Vom Himmel und von den wunderbaren Dingen desselben; wie auch von der Geisterwelt und von dem Zustand des Menschen nach dem Tod; und von der Hoͤlle; So, wie es gehoͤret und gesehen worden von Emanuel von Swedenborg. Aus der zu London 1758. gedruckten lateinischen Urschrift getreulich uͤbersetzt, und mit Anmerkungen be- gleitet; nebst einem Vorbericht von des Verfassers ruͤhmlichen Leben und Schriften. Zweyter Theil . 1776 . Emanuel von Swedenborg auserlesene Schriften. Zweyter Theil . Franfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Christian Hechtel, 1776 . Fortsetzung vom Himmel . Daß Himmel und Hoͤlle aus dem menschlichen Geschlechte seyen. 311. J n der Christenheit weis man ganz und gar nicht, daß Himmel und Hoͤlle aus dem menschlichen Ge schlecht seyen; denn man glaubt, die Engel waͤren von Anfang erschaffen worden, und da- her komme der Himmel, und der Teufel oder Satanas waͤre ein Engel des Lichts gewesen, weil er aber ein Empoͤrer geworden, so waͤre er mit seinem Haufen heruntergestossen worden, und daher komme die Hoͤlle. Daß in der Chri- stenheit ein solcher Glaube herrschet, daruͤber wundern sich die Engel ganz erstaunend, und daruͤber noch mehr, daß die Menschen allda nicht A 3 das Vom Himmel. das mindeste vom Himel wissen, da dieses doch der Hauptpunkt in der Kirche ist; und sie hat- ten eine herzliche Freude, daß, weil eine solche Unwissenheit herrschet, es dem Herrn gefallen habe, itzt den Menschen ein mehreres vom Him- mel, wie auch von der Hoͤlle, zu offenbaren, und dadurch, so viel moͤglich, die von Tag zu Tag groͤsser werdende Finsterniß, weil die Kir- che zu ihrem Ende gegangen, zu vertreiben; deswegen wollen die Engel, daß ich aus ihrem Munde doch versicherte, daß im ganzen Him- mel nicht ein einziger Engel sey, der von An- fang erschaffen worden, und in der Hoͤlle nicht einziger Teufel, der erst als ein Engel des Lichts erschaffen und hernach herabgeworfen worden sey, sondern daß alle, sowohl im Himmel, als in der Hoͤlle, aus dem menschlichen Geschlechte waͤren, naͤmlich im Himmel diejenigen, welche in der himmlischen Liebe und Glauben gelebt, in der Hoͤlle aber die, so in der hoͤllischen Liebe und Glauben gelebt haͤtten, und daß die Hoͤlle im ganzen Jnbegriff Teufel und Satanas ge- nennet wuͤrde, naͤmlich die hintere Hoͤlle, wo die sind, so boͤse Genii genennet werden, hieß der Teufel, und die voͤrdere Hoͤlle, wo sich die befinden, so man boͤse Geister ( Spiritus ) nen- net, hieß der Satanas: wie ein und andere Hoͤlle beschaffen sey, das soll im folgenden ge- meldet werden. Daß sich die Christenheit von denen, welche sich im Himmel und in der Hoͤlle befinden, dergleichen Glauben eingepraͤgt haͤtte, kaͤme, Vom Himmel. kaͤme, sagten die Engel, daher, daß einige Stellen im Wort nicht anders, als nach dem buchstaͤblichen Sinn verstanden, nicht aber durch die aͤchte Lehre aus dem Wort erlaͤutert, noch ausgelegt worden waͤren; da doch der buchstaͤb- liche Sinn des Worts, wofern die aͤchte Lehre nicht vorleuchtete, die Gemuͤther auf mancher- ley Dinge braͤchte, woher sodann Unwissenheit, Spaltungen, und Jrrthuͤmer entstuͤnden. 312. Daß der Mensch innerhalb der Kirche einen solchen Glauben hat, davon ist auch noch dieses die Ursache, weil er glaubt, kein Mensch kaͤme eher in den Himmel, oder in die Hoͤlle, als zur Zeit des juͤngsten Gerichts, wovon er diese Meinung hat, daß alsdenn alle Dinge, so vor seinen Augen sind, untergehen und neue Dinge entstehen wuͤrden, und daß sich die Seele sodann wieder mit ihrem Koͤrper vereinigen, und vermoͤge dieser Vereinigung der Mensch wiederum als Mensch leben werde; dieser Glau- be nun enthaͤlt den andern in Ansehung der En- gel, daß sie naͤmlich von Anfang waͤren erschaf- fen worden, denn es ist nicht moͤglich, zu glau- ben, daß Himmel und Hoͤlle von dem mensch- lichen Geschlechte sind, wenn man glaubt, daß kein Mensch eher dahin kaͤme, als am Ende der Welt. Damit aber nun der Mensch moͤchte uͤberzeugt werden, daß dem also sey, so ist mir gegeben worden, mit den Engeln Umgang zu haben, und auch mit denen, welche in der Hoͤlle sind, zu reden, und dieses nun viele Jahre lang, A 4 bis- Vom Himmel. bisweilen bestaͤndig von Morgen an bis auf den Abend, und mich also, was den Himmel und die Hoͤlle betrift, zu belehren, und dieses darum, damit der Mensch von der Kirche in seinem ir- rigen Glauben, den er sich von der Aufferste- hung zur Zeit des Gerichts, und von dem Zu- stand der Seele einstweilen, wie auch von den Engeln und von dem Teufel eingepraͤgt hat, nicht laͤnger verharren moͤchte; weil dieser Glaube ein falscher Glaube ist, so verursachet er Finsternis, und bringt denen, welche aus selbst eigener Einsicht solche Dinge uͤberdenken, Zweifel und endlich das Laͤugnen bey; denn sie sprechen im Herzen: wie kann ein so großer Himmel mit so vielen Gestirnen, und mit der Sonne und dem Mond zerstoͤrt und zerstreuet werden? und wie koͤnnen alsdenn die Sterne vom Himel auf die Erde fallen, die doch groͤs- ser als die Erde sind? und wie koͤnnen sich die von Wuͤrmern gefressene, verfaulte und in alle Luft zerstreute Leiber wieder zu ihrer Seele ver- sammlen? wo ist denn nun einstweilen die See- le, und wie ist sie beschaffen, wenn sie ohne die bey Leibes Leben gehabte Empfindung seyn soll? außer unzaͤhlich andern Dingen, die, weil sie unbegreiflich, unmoͤglich zu glauben sind, ja, bey vielen den Glauben vom Leben der Seele nach dem Tod, vom Himmel und von der Hoͤlle, und mit solchen das uͤbrige, was des Glaubens der Kirche ist, zunichte machen; daß diese un- glaubliche unbegreifliche Dinge schon alles ver- wuͤstet Vom Himmel. wuͤstet haben, das kann man ja gar deutlich von denen abnehmen, welche sprechen: wer ist aus dem Himmel zu uns gekommen und hat er- zaͤhlt, daß es so sey? was Hoͤlle, es ist noch die Frage, ob eine ist? was soll das seyn, daß der Mensch in Ewigkeit mit Feuer gepeinigt werden sollte? was soll der Tag des Gerichts seyn? ist er nicht schon Jahrhunderte hindurch vergeblich erwartet worden? und was derglei- chen mehr ist, so alles aus der Verneinung her- kommt: damit nun diejenigen, welche derglei- chen denken, als wie die mehresten von denen, so wegen ihrer weltlichen Dinge, die sie ver- stehen, sich so gerne gelehrt und witzig nennen lassen, nicht mehr die, so einfaͤlltigen Glaubens und Herzens sind, irre machen, noch verfuͤh- ren, ihnen auch keine hoͤllische Finsternis in An- sehung dessen, was Gott, den Himmel, das ewige Leben, und die davon abhaͤngende uͤbri- gen Dinge anbetrift, einfloͤßen moͤchten, so ist mir vom Herrn das Jnnere meines Geistes eroͤffnet, und mir also gegeben worden, mit allen, die ich jemals bey Leibes Leben gekannt habe, nach ihrem Absterben, mit einigen Tage lang, mit einigen Monate lang, und mit einigen ein Jahr lang, wie auch mit so vielen andern zu reden, daß ich, ich will nur wenig sagen, ihrer wohl hundert tausend gesprochen habe, von welchen viele in den Him- meln, und viele in den Hoͤllen waren; ich habe auch mit einigen zwey Tage nach ihrem Tod ge- A 5 sprochen, Vom Himmel. sprochen, und ihnen gesagt, daß man zu ihrem Begraͤbnis, Leichenbegaͤngnis und Beerdigung Anstalt machte; hierauf antworteten sie: man thaͤte wohl dran, daß man das, was ihnen zum koͤrperlichen Werkzeug und zu ihren Verrichtun- gen in der Welt gedienet haͤtte, wegschaffe, kurz, sie wollten damit so viel sagen, ich sollte doch melden, daß sie nicht gestorben, sondern itzt eben so wohl, als zuvor, wie Menschen leb- ten, und nur von einer Welt in die andere uͤber- gegangen waͤren, und nicht wuͤßten, daß sie etwas verloren haͤtten, weil sie eben so wohl in dem Leibe und dessen Sinnen seyn, wie zu- vor, wie auch in den Verstand und Willen wie zuvor, und daß sie eben die Gedanken und Nei- gungen, eben die Empfindungen, und eben die Begierden haͤtten, die sie in der Welt gehabt. Die meisten von den ohnlaͤngst verstorbenen, da sie gesehen, daß sie eben noch wie Menschen, und in eben dem Zustand lebten, wie zuvor, (denn nach dem Tod ist bey einem jeden erst eben der Lebens-Zustand, in welchem er in der Welt gewesen ist, er wird aber bey ihm nach und nach entweder in einen himmlischen oder in einen hoͤllischen verwandelt) wurden mit neuer Freude uͤberschuͤttet, daß sie eben noch lebten, ja sie sagten, sie haͤtten dieses nicht geglaubt; sie verwunderten sich aber sehr, daß sie in einer solchen Unwissenheit und Blinoheit, was den Zustand ihres Lebens nach dem Tod anbetrof- fen, gewesen waͤren; und daruͤber wunderten sie Vom Himmel. sie sich noch mehr, daß der Mensch der Kirche so unwissend und blind sey, der doch vor allen an- dern auf dem ganzen Erdkreis in Ansehung die- ser Dinge im Lichte seyn koͤnnte: die Ursache die- ser Blindheit und Unwissenheit sahen sie nun erst ein, naͤmlich, daß die aͤusserlichen Dinge, das ist, die weltl chen und leiblichen, ihre Gemuͤther eingenommen und uͤberschwemmt haͤtten, sogar, daß sie nicht in das Licht des Himmels erhoben werden, noch die Kirchen-Sachen uͤber die ge- woͤhnlichen Lehrpunkte hinaus haͤtten betrachten koͤnnen; denn aus den leiblichen und welt ichen Dingen, wenn sie so sehr geliebet werden, als man sie heute zu Tage liebet, fliessen, wenn man weiter gehet, lauter Finsternisse. 313. Sehr viele von den Gelehrten aus der Christenheit erstaunen, wenn sie sich nach ihrem Absterben wieder in dem Leibe, in Kleidern, und in Haͤusern erblicken, als wie in der Welt; und wenn sie sich dessen, was sie von dem Leben nach dem Tod, von der Seele, von den Geistern, vom Himmel und von der Hoͤlle gedacht haben, wieder erinnern, so schaͤmen sie sich, und sprechen, sie haͤtten naͤrrisch gedacht, hingegen die, so ein- faͤltigen Glaubens waͤren, haͤtten weit mehrere Weisheit, als sie: es wurden Gelehrte, die sich in dergleichen bestaͤrket, und die alles der Natur zugeschrieben hatten, gepruͤst, und man brachte in Erfahrung, daß ihr Jnneres ganz und gar zu- geschlossen, aber ihr Aeusseres eroͤffnet war, so, daß Vom Himmel. daß sie nicht auf den Himmel, sondern auf die Welt, folglich auch auf die Hoͤlle gesehen hatten; denn um so viel das Jnnere eroͤffnet ist, um so viel nur siehet der Mensch auf den Himmel, aber um so viel das Jnnere verschlossen, und das Aeus- sere eroͤffnet ist, um so viel siehet er auf die Hoͤlle: denn das Jnnere des Menschen ist so gebildet, daß es alle himmlischen Dinge aufnehmen koͤnne, und das Aeussere ist zum Empfang aller weltlichen Dinge formiret, und diejenigen, welche die Welt und nicht zugleich den Himmel aufnehmen, neh- men auch die Hoͤlle auf. 314 Daß der Himmel aus dem menschlichen Geschlechte sey, das kann auch daraus erhellen, daß die englischen Seelen und die menschlichen See- len einander gleich sind, beyde haben das Vermoͤ- gen zu verstehen, zu empfinden und zu wollen; beyde sind so gebildet, daß sie den Himmel auf- nehmen koͤnnen; denn die menschliche Seele ist eben so wohl weise, als die englische Seele, daß sie aber in der Welt nicht so sehr Weise ist, ist die Ursache, weil sie sich in dem irdischen Leib be- findet, und worinnen seine Seele, die geistlich ist, natuͤrlich denkt; ein anders aber ist es, wenn sie von dem Band dieses Leibes entledigt ist, als- denn denkt sie nicht mehr natuͤrlich, sondern geist- lich, und wenn sie geistlich denkt, sodann denkt sie dem natuͤrlichen Menschen unbegreifliche und unaussprechliche Dinge, und ist also wie ein En- gel weise; woraus nun offenbar seyn kann, daß das Jnwendige des Meschen, welches sein Geist genen- Vom Himmel. genennet wird, in seinem Wesen ein Engel ist, man lese im 1sten Theil Num. 57; wenn der Geist von dem irdischen Leib los ist, so ist er eben so wohl, als der Engel, in menschlicher Gestalt; daß der Engel in vollkommener menschlicher Ge- stalt sey, lese man im 1sten Theil Num. 73-77: wenn aber das Jnwendige des Menschen nicht aufwaͤrts, sondern nur abwaͤrts eroͤffnet ist, so- dann ist es zwar nach der Aufloͤsung vom Leibe dennoch in menschlicher Gestalt, aber in einer grausamen und teuflischen; denn es kann nicht aufwaͤrts gen Himmel, sondern nur abwaͤrts auf die Hoͤlle sehen. 315. Der von der goͤttlichen Ordnung Unter- richt hat, kann auch einsehen, daß der Mensch dazu geschaffen sey, daß er ein Engel werden moͤge, weil in ihm das Aeusserste von der Ordnung ist, wie Num. 304 gemeldet worden, in welchem das, was zur himmlischen und eng- lischen Weisheit gehoͤret, gebildet, ergaͤnzet und vermehret werden kann: die goͤttliche Ordnung bleibt niemals in der Mitte stehen, noch bildet sie allda etwas ohne das Aeusserste, denn da- selbst ist sie nicht in ihrer Vollendung und Voll- kommenheit, sondern sie geher bis hin zum Aeus- sersten; Anmerkung des Uebersetzers. Hier beruft sich der Verfasser auf etliche Num- mern in den himmlischen Geheimnissen, als aber wenn sie in ihrem Aeus- sersten Vom Himmel. sersten ist, alsdenn bildet sie erst, und ergaͤn- zet sich auch durch die dahin zusammen gelegte Mittel, und schreitet zur weitern Hervorbrin- gung, welches durch die Zeugungen geschie- het; als unter andern auf Num. 634; allda heißt es: „Die meisten wissen heutiges Tages nicht, daß bey einem jeden Menschen etwas Jn- neres, etwas noch Jnnerlicheres, und etwas Jnnerstes sey; und daß sein Leibliches und Sinnliches das Aeusserste sey; die Begierden und Gedaͤchtnissachen sind das Jnnere; die Neigungen und das Ver- nuͤnftige sind das Jnnerlichere; und der Wille zum Guten und der Verstand im Wah- ren sind das Jnnerste; und die sind von ein- ander hoͤchst unterschieden. Num. 3632 heißt es: „Die goͤttliche und daher die himmlische Ordnung endigt sich bey dem Menschen in sei- nem Leiblichen, naͤmlich in seinen Geberden, Handlungen, Gesichtszuͤgen, in seiner Spra- che, in seinem aͤusserlichen Gefuͤhl, und in des- sen Annehmlichkeiten; dieses ist das Aeus- serste der Ordnung. Num. 6451 heißt es: „Es ist ein Jnnerstes, ein Jnneres unter dem Jnnersten, und ein Aeus- seres in dem Menschen; diese sind ganz ge- nau von einander unterschieden, sie gehen nach der Ordnung, also vom Jnnersten bis zum Aeussersten; nach eben der Ordnung, wie Vom Himmel. het; deswegen ist daselbst die Pflanzstadt des Himmels. 316. Das der Herr nicht nur dem Geiste nach sondern auch dem Leibe nach auferstanden ist, ist wie sie auf einander folgen, fliessen sie auch ein; daher kommt es, daß das Leben durch das Jnnerste in das Jnnere, und durch das Jnnere in das Aeussere, also, nach der Ordnung, wie sie gehen, ein- fließt, und daß es nicht eher stille steht als in dem Aeussersten der Ordnung, allwo es stehen bleibt; und weil das Jnnere der Ordnung nach bis hin in das Aeusserste einfliesset, und allda stehen bleibt, so ist offen- bar, daß alles Jnnere in dem Aeus- sersten beysammen ist, aber in dieser Ord- nung: das Jnnerste, so eingeflossen ist, behaͤlt in dem Aeussersten den Mittel- punkt, das Jnnere, welches unter dem Jnnersten steht, geht um dem Mittelpunkt herum; und das Aeussere macht die Pe- ripherie oder den Umpfang aus; weil alles Jnnere auch zugleich in dem Aeusser- sten ist, so hat es dahero den Anschein, als ob das Leben in dem Aeussersten, das ist, in dem Leibe bestehe, da es doch in dem Jnnern ist, wiewohl auch nicht da, son- dern in dem Hoͤchsten, das ist, in dem Herrn, von welchem alles Leben kommt.“ Vom Himmel. ist die Ursache, weil der Herr Sein ganzes Menschliche, da Er in der Welt gewesen, ver- herrlichet, das ist, goͤttlich gemacht hat; denn die Seele, die Er vom Vater hatte, ist an und fuͤr sich schon das Goͤttliche selbst gewesen, und der Leib ist das Ebenbild der Seele, das ist, des Va- ters, und also eben auch das Goͤttliche geworden; daher kommt es, daß Er ganz anders, als ein andrer Mensch, naͤmlich dem Geiste nach und dem Leibe nach auferstanden ist: dieses hat Er auch seinen Juͤngern offenbaret, welche meinten, sie sehen einen Geist, da sie Jhn sahen, denn Er sagte zu ihnen: „Sehet meine Haͤnde und meine Fuͤße, daß Jchs Selber bin, tastet Mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Beine, wie ihr sehet, daß Jch habe,“ Luc. 24, 36. 37. 38, wodurch Er an- zeigte, daß Er nicht nur ein Mensch dem Geiste nach, sondern auch dem Leibe nach sey. 317. Damit man wissen moͤchte, daß der Mensch nach dem Tod lebe, und nach Beschaf- fenheit seines Lebens in der Welt entweder in den Himmel, oder in die Hoͤlle komme, so ist mir vieles von dem Zustand des Menschen nach dem Tod entdeckt worden, wovon im folgenden, in dem Abschnitt von der Geisterwelt, ordentlich gehandelt werden soll. Von Vom Himmel. Von den Heiden oder Voͤlkern im Himmel, so ausserhalb der Kirche gewesen sind. 318. E s ist eine gemeine Meinung, daß dieje- nigen, welche ausserhalb der Kirche geboren sind, die man Voͤlker oder Heiden nennet, nicht selig werden koͤnnten, darum, weil sie das Wort nicht haͤtten, und also nichts von dem Herrn wuͤßten, und ohne den Herrn keine Seligkeit waͤre; allein, daß sie eben auch selig werden, das kann man ja blos allein daraus wissen, weil die Barmherzigkeit des Herrn allgemein ist, das ist, sich auf alle und jede erstrecket; und daß sie eben so wohl Menschen sind, wie die, so sich innerhalb der Kirche befinden, deren doch, gegen jene zu rechnen, wenig sind; wie auch daß es nicht ihre Schuld ist, daß sie vom Herrn nichts wissen; ein jeder, der nur aus einiger erleuchteten Ver- nunst denkt, kann einsehen, daß kein Mensch zur Hoͤlle geboren sey, denn der Herr ist die Liebe selbst, und Seine Liebe ist der Wille, daß alle selig werden; weswegen Er auch Vorsehung ge- than hat, daß bey allen Religion, und dadurch die Erkaͤnntnis des Goͤttlichen, und das innere Leben sey; denn nach der Religion leben, heißt ein inneres Leben fuͤhren, denn der Mensch siehet sodann auf das Goͤttliche, und in so viel er nun hierauf siehet, in so viel siehet er nicht auf die Welt, sondern er entfernt sich von derselben, also Sw. Sch. II. Th. B entzie- Vom Himmel. entziehet er sich dem Leben der Welt, welches nur ein aͤusserliches Leben ist. 319. Daß die Heiden eben so wohl, als die Christen, selig werden, das koͤnnen diejenigen wohl einsehen, welche wissen, was eigentlich den Him- mel bey dem Menschen ausmacht, denn der Him- mel ist inwendig in dem Menschen, und die den Himmel in sich haben, die kommen in den Him- mel; der Himmel in dem Menschen ist: das Goͤttliche erkennen, und sich vom Goͤtt- lichen fuͤhren lassen; das erste und vornehmste von jeder Religion ist: das Goͤttliche erken- nen; eine Religion, die das Goͤttliche nicht erkennt, ist gar keine; und die Vorschriften einer jeden Religion sehen auf den Gottesdienst, und also, wie das Goͤttliche zu verehren sey, daß Jhm der Mensch angenehm seyn moͤge; und wenn dieses in seinem Gemuͤthe ist, in so viel er also dieses will, oder in so viel er solches liebt, in so viel wird er vom Herrn gefuͤhret. Es ist be- kannt, daß die Heiden eben so wohl, als die Chri- sten, ein moralisches und sittliches, ja, sehr viele von ihnen ein besseres Leben fuͤhren, als die Chri- sten; ein sittliches Leben wird entweder wegen des Goͤttlichen oder wegen der Menschen in der Welt gefuͤhret; das sittliche Leben, so wegen des Goͤttlichen gefuͤhret wird, ist ein geistliches Le- ben; beyderley Leben scheint in der aͤusserlichen Gestalt des Menschen eine Gleichheit zu haben, aber in seiner innern Gestalt hat es eine voͤllige Ungleich- Vom Himmel. heit; das eine macht den Menschen selig, das andere nicht; denn wer ein sittliches Leben wegen des Goͤttlichen fuͤhret, der wird von dem Goͤtt- lichen geleitet, hingegen, wer ein sittliches Le- ben wegen der Menschen in der Welt fuͤhret, der wird von sich selber geleitet: dieses soll nun durch ein Exempel erlaͤutert werden; wer seinem Naͤch- sten kein Boͤses thut, darum, weil es wider die Religion, also, wider das Goͤttliche ist, der ent- haͤlt sich aus einer geistlichen Grundquelle der Ue- belthat; hingegen, wer dem andern nicht Boͤses thut, blos allein darum, weil er das Gesetz, den Verlust des guten Namens, der Ehre oder des Gewinstes befuͤrchtet, also nur um sein selbst und der Welt willen, der enthaͤlt sich aus einer natuͤr- lichen Quelle der Uebelthat, und ein solcher fuͤhret sich selbst; dessen Leben ist natuͤrlich, bey jenem aber ist es geistlich; ein solcher Mensch, dessen sittliches Leben geistlich ist, hat den Himmel in sich, hingegen ein solcher, dessen sittliches Leben nur natuͤrlich ist, hat den Himmel nicht in sich; die Ursache ist, weil bey jenem der Himmel von oben her einfließt, und sein Jnneres eroͤffnet, und durch das Jnnere in das Aeussere fließt; bey die- sem aber fließt die Welt von unten her ein, und er- oͤffnet das Aeussere, nicht aber das Jnnere; denn es findet kein Einfluß aus der natuͤrlichen Welt in die geistliche statt, sondern er gehet aus der geist- lichen Welt in die natuͤrliche; wenn dahero der Himmel nicht von dem Jnnern und Aeussern zu- gleich aufgenommen wird, so wird das Jnnere B 2 ver- Vom Himmel. veschlossen; hieraus kann ersehen werden, welche es sind, die den Himmel innerlich in sich aufneh- men, und welche es sind, so den Himmel nicht aufnehmen. Allein, der Himmel ist in dem einen nicht eben so wie in dem andern, er ist in einem jeden nach Beschaffenheit der Neigung zum Gu- ten und zu dem daher ruͤhrenden Wahren, unter- schieden; die in der Neigung zum Guten wegen des Goͤttlichen stehen, die lieben das Goͤttliche Wahre, denn das Gute und Wahre lieben ein- ander, und wollen sich gerne mit einander ver- binden; weswegen die Heiden, ob sie nun wohl nicht in dem aͤchten Wahren in der Welt stehen, es dennoch aus Liebe im andern Leben annehmen. 320. Es war ein gewisser Geist von den Hei- den, der in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach seiner Religion in der Welt gelebt hatte, da er nun hoͤrte, daß die Christen-Geister uͤber Glau- benssachen Schluͤsse machten, (denn die Geister machen unter einander weit vollstaͤndigere und scharfsinnigere Schluͤsse als die Menschen in der Welt, vornehmlich uͤber das Gute und Wahre) so wunderte er sich, daß sie so stritten, sagte, er wollte es nicht mit anhoͤren, denn sie schlossen aus dem Anscheine und Betruͤglichkeiten, und er be lehrte sie also: wenn ich gut bin, so kann ich ja aus dem Guten selbst wissen, was wahr ist, und was ich nicht weis, das kann ich noch annehmen. 321. Jch bin weitlaͤuftig belehret worden, daß Heiden, die ein sittliches Leben gefuͤhret, im Gehor- Vom Himmel. Gehorsam und Unterthaͤnigkeit, und in einer wech- selsweisen thaͤtigen Liebe nach ihrer Religion ge- lebt, und daraus etwas Gewissen erlangt hatten, im andern Leben empfangen worden sind, und all- da mit emsiger Sorgfalt von den Engeln in dem Guten und Wahren des Glaubens unterrichtet werden, und daß sie sich, wenn sie unterrichtet werden, bescheiden, einsichtsvoll und weislich be- zeigen, das Wahre leicht annehmen, und daß ihnen solches leicht einzupraͤgen ist; denn sie haben keine falsche Saͤtze wider das Wahre des Glaubens, die etwa erst auszujagen waͤren, vielweniger anstoͤßige Dinge wider den Herrn eingesogen, als wie sehr viele von den Christen, die von Jhm keinen andern Begriff, als wie von einem gemeinen Menschen, haben; ja, ganz an- ders ist es mit den Heiden, so bald diese hoͤren, daß Gott Mensch geworden sey, und sich in der Welt so geoffenbaret habe, den Augenblick erkennen sie es, und beten den Herrn an, und sprechen: Gott hat sich wuͤrklich geeffenbaret, weil er Gott des Himmels und der Erde, und weil das mensch- liche Geschlecht von ihm ist. Das ist eine goͤtt- liche Wahrheit, daß ohne den Herrn keine Se- ligkeit statt findet, allein, das ist so zu verstehen, daß sonst keine Seligkeit, als lediglich vom Herrn, sey: in dem Weltall sind viele Erdbaͤlle, und alle voller Einwohner; kaum ei- nige allda wissen es, daß der Herr auf unserm Erdball das Menschliche angenommen hat; den- noch aber werden sie, weil sie das Goͤttliche un- B 3 ter Vom Himmel. ter menschlicher Gestalt anbeten, vom Herrn angenommen und gefuͤhret; hiervon lese man in dem Tractat: von den Erdbaͤllen in dem Weltall. 322. Es giebt unter den Heiden, wie unter den Christen, Einfaͤltige und Weise; damit ich nun belehret wuͤrde, wie sie beschaffen sind, so wurde mir gegeben, so wohl mit den Einfaͤltigen als Weisen, bisweilen Stunden und Tage lang zu reden: allein heut zu Tage giebt es keine solche Weise, als wie sie zu den alten Zeiten vornehm- lich in der alten Kirche, die uͤber ein grosses Stuͤck von Asien ausgebreitet war, und von wel- cher hernach auf viele Heiden Religion gekommen ist, gewesen sind: damit ich nun wissen moͤchte, wie sie beschaffen waren, so wurde mir gegeben, mit einigen mich in ein vertrautes Gespraͤch einzu- lassen. Es war einer bey mir, der vorzeiten un- ter die Zahl der Weisern gehoͤrt hatte, und mit- hin auch in der gelehrten Welt bekannt war; mit diesen redete ich von mancherley Dingen; es wurde mir glaublich, daß es Cicero waͤre: und weil ich wußte, daß er ein Weiser gewesen, so hatte ich ein Gespraͤch mit ihm von der Weisheit, von der Erkaͤnntnis, von der Ordnung, von dem Wort, und endlich von dem Herrn: was die Weisheit anbetrift, so sagte er, es gaͤbe sonst keine andere Weisheit, als die, so aus dem Leben kaͤme, und es koͤnnte sonst von keiner andern Sache Weis- heit gesagt werden: was die Erkaͤnntnis anbe- trift, Vom Himmel. trift, so sagte er, sie kaͤme aus der Weishrit: was die Ordnung anlangt, so sagte er, sie sey von Gott dem Allerhoͤchsten, und in dieser Ord- nung leben, heiße, weise seyn und Erkaͤnntnis ha- ben: was das Wort anlangt, da ich ihm etwas aus den prophetischen Buͤchern vorlas, so er- goͤtzte er sich uͤberaus sehr, vornehmlich daran, daß alle und jede Namen, und alle und jede Woͤr- ter, etwas Jnneres andeuteten, wunderte sich aber sehr, daß die Gelehrten heut zu Tage an einem solchen Studio kein Vergnuͤgen empfaͤnden; ich wurde also offenbar inne, daß das Jnnere seines Denkens oder Gemuͤths eroͤffnet war; er sagte, er koͤnne nicht laͤnger da bey mir bleiben, weil er da heiligere Dinge vernaͤhme und empfaͤnde, als er ertragen koͤnnte, so sehr wurde er innerlich ge- ruͤhret. Endlich redete ich mit ihm von dem Herrn, daß Er naͤmlich als Mensch geboren, aber von Gott empfangen worden, und daß Er das muͤtterliche Menschliche ausgezogen und das Goͤttlich Menschliche angezogen habe, und daß Er es sey, Welcher die ganze Welt regieret; hierauf antwortete er: vom Herrn wuͤßte er vieles; und er begriffe auch nach seiner Art gar wohl, daß es auf keine andre Weise haͤtte gesche- hen koͤnnen, wenn anders das menschliche Ge- schlecht haͤtte sollen erloͤset werden; inzwischen wa- ren einige boͤse Christen da, die mancherley an- stoͤßige Dinge oben darein ausschuͤtteten, er machte sich aber nichts daraus, und sagte, es waͤre kein Wunder, weil sie bey Leibes Leben in B 4 Anseh- Vom Himmel. Ansehung jener Wahrheiten nichts besseres einge- sogen haͤtten, und sie koͤnnten nicht eher, als bis dergleichen widrige Dinge aus ihnen wieder aus- getrieben waͤren, das uͤberzeugende in sich ein- lassen, gleich wie es die koͤnnten, welche noch gar nichts davon gewußt haͤtten. 323. Mir wurde auch verstattet, mit andern zu reden, die zu den alten Zeiten geleht, und un- ter die Zahl der Weisern gehoͤrt hatten; sie liessen sich erst weit vorwaͤrts sehen, und dort konnten sie das Jnnere meiner Gedanken, und also vieles voͤllig vernehmen und empfinden, aus einem ein- zigen Gedanken-Bild konnten sie eine ganze Rei- he wissen, und solche durch das Ergoͤtzende der Weisheit mit den angenehmsten Vorstellungen ausfuͤllen; hieraus nahm ich war, daß sie unter die Zahl der Weisern gehoͤrten, und es wurde gesagt, es waͤren welche von den Alten; da sie nun naͤher kamen, und ich ihnen alsdenn etwas aus dem Wort vorlas, so ergoͤtzten sie sich in- nigst; ich selbst empfande ihre Ergoͤtzung und ihr Vergnuͤgen, welche hauptsaͤchlich daher kamen, daß Alles und Jedes, was sie aus dem Wort hoͤrten, himmlische und geistliche Dinge vorstellte und bedeute; sie sagten, zu ihrer Zeit, da sie in der Welt gelebt haͤtten, waͤre ihre Art zu denken und zu reden, wie auch zu schreiben, eben so ge- wesen, und darinnen haͤtte ihr Weisheits Stu- dium bestanden. 324. Was Vom Himmel. 324. Was aber die Heiden heut zu Tage anlangt, so sind sie nicht so weise, sondern die meisten sind einfaͤltigen Herzens; dennoch aber nehmen diejenigen von ihnen, welche in einer wechselsweisen thaͤtigen Liebe gelebt haben, im andern Leben die Weisheit an: von denen will ich nun ein und anderes Beyspiel anfuͤhren. Da ich das 17te und 18te Capitel aus dem Buch der Richter las, allwo es von Micha heißt, daß ihm die Kinder Dan sein geschnitz- tes Bild, seine Abgoͤtter und Leviten genom- men haben, so war ein Geist von den Heiden, der bey seines Leibes Leben ein geschnitztes Bild angebetet hatte, zugegen; da er nun mit Auf- merksamkeit hoͤrete, wie es Micha ergangen, und wie ihm sein geschnitztes Bild, das die Daniter weggenommen hatten, geschmerzet, so uͤberfiel ihn auch unversehens ein Schmerz und ruͤhrte ihn so sehr, daß er vor innerlichen Schmerz kaum wußte, was er dachte; dieser Schmerz ist von mir bemerkt worden, und zugleich habe ich die Unschuld in allen und je- den Ruͤhrungen desselben wahrgenommen: es waren auch Christen-Geister zugegen, die machten grosse Augen, und verwunderten sich, daß der Anbeter des geschnitzten Bilds von einer so starken Mitleids und Unschulds Ruͤh- rung durchdrungen wuͤrde. Nachgehends re- deten gute Geister mit ihm, und sagten: er duͤrfte kein Bild anbeten, und das koͤnnte er, als ein Mensch, wohl einsehen, allein, er muͤß- B 5 te Vom Himmel. te sich ohne ein geschnitztes Bild Gott den Schoͤpfer und Regierer des ganzen Himmels und der ganzen Erde denken, und daß dieser Gott der Herr sey: sobald dieses gesagt wur- de, so gleich wurde der innerliche Anbetungs- Trieb desselben, der viel heiliger war, als bey den Christen einer zu finden, zu empfinden gegeben, und ich nahm auch an dieser Empfin- dung Theil; hieraus kann nun offenbar seyn, daß die Heiden leichter in den Himmel kom- men, als die Christen heut zu Tage, nach den Worten des Herrn Luc. am 13. Cap. v. 29. 30: Dann werden sie kommen von Mor- gen und von Abend, und von Mitter- nacht und von Mittage, und im Reiche Gottes zu Tische sitzen: und siehe, es sind letzten, die werden die ersten seyn, und sind ersten, die werden die letzten seyn; denn in dem Zustand, worinnen derselbe war, konnte er in alle dem, was zum Glauben ge- hoͤret, unterrichtet werden, und solches mit innerer Zuneigung annehmen; bey ihm war Barmherzigkeit, die von der Liebe herruͤhrete, und in seiner Unwissenheit war Unschuld; wenn diese da sind, so wird alles, was des Glaubens ist, wie freywillig, und das mit Freuden ange- nommen: er wurde hernach unter die Engel aufgenommen. 325. An einem gewissen Morgen wurde von mir ein Chor gehoͤret, aus dem nun, was von Vom Himmel. von dem Chor vorgestellt wurde, wurde mir zu erkennen gegeben, daß es Chineser waͤren, denn sie stellten die Gestalt ein e s Schaafbocks, desgleichen einen Kuchen von Hirsen, und einen Loͤffel von Ebenholz, wie auch das Bild einer schwimmenden Stadt vor; sie wollten gerne naͤher zu mir kommen, und waͤhrend daß sie sich zu mir machten, sagten sie, sie woll- ten alleine bey mir seyn, damit sie mir ihre Ge- danken eroͤffnen koͤnnten; allein, es wurde ih- nen gesagt, sie waͤren nicht allein, es waͤren auch noch andre da, die unwillig daruber waͤ- ren, daß sie alleine seyn wollten, da sie doch Gaͤste waͤren; nachdem sie den Unwillen dersel- ben vernommen hatten, sielen sie auf den Ge- danken, ob sie etwa den Naͤchsten heimlich hin- tergangen, oder ob sie sich etwas; so andern gehoͤrt, angemasset haͤtten; (die Gedanken werden alle im andern Leben mitgetheilet) ihre Gemuͤthsunruhe wurde zu empfinden gegeben, die theils von der Besorgnis, sie moͤchten die- selben vielleicht beleidiget haben, theils von der Scham daruͤber, und zugleich von andern gu- ten Ruͤhrungen herkam, woraus man erkannte, daß sie Liebe hatten: ich redete gleich so bald mit ihnen, und endlich auch von dem Herrn, da ich Jhn nun Christum nannte, so wurde ein gewisses Wiederstreben bey ihnen empfun- den; es wurde aber die Ursache entdeckt, naͤm- lich sie haͤtten dieses mit aus der Welt genom- men, daher, daß sie gewußt haͤtten, daß die Chri- Vom Himmel. Christen schlimmer, als sie, und in keiner thaͤtigen Liebe leben; da ich Jhn aber nur den Herrn nannte, sodann wurden sie innerlich geruͤhret: sie wurden hernach von den Engeln unterrichtet, daß die christliche Lehre vor allen andern in der ganzen Welt Liebe und thaͤtige Liebe vorschreibe, daß aber wenige zu finden waͤren, die darnach lebten. Es giebt Heiden, die in der Welt aus Umgang und Ruf erfahren haben, daß die Christen ein boͤses Leben fuͤhren, als in Hurerey, Haß, Zank, Saufen und dergleichen, wofuͤr sie, weil solches wider ihre Religion war, einen Abscheu hatten, diese Heiden sind im andern Leben furchtsamer, als die andern, das Wahre des Glaubens anzu- nehmen; sie werden aber von den Engeln beleh- ret, daß die christliche Lehre, und der Glaube an und fuͤr sich selbst, ganz anders lehre, daß aber die Christen weniger, als die Heiden, nach den Lehrpunkten lebten: wenn sie dieses inne werden, so nehmen sie das Wahre des Glaubens auf, und beten den Herrn an, aber dieses geschieht etwas spaͤter. 326. Es ist etwas allgemeines, daß die Heiden, die einen gewissen Gott unter der Ge- stalt eines Bildnisses oder Bildsaͤule, oder ein gewisses geschnitztes Bild angebetet hatten, so bald sie ins andere Leben kommen, zu eini- gen, deren Person diese Goͤtzen oder Abgoͤtter vorstellen, gefuͤhret werden, aus der Ursache, damit Vom Himmel. damit ihnen ihre Phantasien vergehen moͤgen; wenn sie nun etliche Tage bey diesen Personen gewesen sind, so werden sie wieder weggefuͤh- ret. Diejenigen, so Menschen angebetet ha- ben, werden auch bisweilen zu den naͤmlichen, oder zu andern, welche an deren Stelle gekom- men, gefuͤhret; wie zum Exempel sehr viele von den Juden zu Abraham, Jacob, Mose, und David gefuͤhret wurden, wenn sie nun inne werden, daß diese eben ein solches Mensch- liche, als wie die andern, haben, und nicht die geringste Huͤlfe leisten koͤnnen, so werden sie schamroth, und wieder an ihre Oerter nach Be- schaffenheit ihres Lebens gebracht. Unter den Heiden werden im Himmel vornehmlich die Afri- caner geliebet; denn die nehmen das Gute und Wahre des Himmels leichter an, als die an- dern: hauptsaͤchlich wollen sie gehorsame, nicht aber glaͤubige heissen; sie sprechen, die Chri- sten koͤnnten glaͤubige genennet werden, weil sie die Glaubens-Lehre haͤtten, sie hingegen nicht eher, als bis sie selbige annaͤhmen, oder, wie sie sprechen, annehmen koͤnnten. 327. Jch habe mit einigen, die zur Zeit der alten Kirche gelebt haben, geredet, (die alte Kirche heißt die, so nach der Suͤnd- fluth, und damals in vielen Reichen, naͤmlich in Assyrien, Mesopotamien, Syrien, Ae- thiopien, Arabien, Lybien, Aegypten, Phili- staͤa bis an Tyrus und Sidon, in dem Lande Canaan Vom Himmel. Canaan jenseit und uͤber dem Jordan verbreitet war: Anmerkung des Verfassers. Die erste und alleraͤlteste Kirche auf dieser Erde ist die gewesen, so in den ersten Capiteln des ersten Buchs Mose beschrieben wird, und diese Kirche ist himmlisch gewesen, mithin un- ter allen die vorzuͤglichste, man lese in den himmlischen Geheimnissen Num. 604. 895. 920. ꝛc. Nach der Suͤndfluth sind man- cherley Kirchen gewesen, so man die alten Kir- chen nennet, davon l e se man N. 1125. 1126. ꝛc. Der Herr ist es, welcher Gott von der alleraͤltesten und auch von der alten Kirche ge- wesen, und Jehovah genennet worden ist, hier- von lese man, Num. 1343. 6846. und die damals etwas vom Herrn wußten, daß er kommen wuͤrde, und in dem Guten des Glaubens unterrichtet waren, dem ungeachtet aber absielen, und Goͤtzendiener wur- den; sie befanden sich, vorwaͤrts gegen die Linke, an einem finstern Ort, und in einen erbaͤrmlichen Zustand: ihr Reden war wie ein Pfeiffen, eintoͤnigt, und fast ohne vernuͤnfti- ges Denken: sie sagten, allda waͤren sie seit vielen Jahrhunderten gewesen, und wuͤrden bisweilen heraus genommen, um andern zu einem schlechten Gebrauch zu dienen. Hier- durch wurde Veranlassung gegeben, an sehr viele von den Christen zu denken, welche zwar nicht aͤusserlich, aber doch innerlich Goͤtzen- diener Vom Himmel. diener sind, denn sie verehren sich selber und die Welt, und im Herzen laͤugnen sie den Herrn, welches Loos sie im andern Leben auch zu erwarten haben. 328. Daß die Kirche des Herrn auf dem ganzen Erdkreis zerstreut, also uͤberall ist, und daß alle diejenigen, welche in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach ihrer Religion gelebt ha- ben, zu dieser Kirche gehoͤren, und daß sich die Kirche, wo das Wort und dadurch der Herr bekannt ist, zu denen, so ausserhalb der Kirche sind, eben so verhalte, wie das Herz und die Lunge im Menschen, von welchen alle Eingeweide und Gliedmassen des Koͤrpers auf mancherley Weise nach Beschaffenheit der Ge- stalten, Lage und Verbindungen, ihr Leben haben, das lese man Num. 308. Von den Kindern im Himmel. 329. B ey manchen herrschet der Glaube, daß nur die Kinder, so innerhalb der Kirche, nicht aber die, so ausserhalb der Kirche gebo- ren sind, in den Himmel kaͤmen; sie geben diese Ursache vor, daß die Kinder, so inner- halb der Kirche geboren sind, getauft, und durch die Taufe dem Glauben der Kirche ein- verleibet waͤren: diejenigen aber wissen nicht, daß Vom Himmel. daß durch die Taufe bey keinem einzigen weder der Himmel noch der Glaube zu wege gebracht werde; denn die Taufe ist nur zum Zeichen und Merkmal, daß der Mensch muͤsse wieder- geboren werden, und daß der, so innerhalb der Kirche geboren ist, wiedergeboren werden koͤnne, weil allda das Wort vorhanden, worinnen das Goͤttliche Wahre befindlich ist, durch welches die Wiedergeburt geschiehet, und weil daselbst der Herr bekannt ist, von wel- chem die Wiedergeburt gewuͤrket wird. Sie sollen demnach wissen, daß jedwedes Kind, es mag, wo es immer wolle, es mag innerhalb der Kirche oder ausserhalb derselben, es mag von frommen oder von gottlosen Aeltern gebo- ren seyn, wenn es stirbt, von dem Herrn auf- genommen, und im Himmel erzogen, wie auch nach der goͤttlichen Ordnung unterrichtet, und zu den Neigungen zum Guten, und durch die- se zu den Erkaͤnntnissen des Wahren angewie- sen wird; daß es auch hernach, so wie es an Erkaͤnntnis und Weisheit zunimmt, in den Himmel eingefuͤhret, und ein Engel wird. Ein jeder, der vernuͤnftig denkt, kann einse- hen, daß keiner zur Hoͤlle, sondern alle zum Himmel geboren seyn; und daß der Mensch selber schuld daran sey, wenn er in die Hoͤlle kommt, daß hingegen die Kinder noch in kei- ner Schuld seyn koͤnnen. 330. Die Vom Himmel. 330. Die kleinen Kinder, welche sterben, Anmerkung des Uebersetzers. Der Verfasser hat in den himmlischen Ge- heimnissen, Num. 2290, allwo eben davon die Rede ist, noch hinzu geseßt: „Die Kin- der, welche kurz nach der Geburt sterben“ sind im andern Leben eben auch kleine Kinder, sie haben eben das kindliche Gemuͤth, eben die Unschuld in der Unwissenheit, und eben die Zartheit in allem, und stehen blos in den Zu- bereitungs Anfaͤngen, Engel zu werden, denn die Kinder sind noch keine Engel, sondern werden erst Engel: denn ein jeder, der aus der Welt geht, ist im gleichen Zustand seines Lebens, ein zartes Kind ist in dem Zustand der zarten Kindheit, ein erwachsenes Kind ist in dem Zustand eines erwachsenen Kindes, ein Juͤngling, Mann, oder Greis ist in dem Zu- stand eines Juͤnglings, Mannes und Greises, aber eines jeden Zustand wird nachgehends veraͤndert; hingegen der Zustand der kleinen Kinder uͤbertrift den Zustand der uͤbrigen in dem Stuͤcke, daß sie in der Unschuld sind, und daß das Boͤse noch nicht bey ihnen durch die Thaͤtigkeit des Lebens eingewurzelt ist; und die Unschuld ist so beschaffen, daß ihr alles Himm- lische kann eingepflanzt werden, den die Un- schuld nimmt das Wahre des Glaubens und das Gute der Liebe auf. 331. Der Sw. Sch. II. Th. C Vom Himmel. 331. Der Zustand der Kinder im andern Leben hat einen großen Vorzug vor dem Zu- stand der Kinder in der Welt, denn sie sind nicht mit dem irdischen Leib umgeben, sondern mit eben einem solchen, wie die Engel einen haben; der irdische Leib ist an sich selbst eine Last, er empfaͤngt die ersten Empfindungen und die ersten Bewegungen nicht von der in- nern oder geistlichen Welt, sondern von der aͤussern oder natuͤrlichen Welt, weswegen die kleinen Kinder in der Welt das Lauffen, die Bewegungen und das Reden erst lernen muͤs- sen, ja es muͤssen ihnen die Sinne, als das Sehen und Hoͤren, durch die mit ihnen vorge- nommene Uebung aufgethan werden; ein an- ders aber ist es mit den kleinen Kindern im andern Leben, diese, weil sie Geister sind, be- tragen sich gleichsobald nach ihrem Jnnern, sie gehen, ohne daß es ihnen gelehret wird, sie reden auch, aber zuerst aus den allgemeinen Neigungen, die noch nicht in Gedanken-Bil- der unterschieden sind, es waͤhret aber nicht lange, so fangen sie an, in diese zu kommen, und dieses darum, weil sich ihr Aeusseres zu dem Jnnern gleichartig verhaͤlt: daß das Re- den der Engel aus den durch die Gedanken- Bilder mannigfaltig veraͤnderten Neigungen fliesset, so, daß ihr Reden voͤllig mit den Ge- danken, so von der Neigung herruͤhren, uͤber- einstimmet, lese man Num. 234-245. 332. Die Vom Himmel. 332. Die Kinder werden, so bald sie auf- erwecket sind, welches gleich nach dem Tod ge- schiehet, in den Himmel aufgenommen, und den Engeln weiblichen Geschlechts, die bey ih- res Leibes Leben die Kinder zaͤrtlich geliebt, aber auch zugleich Gott geliebt haben, uͤber- geben; diese, weil sie in der Welt aus einer gleichsam muͤtterlichen Zaͤrtlichkeit alle Kinder lieb gehabt, nehmen sie, wie die ihrigen, auf, und die Kinder haben sie auch vermoͤge der ein- gepflanzten Zuneigung so lieb, wie ihre Muͤt- ter: bey einem jeden Engel weiblichen Ge- schlechts sind so viel Kinder, als so viel er der- selben, nach seinem geistlichen Trieb zu Kin- dern, verlanget. Dieser Himmel erscheinet vorwaͤrts aus der Gegend der Stirne, gerade in der Linie oder Gesichtsstrahl, wornach die Engel den Herrn sehen; die Lage dieses Him- mels ist darum daselbst, weil alle Kinder un- ter der unmittelbaren Vorsorge des Herrn ste- hen; auch fließt bey ihnen der Himmel der Unschuld ein, welches der dritte Himmel ist. 333. Die Kinder sind von verschiedener Art, einige sind von der Art, wie die geistli- chen Engel, einige von der Art, wie die himm- lischen Engel; die Kinder, so himmlischer Art sind, erscheinen in diesem Himmel zur Rechten, die aber geistlicher Art sind, erscheinen zur Lin- ken. Alle Kinder am Groͤßten Men- schen, welches der Himmel ist, befinden sich C 2 in Vom Himmel. in der Gegend der Augen, in der Gegend des linken Auges befinden sich die, so geistlicher Art sind, und in der Gegend des rechten Au- ges die, so himmlischer Art sind; und dieses aus der Ursache, weil der Herr den Engeln, die im geistlichen Reich sind, vor dem linken Aug, und denen, so sich im himmlischen Reich befinden, vor dem rechten Aug erscheinet, wie man oben Num. 118. nachlesen kann. Hier- aus, daß die Kinder in der Gegend der Augen am Groͤßten Menschen oder Himmel sind, erhellet eben auch, daß die Kinder unter der unmittelbaren Aufsicht und Vorsorge des Herrn stehen. 334. Nun will ich auch mit wenigen sagen, wie die Kinder im Himmel auferzogen werden: sie lernen von ihrer Auferzieherin reden; ihre erste Sprache ist nur der Ton der Neigung, welcher stufenweis, so wie bey ihnen die Ge- danken-Bilder kommen, deutlicher wird, denn die Gedanken-Bilder, so von den Neigungen herruͤhren, verursachen alles Reden der Engel, wovon man in seinem Artikel N. 234-245. nachlesen kann. Erstlich werden in ihre Nei- gungen, die alle von der Unschuld herkommen, solche Dinge, die vor den Augen erscheinen, und ergoͤtzend sind, eingefloͤßt; weil nun diese Dinge eines geistlichen Ursprungs sind, so flies- set in solche auch zugleich das Himmlische mit ein, wodurch das Jnnere der Kinder eroͤffnet wird; Vom Himmel. wird; und so werden sie von Tag zu Tag voll- kommener; wenn sie nun aus diesem ihrem er- sten Alter heraus sind, so werden sie in einen andern Himmel gebracht, allwo sie von Lehrern unterrichtet werden; und so weiter. 335. Die Kinder werden vornehmlich durch die ihrer Zuneigungs-Art gemaͤße Vorstellun- gen unterrichtet, welche so schoͤn, und zugleich so voll von innerer Weisheit sind, daß es einer nimmermehr glauben kann; auf diese Weise wird ihnen stufenweis die Erkaͤnntnis, bey welcher das Gute gleichsam die Seele ist, ein- gefloͤsset: es sey mir vergoͤnnt, hier zwey Vor- stellungen, die mir zu sehen gegeben wurden, und woraus man den Schluß auf das uͤbrige machen kann, zu erzaͤhlen. Erstlich stellten sie den aus dem Grab aufstehenden Herrn, und zugleich die Vereinigung Seines Menschlichen mit dem Goͤttlichen, vor, welches auf eine so Weisheitsvolle Art geschahe, daß es alle menschliche Weisheit uͤbersteigt, auch geschahe es zugleich auf eine unschuldige kindliche Wei- se: sie stellten auch das Gedanken-Bild von dem Grab, aber nicht zugleich das Gedanken- Bild vom Herrn, ausser nur entfernter Wei- se dergestalt vor, daß man es kaum merken konnte, daß der Herr damit gemeint sey, aus- ser nur gleichsam von weiten her, aus der Ur- sache, weil in dem Gedanken-Bild von einem Grabe etwas Eindruck von einer Leiche ist, wel- C 3 ches Vom Himmel. ches sie also entfernten: hernach liessen sie et- was Luftkreisliches, welches gleichwohl wie duͤnnes oder durchsichtiges Wasser aussahe, weislich ins Grab, wodurch sie eben auch auf eine schickliche entfernte Weise das geistliche Le- ben in der Taufe andeuteten. Nachgehends sahe ich von ihnen die Niederfahrt des Herrn zu den Gefangenen, und die Auffahrt mit den Gefangenen in den Himmel, vorstellen, und das geschahe von ihnen mit einer ungemeinen Klugheit und Froͤmmigkeit; und sie liessen, welches kindlich war, Anmerkung des Uebersetzers. Der Verfasser hat in den himmlischen Ge- heimnissen, Num. 2299, allwo er eben die- ses erzaͤhlt, diese Worte noch hinzu gesetzt: „da sie den Herrn bey den Gefangenen auf der untern Erde vorstellten,“ so liessen sie ꝛc. beynahe kaum sicht- bare, hoͤchst weiche und zarte Stricklein hin- unter, mit welchen sie den Herrn beym Auf- fahren in die Hoͤhe zogen; das geschahe im- mer in heiliger Befuͤrchtung, daß nicht das mindeste in der Vorstellung auf etwas anspie- le, worinnen das Geistlich Himmlische nicht enthalten waͤre. Ausser andern Vorstellun- gen, worinnen die Kinder sind, und wodurch sie in die Erkaͤnntnisse des Wahren und in die Neigungen zum Guten, als wie durch Spiele, so den Gemuͤthern der Kinder gemaͤß sind, ge- fuͤhret werden. 336. Wie Vom Himmel. 336. Wie ihr zarter Verstand beschaffen, das ist mir auch gezeigt worden; als ich das Gebet des Herrn betete, und sie alsdenn in die Bilder meines Denkens aus ihrem verstaͤndli- chen Theil einflossen, so wurde ich inne, daß ihr Einfluß so zaͤrtlich und gelinde war, daß er beynahe lauter sanftes Beruͤhren gewesen; und da bemerkte ich zugleich, daß ihr verstaͤnd- liches Theil bis zum Herrn eroͤffnet war, Anmerk. des Uebersetzers. Jn den himmlischen Geheimnissen, N. 2291. heißt es: „Da ich das Gebet des Hrn. betete, und sie alsdenn in die Bilder meines Denkens aus ihrem verstaͤndlichen Theil ein- flossen, welcher so zart war, daß sie kaum et- was mehreres, ausser den Sinn der Worte, faßten; so liessen sich aber dem ungeachtet ihre Begriffe in dieser Zartheit bis zum Herrn eroͤff- nen, das ist, sie wurden vom Herrn eroͤffnet.“ denn was sich von ihnen auf mich ergoß, war wie vom Herrn uͤberstroͤmt: der Herr fliesset auch in die Begriffe der Kinder zuvoͤrderst am innigsten ein, den sie sind noch nicht durch das mindeste, weder durch falsche Grundsaͤtze zum Aufnehmen des Wahren, noch durch ein boͤses Leben zum Aufnehmen des Guten, und also zum weise werden verschlossen, als wie es im Gegentheil bey Erwachsenen ist. Hieraus kann nun offenbar seyn, daß die Kinder nach dem Tod nicht gleich so bald in den englischen Zu- C 4 stand Vom Himmel. stand kommen, sondern daß sie erst nach und nach durch die Erkaͤnntnisse des Guten und Wahren, und dieses nach aller himmlischer Ordnung, hinein gefuͤhrt werden; denn der Herr weis von der Kinder Art auch das aller- geringste, weswegen sie nach allen und jeden Kleinigkeiten ihrer Neigung dazu gebracht wer- den, das Wahre des Guten und das Gute des Wahren anzunehmen. 337. Wie den Kindern durch das Liebliche und Ergoͤtzende, so ihrer Zuneigungsart ge- maͤß ist, alles moͤgliche beygebracht wird, das ist mir auch gezeigt worden; denn es wurde mir gegeben, Kinder zu sehen, die auf das anstaͤndigste angeputzt, um die Brust, und auch um ihre zarten Arme mit Blumenkraͤn- zen, die von den allerlieblichsten und von himm- lischen Farben glaͤnzten, geziert waren: einst- mals wurde mir auch gegeben, Kinder mit ih- ren Auferzieherinnen, zugleich mit Jungfern begleitet, in einem paradiesischen Garten, der nicht so wohl mit Baͤumen, als vielmehr mit in einander geschlungenen Lorberaͤsten, und al- so mit bedeckten Gaͤngen, wie auch mit Ein- gaͤngen, so inwendig hinein fuͤhrten, hoͤchst gezieret war, wie auch selbst die damals eben so angeputzte Kinder zu sehen, und wenn sie hineingiengen, so schimmerte das Blumenwerk uͤber dem Eingang aufs lieblichste heraus: hieraus kann nun offenbar seyn, was sie fuͤr Ergoͤ- Vom Himmel. Ergoͤtzungen haben, wie auch, daß sie durch an- muthige und angenehme Dinge in das Gute der Unschuld und Liebe, welche s Gute diesen ange- nehmen und anmuthigen Dingen bestaͤndig vom Herrn einverleibet wird, gefuͤhret werden. 338. Mir ist auch durch die im andern Leben gemeinschaftliche Art der Mittheilung gezeigt wor- den, wie die Denkbilder der Kinder, wenn sie einige Gegenstaͤnde sehen, beschaffen sind; sie wa- ren naͤmlich so, als wenn alles und jedes lebte; daher ist in allen und jeden Bildern ihres Den- kens Leben: und es wurde von mir bemerkt, daß die Kinder auf der Erde, wenn sie in ihrem Spie- len sind, eben die Denkbilder haben, denn sie ha- ben noch kein Nachdenken, als wie es die Er- wachsenen haben, es ist bey ihnen gleichsam et- was unbeseeltes. 339. Jch habe oben gesagt, daß die Kinder entweder himmlischer oder geistlicher Art sind; die himmlischer Art sind, die unterscheiden sich gar wohl von denen, so geistlicher Art sind; jene denken, reden, und betragen sich ganz sanft, so, daß an ihnen kaum etwas anders, als etwas fliessendes aus der Liebe zum Guten gegen den Herrn, und gegen andre Kinder, zu sehen ist; die aber geistlicher Art sind, die denken, reden und betragen sich nicht so sanft, sondern in allem und jedem, so bey ihnen besindlich ist, ist etwas gleichsam Fluͤgelschwingendes zu sehen; C 5 dieses Vom Himmel. dieses kann man auch von ihrem Unwillen Hiervon redet der Verfasser weiter unten Num. 343. ab- nehmen; das uͤbrige zu geschweigen. 340. Es koͤnnen viele in der Meinung ste- hen, die Kinder blieben im Himmel Kinder, und waͤren als Kinder unter den Engeln; die nun nicht wissen, was eigentlich ein Engel ist, die haben sich auch wohl in dieser Meinung durch die Bilder, die man hie und da in den Tempeln antrift, allwo die Engel als wie Kinder vorgestellt werden, be- staͤrken koͤnnen: allein, die Sache verhaͤlt sich ganz anders; Erkaͤnntnis und Weisheit machen einen Engel aus, so lange nun die Kinder diese noch nicht haben, so sind sie zwar bey den Engeln, aber sie sind noch keine Engel; wenn sie aber Er- kaͤnntnis haben und weise sind, alsdenn werden sie erst Engel: ja, woruͤber ich mich verwunderte, alsdenn sehen sie nicht wie Kinder, sondern wie Erwachsene aus; denn sodann sind sie nicht mehr von kindlicher, sondern von englischer mehr er- wachsener Art; dieses bringt die Erkaͤnntnis und Weisheit mit sich. Daß die Kinder, so wie sie an Erkaͤnntnis und Weisheit vollkommener wer- den, als wie groͤßer, ja wie Erwachsene und wie Juͤnglinge aussehen, ist die Ursache, weil Er- kaͤnntnis und Weisheit unmittelbar die geistliche Nah- Vom Himmel. Nahrung ist; Anmerkung des Uebersetzers. Der Verfasser weiset hier auf Num. 4792 in den himmlischen Geheimnissen; allda heißt es: „Die Speise und Nahrung hat eine Uebereinstimmung mit der geistlichen Speise und Nahrung: die geistliche Speise ist das Wissen, das Erkennen und die Weisheit; denn davon leben die Geister und Engel, und davon naͤhren sie sich auch. Und welches wunderbar, sie erwachsen auch von dieser Speise.“ Er weiset auch auf Num 681, allwo es heißt: „Was die geistliche und himmlische Speise sey, das kann man am besten im andern Leben wis- sen; das Leben der Engel und Geister wird nicht etwa durch einige Speise, wie sie in der Welt ist, unterhalten, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde des Herrn gehet, wie der Herr selbst lehret Matth. 4, 4. was dahero ihre Gemuͤther naͤh- ret, das naͤhret auch ihre Leiber, und dieses ge- schiehet vermoͤge der Uebereinstimmung, denn die Gestalt des Leibes ist nichts anders, als die aͤus- serliche Gestalt des Jnnern. Es ist zu wissen, daß die Kinder im Himmel nicht weiter, als bis an das erste Jugendalter kommen, und allda in Ewigkeit stehen bleiben. Damit ich dieses fuͤr gewiß wissen moͤchte, daß dem also sey, so wurde mir gegeben, mit einigen, die als Kinder im Him- mel auferzogen worden, und allda erwachsen sind, auch Vom Himmel. auch mit einigen, wenn sie noch Kinder waren, und hernach mit eben denselben, wenn sie Juͤng- linge geworden, zu reden; und da habe ich von ihnen ihren Lauf des Lebens von einem Alter zum andern vernommen. 341. Daß die Unschuld die Aufnehmerin al- ler Dinge des Himmels, und daß also die Un- schuld der Kinder die Grundlage von allen Nei- gungen zum Guten und Wahren sey, das kann aus dem offenbar seyn, was ich kurz vorher Num. 276-283 von der Unschuld der Engel im Him- mel gezeigt habe, daß naͤmlich dieses die Unschuld sey, sich vom Herrn, aber nicht von sich selber suͤhren lassen wollen; daß folglich der Mensch nur in so viel in der Unschuld sey, in so viel er von seiner Eigenheit entfernt ist; und in so viel einer von seiner Eigenheit entfernt ist, in so viel befindet er sich in dem Eigenen des Herrn; das Eigene des Herrn ist das, was man die Gerech- tigkeit und das Verdienst des Herrn nennet. Allein die Unschuld der Kinder ist keine aͤchte Un- schuld, weil sie noch ohne Weisheit ist; die aͤchte oder wahre Unschuld ist die Weisheit, denn in so viel einer weise ist, in so viel will er gerne vom Herrn gefuͤhret seyn, oder welches einerley ist, in so viel er vom Herrn gefuͤhret wird, in so viel ist er weise. Die Kinder werden demnach von der aͤussern Unschuld, in der sie anfangs sind, und die man die Kindheits Unschuld nennet, zu der in- nern Unschuld gebracht, welches die Weisheits Unschuld Vom Himmel. Unschuld ist; diese Unschuld ist der Endzweck von allem ihren Unterricht und Fortgang; wenn sie dahero zu der Weisheits Unschuld kommen, so- dann wird mit ihnen die Kindheits Unschuld, die ihnen inzwischen zur Grundlage gedienet hatte, verbunden. Es wurde mir vorgestellt, wie die Unschuld der Kinder beschaffen, naͤmlich durch etwas Hoͤlzernes, so fast leblos war, welches lebendig wird, so wie sie durch die Erkaͤnntnisse des Wahren und durch die Neigungen zum Gu- ten vollkommen gemacht werden; und hernach wurde vorgestellt, wie die aͤchte Unschuld beschaf- fen, naͤmlich durch ein uͤberaus schoͤnes Kind, so lauter Leben und nackend war: denn selbst die Unschuldigen, welche im innersten Himmel, und also dem Herrn am naͤchsten sind, erscheinen vor den Augen der andern Engel nicht anders, als wie Kinder, und einige nackend, denn die Un- schuld wird durch die Bloͤße, deren sie sich nicht schaͤmen, vorgestellt; als wie von dem ersten Menschen und seinem Weibe im Paradiese 1. B. Mos. 2, v. 25 gelesen wird; weswegen diese, da der Zustand ihrer Unschuld verloren gegangen, sich der Bloͤße schaͤmten und sich versteckten, Cap. 3, 7. 10. 11. Mit einem Wort, je weiser die En- gel sind, desto unschuldiger sind sie, und je un- schuldiger sie sind, desto mehr kommen sie sich wie Kinder vor; daher kommt es nun, daß die Kind- heit in dem Wort die Unschuld bedeutet, man lese Num. 278. 342. Jch Vom Himmel. 342. Jch habe mit den Engeln von den Kin- dern geredet, ob sie naͤmlich rein vom Boͤsen waͤ- ren, weil sie kein thaͤtiges Boͤse haͤtten, wie es im Gegentheil bey dem Erwachsenen ist; es wurde mir aber gesagt, sie befaͤnden sich eben so wohl im Boͤsen, ja, sie waͤren eben auch nichts als Boͤ- ses; aber sie wuͤrden, so wie alle Engel, vom Boͤsen abgezogen, und vom Herrn in dem Gu- ten gehalten, so gar, daß es ihnen vorkaͤme, als ob sie aus sich selber in dem Guten waͤren: wes- wegen auch die Kinder, nachdem sie im Himmel er- wachsen sind, damit sie sich keine falsche Einbildung von sich machen, als kaͤme das Gute bey ihnen aus ihnen selber, aber nicht aus dem Herrn, bisweilen in ihr angeerbtes Boͤse versetzt, und darinnen so lange gelassen werden, bis sie wissen, erkennen, und glauben, daß sich die Sache so verhalte. Jn eben der Einbildung stunde auch ein gewisser, der als ein Kind gestorben, aber im Himmel erwachsen war, er war eines gewissen Koͤnigs Sohn, daher wurde er in das ihm an- geborne boͤse Leben gelassen, und sodann bemerkte ich aus der Sphaͤre oder dem Umkreis seines Le- bens, daß er ein Gemuͤth hatte, uber andre zu herrschen, und daß er die Hurerey fuͤr nichts ach- tete, welches Boͤse ihm also von den Aeltern an- geerbt war: nachdem er aber erkannt hatte, daß er so beschaffen, so wurde er wieder unter die En- gel, worunter er zuvor gewesen, aufgenommen. Nimmermehr hat einer im andern Leben wegen des angeerbten Boͤsen Strafe auszustehen, dar- um, Vom Himmel. um, weil es nicht sein selbst eignes ist, er also nicht schuld daran ist, daß er so beschaffen; son- dern er wird wegen des thaͤtigen Boͤsen gestraft, welches sein selbst eignes ist, also, in so viel er sich von dem angeerbten Boͤsen durch die Thaͤtig- keit des Lebens zu eigen gemacht hat. Daß die Kinder, wenn sie erwachsen sind, in den Zustand ihres angeerbten Boͤsen eingelassen werden, das geschiehet nicht deswegen, daß sie Strafe leiden sollen, sondern darum, damit, sie wissen moͤgen, daß sie von sich selber nichts als Boͤses seyn, und daß sie der Herr vermoͤge Seiner Barmherzig- keit von der bey ihnen befindlichen Hoͤlle weg, und in den Himmel aufnimmt, wie auch daß sie nicht aus ihrem eigenen Verdienst, sondern durch den Herrn, im Himmel sind; ferner, damit sie sich nicht des bey ihnen befindlichen Guten bey andern ruͤh- men moͤchten, denn dieses ist wider das Gute der wechselsweisen Liebe, so wie es auch wider das Wahre des Glaubens laͤuft. 343. Vielmals, wenn etliche Kinder, und zwar, da sie noch ganz und gar kindlich waren, zusammen in Choͤren bey mir gewesen sind, so sind sie von mir wie etwas zartes unordentliches vernommen worden, so, daß sie noch nicht wie Eins ausmachten, als wie nachgehends, wenn sie mehr erwachsen sind; und es konnten sich, wor- uͤber ich mich verwunderte, die Geister, so bey mir waren, nicht enthalten, diese Kinder zu leiten, naͤmlich zum Reden zu bringen; ein solcher Eifer ist Vom Himmel. ist den Geistern eingepflanzt; es wurde aber von mir oftmals bemerkt, daß die Kinder widerstreb- ten, und nicht so reden wollten; das Weigern und Widerstreben, so mit einem gewissen Schein des Unwillens verknuͤpft war, bin ich oͤfters inne geworden; und wenn ihnen einige Gelegenheit zu reden gegeben wurde, sagten sie nur: es ist nicht so: ich bin belehret worden, daß die Kinder Anmerkungen des Uebersetzers. Der Verfasser hat in den himmlischen Ge- heimnissen, Num. 2294, allwo er eben die- ses sagt, noch hinzugesetzt: im andern Leben. so versucht wuͤrden, damit sie sich gewoͤhnen lern- ten und anfangen moͤchten, nicht nur dem Boͤsen und Falschen zu widerstehen, sondern auch darum, damit sie nicht aus dem Munde eines andern den- ken, reden, und handeln, und sich aiso von kei- nem andern, als vom Herrn allein, fuͤhren las- sen moͤchten. Jn den himmlischen Geheimnissen, N. 2293 heißt es also: „Vor allen Dingen wer- den die Kinder dahin angewiesen, das sie kei- nen andern Vater wissen und hernach erken- nen, als nur allein den Herrn, und daß sie von Jhm allein das Leben haben. „Dieses ist, geneigter Leser! eine goͤttl. Wahrheit: denn der Herr Jesus sagte zu Philippo: Philippe, wer Mich siehet, der siehet den Vater. Wie sprichst du denn, zeige uns den Vater? Joh. 14, v. 7. 8. 9. 10. 344. Aus Vom Himmel. 344. Aus dem, was ich bereits angefuͤhret habe, kann nun offenbar seyn, wie die Erziehung der Kinder im Himmel beschaffen ist, daß sie naͤm- lich durch die Erkaͤnntnis des Wahren und durch die Weisheit des Guten in das englische Leben, welches die Liebe zum Herrn und die wechsels- weise Liebe ist, in denen sich die Unschuld befindet, gefuhret werden. Wie aber die Erziehung der Kinder auf Erden bey sehr vielen das Gegentheil ist, das kann aus diesem Exempel erhellen; ich war einmal auf der Gasse in einer grossen Stadt, und sahe Knaͤbchen sich mit einander schlagen, ein Haufen Volk kam herbey geronnen, so dieses mit grossen Vergnuͤgen mit ansahe, und mir wurde gesagt, daß selbst die Aeltern diese Knaͤbchen als ihre Kinder zu einem solchen Balgen anreitzten: die guten Geister und die Engel, welche dieses vermittelst meiner Augen sahen, hatten einen sol- chen Abscheu dafuͤr, daß ich ein Grauen empfand, und hauptsaͤchlich daruͤber, daß die Aeltern solche zu dergleichen anreitzten; und sie sagten, daß auf diese Weise die Aeltern bey ihren Kindern gleich in dem ersten Alter alle wechselsweise Liebe, und alle Unschuld, die die Kinder vom Herrn haͤtten, ausloͤschten, und sie bey Zeiten zu Haß und Rache anfuͤhrten: foglich ihre Kinder mit al- lem Fleis vom Himmel, wo lauter wechselsweise Liebe ist, ausschloͤßen. Es moͤgen sich demnach Aeltern, die ihren Kindern wohl wollen, fuͤr dergleichen huͤten. Sw. Sch. II. Th. D 345. Vom Himmel. 345. Was zwischen denen, die als Kinder, und zwischen denen, so als Erwachsene sterben, fuͤr ein Unterschied ist, soll nun auch gesagt wer- den: die als Erwachsene sterben, die haben eine von der irdischen und materiellen Welt an sich ge- nommene Grundlage, und nehmen solche mit sich; diese Grundlage ist ihr Gedaͤchtnis und ihre na- tuͤrlich leibliche Neigung; dieses bleibt feste ste- hen, und ruhet alsdenn; Anmerkungen des Uebersetzers. Weiter unten in dem Abschnitt von der Gei- sterwelt Num. 461 heißt es: Wenn der Mensch von einem Leben ins andre uͤbergeht, so nimmt er auch sein natuͤrliches Gedaͤchtnis mit sich, aber die natuͤrlichen Vorwuͤrfe oder Dinge, die darinnen sind, die ru- hen, als wie es bey einem Menschen ist, wenn er nicht darauf denket, die Ursache, daß sie ruhen, ist diese, weil sie in der geistlichen Welt nicht wieder hervorgebracht werden koͤnnen, sondern es werden nur, wie es Num. 463 heißt, die geistlichen Dinge, so den na- tuͤrlichen durch die Uebereinstimmun- gen mit beygefuͤgt sind, hervorgebracht. Das aͤussere natuͤrliche Gedaͤchtnis (von dem innern geistlichen Gedaͤchtnis lese man in eben dieser Nummer) dienet demnach, in so viel die darinnen befindliche Dinge anbetrift, so von dem Materiellen, wie auch von der Zeit und dennoch aber dienet es Vom Himmel. es ihrem Denken nach dem Tod zur aͤussern Grund- lage, Man lese weiter unten in dem Abschnitt von der Geisterwelt Num. 480; allda heißt es: Der Mensch kann nach dem Tod nicht mehr, wie in der Welt, durch Unterweisung anders gemacht werden, weil die aͤussere Grundlage, die aus natuͤrlichen Erkaͤn̄tnissen und Neigungen besteht, alsdenn ruhet, und nicht eroͤffnet werden kann, weil sie nicht geistlich ist; auf dieser Grund- lage aber ruhet das Jnnere, so zum Ge- muͤthe gehoͤret, als wie ein Haus auf sei- nem Grund; daher kommts, daß der Mensch in Ewigkeit so bleibt, wie sein Leben, in An- sehung der Liebe, in der Welt gewesen. denn darein fließt das Denken: wie da- her diese Grundlage beschaffen ist, und wie der vernuͤnftige Theil mit den Dingen, so darin- nen befindlich sind, uͤbereinstimmet, also ist auch der Mensch nach dem Tode. Die Kinder aber, die als kleine Kinder gestorben und im Himmel erzogen worden, haben keine solche Grund- lage, sondern bey ihnen ist eine natuͤrlich geistliche Grundlage, weil sie nichts von der materiellen Welt, auch nichts vom ir- D 2 dischen und Raum an sich haben, dem Geist nicht zu dem Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedie- net hatte, sondern es ruhet, und nur dasje- nige kommt zum Gebrauch, was der Mensch vermittelst desselben in der Welt gefas- set, und solches venuͤnftig gemacht hat. Vom Himmel. dischen Leib an sich haben, dahero koͤnnen sie nicht in so groben Neigungen, noch in dergleichen dar- aus herruͤhrenden Gedanken seyn; denn alles, was sie haben, haben sie von dem Himmel an sich. Ueberdieses wissen die Kinder nicht, daß sie in der Welt geboren sind, deswegen glauben sie auch, sie waͤren im Himmel geboren; daher wissen sie auch von keiner andern, als geistlichen Ge- burt, als welche durch die Erkaͤnnisse des Guten und Wahren, und durch Verstand und Weisheit, wodurch der Mensch eigentlich ein Mensch ist, ge- schiehet; weil diese Dinge vom Herrn sind, so geben sie Beyfall und belustigen sich, daß sie le- diglich des Herrn sind. Dem ungeachtet kann der Zustand der Menschen, die auf Erden heran- wachsen, eben so, wie der Zustand der Kinder, so im Himmel erwachsen, vollkommen werden, wenn sie die beyderley leibliche und irdische Liebe, naͤmlich die Selbstliebe und die Liebe zur Welt, von sich entfer- nen, und statt derselben die geistl. Liebe annehmen. Von den Weisen und Einfaͤltigen im Himmel. 346. M an glaubt, die Weisen wuͤrden im Him- mel herrlicher und erhabener seyn, als die Ein- faͤltigen, weil es beym Daniel heißt: „Deren Verstand in Erkaͤnntnis ist, die werden glaͤnzen, wie der Glanz des ausgebreiteten Himmels; und die viele zur Gerechtigkeit weisen, Vom Himmel. weisen, wie die Sterne immer und ewig- lich, So heißt es eigentlich nach der Grundsprache. Cap. 12, v. 3; allein die wenigsten wissen, welche es es eigentlich sind, so durch die Erkaͤnntnißvolle, und durch die zur Gerech- tigkeit anfuͤhrende verstanden werden: die ge- meinen Leute glauben, die waͤren es, so Gestudirte und Gelehrte hiessen, vornehmlich die, so in der Kirche gelehret und in Ansehung des Lehrens und Predigens Vorzuͤge gehabt, und wohl gar diejeni- gen, welche viele zum Glauben gekehret haͤtten: alle die haͤlt man in der Welt fuͤr Erkaͤnntnisvolle, dem ungeachtet aber sind sie es nicht im Himmel, von denen jene Worte gesagt werden, wofern ihre Erkaͤnntnis nicht eine himmlische Erkaͤnntnis ist; wie diese beschaffen, soll nun im folgenden gemel- det werden. 347. Die himmlische Erkaͤnntnis, ist eine in- nere Erkaͤnntnis, die aus der Liebe zum Wahren herkommt, nicht wegen einiges Ruhms in der Welt, auch nicht wegen einiger Herrlichkeit im Himmel, sondern wegen der Wahrheit an und fuͤr sich selbst, von welcher man gereitzt und in- nigst ergoͤtzt wird; die von der Wahrheit an und fuͤr sich selbst gereitzt und ergoͤtzet werden, die wer- den vom Lichte des Himmels gereitzt und ergoͤtzet, und die vom Lichte des Himmels gereitzt und er- goͤtzt werden, die werden auch vom Goͤttlichen D 3 Wahren Vom Himmel. Wahren gereitz und ergoͤtzet; ja vom Herrn Selbst, denn das Licht des Himmels ist das Goͤttliche Wahre, und das Goͤttliche Wahre ist der Herr im Himmel, man lese Num. 126-140. Dieses Licht kommt lediglich in das Jnnere des Gemuͤths, denn das Jnnere des Gemuͤths ist da, zu gebildet, dieses Licht aufzunehmen, und so, wie es hinein kommt, so reitzet und ergoͤtzet es auch, denn was aus dem Himmel einfließt und aufge- nommen wird, darinnen ist auch Lust und An- muth; hieraus kommt eben die aͤchte Zuneigung zur Wahrheit, welches eine Neigung zur Wahr- heit ist um der Wahrheit willen: die nun diese Zuneigung, oder welches einerley ist, diese Liebe zur selbigen haben, die sind es, so in himmli- scher Erkaͤnntnis sind, und die im Him- mel glaͤnzen wie der Glanz an dem ausge- breiteten Himmel; daß sie glaͤnzen, ist dar- um, weil das Goͤttliche Wahre, es mag im Him- mel seyn wo es will, leuchtet, man lese N. 132; und die Ausbreitung des Himmels bedeutet vermoͤge der Uebereinstimmung dasjenige in- nere verstaͤndliche Theil so wohl bey den Engeln, als bey den Menschen, welches im Lichte des Himmels ist. Die aber in der Liebe zum Wahren sind, entweder wegen des Ruhms in der Welt, oder wegen der Herrlichkeit im Himmel, die koͤnnen nicht im Himmel leuchten, weil sie nicht vom Lichte des Himmels unmittelbar, son- dern vom Lichte der Welt gereitzt und ergoͤtzt wer- den, und dieses Licht ist ohne jenes im Himmel lauter Vom Himmel. lauter Finsternis; Anmerkung des Verfassers. Das Licht der Welt ist fuͤr den aͤusserlichen Men- schen, das Licht des Himmels fuͤr den innern, man lese in den himmlischen Geheimnissen Num. 3222. 3223. Das Licht des Himmels fliesset in das natuͤrliche Licht, und der natuͤr- liche Mensch ist nur um so viel weise, um so viel er vom Lichte des Himmels aufnimmt, N. 4302. 4408. Aus dem Lichte der Welt, so das natuͤrliche Licht heißt, kann das, was im Lichte des Himmels ist, nicht gesehen werden, Num. 9754. Die dahero blos allein in dem Lichte der Welt stehen, die begreifen dasjenige nicht, was im Lichte des Himmels ist, Num. 3108. Das Licht der Welt ist den Engeln Finsternis, Num. 1521. 1783. 1880. denn auf solche Art hat der Ruhm um ihrer selbst willen, weil er der Endzweck ist, weswegen es geschieht, die Oberherrschaft, und wenn dieser Ruhm der Endzweck ist, sodann ist es dem Menschen hauptsaͤchlich nur um sein selbst willen zu thun, und die zu seinem Ruhm dienende Wahrheiten siehet er nur als Mittel zum Endzweck, und wie Dienstbarkeiten, an; denn wer die goͤttliche Wahrheiten blos deswegen liebt, daß er Ruhm davon haben will, der siehet in den goͤttlichen Wahrheiten sich selbst, aber nicht den Herrn, daher wendet er sein Sehen, welches dem Verstand und dem Glauben zukommt, vom D 4 Him- Vom Himmel. Himmel zur Welt, und vom Herrn zu sich sel- ber; daher kommt es, das diejenigen nur im Lichte der Welt, keinesweges aber im Lichte des Him- mels sind. Diese scheinen zwar ihrer aͤusserlichen Gestalt nach, und also vor andern Leuten eben so Erkaͤnntnisvolle und Gelehrte zu seyn, wie die, so im Lichte des Himmels sind, und zwar aus der Ursache, weil sie eben so, ja bisweilen dem aͤus- serlichen Schein nach noch weislicher reden, weil sie von ihrer Eigenliebe angefeuert sind, und dar- auf ausgelernt haben, himmlische Zuneigungen nachzuluͤgen, gleichwohl aber sind sie in ihrer in- nern Gestalt, worinnen sie vor den Engeln er- scheinen, ganz anders beschaffen. Hieraus kann einigermaßen ersehen werden, welche es sind, so durch die Erkaͤnntnisvolle, die im Him- mel leuchten sollen, wie der Glanz an dem aus- gebreiteten Himmel, verstanden werden: aber, welche es sind, so man durch die viele zur Gerechtigkeit anweisende, die wie die Sterne leuchten sollen, verstehet, das soll nun gesagt werden. 348. Durch die viele zur Gerech- tigkeit anweisende werden diejenigen verstanden, welche weise sind, und die heis- sen im Himmel weise, die sich in dem Guten be- finden, und diejenigen daselbst sind in dem Guten, welche die goͤttliche Wahrheiten gleichsobald ins Leben einlassen, denn wenn das Goͤttliche Wahre zum Leben wird, so wird es das Gute, denn es wird Vom Himmel. wird dem Willen und der Liebe eigen, und was dem Willen und der Liebe eigen ist, das heisset das Gute; diese sind es nun, so weise genennet wer- den, denn die Weisheit ist dem Leben eigen; die aber die goͤttliche Wahrheiten nicht alsbald ins Le- ben, sondern erst ins Gedaͤchtnis eingehen lassen, sie hernach aus diesem heraus holen und dann be- leben, die werden Erkaͤnntnisvolle ge- nennet: wie, und wie sehr diese und jene in den Himmeln von einander unterschieden sind, das kann in dem Artikel, wo von den zwey Reichen des-Himmels, naͤmlich von dem himmlischen und geistlichen Reich gehandelt worden, Num. 20-28, wie auch in dem Artikel von den drey Himmeln Num. 29-40 nachgelesen werden. Din im himmlischen Reich des Herrn, und daher im dritten oder innersten Himmel sind, die heissen Gerechte, daher, weil sie sich keiner Gerechtigkeit anmassen, sondern alle Gerechtigkeit dem Herrn zueignen, die Gerechtigkeit des Herrn im Himmel ist das vom Herrn ausfliessende Gu- te; Anmerkung des Verfassers. Das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn ist das Gute, welches im Himmel regieret, man lese in den himmlischen Geheimnissen N. 9486. 9986. Ein Gerechter und Gerechtfer- tigter ist der, dem das Verdienst und die Ge- rechtig- diese werden dahero allhier durch die zur Gerechtigkeit anweisende ver- standen; D 5 Vom Himmel. standen; diese sind es auch, von welchen der Herr spricht, „Die Gerechten werden leuchten, wie die Sonne in meines Va- ters Reich,“ Matth. 13, 43: daß sie glaͤnzen wie die Sonne, ist darum, weil sie in der Liebe zum Herrn aus dem Herrn sind, und durch die Sonne wird diese Liebe verstanden, man lese oben Num. 116.-125; auch das Licht bey ihnen ist flammend, und ihre Gedanken-Bilder haben vom flammenden an sich, weil sie das Gute der Liebe unmittelbar vom Herrn, als der Sonne im Himmel, aufnehmen. 349. Alle diejenigen, welche sich in der Welt mit Erkaͤnntnis und mit Weisheit bereichert ha- ben, sind im Himmel angenehm, und werden En- gel, und zwar ein jeder nach Beschaffenheit und Groͤsse der Erkaͤnntnis und Weisheit: denn wo- mit sich der Mensch in der Welt bereichert, das bleibt ihm, und er nimmt es nach dem Tod mit sich, und wird auch, aber nur in dem Grad, in welchem seine Zuneigung und Verlangen zum Guten und Wahren steht, nicht aber unter die- sem Grad, vermehret und noch mehr angefuͤllt; die wenig Zuneigung und Verlangen gehabt ha- ben, die empfangen wenig, dennoch aber so viel, als rechtigkeit des Herrn zugeeignet wird; und ein Ungerechter ist ein solcher, der sich selbst ei- gene Gerechtigkeit und selbst eigenes Verdienst zuschreibet. Vom Himmel. als sie in diesem Grad aufnehmen koͤnnen; die aber viel Zuneigung und Verlangen gehabt ha- ben, die empfangen viel; selbst der Grad der Zuneigung und des Verlangens verhaͤlt sich wie ein Maas, wo hinzu gethan wird, bis es voll ist; der bekommt demnach mehr, der ein grosses Maas hat, und der weniger, der ein kleines hat: daß sich die Sache so verhalte, ist die Ursache, weil die Liebe, von welcher die Zuneigung und das Verlangen herruͤhret, alles das empfaͤngt, was ihr zukommt, um so groß daher die Liebe ist, in so viel empfaͤngt sie. Dieses wird durch die Worte des Herrn verstanden, „Wer da hat, dem wird gegeben werden, daß er die Fuͤlle habe,“ Matth. 13, 12. Cap. 25, 29. Ein voll gedruͤckt, geruͤttelt und uͤberfluͤßig Maas wird man in euren Schoos geben,“ Luc. 6, 38. 350. Alle diejenigen, welche das Wahre und das Gute um des Wahren und Guten willen geliebet haben, werden in den Himmel aufge- nommen; die demnach dessen viel geliebet haben, die sind es, so Weise genennet werden; die aber dessen wenig geliebet haben, die heissen Einfaͤltige; die Weisen im Himmel haben vieles Licht, aber die Einfaͤltigen im Himmel ha- ben weniger Licht; ein jeder hat Licht nach dem Grad seiner Liebe zum Guten und Wahren. Das Wahre und Gute lieben, um des Wahren und Guten willen, heißt, es wollen und thun, denn die es wollen und thun, die lieben es, die Vom Himmel. die es aber nicht wollen und thun, die lieben es nicht: jene sind es auch, die den Herrn lieben, und vom Herrn geliebet werden, weil das Gute und Wahre vom Herrn ist, und weil es vom Herrn ist so ist auch in ihnen, naͤmlich in dem bey ihnen befindlichen Guten und Wahren, der Herr; mithin ist Er auch bey denen, welche das Wahre und Gute in ihrem Leben durch das Wol- len und Thun aufnehmen. Auch ist der Mensch in sich betrachtet weiter nichts, als sein Gutes und Wahres, weil das Gute seinen Willen und das Wahre seinen Verstand ausmacht, und der Mensch ist so, wie sein Wille und Verstand be- schaffen; hieraus erhellet, daß der Mensch nur um so viel vom Herrn geliebet wird, in so viel sein Wille von dem Guten, und sein Verstand von dem Wahren gebildet ist. Vom Herrn geliebet werden, heißt, den Herrn hinwiederum lieben, denn die Liebe verhaͤlt sich wechselsweise, weil der Herr den, der von Jhm geliebet wird, begnadigt, daß er liebet. 