Pest-Buͤchlein: Oder Kurtzer/ doch gruͤndlicher Unterricht Von der jetztmalen uͤber Teutschland schwebenden gefaͤhrlichen Seuche der Pestilentz. In welchem wohlmeynend gezeiget wird/ Woher solche kommet/ wie sie ansteckend und fort- gepflantzet/ auch wie sich Pfarrherren/ Medici, Wundaͤrtzte/ Apotheker/ und die/ welche mit solchen Pest- inficirt en Patienten umgehen muͤssen/ auch sonst jederman darbey zu verhalten habe: Nicht weniger auch/ wie man solche Seuche von sich durch GOttes Gnade abwenden/ und darwider gluͤcklich præservi ren und curiren kan. Alles nach der sicherest und bewaͤhrtesten Methode mit guten und approbirt en Huͤlff-Mitteln/ nicht nur aus zweymaliger eigener Erfahrung/ sondern auch mit Beyhuͤlff gelehrter Medicorum Schrifften/ treulich entworffen/ und zu jeder- mans Nutzen und Gebrauch zum Druck befoͤrdert Von D. Johann Jacob Braͤuner/ Med. Pract. Franckfurt am Mayn/ In Verlegung Samuel Tobias Hockers. Gedruckt bey Matthias Andreaͤ. 1714. Vorrede. Nach Standes Gebuͤhr Gesundheit-liebender und geneigter Leser. N Achdem der ge- rechte GOTT un- ser geliebtes Vater- land Teutscher Na- tion abermahl hin und wieder/ um unserer grossen Suͤnden willen/ mit seiner ge- rechten Zorn-Ruthe heimgesu- chet/ und die schwere Straff der Pestilentz zugeschicket/ welche bereits viel tausend Menschen hingeraffet; So seynd deßwe- gen alle umliegende Obrigkei- )( 2 ten Vorrede. Ordentli- che Fuͤr- sorge. ten nicht nur ernstlich bemuͤhet/ ihre Unterthanen zu wahrer Busse und andaͤchtigem fleissi- gen Gebet eifrigst anzumahnen/ sondern auch gute Fuͤrsorge zu thun/ damit solche ansteckende Seuche nicht muthwilliger und frevelender Weise in die noch reinen Oerter getragen werden moͤchte: zu solchem Ende auch wohlgefassete Collegia Sanitatis verordnet/ und mit weisen/ ge- lehrten und verstaͤndigen Leuten besetzet/ welche sowol der reisen- den Personen als auch uͤber- schickter Kauffmañs-Guͤter we- gen/ treue und gute Obsicht tra- gen/ und alles nach Muͤglichkeit verhuͤten helffen. Will nicht allemal helffen. Ob dieses wol eine loͤbliche Sache/ wordurch vielmal solche Seuche abzuhalten/ und ein oder Vorrede. oder anderer Ort durch die Gna- de GOttes verschonet werden kan: So bezeuget doch die taͤg- liche Erfahrung/ daß alle unse- re Fuͤrsorge/ Muͤhe und Arbeit vergebens/ wann GOtt mit sei- ner Straff kommen/ und uns seine boͤse Kinder zuͤchtigen will/ weßwegen auch fast jederman fuͤr solcher Pestilentzischen Kranckheit furchtsam ist/ auch Mittel und Wege suchet/ der- selben zu entfliehen/ oder aber sich und die seinigen mit dienli- chen Præservativ- Mitteln zu versehen. Es wollen aber gleichwol viel Pest wird von vielen fuͤr un- muͤglich zu curiren gehalten. Leut/ auch gelehrte und beruͤhm- te Medici selbst/ auf dieser Mey- nung beharren/ daß niemand die Pestilentz curiren koͤnne/ noch auch daß einiger Medicus )( 3 ein Vorrede. ein ungezweiffelt Mittel wider solche Pestilentz-Kranckheit ha- be/ vorwendende: Es sey die Pestilentz eine sonderbare Straff und Heimsuchung Gottes/ und solle man nur alle Artzney-Mit- tel ungebrauchet lassen/ indeme man ja sehe/ wie solche Seuche keiner Artzney weiche/ ja auch der meiste Theil solcher Kran- cken/ auch Pfarrherren/ Medi- cos, Barbirer ꝛc. ꝛc. selbst/ ja offt am allerersten weg sterben muͤsten. Welcher Meynung andere beyfallen. Solcher Meynung faͤllet auch bey M. Martin Hammer/ Schoͤnburgischer Herꝛschafft Su- perintendent, in seiner 9. Pesti- lentz-Predigt/ in folgenden Worten: Wormit man sich in dieser Seuche præservi ren und curiren kan/ muͤssen wir nicht ex Vorrede. ex Galeno, Hippocrate, Paracel- so, und andern fuͤrnehmen Me- dicis lernen/ sondern aus heili- ger Goͤttlicher Schrifft studi- ren: Denn es bezeugen viel fuͤrtreffliche Medici, daß/ ob man wol bey allen gifftigen Kranckheiten Alexipharinaca ha- be/ womit dem Gifft zu begeg- nen; so hat ihm doch GOtt der HERR allein das Alexiterion gleichsam vorbehalten/ und uns Menschen verborgen/ ut ma- lum hoc peculiare DEI flagel- lum esse agnoscamus, daß nem- lich maͤnniglich spuͤre/ es sey diese Seuche ein beson- dere Ruthe GOttes/ damit er/ wann es die Welt wohl ver- dienet/ in grossem Ernst sie zu zuͤchtigen pflege; dahero auch/ )( 4 (wann Vorrede. (wann GOtt straffen will) die fuͤrnehmsten und besten Experi- menta wenig oder gar nichts helffen muͤssen. Diesem faͤllet noch bey Cunradus Gesnerus l. 1. Epist. ult. Remedia certa adver- sus pestem nulla habemus; forte \& non placet DEO, ut contra flagellum suum, peccatis debi- tum, ullum certum præsidium habeamus. i. e. Wir haben wider die Pest keine gewis- se Artzney: vielleicht ge- faͤllet es auch GOtt dem HERRN nicht/ daß wir wider seine/ auff unsere Suͤnde gehoͤrige Peitsche und Ruthe/ einige Huͤlff und Schutz haben sollen. Und Johann Crato von Crafft- heim Vorrede. heim Part. II. seiner Ordnung der Præfation saget also: Be- schließlichen aber soll ich bekennen/ daß allein bey GOTT dem Allmaͤchti- gen vera Antidotus pe- stilentialis contagionis ist/ und keinem Menschen recht bewust. Endlichen schreibt auch D. Michael Doͤ- ring/ Breßlauer Physicus, nach Francisci Ulmens. Meynung lib. 3. de Occultis in re Medicâ facultatibus c. 8. Daß ob zwar zu Pestzeiten etliche Artz- neyen helffen/ so sey doch darauff weder zu bauen noch zu trauen/ sondern seyen alle ungewiß. Auch )( 5 Johan- Vorrede. Johannes Hartmannus: In pe- stis iræ Divinæ flagelli severissi- mi curatione: Tam felix nemo unquam fuit ꝛc. Es ist nie- mand jemals so gluͤcklich gewesen/ der sich haͤtte ruͤhmen doͤrffen/ daß er die Pest/ welche GOttes scharffe Zorn-Ruthe ist/ mit einer besondern und gewissen Artzney vertrei- ben koͤnte. Naͤchst diesen Autoribus koͤn- ten noch viel andere mehr ange- fuͤhret werden/ welche alle ob- beschriebener Meynung beyfal- len. Wir aber wollen es unter solchem Verstand nehmen/ daß kein Universal- Mittel wider die Pestilentz zu finden/ damit allen und Vorrede. und jeden geholffen werden koͤnte; jedoch ist auch nicht zu laͤugnen/ daß gar vielmahl die Artzneyen durch Seegen GOt- tes gar viel ausgerichtet haben/ und erfahren wir ja taͤglichen/ daß bey vielen hundert ja tau- send Personen privatim die Artz- neyen sehr viel gutes gewuͤrcket/ und ihre stattliche Krafft sehen lassen. Auch wissen wir ja/ daß der Gebrauch der Artzney- Mittel in der Noth GOtt zu Ehren gereichet; sintemalen da- durch seine vaͤterliche Guͤte und Fuͤrsorge gegen uns Menschen geoffenbaret und mehr erkannt wird/ als wenn er staͤts ohne Mittel helffen wolte. Rode- rich à Castro de Peste schreibt: Pestis quidam ex natura sua morbus est lethalis, pluresque de medio Vorrede. medio tollet, nisi adhibitis con- venientibus remediis, homines auxilio artis Medicæ diligentissi- mè ac citò resistant. Das ist: Die Pestilentz ist zwar ihrer Natur nach eine gefaͤhrlich und toͤdtliche Kranckheit/ welche den meisten Theil der Krancken hinraffet/ aber durch bequeme Mit- tel und Huͤlff der Artzney- Kunst kan man ihr schon widerstehen/ wofern man nur moͤglichsten Fleiß an- wendet/ und beyzeiten dar- zu thut. Und wie es nun Mittel gibt/ welche dieser oder jener Pest gleichsam specialiter entgegen und recht appropiat seyn/ also ist es auch nicht alle- mal Vorrede. mal unmoͤglich/ die Pest zu cu- riren/ denn es kan ja noch heut zu Tage durch fleissiges Gebet und Nachsinnen ein- oder der an- der Medicus sowol als Galenus, Simplicius, Ruffus oder Monta- gona auch die Gnad von GOtt haben/ einige gute Huͤlffs-Mit- tel zu erlangen/ und zu ergruͤn- den/ und obwol dermalen noch kein solch specificum remedium vorhanden/ welches wider alle Pestilentzen gut sey/ so ist dan- noch durch Ubung/ fleissiges stu- diren und experimenti ren so viel erlanget worden/ daß viel tau- send/ welche die Pestilentz- Kranckheit bereits am Halß ha- ben/ errettet werden koͤnnen. Wir wollen uns aber bey die- ser Disputation nicht weiter auff- halten/ oder deßwegen in Sor- gen Vorrede. gen stehen/ sondern nur gelehr- ter Leut Schrifften anfuͤhren/ welche deßwegen viel Arbeit an- gewendet/ um den Menschen in Contagion- Zeiten kraͤfftiglich die Hand zu bieten; wie deßwe- gen zu lesen Unzeri tract. de lue Pestif. Fabricius de Peste. Mer- curialis lection. de Peste. Herlicii Consil. Polit. Phys. Hornigii tr. de Pest. Fracastor. de Morb. con- tag. Nicol. Massa Tr. de Pest. Pansa Cons. antipest. Tabernæ- mont. de Pest. Octav. Robertus de Febr. Petech. und noch viel an- dere mehr/ bey welchen die aus- erleßneste Huͤlffsmittel beschrie- ben worden/ derer mich auch gu- tes Theils bey Aus fertigung die- ses kleinen Tractaͤtleins bedie- net habe. Ob ich wohl nicht der Mey- nung Vorrede. nung bin/ gelehrten und erfahr- nen Medicis damit Unterwei- sung zu geben/ und gern geste- he/ daß wann sich solche die Muͤ- he geben wolten/ von dieser Ma- teri zu schreiben/ uns ein weit besseres Licht auffstecken wuͤr- den; Allein ist auch unstreitig/ daß viel Medici jetziger Zeit am Leben/ welche noch niemalen bey solcher gefaͤhrlichen und schnel- len Kranckheit practici rt/ und wann es dann die Noth erfor- dert/ daß man solche bey einreis- sender Pestilentz-Kranckheit be- ruffet/ so will es auch manchem schwer fallen/ ex tempore die be- noͤthigte Medicamenta zu ordi- niren/ zumalen offt solche wi- der einander streitende Sympto- mata unterlauffen/ daß der Me- dicus kaum Augen genug/ aller )( )( Orten Vorrede. Orten zuzusehen/ welches dann auch ein Mit-Ursach ist/ daß Anfangs der Pest so viel prave Leut hinsterben muͤssen/ zu geschweigen der Wund- aͤrtzte/ welche man bey der Pest- Kranckheit ebenfalls nicht erman- geln kan: Und da siehet man denn erst/ was solches fuͤr experimentir te Leut/ darunter bey guten und gesun- den Zeiten das Maul groͤsser als die Wercke seyn/ und die ihre gute Zeit lieber bey dem Brettspiel/ als bey ei- nem nuͤtzlichen Buch zu lesen an- wenden. Sonderbar aber will auch vonnoͤthen seyn/ daß bey solchen ge- faͤhrlichen Zeiten auch ein jeder Haußvater (sonderbar welche auff dem Land und vom Medico und Apo- theken weit abgelegen) nicht nur die- ser schnellen uñ gefaͤhrlichen Kranck- heit wegen ein wenig unterrichtet werde/ sondern auch sich zu Zeit der Noth mit bedoͤrffenden Præservativ- und Huͤlffmitteln versehen kan/ weil es offtmal bey dieser Kranckheit die Zeit nicht zugeben will/ erst etlich Stunden weit nach dem Medico zu lauf- Vorrede. lauffen/ und sich dessen Raths zu be- dienen. In dieser guten Intention hab ich die Feder ergriffen/ beygehen- den Unterricht von der jetztma- len uͤber Teutschland schweben- den gefaͤhrlichen Seuche der Pestilentz/ zu jedermans Nutzen/ in Teutscher Sprach zum Druck zu be- foͤrdern/ und solches mit vielen herr- lichen und approbirt en Huͤlffmitteln in allerley benoͤthigten Recept en be- stehend/ mittheilen wollen; Der ge- neigte Leser lasse ihm diese mein ge- ringe Arbeit nicht mißfallen/ der ich denselben der Goͤttlichen Fuͤrsorge/ mich aber zu derer guten Gunsten treulichen empfehlende/ verharre Jederman/ nach Standes Gebuͤhr/ zu dienen verbundener Franckfurt am Mayn/ den 16. Nov. 1713. D. Joh. Jacob Braͤuner/ Med. 43jaͤhriger Pract. )( )( 2 Zu Zu freundlicher Erinne- rung W Ird dem Gesundheit-liebenden Leser vermeldet/ daß bey dem Autore dieses Buͤchleins (welcher allhier zu Franckfurt am Mayn am Roßmarckt unter den Neuen Haͤu- sern wohnhafft) zu bekommen ist: Ein herrlich und fuͤrtrefflich Expe- riment, bestehet in einem Electuario oder Latwerg/ so wider diese gefaͤhr- liche Pest-Kranckheit præservativè \& curativè bey letzter Leipziger und Hallischer Contagion in Sachsen von viel tausend Menschen mit grossem Nutzen gebrauchet und gut befun- den worden/ und wird jedem/ der es verlanget/ zu halb und gantzen Pfunden/ jedes Pfund um 60. Kr. uͤberlassen. Das Das Erste Capitel. Vor-Bericht von Das erste Capitel. der Pest. E S wird allhier nicht zu Vor-Be- richt von der Pest. fragen vonnoͤthen seyn/ was die so genannte Pest oder Pestilentz fuͤr eine Kranckheit ist? weil uns solche nicht allein in H. Schrifft/ son- dern auch die bereits uͤber Teutschland schwe- bende Gefahr und Erfahrung zur Gnuͤge be- lernet: Aus H. Goͤttlicher Schrifft ersehen wir 2. Sam. c. 24. ℣. 15. wie der Engel/ der Verderber des Volcks/ 70000. Seelen in dreyen Tagen durch die Pestilentz geschlagen. Procopius Cæsariensis lib. Il. de bello Persi- Grosse Pest zu Constan- tinopel und an- dern Or- ten. co schreibt/ daß bey Regierung Kaͤyser Ju- stiniani zu Constantinopel ein solche grosse Pestilentz grassi rt/ an welcher offt in einem Tag 5000. biß 10000. Menschen hingefal- len. Ritius lib. 3. Francor. Regum meldet/ daß im Jahr Christi 1438. die Menschen mit einer solchen Pest befallen worden/ an welcher sie 3. Tage in einem tieffen Schlaff A ge- Das I. Capitel. gelegen/ und hernach so haͤuffig hingestorben/ daß kaum der dritte Theil Menschen uͤbrig blieben: Auch schreiben die Historici, wie im Jahr Christi 1125. der dritte Theil mensch- lichen Geschlechts von der Pestilentz wegge- raffct: Auch ist uns noch in guter Gedaͤcht- nuͤß/ wie eine grosse Anzahl Menschen vor 32. Jahren zu Wien/ Prag/ Dreßden/ Leip- zig/ Hall/ in Thuͤringen/ und andern Orten Teutschlandes von der Pest auffgefressen/ und ihr Leben endigen muͤssen. Pest ist ei- ne von den 3. Land- straffen Gottes. Es ist aber solche Pest-Kranckheit eigent- lich eine von den drey Haupt- und Landstraffen Gottes/ womit solcher aus gerechtem Zorn uns Menschen wegen uͤber- haͤuffter Suͤnden heimzusuchen und abzu- straffen pfleget/ dennoch aber wird solche von dem Koͤniglichen Propheten David/ nemlich unter dem Krieg und theurer Zeit/ fuͤr die leidlichste und gelindeste gehalten/ und er- waͤhlet/ da er in angezogenem Capitel saget: Es ist besser in der Hand des HErrn als in den Haͤnden der Menschen sterben. Aristo- teles 1. Problem. sect. 7. saget: Daß die Pest nicht allein ein gifftige Schwachheit sondern fuͤr die gifftigste unter allen gifftigen Kranckheiten zu halten waͤre. Und wenn wir Teutschen das Wort Gifft brauchen/ so verstehen wir nicht? gutes/ sondern eine hoch- Ist anste- ckend. schaͤdliche Sache: So auch ist solches ein ansteckend Gifft/ weil man taͤglich siehet/ daß Vor-Bericht von der Pest. daß die jenigen/ welche sich beyzeiten weit von dem Ort/ da die Pest grassiret/ hinweg be- geben/ davon gefreyet seyn/ hingegen aber die/ welche solchen Krancken beywohnen/ an- gestecket/ und gemeiniglich hinsterben/ jedoch geschiehet es auch nicht allezeit/ sintemal et- liche die Pest natuͤrlicher Weise verursachen und bekommen/ da sie sie wol sonst niemal bekommen haͤtten: wie denn solches zu ge- schehen pfleget/ wenn sie mit den Inficirt en oder sonst zu frey umbgehen/ die gifftige Aus- daͤmpffung bey solchen Krancken durch den Athem in sich ziehen ꝛc. und heisset also/ wer sich in die Gefahr gibt/ der kommet in der Gefahr umb/ Syr. 3. v. 26. Also folget/ daß Wie man der Gefahr auswei- chen kan. wer der Gefahr ausweichet/ auch wol sein Leben fristen und erhalten koͤn- ne. Und ist also die Warheit/ daß die Pest ein ansteckende Seuche ist/ ja eine solche/ wel- che mit anstecken unter allen Kranckheiten/ so jemals unter den Menschen gewesen/ ihres gleichen nicht hat/ wiewol sie auch eine Zeit mehr als die ander/ item einen Menschen mehr und eher als den andern/ nachdem die vergiffte Quali taͤt starck und grimmig/ auch solcher Quali taͤt vehiculum, vermittelst welches sie von einem zum andern propagi ret und fort- gesetzet wird/ dick/ duͤnn/ spiritual isch und dergleichen ist/ anstecket und vergifftet. Weiters ist die Pest eine absonderli- Pest ist ei- ne abson- che und eigene Kranckheit/ denn ob A 2 schon Das I. Capitel. derliche Kranck- heit. schon an einem Pest-Patienten vielerley Schwachheiten/ als Fieber/ staͤtiges Wa- chen/ Hauptwehe/ Wahnwitz/ Erbrechen/ Durchlauff/ Geschwaͤr/ Flecken/ und andere Dinge mehr gespuͤret werden/ so bestehet dennoch die Eigenschafft und Natur der Pest in solchen nicht/ sondern solches sind nur Symptomata oder Zufalle/ welche sich als- bald mit der Pest erzeigen/ oder doch noch hernach kommen/ fuͤr sich selbst aber keine Pest machen/ noch den Menschen in Leib- und Lebens-Gefahr setzen/ gestalt wir dann sehen/ daß offtmal das Fieber/ der Roth- lauff ꝛc. sehr gering sind/ die Patienten aber nichts desto weniger hinweg sterben/ dessen anders nichts als die Pestilentzialische Gifft ein Ursach ist. Ob DIes Critici bey der Pest zu beob- achten. Es wollen auch einige der Meynung seyn/ weil bey andern morbis acutis auff die Dies Critici gesehen wird/ daß die Pest auch sol- che Eigenschafft habe/ daß sie gemeiniglich zwischen dem viert- und neunten Tag ein Ende mit dem Patienten mache/ welche aber druͤber lebeten/ mehrentheils wieder auff- kommen solten/ wie Fab. Paul. l. 1. prælect. Marc. p. 330. meldet. Solches ist zwar so viel leichter zu glauben/ weil erstlich die Pest als eine geschwinde Kranckheit sich also anzu- lassen pfleget/ daß man biß an den neunten Tag (weñ der Patient so lange lebet/) leicht- lich das Facit machen/ und was daraus wer- den Vor-Bericht von der Pest. den will/ abnehmen kan/ sintemal was nicht den fuͤnfften geschicht/ den sechsten/ und was nicht den sechsten/ den siebenden/ und so fort- an biß an den neunten Tag inclusivè gesche- hen kan/ auch gemeiniglich geschiehet/ weilen eben der gefaͤhrlichste dies criticus der sieben- de Tag unter solchen Tagen begriffen/ und der neunte Tag den siebenden/ die Crisin be- treffende/ so nahe verwandt und gleich ist/ als kein einiger anderer/ wie Galenus de dieb. decret. 2. c. 8. davon schreibet. Dahero auch ohn Zweiffel Thucydides ihm den siebenden vorgesetzt hat/ da er saget: Die Leibs-Kraͤff- te thaͤten der Kranckheit wider Versehen sol- chen Widerstand/ daß die meisten den neun- ten und siebenden Tag erst stuͤrben/ anzu- deuten/ daß offtermal wol mehr den neunten als den siebenden die criti sche Veraͤnderung empfunden werde. Gestalt denn auch das gemeine Volck (hiesiger Orten insonderheit) fast bey allen Kranckheiten nur auff den neun- ten Tag siehet/ und nicht eher/ es sey denn solcher fuͤrbey/ Hoffnung schoͤpffet/ dargegen des siebenden fast nie gedacht wird. Brasa- vola schreibet in Comment. Aphorism. lib. 2. Aphorism. 24. Wir haben im Jahr 1528. erfahren/ und wol 600. mal in acht genom- men/ daß fast alle/ die an der Seuche kranck gelegen/ den sechsten Tag gestorben seyn. A 3 Das Das II. Capitel. Das II. Capitel. Das II. Capitel. Wie die Pest verursachet wird. Wie die Pest ver- ursachet wird/ als durch W Ie aber die Pest fortgepflantzet wird/ und eines das ander anste- cke/ davon waͤren vielerley Ursachen anzufuͤhren; Sonderlich wird die Vergifftung der Lufft fuͤr eine Ursache gehal- ten/ darzu die Obere/ als das Gestirn/ die Cometen/ die Finsternuͤsse/ ꝛc. Gelegenheit geben. Unter den Untern aber præsenti ren Mittags- Wind. sich erstlich die Winde/ und bezeuget es die Erfahrung/ daß die Sund- und Westwin- de viel schaͤdlicher und vergiffteter Kranck- heiten Ursach gewesen seyn; Insonderheit thut solches der Sud oder Mittagswind; Nebel und Regen- wetter. 2. Die Nebel/ insonderheit wenn sie stincket seyn/ und offtauff einander folgen. 3. Con- tinuirlich Regenwetter/ welches nicht allein durch seine Langwuͤrigkeit eine Faͤule erreget/ bevorab wenn es darbey warm ist/ auch al- lerley alten und zerlegenen Unrath auffruͤh- Veraͤnde- rung des Gewit- ters. Erdbeben. ret. 4. Unnatuͤrliche und unzeitige Veraͤn- derung des Gewitters/ indem es kalt ist/ wenn es warm/ und warm/ wenn es kalt seyn soll. 5. Erdbeben/ bevorab wenn sie groß seyn/ denn solche fast nicht ohne grossen boͤsen Rauch/ schaͤdliche Daͤmpff und gifftigen Gestanck abgehen. 6. Grosse ungewoͤhnli- che Menge der jenigen Thiere/ so aus einer Faͤu- Unterricht von der Pest. Faͤulung wachsen/ als da seynd Heuschre- cken/ Wuͤrme/ Kaͤfer ꝛc. wie Paulus Oro- sius gedencket/ daß einsmals in Africa wegen der sehr viel Heuschrecken und Wuͤrm eine grosse Pest entstanden waͤre/ derer der H. Augustinus lib. 3. de C. D. c. 31. eine An- zahl von 80000. Menschen nennet/ die umb- kommen seyn sollen; und zwar daß in einer einigen Stadt/ Utica genannt/ von 30000. jungen Soldaten nicht 10. uͤbergeblieben. 7. Daͤmpff/ Schwaͤden oder Lufft/ so etwa In Hoͤh- len ver- haltene Daͤmpffe. eine geraume Zeit in Hoͤhlen/ Tieffen/ oder andern Orten gleichsam verschlossen gewe- sen/ und immittelst eine boͤse Natur gewon- nen/ und nun mit der aͤussersten Lufft sich zu vermischen freyen Paß bekom̃en. 8. Still- Stillste- hende Wasser und stin- ckende Moraͤst. stehende Moraͤst und stinckende Waͤsser/ Pfuͤtzen oder Suͤmpff/ welche wegen Man- gel der Bewegung in sich selbst faulen. 9. Todte Aeser/ so entweder auff der Gassen sterben/ oder auff solche hingeworffen wer- den/ und so lang liegen bleiben. 10. Todte Todte Coͤrper. Menschen-Coͤrper/ wenn solche bey Belaͤge- rungen/ in Feldschlachten und Scharmuͤtzeln lange unbegraben liegen bleiben. Woraus abzunehmen/ wie und auff was Weise die Pestilentz von der Luͤfft causi rt und verursa- chet werden koͤnte. Es will aber Hierony- mus Mercurialis lect. de Pestil. c. 7. nicht zu- geben/ daß die Lufft seminarium Pestilentia in sich begreiffe/ und zu einem Gifft werden A 4 moͤ- Das II. Capitel. moͤge/ sondern sie werde nur tuͤchtig gema- chet/ in denen Leibern/ die hierzu disponi rt seyn/ ein Gifft zu erregen/ und zwar dieses darum/ weil nach Aristotel. 25. l. problem. 20. Meynung die Lufft voller Feuer sey/ das Feuer aber alles Gifft von sich treibe; wenn aber die Lufft gifftig waͤre/ so wuͤrde weder Thiere noch Menschen leben koͤnnen/ weil nichts ohne die Lufft leben kan/ sondern sol- che staͤts einhauchen muß. Ob nun wol die Lufft viel zu Verderbung der menschlichen Leiber thut/ so geschiehet solches doch nicht allzeit und auff diese Manier alleine/ sondern es haͤlt die Lufft auch wol selbst pestilentzische Seminaria in sich/ denn wenn dieses nicht waͤre/ wovon wolten manche so geschwind dahin fallen/ und in so wenig Stunden sterben. Wie man wissen moͤ- ge/ ob der Lufft ver- gifftet. Damit man aber desto besser wissen moͤge/ ob die Pest von einer vergiffteten Lufft oder von andern Ursachen her- ruͤhre; So hat man Achtung zu geben/ 1. Ob sich die Voͤgel/ welche sonst sich ge- woͤhnlich auff der Ebene auffzuhalten pfle- gen/ die Berge und Hoͤhen suchen/ hingegen die sich in der Hoͤhe auffhalten/ herunter auff die Ebene kommen. 2. Wann die Voͤgel/ die sich in Gemaͤchern befinden/ oder sonst mit mehrer Anzahl oder wider die Gewohn- heit sterben. 3. Wenn solche ihre Nester und Jungen verlassen. 4. Wenn sich gar wenig Unterricht von der Pest. wenig oder aber allzuviel Spatzen einfinden. 5. Wenn die Voͤgel wider ihre Gewohnheit des Nachts hin und wieder fliegen/ und schreyen. 6. Wenn die Woͤlffe heulen. 7. Wenn es so viel Fliegen/ Muͤcken und Maͤuse gibt/ daß man sich ihrer fast nicht er- wehren kan. 8. Wenn Brod/ Eyer/ Obs/ frisch Fleisch ꝛc. in der natuͤrlichen Lufft bald corrumpi rt/ schimmlich und faul wird. 9. Wenn das Wasser/ so ein Weile an der Lufft gestanden/ obenher entweder blaulecht oder gelb wird. 10. Wenn Schaaf und Vieh/ so des Morgens geweydet wird/ er- krancket und umbfaͤllet/ ꝛc. Warum aber bey so vergiffteter Lufft nicht Warum nicht alle Menschen von solcher Lufft an- gesteckt werden. alle Menschen angesteckt werden/ da sie doch alle solcher geniessen muͤssen? darauff wird geantwortet: Daß solche Vergifft- und Un- reinigkeit zweyerley ist/ als Totalis und Par- tialis; Totalis ist/ wenn die gantze Substan tz der Lufft verderbt/ gleich wie ein Apffel oder Birn durchaus faul oder untauglich wird. Partialis, wenn sie nicht durchaus/ sondern nur an einem Ort/ und zwar an unterschied- lichen/ aber etwas fern von einander entle- genen Orten verdorben ist; dafern nun die gantze Lufft gantz und gar in ihrer Substan tz verderbt waͤre/ so muͤste folgen/ daß alles/ was sich solcher Lufft gebrauchete/ unfehlbar ster- ben muͤste; ist sie aber nur Partialis, so wer- den nur die jenige allein darnieder geleget/ A 5 wel- Das II. Capitel. welche Antheil von solcher vergiffteten Lufft bekommen haben. Gleich wie nun auff solche umschweiffen- de Lufft selbst gesehen werden muß/ also seynd offtmal solche Umstaͤnde Ursach daran/ daß ein- oder der ander dem pestilentzialischen Gifft entgehet: dann auch hilfft bey Menschen sehr viel/ daß er eine gute Diæt beobachtet/ und der ausserlichen Lufft sich um so viel we- niger theilhafft zu machen/ daheim bleibet. Endlich auch widerstehet solchem Gifft eine gute præservi rende Artzney/ wenn solche ei- nem jeden nach seinem Alter/ Temperament und Natur gegeben wird. Hingegen ist auch bekannt/ daß je freyer die Lufft/ je ge- sunder und besser solche ist/ und weniger Ge- Warum die Lufft in Staͤd- ten selten rein ist. fahr mit sich fuͤhret. Und ist unschwer zu ersinnen/ warum die Lufft in Staͤdten selten rein sey/ nemlich/ weil sich solche ihrer Frey- heit nicht gebrauchen kan; denn wenn sie auch gantz rein in die Stadt kommet/ so wird ihre Natur doch sehr bald und leichtlich ver- aͤndert/ von allerley unreinen Duͤnsten/ Daͤmpffen und Schwadem/ zu welchem die Schlachthaͤuser/ Metzger und Gerbhaͤuser/ Cloacken/ Allmenten/ Antauchen/ Misthauf- fen/ Kerselplaͤtz/ Winckel/ Gaͤnse-Hund- Schwein- und Viehstaͤlle/ grossen Anlaß ge- ben/ worzu noch kommet/ daß viel unsaubere Leut den Harn oder wol gar s. h. Menschen- koth auff die Gasse schuͤtten. So auch seynd offt Unterricht von der Pest. offt Frembde/ die in einer Stadt anlangen/ Ursach/ daß die gesunde Lufft verunreiniget wird/ wenn solche allbereit infici rt seyn/ oder doch an ihren Kleidern/ Waaren ꝛc. den Gifft mit bringen. Nicht aber allein die Frembde/ sondern auch Inheimische/ da des Volcks gleichsam viel in einander stecket/ wie denn das gemeine Volck sonderlich uͤber ei- nen Hauffen in den engen Gassen/ und wohl etliche Familien in einem Gemach beysam- men wohnen/ welche hernach einander desto eher anstecken/ und der Seuche Gelegenheit geben so sehr uͤberhand zu nehmen. Das III. Capitel. Das III. Capitel. Wie und welcher gestalt die Menschen angesteckt werden. Wie und welcher Gestalt die Menschen von der Pest ange- steckt werden. U Nter allen/ wordurch die Pest fort- gepflantzet wird/ ist nicht eine der geringsten Ursachen/ die Forcht/ Durch Forcht/ Schroͤ- cken/ Ein- bildung/ Schrecken und Einbildung/ denn durch die Einbildung koͤnnen viel un- verhoffete Ding zuweg gebracht werden. So auch kan ein durch Furcht und Schrecken ab- gemattet Hertz solchem Gifft schwer wider- stehen; denn weil die natuͤrliche Waͤrm sehr geschwaͤchet ist/ und die lebhafften Geister haͤuffig zum Hertzen/ dasselbe zu erhalten/ ey- len Das III. Capitel. len/ leichtlich geschehen kan/ daß wann sie auch nur das geringste von der Pest gefangen/ dessen boͤse Quali taͤt so bald dem Hertzen mit- theilen/ und die Pest verursachen; und weil kein Mensch auff Erden lebet/ den nicht etwa in seinem Leben (er sey was Condition er immer wolle) dergleichen ankommen solle/ so laß ich ein jeden selbst davon judici ren. Der groͤste Schroͤcken ist ungezweiffelt dieser/ wel- cher von der Pestilentz entstehet/ ja er ist groͤs- ser als die Kranckheit selbst; denn die Er- fahrung bezeuget es/ daß die/ so die Pest von Schroͤcken bekommen/ eher als andere dahin sterben. Offt hoͤret einer nur in Gesellschafft von discu- ri ren/ oder sonst etwas von der Pest reden/ und erschuͤttert sich daruͤber/ daß er gleich die Pest uͤberkommet. Andere/ wenn sie etwa einen von Anse- hen der Krancken/ von der Pest Krancken uͤber die Gasse nach dem Lazareth tragen sehen/ oder einen Tod- ten/ der an solcher Seuche gestorben/ wer- den im Augenblick von der Pest uͤberfallen. Andere werden angesteckt/ wenn sie den Ge- ruch von einem Todten empfinden. Wenn ein Mensch etwas von Pestilentzischem Schwadem und Gestanck in Mund bekom- an Spei- sen/ met/ oder etwa an einem Essen ein Eckel hat/ kan eben so leicht und noch leichter die- se Kranckheit am Halß haben. Ja nur das das blosse Anden- cken. blosse Andencken derer an der Pest lie- gender krancken Personen/ sonderlich naher Anverwandter/ kan die Kranckheit zuwege brin- Bericht von der Pest. bringen. Solche Einbildung kan nun so viel mehr Krafft haben/ wenn der Mensch wegen allzuvieler Unreinigkeit im Leib darzu ditponi rt ist/ dieweil solche unreine Feuchtig- keiten leichtlich in ein Gifft degeneri ren koͤn- nen. Es muß ja die Pestilentzische Seuche Wovon offt die Pest ihren Anfang nimmet. einen Anfang haben/ und an einem Ort ent- springen/ und wo sie entspringet/ (dafern die Lufft nicht Ursache ist) so seynd gemeinig- lich unreine Corpora in solchem Hause/ die auch alles unrein und saͤuisch halten/ wie man denn erfahren/ daß in stinckenden Gaͤß- lein die Seuche ihren Anfang gemachet/ wel- che sonst zu andern Zeiten vor andern leer ausgangen. Mancher bekom̃t die Pest vom Anhauchen oder Schnauffen eines andern/ der die Pest hat. Offter ist die Einbildung so groß/ daß sich der Mensch fuͤr einem Brieff entsetzt/ der wol 50. Stund weit von einem inficirt en Ort kommen. Andere/ wel- che mit jemand gessen haben/ welcher schon eine Zeit an der Pest gewesen/ und wieder ge- sund worden/ hat gleichwol von einer im- magination die Pest bekommen. Nach vorher beschriebener immagination Andere Ursachen welche an- stecken/ als oder Einbildung seynd noch andere Ursachen fuͤrhanden/ wordurch der Mensch angesteckt werden kan/ als 1. durch die Kleidung; denn D. David Herlicius P. II. c. 10. Consilii Po- litico-Physici schreibet also: Die Bette/ auff Kleider und Bett. welchen jemand an der Pest gestorben/ oder kranck Das III. Capitel. kranck gelegen/ soll man fuͤr allen Dingen meyden/ sich auch nicht frefeler Weise auff solche legen/ noch der Verstorbenen Kleider angreiffen/ oder in sein Hauß bringen/ dann hierdurch manch Hauß vergifftet und die Menschen umbs Leben bracht worden. De- rowegen zu erinnern noͤthig/ daß man ja der Verstorbenen Kleider und Bett-Gewandt nicht von den Oertern/ da er gestorben/ an reine Oerter trage/ oder auff dem Kraͤmpel- marckt feyl haben lasse. Vielmal haben auch gesunde Leut das Pest-Gifft an ihren Kleidern hangen/ und stecken damit Gesun- de an/ sie aber hleiben unverletzt. Dem Geld will auch auffgebuͤrdet werden/ daß ein Gifft daran klebe/ aber es ist auch eine Einbildung/ wer dennoch dessen sicherer seyn will/ kan das Geld in Essig legen und wa- schen/ die Brieff aber wohl raͤuchern lassen- Kirchen- gehen. Viele seynd auch der Meynung/ daß man solcher Zeit die Kirchen nicht besuchen solle/ weil vielerley Schwaden von der Menge der Leute allda ausgelassen und von Gesunden eingeathmet werde; allein diese Meynung will kein Statt finden: denn bekannt ist/ daß allzeit die Kirchen mit gutem Raͤucherwerck versehen/ auch obenher Fenster und Lufftloͤ- cher geoͤffnet werden/ wordurch solcher Schwaden ausrauchen kan. Sonst auch belernet uns unser Christenthum/ daß wir uns von keiner Ursach wegen der Versammlung Christ- Bericht von der Pest. Christlicher Gemeinde in der Kirchen entzie- hen sollen/ dann in solcher Versammlung ist GOtt der HErr selbst mitten unter ihnen/ Matth. 8. v. 20. Wie solten wir uns denn foͤrchten koͤnnen? Unter den Personen/ wel- Wie einer fuͤr dem andern mit der Pest an- griffen wird. che leichter als andere angesteckt werden/ wol- len einige auch ein Unterscheid machen/ und sagen/ daß die Sanguinei und Cholerici oder Bilosi viel eher als Phlegmatici und Melan- cholici die Pest an sich bekommen: deßglei- chen die/ welche im Neu- oder Vollmonden gebohren/ sollen jederzeit mehr in Gefahr der Pest als andere gelebet haben. Ebener ge- stalt werden auch die Knaben/ Jungfrauen und Juͤnglinge eher als alte Leut/ doch ehe Weibs-Personen als die Manns-Personen/ die schwangern Weiber eher als andere Wei- ber uͤberfallen. Deßgleichen auch muͤssen die Faullentzer/ Muͤssiggaͤnger/ die auff der Baͤrenhaut liegen/ viel eher an Tantz/ als die/ welche nach Gelegenheit der Kraͤfften et- was arbeiten. Auch werden die Arme eher als die Reichen/ die Fresser/ Saͤuffer und Brandwein-Bruͤder eher/ als die sich maͤssig halten/ und die Forchtsame eher als die Be- hertzten angegriffen. Von allen diesen Ur- sachen waͤre allhier vonnoͤthen etwas weit- laͤuffiger zu handlen/ weil es aber der Platz allhier nicht leyden will/ kan es biß zu ande- rer Gelegenheit versparet werden. Indessen bleibt es darbey/ daß die Pest allezeit die Ort suche/ Das IV. Capitel. suche/ wo die meisten Leut wohnen/ denn gleich wie ab conclusionem aëris oder wegen ver- schloßner und gefangener Lufft in einem Hauß manchmal ein gantze Familia an der Pest dahin faͤllt/ weilen solche Lufft mit Pestilen- tzischen Duͤnsten erfuͤllet und besudelt ist. Al- so gehet es auch in den Staͤdten/ welche volck- reich/ und die Gassen und Strassen eng/ und die Lufft dannenhero mehr gefangen ist/ dann daselbst die Pestilentzische inquinamenta leichtlich aus gantzen Haͤusern/ in gantze Gas- sen/ ja gantze Staͤdte sich ausbreiten koͤnnen/ dahero wird auch gesehen/ daß die Staͤdte mehr als die Doͤrffer damit geplaget werden. Das IV. Capitel. Das IV. Capitel. Wie die Pest erkennet wird. Wie man die Pest erkennet. W Enn sich die Pest an einem Ort in Staͤdten oder auff dem Land ein- geschlichen/ so werden Anfangs ge- meiniglich etliche Patienten sterben/ eher man noch weiß/ daß ihre Kranckheit ei- ne Pestilentz gewesen ist/ und ein Medicus, der ohn dem an kein Pest gedacht/ oder noch von keiner gehoͤret/ solche fuͤr keine Pestilen- tzische Symptomara ansiehet. Derowegen wenn man siehet/ daß etliche Menschen schnell ihren Geist auffgeben/ soll man zwar fuͤrsichtig handlen/ und nicht alsbald ein Pestilentz aus- schreyen/ und dadurch Stadt und Land in Ge- Bericht von der Pest. Geschrey bringen/ sondern aus folgenden Zeichen abmercken/ daß die Pest fuͤrhan- den sey. 1. So der Mensch eine ungewoͤhnliche Zeichen der Pest. Veraͤnderung mit Frost/ Schaudern und Hitz empfindet/ gleich als wenn einen ein Fie- 1. Frost und Hitze. ber oder Rothlauff anstossen wolte/ und die aͤussersten Glieder kalt seyn/ der Patient aber inwendig h e fftig brennet/ und ob ihm ein Schweiß kommen wolte/ kan aber doch nicht schwitzen. 2. So einer kleinmuͤthig/ traurig und un- 2. Trau- rigkeit. ruhig wird/ fast an keinem Ort bleiben kan/ und sich immer im Bett hin und her wirfft. 3. Wenn einer ein Stechen am Halß/ 3. Ste- chen. unter den Armen/ bey der Schaam und Ge- maͤchte/ oder sonst hin und wieder am Leib empfindet. 4. So sich Beulen oder Druͤsen an jetzt- 4. Beulen. gemeldten Orten auffwerffen/ oder aber Car- funckelen an dem Halß/ Brust/ Armen/ Ruͤ- cken/ Schenckeln/ oder andern Orten des Leibs entspringen. 5. So einer Schmertzen im Haupt em- 5. Haupt- Schmertz. pfindet; dieses Symptomatis gedencket Thu- cydides in der Atheniensischen Pest/ und sol- ches ist gemeiniglich das erste so den Men- schen ankommet. 6. So der Patient mit den Augen/ nach- 6. Rothe Augen. dem sie roth und entzuͤndet werden/ scheuß- B lich Das IV. Capitel. lich aussiehet/ ihm auch gruͤn und gelb fuͤr den Augen wird. 7. Ohren- sausen. 7. Ohrensausen und klingen/ so ex spiri- tuum animalium resolutione \& exstinctione entspringen. 8. Mattig- keit. 8. So einem die Hand/ Fuͤß und der gantze Leib muͤde und matt wird/ mit Er- schlagung und Schwermuͤthigkeit aller Glieder. 9. Engbruͤ- stigkeit. 9. Wenn einer grosse Hitz um das Hertz und die Brust empfindet/ mit Engigkeit des Athems/ daß er denselben tieff holen muß/ worbey sich ein grosse Troͤckne und Bitter- keit des Mundes auch unloͤschlicher Durst findet. 10. Eckel ob Spei- se ꝛc. 10. Wenn einer Widerwillen zur Speise empfindet/ mit stetigen Auffruͤpsen/ Schlu- cken und Unwillen/ als wenn er sich erbre- chen wolte/ samt Blut-speyen. 11. Schlaf 11. Wenn ein unzeitiger Schlaff/ oder ein grosser unersaͤttlicher Lust zum schlaffen/ den Patienten uͤberfaͤllet/ daß er sich dessen nicht entbrechen kan. 12. Stin- ckender Athem uñ Schweiß. 12. Wenn der Athem und der Schweiß einen uͤbelen Geruch hat. 13. Fle- cken. 13. Wenn Pestilentz-Flecken/ Petechias genannt/ an des Menschen Leibe/ fuͤrnemlich aber am Ruͤcken/ an der Brust und Arsba- cken entspringen. 14. Niesen. 14. Vieles Niessen/ mit Schwachheit. 15. Hertz- druͤcken. 15. Ausdaͤhnung der Seiten in der Weich/ Bericht von der Pest. Weich/ und ein spannen und trucken umb das Hertz/ als wenn solches mit einer Klam- mer gepresset wuͤrde/ und die Seiten mit Stricken umwunden waͤren. 16. Wenn von zaͤher Feuchtigkeit des 16. Heiser- keit. Hirns/ oder auch von grosser Hitz/ item sehr grossen und trocknen Husten die Stimme heisser wird. 17. Weñ der Patient sein Angesicht ver- 17. Ver- stelltes Angesicht. aͤndert und verstellet/ und von seiner natuͤr- lichen Form abweichet/ so ist solches sonder- lich ein boͤses Zeichen/ wie zu solcher Zeit die taͤgliche Erfahrung bezeuget. 18. Wenn Gall ausgeworffen/ auch 18. Gall ausspeyen. Schmertzen in Daͤrmen/ Lenden und Nie- ren empfunden wird. 19. So finden sich auch ein Schlucken/ 19. Schlu- cken/ Krampff. so den Krampff nach sich ziehet/ item Bley- farbe des Leibs und Fleisches/ so auch Ent- zuͤndung der Geburts-Glieder. 20. Erstummung/ als wenn einer erschla- 20. Er- stum̃ung. gen und nicht bey sich selbst waͤre/ deßglei- chen Taubheit und Vergessenheit. Es kom- men auch etwan damit kalte Schweiß/ mit Ohnmachten/ welche die Krafft des Hertzens schwaͤchen/ und die Lebens-Geister zerstoͤren. 21. Wenn starcke Leut/ welche man fuͤr 21. Ploͤtz- lich nie- derfallen. gesund gehalten/ ploͤtzlich niederfallen und sterben/ dergleichen in unterschiedenen Sterb- laͤufften angemercket worden. 22. Wenn nun von allen vorbenannten 22. Fieber. B 2 Zei- Das IV. Capitel. Zeichen keines zu spuͤren/ so zeiget sich doch gemeiniglich ein bitzig ohnmaͤchtig Fieber/ welches den Menschen also sanfft pfleget an- zugreiffen/ daß er es kaum mercken oder fuͤh- len kan/ dadurch dann etwa viel Leut verkuͤrtzt werden/ denen das Gifft das Hertz also er- griffen und eingenommen hat/ daß man ih- nen nicht mehr oder doch schwerlich zu Huͤlff kommen kan. Wann nun jetztgemeldter Zeichen eines oder mehr sich in Sterbenslaͤufften erzeigen/ kan man gewiß seyn/ daß etwas fuͤrhanden ist/ und darff man sich nicht auff gute Anzei- gung des Harns und Puls verlassen/ denn sich solche gemeiniglich in solcher Zeit gut er- zeigen/ da doch der Mensch in hoͤchster Ge- faͤhrlichkeit seines Lebens stehet; derowegen soll man ohn Zeit-versaͤumen sich gutes Raths Wie der Puls in der Pest zu judici- ren. und Huͤlff bedienen. Obwol der Puls bey einigen Inficirt en wegen der gelinden Hitze gantz natuͤrlich scheinet/ und doch den Pa- tienten ploͤtzlich dahin wirfft/ jedennoch aber giebt solcher auch gute Nachricht/ die Pest zu erkennen/ wenn entweder uͤbernaturlicher Schlaf oder unnatuͤrlich Wachen und Phan- tasiren vermerckt wird: Sonderlich wenn der Puls an Schlaffenden gewaltig schlaͤget/ also wenn dieser genannten zweyer Zeichen eines fuͤrhanden/ man unfehlbar es fuͤr eine Pest halten moͤge. Den Urin betreffende/ so siehet mancher bey den Pest-Behaffteten so Bericht von der Pest. so schoͤn/ als wenn er von den gesundesten Menschen kommen waͤre: die Ursach hievon schreibet Thom. Jordan. de Pest. phæn. tr. 1. Es begibt sich aber/ daß manchmal der Kran- cke von dem Gifft uͤberwunden wird/ und stirbt/ ehe eine starcke empfindliche Faͤulung entstehen kan: dieweil dieses Gifft specificâ quadam malitiâ aus angebohrner Feind- schafft den Spititibus cordis zuwider ist/ und offt weniger mit den visceribus zu schicken hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung geben kan. Fuͤrnemlich aber gibt sich die Pest durch Die drey Haupt- stuͤck/ wo- mit sich die Pest zu er- kennen gibt. 3. Haupt- Characteres zu erkennen/ als durch Beulen/ Blattern und Flecken. Die Beu- len sind nichts anders als rothlechte Ge- schwulsten/ mit einer Entzuͤndung/ so hart in der Haut zu sitzen pflegen/ spannen/ und wenn man darauff druͤckt/ wiederbauschen/ halten sich sehr in Glandulis, als unter den Achseln/ hinter den Ohren/ am Halß/ Brust ꝛc. je hoͤher und scheinbarer solche aber seyn/ je besser ist es. Sonst werden sie auch Druͤsen oder Pestilentz-Druͤsen genennet. Woher es aber komme/ daß die Bubones und Beulen meistens unter den Achseln und Heil-Druͤsen erscheinen/ und sich herfuͤr thun/ wird fuͤr die Ursach gehalten/ 1. weil diese Oerter des Leibs vor andern so herauswaͤrts liegen/ weich und feucht. 2. Weilen sie ei- ne scharffe Hitz/ oder mordacem ardorem \& B 3 pro- Das IV. Capitel. proportionatam cum humido corrupto pe- stis materiam haben. 3. Weil die fuͤrsich- tige Natur das Gifft/ damit es nicht dem Hertzen schade/ von sich treibet. 4. So ha- ben auch die Brust und Achsen mit den Heil- Druͤsen eine grosse Sympathiam und consen- sum oder Verwandtschafft/ daher die dorten gesammlete Materi leichtlich auch ad inguina- ria fliessen kan/ und dieses geschiehet nun/ wenn die Pestilentzische Materi an das Hertz will; wofern sie aber das Haupt angreiffet/ gibt es gemeiniglich Schlier und Carfunckel hinter den Ohren und am Halß/ bißweilen auch wol in der Gurgel und Halß. Was die Blattern und Car- funckel seyn. Die Blattern und Carfunckel/ sonst auch das Persische Feuer genannt/ haben ein ver- branntes Blut/ welches keinen guten Eyter wie die Beulen oder Bubones gibt/ und seynd brennende Geschwulsten mit einer schwartzen Krusten/ fressen weit um sich/ und fallen darnach breit aus/ sehen aͤusserlich umher Wovon solche kommen. blau/ dahero Galenus gewolt/ es seyen solche Blattern ein morbus compositus ex tumore \& ulcere; anfangs jucken sie etwas/ seynd klein/ und wachsen allgemach/ so sie aber nicht wachsen/ ist es desto besser/ dann solches ver- bleibt ob defectum Expultricis facultatis \& materiæ copiam quæ interiora rursus petit \& cor necat, und so man sie unterftehet auff- zukratzen/ werden sie sehr erzuͤrnet/ und schmertz- hafft/ erscheinen sonst an allerley Orten des Leibs/ Bericht von der Pest. Leibs/ nach dem der gifftigen Materi viel an einem oder andern Ort sich befindet/ oder ein Glied schwach ist; kommen von ver- branntem gifftigen Blut her/ das entweder durch seine Ungestuͤmme dahin faͤllet/ oder vermittelst der natuͤrlichen Staͤrcke getrieben wird: je roͤther sie seyn/ je besser es ist/ denn die gruͤnen/ gelblechten und blauscheinenden sind sorglich; und je weiter solche vom Her- tzen/ je mehr Hoffnung zu schoͤpffen. Die Flecken/ Petechiæ genannt/ werden Petechiæ oder Fle- cken. von der Natur/ wenn sie noch starck genug getrieben/ nicht eben allemal criticè, denn gleich im Anfang der Schwachheit kein ve- ra crisis erfolgen mag/ weilen alsdenn die Facultas concoctrix ihr Ampt noch nicht ver- richtet/ auch nicht allemal symptomaticè, sondern medio quodam modo \& motu; kommen sonsten nicht allein in einer vaporo- sa materia, sondern â parte tenuiore humo- ris putrescentis \& corrupti her; und hindert nicht/ daß sie offtmalen leichtlich verschwin- den/ denn solches auch die Roͤthel oder mor- bili thun/ wie auch nicht/ daß sie nicht schwaͤ- ren/ jucken oder auffschwellen/ denn auch die vitiligo und andere Flecken solches nicht thun/ die doch nicht weniger von humori- bus herruͤhren. Ob man wol nicht argumenti ren soll/ daß Wie man von sol- chen Zei- chen wann an den Orten/ wo man solche Zeichen findet/ eine Pest sey/ sonderlich wenn in der B 4 Stadt Das IV. Capitel. schliessen soll. Stadt oder nahe auff dem Land umher noch nichts davon gespuͤret worden/ so soll den- noch/ wenn anderwaͤrts die Pest grassi rt/ ein Medicus keiner einigen Schwachheit trauen/ sie sey wie sie wolle/ denn sie leichtlich etwas von den Pestilentzischen Schwaden und Lufft an sich zu nehmen pflegen. Derowegen wenn zu solcher Zeit Beulen aufffahren/ seynd sie mehrentheils Pestilentzisch zu halten: meh- rentheils/ sage ich/ und nicht allzeit/ denn es auch wol moͤglich/ daß in Pestzeiten Beulen aufffahren koͤnnen/ die doch nicht Pestilen- tzisch sind. Man mercket aber bald/ wenn sie einer gifftigen Art sind/ denn andere Sym- tomata und boͤse Zufaͤlle nicht lang aussen bleiben. Und ob es schon auch Rothlauffs- Beulen waͤren/ so nimmet doch der Argwohn bald ein End/ alsbald der Rothlauff an Bei- nen oder sonst ausschlaͤget. Mit den Car- bunckeln und Blattern aber ist der Handel etwas unrichtiger/ doch soll man nicht so bald ein Pest schliessen/ wenn/ wie oben ge- dacht/ die umliegende Gegend und Stadt noch nicht infici rt ist. Die Petechiæ aber/ welche aller Orten des Leibs sich erzeigen/ (doch wenigstentheils im Angeficht) werden auch unterscheiden 1. von den Klautern/ tu- Unter- scheid un- ter den Flecken. berculis ac ulceribus, denn in diesen ist die Haut etwas erhaben/ in Petechiis sind es nur blosse Flecken. 2. Von andern Flecken/ als lentigine und dergleichen entscheidet sie die Bericht von der Pest. die Gestalt/ Groͤsse/ und das Fieber/ wel- ches meistentheils mit ihnen ist. 3. Von den Floͤhflecken/ welche meistentheils ein Puͤnctlein in der Mitten haben/ da die Floͤh hin gebissen/ seynd sie auch zu unterscheiden/ denn so man den Flecken gleich druͤcket/ er sich doch nicht verliehret/ so auch erscheinen Floͤhflecken im Angesicht. Warum aber sol- che Pestflecken nicht sowol am Angesicht als auff der Brust und Rucken gesehen werden/ wird fuͤr die Ursach gehalten/ weil das Hertz/ so mit dem Pestilentz-Gifft am meisten bela- den/ die boͤse Materi in die naͤchst angelege- ne Oerter des Leibs treibet/ welches vornen die Brust und der Ruͤcken seyn; daß solche aber nicht ins Angesicht kommen/ verhindert naturæ debilitas \& distantia loci. Mercuria- lis cap. 7. tr. de maculis. Es folget aber auch nicht/ daß ein jeder so Sind nicht alle- mal Pe- stis. die Pest bekommet/ etwas von diesen dreyen Stuͤcken haben muͤsse/ denn es geschiehet offtmalen/ daß der von der Pest erkranckete Patient von uͤbereyletem Gewalt des Giffts dahin stirbt/ ehe noch solche Zeichen ausbre- chen: oder es ist auch wol der Natur Krafft und Staͤrcke bey den Krancken so gering/ daß sie das Gifft auff solche Weise nicht auszu- treiben vermag; auch schreibt Paracelsus tr. de Peste cap. 1. also: Mercke/ daß zwey Pe- Pestilentz ist zweyer- ley. stilentzen seyn/ eine die sich inwendig vollen- det/ die ander dringet heraus; die inwendi- B 5 ge Das IV. Capitel. ge gibt keine aͤusserliche Zeichen/ allein in- wendig schnelles Hauptwehe und derglei- chen/ die ander setzt sich auswendig/ an die Ohren/ unter die Achseln und Schlichten. Ob nun wol schnelles Hauptwehe/ Frost/ Hi- tze/ darneben entweder grosser uͤbernatuͤrli- cher Schlaff/ Verruckung der Sinne und Phantascyen/ gespuͤret werden/ so soll man doch nicht gleich schliessen/ wenn solche Zei- chen grassante Peste an einem Menschen ge- spuͤret werden/ daß es darum flugs Pestis sey. Dann bey schwangern Weibern/ auch bey Weibsbildern/ wenn sie ihre Menses sollen uͤberkommen/ oder die Erysipelate labori ren/ i. e. die Rothlauff an einem Glied haben/ kommen offtmals auch solche Zeichen. Dar- bey ist aber sonderlich Pestis zu erkennen/ wenn entweder uͤbernatuͤrlicher Schlaff oder unnatuͤrliches Wachen und Phantaseyen/ sonderlich wenn der Puls an Schlaffenden gewaltig schlaͤget/ und vorgenannter dreyer Zeichen eines fuͤrhanden seyn/ so mag man solches kecklich fuͤr eine Pest erkennen. Man thut bey solchen Umstaͤnden aber allzeit bes- ser/ man sage es den Patienten nicht/ son- dern bilde ihnen nur ein/ daß es nicht Pestis waͤre/ damit er desto besser Hertz habe/ so der Cur vortraͤglicher ist. Soll nicht verabsaͤu- met wer- den. Offtermalen/ und sonderlich bey dem An- fang solcher Kranckheit/ hat es das Ansehen/ als ob kein Gefahr fuͤrhanden/ aber deßwe- gen Bericht von der Pest. gen soll man doch mit Gebrauch der Artzney- Mitteln nicht nachlassen. Denn anfaͤnglich ist das Hertz am staͤrcksten/ und jaget solchen gifftigen Feind von sich/ darbey sich Patient und Medicus einbilden/ sie haͤtten gewonnen/ weil aber der gifftige Feind nicht auff ein- mal genugsam durch den Schweiß ausge- trieben werden kan/ pfleget solcher wol zum andern auch drittenmal anzusetzen: Wenn nun solcher gestalt das Hertz angegriffen wird/ ist es nicht mehr so starck/ solchen grossen Widerstand wie das erstemal zu thun/ weil die Spiritus vitales ziemlich ver- lohren/ derhalben soll auch der Medicus mit der Cur nicht inhalten/ noch solchen Zeichen trauen/ und auff die Crisin warten/ denn es kan ein ander alte Seuche/ womit der Pa- tient sonst behafftet ist/ leichtlich in eine Pest- Seuche verwandelt werden. Pansa Cons. antipest. 3. quæst. 75. Das V. Capitel. Von hoher Obrigkeitlicher Das V. Capitel. Fuͤrsorge. W Enn einer hohen Obrigkeit das Obrig- keitliche Fuͤrsorge. Ampt der Fuͤrsorge/ ihre Untertha nen in gutem Wohlstand zu erhal- ten/ oblieget/ so will auch die Nothwendig- keit erfordern/ bey grassi renden Pestzeiten/ dieser Seuch fuͤrzukommen/ und so viel moͤg- lich Das V. Capitel. lich von ihren Staͤdten zu befreyen/ daß sol- che nicht durch Verwahrlosung mit andern angesteckt werden/ allda werden naͤchst dem Exercitio Pietatis aus Obrigkeitlichen Mit- teln solche Personen erwaͤhlet/ welche auff Reisende/ deren Waaren und Guͤter an den Lands-Graͤntzen und Thoren der Staͤdte gu- te Obsicht haben/ daß von inficirt en Orten keine verdaͤchtige Menschen noch Sachen ein- gelassen werden. Insonderheit wird bestel- Collegium Sanitatis. let ein Collegium oder Officium Sanitatis, der Anzahl nach Gelegenheit des Orts und Volcks benahmet werden/ zusamt einem oder mehr Medicis oder ordinari Physicis, welche Krafft habenden Befehls alles/ was zu sol- chem hochnuͤtzlichen und heylsamen Werck dienlich ist/ alles dahin richten/ wie durch Goͤttliche Huͤlff die aͤusserliche Gefahr und annahende Infection moͤge verhindert und auffs weiteste abgetrieben/ oder da ja solche allbereit eingezogen/ und sich in etwas mer- cken lassen/ hinwiederum auffs schleunigste durch bequeme Artzney-Mittel und andere gute Rathschlaͤge moͤge gedaͤmpffet und aus- geloͤschet werden. Wie denn dahin sonder- lich gesehen wird/ daß auffs eheste allerhand Personen und taugliche Diener angenom- men werden/ derer sich solch Collegium Sa- nitatis zu treuen Diensten augenblicklich be- dienen koͤnne. Und dieweil bey solchem Ampt und Dienst nicht allein grosse Beschwerlich- keit/ Von Obrigkeitlicher Fuͤrsorge. keit/ sondern solche auch unterweilen Leib und Leben in Gefahr setzen muͤssen/ solle an solchen kein Unkosten gesparet/ sondern durch gebuͤh- rende Freygebigkeit zu hoͤherm Fleiß auffge- mundert werden. Es werden aber zu gluͤcklicher Fortsetzung Was fuͤr Personen zum Col- legio Sani- tatis be- stellt wer- den. solches fuͤrhabenden Wercks Personen un- terschiedenen Standes erfordert/ in sonderheit aber Medicos, Apothecker/ versuchte Wund- aͤrtzte/ Beysteher/ Huͤter allerley Sachen/ Schreiber ꝛc. Manns- und Weibs-Perso- nen/ welche den Krancken warten/ und entwe- der verdaͤchtige oder auch inficir te Oerter und Sachen saͤubern; item Kranckentraͤger/ Zutraͤger/ Todtengraͤber/ und dergleichen Personen mehr. So auch seynd ein oder mehr Hospitaͤler Hospitaͤ- ler. oder Lazareth-Haͤuser vonnoͤthen/ die nicht nahe beysammen stuͤnden/ ut contagium unius Hospitalis minimè ad aliud traduci possit, damit das Gifft nicht leicht von einem Hause zum andern gebracht werden koͤnne/ solche arme Leut dahinein zu bringen/ die Wohlhabigen aber koͤnnen sich darzu ihrer Vorwerg und Gaͤrten bedienen/ weil es sehr vortraͤglich/ wenn solche Krancke ausserhalb den Staͤdten in einer freyen Lufft curirt und begraben werden koͤnnen. Und wenn die Pest erstlich in ein Hauß kommen ist/ soll man alsdann diese inficir te Leut alsbald her- aus und in solche Haͤuser bringen/ so koͤnten solche Das V. Capitel. solche Leut sich bißweilen ein wenig auswit- tern/ und in der Lufft umher gehen/ anbey aber muͤsten solche Leut getreue Waͤrther ha- ben/ die ihnen die Nothwendigkeit zutruͤgen und reicheten/ damit selbige keinen Man- gel leyden. Wie Rei- sende/ so verdaͤch- tig/ seyn zu halten. Wenn auch jemand von einem inficirt en Ort unumgaͤnglich reisen muͤste/ so soll man ihn an dem gesunden Ort zuruͤck halten/ und einen Ort anweisen/ allwo solcher etwa 15. 24. oder nach Befinden wol gar 40. Tage still liegen bleibe/ hernach seine bey sich ha- bende Sachen fleissig durchsehen lassen/ da- mit in solchen kein Gifft verborgen/ an die freye Lufft bringen/ und alsdenn/ wenn alles richtig befunden worden/ in die Stadt las- sen. Hierbey aber will auch vonnoͤthen seyn/ solche Personen mit aller Nothdurfft zu ver- sehen/ und in waͤhrendem Inhalten allzeit gute Artzney reichen lassen. Insonderheit soll man sich aber der Krancken treulich an- nehmen/ als welche ohne das mehr als andere diesem Jammer pflegen unterworffen zu seyn. Es soll taͤglich dem Col- leg. Sanit. richtige Relation abgestattet werden. Damit auch alles ordentlich gehalten wer- de/ so sollen die Præfecti Sanitatis von Tag zu Tag ein Verzeichnuß der inficirt en Haͤu- ser und der darinnen gefaͤhrlich liegenden Per- sonen machen und bringen lassen/ aus wel- chen folgender Nutzen entstehet: Daß die Præfecti Sanitatis gruͤndlich wissen koͤnnen/ was es mit der Seuche fuͤr eine Beschaffen- heit Von Obrigkeitlicher Fuͤrsorge. heit habe/ und ob selbige ab- oder zunehme. Item daß auch den Krancken eher und bes- ser mit zuschicken des Medici und der Wund- aͤrtzte in Zeiten kan geholffen werden. Und fuͤrnehmlich durch dieses Mittel die Seuch im Anfang gedaͤmpffet und abgewendet wer- den/ sintemal sonsten wegen ihrer vielen Un- achtsamkeit/ geringes Vertrauen gegen die Medicos, oder auch aͤusserstes Armuths/ die Seuche also einreissen und grossen Schaden zu thun pfleget/ daß es Anfangs fast niemand recht gewahr werden kan. Ist derohalben eine Obrigkeit um ihrer Was fuͤr Medici und Chy- rurgi zu bestellen. treuen Vorsorg willen hoch zu ruͤhmen/ um der Lieb und vaͤterlichen Fuͤrsorg willen/ so sie gegen ihre Unterthanen thut/ und sonderlich hoch zu achten/ wann sie sich nach wohler- fahrnen und geuͤbten Medicis und Wund- aͤrtzten umsiehet/ solche annimmet/ und mit ehrlichen und stattlichen Besoldungen un- terhaltet. Anbey muß auch eine Ordnung unter den Offentli- che Zu- sammen- kuͤnfft sind zu vermei- den. Buͤrgern und Inwohnern gemacht werden/ daß sie die oͤffentliche Zusammenkuͤnfften/ Schauspiele/ Gastereyen/ Zechen/ Hochzei- ten/ Taͤntze/ Jahrmaͤrckte/ Schulen/ und ge- meine Badstuben meyden/ dieweil kein ge- ringe Gefahr darbey/ daß unter solcher An- zahl Leut nicht etwa ein oder ander inficir te Person gefunden werde/ welche das Gifft weiter ausbreiten. Sonderlich ist in vielen Staͤd- Das V. Capitel. Auff die Doͤrffer spatzieren wird ver- dotten. Staͤdten die leidige Gewohnheit/ daß das ledige gemeine Volck/ Mann- und Weibs- Personen/ an Sonn- und Feyertagen aus der Stadt auff die Doͤrffer und in die Zech- haͤuser lauffen/ allwo denn allerhand Uppig- keit getrieben und vielerley Volck unter ein- ander kommet/ durch welche auch sehr solche Seuche fortgepflantzet wird/ derohalben wohl gethan waͤre/ wenn man solchen Hand- wercks-Gesellen und ledigen Dienst-Gesind solch Auslauffen gantz abstellete. Wie Vor- rath in der Stadt an- zuschaffen. Auch ist vonnoͤthen/ daß eine Obrigkeit in Pestilentzzeiten bald im Anfang mit allerley Nothdurfft an Victuali en und Lebensmitteln versorge/ dieweil die umliegenden Nachbarn ihren Unterthanen die Zufuhr hernach gemei- niglich hart verbieten/ wenn denn eine Stadt mit den groͤsten Nothwendigkeiten versor- get/ so koͤnnen hernach die Arme und Kran- cke desto besser verpfleget werden. Die Rei- che/ so flie- hen/ sollen vorher fuͤr die Arme Provision machen. Dieweil auch die Reichen gemeiniglich zu solcher Zeit aus der Stadt fliehen/ und den Armen/ welchen sie sonst Christlicher Schul- digkeit nach ihre Hand oͤffnen solten/ huͤlff- loß zuruͤck lassen/ so will denenselben gebuͤh- ren/ noch vor ihrer Abreise etwas von Kern/ Rocken/ Gersten/ Wein und Bier/ Geld/ Holtz/ und allerhand Victuali en zuruͤck zu las- sen/ davon man den armen Krancken zur Zeit der Noth austheilen koͤnne. Die be- nachbarte und gesunden Orte solten billig der- glei- Von Obrigkeitlicher Fuͤrsorge. gleichen thun/ und denen Nothleydenden zu Huͤlff kommen/ weil sie nicht wissen/ wenn an sie der Reihen auch kommen werde. Es ist auch vonnoͤthen/ auff die Metzger Metzger/ Becker und Bier- brauer sol- len kein muthwil- lige Theu- rung ma- chen. fleissig acht zu geben/ damit solche kein un- reines Vieh schlachten/ deßgleichen auff Be- cker und Bierbrauer/ daß solche kein muth- willige Theurung einfuͤhren. Die Apothe- cken sind noͤthig zu visitiren/ ob auch solche Materi en vorhanden/ damit der Pest Wi- derstand zu thun. Auff die Wundaͤrtzte ist ebenfalls ein wachsames Auge zu halten daß sie auch solche in der That seyn/ welchen Na- men sie fuͤhren/ auch ob solche mit Pflastern und Salben der Nothwendigkeit nach ver- sehen seyn. Item ist auch hoch vonnoͤthen/ daß eine Gassen wie solche von Un- rath und Vieh zu saͤubern. Loͤbl. Obrigkeit durch ihre Diener Vorse- hung thue/ damit aller Unlust/ Stanck/ Un- flat/ Moder/ Misthauffen/ von den Stras- sen/ sonderlich in engen Gaͤßlein/ ausgereini- get werden. So soll man auch todte Ae- ser/ Katzen/ Hund/ Schwein/ Ratzen/ Gaͤn- se ꝛc. davon die Menschen sonderlich corpo- ra impura \& ad morbos prædisposita, leicht- lich angesteckt und vergifftet werden/ inson- derheit Gaͤnse und Schwein auch den Mist von den Strassen abschaffen. Die Barbie- rer sollen auch kein Blut von Aderlassen/ noch von Gifft abgenommene Pflaster fuͤr die Thuͤr oder auff die Misthauffen schuͤtten/ C noch Das V. Capitel. noch die Nacht-Geschirre auff den Gassen ausledigen/ durch welche gute Verordnung viel Unheyl abgeschaffet und verhuͤtet wer- den kan. Vieh soll aus der Stadt ge- schaffet werden. So ist auch vonnoͤthen/ daß man in Pe- stilentzzeiten Kuͤhe/ Ziegen/ stinckende Boͤ- cke/ Katzen/ Hunde/ Gaͤnse/ Enten ꝛc. aus der Stadt bringe/ in welcher rauhen Wolle/ Federn und Haar sich der Gifft/ wie auch im Beltzwerck/ gern anhencket/ weil nun solche Thier in den Haͤusern hin und her lauffen/ so kan leichtlich geschehen/ daß solch Gifft von einem Hauß zum andern getragen wuͤrde; Und ist auch eine hochloͤbliche Verordnung/ wo man in einer Stadt solch Vieh an Kuͤ- hen/ Schweinen und Gaͤnsen nicht duldet/ und auff den Gassen umlauffen siehet/ son- dern solches vor den Thoren zu halten Ver- ordnung machet. Wenn die Gefahr hefftig ist/ so will auch nicht rathsam seyn/ daß die Badstuben geoͤffnet werden/ nicht nur we- gen der Zusammenkunfft vielerley Volcks/ sondern auch/ weil gemeiniglich solche Leut ins Bad gehen/ welche schon die Seuch am Halß haben/ und ihnen in solchen Huͤlff durch schwitzen und schrepffen suchen wollen/ sich also zu den Gesunden nahen/ und solche/ ehe Badstu- ben sind verdaͤch- tig. man es sich versiehet/ zugleich anstecken. So auch ist bey ungesunder Lufft das Baden oh- ne dem schaͤdlich/ indem durch die Schweiß- loͤcher die gifftige Lufft sich eindringen kan. Auch Von Obrigkeitlicher Fuͤrsorge. Auch kommen an solchem Ort die schaͤdli- chen Duͤnst hauffenweise zusammen/ und er- wecken allerley Ungemach. So seynd ohne dem/ wie gedacht/ die grosse Versammlun- gen schaͤdlich; Insonderheit aber soll bey solchen gefaͤhrlichen Zeiten in Sommerzeit das Baden verbotten werden/ damit die Hi- tze des Leibs nicht allzuviel vermehret/ noch indem die Schweißloͤcher eroͤffnet/ die boͤse Lufft desto ehender eindringen kan. Ein Loͤbl. Obrigkeit soll auch ernstlich dar- Kraͤmpel- marckt ab- zuschaffen. an seyn/ zu verhuͤten/ daß zu solcher Zeit kein Kraͤmpelmarckt mit Kleidern/ Betten/ Bett- gewandt ꝛc. gehalten werde/ noch daß solche iemand umtrage oder verkauffe/ sondern al- les zuvor wohl auswittere; sich auch huͤte/ daß kein gestohlen Gut gekaufft werde/ da- mit man nicht Suͤnde mit Suͤnde haͤuffe. An einigen Orten pfleget man all solch Ge- Ob man infici rt Geraͤth verbren- nen soll. raͤthschafft vor dem Thor mit Feuer zu ver- brennen/ welches in inficirt en Haͤusern gefun- den wird/ solches ist wol eine Sache/ wo- durch man das Gifft am sichersten abschaffet/ und waͤre wol zu thun/ wenn es gleich An- fangs/ ehe viel Haͤuser infici rt seyn/ jedoch also gethan wuͤrde/ damit den armen hinter- lassenen Waisen solcher Schade aus dem ge- meinen Saͤckel wieder ersetzt werden moͤch- te: wenn aber die Seuche allbereit ausge- breitet/ will sich solches nicht mehr wohl thun lassen/ weil dadurch den Wuͤrthschafften ein C 2 gros- Das V. Capitel. grosser Schaden zuwachsen solte. So auch muͤste man besorgen/ daß viele ihr Geraͤth verbergen/ und hernach damit doppelt Un- heyl anrichten koͤnten. Pansæ. Cons. anti- pest. 2. c. 3. schreibt: Ob wol etliche rathen/ daß man das unreine Gewand und Geraͤth verbrennen soll/ jedoch weil mancher vor sol- chem Gestanck ein Abscheu haben moͤchte/ daß er daruͤber allein aus Forcht und Eckel die Seuch an Halß bringen koͤnte/ so ist am be- quemsten/ daß man solche Sachen der Infi- cirt en nicht lange im Gestanck liegen lasse/ sondern alsbald wasche/ und ein Zeitlang an den Lufft haͤnge. So halten auch einige da- fuͤr/ daß ein solches unreines Kleid des Ver- storbenen innerhalb 20. Tagen von seinem Gifft/ an die Lufft gehenckt/ genugsam koͤn- ne gereiniget werden. Und diese des Pansæ Meynung scheinet auch in Rechten gegruͤn- det zu seyn/ cum nemo rei suæ dominio pri- vandus l. si privatus, ff. Qui \& à quib. Das VI. Capitel. Das VI. Capitel. Wie den inficirt en Orten aus- zuweichen/ und wer fliehen darff. Von flie- hen aus inficirt en Orten. E S wird fast niemand an inficirt en Orten angetroffen/ welcher/ da es ihm moͤglich waͤre/ nicht gern sein Leben salvi ren und ausweichen wolte/ so auch von Ob und wer die Pest fliehen soll. von den Reichen zu geschehen pfleget/ und wird auch nicht fuͤr gut gehalten/ sich selbst in Gefahr zu begeben/ wenn man solcher ent- fliehen kan. Dieses Privilegii der Pest/ nem- lich des Ausweichens/ haben sich nicht nur eintzlechte und etwa privat- Personen/ son- dern gantze Koͤnigl. und Fuͤrstliche Hofhal- tungen/ ja gantze Universi taͤten/ nicht ohne grossen Nutzen gebrauchet. Ja es hat die Seuche gantze Reichstage turbi rt/ wie wir denn heutiges Tages ein Exempel haben/ daß sich das gantze Reichs- Collegium um derer Sicherheit von Regenspurg ab und nach Augspurg verleget. Es ist aber solch Ausweichen dennoch nicht jedweden ohn Unterscheid zu erlauben; deñ es sind viele Ampts und Beruffs wegen zu bleiben verbunden/ sonderheitlich welche den Krancken Huͤlff und Rath schaffen koͤnnen/ Welchen das Flie- hen ver- botten ist. als da seynd die Seelsorger/ Medici, Regen- ten oder Vorsteher der Gemeinde/ das Dienst- Gesind/ und welche einer Gemeinde um Lohn dienen/ also auch Apothecker/ Barbierer/ Schulmeister/ Waͤchter/ und gemeine Stadt-Diener. Erstlich sind die Diener Goͤttliches Worts Als Pfarꝛ- herren. sonderlich verbunden/ denn solche sollen/ koͤn- nen und doͤrffen nicht von ihren Schaͤfflein fliehen/ und sie in der Noth verlassen/ die- weil man ihrer zu Pestzeiten am meisten be- darff/ dem Volck den Zorn GOttes zu ver- C 3 kuͤn- Das VI. Capitel. kuͤndigen/ zu rechter Buß sie zu ermahnen/ die Sterbkunst zu lehren/ mit nothwendigem Trost zu versehen/ die Sterbende mit dem H. Nachtmahl zu versorgen/ und durch un- ablaͤßlich Gebet den barmhertzigen GOtt wieder zu versoͤhnen/ auch nach Gelegenheit ihre Pfarrkinder zu ihrem Ruhbettlein beglei- ten zu helffen. Die Medi- ci, Bar- bierer und Apothe- cker. Die Medici oder Doctores der Artzney/ wie auch Barbierer und Apothecker/ sollen so leichtlich ihre Gedancken nicht auff die Flucht setzen/ sondern bedencken/ daß sie GOtt dar- um in solchen Stand gesetzt/ damit sie den Gesunden bey Gesundheit erhalten helffen/ den Krancken aber seynd sie vielmehr obligi rt zur Seiten zu stehen/ weil solche des Artztes am meisten benoͤthiget. Denn was waͤre diß fuͤr ein Handel/ daß der Artzt auswei- chen solte/ da man seiner am meisten benoͤ- thiget waͤre? Denn wenn du zu solcher Zeit nicht zu bleiben gedacht haͤttest/ waͤre besser gewesen/ daß du an statt des continuirten Studii Medici ein Pfefferkraͤmer worden waͤ- rest. Im Fall aber ein Loͤbl. Obrigkeit be- sondere Pest- Medici bestellet/ die sowol Spi- taͤler und Lazareth/ als auch die andern Kran- ckenhaͤuser zu besuchen haben/ so seynd die uͤbrige so gar hart nicht verbunden/ sondern moͤgen/ wenn sie sich ja so sehr fuͤrchten/ nebst den ihrigen ausweichen/ doch daß solches mit Bewilligung der Obrigkeit geschehe/ auff wel- Ob und wer die Pest fliehen soll. welcher Erfordern sie sich wieder herbey ma- Ordinari bestellte Medici bey einer Stadt sind ge- nauer ver- bunden. chen sollen/ bevor/ so wegen Absterbens Man- gel an Medicis erscheinen will. Und gleich wie die ordinari bestellten und beeydigten Medici einer Stadt denen andern vorgezo- gen werden/ also gebuͤhret ihnen auch fuͤr andern Fuß zu halten/ es sey die Noth so groß als sie wolle/ denn wer vor andern Lohn ge- niesset/ der soll auch fuͤr andern arbeiten. In- sonderheit aber und fuͤr allen sollen die Sti- pendiarii bey gemeiner Stadt stehen/ und Fuß halten; solches ist nicht allein billig/ son- dern es erfordert es auch die Danckbarkeit/ die sie gegen gemeiner Stadt schuldig seyn. Jemehr aber die Medici zu bleiben ange- strengt seyn/ um destomehr sollen auch Pa- tienten ihrer Belohnung wegen Sorge tra- gen. Und was hier von Medicis gesagt wor- den/ ist auff solche Weise auch von Apothe- ckern/ Wundaͤrtzten/ Hebammen ꝛc. zu ver- stehen/ als auff welche einer Obrigkeit in Sterbenslaͤufften ernstliche Auffsicht zu ha- ben geziemet/ damit sie erheischender Noth- durfft nach bey der Hand bleiben/ auff daß die arme Krancke nicht versaͤumet werden. Und da solcher einer wider das Gebott der Obrigkeit ausweichet/ kan er auch am Leben gestrafft werden. Vincent. Caroc. de loc. \& conduct. citante Phil. March. de bell. div. part. 1. c. 8. n. 5. C 4 Glei- Das VI. Capitel. Obrigkeit und Fuͤr- steher der Gemein- de. Gleichermassen sollen auch Obrigkeit und Fuͤrsteher der Gemeinde nicht ausweichen/ es waͤre denn derer Zahl so groß/ daß man wol einen Ausschuß daraus machen koͤnte/ und einem oder dem andern/ welcher schon der Ge- meinde lange Zeit fuͤrgestanden/ vergoͤnnet werden/ gesuͤndere Lufft zu suchen/ doch der- gestalt/ daß solcher wo moͤglich in der Naͤhe verbleibe/ damit er dannoch fuͤr die Noth- leydende in der Stadt mit sorgen helffe/ und solche von aussenher mit Proviant versorgete/ weilen doch die Ort um der Infection willen gescheuet/ und deßwegen die