum nicht kommen kan/ gehet es mit den Principal- Lineen zwar etwas anders/ die Absteckung aber/ Dicke des Walles/ Breitte des Gra- bens/ und andern bleibet/ wie vorgemeldet/ und zwar in diesem Falle beschreibet Abdias Trewe 3. unterschiedliche Modos und Wege/ zwey fangen von dẽ Haupt- Punct an; Jn den ersten stecket er nach den außgerechneten Bollwercks und Streich-Winckel/ \&c. ab/ die eusserste Polygon, den Streich-Punct/ die Gesicht- Linea/ und den Keel-Punct/ und nach diesem die Keel-Linee und Cortin \&c. Jn den andern faͤnget er gleichfals von dem Haupt-Punct an/ und stecket erst ab den Keel-Punct/ und die Haupt-Linea/ denn den Schulter-Punct und Gesicht-Li- nee; Zum dritten den Streich-Punct/ und die Keel/ \&c. Weil aber/ wie oben ge- dacht/ in Fassung der Winckel gar leicht ein Fehler begangen werden/ auch der Boll- oder Kriegs-Bau-Kunst. Bollwercks-Punct/ wenn man nicht zum Centro kommen kan/ nicht so leicht zu finden/ als der Keel-Punct/ sonderlich in irregular- Wercken/ ist der dritte/ wel- cher võ Keel-Punct anfaͤnget/ fast der beste. Jst demnach die dritte Manier/ daß man sich mit dergleichen oder andern Jnstrument stelle/ Fig. 67. auff den Keel-Punct a, laͤsset ihn denn durch anzeige der Regul stecken die Polygon a b, die Keel-Linea a d die Cortin c d, und die Keel-Linea b c, alles ins Gesicht nach der Regul: Von a ferner die Haupt-Linea a e (aus dem Complement deshalben Polygon- Winckels) von dannen herumb die Keel-Linea a f, hernach fort die Cortin f g, und denn die Keel-Linea g h: Endlich die Schultern/ g i, f k, d l, e m, \&c. beduͤrffen mehr nicht/ als daß man bey den Punctis c, d, f, g, gerade Winckel mache/ ũd nach Laͤnge der Schultern auf die Puncta i, k, l, m, zumesse/ hernach bey den Keel-Puncten b, h, \&c. herumb in den uͤbrigen Lineen/ so noch außzustecken/ procedire, wie allbereit aus a procediret worden/ so ist der Sachen auch nach dieser Manier gnug geschehen: Hæc Trewe. Allhie/ wie auch in vorigen/ ist rath- sam/ ja fast notwendig/ daß man auch die Puncta o p, auff die Cortinen/ da die Streich-Lineen von den Gesichtern einfallen/ das ist die Secund. Flanq. oder Streich-Platz mit abstecke/ denn man sich gar leicht/ wie vor erinnert/ in den Winckeln/ oder auch in determiniru ng der Schultern/ umb ein geringes versehen kan/ dadurch der Secund. Flanq. ein grosses ab- gehet: Damit man aber hirinne keinen Fehler begehe/ kan man mit Absteckung dieses Puncts fuͤrkommen. Denen Winckeln alleine ist gantz nicht zu trauen/ kan man eine Festung auffreissen und Abstecken aus blossen Lineen (wie in folgenden H 13. und FORTIFICATION 13. und 14. Modo gelehret wird) braucht man keinen Winckel/ muß man sich aber derselben gebrauchen/ sol man sie doch allewege mit den Lineen conferiren/ Solches aber wird von vielen nicht in acht genommen/ daß man nemlich in der Anlage eines Bollwercks solte uͤberschlagen/ wo die Streich-Lineen in die Cortin einfallen werden/ und was man zum Streich-Platz und Keel-Lineen des neben- stehenden Bollwercks uͤbrig behalten koͤnne/ sondern man leget/ so nur aus frey- er Faust nach dem Bollwercks-Winckel ein Wercklein ohne Respect der neben- stehenden Stuͤcken/ sie behalten ihre proportion oder nicht. Eine Feld-Schantze ohne Rechnung und Jnstrument abzustecken/ ist gar leicht/ Denn es kan ja zuweilen geschehen/ daß man im Felde und bey Belage- rungen in der Eyl eine Schantze angeben und abstecken sol/ da man kein Jnstru- ment bey der Hand hat/ Nun pfleget man solche Feld-Schantzen nicht gar groß und etwa mit vier/ fuͤnff oder sechs Bollwercken/ jedoch diese letzte gar selten gantz/ sondern mehrentheils nur halb vor die Paͤße an das Wasser zu bauen/ dieses ohne Jnstrumente zuverrichtẽ/ verfaͤhret man also: Man nimmet erstlich einen Strick in etliche Ruthen getheilet/ und einen andern Kuͤrtzen einer Ruthẽ lang/ welchen man in 12. gleiche Theile abtheilet/ derer jeglicher einen Reinlaͤn- dischen Schu bedeutet/ damit man auch die Schu in Vorraht habe. (allhier wollen wir die zwoͤlffuͤssigen Ruthen gebrauchen) Wenn man nun eine vier- eckichte Schantze abstechen wil/ so macht man mit Huͤlffe des Stricks von Ru- then oder Schuhen einen rechten Winckel/ welches geschicht/ wenn man die eine Linie 3 Ruthen oder Schuh/ die andere 4/ und die dritte fuͤnffe lang nimbt/ denn muß oder Kriegs-Bau-Kunst. muß sich nohtwendig nach des Pythagoræ invention ein rechter Triangul schlies- sen/ je laͤnger man aber solche Lineen nimt/ je gewisser und richtiger find et sich der rechte Winckel/ darum man in Schuhẽ an statt 3. 4. 5. Schuh/ 12. 16. 20. nehmẽ kan/ welches die Proportion, wie oben gedacht/ nit endert/ in Ruthen kan man bey 3. 4. 5. bleiben/ darnach stecket man in den Punct des rechten Winckels/ als in der 68. Figur in den Punct A einen Stab/ und verlaͤngert beyde Lineen/ so den rech- ten Winckel einschliessen von A in B und C so lang als eine Seiten der Schantze seyn sol/ nach dem dieselbe groß oder klein zu bauen begehret wird/ als hier/ zum Exempel 10 Ruthen lang/ stecket darauff ferner in B und C, wieder zwey Staͤbe/ endlich nimbt man den Strick von 10. Ruthen lang/ machet dessen Ende eines in B fest/ und mit den andern reisset man bey D auff dem Horizont ein Gemerck/ darnach macht man eben diesen Strick mit einem Ende in C fest/ und reißet mit dem andern bey D wiederum ein Gemerck/ welches deñ nohtwendig das vorige beruͤhren oder durchschneidẽ muß/ allwo der vierdte Stab gestecket wird/ womit das Quadrat fertig/ und wird darauff nach dẽ gezogenẽ Strick/ oder Seiten der Figur gerings herum ein Graͤblein gemacht/ damit man die Lineẽ allenthalbẽ se- hen und erkennen kan. Weñ dieses geschehẽ/ so ziehet man mit dem Stricke/ durch die gegen einander stehende Winckel die zwo Diagonal- Lineen A D und B C, und verlaͤngert dieselbe uͤber die Winckel hinaus võ A in E, von B in F, von C in G, und von D in H, so lang als die Haupt-Lineẽ seyn sollen/ nemlich ½ von der Linia A B oď Seiten des Quadratas als hier 3. Ruthen 4 Schuh. Ferner mißet man mit dem Strick ⅕ von allen Seiten des Quadrats zu den Keel-Lineen ab/ nemlich A I, und A K/ item B L, und B M, \&c. jede zwey Ruthen lang und richtet H ij aus FORTIFICATION aus solchen abgeschnittenen Puncten/ i k l m, \&c. mit dem Stricke durch 3. 4. 5. Perpendicular- Lineen auf zu den Flancquen, M N L O i, p k e, \&c. derer jede ⅐ von der Seite des Quadrats seyn sol; Wenn man nun non M in N, von N in F von F in O/ von O in L; So denn ferner von I in P, von P in E, von E in Q, von Q in K, und also fort in den andern Bollwercken gerings herumb ein Graͤblein machet/ so wird die gantze Schantze nach der Directiv-Fortification abgestecket seyn/ wo ferne aber die Diagonal Lineen/ wegen Hinderniß durch das Centrum nicht gezogen werden koͤnten/ so muß man die Kehl-Lineen und Flancquen zu erst abstecken/ und die Flancquen als I P, und K Q, biß in R, einwarts gegen das Centrum verlaͤngern/ und so dann von R eine Linee uͤber den Kehl-Winckel hin- aus biß in E, und also fort in den andern Bollwercken allen erstrecken/ So finden sich die Haupt-Linien/ gleich wie zuvor. Eine fuͤnffeckigte Regular-Feldt-Schantze ohne Rechnung und Jnstrument/ auff dem Felde in Eyl anzulegen/ kan man also verfahren: Man reißet eine Re- gular- Fuͤnff-Ecke/ so groß/ als man wil/ aufs Papier oder auff eine Schreibe- Taffel/ theilet desselben eine Seiten in so viel Ruthen/ als man eine Seitten der Schantzen begehret/ nach dem sie groß oder klein seyn sol/ nimbt darauff wiederumb/ wenn man nach der directiv-Forti- fication bauen wil/ die Kehl-Lineen ⅕ die Flancquen ⅐ und die Haupt-Linien ½ von der Seitten des Fuͤnff-Eck/ darnach mißet man nach dieser Seiten des Fuͤnff- Eck/ gleich als nach einem Maaßstabe/ den halben Diameter, und die Laͤnge der Linie/ so die zwo Flanquen eines Bollwercks einwarts gegen das Centrum zu- sammen oder Kriegs-Bau-Kunst. sammen hengen/ Wenn dieses geschehen/ so kan die Absteckung auff dem Felde hernacher gar leichtlich verrichtet werden/ nemlich/ wenn man zum Centro des Platzes/ da eine Feld-Schantze hingeleget werden sol/ kommen kan/ so stecket man ein Strick aus dem Centro, als in der 69. Figur aus A nach der Laͤnge des halben Diametri, an den Ort/ da ein Bollwerck zu liegen kommen sol/ als hier in B allwo ein Stab gestecket wird/ mißet darauff mit einem andern Strick von die- sem Stab B an 10. Ruthen/ als die beliebte Laͤnge einer Seiten des Fuͤnff-Eck/ B C, und ziehet des halben Diametri Strick/ A B, dieser Seiten entgegen/ biß sie in C, zusammen lauffen/ woselbst in C widerumb ein Stab gestecket und der Seiten lang ein Graͤblein gemacht wird/ daß man die Linee erkennen kan/ dar- nach ruͤcket man mit dẽ Strick B C fort/ befestiget denselben wiederum in C, und erstrecket ihn/ biß er mit des halben Diametri Strick A B, oder A C, in D, zusam- men komme/ und also verfaͤhret man mit der dritten/ vierdten und fuͤnfften Sei- ten/ oder Polygon von D in E, von E in F, biß man endlich wieder in A kombt/ da der Anfang genommen worden/ so ist die fuͤnffeckichte Figur/ so fortificiret werden sol/ verfertiget. Wofern man aber das Centrum nicht haben kan/ muß man in etwas anders verfahren/ nemlich/ man nimmet an einen Orth/ da ein Bollwerck angeleget werden sol/ den Kehl-Punct/ und mißet darauß auff bey- den Seiten die Laͤnge der zwo Kehl-Linien/ als zum Exempel in der vorigen 69. Figur/ aus dem Punct B, die beyden Lineen B G und B H, henget dieselbe am Ende wo diese Falcquen auffallen/ durch eine andere Linee G H, mit Huͤlffe eines Strickes/ zusammen/ welche so lang seyn muß/ als sie in dem Riß nach dem H iij Maaß- FORTIFICATION Maaßstabe befunden wird/ nach welcher Laͤnge sich die Keel-Lineen/ auch lencken muͤssen/ biß sich der Triangul B G H richtigschließet/ wenn dieses geschehen/ so werden die zwo Linien B G und B H, so weit verlaͤngert als die Seite des Fuͤnff- Ecks seyn sol/ nemlich allhier gleich wie zuvor/ 10. Ruthen lang/ auff welcher bey- der Ende C, und F, ein Stab gestecket wird; Eben also verfaͤhret man auch in den andern Keel-Puncten allen/ wo ein Bollwerck gemacht werden sol/ biß man gantz herum kommet/ So wird sich das Fuͤnff-Eck richtig stellen; Hierauff wird nun ferner mit Anfuͤgung der Haupt-Linien Flanquen und Facen, wie in der Vier-Ecke verfahren/ darumb es dißfals keines neuen Vnterrichts bedarff. Wil man nun auch ein Sechs-Eck anlegen/ welches doch/ wie obgedacht/ selten gantz/ sondern mehrentheils halb mit zwey gantzen und zwey halben Bollwercken/ an Bruͤcken gebauet wird/ so wird mit den Aufriß eben wie zuvor bey den Fuͤnff- Eck verfahren/ und hernacher mit Huͤlffe eines Strickes/ welcher so lang seyn muß als der Semidiameter, nach dem Maaßstabe befunden wird/ gerings umb die Bruͤcke ein halber Circkul gemacht/ welcher sich durch den Semidiametrum nothwendig in 3 gleiche Theile theilen laͤsset/ worauff sich die 3 innerliche Polygo- nen selbsten geben/ wen nun mit demselben/ entweder wiederumb nach der di- rectiv-Fortification, oder einer andern Art/ wie zuvor/ verfahren wird/ so wer- den außwarts gegen das Feld die zwey gantze/ und einwarts gegen das Wasser die zwey halbe Bollwercke leichtlich zu formiren und abzustecken seyn; Wie sol- ches in der 70. Figur aus A B C D E zu ersehen. Ob man nun wol auf dergleichen Art alle Regular-Figuren fortificiren koͤnte/ so scheinet doch solches bey den an- dern oder Kriegs-Bau-Kunst. dern nicht noͤhtigzu seyn/ weil es nur auff den Nohtfall angesehen/ dergleichen sich bey geringen Schantzen zutragen kan/ darumb man auch hier bey bewenden laͤsset. Was endlichen die profil, so zu solchen und andern Feld-Schantzen gehoͤrig/ anlanget/ so sind dieselbe unterschiedlich/ nach dem das Werck seiner Eigen- schafft und Nutzen nach eines erfodert/ denn bißweilen wird eine solche Schan- tze in geschwinder Eyl/ nur auff ein Interim, gute Wache darinne zu halten/ und nicht zu sonderbahrer Defension, und starcker Gegenwehr angeleget/ da es denn gantz unnoͤthig were/ wenn man sich grosser Weitleufftigkeit gebrau- chen/ und mit Auffuͤhrung eines grossen Walles Zeit und Vnkosten verlieren wolte/ Wo aber ein bestaͤndiges Werck erfodert wird/ welches wider seinen Feind bestehen sol/ da muß man freylich einen staͤrckern Wall anlegen/ dahero die Profil nicht einerley seyn koͤnnen/ sondern werden bald groͤsser bald kleiner genommen/ also daß zu weilen gantz kein Wall/ sondern nur eine blosse Brust-Wehre/ etwa mit einer doppelten Banck/ dergleichen sonsten in den Reduten und Trencheen gebraͤuchlich/ herumb gefuͤhret wird. Allhier ist in acht zunehmen/ wo truckene Graben sind/ da kan man in der Contrascerpe des Grabens gegen das Feld eine einfache oder ge- doppelte Banck machen/ nach dem der Graben tieff oder feicht ist/ damit man sich aus demselben gleich als aus einem bedeckten Weg/ gegen den ankom- menden Feind wehren kan/ und damit solches desto fuͤglicher geschehen moͤge/ so FORTIFICATION so kan man den Horizont am eussersten Rand des Grabens umb einen Schuh erhoͤhen/ und den Horizont gleich wie am bedeckten Wege außwarts eine wenige Abdachung geben. 2. An etlichen starcken Feld-Schantzen machet man auch eine Faußebraye/ und einen bedeckten Weg/ Was aber darzu võ noͤthen/ und wie solche beschaffen seyn sollen/ ist leichtlich aus hernachfolgenden abzunehmen. Der Ander Theil. Von der Architectura Militari oder Krieges- Baw-Kunst an Jhr selber. CAPUT I. Von den Terminis Artis oder Kunst-Woͤrtern/ wie auch von etlichen Terminis oder Woͤrtern/ so gantze Wercke oder sonst andere Kriegs-Sachen benennen. N Ach dem im vorhergehenden Theil die meisten obstacula und Verhinde- rungẽ/ so in dieser Kunst/ selbe expedit und frey zu uͤben/ etwa hin und wie- der fuͤrfallen moͤchten (als zum Exempel/ wenn gesaget wird/ der Graben sol den Gesicht-Lineen Parallel gezogen werden/ und man denn nicht weiß/ was eine Parallel- Linea ist/ viel weniger/ wie solche sol gemacht werdẽ/ da bleibet man bestecken/ und kan weder fuͤr sich/ noch hinder sich/ und also in andern mehr) â part oder Kriegs-Bau-Kunst. â part zusammen gelesen und abgehandelt/ damit man hinfuͤro desto kuͤrtzern und richtigern Progreß in derselben habe/ und desto ehe den fuͤrgenommenen Scopum und Zweck erreichen koͤnne/ als schreittet man nunmehr zum Werck sel- ber/ und werden in diesem ersten Capittel die Termini artis oder Kunstwoͤrter/ wie auch die Termini oder Woͤrter so gantze Wercke oder andere Krieges-Sa- chen benennen/ billich abgehandelt. Denn wie eine jegliche andere Kunst denen Dingen und Sachen/ da sie von handelt/ ihre eigentliche und sonderliche Namen zueignet/ ohne welcher vorhergehender notitia und Wissenschafft man in dersel- ben nicht fortkommen kan/ also hat auch diese Kriegs-Baw-Kunst ihre sonder- liche Woͤrter und Namen/ welche hie viel einanders/ als sonst in gemeinen Reden/ bedeuten: Solche Woͤrter aber sind aus unterschiedlichen Sprachen/ als La- teinischer/ Teutscher/ Jtalienischer/ Spanischer/ Frantzoͤsischer/ und Hollaͤndi- scher Sprachen entlehnet/ und zwar erstlich die Terminos Ichnographicos oder Woͤrter/ die zum einfachen Grundrisse gehoͤren anlangend/ sind derselben zwey- erley/ etliche benennen die Lineen/ etliche die Winckel/ beyderley werden aus der 71. Fig. angezeiget. Die Lineen betreffent/ sind derselben fuͤnfferley: 1. Etliche gehoͤren zu der blossen Figur: a b, Latus interius, die innwendige Seite oder Polygon der Figur/ Gallicè Polygone interiur, ist die Linee welche eine Fe- stung von einem Winckel zum andern innwendig beschleust. b c, Semidiameterminor, die Ort-Streiche oder der kleine halbe Diameter, ist die Linee/ welche aus dem Centro, biß zum Keel-Punct gezogen wird. J cd Se- FORTIFICATION c d, Semidiameter major die verlaͤngerte Ort-Streiche/ oder der grosse halbe Diameter, Distantia Cẽtri ab extremitate propugnaculi, ist die Linee/ welche auß dem Centro biß zum Bollwercks-Punct gezogen wird/ das ist der halbe Diame- ter und die Capital zusammen genommen. c o, Perpendiculum minus, die kleine perpendicular. c p, Perpendiculum majus, die grosse perpendicular. 2. Etliche werden Werck-Lineen genant/ als welche zu Auffreißung und Abste- ckung eines Wercks noͤthig. b d, Linea capitalis die Haupt-Linea/ in Irregular- Wercken die Fug-Linea/ Jst die Linea/ welche von dem Angule Polygone oder Kehl-Punck biß an den Angu- le Flanq. gezogen wird/ welche das Bollwerck in allen Regular-Figuren in zwey gleiche Theil theilet. b e, Collum, Linea colli seu gutturalis; Gallicè, La Gorge; Italicè, Recinto die Keel-Linee/ Jst die Linea welche von der Cortin verlaͤngert wird/ und den An- gule Polygone schleust. e f, Ala ddie Schulter/ Fluͤgel oder Streiche/ l’es paule, le Flanq. Jst die Linee welche aus der Cortin-Perpendicular gehet/ ũd die Face erreichet/ dicitur etiam die Streich-Wehre oder Seiten- Defension. 3. Etliche Bau-Lineen/ als welche effectivè auffgebauet werden. d f, Facies; Gallicè, la face, Die Gesicht-Linee/ ist die Linee welche den Winckel des Bollwercks macht und dem Feinde im Gesicht lieget. e g, Chorda, vallum intermedium Courtine, die Wall-Linee/ der lange Wall/ Mittel oder Kriegs-Bau-Kunst. Mittel-Wall/ Cortyn/ Gardin/ ist der Theil welcher zwischen zweyen Boll- wercks Flancquen lieget. 4. Etliche defens- und Wehr-Lineen/ als u h, Linea defensionis seu defendens minor, die kuͤrtzeste Streich-Linea/ die De- fens- Linea/ die bewegliche Streich-Linea/ Jst die Linea/ welche aus dem Streich- Platze mit der Face in einem Strich gezogen wird. e h, Linea defendens major, die alte/ laͤngeste/ oder bestaͤndige Streich-Linea/ Jst die Linee/ welche aus dem Punct oder Winckel der Cortin und Flanq. nach dem Punct des Bollwercks gezogen wird. h d, Latus exterius, die eusserste Seitte oder Polygon der Figur/ die Original, Distantia Propugnaculorum, Gallicè, Polygone exterieur, die distantz der Bollwercks-Puncten/ ist die Linea/ welche von einem Bollwercks-Punct zum andern gezogen wird. g q, Ala chordæ, der Streich-Platz/ Gallicè, Secund. Flanq. Jst das Stuͤck der Cortin, welches zwischen den Punct der Streich-Linea und der Flanq. ist/ aliàs die Courtin- Streiche. e q, Das Cortinen- Stuͤck/ darinn die kuͤrtzeste Streich-Linea faͤllet oder der Streich-Lineen Cortinen Stuͤck/ oder das Stuͤck der Cortin zwischen der Schul- ter und Streich-Platz. 5. Sind noch etliche Lineen/ so zur calculation und Außrechnung gehoͤren. s r, Alæ continuatio, die erlaͤngerte Streiche/ Gallicè Flanq́. pro longe/ Jst die Linee welche von der Flanq. in Verlaͤngerung biß an die Polygone exterieur gezogen wird. J ij h r, Di- FORTIFICATION h r, Distantiaanguli propugnaculi ab ala continuata, die Distantz des Boll- wercks-Puncts von der erlaͤngerten Streiche/ Jst die Linee/ welche/ wenn sie zweymahl genommen wird/ und man addiret die Courtin zu/ die Polygon ex- terieur machet. r g, Distantia laterum, die Distantz der Polygonen oder der Seitẽ/ ist die Linea/ welche die Weite der Polygon, wie sie nemlich von einander stehen/ anzeiget. h t, Semidifferentia laterum, die halbe Differentz der Polygonen, ist die Linea wenn sie zweymahl genommen den Vnterscheid der Polygonen weist. Zum andern/ was die Winckel angehet/ gehoͤren etliche zu der Figur und sind allewege unwandelbar/ Als a c b Angulus Centri, der Mittel-Puncts-Winckel Angle de Centre, Jst der Winckel welchen zwey nechste halbe Diametri machen/ wenn sie zusammen kommen. a g k, Angulus Circum ferentiæ vel Polygoni, der Vmbkreiß-Figur- Poligon- oder Kehl-Winckel oder Kehl-Punct/ Angle Polygone, ist der Winckel so von zweyen Seiten der Figur geschlossen wird. h a b, Angulus lineæ capitalis \& lateris, seu colli Polygoni, der Winckel der Ca- pital und Keel-Linie/ ist der Winckel/ so von der Capital und Kehl-Linee oder Seite beschlossen wird. Nota. Dieser und der halbe Polygon- Winckel machen allezeit 180. Grad/ und ist einer des andern zu zwey rechten Winckeln Complement. s g e, Angulus alæ \& cortinæ, der Winckel zwischen der Streich und Cortin, so allezeit recht/ oder 90 Grad halten muß. Ettliche Winckel variiren nach Vnterscheid der Arten und Maniren zu forti- ficiren, und sind: n h s, oder Kriegs-Bau-Kunst. n h s, Augulus propugnaculi, Angulus defensus seu potius defendendus der Bollwercks-Punct oď Winckel Angle Flanq;, ist der Winckel welchẽ zwey Facen, weñ sie zusammẽ kommen/ machẽn/ ach diesem muͤssen sich alle andere und folgẽde richtẽ/ und weñ dieser verẽdert wird/ auch folgẽde verendert werdẽ/ als nemlich: g s h, Angulus faciei \& alæ, der Winckel der Gesicht-Linie ũd Streiche ist ďWin- ckel/ welchẽ die Flanq. und Face formiret. Not. dieser wird gefunden weñ man den halben Bollwercks-Winckel von dem halben Polygon- Winckel abzeucht/ dẽ Rest 90. Grad addiret. h u g, Angulus defensionis seu defendens minor vel interior/ der kleine oď inn- wendige Streich-Winckel/ ist der Winckel/ welchẽ die Cortin- und Streich-Linie schliessen/ in den Punct da die Streich-Linee auf die Cortin faͤlt/ dieser entstehet/ weñ ich den halben Bollwercks-Winckel vom halben Polygon- Winckel abziehe. h o d. Angulus defendens major vel exterior, l’Angle du Tenaille, der grosse oď außwendige Streich-Winckel/ l’Angle flanquant exterieur, ist der Winckel/ welcher von zweyen Streich-Lineen/ in dẽ sie sich durchsch neiden/ gemacht wird/ s h r, der Winckel der Face und der eussersten Polygon ist gleich dẽ kleinẽ Streich- Winckel. h a i, der Winckel der Capital/ und die Distantz der Polygonen, ist gleich den halben Winckel Centri, a c o, h s r, der Winckel der Gesicht-Linie und verlaͤngertẽ Streiche ist gleich dem Winckel der Streiche und der Streich-Linee. Die andern Winckel/ so etwa sonst in der calculation moͤchten fuͤrlauffen/ sollẽ an ihrẽ Ort mitgenommen werden. Nota. Weñ nach gewoͤhnlicher Mathema- tischer Manier drey Buchstaben zu einem Winckel gebrauchet werden/ bedeu- tet allewege der mittelste den rechten Punct oder Winckel. J iij Zum FORTIFICATION Zum dritten folgẽ die Termini Orthographici, die Namen des Durchschnitts/ der Dicke des Walles/ oder des Profils, solche seynd Fig 72. zu sehen. a i. Basis seu Planta valli, die Anlage oder Fuß des Walles. k h, l n, Altitudo valli perpendicullris, die Hoͤhe des Walles. i n, Acclivitas valli exterior, Die eusserliche Boͤschung ( quasi Beschuͤtzung) Do- ci rung oder Droßirung des Walles/ derer Basis oder Grund i l, ist. a h, Acclivitas valli interior, die innerliche Boͤschung oder Doci rung des Walles/ der inwendige Anlauff des Walles/ derer Basis oder Grund A K ist. h n, Latitudo valli superior, die ober Breitte des Walles/ de Kruyn. Belg. b c e d m, Thorax, Lorica, Parapet, die Brust-Wehre. b n. Bes seu Basis Thoracis, Anlage oder Fuß der Brust-Wehre. m g, Altitudo loricæ exterior, die eusserliche Hoͤhe der Brust-Wehre. d f Altitudo loricæ interior, die inwendige Hoͤhe der Brust-Wehre. d e, Acclivitas loricæ interior, die innerliche Boͤschung/ m n Acclivitas exterior, die eusserliche Boͤschung der Brust-Wehre. d m, Latitudo superior loricæ, die Ober-Breitte/ de Kruyn der Brust-Wehre. b c e, Scabeilum, Gallicè, Banquet, die Banck/ b c, derselben Docir ung. b h, Ambulacrum valli, Gallicè, Terre Plein, der Wall-Gang/ Hinter-Wall. i o, Ambulacrum valli inferius, Gallicè, Faussebraye, der Vnter-Wall. o p r s t, Scabellum \& lorica Horizontalis, Gallicè, Banquet \& Parapet dela Faus- sebraye, die Banck und Brust-Wehre des Vnter-Walles. t u, Margo Valli, Lisiere, die Zehe am Walle/ Barm/ Rand. v vv x y, Fossa der Graben. z vv oder Kriegs-Bau-Kunst. z vv Profunditas fossæ, die Tieffe des Grabens. u vv Acclivitas fossæ exterior, Scarpe, die niederhangende Abdachung des Gra- bens nach dem Felde zu. x y Acclivitas fossæ interior, Callicè Contrescarpe die gegen der Festung han- gende Abdachung. y A, Via cooperta, gallicè, Corridor, Chemin, Couvert, Esplanade, der bedeck- te Weg/ aliàs die Contra Scarpe, sed impropriè. A B C D, Scabellum \& lorica viæ coopertæ, des bedeckten Weges Banck und Brust-Wehre. A D, Basis loricæ viæ coopertæ, Anlage der Brust-Wehre des bedeckten Weges. E C, Altitudo loricæ viæ coopertæ, Hoͤhe des bedeckten Weges. D F G H, Fossa viæ coopertæ der Graben des bedeckten Weges. Noch sind zũ vierdten etliche Termini oder Woͤrter so gantze Wercke oder sonst andere Krieges-Sachen benennen. 1. Eine Festung ist ein wohlverwahrter Ort/ entweder von Natur oder durch Kunst mit Graben/ Waͤllen/ Bollwercken/ und dergleichen Defensions- Wehren umbgeben/ aus welchen man sich wieder grosse eusserliche Gewalt/ und feindli- chen Anfall/ mit geringen Hauffen vortheilig wehrẽ und defendiren kan. Gallicè Fort. Lat. Munitio s. Fortalitium. 2. Eine Burg oder festes Schloß ist eine sonderliche Festung/ von Vier-Fuͤnff- oder Sechs-Ecken/ welche auff die Hoͤhe neben einer Stadt angeleget wird/ die- selbe so wohl zu defendiren als im Zaum zu halten/ daß sie mit dem Feind nicht con- FORTIFICATION conspiriren, und von ihrem Land- oder Schutz-Herrn so leichtlich nicht abtretten kan. Gallicè Citadella. Lat. Arx seu Castellum. 3. Eine Feld-Schantze bestehet gemeiniglich aus Vier-Fuͤnff- oder Sechs-Ecken oder Bolwercken/ welche aber zum Theil gantz zum Theil nur halb angeleget werden/ und wird im Felde bey Verschantzung eines Laͤgers/ wo sichs am ge- faͤhrlichsten ansehen laͤßet/ item ausserhalb der Staͤdte an den Fluͤssen/ Bruͤckẽ/ oder andern vornehmen Paͤssen dieselbe zu defendiren gebauet. Gall. Forteresse, Lat. Munitio Campestris. 4. Eine Stern-Schantze ist nichts anders/ als eine Feld-Schantze oder Rednte mit 4. 5. oder 6. Ecken/ und eingebogenen Seiten/ in Form eines Sternes gebauet/ wird eben an den Orten angeleget/ wo man sonst Feld-Schantzen gebrauchet/ nur daß jene geschwinder auffzufuͤhren/ und dahero nicht so kostbar sind/ Gall, Estoile. Lat. Munitio stellata. 5. Eine Redout oder Redoit ist ein kleines Drey/ oder Vierecktes Werck/ so wol ohne als mit halben Bollwercken im Felde/ sonderlich zwischen die Trencheen, und die Approchen geleget/ in welchen die Soldaten fiarcke Wacht halten muͤssen/ daß der Feind sich nicht zu weit an das Lager nahen und dasselbe unver- sehens uͤberfallen kan. Gall. Redoute. Lat. Reductus. 6. Ein Ravelin ist ein Außen-Werck/ dem Ansehen nach/ wie ein Boll-Werck/ oh- ne daß es nicht so hoch und dicke ist/ wird zur Defension der Cortin, die zu lang und schwach befunden wird/ ausserhalb des Walles mitten in den Graben auf- gefuͤhret/ daß das Wasser/ wo es verhan den/ gantz als umb eine Jnsul herumb fliessen kan. Gall. Ravelin. Lat. Moles. 7. Ein oder Kriegs-Bau-Kunst. 7. Ein halber Mond/ wird von seiner Form also genant/ und ist wie ein kleines Bollwerck/ welches ausserhalb des Grabens fuͤr die Bollwercke/ so zu schwach und geringe befunden werden/ geleget wird/ dieselbe desto besser hierdurch zu verwahren und zu defendiren. Gall. Demi Lune. Lat. Luna dimidiata, 8. Ein Horn-Werck wird auch als ein halber Mond/ von seiner Form also ge- nant/ welches ausserhalb des Grabens/ wo die schwaͤchsten Oerter der Festung sind/ mit zwo langen Seiten/ ins Feld getragen/ und vorwarts mit einer Cortin und zwey halbẽ Bollwercken gleich als zwey Hoͤrnern angeleget wird/ zu dem Ende/ daß sich der Feindnicht so leichtlich zur Vestung nahen kan/ und hat zu al- len Seiten/ wie die Ravelin und halben Mond/ sein Wall/ Brust-Wehr und Graben/ Gall. Ouvrage à Corne. Lat. Opus cornutum. 9. Ein Cron-Werck hat auch dẽ Namẽ von seiner Form/ weil es wie eine Crone anzusehen ist/ wird gleich als ein Horn mit zwey langen Seiten/ die aber nicht parallel, wie in den Hornwercken/ sondern gemeiniglich hinten gegen die Festung eng/ und vorwarts weit sind/ auff beyden mit zwey halben/ und mitten mit ei- nem/ zwey oder mehr gantzen Bollwercken ins Feld gesetzet/ hat auch seinen Wall und Brustwehre/ wie ein ander Aussen-Werck/ und wird mehrentheils auff die Hoͤhen gebauet/ den Feind desto ehe abzuhalten/ Gall. Ouvrage Couronne. Lat. Opus coronatum. 10. Eine Zange oder Scheere ist ein Werck dem Hornwercke nicht ungleich/ oh- ne daß die Lineen innwendig eingebogen sind/ und dahero keine Cortin noch Boll- werck hat/ siehet gleich einer auffgemachten Zangen oder Scheren/ und wird ge- K bauet FORTIFICATION gebauet an statt der Hornwercke/ wenn dieselben offt in geschwinder Eyl nicht koͤnnen auffgefuͤhret werden/ oder man sonsten die Vnkosten in etwas ersparen wil. Gall. Tenaille. Lat. Forpicula. 11. Eine Trenscher ist ein Vmbzaun oder Verschantzung eines Laͤgers/ und wird mit deroselben etlichen von aussen im Felde das gantze Laͤger und alle Quartier umgeben und eingeschlossen/ so man eine Circumvallation und allgemeine Ver- schantzung zu nennen pfleget/ damit den Belaͤgerten alle Zufuhr zu verwahren/ mit etlichen aber werden die Quartier innwendig gegen der Stadt umbfangen/ und aneinander gehenget/ so man Lineam Communicationis nennet/ dadurch den Außfall der Belaͤgerten zu benehmen. Gall, Trenchee. Lat. Agger continuus, it. Seps castrorum. 12. Der Wall ist eine Hoͤhe umb eine Festung oder Schantz von Erden auffgefuͤh- ret/ und bestehet von Cortinen und Bollwercken/ damit die Festung gerings herumb fuͤglich kan beschossen und vor des Feindes Anlauff d e fendiret werden. Es werden aber die Cortinen zu weilen insonderheit der Wall genennet/ und die Bollwercke nicht zugleich mit verstanden. Gall. Remparte Lat. Vallum, 13. Ein Bollwerck/ vorzeiten Rondeel oder Pasteye genant/ ist ein fuͤnffecktes Stuͤck vom Walle/ außgesetzet mit fuͤnff Spitzen/ derer drey außwerts gegen den Graben zeigen/ die andern zwo aber einwarts gegen den Wall sich wenden/ aus welchen man dem Feind vornemlich Widerstand thut/ und den Graben so wohl auch andere nechst anliegende Bollwercke zu defendiren pfleget. Gall, Bastion, Bulevart. Lat. Propugnaculum. 14. die oder Kriegs-Bau-Kunst. 14. die Brustwehre ist die außwerts sehende Erhoͤhung des Walles gerings her- umb/ so wohl an Ravelinen, halben Monden/ Cron/ Horn/ und andern Wer- cken/ als Principal- Festungen/ und Schantzen/ und gehet dem Mann biß an die Brust/ daher sie ihren Namen hat/ innwendig mit einer Fuß-Banck/ darauff die Soldaten stehen/ und sich mit schiessen gegen dem Feind wehren muͤssen. Gall. Parapet. Lat. Thorax, Lorica. 15. Der Vnter-Wall ist eine Wehre dem Haupt-Wall parallel, welche zwischen demselben und der Berme an statt der Casematten gemacht wird/ aus welchen man dem Feind/ weñ er zu nahe an die Festung kombt/ und vom Wall nicht mehr beschossen werden kan/ den besten Widerstand thut/ und den Graben defendi- ret. Gall. Faußebraye. Lat. Valli in ferioris Ambulacrum, Succinctus. 16. Eine Mord-Grube ist ein Kammer in die Flancque oder Streiche gebauet und mit Steinen wol außgemauret/ aus welcher man dem Feind mit grossem Geschuͤtz begegnet/ und des Bollwercks Gesicht oder Face, so wohl auch Graben zu defendiren pfleget/ Gall. Casematte. Lat. Casa armata. 17. Eine Katze oder Ritter ist ein erhoͤheter Wall/ welcher zuweilen auch mitten auff die Cortinen in die Laͤnge viereckigt angeleget/ und dahero platte Form ge- nennet wird/ vornemblich aber wird er oben auff die Bollwercke gesetzet/ und so hoch gebauet/ daß man den Feind/ der sich auff den Bergen/ so um eine Festung herumb liegen/ verschantzet/ beschiessen kan. Gall. Cavallieur. Lat. Collis seu Ag- ger Propugnaculi. 18. Eine Battereye ist ein von Erden auffgeworffener Schutt/ darauff man K ij Stuͤcke FORTIFICATION Stuͤcke pflantzet/ und eine Belaͤgerte Festung daraus zu beschiessen pfleget/ und wann die Belaͤgerten/ hingegen auch auff den Bollwercken deß gleichen auff- fuͤhren/ und ihr Geschuͤtz darauff plantiren, den Feind damit hinwiederumb zu beschiessen/ nennet man solches Gegen-Battereyen. Gall. Batterie, und Contre Batterie. Lat. Collis seu Agger tormentarius; Jtem, Suggestus. 19. Ein Lauff-Graben ist ein bedeckter Gang auff beyden Seiten von Erden auffgeworffen/ in welchem man sicher und ohne Furcht grosser Gefahr an eine belaͤgerte Festung sich nahen und zu derselben kommen kan/ so man approchiren nennet/ und wann solches die belaͤgerten inne werden/ muͤssen sie Gegen-Gra- ben machen/ dem Feind das Nahen mit allerley Aussenwercken verbieten/ und jhn damit auffhalten. Gall. Approche, Contr’ Approche, Lat. Adductus, Accessus. 20. Ein Zwerg-Wall oder Zwerg-Gang/ ist eine Erhoͤhung von Erden an statt einer Brustwehr/ nur ohn gefehr aufgebauet/ hinter welcher man sich wie- der des Feindes Geschuͤtz auffhalten kan/ und wird an die Staͤdte vor die Thore und andere Ort im Felde so nicht befestiget oder verschantzet sind/ und doch vom Feind ploͤtzlich uͤberfallen werden/ nur schlecht in gleicher Linie auffgeworffen/ damit man vor dem Feind nicht bloß und unbedeckt ist/ Deßgleichen/ wenn man in belaͤgerten Festungen hin und wieder in die Gassen und andere Plaͤtze Erde auffschuͤttet/ damit/ wenn der Feind Granaten wirffet/ man sich dahinter ver- bergen kan/ solche werden auch Zwerg-Waͤlle genennet. Gall. Transverso Lat. Lorica transversa. 21. Ein oder Kriegs-Bau-Kunst. 21. Ein Schirm-Dach oder bedeckter Gang ist ein Weg auff beyden Seiten mit Brettern und Seulen oder Pfaͤhlen zusammen gefuͤget/ so man Gebundt nen- net/ und mit Erden bedecket und umbschuͤttet/ welchen man uͤber einen Graben/ der zuvor mit Reiß-Holtz außgefuͤllet seyn muß/ an ein Bollwerck/ so gespren- get werden sol/ zu fuͤhren pfleget/ damit die Soldaten daruͤber verdeckt/ und de- sto sicherer an das Bollwerck kommen koͤnnen. Gall. Galerie. Lat. Via intestina, Vinea. 22. Ein Bruch des Walles ist ein außgesprengtes Loch oder Luͤcke an einem Bollwercke/ welches mit Huͤlff einer Gallerie durch eine Mine gemacht wird/ damit die Soldaten dadurch/ als durch einen geoͤffneten Gang/ desto leichter in die Festung kommen koͤnnen/ Gall. Breche, Lat. Ruina Valli. 23. Ein Vntergrabung ist ein heimlicher und verborgener Gang unter der Er- den/ welcher von dem Feind in den Wall und andere Wercke der Belagerten Fe- stung mit einer Kammer wohl verstopffet/ und mit Pulver gefuͤllet/ gegraben wird/ die Wercke dadurch zusprengen/ welchem Gang die Belagerten/ wenn sie dessen innen werden/ entgegen graben/ das Pulver wegnehmen/ und des Feindes Anschlag verhindern und zu nichte machen. Gall. Mine, Contre Mine. Lat. Cuni- culus, Cuniculus reciprocus. 24. Eine Blendung ist eine von Holtz-Werck zusammen gefuͤgte/ und mit Er- den eines Schuchs dick außgefuͤllete Brustwehre/ welche bey dem approchiren, miniren, und Gallerien- schlagen gebrauchet/ und den Graͤbern vor/ an und auff K iij die FORTIFICATION die Seiten gesetzet wird/ damit sie von den Belaͤgerten nicht moͤgen gesehen/ am Graben verhindert und abgetrieben werden Gall. Chandelier. Lat. Velamen. 25. Eine innerliche Verschantzung ist eine von dem alten Wall abgeschnittene neue Verschantzung/ welche gemacht wird/ wenn man wegen des Feindes gros- ser Gewalt und hefftigen zusetzen den alten Wall nicht laͤnger zu erhalten ge- trauet/ daraus dann dem Feinde wieder von neuem kan Widerstand gethan wer- den. Gall. Retrenchement. Lat. Recessus s. Regressio. 26. Pallisaden/ sind Pfaͤhle unten zugespitzt/ damit sie koͤnnen in die Erdenge- schlagen werden oben mit zwey oder mehr spitzigen Eisen/ so durch die Pfaͤhl ge- schlagen sind/ und werden an den Festungen außerhalb des Grabens/ oder auch wohl an andere Orthe/ zwey oder dreyfach hinter einander auffgeschlagen/ doch also/ daß die hintern allezeit hoͤher seyn. Gall. Pallisades. Lat. Sudes feratæ. 27. Frisische Reutter sind sechseckichte grosse Baͤume auff den Sechs-Seitten mit Pfaͤlen oder Staͤben/ so mit Eysen beschlagen/ durchstochen/ und werden auff die Wege und Paͤsse gesetzet/ die Reutterey/ so wohl auch das Fuß-Volck damit auffzuhalten. Gall. Barricader, Cavalliers de Frises. Lat. Echini. 28. Ein Fuß-Angel ist ein vier-spitziges Eysen/ welches also zugerichtet ist/ daß allezeit/ wenn mans auf die Erden wirfft/ ein Spitze sich in die Hoͤhe kehret/ und werden dieselbe in die Graͤben und Breschen geworffen/ die Soldaten damit zu verlehmen und auffzuhalten. Gall. Chauße Trappe. Lat. Murex. 29. Ein Schantz-Korb/ ist ein von Reißholtz geflochtener runder Korb/ mit Erdẽ gefuͤllet/ und werden derselben viel zusammen auff die Batteryen/ item blosse/ und oder Kriegs-Bau-Kunst. und zerschossene Brust-Wehren/ und andere schwache und sandichte Orts/ in der Hoͤhe auffgerichtet/ damit man vor des Feindes Geschoß gesichert ist/ un- ter welchen aber ettliche gedoppelt/ eines Mannes hoch und groͤsser als die an- dern sind/ und werden gebrauchet/ wo man sich vor des Feindes Geschuͤtz ver- wahren muß/ daher sie gedoppelte Schantz-Koͤrbe genennet werden. Gall. Ga- bious. Lat. Corbes loricales. Etliche aber sind kleiner/ so man halbe Schantz-Koͤr- be/ itẽ: Koͤrblein und Maͤnchen zu nennẽ pfleget/ und werden gebrauchet/ daß die Soldaten hinter und zwischen denselben den Feind mit Mußqueten wohl ins Ge- sichte nehmẽ/ und dieselben auff ihn loͤsen koͤnnen. Gall. Corbeillés Lat. Corbulæ. 30. Ein bedeckter Weg/ ins gemein/ sonsten/ sed impropriè Contrascarpa ge- nand/ ist ein Gang ausserhalb des Grabens/ gegen dem Felde/ mit einer Fuß- Banck und Brust-Wehr/ welcher Abdachung sich allgemachsam ins Feld ver- lieret/ also daß dieselbe von dem Ober-Wall kan bestrichen/ und ein Mann dar- auff stehend biß zum Fuß gesehen werden. Gall. Chemin, Convert, Lat. Via operta. 31. Der Graben ist die außgegrabene Tieffe in der Erden ausserhalb des Wal- les/ umb eine Festung und deroselben Außen-Wercke rings herumb/ so entwe- der trucken oder voll Wasser ist/ wird gemacht fuͤr des Feindes schnellen Anfall/ daß er nicht so leichtlich oder heimlich an eine Festung kommen kan. Gall. Fosse. Lat Fossa. CAPUT FORTIFICATION CAPUT III. Von dem Fundament der Fortification, und Haupt- Canonibus oder Regu- lẽ/ darauff alles/ was in derselben vorlaͤufft/ beruͤhret und gegruͤndet seyn muß- Nebst dem Vnterscheid der Oerter/ die da sollen befestiget werden/ und unter- schiedlicher ungleicher Meinungen/ welche Oerter besser und den andern vorzu- ziehen seyn/ auch von Befestigung des Grundes/ darauff eine Festung gebauet werden sol/ deßgleichen/ wie starck eine Festung mit Mannschafft zu bese- tzen/ und mit was Zubehoͤrungen dieselbe vornemlich zu versehen sey: Das eigentliche Fundament und Grund der Fortification ist/ mit einem Worte zu reden/ die Defension, und vollkoͤmliche Beschirmung eines Orts oder Festung/ daß nemlich nicht der geringste Punct an derselben/ nicht allein Defension- oder Wehr-loß sey oder verbleibe/ sondern auch die Defension, so viel muͤglich/ staͤrcker/ oder zum wenigsten gleich der Offension sey: Dieses haben zwar die alten auff mancherley Wege und Weise gesuchet und versuchet/ aber doch hat man solches nicht ehe erlangen koͤnnen/ biß die ietzt neue und nunmehr allenthalben gebraͤuchliche Manier zu fortificiren erfunden worden. Bey der Defension aber sind fuͤrnemlich viererley in acht zu nehmen: 1. Locus defendendus, welcher Ort an einer Festung fuͤr andern pfleget feind- lich angegriffen zu werden/ und also Defension von noͤthen. 2. Locus defendens, der Ort und Platz/ so die andern defendiren und be- schuͤtzen muß. 4. Lo- oder Kriegs-Bau-Kunst. 3. Defensionis Instrumenta, wodurch die Defension geschehen sol. 4. Loci defendendi \& defendentis distantia, Wie weit der Ort/ so den andern vertheidigen sol/ von demselben muß abgelegen seyn. I. Vom ersten ist zu mercken/ daß ein jeglicher Ort/ je naͤher er dem Feinde ins Gesichte lieget/ je ehe er von demselben angegriffen wird/ weil nun die Boll- wercke/ und sonderlich derselben Gesicht-Lineen/ dem Feinde am nechsten/ ist es nicht allein rationabel, sondern es gibt es auch die taͤgliche praxis ũd Erfahrung/ daß dieselbe alleweg des Feindes Angriff/ fuͤr einigen andern Ort/ muͤssen ge- wertig seyn. II. Dieser Defension, oder den Locum defendentem, fuͤrs ander betreffent/ haben zwar die alten selbige nur bloß auß den Streichen oder Schultern genom- men/ weil aber solche zu schwach befunden/ und inter locum defendendum \& defendentem keine rechte proportion, zeucht und zwinget man jetzo den Boll- wercks-Punct/ so viel er immer leiden kan/ zusammen/ und hilfft den Wercken sonst wie man kan/ daß man ein gut Stuͤcke der Cortin, und in etlichen mehr als die Helffte gewinne/ welches Secund. Flanq. oder Alæ Cortinæ, des Cortinen Stuͤck oder der Streich-Platz genandt wird/ damit die Defension die Offensi- on, wie erwehnet/ uͤbertreffe/ oder doch ja zum wenigsten derselben gleich werde/ deñ es sonst gar uͤbel abzugehen pfleget/ weñ ein kleiner Pygmæus oder Zwerg/ sich mit einem grossen Riessen schlagen wil/ und ein Platz oder Linie/ da 30. oď 40. Offendenten anfallen koͤnnen/ nur von 8. oder 10. defensoribus (wie bißhero mehrentheils geschehen) kan defendiret werden. L III. Wo FORTIFICATION III. Womit die Defension solle geschehen/ so sind in diesem Stuͤcke auch nicht alle Autores sonderlich die alten mit den neuen/ einig/ Jene geben den groben Stuͤcken und Geschutz den Vorzug/ diese aber wollen/ sie koͤnne und muͤsse allein mit Mußqueten geschehen. Es wird aber allhier nicht die Defension, dadurch dem Feinde von weitten in Anzuge begegnet/ oder desselben Wercke und Baw verhindert und ruiniret wird/ verstanden/ welches sich ohne das verstehet/ daß es nicht anders/ als aus und mit groben Stuͤcken geschehen musse/ sondern eigentlich/ wenn der Feind die eine oder die andere Gesicht-Linee eines Boll- wercks anfaͤllet und Sturm laͤufft/ womit man als denn selbe defendiren und bestreichen sol/ obs mit Stuͤcken oder Mußqueten geschehen muͤsse/ und werden in diesem Falle billich mit denen Retentioribus die Mußqueten den Stuͤcken fuͤr- gezogen: Denn 1. Weñ die Stuͤcke abgeschossen/ nehmen sie Zeit wieder zu laden/ und geben als dann dem andringenden Feinde Inducias oder Anstandt; Mit Mußqueten aber kan man continuir lich eines umbs ander abwechselend/ auff denselben loß schiessen. 2. Wenn das Geschuͤtz beschaͤdiget/ und etwa ein Rad oder sonst was zubro- chen/ ist es untuͤchtig/ wird ein Mußquetirer erschossen/ tritt ein ander an die Stelle. 3. Wenn ein Bollwerck ruinir et wird/ stehen die Stuͤcke bloß/ und koͤnnen nicht mehr wohl gebrauchet werden; Ein Mußquetirer aber kan sich auch zur Noth in einem ruinirten Wercke behelffen/ wenn er nur ein wenig Vortheil und Be- deck hat. 4. Weñ oder Kriegs-Bau-Kunst. 4. Wenn der Feind anfaͤnget sich zu naͤhern/ kan man ihme mit dem Geschuͤtz nicht wohl mehr beykommen/ auch kan man dasselbe nicht fuͤglich gebrauchen auf den Secund-Flanquen oder Streich-Plaͤtzen/ und was sonsten fuͤr incom- modit aͤten mehr seyn/ derer die Stuͤcke unterworffen; Hergegen aber die Muß- queten derselben entlediget und befreyet/ und koͤnnen an allen Oertern und Occa- sionen zu statte kommen. Hiraus fleusset deñ endlich die solution der vierdten Frage/ daß man nemlich die Distantz oder Weitte/ Loci defendendi \& defendentis, des Orts so sol ver- theitiget werden/ und so den andern verthaͤdigen sol/ nicht nach den Canonen oder Stuͤcken/ sondern der Mußqueten Schuͤsse/ muͤsse determiniren und an- ordnen. Wie weit aber eigentlich eine Mußquete reiche/ stimmen auch nicht alle uͤberein: Die meisten meinen/ daß 60. Ruthen oder 600. Fuͤß die rechte Laͤnge des Mußqueten Schosses/ und also der Defension sey/ denn ob schon derselbe etwas weitter moͤchte reichen/ sencke sich doch nach dieser oberwehnten Weitte die Ku- gel/ und habe keine sonderliche Staͤrcke noch Krafft mehr. Goldtman haͤlt dafuͤr/ man koͤnne die Defension und den Mußqueten-Schuß gar wohl auff 70. oder 75. Ruthen nehmen/ denn als deñ die Kugel noch starck genug anschlage/ und wohl einen Kerl unter dem Hauffen treffen koͤnne/ ob es schon nicht eben ein Ziel- Schuß sey: Der Mittel-Weg ist der beste/ denn nimbt man die Defension, son- derlich in denen Figuren/ so wenig Ecken haben/ just auff 60. oder 61. Ruthen/ begehet man auff der andern Seiten einen schaͤdlichen Fehler/ in dem man nicht wohl die proportion inter partem defendendam \& defendentem, L ij davon FORTIFICATION davon droben gedacht/ kan halten/ und kaum mit grosser Muͤhe das Theil/ so das andere verthaͤdigen sol/ dem so verthaͤdiget werden muß/ gleich/ geschweige denn ein merckliches groͤsser haben/ nimt man sie aber uͤber 68. und 70. Ruthen/ faͤllet sie auch zu schwach/ denn daß die Mußquete ein gut Theil noch uber 60. Ruthen tragen koͤnne/ ist gewiß/ aber aus der Erfahrung kan man mit genauer Noth 70. erreichen/ es were deñ Sache/ daß man die staͤrckesten Mußqueten an die weit gelegene Oerter stellete/ und denen absonderlich Befehl gebe/ ettwas staͤrcker zu laden/ oder auch an denen Oertern Doppelhacken gebrauchen koͤnte/ welches/ ob es fuͤglich geschehen moͤge/ stellet man andern verstaͤndigen und Krieges-Erfahrnen zu judiciren anheimb/ und bleibet man unterdessen/ wie ge- saget/ bey dem sichersten und Mittel-Wege und determiniret die laͤngeste Defen- sion oder den Mußqueten-Schuß von 65. biß 68. Ruthen/ denn also erreichet man utrumq; Scopum, die Defension faͤllet nicht zu uͤbrig lang/ und der verthe- tigende Theil ist gleich/ oder in den meisten ein merckliches groͤsser/ als der verthe- diget werden sol. Aus diesem folget nun 1. Daß man beyderley/ so wohl der Stuͤcke als der Mußqueten in einer Festung benoͤtiget/ Jene/ von ferne dem Feind damit zu begruͤssen/ oder seine Wercke damit zu ruiniren, und zu verhin- dern/ Diese gegen den herannahendẽ Feind zugebrauchen/ und den Sturm da- mit abzutreiben. 2. Daß man sich in Auffbawung einer Festung und Anlage der Wercke/ wenn solche ihre rechte Defension haben sollen/ nicht nach den Ca- nonen, sondern nach dem Mußqueten-Schusse reguliren und richten muͤsse. Es wird aber umb mehrer Richtigkeit halber das Defension. Werck/ und was sonst oder Kriegs-Bau-Kunst. sonst bey Fortificir ung eines Ortes in acht zu nehmen/ in folgenden General- Canonibus oder Regulen verfasset/ auff welchen gleichsam die gantze Fortificir- Kunst beruhet/ und hiermit umschrieben ist/ nach welchen man auch alles/ was in derselben fuͤrleufft/ examiniren und probiren kan und muß/ und was mit demselben uͤberein komt und zustimmet/ ob es schon sonsten in einem und andern variiret, fuͤr recht und gut/ was denen aber zu wider/ fuͤr wehrloß und untuͤchtig schaͤtzen. 1. Maxim. Wenn man einen Ort fortificiren wil/ muß man fuͤr allen Dingen erstlich zusehen/ daß man nicht Gott selbst/ durch ein Gottloses und heuchleri- sches Leben zum Feinde habe; Denn/ wider den hilfft keine Festung Mich. 5. v. 11. Jch wil die Staͤdte deines Landes außrotten/ und alle deine Feste zerbrechen. Esa. 25. v. 2. Du (HERR) machest die Stadt zum Steinhauffen die feste Stadt/ daß sie auff einem Hauffen lieget: Wo der HErr nicht die Stadt behuͤtet/ so wa- chet der Waͤchter umsonst. Psal. 127. v. 2. 2. Ein Ort/ der nicht gnugsam mit Proviant/ Munition/ oder anderer Noth- durfft versehen/ oder versehen kan werden/ wird auch vergeblich ge fortificiret, und kan man an demselben die Vnkosten wohl sparen. 3. Wo eine Stadt unter sich selbst uneinig oder auffruͤhrisch ist/ da wird die Muͤhe zu fortificiren auch vergeblich angewendet. 4. Es hat Sicherheit/ Geitz/ und eigen Nutz manche Stadt in der Feinde Haͤn- de gebracht/ unnd pfleget selten/ wo solche Laster eingerissen/ ein guth L iij Ende FORTIFICATION Ende zu nehmen/ daraus folget/ daß man sich fuͤr dem geringsten Feinde eben so wol verwahren und vorsehen/ als fuͤr dem staͤrckesten/ und ja fuͤr allen Dingen nicht sicher seyn/ oder den Feind gering achten sol. 5. An guter richtiger Ordnung/ Standthafftigkeit und Einigkeit der Buͤrger- schafft und Soldaten/ ist vielmehr gelegen/ als an der Menge des Krieges- Volcks. 6. Eine jegliche Festung sol also angestellet und angeordnet werden/ daß man mit wenigem Volcke (das Proviant zuersparen) resistiren und Widerstandt thun moͤge/ welches geschiehet/ so man die Festung so anleget und aufbauet/ daß die Defendenten, so drinnen seyn/ einen grossen Vortheil fuͤr den Offendenten, und dem Feinde draussen haben/ und denn die Festung so enge/ als sichs immer leyden wil ( cæteris paribus ) zusammen zeucht. 7. Je weniger Aussen-Wercke/ als Horn-Wercke/ Ravelinen/ halbe Monden/ und dergleichen/ eine Festung hat/ je besser ist es (es wolle denn die eusserste Noth solche Dinge erfodern) denn dieselben offtermals nur dem Feind zu seinem Nu- tzen und Vortheil gereichen/ die Defendenten aber muͤssen solche Aussen-Wercke mit schweren Vnkosten auffbauen/ und mit grosser Besatzung und anderer Vn- gelegenheit unterhalten. 8. Es ist keine Regul ohne exception, daraus zu verstehen/ daß nicht alle Oer- ter gleich/ oder auf eine Weise koͤnnen ge fortificiret werden/ denn je nach Gele- genheit der Oerter/ auch eine gelegene und neue Speculation erfodert wird/ wel- ches einem erfahrenen und verstaͤndigen Ingenieur anheim gestellet wird. 9. Es oder Kriegs-Bau-Kunst. 9. Es kan kein Ort so wohl fortificiret werden/ daß nicht noch solten Maͤngel und Vnvollkommenheiten/ bald hie und da fuͤrlauffen/ doch in einem mehr als im andern/ dannenhero je weniger Maͤngel ein Ort hat/ und je naͤher er der Per- fection und Vollkommenheit/ je besser ist er/ Vitiis sine nullus datur, optimus il- le est locus, qui minimis urgetur. 10. Es wird nichts neues erfunden/ deme nicht etwas neues entgegen erdacht und opponiret werden koͤnte. Muß also ein verstaͤndiger Ingenieur stets/ nicht allein bedacht seyn/ den alten und erfundenen Stratagematibus und Krieges- Rencken/ sondern auch den neuen Inventionibus mit neuen Gegen-Erfindun- gen zu begegnen/ denn nicht allein ein groͤssere Kunst/ des Feindes Stratagema- tibus und neuen Inventionibus zu remediren und zu begegnen/ als einen grossen Ort zu fortificiren, sondern es wird auch der Feind viel eher und mehr durch kluge Anschlaͤge und Erfindung allerhand Stratagematen, als durch der Krieges- Leute Wehr und Waffen uͤber wunden/ und bißweilen mit wenig Krieges-Volck/ durch Huͤlffe verstaͤndiger Ingenieuren, eine grosse Schlacht verrichtet. 11. Die kuͤnstlichen Instrumenta Geometrica in dem fortificiren, sind manch- mahl mehr hinder- als foͤrderlich/ woraus zu ersehen/ daß ein guter Ingenieur bißweilen dem Augenmaße nach/ viel leichter einen Ort fortificiren und abmes- sen moͤge (im Fall der Noth und da man keine Zeit und Gelegenheit hat/ Instru- menta zu gebrauchen/ denn ausser diesem man dem Augenmaß nicht zu viel trauen muß/ sonderlich so man Royal und bestaͤndige Wercke bauen wil) als vieler Kuͤnstlichen Instrumenta sich zu gebrauchen. Nam in Mechanicis qui be- nè con- FORTIFICATION nè conjicit, vates est optimus. Joh. Pharamunà. Rummel. in Compend. fortificator . Es ist sich aber in diesen Maximis generalioribus unnd allgemeinen Regu- len nicht laͤnger auffzuhalten/ sondern ad specialiores, und die so eigentlich hieher gehoͤren/ zu schreitten: 12. Aus einen weitem Platz kan mehr Widerstand gethan werden/ als aus einẽ engen/ worauß deñ folget/ daß je mehr Seitten eine Figur hat/ und je kleiner die Winckel beym Centro seyn/ je bequemer sie zu fortificiren ist/ und je staͤrcker faͤlt die Defension, weiln alle Stuͤck daran geraumer und zur Defension geschickter und besser fallen/ dannenhero/ weil der Triangul die erste unter allen Figuren ist/ und die wenigsten Seitten hat/ wird er fuͤr untuͤchtig gehalten/ und in der Re- gular-Fortification mehrentheils verworffen: Das Quadrat ist etwas besser/ laufft doch auch noch grosse Vngeschicklichkeit und Vnvollkommenhet mit fuͤr; das Fuͤnff- Eck ist noch besser als das Quadrat/ kan zu Schloͤssern und Castelen fuͤglich gebrauchet werden. 13. Vnter der Figur und Besatzung muß eine gewisse Proportion in acht ge- nommen werden/ deñ es gar ungereumbt/ eine Festung groͤßer anlegen/ als man Besatzung zur Zeit der Noth darinnen haben oder unterhalten kan; Deñ/ besser nicht gebauet als nicht besetzet. 14. Die Linee oder Platz/ so einen andern verthedigen muß/ sol allewege (so mans haben kan/ groͤsser seyn/ als der/ so sol verthediget werden/ oder doch zum wenigsten gleich per suprà dicta. 15. Ein jeder Theil einer Festung sol also und dermassen angeordnet werden/ daß oder Kriegs-Bau-Kunst. daß kein jetziger Platz oder Punct ohne Defension sey/ sondern daß das eine Theil das andere flanquiren und bestreicheu moͤge/ damit/ weñ der Feind schon einen Ort einbekaͤme/ er doch wieder von dem andern Orte beschossen und abge- trieben werden mõchte. 16. Die Defension sol nicht nach den Stuͤcken/ sondern nach den Mußqueten- Schuß genommen werden/ ut supra dictum. 17. Die laͤngste Defension sol nicht viel uͤber 60. wie die gemeineste Proportion ist/ oder/ wie Goldtman wil/ uͤber 70. oder zum hoͤchsten 75/ oder endlich/ wel- ches das beste/ uͤber 65/ zum hoͤchsten 68. Ruthen/ sich erstrecken. 18. Die bewegliche Streich-Linea (welche gerade aus und nach den Gesicht- Lineen gezogen wird) je kuͤrtzer sie ist je besser; oder je kuͤrtzer die Defension je staͤr- ist sie. 19. Je groͤsser die Bollwercks-Winckel fallẽ/ je besser sindt sie/ jedoch sollen sie nit uͤber 90. und nicht unter 60. Gradt seyn. 20. Der kleine Streich-Winckel/ je groͤsser er ist/ hergegen aber der grosse Streich-Winckel/ je enger er ist/ je besser. 21. Je groͤsser die Secund. Flanq. oder Streich-Platz/ je staͤrcker die Defension ; doch muß der Bollwercks-Winckel/ Schulter/ Streich-Winckel/ Streich- Platz/ so eines gegen das ander conferiret und ge proportioniret werden/ damit nicht einem zu viel genommen/ und dem andern zu viel zugeleget werde. 22. Die Keel-Linea sey niemals kleiner/ auch niemals noch eins so groß als die Schulter. M 23. Ein FORTIFICATION 23. Ein Winckel so unter 90. Grad/ ist zu fortificiren untuͤchtig/ doch kan ein paar Grad in Irregular- Wercken nicht groß machen/ und gehen zur Nothdurft die uͤber 85. Grad seyn/ noch wol mit/ doch kleiner nicht; Je groͤsser aber ein Win- ckel ist/ je besser kan er ge fortificiret werden. 24. Eine Seite einer Figur so zwischen 60. und 70. Ruthen/ oder doch ja nicht viel drunter oder druͤber/ ist zum fortificiren am geschicksten. 25. Die Schulter sol niemals kleiner/ als das vierdte Theil der Gesicht-Lineen seyn/ auch niemals groͤsser/ als die Helffte derselben. 26. Die Gesicht-Linee sol nicht kleiner seyn/ als die halbe Cortin, doch in Irre- gular- Wercken faͤlt es bißweilen anders. 27. Die Cortin sol in Royal-Wercken niemals unter 30. und uͤber 50. Ruthen lang seyn. 28. Der Winckel/ so die Schulter und Cortin machet/ sey allezeit recht/ oder von 90. Graden/ das ist/ die Schulter sol auff die Cortin perpendiculariter auf- fallen. 