351, Die Welt glaubt, diejenigen, welche viel wuͤßten, es mag nun aus den Lehren der Kirche und aus dem Wort, oder aber aus Wis- senschaften seyn, saͤhen die Wahrheiten inniger und schaͤrfer ein, verstuͤnden also mehr, und waͤ- ren weiser, als andre; ja, sie selbst sind von eben solcher Einbildung eingenommen; allein, was ei- gentlich die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit, und was hingegen die unaͤchte, und falsche sey, soll nun im folgenden gesagt werden: Die Vom Himmel. Die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit ist: sehen und empfinden, was wahr und gut, und was daher falsch und boͤse ist, und es wohl von einander unterscheiden, und das aus einem innern Anschauen und innern Em- pfindung. Bey einem jeden Menschen ist ein Jnneres und Aeusseres, das Jnnere ist das, was den innern oder geistlichen Menschen aus- macht, das Aeussere aber, was dem aͤussern oder natuͤrlichen, Menschen zukommt; so wie nun das Jnnere gebildet ist, und mit dem Aeussern Eins ausmacht, also siehet und empfindet auch der Mensch. Das Jnnere des Menschen kann sonst nirgends, als in dem Himmel gebildet werden, das Aeussere aber wird in der Welt gebildet; wenn das Jnnere im Himmel gebildet worden, sodann fliessen die im Jnnern befindlichen Dinge in das von der Welt herruͤhrende Aeussere, und bilden es zur Uebereinstimmung, das ist, damit sie mit ihm Eins ausmachen; wenn dieses gesche- hen ist, so siehet und empfindet der Mensch von innen. Daß das Jnnere gebildet werde, ist das einzige Mittel dieses, daß der Mensch auf das Goͤttliche und auf den Himmel sehe, denn das Jnnere, wie gesagt, wird im Himmel gebildet; und sodann siehet der Mensch auf das Goͤttliche, wenn er an das Goͤttliche glaubt, und den Glauben hat, daß von Jhm alles Wahre und Gute, mithin alle Erkaͤnntnis und Weisheit kommt; und alsdenn glaubt er an das Goͤtt- liche, wenn er von dem Goͤttlichen will ge- fuͤhret Vom Himmel. fuͤhret seyn: also, und nicht anders wird das Jn- nere des Menschen eroͤffnet. Ein Mensch der diesen Glauben hat, und nach diesem Glauben lebt, der ist in der Kraft und in dem Vermoͤgen Erkaͤnntnisvoll oder verstaͤndlich und weise zu werden: um aber Erkoͤnntnisvoll und weise zu werden, muß er viele Dinge, nicht nur die, so den Himmel, sondern auch die, so die Welt an- betreffen, erlernen, die zum Himmel gehoͤren, die muß er aus dem Wort und von der Kirche lernen, und die zur Welt gehoͤren, aus den Wis- senschaften; in so viel nun der Mensch erlernet und in so viel er solches aufs Leben anwendet, in so viel wird er Erkaͤnntnisvoll und weise, denn in so viel wird das innere Sehen, das seinem Verstand zukommt, und die innere Zuneigung, die seinem Willen eigen ist, vollkommen. Die Einfaͤltigen sind von der Art, daß ihnen das Jnnere eroͤffnet, aber nicht also durch die geist- lichen, moralischen, buͤrgerlichen und natuͤr- lichen Wahrheiten ausgezieret ist, diese em- pfinden das Wahre, wenn sie es hoͤren, aber sie sehen es nicht in sich; die Weisen hingegen sind von der Art, daß ihnen das Jnnere nicht nur eroͤffnet, sondern auch ausgezieret ist, diese sehen das Wahre in sich und empfinden es auch. Hieraus erhellet, was die wahre Er- kaͤnntnis und Weisheit sey. 352. Die unaͤchte Erkaͤnntnis und Weisheit ist: nicht von innen sehen noch empfinden, Vom Himmel. empfinden, was wahr und gut, und daher falsch und boͤse sey, sondern blos in der Einbildung ste- hen, was andre sagten, sey wahr und gut, oder falsch und boͤse, und solches hernach mit helsen bekraͤftigen; diese, weil sie das Wahre nicht aus dem Wahren, sondern aus dem Munde eines an- dern sehen, koͤnnen eben so wohl das Falsche als das Wahre erwischen, es auch wohl glauben, und es wohl gar so lange bekraͤftigen, bis es endlich wie Wahrheit zu seyn scheinet; denn was bekraͤf- tigt wird, das nimmt den Anschein der Wahrheit an sich; und es ist nichts vorhanden, das nicht bekraͤftigt werden koͤnnte: deren ihr Jnners ist sonst nicht, als nur von unten eroͤffnet, ihr Aeus- seres aber ist so weit, als sie sich bestaͤrkt haben, aufgethan; weswegen das Licht, woraus sie se- hen, nicht das Licht des Himmels, sondern das Licht der Welt ist, so man das natuͤrliche Licht nennet; denn in diesem Lichte koͤnnen die Falsch- heiten wie Wahrheiten leuchten, ja wohl gar, wenn sie bekraͤftigt werden, schimmern, aber nicht in dem Lichte des Himmels. Von dieser Art sind nun die, so weniger Erkaͤnntnis haben, und we- niger weise sind, die sich also sehr bestaͤrkt, hin- gegen die mehr Erkaͤnntnis haben, und weise sind, sind solche, die sich wenig bestaͤrkt haben. Hier- aus erhellet, was die unaͤchte Erkaͤnntnis und Weisheit sey. Allein von solcher Art sind dieje- nigen nicht, welche wohl in der Kindheit dafuͤr gehalten, das, was sie von den Lehrern gehoͤret, sey wahr, wenn sie aber in der Jugend, da sie aus Vom Himmel. aus ihrem eignen Verstand denken, nicht daran haͤngen bleiben, sondern nach dem Wahren ein Verlangen haben, und aus Verlangen es suchen, und wenn sie es finden, innerlich gereitzt werden; diese, weil sie vom Wahren, um des Wahren willen ergoͤtzt werden, sehen das Wahre, ehe sie es bekraͤftigen. Dieses soll nun durch ein Exempel erlaͤutert werden: es war die Rede unter den Geistern, woher es komme, daß die Thiere in alles das ihren Naturen angemessene Wissen, nicht aber der Mensch, darein geboren wuͤrde, und es wurde gesagt, die Ursache sey, weil die Thiere in der Ordnung ihres Lebens waͤren, keinesweges aber der Mensch, dahero muͤßte er durch das Erkennen und Wissen in die Ordnung gebracht werden; gesetzt aber, der Mensch wuͤrde in die Ordnung seines Lebens geboren, welche dar- innen besteht: Gott uͤber alles, und den Naͤch- sten wie sich selbst lieben, so wuͤrde er in Erkaͤnnt- nis und Weisheit, und daher auch in allen wah- ren Glauben, in so viel das Erkennen dazu kommt, geboren werden; die guten Geister sahen und em- pfanden es gleichsobald, daß es die Wahrheit sey, und dieses blos allein aus dem Lichte der Wahrheit; hingegen, diejenigen Geister, die sich in dem Glau- ben allein bestaͤrkt, und daher die Liebe und thaͤ- tige Liebe bey Seite gesetzt hatten, konnten dieses nicht einsehen, weil das Licht des bekraͤftigten Falschen bey ihnen das Licht der Wahrheit ver- dunkelt hatte. 353. Die Vom Himmel. 353. Die falsche Erkaͤnntnis und Weisheit ist alle die, so ohne Erkaͤnntnis des Goͤttlichen ist, denn diejenigen, so nicht das Goͤttliche, sondern die Natur dafuͤr er- kennen, die alle denken aus dem sinnlich Leiblichen, und sind blos sinnliche Menschen, wenn sie gleich in der Welt fuͤr Gestudirte und Gelehrte gehalten werden; Man lese im 1sten Theil pag. 295 die Anmer- kung des Verfassers, worinnen er den sinnli- chen Menschen abgeschildert hat. allein ihre Gelehrsamkeit erstreckt sich nicht weiter, als auf solche Dinge, die ihnen in der Welt vor den Augen sind, die sie mit dem Ge- daͤchtnis merken, und sie fast materiell oder koͤr- perlich ansehen, obgleich die naͤmlichen Wissen- schaften denen, so nach wahrer Erkaͤnntnis stre- ben, zur Bildung des Verstandes dienen: durch die Wissenschaften verstehe ich die mancherley auf Erfahrung gegruͤndete Versuche, als Naturkunde, Astronomie, Chymie, Mechanik, Geometrie, Anatomie, Psychologie oder Lehre von der mensch- lichen Seele, Reichshistorie, wie auch gelehrte Ge- schichte, Kritik und Sprachen. Auch die Lehrer der Kirche, welche das Goͤttliche laͤugnen, gehen mit ihren Gedanken nicht uͤber die Sinn- lichkeiten, so zum aͤussern Menschen gehoͤren, hin- aus: sie sehen die Dinge, so in dem Wort ent- halten sind, nicht anders an, als wie andre die Wissenschaften ansehen, sie thun auch gar nicht, als Sw. Sch. II. Th. E Vom Himmel. als ob es Sachen des Nachdenkens waͤren, und die mit einem vernuͤnftigen erleuchteten Gemuͤth muͤßten angesehen werden, die Ursache aber ist diese, weil ihr Jnneres, und zugleich mit solchem das Aussere, so dem Jnnern am naͤchsten, ver- schlossen ist; daß es verschlossen ist, kommt da- her, weil sie sich ruͤckwaͤrts vom Himmel weg ge- kehret, und dasjenige, was dahin schauen koͤnnte, naͤmlich das Jnnere des Gemuͤths, wie kurz vor- her gemeldet worden, ruͤckwaͤrts gedrehet haben: daher kommt es, daß sie nicht sehen koͤnnen, was wahr und gut sey, weil ihnen dieses in Finster- nis, hingegen das Falsche und Boͤse im Lichte ist. Gleichwohl aber koͤnnen sinnliche Menschen, und zwar einige geschickter und spitziger vernuͤnfteln, als andre, aber nur aus den durch ihr Wissen- schaftliches bekraͤftigten Betruͤglichkeiten der Sin- ne; und weil sie so vernuͤnfteln koͤnnen, so duͤn- ken sie sich auch weiser zu seyn als andre. Anmerkung des Verfassers. Die sinnlichen Menschen vernuͤnfteln scharf und geschickt, weil sie auf ihr Reden aus dem leiblichen Gedaͤchtnis alle ihre Erkaͤn̄tnis bauen, man lese in den himmlischen Geheimnissen Num. 195. 196. Die sinnlichen Menschen sind vor andern listig und boshaft, N. 7693. Daß die Alten diese sinnliche Menschen Schlan- gen genennet haben, lese man N. 195. 196. Num. Das Feuer, das ihre Vernunftschluͤsse mit Eifer anflam̄t, ist Vom Himmel. ist ein Feuer der Selbstliebe und der Liebe zur Welt. Diese sind es, die in falscher Erkaͤnntnis und Weisheit sind und die der Herr beym Matthaͤo verstehet, „Mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hoͤrenden Ohren hoͤren sie nicht, Num. 195 heißt es: „Die Alleraͤltesten ha- ben alles, was in dem Menschen ist, nicht mit den Thieren und Voͤgeln verglichen, sondern damit benennet; so war ihre Sprache; so ist sie auch in der alten Kirche nach der Suͤndfluth geblieben, und eben so auch bey den Prophe- ten aufbehalten worden: die Sinnlichkeiten des Menschen haben sie Schlangen genennet, weil, wie die Schlangen der Erde am naͤchsten, also auch die Sinnlichkeiten dem Leibe am naͤchsten sind; daher haben sie die aus den Sinnlichkei- ten herruͤhrende Vernunftschluͤsse uͤber die Ge- heimnisse des Glaubens Schlangengift, und selbst die Vernuͤnftler Schlangen genennet; weil nun diese aus den Sinnlichkeiten, oder aus dem Sichtbaren, als wie das Jrdische, Leib- liche, Weltliche und Natuͤrliche ist, viel ver- nuͤnfteln, so hieß es: die Schlange war listi- ger, denn alle Thiere auf dem Felde; eben so heißt es beym David: „Sie schaͤrfen ihre Zunge, wie eine Schlange, Ottergift ist unter ihren Lippen,“ Ps. 140, 4. 5. 6. allwo von denen, so durch Vernunftschluͤsse die Menschen verfuͤhren, die Rede ist. Und im E 2 58. Ps. Vom Himmel. nicht, denn sie verstehen es nicht,“ Cap. 13, 13. 14. 15. Und im 11ten Cap. v. 25. 26, „Es ist den Weisen und Klugen verbor- gen, und den Unmuͤndigen geoffenbaret. 354. Es 58. Ps. v. 4. 5. 6: Die Luͤgner irren von Mutterleibe an, sie haben einen Gift der gleich ist wie der Schlangengift, wie eine taube Otter die ihr Ohr zustopfet ꝛc. hier werden die Vernunftschluͤsse Schlangen- gift genennet, und welche so beschaffen sind, daß sie nicht einmal die Stimme des Weisen hoͤren, daher kommt die Redensart bey den Alten: die Schlange verstopfet das Ohr. Jngleichen Amos 5, 19. 20. ꝛc. Und Num. 196 heißt es: „Zu den alten Zei- ten sind also diejenigen, welche sich mehr auf das Sinnliche, als auf das Geoffenbarte ver- liessen, Schlangen genennet worden, heut zu Tage aber ist es noch aͤrger, denn es giebt nicht allein solche, die nichts glauben, wenn sie es nicht sehen und hoͤren, sondern auch solche, die sich durch das Wissenschaftliche, wovon die Al- leraͤltesten nichts wußten, bestaͤrkt haben, und sich also noch weit mehr verfinstern: und weil sie aus dem Sinnlichen, Wissenschaftlichen und Philosophischen uͤber himmlische Dinge ver- nuͤnfteln, so verfinstern sie sich so sehr, daß sie Vom Himmel. 354. Es ist mir gegeben worden, mit sehr vielen Gelehrten nach ihrem Hintritt aus der Welt, mit einigen, die einen grossen Ruf hatten, und durch ihre Schriften in der gelehrten Welt be- ruͤhmt waren, auch mit einigen, die nicht so be- ruͤhmt, dennoch aber verborgene Weisheit in sich E 3 hatten, sie hernach ganz und gar nichts sehen, noch hoͤ- ren, und sind nicht nur taube Schlangen, Ps. 58, 4. 5. 6. sondern auch fliegende Schlangen, die viel schaͤdlicher sind, und von denen auch in dem Wort geredet wird. Num. 197 heißt es: „Bey den Alleraͤltesten, welches him̄lische Menschen gewesen sind, wur- de durch die Schlange die Vorsichtigkeit, also ebenfalls der Sinnliche Theil wodurch sie sich vorsahen, damit ihnen von den Boͤsen kein Schaden zugefuͤgt werden moͤchte, angedeutet; dieses erhellet aus den Worten des Herrn zu seinen Juͤngern: „Siehe, ich sende euch, wie Schaafe, mitten unter die Woͤlfe; darum seyd klug wie die Schlangen und einfaͤltig wie die Tauben,“ Matth. 10, 16. Desgleichen wurde auch durch die eherne Schlange, die in der Wuͤste erhoͤhet wurde, das Sinnliche Theil des Herrn angedeutet, Welcher einzig und allein der himmlische Mensch ist, und fuͤr alle Vorsehung und Vorsorge thut, wes- wegen die, so Jhn ansahen, erhalten wurden. Vom Himmel. hatten, zu sprechen. Jene, die im Herzen das Goͤttliche gelaͤugnet, ob sie Es gleich mit dem Munde bekannt hatten, wurden so dumm, daß sie kaum etwas buͤrgerliches Wahre, vielweniger etwas geistliches Wahre begreifen konnten: ich habe ver- nommen und auch gesehen, daß ihr Jnneres, so das Gemuͤth ausmachet, so verriegelt war, daß es wie schwarz aussahe, (so wird es in der geist- lichen Welt zu sehen dargestellet) und daß es also nicht das mindeste himmlische Licht vertragen, mit- hin nicht den allergeringsten Einfluß aus dem Him- mel einlassen konnte: diese Schwaͤrze, worinnen ihr Jnneres erschien, war bey denen, die sich wi- der das Goͤttliche durch das Wissenschaftliche ihrer Gelehrsamkeit befestigt hatten, noch groͤsser und ausgebreiteter. Solche nehmen im andern Leben alles Falsche, daß sie einsaugen wie ein Schwamm das Wasser, mit Lust an, und trei- ben alles Wahre zuruͤck, als wie die prallende Kraft eines beinernen Koͤrpers das darauf fallende zuruͤck treibet: es heißt auch, daß das Jnnere derer, die sich wider das Goͤttliche befestigt ha- ben, und fuͤr die Natur eingenommen sind, ver- beinert oder beinhart sey: ihr Haupt erscheinet auch harthaͤutig als wie von Ebenholz welches hart- haͤutige bis an die Nase geht, eine Anzeige, daß sie von gar keiner Empfindung mehr sind. Die nun so beschaffen, die werden in Schluͤnde, die wie Stuͤmpfe aussehen, versenkt, worinnen sie von den Phantasien, worein sich ihre Falschhei- ten verwandeln, hin und her getrieben werden: ihr Vom Himmel. ihr hoͤllisches Feuer ist die Begierde nach Ruhm und einem grossen Namen, aus dieser Begierde faͤhrt immer einer auf den andern los, Als wie sie es hier in der Welt gemacht haben, und die meisten es noch taͤglich so machen, wie man aus ihren Schriften, ja, leyder! aus man- chen Theologischen sehen kann, worinnen sie mit stolzer Zunge auf einander losziehen, und ein- ander durchhecheln; und weil der Mensch nach dem Tod so ist, wie er in der Welt gewesen, so ist es kein Wunder, daß sie auch alsdenn noch gleichsam einander in den Haaren liegen, Der Uebersetzer. und quaͤlt aus hoͤllischen Eifer diejenigen allda, so sich nicht wie Gottheiten verehren, ja einmal uͤber das an- dere peinigt einer den andern. Jn dergleichen nun wird alles Gelehrsamkeitliche der Welt, das nicht das Licht aus dem Himmel durch die Erkaͤnnt- nis des Goͤttlichen in sich fasset, verwandelt. 355. Daß es mit diesen in der geistlichen Welt, wenn sie nach dem Tod dahin kommen, eine solche Bewandnis hat, kann blos allein daraus geschlos- sen werden, daß alsdenn alle Dinge, die in dem natuͤrlichen Gedaͤchtnis, und unmittelbar mit dem Sinnlichen des Koͤrpers verbunden sind, als wie eben das erst oben erwaͤhnte Wissenschaftliche ist, ruhen, und nur das aus denselben herruͤh- rende Vernuͤnftige zum Denken und zum Re- den daselbst dienet: denn der Mensch nimmt sein E 4 ganzes Vom Himmel. ganzes natuͤrliches Gedaͤchtnis mit sich, aber die darinnen befindlichen Dinge sind nicht vor seinen Augen, und kommen auch nicht in seine Gedan- ken, als wie, da er noch in der Welt lebte, er kann nicht das allergeringste aus demselben heraus nehmen, noch solches an das geistliche Licht bringen, darum, weil es nicht von diesem Lichte ist, son- dern nur das Vernuͤnftige oder Ver- staͤndliche, das sich der Mensch, da er im Leibe lebte, aus den Wissenschaften zuwege ge- bracht hat, schicket sich zu dem Licht der geistlichen Welt; in so viel dahero der Geist des Menschen durch die Kenntnisse und Wissenschaften in der Welt vernuͤnftig geworden ist, in so viel ist er auch nach der Aufloͤsung vom Leibe vernuͤnftig; denn sodann ist der Mensch ein Geist, und der Geist ist es, der in dem Koͤrper denkt. 356. Die sich aber durch die Kennisse und Wissenschaften einen Erkaͤnntnisvollen Verstand und Weisheit zuwege gebracht haben, welches naͤmlich die sind, so alles auf den Nutzen des Le- bens angewendet, und zugleich das Goͤttliche erkannt, das Wort geliebet, und ein geistlich sittliches Leben, wovon Num. 319 geredet wor- den, gefuͤhrt haben, denen haben die Wissenschaf- ten zu Mitteln gedienet, weise zu werden, und auch das, was des Glaubens ist, zu bestaͤrken; deren ihr Jnneres, naͤmlich des Gemuͤths, ist von mir als wie eine Durchscheinung vom Lichte, in weißer, flammender oder himmelblauer Farbe, als Vom Himmel. als wie die durchsichtigen Diamante, Rubine und Saphire sind, bemerkt und gesehen worden, und dieses Durchscheinen verhielte sich so, wie sie aus den Wissenschaften das Goͤttliche und die goͤtt- lichen Wahrheiten bestaͤtigt hatten; so erscheinet die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit, wenn sie in der geistlichen Welt zu sehen gegeben wird; dieses hat sie vom Lichte des Himmels an sich, wel- ches das vom Herrn ausfliessende goͤttliche Wahre ist, woraus alle Erkaͤnntnis und Weisheit kommt, wie man Num. 126-133 nachlesen kann: die Grundlage dieses Lichts, auf welchen mannigfal- tige Veraͤnderungen, als wie von allerhand Far- ben zum Vorschein kommen, sind das Jnnere des Gemuͤths, und durch die durch solche Dinge, so in der Natur, also in den Wissenschaften sind, geschehene Bestaͤtigungen der goͤttlichen Wahrhei- ten werden jene mannigfaltige Veraͤnderungen hervorgebracht; Von den im Himmel erscheinenden Farben kann man im 1sten Theil pag. 255 die Anmerkung nachlesen. Der Uebersetzer. denn von dem innern Gemuͤth des Menschen werden die Sachen des natuͤrlichen Gedaͤchtnisses in Betrachtung gezogen, und die allda befindlichen bestaͤtigende Dinge durch das Feuer der himmlischen Liebe gleichsam sublimiret, abgezogen und gereiniget bis sie geistliche Begriffe werden; daß es so zugehet, das weis der Mensch nicht, so lange er im Leibe lebt, weil er allda so E 5 wohl Vom Himmel. wohl geistlich als natuͤrlich denket, was er aber da auf geistliche Weise denket, dessen ist er sich nicht bewußt, sondern nur dessen, was er auf natuͤr- liche Weise denket; aber wenn er in die geistliche Welt kommt, so ist er sich alsdenn dessen, was er auf natuͤrliche Weise in der Welt gedacht hat, nicht bewußt, sondern nur dessen, was er auf geistliche Weise gedacht hat; so wird der Zustand veraͤndert: hieraus erhellet, daß der Mensch durch die Kenntnisse und Wissenschaften geistlich wird, und daß sie Mittel sind zum weise werden, aber nur bey denen, welche mit dem Glauben und mit Belebung das Goͤttliche erkannt haben. Diese sind auch im Himmel vor andern angenehm, und allda unter denen, so sich in der Mitte befinden, Num. 43, weil sie vor den uͤbrigen im Lichte sind; diese sind nun die Erkaͤnntnisvolle und Weisen im Himmel, die wie vom Glanz des ausgebrei- teten Himmels glaͤnzen, und wie die Sterne leuchten sollen; aber die Einfaͤlltigen daselbst sind solche, die das Goͤttliche erkannt, das Wort geliebet, und ein geistlich sittliches Leben gefuͤh- ret, aber ihr Jnneres, so das Gemuͤth ausmacht, nicht so durch Kenntnisse und Wissenschaften aus- gebauet haben: das menschliche Gemuͤth ist wie Erde, die so beschaffen ist, wie man sie bauet. Gesamm- Vom Himmel. Gesammelte Stellen aus den himmlischen Geheimnissen, be- treffend die Wissenschaften. D er Mensch muß Wissenschaften und Kennt- nisse erlernen, weil er dadurch denken, hernach einsehen, was wahr und gut sey, und endlich weise werden lernet, man lese daselbst Num. 129. 1450. 1451. 1453. 1548. 1802. Die wissen- schaftlichen Dinge sind das erste, worauf des Men- schen Leben, so wohl das buͤrgerliche und sittliche, als auch das geistliche, gebauet und gegruͤndet wird, und sie muͤssen wegen des damit zu stiftenden Nu- tzens, als des Endzwecks, erlernet werden, Num. 1489. 3310. Die Kenntnisse eroͤffnen den Weg zum innern Menschen, und hernach verbinden sie ihn nach Beschaffenheit des Nutzens mit dem aͤus- sern Menschen, Num. 1563. 1616. Das Ver- nuͤnftige wird durch die Wissenschaften und Kennt- nisse erzeugt, Num. 1895. 1900. 3086. Aber nicht unmittelbar durch die Kenntnisse, sondern durch die aus selbigen herruͤhrende Zuneigung oder Lust zum Nutzen, Num. 1895. Es giebt wissenschaftliche Dinge, so die goͤtt- lichen Wahrheiten bey sich einlassen, und giebt welche so selbige nicht einlassen, Num 5213. Das leere Wissenschaftliche muß zerstoͤret und ver- nichtet werden, Num. 1489. 1492. 1499. 1580. Das sind leere wissenschaftliche Dinge, die die Selbstliebe und die Liebe zur Welt zum Zweck ha- ben, und die, weil solche den innern Menschen verrie- Vom Himmel. verriegeln, so gar, daß der Mensch hernach nicht das mindeste vom Himmel aufnehmen kann, von der Liebe zu Gott und gegen den Naͤchsten abzie- hen, Num. 1563. 1600. Die wissenschaftlichen Dinge sind theils Mittel zum weise werden, theils aber auch Mittel zum dumm und unvernuͤnftig werden, und der innere Mensch wird durch selbige entweder eroͤffnet oder verschlossen, und also wird dadurch das Vernuͤnftige entweder gebildet oder zerstoͤret, Num. 4156. 8628. 9922. Durch das Wissenschaftliche wird der innere Mensch eroͤffnet, und nach und nach vollkommen gemacht, wenn anders der Mensch den guten Nu- tzen zum Zweck hat, vornehmlich den, der auf das ewige Leben abzwecket, Num. 3086. Als- denn kommt dem Wissenschaftlichen, so in dem na- tuͤrlichen Menschen ist, das Geistliche und Himm- lische aus dem geistlichen Menschen entgegen, und machet sichs zur Zusammenstimmung schicklich, N. 1495. Der auf das himmlische Leben abzweckende Nutzen wird alsdenn aus dem Wissenschaftlichen, so in dem natuͤrlichen Menschen ist, vermittelst des innern Menschen vom Herrn herausgezogen, verfeinert und erhoͤhet, N. 1895. 1896. 1900. 1901. 1902. 5871. 5874. 5901. Und das nicht zusammen stimmende und zuwiderlaufende wird auf die Seite geworfen und ausgetrieben, Num. 5871. 5886. 5889. Das Sehen des innern Menschen bringt aus dem Wissenschaftlichen des aͤussern Menschen nichts anders Vom Himmel. anders heraus, als was seiner Liebe gemaͤß ist, Num. 9394. Was der Liebe gemaͤß ist, das ist gerade vor dem Gesichte des innern Menschen in der Mitte und in Klarheit, was aber der Liebe nicht gemaͤß ist, das ist auf den Seiten, Num. 6068. 6085. Das zusammenstimmende Wis- senschaftliche wird nach und nach seiner vielerley Liebe eingepflanzt, und wohnet gleichsam darin- nen, Num. 6325. Der Mensch wuͤrde in die Erkaͤnntnis geboren, wenn er in die Liebe gegen den Naͤchsten geboren wuͤrde, weil er aber in die Selbstliebe und in die Liebe zur Welt geboren wird, so wird er auch ganz und gar in die Unwissenheit geboren, Num. 6323. 6325. Das Wissen, das Erkennen und die Weisheit sind Kinder der Liebe zu Gott und der Liebe gegen den Naͤchsten, Num. 1226. 2049. 2116. Ein anders ist weise seyn, ein anders ist ver- stehen, ein anders ist wissen, ein anders ist thun, dem ungeachtet aber folgen sie bey denen, so im geistlichen Leben sind, ordentlich auf einander, und sind in dem Thun oder in den Thaten beysammen, Num 10331. Wissen, erkennen, und Glau- ben beymessen sind auch von einander unterschie- den, Num. 896. Das Wissenschaftliche, so zum aͤussern oder natuͤrlichen Menschen gehoͤret, ist im Lichte der Welt, aber die Wahrheiten, so zum Glauben und zur Liebe geworden, und also das Leben er- langt haben, sind im Lichte des Himmels, Num. 5212. Vom Himmel. 5212. Die Wahrheiten, so das geistliche Leben erlangt haben, werden durch die natuͤrlichen Be- griffe gefasset, Num. 5510. Es gehet von dem innern oder geistlichen Menschen ein geistlicher Einfluß in das Wissenschaftliche, so in dem aͤus- sern Menschen ist, Num. 1940. 8005. Die wissenschaftlichen Dinge sind die Behaͤltnisse und gleichsam die Gefaͤsse des Guten und Wahren, so zum innern Menschen gehoͤret, Num. 1469. 1496. 3068. 5489. 6004. 6023. 6002. 6071. 6077. 7770. 9922. Die wissenschaftli- chen Dinge sind gleichsam Spiegel, worinnen das Wahre und Gute des innern Menschen wie im Bilde erscheinet, Num. 5201. Jn dem Wissen- schaftlichen ist dieses Wahre und Gute als wie in seiner aͤussersten Grundlage beysammen, N. 5373. 5874. 5886. 5901. 6004. 6023. 6052. 6071. Es findet nur der geistliche Einfluß, nicht aber der physicalische oder natuͤrliche statt, das ist, es gehet ein Einfluß von dem innern Menschen in den aͤussern, also in dessen Wissenschaftliches, nicht aber von dem aͤussern Menschen in den innern, und also nicht von dem Wissenschaftlichen des aͤus- sern Menschen in die Glaubens Wahrheiten, Num. 3219. 5119. 5259. 5427. 5428. 5478. 6322. 9110. 9111. Die Wahrheiten der aus dem Wort hergenommenen Lehre der Kirche muͤssen zuvoͤrderst zum Grunde liegen, und selbige zuerst erkannt werden, und hernach darf man das Wis- senschaftliche zu Rathe ziehen, Num. 6047. Sol- chergestalt duͤrfen diejenigen, denen es um die Be- staͤtigung Vom Himmel. staͤtigung der Glaubens Wahrheiten zu thun ist, solche durch das Wissenschaftliche mit Verstand bekraͤftigen, die aber aufs Verneinen umgehen, die duͤrfen nicht, N. 2568. 2588. 4760. 6047. Der die goͤttlichen Wahrheiten nicht glaubt, wo- ferne nicht das Wissenschaftliche ihn davon uͤber- zeugt, der glaubt sie nimmermehr, Num. 2094. 2832. Von dem Wissenschaftichen in die Glau- bens Wahrheiten gehen, das ist wider die Ord- nung, Num. 10236. Die das thun, die wer- den in Ansehung der Dinge, so den Himmel und die Kirche anbetreffen, wahnsinnig, Num. 128. 129. 130. Sie fallen in die Falschheiten des Boͤsen, Num. 232. 233. 6047. Und werden im andern Leben, wenn sie uͤber geistliche Dinge denken, gleichsam wie trunken, Num. 1072. Wie sie weiter beschaffen sind, lese man N. 196. Die Exempel, die naͤmlich erlaͤutern, daß die geist- lichen Dinge, wenn man durch das Wissenschaft- liche in selbige eindringt, nicht koͤnnen gefasset werden, lese man Num. 233. 2094. 2196. 2203. 2209. Viele Gelehrten sind in geistlichen Din- gen duͤmmer als die Einfaͤltigen, aus der Ursache, weil sie aufs Verneinen umgehen, das sie durch die wissenschaftlichen Dinge, die sie bestaͤndig und in Menge vor den Augen haben, bekraͤftigen, N. 4760. 8629. Die aus den Wissenschaftlichen wider die Wahrheiten des Glaubens vernuͤnfteln, die vernuͤnfteln scharssinnig, weil es aus den sinnli- chen Betruͤglichkeiten geht, die, weil sie schwerlich vertrieben werden koͤnnen, einnehmend und uͤberre- dend Vom Himmel. dend sind, Num. 5700. Welche und welcher- ley die Betruͤglichkeiten der Sinne sind, lese man Num. 5084. 5094. 6400. 6948. Die, so nichts Wahres verstehen, wie auch die, so im Boͤsen sind, koͤnnen zwar uͤber das Wahre und Gute des Glaubens vernuͤnfteln, solches aber dennoch nicht verstehen, Num. 4213. Blos einen Satz be- kraͤftigen, das heißt noch nicht: einsehen, son- dern vorher sehen, ehe er bekraͤftigt wird, ob er wahr oder nicht wahr sey, das heißt: einsehen, Num. 4741. 6047. Nach dem Tod machen die Wissenschaften nichts aus, sondern nur dasjenige, was der Mensch durch die Wissenschaften dem Verstand eingepraͤgt und belebt hat, Num. 2480. Dem ungeachtet bleibet nach dem Tod alles Wissenschaftliche, aber es ruhet, Num. 2476. 2479. 2481-2486. Bey den Boͤsen sind die naͤmlichen wissen- schaftlichen Dinge, weil sie auf das Boͤse ange- wendet werden, Falschheiten, bey dem Guten aber sind sie, weil sie aufs Gute angewendet werden, Wahrheiten, Num. 6917. Die wissenschaftli- chen Wahrheiten sind bey den Boͤsen, weil inwen- dig in ihnen das Boͤse ist, keine Wahrheiten, ob selbige gleich, indem sie von ihnen ausgesprochen werden, den Anschein als Wahrheiten haben, Num. 10331. Was die Geister fuͤr eine Wißbegierde haben, davon lese man ein Beyspiel Num. 1993. Bey den Vom Himmel. den Engeln ist ein unbeschreibliches Verlangen zu wissen und weise zu werden, weil das Wis- sen, das Verstehen und die Weisheit die geist- liche Speiße sind, Num. 3114. 4459. 4792. 4976. 5147. 5263. 5340. 5342. 5410. 5426. 5576. 5582. 5588. 5656. 6277. 8562. 9003. Die Wissenschaft der Alten ist eine Wissen- schaft von den Uebereinstimmungen und Vor- stellungen gewesen, wodurch sie sich in die Kenntnis der geistlichen Dinge eingefuͤhret ha- ben, allein, diese Wissenschaft ist heutiges Tages voͤllig verloschen, Num. 4844. 4749. 4964. 4965. Die geistlichen Wahrheiten koͤnnen nicht begriffen werden, wofern man nicht diese sol- gende Hauptpunkte weis, naͤmlich I. Daß alle Dinge in der ganzen Welt sich auf das Gute und Wahre, und auf die Verbindung des Guten mit dem Wahren, so daß sie etwas und kein Nichts seyn, mithin auf die Liebe und den Glauben und auf deren Verbindung be- ziehen. II. Daß bey den Menschen Verstand und Wille ist, und daß der Verstand der Auf- nehmer des Wahren, und der Wille des Be- haͤltnis des Guten ist; und daß sich alles auf den Verstand und Willen und auf deren Ver- bindung beziehet, so wie sich alle Dinge auf das Wahre und Gute, und auf deren Ver- bindung beziehen. III. Daß ein innerer und ein aͤusserer Mensch ist, und daß die von ein- Sw. Sch. II. Th. F ander, Vom Himmel. ander, als wie Himmel und Welt, unterschie- den sind, dennoch aber Eins ausmachen muͤssen, damit der Mensch wahrhaftig ein Mensch sey. IV. Daß es das Licht des Himmels ist, wor- innen sich der innere Mensch befindet, und daß der aͤussere im Lichte der Welt ist, und daß das Licht des Himmels unmittelbar das Goͤttliche Wahre ist, woraus alle Erkaͤnntnis kommt. V. Daß zwischen den Dingen, so im innern, und zwischen denen, so im aͤussern Menschen sind, eine Uebereinstimmung ist, und daß sie daher, sie moͤgen seyn, wo sie immer wollen, unter einer andern Gestalt erscheinen, so gar, daß sie sonst nicht, als durch die Wissenschaft der Uebereinstimmungen von einander zu unter- scheiden sind. Woferne man diese Punkte, und noch andre mehr, nicht weis, so kann es auch nicht anders kommen, als daß man sich von den geistlichen und himmlischen Wahrheiten lauter ungereimte Begriffe machet und einbil- det, und daß also die wissenschaftlichen Dinge und die Kenntnisse, so dem natuͤrlichen Men- schen zukommen, ohne diese Hauptpunkte dem natuͤrlichen Menschen wenig oder gar nicht zur Bildung des Verstands und zum Wachsthum dienen. Hieraus erhellet nun, in wie ferne das Wissenschaftliche noͤthig ist. Von Vom Himmel. Von den Reichen und Armen im Himmel. 357. W as das: in den Himmel kommen, anbetrift, giebt es mancherley Meinungen; einige meinen, daß nur die Armen, nicht aber die Reichen, einige, daß die Reichen eben so wohl, als die Armen, in den Himmel kaͤmen; einige stehen in der Meinung, daß die Reichen, wofern sie nicht ihrem Vermoͤgen entsagten, und wie Arme wuͤrden, nicht hinein kommen koͤnnten; ein jeder bekraͤftigt seine Meinung aus dem Wort: allein, die zwischen den Rei- chen und Armen in Ansehung des Himmels einen Unterschied machen, die verstehen das Wort nicht; das Wort ist in seinem Jnwen- digen geistlich, aber in dem Buchstaben natuͤr- lich, die dahero das Wort nur nach dem buch- staͤblichen, nicht aber nach einigem geistlichen Sinn fassen, die irren in vielen Stuͤcken, vor- nehmlich in Ansehung der Reichen und Armen, daß es naͤmlich bey den Reichen eben so schwer halte, in den Himmel zu kommen, als ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe, und daß es bey den Armen leichter sey, weil sie arm waͤren, denn es hieß ja, „selig sind die Armen, denn das Himmelreich ist ihr,“ Luc. 6. 20. 21; diejenigen aber, so etwas von dem geistlichen Sinn des Worts wissen, denken ganz anders; die wissen wohl, daß der Him- F 2 mel Vom Himmel. mel fuͤr alle diejenigen ist, welche ein Leben des Glaubens und der Liebe fuͤhren, sie moͤgen nun reich oder arm seyn: welche es aber sind, so eigentlich in dem Wort durch die Reichen und durch die Armen verstanden werden, das will ich im folgenden zeigen. Aus vielem Re den und Umgang mit den Engeln ist mir ge- geben worden, fuͤr gewiß zu wissen, daß die Reichen eben so leicht in den Himmel kommen, als die Armen; und daß der Mensch nicht des- wegen, weil er vielen Reichthum hat, von dem Himmel ausgeschlossen, auch nicht darum, weil er in Armuth ist, in den Himmel aufge- nommen wird; allda sind so wohl Reiche als Arme, und viele Reichen in groͤsserer Herrlich- keit und Gluͤckseligkeit, als die Armen. 358. Es sey mir vergoͤnnt, zum Voraus zu gedenken, daß der Mensch Reichthum er- werben, und Vermoͤgen zusammenbringen koͤnne, so viel als moͤglich, wenn es nur nicht mit List und boͤsen Raͤnken geschiehet; daß er gut essen und trinken koͤnne, nur muß ers nicht zum Zweck des Lebens machen; daß er nach seinem Stand praͤchtig wohnen, mit andern, als wie andre Leute, umgehen, Schauspielen beywohnen, und uͤber weltliche Dinge schwatzen koͤnne; und daß nicht noͤthig sey, mit gezwun- gener Heiligkeit, mit einem traurigen und seufzenden Gesichte, und mit Kopfhaͤngen ein- herzugehen, sondern freudig und froͤlich; daß er Vom Himmel. er auch nicht noͤthig habe, das Seinige den Armen zu geben, außer in so viel ihn der gute Wille dazu bringt: mit einem Wort, er kann aͤusserlich gaͤnzlich wie ein Welt-Mensch leben; und daß diese Dinge gar im geringsten nicht hinderlich seyen, daß der Mensch nicht in den Himmel kommen sollte, wenn er nur innerlich in sich geziemend an Gott denket, und gegen den Naͤchsten aufrichtig und gerecht handelt; denn der Mensch ist so, wie seine Neigung und sein Denken, oder wie seine Liebe und sein Glaube; davon hat alles, was er aͤusserlich thut, sein Leben, denn das Thun ist das Wol- len, und das Reden ist das Denken, denn aus dem Willen thut er, und aus dem Den- ken redet er; dahero wird dadurch, daß es in dem Wort heißt: der Mensch sollte nach sei- nen Thaten gerichtet, und ihm nach seinen Werken vergolten werden, verstanden: nach seinem Denken und nach seiner Neigung, aus welchen die Thaten herkommen, oder welche in den Thaten mit begriffen sind, denn die Thaten sind keinmal ohne dieselben, und sind gaͤnzlich so, wie selbige beschaffen. Hieraus e r hellet, daß das Aeusserliche des Menschen nichts ausmachet, sondern nur sein Jnneres, wovon das Aeusserliche herkommt. Jch will die Sache erlaͤutern; wer aufrichtig handelt, und den andern nicht betriegt, blos allein dar- um, weil er die Gesetze, den Verlust des guten Namens und der daher ruͤhrenden Ehre oder F 3 des Vom Himmel. des Gewinnstes befuͤrchtet, und wenn ihn diese Furcht nicht zuruͤck hielte, so wuͤrde er den andern, so viel er immer koͤnnte, betriegen; sein Denken und der Wille ist da der Betrug, und doch scheinen seine Thaten in der aͤusser- lichen Gestalt aufrichtig zu seyn; ein solcher, weil er innerlich nicht aufrichtig, sondern be- truͤglich ist, hat die Hoͤlle in sich: wer aber aufrichtig handelt, und den andern nicht be- triegt, darum, weil es wider Gott, und wider den Naͤchsten ist, der wuͤrde, wenn er auch gleich den andern betriegen koͤnnte, es dennoch nicht wollen, da ist sein Denken und sein Wil- le das Gewissen, und ein solcher hat den Him- mel in sich: bey beyden scheinen die Thaten in der aͤusserlichen Gestalt einander gleich zu seyn, aber in der innern sind sie ganz und gar un- gleich. 359. Weil der Mensch in der aͤusserlichen Gestalt wie ein andrer leben, reich werden, herrlich speißen, nach seinem Stand und Be- dienung praͤchtige Wohnung und Kleidung haben, Lust und Freude genießen, und die weltlichen Dinge wegen der ihm obliegenden Verwaltungen und Geschaͤfte, und wegen des Lebens der Seele und des Leibes verrichten kann, wenn er nur innerlich das Goͤttliche erkennet, und dem Naͤchsten wohl will, so ist offenbar, daß es nicht so schwer sey, als wie von vielen geglaubt wird, den Weg des Him- mels Vom Himmel. mels zu gehen; die Schwierigkeit ist blos al- lein, der Eigenliebe und der Liebe zur Welt widerstehen, und ihnen verwehren koͤnnen, daß sie nicht beherrschen, denn von diesen kommt alles Boͤse her: daß es nicht so schwer sey, als wie man glaubt, das wird durch diese Worte des Herrn verstanden. „Lernet von Mir, denn Jch bin sanftmuͤthig, und von Her- zen demuͤthig, so werdet ihr Ruhe finden fuͤr eure Seelen: denn Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht,“ Matth. 11, 29. 30; daß das Joch des Herrn sanft, und die Last leicht ist, ist darum, weil, in so viel der Mensch dem Boͤsen, so aus der Eigenlie- be und der Liebe zur Welt quillt, widerstehet, er in so viel vom Herrn, aber nicht von sich selber, gefuͤhret wird; und weil auf solche Art der Herr bey dem Menschen diesem Boͤ- sen widerstehet, und es entfernet. 360. Jch habe mit einigen nach ihrem Tod gesprochen, die, da sie noch in der Welt ge- lebt haben, der Welt entsagt, und, damit sie durch Abziehung der Gedanken von den welt- lichen Dingen andaͤchtigen Betrachtungen ob- liegen moͤchten, sich fast einem einsiedlerischen Leben ergeben, und geglaubt hatten, daß sie solchergestalt auf dem Himmels-Weg einher giengen; sie sind aber im andern Leben von trauriger Gemuͤthsart, verachten andre, die nicht eben so sind, wie sie, sind unwillig, daß F 4 ihnen Vom Himmel. ihnen nicht weit eher, als andern, die Gluͤck- seligkeit zu Theil wird, indem sie sich einbil- den, sie haͤtten solche verdient, machen sich aus andern nichts, und von Liebesdiensten, wodurch man eben mit dem Himmel verbunden wird, wollen sie gar nichts hoͤren; sie wollen vor an- dern den Himmel haben, wenn sie aber dahin, wo die Engel sind, erhoben werden, so verur- sachen sie Beaͤngstigungen, die die Gluͤckselig- keit der Engel beunruhigen; dahero werden sie von einander getrennt, und nach der Tren- nung begeben sie sich in wuͤste Oerter, wo sie eben ein solches Leben fuͤhren, wie in der Welt. Der Mensch kann nicht anders zum Himmel bereitet werden, als durch die Welt, allda sind die letzten Wuͤrkungen, worein sich eines jeglichen Neigung endigen muß, die, wenn sie sich nicht in Handlungen aͤussert oder hervor- thut, welches eben in Gesellschaft mehrerer ge- schieht, so wird sie erstickt, und es kommt end- lich so weit, daß der Mensch nicht mehr auf den Naͤchsten, sondern blos allein auf sich sel- ber siehet: hieraus erhellet, daß ein Leben der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchsten, welches dar- innen bestehet, in allen Werken und in allen Verrichtungen gerecht und rechtschaffen han- deln, aber nicht ein Leben der Froͤmmigkeit oh- ne dasselbe, zu den Himmel fuͤhre; daß folg- lich das Ausuͤben der thaͤtigen Liebe und das Wachsthum dieses Lebens in so viel statt fin- den, in so viel der Mensch in Geschaͤften ver- wickelt Vom Himmel. wickelt ist; und daß sie in so viel nicht statt finden, in so viel er sich denselben entziehet. Hiervon will ich nun aus der Erfahrung reden; sehr viele von denen, die in der Welt Kauf- und Handelschaft getrieben haben, und auch dadurch reich geworden sind, sind im Himmel; sehr wenige aber von denen, so durch Aemter zu Ehren erhoben und reich geworden sind, be- finden sich daselbst; aus der Ursache, weil die- se durch ihr Einkommen und durch ihre Ehren- stellen, die man ihnen wegen Verwaltung der Gerechtigkeit und des Rechts, wie auch wegen Austheilung der Einkuͤnfte und der Ehrenaͤm- ter gegeben hat, verleitet worden sind, sich sel- ber und die Welt zu lieben, und dadurch ihre Gedanken und Neigungen von dem Himmel zu entfernen, und zu sich selber zu kehren; denn in so viel der Mensch sich selber und die Welt liebt, und in allen Dingen nur auf sich und die Welt siehet, in so viel trennet er sich von dem Goͤttlichen, und entfernt sich von dem Himmel. 361. Das Loos der Reichen im Himmel ist so beschaffen, daß sie vor den uͤbrigen im Reich- thum sind, einige von ihnen wohnen in Pallaͤ- sten, wo inwendig alles wie Gold und Silber funkelt; Anmerk. des Uebersetzers. Man kann damit dasjenige vergleichen, was in der geistlichen Fama, im 20sten Stuͤck, sie haben an allen Dingen, die F 5 zum Vom Himmel. zum Nutzen des Lebens sind, einen Ueberfluß; sie haͤngen aber ihr Herz im geringsten nicht an solche, sondern lediglich an den zu stiftenden Nu- tzen, diesen sehen sie im hellen Schein und wie im Lichte, das Gold und Silber aber in Dunkelheit und in Ruͤcksicht auf dasselbe wie im Schatten: die Ursache ist, weil sie in der Welt hauptsaͤchlich den zu stiftenden Nutzen, das Gold und Silber hingegen nur wie Mittel und Dienstbarkeiten ge- liebt haben: es ist lediglich der Nutzen, der im Himmel so funkelt, das Gute des Nutzen funkelt wie Gold, und das Wahre des Nutzens wie Sil- ber: wie demnach der Nutzen, den sie in der Welt gestiftet haben, beschaffen gewesen, also haben sie auch Reichthum, und also auch Lust und Gluͤck- seligkeit im Himmel. Der Nutzen des Guten ist, sich und die Seinigen mit Lebens Nothduͤrf- tigkeiten versehen; einen Ueberfluß an allem ha- ben Pag. 71 gelesen wird; es hatte naͤmlich einer Namens Stephan Koch in Creyveld, den 9ten Dec. 1732 ein himmlisches Gesichte, und wurde im Geiste unter andern von einem Engel in verschiedene schoͤne himmlische Gegenden gefuͤh- ret; als sich nun der Engel zu erkennen gab, daß er naͤmlich ehmalen einer von den Rosenkreu- tzerischen Adeptis in Alt-England gewesen, sagte er ganz freundlich zu Kochen, er sollte mit ihm gehen, um sein Haus zu sehen, welches ungemein schoͤn, und inwendig von Gold und Edelgestein war. Vom Himmel. ben wollen um des Vaterlandes, und auch um des Naͤchsten willen, weil ein Reicher dem Naͤchsten weit eher, als ein Armer, auf vielerley Arten wohlthun kann; und weil er auf solche Weise das Gemuͤth von dem unthaͤtigen Leben, das ein ver- derbliches Leben ist, entfernet, denn bey einem solchen Leben denkt der Mensch boͤse aus dem ihm eingepflanzten Boͤsen. Der Nutzen ist in so viel gut, in so viel er das Goͤttliche in sich hat, das ist, in so viel der Mensch auf das Goͤttliche und auf den Himmel siehet, und hierauf sein Wohl bauet, den Reichthum aber nur als das dazu dienende Wohl ansiehet. 362. Das Gegentheil aber ist das Loos der Reichen, die das Goͤttliche nicht geglaubt, und die Dinge, so den Himmel und die Kirche anbe- treffen, von dem Gemuͤthe weggestossen haben, diese sind in der Hoͤlle, wo Unflaͤtereyen, Elend und Armuth ist; in dergleichen wird der Reich- thum, den man als den Endzweck liebet, ver- wandelt; und nicht allein der Reichthum, son- dern auch dessen Nutzen selbst, welcher darinnen besteht, daß sie entweder ihrer angebornen Nei- gung nachleben, und den Wolluͤsten nachhaͤngen, und damit sie das Gemuͤth den Schandthaten desto haͤufiger und ausgelassener hingeben koͤnnen, oder damit sie uͤber andre, die sie verachten, hervor- ragen moͤgen: dieser Reichthum, und dieser Nu- tzen, weil er nichts Geistliches, sondern Jrdi- sches in sich haͤlt, wird stinkend; denn das Geist- liche Vom Himmel. liche in dem Reichthum und in dessen Nutzen ver- haͤlt sich eben so, wie die Seele in dem Koͤrper, und wie das Licht des Himmels im seuchten Erd- reich; und er faͤngt auch an zu faulen, als wie der Koͤrper ohne die Seele, und wie feuchtes Erd- reich ohne das Licht des Himmels: diese sind es also, die der Reichthum verfuͤhret, und vom Himmel abgezogen hat. 363. Einem jeden Menschen bleibt nach dem Tod seine Neigung oder herrschende Liebe, diese wird in Ewigkeit nicht ausgerottet, weil des Men- schen Geist gaͤnzlich so ist, wie seine Liebe, und, welches ein Geheimnis ist, eines jeden Geistes und Engels Leib ist eben die aͤusserliche Gestalt seiner Liebe, die mit der innern Gestalt, die seinem Gemuͤth und seiner Seele zukommt, voͤllig uͤber- einstimmet; daher kommt es, daß die Geister aus dem Angesicht, aus den Geberden, und aus der Sprache erkannt werden, wie sie beschaffen sind; auch wuͤrde der Mensch, da er noch in der Welt lebt, nach seinem Geist erkannt werden, wenn er nicht gelernet haͤtte, mit dem Angesichte, mit den Geberden und mit der Sprache sich anders zu stel- len, als wie er wuͤrklich beschaffen ist: hieraus kann nun offenbar seyn, daß der Mensch in Ewig- keit so bleibt, wie seine Neigung oder herrschende Liebe ist. Es ist mir gegeben worden, mit eini- gen, die vor siebenzehn Jahrhunderten gelebt ha- ben, deren Leben aus den zu damaliger Zeit her- ausgekommenen Schriften bekannt ist, zu spre- chen, Vom Himmel. chen, und ich habe erfahren, daß ihre Liebe, die damals bey ihnen geherrschet, sie noch immer da hin reisset. Hieraus kann auch offenbar seyn, daß die Liebe zu dem Reichthum und zu dem Nu- tzen von selbigem einem jeden in Ewigkeit bleibt und gaͤnzlich so beschaffen ist, wie er in der Welt erworben worden; jedoch mit dem Unterschied, daß der Reichthum bey solchen, denen er zu guten Nutzstistungen gedienet hatte, in Ergoͤtzlichkeiten nach Beschaffenheit des gestifteten Nutzens ver- wandelt wird, und daß sich hingegen der Reich- thum bey solchen, denen er zum boͤsen Nutzen ge- dienet hatte, in Unflaͤtereyen verkehret, woran sie sich auch alsdenn eben so ergoͤtzen, als wie sie sich in der Welt an den Reichthum des boͤsen Nutzens halben ergoͤtzt hatten: daß sie sich alsdenn an Unflaͤtereyen ergoͤtzen, kommt daher, weil die gar- stigen Wolluͤste und Schandthaten, die eben der Nutzen von selbigem gewesen sind, wie auch der Geitz, der die Liebe zum Reichthum ohne Nutzen ist, mit den Unflaͤtereyen uͤbereinstimmen; die geistlichen Unflaͤtereyen sind nichts anders. 364. Die Armen kommen nicht der Armuth halben in den Himmel, sondern wegen des ge- fuͤhrten Lebens; einem jeden, er mag arm oder reich seyn, folgt sein Leben nach; es findet da nicht etwa fuͤr den einen mehr als fuͤr den andern beson- dere Barmherzigkeit statt: Anmerkung des Verfassers. Es findet keine unmittelbare, sondern eine mit- telbare Barmherzigkeit statt, das ist, bey denen, wer ein gutes Le- ben Vom Himmel. ben gefuͤhret, der wird angenommen, und wer boͤse gelebt, wird verworfen. Ueber dieses verfuͤhret den Menschen die Armuth eben sowohl, und ziehet ihn eben auch von dem Himmel ab, als wie der Reich- thum; es giebt sehr viele unter den Armen, die mit ihrem Schicksal nicht zufrieden sind, die nach V ie lheit streben, und sich einbilden, Reichthum waͤre ein Segen, Anmerkung des Verfassers. Wuͤrde und Reichthum sind kein wesentlicher Segen, weswegen solche so wohl die Boͤsen als Gute haben; dieses habe ich in den himm- lischen Geheimnissen Num. 8939. 10775. 10776. bewiesen. Der wesentliche Segen ist die Annehmung der Liebe und des Glaubens vom Herrn und die dadurch erfolgende Verbin- dung mit Jhm, denn da kommt die ewige Gluͤckseligkeit her, man lese allda Num. 1420. 1422. 2846. 3017. 3408. 3504. 3514. 3530. 3565. ꝛc. wenn sie dahero solchen nicht bekommen, so erzuͤrnen sie sich, und machen sich uͤber die goͤttliche Vorsehung boͤse Gedanken; sie mißgoͤnnen auch andern ihre Guͤter; uͤber dieses betriegen sie eben auch andre, wenn sie Gelegen- heit so nach den Geboten des Herrn leben, die sind es, die Er aus Barmherzigkeit bestaͤndig in der Welt, und nachgehends in Ewigkeit fuͤh- ret und leitet, man lese in den himmlischen Geheimnissen Num. 8700. 10659. Vom Himmel. heit haben, und leben eben auch in unflaͤtigen Wolluͤsten. Ein anders aber ist es mit denen Armen, die mit ihrem Schicksal zufrieden, in ihrer Verrichtung emßig und fleißig sind, die Arbeit dem Muͤßiggang vorziehen, aufrichtig und treu handeln, und alsdenn zugleich ein christ- liches Leben suͤhren. Jch habe etlichemal mit solchen, die aus dem Bauervolk und aus dem Poͤbel waren, die aber, da sie in der Welt gelebt, an Gott geglaubt, und in ihren Werken gerecht und rechtschaffen gehandelt hatten, gere- det; weil nun diese die Neigung hatten, das Wahre zu wissen, so fragten sie, weil sie in der Welt viel vom Glauben, im andern Leben aber viel von der Liebe gehoͤrt hatten, was eigentlich Liebe und Glaube sey: dahero wurde ihnen gesagt, die Liebe sey alles dasjenige, was dem Leben, und der Glaube alles das, was der Lehre eigen; mit- hin bestehe die Liebe darinnen, in allen Werken gerecht und rechtschaffen wollen und thun, der Glaube aber sey, gerecht und rechtschaffen denken; und daß sich der Glaube und die Liebe, als wie die Lehre und das Leben nach solcher, oder wie das Denken und der Wille, mit einander verbinden; und daß der Glaube, wenn der Mensch dasjenige, was er gerecht und rechtschaffen denket, auch will und thut, zur Liebe werde, und daß sie, wenn dieses geschiehet, alsdenn nicht zwey, sondern ein Einziges seyn: dieses verstunden sie gar wohl, freueten sich, und sagten, sie haͤtten in der Welt nicht begriffen, daß glauben etwas anders waͤre, als leben . 365. Vom Himmel. 365. Hieraus kann nun offenbar seyn, daß die Reichen eben so wohl, als die Armen, in den Himmel kommen, und einer so leicht, als der andere. Daß man glaubt, die Armen kaͤmen leichte, und die Reichen schwerlich in den Him- mel, ist daher, weil das Wort, wo Reiche und Arme vorkommen, nicht verstanden worden ist; durch die Reichen daselbst werden im geistlichen Sinn diejenigen verstanden, die einen Ueberfluß an Erkaͤnntnissen des Guten und Wahren haben, die also innerhalb der Kirche sind, wo das Wort ist; und durch die Armen diejenigen, die an die- sen Erkaͤnntnissen einen Mangel, jedoch nach sol- chen ein sehnliches Verlangen haben, die also aus- serhalb der Kirche sind, wo das Wort nicht ist. Durch den reichen Mann, der sich mit Purpur und koͤstlicher Leinewand kleidete, und in die Hoͤlle geworfen wurde, wird das juͤdische Volk verstan- den, das, weil es das Wort, und daher einen Ueberfluß an Erkaͤnntnissen des Guten und Wah- ren hatte, reich genennet wird, auch werden durch die Purpur-Kleider die Erkaͤnntnisse des Guten, und durch die Kleider von koͤstlicher Leinewand die Erkaͤnntnisse des Wahren angedeutet; Anmerkung des Verfassers. Daß die Kleider die Wahrheiten, und also die Erkaͤnntnisse andeuten, lese man in den himmlischen Geheimnissen Num. 1033. 2576. 5319. ꝛc. Daß der Purpur das himm- lische aber durch Vom Himmel. durch den Armen, der vor seiner Thuͤre lag, und von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen, sich zu saͤttigen begehrete, und von den Engeln in den Himmel getragen wurde, werden die Voͤlker verstanden, so keine Erkaͤnntnisse des Gu- ten und Wahren hatten, aber doch solche verlang- ten, Luc. 16, 19. 31. Durch die Reichen, die zum grossen Abendmahl geladen wurden, sich aber entschuldigten, wird ebenfalls das juͤdische Volk verstanden, und durch die Armen, die statt der- selben hereingefuͤhrt wurden, werden die Voͤlker verstanden, so ausserhalb der Kirche sind, Luc. 14, 16, 24. Welche es sind, so durch den Reichen, von dem der Herr sagt: „ Es ist leichter, daß ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe, denn das ein Reicher ins Reich Gottes komme, Matth. 19. 24. verstanden werden, das soll nun auch gesagt werden; durch den Reichen all- da werden Reiche in beyderley Sinn, sowohl im na- tuͤrlichen, als geistlichen, verstanden; Reiche im na- tuͤrlichen Siñ, die einen Ueberfluß an Guͤtern haben, und ihr Herze daran haͤngen; aber Reiche im geist- lichen Sinn, die einen Ueberfluß an Keñtnissen und Wissenschaften haben, denn diese sind geistlicher Reichthum, und sich durch selbige aus selbst eige- ner lische Gute bedeute, sehe man Num. 9467. Daß die koͤstliche Leinewand das Wahre aus einem himmlischen Ursprung zu bedeuten habe, lese man Num. 5319. 9469. 9744. Sw. Sch. II. Th. G Vom Himmel. ner Erkaͤnntnis hinein in die Dinge, so den Him- mel und die Kirche anbetreffen, fuͤhren wollen, weil nun dieses wider die goͤttliche Ordnung ist, so heißt es, es sey leichter, daß ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe; denn in diesem Sinn wird durch das Kameel die Kenntnis und das Wissen- schaftliche uͤberhaupt, und durch das Nadeloͤhr das geistliche Wahre angedeutet: Anmerkung des Verfassers. Daß das Kamel in dem Wort die Kennt- nis und das Wissenschaftliche uͤberhaupt andeu- te, lese man in den himmlischen Geheim- nissen N. 3048. 3071. 3143. 3145. Was die Nadel bedeute, lese man Num. 9688. Aus dem Wissenschaftlichen in die Wahrheiten des Glaubens dringen, ist wider die goͤttliche Ord- nung, Num. 10236. Man muß aus dem geistlichen Wahren in das Wissenschaftliche des natuͤrlichen Menschen gehen, nicht aber umge- kehrt, weil der geistliche Einfluß in das Natuͤr- liche, nicht aber der natuͤrliche Einfluß in das Geistliche statt findet, N. 3219. Es muͤssen erst die Wahrheiten des Worts und der Kirche er- kannt werden, und hernach darf man das Wis- senschaftliche zu Rathe ziehen, nicht aber um- gekehrt, Num. 6047. daß durch das Kameel und durch das Nadeloͤhr dieses ver- standen werde, weis man heutiges Tages nicht, weil bisher die Wissenschaft, die da lehret, was durch die Dinge, so in dem Wort im buchstaͤb- lichen Sinn gesagt worden, im geistlichen Sinn angedeu- Vom Himmel. angedeutet werde, nicht eroͤffnet oder aufgeschlos- sen war; denn in jedem Ausdruck des Worts ist ein geistlicher, und auch ein natuͤrlicher Sinn, denn das Wort, damit eine Verbindung des Himmels mit der Welt, oder der Engel mit den Menschen, nachdem die unmittelbare Verbindung aufgehoͤret, wiederum sehn moͤchte, ist durch lau- ter Uebereinstimmungen der natuͤrlichen Dinge mit den geistlichen, geschrieben worden: hieraus erhel- let, wer die sind, so durch den Reichen daselbst insonderheit verstanden werden. Daß durch die Reichen in dem Wort, im geistlichen Sinn, die- jenigen, welche in den Erkaͤnntnissen des Wahren und Guten sind, und durch den Reichthum die Er- kaͤnntnisse selbst, die auch geistlicher Reichthum sind, verstanden werden, kann man aus verschie- denen Stellen des Worts offenbar ersehen, die man nachschlagen kann Esai. 9 Cap. v. 12. 13. 14. Cap. 30, 6. 7. Cap. 45, 3. Jerem. 17 Cap. v. 3. Cap. 47, 7. Cap. 50, 36. 37. Cap. 51, 13. Dan. 5 Cap. v. 2. 3. 4. Ezech. 26 Cap. v. 7. 12. Cap. 27, vom 1. Vers an bis zu Ende. Zachar. 9 Cap. v. 3. 4. Psalm 40, 13. Hos. 12 Cap. v. 9. Offenb. 3. 17. 18. Luc. 14 Cap. v. 33; und noch aus andern mehr: und daß durch die Armen im geistlichen Sinn diejenigen angedeutet werden, welche die Erkaͤnntnisse des Guten und Wahren nicht haben, und doch nach solchen ein Verlangen tragen, erhellet aus diesen Stellen, Matth. 11 Cap. v. 5. Luc. 6 C. v. 20. 21. C. 14, 21. Es. 14 C. v. 30. C. 29, 19. C. G 2 41, Vom Himmel. 41, 17. 18. Zephan. 3 Cap. v. 12. 18. Alle diese Stellen sind nach dem geistlichen Sinn in den himmlischen Geheimnissen, Num. 10227 ausgelegt worden, die man nachlesen kann. Von den Ehen im Himmel. 366. W eil der Himmel aus dem menschlichen Geschlechte ist, und daraus allda Engel von bey- derley Geschlecht sind; und weil vermoͤge der Schoͤpfung das Weib fuͤr den Mann, und der Mann fuͤr das Weib, also eins des andern ist; und weil beyden diese Liebe eingepflanzt ist, so fol- get, daß in den Himmeln eben so wohl, als auf Erden, Ehen sind; aber die Ehen in den Him- meln sind von den Ehen auf Erden sehr unter- schieden. Wie demnach die Ehen in den Him- meln beschaffen, und worinnen sie von den Ehen auf Erden unterschieden sind, und worinnen sie mit einander uͤbereinkommen, das soll nun im folgenden gesagt werden. 367. Die Ehe in den Himmeln ist eine Ver- bindung zweyer in ein einziges Gemuͤth; was es mit dieser Verbindung fuͤr eine Bewandnis hat, das soll zuerst ausgelegt werden: das Gemuͤth be- stehet aus zwey Theilen, davon der eine der Ver- stand, der andere der Wille genennet wird; wenn diese zwey Theile ein Einziges ausmachen, sodann heißen sie ein einziges Gemuͤth; der Mann macht daselbst Vom Himmel. daselbst den Theil aus, so man den Verstand nen- net, und das Weib den, so der Wille genennet wird; wenn diese Verbindung die eigentlich ihrem Jnnern zukommt, in das Untere, so ihren Leib zugehoͤret, herab kommt, alsdenn wird sie wie Liebe empfunden und gefuͤhlet, diese Liebe nun ist die eheliche Liebe. Hieraus erhellet, daß die eheliche Liebe von der Vereinigung zweyer in ein einziges Gemuth entspringe; dieses wird im Him- mel Beywohnung genennet; und heißt, daß nicht zwey, sondern ein einziger sey; weswegen im Him- mel zwey Eheleute nicht zwey, sondern ein einzi- ger Engel genennet werden. 368. Daß auch eine solche Verbindung des Mannes und Weibes in dem Jnnersten, Anmerkung des Uebersetzers. Jn den himmlischen Geheimnissen Num. 2732 heißt es: „Jch redete mit den Engeln, wie naͤmlich das wechselsweise beschaffen waͤre, und sie sagten, daß das Bild des einen in dem Gemuͤthe des andern sey, und daß sie also nicht nur in allem und jedem, sondern auch in dem Jnnersten des Lebens beysammen wohnen, und daß die Liebe und Barmherzig- keit des Herrn in dieses Eins mit Gluͤckselig- keit einfliessen koͤnne. so den Gemuͤthern zukommt, ist, das kommt lediglich von der Schoͤpfung her; denn der Mann wird dazu geboren, daß er Verstand habe, daß er also G 3 aus Vom Himmel. aus dem Verstand denke, das Weib aber, daß sie wollend sey, daß sie also aus dem Willen den- ke; dieses kann man auch aus der Zuneigung oder angebornen Art, wie auch aus der Gestalt offen- bar sehen; aus der angebornen Art, daß naͤmlich der Mann aus der Vernunft das Weib aber aus der Neigung handelt; aus der Ge- stalt, daß naͤmlich der Maun ein rauheres und unschoͤneres Gesichte, eine ernsthaftere Sprache, und einen haͤrtern Koͤrper, das Weib aber ein sansteres und schoͤneres Gesichte, eine zaͤrtlichere Sprache, und einen weichlichern Koͤrper hat: eben ein solcher Unterschied ist zwischen dem Verstand und Willen, oder zwischen der Denkungsart und Neigung; eben ein solcher ist auch zwischen dem Wahren und Guten, und auch eben ein solcher zwischen dem Glauben und der Liebe, denn das Wahre und der Glaube gehoͤren fuͤr den Verstand, und das Gute und die Liebe fuͤr den Willen. Da- her kommt es, daß in dem Wort durch Juͤng- ling und Mann im geistlichen Sinn der Ver- stand im Wahren, und durch Jungfrau und Weib die Neigung zum Guten verstanden wird; wie auch, daß die Kirche von der Neigung zum Guten und Wahren Weib und auch Jungfrau heisset, ingleichen, daß alle die, so in der Nei- gung zum Guten sind, Jungfrauen genennet werden, als wie Offenb. 14, v. 4. 369. Jeder, so wohl der Mann, als das Weib, hat Verstand und Willen, gleichwohl aber Vom Himmel. aber hat bey dem Mann der Verstand, und bey dem Weibe der Wille die Oberherrschaft, und der Mensch verhaͤlt sich nach dem, was hauptsaͤchlich herrschet; aber bey den Ehen in den Himmeln ist nicht die geringste Oberherrschaft; denn da ist der Wille des Weibes auch der Wille des Mannes, und der Verstand des Mannes ist auch der Ver- stand des Weibes, weil der eine gerne wollen und denken will, wie der andere, und also untereinan- der und beyderseitig; daher kommt ihre Verbin- dung in ein Einziges. Diese Verbindung ist eine wuͤrkliche Verbindung, denn der Wille des Wei- bes gehet in den Verstand des Mannes, und die- ses hauptsaͤchlich, wenn sie sich von Angesichte zu Angesicht sehen; denn in den Himmeln, wie oben oftmals gemeldet worden, ist eine Vergemeinschaf- tung der Gedanken und Neigungen, wie vielmehr des Ehegattens mit der Ehegattin, weil sie sich untereinander lieben. Hieraus kann nun offen- bar seyn, was es mit der Verbindung der Ge- muͤther, die eben das Eheband ausmachet, und die eheliche Liebe in den Himmeln hervorbringet, fuͤr eine Bewandnis hat, daß sie naͤmlich darinnen bestehe, daß der eine wolle, daß dasjenige, was ihm eigen, auch dem andern eigen, und also wechselsweise sey. 370. Es wurde mir von den Engeln gesagt, daß, in so viel zwey Ehegatten in einer solchen Verbindung stehen, sie in so viel in der ehelichen Liebe, und zugleich in so weit in Erkaͤnntnis, G 4 Weis- Vom Himmel. Weisheit und Gluͤckseligkeit sind, aus der Ur- sache, weil das Goͤttliche Wahre und Goͤttliche Gute, wo alle Erkaͤnntnis, Weisheit und Gluͤck- seligkeit herkommt, hauptsaͤchlich in die eheliche Liebe einfließt, daß mithin die eheliche Liebe un- mittelbar die Grundlage des goͤttlichen Einflusses ist, weil sie zugleich das Eheband des Wahren und Guten ist; denn so wie der Verstand und Wille mit einander verbunden sind, also ist auch die Ver- bindung des Wahren und Guten, weil der Ver- stand das Goͤttliche Wahre empfaͤngt, auch von den Wahrheiten gebildet wird, und der Wille das Gute aufnimmt, und von dem Guten auch gebil- det wird; denn was der Mensch will, das ist bey ihm Gutes, und was er verstehet, das ist bey ihm Wahrheit; daher kommt es, daß es einerley ist, ob man sage, die Verbindung des Verstan- des und Willens, oder ob man sage, die Ver- bindung des Wahren und Guten. Die Ver- bindung des Wahren und Guten macht einen En- gel, und auch seine Erkaͤnntnis, Weisheit und Gluͤckseligkeit aus, denn der Engel ist so beschaf- fen, wie bey ihm das Gute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten verbunden ist; oder welches gleich viel, der Engel ist so, wie bey ihm die Liebe mit dem Glauben, und der Glaube mit der Liebe verbunden ist. 371. Daß das vom Herrn ausfliessende Goͤtt- liche hauptsaͤchlich in die eheliche Liebe einfließt, ist darum, weil die eheliche Liebe aus der Verbindung des Vom Himmel. des Guten und Wahren entspringt, denn, wie oben gemeldet worden, ob man sage, die Ver- bindung des Verstandes und Willens, oder die Verbindung des Guten und Wahren, das ist gleichviel: die Verbindung des Guten und Wahren hat ihren Ursprung aus der goͤttlichen Liebe des Herrn gegen alle, so in den Him- meln, und auf Erden sind: von der goͤttlichen Liebe kommt das Goͤttliche Gute her, und das Goͤttliche Gute wird von den Engeln und von den Menschen in den goͤttlichen Wahrheiten erlangt, denn das Wahre ist blos allein das Behaͤltnis des Guten; weswegen keiner, der nicht in den Wahrheiten stehet, etwas vom Herrn und von dem Himmel aufnehmen kann; in so viel demnach bey dem Menschen die Wahrheiten mit dem Guten verbunden sind, in so viel ist der Mensch mit dem Herrn und mit dem Himmel verbunden: hieraus kommt nun selbst der Ursprung der ehelichen Liebe, weswegen sie unmittelbar die Grundlage des goͤttlichen Einflusses ist. Daher kommt es, daß die Verbindung des Guten mit dem Wah- ren in den Himmeln die himmlische Ehe heis- set, und daß in dem Wort der Himmel mit der Ehe verglichen, und auch die Ehe genen- net wird; wie auch, daß der Herr der Braͤu- tigam und Mann, und der Himmel mit der Kirche die Braut und auch das Weib heisset. G 5 372. Daß Vom Himmel. 372. Daß Gute und Wahre, wenn sie bey dem Engel und bey dem Menschen mit ein- ander verbunden sind, sind nicht zwey, sondern ein Einziges, weil alsdenn das Gute dem Wahren und das Wahre dem Guten eigen ist: diese Verbindung verhaͤlt sich, alswie wenn der Mensch dasjenige, was er will, denket, und was er denket, will, sodann macht das Denken und das Wollen ein Einziges, und al- so ein einziges Gemuͤth aus, denn das Denken bildet oder stellet dasjenige, was der Wille ge- wollt hat, in der Gestalt dar, und der Wille macht es zur Lust; daher kommt es auch, daß im Himmel zwey Ehegatten nicht zwey, son- dern ein einziger Engel heissen. Dieses ist es auch, was durch die Worte des Herrn ver- standen wird: „Habt ihr nicht gelesen, daß Der von Anfang (den Menschen) ge- macht, Der hat sie ein Maͤnnlein und Weiblein gemacht? und sprach: darum wird ein Mensch Vater und Mutter ver- lassen, und an seinem Weibe hangen, und werden die zwey ein einiges Fleisch seyn; so sind sie nun nicht mehr zwey, sondern ein einiges Fleisch; was nun Gott zusam- men gefuͤget hat, das soll der Mensch nicht scheiden: nicht alle fassen dieses Wort, sondern diejenigen, welchen es ge- geben ist,“ Matth. 19, 4. 5. 6. 11. Marc. 10, 6. 7. 8. 9. 1. B. Mos. 2, 24; hier wird die himmlische Ehe, worinnen die Engel sind, und Vom Himmel. und zugleich das Eheband des Guten und Wah- ren beschrieben; und dadurch, daß der Mensch nicht scheiden soll, was Gott zusammen gesuͤgt hat, wird verstanden, daß das Gute nicht soll- te vom Wahren getrennet werden. 373. Hieraus kann man nun sehen, wo- her die wahre eheliche Liebe komme, daß sie naͤmlich in den Gemuͤthern derer, die im Ehe- bande sind, zuerst gebildet werde; und daß sie von daher in den Leib uͤbergehe und uͤberfliesse, und allda wie Liebe empfunden und gefuͤhlet werde; denn was in dem Leibe gefuͤhlt und empfunden wird, das hat seinen Ursprung aus dem Geistlichen des Menschen, weil es aus dem Verstand und Willen kommt; Verstand und Wille machen den geistlichen Menschen aus: was von dem Geistlichen Menschen in den Leib uͤbergeht, das kommt allda unter ei- ner andern Gestalt zum Vorschein, dennoch aber ist es aͤhnlich und einstimmig, alswie Seele und Leib, und wie die Ursache und Wuͤr- kung ist, wie man aus dem, was in den zwey Artikeln von den Uebereinstimmungen gesagt und gezeigt worden, offenbar sehen kann. 374. Jch hoͤrte einen Engel die wahre eheliche Liebe und ihre himmlische Ergoͤtzungen folgender Gestalt beschreiben; sie sey das Goͤtt- liche des Herrn in den Himmeln, so das Goͤtt- liche Gute und das Goͤttliche Wahre ist, in zweyen Vom Himmel. zweyen vereinigt, sogar, daß sie nicht zwey, sondern ein Einziges seyn; er sagte, im Him- mel waͤren zwey Ehegatten diese Liebe, weil ein jeder sein Gutes und sein Wahres ist, so wohl dem Gemuͤthe, als auch dem Leibe nach, denn der Leib ist die Abbildung des Gemuͤthes, weil er darnach gebildet ist; hieraus brachte er mit bey, daß das Goͤttliche in zweyen, die in der wahren ehelichen Liebe sind, abgebildet sey; und weil das Goͤttliche darinnen abgebildet sey, so waͤre auch der Himmel, weil der gesammte Himmel das vom Herrn ausfliessende Goͤttli- che Gute und Goͤttliche Wahre ist, darinnen abgebildet, und daher komme es, daß dieser Liebe alle Dinge des Himmels, ja, so viele Seligkeiten und Ergoͤtzungen eingeschrieben seyn, daß sie nicht zu zaͤhlen waͤren; er druck- te die Anzahl durch ein Wort aus, das Mil- lion Millionen enthielte: er wunderte sich, daß ein Mensch der Kirche davon nichts wisse, da doch die Kirche der Himmel des Herrn auf Erden, und der Himmel das Eheband des Guten und Wahren sey: er sagte, er erstaune, wenn er bedaͤchte, daß innerhalb der Kirche mehr, als ausserhalb derselben, Ehebruͤche be- gangen, und auch bekraͤftigt wuͤrden, deren Lust im geistlichen Sinn und daher in der geist- lichen Welt doch an sich selbst nichts anders sey, als die Lust der mit dem Boͤsen verknuͤpften falschen Liebe, welche Lust eine hoͤllische Lust ist, weil sie dem Vergnuͤgen des Himmels, so das Vom Himmel. das Vergnuͤgen der mit dem Guten verbundnen wahren Liebe ist, voͤllig entgegen stehet. 375. Ein jeder weis, daß zwey Eheleute, die einander lieben, innerlich mit einander ver- einigt sind, und daß das Wesentliche der Ehe in der Vereinigung der Herzen oder Gemuͤther bestehet; hieraus kann man auch wissen, daß, wie nun die Herzen oder Gemuͤther in sich be- schaffen sind, auch so die Vereinigung, und auch so die Liebe unter ihnen sey; das Gemuͤth wird lediglich von dem Wahren und Guten gebildet, denn alle Dinge, so in der ganzen Welt sind, beziehen sich auf das Gute und Wahre, und auch auf deren Verbindung, da- hero ist die Vereinigung der Gemuͤther voͤllig so wie das Wahre und Gute, wovon sie ge- bildet worden sind, beschaffen ist, folglich ist die Vereinigung der Gemuͤther, die aus dem aͤchten Wahren und Guten gebildet worden sind, die allervollkommenste. Es ist zu wis- sen, daß sich nichts mehr unter einander lie- bet, als das Wahre und Gute, weswegen aus dieser Liebe die wahre eheliche Liebe entspringt: das Falsche und Boͤse lieben einander auch, diese Liebe aber wird hernach in die Hoͤlle ver- wandelt. 376. Aus dem nun, was vom Ursprung der ehelichen Liebe bereits gesagt worden, kann geschlossen werden, welche denn eigentlich in der Vom Himmel. der ehelichen Liebe sind, und welche nicht dar- innen sind: daß naͤmlich diejenigen in der ehe- lichen Liebe seyn, welche aus dem Goͤttlichen Wahren in dem Goͤttlichen Guten stehen; und daß die eheliche Liebe nur in so viel aͤcht sey, in so viel das Wahre, das mit dem Guten verbunden wird, desto mehr aͤcht ist: und weil alles Gute, das mit dem Wahren verbunden wird, vom Herrn ist, so folger, daß keiner in der wahren ehelichen Liebe seyn kann, wenn er den Herrn und Sein Goͤttliches nicht er- kennet, denn ohne diese Erkaͤnntnis kann der Herr nicht einfliessen, noch sich mit dem Wah- ren, das bey dem Menschen befindlich ist, ver- binden. 377. Hieraus erhellet, daß die, so im Fal- schen stehen, nicht in der ehelichen Liebe sind, und die vollends nicht, so im Falschen aus dem Boͤsen stehen: bey denen, die im Boͤsen und in dem daher ruͤhrenden Falschen sind, ist auch das Jnnere, so dem Gemuͤthe zukommt, ver- riegelt; weswegen in selbigen nicht der aller- geringste Ursprung der ehelichen Liebe statt fin- den kann, sondern es findet unterhalb des Jn- nern im aͤusserlichen oder natuͤrlichen Menschen, der von dem Jnnern getrennt ist, die Verbin- dung des Falschen und Boͤsen statt, welche Verbindung das hoͤllische Eheband genennet wird. Es wurde mir zu sehen gegeben, wie die Ehe zwischen denen, die im Falschen aus dem Vom Himmel. dem Boͤsen sind, so die hoͤllische Ehe heißet, beschaffen ist; sie reden unter einander, und verbinden sich auch aus Geilheit mit einander, innerlich aber brennen sie vor toͤdtlichen Haß wider einander, der so groß, daß er nicht zu beschreiben ist. 378. Es findet auch keine eheliche Liebe zwischen zweyen statt, die aus verschiedner Re- ligion sind, weil das Wahre des einen nicht mit dem Guten des andern zusammenstimmet, und zwey ungleiche und mißhellige Dinge koͤn- nen unmoͤglich aus zweyen ein einziges Ge- muͤth machen, weswegen der Ursprung ihrer Liebe nicht das geringste vom Geistlichen an sich hat; wenn sie ja beysammen wohnen und zu- sammen stimmen, so kommt es blos allein aus natuͤrlichen Ursachen. Aus dem Grunde wer- den in den Himmeln nur diejenigen, so inner- halb einer Gesellschaft sind, weil sie sich im gleichen Guten und Wahren befinden, nicht aber die, so ausserhalb der Gesellschaft sind, unter einander verehlichet: daß alle die, so in- nerhalb einer Gesellschaft sind, im gleichen Guten und Wahren stehen, und von denen, so sich ausserhalb derselben befinden, unterschie- den sind, lese man die 41ste und die darauf folgenden Nummern. Dieses ist auch bey dem Jsraelitischen Volk dadurch vorgestellet wor- den, daß sie in die Staͤmme, und insonderheit in die Familien heyratheten, sich aber mit de- nen Vom Himmel. nen ausserhalb denselben nicht verheyrathen durften. 379. Auch findet keine wahre eheliche Lie- be zwischen einem einzigen Mann und mehre- ren Weibern statt; denn dieses zerstoͤrt den geistlichen Ursprung dieser Liebe, welcher dar- innen besteht, daß aus zweyen ein einziges Ge- muͤth gebildet werde, mithin zerstoͤret es die innere Verbindung, so eine Verbindung des Guten und Wahren ist, waraus eigentlich selbst das Wesen dieser Liebe kommt; eine Verehlichung mit mehreren, als mit einer ein- zigen, ist eben so, wie ein in mehrere Willen vertheilter Verstand; und wie ein Mensch, der sich nicht zu einer, sondern zu mehreren Kirchen bekennt, denn auf solche Art wird sein Glaube von einander gerissen, bis er endlich zunichte wird. Die Engel sprechen: mehrere Weiber auf einmal nehmen, sey gaͤnzlich wi- der die goͤttliche Ordnung; Anmerkung des Verfassers. Daß es dem Jsraelitischen Volk zugelassen worden, mehrere Weiber auf einmal zu neh- men, und zu den Weibern auch noch Kebs- weiber hinzu zu suͤgen, solches aber den Chri- sten nicht erlaubt ist, war die Ursache, weil dieses Volk in dem Aeußerlichen ohne das Jn- nere und dieses wuͤß- ten sie aus sehr vielen Ursachen, und auch da- her, daß sie, so bald sie sich eine Verehlichung mit Vom Himmel. mit mehreren daͤchten, sogleich von der innern Seligkeit und himmlischen Gluckseligkeit ent- fernt, und alsdenn wie betrunken wuͤrden, weil sich bey ihnen das Gute von seinem Wah- ren trennete; und weil das Jnnere ihres Ge- muͤths blos allein von dem nur einigermassen darauf gerichteten Gedanken in einen solchen Zustand kaͤme so wuͤrden sie deutlich inne, daß eine Verehlichung mit mehreren, als mit einer, ihr Jnwendiges verschliesse, und mache, daß statt der ehelichen Liebe sich die Liebe der Geilheit, welche Liebe von dem Himmel ab- fuͤhret, einschleiche. Ferner sagen sie, der Mensch begreife dieses schwerlich, weil wenige in der aͤchten ehelichen Liebe sind, die nun in solcher nicht sind, die wissen von der innern Ergoͤtzung, so in dieser Liebe ist, ganz und gar nichts, sondern nur von der Lust der Geilheit, welche Lust nach einer kurzen Beywohnung sich in Unlust verkehret; hingegen die Ergoͤtzung der wahren ehelichen Liebe dauert nicht allein bis ins spaͤte Alter in der Welt, sondern wird auch nach dem Tod zur Ergoͤtzung im Himmel, und nere war, die Christen hingegen koͤnnen in dem Jnnern, und also in dem Eheband des Guten und Wahren seyn, man lese in den himmlischen Geheimnissen Num. 3246. 4837. 8809., allwo dieses weitlaͤuftig aus- gefuͤhret und bewiesen ist. Sw. Sch. II. Th. H Vom Himmel. und wird alsdenn mit der innern Anmuth er- fuͤllt, die in Ewigkeit vollkommener wird. Sie sagen auch, es koͤnnten der Seligkeiten der wahren ehelichen Liebe auf viele tausend gezaͤhlt werden, davon dem Menschen nicht einmal eine einzige bekannt ist, noch von einem, der nicht in dem vom Herrn herruͤhrenden Eheband des Guten und Wahren ist, mit dem Verstand begriffen werden kann. 380. Die Liebe der Herrsucht des einen uͤber den andern hebt die eheliche Liebe, und ihre himmlische Ergoͤtzung voͤllig auf, denn die eheliche Liebe, und ihre Ergoͤtzung bestehet, wie oben gemeldet worden, darinnen, daß des ei- nen Wille des andern sey, und dieses unterein- ander und beyderseitig; diese Herrsuchts Lie- be in der Ehe ist eine Zerstoͤrerin, denn der Herrschende will, daß sein Wille ganz allein in dem andern, aber von Seiten des andern in ihm gar keiner sey, daher faͤllt das wechsels- weise oder beiderseitige weg, mithin wird we- der einige Liebe, noch deren Vergnuͤgen, unter- einander vergemeinschaftet; da doch die Ver- gemeinschaftung und die daher ruͤhrende Ver- bindung lediglich die innere Ergoͤtzung, oder die so genannte Seligkeit in der Ehe ist; die Herrschsuchts Liebe loͤschet diese Seligkeit, und nebst solcher alles Himmlische und Geistliche der ehelichen Liebe aus, so gar, daß man nicht weis, daß es vorhanden sey, und wenn man es Vom Himmel. es sagen wuͤrde, so wuͤrde man es fuͤr so ge- ringschaͤtzig halten, daß man zur blossen Er- waͤhnung der aus der ehelichen Liebe herruͤh- renden Seligkeit entweder lachen oder zornig werden wuͤrde. Wenn eins das will oder lie- bet, was das andere will, alsdenn ist bey al- len beyden Freyheit, denn alle Freyheit ist der Liebe eigen, wo aber Herrschsucht ist, da ist bey keinem von beyden Freyheit, eins ist ein Sclav, auch der Herrschende ist einer, weil er von der Begierde zu herrschen als ein Sclav gefuͤhret wird; allein dieses begreift man ganz und gar nicht, wenn man nicht weis, was die Freyheit der himmlischen Liebe ist: dennoch aber kann man aus dem, was ich oben vom Ursprung und Wesen der ehelichen Liebe ge- sagt habe, wissen, daß, in so viel die Herrsch. sucht einreißt, auch in so viel die Gemuͤther nicht vereinigt, sondern getheilt werden, die Herrschsucht bringt unter das Joch, und ein unter das Joch gestecktes Gemuͤthe ist entweder von gar keinem Willen, oder von einem Wi- derwillen; wenn es von gar keinem Willen ist, so hat es auch keine Liebe, wenn es von einem Widerwillen ist, so ist Haß anstatt der Liebe vorhanden. Das Jnnere derer, die in einer solchen Ehe leben, laͤuft und streitet wider einander, als wie es zwey einander entgegen stehende Dinge zu machen pflegen, wenn auch gleich das Aeussere, der Ruhe halben, an sich haltend und friedlich ist; das Widereinander- H 2 laufen Vom Himmel. laufen und der Streit dieses Jnnern offen- baret sich nach ihrem Tod, da kommen sie ge- meiniglich hinter einander, und sodann strei- ten sie unter einander wie Feinde, und zerflei- schen einander, denn sie handeln alsdenn nach dem Zustand ihres Jnnern; ihre Streite und Zerfleischungen sind mir etlichemal zu sehen gegeben worden, und mancher ihre waren vol- ler Rache und Wuth: denn im andern Leben wird das Jnnere eines jedweden in die Frey- heit gelassen, und ist nicht mehr von dem Aeusserlichen weltlicher Ursachen wegen einge- schraͤnkt; denn ein jeder ist alsdenn so, wie er innerlich beschaffen ist. 381. Es giebt bey manchen so etwas der ehelichen Liebe Aehnlichscheinendes, gleichwohl aber ist es keine eheliche Liebe, wenn sie nicht in der Liebe des Guten und Wahren sind, es ist eine Liebe, die aus vielerley Ursachen den Anschein der ehelichen hat, naͤmlich damit sie zu Hause bedienet werden, unbekuͤmmert, oder ruhig, oder in Gemaͤchlichkeit seyn, oder wenn sie krank und alt werden, Pflegung haben oder damit die Kinder, die sie lieben, gewartet wer- den moͤgen; bey einigen ist es Zwang aus Furcht fuͤr den Ehegatten, fuͤr den guten Na- men, und fuͤr uͤble Folgen, einige bringt die Geilheit dazu. Auch ist die eheliche Liebe bey den zwey Eheleuten unterschieden, bey dem ei- nen ist derselben mehr oder weniger, bey dem andern Vom Himmel. andern wenig oder gar keine, und weil sie un- terschieden ist, so kann eins den Himmel, das andere die Hoͤlle haben. Die aͤchte eheliche Liebe ist im innersten Himmel, weil die Engel allda in dem Ehe- band des Guten und Wahren, und auch in der Unschuld sind; die Engel der untern Him- mel sind auch in der ehelichen Liebe, aber nur, in so viel sie in der Unschuld sind, denn die eheliche Liebe ist an und fuͤr sich betrachtet der Zustand der Unschuld dahero ist zwischen zwey Ehegatten, die in der ehelichen Liebe stehen, himmlisches Vergnuͤgen, vor ihren Gemuͤ- thern sind fast eben solche Unschulds-Spiele, wie unter den Kindern denn alles moͤgliche ver- gnuͤget ihre Herzen, weil der Himmel mit sei- ner Freude in ihr ganzes Leben einfliesset: wes- wegen i m Himmel die eheliche Liebe durch die allerschoͤnsten Dinge vorgestellet wird; ich sa- he sie auch durch eine mit einer weissen Wolke umgebene Jungfrau von unbeschreiblicher Schoͤnheit vorstellen: es wurde gesagt, die Engel im Himmel haͤtten alle Schoͤnheit von der ehelichen Liebe: die von ihr herruͤhrende Neigungen und Gedanken werden durch dia- mantne Scheine, alswie gleichsam von Car- funkelsteinen und blinkenden Rubinen, und dieses mit Ergoͤtzungen, die das Jnnere der Gemuͤther reitzen, vorgestellet. Mit einem Wort, in der ehelichen Liebe stellet sich der Himmel dar, weil der Himmel bey den En- H 3 geln Vom Himmel. geln in der Verbindung des Guten und Wah- ren bestehet, und diese Verbindung die eheliche Liebe ausmachet. 