Zufuhr der Vi- ctuali en verringert wird. Dienst- Gesinde welches zu bleiben obligat ist. Die Dienstbotten sind ebenmaͤssig ihren Herren gleichsam als Kinder ihren Eltern verbunden/ in allen Noͤthen/ und also auch wo Pestilentz-Gefahr vorhanden/ beyzusprin- gen/ und sie nicht zu verlassen; jedoch so sind etliche/ insonderheit Handels-Bediente/ auch Kuͤnstler und Handwercks-Gesellen/ welche auch ansehnlicher Leut Kinder seyn/ und nur ihre Profession besser zu erlernen/ und die Welt zu sehen/ ausgezogen/ keines weges ver- bunden/ in Pestilentz-Zeiten zu bleiben/ son- dern wohl befuget/ ihr Heyl anderwaͤrts und bey reiner und gesunder Lufft zu suchen/ es waͤre dann Sach/ daß sie sich expreßè, auch in Contagion- Zeit/ bey ihren Herren zu blei- ben verbunden haͤtten. Hin- Ob und wer die Pest fliehen soll. Hingegen finden sich auch Leut/ wenn sie Wie sich Dienst- botten in der Pest gegen ihre Herren/ in Sterbzeiten von GOtt heimgesuchet wer- den/ welche treue Dienstbotten an Knechten und Maͤgden um sich haben/ die ihnen in ih- rer Noth Tag und Nacht treulich beystehen/ und mit ihrer Leibs- und Lebens-Gefahr huͤlffliche Hand bieten; wenn aber solcher einer treuen Dienst-Gesindes wieder erkran- cket/ und von solcher Seuche angegriffen werden/ so lassen theils solche liegen/ verder- ben und sterben/ oder wissen nicht wie bald sie solche aus dem Hause verstossen und huͤlff- loß wegschaffen sollen/ da doch manchem sein Hauß weit und groß genug ist/ daß sie sol- chen Krancken wol im Hauß behalten und wieder verpflegen lassen koͤnten. Diese fol- gen dem Exempel des Hauptmanns zu Ca- pernaum nicht/ da doch die natuͤrliche Bil- lichkeit erfordert/ die jenige in Leibs-Schwach- heit nicht zu verlassen/ die ihnen zuvor treu- lich und fleissig gedienet haben. Wer aber auch Her- ren gegen die Dienst- botten ver- halten sol- len. ein solch krancken Dienstbotten wegen Enge des Raums in seinem Hauß nicht haben kan/ auch in Sorgen stehet/ daß er die uͤbrigen auch anstecken moͤchte/ und also genoͤthiget ist/ solchen in ein Spital oder Lazareth brin- gen zu lassen/ derselbe soll nicht dencken/ daß er nun dessen aus dem Hauß loß sey/ und nicht vonnoͤthen waͤre/ ferner nach ihm zu fragen; Nein! seine Schuldigkeit ist gleich so groß als vorhin/ und soll ihm doch an gebuͤhrlicher C 5 Pfleg Das VII. Capitel. Pfleg und Wartung nichts ermangeln las- sen/ sondern allzeit ein wachsames Aug auff ihn halten/ zeitlich nach ihm fragen lassen/ und troͤsten/ damit ihm an zeitlichen Mitteln nichts gebreche/ weil man doch wol weiß/ daß es in solchen Kranckenhaͤusern also hergehet/ daß es wol besser seyn moͤchte. Ob Schul- meister weichen koͤnnen. Es seynd endlich auch die Schulmeister verbunden/ daß sie nicht nach ihrem Gefal- len ausweichen doͤrffen/ dennoch aber/ wenn solche an ihre Stelle einen andern/ so dienlich ist/ stellen/ oder so in Pest-Zeiten/ wie wol billig erlaubt waͤre/ die Schulen/ gantz be- schlossen waͤren/ so kan bey solcher Bewand- nuͤß ein Schulmeister wol seine Sicherheit suchen. Das VII. Capitel. Das VII. Capitel. Wie ein Diæt t ein gut Præserva- tiv- Mittel ist. Wie man sich præ- servi ren soll. E S bestehet die Diæt und Maͤssigkeit nicht nur in Essen und Trincken/ son- dern vielmehr in Lufft/ Speiß und Tranck/ Schlaffen und Wachen/ Ubung und Ruhe/ Erfuͤll-Erledigung des Leibs/ und den Affect en und Bewegung des Gemuͤths. Wie der gifftige Lufft zu reinigen. Die Lufft soll bestehen in remotione mali fœtoris \& positione boni odoris, soll dero- wegen frey von Suͤmpffen/ boͤsen Daͤmpf- fen/ Misthauffen/ Cloacken/ Schwein/ End- ten Wie man sich præservi ren soll. ten und Gaͤnsestaͤllen/ auch trocken und kalt seyn/ und da etwa solche Dinge oder aber stinckende Nebel die Lufft verfaͤlschen/ soll man sie mit Feuer von Wachholder corrigi- ren. Es wird auch nichts auff Erden zu Reinigung des vergiffteten Luffts bessers ge- Was der Schweffel fuͤr Wuͤr- ckung dar- zu hat. brauchet als der Schweffel/ welcher als ein mineral isch Hartz und warhaffter irdischer Balsam aller Faulnuͤß und Gifft widerste- het/ und deßhalber auch aus mitwuͤrckender Krafft und Tugend seines sauerlechten Dampffs die Lufft und alle Unsauberkeit zu reinigen und zu verzehren vermag/ wie alle Erfahrne davon werden bekennen muͤssen. Derohalber alle Medici, welche den Spi- taͤlern/ Lazareth oder Kranckenhaͤusern fuͤrge- setzt seyn/ sich befleissigen sollen/ daß der Schweffel-Rauch oder Dampff/ welchem in dieser Sucht nichts zu vergleichen/ gebrau- chet werde. Fuͤr die Nase zu halten/ auch innerlich zu gebrauchen/ dienet folgender Præservi render componirt er Essig. Acetum composi- tum zum præservi- ren. ℞. Wermuth/ Cretisch Dictam/ aa. Mß. Wasser-Bathengel/ Cardobenedict/ aa. Mj. Citronschalen ℥ß. Zitwer ʒij. Pimpinell-Wurtz ℥ß. Alant-Wurtz ʒij. Thue Das VII. Capitel. Thue alles groblecht zerschnitten und zer- stossen in Essig/ so viel darzu vonnoͤthen/ und behalt es zum Gebrauch. Das Rauchwerck wird sonst gemeiniglich componi rt aus Gehoͤltz/ als aus Wach- holderholtz/ Cypressenholtz/ Paradißholtz/ Rhodiserholtz/ Santelholtz ꝛc. Aus Rin- den/ als Zimmet/ Cassia/ Thimian/ Citron- und Pomerantzenschalen. Aus Fruͤchten/ als Lorbeer/ Wachholderbeer/ Cypernuͤsse/ Naͤgelin/ Muscatnuͤssen ꝛc. Aus Stau- den/ als Rosmarin/ Cretischen Diplam/ Stabwurtz/ Wermuth ꝛc. Aus Blaͤt- tern/ als Wermuth/ Lavendel/ Ysop/ Cret- Diptam/ Lorbeerblaͤtter/ Melissen/ Poley/ Raute/ Salbey/ Majoran/ Basilien/ Schaff- ripp/ Tosten/ Quendel ꝛc. Von Blumen/ als Rosmarin/ Rosen/ Roͤmischen Camillen/ Graß-Naͤgelin/ Arabisch Stoͤchasblum/ Ringelblumen/ Caͤltischen Spickblumen ꝛc. Aus Gummi und Lachrymis, als Benzoe/ Myrrhen/ Weyrauch/ Mastix/ Ladani/ Sto- rax ꝛc. auch aus kostbaren Sachen/ als Bi- sam/ Ambra/ Zibeth. Aus diesen und dergleichen nun werden dreyerley Rauchwerck gemacht/ als Pulver/ Zeltlein und Kertzen. Auff folgende Præservi- rend Rauch- Pulver. Manier koͤnnen bereitet werden die Raucher-Pulver. ℞. Rothe Rosen/ Olibani/ Naͤgelin aa. ℥j. Ben- Von præservi renden Pest-Mitteln. Benzoin/ Storax aa. ʒvj. Ladani ℥ß. Mosch in Rosenwasser aufgeloͤset gr. vij. Mische es alles zu einem groblechten Pul- ver. Ein ander Rauch-Pulver. Oder fol- gendes. ℞. Wohlriechend Santelholtz/ Paradißholtz aa. ℥ß. Rhodiserholtz ʒiij. Benzoin ʒij. Zimmet/ Citronschalen aa. ʒiß. Cort. Thymian. ʒj. Mische alles groblecht gestossen zu Pulver. Oder folgendes Raucher-Pulver. Oder auch dieses Raucher- Pulver. ℞. Wachholderbeer ℥j. Lorbeer/ Weyrauch/ Storax aa. ℥ß. Mastix/ Myrrhen aa. ʒij. Angelick-Wurtz/ Benedict-Wurtz aa. ʒiß. Rauten und Scordien-Saam/ Lavendelblum aa. ʒj. Mische alles zu einem Raͤucher-Pulver. Fuͤr gemeine Leut aber kan man bereiten fol- Pulver fuͤr Arme/ in Zimmern damit zu raͤuchern. gend Rauch-Pulver. ℞. Lorbeer 2. Loth/ Chymrinden oder Schalen/ Citron- Das VII. Capitel. Citronschalen aa. ℥ß. Weyrauch/ Agdstein/ aa. ʒiij. Rosenblaͤtter ʒiiß. Majoran/ Raute und Quendel/ duͤr- re/ aa. ʒij. Mische dieses alles unter einander zu ei- nem Pulver. Ein anders fuͤr geringe Leut. Ander Rauch- Pulverfuͤr Arme. Rauch-Pulver. ℞. Wermuth/ Raute/ Wasser-Bathengel/ Melissen/ jedes gedoͤrrt ℥ß. Wachholderbeeren ℥j. Myrrhen/ Mastix/ aa. ʒij. Alant/ Angelick-Wurtz/ Pibenel-Wurtz/ aa. ʒiß. Mische es alles zu Pulver. Vorbeschriebener fuͤnff Pulver eines kan man auff Kohlfeuer streuen/ und taͤglich zwey- oder dreymal die Zimmer raͤuchern. Zu Winterszeit ist Schwefel und Campf- fer mit Weyrauch und Mastix recht vermi- schet sehr nutzlich/ denn die Campffer ein son- derbare Krafft wider die Faͤulung hat. Die Zeltlein und Kuͤchlein aber werden auff nachfolgende Weise bereitet. Raucher-Zeltlein. Raucher-Zeltlein. ℞. Frische rothe Rosen ℥iij. Zerstoß solche mit einem hoͤltzern Staͤmpffel im steinern Moͤrser 2. oder 3. Stunden lang/ darnach thue darzu Ben- Von præservi renden Pest-Mitteln. Benzoin ℥iiiß. Zucker ʒiij. Mosch ʒß. Zerreib es alles unter einander zu einer Massa, aus solcher formire kleine Zeltle in/ und laß sie trocknen/ wenn man einen Rauch von- noͤthen/ leget man derer eins oder zwey auff ein Glutpfanne/ so geben solche im Zimmer einen angenehmen Rauch/ und veraͤndern den boͤsen Lufft. Ander Raucher-Zeltlein. Ander Raucher- Zeltlein. ℞. Benzoe ʒvj. Storax ℥ß. Zucker ℥iij. Loͤse alles in Rosen-Julep/ so viel vonnoͤ- then/ auff/ thue zu Mosch ℈ j. Aloesholtz ʒiß. Mache daraus kleine Zeltlein. Noch andere fuͤr geringe Leut. Zeltlein fuͤr Arme. ℞. Zitber und Angelick-Wurtz/ aa. ʒiß. Laudan. opiat. ℥ß. Weyrauch ʒiß. Agdstein ʒij. Myrrhen ʒj. Wachholderbeer No. x. Lavendel und Rosenblaͤtter/ aa. ℈j. Mache daraus mit Tragant-Schleim/ so von Rosenwasser auffgeloͤset/ Zeltlein zum rauchen. Ander Das VII. Capitel. Ander Zeltleinfuͤr Arme. Ander Zeltlein fuͤr Leut geringen Vermoͤgens. ℞. Myrrhen/ Weyrauch/ Agdstein/ aa. ʒij. Rosmarin/ Wasser-Bathengel/ Raute/ aa. ʒiß. Thimian ʒj. Lorbeer ℈ ij. Diptam-Wurtz ʒß. Pulverisir alles/ und mache mit Rauten- Safft kleine Zeltlein daraus/ laß sie trocknen zum Gebrauch. Noch an- der Rau- cher-Zelt-lein. Noch ander Raucher-Zeltlein fuͤr Arme. ℞. Myrrhen/ Ladani/ Schweffelblum aa. ʒj. Campffer ℈ j. Agdstein ʒj. Weissen Zucker ℥iij. Mit Tragant-Schleim/ so durch Regen- wasser ausgezogen/ mache Zeltlein dar- aus/ wem beliebt/ kan Lign. aloës ʒj. darzu thun/ so werden sie besser. Noch folgen einige Formulen von Rau- cher-Kertzlein/ von welchen nach Belieben zu gebrauchen. Rauch-Kertzlein. Rauch-Kertzlein. ℞. Benzoin ℥ß. Storax/ Ladani/ aa. ʒij. Liquid. ambr. ʒj. Paradißholtz/ Judenleim/ aa. ℈ij. Die Von præservi renden Pest-Mitteln. Die aͤusserste gedoͤrrete-Schalen von Porßdorffer Aepffeln ʒß . Linden-Kohlen/ mit Rosenwasser ge- loͤschet/ Mosch aa. ℈j. Tragant-Schleim mit Rosenwasser/ q. s. Davon mache Raucher-Kertzlein. Auff andere Manier Rauch- Rauch- Kertzlein andere Manier. Kertzlein. ℞. Rothe Rosen/ gelb Santel/ Citronschalen/ Ladani/ aa. ℥j. Zimmet und Naͤgelin/ aa. ℈ij. Moschat. alepta ʒij. Wohlriechend Basilienkraut ( Ocymi ) ʒj. Mosch und Ambra aa. gr. iij. Linden-Kohlen ℥iiij. mit Tragant- Schleim so mit Rosenwasser auf- geloͤset. Mache daraus Raucher-Kertzlein. Andere Rauch-Kertzlein/ geringe- Nauch- Kertzlein in gerin- gerem Werth. ren Werths. ℞. Ladani/ Mastix/ aa. ℥ß. Gummi bdelli ʒij. Thimian/ Spicknardi/ Majoran/ aa. ʒiß. Schaffgarben-Kraut ʒj. Kohlen von Weidenholtz ℥ij. D Sol- Das VII. Capitel. Solches zerstoß alles mit Tragant-Schleim/ der mit Rosenwasser auffgeloͤset/ und ma- che Rauch-Kertzlein. Noch ein andere Art Rauch-Kertzlein. Noch andere Rauch-Kertzlein. ℞. Wachholderbeer/ Lorbeer/ aa. ʒiij. Rosenblaͤtter ℥j. Florentiner-Wurtz ℥ß. Melissen ʒiß. Pomerantzenschalen ʒiiß. Linden-Kohlen ℥iiß. Mit Terbenthin und Tragant/ so in Ro- senwasser auffgeloͤset/ bereite nach der Kunst Rauch-Kertzlein. Wie man raͤuchern soll. Mit angefuͤhrten Formulen/ unter welchen man/ welches beliebig/ erwaͤhlen kan/ hat man zur Præservation sattsame Raucherwerck/ da- mit sollen die jenige Gemaͤcher/ welche taͤg- lich im Gebrauch seyn/ alle Tage wohl be- rauchert und keines uͤbergangen werden/ da- mit koͤnnen die unreinen Duͤnste zerstaͤubet und die Lufft corrigi rt seyn. Die Gemaͤcher aber/ welch ordinari gebrauchet werden/ kan man oͤffter beraͤuchern/ dieweil solcher in den- selbigen gar bald verflieget. Ob man stinckende Sachen gebrau- chen kan. Es pflegen auch einige mit stinckenden Sa- chen zu rauchern/ als mit Toback/ brennen- den Lunden/ und dergleichen uͤbel riechenden Sachen/ in Meynung/ damit den boͤsen Lufft zu veraͤndern; wie dann beobachtet/ daß in letzter Pestilentz zu Leipzig man auff dasi- gem Von præservi renden Artzneyen. gem Rathhauß/ als an einem sonst unge- woͤhnlichen Ort/ haͤuffig Toback geschmau- chet: Ich kan aber nicht glauben/ daß sol- cher Geruch den schwachen und krancken Pa- tienten dienlich seyn kan/ sondern daß die Le- bens-Geister durch solchen Gestanck vielmehr geschwaͤchet werden. Das VIII. Capitel. Von præservi renden Mitteln Das VIII. Capitel. fuͤr Arm und Reiche. N Ach dem wir in vorigem Capitel der præservi renden Rauchwerck fuͤr Arm und Reiche Meldung gethan/ so soll auch allhier fortgefahren und der innerlichen præservi renden Medicamen- ten gedacht werden. Anfaͤnglich der Rei- Reiche Leut wol- len all zeit den Vor- zug in Me- dicamen- ten haben. chen ihre Mittel betreffende/ so finden sich ei- nige/ welchen keine Artzney/ die wolfeil seyn/ und eben auch gute Huͤlff thun/ gebrauchen wollen/ sondern halten davor/ was nicht viel Geld koste/ das werde auch nicht viel helffen oder Krafft haben; oder ob sie schon an der Krafft und Tugend auch nicht zweiffeln/ so wollen sie doch fuͤr den Armen einen Vorzug haben/ und mit etwas anders bedient seyn. Manche/ ob sie schon wissen/ daß bey den je- nigen/ so taͤglich antidota brauchen/ der Gifft nicht leichtlich hafften mag/ auch da sie uͤber Zuversicht befallen werden/ sicherer und schleu- D 2 niger Das VIII. Capitel. niger zu curiren seyn/ so sind sie doch/ wie Pansa Consil. antipestif. 1. cap. 10. schreibet/ solche karge Filtz/ daß sie nichts auff ihren Leib wenden/ stehen derowegen in groͤster Gefahr/ und kommen selten davon/ dieweil sie die rechten Gesellen seyn/ die in solcher Ge- legenheit die Cur versaͤumen/ und vor Geitz und schinden an die heylsame Cur nicht ge- dencken/ vielweniger daß sie selbige brauchen/ derowegen man sie hernach in nomine Do- mini mit dem si bona dahin wandern las- sen muß. Was die Præserva- tion fuͤr Nutzen bringet. Andere (schreibt Pansa ferner) die zuvor etwas zur Fuͤrsorge gebrauchet haben/ die koͤnnen gar leichtlich und mit halbem Theil der Artzney curirt werden/ und moͤgen wohl- habige Leut/ damit die Natur einerley Artz- neyen nicht gewohne/ und dasselbe mehr fuͤr Speiß denn Artzney gebrauche/ einen Tag nach dem andern/ nach gereinigtem Leib durch ordentliche Purgantia, des Morgens nuͤch- tern von dem nachbeschriebenen Guͤlden Ey/ so in Apothecken muß zugerichtet wer- den/ zur Præservation einer Haselnuß groß einnehmen/ und also essen/ vor andern ge- meinen Beschreibungen zu erwaͤhlen/ die Be- reitung ist folgende. GuͤldenesEy. Electuarium de Ovo oder guͤlde- nes Ey. ℞. Ein frisch gelegtes Ey/ mache an bey- den Von præservi renden Artzneyen. den Enden ein Loͤchlein drein/ und blase das Weisse heraus/ was darinn ledig wird/ das fuͤlle wieder mit so viel gantzem Saffran/ als eingehen kan/ und mache es mit einer andern Schale fest wieder zu/ damit nichts ausrie- chen kan/ und brate das Ey bey gelindem Feuer oder am warmen Ofen so lang/ biß es beginnet schwartz zu werden/ worbey denn fleissig in acht zu nehmen/ daß das Ey nicht zu heiß stehe/ und der Saffran verbrenne: nehm denn die Materi aus dem Ey/ und trockne sie voͤllig/ daß sie im Moͤrsel wohl kan gestossen werden/ und mache ein Pulver dar- aus/ zu solchem thue so viel weissen Senff/ als das ander alles wieget/ hernach nehm pulverisirte Weisse Diptam-Wurtz/ Tormentill-Wurtz/ Rothe Myrrhen/ Hirschhorn/ Kraͤhenaugen/ ( Nuc. Vom. ) Angelick/ Pimpinel/ Wachholderbeer/ Zitwer-Wurtz/ Campffer/ aa. ℥ß. Mische es alles wohl im Moͤrser/ und letz- lich thue darzu Theriac/ so viel als obige Stuͤck alle wïegen/ und stoß es alles noch einmal/ und mische es 3. Stunden lang/ da du denn allemal etwas von Limonien-Sy- D 3 rup/ Das VIII. Capitel. rup/ so viel als noͤthig ist/ beyfuͤgen must/ daß es ein Electuarium werde. Dieses Electuarii fuͤrnehmster Gebrauch ist in Pest-Zeiten und Præservation vor Gifft. Es treibt gewaltig den Schweiß/ und mit demselben den Gifft von Hertzen/ zur Circum- ferenz, beschuͤtzet das Hertz/ und zertreibet die gifftigen Schaden. Præservi- rende Gift-Latwerg. Ein ander præservi rend Electuarium. ℞. Angelickwurtzel ʒij. Entzianwurtz ʒiij. Rund und lang Osterluci/ Biebenel/ Baldrian/ Meisterwurtz/ Tormentil/ weissen Diptam aa. ʒj. Citron-Schalen ʒij. Aloesholtz/ Santelholtz/ des gelben/ Saurampff-Saam/ Citron-Kern/ Lorbeer aa. ʒj. Zerschneid und zerstoß/ und ziehe mit Wachholder- Spir. die Essentz heraus/ denn evapori r den Spir. bis zur Honig-dicke/ thue hinzu Geraspelt Helffenbein/ Bereitet Saphier. aa. ʒiij. Hyacinthen/ Perlein aa. ʒiß. Beinlein von Hirschhertz ℈iiij. Einhorn ʒij. Campffer ʒiß. Theriac. A. ℥ij. Mische es zu einer Latwerg/ zu Præservi- rung/ Von præservi renden Artzneyen. rung/ die Dos. ℈j. ad ℈ij. zu der Cur aber muß von ℈ß. ad ʒij. genommen werden. Bezoar-Wasser zu Præservi rung Aqua Be- zoardica. gegen die Pest. ℞. Wurtz von Angelick/ Entzian/ Tor- mentill/ Diptam/ Zitwer/ Pesti- lentzwurtz aa. ℥j. Dreyer Santelholtz/ geraspelt aa. ℥ß. Extract von Cardbenedicten ʒvj. Mithritat ℥iij. Campffer ʒj. Grauen Amber gr. x. Zerschneid und zerstoß alles groͤblecht/ und gieß daruͤber Rheinwein 1 Maaß. Welsch Nuß-Wasser 1 Maaß. Stell es zusammen an warmen Ort/ ruͤt- tel es taͤglich 3 mahl/ denn destillir es in Baln. wer es zu der Præservation gebrauchen will/ der soll davon einen Loͤffel voll/ zur Cur aber 3 Loͤffel voll nehmen. Es ist auch ein fuͤrtrefflich Præservativ, wann man Malvasier uͤber Ambra giesset/ und zuweilen einen halben Loͤffel voll davon trincket. Die Wohlhabigen moͤgen auch/ wann sie Zaͤltlein im Mund zu neh- men. ausgehen/ ein baar von folgenden Mund- Zaͤltlein auf der Zung gemaͤhlig zergehen lassen. ℞. Getroͤcknete Citron-Schalen ℥j. D 4 Zim- Das VIII. Capitel. Zimmet/ Macis aa. ʒij. Citron-Schalen-Oel/ gutt. 10. Zimmet-Oel/ Muscatblum-Oel aa. gutt. v. Weissen Zucker-Candi ℥iiij. Mit Tragant-Schleim/ so mit Rosen- wasser extrahi rt/ mache kleine Zaͤlt- lein auf die Zung zu nehmen. So dienen auch in Pest-Zeiten zu præser- vi ren folgende Trochisci Prophy-lactici. Præservi r-Zaͤltlein der Franckfurter. ℞. Armenischen Voli/ der in Citron- Safft eingeweichet und wieder ge- troͤcknet worden/ ʒj. Bereitete rothe Corallen ℥ij. Geraspelt Hirschhorn ʒj. Weisen Agdstein ℈ij. Tormentillwurtz/ Biebernel/ Meister- wurtz/ Angelick und Zitwerwurtz/ Zimmet aa. ʒij. Saffran ℈j. Mache alles zu subtilen Pulver von sol- chem Pulver/ nehm ʒij. bespreng solches mit Zimmet und Angelick-Oel aa. gutt. j. Mit Tragant-Schleim in Rosenwasser auffgeloͤset/ mache Zaͤltlein. Auf andere Manier werden noch beschrie- ben Trochisci Prophyla- ctici c. Mi-thridato. Trochisci Prophylactici. ℞. Armenischen Boli/ mit Citron-Safft bereitet. Zim- Von præservi renden Artzneyen. Zimmet aa. ℥j. Rothe bereitete Corallen/ Tormentill/ Pimpinell/ Angelick/ Mei- sterwurtz/ Zitwerwurtz/ Naͤgelein aa. ʒij. Geschabt Hirschhorn/ Saurampff-Saam/ Marck aus Citron-Kern aa. ʒj. Bereiteten Agdstein ℈ij. Saffran ℈j. Mache und mische alles zu subtilen Pul- ver/ von solchen nimm ʒij. Mithritat ʒj. Ol. Cinamom. Angelicæ aa. gutt. vij. Zucker ℥iij. Mit Tragant-Schleim in Rosenwasser auffgeloͤset/ mache Zaͤltlein. Die Rotulæ Liberantis werden mit Zu- cker in aqua quadam appropriata dissolvi rt/ von den Speciebus confectionis Liberantis bereitet/ deren Beschreibung diese: Rotulæ Liborantis. Rotula Li- berantis. ℞. Bereiteten Saurampff-Endiven-Co- riander- und Citron-Saam aa. ʒiß. Dreyer Santel/ Weiß Dictam aa. ʒj. Tormentillwurtz ʒiß. Bereiteten Armenischen Bolus/ Terra lem. aa. ʒij. Bereitete Perlen/ D 5 Berei- Das VIII. Capitel. Bereitete roth und weisse Corallen/ weissen Agdstein/ Geraspelt Elffenbein/ Gebrannt Elffenbein/ Bein von Hirschhertz/ Been/ roth und weiß. Gemsenwurtz/ Cardomomi/ Zimmet/ Macis/ Aloesholtz/ Cassienholtz/ Saffran/ Zittwer aa. ʒß. Penidien-Zucker/ Candel-Zucker/ Serici crudi tosti pulver. Smaragd. hyacinth. Granat. aa. ℈ij. Flor. Nymph. Bugloß. rosar. aa. ℈j. Camphor. gr. vij. Mosch. ambra gr. iij. Mische alles zu einem subtilen Pulver. Dieweil denn/ wie zu sehen/ diese beyde Compositiones von Hertz-Hirn- und Ma- genstaͤrckenden/ insonderheit aber von solchen ingredientibus, welche von allen autoribus und vornehmen Medicis, so von der Pest ge- schrieben/ wider diese boͤse gifftige Seuche sonderlich geruͤhmet werden/ bestehen; so ist gantz kein Zweiffel/ daß sie beydes dem Pest- Krancken selbst nuͤtzlich und gut seyn/ wie denn auch die Confectio liberantis insonder- heit von dem loͤblichen Collegio Medicorum zu Augspurg in seinen Pharmacopoli en also angeruͤhmet wird. Ein Von præservi renden Artzneyen. Ein Electuarium, so wider die Pest Pest-Lat- werg. præservativè \& curativè dienet. ℞. Des besien Theriacs ʒvj. Mithritat ʒj. Electuar. de Ovo ʒiij. Bereiteten Boli Armen. ʒij. Mit genugsamen Acetos. citri mache eine Latwerg. Von dieser Latwerg soll man ein Quintel oder etwas mehr/ da es vonnoͤthen/ mit Car- dobenedicten-Wasser eingeben. Nuß-Latwerg/ zur Præservation, Præser- vi rende Nuß-Lat- werg. Tempore Pestis dienlich. ℞. Geschaͤlte Kern von Baum-Nuͤssen/ No. xx. Frische Feigen/ No. xv. Tormentill/ Bibenellwurtz/ aa. aa. ʒiij. Lorbeer/ Citron-Schalen/ Galgant/ Muscatbluͤhe in Essig gebeitzt aa. ʒiß. Hirschhorn/ Boli Armeni/ Gesiegelte Erde aa. ʒij. Myrrhen ʒj. Saffran ʒß. Diese Species soll man alle zart stossen/ und mit ℔iij. rein verschaumten Honig zu einer Latwerge machen/ davon Morgens nuͤchtern/ ehe man aus dem Hauß gehet/ einer Casta- nien groß eingenommen. Diejenigen/ so geringeren Vermoͤgens seyn/ Das VIII. Capitel. Præservi- rende Mit- tel fuͤr Arme. seyn/ solche theure Medicamenta zu bezahlen/ denen kan man zur Præservation bereiten fol- genden Gifft-Essig. Gifft-Essig. ℞. Rothe Rosen zu Pulver gestossen ℥ß. Zitwer/ Wachholderbeer/ Naͤgelein/ Citron-Schalen aa. ʒj. Zerstoß alles groͤblecht/ mische es unter- einander/ gieß eine halbe Maaß Wein-Essig daran/ davon zuweilen einen Loͤffel voll zu trincken. Pest-Lat-werg. Præservi rende Pest-Latwerg. ℞. Abgeschelte Nußkern ℥ij. Feigen ℥iij. Wein-Raute ℥j. Wacholderbeer ℥vj. Lorbeer ʒx. Zitwer/ runde Hollwurtz/ Baldrian/ Aland aa. ʒij. Saltz ʒß. Mache es mit Essig oder besser mit Oxi- mell zu einer Latwerg/ davon Morgens nuͤchtern ʒj. zu nehmen. Pest-Lat- werg fuͤr das Hauß-gesinde. Koͤstliche Pest-Latwerg fuͤr das Haußgesind. ℞. Welsche Nußkern No. iij. Gute fette Feigen No. ij. Raute ʒj. Kohl/ Saamen ʒj. Pastinack-Saam/ Lange Von præservi renden Artzneyen. Lange Hollwurtz aa. ʒß. Runde Hollwurtz ℈iiij. Aronwurtz ℈j. Diptam/ Pimpinellwurtz/ Lorbeer/ aa. ʒij. Gebrannt Hirschhorn/ Muscatbluͤhe/ Myrrhen/ gesiegelte Erde aa. ʒiij. Alles wohl zerstossen/ untereinander ver- mischet/ und mit Honig zu einer Latwerg gemachet. Ein ander Gifft-Latwerg. Andere Gifft-Lat- werg. ℞. Honig ℔ij. gieß ein wenig Wasser darein/ laß es wohl sieden/ und schaum es ab/ weil es warm ist/ und so es ein wenig erkuͤh- let/ so thue darzu Angelickwurtz/ Hollwurtz/ Alandwurtz aa. ℥j. Liebstoͤckelwurz Baldrian/ Natterwurz/ Biebenel/ Zitwer/ Lorbeer/ Galgant/ Wacholderbeer/ Wermuth-Koͤrner/ Fenchel/ Cubeben/ Theriac aa. ℥ß. Mache aus allen ein Latwerg/ davon nim̃ alle Morgen/ oder nur neben andern Stuͤ- cken Wechsel-weise/ einer Castanien groß. Es ist fuͤr arme Leut auch gut/ wenn sie nur Wachholderbeer in Essig uͤber Nacht ein- weichen/ und deroselben des Morgens etliche essen. Etliche gebrauchen nur den Knob- Was von Knod- lauch zu halten. lauch/ wiewol solcher von etlichen verworffen wird/ hingegen Quercetan. in pest-alexic. kan seine Tugend nicht sowol fuͤr sich selbst/ als Das VIII. Capitel. als auch aus Dioscoride, Celso, Æginata, Hippocrate, Galeno, Virgilio, D. Ambro- sio und Persio nicht genugsam ruͤhmen. Sen- nert. lib. 4. cap. 7. de febr. schreibt: Zwieb- len und Knoblauch seynd zwar als ein Medi- camentum nutzlich/ sie geben aber kein gut Nutriment, derowegen man sie auch im Leib in keiner grossen Quanti taͤt wie die Speisen/ sondern wie Artzneyen gebrauchen soll: aͤus- serlich haͤnget man solche in die Haͤuser/ weil sie allen boͤsen Dunst hefftig an sich ziehen sollen. Ist also der Knoblauch theils Bau- ren ihr bester Theriac/ wie ingleichem die Aronswurtz oder Zehrwurtz/ die gleichfalls fuͤr den Gifft dienet/ und statt des Imbers offt von ihnen gebrauchet wird. Das Saͤchsische Gifft-Pulver/ das man sonst das Churfuͤrsten-Pulver nennet/ und vor diesem fuͤr ein heimliche bewaͤhrte Kunst vor alle Gifft ist gehalten worden/ soll unter allen fuͤr der vornehmsten Stuͤcken eines ge- braucht werden/ so zwar nicht viel kostet/ des- sen Beschreibung ist folgende. Saͤchsische Pest-Pul-ver. Das Saͤchsische Pest-Pulver. ℞. Baldrianwurtz ℥ß. Schwalbenwurtz/ Nesselwurtz/ aa. ℥j. Engelsuͤß/ wilder Angelick/ Altheewurtz/ aa. ℥ij. Zahme Angelica ℥iiij. Rinde von Kellerhalß/ Loroͤhl/ aa. ℥iß. Die Von præservi renden Artzneyen. Die Wurtzeln aber sollen alle zwischen dem 15. Aug. und 13. Septembr. gegraben und klein zerschnitten werden/ thue alles in einen verglassirten Hafen/ gieß zwey zwerch Finger hoch Essig druͤber/ verdeck und ver- papp das Gefaͤß mit einem Teiglein von Meelund Eyerklar gemacht/ bey lindem Feuer zu sieden/ abzuseihen/ auszudrucken/ und zu einem Pulver zu machen/ davon Morgens ein paar Messerspitz voll/ allein trocken oder in warmen Bier einnehmen. Ein gut bewaͤhrte Aqua vitæ in Aqua vitæ so in Pest- zeiten dienlich. Sterbenslaͤufften. ℞. Meisterwurtz/ Alantwurtz/ Baldrian- wurtz/ Bihenellwurtz/ Schellwurtz/ Natterw. Angelick/ Diptam/ aa. ℥ß. Alles klein gestossen und zerschnitten/ und in ein Maaß guten Brandwein geleget/ und darzu gethan Venediger Theriac ℥ß. Laß ein Zeit beysamm stehen/ davon Mor- gens ein Loͤffel voll zu trincken. Eusserlich kan man sich mit obgemeldtem Gifft-Essig bestreichen/ und Angelickwurtz/ Zittwer/ Callmus und Biebenellwurtz bey sich tragen/ und davon wechselweise etwas in Mund nehmen. In den Kleidern dienet ein Buͤschlein Baldrianwurtz bey sich zu ha- ben: So kan man auch ein durchbohreten Knopff Das VIII. Capitel. Knopff von Wachholderholtz in Haͤnden tra- gen/ in welchem ein Schwaͤmmlein mit Ro- sen Essig/ oder Wein-Essig/ oder oben ge- meldlen Gifft-Essig getuncket/ und offt dar- an riechen/ wenn man mit andren Leuten um- gehen muß. Nehm auch Theriac ʒij. Saffran und Campffer/ aa. gr. x. vermische es zu einem Saͤlblein mit ein wenig Rosen-Essig/ damit schmiere dich ums Hertz. Bewaͤhr- ter Pest- Essig. D. Timæi. Bewaͤhrter Pest-Essig D. Timæi. ℞. Confect. Orvietan. ℥ij. Diascord. Frac. ℥iß. Theriac. Andtm. ℥j. Angelick/ Gifftwurtz/ Alant/ Biebenell/ Tormentill/ Scorzoner/ weiß Di- ptam/ Pestilentzwurtz/ aa. ʒvj. Lachen-Knoblauch-Kraut/ Raute/ Schaffgarbe/ aa. Mj. Citronschalen/ Eschenholtzrinde/ aa. ℥ß. Wachholderbeer ℥iiß. Muscatblum/ Zitwerwurtz/ aa. ʒiij. Campffer/ ℈ij. Saffran/ ʒj. Gieß darauff Himbeer-Safft/ der zu sau- rem Essig worden/ soviel vonnoͤthen/ mische es wohl/ und laß am warmen Ort wohl ver- bunden stehen/ biß es die Tinctur ausgezo- gen/ dann filtri re es/ und behalt es zum Ge- brauch. Wenn/ Von præservi renden Artzneyen. Wenn/ so bald man einen Anstoß von der Pest vermerckt/ man desselben ein paar Loͤffel voll entweder mit Theriac oder Diascorid. Fracast. ʒj. vermischet/ einnimmet/ bekraͤffti- get der Autor in seinen Consil. p. m. 393. daß nichts bewaͤhrters zu finden seyn soll. Noch ein bewaͤhrter Pest-Essig. Noch ein bewaͤhrter Pest-Essig. ℞. Groß Schellkraut-Wurtz ℥ß. Meisterwurtz/ Angelick/ Entzian/ Nat- terwurtz/ Baldrian/ Biebenell/ weiß Diptam/ Zitwer und Eberwurtz/ aa. ʒj. Groß Wegbreitwurtz/ ʒiß. Lachen-Knoblauch/ Cardbenedicten/ Cretisch Diptamkraut/ aa. p. ij. Citronschalen und Koͤrner/ aa. ʒiß. Wachholderbeer ʒij. Geschaͤlte Welsche Nußkern/ ℥ij. Gelb Santelholtz ʒß. Gieß darauff guten Rosen-Essig/ daß er 4. Finger hoch daruͤber gehet/ laß es mit ein- ander wohl vermachet an einem warmen Ort stehen; dessen Nutz und Gebrauch ist wie des Timæi. Gifft-Wasser. Aqua Ale- xipharmi- ca, Zvvŏlf- feri. ℞. Frische Angelick/ Liebstoͤckel/ Alant- wurtz/ aa. ℥iij. Zuwer/ Meisterwurtz/ Gifftwurtz/ aa. ℥ß. Frische Raute/ Lachen-Knoblauch/ aa. ℥viij. E Melisse/ Das VIII. Capitel. Melisse/ ℥vj. Saam von Raute/ ℥j. Wachholderbeer/ ℥v. Lorbeer/ ℥ij. Pomerantzenschalen/ ℥iij. Citronschalen/ ℥iiij. Zimmet/ ℥ij. Muscatbluͤhe/ ℥j. Gewuͤrtz-Naͤgelin/ ℥j. Zerstoß und schneid alles groblecht/ thue es in ein glasen Kolben/ gieß darauff guten alten weissen Wein ℔vj. wenn es genug ge- weichet/ so destillir es im Sand in MB . biß auff die Troͤckne ab/ aber in Schnabel haͤn- ge Saffran/ Campffer aa. ʒß. Myrrhen ʒj. und verwahr solch Wasser wohl. Es dienet in allen Kranckheiten/ die eine Maligni taͤt bey sich haben/ auch in der Pe- stilentz ist es gut/ sowol zu præservi ren als auch zu curiren; man kan auch damit Pul- ver und ander Wider-Gifft eingeben/ und den Schweiß befoͤrdern. Dos. 2. biß 3. Loͤf- fel voll. Aqua Pro- phylacti- ca, Sylvii. Widergifft-Wasser. ℞. Angelick-Zitwerwurtz aa. ℥j. Gifftwurtz ℥ij. Garten-Raute/ Melisse/ Scabiosen aa. ℥ij. Unreiffe Wallnuͤsse ℔ij. Frische Citronen klein geschnitten ℔j. Wenn Von præservi renden Artzneyen. Wenn alles zur infusion bereitet/ so gieß daruͤber Wein Essig des besten/ so von sich selbst biß auff den dritten Theil abdestillirt in einem glasern Kolben ℔xij. Laß uͤber Nacht stehen/ am Morgen de- stillir es aus der Asche biß auff die Trockne. Dieses Wasser ist von grosser Wuͤrckung/ und kan man es in Pestzeiten in ordinari Tranck/ Bier/ Suppen und dergleichen biß zu beliebiger Saurigkeit vermischen/ es be- foͤrdert einen unbeschreiblichen Schweiß/ und loͤschet den Durst. Theriack-Wasser. Aqua Tha- riacalis usual. ℞. Alant/ Dictam/ Angelick/ Zitwer/ Tor- mentill und Eberwurtz aa. ℥ß. Kraut von Ziegen-Raute ℥iß. Raute/ Scabiosen aa. Miß. Schalen und Saam von Citron/ Johanniskraut-Blumen/ Dreyfaltigkeit-Blum/ Aloesholtz aa. ʒij. Gelben Santel ʒiij. Zimmet ℥ß. Naͤgelin ʒij. Biebergeil ℥j. Gieß darauff Malvasier-Wein ℔ij. Wein-Essig ℔ß. Cardbenedict-Wasser/ Melissen-Was- ser aa. ℔iij. Hernach destillir es durch ein Mar. Baln. E 2 Es Das VIII. Capitel. Es dienet in Pestzeiten zu præservi ren 1 Loͤf- fel voll/ in der Cur aber kan man 2. oder 3. Loͤffel voll nehmen/ und wol damit schwitzen. Bezoardi- cus Pesti- lenzialis. Bezoardischer Pest-Balsam. ℞. Destillirt Rauten-Oel/ Citron- und Angelick-Oel aa. ʒß. Destillirt Agdstein-Oel gr. v. Campffer-Oel ʒiij. Ausgeprest Muscatnuß-Oel ℥ß. Vereinige es zusammen zu einem Balsam. Das Muscat-Oel kan man mit Rauten-An- gelick- oder Citronwasser waschen/ biß es weiß wird. F. F. Elect. Ale- xipharma- cum. de Spina. Gifft-Latwerg. ℞. Diptamwurtz/ Benedictwurtz/ Rund- und wilder Galgan aa. ℥iß. Haselwurtz ʒvj. Florentiner Veilwurtz/ Raute/ rothe Rosen aa. ℥iß. Cretischer Diptam ʒiij. Indianischer Spick ℥iß. Zimmet/ Saffran aa. ℥ß. Wachholderbeer/ Lorbeer aa. ʒvj. Mastix/ Lerchenschwamm præp. Myr- rhen aa. ʒij. Armenischen Bolus. Spec. liberant. aa. ʒvj. Zerstoß alles/ sieb es durch/ darnach nehm Kern von Welschen Nuͤssen ℥iij. Gut Von præservi renden Artzneyen. Gute Feigen ℥ix. Zerstoß es miteinander/ thue ein wenig Wein darzu/ laß es durch ein Sieb lauffen/ daß es so dick wie Brey wird/ denn loͤse von feinem Zucker ℔iiß. ℥iij. in genugsamen Wasser bey gelindem Feuer auf/ und thue abgeschaͤumt Honig ℔iij. darzu/ laß es wohl kochen/ biß das Wasser abgerauchet/ darnach thue das Teiglein von Feigen darbey/ und die Nuß/ auch Theriac. andr. ℥ix. Rothe Rosen Conserv. ℔iß. Dickgemachten Wermuth-Safft. Mische es wohl mit einem hoͤltzern Spa- tel/ thue es hernach von Feuer/ ruͤhr es/ bis es kalt worden/ denn mische zulezt die Pulver auffs best darunter/ und thue noch darzu Grauen Amber ʒj. Biesam ℈j. Mische alles nach der Kunst zu einer Latwerg. Dieses Electuarium ist in letzter Franck- furter Pest sehr gebrauchet worden/ da dann solche sowol in Præservi rung/ als auch in Hei- lung der Pest viel gethan hat. Es ist dieses Electuarium corrigi rt wor- den/ und annoti rt/ daß der runde Galgan/ Haselwurtz/ Florentiner Veyelwurtz/ rothe Rosen/ bereiteter Lerchen-Schwamm/ Spec. Liberantes, Terbenthin und Theriac wohl ausgelassen werden koͤnnen/ dieweilen die an- E 3 dern Das VIII. Capitel. dern zusammen gesezte Stuck zu einem Gifft- Mittel genugsam waͤren. Knob- lauch- Eli- xir wider die Pest. Elixir Alliatum. ℞. Gereinigte Knoblauch-Zehen No. xx. Zerstoß und thue es in ein alembic, gieß wol- rectifici rten Brandwein darauff/ daß solcher vier quer Finger hoch daruͤber gehet/ destillir es in MB durch oͤffters cohibi ren/ und thue immer neue Knoblauch-Haͤuptlein darzu/ in der letzten destillation aber thue im Hals des alembici in ein Tuͤchlein Campffer ʒj. de- stillir es wie zuvor/ so hast du ein herrlich Elixir. Es ist ein trefflich Elixir und Præservativ in der Pest/ und kan man alle Morgen einen Loͤffel voll entweder allein/ oder in Cardbene- dicten-Wasser oder Ehrenpreiß-Wasser ein- nehmen. Nichtweniger kan es auch wider Colic und Mutter-Beschwerde/ wenn vorher clystirt worden/ gebrauchet werden. Elixir- Campho- ræ. Aqua Pestilenzialis Hartmanni. ℞. Des besten Brandweins ℔j. Campffer/ zu Sommer-Zeit ʒvij. ℈j. im Winter ʒx. ℈ij. Incidi r die Campffer/ so solvi rt sie sich gleich ohne Feuer/ denn hang in einem Saͤck- lein guten Saffran ℈ß. hinein/ so farbt sich der Brandwein/ behalt es in wohlverschlossen Glaß. Es hat trefflichen Nutzen in der Pest/ so wol Von præservi renden Artzneyen. wol zu præservi ren/ als zu heilen; treibt den Schweiß/ staͤrckt das Haupt und Hertz/ hilfft auch wider Zipperlein. Dos. ist von gr. vj. ad ℈j. in Hertz-Wasser oder sonst beliebigen liquore. Pestilentz- Elixir. Elixir Pe- stilenziale. ℞. Schwefelblum ℥iij. Rectifici rt Wachholder-Oel ℥viij. Agdstein-Oel ℥ij. digeri r es/ damit sich die Blumen auffloͤsen/ Theriae. Andr. ℔j. ad ℔ij. Extrahi r ihn mit den besten Brandwein/ der rectisici rt ist/ und ziehe ihn ab/ dann nimm Aland- und Angelickwurtzel/ Wachholderbeer/ aa. ℥iij. Ziehe die Tinctur mit eben dem Spiritus aus/ und abstrahi r ihn wiederum/ mische die- sen Extract mit den Theriac- Extract, und gieß die essentifici rte Oel daran/ welche vorher filtri rt seyn muͤssen/ und circuli r sie wohl bey gelindem Feuer. Dieses Geheimnuͤß wuͤrckt in der grassi- renden Pest/ und andern ansteckenden Kranckheiten/ mit Wunder/ so wohl in Præservi rung/ als auch in Austreibung des angesteckten Giffts. Dos. in der Præservi- rung etliche Tropffen/ zu der Cur aber von ℈j. ad ℈ij. in Wein/ Rosen-Essig/ Lachen- Knoblauch-Wasser ꝛc. E 4 Elixir Das VIII. Capitel. Elixir pro- prietatis c. Rhabar-baro. Elixir Proprictatis Parac. c. Rhabar- baro. ℞. Aloes Succotrin. ℥iß. Myrrhen ℥j. Osterreicher Saffran ℥ß. Rhabarbara ℥iij. Malvasir-Wein ℔ij. Spir. Sulph. per Campan. ℥j. Die ersten Species pulverisir/ den Saffran laß gantz/ laß es 6 Wochen beysammen in der digestion stehen/ coli r es durch ein Tuch/ und heb es auf zum Gebrauch. Dos. von ℈j. ad ʒj. In Pestilentzischen gifftigen Fie- bern/ ja in der Pestilentz selbst/ ist es ein herrlich Purgir-Mittel/ ingleichen auch in affectu Hypochondriaco und Mutter-Be- schwerden/ ist es eine rechte beruͤhmte und heilsame Artzney. Morsel- len-Taͤff- lein widerdie Pest. Morsuli contra Pestem. ℞. Baldrian/ Angelick/ Tormentil/ Nat- terwurtz/ Scordien und Cardbene- dicten aa. ʒß. Saamen von Citron/ Saurampff/ Bereitet Coriander aa. ℈j. Borragen-Blum/ rothe Rosen/ Muscatbluͤhe/ Zimmet/ Lorbeer aa. ℈ß. Armenischen Bolus ℈ij. Bereitet Hirschhorn/ gebrannt Elffen- bein aa. ℈j. Weis Von præservi renden Artzneyen. Weis Santelholtz/ Paradißholtz/ Roth Santelholtz aa. ℈j. Bereitete rothe Corallen/ Perlen/ Smaragd/ Hyacinth/ Saphier/ Granad aa. ℈j. Troch. de Camphora ℈ij. Goldblattel No. viij. Zucker in Rosenwasser und Saurampff- wasser auffgeloͤset/ q. s. oder ℥viiij. mache daraus Morsellen. Zitwer-Morsellen in der Pest. Morsuli Zedoaria contr. Po- stem. ℞. Eingemachte Citron-Schalen ℈iiij. Pomrantzen Schalen ℈ij. Mannstreuwurtz/ Cichorienwurtz/ Biebenelwurtz aa. ℈ij. Wasche den Zucker ab/ und schneide alles klein/ thue darzu Bereitete weisse Corallen/ rothe Co- rallen aa. ʒj. Aloesholz ℈ß. Myrrhen ʒj. Goldblaͤttel No. iv. Zitwerwurz ℈ij. Armenischen Bolus ʒß. Mit Zucker q. s. in Zimmetwasser solvi rt/ mache nach der Kunst daraus Morsellen. Pilulæ Pestilenziales D. Reinesi. Pestilen tz - Pillen D. Reinesi. ℞. Aloes mit Wermuth-Safft einge- traͤncket/ E 5 Tro- Das VIII. Capitel. Trochisci rten Lerchen-Schwamm/ Ziprischen Terbenthin/ Rhebarbara aa. ʒvj. Myrrhen/ Schwefelblum aa. ʒij. Schwartz Nießwurtz- Extract ℥iß. Paradißholtz/ Saffran aa. ℈iiß. Mache alles nach der Kunst mit Pest-Es- sig zu einer Massa. Pestilenzi- ales Com- positæ Pi-lulæ. Zusammen gesetzte Pest-Pillen. ℞. Aloes Succotr. ℥j. Saffran/ Myrrhen aa. ʒj. Zitwer/ Enzian/ Der besten Rhebarbar aa. ʒij. Theriac androm. einer welschen Nuß groß. Die Species pulverisir besonders/ dann mische alles wohl in einem Moͤrser/ und formire nach der Kunst Pillen. Solche staͤrcken die Gedaͤchtnuß/ schaͤrffen das Gesicht/ und geben allen Gliedern Krafft/ stillen das Grimmen/ laxiren/ neh- men die Rohigkeit hinweg/ und die Faulung/ vertreiben die Penstilenzialische Kranckhei- ten. Sie treiben auch den Schweiß/ so/ daß es etliche an statt einer Panacea gebrauchen. Zu Præservi rung gebrauchet man alle Tage eins; zur Heilung aber acht oder zehen/ in ei- nem bequemen Wasser/ und soll der Krancke darauff schwitzen. Etliche nennen sie Pilulas Jesu, oder Ema- nuelis, damit derer Name verborgen bleibe. Potio Von præservi renden Artzneyen. Potio Bezoardica. Potio Be- zoardica, in der Pest zu neh- men. ℞. Bezoar-Pulver/ nach meiner Compo- sition ʒij. Elect. Dioscordi F. ℥j. Volatili sch Agdstein-Hirschhorn- und Natter-Saltz aa. ℈j. Wasser von Theriac ʒvj. Cardbenedict-Wasser ℥iß. Syrup von Erdreich ℥ß. Mische es/ davon alle zwey Stund zwey Loͤffel voll zu nehmen. Mixtura Bezoardica Ang. Salæ. Mixtura Bezoardi- ca Angl. Salæ. ℞. Weinstein-Geist/ Wachholder-Brandwein aa. ℔ij. Des besten Theriacs ℥iiij. Campffer ℥ß. Destillirt Eberwurtz-Oel/ Gifftwurtz-Oel/ Angelick-Oel aa. ʒß. Man mischet erstlich den Campffer samt den Olit aͤten mit dem Theriac in einem Moͤr- ser gar wohl/ und laͤst es also in einen Kol- ben/ der ziemlich groß ist/ thun/ giesset her- nach obgemeldten Spiritus daruͤber/ verma- chet es wohl/ und laͤsset es also 8. Tage lang digeri ren/ alsdann destillirt man diesem li- quorem ab per MB . bis der Theriac am Bo- den trocken bleibt; Unter den Spiritum aber/ so heruͤber gestiegen/ vermischet man corre- ct en Salpeter-Geist ℥ß. und faͤrbt es mit ʒj. des Das VIII. Capitel. des besten Saffrans/ und verwahret es wohl- vermachet zum Gebrauch. Not. Durch dem Spir. Nitr. correct. wird verstanden/ welcher aus geschmoltzenen Nitro mit Bolo armena destillirt/ und darnach in MB . Ignis lento mit eben so viel Spir. Vini Hispan. der zum zweytenmahl abgezogen und rectifici rt ist/ vermischet. Es ist ein trefflich Pest-Mittel Dos. ℈j. ad ʒj. in bequemen Vehiculo. Pulv. Pan- nonicusrubeus A. Ungarisches rothe Pulver. ℞. Armenischen Bolus/ mit Rosen- und Saurampff-Wasser bereitet/ ℥iij. Tuͤrckische Erde ℥ij. Bereitete rothe Corallen ℥ß. weisse Corallen ʒvj. Smaragd/ Rubin/ Saphir/ Hya- zinth aa. ℥ß. Perlen ʒv. Zimmet ʒij. Naͤgelein ʒj. Saurampff-Saam ʒij. Citron-Schalen/ weiß Santel aa. ʒiß. Roth Santel ʒij. Spodii ʒv. Geraspelt Elffenbein ʒiij. Saffran ʒj. Einhorn oder aber Hirschhorn ℥ß. Goldblaͤtlein No. L. Mache alles zu einem zarten Pulver. Die- Von præservi renden Artzneyen. Dieses ist ein vortrefflich Mittel die giff- tigen und Pestilentzialischen Kranckheiten zu heylen. Wo man auch bey den Kindern die Masern oder Pocken vermuthend ist/ so treibt dieses dieselben gewaltig aus. Es dienet ei- nem jeden Alter. Allhier wollen wir mit den præservi ren- den Artzney Mitteln ein Zeit einhalten/ und weiter besehen/ was bey dieser grassirenden Seuche zu erinnern seyn wird. Das IX. Capitel. Das IX. Capitel. Wie sich die jenige/ so præservi- rende Artzneyen gebrauchen/ fer- ner zu verhalten haben. W Enn nun ein rechtschaffener Christ mit vorbeschriebenen Præservation- Mitteln zur Genuͤge versehen/ so ist fuͤr allen Dingen vonnoͤthen/ bey anna- hender Pest mit einem andaͤchtigen Gebet GOtt den himmlischen Artzt von Hertzen an- zuruffen/ in folgendem Gemeinen Pest-Gebet. O Starcker und gerechter GOtt! in des- Pest-Ge- bet. sen allmaͤchtigen Hand allein unser gan- tzes Leben und Zeit bestehet/ du hast uns nicht nur gedrohet/ mit Krieg/ Hunger und Pe- stilentz um unserer Suͤnde willen heimzusu- chen/ sondern auch bereits den Wuͤrg-En- gel Das IX. Capitel. gel in unser geliebtes Teutsche Vaterland ausgesandt/ mit dem Rachschwerdt auff uns zu schlagen/ und mit der schaͤdlichen Seuche der Pestilentz heimgesuchet/ und uns deinen Zorn und Gewalt so empfindlich zu erkennen gegeben/ und unser Missethat fuͤrgestellet. Ach ja HERR/ wir haben es wol verschul- det: Aber wir heben unser Hertz und Haͤnde in Himmel zu dir/ und schreyen dich an/ HErr hilff uns/ wir verderben! Erbarm dich uͤber uns GOtt unser Helffer und Artzt! vergib uns unser Suͤnd und Missethat/ um deines heiligen Namens willen; Du wilt ja den Tod des Suͤnders nicht/ sondern daß er sich bekehre und lebe; darum so laß uns arme Suͤnder fuͤr dir Gnade finden/ und nicht zu schanden werden. Mit diesem un- serm Gebet liegen wir fuͤr dir/ nicht auff ei- nige unser Gerechtigkeit/ sondern auff deine grosse Barmhertzigkeit; O HErr hilff uns von diesem Strick des Jaͤgers/ und von der schaͤdlichen Pestilentz die im Finstern schlei- chet/ behuͤte uns fuͤr dem Grauen des Nachts/ und fuͤr den Pfeilen die des Tages fliegen. O HErꝛ der du allein in solcher Gefahr bewah- ren kanst/ laß den Wuͤrg-Engel bey uns fuͤr- uͤber gehen; laß uns leben/ daß wir dich lo- ben/ und deinen allerheiligsten Namen an- ruffen/ denn wer will dir in der Hoͤlle dan- cken? Dafern du aber je das Ziel unsers Lebens also gestecket hast/ und es dein Will ist Von fernern Verhalten der Ges. ist in deine Hand zu fallen/ und an dieser Plag das zeitliche Leben zu enden/ wolan/ so geschehe dein Wille/ wende nur deine Gnad nicht von uns/ sondern laß uns in aller Ge- dult das Creutz tragen/ bestaͤndig im wah- ren Christlichen Glauben verbleiben/ seliglich einschlaffen/ und am lieben Juͤngsten Tage mit allen Auserwaͤhlten wieder aufferste- hen/ damit wir also dich unsern GOtt und Vater samt deinem geliebten Sohn und Heiligen Geist in ewiger Glori und Herrlich- keit loben und preisen moͤgen/ Amen. So ist auch in solchen Zeiten vonnoͤthen/ Wie man sich gegen sich selbst zu verhal- ten hat. daß einer in seinem Hertzen zweyerley in acht nehme/ nemlich: Daß er nicht zu kuͤhn und keck sey in seinem Hertzen/ und ohne Furcht des HErrn lebe/ und ihm felbst nicht so gar viel zutraue/ denn es kan ein Mensch mit die- sem Gifft nach Verhaͤngnuͤß GOttes bald angesteckt werden/ darbey soll er sein Hauß beschicken/ und all seine Unordnung in Rich- tigkeit bringen/ damit nach seinem Tod un- ter seinen Kindern und Erben kein Streit noch Zanck entstehe/ auch gegen die so sich in solcher Zeit gegen ihm dienstbar bezeiget/ auch Medicos, Barbierer und Apothecker/ und die seiner gepfleget und gewartet/ also belohnen/ damit er sie/ wenn er ihrer wieder beduͤrffte/ willig und bereit finden moͤge/ und seiner Un- danckbarkeit wegen nicht huͤlffloß gelassen werde. So Das IX. Capitel. Wie sich in Speisen zu verhal- ten/ So ist es auch ein boͤser und heutiges Ta- ges gemeiner Gebrauch/ daß viele/ sonderlich wohlhabende Leut/ zu schleckhafften Dingen allzusehr geneiget seyn/ und offt nicht wissen/ was sie ihnen fuͤr seltsame Speisen aufftra- gen und bereiten lassen sollen/ da doch man- ches weder zur Saͤttigung noch zu der Ge- sundheit dienen kan/ sondern dem Leib viel- mehr Schaden zufuͤget. Ist derowegen nicht allein in Pestilentz-Zeiten sondern allzeit nutz- lich und heylsam/ den Leib nicht mit so viel seltzamen Speisen zu beladen/ sondern bloß allein mit 2. oder 3. Speisen vergnuͤget seyn. auch im schlaffen/ Es ist auch in Pestilentz-Zeiten sicherer und besser/ daß man mehr wache als schlaffe/ son- derlich denen/ welche schon mit der Seuch behafftet sind; denn bey vielem schlaffen seynd die Kraͤffte muͤssig/ ruhig und traͤg/ und nicht bereit oder geschickt dem Gifft zu begegnen. Also sollen die/ die schon mit der Pest beladen/ den ersten Tag und Nacht/ ja so lang das Gift nicht vom Hertzen abgewendet/ (welches aus der Ungedult abzunehmen ist) von allem Schlaff abgehalten werden; denn es ist toͤdt- lich/ weil der Schlaff dem Gifft statt gibt/ daß es mit der natuͤrlichen Waͤrm zum Her- tzen zuschlaͤget/ und selbiges also einnimmt und besitzet/ daß es schwerlich davon wieder abgetrieben werden kan. Da man sich aber keiner gifftigen Materi, die zum Hertzen wei- ter schlagen moͤchte/ zu besorgen haͤtte/ soll man Von fernern Verhalten der Ges. man nur 3. oder 4. Stunden schlaffen/ biß zu der andern Nacht/ alsdenn wird der na- tuͤrliche Schlaff wieder gestattet und zuge- lassen. Den Mittags-Schlaff wollen sonderlich im Mit- tags- Schlaff. etliche als ein uͤberaus schaͤdliche Sache dar- um verwerffen/ weil durch denselben viel Daͤmpff und Feuchtigkeiten sich hinauff zum Hirn ziehen/ und dasselbe befeuchten/ auch weil solcher kurtz und unvollkommene Schlaff nicht genug ist/ daß die Dauungen bey dem- selben moͤchten vollkommenlich verrichtet werden. Es ist aber auch nicht gantz zu schliessen/ den Mittags-Schlaff zu vermey- den/ denn er ist in Pestzeiten den jenigen nicht schaͤdlich/ welche entweder alt/ oder des- sen gewohnt seyn/ doch soll solcher nicht so gar bald nach dem Essen und Trincken fuͤr- genommen/ sondern ein Weil hernach/ nach der Regul: Post pastum stabis aut passus mille meabis, auff und ab spatzieret werden. Damit auch die Gesundheit besser erhal- Ein maͤs- sige Leibs- Ubung ist zulaͤßlich. ten werde/ so kan man sich in Pestzeiten ei- ner Leibs-Ubung nach eines jeden Quali taͤt und Wesens bedienen/ und eine freudige zu- gelassene Kurtzweil/ reiten/ fahren/ mit Bal- len spielen/ spatzieren gehen ꝛc. eine Bewe- gung machen/ jedoch daß er in allem nicht zuviel thue/ denn wenn man zu solcher Zeit froͤlich und guter Ding seyn wolte/ moͤchte es das Ansehen haben/ als ob man in Epi- F curi- Das IX. Capitel. curischer Sicherheit beharren und die Zorn- Ruthe Gottes nicht achten wolte/ darum soll man unter der maͤssigen und unmaͤssigen Freude einen Unterscheid halten. Denn die unziemliche unchristliche Freude/ mit unmaͤs- sigem sauffen/ buhlen/ springen und tantzen/ auch andere unziemliche Sachen/ sind verbot- ten; denn dadurch wird das Gewissen be- schweret/ und da ein solcher unversehens mit so gifftigem Pfeil in seiner Suͤnde angetrof- fen wird/ kan es leichtlich heissen: Qualem te invenio, talem de judico. Der Leib soll wohl gereiniget oder pur- girt wer- den. Es ist auch bekannt/ daß jederman sein Gefaͤß/ wenn er darinn eine Speiß kochen will/ oder daraus er isset und trincket/ waͤ- schet und sauber haͤlt/ die Gefaͤß seines Leibs aber zu reinigen wird von den meisten un- achtsamer Weise verwahrloset/ so doch zu Fruͤhlings- und Herbstzeiten durch eine dien- liche Purgation gar noͤthig geschehen koͤnte; du sprichst aber/ ich fuͤhle nichts/ so darff ich auch nichts einnehmen: aber diese indicatio ist manchmal falsch; mancher fuͤhlet keine Beschwerung im Kopff/ da doch alles Ubel aus dem Kopff in die Glieder herunter faͤl- let/ mancher isset und trincket wohl/ und den- noch hat er ein verschleimten Magen/ oder der Tod sitzet ihm wol allbereit auff der Zunge. Gleich wie nun fuͤrnemlich des Jahrs zwey- mal die Purgationes vonnoͤthen seyn/ also sind sie auch viel nothwendiger in der Pesti- lentz- Von fernern Verhalten der Ges. lentz-Seuche: da soll man den Leib rein hal- ten/ damit der Gifft desto weniger anfallen und ankleben koͤnne: Denn gleich wie man alles im Hause und Zimmern fein sauber hal- ten soll/ wie in sterbens-gefaͤhrlichen Zeiten hoch vonnoͤthen/ also sind auch die innersten Gebaͤu des Menschen noch noͤthiger rein ge- halten zu werden/ welches nicht allein durch Maͤssigkeit/ sondern auch durch bequeme Pur- gantia geschehen kan. Wie nun einer mehr schaͤdliche Feuchtigkeiten einsammlet als der ander/ also will auch bey einem ein staͤrckere Purgantz als bey dem andern vonnoͤthen seyn. Und ob sich ein oder der ander im Herbst und Fruͤhling schon purgirt haͤtte/ so ist doch von- Wenn es geschehen soll. noͤthen/ daß er sich in schwebender Sterbens- Gefahr alle 8. Tage oder wenigstens alle 14. Tage purgiere. Es gibt derer aber viel/ die sich selbst eine Purgantz zurichten/ ob aber das Uberlaͤstige damit aus seinem Leib ausge- fuͤhret werde/ stehet im Zweiffel/ darinn soll man Rath bey einem verstaͤndigen Medico suchen/ welcher die Natur des Menschen ver- stehet/ und der Sache weder zu wenig noch zu viel thut. Denn ob du gleich ein Recept hast/ das dir ein- oder zweymal dienlich ge- wesen/ so folget darum nicht/ daß es ein an- dermal auch muß nuͤtzlich seyn/ dieweil offt etwas anders zuschlagen kan/ und dein Natur sich in etwas geaͤndert hat/ dein Alter/ und die Zeit/ sowol die Gelegenheit des Wetters kan F 2 also Das IX. Capitel. Und zu welcher Zeit. also beschaffen seyn/ daß deine vorige Artzney nicht das jenige verrichtet/ was sie vonnoͤ- then/ oder vormals mag gluͤcklich ausgerich- tet haben/ darum muß dieselbe entweder ge- aͤndert/ oder wol gaͤntzlich hindan und an der statt ein andere gesetzet werden. Man nehm sich aber in acht/ und lasse sich von kei- nem Land-Betrieger nicht purgieren/ wel- chen von der hohen Obrigkeit das Hand- werck gantz und gar solle niedergeleget wer- den/ dieweil solche viel Leut von unbescheide- ner Artzney um das Leben bringen. Was fuͤr purgiren- de Artz- neyen man ge- brauchen soll. Wenn also gemercket wird/ daß ohne Ge- brauch eines Pharmaci oder laxirendes Artz- ney-Mittel es in die Laͤnge nicht gut thun/ sondern etwa ein Schwachheit einfallen wol- te/ muͤste man unter zwey Boͤsen das ge- ringste waͤhlen/ und ein Solutivum brauchen/ so nicht starck/ schnelltreibend oder hefftig ist/ und koͤnnen von gelinden und leicht-treiben- den Sachen gebrauchet werden die Geiß- molcken/ Engelsuͤß/ Manna/ Cassia/ Rhabarber/ Lerchenschwamm/ Sen- netblaͤtter / Diaprunum solutivum, Diaca- tholicum, Catharticum imperiale, Diasena, Pilulæ Pestilentiales \&c. Unter diesen ist der Lerchenschwamm der gemeineste/ und ei- ne gute Artzney zu allen Gliedern/ er wider- strebt dem Gifft/ treibt den Schleim und Galle/ und reiniget insonderheit die Brust/ derhalben gut fuͤr Engbruͤstige zu gebrau- chen. Von fernern Verhalten der Ges. chen. Die Pestilentz-Pillen / so von Aloes/ Myrrhen und Saffran bereitet werden/ einer Erbs groß und mit einem Gold- blaͤtel uͤberzogen/ machen sicher fuͤr aller Ge- fahr der Pestilentz/ wenn solche alle Wochen einmal vor dem Essen gebrauchet werden. Dos. ʒj. ad ℈iv. auch mehr nach Gelegen- heit des Alters; die unter 14. Jahren sind/ haben mit einem halben Quintel genug/ sol- che bereitet man also: ℞. Aloes ℥ ij. Pillen. Myrrhen ℥ j. Saffran ℥ ß. Mit Alant-Zimmet- oder sonst einem gu- ten Wein zu Pillen einer Erbs groß ge- macht. Wer den Schleim zugleich von der Brust abfuͤhren will/ der thue weissen Lerchenschwam̃ darzu/ so ist es ein recht Bezoardicum, ein Conservans und Præservans vitam à morbis \& veneno. Wolten aber die zaͤhe/ schleimige/ grobe/ Wie man mit dem Antimo- nio vomi- ren soll. dicke/ rotzige Feuchtigkeiten durch solche Mit- tel nicht weichen/ muͤste man zu erbrechen- machenden Artzneyen schreiten/ und das præ- parir te und corrigi r te Antimonium, welches alle boͤse Feuchtigkeiten von allen Gliedern erstlich in Magen zu sich locket/ dieselbige deñ gewaltig/ samt denen so sich im Magen an- gehenckt/ oder fest gesetzt/ durch das Brechen auswirfft/ offt mit grosser Verwunderung F 3 an- Das IX. Capitel. anzusehen. Es muß aber ein verstaͤndiger Medicus wohl gedencken/ wann/ wie und wo er es geben will/ gibts auch selten in der Substanz, sondern mehrentheils in gutem Wein/ Malvasier/ oder auch in Brandwein/ bey 4. oder 5. Gran infundi rt und abgelaͤu- tert/ und ist der Spir. Vini ein herrlich cor- rectorium. Es sey auch das Antimonium præpari rt auff welcherley Art es wolle/ so halt ich das Infusum allzeit besser als die Substanz. Nach dem Erbrechen soll der Magen/ so nun schwach/ wiederum mit kraͤfftigen sauerlichten Fleisch- oder Huͤnerbruͤhen und dergleichen/ so bald Nahrung beybringen/ gestaͤrckt wer- den. Zu Ausfuͤhrung schaͤdlicher Materi/ damit sich das Pestilentzialische Gifft vermen- gen kan/ dienen folgende Purgantia. Laxier- Traͤnck-lein. Laxier-Traͤncklein. ℞. Auserlesene Manna ℥ j. Loͤse solches in genugsamen Decocto von Ta- merinden auff/ seihe es/ und thue darzu Eroͤffnenden Rosen-Syrup ʒ vj. Crystall. Tarrari ℈j. Spiritus Sulphuris acid. gutt. iij. M. F. Potiuncula. Ander Laxier- Traͤnck-lein. Oder folgend Laxier-Traͤncklein. ℞. Lachen-Knoblauchwasser ʒxiv. Syrup. Violar. sol. ℥j. Extr. Cnicopharm. ℈j. Rhabarbar. Extract. ℈ß. M. F. Potio. S. Laxier-Tranck. Das Was bey grassirender Pest ꝛc. Das X. Capitel. Was bey grassirender Pest zu Das X. Capitel. beobachten. E T was genauere Wissenschafft aber Was bey grassiren- der Pest zu beobach- ten. von der Pest zu haben/ so seynd un- terschiedene Schwachheiten/ die der Pest am naͤhesten verwandt seyn. Ferovan- tus gedencket derer 4. welche sich der Pest am naͤhesten vergleichen/ unter welchen die erste das Fleckenfieber genannt wird/ welches eben Was fuͤr Kranck- heiten der Pest nahe kommen. so gefaͤhrlich als die Pest selbst ist/ und viel Menschen umbringet. Die zweyte Schwach- heit seynd die Purpeln/ so gleichsam eine Kranckheit der Kinder ist/ durch welche viel zum Grab befoͤrdert werden. Die dritte ist ein Fieber mit einem fast unleidlichen Haupt- schmertzen/ welches ansteckend/ und den Men- schen gleich wie die Pestilentz umbs Leben bringet. Die vierte und letzte sind die aus der Faͤule entstandene Fieber/ welche gleich- falls anstecken/ und wie die Pestilentz Gefahr des Todes erregen. Diese vier Kranckhei- ten seynd mit der Pest in naher Verwandt- schafft/ und haben solche Patienten keine Si- cherheit mit der Pestilentz des Sterbens we- gen zuvor/ wiewol die rothe Ruhr und Hun- garische Kranckheit/ wenn solche hart anse- tzet/ denen andern im anstecken gar wenig zu- vor geben wird. F 4 Es Das X. Capitel. Die Mit- tagswind sind in Pest-Zei- ten die gefaͤhr- lichste. Es sind auch alle Physici und Medici ein- stimmig/ daß in Pest-Zeiten kein Wind so schaͤdlich als der Mittags-Wind sey/ und zwar darum/ weilen er warm und feucht/ und dahero zu Erregung der Faͤule und daher ent- springenden boͤsen Fiebern am bequemesten. Dahero von den Medicis gerathen wird/ fuͤr solchen Wind oder Lufft/ Fenster/ Thuͤr und Thor zuzuschliessen. Gleichwie aber die Pest von dem meridionali schen climate am ersten oder meisten ihren Aus- und Fortgang hat/ oder aufs wenigste von denselbigen doch vor andern fovi rt wird/ also streichet und schlei- chet sie von den Orten hinweg/ und wandert gegen der Sonnen Untergang/ oder nach Westen/ wie Plinius Histor. lib. 7. cap. 50. schreibt: Man hat wahr genommen/ daß die Pest allezeit von den mittaͤgigen Orten nach der Sonnen Niedergang wandere/ welche Worte insonderheit Mercurial. de Peste c. 20. allegi rt/ welcher auch darbey schreibt: Dixi vobis, Austros esse eos, qui pestes ad- vehant; ut Jure scriptum sit, à Plinio lib. 7. c. 50. observatum esse, \&c. i. e. Ich habe euch gesaget/ die Suͤdwinde seyen diejenige/ welche die Pest herbey fuͤhren/ daß also Pli- nius im 7. Buch am 50. Capitel recht und wohl gesaget: man habe wahr genommen/ ꝛc. daß auch die Pest von Mittag gegen Abend sich zu wenden pflege/ ist mit vielen Pesten zu erweisen. Ob Was bey grassi render Pest ꝛc. Ob aber die Pest bey naͤchtlicher Zeit ge- Auch ist die Nacht nicht so ge- faͤhrlich als der Tag. faͤhrlicher als am Tage grassi re/ davon schreibt Herlicius P. II. Consil. Politico-Physici de Peste cap. 1. Wer reisen muß/ kann es bey Nacht sicherer thun/ als bey Tage/ ausge- nommen/ wenn der Mond voll ist/ zu wel- cher Zeit besser ist bey Tag/ als in der Nacht wandern/ und sonderlich soll man acht ha- ben/ daß der Mondschein den Menschen im Schlaffe nicht beruͤhre/ weil er zu der putre- faction oder Faulung geschickt mache. Denn unangesehen derselbe zu vielen grossen Be- schwerungen und unnachlaͤssigen Fluͤssen Ur- sach giebt/ hat er uͤber das dieses noch hinter sich/ daß wider fast aller Medicorum Mey- nung die Nacht zur Zeit der Pestilentz nicht so gefaͤhrlich als der Tag sey. So ist auch die natuͤrliche Furcht in Pest- Furcht giebt auch viel Ursach zum Ster- ben. Zeiten eine grosse Mit-Ursache/ warum so viel Leute jaͤhling wegsterben. Denn wenn ein Mensch etwan in Gesellschafften oder sonst von der Pest/ und was derer anhaͤn- gig/ discuri ren und reden hoͤret/ so er schuͤttert er sich/ und befindet sich bald darauff uͤbel. So hat man auch Exempel/ daß einige die Pest bekommen/ wenn sie solche Pest-Kran- cke uͤber die Gasse tragen sehen: oder wann einer den Geruch von einem todten Coͤrper an sich ziehet/ so kann er ebenmaͤssig alsbald die Pest an Halß haben. Auch wird einer bald angestecket/ wann er etwas von Pesti- F 5 lenzi- Das X. Capitel. lenzischen Gestanck oder Schrecken in sich hauchet/ oder etwa an einem Essen oder Ge- traͤnck ein Grauen empfunden. Item/ wenn ein Mensch einen andern anruͤhret/ von wel- chem er Gedancken schoͤpffet/ daß er infici rt sey. Auch mancher/ wenn er allzusehr an die Pest gedencket/ und derselben nachsinnet/ und sich solchen uͤbelen und erbaͤrmlichen Zu- stand zu Hertzen ziehet/ kann ebenergestalt durch immagination die Pest bekommen: Denn man hat Exempel/ daß einem/ den ein Brieff von einem infici rten Ort/ wol dreyssig Meilweges fern entlegen/ zu Handen kom- men/ sich vor solchen dergestalt entsetzt/ daß er bald angefangen einen Schauer und Mat- tigkeit zu verspuͤren/ und in ein Erbrechen zu gerathen: derowegen auch an vielen Orten zu Pest-Zeiten die Brieff 24 Stund in freye Lufft geleget und beraͤuchert werden. Ist also die Pest nichts anders/ als eine geschwin- de/ anklebrichte und maligni sche Qualit aͤt/ so da leichtlich durch Anhafftung von einem Menschen zum andern kan transferi rt wer- den/ so entweder aus Anhauchen/ oder durch Angreiffen gifftigen Geraͤths und der- gleichen/ kan mitgetheilet werden. Ist also die Pest ein Morbus communis, oder gemei- ne Kranckheit/ also/ wenn sie vermittelst eines Contagii grassi rt/ stecket sie auch insgemein viele an/ dahero das Anstecken gleichsam der Character Pestis genennet wird. Solches aber Was bey grassi render Pest ꝛc. aber geschiehet entweder immediatè und ohn- mittelbar/ da ein Leib ohne Mittel-Ding den andern beruͤhret/ und ihme also das Pestilen- zische Gifft mittheilet/ oder mediatè, wenn die Pest vermoͤge des Zunders fortgepflan- tzet wird. Es werden die Menschen auch von der Auf wel- cherley Art die Menschen sonst an- gesteckt werden. Pest angestecket durch die Bett/ auf welchen jemand an der Pestilentz gestorben/ oder kranck gelegen: derowegen soll man dieselbe vor allen Dingen meiden/ sich nicht freveler und dummkuͤhner weise darauff legen/ wie auch der Verstorbenen Kleider nicht leichtlich gebrauchen/ angreiffen/ und in seine Ver- wahrung nehmen/ weil die Erfahrung be- zeuget hat/ daß dadurch manch Hauß und Mensch vergifftet und um sein Leben bracht worden. Dann die Pest hafftet gern an Wolle/ Seide/ Flachs/ Hanff/ Federn/ lei- nen Geraͤth und dergleichen/ darum soll man sie nicht an vergifften Orten hohlen/ noch zu sich bringen/ auch seine eigene offt beraͤu- chern. Nicolaus Massa, Medicus Venetia- nus, Tract. 2. de Peste cap. 1. beschreibt ein gantz Register solcher Kauffmanns-Waa- ren/ die das Gifftlang behalten koͤnnen/ item/ die gar kein Gifft an sich ziehen: Des fuͤr- An wel- chen Waa- ren ein Verdacht ist. nehmsten zu gedencken/ so ziehet am meisten das Gifft an sich allerley Wolle/ Fellwerck/ oder Thier-Haͤute: alles Peltzwerck/ Hanff/ Flachs/ Garn/ Zwirn/ Seide/ Tuch/ Bar- chen/ Das X. Capitel. chen/ Bomesin/ Tapethen/ Buͤcher/ Federn/ Leinwand/ Saͤcke/ Stricke/ Decken und Koͤrbe/ welchen allen aber von andern wider- sprochen werden will. Gelb nim- met kein Gifft an sich. Endlich auch haben einige Menschen Furcht fuͤr dem Geld/ solches anzuruͤhren/ wenn es aus infici rten Orten oder Haͤnden kommet/ davon schreibt Pansa in 2. cons. an- tipest. in der 4. Frage. Es thun diejenige nicht recht/ so die Schreiben und Muͤntzen/ welche von infici rten Orten kommen/ nicht wollen angreiffen/ denn obschon von etlichen Medicis statui rt wird/ daß der Gifft im Schreiben sich verbergen koͤnne/ und hernach andere anzuͤnden: so halte ich doch dafuͤr/ daß die Person etwa uͤber der traurigen Bott- schafft/ so im Brieff gestanden/ sich zu sehr commovi rt/ und also aus Schrecken sey commovi rt worden/ oder seynd andere Sa- chen bey dem Brieff gewesen/ oder ist wol der Bott vergifftet gewesen/ und hat den Gifft an seinen Kleidern haben koͤnnen. So aber jemand leichtlich einen Grauen haͤt- te/ der kan das Geld in Essig legen/ und ab- waschen/ den Brieff aber mit Myrrhen raͤu- chern. Mercurialis de Peste c. 12. haͤlt die- jenige fuͤr einfaͤltig/ welche sich fuͤrchten/ die Muͤntz anzugreiffen; hingegen so scheuen sich gleichwol einen Weg wie den andern in Pest- Zeiten Geld anzunehmen von denen/ so an der Pest gelegen/ oder solche Seuche im Hau- se Was bey grassi render Pest ꝛc. se haben. Kan derowegen nicht schaden/ sol- chen Leuten die Furcht zu benehmen/ daß sie solche Muͤntz in Essig werffen/ oder abwa- schen. So auch werden in Contagion- Zeiten Was bey dem Kir- chengehen zu beob- achten. von vielen die Kirchen gescheuet/ weil in sol- chen manchmahl mehr als auf den Gassen Gelegenheit gegeben wird/ die Pest zu bekom- men: als von wegen mancherley Athem des vielen Volcks/ davon viel vermischete wider- waͤrtige Duͤnste entspringen/ welche wenn sie mit der vereinigten Lufft vermischet/ und von einem oder andern/ welcher allbereit darzu disponi rt ist/ angezogen worden/ geschwind anfassen. Zum andern/ daß mancher in der Kirch angefteckt wird/ dessen ist kein geringe Ursach die immagination, so er fasset/ indem er etwa dem Prediger so lang von der Pesti- lenzischen Seuche predigen oder beten hoͤret/ oder dieses oder jenes Menschen/ der ohn- laͤngst an dieser Seuch gelegen/ ansichtig wird/ und uͤber solchen erschricket; Noch vielmehr aber thut dieses viel zu solchem Un- heil/ daß mancher Mensch/ der die Pest am Leib traͤgt/ freventlich unter die Leut gehet/ und sich noch unter die Gesunden setzet/ und sie also anstecket/ worbey zu mercken/ daß bes- ser sey/ einen Sitz in der Kirche an niedrigen Ort/ als wegen auffsteigender Duͤnste auf dem Laͤter oder Porkirchen zu haben. Ob nun wohl in Pest-Zeiten nichts sicheres/ als alle Das X. Capitel. alle Gelegenheiten des ansteckens zu vermey- den/ so entstehet doch auch die Frage/ ob ein gesunder Mensch/ und der ohne dem furcht- sam/ mit gutem Gewissen die Kirche meyden soll? welche zu beantworten allhier denen Herren Theologis uͤberlasse. Warum auch nicht jederman angesteckt wird. Item seynd die Naturen unterschiedlich/ denn einer wird von der Pest leichtlich ange- steckt/ ein anderer aber gar nicht. Denn gleich wie einerley gutes dem andern nicht gut ist/ also kan auch einerley schaͤdliches dem andern nicht schaͤdlich seyn/ ob schon der Gifft mensch- licher Natur durchaus zuwider: Die Na- turen sind mancherley/ die Geschicklichkeit und Disposition des Hertzens ist nicht einer- ley/ und die Nahrung/ die die Menschen un- ter einander brauchen/ ist ungleich/ darzu ist an manchem Ort ein gar frische gesunde Lufft/ allda man selten erfaͤhret/ daß Pestis re- giert habe; derohalber auch etliche wegen eines geringen Schadens und Entsatzes oder Furcht dahin gehen/ da hingegen andere/ die ihnen den Tod wuͤnschen/ und alles thun/ was ihnen den Tod und Gifft bringen mag/ im geringsten nicht verletzt werden/ sondern zu jederzeit gesund bleiben. Daher kan eine Pest entstehen/ welche allein die Kinder auff- reibt/ ein andere kan entstehen/ welche die al- lerstaͤrckesten Maͤnner wegraffet: ein ande- re Pest kan entstehen/ welche allein die Schwaͤcheste angreiffet. Pansa Cons. Anti- pestif. Was bey grassi render Pest ꝛc. pestif. 2. quæst. 8. Philibertus Marchin. in problem. 