29. Des Walles Hoͤhe muß also genommen werden/ daß er das innere bedecke/ und das eussere entdecke/ und laͤsset sich an keine gewisse Quantit aͤt binden; Dar- umb/ wenn umb eine Festung nicht nahe Hoͤhen verhanden/ ist ein hoher Wall schaͤdlich/ in dem er das jenige/ was nahe darbey und niedrig ist/ nicht entdecken kan. 30. Die breite oder Dicke des Walles endert sich in einerley Wercken/ nach dem Vnterscheid der Erden. Deñ weil eine Erde fester ist und den Canonen-Schuß bessern oder Kriegs-Bau-Kunst. bessern Widerstand thut/ als die andere/ so muß der Wall/ wo schlechte Erde vor- handen/ nothwendig dicker gemacht werdẽ/ da man sonsten/ wo die Erde gut ist/ etwas daran nachlassen und ersparen kan. 31. Die Boͤschungen und Anlauffe des Walles richten sich nach der Natur der Erden; Denn wo die Erde wider jhre Natur zum Anlauffe gezwungen wird/ ist bey dem Bau kein Bestand zu hoffen. 32. Die Breiten und Tieffen des Grabens sollen sich nach dem Jnnhalt des Walles richten/ und mit demselben uͤberein kommen. 33. Je naͤher ein Werck dem Centro der Festung/ je hoͤher es seyn muß. Denn weil die innern Wercke die eussern defendiren sollen/ so muͤssen nothwendig die innern hoͤher seyn/ als die eussern/ sonsten were es unmuͤglich/ daß ihnen einige Defension von den innern zukommen koͤnte/ zugeschweigen des grossen Vor- theils/ den der Feind davon hette/ wenn sie einander gleich weren. 34. Die Regular-Fortification ist eine Regul und norma der Irregular-Forti- fication, darumb/ je naͤher an einem Irregular- Platz ein und das ander Stuͤck zur Regular gebracht werden kan/ je besser und hoͤher die Fortification zu halten ist. Was aber den Vnterscheid der Oerter insonderheit anlanget/ die da sollen befestiget werden/ welche besser und den andern vorzuziehen seyn/ befinden sich unterschiedliche Meinungen/ die aber doch alle ihre fundamenta und wichtige rationes haben/ drumb dieselben pro und contra, umb mehrer Vbung willen allhier beyzufuͤgen/ fuͤr gut und rathsam geachtet. M ij Etliche FORTIFICATION Etliche halten gewiß dafuͤr/ es sey am besten gethan/ weñ man die Festungen auff Berge/ Felsen/ und andere hohe Oerter baue/ aus diesen Vrsachen: weil 1. Eine solche Festung nit leichtlich koͤnne untergraben und gesprenget werdẽ. 2. Der Feind so bald zur Festung sich zu machen nicht vermochte/ in Betrach- tung er auff der Hoͤhe von ferne leichtlich koͤnte gesehen werden. 3. Dem Feind seine Battereyen und Cavallier so wenig helffen/ als den bela- gerten schaden koͤnten/ in dem sie ihm an der Hoͤhe uͤberlegen weren. 4. Auff den Hoͤhen frische und gesunde Lufft zufinden were/ und dahero die belaͤgerten fuͤr zufaͤlligen Kranckheiten sich nicht so sehr zu befahren hetten. 5. Eine Breche, od’ fruchtbarlicher Sturm nit so leichtlich ins Werck zurichtẽ. 6. Solche Oerter von Natur fest zu seyn pflegten/ und dahero denselben mit geringen Vnkosten durch die Kunst zu helffen were. Dagegen aber werden hinwieder um gewisse und gruͤndliche Beschwerungen eingewendet: (1.) Daß Festungen auff den Bergen und Felsen gemeiniglich Mangel am Wasser haben/ weil Brunnen zu graben oder Wasser dahin zu leiten/ schwer vor- faͤllet/ ohn welches doch niemand seyn kan. (2.) Muͤsse man mit grosser Muͤhe und Vnkosten Geschuͤtz/ Munition/ Provi- ant/ und dergleichen beyfuͤhren/ und hinauf schaffen. (3.) Koͤnte auff solche Festungẽ leichtlich ein Anschlag gemacht/ und durch ein son- derlich Stratagema heimlicher und unvermerckter Weise dieselben bey Nacht be- stiegen und mit geringen Verlust eingenommen werden. (4.) We- oder Kriegs-Bau-Kunst. (4.) Were die Erden zum Bau an solchen Orten nicht allerdings gut/ sondern gemeiniglich sandicht/ und hette dahero der Bau schlechten Bestandt/ oder wol- te man die Erde von weitem holen lassen/ wuͤrden grosse Vnkosten darauf gehen. (5.) Ließe sich an solche Oerter nicht ein jede Form und Figur einer Festung legen/ weil es die Felsichten Berge nicht wol leiden koͤnnen/ und muͤsten daher die Bollwercke offt gar irregular werden. Die Festungen/ so in Thaͤlern und Gruͤnden gelegen/ wollen von niemand ge- lobet/ sondern vielmehr verworffen werden/ weil sie der Feind mit besten Vor- theil/ und der Festung groͤsten Schaden von den Hoͤhen beschiessen kan/ welches hingegen von denen in der Festung gegen dem Feind in wenigsten nicht geschehen koͤnte. Die es aber mit denen Festungen halten/ so auff ebenen Landen gelegen sind/ haben folgende Motiven und Vrsachen: 1. Weil man allda das beste und tuͤchtigste Erdreich zum Baw haben kan/ also/ daß nachmals bey demselben guter Bestandt zu hoffen ist. 2. Kan in solche Festungen Wasser und Quell-Brunnen mit leichter Muͤhe ge- bracht/ und auch umb dieselbe bestem Gefallen nach geleitet werden. 3. Kan man an solche Oerter Regular- Figuren anlegen/ wie man wil/ und sie dadurch hernacher desto besser defendiren. 4. Wann es ja Noth haben/ und der Feind einer solchen Festung zu sehr zusetzen wolte/ kan man sich mit einẽ Retrenchement oder innerlicher Verschantzung leichtlich salviren, und sich von dar laͤnger auffhalten. M ij 5. Jst FORTIFICATION 5. Jst gemeiniglich der Orten das Land Fruchtbar und koͤnnen die in der Fe- stung solcher Feld-Fruͤchte zu jhrem besten geniessen. 6. Kan man zu jederzeit ohn sonderliche Muͤhe und Vnkosten Munition/ Ge- schuͤtz und dergleichen in solche Festungen schaffen. Es wird aber wieder im Gegentheil gezeiget: (1.) Daß der Feind an solchen Orten eben wider diesen Vortheil haben kan/ in dem er das gute Erdreich zu schleuniger Erbawung seiner Verschantzung/ Batte- rien, Approchen, Redouten, und dergleichen Wercken/ so wohl als in der Fe- stung gebrauchen kan. (2.) Kan der Feind das Wasser eben so wohl/ als die in der Festung/ umb sein Laͤger fuͤhren/ und dasselbe damit desto besser verwahren. (3.) Hat der Feind auch abermahl/ so wohl als die Belaͤgerten diesen Vortheil/ daß er ihm die beste und fuͤglichste Figur zu seinem Lager erwehlen/ und dasselbe nach seinem Wunsch und Begehren damit einschliessen kan. (4.) Jst dem Feind gar wohl muͤglich/ die Stadt auff allen Seiten zu um- schantzen/ daß derselben nichts zukommen kan/ und ihr so deñ mit miniren und untergraben dermassen zusetzen/ daß sie zu thun hat/ gnugsam Widerstand zu leisten. (5.) Hat der Feind die Fruchtbarkeit des Landes so wohl/ ja viel besser/ als die in der Festung/ zu geniessen. Die Festungen so in Marrast und Sumpff gelegen/ haben diesen Vortheil: 1. Daß oder Kriegs-Bau-Kunst. 1. Daß die Waͤll und Bollwercke nicht sonderlich starck seyn duͤrffen. 2. Daß der Feind nicht so leichtlich approchiren, und nahe an solche Festung schantzen kan. 3. Kan man dieselbe nicht miniren, dahero eine Breche auff sie zu machen schwer faͤllet. 4. Jst nicht starcke Besatzung von noͤthen/ weñ nur eine Gegenwehr geschicht/ sintemal der Feind der Festung nicht beykommen kan. 5. Kan der Feind keine Batterien schlagen/ es were deñ daß er die Erde und an- dere zubehoͤrige Stuͤcke mit grosser Muͤhe und Vnkosten von weitem holen liesse/ viel weniger wird er ohne Muͤhe und grossen Vnstatten einen Weg zur Festung machen koͤnnen. Doch befinden sich an solcher Festung folgende Maͤngel: 1. Daß in solchen Morrastigen Orten gemeiniglich faul Wasser/ und ungesun- de Lufft zu seyn pfleget/ daher deñ allerley Kranckheiten gar leichtlich enstehen koͤnnen/ und wañ wenig Besatzung darin verhanden ist/ kan eine solche Festung bey zu faͤlligen Kranckheiten und Pesten/ leichtlich gantz außsterben/ und von dem Feind ohn Widerstand eingenommen werden. 2. Ob wohl die Waͤlle und Pasteyen nicht sehr starck seyn duͤrffen/ so ist doch gewiß/ daß/ weil man die Erde von fern und weiten holen muß/ ein solcher Baw mehr kosten kan/ als ein ander wol außgemachter und vollkommener Baw/ be- sonders/ weil auch desselben rechts und beharrliches Fundament zu legen/ uͤber- aus viel kostet/ und grosse Muͤhe erfodert. 3. Darff FORTIFICATION 3. Darff der Feind auch solche Festungen in staͤter Belaͤgerung zuhalten nicht viel Volck/ inmaßen deñ nur derselben Taͤmme/ Paͤsse und Einfahrte wohl muͤs sen besetzet und verwahret werden. 4. Koͤnnen die in der Festung nicht auff alle Seiten außfallen/ sondern muͤssen gleichsam eingeschlossen und verstrickt darinnen außhalten. 5. Koͤnnen sie Winters Zeit bey starckem Frost/ wenn der Marrast gefroren/ leichtlich erobert werden. Die Festungen/ so im Meer gelegen/ werden wegen folgenden Vrsachen fuͤr gut geachtet: 1. Weil sie nicht koͤnnen uͤberhoͤhet/ miniret oder gestuͤrmet werden. 2. Weil sonderliche Wercke daselbst nicht duͤrffen angelegt werden/ und dahe- ro zu solchem Baw nicht so grosse Vnkosten erfodert werden. 3. Ob gleich der Feind sich mit seinen Schiffen zu der Festung nahet/ und aus denselben seine Stuͤcke loͤset/ kan er doch die wenigsten Schuͤsse gewiß anbringen/ weil das Meer nicht gantz still und unbeweglich ist. 4. Wañ die Belaͤgerten/ mit kleinen Nachen oder Kaͤhnen naͤchtlicher weile heimlich außfallen/ koͤnnen sie allerley Stratagemata dem Feind anthun/ ja wol gar sich zu des Feindes Schiffen machen/ und dieselben in Brand stecken. 5. Wañ eine solche Festung mit Munition und Proviant gnugsam versehen ist/ also daß sie sich den gantzen Winter durch damit zu halten getrauet/ kan sie dem oder Kriegs-Bau-Kunst. dem Feind trotz bieten/ weil er mit seiner Schiffs- Armade schwerlich den Winter durch auff dem Meer austauren wird. Dagegen aber haben sie diese Vngelegenheit/ daß sie 1. mit ihrer Defension niemand als sich selbst retten koͤnnen/ weil sie auff dem Wasser allein und abge- sondert liegen/ dahingegen andere Festungen zu Lande offt gantzen Laͤndern Huͤlff und Defension leisten koͤnnen. 2. Kan der Feind einer solchen Festung allen Paß ab sch neiden/ da er hingegen von allen Seiten Succurs, Munition, Proviant/ und dergleichen haben kan. 3. Hat der Feind diesen Vortheil/ daß er sich nicht umschantzen darff/ sondern kan die Festung gnugsa m mit Schiffen versperren/ und darff daher auch nicht so viel Volck als zu ande/ weil er aller Reutterey entbehren kan. 4. Ob schon des Feindes Geschuͤtz nicht gewiß antreffen kan/ so thuts doch de- sto groͤssern S ch aden/ wo es antrifft. Die Fest un gen/ so am Meer/ See/ oder grossen Schiffreichen Wassern ge- bauet wer d en/ haben diesen Vortheil. 1. Koͤnnen sie mit leichtern Vnkosten auffgebauet werden/ weil sie auff der Sei- ten ge g en dem Wasser/ sonders nichts fortificiret werden doͤrffen/ Oder do man ja die Vnkosten nicht ansehen wolte/ kan man die Seite gegen dem Lande desto besser und staͤrcker verwahren. 2. Muͤssen solche Festungen zu Wasser und Land angegriffeu werden/ in Be- trachtung/ daß/ so die eine Seite offen bleibensolte/ den Belaͤgerten an N Succurs, FORTIFICATION succurs, Munition und Proviant nichts ermangeln koͤnte/ wolte aber der Feind eine solche Festung zu Wasser und Land angreiffen/ wuͤrde es ihm schwer fallen/ und weil er seine Krieges-Macht zertheilen muͤste/ duͤrffte er sehr geschwaͤchet werden/ und wenig außrichten. 3. Da aber der Feind eine solche Festung nur zu Lande belaͤgern wolte/ hat die- selbe einen stattlich en o ffenen Paß uͤber das Wasser. 4. Ligt die Festung zwischen den Teichen/ kan dem Feinde auffn Lande groͤsser Schaden gethan werden/ weñ die Taͤmme durchstochen werden/ daß das Was- ser uͤber das Land laͤufft. 5. Giebt eine solche Festung dem Lande grossen Nutzen/ und kan das gantze Land dadurch verwahret und geschuͤtzet werden. Hingegen aber ist wieder zubedencken. 1. Dañ wo dem Feinde viel an solcher Festung gelegen/ kan er mit seiner gantzen Macht an dieselbe setzen/ und sie zu Land und Wasser angreiffen/ de rm assen/ daß sie zu thun hat/ und ihre Macht eben so wohl zu theilen muß/ wil sie sich anders auff keiner Seiten bloß geben/ welches dann hinwiederum den Belaͤgenten sehr schwer fuͤrfallen wolte/ besonders/ wañ die Besatzung darin nicht starck genug were. 2. Kan der Feind im Nothfall seine benachbarte Freunde um Huͤlffe anruffen/ und von denselben uͤber das Wasser leichtlich Succurs bekommen. 3. Kan der Feind alles was er beduͤrfftig ist/ ohne grosse Vnkosten zu Wasser ihm zubringen lassen. 4. So oder Kriegs-Bau-Kunst. 4. So der Feind solche Festung zu Wasser angreifft/ kan er derselben alle Zu- fuhr benehmen. 5. Kan auff eine solche Festung mit kleinen Schifflein leicht bey naͤchtlicher Weil ein heimlicher Anschlag gemacht werden/ und da der Feind ja nichts außrichten solte/ so jaget er doch die belaͤgerten in grosse Furcht/ und muͤssen sich zu Wasser so wohl als zu Lande zu befahren haben/ und dahero auff allen Seiten die Po- sten wohl besetzen/ welches denn viel Volck erfodert. Vnd dieses sind also hiervon kuͤrtzlich beyder Theile Meinungen/ und kan ein jeder auß angeregten Motiven und Gruͤnden das judicium bey sich selbst neh- men/ welche Festung der andern vorzuziehen/ Deñ ob zwar bey jeglicher gewisse rationes pro und contra zu befinden/ so sindt doch dieselben einander nicht gleich/ sondern wenn sie gegen einander gehalten merden/ eine die ander uͤberwieget/ dahero die meisten nicht unbillich dafuͤr halten/ daß unter allen diesen Festungen die jenigen die besten und bequemesten seyn/ welche an einẽ Schiffreichen Wasser liegen/ und allezeit einen offenen Paß haben/ dadurch sie Succurs, Proviant, Mu- nition, und dergleichen noͤtige Sachen bald bekommen koͤnnen/ item: da man nicht leichtlich approchiren und miniren kan. All hie ist insonderheit zu mercken/ daß die Festungen oder Haupt-Wercke ins gemein abgetheilet werden in groß/ mittel und klein Royal. Von dem grossen sind sonderlich obgeschriebene Canones zu verstehen/ vornemlich was Canone 17. von der laͤngsten Defension gemeldet/ daß selbige nemlich nicht viel uͤber 60. Ruthen seyn sol; Jm kleinen Royal wird die Distantz der ensserstẽ Bollwercks- N ij Puncten FORTIFICATION Puncten oder die außwendige Polygon (latus exterius) auff 60. Ruthen oder 600. Fuͤß ins gemein genommẽ: Goldman neñet solche opera Dodrantalia, und proportioniret selbige nach allen Lineẽ des grossen Royals/ nehmende derselben¾ Als so in grossen Royal die Gesich-Linee 24. Ruthen/ sind ¾ derselben 18. Ruthen/ solche geben die Gesicht-Linee in kleinen Royal/ und also in allen andern Stuͤckẽ. Das Mittel Royal ist/ was zwischen diesen beyden/ wenn nemlich die laͤngste Defens- oder Streich-Linee kuͤrtzer als 60 die eusserste Polygon aber/ oder die Distantz der Bollwercks-Puncten laͤnger als 60. Ruthen/ oder der Mußque- ten-Schuͤß; und dahin gehoͤren die mittelmaͤssige Plaͤtze/ so befestiget werden sollen. Was unter dem kleinen Royal/ gehoͤret zu Feld-Schantzen und derglei- chẽ/ Dieses hat Goldtman wieder zweyerley Sorten/ Dimidiata, in welchen alle Lineen des grossen Royals halb genommen werden/ und Quadrantalia, in wel- chen sie ein Viertheil des grossen Royals halten/ jene Wercke gebrauchet man zu grossen/ diese zu kleinen Feld-Schantzen/ Doch ist man an diese Proportion so genau nicht gebunden/ sondern kan auch wol zwischen beyderley einfallende mit- nehmen. Andere theilen die Wercke unter klein Royal in kleine/ derer Seitten von 40 Fuß oder 4. Ruthen/ biß auff 7. Ruthen/ oder 70. Fuͤß: Mittelmaͤssige/ derer Seiten von 70. biß 125 Fuͤß: Grosse/ derer Seiten von 125. Fuͤß biß ins kleine Rayal/ daß ist etwa 400. oder 450. Fuͤß/ sich erstrecken; Was druͤber ist faͤllt ins kleine Royal: die allerkleinesten Wercke aber/ als derer Seitten von 4 biß 7 Ru- then genommen werden/ seyn die Reductus odrr Reduiten. Von den kleinen Royal oder Kriegs-Bau-Kunst. Royal unnd andern kleinen Wercken ist sonderlich folgendes zu obser- viren: 1. Daß jhre Bollwercks- Winckel allewege etwas groͤsser koͤnnen und muͤssen genommen werden/ als sonst die Proportion nach dem grossen Royal mit sich bringet; Dann weil in diesem kleinen Wercken die Bollwercke einandrr naͤher kommen/ und man von einer Spitze zur andern (welches in den grossen nicht ge- schehen kan) mit Mußqueten streichen kan/ und also die Bollwercke sich unter- einander selbst auß den Gesicht-Lineen defendiren koͤnnen/ hat man sich nicht so groß umb die Streich-Plaͤtze oder Secund. Flanq. zu bekuͤmmern/ sondern man kan diesem wohl etwas nehmen/ und den Bollwercks-Winckel und Schultern zulegen/ ja das gantze Bollwerck etwas groͤsser machen/ wie es sonsten nach Pro- portionir ung auß dem grossen fallen wuͤrde/ Als E g. Goldtman hat in seinem grossen Royal die Schulter 6. Ruthen/ unud proportio- niret nach diesen in dem Quadrantal- Wercken dieselbe auff ¼/ komt also solche nur 1½ Ruthe/ welches zu kurtz faͤlt/ und in den kleinen Wercken keine gute pro- portion gibt/ aber hiervon hernach weiter. Hieraus ist zu colligiren und zu- schliessen/ daß man in kleinen Royal die groͤssesten/ Jn grossen die kleinesten/ unnd in mittelmaͤßigen die mittelmaͤssigen Bollwercks-Winckel/ so in ei- ner Figur fuͤrfallen/ unnd admittiret werden koͤnnen/ nehmen kan und soll. Als/ in Vier-Eck werden admittiret und zugelassen die Bollwercks-Win- ckel von sechtzig biß siebentzig Grad/ kan man derowegen in grossen Royal zu demselben sechtzig/ in kleinen siebentzig/ in den mittel Royal N iij aber FORTIFICATION aber zwischen beyden/ nach dem solches den grossen oder kleinen naͤher verwandt/ die Mensur des Bollwercks-Winckels setzen; Solches aber ist bißhero von we- nigen observiret und in acht genommen/ alldieweil sie in alten kleinen Wercken auch des grossen Royals-Winckel behalten/ und nur die Lineen proportioniret und abgekuͤrtzet/ wie aus Freitagii, Goldmanni, Cellarii, und anderer Tabellen zusehen/ Deñ wie oben erwehnet/ hat man in den kleinen Wercken so groß nicht auff die Streich-Plaͤtz zu sehen/ hergegen aber/ weil jhre profil und Dicke der Waͤlle schwaͤcher faͤlt/ als in den grossen/ muß man den Bollwercks Winckel zu legen/ und denselben etwas staͤrcker machen. 2. Daß zu den Regular Wercken/ nach dem kleinen Royal/ oder auch drunter keine andere/ als nur das Vier-Eck/ Fuͤnff-Eck und Sechs-Eck halb (solches aus Wasser zu legen) gebrauchet werden. Jn den Irregular- Wercken komt aber sonderlich das kleine und Mittel-Royal wohl zu Passe/ und hat daselbst nicht geringen Nutzen. 3. Daß zwar drey Bollwercke auff einer gleichen Laͤnge nach dem kleinen Royal staͤrckere Defension haben/ als zwey nach dem grossen/ diese aber sind mit geringern Vokosten auffzubauen/ derowegen wo man vollkommene Royal- Wercke haben kan/ nimbt man nicht ohne Noth die kleinen. Hier ist in der 73. Figur vorgestellet/ wie ein Orth den andern defendiren koͤnne/ und wie die Streich-Lineen durch einander gehen/ und alle Puncta be- schiessen. Die in a a \&c. auf die Secund. Flanq. oder Streich-Platz und Schultern vertheidigen die gegẽ uͤberstehende Gesicht-Linee; Die auff der Gesicht-Linee und Schul- oder Kriegs-Bau-Kunst. Schulter in b b \&c. vertheidigen die Cortin; Die auf der halben Cortin aus c c. \&c. bestreichen die Schulter/ Hierbey ist aber sonderlich dieses anzumercken/ daß die erste Streich-Linea nicht aus a, num. 1. Form auff dem Fuß des Walles/ sondern aus a, nu. 2. hinter der Brust-Wehre muß angerechnet unnd genommen werden/ Hergegen aber so viel von a num. 1. biß a num. 2. die Dicke der Brust- Wehre und Docir ung des Walles abtraͤget/ so viel kan die Schrege und Docir ung der Gesicht-Linee/ und fast ein mehrers wieder einbringen und aufftragen/ deñ die Defension gehet nicht/ wie gedacht/ aus a, num. 1. unten neben dẽ Fuß oder Anlage des Walles Horizont a liter weg/ an der Gesicht-Linee d e, sondern komt von a, n. 2. und gehet das Ober-Eck der Brust-Wehre f an der Gesicht-Linee vorbey biß zur untersten Spitzen des Bollwercks e, diese aber gegen einander auffgehende Abtragung der Dicke der Brust-Wehre und Schrege des Walles ist fuͤr keine Second. Flanq. zurechnen/ wie zwar ettliche wollen/ sondern die Secund. Flanq. muß ohne Respect einiger Hoͤhe oder Schrege/ als bald im ersten und einfachen Grundrisse ge determini- ret werden. Es seynd auch in vorgestellter Figur der Streich- und Defension- Lineen nur von einer Seiten als einer Schulter/ einer Gesicht-Lineen/ und der halben Corrin confusion zuvermeiden/ vorgestellct; Von der andern Seiten gehet es eben so/ und also gedoppelt und Creutzweise durcheinander. Vnd weiln an dem Grund eines jeden Gebewdes sehr viel/ ja das meiste gele- gen/ also ists auch hoch von Noͤthen/ daß man sich des Grundes/ ehe man den Festungs-Bau angehet/ vor allen Dingen gnugsam versichere/ deñ wo derselbe nicht FORTIFICATION nicht richtig und fest genug ist/ hat man sich am Bau keines Bestandes zuge- troͤsten/ und wenn derselbe gleich eine Zeit lang bestehet/ sinckt er doch so lang wegen des beweglichen Grundes/ biß er endlich gar zum Fall kommet. Dahero ists hoch noͤtig/ daß mit Fleiß Vnterrichtung geschehe/ wie sich bey der Grund- Befestigung zu verhalten/ daß man sicherlich darauf bauen koͤnne. Es ist aber ein jeder Boden/ darauff man bauen wil/ entweder von Felsen und festen Stei- nen oder von Kieß und truckenem Sande/ oder Marrast und Sumpff oder von Wasser. So viel nun einen Feksichten und harten steinern Grund anlanget/ darff derselbe nur geebent/ jedoch einwarts gegen die Festung in etwas hangen- de/ oder ein Absatz oder zween daran gemacht werden/ damit die Erde desto fe- ster und steiffer darwider stehen koͤnne/ und nicht außwarts den Hang gewinne; Also wo der Grund von Kieß und truckenen harten Sande ist/ bedarff es auch keines sonderbahren Fundaments, wenn man nur versichert ist/ daß unter sol- chem Sand nicht etwa noch ein Marrast verborgen liege/ welches deñ aus des Bodens bebenden Bewegung leichtlich zu vermercken/ oder durch eingraben biß auff den Grund/ und so dañ mit einer Pique ohne sonderbahren Muͤhe zu erkun- digen stehet. Wie man sich aber in kolchem Fall/ damit der Grund recht befe- stiget werde/ verhalten sol/ werden folgende Anmeackungen zu vernehmen ge- geben: Die Morrastigen Oerter sind nicht einerley. Entweder sie sindt von tieffen Morast/ oder ohne sonderbahre Tieffe/ und unter dem Morast von einem festen Boden/ oder sie sind oben trucken und unten von Morast. Bey dem ersten und dritten oder Kriegs-Bau-Kunst. dritten ist die Befestigung des Grundes vornemlich in gute Obacht zu nehmen. Dasselbe nun geschicht gemeiniglich durch viel zusammen geschlossene/ und mit einander fest verbundenen eichenen Schwellen also/ daß eine die ander nicht gehen lassen kan/ einem Gitter gleich/ und dieses nennet man einen Rost. Wenn man nun solchen Rost auff dem Morast setzet/ und mit Pfaͤhlen wol befestiget/ die hohlen Spacia aber mit Feld-Steinen und allerley Mauer- und Dachstein- Stuͤcken/ benebenst groben Sand/ und truckener Erden außfuͤllet/ so laͤsset sichs auff ein solch Fundament sicherlich bauen. Oder man kan in der Circumferentz als man bauen wil/ viel eichene/ ellerne/ oder stein-buͤchene Pfaͤhle/ so nahe/ als sichs thun laͤsset/ neben einander einschlagen/ dieselbe mit einem Richt-Scheid und Bley-Wage oben auffs beste abgleichen/ und darauf starcke Schwellen durch Ein zapff- oder Auffbohrung befestigen/ darnach in die Zwerche gleicher Gestalt in einerley Hoͤhe Pfaͤhle schlagen/ und nach voriger Art darauff andere Schwellen gestrecket anhefften/ und damit sie nicht weichen oder nachgeben/ auff die vorige und eussere mit Verspunden/ Schwalbschwangen auffbohren/ beson- ders wenn sie hinterwarts an dem truckenen Lande auch angepfaͤhlet werden/ die hohlen Spacia aber/ werden wiederum wie zuvor außgefuͤllet. Dabey dieses in acht zu nehmen: 1. Daß die Pfaͤhle etwas einwarts gegen die Festung hangẽde/ eingeschlagen werden muͤssen/ damit sie dem Ban desto besser widerstehen/ und so leichtlich nit außwarts weichẽ koͤnnẽ. 2. Weñ man ellerne Pfaͤhle gebrauchẽ wil/ sollẽ dieselbe nit zu alt seyn/ von 4. Jahrẽ helt man sie hierzu am tauglichstẽ. 3. Die Pfaͤhle so weit man sie uͤber oder unter dem Morast in die Erde schlagẽ wil/ sollẽ Q außen FORTIFICATION aussen herumb gebrennet/ und weil sie noch warm/ mit Hartz oder Oele bestri- chen werden/ damit keine faule Haffte/ die gantz im nassen zustehen kommen/ beduͤrffen dergleichen nicht. Wo aber der Morast flach und nicht tieff ist/ unter sich aber einen harten Bo- den hat/ welches mit einer Pique leichtlich zu erforschen/ da kan derselbe nur mit grossen Feld-Steinen außgefuͤllet/ und darzwischen allerley zerbrochene Dach- und Mawer-Steine mit Erden vermischet/ zur ein Eb- und Vergleichung ge- braucht werden. Do fern aber nicht so viel Feld-Steine verhanden/ muͤssen in diesem Fall die Fasinen, oder Reiß-Bund das beste thun/ und hin und wieder mit Pfaͤhlen auff den Boden fest angehefftet/ aber allezeit Erde mit unter ge- menget werden. Wenn aber endlichen der Boden/ da man hin bauen wil/ gantz von Wasser ist/ so hat es zwar mehr Muͤhe/ und verursachet offt grosse Vnko- sten/ zumahl wo das Wasser sehr tieff ist. Wo man mit gnugsamen grossen Feld-Steinen versehen ist/ so sencket man derselben eine gute Anzahl ins Wasser/ in der Faͤrm und Weite als man zu bauen gedencket/ mit Huͤlffe grosser Kaͤhne und Fahren/ nachdem man nun vermeinet/ man habe ein Gesicht eingesencket/ so muß man ungeleschten Kalck oder Lett/ allerley klein Steinwerck/ von zer- brochenen Dach- und Mauer-Steinen/ item, Grieß/ groben Sand/ und der- gleichen/ zwischen solche grosse Steine/ die hohlen spatia und Luͤcken damit auß- zufuͤllen/ schuͤtten/ und dieses thut man so lang/ biß man uͤber das Wasser her- aus kuͤmmet/ und mit der Erde darauff verfahren kan. Wo man aber dergleichen grosse Feld-Steine in der Menge nicht haben kan/ so oder Kriegs-Bau-Kunst. so werden alle Schiffe/ oder hierzugemachte starcke und eisern Baͤnden und Klam- mern wolverwahrte Kasten oder doppel-geflochtene Koͤrbe/ so groß als die groͤ- sten Schantz- Koͤrbe mit allerhand kleinen Steinen und ungeleschten Kalck auß- gefuͤllet/ und mit einer darauff gemachten Decke/ damit die Steine nicht heraus fallen/ mit Huͤlffe langer Straͤngen oder Boßhacken/ nebeneinander biß auff den Grund eingesencket/ die Fugen aber zwischen den Schiffen/ Kasten/ oder Koͤrben/ allezeit mit Lett oder ungeleschten Kalck/ groben Sand und allerley schweren Schutt außgefuͤllet und eingeebnet/ welches deñ mit langen Stangen/ und daran gemachten breitten Hacken/ leichtlich zu erkundigen/ und dieses wird also continuiret, biß man damit in die Hoͤhe kommet. Andere gebrauchen sich der doppelten/ halben und einfachen Saulsissen/ welches Groͤsse von starcken mit Aesten und Reißig durchflochtenen und verkehrter Weise gelegten Eichenen und Ellernen Baͤumen/ mit gepichten Stricken fest zusammen getriebene Bund sind/ darzwischen man aber Stein/ Lett/ und andere schwere Sachen/ so viel man kan/ zugleich mit einleget/ und dasselbe alles/ zum wenigsten mit 3. starcken eysernen Reiffen oder Baͤnden zusammen fasset und auffs beste verbindet/ damit sie die grosse Last zusammen halten/ verstehe solches von den doppelten Saulsissen/ wel- che in Diametro von 8. biß 12. Schuh/ und in der Laͤnge von 20. Schuh sind/ die halben und einfachen sind geringer/ und koͤnnen aus diesen leichtlich æstimiret werden/ dieselbe werden mehrentheils nur in den Morastigen Oertern gebrau- chet. Dieweil aber solche Saulsissen nicht alleine kostbar/ sondern auch wegen der grossen Last schwer/ und uͤbel zu tractiren, auch so ordentlich als man solte im O ij Wasser FORTIFICATION Wasser nicht wohl zu legen seyn/ in Betrachtung wenn sie ein mahl liegen/ die- selben so leichtlich nicht wieder fort zu bringen; So scheinet dieses ein naͤherer Weg zu seyn/ wenn man viel lange Fasinen oder Wuͤrste machet/ und dieselbe in der Mitte mit Steinen/ Lett und anderer schweren Materi außfuͤllet/ und mit vielen Baͤndern dicht zusammen bindet/ damit nichts heraus fallen kan/ diese Wuͤrste kan man so lang und dicke machen/ als man wil/ nur daß sie von etlichen wenigen Leuten behandelt werden koͤnnen/ und damit man sie desto gewisser bin- den/ und die Steine fein eigentlich in die Mitten bringen moͤge/ kan man sie an- fangs mit Stricken zusammen roͤtteln/ und hernacher mit gedreheten Weiden binden/ und die Stricke wieder loß lassen. Diese Fasinen nun werden neben etli- chen eingesetzten starcken Stangen mit Seulen oder gedreheten langen Wieden/ die man endlich fahren lassen/ die Stricke aber wieder zu sich ziehen kan/ biß auff den Grund ordentlich nach und neben einander ins Wasser gelassen/ und wenn ein Bund eingesencket/ so ruͤcket man mit den Stangen fort/ biß ein gantz Ge- schicht vollendet ist/ Denn faͤnget man auff gleiche Art und Weise ein neues dem vorigen entgegen geschrencktes Geschicht an/ also daß die Bund Creutzweise zu liegen kommen/ und einander nit gehen lassen/ zwischen diesen gelegten Geschich- ten/ kan man etwas von kleinen Steinen/ groben Sand/ ungeleschten Kalck/ oder Lett mit zwischen einschuͤtten/ damit sich die Fasinen desto besser setzen/ und alles fein verglichen und eingeebnet werde. Weñ man biß oben an das Wasser koͤmmet/ koͤnnen diese Fasinen mit grossen schweren Steinen beschweret/ oder mit einen schweren Rammel auff einander gedraͤnget und dichte gemacht werdẽ/ oder oder Kriegs-Bau-Kunst. oder man kan ihnẽ Zeit lassen/ biß sie sich selbsten gnugsam setzen. Wil und kan man nun umb und zwischen die Fasinen hin und wieder starcke Pfaͤhle mir ein- schlagen/ und dieselben endlichen mit den Fasinen oben eingleichen/ so ist d’ Grund umb so viel desto gewisser und besser/ wiewol sie ohne das/ weil sie Creutzweise ge- leget werden/ einander gnugsam binden. Ob man nun wol noch vielmehr Arten hat/ ein Fundament im Morast oder Wasser zu machen/ zu mahl weñ man aus dem Grunde Mauren sol/ da deñ das Wasser nothwendig durch Plumpen und andere Ziehe- und Hebe-Werck daraus zuvor gebracht od’ doch gnugsame Pfaͤhle in doppelter oder dreyfacher Reihe hinterein ander eingeschlagen/ und starcke Schwellen drauff gespuͤndet/ und mit andern Zwerch-Schwellen und Baͤndern befaͤstiget werdẽ muͤssen/ darauf mã auch eine Mauer setzen kan/ so laͤßet man es doch allhier bey diesẽ bewendẽ/ das uͤbrige aber d’ praxi anheim gestellet/ bey wel- cher offt die Noth ũd des Orts Gelegenheit weit einanders/ als was man zu Pa- pier bringen kan/ erfodert. Was die Mañschafft mit welcher eine Festung besetzet werden sol/ anlanget/ so haͤlt man ins gemein dafuͤr/ daß/ je staͤrcker die Besatzung/ je besser die Fe- stung wider jhren Feind bestehen koͤnne/ allein man muß gleichwol eine propor- tion halten/ und sich allezeit auch zugleich nach des Feindes Staͤrcke richten. Deñ wenn man den zehenden Theil von des Feindes Macht in der Festung hat/ als daß ein Mañ in der Festung auff zehen Manne ausserhalb der Festung/ vorhan- den/ so hat man sie gnugsamb unnd uͤberfluͤssig besetzet. Jedoch ist dieses auch nicht gnug/ sondern man muß auch sehen/ was an Proviant und O iij Muni- FORTIFICATION Munition in einer Festung verhanden sey. Deñ wenn dasselbe nicht nothduͤrfftig und zur Gnuͤge da ist/ wuͤrde die Menge der Besatzung wenig nuͤtzen/ sondern besser seyn man haͤtte des Volckes weniger/ damit man sich mit dem Vorrath desto laͤnger halten koͤnte. Wie denn nicht minder auch auff die Aussen-Wercke zu sehen/ denn wo dergleichen Wercke viel da seyn/ wird nothwendig eine staͤrckere Besatzung erfodert Damit man aber gleichwol wisse/ wie viel Volcks eigent- lich zur Besatzung eines Walles gehoͤre/ so ist die gemeineste Meinung diese/ daß je auff 2. Schuh gerings umb eine Festung ein Mañ zu rechnen sey. Weñ man nun in einer groß Royal Vier-Ecke/ da die Facen 24. Ruthen/ die Flanquen 8. Ruthen/ und die Cortinen 36. Ruthen sind/ acht Flanquen, acht Facen, und vier Cortinen zusammen thut/ machen dieselbe in gantzen Vmbkreiße 400. Ruthen/ Weil dañ auff jede 2. Schuh ein Mañ/ und auff eine Ruthe von 12. Schuh 6. Mañ gerechnet werden/ so kommen auff eine solche grosse Royal-Festung von 4. Bollwercken 2400. Mann ohne die Officirer zur Besatzung. Jedoch ist dieses hierbey in acht zu nehmen/ daß es nicht allezeit an der Menge des Volcks gelegen. Denn die Erfahrung gibts/ daß offt wenige Mañschafft/ die mit guten versuch- ten Officirern, Ingenieurn, und einen verstaͤndigen Commendanten versehen gewesen/ wider jhren Feind Ritterlich gestanden/ und einen Ort loͤblich defen- diret, hingegen aber andere offt in grosser Menge sich schlecht gehalten haben. Darum denn mehr an der Staͤrcke und Tapferkeit/ als an der Menge der Sol- daten gelegen/ und man sich an die Zahl so genan nicht zu binden hat. Man pfle- get auch in eine Festung nach Gelegenheit ettwas von Reiterey zu legen/ da- mit oder Kriegs-Bau-Kunst. mit man sich derselben zum Außfallen gebrauchen koͤnne. Vor allen Dingen aber sol in einer Festung Geld verhanden seyn/ damit die Soldaten jhre Zahlung/ und dadurch Muth zu fechten bekommen. Also weil in geschlossenen Festungen leichtlich Kranckheiter entstehen/ so sol es auch nicht an Artzney und Aertzen man- geln. Wie denn nicht minder rin guter Vorrath an Getreidig/ Mehl/ Saltz/ Holtz/ Butter/ Bier/ Wein und dergleichen Nothwendigkeiten vorhanden seyn soll. Jn den Zeughaͤusern sol ebenermassen an allerhand Geschuͤtz/ Buͤchsen und andern Gewehre/ item, An Pulver/ Bley/ Kugeln/ Schweffel/ Pech/ Hartz \&c. so wohl auch in den Zimmer-Haͤusern/ an verfertigten Sturm-Pfaͤhlen/ Pali- saden/ Friesischen Reutern/ Baw-Holtz/ Brettern und allerhand Schantz- Zeu- ge kein Mangel seyn. Weil auch das Wasser in den Festungen nicht zu entbehren/ so muß man Fleiß anwenden/ daß dasselbe bey des Feindes Ankunfft erhalten werden moͤge/ zumahl wenn etwa zugleich eine Muͤhle davon getrieben wird. Dafern aber dasselbe also beschaffen/ daß es von dem Feind abgeschnitten wer- den koͤnte/ so muß man die Brunnen in gute Obacht nehmen/ und dieselbe wo sie eingangen repariren, an statt der Wasser-Muͤhlen aber/ viel Hand- und Roß- Muͤhlen zur Hand schaffen/ damit an den mahlen/ dessen man in einer Festung nicht entbehren kan/ kein Mangel vorfalle. CAPUT III. Von Proportion der Winckel und Lineen in grossen Royal/ wie auch unterschiedlicher 14. Modis und Manieren, solche zu fortificiren aus unter- schiedlichen/ Autoribus zusammẽ gesuchet/ mit angehengten Vnterricht wie sich auch in den kleinen Royal recht zu verhalten/ und eine gute proportion zu treffen \&c. FORTIFICATION Nach dem die Generaliora und allgemeinen Sachen in vorhergehenden zur Gnuͤge considerirt und in Obacht genommen/ als schreidet man numehr ad Specialiora, und erstlich nach unterschiedlicher Autoren Meinungen die propor- tion der Winckel und Lineen/ so man zu einen einfachen Grundrisse in grossen Royal noͤtig/ ordentlich nach einander zu besehen/ zum andern die Proportio- nes, davon in genere gehandelt worden/ jede mit einem Special- Exempel zu er- klaͤren/ und wie nach einem jeden einfachen Grundrisse zu verfertigen. Zum dritten die rechte Proportion des kleinen Royals und anderer kleinen Regular- Wercke/ unter denselben anzuzeigen. Sectio I. Von der Proportion der Winckel und Lineen. Die Proportion und Verenderung der Winckel betreffent/ bestehet solche ei- nig und allein in nnterschiedlicher Anlage des Bollwercks-Winckels/ deñ nach diesem sich alle andere/ so koͤnnen verendert werden/ richten muͤssen/ Es seynd aber sonderlich fuͤnfferley Maniren zu befinden in Anlage des Bollwercks- Winckels in den Figuren so weniger als 12-Ecken haben gebraͤuchlich/ zu welchen in dem eilfften modo noch eine/ als die sechste/ mit hinan gehencket. 1. Ettliche als Morßheusser und Metius nehmen ⅔ des Polygon- Winckels zum Bollwercks- Winckel/ Als E. g r. in Fuͤuff-Eck ist der Polygon- Winckel 108. Grad/ oder Kriegs-Bau-Kunst. Grad/ diesen mit 3. dividiret. kommen 36/ solche zwey mahl genommen/ geben 72. Gr. fuͤr den Bollwercks-Winckel. II. Andere thun zu ⅓ des Polygon- Winckels allezeit \frac{1}{12} des gantzen Vmbkreißes des Circkuls/ welches 30. Grad seyn (denn 30 mahl 12. gibt 360.) Also war in vorhergehenden Exempel das dritte Theil des Polygon- Winckels in Fuͤnff- Eck 36. Grad/ hierzu 30. geben 66. Gr. fuͤr den Bollwercks-Winckel. III. Etliche als Freitagius in seiner andern Manier/ Goldmannus und ande- re/ thun zu dẽ halben Polygon- Winckel allewege 15. Grad/ oď welches auff eines außkomt/ (wiewol Cellarius zwey unterschiedliche Manteren daraus machẽ wil) subtrahiren den kleinesten Polygon- Winckel/ welcher juxta Canon. 22. cap. præ- ced. 90. Grad ist/ vom Polygon- Winckel des gegebenen Viel-Ecks ab/ und die Helffte des Rests addiren sie zu dem kleinesten Bollwercks-Winckel/ der per Ca- non 17. præced. cap. 60. Grad ist; Als in Fuͤnff-Eck ist der Figur- oder Polygon- Winckel 108. Grad/ dessen Helffte 54. hierzu 15. addiret, geben den Bollwercks- Winckel 69. Gr. oder so ich 90. von 108. subtrahire, bleiben 18. die Helffte ist 9/ solche zu 60. addiret, kommen 69. wie vor; Vnd dieses ist unter allen die beste und gebraͤuchlichste Manier in grossen Royal-Wercken. IV. Jn seiner ersten Manier thut Freitagius zum halben Polygon- Winckel 20. Grad. Als in Fuͤnff-Eck ist der halbe Polygon- Winckel 54. hierzu 20. kommẽ 74. zum Bollwercks-Winckel. V. Endlich thun auch etliche zum halben Polygon- Winckel/ als welcher in Fuͤnff-Eck 54. Gr. ist 25. Grad: Kommen zum Bollwercks-Winckel 79. Grad. P Diese FORTIFICATION Diese beyde letzte Maniren/ weil sie ziemlich grosse Bollwercks-Winckel/ und also kleine/ oder gar keine Streich-Plaͤtze oder Second, Flanq. geben/ sind nicht denn nur in den kleinen Royal und andern kleinen Wercken zu gebrauchen. VI. Jn gedachten eilfften Modo, da ein Weg gezeiget wird/ wie die laͤngste Defension just 60. Ruthen bleiben/ und dennoch juxta Canon. 14. das Theil so das ander vertheidigen solle/ groͤsser/ als das so sol vertheidigen werden/ oder doch zum wenigsten demselben gleich fallen koͤnnen/ ist allewege von einer Figur zu der andern der Bollwercks-Winckel/ von kleinesten/ als welcher juxta Canon. 19. Jn Vier-Eck/ 60. Grad ist/ mit 5. vermehret/ und ist also in Fuͤnff-Eck 65/ in in Sechs-Eck/ 70. Gr. \&c. Alle diese sechs Maniren seynd in folgender Tabelle/ als in einem Spiegel/ zu besserer Nachricht fuͤr Augen gestellet. Vom oder Kriegs-Bau-Kunst. Vom Zwoͤlff-Eck an/ haben alle andere folgende Figuren zum Bollwercks- Winckel 90. Grad. Allhier ist zu mercken/ 1. Daß man so gar genau an diese Proportion nicht gebunden sey/ deñ so in Fuͤnff-Eck alle Winckel von 65. oder 66. biß zu 79. Grad angehen/ koͤnnen die Anguli intermedii zwischen diesen beyden auch nicht verworffen werden. 2. Daß man sonderlich in Sieben- und Eilff-Eck so genau die Minuta, viel weniger die Secunda, wie ettliche Scrupulosit aͤten suchẽ wollen/ in acht zunehmen habe/ Denn wenn in primo modo in sieben-Eck 85. Grad 43: min. stehen/ kan man gar die Minuta außlassen/ oder einen Grad fuͤr selbige setzen/ und also den Bollwercks-Winckel 85. oder 86. Grad voll nehmen/ zu diesen 6. modis kan zum siebenden des Antoine de Vill. Manier hinzugesetzet werden/ welcher/ das Vier- und Fuͤnff-Eck vorbey gehend/ alsobald in Sechs- Eck und allen andern folgenden 90. Grad/ zum Bollwercks-Winckel setzet. Die Lineen betreffendt/ werden in denselben auch mancherley Proportiones und Va- rationes bey den Autoren hin und wieder gefunden. Als 1. Morßhaͤuser behaͤlt den Bollwercks-Winckel der ersten Manier/ und setzet im Vier-Eck 8. im Fuͤnff-Eck 9/ im Sechs-Eck 10/ im Sieben-Eck 11/ Jm Acht-Eck und allen folgenden 12. Ruthen zur Schulter. 2. Freytag nimbt in seinem ersten Modo den Bollwercks-Winckel nach der vierdten Art (nach welcher 20. Grad allewege zum halben Polygon- Winckel addiret werden) die Schultern aber hat er in Vier-Eck 6. in Fuͤnff-Eck 7. Ru- then/ und allezeit immer eine mehr/ biß sie in Zehen-Eck erstlich auff 12. Ruthen fallen. P ij 3. Jn FORTIFICATION 3. Jn seiner andern Manier aber behaͤlt er den Bollwercks-Winckel der dritten Art (da nemlich 15. Grad zum halben Polygon- Winckel addiret werden) die Schultern hat er mit dem ersten Modo des Morßheusers gleich; Die Cortina ist in allen diesen dreyen Modis 36. und die Gesicht-Linee 24. Ruthen. 4. Goldman behelt auch die Winckel der dritten Manier/ die Schulter aber hat er im Vier-Eck ¼ (das ist 6) im Fuͤnff-Eck ⅓ (das ist 8 Ruthen) der Gesicht- Linee/ in Sechs-Eck 9 Ruthen/ und also eine Ruthe immermehr/ biß sie in Neun- Eck auff 12. Ruthen fallen. Die Gesicht-Lineen hat er 24. und die Cortinen noch eins so lang/ nemlich 48. Ruthen/ daß nemlich im Neun-Eck und allen folgenden proportro dupla sey/ der Gesicht-Lineen zu den Schultern/ und der Cortinen zu den Gesicht-Lineen/ als 12. 24. 48 und haͤlt solche fuͤr die beste. 5. Antoine de Ville faͤnget stracks vom Sechs-Eck an/ und nimbt in densel- ben also bald/ und in den andern folgenden/ den Bollwercks-Winckel von 90. Gr. Die innerliche Polygon oder Seite einer jeden Figur setzet er 180. Schritt/ fuͤnff Koͤnigliche Frantzoͤsische Schuh auff einen Schritt gerechnet/ thut 900. Schuh/ eine jegliche dieser Seiten theilet er in sechs Theil/ und behaͤlt ⅙ zur Kehl-Linee und ⅙ zur Schulter oder Streiche. Jm Vier- und Fuͤnff-Eck wil diese Proportion gantz nicht angehen/ auch in den andern gibt es lange Defension, und kleine Streich-Plaͤtze oder Secund. Flanquen, moͤchte etwa im kleinen Royal/ und an- dern kleinen Wercken nach gebuͤhrlicher Proportion gebrauchet werden. 6. Dulichius hat unter andern folgende Manier. Den Bollwercks-Winckel nimbt oder Kriegs-Bau-Kunst. nimbt er nach dem dritten Modo, die eusserliche Polygonen aber uͤberall 70 Ruthen (16. Fuß auff eine Ruthe gerechnet) Diese theilet er in 7 gleiche Theil/ der 2. oder 20. Ruthen zur Gesicht-Linee/ die Streichen halten ¼ der Cortin, hat zwar zimliche Defension, denn wie wohl in Vier-Eck fast keine Streich-Plaͤtze fallen/ kommen doch in diesem und den andern die Wercke so nahe/ daß sie einan- der selbst defendiren koͤnnen; gibt aber fuͤrs erste wegen Vielheit der Wercke un- noͤtige Bau-Kosten. 2. kleine Wercke. 3. Jn Vier- und Fuͤnff-Eck enge Kehlen/ und kan nicht denn nur fuͤr Mittel-Royal gerechnet werden. 7. Abdias Trewe versuchet allerhand Wege und Vergleichungen/ wie er dem einen geben/ und dem andern nehmen koͤnne/ sonderlich im Vier-Eck (denn mit den andern kan man schon besser zu rechte kommen) damit die laͤngste Defension 60 Ruthen bleibe/ und dennoch gleichwol die Streiche und Streich-Platz zu- sammen etwas laͤnger oder ja nicht kuͤrtzer fallen moͤgen/ als die Gesicht-Lineen/ welches er doch in Vier-Eck/ wie er selbst bekennet/ er lege es uͤber wie er wolle/ nicht aller dinges erreichen kan/ ob er schon die Cortin etwas laͤnger nimt/ und die Streichen mit Goldmann nur 6 Ruthen im Vier-Eck anleget; Endlich aber beschleust er mit diesen Worten; Jch/ wie es scheinet/ halte dafuͤr man treffe nahe genug/ wenn man zu den Kehl-Lineen im Mittel-Royal ¾ im kleinen Royal aber 1 oder 1½ Ruthen mehr/ im grossen Royal 1 Ruthe weniger (verstehe der innwen- digen Polygon oder Seitten) zum Streich-Platz aber oder Secund. Flanq. im Mittel-Royal ⅓ im kleinen Royal ⅕ oder ⅙/ im grossen P iij aber FORTIFICATION aber ⅖ oder ⅐ (verstehe der Cortin ) nehme neben dem Bollwercks-Winckel in ge- wisser Groͤsse/ wie oben gemeldet/ in groß Royal nach der kleinesten/ im kleinen Royal nach der groͤssesten/ im mittel Royal nach der mittelmaͤßigen Gattung. 8. Adrianus Metius gibt erstlich folgende Proportion: Jm Vier-Eck sol die Schulter ¾ von der Keel-Linee halten/ im Fuͤnff-Eck aber sol die Kehle und Schul- ter ⅓ der Cortin seyn/ im Sechs-Eck und folgenden/ sol die Schulter ⅓/ die Ge- sichter aber ⅔ der Cortin halten. 9. Nach dieser setzet er seines S. Vatern/ in Meinung/ daß man derselben ge- wiß und sicherlich folgen koͤnne/ hanc enim si quis sequatur, eventum spes gloriæ haud quaquam frustrabitur, Wie er dieselbe mit diesen Worten recommendiret, und ist folgende: Jm Vier-Eck soll die Kehl-Linea ⅕ der Seiten halten/ die Schul- ter aber ⅘ von der Kehl-Linee. Jm Fuͤnff-Eck und allen andern sol die Kehl-Linee \frac{2}{9} und die Schulter ⅙ des gantzen Lateris oder Seitten seyn. Den Bollwercks- Winckel nimbt er nach der ersten des Morßheusers Manier/ nemlich ⅔ des Po- lygon- Winckels. 10. Nach der unlengst erfundenen Proportional- Linee (welche in effectu nichts anders ist/ als die Directiv-Fortification von Freitag. libr. 2. cap. 9. beschrieben/ welche er als untuͤchtig und so kein Fundament hat/ außschleust) haͤlt die Capital- oder Haupt-Linea ⅓/ die Kehle / und die Schulter ⅐. der gantzen Seiten/ oder/ wie sie andere proportioniren, und die gantze Seite in 3. Theile theilen/ ⅓ ist die Haupt-Linea/ die theilen sie in 5. Theile/ derer nehmen sie 3. zur Kehl/ und zwey zur Schulter/ komt mit voriger fast auf eines auß/ nur daß in diesem die Schultern noch oder Kriegs-Bau-Kunst. noch etwas kuͤrtzer fallen/ derowegen die erste Manier fast die beste/ gehet in Vier-Eck (so dasselbe/ wie hernach sol errinnert werden/ corrigiret, und denen Schultern etwas abgekuͤrtzet wird)/ Fuͤnff- und Sechs-Eck noch so ziemlich an/ und ist auch in der Irregular-Fortification nicht gantz zu verwerffen: Jn den uͤbrigen aber wil es fast keine rechte und gute Proportion geben: 11. Damit denen/ so præcisè die laͤngste Defension nur 60. Ruthen haben wol- len/ eine Gnuͤge geschehe/ und doch gleichwol die gebuͤrliche proportion, inter par- tem defendentem \& defendendam, daß nemlich das Theil/ so das andere ver- theidigen sol/ nicht kleiner falle/ als das jenige/ so zu vertheidigen beobachtet wer- de/ als kan mans folgender Gestalt versuchen: Den Bollwercks-Winckel kan man nach der gesetzten Art (nemlich den kleinesten in Vier-Eck 60. immer mit 5. vermehrend) nehmen/ die Gesicht-Linea aber in Vier-Eck 22. in Fuͤnff-Eck auff 23./ und in allen folgenden 24. Ruthen/ den Streich-Platz aber in Vier-Eck 15. in Fuͤnff-Eck 16. in Sieben-Eck 17/ und in allen folgenden auff achtzehen Ruthen se- tzen/ Wer Lust hat kan es auff andere Wege versuchen/ worzu ihm Abdias Trewe gute Anleitung an die Hand geben wird. 12. Eines Itali Modus ist auch dieser: Nemlich er behaͤlt zwar die Bollwercks- Winckel der dritten Manier/ wie auch die Gesicht-Lineen von 24. und die Cortin von 36. Ruthen (welche man aber doch wegen obangezogenen Vrsachen/ auff 42. Ruthen nehmen kan) die Schultern aber und Kehl-Lineen bleiben unge de- terminiret, und wird an derselben Statt fuͤr bekant angenommen/ der Winckel/ den die Schulter unterzeucht ( Angulus ab ala subtensus, ) oder der/ den die Kehl- Linee unterzeucht. 13. Geb- FORTIFICATION 13. Gebhard Himselius hat zwey Modos, wie nemlich ohne einigen Respect des Bollwerck-Winckels nur aus etlichen gewissen bekantẽ Lineen ein Royal-Werck auffzureißen/ denn wie oben gedacht/ die Winckel leicht falliren, auch mit densel- ben es schwer zugehet und calculation gibt. Jn dem ersten Modo und Wege nimt er an statt des Bollwercks-Winckels bekant an/ das Stuͤcke der Cortin, so zwi- schen der Schulter und Streich-Platz oder dem Punct/ da die kuͤrtzeste Strei- che von den Gesicht-Lineen einfaͤlt/ und setzet solches von Vier-Eck biß zum Neun-Eck inclusivè 22½ Ruthe/ oder 225. Schuh/ im Zehen-Eck 22. ein Eilff-Eck 21/ im Zwoͤlff-Eck 20. im Dteyzehen-Eck 19. ½ Ruthen und also biß zum 20 Eck inclusivè immer ½ Ruthe oder 5 Fuͤß weniger; Jn dem andern folgenden aber uͤber 20 kuͤrtzet er allewege einen Fuß etwa ab/ die Schultern behaͤlt er/ wie Goldman und Trewe haben/ in Vier-Eck 6 in Fuͤnff-Eck 8 Ruthen/ \&c. 14. Jn der andern Manier setzet er fuͤr bekandt die Keel-Lineen/ in Vier-Eck 10. ½ in Fuͤnff-Eck 11. Jm Sechs-Eck 11. ½ Ruthe/ und also immer ½ Ruthe mehr biß zum 12. Eck inclusivè, von dannen thut er etwa biß zum 18 Eck inclusive einen Fuß hinzu/ was uͤber dem einen halben Fuß/ oder endlich noch weniger/ also daß er in keinem 27 Ruthen erreichet/ denn in den platten Formen/ welche unter al- len Wercken die Laͤngste Keel-Lineen haben/ kommen sie bey nahe 17. Ruthen. Die Schulter setzet er denn perpendiculariter auff in Vier-Eck 6 oder 7 Ruthen Jm Fuͤnff-Eck 8 Ruthen \&c. Ziehet denn die obersten Enden der Schultern zusammen/ und beschreibet aus dem Mittel dieser Lineen einen halben Circkul und aus dessen Centro richtet er eine Perpendicular- Linee auff/ so selbigen in zwey oder Kriegs-Bau-Kunst. zwey Theil theilet/ des halben Circkels halben Diametrum theilet er in 10. Thei- le/ solche traͤget er uͤber den halben Circkel hinaus auff die Perpendicular Linee: Jm Zwoͤlff-Eck aber und allen folgenden/ weil der Bollwercks-Winckel recht faͤllet/ koͤmt er gerade an die Peripheriam des halben Circkuls; Oder, da man die- ser Theilung wil uͤberhaben seyn/ fasse ich nur mit dem Circkul die Laͤnge der Gesicht-Lineen von 24. Ruthen/ und setze einen Fuß auff die Enden der Schul- tern/ und beschreibe mit dem andern einen Triangulum æquicrurum, oder gleich- schaͤncklichten Triangul/ Es kommen aber sonderlich diese beyde Modi gar wohl zu statten in der Irregular-Fortification, und bedarff man allhie keines Trans- porteurs oder Aufftrage-Circkuls. Zu dem kan man auch diese richtige und gute Proportion der Lineen gar leicht und besser behalten/ als die Winckel/ und ihme solche familiar machen/ damit man also ex tempore, ohn einiges rechnen/ ein Q Boll- FORTIFICATION Bollwerck/ es sey an Regular- oder Irregular- Wercken/ koͤnne auffreissen/ denn ob schon durch diese Proportion der Lineen den Winckeln an der gemeinen Pro- portion ein geringes etwa 1 oder ½ Grad (uͤber dieses wohl nicht) moͤchte ab oder zugehen/ sey daran nichts gelegen/ variiren doch sonsten die Autores in den Win- ckeln offt 5 ja wol gantzer 10. Grad. Die Cortinen sind in dem 12. 13. und 14. Modo, auff 42. Ruthen genommen/ wie oben errinnert; doch ist an dieselbe niemand verbunden/ er mag sie entweder nach der gemeinen Proportion 36 Ruthen/ oder nach Goldmanni 48 Ruthen nehmen/ oder auch dieselbe unge determiniret lassẽ/ und an statt derselben mit etlichen die laͤngste Defens- Linee just 60. Ruthen se- tzen/ Nur ist dieses zu errinnern/ nimbt man die Cortinen zu kurtz/ bekoͤmbt man geringere Streich-Plaͤtze/ hergegen aber staͤrckere Defension, nicht allein der Gesichter/ sondern auch des Grabens/ des bedeckten Weges (weil selbige ebenso wohl aus den Streichen und Streich-Plaͤtzen ihre Defension haben muͤssen und anderer Theile uͤber den Graben. Nimbt man sie zu lang/ bekomt man zwar grosse Streich-Plaͤtze/ hergegen aber ob schon der Mußqueten-Schuß noch etwa die Gesichter erreichen und bestreichen moͤchte/ faͤlt doch der euserste Rand am Graben/ und der bedeckte Weg sehr weit/ und kan schwerlich in Defension gehalten werden/ sonderlich so man die Graben etwas breitter machet (welches/ wie hernach sol errinnert werden/ nothduͤrfftig erachtet wird/ wie sonst die ge- meine Proportion mitbringet; Muß man derowegen nicht einem allzuviel geben/ und dem andern hergegen nehmen/ und weñ man die Streich-Plaͤtze so groß hat/ als noͤthig/ zu frieden seyn. Weßwegen der Mittel-Weg gehalten und die Corti- nen oder Kriegs-Bau-Kunst. nen wie gedacht auff 42. Ruthen genommen/ denn es doch/ wenn es umb und umb komt/ bey der allgemeinen Regul verbleibet/ man lege es an und uͤber wie man wolle/ Es kan keine Festung so vollkommen angeleget werden/ die nicht etwa hie und da mangelhafft were/ denn corrigiret man einen Fehler hie/ faͤlt man auff der andern Seiten in einen andern. Abdiæ Trewen Proportion in kleinen Royal/ der oben gedacht/ ist auch recht gut: Man kan auch wohl nach Freitags erster Manier die Bollwercks-Winckel nehmen/ die Schultern aber nach seiner andern Manier proportioniren : doch hat man sich hier keiner Weitleufftigkeit anzunehmen/ weil solche kleine Wercke nur in Vier-Fuͤnff- und Sechs-Ecke adhibiret werden. Sectio II. Wie die einfachen Grund-Risse nach vorerwehnten Proportionen auffzureissen. Nach dem in vorhergehenden unterschiedliche 14. Proportiones und Maniren fuͤrgestellet/ als wird nur das/ was bißhero angezeiget/ und wie nach obgedach- ten 14. Proportionibus die einfachen Grund-Risse zu machen/ mit Exempeln er- klaͤret/ und selbige auffzureissen gelehret. Es ist aber hierzu in den meisten/ und da sichs schicken wollen/ ein Fuͤnff-Eck erwehlet/ und von jeglicher Art nur 1. ein Boll- werck auffgerissen/ und denn/ wie aus einem solchen Stuͤcke eine gantze Figur zu compliren unnd zu vollenziehen/ angezeiget/ nach welchem Methodo man sich nicht allein in Fuͤnff-Eck/ sondern in allen Figuren uͤben kan/ und Q ij diesel- FORTIFICATION dieselbe nacheinander aufreissen/ damit man gleichsam wie in einem Spiegel fuͤr Augen sehe/ welche die beste Proportion geben/ und mit obgeschriebenen Regulen am naͤhesten zutreffen. 1. Vnd zwar erstlich/ wie nach des Morßheußers Proportion ein Bollwerck zu verzeichnen ist Fig. 74. zu sehen. Jch ziehe eine Gerade Linee a b nach Belieburg/ nehme deñ auß dem Maaß- stabe o p, 24. Ruthen/ als die Laͤnge der Gesicht-Lineen/ und beschreibe auß c ei- nen halben Circkul/ d a, theile solchen (weil es ein Fuͤnff-Eck seyn soll) in fuͤnff gleiche Theile/ und schneide außwerts durch die Linee c e zwey Theil ab/ so ist e c d der Figur oder Polygonen Winckel/ dessen ⅔ sol der Bollwercks. Winckel halten/ theile derowegen den Polygon- Winckel e c d, durch die Linee c f, in zwey Theil. Jedes Stuͤck f d und f e, theile ich in den Puncten/ k i, g h, in drey Theil/ und schneide auff beyden Seiten durch die Lineen c g und c i eins ab/ solche geben denn die Gesicht-Lineen/ und wird g c i, der begehrte Bollwercks-Winckel seyn/ auß dem Punct i mache ich an die Linee a b, niederwarts eine Perpendicular- Li- nee/ und trage auff dieselbe von i biß n, 9 Ruthen (welches die Schulter ist im Fuͤnff-Eck nach dieser ersten Manier) aus n ziehe ich der Linee a b eine Parallel- Linee/ und trage von n biß l, 36. Ruthen/ so ist n l die Cortin, n q aber gibt die Kehl-Linee/ bey l setze ich noch eine Schulter voriger Laͤnge auff/ nemlich l r, ver- laͤngere auch die Gesicht-Linee c i biß in m, und ziehe von c eine andere Linee in l, so ist c m die kuͤrtzeste und c l die laͤngste Defens- Linea/ m l, die Second. Flanq. oder Streich-Platz. Nu solte zwar das Stuͤck m l, und l r, zusammen als pars defen- oder Kriegs-Bau-Kunst. defendens so lang seyn als die Gesicht-Linee c i, als pars defendenda, welches aber doch in diesem Modo, und in dieser Figur/ wie auch in den meisten folgenden noch nicht kan erhalten werden/ es sey denn daß man die Cortin etliche Ruthen verlaͤngere. 