382. Die Ehen in den Himmeln sind von den Ehen auf Erden darinnen unterschieden, daß die Ehen auf Erden die Fortpflanzung des Geschlechts zum voraus haben, aber nicht in den Himmeln; statt dieser Fortpflanzung ist in den Himmeln die Fortpflanzung des Guten und Wahren; daß diese Fortpflanzung statt derselben ist, ist die Ursache, weil ihre Ehe das Eheband des Guten und Wahren ist, wie ich oben gezeigt habe, und in dieser Ehe wird das Gute und Wahre, und deren Verbindung uͤber alles geliebet, diese sind es dahero, die von den Ehen in den Himmeln fortgepflanzt werden: daher kommt es, daß in dem Wort durch Geburten und Zeugungen geistliche Ge- burten und Zeugungen maͤmlich des Guten und Wahren, angedeutet werden, durch Mut- ter und Vater wird das mit dem Guten ver- einigte Wahre, so da zeuget, durch Soͤhne und Toͤchter das Wahre und Gute, so gezeu- get werden, und durch Eidame und Schnuͤ- re die Verbindungen des Wahren und Guten angedeutet, Anmerkung des Verfassers. Durch Mutter wird die Kirche in Ansehung des Wahren, und also auch das Wahre der und so weiter. Hieraus er- hellet, Vom Himmel. hellet, daß die Ehebuͤndnisse in den Himmeln nicht so sind, wie die Ehebuͤndnisse auf Erden; in den Himmeln sind geistliche Vermaͤhlungen, die nicht Heyrathen, sondern Verbindungen der Gemuͤther aus dem Eheband des Guten und Wahren, zu nennen sind; auf Erden aber sind Heyrathen, weil sie nicht nur den Geist, sondern auch das Fleisch angehen: und weil keine Heyrathen in den Himmeln sind, so heissen dahero zwey Ehegatten nicht Mann und Weib, sondern des andern Gatte wird aus dem englischen Begriff der Verbindung zweyer Gemuͤther in ein einziges mit einem Wort benennet, das so viel bedeutet, als sein wechselsweise beyderseitiges ( suum mutu- um vicissim ). Hieraus kann man nun wis- H 4 sen, Kirche, durch Vater die Kirche in Ansehung des Guten, und also auch das Gute der Kirche augedeutet, man lese in den himmlischen Geheimnissen Num. 2691. 2717. Die Soͤhne bedeuten die Neigungen zum Wah- ren, und also die Wahrheiten selbst N. 489. 491. ꝛc. Die Toͤchter bedeuten die Neigungen zum Guten, und also das Gute selbst, Num. 489. 490. ꝛc. Durch Eidam wird das Wahre angedeutet, das mit der Neigung zum Guten in Verbindung stehet, Num. 2389. Die Schnur deutet das Gute an, das mit seinem Wahren verbunden ist, man lese da- selbst Num. 4843. Vom Himmel. sen, wie die Worte des Herrn Luc. am 20. Cap. v. 35. 36. von dem Heyrathen, zu ver- stehen sind. 383. Wie die Verehlichungen in den Him- meln geschehen, das ist mir auch zu sehen ge- geben worden; allenthalben im Himmel wer- den die, so einander gleich sind, zusammen ge- fuͤgt, die aber einander ungleich sind, von ein- ander geschieden, daher bestehet eine jede Ge- sellschaft des Himmels aus solchen, die einan- der gleich sind; die Gleichen werden nicht von sich selber, sondern vom Herrn zu ihres Glei- chen gebracht, man lese Num. 41. 43. 44. ꝛc.; desgleichen wird auch ein Ehegatte zur Ehegat- tin gefuͤget, deren Gemuͤther naͤmlich in ein einziges koͤnnen verbunden werden; weswegen sie beym ersten Anblick einander innigst lieben, und als Eheleute einander ansehen, und sich verehlichen; daher kommt es, daß alle Ehen des Himmels blos allein vom Herrn sind: sie feyern auch ein Freudenfest, und dieses geschie- het in Zusammenkunft mehrerer; die Feste sind auch in den Gesellschaften unterschieden. 384. Weil die Ehen auf Erden Pflanzstaͤt- te des menschlichen Geschlechts, und auch der Engel des Himmels sind, denn der Himmel, wie oben in seinem Artikel gezeigt worden, ist aus dem menschlichen Geschlecht, ferner, weil sie aus einem geistlichen Ursprung, naͤmlich aus dem Eheband des Guten und Wahren sind, Vom Himmel. sind, und das Goͤttliche des Herrn hauptsaͤchlich in diese Liebe einfließt, so sind sie dahero in den Augen der Engel des Himmels hoͤchst heilig; und im Gegentheil werden von ihnen die Ehebruͤche, weil solche der ehelichen Liebe entgegen und zuwider sind, als unheilig angesehen: denn, so wie die Engel in den Ehen das Eheband des Guten und Wahren erblicken, welches der Himmel ist, also sehen sie in den Ehebruͤchen das Eheband des Fal- schen und Boͤsen, welches die Hoͤlle ist: wenn sie dahero Ehebruch nur nennen hoͤren, so wenden sie sich weg: dieses ist auch die Ursache, daß, wenn der Mensch Ehebruch aus Wollust begehet, ihm der Himmel zugeschlossen wird; wenn nun dieser verschlossen, so erkennet er nicht mehr das Goͤtt- liche, noch etwas von dem, was des Glaubens der Kirche ist. Daß alle, die sich in der Hoͤlle befinden, wider die eheliche Liebe sind, das ist mir von einem aus der Hoͤlle ausgedampften Umkreis, der wie ein bestaͤndiges Bestreben war, die Ehen zu zerreissen und zu entheiligen, zu empfinden ge- geben worden: hieraus wurde mir klar, daß die herrschende Lust in der Hoͤlle die Lust des Ehebruchs sey, und daß die Lust des Ehebruchs auch noch in dieser Lust bestehe, die Verbindung des Guten und Wahren, welche Verbindung den Himmel aus- machet, zu zerstoͤren: hieraus folget, daß die Lust des Ehebruchs eine hoͤllische Lust sey, die der Lust des Ehestands, welches eine himmlische Lust ist, voͤllig entgegen stehet. H 5 385. Es Vom Himmel. 385. Es waren gewisse Geister, die, wie sie es bey Leibes Leben im Gebrauch gehabt, mit ganz besonderer Emßigkeit, und dieses durch einen ganz gelinden gleichsam fliessenden Einfluß, wie der Einfluß von guten Geistern zu seyn pflegt, an mich setzten, ich empfande aber, daß in ihnen lauter Lust und dergleichen steckte, mich zu fangen und zu hintergehen; endlich redete ich mit einem von ihnen, und mir wurde gesagt, er waͤre, da er noch in der Welt gelebt, ein General gewesen; und weil ich bemerkte, daß in seinen Gedanken- Bildern Geilheit war, so redete ich mit ihm von der Ehe in der mit Vorstellungen ( cum repræ- sentativis ) begleiteten geistlichen Sprache, die die Gedanken, und in einem Augenblick noch mehre- res, vollkommen ausdruck t ; er antwortete, er haͤtte bey Leibes Leben die Ehebruͤche wie nichts geachtet: es wurde ihm aber gesagt daß die Ehe- bruche Schandthaten waͤren, ob sie gleich denen, die welche begangen, von der erschmeckten Lust, und der daherruͤhrenden Ueberredung, vorkaͤmen, als waͤren selbige nicht so beschaffen, auch wohl gar erlaubt; dieses koͤnnte er auch daraus erken- nen, daß die Ehen Pflanzstaͤtte des menschlichen Geschlechts, und daher auch Pflanzstaͤtte des himmlischen Reichs waͤren, und daß sie dahero nimmermehr duͤrften verletzet, sondern heilig muͤß- ten gehalten werden; ingleichen auch daraus, daß, weil er im andern Leben, und im Zustand der Em- pfindung waͤre, er eigentlich wissen sollte daß die eheliche Liebe vom Herrn durch den Himmel hin- durch Vom Himmel. durch herab komme, und daß von dieser Liebe, als von der Urquelle, die wechselsweise Liebe, so die Grundveste des Himmels ist, entspringe; und endlich auch daraus, daß die Ehebrecher ihren uͤb- len Gestank empfinden, wenn sie sich den himm- lischen Gesellschaften nur naͤhern, und sich daher gegen die Hoͤlle stuͤrzen; zum wenigsten haͤtte er wissen koͤnnen, daß die Verletzung der Ehen wider die goͤttlichen Gesetze, und wider die buͤrgerlichen Gesetze aller Reiche, wie auch wider das aͤchte Licht der Vernunft sey, weil sie so wohl wider die goͤtt- liche als menschliche Ordnung ist, und was der- gleichen mehr war: er gab aber zur Antwort, sol- ches haͤtte er bey Leibes Leben nicht gedacht; nun wollte er vernuͤnfteln, ob sich die Sache auch so verhalte, es wurde ihm aber gesagt, die Wahrheit liesse keine Vernunftschluͤsse zu, denn diese ver t hei- digten nur die Ergoͤtzlichkeiten, und also das Boͤse und Falsche, und erst muͤßte er uͤber dasjenige, was ihm gesagt worden, weil es Wahrheiten waͤren, oder auch uͤber den in der Welt hoͤchstbekannten Grundsatz denken, daß keiner dem andern thun soll, was er nicht will, daß es ihm der andere thue, wenn nun also sein Weib, daß er geliebet haͤtte, welches bey allen Ehen anfangs geschieht, auf solche Weise von einem waͤre angefuͤhret worden, ob er da, wenn er in dem Zustand des Grimms dar- uͤber, und in diesem Zustand in Worte ausgebro- chen waͤre, nicht auch selber die Ehebruͤche wuͤrde verabscheuet, und sich sodann, weil er einen guten Verstand haͤtte, weit staͤrker, als andre, wider solche Vom Himmel. solche wuͤrde befestiget, ja, solche bis in die Hoͤlle wuͤrde verwuͤnscht haben? 386. Es wurde mir gezeigt, wie die Ergoͤtzung der ehelichen Liebe zum Himmel, hingegen die Lust des Ehebruchs zur Hoͤlle schreitet: die Fortschrei- tung der von der ehelichen Liebe herruͤhrenden Er- goͤtzungen gen Himmel zu geht unaufhoͤrlich in mehrere bis in unzaͤhlige und unaussprechliche Se- ligkeiten und Gluͤckseligkeiten, und je tiefer sie hinein kommt, in desto unzaͤhligere und unaus- sprechlichere kommt sie, bis selbst in die Seligkei- ten des innersten Himmels oder des Himmels der Unschuld, und dieses mit der groͤßten Freyheit; denn alle Freyheit ist aus der Liebe, und also kom̄t die groͤßte Freyheit aus der ehelichen Liebe, die un- mittelbar die himmlische Liebe ist, Aber die Fort- schreitung des Ehebruchs gieng auf die Hoͤlle zu, und stufenweise bis zu dem Untersten, wo nichts als Grausamkeit und Schrecken vorhanden: ein solches Loos haben die Ehebrecher nach Verlauf ihres Lebens in der Welt zu erwarten. Durch Ehebrecher werden diejenigen verstanden, die zwar eine Lust an den Ehebruͤchen, aber keine Ergoͤtzung an den Ehen empfinden. Von den Amtsverrichtungen der Engel im Himmel 387. D ie Amtsverrichtungen in den Himmeln sind nicht zu zaͤhlen, noch insonderheit zu beschrei- ben, Vom Himmel. ben, sondern es kann von ihnen nur etwas uͤber- haupt gesagt werden, denn sie sind unzaͤhlig, und auch nach den Aemtern der Gesellschaften mancher- ley; denn eine jede Gesellschaft begleitet ein beson- deres Amt; denn so wie die Gesellschaften nach dem Guten unterschieden sind, wie man Num. 41 nachlesen kann, also sind sie auch nach den Nutzstiftungen unterschieden, weil das Gute bey allen in den Himmeln das durch die Werkthaͤtig- keit ausgewuͤrkte Gute ist, so eben die Nutzlei- stungen sind: ein jeder stiftet daselbst Nutzen, denn das Reich des Herrn ist ein Reich der Nutzstiftungen. 388. Jn den Himmeln, so wie auf Erden, sind vielerley Verwaltungen, es sind daselbst kirchliche, buͤrgerliche, und haͤusliche; daß daselbst kirchliche sind, erhellet aus dem, was Num. 221- 227 vom Gottesdienst daselbst gesagt und gezeigt worden; daß es buͤrgerliche giebt, ist aus dem zu sehen, was ich Num. 213-220 von den Regie- rungen im Himmel gesagt und gezeigt habe; und daß es allda haͤusliche giebt, kann aus dem, was Num. 183-190 von den Wohnungen und Auf- enthalt der Engel, wie auch, was von den Ehen im Himmel, Num. 366-386 gesagt und gezeigt worden, ersehen werden: hieraus erhellet, daß vielerley Amtsverrichtungen und Verwaltungen innerhalb einer jeden Gesellschaft sind. 389. Alle Dinge in den Himmeln sind nach der goͤttlichen Ordnung angeordnet, woruͤber allent- halben von den Engeln vermittelst der Verwal- tungen Vom Himmel. tungen gehalten wird; die weisern Engel halten uͤber die, so das gemeine Wohl oder den gemei- nen Nutzen betreffen, die weniger weisen uͤber die, so das besondere Wohl anbelangen, und so weiter: die Dinge sind untergeordnet, voͤllig so, wie in der goͤttlichen Ordnung die Nutzstiftungen unter- geordnet sind: daher ist mit einem jeden Amt auch Wuͤrde, nach Beschaffenheit der Wuͤrde des ge- stifteten Nutzens, verknuͤpfet; dem ungeachtet aber maßet sich der Engel keine Wuͤrde an, sondern raͤumt sie alle dem gestifteten Nutzen ein, und weil der Notzen das vom Engel gestiftete Gute ist, und alles Gute vom Herrn kommt, so eignet er da- hero allen gestifteten Nutzen dem Herrn zu: wer dahero erst auf die Ehre fuͤr sich und von da her- nach auf die Ehre fuͤr die Nutzstiftung, nicht aber zuerst auf die Ehre fuͤr die Nutzstistung und von da hernach auf die Ehre fuͤr sich bedacht ist, der kann im Himmel unmoͤglich ein Amt verwalten, weil er ruͤckwaͤrts vom Herrn hinweg, und zu- voͤrderst auf sich, auf die Nutzstiftung aber zuletzt siehet: wenn vom Nutzen geredet wird, so wird auch darunter der Herr verstanden, weil der Nu- tzen, wie kurz zuvor gemeldet worden, das Gute, und das Gute vom Herrn ist. 390. Hieraus kann man nun schliessen, wie die Unterordnungen in den Himmeln beschaffen seyn, naͤmlich, wie einer die Nutzstiftung liebet, schaͤtzet und ehret, also liebet, schaͤtzet und ehret er auch die Person, mit welcher die Nutzstiftung verknuͤ- Vom Himmel. verknuͤpfet ist; wie auch, die Person wird in so viel geliebet, geschaͤtzet und geehret, in so viel sie nicht sich, sondern dem Herrn die Nutzstiftung zu- eignet; denn in so viel ist sie weise, und in so viel stiftet sie den Nutzen, welchen sie schaff e t, aus dem Guten: die geistliche Liebe, Hochachtung und Ehre ist nichts anders, als die Liebe, Hoch- achtung und Ehre des Nutzens in der Person, und die Ehre der Person von der Nutzstiftung, aber nicht die Ehre der Nutzstif ung von der Person: wer aus dem geistlichen Wahren die Menschen betrachtet, der betrachtet sie auch nicht anders; denn er siehet, daß ein Mensch eben so gut wie der andre ist, er mag nun in grosser, oder gerin- ger Wuͤrde seyn, ihren Unterschied aber siehet er blos allein in der Weisheit, und Weisheit heißt: die Nutzstiftungen, und also das Gute des Mit- buͤrgers, der Gesellschaft, des Vaterlandes und der Kirche lieben. Darinnen bestehet auch die Liebe zum Herrn, weil alles Gute, so das Gute der Nutzstiftung ist, vom Herrn kommt; dar- innen bestehet auch die Liebe gegen den Naͤchsten, weil der Naͤchste das Gute ist, das man in dem Mitbuͤrger, in einer Gesellschaft, in dem Va- terland und in der Kirche lieben, und ihnen lei- sten muß. 391. Alle Gesellschaften in den Himmeln sind nach den Nutzstiftungen unterschieden, weil sie nach dem Guten unterschieden sind, wie ich Num. 41 ꝛc. gesagt habe, und das Gute ist das durch die Vom Himmel. die Werkthaͤtigkeit ausgewuͤrkte Gute oder das Gute der thaͤtigen Liebe, welches die Nutzstiftun- gen sind: es giebt Gesellschaften, deren Verrich- tungen bestehen in Wartung der kleinen Kinder; andrer Gesellschaften ihre Verrichtungen sind, sel- bige, wenn sie groß werden, zu unterrichten und zu erziehen: es giebt andre, die die Knaben und Maͤgdlein, so von der Auferziehung in der Welt guter Art sind, und daher in den Himmel kom- men, ebenfalls unterrichten und erziehen: andre belehren die einfaͤltigen Guten von der Christen- heit, und fuͤhren sie auf den Weg zum Himmel: andre unterrichten ebenfalls mancherley Voͤlker: andre beschuͤtzen die neuen Geister, die erst neu- lich aus der Welt kommen, fuͤr den Anfaͤllen der boͤsen Geister: es giebt auch welche, die denen, so sich auf der untern Erde befinden, beystehen: es sind auch welche, die bey den in den Hoͤllen befindlichen sind, und Ziel und Maas halten, da- mit sie nicht uͤber die vorgeschriebene Schranken einander peinigen; auch sind einige bey denen, so von den Todten auferwecket werden. Ueberhaupt werden die Engel einer jeden Gesellschaft zu den Menschen gesandt, damit sie solche beschuͤtzen, von den boͤsen Neigungen und den daher ruͤhrenden boͤ- sen Gedanken abziehen, und ihnen gute Neigun- gen, in so viel sie deren freywillig annehmen, ein- geben moͤgen, wodurch sie auch der Menschen Tha- ten und Werke regieren, indem sie die boͤsen Ab- sichten, so viel moͤglich, entsernen: die Engel, wenn sie bey den Menschen sind, wohnen gleich- sam Vom Himmel. sam in den Neigungen derselben, und um so viel wohnen sie nahe bey dem Menschen, um so viel er in dem Guten aus dem Wahren ist, um so viel aber wohnen sie entfernter von ihm, um so viel die Belebung von dem Wahren entfernt ist. Allein, alle diese Verwaltungen der Engel sind Verwaltungen des Herrn durch die Engel, denn die Engel verrichten solche nicht aus sich, sondern aus dem Herrn: daher kommt es, daß durch die Engel in dem Wort, in dessen innern Sinn, nicht Engel verstanden werden, sondern etwas Goͤttliches vom Herrn; und daher kommt es auch, daß die Engel in dem Wort Goͤtter ge- nennet werden. Anmerkung des Verfassers. Daß durch die Engel in dem Wort etwas Goͤttliches vom Herrn angedeutet werde, lese man in den himmlischen Geheimnissen N. 1925. 2821. 3039. ꝛc. Die Engel werden in dem Wort Goͤtter genennet, daher, weil sie das Goͤttliche Wahre und Gute vom Herrn aufnehmen, man lese daselbst Num. 4295. 4402. 8301. 8192. 392. Diese Verrichtungen sind ihre gemeine Verrichtungen, es hat aber ein jeder noch sein ge- wisses Amt insonderheit; denn jeglicher gemeine Nutzen bestehet aus unzaͤhlig andern, die man Ver- mittelungs, Verwaltungs und Bedienungs Nutz- stiftungen Sw. Sch. II. Th. J Vom Himmel. stiftungen nennet; alle und jede sind nach der goͤttlichen Ordnung zusammen und untergeordnet, und alle zusammen genommen machen den gemei- nen Nutzen, der das gemeine Wohl ist, aus und vollkommen. 393. Die in der Welt nicht um der Ehre oder des Gewinnstes willen, sondern wegen des Nutzens zum Leben, so wohl zu dem ihrigen, als zum Leben andrer, das Wort geliebet, und aus Ver angen den darinn befindlichen Wahrheiten nachgeforschet haben, die stehen im Himmel im Kirchenwesen; diese sind allda, nach Beschaffen- heit ihrer Liebe zu dem Nutzen, und ihres Ver- langens nach selbigem, in Erleuchtung und im Lichte der Weisheit, worein sie auch, vermoͤge des Worts in den Himmeln, kommen, welches Wort nicht natuͤrlich wie in der Welt, sondern geistlich ist, wie man Num. 259 nachlesen kann: diese verwalten das Predigtamt, und die, so an Weisheit aus der Erleuchtung vor andern einen Vorzug haben, stehen allda in einer obern Stelle. Die, so in der Welt das Vaterland und dessen gemeines Wohl lieber, als das ihrige gehabt, und aus Liebe zur Gerechtigkeit und zum Rechte ge- recht und rechtmaͤßig gehandelt haben, stehen im buͤrgerlichen Wesen; in so viel nun diese aus Ver- langen der Gerechtigkeitsliebe die Gesetze der Ge- rechtigkeit durchforschet, und sich dadurch einen Einsichtsvollen Verstand zuwege gebracht haben, in so viel sind sie vermoͤgend, Aemter im Himmel zu Vom Himmel. zu begleiten, die sie auch alsdenn in derjenigen Stelle oder in demjenigen Grad, in welchem ihre Einsicht ist, verwalten, diese Einsicht ist auch in eben dem Grad, in welchem die Liebe zum Nu- tzen fuͤr das gemeine Wohl stehet. Ueberdieses sind im Himmel so viele Aemter, Verwaltungen und Muͤhwaltungen, daß sie der Menge wegen nicht zu zaͤhlen sind, in der Welt sind ihrer, ge- gen die zu rechnen, wenig: alle Engel, so viel ihrer sind, thun ihre Verrichtung und Arbeit aus Liebe zum Nutzen mit Vergnuͤgen, und keiner ver- richtet sie aus Liebe zu sich selber oder zum Gewinn; auch ist bey keinem einzigen die Liebe zum Gewinn wegen Lebens Unterhalt anzutreffen, weil ihnen alle Lebens Nothduͤrftigkeiten umsonst geschenket werden, denn sie wohnen umsonst, werden um- sonst gekleidet, und essen umsonst: Von der Speise der Engel lese man oben Pag. 43 die Anmerkung des Uebersetzers. hieraus er- hellet, daß die, so sich und die Welt lieber gehabt haben, als den Nutzen, im Himmel gar keine Amtsstelle haben: denn die Eigenliebe oder die Neigung zu sich selber bleibt einem jeden nach ge- endigten Leben in der Welt, und wird in Ewig- keit nicht ausgerottet, man lese oben N. 363. 394. Ein jeder im Himmel ist in seiner Ver- richtung nach der Uebereinstimmung, es ist aber keine Uebereinstimmung mit der Verrichtung, son- dern mit dem Nutzen einer jeden Verrichtung, J 2 man Vom Himmel. man lese Num. 112, und alle Dinge haben eine Ueberenstimmung, Num. 106: wer im Himmel eine Verwaltung oder Verrichtung hat, die mit ihrem Nutzen uͤbereinstimmet, der ist gaͤnzlich in eben den Lebens Zustand, worinnen er in der Welt gewesen ist, denn das Geistliche und Natuͤr- liche machen durch die Uebereinstimmungen ein Ein- ziges aus, doch mit dem Unterschied, daß er im innern Vergnuͤgen ist, weil er sich im geistlichen Leben, so das innere Leben, und daher faͤhiger ist, die himmlische Seligkeit aufzunehmen, befindet. Von der himmlischen Freude und Gluͤckseligkeit. 395. K aum einer weis heut zu Tage, was der Himmel und die himmlische Freude sey; diejeni- gen, welche sich den Himmel und diese Freude gedacht haben, haben sich einen so gemeinen und so groben Begriff davon gemacht, daß er so viel, als nichts ist: ich konnte von den Geistern, die erst aus der Welt ins andere Leben kommen, am besten erfahren, was sie sich fuͤr einen Begriff vom Himmel und von der himmlischen Freude ge- macht haben, denn, wenn sie sich selbst uͤberlassen werden, gleich als wenn sie noch in der Welt waͤ- ren, so denken sie eben also. Die Ursache, daß man nicht weis, was die himmlische Freude sey, ist diese, weil die, so daruͤber gedacht, nach den aͤusserlichen Freuden, die dem natuͤrlichen Men- schen Vom Himmel. schen zukommen, geurtheilet, und nicht gewußt haben, was der innere oder geistliche Mensch, und also auch nicht, was dessen Freude und Se- ligkeit seyen; wenn demnach die, so in der geistli- chen oder innern Froͤhlichkeit gewesen sind, gesagt haͤtten, was und welcherley die himmlische Freude sey, so haͤtten sie nicht begriffen werden koͤnnen, denn sie waͤre in den Begriff der Unwissenheit, und also nicht in die Empfindung gefallen, dahero waͤre sie mit unter den Dingen gewesen, die der natuͤrliche Mensch verworfen haͤtte. Jedoch aber kann ein jeder so viel einsehen, daß der Mensch, wenn er den aͤussern oder natuͤrlichen Menschen verlaͤßt, in den innern oder geistlichen komme, hieraus kann man nun wissen daß die himmlische Freude eine innere und geistliche Freude, nicht aber eine aͤussere oder natuͤrliche Freude sey; und daß sie auch, weil sie innerlich und geistlich ist, reiner und ausnehmender sey, und das Jnnere des Men- schen, das ist, seine Seele oder seinen Geist, reitze oder ergoͤtze. Ein jeder kann aus dem allein den Schluß machen, daß er eine solche Freude habe, wie die Freude seines Geistes gewesen, und daß die Lust des Leibes, so die Fleisches Lust genennet wird, in Ruͤcksicht auf jene, nicht himmlisch sey; was auch in dem Geist des Menschen ist, wenn er den Leib verlaͤßt, das bleibt nach dem Tod uͤbrig, denn sodann lebt der Geist-Mensch. 396. Alle Freuden entstehen von der Liebe, denn was der Mensch liebet, daruͤber empfindet er J 3 Freude, Vom Himmel. Freude, die Freude kommt bey einem nicht anders woher; folglich, wie die Liebe ist, so ist auch die Freude; alle Lust des Leibes oder des Fleisches entstehet von der Eigenliebe und von der Liebe zur Welt, daher kommen auch die Begierden und de- ren Wolluͤste; aber alle Freuden der Seele oder des Geistes entstehen von der Liebe zum Herrn und von der Liebe gegen den Naͤchsten, daher kommen auch die Zuneigungen zum Guten und Wahren, und die innere Gluͤckseligkeiten: diese beyderley Liebe mit ihrer Freude fliesset vom Herrn und aus dem Himmel durch einern innern Weg von oben her ein, und reitzet das Jnnere; jene zweyfache Liebe aber mit ihrer Lust fliesset von dem Fleisch und von der Welt durch einen aͤussern Weg von unten her ein, und reitzet das Aeussere. Jn so viel demnach diese beyderley Liebe des Himmels aufgenommen wird und in so viel sie reitzet, in so viel nun wird das Jnnere, so der Seele oder dem Geist zukommt, eroͤffnet, und schauet von der Welt weg und auf den Himmel; in so viel aber jene zweyfache Weltliebe aufgenommen wird, und in so viel solche reitzet, in so viel wird das Aeus- sere, so dem Leib oder dem Fleische zukommt, er- oͤffnet, und siehet von dem Himmel auf die Welt: so wie die beyderley Liebe einfließt und aufgenom- men wird, also fliesset auch zugleich ihre Freude ein, in das Jnnere fliessen die Freuden des Him- mels, und in das Aeussere die Welt-Freuden, weil alle Freude, wie ich gesagt habe, von der Liebe herruͤhret. 397. Der Vom Himmel. 397. Der Himmel ist an sich so beschaffen, daß er voll von Freuden, ja sogar, daß er in sich betrachtet nichts anders, als Seligkeit und Freude ist, weil das Goͤttliche Gute, das von der goͤtt- lichen Liebe des Herrn ausfliesset, den Himmel ins- gemein und insbesondere bey einem jeden allda ausmachet, und die goͤttliche Liebe bestehet in dem Wollen, daß alle und jede die innigste und voll- kommene Seligkeit und Gluͤckseligkeit geniessen: daher kommt es, daß, ob man sage, der Himmel oder die himmlische Freude, solches einerley ist. 398. Die Freuden des Himmels sind unaus- sprechlich und auch unzaͤhlich, von den unzaͤhligen aber kann derjenige welcher blos allein in der Lust des Leibes oder des Fleisches ist, nicht eine einzige wissen noch glauben, weil sein Jnneres, wie oben gemeldet worden, von dem Himmel zur Welt, und also ruͤckwaͤrts siehet; denn wer ganz und gar in der Lust des Leibes oder des Fleisches, oder welches einerley, in der Eigenliebe und in der Liebe zur Welt ist, der spuͤhret weiter keine, als nur die Freude uͤber die Ehre, uͤber den Gewinn und uͤber die leiblichen und sinnlichen Wolluͤste, so die innerliche Freuden des Himmels dergestalt aus- loͤschen und ersticken, daß man gar nicht glaubt, daß es welche giebt; man wuͤrde sich dahero sehr verwundern, wenn man nur sagte, daß nach Ent- fernung der Freuden uͤber die Ehre und den Ge- winn, andre Freuden vorhanden waͤren, und man wuͤrde sich noch mehr wundern, wenn man sagte, J 4 daß Vom Himmel. daß die Freuden des Himmels, die an deren Stelle ersolgen, unzaͤhlig und so beschaffen waͤren, daß die Freuden des Leibes und des Fleisches, die hauptsaͤchlich von der Ehre und dem Gewinn herruͤhren, mit jenen nicht ver- glichen werden koͤnnten: hieraus erhellet nun die Ursache, warum man nicht weis, was die himmlische Freude sey. 399. Wie groß die Freude des Himmels ist, das kann blos allein daraus erkannt werden, daß sich alle die, so allda sind, ein Vergnuͤgen daraus machen, ihre Freuden und Seligkeiten dem andern mitzutheilen, und weil sie in den Himmeln alle so beschaffen sind, so ist offenbar, wie unbeschreiblich groß die Freude des Him̄els ist; denn in den Himmeln, wie N. 268 gezeigk worden, theilen alle einem jeden; und jeder theilet allen mit. Dieses gemeinschaftliche Mittheilen kommt von der zweyerley Liebe des Himmels her, die, wie ich gesagt habe, die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchsten ist; diese zweyerley Liebe nun theilet ihre Freude mit: daß die Liebe zum Herrn so beschaffen ist, kommt daher, weil die Liebe des Herrn eine solche Liebe ist, die alles das Jh- rige allen mittheilet, denn sie will, daß alle gluͤckselig seyn sollen; eben eine solche Liebe ist auch in allen denen, die Jhn lieben, weil der Herr in ihnen ist, daher kommt es, daß die Engel ihre Freuden unter einander wechsels- weise Vom Himmel. weise mittheilen; daß die Liebe gegen den Naͤch- sten eben auch so beschaffen sey, wird man im folgenden sehen: hieraus kann nun klar seyn, daß diese zweyerley Liebe ihre Freude mitthel- let: ein anders ist es mit der Eigenliebe und der Liebe zur Welt; die Eigenliebe entziehet und benimmt andern alle ihre Freude, und ziehet sie auf sich, denn sie will sich alleine wohl; und die Weltliebe will, daß dasjenige, was dem Naͤchsten zugehoͤret, ihr eigen sey; diese beyderley Liebe dahero zerstoͤret bey an- dern die Freuden; wenn sie ja mittheilbar ist, so geschiehet es nur ihrentwegen, aber nicht um der andern willen, dahero ist sie in Ruͤck- sicht auf die andern, wo nicht deren ihre Freu- den um so viel bey ihr oder in ihr sind, nicht mittheilbar, sondern zerstoͤrend. Daß die Ei- genliebe und die Liebe zur Welt, wenn sie herr- schen, so beschaffen sind, daß ist mir oͤfters durch die lebendige Erfahrung zu empfinden gegeben worden; so oft die Geister, die, da sie noch als Menschen in der Welt gelebt, in die- ser beyderley Liebe gestanden haben, sich zu mir heran naheten, so oft vergieng und ver- schwand meine Freude; und es wurde mir auch gesagt, daß, wenn dergleichen Geister nur auf eine himmlische Gesellschaft zu giengen, gleich bey ihrer Annaͤherung die Freude derer, die sich in der Gesellschaft befinden, vermindert werde, und welches wunderbar, daß diese Boͤ- sen alsdenn in ihrem Vergnuͤgen seyn: hier- J 5 aus Vom Himmel. aus wurde mir klar, daß der Zustand des Gei- stes des Menschen so ist, wie er in dem Leibe beschaffen gewesen, denn er ist eben so, als wie er nach der Trennung vom Leibe ist, daß er naͤmlich das Vergnuͤgen oder das Wohl des andern begehret oder sich darnach geluͤsten laͤßt, und daß, in so viel er davon erlangt, er auch in so viel Freude hat: hieraus kann mann nun sehen, daß die Eigenliebe und die Liebe zur Welt die Freuden des Himmels zerstoͤren, und also der zweyerley himmlischen Liebe, die da mittheilbar ist, voͤllig zuwider sind. 400. Es ist aber zu wissen, daß die Lust derer, die in der Eigenliebe und in der Liebe zur Welt stehen, wenn sie sich einer himmli- schen Gesellschaft naͤhern, eine Lust ihrer Be- gierde ist, und also auch dem Vergnuͤgen des Himmels entgegen stehet; sie kommen in die Lust ihrer Begierde dadurch, daß sie denen, die im himmlischen Vergnuͤgen sind, solches rau- ben und entziehen: wenn aber die Beraubung und Benehmung wegfaͤllt, da geht es ganz an- ders zu, alsdenn koͤnnen sie nicht herannahen, weil, in so viel sie sich naͤhern, sie in so viel in Angst und Schmerzen gerathen; daher kommt es, daß sie sich selten unterstehen, nahe zu kommen; dieses ist mir ebenfalls durch sehr viele Erfahrungen zu wissen gegeben worden, von denen ich nun auch etwas anfuͤhren will. Die Geister, die aus der Welt ins andre Leben uͤber- Vom Himmel. uͤbergehen, begehren nichts mehr, als in den Himmel zu kommen, fast alle wollen ihn durch- aus haben, indem sie in der Einbildung ste- hen, der Himmel sey weiter nichts, als hinein- gelassen und aufgenommen werden; weswegen sie auch, weil sie es verlangen, zu einer Ge- sellschaft des aͤussersten Himmels gebracht werden; die in der Eigenliebe und in der Lie- be zur Welt stehen, die fangen an, wenn sie zum ersten Eingang dieses Himmels kommen, beaͤngstigt, und innerlich dermassen gemartert zu werden, daß sie mehr die Hoͤlle, als den Himmel in sich fuͤhlen, dahero stuͤrzen sie sich von da gaͤhling herab, und ruhen nicht eher, als in den Hoͤllen bey ihres Gleichen. Oftmals geschahe es auch, daß dergleichen Geister ger- ne wissen wollten, was die himmlische Freude sey, und da sie hoͤrten, das sie in dem Jnnern der Engel sey, so begehrten sie, mit derselben vergemeinschaftet zu seyn, dahero geschahe es auch, denn was ein Geist, der noch nicht im Himmel und auch noch nicht in der Hoͤlle ist, verlangt, das wird ihm auch, wenn es rath- sam ist, gegeben; nach geschehener Vergemein- schaftung fiengen sie an, gequaͤlet zu werden, so heftig, daß sie vor Schmerzen nicht wußten, wie sie den Leib zusammen pressen sollten; ich habe gesehen, daß sie das Haupt bis zu den Fuͤssen stiessen, sich auf die Erde warfen, und sich allda, als wie die Schlangen, in Kreise zusammen kruͤmmten, und dieses von der in- nern Vom Himmel. nern Qual; eine solche Wuͤrkung hatte die himmlische Freude bey denen, die sich in der von der Eigenliebe und der Liebe zur Welt her- ruͤhrenden Lust befanden; die Ursache ist, weil diese beyderley Liebe entgegen stehet, und wenn eine entgegenstehende Kraft in eine andre ent- gegenstehende wuͤrket, so wird dergleichen Schmerzen verursachet; und weil die himmli- sche Freude durch einen innern Weg eingehet, und in die entgegenstehende Lust einfliesset, so drehet sie das Jnnere, das in dieser Lust ist, ruͤckwaͤrts, und also in das ihm Entgegenste- hende, daher ruͤhren dergleichen Peinigungen. Daß jene beyderley Liebe entgegenstehet. ist die Ursache, wie ich oben gesagt habe, diese, weil die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchsten alles das Jhrige andern mittheilen wollen, denn das ist ihre Freude, hingegen die Eigenliebe und die Liebe zur Welt wollen andern das Jhrige entziehen, und an sich brin- gen, und in so viel sie dieses koͤnnen, in so viel sind sie im Vergnuͤgen. Hieraus kann man nun wissen, woher es kommt, daß die Hoͤlle vom Himmel getrennt ist, denn alle, die sich in der Hoͤlle befinden, sind, da sie in der Welt gelebt, blos allein in den von der Eigenliebe und der Liebe zur Welt herruͤhrenden Freuden des Lei- bes und des Fleisches gewesen, aber alle, die in den Himmeln sind, haben sich, da sie in der Welt gelebt, in den von der Liebe zum Herrn und von der Liebe gegen den Naͤchsten herruͤh- renden Vom Himmel. renden Freuden der Seele und des Geistes be- funden; weil nun die Eigenliebe und die Liebe zur Welt der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Naͤchsten entgegenstehen, so sind da- hero auch die Hoͤllen und die Himmel gaͤnzlich von einander geschieden, und zwar dergestalt, daß ein Geist, der in der Hoͤlle ist, es nicht einmal wagt, einen einzigen Finger von da heraus zu strecken, oder den Scheitel des Haupts zu erheben, denn wenn er nur ein klein wenig davon heraus steckt oder erhebet, so wird er gequaͤlet und gepeiniget: dieses ha- be ich auch oftmals gesehen. 401. Ein Mensch, der in der Eigen- liebe und in der Liebe zur Welt ist, empfindet bey solchen, und auch bey allen und jeden da- von herruͤhrenden Wolluͤsten, so lange er in dem Leibe lebt, ein Vergnuͤgen: ein Mensch aber, der in der Liebe zu Gott und in der Liebe gegen den Naͤchsten ist, empfindet bey solchen, und bey den davon herruͤhrenden guten Nei- gungen, so lange er in dem Leibe lebt, keine offenbare Freude, sondern nur eine beynah un- merkliche Seligkeit, weil sie in seinem Jnnern verborgen liegt, und von dem Aeussern, das dem Leib zukommt, verhuͤllt, und durch die weltliche Sorgen gleichsam stumpf gemacht ist: nach dem Tode aber werden die Zustaͤnde ganz und gar veraͤndert; die Lust der Eigen- liebe und der Liebe zur Welt werden alsdenn in Vom Himmel. in das Schmerzhafte und grausame verkehret, weil sie in dergleichen, so man das hoͤllische Feuer nennet, und manchmal ins Unflaͤtige und Garstige, so mit ihren unreinen Luͤsten uͤbereinstimmet, verwandelt werden, woran sie alsdenn, welches zu verwundern ist, ihre Lust haben: aber die dunkle Freude und die bey- nah unmerkliche Seligkeit, welche bey denen in der Welt gewesen ist, die in der Liebe zu Gott und in der Liebe gegen den Naͤchten ge- standen haben, wird alsdenn in die Freude des Himmels verwandelt, die mehr als zu merklich und fuͤhlbar wird; denn jene Selig- keit, die, da dieselben in der Welt gelebt, in ihrem Jnnern verborgen gelegen, wird als- denn aufgedeckt und heraus ins offenbare Ge- fuͤhl gelassen, weil sie sodann im Geiste sind, und weil ihrem Geist jene Freude eigen gewesen. 402. Alle Freuden des Himmels sind mit den Nutzstiftungen verknuͤpft, und darinnen befindlich, weil die Nutzstiftungen das Gute der Liebe und der Liebthaͤtigkeit sind, in wel- chem die Engel stehen; dahero hat ein jeder solcherley Freuden, welcherley die Nutzstiftun- gen sind, und die Freude ist auch so groß, als die Neigung zu Nutzstiftungen ist. Daß alle Freuden des Himmels Freuden des Nutzens seyn, das kann aus der Vergleichung mit den fuͤnf Sinnen des menschlichen Leibes erhellen; es ist jeder Sinn nach Beschaffenheit seines Nu- Vom Himmel. Nutzens mit Vergnuͤgen versehen, es ist dem Gesichte, dem Gehoͤr, dem Geruch, dem Ge- schmack, und dem Gefuͤhl sein Vergnuͤgen ge- geben worden; das Sehen bekommt sein Ver- gnuͤgen von der Schoͤnheit und von dem Wohl- gestalteten, das Gehoͤr von den Harmonien oder wohllautenden Zusammenstimmungen, der Geruch von dem Wohlriechenden, und der Geschmack von dem Wohlschmeckenden; den Nutzen, den jeder Sinn leistet, sehen diejeni- gen, welche Nachdenken haben, gar wohl ein, und diejenigen noch besser, welche die Ueber- einstimmungen verstehen; daß das Sehen ein solches Vergnuͤgen hat, das kommt von dem Nutzen her, den es dem Verstand leistet, der das innerliche Sehen ist; daß das Hoͤren ein solches Vergnuͤgen hat, kommt von dem Nu- tzen her, den es so wohl dem Verstand, als auch dem Willen durch das Aufmerken leistet; daß das Riechen ein solches Vergnuͤgen hat, kommt von dem Nutzen her, den es dem Ge- hirn und auch der Lunge leistet; daß das Schmecken ein solches Vergnuͤgen hat, kommt von dem Nutzen her, den es dem Magen und von daher dem ganzen Koͤrper leistet, dadurch, daß er solchem Nahrung giebt; das eheliche Vergnuͤgen, das ein reineres und vortreffliche- res Vergnuͤgen des Gefuͤhls ist, ist des Nu- tzens halben, der in der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechts und der daher ruͤhren- den Engel des Himmes besteht, vorzuͤglicher, als Vom Himmel. als alle diese Ergoͤtzungen. Jn diesen sinnli- chen Werkzeugen sind diese Ergoͤtzungen aus dem Einfluß des Himmels, wo alles Vergnuͤ- gen in dem Nutzen besteht, und sich nach Be- schaffenheit des Nutzens verhaͤlt. 403. Gewisse Geister hatten nach der in der Welt eingesogenen Meinung geglaubt, die himmlische Gluͤckseligkeit bestuͤnde in einem mußigen Leben, worinnen sie von andern be- dienet wuͤrden, aber es wurde ihnen gesagt, nimmermehr bestuͤnde eine Gluͤckseligkeit dar- innen, daß sie ruhen und von daher Gluͤckse- ligkeit haben wollten, denn also wuͤrde ein je- der die Gluͤckseligkeit der andern fuͤr sich allei- ne haben wollen, und wenn sie ein jeder fuͤr sich haben wollte, so wuͤrde sie keiner haben; ein solches Leben wuͤrde kein thaͤtiges, sondern ein traͤges Leben seyn, worinnen sie erstarren wuͤrden; da ihnen doch bekannt seyn koͤnnte, daß ohne ein thaͤtiges Leben kein gluͤckseliges Leben statt finde, und daß das Mißigseyn des Lebens nur um der Erholung willen sey, damit man desto munterer zur Thaͤtigkeit des Lebens zuruͤck eilen koͤnne: hernach wurde weitlaͤuftig gezeigt, daß das englische Leben in Leistung des Guten der thaͤtigen Liebe bestehe, welches eben der Nutzen ist, und daß die Engel alle ih- re Gluͤckseligkeit in dem Nutzen, aus dem Nu- tzen, und nach Beschaffenheit des Nutzens ha- ben. Die nun eine solche Einbildung gehabt, daß Vom Himmel. daß naͤmlich die himmlische Freude in einem muͤ- ßigen Leben bestuͤnde, indem sie im Muͤßigseyn die ewige Freude einathmeten, denen wurde zur Beschaͤmung zu empfinden gegeben, wie ein solches Leben beschaffen sey, und sie empfanden es, daß es das allertraurigste Leben war, und daß sie, weil auf solche Art alle Freude verloren gieng, nach kurzer Zeit dessen uͤberdruͤßig wurden und einen Eckel dafuͤr hatten. 404. Diejenigen Geister, die besser als die andern unterrichtet zu seyn glaubten, sagten: ihr Glaube in der Welt waͤre der gewesen, daß die himmlische Freude blos allein darinnen bestehe, Gott zu loben und zu preisen, und daß dieses das wuͤrksame Leben sey; allein, es wurde ihnen ge- sagt, Gott loben und preisen, waͤre nicht ein sol- ches wuͤrksames Leben, und Gott habe auch kei- nes Lobes und Preises noͤthig, sondern er wollte haben, daß sie Nutzen stiften, und also das Gute, so das Gute der thaͤtigen Liebe genennel wird, lei- sten sollten: sie konnten sich aber bey dem Guten der thaͤtigen Liebe nicht den allergeringsten Begriff einer himmlischen Freude machen, sondern sie machten sich den Begriff einer Dienstbarkeit; die Engel dargegen bezeugten, daß bey dieser Stif- tung des Guten die groͤßte Freyheit sey, weil sie aus der innern Zuneigung kommt, und mit un- ausprechlichem Vergnuͤgen verbunden ist. 405. Fast alle, die ins andere Leben kommen, stehen in den Gedanken, daß die Hoͤlle des einen Sw. Sch. II. Th. K der Vom Himmel. der Hoͤlle des andern, und der Himmel des einen dem Himmel des andern gleich sey, da doch auf beyden Seiten unendliche Mannigfaltigkeiten und Verschiedenheiten sind, und nimmermehr einer eine gaͤnzlich gleiche Hoͤlle, wie der andere, auch nimmermehr einer einen gaͤnzlich gleichen Himmel, wie der andere hat; so wie nimmermehr ein Mensch, Geist und Engel dem andern voͤllig gleich ist, auch nicht einmal dem Gesichte nach; da ich nur den Gedanken hatte, daß ihrer zwey einan- der ganz aͤhnlich oder gleich waͤren, so entsatzten sich die Engel dafuͤr, und sagten, jedwede Einheit wuͤrde aus der einhelligen Zusammenstimmung mehrerer formiret, und die Einheit waͤre so, wie diese Zusammenstimmung beschaffen; und auf sol- che Art mache eine jede Gesellschaft des Himmels ein Einziges aus, und alle Gesellschaften des Him- mels auch ein Einziges, und dieses nur allein vom Herrn durch die Liebe. Die Nutzstiftungen in den Himmeln sind ebenfalls von aller moͤglichen Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit, und nim- mermehr ist die Nutzstiftung des einen der Nutz- stiftung des andern gleich, und also ist auch das Vergnuͤgen des einen nicht mit dem Vergnuͤgen des andern einerley; ja, noch mehr, die Freuden von einer jeglichen Nutzstiftung sind unzaͤhlig, und diese unzaͤhlige sind eben auch mancherley, dennoch aber mit einander in einer solchen Ordnung ver- bunden, daß eins aufs andere siehet, so wie die Nutzleistungen eines jeglichen Gliedes, Werkzeu- ges und Eingeweides im Koͤrper, und noch mehr, wie Vom Himmel. wie Nutzleistungen eines jeden Gefaͤßes und Faͤ- serleins in jedwedem Glied, Werkzeug und Ein- geweide, deren alle und jede dergestalt unter ein- ander verbunden sind, daß sie ihr geleistetes Gute in dem andern, und also solches in allen, und alle ihr Gutes in jedem erblicken; durch dieses allge- meine und besondere Aufeinandersehen machen sie gleichsam ein Einziges aus. 406. Jch habe mit den Geistern, die aus der Welt erst angekommen waren, von dem Zustande des ewigen Lebens etlichemal gesprochen, daß es naͤmlich darauf ankomme, zu wissen, wer der Herr des Reichs, wie die Regierung, und was fuͤr eine Regierungsform sey; gleichwie es denen, so in der Welt in ein andres Reich kommen, um nichts mehr zu thun sey, als zu wissen, wer der Koͤnig, und wie er, und seine Regierung beschaf- fen, und noch mehrere Dinge, so zu diesem Rei- che gehoͤren; um desto mehr muͤßten sie sich in demjenigen Reich, worinnen sie in Ewigkeit leben sollten, darum bekuͤmmern; sie muͤßten demnach wissen, daß es der Herr sey, Der den Himmel, und auch die ganze Welt regiere, denn wer eins regiere, regiere auch das andere, und daß also das Reich, worinnen sie anitzo waͤren, des Herrn sey, und daß die Gesetze dieses Reichs ewige Wahrheiten seyn, die sich alle auf dieses einige Gesetz, den Herrn uͤber alles, und den Naͤch- sten wie sich selber zu lieben, gruͤndeten; ja, itzt muͤßten sie um so mehr, wenn sie anders wie K 2 die Vom Himmel. die Engel seyn wollten, den Naͤchsten mehr lieben, als sich selber. Da sie dieses gehoͤret hatten, so konnten sie nichts darauf antworten, weil sie bey Lei- bes Leben wohl so was gehoͤret, aber nicht gelaubet hatten; sie verwunderten sich, daß eine solche Liebe in dem Himmel sey, und daß es moͤglich sey, daß ei- ner den Naͤchsten mehr liebe, als sich selber; sie wur- den aber belehret, daß im andern Leben alles Gute immer hoͤher steige, und daß hingegen das Leben in dem Leibe so beschaffen, daß sie nicht weiter kommen koͤnnten, als den Naͤchsten wie sich selber zu lieben, weil sie sich im Leiblichen befaͤnden; wenn aber dieses aus dem Wege geraͤumt sey, so werde die Liebe als- dann reiner und endlich englisch, welches darinnen besteht, den Naͤchsten mehr lieben, als sich selber, denn in den Himmeln ist dieses eine Lust, dem an- dern wohl zu thun, aber sich selber wohl zu thun, wofern es nicht dem andern zum Besten, und also um des andern willen geschiehet, ist eine Unlust; und das heißt, den Naͤchsten mehr lieben, als sich sel- ber. Daß es eine solche Liebe geben koͤnne, das haͤtte man, wurde gesagt, aus einiger Personen ehelicher Liebe ersehen koͤnnen, daß sie lieber ha- ben sterben wollen, als sehen, daß der Ehegatte verletzet werde; ferner aus der Liebe der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter lieber Hunger leidet, als ihr Kind hungrig zu sehen; wie auch aus einer aufrichtigen Freundschaft, daß man sich fuͤr Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der hoͤflichen und verstellten Freundschaft, die eine aufrichtige nachaͤffen will, daß man naͤmlich de- nen, Vom Himmel. nen, bey welchen man Wohlwollen vorgiebt, grosse Dinge anbietet, wie auch, daß man dergleichen im Munde hat, ob es einem gleich nicht ums Herz ist; endlich aus der Natur der Liebe, welche von der Art ist, daß es ihr eine Freude ist, andern zu dienen, nicht um ihrentwegen, sondern um der Freude willen. Allein dieses konnten dieje- nigen, welche sich mehr als die andern liebten, und die, so bey Leibes Leben gewinnsuͤchtig gewe- sen, nicht fassen; am allerwenigsten aber die Geitzigen. 407. Es hat ein gewisser, der bey Leibes Le- ben vor andern maͤchtig gewesen, dieses im andern Leben beybehalten, daß er auch herrschen wollte; es wurde ihm aber gesagt, daß er nun in einem andern Reich sey, welches ewig waͤhre, und daß sein Herrschen auf Erden abgestorben sey, und daß einer nunmehro nicht anders, als nach dem Gu- ten und Wahren, wie auch nach der Barmherzig- keit des Herrn, darinnen er, nach seinem Leben in der Welt, stehe, geschaͤtzet werde; ferner, daß dieses Reich sich verhalte wie auf der Erde, wo man nur um der Guͤter, um der Gnade bey dem Fuͤrsten willen hochgehalten werde; hier aber seyen die Guͤter das Gute und Wahre, und die Gnade bey dem Fuͤrsten sey die Barmherzigkeit bey dem Herrn, in welcher der Mensch, nach Beschaffenheit seines Lebens in der Welt, stehe; wenn einer anders herrschen wollte, so sey er ein Rebelle, denn er sey hier in eines andern Reich: da er dieses gehoͤret, wurde er ganz beschaͤmt. K 3 408. Jch Vom Himmel. 408. Jch redete mit Geistern, die in den Ge- danken stunden, der Himmel und die himmlische Freude bestehe darinnen, daß sie die Groͤßten seyen; sie wurden aber berichtet, daß in dem Himmel derjenige der Groͤßte sey, welcher der Kleinste ist, denn der Kleinste heißt der, so nichts vermag und nicht weise ist, und aus sich selber nichts vermoͤgen, auch nicht aus sich selber weise seyn will, sondern aus dem Herrn; der auf sol- che Weise der Kleinste ist, der hat die groͤßte Gluͤckseligkeit; und weil er die groͤßte Gluͤckselig- keit hat, so folget daraus, daß er der Groͤßte sey, denn auf solche Art vermag er vom Herrn alles, und ist vor allen andern weise; und was ist wohl der groͤßte seyn anders, als der Gluͤckfeligste seyn? diese groͤßte Gluͤckseligkeit suchen die Maͤchtigen in ihrer Macht, und die Reichen in ihrem Reichthum: Ferner wurde gesagt, der Himmel bestehe nicht darinnen, daß einer verlange der Kleinste zu seyn deswegen, damit er der Groͤßte sey, denn da be- strebt er sich und begehret der Groͤßte zu seyn, son- dern darinnen, daß er von Herzen andern mehr als sich selber wohl will, und andern um ihrer Gluͤckseligkeit willen, nicht aber in Absicht auf sich selber wegen Wiedervergeltung, sondern aus Liebe dienen will. 409. Die himmlische Freude an und fuͤr sich selbst, so wie sie in ihrem Wesen ist, kann un- moͤglich beschrieben werden, weil sie in dem Jn- nersten des Lebens der Engel, und von daher in allen Vom Himmel. allen ihren Gedanken und Neigungen, und von diesen in allen ihren Reden und in allen ihren Handlungen ist; es ist, als wenn das Jnnere voͤllig eroͤffnet und aufgeschlossen sey, um Wonne und Seligkeit zu empfangen, die sich durch alle und jede Fasern, und also durch und duꝛch aus- breitet, daher ist die Empfindung und das Ge- fuͤhl davon so beschaffen, daß es nicht beschrieben werden kann; denn was beym Jnnersten anfaͤngt, das fliesset in alles dasjenige, was aus dem Jn- nersten hergeleitet ist, und ruͤcket immer mit neuen Zuwachs auf das Aeussere zu. Wenn die guten Geister, die noch nicht in dieser Freude sind, weil sie noch nicht in den Himmel erhoben worden, solche von einem Engel aus dem Umkreis seiner Liebe empfinden, so werden sie dermassen mit Wonne erfuͤllt, daß sie gleichsam in eine suͤße Ohn- macht fallen: so gieng es denen etlichemal, welche gern wissen wollten, was die himmlische Freude sey. 410. Einige Geister verlangten auch zu wis- sen, was die himmlische Freude sey, dahero wurde ihnen gestattet, solche Anmerkung des Uebersetzers. Jn den himmlischen Geheimnissen Num. 543, allwo der Verfasser eben dieses gesagt hat, heißt es also: dahero wurde ihnen ge- stattet, ihr Jnnerstes bis auf denjenigen Grad zu empfinden, daß sie nichts mehr ertta- gen konnten. ꝛc. bis auf denjenigen Grad, K 4 daß Vom Himmel. daß sie nichts mehr ertragen konnten, zu empfin- den; aber es war doch noch keine englische Freu- de, kaum war es, wie das allergeringste Engli- sche, welches mir durch die Mittheilung ihrer Freude deutlich zu empfinden gegeben worden; es war so gering daß es beynah etwas frostiges war, und dieses nenneten sie doch hoͤchst himmlisch, weil es ihr Jnnerstes war: hieraus erhellet nicht al- lein, daß es Grade der himmlischen Freude giebt, sondern auch, daß des einen sein Jnnerstes kaum zu dem Aeussersten oder Mittlern des andern hin- anreicht; ferner daß, wenn man einen sein Jn- nerstes fuͤhlen laͤßt, er in seiner himmlischen Freude ist, und daß er das noch Jnnerlichere nicht er- tragen kann, und ihm schmerzhaft wird. 411. Einige eben keine boͤse Geister fielen in eine Ruhe, als wie in einen Schlaf, und wurden in Ansehung des Jnnern, so ihrem Gemuͤthe ei- gen, in den Himmel versetzt; denn die Geister koͤnnen, ehe ihr Jnneres eroͤffnet worden, in den Himmel versetzt, und in Ansehung dessen, was die Gluͤckseligkeit der allda befindlichen betrifft, unterrichtet werden; ich habe gesehen, daß sie so eine halbe Stunde lang ruheten, und hernach in das Aeussere, worinnen sie zuvor waren, wieder fielen, wie auch, daß sie sich alsdenn dessen, was sie gesehen hatten, wieder erinnerten; sie sagten, sie waͤren unter den Engeln im Himmel gewesen, und haͤtten allda erstaunliche Dinge gesehen und vernommen, die alle wie von Gold, Silber und Edel- Vom Himmel. Edelgesteinen glaͤnzten, in Verwundernswuͤrdi- gen Gestalten, die sich wunderbar veraͤnderten; die Engel aber haͤtten sich nicht ledig lich an dem Aeusserlichen dieser Dinge, sondern an dem er- goͤtzet, was sie vorstellten, welches unaussprech- liche goͤttliche Dinge, und unendliche Weisheiten waͤren, und daruͤber haͤtten sie eine Freude ge- habt; ausser unzaͤhlig andern Dingen, wovon nicht einmal der Millionste Theil durch menschliche Sprachen auszudruͤcken waͤre, noch in die Be- griffe, worinnen etwas Materielles oder Koͤrper- liches sey, fallen koͤnnte. 412. Fast alle, welche in das andere Leben kommen, wissen nicht, was die himmlische Selig- keit und Gluͤckseligkeit sey, darum, weil sie nicht wissen, was die innerliche Freude, und wie sie beschaffen sey; sie haben blos allein von den leiblichen und weltlichen Freuden und Froͤhlichkeiten eine Empfindung; des wegen mey- nen sie, das, was sie nicht wissen, sey ein Nichts, da doch die leibliche und weltliche Freuden gar nichts dagegen sind; damit nun die Frommen, welche nicht wissen, was die himmlische Freude sey, solches wissen und erkennen moͤgen, so werden sie zuerst zu den paradiesischen Dingen gebracht, die alle Bilder der Einbildungskraft uͤbertreffen; alsdenn meynen sie, sie seyen in das himmlische Paradies gekommen, sie werden aber belehret, daß dieses noch nicht die wahre himmlische Gluͤckselig- keit sey; deswegen werden ihnen die innern Freu- K 5 dens Vom Himmel. dens Zustaͤnde zu erkennen gegeben, die sie bis in ihr Jnnerstes hinein empfinden koͤnnen: von da werden sie hernach in den Zustand des Frie- dens gebracht bis in ihr Jnnerstes hinein, und sodann bekennen sie, daß nichts davon jemalen auszudrucken sey, noch sich denken lasse: und endlich werden sie in den Zustand der Unschuld, auch bis in ihr innerstes Gefuͤhl, versetzt: hier- aus nun wird ihnen zu erkennen gegeben, was ein wahrhaftig geistliches und himmlisches Gut sey. 413. Damlt ich aber wissen konnte, was, und wie der Himmel und die himmlische Freude beschaffen ist, so wurde mir vom Herrn oft und lange Zeit durch gegoͤnnet, die Lieblichkeiten der himmlischen Freuden zu empfinden, weil ichs nun aus der lebendigen Erfahrung habe, so kann ichs wohl wissen, aber niemals beschreiben: damit man aber nur ein Gedankenbild davon haben moͤge, so will ich nur etwas weniges gedenken: es ist ein Eindruck von unzaͤhligen Annehmlich- keiten und Freuden, welche etwas Allgemeines auf einmal darstellen, in diesem Allgemeinen, oder in diesem allgemeinen Eindruck sind Zusam- menstimmungen von unzaͤhligen Eindruͤcken, welche sich nicht deutlich, sondern nur dunkel em- pfinden lassen, weil es die allgemeinste Empfin- dung ist; dennoch wurde mir zu empfinden ge- geben, daß unzaͤhlige Dinge darinnen seyen, die also geordnet sind, daß sie nimmermehr beschrie- ben werden koͤnnen; diese unzaͤhligen Dinge, welcher- Vom Himmel. welcherley sie auch seyn, fliessen aus der Ordnung des Himmels: eine solche Ordnung ist in allem und jedem auch in dem Geringsten des Eindrucks, welches nur als ein allgemeinstes Einzige darge- stellt und nach der Faͤhigkeit dessen, welcher der Gegenstand ist, empfunden wird: mit einem Wort, in einem jeden Allgemeinen sind unendlich viele Dinge in der ordentlichsten Gestalt, und nichts ist, das nicht lebe, und reitze, und zwar alles von dem Jnnersten heraus, denn die himm- lische Freuden kommen aus dem Jnnersten. Jch habe auch empfunden, daß die Freude und Won- ne gleich als wie vom Herzen kam, und sich sehr sanft durch alle innerste Fasern, und von daher in die sich zusammen sammlende Fasern ausgoß, mit einem solchen innersten Gefuͤhl der Annehm- lichkeit, daß eine Faser nichts als Freude und Wonne war, und eben so war auch alle daher ruͤhrende Empfindung und Gefuͤhl, und lebte aus der Gluͤckseligkeit; die Freude uͤber die leiblichen Wolluͤste verhaͤlt sich zu jenen Freuden, wie ein grober und stechender Erdscholl zu der reinen und sanftesten Luft. Jch habe bemerkt, daß, wenn ich alle meine Freude in den andern uͤberfloͤßen wollte, an deren Stelle eine innerlichere und vollkommenere Freude, als die vorige war, un- aufhoͤrlich einfloß; und in so viel ich dieses woll- te, in so viel floß solche ein; ich empfande auch, daß dieses vom Herrn kam. 414. Welche im Himmel sind, die gehen bestaͤndig dem Fruͤhling ihres Lebens entgegen; und Vom Himmel. und je mehr Jahrtausende sie leben, desto lieb- licher und gluͤckseliger ihr Fruͤhlingszustand wird, und dieses in Ewigkeit mit bestaͤndigen Wachs- thum, nach dem Fortgang und den Graden der Liebe, der Liebthaͤtigkeit und des Glaubens. Die- jenigen von dem weiblichen Geschlecht, welche in einem hohen Alter, und vom Alter ausgezehrt gestorben sind, aber in dem Glauben an den Herrn, in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤch- sten, und in gluͤckseliger ehelicher Liebe mit dem Mann gelebt haben, kommen mit den Jahren immer mehr und mehr in die Bluͤte der zarten, und erwachsenen Jugend, und in eine solche Schoͤnheit, die alle Gedankenbilder von einer Schoͤnheit, die man sich jemalen durch das Se- hen eindruͤcken mag, uͤbersteigt; denn die Guͤte und thaͤtige Liebe ist es, welche so bildet, und ihres gleichen darstellet, und macht, daß das An- genehme und Schoͤne der Liebe aus den besonder- sten Theilen des Angesichts heraus leuchtet, so daß jene selbst Gestalten der thaͤtigen Liebe sind; einige haben sie gesehen, und sind daruͤber er- staunt: die Gestalt der thaͤtigen Liebe ist so be- schaffen, daß man im andern Leben ganz lebhaft siehet, daß es selbst die thaͤtige Liebe ist, die da bildet und abgebildet wird, und zwar also, daß der ganze Engel, insonderheit das Angesicht, gleichsam thaͤtige Liebe ist, die sich offenbar sehen laͤßt und bemerkt wird; wenn diese Gestalt ge- sehen wird, so ist es eine unaussprechliche Schoͤn- heit, welche unmittelbar das innerste Leben des Ge- Vom Himmel. Gemuͤths mit thaͤtiger Liebe uͤberstroͤmt: mit ei- nem Wort, alt werden im Himmel, heißt jung werden: die in der Liebe zum Herrn und in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchsten gelebt haben, die werden im andern Leben solche Gestalten, oder solche Schoͤnheiten; alle Engel sind dergleichen Gestalten, und zwar mit einer unzaͤhligen Man- nigfaltigkeit; aus diesen besteht der Himmel. Von der unermeßlichen Groͤße des Himmels. 415. D aß der Himmel des Herrn unermeß- lich groß ist, das kann aus sehr vielem, was in den vorhergehenden Artikeln gesagt und gezeigt worden, offenbar ersehen werden, hauptsaͤchlich daraus, daß der Himmel aus dem menschlichen Geschlechte, wie oben Num. 311-317. nachge- lesen werden kann, und nicht allein aus demjeni- gen Geschlechte, welches innerhalb der Kirche, sondern auch aus demjenigen, welches ausserhalb derselben geboren, Num. 318-328, und also aus allen denen ist, die von der ersten Entste- hung dieses Erdballs an gewesen, und in dem Guten gelebt haben. Was fuͤr eine grosse Men- ge Menschen auf diesem ganzen Erdkreis sey, das kann ein jeder, der von den Theilen, Laͤndern und Reichen etwas weis, von selbst schliessen; wer eine Berechnung anstellt, wird inne werden, daß aus dieser Erde jeden Tag auf viele tausend, und Vom Himmel. und also innerhalb einem Jahr auf etliche My- riaden oder Millionen Menschen sterben, (und dieses von den ersten Zeiten an, da inzwischen etliche tausend Jahre verflossen sind) die alle nach ihrem Tod in die andere Welt, so die geistliche Welt genennet wird, gekommen sind, und unaufhoͤrlich kommen. Wie viel ihrer aber davon Engel des Himmels geworden sind, und werden, das kann ich nicht sagen; so viel ist mir gesagt worden, daß es deren zu den al- ten Zeiten. sehr viel geworden sind, weil die Menschen damals innerlicher und geistlicher gedacht haben, und daher in himmlischer Nei- gung gewesen sind; hingegen in den folgenden Zeiten waͤren es ihrer nicht so viele geworden, weil der Mensch mit dem Erfolg der Zeit aͤus- serlicher wurde, und anfieng, natuͤrlicher zu denken, und daher in irdischer Neigung zu ste- hen. Hieraus kann nun zuerst erhellen, daß der Himmel blos allein schon von den Ein- wohnern dieser Erde groß sey. 416. Daß der Himmel des Herrn unend- lich groß sey, das kann blos allein daraus er- sehen werden, daß alle Kinder, sie moͤgen in- nerhalb oder ausserhalb der Kirche geboren seyn, von dem Herrn angenommen, und En- gel werden, deren Anzahl sich bis auf den vier- ten oder fuͤnften Theil des ganzen menschlichen Geschlechts auf dem Erdboden belaͤuft. Daß jedes Kind, es mag, wo es immer wolle, es mag Vom Himmel. mag innerhalb der Kirche, oder ausserhalb der- selben, es mag von frommen oder von gottlo- sen Aeltern geboren seyn, wenn es stirbt, von dem Herrn aufgenommen, und im Himmel er- zogen, wie auch nach der goͤttlichen Ordnung unterrichtet, und zu den Neigungen zum Gu- ten, und durch diese zu den Erkaͤnntnissen des Wahren angewiesen, und hernach, so wie es an Erkaͤnntnis und Weisheit vollkommener wird, in den Himmel eingefuͤhret, und ein En- gel werde, das lese man Num. 329-345; wie groß demnach die Menge der Engel des Himmels, vom Anfang der Schoͤpfung her, bis auf die heutige Zeit, nur allein von den Kindern geworden sey, kann man leicht schliessen. 417. Wie unermeßlich groß der Himmel des Herrn sey, das kann auch daraus erhellen, daß alle Planeten, die in unsrer Sonnen Welt unsern Augen sichtbar sind, Erdbaͤlle seyen, und daß noch uͤberdieses unzaͤhlige in dem Welt- all, und alle voller Einwohner seyen, von wel- chen ich in einem besondern Tractat, betittelt: von den Erdbaͤllen in unsrer Sonnen- Welt, gehandelt habe; woraus ich nun die- ses folgende anfuͤhren will. „Daß mehrere „Erdbaͤlle, und auf ihnen Menschen, und da- „her Geister und Engel seyen, ist in dem an- „dern Leben mehr als zu wohl bekannt; denn „es wird einem jeden daselbst, der es aus Lie- „be zur Wahrheit und um des daher ruͤhren- „den Vom Himmel. „den Nutzens willen verlangt, zugelassen, mit „den Geistern andrer Erdbaͤlle zu reden, und „sich daraus von der Vielheit der Welten zu „uͤberzeugen, und sich zu unterrichten, daß naͤm- „lich das menschliche Geschlecht nicht nur aus „einem einzigen, sondern aus unzaͤhligen Erd- „baͤllen sey. Jch habe etlichemal davon mit „den Geistern unsrer Erde geredet, und sie „sagten, daß ein Mensch, der Verstand hat, „aus vielen Dingen, die er weis, auch wissen „koͤnne, daß es noch mehrere Erdbaͤlle, und auf „ihnen Menschen gebe; denn man kann aus „der Vernunft schliessen, daß so grosse Lasten, „wie die Planeten sind, deren einige an Groͤs- „se diese Erde uͤbertreffen, nicht leere Klum- „pen, noch blos allein dazu erschaffen seyen, „daß sie sich um die Sonne waͤlzen, und mit „ihrem geringen Lichte fuͤr eine einzige Erde „leuchten, sondern daß ihr Nutzen weit herr- „licher, als so einer seyn muͤsse. Wer nun „glaubt, wie es auch ein jeder glauben soll, „daß Gott dieses Weltall zu keinem andern „Endzweck erschaffen habe, als daß ein mensch- „liches Geschlecht dasey, und von diesem „der Himmel entstehe, weil das menschliche Ge- „schlecht eine Pflanzstatt des Himmels ist, der- „selbe kann nicht anders, er muß glauben, „daß es Menschen gebe, wo nur irgend eine „Erde ist. Daß die Planeten, welche unsern „Augen sichtbar sind, weil sie innerhalb den „Grenzen dieser Sonnenwelt sind, Erdbaͤlle „seyen, Vom Himmel. „seyen, kann man daraus offenbar einsehen, daß „sie Koͤrper von einer erdigten Materie sind, „weil sie das Licht der Sonne zuruͤck werfen, „und wenn man sie durch optische Glaͤser betrach- „tet, gar nicht wie die Sterne von einer blin- „kenden Flamme, sondern wie Erden dunkelfaͤr- „big aussehen; man kann es auch daraus wis- „sen, weil sie eben so, wie unsre Erde, um die „Sonne laufen, und in dem Thierkreis fortge- „hen, und daher Jahre und Jahrs. Zeiten, als „da sind Fruͤhling, Sommer, Herbst und Win- „ter machen; desgleichen, daß sie sich eben so, „wie unsre Erde, um ihre Are drehen, und daher „Tage und Tags-Zeiten, als Morgen, Mittag, „Abend und Nacht, machen; und daß noch uͤber- „dieses einige von ihnen Monden haben die man „Trabanten nennet, und die sich nach gesetzen Zei- „ten um ihre Erden drehen, wie sich der Mond „um die unsrige drehet; und daß der Planet „Saturn, weil er am weitesten von der Sonne „entfernt ist, eben auch einen grossen leuchtenden „Ring hat, der diesem Erdball vieles, obwohl „zuruͤckprallendes Licht, zuwirft. Wie kann „wohl jemals einer, der dieses weis, und ver- „nuͤnftig bedenkt, vorgeben, daß dieses leere „Koͤrper seyen? Ueberdieses habe ich mit den „Geistern geredet, daß ein Mensch daraus glau- „ben koͤnne, daß in dem Weltall mehrere Erden „als eine einzige seyn, weil der gestirnte Him- „mel so unermeßlich groß, und so unzaͤhlig viele „Sterne darinnen seyen, deren ein jeder an sei- Sw. Sch. II. Th. L „nem Vom Himmel. „nem Ort oder in seiner Welt eine Sonne ist, „wie unsere Sonne, in verschiedener Groͤsse: „wer es recht bedenkt, der schließt, daß dieses „so unermeßliche Ganze nichts anders, als ein „Mittel zum letzten Endzweck der Schoͤpfung „seyn koͤnne, welcher Endzweck das himmlische „Reich ist, worinnen Gott mit den Engeln und „Menschen wohnen kann; denn die weite sicht- „bare Welt, oder der Himmel, der von so vie- „len unzaͤhligen Sternen erleuchtet ist, welches „eben so viele Sonnen sind, ist nur ein Mittel, „daß Erdbaͤlle, und auf ihnen Menschen da seyn, „aus welchen das himmlische Reich bestehet. „Hieraus kann ein vernuͤnftiger Mensch nicht an- „ders denken, als daß ein so unermeßliches Mit- „tel zu einem so grossen Endzweck nicht fuͤr das „menschliche Geschlecht einer einzigen Erde ge- „macht sey; was waͤre dieses auf Seiten Got- „tes, des Unendlichen, vor dem tausend, ja „Millionen Erdbaͤlle, und noch dazu alle voller „Einwohner, wenig oder gar nichts sind? Es „giebt Geister, deren einzige Bemuͤhung dahin „gehet, sich Erkaͤnntnisse zu erwerben, weil sie „lediglich daran ein Vergnuͤgen haben, derowe- „gen ist es diesen Geistern erlaubt, herum zu „schweifen, und auch ausserhalb dieser Sonnen- „Welt in andre zu gehen, und sich Kenntnisse „zu verschaffen: diese sagten, daß nicht allein „in dieser Sonnen-Welt, sondern auch ausser „derselben, in dem Sternen-Himmel, Erd- „baͤlle, auf welchen Menschen sind, in unermeß- „lich Vom Himmel. „lich grosser Anzahl seyen: diese Geister sind aus „dem Planeten Mercur. Man hat ausgerech- „net, daß, wenn zehnmal hundert tausend Erd- „baͤlle in dem Weltall waͤren, und auf einem „jeden Erdball drey hundert tausendmal tausend „oder drey hundert Millipnen Menschen, und „zwey hundert Generationen innerhalb sechs „tausend Jahren, und wenn einem jeden Men- „schen oder Geist drey cubische Ellen Raum an- „gewiesen wuͤrde; so wuͤrde die Anzahl so vieler „Menschen oder Geister, wenn sie in eine einzige „Summe gebracht wuͤrde, doch nicht den Raum Anmerk. des Uebersetzers. Jn dem Tractat selber, Num. 126 heißt es: nicht den Raum des taudsensten Theils dieser Erde, also etwa den Raum eines Trabanten ꝛc. „unsers Erdballs, und kaum etwas mehr, als „den Raum eines Trabanten um die Planeten, „erfuͤllen, welches in dem Weltall ein Raum „von einer unmerklichen Kleinheit waͤre, denn „ein Trabant ist vor dem bloßen Augen kaum „sichtbar: was ist demnach dieses fuͤr den Schoͤ- „pfer des ganzen Weltalls, dem es noch lange „nicht genug seyn wuͤrde, wenn auch das ganze „Weltall voll waͤre, denn er ist unendlich. Hier- „von habe ich mit den Engeln geredet, welche „sagten, daß sie ein gleiches Gedankenbild von „der Wenigkeit des menschlichen Geschlechts in L 2 „Ruͤck- Vom Himmel. „Ruͤcksicht auf die Unendlichkeit des Schoͤpsers „haͤtten, daß sie aber dennoch nicht aus den Raͤu- „men, sondern aus den Zustaͤnden daͤchten, und „daß nach ihrem Gedankenbild so viel Millionen „Erdbaͤlle, als man irgend denken koͤnnte, den- „noch gar nichts gegen den Herrn seyen.“ Von den Erdbaͤllen in dem Weltall, und von ihren Einwohnern und den daher ruͤhrenden Gei- stern und Engeln, lese man in obgedachten Tractat: die Dinge, so darinnen sind, sind mir geoffenbaret und gezeigt worden, zu dem Ende, damit man wissen moͤge daß der Himmel des Herrn unermeßlich groß, und ganz und gar aus dem menschlichen Geschlechte sey; wie auch, daß unser Herr allenthalben fuͤr den Gott des Himmels und der Erde erkannt werde. 418. Daß der Himmel des Herrn unermeß- lich groß sey, kann auch daraus erhellen, daß der Himmel im ganzen Jnbegriff einen einzigen Menschen vorstellet, und auch mit allen und jeden Theilen des Menschen uͤbereinstimmet, und daß diese Uebereinstimmung nimmermehr voll wer- den kann, weil nicht nur mit allen Gliedern, Werk- zeugen und Eingeweiden des Leibes uͤberhaupt, sondern auch insbesondere mit allen und jeden al- lerkleinsten Eingeweiden und Werkzeugen, welche innerhalb denselben befindlich, ja mit allen Gefaͤs- sen und Fasern eine Uebereinstimmung ist; und nicht nur mit denen, sondern auch mit den we- sentlichen werkzeuglichen Theilen, welche von in- nen Vom Himmel. nen den Einfluß des Himmels empfangen, wo- her bey dem Menschen die innere Wuͤrksamkei- ten kommen, die zu den Wuͤrkungen seiner Seele dienen; denn was innerlich in dem Menschen entsteht, das entsteht in den wesentlichen For- men oder Gestalten, denn was nicht in diesen wesentlichen Gestalten, als den Unterlagen, das Daseyn hat, das ist ein Nichts: alle diese Un- terlagen stimmen mit dem Himmel uͤberein, wie man aus dem Artikel ersehen kann, wo von der Uebereinstimmung aller Dinge des Himmels mit alle dem, was zum Menschen gehoͤret, Num. 87-102 gehandelt worden: diese Uebereinstim- mung kann nimmermehr voll gemacht werden, denn je mehr es englische Vergesellschaftungen giebt, die mit einem gewissen Glied uͤbereinstim- men, desto vollkommener wird der Himmel; denn alle Vollkommenheit in den Himmeln waͤchset nach der Vielheit: die Ursache, daß die Voll- kommenheit in den Himmeln nach der Vielheit waͤchset, ist diese, weil allda ein einziger End- zweck auf alle geht, und alle einmuͤthig auf diesen Endzweck sehen; dieser Endzweck ist das allge meine Wohl, wenn dieses regieret, so fliesset auch von dem allgemeinen Wohl allen und jeden Gutes zu, und von dem Wohl aller und jeder fließt Gutes auf das allgemeine; dieses geschie- het, weil der Herr alle die, so im Himmel sind, zu Sich kehret, man lese im 1sten Theil Num. 123, und weil er dadurch machet, daß L 3 sie Vom Himmel. sie in Jhm ein Einziges seyen. Daß durch die Einmuͤthigkeit und Eintracht mehrerer, die aus einem solchen Ursprung, und in einem sol- chen Band ist, die Vollkommenheit herfuͤrge- bracht werde, kann ein jeder aus der Vernunft, wenn sie nur einigermaßen erleuchtet ist, gar wohl einsehen. 419. Mir ist auch die Ausbreitung des be- wohnten, und auch des unbewohnten Himmels zu sehen gegeben worden, und ich sahe, daß die Ausbreitung des unbewohnten Himmels so groß war, daß sie in Ewigkeit nicht voll werden koͤnn- te, wenn auch viele Millionen Erdbaͤlle, und auf jedem Erdball eine so grosse Menge Menschen, als auf unserem, waͤren; hiervon kann auch in der obgedachten Abhandlung von den Erd- baͤllen in dem Weltall Num. 168 nachgele- sen werden. 420. Es stehen einige in der Meinung, der Himmel sey nicht groß, sondern klein; dieses kommt aber daher, weil sie einige Stellen in dem Wort blos nach dessen buchstaͤblichen Sinn verstanden haben, als wie diejenigen Stellen, wo es heißt, daß nur die Armen; wie auch, daß weiter keine, als die Auserwaͤhlten; und daß nur allein die, so sich innerhalb der Kirche be- finden, nicht aber die, so ausserhalb derselben sind; ingleichen, daß nur allein diejenigen, fuͤr welche Vom Himmel. welche der Herr Fuͤrsprache thaͤte, in den Him- mel kaͤmen; ferner, daß der Himmel, wenn er voll sey, zugeschlossen werde, und daß diese Zeit voraus bestimmt worden sey: allein, daß der Himmel nimmermehr zugeschlossen wird, und daß gar keine Zeit voraus bestimmt, auch keine Menge bestimmt worden ist; und daß diejenigen, welche in dem Leben des Guten und Wahren sind, Auserwaͤhlte heißen; wie auch, daß diejenigen, so nicht in den Kenntnissen des Guten und Wah- ren sind, aber doch nach solchen ein Verlangen haben, Arme heißen, und auch aus diesem Ver- langen Hungrige genennet werden, von dem al- len, sage ich, wissen jene obgedachte nichts. Die also aus dem Wort, das sie nicht verstanden, die Meinung gefasset haben, der Himmel sey klein, die wissen auch nicht anders, als sey der Himmel an einem einzigen Ort, wo der Sam- melplatz fuͤr alle sey, da doch der Himmel aus unzaͤhligen Gesellschaften bestehet, wie man im ersten Theil Num. 41-50 nachlesen kann; ja sie wissen auch nicht anders, als daß ein jeder den Himmel aus unmittelbarer Barmherzigkeit be- komme, und daß er also weiter nichts sey, als aus Wohlgefallen hineingelassen und aufgenom- men werden; sie sehen auch gar nicht ein, daß der Herr aus Barmherzigkeit einen jeden fuͤhre, der Jhn aufnimmt, und daß Jhn nur derjenige aufnehme, welcher ein Leben nach den Gesetzen der goͤttlichen Ordnung fuͤhret, welches die Ge- bote der Liebe und des Glaubens sind, und daß L 4 von Vom Himmel. von der Kindheit an, bis zum letzten Le- bensziel in der Welt, und hernach in Ewigkeit vom Herrn auf diese Weise gefuͤhret werden, solches diese Barmherzigkeit sey, welche hier verstanden wird: sie muͤssen dem- nach wissen, daß ein jeder Mensch zum Himmel geboren wird, und daß derjenige, welcher in der Welt den Himmel inwendig in sich aufnimmt, auch in den Himmel aufgenommen, derjenige aber, welcher ihn nicht inwendig in sich aufnimmt, von selbigem ausgeschlossen wird. Ende des Abschnitts vom Himmel. Von Von der Geisterwelt und von dem Zustand des Menschen nach dem Tod. Frankfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Christian Hechtel, 1776 . Was die Geisterwelt sey. 421. D ie Geisterwelt ist nicht der Himmel, und ist auch nicht die Hoͤlle, sondern sie ist der mittlere Ort oder Zustand zwischen beyden; denn dahin kommt der Mensch nach dem Tod zuerst, und wird hernach, wenn die Zeit seines Aufenthalts allda, die sich nach Beschaffenheit seines in der Welt gefuͤhrten Lebens verhaͤlt, vollendet ist, entweder in den Himmel erho- ben, oder in die Hoͤlle geworfen. 422. Die Geisterwelt ist der mittlere Ort zwischen Himmel und Hoͤlle, und ist auch der mittlere Zustand des Menschen nach dem Tod; daß sie der mittlere Ort sey, ist mir daraus offenbar worden, daß die Hoͤl- len unten, und die Himmel oben sind; und daß sie der mittlere Zustand sey, daraus, daß der Mensch, so lange er daselbst ist, noch nicht im Himmel, und auch nicht in der Hoͤlle ist. Der himmlische Zustand des Menschen ist die bey ihm befindliche Verbindung des Guten mit dem Wahren, und der hoͤllische Zustand ist die bey ihm befindliche Verbindung des Boͤsen mit dem Falschen: wenn also bey dem Geist- M 2 Men- Von der Geisterwelt. Menschen das Gute mit dem Wahren verbun- den ist, so kommt er alsdenn in den Himmel, weil diese Verbindung, wie ich gesagt habe, sein Himmel ist; wenn aber bey dem Geist- Menschen das Boͤse mit dem Falschen verbun- den ist, so kommt er alsdenn in die Hoͤlle, weil diese Verbindung seine Hoͤlle ist; diese Ver- bindung geschiehet in der Geisterwelt, weil der Mensch sodann in einem mittlern Zustand ist. Es ist gleich viel, ob man sage, die Verbin- dung des Verstandes mit dem Willen, oder ob man sage, die Verbindung des Wahren mit dem Guten. 423. Zu allererst soll hier etwas von der Verbindung des Verstandes mit dem Willen, und von gleicher Verbindung derselben mit dem Guten und Wahren, weil diese Verbin- dung in der Geisterwelt geschiehet, gesagt wer- den. Der Mensch hat einen Verstand und hat einen Willen, der Verstand empfaͤngt das Wahre, und wird aus solchem gebildet, und der Wille empfaͤngt das Gute, und wird auch aus diesem gebildet; was dahero der Mensch verstehet und von daher denket, daß heißt er Wahrheit, und was der Mensch will und von daher denket, das nennet er gut: aus dem Verstand kann der Mensch denken, und daher deutlich inne werden, was wahr sey, und auch was gut sey; dennoch aber den- ket er aus dem Willen kein Gutes, wofern er nicht Von der Geisterwelt. nicht das Wahre will und solches thut; wenn er das Wahre will aus dem Wollen solches thut, so ist alsdenn sowohl im Verstand als im Willen, und mithin in dem Menschen Gu- tes, denn weder der Verstand allein, noch der Wille allein, machet einen Menschen aus, son- dern der Verstand und Wille auf einmal zu- gleich; was dahero in deyden ist, das ist in dem Menschen, und ist ihm eigen worden; was nur im Verstand ist, das ist zwar bey dem Menschen, aber nicht in ihm, es ist nur etwas von seinem Gedaͤchtnis, und etwas von seiner Wissenschaft im Gedaͤchtnis, woran er denken kann, wenn er nicht in sich, sondern ausser sich bey andern ist, wovon er also reden und dar- uͤber vernuͤnfteln, und wornach er auch seine Neigungen und Geberden verstellen kann. 424. Daß der Mensch aus dem Verstand, und nicht zugleich aus dem Willen denken kann, ist zu dem Ende vorgesehen worden, daß er wieder umgebildet werden koͤnne, denn der Mensch wird durch das Wahre umgebildet, und das Wahre ist, wie ich gesagt habe, fuͤr den Verstand: denn der Mensch wird, was den Willen betrift, in alles Boͤse geboren, da- her will er aus sich selbst keinem, als nur sich selber wohl, und wer sich allein wohl will, der hat an dem Boͤsen, das andern, infonderheit seinetwegen geschieht, ein Vergnuͤgen; denn er will die Guͤter aller andern, es seyen gleich M 3 Ehren- Von der Geisterwelt. Ehrenstellen oder Vermoͤgen, an sich bringen, und so viel er dieses bewerkstelligen kann, hat er eine innerliche Freude: damit nun dieses Wollen verbessert und umgeschmolzen werde, so ist dem Menschen gegeben, daß er das Wah- re verstehen, und dadurch die Neigungen zum Boͤsen, die aus dem Willen herfliessen, baͤndi- gen koͤnne: daher kommt es, daß der Mensch aus dem Verstand das Wahre denken, und solches auch reden und thun kann, dennoch aber kann er solches nicht eher aus dem Willen den- ken, als bis er ein solcher ist, daß er es aus sich, das ist, aus dem Herzen will und thut: wenn nun der Mensch ein solcher ist, so ist alsdenn dasjenige, was er aus dem Verstand denket, seinem Glauben, und was er aus dem Willen denket, seiner Liebe eigen, weswegen sich alsdenn bey ihm Glaube und Liebe, gleich- wie Verstand und Wille, mit einander verbinden. 