2. de Peste schreibt: Daß etliche von der Pest angefallen werden/ etliche aber nicht/ ist die Ursach/ daß etliche weite Schweiß- loͤcher und Leibs-Gaͤnge haben/ also daß die Pestilentzische Lufft eher bey ihnen penetri- ren kan; auch weilen in etlichen viel boͤse Feuchtigkeiten sich sammlen/ welche hernach je laͤnger je mehr einer Giffts- Quanti taͤt theil- hafftig werden. Denn auch schadet die Pest insgemein den Junge Leut wer- den insge- mein am ersten an- gesteckt. jungen Knaben/ Juͤnglingen und Maͤgdlein leichter als andern Leuten/ und werden ge- meiniglich leichter angesteckt/ wegen ihrer grossen natuͤrlichen Waͤrme/ so sie in sich ha- ben/ wodurch sie eines starcken Einhauchens und an sich ziehens der Lufft bedoͤrffen/ mit welchem viel boͤses vermischet ist. Item weil wegen ihres feuchten und warmen Tempe- ramem s eher eine Faͤulung entspringet/ so zu der boͤsen gifftigen Kranckheit Anlaß giebet: denn auch/ weilen sie sich nicht im Essen und Trincken maͤssiglich zu verhalten wissen/ son- dern zu sich nehmen/ was ihnen geluͤstet/ auch der Veneri zu zeitlich opffern. Endlich/ die- weilen ihre Leiber luͤfftig/ und die Glieder nicht wie bey den Alten zusammen gefallen/ sondern raͤumig/ und nach Nothdurfft von einander unterschieden liegen/ daher das Pest- Gifft sich in ihnen destomehr regen und den Leib durchdringen kan. Letztens bleiben sol- che Das X. Capitel. che Juͤnglinge und Maͤgdlein selten daheim/ und kommen vor andern offtmalen an ein Ort/ da besser gewesen/ daß sie davon blie- ben waͤren. Muͤssig- gaͤnger sind der Pest leicht unter- worffen. So auch ist zu mercken/ daß die muͤssigen Leut leichter als andere angestecket werden/ weil sie in ihren Leibern viel crudi taͤten und Feuchtigkeiten sammlen/ welche die natuͤrli- che Waͤrme also schwaͤchen/ und der Glieder Krafft einschlaͤffern/ daß sie wider das Pesti- lentzische Gifft so viel bey weitem nicht ver- moͤgen/ als wenn sie sich eines Exercitii oder Ubung maͤssiglich gebraucheten. So wer- den auch die/ welche lange nuͤchtern seyn/ eher als die g e ssen und getruncken haben/ infici rt werden. Darum sollen die Leut in Pestzei- ten nicht nuͤchtern ausgehen/ sondern wenig- stens Morgens fruͤhe Brod und Butter es- sen; die aber gutes Vermoͤgens seyn/ kan ein guten Trunck Wein/ darinn etwas von Car- dobenedicten/ Tausendguͤldenkraut/ Angelick- wurtz/ Pimpinellwurtz/ Citronschalen/ Wer- muth und dergleichen gelegen/ darauff thun/ oder andere obgemeldte Præservative ge- brauchen. Arme wer- den eher als Reiche angesteckt. Endlich auch ist bekannt/ daß die arme Leue viel eher als die Reichen von der Pest angegriffen werden: warum solches aber ge- schiehet/ beantwortet die gesunde Vernunfft/ dann es mangelt den Armen sowol bey ge- sunden als krancken Zeiten an allen Orten; und Was bey grassi render Pest ꝛc. und obwol ein Mensch nicht klagen soll/ wenn er gesund ist/ so stecket er doch voller Sor- gen/ wie er die jenige Mittel zu Handen schaffe/ dadurch er solche seine Gesundheit er- halten moͤge/ und wie er seinen Leib fuͤr Kranckheiten præservi re; und weil solche die Armen nicht/ oder doch schwerlich zuwege bringen koͤnnen/ die Reichen aber ihre Medi- dicos, Barbierer/ Apothecker und andere Huͤlffmittel zur Hand haben/ so ist kein Wunder/ daß solche Arme leichter als die Reichen infici rt werden. So essen und trin- cken die Armen auch allerley/ es mag ihnen schaͤdlich oder nutzlich seyn/ und sammlen viel Boͤses in sich/ dahingegen die Reichen Ge- legenheit haben/ eine rechte Diæt zu gebrau- chen. Je mehr nun schaͤdliche Materi in Leib gesammlet wird/ je schleuniger soll man sol- che auspurgiren/ welches aber die Armen wenig zu Sinn fassen/ und also auch desto geschwinder angesteckt werden. Daß aber auch die Weibsbilder ehe als Und Weibs- Personen ehe als die Maͤnner. die Manns-Personen angestecket werden/ ver- ursachet/ weil sie duͤnnere/ porosi sche und wei- chere Leiber haben/ durch welche die vergiffte Lufft leichter eindringen kan. So sind sie auch der Leibs-Beschaffenheit nach insge- mein schwaͤcher als die Maͤnner; auch wei- len sie mehr uͤberfluͤssige Feuchtigkeiten bey sich haben/ welche gleichsam der Zunder sind/ so das ansteckende Gifft an sich ziehen. Und G wei- Das X. Capitel. weilen sie vielfaͤltig der Verstopffung des weiblichen Flusses unterworffen/ da alsdenn solch verstopfftes Gebluͤt gar leichtlich eine boͤse Natur gewinnet/ und von dem Pesti- lentzischen Gifft infici rt wird. Letztens auch/ weil sie wie die Kinder den Gemuͤths- Affe- ct en/ als Furcht/ Zorn ꝛc. mehr als erwach- sene Manns-Personen ergeben/ und andern mehrern Schwachheiten unterworffen seyn. Schwan- gere sind der Pest auch son- derlich unter- worffen/ So werden die schwangern Weiber auch leichter als die andern mit der Pest infici rt/ Ursach/ weilen sie von wegen schwerer Leibs- buͤrde schwaͤcher und matter seyn: auch weil es uͤber die halbe Zeit kommet/ und das Kind waͤchset/ dero Athem je laͤnger je schwacher/ das Einhauchen der Lufft aber groͤsser wird/ da denn zugleich mit der grossen Menge der in sich gezogenen Lufft viel boͤses in Leib kom- men kan. Auch weilen wegen Verhaltung des monatlichen Gebluͤts die boͤse Materien und Feuchtigkeiten im Leib gleichsam fer- menti ren/ ebuli ren oder jaͤhren und auffwal- len. Bey den schwangern Weibern ist auch wie auch Leibs- frucht. die Frucht selbst ein Theil/ und sagt Galen. 1. aphor. 4. daß die Leibsfrucht ihrer Mutter also anhange/ wie eine Frucht dem Baum/ und dieses bezeuget auch die Vernunfft. Ist derowegen kein Wunder/ wann eine Mutter oder schwangere Frau mit der Pest uͤberfal- len wird/ daß gleichsam auch die Frucht im Leib part davon habe/ und in nicht geringe Ge- Was bey grassi render Pest ꝛc. Gefahr gesetzet werde. Denn indem die Na- tur sehr sorgfaͤltig ist/ wie sie die Frucht neh- re/ mehre/ und mit Vollkommenheit ehre/ dannenhero sie denn ihr allerley humores und spiritus zukommen laͤst/ koͤnnen mit solchen gar leicht pestiferi halitus vermischet werden/ zumalen weilen der uterus zu solcher Zeit hi- tziger ist als andere Glieder/ und deßwegen mehr an sich ziehet. Nichts destoweniger sind Exempla bekannt/ daß wenn eine schwan- gere Frau mit der Pest infici rt worden/ die Geburtsstunde bald darauff kommen/ und das Kindlein gesund zur Welt gebohren wor- den. Also ist es hingegen auch gar wol moͤg- lich/ daß die Pest/ wo sie bald dieses bald je- nes Glied anfaͤllet/ die Baͤrmutter am ersten anfalle/ und dem zarten Kindlein den Gar- aus mache/ welches/ weilen es alsdann vom Gifft bald abgetrieben wird/ zum oͤfftern die Mutter verschonet/ und bey dem Leben laͤst. Das XI. Capitel. Von Ampt und Bedienten/ so Das XI. Capitel. Von Pest- Bedien- ten. in Pestzeiten verordnet wer- den. Vom Ampt der Pestilentz-Pfarꝛherꝛn. W Enn in ansehnlichen und volckrei- Von der Pestilentz- Pfarrher- ren Ampt. chen Staͤdten die Pest einreissen will/ so werden gemeiniglich Pasto- G 2 res Das XI. Capitel. res Pestilentiarii oder Pestilentz-Pfarrherren von der Obrigkeit auffgenommen/ welche in zwey Classes abgetheil e t werden/ davon etli- che nur zu denen Inficirt en/ die in der Stadt in Haͤusern liegen/ die andern aber zu den je- nigen/ so in die Spitaͤler/ Lazareth oder Pest- haͤuser gebracht worden/ bestellet werden. Von den letztern aber zu reden/ ist die Fra- ge: Ob es genug sey/ daß ein bestellter Pe- stilentz-Pfarrherr nur allein in das Lazareth komme/ wenn er geruffen wird/ oder ob sol- cher mehrmal und zwar taͤglich die Krancken besuchen soll? Allhier hat es wol das An- sehen/ als ob es genug waͤre/ wenn er nur al- lein zum Krancken gienge/ wenn er geruffen wuͤrde/ um also der Gefahr desto besser zu entgehen/ und nicht so leicht in Leib- und Le- bens Gefahr gerathen moͤchte. Es will sich aber doch nicht thun lassen/ und ist nicht ge- nug/ sondern er soll sich taͤglich auffs wenigst einmal daselbst hoͤren/ finden und sehen las- sen/ aus Ursachen/ weil fast taͤglich neue Kran- cke in solche Lazareth gebracht werden. Item weil die Seuche mit den meisten Krancken bald den Garaus machet/ wodurch mancher arme Mensch an Trost-Mangel dahin ster- ben muß. So auch nimmet ein Patient im Lazareth ihm nicht gern das Hertz/ einen Pfarrherrn zu sich ruffen zu lassen/ theils weil er meynet er mache ihm beydes die Beruffe- ne und Beruffende zuwider/ theils auch wei- len Von Pestilentz-Pfarrherren. len er selne Lebens-Gefahr nicht so weit be- dencket/ theils weilen er auch in seiner Kranck- heit so beaͤngstiget und in Forcht lieget/ daß er auff solche geistliche Seelen-Artzney nicht sinnen kan. So auch ist des Pfarrherrn oͤff- tere Gegenwart vonnoͤthen/ weil in solchen Haͤusern unterschiedene Religions-Ver- wandte angetroffen werden/ bey welchen Fleiß anzukehren/ sie auff den rechten Weg zu brin- gen. So auch finden sich offtmal viel gott- lose ruchlose Personen unter solchen Krancken/ welche weder nach GOtt und seinem Wort fragen/ und also viel weniger eines Pfarr- herren begehren werden/ zu solchen soll ein Lazareth-Pfarrherr fleissig gehen/ und sich be- muͤhen/ durch Schaͤrffung des Gesetzes/ Warnung und Lehre/ aus des Teuffels Stri- cken zu befreyen/ und derer sonst verlohrne Seel zu erretten/ dieweil an solcher weit mehr/ als den Leib mit noͤthiger Diæt und Medicin zu versorgen/ gelegen. So auch haben die Lazarethmeister und ihre Bediente nicht al- lemal Zeit und Gelegenheit denselben zu ruf- fen/ oder thun es nur nach ihrem Gefallen/ oder vergessen es gar/ wie bey solchen Leuten vielfaͤltig zu geschehen pfleget. Endlich auch wird durch des Pfarrherrn Fleiß/ der Perso- nen/ die zum Krancken warten bestellet/ ihr Fleiß auch erwecket/ auffgemuntert und ver- mehret/ wenn sie sehen daß die Principal- Warter/ als Pfarrherr/ Medici und Barbie- G 3 rer Das XI. Capitel. rer ihr Ampt fleissig/ sorgfaͤltig und treulich versehen/ und also mit guten Exempeln vor- leuchten. Wie es in Pestzeiten mit den Schulen zu halten. Am Ende des IV. Capitels ist etwas mit wenigem der Schulen und Schulmeister ge- dacht worden/ sonderlich ob solche in gefaͤhr- lichen Pestzeiten gar zu beschliessen waͤren/ weil es besser gethan scheinet/ wie Hieron. in Epist. saget: Melius est nescire aliquid, quam cum periculo discere, i. e. Es ist besser man weiß ein theil nicht/ als daß man es mit Ge- fahr lerne. Weßwegen D. Joh. Evvig c. 6. vom Ampt einer weisen Obrigkeit in Pest- zeiten also schreibt: Was solte ich von den Schulen/ in welchen die Knaben zusammen kommen/ anders sagen/ denn daß es durch- aus zu rathen/ und fast noͤthig scheine/ so wir die Fortpflantzung des Giffts verhuͤten wol- len/ daß die Schulen/ welche nicht koͤnnen an ein bequem Ort geleget werden/ eine Zeit zugeschlossen bleiben/ und lieber mit gerin- germ Nutz und Frucht die Jugend daheim unterwiesen werde/ als daß sie mit grosser Gefahr unter den Hauffen gehe/ denn es pfle- gen die jungen Knaben unterschiedenen Al- ters diesem Ungluͤck mehr als alte Leut unter- worffen zu seyn/ deßwegen auch gelehrte Leut gerathen/ man solle die Knaben ein Zeitlang von den vergiffteten Oertern in fremde Lan- de verschicken. Obwol von vielen vorneh- men Geistlichen nicht gebilliget wird/ daß man Wie sich ein Medicus zu verhalten. man die Schulen solcher Zeit beschliessen soll/ so muß man dennoch in Pestzeiten et- was nachgeben/ weil jede Eltern gerne ih- re Kinder fuͤr solcher Seuche bewahren wollen. Was die Medicos anlanget/ welche in Medicus wie sich solcher in Pestzeiten zu verhal- ten. Pestzeiten beruffen werden/ davon fallen unterschiedene Meynungen/ davon einige gedencken/ wie nicht vonnoͤthen waͤre/ die qualificir teste Medicos, sondern nur die schlechteste in Pestzeiten zu gebrauchen/ aus Ursachen/ weilen solche leichtlich durch die- se Seuche hingerissen werden/ und durch den Verlust solcher Leute dem gemeinen Besten mehr Schade/ als durch viel ande- rer Tod zugefuͤget werden kan. So auch wegen hoher Stands-Personen und ande- rer/ von welchen die fuͤrnehmen Medici ge- ehrt/ geliebt/ und Raths gefraget werden/ sich nicht gern bey den inficirt en Personen gebrauchen lassen. Auch weilen nach Hi- pocratis Lehre die toͤdtlich darnieder Liegen- de Deo \& prognostico zu uͤberlassen/ und doch kaum der dritte oder vierte Theil der Krancken auffkomme/ und das Gluͤck man- chen mehr als die Artzney helffe/ welche so vielmehr glaublich/ weil man wider die Pest kein recht ungezweiffeltes pacificum re- medium habe/ oder da schon eines sey/ so sey es doch allein GOtt bekannt. G 4 Es Das XI. Capitel. Wie der Medicus qualifici rt seyn soll. Es ist aber dennoch sehr viel an einem Medico gelegen/ welchen die von der Pest infici rte Krancke unter die Haͤnde gegeben werden/ und wird auch viel von ihm erfor- dert/ und zwar/ daß er ein exemplari scher gottsfuͤrchtiger exerci rt und erfahrner Mann sey/ einen guten Wandel fuͤhre/ der auch in Abwesenheit des Pfarherren/ oder sonst im Fall der Noth denen Krancken auf alle Wege troͤstlich und ermahnend zusprechen kan/ daß er ein nuͤchtern und maͤssig Leben fuͤhre/ und also mit gutem Verstand bey solcher hochge- faͤhrlichen Seuche seine Antidota und Artz- neyen ordne/ daß er nicht ein blosser Empiri- cus oder Recept en-Schreiber sey/ sondern al- so erfahren/ daß er sich in der Schwachheit/ welche er zu curi ren hat/ wie auch in ihre Ei- genschafft und Natur/ auch zuschlagende Kranckheiten richten/ und seine Cur loͤblich auszufuͤhren wisse. Er soll auch so geuͤbet seyn/ und seinen gantzen methodum curandi auf diese zwey Fulcra der Artzney-Kunst/ nemlich Rationem \& Experientiam setzen/ welches/ ob er es treffe/ daher eher wird abzu- nehmen seyn/ wenn er die Ursachen der Kranckheit wird zu sagen und zu erklaͤren wissen: auch wenn er weiß/ woher die Kranckheit ihren Ursprung genommen/ und in was fuͤr einem Stand und gradu sich sol- che jetzo befinde? ob sie zu curiren sey oder nicht/ deßgleichen wenn er seinen Krancken zu Wie sich ein Medicus zu ꝛc. zu rechter Zeit die Artzney ordnet/ und ande- re Geschicklichkeiten mehr: Ingleichen soll er auch nicht nachlaͤssig oder verdrossen seyn/ sondern seine Patienten/ auf Ersuchen/ fleissig bey Tag und Nacht bedienen; und dem/ welchen er vermeinet aufzubringen/ wie auch denjenigen/ an dessen Genesung gezweiffelt wird/ einen wie den andern besuchen/ und keinen seines Amts Huͤlffe nicht versagen. Doch ist er auch nicht verbunden/ Tag und Nacht bey dem Patienten in Person zu ver- bleiben/ bevorab wenn er der Patienten mehr zu besuchen hat. So soll er auch/ sein gut Gewissen zu erhalten/ keinen Patienten ver- wahrlosen oder versaͤumen/ auch um eigen Nutzens willen wegen Gabe oder Geschenck den Krancken auffhalten. Dieses seynd also die fuͤrnehmste Quali- Anfangs der Pest sterben ge- meiniglich viel Me- dici. t aͤten und Requisita, welche ein Medicus, der denen an der Pest liegenden Patienten be- dient seyn will/ an sich haben muß: woraus leicht abzumercken/ daß es mit angehendem Alter wegen Unvermoͤglichkeit und sonst an- dern/ die den Kopff nicht viel an das Stu- diren gestreckt/ ausgerichtet ist. Es beler- net uns aber bey solchen Pest-Zeiten die Er- fahrung/ daß gemeiniglich anfangs viel Me- dici hinsterben. Es ist aber nicht conse- quens, daß solche allemahl drauff gehen; und daß dieserwegen andere sich nicht an derer Platz stellen sollen: denn es ist des Medici G 5 Acker Das XI. Capitel. Acker und Pflug/ davon er seine Nahrung suchen muß/ und also nicht zu zweifflen/ wenn die Patienten oder andere in ihren Namen sich mit gebuͤhrender Verehrung zu rechter Zeit einstellen/ daß wenig Medicos zu finden/ die sich ihme zu dienen enthalten werden. Welche Medicos ein Infici r- ter zu er- wehlen hat. Es ist auch nicht zu laͤugnen/ daß unter denen Medicis ein grosser Unterscheid/ weß- wegen derjenige verstaͤndig handelt/ welcher nicht den naͤhesten fuͤr den besten haͤlt/ noch einen wie den andern achtet/ sondern die Wahl liebet; viel seynd aber der Meynung/ die Wahl bestehe allein im Alter/ und werden die alten den jungen allzeit fuͤrgezogen/ wei- len dafuͤr gehalten wird/ daß sie wegen viel der Jahre groͤssere Wissenschafft in der Artz- ney erlangt/ auch mehr studirt und gelesen als die juͤngere; Andere aber bedienen sich lie- ber den jungen Doctoren/ weilen sie in der Neuen Medicin, wie solche bis auf den heu- tigen Tag erfunden oder erlernet worden/ in allen besser als die alten geuͤbt seyn/ weilen sie auch freudiger und mit weniger Verdruß als die alten die Cur verrichten: weilen sie auch ein besser Gedaͤchtnuͤß haben/ und wes- sen sie der Schwachheit wegen im Anfang von den Krancken seynd berichtet worden; sind also scharffsinniger/ weil sie alles koͤnnen besser als die Alten im Gedaͤchtnuͤß behalten. Die Sach aber zu entscheiden/ so wird dafuͤr gehalten/ wenn neben den alten wohlgeuͤbten auch Vom Amt der Medicorum in Pest ꝛc. auch ein junger Medicus gebrauchet wird. Dieses waͤre also eine gute Meynung/ wenn es nur die alten leiden moͤchten. Aber wie- viel werden doch gefunden/ die so voller Neid stecken/ daß sie selbst nicht sehen/ was zu ih- rer Ehr dienet/ weniger was die Christliche Liebe erfordert. Da fuͤrchten ja solche Neid- Hammel/ es bekomme ein junger Medicus auch ein Stuͤck Brodt/ und werde von gu- ten ehrlichen Leuten geliebet und gefoͤrdert: da er doch zuruͤck dencken solte/ wie wohl es ihm gethan/ da er noch ein junger Doctor war. Nun ist auch in Sterbens-Laͤufften unter Wie ordi- nari Pest- Medici be- stellt wer- den. andern ein loͤbliche Ordnung/ und zwar nicht eine von den geringsten/ daß ein oder der an- dere gewisse Medicus zu den Pestsuͤchtigen bestellt wird/ den andern aber Befehl geben wird/ sich der infici rten Haͤuser zu enthalten/ damit durch das untereinander-lauffen von solchen das Pestilentz-Gifft nicht aus den unreinen in die reine Haͤuser getragen wer- de. Es finden sich aber bey solcher Verord- nung andere Medici nicht wenig beschweret; dieweil ihnen in ihrer Creation in Kaͤyserli- chen Namen Macht und Freyheit gegeben worden/ wo und wann sie wollen Artzneyen zu verordnen; auch weil es in Pest-Zeiten wenig andere Kranckheiten giebt/ und also der Verdienst gar gering seyn wuͤrde. Dafern aber ein ander Medicus, so von der Obrig- keit Das XI. Capitel. keit expresse bestellet worden/ nicht anzutref- fen/ und unterdessen ein anderer begehret wuͤrde/ so waͤre leicht zu erachten/ daß die- ser mit gutem Gewissen sich absenti ren und aussenbleiben koͤnte/ zumal wenn er sonst in geringer Praxin stuͤnde. Ob der be- stellte auch von Pati- enten Lohn fordern darff. So wird auch insgemein dafuͤr gehalten/ daß ein Medicus, der von der Obrigkeit be- soldet wird/ keinen Lohn von Patienten neh- men soll/ er habe gleich eine Kranckheit was es fuͤr eine sey/ doch darffe er das wol anneh- men/ was man ihm aus freyem Willen ge- be: denn offt schaͤmen sich die Patienten oder dero Verwandte/ wann sie gar nichts geben solten; woraus aber erfolget/ wann ein Me- dicus dasjenige/ was ihm offeri rt wird/ an- nehmen doͤrffte/ so wuͤrde aus dem Geben und Nehmen bald eine Gewohnheit werden: Es bestehet aber nur in dem/ wann die Obrig- keit ihm mit solcher Gestalt accordi ret hat/ daß er von andern nichts nehmen soll. Solches Accord s aber ungeachtet/ mag er dennoch die offeri rte Verehrung annehmen/ wenn sol- ches nach erlangter Gesundheit geschiehet. Es ist aber allhier nicht vonnoͤthen/ gar viel von dieser Materi zu eyfferen/ weil nicht viel Oerter gefunden werden/ da man den Me- dicis so viel/ als sie zu ihrem jaͤhrlichen Aus- kommen vonnoͤthen haben/ zur Besoldung giebt/ vielweniger/ daß sie ihre Bibliothec verbessern/ oder ihre Kinder redlich versor- gen/ Vom Amt eines ordinari Physici. gen/ noch weniger aber/ daß sie etwas zu ei- nem Schatz zuruͤck legen solten. Doch kan der/ welcher eine ordentliche Jahrs-Besol- dung hat/ denen Armen viel leichter etwas schencken/ als derjenige/ welcher alles aus sei- nem Verdienst anschaffen muß. Nun werden/ wie bekandt/ bey ansehnli- Amt eines Stadt- Physici. chen Staͤdten ordinari Physici oder Medici benennet/ und um eine gewisse jaͤhrliche Be- stallung angenommen/ daß sie alles/ was in selbigem Gebiet zu der Leibes-Gesundheit der Menschen ersprießlich ist/ mit Fleiß erwegen sollen: die Nothdurfft der Gebuͤhr anzu- bringen und anzuordnen/ die Apotheker er- heischender Nothdurfft nach visiti ren/ un- tuͤchtige Personen und Artzneyen abschaffen zu helffen/ auf ihr und anderer Thun/ so sich der Artzney anmassen/ sonderlich aber auf die hochwichtige Compositiones oder Theriaca, Mithridatii \&c. ernstlich acht haben/ und al- les treulich und fleissig verrichten/ zu welchem Ende sie als Ordinarii angenommen wer- den. Nun ist allhier die Frage/ ob ein sol- cher auch fuͤr einen Ordinarium tauge/ der sich in Pest-Zeiten nicht gebrauchen lassen wolte? worauff kurtze Antwort erfolget: da- fern er sich gantz bey keinen Patienten finden lassen wolte/ sie seyen Personæ publicæ oder privatæ, so tauget er simpliciter nicht darzu. Wenn aber ein solcher Ordinarius nur allein die infici rte nicht besuchen wolte? so sollen sie Das XI. Capitel. sie eben darzu nicht verbunden seyn/ sondern koͤnnen auf der Barbirer Bericht/ auf ge- nugsame eingenommene Relation, von Hauß aus mit treuem Rath einstellen und beysprin- gen; wann er aber keine Patienten besuchen und den Lohn nur vergeblich einnehmen wol- te/ waͤre solcher nur fuͤr einen halben Medi- cum zu halten. In Pest- Zeiten sol- len sonder- liche Me- dici darzu bestellet werden. Daß aber sonderlich Medici bestellt wer- den/ die allein zu den mit Pest infici rten Krancken und in solche Haͤuser gehen/ in an- dere Haͤuser aber und zu andern Krancken nicht kommen doͤrffen/ ist eine recht loͤbliche Verordnung/ dieweil es denen/ so nicht eben an der Pest kranck liegen/ beschwerlich seyn solte/ und zumal/ wenn sie sich fuͤr der Pest fuͤrchten/ wenn kein anderer Medicus zu ha- ben waͤr/ als die taͤglich mit infici rten Leu- ten zu thun haͤtten. So waͤre es auch ei- ner in Sterbens-Gefahr befindlichen Stadt hoch schaͤdlich/ wenn nicht von Obrigkeit wegen etliche wackere und wohlverdiente Me- dicos, welche man noch lange gebrauchen konte/ zuruͤck gehalten und gesparet wurden. So ist es auch gut/ weil ein Pest Medicus weiß/ daß er zu keinen andern Krancken/ als die mit Pest infici rt/ gehen darff/ derselbe sich desto mehr auf gute Artzney-Mittel befleis- sige/ und seinen Patienten damit desto treu- licher zu dienen. Wo Vom Amt eines Ordinari Physici. Wo aber an einem Ort bey grassi render Wie weit ein Medi- cus schul- dig/ auf des Infi- ci rten Be- gebren zu erscheinen. Seuche keine absonderliche Pest- Medici be- stellet/ allda kan eine Obrigkeit keinen Me- dicum befehlen/ daß er in infici rte Haͤuser gehen soll/ ist auch nicht schuldig/ auf der Pa- tienten Begehren zu erscheinen/ wenn es ihm nicht gefaͤllig ist. Es ist zwar hierin ein Unterscheid/ ob ein Medicus von privat Per- sonen oder von der Obrigkeit zu erscheinen ersuchet worden; denn von dieser haͤtte er noch seinen ordentlichen Beruff/ von jenen solchergestalt nicht/ aber gleichwol wenn der Medicorum viel beysammen/ so kan sie selbi- ge mit berechtigtem Fug nicht alle heissen/ in- fici rte wider ihren Willen zu besuchen. Wolte aber ein oder der andere sich um ge- buͤhrenden Sold/ oder auch nur um die Re- compens, so er von den Patienten zu gewar- ten hat/ bestellen lassen/ dem stehet es frey/ und sind die andern alsdann wohl entschul- diget/ wenn sie sich fuͤr andere Patienten/ so nicht an der Pest liegen/ zu dienen sparen; ist ihnen auch fuͤr keine Zagheit/ sondern viel- mehr fuͤr eine Fuͤrsichtigkeit zu deuten/ ihrer und der ihrigen Person/ auch anderer nicht infici rter Sicherheit zu rechnen. Denn wann ein Medicus gebunden waͤr/ zu allen Kran- cken zu gehen/ so waͤre er in schlechterer Con- dition als ein Schuster und Schneider/ weil ein solcher von keiner privat Person gezwun- gen werden kan/ daß er ihm Schue oder ein Kleid Das XI. Capitel. Kleid machen muͤsse; wenn es sich aber be- gaͤbe/ daß kein Stadt- Medicus sich gebrau- chen lassen wolte/ so koͤnte die Obrigkeit nach Frembden trachten/ und solche also remuneri- ren/ daß sie sich ihres Fleisses hernach fuͤr den Inheimischen zu erfreuen haͤtten; wenn aber keine auslaͤndische zu bekommen/ so koͤnte die Obrigkeit ihre anwesende zwingen nach laut der geistlichen Rechte: Ein Medicus ist schul- dig zu artzneyen/ sonst begehet er ein Todfuͤn- de/ und ist nach dem Goͤttlichen Gesetz/ wenn der Krancke stirbt/ als ein Todtschlaͤger an- zuklagen/ weilen der jenige toͤdtet/ welcher ei- nen vom Tod/ wenn er kan/ nicht errettet. Wenn ein Krancker keinen Medicum erfordern lassen will. Wann es sich aber begaͤbe/ daß ein Kran- cker nicht leyden wolte/ von dem Medico be- suchet zu werden/ so sey der Medicus den- noch verbunden/ zu dem Krancken zu gehen/ und ihn mit nothwendigen Artzney-Mitteln zu versehen/ weil ein solcher Patient einem Furioso oder Wahnwitzigen gleich zu ach- ten. Aber es geschiehet selten/ und wo es geschiehet/ so hat es bey dem Patienten ge- meiniglich ein Ursach/ und ist die Gelegenheit des Patienten zu beobachten. Denn man- cher Patient moͤchte wolgern einen Medicum haben/ weil ihm aber das Vermoͤgen fehlet/ so hat er nicht das Hertz einen requiri ren zu lassen. Ein anderer wolte gern eines Medici Rath pflegen/ aber der verdammte Geitz will ihm nicht zulassen/ den Medicum zu lohnen/ ohn- Vom Ampt eines Medici. ohnerachtet er doch von GOtt an zeitlichem Vermoͤgen gesegnet ist. Mancher auch ist etwa aus gewissen Ursachen dem Medico nicht hold/ oder hat sonst kein gut Vertrau- en zu ihm: Mancher aber ist von Schwach- heit so eingenommen/ daß er nicht allerdings bey gutem Verstand ist/ und sonst fuͤr Unge- dult und Mattigkeit nicht weiß wie ihm ist: wird also dafuͤr gehalten/ daß man dem letzten und ersten koͤnne und solle ohne remuneration dienen/ den andern aber soll man durch red- liche Leut erinnern lassen/ was es fuͤr ein teuff- lisch Werck um den Geitz sey/ und wie uͤbel der seiner Seelen pflege/ der seinen Leib nicht gebuͤhrlich verpflegen mag/ darinnen die See- le wohnet/ ita ut causa remota tollatur effe- ctus, und der Medicus einen freyen Zutritt gewuͤnne. Dieses alles laͤsset sich wol pra- ctici ren/ wenn nur ein Medicus an solchem Ort wohnet/ wo ihrer aber mehr seyn/ so haben sie zuzusehen/ daß keiner dem andern bey dessen Patienten oder Kunden Ein- trag thue. Es begibt sich auch zum oͤfftern/ daß ein Ob ein Medicus seine Se- ereta duꝛch den Apo- thecker zu machen obligat ist. Medicus ein oder das ander Secretum hat/ da- mit eine gewisse Kranckheit zu curiren/ so ist die Frage/ ob es ihm auch erlaubt ist/ solches sein Medicament oder Kunststuͤck selbst zu be- reiten/ und in benoͤthigtem Fall den Kran- cken zu geben; diesem aber widersetzen sich die Apothecker/ vorwendende/ wenn ein Medi- H cus Das XI. Capitel. cus selbst Medicamenta bereitete/ so wuͤrden ihnen ihre Waaren so viel laͤnger liegen blei- ben/ auch desto weniger Geld loͤsen/ und ih- re Nahrung gewinnen/ wuͤrden auch in ih- rem Ampt traͤge und nachlaͤssig werden: so auch wuͤrde es zwischen ihnen und den Me- dicis leichtlich Unwillen und Mißverstand erregen/ da sie doch den Patienten zu Nutz und besten vielmehr friedlich beysammen le- ben und freundliche correspondenz pflegen solten. Und dieweil auch durch solches præ- pari ren zuweilen wol allzusehr auff den Ei- gennutz gesehen wird/ weßwegen auch in fuͤr- nehmen Staͤdten deßhalben ein sonderliche Ordnung gemacht worden/ wie aber solche gehalten werden/ ist am heitern Tage. Deñ erstlich ist zu sehen auff der Apothecker Hoch- tragenheit/ daß die/ welche der Medicorum rechte Hand seyn sollen/ grossen theils der- malen ihnen mehr einbilden/ als der Medi- cus selbst/ und auff ihr groß gewonnen Gut sich verlassende/ die Doctores gern als ihre Knechte gebrauchen wolten. Zu dem so Apothe- cker greif- fen denen Medicis ein. weichen solche auch von ihrem Ampt ab/ und greiffen dem Medico nach seiner Nahrung/ fertigen fast allen Patienten/ die etwas an ihnen begehren/ nach eigenem Gefallen Me- dicamenta, ordiniren Purgantia ins Gelag hinein/ es mag der Patient leben oder ster- ben/ sonder einige Recepta, woraus erhellet/ wie wenig die Medici von ihnen geachtet wer- den. Vom Ampt eines Medici. den. Zu dem so ist ja einem Medico erlaubt/ seine Secreta zu bereiten/ und seinen Patien- ten in ehrlichem Preiß zu reichen/ so auch da- her zu erweisen/ weil ihme/ wenn er den gra- dum Doctoris erlanget/ Krafft Kaͤyserl. Pri- vilegi en/ alle Gewalt zu artzeneyen/ und in der Medicin zu thun/ wie er es in seinem Gewis- sen zu verantworten getrauet. Und wann er es nicht thun sondern andern zu bereiten seine Secreta geben muͤste/ so waͤren es nicht mehr Secreta, welches offt mehr Schaden als Nutzen bringen wuͤrde. So auch wendet Warum der Medi- cus seine Secreta nicht com- munici rt. offt ein Medicus ein groß Theil seines Ver- moͤgens auff ein solch Experiment, wie solte solcher hernach gehalten werden koͤnnen/ es so schlechter dings einem Apothecker anzuver- trauen/ welches von seinen Gesellen oder Jun- gen bald anderswo ausgebreitet werden wuͤr- de. Ingleichem waͤre es auch der Doctor- Wuͤrde disreputir lich und schimpfflich/ an- dern und geringern seine durch Studia erhal- tene Secreta gemein zu machen/ und haͤtte al- so nur studirt/ damit er dem Apothecker ei- nen Gewinn zubringen koͤnte. Und warum solte der Nutzen von solchen Secretis nicht mehr dem Medico als dem Apothecker ge- buͤhren? Denn auch ist ein Medicus solche aus Handen zu geben nicht verbunden/ die- weil nicht allzeit zwischen dem Medico und Apothecker eine gute Harmonia, wie solche billig seyn solte/ sondern besorget/ daß quid H 2 pro Das XI. Capitel. pro quo, dieweil offt in einem arcano solche Sachen enthalten/ welche dem Apothecker annoch unbekannt/ und durch Chymische Handgriffe bereitet werden muͤssen/ zu wel- chen sich oͤffters die Apothecker-Gesellen die Muͤhe nicht gerne machen/ selbige vorgeschrie- bener Ordnung nach zu bereiten. Ob ein Medicus auch den Krancken selbst Pfla- ster auff- legen darff. Dieweil es aber bey Ausgebung der Me- dicament en/ sonderlich was Secreta seyn/ bey der Doctor n ihrer Freyheit verbleibet/ so fra- get es sich/ ob solchen auch erlaubt ist/ einem Patienten zu seinen Beulen/ Schlieren oder Schwaͤren Pflaster und Salben zu geben? Gleich Anfangs duͤncket mich/ ich hoͤre schon/ wie sich die Barbierer daruͤber beschweren/ und ihnen die einfaͤltige Einbildung machen/ als ob es ihnen allein gebuͤhrete/ und daß nie- mand mehr als alleine die Wundaͤrtzte mit Pflastern/ Salben und dergleichen umgehen und uͤberlegen doͤrfften. Aber ein solcher muß wissen/ was es in diesem Puncto mit den Do- ctoribus und Barbierern vor eine Gelegen- Privilegia Docto- rum. heit habe: Die Doctores haben/ vermoͤge ih- rer Kaͤyserl. Privilegi en/ Macht zu allen Kranckheiten/ sie seyen innerlich oder aͤus- serlich/ und also zu offnen Schaͤden alles zu rathen/ zu ordiniren/ und zu geben/ was nur den Patienten immer nutzlich und heylsam ist/ also daß ihnen hierinn kein Oberer/ als der sie principaliter zu Doctor n gemacht/ und zwar nur in denen Dingen/ welche nicht wi- der Vom Ampt eines Medici, \&c. der das Gewissen lauffen/ einzureden. Wie unverschaͤmt denn nun die Barbirer und an- dere Untere seyn/ die sich ein solches unter- nehmen/ ist leicht zu ermessen. Wenn es ei- nem Medico gefallen wolte/ die Pflaster selbst zu uͤberlegen und zu verbinden/ welche Obrig- keit wuͤrde ein Wort darwider reden/ noch von Rechtswegen darwider reden koͤnnen? aber weil es seiner Reputation und Doctor- lichen Ehr nicht gemaͤß/ solche Servitia in der Wund-Artzney zu verrichten/ so sind die Barbierer als Diener darzu bestellt/ wie sol- ches der uralte Arabische Medicus Avenzoar bezeuget/ da er spricht; Non est Medici ho- norati manibus operati, sed suis ministris officio relicto, medicinâ \& cibo ægrotanti- bus auxilio esse, i. e. Es stehet einem repu- tirlichen Medico nicht zu/ Hand-Arbeit zu verrichten/ sondern solche seinen Dienern zu uͤberlassen/ und den Krancken mit der Artz- ney wie auch Speiß und Tranck zu versehen. Darum machet auch Hippocrates einen Unter- scheid zwischen einem Medico und Chirurgo, da er in seinem Jure jurando saget: Neque enim calculo laborantes secabo, sed vires Chirurgiæ operariis ejus rei faciendæ locum dabo. Das ist: Ich will auch keine so am Blasenstein schneiden/ sondern solches die jenige/ die sich dergleichen Handwuͤrckung ergeben/ verrichten lassen. Wenn aber dem also/ so wird ein Medicus wenig Ehre davon H 3 ha- Das XI. Capitel. haben/ wenn er alles verbinden/ und die Haͤnd an garstige stinckende faule Schaͤden oder in Pestzeiten selbst anlegen wolte. Wie der Medicus des Lohns halber sich bey Nei- chen und Armen zu verhalten. Noch ist auch an den Medicum die Frage zu thun/ wenn er zweyerley Pestkrancke Pa- tienten hat/ davon einige arm/ und nicht zah- len koͤnnen/ die andern aber vermoͤgend/ und ihm guten Lohn geben koͤnnen/ ob er die er- sten verlassen und um des Lohns willen al- lein zu den Reichen gehen darff? Diese Frage beantwortet ihm sein Gewissen; Ob wol nicht ein jeglicher vergebens zum Kran- cken gehet/ wenn die Kranckheit schon weder gefaͤhrlich noch ansteckend ist/ zu geschwei- gen wo allererst die Pest zum Fenster heraus siehet: Aber nicht allein die Christliche Lie- be/ sondern auch sein Ampt/ darein ihn Gott gesetzet/ erfordert von ihm/ daß er Huͤlffe/ Gunst und Kunst geniessen lasse/ allen die de- rer benoͤthiget/ sie seyen arm oder reich. Es ist auch die Billigkeit/ daß er das Leben ei- nes krancken Menschen errette/ als Geld oder Gelds werth allein zu gewinnen suche/ gibt ihm auch ein groͤssern Ruhm/ den Armen ver- gebens zu dienen/ als dem Reichen ums Geld; denn es soll bey dem Medico kein An- sehen der Person seyn/ denn sonst verbergen sie das ihnen von GOtt verliehene Talen- tum: und wenn sie solches den Armen zu thun sich weigern/ koͤnnen sie von der Obrig- keit darzu angehalten werden. Vor allen aber Vom Ampt eines Medici, \&c. aber ist ein Stadt- Physicus und Medicus Ordinarius, die Armen sowol vergebens/ als die Reichen um ihre Belohnung/ schuldig zu curiren. Wenn aber einen Medicum beduͤnckt/ daß Medicus soll seinen Patienten nicht muthwil- lig verlas- sen. bey dem Inficirt en alle Medicin umsonst an- gewendet werden/ und nichts mehr als der Tod zu gewarten ist/ so hat er eben nicht vonnoͤthen/ mehr vergebliche Muͤhe und We- ge zu machen/ und sich in mehrer eigene Ge- fahr darbey setzen; aber dennoch muß ein Unterscheid gehalten werden/ und soll man sehen/ ob der Patient des Medici ferner be- gehret oder nicht/ denn begehret er seines fer- nern Besuchens/ so kan er sich dessen nicht wol weigern/ weil es ihm zu einer boͤsen Nach- rede gereichen moͤchte/ ob haͤtte er muthwil- lig den Patienten verabsaͤumet: begehret aber der Patient oder dessen Befreunde sei- nes fernern Besuchens nicht/ so soll er doch ohn ihren Consens nicht aussen bleiben/ wei- len es sich offt zutraͤget/ daß ein Medicus vermeynet/ es sey alle Huͤlff vergebens/ der Patient dennoch sich wieder erholet/ und ge- sund wird/ hernach solches Medici spottet. Endlichen wenn der Medicus schon saͤhe und wol merckete/ daß alles fernere artzneyen ver- geblich/ so ist es dem Patienten dennoch nuͤtz- lich/ indem er sich seines Medici Gegenwart freuet/ und noch immer auff Genesung hof- fet; sonderlich wenn der Patient der Unko- H 4 sten Das XI. Capitel. sten nicht achtet/ so hat auch der Medicus dar- uͤber nicht zu sorgen. Wie der Medicus seine Zah- lung for- dern darff. Wie es aber mit der Zahlung oder Be- lohnung des Medici eine Bewandnuß habe/ darzu gibt es unterschiedene Leut/ indeme mir offt und/ noch kuͤrtzlich allhier/ da ich meinen Lohn/ so doch gantz billig war/ nach des Kran- cken Genesung forderte/ diese Antwort be- kam: Ich haͤtte gemeynet/ der Herr Doctor waͤre nur aus Hoͤfflichkeit zu mir kommen/ in meiner Kranckheit mich zu besuchen; da ich doch zu zweyenmalen von der Patientin Ehe- mann ordentlich requiri ret worden. Ein anderer/ welchen ich mit taͤglichen Visit en fuͤnff Wochen lang bedienet/ war so erkant- lich/ daß er mir fuͤr meinen Lohn und noch mit Unwillen 15. Batzen auff den Tisch le- gete. Und noch ein anderer gab die Ant- wort/ er koͤnte Medicos genug haben/ welche mit 5. Kr. fuͤr eine Visite vergnuͤget waͤren. Also findet man grobe Leut/ die dafuͤr halten/ es sey ein Medicus schuldig maͤnniglich um- sonst zu dienen/ oder doch um das jenige/ was ihm der Patient aus freyem Willen zu- stellen will. Mit den Armen hat es ein an- dere Bewandnuß/ da es heisset: Pauperem gratis \& fideliter curare debet. Die aber/ welche gesund und starck seyn/ von denen mag er billig seinen verdienten Lohn fordern. Und damit ein jeder wisse/ was er seinem Medico schuldig zu geben sey/ so ist fast je- des Vom Ampt eines Medici. \&c. des Orts von Obrigkeits wegen eine Ver- ordnung gemachet/ und fuͤr den ersten Gang 30. x r. fuͤr den andern aber halb so viel ge- setzt worden; wenn er aber extraordinari Muͤhe gehabt/ oder grosse Gefahr ausge- standen/ oder die Zeiten weit anders als da- mahl/ wenn diese Ordnung gemachet wor- den/ so koͤnte auch billig ein besserer Lohn ge- fordert werden. Nun wollen wir auch mit wenigen erin- Wund- Aertzte ihr Ampt/ wie weit sol- chen in der Pest erfor- dert wird. nern/ was zu der Wund-Aertzte und Bar- birer Amt in Pest-Zeiten und sonst erfordert wird. So ist heutiges Tages der Verrich- tung wegen unter denen Medicis und Chi- rurgis ein Unterscheid/ wie oben bereits erin- nert worden. Es ist aber ein Wund-Artzt der Natur Diener/ auch wol Defensor und Auxiliarius, oder Helffer/ der das geschaͤdigte Glied wieder gebuͤhrender massen zurecht bringen/ und denen Zufaͤllen wehren kan. Darum sollen solche in Pest-Zeiten allezeit bey der Hand haben eine solche Materiam und Zeug/ die da zu Salben/ Pflastern und Uber- schlaͤgen dienlich ist: sollen auch gleichfalls mit guten Instrumenten versehen seyn/ und jedesmahl Lancetten/ Laß-Eisen zum Aderlas- sen/ Scheermesser zum Auffschneiden/ und wohlversehen Bind-Zeug und dergleichen bey sich haben/ selbiger sich in Zeit der Noth zu bedienen; weiter aber sollen solche nicht gehen/ und den Patienten Purgier- und H 5 Schweiß- Das XI. Capitel. Schweiß-Traͤncke geben. Denn es seynd Wund- Aertzte sollen kei- ne inner- liche Mit- tel den Krancken geben. einige Barbier/ so bald sich nur jemand aus- ser oder in Pest-Zeiten klaget/ alsbald fertig/ ihre Schweiß-Traͤncker und Purgier im Mund zu fuͤhren/ und ihres Gefallens zu ordnen/ und wenn sie hernach s. h. den Karn (so zu reden) in Dreck geschoben/ hernach erst den Patienten rathen/ sich eines Medici zu bedienen; der hernach solchen wieder heraus ziehe/ wie wol offt allzulang gewartet ist/ und dem Krancken mit etlichen Schauffeln voll Erde das Maul gestopffet wird. Viel sol- cher Bartbutzer aber ruͤhmen sich wohl/ daß sie in diesem Studio so weit als ein Doctor kommen/ die Complexion des Menschen zu verstehen/ welches auch bey ein oder dem an- dern passi ren koͤnte. Wenn aber Doctores in solcher Stadt wohnen/ so gebuͤhret es ih- nen dennoch nicht/ weil Purgiren und Schweiß-treiben zu den innerlichen Artzneyen Lassen ih- nen auch nicht gern eingreif- fen. gehoͤret. Gleichwie nun ein Barbier wuͤn- schet/ daß man ihnen die Land-Curen allein uͤberlasse/ und alle Æmulation und Wider- willen verhuͤtet werde; desto mehr aber ist solches zu beobachten/ wann eine Obrigkeit ihnen solches expresse verboten hat. Im Fall aber ein Medicus schwer oder gar nicht zu bekommen/ so koͤnte hierinnen nothfalls einem verstaͤndigen Barbier nachgesehen werden: doch daß solcher diese Mittel/ wel- che von Antimonio, Mercurio, Diagrydio, Scom- Vom Ampt eines Medici \&c. Scommonio, Troch. Alhand. \&c. bereitet/ und von starcker und gefaͤhrlicher Wuͤrckung sind/ derer sollen sie sich nicht bedienen/ da- mit er nicht etwan/ wann er andere heilen will/ sein eigen Gewissen verwunde/ welches in solchen Faͤllen gar leicht geschehen kan. Die andern aber/ denen selbst genug bewust/ daß sie in der Artzney-Kunst wenig erfahren/ Was sol- che darun- ter suchen. ihnen auch nicht gebuͤhret/ sich etwas zu un- terfangen/ deß ihres Amts nicht ist/ haben solches vielmehr in Obacht zu nehmen/ da sie sich weder von dem Geld-Geitz/ um etwas mehrers zu gewinnen/ oder von dem Ehr- Geitz/ um gesehen zu seyn/ und den Namen zu haben/ als ob sie neben ihren Bart-butzen auch gewaltige Doctores seyn/ da doch man- cher Metzger mehr Hirn an seinem rothen Kamsol hat/ als solche vorwitzige Gesellen zu den innerlichen Artzneyen in allen ihren Koͤpf- fen verfuͤhren lassen. Was in Pest-Zeiten fast am allernoth- Auf die Apotheker ist in Pest- Zeiten son- derlich zu sehen. wendigsten/ ist daß man ein wachsames Au- ge auf die Apotheken richte/ damit solche die vom Medico verordnete Artzneyen alsobald verfertige/ auch solche Medicamenta, wann solche nicht allbereit frisch und gut præpari- ret fuͤrhanden/ fuͤr allen andern/ so gut und frisch seyn/ bereite. So vlel diesen Puncten betrifft/ wird offt in Apotheken sehr gefeh- let/ und daruͤber geklaget/ wann bey solchen gifftigen ansteckenden Kranckheiten ein Artz- ney Das XI. Capitel. ney des Morgens in aller fruͤh geordnet wird/ selbige bisweilen erst zu Mittag/ oder wohl gar erst auf den Abend zu erhalten ist/ so bil- lich von einer Obrigkeit zu bestraffen. Denn auch bald anfangs dieser Seuche bey einem Menschen periculum in mora ist/ zu geschwei- gen/ wann sie schon ein/ zwey oder mehr Ta- ge gewaͤhret/ der Patient entweder den Schaden verschweiget/ oder weilen er sonst zum Medico oder Apotheker nicht gelangen Sollen die Recepta eyligst fer- tigen. koͤnnen: Derohalben die Apotheker/ sie seyn eigentlich zum Lazareth bestellet oder nicht/ sich fleissig fuͤrsehen oder huͤten sollen/ daß sie niemand verkuͤrtzen/ zumal wann ein Re- cept mit citò oder citissimè bezeichnet ist. Solchem koͤnnen sie aber so viel mehr ein Ge- nuͤgen thun/ wann sie keine Unkosten sparen/ (gestalten sie solche zu sparen auch keine Ur- sach haben/ sintemahlen unter denenjenigen/ welche wegen der infici rten Krancken bemuͤ- het seyn/ niemand mehr Geld gewinnet/ und mit minderer Gefahr reich wird als eben der Apotheker/ welche fein daheim bleiben/ wohl leben/ und ihnen das Geld continuè zutra- gen lassen; da hergegen Medici, Barbirer ꝛc. den Gifft mehrentheils um ein geringes Schandgeld/ als etwa halben Gulden oder halben Thaler selbst entgegen gehen/ allerley Dampff und Gestanck einnehmen/ und viel andere Ungelegenheit mit Seufftzen und Le- bens-Gefahr ausstehen muͤssen) genugsame und Vom Ampt der Apotheker ꝛc. und tuͤchtige Gesellen zu bekommen/ die ih- nen helffen/ und die Patienten unverzuͤglich befoͤrdern. Im ubrigen so ist den Apothe- Keine Me- dicamenta ordini ren. kern so wenig als auch den Barbirern erlaubt nach ihren Gefallen einige Artzneyen/ es seyn purgirend- oder Schweiß-treibende Sachen zu geben; und zwar in Pest-Zeiten den Pa- tienten zu verordnen/ oder ohne von einem verstaͤndigen Medico gegebene Recepta zu bereiten. So es nun den Wund-Aertzten nicht gebuͤhret noch nachgelassen/ die doch et- licher massen Medici moͤgen genennet wer- den/ wieviel weniger wird es dann den Apo- theker erlaubt seyn. D. Pansæ in seiner Hauß- Apothek cap. 3. schreibt diese Worte: Uber dieses soll kein Apotheker Gifft ohne Vor- wissen des Medici verkauffen/ oder andere Artzneyen/ so die Menses treiben/ verdaͤchti- gen Personen zukommen lassen/ auch keine purgirende Artzney/ wie denn solches die A- potheker im taglichen Gebrauch haben/ daß sie denen Leuten geschaͤrffte Pillen/ purgiren- de Magen-Pulver/ Purgier-Traͤncke und andere Sachen/ vor diese/ bald fuͤr eine an- dere Kranckheit ausgeben: darbey sehen sie doch gern/ daß der Medicus in ihre Officin alles schreibe/ wollen auch wol mit ihm ex- postuli ren/ wenn er ihm nicht alles commu- nici ren will. Nun frage ich dich bey solchem Verhalten/ wie soll sich denn ein Doctor ehr- lich aufffuͤhren/ und seiner Studi en erfreuen koͤnnen/ Das XI. Capitel. koͤnnen/ oder seine Nahrung gewinnen/ wann Denen Medicis nicht in ihr Ampt greiffen. ihm so schaͤndlich von unwissenden Apothe- kern eingegriffen wird/ muß er sich nicht sei- nes habenden Rechts bedienen/ und selbst nach den Materialien greiffen/ seinen Pa- tienten benoͤthigte Medicamenta zu machen: worbey er sich auch nicht zu besorgen hat/ daß sein Patient mit dem schaͤdlichen quid pro quo um sein theures Geld versehen wird. Denn wenn der Medicus sich die Muͤhe neh- men will/ die Artzney fuͤr seine Patienten selbst zu verfertigen/ so ist er vergewissert/ daß sie in wahrer Treue bereitet seyn: Erstlich mit gu- ten Materialien/ zum andern recht nach dem Recept/ und nicht quid pro quo, drit- tens auch nach dem vorgeschriebenen Ge- wicht/ und das alles/ damit er bey seinen Patienten Huͤlff verschaffen/ ehrlichen Lohn verdienen/ auch einen guten Namen darbey erhalten moͤge. Solche und dergleichen Puncta werden in Apotheker-Ordnungen gefunden/ und zum Theil im Druck gegeben; wenn aber auch nur uͤber solche Ordnungen gehalten wuͤrde. Soll also ein jeder Apo- theker sein Gewissen wohl bedencken/ und da- fuͤr halten/ daß es nicht ein gering Ding sey/ Leib und Leben einem zu vertrauen; es ist oh- ne dem die Artzney meistentheils widerwaͤrtig zu gebrauchen/ und deßwegen desto fleissiger als dasjenige/ was beydes dem Medico und dem Apotheker gebuͤhret/ in Acht zu nehmen/ damit Vom Ampt der Apotheker ꝛc. d amit sie desto bessern Schutz wider die Un- d anckbaren in ihren Beruff/ und wider die b etruͤglichen Kuͤh-Aertze und Landfahrer ha- ben moͤgen. Rodericus à Castro schreibt unter andern also: Pharmacopæus praxin Medicam non exerceat, sed consulentes ad Medicum diri- rigat: das ist: Ein Apotheker soll nicht selbst Vermah- nung an die Apo- theker. artzneyen/ sondern die Rathfragende zu de- nen Medicis weisen; und zwar ist solches an und fuͤr sich selbst billich/ denn es hat beydes der Medicus und der Apotheker ein besonders Ampt: Gleichwie nun der Apotheker nicht gern sehen wuͤrde/ daß der Medicus selbst die Artzneyen præpari rte/ und ihm also in sein Ampt fiele/ wiewol der Medicus als Director solches oberwehnter massen noch wol Macht haͤtte/ also kan ein Apotheker auch leicht er- messen/ daß der Medicus sich uͤber seine Artz- neyen (das doch gantz ohne Grund ist/ wei- len er ordentlicher Weise nicht darauff stu- di rt/ noch die Freyheit zu artzneyen durch die gewoͤhnliche vorhergegangene Examina erlanget hat) billich offendi rt befinde/ und Ursach habe/ den gehabten Favor gegen sol- che Apotheker enger zusammen zu ziehen/ um sich seines Schadens anderwaͤrtlich zu er- hohlen. Das Das XII. Capitel. Das XII. Capitel. Das XII. Capitel. Vom Ampt der Hebammen/ Krancken-Waͤrter/ ꝛc. G Leichwie es nothwendig ist/ daß in Pest-Zeiten die Krancken mit ab- sonderlichen Pfarrherren/ Medicis, und Barbirern/ wie oben gemeldet/ versehen Absonder- liche Heb- ammen sollen in Pest-Zei- ten bestel- let wer- den. werden/ eben so nothwendig ist es auch/ daß die Weiber/ so mit der Pest infici rt/ auch ihre besondere Hebammen haben. Sintemalen einerley Motiven und Bewegnuͤsse/ und also rei identites ein solches erfordern/ nemlich damit/ wenn die andere Hebammen verscho- net bleiben/ gebaͤhrende Weiber sich dieser ohne Furcht und Schaden der von denjeni- gen/ so sonst mit Pest infici rten umgehen/ leichtlich entstehen/ und weit um sich greiffen kan/ in ihren Kindsnoͤthen gebrauchen kan/ weßwegen auch Obrigkeiten schoͤne und loͤb- liche Ordnungen gemachet/ und sonderlich mit Eyd und Pflicht beleget/ daß solche/ wenn schwangere Weiber in den infici rten verschlos- senen Haͤusern und die Zeit ihrer Geburt her- zu ruckt/ oder auch sonst durch goͤttliche Ver- haͤngnuͤß/ durch Staͤrcke der Kranckheit die Leibes-Frucht von ihnen getrieben werden Wie sich solche zu verhalten. solte/ solchen schwangern Weibern in der Noth beyspringen/ Huͤlff und Rettung thuen/ damit die andern Hebammen ver- schonet/ Vom Ampt der Hebammen ꝛc. schonet/ und fuͤr denselbigen niemand Ab- scheu habe/ sondern andere Weiber solche si- cherer und ohne Furcht gebrauchen moͤchten. Solche Hebammen sollen auch darbey er- mahnet werden/ daß sie sich allzeit daheim finden lassen/ innenhalten/ und unter denen Leuten nicht umher lauffen/ auch auf Erfor- deren alsbald/ es sey bey vermoͤgenden oder unvermoͤgenden Leuten/ erscheinen/ und ihren besten Verstand nach der Gebaͤhrerin mit Huͤlff beyspringen. Wann denn solche Weiber entbunden/ soll sie alsobald Anordnung thun/ daß das neugebohrne Kindlein durch den bestellten Pestilentz-Pfarrherrn getaufft/ und davon nicht verabsaͤumet werde/ damit in solchen Sterbens-Laͤufften nicht zu verziehen/ weil es bald um so ein zart Kindlein gethan seyn moͤchte. Ob man wohl vorgemeldte Personen al- An gemei- nen Be- dienten will es zu Pest-Zei- ten man- geln. lesamt wohl bestellet hat/ so will es doch auch offtmahl an geringem Gesindel/ als Kran- ckenwaͤrter/ Todten-ankleidende/ Todten- graͤber/ und dergleichen Volck fehlen; Ob nun wohl dergleichen gesunden werden/ so ist es doch gemeiniglich ein liederlich/ unbarm- hertzig/ faules/ traͤges/ meist aber versoffen und diebisch Gesindel/ weil die Rechnung leicht zu machen/ daß sich solche sonst nicht zu diesem Ampt gebrauchen lassen wuͤrden/ es J sey Das XII. Capitel. sey denn/ daß selbige durch Armuth und Hun- ger darzu ermahnet werden. Wie sich die Kran- ckenwar- ter zu ver- halten. Wenn sich nun b e giebt/ daß noch fromme Kranckenwarter zu finden/ so ist es damit noch nicht ausgemachet/ sondern es muͤssen solche auch auff ihr eigene Person gute Ob- acht haben/ und der Mittel sich bedienen/ wel- che zu Præservation ihrer Gesundheit von- noͤthen/ fleissig gebrauchen/ damit solche nicht allein so lang GOtt will/ ihr Leben fristen/ sondern auch ihren Krancken desto langer auffwarten und dienen koͤnnen. D. Herlicius Herlicii Regeln/ wie sich Krancken- warier verhalten koͤnnen. Part. II. Consil. Polit. Physic. cap. 11. hat fuͤr solche folgende Regeln zu beobachten fuͤr rath- sam gehalten: Daß wenn sie sich zufoͤrderst mit GOtt nach seinem Befehl versoͤhnet/ 1. In dem Gemach/ darinn der Krancke lie- get/ offt die Fenster auffthun/ ob schon der Winter fuͤrhanden/ und sonderlich wenn man den Wind von Mitternacht haben kan. Sol- len sich 2. auch huͤten/ daß die Lufft von dem Krancken nicht gegen ihm wehe; und wenn 3. der Krancke in obern Gemaͤchern lieget/ daß man Treppen zu ihm steigen muß/ so soll/ der zu ihm will/ erst vor der Kammer an der Lufft ruhen/ damit er den Athem nicht so starck an sich ziehen muͤsse/ wenn er zu dem Krancken kommet. 4. Soll auch ein jeder der zu den Krancken gehen will/ sich zufoͤrderst des Stulgangs/ Harns und alles Unraths entledigen; auch 5. nicht nuͤchtern solche be- suchen. Vom Ampt der Kranckenwarter. suchen. Soll auch 6. offt aus dem Gemach gehen/ und frische gute Lufft schoͤpffen. 7. Auch so offt man in des Krancken Gemach gehet/ soll man sich vorher mit gutem scharf- fen Rosen-Essig an den Pulßadern/ in Naß- loͤchern und an Haͤnden netzen. 8. An gruͤ- ne Raute riechen/ auch Zitwer/ Lorbeer/ Di- ptam oder Angelick kauen. 9. Nicht viel mit dem Krancken reden/ daß er nicht durch seinen Athem beschaͤdiget werde. 10. Wer die Krancken besuchen muß/ soll bißweilen des Morgens ein halb Quintel guten The- riac zu Sommerzeit in Saurampff-Wasser zu Winterzeit aber in Wein zertrieben zu sich nehmen und geniessen; oder 11. andere Sa- chen brauchen. Wenn der Krancke redet/ sollen sie 12. ihren Mund allzeit beschlossen halten. 13. Sollen auch vor seiner Speiß/ wovon der Krancke genossen/ als auch fuͤr dessen gebraucheten Geschirr einen Eckel ha- ben. 14. Da es moͤglich/ sollen sie alle Ta- ge ihre Kleider aͤndern/ und die vorige aus- luͤfften/ sich auch fleissig fuͤr des Krancken oder Abgestorbenen Kleidern huͤten/ weil der ver- gifftete Dunst sich in solchen lange Zeit ver- borgen haͤlt. 15. So sollen auch solche Kranckenwaͤrter zuvor den Leib von allen boͤ- sen Feuchtigkeiten reinigen/ sonderlich mit den oben beschriebenen Pestilentz-Pillen/ und we- nigst die Woche einmal einen Schweiß- tranck thun und einnehmen. Sie sollen 16. J 2 auch Das XII. Capitel. auch Kuͤchlein unter die Zung zu nehmen ha- ben; Item Nasen-Saͤlblein brauchen/ oder Kraͤuter fuͤr den Mund halten/ sonderlich gruͤ- ne Raute/ oder Pomambra, Gifft-Knoͤpff- lein oder Schwaͤmmlein/ daran sie riechen/ auch des Morgens ein Loͤffel voll Meerrettich mit Saltz und Saffran genossen/ soll ein approbirt Præservativ seyn. 17. Sollen des Morgens ihre Kleider auch des Tages offt gantz wohl durchraͤuchern lassen. 18. Den Mund auch offt mit einem Decocto oder Wein ausspuͤlen. 19. Sollen sich auch al- ler Maͤssigkeit gebrauchen/ und mit Fressen und Sauffen nicht uͤberladen. 20. Vom warmen Brod und warm Wasser in etlichen Becken in die Stub zu stellen/ ist oben be- reits gerathen. Wenn 21. ein Mensch an der Pest gestorben/ soll ein groß Flam̃ Feuer von Wachholderholtz in dem Zimmer ge- macht werden/ auch ander gut Rauchwerck anzuͤnden. 22. Die Kranckenwaͤrter sollen staͤts/ wo es moͤglich ist/ ein brennend Wachs- liecht in Handen haben/ und fuͤr den Mund halten/ wegen Verzehrung der boͤsen Duͤn- ste. 23. In die heimlichen Gemach der Krancken auch Gesunden soll ungeloͤschter Kalck geschuͤttet werden/ auch kan man aller- hand wohlriechende Kraͤuter daherum streuen. 24. Die Prediger und Medici sollen sich nicht lange in des Krancken Gemach auffhalten/ und sich fuͤr dem Schweiß/ Gestanck der Stul- Vom Ampt der Kranckenwarter. Stulgaͤnge und Urins verwahren. 25. Sol- che Kranckenwaͤrter sollen auch die Præcepta Medicorum in acht nehmen/ daß sie den Krancken alles verrichten/ eingeben und ge- brauchen/ wie es vom Medico und Barbie- rer verordnet worden; denn wenn des Me- dici Verordnung nicht in omnibus \& per omnia gehalten wird/ so muß der Krancke untergehen/ und ist die Schuld dem Medico nicht zu geben. 26. Sie sollen dem Patien- ten auch ein froͤlich Hertz machen/ ihn troͤ- sten/ und alle Furcht des Todes benehmen: auch ernstlich und fleissig fuͤr ihn beten/ denn das Gebet ist in dieser Sucht die beste Artz- ney. 27. Im Gegentheil aber/ da kein Hoff- nung mehr uͤbrig/ das Leben zu behalten/ so soll man ihm solches zu verstehen geben/ da- mit er/ wo Unrichtigkeit fuͤrhanden/ seinen Willen erklaͤre/ auch mit geistlichen Mitteln versorget werde. 28. Die Stulgaͤng und Harn sollen so weit es muͤglich von des Kran- cken Kammer wegbracht werden an ein sol- chen Ort/ da der Gesunde keinen Schaden davon leyden moͤchte. 29. Sollen den Pa- tienten auch ermahnen/ daß wenn er mit sei- nem Pfleger oder mit jemand anders rede/ seinen Mund von ihm abhalte/ und solchen nicht unvernuͤnfftig anhauche; auch sein Bett nicht ploͤtzlich auffdecke/ damit vom Dampff und Schweiß die Gesunden nicht vergiff- tet werden; der Krancke soll auch andern J 3 nicht Das XII. Capitel. nicht starck ins Angesicht sehen/ und die Ge- sunden nicht muthwillig beschmeissen. 30. Die Schlaffkammer der Krancken soll rein gehalten werden/ man soll solche auch mit wohlriechenden Wassern offt besprengen/ die Better und Leylacken soll man mit wohlrie- chenden Kraͤutern bestreuen. Wie die Krancken- waͤrter die Zimmer reinigen sollen. Wenn die Nothwendigkeit erfordert/ daß der Pfarrherr/ Medicus, Barbierer/ Nota- rius, oder andere/ so den Patienten besuchen wollen/ ankommen/ soll vorher das Gemach geluͤfftet/ berauchert und besprengt werden/ anbey auch verhuͤten/ daß der Lufft von dem Krancken nicht nach solchen Leuten gehe/ son- dern daß der Lufft von den Gesunden nach dem Krancken gehe. Auch setze man zwi- schen den Krancken und Besucher Raucher- Kertzen/ oder Wachsliechter; Item kan man ein Flacker-Feuer und Rauch ins Zimmer al- so machen/ daß durch solche der gute Geruch von den Raucher-Kertzlein nicht vertrieben werde. So auch thut man an dem Ort/ da es nicht gegen den Krancken wehet/ ein oder zwey Glaßscheiben aus. Dieses seynd die fuͤrnehmste Stuͤck/ welche Warter und Warterin in Obacht zu nehmen. Wie sich die zu ver- halten/ so die Kran- cken besu- Ob nun wol/ wie oben gedacht/ jeder moͤglichst fuͤr der Pest ausweichen soll/ die- weil solche Krancke zu besuchen kein Gang zum Tantz oder zu einer lustigen Gasterey ist/ so sollen auch solche Personen sich beobach- ten/ Vom Ampt der Kranckenwarter. ten/ und mercken/ daß sie GOtt in fleissigem chen wol- len. Gebet ernstlich als das koͤstlichste Præservativ anruffen. 2. Ihren Mund zuvor mit kraͤff- tigen Wassern/ so mit Ringelblum-Rauten- Angelick- oder andern bequemen Essig ver- mischet/ ausspuͤlen/ und etwa rothe Myr- rhen/ Citronschalen/ Wachholderbeer/ An- gelick/ Pimpinell oder Zitwer kauen/ oder Præservativ- Kuͤchlein/ Latwergen/ ꝛc. einneh- men. 3. Daß sie fuͤr allen leiblichen Din- gen wochentlich etliche Laxier-Pest-Pillen ge- brauchen/ damit den Unrath des Leibs aus- zufuͤhren/ auch zu rechter Zeit den Leib vom faulen Gebluͤt durch Aderlassen und Schrepf- fen ꝛc. entladen. 4. Daß sie die Haͤnde/ das Angesicht/ die Pulsadern an Schlaͤffen und Haͤnden/ mit kraͤfftigen Essigen und andern bequemen Wassern/ item mit sonderlich hier- zu bereiteten Salben oder Balsamen anstrei- chen. 5. Daß sie Wachholder- oder Pomam- bræ- Knoͤpff mit nuͤtzlichen hierzu bereiteten Salben/ Valsam/ auch andern wider die Pest bereitete Sachen gefuͤttert/ bey sich haben/ und sittsam bißweilen daran riechen. 6. Sich auch so viel muͤglich fuͤr dem Dunst/ Athem und Schweiß der Krancken bewahren. 7. Auch der Amuleten/ derer an seinem Ort ge- dacht wird/ fleissig am Halß tragen; sich 8. auch nicht allzulang bey den Patienten auff- halten. Es werden zu Pestzeiten von niemand J 4 groͤssere Das XII. Capitel. Der jeni- gen Ampt/ so die Tod- ten anklei- den. groͤssere Bubenstuͤck ausgeuͤbet/ als von de- nen/ welche die Todten bekleiden sollen. D. Herlicius im Ersten Theil seines Consilii Phy- sici, welchem dieser Diebsstuͤck nicht wenig fuͤrkommen/ schreibt davon also: Zum an- ziehen und bekleiden der Todten soll man ge- treue und nicht leichtfertige lose diebische Weiber oder Maͤnner nehmen/ sondern die getreu sind/ und sich mit einer ziemlichen Be- soldung begnuͤgen lassen: denn gemeiniglich wollen solche Leut nicht nur einen ziemlichen Lohn an Geld/ sondern auch des Verstorbe- nen Kleider haben/ ja sie doͤrffen auch wol noch mehr Kleider darzu begehren. Und schreibt ein gewisser Medicus davon also: Sind ge- memiglich diebisches Volck. Groͤssere Bubenstuͤck hab ich mit Pest- Infi- ci rten nie gesehen/ als etliche von denen uͤben/ welche die an der Pest verstorbenen Menschen saͤubern/ reinigen/ anziehen/ und in Sarg brin- gen sollen/ und halte ich das Sprichwort wahr seyn: Occasio facit furem, Gelegen- heit machet Dieb; solches findet bey solchen Leuten statt/ bevorab wo sie nebst den Wart- weibern etwa Meister im Hauß sind/ wie ich mich erinnere dergleichen losen Vetteln einer/ die nach Absterben einer Person alsobald der- selben Hembder/ die sie fein beyzeiten gestoh- len und verwahret/ angezogen. Etliche seynd so leichtfertig/ was sie nicht stehlen koͤnnen/ groͤblich zu begehren/ und bilden ihnen ein/ es gehoͤre alles ihnen/ was der Todte an sei- nem Vom Ampt der Kranckenwarter. nem Leib getragen/ auch die guͤldene Ring/ und solten solche noch so viel werth seyn. Waͤre also gut/ wenn solchen Leuten von Obrigkeit eine Verordnung gemacht wuͤrde/ ihnen ein gewisses zu geben/ wofern derglei- chen Leut genugsam zu bekommrn waͤren. Wann also ein von der Pest angegriffe- Was nach Absterben des Kran- cken zu thun. ner Krancker einen seligen Abschied genom- men/ und zu seinem Ruhbettlein bracht wer- den soll/ auch bereits beerdiget worden/ so soll die Warterin das Bett/ darauff der Krancke gestorben/ alsobald abziehen/ von einander trennen/ und die Leylacher waschen/ in die Lufft auffhencken/ die Federn aber gantz und gar weg thun: das Stroh/ darauff der Todte gestorben/ auch zu bequemer Zeit aus- raumen/ an einem sichern Ort anzuͤnden und verbrennen/ allen Unrath aus dem Hause weg tragen/ Stub und Kammer/ darinn der Tod- te gestorben/ fein ausrauchern/ die Stub et- liche Tage nach einander einheitzen/ oder wol gar mit Kalck ausweissen lassen. Das Spañ- bett/ Tisch und Baͤncke/ auch alles schwartz Geraͤth/ so in der Kammer und Stub ist/ darinn der Todte gelegen/ damit er gerieben oder getroͤcknet worden/ beyseit zu thun/ allen Haußrath an Zinn/ Kupffer/ Messing/ ja al- les anders in guten Beschließ thun/ damit Diebe kein Gelegenheit finden/ ihre Dieberey auszuuͤben/ und die jenige/ so etwa noch im Hauß bleiben/ samt dem Vieh nach Noth- durfft versorgen. J 5 Uber Das XII. Capitel. Was fuͤr ein Pfleger im Laza- reth ver- ordnet werden soll. Uber alles/ so in Pest-Zeiten beobachtet wird/ hat eine Obrigkeit ihre gewisse Haͤu- ser/ Lazareth/ ꝛc. worein die Dienst-Gesinde/ oder andere/ auch Frembde/ in Sterbens- Laͤufften gebracht werden/ und daselbst mit noͤthiger Verpflegung unterhalten; weil aber in solchen Haͤusern vielerley Gesinde vonnoͤthen/ so ordnet die Obrigkeit einen ge- wissen Pfleger oder Haußvatter/ welcher auf alles ein wachsames Auge haben/ und der Verordnung nachzuleben hat. Weil nun an einem solchen Mann viel gelegen/ so soll ein solcher erwaͤhlet werden/ welcher eines frommen/ ehrlichen Lebens und Wandels sey/ der inn- und ausser dem Lazareth jeder- man/ insonderheit den Krancken/ guten freund- lichen Bescheid gebe/ solche nicht anschnarre/ und furchtsamer mache/ als sie bereits seyn. Denn es seynd Exempel/ daß mancher sich fuͤr der Pest/ die er bereits am Hals gehabt/ nicht so sehr entsetzt/ als er erschrocken ist/ wenn man ihm gesaget/ daß er nach dem La- zareth/ oder Pesthauß getragen werden solte. Daß er auch die Logiamenter/ darinnen die Krancken liegen/ also rein und sauber halte/ damit die Pfarrherren/ Doctor und Barbi- rer/ so dahin kommen/ kein Grausen empfa- hen. Die Krancken soll er des Tages etliche mahl besuchen/ zu fleissigem Gebet/ auch Ge- brauch der Artzney treulich ermahnen/ ihnen einen guten Muth machen/ und fleissig zuse- hen/ Ampt des Lazareth-Pflegers ꝛc. hen/ ob auch etwas ein oder dem andern man- gele/ sich fein gedeckt lassen/ und also bezei- gen/ daß sie Hoffnung zu ihrer Gesund heit machen koͤnnen: Auch wohl beobachte/ daß Ampt der Lazareth- Pfleger. solche Krancke zu rechter Zeit mit der von Obrigkeit geordneter Speiß und Tranck versehen werden: Daß er auch/ wann etwa des Krancken Freunde/ Herr oder Frau sol- chen Patienten etwas an Geld/ oder Speiß und guten Traͤncklein zu einer Labung schi- cken/ ihme solches treulich und unbezwackt gereichet werde: oder so der Patient selbst et- was Geld/ und etwas verlangete/ so ihm nuͤtzlich waͤre/ solches treulich entweder selbst anschaffe/ oder durch die Seinigen reichen lasse. Wenn der Krancke auch einen Pfarr- herrn begehrete/ er zu selbigem ungesaͤumt schicke/ und dessen Begehren gebuͤhrlich an- bringen lasse. Auch daß er leinen Geraͤth genug bey Handen habe/ auf solches/ so offt es die Noth erfordert/ den Krancken rein zu legen/ welches die Cur nicht wenig faciliti rt und erleichtert. Wenn sich auch der Patient wegen Schwachheit und zufallenden Unver- standes halber nicht recht halten koͤnte/ soll solcher Haußvatter nicht ungedultig auf den Krancken werden/ oder andere Sachen fuͤr- nehmen/ sondern allzeit die Freundlichkeit und Sanfftmuth gegen solche gebrauchen/ und sie zu stillen suchen: Soll sich auch zu Verhuͤtung aller Unordnung nicht mit Wein uͤber- Das XII. Capitel. uͤberladen; sondern wann nach dem Willen GOttes einer der Patienten mit Todt ab- gangen/ er solchen von Stund an von den uͤbrigen/ so noch im Gemach liegen/ abson- dern/ und zu rechter Zeit gebuͤhrlich zur Erden bestatten lassen: Auch soll er allzeit bey den uͤbrigen Patienten einen Aufwarter halten/ der acht habe/ daß nicht etwa von einem Aberwitzigen den andern Krancken Schaden zugefuͤget werde: So soll er sich auch nach Moͤglichkeit enthalten/ und nicht aus dem Pesthause gehen/ damit er andern gesunden Leuten keine Furcht einiage/ und groͤsser Un- heil anrichte. Obwohlen auch alle Krancke/ welche ins Pesthaus bracht werden/ von den absonderlich bestellten Leichschreibern auff- zuzeichnen seyn; so soll dennoch der Pfleger des Kranckenhauses aller zu ihm gebrachte Namen/ Profession, Heimat/ Alter/ auch dessen Eltern Namen/ und wo er vorher sich bey einem Herrn auffgehalten/ treulich in ein gewiß Buch einschrieben/ und da er nach GOttes Willen mit Todt abgehen solte/ den Tag und Jahr darzuschreiben/ damit/ wann uͤber kurtz oder lang nach solchem gefraget werden moͤchte/ man alsdann gute Nach- richt davon erhalten koͤnne. Endlichen/ daß er dieses und andres mehr/ so in solcher Ord- nung nicht klaͤrlich vermeldet/ so etwa nach Zeit/ Ort und Gelegenheit vonnoͤthen waͤre/ treulich beobachte/ auch seine zugegebene Waͤr- Ampt der Todtengraͤber. Waͤrter/ Waͤrterinne/ Siechenknechte also auf die armen Krancken bescheide/ nachdem es jedes Beruff und Dienst erfordert/ so lieb ihnen allen GOttes Gnade und Hulde zu erlangen ist. Zum Beschluß dieses Capitels haben wir Was fuͤr Todten- graͤber zu bestellen. noch mit wenigen zu betrachten/ wie die an der Pest verstorbene Todte zur Erden bestat- tet werden; weil solches aber durch den or- dentlich bestellten Todtengraͤber bey grossem Sterben nicht verrichtet werden kan/ son- dern andere/ die zu selbiger Zeit das Ampt verrichten/ auffgenommen werden/ so hat die Erfahrung gelernet/ daß unter solchen Leu- ten sich allerhand Buben eingeschlichen/ wel- che allerhand Schelmstuͤcke angestellet/ und Dieberey veruͤbet/ daß man gantze Tractaͤt- lein von solchen beschreiben koͤnte: derohal- ben sehr noͤthig/ auf solche ein wachend Auge zu haben/ derowegen E. E. Rath der Stadt Leipzig 1607 publici rten Pest-Ordnung mit diesen Worten bezeuget: So soll er (der Todtengraͤber) welcher nemlich der Princi- pal und Meister unter den andern/ und deß- wegen vor alles/ so unter ihnen bey solchem Ampt fuͤrlaͤufft/ Red und Antwort geben: sich auch aller Buͤberey und Betrugs/ derer sich die Todtengraͤber sonst in solchen Laͤuff- ten/ ihres schnoͤden Gewinsts halber/ wider die Christliche Liebe und ihr Gewissen/ zu ge- brauchen pflegen/ nicht allein fuͤr sich/ son- dern Das XII. Capitel. dern auch fuͤr sein Weib und Kinder/ enthal- ten. D. Herlicius Cons. Polit. Phys. I. Theil Boßhei- ten einiger Todten- graͤber. cap. 1. schreibt: Insonderheit muß hierauff gute Achtung geben werden/ daß unter den Todtengraͤbern keine Schelme oder Diebe einschleichen/ welche die Lebendigen t odt schla- gen und berauben/ oder/ wenn sie noch nicht halb todt sind/ dieselbe stracks zu den Todten hinein werffen/ darnach Kisten und Kasten auffbrechen/ und also gleich greulichen Dieb- stahl/ Mord und Raub begehen. Wann dann die verordnete Herren ein wachend Au- ge darauff haben/ so scheuen sich solche Moͤr- der und Diebe. Man lieset/ daß etliche Todtengraͤber in der Pest die Todten in den Graͤbern auffs Angesicht geleget/ damit also/ wie sie meynen/ das Sterben nicht bald auf- hoͤre: solche Schelmen solte man alsbald oh- ne Urtheil und Recht umbringen/ und auf das Rad legen. Was sol- che fuͤr un- billichen Lohn for- dern. Das gemeine Laster aber/ so die Todten- graͤber in Pestzeiten begehen/ ist meines Er- achtens dieses/ daß sie nemlich allerley Pra- ctiqu en brauchen/ die Leut ums Geld zu brin- gen/ indem sie selbige sehr uͤbernehmen/ denn bißweilen fordern sie expresse fuͤr dem Grab- lohn mehr/ als ihnen gebuͤhret/ und ist ihnen ein gemachter Handel/ daß man ihnen/ wie auch den Schreinern fuͤr den Sarg ꝛc. in sol- cher letzten Ehr und Dienst-Bezeugung nichts/ oder doch wenig abzubrechen pfleget/ da Ampt der Todtengraͤber ꝛc. da sie aber bedencken solten/ daß mancher nichts zu ihnen saget/ oder abbricht/ bey an- dern aber ihrer desto uͤbeler gedencket/ und fuͤr leichtfertige Leut ausschreyet. Bißwei- len/ wenn Personen fuͤr ihre Todten gern ein Grab allein/ oder an einen besondern Ort gemachet haben wollen/ weigern sie sich zum hoͤchsten/ mit Vorwenden/ wie unmoͤglich es seyn koͤnne; fullet man ihnen aber die Gur- gel mit einer Flasche Wein/ so kan es bald geschehen: ja/ es ist ihnen manchmahl auch mit 3. oder 4. Maaß Wein nicht gedienet/ sondern es muͤssen Thaler/ Goldgulden/ oder Ducaten verehret seyn/ welches Geld wohl abgestohlen/ und eine rechte Dieberey heisset. Bißweilen uͤbernehmen sie auch Leut/ wenn sie etwa einen Dienstboten/ so verstorben/ oder einen Frembden bey Nacht abzuhohlen haben/ und da ist erstlich ein besonderer Lohn fuͤr das Grab zu machen/ ein besonderer fuͤr den Todten abzuhohlen/ ein besonderer den Todten in den Sarg zu legen/ welchen Lohn sie hier Einleg-Geld nennen: Einen beson- dern Lohn fuͤr den Meister/ einen besondern Lohn (so sie Trinckgeld nennen) fuͤr die Traͤ- ger oder Knechte: darbenebst wird noch von ihnen gefordert ein oder mehr Leib Brodt/ ja auch Fleisch/ und dieses Brodt und Fleisch muß mit einer Flaschen Wein convojirt wer- den: und dafern jemand solch Proviant zu geben sich weigert/ machen sie sich noch wohl unnuͤtz Das XII. Capitel. unnuͤtz darzu/ und fordern den Werth an Geld dafuͤr/ welcher allzugrossen Anforde- rung und unbilligen uͤbernehmen die Obrig- keit billig beyzeiten vorkommen solte. Wie sich die Tod- tengraͤber verhalten sollen. Wie sich aber solche Todtengraͤber gebuͤh- rend verhalten sollen/ bestehet in folgendem: Daß sie 1. ihren Dienst/ zu welchem sie sich begeben haben/ treulich und fleissig ausrichten/ und bedencken/ daß/ ob schon ihr Ampt allhier fuͤr den Menschen veraͤchtlich/ und gescheuet wird/ es gleichwol ein gottselig und Christ- liches Werck ist. Sollen sich 2. auch zuͤch- tig und still verhalten/ der Todten Leichnam ehrlich angreiffen/ und ins Grab legen/ als die dereinst mit der Seel wieder vereiniget werden sollen. Auch 3. niemand uͤber die Gebuͤhr uͤbernehmen. 