2. Nach der andern Manier/ so Freitagii erste/ mache ich es mit Anleitung des Polygon- Winckels eben wie im vorigen/ Jn dem ich eine lange Linee à b ziehe und aus einen Maaßstabe 24. Ruthen nehme/ aus c einen halben Circkul be- schreibe/ den halben Circkul weil es ein Fuͤnff-Eck seyn sol/ in fuͤnff Theil theile/ und denn außwerts zwey Theil durch die Linee c e, abschneide/ und ist derselbe auch Fig. 75. der Winckel e c d, nun bestehet die Verenderung in den Bollwercks- Winckel und Schultern. Den Bollwercks-Winckel (welcher 20. Grad groͤsser seyn sol/ als der halbe Polygon- Winckel) zu finden/ setze ich den halben Diame- trum, a c oder c d, von e biß en t, so ist der Bogen e t, 60 Grad/ diesen theile ich in dẽ Punctẽ h und u in drey Theil/ also daß e h zwantzig Grad seyn/ solche fasse ich mit dem Circkul/ und setze sie (nach dem ich zuvorhero den Polvgon- Winckel durch die Linee c f in zwey Theil getheilet habe) von f biß in k, so ich zu dem halben Poly- gon- Winckel d f, das Stuͤcke f k, 20. Grad addiret, und also k d die Groͤße oder Mensur des Bollwercks-Winckels/ solchen Winckel k d theile ich in s in zwey Theil/ und setze aus f, zu beyden Seiten eins in g und i, und ziehe die Gesicht-Li- neen c i, und c g, so habe ich den rechten Bollwercks-Winckel g c i, nach Begeh- ren/ mit den andern procedire ich wie zuvor/ die Schulter i n, komt in diesem Modo 7. Ruthen. Q iij 3. Nach FORTIFICATION 3. Nach der dritten oder des Freitagii anderer Manir/ finde ich den Boll- wercks-Winckel folgends Fig. 76. Nach dem ich zuvorhero eine lange Linee a b gezogen/ 24. Ruthen auß einem Maaßstabe genommen/ den einen Fuß des Cir- ckuls in c gesetzet/ und einen halben Circkul mit dem andern Fuß a d beschrieben/ den Polygon- Winckel gesuchet/ in dem ich den halben Circkul in 5 Theil getheilet/ weil es ein Fuͤnff-Eck seyn sol/ zwey Theil abegeschnitten/ so ist e c d, der Polygon- Winckel/ dẽ Polygon- Winckel in f in zwey Theil getheilet/ so fasse ich dẽ halbẽ Di- ametrũ, a c, oder c g, und setze ihn von f in h, so ist der Bogen f h, 60. Grad; Solchẽ theile ich in k in zwey Theil/ so sind f k und k h, jeder 30. Grad/ den Bogen k h theile ich wieder in s in zwey Theil/ so sind k s und s h jeder 15. Grad/ s f aber 45. f d, ist die Differentz zwischen dem halben kleinesten Figur-Winckel/ und dem halben Figur-Winckel/ des gegebenen Viel-Ecks/ welches allhie 9 Grad/ solche theile ich in t wieder in zwey Theil und addire das Stuͤcklein s t, 4 ½ Grad/ zu f k als dem kleinesten halben Bollwercks-Winckel/ (welcher allewege 30 Grad) so ist f i 34 ½ Grad der gefundene halbe Bollwercks-Winckel/ solchen setze ich auch herumb/ auff die andere Seite von f in g, und ziehe von c zu i und g, die Ge- sicht-Lineen/ so wird g c i, der gantze Bollwercks-Winckel/ nemlich 69 Grad/ nach dieser dritten Manier seyn/ procedire mit Ansetzung der Schulter und Cor- tin wie in vorigen/ die Schulter ist 9 Ruthen/ und die Cortin 36. Ruthen. 4. Nach der vierdten des Goldmanni Manier/ ist die Erfindung des Boll- wercks oder Kriegs-Bau-Kunst. wercks-Winckels dem vorigen gleich/ die Cortin aber l n, nimbt er auff 48. und die Schulter in 8. Ruthen Fig. 77. 5. Die fuͤnffte Manier des Antoine de Ville betreffent/ weil dieselbe in Fuͤnff- Eck nicht angehet/ ist Fig. 78. Ein Sechs-Eck zum Exempel fuͤrgestellet. Jch zie- he eine ziemliche lange Linea a b, und beschreibe aus derselben Punct c einen hal- ben Circkul nach Beliebung/ solchẽ theile ich (weil es im Sechs-Eck ist) in sechs gleiche Theil/ und schneide zwey ab/ so ist e c d, der Figur-Winckel/ oder/ welches geschwinder angehet/ ich setze den halben Diametrum in den halben Circkul 3 mal herumb/ weil es ein Sechs-Eck seyn sol/ (dañ der halbe Diameter gehet in einem gantzen Circkul sehsmahl herum) und schneide ein Theil/ welches wenn ich den halben Circkul in sechs Theil getheilet/ zwey Theil bedeutet/ abe/ so habe ich den Figur-Winckel/ theile denn den Polygon- Winckel in zwey Theil/ und lasse die Li- nee oben hinaus lauffen/ biß in p so habe ich zugleich die Capital-Linee/ setze von c biß b 900. Fuͤß auff/ und theile solche in den Puncten g h i k l, in sechs gleiche Theil/ solcher eins c g, und l b nehme ich auff beyden Enden zu den Keel-Lineen/ trage auff die andere Seite von c in m eine Kehl-Linee herumb/ und aus g und m, richte ich zwey Schultern auff/ so gleicher Laͤnge mit den Kehl-Ltneen seyn sollen/ haltende ⅙ der Lineen c b/ solcher beyde Enden o n, ziehe ich mit einer Linee zusammen/ und theile sie in q in 2. Theil/ Wann aber die Haupt-Linea schon FORTIFICATION schon gezogen/ theilet sie selbige in q, und darff also die Linea o n nicht erst in zwey Theil getheilet werden/ nehme mit dem Circkul n q oder q o und beschreibe aus q einen halben Circkul o p n, welcher in p durch die Haupt-Linea in zwey Theil ge- theilet wird/ von p ziehe ich endlich die Gesicht-Lineen p n, und p o, die Cortin g l helt \frac{4}{6} der Seiten c b, das ist 600. Fuͤß/ setze bey l die ander Schulter auff/ und ziehe dann die laͤngste und kuͤrtzeste Streich-Linie/ wie vorgelehret. Jn dieser Manier fallen gar kleine Streich-Plaͤtze/ sonderlich in den Figuren so wenig Ecken haben/ und ist die Defension auch etwas lang/ andere Maͤngel zu geschwei- gen. Zu Feld-Schantzen und kleinern Wercken koͤnte vielleicht diese Manier fuͤg- licher/ als zum grossen Royal gebrauchet werden/ als so ich etwa ein halb Sechs- Eck an ein Wasser legen wolte/ doch in kleinerer Proportion, etwa die Seite c b auff 30. oder 40. Ruthen nehmende/ weiln man in solchen kleinen Wercken der Streich-Plaͤtze so groß nicht von noͤthen/ hergegen aber staͤrckere Bollwercke ihrer Proportion nach/ anlegen muß. 6. Jm sechsten des Dulichii Modo ziehe ich Fig. 79. die Linea c b, welche 70. Ruthen lang seyn soll/ diese theile ich in 7 gleiche Theile in den Puncten u d vv x y z, weiln nun die Linee 70. Ruthen lang/ und in sieben Theil getheilet werden sol/ so nehm ich 10. Ruthen und setze solche 7 mahl fort/ so ist die Theilung geschehen/ derselben nehme ich zwey/ und beschreibe aus c den halben Circkul d a, in dem ich zu forderst die Linea c b, biß in a verlaͤngere/ in diesem suche ich den Polygon- Winckel e c d, wie auch den Bollwercks-Winckel g c i, wie bey der dritten Manier angewiesen worden/ und ziehe die beyden Gesicht-Lineen c g und c i, aus i lasse ich auff oder Kriegs-Bau-Kunst. auff c b eine Perpendicular -Linee fallen/ so selbige in n beruͤhret/ fasse denn c n/ mit dem Circkul/ und setze sie von b in l, so ist n l die Laͤnge der Cortin, n l theile ich in 4. Theil/ in q t unnd m verlaͤngere die Linee n i biß in r, und nehme ¼ m n, setze es von i in r, zur Schulter/ aus r ziehe ich der Linee c b eine Parallel-Linee/ und trage auff dieselbe von r in p die Laͤnge n l zur Cortin, r q ist die Kehl-Linee/ setze die ander Schulter p o auff/ und verlaͤngere die Gesicht-Linee c i biß in A so ist A C die bewegliche Defens- Linee und A p, die Secund. Flanq. ziehe von c biß p eine Linee/ so ist c p die laͤngste Defens- Linee/ welche nicht viel uͤber 50. Ruthen kombt/ Marolois hat fast selbige Proportion. 7. M. Abdiæ Trewen Vergleichung in Vier-Eck/ weil er selbe nur Exempel- Weise fuͤrstellet/ ist nicht noͤtig allhier zu widerholen/ weil solche Vergleichun- gen auff unterschiedliche Wege koͤnnen angestellet werden/ Nur suchet er dieses/ daß er die offt erwehnte Proportion inter partem defendendam \& defenden- tem erhalte/ welches er doch kaum in Vier-Eck/ in dem er præcisè die laͤngste De- fens Linee auff 60. Ruthen haben wil/ erhalten kan/ ist demnach nur seine ober- wehnte universal-Proportion zu besehen. Jch ziehe die Linee c b/ 60. Ruthen lang (weil sich solche Zahl gerne in allerley Theile abtheilen laͤsset) verlaͤngere die Linea c b biß in a/ beschreibe bey c einen halben Circkul und setze den Polygon- Winckel c c d an/ wie offt erinnert/ den Circkul-Bogen a d/ aber/ darff ich nach keiner gewissen Maaß/ sondern nur nach Beliebung ziehen; Diesen Polygon- Winckel theile ich durch die Linee f r in zwey gleiche Theil/ in dem ich die Linee von f biß r, zugleich mit hinaus ziehe/ damit ich also die Capital-Linee habe. Die gan- R tze Li- FORTIFICATION tze Linee aber c b theile ich in fuͤnff Theile in den Puncten g h i k, und wird also jeder 12. Ruthen halten/ welches/ damit ich nicht so offt in der Theilung suchen darff/ am fuͤglichsten geschehen kan/ wenn ich aus dem bekanten Maaßstabe 12. Ruthen nehme und fuͤnffmahl fort trage/ weiln die Linee 60 Ruthen lang und ein Fuͤnff-Theil 12. Ruthen gibt/ Nu wil er daß man in grossen Royal etwa ei- ne Ruthe weniger als ⅕ zur Kehl-Lineen nehmen sol/ als lasse ich c m und b n die Kehl-Lineen auff beyden Enden 11. Ruthen seyn/ diese machen zusammen 22. Ru- then/ von 60. abgezogen/ bleiben fuͤr der Cortin 38. Ruthen/ dieser sol ich nu ⅖ oder \frac{3}{7} zum Streich-Platz nehmen/ So ich derowegen 38 mit 5 dividire, kommen 7 ⅗ solcher zwey geben den Streich-Platz n q, 15⅕ Ruthen/ das ist 15. Ruthen 2. Schuh/ oder 38. durch 7 dividiret, kommen 5 \frac{3}{7} dieser 3 geben zum Streich-Platz 16 \frac{2}{7} Ruthen (allhier sind just 16. Ruthen genommen) aus m und n, richte ich die Schulter m t, und n s auff nach Goldmanni Manier 8 Ruthen/ und ziehe von q uͤber t eine Linee/ solche beruͤhret die Linee f c in r/ und ist also r der Haupt- oder Bollwercks-Pu u ct/ c r t, der halbe Bollwercks-Winckel/ ziehe von r zu n, so ist r n, die laͤngste Defens- Linee/ aus welcher ich einen Maaßstab von 60. Ruthen/ oder 600 Fuͤß machen/ und der andern Lineen Laͤnge darauff suchen muß/ denn das Latus c b, ist nur ein Præsuppositum, so lange biß die Figur verfertiget. Fig. 80. Wil ich nun das Bollwerck vollend verfertigen/ setze ich die Kehle herumb auff die ander Linee in x und richte eine Schulter x vv der vorigen Laͤnge nach auff/ und ziehe die Gesicht-Linee vv r. Zum 8 und 9. der Metiorum Proportion betreffent/ weil selbige gar klein/ ja fast oder Kriegs-Bau-Kunst. ja fast keine Streich-Plaͤtze gibt/ und also inter partem defendentem \& defen- dendam keine rechte Proportion haͤlt/ als wil sich selbige zu grossen Royal- Wercken nicht wohl schicken/ in kleinen Royal und Feld-Schantzen kan sie gut seyn. Vnd zwar erstlich das Vier-Eck anlangend/ ziehe ich Fig. 81. ab eine Seite eines Regulier-Vier-Ecks/ und sey solche etwa/ wie er wil/ 500. Fuͤß/ diese theile ich durch die Puncta c d e f in Fuͤnff gleiche Theil/ und nehme derselben eins/ nemlich 100. Fuͤß zu beyden Seiten zu den Kehl-Lineen a c und f b, bey a setze ich den Polygon- Winckel des Vier-Ecks g a b an/ entweder in dem ich bey a einen halben Circkul ziehe/ und selbigen in vier Theil theile/ oder/ welches geschwinder angehet/ wenn ich den Winckel-Hacken/ weil es ein Vier-Eck ist/ anschlage und ein Perpendicular- Linee herunter fallen lasse/ setze auff a g noch eine Keel Linee a h, der vorige a c gleich/ die Keel-Linee a c theile ich in 4 Theil/ setze die Schulter c i und h k auff/ und fasse drey Viertheil der Kehl-Linee/ und trage selbige auff die Schultern/ und weil der Bollwercks-Winckel in Vier-Eck 60 Grad halten muß/ ziehe ich die beyden Enden der Schultern durch die Linea i k zusammen/ und be- schreibe auff derselben den gleichseittigen Triangul k l i, ziehe die Gesicht-Linea l i und l k und verlaͤngere dieselben/ biß m und g, so habe ich die beweglichen De- fens- Lineen/ und setze bey f noch eine Schulter f r, der vorigen gleich. Nach des alten Metii Proportion haͤlt die Schulter ⅘ der Kehl-Linee/ dieses ist Fig. 82. fuͤrgestellet/ und die Kehl-Linee a c in fuͤnff Theil getheilet/ und derer 4. zur Schulter c i genommen/ das andere kombt mit den vorigen uͤberein. R ij Sein FORTIFICATION Sein Fuͤnff-Eck auffzureissen gibt etwas mehr Difficult aͤten/ Jch ziehe Fig. 83. die Cortin a b 36. Ruthen lang/ theile diese in 3. Theil/ und verlaͤngere selbige auff beyden Enden biß c und d umb ½/ richte auß a und b die beyden Schultern auff/ nemlich a e, und b f, derer jede ⅓ der Cortin haͤlt/ bey c, setze ich den Polygon- Win- ckel eines Fuͤnff-Ecks g c h an/ wie zuvor gelehret/ und theile solchen durch die Li- nee i l in zwey gleiche Theil/ den Bogen h i theile ich in 3 Theil/ also daß h k ein dritter Theil sey/ und ziehe die Linee c k auff die andere Seiten/ bey c trage ich auch eine Kehl-Linee c m herumb/ und eine Schulter m n, voriger gleich. Auß e, ziehe ich der Linee c k eine Parallel- Linee/ diese beruͤhrt die Linee l i, in p, ist also e p, eine Gesicht-Linee/ von p zu n, ziehe ich die andere/ \&c : Mit dem Sechs-Eck mache ich es eben so/ als ich theile Fig 84. die Cortin a b, welche 36. Ruthen haͤlt/ in k und h in 3 Theil/ verlaͤngere selbige auff beyden En- den biß c und d umb ⅓/ und lasse a c, b d ⅓ die Keelen seyn/ richte aus b und a die Schultern auff a e, und hf, jede ein dritten Theil haltendt/ setze bey c den Figur- oder Polygon- Winckel eines Sechs-Ecks g c a, an/ und theile solchen durch die Linee i l in zwey Theil/ fasse denn mit dem Circkul der Cortin b h und setze solche von e biß sie in p die Linie i l, erreiche/ das ander ist aus vorigen bekant. Endlich des alten Metii Proportion in Fuͤnff-Eck (welche er auch in allen andern folgenden gebrauchet) angehend/ lasse ich Fig. 85. die Linee c b eine Seite eines Fuͤnff-Ecks seyn/ theile solche in den Puncten q d e f g in sechs gleiche Theil/ dieser nehme ich zwey/ nemlich c d, und theile solche in den Puncten 1. 2. 3. in drey Theil/ so ist c, 1/ ein/ und c, 2/ zwey Neun-Theil der gantzen Seiten/ und also seiner Mei- nung oder Kriegs-Bau-Kunst. nung nach die Kehl-Linee/ solche setze ich auch auff dem andern Ende aus b in k, richte aus r und k die Schultern r l, und k m auff/ welche ⅙ der Linee c b halten sollen/ den Bollwercks- und Polygon- Winckel finde ich eben/ wie oben bey dem vo- rigen Fuͤnff-Eck Fig. 83. angewiesen worden. 10. Nach der zehenden Manier nehme ich Fig. 86. eine Linee/ a b, nach Belie- bung/ setze bey a, den Figur-Winckel h a b, (welcher allhie recht und eines Vier- Ecks seyn sol) an/ geschwinder zu operiren, lege ich den Winckel-Hacken an/ so habe ich den Polygon- Winckel/ theile deñ die Linee a b in m und i in 3 Theil/ den Figur-Wiuckel aber h ab/ theile ich durch die Linea f g, Jn dem ich die Linee biß in g, damit ich also bald die Capital-Linee habe/ lasse hinaus lauffen/ in zwey Theil/ und trage auff selbige von a in g einen dritten Theil der Linea a b also/ daß a m und a g gleicher Laͤnge seyn/ theile denn a g in fuͤnff Theil/ dieser nehme ich 3 nemlich a 3. setze sie von a in c von b in k, und von k in l zu den Kehl-Lineen/ setze die Schultern c d und l q, und nehme derselben zwey/ als a r, zu der Schulter c d und l q setze bey b die Kehle b k, ziehe deñ von g durch d die Gesicht-Linee/ und ver- laͤngere solche biß in k; Weil aber allhie in Vier-Eck kein Streich-Platz faͤlt/ als ziehe ich aus i (einem dritten Theil der Linea a b ) eine andere Defens- Linee/ i g, solche gibt denn die corrigirte Schulter c e, und die Gesicht-Linee c g, und den Streich-Platz i k, bey k setze ich auch ein Schulter auff k y. Jn den andern fol- genden Figuren aber lest mans bleiben/ wie es in der erste faͤlt/ die Linea a b aber ist unge determini rter Laͤnge; Einer jeglichen Lineen rechte Laͤnge aber zu erfah- ren/ mache ich aus der laͤngsteu Defens- Linee g k einen Maaßstab oder Schalam R iij von FORTIFICATION von 60. Ruthen oder 60. Fuͤß/ und messe aus derselben die andern Lineen/ wie auch schon droben erinnert. Fig. 87. Jst ein Bollwerck nach Freitagii Directiv- Fortification auff dem Fuͤnff-Eck angesetzet/ welche von voriger wenig differiret, Jch ziehe auch nach Beliebung eine Linee a b, setze bey a den Figur-Winckel h a b, wie offt gelehret/ an/ theile denn die Linea a b in m und in i in drey Theile/ den Fi- gur-Winckel aber h ab, theile ich durch die Linea f g, in dem ich die Linea biß in g, damit ich alsobald die Capital-Linee habe/ hinaus lauffen lasse/ in zwey Theil/ und trage auff dieselbige von a in g einen dritten Theil der Linee a b, theile deñ die Li- nee a b in fuͤnff Theile/ und setze ⅕ derselben zu den Kehlen/ von a in c, von b in k und von a in l, theile die Linee a b abermal in sieben Theil/ und richte die Schultern c d, l q, und k r, auff/ und nehme zu derselben ⅐ der Linee a b, und ziehe so dañ die Gesicht-Lineen g d, und g q, und faͤlt ein wenig laͤnger als nach der vorigen Pro- portion : Diese Proportiones aber sind nicht universal, und wollen nicht in allen Figuren richtig zutreffen. 11. Nach dem eilfften Modo, da auch allezeit die laͤngste Defens- Linee 60 Ruthen præcisè seyn sol/ ziehe ich Fig. 88/ die Linee a b nach Beliebung/ setze auff derselben aus einem gewissen Maaßstabe von b biß c in Fuͤnff-Eck 16. Ruthen fuͤr den Streich-Platz/ und in den Punct c setze ich die Linee c d nach dem kleinen Streich- Winckel (welcher nach obiger Anleitung in Fuͤnff-Eck in diesem Modo ist 21½ Grad) mit einem Transporteur an/ fasse denn 60. Ruthen aus dẽ Maaßstabe/ setze den einen Fuß in b, den andern setze ich hinaus/ biß er die Linee c d in d errei- che/ und da ist der Bollwercks-Punct/ durch diesen Punct d ziehe ich der Lineen ab eine oder Kriegs-Bau-Kunst. a b eine Parallel- Linee/ d k vv, beschreibe einen Circkul k vv nach Beliebung und setze bey d den Polygon- Winckel f d k, an/ solchen theile ich durch die Linee g d in zwey Theil/ diese durchschneidet die Linee a b in h, und ist also h t der Keel-Punct; auff der Linee c d setze ich ferner von d in e die Gesicht-Linee 23 Ruthen/ und lasse aus e eine Perpendieular herunter fallen/ so die Linee a b in i beruͤhret/ als ist e i die Schulter/ h i die Kehle/ i b, die Cortin, c b der Streich-Platz/ ziehe dann eine Linee von d zu b, so ist b d, die laͤngste Streich-Linee gerade 60. Ruthen. 12. Nach der zwoͤlfften eines Itali Art/ ziehe ich Fig. 89. die Linee a b nach Belie- bung und setze bey c den Polygon- und Bollwercks-Winckel nach der dritten Manier/ wie offt gelehret/ an/ den Polygon- Winckel e c d, theile ich durch die Li- nee c f in zwey gleiche Theile/ die Gesicht-Linee c i, ist 24: Ruthẽ/ aus dem Punct i mache ich eine Perpendicular- Linee/ die Linea a b in y beruͤhrendt/ und verlaͤn- gere selbige biß in x nach Beliebung/ setze den einen Fuß des Circkuls in i, und den andern in c, und beschreibe einen Circkul-Bogen l c die Linee x h in l errei- chend/ und selbige Apertur des Circkuls setze ich von l in z, also wird der Bogen l z 60. Grad halten/ diesen Theile ich in 6 gleiche Theil/ solcher seyn l m fuͤnffe oder 50 Grad/ von i durch m ziehe ich eine Linee/ so die Linee c f in n durchschnei- det/ so wird n der Kehl-Punct seyn/ aus diesem ziehe ich der Linea a b eine Paral- lel- Linee/ solche durchschneidet die Linee x h in o, so gibt denn n o die Kehl-Linee/ i o, die Schulter/ von o, setze ich biß p, 42. Ruthen/ oder so viel ich wil zur Cortin fort/ verlaͤngere die Linee c i biß q, so ist p q der Streich- Platz FORTIFICATION Platz/ und setze bey p die Schulter auff p vv voriger gleich/ das ander ist aus vo- rigen bekandt. 13, Nach der dreyzchenden und Himselii erster Manier ziehe ich Fig. 90. die Linea a b lang nach Beliebung und setze auff derselben Punct c, (welcher auff derselben auch nach Beliebung genommen wird/ eine Schulter c d, die in Fuͤnff-Eck 8. Ru- then ist) perpendiculariter auff/ stelle auch das Cortinen- Stuͤcke von c in e 22½ Ruthe/ oder 225. Fuͤß/ ziehe denn aus e uͤber d die Linee e f, und trage von d in f die Gesicht-Linee d f 24 Ruthen/ ziehe durch f eine Linee h r, der Linee a b Parallel, und setze bey f, den Polygon- Winckel eines Fuͤnff-Ecks g f h, an/ wie offt gelehret worden/ und theile solchen durch die Linee f i in zwey Theil/ von c aber biß b setze ich die Cortin hinaus 42. Ruthen/ und bey b eine Schulter b l voriger gleich auff/ so gibt k c, die Kehl-Linee/ c b die Cortin, e b den Streich-Platz. \&c. 14. Nach der vierzehenden und Himselii andern Manier ziehe ich Fig. 91. die Linea a b nach Beliebung/ und setze bey a den Polygon- Winckel c a d, an/ theile auch solchen durch die Linee e f/ in dem ich die Linee oben lasse hinaus lauffen biß in f, damit ich die Haupt-Linee habe in zwey Theil/ verzeichne denn von a zu bey- den Seiten die Kehl-Lineen a g, und a h, jede 11. Ruthen/ und richte aus g und h die Schultern g i und h k auff jede 8. Ruthen/ die beyden obersten Enden aber ziehe ich mit einer Linee k i zusammen/ und theile diese in l, in zwey Theil/ weil aber die Haupt-Linee allbereit hinaus gezogen ist/ so theilet sie selbige schon in l in zwey Theil/ aus l beschreibe ich einen halben Circkul k m i/ dessen halben Diametrum l m/ theile ich in zehen Theile/ fasse derselben 4½ und setze sie uͤber m hinaus/ biß in n, und oder Kriegs-Bau-Kunst. und ziehe von n uͤber i die Gesicht-Linee n i, verlaͤngere solche/ so beruͤhret sie die Linea a b in o, so ist n o, die bewegliche Defens- Linee/ o b die Secund. Flanq. ziehe auch von n biß k die andere Gesicht-Linee/ von g biß b setze ich zu der Cortin 42. Ruthen/ Oder ich fasse nur mit einem Circkul 24. Ruthen zur Gesicht-Linee/ setze dessen einen Fuß in k oder i, und sehe denn/ wo der andere die Linee e f, beruͤhret/ welches mit dem vorigen in Punct n, zutreffen/ oder doch umb ein gar geringes und nichts merckliches importir ende verschelen wird/ und ziehe so dann die Ge- sicht-Linee n k und n i, \&c. Dieses seyn also 14. unterschiedliche Modi ein Regular- Orth zu fortificiren, welche alle nacheinander auffzureissen gelehret/ und mit Exempeln ettwas weit- leufftiger erklaͤret werden; Weil in diesen fast der gantze Cardo der Fortifi cier- Kunst versieret/ davon man die besten/ seinẽ judicio gemeß/ mag außlesen/ und wer in diesem einfachen Grund-Risse wolgeuͤbet/ kan mit den andern Wercken und fuͤrfallenden Sachen auch leicht zu recht kommen. Wie aber aus einem oder andern bißhero beschriebenen Stuͤcke ein vollkommener Grund-Riss auffzureissen/ ist in der 92. Figur angewiesen; Jch nehme der vorherge- henden Stuͤcke eins/ welches ich wil (oder auch ein anders/ nach welcher viel- seittigen Figur mir beliebet/ und ein solch Stuͤck gemachet/ denn diese obige seyn mehrentheils aus der Fuͤnff-Eck genommen) als zum Exempel daß/ so in der 81. Figur vorgestellet/ zu behalten/ verlaͤngere ich dessen Linea n a, ein zim- lich Stuͤck herunter/ auff die Linea a p aber mache ich eine Perpendicular- Linee/ so mitten auffaͤllet/ diese durchschneidet die vorige n a in r, und wird also r das S Cen- FORTIFICATION Centrum, und r a, ein halber Diameter oder Radius sey/ So ich nun nach diesem den gantzen Circkul complire, und die Seite a p, fuͤnff mahl herumb setze/ auch die andern Ecken nach dem Eck a, fortificire, so ist die gantze Figur dem einfachen Grundrisse nach fertig/ und dieser Proceß wird in allen andern Figuren meh- rentheils gehalten. Die andern vielseittigen Figuren uͤber das Eilff-Eck/ wel- che alle mit einander rechte Bollwercks-Winckel haben/ betreffend/ stellet zwar Goldman einen Modum vor/ solchen Mechanicè auffzureissen; Weil aber der- selbe fast operos und muͤhesamb/ auch sehr (wie er selber bekennet) ungewiß/ als gehet man solchen Kuͤrtze halber vorbey; Da aber Figuren/ so mehr als eilff Sei- ten haben/ zu fortificiren solten fuͤrfallen/ ist am allerbesten/ daß man solches nach dem obgeschriebenen dreyzehenden oder vierzehenden Modo zu Werck stel- le/ und den Bollwercks-Winckel allewege recht oder von 90. Graden nehme. Sectio III. Von der rechten Proportion des kleinen Royals \&c. Das kleine Royal belangend/ seyn zum Exempel die zwey nach folgenden Sche- mata oder Figuren vorgestellet Fig. 93. Jst ein Stuͤck eines Fuͤnff-Ecks nach dem kleinen Royal auß der Directiv-Fortification oder vorhergehenden zehenden Modo genommen/ solches ist a b c, a c ist eine Seite oder Polygon, b d, das Per- pendiculum, nach dessen Laͤnge schneide ich von dem Radio a b, ab das Stuͤcke c f, also daß b d und b f gleicher Laͤnge bleiben/ und verlaͤngere deñ die Seite a c umb oder Kriegs-Bau-Kunst. umb so viel/ als c f ist/ nemlich biß in e, a e ist deñ also das verlaͤngerte Latus oder Seite/ Nach dieser fortificire ich die Figur/ wie in oberwehnten zehenden Modo gelehret/ nehmende ⅓ von a e zur Haupt Linee ⅕ zur Kehl-Linee ⅐ der gantzen Sei- ten/ oder ⅖ der Haupt-Linee zur Schulter/ also wird das Bollwerck seiner Pro- portion nach etwas groͤsser/ als es sonst fallen wuͤrde; Wenn nun alles fertig/ mache ich aus der Distantz der Bollwercks-Puncten i k einen Maaßstab von 60 Ruthen/ und messe nach demselben die andern Lineen. Fig. 94. ist ein groß Royal eines Fuͤnff-Ecks nach Freitagii erster Manier auffgerissen/ die Schulter aber nach der andern Manier 9 Ruthen genommen/ und denn aus der eussersten Distantz der Bollwercks-Puncten (welche in klei- nen Royal 60 Ruthen seyn muß) einen Maaßstab gemachet/ und nach dem die andern Lineen abgemessen/ und diese Proportion ist richtiger und besser/ als wañ man nur simpliciter mit Freitagio, Goldmanno, Cellario, und andern/ oh- ne einige Verenderung der Winckel/ das kleine Royal aus dem grossen nur den Lineẽ nach proportioniret, und etwa ¾ derselben zũ kleinen Royal/ oder in kleinẽ Wercken ½ oder ¼ nimbt/ und auff diese Weise kan ich aus allen andern Figuren/ sonderlich denen/ so grosse Bollwercks-Winckel und kleine Streich-Plaͤtze haben/ kleine und Mittel-Royal machen/ so ich nemlich solche erst nach grossen Royal auffreisse/ und denn aus der eussersten Distantz der Bollwercks-Puncten einen Maaßstab nach Beliebung mache/ als in kleinen Royal 60 Ruthen/ was zwi- schen 60. und 80 Ruthen faͤlt ist Mittel-Royal/ und aus diesem denn die Lineen messe; oder so ich klein oder mittel Royal in groß verwandeln wil/ mache ich aus S ij der FORTIFICATION der laͤngsten Defens- Linee einen Maaßstab/ von 60/ 65/ oder 70 Ruthen/ nach dem ich es groß habẽ wil/ doch ist 60 Ruthen am gebraͤuchlichsten/ eben also ma- che ich es auch/ so ich eine Figur unge determinirt er Laͤnge habe/ Sol es klein Royal seyn/ mache ich einen Maaßstab aus der eussersten Distantz der Boll- wercks-Punct/ sol es groß Royal seyn/ aus der laͤngsten Defens- Linee von 60. Ruthen/ sols Mittel-Royal seyn/ nehme ich die eusserste Distantz der Boll- wercks-Puncten/ uͤber 60/ die laͤngste Defens- Linee aber unter 60 Ruthen/ weñ die eusserste Distantz der Bollwercks-Puncten geringer als 60 Ruthen/ sind die Wercke Vnter-Royal. Zum Beschluß sind noch etliche Proportiones aus dem Faulhaber/ so er in Vier- und Fuͤnff-Eck haͤlt/ und sich gar wohl zum kleinen und Mittel-Royal schicken/ anhero gesetzet. (1.) Jn der ersten gibt er in Vier-Eck die Cortin 30. die Face, 20. die Schulter 8 Ruthen/ und den Bollwercks-Winckel 60. Grad. (2.) Jn der andern die Cortin 27. die Face 18. die Schultern 6 Ruthen/ den Bollwercks-Winckel 60. Grad. (3.) Jn der dritten die Cortin 25. die Face 20/ die Schulter 5. Ruthen/ den Bollwercks-Winckel 65. Grad. (4.) Jn der vierdten/ die eusserste Distantz der Bollwercks-Punct 60. Ruthen/ die Haupt-Linee ¼ die Kehle ⅛ derselben/ den Bollwercks Winckel 60 Grad. (5.) Jn der fuͤnfften die innwendige Polygon oder Seitte 40. Ruthen/ die Keh- le ¼/ die Schulter ⅛ ohne Streich-Plaͤtze. (6.) Jm oder Kriegs-Bau-Kunst. (6) Jm sechsten die Kehl-Linee ⅕ die Haupt-Linee ⅖ auch ohne Streich-Plaͤtze. Sein Fuͤnff-Eck betreffent/ setzet er im ersten Modo die Seite 48. Ruthen/ die Kehle/ Schulter und Secund. Flanq. jede ⅙ 2. Jm andern auch das Latus 48. Ruthen/ die Haupt-Linea ⅓/ die Kehle ¼/ auch ohne Streich-Plaͤtze. 3. Jm dritten den Bollwercks-Winckel 75 Grad/ die Face gegen der Cortin wie 2 zu 3/ die Schulter ¼ der Face. 4. Jm vierdten/ die Seite 50 Ruthen/ die Kehle und Schulter ⅕/ \&c. Wer wil/ kan zur Vbung solche nach einander auffreissen/ auch nach obge- schriebener Anleitung in groß Royal verwandeln/ und sehen/ wie sie sich schicken wollen. Sonsten seine uͤbrige grosse Royal-Wercke hat er theils nach des Maro- lois, theils Morßheusers und Freitagii Proportion angeordnet. Dieses sey also gnug von den einfachen Grundrissen/ so wohl in grossen/ klei- nen/ und mittel Royal/ was unter klein Royal/ gehoͤret zu Feld-Schantzen/ dar- von in folgenden Cap; Nur dieses ist zum Vberfluß zu erinnern/ daß man ja wohl zusehe/ und die Kehlen nicht zu enge nehme/ je ehe sonst der gemeinen Pro- portion der andern Theile was abgehen lasse/ und diese fein geraumig messe/ deñ weil sich doch ohne das die Wercke im bauen mehr fast einziehen wie sie sollen/ (Wie allen verstaͤndigen Baumeistern bekant) als kan man sich/ wenn man die Kehlen in der Anlage zu enge nimbt/ gar leicht dermassen verbauen/ und das Werck einziehen/ daß man kaum Raum ein Wach-Hauß darauff zu setzen be- haͤlt. S iij CAPUT FORTIFICATION CAPUT IV. Von den Regular Feld-Schantzen und Anssen-Wercken Sectio I. Von denen Regular-Feld-Schantzen. Vnter den Regular-Feld-Schantzen kommen am ersten unter die Hand die Reductus oder Reduiten, welches seyn kleine drey- oder viereckichte Wercke/ bey den Lauff-Graben hin und wieder in Belaͤgerungen/ umb die Wachten dar- inne zu stellen/ auch daß sich die Arbeiter in den Lauff-Graben/ bey feindlichen Außfaͤllen darin reteriren koͤnnen/ ohne Streich-Wehren/ oder Seiten- Defen- sion/ auch bißweilen mit halben Bollwercken auffgeworffen; Meistentheils wer- den gleichseittige Quadrata oder Vier-Eck genommen/ bißweilen ablange Vier- Ecke oder Parallelogrammen, oder auch gleichseittige Triangul/ man nimbt auch wohl halbe Quadrata, oder rechtwincklichte Triangul zu halben Reduiten. Jn den Vier-Ecken ist die Laͤnge der Seiten von 48. biß 120. oder wie andere wollen/ von 40. biß 70. Fuͤß; Freitag saget/ man mache keine uͤber 6 Ruthen oder 60 Fuͤß: Fig. 95. ist eine viereckichte Reduite, derer jeder Seite 6 Ruthen hat/ Jn den ablangen Reduiten werden die kuͤrtzesten Seite 2 Ruthen/ doch nicht darunter genommen/ die langen 4. Ruthen/ der gantze Begriff derselben von 12 biß 20 Ruthen Fig 96. Jn den halben Reduiten ist das Perpendiculum c d, halb oder Kriegs-Bau-Kunst. halb so lang/ als die Diagonal g b. Fig. 97. Jn der 98. Figur ist ein gleichseittiger Triangul. Zum andern die Stellæ oder Stern-Schantzen also genandt/ weil die Ecken spitzig außlauffen/ wie man die Stern zu mahlen pfleget/ werden auß den Vier-Fuͤnff- und Sechs-Eck gemachet/ und haben etwas bessere Defension als die Reduiten/ kosten aber mehr zu bauen/ und haben innwendig kleinern Raum: Jhre Seitten sind dem Reduiten zwischen 48. und 120 gleich/ Jhre Stru- ctur oder Auffbauung ist unterschiedlich. (1.) Goldman machet in allen/ so wohl Fuͤnff- und Sechs-Ecken/ als in Vier- Eck den kleinen Streich-Winckel 15. Grad/ als Fig. 99. ist jede Seite 4 Ruthen lang und der kleine Streich-Winckel a b c 15. Grad/ oder/ man machet ein gleich- seitig Quadrat, theilet dann eine Seite in 8 Theile/ und laͤsset aus der Mitten E, eine Perpendicular- Linee biß F fallen/ und setzet ein Acht-Theil darauff/ und zie- het dann aus den Winckeln A und B auff die Perpendicular- Linee die Gesicht- Lineen/ laͤsset dennn auff den andern Seiten in der Mitten G, I, H, auch Perpen- dicular- Lineen fallen/ und traͤget ein Acht-Theil der Seiten auff die Perpendi- cular- Lineen/ und ziehet aus den Winckeln A C biß G, D C biß H und D B biß I. die Gesicht-Lineen/ wie vorhin. Fig. 100. und in dieser Figur ist iede Seite fuͤnff Ruthen lang. (2.) Andere nehmen solchen aus den Regular- Wercken/ und kombt also der dritten/ als der gemeinesten Manier in Vier-Eck 15/ in Fuͤnff-Eck 19½/ in Sechs- Eck 22 und ½ Grad. (3.) Freitag theilet im Vier-Eck die Seiten A B in 8/ in Fuͤnff-Eck/ in 6 Theil/ und laͤsset FORTIFICATION laͤsset E F eines derselben seyn. (4.) Himselius beschreibet erstlich ein Vier-Fuͤnff- und Sechs-Eck/ und setzet auf jegliche Seite derselbẽ einẽ gleichseitigẽ Triangul/ werdẽ also alle Bollwercks- Winckel 60 Grad/ ũd haͤlt dieses vor die leichteste ũd tichteste Proportion, deñ die Bollwercks-Winckel werden also starck genug/ wenn man sie aber in Fuͤnff- und Sechs-Eck stuͤmpffer/ und also staͤrcker machen wolte/ faͤlt hergegen die Defen- sion gar obliq. und also schwaͤcher Fig. 101. 102. 103. Andere machen den Win- ckel noch spitziger/ solches aber ist unnoͤtig/ weil sie also zu schwach fallen/ und der innwendige Raum wird zu enge. 3. Die Feld-Schantzen mit halben Bollwercken: Diese werden aus dem Trian- gul und Quadrat gemachet/ der Triangul wird meistentheils/ als der gar schwa- che Bollwercks-Winckel giebet/ verworffen/ doch siehet man gleichwol in den Belaͤgerungen hin und wieder solche Triangul liegen/ kan derowegen selbiger auch mit genommen werden. Man beschreibet erstlich Fig 104. einen gleichseitti- gen Triangul a b c, und theilet eine jegliche Seite desselben in drey Theil/ und ver- laͤngert auch jede umb ⅓ biß in d e f, und zeucht die Defens- Lineen aus d in a, aus e in b, und aus f in c, auff die Ecken des Trianguls/ nimbt zu den Kehlen a i b g, und c h, auch ⅓ der Seiten/ und laͤsset denn die Schultern herunter fallen. Son- sten sind noch unterschiedliche Inventiones den Triangul zu fortificiren / nicht zwar so sehr des Trianguls halber/ als solche in den Irregular- Wercken/ da spi- tzige Winckel als der Triangul hat/ fuͤrfallen zu appliciren, erdacht worden. (1.) Denn erstlich ist die sechseckichte Stern-Schantze Fig. 103. anders/ als ein Triangul in Tenaille, oder mit Zangen-Wercke befestiget. (2.) Zum oder Kriegs-Bau-Kunst. (2.) Zum andern kan man ihn auch mit Bollwercken auff den Seiten fortifici- ren als Fig. 105. theile ich des Trianguls jegliche Seite/ nach dem ich selbigen zu- vorhero gezogen in vier Theile/ und richte mitten auff jeder Seiten eine Haupt- Linee auff/ die auch ¼ derselben halte/ und aus einẽ Viertheil der Seiten ziehe ich die Gesicht-Linee/ die Kehl-Lineen halten auch ein Viertheil. (3.) Zum dritten mit comportirten Bollwercken Fig. 106. ist beschrieben ein gleichseittiger Triangul a b c, und aus desselben Winckeln auff die gegen uͤberste- hende Seiten Perpendicula c d, a k b i, gefallet/ dessen eine Seite des Trianguls ex. gr. a b, verlaͤngere ich zu beyden Seiten/ und trage die Laͤnge des Perpendi- culi d c aus d in e ũd f, aus e ũd f aber ziehe ich durch dẽ Winckel c gerade Lineẽ e h, ũd f g, nach Beliebung/ theile deñ das Perpendiculum d c in fuͤnff Theil/ und setze ⅕ desselben von c in m und n, aus m und n, ziehe ich gerade Lineen biß k und i, und trage auff dieselben von m und n, biß in o und p, die Weite vom Centro, biß an die Seite des Trianguls/ nemlich l k oder l d, letzlich ziehe ich aus o und p an die Seite des Trianguls Perpendicular- Lineen p r, und o q, so sind die beyden com- portirte Bollwercke q o m c, und r p c, umb den Winckel c fertig/ mit den andern Ecken a und b mache ich es auch also \&c. Abdias Trewe ziehet einen Triangul a g f, theilet eine jegliche Seite des Trianguls in fuͤnff Theil/ und richtet auff den Ecken des Trianguls zu beyden Seiten Perpendicular- Lineen auff/ so ⅕ der Seite halten/ ziehet von den Punct c eine Linee biß in d, und laͤsset von b zu k, die Schulter fallen/ so ist a b die Kehle/ welche 1 der Seiten helt/ a d die Haupt-Linee/ T auch FORTIFICATION auch ⅕/ b k die Schulter/ k d, die Gesicht-Linee/ c k, die bewegliche Defens- Linee/ i c, der Streich-Platz auch ⅕ haltend/ und so ist die Ecke a auff einer Seite for- tificiret, mit den andern procediret er auch so/ Fig. 107. (4) Mit Horn-Wercken; Man beschreibet Fig. 108. einen gleichseittigen Trian- gul a b c, und theilet dessen jegliche Seite in zwey Theil/ d e f, zeucht auch die Per- pendicula aus besagten Puncten in die gegen uͤberstehende Winckel a b c, aus e und f zeucht man dem Perpendiculo a d, Parallel- Lineen/ und e f mi t einer gera- den Lineen zusammen/ und dieser durch den Punct a eine Parallel- Linee g h, und beschleust also das Parallelogram, e f g h: Die Linee g h theilet man in 3. Theile/ verlaͤngert e g, und f h, biß in i und k, und nimbt ein Dritt-Theil/ setzet es heraus biß i und k, und laͤsset also g i und h k ein Dritten-Theil die Haupt-Lineen seyn/ nach welchen man die gleichseittigen Triangul g m i, und h n k beschreibet/ so sind i m und k n die Gesicht-Lineen/ von m und n, lasse ich auff g h die Schultern n p, und m o perpenpiculariter herunter fallen/ theile dann die Linee k f, und i e in zwey Theile/ so ist k l und i z die Helffte von k f und i e, von dannen laͤßet man die Schulter l s, und z t perpendiculariter auff die Seite a p und a c auffallen/ so ist dieser Winckel a fortificiret, nach welchen ich die Winckel c und b auch fortifi- cire. (5.) Zum fuͤnfften versuchen auch etliche den Triangul mit gantzen Bollwer- cken zu fortificiren, wird aber von den meisten als untuͤchtig verworffen/ Wer es wil damit versuchen/ kan es also machen. Fig. 100. ziehe ich einen gleichseittigen Triangul a b c, theile dessen jegliche Seite in zwey Theil mit g h i, und ziehe auch die oder Kriegs-Bau-Kunst. die perpendicula in die gegenuͤberstehende Winckel a h, b g, c i, eines der Perpen- diculorum, als c i, theile ich in fuͤnff gleiche Theile/ verlaͤngere denn die Perpen- dicula durch die Winckel ein Stuͤcke hinaus/ und nehme denn die Distantz von Centro biß an die eine Seitte nemlich o g, zu den Haupt-Lineen a d, b e, und c f, ⅕ aber des Perpendiculi zu den Kehl-Lineẽ a k, b n \&c : Die Laͤnge der Capital b e, setze ich herumb/ von a in l, und ziehe aus l, die Linea l e, aus n richte ich die Schulter perpendiculariter auf/ so gibt n s d, ein halb Bollwerck/ also auch bey c trage ich die Capital c f, von c herumb in q, und ziehe q e, und setze auff der an- dern Seiten bey b die Schulter t u, und also ist t u e, das ander halbe Bollwerck. Weil aber diese drey Bollwercks-Winckel gar spitzig fallen/ und man dieselben gerne ein wenig groͤsser haben wolte/ muß man die Streich-Plaͤtze bleiben lassen/ und stracks bey den Schultern heraus ziehen/ und also sind die andern drey Bollwercke bey der 110. Fig. ohne Streich-Plaͤtze oder Secund. Flanq. angesetzet/ weiln mau stracks aus den Schultern die Gesicht-Lineen ziehet/ Jn uͤbrigen pro- cediret man wie vor. Die viereckichten Feldschantzen mit halben Bollwercken werden folgendes ge- macht; Jch beschreibe Fig. 111 ein gleichseittig Vier-Eck a b c d, und theile denn ei- ne jegliche Seite desselben in 3 gleiche Theil/ als die Seite a b in den Puncten o und p, auß o beschreibe ich einen Circkul-Bogen e f, und setze die Laͤnge des Radii o e von e in f, so haͤlt der Bogen e f 60 Grad/ theile den Circkul-Bogen e f in g in zwey Theil/ so haͤlt dessen Helffte e g, 30. Grad/ verlaͤngere die Seite c b biß in h, und ziehe von o durch g eine Linee/ biß sie in h die andere erlaͤngerte Seite c b er- T ij reiche/ FORTIFICATION reiche/ so gibt h den Bollwercks-Punct/ die Keel-Linee b p ist auch ⅓ der Linea a b, lasse die Schulter p i, fallen/ welche die Helffte der Haupt-Linee b h, ist/ und nach dieser des Goldmanni Art/ sind die vier Bollwercke bey a b c, und d angesetzet/ die andern vier bey e f g und h Fig 112, sind nach Freitags ander Manier (deñ die erste tauget nicht) verzeichnet; Dieser nimbt ⅓ der Seiten zur Haupt-Linee ex gr. e k, und ziehet von einem Drittheil nach k, man darff hier keinen Circkul-Bogen machen/ noch denselben theilen/ weil man hier schon die Laͤnge der Haupt-Lineen hat/ im vorigen Modo muß aber durch den Circkul-Bogen/ und dessen Theilung die Laͤnge der Haupt-Lineen gesuchet werden/ Jn den andern Stuͤcken kombt er mit vorigen Modo uͤberein. Abdias Trewe kombt auch mit Freitagio uͤberein. Seine beyde andere Mo- dos, als die nicht so gut als dieser/ gehet man dieses Orts Weitleufftigkeit zu ver- meiden/ vorbey. Die Bollwercke kan man nach Beliebung und nach Gelegenheit des Orts/ nicht allein herum wenden/ auff welche Seite man wil/ sondern auch an Wassern/ zwey als Hoͤrner forn heraus setzen/ die andern zwey aber auff die Seiten wenden/ daß am Wasser hinten eine gerade Linee bleibe: Zu diesen schickt sich besser/ daß man an statt des Quadrats eine Parallelogram nehme/ dessen kuͤr- tzeste Seiten zu den laͤngsten/ etwa wie 3. zu 4. ge proportioniret seyn/ so kommen die fordersten Bollwercke nicht so nahe an einander. Nur dieses ist zu merckendaß weñ ich ein Parallelogram also fortificire, die lange Seitte in 4 Theil und die kuͤr- tzeste in 3 Theil theile/ und also ¼ der langen Seite oder ⅓ der kurtzen Seite zu der Haupt-Linee \&c. Damit die Bollwercke an der langen und kurtzen Seitten ein- ander oder Kriegs-Bau-Kunst. ander gleich seyn/ und ziehe die Gesicht-Lineen aus der langen Seiten auß dem Mittel-Punct auff der kurtzen aus selbigen Punct/ wie in voriger Figur gesche- hen. Man kan auch hinten eine Tenaille ansetzen/ derer Haup-tund beyde Keel- Lineen den Haupt-Lineen der andern Bollwercke gleich/ nemlich ⅓ der gantzen Seite haltend/ Fig. 113. und 113. Dieses aber zu verrichten lasse ich in der mitten k eine Perpendicular- Linee fallen/ mache selbige den Haupt-Lineen gleich/ und ziehe bey den Neben-Puncten m und n zwey Lineen an die Haupt-Linea biß in o. Die Laͤnge der Seiten solcher viereckichten Feld-Schantzen ist nach Goldmanni Meinung von 120. biß 180. Fuͤß. Freitag setzet die Seiten der kleinesten von 60 Fuͤß/ doch nicht drunter: Etliche machen auch andere Figuren/ als 5/ 6/ und 7 Eck/ mit halben Bollwercken/ derer Kehl- und Haupt-Lineen jede ⅓ der Seiten halten: Die Face wird auch aus ⅓ gezogen. wie Fig. 115. zu sehẽ/ fallen aber schwach von Bollwercks-Winckeln und Schultern; Es werden aber die Haupt-Lineen an die Ecken der Fuͤnff-Eck perpendiculariter auffgerichtet/ denn sonsten geben es noch schwaͤcher Bollwercks-Winckel/ und muͤssen also perpendicular gezogen werden/ damit auff eine Seite nicht zwey halbe Bollwercke/ sondern nur eins komme/ denn sonst hette eine Seite zu viel/ und die andere zu wenig Defension. Die andern 45 und 6 Eckichte Feld-Schantzen mit gantzen Bollwercken/ koͤn- nen sonderlich aus den kleinen Royal auffgerissen/ und hernachmals nach ihrer Seitten Laͤnge/ so groß oder lang man sie haben wil/ ge proportioniret werden; Zum Vberfluß ist ein und das ander Exempel anhero gesetzet. (. Das Vier-Eck Fig, 116. ist aus dem Freitagio, in demselben ist eine Seite 10. Ruthẽ. Dieses nun zuverrichtẽ/ ziehe ich eine Linee/ von 10. Ruthen/ theile dieselbe T iij in 5 FORTIFICATION in 5 Theile/ setze den Polygon- Winckel eines Vier-Ecks an/ und complire die gantze Figur/ ziehe aus allen Winckeln die Haupt-Lineen heraus/ nehme zu der Kehl-Linee ⅕ derselben Seiten zu der Haupt-Linee ⅖ theile dann die Cortin in 4 Theil/ ziehe die Schultern/ und nehme zu demselben ¼ der Cortin und ziehe die Gesicht-Lineen/ welche halb so lang als die gantze Seite sind/ und komt mit obge- meldter des Faulhabers sechsten Manier uͤberein. 2. Fig. 117. Freitags funffeckichte Feld-Schantze/ diese machet er also: Er theilet erstlich eine Seite des Polygons, als a b in fuͤnff Theil/ nach dem er zuvorhero den Polygon- Winckel eines Fuͤnff-Ecks angesetzet/ und die Figur durch den Cir- ckul compliret hat und nimbt ⅕ Theil zu den Kehl-Lineen a d und b c, richtet auff allen Enden die Schultern auff und nimbt auch zu den Schultern c e und d f, hernach theilet er auch die Cortin i g, in Fuͤnff-Theil/ und nimbt derselben viere als i h, zu der Gesicht-Lineen/ solche setzet man an den Enden der Schulter auff/ biß sie oben zusammen reichen. Zu solchen Feld-Schantzen koͤnnen auch obange- zogene Fuͤnff-Eck des Faulhabers/ wie auch des Metii, und andere so geringe Streich-Plaͤtze und starcke Bollwercke haben/ doch in kleiner Proportion nach Beliebung und des Orts Gelegenheit verwandelt/ gebrauchet werden. 3. Letzlich das Sechs-Eck wird selten gantz zu den Feld-Schantzen gebrauchet/ sondern dessen Helffte wird etwa an Wasser-Stroͤme und bey der Bruͤcken gele- get/ wie Fig. 118. zuersehen/ Dieses zu verrichten mache ich eine gerade Linee/ und beschreibe an dieselbe Linee einen halben Circkul/ und setze den Diametrum drey- mahl herumb/ theile eine Seite in 5. Theile/ und nehme zu den Kehl-Lineen ⅕/ setze die oder Kriegs-Bau-Kunst. die Schultern auff/ und nehme auch zu denselben ⅕/ ziehe die Haupt-Linee durch alle Kehl-Punct/ und nehme zu den Haupt-Lineen ⅖ der gantzen Seiten/ und zie- he die Gesicht-Lineen zusammen; Man machet auch solche Feld-Schantzen ofter- mals nur mit einem oder 2. Bollwercken/ wenn sie sonderlich in die Trenche- menten geleget werden/ da man innwendig keines Anfals sich besorget/ sondern nur außwendig den Feind abzuhalten bendtiget/ oder da man sonst die meiste Gefahr vermuthet; Man setzet auch an den Feld-Schantzen/ so an das Wasser geleget werden/ nur hinten eine Tenaille oder Zange/ sonderlich wenn sie an oder zwischen Wasser geleget werden/ also an/ Man theilet die hinterste Seite a b, wann ich zuvorhero ein Vier-Eck/ forn mit 2 Bollwercken gemacht habe/ in der mitten in c in zwey Theil/ und eins derselben b c, wieder in fuͤnff-Theil/ lesset eine Perpendicular- Linee aus c herunter fallen/ und nimbt ⅖ c f zu der Haupt- Linee c d, wie auch ⅖ zu beyden Seiten zu der Kehl-Linee c e und e f, und ziehet die Gesicht-Lineen f a und e d zusammen/ wie Fig. 119. mit mehrern zu ersehen/ Fig. 120. laße ich den Winckel/ welcher ans Wasser geleget wird/ unge fortificiret, die andern Ecken aber fortificire ich/ wie bey den vorhergehenden Figuren geschehen/ Fig. 121. fortificire ich die beyden Bollwercke/ so ans Wasser zu liegen kommen/ nicht gantz/ sondern halb/ lasse an beyden Seiten in der mitten hinaus warts Perpendicular- Lineen fallen/ theile die halbe Seite in 4 Theil und setze ¼ von der halben Seitten auff die Perpendicular- Lineen/ ziehe dann von den Bollwercks- Puncten Lineen biß an die Perpendiculare, so werden die beyden Seiten/ welche ans Wasser zu liegen kommen/ wie eine Tenaille, sonsten procedire ich/ wie vor- hin gemeldet worden. Sect. FORTIFICATION Sectio II. Von den Aussen-Wercken. Hie solte zwar stracks nach dem Regular das Irregular zur Hand genommen werden/ Weiln man aber in den Irregular- Figuren/ so ungeschickte Winckel und Seiten haben offtermals/ da man mit den Principal- Wercken nicht zu rechte kommen kan/ sein Refugium zu den Außen-Wercken nehmen muß/ auch sonsten in denselben die Fortificir ung einer geraden Linee/ oder wie eine platte Form sol angeleget werden/ muß bekant seyn/ als wird solches beyderley dieses Orts nicht unbillig erstlich abgehandelt. Die Aussen-Wercke betreffent/ sind dieselbe fuͤrnemlich erfunden/ umb schwa- che Irregular- Oerther/ oder sonst alte Festungen damit außzubessern/ kommen auch sonst in den Feld-Laͤgern und Belagerungen wohl zu statten. Jn den Re- gular Royal-Wercken/ weil solche ohne das starck gnug/ hat man ihrer so groß nicht von noͤthen/ es were deñ daß man gar starck von Besatzung/ und den Feind von ferne auffhalten wolte. Diese sind aber fuͤrnemlich folgende: Ravelinen/ halbe Monden/ Horn-Wercke/ Kron-Wercke/ Tenaillen, Zangen oder Scheren/ Transversen oder Zwerg-Walle. 1. Ravelinen/ opera revulsa, parmulæ sind Aussen-Wercke/ wie kleine Jnsulen/ in Form eines Trianguls/ oder auch wohl eines gantzen Bollwercks/ ohne daß sie nicht so hoch und dicke seyn/ fuͤr die Cortinen mitten in den Graben geleget/ damit oder Kriegs-Bau-Kunst. damit das Wasser/ wo es verhanden/ gantz als um Jnsulen herumb fliessen kan; Jhre Ichnographia und Form ist unterschiedlich: Freitag hat erstlich dreyerley Arthen/ welche Fig. 122. beygefuͤget: (1.) Das erste A wird also gemacht: Jch fasse mit dem Circkul der Cortinen Laͤnge a b, und mache oben gegen der Cortin mit dieser Laͤnge einen Durchschnitt in c, ziehe deñ von c auff die Enden der Schultern d e zu gerade Lineen/ biß sie den Rand des Grabens in f und g anruͤhren/ (2.) Das Ravelin B anzulegen/ theilet man die Kehl-Lineen zu beyden Seiten als p q und r s in t und u in zwey Theil/ und zeucht von t durch vv, und von u durch x, als die eussersten Enden der Schultern gerade Lineen/ biß sie einander uͤber den Graben in y erreichen \&c. (3.) Das Ravelin c zu machen/ setzet man mitten auff die Cortin in i eine Per- pendicular- Linee auff/ und nimbt denn ¾ oder wie Cellarius wil/ ⅔ der Gesicht- Linee/ das ist 18 oder 16 Ruthen von der eussersten Kante des Grabens/ von h biß in k zur Haupt-Linee/ von k zeucht man auff die Enden der Schultern zu ge- rade Lineen/ so die Kante des Grabens in n und o beruͤhren. Fig. 123. sind noch andere drey Sorten fuͤrgestellet. 1. Abdias Trewe theilet auch die Kehlen auff den Seiten in zwey Theile/ als in den Puncten a und b, und fasset solche Laͤnge mit dem Circkul/ und beschreibet ei- nen gleichseittigen Triangul a b c, was von desselben Spitze uͤber den Graben hinaus reichet/ gibt das Ravelin D. 2. Das Ravelin E ist aus Goldmanno, dieser verlaͤngert die Schultern der V Boll- FORTIFICATION Bollwercke uͤber dẽ Grabẽ/ biß an desselbẽ Rand in d ũd e ũd zeucht die Linee e d, und nach dieser beschreibet er dẽ gleichseittigen Triangul d e f, solcher gibt den das Ravelin/ dieses aber wird sehr groß/ sonderlich auff seinen langen Cortinen von 48. Ruthen und hat aus den Gesichtern schwaͤcher Defension, alsdie andern. (3.) Himselius haͤlt bey dem Ravelin F den Mittel-Weg/ und zeucht die Ober- sten Enden der Schulter g h zusammen/ und beschreibt den gleichseittigen Trian- gul g h i. Faulhaber hat folgende Observationes von Ravelinen. Die Ravelinen wer- den theils mit Espaulen oder Schultern/ theils ohne dieselben gemachet; Jhr Winckel sol nit unter 60 ũd uͤber 90. Grad seyn/ die Face sol aus dẽ Eck/ da die Face und Espaul der Bollwercke zusam̃en stoßen/ gezogẽ werden: Jn den langen Corri- nen streichet wohl die Face aus der halben Espaule., oder wohl gar aus dem Streich-Winckel/ die Laͤnge der Facen ist von 12. biß 18. Ruthen/ die Espaulen (so sie solche haben 5. 