425. Um so viel demnach das Wahre des Verstandes mit dem Guten des Willens ver- bunden ist, um so viel also der Mensch das Wahre will und aus dem Wollen solches thut, in so viel hat der Mensch den Himmel in sich, weil die Verbindung des Guten mit dem Wah- ren, wie oben gemeldet worden, der Himmel ist; um so viel aber das Falsche des Verstan- des mit dem Boͤsen des Willens verbunden ist, in so viel hat der Mensch die Hoͤlle in sich, weil die Verbindung des Falschen mit dem Boͤ- sen Von der Geisterwelt. sen die Hoͤlle ist; um so viel aber das Wah- re des Verstandes nicht mit dem Guten des Willens verbunden ist, in so viel ist der Mensch in dem mittlern Zustand: heut zu Tage ist fast ein jeder Mensch in einem solchen Zustand, daß er das Wahre weis, und aus dem Wissen und auch aus dem Verstand solches denket, und entweder viel, oder wenig, oder gar nichts davon ausuͤbt, oder wohl gar aus Liebe zum Boͤsen und aus dem daher ruͤh- renden Glauben an das Falsche, darwider han- delt; damit er nun entweder den Himmel oder die Hoͤlle habe, so wird er nach dem Tod zuerst in die Geisterwelt gefuͤhret, und allda geschie- het bey denen, so in den Himmel zu erheben sind, die Verbindung des Guten mit dem Wahren, hingegen bey denen, so in die Hoͤlle zu werfen sind, die Verbindung des Boͤsen mit dem Falschen: denn es darf weder einer im Himmel, noch einer in der Hoͤlle ein zertheil- tes Gemuͤth haben, naͤmlich anders denken und anders wollen, sondern was einer will, das muß er verstehen, und was einer verstehet, das muß er wollen; wer dahero im Himmel das Gute will, der muß das Wahre verstehen, und wer in der Hoͤlle das Boͤse will, der muß das Falsche verstehen; derohalben wird in der Geisterwelt bey den Guten das Falsche aus dem Wege geraͤumt, und ihnen das Wahre gegeben, das mit ihrem Guten uͤbereinkommt und sol- chem gemaͤß ist, bey den Boͤsen aber wird da- selbst Von der Geisterwelt. selbst das Wahre weggeschaft, und ihnen das Falsche gegeben, das sich zu ihrem Boͤsen schi- cket und solchem gemaͤß ist. Hieraus erhel- let, was die Geisterwelt sey. 426. Jn der Geisterwelt ist eine grosse An- zahl, weil da der erste Sammelplatz fuͤr alle ist, und allda alle ausgeforschet und zubereitet werden: ihr Aufenthalt allda ist von keinem festgesetzten Ziel; einige kommen kaum hinein, und werden gleich entweder in den Himmel er- hoben, oder in die Hoͤlle hinabgeworfen; eini- ge bleiben nur etliche Wochen da; einige auf viele Jahre, aber nicht uͤber dreyßig: die Ver- schiedenheiten des Auffenthalts kommen daher, daß das Jnnere und Aeussere des Menschen entweder uͤbereinstimmet oder nicht uͤbereinstim- met. Wie aber der Mensch in der Geisterwelt von einem Zustand in den andern gefuͤhret, und zubereitet werde, soll nun im folgenden gemeldet werden. 427. So bald die Menschen nach dem Tod in die Geisterwelt kommenn, so werden sie vom Herrn sehr wohl unterschieden, die Boͤ- sen werden gleich mit einer hoͤllischen Gesell- schaft verknuͤpft, als wie sie in der Welt in Ansehung der herrschenden Liebe in einer gewe- sen sind, und die Guten werden alsbald mit einer himmlischen Gesellschaft verbunden, als- wie sie auf der Welt in Ansehung der Lieb- thaͤtig- Von der Geisterwelt. thaͤtigkeit und des Glaubens in einer gelebt ha- ben. Ob sie aber gleich also unterschieden sind, so kommen sie doch in dieser Geisterwelt zusammen, und alle, die gute Freunde und Be- kannte bey Leibes Leben gewesen, vornehmlich Weiber und Maͤnner, und auch Bruͤder und Schwestern, reden mit einander, wenn sie es begehren: ich habe gesehen, daß ein Vater mit sechs Soͤhnen geredet, und sie gekannt hat; und viele andre mit ihren Schwaͤgern und Freunden; weil sie aber aus dem Leben in der Welt unterschiedliche Gemuͤther hatten, so wurden sie nach einer kurzen Zeit von einander getrennt. Welche hingegen aus der Geister- welt in den Himmel, und welche in die Hoͤlle kommen, die sehen hernach einander nicht mehr, und kennen einander nicht, ausser wenn sie glei- chen Gemuͤthes aus gleicher Liebe sind; die Ursache, daß sie in der Geisterwelt, aber nicht im Himmel und in der Hoͤlle einander sehen, ist diese, weil die, so in der Geisterwelt sind, in eben die Zustaͤnde, die sie bey Leibes Leben gehabt haben, und zwar von einem in den an- dern, gebracht werden; hernach aber werden alle in einen bestaͤndigen oder dauerhaften Zu- stand gebracht, der dem Zustand ihrer herrschen- den Liebe gleich ist, in welchem einer den andern nur aus der Gleichheit der Liebe kennet, denn die Gleichheit, wie N. 41-50. gezeigt worden, verbindet und die Ungleichheit zertrennet. Sw. Sch. II. Th. N 428. Gleich- Von der Geisterwelt. 428. Gleichwie die Geisterwelt der mittle- re Zustand zwischen Himmel und Hoͤlle bey dem Menschen ist, also ist sie auch der mittlere Ort; unten sind die Hoͤllen, und oben sind die Him- mel. Gegen diese Geisterwelt zu sind alle Hoͤllen verschlossen, sie stehen nur durch Loͤcher und Ritze als wie Felsenritze, und durch Oeff- nungen in der Breite hin offen, welche aber bewahret sind, damit keiner heraus gehen moͤ- ge, es sey denn, daß es ihm erlaubt worden, welches auch geschiehet, wenn es einige Noth- wendigkeit, von welcher im folgenden wird ge- redet werden, erfordert. Der Himmel ist auch allenthalben verschlossen, und es ist zu keiner himmlischen Gesellschaft ein offener Zugang, ausser durch einen engen Weg, dessen Eingang auch bewahret ist: jene Ausgaͤnge und diese Eingaͤnge sind es, welche in dem Wort Pforten und Thuͤren der Hoͤlle und des Him- mels genennet werden. 429. Die Geisterwelt erscheinet wie ein Thal zwischen Bergen und Felsen, das hie und da Vertiefungen und Erhoͤhungen hat. Die Pforten und Thuͤren zu den himmlischen Gesellschaften sind sonst keinen, als nur denen sichtbar, welche zum Himmel zubereitet sind, und werden auch von keinen andern gefunden; zu einer jeden Gesellschaft geht von der Gei- sterwelt ein einziger Eingang heraus, hinter diesem ein einziger Weg, der sich aber auf- waͤrts Von der Geisterwelt. waͤrts in mehrere zertheilet. Die Thoren und Thuͤren zu den Hoͤllen sind auch sonst keinen, als nur denen sichtbar, welche hinein gehen sollen, denen werden sie sodann eroͤffnet, und wenn sie eroͤffnet sind, so erscheinen schwarz- dunkele und gleichsam rußige Hoͤhlen, die schief abwaͤrts in die Tiefe gehen, wo wieder mehre- re Thuͤren sind: durch diese Hoͤhlen werden abscheuliche Geruͤche und Gestank ausgeduͤnstet, welche die guten Geister fliehen, weil sie ihnen zuwider sind, die boͤsen Geister hingegen sind hoͤchst begierig darnach, weil sie sich daran er- goͤtzen; denn gleichwie sich ein jeder an seinem Boͤsen in der Welt ergoͤtzet hat, also ergoͤtzet er sich auch nach dem Tod an dem Gestank, mit welchem sein Boͤses uͤbereinstimmet; diese koͤn- nen hierinnen den Voͤgeln und Raubthieren verglichen werden, als den Raben, Woͤlfen und Schweinen, die, sobald sie den Gestank der Luderaͤser und des Unflats vermerken, sol- chen nachfliegen und nachlaufen: ich hoͤrte ei- nen uͤberlaut schreyen gleichwie aus der innig- sten Pein, da ihn ein aus dem Himmel aus- fließender Hauch getroffen; hiengegen rief er Ruhe und Freude aus, da ihn ein aus der Hoͤlle einfließender Dunst getroffen hatte. 430. Es sind auch bey einem jeden Men- schen zwey Pforten, davon eine gegen die Hoͤlle zu offen stehet, und dem Boͤsen und dem daher ruͤhrenden Falschen eroͤffnet ist, die andere N 2 Pforte Von der Geisterwelt. Pforte stehet gegen den Himmel zu offen, und ist dem Guten und dem daher ruͤhrenden Wah- ren eroͤffnet; die Pforte der Hoͤlle ist denen er- oͤffnet, welche in dem Boͤsen und in dem daher ruͤhrenden Falschen stehen, und es fließet nur durch Ritze von oben her etwas Licht aus dem Himmel ein, durch welchen Einfluß der Mensch denken, schließen und reden kann; die Pforte des Himmels aber ist denen eroͤffnet, welche in dem Guten und in dem daher ruͤhrenden Wahren sind: denn es sind zwey Wege, die zu den vernuͤnftigen Gemuͤth des Menschen fuͤhren, der obere oder innere Weg, durch welchen das Gute und Wahre von dem Herrn eingehet, und der untere oder aͤussere Weg, durch welchen das Boͤse und Falsche von der Hoͤlle mit unter eingehet; das vernuͤnftige Ge- muͤth selber ist in der Mitte, und zu diesem zielen die Wege; um so viel es daher des Lich- tes aus dem Himmel bey sich einlaͤßt, in so viel ist der Mensch vernuͤnftig, um so viel es aber desselben nicht einlaͤßt, in so viel ist er nicht vernuͤnftig, er mag sich selber vorkom- men, wie er will. Dieses habe ich deswegen gesagt, damit man auch wissen moͤge, wie der Mensch mit dem Himmel und mit der Hoͤlle uͤbereinstimmet; so lange sein vernuͤnftiges Gemuͤth noch gebildet wird, stimmet es mit der Geisterwelt uͤberein; was uͤber diesem Gemuͤth ist, stimmet mit dem Himmel uͤber- ein, und was unter ihm ist, mit der Hoͤlle; bey Von der Geisterwelt. bey denen, so zum Himmel zubereitet werden, wird dasjenige, was uͤber dem vernuͤnftigen Gemuͤth ist, eroͤffnet, und was unter ihm ist, wird fuͤr den Einfluß des Boͤsen und Fal- schen verschlossen; hingegen bey denen, so zur Hoͤlle zubereitet werden, wird dasjenige, was unter dem vernuͤnftigen Gemuͤth ist, er- oͤffnet, und was uͤber ihm ist, wird fuͤr den Einfluß des Guten und Wahren verschlossen; diese koͤnnen daher nicht anders, als unter sich, das ist, zur Hoͤlle sehen, jene aber koͤnnen nicht anders, als uͤber sich, das ist, gen Himmel sehen: uͤber sich sehen, heißt: auf den Herrn sehauen, weil Er der allgemeine Mittelpunkt ist, auf welchen alle Dinge des Himmels se- hen; aber unter sich sehen, heißt: ruͤckwaͤrts von dem Herrn weg und auf den entgegenstehen- den Mittelpunkt sehen, wohin alle Dinge der Hoͤlle sehen und wohin sie sich neigen, man le- se Num. 123-124. 431. Jn dem vorhergehenden (Abschnitt vom Himmel ) habe ich da, wo von Geistern die Rede ist, diejenigen, welche in der Gei- sterwelt sind, aber da, wo von Engeln die Rede ist, diejenigen verstanden, so im Him- mel sind. N 3 Daß Von der Geisterwelt. Daß ein jeder Mensch in Anse- hung seines Jnnern ein Geist sey. 432. W er recht auf sich Acht giebt, kann wis- sen, daß nicht der Leib denket, weil er materiell ist, sondern die Seele, weil sie geistlich ist; die Seele des Menschen, von deren Unsterb- lichkeit sehr viele geschrieben haben, ist sein Geist, denn dieser ist in Ansehung alles dessen, was ihm zukommt, unsterblich; dieser ist es auch, der in dem Leibe denket, denn er ist geistlich, und das Geistliche nimmt Geistliches an, und lebet geistlich, welches denken und wollen ist; alles vernuͤnftige Leben also, das an dem Leib zum Vorschein kommt, kommt dem Geist, dem Leib aber gar keins zu; denn der Leib, wie kurz vorher gemeldet worden, ist materiell, und das Materielle, so das Eigen- thuͤmliche des Leibes ist, ist dem Geist zugege- ben und ihm fast wie beygefuͤgt, deswegen da- mit der Geist des Menschen in der natuͤrlichen Welt, in welcher alle Dinge materiell und an sich selbst leblos sind, leben und Nutzen wuͤr- ken koͤnne; und weil das Materielle gar nicht lebet, sondern nur allein das Geistliche, so kann nun offenbar seyn, daß alles, was bey dem Menschen Leben hat, seinem Geist zukom- me, und daß der Leib blos allein dem Geiste diene, gaͤnzlich so, als wie ein Werkzeug einer lebendigen bewegenden Kraft dienet: man sagt zwar Von der Geisterwelt. zwar von einem Werkzeug, daß es wuͤrke, be- wege, oder schlage, aber zu glauben, daß die- ses dem Werkzeug, und nicht demjenigen zu- komme, welcher durch solches wuͤrket, beweget und schlaͤgt, das waͤre eine Betruͤglichkeit. 433. Weil alles, was in dem Leibe lebt, und aus dem Leben wuͤrket und ein Gefuͤhl hat, einig und allein dem Geist, dem Leib aber gar nichts zukommt, so folget, daß der Geist der Mensch selber sey; oder welches gleich viel ist, daß der Mensch in sich betrachtet ein Geist sey, und auch in gleicher Gestalt, denn alles, was in dem Menschen lebet und empfindet, kommt seinem Geist zu, und in dem Menschen, von seinem Haupt an bis zu seiner Fußsole, ist nicht das mindeste, das nicht Leben und Gefuͤhl habe, daher kommt es nun, daß, wenn der Leib von seinem Geist getrennet wird, wel- ches man sterben nennet, der Mensch dennoch ein Mensch bleibet, und lebet. Jch habe aus dem Himmel gehoͤret, daß einige Gestorbene, wenn sie auf der Todtenbahre liegen, noch ehe sie auferwecket worden, in ihrem kalten Leibe auch noch denken, und nicht anders wissen, als lebten sie noch, aber mit dem Unterschied, daß sie nicht ein einziges materielles Theilgen, das dem Leib zugehoͤret, bewegen koͤnnen. 434. Der Mensch kann unmoͤglich denken, und wollen, wofern er nicht die wesentliche N 4 Unter- Von der Geisterwelt. Unterlage ist, aus welcher und in welcher er denket und will; was ohne wesentliche Unter- lage das Daseyn haben soll, das ist ein Nichts: dieses kann daraus erkannt werden, daß der Mensch ohne das Werkzeug, welches die Unter- lage seines Sehens ist, nicht sehen, und ohne das Werkzeug, welches die Unterlage seines Gehoͤrs ist, nicht hoͤren kann. Das Sehen und Hoͤren ohne diese Werkzeugliche Unterla- gen ist ein Nichts, und eine Unmoͤglichkeit; also koͤnnte auch das Denken, so das innerli- che Sehen ist, und das Empfinden, so das innerliche Gehoͤr ist, ganz und gar kein Daseyn haben, wenn nicht dieses Sehen und dieses Hoͤren in wesentlichen werkzeuglichen Gestal- ten, welches die Unterlagen sind, waͤre und daraus herkaͤme; hieraus kann nun offenbar erhellen, daß der Geist des Menschen, wenn er von dem Leibe getrennt ist, eben auch in ei- ner Gestalt sey, und daß er in menschlicher Gestalt sey, und eben so wohl sinnliche Werk- zeuge und Sinnen habe, als wie, da er in dem Leibe gewesen; ferner, daß alles Leben der Au- gen, und alles Leben der Ohren, mit einem Wort, alles Leben der Sinne, die der Mensch hat, nicht seinem Leib, sondern seinem Geist zukomme, der in diesen Sinnen, ja in den al- lerbesondersten Theilgen derselben ist; daher kommt es, daß die Geister eben so wohl, als die Menschen, sehen, hoͤren und fuͤhlen, aber nach der Trennung von dem Leibe nicht in der natuͤr- Von der Geisterwelt. natuͤrlichen, sondern in der geistlichen Welt; daß der Geist, da er in dem Leibe gewesen, auf na- tuͤrliche Weise empfunden hat, geschahe durch das ihm zugegebene Materielle, dennoch aber hat er damals auch zugleich auf geistliche Weise empfun- den, naͤmlich durch das Denken und Wollen. 435. Dieses ist deswegen gesagt worden, da- mit der vernuͤnftige Mensch uͤberzeugt werden moͤge, daß der Mensch an und fuͤr sich betrachtet ein Geist sey, und daß das Leibliche, welches ihm nur wegen der Verrichtungen in der natuͤrlichen und materiellen Welt zugegeben worden, nicht der Mensch, sondern nur das Werkzeugliche seines Geistes sey. Allein die Bestaͤtigungen aus der Erfahrung haben einen staͤrkern Nach- druck, weil das Vernuͤnftige von den mehresten nicht gefasset, und von denen, welche sich im Ge- gentheil bestaͤrkt haben, durch die von den Be- truͤglichkeiten der Sinnen herruͤhrende Vernunft- schluͤsse in Zweifel gezogen wird. Die sich im Gegentheil befestiget haben, die denken gemeinig- lich, die unvernuͤnftigen Thiere haͤtten ebenfalls Leben und Sinne, und also haͤtten sie auch eben so etwas Geistliches, wie der Mensch, und doch sterbe solches mit dem Koͤrper; allein, das Geist- liche der Thiere ist nicht so beschaffen, wie das Geistliche des Menschen; denn der Mensch, nicht aber das Vieh, hat etwas Jnnerstes, worein das Goͤttliche einfließt, und es zu sich er- hebet, und es dadurch mit sich vereiniget, daher N 5 hat Von der Geisterwelt. hat der Mensch vor den Thieren dieses voraus daß er an Gott, und an die goͤttliche Dinge, so zum Himmel und zur Kirche gehoͤren, denken, und aus solchen und in solchen Gott lieben, und er also sich mit Jhm verbinden kann, und was mit dem Goͤttlichen verbunden werden kann, das kann nicht zerfallen oder zunichte werden; was aber mit dem Goͤttlichen nicht verbunden werden kann, das zerfaͤllt und wird zunichte; von dem Jnnersten, das der Mensch vor den unvernuͤnftigen Thieren voraus hat, habe ich N. 39 gehandelt, dieses muß aber hier wiederum er- waͤhnt werden, weil daran gelegen ist, daß die Betruͤglichkeiten ausgetrieben werden, die man in Ansehung dieses Jnnersten eingesogen hat, als wie es von den meisten geschiehet, die keine Wis- senschaften und keinen eroͤffneten Verstand haben, und also, was dasselbe anlangt, nicht vernuͤnftig schliessen koͤnnen; die Worte in der gedachten 39. Nummer lauten also: „Jch will eines gewis- „sen Geheimnisses von den Engeln der dreyen „Himmel gedenken, welches vorher keinem in den „Sinn gekommen ist, weil man die Grade oder „Stufen, von welchen Num. 38 geredet wor- „den, nicht verstanden hat; daß naͤmlich bey ei- „nem jeden Engel und auch bey einem jeden Men- „schen ein innerster oder hoͤchster Grad, oder et- „was Jnnerstes und Hoͤchstes sey, „worein das Goͤttliche des Herrn zuerst oder zu- „naͤchst einfließet, und woraus es das uͤbrige Jn- „nere einrichtet, welches nach den Graden der „Ordnung Von der Geisterwelt. „Ordnung bey denselben folget: dieses Jn- „nerste oder Hoͤchste kann der Eingang „des Herrn zu dem Engel und zu dem Menschen, „und unmittelbar Seine Wohnung bey ihnen, „genennet werden: durch dieses Jnnerste „oder Hoͤchste ist der Mensch ein Mensch, „und von den unvernuͤnftigen Thieren unterschie- „den, denn diese haben es nicht: daher kommt „es, daß der Mensch anders, als die Thiere, in „Ansehung alles Jnnern, das seinem Gemuͤth „und seiner Seele zukommt, von dem Herrn „zu Jhm erhoben werden kann, an Jhn glau- „ben, Jhn lieben, und also Jhn sehen, und „folglich auch Erkaͤnntnis und Weisheit empfan- „gen, und aus der Vernunft reden kann; daher „kommt es auch, daß er in Ewigkeit lebet. Was „aber von dem Herrn in diesem Jnnersten „veranstaltet und vorgesehen wird, fließet nicht „offenbar in den Begriff eines Engels, weil es „uͤber seine Denkungskraft ist, und seine Weis- „heit uͤbersteigt.“ 436. Daß der Mensch in Ansehung seines Jnnern ein Geist sey, das ist mir durch vielfaͤl- tige Erfahrung zu erkennen gegeben worden, wenn ich aber alle diese Erfahrungen anfuͤhren wollte, so wuͤrden, wie man zu sagen pflegt, ganze Buͤ- cher voll werden: ich habe mit den Geistern als ein Geist geredet, und habe auch mit ihnen gere- det wie ein Mensch im Leibe, und da ich mit ih- nen als ein Geist geredet, haben sie nicht anders gewußt, Von der Geisterwelt. gewußt, als sey ich lediglich ein Geist, und auch in menschlicher Gestalt, gleich wie sie; so ist mein Jnneres vor ihnen erschienen, weil, da ich mit ihnen geredet habe als ein Geist, mein materiel- ler Leib nicht erschienen ist. 437. Daß der Mensch in Ansehung seines Jnnern ein Geist sey, kann auch daraus erhellen, daß, nachdem der Leib von ihm geschieden ist, welches geschiehet, wenn er stirbt, der Mensch hernach dennoch lebet, wie vorhero: um mich darinnen zu bestaͤrken, wurde mir gegeben, fast mit allen zu reden, die ich jemals bey ihres Leibes Leben gekannt habe, mit einigen Stunden lang, mit einigen Wochen und Monate lang, und mit einigen Jahre lang, und dieses vornehmlich darum, damit ich bestaͤrket wuͤrde, und es be- zeugen moͤchte. 438. Ueber dieses darf ich noch hinzufuͤgen, daß ein jeder Mensch, so lange er im Leibe lebt, auch in Ansehung seines Geistes mit den Geistern in Gesellschaft ist, ob er es gleich nicht weis; durch sie ist der Gute in einer englichen Gesellschaft, und der Boͤse in einer hoͤllischen Gesellschaft; und daß er auch nach dem Tod in eben eine solche Gesell- schaft kommt; dieses ist denen, die nach dem Tod unter die Geister gekommen sind, oͤfters gesagt und gezeigt worden. Jn solcher Gesellschaft er- scheinet zwar der Mensch, da er in der Welt lebt, nicht wie ein Geist, aus der Ursache, weil er da auf Von der Geisterwelt. auf natuͤrliche Weise denket, diejenigen aber, welche von dem Leibe abgezogen denken, erschei- nen bisweilen, weil sie sodann im Geiste sind, in ihrer Gesellschaft, und wenn sie erscheinen, so werden sie von den Geistern, die in der Gesell- schaft sind, gar wohl unterschieden und erkannt, denn sie gehen in Gedanken, erstummen, und sehen die andern nicht an, sie thun, als ob sie solche nicht saͤhen, und so bald sie ein Geist an- redet, verschwinden sie. 439. Jch will, um es zu erlaͤutern, daß der Mensch in Ansehung seines Jnnern ein Geist sey, aus der Erfahrung melden, wie es zugehet, wenn der Mensch von dem Leibe weggefuͤhret, und wie, wenn er von dem Geist in einem andern Ort gebracht wird. 440. Was das erste anbetrift, naͤmlich von dem Leibe weggefuͤhret werden, so verhaͤlt sich dieses also; der Mensch wird in einen gewis- sen Zustand gebracht, der so ein mittlerer Zustand ist zwischen schlafen und wachen, wenn er nun in diesem Zustand ist, so weis er nicht anders, als daß er voͤllig wachsam sey, alle Sinnen sind so sehr wachsam, als wie bey der groͤßten Wach- samkeit des Leibes, so wohl das Gesicht als das Gehoͤr, und welches wunderbar ist, auch das Ge- fuͤhl, das alsdenn vortreflicher ist, als jemalen eins bey der Wachsamkeit des Leibes vorhanden seyn kann: ich habe auch in diesem Zustand die Geister Von der Geisterwelt. Geister und Engel auf das lebhafteste gesehen, auch gehoͤret, und welches wunderbar, auch an- geruͤhret, und damals war fast gar nichts von dem Leibe dabey: dieses ist der Zustand, da es heißt, daß man vom Leibe weggefuͤhret werde, und nicht wisse, ob man in dem Leibe oder ausser dem Leibe sey. Jn die- sem Zustand bin ich nur drey oder viermal versetzt worden, damit ich nur wissen moͤchte, wie er be- schaffen, und zugleich, daß die Geister und Engel alle Sinnen besitzen, daß sie auch der Mensch in Ansehung seines Geistes habe, wenn er von dem Leibe weggefuͤhret worden. 441. Was das andere anbelanget, naͤmlich von dem Geist an einen andern Ort ge- bracht werden, so ist mir durch die lebendige Erfahrung gezeigt worden, was es sey, und wie es zugehe, aber dieses nur zwey oder dreymal; ich will die bloße Erfahrung anfuͤhren: indem ich durch die Gassen einer Stadt, und durch die Stras- sen im Feld spatzierte, auch damals im Reden mit den Geistern begriffen war, so wußte ich nicht anders, als daß ich so wachsam sey und saͤhe, wie zu andern Zeiten, ich gieng also, ohne mich zu verirren, und war inzwischen in einem Gesichte, und sahe Haine, Fluͤsse, Pallaͤste, Haͤuser, Men- schen und andres mehr; nachdem ich aber etliche Stunden also gegangen, war ich ploͤtzlich im Ge- sichte des Leibes, und wurde gewahr, daß ich an einem andern Ort sey, als ich nun hieruͤber sehr erstaun- Von der Geisterwelt. erstaunte, wurde ich inne, daß ich in einem sol- chen Zustand gewesen, wie deren ihrer ist, von welchen man sagt, daß sie von dem Geist in einen andern Ort gefuͤhret worden; denn so lange es waͤhret, denket man nicht auf den Weg, und wenn es auch viele Meilwegs waͤre, man denket auch nicht auf die Zeit, wenn es auch viele Stunden oder Tage waͤren; es wird auch keine Muͤdigkeit empfunden; man wird auch so- dann durch Wege gefuͤhret, die man selbst nicht weis, bis an den bestimmten Ort, ohne sich zu verirren. 442. Aber diese beyden Zustaͤnde des Men- schen, welches seine Zustaͤnde sind, wenn er in sei- nem Jnnern, oder welches gleich viel, wenn er im Geiste ist, sind ausserordentlich; sie sind mir nur zu dem Ende gezeigt worden, damit ich wis- sen moͤchte, wie sie beschaffen sind, weil sie in- nerhalb der Kirche bekannt sind; mir ist aber auch gegeben worden, bey voͤlliger Wachsamkeit des Leibes, und dieses nun schon viele Jahre lang, mit den Geistern zu reden, und bey ihnen zu seyn, wie einer unter ihnen. 443. Daß der Mensch, so viel sein Jnne- res betrifft, ein Geist sey, das kann noch weiter aus dem bestaͤtiget werden, was ich oben Num. 311. 317 gesagt und gezeigt habe, allwo davon gehandelt worden, daß der Himmel und die Hoͤlle aus dem menschlichen Geschlecht sey. 444. Daß Von der Geisterwelt. 444. Daß der Mensch in Ansehung seines Jnnern ein Geist sey/ dadurch verstehe ich, in Ansehung dessen, was zu seinem Denken und Willen gehoͤret, weil diese lediglich das Jnnere sind, welches machet, daß der Mensch ein Mensch ist, und zwar ein solcher Mensch, wie er in Ansehung des Jnnern beschaffen ist. Von des Menschen Auferweckung von den Todten, und von seinem Eingang in das ewige Leben. 445. W enn der Leib seine Verrichtungen, die mit den Gedanken und Neigungen seines Geistes, welche er aus der geistlichen Welt hat, uͤberein- stimmen, in der natuͤrlichen Welt nicht mehr thun kann, alsdenn sagt man, der Mensch sterbe: die- ses geschiehet, wenn die Athemsbewegungen der Lungen und die Pulsbewegungen des Herzens aufhoͤren; dennoch aber stirbt der Mensch nicht, sondern wird nur von dem Leiblichen geschieden/ das ihm in der Welt zum Gebrauch gedienet hat; denn der Mensch selber lebt: ich sage, daß der Mensch selber lebe, darum, weil der Mensch nicht aus dem Leibe, sondern aus dem Geist ein Mensch ist, darum, weil es der Geist ist, der in dem Menschen denket, und die Denkungskraft nebst der Neigung einen Menschen ausmacht. Daraus erhellet, daß der Mensch, wenn er stirbt, nur Von der Geisterwelt. nur von einer Welt in die andere uͤbergehe: da- her kommt es, daß in dem Wort, und zwar in dessen innerlichen Sinn, durch den Tod die Auferstehung und die Fortfuͤhrung des Lebens an- gedeutet wird. 446. Der Geist ist mit dem Athemholen und mit der Bewegung des Herzens innigst verge- meinschaftet, sein Denken mit dem Athemholen, und seine Neigung oder Liebe mit dem Herzen; wenn dahero diese beyde Bewegungen in dem Koͤr- per aufhoͤren, so ist gleich sobald die Trennung da: diese zwey Bewegungen, naͤmlich das Athem- holen der Lungen, und die Pulsschlagung des Her- zens sind lediglich das Band, wenn dieses zerris- sen worden, so ist der Geist sich selbst uͤberlassen, und der Leib, weil er sodann ohne das Leben seines Geistes ist, wird kalt und faͤngt an zu faulen. Daß der Geist des Menschen mit dem Athemho- len und mit dem Herzen innigst vergemeinschaf- tet ist, ist daher, weil alle Lebensbewegungen, nicht nur im ganzen Koͤrper, sondern auch in je- dem Theil, davon abhaͤngen. 447. Der Geist des Menschen bleibt nach der Trennung noch ein klein wenig in dem Leibe, aber nicht laͤnger, als bis das Herz sich zu bewegen voͤllig aufhoͤret, welches mit Verschiedenheit, nach Beschaffenheit der Krankheit, woran der Mensch stirbt, geschhiehet, denn die Bewegung des Her- zens haͤlt bey manchen noch lange an, bey man- Sw. Sch. II. Th. O chen Von der Geisterwelt. chen aber nicht lange; so bald diese Bewegung aufhoͤret, wird der Mensch auferwecket; dieses aber geschiehet vom Herrn allein: durch die Auf- erweckung wird verstanden die Ausfuͤhrung des Geistes des Menschen aus dem Leibe, und die Einfuͤhrung desselben in die geistliche Welt, dieses nun wird uͤberhaupt die Auferstehung genennet. Daß der Geist des Menschen von dem Leibe nicht eher geschieden wird, als wenn die Bewegung des Herzens auf- gehoͤret hat, ist die Ursache, weil das Herz mit der Neigung oder Liebe uͤbereinstimmet, die un- mittelbar das Leben des Menschen ist, denn aus der Liebe hat ein jeder seine Lebens Waͤrme: so lange dahero diese Verbindung waͤhret, so lange ist auch die Uebereinstimmung, und von daher das Leben des Geistes in dem Koͤrper vorhanden. 448. Wie die Auferweckung geschiehet, das ist mir nicht allein gesagt, sondern auch durch die lebendige Erfahrung gezeigt worden; die Erfah- rung selber geschahe an mir, deswegen, damit ich vollkommen wissen moͤchte, wie es zugehet. 449. Jch bin in einen Zustand der Unem- pfindlichkeit, was die leiblichen Sinne betrifft, und also fast in den Zustand der Sterbenden, ge- bracht worden, doch so, daß das innere Leben, mit dem Denken, unversehrt blieb, damit ich das- jenige, was vorgehen wuͤrde, und was mit denen vorgeht, die von den Todten auferwecket werden, vernehmen und in Gedaͤchtnis behalten moͤchte: ich Von der Geisterwelt. ich empfande, daß mir die Athemholung des Lei- bes beynahe benommen war, und nur die innere Athemholung des Geistes, die mit einem gerin- gen und stillen Athemholen des Leibes verknuͤpft war, uͤbrig blieb. Da wurde mir zuerst, in Ansehung des Herzenspuls, die Vergemeinschaf- tung mit dem himmlischen Reich gegeben, weil dieses Reich mit dem Herzen des Menschen uͤber- einstimmer; ich sahe auch Engel aus diesem Reich, einige von ferne, und zwey bey dem Haupt, bey welchem sie sassen: daher wurde mir alle eigene Neigung weggenommen, dennoch aber blieb die Denkungskraft und die Empfindung; in diesem Zustand war ich etliche Stunden lang. Alsdenn zogen sich die Geister, die um mich herum gewe- sen waren, zuruͤck, indem sie meinten, ich sey gestorben; ich spuͤhrte auch ein Gewuͤrz-Geruch, wie von einem einbalsamirten Leichnam, denn wenn die himmlischen Engel zugegen sind, so wird alsdenn der todte Leichnam wie Gewuͤrze gerochen, und wenn diesen Geruch die Geister spuͤhren, so koͤnnen sie nicht herannahen; auf diese Weise wer- den auch die boͤsen Geister von dem Geist des Menschen, so bald er in das ewige Leben einge- fuͤhret wird, weggetrieben. Die Engel, welche bey meinem Haupte sassen, waren ganz stille, in- dem sie mir nur ihre Gedanken mittheilten, wenn nun diese ihre Gedanken aufgenommen werden, so wissen die Engel, daß der Geist des Menschen in einem solchen Zustand sey, daß er koͤnne aus dem Leibe heraus gefuͤhret werden. Die Mit- O 2 theilung Von der Geisterwelt. theilung ihrer Gedanken geschahe durch ihr An- schauen in mein Angesicht; denn also geschehen im Himmel die Mittheilungen der Gedanken. Weil mir die Denkungskraft und die Empfindung gelassen worden, und zwar deswegen, damit ich wissen, und mich erinnern koͤnnte, wie die Aufwe- ckung geschehe, so empfand ich, daß diese Engel zu- erst erforscheten, was meine Gedanken waͤren, ob sie eben so waͤren, wie die Gedanken derer, welche sterben, die gemeiniglich an das ewige Leben den- ken, und daß sie mein Gemuͤth in diesem Denken erhalten wollten: hernach wurde gesagt, der Geist des Menschen wuͤrde in seinen letzten Gedanken, wenn der Leib stirbt, so lange erhalten, bis er wieder auf die Gedanken komme, die aus seiner Hauptneigung oder die bey ihm in der Welt ge- herschet, herfliessen. Jnsonderheit ist mir zu empfinden, und auch zu fuͤhlen gegeben worden, daß das Jnnere oder mein Gemuͤth, und also mein Geist aus dem Koͤrper gezogen und gleich- sam heuausgerissen wurde, und es wurde gesagt, daß dieses vom Herrn sey; und daß daher die Auferstehung komme. 450. Wenn die himmlischen Engel bey dem Auferweckten sind, so verlassen sie ihn nicht, weil sie einen jeden lieben, wenn aber der Geist so beschaffen ist, daß er in der Gesellschaft der himmlischen Engel nicht mehr seyn kann, so sehnet sich sodann der Auferweckte von ihnen hin- weg; wenn dieses geschiehet, so kommen die En- gel Von der Geisterwelt. gel aus dem geistlichen Reich des Herrn, und geben ihm den Genuß des Lichts, dann vor- her hat er nichts gesehen, sondern nur gedacht: es ist mir auch gezeigt worden wie dieses geschie- het: es schien, als ob diese Engel das Haͤutlein des linken Auges gegen der Scheidewand der Nase zu gleichsam auseinander wickelten, damit das Auge eroͤffnet und ihm das Sehen gegeben wuͤrde; der Geist ist sich auch nichts anders bewußt, als geschehe es wirklich also, es scheint aber nur so: wenn es nun geschienen, als ob sie das Haͤutlein auseinander gewickelt haͤtten, so erscheinet etwas Helles, aber noch dunkel, gleichsam als wenn ein Mensch beym ersten Auswachen durch die Augen- lieder siehet; diese noch dunkle Helle schiene mir von einer himmlischen Farbe zu seyn; es wurde aber hernach gesagt, daß dieses auf mancherley Weise geschehe: nachgehends fuͤhlt man, daß aus dem Angesichte etwas gelind ausgewickelt wird, und wenn dieses geschehen, so wird das geistliche Denken eingefloͤsset; diese Auswickelung aus dem Angesichte ist auch nur ein Anschein, denn es wird dadurch vorgestellet, daß man von dem natuͤrli- chen Denken in das geistliche Denken komme; die Engel verhuͤten mit der groͤßten Sorgfalt, daß von dem Auferweckten kein anders Gedankenbild komme, als welches nach der Liebe schrecket: als- denn sagen sie ihm, daß er ein Geist sey. Nach- dem die geistlichen Engel dem neuen Geist den Genuß des Lichts gegeben, so le sten sie ihm alle Dienste, die er in solchem Zustand jemals begeh- O 3 ren Von der Geisterwelt. ren kann, und geben ihm von den Dingen, die im andern Leben sind, Unterricht, aber nur so viel, als er fassen kann: ist er aber nicht so be- schaffen, daß er sich will unterrichten lassen, so begehret alsdenn der Auferweckte von der Gesell- schaft dieser Engel hinweg; dennoch aber verlassen ihn die Engel nicht, sondern er trennet sich selber von ihnen; denn die Engel lieben einen jedwe- den, und haben nach nichts ein groͤsseres Verlan- gen, als Dienste zu leisten, zu unterrichten, und in den Himmel zu bringen, hierinnen bestehet ihre groͤßte Ergoͤtzung. Wenn sich nun der Geist auf diese Weise von denselben trenuet, so wird er von den guten Geistern aufgenommen, und wenn er in deren Gesellschaft ist, so leisten sie ihm auch alle Dienste: wenn aber sein Leben in der Welt so beschaffen gewesen, daß er in der Gesell- schaft der Guten nicht hat seyn koͤnnen, so begeh- ret er auch sodann von diesen guten Geistern hin- weg, und dieses begehret er so lange und so oft, bis er sich zu solchen gesellet, die mit seinem in der Welt gefuͤhrten Leben gaͤnzlich uͤbereinkommen, bey welchen er nunmehro sein Leben findet, und, welches zu verwundern ist, alsdenn eben ein sol- ches Leben fuͤhret, wie vorhero in der Welt. 451. Allein, dieser allererste Anfang des Le- bens des Menschen nach dem Tod waͤhret nicht laͤnger, als etliche Tage; wie er aber nachgehends von einem Zustand in den andern, und endlich entweder in den Himmel, oder in die Hoͤlle ge- fuͤhret Von der Geisterwelt. fuͤhret wird, das soll im folgenden gesagt werden; denn dieses ist mir eben auch durch viele Erfah- rung zu wissen gethan worden. 452. Jch habe mit einigen am dritten Tag nach ihrem Tod geredet, und da ist dasjenige, was kurz vorher Num. 449 und 450 gemeldet worden, vorgegangen; ich redete auch mit dreyen, die mir in der Welt bekannt gewesen, und er- zaͤhlte ihnen, daß man itzt zu ihrem Leichenbe- gaͤngnis Anstalt mache, damit ihr Leib begraben wuͤrde, ich hatte naͤmlich gesagt, damit sie be- graben wuͤrden, da sie nun dieses gehoͤret hat- ten, uͤberfiel sie ein gewisses Entsetzen, und sag- ten, das sie leben, das aber moͤchte man immer beerdigen, was ihnen in der Welt gedienet haͤtte; nachgehends wunderten sie sich sehr daß sie, so lange sie in der Welt gelebt, ein solche Leben nach dem Tod nicht geglaubt haͤtten, und hauptsaͤchlich daruͤber, daß es fast alle innerhalb der Kirche nicht glaubten. Wenn diejenigen, welche in der Welt kein Leben der Seele nach geendigten Leben des Leibes geglaubt haben, wahrnehmen, daß sie leben, so schaͤmen sie sich seht: diejenigen aber, so sich hierinnen so gar bestaͤrkt haben, werden zu ihres Gleichen gesellet, und von denen, so es ge- glaubt haben, abgesondert; mehrentheils werden sie, weil solche auch das Goͤttliche gelaͤugnet, und die Wahrheiten der Kirche verachtet haben, mit einer hoͤllischen Gesellschaft verbunden; denn um so viel sich einer wider das ewige Leben seiner O 4 Seele Von der Geisterwelt. Seele befestiget, in so viel befestiget er sich auch wider die Dinge, so den Himmel und die Kirche anbetreffen. Daß der Mensch nach dem Tod in vollkommener menschlicher Gestalt sey. 453. D aß die Gestalt des Geistes des Men- schen eine menschliche Gestalt sey, oder daß der Geist auch der Gestalt nach ein Mensch sey, kann schon aus dem offenbar und bekannt seyn, was ich oben in vielen Artikeln gezeigt habe, vornehm- lich in denen, wo gezeigt worden, daß ein jeder Engel in vollkommener menschlicher Gestalt sey, Num. 73-77; und daß ein jeder Mensch nach seinem Jnnern ein Geist sey, Num. 432-444; wie auch, daß die Engel im Himmel aus dem menschlichen Geschlecht seyen, Num. 311-317. Noch klaͤrer aber kann es daraus ersehen werden, daß der Mensch ein Mensch ist vermoͤge seines Geistes, aber nicht vermoͤge seines Leibes; und daß die leibliche Gestalt dem Geist lediglich nach seiner Gestalt zugegeben worden ist, nicht aber um- gekehret, denn der Geist ist nach seiner Gestalt mit einem Leib angezogen worden; weswegen der Geist des Menschen in alle und jede, ja in die besondersten Theilgen des Leibes wuͤrket, ja so gar, daß derjenige Theil, worein der Geist nicht wurket, oder worinnen kein wuͤrkender Geist ist, Von der Geisterwelt. ist, auch. kein Leben hat: daß sich die Sache so verhalte, kann ein jeder blos allein daraus wissen, daß das Denken und das Wollen le- diglich auf seinen Wink alle und jede Theilgen des Leibes antreibet, dermasen, daß alles mit- einander herbey eilet, und was nicht herbey eilet, gar kein Theil des Leibes ist, denn er wird auch heraus geworfen, als wie ein Theil, worinnen kein Leben ist; das Denken und Wol- len ist dem Geist des Menschen eigen, nicht aber dem Leib. Daß der Geist, nach gesche- hener Trennung vom Leibe, und der, so in dem Nebenmenschen ist, von dem Menschen nicht in menschlicher Gestalt gesehen wird, ist die Ursache, weil das Werkzeug des leiblichen Ge- sichts oder das Auge des Leibes, um so viel es in der Welt sieht, materiell ist, und das Ma- terielle oder Koͤrperliche siehet nichts anders, als was materiell oder koͤrperlich ist, hingegen das Geistliche siehet das, was geistlich ist; da- hero, wenn das Materielle des Auges verhuͤllt und seines Mitwuͤrkens mit dem Geistlichen beraubt wird, alsdenn werden die Geister in ihrer Gestalt, die eine menschliche ist, gesehen, und zwar nicht allein die Geister, welche in der geistlichen Welt sind, sondern auch der Geist, der in dem Nebenmenschen ist, wenn er noch in seinem Leibe ist. 454. Daß die Gestalt des Geistes eine menschliche Gestalt ist, kommt daher, weil der O 5 Mensch Von der Geisterwelt. Mensch in Ansehung seines Geistes nach der Gestalt des Himmels geschaffen ist, denn der ganze Himmel und dessen Ordnung ist in das, was zum Gemuͤthe des Menschen gehoͤret, ge- legt worden; Anmerkung des Verfassers. Jn so viel der Mensch nach der goͤttlichen Ordnung lebt, um so viel erscheinet er im an- dern Leben als ein vollkommener und schoͤner Mensch, man lese in den himmlischen Ge- heimnissen, Num. 4839. 6605. 6626. von daher hat er das Ver- moͤgen, einen Erkaͤnntnisvollen Verstand und Weisheit zu bekommen: ob man sage, das Vermoͤgen, einen Erkaͤnntnisvollen Verstand und Weisheit zu bekommen, oder das Vermoͤ- gen, den Himmel zu bekommen, ist gleich viel; wie aus dem erhellen kann, was ich oben ge- zeigt habe von dem Licht und von der Waͤrme des Himmels, Num. 126 140: von der Ge- stalt des Himmels, Num. 200-212: von der Weisheit der Engel, Num. 265-275; und in dem Artikel, daß der Himmel seiner Gestalt nach im Ganzen und in den Theilen einen Men- schen vorstelle Num. 59 77; und dieses ver- moͤge des Goͤttlich Menschlichen des Herrn, aus Welchem der Himmel und dessen Gestalt herkommt, Num. 78-86. 455. Das, was bereits gesagt worden, kann der vernuͤnftige Mensch verstehen, denn er Von der Geisterwelt. er kann es aus dem Zusammenhang der Ur- sachen, und der Wahrheit in ihrer Ordnung einsehen; aber der Mensch, der nicht vernuͤnf- tig ist, verstehet es nicht: daß er es nicht ver- stehet, sind vielerley Ursachen; die vornehmste ist, daß er es nicht verstehen will, weil es wi- der sein Falsches laͤuft, das er sich zur Wahr- heit gemacht; und wer es deswegen nicht ver- stehen will, der hat sich den Weg des Himmels zu seinem vernuͤnftigen Theil verschlossen, welcher dennoch auch eroͤffnet werden kann, wenn sich nur der Wille nicht widersetzet, man lese Num. 424: daß der Mensch die Wahr- heiten verstehen, und vernuͤnftig seyn koͤnne, wenn er nur den Willen dazu hat, das ist mir durch vielfaͤltige Erfahrung gezeigt worden; oftmals wurden boͤse Geister, die dadurch, daß sie in der Welt das Goͤttliche und die Wahr- heiten der Kirche gelaͤugnet, und sich darwi- der befestigt hatten, unvernuͤnftig worden sind, durch eine goͤttliche Kraft zu denen gewendet, die in dem Licht der Wahrheit waren, und als- denn begriffen sie alles, gleichwie die Engel, und bekannten, daß es Wahrheit sey, und daß sie auch alles wohl begreiffen; so bald sie aber wieder in sich selber verfielen, und sich zu der Liebe ihres Willens kehrten, begriffen sie gar nichts, und redeten das Gegentheil; ich hoͤrete auch einige hoͤllische Geister sagen, sie wuͤßten und wuͤrden es inne, daß dasjeni- ge, was sie thaͤten, boͤse, und was sie daͤchten, falsch Von der Geisterwelt. falsch sey, sie koͤnnten aber der Lust ihrer Lie- be, und also dem Willen nicht widerstehen, und dieser reisse ihre Gedanken dahin, daß sie das Boͤse alswie etwas Gutes, und das Fal- sche alswie etwas Wahres ansaͤhen; hieraus erhellete, daß diese, als welche in dem Falschen sind, auch sogar aus dem Boͤsen verstehen, und mithin vernuͤnftig seyn konnten, aber nicht wollten; und die Ursache, daß sie nicht wollten, war diese, weil ihnen das Falsche lieber gewe- sen, als das Wahre, darum, weil das Falsche mit dem Boͤsen, in welchem sie waren, zusam- menstimmete: lieben und wollen, ist einerley, denn was der Mensch will, das liebet er, und was er liebet, das will er. Weil nun der Zu- stand der Menschen so beschaffen ist, daß sie die Wahrheit, wenn sie nur den Willen dazu haben, verstehen koͤnnen, so ist mir erlaubt worden, die geistlichen Wahrheiten, die zur Kirche und zum Himmel gehoͤren, auch durch das Vernuͤnftige zu befestigen; und also des- wegen, damit das Falsche, das bey sehr vielen den vernuͤnftigen Theil verriegelt hat, durch das Vernuͤnftige vertrieben, und auf solche Weise das Auge vielleicht ein wenig auf- gethan werden moͤchte; denn die geistlichen Wahrheiten durch das Vernuͤnftige zu befesti- gen, ist allen denen, die in dem Wahren ste- hen, erlaubt; Man lese pag. 78. von der 25sten Linie an, wer wuͤrde jemals das Wort aus Von der Geisterwelt. aus dessen buchstaͤblichen Sinn verstehen, wenn er nicht die darinnen befindliche Wahrheiten aus dem erleuchteten vernuͤnftigen Theil saͤ- he? woher kaͤmen denn sonst so viele Spaltun- gen oder Ketzereyen aus eben diesem Wort? 456. Daß der Geist des Menschen nach der Aufloͤsung vom Leibe ein Mensch, und in eben der Gestalt sey, davon bin ich durch die taͤgliche Erfahrung vieler Jahre her offenbar uͤberzeugt worden, denn ich habe sie tausendmal gesehen, gehoͤret, und mit ihnen geredet, auch davon, daß die Menschen in der Welt nicht glaubten, daß sie so beschaffen seyen, und daß diejenigen, welche es glauben, von den Ge- lehrten fuͤr einfaͤltig gehalten wuͤrden: es that den Geistern herzlich leid, daß noch immer der- gleichen Unwissenheit auf dem Erdkreis, und sonderlich innerhalb der Kirche sey; sie sagten aber, dieser Unglaube waͤre hauptsaͤchlich von den Gelehrten hergekommen, die aus der leib- lichen Sinnlichkeit uͤber die Seele gedacht, und sich aus dieser Sinnlichkeit von ihr keinen andern Begriff gemacht haben, als sey sie blo- ses Denken, wenn nun dieses blose Denken, ohne einige Unterlage, worinnen es ist, und woraus es herkommt, betrachtet wird, so ist es eben so, wie etwas Fluͤchtiges von der reinen Himmel- bis zur 5ten Linie 79; wie auch pag. 98. die Anmerkung des Verfassers. Von der Geisterwelt. Himmelluft, welches, wenn der Leib stirbt, nothwendig verfliegen muͤßte; weil aber die Kirche die Unsterblichkeit der Seele aus dem Wort glaubt, so konnten die Gelehrten nicht anders, sie mußten ihr etwas Lebhaftes, als wie das Lebhafte des Denkens ist, zuschreiben, dem ungeachtet aber raͤumen sie ihr das Sinn- liche, so wie es der Mensch hat, nicht eher ein, als bis sie wiederum mit dem Koͤrper ver- bunden waͤre; auf diese Meinung nun wird ihre Lehre von der Auferstehung, und der Glaube, daß diese Verbindung vor sich gehen werde, wenn das juͤngste Gericht komme, ge- gruͤndet; daher kommt es eben, daß, wenn einer nach dieser Lehre und zugleich aus dieser willkuͤhrlich angenommenen Meinung, uͤber die Seele denkt, er ganz und gar nicht begreif- fen kann, daß sie ein Geist, und dieser in menschlicher Gestalt sey: hierzu kommt noch, daß kaum jemand heut zu Tage weis, was das Geistliche sey, und noch weniger, daß diejeni- gen, so geistlich sind, alswie alle Geister und Engel sind, einige menschliche Gestalt haben. Daher kommt es auch, daß fast alle, die aus der Welt kommen, sich hoͤchstens verwundern, daß sie leben, und daß sie Menschen sind, eben so, wie vorhero, daß sie sehen, hoͤren und re- den, daß ihr Leib ein Gefuͤhl habe, wie vor- hero, und daß ganz und gar kein Unterschied sey, man lese oben Num. 74: wenn aber ihre Verwunderung uͤber sich selber aufhoͤrt, so wundern Von der Geisterwelt. wundern sie sich hernach daruͤber, daß die Kirche von einem solchen Zustand der Menschen nach dem Tod nichts weis, und also auch nichts vom Himmel und von der Hoͤlle, da doch alle, so viel ihrer in der Welt gelebt haben, in dem andern Leben sind, und als Mensch leben: und weil sie sich auch verwunderten, warum dieses dem Menschen, weil es ein wesentliches Stuͤck des Glaubens der Kirche ist, nicht durch Ge- sichter sey offenbaret worden, so wurde ihnen aus dem Himmel gesagt, dieses haͤtte wohl ge- schehen koͤnnen; weil nichts leichter ist, als das, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, den- noch aber wuͤrden es diejenigen, welche sich im Falschen darwider befestigt haͤtten, nicht glau- ben, wenn sie es auch schon selber sehen wuͤr- den; uͤber dieses waͤre es auch gefaͤhrlich, bey denen, welche in dem Falschen sind, etwas durch Gesichter zu bekraͤftigen, weil sie es auf solche Weisse zwar anfangs glauben, hernach aber wieder laͤugnen wuͤrden, und also wuͤrden sie dieses Wahre an sich selber entheiligen; denn entheiligen, Anmerkung des Verfassers. Die Entheiligung ist eine bey dem Men- schen befindliche Vermischung des Guten mit dem Boͤsen, wie auch des Wahren mit dem Falschen; dieses habe ich in den himmlischen Geheimnissen Num. 6348 bewiesen. Sonst keine heißt: etwas glauben und Von der Geisterwelt. und hernach laͤugnen, und diejenigen, welche das Wahre entheiligen, werden in die aller unterste und haͤrteste Hoͤlle hinabgestossen. Diese obgedachte Gefahr ist es, welche durch die Worte des keine andre koͤnnen das Wahre und Gute, oder das Heilige des Worts und der Kirche entheiligen, als nur diejenigen, welche es an- fangs erkennen, ja noch mehr, wenn sie dar- nach leben, nachgehends aber von dem Glau- ben abweichen, es wieder laͤugnen, und sich selber und der Welt leben, man lese daselbst N. 593. 1008. 1010. ꝛc. Wenn der Mensch nach geschehener Busse des Herzens wieder in das vorige Boͤse verfaͤllt, so entheiliget er, und sodann wird sein nachmaliger Zustand weit schlimmer, als sein voriger, N. 8394 Die- jenigen, so das Heilige nicht erkannt haben, koͤnnen es nicht entheiligen, noch vielweniger diejenigen, so es nicht wissen, N. 1008. 1010. 1059. Die He i den koͤnnen es nicht entheiligen, weil sie ausserhalb der Kirche sind, und das Wort nicht haben, N. 1327. 1328. 2051. 2081. Dahero ist den Juden das innere Wahre nicht entdeckt worden, denn wenn es ihnen waͤre entdeckt und von ihnen erkannt worden, wuͤrden sie es entheiligt haben, N 3398. 3489. 6963. Jm andern Leben ist das Loos der Ent- heiliger unter allen das schlimmste, weil ihnen so wohl das Gute und Wahre, das sie erkannt haben, Von der Geisterwelt. des Herrn verstanden wird: „Er hat ihre Augen verblendet, und ihre Herzen ver- haͤrtet, daß sie mit den Augen nicht sehen, noch mit dem Herzen vernehmen, und sich bekehren, und ich sie heilen moͤchte” Joh. 12, 40: und daß diejenigen, welche im Falschen sind, dennoch nicht glauben wuͤrden, das wird durch diese Worte verstanden: „Abraham sprach zu den Reichen in der Hoͤlle: sie ha- ben Mosen und die Propheten, laß sie die- lelbigen hoͤren; er aber sprach: Nein, Va- ter Abraham, sondern wenn einer von den Todten zu ihnen kaͤme, so wuͤrden sie sich bekehren; Abraham aber sagte zu ihm: hoͤren sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn gleich einer von den Todten auferstehen wuͤrde,„ Luc. 16, 29. 30. 31. 457. Anfaͤnglich, wenn der Geist des Menschen in die Geisterwelt eingehet, welches kurz nach seiner Auferweckung geschiehet, von welcher oben geredet worden, so haben, als auch das Boͤse und Falsche bleibt; und weil es an einander haͤngt, so geschiehet eine Zerreissung des Lebens, N. 571. 582. 6348. Deswegen wird vom Herrn die groͤßte Vorsehung gethan, daß keine Entheiligung geschehen moͤge, Num. 2426. 10384. Sw. Sch. II. Th. P Von der Geisterwelt. so hat er eben das Angesicht und eben den Ton des Redens, die er in der Welt gehabt; die Ursache ist weil er alsdenn noch im Zustand sei- nes Aeussern stehet, und sein Jnneres noch nicht aufgedeckt ist; dieser Zustand ist der erste Zu- stand der Menschen nach dem Tod: her- nach aber wird das Angesicht veraͤndert, und wird ganz und gar anders, und wird seiner Neigung oder herrschenden Liebe gleich, als worinnen das Jnnere oder sein Gemuͤth in der Welt gewesen, und worinnen sein Geist in dem Leibe gewesen ist; denn das Angesicht des Gei- stes des Menschen ist von dem Angesicht seines Leibes sehr unterschieden, das Angesicht des Lei- bes kommt von den Aeltern, aber das Ange- sicht des Geistes kommt von seiner Neigung her, deren Bild es ist; in dieses kommt der Geist nach geendigten Leben in dem Leibe, wenn nemlich das Aeussere entfernt, und das Jnnere offenbar wird; dieser Zustand ist der dritte Zustand des Menschen. Jch habe einige, die aus der Welt neu angekommen waren, ge- sehen, und sie aus dem Angesicht und aus der Rede erkannt, wenn sie mir aber nachgehends erschienen sind, so habe ich sie nicht gekannt; diejenigen, welche in guten Neigungen gewe- sen sind, sind mir in einem schoͤnen Angesicht erschienen; die aber in boͤsen Neigungen gewe- sen, die erschienen mir in einem ungestalten oder heßlichen Angesicht; denn der Geist des Menschen, in sich betrachtet, ist weiter nichts, als Von der Geisterwelt. als seine Neigung, deren aͤusserliche Gestalt das Angesicht ist. Die Ursache, daß die An- gesichter veraͤndert werden, ist auch diese, weil im andern Leben keinem verstattet ist, Neigun- gen vorzugeben, die nicht sein eigen sind, und also keiner ein Angesicht annehmen darf, das seiner Liebe, worinnen die Neigungen sind, nicht gemaͤß oder zuwider waͤre; alle, so viel ihrer daselbst sind, werden schlechterdings in den Zustand gebracht, so zu reden, wie sie den- ken, und mit dem Gesicht und mit den Geber- den zu zeigen, wie ihr Wille geneigt ist; daher kommt es nun, daß die Angesichter aller und jeder im andern Leben Gestalten und Abbildun- gen ihrer Neigungen werden: und daher kommt es auch, daß alle, die in der Welt einander gekannt haben, auch in der Geisterwelt einan- der kennen, nicht aber im Himmel, noch in der Hoͤlle, wie oben Num. 427 gemeldet worden. 458. Die Angesichter der Heuchler werden spaͤter veraͤndert, als die Angesichter der andern, aus der Ursache, weil sie sich aus der Gewohn- heit die Fertigkeit zugezogen haben, ihr Jnne- res zur Nachahmung guter Neigungen anzu- schicken, weswegen sie lange Zeit nicht unschoͤn aussehen; weil ihnen aber das verstellte Wesen nach und nach ausgezogen wird, und das Jn- nere, das dem Gemuͤthe zukommt, sich zur Ge- stalt seiner Neigungen bequemen muß, so wer- den sie hernach heßlicher, als andre. Heuch- P 2 ler Von der Geisterwelt. ler sind diejenigen, die da geredet, wie die En- gel, innerlich aber nur allein die Natur, und also nicht das Goͤttliche erkannt, mithin auch dasjenige, was zur Kirche und zum Himmel ge- hoͤret, gelaͤugnet haben. 459. Es ist zu wissen, daß die menschliche Gestalt eines jeden Menschen nach dem Tod desto schoͤner ist, je innerlicher er die goͤttliche Wahrheiten gtliebet, und darnach gelebt hat, denn das Jnnere eines jeglichen wird nach Be- schaffenheit der Liebe zu ihnen, und des darnach gefuͤhrten Lebens so wohl eroͤffnet als gebildet, je innerlicher dahero die Neigung ist, desto mehr ist sie dem Himmel gleichfoͤrmig, und daher auch das Angesicht desto schoͤner: daher kommt es, daß die Engel des innersten Him- mels die allerschoͤnsten sind, weil sie Gestalten der himmlischen Liebe sind: diejenigen aber, welche nur aͤusserlich die goͤttliche Wahrheiten geliebet, und also aͤusserlich darnach gelebt ha- ben, die haben auch weniger Schoͤnheit, denn aus ihrem Angesichte leuchtet nur das Aeussere, und die innere himmlische Liebe leuchtet nicht durch das Aeussere hindurch, mithin lenchtet auch die Gestalt des Himmels, wie sie an sich selber ist, nicht durch dasselbe heraus; aus de- ren ihrem Angesichte kommt, in Ruͤcksicht auf das schoͤne Angesicht derselben, nur etwas Dun- keles zum Vorschein, das von der Durchleuch- tung des innern Lebens nicht belebt ist: mit ei- nem Von der Geisterwelt. nem Wort, alle Vollkommenheit waͤchset ge- gen das Jnnere zu, und gegen das Aeussere zu nimmt sie ab, wie nun die Vollkommenheit zu- und abnimmt, also auch die Schoͤnheit. Jch habe die Angesichter der Engel des dritten Himmels gesehen, die so beschaffen waren, daß ein Mahler mit aller seiner Kunst seinen Farben nimmermehr ein solches Licht geben koͤnnte, daß es nur dem tausendsten Theil des Lichts und Lebens, das in ihrem Angesichte zu sehen war, gleich kaͤme: aber den Angesichtern der Engel des aͤussersten Himmels koͤnnen sie einigermasen aͤhnlich gemacht werden. 460. Letztens will ich ein gewisses noch nie- mand bekanntes Geheimnis hersetzen, welches darinnen besteht, daß alles Gute und Wahre, das von dem Herrn ausgehet, und den Him- mel ausmacht, in menschlicher Gestalt ist, und dieses nicht nur im Ganzen und Groͤßten, son- dern auch in allen, ja in den kleinsten Theilen; und daß diese Gestalt auf einen jeden, der das Gute und Wahre von dem Herrn aufnimmt, einen Eindruck hat, und machet, daß ein je- der im Himmel, nach Beschaffenheit dieses Aufnehmens, in menschlicher Gestalt ist: da- her kommt es, daß der Himmel, so wohl im Allgemeinen als in dem Besondern, sich selber gleich ist, und daß der ganze Himmel, eine jede Gesellschaft, und ein jeder Engel eine mensch- liche Gestalt hat, wie ich in den vier Artikeln P 3 von Von der Geisterwelt. von der 59sten Nummer an, bis zur 86sten, gezeigt habe, denen noch hinzu gefuͤgt werden muß, daß alle und jede aus der himmli- schen Liebe herruͤhrende Gedanken der En- gel eine menschliche Gestalt haben. Allein, dieses Geheimnis faͤllt schwerlich in den Ver- stand eines Menschen, aber ganz klar in den Verstand der Engel, weil sie im Lichte des Him- mels sind. Daß sich der Mensch nach dem Tod in allen Sinnen, in dem Gedaͤcht- nis, wie auch in den Gedanken und Neigun- gen befinde, die er in der Welt gehabt; und daß er nichts zuruͤck lasse, als seinen irdischen Leib. 461. D ß der Mensch, wenn er aus der na- tuͤrlichen Welt in die geistliche uͤbergehet, wel- ches bey seinem Sterben geschiehet, alles das Seinige, oder was ihm als Menschen zukommt, ausgenommen seinen irdischen Leib, mit sich neh- me, davon bin ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden; denn, wenn der Mensch in die geistliche Welt, oder in das Leben nach dem Tod eingehet, so ist er in einem Leib, wie in dieser Welt, dem Anschein nach ist gar kein Un- terschied, denn er fuͤhlet und siehet keinen Un- terschied; aber sein Leib ist geistlich, und also von den irdischen Theilen geschieden oder gerei- niget Von der Geisterwelt. niget, und wenn das Geistliche fuͤhlet und siehet, so ist es voͤllig so, als wie wenn das Natuͤr- liche fuͤhlet und siehet; daher weis der Mensch, wenn er ein Geist worden, nicht anders, als daß er in seinem Leibe sey, in welchem er in der Welt gewesen, und weis also nicht, daß er gestorben sey. Der Geist-Mensch besitzet auch alle aͤusserliche und innerliche Sinnen, die er in der Welt gehabt hat, er siehet wie vor- her, hoͤret und redet wie vorher, riechet und schmecket auch, und fuͤhlet es, wenn er ange- ruͤhret wird, wie vorher; er laͤßt sich auch ge- luͤsten, verlanget, begehret, denket, uͤberlegt, wird geruͤhret, liebet und will, wie vorher; und der sich an den Studien ergoͤtzet, der liest und schreibet, wie vorher; mit einem Wort, wenn der Mensch von einem Leben in das an- dere, oder aus einer Welt in die andere uͤber- gehet, so ist es, als wenn er von einem Ort in den andern gieng, und nimmt alles mit sich, was er in sich als Mensch besitzet, so, daß man nicht sagen kann, der Mensch habe nach dem Tod, welcher blos allein den irdischen Leib be- trift, etwas von dem Seinigen verloren: er nimmt auch sein natuͤrliches Gedaͤcht- nis mit sich, denn alles, was er in der Welt gehoͤret, gesehen, gelesen, gelernt, und von der ersten Kindheit an, bis an das Ende sei- nes Lebens gedacht hat, das behaͤlt er; weil aber die natuͤrlichen Vorwuͤrfe oder Dinge, die in dem Gedaͤchtnis sind, in der geistlichen Welt P 4 nicht Von der Geisterwelt. nicht wieder hervorgebracht werden koͤnnen, so ruhen sie, gleichwie es bey dem Menschen geht, wenn er nicht daran denket; sie werden aber dennoch wieder hervorgebracht, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt; aber von diesem Gedaͤcht- nis, und von dessen Zustand nach dem Tod, soll gleich im folgenden ein mehreres gesagt werden. Daß ein solcher Zustand des Menschen nach dem Tod sey, kann der sinnliche Mensch ganz und gar nicht glauben, weil er es nicht fasset; denn der sinnliche Mensch kann nicht anders, als natuͤrlich denken, und also auch von den geistlichen Dingen; weswegen er von dem, was nicht in seine Sinne faͤllt, das ist, was er nicht mit den Augen seines Leibes siehet, und nicht mit seinen Haͤnden greifet, zu sagen pflegt, es sey nicht vorhanden, gleichwie man von Tho- ma liest Joh. 20, v. 25. 27. 29.: wie der sinn- liche Mensch beschaffen ist, lese man oben in der 267sten Nummer, und in der allda befind- lichen Anmerkung. 462. Es ist aber dem ungeachtet zwischen dem Leben des Menschen in der geistlichen Welt, und seinem Leben in der natuͤrlichen Welt, so wohl in Ansehung der aͤusserlichen Sinne und ihrer Eindruͤcke, als auch in Ansehung der in- nerlichen Sinne und ihrer Eindruͤcke, ein gros- ser Unterschied; diejenigen, so im Himmel sind, haben viel schaͤrfere Sinnen, das ist, sie sehen und hoͤren viel vortreflicher, und denken auch viel Von der Geisterwelt. viel weislicher, als da sie in der Welt gewesen sind; denn sie sehen aus dem Lichte des Himmels, welches um sehr viele Grade das Licht dieser Welt uͤbertrifft, man lese Num. 126; sie hoͤren durch den geistlichen Luftkreis, welcher den irdi- schen eben auch um sehr viele Grade uͤbertrifft, man lese Num. 235; der Unterschied zwischen den aͤusserlichen Sinnen die sie im Himmel be- sitzen, und den aͤusserlichen Sinnen, die sie in der Welt gehabt, ist eben so, wie der Unterschied des hellen Wetters und des dunkeln Regenwet- ters in der Welt, und wie des Lichtes am Mit- tage und des Schattens am Abend; denn, weil das Licht des Himmels das Goͤttliche Wahre ist, so giebt es dem Sehen oder Gesicht der Engel eine solche Schaͤrfe, daß sie auch die allerkleinsten Dinge erkennen, und unterscheiden; ihr aͤusser- liches Sehen stimmet auch mit ihrem inner- lichen Sehen oder dem Verstand uͤberein, denn bey den Engeln fließt ein Sehen in das an- dere, damit solche ein Einziges bewirken, daher haben sie eine so grosse Schaͤrfe; auf gleiche Weise stimmet auch ihr Gehoͤr mit ihrer Empfindung uͤberein, die so wohl dem Verstand, als auch den Willen zukommt, daher werden sie aus dem Ton und aus den Worten des Redenden auch das al- lergeringste von seinen Neigungen und Gedanken inne, an dem Ton erkennen sie, was der Nei- gung, und an den Worten, was dem Denken zukommt, man lese Num. 234-245; aber die uͤbrigen Sinnen bey den Engeln sind nicht so vor- P 5 treflich, Von der Geisterwelt. treflich, als wie die Sinnen des Sehens und Hoͤrens, aus der Ursache, weil das Sehen und Hoͤren zu ihrer Verstandes-Erkaͤnntnis und Weis- heit dienet, nicht aber die uͤbrigen Sinnen, denn wenn diese in gleichem Grad vortreflich waͤren, so wuͤrden sie das Licht und das Vergnuͤgen ihrer Weisheit wegnehmen, und die Lust ihres Wil- lens einstreuen, die den mancherley Begierden und dem Leibe zukommt, welche den Verstand um so viel verdunkeln und schwaͤchen, um so viel sie den Vorsprung haben; gleichwie es auch bey den Menschen in der Welt gehet, die in Anseh- ung der geistlichen Wahrheiten um so viel dumm und stumpf sind, um so viel sie den Geschmack und den Reitzungen des leiblichen Kuͤtzels nach- haͤngen. Daß auch die innern Sinnen der Engel des Himmels, die ihren Gedanken und Eindruͤcken eigen sind, viel vortreflicher und voll- kommener seyen, als sie in der Welt welche ge- habt haben, das kann bereits daraus offenbar er- sehen werden, was ich in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels Num. 265- 275 gesagt und gezeigt habe. Was aber den Unterschied zwischen dem Zustand derer, so in der Hoͤlle sind, und ihrem Zustand in der Welt an- betrifft, so ist er eben auch groß; denn so groß die Vollkommenheit und Vortreflichkeit der aͤus- serlichen und innerlichen Sinnen bey den En- geln im Himmel ist, so groß ist die Unvollkommen- heit bey denen, die in der Hoͤlle sind; von deren Zustand aber soll im folgenden gehandelt werden. Daß Von der Geisterwelt. Daß der Mensch, wenn er aus dieser Welt geht, auch sein ganzes Gedaͤchtnis bey sich habe, ist mir durch vieles gezeigt worden; ich habe, was das Gedaͤchtnis anbetrifft, viel Merkwuͤrdiges ge- sehen und gehoͤret, davon ich einiges in der Ord- nung vortragen will: Es waren einige, die ihre Verbrechen und Schandthaten, die sie in der Welt veruͤbt, laͤugneten; deswegen wurde, da- mit sie nicht fuͤr unstraͤflich moͤchten gehalten wer- den, aus ihrem Gedaͤchtnis alles mit einander von ihrem ersten Alter an, bis zum letzten, der Ord- nung nach entdeckt und erzaͤhlet; es waren vor- nehmlich Ehebruche und Hurereyen. Es waren einige, die durch boͤse Kunstgriffe andre betrogen, und einige, die gestohlen hatten, deren List und Diebereyen auch der Reihe nach her erzehlt wur- den, worunter sehr viele waren, die kaum jemand anders in der Welt, als ihnen allein, bekannt waren; sie erkannten auch diese List und Diebe- reyen, weil sie, wie im Lichte, geoffenbaret wur- den, mit allen Gedanken, Absichten, Vergnuͤ- gen und Furcht, die damals in ihren Gemuͤthern zugleich mit vorgegangen. Es waren einige die Ehrenaͤmter erhalten, und mit dem Gericht Wu- cher getrieben hatten, diese wurden ebenfalls aus ihrem Gedaͤchtnis ausgeforschet, und aus diesem wurde ihnen alles, von der ersten Zeit ihres Am- tes an, bis auf die letzte, her erzaͤhlt; jeder Um- stand, wie viel und was sie erwuchert, samt der Zeit, ihrem Gemuͤthszustand und Absicht, ja, alle diese Umstaͤnde, deren mehr, als viele hundert waren Von der Geisterwelt. waren, wurden ihnen zugleich mit in Erinnerung gebracht, und sichtbarlich gezeigt: dieses ist mit einigen vorgegangen, und, welches wunderbar, selbst ihre Memorial- oder Gedaͤchtnisbuͤcher, worinnen sie dergleichen Dinge aufgeschrieben, sind eroͤffnet, und von Seite zu Seite vor ihnen gelesen worden. Es waren einige, welche die Jungfrauen zur Unzucht angelocket, und die die Keuschheit verletzet hatten, die wurden vor eben dieses Gericht gefordert, und es wurde aus ihrem Gedaͤchtnis alles und jedes heraus genommen und erzaͤhlet; selbst die Angesichter der Jungfrauen und Weiber wurden auch wie gegenwaͤrtig darge- stellet, samt den Oertern, Reden und Gemuͤ- thern, und dieses so schnell, als wie wenn etwas vor das Gesichte kommt; etlichemal dauerten die offenbare Bekanntmachungen etliche Stunden. Es war einer, der sich nichts daraus gemacht hatte, andre zu schelten; ich hoͤrte seine Schel- tungen, wie auch seine Laͤsterungen mit seinen ei- genen Worten, von welchen Personen, und vor welchen er sie ausgestossen hatte, der Ordnung nach her erzaͤhlen; dieses alles wurde hervorge- bracht und zugleich auf das lebhafteste dargestellt; und doch war von ihm, da er in der Welt ge- lebt, alles mit Fleiß verborgen worden. Es war einer, der seinen Schwager unter einen betruͤg- lichen Vorwand seiner Erbschaft beraubt hatte; dieser wurde auch eben so uͤberzeugt und gerichtet, und welches zu verwundern, so wurden die Briefe und Zettel, die sie einander geschrieben, vor mei- nen Von der Geisterwelt. nen Ohren gelesen, und gesagt, daß nicht ein Wort fehle. Eben dieser hatte auch, kurz vor seinem Tod, seinen Nachbar heimlich mit Gift vergeben, dieses wurde auf folgende Weise ent- deckt; er schien unter den Fuͤssen eine Grube auf- zugraben, da sie nun aufgegraben war, gieng ein Mann heraus, als wie aus einem Grab, und schrie ihm an: was hast du an mir veruͤbt! und sodann wurde alles offenbar, wie naͤmlich der Vergifter mit ihm freundlich geredet, und ihm einen Becher gereicht, wie auch, was er vorher gedacht, und was sich nachgehends zugetragen hatte; nachdem nun dieses alles entdeckt worden, wurde er zur Hoͤlle verurtheilt. Mit einem Wort, alle Bosheiten, Schandthaten, Mord- thaten, Kunstgriffe und Betruͤgereyen werden einem jeden boͤsen Geist offenbar gemacht, und unmittelbar aus seinem Gedaͤchtnis heraus ge- nommen, und er wird davon uͤberfuͤhret; es fin- det auch kein Laͤugnen statt, weil zugleich alle Umstaͤnde mit zum Vorschein kommen. Jch habe auch aus eines Geistes Gedaͤchtnis, das von den Engeln besehen und besichtiget worden, gehoͤret, was er innerhalb einem Monat von einem Tag zum andern gedacht hatte, ohne, daß etwas daran fehlte, ja, diese Dinge wurden wieder so in Er- innerung gebracht, wie er an diesen Tagen dar- innen begriffen gewesen. Aus diesen Beyspielen kann nun offenbar erhellen, daß der Mensch sein ganzes Gedaͤchtnis mit sich bringe: und daß in der Welt nichts so verborgen sey, das nicht nach dem Von der Geisterwelt. dem Tod offenbar werde; und dieses bey einem Haufen sehr vieler, nach den Worten des Herrn: „ Es ist nichts verdeckt, das nicht soll ent- deckt werden; und nichts verborgen, das nicht soll erkañt werden: der ohalben, was ihr im Finsternis gesagt habt, das wird man im Lichte hoͤren; und was ihr ins Ohr geredet, das wird auf den Daͤchern ausgerufen werden, Luc. 12, 2. 3. 463. Wenn dem Menschen nach dem Tod seine Thaten wieder entdeckt werden, sodann se- hen ihm die Engel, denen das Amt der Unter- suchung gegeben ist, in sein Angesicht, und die Untersuchung faͤhret durch den ganzen Leib, indem sie bey den Fingern der einen und der andern Hand anfaͤngt, und also durch den ganzen Leib fortfaͤhret: weil ich mich nun verwunderte, woher solches kommen muͤsse, so wurde mirs entdeckt; naͤmlich, gleichwie alles Denken und alles Wol- len dem Gehirn eingeschrieben ist, denn allda sind die Gru n danfaͤnge des Denkens und Wollens, also sey solches auch den ganzen Leib eingeschrie- ben, weil alles Denken und Wollen von seinen Anfaͤngen hin in den Leib gehet, und sich allda, als in seinem Aeussersten endiget; daher kommt es, daß dasjenige, was aus dem Willen und aus seinem daher ruhrenden Denken dem Gedaͤchtnis eingeschrieben ist, nicht nur dem Gehirn, sondern auch dem ganzen Menschen eingeschrieben ist, und daselbst in einer Ordnung nach der Ordnung der Theile des Leibes entstehet: hieraus erhellet, daß Von der Geisterwelt. daß der Mensch im Ganzen so beschaffen sey, wie er in seinem Willen und in dem daher ruͤhrenden Denken beschaffen ist, so gar, daß ein boͤser Mensch sein Boͤses sey, und ein guter sein Gutes Anmerkung des Verfassers. Ein guter Mensch, Geist und Engel ist sein Gutes und sein Wahres, das ist, er ist ganz und gar so, wie sein Gutes und Wahres ist, man lese in den himmlischen Geheimnissen N. 10298. 10367. Die Ursache ist, weil das Gute den Willen, und das Wahre den Ver- stand ausmacht, und Wille und Verstand ma- chen das ganze Leben aus bey dem Menschen, Geist, und Engel, N. 3332. 3623. 6065. Ob man sage, der Mensch, Geist, und En- gel ist seine Liebe, das ist gleichviel, Num. 6872 10177. 10284. Hier- aus kann nun auch offenbar seyn, was durch das Lebens-Buch des Menschen, wovon in dem Wort geredet wird, verstanden werde, naͤmlich dieses, daß sowohl alle Thaten, als alle Gedan- ken, dem ganzen Menschen eingeschrieben sind, und daß solche, wenn sie aus dem Gedaͤchtnis heraus gerufen werden, welches geschiehet, wenn der Geist in dem Lichte des Himmels besehen wird, eben so zum Vorschein kommen, als waͤren sie in einem Buche gelesen, und wie im Bilde gesehen worden. Diesem will ich noch von dem Ge- daͤchtnis des Menschen, welches nach dem Tod uͤbrig Von der Geisterwelt. uͤbrig bleibt, eine Merkwuͤrdigkeit beyfuͤgen, wo- durch ich bestaͤrket worden bin, daß nicht nur die allgemeinen, sondern auch die allerbesondersten Dinge, die ins Gedaͤchtnis gekommen sind, dar- innen bleiben, und nunmermehr ausgeloͤschet wer- den; ich habe Buͤcher mit den darinnen stehen- den Schriften gesehen, wie in der Welt, und ich wurde belehret, daß sie aus dem Gedaͤchtnis derjenigen seyen, die welche geschrieben haben, und daß in selbigen nicht das allergeringste Wort, welches in denen Buͤchern gestanden, die von eben denselben in der Welt geschrieben worden, man- gele; und daß also aus dem Gedaͤchtnie eines je- den die allerbesondersten Dinge, auch die, so er selber in der Welt vergessen hat, koͤnnen hervor- gebracht werden: die Ursache davon wurde mir auch entdeckt, daß naͤmlich der Mensch ein aͤus- serliches und ein innerliches Gedaͤchtnis habe, das aͤusserliche komme seinem natuͤrlichen Men- schen, und das innerliche seinem geistlichen Men- schen zu; und daß alles, was der Mensch gedacht, gewollt, geredet, gethan, auch was er gehoͤret und gesehen hat, seinem innerlichen oder geistlichen Gedaͤchtnis eingeschrieben sey; wie auch, daß die darinnen eingeschriebenen Dinge nimmermermehr ausgeloͤschet werden, weil sie zugleich unmittelbar dem Geist, und den Glie- dern seines Leibes, wie kurz vorher gemeldet wor- den, eingeschrieben sind; und daß auf solche Weise der Geist nach den Gedanken und Hand- lungen seines Willens gebildet sey: ich weiß zum voraus, Von der Geisterwelt. voraus, daß dieses widersinnig zu seyn scheinet, und daher kaum geglaubt wird, gleichwohl aber ist es die Wahrheit. Der Mensch glaube dem- nach nicht, daß etwas, welches er bey sich ge- dacht, und im Verborgenen gethan hat, nach dem Tod verborgen bleibe, sondern er glaube, daß alles und jedes alsdenn so offenbar werde, wie am hellen Tag. 464. Ob nun gleich das aͤusserliche oder natuͤrliche Gedaͤchtnis nach dem Tod noch in dem Menschen ist, so werden dem ungeachtet die blos natuͤrlichen Dinge, so darinnen sind, in dem andern Leben nicht wieder zum Vorschein gebracht, sondern nur die geistlichen Dinge, die den na- tuͤrlichen durch die Uebereinstimmungen mit bey- gefuͤgt sind; jedoch, wenn sich diese geistlichen Dinge vor das Gesicht stellen, so erscheinen sie voͤllig in eben der Gestalt, wie in der natuͤrlichen Welt; denn alle Dinge, die in den Himmeln er cheinen, erscheinen eben so, wie in der Welt, ob sie gleich in ihrem Wesen nicht natuͤrlich, son- dern geistlich sind, als wie ich in dem Artikel von den vorstellenden Dingen und Erscheinungen im Himmel, Num. 170-176 gezeigt habe, die man nachlesen kann. Allein, das aͤussere oder natuͤr- liche Gedaͤchtnis, so viel naͤmlich die darinnen befindlichen Dinge anbetrifft, die von dem Ma- teriellen, wie auch von der Zeit und vom Raum, und vom uͤbrigen, das der Natur eigen ist, an sich haben, dienet dem Geist nicht zu demjenigen Sw. Sch. II. Th. Q Ge- Von der Geisterwelt. Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedienet hatte, darum, weil der Mensch in der Welt, da er aus der aͤusserlichen Sinnlichkeit, und nicht zu- gleich aus dem innerlichen Sinnlichen oder aus dem verstaͤndlichen Theil gedacht, nur natuͤrlich aber nicht geistlich gedacht hat; hinge- gen aber in dem andern Leben, da der Geist in der geistlichen Welt ist, denket er nicht natuͤrlich, sondern geistlich; geistlich denken, heißt: aus dem verstaͤndlichen oder vernuͤnftigen Theil denken; daher kommt es, daß das aͤusserlich oder natuͤrliche Gedaͤchtnis, in Ansehung der mate- riellen oder koͤrperlichen Dinge, alsdenn ruhet, und nur dasjenige zum Gebrauch kommt, was der Mensch, durch diese materiellen Dinge, in der Welt gefaßt, und wodurch er seinen vernuͤnf- tigen Theil vollkommener gemacht hat: daß das aͤusserliche Gedaͤchtnis, in Ansehung der ma- teriellen Dinge, ruhet, ist die Ursache, weil sie nicht wieder zum Vorschein gebracht werden koͤn- nen, denn die Geister und Engel reden aus den Neigungen und aus den daher ruͤhrenden Gedan- ken ihres Gemuͤths, dahero koͤnnen sie dasjenige, was sich nicht dazu schicket, auch nicht aussprechen, wie bereits daraus offenbar seyn kann, was ich von der Sprache der Engel im Himmel, und von ihrer Sprache mit dem Menschen, Num. 234- 257 gesagt habe: daher kommt es, daß, um so viel der Mensch durch Sprachen und Wissenschaf- ten in der Welt vernuͤnftig worden ist, er auch in so viel nach dem Tod vernuͤnftig ist, aber keines- Von der Geisterwelt. keinesweges, so viel er Sprachen und Wissen- schaften verstanden hat. Jch habe mit sehr vielen geredet, die in der Welt geglaubt hatten, sie waͤ- ren Gelehrte, dadurch, daß sie die alten Spra- chen, als die Hebraͤische, Griechische und Latei- nische koͤnnten, aber durch dasjenige, was in die- sen Sprachen beschrieben worden, ihren vernuͤnf- tigen Theil nicht ausgebildet hatten, und ich sahe, daß einige von ihnen so einfaͤltig waren, als wie die, so von diesen Sprachen nichts verstun- den, einige aber waren dumm, dennoch aber blieb bey ihnen der Hochmuth, als ob sie viel wei- ser, als andre waͤren. Jch habe auch mit eini- gen geredet, die in der Welt geglaubt, der Mensch waͤre um so viel weise, in so viel er mit dem Ge- daͤchtnis merke, und die auch mit vielen Sachen ihr Gedaͤchtnis bereichert, und fast aus diesem allein, und also nicht aus sich, sondern aus dem Munde anderer geredet, und durch die Gedaͤcht- nis-Sachen nicht das mindeste von ihrer Ver- nunft vollkommener gemacht hatten; einige von ihnen waren dumm, einige naͤrrisch, indem sie etwas Wahres ganz und gar nicht begreiffen, ob es naͤmlich wahr oder nicht wahr sey, hingegen aber alles Falsche, das von denen, welche sich ge- lehrt nennen, fuͤr Wahrheit ausgeschrien wird, begierig ergreifen, denn sie koͤnnen aus sich selber nicht das allergeringste einsehen, ob es naͤmlich also sey, oder nicht, und mithin koͤnnen sie, wenn sie andre hoͤren, eben auch nichts vernuͤnftiger Weise sehen. Jch habe auch mit einigen gespro- Q 2 chen, Von der Geisterwelt. chen, welche in der Welt viel und zwar in allen Arten der Wissenschaften geschrieben, und die da- her weit und breit einen grossen Ruhm der Ge- lehrsamkeit gehabt hatten; einige von ihnen konn- ten zwar uͤber das Wahre vernuͤnfteln ob es wahr, oder nicht wahr sey; einige haben, wenn sie sich zu denen gewendet, welche im Licht der Wahrheit waren, zwar verstanden, daß es wahr sey, aber sie wollten es dennoch nicht verstehen, weswegen sie es, wenn sie in ihrem Falschen und also in sich selber waren, laͤugneten; einige wa- ren nicht viel weiser, als der gemeine ungelehrte Poͤbel; also immer einer vor den andern auf ver- schiedene Weise, so wie er durch die wissenschaft- lichen Dinge, die er zusammen- und von andern ausgeschrieben hatte, seinen vernuͤnftigen Theil ausgebildet hat: diejenigen aber, welche wider die Wahrheiten der Kirche gewesen, und aus dem Wissenschaftlichen gedacht, auch sich dadurch in dem Falschen bestaͤrkt haben, die haben ihren ver- nuͤnftigen Theil nicht ausgebildet, sondern nur das Vermoͤgen zu vernuͤnfteln, welches Vermoͤ- gen in der Welt fuͤr das Vernuͤnftigseyn gehalten wird, es ist aber einer von dem Ver- nuͤnftigseyn abgesondertes Vermoͤgen, es ist ein Vermoͤgen, zu bekraͤftigen, was man nur will, und aus den eingesogenen Saͤtzen und den Betruͤglichkeiten das Falsche, nicht aber das Wah- re, zu sehen; die nun so beschaffen sind, die koͤn- nen nimmermehr dahin gebracht werden, das Wahre zu erkennen, weil das Wahre nicht aus dem Von der Geisterwelt. dem Falschen, wohl aber aus dem Wahren das Falsche eingesehen werden kann. Die Vernunft des Menschen ist gleich einem Garten und Blu- menbeete, wie auch einen Brachacker, das Ge- daͤchtnis ist die Erde, die wissenschaftliche Wahr- heiten und die Kenntnisse sind der Saame, das Licht und die Waͤrme des Himmels bringen den Keim hervor, ohne dieselbe schlaͤgt nichts aus; so geht e s auch, wo nicht das Licht des Himmels, welches das Goͤttliche Wahre ist, und die Waͤrme des Himmes, oder die goͤttliche Liebe eingelassen werden; aus diesen allein kommt das Vernuͤnf- tige. Es ist den Engeln hoͤchst leid, daß die Gelehrten, groͤßten Theils, alles der Natur zu- schreiben, und sich dadurch das Jnnere, das ih- rem Gemuͤthe zukommt, verriegelt haben, so, daß sie nicht das allermindeste Wahre aus dem Lichte der Wahrheit, welches das Licht des Him- mels ist, sehen koͤnnen: sie werden dahero auch in dem andern Leben des Vermoͤgens, zu ver- nuͤnfteln, beraubt, damit sie durch ihre Vernunft- schluͤsse das Falsche nicht unter die einfaͤltigen Gu- ten ausstreuen, und solche nicht verfuͤhren moͤ- gen; sie werden auch in oͤde und wuͤste Oerter geschickt. 