4. Die todten Leich- nam nicht berauben/ auch niemand/ wer der auch sey/ gestatten. 5. Die Begraͤbnuß nicht auffschieben/ es muͤsse denn aus Befehl der Obern und aus erheblichen Ursachen ge- schehen. 6. Keine Zauberey oder aberglau- bisches Fuͤrnehmen weder an Todten noch Lebendigen gebrauchen. 7. Nichts unchrist- liches/ unehrbares und ungebuͤhrliches den Verstorbenen oder Lebendigen zu Nachtheil/ Gefahr oder Schaden sich unterwinden/ noch ihren Zu- oder Angehoͤrigen zu thun verhaͤn- gen oder nachsehen. 8. Auch einem jeden verstorbenen Menschen in sein eigen Grab (es waͤre denn wegen Menge der Begrabe- nen Ampt der Todtengraͤber. nen nicht mehr moͤglich/ oder von der Ob- rigkeit ein anders verordnet) welches seine rechte Laͤnge/ Breite und Tieffe habe/ legen/ und mehr darein nicht begraben. 9. Sich nach Moͤglichkeit enthalten unter Leut zu ge- hen/ damit niemand durch ihre Gegenwart erschroͤckt werde. 10. Allen Betrug und Falsch/ und was dißfalls zu Erregung groͤs- seren Sterbens Ursach geben koͤnte/ fuͤr sich und die ihrige vermeyden. Und 11. da sie an einem oder dem andern das geringste spuͤ- ren und vermercken wuͤrden/ daß mit Zau- berey oder andern unrichtigen verbottenen Haͤndeln/ durch teufflischen Antrieb/ jemand was fuͤrzunehmen sich unterstuͤnde/ solches ohne einigen Verzug mit allen Umstaͤnden der Obrigkeit/ oder ihren Verordneten/ an- melden/ und zu erkennen geben. Es ist auch an einigen Orten der Gebrauch/ Ob es wol gethan sey/ wenn alle Pest- Be d iente ein gewis- ses Zeichen truͤgen. daß man alle Personen/ geistlich und weltli- che/ welche sich in Pestzeiten gebrauchen las- sen/ mit einem gewissen Zeichen bemercke/ damit andere/ welchen solche auff der Gasse oder sonst begegnen/ ausweichen koͤnnen/ und in keine Furcht gerathen moͤchten. Viel aber widersprechen solcher Verordnung/ und sa- gen/ wie es sich nicht wohl schicken wuͤrde/ wenn man die Pfarrherren/ Doctores, Bar- bierer und ansehnliche Leute also bezeichnen solte; so auch wuͤrde es vielmehr als sonst einen Schrecken verursachen/ wenn jemand K furcht- Das XIII. Capitel. furchtsames solchen Gezeichneten ohngefaͤhr oder ploͤtzlich auffstossen solte. Waͤre also besser/ daß solche Pest-Bediente nicht viel un- ter ander Leut kaͤmen/ sondern sich nach Moͤg- lichkeit einhielten. Das XIII. Capitel. Das XIII. Capitel. Von allerhand Umstaͤnden/ so in Pestzeiten zu eroͤrtern fuͤr- fallen. Weñ einer infici rt ist/ wie er sich zu verhal- ten hat. W Enn es sich nun begaͤbe/ daß ein oder ander/ welcherley Condition und Geschlecht er sey/ mit dieser Pest- Seuche angefallen wuͤrde/ so soll solcher fuͤr allen Dingen auff seiner Seelen Heyl acht haben/ sich mit ernstlicher Reue uͤber seine Suͤnde und rechtschaffener Buß zu GOtt bekehren/ und zu Versicherung sei- nes Glaubens den Seelsorger zu sich bitten/ seine Suͤnde beichten/ und die heiligen Sa- cramenta empfahen/ hernach auch den leib- lichen Artzt zu sich bitten lassen/ der ihm mit ordentlichen Medicament en/ welche zu wieder Erlangung seiner Gesundheit dienlich/ an Handen gehe/ auch gutem Rath gern folge/ und verordnete Medicin ordentlich gebrau- che/ auch so viel moͤglich ohne Verzug mit einem Chirurgo, wenn der Medicus dessen noͤ- thig erachtet/ rede/ sich auch mit Leuten/ die seiner pflegen/ versehe/ und sein Geld oder Gut Allerhand eroͤrterte Umstaͤnd ꝛc. Gut nicht hoͤher als seine Gesundheit oder Leib und Leben achte: seine Kranckheit auch nicht 2. oder 3. Tage verheele/ wie von man- chen muthwillig zu ihrer eigenen Verwahr- losung zu geschehen pflegt/ auch zugleich mit sich andere Leut ins Verderben bringet: Deñ es gibt vielerley Leut/ die solches thun/ und wenden ihre grosse Noth fuͤr/ wegen Abgang der Nahrung und Lebens-Erhaltung. An- dere meynen/ daß ihr Ausgehen nichts zu be- deuten habe/ und mischen sich trotziglich in die Kirch und unter andere Leut: Etliche stel- len sich frisch/ in Meynung es heimlich zu halten/ lachen/ und sind froͤlich/ trincken mit andern einen guten Trunck Wein/ damit es ja niemand mercken soll/ daß sie so hart dar- nieder gelegen haben/ oder daß sie wol gar noch nicht an ihrem Schaden geheylet seyn/ sagen wol/ wer es nicht wisse/ dem schade es auch nicht. Andere gehen muthwillig un- ter die Leut/ selbigen nur ihren Schaden an- zuhencken/ damit sie derselben desto eher ledig werden wollen/ oder vi transplantationis loß werden koͤnnen. D. Johann Ewig im Buch vom Ampt der Obrigkeit cap. 9. schreibt: So einer vor der bestimmten Zeit ohne Er- Krancke sollen ohn Erlaub- nuß nicht aus den Pesthaͤu- sern ge- hen. laubnuß aus dem Hause gehen wird/ und sich unter den Hauffen anderer Leut mischen/ der soll von neuem wiederum im Hauß ver- schlossen bleiben/ als ihme zuvor die Zeit des Innenbleibens anbefohlen worden/ und soll K 2 uͤber Das XIII. Capitel. uͤberdas nach der Willkuͤhr mit Geld gestrafft werden. Wann derjenige/ so zuvor an der Pest gelegen/ und kaum wieder frisch wor- den/ auszugehen sich unterwinden wird/ der soll der hoͤchsten Undanckbarkeit beschuldi- get/ und aller Gutthaten/ die ihm haͤtten er- zeiget werden sollen/ beraubet/ und uͤberdas mit laͤngerer Einschliessung im Zwang gehal- ten werden. Aber wenn er dieser Zeit die Pest noch am Halß hat/ und diese That aus frevelischem Muthwillen und Buͤberey be- gehen wird/ daß er unter die Leut gehet/ der soll aller seiner Guͤther/ wann er keine Kin- der hat/ als ein Strassen-Rauber verlustiget/ und dem Hencker uͤberantwortet werden. Viel wol- len aus Halßstar- rigkeit kein Artz- ney brau- chen. Es gibt auch solche halßstarrige Leute/ die/ ob sie schon sehen/ in was Noth und Gefahr sie stecken/ dennoch die von GOtt verliehene Artzney-Mittel nicht gebrauchen wollen/ und sagen/ die Pest sey ein sonderbare Straff GOttes/ worwider keine Mittel verfangen; so auch sterbe der Mensch doch nicht fuͤr sei- ner bestimmten Zeit; und bezeuge es die taͤg- liche Erfahrung/ daß die wenigste von der Pest wiederum genesen/ sondern die meisten/ ob sie schon Mittel gebraucheten/ dennoch dar- an sterben. Obwohl in heiliger Schrifft ste- het/ der Mensch seine bestimmte Zeit habe/ und die Zahl seiner Monden bey GOtt ste- hen/ der hat ein Ziel gesetzt/ welches der Mensch nicht uͤbergehen kan. Aber man muß ein Unter- Allerhand eroͤrterte Umstaͤnd ꝛc. Unterschied vom Ziel das GOtt gesetzt/ und zwischen dem/ so sich offtmalen ungefaͤhr er- eignet/ zu machen wissen/ in gemeldtem Spruch ist nur von dem natuͤrlichen Lebens- Ziel geredet/ welches der Mensch erreichet/ es geschehe auch wann es wolle/ so weiß doch GOtt schon zuvor/ daß er auf selbige Zeit hat sterben sollen/ da er gestorben ist/ nicht als wenn GOtt eben allemahl dasselbe Ziel und kein anders haͤtte haben wollen. Aus die- sem/ was allhier gesaget wird/ siehet man ja/ was es mit des Menschen Ziel fuͤr eine Beschaffenheit habe/ nemlich/ daß er es ihm wohl durch Mittel verkuͤrtzen oder verlaͤngern koͤnne/ und also viel an den Mitteln/ die er brauchet/ und an dessen Geschicklichkeit/ der solches zu brauchen verordnet/ gelegen sey. Viel gebrauchen auch darum keine Artzney/ weil sie davor halten/ es sey nur ein bloß Gluͤck/ wenn einer von der Pest wieder aufkomme. Solches ist wohl wahr/ daher/ wann er ei- nem ungeschickten Artzt unter die Hand kom- met. So viel aber das Gluͤck der Medico- rum betrifft/ bestehet dasselbe in zweyen Stuͤ- cken/ nemlich in dem Seegen des Allmaͤch- tigen/ als des obristen Artzts/ und denn in fleissigem Studieren: Wer denn sich um die- se beyde ernstlich bemuͤhet/ und derer faͤhig wird/ der kan wohl ein gluͤckhaffter Doct o r und Artzt genennet werden. Also ein Kran- cker/ der doch sonst die Mittel fuͤglich haben K 3 kan/ Das XIII. Capitel. kan/ wann er meynen wolte/ es werde ihn GOTT doch wohl gesund werden lassen/ wann er schon keinen Doctor oder Artzney gebrauchete/ derselbe wird ihm weit zu kurtz thun/ und fuͤr einen/ der GOttes Mittel fre- ventlich verachtet/ angesehen werden. Viel Krancke gebrauchẽ Juden- Aertzte. Manchem Patienten auch gilt es alles gleich/ wo sie Huͤlff suchen/ viel lauffen aus Unverstand zu den heillosen Juden-Aertzten/ da sie doch wohl wissen solten/ was solche fuͤr eine falsche Liebe gegen die Christen tragen/ und wann es ihnen moͤglich/ alle mit einem Trunck Wasser ertraͤncken wurden: Was solche fuͤr Curen thun/ erfahren wir aus derer Practica. Ich halte es fuͤr unvonnoͤthen/ all- hier mehrers von dieser Materie zu gedencken/ weil ihm doch der gemeine Mann so lange Jahr darwider nicht einreden lassen will. So gehet auch ja nicht gern ein Juden-Artzt zu einem Krancken/ wann er weiß/ daß sol- cher an der Pest darnieder lieget/ bevorab/ wo eine gantze Gemeinde Juden wohnet. Offt besuchet auch der Juden-Artzt den kran- cken Christen/ in Meynung/ die Kranckheit sey nicht so gefaͤhrlich/ wann er aber den Zu- stand gewahr wird/ bleibt er aus/ worauf hernach die Krancken genoͤthiget werden/ ei- Ein Christli- cher Medi- cus dienet nit gern/ nen Christlichen Medicum zu beruffen. Ich meines Theils wolte mich bedencken/ zu so ei- nem Juden Freund alsbald zu kommen/ son- derlich so ich andere Christliche Patienten zu besu- Allerhand eroͤrterte Umstaͤnde ꝛc. besuchen haͤtte: Dieweil aber zu Zeiten der wo zuvor der Jud gewesen. Patient nichts darvon weiß/ sondern von dessen Freunden ein Juden-Artzt beruffen worden/ waͤre es noch einiger massen zu ent- schuldigen. Indessen aber dennoch/ solte man dem Krancken vorstellen/ wie thoͤrlich er gethan/ sich einem stinckenden garstigen Juden zu vertrauen/ die doch uns Christen/ samt unserm Erloͤser/ nach dessen Namen wir uns nennen/ taͤglich verfluchen und verma- ledeyen/ ja man koͤnte auch noch drohen/ daß man ihm deßwegen seinen Beicht-Vatter uͤber den Halß schicken wolte/ welcher ihn vermahnen solte/ sich ein ander mahl solcher Juden-Aertzte zu entaͤussern. So ist auch zu erinnern/ wann es sich be- Man soll auch nicht zwey Pest- Sieche zu- sam̃en in ein Betth legen. gebe/ daß zwey infici rte Krancke in einem Hause waͤren/ man solche nicht zusammen in ein Betth legen solte/ deßgleichen auch in Pest-Haͤusern: Weil bekandt ist/ daß solche Kranckheit die Entfernete anstecket/ wie viel mehr wuͤrde es nicht auch geschehen/ wann zwey in einem Betth ligen. Und dafern ein oder der ander im Betth sterben solte/ konte der ander darob ein solchen Schroͤcken em- pfahen/ davon er/ da er sonst wohl aufkom- men waͤre/ endlich auch sein Leben daruͤber einbuͤssen. Wann also ein Krancker bereits an der Wie der Krancke in der Diæ t le- ben soll. Pest liget/ und sich dem Medico und Chi- rurgo unter die Hand anvertrauet/ so erfor- K 4 dert Das XIII. Capitel. dert es bey dem Patienten/ daß er auch in Speiß und Tranck ein gute Lebens-Ord- nung halte: Zuforderist allen boͤsen Lufft ver- meide/ sich wohl inhalte/ auch nicht allerley Speisen esse/ welche ihn nur gelusten/ son- dern welche ihm von seinem Medico erlaubt werden. Obwohl die Essens-Lust bey den Krancken offt sehr gering ist/ so soll er doch solche brauchen/ welche das Hertz staͤrcken und leicht zu verdauen seyn: Zart wohl ausgeba- cken weiß Brodt/ junge Huͤhner/ saͤuerlich mit unreiffen Weinbeeren/ auch mit Eßig/ Citronen/ Limonien/ Pomerantzen/ Johan- nis-Beer- oder Saurampff-Safft/ zugerich- tet. Deßgleichen alles gelind und frische Fleisch von Laͤmmern/ Kaͤlbern/ Kuͤtzen/ Schoͤpfen/ jungen Hirschen und Rehen/ wegen seiner Ei- genschafft mit dienlichen Kraͤutern/ Wurtzel und Fruͤchten ausgesotten/ wiewohl solche und dergleichen Speisen zu dieser Zeit mehr gebraten als gekocht dienen: Da man dann zum Gebratens aussetzen kan/ Weichsel-Muß in Eßig zerrieben/ Brunnkressen/ Capern mit Eßig/ Pomerantzen/ Citronen/ und Granat- Aepffel-Kern mit Zucker/ rothe Ruben/ mit Eßig und Coriander bereitet; kleine Grau- pen Gersten/ weich gesotten/ nachmahls duꝛch- gestrichen/ und den durchgestrichenen Gersten- Schleim mit Huͤhner-Copaun- oder anderer Fleisch-Bruͤhe und ein wenig Eßig oder Li- monien-Safft vermischet/ in Rind-Fleisch- oder Huͤhner-Bruͤhe gekochet/ und saͤuerlecht ge- Allerhand eroͤrterte Umstaͤnd ꝛc. gemacht/ Huͤhner-Bruͤhe mit Eyer-Dottern/ Krafft-Bruͤhlein und Zimmer-Rinde/ frische Eyer/ zuvor in Bruñ-Wasser geleget/ Galler- ten/ gestossen Suͤpplen von wilden Feld- und zahmen Huͤhnern/ Capaunen/ ꝛc. sauerlechte Haber-Muͤßlein/ Brod-Breylein/ von Wei- ne/ Wasser/ Brodt und Zucker gemachet. Schuͤssel-Muesel/ und andere allerhand leich- te Speisen mehr. Von Speisen so schaͤdlich/ Verbotte- ne Spei- sen. sind aber verbotten: Duͤrꝛ oder geraͤuchert Fleisch/ Kuh-Fleisch/ Schwein-Fleisch/ Kut- telfleck/ Geluͤng/ Gekroͤß/ Kalbs-Koͤpff/ aller- hand Schwaͤmme/ Gaͤnse/ Storcken/ Endten/ rohes Obst/ allerley Arten Mandeln ꝛc. Und obschon etliche die welschen und Hasel-Nuͤß als ein sonderlich gut Ding wider diß Gifft ruͤhmen/ so ligen sie doch sehr lang im Magen/ und seynd ihnen wegen uͤbler Verdauung nit wenig beschwerlich; ausser den kleinen Hech- ten/ Faͤhren/ Grundeln/ sind alle Fische un- dienlich; Kraut/ harte Eyer/ alles Gebackens/ Wasser-Voͤgel/ Wachteln/ rohe Milch/ sind undienlich; in Sum̃a/ alle grobe/ rohe/ zaͤhe/ geraucherte/ harte/ gesaltzene/ und zu starck ge- wuͤrtzte Sachen seynd schaͤdlich. Der Tranck kan in Bier-Landen wol ein gut lindes/ abge- legenes/ lauteres Bier seyn/ welches nicht all- zuviel Heffen hat/ doch sind die gesottene Ger- sten-Wasser am dienlichsten. Der Wein ist/ so lang die grosse Hitz und Weh-Tagen im Haupt anhalten/ gantz schaͤdlich/ wann aber die Gefahr weg/ und die Hitz ziemlich nach- K 5 gelas- Das XIII. Capitel. gelassen/ der Patient Pflegmatisch oder Melancholischer Natur/ kan bisweilen ein Truͤncklein gelinden Wein/ mit Rosen Ger- sten/ Brod oder schlecht abgesotten Wasser vermischet/ auch Citron/ Pomerantzen/ Granaten- oder Quitten-Wein/ wenn kein Leibs-Verstopffung fuͤrhanden/ dazu ge- gossen werden. Von staͤrckenden und an- dern Traͤncken wird an seinem Ort gedacht werden. Der Patient soll sich nicht so sehr im Bett hin- und her werffen; sich maͤssig und moderat im schlaffen und wachen halten/ wiewohl in den ersten zween Tagen das Wachen dienlicher als das Schlaffen ist. Soll sich auch nicht den Leib allzuviel anfuͤl- len/ die Auslehrung also in Obacht neh- men/ daß man (in den plethonicis und ca- cochimicis corporibns zuforderst) zu rech- ter Zeit Ader lasse/ purgire/ schwitze/ den Leib bey taͤglicher Oeffnung erhalte/ auf die gewoͤhnliche Evacuationes, als der guͤlden Aderfluß/ alte Schaͤden/ Fontanellen und weibliche Monat-Reinigung/ gute Achtung geben/ und selbige in ihrem gebuͤhrenden Esse erhalte. Alle starcke Gemuͤths Be- wegungen/ als da seynd Sorg/ Bekuͤm- mernuͤß/ Traurigkeit/ Zanck/ Zorn/ ꝛc. fliehen/ nicht nur zu Wiedererlangung vo- riger Gesundheit/ sondern auch weil der Pa- Ob man dem Krancken tient nicht weiß/ wie langer leben werde. Obwohl des Weintrinckens oben einiger massen gedacht worden/ so ist doch vonnoͤ- then/ Allerhand eroͤrterte Umstaͤnde ꝛc. then/ etwas mehrers davon zu erinnern/ auch Wein ge- den darff. dieweil befunden worden/ daß die an solcher Seuche liegende Krancke oftmal mehr nach Wein schreyen/ als da sie gesund gewesen seyn: sonderlich wenn solche des Weins ge- wohnt gewesen. Ja auch kleine Kinder be- gehren oft in solcher Kranckheit Wein/ wel- chen sie doch bey gesunden Tagen sonst nicht verlanget haben. Dahero wird billig dafuͤr gehaltten/ er sey einem an der Pest krancken Menschen nicht schaͤdlich/ ob er ihm auch gleich nicht gar zu nutzlich sey. Aber vieler fuͤrtrefflich Gelehrten Meynung nach/ ist der Wein so wohl manifestis qualitatibus, als occutâ vi, wider die Pest gut/ in Fab. Paulin. in prælect. Marc. Præfat. lib. 2. Denn weil er/ wie genugsam bekannt/ die- se alle Leibs-Kraͤffte schwaͤchet/ so erhaͤlt sel- bige der Wein/ und erstattet sie wieder/ wie Hippocrates und Galenus Aph. 2. aph. ij. sa- get: Es sey leichter mit dem Tranck als mit der Speise sich zu erquicken/ und giebt Gu- lenus daselbst dem Wein das Lob/ daß er geschwinder und mehr als andere Ding neh- re/ deßwegen man auch den Wein in Ohn- machten brauchet. Denn er die natuͤrliche Waͤrme staͤrcket/ mehret/ und wegen son- derlicher Verwandschafft/ so er mit dem menschlichen Leib hat/ reine gute Spiritus machet. Damit aber das stetige Wein trin- cken keine unnatuͤrliche Hitze errege/ das staͤ- tige Das XIII. Capitel. tige Wasser trincken auch keine Crudi taͤten verursache/ soll einen Tag um den andern/ Wein und Wasser zu trincken/ erlaubt wer- den. So schreibt auch Celsus lib. vj. daß der Wein einem Pest Krancken wohl zuzulassen sey/ weilen er allem Gifft wieder stehet/ nun kann niemand laͤugnen/ daß die Pest ein Gifft sey/ ja so vieler andern Gifften Natur an sich nehme. Dannenhero auch wider den gifftigen Schmertzen warmer Wein gebrau- chet wird/ dahero denn Galenus Epid. 6. Hyppocr. cent. 5. wider den Gifft und giff- tiger Thier Biß gewaͤrmten Wein gebrau- chet/ da er saget: Es kommen zuweilen giff- tige Schmertzen von Gifften und gifftigen Thieren/ so entweder schaͤdlicher Weiß oder Pestilentzialischer Lufft im Leib entsprungen/ von welcher diese Mittel/ Milch/ Knob- lauch/ warmer Wein/ Eßig und Saltz ge- saget seyn. So kann der Wein auch fast zu allen Antidotis, insonderheit aber zu dem Theriac und Mithridat; So bezeugen auch viel andere/ daß der Wein in specie wider die Pest nutzlich sey. Plinius postremo lib. 23. naruralis histor. cap. 2. spricht vom Wein also: In pestilentia quoque adpere- grinationibus vim magnam auxiliandi ha- bens dicitur. Warum einige den Pattenten Wein ver- bleten. Hergegen auch seynd nicht wenig/ die dem Pest-Krancken den Wein durchaus nicht zulassen wollen/ als Thomas Jordanus de peste Allerhand eroͤrterte Umstaͤnde ꝛc. peste Phœnom. tract. 1. cap. 19. da er aus- truͤcklich schreibt/ daß in der Pest zu selbiger Zeit/ da er seinen Tractat geschrieben/ die- jenige alle umkommen/ welche Wein getrun- cken/ seine Wort seyn zu Teutsch diese: Es ist nie eine Schwachheit gesehen worden/ darinnen die Patienten mehr nach Wein verlanget/ als in dieser/ also/ daß sie sich auch wissentlich/ verstaͤndlich und gern dem Tod ergeben/ wenn sie nur Wein haben moͤgen/ und Tabernemontanus in seinem Pest-Regiment p. 32. der Wein soll als ein schaͤdlich Gifft vermiedet werden. Denn er das Gifft schnell zum Hertzen fuͤhret/ daß die Krancke unversehens dahin sterben. Man unterscheidet aber so wohl unter der Schwachheit als unter den Wein selbst. Die Schwachheit belangend/ ist die Pest entweder mit einem Fieber oder ohne dasselbe begleitet/ wofern sie ohn Fieber ist/ mag der Wein wohl eben so viel nicht schaden/ wenn er nur nicht so starck und in so grosser Quantitaͤt gebrauchet wird. Ist sie aber mit einem Fieber/ wie zum meisten theil geschie- het/ so hat man in acht zu nehmen/ ob es sey ein Febris intermutens oder continua, Item ob es wenig oder sehr hitzig sey/ des- gleichen ob die Humores, davon das Fieber eutsprungen/ crudi oder cœti, und ob die Kraͤffte gering oder noch ziemlich gut seyn/ und ob die Schwachheit noch im Zu- oder im Das XIII. Capitel. im Abnehmen: Ist also auch auf die Wahl in Wein zu sehen/ je staͤrcker der Wein/ je mehr er nutri rt und nehret/ je mehr er aber auch in das Haupt steiget/ die Fiebrische Hitz vermehret/ oder den Durstergroͤssert. Ins- gemein ist ein duͤnner waͤsserichter Wein in den Fiebern der beste/ viel seynd/ die dafuͤr halten/ dem Patienten den Neckar Wein zuzulassen/ weil er duͤnner/ als andere/ aber es heist nach dem alten Sprichwort/ Necker Wein/ halb Wein/ Francken Wein Krancken Wein/ Rhein Wein/ reine Wein/ jedoch findet man unterweilen Rhei- nische Wein die plus Rheni quam vini in sich haben. Biere trin- cken wie es dem Patienten erlaubt wird. Was das Bier trincken anlanget/ so wird solches auch von vielen Patienten in Pest-Zeiten verlanget/ solches kann auch wohl denenjenigen erlaubet werden/ welche es von Natur gewohnet/ und darbey erzo- gen seyn: Es soll aber solches wohl gebrauet/ und mittelmaͤssigen Alters seyn/ und nicht in so grosser Quantitaͤt noch zu kalt getruncken werden/ so wird es keinen Schaden brin- gen/ sonderlich wenn in solchem Bier Car- dobenedicten/ Knoblauch/ Alant/ Schaf- garben/ Wacholder/ Lorbeer und andre wider die Pest beruͤhmte Mittel gesotten seyn/ oder wenn aufs wenigste ein Stuͤck gelb ge- roͤstet Brod/ oder gebrannt Hirschhorn/ oder beydes zusammen drein geworffen ist. Jedoch Allerhand eroͤrterte Umstaͤnde ꝛc. Jedoch waͤre besser/ man hielte sich in sol- cher Kranckheit an besser Getraͤnck/ bevorab in den ersten Tagen/ dahero auch Theodo- rus Tabernamontanus im andern Theil sei- nes Pest-Regiments also schreibt: Der Wein soll als ein schaͤdlich Gifft vermieden werden/ denn er das Gifft schnell zum Her- tzen fuͤhret/ daß die Krancken unversehens dahin sterben/ derowegen soll sich maͤnnig- lich dafur huͤten/ deßgleichen auch vor dem Bier/ doch moͤgen die Krancken/ die das Bier gewohnet/ nach dem fuͤnfften oder sechsten Tag/ wohl ein Truͤncklein duͤnn/ wohl gesottenes Bier gebrauchen. Im er- sten Theil/ da er von der Præservativ redet/ schreibt er: Alle Bier die truͤb und nicht wohl gekocht seyn/ sind ungesund/ und machen ein boͤs faul Gebluͤt. Nun haben wir auch noch zu uͤberlegen/ Wasser/ ob es der Patient trincken kann. ob man dem Patienten Wasser zu trincken geben kan/ davon schreibt D. Varvvig, Koͤ- nigl. Daͤnischer Leib- Medicus, in seinem Be- richt wider die Pestilentz also: Diesen/ welche die Pest mit Schrecken anstosset/ ist nuͤtzlich und gerathen/ daß sie so bald/ wann sie er- schrocken seyn/ einen grossen Trunck kaltes reines Wasser zu sich nehmen/ oder guten frischen Wein/ oder aber ausgedruͤckten Po- merantzen-Safft/ oder destillirt Wasser von Saurampffer/ Cardbenedicten/ Kressen- Wasser ꝛc. auf daß das Hertz erfrischet/ die grosse Das XIII. Capitel. grosse Hitz gedaͤmpffet/ und zu den aͤussern Gliedern wiederum moͤge getrieben werden: wie auch den schwangern Frauen/ wann sie erschrecken/ dasselbige gerathen ist/ auf daß sie keine Mißgeburt uͤberkommen. Also hat Hippocrates in den pestilentibus Constitu- tionibus kalt Wasser geben/ septimo Epid. Ægroto. Galenus haͤlt davor/ das einfache Wasser und die Aderlaß seyen in Fetribus acutis die zwey groͤste Mittel. Fracastorius rathet das kalte Wasser ebenmaͤssig/ jedoch mit Saurwasser oder Citronen-Safft; de- nen aber/ so in bluͤhender Ingend/ und starck genug sind/ und dasselbe vertragen koͤnnen. Hingegen verwerffen solch Wasser-trin- cken andere gantz/ und schreibt Unzerus de lue pestifera lib. 3. c. 11. also: Etliche ruͤh- men einen starcken Trunck Wasser sehr/ de- nen wir doch keinen gaͤntzlichen Beyfall ge- ben koͤnnen. Denn obschon der Durst die Fiebrische Hitze durch dessen Kaͤlte wol ge- loͤschet/ so schwaͤchet es doch den Magen nicht wenig/ und machet/ daß das Gifft innerlich desto mehr anklebt/ auch daͤmpffe es den natuͤrlichen Balsam/ der doch ohe das Noth leidet/ zerstreuet die reinen Spiritus, verur- sachet crudit aͤten/ und allerley Verstopffun- gen/ oder beschweret den Leib und die Na- tur/ in anderer Weise/ daß sie den Gifft nicht widerstehen kan. Es Allerhand eroͤrterte Umstaͤnde ꝛc. Es dienet aber das kalte Wasser-trincken nicht ersprießlicher/ als da der Patient dessen sonst wohl gewohnet ist/ der auch nicht gar alt/ noch am Magen/ Lung und Leber Man- gel hat: auch da das Wasser an sich selbst rein/ wohlschmeckend/ und zuvor gesotten/ geschaumt/ gantz im Anfang (wenn nur nicht viel crudit aͤten im Leib sind/ oder in statu der Schwachheit/ wenn die Dauung geschehen/ und der Durst/ Appetit und Aufwallen der humorum groß/ denn also werden die vi- scera destoweniger von der Kaͤlte verletzt/ und geschicht die Oeffnung durch das Erbrechen/ durch den Schweiß/ Urin und Stuhlgang desto leicht- und reichlicher. Nur ist zu mer- cken/ daß/ wann solche evacuation geschehen/ der Krancke sich im Bett wohl zudecke/ den Schweiß folgen lasse/ und da zu befoͤrchten/ es werde das Wasser ein oder andern Glie- dern schaden/ man denselben mit andern ge- buͤhrenden Mitteln/ wie es denn mit in und aͤusserlichen geschehen kan/ beyspringe. Was aber das Saurwasser/ sonderbar Saurwas- ser. das Schwalbacher/ anlangt/ so gedencket de- rer Tabernamontanus, daß solche in Pesizei- ten ein heilsamer Tranck seyn/ denn sie behuͤ- ten fuͤr Faͤulnuß/ und wo Faͤulung vorhan- den/ so verzehren sie dieselbige/ und sind son- derlich die Saurbrunnen zu langen/ Schwal- bach die fuͤrnehmsten/ unter welchen der Weinbrunnen den Primat behaͤlt/ wie auch L der Das XIII. Capitel. der zu Braubach/ Andernach/ und fast alle Saurbrunnen in der Wetterau/ und solten alle Menschen zu solchen Saurbrunnen in Sterbzeiten sich gewoͤhnen. Was vom Saurwas- ser-trin- cken in der Pest zu halten. Wird also dafuͤr gehalten/ daß man an statt der einfachen Brunnenwasser mit viel groͤssern Nutzen ein Saurwasser/ so aber frisch und ohnlaͤngst geschoͤpfft/ auch wohl verwahrt seyn muͤste/ brauchen koͤnte: Und ob man wohl nach ihren ingredienti en oder minerali en einfachen Krafft solche conside- ri rt/ wie sich nicht eben ein solche Tugend in selbigen wider die Pestilentz oder andere giff- tige Schwachheiten befindet/ welche ab ap- propriato \& specifico remedio herkomme/ je- doch gleichwol offt viel in mixto ist/ so sich in simplici nicht befindet/ und dahero gleichsam eine quinta natura, wie Scaliger redet/ entste- het; Also bezeuget die taͤgliche Erfahrung/ daß viel Saurwasser zu unterschiedlichen gifftigen Kranckheiten gut und nuͤtzlich fun- den worden/ welches denn von dem Schwal- bacher Saurwasser desto leichter geglaubet werden kan/ weil es unterschiedliche Minera- li en/ als Vitriol/ Agdstein/ Schwefel/ Sal- peter/ ꝛc. in sich haͤlt/ die sonst wider die Pest mit grossem Nutzen gebrauchet werden koͤnnen. Das Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. Das XIV. Capitel. Das XIV. Capitel. Aller hand Fragen betreffen- de. Eroͤrteꝛung unteꝛschiedener Fra- gen/ so bey infici rten Personen zu beobachten. G Evor wir zu denen Huͤlffs-Mitteln greiffen/ wollen wir noch einige nothwendige Fragen eroͤrtern/ von solchen Umstaͤnden/ welche bey infici rten Pa- tienten zu beobachten/ und zwar (1) des Pa- 1. Ruhe. tienten Ruhe betreffende: so wird solche ei- nem Krancken treulich gerathen/ weil er durch das viele Bewegen den Leib noch mehr erhi- tzet/ und die Kraͤffte/ die billich starck seyn/ und dem Gifft widerstehen sollen/ geschwaͤ- chet/ und also dem Gifft freyer Zugang zum Hertzen und andern Gliedern gemachet wird. So wollen auch einige Medici (2) die Pa- 2. Schlaff. tienten vom Schlaff bey Anfang der Kranck- heit abhalten/ und seynd hieruͤber ungleicher Meynung/ und ob solche wol der Zeit nach nicht einig/ so faͤllet dennoch der Schluß da- hinaus/ daß man den Krancken/ bey Anfang/ vom Schlaff abhalten soll. Jedennoch haͤlt man fuͤr ungereimt/ alle Pest-Patienten an einerley Zeit des Enthaltens des Schlaffs zu Unter- scheid un- ter dem Schlaffen. binden/ sondern fuͤr rathsamer zu achten/ et- was besser auf die Umstaͤnde zu sehen/ ob der Krancke des vielen Schlaffens gewohnt oder nicht/ ob er sehr krafftloß/ oder ob er noch bey L 2 ziem- Das XIV. Capitel. ziemlichen Kraͤfften/ ob er etwa etliche Zeit zuvor schon mehr/ als ihm ersprießlich ist/ ge- wachet/ und nicht schlaffen koͤnnen/ ob er grosse Hauptschmertzen gehabt oder nicht/ ob er schon ein oder mehr antidota gebrauchet oder nicht/ item/ ob er alt oder jung. Nach welchen Umstaͤnden ein jeglicher Medicus sei- nen Patienten 12/20 oder 24 Stund/ ja auch gantze Tag vom Schlaff abhalten kan/ und nur etwas wenigs schlaffen lasse/ aber allzeit zu rechter Zeit wieder auffwecken/ und ist zu mercken/ daß der Patient den Mund unterwaͤhrenden Schlaffen nicht unter dem Deckbett habe/ damit ihm die gifftigen Schwaͤren keinen Schaden zufuͤgen koͤnnen: Warum man den Patienten anfangs nicht will schlaffen lassen. Die Ursach aber/ warum man den Patien- ten/ wann ihn die Pest anstoͤsst/ nicht will an- fangs schlaffen lassen/ ohnerachtet er doch schlaͤffrig ist/ ist diese/ weilen im Schlaffen die natuͤrliche Waͤrme ä circumferentia ad centrum, das ist/ von aussen des Leibs innen- werts zu sich begiebet/ und also das Pestilen- zische Gifft dem Hertzen naͤher zugezogen und in die Adern getrieben wird/ dahero es den Krancken leichtlich erwuͤrgen kan. Durch das Wachen aber (welches doch auch nicht zu lang aneinander waͤhren muß/ weil dadurch der Leib erhitzt/ und die Spiritus sehr resolvi rt werden) ist die natuͤrliche Waͤrm mehr ge- gen aussen zu/ da sich doch das Gifft und seine boͤse Daͤmpffe auch daselbst befinden/ und wegen Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. wegen deß sie weit von dem Hertzen/ nicht so bald und leichtlich schaden. Es sollen sich die Patienten zu Pestzeiten Soll sich fuͤr Zorn huͤten. sonderlich fuͤr Zorn huͤten/ denn von dem Zorn werden selbige erhitzet/ und ist nicht anderst/ als wenn man Schweffel ins Pulver schuͤt- tete/ und ins Feuer stiesse/ angesehen daß da- durch das Gifft sich in alle Glieder ausbrei- ten und den Menschen desto eher ums Leben bringen kan. Soll anbey ein gut Vertrauen Gutes Vertrau- en gegen den Medi- cum ha- ben. und Zuversicht gegen seinen Medicum haben/ wodurch die Cur gewaltig befoͤrdert wird/ denn man siehet/ daß die Krancken durch ge- fasseten Wahn und gutes Vertrauen gegen den Medicum (bevorab der gluͤckhafft ist) wiederum zu ihrer vorigen Gesundheit ge- langen. Roder. à Castro in Medico-Polit. lib. 3. c. 12. schreibt: Des Patienten geschoͤpfftes Vertrauen thut viel zu seiner Heylung/ denn viel sind nur selbigen wegen wieder gesund worden; Zwar etliche auch wol/ weilen sie aus solchem guten Vertrauen sich in allem nach dem Willen und nach der Verordnung des Medici recht gehalten/ aus solchem Ver- trauen seynd/ wie Plinius schreibt/ auch ih- res Wunsches gewaͤhret worden. Der Me- Was der Medicus fuͤr Mit- tel am An- fang ge- brauchen soll. dicus hingegen soll fuͤrsichtig mit dem Pa- tienten verfahren/ denn einige tractiren den Patienten anfangs mit gar gelinden Mit- teln/ weil sie noch nicht wissen koͤnnen/ wie sich die Kranckheit anlassen/ und was fuͤr Zu- L 3 faͤlle Das XIV. Capitel. faͤlle sie mit sich fuͤhren werde: weil auch Ga- len 2. de loc. aff. schreibt/ man soll nicht al- sobalden starcke sondern gelinde Mittel brau- chen. Andere aber trauen den gelinden Mit- teln so viel nicht/ daß sie einen so grossen Stein heben solten/ sondern wollen/ man soll alsobald mit recht kraͤfftigen und starcken Mitteln dem Gifft entgegen arbeiten/ weil man es mit einer solchen Kranckheit zu thun habe/ die geschwind und durchdringend ist: gestallen sie nicht etwan unter die acutos, auch nicht per acutos, sondern acutissimos morbos von allen gezehlet wird/ und offtmal dem Menschen seinen Rest gibt/ ehe er von den gelinden Mitteln an die staͤrckere kom- met. Auch weilen alle Kraͤffte alsobald Noth leyden/ denen aber nicht sowol mit terrestre- ti schen Artzneyen (welche langsam von der Natur digeri rt werden) als mit spirituosi- schen/ da das blosse Corpus von der Forma, in welcher die Krafft der Artzneyen bestehet/ separi rt ist/ geholffen werden kan/ und ist sol- cher spirituosi schen Artzneyen destomehr von- noͤthen. Und weil auch das Gifft selbst nichts anders als ein Dunst/ exhalation oder spiri- tus ist/ dahero hart gegen hart erfordert wird. Auch weilen sich das Gifft nicht al- lein in die Viscera, Adern und Glieder offt- malen tieff verbirget/ sondern auch in den- selben bevorab aber deren zaͤhen uͤberfluͤssigen Feuchtigkeit hart anschl aͤ get. Und endli- chen/ Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. chen/ weilen das Gifft/ so man durch den Schweiß auszutreiben vermeynet/ selten durch selbigen fortgehet/ man brauche denn starcke Schweißtreibende Sachen. Und auch so nehmen die wenigsten Patienten gern offt Artzneyen ein: was wuͤrde denn also ge- schehen/ wenn sie mit gelinden Mitteln an- fangen und immer mit staͤrckern fortfahren solten. Was nun den ersten Einwurff betrifft/ den kan man leichtlich nachgeben/ daß die purgi- rende Sachen mehrentheils/ wo nicht allzeit/ gelind seyn sollen/ und solches mit den spe- cial- Gifft-treibenden Mitteln/ aber es hat ein andere Gelegenheit und Meynung. Was aber Galeni Meynung betrifft/ so redet er nur von denjenigen Kranckheiten/ welche Ver- zug leyden/ und nicht so leichtlich Gefahr bringen. Warum aber auch die Artzneyen im An- Warum offt An- fangs kei- ne Mittel anschla- gen wol- len. fang der Kranckheit offtmal nicht anschlagen wollen/ solches hat dreyerley Ursachen/ 1. weil der Gifft etwa so starck/ daß er vielmehr die Artzneyen bezwinge/ als daß er von ihnen be- zwungen werde. So ist 2. auch der Man- gel am Medico, indem selbiger entweder nicht wisse noch verstehe/ daß die Kranckheit die Pest sey/ oder aber Anfangs zu gelinde oder doch solche Mittel/ die wie man sagt/ entre deux sind/ gebrauchen/ dadurch die Seuche Uberhand gewinnet/ und den Meister spielet. L 4 3. Auch/ Das XIV. Capitel. 3. Auch/ weilen die Patienten bißweilen un- gehorsam sind/ dem Medico und andern/ so es treulich mit ihnen meynen/ und die Grau- samkeit der Schwachheit besser bedencken/ nicht in allem der Gebuͤhr folgen/ sondern den Handel gering halten/ und wol nicht mey- nen/ daß es mit ihnen Noth haben werde/ oder nicht glauben/ daß es die Pest sey/ son- dern dafuͤr nur von dem Medico und Barbi- rer gehalten wird/ und sie also um Gewinsts willen uͤberreden wolten. Wenn kei- ne Præser- vativ- Mittel ge- brauchet worden/ was zu thun ist. Offtermalen wird auch einer mit der Pest befallen/ der vorher keine Præservativ- Mit- tel gebrauchet/ und ob er auch solche schon ge- brauchet haͤtte/ doch keinen Nutzen darbey empfunden. Nun ist bekannt/ daß arme Leut gern Mittel braucheten/ wenn sich dero Vermoͤgen so weit erstreckete; Es haben solche aber nicht vonnoͤthen deßwegen fuͤr Kosten zu sorgen/ sondern doͤrffen nur die Muͤhe nehmen selbige zu holen/ als da sind Angelica/ Bibenell/ weisse Diptam/ Bal- drian/ Wachholderbeer ꝛc. viel versaͤumen sie aber muthwilliger weise/ gehen dahin/ ach- ten ihrer selbst nicht/ wenn nun solche unver- sehens von der Pest uͤberfallen werden/ und zuvor weder purgirt noch Adergelassen/ so hat man wahrzunehmen/ ob viel Crudi taͤten vor- handen/ die eine Purgation beduͤrfftig/ deß- gleichen wie es mit dem Gebluͤt sowol quo- ad quantitatem bewandt/ ob eine Aderlaͤß von- Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. vonnoͤthen. Man purgiere nun/ oder laß zuvor Ader/ so muß bey Zeit ein Schweiß- treibende Artzney geben und nicht lange damit gewartet werden/ auff gehaltenen Schweiß sollen alsbald kraͤfftige Hertzstaͤrckungen er- folgen. Was weiter zu thun ist/ soll an sei- nem Ort unter den Medicament en erinnert werden. Im Fall aber allerley Præservati- va gebrauchet waͤren/ und so viel gleichwol nicht operi rt haͤtten/ daß die Pest ausgeblie- ben waͤre/ ist anders nichts als staͤrckere Gifft- treibende Mittel nebst Confortativ en an Hand zu nehmen/ und damit frisch anzu- halten. Es ist aber allhier die Frage/ ob man den Welche Mittel zu gebrau- chen all- hier gera- then wer- den. Patienten Galeni sche oder Chymi sche Medi- camenta gebrauchen darff? Beyde sind nicht zu verwerffen; weil es aber viel Leute gibt/ welche fuͤr den Chymi schen Artzneyen furcht- sam gemacht werden/ koͤnnen bey den Gale- ni schen bleiben; Ich lasse jeden bey seiner Meynung/ sage auch nicht/ daß alle Chymi- sche Artzneyen unverwerffig seyn/ doch aber muß man bekennen/ daß offt so wenig mit starcken Chymi schen Sachen als mit gelinden Galeni schen Mitteln ausgerichtet wird: wenn sie aber beyderseits genugsam in Kranckhei- ten probirt und bewaͤhrt erfunden werden/ so hielt ich es mehr mit den Chymi schen als Ga- leni schen/ fuͤrnemlich weil solche viel eher als andere penetri ren und durchdringen koͤnnen; L 5 auch Das XIV. Capitel. auch weil die wenigsten Thell der Chymi- schen den Patienten leicht/ der meiste aber der Galeni schen tàm propter quantitatem quàm qualitatem schwer einzunehmen sind. Je- dennoch koͤnnen die Chymi schen Artzneyen schwerlich die voͤllige Pest-Cur verrichten/ wenn nicht von einem gelehrten und verstaͤn- digen Medico auch andere Sachen gebrau- chet werden. Was fuͤr Chymi sche Artzneyen passiren koͤnnen. Es wollen aber einige nicht alle/ sondern nur nachgesetzte Chymi sche Artzneyen zulas- sen: und wo der starcken Chymi schen Artz- neyen gedacht wird/ man eben nicht die star- cken Mercurialischen/ Antimonialischen/ und andere stuͤrmerische Artzneyen/ welche die Na- tur uͤbern Hauffen werffen/ verstehen soll. Was aber fuͤr Chymi sche Medicament en in der Pest zugelassen/ sind fuͤrnemlich Tarta- rus Vitriolatus, Sal Essentiale, oder Cremor Tattari, samt dessen Crystallo, Magisterio, Spiritu, terra foliata, \&c. deßgleichen aller- ley Extracta, Essentiæ, Salia, Tincturæ, Spi- ritus, Pulveres, und was des Dings mehr/ so von dem Scammonio, Colocynthite, Mer- curio, Antimonio \&c. durch die Medicos heu- tiges Tages bereitet/ oder doch zum wenigsten ordiniret wird. Andere Chymi sche Medica- menta aber/ als Extracta, Salia, Olea, Essen- riæ aus der Angelica, Zedoaria, Junipero, Roremarino, Melissa, Scordio, Camphora, Myrrha, Succino \&c. præpari rt/ samt den Flori- Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. Floribus Sulphuris, Spiritu Sulphuris acido, Elixire Proprietat. Paracelsi, kraͤfftig destillir- ten Wassern/ und dergleichen/ welche un- ten an ihrem Ort beschrieben werden/ seynd wol zuzulassen/ wenn nur die Verordnung von einem rechtschaffenen Medico geschiehet. Die Zeit betreffende/ wenn man den Kran- Man soll ohne Zeit- versaͤumen nach der Huͤlff greiffen. cken zu Huͤlff kommen soll/ so sind viel der Meynung/ daß man unverzuͤglich und ohne Zeit-versaͤumen dem Ubel steuren muͤsse. Obwol Patienten gefunden werden/ welche sagen: Es ist noch Zeit genug/ wenn nur die 24. Stunden noch nicht fuͤruͤber; aber/ wenn die Pest immer einerley Gattung waͤre/ so koͤnte man leicht erkluͤgelen/ wie viel Zeit er- fordert werde/ biß man sagen koͤnne/ es sey nun zu spat Artzneyen zu gebrauchen: sie ist aber so mancherley/ daß es nicht moͤglich; denn manchen uͤberfaͤllt diese Seuche so grim- miglich/ daß er nicht 12. geschweige denn 24. Stund erlebt; manche kommt ihn so gelind an/ daß auch die am 3. oder 4. Tage erst ge- gebene Artzneyen genugsam gefruchtet haben. Daß aber gerathen wird/ man soll innerhalb 24. Stunden zur Huͤlff greiffen/ geschiehet aus folgenden Ursachen: Weil die Leut vor- hin allzu sicher seyn/ auch weil eines Men- schen Hertz schwaͤcher als des andern ist/ und derowegen ihn das Gifft/ welches am ersten und meisten nach dem Hertzen dringet/ wol in gar wenig Stunden hinrichten kan. Weil auch Das XIV. Capitel. auch das Gifft manchmal so geschwind ver- faͤhret/ daß es nicht allererst die Humores an- greifft/ sondern alsbald nach dem Hertzen ey- let/ und ohne Verursachung einiger Faͤulung oder Fiebers stracks zu ruiniren pfleget. So dienen auch fordersamste Medicamenta, weil das Gifft im ersten Anlauff noch nicht so sehr zugenommen/ also daß ihm Anfangs mehr Widerstand/ als wenn man gewartet haͤtte/ geschehen und angethan werden kan. So sind endlich am Anfang die Kraͤffte auch noch dauerhafft/ und koͤnnen das Schwitzen samt andern Mitteln besser vertragen. Also heist es bey dieser Seuche: Principiis obsta; und schreibt Pansa Consil. antipest. c. 14. Und magst du dein halbes Kopffstuͤck/ den Urin schauen zulassen/ wol sparen. Aber da hoͤret man offt die Patienten sagen: Ich will heut noch zusehen; Wilt du aber nicht treuem Rath folgen/ und verstehest die Sach besser/ so helff dir nachmals selbst. Soll derohal- ben schon in der 4. Stunde/ oder so bald der Mensch etwas fuͤhlet/ Rath und Huͤlf- fe suchen. Ob man ohne Me- dicum die Pest curi- ren kan. So gibt es auch viel Leut/ welche Gewohn- heit haben/ wenn ihnen oder den ihrigen et- was anstoͤsset/ daß sie augenblicklich/ auch wol zu Pestzeiten/ uͤber des Coleri Haußbuch oder den Gabelkofer lauffen/ oder ein Kraͤuter- duch auffschlagen/ und was sie duͤnckt/ daraus brauchen/ und bilden ihnen ein/ es sey gar ge- nug/ Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. nug/ solche Schwachheit damit zu curiren; aber sie finden sich betrogen/ denn wenn man an solchen Buͤchern genug haͤtte/ so thaͤten die Eltern an ihren Kindern thoͤricht/ fuͤr sel- bige so viel Kosten auffs Studiren zu wen- den: so finden sich auch in solchen Buͤchern so viele Lateinische/ Griechische/ Arabische und andere Terminos, darauff sich nicht der ze- hende verstehet/ und also leichtlich sich selbst betriegen kan. So gehoͤret auch viel darzu/ sich recht auff die Dosi, Maaß und Gewicht der Artzney zu verstehen/ wie ist denn also ein Krancker versorget? So dienen auch nicht alle Artzneyen allen Menschen/ sondern sie muͤssen nach des Krancken Natur/ Comple- xion, Alter/ Sexu, Gelegenheit/ ꝛc. gerichtet werden; denn die Jungen anderst als die Al- ten/ die Weibs-Personen anderst als die Manns-Personen/ einer so hitziger der ander kalter Natur ist/ zu tractiren und zu verpfle- gen. Weiters/ so ist die Pest auch nicht ei- nerley Gattung/ der ohalben auch unmoͤglich auff einerley Manier zu curiren: Denn an- derst ist sie zu curiren/ wenn sie erst anfaͤhet/ anderst/ wenn sie schon ein Weil gewaͤhret/ anderst/ wenn sie allein ist/ anderst aber/ wenn noch andere Zufaͤlle mit anwandeln. So kan auch ein jeder Mensch nicht allerley Artz- neyen wider die Pest gebrauchen/ denn einer scheuet Pulver/ ein anderer Traͤncke/ ein an- derer Pillen/ ein anderer Latwergen; dieser kan Das XIV. Capitel. kan nicht suͤsse/ jener nicht bitter Ding ein- nehmen. Derohalben muͤssen solche nach des Patienten Beschaffenheit vom Medico ordi- ni rt werden/ weniger ist auch solchen Leuten bekant/ wenn und wie starck der Patient zu cu rri ren sey/ oder durch was fuͤr Medica- menta es geschehen muͤsse/ entweder wie sol- che purgiret/ oder wie und wo der Aderlaß anzustellen sey. Sind also die in Artzney- und Kraͤuter-Buͤchern befindliche Artzneyen/ eins der nicht darauf studi ret hat/ und des Krancken Leibs Beschaffenheit verstehet/ lauter nichts/ als scharffe spitzige Messer in den Haͤnden der jungen Kinder. Wie diese thun/ so keine Artz- ney zah- len koͤn- nen. Nun moͤchte wohl einer fragen/ wie es doch die armen Bauren machen/ die weder Doctor noch Barbirer haben/ oder die Artz- neyen nicht bezahlen koͤnnen? darauf folget die Antwort: Wenn man nicht kann wie man will/ so muß man wollen wie man kann. Und unterdessen so viel zuwege brin- gen/ als moͤglich ist/ und werden Christli- che/ fromme Medici und Barbirer bey den Armen auch gern etwas uͤbriges thun. Zu- dem so sind viel wolfeile Sachen/ zu einen oder andern Pest-Zustand zu bekommen. Und hat der liebe GOtt sich noch nie antheure und kostbare Sachen binden lassen/ sondern seinen Segen so bald zu einem geringen Haus-Mittel als zu einem kostbaren Medi- cament gegeben. So lieget es auch nicht al- lein Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. lein an den leiblichen Mitteln/ sondern viel- mehr an den geistlichen/ denn das fuͤrnehm- ste das liebe Gebet ist/ und wenn GOTT will/ so kann auch nur ein Pflaster von Fei- gen helffen. Endlichen fraget es sich auch/ ob einer Uberfluͤs- siger Ge- brauch deꝛ Artzney- en. auch mit Uberfluß der Artzneyen zuviel thun koͤnne? darum soll man einen Unterscheid un- ter den Naturen und Artzney-Mitteln hal- ten. Denn wie Pansa consil. antipestif. 3. in der 18. Frag schreibet: was starcke Naturen und erwachsene Leut seynd/ denen mag man wohl eine Artzney oft zweyfach eingeben. Denn gleich wie mancher gar starcke Pur- gantien haben muß/ und dieselbe wohl ver- tragen kan/ also kan eben ein solcher die Schweiß-treibende Mittel in grosser Quan- titaͤt vertragen/ als andere/ die schwaͤchrer Natur seyn. Denn so man schwachen Natu- ren und der Jugend so viel auf einmal einge- ben solte/ moͤchte man dieselbe allzusehr uͤber- treiben/ die innerste Waͤrme ersticken/ und also gantz und gar darnieder werffen/ und gebrauchet man erstlich ein Mittel das gut ist/ und erwartet hierauf der Operation. Wird deßwegen ein verstaͤndiger Medicus sonder einziges erinnern von selbst Ziel und Maaß zu halten roissen. Dieweil nun wie oben gedacht ein grosser Was bey Cur der Jung- frauen zu Unterscheid der Naturen ist zwischen Manns- und Weibs-Personen/ so ist auch wie- Das XIV. Capitel. Acht zu nehmen ist. wiederum zwischen Weibern und Jung- frauen mit der Cur ein Unterscheid zu ma- chen/ die Jungfrauen betreffende/ dieweil bey denen/ die erwachsen sind/ ge- meiniglich im Anfang der Kranckheit ihre Monatliche Reinigung herfuͤr bricht/ wel- che einesonderliche Vermuthung giebt/ daß die Natur alsbald im Anfang des Giffts gewonnen geben will/ und das Gebluͤt nicht mehr an sich halten kan/ so wil ihnen oblie- gen/ daß sie von Stund an/ wenn sie etwas im Haupt oder Gliedern verspuͤren/ oder/ welches ihnen am meisten begegnet/ wenn sie in eine unverse hene Furcht gerathen seyn/ daß man ihnen ein oder ander gelindes Schweiß-Traͤncklein/ Schweiß-Latwerg/ oder Puͤlverlein warm gebrauchen/ und so lang darauf schwitzen lassen/ bis ein ziemli- cher Schweiß erfolget/ worauf man also- fort wiederum anhalten kan. Wofern sie aber ihrer Reinigung wegen Mangel befin- den/ daß sie sich auf den Knien/ und hinten auf dem Gesaͤß des dicken Fleisches Schroͤpff- Koͤpffe setzen liessen/ und ziemlich dicht hau- en/ darbey auch folgendes der gelindern La- xativen/ als præp ari rten Weinstein/ laxi- rende Quetschen-Lattwerg/ ausgezogene Rosinen gebraucheten. Im Fall auch nur die geringste Verstopffung des Stuhlgangs vorhanden/ nicht vergessen/ dennoch aber mit starck treibenden Mitteln/ die die Mo- nats- Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. nats Reinigung befoͤrdern sollen/ der Zeit noch einhalten/ weil solcher Gast gar gut zu laden/ aber wieder boͤß zu vertreiben ist. Viel Jungfrauen auch ohne dem/ und wann ihnen schon sonst nichts sehlet/ gantz kranck und matt daran darnieder liegen. Sonder- lich weil mehr daran gelegen/ daß man auf das Gifft/ als auf die Menses sehe/ in Be- trachtung/ daß jenes mehr urgi rt/ und vor allen Dingen gedaͤmpfft werden muß. Die uͤbrigen aber/ welche reines Leibs/ und kurtz vorher ihren Monat-Fluß gehabt/ koͤnnen das Schroͤpffen auf den Knien allein gebrau- Wie sol- che Cur fuͤrzuneh- men. chen/ dieweilen bey ihnen gemeiniglich die gifftige Beulen um die Scham und am di- cken Fleisch sich herfuͤr zu thun pslegen. Wel- ches alles mit halb wachsenden Jungfrauen/ so uͤber 12. Jahr sind/ in Acht zu nehmen ist/ und nach Ermessung der gegenwaͤrtigen Kraͤfften zu verrichten. Ist also jederzeit da- hinzu sehen/ daß man mit den Jungfrauen in dergleichen nicht leichtlich Theriac/ Mi- thridat/ guͤlden Ey-Latwerg/ und derglei- chen hitzige Sachen/ sondern an deren statt vielmehr das Diascordium Fracastori, wel- ches ohne grosse Bewegung der humor en dem Gifft wiederstehet/ und der Faͤulung wehret/ oder ander dergleichen Mittel ge- brauche. D. Daniel Sennertus de Fobr. lib. 4. c. 8. M So Das XIV. Capitel. Saͤugen- de Frauen wie sich solche mit ihrem Kindlein zu verhal- ten. So ist auch nothwendig zu eroͤrtern/ wie sich eine saͤugende Frau/ so an der Pest lie- get mit ihrem Kindlein zu verhalten hat/ denn solches ist in Wahrheit keine geringe Sorge/ wenn sie noch Kinder saͤugen/ und mit der Pest uͤberfallen werden/ dieweil sie ihre mei- sten Gedancken dahin richten/ ob sie solche fort trincken/ oder abstossen sollen? dero- wegen sie auch alsobald bey dem Medico, Heb-Ammen ꝛc. Raths erholen wollen. Welches gewißlich eine schwere Frage: denn rathet man ihnen/ daß sie das Kindlein nicht ferner saugen lassen sollen/ so bekuͤmmern sie sich erstlich um das Kind/ und erbarmet sie es/ bevorab/ wenn es noch gar jung ist/ und von seiner Mutter nicht mehr trincken soll: so machet die verhaltene Milch in Bruͤsten auch nicht wenig Ungelegenheit/ dann die Hitz dadurch im Leib vermehret/ durch den Schmertzen aber/ welchen solche verhaltene Milcherreget/ das Hertz und fuͤr- nehmste Glieder sehr krafftloß werden: Raͤ- thet man ihnen aber das Kind fort saugen zu lassen/ so trincket es nichts anderst/ als ei- ne boͤse/ hitzige/ gifftige Milch/ daher es nothwendig auch kranck werden muß/ und weilen seine zarte Natur dem Pest-Gifft nicht zu wiederstehen vermag/ es waͤre denn besagtes Gifft uͤber die masse gering/ oder wolte GOtt der HErr das Kind sonderlich erhalten/ in augenscheinliche Todes-Gefahr gestuͤrtzt Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. gestuͤrtzt wuͤrde. Ja sagett mancher/ das Kind ist seiner Mutter Artzt/ und ist ja bes- ser/ man lasse das Kind sterben als die Mut- ter/ ja/ wenn ja eines sterben soll/ so ist es um vieler Ursachen willen freilich besser/ es sterbe das Kind als die Mutter. Wie waͤre es aber meine kluge Plappertasche/ wenn man sie beyde erhalten koͤnte? wie dann/ solte es wohl ohnmoͤglich seyn? O nein/ wenn nur die Kranck heit nicht ohne das schon die Oberhand hat/ daß weder Artzney noch anderst was mehr helffen kan. Sonst die- net in solchen Proceß, daß so bald es immer moͤglich/ das Kindlein von der krancken Mutter genommen/ und indeß einer andern Saͤugerin anvertrauet werde/ oder da es bereits 3. 4. 5. oder mehr Monat alt/ und nicht matt/ mit Schar Wasser oder gefot- ten Wasser/ von Wasser und Milch/ oder von Wasser/ Hirschhorn/ und guten Ca- nari Zucker/ ꝛc. trincken. Der Mutter aber waͤre zu ordini ren einige junge Huͤndlein/ anzulegen/ wordurch sie der Schmertzen und Ungelegenheitentgehen koͤnte/ oder auch sich von einer andern Frauen außsaugen liesse/ die gern den Pfennig verdienen/ oder wenn solche auch nicht auffzubringen/ daß man allerley nutzliche Milch-vertreibende Mittel anordnete/ derer die Medici gern an Han- den geben werden. M 2 Wann Das XIV. Capitel. Wie man die kran- cken Kin- der tracti- ren soll. Wann aber Kinder von unterschiedenem Alter von der Pest angriffen/ so soll man solchen nicht insgemein einerley Artzney ver- ordnen/ dieweil sie unterschiedener Comple- xion seyn/ auch unterschieden an Jahren; auch etliche noch saugen/ andere aber nicht mehr angeleget werden: denen Saͤuglingen wird entweder durch der Mutter Einneh- men/ oder auch durch ihren selbst innerlichen oder aͤusserlichen Artzney-Gebrauch geholf- fen. Die Muͤtter koͤnnen gar offt ihrer Kind- lein Artzt seyn/ wann sie selbst nur wollen/ und diejenigen Artzneyen gebrauchen/ derer Zweck man gern an Kindern sehen wolte/ ja/ welche man gern den Kindern selbst ein- gaͤbe/ wann sie solche nur brauchen und ein- nehmen koͤnten/ welches alles vermittelst der Milch bey denen Kindern geschehen kann. Wann nun ein saugend Kind von der Pest infici rt waͤre/ koͤnte man ihm von dem Ma- gisterio Corn. Cerv. Perlarum. Lap. Bezoard. or. Unicorn. Vero. Bezoardico minerali, Spe- cier. liberantis, Spec. de hyacinth. pulv. mar- chion. \&c. etwas/ entweder in einer aqua appropriata, oder in einem warmen Bruͤh- lein/ oder in Milch/ (doch derer nicht viel/ wann ein Fieber oder Hauptwehe fuͤrhan- den) oder in Krafftwasser eingeben. Er neh- me nun diese oder dergleichen Mittel/ oder nehme sie nicht/ so ist doch nuͤtzlich und gut/ daß dje Mutter/ oder welche das Kind sau- get/ Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. get/ von Gulden Ey/ Diascordio, Fracast. Mithridat. \&c. gebrauche/ jedoch nicht selbst darauff schwitze/ sondern nur das Kind offt anlege/ wann es warm zugedeckt/ nach Ge- legenheit seine Krafft und Staͤrcke schwitzen lasse. Aeusserlich koͤnnen allerhand Epithe- mata oder Uberschlaͤge/ in Form der Hertz- Stirn- und Pulß-Saͤcklein/ wie an seinem Ort aufgezeichnet zu finden/ auch nach Noth- durfft allerley kraͤfftige Hertz-Stirn-Pulß- und Schlaff-Saͤlblein bey die Hand ge- bracht werden. Die aber keine Saͤuglinge mehr sind/ koͤn- nen etwas staͤrckere Medicamenta, und zwar/ wann sie eckelt seyn/ gebrauchen/ welche kei- ne oder doch gar wenig Geruch oder Ge- schmack haben/ unterdessen man ihnen aber allerley Pest-Mittel in- und aͤusserlich bey- bringt/ muß man nicht ihrer allergemeinesten Beschwernuͤß/ nemlich der Wuͤrm/ verges- sen/ sondern denenselben stetigen Abbruch thun. Denen unter 8. oder 10. Jahren aber muß der Schweiß mehr eingezogen werden/ und auch mit den Schroͤpffen verschonen. Diesen aber/ welche gar vollblutig und star- cker Natur seynd/ kan man darzu noͤthigen. D. Jodocus Willichius lobt zum Schwitzen sehr das Einhorn mit Agdstein und Saur- wasser/ oder Mutter-Milch zu geben/ und will/ daß man gedacht Wasser offtmahl zu trincken wie nicht weniger auf die Windeln M 3 acht Das XIV. Capitel. acht habe/ damit sie offt rein geleget werden koͤnnen. Wie zu Pest-Zei- ten mit Schwan- gern zu handthie- ren. Wie aber mit den schwangern Frauen umzugehen/ so sind solche in Pestzeiten am uͤbelsten dran/ sintemahl es am meisten uͤber sie und ihr Kindlein gehet: dahero auch Hip- pocrates 5. Aphor. 30. sagt: Wann ein schwanger Weib mit einer geschwinden Kranckheit uͤberfallen wird/ so ist es toͤdtlich/ und zwar darum/ weil kein Diæt anzustellen/ noch Aderlassen/ Schroͤpffen/ und andre Artz- neyen sich also gebrauchen kan/ daß solche nicht etwa der Mutter oder Kind schaden und zuwider seyn. Man kan solche aber gleichwol nicht gantz Huͤlff-loß lassen/ son- dern mit solchen Mitteln/ die beydes das Gifft von Hertzen treiben/ und dann auch Mutter und Kind staͤrcken/ beyspringen. Die Mut- ter betref- fende. Was die Mutter anlanget/ soll sie an einem Ort liegen/ da sie allzeit eine wohl tempe- ri rte Lufft an sich ziehe/ sich auch fleissig fuͤr langwaͤhrenden Hunger und Durst huͤten/ haben sich auch fleissig zu huͤten fuͤr allzu- grosser und hefftiger Leibs-Bewegung. Wann nun eine schwangere Frau sich nach ordentlichen Reglement/ wie in unserm Weiber- und Kinder-Artzt angewiesen/ ver- halten wird/ und aber uͤber alle solche fleissi- ge angewandte Fuͤrsorge sich ein oder der an- dere unverhoffte Zufall/ wodurch fruͤhzeiti- ger Abgang der Frucht/ oder ander gefaͤhr- licher Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. licher Schade zu besorgen seyn moͤchte/ er- aͤugnen wuͤrde: So kan man ein geroͤstet Brodt in Himbeer-Rauten-Scordien- Holder- oder Rosen-Essig geweichet/ nuͤch- tern essen. Welsche Nuͤsse in dergleichen Es- sig geweichet/ oder in der Aschen/ wie Casta- nien gebraten/ sind auch nicht zu verachten. Item/ im Sommer die Blaͤtter von gruͤnen Scabiosen/ Saurampffer und Rauten in Essig genossen. Im Winter aber sind Fei- gen/ Tormentil/ Pomrantzen-Schalen/ welsche Nuͤß und Rauten klein gestossen/ mit Honig und Saltz vermischet/ zur Lattwerg gemachet/ und einer Haselnuß groß davon genommen/ noch nuͤtzlicher/ wem uͤber diese erzehlte Stuͤck/ Wacholderbeer/ Kuͤmmel/ Coriander/ Alandwurtz/ Angelickwurtz ꝛc. in Essig gebeitzt/ darzu zu thun beliebt/ der wird nicht uͤbel thun. So dienen auch einer schwangern Frau nachbeschriebene D. Meurers Morsellen. D. Meu- rers Mor- sellen fuͤr Schwan- gere. ℞ Tormentil-Zitwer-Angelickwurtz/ Cretischen Dictam aa. ʒß. Gesiegelte Schlesische Erde/ Zimmet/ Armenischen Boli aa. ℈j. Saurampff-Saam/ Citron-Kern/ rothen Santel aa. ℈ß. Bereitete Perlen gr. viij. Sapphir/ M 4 Bein Das XIV. Capitel. Bein von Hirschhertzen aa. gr. iiß. Weissen Ingber/ Roth und weisse Corallen aa. gr.iij. Pulverisir alles/ mische es/ und mit Zu- cker/ der in Melissen- und Rosenwasser auff- geloͤset mache Morsellen. Oder bereite folgende AndereMorsellen Morsellen. ℞ Bereitete rothe Corallen ℈j. Perlen/ Gesiegelte Erde/ Gebrannt und bereitet Elffenbein/ Hirschhorn aa. ʒß. Ausgepresst Muscaten-Oel/ Destillirt Citron-Schalen-Oel/ aa. gr. ij. Zucker/ der in Rosen- und Bethonien- Bluͤmlein-Wasser auffgeloͤset/ das genug ist. Mache aus allen nach der Kunst Mor- sellen/ davon der Frau offt einige geniessen lassen. Oder auch nachbeschriebene Staͤrcken- de Latt-werg. Staͤrckende Latwerg. ℞ Confection von Ochsenzungen ʒij. Rothe alte Rosen: Conserva ʒß. Candirte Citron-Schalen ʒvj. Muscat-Nuß No. j. Spec, elect. de Gem. diamarg. calid. aa. ʒj. Berei- Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. Bereitete Perlen ℈ij. rothe Corallen ʒß. Smaragd/ Hyacinth/ Sap- phir aa. ℈j. Mit Syrup. Conserv. Citti. q. s. F. Ele- ctuarium. Es werden auch nicht undienlich seyn fol- gende Zaͤltlein. Staͤrcken- de Zaͤlt- lein. ℞ Poͤonien-Saam/ Cordial Species aa. ʒß. Hyacinth. bereitet/ ʒj. Spec. liberant. Citron-Oel aa. ℈j. Angelick-Oel ℈ß. Weissen Zucker in Rosenwasser auffgeloͤ- set/ mische es zu einer Conserv. in Zaͤltlein. Auch kan man einer schwangern Frau Ro- tuli liberantes No. j. ad ij. zu nehmen/ ver- ordnen/ die es aber noch koͤstlicher und besser haben wollen/ koͤnnen gebrauchen folgende Noch an- der staͤr- ckend Zaͤlt- lein. Zaͤltlein. ℞ Bereitete Perlen ʒß. Saurampff-Saam/ Wurtzel und Saam von Poͤonien Cordial Species, Spec. diamargar. hyac. aa. ʒj. Bereitete rothe Corallen ℈jv. Alte Rosen- Conserva ʒj. Zucker in Saurampff-Wasser auffgeloͤset/ M 5 das Das XIV. Capitel. das genug ist/ mache daraus nach der Kunst Zaͤltlein. Electua- rium fuͤr Schwan- gere. So wird auch von D. Schiller folgend Electuarium nicht nur fuͤr schwangere/ son- dern auch fuͤr andere Weiber dienlich gefun- den: ℞. Bereitet Hyacinthen-Pulver ℥ß. Armenische Erde/ gesiegelte Erde/ Diptam/ Eberwurtz/ Rhapontica/ Roth und weissen Been/ Tormentil/ Spicanardi aa. ʒiij. Campffer-Taͤfflein ℈j. Entzian/ Kermesbeer/ Zitwer-Saam/ Citron-Kern/ Wacholderbeer/ Geraspelt Elffenbein/ Gebrannt Hirschhorn aa. ʒiß. Saffran ʒij. Rothe Garten-Naͤgelein ℥ß. Bereitete Perlen ʒj. Sapphir/ Smaragd aa. ℈ij. Mosch ℈ß. Melissen-Saltz ʒj. Vitriol-Geist ℈ij. Mit sauren Citron-Syrup/ das genug ist/ mache eine Lattwerg/ taͤglich einer Casta- nien groß zu nehmen. Oder auch folgend Puͤlver-lein. Puͤlverlein. ℞. Rotul. liberant. ℥j. Berei- Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. Bereitete Perlen/ rothe Corallen aa. ʒiß. Kinder-Pulver ʒiij. Zimmet/ Citron-Schalen aa. ʒiß. Zucker ℥ij. Mische es alles zu einem Pulver: Sol- ches kan in einem Suͤpplein/ weichem Ey/ oder Granat-Citron- oder Limonien-Safft eingenommen werden. Sonsten dienet schwangern Weibern: Rosen-Saurampffer-Borragen-Zucker/ eingemachte Johannis-Beer/ oder Berbis- beer/ eingemachter Zittber/ eingemachte In- dianische Nuß/ und dergleichen/ diese staͤrcken nicht allein die Mutter/ sondern auch die Frucht im Leibe. Aeusserlich lasse man sie alle Morgen den Leib salben mit folgendem Saͤlblein. ℞ Mastix-Oel/ ʒvj. Saͤlblein. Quitten-Oel/ Heidelbeer-Oel/ Myrten-Oel/ aa. ℥ß. Spec. Diamarg. calid. ʒv. Weyrauch/ Mastix/ Naͤgelein. Muscat-Nuß/ aa. ℈j. Armenischen Bolus/ Schlesier gesiegelte Erde/ aa. gr. xv. Ein wenig Wax. Mach aus allem ein weich Saͤlblein. Dar- Das XIV. Capitel. Damit wohl vorn vom Nabel an biß zu Ende des Leibs schmieren/ so wohl auch auf dem Rucken/ unter dem Guͤrtel und al- lenthalben/ dann vermittelst solches schmie- rens werden die Mutter-Bande gestaͤrckt und fest gemachet/ darinne die Frucht biß zu ihrem rechten natuͤrlichen Fortgang getragen wird. Wie der Patient mit der Waͤrm zu t racti ren. Es ist auch bey uns Teutschen ein grosser Irꝛthum/ daß wir vermeinen/ wann ein an der Pest ligender Patient nicht eine Bad- heisse Stube habe/ und das Gifft mit aller Gewalt außschwitzete/ so koͤnne er nicht ge- nesen: Da doch dem Patienten/ der an einer solchen hitzigen Schwachheit liget/ ohnedem heiß genug ist. So wird auch in allzuheiß- gemachten Zimmern/ gemeiniglich bey solcher Kranckheit vermehret/ und der Schlaff ver- mindert. So ist auch leicht zu glauben/ daß der Patient daran sehr matt werden muß/ welches an einem Gesunden zu beobachten/ wann man ihn allzusehr in ein heisses Zim- mer sperren wolte. Dieweil aber in einem kalten Logiament die Schweiß-Loͤcher an dem Angesicht und andern Gliedern/ die der Patient nicht gedeckt hat/ verstopfft bleiben/ wordurch das Pestilentzische Gifft im̃er mehr und mehr verstaͤrckt wird/ so ist rathsam/ auch allhier die Mittel-Straß zu ergreiffen/ und das Zimmer nur laulecht waͤrmen/ auch zu Zeiten einen lieblichen Rauch darein zu machen. Weilen Eroͤrterung unterschiedener ꝛc. Weilen auch kein einig proprium oder Wie man die Artz- ney-Mit- tel in der Pest geben soll. specificum Antidotum wider die Pest/ sie sey welcher Natur sie wolle/ gefunden wird/ so ist zwar diß die Frage nicht/ sondern ob ein oder die ander Artzney/ welche sonst fuͤr an- dern wider die Pest beruͤhmt ist/ ohn Unter- scheid allen Pest-Krancken/ sie seyn jung oder alt/ Manns- oder Weibs-Personen/ starcker oder schwacher Natur ꝛc. nuͤtzlich oder gut zu gebrauchen? Hierauf ist kuͤrtzlich die Ant- wort: Daß der Bezoar/ Einhorn/ gesiegel- te Erde/ und dergleichen kuͤhlende Gifft-Mit- tel gar wohl und ohn allen Unterscheid zu al- ler Zeit gebraucht werden koͤnnen. Die Thi- riaca/ Mithridatium/ gulden Ey/ und welche mehr dieser Gattung seynd/ nicht gar zu wohl als jene/ dieweil sie sehr hitzig in das Gebluͤt treiben: Doch ist dieses dabey zu mercken/ daß obwohlen jede solche Artzney wider diese Kranckheit sehr ersprießlich ist/ wider ein und andern Zufall und Symptoma aber nicht so fuͤglich gebrauchet werden kan. E.g. Wann die Hitz und der Durst groß/ so werden die hitzige Antidota nicht so nuͤtzlich seyn/ als die kuͤhlende: Wann eine Leibs-Verstopffung da ist/ so wird hingegen die Terra sigillata, Bolus armenus, und dergleichen/ nicht uͤber- fluͤssig gebraucht werden doͤrffen/ ꝛc. daß man also einen delectum nach Erforderung beydes der Schwachheit und der Symptomatum ha- be/ wie nicht weniger um dieser und dann um Das XV. Capitel. um anderer Ursachen und Umstaͤnd wegen die Dosin der Artzney zu mindern und zu mehren/ ander Artzneyen mehr darzu/ oder wann es ein compositum ist/ darvon thu t corrigi re/ und an Staͤrcke/ Geschmack und Geruch veraͤndere. Das XV. Capitel. Das XV. Capitel. Wie die Pest - infici rte Krancke mit dem Schweiß zu tracti ren. Wie der Schweiß zu tracti- ren. E S begibt sich offtmahl/ daß die guͤ- tige Natur die uͤberfluͤßigen Feuch- tigkeiten durch den Schweiß hin- wegtreibet/ welches eine Anzeige herꝛlicher Unter- schiedene Art des Schweis- ses/ so selbst kom- met. und guter Staͤrcke ist; bißweilen aber kom̃t auch ein Schweiß/ welcher nicht durch die Crisin oder durch die Krafft der Natur aus- getrieben wird/ sondern ein Symptoma oder boͤse Zufall ist/ wie an dem Englischen Schweiß/ dessen fast alle Medici, so von der Pestilentz geschrieben haben/ gedencken. Gleichwie aber bey Pest-Krancken der ge- machte Schweiß eine hoch-nothwendige Sache ist/ wann derselbe zu ordentlicher Zeit und auf gewisse Maß fuͤrgenommen wird/ so will allhier gefraget werden/ ob man auch an einem Tage zugleich den Schweiß treiben und aderlassen kan? welches auf ge- wisse Mase zulaͤßlich/ denn bey einem Gesun- den/ Wie der Schweiß zu tracti ren. den/ da man nur præservi ren will/ kan es wohl geschehen; wiewohl es auch eben nicht hoch vonnoͤthen ist. Bey Infici rten aber wann es vonnoͤthen/ muß es mit guter Vor- sichtigkeit geschehen/ dieweil alle Patienten beyde Stuck nicht zugleich außstehen koͤn- nen. Die nun zu Morgens oder zu Mit- tags-Zeit von der Pest-Seuche angestossen werden/ denen kan man alsbald ein Alexi- pharmacum, oder Schweiß-treibend Mit- teleingeben/ und gegen Abend/ wenn nem- lich der Schweiß gehalten/ und die Natur durch duͤnne/ vielmehr zu kraͤfftigen als zu saͤttigen gerichtete Speiß/ oder durch Artz- neyen vielmehr gestarcket/ zur Ader lassen/ und so es die Kraffte zulassen wolten/ koͤnte nach Mitternacht abermal eine Schweiß- treibende Artzney gebrauchet werden. Wie sich aber ein jeder in solcher Pest-Zeit Der Pati- ent soll un- gesaumt nach dem Schweiß trachten. zum Schweiß in Bereitschafft halten soll/ so thut solcher recht und wohl/ daß so bald sich ein oder mehr Zeichen der Pest ereignen/ man sich GOTT dem himmlischen Artzt be- fehlen/ hernach nicht lang deliberi ren und rathschlagen/ welchen Tag und was fuͤr Mit- tel man gebrauchen will/ noch erst durch den Urin bey dem Medico fragen lassen/ was ei- nem fehle/ sondern vielweniger warten/ wie sich die Kranckheit anlassen werde/ alsbald und ohne Verzug ein Alexipharmacum oder Artzney wider den Gifft/ die man denn nicht aller- Das XV. Capitel. allererst/ wenn man sie bedarff/ aus der Apo- theck holen/ sondern zu solcher gefaͤhrlichen Zeit jedesmal in seinem Hauß in Bereitschafft haben soll/ damit zu Tag und Nacht/ wenn man entweder selbst oder die seinigen nach Gottes Willen angegriffen wuͤrde/ und man ihrer in Eyl benoͤthiget waͤre/ alsbald an der Hand habe/ und nicht erst darnach lauffen doͤrffe/ gebrauchen und einnehmen; denn die Kranckheit leydet keinen Verzug/ wer ihr zu- vor kommen will/ der thut es in wenig Stun- den/ sonst nimmet der Gifft das Hertz ein/ und wird man ihr hernach/ wenn viel Stunden verflossen/ wenig Abbruch thun koͤnnen. Unter- schiedene Gifft-trei- bende Schweiß- Mittel. Es seynd aber solche Antidota oder Gifft- und Schweißtreibende Artzneyen mancher- ley/ als Latwergen/ Pulver/ Wasser/ Essig/ Traͤncke/ Oel/ Balsam/ Pillulen/ Elixir, Ex- tracta, Saltz/ Magisteria, Stein/ Wurtzeln/ Saamen/ Spiritus, Safft/ Kuͤchlein/ Zaͤlt- lein/ ꝛc. Die gemeineste/ uͤblichste und be- ruͤhmteste Electuaria aber sind/ Theriaca An- dromachi, Theriaca communis, Theriaca Diatessenon, Mithridatium Democratis, Ele- ctuarium de Ovo, Diascordium Fracastori, Antidotus Matthioli, von welchen man nach Gelegenheit des Alters/ des Medicamenti Dosis der Schweiß- treibenden Mittel. und des Menschen/ etwas eingeben kan; als von der Theriaca Andromachi und Mithridat Erwachsenen ʒj. Jungen halb so viel/ als ʒß. von den uͤbrigen Latwergen aber ʒij. Sonst gibt Wie der Schweiß zu tracti ren. gibt es noch hin und wieder andere Schweiß- treibende Sachen/ derer an seinem Ort Mel- dung gethan werden wird. Offtmal begibt es sich/ daß bey grassiren- Weñ ihm einer ein- bildet/ ob sey er an- gesteckt/ der Pest ihm einer eine Einbildung machet/ als ob er angesteckt waͤre/ und fuͤhle/ daß ihm an einem Ort des Leibs etwas wehe thaͤte/ oder ist nahe an ein inficirt es Ort kommen/ oder hat von der Pest discuri ren hoͤren/ und sich daruͤber entsetzt/ ꝛc. Ob nun wol/ wann ein solcher Mensch vorhiñ unreines Leibs/ und ein Cacochymicus ist/ eine feine Purgation zu Benehmung der boͤsen Materi/ darinnen der Gifft mehrentheils seine Residentz hat/ vor allen Dingen gebrauchet werden solte/ nichts destominder ist doch viel besser/ er lege ob er auch schwitzen soll. sich nieder/ nehme ein Schweißtreibende Artz- ney alsbald ein/ und schwitze wohl damit/ wodurch das Gifft vom Centro des Leibs ab- gehalten/ oder wo es bereits die Possession genommen haͤtte/ von demselbigen ad cir- cumferentiam getrieben werden moͤge; denn das Gifft kommt offtmal verdeckt auffgezo- gen/ weßwegen man ihm nicht trauen darff. Denn auch kan man die Schweißtreibende Artzney also zurichten/ daß sie keines weges schade/ der Mensch sey auch naturirt und be- schaffen wie er wolle/ wenn er nur einen Schweiß halten kan und will; dann ein sol- cher Schweiß ist auffs wenigste fuͤr ein Præ- servativ zu halten/ wann es ja/ da noch keine N Pest Das XV. Capitel. Pest fuͤrhanden waͤre/ als ein Curativ nicht passiren solte. So ist es auch in Pestzeiten dem Menschen nicht schaͤdlich/ ob er gleich nichts fuͤhle/ zu Zeiten einen Schweiß zu halten; denn es ist besser prævenire als præ- veniri, denn welchen es offt zu artzneyen zu fruͤhe seyn duͤncket/ der kommet offt zu spat. Ob man schwitzen darff/ weñ sich Erbre- chen und Durchfall findet. Es begibt sich auch wol/ daß ein inficirt er Patient mit einem Erbrechen beladen wird/ und zugleich einen Durchfall empfindet/ und dannoch auch zum schwitzen angehalten wer- den soll: solches aber scheinet eines theils un- gereimt/ weil es widerwaͤrtige Bewegungen/ indem die Natur das Gifft unten und oben ausfuͤhret/ und gleichsam scheinet/ ob wolte man selbiges durch Schweißtreibende Mit- tel wieder zuruͤck ruffen/ da es dann noth- wendig dem Hertzen naͤher kommen und den Patienten in grosse Gefahr setzen wuͤrde. Item auch weilen ein jede solche Bewegung dem Patienten genugsam zu thun gibt/ so koͤnte geschehen/ daß durch die dritte selbigem gar aus der Welt geholffen wuͤrde. Wer Wie auff die Ursa- chen zu se- hen. aber siehet/ woher gedachte zwey freywillige Evacuationes herruͤhren/ der wird auch bald sehen/ welcher gestalt sich solche nebst der drit- ten dulden moͤgen. Denn es ist die Natur/ die solche Ding verursachet/ und dem Gifft Widerstand zu thun suchet/ und in solchen wird der Patient vieler schaͤdlichen Feuchtig- keiten entladen. Ja die grosse Unreinigkeit selbst Wie der Schweiß zu tracti ren. selbst ist es auch/ welche sich im Magen/ in den ersten Adern und benachbarten Gliedmassen gesammlet/ angeleget/ und das Gifft so heff- tig gemachet hat/ daß es oben und unten sei- nen Ausgang suchet/ ob es zwar durch solche Bewegung denselben nicht allzeit so richtig findet/ sondern zufaͤlliger weise manchmal auch wol naͤher zum Hertzen getrieben wird/ darum weilen gedachte excretiones nicht al- lemal criticæ sondern offtmal symptomaticæ seynd; dahero je mehr man befindet/ daß sie criticæ sind/ je laͤnger kan man denselben nach- sehen/ und mit der Stopffung einhalten: Im Fall aber der Patient matt wuͤrde/ weil sie zu lang anhalten/ muß man mit guter Ma- nier zu einer und andern Bewegung thun/ insonderheit aber dem Erbrechen wehren. Waͤre auch zu befuͤrchten/ daß das Gifft durch symptomati sche Bewegung etwan dem Hertzen zu nahe komme/ so waͤre mit den Schweißtreibenden Artzneyen desto balder fortzufahren/ oder das Hertz mit andern Ale- xipharmacis und Cordialibus zu defendi ren/ wiewol sich auch beydes zugleich gar fuͤglich verrichten laͤsset/ zumalen wenn eine grosse Menge gifftiger Materi durch das Erbrechen oder den Stulgang allbereit von sich selbst weg gangen. Wann man nun dem Patienten eine Wie man den Pati- enten zum Schweißtreibende Artzney beybracht hat/ soll man ihm den Mnnd mit ein wenig Essig sitt- N 2 sam- Das XV. Capitel. Schweiß schicken soll. samlich warmlecht ausspuͤhlen lassen/ solchen aber nicht mit gar zu schweren Decken bela- den/ damit er nicht wegen allzugrosser Un- leydlichkeit die Decken von sich werffe/ und zu entbloͤssen genoͤthiget werde/ auch ein gut Hertz einsprechen/ und hernach/ doch daß er nicht schlaffe/ stille liegen lassen. Wolte er aber immittelst/ und ehe der Schweiß recht gehalten/ matt werden/ so koͤnte man ihm et- was von Rofen/ oder Saurampffer/ oder von einer andern Conserva, item von Johannes- Traͤubel/ Citron/ Granat-Safft ꝛc. bißwei- len in Mund geben; liebliche Rauchwerck thun auch viel darbey/ derohalben man von einem Theriacalischen Essig auff gluͤende Zie- gelstein giessen und sonst andere gute wohl- riechende Sachen gebrauchen kan. D. Da- niel Sennert will/ man soll beneben solchen die Species liberantis oder ander dergleichen in einem Buͤchslein haben/ und bißweilen von solchen einschnupffen/ damit auch das Gifft desto leichter aus dem Leib getrieben werde. Etliche hoͤlen ein neugebacken warm Brod aus/ und fullen die Luͤcke mit einem halben Loth Theriac/ legen es auff den Na- bel/ da denn das Brod den Gifft an sich zie- het. Etliche legen Rettich in Scheiben zer- schnitten unter die Arm/ Heyldruͤsen/ und an- dere emunctoria, item unter die Fußsohlen. Weilen aber durch die nassen und feuchten Sachen das Gifft bißweilen hinein getrie- ben Wie der Schweiß zu tracti ren. ben wird/ bevorab wenn sie nicht wohl warm auffgeleget werden/ oder so lang auff dem Leib liegen/ biß sie erkalten/ als tragen manche mehr Belieben an den Hertz-Pulß- und Schlaff- Saͤlblein; auch wird recommendi rt fol- gender Uberschlag. Uber- schlag. ℞. Rosen-Salb ʒß. Theriac. Androm. vet. ʒij. Spec. liberant. ℈j. Destillirt Citronschalen-Oel ℈ß. Misc. Welches auf ein Stuͤck Scharlach/ Preus- sisch Leder oder rothen Zendel ge- strichen uͤbergeleget werden kan. In unverhofftem Fall der Schweiß nicht Wenn der Patient nicht schwitzen kan. fort wolte/ soll man einen gewaͤrmeten und mit Naͤgelin und Zimmet gestreueten Brod- Deckel von Rockenbrod auff den Bauch le- gen/ oder zwey Flaschen mit warmen Wasser fuͤllen/ und eine an den Bauch die ander un- ter die Fuͤsse/ so warm es der Patient leyden kan/ legen. Wolte auch die eingenommene Schweiß- So die Schweiß- treibende Artzney wieder weg ge- brochen wird. treibende Artzney bey dem Patienten nicht bleiben/ so soll man solchen den Mund mit frischem Essig noch einmal ausspuͤhlen las- sen/ eine Schnitte geroͤstet Brod/ so mit Naͤ- gelin gestreuet/ oder gebraten Muscaten- nuß fuͤr den Mund halten/ auch den Magen mit einer Schnitte geroͤsteten Brod/ so mit N 3 Essig Das XV. Capitel. Essig befeuchtet/ oder ein Saͤcklein voll Wer- muth/ Krausemuͤntz ꝛc. gemacht/ und in al- tem Wein oder Essig gekochet/ verwahren/ oder einen Laß- oder Schrepffkopff mit einem Wachsliecht auff den Nabel setzen. Wuͤrde er aber gedachte Artzney gleichwol von sich brechen/ so soll man ihm dergleichen oder ein andere noch einmal eingeben/ und wie zuvor procedi ren. Wann er nun schwitzet/ soll man ihm den Schweiß sonderlich unter dem Angesicht offt abwischen/ auch an Limonien/ Citronen/ Him- beer-Essig/ Rosenwasser und dergleichen rie- chen lassen: auch kan man Tuͤcher in Rosen- wasser oder Essig eingenetzt an das Bett haͤn- gen/ und wenn sie trocken seyn/ wieder an- feuchten. Wie nach dom Schweiß mit dem Patienten umzuge- hen ist. Nachdem nun der Patient genugsam ge- schwitzet/ welches nicht sowolnach der Stund als nach den Kraͤfften und Menge des Schweisses zu judici ren ist/ soll man ihm den Leib uͤberall mit saubern trocknen und war- men Tuͤchern fleissig abwischen/ ihn noch ein Weil im Bett jedoch trocken liegen lassen/ damit aber das Gifft nicht wieder in Leib wal- le/ keine Lufft an ihn kommen lassen: darauff gebe man ihm etwas kraͤfftiges/ leicht und wohldauendes zu essen/ als Fleisch-Suͤpplein/ Muͤeslein/ weich gesottene Eyer/ ꝛc. unter welchen bißweilen ein sauerlecht Speißlein seyn kan/ nicht auff einmal gar viel/ wiewol diese Wie der Schweiß zu racti ren. diese Krancken auch selten viel Appetir ha- ben/ sondern wenig und desio oͤffter/ denn allhier ist noͤthig/ daß die Kraͤffte gestaͤrcket werden. Wie bald nach gehaltenen Schweiß wieder der ander Schweiß fuͤrzunehmen/ solches ist bey einer Stund nicht so gewiß zu defini ren/ sondern es muß der Medicus des- wegen Rath gefraget werden/ welcher des Patienten Alter und Natur/ wie auch die Groͤsse der Schwachheit und Beschaffenheit samt andern Umstaͤnden consideri ren wird/ denn es offtmal mit zwey- oder dreymaligem Schwitzen/ bisweilen auch nur mit einem einigen genug ist. Wann aber ein Patient stetig in grosser Wenn deꝛ Patient stetia in grosser Hitz lie- get/ ob solcher auch schwitzen darff. Hitze lieget/ so wollen einige Bedencken tra- gen/ ob man Hitze mit Hitze vermehren sol- te/ es ist aber zu wissen/ gleich wie man offt- malen den Durchlauff durch Purgatio zu cu- ri ren pfleget/ allhier die Pestilentzische Hitze/ so neben dem Schweiß entstehet/ gar wohl vertrieben werden kan/ nur daß man allzeit gute Hertz-staͤrckende Mittel beyhanden ha- be/ denn es ist die erste Hitze nichts anderst/ als eine Ebullition oder Auffgehrung/ und zwar ist solche/ wie Pansa Consil. antipe- stif. 3. quæst. 