6. in 8 Ruthen; Die Haupt-Linee/ welche ohne Mensur, soll allewege mitten fuͤr der Cortin liegen. Jm uͤbrigen kombt er mit Freitagio und Cellario uͤberein/ und bald hernacher setzt er folgende Worte: Fuͤr etlichen Jahren haben die Ingenieur in Niederlande Ravelinen erdacht/ welche sie an den bedeckten Weg auff die Contrescarpe der eussersten Wercke le- gen/ so wohl fuͤr die Bollwercke/ als Horn-Wercke/ derer Facen auff 20. oder 12. Ruthen machend; Dieser Anlage des Walles ist 30 Schuh breit/ und 3 oder 4 Schuh hoch/ droßirende auff beyden Seitten ¾ oben 24 oder 25½ Schuh breit/ der Brustwehre Anlage ist 13. oben 8 Schu: hierzu Erde zubekommen/ schneidet man oder Kriegs-Bau-Kunst. man hinter den Ravelinen biß zum verdeckten Wege 3 Schuh ein/ und so man mehr noͤtig/ machet man außwendig fuͤr den Ravelinen einẽ Graben 40 Schuh breit/ 8 Schuh tieff/ 6 Schuh droßirend/ den bedeckten Weg 12. Schuh/ mit der Banck und Anlauff der Brustwehre/ des verdeckten Weges Brustwehre sol ha- ben in der Laͤnge 120. Schuh. Solche Ravelinen werden gemachet/ weil man in den Contrescarpen zu sehr entdecket und weñ solche gewonnen werden/ kan man aus dieser grossen Widerstandt thun/ so weit Faulhaber. Die Ravelinen so in den Irregular- Wercken fuͤr lange Cortinen geleget werden/ kan man auch nach obgeschriebener Proportion sonderlich verfertigen/ ohne daß ihr eusserster Win- ckel meistentheils recht faͤlt/ und die Defension nicht aus den Enden der Schul- tern/ sondern wol mitten aus denselben/ ja gar wohl aus den Streich-Winckeln/ nach dem die Cortinen lang/ wie schon oben Faulhaber erinnert/ muͤssen gezogẽ werdẽ: die mit Schultern werden wie platte Bollwercke uͤber den Grabẽ geleget. Es sey Fig. 125. Eine lange Cortin A B auff 60 Ruthẽ fuͤr diese sol ein Ravelin mit Schultern (sonderlich weil an diesem Orte eine Pforte und selbige zu sehr bloß lieget) geleget werden/ als ziehe ich die beyden Enden der Schultern zusam- men mit der Lineen C D, theile die Linee C D in zwey theil/ und richte in der mit- ten auff diese eine Perpendicular E F auf/ theile hernach die Linee C D in 3. Theil/ und setze ½ der Linee C D, allhie 20 Ruthen/ zur Haupt-Linee E F, diese theile ich in fuͤnff Theil derer 3 nemlich 12 Ruthen geben zu beyden Seiten/ die Kehl-Lineen E G und E H, setze auff G und H Schultern/ und nehme zwey Theil der Haupt- Linee/ nemlich 8 Ruthẽ zu dẽ Schultern g i und H k ũd ziehe F I ũd F K zusammẽ/ V ij weil FORTIFICATION weil aber der Graben zwischen diesen Ravelin und der Haupt-Festung ziemlich schmal faͤlt/ als kan man solches hinaus ruͤcken/ damit der Graben seine gebuͤhr- liche Breite bekomme/ doch daß dasselbe innerhalb seiner rechten Defension blei- be. Wie die Ravelinen fuͤr die Horn-Wercke anzulegen/ sol bald hernacher/ wie sie auffzubauen/ und ob sie mehr schaͤdlich als nuͤtzlich/ bey ihrer Orthographia erin- nert werden. II. Zum andern folgen in den Aussen-Wercken die Lunulæ oder Opera lunata halbe Monen; Allhier ist nicht viel von den Nahmen zu disputir en/ Ob die Rave- velinen auch halbe Monen/ oder die halbe Monen auch Ravelinen koͤnnen ge- nennet werden/ wie den solche Nahmen promiscuè von beyderley Wercken bey den Autoribus im Gebrauche; Sondern man laͤsset/ confusion zu vermeiden/ mit den accuratioribus die Wercke fuͤr dẽ Cortinen Ravelinen/ weil an diesem nichts der Gestalt des Mones gleich zu sehen/ die aber fuͤr den Spitzen der Bollwercke/ wegen ihrer innwendigen Zurundung/ halbe Monen seyn. Sind demnach die halben Monen Aussen-Wercke/ wie kleine Bollwercke/ welche ausserhalb des Grabens fuͤr die Bollwercke/ so zu schwach und gering befunden geleget wer- den/ dieselbe desto besser dardurch zu verwahren und defendiren, und werden von den Haupt-Wercken abgesondert/ Von diesen ist absonderlich zu observi- ren, (1.) daß dieselbe keines Weges alleine ohne andere Aussen-Wercke fuͤr den Cortinen liegend/ muͤssen angeleget werden/ denn fuͤr und an sich selber sind sie wehrloß/ koͤnnen auch wegen Entlegenheit aus der Haupt-Festung nicht defen- diret werden (2.) daß sie nicht alleine mit den Ravelinen hinten/ sondern auch an oder Kriegs-Bau-Kunst. an den Schultern muͤssen offen gelassen werden/ damit wann der Feind sich etwa derer bemaͤchtiget/ er keine Bedeckung oder Vortheil in denselben gegẽ der Stadt haben koͤnne/ und dieses ist in genere auch von allen andern Aussen-Wercken zu- verstehen/ daß sie nemlich niedriger als die Haupt-Wercke/ und gegen denselben offen muͤssen gebauet werden/ damit diese jene commandiren moͤgen. Die Stru- ctur oder Ichnographia der halben Monen ist unterschiedlich. Freitag hat drey- erley Sorten (1.) der erste Fig. 122. mit G verzeichnet/ ziehe ich durch den Kehl- und Bollwercks-Punct durch die Rundung des Grabens eine Linee/ welche die Haupt-Linee des halben Mondens seyn soll/ setze auff dieselbe ¾ der Gesicht-Linee des grossen Wercks von der eussersten Rundung des Grabens/ das ist 18. Ruthẽ/ theile die beyden Kehlen der nebenstehendẽ Bollwerckẽ in 2 Theil/ ũd ziehe die Ge- sichter mitten aus solchẽ Kehl-Lineẽ der nebenstehende Bollwercke/ verlaͤngere die Facen der Faußebray biß uͤber dẽ Grabẽ hinaus/ solche schneidẽ die Schultern ab. (2.) Des andern H Haupt-Linee ist auch wie vorige/ und wird ebenfals durch den Kehl- und Bollwercks-Punct wie auch Rundung des Grabens gezogen/ die Gesichter sind gezogen aus den Kehl-Puncten der nebenstehenden Raveli- nen: Die Schultern werden abgeschnitten durch eine lange Linea/ so aus den Ecken der Cortin und Schulter der benebenstehenden Bollwercke uͤber die eus- serste Spitze der Faußebray hinaus/ biß an die Gesicht-Linee des halben Mons gezogen wird. (3.) Des dritten 1 Gesicht-Linee streichet aus dem Mittel der Schultern an den benebenstehen den Bollwercken; seine Schultern werden ab- V iij geschnit- FORTIFICATION geschnitten durch eine Perpendicular- Linee von den Gesichtern der Faußebray an die Gesichter des halben Mones gezogen/ die Haupt-Linee ist wie in den vo- rigen (4) der vierdte k, Fig. 123. ist des Metii, dieser schneidet unten von den Ge- sicht-Lineen der zur Seiten stehenden Ravelinen etwa 40 oder 50 Fuͤß ab/ und zeucht deñ dem eussersten Rande des Grabens/ ehe er abgerundet wird/ oder den Gesichtern der Bollwercke Parallel Lineen/ biß sie einander erreichen/ Jhre Gesicht-Lineen nimbt er auff 200. oder 220. Fuͤß/ von dannen werden die Schul- tern an den Graben angehencket/ daß sie an die gegen uͤberstehenden Gesicht-Li- neen des Principal- Bollwercks wenn man sie vollend außzoͤge/ stossen. (5.) Mit diesem kombt fast Goldman uͤberein/ der zeucht auch dem Graben Parallel- Line- en auff 45. Fuͤß/ die Gesicht-Lineen macht er 200. Fuͤß/ von derer Ecken zeucht er an den Graͤben die Schultern etwas schrege ohngefehr auf 48½ oder 49. Fuͤß. Dieser ist in voriger Figur lit. L. (6.) Endlich der sechste M ist nach Cellarii Anweisung verzeichnet/ dieser zeucht durch die verlaͤngerte. Haupt-Linee an der Rundung des Grabens eine Quer-Linee/ so solche Orthogonaliter, oder ad an- gulos rectos durchschneidet/ und traͤget auff diese zu beyden Seiten 8 Ruthen/ daß ihre gantze Laͤnge sey 16/ beschreibet denn uͤber denselben einen gleichseittigen Triangul und ziehet die Lineen zusammen/ also daß die Gesicht-Lineen auch 16. Ruthen kommen/ von derer Enden werden die Schultern den Gesicht-Lineen des Haupt-Bollwercks mit Metio gleich gezogen/ also daß sie an die gegenuͤberste- hende Gesicht-Lineen/ wenn man sie vollend außzoͤge/ stossen. III. Die dritte Art der Aussen-Wercke nennet man Horn-Wercke/ und solche wer- oder Kriegs-Bau-Kunst. werden nicht unbillich von Faulhabern unter allen ledigen/ Wercken die nutzbahresten genennet/ und sind grosse ablange Wercke/ ausserhalb des Grabens/ wo die schwaͤchsten Oerter der Festung sind mit zwo langen Sei- ten ins Feld getragen/ wie Jnsulen fuͤr die Principal, so wohl Bollwercke als Cor- tinen (doch meistentheils vor diese) forn mit zwey halben Bollwercken oder Spitzẽ als Hoͤrnern hinaus geleget/ zu dem Ende/ daß sich der Feind nit so leicht zur Festung nahen kan/ und haben zu allen Seiten wie die Ravelinen und halben Mond ihre Waͤll/ Brustwehr und Graben. Von diesem ist in Specie zu mer- cken. (1.) Daß man ihre Seitten nicht zu kurtz/ auch nicht zu lang mache; denn fallen sie zu kurtz/ kan man in Nothfall solche Wercke/ wie gebraͤuchlich nicht abschnei- den/ fallen sie zu lang/ koͤnnen sie als ohne das der schwaͤchste Ort nit gnugsame Defension aus der Haupt-Festung haben: Jhre gebraͤuchliche Laͤnge ist/ daß sie sich nemlich nach den Mußqueten richten/ und von den Enden der Streiche oder Schultern etwa 60 oder 70. Ruthen hinnaus lauffe. (2.) Daß man so muͤglich und nicht sonderliche Vrsachen oder Verhinderung fuͤrlauffen ihre beyde Seitten parallel ziehẽ/ denn wiewol etliche dieselben forne breit/ etliche spitzig machẽ/ ist doch am besten/ daß sie forn und hinten gleich seyn/ deñ seynd sie hinten breit und fornen schmal/ wird ihe Defension dadurch gerin- gert/ sind sie forn breit/ werden ihre foͤrderste Bollwercks-Winckel gar spitzig/ hat der Feind in denselben Bedeckung/ anderer Incommodit aͤten zugeschweigen/ und doch muß man sich bißweilen nach des Orts Gelegenheit richten/ und kan eine FORTIFICATION eine kleine Verenderung oder Einziehung/ wenn es die Gelegenheit nicht anders leiden wil/ so groß nicht schaden. (3.) Jhre forder Breite ist gemeiniglich den Cortinen, dafuͤr sie geleget werden/ etwa von 36. biß 48. Ruthen gleich: Faulhaber hat folgende observationes von demselben: Die Laͤnge der Hornwercke wird 28. oder 30. Ruthen (Goldmann hat 48) uͤber den Graben angeleget. Wenn man sie aber in gleicher Proportion des ersten Profils abschneiden wolte/ muß man sie wohl auff 1000. oder mehr Schuh vom Walle lang machen: Die Breitte wird gemachet nach des Orts Gelegenheit/ welche fuͤr den Cor- tinen liegen/ sind bißweilen der halbe Theil Polygonis interioris, bißweilen der dritte Theil exterioris, am meisten aber/ so mans haben kan/ sind sie der Cortinen gleich/ ob schon dieselbe auff 48. Ruthen breit were/ denn je breitter die Horn- wercke seyn/ je besser sind sie; die fuͤr den Bollwercken wollen sich nicht so breit lei- den/ und fallen an denen die Seiten nicht parallel, \&c. Hactenus Faulhaber. Jhre Structur und delineation ist unterschiedlich. Obgedachter Faulhaber hat alleine wohl 8 oder mehr Sorten; Freitag 3/ von denen sind etliche der besten in folgenden beschrieben/ und verzeichnet (1.) das erste Fig. 124. mit A verzeichnet/ ist Goldmanni, dieser zeucht zwey Lineen von den Schultern an/ a c, und b d, 48. Ruthen lang uͤber den Grabens also daß sie von den eussersten Rande des Grabens an 48. Ruthen hinaus fallen/ ziehet oben die Linee c d zusammen/ so ist selbige der Cortin gleich bey ihm auch 48 Ruthen/ diese c d theilet er in g in zwey Theil/ und richtet aus g eine Perpendicular- Linee auff g h, mit g c oder g d, glei- cher oder Kriegs-Bau-Kunst. cher Laͤnge und zeucht denn h d und h c zusammen/ und beschreibet nach dieser Laͤnge h d und h c, zwey gleichseittige Triangul c h i, und h d k ziehet k c und d i, so geben k c und d i, die Gesicht-Lineen/ welchen gleich seyn die Haupt-Lineen c l und d m, ziehet die Linee l m zusammen und laͤßet die Schultern von k und i per- pendiculariter herunter fallen/ auf die Linee l m biß in n und o, so ist n o, die Cor- tin. 2. Das andere Horn-Werck B ziehe ich eben a c und b d zwey Lineen von den Schultern an der Cortin gleich hinaus/ also daß sie vom eussersten Rande des Grabens an so lang seyn als die Cortin, ziehe oben die Linee c d zusammen/ so ist selbigeder Cortin e f gleich/ theile die foͤrderste Breite c d in drey gleiche Thei- le/ und setze ⅓ zu den Haupt-Lineen c g und d h herunter/ ziehe die Linee g h auch zusammen und beschreibe hineinwarts zwey gleichseittige Triangul/ g c i, und d h k, lasse aus i und k die Schultern auff die Linee g h perpendiculariter nieder/ so ist das Horn-Werck fertig. 3. Das dritte C Fig. 126. ist Himselii, dieser theilet auch die forderste Linee a b in drey Theil/ nach deme zuvorhero die Linee b und Z a uͤber den Graben so lang als die Cortin hinaus und die Linee a b zusammen gezogen/ nimbt derer eins zu den Haupt-Lineen c b und a d, und zeucht d c zusammen/ setzet auch ⅓ der Linee a b von c in e, und von d in f, von c biß a und f biß b, werden Lineen gezogen/ und auff demselben die Gesicht-Lineen a g und b h, abgeschnitten/ in dem ich auff f und e die Schultern perpendiculariter herunter lasse/ unnd dieses ist ein gut und gar wohl ge proportionirtes Horn-Werck. 4. Das vierdte D in selbiger Figur/ ist aus Freitagio, dieser setzet an die Enden der Seiten a b mit einem Transporteur, nach deme zuvorhero die Linee f a und X r b uͤber FORTIFICATION r b uͤber den Graben so lang als die Cortin hinaus und die Linee z b zusammen gezogen/ die Winckel c ab und d b a an/ jeden von 25. Grad/ und theilet solche wieder durch die Lineen a g und b h in zwey Theil/ da nun diese letzte Lineen die er- sten als in i und k durchschneiden/ ist das Ende der Gesicht-Lineen/ von dannen werden die Schultern perpendiculariter herunter gelassen biß in l m und zeucht denn l m zusammen so gibt l m die Cortin. 5. Letzlich das fuͤnffte E ist aus dem Faulhaber: Er ziehet auch von den Schultern zwey Lineen p a und r b, welche von den eusersten Rande des Grabens so lang seyn als die Cortin, (wiewol sie hier wegen Mangel des Raums nicht so lang genommen) und ziehet die foͤrderste Li- nee a b zusammen/ die foͤrderste Seite a b theilet er in sieben Theil/ deren zwey nimbt er zu der Haupt-Lineen a c, b d, ziehet c d auch zusammen/ wie auch zwey zu den Keel-Lineen c d e f, drey bleiben fuͤr die Cortin e f, theilet die Cortin in 3. Theil in m und n, zeucht aus den einen Streich-Platz m biß a, und aus den andern n biß b Lineen/ richtet von e an die Linee a m und von f an die Linee n b perpendi- larem auf/ so seynd e r und f t die Schultern und schneiden zugleich die Gesicht- Lineen r a und t b abe. Es haͤtten dieses Orts wol mehr Sorten der Hornwer- cke beygebracht werden koͤnnen/ ist aber an diesem/ welche alle gut/ und fuͤr die be- sten zu halten/ all gnug; Wie ein lang Hornwerck abzuschneiden ist bey dẽ Horn- wercke k, Fig 126 zusehen. Vber das werden auch nicht allein fuͤr die Cortinen der Hornwercke Ravelinen/ sondern auch derer Spitzen halbe Monen geleget/ ja man findet Exempel/ daß solche gantz in Kronwercke eingeschlossen. Das Ravelin an dem Horn-Werck B, Fig 124. ist folgender massen gemachet; Jch oder Kriegs-Bau-Kunst. Jch verlaͤngere die beyden Schultern von k und i uͤber den Graben biß in m und n, theile die Linee m n in o in zwey Theil/ richte auß o die Perpendicular- Linee o p mit o m oder o n, gleicher Laͤnge auff/ ziehe also n p, und m p, zusam̃en/ so ist der recht wincklichte Triangul n p m beschrieben. An dem Horn-Wercke C. Fig. 126. ist ein anders. Jch theile zu foͤrderst die Gesicht-Lineen des Horn-Wercks in 3 Theil/ ziehe aus den Kehl-Puncten c d durch das letzte ⅓ der Gesicht-Lineen/ welches der Cortin des Horn-Werckes am naͤhesten ist/ gerade Lineen/ biß sie ein- ander obẽ durchschneidẽ/ ũd also ist diß Ravelin auch fertig/ der halbe Mon x an diesem Horn-Wercke ist nach Cellarii Manier/ oben Fig. 123 bey den halben Mon m, beschrieben/ angeleget/ doch kan man hierzu wohl die anderen gebrau- chen/ wiewol sich fast dieser am besten schicken wil/ umb ein solch Horn-Werck mit einem Ravelin ist Fig 127. ein Kronwerck folgender massen verzeichnet: Nach dem der Graben a b c d e umb das Hornwerck und sein Ravelin herumb geris- sen/ ziehe ich etwa auff 60. Fuß Parallel- Lineen f g, i, l m, theile deñ die Linee g i und i l in h und k in zwey Theil/ so geben i h und i k die Helffte der Linee g i oder i l die Kehl-Lineen/ nehme die Helffte der Lineen g i oder i l, zu den Schultern h r, und k s, derer Enden ziehe ich mit einer geraden Linee zusammen/ und beschreibe den gleichseitigen Triangul r s t, so ist das foͤrderste Bollwerck fertig (Faulhaber nimbt ⅓ der Linee g i zu den Kehl-Lineen) die Linee g f und l m werden dreymal so lang genommen als g h und k l, oder auch den Gesicht Lineen des mittlern Boll- wercks wie hier gleich gemachet/ von f unnd m werden die Gesichter der Seiten Bollwercke herunter gezogen/ den Seitten des Horn-Wercks parallel X ij ihre FORTIFICATION jhre Laͤnge f n, und m o ist gleich der Gesicht-Lineen des fordern Bollwercks t r, \&c: Die Schultern an denselben n p, und o q werden offen gelassen/ und nur mit einen Graben versehen. Die vierdte Art der Aussen-Wercke sind die Kronen-Wercke/ welche nicht an- ders seyn als zwey aneinander gestossene Horn-Wercke/ mit zwo langen Seiten/ die aber nicht parallel, wie in den Horn-Wercken/ sondern gemeiniglich hinten gegen die Festung eng/ und vorwarts weit sind/ haben mitten ein gantz oder mehr/ und auff den Seiten zwey halbe Bollwercke/ werden so wohl fuͤr die Boll- wercke/ als fuͤr die Cortinen der Haupt-Festung geleget/ sonderlich wo Hoͤhen und bergichte Oerter und Commandamenten seyn/ damit der Feind selbige nit præoccupiren, oder von dannen der Festung Schaden zufuͤgen moͤge/ haben auch ihren Wall und Brust-Wehr/ wie ein ander Aussen-Werck; Sind gar starcke und nuͤtzliche Wercke/ den sie in allen ungelegenen Oertern/ die man sonst in keine Defension bringen kan/ koͤnnen appliciret und angeleget werden; Jhre Structur ist folgende: Fig 125. ist erstlich eines A, lieget fuͤr einer Cortin: in diesem richtet man von dem Mittel der Cortin eine Perpendicular- Linee auff/ etwa 90/ 100/ oder 110 Ru- then lang/ allhier sind 100 genommen/ nemblich a b, aus b beschreibet man einen Circkul-Bogen nach Beliebẽ/ und setzet dessen halben Diametrum zu beyden Sei- ten herumb/ von c in d und e, und zeucht von b durch d und e, Lineen b f, und b g, so lang/ daß wenn man von f und g Perpendicular- Lineen herunter laͤßt/ sie ge- rade auff die Enden der Schultern g h zulauffen. Doch ist man an solche Pro- portion oder Kriegs-Bau-Kunst. portion so genau nicht gebunden/ sondern man kan von derselben etwas nach Gelegenheit des Orts geben und nehmen. Wird also der Winckel f b g 120. Grad halten/ aus b laͤßet man Perpendicular- Lineen herunter b h und b i, aus f und g auch andere Perpendicular- Lineen/ biß an die Kante des Grabens f k und g l, so gibt k f b h ein/ und i b g l das andere Horn-Werck/ derer beyde halbe Bollwer- cke in der Mitten zusammen gestossen sind/ und werdẽ nur nach einer obgeschrie- benen Manier der Horn-Wercke ge fortificiret. Wenn ein Kron-Werck fuͤr ein Bollwerck zu liegen kombt/ nimbt Freitag ihre mittelste Laͤnge von der Spitzen des Bollwercks-Puncts auff 60. Ruthen/ fuͤr den Cortinen aber vom Mittel derselben 96 Ruthen: Jhren Winckel machet er gleich dem Polygon- Winckel des grossen Werckes dafuͤr sie zu liegen kommen/ die eussersten Polygonen von 40 biß 60 Ruthen nach Gelegenheit des Orts so damit sol beleget werden/ nach dem derselbe breit oder schmal/ und nach diesem werden die andern Lineen aus dem grossen Royal ge proportioniret; Hierzu schicken sich gar wohl des Goldmanni Tabellẽ zu den Dodrantalibus und Dimidiatis ausgerechnet/ wie auch Freitags klein Royal und was drunter/ und koͤnnen sonderlich am besten hierzu gebrau- chet werden/ die Theile die von Fuͤnff-Sechs-Sieben- und Acht Eck \&c. Das an- dere Kronen-Werck B in selbiger Figur ist aus Goldmanno, dieser verlaͤngert die Haͤupt-Linee von der Spitze des Grabens a biß b 300. Fuß/ nimbt denn die Linee a b, oder eine Linee etwas kuͤrtzer als a b, wie hier/ und ist daran nichts gelegen/ und beschreibet zu beyden Seiten gleichseittige Triangul a b c, und a b d und ver- laͤngert diese Seiten b c und b d biß in e und f, also daß b e und e f auff 640. Fuͤß X iij sich FORTIFICATION sich erstreckẽ theilet deñ solche in dẽ Punctẽ g h i, in vier Theil/ aus g und i werden perpendicular- Lineen herunter gelassen/ auch ¼ der Seiten b e haltend/ nemlich g k und i l, derer Helffte k m, und l n gibt die Schultern/ k l die Cortin, und zeucht denn die Gesicht-Lineen e m und b n, wie auch die Linee e r biß an den Graben/ mit dem andern Theile procedire ich auch also. Man kan aber auch wohl die Seitten b e und b f etwas kuͤrtzer/ nach dem es des Orts Gelegenheit/ und die Defension leiden wil/ anlegen: Wann etwa die ei- ne oder die andere Seite zu lang von der Haupt-Festung wolte hinaus lauffen/ oder sonst an einem ungelegenen Orte/ einer andern alten Festung/ welche nicht zu aͤndern/ und von dannen sie nicht gnugsam Defension haben koͤnte/ anstiesse/ kan man noch wohl ein halb Bollwerck zur Seiten ansetzen/ wie in voriger Figur 125. an der Seiten f o zu ersehen: Wenn auch letzlich die Berge oder Hoͤhen/ dar- auff solche Wercke gelegen/ weit in dem Begriff/ kan man mitten wohl zwey/ drey oder mehr gantze Bollwercke legen/ und dann an den Enden zwey halbe/ und solche deñ bester massen man kan/ an die Haupt-Festung anhengen; nur daß fuͤr allen Dingen auff die Defension gesehen werde/ und keine Seite dem Feinde bloß nach Beliebung drein zu gehen/ gelassen werde. Wie man fuͤr die Cortinen der Horn-Wercke Ravelinen/ und fuͤr derselben Ecken halbe Monen kan legen/ eben solches kan auch an den Kronen-Wercken ge practiciret werden/ wie bey den beyden A und B, Fig. 125 zu sehen/ umb selbige damit zu verstercken/ doch wird solches fast unnoͤtig geachtet/ weil solche Wercke doch ohne das von forn zu starck gnug/ und man kein Exempel weiß/ daß der Feind diese und die Horn- Wercke oder Kriegs-Bau-Kunst. Wercke/ wegen der nahen und starcken Defension von forn zu approchiret oder sonst angegriffen hette/ sondern wenn er sich an dieselbige machet/ greiffet er sie auff den langen Seitten an/ derowegen am meisten noͤtig/ auf solche fleissig Ach- tung zu haben/ daß sie in guter und gebuͤhrlicher Defension gehalten werden. Zum fuͤnfften wenn man in der Eyl zu keinen Horn-Wercken gerathen kan/ behilfft man sich mit Tenaillen, das ist/ Scheren oder Zangen-Wercken/ Diese sind denen Hornwercken nicht ungleich/ ohne daß die Lineen innwendig eingebo- gen sind/ unnd dahero keine Cortin noch Bollwercke haben/ sehen gleich einer auffgemachten Zangen oder Scheren/ und werden gebauet an statt der Horn- Wercke/ weñ dieselben offt in geschwinder Eyl nicht koͤnnen auffgefuͤhret werdẽ/ oder man sonsten die Vnkosten in etwas ersparen wil. Sie werden gleich den Horn-Wercken fuͤr die Cortinen oder ander Plaͤtze geleget/ ihre foͤrdere Breite ist den Cortinen gleich/ ihre Seiten aber werden nit so lang wie der Horn-Wer- cke hinnaus geleget/ sondern nur etwa auff 40 oder 50. Ruthẽ von den Enden der Schultern erstrecket/ denn weil sie schwaͤcher von profil als die Horn-Wercke/ und mehrentheils zur Noth und in der Eyl werden auffgebauet/ als haben sie auch staͤrcker Defension von noͤthen: Diese seyn einfach oder doppelt. Eine einfa- che ist Fig. 125. dẽ Kron-Wercke B fuͤrgeleget (nit eben als weñ solche eigentlich fuͤr die Kronen-Wercke gehoͤretẽ/ wiewol sie hier auch koͤnnẽ gebrauchet werdẽ/ son- dern das Kronen-Werck sol jetzo ein Stuͤcke einer Royal-Festung gelten) und mit C verzeichnet/ die foͤrderste Seite a b wird in 4 Theil getheilet/ nach dẽ zuvorhe- ro Lineẽ võ dẽ Endẽ der Schultern 40 oder 50 Ruthẽ hinaus erstrecket/ ũd die Li- nee a b zusam̃en gezogẽ/ lasse auf dẽ Mittel ď Linee eine perpendic. Linee herunter welche FORTIFICATION welche ein Viertel der jetztgetheileten Linee haͤlt/ ziehe von a biß d und von b biß d die Gesicht-L i nee/ so man Zeit hat (weil dieses mehrentheils Wercke seyn/ so man in Eyl gegen dem annahenden Feind auswirfft) kan man ein Ravelin dafuͤr legen; dessen Haupt-Linea auff der Kante des Grabens auffgestellet/ g h, ist die Helffte der Linea a d, nemlich a k die Gesichter werden auch aus der Lineen a d und b d Helffte k i gezogen. Eine doppelte Zange ist Fig. 124. lit. C. a b c ist gemachet wie eine einfache Tenaille, solche aber auffzureissen/ ziehe ich oben die Linee a b, nach dem sich zuvorhero auch die Lineen von den Schultern 40 oder 50 Ruthen hinaus erstrecken/ zusammen/ theile solche in 4 Theil/ lasse ein Viertel der Seite d c aus der Mitten herunter fallen/ verlaͤngere solche Linee d c hinauswarts um ein halb Virtel biß in e, ziehe a c und b c mit blinden Lineen zusammen/ und theile solche blinde Lineen in f und g in zwey Theile/ und ziehe von a biß f, und von f biß e, von e biß g, von g biß b die Lineen zusammen/ so ist diese Figur fertig. VI. Letzlich so gehoͤren hieher die Transversen oder Zwerg-Waͤlle welche auff enge Paͤsse und Landstrassen/ so zu beyden Seiten Morast und Wasser/ oder auch dicke Holtzung haben/ da sie am engsten seyn/ des Feindes an marchiren da- durch zu verhindern/ pflegen geleget zu werden/ Etliche bauen solche auf die Waͤl- le und Gassen der Stadt in Belaͤgerungen/ sonderlich fuͤr die Pforten oder Tho- re/ und dergleichen Oerter/ da man des Feindes Einfall vermuthend/ daß da er schon ein Theil des Walles erstiegen oder eine Pforte und Stuͤck einer Gassen einbekommen/ man sich doch in selbige reteriren, und so viel muͤglich/ Wider- standt thun koͤnne/ angesehen/ daß man unterschiedliche Exempel hat/ daß der Feind oder Kriegs-Bau-Kunst. Feind/ da er schon ein Stuͤcke eines Walles oder eine Pforte eingehabt/ fuͤr sol- chen Transversen und Zwerg-Waͤllen stuͤtzen/ und offtermals den Weg/ da er einkommen/ wider seinen Willen mit grossem Verlust suchen muͤssen/ nun gehoͤ- ret unerschrockene Standhafftigkeit und wohlbedachte gute Ordnung der Be- satzung darzu/ daß man nemlich nicht alsobald in der ersten Furie und Anlauff des Feindes Hertz und Hand sincken lasse/ und ohne Ordnung und Bedachtsam- keit hin und wieder lauffe/ nicht wissent/ ob mans forn oder hinden angreiffen sol/ in welchem Fall deñ einer oder der ander guter ũd geuͤbter Officirer/ so ehe bey solchẽ Occasionen gewesen viel außrichten kan. Der ander Nutzen der Traversen auff den Gassen der Stadt hin und wieder auffgeworffen ist/ sich wider die ein- geworffene Fewer-Kugeln drein zu reteriren, denn wenn ein solcher Fewer-Ball in eine Traverse faͤlt/ kan man also bald solche verlassen/ und sich in eine andere reteriren, und vermag also derselbe nit so grossen Schaden zu thun/ als sonsten/ und zu diesem Ende muß man auff den langen Gassen unterschiedliche/ eine hin- der die ander auffwerffen. Diese und dergleichen Wercke meinet vielleicht Rhum- melius, welche die Buͤrgerschafft einer Stadt in 48 Stunden/ und jeder mit 15 Creutzer/ ist noch kein Reichs Ort/ Vnkosten koͤnne auffbauen/ und sich dermaßẽ bevestigen/ daß er den fuͤr einen Meister halten wolle/ so solche Stadt einbekom- men solle/ es were dann Sache/ daß er solche gantz und gar untergraben wolte/ doch/ wie er recht dabey erinnert/ ist die Tapfferkeit/ Standhafftigkeit und Einig- keit einer gemeinen Buͤrgerschafft und Soldaten/ die beste Festung einer Stadt/ hergegen Vneinigkeit und Vnordnung (der Platz mag auch so wohl verwahret Y seyn/ FORTIFICATION seyn als er immer wolle) ein richtiger und gerader Weg zu der Ruin und Vnter- gang; dessen beyderley Exempel man zu unserer Zeit unter andern erlebet hat/ jenes an Strahlsundt/ dieses an Magdeburg/ in welcher/ wann die Besatzung/ Buͤrger und andere Manschafft gegen dem Feind auff blossem Felde gestanden/ haͤlt man gaͤntzlich dafuͤr/ sie weren selbigen bastandt gewesen/ und musten doch/ da sie eine so gute und starcke Festung/ in welcher man einen Mann so gut als 10 draussen zu halten pfleget/ fuͤr sich hatten/ so liederlich und erbaͤrmlich nieder ge- medschet werden. Aber was sol man sagen/ Wo der HErꝛ nicht die Stadt behuͤ- tet/ so wachet der Waͤchter umbsonst. Nun zu den Traversen wieder zu kom- men/ werden selbige auff unterschiedliche Weisse und Wege gebauet/ wie es die Gelegenheit in der Eyl an die Hand giebet/ nur daß sie gute Defension haben. Wir wollen viererley Arten zum Exempel fuͤrstellen; Die erste Fig. 128. wird folgendes gemacht: Jch theile die gantze Breitten der Strassen/ Platzes oder Weges/ da die Transverse sol hingeleget werden/ welche allhie 48. Ruthen ge- nommen/ in 6 Theil/ lasse zu beyden Seiten eines, nemlich I G und C B, aus dem andern Punct von beyden Enden/ als F und D setze ich zwey Haupt-Lineen F H und D I auff/ so auch der Seiten halten/ und beschreibe die beyden rechtwin- cklichten Triangul/ G H E und E I C, so ist die erste Travers fertig/ jedoch pfleget man an beyden Enden der Cortin die Seiten A Q und B R auf ein halb Sechs- Theil der Zwerg-Linie oder 4 Ruthen lang einwarts auch zu fortiriciren. Jn der ander wird ebenfals die Linie in 6. Theil getheilet/ in der Mitten eine Perpendicular- Linee ⅙ haltend/ gesetzet/ und in der Mitten ein solcher Triangul/ derer oder Kriegs-Bau-Kunst. derer bey der ersten zwey waren gezogen/ und zu beyden Seiten \frac{2}{6} gelassen. Die dritte ist mit einem platten Bollwercke allhier/ ich theile gleichfals die foͤr- derste Seite in 6 Theile/ richte in der Mitten eine Perpendicular- Linee auff und nehme zwey Theil zu der Haupt-Linie/ und zwey zu den Kehl-Lineen/ auff eine je- de Seite eines/ und eines zu iedweder Schulter. Die vierdte ist gleichsam von drey kleinen Ravelinen gemacht/ die beyde auff den Enden sind gemachet wie die Triangul bey der ersten Art/ und wird die Linee auch in 6 Theil abgetheilet/ und werden zwey Perpendicular- Lineen/ jede ⅙ hal- tend auffgerichtet/ mitten stehen aber die Triangul \frac{2}{6} von einander/ dieser oberste Spitzen werden zusammen gezogẽ/ und der dritte Triangul oder das dritte Ra- velin den vorigen gleich drauff gesetzet/ solches aber zu verrichten/ theile ich diesel- bige Linee in 4 Theil/ setze in der Mitten eine Perpendicular- Linee auff ¼ haltend/ und lasse ein Theil auff jeder Seiten/ und ziehe die Lineen zusammen/ und umgebe denn ein jedes absonderlich mit einem Graben. Das Profil anlangende/ so hierzu gehoͤrig/ kan dasselbe so eigentlich nicht beschrieben werden/ weil solche Wercke offt in Eyl nur ohngefehr gemacht werden/ welches zu eines jedwedern Verstand anheim gegeben wird. Dieses sey also gnug von den Aussen-Wercken. Nun sind noch letzlich in diesem Capittel uͤbrig die platten Formen/ oder Boll- werck/ so an eine gerade lange Linee geleget werden/ nicht also genandt/ daß sie oben jhrer Gestalt nach forn platt oder breit/ wie man sie vormahls gemachet/ denn ihr forderster Winckel nicht uͤber 90 Grad halten muß/ sondern weil sie an einen platten und geraden Orth/ nemlich an eine Linee/ und nicht an einen Win- Y ij ckel FORTIFICATION (1.) Abdias Trewe theilet die Lineederen ein platt Bollwerck sol geleget werden/ in vier Theile/ und nimbt derer zwey zur Haupt-Linee/ eines zu beyden Seiten zu den Kehl-Lineen/ 2 zur Cortin, 1. zu den Schultern; solches gibt zwar grosse star- cke Wercke/ und starcke Defension, die Wercke aber kommen zu nahe aneinander/ und wird der Bau-Kosten ohne Noth vermehret. (2) Andere bleiben bey der Directiv-Fortification, und nehmen ⅓ der Seiten zur Haupt-Linee/ ⅕ zur Keel- Lineen ⅐ der gantzen Seitten/ oder \frac{2}{7} der Haupt-Linee zu den Schultern/ diese fal- len aber zu klein/ und geben nur gleichsam Ravelinen mit Schultern/ koͤnnen zwar an Oerther/ so von Natur feste/ und da der Feind nicht so leicht kan ankom- men/ als an Morast und Wasser geleget werden/ zu Royal-Wercken seynd sie zu schwach. Freitag nimbt fuͤr bekandt/ die Schultern 12 Ruthen/ den Bollwercks- Winckel 90 Grad/ die Cortin 36. Ruthen/ die Face 24. und findet aus diesem die Haupt-Linee 28/ \frac{97}{100} / die Kehlen 16 \frac{97}{100} / das Latus oder die gantze Seitte 69 \frac{94}{100} / die laͤngste Defens- Linee ist 60 \frac{27}{100} Ruthen/ man kan aber wohl ohne sonderli- chen errorem oder Jrrung die Fracturen wegwerffen/ und 29 zur Haupt-Lineen/ 17 zur Kehlen/ 70 Ruthen zu der gantzen Seiten nehmen. (4.) Goldtman komt mit diesem uͤberein/ nimbt aber die Schultern nach Beliebung/ und nach den benebenstehenden Bollwercks Schultern/ von 6. 8. 10. Ruthen/ die Cortinen wenn er es haben kan/ von 48. Ruthen; Oder man kan Fig, 129. die Kehlen l m, und l n, 17 Ruthen nehmen/ und aus m und n, die Schultern n o, m q, auffrichten so lang man wil/ die obersten Enden mit einer geraden Lineen zusammen ziehen/ und auff die Linee o q, den rechtwincklichten Triangul o p q auffsetzen. Solche platte oder Kriegs-Bau-Kunst. platte Bollwercke pfleget man auch etwas zuverschmaͤlern/ damit sie desto staͤr- cker Defension oder groͤssere Streich-Plaͤtze bekommen/ oder auch etwas en- gere Gorgen; dieses geschicht nun auff zweyerley Weise; Nach der ersten wird den Gorgen oder Kehlen etwas genommen/ und den Schultern zugeleget/ der Bollwercks-Winckel aber bleibet unveraͤndert; Nach der andern gehet beyden etwas ab/ die Schultern aber bleiben. Fig. 130. ist erstlich das platte Bollwerck a b c d e, und dessen Keel-Punct f. Die- ses nun zu verschmaͤlern/ daß der Bollwercks-Winckel bleibe/ die Schultern et- was laͤnger werden/ und die Kehlen enger/ verlaͤngere ich die Schulter a b, und e d, biß in g und h, also daß a g und e h gleich seyn den Kehlen a f und e f, ziehe den̄ von g und h Lineen zu f, da diese die Gesicht- Lineen durchschneiden/ lasse ich an- dere Schultern nieder den vorigen Parallel: Will ich aber die Schultern behal- ten/ und dem Winckel etwas nehmen/ mache ich i k und l m, wann ich zuvorhero die Linee d e und f g so lang gemacht habe/ als r k, und von d und f zu r Lineen ge- zogen/ mit d e gleich/ und ziehe andere Gesicht-Lineen i c und c m, und solche Ver- aͤnderungen fallen offtermals in der Irregular- Fortification fuͤr/ Fig. 131. Letzlich gehoͤren auch hieher die halben platten Bollwercke an eine lange Lineen geleget/ solche aber werden selten gebrauchet/ dienen zu keinem Royal-Werck/ es were den̄/ daß solche von Natur etwa an einer Seiten feste/ und keine vollkomme- ne starcke Wercke erfoderten. Jhre Structur ist folgende. Fig. 132. wird die Linee A B in 4 Theil getheilet; Zwey bleiben forn/ und eines hinten/ eines zur Keel- Lineen/ diese wird in 5 Theil getheilet/ setze die Haupt-Linee und Schulter auff/ und nehme derer 4 zu der Haupt-Linee/ und 2 zu der Schulter/ und ziehe Y iij also FORTIFICATION also dann die Gesicht-Linee. Goldman nimbt zu ihrer Kehl-Linee von 15. biß 20. Ruthen/ die Haupt-Linee machet er noch eins so lang wie die Schulter/ welche an diesem den andern nebenstehenden Bollwercken/ gleich seyn sollen; Wo zwey auff eine Linee kommen/ stehen etliche derselben Ruͤcken oder Haupt- Linee gegen einander/ Goldman aber wil daß ihre Schultern oder Gesichter gegeneinander kommen sollen. Fig. 132. ist beydes in den drey halben Bollwercken E, F, G, vor- gestellet. CAPUT V. Von den Jrregular-Wercken und Schantzen. Nach dem bißhero zur Gnuͤge von den Regular- wie auch Aussen Wercken/ und was dazu gehoͤret/ gehandelt/ als ist nu zu dem Irregular zu schreiten/ und wird solches billich etwas kuͤrtzer gehandelt/ denn wer recht verstehet/ und einge- nommen/ ein Regular-Werck anzuordnen/ wird auch desto ehe und leichtlich mit dem Jrregular koͤnnen zu rechte kommen. Es seynd aber oben die Jrregular- Figuren getheilet in ordinatas und inordinatas. Die Ordinatæ gehoͤren mehr zum Regular als Irregular, weil sie aus demselben componiret, und auch nach demselben fortificiret werden muͤssen. Denn erstlich die Oval- Figur/ welche forn Fig. 50. auffzureissen gelehret/ betreffent/ ist dieselbe aus zweyen Regular- Figu- ren componiret, der Winckel h b g, ist eines Drey-Ecks/ der Winckel g d f, eines Sechs-Ecks/ diese aber kan ich/ wen̄ die Figur groß faͤllet/ hernach in so viel Theile als oder Kriegs-Bau-Kunst. als ich wil theilen/ als so ich den Bogen h g in 3 Theil theile/ ist er ein Stuͤck eines Neun-Ecks/ theile ich aber den Bogen g f in zwey Theil/ ist er ein Stuͤck eines Zwoͤlff-Ecks Nach welchem denn die Figur kan und muß ge fortificiret werden/ nur daß man zusehe/ daß die Seiten in der kleinen Figur nicht gar viel kůrtzerfal- len/ als die an der groͤssern/ sondern nur so viel als derselben Keel-Lineen koͤnnen aufftragen. Ex gr. So ich eine Figur auß einem Neun-Eck und Zwoͤlff-Eck com- poniret, ist die Keel-Linee nach obiger vierzehenden Manier im Neun-Eck 13. im Zwoͤlff-Eck 14. Ruthen: Diese dupliret, kommen 26 nnd 26. Hierzu die Cortinen 42 Ruthen/ komt eine Seite in Neun-Eck 68/ und in Zwoͤlff-Eck 70 Ruthen/ die Differentz ist 2 Ruthen: Die andere beyden Sorten koͤnnen aus den Figuren/ daraus sie genommen (als obigen beyden Fig. 51. und 52 sind aus dem Sechs-Eck) an den Ecken ge fortificiret, und mitten ein platt Bollwerck geleget werden. Das Irregular propriè oder eigentlich also genandt Irregulare inordinatum, ist wieder zweyerley: Das erste hat geschickte/ das ander ungeschickte Seitten und Winckel; geschickte Seitten seyn/ welche nicht unter 500. und uͤber 750. oder zum hoͤchsten 800 Fuͤß doch fallen die zwischen diesen beyden von 600 oder 700. am geschicktesten. Geschickte Winckel aber seyn/ so nicht unter 90 Grad/ oder auch nicht eingebogen/ und zwar erstlich von den geschickten. Wenn eine Figur ge- schickte Winckel und Seiten hat/ seynd alhierzweyerley Manieren/ (dann wie oben gesagt/ wer die Regular-Wercke recht verstehet/ der kan mit dem Irregular leicht zu rechte kommen) anhero gesetzet: 1. Die erste ist des Goldmanni fortificatio adæquata. Dieser machet alle Boll- wercke FORTIFICATION werck in einer Figur/ so zu fortificiren tuͤchtig/ gleich/ und zwar nach dem kleine- sten Winckel; denn er haͤlt es unnoͤtig/ daß man an die anderen Winckel staͤrckere Bollwercke solle legen/ weil doch der Feind das schwaͤcheste allewege angreiffen wuͤrde/ und die andern liegen lassen/ kan man derowegen die unnoͤtige Bau-Ko- sten wohl sparen. Er nimbt aber bekant in 4 Eck die Kehle 11 Ruthen/ in 5 Eck 12½ und also immer eine halbe Ruthen mehr/ die Schultern aber im Vier-Eck 6/ im Fuͤnff-Eck 8/ biß sie im Neun-Eck auff 12 Ruthen kommen: Das Cortinen Stuͤcke setzet er 22½ Ruthen oder 225. Schuh. Es sind aber sonderlich diese drey nachfolgende observationes von ihnen annotiret: (1.) Wenn der Winckel uͤber 100/ und doch noch 108. Grad ist/ gehoͤret er zwar noch ins Vier-Eck/ die Schulter aber soll nicht 6/ sondern als denn 7 Ruthen lang genommen werden. (2.) Wenn aus der Zusammen-Stossung der Gesichter/ der Bollwercks- Winckel stumpff fallen wuͤrde/ muß derselbe in einen rechten verwandelt wer- den. (3.) Wenn man besserer Defension halber auff einen Polygon- Winckel unter 120. Grad an statt eines rechten/ einen spitzen haben wolte/ sol man auff denselben erst sein gehoͤriges Bollwerck aufetzen: darnach auch nach den kleinesten Winckel die Kehlen und Schultern/ und von den Enden dieser letzten Schultern/ den vo- rigen Gesicht-Lineen andere Parallel- Lineen ziehen. Jn folgender Tabell sind die Polygon- Winckel von Vier biß Zwoͤlff-Eck/ die Kehlen und Schultern/ wie auch das Cortinen- Stuͤck nach dieser des Goldmanni Proportion zu finden; nach welcher oder Kriegs-Bau-Kunst. welcher alle vielseittige Figuren koͤnnen ge fortificiret werden/ denn wohl keine Figur wird fuͤrfallen/ die nicht einen Polygon- Winckel kleiner haben solte/ als er in 12 Eck fiele. Dieses ist gar ein richtiger und leichter Modus, es mag auch da- gegen Freitagius einwenden was er wil; Die Kehlen fallen etwa ei- ne halbe Ruthe groͤsser/ als im obigen vierzehenden Regular- modo, welches sonderlich darum̄ geschehen/ weil alle Winckel in den Irregular-Figuren nach diesem Modo nach dem kleinesten Winckel muͤssen ge fortificiret werden/ und selten eine Irregular- Figur fuͤrfaͤllet/ darinnen nicht ein Winckel aus dem vier- oder fuͤnff- Eck were/ nach welchem sich alle Winckel in der gantzen Figur richten muͤssen/ auch doch ohne daß/ und an sich selber das Irregular schwaͤcher als das Regular, als sind die Kehlen umb eine halbe Ruthe verstaͤrcket. Da aber einer mit die- sem obgedachten Modo nicht wolte zu frieden sein/ weiln er zwar leicht/ aber al- le Bollwercke gleich machet/ sondern wolte zwar diesem Modo, was die Leichtig- keit betrifft/ folgen/ aber dennoch auff ieglichen Winckel ein Bollwerck seiner Pro- Z por- FORTIFICATION portion nach haben/ hat Himselius folgende Tabell beygefuͤget; Jn welcher mã die Polygon- Winckel seiner Figur kan suchen/ findet man sie nicht exact, die nechst geringere nehmen/ und nach diesen ieglichen Winckel aus bekandten/ und in die Tabelle verzeichneten Kehlen/ Schultern/ und Cortinen-Stuͤck auffsetzen. Da aber ein Polygon- Winckel uͤber 150. Grad/ und also uͤber das zwoͤlff-Eck/ in welchen die Kehlen 15. Ruthen fallen/ kan Er denselben nach Erweiterung deß Winckels ein wenig geben/ doch daß sie in den allerweitesten Winckeln nicht uͤber 6½. Ruthe fallen; Oder man kan auch wohl in allen so uͤber 150. Grad/ die Keh- len des zwoͤlff-Ecks von 15. Ruthen behalten/ und fallen an Irregular- Wercken groß genug. Den Bollwercks-Winckel machet man in Zwoͤlff-Eck und allen fol- genden recht/ und hat man in denen nicht noͤthig/ das Cortinen-Stuͤck zu de- terminiren. Die Tabella ist folgende: Der Winckel Groͤsse kan mit Anlegung eines Transporteurs leichtlich erkundiget werden. 120 oder Kriegs-Bau-Kunst. So aber etwa noch Mangel fuͤrfielen/ kan man ihnen in ein oder andere Wege folgender Gestalt helffen: (1.) Coarctando, wann zwey Bollwercke etwas nahe an einander liegen/ doch nicht gar viel/ kan man die Kehlen etwas kuͤrtzer nehmen/ und der Schulter eine parallel ziehen. (2.) Dilatando; Liegen sie zu weit/ nimmt man die Kehlen weiter/ und zeucht den Schultern parallel- Linien. (3.) Acuminando; Wenn der Bollwercks-Winckel stumpff ist/ und geringe Second flanq. hat/ so kan man ihm mehr Second. flanq. geben/ indem man den Bollwercks-Winckel etwas spitziger/ und die Schultern kuͤrtzer nimmt. (4.) Obtundendo: Wenn ein Bollwercks-Winckel sehr spitzig ist/ kan man ihn stumpffer machen/ indem man die Schultern behaͤlt/ und machet die Kehlen weiter. (5.) Elevando: Wann eines Bollwercks Streich-Linee in die naͤheste Schul- ter gehet/ so kan man dieselbe erhoͤhen/ und ihr oben so viel zusetzen/ als unten ab- genommen/ und der Face eine parallel ziehen/ biß sie von der andern durchschnit- ten wird. Dieses ist sonderlich an den Ravelinen mit Schultern practicabel. Z ij (6.) De- FORTIFICATION (6.) Deprimendo: Man kan auch ein Bollwerck deprimiren, indem man die Schultern kleiner nimmt/ und zeucht der einem Gesicht-Linee eine parailel, biß sie die andere erreichet. (7.) Contorqvendo: Weñ zwey Bollwercke also liegen/ dz das eine von dem Mußqveten-Schuß kan defendiret werden/ daß ander nicht/ so kan man dessel- ben Spitze etwas/ wie folget/ herumb drehen; Man lasse aus der Mitte der Ge- sicht-Lineen Perpendicularen herunter/ so einander in a durchschneiden/ mit der Weite a b beschreibe man einen Circkul-Bogen/ und durchschneide solchen aus des nechstliegenden Bollwercks Streich-Winckel c, mit dem Mußqverē-Schuß/ so lang man ihn haben wil/ in d, und lasse d den neuen Bollwercks-Winckel an statt b seyn/ von d ziehe ich so dann an die Schultern die neuen Gesicht-Lineen/ so ist das Bollwerck herumb gedrehet. Fig. 133. A. (8.) Promovendo: Wenn man das gantze Bollwerck/ so denenzur Seiten/ dem einen zu nahe/ dem andern zu weit lieget/ verschiebet/ Fig. 134. B. Man muß aber bey allen diesen correctionibus und Verbesserungen auf obgeschriebene General Maximas oder Regulen sehen/ sonderlich auff die defension, damit sol- che dermassen angestellet werde/ daß sie diesen nicht zuwider lauffe. Gnug also von den Irregular-Figuren, so geschickte Winckel und Seiten haben: Folgen nunmehro die so ungeschickte Winckel haben. Die Seiten sind entweder zu kurtz oder zu lang/ die Winckel spitzig oder eingebogen/ also daß hier aus viererley dif- ferentz der ungeschickten Oerter entstehet. I. Sind die Seiten zu kurtz und unter 50. Ruthen/ oder noch kuͤrtzer biß 34. Ruthen/ oder Kriegs-Bau-Kunst. Ruthen/ wil zwar Freytag in einem Fall/ man sol sie aus dem kleinen Royal fortificiren, und ob zwar keine Streich-Plaͤtze fallen/ kan doch ein Bollwerck das ander defendiren, onderlich wenn die Nebenseiten etwas laͤnger/ denn also kan man das Bollwerck herumb schieben. Antoine de Ville hat folgende obser- vationes von kurtzen Lineen. (1.) Jst eine Linee kurtz/ etwa 80. oder 100. Schritt/ das ist 40. oder 50. Ru- then/ setzet man die Kehl-Lineen doppelt auswerts/ die Streichen und eine Face haben die Laͤnge einer Kehl-Linea/ die Defension und Facen zeucht man/ wie sichs am besten schicken wil; Es muß aber denn die andere benebenstehende Linee desto laͤnger/ und der Winckel stumpff seyn. (2.) Jst die Seite noch kuͤrtzer/ ungefehr 60. Schritte/ das ist 30. Ruthen/ oder noch weniger/ machet man zwey Kehl-Lineen daraus/ und setzet ein Bollwerck drauff solches aber gehet nicht an/ es sey denn daß die Polygon- Winckel auf den Seiten zimlich stumpff. (3.) Jst sie noch kuͤrtzer/ etwa 25. oder 30. Schritt/ das ist 12½. oder 15. Ruthē/ machet man eine Kehl-Linee draus/ die andere nimmt man von der ander Seitẽ. (4.) Wenn aber zwey kurtze Lineen an einander stossen/ muß man durch hin- einfahren/ eine Linee draus machen. Goldman wil/ wenn eine Linee unter Royal/ sol man dieselben gantz unbefestiget lassen/ und nur fuͤr die Winckel Aus- sen-Wercke legen. II. Sind die Seiten zu lang und uͤber Royal. (1.) Jst sie nicht gar viellaͤnger/ und unter 100. Ruthen/ fortifioiret Freita- Z iij gius FORTIFICATION gius und Cellarius die Ecken aus dem grossen Royal/ und legen mitten ein Ra- velin/ entweder ohne/ oder so die Linee lang/ mit Streichen/ aus dem kleinen Ro- yal/ oder nach der Helffte der Seiten ge proportioniret. Goldman leget in diesem Falle/ mitten ein platt Bollwerck/ und auff die Ecken Aussenwercke/ ist er aber uͤber 120. ein Bollwerck uͤber den Graben/ dessen Kehlen 12. die Schultern 8. Ru- then/ der Bollwercks-Winckel 60. Gr. Antoinede de Ville schiebet an solcher Seiten/ so mitten zum platten Boll- wercke zu kurtz/ und zu zwey Seiten Bollwercken zu lang/ als zwischen 90. und 100. Ruthen/ die beyde auff dem Ecken liegende Bollwercke herumb/ und nimmt auf denselben die Kehl-Lineen beyder Bollwercke auff den Ecken liegend doppelt/ nimmt auch eine Kehl-Linee zu den Schultern zu beyden Seiten/ die eine Face ist auch eine Kehl-Linee/ der Bollwercks-Winckel recht/ solche Bollwercke fallen zwar was ungeschickt/ haben aber dennoch zimliche defension. Aboias Treue aber setzet auff eine Seite von 100. Ruthen mitten ein platt Bollwerck. (2.) Jst eine Seite laͤnger als 100. biß 120. Ruthen/ machet Goldman mit- ten ein halb Bollwerck dessen Kehlen von 15. biß 20. Ruthen die Schultern/ dē Schultern der nebenstehende Bollwercke gleich/ die Haupt-Linea aber noch eins so lang als die Schultern/ Es ist aber fast besser/ daß man an eine Linee von 100. biß 150. mitten ein platt Bollwerck lege/ ob sehon etwas mehr Vnkosten moͤch- ten drauff gehen. (3.) Auff eine Linee uͤber 150. biß 180. Ruthen leget Goldman zwey halbe Boll- oder Kriegs-Bau-Kunst. Bollwercke/ derer Ruͤcken gegen den Ecken-Bollwercken gekehret/ weil aber von den halben Bollwercken nicht viel zu halten/ thut man/ wie Himselius wil/ bes- ser/ man lege zwey platte Bollwercke aus dem kleinen oder Mittel-Royal dar- zwischen/ oder auch eins noch so groß Royal/ und ruͤcke die Seiten-Bollwercke/ da es sich leiden wil/ herumb. (4.) Jst die Seite uͤber 180. Ruthen/ theilet man dieselbe in drey Theil/ und schneidet denn zu beyden Enden und beyden Theilungen die Kehl-Lineen der Bollwercke/ so auff den Ecken und mitten sollen zu liegen kommen/ a b, bleiben den̄ drey Cortinen, so zwischen 30. und 50. Ruthen/ kan man zwey platte Boll- wercke zwischen legen und so fort an/ also daß man allewege 60. oder 70. Ru- then auff ein platt Bollwerck rechne. III. Von ungeschickten spitzigen Winckeln/ das ist denen/ so unter 90. biß 60. Grad sind (die unter 60. Grad werden gantz verworffen/ und muͤssen durch ausfahren oder abschneiden geendert werden/ und sol man ehe sonst eine grosse Vngelegenheit thun/ als einen solchen Winckel zubefestigen sich unterstehen/ wie Abdias Trewe recht erinnert) Goldman hat folgende Regulen: (1.) Wenn ein Winckel zwischen 80. und 90. Grad/ sol man ein Hornwerck/ ist er aber von 60. biß 80. Gr. ein Kronen-Werck dafuͤr legen/ Droben sind unter- schiedliche Manieren fuͤrgestellet/ wie ein gleichseitiger Triangul zu fortificiren, solche koͤnnen dieses Orts repetiret, und den spitzigen Winckeln appliciret wer- den. (2) Jst es daß man ein Bollwerck kan dafuͤr legen/ kan man solches einschnei- den/ und forn in Form einer Tenaille formiren Fig. 135: (3.) Oder FORTIFICATION (3.) Oder man leget zu beyden Seiten des spitzigen Winckels 2. halbe Boll- werck. (4.) Oder endlich da die Figur eine kleine Verenderung leiden wil/ verwan- delt man den spitzen Polygon- Winckel in einen Bollwercks-Winckel/ und schnei- det zu beyden Seiten die Schultern ein Fig. 136. Summa/ es koͤnnen allhier un- terschiedliche Verenderungen vorgenommen werden. Wenn derowegen eine solche Figur mit einem spitzigen Winckel fuͤrfaͤllet/ fortificiret man erst die gan- tze Figur/ nach ihrer Gelegenheit/ zuletzt nimmt man den spitzen Winckel fuͤr/ un̄ siehet/ wie man ihme bester massen helffe/ und in defension bringe/ oder da es muͤglich/ welches der naͤheste und beste Weg/ gar hinweg schneide/ oder durch- ausfahren erweitere. Letzlich die ungeschickte eingebogene Winckel betreffend/ muß man/ so muͤg- lich/ zusehen/ ob sie in eine gerade Linee zu bringen; Da man sie mit einer gera- den Lineen nicht kan zusammen bringen/ machet man zwey/ drey/ oder mehr Absaͤtze: Da solches auch nicht mag propter situm loci geschehen/ der eingeboge- ne Winckel aber weit und uͤber 135. Grad/ darzu die Nebenseiten geschickt/ fortifi- ciret man ihm hinein/ und kehret denn das Bollwerck umb. Oder welches fast besser; Man zeucht von den Enden des eingebogenen Winckels a b eine gerade Linee und machet mitten in c ein platt Bollwerck ( Abdiæ Trewen seine schicken sich hier am besten) d e f g h drauff und ruͤcket denn solches in den Winckel hin- unter/ Fig. 137. Jst er kleiner den 135. biß 90. Gr. muß er forn mit einem Rave- lin versehen werden/ da die Lineen lang/ leget man zu den Seiten zwey platte Boll- oder Kriegs-Bau-Kunst. Bollwercke/ wie sonst an eine lange Linee/ und mitten ein Ravelin: Da man mit- ten ein Bollwerck legen wil/ kan man die Schultern ein wenig laͤnger machen als sonst gebraͤuchlich: Wenn der Winckel sehr tieff/ und die nebenstehenden Seiten kurtz/ hat er keine Fortification von noͤthen/ sondern ist an sich selber starck gnug: Etliche so mitten in den eingebogenen Winckel ein Bollwerck legen/ schneiden dessen Spitze forne ab/ damit sie die defension aus den Seiten nicht verhindere/ Als Fig. 138. ist in den spitzen Winckel a i b geleget/ daß Bollwerck d e f g h, weil aber dessen Schultern wenig koͤnnen zu Nutze kommen/ auch die Spitze der De- fension aus der Seiten verhinderlich/ als schneidet man solches forn ab; nemli- chen aus d und h werden zu f Lineen gezogen/ und diesen durch die Enden der Schultern e g parallel- Lineen l e k und m g k, setzet denn die Laͤngeder Haupt- Lineen e f herunter von i in o, und ziehet durch o der Linee a b eine parallel- Linee n o p, ziehet auch die Linee n e und p g zusammen/ so wird l e n p g m das abge- schnittene Bollwerck seyn/ an statt des vorigen d e f g h. Andere setzen nur weil dieser Winckel von Natur und ratione situs doch starck/ und dannenhero nicht gantz mit etlichen zu verwerffen/ zwey halbe Bollwercke auff die nebenstehende Lineen/ sonderlich so dieselbe lang und uͤber 100. Ruthen: Es ist sich aber in die- sem nicht laͤnger auffzuhalten/ weil es doch unmuͤglich/ alle casus und Faͤlle/ so bey den ungeschickten Lineen und Winckeln fuͤrfallen moͤgen/ in gewisse Regulen und Præcepta zuverfassen/ daß uͤbrige muß die Praxis und der Augenschein ge- ben. Nur ist dieses in gonere zu mercken/ wenn eine Figur gegeben wird/ so et- wa eine oder die andere ungeschickte Winckel und Seiten haͤtte/ daß man erstlich A a an FORTIFICATION an derselbē fortificire das geschickte; so weit man zu rechte kom̄en kan/ hernacher denn auch zusehe/ wie man das ungeschickte aͤndere/ oder bester massen/ so viel muͤglich/ in defension bringe. Zum Beschluß sind nachfolgende General-Canones und Regulen von den Irregular-Figuren zu observiren und in acht zu nehmen. 1. Die lrregular- Wercke so am naͤhesten mit dem Regular zu treffen/ sind die besten/ doch mag es geschehen/ daß eine Irregular- Vestung staͤrcker/ als eine Re- gular, nicht ratione structuræ sed ratione situs . 2. Die Irregular- Wercke/ man vergleiche auch die Bollwercke wie man wol- le/ haben ungleiche Staͤrcke. 3. Je hoͤher die irregular- Wercke liegen/ und ie weniger man ihnen kan bey- kommen/ ie besser. 4. Die Oerter welche den Feind nicht von weiten entdecken/ auch von aus- wendigen Hoͤhen koͤnnen ge commandiret werden/ sind nicht so gut als andere. 5. Wenn alte Vestungen mit grossen Bollwercken/ Casematten/ und kost- bahren Gewoͤlben fuͤrfallen/ so nicht zu endern/ leget man zwischen dieselben Ra- velinen und forn halbe Monen. 6. Wenn man an alten Waͤllen keine Bollwercke in den Graben legen kan/ leget man fuͤr denselben Ravelinen/ nach Art der platten Bollwercke/ aus dem kleinen Royal ge proportioniret, Jhre Profil muß staͤrcker seyn als sonst in ge- mein/ und koͤnnen auch mit einer Faussebraye und verdeckten Wege verstaͤrcket werden. 7. Alte oder Kriegs- Bau- Kunst. 7. Alte Bollwercke so forne stumpff und platt/ kan man an den Seiten ab- schneiden/ oder auch forn eine Spitze anstossen. 8. Wenn hohe Oerter verhanden/ muß man dieselben allewege erst befesti- gen/ die Thaͤle/ weil sie an sich selber starck/ sonderlich wenn sie zwischen zweyen hohen Bergen/ kan man nur mit Zangen-Wercken versehen. 9. Vorstaͤdte sein bey Vestungen nichts nuͤtze/ da man sie aber nicht entra- thē kan/ muß man dieselbe mit einschliessen/ oder auffs wenigste mit einem Tren- chement und Reduiten umbgeben; Welches D. Rhymmelius besser haͤlt/ als daß man sie also fort bey annahenden Feinde abtrenne/ denn fuͤr diesen mannich- mahl der Feind etwas stutzen muß/ und kan man wenn es noͤthig zu dem abbren- nen allzeit gelangen. Von den Irregular- Feldschantzen/ als ungleichseitigen Trianguln/ Trape- ziis, und dergleichen figuren, weil sie doch ohne das selten fuͤrfallen/ ist nichts weiters zuerinnern/ denn daß man sie aus dem großen Royal/ wie sonst die Re- gulier-Feldschantzen/ proportionire, und denn wie Irregulir fortificire. CAPUT VI. Von der Orthographia, Profilen, oder Standzeichen. Wenn man nach voriger Anweisung ein Werck/ es sey Regular oder Irregu- lar, dem einfachen Grundrisse nach verzeichnet/ muß man ihm die gebuͤhrliche Dickel und Hoͤhe des Walles/ Tieffe und Breite des Grabens/ und was sonst A a ij hier- FORTIFICATION hierzu gehoͤret/ geben/ welches die Artifices Orthographiam, und die Auffreis- sung dieser Stuͤcke Profil, Standzeichen oder Durchschnitte nennen/ davon nun ferner in diesem Capitel gehandelt wird; Weil aber die Wercke unterschiedlicher Groͤße/ als fallen ihre profil auch unterschiedlich. Vnd zwar erstlich die profi- le der Regular-Wercke betreffend/ stellet Cellarius zwey Original-Profil vor/ nach welchen er alle andere proportioniret. Nachdem ersten proportioniret er alle Werck/ derer Seiten laͤnger sein als 46. Ruthen 9. Schu/ oder 47. Ruthē/ und ist folgendes: Die Anlage des Walles 84. die Oberbreite 57. Fuß; Jnner- liche Boͤschung Fuß auff Fuß/ auswendig halb: Hoͤhe 18. Wallgang 30. Anla- ge der Brust wehre mit der Banck 27. Faussebraye/ 26. Brustwehre Berm 6. Graben tieff 18. breit oben 112. unten 76. verdeckte Weg 26. Anlage dessen mit der Banck 82. Schu. Nachdem andere proportioniret er alle Wercke/ derer Seiten kleiner als 46. Ruthen 9. Schu: Jn diesem ist die Anlage des Walles 65 Oberbreite 51. Hoͤhe 14. hinten und forn halb oder 7. Fuß dociret, Anlage der Brustwehre 15. Fuß/ die Barm wird abgeschnitten durch einen Circkul-Bogen/ nachdem Per- pendiculo von der eussersten Eck der Brustwehre herunter fallend/ gezogen: Der Graben ist tieff 14. Breit oben 85. unten 57. Fuß/ der verdeckte Weg 20. An- lage dessen Brustwehre 65. Fuß. Wenn man nach diesen proportioniren wil/ spricht mameine Seite von 46. Ruthen 9. Schu/ gibt zur Anlage des Walles/ ꝛc. 84. Fuß/ was die Seite einer gegebenen Fig. Ex. gr. 60. Ruthen 5. Schu/ kommen 116. Fuß/ und also auch mit den oder Kriegs-Bau-Kunst. den andern: Jst aber zu starck/ und verbauet die Kehlen gantz und gar zu. Die Hoͤhe der Brustwehren/ so wohl auf dem Walle/ als der Faussebraye/ wie auch auff dem bedeckten Wege/ ist inwendig 6. Fuß/ und einen Fuß dociret, daß sich die Soldaten in Loͤsung der Mußqveten desto besser anlegen moͤgen/ und/ auch die Erde fester stehe: Die Banck darvor ist 3. Fuß breit und 1 . Fuß hoch ¼. Fuß dociret: Die auswendige Hoͤhe ist 4. Fuß an denen so auff dem Walle und der Faussebraye. Die auff dem verdeckten Wege hat keine auswendige Hoͤ- he/ sondern verlaͤuret sich nach gerade ins Feld hinein/ und diese Proportion der Hoͤhe der Brustwehre/ wie auch Hoͤhe und Breite der Banck wird nicht ge pro- portionir , sondern bleibet in allen Wercken/ so wohl kleinen als grossen unver- aͤndert. Es muͤssen aber allhier die Fuͤsse der zwolfffuͤssigen Ruthen verstan- den werden. Freitag nimmt die Anlage des Walles in Vier-Eck 4½. Ruthe/ und also immer eine halbe Ruthe mehr biß zum 9. Eck/ da sie auff 7. Ruthen faͤllet/ und solche behaͤlt er in allen folgenden; Die Hoͤhe des Walles nimmt er von 1. biß 1½. Ruthe/ das ist von 12. biß 18. nach der zwoͤlfffuͤssigen/ von 10. biß 15. aber nach der Zehnfuͤssigen Ruthen: Die Oberbreite des Walles muß sich nach des- selben doci rung oder Boͤschung richten/ doch sol sie nicht unter 3. Ruthen seyn; Solche wird inwendig nach der Stadt zu Fuß auff Fuß genommen/ umb daß man desto besser im Fall der Noth auff die Walle steigen/ und Gestuͤck hinauff bringen moͤge: Auswendig aber faͤllt sie unterschiedlich/ ist die Erde gut/ dociret man auff einen Fuß ⅓. oder einen halben/ welches am gebraͤuchlichsten/ in mit- telmaͤssiger Erde ⅔. oder ¾. in sandiger aber und boͤser Erde Fuß auff Fuß; Es A a iij sey FORTIFICATION sey aber die Erde so gut als sie wolle/ so schickt sichs doch nicht perpendiculariter zu bauen/ wie sich hiebevor etliche unterstanden. Die Dicke oder Anlage der Brustwehre nimmt er eine Ruthe in Vier-Eck/ 1 . Ruthe in 7. Eck/ 2. Ruthen in 9. Eck und allen folgenden: Was hinter der Brustwehre uͤbrig bleibet/ ist der Wallgang: Die Faussebray setzet er in Vier- Eck 1 . in Sieben-Eck und allen folgenden 2. Ruthen; Dessen Brustwehre aber ist der Brustwehre des Ober-Walles gleich/ die Barm ½. Ruthen: Den Graben nimmt er in 4. Eck 6. Ruthen/ und immer eine Ruthe mehr/ biß er in 9: Eck 11. Ruthen kompt/ welche in allen folgenden behalten wird: Die Tieffe desselben kan eine Ruthe oder ein paar Schu ohngefehr mehr seyn; Der bebeckte Weg ist gleich der Faussebraye/ die Anlage desselben Brustwehre ist von 5 . biß etwa 6½. Ruthe: Doch kan manhie am besten dem Augemasse oder Gesicht-Linee/ so von der Brust wehr des Ober-Walles herunter gehet/ biß auff die eusserste Eck der Brustwehre auff dem verdeckten Wege/ biß sie sich im Felde endlich verlieren/ folgen. Als Fig. 144. ist die Hoͤhe des Walls A b. 18. die Hoͤhe der Brustwehre b B, 6. thun fuͤr A B, 24. Die Hoͤhe der Brustwehre des verdeckten Weges q D, 6. Die Differentz dieser beyden Hoͤhen f B, Fuß/ die Anlage der Brustwehre 27. Fuß/ darvon ab 4. Fuß zur Banck/ und inwendigen doci rung der Brustweh- re/ bleiben 23. fuͤr f h, die auswendige doci rung des Walles ist 9. die Faussebray 27. derer Brustwehre Anlage auch 27. Berm/ 6. Oberbreite des Grabens 126. verdeckte Weg 27. dessen Banck und Abdeckung der Brustwehre 4. Schu: Diese in eine Summam colligiret, geben die Linee f D 249. Derowegen wie f B 18. Fuß zu oder Kriegs-Bau-Kunst. zu f D 249. Fuß/ also q D, 6. Fuß zu q F kommen 83. Fuß/ hierzu die Banck und abdecken 4. Fuß/ kommen zur Anlage der Brust wehre des verdeckten Weges 87. Fuß. Vnd also procediret man auch in allen andern: vor die Brustwehre des verdeckten Weges/ wie auch mitten in dem Graben/ wenn sie trucken sind/ son- derlich so man im bauen mit der Erde zu kurtz kommt/ wird noch ein ander klei- ner Graben gemachet/ etwa 20. oder 24. Schu breit/ 6. oder 8. Schu tieff/ die doci rung des grossen Grabens ist Fuß auff Fuß/ an den kleinen halb. Nota: Es gebrauchen mehrentheils in den profilen die Autores der Fuͤß nach der zwoͤlfffuͤßigen Ruthen abgetheilet/ und laufft offtermahls bey einem und dem andern nicht geringe confusion hierinne fuͤr: Solche zuvermeiden seynd obige Proportiones nach Ruthen determiniret, diese kan man in 12. oder 10. Thei- le nach Beliebung theilen. Goldman haͤlt in den Profilen folgende gute Ordnung und Proportion, welche/ weil sie fast die richtigste und beste/ ist sie ordentlich nachfolgends gesetzet. I. Jn den Redouten wird nur eine Horizontal- Brustwehre gemachet/ de- rer Anlage ist 15 hat zwey Baͤncke/ iede Banck ist 1½. Fuß hoch ⅙. der Hoͤhe/ das ist ¼. Fuß inwendig dociret, 3. Fuß breit. Die Brustwehre hoch ohne die Banck 4½. Fuß ⅙. der Hoͤhe oder ¾. Fuß inwendig dociret; auswendig hoch 6. Fuß biß an den Horizont dociret halb/ bleibet zur Oberbreite 4¾. Schuh/ die Berm dafuͤr 3. Fuß/ der Graben breit 8. Fuß 6. tieff/ 3. zu beyden Seiten dociret. II. Jn den Stern-Schantzen wird auch nur eine Horizontal- Brustwehre gemachet/ derer Anlage 18. Fuß/ hat 3. Baͤncke/ iede Banck ist 1½. Fusz hoch ⅙. der Hoͤhe/ FORTIFICATION Hoͤhe/ das ist ¼. Fuß inwendig dociret, 3. Fuß breit: Die Brustwehre hoch ohne die Banck 4½. Fuß/ ⅙. der Hoͤhe oder ¾. Fuß inwendig dociret, auswendig hoch 7 . Fuß bis an den Horizont, dociret halb/ bleibet zur Oberbreite 3¾. Schu/ die Berm darfuͤr 3. Fuß/ der Graben breit 9. Fuß/ 6. tieff/ 3. zu beyden Seiten do- ciret. III. Jn den Feld-Schantzen mit halben Bollwercken ist die Anlage des Walles 24. Fuß/ die Hoͤhe ⅛. derselben/ sind 3. Fuß/ auswendig halb/ inwendig Fuß auf Fusz dociret, welches in allen folgenden Profilen auch geschiehet: Zum Hinter-Wall oder Wallgang werden gelassen 10½. Fuß/ das uͤbrige ist die Anla- ge der Brustwehre/ 9. Fuß/ welche nach voriger Proportion, doch nur mit einer Banck drauff gesetzet wird/ hinten und forn mit der Banck 6. Fuß hoch/ zur O- berbreite bleiben nur 2. Fuß/ Berm 3. Fuß/ Graben oben breit 16. fusz/ tieff 6. Fusz/ dociret 3. Fusz. IV. Jn den kleinen Regular-Feldschantzen mit gantzen Bollwercken/ so er Qvadrantalia opera, weil sie ¼ des grossen Royals halten/ nennet/ ist die Anlage des Walles 27 Fuß/ die Hoͤhe ⅙. derselben thut 4½. Fuͤß: die Anlage der Brust- Wehre doppelt/ als des Walles Hoͤhe nemlich 9 Fuß: selbige wird mit ihrer banck proportioniret als vorige/ inwendig hoch mit der banck 6. answendig 4½. Nota: Alle Brust-Wehren werdē inwendig so viel hoͤher gemachet/ als die banck aufftraͤget/ nemblich 1 . Fuß/ oben breit 2¾. Fusz/ die Berm 3 Fusz/ der Graben breit oben 27. tieff 7½. Fusz/ dociret Fusz auff Fusz/ der verdeckte Weg uͤber dem Horiz. 