465. Ein gewisser Geist wurde unwillig, daß es sich vieler Dinge, die er bey Leibes Leben ge- wußt, nicht erinnerte, und beklagte sich daruͤber, daß er das Vergnuͤgen, woran er sich hoͤchstens ergoͤtzet, verlohren haͤtte; es wurde ihm aber ge- Q 3 sagt: Von der Geisterwelt. sagt: er habe nicht das mindeste verlohren, und wisse noch alles und jedes; aber in derjenigen Welt, wo er anitzo sey, waͤre es ihm nicht er- laubt, dergleichen Dinge hervor zu bringen, und es waͤre ja genug, daß er itzt viel besser und voll- kommener denken und reden koͤnne, und seinen vernuͤnftigen Theil nicht, wie vorhero, in dicke Dunkelheiten, in materielle und koͤrperliche Dinge versenken duͤrfte, als welche in demjeni- gen Reich, worein er anitzo gekommen, zu nichts nutzen; und anitzo habe er alles, was zum Ge- nuß des ewigen Lebens zutraͤglich sey, und so, und nicht anders koͤnne er selig und gluͤckselig werden; es waͤre also eine Unwissenheit, zu glau- ben, daß in diesem Reich, dadurch, daß die ma- teriellen Dinge im Gedaͤchtnis bey Seite gelegt waͤren, und ruheten, die Verstandes-Erkaͤnnt- nis zum Verschein komme; da sich doch die Sache also verhalte, daß, um so viel das Gemuͤth von den sinnlichen Dingen, die dem aͤusserlichen Men- schen oder dem Leib zukommen, abgezogen werden koͤnne, es in so viel zu den geistlichen und himm- lischen Dingen empor geschwungen werde. 466. Wie die Gedaͤchtnisse beschaffen sind, wird in dem andern Leben bisweilen zu sehen ge- geben, in Gestalten, die nur allein da erschei- nen, (es werden allda viele Dinge vor das Ge- sicht gestellt, die sonst bey den Menschen nur in die Gedankenbilder fallen); das aͤussere Gedaͤcht- nis kommt zum Vorschein wie eine Schwiele, das inne- Von der Geisterwelt. innere wie markiges Wesen, dergleichen in des Menschen Gehirn ist; hieraus wird auch zu er- kennen gegeben, wie die daselbst befindlichen be- schaffen sind. Die bey Leibes Leben blos allein dem Gedaͤchtnis obgelegen, und also ihren ver- nuͤnftigen Theil nicht ausgebildet haben, deren Schwiele erscheinet hart, und inwendig wie Striemen von Sennen oder Flechsen. Die ihr Gedaͤchtnis mit Falschheiten angefuͤllt haben, de- ren ihres erscheinet wie haaricht und struppicht, und dieses kommt von der unordentlichen Zusam- menraffung der Dinge. Die um der Eigenliebe willen und wegen der Liebe zur Welt dem Ge- daͤchtnis obgelegen, deren ihres erscheinet wie zu- sammengeleimt und verbeinert. Die durch das Wissenschaftliche, insonderheit durch das Philo- sophische in die goͤttliche Geheimnisse eindringen, und nicht eher glauben wollten, als bis sie durch dasselbe uͤberzeugt wuͤrden, bey denselben siehet das Gedaͤchtnis stockfinster aus, und hat eine solche Eigenschaft, daß es die Lichtstrahlen ver- schlingt, und in Finsternis verwandelt. Die betruͤgerisch und Heuchler gewesen, bey denen er- scheinet es beinhart wie von Ebenholz, welches die Lichtstrahlen zuruͤck prallt. Die aber in dem Guten der Liebe und in dem Wahren des Glau- bens gewesen, bey denen kommt keine solche Schwiele zum Vorschein, weil ihr inneres Ge- daͤchtnis die Lichtstrahlen heruͤber in das Aeussere wirft, in dessen Vorwuͤrfen oder Bildern sich die Strahlen, als wie in ihrer Grundlage oder wie Q 4 in Von der Geisterwelt. in ihrer Erde endigen, und daselbst angenehme Be- haͤltnisse antreffen; denn das aͤussere Gedaͤchtnis ist das Aeusserste der Ordnung, in welches Aeus- serste die geistlichen und himmlischen Dinge, wenn naͤmlich allda Gutes und Wahres befindlich ist, sich ganz sanft verlieren, und niederlassen. 467. So lange die Menschen, die in der Liebe zum Herrn, und in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchsten sind, in der Welt leben, so haben sie englische Verstandes Erkaͤnntnis und Weis- heit bey und in sich, aber in dem Jnnersten ihres innern Gedaͤchtnisses verborgen; diese Ver- standes Erkaͤnntnis und Weisheit kann bey ihnen niemals eher zum Vorschein kommen, als bis sie das Koͤrperliche ausziehen; alsdenn wird das na- tuͤrliche Gedaͤchtnis eingeschlaͤfert, und sie wer- den in das innere Gedaͤchtnis, und darauf nach und nach in das englische, aufgewecket. 468. Auf welche Art der vernuͤnftige Theil ausgebildet werde, das soll auch mit wenigen ge- sagt werden; das aͤchte Venuͤnftige bestehet aus Wahrheiten, und nicht aus Falschheiten; was aus Falschheiten besteht, das ist kein Vernuͤnfti- ges: es giebt dreyerley Arten von Wahrheiten, als buͤrgerliche, sittliche, und geistliche; die buͤrgerliche Wahrheiten beziehen sich auf das Gericht, und auf die Regierung iu den Rei- chen, uͤberhaupt aber auf die Gerechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit daselbst: die sittliche Wahr- heiten Von der Geisterwelt. heiten beziehen sich auf das Leben eines jeden Menschen, in Ruͤcksicht auf die Gesellschaften und Gemeinschaft, uͤberhaupt auf die Aufrich- tigkeit und Rechtschaffenheit, insbesondere aber auf die Tugenden von allerley Arten: aber die geistliche Wahrheiten beziehen sich auf den Himmel und auf die Kirche, uͤberhaupt auf das Gute, das der Liebe zukommt, und auf das Wahre, welches zum Glauben gehoͤret. Es sind bey einem jeden Menschen drey Grade oder Stufen des Lebens, man lese oben Num. 267; das Vernuͤnftige wird durch die buͤrgerliche Wahrheiten bis zum ersten Grad eroͤffnet; durch die sittliche Wahrheiten bis zum andern Grad; und durch die geistliche Wahrheiten bis zum dritten Grad. Man muß aber wissen, daß von diesen Wahrheiten das Vernuͤnftige nicht etwa dadurch gebildet und eroͤffnet werde, daß der Mensch selbige weis, sondern dadurch, daß der Mensch nach denselben lebt; und nach die- sen Wahrheiten leben, dadurch verstehe ich: sie aus geistlicher Zuneigung lieben; und sie aus geistlicher Zuneigung lieben, heißt: die Gerech- tigkeit und Rechtmaͤßigkeit lieben, weil es Ge- rechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit ist, die Aufrich- tigkeit und Rechtschaffenheit, weil es Aufrich- tigkeit und Rechtschaffenheit ist, und das Gute und Wahre, weil es gut und wahr ist; hinge- gen aber aus leiblicher Zuneigung nach diesen Wahrheiten leben, und sie lieben, heißt: sie um sein selbst, seines guten Namens, Ehre Q 5 oder Von der Geisterwelt. oder Gewinnstes willen lieben; um so viel da- hero der Mensch aus leiblicher Zuneigung diese Wahrheiten liebet, in so viel wird er nicht ver- nuͤnftig, denn er liebet nicht die Wahrheiten, sondern sich selber, ja, sie dienen ihm, alswie die Diener ihrem Herrn; und wenn die Wahr- heiten zu Dienstbarkeiten werden, sodann gehen sie nicht in den Menschen ein, und eroͤffnen kei- nen einzigen Grad seines Lebens, auch nicht ein- mal den ersten, sondern halten sich nur in dem Gedaͤchtnis auf, als wissenschaftliche Dinge un- ter einer materiellen Gestalt, und verbinden sich allda mit der Eigenliebe, welche eine leib- liche Liebe ist. Hieraus kann nun offenbar er- sehen werden, wie der Mensch vernuͤnftig wer- de, daß er es naͤmlich im dritten Grad wird durch die geistliche Liebe zum Guten und Wah- ren, welches dem Himmel und der Kirche zu- kommt; im andern Grad durch die Liebe zur Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit; und im ersten Grad durch die Liebe zur Gerechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit; diese letztere beyderley Liebe wird von der geistlichen Liebe zum Guten und Wahren eben auch geistlich, weil diese geist- liche Liebe in jene zweyerley Liebe einfließt, und sich mit ihnen verbindet, und in ihnen gleichsam ihre Angesichter bildet. 469. Die Geister und Engel haben eben so wohl ein Gedaͤchtnis, als die Menschen; denn alles, was sie nur hoͤren, sehen, denken, wol- len Von der Geisterwelt. len und thun, bleibt bey ihnen, und dadurch wird auch ihr Vernuͤnftiges unaufhoͤrlich aus- gebildet, und dieses in Ewigkeit; daher kommt es, daß die Geister und Engel durch die Er- kaͤnntnisse des Wahren und Guten, eben so wohl, als die Menschen, an Verstandes-Er- kaͤnntnis und Weisheit vollkommener gemacht werden. Daß die Geister und Engel ein Ge- daͤchtnis haben, das ist mir auch durch vielfaͤl- tige Erfahrung zu wissen gethan worden; denn ich habe gesehen, daß aus ihrem Gedaͤchtnis alles heraus gerufen wurde, was sie, wenn sie bey andern Geistern gewesen, gedacht und ge- than hatten, so wohl frey und oͤffentlich als im verborgenen; wie auch, daß diejenigen, welche aus einem einfaͤltigen Guten in einigem Wah- ren gewesen, mit Kenntnissen, und dadurch mit Verstandes-Erkaͤnntnis begabt, und hernach in den Himmel erhoben worden. Es ist aber zu wissen, daß sie nicht mit mehrern. Kenntnissen, und dadurch nicht mit mehrerer Verstandes Er- kaͤnntnis begabt werden, als der Grad ihrer Zu- neigung zum Guten und Wahren ist, in welcher sie in der Welt gewesen, nicht aber uͤber diesen Grad; denn es bleibt einem jeden Geist und Engel eine so große und eine solche Zuneigung, als so groß und wie er eine in der Welt gehabt, und diese wird hernach durch die Vermehrung vollkommener gemacht, welches auch in Ewigkeit geschiehet, denn es ist nichts, das da nicht in Ewigkeit angefuͤllet oder vermehret werden koͤn- ne, Von der Geisterwelt. ne, denn ein jegliches Ding kann unendlich ver- aͤndert, also durch mancherley bereichert, und mithin vermehret und fruchtbar gemacht werden, und ein gutes Ding hat kein Ende, weil es von dem Unendlichen herkommt. Daß die Gei- ster und Engel durch die Kenntnisse des Wah- ren und Guten an Verstandes-Erkaͤnntnis und Weisheit unaufhoͤrlich vollkommener gemacht werden, lese man in den Artikeln, von der Weis- heit der Engel des Himmels, Num. 265 275; von den Heiden oder Voͤlkern im Himmel, so ausserhalb der Kirche gewesen, Num. 3 8 328; und von den Kindern im Himmel, Num 329- 345; und daß sich dieses Vollkommenwerden nach dem Grad der Zuneigung zum Guten und Wahren, in welcher sie in der Welt gewesen sind, verhalte, aber nicht uͤber diesen Grad, das lese man oben in der 349sten Nummer. Daß der Mensch nach dem Tod so beschaffen sey, wie sein Leben in der Welt gewesen. 470. D aß einen jeden nach dem Tod sein Leben erwarte, ist jedem Christen aus dem Wort be- kannt, denn allda heißt es in vielen Stellen, daß der Mensch nach seinen Thaten und Werken ge- richtet, und ihm nach solchen vergolten werden soll; es siehet auch ein jeder, der aus dem Gu- ten und unmittelbar aus dem Wahren denket, nichts Von der Geisterwelt. nichts anders, als daß, wer ein gutes Leben fuͤhret, in den Himmel komme, und wer boͤse lebt, in die Hoͤlle. Hingegen aber, wer in dem Boͤsen ist, der will nicht glauben, daß, ein Zu- stand nach dem Tod sich nach Beschaffenheit sei- nes Lebens in der Welt verhalte, sondern er denket, welches vornehmlich geschiehet, wenn er krank ist, daß ein jeder aus lauter Barmher- zigkeit den Himmel habe, er moͤchte gelebt haben, wie er wolle, und daß er ihn nach seinem Glau- ben habe, den er doch gleichwohl von dem Leben trennet oder absondert. 471. Daß der Mensch nach seinen Thaten und Werken gerichtet, und ihm nach solchen vergolten werden soll, das wird in vielen Stel- len des Worts gesagt, von denen ich einige hier anfuͤhren will, „ Des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und alsdenn wird er einem jeglichen nach seinen Wer- ken vergelten, “ Matth. 16, 27. „ Selig sind die Todten, die in dem Herrn ster- ben; ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke fol- gen ihnen nach, “ Offenb. 14, 11. „ Jch werde geben einem jeglichen nach seinen Werken, “ Offenb. 2, 23. „ Jch sahe die Todten, kleine und große stehen vor Gott, und die Buͤcher wurden aufgethan, und die Todten wurden gerichtet nach dem, was Von der Geisterwelt. was in den Buͤchern geschrieben war, nach ihren Werken: das Meer gab die Todten die darinnen waren, und der Tod und die Hoͤlle gaben die Todten, die dar- innen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken, “ Offenb. 20, 13. 15. ” Siehe, Jch komme, und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem jegli- chen nach seinen Werken, ” Offenb. 22, 12. ” Wer meine Worte hoͤret und thut sie, den vergleiche ich einem klugen Mann, und wer meine Worte hoͤret und thut sie nicht, der ist einem thoͤrichten Mann gleich, ” Matth. 7, 24. 26. ” Es werden nicht alle, die zur mir sagen: Herr, Herr, in das Reich der Himmeln kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters, der in den Himmeln ist: es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissaget? ha- ben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? haben wir nicht in deinem Namen viel Thaten gethan? aber alsdenn werde ich ihnen bekennen, ich habe euch noch nie erkannt, weichet von mir, ihr Uebelthaͤter, ” Matth. 7, 21. 22. 23. So werdet ihr denn anfangen, zu sagen: wir haben vor Dir gegessen und getrunken, und auf unsern Gassen hast Du gelehrt, und er wird sagen: Jch sage euch, Jch kenne euch nicht, ihr Uebelthaͤter, ” Luc. 13, 25. 26. 27. Von der Geisterwelt. 27. ” Jch will ihnen vergelten nach ihren Thaten, und nach den Werken ihrer Haͤn- de, ” Jerem. 25, 14. ” Jehovah, deine Au- gen stehen offen uͤber alle Wege der Men- schenkinder, daß du einem jeglichen gebest nach seinem Wandel, und nach der Frucht seiner Werke, ” Jerem. 32, 19. ” Jch will ihr Thun heimsuchen, und ihnen nach ih- ren Werken vergelten, ” Hos. 4, 9. ” Je- hovah handelt mit uns nach unsern Wan- del, und nach unsern Werken, ” Sachar 1, 6. Jn dem 25sten Capitel Matth. von den 32sten Vers an, bis zum 46sten, wo der Herr das letzte Gericht verkuͤndigt, redet Er von wei- ter nichts, als von den Werken, und daß dieje- nigen in das ewige Leben eingehen sollen, die da gute Werke gethan haben, diejenigen aber in die Verdammnis, die da boͤse Werke gethan haben; und noch in vielen andern Stellen, wo von der Seligkeit und Verdammnis des Menschen die Rede ist. Es ist offenbar, daß die Werke und Tha- ten das aͤusserliche Leben des Menschen seyen, und daß durch dieselben sein innerliches Leben, wie es naͤmlich beschaffen ist, offenbaret werde. 472. Allein, durch die Thaten und Werke werden nicht nur die Thaten und Werke verstan- den, wie sie sich aͤusserlich zeigen, sondern auch, wie sie innerlich beschaffen sind; denn ein jeder weis, daß jede That und jedes Werk aus dem Willen und aus dem Denken des Menschen her- kommt, Von der Geisterwelt. kommt, denn wenn es nicht daraus herkaͤme, so waͤre es nur eine Bewegung, alswie die Selbst- bewegung eines Uhrwerks und einer Gauckel pup- pe; dahero ist die That oder das Werk, in sich betrachtet, nur die Wuͤrkung, die gleichsam ihre Seele und ihr Leben von dem Willen und dem Denken bekommt, so gar, daß der Wille und das Denken in der Wuͤrkung ist, mithin daß die Wuͤr- kung der Wille und das Denken in aͤusserlicher Gestalt ist: hieraus folget, daß, wie der Wille und das Denken, die eine That oder ein Werk hervorbringen, beschaffen ist, also auch die That und das Werk sey; wenn das Denken und der Wille gut sind, sodann sind auch die Thaten und Werke gut; wenn aber das Denken und der Wille boͤse sind, so sind auch die Thaten und Werke boͤß, ob sie gleich in der aͤusserlichen Gestalt jenen aͤhn- lich zu seyn scheinen moͤchten: es koͤnnen tausend Menschen ein Gleiches thun, das ist, eine gleiche That herstellen, und zwar eine so gleiche, daß sie der aͤusserlichen Gestalt nach nicht von einan- der zu unterscheiden sind, und doch ist eine jede That, an sich selbst betrachtet, der andern un- gleich, weil sie aus ungleichem Willen herkommt: ich will ein Beyspiel geben: aufrichtig und gerecht handeln an dem Nebenmenschen: da kann einer aufrichtig und gerecht an ihn handeln in der Absicht, daß er um sein selbst und seiner eignen Ehre willen aufrichtig und gerecht zu seyn scheine; der andere um der Welt und des Gewin- stes willen; der dritte um der Wiedervergeltung und Von der Geisterwelt. und des Verdienstes willen; der vierte um der Freundschaft willen; der fuͤnfte deswegen, weil er das Gesetz, den Verlust des guten Namens und des Amtes befuͤrchtet; der sechste, damit er einen auf seine Seiten bringe, auch auf die boͤ- sen; der siebende, damit er betriegen koͤnne; und so die andern auf eine andre Weise; allein, ob gleich die Thaten von allen denen gut zu seyn scheinen, (denn aufrichtig und gerecht handeln an dem Nebenmenschen, ist etwas Gutes) so sind sie dennoch boͤse, weil sie nicht um der Aufrich- tigkeit und Rechtschaffenheit willen oder aus Lie- be zu solchen geschehen, sondern aus Liebe zu sich selbst und der Welt, welcher Liebe die Aufrich- tigkeit und Rechtschaffenheit dienen, als wie Knechte einem Herrn, die der Herr gering ach- tet und fortschicket, wenn sie ihm nicht dienen wol- len. Diejenigen hingegen handeln aͤusserlich auch nach eben einen solchen Anschein mit dem Nebenmenschen aufrichtig und gerecht, welche aus Liebe zur Aufrichtigkeit und Rechtschaffen- heit handeln, deren einige aus dem Wahren des Glaubens oder aus Gehorsam handeln, weil es in dem Wort also vorgeschrieben ist; einige aus dem Guten des Glaubens oder aus dem Gewis- sen, weil es nach der Religion ist; einige aus dem Guten der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤch- sten, weil man auf sein Wohl muß bedacht seyn; einige aus dem Guten der Liebe zum Herrn, weil man das Gute um des Guten willen, und also das Aufrichtige und Rechtschaffene um der Auf- Sw. Sch. II. Th. R richtig- Von der Geisterwelt. richtigkeit und Rechtschaffenheit willen thun muß, und es wird von ihnen geliebet, weil es vom Herrn kommt, und weil das vom Herrn aus fliessende Goͤttliche darinnen ist, und dahero das Gute, Aufrichtige und Rechtschaffene, in seinem Wesen selbst betrachtet, goͤttlich ist: de- ren ihre Thaten und Werke sind innerlich gut, wes wegen sie auch aͤusserlich gut sind, denn die Thaten oder Werke, wie ich kurz vorher gesagt habe, sind voͤllig so, wie das Denken und Wol- len, woraus sie herkommen, und ohne das Den- ken und Wollen sind es keine Thaten und Werke, sondern nur unbeseelte Bewegungen. Hieraus ist nun offenbar, was durch die Werke und Tha- ten in dem Wort verstanden wird. 473. Weil die Thaten oder Werke dem Wil- len und dem Denken zukommen, so kommen sie dahero auch der Liebe und dem Glaubenzu, mit- hin sind sie so, wie die Liebe und der Glaube be- schaffen ist; denn ob man sage, die Liebe oder der Wille des Menschen, das ist gleich viel, und ob man sage, der Glaube und das Denken aus der Gewisheit, das ist eben auch einerley, denn was der Mensch liebt, das will er auch, und was der Mensch glaubt, das denket er auch; wenn der Mensch das liebet, was er glaubt, sodann will er es auch, und thut es, so viel er kann: ein je- der kann wissen, daß die Liebe und der Glaube in des Menschen Willen und Gedanken seyen, und daß sie nicht ausserhalb solchen seyen, weil es Von der Geisterwelt. es der Wille ist, der von der Liebe entzuͤndet wird, und weil es das Denken ist, das in Glau- bens Sachen erleuchtet wird, derowegen sonst keine, als nur diejenigen, welche weislich den- ken koͤnnen, erleuchtet werden, und nach Be- schaffenheit der Erleuchtung das Wahre denken und das Wahre wollen, oder welches einerley ist, welche das Wahre glauben und das Wahre lieben. 474. Es ist aber zu wissen, daß der Wille den Menschen ausmache, das Denken aber nur in so ferne, in so weit es aus dem Willen herruͤhret, und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; oder, welches einerley ist, daß die Liebe den Menschen ausmache, und der Glaube nur in so ferne, in so ferne er aus der Liebe herkommt; und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; daraus folget, daß der Wille oder die Liebe der Mensch selbst sey, denn was hervorkommt, das kommt demjenigen zu, von welchem es herkommt; hervorkommen ist eben so viel, als in einer anstaͤndigen Gestalt her- vorgebracht und dargestellet werden, damit es wahrgenommen werde und zum Vorschein kom- me. Hieraus kann nun erhellen, was der Glau- be sey, der von der Liebe getrennt ist, daß er naͤmlich gar kein Glaube sey, sondern nur ein Wissen, das kein geistliches Leben in sich hat; desgleichen, was eine That oder ein Werk ohne die Liebe sey, daß es naͤmlich nicht eine That oder R 2 ein Von der Geisterwelt. ein Werk des Lebens, sondern eine That oder ein Werk des Todes sey, worinnen nur ein Anschein des Lebens ist aus der Liebe zum Boͤsen und aus dem Glauben an das Falsche; dieser Anschein des Lebens ist es, den man den geistlichen Tod nenuet. 475. Weiter ist zu wissen, daß in den Tha- ten oder Werken der ganze Mensch dargestellt werde, und daß sein Wollen und Denken, oder seine Liebe und sein Glaube, welche das Jnnere des Menschen sind, nicht eher erfuͤllet seyen, als bis sie in den Thaten oder Werken vorhanden, die das Aeussere des Menschen sind; denn die Thaten oder Werke sind das Aeusserste, worein sich das Wollen und Denken, oder die Liebe und der Glaube endigen, und ohne die Endigungen sind sie, wie ungeendigte Dinge, die noch nicht da sind, die also noch in dem Menschen sind: denken und wollen ohne es zu thun, wenn man es doch kann, ist wie eine in ein Gefaͤß einge- schlossene Flamme, welche ausloͤschet; und wie ein in den Sand geworfenes Saamenkorn, das nicht aufgeht, sondern mit seiner Fruchtbrin- genden Kraft verdirbt; aber denken und wollen und daher auch thun, ist wie eine Flamme, die um und um Waͤrme und Licht giebt; und ist wie ein Saamenkorn in der Erde, das zu einem Baum oder zu einer Blume waͤchst, und hervor- kommt; ein jeder kann wissen, daß das Wol- len, es aber nicht thun, wenn man doch kann, so Von der Geisterwelt. so viel ist, als nicht wollen; und daß Gute lie- ben, solches aber nicht thun, wenn man doch kann, so viel ist, als nicht lieben, also, daß es nur ein Denken ist, daß man wolle und liebe, daß es also ein abgesondertes Denken ist, wel- ches verschwindet und zerstreuet wird: die Liebe und der Wille ist unmittelbar die Seele einer That oder eines Werks, und bildet ihren Leib in dem Aufrichtigen und Rechtschaffenen, daß der Mensch thut; der geistliche Leib, oder der Leib des Geistes des Menschen kommt von nichts an- ders her, das ist, er wird aus nichts anders ge- bildet, als aus demjenigen, was der Mensch aus der Liebe oder aus dem Willen thut, man lese oben Num. 463; mit einem Wort, der ganze Mensch und sein ganzer Geist ist in seinen Tha- ten oder Werken. 476. Hieraus kann nunmehro offenbar seyn, was durch das Leben, welches den Menschen nach dem Tod erwartet, verstanden wird, daß es naͤmlich seine Liebe und sein daher ruͤhrender Glaube sey, nicht nur dem Vermoͤgen nach, sondern auch in der Thaͤtigkeit, daß es also die Thaten oder Werke seyen, weil diese alle Liebe und allen Glauben des Menschen in sich ent- halten. 477. Die herrschende Liebe ist es, welche dem Menschen nach dem Tod bleibt, und in Ewig- keit nimmermehr veraͤndert wird; ein jeder hat R 3 vieler- Von der Geisterwelt. vielerley Arten der Liebe, dennoch aber beziehen sich alle Arten derselben auf seine herrschende Lie- be, und machen mit solcher ein Einziges aus, oder alle zusammen machen diese herrschende Liebe aus; alle Dinge, die dem Willen eigen sind, und mit der herrschenden Liebe zusammenstimmen, wer- den genennet: vielerley Liebe, weil sie geliebt werden; diese vielerley Arten der Liebe sind in- nere und aͤussere, es giebt welche, die unmit- telbar verbunden sind, es giebt naͤhere und ent- fernetere, und giebt welche, die auf mancherley Weise dienen; alle zusammen genommen ma- chen gleichsam ein Reich aus, denn also sind sie bey dem Menschen geordnet, obgleich der Mensch von ihrer Ordnung ganz und gar nichts weis, es wird ihm aber etwas davon im andern Leben of- fenbaret, denn nach der unter ihnen gemachten Ordnung hat er daselbst eine Ausbreitung der Gedanken und Neigungen; wenn die herrschen- de Liebe aus der vielerley Liebe des Himmels be- steht, so hat er eine Ausbreitung in die himmli- sche Gesellschaften; wenn aber die herrschende Liebe aus der vielerley Liebe der Hoͤlle besteht, so hat er eine Ausbreitung in die hoͤllische Gesell- schaften. Daß alle Gedanken und Neigungen der Geister und Engel eine Ausbreitung in die Gesellschaften haben, lese man oben in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels, und in dem Artikel von der Gestalt des Himmels, nach welcher die Zusammengesellungen und Ver- gemeinschaftungen daselbst geschehen. 478. Von der Geisterwelt. 478. Allein dieses, was bisher gesagt wor- den, hat nur einen Eindruck auf das Denken des vernuͤnftigen Menschen, damit es aber auch vor den Sinnen zur Wahrnehmung dargestellt wer- de, so will ich die Erfahrungen anfuͤhren, die eben dasselbe erlaͤutern und bestaͤtigen sollen. Erstlich, daß der Mensch nach dem Tod seine Liebe oder sein Wille sey. Zum andern, daß der Mensch in Ewigkeit so bleibe, wie er in An- sehung seines Willens oder seiner herrschenden Liebe beschaffen ist. Zum dritten, daß derjenige Mensch, welcher eine himmlische und geistliche Liebe hat, in den Himmel komme, derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe hat ohne die himmlische und geistliche. Zum vier- ten, daß dem Menschen der Glaube nicht blei- be, wenn er nicht aus der himmlischen Liebe ist. Zum fuͤnften, daß es die Liebe in der Thaͤtig- keit sey, welche bleibet, daß es also das Leben des Menschen sey, daß ihn erwartet. 479. Daß der Mensch nach dem Tod seine Liebe, oder sein Wille sey, davon bin ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden. Der ganze Himmel ist in Gesellschaften unterschie- den nach den Unterschieden des Guten der Liebe, und ein jeder Geist, der in den Himmel erhoben, und ein Engel wird, wird in die Gesellschaft gebracht, wo seine Liebe ist, und wenn er dahin gekommen; so ist er, wie bey sich, und wie zu Hause, wo er gleichsam geboren; dieses merket R 4 der Von der Geisterwelt. der Engel, und gesellet sich zu seines Gleichen: wenn er von da weggehet, und anders wohin kommt, so ist ein unablaͤßiges Widerstreben, und eine Neigung des Verlangens, wieder zu seines Gleichen, und also zu seiner herrschenden Liebe zu gehen: auf diese Weise geschehen die Zusammen- gesellungen im Himmel; und auf gleiche Weise auch in der Hoͤlle, wo sie eben auch nach der vie- lerley Liebe zusammengesellet sind, die der vieler- ley himmlischen Liebe entgegeu und zuwider ist: daß es die Gesellschaften seyen, die den Himmel, und auch die Hoͤlle ausmachen; und daß alle Ge- sellschaften nach den Unterschieden der Liebe unter- schieden seyen, lese man Num. 41-50, und Num. 200-212. Daß der Mensch nach dem Tod seine Liebe sey, konnte auch daraus erhellen, daß als- denn dasjenige, was nicht mit seiner herrschenden Liebe Eins ausmachet, weggeraͤumt und ihm gleich- sam weggenommen wird; bey dem Guten wird alles dasjenige aus dem Wege geraͤumt und ihm gleichsam weggenommen, was nicht einstimmig, sondern mishellig ist, und also wird er in seine Liebe versetzt; gleiche Bewandnis hat es auch mit dem Boͤsen, aber mit dem Unterschied, daß dem Boͤsen die Wahrheiten weggenommen werden, aber dem Guten werden die Falschheiten genom- men, bis daß endlich ein jeder seine Liebe wird; dieses geschiehet, wenn der Geist-Mensch in den dritten Zustand gefuͤhret wird, von wel- chem im folgenden geredet werden soll. Wenn dieses geschehen, so wendet er alsdenn sein Ange- sicht Von der Geisterwelt. sicht steif und fest auf seine Liebe, die er bestaͤn- dig vor den Augen hat, er mag sich herumwen- den, wie er will, man lese Num. 123-124. Alle Geister koͤnnen hin gefuͤhret werden, wohin sie nur wollen, nur muͤssen sie in ihrer herrschen- den Liebe gehalten werden, sie koͤnnen auch nicht widerstehen, wenn sie auch gleich wissen, daß es also geschehe, und den Gedanken haben, daß sie widerstreben wollen; es wurde vielmals versucht, ob sie etwas wider die herrschende Liebe etwas un- ternehmen koͤnnten, aber umsonst; ihre Liebe ist wie ein Band oder wie ein Strick, mit welchem sie gleichsam um und um gebunden sind, durch den sie koͤnnen gezogen werden, und von dem sie sich nicht los machen koͤnnen: eben so geht es auch mit den Menschen in der Welt, die eben auch von ihrer Liebe gefuͤhret, und durch ihre Liebe von andern gefuͤhret werden; noch mehr aber, wenn sie Geister werden, weil alsdenn nicht verstattet wird, zum Anschein eine andre Liebe vorzuziehen, um die seinige zu verlaͤugnen. Daß der Geist des Menschen seine herrschende Liebe sey, wird in einer jeden Vergesellschaftung im andern Leben offenbar, denn um so viel einer nach der Liebe des andern handelt und redet, um so viel kommt der andere ganz und gar, mit dem voͤlligen, froͤhli- chen und lebhaften Angesicht zum Vorschein; um so viel aber einer wider die Liebe des andern han- delt und redet, um so viel faͤngt das Angesicht des andern an, veraͤndert, und verdunkelt zu wer- den, und nicht zu erscheinen, und endlich ver- R 5 schwindet Von der Geisterwelt. schwindet er ganz und gar, als ob er nicht da ge- wesen waͤre. Daß es also geschehe, daruͤber habe ich mich oͤfters verwundert, weil so etwas in der Welt sich nicht eraͤugnen kann; es wurde aber ge- sagt, daß mit dem Geist in dem Menschen ein Gleiches geschehe, der, wenn er sich von dem an- dern abwendet, nicht mehr unter dessen Augen ist. Daß der Geist seine herrschende Liebe sey, erhellet auch daraus, daß ein jeder Geist alles, was mit seiner Liebe uͤbereinkommt, ergreift und sichs zu- eignet, hingegen alles, was nicht mit ihr uͤber- einkommt, wegwirft und von sich entfernet; ei- nes jeden Liebe ist wie ein schwammigt und loͤche- richtes Holz, das solche Feuchtigkeiten in sich schlu- cket, die zu seinem Wachsthum zutraͤglich sind, die andern aber von sich stoͤßt; sie ist auch wie die Thiere von allerley Arten, die ihr Futter ken- nen, und dasjenige begehren, was mit ihrer Na- tur zusammenstimmet, hingegen aber das verab- scheuen, was ihr zuwider ist; denn eine jede Liebe will von ihres Gleichen genaͤhret seyn, die boͤse Liebe von den Falschheiten, und die gute Liebe von den Wahrheiten: es ist mir etlichemal zu sehen gegeben worden, daß einige einfaͤltige Gute die Boͤsen im Wahren und Guten unterrichten woll- ten, daß aber diese Boͤsen schon von weiten fuͤr den Unterricht ausrissen, und sobald sie zu ihres Gleichen kamen, das ihrer Liebe gemaͤße Falsche mit grosser Wollust ergriffen: wie auch, daß die guten Geister unter einander von dem Wahren redeten, welches die Guten, so gegenwaͤrtig waren, mit Ver- langen Von der Geisterwelt. langen anhoͤreten, daß hingegen die Boͤsen, so eben auch zugegen waren, auf gar nichts Achtung gaben, gleich als ob sie es nicht gehoͤrt haͤtten. Es er- scheinen in der Geisterwelt Wege, deren einige zum Himmel, einige zur Hoͤlle fuͤhren, ein jeder Weg aber fuͤhret zu einer gewissen Gesellschaft; die gu- ten Geister gehen keine andre Wege, als die, so zum Himmel, und zu einer Gesellschaft fuͤhren, die in dem Guten ihrer Liebe ist, aber die Wege, die anders wohin leiten, sehen sie nicht; hinge- gen die boͤsen Geister gehen keine andre Wege, als die, so zur Hoͤlle, und zu einer solchen Ge- sellschaft allda fuͤhren, welche in dem Boͤsen ihrer Liebe ist, und die Wege, die anders wohin zie- len, sehen sie nicht; wenn sie solche ja sehen, so wollen sie doch solche nicht gehen. Diese Wege in der geistlichen Welt sind wuͤrkliche oder wesent- liche Erscheinungen, die sich entweder auf das Wahre oder auf das Falsche beziehen; dieses wird dahero durch die Wege in dem Wort angedeu- tet. Aus diesen Beweisen der Erfahrung ist nun bestaͤtiget worden, was ich vorher aus Gruͤnden gesagt habe, daß naͤmlich ein jeder Mensch nach dem Tod seine Liebe, und sein Wille sey: der Wille, sage ich, weil selbst der Wille eines jed- weden seine Liebe ist. 480. Daß der Mensch in Ewigkeit so bleibe, wie er in Ansehung seines Willens oder seiner herrschenden Liebe beschaffen ist, das ist mir auch durch vielsaͤltige Erfahrung bestaͤti- Von der Geisterwelt. bestaͤtiget worden: es wurde mir verstattet, mit einigen zu reden, die vor zwey tausend Jahren gelebt haben, deren Leben in den Geschichtschrei- bern beschrieben worden, und daher bekannt ist; diese befand ich, daß sie sich noch ganz gleich wa- ren, und voͤllig so, wie sie beschrieben worden, so viel also ihre Liebe betrifft, aus welcher ihr Le- ben herkommt, und nach welcher sich solches ver- haͤlt. Es wurde mir auch gegeben, mit andern zu reden, die vor siebenzehn hundert Jahren ge- lebt haben, und aus den Geschichtschreibern eben- falls bekannt sind; auch mit denen, so vor vier hundert, und mit einigen, die vor drey hundert Jahren gelebt haben, und so weiter; und ich befande, daß noch eben eine solche Neigung bey ihnen herrschete, und kein andrer Unterschied war, als daß die Lust ihrer Liebe sich in dasjenige ver- kehrt hatte, was mit ihrer Liebe eine Ueberein- stimmung hat. Die Engel sagten, daß das Leben der herrschenden Liebe bey keinem einzigen in Ewigkeit nimmermehr veraͤndert werde, weil ein jeder seine Liebe ist, diese dahero bey dem Geist zu aͤndern, sey eben so viel, als ihn seines Lebens berauben, oder ihn vertilgen. Sie sagten auch die Ursache, naͤmlich der Mensch koͤnnte nach dem Tod nicht mehr durch Unterweisung umgeschmol- zen werden, als wie er in der Welt haͤtte anders gemacht werden koͤnnen, darum, weil die aͤus- serste Grundlage, die aus natuͤrlichen Kenntnis- sen und Eindruͤcken besteht, alsdenn ruhete, und nicht Von der Geisterwelt. nicht eroͤffnet werden koͤnnte, weil sie nicht geist- lich ist, man lese oben Num. 464, und das Jn- nere, das der Seele oder dem Gemuͤth zukommt, bexuhete auf dieser Grundlage, als wie ein Haus auf seinem Grund, und daher komme es, daß der Mensch in Ewigkeit so bleibe, wie sein Leben der Liebe in der Welt gewesen: die Engel ver- wundern sich sehr, daß der Mensch nicht weis, daß ein jeder so beschaffen sey, wie seine herr- schende Liebe ist, und daß viele glauben, sie koͤnn- ten aus unmittelbarer Barmherzigkeit, und aus dem Glauben allein, selig werden, sie moͤchten uͤbrigens in Ansehung des Lebens beschaffen seyn, wie sie immer wollten; und daß sie nicht wissen, daß die goͤttliche Barmherzigkeit mittelbar sey, und darinnen bestehe: vom Herrn so wohl in der Welt, als hernach in Ewigkeit gefuͤh- ret werden, und diejenigen werden aus Barm- herzigkeit gefuͤhret, welche nicht im Boͤsen leben; wie auch, daß sie nicht wissen, daß der Glaube die aus der himmlischen Liebe des Herrn herruͤhrende Zuneigung zum Wahren sey. 481. Das derjenige Mensch, welcher eine himmlische und geistliche Liebe hat, in den Himmel komme; derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und welt- liche hat ohne die himmlische und geist- liche, das habe ich von allen denen, die ich in den Himmel erheben, und in die Hoͤlle werfen sahe, offenbar abnehmen koͤnnen. Die, so in den Von der Geisterwelt. den Himmel erhoben wurden, hatten ein Leben aus der himmlischen und geistlichen Liebe gehabt, die- jenigen aber, so in die Hoͤlle geworfen wurden, hatten ein Leben aus der leiblichen und weltlichen Liebe gehabt: himmlische Liebe heißt: das Gute, Aufrichtige, und Gerechte lieben, weil es gut, aufrichtig, und gerecht ist, und aus die- ser Liebe es auch thun, von daher haben jene ein gutes, aufrichtiges und gerechtes Leben, welches das himmlische Leben ist; die nun das Gute, Auf- richtige und Gerechte um des Guten, Aufrichti- gen und Gerechten willen lieben, es auch thun oder darnach leben, die lieben auch den Herrn uͤber alles, weil es von Jhm kommt, sie lieben auch den Naͤchsten, weil das Gute. Auf- richtige und Gerechte eben der Naͤchste ist, den man lieben soll: leibliche Liebe aber heißt: das Gute, Aufrichtige und Gerechte nicht um des Guten, Aufrichtigen und Gerechten wil- len, sondern um sein selbst willen lieben, weil sie durch solches nach einem grossen Namen, Ehre und Gewinn streben; diese sehen bey dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten nicht auf den Herrn und den Naͤchsten, sondern auf sich selber und die Welt, und empfinden noch bey den Betrug den sie spielen, ein Vergnuͤgen; aber das Gute, Auf- richtige und Gerechte, so sie aus Betrug lieben, ist das Boͤse, Unaufrichtige und Ungerechte, wel- ches von ihnen in dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten geliebet wird. Weil also die vielerley Liebe das Leben eines jeden entscheidet, so werden dahero Von der Geisterwelt. dahero alle, so bald sie nach dem Tod in die Gei- sterwelt kommen, ausgeforschet, von welcher Art sie seyen, und mit denen verbunden, die in glei- cher Liebe stehen; die in der himmlischen Liebe stehen, werden mit denen verbunden, so im Him- mel sind, und die in der leiblichen Liebe stehen, mit denen, so in der Hoͤlle sind; und werden auch, nach vollendeten ersten und andern Zustand, dergestalt von einander geschieden, daß sie einander nicht mehr sehen, noch einander kennen; denn ein jeder wird seine Liebe, nicht nur in Ansehung des Jnnern, das dem Gemuͤthe ei- gen, sondern auch in Ansehung des Aeussern, welches dem Angesicht, dem Leib und der Rede zukommt, denn ein jeder wird die Abbildung sei- ner Liebe, auch in dem Aeusserlichen: diejenigen, so lauter leibliche Liebe sind, erscheinen plump, dunkel, schwarz und ungestalt; diejenigen aber, so lauter himmlische Liebe sind, erscheinen mun- ter, leuchtend, weiß und schoͤn: sie sind auch ein- ander an Gemuͤthern und Denkungsarten ganz und gar ungleich; die lauter himmlische Liebe sind, die sind auch verstaͤndig und weise; die aber lau- ter leibliche Liebe sind, die sind dumm und gleich- sam naͤrrisch. Wenn das Jnnere und Aeussere der Gedanken und Neigungen derjenigen, welche in der himmlischen Liebe sind, zu besehen verstat- tet wird, so erscheinet das Jnnere wie ein Licht, und bey einigen, wie ein flammendes Licht, und das Aeussere erscheinet in mancherley schoͤnen Far- ben, als wie die Regenbogen; hingegen siehet das Von der Geisterwelt. das Jnnere derer, so in der leiblichen Liebe sind, wie schwarz aus, weil es verschlossen ist, und bey einigen erscheint es dunkel feurig, naͤmlich bey denen, welche innerlich in boshaften Betrug gewesen sind; ihr Aeusseres aber erscheinet in einer scheußlichen Farbe von einem traurigen An- blick; (das Jnnere und Aeussere, welches der Seele und dem Gemuͤth zukommt, wird in der geistli- chen Welt zu sehen gegeben, so oft es dem Herrn wohlgefaͤllt.) Diejenigen, so in der leiblichen Liebe sind, sehen gar nichts in dem Lichte des Him- mels, ihnen ist das Licht des Himmels eine Fin- sternis, hingegen das Licht der Hoͤlle, welches eben so ist, wie das Licht von gluͤenden Kohlen, ist ihnen wie ein helles Licht; in dem himmlischen Licht wird auch ihr inneres Sehen oder Gesicht dermaßen verfinstert, bis das sie unsinnig wer- den, weswegen sie dasselbe fliehen, und sich in Gruben und Hoͤhlen verbergen, ja, sich so tief verbergen, als so tief bey ihnen das aus dem Boͤ- sen herruͤhrende Falsche ist: bey denen aber, so in der himmlischen Liebe sind, ist gerade das Ge- gentheil, je innerlicher oder hoͤher sie in das Licht des Himmels kommen, desto heller sehen sie al- les und auch alles desto schoͤner, und desto ver- staͤndlicher und weiser begreiffen sie die Wahrhei- ten. Diejenigen, welche in der leiblichen Liebe sind, koͤnnen durchaus nicht in der Waͤrme des Himmels leben, denn die Waͤrme des Himmels ist die himmlische Liebe, sondern sie koͤnnen nur in der Hitze der Hoͤlle leben, welches eine Liebe ist, Von der Geisterwelt. ist, gegen andre, die ihnen nicht wohl wollen, zu wuten; Verachtung andrer Feindschasten, Haß und Rache sind das Vergnuͤgen dieser Liebe, und wenn sie darinnen sind, so sind sie in ihrem Leben, und wissen ganz und gar nicht, was das sey: andern Guts thun lediglich aus dem Guten, und unmittelbar um des Guten willen, sondern sie wissen nur Gutes zu thun aus dem Boͤsen und um des Boͤsen willen. Die nun in der leiblichen Liebe sind, die koͤnnen im Himmel nicht Athem schoͤpfen; wenn ein boͤser Geist dahin gebracht wird, so ziehet er die Seele, alswie einer, der in den letzten Todeszuͤgen lieget; die aber in der himmlischen Liebe sind, die schoͤ- pfen desto freyer Athem, und leben desto vollkom- mener, je innerlicher sie im Himmel sind. Hier- aus kann nun offenbar erhellen, daß die himm- lische und geistliche Liebe der Himmel bey dem Men- schen sey, weil dieser Liebe alle Dinge des Him- mels eingeschrieben sind; und daß die leibliche und weltliche Liebe ohne die himmlische und geist- liche die Hoͤlle bey dem Menschen sey, weil diese zweyerley Liebe alle Dinge der Hoͤlle eingeschrie- ben sind. Hieraus erhellet, daß der, so eine himmlische und geistliche Liebe hat, in den Him- mel komme, derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe hat ohne die himm- lische und geistliche. 482. Daß dem Menschen der Glaube nicht bleibe, wenn er nicht aus der himm- Sw. Sch. II. Th. S lischen Von der Geisterwelt. lischen Liebe ist, das ist mir durch so viele Erfahrungen offenbaret worden, daß wenn alle s , was ich hiervon gesehen und gehoͤret habe, sollte angefuͤhret werden, es ein ganzes Buch auf uͤ llen wuͤrde: das kann ich bezeugen, daß bey denen, so in der leiblichen und weltlichen Liebe ohne die himmlische und geistliche sind, gar kein Glaube sey, auch keiner statt finden koͤnne, und daß er nur ein Wissen sey, oder eine Ueberredung, daß es Wahrheit sey, weil es seiner Liebe diener; es wurden auch sehr viele von denen, die sich ein- gebildet hatten, sie haͤtten im Glauben gestan- den, hin zu denen gefuͤhret, die wuͤrklich im Glau- ben waren, und da wurden sie, nach verstatteter Vergemeinschaftung, inne, daß sie gar keinen Glauben hatten; sie bekannten auch nachgehends, daß blos allein das Wahre und das Wort glauben, kein Glaube sey, sondern daß das der Glaube sey, aus himmlischer Liebe das Wahre lieben, und es aus in- nerer Zuneigung wollen und thun: es wurde mir auch gezeigt, daß ihre Ueberredung, die sie den Glauben nannten, nur war, wie das Licht des Winters, und weil darinnen keine Waͤrme ist, so frieret alles auf Erden zusammen, er star- ret, und liegt unter dem Schnee; sobald dahero das Licht ihres in der Einbildung bestehenden Glaubens von den Strahlen des himmlischen Lichts zusammen gedruͤckt wird, nicht nur aus- loͤschet, sondern auch wie eine dicke Finsternis wird, worinnen sich niemand sehen kann; und sodann Von der Geisterwelt. sodann wird zugleich ihr Jnneres dermaßen fin- ster, daß sie ganz und gar nichts verstehen, und endlich von dem Falschen gar unsinnig werden. Derowegen werden bey solchen alle Wahrheiten, die sie aus dem Wort und aus der Lehre der Kirche gewußt, und fuͤr ihren Glauben ausgege- geben hatten, weggenommen, und statt derselben werden sie von allem Falschen, das mit dem Boͤ- sen ihres Lebens zusammenstimmet, eingenommen; denn sie werden alle in ihre vielerley Liebe, und nebst solcher in das damit zusammenstimmende Falsche versenkt; sie hassen und verabscheuen als- denn das Wahre, und stossen es also von sich weg, weil es dem aus dem Boͤsen herruͤhrenden Falschen, worinnen sie sind, zuwider ist. Das kann ich aus allen Erfahrungen, die ich von den Dingen des Himmels und der Hoͤlle gehabt habe, bezeugen, daß alle diejenigen, welche aus der Lehre nur den Glauben allein zugestanden ha- ben, und in Ansehung des Lebens in dem Boͤsen gewesen sind, in der Hoͤlle seyen; ich habe gese- hen, daß ihrer viele tausend dahin geworfen wur- den; von welchen ich in dem kleinen Tractat: von dem lezten Gericht und dem zerstoͤr- ten Babel, gehandelt habe. 483. Daß es die Liebe in der Thaͤtig- keit sey, welche bleibet, daß es also das Leben des Menschen sey, das folget als ein Schluß aus alle dem, was ich anitzo aus der Er- fahrung gezeigt habe, und aus dem, was oben S 2 von Von der Geisterwelt. von den Thaten und Werken gesagt worden; die Liebe in der Thaͤtigkeit ist eben das Werk und die That. 484. Es ist zu wissen, daß alle Werke und Thaten zum sittlichen und buͤrgerlichen Leben ge- hoͤren, und daß sie sich dahero auf die Aufrichtig- keit und Rechtschaffenheit, wie auch auf die Ge- rechtigkeit und Billigkeit beziehen; das Aufrich- tige und Rechtschaffene gehoͤret zum sittlichen Le- ben, und das Gerechte und Billige zum buͤrger- lichen Leben; die Liebe, wodurch solches gethan wird, ist entweder eine himmlische oder eine hoͤl- lische; wenn die Werke und Thaten des sittlichen und buͤrgerlichen Lebens aus himmlischer Liebe ge- than werden, so sind sie himmlisch, denn was aus himmlischer Liebe gethan wird, das geschiehet aus dem Herrn, und was aus dem Herrn ge- schiehet, das alles ist gut: wenn aber die Thaten und Werke des sittlichen und buͤrgerlichen Lebens aus hoͤllischer Liebe gethan werden, so sind sie hoͤl- lisch, denn was aus dieser Liebe geschiehet, wel- ches die Eigenliebe und die Liebe zur Welt ist, das geschiehet unmittelbar aus dem Menschen, und was unmittelbar aus dem Menschen geschiehet, das alles ist an sich boͤse; denn der Mensch an sich betrachtet, oder sein Eigenes, ist nichts als Boͤses. Daß Von der Geisterwelt. Daß sich die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens, die ein jeder gehabt, nach dem Tod in uͤbereinstimmende verkehren. 485. D aß die herrschende Neigung oder herr- schende Liebe bey einem jedem ewiglich bleibe, ist im vorhergehen Artikel gezeigt worden; daß aber die Ergoͤtzlichkeiten dieser Neigung oder Liebe sich in uͤbereinstimmende verkehren, soll anitzo gezeigt werden: daß sie sich in uͤbereinstimmende verkeh- ren, dadurch verstehe ich, in geistliche Ergoͤtzun- gen, die mit den natuͤrlichen uͤbereinstimmen: daß sie sich in geistliche verkehren, kann daraus offen- bar seyn, daß der Mensch, so lange er in seinem irdischen Leib ist, sich in der natuͤrlichen Welt befindet, wenn er aber diesen Leib verlaͤßt, in die geistliche Welt kommt, und einen geistlichen Leib anziehet. Daß die Engel in vollkommener mensch- licher Gestalt, und daß auch die Menschen nach dem Tod in solcher seyen; und daß ihre Leiber, mit welchen sie umgeben sind, geistlich seyen, lese man Num. 73-77: und Num. 453-460: und was die Uebereinstimmung der geistlichen Dinge mit dem natuͤrlichen sey, lese man N. 87-115. 486. Alle Ergoͤtzlichkeiten, die der Mensch hat, ruͤhren von seiner herrschenden Liebe her, denn der Mensch ergoͤtzet sich an nichts anders, als an solchen Dingen, die er liebet, und also S 3 haupt- Von der Geisterwelt. hauptsaͤchlich an solchen, die er uͤber alles liebet; ob man sage, die herrschende Liebe, oder das, was man uͤber alles liebet, das ist einerley. Diese Ergoͤtzungen sind mancherley, uͤberhaupt sind ihrer so viel, als so vielerley Arten der herrschen- den Liebe sind, mithin, so viel der Menschen, Geister und Engel sind, denn die herrschende Liebe des einen ist nimmermehr des andern seiner durch- aus gleich; daher kommt es, daß das Angesicht des einen nimmermehr des andern seinem gaͤnz- lich gleich ist, denn das Angesicht ist das Bild ei- nes jeden Gemuͤths, und in der geistlichen Welt ist es das Bild einer jeden herrschenden Liebe; die Ergoͤtzlichkeiten eines jeden insonderheit sind auch von unendlicher Mannigfaltigkeit, und es wird bey einem nicht eine einzige Ergoͤtzung ge- funden, die der andern durchaus gleich oder daß eine wie die andere sey, sowohl die, so hinter- einander folgen, eine nach der andern, als auch die, so bey einander sind, eine an der andern; es kann unmoͤglich eine wie die andre seyn; jedoch aber beziehen sich diese Ergoͤtzungen eines jeden insonderheit auf eine einzige Liebe bey ihm, so die herrschende Liebe ist, weil sie selbige zusammen ausmachen, und also machen sie mit derselben ein Einziges aus. Auf gleiche Weise beziehen sich auch alle Ergoͤtzungen uͤberhaupt auf eine ein- zige Liebe, die hauptsaͤchlich herrschet, naͤmlich im Himmel auf die Liebe zum Herrn, und in der Hoͤlle auf die Eigenliebe. 487. Wel- Von der Geisterwelt. 487. Welche und welcherley die geistliche Er- goͤtzungen seyen, worein die natuͤrliche Ergoͤtzun- gen eines jeden nach dem Tod verkehret werden, kann man nicht anders woher wissen, als aus der Wissenschaft der Uebereinstimmungen; diese lehret uͤberhaupt, daß nichts Natuͤrliches vorhanden sey, womit nicht etwas Geistliches uͤbereinstimme, und lehret auch insonderheit, was und welcher- ley das Uebereinstimmende sey; wer dahero diese Wissenschaft inne hat, der kann seinen Zustand nach dem Tod erkennen und wissen, wenn er nur seine Liebe kennet, und wie solche in der haupt- saͤchlich herrschenden Liebe sey, worauf sich alle Arten der Liebe beziehen, wie ich kurz vorher ge- sagt habe. Diejenigen aber, welche in der Ei- genliebe sind, koͤnnen ihre herrschende Liebe un- moͤglich wissen, weil sie das Jhrige lieben, und ihr Boͤses gut heissen, auch zugleich das Falsche, das sie hegen, und wodurch sie ihr Boͤses bekraͤf- tigen, Wahrheit nennen; gleichwohl aber koͤnn- ten sie selbige von andern, die weise sind, kennen lernen, wenn sie wollten, weil diese sehen, was jene nicht sehen; aber auch das geschiehet nicht bey denen, die mit der Eigenliebe dermaßen uͤber- laden sind, daß sie vor allen Lehren der Weisen einen Eckel haben. Die aber in der himmlischen Liebe sind, die nehmen den Unterricht an, und so bald ihnen ihr Boͤses, worein sie geboren sind, zu Gemuͤthe gefuͤhret wird, sogleich sehen sie es aus dem Wahren, denn dieses machet das Boͤse offenbar: denn ein jeder kann aus dem Wahren, S 4 das Von der Geisterwelt. das aus dem Guten kommt, das Boͤse und des- sen Falsches sehen, keiner aber kann aus dem Boͤ- sen das Gute und Wahre sehen; die Ursache ist, weil das Falsche des Boͤsen eine Finsternis ist, und auch damit uͤbereinstimmet; dahero sind die- jenigen, so in dem aus dem Boͤsen herruͤhrenden Falschen sind, wie Blinde, die das, was im Lichte ist, nicht sehen, und es auch wie die Nachteulen fliehen: hingegen das Wahre aus dem Guten ist ein Licht, und stimmet auch mit dem Lichte uͤber- ein, man lese Num. 126-134; weswegen die- jenigen, so in dem aus dem Guten herruͤhrenden Wahren sind, sehen und eroͤffnete Augen haben, und das, was im Lichte ist, von dem, was im Schatten ist, zu unterscheiden wissen. Hierin- nen bin ich auch durch die Erfahrung bestaͤrket worden; die Engel in den Himmeln sehen nicht nur, sondern empfinden auch das Boͤse und Fal- sche, das manchmal in ihnen aufsteiget, wie auch da Boͤse und Falsche, worinnen sich die Geister befinden, die in der Geisterwelt an die Hoͤllen ge- bunden worden sind, aber die Geister selbst koͤn- nen ihr Boͤses und Falsches nicht sehen; was das Gute der himmlischen Liebe, was das Gewissen, was das Aufrichtige und Gerechte sey, wenn es nicht um sein selbst willen geschiehet, und was das sey: vom Herrn gefuͤhret werden, das alles fas- sen sie nicht, und sprechen, es sey unmoͤglich, mit- hin sey es ein Nichts. Dieses ist zu dem Ende gesagt worden, damit sich der Mensch pruͤfen, und aus seinen Ergoͤtzlichkeiten oder Vergnuͤgen seine Liebe Von der Geisterwelt. Liebe erkennen, und hieraus, so viel er naͤmlich von der Wissenschaft der Uebereinstimmungen fassen kann, den Zustand seines Lebens nach dem Tod wissen moͤge. 488. Wie sich die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens, die ein jeder gehabt, nach dem Tod in uͤberein- stimmende verkehren, das kann man zwar aus der Wissenschaft der Uebereinstimmungen wis- sen, weil aber diese Wissenschaft noch nicht be- kannt gemacht worden, so will ich diese Sache durch einige Beyspiele der Erfahrung Einiger- massen ins Licht setzen. Alle die, so in dem Boͤ- sen sind und sich in dem Falschen wider die Wahr- heiten der Kirche festgesetzt, zumahl diejenigen, welche das Wort verworfen haben, fliehen das Licht des Himmels, und verkriechen sich in Gruͤf- te, die bey den Oeffnungen stockfinster aussehen, und in Felsen-Loͤcher, und verstecken sich allda; und dieses darum, weil sie die Falschheiten gelie- bet, und die Wahrheiten gehaßt haben; denn dergleichen Gruͤfte, wie auch Felsen-Loͤcher, in- gleichen auch die Falschheiten stimmen mit der Finsternis, die Wahrheiten aber mit dem Lichte uͤberein; es ist ihre Lust, sich daselbst aufzuhal- ten, und eine Unlust, in offenen Feldern zu woh- nen. Eben machen es so diejenigen, deren Lust gewesen, andern heimlicher Weise nachzustellen, und im verborgenen mit listigen Anschlaͤgen um- zugehen; diese befinden sich eben auch in solchen Gruͤften, und gehen in so finstere Kammern, daß S 5 nicht Von der Geisterwelt. nicht einmal einer den andern sehen kann, und lispeln in den Winkeln einander in die Ohren; hierein verkehret sich die Lust ihrer Liebe. Die den Wissenschaften obgelegen, und dabey keinen an- dern Zweck gehabt, als sich Gelehrte nennen zu lassen, aber ihren vernuͤnftigen Theil durch dieselben nicht ausgebildet, und an den Gedaͤcht- nis-Sachen ein von dem daher ruͤhrenden Hoch- muth verursachtes Vergnuͤgen gehabt haben, die lieben die sandigte Oerter, die sich weit lieber, als die Felder und Gaͤrten erwaͤhlen, weil das San- digte mit dergleichen Studien uͤbereinstimmet. Welche die Lehrpunkte ihrer Kirche und andrer gewußt, aber nicht das geringste davon aufdas Leben angewendet haben, die erwaͤhlen sich felsig- te Oerter, und wohnen zwischen Steinhaufen, die gebauten Oerter aber fliehen sie, weil sie ihnen zuwider sind. Diejenigen so alles der Natur, wie auch die, so alles ihrer selbst eigenen Klugheit zugeschrieben, und durch allerley Kunstgriffe sich zu Ehren geschwungen, und Reichthuͤmer er- wuchert haben, die legen sich im andern Leben auf zauberische Kuͤnste, welche ein Misbrauch der goͤttlichen Ordnung sind, und bey diesen em- pfinden sie die groͤßte Ergoͤtzung ihres Lebens. Diejenigen, welche das goͤttliche Wahre auf ihre vielerley Liebe gezogen, und es also verfaͤlscht haben, lieben den Urin, weil der Urin mit den Ergoͤtzlichkeiten dieser vielerley Liebe uͤberein- stimmet. Diejenigen, welche garstig geitzig ge- wesen, wohnen in Kellern, und lieben den Un- flath Von der Geisterwelt. flath der Schweine, wie auch das Stinkende, als wie es von den unverdaueten Speisen im Magen ausduͤnstet. Die in lauter Wolluͤsten ihr Leben zugebracht, kostbar oder niedlich ge- lebt, und der Gurgel und dem Bauch was zu gut gethan haben, indem sie dieses alswie das hoͤchste Gut des Lebens liebten, die lieben im an- dern Leben den Koth und die heimlichen Ge- maͤcher, das ist sodann ihre Ergoͤtzung; aus der Ursache, weil dergleichen Wolluͤste gestliche Un- flaͤtereyen sind; die reinen Oerter, wo kein Un- flat ist, fliehen sie, weil sie ihnen unangenehm sind. Diejenigen, welche an den Ehebruͤchen ihre Lust gehabt, halten sich in Hurenhaͤuser auf, wo alles unsauber und unflaͤtig ist; diese haben sie gerne, aber die zuͤchtigen oder ehrlichen Haͤuser fliehen sie; sobald sie zu diesen kommen, fallen sie in Ohnmacht; nichts ist ihnen ange- nehmer, als die Ehen zu brechen. Diejenigen, welche rachgierig gewesen, und sich daher eine grimmige und grausame Natur zugezogen ha- ben, lieben die Oerter der Todtenaͤser, und sind auch in dergleichen Hoͤllen. Und so die andern auf eine andere Weise. 489. Aber die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens derjenigen, welche in himmlischer Liebe in der Welt gelebt haben, werden in solche uͤbereinstim- mende Dinge verwandelt, dergleichen in den Himmeln sind, welche aus der Sonne des Him- mels, und aus dem daher ruͤhrenden Licht ent- stehen Von der Geisterwelt. stehen, welches Licht solche Dinge vor das Ge- sichte bringt, die das goͤttliche in sich verborgen haben; dasjenige, was daraus zum Vorschein kommt, hat einen Eindruck auf das Jnnere der Engel, das ihrem Gemuͤthe zukommt, zugleich auf das Aeussere, das ihrem Leib zugehoͤret; und weil das goͤttliche Licht, so das vom Herrn aus- gehende Goͤttliche Wahre ist, in ihre Gemuͤ- ther einfließt, die durch die himmlische Liebe ge- oͤffnet sind, so stellet es dahero im Aeusserlichen solche Dinge dar, die mit den Ergoͤtzungen ih- rer Liebe uͤbereinstimmen: daß die Dinge, die in den Himmeln vor dem Gesichte erscheinen, mit dem Jnnern der Engel, oder mit ihrem Glauben und ihrer Liebe, und mit ihrer daher ruͤhrenden Verstandes-Erkaͤnntnis und Weis- heit uͤbereinstimmen, ist in dem Artikel von den vorstellenden Dingen und Erscheinungen im Himmel, Num. 170-176 gezeigt worden; wie auch in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels Num. 265-275. Weil ich nun an- gefangen habe, aus den Beyspielen der Erfah- rung diese Sachen zu bestaͤtigen, um naͤmlich dasjenige, was ich vorher aus den Ursachen der Dinge gesagt habe, zu erlaͤutern, so will ich auch etwas von den himmlischen Ergoͤtzungen vorbringen, worein die natuͤrlichen Ergoͤtzlich- keiten derer, so in der Welt in himmlischer Liebe gelebt haben, verwandelt werden, Diejenigen, welche die goͤttliche Wahrheiten und das Wort geliebet haben aus innerer Zuneigung, oder aus der Von der Geisterwelt. der Neigung zum Wahren, weil es Wahrheit ist, die wohnen im andern Leben im Lichte, auf erhabenen Orten, die da wie Berge aussehen, und sind allda bestaͤndig im Lichte des Himmels; sie wissen gar nicht, was die Finsternis, alswie sie in der Welt des Nachts ist, sey; und leben auch in einem temperirten Fruͤhling; vor ihrem Gesichte stellen sich gleichsam Aecker und Erndten und Weinberge dar; in ihren Haͤusern glaͤnzt alles und jedes, wie von Edelgesteinen; ihr Schauen durch die Fenster ist wie lauter Crystall; diese Dinge sind die Ergoͤtzungen ihres Gesich- tes, aber eben diese Dinge sind auch, vermoͤge der Uebereinstimmungen mit dem himmlisch Goͤttlichen, innerliche Ergoͤtzungen, denn die Wahrheiten aus dem Wort, die sie geliebet ha- ben, stimmen mit den Erndten, Weinbergen, Edelgesteinen, Fenstern und Crystallen uͤberein. Diejenigen, so die Lehrpunkte der Kirche, die naͤmlich aus dem Wort sind, gleichsobald aufs Leben angewendet haben, befinden sich im in- nersten Himmel, und sind vor den uͤbrigen in der Ergoͤtzung der Weisheit; in allen und jeden Gegenstaͤnden erblicken sie das Goͤttliche; sie se- hen zwar die Gegenstaͤnde, aber das damit uͤber- einstimmende Goͤttliche fliesset alsbald in ihre Gemuͤther ein, und erfuͤllen solche mit Selig- keit, von welcher alle ihre sinnliche Empfindun- gen einen Eindruck bekommen; daherkommt es, daß alles vor ihren Augen gleichsam lachet, spie- let und lebet; hiervon lese man oben Num. 270. Die Von der Geisterwelt. Die die Wissenschaften geliebet, und durch solche ihren vernuͤnftigen Theil ausgebildet, und sich von daher einen Erkaͤnntnisvollen Verstand zu- wege gebracht, und zugleich das Goͤttliche er- kannt haben, deren Lust an den Wissenschaften, und deren vernuͤnftiges Vergnuͤgen, verwan- delt sich im andern Leben in ein geistliches Ver- gnugen, welches ein Vergnuͤgen an Erkaͤnnt- nissen des Guten und Wahren ist; sie wohnen in Gaͤrten, wo Blumenreiche und gruͤne Plaͤtze erscheinen, die in Beete schoͤn eingetheilt sind, und umher Reihen von Baͤnmen mit Lauben und Spatziergaͤngen; die Baͤume und Blumen wer- den von Tag zu Tag mannigfaltiger; der An- blick aller dieser Dinge veursachet uͤberhaupt ihren Gemuͤthern Ergoͤtzungen, und die Man- nigsaltigkeiten erneuern insbesondere diesel- ben fuͤr und fuͤr; und weil diese Dinge mit dem Goͤttlichen uͤbereinstimmen, und sie die Uebe - einstimmungen verstehen, so werden sie immer mit neuen Erkaͤnutnissen erfuͤllet, und durch solche wird ihr geistlich vernuͤnftiger Theil vollkommener; diese Ergoͤtzungen haben sie da- her, weil die Gaͤrten, die Blumenreiche und gruͤne Plaͤtze, wie auch die Baͤume mit den Wis- senschaften, Kenntnissen, und mit der daher ruͤhrenden Verstandes Erkaͤnntnis uͤbereinstim- men. Die, so Gott alles zugeschrieben, die Na- tur aber, in Ruͤcksicht auf ihn, wie fuͤr tod an- gesehen, als welche nur den geistlichen Dingen diene, und sich hierinnen bestaͤrket haben, die befin- Von der Geisterwelt. befinden sich in dem himmlischen Lichte, und alle Dinge, die vor ihren Augen erscheinen, bekom- men von diesem Lichte die Eigenschaft, daß sie durchsichtig sind, und in dieser Durchsichtigkeit erblicken sie unzaͤhlige mannigfaltige Veraͤnde- rungen des Lichts, die ihr inneres Gesicht gleich- sam unmittelbar sich eindruͤcket; daher empfin- den sie die innern Ergoͤtzungen: die Dinge, so in ihren Haͤusern zum Vorschein kommen, sind gleichsam wie von Diamanten, worinnen eben solche mannigfaltige Veraͤnderungen sind; ich habe gesagt, daß die Waͤnde ihrer Haͤuser gleich- sam crystallisch, und also ebenfalls durchsichtig seyn, und an diesen Waͤnden erscheinen gleich- sam fliessende Gestalten, welche himmlische Din- ge vorstellen, eben auch mit unaufhoͤrlicher Man- nigfaltigkeit: und dieses darum, weil derglei- chen Durchsichtigkeit mit dem Verstand uͤberein- stimmet, der vom Herrn erleuchtet worden, nachdem der Schatten, der von dem Glauben und der Liebe zu dem Natuͤrlichen herruͤhret, ver- trieben ist: solche, und noch endlich viele andre Dinge sind es, wovon diejenigen, welche im Him- mel gewesen sind, sagen, daß sie Dinge gesehen haͤtten, die kein Auge jemals gesehen, und aus der ihnen mitgetheilten Empfindung, die sie von dem aus diesen Dingen herruͤhrenden Goͤtt- lichen gehabt, sprechen, daß sie Dinge gehoͤ- ret haͤtten, die kein Ohr jemals gehoͤret. Diejenigen, welche nichts heimliches gethan, son- dern gewollt haben, daß alle ihre Gedanken, of- fenbar Von der Geisterwelt. fenbar seyn moͤchten, so viel es naͤmlich das buͤr- gerliche Leben zuließ, diese weil sie nichts anders, als das Aufrichtige und Gerechte aus dem Goͤtt- lichen gedacht haben, leuchten im Himmel mit dem Angesicht, und vermoͤge dieses Lichtes kom- men in ihrem Angesicht alle und jede Neigun- gen und Gedanken, als in einer Gestalt, zum Vorschein, und in Ansehung der Rede und Hand- lungen sind sie gleichsam Abbildungen ihrer Neigungen; daher hat man sie lieber, als an- dre; wenn sie reden, wird ihr Angesicht ein we- nig dunkel, wenn sie aber ausgeredet haben, so kommt das naͤmliche, was sie geredet, zugleich in dem Angesicht zum Vorschein, daß man es voͤllig sehen kann: auch alles, was um sie herum ist, weil es mit ihrem Jnnern uͤberein stimmet, erscheinet solchergestalt, daß es von andern ganz genau erkannt wird, was es vorstelle und zu bedeuten habe: die Geister, deren Lust gewesen, alles heimtuͤckisch zu thun, reissen schon von wei- ten vor ihnen aus, und kommen sich vor, als ob sie wie Schlangen von ihnen weg kriechen. Die die Ehebruͤche fuͤr Schandthaten gehalten, und in keuscher ehelicher Liebe gelebt haben diese sind vor den uͤbrigen in der Ordnung und Ge- stalt des Himmels, und daher in aller Schoͤn- heit, und bestaͤndig in der Jugend Bluͤte; die Ergoͤtzungen ihrer Liebe sind unaussprechlich, und vermehren sich in Ewigkeit; denn in die keusche eheliche Liebe fließen alle Ergoͤtzungen und Freu- den des Himmels ein, weil diese Liebe aus der Ver- Von der Geisterwelt. Verbindung des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche, und uͤberhaupt aus der Verbin- dung des Guten mit dem Wahren entspringt, welche Verbindung der Himmel selber insge- mein, und bey einem jeden Engel insbeson- dere ist, man lese oben Num. 366-386: ihre aͤusserliche Ergoͤtzungen sind so beschaffen, daß sie mit menschlichen Woͤrtern unmoͤglich beschrie- ben werden koͤnnen. Das ist aber das wenigste, was ich von den Uebereinstimmungen der Ergoͤtz- lichkeiten bey denen, so in der himmlischen Liebe sind, gesagt habe. 490. Hieraus kann man nun wissen, daß die Ergoͤtzungen aller und jeder nach dem Tod in uͤbereinstimmende verwandelt werden, doch so daß die Liebe selber dennoch in Ewigkeit bleibe, als die eheliche Liebe, die Liebe zur Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, und zum Guten und Wahren, die Liebe zu den Wissenschaften und Kenntnissen, die Liebe zur Verstandes Erkaͤnntnis und Weis- heit, und die uͤbrigen Arten der Liebe; die Din- ge nun, so hieraus fliessen, alswie Baͤche von ihrer Quelle, sind die Ergoͤtzungen, welche eben auch fortdauern, aber hoͤher steigen, wenn sie von den natuͤrlichen zu den geistlichen kommen. Von dem ersten Zustand des Menschen nach dem Tod. 491. E s sind drey Zustaͤnde, die der Mensch nach dem Tod durchgehen muß, ehe er entweder Sw. Sch. II. Th. T in Von der Geisterwelt. in den Himmel oder in die Hoͤlle kommt; der erste Zustand ist der Zustand seines Aeussern; der andere Zustand ist der Zustand seines Jn- nern; und der dritte Zustand ist der Zustand seiner Vorbereitung: diese Zustaͤnde durchgehet der Mensch in der Geisterwelt. Es sind aber einige, die diese Zustaͤnde nicht durchgehen, son- dern gleich nach dem Tod entweder in den Him- mel aufgenommen werden, oder sich in die Hoͤlle werfen; diejenigen, welche alsbald in den Him- mel aufgenommen werden, sind solche, die wiedergeboren sind, Hier koͤnnen diejenigen aufmerken, die sich zwar Theologen nennen lassen, aber nichts von der Wiedergeburt wissen wollen, noch we- niger etwas davon verstehen; der Uebers. und sich also in der Welt zum Himmel vorbereitet haben; die nun dergestalt wiedergeboren und vorbereitet sind, daß sie nur noch noͤthig haben, mit dem Leib das natuͤrliche Unreine abzulegen, die werden von den Engeln gleichsobald in den Himmel ge- tragen; ich habe gesehen, daß einige nach einer Stunde ihres Absterbens dahin erhoben wur- den. Die aber innerlich boshaft, und aͤusserlich dem Anschein nach gut gewesen, die also ihre Bosheit mit Betrug angefuͤllt, und das gute zu einem betruͤglichen Mittel gebraucht haben, die stuͤrzen sich alsbald in die Hoͤlle; ich habe gesehen, daß sich etliche dergleichen gleich nach dem Tod in die Hoͤlle stuͤrzten; einer, der den groͤßten Be- Von der Geisterwelt. Betrug gespielt hatte, mit dem Kopf abwaͤrts und mit den Fuͤssen in die Hoͤhe; und andre auf eine andre Weise. Es sind auch einige, die gleich nach dem Tod in die Hoͤhlen geworfen, und also von denen, die in der Geisterwelt sind, abgesondert, und von da heraus genomm, und manchmal wieder hineingelassen werden; diese sind es, die unter einem hoͤflichen Vorwand an dem Naͤchsten boshaftig gehandelt haben. Aber dieser und jener sind wenig gegen die zu rechnen, so in der Geisterwelt behalten, und allda nach der goͤttlichen Ordnung entweder zum Himmel, oder zur Hoͤlle vorbereitet werden. 492. Was den ersten Zustand anbetrift, welches der Zustand des Aeussern ist, so kommt der Mensch gleich nach dem Tod in denselben; der Geist eines jeden Menschen hat etwas Aeus- seres und etwas Jnneres; das Aeussere des Geistes ist dasjenige, wodurch er den Leib des Menschen in der Welt, vornehmlich sein Ange- sicht, Rede und Geberden, zum gesellschaftli- chen Leben bequem macht; aber das Jnnere des Geistes ist sein selbsteigenes Wollen, und sein daher ruͤhrendes Denken, welches selten an dem Angesicht, an der Rede und an den Geberden offenbar wird; darum, weil sich der Mensch, schon von der Kindheit an, dazu gewoͤhnt, Freundschaft, Wohlwollen und Aufrichtigkeit vor zu geben, und die Gedanken seines eigenen Willens zu verhehlen; aus der daher ruͤhrenden T 2 Fer- Von der Geisterwelt. Fertigkeit nun nimmt er ein sittliches und buͤr- gerliches Leben im Aeussern an sich, er mag in- nerlich beschaffen seyn, wie er wolle: aus die- ser Fertigkeit kommt es nun, daß der Mensch sein Jnneres kaum kennet, wie auch, daß er nicht darauf Achtung giebt. 493. Der erste Zustand des Menschen nach dem Tod ist eben so, wie sein Zustand in der Welt, weil er sich ebenfalls in dem Aeusserlichen befindet; er hat auch eben das Angesicht, eben die Sprache, und eben das Gemuͤth, und also eben das sittliche und buͤrgerliche Leben; daher kommt es, daß er alsdenn nicht anders weis, als sey er noch in der Welt, zumal, wenn er nicht Achtung giebt auf das, was ihm begegnet, noch auf das, was ihm die Engel, da er auferwecket worden, gesagt haben, daß er naͤmlich ein Geist sey man lese oben Num. 450. Auf solche Weise wird ein Leben in das andere fortgesetzet, und der Tod ist nur ein Uebergang. 494. Weil der neu angekommene Geist des Menschen nach geendigten Leben in der Welt so beschaffen ist, so kennen ihn alsdenn die Freunde, und die, so er in der Welt gekannt hat, denn die- ses werden die Geister nicht nur aus seinem An- gesicht und aus seiner Sprache inne, sondern auch aus dem Umkreis seines Lebens wenn sie ihm nahe kommen; im andern Leben stellet ein jeder, sobald er an den andern denket, sich auch dessen Ange- Von der Geisterwelt. Angesicht, und zugleich noch mehreres von des- sen Leben in Gedanken vor, und indem er das thut, wird der andre Gegenwaͤrtig, alswie her- bey gezogen und gerufen; dieses kommt in der geistlichen Welt daher, daß allda die Gedanken mitgetheilt werden, und daß allda keine solche Raͤume sind, wie in der natuͤrlichen Welt, man lese oben Num. 1 91-199; daher kommt es, daß alle, sobald sie in das andere Leben kommen, von ihren Freunden, Verwandten und einigermasen bekannt gewesenen, gekannt werden, und daß sie auch mit einander reden, und sich hernach so zusammen gesellen, wie die Freundschaften in der Welt gewesen: vielmals hoͤrete ich, daß die, so aus der Welt ankamen, sich erfreueten, ihre Freunde wieder zu sehen, und hinwiederum die Freunde, daß sie wieder zu ihnen kamen. Gemeiniglich kommt ein Ehegatte zu dem an- dern, und preissen einander gluͤcklich; sie halten sich auch bey einander auf, aber laͤnger oder kuͤr- zer, je nachdem sie in der Welt mit Vergnuͤgen beysammen gewesen; gleichwohl aber, wenn sie nicht die wahre eheliche Liebe, welche Liebe die aus der himmlischen Liebe herruͤhrende Vereinigung der Gemuͤther ist, mit einander verbunden hat, so trennen sie sich von einander, nachdem sie eine kleine Weile beysammen gewesen. Wenn aber die Gemuͤther der Ehegatten unter einander un- einig gewesen sind, und einen innerlichen Ab- scheu vor einander gehabt haben, so brechen sie in offenbare Feindschasten aus, und streiten bis- T 3 weilen Von der Geisterwelt. weilen mit einander, und dessen ungeachtet tren- nen sie sich doch nicht eher, als bis sie in den an- dern Zustand eingehen, von welchem nun gleich im folgenden geredet werden soll. 495. Weil das Leben der neuen Geister eben so ist, wie ihr Leben in der natuͤrlichen Welt, und weil sie nichts von dem Zustand ihres Lebens nach dem Tod, auch von dem Himmel und von der Hoͤlle sonst nichts wissen, als was sie aus dem buch- staͤblichen Sinn des Worts, und aus den daher genommenen Predigten gelernet haben, so kommt ihnen dahero, nachdem sie sich verwun dert haben daß sie in einem Leibe sind, und in allen Sinnen, die sie in der Welt gehabt, und daß sie eben dergleichen Dinge sehen, ein Verlangen an, zu wissen, wie der Himmel und wie die Hoͤlle be- schaffen, und wo solche dann seyen; derohal- ben werden sie von ihren Freunden vom Zustand des ewigen Lebens unterrichtet, und auch herum- gefuͤhret an mancherley Oerter, und im mancher- ley Gesellschaften, einige von ihnen werden in Staͤdte, wie auch in Gaͤrten und Paradiese, ge- meiniglich aber zu praͤchtigen Dingen gefuͤhret, weil dergleichen Dinge das Aeusserliche, worin- nen sie stehen, ergoͤtzen: sie werden sodann manch- mal auf ihre Gedanken gebracht, die sie bey Lei- bes Leben vom Zustand ihrer Seele nach dem Tod, wie auch vom Himmel und von der Hoͤlle gehabt haben, und dieses so lange, bis sie unwillig wer- den, daß sie von dergleichen Dingen gar nichts gewußt Von der Geisterwelt. gewußt haͤtten, und daß auch die Kirche davon nichts wisse. Fast alle sind begierig, zu wissen, ob sie in den Himmel kommen werden; die mei- sten glauben, sie kaͤmen in den Himmel, weil sie in der Welt ein sittliches und buͤrgerliches Le- ben gefuͤhret haͤtten, und bedenken nicht, daß die Boͤsen aͤusserlich eben ein solches Leben fuͤh- ren, wie die Guten, eben auch andern Gutes thun, und ebenfalls in die Kirche gehen, die Predigten anhoͤren, und beten; indem sie ganz und gar nicht wissen, daß es nicht die aͤusser- liche Handlungen und der aͤusserliche Gottes- dienst ausmachen, sondern das Jnnerliche, wo- raus das Aeusserliche herkommt: von etlichen tausenden weis kaum ein einziger, was das Jn- nerliche ist, und daß der Mensch den Himmel und die Kirche innerlich hat; und noch weniger wissen sie, daß die aͤusserliche Handlungen so be- schaffen, wie die Absichten und Gedanken, und in diesen die Liebe und der Glaube sind, woraus selbige eben her kommen: und wenn sie belehret werden, so wollen sie gar nicht begreiffen, daß es das Denken und Wollen ausmache, sondern glauben, das Reden und Thun mache es aus: so sind die meisten beschaffen, die heut zu Tage aus der Christenheit in das andere Leben kommen. 496. Gleichwohl aber werden sie von den gu- ten Geistern gepruͤft, von welcher Art sie seyn, und dieses geschieht auf mancherley Weise, weil in diesem ersten Zustand die Boͤsen eben so wohl T 4 das Von der Geisterwelt. das Wahre reden, und das Gute thun, alswie die Guten; aus der obgedachten Ursache, weil sie aͤusserlich eben auch ein sittliches Leben gefuͤh- ret haben, weil sie unter den Regierungen und unter den Gesetzen stunden, und weil sie durch dasselbe den Namen eines Gerechten und Auf- richtigen erhascheten und die Gemuͤther an sich locketen, und also zu Ehren kamen, und Reich- thuͤmer konnten zusammen scharren. Es unter- scheiden sich aber die boͤsen Geister von den guten vornehmlich dadurch, daß die boͤsen, wenn die Rede von dem Aeusserlichen ist, begierig aufmer- ken, hingegen wenig Achtung geben, wenn von dem Jnnerlichen, so das Wahre und Gute der Kirche und des Himmels ist, geredet wird; die- ses hoͤren sie zwar mit an, aber nicht mit Auf- inerksamkeit und Freude: sie unterscheiden sich aber auch dadurch, daß sie sich oftmal s zu gewis- sen Gegenden kehren, und sobald sie sich selber uͤberlassen sind, die dahin zielende Wege gehen; aus der Wendung zu den Gegenden, und aus dem Hingang auf den Wegen, erkennet man, von was fuͤr einer Art der Liebe sie gefuͤhret werden. 497. Alle Geister, die aus der Welt ankom- men, sind zwar entweder an eine gewisse himmli- sche Gesellschaft, oder an eine gewisse hoͤllische Ge- sellschaft gebunden, aber nur in Ansehung des Jnnern, das Jnnere aber wird bey keinem einzi- gen, so lange er sich in dem Aeussern befindet, of- fenbar, denn das Aeusserliche bedecket und ver- birget Von der Geisterwelt. birget das Jnnerliche, hauptsaͤchlich bey denen, welche in dem innnern Boͤsen sich befinden; her- nach aber kommt das Jnnere offenbar zum Vor- schein, wenn sie in den andern Zustand kommen; weil sodann ih Jnneres eroͤffnet, und das Aeus- sere eingeschlaͤfert wird. 498. Dieser erste Zustand des Menschen nach dem Tod dauert bey einigen etliche Tage, bey eini- gen etliche Monate, und bey einigen ein Jahr lang, selten aber bey einem uͤber ein Jahr; bey al- len und jeden aber mit einem solchen Unterschied, je nachdem das Jnnere mit dem Aeussern entwe- der zusammen, oder nicht zu sammen stimmet: denn es muß bey einem jeden das Aeussere und Jnnere ein Einziges ausmachen und mit einander uͤber- einstimmen, weil keiner in der geistlichen Welt anders denken und wollen, und anders reden und handeln darf, ein jeder allda muß die Abbildung seiner Neigung oder seiner Liebe seyn, wie er nun in dem Jnnern beschaffen ist, so muß er auch in dem Aeussern seyn; dahero wird das Aeussere des Geistes zu erst entdeckt und in Ordnung gebracht, damit es dem Jnnern zu einer uͤbereinstimmen- den Grundlage dienen moͤge. Von dem andern Zustand des Menschen nach dem Tod. 499. D er andere Zustand des Menschen nach dem Tod wird der Zustand des Jnnern genennet, T 5 weil Von der Geisterwelt. weil er alsdenn in das Jnnere, das seinem Ge- muͤth, oder Willen und Denken zukommt, ver- setzt, und das Aeussere, worinnen er in seinem ersten Zustand gewesen war, eingeschlaͤfert wird. Ein jeder, der auf des Menschen Leben und dessen Reden und Handlungen Achtung giebt, kann erkennen, daß bey einem jeden ein Aeusseres und ein Jnneres ist, oder aͤussere und innere Gedanken und Absichten; dieses kann er folgendermasen erkennen: wer hoͤflich lebt, der denket von andern so, wie er es entweder aus dem gemeinen Ruf, oder aus Umgang, von ihnen gehoͤret und vernommen hat, er redet aber doch nicht mit ihnen so, wie er es denket, und ob sie gleich boͤse sind so betraͤgt er sich doch hoͤflich gegen sie: daß dem so sey, ist hauptsaͤchlich von denen bekannt, die sich verstellen und schmeicheln, die da ganz anders reden und thun, als sie denken und wollen: und von den Heuchlern, die von Gott, vom Himmel, von der Seelen Seligkeit, von den Wahrheiten der Kirche, von dem Besten des Vaterlandes, und von dem Naͤchsten, als- wie aus dem Glauben und der Liebe reden, da sie doch im Herzen etwas anders glauben, und nur sich allein lieben. Hieraus kann nun offen- bar erhellen, daß zweyerley Denken ist, das eine ein aͤusseres und das andere ein inne- res, und daß sie aus dem aͤussern Denken re- den, und aus dem innern Denken etwas anders im Sinn haben, wie auch, daß dieses zweyfache Denken von einander abgesondert ist, denn man nimmt Von der Geisterwelt. nimmt sich in acht, daß das innere nicht in das aͤussere fleiße, und nicht einigermaßen zum Vor- schein komme. Der Mensch ist von der Schoͤ- pfung her so beschaffen, daß das innere Denken mit dem aͤussern durch die Uebereinstimmung ein Einziges ausmache; und bey den Guten macht es auch Eins aus, denn diese denken nichts, als Gutes, und reden auch Gutes; bey den Boͤsen hingegen macht das innere Denken mit dem aͤus- sern nicht Eins aus, denn diese denken Boͤses und reden Gutes; bey denen ist die Ordnung verkeh- ret, denn das bey ihnen befindliche Gute ist aͤus- serlich, und das Boͤse innerlich; daher kommt es, daß das Boͤse uͤber das Gute herrschet, und sich dieses, alswie einen Sclaven, unterwuͤrfig macht, damit es ihnen zu einem Mittel dienen moͤge, die Endzwecke ihrer Liebe zu erreichen; und weil in dem Guten, das sie reden und das sie thun, diese Endzwecke sind, so ist offenbar, daß ihr Gutes nicht gut, sondern mit dem Boͤsen angesteckt ist, ob es gleich denen, die von dem Jnnern nichts wissen, vorkommt, als waͤre es gut: bey den Guten aber hat es eine ganz andre Bewandnis; bey diesen ist die Ordnung nicht verkehrt, sondern das Gute aus dem innern Denken fließet in das aͤussere, und also in die Rede und in die Hand- lungen; dieses ist die Ordnung, worein der Mensch geschaffen worden ist; denn auf solche Weise ist das Jnnere derselben im Himmel und in dem Lichte allda, und weil das Licht des Himmels das vom Herrn ausgehende Goͤttliche Wahre, und mithin der Von der Geisterwelt. der Herr selbst im Himmel ist, N. 126-140, so werden sie dahero vom Herrn gefuͤhret. Die- ses habe ich nun deswegen angefuͤhrt, damit man wissen moͤge, daß ein jeder Mensch ein inneres Denken und ein aͤusseres Denken habe, und daß solche von einander unterschieden seyen. Wenn ich Denken sage, so verstehe ich auch das Wol- len, denn das Denken kommt aus dem Willen, denn niemand kann ohne Willen denken. Hier- aus erhellet, was bey dem Menschen der Zustand des Aeussern und der Zustand des Jnnern sey. 500. Wenn ich sage: Wollen und Denken, so verstehe ich durch das Wollen auch die Neigung und Liebe, wie auch alles Vergnuͤgen und alle Lust, die der Neigung und der Liebe zukommen, weil sich diese auf den Willen, als auf ihre Un- terlage, beziehen, denn was der Mensch will, das liebet er und hat sein Vergnugen und seine Lust daran, und umgekehrt, was der Mensch liebt, und woran er sein Vergnuͤgen und seine Lust hat, das will er: aber alsdenn verstehe ich durch das Denken auch alles dasjenige, wodurch er seine Nei- gung oder seine Liebe bestaͤrket, denn das Denken ist nichts anders, als die Gestalt des Willens oder damit dasjenige, was der Mensch will an das Licht komme; diese Gestalt zeiget sich durch mancherley vernuͤnftige Auseinandersetzungen, die ihren Ur- sprung aus der geistlichen Welt haben, und eigent- lich dem Geist des Menschen zukommen. 