3. unterscheidet/ zweyerley/ perfectiva \& corruptiva, die perfectiva wird verursachet von der natuͤrlichen Waͤrme/ nachdem nemlich der Uberfluß abgesondert worden. Denn gleich wie der Most durch N 4 Huͤlff Das XV. Capitel. Huͤlff der angebohrnen Waͤrme so wohl durch Beystand der aͤussern den groben Uber- fluß/ als die Hefen zum theil absondert/ und zu Grund fallen laͤst/ das uͤbrige aber/ wel- ches zu Gaͤscht wird/ uͤber sich austreufft/ und in der Mitte des Fasses einen wohlge- schmackten reinen Wein behaͤlt/ also geschie- het es auch mit des Infici rten Blut/ welches durch die natuͤrliche und umstehende Waͤr- me gereiniget und abgesondert wird/ zum theil durch den Stuhlgang/ zum theil auch durch den Schweiß. Wann nun der Gifft also gantz und gar aus dem Blut hinweg ist/ so ruͤhret das Werck von der Natur her/ und laͤst die Kranckheit nach. Die Ebullitio cor- ruptiva aber wird von der angebohrnen Waͤrme zwar auch vollbracht/ doch in un- natuͤrliche verwechselt/ das Ende aber ist nichts denn Faͤulung und Corruptio. Denn ob wohl allerley Uberfluß auch in dieser Ebul- lition ausgetrieben wird/ so ist doch solche Expulsio allein symptomatica, und geschieht nur wegen des haͤuffigen Giffts/ der sich al- lein im Leib nicht kan auffhalten/ sondern heraus fallen muß. Und kan also der Ebul- litione perfectiva durch Unachtsamkeit/ leichtlich eine corruptiva entstehen. Wie man die Pa- tienten in rein Bett- Gewand Es ist auch bey einfaͤltigen Leut gen im Ge- brauch/ ja ein grosser Aberglaub eingerissen/ daß sie dem Patienten/ welcher in grossen Schweiß gelegen/ und von Anfang der Kranck- Wie der Schweiß zu tracti ren. Kranckheit alles Bett-Geraͤth und Hemme- halten soll. ter nicht abwechseln wollen/ sondern solche wie Saͤue in ihrem Wust liegen lassen/ in Meynung/ es schlage ihnen die Feuchtigkeit der neu-gewaschenenen Leilacher und Hem- meter in Leib/ und vermehre ihnen ihre Kranckheit/ solches aber ist eine lose und schaͤd- liche Meynung/ denn jeder/ der solches sie- het/ wird bekennen muͤssen/ daß auch einen gesunden Menschen/ wenn er 3. oder 4. Wo- chen ein Hemmet an hat/ elendiglich ist/ derowegen wenn er ein frisches anlegen soll/ ihme wohl wird. Ist es denn wahr/ daß der Inficir ten Bett-Gewand auch gesunde Leut anstecken kan? wie solte denn dem Patien- ten selbst darbey nicht Schaden geschehen koͤnnen? und sein eigen unrein Lager und Bett-Gewand/ so er stetig um sich hat/ nicht Ungelegenheit zufuͤgen/ indem der gifftige boͤse Schweiß/ so in solchen Hemmeden und Leilachen steckt/ sich wieder in des Patien- ten Leib ziehet? fuͤrchtet man/ es schlage die Feuchtigkeit des neu-gewaschenen Tuchs den Krancken in Leib/ ey so kan man es ja an der Sonne/ Feuer oder Lufft truͤcknen/ warm machen/ und mit Mastix/ Myrrhen und Agdstein beraͤuchern/ darnach kan man es brauchen/ so wird keine Feuchtigkeit scha- den. Besorget jemand dadurch eine Ver- neuerung der Kranckheit/ so kan solche hier- durch boͤser nicht werden/ verneuert sie sich N 5 aber Das XV. Capitel. aber allgemach in Gesundheit/ was wolte man mehr begehren? darum sollen fromme Leute wissen/ daß in gifftigen und anfalligen Kranckheiten nichts schaͤdlichers sey/ als wenn der Patient die gantze Kranckheit durch in seinem unsaubern Bett-Gewand liegen muß. Durch schwitzen allein wird die Pest nicht curi rt. Es bilden ihnen auch viel Leut ein/ daß durch Schwitzen in Pest-Zeiten der gantze Handel ausgerichtet waͤre. Mercurialis ruͤh- met lib. de Pestil. c. 25. das Schwitzen uͤber die massen/ und lehret den Schweiß zu be- foͤrdern/ ein Gersten-Wasser mit Feigen und Viol-Pulver in ziemlicher Menge ein- zutrincken/ aber es ist mit solchem Schwitzen nicht allein gethan/ noch der Patient gene- sen/ denn wenn deme also/ wie waͤren die- jenige so uͤbel daran/ welche von Natur gar nicht schwitzen koͤnnen/ man fange auch mit ihnen an/ was man immer wolle/ zum an- dern setzt sich das Gifft nicht allemal in die Serosi taͤten/ welche sonst allein durch den Schweiß ausgefuͤhret werden/ sondern auch in die dicke Feuchtigkeiten/ und in zaͤhen/ schleimmigen Unrath/ Item in das Blut/ so in den Adern ist/ ꝛc. Und wenn auch schon in Ansehung des Pest-Giffts ein Schweiß zu halten/ vonnoͤthen/ wird solches doch durch andere Symptomata und contra indi- cantia leichtlich verhindert. Endlich ist eben so viel vonnoͤthen der Natur zu geben als zu nehmen/ Wie der Schweiß zu tracti ren. nehmen/ das ist/ die Natur mit kraͤfftigen Mitteln zu staͤrcken/ als sie des Giffts zu entledigen. Nun ist unter einigen die Frage/ welches Ob Ader- lassen/ Purgiren oder Schwi- tzen den Borzug habe. von den dreyen/ als Aderlassen/ Purgiren und Schwitzen bey Inficir ten am ersten fuͤr- zunehmen ist? welche Frag also beantwor- tet wird/ wenn es nicht gar im Anfang ist/ oder wenn eine so grosse Cacochymia oder Plethora vorhanden/ daß der Patient da- von in viel groͤssere Gefahr/ als durch un- terlassen Schwitzens gestuͤrtzt werden moͤch- te/ so soll man fuͤr allen Dingen den Schweiß befoͤrdern. Wenn aber die Patienten in keine wege Wenn gantz kein Schweitz zu erhal- ten ist. zum Schweiß zu bringen waͤren/ so soll man sie damit ungeplaget lassen/ und nur fein warm zudecken/ und insonderheit die Fuͤsse warm halten/ denn auch per insensi- bilem transpirationem der Duͤnsten sich viel verzehren und weggehen/ ob schon nicht ein Tropffen den andern jaget. Doch kan man ihnen noch uͤber das/ warme Ziegelstein mit Essig oder Wein besprengt/ und in ein Tuch gewickelt/ oder Flaschen mit heiß siedenden Wasser in die Seiten und zun Fuͤssen legen. Denn wie oben gemeldet/ ist es mit langen grossen und beschwerlichen Zudecken nicht ausgemachet/ und kan man mit solchem den Patienten so sehrerhitzen/ und gantz und gar ersticken/ wie Pansa Cons. antipest. 3. q. 5. von Das XVI. Capitel. von einem solchen Empirico in Boͤhmen schreibt/ der einen jungen von Adel/ dem er ein Bett uͤbergeleget/ gantz und gar ersticket hat. Immittelst must man mit Hertz-staͤr- ckenden und Gifft-treibenden Mitteln fleis- sig anhalten/ und so viel thun/ als moͤg- lich ist. Das XVI. Capitel. Vom A- derlassen in Pestzei-ten. Das XVI. Capitel. Vom Adeꝛlassen in Pest-Kranck- heiten. G Leichwie wegen des Purgirens in Ob Ader- lassen bey Pest-kran- cken dien- lich ist. Pestzeiten bey den Gelehrten des Streits kein Ende/ also ist es auch mit dem Aderlassen bewandt: dahero Mat- thias Unzerus de lue pestif. lib. 3. c. 1. wohl hat sagen doͤrffen: Utinam hic ram concors omnium Medicorum essct sententia, quam longè discors, \& diametraliter quasi inter se pugnans eadem reperitur, sanè publicæ opti- mè videretur consultum saluti, \& procul du- bio non exiguus numerus corum adhuc su- perstes esset, quos damnanda, summeque de- testanda hæc discordia, nefariè ivit perdi- tum: Es brauchen aber die/ welche das Ader- Argumen- ta derer/ so die Ader- laͤß billi- gen. lassen nuͤtzlich halten/ folgende Argumenta: Als er stlich/ weil zu grossen Kranckheiten gros- se Mittel vonnoͤthen/ weil demnach das A- derlassen ein grosses Mittel sey/ ergo, so koͤn- ne Vom Aderlassen in Pest ꝛc. ne man aderlassen. So auch/ weil die Ader- laͤß die vom Gebluͤt allzugrosse Leibs-Erfuͤl- lung mindert/ und also auch die Pestilentz- Hitze vermindert: Weil auch bey Pestzeiten sich die Natur selbst durch das Nasenbluten des Gebluͤts entlediget/ darum solle man der Natur nachfolgen/ weil sie uns nachdruͤck- lich zeiget/ was man thun soll. So auch/ weil die Aderlaͤß der Faulung und Verstopf- fung widerstehet: Item/ weil es nicht so leer abgehen wird/ daß mit dem Gebluͤt/ so aus den Adern lauffet/ auch nicht etwas von dem Pest-Gifft mit heraus kommen solte. Wei- len sich auch Galenus selbst uͤber Hippocratem verwundert/ daß er dem Pest-krancken Cri- toni kein Ader oͤffnen lassen/ jedoch densel- bigen hernach wieder entschuldiget/ weil er ( Hippocrates ) nicht beyzeiten waͤre geruffen worden: weil auch man Exempel hat/ daß das Aderlassen an Pest-krancken Leuten sehr wohl bekommen: gestalten denn Minadojus de abusu non sangv. mittendi c. 14. schreibt/ daß in der Venetianischen Pest viel durch das Aderlassen vom Todt errettet worden/ und dieser Meynung wird von vielen gelehr- ten Scribenten Beyfall geben/ daß in der Pest kein heilsamer Mittel sey/ als zeitige voͤllige Aderlaͤß; so schreibt auch Andr. Langner, part. 2. prompt. de Peste, der sich infici rt befindet/ soll von Stund an ihm ein Ader oͤffnen lassen/ und sich bey Leib nicht selbst Das XVI. Capitel. selbst verkuͤrtzen/ denn so 15 Stund voruͤ- ber/ sey hernach mißlich zu helffen. Argumen- ta derer/ so der Ader- laß wider- sprechen. Die aber das Aderlassen widersprechen/ gebrauchen folgende Argumenta: Als weil/ wie die Schrifft selbst bezeuget/ des Leibes Le- ben in seinem Blut ist: Auch weil die von der Kranckheit ohnedem geschwaͤchte Kraͤffte von dem Aderlassen noch mehr geschwaͤchet werden/ und ob sie schon noch nicht ge- schwaͤchet waͤren/ oder abgenommen haͤtten/ so kan es aber noch geschehen/ also daß man nicht nur auf die gegenwaͤrtige/ sondern auch auf die zukuͤnfftige Schwaͤche und Abneh- men zu sehen: welches Galenus in acht ge- nommen/ da er dieienige Medicos lobet/ wel- che in der Pest zu Rom/ bey Kaͤyser Com- modi Regierungs Zeiten/ der geringen Kraͤf- te halber von allen Aderlassen abgestanden/ lib. de cib. bon. \& mal. succ. desgleichen c. 4. de scarif. \& hirud. Item/ dieweil auch die Natur die boͤse gifftige humores aus dem inwendigen Leib zu dem aͤussern zu treiben durch Aderlassen verhindert wird: da doch ein Medicus vielmehr dahin sehen/ und das boͤß austreiben soll/ wo die Natur hin incli- ni rt/ und auszutreiben begehret. Hippocrat. 1. aphor. 21. 6. morb. vulgar. sect. 2. part. 28. Denn sonsten die boͤse Feuchtigkeit im Leib wieder zuruͤck gehet/ und den Menschen offt also am allerersten toͤdtet/ wie man an den Flecken ꝛc. wann solche wieder einschlagen/ klaͤr- Vom Aderlassen in Pest ꝛc. klaͤrlich siehet/ Palmar. c. 23. de Febr. pest. Dann auch/ weilen in den Kranckheiten/ wo die Natur nicht vollkommen Meister seyn kan/ kein Aderlassen nuͤtzlich: Nun ist aber eine solche die Pest. Gvil. Marquis dec. pe- stif. probl. 6. Dieweil auch das Gifft nie mehr schadet/ als wenn es aufgeruͤttelt wird/ Gal. 2. de Sympt. caus. c. 7. wie solches aus- druͤcklich an denen zu spuͤren/ welche etwa zur Pestzeit erschrecken/ oder in eine jaͤhlinge Furcht gerathen/ solches geschicht aber bey dem Aderlassen: Eben wie ein Wasser/ dar- ein Aloe gethan wird/ bittrer wird/ wenn man es beweget/ als wenn man es still ste- hen laͤst. Und weil auch die Pest eine boͤse Qualit aͤt ist/ nun aber die Aderlaß nicht die Qualit aͤt/ sondern nur die Quantit aͤt ringert. Fallop. c. 11. lib. de med. purg. Auch ist die Aderlaß kein Remedium wider die Faͤu- lung/ darinnen doch die Pest so offt bestehet/ sondern es seynd hier andere vonnoͤthen/ als Purgiren/ Erbrechen/ Harn und Schweiß zu treiben. Dieweil die Galle in der Pestzeit vielmehr Weñ man den Pest- Krancken aderlassen soll. lose Haͤndel mit Mehrung der Hitze/ Schaͤrf- fe der humor en/ geschwinder execution ꝛc. an- stifften kan/ wenn sie des Bluts (welches mit seinem humido radicali sie sonsten im Zaum haͤlt) beraubet wird. Und endlich/ dieweil/ wenn das Aderlassen in der Pest vonnoͤthen/ gleich im Anfang und ersten Ta- ge Das XVI. Capitel. ge fuͤr die Hand zu nehmen ist: Nun ge- schehen aber alsdann wider aller Medicorum Gutachten zwo grosse Auslehrungen auf ein- mal/ nemlich Schweißtraͤnck und Aderlas- sen/ welches die Patienten in aͤusserste Kraͤff- ten/ Verlust und Noth bringen kan. Da- hero in Betrachtung so vieler Ration en mit diesem auch ein grosse Anzahl gelehrter Me- dicorum, welche um Kuͤrtze willen allhier nicht citi rt werden. Welches aber solche Faͤlle und Bedingungen seyn/ darinnen man ohngescheut aderlassen moͤge/ soll in nachfol- genden angezeiget werden. Denn es sind die wenigsten/ welche den Patienten in der Pest das Aderlassen simpli- citer rathen und verbieten werden/ sonder n die meisten werden immer etwas zu excipi- ren haben; etliche zwar nur die Kraͤffte/ wie Mercurialis, etliche nur das Alter/ wie Andr. Langner. und so fortan. Kuͤrtzlich aber da- von zu kommen/ so ist wohl zu mercken/ daß pestis aut alius totius substantiæ morbus, quâ talis est, weder Purgier noch Aderlaß er- forderte/ sondern man hat auff die unter- schiedliche Materi und Umstaͤnde zu sehen. Dann Erstlich ist die Pest entweder gantz einfach und alleinig/ oder es ist ein vitium sanguinis, oder boͤß Gebluͤt darbey. Wo je- nes/ da dienet keine Aderlaͤß/ denn das Gifft stehet in einer verborgenen Quali taͤt/ und hat deßwegen vielmehr der Specificorum Alexi- phar- Vom Aderlassen in Pest ꝛc. pharmacorum oder sonderlicher Gifft-trei- bender Mittel vonnoͤthen. Wo aber dieses/ da kan man sich der Aderlaß nach Beschaf- fenheit des gedachten vitii bedienen. Zum Andern / so ist die Pest entweder inwendig im Leib entsprungen/ oder es hat sie der Pa- tient aͤusserlich durch anstecken/ inficir te Sa- chen anruͤhren/ vergifften Lufft an sich ziehen/ oder dergleichen bekommen: Wo bey je- mand das Gebluͤt/ es sey in quantitate oder qualitate, unrichtig/ schuldig/ so kan ein Ader- laß wol Platz haben: wo aber dieses/ so muß man sie bleiben lassen/ dann sonst das Gifft im Leib vielmehr zum Hertzen geleitet werden moͤchte. Drittens / wofern zwar noch kein sonderlich vitium im Gebluͤt ist/ jedoch aber etwan ein starck faulecht Fieber sich anspin- nen wolte/ durch welches der Patient nicht weniger als durch die Pest selbsten in Gefahr gesetzt werden koͤnte/ oder das Gebluͤt jaͤhling an solchem Ende und Ort des Leibs/ da es fuͤr sich Schaden erwecken oder doch die Cur hindern moͤchte/ getrieben wird/ ist nach Ge- legenheit auch wohl ein Aderlaß zu billigen. Die Zeit aber/ wenn solche Oeffnung gesche- Zu welcher Zeit man Aderlas- sen soll. hen soll/ kan so gar eigentlich nicht gesagt wer- den; etliche wollen/ daß es innerhalb 24. Stunden geschehen soll/ andere aber mit mir der Meynung/ je eher je besser/ wenn es ja seyn muß/ jedoch daß man sehe/ was das Al- ter/ die Gewohnheit Ader zu lassen/ die Staͤrck O oder Das XVI. Capitel. oder Kraͤffte des Leibs dulden moͤgen: deß- gleichen daß man dem Patienten zuvor An- tidora oder Alexipharmaca, das ist/ solche Artzneyen/ die das Gifft durch den Schweiß austreiben/ imgleichen auch Hertzstaͤrckende Mittel darauff eingebe. Erinne- rung an die/ so den Patienten die Ader lassen/ als Barbirer und Ba- der. D. Johan. Faber in seiner Information von Pest-Fiebern erinnert alle/ so die Aderlaß zu verrichten haben/ mit folgenden Worten: Ich kan allhier die Aderlaͤsser/ Barbirer und Bader unermahnet nicht lassen/ daß sie ihr Gewissen nicht zu weit spannen/ und also nicht in allen Kranckheiten alsobald unerwogen/ ob es nutz oder gut/ nur zu Aderlaß rathen/ auch das Gebluͤt in solcher Menge herausser zapf- fen/ daß man eine Kuh damit traͤncken koͤnte/ sondern sollen wohl in acht nehmen/ daß die Kraͤfften die fuͤrnehmste inrention zur Ader- laß/ das Gebluͤt ein Schatz des Lebens sey/ und daß sie ihre Unbedachtsamkeit/ oder auch Unerfahrenheit/ indem sie offt mit dem Ge- bluͤt das Leben herausser lassen/ vor GOtt verantworten muͤssen/ und zu besorgen/ daß mancher seiner Seelen Unheyl und Verdam̃- nuß werde verursachen. Sintemal die taͤgli- che Erfahrung mit sich bringet/ daß die giff- tige Quali taͤt dieses Fiebers ( pessimi moris ) alsbald dem Hertzen zudringet/ und selbiges einnimmet/ Mattigkeit des gantzen Leibs ver- ursachet/ und durch die Aderlaß der Leib noch mehr geschwaͤchet/ das Gifft dem Hertzen zu- ge- Vom Aderlassen in Pest ꝛc. gezogen wird. Dahero denn die jenige/ wel- che ihnen in diesem Anliegen Adergelassen/ so auch starck und blutreich gewesen/ mehren- theils gestorben/ oder in solche Schwachheit gerathen/ daß sie sich schwerlich mehr haben erholen koͤnnen/ deren Exempel ich viel erzeh- len koͤnte wenn ich wolte/ und nicht besor- gen muͤste/ daß sie etlichen verdrießlich fuͤr- kommen wuͤrden. Ich zweiffle nicht/ es werden dißfalls mich allhier viele (welche sich auff diese Kranckheit verstehen wie der Esel auff die Leyer) in dem Maul herum ziehen/ und sagen/ diese Mey- nung waͤre nicht also/ sie haͤtten vielen gelas- sen/ seyen auch viel davon kommen. Ant- wort: Es seyn auch viel gestorben/ und moͤch- te ich wol einen hoͤren/ der nur etliche mit Na- men nennete/ die davon kommen/ welchen die Aderlaß geholffen haͤtte/ bey denen welche die Ungarische Kranckheit gehabt/ und nicht nur die blossen Worte gebrauchete; \& posito sed non concedo: Es sey aus vielen nur ei- ner durch die Aderlaß gestorben/ wie wird er solchen Tod bey GOtt verantworten koͤn- nen? ꝛc. Unter denen/ welche in Pestzeiten das Weñ Fle- cken/ Beu- len und Blattern vorhan- den/ ob man Ader- Aderlassen zugeben/ sind sie ebenfalls auch noch nicht einig/ ob man den Krancken auch lassen solte/ wenn allbereit Flecken/ Blattern und Beulen vorhanden/ denn etliche probi- ren alsdenn die Aderlaß darum nicht/ weilen O 2 da- Das XVI. Capitel. lassen darff? dadurch das Gebluͤt und mit demselben zu- gleich auch das Gifft/ so schon auswendig am Leib oder doch zum wenigsten zwischen Fell und Fleisch stecket/ wie derum in Leib hin- ein gezogen wird/ dadurch denn die innerli- chen Glieder/ als Hertz/ Lung/ Leber/ ꝛc. das- selbe desto eher aufffangen/ und der Mensch also leichtlich ums Leben kommen kan/ zu ge- schweigen daß auch der Medicus, oder wer Author des Aderlassens ist/ nicht ductum na- turæ, wie er nach dem methodo medendi billig solte/ observi ret. Zu dem ja auch die Aderlaͤsse/ wenn Frantzoͤsigte Schliere und Beulen sich ereignen/ welche doch dem Leben bey weitem nicht so bald als die Pestilentzi- sche schaden/ verbotten wird/ Fallop. c. 30. de Morb. Gall. Andere hergegen sehen da- hin/ ob auch der Leib voller Gebluͤts/ ob die Kraͤffte noch ziemlich starck/ und ob durch das Aderlassen kein Abnehmen desselben zu be- foͤrchten? und zwar verwahren sie sich mit behutsam gehen so wohl/ daß sie auch noth- wendiger Umstaͤnde halber ja ein Ader zu oͤff- nen rathsam halten/ die herfuͤr gebrochene Beulen und Blattern mit an sich ziehenden Mitteln/ als Ventos en/ Pflastern ꝛc. aͤusser- lich verwahren/ damit das Gifft durch Ader- lassen ja nicht wieder in Leib lauffe. Sennert. 8 Febr. l. 4. c. 8. Joh. Varvvich im Bericht wider die Pestilentz pag. 92. welcher aber die- se Cautel en darbey setzt/ wenn die Beulen bald blau/ Vom Aderlassen in Pest ꝛc. blau/ bald roth erscheinen/ soll man sich des Aderlassens und Schrepffens gaͤntzlich ent- halten/ denn solches ist ein Zeichen/ daß die Natur ihren Platz schon eingenommen/ und vor dem schleichenden Feind wohl verwahret/ auch selbst den Gifft der Pestilentz mit Ge- walt auszutreiben unternommen hat. De- rohalben soll man der Natur bald auswen- dig bald inwendig zu Huͤlff kommen/ und mit einem bewaͤhrten Antidoto und starcken Cataplasma schaͤrffen helffen. Wenn ich allhier nicht der Astrologia zu Was im Aderlas- sen vom Calender und Laß- Maͤñlein zu halten. nahe rede/ so muß ich auch etwas erinnern/ nemlich/ ob man auch zuvor den Calender durchblaͤttern/ oder nach dem Aderlaß Maͤñ- lein/ in solchen/ wenn man in Pestfaͤllen Ader- lassen soll/ sehen? Die Antwort folget bald: Es seyn etliche Leut so einfaͤltig/ daß sie keine Ader oͤffnen lassen/ wie groß auch die Noth sey/ es finde sich dann auff einen Tag im Ca- lender ein gutes Zeichen/ oder es stehe der Mond in diesem oder jenem Viertel. Und zwar waͤre diese Einfalt den gemeinen Leuten noch einiger massen zu uͤbersehen/ aber es fin- den sich auch Idiot en und Bartscherer/ die es entweder aus grobem Unverstand/ oder auch uͤbermaͤssigen Witz herruͤhrende/ mit solchen einfaͤltigen Leuten halten wollen. Daß aber bey der Pest/ und andern gefaͤhrlichen Kranck- heiten/ nicht auff den Calender zu sehen/ leh- ret die Noth selbst; denn eine solche Kranck- O 3 heit Das XVI. Capitel. heit zuweilen wol in 3. oder 4. Tagen/ ja in einem Tage das Leben ausloͤschet/ wer nun sich nach des Calenderschreibers Tage und Zeichen richten wolte/ der wird offt den Kuͤrtzern ziehen muͤssen. Uber dieses darff man auch diesem nicht (zu geschweigen in der Pest selbst) der Calenderschreibern alle- mal folgen/ denn sie wol mehrmalen unzei- tige Warheiten und ungereimte Dinge ge- schrieben und fuͤrbracht/ welche vielmehr la- chens als lobens werth gewesen. Daß aber die Finsternuͤssen/ Viertheil des Monds/ so- wol auch dessen Zusammenfuͤgen/ Gegen- fchein/ wie nicht weniger Solistitia, æquino- ctia, ortus Syrii, arcturi, occasus plejadum \&c. vor andern grosse Krafft und Aenderung in den Schwachheiten verursachen/ hat die Erfahrung Hippocratem, Galenum, der l. qui optimus Medicus sit Philosophus, und andere mehr erinnert/ und alle Medicos ge- lehret. Im uͤbrigen bleibt es demnach dar- bey/ daß die Noth den Regeln der Calender vorgehe/ als welche sich nach dem Menschen und nicht nach den Gesetzen richtet/ auch kei- nen Feyertag hat; also daß man in dieser und dergleichen Kranckheiten vielmehr auff Galenum als Calendarium zu sehen hat. Wie man nicht ohn Unter- scheid der Personen Nun wollen wir auch gantz wenig mel- den/ was bey den infici rten Personen im Ader- lassen fuͤr ein Unterscheid zu halten. Dann so wohl unter denjenigen/ welche die Aderlaß bey Vom Aderlassen in Pest-Kr. bey allen Infici rten/ als auch denen/ welche sie aderlassen soll. kennen/ dann bey welchem sie das proprium indicans venæsectionis befindet/ fuͤr rathsam achten/ seynd noch etliche/ welche allein die gar alte und gar junge Personen excipi ren und ausnehmen; die Alte zwar/ weilen sie wenig Gebluͤt haben/ trucken/ kalt und schwach von Kraͤfften seyn. Galen. lib. de rat. cur. pro S. M. c. 9. \& 13. comm. 4. de vict. acut. tr. 19. Die Junge aber/ weil sie hitziger/ feuchter/ weicher und duͤnner Natur/ auch wegen ihrer verzehrenden Hitze mehrer Nahrung/ und folgends auch mehrers Ge- bluͤts vonnoͤthen/ zudem weilen ihre Leiber noch streng wachsen/ und dann weilen sie die Aderlaͤß gemeiniglich scheuen. Hippocr. lib. de vict. acut. s. 1. aphor. 14. \&c. Aber in das Register derer/ welche obschon auch des pro- prium venæsectionis indicans nicht wol ader- lassen doͤrffen/ gehoͤren ebener Gestalt alle an- dere duͤrre und verzehrte Leute/ schwangere Weibs-Personen/ und welche ihre Monat- Reinigung haben; deßgleichen welcher Leib mit uͤberfluͤssiger Feuchtigkeit beladen/ fer- ner/ welche zeitlich Ohnmachten oder die gul- den Ader haben/ fuͤr der Aderlaß sich sehr fuͤrchten und entsetzen/ zeitlieh und sehr schwi- tzen/ im Anfang sich hefftig wurgen/ bluten/ einen starcken Durchlauff haben ꝛc. Ich sa- ge aber ebener Gestalt/ denn offtmahlen mehr den contraindicantibus als den indicantibus O 4 nach- Das XVI. Capitel. nachzusehen/ gestalten denn wohl Kindern von 2. oder 3. Jahren wie Avenzoar, Aver- roës, Fernelius sammt andern bezeugen/ und Alten von 70. Jahren wie Rases zu geben/ deßgleichen wohl Schwangern 2. à 3. mahl nuͤtzlich zur Ader gelassen worden/ derowegen jederzeit ein erfahrner Medicus hierinn um Rath gefrager werden kan. Welche Ader aber zu oͤffnen vonnoͤthen erachtet werden/ hat auch seinen Unterscheid. Vom Un- terscheid der Adeꝛn/ welche in Pest-Zei- ten zu oͤff- nen. Denn wann eine Aderlaß nur um des præservi rens wegen gerathen wird/ oder zwar schon zur Cur vonnoͤthen waͤre/ doch aber weder Beul/ Blatter/ Fleck oder Striem sich noch nicht mercken laͤsset/ so ist keiner grossen Wahl vonnoͤthen/ sondern bleibt gemeinig- lich bey denen Adern/ welche man sonst zu lassen gewohnet ist. Sonsten aber/ wann einer allbereit von der Pest uͤberfallen waͤre/ und Beulen/ Blattern/ ꝛc. sich sehen lassen/ und des Aderlassens vonnoͤthen/ so hat es ein andere Meynung/ und gilt gar nicht gleich/ welche Ader gelassen werde: sondern es muß nach aller Medicorum Meynung eine vor der Wie solche erwaͤhlet werden. andern erwaͤhlet werden. Und dieweil das Leben fuͤrnehmlich an dreyen Orten/ nemlich in den 3. Principal- Gliedern des Menschen/ sich aufhaͤlt/ als im Gehirn/ im Hertzen/ und in der Leber/ so muß man in Acht nehmen/ welchem Glied das Gifft am naͤhesten/ und nach demselben die Aderlaß anzustellen/ son- sten Vom Aderlassen in Pest-Kr. sten das Gifft unvorsichtiger Weise vielmehr in Leib und naher zum Hertzen getrieben wer- den moͤchte. Wann sich nun eine Blatter/ Beule/ oder ander Zeichen am Halß/ oder bey den Ohren/ ꝛc. herfuͤr thut/ so ist es die Ader an der Stirn und Nasen/ oder die Haupt-Ader am Arm/ oder zwischen dem Daumen und Zeiger/ an der Hand zu lassen vonnoͤthen. P. Droëtus in Consil. novo de Pest. schreibt: Es liessen gelaͤhrte Wund-Aertzte auch wohl die aͤusserliche/ als am Halß/ wie er selbst mit Nutzen erfahren habe. Erzeiget sich etwas unter dem Gesicht/ so lasse man die Ader un- ter der Zunge. Erzeiget sich aber etwas an der Stirn oder Kihn/ so schlage man die Ader unter der Zunge. Kommt aber ein Zeichen auf den Schultern/ oder auf dem Nacken/ so lasse man die Leber-Ader/ oder die Salva- tellam, welche zwischen dem Gold- und klei- nen Finger zu finden. Guilhel. Budæus schreibt hiervon also: Wo die benandten Blattern am Leib auffahren/ es sey auf der Brust oder am Rucken/ so solle durchaus kein Ader ge- oͤffnet/ sondern am naͤchst-gelegenen Orte/ derivationis ergò, geschroͤpffet und Koͤpff ge- setzt werden. Bricht etwas unter den Armen oder Achseln herfuͤr/ so lasse man am Arm die Median-Ader. Erzeiget sich aber etwas un- ter den Lenden/ bey dem Gemaͤcht/ Knyebuͤ- gen/ oder an den Beinen und Fuͤssen/ so ist O 5 an Das XVI. Capitel. an einer der naͤhesten zweyen Adern vor dem Knoten/ oder die Ader bey der grossen Zaͤhen zu lassen nuͤtzlich. Erzeiget es sich aber an den Lenden/ so lasse man an den Fuͤssen/ bey der kleinen Zaͤhen. Kommt aber etwas an beyden Seiten/ muß man auch nach dersel- ben Gelegenheit an beyden Seiten mit der Aderlaß nachsetzen; und daß beyde Aderlaß nicht zugleich geschehen/ kan eine Stund dar- zwischen eingehalten werden. Darbey all- wege vor dem Lassen/ dem Patienten etwas von Perlen/ Corallen/ Hirsch-Creutz- und Eichorn mit Wein oder Cardobenedicten- Wasser geben/ und sonst alles nach Ermes- sung der Kraͤffte anstellen. Was ist zu thun/ weñ man die Ader nicht se- hen kan? Wann es sich aber begibt/ daß der Bar- bier ein oder die ander Ader nicht zu sehen be- kommen koͤnte/ oder ander Ursachen wegen nicht zu treffen waͤre/ so muß man in solchem Fall die naͤchst darbey ligende nehmen; wel- ches an den Armen um so viel fuͤglicher ge- schehen kan/ weil die drey grosse Adern da- selbst eine solche Gemeinschafft haben/ daß es fast gleich gilt/ welche man lasse/ massen hier- von D. Guilhel. Budæus von der Pest im 3. Cap. schreibt: Es ist allhier nicht so groß Achtung zu geben nothwendig/ welche Ader und auf welcher Seite dieselbe zu oͤffnen noͤ- thig sey/ denn der Mensch noch zur Zeit nicht ungesund/ und fliessen nicht allein die Haupt- und Leber-Ader aus einem Ramo her/ auf der andern Von Aderlassen in Pest-Kr. andern Seiten ist von der Haupt- und Miltz- Ader eben dasselbe zu verstehen/ sondern wer- den auch alsbald durch die Median-Ader wieder aneinander gehefftet/ und in ein Ader oder tubum gebracht/ wie man augenschein- lich und zum theil aͤusserlich sehen kan; und wird ohne das auch die innerliche Ader vena porta genannt/ mit der aͤusserlichen venâ ca- vâ in der Leber/ an unterschiedlichen Orten/ per anastomasin connecti ret und zusammen gehefftet/ inmassen solches Archangelus Pi- tolhomini in seinen prælectionibus anatomi- cis, Romæ editis, klaͤrlich bestaͤtiget/ daß also eitel Fabelwerck und ungereimt Ding ist/ was etliche hochvermessene Calender-macher von so grosser hochnothwendiger Erwaͤhlung der Adern erdichten und fuͤrgeben/ damit sie ihnen bey dem gemeinen Mann ein beson- ders Ansehen und grossen Namen machen wollen. Nun ist noch zu wissen vonnoͤthen/ auf Ob man auf der affici rten Seite aderlassen soll. welcher Seiten man dem Patienten lassen soll/ wenn er sich nur auf eine Seite klaget? davon schreibet Joh. Kornthavver, die Ex- perientia cum rationibus conjuncta giebt mir das/ daß ich an der andern Seite lassen solle/ da einem nicht wehe ist/ dieweil dadurch das Gebluͤt von dem angesteckten Ort/ gleichwie das Holtz oder Stroh vom Feuer hinweg gezogen wird. Derowegen aber schreibt D. Pansa cap. 24. seines Consilii Phlebotomici, wie Das XVI. Capitel. wie auch im 8. Capitel seines Consil. 3. An- tipestif. also: An welchen Orten das Gebrech oder das Zeichen naͤher sich angeben wuͤrden/ an derselben Seiten soll man auch Ader oͤff- nen/ es sey an Haͤnden/ Fuͤssen oder Arme/ darum soll sich der Meister huͤten/ daß er an der gesunden Seite dem Krancken nicht las- se/ denn wenn er ihm an der gesunden Sei- ten/ da ihm nichts fehlete/ die Ader oͤffne- te/ so wuͤrde eins mit dem andern vergifftet werden/ welches zwar ohne grosse Lebens- Gefahr/ oder dem Tode selbst nicht gesche- hen mag. Quercetanus schreibt in pest. alexic. cap. 6. also: In solchem gefaͤhrlichen Fall und Zustand muß man sich vorsehen/ daß man an dem Ort und Seiten/ wo sich der Patient klaget/ und ein oder ander Chara- cter erscheinet/ zur Ader gelassen werde. Denn die Aderlaß so auf der andern Seiten geschicht/ nichts/ oder doch gar wenig nutz/ und kan auch der Patient keine Erleichterung davon empfinden. Item bald darauf bezeu- get er dieses mit andern/ und zwar nicht ge- ringen Mediois, da er spricht; Et hoc est celebriorum Medicorum Decretum. Wie viel Blut zu lassen vonnoͤ- hen ist? Es sind auch viele in der Meynung/ wenn man einem Krancken Ader laͤsset/ daß man so viel Blut lauffen lassen muͤsse/ bis das ausrinnende Blut eine andere Farb zeigete. Allein es wuͤrde bey manchem uͤbel ablauffen/ wenn man so lange bluten lassen wolte/ und wuͤrde Vom Aderlassen in Pest ꝛc. wuͤrde mancher Patient seinen Geist aufge- ben muͤssen/ eher man sehen wuͤrde/ daß sich des Bluts Farb veraͤnderte. Denn es fruch- tet auch wenig/ auf die Consistenz oder Farb zu sehen. Dann wenn man mercket/ daß so viel Blut gelauffen/ als die Kraͤffte entra- then koͤnnen/ und die Groͤsse der Schwach- heit erfordert/ hat man nicht noͤthig auf was mehrers zu sehen/ sondern kan die Ader nur verbinden. Wenn eine schwangere Frau an der Pest Ob man auch schwan- gern Wei- bern Ader las- sen darf. lieget/ so fraget es sich/ ob man derselben sonder Beschaͤdigung der Leibs-Frucht Ader lassen koͤnte? Ob nun wohl Hyppo- crates aphor. 30. S. 5. schreibt/ daß ein schwanger Weib unrichtig komme/ wenn man ihr eine Ader oͤffnet/ sonderlich wenn das Kind schon groß sey. Dessen Galenus in commento die Ursach giebt/ nemlich weil das Kind durch Aderlassen feiner Nahrung beraubet wuͤrde/ und solcher gleichwohl um so vielmehr beduͤrffe/ je groͤsser und staͤrcker es waͤre/ und andere Ursachen mehr: Es ist aber allhier des Hyppocratis Aphorismus auf gewisse Masse und Weise zu verstehen/ und nicht freventlich/ sondern mit verstaͤn- digem Nachsinnen zu practici ren. Nichts destoweniger/ wenn nur die In- dication venæsectionis vorhanden/ und die Kraͤffte noch nicht abgenommen/ kan einer schwangern Frauen eben so nuͤtzlich als andern eine Das XVI. Capitel. eine Ader geoͤffnet werden. Denn man sehe ja/ daß durch Aderlassen ihrer viel zu rechter Zeit die Frucht in diese Welt gebohren/ wel- che sonst wegen Menge des Gebluͤts/ von welchem die Frucht erdaͤmpfft und erstickt werden kan/ zu unrechter Zeit dieselbe braͤch- ten. So giebt es auch die Erfahrung/ daß/ wenn Blut-reiche Weiber/ indem sie schwan- ger sind/ zu rechter Zeit Aderlassen/ die Kin- der nicht leichtlich so grindig werden/ als sonst. Zu dem fordert die Natur selbst eine Aderlaß/ indem das Gebluͤt zuweilen bey den Schwangern durch die Nase/ bißwei- len durch die Venas hæmorrhoidales, biß- weilen per Cervicem uteri ausbricht/ wel- ches Galenus wohl selbsten observi rt/ wie l. 6. de loc. aff. c. 5. Item comm. 60. s. 5. aphor. Ferner so stehen die Schwangere samt ihrer Frucht zur Zeit eines morbi acuti (wie die Pest vor allen andern ist) in keiner geringen Gefahr/ wie aphor. 31. s. 5. zu le- sen/ und ob die Aderlaß schon einer Frucht schadet/ so ist es doch besser/ es gehe die Frucht allein drauf/ wofern/ so wider Ver- hoffen eines von beyden drauf gehen muͤste/ und es anderst nicht seyn koͤnte/ als zugleich auch die Mutter; Uber das darf man den Schwangern ja auch ein gelindes Solutivum geben/ warum denn nicht eine kleine Ader- laß gestatten/ bevorab wann sie im fuͤnfften oder sechsten Monat geschehen kan/ und darne- Vom Aderlassen in Pest ꝛc. darneben die Erfahrung bezeuget/ daß nicht allein in dem mittelsten/ sondern auch ersten und letzten Monat eine Aderlaß sehr ersprieß- lich gewesen. Derowegen ob schon das Pest-Gifft an und vor sich selbst kein Ader- laß erforderte/ so kan sie so wohl bey den Pest-Suchtigen als bey andern Schwan- gern in denen Faͤllen zugelassen werden. Auf was Art aber solches Aderlassen ge- Wie oft das Aderlas- sen gesche- ben soll. schehen soll/ daruͤber fallen wiederum unter- schiedene Meynungen/ wie nemlich man auf einmal nicht so viel Blut lauffen lassen solle/ und besser waͤre/ man verrichtete die Ader- laß auf etliche mal. Diesem entgegen aber lehren andere/ daß man es nicht auf vielmal/ sondern auf einmal thun solte. Denn was man auf einmal thun koͤnne/ waͤre nicht von- noͤthen/ auf zwey- oder dreymal zu verrichten. Zudem so endigte sich vielmehr eine Schwachheit und verhalte ein und ander Symptoma, wannn ihr die Causa auf einmal benommen wurde. Aber dieses mag wohl in præservatione, und wo keine Hindernuͤß ge- spuͤret wird/ zugelassen werden. Sonst aber/ wenn die Schwachheit eine grosse Aderlaß erfordert/ die Kraͤffte aber schwach sind/ eine lassitudo phlegmonosa vorhanden ist/ der Patient bald ohnmaͤchtig wird/ und die Aderlaß der revulsion nicht aber der schlechten vacuation halber vorgenommen worden/ ist rathsamer/ daß man partitis vici- Das XVI. Capitel. vicibus oder auf unterschiedliche mahl die Aderlaß verrichte/ jedes mahl aber destowe- niger fliessen lasse. Wie bald aber die unter- schiedliche mahl auf einander folgen sollen: so ist in boͤsen Fiebern und gifftigen Kranck- heiten diensam/ daß es beyzeiten und zwar in wenig Stunden geschehe/ wenn die Menge des Gebluͤts und dessen starcken Anfluß zur Hefftigkeit der Kranckheit grosse Anleitung giebt. Sonsten aber und wenn es um der Revulsion willen allein zu thun/ und der An- fluß des Gebluͤts nicht so starck/ kan wol laͤn- ger gewartet werden. Weibs- Personen/ so ihre Menses nicht ha- ben/ wie zu thun ist. Wenn aber infici rte Weibs-Personen/ ihre monatliche Reinigung nicht haben/ so ist die Frag/ ob solche zuvor schwitzen/ oder aderlassen sollen? Es ist zwar allhier zu un- terscheiden/ unter denen/ welche alle Monat obwol nicht eben auf den Tag/ wann ihnen die Pest anstoͤsset/ ihre Reinigung haben; und unter denen/ welche dessen unnatuͤrliche Verhalt- oder Verstopffung eine zeitlang er- litten/ und noch in besagter ihrer Kranckheit leiden. Bey jenem mag man es/ und wie sonst gewoͤhnlich/ halten/ bey diesem aber ist zuvor vorzunehmen: Erstlich/ woher die Verhaltung ruͤhre? zum andern/ ob sie lang gewaͤhret? drittens/ ob sie schon vor der Kranckheit Beschwernuß gemacht habe/ oder allererst in der Kranckheit ausdruͤcklich an- gefangen? Der Verhaltung ist entweder die Gebaͤhr- Vom Aderlassen in Pest ꝛc. Gebaͤhr-Mutter selbsten oder aber der gantze Ursach sol- cher Ver- haltung. Leib ein Ursache: Die Gebaͤhr-Mutter zwar/ wann sie das Blut nicht auffnimmet/ oder so sie es gleich auffnimmet/ dasselbe nicht wie- derum austreibt. Der gantze Leib ist aber solcher Verhaltung ein Ursache/ die weil er kein Blut dahin schicket/ entweder/ weil des Bluts wenig vorhanden/ oder weil es gar zu dick ist/ oder weil es anderst wohin von den Adern der Mutter abgehalten wird/ wie denn solche Abwendung leichtlich in Kranck- heiten und Schmertzen des Leibs/ und auch des Gemuͤths (als in Traurigkeit und Furcht) zu geschehen pfleget. Wenn Uterus oder Mattix das Blut nicht annimmet/ und der Mangel an ihr selbsten ist/ so sind entweder die Adern so sehr verstopfft/ oder zu trocken: Und diß geschiehet entweder wegen einer gro- ben zaͤhen Feuchtigkeit/ die sich in die Adern leget: oder wegen einer Geschwulst: oder aus uͤbriger Fettigkeit: oder wann die Mutter aus ihrer Stelle kommen/ und verrucket wor- den: oder wann die Mutter gar verhaͤrtet: oder so die Adern darinn gar zu eng und klein sind/ welche dem Blut seinen Ausgang hindern: wann auch des Bluts im Leib we- nig ist/ entweder von Natur/ als in gar Magern und Trocknen/ oder von langwie- riger Kranckheit/ oder wegen vorgegange- nen hefftigen Blutens/ davon die Monatzeit sich hernach versetzt/ oder so das Blut in P Milch Das XVI. Capitel. Milch verwandelt wird/ oder zur Nahrung der Frucht im Mutterleib gereichet/ so darff man es weder durch Artzney noch durch Ader- lassen foͤrdern. Bißweilen wird durch die viele Bewegung/ auch durch geringe Diæt, oder durch Hunger das Blut verzehret/ deß- wegen entweder die Menses gar nicht fliessen koͤnnen/ oder gar zu wenig/ welche man gleichwol nicht hefftiger foͤrdern darff. Bis- weilen wird das Blut durch das Nasenblu- ten gemindert/ bisweilen auch durch die Se- des, welches die Foͤrderung der ordentlichen Reinigung auch verhindern kan. Wann man wenig oder gar keine Bewegung hat/ so verhaͤlt sich das Blut gleichergestalt: auch kan es zuruͤck bleiben wegen unmaͤssigen Aderlassens und Schroͤpffens: auch bestehet es Alters halber/ dennoch bey einer eher als bey der andern; allwo man es auch nicht fer- ner befoͤrdern soll: Bey etlichen kommet es zwar natuͤrlicher Weise alle Monat/ bey etli- chen einen Monat um den andern: bey etli- chen alle 6 Wochen/ auch natuͤrlicher Weise: bey etlichen haͤlt der Blutfluß laͤnger an/ bey etlichen bleibt er innerhalb 3 Tagen aussen/ auch natuͤrlicher Weise; Unnatuͤrlicher Wei- se aber kommt er alle 14 Tage/ wegen Men- ge oder Schaͤrffe des Gebluͤts. Wie sich ein Medi- cus darbey Wann derohalben ein Medicus, ohn wel- ches Rath ein solche Weibs-Person nichts thun soll/ die Verhaltung vor eine Ursach der Vom Aderlassen in Pest ꝛc. der Hitze/ Hefftigkeit der Kranckheit/ oder zu verhal- ten. sonsten fuͤr ein Magis urgens erkennet/ soll vor allen Dingen die Ader/ welche am dien- lichsten erachtet wird/ geoͤffnet/ und darauff bald ein Schweiß-Mittel/ darbey Cordialia seyn/ gegeben werden/ insonderheit wann die Weibs-Personen blutreich/ denn also wird die Vollbluͤtigkeit benommen/ der Schweiß mit groͤssern Nutzen gefoͤrdert/ denen einreis- senden Faͤulungen gewehret/ und die Ver- stopffung auffgehoben werden. Es kan auch nach Erfordern erstlich eine universal Eva- cuation etwa am Arm/ und nach hierauff er- folgtem Schweiß eine particularis an den Fuͤssen/ da die Rosen-Adern sich befinden/ ge- schehen. Sonsten wann die Weibs-Per- sonen nicht blutreich sind/ noch die Verhal- tung lang gewaͤhret/ noch einige Beschwer- nuß davon empfunden worden/ so ist D. Pan- sæ Meynung/ daß sie den ersten Tag/ wann sie der Gifft zu Mittag ankommen/ schwitze; den andern Tag fruͤhe die Rosen-Ader lasse/ und Nachmittag wieder schwitze. Greiffe sie aber das Gifft mehr gegen Morgen an/ soll sie Vormittag schwitzen/ Nachmittag die Rosen-Ader lassen/ den folgenden-Mor- gen soll sie wieder schwitzen: dann wofern man nicht das verhaltene Gebluͤt aus fuͤhren wird so kan es durchaus zu Gifft werden; daher ein Gifft den andern anstecket/ also daß man zweyen Feinden kaum genugsamen P 2 Wider- Das XVI. Capitel. Widerstand mit Schwitzen allein wird thun koͤnnen: denn das verhaltene Menstrum ist an ihm selber ein Gifft/ darneben nichts de- stominder gelinde und nach Gelegenheit staͤr- ckere Clystirlein zuweilen vonnoͤthen thun. Dieweil sich aber auch ein freywilliges Na- senbluten bey den voͤlligen Weibs-Personen und Manns-Personen zutragen kan/ so bey- de vollbluͤtig seyn; Ist das Blut in ziemli- cher Menge ausgeflossen/ so lasse man es in den ersten dreyen Tagen allein beym Schwi- tzen bleiben; waͤr aber des ausgelauffenen Bluts wenig/ soll man dennoch Ader las- sen/ jedoch nur in den Vollbluͤtigen/ und nicht allein alsbald im Anfang aderlassen/ wie vorgemeldt/ sondern auch schwitzen. Ob die Monat- reinigung bey den Infici rten nuͤtzlich sey. Wann aber solche monatliche Reinigung bey infici rten Weibes-Personen im Anfang der Kranckheit kommet/ so halten einige da- fuͤr/ daß es bey den Patienten gute Hoff- nung zur Besserung mache/ aber solches fol- get nicht bey allen/ sonderlich wenn sie matt seyn/ und die Kranckheit schon eine Weile gewaͤhret/ auch der Fluß gar starck gehet: Dieses aber/ wenn das verbrannt Gebluͤt viel zu Verursachung der Kranckheit gethan/ oder als selbe ankommen/ hinderlich gewesen/ daß sie nicht so bald ihre tempora vollenden/ und ad declinationem kommen koͤnnen. Deßglei- chen wenn die Kraͤffte noch fein beysammen/ der Fluß zu rechter Zeit sich einstellet/ nicht uͤber Vom Aderlassen in Pest ꝛc. uͤber die gewoͤhnliche Zeit anhaͤlt/ allgemaͤh- lig gehet/ und sonsten auch die Personen nicht sehr darnieder zu werffen pfleget: wie dann Weibs-Personen gefunden werden/ welche sich auch fast jedesmahl/ wenn solche Mo- nat-Reinigung kommen will/ zu Bettlegen muͤssen/ da sie hergegen andern nichts/ oder doch gar wenig zu thun giebt. Endlichen giebt es auch Personen/ wel- Wie de- nen zu thun/ die gar nicht aderlassen doͤrffen. che gar nicht aderlassen doͤrffen / all- wo solches das Schroͤpffen guten Theils vertretten muß/ oder an statt des Aderlas- sens gebraucht werden/ wie nachgehends mit mehren angezeiget werden soll. Sonsten wann es nur um die von den uͤbrigen oder entzuͤndeten Gebluͤt entsprungene Hitz zu thun/ kan man noch andere viel Artzneyen/ derselben zu steuren/ erlangen: Im uͤbrigen wird der Garten-Hahnenfuß / als ein wunderbarliches Experiment gehalten/ so der Patient auf die Seite/ wo die Pest ist/ sie sey am Arm/ Ohr/ oder andern obern Theil des Leibs/ zwischen dem Daumen/ und dem Zeig- Finger an der Hand; wo sie aber am Schen- ckel/ zwischen die grosse Zaͤhen binden soll/ so werde die Blatter aufflauffen/ welche er aus- raͤumen lassen solle/ so werde er genesen. vid. Andræ Lagner part. 2. seines Promptuarii von der Pestilentz. An statt der Aderlaß kan man auch sowol Jungen als Alten Hirudi- nes oder Egel ansetzen/ damit sie das Gifft P 3 starck Das XVI. Capitel. starck ausziehen; daß sie aber desto lieber an- fassen/ soll man den Ort mit ein wenig Wein anfeuchten. Was vom Schroͤpf- fen zu hal- ten. Des Schroͤpffens auch mit wenigem zu gedencken/ so wird solches von allen Medicis zum guten Theil fuͤr eine vicariam venæ se- ctionis oder Vice- Aderlaß gehalten; doch schreibt Minadois de abusu non sanguin. mit- tend. c. 14. Bey welchem Patienten man vermittelst des Schroͤpffens das Gifft aus- zuziehen vermeynet/ selbiger seyen viel gestor- ben/ andere aber/ welchen man vor dem Schroͤpffen Adergelassen/ waͤren davon kom- men. Es seynd aber andere hierinn nicht gleicher Meynung/ welcher Widersinnigen allhier nicht gedencken will/ sondern vielmehr bestaͤttigen helffen/ daß bey Blutreichen das Schroͤpffen guten Nutzen bringet: und ist den Krancken eine grosse Beyhuͤlffe/ welche den Medicum entfernet. D. Pansa schreibt cap. 34. Consilii Phlebetomici also: Dieses muß ich um besserer Nachricht willen/ weil der Krancke offt den Medicum nicht allzeit alsbald erlangen kan/ oder anderer Ursachen halben Aderlassen einstellen muß/ auch erin- nern/ daß ich vor meine Person (doch einem andern Medico nichts fuͤrzuschreiben) zu je- derzeit/ wenn jemand vergifftet/ lieber wolte zum Schroͤpffen/ beydes den voͤlligen/ sowol auch den blutreichen/ als auch den unreinen Coͤrpern/ als zum Aderlassen rathen: Und daß Vom Schroͤpffen in Pest ꝛc. daß ein jeder beyzeiten/ ehe er mit dieser Pla- ge angegriffen/ wo er blutreich/ aderlassen/ wo er aber sonsten im Leib gar unrein/ sich pur- giren solte. Und im Fall der Gifft solchen præservirt en Personen noch mals zusetzen wuͤr- de/ so achte ich dafuͤr/ daß schroͤpffen bey- des im Anfang/ sowol auch wenn ein giffti- ges Zeichen auffgeschossen/ am bequemsten sey: besonders wenn die Haut desto tieffer eroͤffnet/ moͤchte es die Aderlaͤß wol vertret- ten/ und muͤsse die uͤbermaͤssige Hitze durch andere Mittel/ wenn hier das Schroͤpffen zu sch wach/ benommen werden. Und obwol ein hefftiger Schmertz an dem presthafften Glied oder um dasselbe gefuͤhlet wuͤrde/ wel- ches den Laßkopff nicht zulassen moͤchte/ so kan solches an dem naͤchsten Ort dabey ge- schehen/ damit das verderbte Blut ausgezo- gen werde. Und dieses Mittel waͤre umb dreyerley Ursachen willen vorzuschlagen: 1. Weil schroͤpffen nicht so sehr schwaͤchen kan/ als Aderlassen. 2. Weil durch schroͤpf- fen das Blut nicht so hefftig kan beweget/ und also dessen Menge sanffter als durch A- derlassen abgeholffen werden/ die Bewegung aber/ wie oben gedacht/ zugleich das Blut von dem Gifft beweget/ und weiter ausge- sireuet. 3. Auch weil die Laßkoͤpfflein diese Art haben/ daß sie an sich ziehen/ so kan da- durch der Gifft neben dem Blut ausgezogen/ oder zum wenigsten heraus gegen die Haut P 4 ge- Das XVI. Capitel. gelocket werden/ daß hierauff das eingenom- mene Antidotum den Gifft desto leichter und staͤrcker austreiben koͤnne/ es sey gleich vor- hin etwas auffgrfahren oder nicht. So ist uͤber diß bey jungen Leuten und Schwangern Aderlassen sorglicher denn das schroͤpffen. Von Veñ- catori en/ ob/ wenn/ wie und wo solche fuͤrzuneh- men. Zum Beschluß dieses Capitels wollen wir noch kuͤrtzlich uͤberlegen/ was gelehrte Leute in Pestzeiten von dem Blasen ziehen ge- halten. Denn so bald sich an des Inficirt en Leib eine Druͤse oder Beule auffwirfft/ pfle- gen die meisten Barbirer alsbald zum Bla- sen-ziehen zu eylen/ ob solche schon nicht wis- sen noch verstehen/ ob/ wenn/ wo und wie solch Mittel fuͤrzunehmen/ da ihnen doch wohl anstehen wuͤrde/ ihnen auch in allwege ge- buͤhrete/ daß sie (als welche auff die inner- liche Kranckheiten oͤffter so viel Verstand ha- ben als der Esel auff der Laute zu spielen) we- gen unterschiedener Zeichen und mancherley Zufaͤllen/ einen oder mehr Medicos consulir- ten und zu Huͤlff nehmen; denn zu geschwei- gen/ ob die Vesication (vermittelst des Eu- phorbii oder Spanischen Muͤcken bevorab) allzeit rathsam sey? wird noch unter vorneh- men Medicis disputi rt. Blasen- ziehen wird wi- derspro- chen. Gerhardus Columba Disput. Med. de Febr. pest. cog. \& cur. lib. 2. c. 7. \& seq. vernei- net solches gar um folgender Ursachen willen/ als/ weil sie durch den Schmertzen/ welchen sie verursachen/ die Kraͤfften mercklich schwaͤ- chen/ Vom Blasenziehen in Pest ꝛc. chen/ die man doch billig bey dieser Kranck- heit beysammen haben solte; auch weil die Cantharides \&c. mit ihrer viergradigen Waͤr- me die Hitze des Fiebers/ so bißweilen bey der Pest ist/ vermehren/ da man doch vielmehr kuͤhlen solte. Galen. lib. 10. Meth. c. 10. \& lib. 11. Method. c. 9. Daß sie aber im 4. Grad hitzig und trucken seyen/ bezeugen ferner Paulus lib. 7. c. 3. Plin. lib. 29. c. 4. und insonderheit Ardoynus lib. 4. de Venen. c. 1. wiewol Avicenna solche im 3. Grad warm schreibt. So auch weil sie mit ihrer gifftigen Quali taͤt das Gifft im Leib vielmehr vermehren/ als heraus ziehen; daß sie aber einer gifftigen Quali taͤt seyn/ ist aus Diosco- rid. l. 6. c. 1. Avicenn. lib. 4. fen. 6. tract. 2. c. 2. \& 3. Galen. lib. 3. Simpl. c. 23. Item 4. Sim. c. 19. \&c. zu sehen. Auch weilen/ in- dem sie die dickere Feuchtigkeiten durch das Geaͤder/ welches unter den Armen oder Uch- sen und an den Heyldruͤsen ist/ zur Haut zie- hen/ selbige auch durch die Enge der Venarum capillarium fuͤhren/ und also eine groͤssere Verstopffung und groͤssere Faͤulung verursa- chen/ weil die Transpiration gehemmet wird: Denn daß die obstructio oder Verstopffung die fuͤrnehmste und meiste Ursach der Faͤu- lung sey/ lehret Galenus 11. Meth. c. 4. 1. diff. Feb. c. 3. \& lib. de inæqual. intemper. c. 7. Endlich auch/ weil Galenus, Paulus, Aëtius, Oribasius und Celsus zwar sonst in vielen P 5 Schwach- Das XVI. Capitel. Schwachheiten/ aber in Pestilentzialischen Fiebern niemalen der Vesication sich bedinet. Wider diese Argumenta nun lehnen sich Hercules Saxonia de Usu Vesicat. \& de Phœ- nigmis und Marcellus Copra libr. de morbo pandemico auff/ und zwar solcher gestalt: Erstlich/ die Vesicantia verursachen keinen Schmertzen/ oder doch wenig/ und da ja Schmertzen sich ereignen/ seyn solche nicht der Vesicantium oder Blasenziehenden Artzneyen Natur/ sondern der Ungeschicklichkeit deren/ welche solche aufflegen/ zuzuschreiben. Fer- ner ob die Vesicantia schon hitzig und scharff seyn/ vermehren sie dennoch nicht das Fie- ber/ weil sie die Arterias (die jenige Adern/ darinn sich die Geister befinden) nicht beruͤh- ren. So auch ziehe das auswendige Gifft suæ substantiæ similitudine das inwendige an sich/ dahero das inwendige durch das aͤussere nicht vermehret werden koͤnte. So muͤsse auch die Vesicantia erst nach gethaner Purgation und Aderlaß/ als welche die grobe Feuchtig- keiten mindern und benehmen/ erst gebrauchet werden. Endlichen lasse Paulus gleichwol die Vesicatoria in dem Pestilentzischen Fiebern zu/ Was bey dem Bla- senziehen zu beob- achten. lib. 2. c. 36. Aber auff alle diese Einwuͤrffe kan abgenommen werden/ daß man in Bla- sen-ziehen mit Verstand handlen/ und mit den Cantharidibus, Euphorbio, und andern gar zustarcken gifftigen Sachen nicht so sehr eylen soll: und obwolen nicht alle Vesicato- ria Vom Blasenziehen in Pest ꝛc. ria so grossen Schmertzen erregen/ noch eben eine jede abtractio oder Anziehung durch Schmertze/ sondern auch durch Hitze/ den- noch Achtung gebe/ wie die Kraͤffte/ das Alter/ die Beschaffenheit des Leibs ꝛc. be- wandt sey/ sich nach denselben richte/ und wo die Vesicatoria von Cantharidibus \&c. ja vor noͤthig erachtet werden/ daß man sel- bige mit Alexipharmacis vermische/ auch nicht brauche/ wenn ein Fieber/ oder grosse Hitze/ oder Durchlauff/ oder Mattigkeit und Ohnmachten fuͤrhanden; daß man sich ihrer auch bey den Hecticis oder verzeh- renden kalten Coͤrpern/ wie nicht weniger in principio accessionis oder paroxysmi ent- halte. Und dann/ wann die Blase nun ge- zogen/ und vorhanden/ mit Abziehung der epidermidis oder Haͤutleins/ deßgleichen mit erster Aufflegung des Leinwands/ um die Blase zu trucken/ gantz gemaͤchlich verfahre/ und nicht/ wie etliche Toͤlpel vermeynen/ je groͤsser der Schmertz/ je besser die Feuchtig- keiten heraus kommen/ nach dem Sprich- wort: Ubi dolor ibi fluxus, daß die Pa- tienten Mordio schreyen/ und fuͤr Angst vergehen moͤch- ten. Das Das XVII. Capitel. Das XVII. Ca-pitel. Das XVII. Capitel. Von Erbrechen/ Purgieren und Clystieren bey Pest-Krancken. Von Er- brechen/ Purgierẽ/ und Cly- stteren ꝛc. D Ie Gelehrte halten dafuͤr/ daß/ wie bißweilen die Pest einen Leib/ des- sen Magen und Brust voller Un- rath stecket/ bißweilen aber einen reinen er- greiffet/ also kan zwar zu Benehmung des besagten Unraths/ darinnen sich offtmahl das Pestilentzische Gifft aufhaͤlt/ und daher leicht- lich Fieber erreget werden koͤnnen/ ein Vomi- torium nicht schaden. Aëtius tetr. 2. serm. 1. c. 95. Paul. l. 2. c. 36. de re medica. Toubert. c. 17. de Pest. u. a. m. weilen es viel leichter ist/ denselben durch den Halß oder Mund/ als durch den Stuhlgang auszufuͤhren/ aber es muß nicht durch antimoniali sche/ mercuria- li sche oder andere dergleichen gifftige starcke Mittel geschehen/ sondern durch gelinde/ ob- schon jene an ein- oder dem andern wohl aus- geschlagen/ ist solches doch ungefehr gesche- hen/ und darauf kein Rechnung zu machen. Ist derowegen solch Experiment eben derje- nigen eines/ von welchen Hyppocrates in sei- nem ersten aphorismo sagt/ daß es gefaͤhr- lich/ und das judicium oder Urtheil davon Worinnẽ einige das Erbrechen fuͤr gut achten. schwer sey. Und diejenigen/ welche ein Er- brechen bey Pest- infici rten Patienten fuͤr gut achten/ thun solches fuͤrnemlich aus folgen- den Vom Erbrechen/ Purgieren/ ꝛc. den Ursachen/ weilen man fast keine Pest sie- het/ da nicht ein Eckel oder Erbrechen bey sey/ nun sey es ja keine ungereimte Sache/ ein Erbrechen durch ein ander Erbrechen zu cu- ri ren/ damit die Materia, derer sich die Na- tur ohnedem zu entledigen unterstehet/ gemin- dert/ und aus dem Weg geraumet werde; auch weilen durch das Erbrechen die Beu- len/ Blattern/ ꝛc. desto eher und lieber zu der Hauth heraußkommen. Dann auch nach Cardani Lehre/ das Gifft wieder an dem Ort heraus zu fuͤhren/ da es hinein kommen/ weil nun das Gifft gemeiniglich durch den Halß in Leib gezogen werde/ ergò so solte es auch wieder durch diesen Weg heraus bracht wer- den; und endlich/ dieweil zu Austreibung vieler andern Gifft mehr/ ein herꝛlich Ding ist/ wie beym Mercuriali de venen. \& morb. venenos. deßgleichen bey andern hin und wieder zu lesen/ auch die Chymici des Tur- bir. mineral. oder den Mercurium præcipita- tum. Alphanus c. 31. lib. de peste, wie auch den Vitriolum rectificatum sehr ruͤhmet/ als welcher oben und unten purgirt/ Angel. Sa- la. tr. 1. c. 9. \& 2. s. 1. \& de peste curat Al- phanus c. 31. l. de peste, deßgleichen thun viel andere mehr; denn Quercetanus alex. l. 2. c. 7. schreibt: Die von dem Antimonio oder Spießglaß bereitete Erbrechen-machende Artzneyen seyn wider die Pestilentzische Fie- ber und alle febres epidemicas gut/ bekraͤff- tiget Das XVII. Capitel. tiget selbiges auch mit vielen Experimen ten/ welche ihn in seiner Hoffnung (wie er saget/) niemahls betrogen. Matthioius schreibt/ es seyen in der Pest/ so Anno Christi 1592. in gantz Boͤhmen grassi rt/ sehr viel erhalten wor- den/ welche nur gran. iiij. Antimonii Hya- cynthini und ʒj. Antidoti liberantis im An- fang der Schwachheit gebrauchet. Wie den Erbrechen Mitteln wideꝛspꝛo- chen wird. Hergegen aber schreibt Mindirerus, es sey keiner jemahls durch Erbrechen von der Pest errettet worden/ weil das Erbrechen in der Pestilentzischen Kranckheit ein Symptoma sey/ und keine Crisis; und andere beruͤhmte Authores mehr. Wie wollen aber allhier bey der meisten Meynung fallen/ gleich an- fangs gedacht worden. Denn auch Massa- rias disput. 2. l. 2. \& cap. 45. Saxoniæ ra- thet/ wann man befindet/ daß das Erbrechen von der Natur erreget wird/ man sich der uͤberfluͤssigen schleimigen Materie zu entschuͤt- ten wohl ein Erbrechen zuwegen bringen doͤrff- te. Valesius l. 7. c. 4. und Minder. c. 14. de pest. beantworten aber diese Meynung/ sa- gende: Wo ein Eckel und Erbrechen ist/ ein grosser Eckel und Erbrechen erreget werden muͤsse/ und obschon bißweilen ein Erbrechen durch ein ander Erbrechen gleichwie ein Durchlauff mit mehrerm Purgieren gestillet und curi rt wird/ geschiehet solches nicht per se, sondern per accidens, wegen der vielen boͤsen Materie/ so im Leib versammlet. In der Vom Erbrechen/ Purgieren/ ꝛc. der Pest aber findet sich solches nicht in allen Leibern/ dennoch aber ist ein Erbrechen da/ und hier ist kein Brech-Mittel vonnoͤthen/ sondern vielmehr auf die gifftige Quali taͤt zu sehen/ welche/ weil sie spiritualis, und in dem Hertzen am meisten steckt/ keinesweges durch Erbrechen außgefuͤhret werden kan. Eben so wenig ist zu Beantwortung des andern Einwurffs darum ein Erbrechen zu erregen/ damit die Characteres pestis, als Beulen/ ꝛc. desto lieber und eher zu der Haut heraus- kommen moͤgen: Denn wer will denn sa- gen/ ob auch solche Characteres sich aͤusser- lich werden sehen lassen? wie viel Pestilentz seyn/ da sie/ man unterstehe sich auch die- selbe heraus zu bringen/ wie man wolte/ niemalen erscheinen? Und wenn solche auch heraus kommen/ waͤre doch das Erbrechen die wenigste Ursach deren/ ja auch durch Aus- lehrung des Leibs wird vielmehr Ursach ge- geben/ daß die Materi/ welche nun mehr durch Beulen ꝛc. heraus will/ per revulsionem wie- derum in Leib zuruͤck gehe/ und erst rechte lose Haͤndel anhebet. Joan Villa real. lib. 2. c. 3. de morbo suffocante saget: Es hat mit der Pestil. Gifft ein andere Gelegenheit/ als mit denen/ welche dem Menschen in Essen und Trincken beygebracht werden/ denn diese bestehen in einer lieblichen/ dicken und mate- rialischen Substanz, welche gelinder sind/ im Magen liegen/ und wol Verzug leiden/ weil sie Das XVII. Capitel. sie nicht eher ihre Wuͤrckung verrichten/ sie werden denn von dem Calido innato auffge- muntert/ und kan derowegen fuͤglich aus dem Magen bracht werden: Mit dem Pe- stilentz-Gifft aber verhaͤlt es sich anderst/ sin- temal solches als mehr vapori sch denn mate- riali sch/ mit grosser Geschwindigkeit/ wenn es auch nur das duͤnneste Luͤfftlein vehiculo l o co hat/ in den Leib/ oder in die Lufft- und Blut-Adern hinein wischet/ welches subtile Luͤff t lein vom Erbrechen nicht/ sondern durch den Schweiß ꝛc. wiederum heraus gebracht werden kan. Purgi- ren/ wer so lches wiederra- chen wiꝛd. Nachdem bishero der Erbrechen machen- den Ursachen wegen gedacht worden/ soll auch billig angefuͤhret werden/ wie sich infi- ci rte Krancken/ mit dem Purgieren unter sich zu verhalten haben. Ob man solche aber zu solcher Zeit sicherlich gebrauchen solle/ ist noch unter den Gelehrten ein groß Disputat, und welche dem Purgiren wiedersprechen/ gebrauchen folgende Ursachen/ und sagen/ daß fast keine Purgation geschiehet/ daß der Leib davon nicht ewas Kraͤffte verliehre/ daß auch durch purgiren die boͤse Feuchtigkeit noch mehr bewegt werde/ und das Gifft à circumferentia ad centrum, i. e. zum Her- tzen treibet. So koͤnte solche auch gar leicht- lich schaͤdliche Durchlauff/ Bauch-Fluͤsse/ die ohndem in pestilentzischen Fiebern/ son- derlich in unreinen Leibern/ gemein seyn/ auch Vom Erbrechen/ Purgiren ꝛc. auch grossen Durst/ Eckel fuͤr Speise/ Grim- men/ ꝛc. verursachen. So sey auch das pe- stilentzische Gifft so subtil/ daß es durch keine Purgationem Deiectoriam ausgefuͤhret wer- den kan/ dieweil es bald das Hertz einnimmt/ und in demselben stabili rt/ daraus es durch keine Purgation gebracht werden kan. Auch weil das purgiren der Natur in ihrer Crisi und Austreibung hinderlich ist/ dieweil auch in den purgirenden Artzneyen gemeinig- lich ein Gifft verborgen lieget/ auch weil die gelehrte Medici ihnen das Purgiren nicht wollen gefallen lassen. Hippocrat. aphor. 