6. Fusz/ 1½. fusz eingeschnittẽ/ der Brustwehre uff dem verdeckten Wege An- lage oder Kriegs-Bau-Kunst. lage 36 Fuß/ die Banck und inwendige Hoͤhe derselben wird angeordnet/ wie in vorigen. Fig. 139. V. Jn den mittelmaͤssigen Feldschantzen/ Operibus Dimidiatis: Die Anlage des Walles 36 Fuß/ die Hoͤhe ⅙ ist 6 Fuß/ dieses doppelt die Anlage der Brust- Wehre 12. die Berm 4 Fuß/ Oberbreite des Grabens 38/ Tieffe 9 Fuß/ Fuß auff Fuß dociret/ verdeckte Weg uͤber den Horizont 7 Fuß/ eingesch nitten 1½ Fuß/ An- der Brust-Wehre desselben 39 Fuß Fig. 140. Nota: Jn diesen Figuren, Weil sie sonst zu klein fallen wolten/ kan man zwey Ruthen aus dem Maasstabe fuͤr eine Ruthen rechnen/ in den folgenden aber nur eine. VI. Jn den groszen Feldschantzen/ oder kleinen Royal: Die Anlage des Wal- les 45/ dessen Hoͤhe ⅕ thut 9. Fusz die Anlage der Brust-Wehre ⅓. der Anlage des Walles 15. Fusz/ inwendig hoch mit der Banck 6/ auswendig 4½ Fusz: Diese 3. folgende haben auch eine Faussebraye oder Vnter-Wall/ nemlich ⅕. der Anlage thut 9 Fusz/ Anlage derselben Brust-Wehre 15 Fusz/ die Berm darvor 3. Fuß/ Oberbreite des Grabens 60/ Tieffe 12. Fusz/ verdeckter Weg 9 Fusz/ dessen Brust-Wehre mit der Banck Anlage 81 Fusz: Fig. 141. VII. Jn den grossen Royal-Wercken/ und zwar denen/ so unter dē Sieben-Eck/ nemlich in vier-fuͤnff- und sechs-Eck/ so zu Schloͤssern und Royal-Castelen ge- brauchet werden: Die Anlage des Walles 54. die Hoͤhe \frac{2}{9} . desselben/ nemlich 12. Fusz/ die Anlage der Brust-Wehre ½. der Anlage des Walles/ kommen 18. Fusz Faussebray auch 18. Fusz/ und ihre Brust-Wehre/ wie auch der verdeckte Weg B b 18. Fusz FORTIFICATION 18. Fusz/ Berm 4. Oberbreite des Grabens 84. die Tieffe des Grabens 12. Fusz/ Anlage der Brustwehre auff dem bedeckten Wege mit der Banck 87. Fusz Fig. 142. VIII. Letzlich in den Haupt-Festungen von Sechs-Eck an/ und allen folgen- den: Die Anlage des Walles 81. Fusz/ \frac{2}{9} . derselben sind 18. Fusz/ die Hoͤhe/ ½. dasz ist 27. zur Anlage der Brustwehre/ un̄ so viel auch zur Faussebꝛay desselbē Brust- Wehre und zum vereckten Wege/ Berm 6. Oberbreit des Grabens 126./ Anla- ge der Brust-Wehre des verdeckten Weges 87. Tieffe des Grabens 12. Fusz. Ftg. 143. und 144. Abdius Trewe hatt sonderlich in den Royal-Wercken folgende proportion: Die Hoͤhe des Walles von 12. zu 18. Fusz/ Anlage des von 60. bis 80. Anlage der Brust-Wehre von 17. bis 22. Schu/ thue die inwendige docir ung/ welche 1. Schu auswendige Doci rung des Walles ⅓. oder ½. der hoͤhen/ inwendig fusz auff fusz/ inwendige Hoͤhe der Brust-Wehre von 5. bis 6. Schu/ auswendige zum hoͤhestē 4. Schu/ Wallgang von 22. bis 30. Fausebraye von 15. bis 24. Oberbreite des Grabens von 70. bis 135 Schu/ zum hoͤhesten/ verdeckte Weg von 20. biß 24. Fusz. Man kan auch eine gute Proportion treffen/ derer man ohne Jrrung gebrau- chen kan/ so man die Helffte der Kehlen zur Anlage des Walles nimmt/ ⅓. aber der Anlage des Walles zur Anlage der Brust-Wehre/ zu des Grabens breite/ die Laͤnge der Schultern/ oder ¼. der Cortin, nach Himselii Meynung. Oder endlich/ wie Geiger recht erinnert/ damit die einlauffende Spitze den Streichen nicht oder Kriegs- Bau- Kunst. nicht im Wege/ aus dem Mittel-Punct der eussersten Polygonen den Gesichtern parallel. Jn den Irregular- Wercken behaͤlt Goldman eben vorige Proportion der Pro- fil: Jn den Aussenwercken aber adhibiret er das Profil des kleinen Royals/ oder der grossen Feld-Schantzen/ Fig. 141. vorgestellet/ derer verdeckten Weg aber/ meinet er/ koͤnne man am besten aus dem grossen Royal nehmen/ wiewohl er in seinen delineationibus das kleine Royal allen Stuͤcken nach behaͤlt. Wenn eine Vestung schon zuvor mit einem verdeckten Wege umbgeben/ und man eine Belaͤgerung vermuthet/ machet man ausser demselben noch andere Aussenwercke/ sonderlich Horn-Wercke und Kron-Wercke/ weil diese fein lang ins Feld hinaus lauffen/ des Feindes Approchen zuverhindern: Diese aber wer- den nur meistentheils mit einer Horizontal- Brust-Wehre auffgebauet: Freita- gii Profil in den Aussen-Wercken kommt mit dem Profil der mittelmaͤssigē Feld- Schantzen Fig. 140. uͤberein. Es muͤssen sich aber in genere und ins gemein die Brustwehren nach des Geschuͤtzes Gewalt/ so dagegen pfleget gebrauchet zu werden/ richten; Von welchen Goldman/ und aus diesem Cellarius folgende Observationes haben: Eine gantze Canon, so eine Kugel von 48. ℔ scheust/ auff eine Distantz von 400. Fusz/ durchbohret eine Brust-Wehre oder Wall von guter Erden auff 20. Fusz. Eine halbe Canon so eine Kugel von 24. ℔ scheust/ auff eine Distantz von 300. Fuß/ durchbohret eine Brustwehre/ oder Wall von guter Erden/ auff 12. Schu. Ein Feld-Stuͤcke/ so eine Kugel von 12. ℔ scheust/ auff eine Distantz B b ij von FORTIFICATION von 200. Fuß/ durchbohret eine Brustwehre oder Wall von guter Erde/ auff 7. Schu. Sed hæc omnia de terra optima \& diligenter compacta intelligenda, alias enim majorem effectum sentiemus, neqve tum crassities prædicta ulterius sufficere potest: ut recte monet Goldmannus. Wie aber droben erinnert/ es sey keine Vestung so starck sie habe ihre Maͤngel/ als fallen auch/ sonderlich bey Anlage des Walles/ Brustwehre und Grabens drey incommodi taͤten fuͤr: (1.) Machet man den Graben zu schmal/ gehet die Defension oben weg/ und kan man den bedeckten Weg nicht bestreichen; machet man ihn zu breit/ faͤllet die Defension der Aussen-Werck zu lang. (2.) So man diesem zu helffen/ den Wall etwas niedriger machet/ verleuret derselbe seine gebuͤhrliche Hoͤhe/ und kan des Feindes Wercke nicht gnugsam ent- decken. (3.) So man aber solches mit der Schrege der Brust-Wehre zu Wege brin- gen vermeinet/ wird diese zu schwach/ un̄ ist dem Canonen-Schuß nicht bastant/ gleichwohl were es gut/ und fast nothwendig/ daß man die halbe Contrascherp, oder auffs wenigste den bedeckten Weg/ vom Ober-Wall erreichen und bestrei- chen koͤnte: Wiewohl Goldman/ wie auch sonst ins gemein uͤblich/ dieses nicht observiret, sondern die Brustwehre forn so hoch genommen/ daß die Streichen gerade uͤber den bedeckten Weg hingehen. Diesen Maͤngeln nun zu remediren, kan man die Brust-Wehre etwas dicker anlegen/ forn etwas niedriger und schreger auff 3. oder 3½. zum hoͤhesten 4. Fuß/ denn was die Schrege schwaͤchet/ kan die Dicke wieder geben/ und den Graben etwas breiter/ also daß man von dem oder Kriegs-Bau-Kunst. dem Ober-Wall die halbe Contrascherpe/ und von dem Vnter Wall oder Faus- sebraͤye den halben Graben bestreichen und entdecken koͤnne. Zum Beschluß dieses Capitels wird angezeiget/ wie ein solch Profil aufzureisē sen: Jch ziehe E.gr. Fig. 143. oder 144. eine lange Linee/ Die Horizontal- Linee genande I F. fasse mit dem Circkul 81 Fuß zur Anlage des Walles I K von I mes- se ich in L 18. Fuß/ die inwendige Boͤschung des Walles von K auch biß in M, 9. Fuß/ die halbe Hoͤhe des Walles/ weil auswendig nur halb dociret, richte aus L und M Perpendicular- Lineen auf/ iede von 18. Fuß/ nemlich L N und M O, ziehe dem I N O K zusammen/ so ist der Wall fertig: Von O lege ich die Brust- wehre O a, an 27. Fuß/ von a messe ich zu b 4. Fuß/ aus b richte ich eine Perpen- dicular- Linee auf/ 6. Fuß lang b B, und weil die Brustwehre auswendig hoch ist 4½. Fuß/ nehme ich deren Helffte 2¼. Fuß und messe von O bis C, da richte ich die andere perpendicular c d auff 4½. Fuß/ und ziehe von B zu d und O, von b nehme ich auffwerts die Hoͤhe der Banck 1½. Fuß/ nemlich b e, setze auff a auch ei- ne Perpendicular- Linee/ un̄ trage auch 1½. Fuß bisz r, und ziehe die Linee e r zu- sammen/ messe von e in f ¾. Fusz/ und ziehe die inwendige doci rung der Brust- wehre B f, von f messe ich drey Fuß zur Banck biß in g, und ziehe von g, biß a, kommt ¼. Fuß zur doci rung der Banck/ nemlich g r. Ferner lege ich auff der Ho- rizontal Linee/ von k bisz h die Faussebraye 27. Fuß und denn derselben Brust- wehre eben wie auff dem Wall 27. Fuß/ und forn die Berm 6. Fusz/ von dem Ende der Berm i, messe ich die Oberbreite des Grabens biß in I 126. Fuß/ von i und I messe ich einwerts 12. Fuß bisz in m und n. und lasse aus m und n, perpen- B b iij dicu- FORTIFICATION dicularen nieder m o, n p, iede 12. Fuß/ ziehe den̄ von i zu o p l den Graben. Von der Kandte des Grabens l messe ich 27. Schu zum bedeckten Wegen biß in t, von dannen 4. Schu biß in q, aus q richte ich eine Perpendicular- Linee auff/ 6. Fuß lang q D, setze auch auff t eine Perpendicular- Linee auf/ von q und t nehme ich aufwerts die Hoͤhe der Banck 1½. Fuß nemlich q e und t i, messe von e bisz f ¾. Fusz und ziehe die inwendige doci rung der Brustwehre des verdeckten Weges D f von f messe ich drey Fusz zur Banck/ bisz in g, und ziehe von g biß t, so kompt ¼ Fusz zur doci rung der Banck/ nemlich g t, messe ferner von q in F die Anlage der Brustwehre des bedeckten Weges q F 83. oder von t in F 87 Fusz/ und ziehe die Linee D F. Weil die Vorstellung der Brustwehre mit ihrer Banck gar klein faͤllet/ und die Buchstaben enge in einander/ als ist Fig. 145. die Banck mit der Brustwehre in groͤsser er Form/ besserer Nachricht halben/ vorgestellet. CAPUT VII. Wie die Orthographia der Ichnographiæ, das ist/ die Profile den ein- fachen Grundrissen zu appliciren, und was sonst bey Auffbauung der Werck in acht zu nehmen. Wenn ich nu diese Orthographiam, Profil oder Standzeichen einem ein- fachen Grundrisse wil appliciren, und also ein gantz Werck mit allen zugehoͤrigen Stuͤcken fuͤr Augen stellen/ mache ich erstlich den einfachen Grund-Risz mit al- len oder Kriegs-Bau-Kunst. len seinen Lineen/ wie droben im dritten Capittel angewiesen/ fertig/ aus einem hierzu mir beliebenden Maaß-Stabe/ nachdem ich die Figur groß oder klein ha- ben wil/ als Fig. 146. ist ein Sechs-Eck verzeichnet/ und ist der einfache Grund- Risz mit der Lineen a a \&c. angewiesen: Zu solchen Grund-Riß mache ich/ nach Anleitung des vorigen Capittels sein gehoͤrig Profil, aus demselben Maaß- Stabe/ doch also/ dasz ich eine Ruthe ietzo einen Fuß gelten lasse. Als/ man neh- me hier das Profil Fig. 144. vorgestellet/ zur Hand/ und applicire es dem Grund- Risz. Wenn ich nun die Stuͤcke des Profils umb den Grund-Riß gebuͤhrlich wil herumb tragen/ setze ich auf der Horizontal- Lineen von dem Fusse des Wal- les k, bisz in t 100. Fuß aus dem Maaß-Stabe/ sasse den̄ 10. Fuß/ und beschreibe aus t den Circkul-Bogen t u, durch k uͤber u ziehe ich eine lange Linee hinterwerts und forn/ als das gantze Profil lang ist; Die Distantien zwischen dieser und der Horizontal- Linee I F fasse ich eine nach der andern/ und trage sie umb den einfa- chen Grund-Riß a a herumb/ nemlich was von k gegen I als die Anlage des Walles/ Brust-Wehre/ \&c. einwerts/ und zwar wenn man die Bollwercke holl bauen wil/ allen Lineen des Grund-Risses parallel, wil man die Bollwercke abeꝛ fuͤllen/ wird die inwendige Doci rung des Walles und der Wallgang nur den Cortinen, wie in dieser Figur/ parallel gezogen; Was ausser k faͤllet/ von k ge- gen F wird auswendig herumb getragen; Die Faussebraye/ Brustwehre dersel- ben und die Berm allen Lineen des Grund-Risses/ der verdeckte Weg aber/ und bessen Brustwehre/ nur den Gesichtern parallel, als in der 146. Figur ist a a a \&c. Der erste Grund-Risz/ von dannen einwerts/ a b, die auswendige Doci- rung FORTIFICATION rung des Walles/ b c die Anlage der Brustwehre mit der Banck/ c d der Wall- gang/ d e, die inwendige Doci rung/ auswerts a f, die Faussebraye/ f g, derselben Brustwehre und Banck/ g h die Berm/ h i der Graben/ i k der verdeckte Weg/ k l desselben Banck und Brustwehre. Ferner vom Walle hineinwerts wird rund umb eine Gasse gelassen/ von 24. biß 30. oder wie Abdias Trewe wil/ von 30. biß 40. Schuh/ auff daß auff derselben wenns noͤthig ist/ die Soldaten in Ordnung moͤgen gestellei werden/ und stracks bey der Hand seyn. Von dieser zeucht man von den Kehl-Puncten mitten auffs Centrum zu andere Gassen/ 20. oder 30. Fuß breit/ ist die Vestung groß/ zeucht man noch eine Reige aus dem Mittel der Cortinen. Mitten wird ein Platz zum Marckte Aliarm Platz/ ins gemein Lerm- Platz genannt/ gelassen/ welcher so viel Seiten hat als die Figur/ iede von 9. biß 15. Ruthen/ auch wohl kuͤrtzer oder laͤnger/ nachdem die Vestung groß/ und die Figur viel Seitten hat/ oder es auch sonst die Gelegenheit erfodert: Der Gas- sen am Walle werden noch 2. oder 3 andere/ nachdem die Vestung groß/ parallel gezogen. Die Haͤuser sind zweyerley; oͤffentliche/ als Kirchen/ Rathhaus/ Zeuch-Ruͤst-Proviant-Wacht-Haͤnser/ Zimmer-Hoff/ und dergleichen/ wel- che alle also anzuordnen/ daß ein iegliches an seinen gebuͤhrlichen Ort zu liegen komme; Das Rathhaus und anderer Obrigkeit und hoher Officirer Haͤufer/ Zoll-Haͤuser/ Gerichts-Haͤuser gehoͤren an den Marckt/ Die Kirchen koͤnnen am besten in den Mittelgassen als 2. 3. oder 4. nach Gelegenheit der Gemeine ange- ordnet werden; An diesen Ort gehoͤren auch die Collegia in Universi taͤten/ Gymnasia und Schulen. Die Zeughaͤuser leget man in der naͤhesten Gassen an dem oder Kriegs-Bau-Kunst. dem Walle/ damit man die Munition und Geschuͤtz aus demselben geschwind zu Hand haben moͤge. Die Zimmer-Hoͤfe koͤnnen etwa zwischen oder innwendig bey den Pforten der Seiten angeordnet/ und mit nothtuͤrfftiger Zugehoͤr ver- sehen werden. Die Proviant- Haͤuser kan man an unterschiedlichen Oertern/ wo man wil/ disponiren, und nicht allein Proviant an einem Orthe verwahren/ damit wenn etwa ein Fewer außkehme/ und an einem Orthe denselben verder- bete/ man noch an andern denselben retten koͤnne: Vnd sollen sonderlich die Zeug- und Proviant- Haͤuser mit Gewoͤlben verwahret seyn; denn an diesen/ und son- derlich den Proviant- Haͤusern einer Festung am meisten gelegen/ daß sie wohl versehen und verwahret seyn; was keine Gewalt oder List bezwingen kan/ das thut endlich die Hungers-Noth/ wie solches die bekante Exempel vielfaͤltig auß- weisen: Daher jener Obrister recht zu sagen pflegen: Isti animali primò in for- mandus est venter. Die Wacht-Haͤuser sind theils an dem Marckt/ da die Haupt- Wache ist/ theils an den Thoren/ theils ausserhalb denselben fuͤr die Bruͤcken/ oder/ welches besser/ an die Bruͤcken zur Seiten/ und zwar nur von Holtz-Werck/ daß sie/ wann es noͤtig/ bald koͤnnen abgebrant werden/ anzulegen/ wen̄ Buͤrger und Soldaten zugleich auff die Wachten gesetzet/ wil zwar Goldman/ daß sie auf dem Marckt abgesondert werden; bey den Pforten aber und auff dem Walle ist es nicht rathsam/ den Soldaten alleine die Wachten anzuvertrawen; denn wen̄ sie alleine/ koͤnnen sie viel gefaͤhrliche Consilia unter sich uͤberlegen/ und etwa von dem Feinde mit Gelde oder Promissen eingenommen/ oder auß Haß gegen der Buͤrgerschafft/ Vrsache nehmen/ Verraͤtherey anzurichten/ wie man ein Exem- C c pel an FORTIFICATION pel an der Stadt Magdeburg hat; denn da die Buͤrgerschafft sicher war/ meine- ten/ es hette nun bey Tage keine Noth/ giengen theils ihren Geschaͤfften nach/ theils schlaffen und vertraueten den geworbenen ohne das wegen schlechter Vn- terhaltung unwilligen Soldaten alleine die Wacht/ da war es geschehen/ denn wie der Feind den Wall erstiegen/ warffen die Soldaten das Gewehr von sich/ sprachen: Wie uns die Buͤrgerschafft gehalten/ so wollen wir auch fechten; be- gehrten Quartier/ welches sie auch erlangeten. Die Sentinellen oder Schild- Wach-Haͤußlein/ muͤssen auff die Spitzen der Bollwercke auff den Enden der Schultern/ da sie an die Gesicht-Lineen anstossen/ und mitten auff die Cortin ge- bauet werden. Die Privat- Haͤußer betreffent/ sind erstlich die Haͤußer und Ba- racken der Soldaten/ gehoͤren zu nechst anden Wall/ denen auch etliche Officirer- Wonungen muͤssen beygefuͤget werden/ umb Auffruhr und Verraͤtherey zu ver- huͤten; auch Reit-Schmiede/ Feldscherer/ und andere zur Soldatesca gehoͤrige Handwercker. An den Marckt gehoͤren die vornehmen Officirer, Raths-Herꝛn/ Patricii und Kauffleute/ wie auch die Medici, Chirurgi, und Apothecken/ damit sie von jeden moͤgen gefunden und leicht erfraget werden. Auff die Mittel- Gassen/ als an den geruch samesten Orth/ die Prediger/ Professores, und andere Kirchen- und Schul-Diener; Handwercks-Leute/ sonderlich die eine geruhsame ūd stille Hanthierung treibē/ (den̄ die andern kan man hinten an den Wall ordnē) und dergleichen: Doch ist hie keine gewisse Ordnung allewege zuhalten: Denn durch Erbschafft/ verkauffen oder tauschen/ die Wohn-Haͤußer bald an diese bald an jene Sandtes-Personen gerathen koͤnnen: Wenn mans haben kan/ ist es sehr oder Kriegs-Bau-Kunst. sehr nuͤtzlich/ daß die Wohn-Haͤusser zu beyden Seiten mit einer Brand-Mauer unterschieden: Zu der Breitte der Haͤuser werden ins gemein 2. oder 3. Ruthen/ und zur Laͤnge 3. 4. biß in 6. Ruthen nach Gelegenheit des Orthes und Groͤsse der Festung genommen; So ist auch sonderlich noͤtig/ daß man mit Muͤhlen und Brunnen in Fall der Noth verwahret sey/ und da man solche Muͤhlen hat/ denen der Feind das Wasser benehmen/ oder dieselben sonst ruiniren kan/ muß man bey Zeiten auff Ross-Muͤhlen/ Hand-Muͤhlen/ so viel noͤtig/ bedacht seyn/ und an bequeme Oerter hinordnen: Eben dergleichen ist auch von den Brunnen zu ver- stehen; denn wenn Roͤhr-Brunnen seyn/ die der Feind kan abschneiden/ muß man hin und wieder Quellen suchẽ/ oder auch Cisternen od’ Kasten machen/ das Regen- Wasser drein zu samlen: Die Thore und Pforten werden jetziger Zeit nicht in die Casematten oder Schultern wie vor Alters geordnet/ sondern mitten in die Cortin/ da sie auch am sichersten liegen/ wie auch die Bruͤcken: Es werden aber der Pforten so viel angeordnet/ als des Orths Gelegenheit erfodert/ doch je we- niger je besser; Jns gemein machet man in 4 und 5 Eckzwey/ in 6 und 7 Eckdrey/ in Acht- und Neun-Eck 4/ \&c: Da man denn auch sonderlich bey derer Anlage auff den Situm uud Beschaffenheit des Orts ein Auge haben muß/ und in Ab- steckung der Festung zusehen/ daß die vornehmsten Paͤsse/ und Landstraßen dem nechsten Strich nach mitten auff die Cortinen zulauffen. Der Thore Breitte ist 10 oder 12. Schuh/ die Hoͤhe 14 oder 15. Schuh/ die Laͤnge nach der Dicke des Walles; oben werden dieselbe an etlichẽ Orthẽ gewelbet/ an etlichẽ Orthẽ nur mit starcken Balcken und Dielen uͤberleget; man fuͤhret sie auch durch den Wall C c ij etwas FORTIFICATION etwas in die Kruͤmmen/ etwan 2 oder 3 mahl sich wendent/ damit die Kugeln nit gerade durchstreichen konnen/ oben machet man ein paar Lufft-Locher wie Schorsteine/ unten weit/ und oben etwas enger/ oben mit Trallien und Gitter- Werck/ damit niemand hienein fallen koͤnne/ verwahret: Die Thore werden inn- wendig und außwendig mit Schlaͤgen oder Thuͤren verwahret/ doch duͤrffen die innwendige nicht so starck seyn/ als die außwendige; Man gebrauchet aber zu denselben starcke eichene/ oder andere Dielen/ 2/3 oder 4 fach auff einander ge- schlagen/ mit starcken eisern Riegeln und Naͤgeln mit grossen Koͤpffen verwah- ret. Jn dem einen Fluͤgel machet man ein Post-Pfortlein/ einen Schuh hoch von der Erden erhoben/ vier Fuß etwan hoch/ und drithalb breit/ solches muß eben so starck verwahret seyn als die grosse: Einen halben Fuß uͤber diesem machet man noch ein Loch in die Quer der beyden Fluͤgel/ 4 oder 5 Fuß lang/ und einen halben breit/ um Musquetirer dahin zu stellen/ des Fein des heimliche Anschlaͤge auff die Pforten und die Petardirer zu entdecken/ welches vom Walle so fuͤglich nicht geschehen kan/ solches muß mit einem starcken eisern Thuͤrlein versehen seyn: Sonst sind noch andere Pforten/ Sortien genant/ durch welche man in die Faußebray kommen kan/ und Geschuͤtz hinein fuͤhren/ ihre Breitte ist 6 oder 7/ die Hoͤhe 7 oder 8 Fuß/ muͤssen auch wohl mit starcken Thuͤren/ und oben mit starcken Balcken verwahret seyn/ weil sie eine schwere Last tragen: Jhr Orth ist auch das Mittel der Cortin/ an denen Oertern/ da sonst keine andere gemeine Stadt-Pforten seyn. Die Auffbauung und Auffuͤhrung der Wercke und Waͤlle betreffent/ nach dem oder Kriegs-Bau-Kunst. dem dieselbe gebuͤhrlich abgesteckt/ und mit einen kleinen Graben/ welches die al- ten mit einem Pfluge ehemals gethan haben/ von Pfahl zu Pfahl gezeichnet und auffgeworffen/ faͤnger man an den Graben auffzuwerffen einwerts hinein/ da der Orth eben; wo aber Tieffen verhanden/ muß man die erst außfuͤllen/ ehe man vom Besteck anfaͤnget hinein zu arbeiten/ oder doch so viel vom Besteck weiter hinaus anfangen/ so viel die Tieffen aufftragen koͤnnen/ denn sonst ziehen sich die Wercke allzusehr ein/ welches auch schon droben erinnert. Wenn der Wall ein Fuß hoch auffgefuͤhret/ muß man denselben wohl uͤber und uͤber stampffen/ daß er sich etwa den vierdten Theil setze/ und denselben auß- und inwendig/ oder doch ja zum wenigsten außwendig mit guten Rasen oder Torff/ Verbundes Weise geleget/ austuͤttern/ hat man keinen Rasen/ muß man sich mit Plackwerck oder geschlichtetẽ Erde behelffen; Weñ man 5. Reigen hoch Rasen gesetzet sonderlich so die Erde nicht guth oder sandicht/ leget man junge Weiden-Straͤuche/ Pap- peln/ oder andere/ welche leicht außwachsen/ oder/ man seet Haber oder Gersten/ Hew-Saat/ Queck-Graß-Wurtzeln und Sahmen/ Gramen caninum genandt/ (das Gramen Medicum, weil es erstlich aus Meden in Hispanien kommen/ zu deutsch Schnecken- oder Raupen-Saat/ wenn mans haben kan/ wird sonderlich hierzu gelobet) darzwischen. Die Rasen oder Torff sind aus guter Erde gestochẽ/ ablange Vierungen 14 oder 15 Zoll lang/ 4 oder 5 dicke/ und einen halben Schuh breit/ hinten in die Schrege sich etwas verlierend/ damit sie desto besser sich bindẽ/ die Erde da man sie sticht/ muß nicht sandicht oder Morastig seyn/ sondern wohl und dicke mit gutem Graße/ nicht mit groben unreinem Kraut durchwachsen/ C c iij denn FORTIFICATION denn das Vnkraut/ als Disteln/ Nesseln/ Wermuth/ Beyfuß und dergleichen/ finden sich ohne das wohl/ und muͤssen ein paar mahl des Jahres im alten Mond abgeschnitten/ und der Wall fein sauber gehalten werden. Die Brustwehre muß auß- und innwendig/ oder doch zum wenigsten außwendig auch mit guten Torff außgefuͤttert/ und oben bedecket werden/ so wohl auff dem Wall als Vnter- Walle; die auff den verdeckten Wege aber darff nur mit Erdẽ oben beschuͤttet und fein dichte eingestampffet werden: Jnwendig am Anlauffe des Walles setzet man Obst und andere zum Brenn- und Zimmer-Werck nutzbahre Baͤume/ die Weyden seynd auch gut/ deñ man solche zu Repari rung der Schantz-Koͤrbe und anderer Dinge gebrauchen kan; doch muͤssen sie nicht zu dichte stehen/ damit sie die Auffuͤhrung der Stuͤck/ und den Auf- und Ablauff des Volckes nicht verhindern: Etliche setzen auch auff den Wallgang solche Baͤume/ etliche auch auff die Ber- me/ und auff den verdeckten Weg/ lustige spatzier Gaͤnge drunter zu haben/ sol- che aber muͤssen so angeordnet werden/ daß sie dem Feinde nicht zu Nutze kom- men/ oder demselben ein Verdeckgeben/ und denen auff dem Walle hinderlich seyn koͤnnen/ und da es die Noth erfodert/ in der Eylabgehauen werden; doch ists besser/ man lasse außwendig das Gesicht frey/ denn der Feind es selten zuvor anzusagen pfleget/ wenn er kommen wil/ mit denen Hinter-Ruͤck mag man es an- ordnen/ wie man wil. Hie faͤlt eine drey fache Frage ein zu eroͤrtern. Erstlich/ Ob die Bollwercke innwendig hohl/ oder gefuͤllet zu bauen? davon gibt Goldman diese allgemeine Regul/ daß alle die/ derer Schultern kuͤrtzer seyn als oder Kriegs-Bau-Kunst. als 9 Ruthen/ sollen angefuͤllet werden/ die andern kõnnen ungefuͤllet bleiben/ doch wollen etliche/ daß man sie etwa auf zwey oder drey Fuß fuͤlle/ daß man de- sto besser auf und ab kommen moͤge. Es haben aber die ungefuͤlleten fuͤr den ge- fuͤlleten diesen Vortheil/ daß man weniger Bau-Kosten daran wenden darff/ auch des Feindes Minen desto besser außzuspuͤren/ und auffsuchen/ und desto leichter gegen miniren koͤnne; wo aber Hoͤhen gegen den Bollwercken von aussen zu liegen/ sol man sie allewege erfuͤllen/ daß man Erhoͤhungen und Katzen gegen die Hoͤhen drauff bauen moͤge. Zum andern/ Obs besser mit Steinen als Erde zu bauen? Hier helt man es abermahl mit der gemeinen jetziger Zeit gebraͤuchlichen Praxi, und wird die Erde billich den Steinen unnd Mauer-Werck fuͤrgezogen: Doch da man Steine haben kan/ schadet es nicht/ den Graben außwendig und innwendig da- mit außzufuͤrtern/ uͤber dem Horizont aber taugen die Steine gantz nicht. Antoine de Ville hat folgende Observationes, da man ja eine Brustwehre auff die Berm von Mauerwerck setzet/ machet man die Berm 10 oder 12 Fuß/ die Banck 1½ oder 2 Fuß/ die Brustwehre 4 oder 4½ Fuß hoch/ und muß die Berm et- was hoͤher als der verdeckte Weg angeleget werden; außwendig machet man einen Krantz 6 oder 8 Fuß tieff hinunter/ und verwahret die Mauer wohl mit streben Pfeilern: Doch/ wie gesaget/ ist von den steinern Brustwehren uͤber dem Horizont nicht groß zu halten. Zum dritten/ Ob ein truckener oder nasser Grabe besser? Allhie wil aber- mahl der truckne dem nassen von dem meisten Autoribus vorgezogen werden; denn FORTIFICATION denn mit dem nassen Graben sind die in der Stadt gleichsam beschlossen/ die tru- ckenen aber kan man vielfaͤltig zu Außfaͤllen/ zu Reteraden und dergleichen ge- brauchen/ man kan dem Feind in denselben entgegen bauen/ oder zur Seiten Ge- schuͤtz stellen/ des Feindes Gallerien desto besser zu entdecken und zu ruiniren, oder sonst mit demselben chargiren; Man kan sie/ da man sonst allenthalben be- laͤgert/ zu Vieh-Weiden gebrauchen/ und das Vieh/ so man etwa bey Außfaͤllen einholet/ in denselben/ unter den Stuͤcken und Geschoß sicher verwahren: Man kan sie auch an denen Oerthern/ so keinen verdeckten Weg sonst haben/ zum ver- deckten Wege gebrauchen/ wenn man nemlich an der außwendigen Seiten ein oder zwey Baͤncke auffwirfft/ und Soldaten dahin stellet; Man muß aber als- denn den Horizont am außwendigen Rande des Grabens ein wenig erhoͤhen: Endlich kan man auch allerhand Verdeckungen und heimliche Gaͤnge sonderlich an der innwendigen Seiten/ nach der Stadt zu/ machen/ oben mit Bretern und Erde bedecken/ und wenn es noͤtig/ Pulver und Spreng-Werck hinein bringen/ den Feind bey anlauffenden Sturm damit zu empfangen/ \&c. und was derglei- chen Nutzen mehr seyn. Wenn man in den truckenen Graben mitten ein Canal von 20 oder 24. Fuß breit/ 3 oder 4 Schuh tieff/ und denselben voll Wasser haͤlt/ ist es gut. An den Spitzen rundet man den Graben etwas ab/ damit er allenthalben gleich breit werde/ und die Ecken nicht zu weit ins Feld hinaus lauffen. Allhier solte endlich die Stereome trische und Coͤrperliche Außrechnung des Walles und des Grabens zur Hand genommen werden/ weil aber selbige sehr operôs, muͤh- sam oder Kriegs-Bau-Kunst. sam und verdrossen/ auch an sich selber mehr Arbeit als Nutzen hat/ wird selbige geliebter Kuͤrtze halber vorbey gangen: Derselben Nutz aber ist sonderlich zwey- erley/ der erste/ daß man den Graben so breit und tieff anlege/ damit die Erde genaw/ zu Auffuͤhrung des Walles noͤtig/ drauff gehe/ und nichts uͤbrig bleibe/ und man doch auch nicht zu kurtz komme: Doch man lege es so uͤber als man wil/ kan man es doch so just an der Schnur nicht haben/ und da es ja an Regulier- Oerthern noch angehen moͤchte/ wil es doch bey den Irregularen gantz keinen Stich halten/ derowegen man bey denen nur nach Guth-Duͤncken den Graben und Wall/ daß sie beyderseits eine gute Proportion behalten/ anordnen kan/ deñ komt man ja mit der Erde zu kurtz/ kan man den Graben inwendig tieffer auß- stechen/ oder mitten etwas außrunden/ oder auch einen kleinen Graben machen/ hat man etwas uͤbrig/ kan man es zu Battereyen oder Katzen gebrauchen/ oder auff dem verdeckten Weg hin und her zertheilen. Der ander Nutzen/ so diese Stereometr ische Rechnung hat/ ist/ den Vber- schlag der Arbeit und Bau-Kosten darnach zu machen: Denn fuͤr 3 Schacht zu bauen/ gibt man in Holland ins gemein einen Reichs-Thaler/ Wenn man nun weiß/ wie viel Cubic- Fuß der gantze Wall umb die Festungumher/ kan man sol- che leicht in Schacht verwandeln; Deñ ein Schacht ist ein Stuͤcke Erde eine Ru- the oder 12. Fuß lang/ und 12. Fuß breit/ und einen dick/ das ist/ 144. Cubic- Fuͤße: Wenn ich nu spreche: 3. Schacht kosten 1. Reichs-Thaler/ wie viel so und so viel/ als der gantze Jnhalt der Festung Schacht haͤlt? \&c: Oder/ wie etliche nach der Zahl der Arbeiter rechnen/ auff 2 Mann in einem Tage 5 Schacht. Weil aber D d beydes FORTIFICATION beydes die Zahlung/ wie auch der Fleiß der Arbeiter/ nicht an allen Orthen gleich/ und uͤber dieses noch das/ was auff Holtzwerck/ Kalck/ Steine/ Fuhrlohn/ und dergleichen gehet/ muß mit gerechnet werden/ kan man auch in diesem Stuͤck nichts gewisses determiniren; Wer Lust zu solcher Rechnung hat/ kan beym Freitagio, Cellario, Trewen/ Pitisco, sonderlich aber Goldmanno, welcher fuͤr andern hierinne seinen Fleiß angewendet/ und in Tabellen solche Calculation verfasset/ davon nachschlagen. Damit man aber doch gleichwol etlicher massen seinen Vberschlag so wohl die Erde/ als Arbeit betreffent/ machen koͤnne/ gibt M. Georg. Schultze in seiner For- tification und Meß-Kunst folgende Anleitung/ und zwar erstlich ungefehr die Breite und Tieffe des Grabens also an zu legen/ daß man Erde gnug habe/ muß man das Profil oder Durchschnitt des Walles in Quadrat- Ruthen/ und Schuh rosolviren, und denn solche durch die bekante Tieffe des Grabens dividiren, das Product gibt desselben gleiche Breite: Zu dieser/ so ich die Tieffe des Grabens addire, bekomme ich desselben Oberbreite/ so ich aber von derselben solche subtra- hire, dessen Vnterbreite. Als im obigen Profil Fig: 144. fuͤrgestellet/ ist (1.) Die Anlage des Walles 81 Fuß/ die Oberbreite 54. die Differentz 27. derer Helffte 13. 5. solche zur Oberbreite 54. addiret, gibt die verglichene Breite 67. 5. die- se mit der Hoͤhe 18. Fuß multipliciret, geben den Jnhalt des Trapetii INOK 1215 □ Fuß. (2.) Die Anlage der Brustwehre ist Fig. 145. 27. Fuß/ davon ab a b, fuͤr die Banck und Docir ung derselben 4 Schuh/ bleiben fuͤr 60/ 23 Fuß/ co ist 2 Fuß/ deñ weil die foͤrder Hoͤhe c d, 4 Fuß/ ist c o derer Helffte/ bleibet also b c endlich 21. Fuß/ diese oder Kriegs-Bau-Kunst. diese mit der Hoͤhe c d oder b s multipliciret, geben die Superficial Flaͤche des Pa- rallelograms b s d c, 84. Schuh. (3.) Jn dem Trapezio a g e b, ist a b 4 Schuh/ g e 3¾ Schuh/ die Differentz ¼ Schu/ solche halb ⅛ von 4 Schuhen subtrahiret, bleiben; 3⅞ diese mit der Hoͤhe b e 1½ Schuh multipliciret, geben den Jnhalt des Trapetii a g e b, 5 \frac{13}{16} Theil/ man hat solches 6 Fuß complet seyn lassen. (4.) Jm Triangul s d B ist die Seite s d 21. Fuß/ s B 2 Fuß/ solche halb 1. Fuß/ und also dessen Jnhalt 21. □ Fuß. (5.) Jm Triangul c d o ist d e 4 Fuß/ c o, 2 Fuß/ dessen Helffte 1. Fuß/ mit der Hoͤhe multipliciret, gibt dessen Jnhalt 4 Fuß/ Nu diese in eine summam colligi- ret, als den Jnhalt des Trapezii b s d o, 84, a g e b, b, deß Triangul s B d 21. und des Trianguls d c o 4 Fuß geben den gantzen Jnhalt der Brustwehre 115. □ Fuß. Weil dieser die Brustwehre auff der Faußebraye gleich/ als rechnet man fuͤr die- selbe auch so viel. (6.) Die Brustwehre des verdeckten Weges helt zur Anlage t F, 87. Fuß/ da- von ab/ t q, 4 Fuß/ bleibet q F 83. Fuß/ die Hoͤhe q D ist 6/ derer Helffte 3 Fuß/ mit 83 multipliciret, geben den Jnhalt des Trianguls q D F 249 Fuß/ darzu die Banck t q, 6 Fuß/ kommen 255 Nun diese Summen zusammen colligiret, Als: des Walles/ --- --- --- --- 1215. der Brustwehre/ --- --- --- --- 115. der Brustwehre auff der Faußebray. -- 115. der Brustwehre auff dem verdeckten Wege - 255. Summa 1700, □ Fuͤße. D ij Sol- FORTIFICATION Solche mit 12. als der Tieffe des Grabens dividiret, kommen bey nahe 141. Fuß. Hierzu die Tieffe 12. Fuß addiret, oder auch subtrahiret, keme fuͤr die Oberbreite 153/ fuͤr die Vnterbreite aber 129. Fuͤß: Da man mitten einen kleinen Graben machen wil/ muß derselbe à part abgezogen werden/ wil man ihn nit so breit ha- ben/ kan man ihn einen oder einen halben Fuß tieffer nehmen/ dieses trifft zwar nicht just und genau zu/ kan aber ohngefehr zur Nachricht seyn; ist etwa Erde uͤbrig/ kan dieselbe/ wie oben erwehnet/ distribuiret und gebrauchet werden. Zum andern den Coͤrperlichen Jnhalt des Walles bey nahe zu erfahren/ mißet man eine Gesicht-Linee/ eine Schulter und die halbe Cortin inwendig und außwendig/ doch jene absonderlich/ und vergleichet denn selbige mit einander/ in dem man die kuͤrtzeste Linee von der laͤngsten abzeucht/ und der Differentz Helffte zur kuͤrtzesten addiret; solche verglichene Linee mit den Superficial- Jnhalt des Durchschnitts ge multipliciret, gibt bey nahe den Coͤrperlichen Jnhalt desselben Stuͤcks/ solches muß man hernach dupliren, und denn mit der Zahl der Ecken der Figur multipliciren, so bekoͤmt man den Coͤrperlichen Jnhalt der gantzen Figur doch muß solche Figur Regular seyn/ und die Bollwercke inwendig hohl; Jns gemein pfleget man mit den Teich-Graͤbern/ und denen so die Erde auß dem Graben stechen/ nach Schachten zu verdingen/ den andern aber so mit Schaube- Karren solche auffuͤhren/ Taglohn zu geben/ und damit kein Vnterschleiff ge- schehe/ und der eine wenig der ander viel fahre/ hernach aber gleichen Lohn der faule Arbeiter mit dem fleissigen empfahe/ als wird einem jeglichen/ so offt er ei- nen Karren auffaͤhret/ von einer dazu bestalten Person ein Bleyernes oder Le- dernes oder Kriegs-Bau-Kunst. dernes Zeichen mit einem gewissen Gemerck gegeben/ auff den Abend wird denn einem jeglichen/ nach dem er viel Zeichen hat/ gelohnet. Damit auch solche Arbeit gluͤcklich moͤge von statten gehen/ und derliebe Gott mit bauen moͤge/ sol man selbe nicht alleine dem gemeinen Kirchen Gebe- the mit einschiiessen/ sondern es were auch nicht unrathsam/ daß man von einer dazu bestellten Person dem Volcke/ wenn sie am Morgen fruͤh zur Arbeit keh- men/ ein Morgen-Gebeth und Vater unser vor beten/ und darauff frisch und froͤlich zur Arbeit gehen liesse/ auch unter der Arbeit den Auff sehern Befehl the- te/ allen Muthwillen/ als zancken/ stossen/ schlagen/ sonderlich aber das Gottes- laͤsterliche fluchen und schandiren ernstlich zu straffen; daß nemlich einer/ der in solchen begriffen wuͤrde/ so oder so viel Karren Erde umsonst muͤste auffahren; Wie denn dieses und was sonst zu observiren, ein verstaͤndiger und Gottfuͤrch- tiger Baumeister/ seiner Discretion nach/ wird anzuordnen wissen; Sonderlich aber muͤssen folgende zwey Himmel-schreyende Suͤnden mit allem Fleiß bey solchen Wercken præcaviret und verhuͤtet werden/ daß nemlich den Arbeitern ihr sawr verdienter Lohn nicht abgekuͤrtzet/ oder gar vorenthalten/ und kein un- schuldig Blut/ etwa durch Verwahrlosung der Bruͤcken oder Stellungen (worauff deñ vornemlich die Zimmer-Leute Achtung geben muͤssen) vergossen werde. Jns gemein muß folgende Regul in Anlegung der Wercke auch nicht vergessen werden/ daß man/ so viel muͤglich/ Horizontal baue/ oder doch den Grund also vergleiche/ daß er sich allgemehlich nach der Schrege nieder sencke/ damit die Wercke wohl koͤnnen bestrichen werden/ nit aber sich in der Eil mitten D d iij abse- FORTIFICATION absetzen und entzwey brechen. Zum Beschluß dieses Capittels/ ist ein Profil Sciographicè vorgestellet/ wie Fig. 147. zu ersehen. CAPUT VIII. Wie Castele und Schloͤsser an Festungen zu erbauen/ und wie man sich mit denen Oertern/ so am Wasser gelegen/ verhalten sol/ deßgleichen wie hohe Oerter/ oder dieselbige Oerter so von Hoͤhen nicht weit gelegen/ zu fortificiren seyn. Die Castele und Schloͤsser werden meistentheils an die Grentz-Staͤdte ũd sol- che Oerter geleget/ die leicht von einer Parthey zur andernfallen/ umb selbige in Zwang und Gehorsam zu erhalten; von derer Anlage folgende observationes in acht zu nehmen. (1.) Daß man sie an die hoͤheste Oerter/ so die andern commandiren, und wañ Wasser durch die Stadt/ oder bey derselben wegfleust/ ober das Wasser lege. (2.) Daß sie nach dem Felde zu offen/ und einen freyen Paßhaben/ auß und ein zukommen/ ohne Eroͤffnung der Stadt/ (3.) Daß sie alle Plaͤtze und Oerter/ auch so viel muͤglich/ die Gassen der Stadt/ welche man darnach anlegen muß/ bestreichen und commandiren, von keinem aber commandiret werden koͤnnen. (4.) Daß zwischen denselben und der Stadt Haͤuser ein ziemlicher geraumer Platz/ etwa auff 600. Fuß/ von den Ecken der Bollwercks-Spitzen gelassen wer- de/ oder Kriegs-Bau-Kunst. de/ um Volck darauf zu stellen/ auch Verraͤtherey und Feuerschaden zu verhuͤtẽ. Jhre Form wird auß dem Royal/ vier-Fuͤnff- oder Sechs-Eck genommen; Doch schicken sich fast die Fuͤnff-Eck am besten/ von denen kan man zwey Ecken hinein/ und 3 heraus ins Feld legen: Als das zu Antwerpen/ welches eines vor der fuͤr- nehmsten Castelen fast in der gantzen Welt gehalten wird. Das Guͤlicher ist vier- eckicht/ und dannenhero nicht so bequem als voriges. Jhr Profil muß mit dem Profil der Stadt gleiche Staͤrcke haben/ oder auch noch wol ein wenig staͤrcker/ mit allen nothwendigen Stuͤckẽ und einer Faußebray/ so wol inwendig als auß- wendig der Stadt Von ihrer Structur kan man keine sonderliche præcepta gebẽ: Man bringet die Stadt und das Castel nur beyde aus einem Maaßstabe/ auß dem groͤsten Royal zu Papier/ und schneidet deñ das Castel aus/ und leget es an den Ort/ da sichs am besten schicken wil/ mit hin und wieder schiebẽ/ biß es schei- net gut zu liegen/ als deñ steckt mans mit Puncten aus auf das andere Papier/ da die Stadt aufgerissen/ ab. Es muͤssen aber die Waͤlle der Stadt (welches meh- rentheils verlaͤngete Facen seyn) recht mittẽ auf die Cortinẽ des Casteels zu bey- den Seiten auflauffen/ wie bey der 148. Figur zu sehẽ. Wañ ein Wasser durch die Stadt laͤuft/ ist es ambesten/ daß es mitten durch die Cortinẽ lauffe: Jst es aber breiter als die Cortin/ muß es mit Auszenwercken/ worzu deñ sonderlich die Horn- wercke gut/ zu beyden Seitẽ so wol in Ein-Fluße als Aus-Fluße/ verwahret wer- den. Lauft das Wasser bey der Stadt hin/ darff man an der Seiten/ da das Wasser vorbey laͤuft/ nicht so starcke Wercke legen/ sondern man kan nur die Lineen am Wasser fortificiren mit Scheren oder Zangen- Wercken/ oder mit hinter eine andere auff einen Mußqueten-Schuß weit von einander gesetz- FORTIFICATION gesetzten Schultern und Absaͤtzen/ oder mit Ravelinen und kleinen platten Boll- wercken/ sonderlich in der mitten/ oder mit halben Bollwercken/ oder sonst aufs beste es die Gelegenheit des Orts leyden wil. Auf solche Weise kan auch ein Thal/ so zwischen zweyen Hoͤhen einlieget/ ge fortificiret werden/ wenn man nemlich die Hoͤhen zu beyden Seiten mit Bollwercken beleget/ und denn nur das Thal dar- zwischen nach advenant mit gedachten Wercken versiehet. Die Waͤlle duͤrffen auch nicht so gar hoch seyn/ sonderlich so man nur mit Schiffen an die Festung kommen kan/ damit dieselbe kein Verdeck unter demselben haben moͤgen; doch muß der Gruud und das Fundament solcher Waͤlle mit Mauerwerck/ Strebe- Pfeilern/ oder auch starcken Pfaͤhlen und Balcken wohl verwahret seyn/ damit das Wasser solchen nicht auß spuͤhlen/ oder das Eyß/ welches sonderlich in den Wasserstroͤmen grosse Gewalt hat/ selbigen beschaͤdigen moͤge. Solche Wasser sind entweder schmal/ daß man mit einer Mußqueten druͤ- ber reichen kan/ und gilt solcher Gestalt der Fluß nicht mehr als ein breiter Gra- ben/ als denn leget man auff der andern Seiten einen halben Moen oder Horn- Wercke; oder welches besser/ man siehet zu/ daß man den Fluß in und durch die Stadt leite/ oder da dieses nicht seyn kan/ ist am besten/ daß man die Festung so wohl nach dem Wasser/ als Lande zu/ vollkomlich fortificire, und zwischen dem Wasser und Stadt-Graben einen Tamm oder Raum lasse 24. oder 30. Schuh/ und solchen oben und unter der Stadt ziemlich breit durchsteche und mit Außen- Wercken/ Schluͤsen und Fall-Bruͤcken nach Nothdurfft verwahre/ daß die auff dem Strome ab- und zufahrenden Schiffe und Kaͤhne dadurch an die Stadt koͤn- oder Kriegs-Bau-Kunst. koͤnnen gebracht werden/ und hat solche Vestung an derselben Seiten als denn gleichsam einen doppelten Graben und Slaͤrcke. Wann aber der Fluß also beschaffen/ daß er sich offtmals sehr ergeust/ wie sie gemeiniglich zu thun pflegen/ muß man zwischen demselben und dem Stadt- graben/ Esels-Rucken Baͤren und Stauungen setzen. Bey welchen souderlich in Acht zu nehmen. (1) Das sie starckgenug und dem Wasser bastant/ (2.) oben schrege zu/ mit einem Tuͤrmichen versehen/ damit niemand hinuͤber gehen oder gutschen kan. (3.) An gelegene Oerther/ da sie dem Feinde kein Verdeck geben koͤnnen/ erbauet werden. Wenn aber der Fluß etwa 1200 Fuß breit/ daß man ihn zwar nit mit Mußqueten/ aber doch gleichwol mit dem Geschuͤtz beschiessen kan/ so leget man uͤbers Wasser einander Werck/ entweder mit 2. gantzen/ und 2. hal- ben Bollwercken/ oder mit 3 gantzen und 2. halben Bollwercken/ und solches kan auß dem 4/ 5/ 6/ 7/ auch wohl 8 Eck genommen werden. Solche uͤber dem Wasser gelegene Wercke bekommen keinen Wall nach der Stadt zu/ sondern werden nur mit Brettern verschlagen/ damit die verbeyschiffende nicht hinein sehen oder steigen koͤnnen. Wenn das Wasser breit/ und breiter als 1200. Fuß/ als denn wird uͤber dem Wasser eine vollkommene Schantze gemachet/ welche ddch gegen der Stadt nicht so starck als gegen dem Lande befestiget wird/ sondern nur an dem Wasser ohne Bollwerck mit einem schlechten Walle zugeschlossen/ in Form der Feld-Schantzen. Es wird auch von vielen fuͤr rathsam gehalten/ daß man an sol- chen Wercken uͤbers Wasser ein Ravelin zwischen dem Wasser und Schantze le- ge/ und dasselbe mit einem Graben umfuͤhre/ damit wenn das Werck vom Feinde E e ero- FORTIFICATION erobert wuͤrde/ sich die Soldaten in das Ravelin reteriren koͤnnen/ und darein so lange auffhalten/ biß sie von der Stadt Entsatz bekommen/ oder uͤbergehohlet werden moͤgen/ Wenn eine Stadt an der offenen grossen See gelegen/ und einen Hafen hat/ ist es auch rathsam/ selbigen entweder mit in die Stadt zuschließen/ oder doch denselben an den Land-Seiten mit gebuͤhrlichen starcken Waͤllen und Wercken/ zu Wasser aber mit einem gnugsamen breiten Damm/ worauff man eine Brustwehre setzen kan/ auch Battereyen und Geschuͤtz-Stellungen machen/ zu verwahren: Der Damm kan von Steinen/ Leim/ und Kalck durcheinander gemenget/ (welche Materia endlich zu einen Felsen werden kan) Zangen weise/ daß ein Theil das andere etwas bestreichen oder beschießen moͤge/ geschlagen/ und nur beym Munde so viel Raum als gebuͤhret/ zu Ein- und Außlauffung der Schiffe gelassen werden: Den Hafen an sich selber mag man auch so groß ma- chen/ als die Negotia und Vielheit der ankommenden Schiffe erfodert. Auff diese Weise sind die in Haffen liegende Schiffe sicher/ und koͤnnen auch des Fein- des Schiffe von weiten aus demselben durch die Macht des Geschuͤtzes abgehal- ten werden. Es sey zum Exempel in der 149. Figur an einem Ort/ der da fortifi- ciret werden sol/ ein Wasser so breit daß man mit der Mußqueten nicht hinuͤber langen kan/ so lege ich umb den Orth/ weil er Regular lieget/ gegen das Land eine halbe Regular-Zwoͤlff-Ecke in groß Royal/ die Seite aber nach dem Wasser zu theile ich von beyden Bollwercken an in a b und b c, item de und e f jeden Theil 40 Ruthen lang/ und lasse allezeit eine Flanque von 8 Ruthen gegen das Was- ser gehen/ was in der Mitte uͤbrig bleibet als c f, theile ich wieder in zwey gleiche Theil/ oder Kriegs-Bau-Kunst. Theil in g und richte aus g eine Perpendicular- Linee g h zu einer Haupt-Linee auff/ welche so lang/ als man ins Wasser ruͤcken kan/ allhier ist sie 20. Ruthen lang/ auff welcher eussersten Punct zwo Facen zusammen lauffen/ damit man das Wasser daraus desto besser bestreichen moͤge/ uͤber das Wasser ist zu Ver- wahrung des Passes eine halbe acht-eckichte Schantz angeleget derer Groͤsse sich nach der Besatzung/ so hinein geleget werden sol/ richtet. Es koͤnnen aber auff beyden Seiten des Flusses den ankommenden Feind desto besser abzuhalten/ so wohl an die Schantze als an die Festung/ Horn-Wercke angeleget werden/ auff was Maße aber dieselben zu machen/ ist droben Erwehnung gethan. Von Fortifici rung der Oerter so auff Hoͤhen/ od’ von denselben nit weit gelegen/ weitleufftige Meldung zu thun/ ist unnotig/ denn ob wohl vor dieser Zeit in gu- tem Gebrauch gewesen/ daß man Festungen auff Berge und Stein-Felßen ge- bauet hat/ in dem man die Bollwercke oder Pasteyen in die Felsen gehauen/ und oben darauff eine Brustwehre von Erden gesetzet/ so ist doch solches hentiges Ta- ges nicht mehr im Gebrauch/ wer aber davon besser Nachricht haben wil/ besehe Daniel Specle in seiner Architectur, allwo er gnugsame Nachricht befinden wird; Weñ aber eine Stadt oder sonsten ein Platz nicht weit von Hoͤhen abge- legen were/ und gleichwol fortisiciret werden solte/ so fortificiret man den Orth/ wie sonsten/ er liege regular oder irregular nach denen nechst vorgeschriebenen Regeln/ auff die Bollwercke aber/ welche gegen die Berge liegen/ bauet man Cavallier oder Katzen/ damit der Feind auff den Hoͤhen darauß erlanget wer- den kan. Die Berge aber/ welche nahe an der Stadt liegen/ muͤssen mit einer E e ij Tren- FORTIFICATION Trenchee eingeschlossen werden/ wofern aber eine Hoͤhe von der Stadt etwas weiter abgelegen/ und man sich dennoch daraus einiges Schadens zu befahren hette/ so kan man eine Schantze darauff legen/ und dieselbe mit Besatzung der- maßen versehen/ daß sie dem ankommenden Feinde gnugsam gewachsen sey. CAPUT IX . Was vor Belaͤgerung einer Festung vornemlich in acht zu nehmen sey/ und von den March, und Feld-Laͤgern deßgleichen wie dieselben mit Tren- chementen und Schantzen/ nach dem es die Gelegenheit erfodert/ zu befestigen. Nachdem bißhero/ das/ was ad Praxin Defensivam gehoͤret/ etwas weit- leufftiger uͤber Verhoffen tractiret, als wird in folgenden Stuͤcken/ so meisten- theils ad Praxin Offensivam gehoͤren/ die Kuͤrtze billig beobacht/ weil doch ohne das selbige mehr und besser aus der Praxi und Vbung/ als aus der Theoria und weitleifftiger Beschreibung zu erlernen/ und zwar nur die generaliora durch zu lauffen: Wañ nun eine Festung belaͤgert werdẽ sol/ (weiln eine Festñg zu belaͤgern ein Werck von grosser Importantz ist/ sintemal sich ein Kriegs-Heer nirgent mehr ruiniren kan/ als in Belaͤgerung einer starcken wolgebaueten/ und mit gutem Volck wolbesatzter Festung) so muß solches Vorhaben lange Zeit zuvor in gute Berathschlagung gezogen werden/ das ist/ man muß vor allen Dingen die Festung von was Staͤrcke am Bau und Tapfferkeit an Mannschafft sie sey/ zuvor oder Kriegs-Bau-Kunst. zuvor wohl betrachten/ denn daraus wird das Judicium zu nehmen seyn/ wie starck man auffziehen muͤsse/ und was fuͤr Vnko sten erfodert werden. Jedoch muß man auch dahin sehen/ ob der jenige/ dem die Festung zustaͤndig/ allbereit ei- ne Armee auff den Beinen habe/ und mit derselben zu Felde liege/ oder nicht/ Item, ob er von andern benachtbarten bald Succurs uͤberkommen koͤnne/ deñ weñ derselbe entweder mit einer Armee zu Felde allbereit versehen/ oder eines ge- schwinden Succurses von seinen benachbarten sich zu getroͤsten hat/ ist leichtlich zu ermessen/ daß man auff solchen Fall auch staͤrcker auffziehen muͤsse/ damit wenn die Festung entsetzet werden solte/ man sich gegen den Entsatz mit gnug- samer Macht wehren/ und denselben abtreiben koͤnte. Was aber die Belaͤgerung an ihr selbst anlanget/ so muß man Anfangs/ wenn man rathschlaget und der Schluß gemacht ist/ solch Intent in hoͤchster Geheim halten/ und niemand das geringste darvon vermercken lassen/ sondern sich vielmehr allenthalben zu einem andern Vorhaben anstellen/ und den Feind dadurch sicher machen/ inmittels auff allerley Mittel und Wege um des Orts eigentliche Beschaffenheit heimliche Erkundigung einziehen/ auch wol etliche verstaͤndige Officirer und Ingenieurs unvermerckter Weise/ entweder unter einem andern Prætext oder in veraͤnderten Kleidern dahin abfertigẽ/ die alle Gelegẽheit des Orts mit Fleiß betrachtẽ/ die De- fectẽ ũd Vortheil der Festung in gute Obacht nehmẽ/ und die gantzeumbliegende Gegẽd mit sonderbarẽ Fleiß/ zu foderst aber an Fluͤßẽ ũd andern Wassern an Mo- rastẽ/ Waͤldern/ Bergẽ/ Thaͤlern/ Wießẽ/ ũd dergleichẽ umstaͤndigẽ Gelegenhei- tẽ/ so viel muͤglich aufs Papier bringẽ/ daraus deñ hernach leichtlich abzunehmẽ/ E e iij wie FORTIFICATION wie und welcher Gestalt das Lager um die Festung am fuͤglichsten zu schlagen/ und wohin sich die Quartier am besten schicken: Wie denn nicht minder auch der Festung Fortification eigentlich zu erkundigen ist/ wie viel nemlich dieselbe Boll- wercke habe/ ob sie alle vollkommen/ und welches die schwaͤchsten seyn/ wie weit sie von einander liegen/ wie hoch und dicke der Wall/ wie breit und tieff der Gra- ben/ ob derselbe trucken oder mit Wasser angefuͤllet sey/ deßgleichen ob auch die Festung mit gnugsamen Proviant, Munition und andern Nothwendigkeiten versehen/ wie starck die Quarnison darinnen sey/ ob sie auch jhre Zahlung be- komme/ oder ob nicht etwa zwischen jhnen und den Jnnwohnern dahero Schwie- rigkeit obhanden/ aus welchen allen denn gute Nachrichtung und mancherley Vortheil genommen werden koͤnnen. Weñ nun dieses alles in acht genommen/ und eine bestaͤndige Resolu tion zur Belaͤgerung gefasset worden/ so geschicht darauff der Auffbruch zum marchiren, derselbe aber wird nach des Generals Guth-Duͤncken angeordnet/ bißweilen wird solcher angedeutet/ den Tag zuvor durch oͤffentlichen Trommelschlag und außblasen/ bißweilen geschihet er gantz heimlich und in der Stille. Jns gemein wird die gantze Armee in 3 Hauffen ge- theilet; Die Avantguardi mit den Wegweisern und Strassen-Bereitern gehet vorn an/ worunter auch der General selbsten sich pfleget finden zu lassen/ diesem folget die Batallien oder das Corpus, und die Retroguard oder Nachtrab/ hin- ter derselben pfleget man eine Compagnie Arquebusirer zu lassen; das Fuhrwerck faͤhret zur Seiten an derselben/ da man am sichersten/ und vom Feinde keine Ge- fahr vermuthend/ erstlich das Geschuͤtze/ und zwar die kleinen forn an/ denn die großen/ oder Kriegs-Bau-Kunst. grossen/ denn die Zimmer-Leute und Ammunition, denn die Proviant/ Kran- cken und Bagage- Wagen. Bißweilen aber werden forn etliche Feld-Stuͤcken bey der Avantguardi voraus geschicket/ auch hinten etliche mit ihrer zugehoͤrigen Munition . Jn der enge muß mans machen wie man kan/ da pfleget man das Geschuͤtze und das Fuhrwerck in die Mitte zu nehmen/ die hinterstẽ und foͤder- sten Hauffen zu verstaͤrcken/ und die Reutterey zu beyden Seiten oder an einer nach dem es noͤtig/ gehen zu lassen. Wo Holtzung und Buͤsch verhanden/ machet man/ so viel muͤglich/ Raum. Wenn man uͤber Wasser gehen soll/ pfleget man Kaͤhne/ Schiff und andere Sachen zur Schiff-Bruͤcken noͤtig/ nachzufuͤhren: die Stuͤcke werden ans Vfer gestellet/ wie auch die Arquebusirer, so lang biß die Bruͤcke fertig/ deñ gehet man in guter Ordnung hinuͤber. Doch ist hie/ wie vorge- meldet/ nicht weitleufftig davon zu schreiben/ ein verstaͤndiger General und Krie- ges-Obrister wird solches alles mit gutem Rath ũd des Ortes Gelegenheit nach/ selbst anzuordnen wissen. Der Feld-Laͤger sind dreyerley: 1. Temporanea. 2. Strataria. 