501. Es ist zu wissen, daß der Mensch gaͤnz- lich so ist, wie er in Ansehung seines Jnnern be- schaffen, Von der Geisterwelt. schaffen, aber nicht, wie er in Ansehung des Aeus- sern beschaffen, das von dem Jnnern getrennt ist; aus der Ursache, weil das Jnnere seinen Geist zukommt, und das Leben des Menschen ist das Leben seines Geistes, denn aus diesem lebt der Leib, derowegen auch der Mensch in Ewigkeit so bleibt, wie er in Ansehung seines Jnnern beschaf, fen ist; das Aeussere aber wird nach dem Tod da- von geschieden, weil es auch zum Leib gehoͤret, und dasjenige, was von dem Aeussern dem Geist noch anklebet, wird eingeschlaͤfert, und dienet dem Jnnern nur zu einer Grundlage, wie ich oben gezrigt habe, da ich von dem Gedaͤchtnis des Menschen, welches nach dem Tod uͤbrig bleibt, gehandelt habe. Hieraus erhellet, was dem Menschen eigen sey, und was nicht sein eigen sey, daß naͤmlich bey den Boͤsen alles aͤussere Denken, woraus sie re- den, und alles aͤussere Wollen, woraus sie han- deln, nicht ihr eigen seyen, sondern ihr inne- res Denken und Wollen. 502. Nach vollendeten ersten Zustand, wel- ches der Zustand des Aeussern ist, wovon ich im vorhergehenden Artikel gehandelt habe, wird der Geist-Mensch in den Zustand seines Jnnern versetzt, oder in den Zustand des innern Willens und des daherruͤhrenden Denkens, worinnen er in der Welt begriffen gewesen, wenn er sich sel- ber uͤberlassen srey und ohne Zwang gedacht hatte; in diesen Zustand verfaͤllt er, ohne daß er es weis, eben so, als wenn er in der Welt die Gedanken, die er schon auf der Zunge hat, oder die er eben ausspre- Von der Geisterwelt. aussprechen will, zuruͤck ziehet gegen die innerli- chen, und in solchen stehen bleibt: sobald dem- nach der Geist-Mensch in diesem Zustand ist, so ist er in sich selber, und unmittelbar in seinem Leben, denn freywillig denken aus selbsteigener Neigung, das ist unmittelbar das Leben des Men- schen, und er selber. 503. Jn diesem Zustand denket der Geist unmittelbar aus seinem Willen, und also unmit- telbar aus seiner Neigung, oder unmittelbar aus seiner Liebe, und sodann machet das Denken mit dem Wollen ein Einziges aus, ja, ein solches Eins, daß er kaum zu denken, sondern nur zu wollen scheinet: eben so ist es beynahe, wenn er redet; doch mit dem Unterschied, daß es mit ei- niger Furcht geschiehet, die Gedanken des Wil- lens moͤchten sich bloß geben, weil dieses eben auch, vermoͤge des gesellschaftlichen Lebens in der Welt, seinem Willen eigen geworden. 504. Alle Menschen, so viel ihrer sind, kom- men nach dem Tod in diesen Zustand, weil dieser Zustand ihrem Geist eigen ist; der vorige Zu- stand ist so, wie der Mensch in Ansehung des Geistes in dem gesellschafilichen Umgang beschaffen gewesen, welcher Zustand, oder der Zustand nicht sein eigen ist: daß dieser Zustand des Aeussern, worinnen der Mensch nach dem Tod zuerst ist, und wovon in dem vorhergehenden Artikel gehandelt worden, nicht sein eigen sey, das kann aus mehreren Um- staͤnden Von der Geisterwelt. staͤnden erhellen; als zum Exempel daraus, daß die Geister nicht nur denken, sondern auch aus ihrer Neigung reden, denn ihr Reden kommt aus derselben, wie bereits aus dem, was ich in dem Artikel von der Sprache der Engel Num. 234-245 gesagt und gezeigt habe, bekannt seyn kann; auf gleiche Weise hat auch der Mensch in der Welt gedacht, wenn er bey sich oder in sich selber gewesen, denn sodann hat er nicht aus dem Reden seines Leibes gedacht, sondern nur solche Dinge, und zugleich noch mehrere innerhalb ei- ner Minute gesehen, als er hernach in einer hal- ben Stunde aussprechen konnte; daß der Zustand des Aeussern nicht dem Menschen oder seinem Geist eigen sey, erhellet auch daraus, daß, wenn er in der Welt in Gesellschaft ist, er sodann nach den Gesetzen des sittlichen und buͤrgerlichen Lebens redet, und daß sodann das innere Denken das aͤussere regieret, alswie einer den andern, damit das aͤussere die Grenzen des Wohlstandes und der Ehrbarkeit nicht uͤberschreite: es erhellet auch dar- aus, daß, wenn der Mensch bey sich denket, er auch bedenket, wie er reden und handeln will, daß er gefalle, und Freundschaft, Wohlgewogenheit und Gunst erwerbe, und dieses geschiehet auf eine fremde Weise, und also ganz anders, als wenn es aus eigenem Willen geschehen sollte. Hieraus erhellet, daß der Zustand des Jnnern, worein der Geist versetzt wird, sein eigener Zustand sey, und also auch der eigene Zustand des Menschen gewesen sey, da er in der Welt gelebt. 505. So- Von der Geisterwelt. 505. Sobald nun der Geist in dem Zustand seines Jnnern ist, sodann weiset sichs offenbar aus, wie der Mensch, da er in der Welt gelebt, in sich oder innerlich beschaffen gewesen, denn er handelt alsdenn aus dem, was ihm eigen ist; wer in der Welt innerlich gut gewesen, der han- delt alsdenn vernuͤnftig und weislich, ja, alsdenn noch weislicher, als in der Welt, weil er von dem Zusammenhang mit dem Leibe, und mit dem daherruͤhrenden Jrdischen, welches eine Verdun- kelung gemacht und gleichsam eine Wolcke dar- zwischen geschoben hatte, los und ledig ist. Wer aber in der Welt boͤse gewesen, der handelt als- denn thoͤricht und unsinnig, ja, noch unsinniger, als in der Welt, weil er in der Freyheit ist, und nicht im Zwang gehalten wird; denn da er in der Welt lebte, war er im Aeusserlichen wohl bey Sinne, denn durch dasselbe stellte er sich, als ob er ein vernuͤnftiger Mensch sey; wenn ihm da- hero das Aeussere benommen ist, so werden seine Unsinnigkeiten offenbar. Ein Boͤser, der im Aeusserlichen einen guten Menschen vorstellet, kann mit einem Gefaͤß verglichen werden, das aͤusserlich glaͤnzend und polirt und mit einem De- ckel zugedecket ist, worinnen aber allerley Unflaͤte- reyen verborgen sind; nach dem Ausspruch des Herrn, „ Jhr seyd den uͤbertuͤnchten Graͤ- bern gleich, welche auswendig huͤbsch schei- nen, aber inwendig voller Todtenbeine sind, und alles Unflates, “ Matth. 23, 27. 506. Alle Von der Geisterwelt. 506. Alle diejenigen, so in der Welt in dem Guten gelebt, und nach ihrem Gewissen gehan- delt haben, welches naͤmlich diejenigen sind, so das Goͤttliche erkannt, und das Goͤttliche Wahre geliebet, vornehmlich die, so es auf das Leben angewendet haben, kommen sich vor, wenn sie in den Zustand ihres Jnnern versetzt werden, als wie solche, die vom Schlaf aufwachen und mun- ter werden, und wie die, so aus dem Schatten in das Licht kommen; sie denken auch aus dem Lichte des Himmels und also aus der innern Weis- heit, und handeln aus dem Guten, mithin aus der innern Neigung; in ihre Gedanken und Nei- gungen fliesset auch der Himmel mit innerer Se- ligkeit und Freude ein, wovon sie vorhero nichts wußten; denn sie haben eine Vergemeinschaftung mit den Engeln des Himmels; alsdenn erkennen sie auch den Herrn, und ehren Jhn unmittel- bar aus ihrem Leben, denn sie sind in ihrem selbsteigenen Leben, wenn sie in dem Zustand ih- res Jnnern sind, wie ich kurz vorher in der 505. Nummer gesagt habe; sie erkennen und ehren Jhn auch freywillig, denn der freye Wille ist der innern Zuneigung eigen; auf solche Weise gehen sie auch von der aͤusserlichen Heiligkeit ab, und kommen in die innerliche Heiligkeit, worinnen der wahre Gottesdienst lediglich bestehet; so ist der Zustand derjenigen, die nach den Geboten in dem Wort ein christliches Leben gefuͤhret hatten. Hingegen ist der Zustand derer, die in der Welt boͤse gelebt, und die gar kein Gewissen gehabt, und Sw. Sch. II. Th. U daher Von der Geisterwelt. daher das Goͤttliche gelaͤugnet haben, gerade das Gegentheil; denn alle die, so ein boͤses Leben fuͤhren, laͤugnen das Goͤttliche innerlich in sich, wenn sie auch gleich, wenn sie in dem Aeusserli- chen sind, meynen, sie laͤugneten es nicht, son- dern erkennten es, denn das Goͤttliche erken- nen und ein boͤses Leben fuͤhren, sind zwey ein- ander entgegenstehende Dinge; diejenigen nun, welche so beschaffen sind, erscheinen im andern Le- ben, sobald sie in den Zustand ihres Jnnern kom- men, wenn man sie reden hoͤret und ihr Thun siehet, als wie Narren; denn aus ihren boͤsen Begierden brechen sie in gottlose Dinge aus, in die Verachtungen andrer, in Verspottungen und Laͤsterungen, in Haß und Rache, gehen mit Raͤn- ken um, ja, einige von ihnen sind von einer sol- chen Arglist und Bosheit, daß es kaum zu glau- ben ist, daß dergleichen in einem Menschen inwen- dig verborgen gewesen sey; denn, weil sie von dem Aeusserlichen, das sie in der Welt im Zwang und im Zaum hielte, getrennt sind, so sind sie sodann in einem freywilligen Zustand, nach den Gedanken ihres Willens zu handeln: mit einem Wort, sie sind des Vernuͤnftigseyns beraubt, weil das vernuͤnftige Wesen, das sie in der Welt ge- habt, nicht in ihrem Jnnern, sondern nur in ih- rem Aeussern seinen Sitz gehabt hatte: gleichwohl aber duͤnken sie sich annoch weiser zu seyn, als andre. Weil sie nun so beschaffen sind, so wer- den sie dahero, wenn sie in diesen andern Zu- stand sind, manchmal wieder in den Zustand ih- res Von der Geisterwelt. res Aeussern, und sodann in das Andenken ihrer Handlungen, die sie in dem Zustand des Jnnern gethan hatten, eine kleine Weile versetzt; einige schaͤmen sich sodann; einige werden unwillig, daß sie nicht bestaͤndig in dem Zustand ihres Aeussern seyn durfen; aber diesen wird gezeigt, was aus ihnen werden wuͤrde, wenn sie bestaͤndig in die- sem Zustand waͤren, daß sie naͤmlich auf eben der- gleichen Tucke umgehen, und durch den Anschein des Guten, der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, diejenigen, so einfaͤltigen Herzens und Glaubens sind, verfuͤhren, sich selber aber vollends ins Ver- derben stuͤrzen wuͤrden, denn das Aeussere wuͤrde endlich eben so in Brand gerathen, wie das Jn- nere, welcher ihr ganzes Leben verzehren wuͤrde. 507. Wenn die Geister in diesem andern Zustand sind, so erscheinen sie voͤllig so, wie sie in der Welt in sich oder innerlich beschaffen gewesen, und dasjenige, was sie in Verborge- nen gethan und geredet haben, wird auch offen- bar, denn, weil sie das Aeussere nicht zuruͤckhaͤlt, so reden sie alsdenn dergleichen Dinge oͤffentlich, und unterstehen sich auch, dergleichen zu thun, und fuͤrchten den boͤsen Ruf nicht, wie in der Welt: sie werden auch alsdenn in noch mehrere Zustaͤnde ihrer Bosheiten gebracht, damit sie auch von den Engeln und guten Geistern gesehen werden, wie sie beschaffen sind: auf solche Weise wird das Ver- borgene eroͤffnet, und das Heimliche aufgedeckt, nach den Worten des Herrn, „ Es ist nichts U 2 ver- Von der Geisterwelt. verborgen, das nicht soll entdeckt werden, noch heimlich, das nicht soll erkannt wer- den: was ihr im Finsternis gesagt habt, das wird man im Lichte hoͤren, und was ihr ins Ohr geredet in den Kammern, das wird man auf den Daͤchern ausrufen, “ Luc. 12, 2. 3. Und Matth. 12. 36: „ Jch sage euch, daß die Menschen von einem jeden unnuͤtzen Wort, daß sie geredet ha- ben, muͤssen Rechenschaft geben am Tage des Gerichts. “ 508. Wie es aber in diesem Zustande mit den Boͤsen aussieht, das kann ich nicht mit wenigem beschreiben, denn ein jeder raset sodann nach sei- nen Begierden, und diese sind mancherley, dero- wegen will ich nur einige besondere Umstaͤnde an- fuͤhren, woraus man auf das uͤbrige schliessen kann. Diejenigen, welche sich selber uͤber alles geliebet, und bey ihren Aemtern und Verrichtun- gen auf ihre selbsteigene Ehre gesehen, und Nu- tzen gestiftet, nicht um der Nutzstiftung willen, noch sich an solchen ergoͤtzet haben, sondern um des Rufes willen, damit sie durch solche fuͤr wuͤr- diger gehalten wuͤrden, als andre, und sich also an den Ruf ihrer Ehre ergoͤtzen moͤchten, diese sind, wenn sie sich in diesem andern Zustand be- finden, weit duͤmmer, als andre; denn, um so viel sich einer liebet, um so viel entfernt er sich vom Himmel, und um so viel er sich vom Himmel entfernt, um so viel entfernt er sich auch von der Weis- Von der Geisterwelt. Weisheit. Die aber in der Eigenliebe, und zu- gleich arglistig gewesen sind, und sich durch Kunst- griffe zu Ehren erhoben haben, die gesellen sich zu den allerruchlosesten, und lernen Zauberkuͤnste, die ein Misbrauch der goͤttlichen Ordnung sind, und wodurch sie alle diejenigen, die ihnen keine Ehre erweisen, anfechten und anfallen; sie gehen auf hinterlistige Nachstellungen um, hegen Haß, brennen vor Rachgier, und wollen gegen alle, die sich nicht unterwerfen, wuͤten und toben; und in alle diese Bosheiten fallen sie so tief, als so viel ihnen ein boshaster Haufe guͤnstig ist, und end- lich gehen sie in ihrem Gemuͤthe gar darauf um, wie sie gen Himmel steigen moͤgen, um ihn zu zerstoͤren, oder aber, um daselbst als Goͤtter vereh- ret zu werden; so weit wird ihre Tollkuͤhnheit getrie- ben. Diejenigen, welche aus der paͤbstlichen Reli- gion dergleichen gewesen sind, die sind noch weniger, als die andern, bey Sinne; deñ sie hegen in ihrem Gemuͤthe, daß Himmel und Hoͤlle in ihrer Ge- walt seyen, und daß sie nach Gutduͤnken die Suͤn- den vergeben koͤnnten; diese maßen sich alles Goͤttliche an, und geben sich fuͤr Christum aus; ihre Ueberredung, daß dem so sey, ist so beschaf- fen, daß, wo sie Eingang findet, sie die Gemuͤ- ther verwirret, und mit Finsternis uͤberziehet bis zum Schmerzen; in beyden Zustaͤnden sind sie fast gleich, aber in dem andern Zustand sind sie ohne alle Vernunft; aber von ihren Unfinnigkeiten, und von ihrem Loos, das sie nach vollbrachten an- dern Zustand haben, soll insonderheit etwas ge- U 3 sagt Von der Geisterwelt. sagt werden in dem kleinen Tractat: vom letz- ten Gericht und von dem zerstoͤrten Ba- bel. Diejenigen, welche der Natur die Schoͤ- pfung zugeschrieben, und daher mit dem Herzen, obgleich nicht mit dem Munde, das Goͤttliche, und mithin alles, was zur Kirche und zum Him- mel gehoͤret, gelaͤugnet haben, die gesellen sich in diesem andern Zustand zu ihres Gleichen, und legen einem jeden, der an Arglistigkeit was zum Voraus hat, den Namen: Gott bey, und er- weisen ihm auch goͤttliche Ehre; ich habe gesehen, daß etliche dergleichen in einer Zusammenkunft ei- nen Zauberer anbeteten, und sich uͤber die Natur berathschlagten, und sich naͤrrisch betrugen, gleich als ob sie unvernuͤnftige Thiere unter menschlicher Gestalt waͤren; unter diesen waren auch einige, die in der Welt in Wuͤrde oder Ansehen gestan- den hatten, und einige, die in der Welt fuͤr Ge- lehrte und Weise gehalten worden. Und so die andern auf eine andre Weise. Aus diesem we- nigen kann man schliessen, wie diejenigen beschaf- fen sind, deren Jnneres oder Gemuͤth gegen den Himmel zu verschlossen ist, wie es bey allen denen ist, die dadurch, daß sie das Goͤttliche nicht er- kannt, und nicht nach dem Glauben gelebt, kei- nen Einfluß aus dem Himmel empfangen haben: ein jeder kann von sich selber urtheilen, was aus ihm werden wuͤrde, wenn er so einer waͤre, wenn er, ohne das Gesetz und den Verlust des Lebens zu befuͤrchten, und ohne aͤusserliche Bande han- deln duͤrfte, welche Bande eben die Furcht sind, er Von der Geisterwelt. er moͤchte in Ansehung des guten Namens ver- letzet, und der Ehre, des Gewinnstes, und der daher ruͤhrenden Wolluͤsten beraubt werden. Dennoch aber haͤlt der Herr ihre Unsinnigkeit in Schranken, damit sie nicht die Grenzen des Nu- tzens uͤberschreite, denn ein jeder von dergleichen Art schaffet gleichwohl einen Nutzen; die guten Geister sehen an ihnen, was das Boͤse sey, und wie solches beschaffen, und wie der Mensch be- schaffen sey, wenn er nicht vom Herrn gefuͤhret wird; auch ist der Nutzen der, daß durch diese die Boͤsen, die einander gleich sind, zusammen gesammlet, und von den guten abgesondert wer- den; wie auch, daß den Boͤsen das Wahre und Gute, das sie aͤusserlich vorgegeben, und vorge- logen haben, genommen wird, und sie in ihr selbst eigenes boͤses Leben und in das aus dem Boͤsen herruͤhrende Falsche gebracht, und also zur Hoͤlle vorbereitet werden; denn es kommt einer nicht eher in die Hoͤlle, als bis er in seinem Boͤsen und in seinem aus dem Boͤsen herruͤhrenden Fal- schen ist; weil daselbst keiner ein zertheiltes Ge- muͤth haben darf, naͤmlich etwas anders zu den- ken und zu reden, und etwas anders zu wollen; ein jeder in der Hoͤlle befindliche Boͤse, muß allda das Falsche aus dem Boͤsen denken, und aus dem Falschen des Boͤsen reden, beydes aus dem Wil- len, und also aus seiner selbsteigenen Liebe, und aus der daher ruͤhrenden Ergoͤtzung und Lust, eben so, wie er in der Welt gedacht hat, wenn er in seinem Geist, das ist, wie er in sich oder bey sich U 4 gedacht Von der Geisterwelt. gedacht hat, wenn er aus innerer Neigung dachte: aus der Ursache, weil der Wille der Menschen selber ist, nicht aber das Denken, ausser um so viel solches von dem Willen an sich hat, und weil der Wille unmittelbar die Natur oder die Eigen- schaft des Menschen ist; daher kommt es nun, daß in seinen Willen versetzt werden, so viel ist, als in seine Natur oder Eigenschaft, wie auch, in sein Leben versetzt werden; denn durch das Le- ben ziehet der Mensch eine Natur an; und der Mensch bleibt nach dem Tod so, wie er sich durch das Leben in der Welt einen Natur zuwege ge- bracht hat; diese nun kann bey den Boͤsen nicht mehr durch den Weg zu denken oder das Wahre zu verstehen, gebessert und geaͤndert werden. 509. Wenn die boͤsen Geister in diesem an- dern Zustand sind, so werden sie gemeiniglich, weil sie in alle Arten der Bosheit fallen, oft- mals und nachdruͤcklich gestraft; in der Geister- welt sind die Strafen vielfaͤltig; es gilt auch kein Ansehen der Person, es mag einer in der Welt ein Koͤnig oder ein Knecht gewesen seyn; alles Boͤse bringt seine Strafe mit sich, das Boͤse und und die Strafe sind mit einander verknupft, wer dahero in dem Boͤsen ist, der ist auch in der Strafe des Boͤsen; dennoch aber wird einer daselbst nicht wegen des Boͤsen gestraft, das er in der Welt gethan, sondern wegen des Boͤsen, das er als- denn thut; doch kommt es auf eins hinaus, und ist gleichviel, ob man sage, sie leiden Strafe fuͤr Von der Geisterwelt. fuͤr ihr Boͤses, das sie in der Welt gethan, oder ob man sage, sie leiden Strafe fuͤr das Boͤse, das sie in dem andern Leben thun, weil ein jeder nach dem Tod wieder in sein Leben, und also in eben das Boͤse kommt; denn der Mensch ist so, wie er bey seines Leibes Leben beschaffen gewesen, man lese Num. 470.-484. Daß sie gestraft werden, ist darum, weil die Furcht vor der Strafe das einzige Mittel ist, in diesem andern Zustand das Boͤse zu baͤndigen oder zu bezaͤhmen. Ermahnung, Un- terricht, Furcht vor dem Gesetz und dem ublen Ruf helfen da nichts mehr, weil ein jeder nach seiner Natur handelt, die nicht anders zuruͤckge- halten noch gebrochen werden kann, als durch die Strafen. Die guten Geister hingegen werden nimmermehr gestraft, ob sie gleich in der Welt Boͤses gethan, denn ihr Boͤses kommt nicht wie- der, und es wird auch zu wissen gethan, daß ihr Boͤses von einer andern Art oder Natur gewesen sey, denn es ist nicht aus Vorsatz wider das Wahre, und aus keinem andern boͤsen Herzen gekommen. als aus dem, welches ihnen von den Aeltern an- geerbt war, und worzu sie, wenn sie sich in dem Aeussern befunden haben, das vom Jnnern ge- trennt war, von einem blinden Vergnuͤgen hinge- rissen wurden. 510. Ein jeder kommt zu seiner Gesellschaft, in welcher sein Geist in der Welt gewesen ist, denn es ist ein jeder Mensch, seinem Geiste nach, mit einer gewissen Gesellschaft, entweder mit einer hoͤl- U 5 lischen, Von der Geisterwelt. lischen, oder mit einer himmlischen verbunden, der Boͤse mit einer hoͤllischen Gesellschaft, und der Gute mit einer himmlischen; daß ein jeder nach dem Tod wieder zu seiner gehoͤrigen Gesellschaft komme, lese man Num. 438; der Geist wird ihr nach und nach zugefuͤhret, und endlich tritt er in solche ein; wenn der boͤse Geist in dem Zustand seines Jnnern ist, so wird er Stufenweise zu seiner Gesellschaft, und endlich, ehe noch dieser Zustand geendigt ist, gerade zu ihr gekehret; und wenn dieser Zustand zu Ende ist, so stuͤrzet sich sodann der boͤse Geist selber in die Hoͤlle hinein, wo seines Gleichen sind; die Hineinstuͤrzung selber siehet vor dem Gesichte aus, alswie wenn einer ruͤcklings faͤllt mit dem Kopf abwaͤrts und mit den Fuͤssen in die Hoͤhe; die Ursache, daß sie so aussieht, ist diese, weil der boͤse Geist in der verkehrten Ordnung ist, denn er hatte die hoͤllischen Dinge geliebet und die himmli- schen verworfen: einige Boͤsen gehen in diesem an- dern Zustand manchmal in die Hoͤllen, und auch wieder heraus, diese Boͤsen aber haben alsdenn nicht das Ansehen, ruͤcklings zu fallen, alswie sie es haben, wenn sie voͤllig abgestreift sind. Das ist, wenn bey ihnen das Wahre wegge- schaft, und ihnen das Falsche gegeben worden, das sich zu ihrem Boͤsen schicket und solchem ge- maͤß ist, wie der Verfasser in der 425sten und 479sten Nummer gesagt hat; oder, wie es in der 508ten Nummer heißt: wenn den Boͤsen das Die Gesell- Von der Geisterwelt. Gesellschaft selber, worinnen sie, in Ansehung ih- res Geistes, in der Welt gewesen sind, wird ih- nen, wenn sie noch in dem Zustand ihres Aeussern stehen, eben auch gezeigt, damit sie daraus wissen sollen, daß sie auch schon bey Leibes Leben in der Hoͤlle, aber in eben einem solchen Zustand gewe- sen seyn, wie der Zustand derer ist, die sich in der Geisterwelt befinden; von deren Zustand in Ruͤck- sicht auf deren ihren, so in der Hoͤlle sind, soll im folgenden geredet werden. 511. Jn diesem andern Zustand geschiehet die Absonderung der boͤsen Geister von den guten Geistern, denn in dem ersten Zustand sind sie beysammen, weil da der Geist in seinem Aeussern stehet, er ist da eben so, wie er in der Welt ge- wesen, und also ist allda der Boͤse bey dem Gu- ten, und der Gute bey dem Boͤsen; ein anders aber ist es, wenn er in sein Jnneres gebracht, und seiner Natur oder seinem Willen uͤberlassen ist. Die Absonderung der Guten von den Boͤsen geschiehet auf mancherley Weise, gemeiniglich da- durch, daß sie herum gefuͤhret werden zu solchen Gesellschaften, mit welchen sie in dem ersten Zu- stand das Wahre, das sie aͤusserlich vorgegeben und vorgelogen haben, genommen ist, und sie in ihr selbsteigenes Boͤse, und in das aus dem Boͤ- sen herruͤhrende Falsche gebracht, und also zur Hoͤlle vorbereitet worden. Der Uebersetzer. Von der Geisterwelt. stand durch gute Gedanken und Neigungen waren vergemeinschaftet gewesen, und also zu solchen, de- nen sie durch aͤusserlichen Schein weis gemacht hat- ten, sie waͤren nicht boͤse: mehrentheils pflegt man sie in einem weiten Kreis herum zu fuͤhren, und allenthalben den guten Geistern zu zeigen, wie sie in sich oder innerlich beschaffen sind; bey deren An- blick sodann sich die guten Geister wegkehren, und so wie sich diese wegwenden, also werden auch die boͤsen Geister, die herum gesuͤhret werden, mit dem Angesicht von jenen weg, und zu einer Gegend ge- kehret, wo ihre hoͤllische Gesellschaft, in die sie kommen sollen, befindlich ist. Andre Arten der Absonderung, deren noch viele sind, zu geschweigen. Von dem dritten Zustand des Menschen nach dem Tod, in welchem Zustand diejenigen unterrichtet werden, so in den Himmel kommen. 512. D er dritte Zustand des Menschen nach dem Tod, oder seines Geistes, ist der Zustand der Unterrichtung; dieser Zustand ist fuͤr die, so in den Himmel kommen, und Engel werden; nicht aber fuͤr die, so in die Hoͤlle kommen, weil diese nicht koͤnnen unterrichtet werden, weswegen deren ihr anderer Zustand auch der dritte ist, der sich da- mit endiget, daß sie ganz und gar zu ihrer eige- nen Liebe, und also zu einer hoͤllischen Gesell- schaft, die in eben dieser Liebe ist, gekehret seyen. Wenn Von der Geisterwelt. Wenn dieses geschehen, sodann wollen und denken sie aus dieser Liebe; und weil diese Liebe hoͤllisch ist, so wollen sie nichts, als Boͤses, und denken nichts, als Falsches, dieses sind ihrer Ergoͤtzungen, weil es die Ergoͤtzungen ihrer Liebe sind; und daher kommt es, daß sie alles Gute und Wahre, das sie angenommen hatten, weil es ihrer Liebe zu gewis- sen Mitteln dienete, von sich wegstossen. Die gu- ten Geister hingegen werden von dem andern Zu- stand in den dritten gefuͤhret, welches der Zu- stand ihrer Vorbereitung zum Himmel ist, die durch Unterricht geschiehet: denn es kann einer nicht anders zum Himmel vorbereitet werden, als durch die Kenntnisse des Guten und Wahren, und also nicht anders, als durch Unterricht; denn niemand kann wissen, was das geistliche Gute und Wahre, und was im Gegentheil das Boͤse und Falsche sey, wofern er nicht davon unterrichtet wird. Was das buͤrgerliche und sittliche Gute und Wahre sey, welches man Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nen- net, kann man in der Welt wissen, weil allda buͤr- gerliche Gesetze sind, welche lehren, was gerecht sey, und weil auch allda Gesellschaften sind, und der Mensch mit solchen nach den sittlichen Gesetzen, die sich alle auf das Aufrichtige und Rechtschaffene be- ziehen, zu leben lernet: hingegen das geistliche Gute und Wahre lernet man nicht von der Welt, sondern aus dem Himmel; man kann es zwar aus dem Wort, und aus der aus dem Wort her- genommenen Lehre der Kirche wissen, aber dem ungeachtet kann es nicht in das Leben einfliessen, woferne Von der Geisterwelt. woferne nicht der Mensch nach seinem Jnnern, das dem Gemuͤthe zukommt, im Himmel ist; und sodann ist der Mensch im Himmel, wenn er das Goͤttliche erkennet, und zugleich gerecht und auf- richtig handelt, darum, weil man also handeln muß, weil es in dem Wort befohlen ist; auf solche Weise lebt er gerecht und aufrichtig um des Goͤttlichen willen, und nicht um sein selbst und der Welt willen, sich und die Welt siehet er keines Weges als End- zwecke an: allein, so zu handeln, das kann keiner, wenn er nicht zuvor unterrichtet worden ist, daß naͤmlich ein Gott sey, daß Himmel und Hoͤlle seyen, daß ein Leben nach dem Tode sey, daß man Gott uͤber alles lieben muͤsse, und den Naͤchsten wie sich selber, und daß man glauben muͤsse, was in dem Wort geschrieben stehet, weil das Wort goͤttlich ist; ohne diese Dinge zu wissen und zu er- kennen, kann der Mensch unmoͤglich geistlich den- ken, und ohne daran zu denken, will er sie nicht, denn was der Mensch nicht weis, das kann er auch nicht denken, und was er nicht denket, das kann er auch nicht wollen: sobald demnach der Mensch jene Dinge will, sodann fliesset der Himmel ein, das ist, der Herr fliesset durch den Himmel in das Leben des Menschen, denn Er fliesset in den Wil- len, und durch solchen in das Denken, und durch beyde in das Leben ein, denn alles Leben des Men- schen kommt von Jhm: hieraus erhellet, daß man das geistliche Gute und Wahre nicht von der Welt, sondern aus dem Himmel lernet, und daß einer sonst nicht, als nur vermittelst des Unterrichts zum Him- Von der Geisterwelt. Himmel zubereitet werden kann. Um so viel auch der Herr in das Leben eines jeden einfliesset, um so viel unterrichtet Er ihn, denn um so viel zuͤndet Er den Willen mit Liebe an, die Wahrheiten ger- ne wissen zu wollen, und um so viel erleuchtet Er das Denken, damit es dieselben wissen moͤge; und um so viel dieses geschiehet, um so viel wird das Jnnere des Menschen eroͤffnet, und demselben der Himmel eingepflanzt; und noch mehr, um so viel hat das Goͤttliche und Himmlische in die Aufrich- tigkeit des sittlichen Lebens, und in die Gerechtig- keit des burgerlichen Lebens des Menschen einen Einfluß, und machet sie geistlich, weil der Mensch alsdenn das Aufrichtige und Gerechte aus dem Goͤttlichen thut und ausuͤbt, daher, weil es um des Goͤttlichen willen geschiehet: denn die von dem Menschen aus dieser Urquelle ausgeuͤbte Auf- richtigkeit und Gerechtigkeit des sittlichen und buͤr- gerlichen Lebens ist unmittelbar die Wuͤrkung des geistlichen Lebens; und die Wuͤrkung hat alles das Jhrige von ihrer wuͤrkenden Ursache her, denn wie diese ist, so ist auch jene. 513. Die Unterweisungen geschehen von den Engeln vieler Gesellschaften, hauptsaͤchlich von denen, die in der mitternaͤchtlichen und mittaͤ- gigen Gegend sind, denn diese englische Gesell- schaften stehen in der Verstandes. Erkaͤnntnis und Weisheit aus den Kenntnissen des Guten und Wahren: die Oerter der Unterweisung sind gegen Mitternacht, und sind mancherley, sie sind Von der Geisterwelt. sind nach den Arten und Gattungen des himm- lischen Guten geordnet und unterschieden, da- mit daselbst alle und jede nach ihrer Eigenschaft und Faͤhigkeit, Unterricht aufzunehmen, unter- wiesen werden moͤgen: diese Oerter erstrecken sich ringsherum auf eine grosse Weite. Dahin wer- den die guten Geister, die, nach Vollendung ihres andern Zustandes in der Geisterwelt, zu unterrichten sind, vom Herrn gebracht; aber doch nicht alle; denn diejenigen, welche in der Welt unterrichtet worden sind, sind auch in der Welt vom Herrn zum Himmel zubereitet wor- den, und werden durch einen andern Weg in den Himmel aufgenommen; einige davon gleich nach dem Tod; einige nach einem kurzen Aufenthalt bey den guten Geistern, allwo naͤmlich das Gro- be ihrer Gedanken und Neigungen, das sie von der Ehre und dem Reichthum in der Welt an sich hatten, weggeschaffet wird, und also sel- bige gereiniget werden: einige werden vorher abgestreift, und dieses geschiehet an den Oertern unter den Fußsolen, welche Oerter die untere Erde genennet werden; allwo einige etwas Har- tes auszustehen haben; diese sind es, welche sich in dem Falschen festgesetzt, und gleichwohl ein gutes Leben gefuͤhret hatten; denn das bekraͤf- tigte Falsche haͤngt sehr stark an, und ehe es aus- getrieben worden, kann man das Wahre nicht sehen, und also auch nicht annehmen: aber von den Abstreiffungen, und von der Art und Weise, wie sie geschehen, ist in dem Werk: himmlische Geheim- Von der Geisterwelt. Geheimnisse betittelt, gehandelt worden, wor- aus ich, des Nachlesens wegen, die hier unten in den Anmerkungen befindliche Nummern gezogen und angefuͤhret habe. 514. Daß in dem andern Leben Abstreiffungen geschehen, das ist, daß die, so aus der Welt dahin kommen, abgestreift werden, lese man Num. 698. 7122. 7474. 9763. Die From- men werden in Ansehung des Falschen, und die Boͤsen in Ansehung des Wahren abgestreift, Num. 7474. 7541 7542. Daß auch Ab- streiffungen bey den Frommen geschehen, ist darum, damit ihnen das Boͤse und Falsche, das sie sich zugezogen haben, da sie in der Welt lebten ausgezogen werde, Num. 7186. 9763. Und damit das Boͤse und Falsche aus dem Wege geraͤumt, und also dem aus dem Him- mel vom Herrn einfliessenden Guten und Wahren Platz gegeben werde, und sie das Vermoͤgen oder die Faͤhigkeit bekommen, das- selbe aufnehmen zu koͤnnen Num. 7122. 9331. Sie koͤnnen nicht eher in den Him- mel erhoben werden, als bis das Jrdische und Weltliche, und das Boͤse und Falsche aus dem Wege geraͤumt ist, weil solches dem Himmlischen entgegen stehet und nicht damit zusammenstimmet, Num. 6928. 7122. 7136. 7541. 7542 9763. Auf solche Weise werden Sw. Sch. II. Th. X auch Von der Geisterwelt. 514. Alle diejenigen, welche an den Oer- tern der Unterweisung sind, wohnen von einan- der unterschieden; denn alle und jede sind in An- sehung auch diejenigen, so in den Himmel zu erhe- ben sind, zubereitet, Num. 4728. 7090. Daß es fuͤr sie, ehe sie zubereitet worden, gefaͤhrlich sey, in den Himmel zu kommen, lese man Num. 537. 538. Von dem Zustand der Erleuchtung, und von der Freude derer, die aus der Abstreiffung kommen, und in den Himmel erhoben werden, und von ihrer Auf- nehmung allda, lese man Num. 2699. 2701. 2704. Daß die Gegend, wo diese Abstreif- fungen geschehen, die untere Erde heisse, lese man Num. 4728. 7090. Daß diese Gegend unter den Fußsolen, und mit Hoͤllen umgeben sey, und wie sie beschaffen, das wird Num. 4940-4951. 7090. beschrieben; Num. 699. habe ich es aus Erfahrung beschrieben. Welche Hoͤllen es seyn, die vornehmlich an- fechten und abstreifen, lese man Num. 7317. 7502. 7545. Daß diejenigen, welche die Frommen angefochten und abgestreift haben, sich nachgehends vor ihnen fuͤrchten, sie fliehen, und verabscheuen, lese man Num. 7768. Daß diese Anfechtungen und Abstreiffungen auf verschiedene Weise geschehen, je nachdem das Boͤse und Falsche anklebet, und daß sie nach Beschaffenheit und Groͤsse desselben an- halten Von der Geisterwelt. sehung ihres Jnnern mit denen Gesellschaften des Himmels, zu welchen sie kommen sollen, ver- knuͤpfet; weil dahero die Gesellschaften des Him- X 2 mels halten, lese man Num. 1106-1113. Ei- nige wollen gerne abgestreift seyn, Num. 1107. Einige werden durch Furcht abge- streift, Num 4942. Einige dadurch, daß sie von ihrem Boͤsen, das sie in der Welt ge- than, und von ihrem Falschen, das sie in der Welt gedacht haben, angefochten wer- den, wovon eben die Angst und die Schmer- zen des Gewissens herkommen, Num. 1106. Einige durch eine geistliche Gefangenschaft, die in der Unwissenheit und Entbehrung des Wahren besteht, und mit einem sehnlichen Verlangen, das Wahre gerne wissen zu wollen, verbunden ist, Num. 1109. 2694. Einige durch den Schlaf; einige durch einen mittlern Zustand zwischen Wachen und Schla- fen, von welchem Zustand Num. 1108. ge- handelt worden. Diejenigen, welche in den Werken ein Verdienst gesucht, kommen sich vor, als spalteten sie Holz, man lese Num. 1110; diese sind es, (wie der Verfasser in dieser Nummer spricht) welche in der Juͤdischen Kirche durch die Holzhauer vorgestellet wurden, Jos. 9, 23. 27. An- dre auf eine andre Weise mit sehr vielerley Unterschied. Von der Geisterwelt. mels nach der himmlischen Gestalt geordnet sind, wie man oben Num. 200-212. nachlesen kann, so sind auch die Oerter, wo die Unterweisungen geschehen, also geordnet; wenn nun diese Oer- ter von dem Himmel aus angeschauet werden, so sehen sie allda aus wie der Himmel in einer kleinern Gestalt: sie erstrecken sich allda in die Laͤnge von Morgen bis gen Abend, und in die Breite von Mittag bis gen Mitternacht; aber die Breite ist dem Anschein nach kleiner, als die Laͤnge. Die Ordnungen uͤberhaupt sind fol- gender Gestalt eingerichtet; vorwaͤrts sind die- jenigen, welche als Kinder gestorben und im Himmel bis an das erste Jugend Alter erzo- gen worden, und welche nach Vollendung des Zustandes ihrer Kindheit, den sie bey den Auf- erzieherinnen zugebracht hatten, vom Herrn dahin gebracht und unterrichtet werden. Hinter diesen sind Oerter, wo diejenigen unterrichtet werden, die als Erwachsene gestorben, und die in der Welt in der aus dem Guten des Lebens herruͤhrenden Zuneigung zum Wahren gewesen sind. Hinter diesen aber sind diejenigen, wel- che der Mahometanischen Religion zugethan ge- wesen, und in der Welt ein sittliches Leben ge- fuͤhret, ein einziges goͤttliches Wesen, und den Herrn fuͤr den Propheten selbst erkannt ha- ben; sobald nun diese von dem Mahomet abgehen, weil er nicht die allergeringste Huͤlfe leisten kann, sogleich nahen sie sich zum Herrn, und verehren Jhn lediglich, und erkennen seine Gottheit, und Von der Geisterwelt. und werden sodann in der christlichen Religion unterrichtet. Hinter diesen mehr gegen Mitter- nacht sind die Unterweisungs Oerter mancherley Heiden, die ein ihrer Religion gemaͤses gutes Le- ben in der Welt gefuͤhret, und von daher eine Art des Gewissens an sich genommen, und gerecht und rechischaffen gehandelt haben, also nicht we- gen der Gesetze ihrer Regierungsart, sondern we- gen der Gesetze ihrer Religion, und geglaubt ha- ben, daß diese heilig muͤßten beobachtet, und un- verbruͤchlich und unverletzt gehalten werden; alle diese werden, wenn sie unterrichtet worden sind, leichtlich dazu gebracht, daß sie den Herrn erken- nen, weil sie im Herzen haben, daß Gott nicht unsichtbar, sondern unter menschlicher Gestalt sichtbar sey: deren Anzahl ist weit groͤsser, als die Anzahl der andern; die besten unter denselben sind aus Africa. 515. Allein, es werden nicht alle auf gleiche Weise, auch nicht von gleichen Gesellschaften des Himmels unterwiesen: diejenigen, welche von der Kindheit an im Himmel erzogen worden sind, wer- den von den Engeln der innern Himmel unter- richtet, weil sie kein Falsches aus falschen Reli- gions Lehrsaͤtzen eingesogen, und ihr geistliches Leben nicht mit den Hefen von weltlichen Ehren und Reichthuͤmern beflecket haben. Die als Erwach- sene gestorben sind, die werden mehrentheils von den Engeln des aͤussersten Himmels unterrichtet, weil sich diese Engel besser zu ihnen schicken, als die X 3 Engel Von der Geisterwelt. Engel der innern Himmel, denn diese sind in der innern Weisheit, welche von denselben noch nicht aufgenommen werden kann. Die Mahometaner aber werden von solchen Engeln unterwiesen, die zuvor in der naͤmlichen Religion gewesen waren, sich aber zur christlichen gekehret hatten. Die Hei- den eben auch von den Engeln, die ihres Gleichen sind. 516. Alle Unterweisungen daselbst geschehen aus der Lehre, die aus dem Wort ist, nicht aber aus dem Wort ohne die Lehre: die Christen wer- den aus der himmlischen Lehre unterrichtet, welche mit dem innern Sinn des Worrs voͤllig zusam- men stimmet. Die uͤbrigen, als die Mahometa- ner, und Heiden, werden aus Lehren unterwiesen, die ihrer Faßlichkeit angemessen, und die von der himmlischen Lehre nur darinnen unterschieden sind, daß das geistliche Leben durch das sittliche gelehret wird, welches den guten Lehrsaͤtzen ihrer Religion gemaͤß ist, und aus welchem sie ihr Leben in der Welt gefuͤhret haben. 517. Die Unterweisungen in den Himmeln sind von den Unterweisungen auf Erden darinnen unterschieden, daß die Kenntnisse nicht dem Ge- daͤchtnis, sondern dem Leben eingepraͤgt werden; denn das Gedaͤchtnis der Geister ist in ihrem Le- ben; denn alles, was mit ihrem Leben zusammen stimmet, nehmen sie an und drucken sichs ein, was aber nicht damit zusammen stimmet, nehmen sie nicht Von der Geisterwelt. nicht an, noch weniger druͤcken sie sichs ein, denn die Geister sind Neigungen, und daher in mensch- licher Gestalt, die ihren Neigungen gleich ist. Weil sie nun so beschaffen sind, so wird ihnen die Nei- gung zum Wahren wegen der Nutzanwendungen aufs Leben unaufhoͤrlich eingeben; denn der Herr thut Vorsehung, daß alle und jede die mit ihrer Beschaffenheit uͤbereinkommende Nutzanwendun- gen lieben moͤgen; welche Liebe durch die Hoffnung, daß sie Engel werden sollen, auch noch hoͤher steigt: und weil alle Nutzstistungen des Himmels sich auf den gemeinen Nutzen beziehen, der auf das Reich des Herrn geht, welches im Himmel das Vater- land dieser englischen Geister ist, und weil alle be- sondere und einzelne Nutzleistungen um so viel lei- stend sind, um so viel sie naͤher und mehr auf den gemeinen Nutzen abzwecken, so sind dahero alle be- sondere und einzelne Nutzleistungen, die unzaͤhlig sind, gut und himmlisch; weswegen bey einem je- den die Neigung zum Wahren mit der Neigung zur Nutzanwendung verbunden wird, sogar, daß diese beyde ein Einziges ausmachen: dadurch wird das Wahre dem Nutzen eingepflanzt, so, daß die Wahrheiten, die sie lernen, Nutzstiftungs Wahr- heiten sind: also werden die englischen Geister un- terrichtet, und zum Himmel vorbereitet. Die Nei- gung zu der mit der Nutzstiftung uͤbereinkommen- den Wahrheit wird durch mancherley Mittel ein- gefloͤßt, die meistentheils in der Welt unbekannt sind; sie wird vornehmlich durch die Nutzstiftungs Vorstellungen beygebracht, die in der geistlichen X 4 Welt Von der Geisterwelt. Welt auf tausenderley Weise, und mit solchen Ergoͤtzungen und Annehmlichkeiten dargestellt werden, daß sie den Geist von dem Jnnern sei- nes Gemuͤths, bis zum Aeussern seines Leibes durchdringen, und ganz und gar ein ehmen; da- her kommt es daß der Geist gleichsam seine Nutz- stiftung wird: sobald er dahero in seine gehoͤri- ge Gesellschaft kommt, zu welcher er durch den Unterricht eingeleitet wird, so ist er in seinem Leben da er in seiner Nutzstiftung ist. Hieraus kann nun offenbar erhellen daß es nicht die Kenntnisse, welches aͤusserliche Wahrheiten sind, ausmachen, daß einer in den Himmel kom- me, sondern unmittelbar das Leben das da ein durch die Kenntnisse eingepraͤgtes Nutzstiftungs Leben ist. 518. Es waren Geister, die nach ihrer Den- kungsart in der Welt sich eingebildet hatten, sie wuͤrden in den Himmel kommen, und vor andern aufgenommen werden, weil sie Gelehrte gewesen, und aus dem Wort und aus den Leh- ren der Kirche vieles gewußt, indem sie also glaubten, daß sie weise waͤren, und daß sie durch diejenigen waͤren verstanden worden, von welchen es heißt: sie glaͤnzeten, wie der Glanz des ausgebreiteten Himmels, und wie die Sterne Dan. 12. Cap. v. 3: allein, sie wurden gepruͤfet, ob ihre Kenntnisse in dem Gedaͤchtnis, oder ob sie in dem Leben ihren Sitz haͤtten: diejenigen nun, welche sich in aͤchter Nei- Von der Geisterwelt. Neigung zur Wahrheit befanden, naͤmlich um der Nutzstiftungen willen, die von den leiblichen und weltlichen abgesondert, und die an und fuͤr sich geistliche Nutzstistungen sind, diese wurden auch, nachdem sie unterrichtet waren, in den Himmel aufgenommen, und alsdenn wurde ih- nen zu wissen gethan, was eigentlich im Him- mel glaͤnzet, daß es naͤmlich das in dem Nutzen befindliche Goͤttliche Wahre sey, welches da- selbst das Licht des Himmels ist, dieser Nutzen also ist die Grundlage, welche die Strahen die- ses Lichtes aufnimmt oder empfaͤngt, und in mancherley Glanz verwandelt. Diejenigen aber, bey denen die Kenntnisse nur im Gedaͤchtnis sich aufhielten, und die von daher das Vermoͤgen erlangthatten, uͤber die Wahrheiten zu vernuͤnf- teln und dasjenige, was sie als Grundsaͤtze an- genommen, zu bekraͤftigen, die haben solches, ob es gleich falsch war, nach geschehener Be- kraͤftigung fuͤr Wahrheit angesehen; weil nun diese in keinem Lichte des Himmels waren, und doch aus Hochmuth, der einem solchen Ver- staͤndnis mehrentheils anklebt, den Glauben hatten, daß sie gelehrter waͤren, als andre und das sie also in den Himmel kommen, und daß ihnen die Engel dienen wuͤrden; so wurden sie dahero; um sie von ihren naͤrrischen Glauben abzubringen, bis zu dem ersten oder aͤussersten Himmel erhoben, damit sie in eine gewisse eng- lische Gesellschaft eingefuͤhret wuͤrden, allein, da sie im Hineingehen, begriffen waren, fiengen X 5 sie Von der Geisterwelt. sie an, bey dem Einfluß des himmlischen Lich- tes an den Augen verblendet, und hernach in dem Verstand verwirret zu werden, endlich aber die Seele zu ziehen, als wie Sterbende; und als sie die Waͤrme des Himmels fuͤhlten, welche die himmlische Liebe ist, fiengen sie an, innerliche Qual zu leiden; weswegen sie aus ob- gedachten Himmel herab gestossen wurden; her- nach aber wurden sie belehret, daß nicht die Kenntnisse einen Engel ausmachen, sondern das Leben selbst, das sie durch die Kenntnisse er- langt haͤtten; weil die Kenntnisse an sich und fuͤr sich betrachtet ausserhalb des Himmels sind, aber das durch die Kenntnisse erlangte Leben inner- halb des Himmels ist. 519. Nachdem die Geister an obgemeldten Orten durch die Unterweisungen zum Himmel vorbereitet worden sind, welches in kurzer Zeit geschiehet, aus der Ursache, weil sie in geistli- chen Denkbildern sind, die sehr vieles auf ein- mal zugleich begreiffen; so werden ihnen als- denn englische Kleider angezogen, die mehren- theils weiß sind, wie von koͤstlicher Leinewand, und so werden sie auf den Weg, der aufwaͤrts gen Himmel gehet, gebracht, und den Schutz- Engeln auf dem Weg uͤbergeben, und hernach von andern Engeln aufgenommen, und in die Gesellschaften, und in viele Gluͤckseligkeiten all- da eingefuͤhret: nachgehends wird ein jeder in seine gehoͤrige Gesellschaft vom Herrn gebracht; dieses Von der Geisterwelt. dieses geschiehet auch durch mancherley Wege, bisweilen durch Umwege: die Wege, die sie gefuͤhret werden, weis kein Engel, sondern nur allein der Herr: wenn sie zu ihrer gehoͤ- rigen Gesellschaft kommen, so wird alsdenn ihr Jnneres eroͤffnet, und weil es dem Jnnern derer Engel, die in dieser Gesellschaft sind, gleichfoͤrmig ist, so werden sie dahero den Au- genblick erkannt, und mit Freuden aufgenom- men. 520. Hier will ich noch etwas Merkwuͤrdi- ges hinzufuͤgen von den Wegen, die aus jenen Oertern zum Himmel fuͤhren, und auf welchen die neuen Engel hineingefuͤhret werden: es sind acht Wege, von einer jeden Gegend der Unter- weisung gehen zwey Wege aus, der eine gehet aufwaͤrts gegen Morgen oder Aufgang, und der andere gegen Abend oder Niedergang: die in das himmlische Reich des Herrn kommen, die werden auf dem Weg gegen Aufgang hin- eingefuͤhret; die aber in das geistliche Reich kommen, auf dem Weg gegen Niedergang. Die vier Wege, die zum himmlischen Reich des Herrn fuͤhren, erscheinen mit Oelbaͤumen und andern fruchtbaren Baͤumen mancherley Art ge- zieret; die vier Wege aber, die zum geistlichen Reich des Herrn fuͤhren, erscheinen mit Wein- bergen und Lorbeerbaͤumen gezieret: dieses kommt von der Uebereinstimmung her, weil die Weinberge und Lorbeerbaͤume mit der Neigung zur Von der Geisterwelt. zur Wahrheit und zu deren Nutzstiftungen uͤber- einstimmen und die Oelbaͤume und Fruͤchte eine Uebereinstimmung mit der Neigung zum Guten und zu dessen Nutzleistugen haben. Daß kein einziger aus unmittelba- rer Barmherzigkeit in den Him- mel komme. 521. D iejenigen, welche von dem Himmel, und von dem Weg zum Himmel, wie auch von dem Leben des Himmels bey dem Menschen keinen Unterricht haben, stehen in der Mei- nung, daß, in den Himmel aufgenommen wer- den, nur allein aus Barmherzigkeit geschehe, welche fuͤr diejenigen sey, die in dem Glauben waͤren, und fuͤr die der Herr Fuͤrsprache thaͤte, daß es also nur ein Hineinlassen aus Gnaden sey; folglich, daß alle Menschen, so viel ihrer sind, nach Wohlgefallen selig werden koͤnnten; ja einige meinen, daß auch alle in der Hoͤlle se- lig werden koͤnnten. Die aber in solcher Ein- bildung stehen, die wissen nicht das geringste von dem Menschen, daß er naͤmlich gaͤnzlich so ist, wie sein Leben, und sein Leben so, wie seine Liebe, nicht nur in Ansehung des Jnnern das seinem Willen und Verstand zukommt, sondern auch in Ansehung des Aeussern, das seinem Leib zugehoͤret, und daß die leibliche Gestalt nur eine aͤusserliche Gestalt ist, in welcher das Jn- nere Von der Geisterwelt. nere sich in der Wuͤrkung darstellet, und daß da- her der ganze Mensch seine Liebe ist; wie man oben Num. 363 nachlesen kann; sie wissen auch nicht, daß der Leib nicht aus sich selber, sondern aus seinem Geist lebet, und daß der Geist des Menschen unmittelbar dessen Neigung ist, und daß sein geistlicher Leib nichts anders ist, als des Menschen Neigung in menschlicher Gestalt, in welcher er auch nach dem Tod erscheinet, man lese oben N. 453 460. So lange dieses unbekannt ist, kann sich der Mensch weis machen lassen, das Seligwerden bestuͤnde in nichts anders, als in dem goͤttlichen Wohlgefallen, oder in der soge- nannten Barmherzigkeit und Gnade. 522. Was aber eigentlich die goͤttliche Barm- herzigkeit sey, soll zuerst gesagt werden: die goͤtt- liche Barmherzigkeit ist eine lautere und reine Barmherzigkeit gegen das ganze menschliche Ge- schlecht, um es selig zu machen, und ist auch in einem fort bey einem jeden Menschen, und weichet nimmermehr von einem, wer dahero selig werden kann, der wird selig: es kann aber einer sonst nicht, als nur durch die goͤttliche Mittel, selig werden, welche Mittel vom Herrn in dem Wort geoffenbart worden sind; die goͤttliche Mittel sind die sogenannten goͤttliche Wahrheiten; diese leh- ren, wie der Mensch leben soll, daß er selig wer- den koͤnne; durch diese fuͤhret der Herr den Men- schen zu dem Himmel, und durch diese giebt Er ihm auch das Leben des Himmels ein; dieses thut der Von der Geisterwelt. der Herr bey allen; aber das Leben des Himmels kann sonst keinem eingegeben werden, als nur ei- nem solchen, der vom Boͤsen abstehet, denn das Boͤse stehet im Wege; um so viel demnach der Mensch von dem Boͤsen abstehet, um so viel fuͤh- tet ihn der Herr durch seine goͤttliche Mittel aus reiner Ba mherzigkeit, und dieses von der Kind- heit an, bis an das Ende seines Lebens in der Welt, und hernach in Ewigkeit: das ist die goͤtt- liche Barmherzigkeit, die ich eigentlich verstan- den haben will: Hieraus erhellet, daß die Barm- herzigkeit des Herrn eine lautere und reine Barmherzigkeit sey, aber keines Weges eine un- mittelbare, das ist, daß alle nur aus Wohlge- fallen selig wuͤrden, sie moͤchten gelebt haben, wie sie wollten. 523. Der Herr thut nimmermehr etwas wi- der die Ordnung, weil Er Selbst die Ordnung ist; das vom Herrn ausgehende Goͤttliche Wahre ist es eben, welches die Ordnung machet, und die goͤttliche Wahrheiten sind die Gesetze der Ord- nung, nach solchen fuͤhret der Herr den Men- schen; den Menschen dahero aus unmittelbarer Barmherzigkeit selig machen, ist wider die goͤtt- liche Ordnung, und was wider die goͤttliche Ord- nung ist, das ist wider Gott. Die goͤttliche Ord- nung ist der Himmel bey dem Menschen, diese hatte der Mensch durch ein Leben wider die Ge- setze der Ordnung, welches die goͤttliche Wahr- heiten sind, bey sich verkehret; in diese Ord- nung Von der Geisterwelt. nung wird der Mensch vom Herrn aus der lau- tern oder reinen Barmherzigkeit durch die Gesetze der Ordnung wieder gebracht, und um so viel er wieder darein gebracht wird, in so viel nimmt er den Himmel in sich, und wer den Himmel in sich oder innerlich aufnimmt, der kommt in den Him- mel. Hieraus erhellet wiederum, daß die goͤtt- liche Barmherzigkeit des Herrn eine lautere und reine Barmherzigkeit sey, aber keine unmittel- bare. Anmerkung des Verfassers. Das vom Herrn ausgehende goͤttliche Wahre ist es, von welchem die Ordnung herkommt, und das Goͤttliche Gute ist das Wesentliche der Ordnung, man lese in den himmlischen Ge- heimnissen N. 1728. 2258. 8700. 8988. Mithin ist der Herr die Ordnung, N. 1919. 2011. 5110. 5703. 10336. 10619. Die goͤttliche Wahrheiten sind die Gesetze der Ord- nung, Num. 2247. 7995. Der gesammte Himmel ist vom Herrn nach seiner goͤttlichen Ordnung eingerichtet, Num. 3038. 7211. 9128. 9338. 10125. 10151. 10157. Da- her ist die Gestalt des Himmels eine Gestalt nach der goͤttlichen Ordnung, Num. 4040- 4043. 6607. 9877. Um so viel der Mensch nach der goͤttlichen Ordnung lebt, um so viel er also nach den goͤttlichen Wahrheiten in dem Guten lebt, in so viel bekommt er den Him- mel 524. Wenn Von der Geisterwelt. 524. Wenn die Menschen aus unmittelbarer Barmherzigkeit haͤtten koͤnnen selig werden, so wuͤrden alle selig geworden seyn, auch die, so in der Hoͤlle sind, ja, es wuͤrde keine Hoͤlle seyn, weil der Herr die Barmherzigkeit selber, die Liebe selber, und das Gute selber ist; derowegen ist es schnurstracks wider die Gottheit des Herrn, zu sagen, daß Er alle unmittelbar selig machen koͤn- ne, und doch nicht alle selig mache: es ist aus dem Wort bekannt, daß der Herr will, daß alle selig werden, und keiner verdammt werden moͤge. 525. Die mel in sich oder innerlich, Num. 4839. Jn den Menschen ist alles, was zur goͤttlichen Ord- nung gehoͤret, zusammen gelegt worden, und er ist von der Schoͤpfung her die goͤttliche Ord- nung in der Gestalt, weil er das Behaͤltnis derselben ist, N. 4219. 4220. 4223. 4523- 4524. 5114. 5368. 6013. 6057. 6605 6626. 9706. 10156. 10472. Der Mensch wird nicht in das Gute und Wahre, sondern in das Boͤse und Falsche, also nicht in die goͤttliche Ordnung, sondern in das Gegentheil der Ord- nung geboren, und daher kommt es, daß er in lauter Unwissenheit geboren wird, und da- her muß er nothwendig von neuen geboren, das ist, wiedergeboren werden, welches durch die goͤttliche Wahrheiten vom Herrn geschiehet, damit er wieder in die Ordnung gebracht werde, Num. Von der Geisterwelt. 525. Die meisten, die aus der Christenheit in das andre Leben kommen, bringen diesen Glau- ben mit sich, daß sie aus unmittelbaren Barm- herzigkeit selig werden muͤßten, denn sie rufen solche an; sobald sie aber gepruͤfet wurden kam es heraus, daß sie geglaubt hatten, daß in den Him- mel kommen, nur so viel sey, als hineingelassen werden, und daß die, so hineingelassen werden, in himmlischer Freude seyen, indem sie gar nicht wußten, was der Himmel, und was die himm- lische Freude eigentlich sey; derohalben wurde ih- nen gesagt daß der Herr keinem einzigen den Him- mel versagte, und daß sie, wenn sie es verlang- ten, hineingelassen werden, und allda eine Weile bleiben N. 1047. 2307. 2308. 3518. 3812. 8480. 8550. 10283. 10284. 10286. 10731. Wenn der Herr den Menschen von neuen bildet, das ist, wiedergebaͤret, so richtet Er bey ihm alles nach der Ordnung, das ist, in die Gestalt des Himmels wieder ein, N. 5700. 6690. 9931. 10303. Das Boͤse und Falsche ist wider die Ordnung, und dennoch werden diejenigen, die in demselben stehen, vom Herrn nicht. nach der Ordnung, sondern aus der Ordnung regie- ret, Num. 4839. 7877. 10778. Es ist un- moͤglich, daß der Mensch der im Boͤsen lebet, aus bloßer Barmherzigkeit selig werden koͤnne, weil dieses schnurstracks wider die goͤttliche Ord- nung ist, man lese Num. 8700. Sw. Sch. II. Th. Y Von der Geisterwelt. bleiben koͤnnten; diejenigen nun, so dieses ver- langten, wurden auch hinzugelassen, allein, da sie nur bey den ersten Eingang waren, wurden sie bey dem Anhauch der himmlischen Waͤrme, welche die Liebe ist, worinnen die Engel sind, und bey dem Einfluß des himmlischen Lichtes, welches das Goͤttliche Wahre ist, von einer solchen Herzens- angst uͤberfallen, daß sie statt der himmlischen Freude eine hoͤllische Pein in sich empfanden, von welcher sie zerruͤtet wurden, und sich selber aus dem Himmel herabstuͤrzten; also wurden sie durch die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him- mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher- zigkeit gegeben werden koͤnne. 526. Jch habe bisweilen mit den Engeln hiervon geredet, und gesagt, das die meisten in der Welt, die ein boͤses Leben fuͤhren, und mit andern vom Himmel und vom ewigen Leben spre- chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him- mel kommen, nur so viel sey, als aus blosser Barmherzigkeit hineingelassen werden; und daß es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau- ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen, denn diese sehen aus einem gewissen Scheingrund ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und also auch auf keine andre Mittel, wodurch der Herr dem Menschen den Himmel einfloͤsset, und ihn der himmlischen Freude theilhaftig machet; und weil sie auf solche Art alle werkthaͤtliche Ver- mittelung Von der Geisterwelt. mittelung verwerfen, so sind sie vermoͤge ihres Scheingrundes genoͤthiget, zu behaupten, daß der Mensch blos allein aus Barmherzigkeit in den Himmel komme, und zu glauben, daß dazu Gott der Vater durch die Fuͤrbitte des Sohnes bewo- gen werde: hierauf antworteten die Engel, sie wuͤßten wohl, daß eine solche Lehre aus dem an- genommenen Satz, betreffend den Glauben al- lein, (de sola fide) nothwendiger Weise folgen muͤsse, und weil diese Lehre der Hauptpunkt von allen uͤbrigen ist, und in welche, weil sie nicht wahr ist, nicht das geringste Licht aus den Him- mel einfliessen kann, so komme eben daher die Un- wissenheit, worinnen die Kirche heutiges Tages ist, daß sie naͤmlich vom Herrn, vom Himmel, vom Leben nach dem Tod, von der himml schen Freude, von dem Wesen der Liebe und thaͤtigen Liebe, und uͤberhaupt von dem Guten, und von dessen Verbindung mit dem Wahren, und mit- hin von dem Leben des Menschen, woher es ei- gentlich kommt, und wie es beschaffen ist, nicht das allergeringste weis da doch bey einem das Le- ben nicht aus dem Denken, sondern aus dem Wil- len und aus den daher ruͤhrenden Thaten kommt, und daß es nur um so viel aus dem Denken kom̃t, um so viel das Denken von dem Willen an sich hat, daß es also nicht aus dem Glauben kommt, ausser um so viel der Glaube von der Liebe an sich hat: die Engel bedauren, daß eben die obgedachte nicht wissen, daß der bloße Glaube oder der Glaube allein bey einem gar nicht statt finden Y 2 koͤnne, Von der Geisterwelt. koͤnne, weil der der Glaube ohne seinen Ursprung, welcher die Liebe ist, weiter nichts, als ein Wis- sen und bey einigen nur so etwas Ueberredendes ist, das den Glauben vorluͤget, man lese oben Num. 482, weiche Ueberredung nicht in dem Leben des Menschen, sondern ausser dem Leben ist, denn der Glaube faͤllt bey dem Menschen weg, wenn er nicht mit der Liebe zusammen haͤnget. Ferner sagten die Engel, daß diejenigen, welche einen solchen Scheingrund von dem wesentlichen Mit- tel der Seligkeit des Menschen haben, nicht an- ders koͤnnten, als eine unmittelbare Barmherzig- keit glauben, weil sie aus dem natuͤrlichen Lichte, und auch aus augenscheinlicher Erfahrung inne werden, daß der Glaube allein keinesweges das Leben des Menschen ausmachet, weil diejenigen, welche ein boͤses Leben fuͤhren, eben so denken und sich eben so uͤberreden koͤnnen: daher kommt es, daß man glaubt, die Boͤsen koͤnnten eben so wohl selig werden, als die Guten, wenn selbige nur in der Todes-Stunde von der Fuͤrbitte und von der dadurch zu erlangen seyenden Barmherzigkeit zuversichtlich redeten. Die Engel bekannten auch daß sie noch keinen einzigen gesehen haͤtten, der boͤ- se gelebt, und aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel waͤre aufgenommen worden, er moͤchte nun in der Welt aus Vertrauen oder Zuversicht, die durch den Glauben im erhabenen Sinn verstan- den wird, geredet haben, wie er gewollt. Auf die Frage: wie es denn mit Abraham, Jsaac, Jacob, und David, und mit den den Aposteln waͤre, ob Von der Geisterwelt. ob denn nicht diese aus unmittelbarer Barmher- zigkeit in den Himmel waͤren aufgenommen wor- den? antworteten die Engel: keiner von ihnen; und ein jeder waͤre nach Beschaffenheit seines in der Welt gefuͤhrten Lebens aufgenommen worden; und sie (die Engel) wuͤßten wohl, wo dieselben seyen; und da waͤren selbige nicht in hoͤhern An- sehen, als andre: daß in dem Wort ihrer mit Ehrerbietung sey gedacht worden, sey die Ursache, weil durch selbige im innern Sinn des Worts der Herr verstanden werde; naͤmlich durch Abra- ham, Jsaac und Jacob der Herr nach dem Goͤtt- lichen und Menschlich Goͤttlichen; durch David der Herr nach dem Koͤniglich Goͤttlichen; und durch die Apostel der Herr nach dem Goͤttlichen Wahren; und sie (die Engel) wuͤrden von ih- nen ganz und gar nichts inne, wenn das Wort von dem Menschen gelesen wuͤrde, weil ihre Na- men nicht in den Himmel eindringen; sondern sie (die Engel) vernaͤhmen statt solcher Namen den Herrn, wie ich bereits gesagt habe; und deswe- gen wuͤrde in dem Wort, das im Himmel ist, wovon Num. 259 geredet worden, derselben nir- gends gedacht, weil dieses Wort der innere Sinn des in der Welt vorhandenen Wortes ist. Anmerkung des Verfassers. Daß durch Abraham, Jsaac und Jacob im innern Sinn des Worts der Herr nach dem Goͤtt- Y 3 527. Von der Geisterwelt. 527. Daß es unmoͤglich ist, das Leben des Himmels denen zu geben, welche in der Welt ein dem Leben des Himmels entgegenstehendes Leben gefuhret haben, kann ich aus vieler Erfahrung bezeugen; denn es waren einige, die geglaubt hatten, sie wuͤrden nach dem Tod die goͤttliche Wahrheiten, wenn sie solche von den Engeln hoͤ- reten, leichtlich annehmen und glaͤuben, und da- her ein andres Leben fuͤhren, und also in den Him- mel aufgenommen werden koͤnnen: allein, dieses wurde mit sehr vielen versucht, aber nur mit sol- chen, die eben dieses geglaubt hatten, und denen wurde dieses erlaubt, aus der Ursache, damit sie wissen moͤchten, daß nach dem Tod keine Busse statt Goͤttlichen selbst und Goͤttlich-Menschlichen verstanden werde, lese man in den himmli- schen Geheimnissen Num. 1893. 4615. 6098. 6185. 6276. 6804. 6847. Daß man im Himmel von dem Wort Abraham, nichts wisse, lese man Num. 1834. 1876. 3229. Daß durch David der Herr nach dem Koͤnig- lich Goͤttlichen verstanden werde, lese man N. 1888. 9954. Die zwoͤlf Apostel haben den Herrn in Ansehung alles dessen, was zur Kir- che gehoͤret, und also in Ansehung des Glau- bens und der Liebe vorgestellet, Num. 2129. 3354. 3488. 3858. 6397. Petrus stellte den Herrn in Ansehung des Glaubens, Jacob in Ansehung der Liebe, und Johannes in Anseh- ung Von der Geisterwelt. statt findet: einige von denen, mit welchen ein Versuch gemacht worden, verstunden die Wahr- heiten, und schienen solche anzunehmen, sobald sie sich aber zu dem Leben ihrer Liebe gewendet hatten, sogleich verwarfen sie selbige, und rede- ten sogar darwieder; einige verwarfen die Wahr- heit den Augenblick, und wollten gar nichts da- von hoͤren: einige wollten, daß ihnen das Leben der Liebe, das sie sich in der Welt zugezogen hat- ten, weggenommen, und an dessen Statt das englische Leben, oder das Leben des Himmels eingefloͤßt wuͤrde; dieses geschahe auch mit ihnen aus Erlaubnis, sobald ihnen aber das Leben ihrer Liebe war benommen worden, lagen sie wie tod Y 4 da, ung der Werke der Liebe vor, Num. 3750. 10087. Daß die zwoͤlf Apostel auf zwoͤlf Stuͤhlen sitzen, und die zwoͤlf Geschlechter Js- raels richten sollen, dadurch wird angedeutet, daß der Herr nach dem Wahren und Guten des Glaubens und der Liebe richten will, Num. 2129. 6397. Die Namen der Personen und Oerter, die in dem Wort vorkommen, kom- men nicht in den Himmel, sondern werden in wesentlichen Sachen und Umstaͤnde verwandelt; und es koͤnnen auch im Himmel die Namen nicht ausgesprochen werden, N. 1876. 5225. 6516. 10216. 10282. 10432. Auch die En- gel denken abgezogen (abstracte) von den Per- sonen, Num. 8343. 8945. 9007. Von der Geisterwelt. da, und waren ihrer nicht mehr maͤchtig. Hier- aus und aus andern Erfahrungen wurden die ein- faͤltig Guten belehret, daß das Leben eines jeden nach dem Tod keinesweges geaͤndert werden koͤnue, und daß nimmermehr das boͤse Leben in ein gutes, oder das hoͤllische in ein englisches koͤnne versetzt werden; weil ein jeder Geist von dem Haupt bis zur Fußsole so ist, wie seine Liebe, und mithin wie sein Leben, und dieses in ein entgegenstehen- des veraͤndern, eben so viel ist, als den Geist gaͤnzlich zernichten: die Engel sagen frey heraus, daß es leichter sey, eine Nachteule in eine Taube, oder einen Uhu in einen Paradiesvogel zu verwan- deln, als einen hoͤllischen Geist in einen Engel des Himmels. Daß der Mensch nach dem Tod so bleibe, wie sein Leben in der Welt gewesen, lese man oben in dem gehoͤrigen Artikel Num. 470- 484. Hieraus kann nun offenbar seyn, daß kein einziger aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel aufgenommen werden koͤnne. Daß es nicht so schwer sey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, das in den Himmel fuͤhret. 528. E s glauben einige, ein Leben zu fuͤhren, das in den Himmel fuͤhret, welches naͤmlich das geistliche Leben genennet wird, waͤre schwer, aus der Ursache, weil sie gehoͤret hatten, daß der Mensch Von der Geisterwelt. Mensch der Welt entsagen, und sich der soge- nannten Luͤste des Leibes und des Fleisches berau- ben, und geistlich leben muͤsse; wovon sie sich kei- nen andern Begriff machen, als daß sie die welt- lichen Dinge welches vornaͤmlich Reichthumer und Ehrenstellen sind von sich stossen bestaͤndig in gott- seliger Betrachtung von Gott, von der Seligkeit, und vom ewigen Leben einhergehen und ihr geben im Gebet, in Lesung des Worts und gottesfuͤrchtiger Buͤcher zubringen sollten; dieses, meynen sie, heisse der Welt entsagen, und nach dem Geist, nicht aber nach dem Fleische leben: allein, daß sich die Sache ganz anders verhalte, daß ist mir aus vielfaͤlti- ger Erfahrung und aus Unterredung mit den En- geln zu wissen gegeben worden; ja, es wurde mir zu wissen gethan, daß diejenigen, welche auf diese Weise der Welt entsagen und auf diese Art nach dem Geiste leben, sich ein trauriges Leben zu wege bringen, welches der himmlischen Freude nicht theilhaftig ist, denn es bleibt einem jeden sein gefuͤhrtes Leben; damit aber der Mensch (wurde mir gesagt) das Lebens des Himmels bekomme, so muͤsse er schlechterdings in der Welt, und allda in Aemtern und Geschaͤften leben, und als- denn bekomme er durch das sittliche und buͤrger- liche Leben das geistliche, und das geistliche Leben des Menschen koͤnne auf keine andre Art gebildet, oder sein Geist zum Himmel zubereitet werden; denn ein innerliches Leben fuͤhren und nicht zugleich ein aͤusserliches, ist eben so, als in einem Hause wohnen, das keinen Grund hat, das also nach Y 5 und Von der Geisterwelt. und nach entweder sich senket, oder Risse bekommt und von einander spaltet, oder aber wanket, bis es gar einfaͤllt. 529. Weñ man das menschliche Leben durch eine vernuͤnftige Betrachtung ansiehet und durchgehet, so findet man, daß es dreyfach ist, naͤmlich ein geistliches Leben, ein sittliches Leben und ein buͤrgerliches Leben, und daß dieses dreyfache Leben unterschieden ist; denn es giebt Menschen, die ein buͤrgerliches Leben fuͤhren, und doch nicht sittlich noch geistlich leben; und giebt welche, die ein sittliches Leben fuͤhren, und doch kein geistli- ches; und giebt auch welche, die sowohl ein buͤr- gerliches, als sittliches, aber auch zugleich ein geistliches Leben fuͤhren; diese sind es, die ein Leben des Himmels fuͤhren, jene aber fuͤh- ren ein weltliches Leben, das von dem Leben des Himmels getrennt oder abgesondert ist. Hier- aus kann nun zuerst erhellen, daß das geistliche Leben gar nicht von dem natuͤrlichen oder weltli- chen Leben getrennet, sondern daß jenes mit die- sem, als wie die Seele mit ihrem Leib, verbun- den sey, und daß, wenn es getrennt wuͤrde, es eben so waͤre, wie das Wohnen in einem Hause, das keinen Grund hat, wie ich kurz vorher gesagt habe. Denn das sittliche und buͤrgerliche Leben ist die Auswuͤrkung des geistlichen Lebens; denn dem geistlichen Leben kommt zu, das Gute zu wollen, und dem sittlichen und buͤrgerlichen Le- ben gebuͤhret, das Gute zu thun, wenn dieses von Von der Geisterwelt. von jenem getrennt wird, so bestehet das geist- liche Leben nur im Denken und Reden, der Wille aber bleibt zuruͤck, weil er keine Stuͤtze hat, und doch ist der Wille unmittelbar das Geistliche des Menschen. 530. Daß es nicht so schwer sey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, das in den Him- mel fuͤhret, kann aus dem, was nun folget, ersehen werden. Wer ist wohl, der nicht ein buͤrgerliches und sittliches Leben fuͤhren koͤnne, da ein jeder von der Kindheit an dazu ange- wiesen wird, und es vermoͤge des Lebens in der Welt zu fuͤhren weis; auch fuͤhret ein jeder, so wohl der Boͤse als Gute ein buͤrgerliches und sittliches Leben, denn wer will nicht gerne aufrichtig und gerecht genannt seyn? fast alle uͤben die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit aͤus- serlich aus, ja sogar, daß sie den Anschein ha- ben, als waͤren sie von Herzen sowohl aufrichtig als gerecht, oder als handelten sie unmittelbar aus der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit: eben so muß auch der geistliche Mensch leben, und dieses kann er eben so leicht, als der natuͤrliche Mensch, aber nur mit dem Unterschied, daß der geistliche Mensch das Goͤttliche glaubt und daß er aufrichtig und gerecht handelt nicht al- lein deswegen, weil es nach den buͤrgerlichen und sittlichen Gesetzen ist, sondern auch darum, weil es nach den goͤttlichen Gesetzen ist; denn ein solcher, weil er an das Goͤttliche denket, wenn Von der Geisterwelt. wenn er eine Handlung begeht , ist mit den Engeln des Himmels vergemeinschaftet, und in so viel er dieses thut, in so viel wird er mit ihnen verbunden, und also sein inwendiger Mensch, der in sich betrachtet ein geistlicher Mensch ist, eroͤffnet und aufgeschlossen; wenn der Mensch so beschaffen ist, so wird er alsdenn, ohne daß er es weis, von dem Herrn ange- nommen und gefuͤhret, und sodann wird von ihm das zum sittlichen und buͤrgerlichen Leben gehoͤrende Aufrichtige und Gerechte welches er thut, aus einem geistlichen Ursprung gethan; und daß Aufrichtige und Gerechte aus einem geistliichen Ursprung thun, heißt: solches un- mittelbar aus der Aufrichtigkeit und Gerech- tigkeit, oder es aus Herzensgrunde thun. Des- sen seine Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit schei- net in der aͤusserlichen Gestalt mit der Ge- rechtigkeit und Aufrichtigkeit der natuͤrlichen Menschen, ja, der boͤsen und hoͤllischen, eine voͤllige Gleichheit zu haben, aber in der inner- lichen Gestalt ist seine Gerechtigkeit und Auf- richtigkeit deren ihrer ganz und gar ungleich; denn die Boͤsen handeln gerecht und aufrichtig blos allein ihrentwegen und um der Welt willen, derohalben, wenn sie nicht die Gesetze und Strafen, wie auch den Verlust des guten Na- mens, der Ehre, des Gewinnstes und des Le- bens befuͤrchteten, so wuͤrden sie ganz und gar unaufrichtig und ungerecht handeln, weil sie weder Gott noch ein goͤttliches Gesetz fuͤrchten, und Von der Geisterwelt. und also kein innerliches Band vorhanden ist, das sie abhielte, weswegen sie alsdenn, so viel sie nur koͤnnten, andre betriegen, berauben und bestehlen wuͤrden, und dieses mit Lust; daß sie innerlich so beschaffen sind, siehet man augen- scheinlich an ihres Gleichen im andern Leben, allwo einem jeden das Aeusserliche weggenom- men, und das Jnnerliche eroͤffnet wird, worin- nen sie endlich in Ewigkeit leben, man lese oben Num. 499-511, und weil sie alsdenn ohne aͤusserliche Bande handeln, die, wie ich oben gesagt habe, in der vielerley Furcht vor dem Gesetz, und vor dem Verlust des guten Namens, der Ehre, des Gewinnstes und des Lebens be- stehen, so handeln sie unsinnig, und haben uͤber die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit ihr Gelaͤch- ter. Die aber wegen der goͤttlichen Gesetze auf- richtig und gerecht gehandelt haben, die han- deln, nachdem ihnen das Aeusserliche wegge- nommen, und sie ihrem Jnnerlichen uͤberlassen worden sind, weislich, weil sie mit den Engeln des Himmels verbunden sind, von welchen ih- nen Weisheit mitgetheilet wird. Hieraus kann nun zuerst offenbar erhellen daß der geistliche Mensch eben so handeln koͤnne, wie der natuͤr- liche Mensch in Ansehung des buͤrgerlichen und sitt t lichen Lebens handelt, wenn dieser nur in Ansehung des innerlichen Menschen, oder in Ansehung des Willens und Denkens mit dem Goͤttlichen vereiniget ist, man lese oben Num. 358. 359. 360. 531. Die Von der Geisterwelt. 531. Die Gesetze des geistlichen Lebens, die Gesetze des duͤrgerlichen Lebens, und die Gesetze des sittlichen Lebens werden auch in den zehn Geboten vorgeschrieben; in den drey ersten die Gesetze des geistlichen Lebens, in den vier fol- genden die Gesetze des buͤrgerlichen Lebens, und in den drey letzten die Gesetze des sittli- chen Lebens: der blos natuͤrliche Mensch lebet in der aͤusserlichen Gestalt nach den naͤm- lichen Geboten eben so, wie der geistliche Mensch, denn er verehret ebenfalls des Goͤttliche, ge- het in den Tempel, hoͤret die Predigten an, faltet sein Angesicht zur Andacht; toͤdtet nicht, begehet keine Ehebruͤche, stiehlet nicht, giebt kein falsches Zeugnis, und betrieget andre Ne- benmenschen nicht um ihre Guͤter; aber dieses thut er blos allein seinetwegen und um der Welt willen, damit er ein Ansehen gewinne; hinge- gen ist eben dieser in der innern Gestalt voͤl- lig das Gegentheil von dem, was er aͤusserlich zu seyn scheinet, weil er im Herzen das Goͤtt- liche laͤugnet, und auf solche Art bey seinem Gottesdienst sich zum Heuchler machet, und wenn er sich selbst uͤberlassen denket, uͤber die Heiligthuͤmer der Kirche lachet, und glaubt, sie dienten nur dazu, den einfaͤltigen Haufen zu baͤndigen; daher kommt es, daß er vom Himmel gaͤnzlich getrennt ist, dahero ist er auch, weil er nicht geistlich ist, weder ein sittlicher, noch ein buͤrgerlicher Mensch; denn ob er gleich nicht toͤdtet, so hasset er doch einen jeden, der sich Von der Geisterwelt. sich ihm widersetzet, und aus Haß brennet er vor Rache, derohalben, wofern ihn nicht die buͤrgerlichen Gesetze, und die aͤusserlichen Ban- de, die in der vielerley Furcht bestehen, zuruͤck hielten, er denselben toͤdten wuͤrde, und weil dieses sein Begehren ist, so folget, daß er be- staͤndig toͤdtet: ob er gleich keine Ehebruͤche be- gehet, so ist er dem ungeachtet, weil er sie fuͤr erlaubt haͤlt, bestaͤndig ein Ehebrecher, denn so viel er nur kann, und so oft er darf, begehet er welche: und wenn eben der schon nicht stieh- let, so macht er sich dennoch, weil er andrer Leute Guͤter begehret, und die Betruͤgereyen und boͤse Kunstgriffe nicht wider die Rechtsgelahrt- heit zu seyn glaubt, durch seine Gemuͤthsgesin- nung bestaͤndig zum Dieb; gleiche Bewandt- nis hat es auch in Ansehung der Gebote des sittlichen Lebens, die da sind: kein falsch Zeugnis zu reden, und andrer Leute Guͤter nicht zu begehren: so sind nun alle diejenigen Menschen, welche das Goͤttliche laͤugnen, und gar kein Gewissen aus der Religion haben: daß sie so beschaffen seyn, das siehet man offen- bar an ihres Gleichen im andern Leben; denn wenn solche, nachdem ihnen das Aeusserliche be- nommen worden, in ihr Jnwendiges versetzt werden, so machen sie alsdenn, weil sie vom Himmel abgesondert sind, mit der Hoͤlle ein Einziges aus, weswegen sie mit denen, so sich allda befinden, vergesellschaftet werden. Ein anders ist es mit denen, die im Herzen das Goͤtt- Von der Geisterwelt. Goͤttliche erkannt, und bey den Handlungen ihres Lebens auf die goͤttlichen Gesetze gesehen, und nach den drey ersten Geboten sowohl, als nach den uͤbrigen gethan haben, diese sind, wenn sie nach Ablegung des Aeusserlichen in ihr Jn- wendiges versetzt werden, viel weiser, als in der Welt; wenn sie in ihr Jnwendiges kommen, so ist es eben so, als ob sie vom Schatten ins Licht, von der Unwissenheit in die Weisheit, und von einem traurigen Leben in ein seliges kaͤmen, darum, weil sie in Gott, und also im Himmel sind. Dieses habe ich deswegen gesagt, damit man wissen moͤge, wie der eine und det andere beschaffen ist, obgleich beyde ein gleiches aͤusserliches Leben gefuͤhrt haben. 