24. in acutis morbis rarò utendum est purganti- bus, i. e. in grossen und hefftigen Kranck- heiten soll man gar selten purgirende Sachen gebrauchen. Und Crato in seiner Ordnung von der præservation, auch Sennert. de Fe- brib. l. 4. c. 8. schreiben: Es kan das Semi- narium pestis durch keine purgirende Medi- camenten ausgetrieben werden/ und Pansa cons. 3. antipest. c. 10. Es ist gantz gefaͤhr- lich im Anfang der Infection der Krancken mit Purgantibus anzugreiffen/ welches der diebischen Land-Betrieger beste Kunst ist/ ruͤhmen sich noch dessen/ wissen mehr nichts denn purgiren/ noch glaubt man ihnen/ welche mit ihrem Betrug und Mord was anders verdient haͤtten. Quercct. alex. l. 2. c. 7. Man purgire gleich zeitlich oder lang- sam/ gelind oder starck/ so ist doch allwege Q grosse Das XVII. Capitel. grosse Gefahr dabey/ und gemeiniglich ge- gen der allererfahrnesten Medicorum Mey- nung der Tod fuͤr der Thuͤr. Mey- nung der- jenigen/ so das Pur- giren ap- probi ren wollen. Denenjenigen aber/ welche zu dem Pur- giren rathen/ die thun es aus folgenden Ur- sachen/ als dieweil nach Hippocrat. Lehre/ extremis morbis, extrema remedia gebuͤh- ren/ auch weil unmoͤglich waͤre/ daß nicht so viel boͤse schleimige/ gallische Materia und Unrath im Leib seyn solte/ welcher nicht pur- girens vonnoͤthen haͤtte. So koͤnte es auch unmoͤglich seyn/ wenn so viel boͤse Materie aus dem Leib purgiret wuͤrde/ daß auch nicht ein Theil des Giffts mit ausgefuͤhret werden solte. So auch werde ja das Purgiren von so viel vornehmen Medicis approbi ret und gut geheissen. Wir wollen es aber mit denen halten/ welche bey infici rten Krancken das Purgiren nicht eben verachten/ sondern zu rechter Zeit/ und auf gewisse Manieren/ Weise und Maß verrichten/ wie in folgen- den erhellet. Wenn und zu welcher Zeit das Purgiren zu billi- gen. Wenn es endlich zur Resolution kom- men/ daß das Purgiren bewilliget wuͤrde/ so finden sich wieder neue dubia, ob man sich der Purgier alsbald bedienen/ oder ob man so lang warten soll/ bis vorher die Materia præpari rt ist? denn so man alsbald purgiren wolte/ waͤre es wider den Methodum me- dendi, welcher will/ daß man die boͤse Ma- terie zuvor koche/ præpari re oder bereite/ und zu Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc. zu der Ausfuͤhrung geschickt und tuͤchtig ma- che. Thut man aber dieses/ so leidet ja der pestilentzische Gifft keinen solchen langen Verzug. Weil es eine gifftige Materie/ die das Hertz besessen/ und nicht viel Zeit zu ko- chen oder præpari ren zulaͤsset. So will auch Galenus lib. 1. de diff. Febr. daß man pur- gire/ dieweil die Kraͤffte noch beysammen/ und das pestilentzische Gifft die Furcht des Hertzens noch nicht uͤbereilet/ denn je mehr die Kranckheit zunimmet/ oder je laͤnger sie waͤhret/ je mehr die Kraͤffte abnehmen/ und von dem Gifft uͤberwunden werden. So koͤnte auch durch Zuschlagung eines Bauch- Flusses/ oder der Beulen und Blattern ꝛc. die nothwendige Purgation verhindert wer- den/ daß solches hernach die Natur nicht ausstehen koͤnte. Uber dieses auch so kan ja die Natur alle von der Pest herruͤhrende Faͤu- lung nicht recht auskochen oder uͤberwinden/ dannenhero besser gethan/ daß man solche bey Zeiten aus dem Wege schaffe. Besser ist es ja auch/ daß man solches thue/ ehe sie sich im Leibe setze/ und etwa ein vornehm Glied einnehme/ und noch mehr faule und boͤß wer- de/ auch das Fieber darauf wachse. Endli- chen wofuͤr wird es nutz seyn/ diejenige Evacuation zu erwarten/ welche erst in con- sistendi vigore geschehen will? da doch alle Judicia, welche von der Pest geschehen/ mehr zum Tode als zum Leben zielen. Da- Q 2 hero Das XVII. Capitel. hero auch Menandus lib. 13. epist. 1. dieje- nige lieber hoͤret/ welche ehe im Anfang der Pest/ so bald immer nur geschehen kan/ al- lerley evacuationes an Hand zu nehmen. Je- dennoch aber so will die boͤse Materie nach Hippocr. Meynung zuvor præpari rt/ und von der Natur zahm gemachet seyn. Hinge- gen wenn man gleich von Anfang der Kranckheit purgiren wolte/ so wuͤrde die na- tura regitiva zu sehr niedergeworffen. Sin- temal ihr ohne daß der Pest-Gifft so hart zu- setzet. Man soll aber die Natur mehr staͤr- cken als schwaͤchen. Hierauf folget nun der Schweiß/ daß wofern der infici rte Leib voller uͤberfluͤssiger boͤser Feuchtigkeit steckt/ und solche an der empfangenen Pest Ursach sind/ soll man auf die Concoction und Præ- paration derselben nicht warten; Im Fall aber keine so grosse Menge besagter Materie vorhanden/ das Gifft auch etwa anderwert- lichen herkommen/ und der Medicus nicht alsobald geruffen worden/ soll man das Purgiren so lange aufschieben/ bis der Gifft durch Krafft der Gifft-treibenden Artzneyen gantz gedaͤmpffet/ zumalen weil auch der ge- ringste Pest-Gifft durch purgirende Artzneyen auffgeruͤttelt werden kan/ daß der Patient/ welcher zuvor noch haͤtte koͤnnen davon kom- men/ alsdann allererst recht erkrancket/ und den Geist auffgeben wird. Endli- Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc. Endlichen/ und zum Beschluß/ so wird Ob star- cke oder gelinde Purgantia zu ge- brauchen. auch noch geweiffelt/ ob man gelinde oder starcke purgirende Mittel erwehlen soll. Et- lichen aber gefallen diese/ andern aber jene/ denn weil die starcken offtmal nur bewegen/ aber nicht ausfuͤhren/ zuweilen aber auch gar zuviel wuͤrcken; So geschiehet es auch/ Ratio von gelinden Purgir- Mitteln. daß durch gelinde/ die boͤse Feuchtigkeiten nur auffgeruͤhret/ geschaͤrfft/ und neben dem Gifft aͤrger und boͤser gemacht werden/ geschiehet aber dieses/ so bekommen sie eine gifftige Natur und Eigenschafft/ und werf- fen die noch uͤbrig gelassene wenige Kraͤffte vollend darnieder/ welche/ wenn sie im Bauch kommen/ boͤse/ gefaͤhrliche Durch- laͤuff und dergleichen/ wie denn solche Kran- cke dergleichen Affect en ohne des mehr als an- dere unterworffen/ erregen. Je staͤrcker aber die Purgier ist/ um so vielmehr wird das Gifft/ welches um und an den aͤussern Leib hafftet/ mehr in den Leib gezogen. Nun sind auch die starck purgirende Artzneyen oh- ne dem nicht ohne Gifft/ daher nothwendig folget/ daß der Gifft/ so zuvor still gelegen/ durch mehrern Zusatz gestaͤrcket/ und ge- faͤhrlich auffgeruͤhret werde. So kan ohne dem kein Medicus wissen/ ob die Natur auch zum unten aus purgiren geneigt sey; daher weniger Schade von gelinden Pur- gier-Mitteln/ als von den starcken Sachen zu befuͤrchten ist. Und was werden die Q 3 auff- Das XVIII. Capitel. auffgeruͤhrte boͤse Feuchtigkeiten nicht erst thun/ dieweil ohne dem alle starcke Purgan- tia das Hertz offendi ren. So auch sind un- sere Naturen durch unordentliches Leben also geschwaͤchet/ daß auch diejenige Artzneyen/ welcher sich Hippocrates, Galenus, Aëtius, Avenzoar zu ihrer Zeit bedienet/ uns viel zu streng und gifftig seyn wuͤrden. So sehen wir ja auch/ wenn bey etlichen Pest-Patien- ten die gifftige Humores ohne das in dem Haupt und andern Gliedern in einer solchen Bewegung seyn/ daß sich einige selbst ums Leben bringen. Was solte also nicht gesche- hen koͤnnen/ wenn starcke Purgantia gebrau- chet wuͤrden. Ist also besser/ daß man durch gelinde Mittel etwas von boͤsen Feuchtigkei- ten noch im Leib lasse/ als daß man durch starcke zwar alles Boͤse ausfuͤhre/ aber die Natur und Kraͤffte also ruini re/ daß sie sich nicht wiederum erhohlen koͤnnen. So hat man ja auch nicht noͤthig dasjenige durch starcke Mittel zu verrichten/ was man mit den gelinden ausrichten kan. Ratio von starcken Purgier- Mitteln. Ungeachtet diesem allen aber/ so sind doch etliche/ welchen die starck-purgirende Artz- neyen mehr als die gelinden gefallen wollen/ mit Vorwenden: weil der gifftige humor, so bald immer moͤglich/ auszutreiben waͤre/ welcher sich von einem linden und geringen Mittel wegen seiner strengen boͤsen Qualit aͤt nicht werde zwingen lassen: Auch weil die Pest Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc. Pest eine grosse hefftige Kranckheit ist/ der- gleichen Kranckheiten aber einen groͤssern heff- tigen Widerstand und Artzney erforderten/ allwo die geringen nichts verfangen wuͤrden: Weil man auch Exempel hat/ daß starcke Artzneyen viel/ die gelinden aber nichts/ ge- fruchtet haben: Dann auch waͤren nicht we- nig beruͤhmte Medici, die mehr vom Ge- brauch der starcken/ als vom Gebrauch der gelinden Mittel gehalten haben: Als Jo- hann. Herculanus, welcher nach langen di- sputi ren endlich schliesset: Die Artzneyen von Scammoneo seyn viel fruchtbarer als die ge- linden; denn diese dem Hertzen nicht so bald zu Huͤlff kommen/ noch das Boͤse fluͤchtig machen. Avenzoar. 3. teisir tr. 3. cap. 4. der eine Latwerge vom Euphorbio, und eine Artz- ney von Tauben-Mist/ Lerchenschwamm/ Aloe/ Nießwurtz/ Schwertel/ Coliquinten/ und dergleichen verschreibt. Fallopius und Heurnius, welche den Gebrauch des Euphor- bii gleichfalls ruͤhmen/ und fuͤr ein gut Gifft- Mittel achten. Martin. Henrici, welcher q. 13. rom. 1. ausdruͤcklich schreibt: Derje- nige/ welcher die Pest-Cur mit linden und geringen Mitteln anzugreiffen vermeinet/ der thut thoͤrlich. Damit aber dieser Streit beygeleget wer- Was aus beyden Ra- tion en zu schliessen. de/ so haben beyde Theil starcke Argumenta, aber bey einer jeden Complexion, Alter/ ꝛc. da schicken sich weder allzeit die starcke/ noch Q 4 allzeit Das XVII. Capitel. allzeit nur die gelinde/ sondern man muß alle Umstaͤnde/ derer schon offt Meldung ge- schehen/ betrachten/ und nach Befinden der- selben den Handel anstellen/ denn bißweilen thun die gar gelinde/ als die Manna, Flores Cassiæ, Pulpa Tamarindorum, Mechoacana, Cremor Tartari, Cristalli Tartari \&c. genug; bißweilen hat man staͤrckere/ als das Rha- barbari, Agaritium, Fol. Sennæ, Rad. Jalop- pa, \&c. bißweilen nach etlicher Meynung der allerstaͤrckesten/ als des Scammonii, Dia- grydi, troch, alhandal. Antimoni \&c. vonnoͤ- then: doch ist zu bedencken/ ob diese letztere an und fuͤr sich selbst sicherlich gebraucht wer- den koͤnten. Es meldet zwar Panæus lib. 21. Chirurg. daß es viel aus ihrer selbst eigenen Erfahrung ruͤhmen/ dieweil es aber von de- nen Medicis zu Paris einhellig verworffen worden/ als wolle er es gleichfalls uͤbergeben und auslassen. Wann es dann mit dem Purgiren so eine gefaͤhrliche und zweiffelhaffte Sache/ so ist ja besser gethan/ solches nach Moͤglichkeit gar zu unterlassen/ und da ja vonnoͤthen waͤre/ wegen Verstopffung etwas zu thun/ so hat man ja Suppositoria oder Zaͤpfflein/ desglei- chen Clystier/ welche ihren Effect und Wuͤr- ckung bald erreichen/ und in einem Tag offtmahl repeti rt und applici rt werden koͤn- nen. Was Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc. Was aber das Clystiren anlangt/ so be- Clystiren/ zu was sol- ches dien- lich ist. zeugen die alleraͤlteste und fuͤrtrefflichste Me- dici, daß fast keine Kranckheit sey/ wider wel- che das Clystiren nicht nuͤtzlich waͤre/ com. ad aphor. 2. lib. 18. daher auch Renodæus in instit. pharmaceut. lib. 5. cap. 5. schreibt/ daß das Clystiren dienete in Hauptwehta- gen/ in Augentrieffen/ und andern Augen- Maͤngeln/ in engen Athem/ und Brust- Kranckheiten/ in Auffblaͤhung des Leibs/ in Nieren-Entzuͤndung/ in Verstopffung der Kroͤß Adern/ in Harn-Verhaltung ꝛc. Die- ses sind aber nur die wenigsten erzehlt/ wor- wider das Clystiren remedi ren koͤnte/ wie denen Medicis practicis selbst bewust ist. Und Wie man- cherley der Clystier seyn. ist des Clystirens mancherley/ denn etliche er- weichen/ etliche reinigen/ etliche vertreiben die Winde/ andere ziehen zusammen; andere/ welche gleichsam zusammen leimen; andere/ welche die Schmertzen stillen; andere/ welche staͤrcken/ und Kraͤffte geben; andere/ welche purgiren; andere/ welche stopffen. Dieweil aber selten einer mit der Pest be- fallen wird/ der nicht zugleich etwas in- oder an seinem Leib empfinde/ darzu ein oder an- der Clystir nicht nutzlich sey/ so kan ein jeder leicht erkennen/ daß diejenige die Sach kei- neswegs verstehen/ welche das Clystiren ver- achten/ oder daß solches den an der Pest-lie- genden zustatten kommen koͤnte/ und laͤug- nen wollen/ daß man solche Mittel gar wohl Q 5 an Das XVII. Capitel. an ihnen brauchen koͤnne; noch weniger einen Grund hat/ wenn sie sagen/ es erfolge auf manch Clystiren ein Grimmen/ Con r tactur oder Laͤhme/ oder wohl gar der Tod: denn kein Grimmen oder Laͤhme wird erfolgen/ es sey dann/ daß ein Clystir viel zu kalt applici- ret wuͤrde/ oder die boͤse Materi nur auff- geruͤhret/ nicht aber ausgefuͤhret/ vielweniger kan es den Tod verursachen/ es muͤsse dann gar wunderlich/ seltzam und gantz ungeschickt damit umgegangen werden; moͤglich ist es zwar/ daß der Tod darauff folgen kan/ aber daran ist das Clystier so wenig schuldig/ als die Schlag-Uhr an dessen Todt/ der um 11 oder 12 Uhr gestorben/ denn was kan die Uhr darzu/ ob es schon geschlagen hat/ wenn der Patient ohne das schon seinen Geist geben muß. Es seynd ja die Clystier keine Mittel wider den Tod/ sonsten wuͤrden sie manchen sehr angenehm seyn/ sondern sie thun offt so viel guts/ als andere Mittel auch in den ober- sten Gliedern/ dessen sich keiner verwundern darff: Nur ist zu bedauren/ daß sich ein Pa- tient solche nicht (ohne sonderbare Insiru- menta) selbsten applici ren kan: darum ver- richten solches gemeiniglich die Apotheker- Gesellen/ gegen gebuͤhrende Verehrung/ wel- ches auch fuͤr ihr Ampt und accidentale zu achten; doch finden sich auch Weiber/ wel- che die Clystirer denen Weibs-Personen fein beyzubringen wissen. Dieweil solches nun/ wie Vom Purgiren/ Clystiren/ ꝛc. wie gesaget/ des Apothekers Ampt ist/ als seynd etliche der Meynung/ solche muͤsten die Clystier auch bey krancken Pestsuͤchtigen ap- plici ren/ dessen sie sich aber oͤffter aus Furcht weigerten: so soll man keinen darzu noͤtigen/ welcher furchtsam ist/ sondern weil Barbier- Gesellen doch ohnedem zum Krancken gehen/ kan man solche gar leichtlich unterweisen/ daß selbe die Application verrichten muͤssen: sonst aber/ wo man gar niemand finden koͤnte/ so ist es derjenige billich zu thun schuldig/ dessen Ampt es ist/ und der es zu andern Zeiten nicht wol leiden wuͤrde/ daß ihm ein ander sein Accidenz oder Verehrung fuͤr der Nase wegziehe. Die Formul aber Clystier zu be- reiten/ kan man machen e. g. Clystier. Clystier insgemein gut. ℞ Ibisch-Saurampff-Ochsenzungwur- tzel aa. ʒij. Garten-Pappel/ Tag und Nacht/ Pap- peln/ Endivien/ Veyel/ Saurampff und Bingelkraut aa. Mß. Damascener Zwetzgen No. iv. Sebesten/ rothe Brustbeer aa. p. j. Koche alles in Gerstenwasser/ dieser Cola- tur nehm ℞. ℥x. Bingelkraut Honig ℥iß. Veyel- und Rosen-Honig aa. ʒvj. Oel von Seeblum/ weisse Lilien/ Veyel und Dill/ aa. ℥ß. Meyen- Das XVII. Capitel. Meyenbutter ʒij. Gelb von einem Ey. Mische alles zu einem Clystier/ in rechter Waͤrm zu geben. Dieses Clystier ist darum von so vielen ingredienti en anher gesetzt/ da- mit ein jeder/ nachdem ihm beliebt/ die Wahl daraus alsbald haben kan. Wenn einem schwindelt/ und es fuͤr den Augen umher laͤufft/ so mache man folgend Clystier im Augen- Schwin-del. Clystier. ℞. Frische Milch-Schotten ℥xij. Rosen- und Violen-Oel aa. ℥ij. Elect. von der Cassiæ fistul. ℥j. Zucker ℥j. Gelb vom Ey No. j. Saltz ʒj. Vermische es durcheinander/ und laß ihm eine Stund vor dem Nach-Essen applici ren. Ein ander Clystier/ wenn ein Bauch- fluß kommet. Clystier. ℞. Gerstenwasser ℥xiiij. Zucker ℥iß. Gelb vom Ey No. ij. Temperir es durcheinander/ und gib es als ein Clystier ein. Noch ein Clystier/ so Blaͤhungen fuͤrhanden: Clystier. ℞. Decoct. Emoll. ʒix. Elect. diaprun. lenit. ℥j. Camil- Vom Erbrechen/ Purgiren/ ꝛc. Camillen-Oel/ Suͤß Mandel-Oel/ aa. ʒvlj. Cremor Tartari ℈j. Will man aber ein Clystier fuͤr junge Kin- der machen/ so gebrauch folgendes Kinder-Ciystier. ℞. Gesotten Gerstenwasser/ oder Quet- schenbruͤhe/ oder Geißschotten/ oder Fleischbruͤhe/ davon das Fett ab- gehebt worden ℥iij. oder wann sie nur von 1. ad 2. Jahr/ ℥ij. Bingelkraut-Honig/ oder laxirenden Viol-Honig ℥j. Laß zusammen zergehen/ thue darzu Rothen Candel-Zucker ʒij. Gelb von Ey No. j. Saltz par. Mische es/ so ist es ein Clystierlein. Das XVIII. Capitel. Mancherley bey der Pest fuͤr- Das 18. Capitel. kommende Symptomata. E S wird die Pest-Kranckheit niemal Von aller- hand Zu- faͤllen bey Pest Kran- cken. allein kommen/ sondern mit noch gar viel andern schweren Kranckheiten begleitet werden/ daß offt ein Medicus nicht weiß/ auff welch Symptoma er zu erst seine Augen und Gedancken hinwenden soll/ denn es werden gemeiniglich alle fuͤnff Sinne/ als Ge- Das XVIII. Capitel. Gehoͤr/ Gesicht/ Geschmack und Geruch/ am meisten aber das Fuͤhlen durch lauter Schmertzen/ bißweilen aber verkehrt/ und in eine Unempfindlichkeit verwandelt/ angegrif- fen. Unter allen Symptomatibus aber ist das Hauptwche am gemeinsten; nebst die- Beneñung mancher- ley Sym- ptomat en. sem findet sich auch bißweilen ein Niesen/ Schwindel/ Wahnwitz/ Verruckung der Sinne oder Vernunfft/ uͤbermaͤs- siges Wachen/ allzuviel Schlaffen/ grosse Unruhe/ Nasenbluten/ Halß- Geschwaͤr/ Heiserkeit/ Erbrechen/ Schlucken/ Eckel/ stinckender Athem/ Undaͤuen und Schwachheit des Ma- gens/ Engbruͤstigkeit/ Hertzdruͤcken/ Hertzzittern/ ungewoͤhnlicher Hu- sten/ unleidlicher Durst/ Ohnmach- ten/ Seitenstechen/ Grimmen/ Durch- lauff/ Verstopffung des Stulgangs/ Wuͤrm/ Gelbsucht/ beschwerliche Hitz und Entzuͤndung / und andere mehr; Wiewol nun mancherley Symptomata, Ac- cidentia und Zufaͤlle bey den Krancken sich herfuͤr thun/ so solte man sich verwundern/ woher doch die Pest so vielerley und zwar et- liche solche Zufaͤlle habe/ welche einander gantz entgegen und zuwider seyn? Als da einer grossen Schmertzen empfindet/ ein anderer gantz keinen fuͤhlet/ sondern unempfindlich ist: dieser muß viel wachen/ ein anderer schlaͤffet zu viel: diesen geluͤstet allerley/ ei- nem Von alllerhand zuschlagend. ꝛc. nem andern eckelt dafuͤr: einer hat grossen Warum doch solche Sympto- mata so contrar ausfallen. Durst/ da doch jenen nicht einmal duͤrstet: einer muß offt zu Stul gehen/ ein anderer ist gar verstopfft/ ꝛc. Der soll aber wissen/ daß solches alles von der Beschaffenheit der angebohrnen Natur und Complexion der Menschen/ so dann auch von der in seinem Leib sich befindenden boͤsen Materi oder Pest- Zunder/ und von der Art/ welche GOtt der grassirenden Pest ertheilet und eingepflantzet/ deßgleichen von dem Verhalten der Patien- ten in der Diæt, und Gebrauch der Mittel/ auch von der Abwartung und Bedienung/ vor andern Umstaͤnden herkomme/ wie nach- gehends wird gesagt werden. Es finden sich bißweilen im Anfang dieser Pest-Beu- len/ Schlieren. Kranckheit Bubones, Beulen oder Schlie- ren/ bißweilen aber kommen solche etliche Ta- ge nach angefangener Kranckheit an der Infi- cirt en Leibern herfuͤr/ aber unter den Armen und an den Heyldruͤsen/ oder auch an den Schenckeln bey dem Gemaͤcht/ lassen sich sol- che gemeiniglichen antreffen/ welche in der Cur auff mancherley Manier tractirt werden. Wann man alles zusammen fasset/ so sie- Wie die Schlieren oder Pest- Beulen zu curiren. het man in Heylung derselben erstlich auff das inwendige Gifft/ von welchein sie ausgetrie- ben werden/ und denn auff die Beulen selbst. Dem Gifft wird durch Schweißtreibende und andere Mittel mehr/ davon oben gedacht worden/ widerstanden: die Beulen selbst wer- Das XVII. Capitel. werden durch Blasenziehen/ Schroͤpffkoͤpff auffsetzen/ schroͤpffen/ Erweichungen/ anzie- hende und andere benoͤthigte Handgriffe tra- ctirt. Vom Blasenziehen ist im vorigen Ca- pitel gehandelt: auch ist hier ferner zu wis- sen vonnoͤthen/ daß dasselbe durch Aufflegung gewisser Artzneyen/ so bald der Patient etwas spuͤret/ beobachtet werde/ derer Mittel seyn einige gar starcker/ etliche mittelmaͤssiger Art/ etliche von beyden unterschieden; gar starcke sind/ welche man von den Cantharidibus, von Euphorbio, \&c. præpari rt/ als folgender Starcker Uber-schlag. Uberschlag. ℞. Spanische Mucken/ ohne Kopff und Fluͤgel p. 3. Sauerteig dreymal so viel/ Essig so viel noͤthig. Mache ein Teiglein daraus/ lege es warm- lecht uͤber/ oder nachdem es die Noth- durfft erfordert/ neben oder unter die Beule/ laß 10. oder etlich Stunden mehr also liegen. Mittel- maͤssiger Uber- schlag. Mittelmaͤssige seynd folgender Uberschlag. ℞. Senff-Saame/ Mittlere Rinde von Hollunder aa. Zerstoß diese beyde Stuͤck zusammen/ und giesse etwas Essig daran/ streich es auff ein Tuͤchlein/ und applici re es obge- dachter massen. Oder Allerley Zufaͤlle in der Pest ꝛc. Oder folgenden Geringer Uber- schlag. Uberschlag. ℞. Holderblaͤtter/ Borragenblaͤtter/ Senff-Saame/ Alt Nußkern/ aa. Zerreibe diese Stuͤck/ und bestreiche den Ort zuvor um und um mit Theriac/ dar- nach lege es uͤber. Wofern der Schmertz zu groß wer- So der Schmertz groß ist. den wolte/ bestreichet man die Gegend herum mit dem weissen Campffer-Saͤlbel/ und weñ die Blase zeitig/ wie sie seyn soll/ so schneide sie auff/ ziehe das Haͤutlein gemaͤchlich ab/ Diachylon- Pflaster/ frische Butter darauff/ denn solche lindern den Schmertzen; etliche legen uͤber den frischen Butter ein Koͤhlblat. Betrifft es junge Kinder / so gebrauche Uberschlag fuͤr Kin- der. man sicherlich Feigen/ Taubenkoth/ Eibisch- wurtz/ mit etwas Hartz und Lilien-Oel zu ei- nem Pflaster gemacht/ und lege es uͤber/ solches ziehet das Gifft gar fein ohne alle Schwaͤ- chung der Kraͤffte aus. Betrifft es arme Leut / so koͤnnen solche Fuͤr arme Leut. hartgesottene Eyerdotter mit Saltz vermi- schet/ oder Bechkalck/ alt Schmeer/ Sauer- teig und Vitriol zu einem Pflaster vermischet aufflegen. D. Sennert haͤlt das Blasenziehen/ das Blasen- ziehen be y Schroͤpffen/ oder oͤffnen mit einer Lancet/ fuͤr R das Das XVIII. Capitel. den Beu- len und Schlieren. das nuͤtzlichste Remedium, damit das Gifft nicht allein heraus daͤmpffe/ sondern auch die gifftige Pestilentzische Humores und Feuch- tigkeiten einen rechten freyen offenen Paß zu fliessen haben moͤchten: denn/ spricht er/ von so wenigem schroͤpffen und geschwinden oͤff- nen ein geringer Schmertz zu befoͤrchten. Derer Schmertz zu stillen. Zu Stillung der Schmertzen an den Pest-Beulen wird geruͤhmet ein Pflaster von Feigen/ Weitzen und Viol- wurtz/ wohl unter einander gestossen/ und auffgeleget; Oder von frischen Tobackblaͤt- tern und Garbenkraut zusamt den Wurtzeln und ein wenig Saltz/ zusammen gestossen; Oder eines/ so von gepulvertem Pech und kleinen Rosinlein zusamm gestossen/ gema- chet ist. Schmertz bey Kin- dern zu stillen. Kindern und weichen Leuten den Schmertz zu stillen / kan man gepulver- te Camillenblumen/ Reinfahren/ Ibischwurtz und Scabiosenblaͤtter mit frischem Milch- ram zu Pflaster machen/ und stuͤndlich ver- neuet/ uͤberlegen. Wann nun das Apostem oder Beule er- oͤffnet/ so schneidet man in die auffgelegete Pflaster einen Creutzschnitt/ daß das Gifft Lufft habe/ und exspiri ren oder ausdaͤmpffen koͤnne. Wie die Beule zu zeitigen Wann vonnoͤthen ist/ die Beule zu er- weichen und zeitig zu machen/ so brauche man im Anfang etwas gelinde Mittel/ als da Allerley Zufaͤlle in der Pest ꝛc. da ist das Emplastrum Diachyllon cum \& si- und zu er- weichen. ne Gummis, Emplastrum de Meliloto, Empl. de Mucilagin, das Zwiebel-Pflaster mit Mi- thritat oder Theriac/ Saffran und ein we- nig Venedischer Seiffe zugerichtet. Wol- ten solche Dinge aber ihre Operation nicht thun/ so gebrauche man ziehende Pfla- ster / als von Gummi Ammoniaco, Hartz/ Pech und Lilienoͤl vermischet/ warmlecht uͤber zu legen: hieher dienet auch der Hanenfuß/ Knoblauch/ Senff/ Sauerteig/ Tauben- mist/ ꝛc. Es zeitiget sonst auch sehr wohl fol- gendes Pflaster. Zeitigend Pflaster. ℞. Frische Feigen No. vj. Eibischwurtz/ Weiß Lilienwurtz aa. ℥ß. Leinsaam-Meel/ Bockshornsaam-Meel aa. ʒiij. Camillenblumen-Pulver/ Steinklee-Pulver aa. ʒj. Gummi Ammoniaci in Essig auffgeloͤ- set ℥ß. Weiß Lilien- und Scorpion-Oel aa. ℥ß. Huͤnerschmaltz ʒiij. Ungesaltzen Butter so viel noͤthig. Mache alles zu einem Pflaster/ lege ein Theil davon mit einem leinen Tnch warm uͤber/ und erneuere es alle 24. Stund zu dreyenmalen. R 2 Dafern Das XVIII. Capitel. Dafern man aber bey solchen starcken Pflastern in der Beule ein Stechen oder Buͤ- cken samt mehrerer Hitze vermercken solte/ so thue man solche beyseiten/ und lege dargegen solche auf/ welche beydes erweichen und lin- dern/ als einen gebratenen Zwiebel/ mit But- ter/ oder Capaͤunen-Schmaltz/ oder Theriac vermischet. Waͤre alsdann die Beule zu hart und widerspaͤnstig/ so sind alsdann die Blasen zu ziehen nothwendig. Derowegen/ wann es nur die Noth leiden mag/ man jetzt-gedachte weichende und attrahi rende Sachen zuvor versuchen soll. Zum reinigen dienet eins von folgenden Erwei- chendSaͤlblein. Erweichend Saͤlblein. ℞. Gewaschen Terbentin/ mit Scabiosen- Wasser. ℥j. Gelbes von einem Ey. Saffran. ℈ j. Mische es untereinander. Oder Fleischleim mit Rosen-Honig/ Myrrhen und Aloe zu einem Saͤlblein ge- mischet: Oder gewaschen Terbentin/ Rosen- Honig aa. ℥iß. mit Gersten-Mehl/ so viel man bedarff zu einem Salbel. Nimm Ter- bentin 3. Theil. Eyerdotter 1. Theil/ mit ein wenig Rosen-Oel vermischet. Oder fol- gend Lavament. Lavament. ℞. Schwertel-Wurtz. Oster- Allerley Zufaͤlle in der Pest/ ꝛc. Osterluci-Wurtz aa. ʒij. Wermuth-Kraut. Lachen-Knoblauch. Tausendgulden-Kraut. aa. m j. Koche es zusammen mit Wein biß auf ℔ iß. thue darzu Schwefel-Balsam ʒij. Damit wasche und reinige die Wunde aus. Wer ein herꝛliche Salb/ welche allen Unrath/ Gestanck und Eiter wegnimmt/ be- reiten oder haben will/ bedien sich folgendes Reinigung-Saͤlblein. Reini- gungs- Saͤlblein. ℞. Terbentin. ʒvj. 3. Eyer-Dotter. Honig/ so viel jetzt-besagte 2. Stuck waͤgen. Koche alles zusammen beym Feuer/ zu rechter Consistenz, und ruͤhr zuletzt dar- unter/ wann es halb erkalten will/ Gepulverte Myrꝛhen/ und Mercur. præcip. aa. ʒj. Mische es zu einem Saͤlblein. Wann nun die Wunde genugsam ge- Wie die Wunde zu heilen ist. eytert und gereiniget ist/ kan man solche hei- len/ darzu nimmet man Terpenthin/ Rosen- Honig aa. ℥j. Myrrhen/ Fleischleim/ Oliba- ni aa. q. s. und machet ein Pflaster daraus. Oder folgend Saͤlblein. Saͤlblein. ℞. Myrꝛhen/ Aloes. R 3 Fleisch- Das XVIII. Capitel. Fleischleim. aa. ʒij. Mastix. ʒiß. Weyrauch. Tutie aa. ʒj. Tormentil-Wurtz. ℈ ij. Alles pulverisirt/ und thue darzu Eyer-Oehl. St. Johannis-Blum- Oehl. aa. ʒvj. Schwefel-Balsam. ʒiß. Weyrauch-Oehl. ℈ ij. Wax. q. s. Mache aus allem ein Saͤlblein. Nota. Alle Salben und Pflaster sollen warmlecht applici rt werden/ damit beydes/ das Gifft nicht wieder zuruckweiche/ und die Materia des Geschwaͤrs nicht haͤrter werde. 2. Daß man nach Eroͤffnung der Beulen nichtsdestoweniger die weiche Pflaster zur Außfuͤhrung des Eyters uͤberlege. 3. Daß man auch die Wunde an der Beule nicht so bald zuheile/ sondern eine geraume Zeit offen lasse/ damit alles Gifft wohl herausser kom- me. 4. Daß auch bey Eroͤffnung der Beule zugesehen werde/ damit keine Ader/ Nerve oder Arterien verletzt werden. Taberna- montani cura wi- der die Beulen. Nach Tabernamontani Meinnng / schreibt solcher in seiner Hauß-Apotheck/ p. 74. seq. Es sollen die Apostema oder Pestilentz-Beu- len nicht wie andere gemeine Geschwaͤr ge- heilet werden/ wie etliche ungeschickte Aertzte und Esels- Chirurgi thun/ die ohn alles ver- nuͤnfftige Bedencken mit ihrer Schmier- Buͤchse Allerley Zufaͤlle in der Pest ꝛc. Buͤchse daher wischen/ und mit ihrer Kut- schen-Schmiere mehr verderben/ denn gut ist. Wann du nun die Beule mit einer Flie- ten oder Lancett eroͤffnet hast/ so laß wol lauf- fen/ damit das gifftige Gebluͤt heraußkom- me; wenn das geschehen/ so nimm ein frisch Ey/ klopff es mit 2. Loͤffel voll Rosen-Oeles durcheinander/ netze einen Meisel darein/ le- ge es in die Wunde/ das stillet den Schmer- tzen/ so es aber zu viel bluten wolte/ daß man eine Schwachheit oder Ohnmacht ver- muthen solte/ so nehm das Weisse vom Ey/ vermische darunter Poli armeni ʒj. weis- sen Weyrauch/ Drachen Blut. aa. ℈j. Tor- mentill-Wurtz/ Aloe epat. aa. gr. 10. darein netze ein Meysel/ und lege es in die Wunde. NB. Es verstehet aber allhier Taberna- montanus nicht eine Beule oder Schweren/ welche bereits zur Suppu- ration gehet/ zu eroͤffnen/ sondern will/ daß man so bald in 24. Stunden von Anfang der Kranckheit/ die Beu- le/ sie sey zeitig oder nicht/ mit einer Flieten unter sich oͤffnen soll/ damit die boͤse Materie bald ausfliessen moͤ- ge/ und die boͤsen gifftigen Duͤnste/ die dem Hertzen zu ziehen/ hinter sich zuruͤck gezogen werden. Wann nun solch Bluten und Schmertz gestillet/ so dienet uͤberzulegen folgend R 4 Pfla- Das XVIII. Capitel. Pflaster auf dieBeulen. Pflaster. ℞. Eibisch Wurtz. ℥iß. Boxhorn und Lein-Samen. aa. ℥ß. Weiß Lilien Wurtz/ in warmer Asche gebraten/ und zu Muß gestossen. guten Sauerteig. aa. ʒx. Tauben Koth ʒvj. Saffran ʒß. Siede solche Stuͤck zusammen in Wasser/ in welchem zuvor Camillen Blum Mß. und Eibisch Wurtz ʒij. gesotten worden/ bis es wie ein dicker Brey wird/ zu sol- chem thu Schwein-Schmaltz. ℥ij. Lilgen-Oel. ʒx. Scorpion-Oel. ʒvj. Siede es wieder/ bis es sich vereinbaret/ und lege solches des Tages zweymal warm uͤber den Schaden/ binde es nicht zu harte/ Denen welche nicht von Vermoͤgen seyn/ bereite folgend Pflaster fuͤr armeLeut. Pflaster. ℞. Klein Rosinel. ℥iij. guten Sauerteig. ℥ij. Frische fette Feigen/ No. x. Salpeter. Aloepatick. aa. ℥ß. Veyel-Wurtz. ʒij. Camillen-Oel. q. s. Stoß Allerley Zufaͤlle in der Pest/ ꝛc. Stoß zusammen im Moͤrser/ bis zur Form eines Pflasters/ lege es des Tages zwey- mal uͤber. Oder nimm Feigen/ Tauben Koth ℥ß. klein Rosinel ℥j. Sauerteig. Honig. aa. 1. Loͤffel voll/ Saltz ℥ß. stoß es wohl un- tereinander/ und lege es taͤglich zwey- mal warmlecht uͤber. Oder nimm Zwiebel/ hoͤhle solche ein wenig aus/ fulle darein Theriack ℥ß. brate es in warmer Asche/ und lege es wie obiges uͤber. Oder nimm eine gedorrete Krotte/ lege Gedoͤrre- te Krotte zu ge- brauchen. sie in Wein/ bis sie weich wird/ binde es uͤber die Beule/ ist ein oft probirt Experi- ment. Es wird die Krott also gedoͤrret/ man stecket einen spitzigen Stecken durch de- ren Kopff/ und stecket sie auf an der Sonne/ bis sie doͤrre ist. Wenn nun wie oben gemeldet/ das Saͤlblein mit dem Ey und Rosen-Oel einen Tag in die geoͤffneten Beul eingeleget wor- den/ so brauchet man folgenden Tag fol- gend Eyter-Saͤlblein / so wird sich die Eyter zie- hend Saͤlb- lein. gifftige Materie in zweyen Tagen zu Eyter ziehen/ das bereitet man also/ ℞. Terpen- tin ℥j. gelbes von einem halben Eyer Dot- ter/ Rosen-Oel ℥ß. vermische es/ und lege es mit Mysseln ein/ und eines der vorge- schriebenen Pflaster druͤber. Wenn es nun wohl zu Eyter bracht worden/ so gebrauchet R 5 man Das XVIII. Capitel. Reini- gend Saͤl- bel. man zum reinigen folgend Saͤlblein/ ℞. Ger- sten-Mehl das genug duͤnckt/ Terpentin ℥j. Rosen-Honig ℥j. mache daraus ein duͤnn Saͤlblein/ das gebrauche hernach wie vori- ges in die Oeffnung/ thue auch das ander Pflaster hinweg/ und lege uͤber nach beschrie- benes Pflaster. ℞. Diachylon Pflaster ℥iiij. Gummi Armoniaci. Galbani. aa. ℥j. Hunds-Zungen Wurtz/ ʒij. Gedorret Krotten Pulver. Baldrian Wurtz/ Scabiosen Kraut. aa. ʒij. Attich Wurtz ʒj. Liebstoͤckel Wurtz ʒß. Mache es also: Die Gummi zerlaß in Wein/ seihe es durch ein Tuch/ und inspissir es wieder zu rechter Consistenz eines Un- guenti, mache ein Moͤrser und Stempel etwas warm/ thu das Pflaster darein/ gieß ein wenig Lilien-Oel und Scorpion- Oel darzu/ und malaxir es also wohl durch einander/ denn thu die andern Stuͤck auch darbey/ und treib alles wohl durch einander/ malaxir es ferner mit Lilien- und Scorpion-Oel/ daß genug ist/ und formire Zapffen. Wenn nun die Beule genug geeytert/ und sich wohl gereiniget hat/ so brauche folgend Saͤlb- Allerley Zufaͤlle in der Pest/ ꝛc. Saͤlblein/ das machet frisch Fleisch wach- send/ und dienet fuͤr Arme und Reiche. Saͤlblein. Saͤlb- lein/ so wieder frisch Fleisch machet. ℞. Terpentin ℥j. Rosen-Honig. ℥j. Gersten-Mehl. Fleisch-Leim. Weyrauch/ Myrrhen/ aa. par. daß es ein Saͤlbel werde/ so nicht zu dick ist. So sich aber faul Fleisch in der Beule zeigete/ kan die Reinigung staͤrcker gema- chet werden/ dazu auch das Unguent. Ægy- ptiacum, und Unguent. Apostolorum die- nen kan. Man soll auch/ wie oben bereits gemel- det das Geschwuͤr nicht so bald zugehen las- sen/ damit keine Gifftigkeit zuruͤck bleibe. Wenn es aber an der Zeit ist/ daß man das Geschwuͤr schliessen soll/ so thut man das ander Pflaster hinweg/ und gebraucht fol- gendes Pflaster. Pflaster damit das Geschwaͤr zu schlies- sen. ℞. Inßlet von einem Hammel/ Terpentin/ aa. ℥iiij. Rosen-Oel/ Camillen-Oel/ Kaͤl- ber Unschlit. aa. ℥iij. Rindern Marck/ Jungfrauen Wachs. aa. ℥ij. Bleyweis/ Mennig. aa. ℥ß. Das Das XVIII. Capitel. Das Wachs und Terpentin laß sittiglich uͤber linden Feuer sieden/ darnach nim̃ es ab/ und thu die andern Stuͤck auch darzu/ ruͤhre es stetiglich/ bis sich alles wohl verei- niget/ mehr darnach das Feuer etwas groͤs- ser/ laß es sieden/ bis es schwartz wird/ und siede es/ daß es nicht aubrenne/ zu- letzt thue den Terpentin und Wachs dar- bey/ ruͤhr es unter einander/ so hast du ein edel Pflaster darzu/ so auch zu allen andern gifftigen Schaͤden und Geschwuͤ- ren dienet. Dieses waͤre also eine sichere Art zu der Cur in Schlieren und Beulen/ wir wollen aber forschen/ und noch andere Symptomata zu Handen nehmen/ als Pestilentz Blatter/ Carbun-ckel. Pestilentz-Blatern oder Car- bunckel. Die Pestilentz-Blattern/ zinn Blat- tern/ Carbunckeln/ Carbunculi, Carbones und Anthraces genannt/ erscheinen gemei- niglich mit den Apostemen oder Beulen/ ha- ben aber keine benannte oder gewisse Oerter wie die Beulen/ sondern entspringen fast an allen Oertern des Leibes/ als nemlich auf dem Haupt/ Brust/ Rucken/ Armen/ Schen- ckeln/ auch an der Scham/ auch auf der Mannes Ruthen/ auch an andern Gliedern mit einer Geschwulst/ Stechen und scharf- fen brennenden Schmertzen/ wie der Schmertz Allerley Symptomata in der Pest ꝛc. Schmertz vom Brand des Feuers: Bey der Cur sehen etliche/ wenn die Natur solche successivè und mit geraumer Zeit die Zeiti- gung bringet/ halten dafuͤr/ man muͤsse der- selben folgen/ und gleichsam nur dahin sehen/ wie die Beulen zur Zeitigung kommen: denn/ sagen sie/ wenn man mit Vesicatoriis, Schroͤpffen und Aufhauen eine Oeffnung vornehmen wolle/ so erfolge darauff nicht al- lein ein grosser Schmertz/ so darnach ein Ursach einer groͤssern Entzuͤndung/ und Schwaͤchung der Kraͤfften sey/ s o ndern das von der Natur heraus getriebene und still-lie- gende Gifft/ wann es beweget werde/ vermi- sche sich mit den Spiritibus und humoribus, und lauffe wieder zum Hertzen. Etliche aber/ weil die Pestilentzische Ma- Unterschie- dene Mey- nungen von derer Eroͤff- nung. teri hartnaͤckigt/ und nicht leichtlich zu Eyter zu bringen ist/ halten davor/ man muͤsse nicht allein Suppurantia und Eyter-ziehende Sa- chen brauchen/ oder die Zeitigung erwarten; sondern dem Gifft einen Ausgang/ wie er ihm selbst suchet/ machen/ und hernach vol- lend zeitigen/ denn sonsten nicht weniger zu fuͤrchten/ daß er wiederum den Spiritibus und humoribus mitgetheilet werde/ eher es zur Zeitigung gelange: Anderer Meynnng ist/ wann man spuͤret/ daß das meiste Gifft all- bereit aus den Beulen/ so koͤnne man wol die Concoction, ob sie schon nicht so vollkom- men/ wie in andern Beulen und Geschwul- sten/ Das XVIII. Capitel. sten/ erwarten/ und ihn zu Huͤlff kommen: waͤren aber die Beulen nicht genug heraus/ und das Gifft von der Natur entweder we- gen ihrer Mattigkeit/ oder wegen seiner Menge nicht genugsam ausgetrieben/ oder da es schon mehrentheils in den Beulen waͤ- re/ und aber wegen seiner Groͤsse der Beu- len sehr gemehret wuͤrde/ daher die Febrische Hitze und andere Zufaͤlle nicht allein nicht ab/ sondern wol zunehmen/ sey keineswegs zu ge- warten/ sondern man soll mit dem Aufthun eilen. Es seyn nun solches Beulen oder Carbun- ckeln/ sie seyn von Farb oder Groͤsse/ wie sie wollen/ soll man nebst fleissigem Gebrauch der innerlichen Medicamenten/ sonderlich der Schweiß-treibenden/ erstlich etliche Vento- s en um die Gegend herum/ da sie sich erzei- gen/ ansetzen/ darnach auch wol gar und ziemlich tieff schroͤpffen/ damit die Pestilen- tzische Feuchtigkeiten und das verderbte boͤse Gehluͤt heraus komme: wenn dieses gesche- hen/ so wasche man den Ort mit warmen Wasser von Oliven oder andern mit dem halben Theil Wein-Essig vermischet/ wohl ab/ und lege folgend Pflaster alsbald warm druͤber. Pflaster auf dieBlattern. Pflaster. ℞. Linsen-Mehl/ Breit Wegreich/ Ein- Allerley Symptomata in Pest ꝛc. Einbeer-Blaͤtter aa. Mj. Rockenbrodt-Brosamen ℥iij. Siede diese Stuͤck in frischem Wasser/ daß ein Brey daraus werde/ solchen streich alsdann auf ein Tuch/ leg es warm uͤber/ alle 4 Stund wieder zu erfri- schen: solch Pflaster ist nicht kostbar/ derohalben leichtlich sowol fuͤr Arme als Reiche zu bereiten und zugebrauchen. Oder mache ein solch Pflaster/ welches die Schaͤrffe der gifftigen Feuchte mildert/ und reutet die Blatter gleich im Anfang aus/ und ist offt probat gefunden folgend ℞. Zwey Wein-saure Granat-Aepffel/ oder in derer statt einen sauren und suͤssen: die zerschneid in Stuͤcken/ und siede sie in starcken weissen Wein-Essig/ so viel dich duͤnckt genug zu seyn/ die siede so lang/ biß du kanst die Gra- nat-Aepffel zu Mueß druͤcken: solches Mueß lege uͤber wie ein Pflaster/ so warm es zu lei- den ist/ und erfrische es wieder alle 4 Stun- den: Aber rings um die Blatter herum soll mau Unguent. Populeon zu einem Defensiv schmieren. Oder welches besser ist/ so nehm folgend Saͤlblein. Defensiv- Saͤlblein ℞. Rosen-Oel ℥iß. Rosen-Essig ℥ß. Bol. armen. q. s. Temperi r alles wohl durcheinander zu ei- nem Das XVIII. Capitel. nem duͤnnen Saͤlblein/ schmier solches rings um die Blatter/ solches verhuͤtet/ daß die Blatter nicht weiter um sich fresse/ und das gesunde nicht vergifftet werde. Gemeine doch gute Mittel fuͤr Arme. Die Armen nehmen Cotula fœtidia oder Krottendill/ stossen es zu Mueß/ und legen es um die Blatter herum/ das verhuͤtet weitern Brand/ und loͤschet/ aber es muß offt erfri- schet werden/ denn es trocknet gar bald/ und verdorret. Man kan auch nehmen eichene Kohlen/ und zu Pulver stossen/ durch sieben/ mit Honig zu einem Saͤlblein machen/ auf ein Tuch streichen/ und uͤber die Blatter le- gen/ es thut so viel als eine sehr koͤstliche Artzney. Experi- ment. Auch ist ein sonderliches Experiment fol- gend ℞. Safft von Wallwurtz/ von Sca- biosen/ Taubenfuß-Safft aa. 6. Loͤffel voll/ Linsen-Mehl/ Gersten-Mehl/ aa. 3. Loͤffel voll/ vermische es untereinander/ und lege es Pflaster-weise uͤber/ und erfrische es offt/ sol- ches ist ein offt probat gefundenes Mittel. Pflaster fuͤr arme Leut. Folgendes ist auch in Zinnblattern ein sehr koͤstlich Pflaster. ℞. Frische Wallwurtz/ Scabiosenkraut aa. ℥ß. Salpeter ℥ß. gelbes von einem frischen Ey/ temperir solche Stuͤck wohl durcheinander/ im Moͤrser/ daß es wie ein Pflaster werde/ und leg es uͤber die Blatter/ es thut so viel als eine sehr kost- bare Allerley Symptomata in der Pest ꝛc. bare Artzney. Es dienet allhier sonderlich auch das Emplastrum de Fuligine Camini. Ruß- Pflaster. ℞. Theriac. Mithridat. aa. ℥ß. Sauerteig/ Terpenthin/ Ungesaltzene Butter ℥j. Rosen-Honig ʒvj. Saltz ℥ß. Ruß aus dem Camin ʒv. Venedische Seiffe ℥iß. Saffran ʒiß. Gelb vom Ey. No. 2. Mische alles durcheinander/ und mache daraus ein Pflaster. Wann die Blatter nun ein Ruͤffen ge- wonnen hat/ so huͤte dich/ daß du dieselbe nicht hinweg thust/ sondern laß sie selbst ab- fallen/ und lege solches zu befoͤrdern uͤber/ nach- folgend Pflaster. Pflaster/ damit die Ruͤffe ab- zuheilen. ℞. Eibischwurtz/ gepuͤlvert/ ℥iß. Ochsenzungwurtz/ gepulvert/ ℥j. Bockshorn-Saam/ Lein Saam-Mehl aa. ℥iß. Laß mit Wasser zu einem dicken Brey sie- den/ mache darnach mit frischer ungesaltzener Butter ein Pflaster darauff/ das lege uͤber die Ruͤffen/ so wird es sich bald maturi ren/ und zum abfallen schicken. S Wenn Das XVIII. Capitel. Wann das geschehen/ so schmier die Ruͤffe alle Tag etiiche mahl mit folgendem Saͤlb- lein. ℞. Schwein-Schmaltz/ mit frischem Wasser rein gewaschen/ ℥j. gelb vom Ey/ No. j. weiß Mehl/ ʒj. Mische es alles. Es ist nichts koͤstlichers/ aber doch heilfam zu ge- brauchen. Wann eine harte verbrannte Ruͤffe oder Krust um die Wunde ist/ so bestreichen etli- che solche so lang mit frischer ungesaltzener Butter/ unter welche etwas von weissem Streu-Zucker gemenget/ bis sie gaͤntzlich ab- nimmet. Es verrichtet solches auch nach- folgendes Pflaster/ damit die Ruͤffe von deꝛ Wunde abzuhei-len. Pflaster. ℞. Frische Raute Mj. Sauerteig ℥ß. Pfeffer ʒj. Saltz ʒvj. Feigen No. iij. Stoß alles wohl zusammen/ und mache ein Pflaster daraus/ des Tages uͤber zwey mahl auffzulegen. Oder ℞. Ungesaltzen Schwein-Schmaltz ℥ß. Eyerdotter/ Weitzen-Mehl aa. ʒj. mi- sche es/ und leg es uͤber. Oder ℞. Gepuͤl- verte Eibischwurtz ℥iß. Ochsenzungwurtz ℥ß. Boxshorn-Saam/ Leinsaam-Mehl aa. ℥iß. Koche es zusammen mit ungesaltzener Butte zu einem Pflaster. Wann Allerley Symptomata in der Pest ꝛc. Wann nun solche Rufe herab ist/ so brau- che das Saͤlblein/ so oben von der Beulen zu reinigen geschrieben/ oder das Unguentum de Apio, oder das Unguentum de melle Ra- sis, welches fuͤrtrefflich gut ist/ und lege das obgemeldte Pflaster von Diachyllon daruͤber/ biß es sich genug gereiniget hat. Den Kindern unter 6. Jahren soll man Wie Kin- der zu tra- ctiren. geringere Artzney gebrauchen/ doch moͤgen sie die gemeldten Artzneyen mit dem Tauben- fus/ Schwartz- oder Wallwurtz wohl ge- brauchen/ und uͤber die Blatter legen/ deßglei- chen auch die Pariß-Krautblaͤtter; das Pi- cken aber mit der Flieten soll man unterlas- sen/ dann die Kinder sind zu schwach darzu. Auch mag man ein frische Lilienwurtz zu Mues stossen/ und Kindern Pflaster weise uͤberlegen/ auch ein frisch Wullkraut Blatt druͤber binden. Es dienet den Kindern auch sehr wohl folgend Pflaster. ℞. Baumnuß- kern und Blaͤtter/ Gerstenmeel/ klein Rosi- nel/ frische feiste Korbfeigen/ aa. stoß es mit einander klein/ sied es in Wasser zu dickem Mues/ thue Rosen und Wullblum-Oel dar- zu q. s. und leg es Pflasterweise uͤber. Es werden noch zum Uberfluß einige gute Wie der grosse Brand und Hitze bey Car- bunckeln zu begeg- Mittel angefuͤget/ so wider den Schmertz und brennen der Carbunckeln oder Zinnblat- tern dienen; Als den Kindern soll man ohn unterlaß neben den aͤusserlichen Artzneyen zu- weilen ein Loͤfflein voll Ringelkrautwasser S 2 mit Das XVIII. Capitel. nen/ fuͤr Kinder. mit 2. Theil Scabiosenwasser vermischet zu trincken geben/ biß die Blatter geheylet. So schreibt auch Tabernamontanus, daß der edle Saphirstein die Natur habe/ den Carbun- ckel oder Zinnblatter zu toͤdten/ wenn man einen Circul damit um die Blatter reisset/ und eine gute Weile gegen die Blatter uͤber haͤlt/ so soll solcher nicht allein die Blatter toͤdten/ sondern auch verhuͤten/ daß solche nicht weiter um sich fresse. Fuͤr alte Leut. Den erwachsenen Menschen soll man alle Wochen zweymal folgendes Traͤncklein ge- ben/ so lang man an der Carbunckel oder Zinnblatter heylet/ das treibet alle gifftige Materi zum Schaden heraus/ und foͤrdert die Heylung: ℞. Scabiosenkrautwasser/ Ringelblumen- und krautwasser/ aa. ℥iß. zer- reib darein Schlesier gesie gelte Erde ʒj. und gebs wie obgedacht. Oder nehm Safft von Ringelkraut und von Scabiosen/ jedes drey Loͤffel voll/ und gebs zu trincken. Man soll ihnen auch in ihren Suppen und Speisen Ringelkraut gebrauchen/ und gepulvert Sca- biosenkraut-Wurtzel in ihre Speisen vermi- schen. Wann auch Ohnmachten oder Schwachheiten anwandelten/ soll man Per- lenwasser oder die (mit Unrecht also genann- ten) manus Christi Taͤfflein gebrauchen. Proba ob der Mensch Will nun jemand die Proba haben/ ob al- les Pestilentzische Gifft aus den Beulen und Blattern heraus gezogen sey/ der kan nach An- Allerley Symptomata in der Pest ꝛc. Andreas Langners Prompt- de Peste part. 2. voͤllig vom Gifft ge- reiniget sey. Anleitung einer iungen Heñe die Federn hin- ter dem Strauß glatt wegrupfftn/ und sie mit blossem Steiß auff die Blatter setzen/ stirbt die Henne auff der Blatter/ so ist noch mehr Gifft fuͤrhanden/ allwo hernach die all- bereit verschriebene Mittel zu gebrauchen: bleibt sie aber lebendig/ so ist der Gifft alle weg/ und der Mensch gereiniget. Davon schreibt auch Calpar Kegler in seinem Pest-Regiment / und setzet noch darzu: Oder setze der lebendigen Tauben oder Hen- nen so viel auff/ biß eine lebendig bleibt/ so bist du sicher/ daß alles Gifft ausgezogen ist. Wann solcher gestalt der Patient zu sei- Wie man mit den abgenom- menen Pflastern und Uber- schlaͤgen von Pest- Schaͤden verfahren soll. ner voͤlligen Gesundheit gelanget/ so soll man unter der Cur mit den gebrauchten Medica- ment en/ als abgenommenen Pflastern und Salben/ nicht fahrlaͤssig verfahren/ und sol- che in den Zimmern umher liegen lassen/ oder wie etliche thun/ auff die Gasse werffen; so soll man solche auch nicht in die heimlichen Gemaͤcher thun/ sondern kurtz zu sagen im Feuer verbrennen/ damit durch solche kein neues Ungluͤck angerichtet werde. Es pflegen auch in Pestzeiten bey ein oder Wie die kleinen Blattern zu euri- ren. den andern kleine Blaͤtterlein auffzuschiessen/ gleich wie aber die grossen Blattern ihrer Groͤsse wegen nicht desto gefaͤhrlicher seyn/ also seyn die kleinen ihrer kleinen Proportion halber nichts desto geringer zu achten/ dero- S 3 wegen Das XVIII. Capitel. wegen traue man solchen nicht/ und versaͤu - me sich in der Cur/ denn sie koͤnnen den Men- schen so bald als auch die grossen ums Leben bringen. Was nun dieser ihre Cur oder Heylung anlanget/ ist nechst der inwendigen Cur/ welcher oben bey Heylung der Beulen oder Schlieren gedacht worden/ vonnoͤthen/ daß man vor allen Dingen die Blaͤtterleln oͤffne/ und dem Gifft Lufft mache/ welches durch ansetzen der Ventosen ohne Verletzung der Haut/ item durch gelindes Schroͤpffen/ und denn durch Aufflegung des gedachten Zwiebel-Pflasters mit Theriac/ geschehen kan. Im uͤbrigen aber/ wann sie groͤsser und zu Carbunckel werden wolten/ kan mit sol- chen/ wie gelehrt/ procedi rt werden. Wann die Krancken mit grosser Hitz befal- len/ zu cu- riren. Wann die an der Pest liegenden Patien- ten mit grosser Hitze befallen werden/ welche von Entzuͤndung der Spirituum und allerley humores im Leib entstehet/ so soll man solche abwehren durch Oeffnung des Leibs/ solches geschehe nun durch gelinde Purgier-Traͤnck- lein/ Puͤlverlein ꝛc. oder Clystier/ so kan es auch durch Aderlaß geschehen/ wenn kein contra indicans prævalens fuͤrhanden. Son- sten ist auch gut/ die Arm und Bein oben herab mit Tuͤchern/ nachdem es der Patient leyden mag/ zu bestreichen/ auch kraͤfftige Hertzstaͤrckungen und durstloͤschende Mittel/ derer aller an seinem Ort gedacht wird/ ge- brauchen/ auch die Fuͤsse wol mit Essig und Saltz Allerley Symptomata in der Pest ꝛc. Saltz reiben/ darnach Raute/ Wachholder- beer/ Rockenbrod/ mit Essig durch einander gestossen/ unter die Fußsohlen binden/ oder nur eine Schnitte nach der andern (wann nemlich eine 3. oder 4. Stunden gelegen/ dann sie bald uͤbel zu riechen anfahen) von einem schwartzen Rettich mit ein wenig Saltz. Item geschnitten Petersilli oder Brunnkteß mit Saltz auffzulegen/ und innerlich mit Him- beerlaubwasser oder Saurampffwasser von der Terra sigillata zu trincken geben. Das XIX. Capitel. Fernere Continuation, wie man Das XIX. Capitel. allen andern Zufaͤllen in dieser vergiffteten Seuche begegnen kan. D Ieweilen in dieser vergiffteten ge- faͤhrlichen Seuche noch viel und mancherley Zufaͤlle einfallen/ wollen wir solche nach und nach durchgehen/ und betrachten/ wie man solchen mit gebuͤhrenden Huͤlffsmitteln begegnen soll. Unter diesen findet sich gewoͤhnlichen ein Haupt-Schmertzen. Haupt- Schmer- tzen/ dessen Ursachen und Cur. Solcher entspringet dieses Orts von Feuchtigkeit und Duͤnsten/ die entweder durch das Geaͤder oder aus dem Magen und S 4 unter- Das XIX. Capitel. untergebenen Gliedern und Gefaͤssen nach dem Haupt steigen/ und entweder mit ihrer Menge dasselbe aͤusdehnen/ oder mit ihrer intemperie und Schaͤrffe die Meninges und das Pericranium zupffen und aͤngsten. Hier- wider gehoͤren nun die Mittel/ welche sonst insgemein gebrauchet werden/ als Aderlassen/ wenn das Gebluͤt schuldig/ Clystiren/ Zaͤpff- lein brauchen/ laxiren/ schroͤpffen/ ꝛc. da der boͤsen Materi zu viel/ von welchen/ wann sie fuͤglich zugelassen werden koͤnnen/ oben ge- sagt worden. Zur revulsion dienet das Rei- ben mit leinen Tuͤchern unterwarts. Nach den evacuantibus \& revellentibus wird fol- gender Uberschlag mit Nutzen gebrauchet: ℞. Rosenoͤhl ℥iiij. Frauenmilch ℥ij. Essig ℥ß. vermische es durch einander/ netze zweyfache Tuͤchlein darinn/ und lege es laulecht uͤber die Stirn und Schlaͤff/ so bald es trocken worden/ kan man es wieder erfrischen. Oder nehm Rosenoͤhl/ ℥j. Violoͤhl/ Frauenmilch/ aa. ℥ß. guten Wein-Essig ℥ß. vermische und gebrauch es wie das vorige; wenn es aber im Winter ist/ so gebrauchet man an statt des Rosenoͤhls das Camillenoͤhl/ oder folgenden Schmertz- stillender Uberschlag in Haupt-schmertzen. Schmertzstillenden Uberschlag. ℞. Geschaͤlte Pfersichkern/ Bittere Mandeln/ aa. ʒvj. Dillsaam/ Weiß Magsaam/ aa. ʒiij. Zer- Allerley Symptomata in der Pest/ ꝛc. Zerreib alles in steinen Moͤrser mit genugsa- men Eisenkraut- und Hollerbluͤt-Was- ser/ und mache eine Milch daraus/ thue dazu Rosen-Essig. ℥ iij. Lapis Brunelli. ʒ iiß. Mische alles/ tuncke reine Tuͤcher drein/ drucke sie wieder etwas aus/ und schlage solche warmlecht uͤber das Haupt/ der Stirn/ und wenn es trocken/ so erfrische es wieder. Oder nimm Gersten-Mehl/ 2. Hand- voll/ Fenchel-Kraut/ Safft und Rosen-Oel/ das genug ist/ temperi re es durcheinander/ streiche es auf ein Tuch/ und lege es warm uͤber die Stirn und Schlaͤff: Die Blaͤtter von Weinreben/ so frisch zerstossen und uͤber- geleget/ seyn auch ein gut Mittel/ es muß aber offt wiederholet werden. Der schwartze Ret- tich/ dessen schon oben gedacht worden/ nach der Laͤnge geschnitten/ mit Saltz und Eßig angemacht/ und entweder an der Schlaͤff/ oder in den Nacken/ oder unter die Fußsoh- len aufgeleget/ ziehet die Maligni taͤt an sich. Etliche Artzneyen ziehen die hitzige Schwadem vielmehr an sich/ als daß sie sel- bige zurucktreiben und kuͤhlen sollen/ als da ist die Camphora, das Sedum majus, Aloë Armenicana, dessen Safft mit Weiber-Milch die Hitze sehr daͤmpffet. Uber- schlaͤge Sennerti. Sennertus lib. 4. c. 16. de Febr. beschrei- S 5 bet Das XIX. Capitel. bet folgende Oxyrrhodina oder Stirn-Uber- schlaͤge/ ℞. Aqua Rosar. ℥iv. Weiden-Blaͤtter. ℥j. Rosen-Eßig. ʒvj. Weiß von einem Ey. Koche es ein wenig/ zu einem Uberschlag auf die Stirn zu legen. Oder: ℞. Rosen-Wasser. ℥ii j. Holder-Bluͤth. Betonica. Eisenkraut. aa. ℥ij. Weiß Mag-Saam. ℥ß. Pfersig-Kern. No. vj. Stoß alles zu einer Emulsion, netze Tuͤcher darein/ und lege es offt warm uͤber die Stirn und Schlaͤff. Oder: ℞. Rosen-Wasser. ℥iiij. Holder-Bluͤth. Weiden-Laub. aa. ℥j. Dilla. ℥ß. Rosen-Eßig. ʒvj. Campffer. gr. vj. Mische es/ und wañ der Schmertz zu groß/ kan man Opii gran. i. ad gr. ij. darzu thun/ und wie obiges warm auf Schlaͤff und Stirn schlagen/ und wann es tro- cken/ von neuem wiederholen. Es wird die Rosenholtz-Wurtz/ sonst Rhodiser-Holtz-Wurtz genannt/ hoch ge- ruͤhmt/ Allerley Symptomata in der Pest/ ꝛc. ruͤhmt/ wann man solche zerstossen mit Ro- sen-Wasser uͤberleget/ denn solche lindert nicht allein den Schmertzen/ sondern staͤrcket auch das Haupt/ e. g. ℞. Rhodiser-Holtz-Wurtz. ℥ j. Uber- schlag. Rosen-Wasser. ℔ iß. Koche es/ und laß den dritten Theil ein- sieden. Netze leinen Tuͤchlein darein/ und lege sie uͤber Stirn und Schlaͤffe. Oder auch folgenden Uberschlag. Noch ein ander Uber- schlag. ℞. Viol-Blumen. Rosen. See-Blumen/ jedes gleich viel. der dreyer Santel Geschlecht. aa. ʒ j. weisser Mohn-Saam. ʒ ij. Camillen-Blum. ℥iiß. Stoß alles groblecht untereinander/ und mische Rosen-Wasser/ Toback-Was- ser/ und ein wenig Essig darzu/ daß es zu ein dicken Brey werde/ und lege es wie obige uͤber. Es ist bey diesen aͤusserlichen Mittel zu beobachten/ daß/ wann die vapores erst an- fangen auffzusteigen/ jedoch das Haupt noch nicht erfuͤllen/ oder da die Hitz zu groß/ daß ein Wahnwitz zu befuͤrchten/ man viel besser thue Repellentia zu gebrauchen/ jedoch daß der Leib zuvor gereiniget sey. Denn auf diese Weise werden die viæ eng/ und das Hirn gekuͤh- Das XIX. Capitel. gekuͤhlet/ daher es die Daͤmpffe nicht so leichtlich an sich kommen laͤst. Etliche appli- ci ren die Repellentin nicht dem Haupt/ son- dern dem Hals/ damit die Duͤnste nicht durch die Adern desselben fortkommen moͤ- gen; wenn aber die Duͤnst und Feuchtigkei- ten das Haupt und Hirn schon eingenom- men/ oder die Feuchtigkeiten so hitzig und duͤnn nicht seyn/ so seynd die Repellentia und Refrigerantia (bevorab allein gebraucht) so nutzlich nicht/ denn zu befuͤrchten/ die humores moͤchten dick gemachet/ und dem Hirn garzu sehr einverleibet werden/ dahe- ro denn Schlaff-suͤchtige Kranckheiten boͤse/ und auf die Lung fallende Fluͤsse/ samt an- dern Dingen entstehen koͤnnen/ weßwegen der mittelmaͤßige Anodina als Dill/ Camil- len Blumen/ Holder/ Steinklee/ Beto- nien/ Pfirsich-Kern/ ꝛc. allzeit darbey zu gebrauchen. AllzuvielSchlaff. Von allzuvielen Schlaffen der Krancken. Wann der an der Pest-liegende Kran- cke zuviel schlaͤffet/ welches dann kommt von kalten groben und dicken Duͤnsten/ so ist sol- ches in der Pest sehr schaͤdlich/ da muß man den Patienten nach Moͤglichkeit davon ab- Wie sol- cher abzu- halten. halten/ dieweil sich den Schlaffenden das Gifft destomehr zum Hertzen nahet/ und ihm oft zu reden/ zupffen/ rupffen und mit Tuͤchern Allerley Symptomata in der Pest/ ;c. Tuͤchern reiben und binden/ darzu dienen denn die Zaͤpfflein oder Clystier von Hiera picra, damit die Materia vom Haupt unter sich zu ziehen/ die Fußsolen soll man ihm wohl mit Saltz und Eßig reiben und staͤrcken/ Wein-Eßig und frischen Poley fuͤr die Na- se halten. Oder man kan ein Stuͤcklein Bie- bergeil in ein Tuͤchlein binden/ in Eßig tun- cken/ fuͤr die Nase halten. So koͤnte auch folgende Baͤhung bisweilen gebrauchet wer- den: ℞. Betonien/ Salbey/ Schluͤssel- blum/ Raute/ Camillen/ Wohlgemuth/ Maͤyen-Blumen/ Steinklee-Blumen/ je- des eine Hand voll/ mache solche Species in 2. Saͤcklein/ siede sie in Wein/ Essig und Wasser/ aa. und lege immer eines nach dem andern Wechsels-Weise warm uͤber das Haupt/ und continui re damit eine Stund lang/ darnach trockne das Haupt mit war- men Tuͤchern wieder ab. Man kan den Patienten auch das Haar vom Kopf zum theil abschneiden/ und ihm gebrauchen folgende Baͤhung. Haupt- Baͤhung. ℞. Lorbeer/ Wacholder Beer/ aa. ℥iß. Angelick/ Zitwer und Meister-Wurtz. aa. ℥j. Roßmarin/ Salbey/ Betonia. aa. Mj. Raute/ Das XIX. Capitel. Raute/ Satenwey/ Majoran. Lavendel-Blumen/ aa. Mß. Schneid alles klein/ koche alles in genugsa- men Wein-Eßig/ netze Schwaͤmme oder leinene Tuͤcher darein/ und lege solche Wechsel-Weise/ warmlecht uͤber das Haupt/ und continui re eine Weile da- mit/ und wenn das Haupt wieder ge- Haupt zu salben. trocknet/ so salbe man ihm solches mit folgenden Olitaͤten. ℞. Rauten- und Majoran-Oel. ʒij. Destillirt Saturey-Oel. ℈ j. Agdstein-Oel. ℈ ß. Roßmarin Oel. Zittwer-Oel. aa. gutt. vij. Mische alles/ gebrauch es wie oben gemel- det. Nach Gebrauch dessen/ gebe man dem Patienten etwas bisweilen ein Loͤffel voll von folgender Mixtur. Mixtur. ℞. Wacholder-Beer Extract. ʒj. Angelick und Zittwer Extract. aa. ℈j. Alten Theriack. ℈ij. Syrup von Scordien-Safft. von Citronen. aa. ʒv. Rauten-Wasser. ʒiij. Zimmet-Wasser/ ʒiß. Vitriol Geist/ gutt. viij. Mische alles. Daß Allerley Symptomata in der Pest/ ꝛc. Daß man den Patienten niesen mache/ ist nicht undienlich/ welches fuͤglich mit ge- pulverten Maͤy-Bluͤmlein geschehen kan/ wolte aber das Wachen noch nicht folgen/ so koͤnte man auch bey der 1. und 2. Verte- bræ schroͤpffen/ Item hinter den Ohren Bla- sen ziehen/ weilen doch ohne daß die Natur sich criticè durch die parotidos solvi rt und loͤset. Wenn es sich aber begiebet daß der Kran- cke uͤbermaͤssig wachet und keinen Schlaff Uber- maͤssiges Wachen. hat/ und die Hitze das Hirn allzusehr ein- genommen/ oder wann die Schmertzen all- zu groß/ oder die Feuchtigkeiten allzusehr von der Hitze vertrocknet seynd/ dahero denn die meisten Medicamenta welche den Schmer- tzen stillen/ auch den Schlaff zu wege brin- gen. Wenn man diejenige Medicamenta, welche den Schmertzen stillen/ und die Hitz lindern/ gebrauchet/ so kan man folgenden Uberschlag bereiten/ als ℞. Rosen-Oel/ ℥ij. Cur. Wein-Essig ℥ß. Eyer No. ij. das Weisse davon/ temperi r es wohl durch einander/ und lege es mit einem zweyfachen Tuch uͤber die Stirn/ und beyde Schlaͤffe/ oder ℞. Magsamen Haͤupter/ No. v. stoß solche zu reinen Pulver/ und temperi r solche mit frischen Eyer-Weiß/ und ein wenig Rosen- Wasser wie ein Pflaster/ und streich es auf ein Das XIX. Capitel. ein Tuch/ und leg es obgemeldter massen uͤber. Rosen-Kuchen mit Rosen-Essig und Hollerbluͤth wasser besprengt/ uͤber das Haupt geleget/ thut gar wohl. So das Wachen lange waͤhret/ und die Hitz gar groß ist/ so gebrauch folgenden Schlaff- machender Uber-schlag. Uberschlag. ℞. Rosenwasser ℥ij. Rosen-Oel/ Viol-Oel aa. ℥ß. Temperir es alles mit weiß von einem Ey/ und zerreib darein Opii sicc. gr. iiij. Zarten Leuten und Kindern soll man kein Opium brauchen/ weil es ihnen ihr Lebtag an dem Gedaͤchtnuͤß schadet. Den Kindern schmieret man die Schlaͤff mit Rosen- und Viol-Oel/ oder mit dem Populeum Saͤlb- lein; den alten und erwachsenen aber salbet man die Schlaͤff/ Naßloͤcher und die Soh- len an den Fuͤssen mit folgendem Saͤlblein: ℞. Alabaster-Salb/ Pappelknospen-Salb aa. ʒiij. Opii Saffts gr. iij. Temperi r es durcheinander. Darneben ist auch ein Fußbad gut/ von Reblaub/ Weidenlaub/ Lattichkraut/ und Magsamen-Haͤuptern/ des Abends die Schenckel darinnen gebadet/ und mit den Kraͤutern von den Knyen unten hinab gestri- chen Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. chen/ und gerieben. Ehe aber der Krancke einschlaͤffet/ so geb ihm Lattichwasser ℥iv. mit Magsamen-Syrup ℥iß. vermischet zu trin- cken/ das bringt den Schlaff bald. Man kan den Krancken auch an 6. Theil Man- deln/ und einen Theil weissen Magsaam ge- machet/ ein Mandel-Milch zu trincken geben. Oder mache folgend Fußbad. Schlaff- bringend Fußbad. ℞. Weiden- und Lattichblaͤtter/ Seeblumen/ Hasen-Pappeln/ Violkraut aa. Mij. Die Gipffel von Dill Mj. Magsamen-Haͤupter No. xx. Siede solches mit Regenwasser und Bier. Folgende Saͤlblein sind auch nuͤtzlich zu den Schlaͤffen/ Bulsen und Naßloͤchern. Linimentum. Liniment. ℞. Popolien-Salb ʒij. Viol-Oel/ Seeblum-Oel/ aa. ʒj. Ausgepresst Muscat-Nuß-Oel gr. xv. Mische es zu einem Liniment. Wer starcke Mittel bedarff/ den kan man von Extracto Croci Specier. Diambræ, das ist/ laudano opiato oder Opi Thebaico 3. 4. 5. à 6. gran. darzu thun/ wem ein Buͤsch- lein beliebet/ lasse bereiten folgenden T Nodu- Das XIX. Capitel. Nodulus. Nodulum. ℞. Seeblumen/ Violblumen aa. ʒij. Alraunwurtz-Rinde ʒiij. Opii gr. vj. Saffran gr. jv. Binde alles zusammen in rothen Zendel/ und laß den Patienten offt/ entweder so trocken/ oder in Rosenwasser/ Lat- tichwasser ꝛc. daran riechen. Auch nimm Magsamen-Haͤupter mit dem Saamen No. iij. stosse sie/ thue hernach Dillwasser ℥ß. darzu/ und noch so viel Ro- senwasser als vonnoͤthen/ mache einen Brey daraus/ und lege es auf die Stirn. Innerli- che Mittel. Man kan auch innerlich eine Mandel- Milch gebrauchen/ darbey die vier kuͤhlenden Samen/ samt dem weissen Magsamen mit Gerstenwasser/ Borragenwasser/ und Vio- lenwasser gestossen/ bereiten/ und den Pati- enten davon trincken lassen. Oder auch folgend Latwerg. Electuarium. ℞. Conserva Violarum, Nymph. alb. Rosarum aa. ℥ß. Candirte Lattichstengel ℥ß. Die 4 grosse kuͤhlende Saamen/ zerstos- sen/ ʒj. Weissen Magsamen-Syrup/ q. s. Mische alles zu einer Latwerg. Oder Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Oder gib dem Patienten zu trincken fol- gendes Traͤncklein. ℞. Lactucwasser/ Violenwasser aa. ℥iß. Weissen Magsamen-Syrup ℥ß. Viol-Syrup ℥j. Mische alles zu einem Traͤncklein. Wann der Pest-krancke Mensch phan- Phanta- sia oder Wahn- witz. tasiret/ oder wahnwitzig ist/ allda die- nen die Artzney-Mittel/ welche bey dem Hauptwehe verzeichnet sind/ denn solche Zu- faͤlle pflegen gemeiniglich mit den Haupt- schmertzen zu kommen; als von scharffen boͤ- sen Duͤnsten/ oder von einem duͤnnen gal- lichten humor, welche das Hirn eingenom- men. Und wenn die Universalia, so viel sich thun laͤsset/ gebrauchet werden/ so hat man revellentia und repercutientia vonnoͤthen/ als Clystieren/ reiben/ schroͤpffen/ (zwar auf den Schultern erstlich/ darnach immer abwerts biß auf die Knye) Blasen-ziehen ꝛc. und wenn diese Ding alle nicht verfangen wol- len/ so nehmen etliche eine warme Kalbs- oder Hammels-Lung/ oder an derer statt eine schwartze Henne oder Taube/ so in der Mit- ten entzwey geschnitten/ und legen sie auf die Stirn/ oder das beschorne Haupt. Auch kan man den Krancken geben Scorzonern/ Conserv en-Zucker/ Conserva von Ochsen- T 2 zung- Das XIX. Capitel. zung-Bluͤmlein/ und von Borragen-Bluͤm- lein; deßgleichen von Melissen-Bluͤmlein/ und Citronat-Rinden. Morgens und A- bends zu gebrauchen soll man nehmen von folgenden Traͤnck- lein/ so das Hauptstaͤrcket. Traͤncklein. ℞. Borragen- und Ochsenzung-Wasser/ aa. ℥iij. Scorzoneren- und Melissen-Wasser/ Schwalbenwurtz-Wasser aa. ℥iß. Citron Syrup/ Ochsenzungen-Syrup/ Melissen-Syrup aa. ℥iß. Borragen-Syrup ℥j. Vermische alles/ und gib dem Krancken Morgens und Abends No. vj. biß sieben Loͤffel voll darvon. Man soll auch dem Krancken Ochsen- zungen- und Borragen-Blaͤtter bey seiner Speise kochen/ und ihre Wurtzeln in das Trincken legen. Der Tranck soll seyn ein Wasser/ darin etlich mahl gluͤend Gold ge- loͤschet worden; wenn kein Hitz vorhanden/ soll man den Wein damit mischen. Es ist auch gut dieses Oxyrrhodinum: ℞. Wegbreit-Wasser/ Nachtschatten-Wasser/ Haußlaub-Wasser aa. ℥iv. Rosen-Oel ℥iiß. Mische alles. In Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. In Hitz und Wahnwitz hab ich folgend Traͤncklein zum oͤfftern mit grossem Nutzen gebrauchet: Traͤnck- lein/ so in Hitz und Wahnwitz dienlich. Traͤncklein. ℞. Rosenwasser/ Violwasser aa. ℥j. Citronwasser ʒvj. Weissen Mag-Saam-Syrup ℥j. Corallen-Syrup ℥ß. Edelgestein-Syrup ʒij. Extract von Spec. diambr. gr. j. Mische alles zu einem Traͤncklein/ davon offt ein baar Loͤffel voll zu geben. So sich aber bey den krancken Menschen Wenn der Patient gar rasend wuͤrde. die Sinne verrucketen/ daß solcher gar ra- send oder taubsuͤchtig wuͤrde: so soll man solchen Patienten erst alles Haar abscheren/ und ihm darnach folgende Artzneyen uͤber das Haupt schlagen/ und Rosen-Essig und Rosenwasser durcheinander vermischet in die Nase lassen. Haupt-Uberschlag. Haupt- Uberschlag ℞. Rosen-Wasser ℥ij. Essig ℥iß. Der 3. Santel Geschlecht/ gepuͤlvert/ aa. ℈ij. Campffer gr. x. Bethonien-Nachtschatten- und Och- senzung-Wasser aa. ℥j. Temperir es untereinander/ und leg es dem Krancken mit einem zweyfachen Tuch T 3 lau- Das XIX. Capitel. laulecht uͤber das Haupt/ und erfrische es offt wieder. Darnach halt den Krancken still in einem finstern Gemach/ und geb ihme Mandelmilch zu trincken/ so mit gesottenem Ochsenzungen- oder Boretschwasser gemacht/ mache ihm auch ein Fußwasser von Weidenlaub/ Reb- laub/ weissen Seeblumen und Magsaam- Haͤuptern. Nasen- bluten bey Pest- Kranck- heiten. Wann bey den Pest-Krancken ein Na- senbluten kommet/ so kan man Anfangs nicht so bald schliessen/ ob solches ihm gut oder schaͤdlich sey/ denn es ist nicht allzeit gut/ ist auch nicht allzeit boͤse oder schlimm/ dero- halber muß man acht haben/ ob der Patient davon Linderung bekommet/ oder ob er schwaͤ- cher wird/ befindet er Leichterung und Erqui- ckung davon/ soll man es bluten lassen/ und nicht bald stopffen/ doch auch nicht zuviel lauf- fen lassen/ sondern darbey die Staͤrck und Kraͤffte des Patienten erwegen; boͤß ist es allein/ wann der Krancke sich uͤbel davon be- findet/ und keine Linderung des Haupt- schmertzens/ der Hitz und dergleichen verfpuͤ- ret/ sondern vielmehr schwaͤcher wird; da Wie solch bluten zu stillen. solches nun geschiehet/ muß man nicht lang nachsehen/ sondern ihne mit binden der Glie- der starck zuziehen/ auch die Finger mit Ne- steln binden/ auff das Gesaͤß/ Kniekehl/ Schroͤpffkoͤpffe setzen/ in die Haͤnde auch Herrgottsbaͤrtlein-Wurtz oder Taͤschelkraut der- Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. derselben Seite/ wo das Blut aus der Nase rinnet/ geben/ daß es darinn erwaͤrme/ und henck ihm einen Blutstein an den Halß/ oder einen rothen Jaspis/ und geb ihm auch einen in die Hand auff der Seite da er blutet/ haͤn- ge ihm auch ein Pater noster von Carneolen um den Halß/ und auch eins um die Hand an der Seiten da es blutet. Das Moos so auff den Todtenkoͤpffen waͤchset/ soll ein son- derbar Experiment fuͤr alle Blutfluͤsse seyn/ wann man solches in der Hand haltet: dar- nach nehm breit Wegreichwasser und star- cken Essig/ jedes gleich viel/ netze ein zwey- fach Tuch darinn/ leg es aͤusserlich uͤber die Leber/ inwendig in die Haͤnde/ und unten an die Fußsohlen/ hastu das Wasser nicht/ so nehm das gruͤne Kraut oder Blaͤtter des Wegreichs/ stoß es wohl/ feuchte es mit Es- sig/ und schlag es also uͤber/ es thut gleich viel. Nachfolgende Artzneyen streich auf ein Tuch: Uberschlag. Uber- schlag. ℞. Kreiden/ Gyps/ aa. ℥ij. Blutstein/ Orientalischen Bolus/ aa. ℥j. Drachenblut/ Gebrannt Hasenhaar/ aa. ℥ß. Weiß von Ey/ No. ij. Essig und Rosenwasser/ q. s, Mische alles/ daß es wie ein Brey wird/ streich es auff ein Tuch/ lege es dem Mann auff die Testicul, den Weibern aber neben die Scha am/ und erneue es offt. T 4 Die Das XIX. Capitel. Die Armen nehmen Kreide und Gyps/ stossen und legen es uͤber. So ist auch gut auff die Stirn zu schlagen folgend Anacol- lema oder Uberschlag. Uber- schlag. ℞. Wegbreit-Wasser/ Taͤschelkraut-Wasser/ aa. ℥iij. Rosen-Essig ℥ij. Weiß von Ey No. ij. Blutstein præpar. Armenischen Bolus/ aa. ʒj. Bereit Salpeter-Taͤfflein ʒiß. Mische es. Wann inwendige Artzneyen vonnoͤthen seyn/ kan man gebrauchen folgenden Tranck. Traͤnck-lein. Traͤncklein. ℞. Wasser von Eichen Rinden/ 〃 〃 von Wegreich/ aa. ℥iß. Corallen-Syrup ℥j. Extract von Tormentill-Wurtz ʒß. Inspissirt en Wegreich-Safft ℈ij. Salpeter-Taͤfflein ʒß. Vitriol-Geist ℈ß. Mische solches/ in zweymalen zu geben. In gefaͤhrlichem Halß- oder Nasenbluten wird geruͤhmet das Composit. Sperniolæ Crolli, in Taͤschelkraut-Wasser einzugeben gr. 3. oder 5. und dafuͤr gehalten/ daß es wegen etlicher seiner ingredienti en/ so zugleich wider die Pest dienen/ als Myrrhen/ Saff- ran Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. ran und Campffer sonderlich nutzlich seyn/ oder folgend Pulver. Pulver. ℞. Gerechten Armenier-Boli ʒj. Magisterium von Blutstein/ 〃 〃 〃 Corallen aa. ℈ij. Eysen-Saffran ʒß. Gebrannt Hirschhorn/ Tormentill-Wurtz/ Agdstein/ aa. ℈j. Mische alles zu subtilem Pulver/ davon ℈ij. in Wegreich- oder Schafft- heu-Wasser zu nehmen. Es ist auch der an der Pest liegende Pa- Braͤun im Halß. Boͤse Haͤl- se. tient in nicht geringer Lebens-Gefahr/ wenn solcher mit der Braͤune befallen wird/ man nennet es insgemein boͤse Haͤlse/ Brand- schrunden/ Auffrisse und Geschwulst der Zun- ge/ solches wird durch die auffsteigende hitzige Daͤmpff verursachet/ da dann præ- missis universalibus vonnoͤthen/ daß der Pa- tient den Mund staͤtig und offt mit Gersten- oder einem frischen Brunnwasser mit dem vierten Theil Essig vermischet waͤsche und ausspuͤle/ die Zung auch wohl mit einem Zungenschaͤberlein oder blechen Loͤffel abscha- ben und putzen lassen. Und wenn jetzt er- wehnte Zufaͤlle der Zunge und des Halses groß/ kan man die Braͤun-Ader unter der Zung oͤffnen lassen: Zu oben gedachtem T 5 Ger- Das XIX. Capitel. Gerstenwasser koͤnte auch der Safft von ge- stoßnen Krebsen gethan werden/ und den Halß offt damit gegurgelt. Sonst kan man auch zur Braͤune brauchen folgend Gurgel-wasser. Gurgelwasser. ℞. Nachtschattenwasser ℥ij. Rosenwasser/ Wegbreitwasser/ Waldwindenwasser/ aa. ℥j. Granatenwein ℥iß. Maulbeer-Syrup mit Honig berei- tet ʒx. Syrup von gedoͤrrten Rosen ʒvj. Mische es zu einem Gurgelwasser/ warm zu gebrauchen. Ist ein staͤrckeres vonnoͤthen/ so kan folgen- des dienen: Ein staͤr- cker Gur-gelwasser. Gurgelwasser. ℞. Rothe Rosen/ Granatbluͤhe/ Myrthen/ Eichen Laub/ Wegreich/ Maußoͤhrl/ Braunellen/ aa. Mß. Gedoͤrrte Heydelbeer ℥ß. Gedoͤrrte Schlehen ʒj. Sumach ℈ij. Granat-Rinde ʒiß. Gallapffel No. j. Gebrannt Alaun ℈ij. Koche alles zusammen in gestahltem Wasser/ oder Schmiede-Loͤschwas- ser Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. ser ℔iiß. daß der dritte Theil einsie- det/ seihe es/ und thue zu solchem Rosenhonig und Maulbeer-Syrup aa. ℥ij. mache daraus ein Gurgel- wasser/ so wie obiges zu gebrauchen. Zum ordinari Tranck nimm ein Maaß Tranck fuͤr ordi- nari in der Braͤune. Brunnen-Wasser/ und laß 2. Loth gerei- nigten Salpeter darin zergehen/ klopffe auch Spir. Nitri ʒß. und schwenck es fein unter einander/ so hat man einen guten Kuͤhl- Tranck/ welcher auch in hitzigen Fiebern ein sonderlich appropriatum ist/ denn der Sal- peter in diesen Kranckheiten nicht genugsam zu loben/ weil sie Sulphuri scher Art und der Nitrum in seinem innersten Wesen/ ebenfals ein sulphuri scher Geist ist/ welcher der schwache Sulphur von sich treibet/ denn er es nicht leiden kan. D. Joh. Agricola in Chi- rurgia parva. tract. 