3 Castra Sustentoria . Die erste Art der Laͤger wird darum also genennet/ dieweil sie eilfertig gema- chet werden/ und alle Augenblick zum Auffbruch wieder bereit seyn muͤssen/ diese Laͤger werden im marchiren nur zu einer Nachtwache auffgeschlagen/ und wenn man in des Feindes Land oder sonsten vom Feinde marchiret, so muß der Orth/ da solche Laͤger hingeschlagen werden sollen/ zuvor durch ein Theil der Reuterey wol erkundiget werden/ damit man sich des Feindes desto mehr versichern kan/ und wenn man an einen Ort koͤmt/ da das Lager hingeschlagen werden sol/ wel- cher FORTIFICATION cher zuvor durch den General Quartier-Meister erwehlet wird/ so theilet man die Quartier in die umliegende Doͤrffer aus/ so sie verhanden/ die Reitterey schicket man an die Wegen des Feindes verdaͤchtige Oerter/ das Volck aber das zur Infanteria gehoͤret/ umgiebet die Oerter da sie logiren, so weit es noͤtig/ mit einer Trenchee nur etwa 6 Schu hoch/ und 3 Schu dicke/ damit sie nicht gar bloß liegen/ Wo es aber morastig ist/ brauchet man nur Friesische Reitter die sie mit sich fuͤhren/ weñ die Trenchee fertig ist/ welches geschwinde zugehet/ machen sich die Soldaten Huͤtten/ damit sie bedeckt und trucken liegen koͤnnen. An denen Orthen/ wo es wegen des Feindes Anfall am gefaͤhrlichsten schei- net/ stellet man etliche Feld-Stuͤcke nebenst den Zubehoͤrungen. Wenn man sich also verwahret hat/ werden die Wachten auffgefuͤhret. Fruͤhe/ wenn man auff- bricht/ wird die Trenchee wiederum eingerissen/ damit der Feind/ wo fern er et- wa nachfolgen wolte/ keinen Vortheil findet/ wo aber derselge nicht zu vermu- then/ und man ausser dessen Lande marchiret, bedarffs dieser Weitleufftigkeit nicht. Was die andere Art der Laͤger anlanget/ so man Castra Strataria nennet/ werden dieselben sonder Zweiffel also genant/ weil man mit denselben eine Zeit lang still lieget/ dergleichen man sich bey Belaͤgerung der Festung gebrauchet/ und sind bey derer Aufferbawung wiederum unterschiedliche Stuͤcke in acht zu nehmen/ damit dieselben geschickt und fuͤglich angelegt/ so wohl die Quartier in gewisser und bequemer Ordnung gemacht und außgetheilet werden moͤgen/ darum deñ fleißige Achtung zu geben/ damit das Lager: 1. Nicht oder Kriegs-Bau-Kunst. 1. Nicht nahe an Hoͤhen oder Gestraͤuche und Waͤldern gemacht werde/ aus welchen ein ankommender Feind in das Lager sehen und schiessen/ ihm aber aus dem Lager keinen Widerstand gethan werden koͤnte. 2. Daß es um Vermei- dung Gestancks und daraus entstehenden Kranckheiten/ nicht an einen mora- stigen Ort zu liegen komme. Hingegen ist zum 3. dieses an einem Lager zu lo- ben/ und denselben zutraͤglich/ wenn es an einem Fluß lieget/ darauff man aller- ley Nothdurfft zu Schiffe ins Lager/ und allerley Vnflat leichtlich hinaus brin- gen kan/ zumalen/ wenn es zugleich an dem Fluß also zu liegen koͤmbt/ daß es dadurch destomehr befestiget wird. Deßgleichen 4. Wenn an Graß und Hew vor die Pferde und das Viehe/ item an Holtz kein Mangel zu finden. Vor allen Dingen aber ist 5. dieses das vornemste an einen Lager/ daß man die Paͤsse wol besetze/ damit dieselben vom Feind nicht abgeschnitten werden/ wodurch das Lager nothwendig zu Grunde gehen muͤste/ wenn es aller Zufuhr benommen wuͤrde. Wo kein Wasser verhanden/ muß man sich mit desselben Zufuhr behelffen. Die Buͤsche und das Gestraͤuche/ so nit mit ins Laͤger geschlossen und nach und nach zũ Gebr auch abgehauẽ werdẽ kan/ muß man so weit es hinderlich/ abbreñen od’ auf andere Weise wegraͤumẽ/ damit d’ Feind darinnẽ keine Bedeckung habe. Was die Quartier des Laͤgers anlanget/ so sind dieselbẽ so wol an der Zahl als ihrer Groͤße in einen jeden Laͤger unterschiedẽ/ nachdem nemlichẽ des Volcks viel od’ wenig verhandeu/ und des Orts Gelegenheit es mit bringet/ darum man hievon nichts gewisses kan anzeigen. Dieweil aber zu eineni Quartier unterschiedliche Regi- F f menter FORTIFICATION menter gehoͤren/ und eines wie das andere logiret wird/ so wollen wir ein Regi- ment zu Fuß von 6 Compagnien vor uns nehmen/ dergleichen in der 150. Figur zu befinden/ und dasselbe mit allen Zugehoͤrigen logiren. Es ist aber zu wissen/ wenn man alles ordentlich anstellen wil/ wie bey importi rlichen Belaͤgerungen billich geschehen sol/ daß vor allen Dingen die Gegent da das Laͤger hingeschla- gen werden sol/ zuvor in Grund geleget werden muͤssen/ welches denn geschicht/ wenn man mit der Armee noch 2. oder 3 Meilen von dem Orthe/ den man belaͤ- gern wil/ stehet/ daß der General Quartier-Meister/ wie schon gedacht/ mit un- gefehr 100. Reitern/ nebenst etlichen Ingenieurn von dem Lager abreittet/ vor die Stadt ruͤcket/ und die zuvorher recogno scirte Gelegenheiten nit allein mit Fleiß besiehet/ sondern auch mit seinen bey sich habenden Leuten in Grund brin- get/ und darauff anordnet/ wo und wie die Quartier angetheilet werden sollen. So viel nun das gegebene Exempel eines Regiments zu Fuß võ 6 Compagnien anlanget/ so theilet der Regiments Quartier-Meister den zum Regiment depu- tirten Platz also aus/ daß die Compagnien oder Faͤhnlein in der Laͤnge alle gleich zu liegen kommen/ Jst aber eine Compagnia groͤsser als die ander/ so wird der groͤssere/ gleich wie auch bey ungleichen Regimentern geschicht/ nichts an der Laͤnge/ sondern an der Breite eine oder etliche Ruthen mehr zugetheilet/ damit sie gnugsamen Raum haben/ und doch in der Laͤnge einander alle gleich kommen. Solche Laͤnge nun dergleichen in gedachter 150. Figur die Linee a b oder c d anzeiget/ ist von 300. Schuhen. Die Breite aber eines Faͤhnleins ist/ wie gedacht/ nicht einerley/ wir wollen sie allhier als a d und b c auff eine Compagnia von 100. oder Kriegs-Bau-Kunst. 100. Man 24. Schuh groß nehmen/ so gibt die Laͤnge und Breite das Parallelo- gram, e b c d, von der Laͤnge werden dem Hauptman zu seinem Logament 40. Schu a f oder d e eingereumet. Darnach laͤst man zwischen des Hauptmans Quartier und der Soldaten Huͤtten einen ledigen Raum 20. Schu lang/ denn fangen der Soldaten Huͤtten in g h i k an/ und erstrecken sich biß in l m n und o auff 200. Schuh lang/ die Breite solcher Hůtten ist des Hauptmans Quartier gleich von 24. Shuh und wird in drey gleiche Theile getheilet/ die zwey eussersten als m n nnd n o jedes 8 Schuh/ werden zu den Huͤtten genommen/ das mittlere aber zu einer Strassen oder Gassen gelassen auch von 8 Schuh breit/ und darff keiner seine Huͤtte veringern oder erweitern/ damit sie alle gleich kommen. Jn der Laͤnge gibt man auff einen Mann 4 biß 5 Schuh/ wo aber ihrer zween bey- sammen seyn/ oder einer ein Weib hat/ werden ihn von 6 biß 7 Schu gegeben. Zwischen der Huͤtten nach der Laͤnge wird auch ein weniger Raum gelassen/ da- mit/ wenn ein Fewer entstuͤnde/ man den Huͤtten auff allen Seiten desto besser beykommen koͤnte. Die Thuͤren solcher Huͤtten gehen alle auff die mittlere Stra- ßen/ also daß sie in zweyen Reyen einander entgegen stehen/ Dieweil aber kein Soldat in seiner Huͤtten Fewer halten/ oder kochen darff/ so gibt man den Mar- cketaͤndern und Sudlern auch einen gewissen Platz ein/ da man kochen kan/ nem- lich man laͤsset zwischen der Soldaten Huͤtten l m n o und p q einen ledigen Raum 20 Schu lang/ damit nicht etwa Feuer in die Huͤtten kommen moͤchte/ darnach gibt man den Sudlern oder Marcketendern zu ihrem Logament 10. Schuh in der Laͤnge p s oder q r, und hieruͤber noch 10. Schuh s b oder r c, zu jh- F f ij rem FORTIFICATION rem Fewer und Kuͤchen/ damit dasselbe desto weiter von der Soldaten Huͤtten abzustehen komme/ und dieselbe nicht ergreiffen koͤnne. Dann wann Fewer ins Lager komt/ kan dasselbe dadurch leichtlich gantz ruiniret werden/ zumahlen wo es am Wasser mangelt. Die zwey ersten Huͤtten haben jhre Thuͤren gegen des Hauptmans Quartier/ und hat die eine der Leutenant/ die andere der Faͤhnrich innen. Also haben die zwey letzten Huͤtten ihre Thuͤren gegen die Sudler/ und werden den zween Serganten eingeraͤumet. Diese Ordnung wird bey allen Com- pagnien also gehalten Der Colonel oder Obriste lieget allezeit in der Mitte/ gleich wie aus A zu sehen/ dessen Quartier so weit von den nechsten Compagnien B und C abstehet/ als die andern D E und F G von einander gelegen seyn/ nem- lich 8 Schu/ also auch die Laͤnge ist der Haupt-Leute Ouartieren gleich 40. Schu/ die Breite aber ist 68. Schuh/ darnach wird wiederumb/ gleich wie vor der Haupt-Leute Quartier ein Raum von 20. Schuh lang ledig gelassen/ und darauf dem Obersten Leutenant ein gleicher Raum wie den Obersten zu seinen Loga- ment gegeben/ dergleichen aus H zu sehen. Endlichen wird von des Obristen Leutenants Quartier an biß zur Helffte dieser gantzen Laͤnge der 200. Schuh denen andern Stabs-Personẽ/ als dem Regiment-Schultzen/ Feld-Prediger/ Secretatio, Quartier- und Proviant- Meister/ auch andern mehr/ ein Platz zu jhren Huͤtten eingeraͤumet/ wie der Buchstabe i außweiset/ jedoch daß zwischen den Obersten Leutenant und sonsten allenthalben zwischen den Huͤtten gnugsa- mer Raum gelassen werde. Die uͤbrige Helffte dieser Laͤnge als noch 100. Schuh werden zu den Bagagi- Wagen gebrauchet/ gleich wie aus k zu sehen/ damit die- selben daselbst Raum zu stehen haben. Was oder Kriegs-Bau-Kunst. Was die Regimenter zu Roß anlanget/ so werden sie in gleicher Laͤnge/ wie die Fuß-Voͤlcker geleget/ in der Breite aber ist ein Vnterscheid/ ein Cornet von 100. Pferden/ gibt man in der Breite 70. Schu/ also bekomt der Rittmeister/ wel- cher eben lieget wie bey den Fuß-Voͤlckern der Hauptman/ in der Laͤnge nicht mehr als der Hauptman 40. Schuh/ aber in der Breite 70. Schuh/ im uͤbrigen bleibet die Ordnung in Gassen und sonsten wie bey den Fuß-Voͤlckern. Die Pferde stellet man mit den Krippen gegen der Reitter-Huͤtten/ damit sie zu den- selben desto geschwinder kommen koͤnnen/ und ist zwischen diesen und der Fuß- Voͤlcker Huͤtten/ geringer Vnterscheid/ nur daß diese in der Breite 8/ jene aber 10 Schu haben/ weil die Reiter mehr Zeug und Ruͤstnng bey sich haben/ dazu auch Raum gehoͤret. Die beyden ersten Huͤtten gegen den Rittmeister/ werden wie- derum den Leutenant und Cornet eingegeben/ die beyden letzten aber gegen den Sudlern uͤber/ dem Quartier-Meister und Corporal. Die Pferde-Staͤlle wer- den mit Quer-Baͤumen unterschieden/ damit die Pferde desto besser nebenein- ander stehen koͤnnen. Die Krippen so von zusammen genagelten Bretern oder außgespanneten Tuͤchern seyn/ werden vorn heraus gegen die Huͤtten und der Gassen gemacht/ damit die Reitter zum fuͤttern desto bequemer kommen koͤnnẽ/ und wenn man ein bestaͤndig Laͤger formiret daß man lang zu liegen vermeinet/ machet man den Pferden auch Huͤtten/ und zufoͤderst daß sie von oben bedeckt seyn/ damit sie das Wetter nicht zu sehr treffen kan/ hinten unnd forn aber bleiben sie allezeit offen/ daß die Reitter stets ein Auge auff die Pferde haben koͤnnen/ Wann man nicht Stroh hat/ kan F f iij man FORTIFICATION man solche Huͤtten mit Leinwand bedecken. Dergleichen Logir ung eines Regi- ments zu Roß ist aus der 151. Figur zu sehen. Es werden aber die Regimenter nicht ohne Ordnung zusammen geleget/ sondern muͤssen zum wenigsten auff 50. Schu von einander abgesondert seyn/ damit man zwischen hin geraͤumig gehen und fahren kan. Hiernechst ist auch in acht zu nehmen/ daß nicht allein vor die Regimenter/ sondern auch vor die Gcnerals- Personen vornemlich bequeme Logamenter außzusetzen/ Dem Feld-Obersten gibt man in der Mitten der Regimenter einen viereckichten Platz 300 Schuh lang und 600 Schuh breit/ so er fuͤr sich und sei- ne Leute gebrauchet. Der General von der Attilerie bekomt einen Platz 300. Schuh lang/ und 480 Schuh breit/ damit er allen benoͤtigten Zeug und die dazu gehoͤrige Officirer nebenst den Werck-Leuten um sich haben koͤnne. Vor das Pulver und andere Fewer-Wercke/ werden Reduiten gemacht/ und oben mit haͤrenen Decken bedecket/ damit das Feuer nicht Schaden thun moͤge. Alsogibt man vor andere Generales und hohe Officirer, als da seynd/ der Ge- neral uͤber die Cavallerie, Infanterie, derselben General- Leutenante/ Majore, Comißarien, und dergleichen/ so nicht zu den Regimentern gehoͤren/ einen Raum 300 Schu lang ein/ die Breite kan sich endern nach dem derselben viel oder we- nig sind. Es wird auch fuͤr die Kauffleute/ Gastgeber/ Handwercks-Leute/ Flei- scher/ Becker/ \&c. dem Marckt ein Raum von 300 Schu lang/ und 400. breit ge- lassen. Endlichen behaͤlt man auch einen Platz vor die Ambassadorn, und andere fremb- oder Kriegs-Bau-Kunst. frembde ankommende Leute/ damit man dieselben nach Gelegenheit logiren koͤn- ne. Vm die Quartier gerings herum wird ein Platz von 200. oder 250 Schuh in gleicher Breite gelassen/ welchen man den Alarm- Platz nennet/ da nemlich alle Soldaten/ wenn etwa ein Laͤrmen wird/ aus jhren Quartiren zusammen kom- men/ und uͤber dieses nimbt man auch noch 6 oder 7. Schuh dazu/ darauff eine Trenchee und Circumvallation gemacht wird. Die Außtheilung geschicht wie bey dem Feldmessen/ erstlich auffm Papier/ hernacher wird das gantze Lager vom Papier ins Feld getragen/ welches denn mehr Muͤhe als Kunst erfodert. Ehe man aber die Außtheilung macht/ muͤssen vollkommene Rollen und rich- tige Specificationes d’ gantzen Armee, nebenst allen Zubehoͤrungen dem General Quartier-Meister außgeantwortet werden/ Sonsten werden die Quartier ent- weder zu weitleufftig oder zu enge genommen/ welches beydes unrecht/ und keines geschehen solte. Die dritte Art der Laͤger belangent/ so man Castra sustentoria oder fliegen- de Laͤger nennet/ so werden dieselben allezeit gegen deß Feindes Lager geschlagẽ/ und so gut verwahret als man kan. Sie sind aber auch nicht einerley. Denn zu weilen commandiret man nur etliche Regimenter zu Roß gegen dem Feind aus/ denselben auffzuhalten oder jhm vorzubiegen/ daß er nicht weitern Progreß ins Land haben kan. Darumb sich denn dieses Laͤger gantz nach dem Feinde richten muß/ gehet derselbe fort/ so muß das Laͤger auch fort geschlagen werden. Es bedarff aber dasselbe/ zu mahl wo nur Reitterey verhanden/ keiner son- der- FORTIFICATION derbahren Weitleufftigkeit/ sondern behilfft sich mehrentheils in den kleinen Staͤdren/ offenen Marck-Flecken und Doͤrffern/ so gut es kan. Darnach komt es zuweilen/ daß zwo feindliche Armeen an einer Land-Grentze/ oder an einen vornehmen Paß gegen einander ziehen/ sich daselbst setzen und eine die andere zu ruiniren gedencket/ in dem eine der andern/ so viel muͤglich/ das Proviant und Fourage abschneidet/ und einander außhungern. Jn solchen Fall muß das Laͤger beyderseits von Tag zu Tag mehr und bes- ser besestiget werden/ und wird dahero dem vorigen der Staͤrcke und Fortifica- tion nach nicht sehr ungleich seyn/ darum es auch unnoͤtig weitleufftiger hievon zu handeln. An den Trencheen ist nicht wenig gelegen/ weil ein Laͤger dadurch verwah- ret und nicht wenig gestaͤrcket werden kan. Denn das wolte demselben nicht zu- traͤglich seyn/ wenn es im Felde unbedeckt liegen und bald von den Belaͤgerten bald von andern außwaͤrtigen unversehens uͤberfallen werden solte. Darum wenn eine Festung belaͤgert wird/ ist schon von lauger Zeit hero auch bey den Roͤmern im Gebrauch gewesen/ wie Frontinus lib. 4. Stratagem. meldet/ daß man dasselbe umzaͤunet/ welches denn heutiges Tages wo es nur muͤglich seyn kan/ am fuͤglichsten mit Auffwerffnng einer Brustwehre geschiehet. Jn diesel- be Brustwehre nun pfleget man unterschiedliche Defensions- Wehren zu legen und auffzuhauen/ welche diesen Nutzen haben/ daß wo der Feind den Belaͤgerten uccurriren wolte/ derselbe desto besser daraus abgehalten werden koͤnte/ nicht anders/ als wie an den Festungen aus den Bollwercken zugeschehen pfleget. Man oder Kriegs-Bau-Kunst. Man macht aber allezeit auff die zwischen zweyen Wercken inliegende Linee auch eine Brustwehre/ welche man aber nicht Cortine, sondern Lineam Continuati- onis nennet/ damit die Festung gantz eingeschlossen werde/ und derselben von außen nichts zukommen koͤnne/ wiewol solche Linie offt nicht gantz herum gehet/ sondern nur so weit/ als es die Noth erfodert. Diese Vmzeunung und allge- meine Verschantzung nennet man eine Circumvallation oder die eusserliche Tren- chee, Wie nun die Armee sich außwerts gegen einem ankommenden Feind ver- schantzet/ daß derselben unversehens niemand beykommen kan/ also muß es auch gegen die Festung geschehen/ damit wenn die Belaͤgerten außfallen/ sie so leicht- lich nicht an die Belaͤgerer kommen koͤnnen. Man bedarff aber solches nicht al- lenthalben/ sondern ist genug/ wenn es um die Quartier geschicht/ denn weil die Voͤlcker nicht auff einen Hauffen beysammen liegen/ sondern nach Gelegenheit des Orts und Beschaffenheit der Festunge in gewisse Quartier vertheilet wer- den/ so muͤssen dieselben nothwendig wieder mit einer absonderlichen Trenchee umbgeben werden/ damit sie auch gegen die Festung/ wann ein Außfall geschie- het/ eine Brustwehre haben/ und dieselbe nennet man eine innerliche Trenchee oder Lineam communicationis . Was aber die Defensions- Wehren/ so in die Trenchee geleget zu werden pflegen/ anlanget/ so sind dieselben unterschiedlich und mancherley. Denn nach dem es des Orts Gelegenheit mit bringet/ unnd man sich an einem unnd andern Orth zu foͤrderst eines feindli- chen Anfalles zu befahren/ machet man auff die Trenchee eine drey- oder viereckichte Feld-Schantze/ so wohl mit gantzen/ als halben G g Boll- FORTIFICATION Bollwercken/ item eine Redoute, ein Hornwerck/ Cron-Werck/ Tenaille oder nur eine außgesetzte Flanque, derer zu weilen zwo gleich wie zwo Facen zusammen lauffen/ deßgleichen ein gantzes oder halbes plattes Boll- werck/ oder was des Feindes Anfall sonsten mehr an die Hand giebet/ dazu man keine gewisse Regul vorschreiben kan/ sondern ein jeder sich nach des Feindes An- stellungen richten muß. Solche Defensions- Wehren nun/ so in die Trencheen geleget werden/ duͤrffen nicht uͤber 60 oder 70 Ruthen von einander liegen. Darum wenn man eine gerade Linie hat/ auff welcher man ettlich mal 60 Ru- then messen kan/ muß man der oberzehlten Wercklein so viel anlegen/ so viel mahl 60 Ruthen gemessen werden koͤnnen. Jedoch allezeit solcher Gestalt/ daß sie ge- gen einander gute Defension haben/ und dem Lager vortheilig seyn/ wie solches etlicher massen aus der 152. Figur zu ersehen/ da dergleichen unterschiedliche Wer- cke vor Augen gestellet werden. Was der Trencheen Profil betrifft/ so ist in acht zu nehmen/ daß die Staͤr- cke solcher Wercke nach Gelegenheit der Zeit/ des Orts und der Erden/ so man zum Baw findet/ so wohl auch zu foͤrderst nach des Feindes Macht und Staͤrcke hinwiederum unterschiedlich seyn kan. Dahero laͤsset sich allhier kein gewisses Profil dazu angeben/ sondern ein jeder wird sich bey der Praxi nach solchen Vm- staͤnden zu richten wissen. Dafern man sich aber fuͤr des Feindes maͤchtigen Suc- curs zu befuͤrchten/ so kan man hin und wieder die Trencheen verstaͤrcken/ und denselben so wohl an der Dicke und Hoͤhe aus dem Profil der Feld-Schantzen/ als an den Wercken selbsten etwas zugeben. Allhier ist zu mercken/ daß offtmals die oder Kriegs-Bau-Kunst. die Erde also sandicht ist/ daß sie sich zum Baw sehr uͤbel schicket/ besonders wo man den Rasen nicht wohl haben kan/ darum man den auff solchen Fall an statt der Brustwehre entweder Schantz-Koͤrbe/ oder welches man sonsten fuͤr besser achtet/ geflochtene Zaͤune mit starcken Pfaͤhlen verwahret/ zugebrauchen pfleget/ welche so hoch seyn muͤssen/ als sonsten die Brustwehren/ in die Mitten schuͤttet man Erde/ sie sey sandicht oder nicht/ so haͤlt es der Zaun zusammen. Mit Schantz-Koͤrben gehet es etwas langsamer daher/ weil sie zu flechten viel Zeit er- fodern. Jst aber die Erde fein dicht und fett/ so ists auch nicht noͤtig/ daß man Rasen dazu gebrauchet/ weil sie ohne das haͤlt/ und so leichtlich nicht einfaͤlt. Jst ein Ort beym Laͤger morastig/ also daß der Morast sich auf einen starcken Muß- queten-Schuß und druͤber vom Lager hinaus erstrecket/ so ists nicht noͤtig/ daß man dieselbe Seite verschantzet. Dafern aber der Morast nicht so breit ist/ kan man sich abermal der Art gebrauchen/ welche bey sandichter Erde gebrauchet wird/ oder man kan eine Brustwehre von Fasinen machen/ welche fein dicht auff einander geschlagen/ und mit Pfaͤhlen befestiget werden muͤssen. Nu sind folgende Regeln ins gemein in Acht zu nehmen: (1.) Das alle Wercke gute und gerechte Defension haben/ nach dem Mußque- ten-Schuß ge determiniret . (2.) Daß zwischen den Lineen Circumvallationis oď Continuationis wie auch Communicationis keine Luͤcken oder offene Prospectus dem Feinde ein- oder den Belaͤgerten auß-zukommen/ gelassen werden. (3.) Daß die Laͤger nicht zu weitleufftig und auch nicht zu enge in einander ge- G g ij zogen FORTIFICATION zogen werden/ sonderlich so man mehr Volck oder Succurs vermuthend/ damit dieselbe auch Raum haben moͤgen. (4.) Daß man/ so viel muͤglich/ Voͤlcker unterschiedener Nation von einan- der absondere/ und in sonderliche Quartier vertheile. (5.) Daß man die Laͤger nicht so nahe an die Stadt ordne/ damit das grobe Geschuͤtz/ mit grossen Bogen-Schuß nicht leichtlich Schaden thun moͤge/ Weiter sol es aber auch nit abgelegen seyn/ damit die Arbeiter in den Approchen aus den Quartiren desto ehe Huͤlffe haben koͤnnen. (6.) Daß man die Fluͤße ũd Wasserstroͤme in acht nehme/ und die wol verwahre/ doch daß die Laͤger nit an gar zu niedrige Oerter oď Morast geleget werdẽ/ da mã sie mit Wasser uͤberschwemmen koͤnne/ oder auch das Volck von der Feuchtig- keit verderbet und ungesund werde. Sind kleine Stroͤme/ verstopft man selbe oben/ und fuͤhret das Wasser in die Graben der Wercke/ uͤber die grossen schleget man Schiff oder andere Bruͤcken. (7.) Jst man in Freunde Lande/ und hat sich hinterruͤck keines Feindes zu be- fuͤrchten/ kehr man die Wercke um/ und machet die Graben nach der Stadt zu/ sonderlich so dieselben starck/ und sich stets außzufallen unterstehen duͤrffen/ und solche werden Lineæ Communicationis, weil sie verhuͤten/ daß durch die Auß- faͤlle der Belaͤgerten die Communication der Laͤger nicht verhindert/ oder eines vom andern abgeschnitten werde/ genant. (8.) Die Hoͤhen wirfft man entweder ab/ oder zeucht sie mit ins Lager/ oder da sich solches auch nicht schicken wil/ muß man sie à part mit einer Schantze oder ande- oder Kriegs-Bau-Kunst. anderen Wercke belegen/ damit sie nicht von dem Feinde occupiret werden. Was sonst hiebey zu observiren, kan beym Freitagio, Cellario, Vegetio, Sterino, und andern nachgeschlagen werden. CAPUT X. Von Battereyen und Geschuͤtz-Stellungen/ so wohl in- als ausserhalb der Stadt/ und den zu der Batterey/ so ausserhalb der Stadt/ gehoͤrigen Profil, deß gleichen von Cavallieren oder Katzen. Die Battereyen und Geschuͤtz-Stellungen/ zu Latein Suggestus genant/ werden auff unterschiedliche Art und Form auffgebauet/ nach dem viel oder we- nig Stuͤcke/ groß oder kleine darauff zu pflantzen/ auch zu unterschiedlichen En- de angeordnet. Denn erstlich sind Battereyen im freyen Felde/ das Gestuͤck darauf bey Batta- glien zu stellen/ werden nur etwa 4 Schuh uͤber dem Horizont auffgeworffen. Zum andern sind die Battereyen in den Feld-Lagern/ und werden geschlosse- ne Battereyen genant. Solcher sind wieder zweyerley/ die so gegen die Stadt/ und die so gegen das Feld den Succurs damit abzuhalten/ angeordnet werden. Die gegen der Stadt muͤssen allewege staͤrcker und fleissiger erbauet werden als gegen dem Felde. Denn jene den Wall der Stadt zur Gegen-Batterey haben/ diese aber nur wider die erste Furi, und Anfall des Succurses bastant seyn duͤrffẽ/ deñ derselbe wol nit leichte Gegen-Battereyen auffwerffen wird; so machet man G g iij auch FORTIFICATION auch Battereyen auff dem Horizont, ja man schneidet auch wohl den Horizont ein/ und sencket die Stuͤcke/ sonderlich so man gar nahe an den Graben kommet; Die Battereyen gegen einer Stadt zu/ als die staͤrckesten und nothwendigsten (Denn solche nicht allein zur Offension und Ruini rung der Waͤlle und Geschuͤtze/ sondern auch zur Defension derer/ so bey Auffwerffung und Befestigung des La- gers arbeiten muͤssen/ zugebrauchen noͤtig) muͤssen am ersten an die gebuͤhrliche und zuvor recognoscirte Oerter auffgeworffen werden/ Anfangs auff einen Mußqueten-Schuß/ oder etwa 300 oder 400 Schritt weit von der Stadt/ her- nach ruͤcket man naͤher hinzu/ da deñ dieses in acht zu nehmen/ je naͤher die Batte- reyen an eine Stadt kommen/ je hoͤher man sie auffwirfft/ sonst ist ins gemein ihre Hoͤhe 4. 5. oder 6. Fuͤß. Zu der Breite wird genommen zu jeden Stuͤcke/ so darauff gestellet werden/ eine Ruthe oder 15. Schuh/ und noch zu beyden Seiten 13. Schu/ daß die Battereyen inwendig 13 Schu breiter seyn/ als die Zahl des Geschuͤtzes so darauff ist: Forn wird eine Brustwehre gemachet von 12. biß 18. Schu dicke/ hinten und forn 6 Fuͤß hoch/ die Brustwehren zur Seiten duͤrffen nur etwa/ 6. oder 8 Schuh dicke seyn. Jn die foͤrderste Brustwehre machet man Schieß-Zangen oder Scharten/ solche werden entweder mit einem starcken Thuͤrlein/ oder nur mit Blendung von Reiß oder Tuch verwahret/ und wenn die Geschuͤtze geloͤset werden/ eroͤffnet. Die Breite richtet sich nach der Laͤnge der Stuͤ- cke/ und muß etwa 1½ oder 2 Ruthen laͤnger seyn/ als die Stuͤcke mit dem Schafft/ den Boden beleget man unten mit Balcken/ und guten starcken Dielen/ hinten einen Fuß hoͤher/ daß die Stuͤcke nicht gar zu viel zu ruͤcke lauffen/ und desto leich- ter oder Kriegs-Bau-Kunst. ter an ihren Orth koͤnnen gebracht werden; hat man nicht Bretter gnug/ beleget man das hinterste Theil mit geflochtenen Matten/ die man zu Wagen-Koͤrben gebrauchet: Hinter der Batterey wird ein Platz/ so breit die Batterey ist/ und etwa 36. oder 40 Schu lang gelassen/ das Pulver drein zu stellen/ Tonnen-Weise gesetzt/ erst mit Brettern/ darnach mit haͤrnen Decken/ oder auch wol Torff umb Fewer-Schaden zu verhuͤten/ beleget/ oder es wird auch eine Grube dazu ge- macht/ und solches gesencket: Dieser Platz mit der gantzen Battereyen wird end- lich/ nach dem vor und zur Seiten derselben eine Berm/ etwa von 3 oder 4 Fuß gelassen mit einem Graben 10 Fuß breit/ und ½ Ruthe tieff/ umgeben; hinten wird ein Eingang und Bruͤcke gemacht/ 1. Ruthe breit/ oder etwas breiter/ und auch eine schrege Auffart auff dieselben. Solcher Battereyen werden gemeiniglich 3. gegen denselben Ort so man beschießen wil/ auffgeworffẽ/ Aus zweyen lest man zugleich die Creutz-Schuͤsse auff die Face so man ruiniren wil/ abgehen/ aus der dritten helt man der Belaͤgerten Geschuͤtz in Zaum. Dieses ist also die allgemeine Beschreibung der Battereyen/ und ist eine solche zu 3 Stuͤcken Geschuͤtz in der 143 Figur vorgestellet/ allwo der Graben mit A verzeichnet 10 Fuß gerings um- her breit genommen wird/ die Berm B 4 Schu/ die eusserliche Boͤschung C, 2. Schuh/ die innerliche Boͤschung D, 5. Schuh/ die foͤrdere Dicke oder Anlage der Brustwehre E 18. Schuh/ die Dicke oder Anlage der Brustwehre auff den Sei- ten F, 8 Schuh/ die Schieß-Loͤcher G, forne gegen die Festung 4 Schuh/ und hin- ten 2 Schuh weit/ die Breite des Platzes H, darauff die Stuͤcke zu stehen kommẽ/ 15 Schuh/ der uͤbrige Raum hint er den Stuͤcken K 2 Ruthen/ die Laͤnge der Batte- FORTIFICATION Batterey/ ist 48 Schuh/ als zu den drey Stuͤcken/ 35 Schuh/ und auff jeder Sei- ten am Ende 6½ Schu/ die Laͤnge und Breite der Pulver-Gruben L 10 Schu/ der ledige Platz hinter der Batterey ist N 36. Schuh/ die Weite der Einfahrt O, 12 Schuh/ das Profil zu dieser Batterey ist in der 154. Figur zu befinden/ in wel- chen zweyerley Hoͤhen des Walles seyn/ als die innerliche f vv 5 Schu/ damit der Platz darauff die Stuͤcken stehen f g gegen die Brustwehre einen wenigen Hang bekommen/ und die eusserliche r s oder x vv, 4 Schuh. Die eusserliche und inner- liche Hoͤhe der Brust-Wehre h u und i t, sind einander gleich/ nemlich jede 6 Schu. Die innerliche Boͤschung der Brustwehre g n ist wie sonsten 1. Schuh/ und die eußerliche s t 3 Schuh. Die beyde Boͤschungen des Grabens o p und l q oder a z und d y sind auch gleich/ nemlich jede 3 Schuh. Die Tieffe des Grabens p n und q m oder z b und y c ist 6 Schuh. Die uͤbrigen Stuͤcke des Profils sind aus dem Vorigen bekant. Die andern nach dem Felde zu/ duͤrffen/ wie schon erwehnet/ nicht so starck seyn; Die Brustwehre vorn ist von 6 oder 7 Schu dicke genug und darff nur so hoch seyn/ daß der Mund vom Geschuͤtz darauff liegen moͤge/ denn in diese werden keine Scharten gemacht/ sondern man scheust nur uͤber Banck damit man alle Oerter im Felde/ da der Feind einbrechen wil/ daraus erreichen koͤnne. Es ist auch genug/ daß sie nur forn und auff den Seiten einen Graben ha- ben/ hinten herum stecket man nur Staͤbe/ und bindet einen Strick oder Lunte daran/ daß nicht jederman unvorsichtiger Weise hinauff lauffe/ und zu Schaden komme/ oder die Buͤchsen-Meister verhindere. Jhre Stelle ist innerhalb dereus- serlichen Trenchee nach dem Felde zu: Jhre Hoͤhe die Helffte der Brustwehre/ das oder Kriegs-Bau-Kunst. das ist 3 oder 4 Schuh/ die Breite und Laͤnge wird nach den Geschuͤtzen/ so dar- auff geordnet werden/ nach voriger Anweisung angeleget/ doch weil man auff diese nur die kleineste Feld-Stuͤcke pflantzet/ werden sie nicht so groß als die an- dern: An statt der Brustwehre von Erde/ so daran Mangel seyn solte/ kan man Schantz-Korbe auch wol Woll-Saͤcke (denn man dafuͤr haͤlt/ daß eine Mußque- ten-Kugel/ wenn sie einen Fuß tieff in die Erde schlaͤget/ auch nicht weiter in einen Woll-Sack gehen kan/ und dannenhero eine Brustwehre von Woll-Saͤcken/ mit einer von Erde/ so sie gleich dick/ auff gleiche Staͤrcke) gebrauchen: doch muß man sich wohl vorsehen/ daß sie nicht von den eigenen Stuͤcken in den Brand ge- stecket werden/ und dannenhero allewege Wasser bey der Hand haben. Die Schantz-Koͤrbe/ so man sie wol auff denen nach der Stadt/ als nach dem Felde zu/ gebrauchen wil/ darff man alsdenn keine Schartenmachen/ welches ettliche besser halten/ sondern nur uͤber Banck schiessen. Jns gemein ist von allen Battereyen und Stuͤck-Stellungen zumercken/ daß gute dichte und wohlgestampfte Erde/ mit Reiß offt und vielfach durchgele- get/ darzu genommen werde/ daß sie eine grosse Last tragen muͤssen/ und von dem gewaltigen Knall der Stuͤck leicht erschuͤttern und zerfallen koͤnnen. Die Stel- lung der Stuͤcke auff dem Walle oder Contre- Battereyen betreffent/ wird erst gefraget/ wo sie zu erbauen? Allhier kan man zwar keinen gewissen Ort determi- niren, weil man nicht eigentlich wissen kan/ wo der Feind seine Battereyen auff- werffen wird/ dem sie muͤssen entgegen gestellet werden; doch weil es die Praxis giebet/ daß er allewege die eine oder die andere Gesicht-Linee am Bollwerck an- H h greif- FORTIFICATION greiffet/ gehoͤren sie auch auff die Bollwercke/ als von welchen man auch zum weitesten ins Feld reichen kan. Bey ihrer auffbauung ist nichts sonderliches zu observiren, als daß man die Erde etwa halb so hoch wie die Brustwehre auff- werffe/ und den Grund mit Balcken und Dielen uͤberlege/ so man uͤber Banck schiessen wil/ das Mund-Loch muß zu beyden Seiten mit Schantz-Koͤrben ver- wahret seyn/ hat man keine Erde/ machet man Geruͤste auf starcke Pfeiler von Bretern/ wenn man in den Wall Scharten machet/ darf man die Stellung nicht so hoch erhoͤhen; Doch helt man das uͤber Banck schiessen besser/ weil man als denn die Stuͤcke/ wo man hin wil/ wenden kan. Was oben gedacht worden von den Scharten in die Battereyen zu machen/ hat es mit diesen/ sonderlich denen/ so die Breche schiessen/ eine andere Beschaffenheit/ weil sie allewege jhre Schuͤsse auf den Ort/ so sie ruiniren wollen/ als ein gewisses Centrum richten; Die andern so der Stadt Geschuͤß in Zwang halten/ sind auch besser ohne Scharten. Eben auff diese Weise machet man auch die Stellungen in der Faußebray/ darum die- selbe allezeit in gnugsamer Breite sein sol/ daß man mit den Stuͤcken darauff forkommen kan/ und dieselbigen ihren behoͤrigen Raum haben moͤgen/ wo sie aber zu enge gebauet were/ daß die Stuͤcke nicht Raum hetten/ muß man sich dar- innen mit Doppel-Hacken behelffen/ in welchen Fall man nur starcke Pfaͤhle hin und wieder schlaͤget/ oben mit einen runden Eisen/ die aber so hoch seyn muͤssen als die Brustwehre/ damit wenn die Doppelhacken in solche Eisen geleget wer- den/ sie uͤber die Brustwehre geleget werden koͤnnen/ Wenn der Feind an die Fe- stung so nahe komt/ daß man das Geschuͤtz auff dem Walle nicht mehr fuͤglich gebrau- oder Kriegs-Bau-Kunst. gebranchen kan/ so bringet man derselben etliche in den verdeckten Weg/ wo ei- ner verhanden/ und machet allda nach voriger Art Contra- Battereyen/ aus welchen man dem Horizont parallel schiessen/ und dem Feind noch groͤssern Scha- den als vom Wall thun kan. Endlich so ist noch eine Art von Battereyen in einer Festung/ so man versenckte Battereyen nennet/ welche also gemacht werden: Man graͤbet etliche Schu tieff in die Erde eine Grube/ machet hernach dieselbe so lang als man wil/ nach dem man viel oder wenig Stuͤcke dariñ gebrauchen wil/ in der Weite/ daß ein Stuͤck zu seinem Ruͤcklauf Raum genug habe/ der Grund wird wie zuvor mit Balcken und Brettern feste gemachet/ Nach diesem bricht man Schieß-Loͤcher durch die Erde gegen dem Feind/ und damit die Erde von dem vielen schießen nicht einfalle/ kan man sie mit Weiden verzaͤunen/ oder mit Brettern außfuͤttern/ auff solche Art kan man recht Horizontal schiessen. Die Cavallier oder Katzen gehoͤren auch zur Defension einer Festung/ wer- den aber nirgend gebauet/ als wo Hoͤhen und Berge sind. Denn wann ein Feind eine Festung belaͤgert/ so nimt er gewiß die Hoͤhen also in acht/ daß er auff denselben seinen Vortheil suchet/ weil er weiß/ daß solche Hoͤhen der Festung schaͤdlich seyn. Darum die Kriegsverstaͤndigen darauff bedacht gewesen/ weil in solchem Fall die Contra- Battereyen viel zu niedrig seyn/ daß man andere erhabene Stuͤcke der Festung darwider gebrauchen moͤchte. Ha- ben demnach fuͤr rathsamb befunden/ daß man nicht allein solche hohe Oer- ter/ wo sie nicht zu weit entlegen/ oder gar zu hoch sind/ mit Trencheen, H h ij Horn- FORTIFICATION Horn- und Cron-Wercken umgeben/ oď wo sie hoͤher als der Wall der Festung/ mit Schantzen versehen/ wie schon oben gedacht/ sondern auch die Bollwercke/ so gegen die Hoͤhen liegen auff gewisse Maaß erhoͤhen/ und Katzen darauff bauen sol/ derer Hoͤhe zwar nicht eigentlich benennet werden kan/ weil sich dieselben al- lezeit nach der Berge Hoͤhen richten muͤssen/ und nicht niedriger als die Berge hoch auffgefuͤhret werden duͤrffen/ damit man daraus flach uͤber die Berge schießen koͤnne. Jhre Structur ist nicht schwer/ in Betrachtung daß alle Lineen den Bollwercks-Lineen parallel fallẽ Es muß aber zwischen der Brustwehre des Bollwercks und der eusserlichen Boͤschung der Katzen Raum verbleiben/ daß man ohne hindernis des Walles Brustwehre einen Weg als den andern gebrau- chen kan/ und werden also auffgefuͤhret/ als wenn ein Wall auff dem andern lege. Das Cavallier an jhm selbsten hat seine Brustwehre wie das Bollwerck/ darum von neuen viel Meldung davon zu thun/ fuͤr unnoͤtig erachtet wird. Worbey aber insonderheit zu mercken/ daß die Bollwercke/ dar auff sie sollen gebauet wer- den/ muͤssen angefuͤllet seyn/ Es muß auch hinten gegen den Kehl-Punct des Bollwercks eine Auffart gemacht werden/ daß die Stuͤcke/ so darauff gebraucht werden sollen/ hinauff gefuͤhret werden koͤnnen/ gleich wie solches auß der 155 Fig. bey den Buchstaben A und B zu ersetzen. Gleich wie nun von Katzen gedacht worden/ daß sie zur Defension einer Fe- stung gehoͤren/ also ists auch mit den platten Formen bewand/ denn wenn Hoͤ- hen um eine Festung seyn/ so geschiehets zu weilen/ daß man auch den Wall an der Cortin erhoͤhet/ wo man siehet/ daß ď Feind darauf fuͤglicher beschossen werden kan/ oder Kriegs-Bau- Kunst. kan/ und solche Erhoͤhung/ weil sie also blatt nach der Laͤnge ď Cortin lieget/ neñet man dahero platte Form/ jedoch muß zwischen der Brustwehre und dieser Erhoͤ- hung wiederum so viel Raum gelassen werden/ daß man dieselbe gleich/ wie von den Bollwercken gedacht worden/ ohne Hinderniß gebrauchen koͤnne. Die Hoͤhe richtet sich wiederum nach der Berge Hoͤhe/ und seynd wie eine Cortin auf der andern/ werden lang/ nach dem man vie Stuͤck darauff stellen wil/ und wer- den Stuͤckstellungen/ so wol auff diese als auff die Katzen von Brettern gemacht. Jst der Wallgang hinter der Brustwehre nicht breit genug/ setzet man hinten ein Geruͤst von Balcken und starcken Dielen dran/ und schuͤttet die platte Form drauff. CAPUT XI. Von Approchen/ und wie eine Gallerie oder Schirm-Dach zubereitet wird/ deßgleichen von Contr’ Approchen . Man findet hin und wieder/ so wohl in alten als neuen Historien/ wie un- terschiedliche feste Staͤdte und Plaͤtze/ theils durch List und allerhand heimliche Stratagemata, durch Verraͤtherey/ durch Hungers-Noth und dergleichen/ end- lich in der Feinde Haͤnde gerathen; theils aber durch oͤffentliche Gewalt und Sturm erobert. Denn man hat Exempel/ daß offtermals bey nachtschlaffender Zeit der Feind Sturmleitern angebracht/ und die Waͤlle und Mauern erstiegen; oder auch nach Weise des Trojanischen Pfer des/ in Hew- und Ruͤst-Wagen/ in H h iij Kaͤh- FORTIFICATION Kaͤhnen und Schiffen/ oder in Bauren-Kleider vermummet/ Soldaten in die Festung gepartiret/ und was dergleichen Krieg es-Wercke mehr seyn. Die Oer- ter/ so durch oͤffentliche Gewalt eingenommen werden/ wenn sie nicht gar feste/ werden offtmals in der Furi und im ersten Schreck mit Leitern erstiegen und ein- genommen/ oder auch der Feind stellet eine Belaͤgerung an/ wirfft Battereyen auff/ scheust Breche/ und machet eine Eroͤffnung an den Wall/ und laͤst darauf Sturm lauffen; Jn dem Sturmlauffen nimt ein jeder Soldat ein Bund Reißig/ werffen das in den Graben/ und lauffen also uͤber/ sonderlich so dieselbe tru- cken; Oder auch endlich/ es machet sich der Feind mit seinem Lauff-Graben biß an den Graben der Stadt/ bringet denn eine Gallerie oder Schirm-Dach uͤber/ untergraͤbet ein Stuͤck eines Bollwercks/ bringt Pulver unter/ sprenget solches in die Lufft/ und in dem dieses geschiehet/ und das Bollwerck zersprenget/ stellet er sein Volck in Ordnung/ etwa in etliche als in 3 Hauffen/ und lest einem nach den andern Sturm lauffen: Diese Art weil sie die muͤhsamste und Kunstreichste/ auch eigentlich fuͤr starcken Haupt-Festungen muß angewand werden/ als ist von dieser allhie etwas zu handeln/ und erstlich von den Approchen oder Lauff- Graben. Approchen, Appropin quationes oder Lauff-Graben/ sind in der Erde auf- geworffene Wege/ in und durch welche man an eine Festung gleichsam verdecket/ und ohne sonderliche Hinderniß und Gefahr annahet/ und denn die fernere Wercke auffuͤhren kan. Diese lauffen je von einer Seiten zu der andern gegen der Festung zu/ und muͤs- oder Kriegs-Bau-Kunst. muͤssen mit den Seiten der Wercke/ gegen welche sie geleitet werden/ also ferner fort gefuͤhret keinen Winckel/ sondern vielmehr eine gleichstehende Linee machen/ damit sie gegen der Festung nichtoffen stehen/ und der Laͤnge nach koͤnnen bestri- chen werden. Ehe man approchiret, sol man den Abriß einer Festung benebenst derselben eusserlichen Gestalt zu uͤberkommen/ sich hoͤchst bemuͤhen/ und dannen- hero die Vortheil uͤberlegen/ und einen Schluß machen/ wo nemlich die Appro- chen angefangen/ und nach welcher Gegend sie hinaus gestrecket werden muͤsseu. Man muß sich auch der Natur des Landes wohl erkundigen/ ob nicht etwan der Boden desselben nur auff eine Zeit trucken sey und hernacher/ wenn sich das Wetter endert und Regen einfallen/ das Wasser mit Hauffen zulauffe/ wie an etlichen Oertern geschicht/ in welchen Fall die Approchen, so bey guten truckenen Wetter gemacht worden/ in Hoffnung/ naß sie bestehen wuͤrden/ hernacher zu Grund gehen/ und nichts nuͤtze werden/ wenn sich das Wasser dahin versamlet. Jns gemein aber sol man solche zwischen 60 und 90 Ruthen/ oder wie Goldman wil/ ohngefehr auff 1000 Fuß von den eussersten Wercken anfangen/ wo nicht etwa die Gelegenheit einen naͤhern Ort und Anfang rathen und zulassen wuͤrde. Nach also gemachten Schlusse und geschoͤpftẽ Rath muͤssen 2 biß in 300. Knechte mit ihrem Gewehr/ und zum grabẽ und arbeiten nothwendigẽ Werckzeuge ver- schẽ/ außgesondert/ und an diese Arbeit je 2 oď 3 Fuß einer von dem andern gestel- let werdẽ/ und mit etlichẽ 100 Reittern und Fuß-Volck secundiret und bewahret werdẽ/ damit sie nit so leichtlich võ denẽ in der Festung uͤberfallẽ und gefangẽ oder doch FORTIFICATION doch zum wenigsten an der Arbeit verhindert werden/ damit aber auch so wohl die Secundanten und Waͤchter/ als die Arbeiter selbsten/ wenn sie zu starck uͤber- fallen werden/ eine Verschantz- und Bedeckung/ dahin sie sich salviren und daraus wehren koͤnnen/ haben moͤchten/ so mag man eine oder zwey Redouten oder Feld-Schantzen mit halben oder auch wohl mit gantzen Bollwercken anlegen/ nach dem man sich wohl verwahren wil/ woraus man sich wider den außfallen- den Feind so lang wehret/ biß aus dem Lager Succurs erfolget/ und nach dem die Besatzung in der Festung starck ist/ und man sich grosser Außfaͤlle zu besorgen/ muͤssen auch solche Wercke beschaffen seyn/ damit gnugsames Volck zum Wider- stand sich darinnen aufhalten koͤnne/ und die Arbeiter nicht uͤber Halß und Kopff wieder zuruͤck getrieben werden. Diese muͤssen erstlich nach dem abgesteckten Ab- risse einen Graben 3 Fuß breit und tieff auff/ und die Erde vor sich gegen die Fe- stung/ werssen/ durch welches Mittel sie den Belaͤgerten jaͤhling auß den Augen kommen und mit der auffgeworffenen Erde/ und dem Rande oder Tieffe des Grabens zugleich/ welche sie numehr gleich einer auff 6 Fuͤß erhoͤheten Brust- wehre fuͤr sich haben/ den Leib bedecken koͤnnen. Wiewol auch hierbey zugleich vielerley Blendungen und Stratagemata gebrauchet werden. Nach diesem ge- hen sie mit dem Graben noch auff 3 oder 5 Fuß in voriger Tieffe hinter sich/ und pflegen also zwar fuͤr das Fuß- Volck die Approchen auf 3 Fuß tieff und 6 oder 8 Fuß breit mit einer fast auff 6 oder auch wohl mit dem Rande des Grabens auff 9 Fuß erhoͤheten Brustwehre versehen/ und erweitert zu werden/ Es were denn eine sonderbahre Vrsache verhanden/ Warum man sie breitter machen solte oder Kriegs-Bau-Kunst. solte/ da sie wohl zuweilen auf eine gantze Ruthe breit gemachet werden/ zumahl wenn man nahe an die Festung kombt/ da eine oder mehr Baͤncke in den Appro- chen erfodert werden. Solt man aber zu der Festung naͤher gelangen/ so muͤssen alsdenn auch die gedachten Lauffwege und Naͤherungen/ wie gemeldet/ nach Erfoderung des Walles/ und der Gesicht-Linee (oder Augen-Maße nach) etwas tieffer außgefuͤhret werden. Es werden aber solche Approchen gemeiniglich bey naͤchtlicher Zeit angefangen und hernacher bey Tage vollend außgemacht; Ehe man aber eine neue Linee anfaͤhet wird allezeit zuvor eine Reducte oder derglei- chen Werck so man Corps de Guarde nennet/ angeleget/ daß man darinneu/ wie obgedacht/ gute Wacht halten und den Arbeitern Defension leisten kan/ solches continuiret man nun also biß an die Festung/ wenn man nun mit den Approchen so nahe an die Festung langet/ daß man nicht naͤher kom- men kan/ so wird außer demselben uͤber der Brustwehre gleich gegen die Mitte der Face des Bollwercks/ so man angreiffen wil/ in gerade Linee zur Festung von neuen angefangen zu graben/ welches man sappiren nennet/ Es muͤssen aber sol- che Sappen also gemacht werden/ daß sie so viel immer muͤglich außer des Feindes Streich-Schuͤsse seyn/ welches denn folgender Gestalt verrichtet wird: Es begiebet sich einer/ zu mahl/ bey naͤchtlicher Weile/ uͤber die Approchen hin- aus/ felt auff seine Knie/ faͤnget an in gerader Linee von der Approche gegen die Festung zu graben/ und vergrabet sich anfanges/ so bald er kan mit einer kurtzen Schauffel in die Erde daß er bedeckt sey/ und macht einen Graben von 3 Schuh breit und 3 Schu tief/ die Erde wirfft er auff die Seite gegen die Festung/ und da er in des Feindes Geschoß an meisten zu seyn vermeinet/ darbey aber zuforderst J i aller- FORTIFICATION allerley Blendunge auch von oben zu Bedeckungen gebraucht werden muͤssen/ damit die Belaͤgerten das Vorhaben nicht verhindern koͤnnen; Wenn man sich nun so tieff vergraben/ daß man bedeckt ist/ gehet man in dieser Breite gegen die Festung fort/ und so bald etliche Schu vollendet/ folgen andere nach/ welche die Soppe weiter und tieffer machen/ daß sie der Approchen gleich wird/ die sich al s o biß an den Graben erstreckt. Darbey dieses zu mercken/ wie schon gemeldet/ daß/ weil die Approchen gegen die Festung offtsehr tieff kommen/ an dieselben eine oder zwey Baͤncke gemachet werden muͤssen/ damit man desto besser bedeckt sey/ und die Soldaten darauff ihr Geschoß desto fuͤglicher gegen den Feind loͤsen koͤn- nen/ koͤnte man sich aber hierdurch nicht gnugsam bedecken/ so muß man bey der Nacht Zaͤune und Horten auffrichten/ und sich damit des Feindes Gesicht entziehẽ Es haben auch allhier die kleinen Koͤrblein ihren sonderbahren Nutzen/ als welche sehr fuͤglich so wol in ď Soppe als in den Approchen gebrauchet wer- den/ hinter welchen die Soldaten wol bedeckt liegen/ und zwischen denselben mit jhren Mußqueten auff den Feind/ wo sich derselbe blicket/ oder die geringste Bloͤße giebet/ mit Fleiß ziehlen koͤnnen. Dieweil aber bey dem approchiren und sappiren der Blendungen gedacht worden/ so iss zu wissen/ daß ob zwar derselben viel und mancherley Arten/ je- dennoch diese die allerbeqnemesten zu seyn scheinen/ welche auff vier Pflug- oder Plock-Raͤder mit Vierrungen gemacht und die Axen mit zusammen gedreheten Weiden fest aneinander gefesselt werden/ damit sie wohin man wil/ fortgescho- ben werden koͤnnen/ wenn man nun zwischen die Rungen allerley Straͤuch- wercke oder Kriegs-Bau-Kunst. wercke/ abgehauene Aeste von Baͤumen/ Pkoͤcker/ Mistwasen/ und dergleichen eingelegt/ und sie von der bedeckten Seiten vor den Arbeitern herschiebet/ so ge- ben sie eine gute Bedeckung/ ist die Gewalt aus dem grobẽ Geschuͤtz zu groß/ so kan man diese Wagen doppelt neben einander fortschieben/ und das untere Spa- tium zwischen den Raͤdern mit Horden behaͤngen/ die Mußquetirer dadurch zu blenden/ daß sie mit Mußqueten von unten nicht so leichtlich Schaden thun koͤn- nen. Jn der 156: Fig ist zum Exempel ein Stuͤck von einer Festung vorgestellet/ und ein Sturm aus das Bollwerck A gerichtet/ darum ist allhier auff 80 Ruthen weit von den Bollwerck zu approchiren der Anfang/ und alsobald eine Redoute in a gemacht wordẽ/ darnach gehe ich mit der Linee b c von der Rechten zur Lin- cken auff 30 Ruthen lang fort/ also und dergestalt/ daß vom Wall nach der Linee Laͤnge nicht geschossen werden kan/ mache hierauff ferner eine Redoute in d, und lencke mich mit der Linee c e auff gleiche Art von der Linckẽ zur Rechten wiederum auff 30. Ruthen lang/ nebst welcher zugleich auch in f eine oder zwey Battereyen auffgefuͤhret werden/ darnach ziehe ich mit einem Graben von e in g seitwarts und mache daselbst eine Redoute in g, fahre darauff ferner von der Rechten zur Lincken mit der Linie e h, welche hier auff 30. Ruthen lang genommen ist/ und mache abermal etzliche Reduoten als in k l und m, dabeneben auch in n und o zwo Battereyen/ und fahre mit der Linie zugleich von der Lincken wiederum zur Rechten fort als von h in p allernechst den Graben/ allwo ich mich nach der Laͤn- ge des Grabens auff beyden Seiten lencke von p in q und r, diese letzten bey- J i ij den FORTIFICATION den Lineen der Lauffgraben zum naͤhesten Bollwercke werden so lang gezogen/ daß sie beyde Schultern desselben entdecken/ und fahe darauff von der Approche p r die Sappe s t an nebst welcher auch die Battereyen u x vor den Graben auff- gefuͤhret werden/ das uͤbrige ist aus vorhergehenden abzunehmen. Die Reduo- ten und Haupt Wachten koͤnnen nach Erfoderung des Ortes unterschiedlich in die Laͤnge/ oder in Gestalt eines fuͤnff oder mehr Ecks gefuͤhret werden. Man muß aber solche so legen/ daß sie die Laͤuffe in die Laͤnge bestreichen und rein hal- ten koͤnnen. Wenn man Lauffgraben durch pfuͤtzige und morastige Oerter fuͤh- ren muß/ machet man erstlich einen Damm von Reißwerck und Erden/ und se- tzet auff denselben zwey Reyen Schantz-Koͤrbe/ sieben Fuß dicke und 10 hoch/ sol- che werden auch in die quer gesetzet/ und durch Gaͤnge gelassen; Wenn die Erde naß/ und man alsobald im Graben Wasser findet/ so machet man zu den Lauff- graben ein Redout an die ander/ und an den Seiten eines umbs ander Durch- gaͤnge/ welches besser/ als so sie ins Mittel geleget werden/ Fig. 157. und 158. Die Gallerien sind auch hoch noͤtig/ und heutiges Tages nichts anders als was vor Alters die Vineæ gewesen oder koͤnnen doch mit denselben wohl vergli- chen werden/ derer Vegetius lib. 4. cap. 15. gedencket. Es werden aber dieselben gemacht/ Wenn man nun mit den Approchen und der Sappe fertig/ und biß an den Graben kommen ist/ also daß man nunmehr bedacht ist/ wie man uͤber den Graben gelangen/ und der Festung mit miniren und Stuͤrmen beykommen wolle. Darumb man Anfangs zuvor mit allerhand zugehoͤrigen Stuͤcken wohl oder Kriegs-Bau-Kunst. wohl verwahret/ und sonderlich muͤssen die joch und Gebinde/ so zu Erbauung der Gallerie erfodert werden/ von den Zimmer-Leuten zuvor zugerichtet und alle Stuͤcke whl bezeichnet werden/ damit man hernacher bey naͤchtlicher Weile/ wenn es die Noth erfodert/ ohne Weitleufftigkeit damit verfahren koͤnne. Zu einem seden Joch gehoͤren 5 Stuͤcke/ als 2 Staͤnde 1. Oberbalcken/ und 2 Zwerg- Hoͤltzer oder Baͤnde. Die Staͤnde sind ungefehr 8 oder 9 Schuh lang/ von wel- chen 1½ Schuh in die Erden kommen/ und ½ Schuh zu des Obernbalcken Lager/ so bleibet die Hoͤhe der Gallerie etwan 6 oder 7 Schu/ die Oberbalcken welche 6 oder 7 Zoll seyn muͤssen/ werden am Ende auff beyden Seiten zur Helffte auß- gehawen/ etwan auff einen halben Schu lang/ damit die Staͤnde eingezapfet werden koͤnnen/ doch muß es ohne Zwang geschehen/ auf daß sie hernacher im aufbauen/ zumahl wenn es bey der Nacht geschehen nnd still zugehen sol/ ohn schlagen leichtlich wieder zusammen zu bringen seyn/ Die Laͤnge solcher Ober- balcken kan ohngefehr auff 10 Schuh genommen werden/ nach dem man die Gallerie weit oder eng haben wil/ darnach muß man eine gute Anzahl starcker fichtene Bretter in Vorrath haben/ einer Laͤnge von 5 biß 6 Schuh/ jedoch daß sie einen halben Schu langer seyn/ als die Joch von einander stehen/ damit sie an beyden Endenauff die Joch koͤnnen angebohret werden/ in welchen Fall man denn allenthalben einerley Boͤhrer und Hoͤltzerne Nagel gebraucht/ auff daß hernacher im Aufbawẽ sich die Naͤgel allenthalben ohne Verwirrung schickẽ/ wel- che wiederum/ wo man bey ď Nacht in der Still arbeitẽ wil/ nit eingeschlagẽ/ son- dern mit einer Zangẽ oď Brems-Klammer/ dergleichẽ sich die Faßbinder gebrau- J i iij chen FORTIFICATION chen/ eingedruckt werden muͤssen/ mit diesen Brettern wird die Gallerie auff den Seiten beschlagen/ und oben beleget/ welche aber oben nicht sonderlich befestiget/ sondern nur mit etlichen hoͤltzern Naͤgeln in etwas angehalten werden/ damit sie nicht abglitzschen. Es geschicht aber dieses alles ordentlich und zwar folgender Gestalt: Wenn man durch die Sappe an den Graben kommen und numehr Willens ist eine Gallerie zu machen/ so muͤssen nicht allein oberzehlte und zur Gallerie gehoͤrigen Stuͤcke/ sondern auch zu Außfuͤllung des Grabens gnug- same Fasinen und Erde nahe an den Graben hinter den Redouten und Batte- ryen unvermerckter Weise bey Nacht an- und zusammen gebracht werden. Oder/ da ja die Belaͤgerten solches innen wuͤrden/ solche Stuͤcke lieber an einen andern aber doch nit gar weit entlegenẽ Orte bringẽ/ sie dadurch zu verfuͤhren/ als wenn man sein Absehen mit der Gallerie anderswo hin hette/ denn wenn der Feind mein Vorhaben vermercket/ faͤngt er bald an das Bollwerck zu untergraben/ ũd mich im miniren zu hindern. Hat nun die Festung eine Faußebraye und das Bollwerck darauff die Galle- rie gerichtet werden sol von andern Orthen gute Streichen/ so muß man sich mit Huͤlff der groͤsten Stuͤcke aus den Batterien auffs hoͤchst bemuͤhen/ daß man durch continu irliches schießen solche Brustwehren so wol der Faussebraye, daraus den Arbeitern der groͤste Schad geschicht/ als auch der Streichen/ aus welchen das Bollwerck beschlossen wird/ so viel muͤglich ruiniren und ihnen das schiessen verbieten/ damit man in der Arbeit fortfahren kan/ da denn zugleich auch die Granaten und Fewer-Kugeln das beste thun muͤssen/ so man ohn Vn- terlaß oder Kriegs-Bau-Kunst. terlaß in die Fassebraye werffen muß/ damit sich niemand darinnen behelffen/ und auffhalten kan/ weil sie ohne das enge seyn und nicht viel Raum haben. Da- fern man aber bey naͤchtlicher Weile/ wenn es zumahl gantz finster und windig oder stets Regenwetter were/ daß man des Bauens und Getuͤmmels nicht in- nen werden koͤnte/ die Gallerie in einer Nacht hinuͤber zu bauen getrauet/ so be- duͤrffte man voriger Gewalt nicht/ jedoch muͤste der Graben eine Nacht zuvor mit Fasinen biß auff ein Schuh hoch unter dem Wasser außgefuͤllet werden/ da- mit man in der andern Nacht darauff das Fundament desto geschwinder vol- lend machen/ und die Gallerie verfertigen koͤnte. Die Fasinen zum Fundament muͤssen mit Fleiß geleget werden/ und wuͤrde meines ermessens am leichsten zu- gehen/ wenn man von Weiden oder dergleichen Gestraͤuche nur lange Wuͤrste machet/ so lang als das Fundament breit seyn sol/ nemlich zum wenigsten/ noch ein mal so breit als die Gallerie selbst seyn sol/ die Wuͤrste koͤnten innwendig mit Steinen in etwas gefuͤllet werden/ damit sie desto leichter zu Grund sincken/ zu- mahl wenn das Reißig etwas trucken were. Die Fasinen nun kan man mit Huͤlffe zweyer Kaͤhne neben zwo Stangen/ durch einen langen Hacken/ derglei- chen sich die Schiffer gebrauchen/ hinunter ins Wasser lassen/ und ordentlich le- gen/ wenn 3 Reyen Fasinen uͤber einander gebrauchet werden/ koͤnte die mittlere geschrencket/ auch do man wolte/ etwas von groben Sand zu besserer Außfuͤl- lung der holen Luͤcken zwischen mit eingeschuͤttet werden. Allein wie gedacht/ wenn man in geheim und unvermerckter Weisebauen wolte/ muͤste dieses Fun- dament eine Nacht zuvor/ je doch nicht gantz uͤber das Wasser heraus/ sondern biß FORTIFICATION biß auff einen Schu hoch unter dem Wasser gemacht werden/ damit in der Fe- stung bey Tag solches nicht gewahr wuͤrden/ dabey aber leichtlich zu gedencken/ daß dergleichen Gebaͤw nicht von statten gehen kan/ als wenn es gantz finster/ und wegen Windes und Regen-Wetters nichts zu vernehmen ist. Wofern man aber bey Tage eine Gallerie bauen wil/ wie es offt geschicht/ kan man zwar auch die Macht/ den Graben mit Fasinen entweder auff obgedachte oder andere Art zuvor außfuͤllen/ und darnach die zur Hand geschaffte Erde auff die Bund mit Schippen und Schauffelen werffen/ und hinter her ohne Saͤumung dicht zu- sammen stampen/ auff welcher hernacher die Joch nach einanderauffgerichtet werdẽ welches bey Nacht zwar ebener massen also geschehen muß. Damit man aber bey Tage fortkommen kan/ wird/ wie gedacht/ nicht allein denen Streichen/ aus welche die Face, darauff die Gallerie gerichtet/ beschossen werden kan/ aus den