532. Ein jeder kann wissen, daß die Ge- danken nach den Absichten gehen und sich dar nach richten, oder dahin zielen, worauf der Mensch sein Absehen hat; denn das Denken ist das innerliche Gesicht des Menschen, das sich eben so verhaͤlt, wie das aͤusserliche Gesicht, daß sichs naͤmlich dahin wendet, und da stehen bleibt, wo man hindenket und sein Absehen hin hat: wendet sich nun das innerliche Gesicht oder das Denken zur Welt, und bleibt allda stehen, so folget, daß das Denken weltlich wird; keh- ret sichs zur Selbstheit und zu der selbst eigenen Ehre, so folget, daß es leiblich wird; wendet sichs aber zum Himmel, so folget, daß es himm- lisch wird; mithin, wenn sichs zum Himmel wendet, Von der Geisterwelt. wendet, so schwingt sich empor; wenn sichs zur Selbstheit kehret, so ziehet sichs vom Him- mel ab, und versinket ins Leibliche; und wenn sichs zur Welt kehret, so neiget sichs eben auch vom Himmel ab, und zerstreuet sich in solche Dinge, die vor den Augen sind. Die Liebe des Menschen verursachet die Absicht, und bestim- met, dem innerlichen Gesicht des Menschen oder dem Denken seine Gegenstaͤnde; die Eigenlie- be also bestimmet die Selbstheit und das Selbst- eigene, die Welt Liebe das Weltliche, und die himmlische Liebe das Himmlische: hieraus kann man wissen, in was fuͤr einem Zustand das Jn- nere des Menschen, das seinem Gemuͤthe zu- kommt, eigentlich stehet, sobald man naͤmlich seine Liebe erkennet, daß naͤmlich das Jnnere eines solchen, der den Himmel liebet, gen Him- mel emporgeschwungen, und von oben her eroͤff- net ist; und daß das Jnnere dessen, der die Welt und sich selber liebet, von oben her verschlossen, und von aussen eroͤffnet ist: daraus kann man schliessen, daß, wenn das Obere des Gemuͤthes von oben her verschlossen ist, der Mensch die Ge- genstaͤnde des Himmels und der Kirche nicht mehr sehen koͤnne, und daß solche bey ihm in Finster- nis seyen, und was in der Finsternis ist, das wird entweder gelaͤugnet oder nicht eingesehen; daher kommt es, daß diejenigen, welche sich selber und die Welt uͤber alles lieben, weil bey ihnen das Obere des Gemuͤthes verschlossen ist, in ihren Herzen die goͤttliche Wahrheiten laͤugnen, und Sw. Sch. II. Th. Z wenn Von der Geisterwelt. wenn sie ja etwas davon aus dem Gedaͤchtnis re- den, sie es doch nicht verstehen; sie sehen auch die goͤttlichen Wahrheiten nicht anders an, als wie sie die weltlichen und leiblichen Dinge ansehen; und weil sie so beschaffen sind, so koͤnnen sie sich in ihrem Gemuͤthe mit nichts anders beschaͤfftigen, als mit solchen Dingen, welche durch die erblichen Sinne eingehen, und an welchen sie sich auch ledig- lich ergoͤtzen; worunter auch viele garstige, unflaͤ- tige, unheilige und ruchlose Dinge sind, wovon sie auch nicht abzubringen sind, weil bey ihnen kein Einfluß aus dem Himmel in ihre Gemuther statt findet, weil solche von oben her vers chl ossen sind, wie ich bereits gesagt habe. Die Absicht des Men- schen, von welcher sein innerliches Gesicht oder sein Denken die Bestimmung bekommt, ist sein Wille, denn was der Mensch will, das hat er zur Absicht, und worauf er sein Absehen hat, darauf denket er; derohalben, wenn er den Him- mel zur Absicht hat so wird sein Denken, und nebst solchem sein ganzes Gemuͤth dahin bestimmet, wel- ches auf solche Art in dem Himmel ist, von da aus siehet er hernach die Dinge, die zur Welt gehoͤren, unter sich, gleichwie einer von dem Dach die Haͤu- ser; daher kommt es, daß derjenige Mensch, dem das Jnnere seines Gemuͤthes eroͤffnet ist, das bey ihm befindliche Boͤse und Falsche sehen kann, denn sodann ist das Boͤse und Falsche unterhalb seines geistlichen Gemuͤthes; und umgekehrt, daß ein Mensch, dem das Jnnere nicht eroͤffnet ist, sein Boͤses und Falsches nicht sehen kann, weil er mit- ten Von der Geisterwelt. ten in dem Boͤsen und Falschen, und nicht uͤber solchem ist: hieraus kann man nun schliessen, wo- her bey dem Menschen die Weisheit, und woher bey ihm die Unsinnigkeit komme desgleichen, wie der Mensch nach dem Tod werde beschaffen seyn, wo ihm sodann frey stehet, nach seinem Jnnern zu wollen und zu denken, wie auch, zu handeln und zu reden. Dieses habe ich auch deswegen gesagt, da- mit man wissen moͤge, wie der Mensch innerlich beschaffen ist, er mag nun aͤusserlich einem andern gleich zu seyn scheinen, oder nicht. 533. Daß es nicht so schwer sey, als man glaubt, ein Leben des Himmels zu fuͤhren, erhellet nunmehro daraus, daß, wenn ihm etwas vorfaͤllt, wovon er weis, daß es etwas Unaufrichtiges und Ungerechtes sey, sein Gemuͤth aber dazu hingeris- sen wird, er nur noͤthig hat, zu denken, daß er es nicht thun duͤrfe, weil es wider die goͤttlichen Ge- bote ist; wenn sich der Mensch gewoͤhnet, so zu denken, und aus der Gewohnheit eine gewisse Fer- tigkeit an sich nimmt, so wird er sodann nach und nach mit dem Himmel verbunden; und um so viel er mit dem Himmel verbunden wird, um so viel wird das Obere seines Gemuͤthes eroͤffnet, und um so viel es eroͤffnet wird, um so viel siehet er, was unaufrichtig und ungerecht ist, und um so viel er dieses siehet, um so viel kann es vertrieben werden, denn eine Bosheit kann nicht eher vertrieben wer- den, als bis sie eingesehen wird: in diesen Zustand kann der Mensch freywillig treten, denn wer kann nicht freywillig also denken? wenn er aber einmal den Anfang gemacht hat, so wuͤrket bey ihm der Z 2 Herr Von der Geisterwelt. Herr alles Gute, und machet, daß er (der Mensch) nicht nur das Boͤse siehet, sondern auch, daß er es nicht will, und end ich, daß er es verabscheuet: dieses wird verstanden durch die Worte des Herrn: „ Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht, ” Matth. 11, 30. Allein, man muß wissen, daß die Schwierigkeit, auf obbesagte Weise zu den- ken, und auch dem Boͤsen zu widerstehen, um so viel zunimmt, um so viel der Mensch das Boͤse mit Willen thut; denn in so viel gewoͤhnt sich der Mensch das Boͤse an, sogar, daß er es endlich gar nicht siehet, und hernach, daß er es liebet, und aus dem Vergnuͤgen solcher Liebe es entschuldiget, und durch allerley Betruͤglichkeiten es betraͤftiget, und fuͤr erlaubt und gut ausgiebt: dieses geschie- het aber bey denen, welche in den Jugend. Jahren gleichsam Zuͤgellos in die Bosheiten rennen, und alsdenn zugleich in ihrem Herzen die goͤttlichen Din- ge verwerfen. 534. Einsmals wurde mir ein Weg vorge- stellet, der zum Himmel, und zur Hoͤlle fuͤh- rete; es war ein breiter Weg, der sich auf die lin- ke Seite oder gegen Mitternacht zu erstreckte; es erschienen viele Geister, die diesen Weg giengen; allein, ich sahe von weiten einen ziemlich grossen Stein, allwo der breite Weg sich endigte; von die- sem Stein giengen hernach zwey Wege aus, ei- ner zur Linken, und einer gegen uͤber zur Rechten; der Weg zur Linken war eng und schmal, und fuͤhr- te durch die Abend. Gegend gegen Mittag, und also Von der Geisterwelt. also in das Licht des Himmels; der Weg zur Rech- ten war breit und weit, und fuͤhrte schraͤg ab- waͤrts auf die Hoͤlle zu. Anfangs sahe ich, daß alle den obgedachten breiten oder einerley Weg giengen, bis zu dem grossen Stein im Scheideweg, da sie aber dahin kamen, scheideten sie sich von einander, die Guten lenkten sich zur Linken, und giengen den schmalen Weg, der zum Himmel fuͤhrete; die Boͤ- sen hingegen sahen den Stein im Scheideweg nicht, und fielen uͤber denselben, und wurden ver- letzet, wenn sie aber wieder aufgestanden waren, liefen sie den breiten Weg zur Rechten, der auf die Hoͤlle zugieng. Nachgehends wurde mir erklaͤret, was dieses alles bedeutete; daß naͤmlich durch den ersten Weg, der breit war, und den viele, so- wohl die Guten als die Boͤsen zugleich giengen, und mit einander alswie gute Freunde redeten, weil dem Ansehen nach kein Unterschied unter ih- nen zu sehen war, diejenigen vorgestellet wurden, welche im Aeusserlichen auf einerley Art auf- richtig und gerechtleben, und welche dem Ansehen nach nicht von einander zu unterscheiden sind: durch den Stein im Scheideweg oder in dem Winkel, uͤber den die Boͤsen fielen, und von dem aus sie den zur Hoͤlle fuͤhrenden Weg liefen, wur- de das Goͤttliche Wahre vorgestellet, welches von denen, die gegen die Hoͤlle sehen, gelaͤugnet wird; im hoͤchsten Sinn wird durch eben diesen Stein das Goͤttlich Menschliche des Herrn ange- deutet: die aber das Goͤttliche Wahre, und zugleich das Goͤttliche des Hernn erkannten, Z 3 die Von der Geisterwelt. die giengen den Weg, der zum Himmel fuͤhrete. Hieraus erhellet wiederum, daß die Boͤsen eben so wohl, als die Guten, aͤusserlich einerley Leben fuͤh- ren, oder einerley Weg gehen, und also einer so leicht, als der andere, und daß dem ungeachtet die- jenigen, welche im Herzen das Goͤttliche erken- nen, vornehmlich diejenigen innerhalb der Kirche, welche das Goͤttliche des Herrn erkennen, in den Himmel gefuͤhret, die es aber nicht erkennen, in die Hoͤlle gebracht werden. Die Gedanken des Menschen, die aus der Absicht oder aus dem Wil- len herkommen, werden im andern Leben durch Wege vorgestellet; es werden auch allda dem An- schein nach Wege dargestellet, die gaͤnzlich so sind, wie die Gedanken der Absicht, und ein jeder gehet auch dahin, wo seine aus der Absicht herruͤhrende Gedanken hin zielen; daher kommt es daß die Geister aus ihren Wegen erkannt werden, wie sie, und ihre Gedanken beschaffen sind: hieraus wurde auch klar, was eigentlich durch die Worte des Herrn verstanden werde: „ Gehet ein durch die enge Pforte; denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der ins Verderben fuͤhret, und ihrer sind viel, die darauf wandeln; die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben fuͤhret, und wenig sind, die ihn finden, ” Matth. 7, 13. 14; daß der Weg, der zum Himmel fuͤhret, schmal ist, das ist nicht des wegen, als sey er beschwerlich, sondern darum, weil ihrer, wie es heißt, wenig sind, die denselben finden. Aus jenem Stein, den ich in dem Von der Geisterwelt. dem Winkel, wo der breite und allgemeine Weg sich endigte, gesehen hatte, und von dem aus ich zwey Wege in einander entgegenstehen- de Gegenden sich erstrecken sahe, wurde offen- bar, was durch diese Worte des Herrn ange- deutet wird: „ Habt ihr nicht gelesen, was geschrieben ist; der Stein, den die Bau- leute verworfen haben, der ist zum Haupt oder zur Spitze des Winkels (des Ecks) geworden; Diese Stelle liest man auch Matth. 21, 42. 44. Mare. 12, 10. Apost. Geich. 4, 11; und im Grundtexte stehet allemal: ἐγενηϑη εἰς κε- φαλὴν γωνίας, das heißt: er ist zum Haupt oder zur Spitze des Winkels (des Ecks) ge- worden. Der Uebers. ein jeder, der auf diesen Stein faͤllt, wird zerschmettert werden, ” Luc. 20, 17. 18; der Stein bedeutet das Goͤtt- liche Wahre, Daß der Stein die Wahrheit bedeute, lese man ein den himmlischen Geheimnissen Num. 114. 643. ꝛc. Dahero ist das Gesetz auf stei- nernen Tafeln geschrieben gewesen, Num. 10376. Der Verf. und der S t ein Jsraels bedeu- tet den Herrn in Ansehung des Goͤttlich Mensch- lichen; die Bauleute sind die von der Kirche; das Haupt oder die Spitze des Winkels (des Ecks) ist da, wo der Scheideweg angeht; fal- len und zerschmettert werden, heißt laͤugnen und umkommen. 535. Es Z 4 Von der Geisterwelt. 535. Es wurde mir verstattet, mit einigen im andern Leben zu reden, die sich von den welt- lichen Geschaͤften entfernt hatten, um fromm und heilig zu leben; und auch mit einigen, die sich mancherley Schmach angethan hatten, weil sie geglaubt, das heisse: der Welt entsagen, und die Begierden des Fleisches baͤndigen; al- lein, weil sich dadurch die meisten von denselben ein trauriges Leben zugezogen, und sich von dem Leben der thaͤtigen Liebe, welches Leben sonst nicht, als in der Welt gefuͤhret werden kann, entfernt haben, so koͤnnen sie unmoͤglich mit den Engeln vergesellschaftet werden, weil das Leben der Engel vermoͤge der Seligkeit ein froͤ- liches Leben ist, und in Leistung des Guten be- stehet, welches eben die Werke der Liebe sind: uͤber dieses brennen diejenigen, welche ein von den weltlichen Dingen abgezogenes Leben ge- fuͤhret haben, gleichsam vor Verdienst, und wollen daher bestaͤndig den Himmel haben, und denken sich die himmlische Freude als eine Be- lohnung, indem sie ganz und gar nicht wissen, was eigentlich die himmlische Freude ist; und wenn sie unter die Engel, und in deren ihre Freude gelassen werden, die ohne Verdienst ist, und in den Ausuͤbungen und offenbaren Liebes- diensten, wie auch, in der Seligkeit bestehet, welche aus dem Guten herruͤhret, das die En- gel durch solch Liebesdienste leisten, so verwun- dern sie sich, gleichwie die, so unglaubliche Dinge sehen; weil sie nun dieser Freude nicht faͤhig Von der Geisterwelt. faͤhig sind so gehen sie weg, und gesellen sich zu ihres Gleichen, die in der Welt in eben einem solchen Leben gewesen sind. Diejenigen aber, welche aͤusserlich heilig gelebt, bestaͤndig in den Tempeln, und allda im Gebet begriffen ge- wesen sind, ihre Seele beaͤngstigt, und zugleich unaufhoͤrlich sich in den Gedanken gehabt haben, als waͤren sie auf solche Art weit mehr, als an- dre, hoch zu schaͤtzen und zu ehren, und endlich nach dem Tod fuͤr heilige zu halten, die sind im andern Leben nicht im Himmel, weil sie derglei- chen Dinge nur um ihrentwillen gethan haben; und weil sie die goͤttliche Wahrheiten mit der Ei- genliebe, womit sie dieselben uͤberschwemmten, verunreiniget und beflecket haben, so sind eini- ge von ihnen so unsinnig, daß sie denken, sie waͤren Goͤtter; weswegen sie sich unter solchen in der Hoͤlle befinden; einige sind listig und be- truͤgerisch, und befinden sich in den Hoͤllen der Betruͤger, welches naͤmlich diejenigen sind, die die obgedachten Dinge durch Kunstgriffe und Raͤnke aͤusserlich gethan, und durch diese Raͤn- ke und Kunstgriffe dem gemeinen Volk weis ge- macht haben, als waͤre in ihnen goͤttliche Hei- ligkeit. So sind viele von den Heiligen im Pabstthum; es wurde mir auch verstattet, mit einigen zu reden, und da wurde mir ihr Leben, wie es in der Welt gewesen war, und wie es nachgehends ist, offenbar beschrieben. Dieses ist deswegen gesagt worden, damit man wissen moͤge, daß das zum Himmel fuͤhrende Leben, Z 5 nicht Von der Geisterwelt. nicht ein von der Welt abgezogenes, sondern ein in der Welt zu fuͤhrendes Leben sey; und daß ein frommes Leben ohne das Leben der thaͤ- tigen Liebe, welches nur allein in der Welt moͤ- glich ist, nicht in den Himmel fuͤhre, sondern das Leben der thaͤtigen Liebe, welches Leben darin- nen besteht: in allen Verrichtungen, in allen Geschaͤften, und in allen Werken aufrichtig und gerecht handeln, und zwar aus dem Jnwendigen und also aus einer himmlischen Urquelle, welche Urquelle in dem Leben der Liebthaͤtigkeit befindlich ist, sobald der Mensch deswegen aufrichtig und gerecht handelt, weil es den goͤttlichen Gesetzen gemaͤß ist: ein solche Leben ist nicht schwer, sondern das Leben der Froͤmmigkeit, die von dem Leben der thaͤti- gen Liebe abgezogen ist, das ist schwer, und ein sol- ches Leben fuͤhret noch dazu so weit vom Himmel ab, als man glaub daß es zum Himmel fuͤhre. Anmerkung des Verfassers. Daß ein frommes Leben ohne das Leben der thaͤtigen Liebe zu nichts tauge, sondern mit diesem verknuͤpft zu allem nuͤtzlich sey, das habe ich auch in den himmlischen Geheimnissen Num. 8252. 8253. bewiesen. Die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchsten bestehet darinnen: in allen Werken, und in allen Verrichtungen das Gute, Gerechteund Rechtschaffene thun, man lese Num. 8129. 8121. 8122. Die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchsten erstrecket sich auf alle und jede Dinge, die der Mensch denket, will, und Von der Geisterwelt. und thut, Num. 8124. Das Leben der thaͤ- tigen Liebe ist ein Leben nach den Geboten des Herrn, Num. 3249. Nach den Geboten des Herrn leben, heißt: den Herrn lieben, Num. 10143. 10153. 10310. 10578. 10648. Die aͤchte thaͤtige Liebe ist nicht verdienstlich, weil sie aus innerer Zuneigung, und aus dem da- her ruͤhrenden Vergnuͤgen kommt, Num. 2340. 2373. 2400. 3887. 6388. 6393. Der Mensch bleibt nach dem Tod so, wie er in der Welt ein Leben der thaͤtigen Liebe gefuͤhret hat, Num. 8256, Die himmlische Seligkeit fliesset vom Herrn in das Leben der thaͤtigen Liebe ein, Num. 2363. Es wird einer nicht etwa dadurch in den Himmel eingelassen, daß er blos allein das Gute denke, sondern dadurch, daß er zu- gleich das Gute wolle und thue, Num. 2401. 3459. Wenn nicht mit dem Gutes wollen und mit dem Gutes denken das Gute thun ver- knuͤpft ist, so findet kein Seligwerden statt, und auch keine Verbindung des innern Men- schen mit dem aͤussern, Num. 3987. Ende des Abschnitts von der Geisterwelt . Jnnhalt Jnnhalt des zweyten Theils: vom Himmel und von der Geisterwelt. D aß Himmel und Hoͤlle aus dem menschlichen Geschlechte seyn. Seite 5 Von den Heyden oder Voͤlkern im Himmel, die ausserhalb der Kirche gewesen sind. 17 Von den Kindern im Himmel. 31 Von den Weisen und Einfaͤltigen im Him- mel. 52 Gesammelte Stellen, aus den himmlischen Ge- heimnissen, betreffend die Wissenschaften 75 Von den Reichen und Armen im Himmel. 83 Von den Ehen im Himmel. 100 Von Jnnhalt. Von den Amtsverrichtungen der Engel im Him- mel. 124 Von der himmlischen Freude und Gluͤckselig- keit. 132 Von der unermeßlichen Groͤsse des Himmels. 157 Was die Geisterwelt sey. 171 Daß ein jeder Mensch in Ansehung seines Jn- nern ein Geist sey. 128 Von des Menschen Auferweckung von den Tod- ten, und von seinem Eingang in das ewige Leben. 192 Daß der Mensch nach dem Tod in vollkomme- ner menschlicher Gestalt sey. 200 Daß sich der Mensch nach dem Tod in allen Sinnen, in dem Gedaͤchtnis, wie auch in den Gedanken und Neigungen befinde, die er in der Welt gehabt; und daß er nichts zuruͤck lasse als seinen irrdischen Leib. 214 Daß der Mensch nach dem Tod so beschaffen sey, wie seyn Leben in der Welt gewesen. 296 Daß Jnnhalt. Daß sich die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens, die ein jeder gehabt, nach dem Tod in uͤbereinstim- mende verkehren. 261 Von dem ersten Zustand des Menschen nach dem Tod. 273 Von dem andern Zustand des Menschen nach dem Tod. 281 Von dem dritten Zustand des Menschen nach dem Tod. 300 Daß kein einziger aus unmittelbarer Barmher- zigkeit in den Himmel komme. 316 Daß es nicht so schwer sey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, daß in den Himmel fuͤhret. 328 Von der Hoͤlle . Frankfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Christian Hechtel , 1776. Daß es der Herr sey, der die Hoͤllen regieret. 536. O ben, in dem Abschnitt vom Himmel, habe ich uͤberall gezeigt, insbeson- dere Num. 2 - 6, daß der Herr der Gott des Himmels sey, daß also dem Herrn die gan- ze Regierung der Himmel zukomme; und weil eine solche Ruͤcksicht des Himmels auf die Hoͤlle, und der Hoͤlle auf den Himmel ist, alswie zwischen zwey einander entgegenste- henden Dingen, die gegen einander wuͤrken, aus deren Wuͤrkung und Widerstand das Gleichgewicht entsteht, worauf alles beruhet, so ist dahero auch, damit alles und jedes im Gleichgewicht gehalten werde, noͤthig, daß der, so das eine regieret, auch das andere re- giere; denn, wenn nicht eben dieser Herr die Anfaͤlle, die von den Hoͤllen geschehen, zuruͤckhalten, und die Rasereyen in densel- ben bezaͤhmen wuͤrde, so wuͤrde das Gleich- gewicht zu Grunde gehen, und mit dem Gleich- gewicht das Ganze. 537. Zuerst aber soll hier etwas von dem Gleichgewicht gesagt werden; es ist bekannt, daß, wenn ihrer zwey wider einander wuͤr- Sw. Sch. II. Th. a 2 ken Von der Hoͤlle. ken, und wenn der eine so viel entgegen wuͤr- ket und widerstehet, als der andere wuͤrket und antreibet, sodann beyde keine Krafft haben, weil auf beyden Seiten eine gleiche Macht ist, und daß alsdann beyde von einem dritten nach Belieben behandelt werden koͤn- nen; denn wenn ihrer zwey wegen eines gleichen Widerstands keine Kraft haben, so wuͤrket die Kraft eines dritten alles, und zwar so leicht, als ob gar kein Widerstand vorhan- den waͤre. Ein solches Gleichgewicht ist zwi- schen Himmel und Hoͤlle; aber, es ist nicht ein solches Gleichgewicht, als wie zwischen zweyen, die mit dem Koͤrper wider einander streiten, und deren des einen Kraft der Kraft des andern gewachsen ist, sondern es ist ein geistliches Gleichgewicht, naͤmlich des Fal- schen wider das Wahre, und des Boͤsen wi- der das Gute; die Hoͤlle hauchet bestaͤndig das aus dem Boͤsen herruͤhrende Falsche, und der Himmel bestaͤndig das aus dem Guten herruͤh- rende Wahre aus; dieses geistliche Gleichge- wicht machet, daß der Mensch in der Freyheit ist, zu denken und zu wollen; denn alles, was der Mensch denket und will, das beziehet sich entweder auf das Boͤse und auf das daher ruͤhrende Falsche, oder auf das Gute und auf das daher ruͤhrende Wahre, mithin, wenn er in diesem Gleichgewicht ist, so ist er in der Freyheit, entweder das Boͤse und das daher ruͤhrende Falsche aus der Hoͤlle bey sich einzu- lassen Von der Hoͤlle. lassen und aufzunehmen, oder das Gute und das daher ruͤhrende Wahre aus dem Himmel bey sich einzulassen und zu empfangen; in solchem Gleichgewicht haͤlt der Herr einen je- den Menschen, weil Er beydes, so wohl den Himmel, als die Hoͤlle regieret. Warum aber der Mensch durch das Gleichgewicht in die- ser Freyheit gehalten, und ihm nicht von der goͤttlichen Macht das Boͤse und Falsche be- nommen, und ihm dafuͤr das Gute und Wah- re beygebracht werde, soll im folgenden in dem gehoͤrigen Artikel gesagt werden. 538. Es ist mir etlichemal der aus der Hoͤl- le ausfliessende Umkreis des Falschen, das aus dem Boͤsen herruͤhret, zu empfinden ge- geben worden, er war, wie ein bestaͤndiges Bestreben, alles Gute und Wahre zerstoͤren zu wollen, welches Bestreben mit Zorn und gleichsam mit Wuth verknuͤpft war, daß sie es nicht vollziehen konnten; vornehmlich gieng das Bestreben dahin, die Gottheit des Herrn vernichten und zerstoͤren zu wollen, und dieses darum, weil alles Gute und Wahre von Jhm Selber kommt. Aus dem Himmel aber wurde der Umkreis des aus dem Guten herruͤhrenden Wahren empfunden, durch wel- chen die Wuth des aus der Hoͤlle aufsteigen- den Bestrebens zuruͤck gehalten wurde: daher kommt nun das Gleichgewicht: dieser aus dem Himmel empfundne Umkreis kam blos allein a 3 vom Von der Hoͤlle. vom Herrn, ob er gleich aus den Engeln im Himmel her zu kommen schiene; daß er vom Herrn allein kam, und nicht von den Engeln, war die Ursache, weil ein jeder Engel im Him- mel erkennet, daß von ihm selber nichts Gu- tes noch Wahres komme, sondern daß alles Gute und Wahre vom Herrn sey. 539 Jn der geistlichen Welt hat das aus dem Guten herruͤhrende Wahre alle Macht, und das Falsche aus dem Boͤsen hat ganz und gar keine Macht; daß das aus dem Gu- ten herruͤhrende Wahre alle Macht hat, ist die Ursache, weil das Goͤttliche an sich selbst im Himmel das Goͤttliche Gute und das Goͤttliche Wahre ist, und das Goͤttli- che alle Gewalt hat: daß das aus dem Boͤ- sen herruͤhrende Falsche ganz und gar keine Macht hat, ist darum, weil das aus dem Guten herfliessende Wahre alle Macht hat, und in dem Falschen aus dem Boͤsen kein Wahres aus dem Guten vorhanden ist: da- her kommt es, daß im Himmel alle Macht ist, in der Hoͤlle aber keine; denn ein jeder im Himmel befindet sich in dem aus dem Gu- ten herfliessenden Wahren, und ein jeder in der Hoͤlle stehet in dem aus dem Boͤsen her- ruͤhrenden Falschen: denn es wird einer nicht eher in den Himmel eingelassen, als bis er sich in dem aus dem Guten herfliessenden Wah- ren befindet; auch wird einer nicht eher in die Von der Hoͤlle. die Hoͤlle hinabgeworfen, als bis er in dem aus dem Boͤsen herruͤhrenden Falschen ist; daß dem so sey, lese man in den Artikeln, wo von dem erstern, andern und dritten Zustand des Menschen nach dem Tod, Num. 491-520 gehandelt worden: und daß das aus dem Guten herfliessende Wahre alle Macht habe, lese man in dem Artikel von der Macht der Engel des Himmels, Num. 228-233. 540. Dieses ist nun das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hoͤlle; diejenigen, wel- che sich in der Geisterwelt befinden, sind in diesem Gleichgewicht, denn die Geisterwelt ist das Mittlere zwischen dem Himmel und der Hoͤlle; und durch die Geisterwelt werden auch alle Menschen in der Welt in eben ei- nem solchen Gleichgewicht gehalten, denn die Menschen in der Welt werden vom Herrn durch die Geister regieret, welche in der Gei- sterwelt sind, und davon soll weiter unten in dem gehoͤrigen Artikel gehandelt werden. Ein solches Gleichgewicht kann nicht statt finden, woferne der Herr nicht beydes, so wohl den Himmel, als die Hoͤlle regierete, und auf beyden Seiten Maas und Ziel hielte; sonst wuͤrde das aus dem Boͤsen herruͤhren- de Falsche das Uebergewicht bekommen, und auf die einfaͤltig Guten, die sich am Aeusser- sten des Himmels befinden, und die viel leich- ter, als die Engel selbst, verkehret werden a 4 koͤnnen, Von der Hoͤlle. koͤnnen, einen Eindruck haben, und also wuͤr- de das Gleichgewicht, und mit dem Gleich- gewicht die Freyheit bey den Menschen zu Grunde gehen. 541. Die Hoͤlle ist eben so in Gesellschaf- ten unterschieden, als wie der Himmel, und auch in so viel Gesellschaften, als in so viel Gesellschaften der Himmel unterschieden ist; denn eine jede Gesellschaft im Himmel hat ihre entgegenstehende Gesellschaften in der Hoͤlle, und dieses um des Gleichgewichtes willen. Aber die Gesellschaften in der Hoͤlle sind nach dem Boͤsen und dem daher ruͤhren- den Falschen unterschieden, weil die Gesell- schaften im Himmel nach dem Guten und dem daher fliessenden Wahren unterschieden sind: daß jegliches Gute sein entgegenstehen- des Boͤse, und jegliches Wahre sein entge- genstehendes Falsche habe, kann man daher wissen, daß nichts vorhanden ist, welches sich nicht auf sein Gegentheil beziehe, und daß man aus dem Gegentheil erkennet, wie es beschaffen ist, und in welchem Grad es stehet, daß auch von daher alle Empfindung und alles Gefuͤhl kommt. Deswegen thut der Herr bestaͤndig Vorsehung, daß eine jede Gesellschaft des Himmels ihren Gegentheil an einer Gesellschaft der Hoͤlle habe, und daß zwischen den beyden Gesellschaften ein Gleich- gewicht seyn moͤge. 542. Weil Von der Hoͤlle. 542. Weil die Hoͤlle in so viel Gesell- schaften unterschieden ist, als der Himmel, so sind dahero auch eben so viel Hoͤllen, als Gesellschaften des Himmels sind, denn eine jede Gesellschaft des Himmels ist ein Himmel in einer kleinern Gestalt man lese oben Num. 51 - 58, also ist eine jede Gesellschaft der Hoͤl- le ebenfalls eine Hoͤlle in einer kleinern Ge- stalt. Weil nun uͤberhaupt drey Himmel sind, so sind dahero auch uͤberhaupt drey Hoͤllen; ; die unterste, die dem innersten oder dritten Himmel entgegenstehet, die mittlere, die dem mittlern oder andern Himmel entge- genstehet, und die obere, die dem aͤussersten oder ersten Himmel entgegenstehet. 543. Wie aber die Hoͤllen vom Herrn re- gieret werden, will ich auch kuͤrzlich melden; insgemein werden die Hoͤllen durch den all- gemeinen Zufluß des aus den Himmeln her- ruͤhrenden Goͤttlichen Guten und goͤttlichen Wahren regieret, durch welchen Zufluß das aus den Hoͤllen ausfliessende allgemeine Be- streben im Zaum und in Schranken gehalten wird; sie werden auch durch den besondern Zufluß aus jedwedem Himmel, und aus jeg- licher Gesellschaft des Himmels regieret. Jns- besondere werden die Hoͤllen durch die Engel regieret, denen verstattet wird, hinein in die Hoͤllen zu sehen, und den Rasereyen und Em- poͤrungen allda Einhalt zu thun; bisweilen a 5 werden Von der Hoͤlle. werden auch Engel dahin gesandt, durch deren Gegenwart diese Rasereyen gemaͤßigt werden. Ueberhaupt aber werden alle, so in den Hoͤllen sind, durch vielerley Furcht regieret, einige durch die von der Welt eingepflanzte und angeartete Furcht, weil aber diese Furcht nicht hinlaͤng- lich ist, und auch allgemach nachlaͤßt, so werden sie auch durch die vielerley Furcht vor den Strafen regieret, durch welche Furcht sie hauptsaͤchlich von Ausuͤbung der Bosheiten abgeschreckt werden; die Strafen in den Hoͤl- len sind vielfaͤltig, gelindere und haͤrtere, je nachdem die Bosheiten beschaffen sind: mei- stentheils werden Boshaftigere uͤber sie ge- setzt, die an Verschlagenheit und Kunstgrif- fen was zum Voraus haben, und die andern durch Strafen und durch die daher ruͤhren- de Schrecken im Gehorsam und Knechtschaft halten koͤnnen; diese Vorgesetzten aber duͤr- fen sich nicht unterstehen, die ihnen vorge- schriebene Grenzen zu uͤberschreiten. Es ist zu wissen, daß die Furcht vor der Strafe das einzige Mittel ist, die Gewaltthaͤtigkei- ten und Nasereyen derer, so in der Hoͤlle sind, in Schranken zu halten; sonst ist kein ander Mittel vorhanden. 544. Man hat bisher in der Welt ge- glaubt, es waͤre ein gewisser Teufel, der uͤber die Hoͤllen gesetzt sey, und der waͤre als ein Engel des Lichts erschaffen worden, nachdem er Von der Hoͤlle. er aber ein Rebelle geworden sey, waͤre er mit seinem Haufen herab in die Hoͤlle geworfen worden: daß man so geglaubt hat, ist daher, weil in dem Wort der Name Teufel und Satan, und auch Lucifer vorkommt, und das Wort da, wo die Namen vorkom- men, nach dem buchstaͤblichen Sinn verstan- den worden ist, da doch in dem Wort durch Teufel und Satan die Hoͤlle verstanden wird, durch Teufel diejenige Hoͤlle, welche hinter- waͤrts ist, und wo die allerruchlosesten sind, die da boͤse Gemi Von den Geniis kann man Pag. 136. und 137. die Anmerkung nachlesen; sie werden auch weiter unten in der 578 sten und 579. Nummer beschrieben. genennet werden; und durch Satan diejenige Hoͤlle, welche vorwaͤrts ist, und wo sich die befinden, die nicht so bos- haftig sind, und boͤse Geister genennet wer- den; und durch Lucifer werden diejenigen verstanden, welche aus Babel oder Babylon sind, welches naͤmlich die sind, deren Herrsch- sucht sich bis in den Himmel erstrecket. Daß kein gewisser Teufel vorhanden sey, dem die Hoͤllen unterworfen waͤren, erhellet auch dar- aus, daß alle, die sich in den Hoͤllen, gleich- wie auch alle, die sich in den Himmeln befin- den, aus dem menschlichen Geschlechte sind, man lese Num. 311 - 317, und daß vom An- Von der Hoͤlle. Anfang der Schoͤpfung an, bis auf diese Zeit, viele Millionen Millionen in den Hoͤl- len sind, und daß ein jeder von ihnen ein sol- cher Teufel ist, wie er sich in der Welt dem Goͤttlichen widersetzet hatte; hiervon lese man oben Num. 311 und 312. Daß der Herr keinen einzigen in die Hoͤlle werfe, sondern daß lediglich der Geist sich selber hineinstuͤrze. 545. E inige sind stark der Meinung gewe- sen, daß Gott sein Angesicht von dem Men- schen abwende, ihn von Sich verstosse, und in die Hoͤlle werfe, und daß Er zornig auf ihn sey wegen des Boͤsen; einige gehen in ih- rer Meinung noch weiter, daß Gott den Men- schen strafe, und ihm Boͤses thue; in dieser Meinung bestaͤrken sie sich aus dem buchstaͤb- lichen Sinn des Worts , wo dergleichen Ausdruͤcke vorkommen, indem sie gar nicht wissen, daß der geistliche Sinn des Worts, der eben den Sinn des Buchstabens erklaͤret, ganz anders ist, und daß daher die aͤchte Lehre der Kirche, welche aus dem geistlichen Sinn des Worts genommen ist, etwas anders leh- ret; daß naͤmlich Gott sein Angesicht nim- mermehr von dem Menschen abwende, noch ihn von Sich stosse, und daß Er keinen ein- zigen Von der Hoͤlle. zigen in die Hoͤlle werfe, noch viel weniger zor- nig sey. Dieses wird auch ein jeder, dessen Gemuͤth erleuchtet ist, wenn er das Wort lieset, blos allein daraus inne, weil Gott das Gute selber, die Liebe selber, und die Barmher- zigkeit selber ist; und daß das Gute selber kei- nem einzigen etwas Boͤses thun kann, und die Liebe selber und die Barmherzigkeit selber kei- nen Menschen von sich stossen kann, weil es schnurstracks wider das Wesen der Barmher- zigkeit und der Liebe, und also wider das Goͤttliche selber ist; derowegen werden die- jenigen, welche aus einem erleuchteten Gemuͤ- the denken, wenn sie das Wort lesen, klar und deutlich inne, daß sich Gott nimmermehr von dem Menschen abwendet, und weil Er sich nicht von ihm abwendet, Er aus dem Gu- ten, aus der Liebe und Barmherzigkeit mit ihm handelt, das ist, daß Er es mit ihm gut meinet, daß Er ihn liebet, und daß Er sich seiner erbarmet. Hieraus sehen sie auch, daß unter dem buchstaͤblichen Sinn des Worts, in welchem die obgedachten Ausdruͤcke vor- kommen, ein geistlicher Sinn verborgen liege, und nach diesem Sinn muß dasjenige ausgelegt werden, was in dem buchstaͤblichen Sinn dergestalt ausgedruͤckt worden ist, daß es der Faßlichkeit des Menschen angemessen, und seinen ersten und gemeinen Begriffen ge- maͤß sey. 546. Die- Von der Hoͤlle. 546. Diejenigen, welche erleuchtet sind, sehen ferner, daß das Gute und Boͤse zwey einander entgegenstehende Dinge sind, und daß sie dermassen einander entgegenstehen, als wie Himmel und Hoͤlle, und daß alles Gute aus dem Himmel ist, alles Boͤse aber aus der Hoͤlle; und daß, weil das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmacht, wie Num. 7-12. zu lesen ist, vom Herrn nichts, als Gutes in den Menschen einfließt, von der Hoͤlle aber nichts, als Boͤses; und daß auf solche Art der Herr den Menschen bestaͤndig vom Boͤsen abziehet, und zum Guten fuͤhret, daß aber die Hoͤlle den Menschen bestaͤndig zum Boͤsen verleitet: wenn der Mensch nicht zwischen beyden waͤre, so wuͤrde er kein Den- ken, und kein Wollen, vielweniger einige Freyheit, noch einige Wahl haben; denn al- les dieses hat der Mensch von dem Gleichge- wicht zwischen dem Guten und Boͤsen: wenn sich nun der Herr abwenden wuͤrde, und der Mensch dem Boͤsen lediglich und allein uͤber- lassen waͤre, so wuͤrde er nicht mehr Mensch seyn. Hieraus erhellet, daß der Herr mit seinem Guten bey einem jeden Menschen, bey dem boͤsen sowohl, als bey dem guten ein- fließt, aber mit dem Unterschied, daß Er ei- nen boͤsen Menschen bestaͤndig vom Boͤsen ab- ziehet, und einen guten Menschen bestaͤndig zum Guten fuͤhret; und daß die Ursache die- ses Unterschiedes an dem Menschen liegt, weil Von der Hoͤlle. weil er entweder das Boͤse oder das Gute er- greift. 547. Hieraus kann nun offenbar seyn, daß der Mensch das Boͤse aus Antrieb der Hoͤlle, und das Gute aus Antrieb des Herrn thue; allein, weil der Mensch glaubt, daß er alles, was er thut, aus sich selber thate, so klebt ihm dahero das Boͤse, das er thut, so an, als sey es sein selbst- eigenes; daher kommt es nun, daß der Mensch Urfach an seinem Boͤsen ist, keines- wegs aber der Herr: das Boͤse bey dem Menschen ist des Menschen seine Hoͤlle, denn ob man sage, das Boͤse oder die Hoͤlle, das ist einerley: weil nun der Mensch Ursach an seinem Boͤsen ist, so fuͤhret er sich auch sel- ber in die Hoͤlle, und nicht der Herr, ja, das sey ferne, daß der Herr einen Menschen in die Hoͤlle fuͤhren sollte, vielmehr suchet Er den Menschen von der Hoͤlle zu befreyen, in so ferne der Mensch nicht in seinem Boͤsen seyn will, und es nicht liebet; aller Wille und alle Liebe des Menschen bleibt ihm nach dem Tod, wie Num. 470-484. zu lesen ist, wer in der Welt das Boͤse will und liebt, der will und liebt das nemliche Boͤse auch im an- dern Leben, alsdenn laͤßt er sich nicht mehr davon abbringen; daher kommt es, daß ein boͤser Mensch an die Hoͤlle gebunden, und auch wuͤrklich seinem Geiste nach in der Hoͤl- le Von der Hoͤlle. le ist, und nach dem Tod nichts mehr begeh- ret, als da zu seyn, wo sein Boͤses ist: weswegen der Mensch nach dem Tod sich sel- ber in die Hoͤlle stuͤrzet, und keineswegs vom Herrn hineingeworfen wird. 548. Wie dieses geschiehet, soll nun auch gesagt werden; wenn der Mensch ins andere Leben eingeht, so wird er zuerst von den En- geln aufgenommen, die ihm alle Dienste lei- sten und auch mit ihm vom Herrn, vom Him- mel, und vom englischen Leben reden, und ihn im Wahren und Guten unterrichten: wenn aber der Mensch der sodann ein Geist ist, so beschaffen ist, daß er in der Welt der- gleichen Dinge zwar gewußt, im Herzen aber gelaͤugnet, oder verachtet hatte, so begehret er nach einer kurzen Unterredung von den En- geln hinweg, und suchet auch wegzugehen; sobald die Engel dieses inne werden, so lassen sie ihn gehen; nachdem er nun wieder mit an- dern eine Weile vergesellschaftet gewesen, so gesellet er sich endlich zu denen, welche eben so Boͤse sind, wie er, man lese oben Num. 445-452; sobald dieses geschieht, so wen- det er sich vom Herrn ab, und kehret das An- gesicht zur Hoͤlle, mit welcher er schon in der Welt war verbunden gewesen, und wo sich diejenigen befinden, die in gleicher Liebe zum Boͤsen sind. Hieraus erhellet, daß der Herr durch die Engel, und auch durch den Einfluß aus dem Himmel, einen jeden Geist von der Hoͤlle Von der Hoͤlle. Hoͤlle ab, und zu Sich fuͤhret, daß aber die- jenigen Geister, welche im Boͤsen sind, gaͤnz- lich widerstreben, und sich vom Herrn gleich- sam losreissen, und von ihrem Boͤsen, und also von der Hoͤlle wie von einem Strick ge- zogen werden, und weil sie so gezogen wer- den, und aus Liebe zum Boͤsen gerne nachfol- gen wollen, so ist offenbar, daß sie sich frey- willig in die Hoͤlle stuͤrzen. Daß sichs so ver- halte, kann man in der Welt nicht glauben, das kommt aber von der Einbildung her, die man sich von der Hoͤlle machet; ja, es scheint auch im andern Leben vor den Augen derer, die ausser der Hoͤlle sind, nicht anders, als wuͤrden solche hineingestuͤrzt, denen aber, die sich hinein stuͤrzen, scheint es nicht so; denn sie gehen von sich selber hinein, und diejeni- gen, welche aus bruͤnstiger Liebe zum Boͤsen hineingehen, sehen aus, als wuͤrden sie mit dem Kopf abwaͤrts und mit den Fuͤssen auf- waͤrts hinein geworfen; aus diesem Anschein kommt es, daß es scheinet, als ob sie von der goͤttlichen Gewalt in die Hoͤlle geworfen wuͤr- den; hiervon wird man unten in der 574 Nummer ein mehreres lesen. Hieraus kann nun ersehen werden, daß der Herr keinen einzigen in die Hoͤlle stuͤrze, sondern ein jeder sich selber, nicht allein, wenn er in der Welt lebt, sondern auch nach dem Tod, wenn er unter die Geister kommt. Sw. Sch. II. Th. b 549. Das Von der Hoͤlle. 549. Daß der Herr, vermoͤge seines goͤtt- lichen Wesens, welches das Gute, die Liebe, und die Barmherzigkeit ist, mit einem Men- schen nicht eben so, wie mit dem andern han- deln koͤnne, ist die Ursache, weil das Boͤse und das daher ruͤhrende Falsche im Weg steht, und Seinen goͤttlichen Einfluß nicht nur stumpf machet, sondern auch von sich stoͤßt: das Boͤse und die daher ruͤhrende Falschhei- ten sind wie schwarze Wolken, die sich zwi- schen die Sonne und das Auge des Menschen legen, und das klare und helle Licht wegneh- men, indem aber bey der Sonne dennoch ein bestaͤndiges Bestreben bleibt, die im Weg ste- hende Wolken zu zerstreuen, denn sie ist hin- ter solchen und wuͤrket, und laͤßt inzwischen durch verschiedene Oeffnungen rings umher ein wenig schwaches Licht in das Auge des Menschen einfallen: in der geistlichen Welt ist es eben so; die Sonne allda ist der Herr und die goͤttliche Liebe, man lese Num. 116- 140; das Licht daselbst ist das Goͤttliche Wah- re, Num. 126-140; die schwarzen Wolken daselbst sind die aus dem Boͤsen herruͤhrenden Falschheiten; das Auge daselbst ist der Ver- stand; um so viel einer daselbst in den aus dem Boͤsen herruͤhrenden Falschheiten ist, in so viel ist eine solche Wolke um ihn herum, die schwarz und dick ist, je nachdem der Grad des Boͤsen ist: aus dieser Vergleichung kann ersehen werden, daß die Gegenwart des Herrn bey Von der Hoͤlle. bey einem jeden unaufhoͤrlich sey, aber auf verschiedene Weise aufgenommen werde. 550. Die boͤsen Geister werden in der Gei- sterwelt sehr gestraft, damit sie durch die Stra- fen von Ausuͤbung des Boͤsen abgeschreckt werden; dieses hat eben auch den Anschein, als wuͤrden sie vom Herrn gestraft; gleich- wohl aber kommt gar keine Strafe von dem Herrn, sondern sie kommt von dem Boͤsen selber; denn das Boͤse ist mit seiner Strafe dermassen verknuͤpft, daß sie nicht von ein- ander zu trennen sind; denn der hoͤllische Haufe begehret und liebet nichts mehr, als Boͤses zu thun, insonderheit Strafen aufzu- legen und zu peinigen, und einem jeden, der nicht vom Herrn beschuͤtzt wird, thun sie auch Boͤses an und legen ihm Strafen auf; derohalben, wenn aus boͤsem Herzen Boͤses gethan wird, so fallen sodann die hoͤllischen Geister, weil dieses Boͤse allen Schutz des Herrn von sich weg stoͤßt, denjenigen an, der dieses Boͤse thut, und strafen ihn. Dieses kann einigermassen aus den weltlichen Bos- heiten und deren Strafen erlaͤutert werden, weil in der Welt solche eben auch mit einan- ander verknuͤpft sind; denn die Gesetze allda schreiben einer jeden Bosheit die Strafe vor, wer dahero in eine Bosheit rennt, der rennt auch in die Strafe der Bosheit; der Unter- schied ist blos allein dieser, daß in der Welt b 2 das Von der Hoͤlle. das Boͤse kann verborgen werden, im andern Leben aber nicht. Hieraus kann nun offen- bar seyn, daß der Herr keinem einzigen Boͤ- ses thut; und daß es auch eben so ist, wie in der Welt, daß weder der Koͤnig noch der Rich- ter, noch das Gesetz Ursach seyen, daß der Schuldige gestraft wird, weil sie nicht Ursach sind an der Bosheit des Uebelthaͤters. Daß alle, die in den Hoͤllen sind, sich in dem von der Eigen- und Welt- liebe herruͤhrenden Boͤsen und in den dar- aus herfließenden Falschheiten befinden. 551. A lle, die in den Hoͤllen sind, befinden sich in dem Boͤsen und in den daher ruͤhren- den Falschheiten, und es ist daselbst keiner anzutreffen, der in dem Boͤsen und zugleich in der Wahrheit stuͤnde: die meisten Boͤsen in der Welt wissen die geistlichen Wahrhei- ten, welche die Wahrheiten der Kirche sind, denn sie haben solche von Kindheit auf, und aus den Predigten und aus Lesung des Worts gelernet, und nachgehends aus selbigen gere- det; einige haben auch andern weis gemacht, zu glauben, sie waͤren im Herzen gute Chri- sten, weil sie von den Wahrheiten mit einer verstellten Neigung zu reden, und auch als wie Von der Hoͤlle. wie aus einem geistlichen Glauben aufrichtig zu handeln gewußt haben; aber diejenigen von ihnen, welche in sich oder innerlich wider die Wahrheiten gedacht, und nach ihren Ge- danken nur allein der buͤrgerlichen Gesetze we- gen, und um des guten Namens, der Ehrenstel- len und der Vortheile willen sich der Ausuͤbung der Bosheiten enthalten haben, diese alle sind im Herzen boͤse, und stehen nur dem Leibe nach, nicht aber dem Geiste nach in den Wahrheiten und im Guten; wenn ihnen dahero im andern Leben das Aeusserliche benommen, und das Jn- nere, welches ihrem Geist zugehoͤrte, aufgedeckt wird, so befinden sie sich im Boͤsen und Fal- schen, aber in keinem Wahren und Guten; und dann ist offenbar, daß die Wahrheiten und das Gute sich nur in ihrem Gedaͤchtnis, nicht anders, als wie wissenschaftliche Dinge, aufge- halten, und daß sie selbige aus dem Gedaͤchtnis hergenommen hatten, wenn sie geredet, und sich gestellet haben, als kaͤme ihr Gutes aus geistli- cher Liebe und Glauben. Wenn nun solche ihr Jnwendiges, folglich in ihr Boͤses versetzt werden, so koͤnnen sie alsdenn nichts Wahres mehr reden, sondern nur Falsches, weil sie aus dem Boͤsen reden, denn aus dem Boͤsen Wahrheit reden, ist eine Unmoͤglichkeit, weil alsdenn der Geist weiter nichts, als sein Boͤ- ses ist, und das Falsche aus dem Boͤsen her- kommt. Ein jeder boͤser Geist wird in diesen Zustand gebracht, ehe er in die Hoͤlle geworfen b 3 wird, Von der Hoͤlle. wird, man lese oben Num. 499-512; das heißt, in Ansehung des Wahren und Guten abgestreift werden; und die Abstreifung ist weiter nichts, als eine Versetzung in das Jn- wendige, also in das Eigenthuͤmliche des Gei- stes, oder in den Geist selber; hiervon lese man auch oben Num. 425. 552. Wenn nun der Mensch nach dem Tod von einer solchen Beschaffenheit ist, so ist als- denn der Geist Mensch nicht mehr so, wie er in seinem ersten Zustand beschaffen ist, von welchem oben Num 491-498. geredet wor- den, sondern er ist wahrhaftig oder wuͤrk- lich ein Geist; denn der wuͤrkliche Geist hat ein Angesicht und einen Leib, der mit seinem Jnwendigen, oder mit seinem Gemuͤthe uͤber- einstimmet, und also eine aͤusserliche Gestalt, die der Abdruck oder die Abbildung seines Jn- wendigen ist; so ist der Geist beschaffen nach vollendeten ersten und andern Zustand, von welchem oben gehandelt worden; derowegen wird er alsdenn, wenn er mit Augen gesehen wird, gleichsobuld erkannt, von welcher Art er ist, und das nicht nur aus dem Angesicht, sondern auch aus dem Leib, und noch uͤber- dieses aus der Rede, und aus den Geberden; und weil er alsdenn in sich selber ist, so kann er sonst nirgends seyn, als da, wo seines Glei- chen sind: denn in der geistlichen Welt ist ei- ne durchgaͤngige Vergemeinschaftung der Nei- gungen und der daher ruͤhrenden Gedanken, wes- Von der Hoͤlle. weswegen der Geist gleichsam von sich selbst zu seines Gleichen gebracht wird, weil es aus seiner Neigung und der daher ruͤhrenden Lust geschiehet; ja, er kehret sich auch zu seines Gleichen, denn so faͤngt er erst recht an zu le- ben, oder frey Odem zu schoͤpfen, nicht aber, wenn er sich anders wohin wendet: es ist zu wissen, daß in der geistlichen Welt die Ver- gemeinschaftung mit andern so geschiehet, wie einer das Gesicht wendet, und daß vor eines jeden Angesicht diejenigen bestaͤndig sind, wel- che in eben einer solchen Liebe stehen, wie die seinige ist, und dieses bey jeder Wendung des Leibes, wie man oben Num. 151. nachlesen kann. Daher kommt es, daß alle hoͤllische Geister sich ruͤckwaͤrts vom Herrn weg und zu der Dunkelheit und Finsternis kehren, wel- che daselbst statt der Sonne und statt des Mon- des der Welt sind, daß aber alle Engel des Himmels sich zum Herrn als zur Sonne des Himmels und zum Mond des Himmels wen- den, wie oben Num. 123. 143. 144. 151. zu lesen ist. Hieraus kann nun offenbar seyn, daß alle, die in den Hoͤllen sind, sich in dem Boͤsen und in den daher ruͤhrenden Falschhei- ten befinden, und daß sie auch zu ihrer vieler- ley Liebe gekehret sind. 553. Alle Geister in den Hoͤllen, wenn sie in einigem Lichte des Himmels besehen wer- den, erscheinen in der Gestalt ihres Boͤsen, weil ein jeder die Abbildung seines Boͤsen ist, b 4 denn Von der Hoͤlle. denn das Jnnere und Aeussere eines jedweden machet Eins aus, und das Jnnere laͤßt sich in dem Aeussern, das ist, in dem Angesicht, an dem Leib, an der Rede und an den Geberden augenscheinlich sehen; auf solche Art werden sie beym ersten Anblick erkannt, wie sie eigent- lich beschaffen sind: uͤberhaupt sind sie Ge- stalten der Verachtung andrer; Gestalten feindseliger Minen, die sie auf diejenigen wer- fen, welche ihnen keine Ehre erweisen; Ge- stalten des Hasses von mancherley Art; Ge- stalten des Rache eben auch von mancherley Art; aus ihrem Jnnern kommen Unbarm- herzigkeiten und Graufamkeiten durch diese Gestalten zum Vorschein; wenn aber andre sie loben, verehren und gleichsam anbeten, so bekommt ihr Angesicht andre Zuͤge, und siehet gleichsam froͤlich aus vom Vergnuͤgen; wie aber alle diese Gestalten aussehen, kann nicht mit wenigem beschrieben werden, denn es ist keine der andern gleich; nur zwischen denen, die sich in einerley Bosheit, und daher in ei- nerley hoͤllischen Gesellschaft befinden, ist eine allgemeine Aehnlichkeit, aus welcher, alswit aus einer Ableitungs Grundlage die Angesich- ter aller und jeder, die in den Hoͤllen find, ei- nige Aehnlichkeit zu haben scheinen: uͤber- haupt sind ihre Angesichter so greulich und leblos, alswie bey Todtenkoͤrpern; bey eini- gen sind sie schwarz; bey einigen feurig, bey- nahe wie Fackeln; bey einigen sind sie von Blat- Von der Hoͤlle. Blattern, Knoten und Geschwuͤren ganz ab- scheulich; bey den meisten ist gar kein Ange- sicht zu sehen, sondern statt desselben etwas struppichtes, oder etwas beinernes, und bey ei- nigen stehen nur die Zaͤhne heraus; ihre Lei- ber sind eben auch ungestalt und unfoͤrmlich; und ihr Reden ist wie aus Zorn, oder aus Haß oder aber aus Rache, denn ein jeder redet aus seinen Falschheiten und toͤnet aus seinem Boͤ- sen; mit einem Wort, alle mit einander sind Bildnisse ihrer Hoͤllen; was die ganze Hoͤl- le selber fuͤr eine Gestalt hat, ist mir nicht zu sehen gegeben worden; mir ist nur gesagt wor- den, daß, wie der ganze Himmel in einem Jn- begriff einen einzigen Menschen vorstelle, Num. 59-67., also stelle auch die ganze Hoͤlle in einem Jnbegriff einen einzigen Teu- fel vor, und daß sie auch in dem Bildniß ei- nes einzigen Teufels koͤnne dargestellt wer- den, man lese oben Num. 544.; was aber die einzele Hoͤllen, oder die hoͤllischen Gesell- schaften fuͤr eine Gestalt haben, ist mir oͤfters zu sehen gegeben worden, denn bey ihren Oeff- nungen, die man Thuͤren oder Pforten der Hoͤlle nennet, erscheinet meistentheils ein Un- mensch, welcher die Gestalt derer, so inwen- dig sind, uͤberhaupt vorstellet; alsdenn wer- den die Unmenschlichkeiten der daselbst befind- lichen auch zugleich mit vorgestellet durch grau- same und greuliche Dinge, die ich unberuͤhrt lassen will. Man muß aber wissen, daß die b 5 hoͤlli- Von der Hoͤlle. hoͤllischen Geister nur in dem Lichte des Him- mels also aussehen, aber unter einander selbst haben sie den Anschein als Menschen, und die- ses aus der Barmherzigkeit des Herrn, damit sie unter einander nicht auch solche Greulich- keiten seyn moͤgen, alswie sie vor den Engeln erscheinen. Dieser Anschein aber ist ein Blend- werk, denn sobald nur ein wenig Licht aus dem Himmel in ihre Hoͤllen faͤllt, so verwan- deln sich ihre menschliche Gestalten in un- menschliche, so wie sie in sich selber sind, und von welchen weiter oben geredet worden, denn in dem Lichte des Himmels erscheinet alles so, wie es in sich selber ist: daher kommt es auch, daß sie das Licht des Himmels fliehen, und sich in ihr gehoͤriges Licht hinabstuͤrzen, welches Licht so ist, wie das Licht von gluͤhenden Kohlen, und anderswo wie vom brennenden Schwe- fel; aber auch dieses Licht verwandelt sich in lauter Finsternis, sobald aus dem Himmel ein wenig Licht dahin einfliesset; daher kommt es, daß es heißt, die Hoͤllen seyen in der Dun- kelheit und Finsternis; und daß die Dunkel- heit u. Finsternis die aus dem Boͤsen herruͤh- rende Falschheiten andeuten, dergleichen in der Hoͤlle sind. 554. Aus den von mir betrachteten un- menschlichen Gestalten der Gerster in den Hoͤl- len, welche Gestalten alle mit einander, wie gesagt, Gestalten der Verachtung andrer, Ge- stalten feindseliger Minen, die sie auf solche wer- Von der Hoͤlle. werfen, von denen sie nicht geehret noch ge- schaͤtzet werden, wie auch Gestalten des Has- ses und der Rachbegierde sind, die sie gegen diejenigen hegen, welche ihnen keine Gunst er- wiesen, wurde mir klar, daß alle uͤberhaupt Gestalten der Eigenliebe und Weltliebe wa- ren; und daß die Bosheiten, deren besondre Gestalten sie sind, aus dieser zweyerley Liebe ihren Ursprung haben: es ist mir auch aus dem Himmel gesagt, und ich bin auch durch vielfaͤltige Erfahrung uͤberzeugt worden, daß diese zwey Arten der Liebe, naͤmlich die Eigen- liebe und die Liebe zur Welt, in den Hoͤllen herrschen, und auch die Hoͤllen ausmachen; und daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchsten in den Himmeln regieren, und auch die Himmel ausmachen: wie auch, daß jene zweyerley Liebe, so die zweyerley Lie- be der Hoͤlle ist, und die se zweyfache Liebe, so die zweyfache Liebe des Himmels ist, einander schnurstracks entgegenstehen und zuwider sind. 555. Anfangs verwunderte ich mich, wo- her es komme, daß die Eigenliebe und die Lie- be zur Welt so teuflisch, und daß diejenigen, welche in dieser zweyerley Liebe stehen, solche Unmenschen oder Ungeheuer im Anblicke sind, weil man in der Welt die Eigenliebe wenig oder gar nicht in Erwegung ziehet, sondern nur die Erhebung des Gemuͤths im Aeusserli- chen, oder den sogenannten Hochmuth, der, weil er in die Augen faͤllt, lediglich fuͤr die Eigen- Von der Hoͤlle. Eigenliebe gehalten wird; und uͤber dieses glaubt man in der Welt, die Eigenliebe, die sich nicht so sehr bruͤstet, waͤre ein Lebens Feuer, von welchem der Mensch aufgemun- tert wuͤrde, sich um Aemter zu bestreben, und Nutzen zu schaffen, wofern nun der Mensch nicht Ehre und Ruhm dabey sehen sollte, so wuͤrde er den Muth sinken lassen; man spricht: hat wohl einer etwas wichtiges, nuͤtzliches und denkwuͤrdiges aus einer andern Absicht ge- than, als aus einer solchen, damit er von an- dern, oder in den Gemuͤthern andrer Leute ge- ruͤhmt und geehret werde? und woher kaͤme dieses, wenn es nicht aus der fuͤr den Ruhm und fuͤr die Ehre, und folglich fuͤr die Selbst- heit eingenommenen Eigenliebe an sich betrach- tet, eine solche Liebe ist, die in der Hoͤlle herr- schet, und die Hoͤlle des Menschen ausmacht. Weil nun die Sache sich so verhaͤlt, so will ich zuerst beschreiben, was die Eigenliebe sey, und hernach, daß diese Liebe die Quelle aller Bosheiten und der daher ruͤhrenden Falsch- heiten sey. 556. Die Eigenliebe ist: sich ganz allein wohl wollen, und andern sonst nicht, als nur um seinetwillen, auch nicht einmal der Kir- che, dem Vaterland, oder einiger menschlichen Gesellschaft; wie auch ihnen Gutes thun blos allein um seines eignen Namens, Ehre und Ruhms willen, und wofern einer bey dem Nu- Von der Hoͤlle. Nutzen, den er ihnen leistet, diese Dinge nicht siehet, sodann in seinem Herzen spricht: was liegt daran, warum sollst du das thun, und was hab ich davon? und es also unterlaͤßt: hieraus erhellet, daß der, so in der Eigenliebe ist, weder die Kirche, noch das Vaterland, noch eine Gesellschaft, noch einige Nutzstif- tung liebet, sondern blos allein sich selber: sein Vergnuͤgen ist nur das Vergnuͤgen der Eigenliebe, und weil das Vergnuͤgen, welches aus der Liebe kommt, das Leben des Menschen ausmacht, so ist dahero sein Leben ein Leben um sein selbst willen, und das Leben um sein selbst willen ist ein Leben aus der Eigenheit des Menschen, und das Eigene des Menschen ist weiter nichts, als Boͤses. Wer sich lie- bet, der liebet auch die Seinigen, welche in- sonderheit seine Kinder und Enkel sind, und uͤberhaupt alle, die mit ihm Eins ausmachen, und die er seine Angehoͤrigen nennet; diese und jene lieben, heißt auch, sich selbst lieben, denner erblickt sie gleichsam in sich, und sich in ihnen; unter denen, welche er seine An- gehoͤrigen nennet, sind auch alle diejenigen mit begriffen, die ihn loben, ehren und gleichsam anbeten. 557. Wie die Eigenliebe beschaffen ist, kann aus Vergleichung derselben mit der himm- lischen Liebe erhellen; die himmlische Liebe be- stehet darinnen: den Nutzen oder das Gute, so Von der Hoͤlle. so man der Kirche, dem Vaterland, der mensch- lichen Gesellschaft und dem Mitbuͤrger leistet, um des Nutzens willen, oder um des Gu- ten willen lieben, denn dieses heißt, Gott und den Naͤchsten lieben, weil alle Nutzbar- keiten und alles Gute von Gott kommen, und auch der Naͤchste sind, den man lieben muß: hingegen, wer diese Nutzstiftungen und dieses Gute nur um sein selbst willen liebet, der lie- bet solche nicht anders, als Dienstbarkeiten, weil sie ihm dienen; daraus folget, das der, so in der Eigenliebe ist, nur will, daß die Kir- che, das Vaterland, die menschliche Gesell- schaften und die Mitbuͤrger ihm dienen sollen, er aber nicht ihnen; er ziehet sich ihnen vor, und sie setzet er hinten an: daher kommt es, daß, um so viel einer in der Eigenliebe ist, er sich um so viel vom Himmel entfernt, weil er von der himmlischen Liebe entfernt ist. Ferner, um so viel einer in der himmlischen Liebe ist, die darinnen besteht, die Nutzstiftun- gen und das Gute lieben, und eine herzliche Freude haben, wenn man um der Kirche, des Vaterlands, der menschlichen Gesellschaft und des Mitbuͤrgers willen Nutzen und Gu- tes leistet, um so viel wird er vom Herrn ge- fuͤhret, weil diese Liebe es eben ist, in wel- cher der Herr selbst ist, und welche von Jhm kommt: hingegen, um so viel einer in der Eigenliebe ist, welche Liebe darinnen besteht, nur Von der Hoͤlle. nur um sein selbst willen Nutzen und Gutes leisten, in so viel fuͤhret er sich selber, und um so viel er sich selber fuͤhret, in so viel wird er nicht vom Herrn gefuͤhrt; daraus folgt auch, daß um so viel einer sich selbst liebet, er sich in so viel von dem Goͤttlichen, und also auch vom Himmel entfernet. Sich selber fuͤhren, heißt: sich von der Eigenheit fuͤhren lassen, und das Eigene des Menschen ist weiter nichts, als Boͤses; denn das Eigene ist sein ererbtes Boͤse, welches darinnen besteht, sich mehr lie- ben, als Gott, und die Welt lieber haben, als den Himmel. Der Mensch verfaͤllt so oft in seine Eigenheit, und also in sein ererbtes Boͤ- se, so oft er in dem Guten, das er thut, sich selber erblickt, denn er siehet von dem Guten weg und auf sich selber, aber nicht von sich weg und auf das Gute, weswegen er in dem Guten sein selbsteigenes Bild darstellet und blicken laͤßt, aber nichts vom Ebenbild des Goͤttlichen: daß dem so sey, bin ich auch durch die Erfahrung bestaͤrket worden; es giebt boͤse Geister, deren Wohnungen in der mittlern Gegend sind zwischen Mitternacht und Abend unter den Himmeln, und die die Kunst wissen, die guten Geister in ihre Eigen- heit, und also in das Boͤse von allerley Art zu versetzen, welches sie dadurch bewerkstelligen, daß sie die guten Geister entweder durch of- fenbare Lobeserhebungen und Ehrenbezeugun- gen, oder durch heimliche Bestimmung oder Rich- Von der Hoͤlle. Richtung ihrer Neigungen auf sich selber, da- hin bringen, sich lediglich in den Gedanken zu haben, und um so viel sie dieses zuwege bringen, um so viel wenden sie die Angesich- ter der guten Geister von dem Himmel ab, und in so viel verfinstern sie auch ihren Verstand, und locken aus ihrer Eigenheit das Boͤse her- aus. 558. Daß die Eigenliebe der Liebe gegen den Naͤchsten entgegen stehe, kann man aus dem Ursprung und Wesen dieser beyderley Liebe sehen; die Liebe des Naͤchsten eines sol- chen, der in der Eigenliebe ist, faͤngt bey sich selber an, denn er spricht, ein jeder sey sich selber der Naͤchste, und von ihm, als wie von dem Mittelpunkt aus, gehet sie auf alle diejenigen, welche mit ihm ein Einziges ausmachen, und verringert sich, je nachdem solche durch einen geringern Grad der Liebe mit ihm verbunden sind, diejenigen aber, wel- che ausser dieser gesellschaftlichen Verbindung sind, werden fuͤr gar nichts geachtet, und die, so wider jene, und wider ihre Boshei- ten sind, fuͤr Feinde gehalten, sie moͤgen seyn, wer sie wollen, sie moͤgen nun Weise oder Rechtschaffene, Aufrichtige oder Gerechte seyn. Aber die geistliche Liebe gegen den Naͤchsten faͤngt vom Herrn an, und gehet von Jhm, als von dem Mittelpunkt aus, auf alle, die durch die Liebe und den Glauben mit Jhm verbunden sind, und zwar gehet sie nach Be- schaf- Von der Hoͤlle. schaffenheit ihrer Liebe und ihres Glaubens. Hieraus erhellet, daß die Liebe des Naͤchsten, die bey dem Menschen anfaͤngt, der Liebe gegen den Naͤchsten, die vom Herrn anfaͤngt, entgegen stehe, und daß jene von dem Boͤ- sen herkomme, weil sie aus dem Eigenen des Menschen ist, diese hingegen von dem Gu- ten herruͤhre, weil sie vom Herrn kommt, Der das Gute selber ist: es ist auch offen- bar, daß die Liebe des Naͤchsten, welche von dem Menschen und von seiner Eigenheit her- kommt, leiblich sey, hingegen die Liebe gegen den Naͤchsten, die vom Herrn herkommt, himmlisch sey. Mit einem Wort, die Ei- genliebe machet bey dem Menschen, in wel- chem sie ist, das Haupt aus; und die himm- lische Liebe, auf welcher er stehet, machet seine Fuͤsse aus, und wenn sie ihm nicht die- net, so tritt er sie mit Fuͤssen; daher kommt es, daß sichs ansehen laͤßt, als wuͤrden die, so in die Hoͤlle hinab geworfen werden, ruͤck- lings mit dem Kopf abwaͤrts auf die Hoͤlle zu, und mit den Fuͤssen aufwaͤrts gen Him- mel zu hinunter gestuͤrzt, man lese oben Num. 548. 559. Die Eigenliebe ist auch von der Be- schaffenheit, daß, um so viel man ihr den Zuͤgel schießen laͤßt, das ist, so viel die aͤus- serlichen Bande entfernt werden, die da sind die vielerley Furcht vor dem Gesetz und des- Sw. Sch. II. Th. c sen Von der Hoͤlle. sen Strafen, und vor dem Verlust des gu- ten Namens, der Ehre, des Gewinnstes, des Amts und des Lebens, in so viel reißt sie um sich, bis daß sie endlich nicht nur uͤber den ganzen Erdkreis, sondern auch uͤber den gan- zen Himmel, und uͤber das Goͤttliche selbst herrschen will, kurz, sie hat nirgends keine Grenzen oder ein Ende; dieses liegt in einem jeden verborgen, der in der Eigenliebe stehet, ob es gleich vor der Welt, wo die gedachten Bande ihn zuruͤck halten, nicht offenbar ist. Daß dem also sey, siehet jedermann an den Maͤchtigen und Koͤnigen, welche in keinen sol- chen Zaͤumen und Banden sind, wie sie um sich reissen, Laͤnder und Koͤnigreiche unter das Joch bringen, so weit es ihnen gelingt, und nach Gewalt und Herrlichkeit uͤber die Maa- sen streben: daß sichs mit der Eigenliebe so verhalte, ist noch klaͤrer an dem heutigen Ba- bal zu sehen, wie dessen Herrschsucht sich bis in den Himmel erstreckt, und wie es alle goͤtt- liche Gewalt des Herrn an sich gerissen hat, und bestaͤndig weiter um sich greiffen will. Daß solche, wenn sie nach dem Tod ins an- dre Leben kommen, gaͤnzlich wider das Goͤtt- liche und wider den Himmel, fuͤr die Hoͤlle aber eingenommen seyn, lese man in der Ab- handlung: vom letzten Gericht und dem zerstoͤrten Babel. 560. Von der Hoͤlle. 560. Man stelle sich einmal eine Gesell- schaft von solchen Leuten vor, welche alle nur sich allein lieben, andre aber weiter nicht, als in so ferne sie mit ihnen Eins ausmachen, und man wird sehen, daß ihre Liebe keine andre sey, alswie die Liebe der Straßenraͤu- ber unter einander, welche, in so ferne sie gemeinschaftlich handeln, einander kuͤssen, und einander Freunde nennen, in so fern sie aber nicht gemeinschaftlich handeln, und sich nicht mehr regieren lassen, einander an- fallen und ermorden: wenn man ihr Jnne- res oder ihr Gemuͤth pruͤfet, so wird man sehen, daß sie voll von feindlichen Hasses sind, einer wider den andern, und daß sie im Herzen uͤber alle Gerechtigkeit und Auf- richtigkeit lachen, und auch uͤber das Goͤtt- liche, welches sie wie nichts verwerfen; die- ses kann noch besser ersehen werden aus ih- ren Gesellschaften in den Hoͤllen, von wel- chen weiter unten geredet werden soll. 561. Die innern Gedanken und Neigun- gen derer, die sich uͤber alles lieben, sind zu sich selber und zu der Welt gekehrt, und also vom Herrn und vom Himmel abgewendet; daher kommt es, daß sie mit allerley Boshei- ten besessen sind, und daß bey ihnen das Goͤtt- liche nicht einfliessen kann, weil es den Au- genblick, als es einfließt, in die Gedanken der Selbstheit versenkt, und damit verun- c 2 rei- Von der Hoͤlle. reiniget, und auch mit dem aus ihrer Eigen- heit herruͤhrenden Boͤsen vermischt wird: daher kommt es, daß diese alle im andern Leben ruͤckwaͤrts vom Herrn weg, und gegen die Finsternis schauen, die daselbst statt der Sonne der Welt ist, und der Sonne des Himmels, welche der Herr ist, schnurstracks entgegen stehet, man lese oben Num. 123: die Finsternis bedeutet auch das Boͤse, und die Sonne der Welt bedeutet die Eigenliebe. 562. Die Bosheiten, so bey denen be- findlich sind, welche in der Eigenliebe stehen, sind uͤberhaupt Verachtung andrer, Neid, Feindschaft gegen alle, die ihnen nicht guͤn- stig sind, und die daher ruͤhrende Todfeind- seligkeit, Haß von allerley Art, Rachsucht, List, Betrug, Unbarmherzigkeit und Grau- samkeit; und in Ansehung der Religion, ist bey ihnen nicht nur eine Verachtung des Goͤttlichen und der goͤttlichen Dinge, die das Wahre und Gute der Kirche sind, son- dern auch eine Verbitteruug gegen dieselben, die sich auch in Haß verwandelt, wenn der Mensch ein Geist wird, und alsdenn mag er nicht allein gar nichts von ihnen hoͤren, sondern er brennet auch vor Haß gegen alle diejenigen, welche das Goͤttliche erkennen und anbeten. Jch habe mit einem gewissen geredt, der in der Welt maͤchtig gewefen war, und sich selbst im hoͤchsten Grad geliebet hat- te, Von der Hoͤlle. te, derselbe, wenn er nur das Goͤttliche nennen hoͤrete, und vornehmlich, wenn er den Herrn nennen hoͤrete, wurde von dem aus dem Zorn herruͤhrenden Haß dermasen aufgebracht, daß er vor Begierde brannte, Jhn zu toͤdten; er begehrte auch, wenn sei- ner Liebe die Zuͤgel nachgelassen wurden, der Teufel selber zu seyn, damit er aus der Eigen- liebe den Himmel bestaͤndig anfechten koͤnn- te: dieses begehren auch viele, die aus dem Pabstthum sind, wenn sie im andern Leben inne werden, daß der Herr alle Gewalt habe, und sie gar keine. 563. Jn der Abend-Gegend gegen die Mit- tags-Gegend zu erschienen mir etliche Geister, die sagten, sie haͤtten in der Welt in grosser Wuͤrde gestanden und verdieneten, andern vor- gezogen zu werden, und uͤber sie zu herrschen; diese wurden von den Engeln gepruͤft, wie sie innerlich beschaffen waͤren, und es kam her- aus, daß sie bey ihren Amtsverrichtungen in der Welt nicht auf die Nutzstiftungen, son- dern auf sich selber gesehen, sich also den Nutz- stiftungen vorgezogen hatten; weil sie aber darnach trachteten und heftig darauf bestun- den, Vorgesetzte zu werden, so wurde ihnen auch verstattet, denen, die sich uͤber Sachen von hoher Ausfuͤhrung berathschlagten, bey- zuwohnen; allein, man wurde gewahr, daß sie gar im geringsten nicht auf die Ausfuͤhrun- c 3 gen Von der Hoͤlle. gen worauf es eben ankam, Achtung geben, noch die Sachen innerlich in sich ansehen konn- ten, und daß sie nicht aus dem Nutzen der Sa- che, sondern aus dem Eigennutz redeten, daß sie auch aus Gutduͤnken nach Gunst handeln wollten, weswegen sie aus dieser Amtsstelle gejagt, und verlassen wurden, damit sie an- derswo Dienste suchen moͤchten; sie giengen demnach weiter in die Abend Gegend hinein, wo sie hie und da aufgenommen wurden, aber uͤberall wurde ihnen gesagt, sie waͤren solche, die weiter nichts, als sich selber in Gedanken haͤtten, und auf eine Sache sonst nicht, als aus Eigennutz bedacht waͤren, sie waͤren also dumm, und nur wie sinnlich leibliche Geister; derohalben wurden sie allerwegen, wo sie nur hinkamen, wieder abgewiesen: nach einiger Zeit sahe ich, daß sie an den Bettelstab gera- then waren, und Almosen suchten. Hieraus wurde mir auch klar, daß, obgleich diejenigen, welche in der Eigenliebe sind, in der Welt aus dem Feuer ihrer Liebe wie weislich zu reden scheinen, solches dennoch nur aus dem Ge- daͤchtnis und aus keinem Vernunftlicht her- kommt; weswegen sie im andern Leben, wo die in dem natuͤrlichen Gedaͤchtnis befindli- chen Dinge nicht mehr hervorgebracht wer- den duͤrfen, duͤmmer sind, als andre, und das aus der Ursache, weil sie vom Goͤttlichen getrennt sind. 564. Von der Hoͤlle. 564. Es giebt zweyerley Arten der Herrsch- begierde, die eine ist die Herrschbegierde der Liebe gegen den Naͤchsten, die andere ist die Herrschsucht der Eigenliebe; die zwey Arten der Herrschbegierde sind in ihrem Wesen ein- ander gaͤnzlich entgegen: wer aus Liebe ge- gen den Naͤchsten herrschet, der will allen und jeden wohl, und liebet nichts mehr als die Nutzstiftungen, und also andern zu dienen, (andern dienen, dadurch verstehe ich, andern wohl wollen und Nutzen schaffen, es sey gleich der Kirche, oder dem Vaterland, oder der Ge- sellschaft, oder dem Mitbuͤrger) das ist seine Liebe und seines Herzens Lust: um so viel ein solcher zu Ehrenstellen uͤber andre erhoben wird, in so viel erfreuet er sich auch, aber nicht we- gen der Ehrenstellen, sondern wegen der Nutz- barkeiten, die er alsdenn in groͤsserer Menge und in hoͤherem Grad leisten kann; so ist die Herrschbegierde in den Himmeln beschaffen: hingegen, wer aus der Eigenliebe herrschet, der will keinem einzigen wohl, sondern nur sich allein; bey den Nutzbarkeiten, die er schaffet, ist es ihm um seine selbsteigene Ehre und Ruhm zu thun, Ehre und Ruhm sind bey ihm lediglich die Nutzleistungen: dienet er ja an- dern, so geschiehts bey ihm nur aus der Absicht, damit man ihm wieder diene und Ehre erwei- sen, und er herrschen moͤge; er bestrebet sich um Ehrenstellen nicht um des Guten willen, das dem Vaterland und der Kirche zu leisten c 4 ist, Von der Hoͤlle. ist, sondern darum, damit er in Hoheit und Herrlichkeit seyn, und von daher seines Her- zens Lust haben moͤge. Die Liebe zu herr- schen bleibt auch einem jeden alsdenn noch, wenn sein Leben in der Welt ein Ende hat; denen aber, welche aus Liebe gegen den Naͤch- sten geberrschet haben, wird zwar auch in den Himmeln eine Herrschaft anvertraut, aber als- denn herrschen sie keinesweges, sondern die Nutzstiftungen, die von ihnen geliebet werden, und wenn die Nutzstiftungen herrschen, so herrschet der Herr: diejenigen hingegen, wel- che in der Welt aus der Eigenliebe geherrschet haben, befinden sich, wenn ihr Leben in der Welt ein Ende hat, in der Hoͤlle, und sind all- da veraͤchtliche leibeigene Sclaven: ich habe gesehen, daß welche, die in der Welt maͤchtig gewesen waren, und aus der Eigenliebe geherr- schet hatten, unter die allerschlechtesten gewor- fen wurden, und einige unter diejenigen, wel- che sich in den heimlichen Gemaͤchern der Hoͤl- le aufhalten. 565. Was aber die Welt-Liebe anbetrift, so stehet diese Liebe der himmlischen Liebe nicht in einem solchen Grad entgegen, weil nicht so grosse Bosheiten in ihr verborgen sind. Die Welt-Liebe bestehet darinnen: wenn man an- drer Leute Guͤter durch alle nur moͤgliche Kunst- griffe an sich bringen will, und das Herz an den Reichthum haͤnget, und geschehen laͤßt, daß einen die Welt von der geistlichen Liebe, so Von der Hoͤlle. so die Liebe gegen den Naͤchsten ist, und also vom Himmel und von dem Goͤttlichen zu- ruͤckziehe und abbringe. Allein, die Welt-Lie- be ist vielerley; sie ist die Liebe zum Reichthum, damit man zu Ehren moͤge erhoben werden, die man also lediglich liebet; die Liebe zu Eh- renstellen und Wuͤrden, um Reichthum zu er- werben; die Liebe zum Reichthum, um man- cherley Gebrauch davon zu machen, woran man sich in der Welt ergoͤtzet; die Liebe zum Reichthum, blos allein um des Reichthums willen, eine solche Liebe ist bey den Geitzigen; und so weiter: der Endzweck um dessen wil- len man den Reichthum liebt, wird der Ge- brauch genennet, und der Endzweck, oder der Gebrauch ist es, von welchem die Liebe ihre Beschaffenheit hat; denn die Liebe ist so be- schaffen, wie der Endzweck ist, um dessentwil- len man liebet, weil ihr das uͤbrige als Mit- tel dienet. Was das hoͤllische Feuer, und das Zaͤhnklappern sey. 566. W as das ewige Feuer, und das Zaͤhnklappern sey, welche Ausdruͤcke in dem Wort von denen gesagt werden, die in der Hoͤlle sind, ist noch keinem einzigen bekannt, aus der Ursache, weil man sich die Dinge, wel- che in dem Wort stehen, materiell oder irdisch gedacht, und von dem geistlichen Sinn des c 5 Worts Von der Hoͤlle. Worts nichts gewußt hat, derowegen haben einige durch das Feuer ein materielles oder irr- disches Feuer verstanden, einige eine Quaal uͤberhaupt, einige die Gewissensbisse, einige etwas nur so gesagtes, um den Boͤsen ein Schrecken einzujagen! und durch das Zaͤhn- klappern haben einige ein solches Klappern der Zaͤhne verstanden, einige aber nur ei- nen Grauen, wie der ist, wenn man ein solches Aneinanderstossen der Zaͤhne hoͤret. Wer aber den geistlichen Sinn des Worts versteht, der kann wissen, was das ewi- ge Feuer, und was das Zaͤhnklappern ist, denn in einem jeden Wort, und in einem je- den Sinn der Worte in dem Wort liegt ein geistlicher Sinn, weil das Wort in seinem Jnwendigen geistlich ist, und das Geistliche kann vor dem Menschen nicht anders, als auf eine natuͤrliche Weise ausgedruckt werden, weil der Mensch in der natuͤrlichen Welt ist, und aus den Dingen, die allda befindlich sind, denket. Was nun das ewige Feuer, und das Zaͤhnklappern eigentlich sey in welches die boͤ- sen Menschen, in Ansehung ihrer (selbsteige- nen) Geister, nach dem Tod kommen, oder welches ihre (selbsteigene) Geister, die alsdenn in der geistlichen Welt befindlich sind, leiden, das soll itzt im folgenden gesagt werden. 567. Es sind zweyerley Urquellen der Hi- tze, die eine ist aus der Sonne des Himmels, welche der Herr ist, und die andere aus der Son- Von der Hoͤlle. Sonne der Welt; die Hitze aus der Sonne des Himmels oder aus dem Herrn, ist eine geist- liche Hitze, welche in ihrem Wesen die Liebe ist, man lese oben Num. 126-140; aber die Hitze aus der Sonne der Welt ist eine natuͤr- liche Hitze, die in ihrem Wesen nicht die Liebe ist, sondern der geistlichen Hitze oder Liebe zu einem Behaͤltnis dienet: daß die Liebe in ih- rem Wesen eine Waͤrme oder Hitze sey, kann man deutlich abnehmen von der Erhitzung des Gemuͤths, und von der daher ruͤhrenden Erhi- tzung des Leibes, welche aus der Liebe entsteht, und sich nach dem Grad und nach der Be- schaffenheit der Liebe verhaͤlt, und dieses bey dem Menschen im Winter sowohl, als im Sommer, ingleichen kann man es auch von der Erhitzung des Bluts abnehmen; daß die natuͤrliche Hitze, die aus der Sonne der Welt entsteht, der geistlichen Hitze zu einem Behaͤlt- nis diene, siehet man offenbar aus der Hitze des Leibes, die von der Hitze seines Geistes an- gereitzt, und von ihr unterstuͤtzt wird; vor- nehmlich wird es offenbar aus der Fruͤhlings- und Sommers-Hitze bey allen Arten der Thie- re, die von Jahr zu Jahr eben zu der Zeit wie- der in ihre Liebe kommen; nicht etwa, als ob es diese Hitze mache, sondern weil sie die Koͤr- per der Thiere bequem macht, die Hitze aus der geistlichen Welt aufzunehmen, welche auch auf die Thiere einen Einfluß hat, denn die geistliche Welt fließt in die natuͤrliche ein, als wie Von der Hoͤlle. wie die Ursache in die Wuͤrkung. Wer da glaubt, daß die natuͤrliche Hitze die Liebe der Thiere hervorbringe, der betriegt sich sehr, denn es findet nur der Einfluß der geistlichen Welt in die natuͤrliche Welt statt, nicht aber der Einfluß der natuͤrlichen Welt in die geistli- che, und alle Liebe, weil sie unmittelbar zum Leben gehoͤrt, ist geistlich; desgleichen, wer da glaubt, daß in der natuͤrlichen Welt etwas ohne den Einfluß der geistlichen Welt entste- he, der betriegt sich eben auch, denn das Na- tuͤrliche ist und bestehet sonst nicht, als nur aus dem Geistlichen; und so haben auch die Dinge im Gewaͤchsreich ihr Wachsthum von dem aus der geistlichen Welt herruͤhrenden Einfluß her, die natuͤrliche Waͤrme zur Fruͤh- lings- und Sommers- Zeit bringt nur die Saamenkoͤrner in ihre natuͤrliche Gestalten, durch das Ausbreiten und Aufschliessen, da- mit der Einfluß aus der geistlichen Welt in denselben das Seinige thun kann. Dieses habe ich deswegen angefuͤhrt, damit man wis- sen moͤge, daß zweyerley Waͤrme oder Hitze sey, naͤmlich die geistliche und die natuͤrliche, und daß die geistliche Hitze aus der Sonne des Himmels, und die natuͤrliche Hitze aus der Sonne der Welt komme, und daß der Ein- fluß und hernach die Mitwuͤrkung die Wuͤr- kungen darstellen, welche in der Welt vor den Augen erscheinen. 568. Von der Hoͤlle. 568. Die geistliche Waͤrme oder Hitze des Menschen ist die Hitze seines Lebens, weil sie in ihrem Wesen, wie ich oben gesagt habe, die Liebe ist; diese Hitze ist es, welche in dem Wort durch den Ausdruck: Feuer, verstan- den wird; durch das himmlische Feuer wird die Liebe zum Herrn, und die Liebe gegen den Naͤchsten, und durch das hoͤllische Feuer die Eigenliebe und Weltliebe verstanden. 569. Das hoͤllische Feuer oder die hoͤlli- sche Liebe entstehet aus eben dem Ursprung, aus welchem das himmlische Feuer oder die himmlische Liebe entstehet, naͤmlich aus der Sonne des Himmels oder aus dem Herrn; allein, diejenigen, welche es aufnehmen, machen es eben hoͤllisch; denn aller Ein- fluß aus der geistlichen Welt leidet eine Ver- aͤnderung nach Beschaffenheit des Aufneh- mens, oder nach Beschaffenheit der Gestal- ten, in welche er einfließt; nicht anders, als wie die Waͤrme und das Licht aus der Son- ne der Welt, die Waͤrme aus solcher, wel- che in die Baͤumenvolle und Blumenreiche Oerter einfließt, bringet das Ausschlagen hervor, und locket einen angenehmen und lieblichen Geruch heraus; wenn aber eben diese Waͤrme in Oerter einfließt, wo Koth und Todtenkoͤrper sind, so bringt sie Faͤul- nisse hervor, und ziehet einen uͤblen Geruch und Gestank heraus: ingleichen bringet das Licht Von der Hoͤlle. Licht aus eben dieser Sonne in dem einen Ding schoͤne und liebliche Farben hervor, in dem andern heßliche und unangenehme: eben so ist es mit der Waͤrme und dem Licht aus der Sonne des Himmels, welche die Liebe ist; wenn die Hitze oder Liebe aus der Son- ne des Himmels in das Gute einfließt, als- wie bey den guten Menschen und Geistern, und bey den Engeln, so macht sie das bey ih- nen befindliche Gute fruchtbar, wenn aber die Hitze oder Liebe aus der Sonne des Him- mels bey den Boͤsen einfließt, so giebt sie ei- ne widerwaͤrtige Wuͤrkung von sich, denn die Bosheiten ersticken entweder, oder ver- kehren diese Hitze oder Liebe; eben so ist es mit dem Lichte des Himmels, wenn es in die Wahrheiten des Guten einfließt, so giebt es Verstandes-Erkaͤnntnis und Weisheit, wenn es aber in die Falschheiten des Boͤsen ein- fließt, so wird es in Unsinnigkeiten und al- lerhand Phantasien verkehrt. Also uͤberall nach Beschaffenheit des Aufnehmens. 570. Weil das hoͤllische Feuer die Eigen- liebe und Welt-Liebe ist, also ist es auch je- de Begierde, die dieser zweyerley Liebe eigen ist, weil die Begierde eine anhaltende Liebe ist, denn was der Mensch liebet, das begeh- ret er bestaͤndig, und hat auch eine Lust dar- an, denn was der Mensch liebet oder begeh- ret, daruͤber empfindeter, wenn er es erlanat, ein Von der Hoͤlle. ein Vergnuͤgen, und das Vergnuͤgen des Her- zens kommt bey dem Menschen nicht anders woher; das hoͤllische Feuer also ist die Be- gierde und die Lust, welche aus der Eigenlie- be und Welt-Liebe, als aus ihren Quellen, herausfliessen: die Bosheit derer, so in die- ser zweyerley Liebe stehen, sind: Verachtung andrer, Feindschaft und Todfeindseligkeit, die sie gegen diejenigen hegen, so ihnen nicht guͤnstig sind; es ist bey ihnen Neid, Haß und Rache, und die daher ruͤhrende Wuth und Grausamkeit; und in Ansehung des Goͤtt- lichen ist bey ihnen Verlaͤugnung, und die daher ruͤhrende Verachtung, Verspottung und Laͤsterung der heiligen Dinge, so zur Kirche gehoͤren, und diese Verachtung, Ver- spottung und Laͤsterung verwandelt sich nach dem Tod, wenn der Mensch ein Geist wird, in Zorn und Haß wider dieselben, man lese oben Num. 562. Und weil diese Bosheiten bestaͤndig vor Begierde schnauben, diejenigen, welche von ihnen fuͤr Feinde gehalten werden, und gegen welche sie in Haß und Rache ent- brannt sind, zu vertilgen und zu ermorden, so ist dahero die Lust ihres Lebens, daß sie vertilgen und ermorden wollen, und daß sie, in so ferne sie dieses nicht bewerkstelligen koͤn- nen, Schaden zu fuͤgen, toben und wuͤten wollen. Dieses ist es, was in dem Wort durch Feuer, wenn von den Boͤsen und von den Hoͤllen die Rede ist, verstanden wird; zur Bestaͤ- Von der Hoͤlle. Bestaͤtigung will ich einige Stellen aus dem Wort anfuͤhren: „ Sie sind allzumal Heuchler und Boͤse, und aller Mund re- det Thorheit, denn das gottlose Wesen brennet wie Feuer, verzehret Dornen und Hecken, und zuͤndet das dicke Ge- straͤuche des Waldes an, und sie verstaͤu- ben mit hohem Rauch, und das Volk ist wie eine Speise des Feuers worden, keiner schonet des andern, ” Jesai. 