7. Demnach soll man den Hals mit suͤß Mandel-Oel/ (so von gantzer Eigenschafft darzu dienstlich geachtet wird) und Vitriol- Oel wohl reiben/ hernach warm uͤberlegen folgends Pflaster. Pflaster. ℞. Ebisch Blaͤtter/ Kaͤß-Pappel. aa. Mj. Camillen/ Steinklee/ Lachen Knob- lauch/ Klapper-Rosen. aa. Mß. Frisches Feigen Marck No. iv. Ebisch- Das XIX. Capitel. Ebisch- und weiß Lilien-Wurtz. aa. ʒiij. Zwiebel. No. iij. Koche alles in genugsamen gemeinen Oel/ und mache es in Form eines Cataplasma- tis, zu solchen thue Mehl von Gersten/ Lein-Saam/ und Boxhorn-Saam. aa. ʒiij. Koth vom Hund der Bein gefressen hat. ℥ß. Schwalben-Nest gesiebet. ℥ij. Mische alles/ und lege es oft erneuert auf. Wenn aber die Braͤune oder das Hals- Geschwaͤr in declinatione, so koͤnte man gebrauchen nachfolgendes Gurgel-Wasser. Gurgel-Wasser. ℞. Decocti pectoralis. ℔iß. Mellis rosacei colati. ℥ij. Scabiosen-Safft Syrup. Oximel simplex. aa. ℥j. Dentis apri pulti. ʒj. Mische alles zu ein Gurgel-Wasser. So soll man auch das Geschwaͤr zu zer- theilen und zu verzehren stets im Munde hal- ten folgende Latwerg. Lattwerg. ℞. Spec. Diajreos Salomo. Diatragacanthi frigidi. aa. ʒiß. Inspissi rten Suͤßholtz-Safft. ʒß. Candel- und Poͤnidien-Zucker. aa. ℥iß. Peinen- Von allerhand Zufaͤllen/ ꝛc. Pineen-Nuͤßlein/ Pistatien-Nuͤß- lein/ zuvor in Hufflattich Was- ser geweichet. aa. ℥ß. bereit wild Schweins Zahn/ ʒij. Mit suͤssen Mandel-Oel q. s. mache daraus ein Electuarium. Etliche gebrauchen zum gurgeln folgend Gurgel- Wasser. Wasser/ ℞. ein Schwalben-Nest mit al- len/ siede es in einer Maß Wasser/ den vierdten Theil ein/ seihe es durch/ und thu darbey Maulbeer-Safft. ℥iiiß. und gurgel den Hals alle viertel Stund warm damit/ nach dem Gurgeln salbe dem Patienten mit einem Federlein die Kehl und den Hals wohl mit Schwalben-Oel. Man kan auch ein Uber- schlag. Schwalben-Nest zu Pulver stossen/ und darzu 2. Loth Eibisch-Wurtzel Mehl thun/ und in ein Wasser zu einen Brey sieden/ dar- nach ferner darzu thun Honig 3. Loͤffel voll/ Lilgen-Oel 6. Loͤffel voll/ und darnach noch ein wenig sieden/ dann auf ein Tuch strei- chen/ und auswendig warm um die Kehl le- gen/ und taͤglichen zweymal erfrischen. Item wenn die Zunge gleichsam ver- Wenn die Zung ver- brant/ ge- schwollen und auff- geschrun- den ist. brant/ geschwollen/ auffgerissen und voller Schrunden ist/ so dienet uͤber vorbesagte Mittel wohl/ daß man selbige oft mit ei- nem frischen Huͤner-Schmaltz/ so in Bru- nellen oder Hinbeer-Wasser etlich mal ab- gewaschen/ salbe/ oder man nehme frische einge- Das XIX. Capitel. eingesaltzene Butter/ wasche solche wohl mit Rosen-Wasser/ und vermische ein wenig Penidien-Zucker darunter/ und schmier die Zunge oft damit/ solches dienet fuͤr alte und junge Leut. Wenn die Duͤrrung der Zung gar zu groß ist/ so nimm Rosen-Oel. ℥j. weiß Wachs ℥ß. laß sittiglich zusammen schmel- tzen/ und kalt werden/ dann waͤsche es oft mit weiß Rosen-Wasser/ und salbe oft die Zung damit. Artzney fuͤr junge Kinder. Es dienet auch wohl jungen Kindern/ wenn man nimmet kleine Provintz-Pflaͤum- lein/ ℥j. schwartze Brust-Beerlein/ ℥ß. siede solche in einer Echt-Maß Rosen-Was- ser zum vierdten Theil ein/ seihe es/ und gib ihm etlich mal in einer Stund ein paar Loͤf- fel voll ein/ kan man der Provintz-Pflaͤum- lein nicht haben/ so nehme man an deren Stelle saure Zwetschen/ von den Kernen gereiniget. Es dienen auch darzu die weisse Spanische Zwetschen. Sonsten gebe man den Kindern Mandel-Milch genug zu trin- cken/ mit Candel-Zucker suͤß gemachet. Die Armen nehmen die mittlere Rinde von einer Linde zerschnitten/ legens in ein Wasser/ und thun darein den sechsten Theil Wein- Essig/ davon wird ein Schleim/ den sollen sie oft auf die Zunge streichen/ und allweg den Mund zuvor gurgeln mit Wasser daraus die Pferd getruncken/ und ihren Geiffer darein Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. darein fallen lassen/ es ist eine schlechte Artz- ney/ und doch ein gewiß Experiment. In der auffgerissenen Zung gebrauchen etliche auch dieses Gurgelwasser. Gurgel- wasser zu auffgeris- sener Zun- ge. ℞. Gut schleimiges Gerstenwasser ℔ß. Ouitten-Kern/ Bingelkraut aa. ʒj. Gummi/ Traganth. ℈ij. gr. vj. Laß sanfft sieden/ seihe es/ thue darzu Veyel- Syrup ℥j. mische es zum Gebrauch. Wann die Zung geschwollen/ so gebrau- Zungen- geschwulst zu heilen. che darwider folgend Lavament. Lavament. ℞. Camillen-Blumen/ Myrthen-Blaͤtter/ Winter-Rosen/ Pappel-Saam aa. mp. Siede solche Stuͤck in frischem Wasser/ thue ein wenig Rosen-Syrup darzu/ und wasche die Zung offt damit. Oder nimm Eibischkraut-Wasser/ oder Pappeln- von Winter-Rosenwasser/ mit ein wenig Zucker suͤß gemachet/ wasche und spuͤle die Zunge wohl damit. Oder mache folgend Decoctum. Decoct wider ge- schwollent Zunge. ℞. Myrten-Blaͤtter/ Wegreich/ Satu- rey aa. Mß. Stein- Das XIX. Capitel. Steinklee/ Dosten/ Quindel/ Ysopp/ aa. P. ij. Rothe Rosen/ Camillen/ und Pappel- Blumen aa. Mj. Koche alles in halb Wasser halb Wein/ seihe es/ und thue darzu Rosen-Honig ℥ij. Guten Essig ℥j. Mische es/ damit die Zung fleissig zu waschen. Es kommet auch zuweilen vom Halß- Geschwaͤr/ Anguina genandt/ also daß der Halß zugeschweller/ darzu laͤsset man alsobald die 2. Adern unter der Zung/ und gurgelt den Halß offtmahl mit folgendem Gurgel-wasser. Gurgelwasser. ℞. Ein gantz Schwalben-Nest/ mit al- len/ zerstoß es/ und siede es in einer Maaß Wasser/ seihe es durch/ und zu dem durchgeseiheten thue Ibisch und Pappel-Kraut Mß. koche es noch ein- mahl wohl auf/ und seihe es durch/ thue darein Maulbeer-Safft ℥iiij. und gurgele den Mund alle viertel Stund einmahl warm damit. Darbey kan man das vorbeschriebene Ca- taplasma brauchen/ und auswendig um den Halß legen. Erbrechen bey Kran- cken. Uber alles findet sich noch bey dem Pa- tienten offtermahl ein starckes Erbrechen/ solches Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. solches kommet zuweilen von uͤberfluͤssiger Dessen Ursach und Cur. Feuchtigkeit des Magens/ bißweilen ist nicht nur die blosse Menge solcher Feuchtigkeiten/ sondern die gifftige Qualit aͤt/ so den Magen immer zupffet/ oder auch eine scharffe Galle schuldig: Im Fall das Gifft den Magen noch nicht beruͤhret haͤtte/ sondern besagte Menge der humor en ein Ursache des Bre- chens und Wuͤrgens waͤre/ so bedarff es so bald kein Stopffens/ dann wann solche weg ist/ so hoͤret das Brechen wol von sich selbst auf; Ja wenn die humores zahe und dick seyn/ hilfft man ihnen noch mit dem Oximelle simplici oder Scyllitico fort. Die Gall und dero Schaͤrffe wird durch das Decoct. hor- dei c. Sem. melonum Syr. acetos. \& Nymph. c. aq. buglos. violar. \& simil. temperi rt: Man kan auch und darff des Rhabarb. ʒj. zuvor einnehmen/ hat das Gifft den Magen schon eingenommen/ so kan man zwar etwas weniges zusehen/ dann auch durch das Bre- chen viel Boͤses weggehet; folgends aber/ da- mit die Kraͤffte nicht entgehen moͤchten/ sol- che Dinge gebrauchen/ welche/ indem sie den Magen schliessen/ zugleich auch den Gifft steuren: als den Syrup von Limonien/ von unzeitigen Trauben/ von Portulac/ von trock- nen Rosen/ den Safft von sauren Citronen/ oder dessen Syrup/ Himbeer-Safft/ Bre- beris-Safft/ Maulbeer-Safft/ und andere mehr. U Man- Das XIX. Capitel. Wann der Patient alle Artz- ney wieder heraus bricht. Mancher Patient kan auch nichts in sei- nem Magen behalten/ sondern er bricht alle Artzney-Mittel wieder heraus; es ist aber nicht allemahl das Gifft/ sondern auch ein angebohrner Widerwille/ oder ein sonderba- re und von hefftigen Brechen und herab- fallenden Fluͤssen entstandene Bloͤdigkeit/ des Magens ein Ursach: Ob nun schon die ein- genommene Artzney zum andern/ dritten und vierdten mahl wieder weggienge/ soll man an der Huͤlff dennoch nicht verzagen/ sondern Mit waꝛm Brodt zu curiren. ein neubackenes Brodt nach der Breite ent- zwey schneiden/ und in der Mitte des auff- geschnittenen Brodts ein Theil Brosamen heraus nehmen/ daß ein Loch werde/ darein soll man Malvasier giessen/ oder guten Wein/ mit ein wenig des besten Brandweins/ und guten Theriac vermischet/ dieses Brodt soll man also wohl warm auf den Leib und uͤber den Nabel legen/ darauff soll der Krancke et- liche Stunden schwitzen/ und den Schweiß offt abtrocknen: wann dieses uͤbergelegte Brodt kalt worden/ soll man mit der uͤbrigen Helfft gleich also verfahren/ und dieselbe uͤber- legen/ diß Mittel kan man oͤffter gebrauchen und wiederhohlen/ da man aber also neuge- backen Brodt nicht haben koͤnte/ so nehm man ander Brodt/ das nicht so sehr altbacken ist/ und waͤrme dasselbe in der Ofen-Roͤhre/ da der Krancke lieget/ damit ihm desto waͤr- mer gemachet werde/ und er desto leichter schwitzen Von allerhand Zufaͤllen. schwitzen moͤge: Das in Wein geweichete Brodt kan man auch mit pulverisirten Co- rallen/ Muscat-Nuß/ Muscat-Blumen/ Spec. diarrh. Abbat. aromat. ros. liberant. \&c. bestreuen. Ebenmaͤssig dienet auch das Empl. de Crustæ panis, de baccis lauri. Oder folgend Pflaster. Pflaster. ℞. Scharffen Sauerteig ℔ß. Theriac ℥j. Getrocknete Krausemuͤntz Mj. Mastix ℥ß. Stoß alles untereinander/ und mit Mastix- Oel mache daraus ein Pflaster. Etliche nehmen gepuͤlvert Paradißholtz ein/ wie sie moͤgen/ und wenn diese Ding alle nicht helffen wollen/ so ergreiffet man das laudanum opiatum, und giebt dessen etwa 2. oder 3. gran mit Granaten- oder Johan- nes-Traubel-Safft ein. Etliche legen einen warm gemachten Ziegelstein/ mit Rosen-Es- sig und weissen Wein besprengt/ in einem doppelten Tuch auf den Magen; etliche thun solches durch Saͤcklein von Tormentilwurtz/ Zittwer/ Wermuth/ rothe Rosen/ Muscat- Nuß ꝛc. Etliche lassen den Patienten 9. a 10. Troͤpfflein Spir. Sulphur. mit Granaten- und Corallen-Safft einnehmen; nicht wenig thut auch darbey/ wenn man dem Patienten ein gut Hertz zuspricht/ und die eingenommene U 2 Artz- Das XIX. Capitel. Artzneyen durch Ableitung der Gedancken aus dem Sinn redet; sonsten wird durch Clystieren nicht wenig ausgerichtet/ als durch welches die Materi fich abwaͤrts fuͤhren laͤsset. Bittere Artzneyen und dero Wuͤr- ckung. So haben auch der meiste Theil Patien- ten einen Widerwillen fuͤr den bittern Artz- neyen/ darum solche auch mehrmalen durch Erbrechen wieder von sich geben/ dennoch aber gibt man ihnen/ wenn sie an der Pest liegen/ solche/ weil sie wegen ihrer Bitter- keit eine eroͤffnende und durchdringende Krafft an sich haben/ auch weil sie die Ver- stopffung als eine Ursach vieler Kranckheiten nicht wurtzeln lassen/ und weil solche der Faͤu- lung/ so zu Empfaͤngnuß des Giffts befoͤr- derlich und bequem ist/ steuren. Doch kan man die bittern Sachen auch mit Zucker und dergleichen mischen/ damit sie den Patienten nicht also sehr zuwider seyn/ oder nach einge- nommener bittern Artzney ein suͤsse Confe- ction darauff eingeben/ den Geschmack des Mundes zu versuͤssen/ und anmuthig zu machen. Schlucken was bey Krancken davon zu- halten. Es kommet auch bey Pest-Krancken offt- mal ein Schlucken/ welches einige fuͤr ein Symptoma der Pest halten; ob nun wol das Schlucken nicht fuͤr ein sehr werthen Gast gehalten wird/ so ist dennoch am boͤsesten/ wann bey den Patienten ein Erbrechen vor- her gangen ist. Es kommt aber das Schlu- cken Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. cken bey den Pest-Patienten von boͤsen giff- tigen scharffen Humor en her/ welche den Ma- genschlund immer zupffen/ und gleichsam ei- ne Convulsion desselben verursachen; denn weilen der Magenschlund kein musculus ist/ noch auch nicht musculosus, so kan der Schlucken nicht eigentlich eine Convulsion genennet werden. Wenn nun einen Pest-Krancken solch Cur der Schlu- ckens. Schlucken ankommet/ so soll man solchem von Stund an Muͤntz- oder Balsam-Sy- rup ℥j. mit Orientalischem Bolo/ mit Och- senzungen- oder Borragen-Wasser verruͤhrt auff einmal eingeben; oder geb ihm ge- pulverte Krausemuͤntz ʒj. mit saurem Gra- nat-Safft zu trincken: Ist die Hitz groß/ so gib ihm Magsaamen-Syrup ℥j. mit Muͤntze oder Balsamwasser ℥ij. oder ℥iiß. zu trin- cken/ darneben schmier ihm den Magen mit Dill- oder krausen Balsam-Oel/ oder mit suͤssen Mandel-Oel/ laß auch ein Wasser sie- den von Hirschzungen/ ein Stuͤcklein Zim- met/ und ein wenig Dillsaam; gedestillrt Hirschzungenwasser ist auch sehr gut/ zuwei- len ein Truͤncklein davon gethan. D. Sennert. brauchet die kuͤhlende Saam- Milch/ vitriolirte Rosen- Conserv, endlich auch das Laudanum Opiatum mit dem de- stillirten Corall- und Dill-Oel/ oder in Man- gel des Laudani das Philonium oder den The- U 3 riac/ Das XIX. Capitel. riac/ und wenn diese Ding alle nicht helffen wollen/ so laͤst er flammende Schrepffkoͤpff auff den Magen (andere auff den Ruͤcken) setzen. Sonst hoͤret der Schlucken auch auff/ wann ein Niesen darauff kommt/ Hippocr. 6. Aphor. 13. Aristor. problem. sect. 33. probl. 1. 5. \& 17. wiewol solches dennoch nicht allzeit geschicht/ entweder weil das Schlucken so starck/ oder das Niesen nicht Criti sch sondern Symptomat isch ist/ daß der Schlucker nicht à repletione sondern ab ma- nitione entsprungen. Engbruͤ- stigkeit/ schwerer Athem und Keu- chen. Wann sich Engbruͤstigkeit oder schwerer Athem und Keuchen mercken laͤsset/ so von boͤsen gifftigen Duͤnsten kom- men/ die zu der Brust steigen/ oder vom Haupt fliessen/ und andere boͤse Materi/ die sich um die Brust sammlet/ dienen die Taͤff- lein Diapenidion, Diacreos simplex, Diatra- gacanthi, Poͤnidienzucker/ Candelzucker/ Ro- sinen-Latwerg/ die Brust-Latwerg Lohoch sanum, Suͤßholtz-Syrup/ Scabiosen-Sy- rup/ davon soll man den Krancken jezuweilen zu gebrauchen geben; Bolus armenus ist sehr dienlich mit Suͤßholtz-Syrup temperi rt ein- geben: es dienet auch die Scabiosen- Con- serva, item Conserva von Scorzoneren/ deß- gleichen Scabiosen-Wasser/ Hufflattich- Wasser/ Morgenstern- und Bocksbart- Wasser: Ist der Stulgang verstopfft/ so gebe man ihm Cassia Fistel/ ausgezogen mit Huff- Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Hufflattich oder obgemeldeten Wassern ei- nem zu trincken. So gibt es auch bißweilen druͤcken um Brust- und Hertz- druͤcken. den Magenschlund/ so die gemeinen Leut Hertzdruͤcken nennen/ solches kommet von uͤberhaͤufften boͤsen Daͤmpffen/ von allzugros- ser Hitze/ von einer gifftigen verderbten Ma- teri/ welche das Hertz und den Magenschlund molestirt/ es zittert auch daher bißweilen das Hettz/ klopffet und bebet/ wider solches alles koͤnnen die offtgemeldete General- Remedia gebrauchet werden/ so viel sich will thun las- sen/ darneben kan man den Krancken auch von folgendem Pulver geben. Pulver. Pulver. ℞. Bereitet Agdstein ʒij. Terra sigillata, Gerechtes Einhorn/ Bereitet Perlen/ Orientalischen Bolus/ aa. ʒj. Zerreib solche mit Scorzoneren- oder Och- senzungen-Wasser/ und geb den Patienten dieses Pulvers ʒß. auff einmal. Ist aber ein Hertzzittern in der Hitze fuͤr- Hertzzit- tern. handen/ so mische ein Loͤffel voll sauren Limo- nien- oder Citronen-Syrup darunter/ und auch so viel des Wassers von destillirtem Li- monien-Syrup/ oder geb dem Patienten ein paar Manus Christi cordiales Taͤfflein in ein U 4 Loͤffel Das XIX. Capitel. Loͤffel voll der oben gedachten Wasser zerrie- ben. Die præparirt en Perlen mit obgemeld- ten Hertzwassern einem ein wenig eingenom- men/ hilfft trefflich wohl/ solches thut auch das bereitete Beinlein aus dem Hirschen-Her- tzen/ damit aber bey einigen Materialisten ein grosser Betrug vorgehet. Die bereitete Co- rallen geben/ vertreibt auch solch zittern: die Armen koͤnnen die Manus Christi Kuͤchlein gebrauchen/ und Conserv en-Zucker von Ro- sen/ Rosinarinbluͤmlein/ Saurklee/ Ochsen- zung/ Borragen und Hertzblumen/ darzu dienen auch alle Artzneyen/ so unter dem Ti- tul Ohnmachten zu finden seyn. Husten bey den Krancken. Wann in der Pest zufaͤlliger Weise ein Husten anstoͤsset/ seynd dessen fuͤrnemlichen vrererley Ursachen/ denn entweder ent- springet er von einem Haupt-Fluß/ oder von einem Geschwaͤr/ eines aus den Instru- menten/ welche zum Athem noͤthig und dien- lich seyn: oder von einem Apostemate, so in denselben sich findet/ oder von einem Empye- mate, Hipp. ibid. Am meisten aber erreget sich ein Husten von der warmen und trocke- nen intemperie oder Entrichtung/ so von den grossen Pestilentzischen Entzuͤndungen ent- steht/ welche/ wenn sie durch vielgemeldte generalia und specialia Medicamenta benom- men werden/ so muß auch der Husten nach- lassen/ zumalen wann man die appropriata darneben gebrauchet. Die Generalia seynd Pur- Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Purgiren und Aderlassen/ die Specialia aber Cura. alles was feuchtet und kuͤhlet; die appro- priata seynd/ welche der Lufftroͤhr/ Lungen und andern Vasis oder Instrumentis spiritua- libus eigentlich wohl bekommen/ als: Brust- beerl/ Extract von Suͤßholtz/ Violen- Con- serva, Diapenidium, Diacodium, Diatraga- canthum frigidum, cum \& sine bolo, pulvis anonymus Augustanorum, weissen Ruͤben- safft-Zucker/ und dergleichen mehr. Nun werden auch von den Pest-Patien- Ohn- machten/ wovon solche kommen/ ten zum oͤfftern von Schwaͤchung der leben- digen Geister Ohnmachen erreget/ oder solche entweder erstickt/ oder zerstreuet und gerin- gert/ oder in andere Wege von Pestilentzi- schen gifftigen Daͤmpffen offendi rt werden. Wann nun eine so geschwinde Ohnmacht erfolget/ soll man nach Tabernamontani Meynung den Patienten erstlich bey der Na- wie sie ab- zuwenden. sen und Ohren zupffen/ in das Angesicht Ro- senwasser sprengen/ darunter etwas Wein gemischet. Frisch Poley-Kraut mit Him- beer-Holder- und dergleichen Essig vor die Nase gehalten/ stillet die Ohnmachten bald; etliche geben den Patienten/ so bald es seyn kan/ ein Quintlein Orientalischen Boli mit etlichen Loth Borragen- oder Ochsenzungen- wasser/ und etwas Citronen-Safft darunter gemischet/ zu trincken. Eben auff solche Ma- nier koͤnte man auch des Orientalischen Be- zoars 10. 12. oder mehr Gran/ item des Ma- U 5 gisterii Das XIX. Capitel. gisterii Corallorum, Perlarum, bereitet Edel- gestein/ als des Smaragds/ geben. Man kan auch davon bereiten lassen gute Krafft-wasser. Krafftwasser. ℞. Rosenwasser/ Saurkleewasser/ Violwasser aa. ℥j. Zimmetwasser mit Rosenwasser destil- lirt ʒj. Magisterium von Hirschhorn/ von Corallen/ von Perlen/ aa. ℈j. Manus Christi mit Perlen ℥ß. Mische alles/ davon Loͤffelweise zu geben. Oder folgende Hertzstaͤr- ckendeLatwerg. Hertzstaͤrckende Latwerg. ℞. Conserva von Rosen/ Borretsch und Borragen/ Dick gesottener Johannisbeer-Safft aa. ℥j. Alkermes-Confection ʒß. Sauren Granaten-Syrup/ q. s. Vitriol-Geist/ so viel zu einer angeneh- men Saͤure vonnoͤthen. Mische solches mit zuthun einiger Gold- blaͤttlein in einem Zuckerglaß/ davon den Patienten bißweilen ein gute Messerspitz voll zu geben. Man hat auch gute Mittel/ daß man bey den Patienten des Ruͤpffens und Nasenzuͤpf- fens nicht vonnoͤthen hat/ wie dann absonder- lich dienet folgend Hertz- Von allerhand Zufaͤllen/ ꝛc. Hertz-Pulß- und Schlaͤff-Saͤlbel. Hertz- Pulß- und Schlaͤff- Saͤlbel. ℞. Des Mesue Rosen-Saͤlblein. ℥ß. Destillirt Citron Oel. ℈ß. Rosen-Oel. gutt. v. Misce. Damit den Ohnmaͤchtigen anzu- streichen. Da sich auch bey den Patienten gewoͤhn- Grosser Durst/ wie sol- cher zu stillen. lichen ein grosser Durst einfindet/ kan nicht gezweiffelt werden. Damit man aber selbi- gem widerstehe/ so kan man alle diejenige Medicamenra, welche wider die grosse Hitze verordnet/ allhier auch gebrauchen/ zuma- len durch das Nitrum præparatum, Lapis Pruncllæ oder præparir ten Salpeter die Hitz und Durst gewaltig gelegt werden. Sonst soll der Patient den Mund oft waͤschen/ und solchen mit frischem Brunnen-Wasser/ darunter ein wenig Eßig vermischet/ aus- waschen. Man gebe ihm auch ein Brod- oder Gersten-Wasser mit Limonien/ oder Citronen-Hinbern-Erdbeern-Johanns- Traͤublein oder Essig-Syrup/ darbey etli- che Tropffen Spiritus Vitrioli zu angenehmer Saͤure/ und laß ihn bisweilen einen guten Trunck thun. Dann es ist gewiß/ wann man diesen Patienten das Trincken wehret/ und ihnen zwar oft/ doch jedesmal wenig/ als damit der Durst nicht geloͤschet werden mag/ zu trincken gibt/ ist es eben so viel/ als wenn man ein Loͤffel voll Wasser in ein starck Feuer schuͤttet. Der Safft von sau- ren Das XIX. Capitel. ren Granaten/ mit Saurampffer/ Weg- wart/ Endiven/ oder Hinbeer-Blaͤtter- Wasser loͤschet den Durst uͤber die massen wohl/ solches thut auch das destillirte Meer- Linsen Wasser/ und von Nacht-Schatten; Ferner gebrauch der sauren gedoͤrrten Kir- schen/ der kleinen Provintz-Pflaͤumlein/ und mit frischem Wasser abgewaschene saure Zwetschen/ darnach lege solche in Ro- sen-Wasser/ und iß davon. Dazu dienen auch saure Pomerantzen und Lemonien zu Scheiblein geschnitten/ in eine Schuͤssel ge- leget/ und wohl unten und oben mit Zucker bestreuet/ giebt es einen Syrup/ davon zu- weilen ein Loͤffel voll zu nehmen/ oder nimm ein Maß frisch Brunnen-Wasser/ darein thu einen Schoppen geringen Wein/ Ro- sen- und Viol-Syrup. aa. ℥iij. vermisch es durch einander/ und trinck jederweilen einen starcken Trunck davon. Der Arme kan ein Maß frisch Brunnen-Wasser nehmen/ und 8. Loͤffel voll guten Wein-Eßig darein thun/ und trincken. Im Fall man aber Bedencken habe/ daßvon vielem Trincken der Leib auffgetrie- ben werden moͤchte/ so kan man Harn-trei- bende Mittel darneben brauchen/ gestalten denn der Spir. Vitrioli solches ohne dem ver- richtet. Unzerus lobet in tr. de lue pestif. l. 3. c. 13. folgende 2. Julepp. Ju- Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Julepp zum Durst loͤschen. Durst-loͤ- schender Julepp. ℞. Endivien-Wasser/ Cichorien-Wasser/ Borragen-Wasser. aa. ℥iij. Unter welche kan gethan werden Conserva von Rosen/ Violen/ Saur- klee und Garten-Naͤgelein-Syrup. aa. ʒiij. Laß einmal auffsieden/ und wenn es durch- geseihet/ wieder erkuͤhlen/ darnach gieß noch darzu gutes Rosen-Wasser/ ℥iß. bereit Salpeter/ Wacholder Extract. aa. ʒj. Cichori Extract. ℈ij. Syr. von Citron. Cerasor. Caryophyl. nost. aa. ℥iiß. M. exquisitè in vicem. Der ander ist dieser Julepp. Ein an- deꝛ Durst- loͤschender Julepp. ℞. Cardbenedict-Saurampffer- und Viol-Wasser. aa. ℥ij. Viol-Syrup. ℥iij. rectifici rten Vitriol-Geist. ℈ij. Mische alles unter einander zu einen Syrup. Es soll auch die Hitze und Durst ge- waltig daͤmpffen folgender Tranck. Durst- loͤschender Tranck. ℞. Saurampffer Wurtzel/ ℥j. Tamarinden Marck. ʒvj. Geduͤrrte Das XIX. Capitel. Gedurrte saure Kirschen/ ℥j. Klein Rosinel. ℥ß. Melonen-Saam. ʒiij. Zerschneid alles klein/ koche es im beschlos- sen Gefaͤß/ in genugsamen Wasser/ daß ℔ij. uͤbrig bleiben/ seihe es/ und thue zu solchen Limonien-Safft ℥iv. davon zu trincken. Wolte man die Durst-loͤschende Sachen viel mit Zucker vermengen/ so ist es nicht dien- lich/ denn der Zucker vermehret den Durst vielmehr/ ehe er solchen verringert/ Cry- stallen im Mund gehalten/ oder von einem suͤssen Granaten genossen oder Haus-Wurtz und Burtzel/ davon die Haͤutlein abgezogen/ auf die Zung geleget/ oder in frisch Brun- nen-Wasser geweichet/ und mit Zuthun ei- nes wenigen Salpeters-Saltzes den Mund damit gewaschen/ ist auch nutzlich/ wie in- gleichen der flehsamen Schleim. Ob auch einer von allzugros- sen Durst sterben koͤnne. Nun fraget es sich aber/ ob auch ein Pa- tient von allzugrossem Durst sterben koͤnne? dieses bejahet Altimanus, und spricht: Es sterben wohl bisweilen Leut vom Durst/ un- terstehet sich auch solches mit Galeni Worten de Symptom. causis 7. zu beweisen/ da er sa- get/ daß etliche/ nachdem sie gesaltzen Was- ser getruncken/ in einem Durchlauff gera- then/ und solch Beissen und Wehe davon empfunden/ daß sie gestorben. Aber ob ein Mensch von grossen Durst verschmachten kan/ Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. kan/ und wie der Hunger leichter als der Durst zu ertragen/ so hat es Altimanus nicht troffen/ deßwegen er denn nicht unbillig von Mercuriali taxi rt wird/ sintemal Galenus nicht meldet/ daß sie vom Durst/ sondern wegen des Bauch-Flusses Schmertzens/ und im Trincken begangenen Irrthums ge- storben seyn. Wenn in der Pest-Zeit ein Patient mit Wenn Gicht und Grimmen bey der Pest. Grimmen und Darm-Gichter angegriffen wird/ so sind zwar diese beyde einander so nahe verwand/ daß wie Avicenna bezeuget/ sie nur das Bett unterscheidet/ und oft sich eine in die andere verwandelt. Derowegen werden sie allhier auch zusammen genommen/ daß sie aber unter die Symptomata Pestis, oder Zufaͤlle der Pest zu rechnen/ bezeugen nicht allein die alten/ sondern auch unter- schiedene neue Autores. Und kommen diese Zustaͤnde gemeiniglich von einer scharffen/ gallischen/ gifftigen Materie her/ welche auszufuͤhren/ nicht nur die Chalagoga Me- lanagoga und dergleichen Gall-treibende Mittel/ sondern auch die Bezoardica und Gifft treibende Artzneyen fleissig in Clysti- ren so wohl als in andern formis gesucht und gebrauchet seyn wollen/ davon aber hin und wieder allbereit Meldung geschehen/ und kan nach Eigenschafft des humoris peccantis bilosi eine Aenderung vorgenommen werden. Es Das XIX. Capitel. Durch- lauff/ wo auch Fle- cken seyn zu curiꝛen. Es thut auch selten gut/ wenn die Na- tur zwey wiedrige Bewegungen hat/ und der Patient einen Durchlauff bekommt/ der doch vorhin Flecken hat? Jedoch wofern es keine blaue/ schwartze/ oder sonst dunckel- farbene Flecken/ sondern nur leibfarb oder roth aussehen/ der Durchlauff auch nicht groß ist/ so kan man der Natur in etwas nachsehen/ und mit den alterantibus nur fort- fahren; im Fall er aber so starck werden wol- te/ daß der Patient matt davon wuͤrde/ muß man ein abwaschend und bequemes Clystier brauchen/ auch so bald darauff mit den Gifft- treibenden Artzneyen ansetzen/ welche zugleich eine Natur zu stopffen haben: als da sind die Terra sigillata, Bolus armena, \&c. Aus- wendig kan man das Emplastrum de Crusta panis oder de Baccis lauri mit alten Theriac und Ouitten-Oel ꝛc. aufflegen/ auch Quitten- Wein oder Safft trincken. Ob in der Pest der Durch- lauf schaͤd- lich sey? Es ist aber bekandt/ daß ihrer viel/ welche neben der Pest auch einen Durchlauff be- kommen/ dahin sterben/ als wird auch der- selbe/ wann er kommt/ von dem Patienten nicht unbillich gefuͤrchtet. Es ist aber un- ter solchem Durchlauff und Bauchfluͤssen die- ses Orts dieser Unterscheid/ daß etliche also- bald im Anfang und Zunehmen der Pest sich eraͤugnen/ etliche aber wenn die Kranckheit nun wiederum abnimmet/ oder wenn die Dauung der boͤsen humor en geschehen ist: jene Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. jene werden fuͤr hochschaͤdlich und toͤdtlich/ diese aber fuͤr nuͤtzlich gehalten/ daher Celsus lib. 1. c. ult. saget: Man soll in der Pest einigen Durchlauff weder erregen/ noch wenn er von sich selbst kommen/ stopffen: Doch ist vonnoͤthen gute acht zu geben/ daß/ wann die Natur schon zu rechter Zeit sich der boͤ- sen Materie entlediget/ nicht etwan per ac- cidens und zufaͤlliger weise derselbe laͤnger an- halte/ als er sonsten thaͤte oder thun solte/ wie gar leichtlich geschehen kan. Taberna- montanus schreibet: Wenn in dieser Seuche ein Bauchfluß kommet/ so soll man solchen uͤber ein baar Tage nicht lauffen lassen/ als- dann soll man dem Krancken Syrupi Pantha- leonis ℥iiij. mit einer Bruͤhe drey oder vier Stunden nach dem Nacht-Essen eingeben/ das nimmet alle Schaͤdlichkeit/ auch die Schluͤpffrigkeit der Gedaͤrm hinweg/ und wird der Stuhlgang darauff fest: Den fol- genden Tag waͤschet man den Mast-Darm mit folgendem Clystier ab. Clystier. Clystier. ℞. Gerstenwasser ℥ xiv. Speise-Zucker ℥ iß. Frische Eyerdotter No. ij. Gibs dem Krancken als ein Clystier. Darnach gib dem Krancken alle Mor- gen und Abend/ eine viertel Stund allwege X vor Das XIX. Capitel. vor dem Essen/ einer gemeinen Castanien groß/ von folgender Lattwerg. Lattwerg. ℞. Alten Rosen-Zucker/ Quitten Lattwerg/ Saurach und Johannes-Traͤublein- Lattwerg aa. ℥j. Pulv. Liberantis ℥j. Terra sigillata, Armenischen Bolus/ Wegreich-Saam/ gepuͤlvert/ Bereitete Corallen aa. ʒj. Muscat-Nuß/ gepuͤlvert/ ʒ j. Daraus mache mit Quitten-Syrup eine Lattwerg. Die Armen koͤnnen nehmen gepuͤlverte Schaffgarben mit Rosen-Zucker/ Kuͤnger- ten-Wasser/ aa. einen Loͤffel voll oder drey getruncken/ hilfft wohl: solches thut auch das gedistillirte Rockenbrodt-Wasser/ auch das destillirte Wasser von jungen Eichen- laub/ Morgens und Abends ℥j. schwer da- von getruncken. Weñ aber die Kran- cken ver- stopfft seyn. Begiebt es sich aber/ daß von uͤbermaͤssi- ger Hitz und Troͤckne eine grosse und lang- waͤhrende Verstopffung des Leibs verursa- chet wuͤrde/ da ist nichts ersprießlichers/ als daß man nicht lange warte/ sondern so bald der Leib etwas laͤnger/ als er soll/ verstopfft/ so ist anfangs ein lindes Clystierlein gut; wenn Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. wenn aber dieses nichts verfangen wolte/ soll man ein anders/ und zwar etwas staͤrckers/ gebrauchen/ wie derer vielerley angemercket werdǝn . Nach diesem gebe man dem Pa- tienten zeitlich laxirende Speisen/ als Zwet- schen/ Roͤsinlein/ ꝛc. wie droben angezeiget worden. Will aber einer lieber eine milde Purgation brauchen/ so nehm Zwetschen ℥ iß. oder Zwetschen-Lattwerg mit einer zieser Erbsbruͤhe zertrieben nuͤchtern warm ein/ und faste 4 Stunden darauff. Ausgezogene Cassien-Fistul ℥ j. oder gute Gelind- purgiren- de Mittel. Manna ℥ iß. gleichfalls eingenommen/ ist sehr gut/ und purgiret linde: Das thut auch der Aloes-Extract/ mit Rosenwasser vor dem Naͤcht-Essen in einer Oblat verschlucket. Es verrichtet solches auch purgirender Rosen- Syrup/ oder der purgirende Violen-Sy- rup/ wie auch der Syrupus Diasireos, deren jeden auf einmal ℥ iij. in einer Bruͤhe einge- nommen: Oder nimm Sennetblaͤtter ℥ j. Engelsuͤß ʒ ij. Wegwertwurtz/ weissen Ing- ber/ alles klein geschnitten aa. ʒj. Kleine Ro- sinen ℥ß. siede solches in Schotten ℔j. laß den Drittel einkochen/ vermische darunter Ro- sen- oder Violen-Syrup ℥ j. und gibs warm zu trincken. Die Armen nehmen eine Hand voll Bingelkraut/ und sieden es in einem Haͤflein mit Fleischbruͤhe/ trinckens warm/ und purgiren saͤn fftiglich. X 2 Wenn Das XIX. Capitel. Wann die Wurm bey dem Kran- cken fort- gehen. Wenn bey den Pest-Krancken die Wuͤrm im Leib fortgehen/ hat man daruͤber sein son- derbares Bedencken/ denn an sich selbst ist es gut/ wenn sich solch Ungeziefer selbst aus dem Leib begiebt/ er sey nun kranck oder ge- sund/ am andern Theil aber ist es bey den Patienten/ die mit der Pest behafftet/ ein boͤ- ses Zeichen/ und eine Anzeigung/ daß die Pu- trefaction oder Faulung nun so groß/ daß sich solch Ungezieser/ so doch aus faulen hu- moribus waͤchset/ nicht laͤnger allda im Leib auffhalten mag/ gestalten man dann siehet/ daß offtmahl bey denen/ so nunmehr/ wie man im Sprichwort saget/ auf dem letzten Loch pfeiffen/ auch die Laͤuse vom Haupt lauffen. Wie solche fort zu treiben. Dafuͤr gebe man dem Krancken rohen Li- monien-Safft/ Bortzelkraut oder Wegtritt- Wasser aa. ℥iß. zu trincken. Die Armen nehmen so viel Saurach oder Erbsellen-Saft und trincken es mit gemeldtem Wasser. Das gedistillirte Wasser von sauren Safft der Li- monien ℥ ij. oder ℥ iiß. getruncken/ vertreibt die Wuͤrm gewaltiglich ohne Schaden aus: solches thut auch Schlehenbluͤh- und Pfer- sichbluͤhwasser/ und der Conserv- Zucker von grossen Naͤgelein/ stetig gegessen. Pfersich- laub gestossen/ mit Essig befeuchtet/ und uͤber den Nabel geschlagen/ hilfft wohl. Deßglei- chen thut auch die Geißraute/ Ruta capraria genannt/ in bitter Mandel-Oel geroͤstet/ und uͤber den Nabel gelegt. Burtzelkraut-Safft in Wasser Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Wasser gesotten/ und davon ℥ iiß. mit Baum- Oel ℥ j. getruncken. Burtzelkraut-Safft ℥ iij getruncken/ treibt allerhand Wuͤrm aus: die- ses thut auch die Wein-Raute in Wasser ge- sotten/ wie oben gedacht. Item Haußwurtz- Safft mit ℥ j. Wein getruncken; Item/ bit- ter Mandel-Oel getruncken ℥ iiß. thut auch gut. Wider die Gelb-Sucht/ so in der Pest-Seuche/ oder oft nach derselben zu kommen pfleget/ geb dem Patienten folgend Traͤncklein. Gelb- Sucht Traͤnck- lein/ z. E. ℞. Saurampffer Wasser. Endivien Wasser. Schellwurtz Wasser. Citron Safft Syrup. aa. ℥ j. Wegwart Syrup. ℥ß. Mische es/ und gib dem Krancken etliche Tag lang solches taͤglich zweymal zu trincken. Erfordert nun die Nothdurfft den Leib zu erweichen/ so mache folgendes sanfftes Purgier-Tranck. ℞. Rhabarber. ℥ß. Zimmet. ʒj. Schneide beydes klein/ thue es in eine Kan- ne/ gieß daruber frischen Milch-Schol- ten/ ℥iiij. laß in einer Pfanne mit Was- ser eine viertel Stunde sieden/ laß so ver- deckt in ein warm Ort stehen/ des Mor- X 3 gens Das XIX. Capitel. gens druck es aus/ und in solche Bruͤhe zerreib Manna ℥j. oder so viel Cassien Fistul Gibs dem Krancken vier Stund vor dem Es- sen zu trincken. Der Arme nehme Esels-Mist/ M j. und gieß daruͤber einen Becher oder 10. Loth Schell-Wurtz Wasser/ zerreib es/ und laß drey Stunden weichen/ darnach druck es durch ein Tuch/ zerreib darein Theriac. ʒj. gibs zu trincken/ und laß ein paar Stunden darauf schwitzen. Unruhe bey den Pest- Krancken. Wenn die Krancken nicht an einem Ort bleiben koͤnnen/ und immer unruhig seyn/ so kommt solches von Schaͤrffe des Giffts/ und daß dasselbe das Hertz begehret anzugreiffen/ darwider brauche das Peterlin Wasser/ oder geb ihm oft ein wenig bereiteten weissen Agdstein mit Rosen- oder Ochsen-Zungen- Wasser/ gib ihm auch taͤglich der gerechten Terræ sigillatæ des Tages zweymal ʒj. mit ℥ij. Saurampff-Wasser und ℥j. Melissen- Wasseꝛ zu trincken/ die Wohlhabigen koͤnnen Orientalischen Bezoar gr. vj. mit Melissen- und Ampffer-Wasser einnehmen. Ist aber eine Verstopffung des Stuhlgangs darbey/ so sind gelinde Clystier dienlich/ darneben soll man das Hertz aͤusserlich mit Scorpion- Oel salben/ und das Hertz-Wasser zum Uberschlag und Puls-Saͤcklein/ wie oben gemeldet/ gebrauchen. Wer Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. Wem aber bey dieser Kranckheit ein Wider verlohr- nen Es- fens Ap- petit Unwillen zur Speise/ und der Essens Appe- tit waͤre verlohren/ so suchet man solchen wieder zu erwecken durch folgend Magen-Pflaster. Magen- Pflaster. ℞. Quitten-Latwerg/ ℥iij. Roͤmischen Wermuth/ Rothe Rosen/ Mastix/ aa. ʒj. Pulverisir alles/ thu noch darzu Gemein Wermuth/ ʒj. Mische alles durch ein ander/ streich es auf Leder/ uͤberziehe es mit rothen Zendel/ enge/ daß es nicht zusammen lauffe/ und lege es uͤber den Magen. Die Speisen koche ihm sauerlecht mit unzeitigen Trauben oder Kreuselbeer Safft. Andre nehmen saure Lemonien und Pome- rantzen/ darzu sind auch dienlich Suͤlsen vom Saurampffer mit Essig/ desgleichen von Johannis Traͤublein/ Saurach und sauren Kirschen bereitet. Es bringen auch den verlohrnen Appetit die gesaltzene Lemo- nien/ und die Capern mit Eßig gemachet. Weme aber der Magen sehr schwach waͤre/ daß er nichts verdauen koͤnte/ auch alles wieder von sich erbrechen muͤste/ wel- ches kommt von einer boͤsen daͤmpffigen Feuchtigkeit/ so sich im Magenversammlet/ muß die Natur ein wenig geholffen werden/ X 4 mit Das XIX. Capitel. mit einer Feder in Oel getunckt/ und in Hals gestossen/ oder nimm Lattig/ siede solchen in Wasser/ nimm davon ℥j. und thue darzu Baum-Oel/ Essig/ Syrup/ jedes ein paar Loͤffel voll/ vermische es durch einander/ und trincke es laulecht/ uͤber eine Weil noͤthige dich zum Erbrechen/ doch nicht zuviel/ weil solches die Natur schwaͤ- chet/ und nach dem Erbrechen so staͤrck den Magen wieder mit folgenden Magen- staͤrckendeSaͤcklein. Magen-staͤrckende Saͤcklein. ℞. Wermuth/ Rosen/ Weinreben Bluͤ- the der wilden/ aa. Mj. Myrten-Blaͤtter/ Quitten-Blaͤtter. aa. Mj. Bereiten Coriander gequetscht/ ℥ß. Rothen Santel/ ℥ß. Daraus mache vermischet ein Magen- Saͤcklein. Bespreng einen heissen Ziegel mit Wein/ und lasse den Schwaden davon an das Saͤcklein/ lege es also warm uͤber den Magen. Oder nimm einen Boden von einem Brett/ so wie ein Schild geschnitten/ roͤ- ste es auf gluͤenden Kohlen/ bespreng es mit gutem Essig/ reib ein wenig Deymant/ Ro- sen/ Muscaten und Mastix gepuͤlvert darein/ schlage es in ein Tuch/ und lege es warm uͤber den Magen. Schmiere auch den Ma- gen Von allerhand Zufaͤllen ꝛc. gen mit Quitten-Rosen- und Mastix-Oel/ und gib dem Patienten Saurach/ Johan- nis Traubel und Quitten Lattwerg zu essen. Empfindet der Patient ein Seiten- Seiten- Stechen. Stechen an den Rippen/ Pleurites ge- nannt/ so auch in dieser Seuche offt anwan- delt/ so setze Schroͤpff-Koͤpfflein an den schmertzhafften Ort/ und laß tieff hauen/ damit das gifftige Gebluͤt wohl auslauffen kan/ und gib dem Patienten gepuͤlvert Car- dobenedict Saam/ ʒj. mit Cardobenedicten Wasser ℥iiß. ein zu trincken/ auch ist der Marien oder Veh-Distel Saam mit seinem Wasser auch gut zu gebrauchen/ Camillen- Blum Wasser ℥iiß. ad ℥iij. getruncken/ ist nicht zu verbessern/ den Kindern geb man weniger. Die Armen sieden Camillen in Wasser/ und trincken Morgens/ Mittags und Nachts/ jedesmal einen guten Trunck davon. Ihr Tranck soll seynein Suͤßholtz- Wasser mit Gersten und Rosinlein/ oder eine Mandel-Milch/ die sie auch zu Suͤp- lein und Breylein nuͤtzlich gebrauchen koͤnnen. Ist Verstopffung des Stuhlgangs darbey/ so gib ihm purgirenden Viol-Syrup ℥iij. mit obgemeldtem Wasser ein/ oder Man- na ℥iß. oder ausgezogene Cassien Fistel ℥j. Sonst seynd auch dienlich Penidien-Zucker/ Suͤßholtz-Safft/ und was oben bey dem Husten gesaget worden. Bekommet auch der Patient eine uner- X 5 traͤgli- Das XIX. Capitel. Hitze und Entzuͤn- dung. traͤgliche Hitze und Entzuͤndung/ so lasse ihm Arm und Bein oben herab mit warmen Tuͤchern streichen/ so viel er es leiden mag/ und geb ihm solche Hertz-Staͤrckungen/ wie oben bey den Ohnmachten und Hertz- Klopffen gemeldet worden/ und laß ihm die Fuͤß wohl mit Saltz und Essig reiben. Dar- nach nimm Rauten/ Wacholder Beer/ und Brosam von Rocken-Brod/ stoß mit Essig durch einander/ und binde es ihm um die Fußsohlen/ es ziehet die grosse Hitz heraus/ und giebt gute Krafft; Man soll dem Kran- cken auch Terra sigillata ʒj. mit Saurampf- fer Wasser und Hinbeer-Laub Wasser ein- geben/ ist der Leib verstopfft/ so gebrauche sanffte Clystier mit Cassien Fistel und Veyel Oel bereitet. Schmertz am Ruͤ- cken/ Schenckel Schien- bein/ ꝛc. Fuß- Bad. Nun folget oft nach dieser Kranckheit/ daß der Mensch grossen Schmertzen am Ruͤcken/ Schenckeln/ Schienbein und der Fuͤß empfindet/ darwieder gebrauch folgend Fuß-Bad. ℞. Braunen Wiesen-Klee/ Stein-Klee. aa. Mj. Weinreben Laub. Weiden-Laub/ aa. Mj. Erd-Kuͤffer/ rothe Rosen/ aa. Mj. Siede alles in frischen Wasser/ und mache mit anderm kuͤhlenden Wasser ein lau Fuß-Bad daraus/ darin laß den Kran- cken Morgens und Abends die Fuͤß ba- den/ Von allerhand Zufaͤllen/ ꝛc. den/ und laß ihn die Schenckel von den Beinen an wohl unten hinab reiben/ sol- ches ziehet die Hitz/ Kranckheit und Schmertzen unten hinaus. Den Ruͤcken schmier Morgens und Abends mit der Alabaster-Salb. Noch ist uͤbrig ein Zustand/ welcher nicht Petechi en oder Pesti- lentz-Fle- cken. nur ein sondern auch offt unter der Pest- Kranckheit mit anwandelt/ solches seynd Lin- sen oder Pestilentz Flecken/ welches warlich nicht ein geringer Zustand ist/ und kraͤfftig genug/ wenn man den Patienten mit der Waͤrm und Schweiß verabsaͤumet/ allein den Tod zu bringen/ und sind solche Flecken eben so gifftig als die Peftilentz selbst/ auch ansteckend/ darum so bewahre den Krancken/ daß er an keine Lufft komme/ sonst ist es ey- lend um ihn geschehen/ wie ich denn bey sol- cher Kranckheit/ als mich in Wien auffge- halten/ viel Exempel eines schnellen Tods er- fahren habe; diesem zu begegnen/ bereite fuͤr den Patienten folgendes Schweiß-Traͤncklein. Schweiß- Traͤnck- lein in Pe- tech ien. ℞. Geiß-Raute/ oder auch gruͤn Cardbe- nedicten-Kraut/ Graß-Naͤgelin-Kraut und Wurtzel/ aa. Mj. Eisenkraut Mj. Tormentill-Wurtz ℥ iß. Gemeinen Essig ℔ ij. Hollwurtz ℥ß. Siede Das XX. Capitel. Siede solche Stuͤck in Gerstenwasser ℔iij. und laß den dritten Theil einsieden/ wirff darzu Zucker ℥ ij. und seihe es/ Dos. ℥ij. Mor- dens und Abends zu trincken/ und wohl dar- auff schwitzen; continui re damit/ und zer- reib allemal Boli armeni ʒj. darein/ gebrauch es also jedesmal warm/ biß die Flecken gar heraus kommen und vergehen. Zum ordi- nari Tranck kan man dem Patienten ein Wasser von Feigen/ Fenchel/ Anieß/ Brust- beer und Gersten sieden. Das XX. Capitel. Das XX. Capitel. Von allerhand dienlichen Mit- teln wider die Pestilentz. Recepta. 1. Agricolæ Præservativ- und Curativ- Latwerg/ in der Pestzeit dienlich. * Præser- vat. und Curativ Latwerg Agrieolæ. ℞. Creutzwurtz ℥ iß. Hertzkraut mit den Duͤpfflein ℥ j. Durant ℥ j. Pimpinell/ Angelick/ weissen Senff/ aa. ℥ß. Knoblauch ℥ j. Poley Mj. Theriac ℔ß. Scorpion-Oel ℥ j. Diese Species mache alle unter einander zu zartem Pulver/ und vermische sie unter den Theriac samt dem Scorpion-Oel/ setz es an ein Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. ein warmen Ort/ zu fermenti ren. Dos. fuͤr einen Mann einer Castanien groß/ in Quit- ten- oder Citronfafft/ oder in Citronwasser/ oder warmen Essig/ und schwitze darauff ein paar Stund/ wer aber schon infici rt ist/ der nehm solche taͤglich dreymal/ und schwitze darauff/ nachdem es die Kraͤffte ertragen koͤn- nen. 2. Latwerg fuͤr Pestilentz/ Grim̃en/ und andere Febrilische Kranckheiten. ℞. Des besten Theriacks ℥ ij. Ein ande- re Latwerg fuͤr Pest. Guten Mithridat/ Guͤlden Ey aa. ℥j. Schweffelblum ℥ß. Myrrhen ʒ ij. Saffran/ Campffer/ Einhorn/ aa. ʒj. Was noͤthig hat/ zerstoß/ und misch es im Moͤrser wol mit Johannestraͤu- bel-Safft/ daß es eine Latwerg werde. Von diesem Electuar. kan man zu præ- servi ren alle Morgen einer Haselnuß groß nehmen/ sonst aber in andern obgemeldten Schwachheiten ʒß. ad ʒj. darauff laß den Patienten ein Truͤncklein Citronwasser thun/ mit ein wenig Granat-Safft vermischet/ und darauff fleissig schwitzen. 3. Am Anfang der Pest/ und eher Traͤnck- lein so gleich An- fangs der Pest g e- noch 6. oder 8. Stund verflossen/ dienet folgend Traͤncklein: ℞. Cardbenedict- und Ehrenpreiß-Was- ser aa. ʒiß. Citro- Das XX. Capitel. brauchet werden soll. Citronenschalen-Syrup ℥ j. Des besten Theriacks ʒ j. Orientalischen Bezoar gr. x. Destillirt sauer Schweffel-Oel/ oder auch an dessen Stelle Campffer- Oel gutt. vj. Scordien- oder Ringelbum-Essig Cochl. j. Dieses alles fleissig vermischet/ gebs warm ein/ laß den Krancken/ so bald moͤglich/ darauff schwitzen/ leg ihn dar- nach in ein warm sauber Bett. Latwerg præservat. \& curativè dienlich. 4. Latwerg so præservativè \& cura- tivè wider die Pest dienet. ℞. Des besten Theriacks ʒ vj. Mithridat ℥ j. Elect. de Ovo ʒiij. Bereitet Boli armeni ʒij. Mit genugsam Citron-Essig/ mache dar- aus ein Latwerg/ Dos. ʒj. ad ℈iiij. mit Cardbenedict-Wasser zu nehmen/ und darauff zu schwitzen. Der es aber præ- servativè gebrauchet/ darff nicht drauff schwitzen/ sondern nur einer Erbs groß im Mund zergehen lassen. Præserva- tiv fuͤr die so zu Krancken gehen muͤssen. Welche die Krancken in Pestzeiten visiti- ren oder besuchen muͤssen/ die bedienen sich des Morgens fruͤhe/ ehe sie ausgehen/ einer Butterschnitte/ mit frischer Raute/ so wohl gewaschen/ und ein wenig Theriack/ koͤnnen dar- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. darbey auch ein geschelte Welsche Nuß und eine Feige geniessen/ auch ein Stuͤcklein Zit- werwurtz oder Diptam im Mund halten/ so seynd solche gut præservi rt/ und naͤchst Gott 24. Stund sicher fuͤr der Pestilentz. 5. Ein gut Præservativ- Mittel. Gut Præ- servativ- Mittel/ so auch den Leib offen haͤlt. ℞. Leibfarbene Rosen- Conserv. ℔ß. Bereitet Weinstein ℥ iß. Zimmet-Oel gutt. v. Ruͤhr es zu einer Latwerg/ Dos. ℥ß. alle- mal uͤber den andern Tag zu neh- men/ wird den Leib offen halten. 6. Ein ander Præservativ. Ein ander Præserva- tiv. ℞. Brandwein ℔ j. Venedischen Theriac ℥ j. Zerreib es wohl durch einander/ darvon gutt. ij. ehe man ausgehet/ auf die Zung zu nehmen/ auch in die Naßloͤcher zu streichen. 7. Noch ein Præservativ. Noch ein ander præservi- rend Ele- ctuarium. ℞. Wachholder-Latwerg ℥ iij. Johannestraͤubel-Safft ℥ v. Mithridat/ Antidoti Matthioli, aa. ℥iß. Vermische es zu einer Latwerg/ und ge- brauch es zur Zeit der Pestilentz alle Ta- ge einer kleinen Bohnen groß. Ist D. Weikardi Composition. 8. Ein Das XX. Capitel. Præserva- tiv fuͤr Schwan- gere/ sokoͤstlich ist. 8. Ein Præservativ fuͤr schwangere Weiber/ die den Theriac nicht gebrau- chen doͤrffen. ℞. Rothe Rosen- Conserv oder Zucker/ so mit Spir. Vitrioli angesaͤuert ℥ ij. Graßblum-Zucker/ Borragenblumen-Zucker aa. ℥j. Eingemachten Citronat/ klein geschnit- ten ℥ iß. Species liberantis, Diamargar. frigid. aa. ʒj. Oriental. Bezoar ʒß. Vermische dieses alles mit so viel Johan- nestraͤubel-Safft zu einer Latwerg/ und thue Zimmet-Oel gutt. vj. darzu/ behalt es in einem Zuckerglaß auff/ davon Morgens und Abends ein gute Mes- serspitz voll der Frauen zu geben. Præserva- tiv fuͤr arme schwange-re Frguen. 9. Præservativ fuͤr arme schwangere Frauen. ℞. Cardbenedicten-Kraut/ gepulvert/ 4. Loth oder ℥ ij. Gestossen Hirschhorn ℥ j. Gemein Holler-Latwerg ℥ xij. Dieses vermische zu einer Latwerg/ ge- brauch es wie obiges/ und geb ein Loͤffel voll Hollerbluͤht-Essig darauff zu trincken Oder nehm nur frische Wachholderbeer/ leg sie uͤber Nacht in Essig/ und laß alle Morgen 5. oder 6. davon essen/ so ist man mit GOtt sicher. 10. Lat- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 10. Latwerg wider Pestilentz und Latwerg wider Pe- stilentz und boͤse Lufft. boͤse Lufft. ℞. Leibfarben Rosenzucker/ Borragenzucker/ aa. ℥iij. Johannes-Traͤubel-Safft ℔ß: Theriac ℥ iß. Guͤlden Ey/ Lebendigen Schweffel/ aa. ʒiij. Diptam/ Angelic/ Zittwer/ Baldrian/ Biebenell/ Liebstoͤckel und Tor- mentillwurtz/ aa. ʒij. Rothe Muͤntz ʒ iß. Campffer ℈ iv. Bereitet Perlen/ Corall und Hirsch- horn/ aa. ʒj. Geschlagen Goldblaͤttel No. x. Biesam ℈ß. Wenn die Wurtzeln alle recht pulverisirt/ so mische alles im Moͤrser/ thue Citronsafft q. v. darzu/ und mache davon ein zarte Lat- werg/ davon nehm alle Morgen temp. Pest. einer Bohnen groß in Mund/ solches behuͤ- tet fuͤr dem Gifft. Ist aber der Mensch schon infici rt/ so geb davon ʒ j. oder mehr/ nach Krafft der Person/ mit Saurampffer- wasser oder gutem Essig ein/ sonderlich wenn grosse Hitz darbey/ kommt es aber mit Kaͤl- te/ so vermische die Latwerg mit Ehrenpreiß- oder Cardbenedicten-Wasser/ und laß den Patienten wohl drauff schwitzen. Y 11. Lat- Das XX. Capitel. Latwerg/ so præser- vativè \& curativè dienlich. 11. Latwerg præservativè \& curativè in Pestzeiten zu gebrauchen. ℞. Armenlschen Boli mit Rosenwasser ge- waschen ʒ iij. Gesiegelte Erde/ Rothe bereitete Corallen/ aa. ʒj. Das Gelbe von frischen Citronscha- len ʒß. Zitwer/ Saffran/ aa. ʒß. Syrup von Citronsafft ℥ v. Stoß alles durch einander zu einer Lat- werg/ thue es in ein zinnern oder Porcellin Buͤchslein/ diese dienet schwangern Frauen/ Kindern und alten Leuten/ davon geb man ei- nem Kind 1. gutt. einem Alten ʒ ij. in Ampf- fer/ Scabiosenwasser/ oder alten weissen Wein/ und soll 3. a 4. Stund drauff nuͤch- tern seyn/ und das wochentlich ein oder zwey- mal zu nehmen/ nachdem die Lufft unrein ist. Wenn aber einer infici rt waͤre/ so geb man ihm von dieser Latwerg ʒ ij. und Theriac ʒ j. wol unter einander in Ampffer- oder Sca- biosenwasser gemenget/ und laß ihn 4. oder 5. Stund schwitzen/ so er aber schwach oder ohnmaͤchtig werden wolte/ so geb ihm einen Loͤffel voll Rosenzucker/ mit Ochsenzungen- wasser ausgezogen. D. Stocker. Gemeine Pestilentz-Latwerg. 12. Gemeine Pestilentz-Latwerg. ℞. Gelben Schweffel ℔ j. Angelick/ Liebstoͤckel/ Pimpinell/ Scor- zoneren/ Diptam/ Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Diptam/ Baldrian/ Eberwurtz/ Tor- mentilwurtz aa. ℥ij. Wachholderbeer/ Lorbeer aa. ℥iij. Basilien- und Citron-Saam aa. ℥ß. Geraspet Hirschhorn/ Myrrhen aa. ℥ij. Saffran ℥ß. Welsche Nußkern ℥ iij. Wachholder-Lattwerg ℔ j. Gelaͤutert Honig/ so viel vonnoͤthen. Mache aus allen ein Lattwerg/ und wenn Saffran und Myrrhen ausgelassen wer- den/ dienet es auch schwangern Weibern/ die Dos. ist einer Castanien groß auf ein- mahl. 13. Eine andere dienliche Hauß- Eine an- dere dien- liche Hauß Latwerg. Latwerg. ℞. Holder-Muß ℔j. Scordien ℥ß. Pimpinel-Diptam-Angelick-Pesti- lentz-Meister- und Eberwurtz/ Zitt- wer aa. ʒij. Hirschbrunst/ Citron-Schalen und Saamen aa. ʒij. Campffer/ Myrrhen/ Saffran aa. ʒj. Theriac ℥ iß. Die Wurtzeln zerschneid erstlich klein/ beitze solche 24 Stund in Essig/ und trockne sie wieder/ hernach stoß sie zu zarten Pulver/ und mache mit Ringelblum und Saur- ampffer-Safft q. s. davon eine Latwerg. Y 2 14. Eine Das XX. Capitel. Gifft-Lat- werg fuͤr reiche Leut. 14. Eine Gifft-Latwerg/ fuͤr Reiche. ℞. Des besten Mithridats ℥ j. Electuarii de Ovo, Theriaca andromachi, aa. ʒij. Conserva von Rosen/ von Borragenblum/ von Garten-Naͤgeleinblum/ aa. ʒiß. Schwefelblum mit Myrrhen subli- mi rt ʒ j. Spec. cord. temper. lætific. Rhasis, aa. ℈ij. Perlein bereitet/ Agdstein bereitet/ aa. ʒß. Extract, Angelick ℈ß. Extract von Zittwer ℈ j. Sauren Schwefel/ Oehls gutt. xv. Mit sauren Citronen-Safft untereinander zu einer Latwerg gemischet. Electua- rium Cu- rativum. 15. Electuarium Curativum. ℞. Theriac. androm. Mithridat/ des besten/ aa. ℥ij. Elect. de Ovo ℥ß. Wermuth-Saltz ʒ ij. Terræ sigillatæ ℥ß. Bereitet Hirschhorn ʒ iij. Sauren Citron-Syrup q. s. Mische alles untereinander zu einer Latwerg. 16. Ele- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 16. Electuarium Curativum, Elect. Cu- tativum auf ande- re Art. andere Art. ℞. Theriac. androm. ℥j. Mithridat ℥ß. Elect. de Ovo ʒij. Specierum liberant. ʒj. Diptam und Tormentilwurtz/ Boli armenæ aa. ℈j. Mit Syrup. acetos. Citri mache daraus eine Latwerg. 17. Præservi r-Latwerg. Præservi r- Latwerg. ℞. Conserv. von Rosen/ Borragenblum/ Ochsenzungblumen/ Naͤgeleinblumen/ aa. ℥j. Eingemachte Citronen und Pomran- tzenbluͤhen aa. ℥ß. Spec. lætitiæ Galeni ʒij. Zimmet/ Citron-Schalen aa. ʒj. Zittwer/ Gemsenwurtz aa. ℈iß. Saffran ℈ß. Citron-Schalen-Syrup q. s. Untereinander zu einer Latwerg gemachet/ Dos. ʒj. ad ʒij. 18. Præservi rende Latwerg/ fuͤr Præservi- rende Lat- werg fuͤr Arme. Arme. ℞. Geschelte und in Wein-Essig gelegete Nußkern No. xv j. Feigen/ so frisch/ No. xxv. Runde Hollwurtz/ Y 3 Lange Das XX. Capitel. Lange Hollwurtz aa. ʒiß. Geschelte Lorbeer/ Armenischen Boli aa. ʒj. Tormentil/ weissen Diptam/ Bibinel/ aa. ʒiß. Wermuth-Knoͤpfflein/ Schabiosen/ Haselwurtz aa. M j. Zerschneid und stoß alles zum kleinesten/ ma- che daraus mit verschaͤumten Honig q. s. eine Latwerg/ Dos. ʒj. Pest-Lat- werg fuͤrKinder. 19. Pest-Lattwerg fuͤr Kinder. ℞. Confect. Hyacinth. Ungarisch roth Pulver/ Liberant en Pulver/ Orientalischen Boli/ Bereitet Hirschhorn aa. ʒj. Gesiegelte Erde/ Præpar. Smaragd aa. ʒß. Hirschhertzen-Creutzel ℈j. Orientalischen Bezoar gr. xv. Einhorn gr. x. Mit Syrup von Corallen zu einer Latwerg gemachet/ Dos. ℈j. Eine gute Pest-Lat-werg. 20. Eine gute Pest-Latwerg. ℞. Schoͤne fette Feigen/ Ausgeschaͤlte frische Nußkern aa. ℥ii j. Rautenblaͤtter M j. Tormentil/ Bibenel/ Meisterwurtz/ Teuffels Abbiswurtz/ Diptam/ Pe- stilentzwurtz/ Angelick und Zittwer- wurtz/ Wach- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Wacholderbeer aa. ʒi j. Armenischen Boli ℈ iii j. Stoß alles zu Pulver/ und mit guten ver- schaumten Honig und Rosen-Essig ver- mische alles zu einer Latwerg. 21. Pest-Latwerg fuͤr Arme. * Pest-Lat- werg fuͤr Arme. ℞. Nußkern 4 Lot/ Feigen ℥ ii j. Weinraute ℥j. Wacholderbeer ℥ v j. Lorbeer ʒ x. Zitwer/ runde Hollwurtz/ Baldrian/ Aland aa. ʒi j. Gemein Saltz ʒß. Mache es mit Essig oder mit Oximell zu ei- ner Latwerg. 22. Pest-Latwerg fuͤr das Hauß- Pest-Lat- werg fuͤr das Hauß- gesind. gesind. ℞. Welsche Nußkern No. 3. Gute fette Feigen No. 2. Rautenblaͤtter ʒj. Prassii ʒß. Wermuth- und Pastinack-Saam/ lan- ge Hollwurtz aa. ʒß. Runde Hollwurtz ℈ iii j. Aronwurtz ℈j. Diptam und Pibenelwurtz/ Lorbeer/ aa. ʒi j. Gebrannt Hirschhorn/ Muscatenblum/ Myrrhen/ Y 4 Gesie- Das XX. Capitel. Gesiegelte Erde aa. ʒii j. Alles wohl zerstossen/ untereinander gemi- schet/ und mit Honig zu einer Latwerg ge- machet. Pest-Lat- werg fuͤr Schwan-gere. 23. Pest-Latwerg fuͤr Schwan- gere. ℞. Tormentil und Alandwurtz aa. ʒv j. Anieß und Feld-Kuͤmmel aa. ℥iß. Mache daraus mit gelaͤuterten Honig eine Latwerg. Kraͤfftige Nuß-Lat- werg wi- der diePest. 24. Kraͤfftige Nuß-Latwerg wider die Pest. ℞. Gute frische Feigen ℔ i j. Geschaͤlte frische welsche Nußkern/ Wachholderbeer aa. ℔ j. Rautenblaͤtter und Knopff ℥ i j. Saltz ℥j. Saffran ʒ i j. Zerstoß alles/ und mache mit starcken Wein- Essig eine Latwerg. Gute Pest-Latwerg. 25. Eine gute Pest-Latwerg. ℞. Holler-Latwerg ℥ i j. Theriac ʒ x. Wermuth-Cardbenedict- und Eschen- holtz-Saltz aa. ʒj. Spirit. Vitrioli ℈j. Bereitete rothe Corallen ʒ ij. Mit Lachen-Knoblauch-Syrup mache da- von eine Latwerg. 26. Noch Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 26. Noch eine andere gute Pest-Lat- Noch eine andere gute Pest- Latwerg der FFur- ter. werg/ der F. Furter. ℞. Wacholderbeer ℔ß. Lorbeer ʒ x. Schwefelblum ℥j. Bereiteten Salpeter ℥ß. Pest-Pulver/ Feigen/ welsche Nuß- kern aa. ℥i j. Scordien/ Raute/ Salbey aa. Mii j. Gelaͤutert Honig ℔iii j. Zerstoß zuvor alles zu Pulver/ mische es wohl unter den Honig zu einer Latwerg. 27. Noch eine bessere Latwerg. Noch eine bessere Lat- werg. ℞. Venedischen Theriac ℥j. Des Theriacali schen Extracti ℥ß. Bezoardici Animalis ʒi j. Fluͤchtig Hirschhorn-Saltz/ Agdstein-Saltz/ Campffer aa. ʒß. Eberwurtz/ Angelickwurtz aa. ʒii j. Mache davon mit Scabiosen-Syrup eine Latwerg. 28. Noch eine andere Pest-Lat- * Noch ein andere. werg. ℞. Myrrhen/ Aloes/ Saffran/ Hirschhertz-Beinlein/ Weissen Diptam aa. ℈i j. Ingber ℥ß. Campffer ʒß. Y 5 Pim- Das XX. Capitel. Pimpinel-Natter- und Tormentill- wurtz aa. ℈j. Zittwer ℥ i j. Theriac/ Mithridat aa. ℥ii j. Mit Syrup von Scordien/ mache daraus eine Latwerg. Theriac oder Lat- werg fuͤrArme. 29. Theriac oder Lattwerg fuͤr Arme. ℞. Ehrenpreiß/ Scordien/ Cardbenedicten/ gedoͤrret/ aa. ℥ij. Fœcul. aron. Schwefelblum aa. ℥j. Zittwer/ Meisterwurtz/ Aland/ Bal- drian/ Schwalbenwurtz/ Eberwurtz/ Myrrhen aa. ʒv j. Vitriol-Oel ʒ i j. Gelaͤutert Honig ℔ ii j. Wachholder-Latwerg ℔ß. Pulverisir alles/ was noͤthig/ klein/ und ruͤhre es wohl untereinander zu einer Latwerg. Pest-Lat- werg derPrager. 30. Der Prager kraͤfftige Pesti- lentz-Latwerg. ℞. Rothe gesiegelte Erde/ Orientalischen Boli/ Schweißtreibend Spießglaß/ Vipern Pulver/ Eberwurtz/ Meisterwurtz/ Tormentil- wurtz/ Gifftwurtz/ Scorzonern/ Gifftheil/ Schwalbenwurtz/ Rothe Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Rothe Myrrhen/ Campffer/ Wolffs- Beer/ Saffran/ Kraͤhen-Aeuglein/ Hirschhertzen Bein- lein. Fluͤchtig Hirschhorn-Saltz/ Pestilentz-Kraut/ Scordien/ Geiß- Bart. aa. ℥ß. Elixir Pestilenzial. Crolli. Proprietatis aa. ʒij. Venedischen Theriac. ℔j. Saurampffer/ Klee/ Ringelblum. Conserv. aa. ℔ß. Mit Scordien Syrup. q. s. mache alles s. a. zu einer Latwerg. Dos. ʒj. ad ʒiß. Fuͤr Schwanger koͤnnen die Myrrhen und Saffran ausgelassen werden. 31. Extractum Pestilenziale. Extra- ctum Pe- stilentiale. ℞. Angelick Wurtz/ Meister-Wurtz/ Zitwer-Aland-Baldrian und Schwalben Wurtz/ jedes ℥ß. Tormentill/ Dictam/ Entzian/ Pesti- lentz-Wurtz/ Teuffels Abbis und Pimpinel. aa. ℥j. Liebstoͤckel Saam. ℥iß. Angelick- und Melissen-Saam. aa. ʒij. Citron Saam/ ʒ j. Wacholder Beer 2. Hand voll. Gipffel vom Ehrenpreiß/ Melissen/ Scardien/ Scabiosen/ Cardbene- dicten. aa. Mjß. Johan- Das XX. Capitel. Johannis Blum/ Wullkraut Blum. aa. Mj. Die Wurtzeln und Kraͤuter zerschneide klein/ Wacholder-Beer zerquetsche/ wie auch den Saam ein wenig/ und gieß guten Brantwein daruͤber/ wenn solcher genug ausgezogen/ so gieß ihn ab in ein à parte Glaß/ und andern druͤber/ so oft/ bis sich solcher nicht mehr faͤrbet/ dann gieß die tingi rten Brand- wein zusammen in einen Kolben/ lege ei- nen Recipient en vor/ und destillir den Brandwein so viel uͤber/ bis ein dicker Satz im Alembico bleibt/ und dieses ist der Extract, solchen nimm heraus/ und verwahr ihn in einer Blatten/ den Brandwein kan man wieder zu andern Sachen gebrauchen. Dos. ℈j. Extra- ctum Dia-tesseron. 32. Extractum Diatesseron. ℞. Die Species Diatesseron, (von En- tzian/ Lorbeer/ Myrrhen/ runder Hollwurtz) ℥iij. Angelick Wurtz. ℥j. Zitber. ℥ß. Cardbenedict Saam. ʒij. Die destillirten Wasser von Scordien/ Cardobenedicten/ Angelick und Melissen/ aa. ℔ j. Extrahi r die Tincturen/ und mache dar- aus ein Extract, wie oben gelehret worden. 33. Ex- Artzneyen in Pestzeiten/ ꝛc. 33. Extractum Antipestiferum. Extra- ctum Antipesti- ferum. ℞. Latwerg von Attich/ Wacholder-Beer und Holder-Beer. aa. ℥ß. Venedischen Theriac. ʒiij. Confect, Alkermes. ʒij. Citron Schalen ʒiß. Angelick Wurtz/ Zitber Wurtz. aa. ʒj. Ziehe die Tinctur mit guten Brandwein aus/ und mache davon s. a. ein Extra- ctum. 34. Spiritus Vini Camphoratus. Spiritus ViniCam- phoratus. ℞. Vom besten Brandwein ℔j. solvi- re darinnen Kampffer ʒvj. ℈j. in dem Som- mer/ in Winter ℥j. gr. 40. haͤnge in ein duͤnnes saubers Tuͤchlein gebunden guten Saffran gr. xij. darein/ verstopff das Glaß wohl/ und es muß auch den fuͤnfften Theil ledig seyn/ so faͤrbt sich der Spiritus Vini schoͤn hoch Rubin roth/ davon nimmet man etliche Tropffen zum Gebrauch. 35. Koͤstliche Scorzone ren Essenz Scorzone- ren Essenz wider Pest. wider Pest. ℞. Scorzoneren Wurtz/ q. v. Maceri r es in einem Wasser/ exprimi r alsdann den Safft/ clarifici r selbigen/ und laß ihn bis zur rechten Dicke eveperi ren/ hernach wird die Tinctur oder Essenz extrahi rt/ Dos. ist gutt. 20. ad 30. in einem Vehiculo, gleicher Art Das XX. Capitel. Art kan man es auch mit Tormentil/ Schwalben-Wurtz ꝛc. machen. Electua- rium au- reum wi- der diePest. 36. Electuarium aureum wider die Pest. ℞. Angelick Wurtz/ Zitber Wurtz/ Pe- stilentz Wurtz/ weiß Diptam/ Flo- rent. Veyel Wurtz/ Scorzonern/ Citron Schal/ Wacholder Beer/ aa. ʒij. Rosen-Blaͤtter/ Scordien/ Galgant/ Paradis-Holtz/ aa. ℈ij. Theriac und Mithridat. aa. ʒvj. Elect. de ovo. ʒvj. Oriental. Bezoar. ℈ß. Citronen-Oel. gr. 8. Gold-Blaͤtter. No. 10. Mache alles zu einer Latwerg. Folgen unterschiedene kraͤfftige Essige/ so in Pestilentz-Zeiten dienlich seyn. Bezoar- discherEssig. 37. Ein guter Bezoardischer Eßig. ℞. Angelick/ Pimpinel/ Meister-Wurtz/ aa. ℥j. Zitber/ Diptam/ ad ʒvj. Tormentil/ Entzian. aa. ℥j. Teuffels Abbis/ Benedict Wurtz/ aa. ℥iß. Pestilentz-Wurtz/ Schelkraut-Wurtz/ Baldrian. aa. ʒvj. Rha- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Rhapontick ℥j. Aland Wurtz. ʒvj. Rauten-Blaͤtter. Miß. Holler-Bluͤhe. Miß. Wacholder-Beer. ℥iß. Gebrant Hirschhorn. ℥j. Gesiegelte Erde. ʒvj. Rothen Santel. ʒij. Campffer. ℈iiß. Zimmet. ʒiiß. Alles groblecht zerschnitten/ untereinan- der vermischet/ und des besten Essig ℔. viij. daruͤber grossen/ und 14. Tage an der Sonnen stehen lassen. Dos. ʒvj. 38. Noch ein anderer Pest-Eßig. Noch ein anderer Pest- Essig. ℞. Pestilentz-Wurtz/ Tormentil-Wurtz/ Zittber-Wurtz/ Schwalben-Wurtz/ Ange- lick Wurtz/ Citron- und Lemonien Schalen/ Wein-Raute/ Galgant/ Scordien/ aa. ℥ß. Wacholder-Beer ℥iiij. alles groblecht zerstossen/ untereinander vermischet/ in ein weit Glaß gethan/ und guten Wein-Eßig ℔. x, daruͤber gossen/ und auffbehalten. 39. Noch ein guter Bezoardischer Noch ein guter Be- zoardi- scheꝛ Essig. Essig. ℞. Gestossen Wacholder Beer/ Rauten- Blatter/ Pestilentz-Wurtz/ Zitber- Wurtz/ Baldrian/ Entzian/ Eber- Wurtz. aa. ℥ß. Citron- und Pomerantzen-Schalen. aa. ʒiij. Rauten- Das XX. Capitel. Rauten-Saam/ Citron Kern. aa. ʒß. Zerschneid und zerstoß alles gieß guten Wein-Essig daruͤber/ und behalt es zum Gebrauch. Theriacal- Essig. 40. Theriacal- Essig. ℞. Groß Schellkrautwurtz/ ℥iß. Angelickwurtz/ Meisterwurtz/ Entzian- wurtz/ Natterwurtz/ Baldrian- wurtz/ Biebenellwurtz/ Diptam- und Eberwurtz/ Zitwer/ aa. ʒj. Groß Wegreich ʒiß. Scordienblaͤtter/ Cardobenedicten- Kraut/ aa. Mij. Schalen und Saam von Citronen/ aa. ʒiß. Wachholderbeer ʒij. Welsche Nußkern ℥ij. Gelb Santel ʒiß. Guten Essig Mens. iiiß. Infundi re es/ und laß ein zeitlang beysam- men stehen/ ist aus- und inwendig gut zu gebrauchen. D. Spinæ Bezoardi- scher Es-sig. 41. Bezoardischer Essig D. Spinæ. ℞. Alantwurtz ℥ij. Angelica/ Meisterwurtz/ Baldrian/ Schwalbenwurtz/ Pimpinell und Schellkrautwurtz/ aa. ʒvj. Entzian-Dipram-Hollwurtz/ Tormen- till-Scabiosen-Abbiß-Pesti- lentz- und Zitwerwurtz/ aa. ℥ß. Wach- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Wachholderbeer Miiij. Myrrhen ℥ß. Rautenblaͤtter/ Schwalbenkraut/ Scor- di, Gamanderlin/ Cardbenedict/ aa, Mij. Zerschneid und zerstoß alles groblecht/ gieß guten Wein-Essig Mens. iij. guten Brandwein ℔j. darzu/ lege noch darein Theriac ℥ij. Spirit. Tartari ℥ß. Campffer ʒij. digeri re es 14. Tage/ drucke es wol aus/ und filtri rs. 42. Franckfurter Rauten-Essig. FF. Rau- ten-Essig. ℞. Weinraute/ Scordi/ Cardbenedicten/ Rheinfahrn/ aa. Mj. Wachholderbeer/ Angelickwurtz/ aa. ℥ij. Zitwer/ Citronschaal/ aa. ℥ß. Infundi re es in anderthalb Maaß Essig/ oder 6. Pfund/behalt es zum Gebrauch. 43. Franckfurter Pest-Essig. FF. Pest- Essig. ℞. Tormentillwurtz/ Zitwerwurtz/ Natter- wurtz/ aa. ℥ij. Angelickw. Meisterw. Schwalbenw. aa. ℥iß. Pimpinell/ Diptam/ Hollwurtz/ aa. ℥ij. Cardobenedict/ Geiß-Raut/ Scordi/ aa. Miß. Ringelblum Miiß. Rothe Rosen/ Seeblum/ Borragen Naͤgelin und Hollerbluͤhe/ aa. Mj. Frische Pomerantzen No. viij. Z Zer- Das XX. Capitel. Zerschnitten und zerstossen/ beitze es in be- sten Wein-Essig/ Mens. iiß. laß drey Tage also stehen/ Dos. 1. oder 2. Loͤffel voll. D. Rivii Acetum Alexica- cum de-still. 