Battereyen auffs hefftigste zugesetzet/ sondern auch gegen dieselbe neben den Arbeitern starcke schoßfreye Blendung gesetzet/ vor sich aber werffen sie die Erde hoch auff/ damit sie darhinten desto sicherer stehen und arbeiten koͤnnen. Wenn nun ein Joch auffgerichtet/ und mit Brettern beschlagen ist/ so bewirfft man die Seite/ welche beschossen werden kan/ so dick mit Erden/ daß sie vor einen groben Stuͤcke Schußfrey werde/ oder man setzet starcke gefuͤllete Schantz-Koͤrbe her- umb/ oben auff die Decke wird auch etwas von Erden etwa 2 Schuh hoch ge- worffen/ damit die Granaten und andere Fewer-Wercke nicht darauff hafften koͤnnen/ Man lest auch auff der Seite die nicht beschossen werden kan/ hin und wieder Loͤcher/ damit es nicht zu finster in der Gallerie werde. Diesen bedeckten Gang oder Kriegs-Bau-Kunst. Gang continuiret man den geraden Weg auff die Gesicht-Linee des Bollwerckes biß an den Fuß des Walles/ auff daß man hernacher ohn fernere Muͤhe zu dem miniren kommen koͤnne. Dergleichen Gallerie ist in der 159. Figur ab- und vorge- bildet. Wenn man nun mit solcher Gallerie an die Scarpe komt/ so stehet die Gal- lerie gegen die Boͤschung des Walles gantz offen. Damit aber nicht ein jeder von oben hinunter sehen und vernehmen moͤge was man thue/ so wird dieselbe Luͤcke in Form eines Daches von der Gallerie an biß an die eusserliche Boͤschung des Walles oben bedecket/ damit die Granaten so der Feind darauff wirfft/ desto leipter ab und in den Graben fallen koͤnnen/ welcher Ansatz in Niederland in Sa- crament- Haͤußlein und auff Frantzoͤsisch Mantelette genennet wird. Vnter die- ser Bedeckung kan man hernacher gehen/ wie und wohin man wil. Das gegen-bauen und Contr’ approchiren belangend/ hat M. Georg. Schultze alles was hieher gehoͤret/ fein kurtz begriffen/ nemlich: Ob wohl ein jeder Bau-Herꝛ/ welcher eine Festung durch grosse Beschwerung seiner Vnterthanen auffuͤhret/ zuvorhero alle Gefahr/ welche ihm von aussen zu vermuthen/ billich wissen/ und sich gegen dieselbe auff solchen Nothfall gefast halten sol; So kan man doch aus dem ersten Stande und gemachten Fuß eines Feindes alsobald abnehmen/ wo man nur ein wenig in der Bau-Kunst erfahren/ durch welche Wege er sich naͤhern/ und zu approchiren einlassen werde/ so dann were es gut/ wenn man das von aussen bevorstehende Vngluͤck verstanden/ und durch guten Rath wahr genommen/ daß man die also bloße und nackichte Oerter mit denen hieher gehoͤrigen Gegen- Approchen, als Ravelinen/ halben Moenen/ Traver- K k sen, FORTIFICATION sen, Tenaillen, Horn- und Cronwercken vorher versehen hette/ welche den Haupt-Wercken einer Festung bey guten Zeiten von aussen billich muͤssen ange- hencket werden: Were es aber ja verwahrloßet/ so muß man alsdenn bey weh- render Gefahr (1.) durch vielfaͤltiges schiessen von allen Staͤnden. (2.) durch vielfaͤltiges Außfallen aus der Festung/ darzu man einer bastanden Reitterey von noͤthen/ und den (3.) durch entgegen gesetzte Gegen-Lauffe und Redouten, aus welchen man in des Feindes Approchen sehẽ und solche beschiessen kan/ solche Gewalt abtreibẽ und verhindern: Welche Werck aberalle mit einander gegen die Festung offen stehen/ und gegen dem Feinde wohlv erdecket erbauet werden muͤs- sen/ welches alles einem jeden Commendanten und Odristen die gegenwertige Noth und Gefahr am besten lehren wird/ und hier weitleufftiger zubeschreiben unnoͤtig erachtet wird. CAPUT XII. Von Spreug-Werck und Miniren/ und Gegen-Miniren. Nach dem man das Pulver/ und dessen Gewalt erfahren wird solches nicht allein zu Buͤchsen und Geschuͤtz gebrauchet/ sondern damit ja diese mordliche/ sonder allen Zweiffel von jenem ἰπκὰ κάκῳ Mord- und Schaden froh-Geiste her- ruͤhrende invention desto mehr ihre End-Vrsache/ nemlich des menschlichen Ge- schlechts Verderbẽ und Vntergang erreichen moͤge/ graͤbet man gleich den Cuni- culis und Kaninichen (von denen auch solche heimliche Gaͤnge/ oder wie etliche wol- oder Kriegs-Bau-Kunst. wollen/ à cuneis, weil sie spitzig zu wie ein Keil gehen/ den Namen haben/ und Cuniculi genant seyn) Loͤcher in die Erde/ stecket Pulver darein/ und lehret die Menschen ohne Fluͤgel in die Lufft auffliehen. Etwa fuͤr 100. Jahren seyn die Pe- tarden erdacht/ sind von Kupffer/ Zinn und Messing gegossene Instrumenta, wie die Braunschweigische Bauer-Huͤte/ solche hat man mit gestaͤrckten Pulver ge- fuͤllet/ an die Thor und Pforten der Stadt heimlich gehenget und angestecket/ welche dieselbe in einen Schlag uͤber einen Hauffen geworffen/ haben Anfangs/ wie sie neu gewesen/ und man sich nicht dafuͤr zu huͤten gewust/ grossen Schaden gethan/ jetzo aber die Leutekluͤger werden/ und ihre Thor besser mit Wachten ver- sehen/ sind sie fast in Abnehmen kommen: Hergegen aber ist jetziger Zeit das mi- niren und untergraben am meisten im Gebrauch/ davon kuͤrtzlich in nachfolgen- den. Wenn man nu mit den Approchen biß fast an den Graben kommen/ gehet man mitten auff die Face des Bollwercks/ so man miniren wil/ oder auch 4 oder 5 Ruthen von der Spitze auff dieselbe mit einer Perpendicular- Linee/ und zwar erstlich biß an den Rand des Grabens/ und solche Linee wird/ wie schon gedacht/ die Sappa, und die sie auffwerffen/ Sappirer genant. Sonderlich ist dieses zu erlernen/ wie schaͤdlich es einer Festung sey/ und wie vortheilhafftig es herge- gẽn dem Feinde/ wenn er bey einer Stadt etwa hie und da zusammen gefuͤhrte Huͤgel oder Erde findet/ welche er sonst mit grosser Arbeit und Gefahr von wei- tem holen und herbey fuͤhren muͤste. Wenn er biß an den Graben kommen/ bricht er durch/ und faͤnget an die Gallerie oder Schirm-Dach zu bauen und uͤber zu bringen. Es muß aber zuvor/ da der Graben naß/ das Wasser entweder K k ij abge- FORTIFICATION abgestochen oder der Grund mit Erde oder Reißig wie schon gedacht angefuͤllet werden: Weil aber solch Reißwerck im werffen uneben zu liegen komt/ als wer- den ein paar Wag-Haͤlse darzu erkaufft/ diesolches etwas zu rechte legen. Wenn der Feind also uͤber den Graben an das Bollwerck durch die Gallerey einen sichern Gang gemachet/ faͤnget er an zu miniren, und das Bollwerck/ so er spren- gen wil/ zu untergraben/ mit vielen krumen Gaͤngen und Absetzen/ bald auff die- se bald auff jene Seiten/ damit die Belaͤgerten nicht eigentlich wissen koͤnnen/ wo er die Mine ablegen wil. Solche Gaͤnge muͤssen mit Balcken und Brettern un- terstuͤtzet und unterbauet werden/ daß sie nicht einfallen/ etwa 4½ Fuß hoch/ und 3½ Fuß breit/ daß man nur die Pulver-Tonnen auff den Knien krichend hinein bringen kan/ und damit alles stille zugehe/ wird die Erde in ledern Hand-Ey- mern/ immer von einem Man zum andern/ welche also in der Ordnung muͤssen gestellet seyn/ biß zu eusserst der Gallerey hinaus gelanget. Ehe man aber diesem Wercke sich unterfaͤnget/ sol man zu erst von dem Orthe gute Kundschafft ha- ben und wissen/ ob er nemlich von Maur- oder Stein-Werck/ oder von Erde mit Reiß-Holtz eingeleget/ und unterwoͤlbet/ auch gegen welchen Winckel des Him- mels er gelegen sey/ denn ein Minirer in der Arbeit solches wissen/ und nach An- leitung des Compasses das seinige verrichten muß. Die Pulver-Kammer muß sich nach der Groͤße der Wercke richten/ und nach dem Pulver/ welches vor die Staͤrcke eines Werckes dieselbe zu erheben begnuͤget: Vnterdessen wird derer Hoͤhe 6 oder 7/ die Breite uͤber 4 oder 5/ und die Laͤnge uͤber 5 oder 6 Schu selten erweittert: Wenn man nun also zu der Minen geraͤumet/ die Wege/ welche zwar von oder Kriegs-Bau-Kunst. von der Seiten billich und um besserer Wirckung willen/ mit verschobenen Win- ckel-Lineen ein hin gefuͤhret werden sollen/ bereitet/ und mit Stollen von 1½ daß man dicke untersetzet/ auch die Kammer nach ihrer Hoͤhe/ Weite und Tieffe/ mit Fichten- oď Tannen-Brettern außgesetzet hat/ bringet man die Pulver-Tonnen hinein/ etwa derer eine dem Augenmaße nach auff eine Ruthe Erde rechnent/ und schlaͤget die Kammer zu/ welches man mit starcken Dielen und guter Erden verrichten muß/ damit der Wind nicht hinein kommen und dem Wercke einen Schaden zufuͤgen koͤnne. Vnterdessen muͤssen die Tonnen gegen einander also versetzet seyn/ damit sie auff einmahl angehen/ und ein Lauff-Fewer aus der Thuͤr durch die Stolle hin- durch geleitet/ durch welches man nach Belieben das gantze Werck anzuͤnden und springen koͤnne lassen. Dieses ist in der 160. Figur fuͤrgestellet/ D ist die Gallerey oder Schirm-Dach/ E die Mine/ F die Pulver-Kammer. Vnd ob zwar alle Minen nach Art des Pulvers uͤber sich dringen/ so koͤnnen doch verstaͤndige In- genieurs solche nach ihrem Belieben ein- oder außwarts richtẽ/ nach dem sie nem- lich den schwaͤchsten Ort der Erden/ nach welchem das Pulver mehrentheils seinen Außgang suchet/ und zu dringen begehret/ in acht nehmen: Vnterdessen aber feyren gleichwol die Belaͤgerten auch nicht/ sondern beginnen durch gegen- miniren dem Feinde zu begegnen/ da sie denn dessen Einfall und Anschlag zu erst erfahren muͤssen. Dieses geschihet/ wie vor Zeiten/ also auch noch auf mancherley Art/ wie man hin und wieder lieset. Am bestẽ aber kan mã hierzu durch eine Trũ- mel gelangẽ/ welche man an dẽ vermuthetẽ Ort/ mit Erbsen beleget setzẽ/ und auß K k iij dersel- FORTIFICATION derselben Bewegung der Minirer Arbeit und graben vernehmen. Doch kan man sonderlich/ wenn die Bollwercke hohl/ also die stillen Waͤnde mit zarten Faͤ- serlein und Cymbalen bestecken/ und aus derselben Bewegung und Klang der außwertigen Einbruch auch vernehmen/ da aber andere nur die Hand mit auff- gelegten Ohr an die gedachten Waͤnde halten/ und ebenmaͤßiges Beginnen der Feinde zu erfahren vermeinen. Wie die Persianer Barcam belaͤgert/ hat ein Kupffer-Schmit mit Anhengung eines Kupffern Schildes hin und wieder an die Mauren die Minen gesuche t und gefunden. Andere stellen ein Becken mit Wasser auff/ und urtheilen aus der Bewegung des Wassers von dem Ort der Minen welches aber auch betrieglich. Andere gebrauchen einen grossen Erd-Bohrer/ bohren ein tieff Loch in die Erde/ und legen das Ohr drauf und was dergleichen Hand-Griffe und Inventiones mehr seyn/ welche einen verstaͤndigen Commendanten in einer Belaͤgerung die Zeit und Noth lehret. Wenn man der Minen gewisse/ begegnet man derselben durch entgegengraben/ und damit man solcher nicht verfehle/ weil sie bißweilen hoch/ bißweilen niedrig (doch je niedriger sie angeleget werden/ wenn es seyn kan/ je staͤrckere Macht sie haben) liegen/ muß solches entgegengraben mehr als an einen Ort angestellet werden: Wenn man sie gefunden/ nimt man das Pulver weg/ solches ist aber mißlich/ und pfleget der Feind nicht allewege zu schlaffen/ sondern hat hergegen diesen Hand-Griff/ daß er um alle Pulver-Tonnen ein Seil oder Strick/ und solche alle mit einander an ein lang Seil bindet/ und einem zu halten giebet; Wenn nu eine Tonne gereget wird/ kan es der so das Seil in der Hand oder Kriegs-Bau-Kunst. Hand hat/ leicht mercken/ er muß aber nicht schlaffen/ oder das Seil von sich legen/ denn wenn der Feind solte mercken/ daß man zu Wercke were/ das Pulver weg zu bringen/ wuͤrde er die Mine alsbald springen lassen. Man machet auch bißweilen solche Gegen- Minen, wenn man nicht allein die Aussen- Wercke und bedeckten Weg/ sondern auch die Bollwercke selbsten/ dafern man wi- der den Feind dieselbe laͤnger zuhalten sich nicht getrauet/ und sie verlassen muß/ zuvorhero untergŕaͤbet/ dieselbe/ wenn sie vom Feinde eingenommen werden/ damit zusprengen/ und den Feind in die Lufft zu schicken/ Jedoch aber muß man hinter demselben Werck/ so man verlaͤsset/ den Wall so viel muͤglich abschneiden/ damit man sich dahin salviren, und wider den Feind daraus auffs newe wehren kan welches besser zum offtermal gerathen/ und am meisten geruͤhmet wird/ da- von nu im folgenden. CAPUT XIII. Wie man sich in einer Festung/ ehe sie belaͤgert wird/ verhalten muͤße/ deß- gleichen/ wie sich die Belaͤgerten in einer Stadt zur Gegenwehre sollen ver- fasset machen/ und von abschneiden/ auch was sonst in der Belaͤ- gerung einer Stadt fuͤr Behuͤlff an die Hand zu nehmen. Nu wollen wir anzeigen/ wie sich die Belaͤgerten in einer Festung ehe sie be- laͤgert wird/ verhalten sollen. Dañ zu foderst/ wenn ein Fuͤrst/ Herr oder Respu- blica vernimt/ das ein benachtbarter Koͤnig/ Fuͤrst oder Herꝛ werben lest/ sol man/ wo nur die geringste Suspicion verhanden/ daß es dem angrentzendẽ Lande oder FORTIFICATION oder Festung gelten moͤchte/ auch unvermerckter Weise unter einen andern Præ- text werben lassen/ die festen Plaͤtze/ sonderlich aber und vor allen Dingen die jenigen/ welche dem vermeinten Feinde am naͤhesten angelegen/ mit Fleiß besichti- gen/ und zusehen/ ob etwa was mangel oder schadhafftes daran zu befinden/ dasselbe nach aller Muͤglichkeit ergaͤntzẽ/ auch solche Oerter/ wo es võ noͤthẽ thut/ mit Aussen-Wercken verstercken/ wenn die Festung keine Faussebraye hat/ und sich noch fuͤglich und ohne sonderbahre Vnkosten eine anlegen lesset/ kan man sie mit dergleichen Defensions- Wehr versehen/ oder wo es nicht seyn kan/ um die- selbe einen bedeckten Weg herumb fuͤhren. Wenn man nun der Belaͤgerung mehr vergewissert ist/ muͤssen um die Festung die Zaͤune/ Garten und andere Strauchwerck/ oder was sonsten mehr vor Bedeckung verhanden/ hinter wel- chen sich der Feind legen koͤnte/ zum wenigsten biß auff einen Mußqueten-Schuß weggeraͤumet werden/ deßgleichen auch die Vorstaͤdte/ wenn solche verhanden/ muͤssen entweder abgebrochen oder mit ein Retrenchement umgeben werden/ sind sie aber nicht sehr groß/ und darinnẽ etwa viel vornehme Gebewde zu befin- den/ die man nicht gern demoliren wolte/ kan man sie mit einem rechten Royal- Wall an die Festung mit anschließen/ Vor allen dingen aber muͤssen die Oerter an den Grentzen also verwahret werden/ und wo vornehme Paͤsse seyn/ sollen dieselbe mit Schantzen versehen werden/ damit wenn der Feind ins Land gehen wolte/ er dasselbe nicht offen stehen finde. Es muß auch in der Festung/ die da be- laͤgert werden sol/ an Geld/ Muni t ion, Proviant, Holtz/ Saltz/ Medicamenten und dergleichen Sachen/ derer man nicht entbehren kan/ kein Mangel zu be- finden oder Kriegs-Bau-Kunst. finden seyn/ und wo sich dergleichen ereignet/ muß man denselben in Zeiten vor- kommen/ Wenn man sich in der Festung nun also versehen/ und dieselben gnug- sam besetzet hat/ sol man die uͤbrigen Voͤlcker zusammen bringen/ und wo man vorgewissert/ daß der Feind ins Land fallen wil/ und man sich gegen jhm starck genug befindet/ so ist es besser/ daß man jhm zuvorkomme und ihm in sein Land falle. Gleich wie nun die Belaͤgerer jhr eusserstes Vermoͤgen dran setzen eine Stadt zu beaͤngstigẽ/ und allerhand Kriegs-Ruͤstung und Machinationes erdenckẽ/ die- selbe entweder mit Gewalt/ oder List zu uͤbermeistern; Also hergegen muͤssen die Belaͤgerten in einer Stadt ob des Feindes trotzen/ Hertz und Muth nicht also bald sincken lassen/ sondern auch hinwieder/ nicht allein wie des Feindes Gewalt abzuhalten/ sondern so viel muͤglich denselben und seine Wercke zu beschaͤdigen/ allen Fleiß ankehren/ als mit stetigen Außfaͤllen (worzu sonderlich die Reitterey sich muß gebrauchen lassen/ deñ das Fuß-Volck sol biß aufs letzte auff den Noth- fall/ zu Abtreibung des Sturms versparet werden) Wodurch nicht allein dem Feinde Schaden zugefuͤget/ sondern seine Arbeit auch maͤchtig verhindert/ unauffhoͤrlichen Schießen auff seine Wercke/ gegen- Approchiren und gegen- bauen mit allerhand Außen-Wercken/ Fewerballen/ Granaten (jetzo ist zu der ohne das genug grewlichen Invention des Geschuͤtzes und des Fewerwercks noch dieses des Plutonis letztes Kunst-Stuͤcklein kommen/ daß man die Fewer-Ku- geln mit Antimonio, Arsenico, Mercurio, und andern gifftigen Dingen zu- richtet/ damit also das/ was das Fewer und Gewalt nicht zerquetschen kan/ der L l giffti- FORTIFICATION gifftige hoͤllische Dampff ersticke) Fußeisen/ und Angeln/ und endlich wens zum Sturmkoͤmt/ mit Rollen und Hoͤltzern mit spitzigen Zacken beschlagen/ Tonnen von Kalck und Steine gefuͤllet/ welche man dem anlauffenden Feinde entgegen rollet/ heiß Pech/ Pech-Kraͤntze und dergleichen/ den Feind zu empfahen/ und was einen jeglichen die Noth/ omnium Artium Magistra lehret/ welches unmuͤg- lich alles zu beschreiben/ Vnter andern Behuͤlffen aber/ und wenn es ad extremæ oder auffs eusserste kommen/ ist das Abschneiden und inwendige Verschantzen eins der besten und fuͤglichsten Mittel/ dem Feind die Weile lang zu machen/ und endlich denselben zum guten Accord zu bringen. Denn wenn er erstlich seinen Kopff genug an den Aussen-Wercken zerstossen/ und nu auch des Haupt-Wercks Meister zu seyn vermeinet/ findet aber als denn noch/ nicht allein eine/ sondern wohl 2/ 3/ und mehr Verschantzungen wieder hinter einander/ wil er schier ver- drossen und muͤde werden/ oder man kan sich noch zum wenigsten mit diesen Ver- schantzen eine Zeit lang auffhalten/ biß etwa der Entsatz ankomt/ wenn man dessen Vertroͤstung. Solche Abschneidung ist entweder particular oder universal. Durch die particular- Abschneidung/ wird nur ein Bollwerck/ oder das Stuͤck so ruiniret ist/ hinterschantzet/ solches kan auff allerley Art und Weise geschehen/ nur daß man allewege auff die Defension siehet/ Die Erde hierzu muß man nehmen wo man kan/ und bey Zeit/ wenn man mercket/ daß der Feind die Mine sprengen wil/ herbeybringen/ Mist/ Woll-Saͤcke/ Hew-Saͤcke und dergleichen ist im Fall der Noth auch gut. Diese Abschneidung ist in der 161. Fig. fuͤrgestellet/ und kan auf man- oder Kriegs-Bau-Kunst. mancherley Weise/ nach dem der Orth gefaͤllet/ veraͤndert werden. Es gehoͤret aber eine unerschrockene und nicht lange/ doch wohlbedachte Resolution, und unnachlaͤßige Arbeit darzu/ in welchem Falle deñ sonderlich viel an einem guten getrewen Commendanten und andern Kriegs- Officirern, denn solche sind gleichsam die Seele der Besatzung/ ohne welche der ander Poͤbel wie der Leib oh- ne Seele todt/ verstaͤndigen Ingenieurn (die fuͤr allen Dingen/ so wol zu Frie- dens/ und zu Krieges Zeiten/ in einer Festung/ mit gutem Willen zu unterhalten) gelegen/ und sonderlich denen so fuͤrnemlich wol eher bey solchen Occasionen gewesen/ und nicht bald bey des Feindes ersten Zorn das Hertz fallen lassen; Worzu denn die/ so dem Feinde ehemals gedienet/ und sich von denselben nichts guts/ oder keiner Perdon zu getroͤsten haben/ die besten/ welche es auffs eusserste ankommen lassen. Die universal- Abschneidung ist/ wenn man nicht allein ein Bollwerck/ son- dern 2/ 3/ oder mehr verlaͤßet/ und ein ander Werck dahinter machet/ Oder auch man verlaͤßet ein gantz Stuͤcke der Stadt/ das vierde Theil/ die Helffte oder mehr/ und zeucht sich in die Enge zusammen/ und schnidet das ander Theil ab/ und uͤberlaͤst solches dem Feinde. Man pfleget auch gerne solche abgeschnittene und verlassene Oerter mit Pulver und Spreng-Werck zu untersetzen/ und sol- che/ wenn sie der Feind occupiret und eingenommen/ demselben zu mehrern Schreck und Schaden/ anzustecken/ und zu zersprengen/ wie schon oben gemel- det worden. L l ij CAPUT FORTIFICATION CAPUT XIV. Von Bruͤcken/ Pallisaden/ Sturmpfaͤhlen und dergleichen/ wie auch von Beschaffenheit und Zubereitung der Schantz-Koͤrbe. Anlangend die Bruͤcken/ siehet man sie theils von grossen Mawerwerck und Gewoͤlben/ theils aber nur von Holtzwerck erbauet/ welche fuͤr die besten zu ach- ten/ weil sie im Fall der Noth koͤnnen abgeworffen und verbrand werden/ die starcken gewoͤlbten aber dienen nur dem Feinde zur Gallerie und Vberfarth; So ist auch nicht ratsam selbige mit Steinen zu pflastern/ denn wenn das Holtz- werck unten weg brennet/ fallen die Steine in den Graben/ und erfuͤllen densel- ben: Die von Holtz aber muͤssen nicht in einem Stuͤcke/ sondern an beyden Enden/ oder zum wenigsten an einem mit Zug-Bruͤcken/ Fall-Pforten/ Stackeren/ und dergleichen verwahret seyn. Wie solche zu erbauen/ wil sich dieses Orts nicht weitleufftig beschreiben lassen/ und ist numehr allen verstaͤndigen Bawmeistern und Zimmer-Leuten bekand: Noch muß man auch vor der Royal-Festung Bruͤcken in die Aussen-Wercke haben/ solche werden auch nur schlecht und gerin- ger erbauet/ doch gleichwol daß sie eine Last/ und wenn es noͤtig/ Feld-Stuͤcke uͤbertragen koͤnnen/ solche sol man so niedrig legen/ als man immer kan/ daß sie dem Feinde nicht im Gesichte und von demselben moͤgen ruiniret werden. Hieher gehoͤren auch die Schiff-Stuͤrm/ Biese-Bruͤcken und dergleichen/ vom Freitagio, und andern zur Gnuͤge beschrieben: Forn bey den Bruͤcken/ auch bey den oder Kriegs-Bau-Kunst. den Eingaͤngen der Vorstaͤdte/ ordnet man Schlag-Baͤume/ welche man in der Eyl/ einen Tropp Reitter oder streiffende Rotte abzuhalten/ vorschlagen kan/ daß sie dafuͤr stuͤtzen muͤssen. Jetziger Zeit werden hirzu sehr gebraucht die Jgel/ oder Frisische Reuter/ (weil sie erstmals fuͤr Groͤningen in Ostfrießland erfunden) welches lange starcke Baͤume sind sechs Kantig geschnitten/ und mit Hoͤltzern 5 oder 6 Fuß lang an beyden enden zugespitzet/ durchgeschossen. Man brauchet aber selbige/ nicht allein zu Schlag-Baͤumen fuͤr Staͤdte/ sondern wer- den auch in Feld-Laͤgern etliche Stuͤcke auf Wagen mit gefuͤhret/ und wenn man in der Eyl einen Paß verlegen wil/ gebrauchet. Jn den Staͤdten hat man an den Ecken Ketten/ auch zu solchen Ende/ wenn etwa eine Stadt von der Reitterey uͤberrumpelt wuͤrde/ daß man selbige alsdann eylend vorschlagen/ und sich hin- ter dieselbe reteriren koͤnne/ darum sie auch sonderlich um den Marckt-Platz her- umb/ als an welchen man sich am besten versamlen/ und stellen kan/ verordnet. Zu solchem Ende weren die Frisischen Reitter auch besser/ denn man uͤber die Ketten/ wenn sie niedrig/ mit einem guten Pferde uͤberweg setzen/ sind sie aber et- was hoch/ unten durch kommen kan. Jn den alten Staͤdten hat man in den Pforten an den Mauren Fall-Pforten/ von spitzen Hoͤltzern/ unten mit Eysen beschlagen/ welche man in der Eyl hat vorschiessen koͤnnen/ jetziger Zeit/ da man ohne Mauerwerck bauet/ sind sie fast in Abnehmen kommen/ da man sie hat/ ist es besser// daß man solche Baͤume Stuͤckweis fallen lasse/ als daß sie aneinander verfasset/ weil man Exempel hat/ daß der Feind etwa einen Wagen Hew unter die Fall-Pforten gefuͤhret/ auff welchen sie bestehen blieben/ und unter des die L l iij Sol- FORTIFICATION Soldaten zu beyden Seiten hinein gedrungen. Auff dem Rande des Grabens oder dem verdeckten Wege pfleget man drey oder mehr Reyen Pallisaden zu se- tzen/ also daß der forderste am niedrigsten/ die ander etwa einen halben Fuß hoͤ- her/ und denn die dritte wieder etwas hoͤher. Es sind aber solche Pallisaden Pfaͤhle 5/ 6/ oder 7 Fuß lang/ unten zugespitzet/ und in die Erde geschlagen: Forn werden drey starcke spitze Naͤgel oder Zacken/ acht oder 12 Zoll lang eingeschla- gen/ und zum Felde eingekehret. Jn den Feld-Schantzen und andern niedrigen Waͤllen werden oben an der Brustwehre spitzige Hoͤltzer 3 oder 4 Zoll in Diametro dicke/ und 6 oder 7 Fuß lang/ davon die Helffte in die Erde koͤmt/ die ander Helffte heraus stehet/ einge- leget/ und Sturm-Pfaͤhle/ weil sie den Sturm des Feindes auffhalten/ eigent- lich genennet/ sonst werden die Balcken/ so man bey Stuͤrmung und Anlauff des Feindes von den Waͤllen her unter zu waltzen pfleget/ auch Sturm-Pfaͤhle ge- nand/ moͤchten vielleicht rechter Sturm-Balcken heissen. Man gebrauchet auch an offenen Oertern/ da man nit wil jederman einlauffẽ lassen/ allerhand Stacke- ten und Gitter-Werck/ von Balcken und Bretern/ welche unnoͤtig weitleufftig zubeschreiben/ koͤnnen bey Freitagio, Cellario und endern nachgeschlagen werden. Dieweil der Schantz-Koͤrbe bißhero bey Zubereitung der Battereyen und Approchen zum oͤfftern gedacht worden/ so scheinet noͤtig zu seyn/ daß dieselben nach ihrer Art und Beschaffenheit auch absonderlich an diesem Ort erklaͤret wer- den/ zumahl weil sie bey Belaͤgerung einer Festung ein sehr nutzbares Stuͤcke seyn oder Kriegs-Bau-Kunst. seyn/ als welches man allenthalben an statt einer Brustwehre od’ Blendung ge- brauchẽ kan/ es sind aber dieselben nit eynerley. Deñ etliche nennet man doppelte Schantz-Koͤrbe/ und werdẽ nur gebraucht/ wo man sich vor dem grobẽ Geschuͤtz versichern wil/ halten im Diametro oder Dicke 7 Schu und in der Hoͤhe 16 Schu/ ũd weil sie eine grosse Last fassen muͤssẽ/ so werdẽ sie gedoppelt gezaͤunet. Darnach sind mittlere Sorten d’ Schantz-Koͤrbe/ so man schlechter Dings Schantz-Koͤrbe nennet/ die zwar nit gar so groß als die vorigen seynd/ aber mehr und oͤffters als die gedoppeltẽ gebraucht werdẽ/ halten im Diametro 6 Schuh und in der Hoͤhe 8 Schuh/ weroen zwar einfach geflochten/ aber desto dichter zusammen getriebẽ. Nach diesem sind die halbẽ Schantz-Koͤrbe/ welche etwas kleiner seyn als die ein- fachen/ und werden so gar dicht nicht geflochten/ halten in Dia metro 5/ und in der Hoͤhe 6 Schu/ damit ein Mañ dahinter bedeckt stehen kan. Endlich hat man auch gar kleine Schantz-Koͤrblein/ welche auch sehr nuͤtzlich seyn/ und werdẽ obẽ etwas weiter als unten gemacht/ oben koͤnnen sie im Diametro 1 Schu/ und unten 8 od’ 9 Zoll/ in der Hoͤhe aber 9 oder 10 Zoll halten/ diese Koͤrblein werden so wohl von den Belaͤgerten hin und wieder auff den Brustwehren in den Streich-Plaͤtzen/ also auch von Belaͤgerern in den Approchen und Sappen sehr fuͤglich ge- braucht/ denn wenn sie genaw neben einander gesetzet werden/ so geben sie un- ten zwischen den Boͤden ein Schieß-Loch/ dadurch man mit Mußqueten auff den Feind lauren und Fewer geben kan/ sie werden aber mit einem geflochtenen Boden gemacht/ damit wenn man sie fort tragen wil/ die Erde nicht heraus fal- len kan. Was nun die Zubereitung d’ grossen Schantz-Koͤrbe anlanget/ so macht man einen Strick d’ so lang ist als der halbe Diameter, an einen Ende fest ũd reißet mit FORTIFICATION mit dem andern auff dem Horizont einen Circkel-Riß/ sticht solchen ausserhalb des Risses 4 Zoll breit/ und 2 Zoll tieff mit einer Spaden aus/ und schlaͤget in den Circkul-runden Graben Pfaͤhle 1 Schuhs tieff in die Erde/ darum sie ein Schu laͤnger als die Schantz-Koͤrbe seyn muͤssen. Es werden aber diese Pfaͤhle 1 Schu von einander gesetzt/ und kan die Anzahl derselben aus dem Diametro leichtlich ermessen werden/ weil in der Circumfer entz oder im Vmschweiffe allezeit drey mahl mehr Schu gezehlet werden als der Diameter hat/ und dahero auch allezeit so viel Pfaͤhle gebraucht werden muͤssen/ die Pfaͤhle werden am dickesten Ende zugespitzet/ damit sie hernacher im setzen um 1 Schu tieffer zum wenigsten in die Erde geschlagen werden koͤnnen/ Jm Anfuͤllen legt man nechst dem Gezaͤune in- wendig einer Spannen dick ringst herum Mist/ damit die Erde nicht leichtlich heraus fallen kan/ Es muß aber alles dicht auff einander gerammelt werden/ und were besser/ wenn sie mit lautern langen Mist/ oder doch halb mit Mist/ und halb mit Erden angefuͤllet wuͤrden. Kan man aber in den Festungen bey schnel- ler und unversehener Belaͤgerung zu solchen geflochtenen Koͤrben nicht gelangen/ so gebrauchet man sich der Wein- und Bier-Faͤsser/ oder im Mangel derselben/ der mit Wollen/ Werck/ Lumpen/ Mist/ Erden \&c. außgefuͤlleten Saͤcke/ Jedoch muͤssen so wohl diese als die Wein- und Bier-Faͤsser gegen der Fronte nach dem Feinde zu mit Palisaden verpfaͤhlet/ und wohl befestiget werden. Der oder Kriegs-Bau-Kunst. Der dritte und letzte Theil. CAPUT I. Von der Solution aller recht-Linischen Triangul. W As und wie mancherley Triangul seyn/ ist oben beym Ersten Theil gedacht. Nun ist zu besehen/ wie aus etlichen derselben gegebenen Stuͤcken/ der- selben andere unbekante Theil und Stuͤcke zu finden/ und weil auch oben erwehnet/ daß eine jegliche Figur kan in Triangul solviret und zertheilet wer- den; als folget daraus/ weñ ich einen Triangul recht außrechnen kan/ kan ich auch mit allen andern Figuren leicht zu rechte kommen. Allhie darff es nicht viel Ruͤh- mens und Einfuͤhrung des Nutzens der Trigonometriæ, denn diese edle Kunst/ als das rechte Fundament d’ gantzẽ Mathesi, commendiret ũd ruͤhmet sich an sich selbst genug/ ũd wer in derselbẽ recht geuͤbet/ dem kan nichts so schwer in totá Ma- thesi fuͤrkommen/ daß er nicht solviren und auffloͤsen koͤnne. Es werden aber dieses Orts mit Zuruͤcksetzung der Spæri schen oder krum-Linichten Triangul/ weil sie hieher nicht dienlich/ nur allein die rechtlinischen abgehandelt. Es werden aber sonderlich dreyerley Modi solvendi solcher/ wie auchaller andern Triangul befunden. Der erste geschiehet durch die gemeine Tabulas si- nuum, beym Pitisco, Metio, Lansbergio, Sterino und andern zu finden/ durch multipliciren und dividiren; und ist zwar etwas muͤhsamer als die folgenden/ M m doch FORTIFICATION doch weil man hier die Proportion klaͤrlicher sehen/ und fuͤr Augen haben/ und also nicht so leicht als in den andern irren kan/ ist einem Incipienten zu rathen/ daß er bey diesem ersten und alten gebraͤuchlichen Modo so lange verbleibe/ biß er in demselben perfect, und zur Gnuͤge geuͤbet sey/ und denn auch die andern nach seinem Belieben adhibire, sonderiich wenn weitleufftige Calculationes fuͤrfallen/ weil sie etwas compendioser und geschwinder von der Hand gehen als der erste. Der ander Modus wird genennet Prosthaphæreticus, weil er dasselbe/ was der erste durch multipliciren und dividiren verrichtet/ nur durch addiren und sub- trahiren, als welche zwey Species, wie den Arithmeticis bekant/ sehr viel leichter und geschwinder zu practiciren, als die vorigen/ und zwar auch aus eben den vorgedachten Tabulis Sinuum. Dieses Compendii invention schreibet Longo- montanus dem Tychoni Brahe und Vitichio zu. Der dritte ist genant Logarithmicus, wird auch nur durch addiren und sub- trahiren verrichtet/ doch durch andere Tabellen/ Tabulas Logarithmicas genant/ von Iohanne Nepero Barone Merchistonii Scoto ingeniosißimo An. 1614. an den Tag gegeben. Diese Tabellen sind hernachmals von dem Churfuͤrsti. Bran- denburgischen Mathematico Ursino, Frobenio, und andern amplificiret und er- klaͤret. Ehe man aber zum Werck schreitet/ muß kuͤrtzlich/ was ein Sinus, Tan- gens, und Secans sey/ angedeutet werden. Wenn ich einem Circkul-Bogen eine gerade Linee innwendig unterziehe/ wird dieselbe Subtensa desselben Bogens genant. Diese subtensa in zwey Theil getheilet/ gibt den Sinum rectum des hal- ben Bogens (die Sinus versos, weil sie allhier nicht noͤtig/ gehet man vor dißmal vor- oder Kriegs-Bau-Kunst. vorbey) Es gehet aber solche Subtensa entweder mitten durch des Circkuls Cen- trum, und wird sonst Diameter genant/ derer Helffte oder Semidiameter als der laͤngste Sinus, so in einem Circkel gegeben werden kan/ ist Sinus totus oder Radius, solchen præsupponiren die Artifices, eine Unitatem od’ 1. mit etlichẽ nullen, 5/ 6/ 7/ od’ mehr/ allhier kan man des Pitisci Tabulen gebrauchen/ und den Sinum totum 10000000. setzen: Oder schneidet nur ein Stuͤck vom Circkul-Bogen ab/ und gibt/ wie gedacht/ derer Helffte die Sinus rectos, der Helffte dieses Bogens. Tangentes sind die Perpendicular- Lineen/ so außwendig des Circkuls auff die Radios oder Sinus totos perpendiculariter auffallen. Secantes aber sind/ so vom Centro durch die Circumferentz des Circkuls an diese Tangentes anschießen/ Als/ in der 162. Figur ist die Linee a b dem Bogen a c b unterzogen/ oder dessen Subtensa, derer Helffte a d ist der Sinus rectus des Bogens a c, c f der Diameter, c e aber als dessen Helffte/ der Radius oder Sinus totus, c g ist d’ Tangens, und e g der Secans des Bogens a c, od’ des Winckels g e c. Zu mehrer Nachricht sind folgende Universal- Regulen zu observiren: 1. Ein jeglicher Triangul hat 6 Stuͤcke/ als 3 Winckel und 3 Seiten/ derer so 3 bekant/ kan man aus denselben die andern drey auch finden/ außgenommen aus den drey bloßen Winckeln alleine/ wird nichts als die Proportion der Lineen gefunden/ weil sie sonst keine gewisse Mensur determiniren. 2. Weñ ich in einem rechtwincklichten Triangul die eine Seite/ so bey dem rechtẽ Winckel stehet/ lasse einẽ Radium od’ Sinum totũ seyn/ so ist die andere des gegen- M m ij uͤber- FORTIFICATION uͤberstehenden Winckels Tangens, und die dritte und laͤngste Seite desselben/ da der Radius und diese zusammen stossen/ Secans, als Fig. 163. so ich die Seite a b fuͤr einen Radium nehme/ ist a c der Tangens, c b aber der Secans des Winckels a b c. (3.) Wenn ich aber die laͤngste Seite zum Radio nehme/ sind die andern bey- den Seiten die Sinus der gegenuͤberstehenden Winckel/ als Fig. 164. Wenn ich c b lasse den Radium seyn/ ist die Seite a b der Sinus rectus des Winckels a c b, und a c ist der Sinus rectus des Winckels a b c. (4.) Jn allen/ so wohl recht wincklichten als unrechtwincklichten Triangulen sind die Seiten mit jhren gegen uͤberstehenden Winckeln proportional, \& con- tra, als Fig. 165 im Triangula b c, wie sich die Seite a c, verhaͤlt zu dem Winckel a b c, also die Seite c b zu dem Winckel c a b, und also auch die Seite a b, zu dem Winckel a c b, \& contra, wie sich der Winckel a b c zu der Seiten a c, also die Win- ckel c a b und a c b, zu den Seiten c b und a b. (5.) Jn den rechtwincklichten Trianguln/ ist das Quadratum Baseos oder der laͤngsten Seiten gleich den Quadratis der andern beyden Seiten zugleich genom- men/ als Fig. 166. Weñ die Basis b c. 5 Ruthen were/ ist 5 mal 5 als ihr Quadra- tum, nemlich 25. Die Seite aber a b, haͤlt 4/ ihr Quadratum als 4 mal 4 sind 16. Die Seite a c aber 3 kommen fuͤr ihr Quadratum 9. deñ 3 mal 3 sind 9. So spreche ich nu daß das Quadratũ der Seite c b, 25/ so groß sey/ als die beydẽ Quadrata der Seiten a b, 16. und der Seiten a c, 9. welche auch zusammen 25 machen/ wie aus der 166. Figur mit mehren zu ersehen. Vnd eben diß ist das inventum centum boum, mactatione dignum, wo fuͤr Pythagoras 100. Ochsen geopffert/ denn es in vielen Sachen grossen Nutzen hat. (6.) oder Kriegs-Bau-Kunst. (6.) Wenn in der Calculation ein Winckel uͤber 90 Grad fuͤrfaͤllet/ ziehe ich denselben von 180. ab/ und mit des Rests oder Complement Sinu verrichte ich alsdenn die gebraͤuchliche Operation. (7.) Hie sind zu wiederholen die part. 1. cap. 1. von den Lineen und Triangulen gesetzte Theoremata, als sonderlich von den Lineen. Theor 1. und 2 daß nemlich die Winckel eins ums ander und die so Creutzweise gegen einander stehen/ einander gleich seyn. Item, von den Winckeln/ Theor. 1. \& 3. daß in einem rechtwincklichten Triangul die beyden spitzigen zusammen 90 Grad machen/ und einer des andern zum rechten Winckel Complement sey. Jn den andern Triangulen aber machen alle 3 Winckel zusammen 180 Grad/ oder 2 rechte Winckel/ wie solches oben mit Figuren erwiesen. Weil auch die Extractio Radicis quadratæ, oder auffziehung der Quadrat- Wurtzel ihren sonderlichen Nutzen in etlichen Exempel der Trigo- nometriæ hat/ als seynd auch derselbẽ gehoͤrige Handgriff anhero gesetzet: Vnd ist erstlich zu wissen/ daß eine Quadrat Zahl sey ein jegliches Product so aus einer Zahl in sich selbst ge multipliciret, entstehet: Die Zahl aber/ daraus das Quadra- tum gemachet wird/ ist des Quadrati Radix, als so ich 5 mit 5 multiplicire, kom- men zum Quadrato 25 derer Radix ist 5. Die Praxis aus einer gegebenen Zahl Ra- dicem quadratam zu extrahiren, wird folgender Gestalt verrichtet: 1. Jch fange von der rechten Hand an/ und setze an die ungleiche Stellen/ als erste/ dritte/ fuͤnffte/ \&c. unten oder oben Puncta, und so viel Puncta, so viel Ra- dices, kommen heraus. 2. Betrachte ich die Zahl so uͤber dem Punct nach der lincken Hand stehet/ ob M m iij die- FORTIFICATION dieselbe durch eine Radicem simplicem, oder eine Zahl von 1 biß 9 in sich selbst ge- multipliciret, gerade auffgehe/ gehet sie gerade auff/ gut/ wo nicht/ muß ich eine Radicem um eines geringer nehmen/ und das uͤbrige von der Obersten abziehen/ und unten schreiben (etliche nach der gemeinen Praxi Schreibens oben/ aber die- ses ist besser/ und einem Tyroni leichter zu fassen) die Radicem aber schreibe ich hinter die Linee zur rechtẽ Hand/ und die beydẽ nechste folgende Zahlẽ zum andern Punct gehoͤrig/ zu dem Rest unter die Linee. Dieses ist also die erste Operation. 3. Duplire ich die erste Radicem, und setze sie von dem andern Punct an nach der lincken Hand/ doch daß der Punct frey bleibe/ sehe denn zu/ wie offt ich diese gedoppelte Radicem in der obgeschriebenen Zahl haben kan/ solches setze ich zur rechten Seiten hinter die Linee/ und auch auf/ oder unter den Punct/ und multi- plicire mit der neu-gefundenen Zahl den Divisorem sampt der auff dem Punct gesetzte Radice, was komt/ ziehe ich von der obern ab/ und schreibe es unter die Li- nee/ und die beyde folgende Zahlen darzu. Vnd dieses ist die andere Operation, welche so offt wiederholet wird/ so viel Puncta verhanden; nur daß alle Radices, es seyn ein/ zwey/ od’ 3/ \&c. muͤssen dupliret und zum neuen Divisore gebrauchet werden. Wenn zu letzt was uͤbrig bleibet/ wird dasselbe fuͤr einen Numeratorem oder Zehler oben/ und das Duplum von der gantzen Wurtzel mit 1 vermehret/ zum Denominatore oder Nenner/ wie sonst in Bruͤchen gebraͤuchlich/ unten ge- schrieben. Wenn man aber in 10/ 100. oder 1000 Theilen solche Fractur haben wil/ setzet man zu der gegebenen Zahl 2/ 4/ 6/ \&c. Nullen, und operiret deñ/ wie oben gedacht/ fort: das uͤbrige/ als noch nicht \frac{1}{1000} machend/ wirfft man weg. Dieses was oder Kriegs-Bau-Kunst. was bißher gelehret/ wird mit folgenden Exempel erklaͤret. Es sey von einem Krieges-Obristen, der eine Stadt durch Sturm-Bruͤcken an den Wall zu brin- gen zu uͤberrumpeln gedencket/ durch gewisse Kundschafft erkundiget/ Fig. 167. die Perpendicular- Hoͤhe des Walles a b, an demselbigen Orthe 24 Fuß/ die Docir- ung des Walles b c, sey halb/ nemlich 12 Fuß/ der grobe dafuͤr c d, 60. ist also b d, 72. Fuß. So ich nu von d biß a eine Sturm-Bruͤcke wolte anbringen/ ist die Fra- ge/ wie lang solche seyn muͤste? a b d, geben einen rechtwincklichten Triangul/ und droben Theorem. 5. ist gedacht/ daß die Quadrata der beyden Seiten gleich seyn dem Quadrato der Basis, als multiplicire ich a b, 24 mit 24/ kommen 576. Item, b d, 72. in sich oder mit 72/ kommen 5184. Diese beyde Quadrata addiret geben fuͤr das Quadratum der Seiten a d, 5760/ dessen Radix Quadrata gibt die be- gerte Laͤnge der Sturm-Bruͤcken oder Seiten a d, Solche nu zu extrahiren, punctire ich (1.) die erste und dritte Zahl/ von der rech ten Hand anzurechnen/ als o und 7/ unnd weil nur 2 Puncta/ bekomme ich auch nur 2 Radices. (2.) betrachte ich die Zahl uͤber dem letzten Punct/ solche ist 57. dieser Radicẽ suche ich bey mir im Sin- ne sprechende: 7. mahl 7. ist 49. 8. mal 8. ist 64. welches schon zu viel/ muß FORTIFICATION muß derowegen 7 behalten/ solche schreibe ich hinter die Linee/ derer Quadratum aber 49. unter 57/ und ziehe eins vom andern ab/ bleiben 8/ solche setze ich unter die Linee/ und die Zahlen zum andern Punct gehoͤrig/ nemlich 60. darzu kommen 860. (3.) Duplire ich die gefundene Radicem 7/ machen 14/ solche setze ich unter 860. daß der Punet unter d’ o frey bleibe/ und spreche 1 in 8 habe ich 5 mal/ solche setze ich hinter die Linee zu der ersten Radici, und auch unter den Punct/ kommen 145. Diese mit 5 ge multipliciret, geben 725. solche von den Obersten als 860. abgezo- gen/ bleiben 135. unter diese schreibe ich die gedoppelte Radicem 75. mit 1. vermeh- ret/ nemlich 151. Jst also die gesuchte Radix quadrata, oder die Laͤnge der Sturm- Bruͤcken 75. \frac{135}{161} oder bey nahe 76. Fuß. Vnd also mit den andern auch. Wollen nu zur Solution der rechtlinischen Triangul an ihm selbst schreiten/ und solche in folgenden 6 Casibus abfassen. Denn ob wohl Ursinus 10 und Frobe- nius gantzer 20 vorgestellet/ ist doch solche Weitleufftigkeit dieses Orts nicht noͤ- tig/ und kan gar wol alles/ was von denen weitleufftiger vorgestellet/ zu diesen 6. Casibus referiret werdẽ. Die drey ersten sollen handeln von den rechtwincklichtẽ/ die drey andern von den unrechtwincklichten Triangulen. CASUS I. Wenn in einem rechtwincklichten Triangul bekand seyn uͤber den rechten Win- ckel (denn dieser wird stets als bekant præsupponiret ) die Basis oder laͤngste Sei- te mit einem der spitzigen Winckel/ den andern spitzigen Winckel und andere bey- de Seiten zu finden. Als Fig. 168. im Triangul a b c, bey b rechtwincklicht sey be- kand oder Kriegs-Bau-Kunst. kant die Basis a. c, 300. Fuß/ und der Winckel bey a 25. Gr. Auß diesem nu die drey uͤbrige Stuͤcke des Trianguls zu finden/ und zwar erstlich den andern spitzigen Winckel bey c, als ziehe ich den Winckel a, 25 Grad von 90 ab/ bleiben zum Win- ckel c, 65. Zum andern die dem Winckel a gegenuͤberstehende Seite b c. 1. Vulgariter. Wie der Radius oder Sinus totus 10000000. zu des Winckels a, 25. Gr. Sin. Rect. 4226183. Also die Seite a c, 300. Fuß zu der Seite b c, welche komt 126 \frac{78549}{100000} 2. Logarithmicè. Wie der Logarithmus des rechten Winckels b --- 10000000. zu dem Logarithmo des Winckels a, 25. Gr. --- 9625948 Also der Logarithmus der Seiten a c, 300 -- -- \frac{3477121}{13103069} Add. Hiervon den ersten abgezogen bleibet der Logarithmus, -- 3103069. Diesem respondiren unter den Numeris Vulg. 1268 auch fast wie vor/ fuͤr die Laͤnge der Seiten c b. Dieses koͤnte nu auch durch den Modum Prosthaphæreticũ gesuchet und gefunden werden/ Weil aber solcher Modus einem Incipienten im Anfang schwer fuͤrfaͤllet/ ja auch einem sonst wohlgeuͤbten leicht Jrrungen schaf- fen kan/ ist nicht leicht sonderlich den Incipienten darzu zu rathen oder anzuwei- sen/ sondern es ist der sicherste und beste Weg bey der gemeinen Proportion zu verbleiben/ und wenn man darinnen wolgeuͤbet/ den Calculum Logarithmicum auch zu adhibiren. N n Zum FORTIFICATION Zum dritten/ die Seite a b, zu finden/ nehme ich nur fuͤr den Winckel a 25. Gr. sein Complementum, nemlich den Winckel c, 65. Gr. und operire in allen beyden Modis wie zuvor. CASUS II. Wann in einem rechtwincklichten Triangui bekant seyn/ ein spitz i ger Winckel und eine Seite/ so den Winckel beschleust/ die andern Stuͤcke zu finden. 1. Der ander spitzige Winckel wird gefunden wie zuvor/ so ich nemlich den be- kanten Winckel von 90. Gr. abziehe/ als Fig. 169. im Triangul d e f, sey gegeben der Winckel d, 30 Gr. diesen von 90 bleiben fuͤr den Winckel e, 60. Gr. die Seiten aber d f, sey 200. Fuß. Hieraus 2. Zu finden die Seite f e, vulgariter. Wie der Radius 10000000 sich verhaͤlt zu den Tangent des Winckels d, 30. Gr. nemlich 5773503. Also die Seite d f 200 Fuß zu der Seiten e f 115 \frac{47006}{100000} . 3. Die Basin e d, zu finden. Wie sich verhaͤlt der Radius 10000000. zu des Win- ckels d 30 Gr. Secantem 11547005. also die Seite d f 200 Fuß zu der Basi ed, 230 \frac{9401}{10000} . CAS. III. Wenn ich einen rechtwincklichten Triangul uͤber dem rechten Winckel 2 Sei- ten bekant/ die dritte Seite und die andern bey den Winckel zu finden. Jn solchen Triangul sind entweder bekant die 2 kuͤrtzeste Seiten/ so bey den rechten Winckel stehen/ oder eine Kuͤrtze und eine Laͤnge. 1. Die oder Kriegs-Bau-Kunst. 1. Die dritte Seite finde ich also: Jch multiplicire jede bekante Seite abson- derlich in sich selber oder quadratè, sind es zwey kurtze Seiten so bekant/ addire ich beyde Quadrata zusammen/ derer Radix quadrata gibt die laͤngste Seite. Jst es aber eine lange und eine kurtze Seite/ subtrahire ich das Quadratum der kuͤrtzesten/ von dem Quadrato der laͤngsten Seiten/ des Restes Radix quadrata ist die andere unbekante kurtze Seite. Als Fig. 170. im Triangul g h i sey die Seite g i, 120. h i, 90 Fuß/ Jst die Frage wie lang die laͤngeste Seite g h ? 120 mit 120 ge- ben 14400. 90 mit 90 geben 8100/ beyde quadrata addiret, thun 22500. Derer Radix quadrata außgezogen/ wie zuvor gelehrt/ ist 150 fuͤr die Seite g h. So aber die laͤngste Seite g h 150, und eine der kurtzen h i, 90 Fuß bekant were/ ziehe ich das Quadratum der kuͤrtzesten 8100 von dem Quadrato der langsten 22500. resti ren 14400. Dieser Radix quadrata 120, gibt die andere Seite g i. 2. Einen der spitzigen Winckel kan ich folgender Gestalt suchen (deñ wenn einer derselben bekant/ kan ich den andern/ als desselben zu 90 Complement auch leicht finden) vulgariter, und zwar so die Seite g i und i h bekant/ wie g i, 129 Fuß zu h i, 90/ also der Radius, 10000000 zu dem Tangente des Winckels g, welcher komt 7500000 diesem respondiren 36. Gr. 52. min. proximè. Solche von 90. abgezo- gen/ geben den andern Winckel h. 53 Gr 8. min. Oder so die Seite g h, und h i be- kant weren/ ist; wie g h, 150. zu h i, 90. Also der Radins 10000000 zu dem Sinu recto des Winckels g. 6000000. diesem respondiren 36. Gr. 52. min. 10. sec. Wie zuvor/ oder so/ g i, und g h, wie g i, 120 zu g h 150/ also der Radius 10000000 zum Sec. 12500000 des Bogen ist 36. Gr. 52. min. N n ij CAS- FORITFICATION CASUS IV. Wenn in einem Triangul/ so keinen rechten Winckel hat/ zwey Winckel und eine Seite bekant/ den dritten Winckel und die andern beyden Seiten zufin- den. I. Den dritten Winckel zu finden/ addire ich die beyden bekanten Winckel/ und subtrahire derer Summa von 180. Gr. der Rest gibt den nritten Winckel per Consect. 2. Theor. 1. Cap. 1. Part. I. von den Trianguln: Wenn denn nu alle Winckel bekant/ kan ich auch die andern beyden Seiten per Theorem. 4. huius Cap. leichtlich finden; Als Fig. 171. im Triangul k l m sey bekant der Winckel k 38. Grad. Der Winckel m, 64. Gr. und die Seite k m, 360. Fuß. Nu in diesem erstlich zu finden den dritten Winckel l, addire ich die beyden Winckel als k, 38. Gr. und m 64. Gr. thut 162. Gr. Diese von 180 abgezogen/ bleiben 78. Gr. fuͤr den dritten Winckel l. II. Die Seiten k l und k m zu finden und zwar Vulga- riter. Wie der Sinus des Winckels l. 78 Gr. 9781476. zu der gegenuͤberstehenden Seite k m, 300. Fuß/ also der Sinus des Winckels m, 64. Gr. 8987940. zu seiner gegenuͤberstehenden Seiten k l, 275 \frac{66}{100} / und also 2. der Sinus des Winckels k, 38. Gr. 6156615. zu seiner gegenuͤberstehenden Seite l m. 188 \frac{82}{100} . CASUS V. Wann zwey Seiten und ein Winckel bekant/ die andern beyden Winckel und die dritte Seite zu finden. Wenn der Winckel der einen bekanten Seiten gegenuͤber stehet/ kan ich nur nach voriger Proportion umgekehret/ erstlich den andern Win- ckel/ so der andern bekanten Seiten entgegen gesetzet/ und denn auch den dritten Win- oder Kriegs-Bau-Kunst. Winckel und seine gegenuͤberstehende Seite suchen. Als so in vorhergehender 188 Fig. bekant weren die Seiten k m, 300 Fuß/ und k l, 275 \frac{66}{100} nebenst dem Win- ckel I, dieser Seiten k m gegenuͤberstehent 78. Gr. Jst: wie k m 30000. zu dem Sinu des Winckels l 78. Gr. 9781476/ also die Seite k l, 275. 66. zu dem Sinu des Win- ckels m 8987872/ diesem respondiren 64. Gr. fuͤr dem Winckel m. Wenn ich nu also beyde Winckel bey l und m habe/ kan ich auch leicht nach vorhergehendem Casu den dritten Winckel k und diesem gegenuͤberstehende Seite l m finden. Weñ aber der bekante Winckel zwischen beyden Seiten begriffen wird/ gibt es etwas mehr Difficult aͤ t; und ist die Proportion diese: Wie die Summa der beyden Sei- ten zu derselben Differentz, also der Tangens der halben Summa der andern beyden Winckeln zu dem Termino quarto, welches ein Tangens ist/ und diesem respondirende Grad/ wenn sie zu der halben Summa der Winckel addiret wer- den/ geben den groͤßesten/ von derselben aber subtrahiret den kleinesten Winckel der andern beyden. Als voriges Exempel zubehalten und bekant anzunehmen die Seite k l, 275. 7. und l m 188. 8. nebest von diesen beyden begriffenen Winckel l, 78. Gr. Diesen so ich von 180 abziehe/ bleiben 102 fuͤr die Summa der andern Winckel/ derer Helffte ist 51. Gr. Weil aber diese Winckel nicht gleich/ muß ich ihre Differentz folgender Gestalt suchen. Die Seite k l, 275. 7/ und l m 188. 8. thun zu- sammen 464. 5. 1. Term. die Differentz 86. 9. 2. Term. der Tangens der halben Summa. der Winckel 51. Gr. ist 12348972. 3. Term. Vulgariter. Wie nun 464. 5. zu 86. 6. also 12348972. zu dem Tangent 2310281, diesem respondiren 13. Gr. proximè, solche zu 51. addiret, geben den groͤßesten Winckel m, 64. Gr. solche aber von 51. sub- N n iij trahi- FORTIFICATION trahire t, den kleinesten Winckel k 38. Gr. Wenn nu alle drey Winckel und zwey Seiten bekant/ kan ich nach vorhergehenden Casu die dritte Seite k m, auch leicht finden. CAS. VI. Wenn in einem Triangul so keinen rechten Winckel hat/ alle drey Seiten be- kant/ die Winckel zu finden. Jn diesem Casu weil kein Winckel bekant/ und also die Proportion zwischen den Seiten und gegenuͤber stehenden Winckeln nicht kan perdirectum erkundiget werden/ als muß ich erstlich den gegebenen Triangul durch ein herunterfallendes Perpendiculum, entweder innwendig oder auß- wendig in zwey rechtwincklichte Triangul solviren, und denn per casum 3. die Winckel suchen. Als Fig. 172. es sey gegeben der unrechtwincklichte Triangul n o p, und an demselben die Seiten n p. 350. p o, 232. n o, 148. Fuß. als laße ich in- wendig aus o in q eine Perpendicular- Linee heunter fallen/ solche machet aus dem einem unrechtwincklichten Triangul n o p zwey rechtwincklichte n q o und o p q bey q rechtwincklicht. Damit ich auch nu in den rechtwincklichten derselben Winckel zuerkundigen/ gebuͤhrliche Data erhalten moͤge/ muß ich die Stuͤcke der Basis n q und p q suchen oder vielmehr das Stuͤcke r p, wie viel nemlich p q laͤnget sey als n q, die Proportion ist vulgariter folgende. Wie die Basis oder laͤngste Seite n p 350 zu den andern beyden Seiten o p 232 n o 148 derer Summa 380/ also der bey der Seiten Vnterscheid 84/ zu dem Stuͤck der Basis r p, 91 \frac{2}{10} diese von 350 als n p abgezogen/ bleiben 258. 8. fuͤr das Stuͤck oder Kriegs-Bau-Kunst. Stuͤck n r, dessen Helffte ist n q 129. 4. zu diesem r p. 91. 2. hinzu gethan/ kompt das ander Stuͤck der Basis q p 220. 6. Weil nu in den Trianguln n q o und o q p bey q rechtwincklich bekant seyn/ n q und n o, item im andern p q und p o, ist per Cas: 3. wie n q p q zu n o p o also d’ Rad. zu dem Secant. d’ Winck. o n q o p q wenn diese beyde Winckel gefunden/ kan ich nicht allein den dritten Winckel n o p, sondern auch n o q und p o q, und aus dieser einem das perpendiculum o q finden So ich aber das perpendiculum von den spitzigen Winckel p, auswendig/ in s, wolte herunter lassen/ ist der proceß dieser. Wie die Basis, on, 148. zu den andern bey den Seiten n p, 350 o p. 232 und Summa 582. also derselben differentz 118 zu der verlaͤngerten Basis n t, 464, o 2. von die- sen n o 148. o o abgezogen/ bleibet o t, 316. o 2. dessen Helffte o s 158 o 1 diese zu n o, 148 wird n s 306, o i. Habe also abermahl zweyrechtwincklichte Triangul n s p und o s p, in welchen bey den zweyen Seiten als im Triangul n s p, die Seiten n s, und n p: Jm Triangul s o p aber die Seiten s o, und o p bekant/ aus welchen ich leicht finden kan erstlich den Winckel n p s, und denn auch den andern o p s, wel- chen so ich von n p s abziehe/ bleibet der gesuchte Winckel in den gegebenen Trian- gul/ o p n. 2. So ich weiter den Winckel s p o von 90 abziehe/ bleibet der Winckel s o p, diesen von 180 abgezogen/ gibt den andern Winckel im Triangul p o n, aus welchen beyden denn auch der dritte kan gesuchet werden/ Also koͤnnen auch alle vorhergehende Operationes Logarithmicê, wie bey dem ersten Casu angewie- sen/ gesuchet werden. Andere ziehen von der Summa der Quadratorum der FORTIFICATION der Basis und der einen Seiten das Quadrat der andern Seiten ab/ den Rest di- vidiren sie durch die doppelte Basin, was heraus komt ist das Stuͤck der Basis, so zwischen dem Perpendiculo und der erst genommenen Seite enthalten wird/ als im vorigen Triangul n o p, Basis n p 350 Quadratum --- --- --- 122500. die Seite p o 232 Quadratum --- --- --- 53824. Addend: Summa. 176324. Die Seite n o 148 Quadratum --- --- 21904. Subtr. Resid. 154420. Dieses mit der Basis 350 duplo 700 dividiret, komt das Stuͤcke p q. 220. 6. oder so ich erstlich das Stuͤcke n q haben wolte: Basis n p 350 Quadrat. --- --- --- 122500. n o 148 Quadrat. --- --- --- 21904. Addend. Summa 144404. p o 232 Quadrat. --- --- --- 53824. Subtrah. Resid. -- 90580. Diese mit dem duplo Basis 700 dividiret, geben die Stuͤcke n q. 129. 4. Also auch endlich im andern Exempel/ da das Perpendiculum außwarts gehet/ faͤllet es etwas anders/ als nemlich das Stuͤck o s zu finden/ ziehe ich von dem oder Kriegs-Bau-Kunst. dem Quadrato der laͤngesten Seiten a b die beyden u Qadrata der kuͤrtzesten Sei- ten und der Basis, den Rest dividire ich durch die doppelte Basin. Die laͤngste Seite n p 350 Quadrat --- --- --- 122500. Basis n o, 148 Quadrat --- --- --- --- 21904 Kuͤrtzeste Seite o p. 232 Quadrat. --- --- --- 53824. Die Summa dieser beyden Quadrat --- --- --- 75728 Solche vom ersten Quadrat abgezogen bleiben 46772 Diese mit der doppelten Basi 296 dividiret, geben 158. 01, fuͤr das Stuͤck s o, Diese sey also gnugsam von der Trigonometria Triangulorum planorum \& recti lineorum. CAPUT II. Wie eine Regular-Figur Geometricè nach obgeschriebener Anleitung außzurechnen. Nu sol auch mit einem Exempel erklaͤret werden/ wie eine Regular-Figur nach der Trigonometria außzurechnen/ und auff was Weise man gewisse Ta- bellen uͤber alle Regular-Figuren auff mancherley Weise verfertigen koͤnne. Es werden aber mehrentheils 5 data oder bekante Stuͤck in einer Regulier-Figur von den Autoren, um die andern alle mit einander zu finden (wiewol man auch mit wenigern/ so man die Algebram und Reg. Falsi mitnehmen wil/ und in der- O o selben FORTIFICATION selben geuͤbt/ zukommen kan) erfodert; und sind ins gemein (1.) Die Figur/ obs ein 4/ 5/ od’ 6 Eck/ \&c. (2.) der Bollwercks-Winckel (3.) die Gesicht-Linee (4.) die Schulter oder Kehl. (5.) die Cortin oder die innwendige Seite/ wiewol man diese Data unterschiedlich abwechseln und verendern kan/ Allhie ist Fig. 174. ein Stuͤcke eines Fuͤnff-Ecks nach obigen zwoͤlfften Modo describiret, fuͤrgestellet. Jn diesem sind folgende Data: 1. Die Figur ist ein Fuͤnff-Eck/ derowegen/ so ich ei- nen gantzen Circkul 360 mit 5 dividire, kommen 72. Gr. fuͤr dem Winckel beym Centro a b c, solche von 180 abgezogen/ bleibet der Winckel bey der Circumfe- rentz e a c, 108 Gr dessen Helffte 54 Gr. gibt die beyden Winckel b a c und a c b. 2. der Bollwercks-Winckel sol seyn 15 Gr. mehr als der halbe Polygon- Win- ckel/ so ich derowegen zu 54. Gr. 15. addire, kommen 69. Gr. fuͤr den Bollwercks- Winckel/ deßen Helffte ist der Winckel a m h 34 Gr. 30. min. Vnd weil die Winckel b a c und b m d gleich/ ziehe ich von dem Winckel b m d als den halben Polygon- Winckel 54 Gr. ab/ den halben Bollwercks-Winckel a m h 34. Gr. 30 min. bleiben fuͤr dem Winckel h m d, 19. Gr. 30 min. dem gleich ist der kleine Streich-Winckel m s a, dessen Complement zu 90/ ist k h s 70 Gr. 30 min. Vnd dieses Comple- ment zu 180/ der Winckel so die Schulter und Gesicht-Linee machet k h m, 109 Gr. 30 min. 3. Der Winckel h a k den die Schulter k h subtendiret, sol seyn 40 Gr. dessen Complement ist der Winckel a h k 50 Grad. 4. Die Gesicht-Linee m h 24 Ruthen/ und 5. die Cortin k l, 42 Ruthen/ Dieses seyn also die fuͤnff data: Aus denselben die andern Stuͤck zufinden. (1.) Nehm ich fuͤr mich den rechtwincklichten Triangul h g m, in diesem sind be- kant FORITFICATION kant/ die Seite m h 24 Ruthen/ und der Winckel m, 19. Gr. 30. min. Dessen Com- plement 70. Gr. 30 min. gibt den Winckel h, derowegen 1. fuͤr die Seite m g per Cas. 1. Wie der Radius 10000000. zu dem Sinu des Winckels h, 70. Gr. 30. min. 9426415. also m h 24 Ruthen zu m g 22/ 62. Welcher ist gleich o d, so ich derowe- gen diese duplire, 54. 