9, 17. 18. „ Jch will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden, naͤmlich Blur, Feuerund Rauchdampf, die Son- ne soll in Finsternis verwandelt werden, ” Joel 3, 3. 4. „ Die Erde wird zu bren- nenden Pech werden, das weder Tag noch Nacht verloͤschen wird, sondern ewiglich wird Rauch von ihr aufgehen, ” Jesai. 34, 9. 10. „ Siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll, wie ein Ofen, da werden alle Veraͤchter und Gottlo- sen Stroh seyn, und der kommende Tag wird sie anzuͤnden, ” Malach. 3, 19. „ Babylon ist eine Behausung der Teu- fel worden, sie schrieen, da sie den Rauch vom ihrem Brande sahen, der Rauch gehet auf ewiglich, ” Offenb. 8, 2. 18. Cap. 19, 2. „ Er that den Brunn des Abgrunds auf, und es gieng auf ein Rauch aus dem Brunnen wie ein Rauch eines grossen Ofens, und es wurde ver- fin- Von der Hoͤlle. finstert die Sonne, und die Lufft vom Rauch des Brunnens, ” Offenb. 9, 2. Aus dem Munde der Rosse gieng Feuer, Rauch und Schwefel; von diesen wur- de getoͤdtet das dritte Theil der Men- schen, von dem Feuer, und Rauch, und Schwefel, ” Offenb. 9, 17. 18. „ So je- mand das Thier anbetet, der wird von dem Wein des Zorns Gottes trinken, der eingeschenkt ist in seines Zorns Kelch, und wird gequaͤlet werden mit Feuer und Schwefel, ” 14, 9. 10. „ Der vierd- re Engel goß aus seine Schaale in die Sonne, und ihm ward gegeben, den Menschen mit Feuer eine brennende Hitze zu machen, und den Menschen ward heiß vor grosser Hitze, ” 16, 9. „ Sie wurden in den feurigen Pful geworfen, der mit Schwefel brannte, ” Offenb. 19, 20. Cap. 20, 14. 15. Cap. 21, 8. „ Wel- cher Baum nicht gute Fruͤchte bringet, wird abgehauen, und ins Feuer gewor- fen, ” Matth. 3, 20. Luc. 3, 9. „ Des Menschen Sohn wird seine Engel sen- den, und sie werden sammlen aus seinem Reich alle Aergernisse, und diejenigen, die da unrecht thun, und werden sie in den Feuerofen werfen, ” Matth. 13, 41. 42. 50. „ Der Koͤnig wird sagen zu denen zur Linken: gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das Sw. Sch. II. Th. d be- Von der Hoͤlle. bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln, Matth. 25, 4. „ Sie werden in das ewi- ge Feuer geworfen, in das hoͤllische Feu- er, wo ihr Wurm nicht sterben und ihr Feuer nicht verloͤschen wird, ” Matth. 18, 8. 9. Marc. 9, 43-49 „ Der Reiche in der Hoͤlle sagte zu Abrabam, er leide Pein in der Flamme, ” Luc. 16, 24; in diesen und noch in vielen andern Stellen wird durch das Feuer die Begierde verstanden, die der Eigenliebe und Welt-Liebe eigen ist, und durch den Rauch aus demselben wird das aus dem Boͤsen herruͤhrende Falsche ver- standen. 571. Weil durch das hoͤllische Feuer die Begierde, die aus der Eigen- und Welt-Lie- be herruͤhrende Bosheiten aus zu uͤben, ver- standen wird, und weil allen denen, so in den Hoͤllen sind, diese Begierde eigen ist, wie man im vorhergehenden Artikel nachlesen kann, so kommt dahero auch, wenn die Hoͤl- len eroͤffnet werden, gleichsam etwas Feuri- ges mit Rauch zum Vorschein, so wie es bey Feuersbruͤnsten zu seyn pflegt; aus denen Hoͤllen, wo die Eigenliebe herrschet, kommt etwas dick Feuriges, und aus denen Hoͤllen, wo die Welt-Liebe herrschet, etwas Flam- michtes zum Vorschein. Wenn sie aber ver- schlossen sind, so laͤßt sich dieses Feurige nicht sehen, sondern an dessen Statt gleichsam et- was Von der Hoͤlle. was vom Rauch dick gewordenes Dunkele; jedoch hat jenes Feurige eine innerliche Glut, und das bin ich auch aus der daraus ausge- duͤnsteten Hitze inne geworden, welche Hitze so ist, wie aus verbrannten Haufen nach ei- ner Feuersbrunst, und anderswo wie aus einem erhitzten Ofen, und wieder anderswo wie aus einem warmen Bad; wenn diese Waͤrme bey dem Menschen einfließt, so er- weckt sie bey ihm Begierden, und bey den Boͤsen Haß und Rache, bey den Kranken aber Unsinnigkeiten. Ein solches Feuer oder eine solche Hitze haben diejenigen, welche in der obgedachten zweyerley Liebe stehen, weil sie in Ansehung ihrer (selbsteigenen) Geister an solche Hoͤllen gebunden sind, auch schon, wenn sie im Leibe leben. Allein, man muß wissen, das diejenigen, so sich in den Hoͤllen befinden, in keinem Feuer sind, sondern daß das Feuer nur ein Anschein ist; denn sie fuͤh- len daselbst kein Brennen, sondern nur eine Hitze alswie sie vorher in der Welt eine fuͤhl- ten, daß Feuer zum Vorschein kommt, ist aus der Uebereinstimmung, denn die Liebe stimmet mit dem Feuer uͤberein, und alle Dinge, welche in der geistlichen Welt erschei- nen, erscheinen nach Uebereinstimmungen. 572. Es ist zu merken, daß sich dieses Feuer die hoͤllische Hitze in eine heftige Kaͤlte verwandelt, wenn die Hitze aus dem Himmel d 2 in Von der Hoͤlle. in die Hoͤllen einfließt, und sodann bekom- men diejenigen, so allda sind, einen Schauer, alswie die, so mit dem kalten Fieber behaf- tet sind, und leiden auch eine innerliche Qual; und dieses aus der Ursache, weil sie sich dem Goͤttlichen gaͤnzlich widersetzen, und die Hi- tze des Himmels, welche die goͤttliche Liebe ist, vertilget die hoͤllische Hitze, welche die Eigen- liebe ist, und mit dieser hoͤllischen Hitze auch das Feuer ihres Lebens, daher kommt nun dergleichen Kaͤlte, und der daher ruͤhrende Schauer, und auch die Qual; es entsteht auch alsdenn in den Hoͤllen eine Finsternis, und eine daher ruͤhrende Bethoͤrung und Ver- blendung. Aber dieses geschiehet selten, und nur, wenn ungestuͤme Anfaͤlle, sobald sie uͤber die Maasen heftig werden, zu stillen sind. 573. Weil durch das hoͤllische Feuer je- de aus der Eigenliebe herfliessende Begierde, Boͤses zu thun, verstanden wird, so wird da- her auch durch eben dieses Feuer die Qual verstanden, so wie sie in den Hoͤllen ist; denn die aus dieser Liebe herruͤhrende Begierde ist eine Begierde, allen denen schaͤdlich zu seyn, von welchen sie nicht geehret, hochgeschaͤtzet und gleichsam angebetet werden, und um so viel sie sich daruͤber erzuͤrnen, und um so viel sie aus dem Zorn den Haß und die Rache bey sich einreissen lassen, so groß ist die Begierde, wider selbige zu wuͤten: und sobald eine sol- che Von der Hoͤlle. che Begierde bey einem jeden innerhalb einer Gesellschaft ist, wo sie keine aͤusserliche Ban- de zuruͤckhalten, als da sind die vielerley Furcht vor dem Gesetz, und vor dem Verlust des guten Namens, der Ehre, des Gewinnstes, und des Lebens, sodann faͤllt ein jeder aus seiner Bosheit den andern an, und so viel er vermag, uͤberwaͤltigt er ihn auch, und macht auch die uͤbrigen seiner Herrschaft unterwuͤr- fig, und wider diejenigen, die sich nicht un- terwerfen, laͤßt er mit Lust seine Wuth aus: diese Lust ist mit der Lust zu hertschen voͤllig verknuͤpft, ja sogar, daß sie in gleichem Grad sind, weil die Lust, Schaden zuzufuͤgen, in der Feindschaft, in dem Neid, in dem Haß und in der Rache befindlich ist, diese aber die Bosheiten der Eigenliebe sind, wie ich oben gesagt habe. Alle Hoͤllen sind dergleichen Ge- sellschaften, weswegen ein jeder allda in sei- nem Herzen einen Haß gegen den andern traͤgt, und aus Haß in Wuth ausbricht, so viel er kann und weis. Dieses Wuͤthen und die daher ruͤhrende Peinigungen werden eben auch durch das hoͤllische Feuer verstanden, denn sie sind die Wuͤrkungen der Begierden. 574. Jch habe oben Num. 548. gezeigt, daß ein jeder boͤse Geist sich von selbst in die Hoͤlle stuͤrze, deswegen soll auch mit weni- gem gesagt werden, woher dieses komme, da doch in der Hoͤlle solche Peinigungen sind, d 3 Aus Von der Hoͤlle. Aus jedweder Hoͤlle wird ein Umkreis der Begierden ausgehaucht, welche bey denen sind, so sich allda befinden; wenn nun dieser Umkreis, von einem, der in eben einer sol- chen Begierde ist, empfunden wird, so wird er im Herzen gereitzt, und mit Lust angefuͤl- let; denn die Begierde und die Lust derselben machen Eins aus; denn was einer begehret, daran hat er auch eine Lust; daher kommt es, daß sich der Geist hin zur Hoͤlle wendet, und aus der Lust seines Herzens dahin begeh- ret; denn er weis noch nicht, daß daselbst solche Peinigungen sind, und der, so es weis, begehret dennoch dahin; denn in der geistli- chen Welt kann kein einziger seiner Begier- de widerstehen, weil die Begierde seiner Liebe eigen, und die Liebe seinem Willen eigen, und der Wille seiner Natur eigen ist, und ein jeder in der geistlichen Welt nach seiner Na- tur handelt. Wenn nun der Geist von sich selber oder aus seinem eigenen freyen Willen bey seiner Hoͤlle anlangt, und hinein tritt, so wird er sodann zuerst freundlich aufge- nommen, und er glaubt also, daß er unter gute Freunde gekommen sey, aber dieses waͤh- ret nur etliche Stunden; inzwischen wird er ausgeforschet, von was fuͤr einer Schalkheit er sey, und was er daher vermoͤge; wenn er nun ausgeforschet worden, so fangen sie an, ihn anzufechten, und das auf mancher- ley Weise, und nach und nach immer staͤrker und Von der Hoͤlle. und heftiger, welches dadurch geschiehet, daß sie ihn immer weiter und tiefer hinein in die Hoͤlle fuͤhren, denn je weiter und tiefer es hinein geht, desto boshaftiger sind die Geister: nach den Anfechtungen fangen sie an, durch Strafen wider ihn zu wuͤten, und das so lange, bis er mit Gewalt zum Scla- ven geworden ist. Weil aber daselbst bestaͤn- dig aufruͤhrische Empoͤrungen entstehen, weil ein jeder daselbst der Groͤßte seyn will, und gegen die andern in Haß entbrannt ist, so entstehen daraus immer neue Anfaͤlle; auf solche Art wechselt immer ein Auftritt mit dem andern ab, dahero werden diejenigen, welche zu Sclaven gemacht worden, heraus genommen, damit sie einem andern neuen Teufel Beystand leisten moͤgen, um andre unter das Joch zu bringen, alsdenn werden die, so sich nicht unterwerfen, und nicht auf den Wink dienen, wiederum auf mancher- ley Art gepeiniget, und so gehts in einem fort. Jn dergleichen Peinigungen bestehet die Hoͤllen-Pein, welche das hoͤllische Feu- er genennet wird. 575. Das Zaͤhnklappern aber ist ein bestaͤndiger Zank und Streit der Falschhei- ten unter einander, mithin derer, die in den Falschheiten stehen, und dieser Zank und Streit ist auch mit Verachtung andrer, mit Feindschaft, Verspottung, Verhoͤnung und d 4 Laͤste- Von der Hoͤlle. Laͤsterung verknuͤpft, die auch in allerhand Zerfleischungen ausbrechen; denn ein jeder streitet fuͤr sein Falsches, und giebt es fuͤr Wahrheit aus. Diese Zaͤnkereyen und Strei- tigkeiten werden ausserhalb jenen Hoͤllen wie ein Zaͤhnklappern gehoͤrt; und werden auch, wenn die Wahrheiten aus dem Himmel da- hin einfliessen, in ein Zaͤhnklappern verwan- delt. Jn obgedachten Hoͤllen befinden sich alle diejenigen, welche die Natur erkannt, und das Goͤttliche gelaͤugnet haben, in de- nen Hoͤllen, die immer tiefer hinein geben, sind diejenigen, welche sich darinnen bestaͤrkt haben: weil nun diese Gottes-Laͤugner gar kein Licht aus dem Himmel aufnehmen, und daher innerlich in sich nichts sehen koͤnnen, so sind derohalben die meisten koͤrperlich Sinn- liche, naͤmlich solche, die nichts glauben, als was sie mit den Augen sehen und mit Haͤn- den greifen; daher halten sie alle Blendwer- ke oder Betruͤglichkeiten der Sinnen fuͤr Wahrheiten, und aus diesen Betruͤglichkeiten zanken sie auch: daher kommt es nun, daß ihre Zaͤnkereyen wie ein Zaͤhnklappern gehoͤret werden, denn alle Falschheiten klappern in der geistlichen Welt, und die Zaͤhne haben mit dem Aeussersten in der Natur, und auch mit dem Aeussersten des Menschen, welches das koͤrperlich Sinnliche ist, eine Ueberein- stim- Von der Hoͤlle. stimmung. Anmerkung des Verfassers. Von der Uebereinstimmung der Zaͤhne lese man in den himmlischen Geheim- nissen Num. 5565-5568. Daß dieje- nigen, welche blos sinnlich sind, und kaum noch etwas vom geistlichen Lichte haben, mit den Zaͤhnen uͤbereinstimmen, lese man Num. 5565. Daß diejenigen, die da glauben, die Natur sey Alles, und das Goͤttliche ein Nichts, in dem andern Le- ben mit den Zaͤhnen klappern, wenn sie reden, Daß in den Hoͤllen ein Zaͤhn- klappern sey, lese man Matth. 8, 12. Cap. 13, 42. 50. Cap. 22, 13. Cap. 24, 51. Cap. 25, 30. Luc. 13, 28. Von der Bosheit und den ruch- losen Kunstgriffen der hoͤllischen Geister. 576. W as fuͤr einen hohen Grad der Vor- treflichkeit die Geister vor den Menschen ha- ben, das kann ein jeder, der innerlich denkt, und etwas von der Wuͤrkung seines Gemuͤths weis, sehen und begreiffen: denn der Mensch kann in seinem Gemuͤthe innerhalb einer Minute mehr durchgehen, auseinander wi- d 5 ckeln Von der Hoͤlle. ckeln und schliessen, als er in einer halben Stunde aussprechen und durch das Schrei- ben ausdruͤcken kann; hieraus erhellet, um wie viel der Mensch vortreflicher sey, wenn er in seinem Geiste ist, mithin, um wie viel er vortreflicher sey, wenn er ein Geist wird, denn der Geist ist es, der da denket, und der Leib ist dasjenige, wodurch der Geist seine Ge- danken durch das Reden und Schreiben aus- druͤckt. Daher kommt es, daß ein solcher Mensch, welcher nach dem Tod ein Engel wird, in unaussprechlicher Verstandes-Er- kaͤnntnis und Weisheit ist, gegen die Er- kaͤnntnis und Weisheit zu rechnen, die er bey seinem Leben in der Welt gehabt; denn so lange sein Geist in der Welt lebte, war er an dem Leib gebunden, und durch solchen war er in der natuͤrlichen Welt; was er da- hero alsdenn auf geistliche Weise gedacht hat, das ist in die natuͤrlichen Jdeen oder Denk- bilder reden, lese man Num. 5568. — — — Er weiset auch auf die 9052ste Nummer, allwo er mit vielen Stellen aus dem Wort bewiesen hat, daß durch die Zaͤhne das natuͤrliche Wahre, welches dem aͤusserli- chen Verstand zukommt, und im entge- genstehenden Sinn das Falsche angedeu- tet wird, so dieses Wahre zerstoͤret. Man kann zugleich in seiner Apocalypsi Revela- ta Num. 435. nachlesen. Von der Hoͤlle. bilder eingeflossen, die, gegen die geistlichen Denkbilder zu rechnen, gemein, grob und finster sind, und unzaͤhlige Dinge, welche dem geistlichen Denken zukommen, nicht fas- sen koͤnnen, und solche auch in das von den weltlichen Sorgen herruͤhrende Truͤbe ver- huͤllen: ein anders ist, wenn der Geist von dem Leibe los ist, und in seinen geistlichen Zustand kommt, welches geschiehet, wenn er aus der natuͤrlichen Welt in die geistliche Welt, die ihm eigen ist, uͤbergehet; daß als- denn sein Zustand in Ansehung der Gedan- ken und Neigungen, auf eine unermeßliche Weise vortreflicher sey, als sein voriger Zu- stand, erhellet aus dem, was ich bereits ge- sagt habe; daher kommt es nun, daß die En- gel unaussprechliche Dinge denken, ja solche, die nicht auszudruͤcken sind; mithin solche Dinge, die gar nicht in die natuͤrlichen Ge- danken des Menschen kommen koͤnnen; da doch ein jeder Engel als ein Mensch geboren worden ist, und als ein Mensch gelebt hatte, und sich damals nicht weiser vorgekommen ist, als ein andrer Mensch von seines Gleichen. 577. So groß bey den Engeln der Grad der Weisheit und der Verstandes-Erkaͤnnt- nis ist, so groß ist bey den hoͤllischen Geistern der Grad der Bosheit und Arglist; denn es ist einerley Sache; weil der Geist des Men- schen, wenn er von dem Leib aufgeloͤset ist, entwe- Von der Hoͤlle. entweder in seinem Guten, oder in seinem Boͤsen ist, der englische Geist in seinem Gu- ten, und der hoͤllische Geist in seinem Boͤsen; denn ein jeder Geist ist entweder sein Gutes oder sein Boͤses, weil er seine Liebe ist, wie ich schon vorher oftmals gesaat und gezeigt habe; so wie nun der englische Geist aus seinem Guten denket, will, redet und han- delt, also denket, will, redet und handelt auch der hoͤllische Geist aus seinem Boͤsen; und unmittelbar aus dem Boͤsen denken, wol- len, reden und thun, heißt, aus allem Boͤ- sen handeln; ein anders war es, da er noch in dem Leib lebte, da war das Boͤse des Gei- stes des Menschen in den Fesseln, die einem jeden Menschen von dem Gesetz, von dem Gewinn, von der Ehre, von dem guten Na- men, und von der vielerley Furcht, diese Dinge zu verlieren, angelegt sind, derowe- gen konnte das Boͤse seines Geistes damals nicht ausbrechen noch sich so offenbaren, wie es in sich selber war; uͤber dieses lag auch da- mals das Boͤse des Geistes des Menschen umhuͤllt und verdeckt mit aͤusserlicher Froͤm- migkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Neigung zum Wahren und Guten, welche aͤusserlichen Dinge ein solcher Mensch um der Welt willen mit dem Munde vorbrachte und vorgab, und worunter sein Boͤses der- gestalt verborgen und im Dunkeln versteckt lag, Von der Hoͤlle. lag, daß er selber kaum wußte, daß in sei- nem Geist eine so grosse Bosheit und Arglist vorhanden, und daß er also in sich oder in- nerlich ein solcher Teufel sey, wie er nach dem Tod einer wird, wenn sein Geist in sich selber, und in seine Natur kommt: alsdenn offenbaret sich eine solche Bosheit, daß es kaum zu glauben ist; aus der Bosheit selber brechen sodann tausenderley Dinge aus; wor- unter auch solche Dinge sind, die unmoͤg- lich mit Woͤrtern einer Sprache koͤnnen aus- gedruckt werden; wie diese Dinge beschaf- fen sind, ist mir durch vielfaͤltige Erfahrun- gen zu wissen, und auch zu vernehmen gege- ben worden; weil mir der Herr die Gabe gegeben hat, in der geistlichen Welt zu seyn meinem Geiste nach, und auch zugleich in der natuͤrlichen Welt zu seyn dem Leibe nach: das kann ich bezeugen, daß die Bosheit der hoͤllischen Geister so groß ist, daß von tau- senden kaum eine einzige kann beschrieben werden: und daß auch der Mensch, wofern ihn nicht der Herr beschuͤtzet, sich niemals der Hoͤlle erwehren kann, denn bey einem je- den Menschen sind sowohl Geister aus der Hoͤlle, als auch Engel aus dem Himmel, man lese oben Num. 292. 293; der Herr aber kann den Menschen nicht beschuͤtzen, wofern nicht der Mensch das Goͤttliche erkennet, und wofern er nicht ein Leben des Glaubens und der thaͤtigen Liebe fuͤhret, denn wenn er das Von der Hoͤlle. das nicht thut, so wendet er sich vom Herrn ab, und kehret sich zu den hoͤllischen Geistern, und so wird er seinem Geiste nach von eben einer solchen Bosheit eingenommen; dennoch aber ziehet der Herr den Menschen von den Bosheiten, die er aus der Vergesellschaftung mit diesen Geistern sich zueignet und gleich- sam sich zuziehet, bestaͤndig ab, wo nicht durch die innerlichen Bande des Gewissens, welche er gar nicht annimmt, wenn er das Goͤttliche laͤugnet, doch aber durch die aͤus- serlichen Bande, welche sind, wie ich oben gesagt habe, die vielerley Furcht vor dem Ge- setz und vor dessen Strafen, wie auch vor dem Verlust des Gewinnstes, und vor der Beraubung der Ehre und des guten Namens; ein solcher Mensch kann zwar durch das Ver- gnuͤgen seiner Liebe, und dadurch, daß er den Verlust und die Beraubung dieser Dinge be- fuͤrchtet, von dem Boͤsen abgezogen werden, allein, er ist nicht in das geistliche Gute zu bringen, denn um so viel er in dieses gebracht wird, in so viel gehet er bey sich mit List und Betrug um, indem er das Gute, Aufrich- tige und Gerechte faͤlschlich vorgiebt und vor- luͤget, in der Absicht zu uͤberreden und also zu hintergehen; diese Arglist fuͤget sich zu dem Boͤsen seines Geistes, und gestaltet es, und machet, daß es ein solches Boͤse sey, wie es in seiner Natur ist. 578. Die Von der Hoͤlle. 578. Die allerschlimmsien sind diejenigen, die in den aus der Eigenliebe herruͤhrenden Bosheiten gewesen, und zugleich innerlich in sich mit Tuͤcken umgegangen sind, weil die Tuͤcke immer tiefer in die Gedanken und Absichten eindringen, solche mit Gift anste- cken, und also alles geistliche Leben des Men- schen zerstoͤren: die meisten von denselben sind in den hintern Hoͤllen, und werden Ge- nii genennet, und daselbst ist ihre Lust, sich unsichtbar zu machen, und um die andern alswie Gespenster herum zu flattern, und im Verborgenen Boͤses zuzufuͤgen, welches sie umherstreuen, wie die Ottern das Gift: die- se werden grausamer gepeinigt, als die an- dern Diejenigen hingegen, welche nicht tuͤckisch, und nicht mit boshaften Raͤnken ange fuͤllt, und doch in den aus der Eigen- liebe herfliessenden Bosheiten gewesen sind, befinden sich auch in den hintern Hoͤllen, aber nicht in so tiefen. Diejenigen aber, welche in den aus der Welt-Liebe herruͤhrenden Bosheiten gewesen sind, befinden sich in den vordern Hoͤllen, und werden Geister ( Spiri- tus ) genennet; bey diesen sind keine solche Bosheiten, das ist, kein solcher Haß und kei- ne solche Rachsucht, alswie bey denen, wel- che in den aus der Eigenliebe herruͤhrenden Bosheiten gewesen sind, mithin ist bey ihnen auch keine solche Schalkheit und Arglist; da- hero sind auch ihre Hoͤllen gelinder. 579. Es Von der Hoͤlle. 579. Es ist mir durch die Erfahrung zu wissen gethan worden, von was fuͤr einer Bos- heit die so genannten Genii sind; die Genii wuͤr- ken und fliessen nicht in die Gedanken ein, sondern in die Neigungen; auf diese haben sie ihr Augenmerk, und riechen sie, wie die Hunde in den Waͤldern das Wild; sobald sie gute Neigungen inne werden, so verkehren sie dieselben den Augenblick in boͤse, indem sie sel- bige durch das Vergnuͤgen des andern wun- derbar leiten und lenken, und dieses auf ei- ne so heimliche Weise, und mit solchen ruch- losen Kunstgriffen, daß der andere nichts davon inne wird, indem sie sorgfaͤltig verhuͤ- ten, daß nicht etwas in das Denken komme, weil sie sich auf solche Art verrathen; sie sitzen bey dem Menschen unter dem Hinter- haupt. Diese sind in der Welt solche Menschen gewesen, die auf eine heimtuͤ- ckische Weise die Gemuͤther der andern ge- fangen haben, indem sie solche durch das Vergnuͤgen ihrer Neigungen oder Be- gierden geleitet und uͤberredet hatten. Sie werden aber durch den Herrn von einem jeden Menschen, bey dem noch einige Hoff- nung der Besserung uͤbrig ist, abgehalten, denn sie sind solche, daß sie nicht nur das Gewissen zerstoͤren, sondern auch bey dem Menschen sein ererbtes Boͤse aufwecken koͤn- nen, welches sonst verborgen liegen bliebe; damit nun der Mensch nicht darein gebracht werde, Von der Hoͤlle. werde, so thut der Herr Vorsehung, daß die- se ihre Hoͤllen gaͤnzlich verschlossen seyen; und sobald ein Mensch, der ein solcher Genius ist, nach dem Tod ins andre Leben kommt, so wird er augenblicklich in ihre Hoͤllen gewor- fen; wenn man sie nach ihren Tuͤcken und Arglistigkeiten ansiehet, so sehen sie wie Ottern aus. 580. Was fuͤr eine Bosheit bey den hoͤl- lischen Geistern sey, kann man von ihren ruch- losen Kunstgriffen abnehmen; deren so viel sind, daß mit Erzaͤhlung derselben ein ganzes Buch, und mit Beschreibung derselben viele Buͤcher angefuͤllt werden koͤnnten; diese Kunstgriffe sind fast alle unbekannt in der Welt: die eine Art beziehet sich auf die Mis- braͤuche der Uebereinstimmungen: die ande- re, auf die Misbraͤuche der aͤussersten Din- ge der goͤttlichen Ordnung: die dritte, auf die Vergemeinschaftung und auf den Einfluß der Gedanken und Neigungen, durch Verkeh- rungen, durch Anblicke, durch andre Geister ausser ihnen, und durch von ihnen ausge- sandte Geister: die vierte, auf Wuͤrkungen durch die Phantasien: die fuͤnfte, auf die Aus- schuͤttungen ausser sich, und auf das daher ruͤhrende Gegenwaͤrtigseyn an ganz andern Orten, als sie wuͤrklich mit dem Leibe sind: die sechste, auf die Verstellungen, Ueberre- dungen und Vorluͤgungen. Jn diese Kunst- Sw. Sch. II. Th. e griffe Von der Hoͤlle. griffe kommt der Geist eines boͤsen Menschen, wenn er von seinem Leibe aufgeloͤset ist, von sich selber, denn sie liegen in der Natur sei- nes Boͤsen, in welcher er alsdenn ist. Durch diese Kunstgriffe peinigen sie einander in den Hoͤllen: weil aber alle diese Kunstgriffe, aus- ser denen, so durch Verstellungen, Ueberre- dungen und Vorluͤgungen geschehen, in der Welt unbekannt sind, so will ich sie hier nicht insbesondere beschreiben, sowohl deswegen, weil sie nicht begriffen werden, als auch, weil sie schaͤndlich sind. 581. Daß der Herr die Peinigungen in den Hoͤllen zulaͤßt, ist die Ursache, weil die Bosheiten auf keine andre Weise zuruͤckge- halten und bezaͤhmet werden koͤnnen; das ein- zige Mittel, sie in Schranken und im Zaum zu halten, und den hoͤllischen Haufen zu baͤn- digen, ist die Furcht vor der Strafe; sonst ist kein ander Mittel vorhanden; denn wenn keine Furcht der Strafe und der Qual waͤre, so wuͤrde die Bosheit in Rasereyen verfallen, und das Ganze zerstreuet werden, gleichwie ein Reich auf Erden, wo kein Gesetz und kei- ne Strafe waͤre. Von der Erscheinung, Lage und Vielheit der Hoͤllen. 582. J n der geistlichen Welt, oder in der Welt, wo die Geister und Engel sind, kom- men Von der Hoͤlle. men eben solche Dinge zum Vorschein, wie in der natuͤrlichen Welt, oder wo die Men- schen sind, ja sie erscheinen voͤllig so, daß dem aͤusserlichen Ansehen nach kein Unterschied ist; es erscheinen daselbst Ebenen, Berge, Huͤgel und Felsen, und zwischen denselben Thaͤler, uͤberdieses auch Wasser, und andre Dinge mehr, die auf dem Erdboden befindlich sind; gleichwohl aber sind alle diese Dinge aus ei- nem geistlichen Ursprung; weswegen sie nur vor den Augen der Geister und Engel erschei- nen, nicht aber vor den Augen der Men- schen, weil die Menschen in der natuͤrlichen Welt sind; und die so geistlich sind, sehen die Dinge, die einen geistlichen Ursprung haben, diejenigen aber, so natuͤrlich sind, sehen die Dinge, die einen natuͤrlichen Ursprung ha- ben: derohalben kann der Mensch die Dinge, welche in der geistlichen Welt sind, schlechter- dings nicht sehen, es sey denn, daß ihm die Gabe verliehen wuͤrde, im Geiste zu seyn, oder nicht eher, als nach dem Tod, wenn er ein Geist wird; dagegen kann auch der Engel und der Geist ganz und gar nichts in der na- tuͤrlichen Welt sehen, wenn sie nicht bey ei- nem Menschen sind, der die Gabe bekommen hat, mit ihnen zu reden; denn die Augen des Menschen sind zum Empfang des Lichts der natuͤrlichen Welt eingerichtet, und die Augen der Engel und Geister sind dazu eingerichtet, das Licht der geistlichen Welt zu empfangen, e 2 und Von der Hoͤlle. und doch haben sie beyderseits dem Ansehen nach voͤllig einerley Augen. Daß die geistli- che Welt so beschaffen sey, kann der natuͤrli- che Mensch nicht begreiffen, und am allerwe- nigsten der sinnliche Mensch, naͤmlich ein sol- cher, der weiter nichts glaubt, als was er mit seinen leiblichen Augen siehet, und mit seinen leiblichen Haͤnden greiffet, mithin was er durch das Sehen und Fuͤhlen eingenommen hat, daraus denket er nun, dahero ist bey ihm nur ein materielles oder irdisches Denken, aber kein geistliches. Weil nun zwischen der geistlichen Welt und der natuͤrlichen Welt ei- ne solche Gleichheit ist, so weis dahero der Mensch nach dem Tod nicht anders, als sey er in derjenigen Welt, in welcher er geboren, und aus welcher er ausgegangen ist; darum nennen sie auch den Tod eine Versetzung aus einer Welt in eine andere dergleichen. Daß zwischen der geistlichen Welt und der natuͤr- lichen eine solche Gleichheit sey, lese man oben in dem Artikel von den vorstellenden Dingen und Erscheinungen im Himmel Num. 170- 176. 583. An den erhabenen Oertern in der geistlichen Welt sind die Himmel; an den niedrigen Oertern dasebst ist die Geisterwelt; unter diesen und unter jenen Oertern sind die Hoͤllen. Die Himmel erscheinen den Gei- stern, die in der Geisterwelt sind, nicht eher, als Von der Hoͤlle. als wenn ihr inneres Sehen oder Gesicht er- oͤffnet wird; doch erscheinen sie manchmal wie truͤbe, oder wie weiße Wolken; die Ur- sache ist, weil die Engel des Himmels in einem innerlichern Zustand in Ansehung der Ver- standes-Erkaͤnntnis und Weisheit, und also in einem hoͤhern Grad sind, als diejenigen se- hen koͤnnen, welche sich in der Geisterwelt be- finden. Diejenigen Geister aber, welche auf den Ebenen und in den Thaͤlern sind, sehen einander, wenn sie aber in der Geisterwelt von einander abgesondert worden sind, wel- ches geschieht, wenn sie in ihr Jnneres ver- setzt werden, sodann sehen die boͤsen Geister die guten nicht mehr, aber die guten Geister koͤnnen die boͤsen sehen, allein sie wenden sich von solchen ab, und die Geister, welche sich abwenden, werden unsichtbar. Die Hoͤllen hingegen kommen nicht zum Vorschein, weil sie verschlossen sind, nur die Eingaͤnge lassen sich sehen, oder die so genannten Pforten, wenn sie eroͤffnet werden, um andre boͤse Geister hinein zu thun. Von der Geister- welt aus stehen alle Pforten zu den Hoͤllen offen, und von dem Himmel aus gar keine. 584. Die Hoͤllen sind allenthalben, so wohl unter den Bergen, Huͤgeln und Felsen, als auch unter den Ebenen und Thaͤlern: die Oeffnungen oder Thuͤren zu den Hoͤllen, die unter den Bergen, Huͤgeln und Felsen sind, sehen aus, wenn man sie zu Gesichte e 3 bekom- Von der Hoͤlle. bekommt, als wie Loͤcher und wie Felsenritze, einige erstrecken sich in die Breite und Weite, einige sind enge und schmal, und die meisten rauh oder holpericht; sie sehen alle mit ein- ander, wenn man hineinblickt, dunkel und finster aus; aber die hoͤllischen Geister, die inwendig darinnen sind, befinden sich in ei- nem solchen Licht, als wie die gluͤhenden Koh- len eines von sich geben; ihre Augen sind zum Empfang dieses Lichts zugerichtet; und dieses aus der Ursache, weil sie, so lange sie in der Welt lebten, in Ansehung der goͤtt- lichen Wahrheiten, dadurch, daß sie solche laͤugneten, in dicker Finsternis gewesen, und hingegen in Ansehung der Falschheiten, in- dem sie solche behaupteten, gleichsam im Lich- te gewesen sind, daher kommt es eben, daß das Sehen ihrer Augen also zugerichtet wor- den; daher kommt es auch, daß ihnen das Licht des Himmels eine dicke Finsternis ist, weswegen sie, wenn sie aus ihren Hoͤhlen her- aus gehen, gar nichts sehen koͤnnen: hieraus nun wurde mir mehr, als zu klar, daß der Mensch so weit in das himmlische Licht kom- me, als so viel er das Goͤttliche erkennet, und in den Dingen, die zum Himmel und zur Kirche gehoͤren, sich befestiget; und daß er so tief in die hoͤllische Finsternis gerathe, als so viel er das Goͤttliche laͤugnet, und stch in denen Dingen befestiget, die wider den Himmel und die Kirche laufen. 585. Die Von der Hoͤlle. 585. Die Oeffnungen oder Pforten zu den Hoͤllen, welche unter den Ebenen und Thaͤlern sind, erscheinen im Anblick auf ver- schiedene Weise, einige sind eben so anzuse- hen, wie die, so unter den Bergen, Huͤgeln und Felsen sind, einige sehen aus, wie Hoͤh- len und Gruben, einige wie grosse Kluͤfte und Schluͤnde, einige wie Suͤmpfe, und ei- nige wie Seen. Sie sind alle zugeschlossen, und stehen nicht eher offen, als wenn boͤse Geister aus der Geisterwelt dahinein gewor- fen werden; und wenn sie offen sind, so geht entweder gleichsam Feuer mit Rauch, so wie es bey Feuersbruͤnsten in der Luft zu sehen ist, oder gleichsam eine Flamme ohne Rauch, oder gleichsam ein Rus-Dampf, als wie aus einem entzuͤndeten Camin, oder gleichsam ein Sturm und eine dicke Wolke heraus; ich habe gehoͤrt, daß die hoͤllischen Geister diese Dinge gar nicht sehen, und gar nicht empfin- den, weil, wenn sie darinnen sind, sie gleich- sam in ihrem Luftkreis, und also in dem Ver- gnuͤgen ihres Lebens sind, und dieses aus der Ursache, weil jene Dingẽ mit ihren Boshei- ten und Falschheiten, worinnen sie stehen, uͤbereinstimmen, naͤmlich das Feuer stimmet mit dem Haß und mit der Rache, der Rauch und der Rus-Dampf mit den aus dem Haß und der Rache herruͤhrenden Falschheiten, die Flamme mit den Bosheiten der Eigenlie- be, und der Sturm und die dicke Wolke mit e 4 den Von der Hoͤlle. den daraus herruͤhrenden Falschheiten uͤber- ein. 586. Es ist mir auch gegeben worden, h i - nein in die Hoͤllen zu schauen, und zu sehen wie sie inwendig beschaffen sind, denn, wenn es dem Herrn gefaͤllt, so kann der oben be- sindliche Geist und Engel mit seinem Gesicht in die untersten Hoͤllen eindringen, und sol- che besehen, wie sie beschaffen sind; ohne daß ihm die Verschliessungen im Weg seyen, auf solche Weise wurde mir auch verstattet, in die Hoͤllen zu schauen: einige Hoͤllen sahen vor meinen Augen aus, wie Felsen-Loͤcher und Felsen Hoͤhlen, welche hineinwaͤrts, und daher auch entweder schraͤg, oder gerade durch, in die Tiefe giengen. Einige andte Hoͤllen sahen vor meinem Gesichte aus, wie Schlupfloͤcher und verborgene Hoͤhlen, der- gleichen die wilden Thiere in den Waͤldern haben: einige, wie unterhoͤhlte Gruben und Gruͤfte, dergleichen in den Erzgruben sind, mit Hoͤhlen gegen die untern Hoͤllen zu; die meisten Hoͤllen sind dreyfach, das obere Theil siehet inwendig finster aus, weil die allda be- findlichen in den Falschheiten der Bosheit sind, das untere aber siehet feurig aus, weil die allda befindlichen in den Bosheiten selber sind; denn die Finsternis hat mit den Falsch- heiten der Bosheit, und das Feuer mit den Bosheiten selber eine Uebereinstimmung; denn in Von der Hoͤlle. in denen Hoͤllen so tiefer sind, befinden sich dieje- nigen, welche mehr innerlich boͤse gehandelt ha- ben, in denen aber, so nicht so tief sind. besinden sich solche, die mehr aͤusserlich, naͤmlich aus den Falschheiten der Bosheit gehandelt ha- ben. Jn einigen Hoͤllen erscheinen gleich sam zerfallene Mauern von abgebrandten Haͤusern und Staͤdten, worinnen die hoͤllischen Gei- ster wohnen, und sich verbergen. Jn den gelindern Hoͤllen erscheinen gleichsam elende Huͤtten, und anderswo aneinander hangen- de in Form einer Stadt, mit Strassen und Gassen; inwendig in den Haͤusern allda sind hoͤllische Geister, wo bestaͤndig Zaͤnkereyen, Feindschaften, Schlaͤgereyen und Zersleischun- gen sind; auf den Gassen und Strassen ge- hen Moͤrdereyen und Raͤubereyen vor. Jn einigen Hoͤllen sind lauter Hurenhaͤuser, wel- che scheußlich anzusehen, und mit allerhand Unflat und Koth angefuͤllt sind. Es giebt auch dunkle Waͤlder, worinnen die hoͤllischen Geister als wie die wilden Thiere herumschwei- fen, und allda sind auch unterirrdische Hoͤh- len, worein diejenigen fliehen, welche von an- dern verfolget werden. Es giebt auch Wuͤ- steneyen, wo weiter n i chts vorhanden, als ein unfruchtbarer und sandigter Boden, und anderswo holperichte Felsen, worinnen Hoͤh- len sind, und wieder anderswo auch Huͤtten; diejenigen nun, welche in der Hoͤlle das Aeus- serste gelitten, hauptsaͤchlich die, so in der e 5 Welt Von der Hoͤlle. Welt an Arglist, Kunstgriffe und Betruͤge- reyen zu ersinnen und zu spielen, was zum Voraus gehabt haben, werden aus den Hoͤl- len heraus geworfen und in jene Wuͤsteney- en gejagt; ihr Letztes ist ein solches Leben. 587. Was die Lage der Hoͤllen insbeson- dere betrifft, so kann solche niemand wissen, auch nicht einmal die Engel im Himmel, son- dern nur allein der Herr: aber ihre Lage uͤber- haupt ist bekannt aus den Gegenden, wor- innen sie sind: denn die Hoͤllen sind eben auch, wie die Himmel, nach Gegenden un- terschieden, und die Gegenden in der geistli- chen Welt sind nach den Arten der Liebe be- stimmt, denn alle Gegenden im Himmel fan- gen vom Herrn, als von der Sonne an, Welcher der Aufgang oder Morgen ist; und weil die Hoͤllen den Himmeln entgegen stehen, so fangen ihre Gegenden von dem Ge- gentheil, und also von dem Untergang oder Abend an, hiervon lese man in dem Artikel von den vier Gegenden im Himmel Num. 141-153: daher kommt es nun, daß die Hoͤllen in der Abend-Gegend unter allen die schlimmsien und erschrecklichsten, ja desto schlimmer und erschrecklicher sind, je weiter sie vom Aufgang oder Morgen entfernt sind, und also Stufenweise nach und nach: in diesen Hoͤllen sind diejenigen, welche in der Eigenliebe gewesen sind, und in der daher ruͤhren- Von der Hoͤlle. ruͤhrenden Verachtung andrer, und in Feind- schaft gegen die, so ihnen keine Gunst erwie- sen, wie auch in Haß und Rache wider die- jenigen, von welchen sie nicht hochgeschaͤtzet und gleichsam angebetet worden; in deuen Hoͤllen daselbst, die vom Aufgang am weite- sten entfernt sind, befinden sich die, so aus der so genannten catholischen Religion gewe- sen sind, und dabey als Goͤtter haben wollen verehrt seyn, und daher gegen alle diejenigen, welche ihre Gewalt uͤber die Seelen der Men- schen und uͤber den Himmel nicht haben er- kennen wollen, in Haß und Rache entbrannt gewesen sind; diese haben eben eine solche Ge- muͤthsgesinnung, das ist, eben einen solchen Haß und Rachsucht wider die, so sich ihnen widersetzen, als wie sie in der Welt eine ge- habt haben; ihre groͤßte Lust ist, zu wuͤten; dieses Wuͤten aber wird im andern Leben wi- der sie selber gekehrt; denn in ihren Hoͤllen, mit welchen die Abend-Gegend angefuͤllt ist, raset einer wider den andern, der ihm die goͤttliche Gewalt abspricht; aber von diesen soll ein mehreres gesagt werden in der Ab- handlung vom letzten Gericht und dem zerstoͤrten Babel. Wie aber die Hoͤllen in dieser Gegend geordnet seyn, kann ich nicht wissen, nur so viel, daß die graͤßlich sten Hoͤl- len von dieser Art auf den Seiten gegen die mitternaͤchtliche Gegend sind, die weniger graͤßlichen aber gegen die mittaͤgige Gegend zu; Von der Hoͤlle. zu; also nimmt die Graͤßlichkeit der Hoͤllen von der mitternaͤchtlichen Gegend an, gegen die mittaͤgige zu, und auch Stufenwise ge- gen Aufgang oder Morgen ab: gegen Mor- gen daselbst sind diejenigen, welche stolz ge- wesen, und das Goͤttliche nicht geglaubt haben, doch aber in keinem solchen Haß und Rachsucht, und in keinem solchen Betrug ge- lebt haben, wie diejenigen, so daselbst tiefer in der Abend-Gegend sind. Jn der Mor- gen-Gegend sind heut zu Tage keine Hoͤllen mehr; die allda gewesen sind, sind in die A- bend-Gegend vorwaͤrts versetzt worden. Die Hoͤllen in der mitternaͤchtlichen und mittaͤgi- gen Gegend sind vielerley; in diesen befinden sich diejenigen, welche, da sie in der Welt gelebt, der Welt-Liebe ergeben gewesen, und den daher ruͤhrenden Bosheiten von mancher- ley Art, als da sind Feindschaft, Todfeind- seligkeit, Diebereyen, Moͤrdereyen, Tuͤcke, Geitz und Unbarmherzigkeit; die aͤrgsten Hoͤl- len von dieser Art sind in der mitternaͤchtli- chen Gegend, die gelindern in der mittaͤgigen; die Grausamkeit dieser Hoͤllen nimmt zu, so wie sie naͤher bey der Abend-Gegend, und auch weiter von der Mittags-Gegend ent- fernt sind, und nimmt ab gegen die Morgen- Gegend, und auch gegen die Mittags-Ge- gend zu. Hinter den Hoͤllen, die in der Abend-Gegend sind, sind dunkele Waͤlder, in welchen die boshaften Geister wie wilde Thiere Von der Hoͤlle. Thiere herumlaufen; ingleichen auch hinter den Hoͤllen in der mitternaͤchtlichen Gegend. Hinter den Hoͤllen aber in der mittaͤgigen Ge- gend sind Wuͤsteneyen, die ich schon oben er- wehnt habe. So viel von der Lage der Hoͤllen. 588. Was die Vielheit der Hoͤllen anbe- trifft, so sind so viele Hoͤllen, als englische Gesellschaften in den Himmeln sind, weil einer jeden himmlischen Gesellschaft eine hoͤl- lische Gesellschaft entgegen stehet; daß die himmlische Gesellschaften unzaͤhlig, und al- le nach dem Guten der Liebe, der thaͤtigen Lie- be und des Glaubens unterschieden seyen, le- se man in dem Artikel von den Gesellschaf- ten, aus welchen die Himmel bestehen, Num. 41-50; und in dem Artikel von der uner- meßlichen Groͤsse des Himmels, Num. 415- 420; eben so ist es nun auch mit den hoͤlli- schen Gesellschaften, diese sind nach dem Boͤ- sen unterschieden, das dem Guten entgegen stehet. Jegliches Boͤse ist von unendlicher Mannigfaltigkeit, gleichwie jegliches Gute; daß dem also sey, koͤnnen diejenigen nicht fassen, die von einer jeden Bosheit, als zum Exempel von der Verachtung, von der Feind- schaft, von dem Haß, von der Rache, von dem Betrug, und von andern dergleichen Bos- heiten nur einen einfachen Begriff haben, sie muͤssen aber wissen, daß eine jede Art dieser Bosheiten so viele besondere Unterschiede in sich Von der Hoͤlle. sich enthaͤlt, und daß diese wiederum so vie- le besondere Unterschiede haben, daß, um sie alle zu zaͤhlen, ein ganzes Buch nicht hin- laͤnglich waͤre; die Hoͤllen sind nach den Un- terscheidungen einer jeden Bosheit so ordent- lich unterschieden, daß nichts ordentlichers und nichts genauer unterschieden seyn kann: hieraus kann nun offenbar ersehen werden, daß sie unzaͤhlig sind, daß eine nahe an der andern, und eine weit von der andern ist, nach den Unterschieden der Bosheiten uͤber- haupt, insbesondere und einzel genommen. Es giebt auch Hoͤllen unter Hoͤllen; einige haben eine Vergemeinschaftung mit einander durch Gaͤnge, und viele sind durch Aushauchungen mit einander vergemeinschaftet, und diese Vergemeinschaftung verhaͤlt sich gaͤnzlich so, wie naͤmlich eine Art und eine Gattung der Bosheit mit der andern verwandt ist. Wie groß die Anzahl der Hoͤllen sey, ist mir daraus zu wissen gethan worden, daß unter allen Bergen, Huͤgeln und Felsen, und auch unter allen Ebenen und Thaͤlern Hoͤllen seyen, und daß sie sich unter denselben in die Laͤnge, Brei- te und Tiefe erstrecken; mit einem Wort, der ganze Himmel, und die ganze Geister- welt sind gleichsam ausgehoͤhlt, und unter denselben eine Hoͤlle an der andern. Soviel von der Vielheit oder Menge der Hoͤllen. Von Von der Hoͤlle. Von dem Gleichgewichte zwi- schen Himmel und Hoͤlle. 589. E s muß zwischen allen Dingen ein Gleichgewicht seyn, wenn etwas entstehen soll; ohne Gleichgewicht findet keine Wuͤr- kung und keine Gegenwuͤrkung statt, denn das Gleichgewicht ist zwischen zwey Kraͤften, davon die eine wuͤrket und die andere entge- gen wuͤrket; der Stillstand aus gleicher Wuͤr- kung und Gegenwuͤrkung heißt das Gleich- gewicht. Jn der natuͤrlichen Welt ist ein Gleichgewicht zwischen allen und jeden Din- gen, uͤberhaupt zwischen den Lufftkreisen sel- ber, in welchen das Untere um so viel entge- gen wuͤrket und widerstehet, um so viel das Obere wuͤrket und druͤcket: in der natuͤrli- chen Welt ist auch ein Gleichgewicht zwischen Hitze und Kaͤlte, zwischen Licht und Schat- ten, und zwischen Trockenheit und Feuchte, die Mittelmaͤßigkeit ist das Gleichgewicht: es ist auch ein Gleichgewicht zwischen allen Dingen der drey Reiche der Welt, naͤmlich des mineralischen, Gewaͤchs- und Thier- Reichs; denn ohne Gleichgewicht entstehet und bestehet in denselben nichts: es ist uͤber- all gleichsam von der einen Seite ein wuͤrken- des und von der andern ein entgegen wuͤrken- des Bestreben. Alles Entstehen oder alle Wuͤrkung geschiehet in dem Gleichgewicht, sie Von der Hoͤlle. sie geschiehet aber dadurch, daß eine Kraft wuͤrket, die andere aber die Wuͤrkung leidet, oder daß eine Kraft mit ihrer Wuͤrkung ein- fließt, die andere aber solche annimmt und gehoͤrig nachgiebt. Jn der natuͤrlichen Welt nennet man das Wuͤrkende und das Entge- genwuͤrkende eine Kraft und auch ein Be- streben; aber in der geistlichen Welt wird das Wuͤrkende und das Entgegenwuͤrkende das Leben und der Wille genennet; das Leben daselbst ist eine lebendige Kraft, und der Wil- le ist ein lebendiges Bestreben, und das Gleich- gewicht selber heißt die Freyheit oder der freye Wille: das geistliche Gleichgewicht demnach oder die Freyheit entstehet und bestehet zwi- schen dem Guten, das von der einen Seite wuͤrket, und dem Boͤsen, das von der andern Seite entgegen wuͤrket, oder aber zwischen dem Boͤsen, das von der einen Seite wuͤr- ket, und dem Guten, das von der andern Seite entgegen wuͤrket; das Gleichgewicht zwischen dem wuͤrkenden Guten und dem ent- gegen wuͤrkenden Boͤsen findet bey den Gu- ten statt, aber das Gleichgewicht zwischen dem wuͤrkenden Boͤsen und dem entgegen wuͤr- kenden Guten findet bey den Boͤsen statt: daß zwischen dem Guten und Boͤsen ein geist- liches Gleichgewicht ist, kommt daher, weil alles Leben des Menschen sich auf das Gute und auf das Boͤse beziehet, und der Wille das Behaͤltnis desselben ist: es ist auch zwi- schen Von der Hoͤlle. schen dem Wahren und Falschen ein Gleich- gewicht, aber dieses haͤngt von dem Gleichge- wicht zwischen dem Guten und Boͤsen ab: das Gleichgewicht zwischen dem Wahren und Falschen ist so, wie das zwischen dem Licht und Schatten, die um so viel in die Dinge des Gewaͤchsreichs wuͤrken, um so viel in dem Licht und Schatten Hitze und Kaͤlte ist; daß das Licht und der Schatten aus sich sel- ber nichts wuͤrken, sondern daß es die Hitze sey, die durch selbige wuͤrket, kann man ab- nehmen von eben dem Licht und Schatten zur Winters- und Fruͤhlings-Zeit. Diese Vergleichung des Wahren und Falschen mit dem Licht und Schatten kommt aus der Ue- bereinstimmung, denn das Wahre stimmet mit dem Licht, das Falsche mit dem Schat- ten, und die Hitze mit dem Guten der Liebe uͤberein, auch ist das geistliche Licht das Wah- re, der geistliche Schatten ist das Falsche, und die geistliche Hitze oder Waͤrme ist das Gute der Liebe; hiervon lese man in dem Artikel von dem Licht und der Waͤrme im Himmel Num. 126-140. 590. Zwischen Himmel und Hoͤlle ist ein immerwaͤhrendes Gleichgewicht; aus der Hoͤl- le duͤnstet und steiget das Bestreben, Boͤses zu thun, bestaͤndig auf, und aus dem Him- mel duͤnstet und steiget das Bestreben, Gutes zu thun, bestaͤndig herab; in diesem Gleich- f gewicht Von der Hoͤlle. gewicht ist die Geisterwelt, welche mitten zwi- schen Himmel und Hoͤlle ist, wie man oben Num. 421-431 nachlesen kann. Daß die Geisterwelt in diesem Gleichgewicht ist, ist die Ursache, weil ein jeder Mensch nach dem Tod zuerst in die Geisterwelt kommt, und allda in eben dem Zustand gehalten wird, in welchem er in der Welt gewesen, welches nicht geschehen koͤnnte, wenn nicht daselbst das genaueste Gleichgewicht waͤre, weil eben dadurch alle und jede gepruͤft werden, wie sie eigentlich beschaffen sind, denn in der Gei- sterwelt sind sie ihrem freyen Willen uͤberlas- sen, als wie sie in der Welt einen gehabt ha- ben: das geistliche Gleichgewicht ist die Frey- heit oder der freye Wille des Menschen und des Geistes, wie ich kurz vorher in der 589 sten Nummer gesagt habe. Wie der freye Wil- le eines jedes beschaffen ist, wird in der Gei- sterwelt von den Engeln des Himmels durch die Vergemeinschaftung der Neigungen und der daher ruͤhrenden Gedanken erkannt; ja, dieses koͤnnen die englischen Geister au- genscheinlich sehen durch die Wege, welche die Geister gehen; denn die guten Geister ge- hen die Wege, so zum Himmel fuͤhren, hin- gegen die boͤsen Geister gehen die Wege, so zur Hoͤlle fuͤhren: in der Geisterwelt erschei- nen wuͤrklich Wege; und das ist auch die Ur- sache, daß, wenn in dem Wort von Wegen die Rede ist, durch solche die Wahrheiten an- gedeu- Von der Hoͤlle. gedeutet werden, so zum Guten fuͤhren, und im entgegenstehenden Sinn die Falschheiten, so zum Boͤsen fuͤhren: und daher kommt es auch, daß in dem Wort durch gehen, wan- deln und reisen die Fortgaͤnge des Lebens an- gedeutet werden Mit dem Herrn gehen und wandeln, heißt: ein geistliches Leben aufnehmen, und mit Jhm leben. Der Verf. : diese Wege sind mir oͤfters zu sehen gegeben worden, und auch, wie die Geister auf denselben freywillig nach ihren Neigungen und den daher ruͤhrenden Gedanken giengen und wandelten. 591. Daß aus der Hoͤlle das Boͤse bestaͤn- dig ausgehaucht wird und aufsteiget, und aus dem Himmel das Gute bestaͤndig ausgehaucht wird und herabsteiget, kommt daher, weil ei- nen jeden ein geistlicher Umkreis umgiebt, und dieser Umkreis aus dem Leben der Neigungen und der daher ruͤhrenden Gedanken ausfliesset und ausbricht; und weil ein solcher Umkreis des Lebens aus einem jeden ausfließt, so flies- set er dahero auch aus einer jeden himmlischen Gesellschaft und aus einer jeden hoͤllischen Ge- sellschaft, folglich aus allen zugleich, das ist, aus dem ganzen Himmel, und aus der ganzen Hoͤlle aus: daß aus dem Himmel das Gute ausfließt, ist darum, weil alle die, so sich all- f 2 da Von der Hoͤlle. da befinden, in dem Guten sind; und daß aus der Hoͤlle das Boͤse ausfließt, kommt daher, weil alle die, so sich allda befinden, in dem Boͤsen stehen Alles Gute aus dem Himmel kommt vom Herrn, denn alle Engel in den Himmeln werden von ihrem Eigenen abgezo- gen, und in dem Eigenen des Herrn gehalten, welcher das Gute selber ist; aber alle Gei- ster in den Hoͤllen sind in ihrer Eigenheit, und das Eigene eines jeden ist weiter nichts, als Boͤses, weil es nichts, als Boͤses ist, so ist es die Hoͤlle. Hieraus kann nun erhellen, daß das Gleichgewicht, worinnen die Engel in den Himmeln, und die Geister in den Hoͤllen ge- halten werden, nicht so beschaffen ist, wie das Gleichgewicht in der Geisterwelt; das Gleich- gewicht der Engel in den Himmeln verhaͤlt sich so, um so viel sie naͤmlich in dem Guten ha- ben seyn wollen, oder um so viel sie in der Welt in dem Guten gelebt, und also auch, um so viel sie das Boͤse verabscheuet haben; aber das Gleichgewicht der Geister in der Hoͤl- le verhaͤlt sich so, um so viel sie in dem Boͤsen haben seyn wollen, oder um so viel sie in der Welt im Boͤsen gelebt, und also auch, um so viel sie sich im Herzen und im Geist dem Guten widersetzt haben. 592. Wofern nicht der Herr sowohl die Himmel, als die Hoͤllen regierete, so wuͤrde kein Gleichgewicht seyn, und wenn kein Gleich- gewicht Von der Hoͤlle. gewicht waͤre, so wuͤrde weder Himmel, noch Hoͤlle seyn; denn alle und jede Dinge in dem Weltall, das ist, so wohl in der natuͤrlichen Welt, als in der geistlichen Welt bestehen aus dem Gleichgewicht; daß dem also sey, kann ein jeder vernuͤnftiger Mensch begreiffen; man gebe einmal auf einer Seite ein Uebergewicht, und auf der ander keinen Widerstand, wuͤrde da nicht beydes zu Grunde gehen? also wuͤr- de es auch in der geistlichen Welt seyn, wenn nicht das Gute dem Boͤsen widerstehen, und dessen Uebersprung unaufhoͤrlich zuruͤckhalten wuͤrde; wenn dieses nicht einzig und allein das Goͤttliche thaͤte, so wuͤrde sowohl der Himmel, als die Hoͤlle, und nebst solchen das ganze menschliche Geschlecht untergehen: ich sage, wenn dieses nicht einzig und allein das Goͤttliche thaͤte, so wuͤrde, weil das Eigene eines jeden, so wohl des Engels, als des Gei- stes, und des Menschen weiter nichts, als Boͤses ist, wie oben Num. 591. gezeigt wor- den, weder die Engel, noch die Geister dem Boͤsen, das aus den Hoͤllen ausgehaucht wird, nimmermehr widerstehen koͤnnen, weil sie al- le aus dem Eigenen zur Hoͤlle zielen. Hier- aus erhellet, daß, wenn nicht der Herr al- lein sowohl die Himmel, als die Hoͤllen regie- rete, so wuͤrde kein einziger jemalen selig wer- len. Ueber dieses machen alle Hoͤllen ein Ein- ziges aus, denn alles Boͤse in den Hoͤllen ist mit einander verknuͤpft, so wie auch das Gu- f 3 te Von der Hoͤlle. te in den Himmeln; und allen Hoͤllen, wel- che unzaͤhlig sind, und zusammen gegen den Himmel, und gegen alle diejenigen wuͤrken, so darinnen sind, Widerstand zu thun, ver- mag sonst niemand, als allein das Goͤttliche, welches lediglich vom Herrn ausgehet. 593. Das Gleichgewicht zwischen den Himmeln und Hoͤllen nimmt ab und zu, je nachdem die Anzahl derer, die in den Himmel kommen, und derer, die in die Hoͤlle kommen, klein oder groß ist, und taͤglich kommen ihrer viele tausend hinein, dieses aber zu wissen und inne zu werden, gleichsam in den wagerech- ten Stand zu richten und in die Gleichheit zu bringen, vermag kein Engel, sondern der Herr allein, denn das vom Herrn ausgehen- de Goͤttliche ist allgegenwaͤrtig, und siehet uͤber- all, wo etwas wanken will; der Engel siehet nur, was nahe bey ihm ist, und wird nicht einmal bey sich inne, was in seiner Gesell- schaft vorgeht. 594. Wie alles in den Himmeln und Hoͤl- len also geordnet sey, daß alle und jede, wel- che darinnen sind, in ihrem Gleichgewicht sey- en, das kann einigermasser aus dem erhellen, was ich oben von den Himmeln und von den Hoͤllen gesagt und gezeigt habe, daß naͤmlich alle Gesellschaften des Himmels nach dem Gu- ten, und nach dessen Arten und Gattungen auf Von der Hoͤlle. auf das ordentlichste unterschieden seyen; und alle Gesellschaften der Hoͤlle nach dem Boͤsen, und dessen Arten und Gattungen; und daß unter einer jeden himmlischen Gesellschaft ei- ne hoͤllische Gesellschaft befindlich ist, die sich vermoͤge des Gegentheils auf selbige beziehet, aus welcher entgegen stehenden Beziehung das Gleichgewicht entspringt; derowegen wird vom Herrn ohne Unterlaß Vorsehung gethan, daß nicht die unter der himmlischen Gesell- schaft befindliche hoͤllische Gesellschafft das Ue- bergewicht bekomme; und so fern sie anfaͤngt, Uebergewicht zu bekommen, wird sie durch man- cherley Mittel im Zaum gehalten und zum wa- gerechten Stand des Gleichgewichts gebracht: dieser Mittel giebt es vielerley, davon sollen aber nur etliche beruͤhrt werden; einige Mittel bezie- hen sich auf einestaͤrkere Gegenwart des Herrn; einige, auf eine genauere Vergemeinschaftung und Verbindung einer oder mehrerer Gesell- schaften mit andern; einige, auf die Auswerfung der uͤberfluͤßigen hoͤllischen Geister in die Wuͤste- neyen; einige, auf die Versetzung einiger Gei- ster aus einer Hoͤlle in die andre; einige dar- auf, daß diejenigen, welche in den Hoͤllen sind, in die Ordnung gebracht werden, und dieses geschiehet auf mancherley Weise; eini- ge, auf die Verbergung einiger Hoͤllen unter dichtere und staͤrkere Verschliessungen oder Be- deckungen; wie auch, auf die Hinablassung in tiefere Hoͤllen; ausser andern Mitteln, f 4 auch Von der Hoͤlle. auch in den Himmeln, welche uͤber den Hoͤl- len sind. Dieses ist deswegen gesagt worden, damit man einigermassen inne werde, daß der Herr allein Vorsehung thue, daß uͤberall zwi- schen dem Guten und Boͤsen, und also zwi- schen Himmel und Hoͤlle ein Gleichgewicht sey; denn auf einen solchen Gleichgewicht beruhet das Heil aller, die in den Himmeln, und al- ler, die auf Erden sind. 595. Es ist zu wissen, daß die Hoͤllen den Himmel bestaͤndig anfallen, und sich bestreben, ihn zerstoͤren zu wollen, und daß der Herr die Himmel bestaͤndig beschuͤtze, indem Er diejenigen, welche darinnen sind, von dem Boͤsen, das aus ihrem Eigenen ist, abziehet, und in dem von Jhm aus- gehenden Guten haͤlt: es wurde mir oftmals gegeben, den aus den Hoͤllen ausfliessenden Umkreis zu empfinden, welcher voͤllig ein Um- kreis der Bestrebungen war, das Goͤttliche des Herrn, und also den Himmel zerstoͤren zu wollen: es wurden auch etlichemal die Aufwallungen einiger Hoͤllen von mir em- pfunden, diese Aufwallungen waren Bestre- bungen, ausbrechen und zerstoͤren zu wol- len; hingegen aber greifen die Himmel nie- mals die Hoͤllen an, denn der vom Herrn aus- gehende goͤttliche Umkreis ist ein bestaͤndiges Bestreben, alle selig machen zu wollen; und weil diejenigen, welche in den Hoͤllen sind, nicht Von der Hoͤlle. nicht selig werden koͤnnen, darum, weil alle, so sich darinnen befinden, in dem Boͤsen und wider das Goͤttliche des Herrn sind, so wer- den dahero in den Hoͤllen, soviel moͤglich, die Anfaͤlle gebaͤndiget, und die Wuth in Schran- ken gehalten, damit sie nicht gegen die daselbst befindlichen unter einander selber uͤber die Maasen ausbreche; welches auch durch un- zaͤhlige Mittel der goͤttlichen Macht geschiehet. 596. Die Himmel sind in zwey Rei- che unterschieden, naͤmlich in das himmli- sche Reich und in das geistliche Reich, von denen man oben Num. 20-28. nachlesen kann; eben so sind auch die Hoͤllen in zwey Reiche unterschieden eins von diesen Rei- chen stehet dem himmlischen Reich, und das andere dem geistlichen Reich entgegen; das- jenige, so dem himmlischen Reich entgegen stehet, ist in der Abend-Gegend, und die, so darinnen sind, werden Genii genennet; dasjenige aber, so dem geistlichen Reich ent- gegen stehet, ist in der mitternaͤchtlichen und mittaͤgigen Gegend, und die, so darinnen sind, werden Geister ( Spiritus ) genennet. Al- le diejenigen, die in dem himmlischen Reich sind, stehen in der Liebe zum Herrn, und alle die, so in denen Hoͤllen sind, welche diesem Reich entgegen stehen, sind der Ei- genliebe ergeben; aber alle die, so in dem geistlichen Reich sind, stehen in der Liebe f 5 gegen Von der Hoͤlle. gegen den Naͤchsten, hingegen alle diejenigen, so in denen Hoͤllen befindlich sind, welche diesem Reich entgegen stehen, sind der Welt- Liebe ergeben; hieraus wurde mir offenbar, daß die Liebe zum Herrn und die Eigenlie- be einander entgegen stehen; desgleichen auch die Liebe gegen den Naͤchsten und die Welt- Liebe. Der Herr thut ohne Unterlaß Vor- sehung, daß nicht das geringste aus denen Hoͤllen, die dem himmlischen Reich entgegen stehen, gegen diejenigen ausfliesse, welche im geistlichen Reich sind, denn wenn dieses ge- schehen wuͤrde, so wuͤrde das geistliche Reich zu Grunde gehen, die Ursache davon lese man oben Num. 578. 579. Diese zwey allgemeinen Gleichgewichte werden vom Herrn bestaͤndig unverruͤckt erhalten. Daß der Mensch durch das Gleichgewicht, das zwischen Himmel und Hoͤlle ist, in der Freyheit sey. 597. J ch habe oben von dem Gleichgewicht, das zwischen Himmel und Hoͤlle ist, gehandelt und gezeigt, daß dieses Gleichgewicht zwischen dem aus dem Himmel ausfliessenden Guten, und dem aus der Hoͤlle ausfliessenden Boͤsen sey, daß es also ein geistliches Gleichgewicht sey, welches Von der Hoͤlle. welches in seinem Wesen die Freyheit oder der freye Wille ist. Daß das geistliche Gleichgewicht in seinem Wesen die Frey- heit sey, ist die Ursache, weil es zwischen dem Guten und Boͤsen, und zwischen dem Wahren und Falschen ist, diese aber geist- lich sind; das Gute nun, oder das Boͤse wollen zu koͤnnen, und das Wahre oder das Falsche denken zu koͤnnen, und eins vor dem andern erwaͤhlen zu koͤnnen, das ist die Freyheit, von welcher hier die Rede ist. Diese Freyheit wird vom Herrn ei- nem jeden Menschen gegeben, und ihm nie- mals genommen; sie ist zwar vermoͤge ih- res Ursprungs nicht dem Menschen, son- dern dem Herrn eigen, weil sie vom Herrn kommt, sie wird aber dennoch dem Men- schen mit dem Leben geschenkt, als waͤre sie sein eigen; und dieses aus der Ursache, da- mit der Mensch umgebildet und selig wer- den koͤnne, denn ohne die Freyheit findet keine Umbildung und kein Seligwerden statt. Ein jeder kann durch eine vernuͤnf- tige Betrachtung einsehen, daß es in des Menschen Freyheit oder freyen Wille ste- he, boͤse oder gut, aufrichtig oder unaufrichtig, gerecht oder ungerecht zu denken; und daß er auch gut, aufrichtig und gerecht reden und han- deln koͤnne, aber nicht boͤse, unaufrichtig und ungerecht wegen der geistlichen, sittlichen und buͤrgerlichen Gesetze, wodurch sein Aeusser- liches Von der Hoͤlle. liches in Banden gehalten wird. Hieraus erhellet, daß der Geist des Menschen, der es eben ist, der da denket und will, in der Freyheit sey, aber nicht also das Aeusserli- che des Menschen, welches redet und thut, dieses aber sonst nicht, als nach obgemeld- ten Gesetzen. 598. Daß der Mensch nicht umgebildet werden koͤnne, wenn er nicht einen freyen Willen hat, ist die Ursache, weil er in das Boͤse von allerley Art geboren wird, wel- ches doch aus dem Weg geraͤumt werden muß, damit er selig werden koͤnne; es kann aber nicht aus dem Weg geraͤumt werden, wofern er es nicht in sich siehet und erkennet, und hernach es nicht will, und endlich verabscheuet, alsdenn erst wird es aus dem Weg geraͤumt: dieses kann nicht geschehen, wofern nicht der Mensch sowohl im Guten, als im Boͤsen ist, denn aus dem Guten kann er das Boͤse sehen, aber nicht aus dem Boͤsen das Gute; das geistliche Gute, welches der Mensch denken kann, lernet er von Kindheit an aus Lesung des Worts, und aus der Predigt; und das sittliche und buͤrgerliche Gute lernet er aus dem weltlichen Leben; das ist die erste Ur- sache, warum der Mensch in der Freyheit seyn muß. Die andere Ursache ist, daß dem Menschen sonst nichts zugeeignet wird, als was er aus der von der Liebe herruͤh- renden Von der Hoͤlle. renden Zuneigung thut; das uͤbrige kann zwar in ihm eingehen, aber nicht weiter, als in das Denken, keineswegs aber in den Willen, und was nicht bis in den Willen des Menschen eingeht, das wird nicht sein eigen, denn das Denken nimmt das Seini- nige aus dem Gedaͤchtnis, der Wille aber unmittelbar aus dem Leben her: nimmer- mehr ist etwas in Freyheit, wenn es nicht aus dem Willen, oder welches einerley ist, aus der von der Liebe herruͤhrenden Zunei- gung kommt; denn was der Mensch will oder liebet, das thut er freywillig; daher kommt es, daß die Freyheit des Menschen, und die Zuneigung, die aus seiner Liebe oder aus seinem Willen entsteht, Eins sind; der Mensch hat demnach die Freyheit deswe- gen, damit er von dem Wahren und Gu- ten einen Eindruck bekommen, und es lie- ben koͤnne, und damit es also wie sein ei- gen werden moͤge: mit einem Wort, was nicht bey dem Menschen in Freyheit ein- geht, das bleibt nicht bey ihm, weil es sei- ner Liebe oder seinem Willen nicht eigen ist, und was nicht der Liebe oder dem Wil- len des Menschen eigen ist, das ist auch seinem Geist nicht eigen; denn das Seyn oder Wesen des Geistes des Menschen ist die Liebe oder der Wille; Liebe oder Wille, sage ich, weil der Mensch das, was er lie- bet, auch will. Dieses ist nun also die Ursache, Von der Hoͤlle Ursache, daß der Mensch sonst nicht, als in der Freyheit, umgeschmolzen werden kann. Aber von der Freyheit des Menschen lese man ein mehreres in den himmlischen Ge- heimnissen, und zwar kann man die ange- fuͤhrten Stellen nachschlagen, welche am Ende dieses Artikels befindlich sind. 599. So wie nun der Mensch in der Freyheit seyn muß, aus der Ursache, da- mit er koͤnne geaͤndert werden, so wird er dahero auch seinem Geiste nach mit dem Him- mel und mit der Hoͤlle verbunden: denn bey einem jeden Menschen sind Geister aus der Hoͤlle, und Engel aus dem Himmel; durch die Geister aus der Hoͤlle ist der Mensch in seinem Boͤsen, aber durch die Engel aus dem Himmel ist der Mensch in dem vom Herrn ausgehenden Guten; und also in einem geistlichen Gleichgewicht, das ist, in der Freyheit oder im freyen Willen. Daß einem jeden Menschen Engel aus dem Him- mel, und Geister aus der Hoͤlle zugefuͤgt seyen, lese man in dem Artikel von der Verbindung des Himmels mit dem mensch- lichen Geschlecht Num. 291-302. 600. Es zu wissen, daß der Mensch mit dem Himmel und mit der Hoͤlle nicht un- mittelbar, sondern mittelbar durch die in der Von der Hoͤlle. der Geisterwelt befindliche Geisier verbun- den werde; diese Geister sind bey dem Men- schen, aber keine aus der Hoͤlle selber, und keine aus dem Himmel selber; durch die in der Geisterwelt befindliche boͤse Geister wird der Mensch mit der Hoͤlle verbunden, und durch die daselbst befindliche guten Geister wird er mit dem Himmel verbunden: weil sich nun die Sache also verhaͤlt, so ist da- hero die Geisterwelt mitten zwischen Him- mel und Hoͤlle, und in der Geisterwelt ist das Gleichgewicht selber. Daß die Geister- welt das Mittlere zwischen Himmel und Hoͤlle sey, lese man in dem Artikel von der Geisterwelt, Num. 421-431; und daß das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hoͤlle unmitttelbar in der Geisterwelt sey, lese man in dem kurz vorhergehenden Artikel Num. 589-596. Hieraus erhellet nun, woher bey dem Menschen die Freyheit oder der freye Wille komme. 601. Jch will auch noch etwas von de- nen Geistern sagen, die dem Menschen zu- gefuͤgt sind: es kann eine ganze Gesellschaft durch einen von sich ausgesandten Geist ei- ne Vergemeinschaftung haben mit einer an- dern Gesellschaft, und auch mit einem andern allein, er mag seyn, wo er will; dieser aus- gesandte Geist wird genannt der Unterhaͤnd- ler Von der Hoͤlle. ler von vielen ( Subjectum plurium: ) eben so verhaͤlt sichs mit der Verbindung des Men- schen mit den Gesellschaften im Himmel, und mit den Gesellschaften in der Hoͤlle, vermittelst der Geister, die dem Menschen aus der Geisterwelt zugefuͤgt werden. Hier- von lese man auch in den himmlischen Ge- heimnissen diejenigen Stellen, welche ganz am Ende angefuͤhrt worden. 602. Zuletzt muß ich noch etwas geden- ken von dem Eingepflanzten, welches der Mensch aus dem Einfluß des Himmels hat, in Ansehung seines Lebens nach dem Tod: es waren einige aus dem einfaͤltigen Poͤbel, die in der Welt und im Guten des Glaubens gelebt hatten; diese wurden in eben den Zu- stand gebracht, in welchem sie in der Welt gewesen waren, (dieses kann einem jeden wie- derfahren, wenn es der Herr zulaͤßt) und sodann zeigte sichs, was sie vom Zustand des Menschen nach dem Tod fuͤr einen Begriff gehabt hatten: sie sagten, es haͤtten sie eini- ge Klugen in der Welt gefragt, was sie denn von ihrer Seele nach geendigten Leben in der Welt daͤchten? worauf sie geantwortet, sie wuͤßten nicht, was die Seele sey; sie haͤt- ten ferner gefragt, was sie denn von ihrem Zustand nach dem Tod glaubten? worauf sie geantwortet, sie glaubten, daß sie nach dem Von der Hoͤlle. dem Tod als Geister leben wuͤrden; alsdenn haͤtten sie wieder gefragt, was sie denn vom Geist glaubten? worauf sie geantwortet, er sey ein Mensch; sie haͤtten weiter gefragt, woher sie dieses wuͤßten? worauf sie geant- wortet, sie wuͤßten es, weil es also sey: die- se Klugen hatten sich nun gewundert, daß die Einfaͤltigen einen solchen Glauben haͤt- ten, und sie nicht. Hieraus wurde mir of- fenbar, daß bey einem jeden Menschen, der mit dem Himmel in Verbindung stehet, et- was Eingepflanztes, in Ansehung seines Le- bens, nach dem Tod, vorhanden sey: dieses Eingepflanzte kommt nicht anderswoher, als von dem Einfluß aus dem Himmel, das ist, durch den Himmel vom Herrn, vermittelst der Geister, welche aus der Geisterwelt dem Menschen zugefuͤgt sind, und diejenigen ha- ben es, bey welchen das freywillige Den- ken nicht erstickt worden ist, durch eingesoge- ne und mit mancherley Vorurtheilen bekraͤf- tigte Scheingruͤnde in Ansehung der Seele des Menschen, indem die meisten vorgeben, sie sey blosses Denken, oder ein lebhaftes Wesen, ( principium animatum ) dessen Sitz sie in dem Koͤrper aufsuchen; da doch die Seele nichts anders ist, als das Leben des Menschen, der Geist aber ist der Mensch selber, und der irrdische Leib, den er in der Welt herumtraͤgt, ist nur ein dienstbares Sw. Sch. II. Th. g Werk- Von der Hoͤlle. Werkzeug, wodurch der Geist, welcher der Mensch selber ist, in der natuͤrlichen Welt seine gehoͤrige Wuͤrkung thut. 603. Was ich nun in diesem Werk vom Himmel, von der Geisterwelt und von der Hoͤlle, gesagt habe, wird denen dunkel seyn, welche keine Lust haben, geistliche Wahrheiten zu wissen, denen aber wird es klar und deutlich seyn, welche Lust dazu haben, hauptsaͤchlich denen, wel- che eine Neigung zur Wahrheit haben um der Wahrheit willen, das ist, wel- che die Wahrheit lieben, weil sie Wahr- heit ist; denn was man liebet, das drin- get mit dem Licht in die Begriffe des Gemuͤthes ein, vornehmlich, wenn man die Wahrheit liebet, weil alle Wahr- heit im Lichte ist. Gesamm- Von der Hoͤlle. Gesammelte Stellen aus den himmlischen Geheimnissen, betreffend die Freyheit des Menschen, den Einfluß, und die Geister, durch welche die Vergemeinschaftun- gen geschehen. V on der Freyheit. Alle Freyheit kommt von der Liebe oder Zuneigung her, weil der Mensch dasjenige, was er liebt, frey- willig thut, man lese daselbst Num. 2870. 3158. 8907. 8990. 9585. 9591. Weil die Freyheit der Liebe eigen ist, so ist sie das Leben eines jedweden, Num. 2873. Es scheinet dem Menschen sonst nichts eigen zu seyn, als was aus der Freyheit herkommt, Num. 2880. Es giebt eine himmlische und eine hoͤllische Freyheit, Num. 2870. 2873. 2874. 9589. 9590. Die himmlische Freyheit entsteht von der himmlischen Liebe, oder von der Liebe zum Guten und Wahren, Num. 1947. 2870. 2872. Und weil die Liebe zum Gu- ten und Wahren vom Herrn kommt, so bestehet die Freyheit selber darinnen, daß man g 2 sich Von der Hoͤlle. sich vom Herrn fuͤhren lasse, Num. 892. 905. 2872. 2886. 2890. 2891. 2892. 9096. 9586. 9587. 9589. 9590. 9591. Der Mensch wird vom Herrn durch die Wiedergeburt in die himmlische Freyheit eingefuͤhrt, Num. 2874. 2875. 2882. 2892. Der Mensch muß Freyheit haben, damit er koͤnne wiedergeboren werden, Num. 1937. 1947. 2876. 2881. 3145. 3146. 3158. 4031. 8700. Sonst kann dem Menschen die Liebe zum Guten und Wahren nicht ein- gepflanzt, noch ihm scheinbarer Weise als die seinige zugeeignet werden, Num. 2877. 2879. 2880. 2888. Was aus Zwang geschieht, das kann unmoͤglich mit dem Menschen ver- bunden werden, Num. 8700. 2875. Wenn der Mensch aus Zwang gebessert werden koͤnnte, so wuͤrden alle selig werden, Num. 2881. Der Zwang bey der Besserung ist schaͤdlich, Num. 4031. Aller Gottesdienst, der aus Freyheit geschieht, ist ein Gottes- dienst, nicht aber der, so aus Zwang geschieht, Num. 1947. 2880. 7349. 10097. Die Busse oder Sinnesaͤnderung muß im frey- willigen Zustand geschehen, die aber im ge- zwungenen Zustand geschiehet, taugt nichts, Num. 8392. Welches die gezwungenen Zu- Von der Hoͤlle. Zustaͤnde seyen, ist Num. 8392. gezeigt worden. Es ist dem Menschen gegeben worden, aus der Freyheit seiner Vernunft zu han- deln, damit fuͤr sein Gutes Vorsehung ge- than werde, und dahero ist der Mensch in der Freyheit, auch sogar das Boͤse zu den- ken und zu wollen, und auch zu thun, so viel es die Gesetze nicht verbieten, Num. 10777. Der Herr haͤlt den Menschen zwischen Himmel und Hoͤlle, und also im Gleichgewicht, damit er der Umbildung we- gen in der Freyheit seyn moͤge, Num. 5982. 6477. 8209. 8907. Was in der Freyheit eingepflanzt wird, das bleibt, was aber im Zwang eingepflanzt wird, das bleibt nicht, Num. 9588. Dahero wird keinem die Freyheit genommen, Num. 2876. 2881. Daß der Herr keinen einzigen zwin- ge, lese man Num. 1937. 1947. Sich selber zwingen, geschiehet aus Frey- heit, aber gezwungen werden, geschiehet nicht aus Freyheit, Num. 1937. 1947. Der Mensch muß sich zwingen, um dem Boͤsen zu widerstehen, Num. 1937. 1947. 7914. Und auch, um das Gute zu thun, als wie von sich selber, dennoch aber zu erkennen, daß es vom Herrn sey, Num. g 3 2883. Von der Hoͤlle. 2883. 2891. 2892. 7914. Der Mensch hat bey dem Kampf der Versuchungen, worinnen er uͤberwindet, eine staͤrkere Frey- heit, weil da der Mensch sich innerlich zwinget, Widerstand zu thun, ob sichs gleich anders ansehen laͤßt, Num. 1937. 1947. 2881. Die hoͤllische Freyheit bestehet darinnen, wenn man sich von der Eigenliebe und Weltliebe, und von den Luͤsten derselben fuͤhren laͤßt, Num. 2870. 2873. Die in der Hoͤlle sind, die wissen von keiner an- dern Freyheit, Num. 2871. Die himm- lische Freyheit ist von der hoͤllischen Frey- heit so weit entfernt, als der Himmel von der Hoͤlle, Num. 2873. 2874. Die hoͤl- lische Freyheit die darinnen besteht, daß man sich von der Eigen- und Weltliebe fuͤhren laͤsset, ist keine Freyheit, sondern eine Knechtschaft, Num. 2884. 2890. Denn, von der Hoͤlle gefuͤhret werden, das ist knechtisch, Num. 9586. 9589. 9590. 9591. Von dem Einfluß. Daß alles, was der Mensch denket und will, vom Einfluß herkomme, habe ich aus Erfahrung gezeigt Num. 904. 2886. 2887. 2888. 4151. 4319. Von der Hoͤlle. 4319. 4320. 5846. 5848. 6189. 6191. 6194. 6197. 6198. 6199. 6213. 7147. 10219. Daß der Mensch die Sachen be- trachten, denken und auseinandersetzend schliessen kann, kommt von dem Einfluß her, Num. 1288. 4319. 4320. Daß der Mensch nicht einen Augenblick leben koͤnn- te, wenn ihm der Einfluß aus der geistli- chen Welt entzogen wuͤrde, habe ich aus der Erfahrung gezeigt Num. 2887. 5849. 5854. 6321. Das vom Herrn einfliessen- de Leben wird nach dem Zustand des Men- schen, und nach Beschaffenheit des Auf- nehmens veraͤndert, Num. 2069. 5986. 6472. 7343. Bey den Boͤsen wird das vom Herrn einfliessende Gute in das Boͤse verkehret, und das Wahre in das Falsche; dieses habe ich aus Erfahrung gezeigt Num. 3643. 4632. Das Gute und Wahre, welches vom Herrn bestaͤndig einfließt, wird um so viel aufgenommen, um so viel das Boͤse und Falsche nicht im Weg steht, Num. 2411. 3142. 3147. 5828. Daß alles Gute vom Herrn einfliesse, alles Boͤse aber von der Hoͤlle, lese man Num. 904. 4151. Heut zu Tage glaubt der Mensch, daß alles in ihm, und aus ihm sey, da es doch in ihm einfließt, und dieses weis er ja aus dem Lehrpunkt der g 4 Kir- Von der Hoͤlle Kirche, welcher lehret, daß alles Gute von Gott komme, alles Boͤse aber vom Teufel, Num. 4249. 6193. 6206. Wenn aber der Mensch nach diesem Lehrpunkt glaub- te, alsdenn wuͤrde er sich das Boͤse nicht zueignen, noch das Gute zum seinigen ma- chen wollen, Num. 6206. 6324. 6325. Wie gluͤckselig wuͤrde nicht der Zustand des Menschen seyn, wenn er glaubte, daß al- les Gute vom Herrn einfliesse, alles Boͤse aber von der Hoͤlle! Num. 6325. Die den Himmel laͤugnen, oder nichts davon wissen, die wissen auch nicht, daß aus dem Himmel ein Einfluß komme, Num. 4322. 5649 6193. 6479. Was der Einfluß sey, habe ich durch Vergleichungen erlaͤu- tert Num. 6428. 6480. 9407. Daß alles Leben von der ersten Quelle des Lebens einfliesse, weil es daraus her kommt, und daß es bestaͤndig, und also vom Herrn einfliesse, lese man Num. 3001 3318 3237. 3338. 3344. 3484. 3619. 3741. 3742. 3743. 4318. 4319. 4320. 4417. 4524. 4882. 5847. 5986. 6325. 6468. 6469. 6470. 6479. 9276. 10196. Daß ein geist- licher Einfluß sey, und kein physicalischer, daß also der Einfluß aus der geistlichen Welt in die natuͤrliche, nicht aber aus der natuͤr- lichen Welt in die geistliche gehe, habe ich bewie- Von der Hoͤlle. bewiesen Num. 3219. 5119. 5259. 5427. 5428. 5477. 6322. 9110. 8111. Der Einfluß geht durch den innern Menschen in den aͤussern, oder durch den Geist in den Leib, nicht aber umgekehrt, weil der Geist des Menschen in der geistlichen Welt ist, der Leib aber in der natuͤrlichen Welt, Num. 1702. 1707. 1940. 1954. 5119. 5259. 5779. 6322. 9380. Daß der innerliche Mensch in der geistlichen Welt sey, der aͤus- serliche aber in der natuͤrlichen Welt, habe ich gezeigt Num. 978. 1015. 3628. 4459. 4523. 4524. 6057. 6309. 9701-9709. 10156. 10472. Es scheint so, als gieng der Ein- fluß von dem Aeusserlichen des Menschen in das Jnnerliche, allein, es ist ein Blend- werk, wie Num. 3721. zu lesen ist, bey dem Menschen geht der Einfluß in seinen vernuͤnftigen Theil, und durch diesen in sein Wissenschafftliches, nicht aber umgekehrt, Num. 1495. 1707. 1940. Wie die Ord- nung des Einflusses gehe, lese man Num. 774. 880. 1096. 1495. 7270. Der Ein- fluß ist unmittelbar vom Herrn, und auch mittelbar durch die geistliche Welt oder durch den Himmel, Num. 6063. 6307. 6472. 9682. 9683. Der Einfluß des Herrn gehet in das Gute des Menschen, und durch das Gute in das Wahre, nicht aber umgekehrt, Num. 5483. 5649. 6027. g 5 8685. Von der Hoͤlle. 8685. 8701. 10153. Das Gute giebt das Vermoͤgen, den vom Herrn herruͤhren- den Einfluß aufzunehmen, nicht aber das Wahre ohne das Gute, Num. 8321. Daß dasjenige, was in das Denken einfließt, nicht schaͤdlich sey, sondern dasjenige, was in den Willen einfließt, weil sich der Mensch die- ses zu eigen macht, lese man Num. 6308. Anmerkung des Uebersetzers. Allda heißt es unter andern: „Der ( besondere ) Einfluß aus der geistlichen Welt geschiehet durch Geister und Engel: die Ordnung des Einflusses ist diese, daß die boͤsen Geister zuerst einfliessen, und daß die Engel solches zu zerstreuen su- chen. Aber das Boͤse, das von den boͤ- sen Geistern in das Denken einfließt, schadet dem Menschen gar im gering- sten nicht, wenn er es nicht aufnimmt; denn, wenn er dieses Boͤse aufnimmt, und von dem Denken in den Willen uͤber- Daß Von der Hoͤlle. Daß ein allgemeiner Einfluß sey, lese man Num. 5850. Dieser Einfluß ist ein immerwaͤhrendes Bestreben, nach der Ord- nung zu wuͤrken, Num. 6211. Dieser Einfluß gehet in das Leben der Thiere, Num. 5850. Und auch in die Dinge des Ge- waͤchs-Reichs, Num. 4648. Auch gehet nach dem allgemeinen Einfluß das Denken in das Reden uͤber, und der Wille in die Handlungen und Geberden des Menschen, Num. 5862. 5990. 6192. 6211. Von den Unterhaͤndlern. Daß die- jenigen Geister, welche von Geister-Gesell- schaf- uͤbertraͤgt, alsdenn macht er sichs zu ei- gen; und sodann nahet er sich zu den hoͤllischen Geistern, und weichet von den Engeln des Himmels ab: dieses ist es, was der Herr beym Marco lehret, daß dasjenige, was in den Menschen hinein gehet, ihn nicht unrein ma- che, sondern das, was aus dem Menschen herausgehet, weil die- ses aus dem Herzen oder Willen kommt, Cap. 7, v. 14 23.“ Von der Hoͤlle. schaften ausgesandt werden zu andern Ge- sellschaften, wie auch zu, einzelnen Geistern, Unterhaͤndler ( Subjecta ) genennet werden, lese man Num. 4403. 5856. Die Verge- meinschaftungen im andern Leben geschehen durch dergleichen ausgesandte Geister, Num. 4403. 5856. 5983. Der ausgesandte Geist, welcher zu einem Unterhaͤndler, dienet, denket nicht aus sich selber, sondern aus denen, von welchen er ausgesandt worden, Num. 5985. 5986. 5987. Von diesen Geistern kann in der 5988sten und 5989sten Nummer ein mehreres nachgelesen werden. Ende des letzten Abschnitts von der Hoͤlle . Jnn- Jnnhalt von der Hoͤllen des Herrn von Swedenborg. D aß es der Herr sey, der die Hoͤllen regieret. Seite 3 Daß der Herr keinen einzigen in die Hoͤlle werfe, sondern daß lediglich der Geist sich selber hineinstuͤrze. 12 Daß alle, die in den Hoͤllen sind, sich in dem von der Eigen- und Welt- liebe herruͤhrenden Boͤsen und in den daraus herfliessenden Falschheiten be- finden. 20 Was das hoͤllische Feuer, und das Zaͤhnklappern sey. 41 Von Jnnhalt von der Hoͤllen. Von der Bosheit und den ruchlosen Kunstgriffen der hoͤllischen Geister. 57 Von der Erscheinung, Lage und Viel- heit der Hoͤllen. 66 Von dem Gleichgewicht zwischen Him- mel und Hoͤlle. 79 Daß der Mensch durch das Gleichge- wicht, das zwischen Himmel und Hoͤlle ist, in der Freyheit sey. 90 Gesammelte Stellen aus den himmli- schen Geheimnissen, betreffend die Freyheit des Menschen, den Einfluß, und die Geister, durch welche die Vergemeinschaftungen geschehen. 98 Ende des Zweyten Theils.