44. Acetum Alexicacum destil- latum. ℞. Tormentillwurtz/ Zitwerwurtz/ Natterwurtz/ aa. ℥ij. Angelickwurtz/ Meisterwurtz/ Schwalbenwurtz/ aa. ℥iß. Pimpinell/ Weiß Diptam/ Runde Osterluci/ aa. ℥j. Cardbenedict/ Geiß-Raute/ Scordium, aa. Miß. Haußwurtz/ Endivien/ aa. Mij. Lavendelblum Mß. Rosen/ Seeblum/ Borragen/ Naͤgelin/ Hollerbluͤhe/ aa. Mj. Citronen No. iv. Gieß guten Wein-Essig ℔xij. drauff/ laß 3. Tage in der infusion stehen/ dann destillir es/ behalts zum Gebrauch. Bewaͤhrt guter Pest-Essig. 45. Bewaͤhrter guter Pest-Essig. ℞. Raute/ Cardobenedicten mit Blumen und Saamen/ aa. Miß. Holderbluͤhe/ Ringelblum/ Tausend- guͤldenkraut-Blumen/ aa. Mj. Gifft- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Gifftheil/ Zitwer/ Meister- und Gifft- wurtz/ aa. ℥ß. Theriac/ Methridat/ Rothe Gifft-Lat- werg/ aa. ʒiij. Gestossen Wachholderbeer ℥vj. Infundi re es in 3. Maaß Essig/ es ist be- waͤhrt. 46. Ein guter Rauten-Essig. Rauten- Essig. ℞. Frische Weinraute/ Scordien/ Rhein- fahrn/ Cardobenedicten/ aa. Mj. Wachholderbeer ℥iß. Angelicawurtz ℥ij. Zitwer ℥j. Citronschalen ʒvj. Zerschneid alles groblecht/ thue es in ein Glaß/ gieß scharffen Essig 2. Maaß drauff/ laß also beyfamm stehen; diesen Essig kan man sowol inn- als aͤusserlich gebrauchen/ solcher wider- stehet der boͤsen Lufft/ vertreibt Mat- tigkeit/ so man Tuͤchlein darein netzet/ und auff die Pulßadern leget/ auch daran gerochen/ und etlich Troͤpfflein in Mund genommen. Folgen allerhand bewaͤhrte Pest-Pulver. 47. Ein koͤstlich Pest-Pulver. Koͤstlich Pest-Pul- ver. ℞. Orientalischen Bezoar ʒij. und gr. xx. Gerechtes Einhorn ʒiiß. Z 2 Hir- Das XX. Capitel. Hirschenhertz-Creutzel ℈ij. Spitzen von Hirschhorn ʒij. Armenischen Boli/ Helffenbein aa. ʒij. Gute Perlen bereitet/ Roth und weiß Corall aa. ʒj. Amber ℈j. Vermische alles zu einem zarten Pulver. Dos. ʒj. Pragerisch Pest-Pul-ver. 48. Das Pragerische Pest- Pulver. ℞. Scorzoneren-Wurtzel/ Bereitet Hirschhorn/ Scordium, Braͤun-Zaͤltlein/ i. e. bereitet Salpeter/ aa. ℥iij. Campffer ʒiij. Saffran ʒß. Vermische alles zu einem zarten Pulver. Dos. quintl. j. Der Wie- ner Pest-Pulver. 49. Das Wiener Pest-Pulver. ℞. Salbey/ Weinkraͤutlein/ Welsch Nuß- kern/ Wachholderbeer/ Tormentillwurtz/ Pimpinell/ Entzian/ Natterwuꝛtz/ aa. ℥ß. Ausgetrockneten Theriac ʒvj. Feucht es mit ein wenig Hollunder-Essig an/ laß trocknen/ und mache es zu Pulver. Dos. ʒj. 50. Bezoar- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 50. Bezoar-Pulver Sennerti. Bezoar- Pulver Sennerti. ℞. Ohne Feuer bereitet Hirschhorn ʒiß. Bereitet Krebsaugen/ Schlesier gesiegelte Erde/ Bereit Agdstein/ Perlen/ Rothe Corallen/ aa. ℈j. Creutzel von Hirschenhertzen/ Der 4. Edelgestein præpar. aa. ℈j. Oriental. Bezoar gr. xx. Goldblaͤttel No. iij. Vermische alles auffs subtileste zu Pulver. 51. Pest-Pulver fuͤr Hauß- Pest-Pul- ver fuͤr Hauß- Arme. Arme. ℞. Baldrianwurtz/ Meisterwurtz/ Liebstoͤ- ckel- und Angelicawurtz/ aa. ℥ß. Weinkraͤutl/ Wermuth/ Cardobene- dict/ aa. ℥ß. Scordien ʒij. Wachholderbeer/ Lorbeer/ aa. ʒvj. Myrrhen ʒiß. Campffer ʒj. Muscatbluͤhe und Nuß aa. ʒß. Vermische alles zu zartem Pulver. Dos. ʒj. 52. Auch folgend Pulver fuͤr Ein ander Pest-Pul- ver fuͤr Arme. Arme. ℞. Pestilentzwurtz/ Schwalbenw. aa. ʒiij. Basiliensaam/ Cardbenedictensaam/ Lorbeer/ aa. ʒiß. Z 3 Be- Das XX. Capitel. Bereitete Krebsaugen/ Hecht-Kief- fer/ ʒiij. Schweffelblum ʒij. Bereitet Hirschhorn/ Agdstein/ aa. ʒij. Gesiegelte Erde ʒiij. Campffer ʒiß. Mache alles unter einanderzu zartem Pul- ver. Dos. ʒj. Bezoar- disch Pul- ver fuͤr Vermoͤ-gende. 53. Koͤstlich Bezoardisch Pulver fuͤr Wohlhabige. ℞. Occidental. Bezoar ʒij. Oriental. Bezoar ʒiß. Einhorn ʒj. Hirschhertz-Beinlein ℈ij. Ohne Feuer bereit Elffenbein ʒß. Drachenzaͤhn/ gegraben Einhorn/ Der 5. præparirt en Edelgestein/ Præparir te Perlen/ aa. ℈j. Ohne Feuer bereitet Hirschhorn ʒiij. Orientalischen Bolum/ Gesiegelte Erde/ aa. ʒß. Schweffelblum/ weiß Agdstein/ Citronschalen/ Zitwer/ aa. ʒj. Veyelwurtz ʒß. Goldblaͤtter No. xxj. Vermische es zart pulverisirt unter einan- der. Dos. ℈j. ad ʒß. * Pest- Pulverfuͤr Arme. 54. Pest-Pulver fuͤr Arme. ℞. Lachen-Knoblauch Mj. Weinraute/ Cardbenedicten aa. Mß. Lor- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Lorbeer/ Wachholderbeer/ aa. ℥ß. Zitber/ Pestilentzwurtz/ aa. ʒij. Campffer/ ʒß. Citronschalen/ ʒij. Schweffelblum/ bereit Salpeter/ aa. ʒj. Mische alles unter einander zu zartem Pul- ver. Dos. ʒj. ad ʒij. 55. Schweißtreibend Pulver fuͤr Schweiß- Pulver fuͤr schwange- re Frauen. Schwangere. ℞. Boli armeni, so offt mit Ehrenpreiß- Wasser gemischet/ und wieder ge- trocknet/ ʒij. Tormentillwurtz/ ʒiß. Muscatnuß/ gefeylt Elffenbein/ Alkermes-Beer/ rothe Corallen/ Bereitete Perlen/ Gesiegelte Erde/ Gemsenwurtz/ Zitber/ Peonienwurtz und Saam/ aa. ʒj. Goldblaͤtter No. viij. Vermische es zu einem Pulver. Dos. ʒß. auff einmal. 56. Pest-Pulver fuͤr die Kinder. Pest-Pul- ver fuͤr Kinder. ℞. Liberant en Pulver. Hyacinthen-Pulver. Roth Ungarisch Pulver. Bereitet Hirschhorn/ aa. ʒj. Orientalisch Bezoar. Bereitete Perlen/ roth Corallen. aa. gr. 10. Z 4 Orien- Das XX. Capitel. Orientalischen Boli. Gesiegelte Erde. aa. gr. 30. Schweffel-Milch/ weis Agdstein/ aa. ℈j. Weissen Zucker-Candel. ℥ij. Alles wohl vermischet zu Pulver/ davon 1. à 2. Messer-Spitz voll. Gifft- Pulver fuͤr jeder-man. 57. Ein Gifft-Pulver fuͤr jederman. ℞. Gerechte Terra sigillata, Armenischen Boli. Ohn Feur bereit Hirschhorn. Bereitete Perlen/ aa. ℈iiij. Weiß Diptam. Tormentill-Blumen. Zitber/ aa. ʒiß. Citron-Saam. Saurampff-Saam. aa. ℈j. Campffer. ℈ij. Schweiß-treibend-Spießglaß. ℈j. Mische alles zu einem subtilen Pulver. Dos. ℈ij. ad ʒj. Bewaͤhrt Pulver taͤglich zu gebrau-chen. 58. Bewaͤhrt Pulver taͤglich zu gebrauchen. ℞. Boli Armeni mit Rosen-Wasser berei- tet. ℥j. Diptam-Wurtz. Tormentil-Wurtz. Rothen Santel. aa. ʒj. Geraspelt Helffenbein. Citron Artzneyen in Pestzeiten/ ꝛc. Citron Schalen und Kern. Ampffer-Saam. Bereitete Perlen. aa. ʒß. Zimmet. ʒj. ℈j. Wer will kan auch Zucker darunter mi- schen/ Dos. alle Tage ʒj. ad ʒiß. in mit Rosen-Wasser vermischeten Wein zu geben. 59. Noch ein Gifft-Pulver fuͤr Gifft- Pulver fuͤr Arme. Arme. ℞. Tormentill/ Entzian/ Zimmet/ Rothen Santel/ Diptam/ Citron- Saam. Sem. acetos. aa. ʒij. Geschaben Elffenbein. Citron-Schalen. aa. ℥iß. Bereiten Armenischen Boli. Gesiegelte Erde. aa. ℥j. Alles aufs subtileste gepulvert/ unterein- ander gemischet/ und mit Candel-Zu- cker ℥ij. wohl abgerieben/ dann thut man es in ein ledern Saͤcklein/ traͤget solches bey sich/ und brauchet alle Tage davon/ ʒß. mit Wein/ wer solches fleißig gebrauchet/ ist vor der Pest præ- servi rt gewesen. 60. Koͤstliches Hertz-Pulver/ fuͤr Koͤstlich Hertz- Pulver wider Pest und die Pest und hitzige Fieber. ℞. Weissen bereiteten Agdstein. ℥ij. Z 5 Terra Das XX. Capitel. hitzige Fieber. Terra lemnia vera. ℥iß. Ohne Feur bereitet Hirschhorn. ℥ß. Zart geraspelt Elffenbein. ʒiij. Præpari rte Perlen. Oriental. Bezoar Stein. Gelben Santel. Citron-Schalen. aa. ʒiij. Grauen Amber. ℈j. Einhorn ʒiß. Gold-Blaͤttel. No. XXI. Pulverisir alles aufs zarteste/ mische es unter einander/ Dos. von gr. 1. ad 2. bis gr. 10. zu geben. Pest-Pul- ver so præser- vat. \& cu- rat. zubrauchen. 61. Pest-Pulver Præserv. \& curati- vè dienlich. ℞. Wacholder-Beer/ Zitwer/ Diptam. Bereiteten Armenischen Boli. Weiß Agdstein/ Citron Kern. aa. ℈ij. Zimmet/ ʒij. Gedorrete Rauten-Blaͤtter. ʒiij. Saffran/ ℈ij. Zucker. ʒij. Mische alles wohl pulverisirt. Dos. ʒij. Rothes Pest-Pulver. 62. Rothes Pest-Pulver. ℞. Auserlesene Myrrhen. Saffran. aa. ʒj. Hirschhertz Beinlein/ ℈ij. Bereit Hirschhorn. Tormentil. Cretisch Diptam. Entzian. Pimpinel. aa. ʒij. ℈ij. Zitt- Artzneyen in Pestzeiten/ ꝛc. Zitwer/ Ingber aa. ʒiij. Lebendigen Schweffel/ Boli armeni. aa. ℥ß. Campffer/ ℈iiij. Theriac/ Mithridat. aa. ʒvj. Alles aufs beste untereinander gemischet/ und mit etwas aqua vita besprengt. 63. Ein gemein doch bewaͤhrtes Bewaͤhr- tes gemei- nes Pul- ver. Pest-Pulver. ℞. Schweffel-Blum/ ʒiiß. Bereitet Hirschhorn/ ʒiß. Boli Armeni. Terra sigillata. aa. ℈ij. Myrrhen. ʒj. Saffran ℈j. Mische es wohl/ darvon nuͤchtern 3. Messer-Spitz voll zu nehmen. 64. Oesterreicher Schwitz- Oester- reicher Schwitz- Pulver. Pulver. ℞. Gifftheyl/ Gifftwurtz/ Contrajervæ, Imber/ Gesiegelt Erde/ Boli Armenæ, aa. ʒiij. Schweffel/ bereit Salpeter/ aa. ʒß. Campffer ℈j. Candelzucker ʒiij. Wermuth-Saltz ʒj. Vipren-Pulver ʒiß. Misc. Dos. ʒj. 65. Breß- Das XX. Capitel. Breß- lauer Schwitz-Pulver. 65. Breßlauer Schwitz-Pulver. ℞. Pimpinellwurtz ℥ß. Weiß Diptam/ Baldrianwurtz/ aa. ʒij. Tormentillwurtz ʒvj. Angelica ʒij. Bereit Hirschhorn/ Krebsaugen/ aa. ʒiij. Weiß Agdstein ʒij. Cardobenedict. ʒiij. Gesiegelt Erde ℥ij. Boli armenæ, Schweffel mit Myrrhen præp. aa. ʒj. Saltz von Epheu/ von Scabiosen. Cardbenedicten. Wermuth. Baldrian. Beyfuß. aa. ʒß. In Essig gebeitzte Muscaten-Bluͤthe. Saffran. aa. ℈j. Alles wohl pulverisirt und vermischet/ Dos. ℈j. ad ʒj. Franck- furter BezoarPulver. 66. Franckfurter Bezoar Pulver. ℞. Orientalischen Boli. Hirschhertz Beinlein. aa. ʒj. Aller Santel. aa. ℈j. Gesiegelte Erde. ʒj. ℈j. Bezoar Or. gr. ix. Campffer. ℈ß. Zimmet. ʒj. Saffran/ gr. ix. Citron- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Citron-Saam ℈ß. Bereitet Hyacinth ℈ß. Bisam/ Ambra aa. gr. v. Weiß Diptam/ Tormentil/ Zitber/ Heydelbeer aa. ℈ij. Goldblaͤtel No. ℈. Pulverisir und mische es wohl/ Dos. ℈j. ad ʒß. 67. Campffer-Schwitz-Pulver D. Ett- mullers Schwitz- Pulver. D. Etmüllers. ℞. Schlesier gesiegelte Erde ℥ß. Hirschhorn/ Campffer/ Cardbenedict/ Salbey aa. ʒj. Mische es in 6. gleiche Theil/ eins auf einmahl zu nehmen. Folgen allerhand bewaͤhrte Wasser und Spiritus. 68. Herrlich Aqua Vitæ wider die Pe- Herrlich Aqua vita wider die Pest. stilentz. ℞. Rautenblaͤtter/ Scordium, Abbis/ mit der Wurtzel/ Salbeyblaͤtter/ Tormentillkraut und Wurtzel/ Baldriankraut und Wurtzel aa. Mj. Wachholderbeer/ so zeitig/ Mij. Gescheelte Lorbonen Mj. Frische Citron No. ij. Myrrhen ℥ij. Zitwanwurtz ℥iij. Ange- Das XX. Capitel. Angelick ℥iß. Saffran ℥j. Naͤgelein ℥ß. Diese Stuͤck zerschneid und stoß groͤblicht/ thue es in ein weit Glaß/ gieß Malvasier Mens. j. und starcken Brandwein Mens. ß. vermach es wohl/ laß 8 Tag stehen/ destil- lir es in Kolben/ Dos. zu præservi ren/ Mor- gens und Abends/ gutt. ij. auf die Zung/ und bestreich damit auch die Naßloͤcher; Einem Infici rten gib davon ʒj. in einem Loͤffel voll Citronen-Safft/ und laß ihn wohl schwitzen/ so wird er genesen. Englisch Præserva- tiv- Was-ser. 69. Englisch Præservativ- Wasser. ℞. Angelickwurtz ℥ij. Meisterwurtz ℥iß. Biebenel ℥j. Florent. Veyelwurtz ʒvj. Alandwurtz ℥ß. Anieß und Fenchel-Saam aa. ʒvj. Majoran/ Roßmarin aa. ℥ß. Citron-Schalen/ Pomrantzen-Scha- len aa. ʒiij. Wachholderbeer ℥x. Saffran/ Campffer aa. ℈ß. Gieß alles in ein weitbauchig Glaß/ mit Brandwein 4 Maaß/ der rectifici rt ist/ laß 8 Tag maceri ren/ darnach destillir es in MB. nach der Kunst. Es ist uͤberaus herrlich in boͤser Lufft/ des Morgens nuͤch- tern Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. tern ein halb Loͤfflein voll getruncken/ und ein wenig Zucker darzu gethan. 70. Krafft-Julep fuͤr Infici rte. Krafft- Julep fuͤr Infici rte. ℞. Bereitete Perlen ℈j. Rothe Corallen ℈ß. Orientalischen Bezoar/ gr. v. Manus Christi Taͤffel ℥ß. Zerstoß alles im Moͤrser/ und gieß daruͤber Saurampffwasser/ Borragenwasser aa. ℥iß. Rosenwasser ℥j. Citron-Safft/ ein Loͤffel voll. Vermische alles/ davon gib dem Krancken offt ein paar Loͤffel voll zu trincken. 71. Ein ander Krafft-Wasser fuͤr Ander Krafft- Wasser. Infici rte. ℞. Scabiosen/ Violen/ Endivien und Borragenwasser aa. ℥iiij. Rosen-Julep/ Citron-Safft/ Sauer Granat-Aepffel. Safft/ Johannes-Traubel-Syrup aa. ℥j. Rothe bereitete Corallen ʒj. Vermisch es fleissig/ und gib dem Patien- ten offt etlich Loͤffel voll. 72. Eine Perlen-Milch fuͤr Pest- Perlen- Milch fuͤr Krancke. Patienten/ in grosser Mattig- keit zu geben. ℞. Borragenwasser/ Ochsenzungwasser/ Saurampffwasser/ Melissenwasser/ aa. ℥j. Rosen- Das XX. Capitel. Rosenwasser ℥ij. Zimmetwasser des besten ℥iß. Manus Christi Taͤflein ℥j. Bereitete Perlen ʒj. Mische alles fleissig durch einander/ davon den Krancken 2. oder 3. Eßloͤffel voll wohl geruͤttelt zu geben/ es staͤrcket und kraͤfftiget das Hertz uͤber die massen wohl/ ist auch gantz lieblich zu nehmen. Emulsion in Ohn-machten. 73. Ein herrliche Emulsion in Ohn- machten dienlich. ℞. Bereitete rothe Corallen/ Perlen/ aa. ʒß. Saurampffer und Rosenwasser/ aa. ℥j. Borragenwasser/ Ochsenzungenwasser/ Cardbenedict- und Zim̃etwasser/ aa. ℥ß. Weiß Candelzucker ℥iß. Mische alles wohl durch einander/ zwing es durch ein leinen Tuch/ davon den Krancken zuweilen ein Loͤffel voll in Mund zu geben/ und streich ihn dar- bey mit wohlriechendem Essig an. Tranck bey grosser fliegenderHitz. 74. Tranck bey grosser fliegender Hitz in Pest-Kranckheiten. ℞. Cardbenedictwasser/ Vehrdistelwasser/ Kornblumwasser/ Guͤlden Ginselwass. Ehrenpreißwasser/ Ochsenzungwasser/ Saurampffwasser/ Burtzelkrautwasser/ Borragenwasser/ jedes ℔j. Thue Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Thue zu solchen Wassern weissen Zucker- Candi ℔ß. laß eine gute Weil zusammen sieden/ heb es vom Feuer/ und zerreib Jo- hannes-Traubel-Safft so viel darein/ daß es wie ein rother Wein werde/ davon gib nach Durst zu trincken. 75. Schweiß-Traͤncklein/ Schweiß- Traͤnck- lein. ℞. Theriarwasser ʒß. Citronwasser ℥ij. Hirschhorn-Geist/ Weinstein-Geist aa. ℈j. Salpeter-Geist gutt. vij. Mische es/ gebs auf einmahl/ worauff zu schwitzen. 76. Loͤsch-Tranck in grosser Hitze. Loͤsch- Tranck in grosser Hitz. ℞. Rothe Rosen/ Blaue Violen aa. Mj. Hirschzungen/ 5 Blaͤtter. Koche alles in einer Maaß Wasser/ wanns eine viertel Stund gesotten/ so seihe es/ und thue darunter Rosen-Zucker/ Borragen-Zucker/ Graßblumen-Zucker/ Blau Veyel- Conserv. jedes einer wel- schen Nuß groß. Johannis-Traubel-Safft/ 3. à 4. Loͤffel voll/ davon gib dem Patienten nach Belieben zu trincken. A a 77. Tranck Das XX. Capitel. Tranck widergrosse Hitz. 77. Ein Tranck wider grosse Hitz. ℞. Wegwartwurtzel ʒvj. Odermennig/ Suͤßholtz aa. ʒij. Saurampff/ Saurklee/ Erdbeerkraut/ Klapprosen aa. Mj. Saure Pflaͤumel No 10. Klein gewaschene Rosinel ℥j. Siede alles in Wasser Mens. ij. laß den hal- ben Theil einsieden/ darnach gieß es durch/ und clarificir es mit weis vom Ey/ thue darzu Citron- und Johannis-Traubel-Safft aa. ℥iß. Veyel-Syrup ℥j. Davon nach Belieben zu trincken. Aqua Be- zoar dica. 78. Bezoar-Wasser. ℞. Wilde Eppichwurtz ʒj. Zitwer/ Galgant aa. ʒij. Angelick ℥j. Benedictwurtz ʒj. Weiß Diptam ℥ß. Scordi Mj. Roßmarin und Ringelblum aa. Mj. Wachholderbeer ℥j. Theriac ℥iij. Mithridat ℥j. Campffer ʒvj. Brandwein ℔ij. Digeri r und destilli r es/ und thue hernach Saffran- Extract darzu ʒj. behalt es zum Gebrauch. 79. Præ- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 79. Præservativ- Wasser. ℞. Zwey in Stuck geschnittene Citronen mit Saam/ Tormentillwurtz ℥ij. Muscatbluͤhe/ uͤber Nacht in Rosen- Essig maceri rt ℥j. Naͤgeleinblum- Conserv. ℥iiij. Zitwer ʒj. Zimmet ʒvj. Gut Rosenwasser ℔ ij. Scordien- und Cardbenedicten-Was- ser aa. ℔ij. Digeri r es 24 Stund in warmen Sand/ suͤsse es mit Rosen-Julep q. s. ab/ und gib davon Loͤffel-weise. 80. Aqua Vitæ Antipestilenzialis. Com. à Wolcken- stein sccre- ti rten A- qua Vitæ wider die Pest. ℞. Gerechten Orientalischen Bezoar ℥j. Einen Kuͤhn/ so gerecht/ ℥j. Bereitet Hirschhorn/ so zwischen zwey Frauen-Taͤgen gefaͤllet worden ℥v. Bezoar mineralis ℥iß. Campffer ℥iij. Zerstoß alles/ thue es in einen glaͤsern Kol- ben/ und gieß Spir. Vini opt. daruͤber/ Mens. ij. laß 2. Tag und Nacht im Keller digeri ren/ setze hernach einen Helm dar- auf/ und treib es mit gelinden Feur in MB. heruͤber in eine grosse vorlegen/ darnach haͤng gantzen Saffran ʒij. in ein Saͤck- lein gebunden/ drein/ so tingi rt es sich A a 2 schoͤn Das XX. Capitel. schoͤn goldfarb. Es bleibt 30. oder 40. Jahr in seiner Krafft/ wenn es wohl ver- wahret ist; das Glaß aber/ darin es auff- behalten wird/ soll nicht gantz voll seyn/ damit es in der Waͤrme nicht zersprengt werde/ wann es fest und wohl verbun- den ist. Gebrauch dieses Spi- ritus. Zur Præservation fuͤr eine erwachsene Person gutt. 3. 4. ad 5. auf ein Schnittlein Brodt/ oder in einem Trunck warmen Wein/ Bier/ Fleisch- oder Huͤnerbruͤhe fal- len lassen. Einem Kind aber von 3. 4. ad 10. Jahren 3. Tropffen gleichergestalt gebrau- chen. Will man zu Leuten gehen/ kan man Troͤpflein 2. unter die Nase streichen/ oder in ein Tuͤchlein fallen lassen/ und offt daran rie- chen/ es præservi ret den Menschen 24 Stun- den. Waͤre aber ein Mensch bereit mit der Seuche behafftet/ soll man ihm/ ehe 24. Stunden vergehen/ einen Loͤffel voll dieses Gifftwassers eingeben/ entweder fuͤr sich oder in einem Trunck Saurampffwasser/ Sca- biosen- oder Cardbenedictenwasser. Kommet die Pest mit Frost/ so geb es in einem Trunck warmen Wein/ und laß den Patienten/ wann es die Kraͤffte leiden wol- len/ im Gemach hin und wieder fuͤhren eine viertel Stund lang/ hernach warm zugedeckt/ ein Stund oder laͤnger darauff schwitzen/ dar- nach ein frisch Hemd anlegen. In waͤhren- den Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. den schwitzen soll man den Patienten keinen Durst leyden lassen/ sondern von einem oben geordneter Traͤncke geniessen lassen. Zu meh- rer Vergewisserung seiner Gesundheit kan es der Patient des andern Tages wiederholen/ hernach mit Rath eines Medici eine gelinde Purgier oder Aderlaß zu Handen nehmen. 81. Spiritus Tartari Alexiphar- Spir. Tar- tari Alexi- pharma- cus. macus. ℞. Gerechten Spiritum Tartari ℔iß. darein thue Zitwer/ Angelica/ Wacholderbeer/ aa. ℥j. Frische Citron- und Pomerantzenscha- len/ aa. ʒvj. Muscatbluͤhe ʒiij. Wenn es maceri rt/ so destillir es ad siccita- tem mit beobachten/ daß es nicht anbren- ne/ in Schnabel des Helms thue in ein Tuͤchlein gebunden Citronschalen ʒij. Saffran ʒß. Campffer ℈j. behalt den Spiritum fuͤr ein koͤstlich Antipestilentiale, es treibt alle Maligni taͤt von Hertzen. 82. Spiritus Alexipharmacus com- Spirirus Alexiphar- macus composir. positus. ℞. Frischen Scordi, Weinraute/ aa. ℥ij. Citronenschalen/ Angelick- und Lieb- stoͤckelwurtz/ aa. ℥iß. Pomerantzenschalen ℥j. Rothe Myrrhen ℥j. A a 3 Campf- Das XX. Capitel. Campffer ℥ß. Muscatblum und Nuß/ Cardamomi, aa. ʒij. Naͤgelin ʒiij. Zerschneid und stoß alles groblecht/ gieß daruͤber Rectificirt en Hollerbluͤh-Geist/ Wachholder-Geist/ aa. ℔iß. Wenn es digeri rt/ so destillir/ und im Schnabel des Helms thue darzu Gifftheilwurtz/ Contrajervæ und Zitber/ aa. ʒiij. Saffran ʒi. man kan hernach ein Syrup von Scor- dien und Citronschalen darzu mi- schen. Dosis von ʒj. ad ʒij. zu neh- men. Extractum Pestilen- ziale Dia- phoreti-cum. 83. Extractum Pestilenziale Diapho- reticum. ℞. Angelickwurtz/ Entzianwurtz/ Scordienblaͤtter/ aa. ℥ij. Zerschneid und zerstosse es/ ziehe mit gu- tem Brandwein eine Tinctur heraus/ gieß die Tinctur all zusammen/ mache ein gantz wei- ches Extract, zu solchem thue gepulvert Meisterwurtz ℥j. Zimmet ℥ß. Muscatnuß ʒiij. Saffran ʒij. Mische Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Mische alles wohl/ so ist solches eine koͤst- liche Gifft-Latwerg/ in Pest-Kranck- heit zum schwitzen dienlich. Folgen nun auch unterschiedene Præservativ- Morsellen und ande- re Zaͤltlein. 84. Præservation- Kuͤchlein wider Præserv ir- Zaͤltlein wider boͤse Lufft. boͤsen Lufft. ℞. Aloës Succotrin. Zimmet/ Myrrhen/ aa. ʒiij. Paradißholtz/ Boli Armenæ, Mastix/ aa. ʒß. Mache alles zu einem Pulver/ stoß mit gutem Theriac im Moͤrser wohl unter einan- der/ formire daraus kleine Kuͤchlein/ davon alle Morgen ℈j. zu nehmen/ darauff trinck ein Glaß voll Cardobenedicten-Wein/ so bist du diesen Tag sicher fuͤr der Pest. 85. Præserv ir-Zaͤltlein auff an- Andere Art Præ- serv ir- Zaͤltlein. dere Art. ℞. Boli Armeni, so zuvor eine Nacht in Citronsafft geweichet/ und wieder trocken worden/ ℥j. Bereitete rothe Corallen ʒij. Hirschhorn/ weiß Agdstein/ aa. ʒj. Tormentillwurtz ʒij. Pimpinellwurtz ʒij. A a 4 Ange- Das XX. Capitel. Angelickwurtz/ Meisterwurtz/ Zitwer/ Baldrianwurtz/ aa. ʒij. Geschelter Citron-Saam/ Saurampffer-Saam aa. ʒj. Zimmet ʒij. Saffran ʒß. Mache aus allem ein subtil Pulver/ davon nehm ℥ß. Theriaca Andromachi ʒij. Zucker ℥iij. Zimmet-Oel/ Angelick-Oel/ aa. gut. ij. Stoß im Moͤrser mit ein wenig zerlassen Tragant/ mache ein Teiglein/ dar- aus formire kleine Kuͤchlein/ und laß solche in der warmen Stub tro- cken werden/ gebrauche solche wie vorige. Præserv ir- Zaͤltlein fuͤr jungeKinder. 86. Præserv ir-Zaͤltlein fuͤr junge Kinder. ℞. Zucker ℥iiij. Ammel-Meel ʒj. Gesiegelte Erde ʒij. Boli Armeni, Occidental. Bezoar/ aa. ʒß. Mache alles erst zu einem Pulver/ stoß mit zerlassen Tragant zu einer Massa, und thue etliche Tropffen Citron- Oel darzu/ mache daraus kleine Kuͤchlein/ ein oder zwey im Mund zu tragen. 87. Præ- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 87. Præserv ir-Zaͤltlein noch an- Præserv ir- Zaͤltlein noch ande- rer Art. derer Art. ℞. Specier. Confect. liberant. ʒj. Cordial Pulver ʒij. Spec. Diamargar. frig. ʒj. Corall. r. præp. ʒiß. Weissen bereiteten Agdstein ʒij. Tormentill- und Bibenellwurtz/ aa. ʒj. Oriental. Bezoar ℈iiij. Weissen Zucker ℥x. Mische alles pulverisirt mit Tragant- Schleim/ der in Rosenwasser auff- geloͤset/ formire daraus Zaͤltlein/ un- ter dem Einruͤhren reibe destillirt Citronschalen-Oel darunter ℈j. vor boͤsen Lufft des Morgens in Mund zu nehmen. 88. Pest-Kuͤchlein. Pest Kuͤch- lein. ℞. Entzianwurtz/ rund Hollwurtz/ Rautenblaͤtter/ aa. ʒij. Lorbeer/ Alantwurtz/ Wachholderbeer/ aa. ʒiij. Tormentill/ Rettichwurtz/ Weiß Diptam/ Biebenell/ aa. ʒiij. Stoß alles zu reinem Pulver/ mische sol- ches mit Theriac zu Kuͤchlein/ daß jedes ʒiß. wieget/ derer soll ein Per- son des Morgens eines in Mund nehmen; kan es die Person aber also nicht hinab bringen/ mag man es A a 5 in Das XX. Capitel. in Rosen-Wasser zerreiben/ und auf einmal einnehmen. Morsel- len-Taͤff- lein widerPest. 89. Morsellen-Taͤfflein wider Pest. ℞. Tormentill Wurtz. Schlangen-Wurtz. aa. ʒj. Diptam. ʒj. Angelick/ Zittwer/ aa. ʒiij. Specier. Bezoart. liberantis. aa. ʒiß. Armenischen Boli. ʒj. Elect. de Ovo. Theriac/ Mithridat/ aa. ℈iiß. Weissen Zucker. ℥ix. Den Zucker loͤse in Saurampff-Wasser auf/ mache daraus Morsellen. 90. Ander Morsellen wider die Pest. ℞. Bereiteten Boli Armenæ. ℥j. Tormentill/ Diptam-Wurtz/ aa. ʒiß. Citron-Saam. ʒj. Saurampf-Saam. ℈ij. Specier. Elect. de Gemmis. ʒiß. Zimmet. ℈iv. Zucker/ so mit Rosen- und Ampffer- Wasser auffgeloͤset/ und wieder gehoͤrig inspissi rt. ℔ß. Mache daraus nach der Kunst Morsellen. 91. Fuͤrtreffliche Pest-Zeltlein. ℞. Wacholder-Beer/ Galgant. Muscat- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Muscat-Bluͤhe und Nusse. Ingber/ Zitber. aa. ℈iiij. Runde Hollwurtz/ Entzian. Tormentil-Wurtz. aa. ℥ß. ℈j. Myrrhen. ʒiij. Diptam Wurtz. ʒij. ℈iiß. Lorbeer/ Aland/ Pimpinel. aa. ʒij. Gemsen-Wurtz/ Saffran. Saam von Saurampff/ Citron und Basilien. Mastix/ Weyrauch/ gesiegelte Erde. Spodi/ geschaben Elffenbein/ Perlen. aa. ʒj. Raute/ Muͤntz/ Poley/ Lavandel/ roth Corallen. Paradiß-Holtz/ rother Sandel/ Arme- nischer Boli. Specier. diamarg. frigid. Zucker in Angelick-Wasser auffgeloͤ- set. q. s. Mache daraus Morsellen oder Taͤfflein. 92. Gifft-Zaͤltlein auf andere Art. ℞. Angelick Wurtz/ Schwalben Wurtz/ Tormentill-Wurtz/ Pimpinel-Wurtz. Eberwurtz. aa. ℥ß. Weissen Zucker mit Tormentil-Was- ser zerlassen. Und nach der Kunst zu Morsellen bereitet. 93. Koͤst- Das XX. Capitel. 93. Koͤstliche Gifft-Taͤfflein. ℞. Specier. liberant. ℥ß. Extract von Angelick. von Zittwer. aa. ʒß. Weissen feinen Zucker/ ℔j. Die Extracte als auch den Zucker/ laß mit Cardebenedicten/ Tormentil- oder Scabiosen-Wasser auf/ und mache nach der Kunst davon Morsellen. Fuͤrtreff- licher Gifft-Balsam. 94. Fuͤrtrefflicher Gifft-Balsam/ absonderlich denen gut/ so zur Pest- Zeit gantz kein Artzney nehmen koͤnnen. ℞. Schlangen Schmaltz. Olei Rubetarum. Scorpion-Oel. aa. ℥j. Gruͤner Frosch-Oel. ʒvj. Rauten-Balsam/ Angelick- und Agd- stein-Balsam. aa. ʒij. Muscaten-Balsam. ℥ß. Citron-Majoran-Salbey-Zimmet- Naͤgelin- und Biebergeil-Balsam. aa. ʒj. Elixir Proprietatis. ʒiij. Vermische es unter einander/ damit un- ter Tages einmal auf beyde Puͤlse der Haͤnde/ auch auf das Hertz ein wenig gesalbet/ præserv irt und bewahret fuͤr Pestilentz-Gifft/ auch wenn es auf gifftiger Thier Biß und Stich gesalbet wird. 95. Gu- Artzneyen in Pestzeiten/ ꝛc. 95. Guter Krafft-Balsam. Guter Krafft- Balsam. ℞. Muscat-Nuß-Oel. ℥v. Naͤgelein-Oel. ʒij. Geflossen Ambra. ʒj. Vermische es unter einander/ dienet das Haupt/ Hirn/ und alle Glieder zu staͤrcken/ sonderlich in Ohnmachten und Hertzens-Mattigkeiten/ wird in allen gefaͤhrlichen Affect en gebrauchet. 96. Herrlich riechende Seiffen-Ku- geln fuͤr grosse Herrn. ℞. Florentiner Veyel-Wurtz. ℥j. Naͤgelein. ℥ß. Reines Laudani. Storax Calam. aa. ʒiij. Celtrschen Spick. Indianisch Spick. Weissen Santel/ Rhodiser Holtz/ Lavendel-Blum/ Roßmarin/ Thi- mian/ aa. ʒij. Muscat-Nuß/ Zittwer/ aa. ʒj. Angelick. ʒß. Bisam. gr. xv. Amber. ℈ß. Venedisch Seiffe/ ℔ij. Bergemotten-Oel/ Zimmet-Oel. Rhodiser Holtz-Oel/ Lavendel-Oel/ aa. q. s. Mache alles nach der Kunst zu Seiffen- Kugeln. 97. Uber- Das XX. Capitel. Uber- schlag in grossem Haupt-Wehe. 97. Uberschlag in grossem Haupt- Wehe. ℞. Weissen Mag-Saam/ Hanff- Saam/ Pfersig-Kern/ bitter Mandeln/ eines jeden so viel als des andern/ stoß un- ter einander/ und thue auch ein wenig Wey- rauch darzu/ so viel als eines von vorgedach- ten Stuͤcken waͤget/ und auch so viel klein gestossen Raute/ gieß Wein-Eßig darzu/ und Rosen-Oel/ daß es gleich einer Salb werde/ dieses soll man warm machen/ auf ein Tuch streichen/ und uͤber Stirn und Schlaff binden/ und wenn es kalt worden/ wiederum erwaͤrmen. Uber- schlag/ wenn der Patient nicht schlaffenkan. 98. Uberschlag/ wann der Patient nicht schlaffen kan. ℞. Weissen Mag-Saam. Weissen Kuͤmmel. Hanff-Saam. aa. 2. Loͤffel voll. Nuß-Kern/ No. xx. Zerstoß alles mit rothen Wein zu einem dicken Brey/ und lege es zwischen zwey Tuͤchern auf das Haupt gegen die Schlaͤff. Uber- schlag in grossen Haupt- Schmertzund Hitze. 99. Haupt-Uberschlaͤg/ in grossen Schmertz und Hitze dienlich. ℞. Rosen-Wasser/ Majoran-Wasser/ Bethonien Wasser. Schluͤssel-Blumel-Wasser/ Eisen- kraut Wasser. Hol- Artzneyen in Pestzeiten/ ꝛc. Holler-Bluͤth Wasser/ aa. ℥iij. Das Weisse vom Ey. No. ij. geklopfft. Saltz. ʒj. Wohl untereinander bracht/ uͤber Feur gewaͤrmet/ und vierfache leinen Tuͤcher drein genetzt/ und uͤber Schlaͤff und Stirn loh-warm gebunden. 100. Ein ander Uberschlag in gros- Ein andeꝛ Uber- schlag. sem Haupt-Wehe. ℞. Rauten/ Mj. Nachtschatten Kraut. Mj. Wermuth. Mß. Das We i ß vom Ey. Rosen-Eßig. 2. Loͤffel voll. Zerstoß alles im Moͤrser zu ein Muß/ und leg es Pflaster-Weise auf Stirn und Schlaͤff/ es dienet in Fiebern und sonst hitzigen Schwachheiten. 101. Noch ein Uberschlag in Noch ein Uber- schlag in Haupt- Wehe. Haupt-Wehe. ℞. Gemein Speiß-Saltz/ so groß als ein Hennen Ey/ thu es in ein Pfaͤnnlein/ doͤrr es wohl auf einer Gluth/ bis es graulecht wird/ laß wieder kalt werden/ klopff das Weiß von zwey Eyern darunter/ und gieß vier Eß-Loͤffel voll Baum-Oel darzu/ ruͤhr es untereinander/ laß ob einen kleinem Feuer auffsieden/ darnach tunck reinen Hanff darein/ und binde es also warm uͤber Stirn und Schlaͤff etliche mal. 102. Bie- Das XX. Capitel. Biesam- Knoͤpff/ daran zuriechen. 102. Biesam-Knoͤpfflein vor die Pest. ℞. Storax Calamit. ℥j. Ladani ℥ß. Specier. diambræ, diamosch. Muscatbluͤhe aa. ʒß. Leibfarbene Rosen ℈j. Spicanardi ℈ß. Biesam gr. viij. Florentiner Veyelwurtz ʒß. Callmus/ Galgant aa. ℈ß. Ambraͤ Grieß. gr. vj. Mastix ʒß. Diese Dinge all besondern in einen saubern und warmen Moͤrser gestossen/ darnach mit Rosenwasser/ darinnen Tragaranth und Styrax liquido zerlassen/ ein Apffel formi rt/ und solchen letzlich mit Citron- Schalen aͤusserlich bestrichen/ in einen ro- then Zendel gebunden/ und wann man ausgehet/ stets daran gerochen. Ander wohlrie- chend Knoͤpff-lein. 103. Ein ander wohlriechend Knoͤpf- lein wider Pest. ℞. Storax Calamit. Ladani. aa. ʒij. Naͤgelein ʒv. Campffer ℈ß. Muscat-Nuß/ Spicanardi aa ʒß. Stoß Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. Stoß alles zu einem Pulver/ und misch es durcheinander/ darnach mit Rosenwasser/ in welchen Tragant verlassen/ mache dar- aus ein oder zwey Knoͤpfflein/ und be- streich solche/ wenn sie trocken werden/ mit ein wenig Citron-Oehl/ gebrauch es/ wie das vorige. 104. Præservativ fuͤr Schwangere. Mynsichti Præserva- tiv fuͤr Schwan- gere. Mynsichti. ℞. Angelick-Extract/ mit destillirten Essig ausgezogen ʒiß. Philosophisch bereit Hirschhorn. Gesiegelt Erde/ Boli armen. bereitet. Poͤoniwurtz/ Weiblein/ Saurampff- Saam aa. ʒj. Perlen-Zaͤltlein/ Magisterium von Co- rallen/ Bereitet Hyacinth aa. ʒß. Macis/ in Essig gebeitzt/ und getroͤck- net/ Cassienholtz/ Saffran aa. ℈j. Weiß Agdstein-Oehl/ Zittwer-Oehl/ aa. ℈ß. Naͤgelein- und Citron-Oehl aa. gr. iv. Candel-Zucker in Tormentill- und Eh- renpreißwasser aufgeloͤset/ ℔ j. Mische es/ und mache nach der Kunst Zaͤlt- lein daraus. B b 105. Ro- Das XX. Capitel. Præservi- rende Zitt- wer-Kuͤch- lein fuͤrKinder. 105. Rotulæ Zedoariæ, fuͤr Kinder in Pestzeiten zu gebrauchen. ℞. Zitwer-Extract/ mit destillirten Essig bereitet/ ʒiß. Bereitet Elends-Klau/ weissen Agdstein/ gesiegelte Erde/ Bol. armen. aa. ʒj. Poͤonienwurtz/ weiß Diptam/ Tor- mentil aa. ℈ij. Bereitet Smaragd/ Hyacinth/ Geschaͤlte Citron-Kern/ Saurampff- und Wuͤrm-Saam/ aa. ʒß. Magisterium von rothen Corallen/ von Perlen/ Hirschhertz-Beinlein/ Krebsaugen be- reitet/ Balsam Sulphuris mit Anieß bereitet/ aa. ℈j. Zimmet/ Macis und Citron-Oehl aa. gutt. iv. Weissen Zucker/ in Seeblumenwasser zerlassen/ mit Rosenwasser vermi- schet/ aa. (℔j) daraus mache Kuͤch- lein oder Zaͤltlein/ Dos. No. j. ad No. ij. 106. Præ- Artzneyen in Pestzeiten ꝛc. 106. Præservi rende Mithridat-Zaͤlt- Mynsichti Præservi- rende Zaͤltlein. lein Mynsichti in Pest-Zeiten dienlich. ℞. Extract von Mithridat/ mit destillirten Essig bereitet/ ʒiß. Philosophisch bereitet Hirschhorn/ Geschaͤlte Citron-Kern/ Componi rte Schwefelblum/ Bereitet Smaragd/ Orientalischen Boli aa. ʒj. Tormentil und Zittwerwurtz aa. ʒß. Magister. Corallar. r. \& Perlar. Campffer aa. ℈j. Angelick-Oehl/ weiß rectifici rtes Agd- stein-Oehl aa. ℈ß. Naͤgelein-Oehl/ Rauten-Oehl/ aa. gr. iii j. Zucker-Candi ℔ j. in Buchampffer und Rosenwasser aufgeloͤset. Mische und mache nach der Kunst daraus Zaͤltlein. 107. Rotulæ Theriacales Liberantes. Rotulæ Theriaca- les Libe- rantes. ℞. Theriac-Extract/ mit destillirten Essig bereitet/ ʒiß. Elends-Klau/ philosophicè bereitet/ Gesiegelte Erde/ Saurampff-Saam/ Schwefel-Tinctur/ bereitet Hyacinth/ aa. ʒj. Aland und Angelickwurtz aa. ʒß. B b 2 Aloes- Das XX. Capitel. Aloesholtz/ Hirschhertz-Creutzel/ Weiß bereiteten Agdstein aa. ℈j. Myrrhen- und Campffer-Oehl aa. ℈ß. Cassienholtz-Oehl/ Zittwer-Oehl aa. gr. iv. Weissen Zucker ℔ j. in Cardobenedict- und Scabiosenwasser aufgeloͤset. Bereite daraus nach der Kunstkleine Scheib- lein. Dos. No. j. ad i j. Diese vier vorgeschriebene Recept en ver- moͤgen gar viel wider die Pest/ denn dieselbe helffen nicht allein davon denen/ die bereits infici rt seyn/ sondern sie præservi ren und be- wahren auch den Leib vor boͤser Lufft und ver- derblichen ansteckenden Seuchen. * Pest- Latwerg zu præser-vi ren. 108. Electuarium wider die Pest. ℞. Gruͤne Raute M j. Feigen/ so frisch/ Welsche Nuͤß/ so geschaͤlt/ aa. No. 10. Wachholderbeer ℥j. Stoß alles zusammen mit ein wenig See- Saltz/ davon alle Morgen einer Haselnuß groß zu nehmen: Es beschuͤtzet den Leib vor der Pest/ Gifft/ und sonst bey jedweder Kranckheit/ bis zum hoͤchsten Alter: Da- mit seynd durch Huͤlff GOttes Leut an der Schwind- und Lungensucht geheilet worden/ die fuͤr grosser Schwachheit nicht mehr im Zimmer umher gehen koͤnnen. 109. Pul- Artzneyen in Pestzeiten/ ꝛc. 109. Pulver wider Pestilentzische Pulver wider Pe- stilentzische Fieber. Fieber. ℞. Gerechtes Einhorn/ Rothe Corallen præpar irt/ Weissen bereiteten Agdstein/ Orientalische bereitete Perlen. Gefeilt Gold/ Aloesholtz/ gepuͤlvert/ Jedes so viel als des andern. Mache aus allen/ untereinander vermischet/ ein zartes Pulver davon (nach Beschaf- fenheit der Kranckheit und Person) von 3. à 12. gran. in Cardbenedict- oder Lavan- del-Wasser zu geben. 110. Destillirt Wasser fuͤr Pest/ so Wasser/ so in Pest und Sei- tenstich dienet. ein Seitenstechen dabey ist. ℞. Roßmarinblaͤtter Mj. Beyfuß/ Fenchel/ Kleine Salbey/ Alandkraut aa. Mj. Lachen-Knoblauch Mij. Weissen Wein/ daß solcher zwey quer Finger hoch daruͤber gehet. Mische die Kraͤuter klein zerhackt unterein- ander/ thue solche in ein weitbauchigt Glaß/ gieß den Wein daruͤber/ laß drey Tage also am warmen Ort stehen/ nehm her- B b 3 nach Das XX. Capitel. nach die Kraͤuter aus dem Wein/ und laß sie also ein Stund lang abtrieffen/ thue sie in einen Brenn-Kolben/ und destillir solche uͤber rechten Feuer ab/ davon dem Patienten nuͤchtern ℥i j. zu geben. Præseryi- rende Pil-len. 111. Præservativ- Pillen wider die Pest. ℞. Aloe Epatic. ℥ß. Gelbe Myrobalanen ℥ß. Myrrhen/ Saffran/ Boli Armenæ, Rothe Corallen aa. ℥j. Abgeschaͤumeten und inspissi rten Ho- nig/ q. s. Mache/ was vonnoͤthen/ zu Pulver/ vermi- sche es mit dem Honig zu einer Massa Pi- lularum, und formi re daraus kleine Kuͤch- lein/ welche koͤnnen uͤberguldet werden; davon in der Woche des Abends und Morgens ʒj. zu nehmen. Beschluß. Beschluß dieses Tra- ctaͤtlein. A Llhier hat der geneigte Leser den Beschluß dieses Tractaͤtleins/ und wird in vorge- henden zur Gnuͤge Materie angetroffen ha- ben/ wie man sich in dieser gefaͤhrlichen Kranckheit/ so wol curativè als præservativè zu Beschluß dieses Tractaͤtleins. zu verhalten hat. Es moͤchte aber ein oder der ander auf die Frage fallen/ warum aber mehr infici rte Leut sterben/ als wiederum auffkommen? solches beantwortet uns Mar- tinus Pansa in 1. cap. consil. antipestif. 1. al- so: Wir wenden uns zu den natuͤrlichen Ur- Warum mehr Krancke an der Pest sterben/ als wieder auffkom- men. sachen/ warum die infici rte Personen also in grosser Menge und grosser Anzahl dahin ster- ben? Erstlich ist das grosse Erschroͤcknuͤß/ Kleinmuͤthigkeit und Schwermuͤtigkeit der Krancken/ welcher/ so bald er mit der giffti- gen Seuche angegriffen wird/ nicht anders vermeynet/ als es sey ihm dieselbe zum Tod aufferleget: laͤsset demnach alle Mittel fah- ren/ und ist also seines Verderbens selbst Ur- sache: So ist auch der schaͤndliche Verzug und Hinlaͤssigkeit der Krancken ein nicht ge- ringe Ursache; als der nicht zu rechter Zeit Huͤlff suchet: sondern siehet zu/ und erwartet mit hoͤchsten Schaden/ was es ferner mit ihm vor einen Ausgang nehmen werde: Schicket erst den Urin zum Doctor, und will sich bey selbigem seines Leibes Zustand er- kundigen/ welches doch nicht allezeit aus dem Wasser erforschet werden kan/ will geschwei- gen daß solche unbedachtsame Leut mit ihrem Urin tragen nicht allein die Medicos, sondern auch sich selbst vergifften koͤnnen. Zu diesem kommet auch der Patienten Un- bedachtsamkeit/ daß solche vorhero selbst/ oh- ne vorher gepflogenen Rath/ an ihrem Leib B b 4 kuͤnff- Das XX. Capitel. kuͤnsteln/ und ihnen selbst rathen wollen/ und auff ein Experiment so gar vest verlassen/ da er doch weder auff die Artzney/ so er einnim- met/ noch auff andere Umstaͤnde keine verste- het. So ist auch nicht eine geringe Ursach zum Tod/ wenn er in schwebender Gefaͤhr- lichkeit allerhand verbottene Mittel ergreiffet/ und zu alten Segensprecherin/ Juͤdenaͤrtzt/ Henckern und Schindern lauffet/ solchen eher/ wider Gottes Gebott/ Glauben zustellt/ denn bey gottsfoͤrchtigen und erfahrnen Aertzten Huͤlffe verlanget. Uber dieses auch so ist die Einfalt der armen Krancken so groß/ daß solche als blind auff den Jahrmaͤrckten zu den Marckschreyern/ Wurtzelkraͤmern und Land-Betriegern lauffen/ und allerley Schmiererey von solchen um ihr gut Geld kauffen/ wordurch mancher nicht nur ums Geld/ sondern auch zugleich mit um Leib und Leben bracht wird. Unter andern ist nicht ein geringe Ursache die unreinen Logiamen- ter/ und wann inficir te Geraͤth und Kleider nicht gebuͤhrend gereiniget werden/ daher sich der Gifft zu Zeiten verliehret/ aber auff ein andere Zeit ein noch groͤsser Ubel anrichtet. So ist auch die Schuld einigen Patienten zuzumessen/ welche unordentlich mit der Artz- ney umgehen. Es sey aber der Pest Ursache wie sie wolle/ so muͤssen fuͤr allen Dingen die Leiber/ so nicht angriffen werden/ und aber vor der Pest wollen gesichert seyn/ von ihrem Un- Beschluß dieses Tractaͤtleins. Unflat und scheußlichen Uberfluß nach Noth- durfft gereiniget werden. Denn es ist kein Alle Leiber der Men- schen sam̃- len Unrath bey sich. einiger Mensch auff Erden/ er lebe so maͤssig als er wolle/ so sammlet er doch taͤglichen ei- nen Uberfluß/ der sich hernach in Gliedern und Adern haͤuffet/ und ob wir es gleich nicht allemal fuͤhlen/ dermassen einlagert/ daß hieraus leichtlich eine Kranckheit erwachsen kan. Diesen des Herrn Pansæ oberzehlten Ursachen kan auch mit angefuͤget werden/ daß das Pestilentzialische Gifft so starck ist/ und streng/ daß es die Kraͤffte des Hertzens zerstoͤhret/ ehe man seiner recht gewahr wird. Zu dem auch wohnen offters die Leut wegen theuren Haußzinses in engen Gaͤßlein und Lo- giamenten uͤber einen Hauffen/ daß es nicht fehlen kan/ es muͤssen solche Ausdaͤmpffun- gen der Krancken/ und ihrer schlechten Abwar- tung willen/ eines das ander anstecken/ allwo es dann gemeiniglich an Mitteln fehlet/ daß solche Leute ihre ordentliche Medicamenta nicht gebrauchen oder bekommen koͤnnen/ und also eher als andere dahin sterben muͤssen. Nicht weniger werden auch viel von des Me- dici Unverstand und Unfleiß verwahrloset/ und dem Tod in Rachen geschicket/ woruͤber solche aber schwere Verantwortung zu ge- warten haben. Nun aber werden auch viele in Pestzeiten infici rt/ welchen es an guter Gelegenheit/ Ab- wartung/ ordentlichen Medicament en/ auch B b 5 an Das XX. Capitel. an dem geschicktest- und gelehrtesten Medico nicht ermangelt/ und gleichwol sterben muͤs- sen. Es dienet aber zu wissen/ daß kein Me- dicus unter allen Menschen zu finden ist/ der allen Krancken helffen moͤge/ sintemal allein zu helffen ein Reservatum Dei ist/ oder ein solches Ding/ welches GOtt seiner Macht vorbehalten hat/ daher er auch sagt: Ich bin der HErr dein Artzt; als wolt er sagen: Ich bin der rechte perfecte und vollkommeneste Medicus, der/ wenn er will/ allein helffen kan. So sind die Medici Menschen/ das ist/ solche/ an welchen dergleichen Perfection vom Fall Adams her keines weges zu finden. So halten sich nicht alle Patienten wie sie sollen/ wie solte denn ein Medicus (ob er schon mit solchem Verstand von GOtt be- gabet waͤre) alle erretten koͤnnen. Item so administri ren die Kranckenwaͤrter/ welche dar- zu verordnet seyn/ ihr Ampt gar unfleissig/ und leben des Medici Verordnung sehr schlecht nach/ daß sie den Krancken die Artz- neyen ordentlich reichen sollen. Dann auch uͤbereylet offtermal die Kranckheit den Pati- enten und Medicum, also daß die præscri- bir ten Mittel nicht bald oder geschwind ge- nug gereichet/ und ihre gehoͤrige Wuͤrckung verrichten kan. Insonderheit weil viel/ die die Pest bekommen/ solches verhaͤlen/ biß das Hertz und Spiritus allzusehr eingenommen/ daß keine Rettung mehr zu finden ist. Ist also Beschluß dieses Tractaͤtleins. also allhier nicht allein agentis fortitudo son- dern auch patientis dispositio zu consideri- ren/ und sich derohalben nicht so sehr zu ver- wundern/ daß kein Medicus zu finden/ der allen helffen koͤnne/ viel weniger seyn darum die Artzneyen oder der Artzt zu verachten/ wie- wol mancher den Doctorem oder Medicum veracht/ und uͤber ihn klaget/ damit er ihm nicht seine gebuͤhrliche Belohnung geben darff. Wann sich aber begiebt/ daß ein solcher Wie man sich nach erlangter Gesund- heit zu verhalten. an der Pest gelegener Patient wieder zu sei- ner vorigen Gesundheit gelanget/ so soll sich selbiger zufoͤrderst zu GOtt den himmlischen Artzt wenden/ und ihm dafuͤr hertzlich danck- sagen. Sollen auch ihre Nachbaren und gu- te Freunde/ welche noch mit dieser Plage be- hafftet/ mit Besuchung/ Pflegung/ War- tung/ Trosts und sonst bedient seyn/ diewei- len sie solches fast ohne Gefahr thun koͤnnen. Sollen sich auch nach Obrigkeitlicher Ver- ordnung eine Zeitlang einhalten/ und andere noch gesunde Haͤuser und Personen vermey- den/ nicht alle Winckel auslauffen/ noch ih- nen einbilden/ (nach der gemeinen Leut Mey- nung) er koͤnne nunmehr die Pest nicht mehr bekommen/ weil er sie einmal ausgestanden habe. So soll er sich auch mit Fleiß huͤten/ daß sie andern nicht Forcht und Schroͤcken einjagen/ welches nichts anders waͤre/ als wann sie ihren Neben-Menschen die Kranck- heit Das XX. Capitel. heit mit Fleiß an Halß werffen wolten. In Speiß und Tranck sollen sie sich fein maͤssig- lich halten/ und die jenigen Speisen/ welche diese Kranckheit erregen/ ernstlich vermeyden/ auch wenigst in 14 Tagen nicht an den Lufft gehen. Nun ist zwar wahr/ daß die jeni- gen/ welche die Pest uͤberstanden haben/ sol- che nicht so bald wieder bekommen/ als an- dere/ welche noch nicht daran gelegen/ aber dannoch sollen sie nicht freveln/ noch sich muth- willig in Gefahr begeben/ sondern dennoch uͤber den andern oder dritten Tag ein Præ- servativ- Mittel einnehmen/ und das Gemach/ Kleider und Bette ein Zeitlang ungebrauchet lassen/ in welchen er kranck gelegen ist. Wie sich bey den Sterben- den zu verhalten ist. Wann aber ein krancker Mensch an der Pest seinen Geist und Leben auffgiebet/ so soll man ihm alsbald ein Stuͤck warm Brod an den Mund an die Naßloͤcher legen/ oder in dessen Mangel ein Stuͤck Brod in einem Wasser erwallen lassen/ und weil es noch warm/ dem Sterbenden fuͤr den Mund hal- ten/ wenn er aber verstorben/ seine Augen und Mund zuthun/ wo solche nicht allbereit zu seyn/ das Brod hernach von ihm nehmen/ (aber nicht mit den Haͤnden anruͤhren) ver- deckt/ tieff in das Erdreich vergraben/ ihn saͤu- bern und reinigen/ das Sterb- oder Kleider an- und vorige ausziehen/ das Gemach raͤu- chern/ und etlich Tage nach einander aushei- tzen/ hernach auffs neue mit Kalck ausweissen lassen/ Beschluß dieses Tractaͤtleins. lassen/ den Sarg ohnverzuͤglich verfertigen/ und den Todten darein legen/ die Betten ab- ziehen/ und was zu waschen ist/ waͤschen/ und ein Zeitlang hoch in Lufft haͤngen/ das Stroh/ darauff der Krancke verstorben/ auff freyem Feld anzuͤnden/ aber nicht in fliessend Wasser werffen/ damit es nicht andere Leut infici re. Herlic. Consil. Politico-Physic. Part. I. cap. 8. und Part. 2. c. 13. An einigen Or- Ob es recht ge- than/ der Verstor- benen Bet- ten und Kleider zu verbren- nen. ten pfleget die Obrigkeit alle Betten/ worauff Pest-Krancke gestorben/ mit Feuer zu ver- brennen/ ob aber solches zu verantworten/ wi- der der Eigenthums oder Besitzer willen sol- ches zu thun/ ist etwas bedencklich/ sonder- lich wenn solchen nicht von Obrigkeit oder gantzen Gemeinde dafuͤr gebuͤhrende Satisfa- ction gegeben wird. Sondern vielmehr soll man durch darzu bestellte Personen ausser- halb der Stadt solche saͤubern/ reinigen/ klopf- fen/ fuͤrsichtiglich berauchern; auff diese Weise soll man auch mit den Kleidern/ De- cken/ Matratzen/ Leinen Gewand/ und andern dergleichen verfahren/ und nicht wie offt ge- schehen ist/ armer Wittwen/ oder hinterlas- sener Kinder/ vorsetzlich in solchen Verlust stuͤrtzen/ und ohne Noth um das ihrige bringen. So pfleget man auch/ so bald der Mensch Wie man das Gifft im Kran- cken-Zim- mer ein- gestorben/ oder wol weil er noch in letzten Zuͤgen lieget/ einen Zuber voll laulecht Was- ser/ so keinen Dampff mehr von sich gibt/ (dann Das XX. Capitel. fangen soll. (dann sich sonst das Gifft damit vermenget/ im Gemach austheilet/ und leicht von den Umstehenden eingeathmet werden kan) nahe bey ihm zu stellen/ oder in etlichen Gefaͤssen im Gemach hin und her zu setzen/ zuvor aber weich Brod darein zu legen/ dann sich offt begeben/ daß das Gifft war zum theil ins Brod bracht/ zum theil wie ein blauer Zun- der sich auffs Wasser geleget/ wordurch die Umstehende verschonet blieben: solch Was- ser soll man hernach/ wenn es ein Weil ge- standen/ ungeruͤttet an ein Ort/ da niemand zu schaffen hat/ gegossen werden. Dieses alles ist fleissig zu beobachten/ insonderheit was vom Athem der Sterbenden gemeldet worden. Denn ich achte dafuͤr/ schreibt Vor dem Braden der Ster- benden soll man sich huͤten. Herlitius im 13. Cap. daß der vergifftete A- them am staͤrckesten und gefaͤhrlichsten sey/ wenn der Mensch jetzund stirbt/ denn wenn der Verstorbene noch warm ist/ gehet die rech- te Substantia des Giffts am meisten von dem Menschen; Ursach ist der verschlossene giff- tige Spiritus, derselbe bricht erst mit dem letz- ten Dampff aus dem Menschen herfuͤr/ als der keine Temperatur und Erhaltung mehr hat/ indem der Athem ausgehet/ sondern rau- chet und daͤmpffet fuͤr sich selbst/ und gehet in die naͤchste aͤusserste Lufft desselben Ge- machs/ wo der Krancke lieget/ bleibt auch naͤchst bey dem Krancken in der Lufft schwe- bend: Ja man siehet vielmals eigentlich/ wie ein Beschluß dieses Tractaͤtleins. ein dicker Dampff/ der sich zusammen haͤlt/ von dem sterbenden Menschen ausgehet. Und wer will es nicht dafuͤr halten/ daß derselbe Dampff/ so er nicht in den naͤchsten Men- schen kommen kan/ sich anhencke/ anklebe/ und in den Kleidern/ Betten/ Decken/ einlege/ de- rowegen soll man solche Gemach wohl raͤu- chern mit solchem Raucherwerck/ wie oben zur Gnuͤge bedeutet worden. Wenn nun alles vorbeschriebener massen Wie Zim- mer und Gewand des Ver- storbenen zu reini- gen. beobachtet/ auch der Todte gebuͤhrend zur Erden bestattet worden/ so soll man das Bett/ Zimmer und Leinwand/ samt den ge- braucheten Kleidern/ saubern und reinigen: Die Personen aber/ denen solches aufgetra- gen wird/ sollen sich vorher mit guten Præ- servation s-Mitteln versehen/ hernach den Mund mit einem reinen Tuch verbinden/ da- mit sie nicht allen gifftigen Braden einhau- chen; hernach mit Besemen alles zum fleis- sigsten auskehren: Nach diesem sollen sie alle Fenster zuthuen/ und in das Gemach ein Kohlfeur tragen/ und mit darauff gestreue- ten Rauchwerck/ wo moͤglich/ einen gantz na- tuͤrlichen Tag darinne raͤuchern; den fol- genden Tag aber alle Fenster wieder oͤffnen/ damit die Lufft frey und ungehindert in sel- big Zimmer gehen kan. Unterdessen soll man alles mit dem schaͤrffesten Essig abwaschen/ und die Waͤnde/ wie gemeldet/ uͤberweissen lassen. Die im Zimmer befindliche Buͤcher soll Das XX. Capitel. soll man eben also reinigen/ und samt dem/ was Papier ist/ beraͤuchern/ und hernach auf- geschlagen an die freye Lufft geleget werden. Todte soll man nicht lang lie- gen lassen/ auch nicht so bald be- graben. Zum Schluß hat noch erinnert werden sollen/ daß man auch nicht so gar geschwin- de mit dem Verstorbenen zu Grab eylen soll/ auch soll man solche nicht uͤber die Gebuͤhr liegen lassen/ sintemahl die Lufft nichts mehr verderben/ noch die Pest erregen kan/ als eben/ wenn die Todten-Coͤrper so lang un- begraben liegen bleiben. Bey uns Teut- schen pfleget man die Todten am dritten Tag zu begraben/ welches aber in Pestilentz-Zeiten etwas zu lang/ doch muß man auch nicht so geschwind eylen/ und die Menschen/ wenn sie noch warm seyn/ hinunter scharren/ weil Ex- empel fuͤrhanden/ daß etliche fuͤr todt gehal- ten und begraben werden/ die doch nicht recht todt seyn/ sondern nur in Ohnmacht liegen/ und erst in den Graͤbern ersticken und verder- ben muͤssen. Der fromme und gerechte GOtt wolle unser geliebtes Vaterland Teutscher Nation wieder mit gnaͤdigen Augen ansehen/ und seine uͤber uns ausgesteckte Zorn-Ruthe von uns abwenden/ uns aber in solcher Christli- chen Bereitschafft also erfinden lassen/ daß wir mit Freuden und Verlangen erwarten moͤgen ein seliges ENDE . Regi- Register aller in diesem Tractat enthaltener Materien. A. A Cetum Alexicacum destillatum 354 Compositum zu præservi ren 43 Aderlassen/ wie sich darbey in Pestzeit zu ver- halten 204 Aderlassen/ wie offt solches in Pestzeit vonnoͤthen 225 ob solches auf der infici rten Seite gesche- hen muß 219 wann und zu was Zeit es geschehen soll 207 . 209 Ader welche man in Pestzeiten zu lassen erwaͤhlen soll 216 Antimonium wie man damit in Pestzeiten vomi ren soll 85 Apotheker/ ob solche in Pestzeiten ausweichen doͤrffen 38 wie auf solche in Pestzeiten zu sehen 123 wie solche in Pestzeiten die Recepta eiligst verfertigen sollen 124 sollen dem Medico nicht in ihr Amt greif- fen 126 . noch Medicamenta ordini ren 114 . 125 C c Apo- Register. Apotheker/ Vermahnung an solche 127 Aqua Alexipharmaca 65 Antipestilenzialis Comit. à Wolckenstein 371 Bezoardica sich damit zu præservi ren 55 Pestilenzialis, Hartmanni. 70 Prophylactici, Sylvi 66 Theriacalis usual. 67 Vitæ in Sterblaͤufften 65 . 365 Arme/ warum solche eher als Reiche von der Pest an- gestecket werden 96 so die Artzney nicht zahlen koͤnnen/ wie zu rathen 175 Artzney-Mittel/ wie man solche in Pestzeiten geben soll 189 welche der Medicus anfangs der Pest geben soll? 165 Uberfluß/ wie unnoͤthig solcher ist 175 Veraͤchter/ wie mit solchen zu thun 148 Athem/ wenn derselb bey Pest-Krancken sehr schwer ist 310 B. Badstuben sollen in Pestzeiten versperret werden 34 Baͤhnung fuͤr grosse Haupt-Schmertzen 285 Barbirer/ was bey solchen des Aderlassens wegen zu erinnern 210 Becker sollen kein muthwillige Theurung machen 33 Bediente/ was fuͤr welche in Pestzeiten bestellet wer- den sollen 99 Belohnung/ wie solche ein Medicus bey Reich- und Ar- men fordern soll 118 Beloh- Register. Belohnung/ wie er solche fordern darff 120 Bett-Gewand und weiß-gewaschene Hemder/ ob man solche Pest-Krancken anlegen soll 200 Beulen/ wie solche zu zeitigen 258 wie man solche curiren und heilen soll 255 Bezoardicus Pestilenzialis 68 Bezoardische Essige/ so in Pestzeiten dienlich zu berei- ten 350 . 351 D. Spinæ 352 Pulver/ Sennerti 351 Pest-Pulver fuͤr Reiche 358 Pest-Balsam 68 Wasser/ sich damit zu præservi ren 55 fuͤr Pest-Krancke zu gebrauchen 370 Bierbrauern soll kein muthwillige Theurung verstat- tet werden 158 Biesam-Knoͤpff in Pestzeiten dienlich 384 Blattern/ in Pestzeit/ was solches seyn 22 die kleinen/ wie solche zu curiren 277 wie solche bey kleinen Kindern zu curiren 275 Blasenziehen bey Pest-Beulen/ was davon zu halten 257 . 258 Blut/ wie viel bey Aderlassen in Pestzeiten abzuzapffen 221 Boͤse Haͤlse bey Pest Krancken/ wie solche zu tractiren 279 Braͤune/ was in Pestzeiten fuͤr Gefahr dabey 297 Brust-Drucken bey Pest-Krancken zu curiren 311 C c 2 Bubo- Register. Bubones, oder Schlieren/ wie solche bey Pest-Kran- cken zu tractiren 255 C. Calender und Laß-Maͤnnlein/ was davon bey Ader- lassen zu halten ist 213 Campffer Schwitz-Pulver/ D. Ettmuͤllers 365 Carbunckel was solches seyn/ woher sie kommen 22 . wie man solche tractiren soll 268 . wie derer gros- sen Brand und Hitze zu begegnen 275 . bey Kin- dern und alten Leuten 276 Chymi sche Medicamenta, ob solche in Pestzeiten zu ge- brauchen 170 Chyrurgi, was fuͤr welche bey Pestzeiten zu bestellen 31 Clystier/ was bey Pest-Krancken davon zu halten 236 was zu solchen dienlich ist/ und wie man sie in Pest-Kranckheiten gebrauchen soll 249 wie solche insgemein fuͤr Pest-Krancke zu be- reiten 251 wider Bauchfluß in der Pest 321 . 252 Blaͤhungen ibid. fuͤr junge Kinder 253 Schwindel 252 Collegium Sanitatis, mit was fuͤr Personen solche zu bestellen 29 Cur in der Pest/ was zwischen Jungfrauen und Wei- bern fuͤr Unterscheid zu machen 176 . 177 D. Darm-Gicht/ wie solche bey Pest-Krancken zu cu- riren 319 Defen- Register. Defensiv- Saͤlbel zu machen 271 Diæt in Speisen fuͤr Pest-Krancke 80 . 151 Dies critici, ob in Pest-Kranckheiten auff solche zu se- hen 4 Dienst-Gesind/ ob solches in Pestzeiten fliehen darff 40 wie sich solches in Pestzeit gegen ihre- Herren/ und die Herren gegen selbige zu verhalten haben 41 Drey Hauptstuͤck/ woran man die Pest erkennet 21 Durchlauff/ ob solcher in der Pest schaͤdlich ist 320 so Flecken darbey/ wie sich darbey zu ver- halten ibid. Durst/ ob jemand davon sterben koͤnne 318 wie solcher bey Pest-Krancken zu stillen 315 loͤschende Julepp/ zweyerley 317 Tranck ibid. E. Einbildung/ ob einer die Pest haͤtte/ wie solcher zu tra- ctiren 193 Eiterziehend Saͤlblein zu machen 265 Electuarium alexipharmacum de Spina 68 aureum wider die Pest 350 curativum wider die Pest 340 . 341 de Ovo zu bereiten 52 præservat. \& curativè in Pestzeit zu ge- brauchen 59 wider Pest 388 fuͤr Schwangere wider die Pest 186 Elixir alliatum wider die Pest 70 C c 3 Cam- Register. Camphoræ ibid. Pestilenzialis 70 Proprietatis cum Rhebarbaro 72 Emulsion, so in Ohnmachten dienlich ist 368 Englisch Præservativ- Wasser 366 Engbruͤstigkeit bey Pest-Krancken/ woher solche kom- met/ und wie man sie curiren soll 311 Erbrechen machende Artzneyen/ was davon in Pest- Kranckheiten zu halten 236 . auch wie solchem widersprochen wird 238 . und 258 wie sich solches bey Pest-Krancken einfindet 304 . und dessen Ursachen 305 der Artzneyen/ wie solches zu curiren 306 Essens-Appetit so verlohren/ wie solcher wieder zu brin- gen 327 Essig mancherley/ so in Pestilentz dienlich seyn 350 Experiment auf Pestilentz-Blattern zu gebrauchen 272 Extractum antipestiferum zu bereiten 349 Diatesseron zu machen 348 Pestilenziale 347 Diaphoreticum 374 F. Flecken-Fieber 23 . derer Unterschied 24 Fliehen oder ausweichen/ wenn solches in Pestzeiten erlaubt ist 36 Fleischmachend Saͤlbel 267 Franckfurter Bezoar-Pulver 364 Pest-Essig zu bereiten 353 Rauten Essig ibid. G. Gelb- Register. G. Gelbsucht/ in der Pest zu curiren 325 Geld/ ob solch-s Gifft an sich nimmet 92 Gifft-Balsam fuͤr die/ so keine Artzneyen nehmen koͤn- nen 380 Gifft-Essig zu machen/ so in Pestilentz præservativè zu gebrauchen fuͤr Arme 60 . 61 Latwerg/ fuͤr Wohlhabige zu gebrauchen 340 der Franckfurter 68 zu præservi ren 54 Pulver fuͤr jederman 360 fuͤr Arme zu gebrauchen 361 Taͤfflein in Pestzeiten dienlich 380 Zaͤltlein 379 Grimmen bey Pest-Krancken zu curiren 319 Gurgelwasser wider Braͤun und boͤse Haͤlse 298 . 300 so staͤrcker 298 . 301 in Halß-Geschwaͤren dienlich 304 H. Halß-Geschwaͤr bey Pest-Krancken zu beylen 304 Halß-Kranckheiten oder boͤse Haͤlse in Pestzeit zu cu- riren 297 Hauptschmertzen in Pest-Kranckheit zu stillen 279 . 280 stillender Uberschlag 280 . 282 . 283 . 382 staͤrckend Traͤncklein 292 Uberschlag in Raserey dienlich 293 wider grossen Schmertz und Hitz bey Pest-Krancken 382 C c 4 Heb- Register. Hebammen/ wie absonderliche in Pestzeiten zu bestel- len 128 wie sich solche zu verhalten haben 129 Herlicii Regeln fuͤr Krancken-Waͤrter 130 Hertzdrucken bey Pest-Krancken zu curiren 311 Hertz-Pulß- und Schlaff-Saͤlbel 315 Pulver/ so koͤstlich fuͤr Pest und hitzige Fie- ber 361 staͤrckende Latwerg 314 zittern der Pest-Krancken zu stillen 311 Hitzstillender Tranck fuͤr Pest-Krancke 368 Hitze bey Pest-Krancken/ wie solcher zu begegnen 278 Hospitaͤler/ wie solche in Contagion- Zeiten bereit seyn sollen 29 Husten bey Pest-Krancken/ dessen Unterscheid und Cur 312 . 313 J. Infici rt Geraͤth/ wie damit zu handthieren 35 Inficir te Personen/ wie sich solche zu verhalten ha- ben 146 sollen ohne Erlaubnuß nicht aus ihren Haͤusern gehen 147 Inden-Aertzte/ ob man solche gebrauchen darff 150. und ob ein Medicus selbigen bey Christlichen Pa- tienten nach dienen soll 151 Jungfern/ wie solche in Pestzeiten zu tractiren 175 K. Kinder/ wie solche in der Pest zu tractiren seyn 181 Kirchen- Register. Kirchengehen/ ob solches in Pestzeit unterlassen wer- den kan 15 . 93 Knoblauch/ was in Pestzeiten davon zu halten ist 61 Krafft-Balsam in Pestzeiten zu gebrauchen 380 . 381 Julepp fuͤr Inficir te 367 Wasser fuͤr Pest-Krancke ibid. in Ohnmachten 314 Kraͤmpel-Marckt seynd in Contagionn- Zeiten nicht zulaͤssig 35 Krancke sollen nicht zwey in ein Bett geleget wer- den 151 besuchen/ was darbey in Obacht zu nehmen 234 Krancken-Waͤrter/ wie sich solche zu verhalten ha- ben 130 Kranckheiten/ welche mit der Pest zu vergleichen 87 Kroͤte so gedoͤrret/ wie solche gebrauchet wird 265 L. Latwerg/ bey Durchlauff fuͤr Pest-Krancke zu gebrau- chen 322 wider boͤse Pestilentzische Lufft 333 ins Hauß/ bey Pestzeiten dienlich 339 fuͤr Haußgesind/ zum præservi ren 60 . \& 61 so præservativè \& curativè dienlich 334 . 338 so gemein/ fuͤr jederman dienlich 339 in Pest-Grimmen zu gebrauchen 333 so staͤrcket/ fuͤr Schwangere in Pestzeiten 385 Lavament auff Pest-Beulen zu gebrauchen 261 Laxier-Traͤncke/ fuͤr Pest-Krancke zu gebrauchen 86 C c 5 Laza- Register. Lazareth-Pfleger/ was man fuͤr Leut darzu bestellen und wie sie dero Ampt verwalten sollen 138 . 139 Loͤsch-Tranck/ wider grossen Durst und Hitze zu ge- brauchen 369 . 370 Lufft/ wie man wissen moͤge ob solche ansteckend ist 8 da solche gifftig/ wie sie zu reinigen 42 warum solche in Staͤdten selten rein ist 10 M. Magen-Pflaster/ bey verlohrnem Essens-Appetit dien- lich 327 staͤrckend Saͤlblein 328 Medicamenta, was fuͤr welche in der Pest gerathen werden 169 warum solche offt Anfangs nicht an- schlagen wollen 167 Medici, was fuͤr welche man in Pestzeiten bestellen soll 37 ob solche auch in Pestzeiten fliehen doͤrffen 39 warum solche Anfangs der Pest gemeinig- lich sterben 105 sollen absonderliche in Pestzeiten bestellet werden 110 Ordinarii, so in Pestzeiten bestellet/ ob sie Lohn nehmen doͤrffen 108 Medicus, wie solcher soll qualifici rt seyn 104 wie sich selbiger verhalten soll 103 ob solcher zu dienen schuldig/ wo der Kran- cke vorher einen Juden-Artzt gebrauchet hat 150 wie Register. wie weit er schuldig auff Pest- Inficirt er Be- gehren zu erscheinen 111 ob er auch selbst bey den Krancken Hand an- legen und Pflaster aufflegen darff 116 ob er obligi rt/ seine Secreta bey den Apo- thekern machen zu lassen 113 . und war- um er solche nicht communici rt 115 Metzgern soll man keine muthwillige Theurung ver- statten 33 Monat-Reinigung/ ob solche bey Inficirt en nuͤtzlich ist 228 da solche in Pestzeiten ausbleibt/ was ein Medicus darbey zu thun hat 224 Ursachen solchen Verhaltens 225 . 227 Morsuli contra Pestem 73 Zedoariæ ibid. Morsellen-Taͤflein wider die Pest 73 . 378 . 378 fuͤr Schwangere/ D. Maͤurers 183 . 184 N. Nasenbluten/ inficirt er Personen 294 . wie solches zu stillen 295 O. Obrigkeitliche Fuͤrsorge in der Pest 27 Obrigkeitliche Personen/ ob solche in grassirender Pe- stilentz von ihrem Ort fliehen doͤrffen 40 Officium Sanitatis, aus was Personen solche zu bese- tzen 28 Ohn- Register. Ohnmachten/ wovon solche kommen/ und wie sie ab- zuwenden 313 Ordinari Pest- Medici, wie solche sollen bestellet wer- den 107 P. Perlen-Milch fuͤr Pest-Patienten 367 Pest oder Pestilentz/ wie solche ihren Anfang nimmet 13 . 15 was solches fuͤr eine Kranckheit ist 1 . 2 . 4 wie man solche erkennet 16 . 17 ist zweyerley 25 ist ansteckend 3 wie solche anstecket 10 wie solche verursachet wird 6 was darbey zu beobachten 87 Bediente/ was solches fuͤr Personen seyn 129 ob solche gewisse Zeichen tragen sollen 145 Beulen/ wie solche kommen/ und curiret werden 255 Pest-Essig/ Timæi 64 auf andere Manier 65 so bewaͤhrt ist 334 Elixir 70 Gebet 77 Kuͤchlein 371 Latwerg/ so gut ist 446 . 344 . 342 fuͤr arme Leut 343 . 346 der Franckfurter 445 Pest- Register. Pest-Latwerg fuͤr Haußgesind 341 fuͤr Kinder 342 von Nuͤssen 344 der Prager 346 fuͤr Schwangere ibid. ob solche ohne Medicamenta zu curiren 172 Pestilentz-Pillen/ D. Reinesii 75 Blattern zu curiren 268 bey Kindern 275 Pest-Pulver fuͤr arme Leut 357 . 358 so bewaͤhrt/ taͤglich zu gebrauchen 360 so gemein/ doch bewaͤhrt ist 363 so koͤstlich 355 fuͤr Kinder 359 das Pragerische 356 præservativè \& curativè zu gebrauchen 362 das rothe ibid. das Wiener 356 Zaͤltlein/ so fuͤrtrefflich 378 Petechien oder Pestilentz-Flecken 331 Pfarrherren-Ampt in Pestzeiten 99 ob solche in der Pest fliehen duͤrffen 37 Pflaster damit Pestilentz-Beulen zu zeitigen 259 auf eroͤffnete Pestilentz-Beulen 264 fuͤr Arme 264 damit das Geschwaͤr zu schliessen 267 auf Pestilentz-Blattern 270 . und fuͤr Arme 272 damit die Ruͤfe abzuheilen 273 . 274 auf boͤse Haͤlse 299 Pflaster Register. Pflaster wider Erbrechen 307 Physici ordinari, was derer Ampt ist in Pest-Zeiten 109 Pilulæ Composit. Pestilenzialis 74 Potio Bezoardica 75 Præservativ in Pestzeiten/ wie solche furzunehmen 42 Præservi rende Mithridat-Zaͤltleln 387 Præservi rende Mittel in Pestzeiten/ lege à pag. 44. ad 52 item No. 3. 335 Præservi rende Mithridat-Zaͤltlein 387 Præservi rende Zaͤltlein fuͤr Schwangere 385 Præservatio, was solche wider die Pest fuͤr Nutzen biringet 52 Præservi rende Mittel/ wenn der Mensch keine gebrau- chen will 168 Præservativ- und Gurativ- Latwerg 332 Kuͤchlein wider boͤse Lufft 375 Latwerg 341 fuͤr arme Leut ibid. Pillen 380 fuͤr Schwangere 385 . 336 so arm seyn ibid. Wasser 371 Zaͤltlein der Franckfurter 56 fuͤr junge Kinder 376 . 377 Privilegia Doctorum 116 Proba, ob der Patient voͤllig vom Gifft gereiniget ist 277 Pulß/ wie davon in Pest-Kranckheiten zu judici ren 20 Pulver wider Pestilentzische Fieber 389 Pulver Register. Pulver fuͤr Schwangere in Pestzeiten 186 Pulvis Pannonicus rubeus 76 Purgiren ob solches in Pest-Kranckheiten nothwendig 82 wenn es geschehen soll 242 . 83 was man fuͤr welche gebrauchen soll 84 wie solches approbi rt wird 242 in welchem Gebrechen es zulaͤssig ibid. ratio, von gelinden und starcken Purgiren 242 . 245 Mittel so gelinde operi ren 325 wie sich Infici rte darbey zu verhalten 240 Pillen 85 Traͤncklein in der Gelbsucht 325 R. Rasend/ wenn der Pest-Krancke so wird/ was zu thun 293 Raͤucher-Kertzlein in Pestzeiten dienlich 48 . 49 in geringerm Werth 49 . 50 Pulver zu præservi ren 44 . 45 fuͤr arme Leut 45 . 46 Zaͤltlein/ in die Zimmer 46 . 47 fuͤr Haußarme 47 . 48 Rauten-Essig zum præservi ren in Pestzeiten 355 Reiche wie solche in Pestzeiten fuͤr Arme sorgen sollen 32 Reinigungs-Saͤlblein bey offenen Pest-Beulen 268 Reisende/ wie solche wegen ihrer Passæ anzuhalten 30 Rotulæ Liberantes zu machen 57 Rotulæ Register. Rotulæ Theriacales Liberantes Rotulæ Zedoariæ fuͤr Kinder in Pestzeiten zu gebrau- chen 386 Ruͤck-Schmertzen bey Pest-Krancken zu vertreiben 330 Ruß-Pflaster auf Pest-Beulen dienlich 273 S. Saͤchsisch Pest-Pulver zu bereiten 62 Saͤlblein damit Pestilentz-Beulen zu erweichen 260 zu heilen 261 fuͤr Schwangere 187 Saͤugerin/ wie sich solche zu verhalten 178 Saurwasser/ ob solches Pest-Krancke trincken doͤrffen 161 Schenckel- und Schienbein-Schmertzen der Pest- Krancken 331 Schlaff/ warum man solchen dem Pest-Krancken an- fangs nicht zulassen soll 164 . 284 allzuviel/ wie schaͤdlich solcher ist 284 Mangel/ wie solcher befordert werden soll 287 bringend Fußbad 289 Electuatium 291 Liniment 289 Nodulus 290 Saͤlblein 288 Schlieren oder Pest-Beulen/ wie solche tractiret wer- den 255 Schroͤpffen/ was davon zu halten 250 Schlu- Register. Schlucken/ was bey Pest-Krancken davon zu halten 309 Schulen/ wie es in Pestzeit damit zu halten ist 102 Schulmeister/ ob solche in der Pest fliehen doͤrffen 42 Schwangere/ ob man solchen in Pestzeiten aderlassen darff 221 wie solche in Pestzeiten zu tractiren 182 Schweiß/ wie sich der Pest-Krancke darzu schicken soll 195 wie man den Krancken damit tractiren soll 191 wenn keiner erfolgen will/ was da zu thun ist 197 dessen unterschiedene Arten 191 Mittel unterschiedene fuͤr Pest-Patienten 192 Schweißtreibend Pulver der Breßlauer 364 das Oesterreichische 363 fuͤr Schwangere 359 Schweißtraͤncklein 369 Scorzoneren-Essentz wider die Pest 349 Schweißtraͤncklein in Flecken-Fiebern oder Petechien 331 Seiffen-Kugeln fuͤr grosse Herrn in Pestzeiten dienlich 381 Seitenstechen bey Pest-Krancken zu curiren 329 Speisen so verbotten und schaͤdlich 153 Spiritus Alexipharmacus compositus 373 Vini Camphoratus 349 Tartari Alexipharmacus ibid. Stadt- Physici, worin derer Ampt bestehet 109 D d Sterben Register. Sterben so merckwuͤrdig in Constantinopel 1 Stinckenden Sachen/ ob solche dienlich seyn 50 Symptomata mancherley/ so in Pest-Kranckheiten fuͤr- kommen 253 . 254 warum solche so contrar ausfallen 255 T. Theriacal-Essig 352 Todte Leichnam/ wie man damit umgehen soll 137 Todten-Ankleider/ wie sich solche verhalten sollen 136 Todtengraͤber/ was fuͤr Leut man darzu gebrauchen soll 141 Boßheit und Unbescheidenheit/ wie sol- chen abzuwehren 142 wie sich solche zu verhalten haben 144 Tranck in der Braͤune/ fuͤr ordinari zu trincken 299 Traͤncklein/ so gleich anfangs in Pestzeiten zu gebrau- chen 333 so das Haupt staͤrcket 292 in grosser Hitze 369 . 370 in grosser Hitz und Wahnwitz dienlich 293 Trochisci Prophylactici der Franckfurter 56 Mithritate ibid. U. Uberschlag auf Pest-Blattern/ so geringe 257 so starck 256 fuͤr Kinder 257 fuͤr Arme 257 in boͤsen Haͤlsen 301 Uber- Register. Uberschlag in grossen Hauptwehe 382 . 383 . 383 bey grossen Nasenbluten dienlich 296 im Schlaff-Mangel zu gebrauchen 382 Verstopffung bey Pest-Patienten zu eroͤffnen 322 Vertrauen der Patienten gegen den Medicum 165 Vesicatoria, wenn/ wie und wo solche zu gebrauchen 232 und was darbey zu beobachten 234 Vieh soll in Pestzeiten aus der Stadt geschaffet wer- den 34 Unruhe bey Pest-Krancken 326 Vomi ren/ vid. Erbrechen 236 W. Wahnwitz bey Pest-Krancken 291 Waaren/ welche in Pestzeiten verdaͤchtig seyn 91 Warum an der Pest mehr sterben/ als wieder gesund werden 392 Wasser ob solches Pest-Krancke trincken doͤrffen 159 allerhand wider die Pest 365 wenn Seitenstechen bey der Pestilentz ist 388 Wein ob man solchen Pest-Krancken geben darff 155 156 Wohlriechende Knoͤpff wider die Pest 384 . 384 Wund-Artzt/ ob solcher fliehen darff 38 was dessen Ampt in Pestzeiten ist 121 laͤsset ihm nicht gern in sein Ampt greif- fen 122 soll keine innerliche Mittel geben ibid. Wuͤrm/ wenn solche bey Pest-Krancken fortgehen/ was davon zu halten 324 D d 2 Z. Zaͤlt- Register. Z. Zaͤltlein zu præservi ren/ im Mund zu nehmen 55 fuͤr Schwangere 185 Zeichen der anwesenden Pestilentz 17 ob solche Pest-Bediente an ihren Kleidern tra- gen sollen 145 Zimmer der Krancken/ wie solche gereiniget werden sollen 134 Zittwer-Morsellen wider die Pest 73 Zorn soll in Pestzeiten verhuͤtet werden 165 Zungen-Geschwulst bey Pest-Krancken 303 Kranckheiten in Pestzeiten zu curiren 301 bey Kindern 302 ENDE .