24 und g o oder k I, die Cortin 42 Ruthen darzu addire, kom- men fuͤr die eusserliche Polygon m d, 87. 24. 2. fuͤr die prolongirte Schulter h g, wie der Radius 10000000. zu dem Sinu des Winckels m, 19 Gr. 30 min. 3338068. also m h 24 Ruthen zu h g 8. 01. (2.) Jm Triangul a h m ist bekant der Winckel m, 34. Gr. 30. min. und die Seite m h 24. Ruthen/ Weil dieses aber ein unrechwincklichter Triangul ist/ sind diese zwey Data nicht genug/ sondern es muß noch ein Winckel bekant seyn/ als ziehe ich entweder dem Winckel a h k 50 Gr. von dem Winckel m h k 109 Gr. 30. min. bleiben 59 Gr. 30 min. fuͤr dem Winckel m h a, oder ich ziehe den halben Polygon- Winckel b a c, 54 Gr. von 180 bleiben 126/ Von diesen abermal den Winckel k a h 40 Gr. bleiben fuͤr den Winckel m a h, 86 Gr. Weil denn nu in diesem Triangul bekant seyn alle 3 Winckel und die Seite m h, kan ich leicht die Capital m a per Cas. 4. folgender maßen finden: Wie der Sinus des Winckels a 86. Gr. 9975640. zu der Se ten m h 24 Ruthen; Also der Sinus des Winckels h 59 Gr. 30 min. 9616292. zu der Seite oder Capital m a 20. 73. (3.) Jn dem Triangul m a n sind bekant die jetzt gefundene Seite m a, 20/ 73. und der Winckel m als der halbe Polygon- Winckel 54 Gr. dessen Complement ist der Winckel a 36 Gr. derowegen abermal per Casum I. 1. Wie der Radius O o ij 10000000. FORTIFICATION 10000000. zu dem Sinu des Winckels a 36 Gr. 5877852/ also die Seite m a, 20/ 73/ zu m n. 12. 18. Diese von m g 22. 62. abgezogen/ bleiben fuͤr n g 10. 44. der gleich ist die Kehle a k, diese dupliret 20. 88. und darzu gethan die Cortin 42 gibt die inner- liche Seite oder Polygon a c, 62. 88. welche auch komt so ich von m n, 12. 18. das Duplum 24. 36. subtrahire von der eussersten Polygon m d, 87. 24. bleiben 62. 88. wie vor. 2. Jn demselben Triangul: Wie der Radius 10000000 zu dem Sinu des Winckels m 54. Gr 8090170. also die Seite m a 20. 73. zu der Seite a n, 16. 77. welcher gleich ist g k, von dieser g h, so droben gefunden werden/ 8/ 01/ abgezo- gen/ bleibet die Schulter h k 8/ 76. (4.) Jm Triangul h k s sind bekant die jetzt gefundene Seite/ h k a 76 der Winckel s 19 Gr. 30 min. mit seinem Complemẽt h 70 Gr. 30 min. Aus diesem erst- lich zu finden die Distantz des Streich-Puncts s von der Schulter k, per Cas. 2. wie der Radius 10000000. zu dem Tangent des Winckels h 70 Gr. 30 min. 28239129. Also die Schulter h k 8. 76. zu der Linee k s, 24. 74 Diese von der Cortin k l 42 Ruthen abgezogen/ bleiben fuͤr die Second. Flanq. oder Streich-Platz sl, 17. 26. 2. Wie der Radius 10000000 zu dem Secante des Winckels h, 70 Gr. 30. min. 29957 443/ also h k, 8/ 76 zu h s 26. 24/ Hierzu gethan die Gesicht-Linee m h, 24 Ruthen/ komt die kuͤrtzeste Defens- Linee m s 50. 24. (5.) Jm Triangul s p q ist bekant der kleine Streich-Winckel s 19 Gr. 30 min. und die Linee s p, welche komt/ so ich den Streich-Platz s l. 17. 26 von der halben Cortin l p. 21.00 abziehe/ und ist 3. 74. Hieraus den Punct q, da die Streich-Lineẽ einander durchschneiden/ zu finden: Wie der Radius 10000000. zu dem Tang. des Winckels s 16. Gr. 30 min 3541186; Also s p 3. 74 zu p q 1. 33. 6. Jm oder Kriegs-Bau-Kunst. (6.) Jm Triangul m l o die laͤngste Streich-Linee l m zu finden/ ist bekant/ l o, als welche gleich ist/ a n oder k g 16 27. und die Seite m o, welche entstehet/ so ich zu dem Stuͤcke m g 22. 62. die Cortin k l welcher gleich ist g o 42 Ruthen hinzu thue und komt 64. 62. Wenn ich nu per Cas. 3. dieser beyden Seiten Quadrata ad- dire, und aus der Summa Radicem quadratam außziehe/ gibt solche die Seite oder die laͤngste Defens- Linee m l. m o 64. 62 Quadrat. --- --- 41757444. l o. 16. 78. Quadrat. --- --- 22815684. Summa. 64573128. Radix quadrat --- --- --- 66. 76. m l. Oder so ich mit der Ex- traction der Quadrat- Wurtzel nicht kan zu rechte kommen/ suche ich erst den Win- ckel m, wie m o zu o l, also der Radius zu dem Tangente des Winckel m 2595171. Diesem respondiren zu nechst 14. Gr. 33. min. 2. Wie der Radius zu dem Secan- te des Winckels m, 14. Gr. 33. min. 10331339/ also m o 64, 62 zu m l, 66/ 76. wie zuvor. (7.) Jm Triangul a b p sind bekant alle Winckel a, 54. Gr. b. 36. Gr. und die Sei- te a p. denn zuvor ist gefunden die gantze innwendige Seite a c 62 88 derer Helffte ist a p 31. 44. Nu zu findẽ 1. die Perpendicula b p. und b r, wie d’ Radius 10000000. zu dem Tangente des Winckels a, 54 Gr. 13763819. also a p 31. 44. zu den kleinern Perpendiculo b p 43, 72. zu welchem so ich p r welche gleich ist a n 16. 77. hinzu thue- komt das groͤßere Perpendiculum b r, 61 29. 2. Die Semidiametros b a, und a m wie der Radius 10000000. zu dem Secante des Winckels a 45. Gr. 17013016/ also O o iij a p. FORTIFICATION a p, 31. 44. zu b a, 53. 49. Hierzu die Capital m a 20. 73. komt der grosse halbe Diame- ter b m, 74. 22. Damit man auch in dem leichten und schoͤnen Calculo Logarithmico, welcher ein Compendium aller Calculation ist/ sich zu uͤben Anlaß habe/ und dessen Handgriffe recht einnehmen moͤge/ als sol voriges Exempel nach derselben kuͤrtz- lich durchgelauffen und wiederholet werden. (1.) Jm Triangul h g m, 1. fuͤr die Seite m g. Logarith. Sin. des Winckels h 70. Gr. 30. min. 9974346. Logarith. der Seite m h. 00. -- -- 3380211. Addend: Summa -- 1335 4557. Von diesem muß der Radius oder Sinus totus 10000000. abgezogen werden/ werffe derowegen nur die foͤrderste 1. weg/ des uͤbrigen Logarithmi respondiren- de Zahl 22. 62. ist die Seite m g, da denn sonderlich dieses bey diesem Compendio semel pro semper zu mercken/ daß wenn ich den Radium von den graddirten Logarithmis, wenn selbiger nemlich die erste Stelle in der Proportion hat/ sub- trahiren sol/ daß ich nur forn eines wegwerffe; Jst aber der Radius an der an- dern oder dritten Stelle/ und sol zu einem Logarithmo addiret werden/ setze ich nur forn eine Unitatem oder 1. hinzu/ welches denn sonderlich compendios. 2. Die andere Seite des Trianguls h g m zu finden. Logarithm. Sin. Ang. m. 19 Gr. 30. min. --- --- 9523495. Logarithm, der Seite h m. 24. 00. -- 3380211. Aggreg. 12904706. Diesem oder Kriegs-Bau-Kunst. Diesem respond: 8/ 01 fuͤr h g. (2.) Jm Triangul a h m Logar. Sin. m h: 24 00 --- --- 3380211. Logar, Sin. Ang. h. 59. Gr. 30. min. 9935320 Addend. Aggreg. 13315531. Log. Sin. Ang. a. 86 Gr. 9998931 Subtrah. Log. 3316600. Diesem respondiren 20. 78. fuͤr m a. (3.) Jm Triangul m a n fuͤr m n Log. Sin. Ang. a 36 Gr. --- --- 9769219. Log. Der Seiten m a, 20. 73. -- -- 3316590. Addend. Summa 13085809. Diesem respondiren 12. 18. 2. Jn demselben Triangul fuͤr a n Log. Ang. m. 54 Gr --- --- 9907958. Log. der Seiten a m 20. 93. --- --- 3316590. Addend. 13224548 Die- FORTIFICATION Diesem respondiren 16. 77/ hier von h g, 8 01 abgezogen/ bleiben fuͤr k h 28. 76. (4.) Jm Triangul h k s. fuͤr k s. Log. Tang. Ang. h 00 Gr. 30. --- --- 10450851. Log. h k. 8. 76. --- --- --- --- 2942504. Addend: 13393355. Diesem respondiren 24. 74. 2. Fuͤr h s. Log. Sec. Ang. h. 70 Gr. 30 min. --- 10476505. Log. h k. 8. 7. 6. --- --- --- 2942504. Addend. 13419009 Welchem respondiren 26. 24. (5.) Jm Triangul s p q, fuͤr p q. Log. Tang. Ang. s. 19. Gr. 30. min. --- --- 9549149. Log. s. p. 374. --- --- --- --- 2572872. Addend. 12122021. Kommen 1. 33. fuͤr p q. (6.) Jm Triangul m l o fuͤr l m Ob man zwar in diesem durch eine Operation, quærendo medium propor- tionale inter duo crura \&c. zu den begehrten Quæsito gelangen kan/ hat doch diese eine oder Kriegs-Bau-Kunst. eine mehr Difficult aͤten als sonst 3 andere; Jst derowegen der naͤheste Weg/ daß man erst den Winckel m, und die Seite m l suche. Log. o l. 16. 77. --- --- --- 13224533. Log. o m. 64. 62. --- --- --- 3810367. Subtr. Log. Tang. 9414166. Diesem respondiren 14. Gr. 33. min. Log. Secans. Ang. m. 14. Gr. 33. min. --- 10014156. Kog. mo. 64. 62. --- --- --- 3810367 Addend. 13524523. Diesem respondiren 66. 76. (7.) Jm Iriangul a b p 1. fuͤr b p. Log. Tang. des Winckels a, 54. Gr. --- --- 10138739. Log. a p. 31. 44. --- --- --- 3497482. Addend. 13636221. Diesem respondiren 43. 28. 2. Fuͤr a b Log. Sec. 54. Gr. --- --- --- 10230781. Log. a. p. 31. 44. --- --- --- --- 3497482 Add. 14728263. P p Die- FORTIFICATION Diesem respondiren 53. 49 alles wie zuvor/ und verificirer also ein Culculus den andern Auff diese Weise kan man auch mit allen anderu Figuren procedi- ren und nach dem man also eine nach der andern außgerechnet/ in gewisse Ta- bellen verfassen. Wenn man auch nu endlich aus diesem gefundenen Linial eine Regulier-Figur allen ihren Stuͤcken nach abreißen wil/ nimbt man aus einem gewissen Stabe/ groß oder klein/ nach dem man die Figur haben wil (1) den klei- nen halben Diametrum, und reißet einen Circkul/ diesen theilet man in so viel Theil/ als die Figur-Seiten haben sol/ welches fuͤglich geschehen kan/ so man die in der Tabell gefundene Seite oder innerliche Polygon aus dem Maaßstabe fas- set/ und so offt als noͤtig im Circkul herum setzet/ durch die Puncta der Theilun- gen zeucht man vom Centro gerade Lineen hinaus. (2.) den laͤngsten halben Diametrum, und zeucht aus vorigem Centro noch einen Circkul herlimb/ dieser bezeichnet die Haupt-Puncta/ und schneidet auff denen aus dem Centro gezo- genen Lineen die Haupt-Lineen abe. (3.) Auff die Polygonen oder Seiten in dem innwendigen Circkul von Punct zu Punct gezogen/ traͤgt man zu beyden Seiten die Kehlen und Streich-Plaͤtze herum/ und zeucht von den Streich-Pun- cten biß zu den Haupt-Puncten die kuͤrtzeste Defens Linee/ und wenn man als- denn von den Enden der Kehl-Lineen die Schultern Perpendiculraiter auffrich- tet/ schneiden solche die Gesicht-Lineen ab/ das andere gibt sich alsdenn alles sel- ber. Andere gebrauchen zwar/ einen andern Methodum, und richten erst die Schultern ihrer Laͤnge nach perpendiculariter auff/ ziehen denn uͤber derselben Enden vom Haupt-Punct diekuͤrtzeste Defens- Linee/ aber es ist sicherer/ wie auch oder Kriegs-Bau-Kunst. auch schon droben erinnert/ daß man den Punct auff der Cortin, da die kuͤrtzeste Defens- Linee außgezogen wird/ erst determinire; Wil man aber um mehrer Gewißheit alsdenn auch die Schulter nach ihrer rechten Laͤnge abmessen und auffsetzen/ gehet man desto sicherer. CAPUT III. Haͤlt in sich unterschiedlicher Autoren außgerechuete Tabellen. Allhier wird nunmehr der grosse Royal in gewisse Tabellen nach unter- schiedlichen oben Part. 2. Cap. 3. beschriebenen Manieren außgerechnet/ anhero gesetzet/ nach welchen man Geometricè, da etwa die oben angewiesene Modi Mechanici einem oder den andern nicht allerdings gefallen wolten/ ein Werck abreissen koͤnne/ und also auch in diesem Fall kein Mangel moͤge verspuͤret wer- den. Wie aus dem großen das mittel und kleine Royal zu proportioniren, ist droben angezeiget/ also kan man auch leicht die Tabellen nach dem grossen aus gerechnet/ ins kleine verwandeln. Es ist aber bey diesen Tabellen in acht zu neh- men. 1. daß sie nur biß auff 12 Eck inclusivè anhero gesetzet seyn/ weil in diesem die meiste Verenderung fuͤrfaͤllet/ in deme was uͤber 12 Ecken/ sind die Autores in allen Stuͤcken einig/ nur die Cortinen belangent: Jst derowegen in denen so uͤber 12 Ecken haben/ nur eine/ nemlich die letzte aus dem Goldmanno beygefuͤget/ und weil er seine Cortinen 48 Ruthen lang machet/ kan der so sie so lang nicht haben wil/ 6 oder 12/ nach dem er sie 42 oder nur 36. Ruthenlang begehret/ nicht allein P p ij von FORTIFICATION von den Cortinen/ sondern auch von den inwendigen und außwendigen Poly- gonen wegwerffen. Weil aber auch die Semidiametri verendert werden/ und an diesen bey Auffreißung einer Figur am meisten gelegen/ seyn sie alle 3 anhero ge- setzet/ und des Freitagii so die Cortinen 36 Ruthen lang machet/ mit F, Gold- manni, so 48 Ruthen hat/ mit G, und Himselii so das Mittel zwischen beyden helt und 42 setzet/ mit H verzeichnet/ wie aus den Tabellen wird zu sehen seyn. 2 Daß in den Tabellen erstlich die Data und bekante Stuͤck voran/ und die Quæsita hernach gesetzet/ und zwar nur mit Buchstaben bezeichnet; Was fuͤr Li- neen oder Winckel aber die Buchstaben bedeuten muß aus der 175. Fig. nachgesu- chet und ersehen werden. 3. Daß die erste Zahl biß zum eisten Punct Ruthen/ die andere Schu/ und die dritte Zoll oder Daumen bedeute/ denn eine mehrere Scrupulosit aͤ t allhie nicht noͤtig. (4) Daß nur die fuͤrnemsten Lincen/ so nemlich zum Grundriß noͤtig/ oder sonst von Importantz anhero gesetzet; die andern aber geliebter Kuͤrtze halber/ außgelaßen. TAB. I. oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. I. Nach Morßheusers Proportion: Cortin. 36. Fac. 24. Ruthen. P p iij TAB. II. FORTIFICATION TAB. II. Nach Freitags erster Manier. Cortin. 36. Fac. 24. Ruthen. TAB. III. oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. III. Nach Freitags ander Manier. Cortin. 36. Fac. 24 Ruthen. TAB. IV. FORTIFICATION TAB. IV. Goldmanni. Cortin. 48. Fac. 24 Ruthen. TAB. V. oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. V. Antoin de Ville der Bollwercks-Winckel ist in allen 90. Gr. Die inwendige Poly. gon 9000. Wiewohl diese Proportion gro- ße Bollwercke unnd weite defensiones gibt/ ist sie doch gleich- wol allhie mit genom- men/ weil Cellarius selbige auch hat/ und und wie diese in ex- cessu, also pecciret folgende in defectu. Q q TAB. VI FORTIFICATION TAB. VI. Dulichii. Die eusserste Polygon ist uͤberall. 70. 0. 0. die Fac. 20. 0. 0. TAB. VII. oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. VII. Nach M. Trewen διδομένοις der Bollw. W. ist wie in voriger/ biß zum Eck sind ⅖ in den andern \frac{3}{7} der Cortin zu den Streichplatzen genommen. Jn den 4 letzten fallen die Schultern contra principia groͤßer als die Kehlen/ kan man derowegen dieselbe mit einander verwech- seln/ die laͤngste Defens- Linee helt bey nahe 60 Ruthen/ denn weil man inden Seiten eine gewisse Proportion gehaͤlten/ hat sie nicht præciser fallen koͤnnen. FORTIFICATION TAB. VIII. \& IX. Nach der Metiorum Proportion. Die Tabell hat Adria- nus Metius nach seines Vatern Proport. außge- rechnet; Seine eigene be- treffend/ gibt es nur etwas Verenderung im Vier- Eck/ welches allhier in der ersten Columna gesetzet/ sein 5 Eck gehet nicht. Die andern kommen mit Morßheufern uͤberein; die Lineen m d und m l hat man suppliret, die Zah- len bedeuten Schu/ \&c. TAB. X oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. X. Nach den datis der Proportional- Linee ge calculiret. Q q iij TAB. XI FORTIFICATION TAB. XI. Nach der Proportion des 11. Modi TAB. XI. oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. XII. Cortin. 42. Fac. 24. Ruthen. Winck. f a k 40. gr. FORTIFICATION TAB. XIII. Cortin. 42. face 24. Ruthen. TAB. IV oder Kriegs-Bau-Kunst. TAB. XIV. Diese komt fast mit voriger uͤberein Cortin 42. Ruthen. R r TAB. XV. FORTIFICATION TAB. XV. Etlicher andern vielseittigẽ Figurẽ. Der Bollw. W. ist in allen 90. gr. Schult. 12. Gesich 24. Ritthen. Jn diesem sind nur Schu gesetzet/ wo hinten ein P unc t stehet/ bedeutet noch einen halben Schu und wird man also nahe genug zutreffen. oder Kriegs-Bau-Kunst. Aus diesen Tabellen kan man dieselben mit den obbeschriebenen General maximis conferirend, die beste Proportion außlesen/ und seiner Beliebung nach sich darin exerciren, worzu man allhie Anlaß genug haben wird. Das vierdte und letzte Capittel. Zum Beschluß werden allhier 212. Aphorismi militares oder Krieges- Regeln/ aus bewehrten Autoren zusammen gezogen/ anhero gesetzet. 1. Es sol sich niemand ohne unumgaͤngliche Vrsachen in einen oͤffentlichen Krieg einlassen/ denn das heißet nach des Augusti Imperatoris Außspruche/ mit einen guͤldenen Hamen fischen/ wo man Frieden durch Krieg suchen wil; 2. Wenn der Feind ins Land faͤlt und die Paͤsse wohl verwahret sind/ ists besser/ man thue demselben eine Zeitlang biß zu bequemer Gelegenheit aus den Festungen und Schantzen muͤglichen Abbruch/ als daß man ihm alsobalden ei- ne Schlacht liefern wolte/ weil auff den ungluͤckhafften Fall das gantze Land da- durch leichtlich in hoͤchste Gefahr gesetzet werden kan. 3. Es ist gut mit dem jenigen es halten/ der unsers Feindes Freund ist/ damit man vermittels solcher Freundschafft von des Feindes Vorhaben und Anschlaͤ- gen desto leichter etwas erfahren moͤge. 4. Ein Kriegs-Heer sol sich in keiner Festung versperrẽ lassen/ damit er außer- halb derselben die Hand frey behalten/ und allenthalben/ was zur Rettung des Landes und zu des Feindes Abtreibung dienet/ muͤglichste Mittel an die Hand schaffen koͤnte. R r ij 5. Wer FORTIFICATION 5 Wer nicht von grosser Macht ist/ und mit Voͤlckern nachzusetzen hat/ der habe sein Absehen im Krieg nicht auff Belaͤgerung vieler Festungen weil sich offt die groͤste Kriegs-Macht dadurch ruiniret, und ist fast nichts im Kriege/ dadurch sich ein grosser Hauffen leichtlich verringern kan/ als wo man lange vor Festun- gen liegen muß. 6. Es ist besser eine Festung/ so zu des Landes Defension erbauet/ mit versuch- ten und geuͤbten Vnterthanen/ als mit fremden Voͤlckern besetzen. 7. Wenn ein Kriegs-Heer nicht Lust zu schlagen hat/ machets seinen Feind de- sto grossern Muth/ und stehet die Armee nicht ausser Gefahr. 8. Die Feld- aͤger sollen an gesunde Ort geschlagen werden/ wenn man lange zu liegen Vorhabens ist. 9. Der Friede so mit Geld erkauffet wird/ kostet gemeiniglich nicht so viel/ als der mit großen Kriegen erlanget werden sol. 10. Der Krieg bekommet gar selten den Außgang den man sich eingebildet. 11. Wenn der Feind aus dem Lande nicht zu bringen/ muß man auff Mittel bedacht seyn/ wie ihn ein Einfall in sein Land oder außwertige Quartier gethan werden moͤchte/ damit er genoͤtiget werde/ denselben zu Huͤlffe zu kommen/ und das Land zu raͤumen/ oder doch seine Macht zu zertheilen. 12. Seinen Feind sol er niemals verachten/ weñ er sich gleich stellet/ als fuͤrch- te er sich/ weil man nicht wissen kan/ ob vielleicht ein Stratagema dahinter verbor- gen sey/ und er sich nur also anstellen moͤchte. 12. Wenn ein Kriegs-Heer seine Frontieren und Festungenofft selbst besichti- get/ oder Kriegs-Bau-Kunst. get/ so helt er jederman in besserer Furcht/ und mehrern Auffsehen/ erfaͤhet auch in der That wo Mangel vorfaͤlt/ und kan denselben desto ehe abhelffen. 14. Bey Belaͤgerung grosser Staͤdte/ haben sich die Belaͤgerer vor naͤchtli- chen Anfaͤllen am allermeisten vorzusehen/ wenn unstets Wetter/ und kein Mondschein ist. 15. Bey naͤchtlicher Weile sol man an einer Festung zu mahl in Kriegs-Zeiten kein Thor eroͤffnen/ man habe denn erhebliche Vrsachen und wisse gewiß/ wer der jenige sey/ der hinein gelassen werden sol/ wobey doch allezeit auch die hoͤchste Vorsichtigkeit zugebrauchen und nicht gaͤntzlich zu trauen. 16. Es ist besser man zertheile seine Kriegs-Macht/ als daß man sie auff einen Hauffen beysammen habe/ und koͤnne sie hernacher aus Mangel Proviants und anderer Nothdurfft nicht erhalten. 17. Man sol ein Lager leichtlich nicht bloß und ohne Verschantzung laßen/ wenn auch gleich die Gefahr nicht so groß scheinet. 18. Billich Friedens-Mittel im Krieg/ sol man niemals außschlagen/ ob gleich die Waffen Gluͤck haben. 19. Den Vnordnungen und Exorbitantien im Krieg/ kan man durch kein Mittel besser Rath geschaffet werden/ als wenn man den Soldaten ihren Sold und Vnterhalt reichet. 20. Weñ einem Kriegs-Heer mitten im Streit Succurs zukommet/ jagts dem andern Theil eine Furcht ein daß er offt gar durchgehet/ zumahl wo man nicht gewisse Nachrichtung hat/ wie starck der Succurs sey. 21. Alsdeñ sol man den Feind zufoͤrderst anfallen weñ er am sichersten zu seyn vermeinet. R r iij 22. Des FORTIFICATION 22. Des Kriegs-Herꝛns Person sol allenthalben in guter Obacht gehalten/ werden/ und sich nicht leichtlich in Gefahr begeben/ weil dieselbe bey der Armee gleichsam die Seele ist/ und das Vngluͤck niemals naͤher als wenn das Haupt darnider lieget. 23. Es ist besser einer belaͤgerten Festung gantz keinen Succurs versprechen/ als denselben zusagen und nicht halten/ weil es die Belaͤgerte verzagt machet und leicht lich Anlaß zum Accordiren giebet. 24. Wenn bey der Armee ein Schrecken vor des Feindes Macht einreissen wil/ muß man dasselbe durch Zusammenruffung der Officirer bey Zeiten daͤmpfen/ und den Soldaten einen Muth machen. 25. Wenn Vnterthanen zum Krieg gewehnet und wohl exerciret sind/ ist mit denselben zuvorlaͤßiger wider den Feind zugehen/ als mit fremden außlaͤndischen Voͤlckern 26. Seinen Feind bey der Nacht angehen und zum Schlagen auffodern ist ge- faͤhrlich/ vornemlich aber wo man des Orts Gelegenheit nicht recht innen hat. 27. Es ist ein grosser Vortheil/ wenn man den Feind unvorsehens mit newen inventionibus und unbekanten Machinis angehet/ weil er sich so geschwind nicht darein finden und contra stellen kan. 28. Weñ sich ein Kriegs-Heer uff sein Volck recht verlassen wil/ muß er dasselbe mit Trewen meinen/ und ihm nothduͤrfftig Vnterhalt schaffen/ deñ dadurch ge- winnet er die Gemuͤther/ und erhelt nicht allein den Leib/ sondern auch den Wil- len und das Hertze. 29. So bald sich der Feind einer Festung im Lande bemaͤchtiget/ muͤssen die nechst oder Kriegs-Bau-Kunst. nachst angelegenen feste Plaͤtze mit staͤrckerer Besatzung und anderer Nothwen- digkeit bestes versehẽ werdẽ/ damit weñ er weiterum sich greiffen wolte/ ihm sein Vorhaben ins Werck zurichten/ desto schwer fallen moͤchte. 30. Weñ eine Armee in marchiren begriffen/ muͤssen allezeit Reitter/ so weit sie kommen koͤnnen/ voran geschicket werden/ die von des Feindes Zustandt genaue Erkundigung einziehen. 31. Jm Kriege sol man keinen Anschlag halßstarrig fortsetzen/ wo die Gelegen- heit der Zeit nit zugleicht einen Beyfall an die Hand giebet. Deñ zu ungelegener Zeit das Gluͤck zwingen wollen/ ist eine Anzeigung eines ungluͤckhafften verblen- den Gemuͤths. 32. Wer seinen Feind mit Hunger oder durch andere Gewalt zu bezwingen ge- dencket/ der thut nicht wol daß er seine Intention auff eine Schlacht richtet/ wo- fern nit andere dringende Vrsachen mit unterlauffen. Wer aber mit einen staͤr- ckerern zu thun hat/ gegen den er n i cht lang außhalten kan/ der muß seine Gedan- cken desto mehr auff eine Schlacht richten/ und es auffs Gluͤck wagen. 33. Man sol allezeit auff seinen Feind ein wachendes Auge haben/ und auff sein Thun und Vorhaben stete Kundschafft legen/ ob er gleich weit von ferne ist. 34. Weñ ein benachtbarter Fuͤrst oder Republique sich mit großer Krieges- macht anlaͤßet/ sol man auff Mittel bedacht seyn/ daß man der nachbarlichen Freundschafft sich bey zeiten versichere/ od’ in Entstehung dessen mit gnugsamer Gegen-Macht bereit halte. 35. Weñ man in des Feindes Landen grosse Staͤdte einnim̃et/ sol den Soldatẽ keine Pluͤnderung verstattet werdẽ/ so man die uͤbrigen Staͤdte des Landes ohne sondern Widerstand haben wil/ damit sich dieselben nit aus Desperation desto hefftiger widersetzen. 36. Es FORTIFICATION 16. Es ist besser man gewehne sein Kriegs-Volck bald im Anfang zur Arbeit und Vngemach zu leiden/ als wenn es Anfangs des Muͤssiggangs und der Vp- pigkeit gewohnet/ hernacher aber allererst an die Arbeit gehen sol. 37. Jm Kriege sol man bey vorfallender Gefahr niemals gantz verzagen/ und allen Muth fallen lassen/ weil sich das Gluͤck offt endert da sichs am gefaͤhrlichs te n anlaͤßet/ wo sichs aber am Hertze und Zuthun ermangeln laͤßet/ da muß noth- wendig alles verlohren gehen. 38. Wenn der Feind geschlagen und in die Flucht gebracht wird/ sol man den- selben ohn einigen Verzug verfolgen/ und denen Soldaten nicht verstatten ehe Beute zu machen biß sie den Feind gaͤntzlich erleget. 39. Seinen Feind sol man auffs eylfertigste anfallen als es immer muͤglich/ und ihme nicht Zeit laffen seine Macht und Huͤlffe zusammen zubringen. 40. Wenn ein grosser Herr im Krieg ein rationalle und lobwuͤrdige That be- gehet/ hat er nicht Vrsache sich daran zu kehren/ ob es gleich nicht jederman lobet/ und ihm deßwegen von etlichen Vbel nachgeredet wird. 41. Weñ man eine große Stadt einnimt/ sol den Jnwonern kein Gewehr gelaßẽ werdẽ/ zumal wo sie zuvor zum Streit gewehnet und mit dem Gewehr umgehen koͤnnen. 42. Durch stete gewisse Kundschafft wird oft im Kriege mehr/ als mit der Faust verrichtet. 43. Es ist besser man besteche etliche mit Geld zu Kundschaffern aus des Feindes Volck/ als daß man seine eigene Leute dazu gebrauchet/ wo es aber nit seyn kan/ und man nit gewiß versichert ist/ sol man lieber etliche gleich als ob sie abtruͤnnig worden/ oder Kriegs-Bau-Kunst. den zum Feind uͤberlauffen lassen/ damit man von desselben Thun und Vorneh- men desto genauere Nachrichtung uͤberkommen moͤge 44. Bey Anordnung einer Bataille sol man sich zu foͤrderst vorsehen/ daß die- selbe also angestellet werde/ damit der Feind nicht leichtlich auff den Seiten oder ruͤckwerts einbrechen koͤnne/ Also sollen auch die Squadronen nicht zu weit von einander gestellet werden/ damit man den schwaͤchesten und nothleidenden Theil desto geschwinder secundiren koͤnne. 45. Wenn man mit dem Feind schlagen wil/ sol man seine Macht nicht so gar gering halten/ und das Volck dadurch sicher machen/ sondern sich anstellen/ als wenn er noch eins so starck were. 46. Ein Feld-Herr sol unter andern vornemlich des Gedreidigs warnehmen/ und ernstlich vor seyn/ damit dasselbe nicht muthwillig verschwendet oder ver- derbet werde. 47. Wenn man einen festen Ort belaͤgern wil/ ists besser/ daß man denselben mit aller Macht und Gewalt angreiffe/ also daß man mit geringer Macht lange Zeit dafuͤr zubringe. 48. Jm Krieg sol man allezeit wachtsam seyn/ und seinen Feind niemals trauen/ wenn er gleich weit von hinnen ist. 49. Auff eine verlohrne Schlacht folget gemeiniglich großes Vnheil/ darum man seine Sache nicht leichtlich auff eine Schlacht stellen sol/ zumahl wo auff den ungluͤckhafften Außgang/ des gantzen Landes Ruin ruhen solte. 50. Wieder seinen Feind sol man keine Schmeh-Wort ausgießen/ weil er da- durch nicht geschlagen/ sondern nur mehr erhitzet und auffgebracht wird. S s 51. Weñ FORTIFICATION 51. Wenn man gleich die besten Soldaten und nicht zugleich verstaͤndige und erfahrne Officirer, dabey hat/ die sie recht anzufuͤhren wissen/ so ists umsonst und verlohren. 52. Einer belaͤgerten Festung sol man bey Zeiten Succurs zuschicken/ vornemlich aber wenn man vernimt/ daß der jenige dem man das beste in der Festung zu- trauet/ etwa kranck oder gar mit todt abgangen sey. 53. Vermessenheit gehet im Krige selten wohl ab/ wenn es aber zur Extremi- taͤt kommet/ mag Kuͤhnheit offt allen Rath vorgehen. 54. Weñ man gar zu begierig auff das Beuthe machen und Pluͤndern ist/ wird der Sieg offtmals gantz dadurch verlohren. 55. Man sol sich auff einmahl nicht zu viel Feinde machen/ sondern lieber auff alle Mittel bedacht seyn/ wie man sich mit etlichen in der Guͤte vergleichen moͤge. 56. Ein Kriegsheer sol allezeit so wohl von seines Feindes als von seiner eige- nen Staͤrcke und Vermoͤgen die beste Wissenschafft haben. 57. Wer sein Kriegen also anstellet/ daß er es verlieren wil/ dem mangelt nim- mermehr Gelegenheit etwas zugewinnen. 58. Wenn ein Feind gar zu sehr tobet/ ist es nicht uͤbel gethan/ so man ihn auff eine Zeitlang in etwas ausweichet und zusiehet/ biß man ihm einen Vortheil ab- jaget. 59. Wenn der Feld-Herr gefangen wird/ oder beginnet zaghafft zu werden und zu weichen/ benimt solches der Armee den Muth und bringet sie leichtlich in Gefahr. 60. Der oder Kriegs-Bau-Kunst. 60. Der sich im Krieg zum ersten bereit machet/ jaget dem andern eine Furcht ein/ und nimt ihn gemeiniglich den Vortheil weg. 61. Wer einen Krieg wider den andern aus Hochmuth erreget/ der wird selten Gluͤck haben. 62. Wenn man allzu begierig ist sich gegen dem Feind zu rechen/ gehets gemei- niglich uͤbel ab. 63. Ein Feld-Herr sol aller seiner hohen Officirer Gemuͤther/ Fleiß und Ge- schicklichkeit wohl innen haben/ damit er wisse/ was und wie viel er einem jeden zutrauen koͤnte. 64. Was man im Kriege bey vorstehender Gefahr nicht thun muß/ das sol man nicht leichtlich wagen/ man sehe deñ gleichsam das Spiel vor sich gewinnen. 65. Weñ eine offene Schlacht verlohren wird/ und der geschlagene Theil nicht also bald frisch Volck zu seiner Versterckung in der reserve hat/ so ist das Vn- gluͤck desto groͤßer/ und fuͤqret mehr Gefahr mit sich. 66. Der giebet gemeiniglich Vrsach zu fernern Krieg/ der seinen Feind ein mal in Haͤnden hat/ und lest ihn wieder loß. 67. Weñ ein Feld-Herr Vngluͤck hat/ oder von der seinigen Noth Kundschafft erlanget/ sol er sich nicht traurig oder verzagt stellen/ sondern allezeit einen stand- hafften Muth von sich vermercken lassen. 68. Wenn eine Stadt mit Sturm uͤbergehet/ sol man die Leute nicht ohne Vnterscheid nieder machen/ sondern zufoͤrderst der jenigen schonen/ so wehrloß und in den Haͤusern angetroffen werden/ vor allen Dingen aber der Weibes- Personen/ wiedrigen Falls folget gemeiniglich bey der Armee nicht viel Gluͤck. S s ij 69. Wer FORTIFICATION 69. Wer im Kriege seine Sachen allein auffs Gluͤck stellet/ der stehet in Gefahr und beharret selten lang. 70 Ein fremdes Kriegs-Heer sol man durchaus nicht in eine Festung lassen/ wenn es gleich Freundschafft vorgiebet. 71. Wenn die Aempter im Kriege nur nach Standes Wuͤrden/ und nicht nach eines jeden Geschicklichkeit bestellet werden/ so stehets um eine Armee nicht wol. 72. Eines Feld-Herren groͤste Sorge sol diese seyn/ daß er seine Armee jeder Zeit also beobachte/ damit ihm niemals kein unversehener Einbruch geschehen koͤnne. 73. Wenn man der Jnwohner eines uͤberwundenen Landes Gemuͤther ge- winnen wil/ muß der siegende Theil sich seines Gluͤcks und Sieges nicht zu sehr uͤbernehmen. 74. Wenn sich ein innerlicher- oder Land-Krieg ereignet/ sol man sich vor al- len Dingen der Haupt-Stadt oder vornehmsten Festung des Landes versichern. 75. Wenn man dem Feind den jenigen festen Platz/ darauff er sich vornem- lich verlaͤst/ und darinnen er sein Proviant und besten Vorrath zu Vnterhal- tung seiner Armee hat/ hinweg nimbt/ so ists um ihn geschehen/ und wird die Ar- mee nicht lange bestehen. 76. Wenn ein Lager vor einer Festung nicht mit gnugsamen Lebens-Mitteln/ oder mit einem offenen Paß versehen ist/ kan es die Laͤnge nicht tauren. 77. Nach erhaltenen Sieg/ sol man nit sicher/ und mit Anordnung der Wach- ten nachlaͤßig seyn/ sondern dieselbe so embsig/ als sonsten jemals zu geschehen pfleget/ bestellen. 78. Ohne oder Kriegs-Bau-Kunst. 78. Ohne Hinterhalt oder gewisser Retirade sol man sich niemals leichtlichen an seinen Feind wagen. 79. Der Krieg wird nicht so wohl mit Geld als durch Kunst/ guthen Verstand und Tapfferkeit der Soldaten gluͤcklich gefuͤhret. 80. Wer im Krieg vor andern fortkommen und sich herfuͤr thun wil/ der muß in seiner Jugend in denen Kuͤnsten/ so zum Krieg gehoͤren/ mit Fleiß zuvor unter- richtet werden. 81. Der sich in einen Krieg dringet oder dem andern Anlaß dazu giebet/ und ihn noͤtiget/ wird selten Gluͤck haben. 82. Als denn sol ein Feld-Herr sein Kriegs-Volck den Feind vornemlich an- gehen lassen/ weñ es Lust zu fechten hat/ und sich an seinem Feind wegen angetha- ner Injuria zu rechen begierig ist. 83. Wenn Kriegsvolck in einem Lager nicht in der Disciplin und steter Arbeit gehalten wird/ so richtet dasselbe nit allein nichts aus/ sondern stifftet nur boͤses. 84. Wenn ein Kriegs-Heer scharffe Disciplin haͤlt/ so darff er sich auff sein Volck desto mehr verlassen/ und jaget auch seinem Feind eine Furcht ein. 85. Die Vorsichtigkeit eines Feld-Herꝛen kan machen/ daß eine große Krieges- Macht von den besten Soldaten den Sieg verlieret. 86. Weñ ein Krieges-Heer geschlagen wird/ sol es nicht alsobald weichen/ son- dern so viel muͤglich/ seine Macht recolligiren, und dem Feinde wieder unter Au- gen gehen/ zumahl wo man sich mit frischem Volck in etwas verstaͤrcken kan. 87. Wenn sich der Feind zu weilen furchtsam stellet und fliehet/ sol man nicht S s iij alle- FORTIFICATION allezeit trauen und vermeinen/ er fuͤrchte sich/ weil es offt mit Fleiß geschicht/ nur einen damit an einen bequemen Ort zu locken. 88. Weñ den Belaͤgerten Huͤlffe geschicket wird/ machts ihn einen Muth und dem Feind Schrecken. 89. Zu Defendi rung eines festen Platzes/ daß er dem Feind nicht leichtlich in die Haͤnde gerathe/ ist nicht allein ein guter Commendant, sondern auch ein verstaͤndiger Ingenieur von noͤthen. 90. Wenn ein Feld-Herr bey einer Belaͤgerung den feinigen allezeit mit freu- digem Gemuͤthe zuredet/ und gute Hoffnung machet/ daß sie den Belaͤgerten bald Meister werden wollen/ Also sol der Commendant seinen Leuten hinwie- derum einen frischen Muth machen/ den Feind sein Beginnen mit Außfaͤllen und andern Gegen-Wehren bald zu Schanden machen. 91 Wenn man festen Plaͤtzen mit Gewalt nicht beykommen kan/ muß man sie in steter Bloquade halten/ und außhungern. 92. Je staͤrcker der Feind ansetzet/ je staͤrcker man sich zur Gegenwehr stellen sol/ so nimts den Feind offt den Muth daß er ablaͤßet. 93. Weñ man sich im Streit den Sieg gar zu geschwinde einbildet/ kans leicht- lich eine Vnordnung verursachen/ und dem Feind Gelegenheit geben obzusiegen. 94. Die Vneinigkeit der hoͤchsten Kriegs-Officirer bringt der Armee offt das groͤste Vngluͤck und ist des Siegs meiste Hindernuͤß. 95. Ein Kriegs- Heer/ so von einen verstaͤndigen Feld-Herꝛn gefuͤhret wird/ vermag offt vielmehr/ wenn es gleich schwach ist/ als der groͤste/ so von einen unerfahrnen guberniret wird. 96. Es oder Kriegs-Bau-Kunst. 96. Es ist besser mit den nechsten Potentaten als mit fremden und weit entle- genen sich in eine Alliance einlassen. 97. Mit den Voͤlckern so vorhin offt meineydig worden/ ist nicht gut in eine Alliance zu tretten. 98. Die Wachten sollen nimmer unfleißig bestellet werden/ wenn man gleich vermeinet man sey dem Feind noch eins so wohl gewachsen. 99. Den jenigen Voͤlckern/ so von Natur Lust zum Krieg und dabey Gluͤck haben darff man nit Krieg anbieten/ sie suchen ohne das bald Gelegenheit dazu. 100. Ein Feld-Herr sol nicht hochmuͤrig und vermessen seyn/ sondern freund- lich und doch einen Ernst und Gravi taͤt von sich vermercken lassen. 101. Der Krieg ist nicht rechtmaͤßig/ der alte Verbuͤndnuͤß trennet. 102. Den Feind greifft man am sichersten an/ wenn er von einer Reiße oder andern Action ermuͤdet ist/ und sich davon noch nicht wider erholet hat. 103. Dem Feind sol man/ so bald er ins Land faͤllet/ entgegen gehen/ und ihm keinen Progreß zulaßen/ damit er den Vortheil nicht hinweg nehme/ jedoch daß man behutsam gehe und das Lager allezeit wohl verschantze. 104. Alsdeñ leßet man sich mit dem Feind am sichersten in eine Action ein/ weñ sein Volck noch neu und nicht exerciret oder: nicht alles beysammen ist/ oder wenn der Feld-Herr kranck oder abwesend/ Jtem wo man kurtz zuvorhero dem Feind auß erhaltener Victoria eine Furcht eingejaget hat. 105. Es ist viel daran gelegen/ daß man nicht allein seines Feindes Macht und Staͤrcke/ sondern auch sein Ingenium und Natur innen hat. 106. FORTIFICATION 106. Wenn eine Festung mit gar zu viel Vorrath angefuͤllet ist/ locket sie offt den Feind desto mehr an sich/ darum man dasselbe heimlich halten sol. 107. Der jenigen Festungen sol man sich zu bemaͤchtigen/ vornemlich angele- gen seyn laßen/ vermittels welcher der Feind einen Paß ins Land hat/ und dem- selben vortheilhafftig beykommen kan. 108. Wenn man weiß daß der Commendant in einer Festung sich mit Geld bestechen lest/ mag man sie leich lich belaͤgern und gewinnen. 109. Bey Belaͤgerung fester Plaͤtze kan man durch die Mathemat ische Kuͤnste so wohl offensivê als defensivè viel Nutzen schaffen. 110. Wenn eine Festung hart belaͤgert ist/ und man wil den Feind gern davon abtreiben/ oder ihm die Macht in etwas benehmen/ muß man ihme wiederum ei- ne vornehme Stadt belagern/ damit er entweder die Festung zu verlaßen/ oder seine Macht zu zertheilen und den seinigen zu Huͤlffe zu kommen genoͤriget werde. 111. Die Gelegenheit thut im Kriege das meiste/ darum man dieselbe nimmer voruͤber gehen lassen sol. 112. Der uͤber eine Armee absolutè commendiret und Plenipotentz hat/ kan sich der Gelegenheit mehr gebrauchen/ als der zuvor Ordre einholen muß. 113 Wenn der Kriegs-Herr selbst bey einer Feld-Schlacht oder Belagerung zugegen ist/ machts den Soldaten einen groͤßern Muth zu fechten/ und gehen frischer an. 114. Einem Vberlauffer sol man nicht leichtlich Glauben zustellen/ zumahl wenns ein vornehmer Officirer ist. 115. Weñ oder Kriegs-Bau-Kunst. 115. Wenn man die Soldaten an ein hartes und schweres vornehmen antrei- ben wil/ sol man ihnen Gaben und Geschencke verheissen/ damit sie desto besser angehen und nicht leichtlich zu ruͤcke weichen. 116. Den jenigen/ dem ein Kriegs-Fuͤrst jemals zu wider gewesen/ oder bey dem man sich einiger Rache zu besorgen/ sol man nicht leichtlich zu seinen General er- wehlen. 117. Es ist besser den Krieg in des Feindes als in seinem eignen Lande fuͤhren. 118. Seines Feindes nachtbarn sol man so viel muͤglich/ sich zu Freunde ma- chen/ ehe man den Feind angehet/ sonderlich die jenigen/ von denen er die meiste Huͤlffe zugewarten. 119. Wenn man gleich mit dem Feind einen Stillstand der Waffen gemacht hat/ sol man dennoch von demselben nicht viel Volcks auff einmahl unter dem Schein als wolten sie allerley Notthurfft einkauffen/ in die feste Staͤdte einlaßẽ. 120. So lang der Feind seine Voͤlcker noch auff den Beinen hat/ sol man keine Abdanckung vornehmen. 121. Es komt offt/ daß ein Feld-Herr/ wenn er gleich wider seinen Feind die be- ste Expedition gehabt/ dennoch von sich schreiben und außsprengen laͤßet/ als wenn er großen Schaden genommen/ verwundet oder gar todt were. 122. Wenn man einen heimlichen Einfall thun wil/ so muͤssen alle die jenigen/ so denen Einfallenden entgegen kommen/ entweder zu ruͤcke behalten/ oder gantz geschlagen und nieder gemacht werden/ die Armee aber muß geschwinde fort marchiren und doch zugleich gute Ordnung halten/ damit keiner außlauffe und T t den FORTIFICATION den Einfall verrathe/ der Ort auch/ dahin man gedencket/ sol den wenigsten be- kant seyn/ damit es nicht kundbar werde. 123. Weñ man sein Vornehmen/ damit man den Feind betraͤnget/ hefftig fort setzet/ und ihm gantz nichts nachgiebet/ benimts dem Feind den Muth. 124. Den Orth/ so man belaͤgern wil/ sol man zuvor mit allen umliegenden Gelegenheiten auffs genaueste erkundigen. 125. Wenn eine Festung mit Sturm uͤbergehet/ darinnen eine starcke Besa/ tzung/ daß man sich eines Widerstandes noch in der Stadt zu besorgen/ sol man Anfangs niemand Quartier geben/ zumahl die in Armis begriffen werden/ damit es bey den andern ein Schrecken erwecket. 126. Bey einem Feld-Herren wird vornemlich erfodert/ daß er seine Anschlaͤge heimlich halte/ und sich allezeit zu einem andern Vorhaben/ als er in Sinn hat/ anstelle. 127. Weñ man in ein fremdes Land einfallen wil/ sol man nicht allein des Lan- des/ sondern auch der Jnwohner selbsten recht kundig seyn. 128. Es sol sich niemand/ der Gluͤck haben wil/ in Gemeinschafft eines unge- rechten Krieges begeben/ oder mit den Interessenten in einige Alliance ein- tretten. 129. Weñ in einem Treffen die jenigen/ so es am meisten betrifft/ nicht frisch angehen wollen/ gibts den andern desto mehr Anlaß durchzugehen. 130. Weñ ein Feld-Obrister wider seinen Feind gleich die beste Gelegenheit zu agiren oder Kriegs-Bau-Kunst. agiren hat/ sol er doch wider Ordre und Befehl sich an denselben nicht wagen. 131. Wenn einer Armee alle Gelegenheit zur Flucht benommen wird/ gibt sol- ches desto mehr Vrsache zur Standhafftigkeit. 132. Die Vneinigkeit unter den hohen Officirern zuverhuͤten/ ist das beste Mittel/ wenn man die Krieges-Macht zertheilet/ damit ein jeder an dem Feind vor sich sein bestes thue/ wofern es nur wegen des Feindes Macht seyn kan. 133. Wer in ein fremdes Land einen Einfall thun wil/ der muß nicht nur auff den Paß hinein zu kommen/ sondern auch auff den Repaß bedacht seyn/ und sich desselben auffs beste versichern. 134. Wer sich im Krieg allezeit fuͤrchten wil/ der darff sich niemals nichts un- terfangen/ wer aber gantz keine Gefahr fuͤrchtet/ und kan leichtlich einbuͤßen. Jst demnach das beste/ die Gefahr sich allezeit ohne Furcht fuͤr Augen stellen. 135. Man sol nicht alle Kundschaffer ohne Vnterscheid toͤdten/ sondern weiln man mit Volck und andern Kriegs-Nothwendigkeiten auffs beste versehen/ kan man den Kundschaffern die Staͤrcke und Gewalt vor Augen stellen/ und sie wie- derum lauffen lassen/ so jagets dem Feind desto mehr Furcht ein. 136. Es ist ein grosser Vortheil/ weñ man seinen Feind an dem Ort angreiffet/ da ers vor unmuͤglich helt/ weil er sich daselbst am wenigsten vorsiehet. 137. Wider einen Feind der desperat gehet/ ist schwer obzusiegen. 138. Wenn man des Feindes heimlichen Anschlag entdecket bekommet/ gerei- chet es ihm gemeiniglich zu Schaden/ und wird schwerlich obsiegen. T ij 139. Wer FORTIFICATION 139. Wer im Krieg seine sachen mit gutem Rath und Bedacht anfaͤnget/ der gehet sicherer/ als der es auffs Gluͤck waget. 140. Weñ man den nothleidenden Theil im Streit nicht geschwind zu Huͤlffe kommet/ ist es offt mit der spaten Huͤlffe gantz vergeblich/ und geschicht desto groͤßerer Schade. 141. Jn einer Bataille sol man seine groͤste Staͤrcke des Feindes groͤster Macht entgegen stellen/ und sonderlich von solchem Volck/ so mit demselben zu streiten allbereit gewohnet ist. 142. Weñ man der Vneinigkeit unter der Armee nicht bey zeiten vorkomt/ und dieselbe daͤmpfet ehe sie uͤberhand nimbt/ so geschichts hernacher mit desto groͤßerer Muͤhe und Vngelegenheit. 143. Weñ unter der Armee eine Furcht einreißet/ sol man den Soldaten also- balden ehe sie der Furcht wieder benommen werden/ das auslauffen verbieten/ und ihnen alle Gelegenheit zum Außreissen und Vberlauffen abschneiden. 144. Weñ man nach beschehener Niederlage fliehen muß/ sol solches auffs ge- schwindeste als es muͤglich/ geschehen/ und dem jenigen/ durch dessen Land man die Flucht nimbt/ nichts von der Niederlage entdecket werden. 145. Die hohen Officirer, so man wegen einer Conspiration verdaͤchtig haͤlt sol man vor angehender Schlacht entweder gantz abschaffen/ oder doch Gelegen- heit suchen/ daß sie nicht beym Treffen seyn moͤgen. 146. Die Voͤlcker/ so des Krieges gewohnet und streitbar seyn/ thun besser/ wenn sie immer fort kriegen/ als daß sie still sitzen/ und des Krieges wieder ent- woh- oder Kriegs-Bau-Kunst. wohnen/ jedoch sol keiner des wegen unnoͤthige und ungerechte Kriege anfangen. 147. Den Feind/ so da fliehet/ sol man zwar auffs hefftigste verfolgen/ aber ihm nicht zu weit in ein fremdes Land nachjagen. 248. Nach erhaltenen Sieg sol man den jenigen/ so sich ritterlich gehalten/ mit Geschencke/ Gaben und Ehre begegnen. 149. Es ist viel dran gelegen/ daß der Armee ein solcher Feld-Herr vorgestellet werde/ der bey dem Volck beliebet und nicht gehaͤssig ist. 150. Weñ eine Stadt uͤbergehet/ und man laͤßet alsobalden außruffen/ daß niemand nichts gethan werden sol/ der kein Gewehr fuͤhret/ so verlieren sich die Bewehrten desto ehe. 151. Wer den Krieg wider seinen Feind im Winter fortsetzet/ der verruͤcket ihn den Compaß und jagt ihm eine Furcht ein weil er sich dessen nicht versiehet. 152. Mit miniren mag man offt die beste Festung bezwingen/ darum/ wenn man einen Ort mit Minen beyzukommen/ muß man auff Gegen-Minen bey zeiten bedacht seyn. 153. Jn einer Festung kan man sich wider den Feind mit nichts laͤnger auffhal- ten/ als mit Abschneidung der Wercke. 154. Weñ man ein altes Werck verlassen/ und dem Feind uͤbergeben muß/ sol man zuvor eine heimliche Mine hinein legen/ damit wenn es der Feind einnimt/ ihme noch ein Streich gegeben werden kan. 155. Wenn eine Armee marchiret, sol der Feld-Herr nicht immer bey einem Theil bleiben/ sondern bald da bald dort seyn/ und allenthalben zusehen/ das rech- te Ordnung gehalten. Tt iij 156 FORTIFICATION 156. Eines Feld-Herꝛens groͤste Macht und Staͤrcke bestehet darinnen/ daß er seine Soldaten in rechtem Gehorsam hat. 157. Einen Feind der nur pluͤndert und raubet/ muß man mit zweyen Hauffen angehen/ mit einem der mit ihm zu treffen suchet/ mit dem andern aber/ der dem Rauben und Pluͤndern wehret. 158. Ein Feld-Herr sol immer wachtsam und in steter Action seyn/ weil offt geschwind ein großer unwiederbringlicher Schade geschehen kan. 159. Ein Feld-Herr kan nicht gute Kriegs- Disciplin erhalten/ wenn er etlicher Verbrecher schonet und nicht gleich durchgehet. 160. Weñ der Feind geschlagen ist/ und seine zerstreuete Voͤlcker recolligiren, und sich mit frischem Volck wieder verstaͤrcken wil/ sol man ihm solches/ so viel immer muͤglich/ in Zeiten verwahren und vorbiegen. 161. Wenn man sich zu seinem Feind keines Quartirs nach guͤtlicher Verglei- chung zu versehen/ so sicht man allezeit frischer. 162. Wer gluͤcklich obsiegen wil/ der muß Gott seine gerechte Sache befehlen/ und denselben zum Beystand haben. 163. Wenn Gott ein Land mit Krieg straffen wil/ so hilfft keine Tapfferkeit der Soldaten. 164 So offt unter des Feindes Armee Vneinigkeit entstehet/ sol man diesel- be vermehren/ wo und so viel man kan. 165. Wenn man sich besorget/ daß der Feind ins Land fallen moͤchte/ und man ihm oder Kriegs-Bau-Kunst. ihm entgegen gehet/ ists besser daß man ihn mit allerley Schantzen und an den Paͤssen auffhaͤlt/ als wenn man ihm alsobalden eine Schlacht liefert. 166. Wer im Streit unter des Feindes Volck außsprengen kan/ als ob der Feld-Herr umkommen were kan solches dem Volcke ein Schrecken bringen/ und dasselbe verzagt machen. 167. Wer mit einer fliehenden Armee krieget/ und bald da bald dort mit Ein- fallen und Pluͤndern Schaden thut/ demselben ist nicht wohl beyzu kommen. 168. Alsdenn sol man sich an den Feind machen/ wenn man vernimt/ daß un- ter den hoͤchsten Officirern Streit ist/ und sich keiner von dem andern comman- diren lassen wil. 169. Wenn ein Feld-Herr gar zu streng ist/ und denen Soldaten wegen steter Arbeit gantz keine Ruhe laͤßet/ kan solches bey der Armee eine Rebellion oder an- dere Vngelegenheit verursachen. 170. Wer seinem Feind eine Schlacht liefern wil/ muß seine Voͤlcker beysam- men halten/ und die auß commend irte an sich ziehen/ dem Feind aber dergleichen thun zu lassen/ allerley Hindernis in Weg legen. 171. Wenn eine Armee nicht Lust zu schlagen hat/ kan sie desto leichter uͤber- wunden werden. 172. Man sol sich an seinen Feind nimmer wagen/ da man nicht zuvor Gott um treuen Beystand und Huͤlffe angeruffen. 173. Mit einem trotzigen und halßstarrigen Feind muß man haßstarrich fech- ten/ und sich nicht schrecken lassen. 174. Man FORTIFICATION 174. Man sol sich nicht leichtlich in des Feindes ledige Staͤdte wagen/ wenn sie gleich offen stehen/ biß man gewisse Kundschafft hat/ daß sich der Feind nicht etwa darinnen verborgen haͤlt. 175. Wer seinen Feind mitten im Streit unvorsehens von hinten anfallen lesset/ kan ihn leichtlich in Confusion bringen. 176. Weñ eine Armee mit allzu großen Raub beladen/ und darauff uͤberfal- len wird/ kan sie leichtlich Schiffbruch leiden. 177. Das Band und die vertrauliche Einigkeit der hoͤchsten Officirer, erhaͤlt eine Armee bey ihrer Staͤrcke. 178. Diese sind die besten Feld-Obristẽ/ die zum Krieg und großẽ Thatẽ gleichsam gebohren/ und immer ein mehrers und groͤßers außzurichten Begierde haben. 129. Wer in wehrenden oder vor angehenden Streit viel gefangene bekom- met/ sol dieselbe wohl in acht nemen/ daß sie wenn der Streit am hefftigsten/ sich nicht etwa loß machen/ und ruͤckwerts Schaden thun. 180. Die ungeuͤbten Soldaten sol man zur Besatzung in die feste Plaͤtze legen/ und sie taͤglich in den Kriegs- Exercitiis uͤben/ damit sie hernacher zu Felde desto fuͤglicher gebraucht werden koͤnnen. 181. Wer seinem Feind/ der allzu hefftig ansetzet sich Anfangs gemachsam wi- der setzet/ und hernacher wenn er ermuͤdet/ auff denselben mit vollen Kraͤfften loß gehet/ der kan ihn desto leichter in die Flucht schlagen. 182. Wenn man einen starcken Feind vor sich hat/ und mit demselben zutreffen Willens/ sol man von den besten hohen Officirern keinen von der Armee abge- hen lassen. 183. Wer oder Kriegs-Bau-Kunst. 183. Wer von seines Feindes Anschlaͤgen Wissenschafft erlanget/ kan dieselbe desto leichter hintertreiben und zu nichte machen. 184. Wenn eine Armee an einem Orte nicht wohl tauren kan/ und das Volck dahero laͤssig und verzagt wird/ sol man denselben Orth/ wo muͤglich/ endern. 185. Frembde barbarische Voͤlcker sol man lieber mit Geld oder auff andere Maß ab- finden/ als dz man ihnẽ etwas am Lande einreume/ damit sie nicht weiter umb sich greiffen. 186. Wenn bey einer Armee die vornehmsten dahin trachten/ wie sie nur ihre Guͤte in Schutz setzen und erhalten moͤgen/ das gemeine Besie aber hindan setzen/ so kans leicht- lich geschehen/ daß die Armee darunter Noth leide. 187. Die Voͤlcker/ so des Krieges nicht gewohnet/ koͤnnen desto ehe uͤberwunden und auffgerieben werden. 188. Wer seinen Feind/ wenn er muͤde ist/ mit großen Hauffen anfaͤllet/ mag ihn leicht- lich uͤber waͤltigen. 189. Wer seinem Feind alle Wege beleget daß ihm von der Armee und dero Vorha- ben gantz nichts zukommen kan/ macht er ihn dadurch perplex / und jagt ihm eine Furcht ein. 190. Wenn ein Feind einen Einfall ins Land thut/ und bald darauf eine/ oder die an- dere Schlacht erhaͤlt/ machts das Land verzagt/ und gehet dasselbige leichtlich gantz ver- lohren. 191. Auff unbekandten Wege/ die man nit zuvor wohl recognosciren laßen/ sol man mit seinem Krieges-Volck nicht marschiren. V u 191. Ein FORTIFICATION 192. Ein großer Hauffen kan an einen engen Orth nicht wohl wider einen geringen streiten/ und mag leichtlich geschehn/ das der geringe Theil den Sieg darvon traͤget. 193. Wenn in einer Schlacht die ledige Luͤcken nicht also bald aus gefuͤllet/ und die er- muͤdeten Soldaten abgeloͤset werden/ mag der Feind leichtlich einbrechen/ und ein Vor- theil gewinnen. 194. Wer an seinen Feind gehen wil/ sol zuvor seinen Leib mit Speiß unnd Tranck staͤrcken/ und die Seele Gott befehlen. 195. Wenn der Feind sich einer Vestung nahet/ sollen die Wachten in den Thoren ver- staͤrcket/ und aufs beste beobachtet/ vornemlich aber die Thoren niemals geschlossen/ oder geoͤffnet werden/ man habe sich dann zuvor genugsam erkundiget/ ob der Feind nicht etwa einen heimlichen Anschlag habe. 196. Jn einer belaͤgerten Vestung sol man keine Post unbesetzet lassen/ wenn man gleich vermeinet der Feind koͤnne denselben nichts beykommen. 197. Wenn eine Armee weichet und vor seinen Feind verborgen marschieren wil/ sol man im Laͤger des Nachts kein Feuer halten lassen/ damit sie sich dem Feind nicht selbst ver- rathe. 198. Wo des Feld-Herrns Authoritet dahin faͤlt/ da ist es umb die Kriegs- disciplin geschehen. 199. Wenn eine Armee marschiren sol/ hat man sich nit so wohl nach des Weges-kuͤr- z e/ als nach deßen sicherheit/ und das man wegen proviants und anderer guten Gelegen- h eit wohl fortkommen koͤnne/ zu kehren. 200. Wenn ein Commendant vermercket/ das die ihm anvertraute Vestung an ei- nem oder Kriegs-Bau-Kunst. nem Orte leichtlich bey naͤchtlicher Weile beschliechen und uͤberstiegen’ werden koͤnte/ soll er darauff absonderlich allzeit ein wachendes Auge haben lassen/ wofern ers nicht endern und dem Mangel auff andere Maß abhelffen kan. 201. Ein Krieges-Fuͤrst sol zu foͤrderst achtung auff die jenige haben/ so ihm zum Krieg rathen/ und wohl zusehen/ wer dieselben seyn/ ob sie nicht etwa ihre eigene passion oder Ehr/ Nutzen und Vortheil darunter suchen/ damit sich desto besser aus dem Grunde zu entschliessen wisse. 202. Man mus nicht allein bedacht seyn/ wie man dem Feind mit Gewalt/ sondern wie man ihm auch mit allerley Luͤst und Geschwindigkeit Abbruch thun moͤge. 203. Der sich im Kriege nur allein auff die defension begiebet/ der gehet zwar am si- chersten/ hat aber allezeit mehr Verlust als Gewinn von seinen Kriegen zugewarten. 204. Ein uͤbel bewehrtes Krieges-Volck ist schon halb geschlgen. 205. Ein Krieges-Herr sol fleißige Auffsicht haben/ daß einen Volck durch die hohen of- ficirer keine Vervortheilung/ Vntreu oder unrecht angethan werden. 206. Straffe und Regiment wil der Krieg haben/ aber unter sich selbsten keine Feindsee- ligkeit oder Tyranney. 207. Jm Kriege ist der Sieg das Ziel/ wer den erlanget/ der hat den Nutzen und Preiß unangesehen wie die Vrsachen und Mittel zuweilen seyn/ dadurch er erlanget wird. 208. Ehrgeitz und Rachgier verblendet offt die vornemsten bey der Armee/ und mache alle Anschlaͤge zu nicht. 209. Ob zwar ohne Gefahr und Wagen im Krieg selten was groses ausgerichtet wird so ists doch allezeit besser/ wenn man mit guter Vernunfft das sichersie Mittel ergreifft/ und V u ij außer- FORTIFICATION ausser Noth und sonderbahrer Gelegenheit nicht blind hinein gehet; Darumb wer Vngluͤck fliehen wil/ der gebe sich so wenig bloß als er immer kan. 210. Zu Berathschlagung des Krieges sol man alle Dinge auffs gefaͤhrlichsie und aͤrgste/ als sichs begeben und zutragen kan/ erwegen und wohl bedencken/ damit man bey Zeiten in- nen werde/ ob man auch gegen alle Faͤlle gefasset seyn koͤnne oder nicht. 211. Wenn man sich im Kriege nicht auff allen Fallgnugsam gefasset/ und dem Feind gewachsen zu seyn befindet/ so ists besser/ man bleibe in leidlichen Friede sitzen. 212. Wo der Feind am schwaͤchsien ist/ da sol man ihn zufoͤrderst anfallen/ wo er aber am staͤrcksten/ da mus man sich am meisten gegen stellen/ und auffs beste verwahren. Der himlische Frieden-Fuͤrst Christus JEsus wolle selbst umb uns eine feurige Mauer/ und Veste seyn/ uñ durch seiner lieben Engel Schild- Wachen uns fuͤr allen feindlichen Machinationibus und Vberfaͤlleñ gnaͤdiglich beschuͤtzen: Dem sey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen! Nomen Domini Arx fortissima! FINIS!